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Friedrich Ueberwegs
Grundrifs
der
Geschichte der Philosophie
fortgeführt von Max Heinze
Erster Teil
Das Altertum
Elfte, Tollständig neubearbeitete und stark vermehrte, mit einem
Philosophen- und Literatorenregister versehene Auflage,
herausgegeben
Dr. Karl Praechter
ord. Professor der klassischen Philologie an der rniversität Halle
Berlin 1920
Ernst Siegfried Mittler und Sohn
Kochstraße GS— 71
Friedrich Ueberwegs
Griiiidrifs
der
Geschichte der Philosophie
des Altertums
Elfte, vollständig neubearbeitete und stark vermehrte, mit einem
Philosophen- und Literatorenregister versehene Auflage,
herausgegeben
Dr. Karl Praechter
ord. Professor der klassischen Philologie an der Universität Halle
Berlin 1920
Ernst Siegfried Mittler und Sohn
KochstraCe 68—71
Alle Rechte aus dem Gesetze vom 19. Juni 1901
sowie das Übersetzungsrecht sind vorbehalten.
Copyright 1919 by E. S. Mittler & Sohn, Berlin.
9 Of UBdi^
LIBRARY
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GEDENKTAFEL
ZU EHREN DER HERAUSGEBER.
FRIEDRICH UEBERWEG
Zuerst Privatdozent an der Universität Bonn, zuletzt ord. Professor
an der Universität Königsberg
* 22. Januar 1826, f 9. Juni 1871
verfaßte auf Antrag und nach dem Plan des Verlagsbuchhändlers Dr. Theodor
ToECHE-MiTTLER diesen Grundriß in drei Bänden (1862 — 1866) und bearbeitete
auch die nächsten beiden Auflagen.
Der erste Band erschien 1862, der zweite 1864, der dritte 1866.
RUDOLF REICKE
Dr. phil. und Bibliothekar an der Universität Königsberg
* 5. Februar 1825, f 16. Oktober 1905
besorgte die Bearbeitung der 4. Auflage (1871— 1875).
MAX HEINZE
k. sächsischer Geheimer Rat und ord. Professor an der Universität Leipzig
''13. Dezember 1835, t ^7- September 1909
übernahm im Jahre 1875 auf Wunsch der Verlagsbuchhandlung die Bearbeitung
des Grundrisses und besorgte sie von der 5. bis 9. x\uflage (1876 — 1906).
Die Abtrennung der Philosophie der Gegenwart von den drei frühe»-
erschienenen Bänden in einen vierten Band erfolgte im Jahre 1901.
VI
Als im Jahre 1907 Geheimrat Heinze aus Altersrücksichteri von der
weiteren Bearbeitung des Werkes zurücktrat, sah sich der Verlag veranlaßt,
sie fortan in die Hände mehrerer Gelehrter zu legen, weil die mit jeder
neuen Durchsicht eines Bandes verbundene Arbeit in ständigem Wachsen
begrififen ist. Auch bietet diese Teilung den Vorteil, daß neue Auflagen
mehrerer Bände gleichzeitig in Angriff genommen werden können.
Seit dem Jahre 1907 besorgt die Bearbeitung des
I. Bandes, Das Altertum:
Karl Praechter, ordentlicher Professor an der Universität
Halle.
Von seiner Hand bearbeitet, erschien die zehnte Auflage des I. Bandes im
Jahre 1909, die elfte, vollständig neubearbeitete und stark vermehrte im Herbst 1919.
In die Bearbeitung der übrigen Bände teilen sich:
IL Band, Die mittlere oder die patristische und
scholastische Zeit:
Matthias Baumgartner, ordentlicher Professor an der
Universität Breslau.
Die zehnte, vollständig neubearbeitete und stark vermehrte Auflage wurde
im Winter 1 914/15 ausgegeben.
III. Band, Die Neuzeit bis zum Ende des achtzehnten
Jahrhunderts:
Max Frischeisen-Koehler, Professor an der Universität
Berlin.
Die zehnte Auflage erschien 19 14.
IV. Band, Das neunzehnte Jahrhundert und die
Gegenwart:
Konstantin Oesterreich, Dr. phil. und Privatdozent an
der Universität Tübingen.
Die elfte, völlig neubearbeitete und vermehrte Auflage erschien 191 5-
Vorwort.
Der erste Band des „Ueberweg" hat in seiner elften Auflage
eine tiefgreifende Umgestaltung seines Inhaltes und eine
Vermehrung seines Umfanges auf nahezu das Doppelte der
nächst vorangegangenen Ausgabe erfahren und erscheint
als ein neues Buch. Bei der Bearbeitung war mein Be-
streben darauf gerichtet, neben der Vervollständigung des
Literaturverzeichnisses, die bei diesem Grundriß nach alter Tra-
dition selbstverständlich ist, vor allem auch den Textteil den
jetzigen Ergebnissen und Forderungen der Wissenschaft anzu-
passen. Dazu schien mir zunächst eine veränderte Einteilung
des geschichtlichen Stoffes vonnöten. Die in den früheren
Auflagen einseitig unter die Kategorien: Welt, Mensch, Gott,
gezwungene Periodisierung mußte einer natürlicheren und
der Gesamtentwicklung besser Rechnung tragenden den Platz
räumen. Für die Ausführung im einzelnen kann auf S. 37 ff. und
47 ff. verwiesen werden. Auch sonst erfuhr die Anordnung viel-
fache Änderungen, z. T. im Zusammenhange mit der größeren
Ausführlichkeit der Darstellung, die es u. a. ermöglichte, die
früher nur in knappen Notizen berührten späteren Stadien des
Kynismus sowie der peripatetischen und epikureischen Lehre in
besonderen Paragraphen unter den verschiedenen zeitlichen Ab-
schnitten zu behandeln und dabei das Charakteristische in ihrer
Entwicklung hervortreten zu lassen. Das Einteilungsprinzip der
Schulzugehörigkeit wurde straffer durchgeführt und demgemäß
das dieses Prinzip durchbrechende Kapitel „Eklektizismus" (§ 66
der 10. Aufl.) beseitigt. Varro und Cicero erhielten ihre Stelle
In der Akademie des Antiochos (§ 65), Lukian bildet mit anderen
zur Philosophie nur in loser Beziehung Stehenden eine Gruppe
der „durch verschiedene Schulen philosophisch Beeinflußten" (§ 77).
Daß Cicero vor die mittlere Stoa, die er voraussetzt, zu stehen
kam, ist ein Ubelstand, der sich nicht wohl vermeiden ließ, da
eine Zerlegung der Akademie, deren Polemik ihrerseits wieder
Yin Vorwort.
ZU den Entstehimgsgründen des mittleren Stoizismus gehört, aus
Kücksichten der Übersichtlichkeit ausgeschlossen war.
Die Umgestaltung beschränkte sich aber nicht auf Änderungen
der Disposition. Läßt man die übernommenen Bestandteile
der Ausgaben- und Literaturverzeichnisse aui.jer Rechnung, so
wurde der überwiegende Teil des Bandes von Grund aus neu
geschrieben. Der Hauptanteil entfiel dabei auf Piaton und die
hellenistische Philosophie. Der letzteren suchte ich im Gegen-
satze zu ihi'er immer noch stiefmütterhchen Behandlung in den
meisten neueren Handbüchern zu dem Rechte zu verhelfen, das
ihr angesichts ihrer immensen Bedeutung nicht nur für das spät-
antike, sondern auch für das mittelalterliche und neuzeitliche
Kulturleben zukommt. Schon die sich immer enger knüpfenden
Beziehungen der christhch -theologischen und der allgemein
rehgionswissenschafthchen Forschung zur hellenistischen Philo-
sophiegeschichte verlangten eine eingehendere Behandlung dieses
Gebietes, ganz abgesehen davon, daß sich trotz der klassizistischen
Beschränktheit unseres Schulkanons auch in weiteren Kreisen
ein wachsendes Interesse für philosophische Erscheinungen der
späteren Antike, wie Epiktet, Plutarch und den Neuplatonismus,
bemerkbar macht. Der namentlich bei Piaton sehr starken
Lockung, mich Schritt für Schritt mit der intensiven Forschung
der letzten Jahi'e auseinanderzusetzen, durfte ich in Rücksicht
auf die dem L'mfange des Werkes gezogenen Grenzen nicht in
vollem Maße nachgeben. Immerhin wird das, was nach dieser
Richtung geschehen ist, genügen, um einen Einblick in die
Probleme und ihre verschiedenartige Lösung zu geben und den
Leser zur Stellungnahme auf Grund eigener Prüfung anzuregen.
Gerade darauf aber kam es mir in erster Linie an, da ein Buch
wie das vorliegende nur dann wirklich fördert, wenn es zum
Quellenstudium den Anreiz gibt und den Weg zeigt. Es wurden
deshalb zur Kontrolle und weiteren Verfolgung det Vorgetragenen
zahlreiche Zitate von Autorenstellen eingefügt und — größtenteils
nach dem Vorgange der früheren Bearbeitungen — mancher Passus
ausgeschrieben, wobei ich mich der landläufigen Graecophobie
zum Trotz ganz und gar nicht scheute, den griechischen Wort-
laut als solchen zu belassen. Nur bei den schwierigeren Vor-
sokratikertexten glaubte ich dem Verständnis durch Beigabe
einer deutschen Übersetzung zu Hilfe kommen zu sollen. In
FäUen, in denen dies besonders bemerkt ist, wurde Diels' Über-
setzung übernommen, da jede Abweichung von ihr als Ver-
schlechterung erschien. Selbstverständlich ist aber auch in allen
Vorwort JX
anderen Fällen diese Übersetzung, die zugleich den besten Kom-
mentar bietet, zu Rate gezogen worden.
Die äußere Einrichtung des Buches ist die gleiche, wie sie
schon in der zehnten Auflage bestand, und beruht in der Haupt-
sache auf der von der Verlagsbuchhandlung für alle Bände des
Grundrisses getroffenen Anordnung, wonach Text und Lite-
raturverzeichnis als gesonderte Teile des Bandes auftreten und
die Ausgaben nebst Übersetzungen dem Textteile zugewiesen
werden. Den Ausgaben ließ ich — immer wieder in Rücksicht auf
die eigene Arbeit des Lesers, zu der das Buch anleiten soll —
den Nachweis des Materials vorangehen, das für die selbständige
Beschäftigung mit dem Philosophen oder der Philosophenschule^
in Betracht kommt, in erster Linie der antiken QueUen für Leben,
Schriften und Lehre. Die unmittelbare Angabe dieses Materials-
ist gegebenen Falles ersetzt durch den Hinweis auf Stellen neuerer
Arbeiten, an welchen es zusammengestellt zu finden ist. Die
Scheidung zwischen „Literatur" und „Ausgaben" war nicht über-
all leicht durchzuführen. Besonders bei den auf Papyrus er-
haltenen Schriftstellern bieten mehrfach die ihnen gewidmeten
Abhandlungen in weiterem Kontexte zugleich auch mehr oder
minder umfassende Editionen. In solchen Fällen wurde zu-
gunsten der „Ausgabe" entschieden. Man wird also beispiels-
Aveise für Philodem zunächst S. 463 ff. und dann erst S. 158* f.
nachzuschlagen haben. Bei den Vorsokratikern erschien mir ab-
gesehen von dem Bywaterschen Heraklit die Aufnahme der
älteren Editionen neben Diels' Ausgaben nur als eine störende
Belastung des Textes. Sie wurden daher, wie schon in der
letzten Auflage, ausnahmsweise in das Literaturverzeichnis ver-
wiesen.
Im Textteile bildet in der Regel das Kleingedruekte die lei-
tende Darstellung. Die großgedruckten Abschnitte zu Anfang
der Paragraphen sollen daraus zur Orientierung und Rekapitu-
lation das Wichtigste hervorheben. Eine Ausnahme machen die
§§ 41—44 über die Lehre Piatons. Hier bestand die Schwierig-
keit, daß einerseits das Verständnis dieser Lehre nur erreichbar
ist, wenn man sie im Flusse ihrer an Wandlungen reichen Ent-
wicklung betrachtet, andererseits aber der Zweck des Buches auch
eine systematische Übersicht über die Philosophie Piatons als
wünschenswert erscheinen ließ. Der ersteren Aufgabe konnte die
Besprechung der platonischen Schriften in § 40 S. 238 ff. genügen,
die ohne weiteres auch zu einer genetischen Behandlung seiner
Theoreme führte. Der zweiten Aufgabe suchte ich in der Weise.
X Vorwort.
gerecht zu werden, daß ich in dem großgedruckten Texte der
§§ 41 — 44 die Haiiptlehren des Philosophen in sachlicher Grup-
IDierung und in knappster Form wiedergab, im Kleingedruckten
aber unter Stich Worten auf die in Frage kommenden Stellen der
ausfühiiicheren genetischen Darstellung verwies. Ich verkenne
die leicht ersichtlichen Nachteile nicht, die auch mit dieser
Lösung der Schwierigkeit verknüpft sind, sah aber keinen
besseren Weg, das genetische und das systematische Verfahren
zu verbinden, ohne durch Wiederholungen d^n Umfang der Dai--
stelhmg über Gebühr anwachsen zu lassen.
Eine durchgehende Revision aller Titel in den älteren Teilen
der Ausgaben-, Übersetzungen- und Literaturverzeichnisse erwies
sich als untunlich. Doch habe ich da, wo L'nvollständigkeit
einer Angabe oder sonstige Umstände Bedenken erweckten, keine
Mühe der Nachforschung und Berichtigung gescheut. Auch eine
Ergänzung dieser älteren Literaturnachweise zu lückenloser ^'oll-
ständigkeit war ausgeschlossen. Schon ein Blick in die Bibliotheca
scriptorum classicorum von Engelmann-Preuss und Klussmann
belehrt, daß dadurch der Rahmen eines Grundrisses gesprengt
worden wäre. So wurde nur nachgetragen, was an Bemei'kens-
wertem zu fehlen schien, im übrigen aber nach Möglichkeit auf
die Stellen neuerer Arbeiten verwiesen, in denen auch die ältere
Literatur verzeichnet ist. Dagegen fiel alles Gewicht auf die Ver-
öffentlichungen der neueren und neuesten Zeit, für welche Zu-
sammenstellungen teils überhaupt nicht vorhanden, teils nur sehr
unbequem zu benutzen sind. Ich war darauf bedacht, dabei je-
weilen auch solche Erscheinungen zu nennen, die sich durch ihren
Titel nicht ohne weiteres als in Frage kommend verraten. Leitend
Avar auch hier das Bestreben, dem Arbeitenden nach Kräften zur
Hand zu gehen und ihm mehr zu bieten, als eine einfache biblio-
graphische Zusammenstellung der einschlägigen Titel zu geben
imstande ist. Unter diesem Gesichtspunkte wurde es auch nicht
vermieden, die gleiche Arbeit an verschiedenen Stellen anzuführen,
sofern ihre Kenntnis in jedem einzelnen Falle für die Beschäf-
tigung mit dem betreffenden Philosophen oder der in Rede
stehenden Schule förderlich sein konnte.
Die chronologische Ordnung der Literatur ist im wesenthchen
beibehalten, mehrfach aber der Überblick durch Einführung neuer
sachlich orientierter Unterabteilungen erleichtert worden. So
wurde bei Cicero die Literatur, soweit sie nicht allgemeineren In-
haltes ist, nach den einzelnen Schriften, denen sie gilt, gesondert,
ebenso bei Philodem die nach dem oben Bemerkten unter den
Vonvort. XI
Ausgaben zu verzeichnenden Erscheinungen, und bei der stark
angeschwollenen Produktion über Poseidonios, die großenteils
seine Einwirkungen auf Spätere betrifft, boten die verschiedenen
von ihm beeinflußten Schriftsteller ein gut benutzbares Ein-
teilungsprinzip. Für manche anderen Autoren mit reicher
moderner Literatur, wie Seneca und Luerez, wird es Aufgabe
späterer Auflagen sein, durch eingehendere Scheidung nach sach-
lichen Kategorien die Übersicht über die für den jeweiligen Zweck
zu berücksichtigenden Arbeiten zu fördern.
Als Beihilfen für Auffindung und Kontrolle des Literatur-
materials wurden neben den Bibliographien von Engelmann-
Preuss und Klussmann die Jahresberichte, die Bibliotheca philo-
logica classica und die Rezensionszeitschriften mit Dank benutzt.
Persönlichen Dank schulde ich zalilreichen Fachgenossen, be-
sonders den Herren Dr. Th. 0. Achelis und Dr. A. Rüstow, für Hin-
weise auf Unrichtigkeiten und Lücken in der Literatursammlung
der früheren Auflagen. Den Kollegen Hultzsch, Robert und
V. Stern verdanke ich freundliche Auskunft in Fragen ihrer engeren
Forschungsgebiete. Weiterer Dank gebührt den Herren candd. phil.
E. Fritz, Fr. Kegler, AV. Friedemann, Fr. Gabelick und P. Raue,
die mich nacheinander bei der Druckkorrektur und der Verzette-
lung des Registermaterials unterstützten. LTnter ihnen hat sich
für den weitaus größten und schwierigsten Teil des Werkes
Hr. Raue in den Stunden, die ihm Studium und vaterländischer
Hilfsdienst übrig ließen, mit nie ermüdender Sorgfalt dieser Auf-
gabe gewidmet.
Die Drucklegung zog sich infolge der mannigfachen durch
den Krieg" verursachten Schwierigkeiten über fünf Jahre hin.
Das hatte mancherlei Ungleichmäßigkeiten in äußerlichen
Dingen — der Wiedergabe griechischer und lateinischer
Namen, der Zitierweise u. dgl. — zur Folge, von denen ich
hoffen darf, daß sie nicht als allzu störend empfunden werden.
Schwerer wiegt, daß manche neueren Erscheinungen, da der be-
treffende xlbschnitt schon in Reindruck vorlag, nicht mehr an
ihrem Platze eingehend berücksichtigt, sondern nur noch mit
kurzer Titelangabe am Schlüsse des Bandes nachgetragen werden
konnten. So war es, um nur Wichtigeres zu erwähnen, nicht
mehr möglich, zu Reinhardts Buche über Parmenides Stellung
zu nehmen — zu einer tiefer greifenden Umarbeitung der Vor-
sokratik hätte es mich übrigens auch bei früherem Erscheinen
nicht veranlaßt — . Das von Diels beleuchtete neue Antiphon-
fragment ließ sich für die Sophistik nicht mehr verwerten und
XII Vorwort.
V. Wilamowitz' bedeutsames Piatonbuch konnte eben noch
unter den Nachträgen genannt, Xestles Bearbeitung des ersten
Zellerbandes bei der letzten Korrektur der Nachträge angefügt
werden. Von § 37 an gab ich um des leichteren Verweisens
willen das gesamte weitere Literaturverzeichnis vor dem Texte
zum Druck, der im Spät.jahr 1916 beendigt wurde. Die unge-
ahnt lange Dauer des Krieges und in ihrer Folge die Yerlang-
samung des Weiterdi'uckes ließ die Nachträge stark anschwellen,
brachte aber auf der andern Seite den VortQÜ, daß dem Bande,
der nun gleichzeitig mit dem Wiedereinsetzen intensiverer wissen-
schaftlicher Friedensarbeit erscheint, die Veröffentlichungen bis
in die erste Hälfte d. J. 1919 beigegeben werden konnten, freilich
nicht ohne Lücken, namentlich in der großenteils schwer erreich-
baren ausländischen Literatur.
Möge das Buch, das seinem Bearbeiter während der Stürme
des Weltkrieges ein Mittelpunkt stiller Sammlung und zuletzt
in bitterster Enttäuschung ein Trost gewesen ist, an seinem kleinen
Teile dazu mithelfen, die geistigen Interessen aus Deutschlands
großer Zeit hinüberzutragen in eine noch dunkle und wenig ver-
heißungsvolle Zukunft.
Halle a. S. im Herbst 1919.
K. Praechter.
Inhaltsyerzeiehiiis.
Seite
Gedenktafel zu Ehren der Herausgeber V — VI
Vorwort VII-XII
Einleitung.
Über den Begriff, die Methode und die allge-
meinen Quellen und Hilfsmittel der Geschichte
der Philosophie.
§ 1. Der Begriff der Philosophie 1—8
§ 2. Der Begriff der Geschichte 8
§ 3. Die Methoden der Geschichtsbetrachtung 8 — 10
§ 4. Die Quellen und Hilfsmittel unserer Kenntnis der Geschichte der
Philosophie 10
Die Philosophie des Altertums.
§ 5. Der allgemeine Charakter des vorchristlichen, insbesondere des
griechischen Altertums und seiner Philosophie 11
§ (3. Verschiedene Stellung der Griechen, Eömer und Orientalen zur
Philosophie. Die Philosophien des Orients 11—15
Die Philosophie der Griechen.
§ 7. Die Quellen und Hilfsmittel unserer Kenntnis der Philosophie der
Griechen 16—31
A. Direkte Quellen (Werke der Philosophen selbst) S. 16
bis 17. B. Berichte S. 17—31. a) Biographische Berichte
S. 17. 20 — 24. bj Arbeiten nach dem Prinzip der diaöoyj'i
S. 17—18. 24 — 29. c) Doxographische Berichte S. 18.
29 — 30. d) Behandlung der Sekten in übersichtlicher
Weise; Darstellung des einen oder andern Systems in
seiner Gliederung S. 18. 30 (dazu S. 232*). e) 'Gelegent-
liche Behandlung philosophischer Lehren S. 18—19. 30
bis 31. — Hilfsmittel S. 31.
§ 8. Vorbereitung der griechischen Philosophie. Beziehungen zum Orient.
Theologische, kosmologische und gnomische Dichtung ... 31-37
§ 9. Die Perioden der griechischen Philosophiegeschichte 37—50
Erste Periode.
Die vorattisclie Philosophie
etwa von Anfang des 6. bis Mitte des 5. Jahr-
hunderts vor Chr.
§ 10. Überblick über die Systeme dieser Periode 50—52
§ 11. Die ältere ionische Naturphilosophie. Überblick 53—54
§ 12. Thaies von Milet und Hippon 54—58
Xl\ Inhaltsverzeichnis.
fcieite
§ 13. Anaxiniandros von Milet 58—62
§ 14. Anaximenes von ^lilet, Idaios von Himera und Diogenes von
ApoUonia. Anhang: Ps.-Hippokrates von der Siebenzahl . 62—65
§ 15. Herakleitos von Ephesos und Kratylos von Athen 65 — 73
§ 16. Pythagoras von Samos und die Pythagoreer 73 — 86
Äußere Geschichte S. 75—78. Altpythagoreische Lehre
im allgemeinen (Mathematisches und Metaphysisches.
Weltbild, Psychologisches, Ethisches) S. 79—83. Lehren
einzelner Altpythagoreer und pythagoreisch beeinflußter
Männer (Philolaos, Eurytos, Archytas, Alkmaion, Epi-
charmos, Hippodamos und Phaleas, Ion v. Chios, Polv-
kleitos) S. 83—86.
§ 17. Die Eleaten. Überblick. Ps.-Aristoteles de Melisse Xenophane
Gorgia ■ . . . . 86-88
§ 18. Xenophanes von Kolophon 88 — 94
§ 19. Parmenides von Elea 94—100
§ 20. Zenon von Elea 100—102
§ 21. Melissos von Samos 102—103
§ 22. Die jüngeren Naturphilosophen. Überblick 103 — 104
§ 23. Empedokles von Akragas 104—110
§ 24. Anaxagoras von Klazomenai, Archelaos von Athen und Metro-
doros von Lampsakos 110-117
§ 25. Die Atomiker: Leukippos von Milet, Demokritos von Abdera
und die Demokriteer 117 — 125
Zweite Periode.
Die attische Philosophie
etwa Mitte des 5. bis Ende des 4. Jahrhunderts vor Chr.
§ 26. Überblick über die Philosophie dieser Periode 125 — 126
§ 27. Die Sophistik im allgemeinen 126—128
§ 28. Protagoras von Abdera 128—134
§ 29. Gorgias von Leontinoi 134—137
§ 30. Hippias von Elis 137
§ 31. Prodikos von Keos 137—139
§ 31a. Der Anonymus lamblichi. Die Ataooi köyot. . 139 — 141
§ 32. Die späteren Sophisten 141 — 143
§ 33. Sokrates von Athen 143—163
Leben bis zur Anklage S. 145 — 147. Quellen für Persön-
lichkeit und Lehre S. 147. Quellenbewertung bei Schleier-
macher. ZeUer u. a. S. 148, Joel S. 148—149, Döring
S. 149-151, ßurnet und Taylor S. 151, Maier S. 151-153,
Busse, Ed. Schwartz, Ed. Meyer, Pöhlmann S. 15:5. Philo-
sophische Methode und Lehre S. 154—160. Verhältnis
zur Sophistik S. 160 — 161. Anklage, Verurteilung und
Tod S. 161—163.
§ 34. Die Sokratiker überhaupt. Xenophon, Aischines u. a 163 — 169
Xenophon S. 165—167. Aischines S. 167— 1 GS. Xritias
und Alkibiades S. 168. Der „Schuster Simon" S. 168—169.
§ 35. Die megarische Schule 169 — 172
Eukleides von Megara S. 170—171. Eubulides, Alexinos
S. 171. Diodoros Kronos, Stilpon S. 172.
§ 36. Die elisch-eretrische Schule. Phaidon von Elis, Menedemos
und Asklepiades 172— lv3
Inhaltsverzeichnis. XV
Seite
§ 37. Die ältere kynische Schule (Kynismus I. Teil) 173—185
Allgemeines S. 174—175. Antisthenes S. 175—182. Dio-
genes S. 182—184. Monimos, Onesikritos, Philiskos,
Krates, Metrokies, Hipparchia S. 184—185.
§ 88. Die kyrenaische Schule. Euhemeros 185—192
Aristippos S. 187 — 191. Theodoros Atheos, Hegesias. An-
nikeris S. 191. Euhemeros S. 191-192.
§ 39. Piatons Leben 192—202
§ 40. Piatons Schriften 202—337
Überlieferung S. 204. Beschäftigung des Altertums mit
Piatons Schriften S. 205. Ausgaben und Übersetzungen
S. 205—209.
A. Piatons Schriften im allgemeinen S. 209—237:
I. Die Echtheit der einzelnen als platonisch überlieferten
Schriften S. 210—215. Echtheitskriterien: 1. Über-
lieferung S. 211, 2. antike Zeugnisse S. 211 — 212, 3. Lehr-
gehalt S. 212, 4. künstlerische Darstellung S. 212—213,
5. Sprachgebrauch S. 213 — 214. Übersicht über den
Bestand unseres Corpus Platonicum mit Be-
rücksichtigung der Echtheitsfrage S. 214 — 215.
IL Die Abfassungszeit und chronologische Reihenfolge
der platonischen Schriften S. 215 — 237. Kriterien: 1. An-
gaben aus dem Altertume S. 215—216, 2. Anspielungen
auf Personen und Ereignisse der äußeren Zeitgeschichte
S. 216—218, 3. Beziehungen Piatons auf Männer der Phi-
losophie und Literatur seiner Zeit und umgekehrt S. 218
bis 224 (Isokrates S. 219-222, Aristophanes S. 222—223,
Antisthenes S. 223, Polykrates S. 223—224, Alkidamas
S. 224, Aristoteles S. 2-;4), 4. Hinweise einer Schrift auf
eine andere S. 225 — 226, 5. der philosophische Inhalt der
Dialoge S. 226-228, 6. ihr künstlerischer Aufbau S. 228
bis 229, 7. ihre Sprache S. 229—232. Methodische Norm
für Anwendung der Kriterien S. 232. Ergebnisse, Streit
iiber die Entstehungszeit des Phaidros S. 232-233.
Übersicht über Piatons Schriften nach ihrer
zeitlichen Reihenfolge S. 233. III. Das Verhältnis
der Reihenfolge der Schriften zu Piatons eigener geistiger
Entwicklung S. 234 — 235. IV. Verteilung der einzelnen
Schriften auf zeitüch oder sachlich bestimmte Gruppen
S. 235-287. Übersicht S. 237.
B. Piatons Schriften im einzelnen. Genetische
Darstellung seiner Philosophie an Hand dieser
Schriften S. 238-337: I. Die Jugendschriften S. 238
bis 254: Allgemeines S. 238—239. Apologie und Kritou
S. 239. Ion S. 239—240. Protagoras S. 240—244. Laches
S. 244-245. Charmides S. 245—246. Das erste Buch
der Politeia (der Thrasymachos) S. 246 — 249. Euthvphron
S. 249—251. Lysis S. 251—254. — II. Die Schriften der
Übergangszeit S. 254 — 275: Allgeraeines S. 254—255.
Gorgias S. 255—262. Menon S. 262-265. Euthvdemos
S. 265-268. Kleinerer Hippias S. 268—270. Größerer
Hippias S. 270-271. Kratylos S. 271—274. Menexenos
S. 274—275. — HL Die Schriften der reifen Mannesjahre
S. 275-299: Allgemeines S. 275—276. Symposion S. 276
bis 280 (Xatorps Auffassung der Ideenlehre S. 278—280).
Phaidon S. 280-284. Politeia B. II— X S. 284-294. .
Phaidros S. 294-299. — IV. Die Schriften der Alters-
jahre S. 299—337: Allgemeines S. 299 -300. Theaitetos
S. 300—304. Parmenides S. 304-307. Sophistes S. 307
bis 311. Politikos S. 311—314. Philebos S. 314-319.
Timaios S. 319-326. Kritias S. 326. Nomoi S. 326 bis
334. Epinomis S. 334-337.
^VI Inhaltsverzeichnis.
Seite
Systematischer Überblick über Piatons Philosophie.
§ 41. Piatons Philosophie I: Allgemeines. Dialektik (^Metaphysik.
Ideenlehre, Zahlenlehre, Erkenntnistheorie). Methodologie.
Sprachphilosophie 337—342
§ 42. Piatons Philosophie II: Theologie. Naturphilosophie. Psycho-
logie ■ . . 343-346
§ 43. Piatons Philosophie III: Ethik, a) Allgemeines. Ethik des
Individuums 347—349
§ 44. Piatons Philosophie IV: Ethik, b) Ethik des Gemeinwesens:
Staats- und Gesellschafts-, Erziehungs- und Kunstlehre . . 349 — 352
■§ 45. Die ältere Akademie 352—358
Allgemeines S. 353 — 3.54. Speusippo's S. 354—355. Xeno-
krates S. 355—356. Herakleides Pontikos S. 356— .357.
Eudoxos. Polemon, Krates, Krantor, Hermodoros S. 357.
Chion S. 3.58.
§ 46. Aristoteles' Leben 358—363
§ 47. Aristoteles' Schriften 363—384
Überlieferung S. 364. Beschäftigung des Altertums mit
Aristoteles' Schriften: Antike Schriftenverzeichnisse, Ein-
teilung des Corpus Aristotelicum, Kommentare S. 364 bis
366. Commentaria in Aristotelem Graeca und Supple-
mentum Aristotelicum der Berliner Akademie S. 365—366.
Aristoteles in Mittelalter und Neuzeit S. 306 — 367. Aus-
gaben und Übersetzungen S. 367 — 372.
A. Aristoteles' Schriften im allgemeinen S. 372 — 377.
Dialoge und Lehrschriften S. 372—374. 'E'^oiXEoiy.ol köyoi
S. 374—375. Aristoteles' Schriften und die aristotelische
Schule S. 375. Der Keller von Skepsis S. 375 - 376.
Chronologie der aristotelischen Schriften S. 376—377.
B. Aristoteles' Schriften im einzelnen S. 377 — 384.
a) Dialoge S. 378. b) Lehrschriften S 378-384. a) Logische
Schriften S. 378—379. ß) Die Metaphysik S. 379-380.
r) Schriften zur Naturphilosophie und Naturwissenschaft,
Mathematik, Psychologie. Die Probleme und Wunder-
erzählungen S. 380—381. d) Schriften zur Ethik, Politik,
Ökonomik, Poetik und Ehetorik S. 381—384. — Verlorene
Monographien zur Philosophiegeschichte S. 384.
^ 4Ö. Aristoteles' Svstem im allgemeinen. Einteilung der Philosophie.
Logik .' 384-392
§ 49. Die aristotelische Metaphysik 392—398
S .50. Die aristotelische Naturphilosophie feinschüeßlich der Psycho-
logie) . . ■ . . 39S-404
§ 51. Die aristotelische Ethik 404—412
§ 52. Die aristotelische Politik 412—419
§ 53. Die aristotelische Kunstlehre 419—422
§ 54. Die älteren Peripatetiker 423—427
Theophrastos und Eudemos S. 425—426. Aristoxenos und
Dikaiarchos S. 426. Demetrios der Phalereer S. 427.
Dritte Periode.
Die hellenistiseh-rö mische Philosophie
etwa von Ende des 4. Jahrhunderts vor bis gegen
Mitte des 6. Jahrhunderts nach Chr.
§ 54a. Die hellenistisch-römische Philosophie im allgemeinen. Ihre
kulturgeschichtliche Grundlage und Bedeutung 427—432
Inhaltsverzeichnis. XVII
Seite
Erster Abschnitt.
Kampf zwischen Stoizismus, Epikureismus
1111(1 Sliepsis. Elilektizismiis
etwa von Ende des 4. bis Mitte des 1. Jahrhunderts vor Chr.
§ 55. Die Stoa im allgemeinen. Die alte Stoa. Die Philosophen der
alten Stoa 432—437
Antike Nachrichten, Chronologie, Bildnisse, Schriften
S. 432-433. Zenon von Kition S. 433-435. Ariston von
Chios, Herillos, Dionysios von Herakleia, Persaios S. 435.
Kleanthes S. 435 — 436. Chrysippos, Sphairos, Zenon von
Tarsos, Diogenes von Seleukeia, Antipatros von Tarsos,
Boethos, Apollodoros von Seleukeia, Archedemos S. 436.
Stoisch Beeinflußte: Aratos S. 436, Krates von Mallos,
Apollodoros von Athen, C Blossius S. 437.
§ 56. Die alte Stoa: Das System, I: Einteilung der Philosophie, Logik 187-442
§ 57. Die alte Stoa: Das System, II: Physik 442—448
§ 58. Die alte Stoa: Das System, III: Ethik 448—455
§ 59. Der Kynismus im ersten Abschnitt der hellenistisch-römischen
Periode (Kynismus II. Teil, Fortsetzung zu § 37) .... 456—459
Allgemeines. Die Diatribe S. 456-457. Bion von Bory-
sthenes S. 457-458. Teles S. 4.58. Menippos von Gadara
S. 458—459. Kerkidas von Megalopolis, Menedemos, Me-
leagros von Gadara S. 459.
§ 60. Die epikureische Schule. Ihre Vertreter im ersten Abschnitt
der hellenistisch-römischen Periode 460—470
Antike Nachrichten, Chronologie, Bildnisse S. 460 — 461.
Ausgaben usw. S. 461—466. Epikur S. 466—469. Metro-
doros von Lampsakos, Hermarchos, Philodemos S. 469.
Lucretius S. 469 — 470. Asklepiades von Bithynien S. 470.
§ 61. Das epikureische System, I: Allgemeines. Kanonik (Logik, Er-
kenntnistheorie, Sprachphilosophie, Rhetorik) 470 — 474
§ 62. Das epikureische System, II: Physik (Metaphysik, Theologie,
Kosmologie, Naturphilosophie, Psychologie) 474—479
§ 63. Das epikureische System, III: Ethik (Individualethik, Politik,
Rechtsphilosophie) 479-486
§ 64. Die Skepsis im allgemeinen. Die älteren Skeptiker 486—489
Antike Nachrichten usw. S. 486 — 487. Pyrron von Elis
S. 487—488. Philon von Athen, Nausiphanes von Teos
S. 488. Timon von Phlius S. 488-489.
§ 65. Die mittlere und neuere Akademie 489—500
Antike Nachrichten S. 490. Ausgaben S. 490—492. Arke-
silaos S. 492 — 493 Lakydes, Telekles, Euandros, Hege-
sinus S. 493. Karneades von Kyrene S 493 — 494. Kleito-
machos, Charmadas. Philon von Larisa S. 494. Antiochos
von Askalon S. 494-495. Varro S. 495—496. Cicero
S. 496 -.500.
§ 66. Die mittlere Stoa (Stoische Schule II. Teil, Fortsetzung zu
§§ 55—58) 500-504
Antike Nachrichten usw. S. 501. Panaitios S. 501—502.
Hekaton, Dionysios von Kyrene, Mnesarchos S. 502. Po-
seidonios S. 502— 504. Asklepiodotos, Geminos, Phainias,
lason S. 504.
§ 67. Die Peripatetiker im ersten Abschnitt der hellenistisch-römischen
Periode (Peripatetische Schule II. Teil, Fortsetzung zu § 54) .504-507
Antike Nachrichten usw. S. 505. Straton von Lampsakos
S. 505 — 506. Aristarchos von Samos, Lykon von Troas,
üeberweg, Grundriß I. b
XVIII Inhaltsverzeichnis.
Seite
Hieronymos von Rhodos S. 506". Ariston von Keos, Piy-
taiiis, Kritolaos, Diodoros von Tyros, Hermippos, Sotion,
Satyros. Herakleides Lenibos, Antisthenes von Rhodos,
Agatharchides, Demetrios von Byzanz S. 507.
Zweiter Abschnitt.
Eklektizismus und erneute Ortliodoxie, gelehrte
Beschäftigung mit den Werken der Schul-
begründer, religiöser 3Iystizismus
etwa von Mitte des 1. vorchristlichen bis Mitte
des 3. christlichen Jahrhunderts.
§ 68. Die spätere Stoa (Stoische Schule III. Teil, Fortsetzung zu
§ 66) 508-526
Antike Nachrichten, Bildnisse S. 509. Ausgaben S. 509
bis 512. Athenodoros Kordylion, Antipatros von Tyros,
ApoUonides, Diodotos, Apollonios von Tyros S. 512. Cato,
Athenodoros des Sandon Sohn, Areios Didymos, Theon
von Alexandreia, Manilius, Geriuanicus, Strabon, Hera-
kleitos, Attalos, Chairemon S. 513. Seneca S. 513—516.
Kornutos, Persius, Lucanus S. 516. Musonios S. 516 bis
518. Epiktetos S. 518-521. Arrianos S. 521-522. Hie-
rokles S. 522. Kleomedes S. 522 - .523. Marc Aurel
S. 523—525. Pinax des Kebes S. 525. Paetus Thrasea,
Helvidius Priscus S. 526.
§ 69. Die Kyniker im zweiten Abschnitt der hellenistisch-römischen
Periode (Kynismus III. Teil, Fortsetzung zu § 59) . . . . 526—536
Antike Nachrichten usw. S. 527. Kynikerbriefe S. 527
bis 528. Demetrios S. 528—529. Dion Chrysostomos
S. .529—532. Oinomaos S. 532—533. Demonax S. 533
bis 534. Peregrinos Proteus B. 534 — 536.
§ 70. Der mittlere Piatonismus 536—568
Antike Nachrichten, Bildnisse, Ausgaben usw. S. 538 bis
540. Der mittlere Piatonismus im allgemeinen S. 540 bis
542. Derkylides S. 542—543. Eudoros S. 543 544.
Thrasyllos S. 544. Plutarchos von Chaironeia S. 544 bis
552. Theon von Smyrna S. 552 — 553. Gaios S. 553.
Albinos S. 553-557. Apuleius S. 557 — .558. Kalvisios
Tauros S. 558. Favorinus S. 558 - 559. Herodes Attikos
♦ S. 559. Nigrinos S. 559-560. Attikos S. 560-561.
Harpokration, Celsus S. 562. Maximos von Tyros S. 562
bis 563. Hierax S. 563-564. lunkos S. 564. Anonymer
Theaitetkommentar (Papyr. 9782) S. 564 - 565. Papyrus
Berolinensis N. 8, Severus S. 565. Die Quelle des Dio-
genes Laertios für die platonische Lehre S. 565 - 566.
Ausführungen über die Heimarmene bei Ps.-Plutarch de
fato, Chalcidius und Nemesios S. 566 — 568. Apollonios
Syros S. 568,
§ 71. Die Peripatetiker im zweiten Abschnitt der hellenistisch-römi-
schen Periode (Peripatetische Schule III. Teil, Fortsetzung
zu § 67) .568-577
Antike Xachrichten, Bildnisse, Ausgaben usw. S. 569 bis
571. Die peripatetische Schule dieser Epoche im allge-
meinen S. 571. Andronikos von Rhodos S. 571 — 572.
Boethos von Sidon S. 572. Ariston von Alexandreia
S. 572—573. Staseas, Kratippos, Xenärchos, Nikolaos
von Damaskus, Alexandros von Aigai S. 573. Ptolemaios
Chennos S. 573 — 574. Die pseudaristotelische Schrift von
Inhaltsverzeichnis. XIX
Seite
der Welt, Aspasios 8. 574. Adrastos r?. .574:— 575. Her-
minos S. 575. Klaudios Ptolemaios S. 575. Galenos,
Aristokles von Messene S. 57f). Alexandros von Aphro-
disias S. 576—577.
§ 72. Die Neupythagoreer. Die Hermetische Literatur. Die Chal-
däischen Orakel .'j78— .")88
Antike Nachrichten, Bildnisse, Ausgaben usw. S. 579 bis
581. Der Neupythagoreismus im allgemeinen S. 581 — 582.
Alexandros Polyhistor, Nigidius Figulus, Fälschungen auf
altpythagreische Namen, das Goldene Gedicht, Okellos
Ö. 582. Apollonios von Tyana S. 583. Moderatos, Niko-
raachos S. 584. Philostratos S. 584 — 585. Numenios
S. 585—586. Kronios, Pythagoras (Inschrift von Ala-
schehir) S 586. Die Hermetische Literatur S. 586—587.
Die Chaldäischen Orakel, das Sextos-P'lorilegium S. 587.
Sekundos S. 587—588. Neupythagoreische Spruch- und
Unterhaltungsliteratur S. 588.
§ 73. Die Sextier. Potamons eklektische Schule 588 — 590
Die Sextier .588—589. Potaraon 589—590.
§ 74. Die jüdisch-hellenistische Philosophie 590—604
Antike Nachrichten, Ausgaben S. 592—598. Septuaginta
S. 593 f. Apokryphen des Alten Testaments S. 594.
Aristeas S. 594 f. Aristobulos S. 595 — 597. Das Pseudo-
phokylideische Gedicht S. 597. Essäer und Therapeuten
S. 597-598. Philon von Alexandreia S. 598—604.
§ 75. Der spätere Epikureismus 604—606
Antike Nachrichten, Ausgaben usw. S. 604. Der spätere
Epikureismus im allgemeinen S. 605. Diogenes von
Oinoanda S. 605-606. Diogenianos S. 606.
§ 70. Der spätere Skeptizismus 606- (il3
Antike Nachrichten, Ausgaben usw. S. 607. Der spätere
Skeptizismus im allgemeinen S. 607 — 608. Ainesidemos
S. 608. Die zehn Tropen S. 608—609. Sextos der Em-
piriker, Saturninos, die fünf Tropen S. 609—610. Die
zwei Tropen S. 610. Skeptische Argumente gegen die
syllogistische Beweisführung, gegen den Begriff der Ur-
sache, gegen die Gotteslehre S. 610—612. Das praktische
Verhalten des Skeptikers S. 612. Die pyrronische und
die akademische Skepsis S. 612—613. Favorinus S. 613.
Die empirischen Ärzte, Menodotos S. 613.
§ 77. Durch verschiedene Schulen philosophisch Beeinflußte dieses
Periodenabschnittes 613 — 616
Vergil S. 613-614. Horaz S. 614. Ovid S. 615. Lukian
S. 615 616.
Dritter Abschnitt.
Die Herrschaft des Neuplatonismus
etwa von Mitte des 3. bis Mitte des 6. Jahrhunderts nach Chr.
§ 78. Die Neuplatoniker überhaupt 616—617
§ 79. Ammonios Sakkas und seine unmittelbaren Schüler außer
Plotinos 618—620
Antike Nachrichten ; Ausgaben S. 618. Ammonios Sakkas
S. 618—619. Origenes der Heide und Origenes der Christ
S. 619. Herennios S. 619—620. Longinos S. 620.
§ 80. Plotinos, Amelios und Porphyrios 620—637
Antike Nachrichten; Ausgaben und Übersetzungen S. 622
bis 624. Plotinos: Leben S. 624-625. Schriften S. 625
b*
^X Inhaltsverzeichnis.
Seite
bis (r27. Metaphysik S. 627—633. Kategorienlehre S. 633.
Ästhetik S. 633.' Ethik 8. 633-634. Ekstase S. 634 bis
635. — Amelios S. 635. Porphyrios S. 635 — 637.
§ 81. lamblichos und die syrische Schule . 637 — 644
Antike Nachrichten; Ausgaben 8. 638 — 639. lamblichos:
Schriften S. 639. Metaphysik S. 639—641. Exegetische
Methode S. 641—642. Ethik S. 642-643. — Theodoros
von Asine S. 643. Sopatros S. 643—644. Dexippos
S. 644.
^ 82. Die pergamenische Schule B 14— 647
Antike Nachrichten; Ausgaben S. 644—645. Die perga-
menische Schule im allgemeinen S. 645 — 646. Julian
S. 646—647. Sallustios, Eunapios S. 647.
-§ 83. Die athenische Schule ü47— 659
Antike Nachrichten; Schriftenverzeichnisse; Ausgaben
S. 648—651. Plutarchos von Athen, Syrianos S. 651.
Domninos S. 652. Proklos : Schriften S. 652, Metaphysik
S. 652—655, Anthropologie S. 655—656, Ethik S. 656* bis
657. — Marinos, Isidoros S. 657 Damaskios S. 657 bis
658. Simplikios S. 658—659. Priskianos S. 659.
§ 84. Die alexaudrinische Schule 659-672
Antike Nachrichten; Schriftenverzeichnisse; Ausgaben
S. 661- 662. Die alexandrinische Schule im allgemeinen
S. 662—664. Hypatia S 664—665. Synesios S. 665.
Hierokles von Aiexandreia S. 665—667. Hermeias von
Alexandreia S. 667. Ammonios Hermeiu, Joannes Philo-
ponos. Asklepios, Olympiodoros, Elias, David S. 667—668.
Stephanos von Alexandreia S. 668. — Anhang : Alexandros
von Lykopolis S. 669. Asklepiodotos von Alexandreia
S, 669—670. Nemesios S. 670—671. Joannes Lydos S, 671.
Tij; XaoiyJ.eiag ig/iujvevua ttj? aäxpQOvo? ex q^covijg ^>t?ujiJTov
rov q^i'/.ooöffov S. 671 — 672.
§ 85. Die Neuplatoniker des lateinischen Westens 672— (580
Antike Nachrichten; Ausgaben S. 672-673. Cornelius
Labeo S. 673-674. Chalcidius S. 674—675. Marius
Victorinus S. 675. Vettius Agorius Praetextatus S. 676.
Macrobius S. 676—677. Favonius Eulogius, Martianus
Capeila S. 677. Boethius S. 678 - 680.
§ 86. Die Peripatetiker im dritten Abschnitt der hellenistisch-römi-
schen Periode (Peripatetische Schule IV. Teil, Fortsetzung
zu § 71) . 680-684
Antike Nachrichten; Ausgaben S. 680—681. Anatolios
S. 681. Themistios S 681—684. Doros S. 684.
§ 87. Die Kvniker im dritten Abschnitt der hellenistisch-römischen
Periode (.Kynismus IV. Teil, Fortsetzung zu § 69) . . . . 684—687
Antike Nachrichten S. 684. Der Kynismus dieser Zeit
im allgemeinen S. 684 -685. Maximos von Alexandreia,
Heron von Alexandreia S. 686. Sallustios S. 686—687.
Anhang I: Tabelle über die Sukzession der Scholarchen in Athen . . 688—691
Anhang II: Apollodors chronologische Angaben über griechische
Philosophen 692—696
Literaturverzeichnis 1* — 231*
Berichtigungen und Nachträge . • 232'*— 244*
Kegister 245^^-300*
Einleitung.
über
<ien Begriff, die Methode und die allgemeinen Quellen und
Hilfsmittel der Geschichte der Philosophie.
§ 1. Die Philosophie ist erst spät zur Stellung einer beson-
deren Disziphn mit eigenartigem Inhalte innerhalb des Gesamt-
kreises der Wissenschaft gelangt. Im Altertum fanden zur Ab-
grenzung ihres Gegenstandes von dem der Fachwissenschaften,
insbesondere der Naturwissenschaften, nur Anläufe statt. Nach
allgemeiner Anschauung deckte sich ihr Inhalt mit dem des
mensclilichen Wissens ohne Einschränkung, soweit man über-
haupt Philosophieren als theoretisches und nicht als praktisches
Verhalten betrachtete : manchen war Philosophie gleichbedeutend
mit vernunftgemäL^em Leben. Die Neueren zeigen, so sehr auch
über die Begriffsbestimmung der Philosophie im einzelnen Streit
herrscht, doch im aUgemeinen die Neigung, die Philosopliie von
den übrigen Wissenschaften durch das spezifische Merkmal zu
unterscheiden, daß sie nicht auf irgendein beschränktes Gebiet
und auch nicht auf die Gesamtheit aller Gebiete nach deren
voUem Umfange, sondern auf das Wesen, die Gesetze und den
Zusanmienhang alles Wirklichen, aUes Seienden und Werdenden,
so'VN'ie auf die Gesetze des Handelns und Erkennens gehe. Diesem
gemeinsamen Grundzuge in den mannigfachsten neueren Auf-
fassungen der Philosophie entspricht die Definition, die von aUen
Philosopliierenden am ehesten angenommen werden kann: die
Philosophie ist die Wissenschaft der Prinzipien.
Die Worte: cpi).6ooq.og, (fü.oootpia, (püooorfsiv finden sich bei Homer und
Hesiod noch nicht. Der herrschende Ausdruck für jede auf Sachkunde be-
ruhende Tüchtigkeit ist hier aorfla. Dieses Wort gebraucht Homer (II. 15, 412)
von der Kunst des Zimmermanns. Bei Hesiod steht in gleichem Sinne (Op. 651) :
vavzdirjg asoocpiafiEfog. Spätere gebrauchen oocpia auch von der Tüchtigkeit in der
Tonkunst und Dichtung, Auch bei Herodot heißt ao(p6; ein jeder, der sich
Ueberweg, Grundriß I. 1
9 § 1. Der Begriff der Philosopliie.
durch irgendeine Kunst oder Geschicklichkeit vor der Menge hervortut. Die-
sogenannten sieben Weisen werden von ihm (1, 29 u. ö.) als oocpioTai bezeichnet;,
auch Pythagoras ist ihm (4, 95) ein oocpioxi]?. Das Wort (püdoocpog ist zuerst nach-
weisbar bei Herakleitos. fr. 35 D. (vgl. dazu Diels, der mit Recht unter Hin-
weis auf die Übereinstimmung von Klemens von Alexandreia und Porphyrios den
Ausdruck für Heraklit selbst in Anspruch nimmt), das Verbum (fi/.oaoq:£h' bei
Herodot (1, 30). Die Geschichte dieser Worte hat auszugehen von ihrer populären,
der Etymologie entsprechenden Bedeutung, die sich freilich gleich bei Heraklit
in auffallender Weise verengt findet (s. u. S. 3): (fi'/.ooocfia ist Weisheits- (Wissens-)
Liebe, (fdöoorpog der Weisheits-(Wissens-)Freund im allgemeinsten Sinne. So sagt
bei Herod. 1, 30, Kroisos zu Solon : ich habe gehört, 'daß du (pü.oaofpson' viele
Länder um der Betrachtung (decoQirjg el'vey.ev) willen durchwandert hast. Ebenso-
Avenig wie Herodot denkt Thukydides 2, 40 an eine technische Bedeutung des-
Wortes, wenn er Perikles von sich und den Athenern sagen läßt: rfü.oy.a'/.ov^iEv
fier" evTF/.Eiag y.ul <fü.ooo(fovuEv avev ftcüay.iag. Auch hier ist (fü.oaocfla ganz all-
gemein das Streben nach geistiger Bildung. So bestätigt sich für diese Zeit der
Ausspruch des Cicero: omnis rerum optimarum cognitio atque in iis exercitatio
phUosophia nominata est. Diese allgemeinere Bedeutung, wonach der cpdöaofpog
mit demjenigen gleichgesetzt wird, der fi£xei'/.rj(fe .-laidsiag diacpÖQov y.al nsQixxfjg,
hat das Wort auch später neben derjenigen, die es als Terminus gewann, noch,
lange behalten. Eine bemerkenswerte Ausfühi-ung hierüber und über die frühere
Geschichte des Wortes überhaupt, insbesondere sein Verhältnis zu dem Parallel-
worte aof/ loxtjg, bietet der im 2. Jahrh, nach Chr. lebende Ehetor Ailios Aristeides
(or. 46, II p. 407 f. Dind.). Seine Gegner, so führt er aus, die hinter dem Ehren-
namen der Philosophie sich decken, wüßten nichts vom ursprünglichen Gebrauche
des Wortes. Herodot habe Solon und Pythagoras Sophisten genannt, mit dem-
selben Xamen habe Androtion (Historiker um 350 vor Chr.) die sieben Weisen
und Sokrates belegt. Dann habe wieder (der Redner und Politiker) Isokrates mit
dem Worte „Sophist'' die Eristiker und Dialektiker, mit „Philosoph" sich selbst
sowie überhaupt die Redner und Politiker bezeichnet, und ebenso seien einige
Zeitgenossen des Isokrates verfahren. Auf Piaton und Aischines habe Lysias das
Wort „Sophist'' angewandt. „Sophist" war eben, bemerkt Aristeides, eine recht
weitreichende Allgemeinbezeichnung, und unter Philosophie wurde verstanden q)iXo-
xa'/.ia xig xal biaxoißtj Jtegl Äöyovg yal oi'x o vvv xqönog ovxog, d?./.ä aaiöeia
y.oirojg, wie Demosthenes und tausend andere Schriftsteller in gebundener und
ungebundener Rede bewiesen. Auch bei Piaton erkennt Aristeides diese allgemeine
populäre Bedeutung neben der speziellen technischen: xovg xe yäg (pdoy.ä'/.ovg xai
(fi/.ofiadeig i:zieiHci}g evqoi xig av avxov Cfi/.oo6(fovg ovo^iuQovxa eyyvg xi xijg xcöv
jI o '/.'/. ü)v y./.ii]aeiog, y.al n:d/uv nov öiaiQOVfievog xovxovg lÖin ^iQoascgfjue (pi/.oa6(povg
xovg ziSQi xag iöeag nQuy/iiaxevofievovg xal xcöv oco/näxcov vjteQOQwvxag.
Altester Vertreter einer engeren Wortbedeutung, nach der (pi?.6oo(pog den
nach der Xatur der Dinge Forschenden bezeichnet, wäre, wenn wir einer auf den
Piatonschüler Herakleides Pontikos zurückgehenden, von zahlreichen Autoren (Diog.
Laert. prooem. 12; Cic. Tusc. 5, 3, 9; dem Diadochenschreiber Sosikrates bei Diog^
Laert. 8, 8 ; lambl. vit. Pyth. 12 , 58 f.) berücksichtigten Erzählung glauben
dürften, Pythagoras, dem auch die Bildung des Wortes zuzuschreiben wäre (vgl.
auch Aetios 1, 3, 8 [Diels Vorsokr. 45 B 15, I» p. 349, 20], Herm. in Plat. Phaedr.
p. 204, 12 f.). Nach dieser Tradition hätte Pythagoras im Gespräch mit dem
ßikyonischen oder phliasischen Tyrannen Leon das Leben mit einem Feste ver-
glichen, zu dem die einen kommen, um durch Handelsgeschäfte mit den Fest-
besuchern Geldgewinn zu erzielen, andere, um ihre Künste zu zeigen, eine dritte
§ 1. Der Begriff der Philosophie. 3
Kategorie — den Philosophen entsprechend — um zu schauen. Bei dieser philo-
sophischen Schau hätte Pythagoras an die Betrachtung des Himmels und der
Stempelt und der damit verbundenen Probleme gedacht (lamblich a. a. ü. :
Ha/.^v fiiv ovv eivai Tt]v zov cvunavTOS ovQavov diav y.al xojv iv avzcö (fooovfiercov
uGiegcov ei' rig xadoQför] Tt]v xä^iv ht/.. Cicero a, a. O. : raros esse quosdam, qui
ceteris omnibus pro nihilo habitis rerum naturam studiose intuerentur; hos se
appellare sapientiae studiosos, id est enim philosophos). Die Xeuschöpfung des
Wortes cfüöooffog zur Bezeichnung dieser Menschenkategorie an Stelle des bis
dahin üblichen oor^og wäre von Pythagoras damit begründet Avorden, daß nur Gott,
aber kein Mensch, weise sei.
Daß diese Erzählung historische Wahrheit habe, ist sehr unwahrscheinlich;
ohne Zweifel ist sie nur eine von Herakleides ausgegangene Übertragung eines
Bokratisch-platonischen Gedankens (s. unten) auf Pythagoras, Zu dem ungebrochenen
Vertrauen des Pythagoreismus auf die Kraft wissenschaftlicher Forschung stimmt
nicht wohl die sokratische Bescheidenheit des Verzichts auf die Weisheit, noch
auch zu der ungetrennten Einheit seiner theoretischen und praktischen Tendenz
die platonisch -aristotelische Bevorzugung der reinen Theorie vor jeder Praxis.
Auch der später ungemein beliebte Vergleich des Lebens mit einem Feste stünde
in der Zeit des Pythagoras, wie es scheint, vereinzelt. Ferner ist bemerkenswert,
daß der Pythagoreer Philolaos zur Bezeichnung der astronomisch-philosophischen
Erkenntnis der Ordnung, die im Weltall herrscht, nicht das AVort (pdooocpia,
sondern ootfia brauchte (Aet, 2, 7, 7, Diels Vorsokr. 32 A 16; vgl. Boeckh, Philolaos,
S. 95 und 102 f.).
Mit einiger Sicherheit ist eine engere Wortbedeutung bei Heraklit, unserem
ältesten Zeugen für das Wort (fü.öoocfog (s. o. S. 2), nachweisbar. In Fragm. 35 heißt
es: xoh 7^Q ^^' /'ö/.a 7io'/.'/.ü)v lorogag <fi'/.ooö(fovg ävdoag sivai aad' 'Hoäy.'/.sirov. Die
bloße Weisheitsliebe im allgemeinsten Sinne erfordert noch nicht, daß man vieler
Dinge kundig sei. Daraus folgt, daß unter Philosophen hier mehr oder minder
berufsmäßige Vertreter der Wissenspflege oder Vertreter einer Wissenschaft ver-
standen sein müssen, die ihrerseits fachliche Einzelstudien zux Voraussetzung
hat, wie Xaturphilosophie Studien in den naturwissenschaftlichen Fachdis-
ziplinen erfordert. Möglich auch, daß Heraklit mit dem Ausdruck die
Männer bezeichnen wollte, die das mit der Gottheit und dem ).6yog identische
Weise lieben; denn zur Erkenntnis des ).6yog gelangt nach Heraklit nur der
Gereifte, der jegliches nach seiner Xatur zu zerlegen weiß (vgl. Diels, Herakl."^
S. X). Auf festeren Boden gelangen wir in der Sophistik imd Sokratik.
Hier begegnet uns das Wort Philosophie zunächst in der Bedeutung einer
systematisch geübten theoretischen Betätigung. Der Sophist Prodikos stellte
nach Plat. Euthyd. 305 c (Diels Vorsokr. 77 B 6j den (fü.öooq^og avrjo dem
:to)uxi>'.6g gegenüber und Piaton läßt ebenda Sokrates den prodikeischen Ausdruck
fteOÖQia (fi/.oo6(fov zs drdoog y.al ao'/.iziy.ov auf eine bestimmte Persönlichkeit an-
wenden. Plat. Euthyd. 307 a, Gorg. 485a erscheint (pdooocpia als Sache des Jugend-
imterrichtes. Ahnlich Plat. Menex. 234 a, wo jtaiSevotg und (fi/.ooo(fia verbunden
werden und die Vorstufe zu höherer, politischer Tätigkeit bilden. Wie wenig
dabei „Philosophie" auf ein begrenztes Gebiet beschränkt ist, zeigt Plat. Theaet.
143 d: et ziveg avzödi Tiegl yemuezotav yj ziva ä/.'/.rjV (f i/.oooq lav eiol zcöv vioiv e.Tt-
ILi£/.eiav noiovuevoc (vgl. auch Tim. 88c /uovoiy^ y.al jidot] (fi/.ooo<fiq}. Was bei
Xenoph. memor. 4, 2, 23 Euthydem als seine (fü.ooocfia bezeichnet, ist nach 4, 2, 1
die im Jugend unterrichte herkömmliche Beschäftigung mit Dichtern und Sophisten,
und in ähnlicher Weise ist in Xenophons Symposion 1, 5 (füooo(fia eine Bildung,
die Kallias von den Sophisten Protagoras, Gorgias, Prodikos u. a. für Geld ein-
1*
4 § 1. Der Begriff der Philosophie.
zuhandehi sucht, während sie Sokrates sich selbst erarbeitet. Auch hier werden
die in diesem Sinne Gebildeten den Männern des praktischen Lebens wie Strategen
und Hipparchen gegenübergestellt (1 , 4). (Vgl. auch Aristot. Pol. 1, 7,
1255 b 37.) Auch dieser Gebrauch von qdoao<pia im Sinne von wissen-
schaftlicher Beschäftigung überhaupt hat sich durch die Jahrhunderte hin-
durch erhalten. Der Mathematiker Theon heißt bei Suidas (pd6aoq?og. von
dessen Tochter Hypatia sagt der gleiche Autor (nach Damasc. vit. Isid.):
ov>{ rjQXEO'drj xoig dia tmv fia&r]uär(ov Tzaidev/uaaiv vtio reo nazQi, aXXa xal qnXo-
aocpiag rjyjaro xfjg aXXijg ovx ayevvwg^ Andererseits zeigt sich auch schon im
Kreise der Sophisten und Sokratiker der Übergang zu der später geläufigen tech-
nischen Verwendung von qdoooqüa und fpiX6oo(po?. Gorg. Helen. 13 (Diels
Vorsokr. 76 B 11, 13, II» S. 253, 4 ff.) führt als Beweis für die Macht der nei^d)
neben den Reden der fisrecoooX.oyoi und den Redekämpfen der politischen Be-
redsamkeit auch an (pdoaöqcor X.öywr ä/iiüJ.ag, fv alg beiy.vviai xal yvo'jfit^g rd/og
(bg evuEzdßoXov noiovv rijv xfjg do^tjg niaxiv. Dabei ist aber bemerkenswert, daß
hier die Philosophen von den (isxscoQoXöyoi geschieden und ihr Gebiet auf die im
sophistischen Unterrichte stark betonte Eristik beschränkt wird, die auch im plato-
nischen Euthydem (304 e f.) als Probe philosophischer naidsia eine Rolle spielt.
Näher führt an den üblichen technischen Gebrauch durch Einschluß der Natur-
forschung Plat. apol. 23 d. Die Vorwürfe, die gegen alle (piXoootpovvxeg erhoben
zu werden pflegen, sind nach dieser Stelle, daß sie rä /ierecoga xal xä vjio yfjg
erforschen, keine Götter anerkennen und (durch rabulistische Redekunst) der
schlechteren Sache zum Siege verhelfen. Bei Xenoph. mera. 1, 2, 19 sind oi
q>daxopxsg (pdoaoqsTv Vertreter einer psychologisch-ethischen These.
Neben dieser Entwicklung des Wortgebrauches geht eine andere einher, bei
welcher dem ersten Bestandteil der Ausdrücke ff iXöoorpog, cpiXoooq ia, (ptXoooq'slv
sein volles Gewicht erhalten bleibt, Philosophie also Weisheitst streben bedeutet.
In diesem Sinne bewundert der jilatonische Sokrates Protag. 335 d die (pd.oaorfla
des Kallias, der dem Disput zwischen Sokrates und Protagoras das größte Inter-
esse entgegenbringt (vgl. auch Rep. 2 p. 37Gb, 9 p. 581b, 5 p. 475 b). Eine
solche q)iXoao(pia kann zur ooqüa, der <p iXöaocpog zum oo(p6g in Gegensatz gerückt
werden, wie es die oben berührte Anekdote für Pythagoras in Anspruch nimmt,
tatsächlich aber wahrscheinlich von Sokrates, jedenfalls von Piaton geschehen ist.
Nach Plat. apol. 21a hat das delphische Orakel erklärt, niemand sei norpdnenog
als Sokrates. Im Verkehr mit Menschen aller Art prüft Sokrates dieses
Orakel auf seine "Wahrheit und erkennt es schließlich als insofern gerecht-
fertigt, als er im Unterschiede von den anderen wisse, daß er keine aocpia
besitze, die tatsächlich nur der Gottheit zukomme (23 a f.). Dadurch erhält
es seine besondere Beleuchtung, wenn Sokrates die ihm zuteil gewordene Mission
28 e mit den Worten bezeichnet: (piXoaotpovvxd fis dsTv !^fjv xal i^sxä^orxa e^iavxov
xal xovg a/j.ovg. In gleichem Sinne läßt Plat. Phaedr. 278 d Sokrates sagen : T6
(.lEV aocföv . . . xaXeTr e'/toiys /.leya Eirai ÖoxsT xal dso) i^iövco Jigeirsiv x6 8e t) (piXöoo-
<por rj xoiovxöv xt /.läXXöv xe är avxco ägfiöxrot xal ijuiiie/.saxgQcog t'/oi Im Symposion
wird dieser Gegensatz mit der Eroslehre verflochten und so zu zentralen Teilen
des platonischen Systems in engste Beziehung gesetzt. Der Eros steht zwischen
Besitz und Nichtbesitz des Schönen in der Mitte. Dementsprechend „philosophiert"
weder wer schon aoq)6g ist, noch auch sein Gegensatz, der dfiadi'ig. sondern wer
zwischen beiden in der Mitte steht (Sympos. 203 e f.; vgl. auch Lysis 218a). Die
aoq>la, die das Ziel dieser qnXoooqüa bildet, ist identisch mit der Inioxfmri (Theaet.
p. 145e; vgl. auch Euthyd. p. 288 d: »/ hk ys (pd.oaorpia xxi]aig EJiiaxf'jfirjg). Diese
geht auf die Ideen als auf das, was wahrhaft ist, die Meinung oder Vorstellung
§ ]. Der Begriff der Philosophie. 5
(dö^a) dagegen auf das Sinnliche als auf das, was dem Werden und dem Wechsel
unterworfen ist (Rep. 5 p. 477 a). Demgemäß definiert Piaton (Rep. 5 p. 480a): lovg
uvxö (iga k'xaoxov i6 uv doTraCoftivorg <fi/.oo6(fovg y.h^reov, oder (ibid. 6 p. 484 b):
ffi}.6ao(foi Ol Tov del xaxä ravrä loaavzcog K/ovzog Svrd/Aeroi iffäjtTso&ai. Terminus
für den Vertreter einer bestimmten wissenschaftlichen Disziplin ist das Wort
<ftX6oo<pog eigentlich auch hier nicht. 'Pdoaocpoi sind vielmehr die Anhänger der
wahren Wissenschaft überhaupt; ihnen stehen gegenüber die 'fdöSo^oi und if
jio'/.'/.oTg xai mlvzcog lo/ovoc ji?.ava)/iievoi. Immerhin läßt sich aus solchen Stellen
verstehen, wie sich die spätere Begriffsbestimmung der Philosophie als Metaphysik
und Prinzipienlehre ausbilden konnte.
Einen Fortschritt auf dem Wege zur späteren Umgrenzung der Philosophie
zeigt Aristoteles mit der Ansetzung einer :jQa>rr] cpiÄoaorft'a. Die (füooocpia im
weiteren Sinne (Metaph. 5, 1, 1026 a 18 u. ö.), wofür selten (Metaph. 3, 3, 1005b 1:
eoTt ds ao(pia xig xal fj (fvoix)), d/./f ov nocoxr], vgl. Metaph. 10, 4, 1061b 32) ooffia
vorkommt, ist die Wissenschaft überhaupt, wozu auch die Mathematik und Physik,
die Ethik und die Poetik gehören; die ^iQwxrj (pdoao(pia aber (Metaph. 5, 1,
1026 a 24 und 30; 10, 4, 1061b 19), die Aristoteles auch oocpia (Ethic. Nicom. 6, 7,
1141a 16 ff.; Metaph. 1, 1, 981b28; 1, 2, 982a 6) nennt, und die er vorzugsweise
als die Wissenschaft des Philosophen {>; xov (pdoaöqov sjiioxrjfxt], Metaph. 3, 3,
1005 a 21, vgl. (pdoaofpia Metaph. 10, 4, 1061b 25) bezeichnet, ist ihm diejenige
Doktrin, die wir heute Metaphysik zu nennen pflegen, nämlich die Wissen-
schaft, welche auf das Seiende als solches {x6 ov fj ov, Metaph. 5, 1, 1026a 31;
vgl. 10, 3, 1060b 31; 10, 4, 1061b 26), nicht auf irgendein einzelnes Gebiet allein
gerichtet ist, also die ersten Gründe oder die Prinzipien (insbesondere die Materie,
die Form, die wirkende Ursache und den Zweck) von allem Existierenden be-
trachtet. Metaph. 1, 2, 982b 9: 8el yuQ xavxrjv (xijv ejxiazrjjxrjv) xcjv :jqojzojv dg/cöv
xal alziöJv eivai {fscoQr]ziHi]v. Im Gegensatz zu deTJZQcozrj (pdoaocpia heißen Äletaph. 3,
1, 1003a 25 die Spezialdoktrinen ijziazyjtiai iv ^egei ?.sy6/:ievai. Den Plural (pd.oao(fiai
gebraucht Aristoteles teils in dem Sinne: philosophische Doktrinen (Metaph. 5, 1,
1026a 18, wo die i.iaßt]^axixr], rfvoix}) und deoloyixr] als die drei <fd.oao(fiai ßem-
Qtjxixai bezeichnet werden, vgl. Ethic. Xicomach. 1, 4, 1096b 31, wo von der
Ethik eine andere philosophische Doktrin, ällrj (pd.ooorfia, unterschieden Avird, die
nach dem Zusammenhange der Stelle die Metaphysik sein muß), teils in dem
Sinne : philosophische Richtungen oder Systeme , Weisen des Philosophierens
(Metaph. 1, 6, 987a 29; [Xträ 8'e xdi eiQrj/nivag cfdooocpiag fj UXdxoivog e:zsysrsxo
Jigayf^axeia).
Bei den Stoikern tritt in der Begriffsbestimmung der Philosophie bald eine
theoretische, bald eine praktische Seite mehr hervor, über deren Zusammenhang
Bonhöffer, Epictet u. d. Stoa Iff. zu vergleichen ist. Sie definieren (Aet. 1 prooem.2,
vgl. Galen hist. phil. 5 [Diels, Doxogr. 273. 602; v. Arnim, Stoic. vet. fragm. II
No. 35. 36J), die Weisheit {aorfia) als die Wissenschaft der göttlichen und mensch-
lichen Dinge, die Philosophie {(pi'/.ooocfia) aber als äoxrjoig ijxirtjSeiov reyrtjg und
setzen diese iTzat'jdsiog xi/itj der oofft'a (= xaxd'/.tjrpig ßeimv xe xal drdgojn-ivcov
jzQayudxco%-) gleich oder verstehen darunter die dgex/j, wobei sie dann wieder der
üblichen Einteilung der Philosophie entsprechend eine physische, ethische und
logische doExfj unterscheiden (vgl. auch Cic. de fin. 3, 21, 72). Einfacher ist die
Definition bei Sext. Emp. math. 9, 13 xijv cpdooocfiav (faolv E7xixt'j8evair slvai
oofpiag, xrjv de coq^iav i:zioztj/urjv üeUov xe xal dvßQCOJzivojv crgay/^dzcov; Senec. Epist.
89, 4: philosophia sapientiae amor est et affectatio (ähnlich schon Piaton, Politeia
475b: ovxovv xal xov (fÜMOoqov aoffi'ag qr'joofiev i:jidi\utjxijv ehat ;) . . . sapientiam
6 § 1. Der Begriff der Philosophie.
quidani ita finierunt, ut dicerent divinorum et humanorum scientiani. Anders
Seneka ebenda 5: alii Studium illam virtutis (s. o.) esse dixerunt, alii Studium
corrigendae mentis, a quibusdam dicta est adpetitio rectae rationis (vgl. papyr.
HercT 1020 [Stoie. vet. fragra. ed. Arnim II zu S. 15, 12, vgl. S. 41, 28; ähn-
lich wie bei Seneka steht hier die allgemeinere Auffassung der speziell theoretischen
ge^'enüber: (/H?.oao(fia, ehs ijiiTt'jd. ).6y. 6od6T}]T. eli' eniozi)u7f\ ennr^^evaiv löyov
ogdÖTtjTog; ebenso Stoic. vet. fragm. III No. 293; die Definition ist chrysippisch
nach Alex. Peius, bei Migne Patrol. Gr. 78, 1637. Zunutze gemacht hat sie sich
der Verfasser des gefälschten Musoniosbriefes S. 141, 2 f. Hense). Ebenda 8 : philo-
sophia Studium virtutis est, sed per ipsara virtutem. Im Anschluß an diese
stoisch-praktische Auffassung bezeichnet auch Cicero de.fin. 3, 2, 4 die Philosophie
als ars vitae. Auch in diesen Definitionen fehlt die Grenze, welche bei Aristo-
teles die „erste Philosophie'' von den übrigen Doktrinen scheidet, die Philosophie
umfaßt vielmehr die Gesamtheit der wissenschaftlichen Erkenntnis nebst ihrer
Beziehung zum sittlichen Leben.
Epikur erklärt die Philosophie für das rationelle Erstreben der Glückselig-
keit. Sext. Empir. adv. math. 11, 169: ^Eniy.ovQog sÄsys rijv (pü.ooocinar ir^gysiav
elvai Xöyoig xai SialoyiafioTg rov svöaUiova ßiov negiTioiovoav.
Die Einleitungen in die Philosophie, wie sie im 5. und 6. Jahrh. nach Chr. in
Alexandreia exegetischen Vorlesungen voran geschickt wurden, stellen sechs z umTeil
sehr verschiedenartige Definitionen der Philosophie nebeneinander
(Ammon. in Porph. Isag. [Comm. in Aristot. Graeca IV, 3] p. 1 ff., David Prol. [Comm.
in Arist. Gr. XVIII, 2] p. 20, 25 ff., Elias [Comm. in Arist. Gr. XVIII, 1] p. 7,
26 ff.; vgl. auch Julian or. ü p. 237, 2 ff. Hertl.); die Philosophie ist danach
1. yvwoig rcöv övTmr f/ orra earl (der jiocori] rpd. des Aristot. sich nähernd) ; 2. yvöyaig
■&SIIOV re y.al a.v&QO>:iiroiv :roayitäT(or ; 3. fisXht] darärov; 4. 6/ioioiatg {^eoi y.axa x6
övvazov ardociiTico; 5. rsyvr) zsyröjv xal sjiiaTrjfit] e;TiaTt]ficöv; 6. (pcXia aocpiag. Die
beiden ersten Definitionen sind vom Gegenstande der Philosophie (ouio rov vno-
y.etfisvov) hergeleitet, die beiden folgenden von ihrem Ziel fix rov xiXovg), die fünfte
von ihrer Überlegenheit (ey. rijg v.-tsqo/jj;), die sechste aus der Etymologie. Die
beiden ersten und die letzte werden auf Pythagoras zurückgeführt, sind aber selbst-
verständlich viel jünger (zur zweiten vgl. das oben zur Stoa Bemerkte), die dritte
und die vierte auf Piaton (Phaedo p. 64 A, Theaet. p. 176 A; die erstere Stelle hat
schon der Platoniker des 2. Jahrh. nach Chr. Albinos im Auge, wenn er Isag. 1,
p. 152 Herm. die Philosophie definiert als ?.vaig y.al Tisoiaycoyi] ipvyf]g ä;rö acofiaTog;
die TheaetetsteUe ist zur Bestimmung des rilog vom ersten Jahrhundert vor Chr.
an unzählige Male verwertet worden ; vgl. Gott. gel. Anz. 1906 S. 904), die fünfte
auf Aristoteles. Diese Definitionen haben sich ins Mittelalter hinein fortgepflanzt.
Zur Definition re/v)] Tsyrcör y.al i.-riazi^fa] i.-TioTij/iicör, die auf die Seelsorgekunst
des christlichen Priesters übertragen wurde, vgl. C. Weyman, Festg. z. 70. Ge-
burtst. V. Georg Frh. v. Hertling, Freib. i. B. 1913, S. 371 ff. Die angeführte
Zusammenstellung dieser Begriffsbestimmungen bei den Exegeten des 5. und 6.
Jahrh. zeigt nun, wie weit man von einer prinzipiellen Abgrenzung der Philosophie
von den Einzelwissenschaften auch in diesem späteren Stadium der griechischen
Philosophiegeschichte entfernt war, so sehr auch einzelne Stellen, wie z. B. David
Prol. 21, 12 ff. (yal yäg rj <pi?.ooo(pia fit'jifjg tcbv reyvütv y.al iTTiaztjiimr koriv i^
avrtig yäg rag dgyäg xal ai rsyrai xal al sjrioTTjfiai ).a;ißärovaiv) an die
moderne Begriffsbestimmung erinnern, an die auch aus der vorangehenden Zeit
Philons Bemerkung anklingt (de congr. erud. grat. 26, 146 p. 102, 15 W.) ov8e
Tovrö Tig ayvoeT an tjdoaig raTg xaxa. fisoog (den fachwissenschaftlichen Disziplinen)
§ 1. Der Begriff der Philosophie. 7
zag dgxag y.al rä a:TEOi(aTa, i^ o)v diaß?.aaTsTv £Öo$s rä &scoo7'juaTa, fpiXoaofpia
Sedcoorjxai. Vgl. auch Dav. proleg. philos. p. 40, 13 ff. Aus der Sphäre des
Neuplatonisraus sei noch der Satz des Ammonios (in Porphyr. Isag. p. 2, 12 ff.)
angeführt: laxiov ovv oxi ai fikv aXlai ijiioiijfiai xai zsyvai negi nva /^sQixä xaxa-
yivovxai, otov jy xExxoviy.t] jisgl fiova xä ^vXa, ^ doxoovof^iia jxeoi fiöva xä ovQavia,
^lövrj 8e ■)) (p ikooocp ia tieqI jzdvxa xä ovxa y.axayivexai (ganz im Einklang
mit modernen Begriffsbestimmungen, vgl. z. B. Zeller, Philos. d. Gr. I 1^ S. 6).
Da spätere Bestimmungen des Begriffs der Philosophie bis auf die neuere
Zeit hin sich immer wieder an die angeführten angelehnt haben und deshalb hier
übergangen werden dürfen, so ist zunächst die in der Leibniz-Wolffschen Schule
geltende Definition zu erwähnen. Christian Wolff stellt (Philos. rationalis,
disc. praelim. § 6) folgende Erklärung als eine von ihm selbst gefundene auf:
(cognitio philosophica est) cognitio rationis eorum, quae sunt vel fiunt, unde
Intelligatur, cur sint vel fiant, und (ebend, § 29): philosophia est scientia
possibiliura, quatenus esse possunt. Offenbar ist diese Definition der platonischen
und aristotelischen verwandt, sofern sie auf den vernunftgemäßen Grund (ratio)
und auf die Ursachen, durch welche die Objekte und Vorgänge möglich werden,
die Philosophie bezieht; sie enthält nicht die Einschränkung auf die primitiven
Ursachen, so daß Wolffs Begriff der Philosophie der weitere ist, worin aber
-wiederum (wie bei Piaton und Aristoteles, sofern diese q:ü.oaorfia im weiteren
Sinne als mit snioxyiu] gleichbedeutend gebrauchen) die Abgrenzung gegen die
positiven Wissenschaften, insbesondere gegen die mathematischen, fehlt. In dieser
letzteren Beziehung sucht Kant eine schärfere Bestimmung zu gewinnen.
Kant teilt (Krit. der reinen Vern., Methodenl., 3. Hauptst.) die Erkenntnis
überhaupt ihrer Form nach ein in die historische (cognitio ex datis) und die
rationale (cognitio ex principiis), und die letzte wiederum in die mathematische
(Vemunfterkenntnis aus der Konstruktion von Begriffen) und die philosophische
•(Vernunfterkenntnis aus Begriffen als solchen). Die Philosophie nach ihrem
Schulbegriff ist ihm das System aller philosophischen Erkenntnisse, nach
ihrem Weltbegriff aber die Wissenschaft von der Beziehung aller Erkenntnis
auf die wesentlichen Zwecke der menschlichen Vernunft (teleologia rationis
humanae).
Her hart definiert (Einl. in d. PhUos. § 4 f.) die Philosophie als Bearbeitung
•der Begriffe. Diese Bearbeitung ist teils Verdeutlichung, teils Berichtigung,
teils Ergänzung durch Wertbestimmungen ; die Hauptzweige der Philosophie sind
demnach Logik, Metaphysik und Ästhetik. Die Ästhetik im Herbartschen Sinne
umfaßt teils die Ethik, die nach Herbart auf Geschmacksurteilen über Willens-
verhältnisse beruht, teils die Ästhetik in dem engeren Sinne, wie das Wort sonst
üblich ist, die nach ihm auf Urteilen des Gefallens oder Mißfallens über andere
Verhältnisse beruht.
NTach Hegels, formell durch Fichte und materiell durch Schelling an-
gebahnter Lehre (Enzykl. § 14) ist die Philosophie die Wissenschaft des Absoluten
in der Form dialektischer Entwicklung oder die Wissenschaft der sich selbst be-
greifenden Vernunft.
Viel zu weit ist die Definition Paulsens, der die Philosophie faßt als
Inbegriff aller wissenschaftlichen Erkenntnis, bestimmter die Wundts, nach dem
sie ist „die allgemeine Wissenschaft, welche die durch die Einzelwissenschaften
vermittelten Erkenntnisse zu einem widerspruchslosen System zu vereinigen und
8 § 2. Der Begriff der Geschichte.
die von der Wissenschaft benutzten allgemeinen Methoden und Voraussetzungen»
des Erkennens auf ihre Prinzipien zurückzuführen hat".
Definitionen, welche die Philosophie auf ein bestimmtes Gebiet einschränken,
wie namentlich die in neuer Zeit öfters aufgestellte Erklärung, die Philosophie
sei die Wissenschaft des Geistes, entsprechen mindestens nicht dem universellen
Charakter der bisherigen großen Systeme der Philosophie. Ebensowenig würde
sich zur Xorm einer geschichtlichen Darstellung der Philosophie eignen die auf
Kant basierende Erklärung Windelbands, der unter Philosophie versteht: die
kritische Wissenschaft von den allgemein gültigen Werten, die sie nicht als Tat-
sachen, sondern als Normen behandelt.
Über andere Definitionen neuerer Philosophen s. d. Literatur zu
diesem Paragraphen.
Die oben aufgestellte Definition der Philosophie wird auch den zu ein-
seitigen Fassungen wenigstens gerecht und kann sogar auf solche Eichtungen,
welche die Prinzipien für nicht erkennbar erklären, insofern Anwendung finden,
als dieselben eben diese Unerkennbarkeit zu beweisen suchen, da die Untersuchung
über die Erkennbarkeit der Prinzipien gerade der Wissenschaft von den Prin-
zipien selbst angehört, und diese Wissenschaft demnach auch dann noch besteht,
wenn sie sich auf den Versuch des Nachweises der Unerkennbarkeit der Prinzipien
reduziert.
§ 2. Die Geschichte im objektiven Sinne ist der Ent-
wickhmgsiDrozeß der Natur und des Geistes. Die Geschichte im
subjektiven Sinne ist die Erforschung und Darstellung dessen,,
was der Geschichte im objektiven Sinne angehört.
Die griechischen Worte larogia und larogeTv, die mit eIöevui wurzelverwandt
sind, bezeichnen nicht die Geschichte im objektiven Sinne, sondern die subjektive
Tätigkeit des Erforschens der Tatsachen. Das deutsche Wort geht auf das Ge-
schehene, hat also ursprünglich die objektive Bedeutung. Die Entwicklung
läßt sich definieren als die sukzessive Realisierung des Wesens in einer Stufen-
folge von Erscheinungen. Ihre Form ist häufig das Auseinandertreten in Gegen-
sätze und deren Aufhebung und Vermittlung zu einer höheren Einheit, was sich
z. B. in der Entwicklungsreihe von Sokrates, den sogenannten einseitigen Sokra-
tikern, und Piaton deutlich bekundet. Doch muß man sich hüten, in Hegelscher
Manier den freien geschichtlichen Verlauf gewaltsam in dieses Schema zu pressen.
Durch das Studium der Geschichte erneuert sich in dem einzelnen gleichsani
in verjüngtem Maßstabe das Gesamtleben des Geschlechts. Der geistige Besitz,
der jedesmaligen Gegenwart ruht gleich dem materielleii auf dem Erwerbe der
Vergangenheit; einen gewissen Anteil an diesem Gemeingut erlangt ein jeder auch
ohne das historische Bewußtsein, aber der Gewinn ist um so umfassender und
gediegener, je mehr dieses sieh erweitert und vertieft. Den wahrhaften Fortschritt
zu höheren Stufen begründet nur diejenige Produktion, welche die aneignende
Reproduktion der vorangegangenen Arbeit des Geistes zur Voraussetzung hat.
§ 3. Die Methoden der Geschichtsbetrachtung (von
Hegel in die naive, reflektierende und spekulative eingeteilt) lassen
sich nach dem Vorwiegen der einfachen Zusammenstellung des
§ 3. Die Methoden. 9
Stoffes oder der Prüfung der Glaubhaftigkeit der Überlieferung
oder des Strebens nach dem Verständnis der Ursachen und der
Bedeutung des Geschehenen als die empirische, kritische und
philosophische bestimmen. Die philosophische Betrachtung
schließt in sich: die Erklärung des Zusammenhangs und die Be-
urteilung des Wertes der geschichtlichen Erscheinungen. Auf
den kausalen Zusammenhang geht die genetische Betrachtung.
Auch die sogenannte materialistische Geschichtsauffassung,
die namentlich die wirtschaftlichen Verhältnisse als Faktoren der
geschichthchen Entwicklung ins Auge faßt, ist in der Behand-
lung der Philosophiegeschichte zur Geltung gekommen.
Die Beurteilung des Wertes findet den Maßstab entweder
unmittelbar in dem Bewußtsein des urteilenden Subjekts, oder in
der eigenen Tendenz des zu beurteilenden Objekts, oder endlich
in der Gesamtentwicklung, welcher sowohl das historische Objekt,
als auch das Bewußtsein des urteilenden Subjekts, jedes auf seiner
Stufe, angehört; es läßt sich hiernach die materiale, die formale
und die geschichtsphilosophische (spekulative) Würdigung unter-
scheiden. Die vollendete Geschichtsdarstellung beruht auf der
Vereinigung aller jener methodischen Elemente.
Die Geschichtsschreiber der Philosophie im späteren Altertum, wie auch die
frühesten unter den neueren, befolgen vorwiegend die Methode der bloßen empi-
rischen Zusammenstellung des Materials. Die kritische Sichtung ist zu-
meist in der neueren Zeit durch Philologen und Philosophen geübt worden. Die
Einsicht in den Kausalzusammenhang und in den Wert der verschiedenen
Systeme wurde von Anfang an und schon vor den Versuchen ausführlicher Ge-
samtdarstellung erstrebt und für die ältesten Philosophen bereits durch Piaton
und Aristoteles begründet; ihre Erweiterung und Vertiefung aber ist eine Aufgabe^
zu deren Lösung jedes Zeitalter seinen Beitrag zu liefern versucht hat und auch,
weiterhin wird versuchen müssen. Die subjektive Würdigung nach der unmittel-
bar als Maßstab angelegten philosophischen (und theologischen) Doktrin des
Historikers ist in der neueren Zeit besonders durch Leibnizianer, wie Brucker u. a.,
Kantianer, wie namentlich Tennemann, und Herbartianer, wie Strümpell, Thilo u. a.^
die formale Kritik, welche die einzelnen Sätze eines Systems an dessen Prinzip
und dieses Prinzip selbst an seiner Durchführbarkeit prüft, durch Schleiermacher
(besonders in seiner „Kritik der bisherigen Sittenlehre") und seine Nachfolger,
namentlich durch Brandis, weniger durch Eitter, der mehr auch materiale Kritik
übt, die spekulative Betrachtung endlich durch Hegel in seiner Geschichte der
Philosophie und Philosophie der Geschichte und durch seine Schule geübt worden.
Die öfters verhandelte Frage, ob die Geschichte der Philosophie vermittelst
unseres eigenen philosophischen Bewußtseins zu verstehen, oder umgekehrt diese?^
vermittelst des historischen Studiums zu bilden, zu enveitern und zu berichtigen
sei, erledigt sich dahin, daß in naturgemäßer Wechselwirkung beides geschehen
müsse, jedes zu seiner Zeit. Die philosophische Bildungsstufe, die der einzelne
vor seiner Bekanntschaft oder doch vor seiner genaueren Vertrautheit mit der Ge-
schichte der Philosophie schon erreicht hat, soll das Verständnis dieser Geschichte
10 § 4. Die Quellen und Hilfsmittel der Geschichte der Philosophie.
ermöglichen, jedoch ebensowohl auch durch das historische Studium erhöht iind
geläutert werden ; danach aber muß wiederum das bereits mittels der Geschichte
und Systematik durchgebildete philosophische Bewußtsein für ein tieferes und
■wahreres Verständnis der Geschichte sich fruchtbar erweisen.
s? 4. Quellen unserer Kenntnis der Geschichte der
Philosoi3hie bilden L die eigenen Ausführungen der Philosophen,
wie sie uns a) in deren vollständig oder doch zum großen Teil
erhaltenen Werken oder b) in gelegentlichen Anführungen Späterer
(Fragmenten) vorliegen, IL die Berichte anderer über die Lehren
der Philosophen. L^^nter den Berichten über philosophische Lehren,
die uns nicht in der eigenen Darstellung ihrer Urheber zugäng-
lich sind, hat man diejenigen für die gesichertsten zu halten,
welche unmittelbar auf die Schriften der Philosophen sich gründen,
wie auch die Berichte unmittelbarer Schüler über mündliche
Aussagen. Ist die Tendenz des Schriftstellers, dessen Angaben
uns als Quelle dienen (oder des sogenannten „Zeugen"), nicht die
historische der Berichterstattung, sondern die philosophisch-kri-
tische der Prüfung der Wahrheit der von ihm erwähnten Lehren,
so ist bei der Benutzung eines solchen Zeugnisses besondere Vor-
sieht vonnöten. da die Kritik vom Standpunkte des Beurteilers
leicht dazu führt, die Lehren des zu beurteilenden Systems in
falscher Perspektive zu schauen und deren Sinn und Zusammen-
hang anders zu deuten, als es der Meinung ihres Urhebers ent-
■sp rieht. Nächst den Quellen, woraus der „Zeuge" schöpfte, und
■der Tendenz seiner Sclirift ist seine eigene philosophische Durch-
bildung und Befähigung zum Verständnis der betreffenden Lehren
das wesentlichste Kriterium seiner Glaubwürdigkeit.
Der Wert der Hilfsmittel zur Erlangung der Kenntnis und
«des Verständnisses der Geschichte der Philosophie bestimmt sich
teils nach dem Maße der Genauigkeit in der Mitteilung und der
Schärfe in der Prüfung des Materials, teils nach dem Maße der
Einsicht, mit welcher in denselben aus der Gesamtheit der philo-
.sophisehen Gedanken das Wesentlichste ausgehoben und sowolil
der Zusammenhang des einzelnen Systems in sich als auch die
Entwicklungsfolge der verschiedenen philosophischen Standpunkte
dargelegt wird.
Die Philosophie des Altertums.
§ 5. Als allgemeiner Charakter des vorchristlichen
und insbesondere des hellenischen Altertums läßt sich die
vergleichsweise noch unmittelbare Einheit des Geistes in sich und
mit der Natur bezeichnen. Die Philosophie des Altertums, wie
einer Jeden Periode, teilt ihren zeitlichen xlnfängen und ihrer
bleibenden Grundlage nach mit Notwendigkeit den Charakter
ihrer Zeit, strebt jedoch nach ihrer wesentlichen Tendenz frei
über denselben hinaus und bahnt so auch den Fortgang der all-
gemeinen Bildung zu neuen und höheren Stufen an.
Um die Lösung der schwierigen, jedoch unabweisbaren Aufgabe einer all-
gemeinen geschichtsphilosophischen Charakteristik der großen Periode des geistigen
Lebens der Menschheit hat sich besonders die Hegeische Philosophie bemüht.
Sie hat einer geistigen Durchdringung großer Zusammenhänge in mannigfacher
Weise vorgearbeitet, andererseits aber durch die gewaltsame Einzwängung des ge-
schichtlichen Verlaufes in einen aus rein logischen Kategorien abgeleiteten Schema-
tismus viel Unheil gestiftet. Die Begriffe, welche sie zu ihren geschichtsphilosophi-
schen Zwecken anwendet, sind solche, von denen sie annimmt, daß sie sich auf das
Wesen der geistigen Entwicklung überhaupt gründen und bei einem historischen
Überblick über die einzelnen Erscheinungen in den verschiedenen Perioden auch
empirisch als sachgemäß und zutreffend erweisen. Nicht zu billigen ist aber u. a.
jedenfalls die Ansicht, daß die Philosophie jedesmal nur dem allgemeinen Be-
wußtsein der Zeit seinen reinsten Ausdruck gebe; sie erhebt sich vielmehr auch
über den Inhalt des Bewußtseins ihrer Zeit durch die Macht des freien Ge-
dankens, erzeugt und entwickelt neue Keime und antizipiert theoretisch den
wesentlichen Charakter von Bildungen, die in einer späteren Zeit zum Dasein
gelangen (wie z. B. der platonische Staat wesentliche Grundzüge der Form der
christlichen Kirche, das Xaturrecht in seiner Entwicklung seit Grotius den Kon-
stitutionalismus des Staates der Neuzeit).
§ 6. Die Philosophie des Abendlandes, mit der es der Grund-
riß vornehmlich zu tun hat, konnte als Wissenschaft nicht bei
den durch körperliche Kraft und Mut hervorragenden, aber mehr
oder minder kulturlosen nordischen Völkern, sondern nur bei den
J2 § ß- I^i^ Orientalen.
geistige Kraft und Empfänglichkeit harmonisch in sich ver-
einigenden Hellenen ihren Ursprung nehmen. Die Römer^
praktischen und insbesondere politischen Aufgaben zugewandt,
haben an der Philosophie fast nur durch Aneignung hellenischer
Gedanken und kaum irgendwie durch eigene Produktivität sich
beteihgt.
Die Orientalen waren zwar befähigt genug, eine höhere
Kultur hervorzubringen, bewahrten aber die erworbene mehr
passiv auf, als daß sie imstande gewesen wären, sie in geistiger
Tätigkeit fort- und auszubilden. Ihrer Philosophie felilt vielfach
die Tendenz zu strenger Beweisführung und so der wissenschaft-
hche Charakter; auch ist sie häufig mit den religiösen Vorstel-
lungen so eng verwachsen, daß eine gesonderte Darstellung von
ihr kaum möglich ist. Als eigentliche Parallele zu der abend-
ländischen Philosophie kann allein die indische bezeichnet
werden, in der vielfach tiefe hervorragende Spekulation, logische
und dialektische Schärfe sich finden. Da aber ein Einfluß der
einen auf die andere kaum nachzuweisen ist, die indischen Philo-
sopheme also nicht in direkte Verbindung mit den griechischen
zu bringen sind, ist hier von einer ausführlicheren Darstellung
derselben abzusehen; es muß genügen, wie über die morgen-
ländische Philosophie überhaupt, so auch über die indische allge-
meinere Angaben zu machen, trotzdem, daß man über sie in den
letzten Jahrzehnten allmählich mehr Klarheit gewonnen hat. Auf
die einzelnen Theorien kann hier nicht näher eingegangen werden.
Die Lehre des Konfuzius (Kliung-tse, 551—479 v. Chr.), wie auch seiner
Nachfolger (Meng-tse, geb. 371 v. Chr., u. a.) macht im Großen die chinesische
Staatsreligion aus. Sie richtet sich zwar vomehmlich auf das Praktische, ist aber
nicht von besonders utilitaristischer Tendenz ; sie weiß das wahrhaft Nützliche
mit dem Sittlichen in schönen Einklang zu bringen. Jeder Mensch ist in sitt-
licher Vollkommenheit geboren, und diese wieder zu erlangen, ist die sittliche
Aufgabe. Die einige Tugend ist Wissen und kann durch Denken erreicht werden.
Die umfassendste Menschenliebe ist die nächste Forderung. Die theoretische
Spekulation (die auf der verallgemeinerten Anschauung von dem Gegensatze des
Männüchen und Weiblichen, des Himmels und der Erde usw. beruht) ist bei
Konfuzius nicht wissenschaftlich durchgebildet, doch fehlt es ihm nicht an
logischer Schärfe. Nach seinen Schülern reicht das Wissen über die Erscheinungen
nicht hinaus. Gleichzeitig mit Konfuzius lebte der Theosoph und pantheistische
Mystiker Lao-tse, dessen Schüler annahmen, daß der phänomenalen Welt ein
unerkennbares Urwesen, Tao, zugrunde liege. — Einen großen Aufschwung nahm
die chinesische Philosophie wieder unter der Sung-Dynastie (960—1280 n. Chr.),
und hier ist zunächst zu nennen Tscheu-tsi, Verfasser der Tafel vom Urprinzip,
die Doch jetzt dem gebildeten Chinesen unentbehrlich ist. Er versuchte, eine
letzte höchste Einheit aufzufinden und zu erkennen . wie die Zweiheit daraus
§ 6. Die Orientalen. 13
■werden mußte. Sein Kommentator ist der berühmte Tschu-hi (1 129 — 1200 n. Chr.),
Verfasser des Sing-li, der das Verdienst einer mehr systematischen, fast dialeii-
tischen Darstellung der früheren Lehren hat.
Die reiche Phantasie der Inder hat auf dem Grunde einer pantheistischen
Weltansicht eine Fülle von Göttergestalten erzeugt, ohne denselben harmonische
Form und individuellen Charakter zu verleihen. Schon im Rigveda, dem ältesten
Teile der Veden, finden wir Anfänge philosophischen Denkens. Die Götter, von
•denen die Vedas handeln, gruppieren sich um drei oberste Naturgottheiten : Indra,
Waruna und Agni. Später ward die höchste Verehrung den drei Götterwesen zu-
teil, welche den indischen Trimurti bilden: Brahma als Urgrund der Welt, die ein
durch die täuschende Maja bedingtes Spiegelbild in seinem Geiste ist, Wischnu
als Erhalter und Regierer, Siva als Zerstörer und Erzeuger. Von den sechs
großen bra;hmanischen Systemen sind Vedanta und Sankhya jetzt recht wohl
bekannt (s. d. Literatur). Das älteste Lehrgebäude der Brahmanen ist die
Mimansa, welche in einen theoretischen Teil, die Brahmamimansa oder Vedanta,
und einen noch mit dem Ritual eng zusammenhängenden Teil, die Karmamimansa,
zerfällt. Die Grundauffassung des Vedantasystems ist, daß alles physische
empirische Wissen ein Nichtwissen ist, welchem die Metaphysik des Vedanta als
•das Wissen von dem wahrhaft Seienden, das freilich nur negativ bestimmt werden
kann, entgegentritt. Kapila setzte der (universalistischen) Mimansa (Untersxichung)
die (individualistische, nicht eine Weltseele, sondern nur Einzelseelen anerkennende)
8ankhya (Überlegung, Kritik?) entgegen. (In welchem Sinne dieses System
8ankhya heißt, ist immer noch nicht sicher ausgemacht.) Nahe verwandt mit dem
Sankhyasystem ist die Yogalehre, die eine abstrakte Meditation (Yoga) als
Mittel zur Erlösung noch über die philosophische Erkenntnis setzt. Am meisten
formal wissenschaftlich verfährt die Nyayalehrc, welche den Syllogismus kennt
und überhaupt schon eine ausführliche und spitzfindige Logik enthält; bereits in
der Sankhya findet sich eine Lehre von den Arten und Objekten der Erkenntnis.
Eine naturphilosophische Ergänzung zum Nyayasystem ist die Vaiseshikalehre, so
genannt nach dem Prinzip der Differenz (visesha), das auch in der Atomlehre
dieses Systems zutage kommt. Das Alter dieser Lehren ist ungewiß, doch kann
man sie bis in die ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung, ja darüber hinaus,
zurückverfolgen. — Die L^ichtung Bhagavadgita (aus Mahabharata) setzt sich
zusammen aus Vedanta- und Sankhya-Lehre und Theismus und erregt als späteres
Produkt jetzt weitaus nicht mehr dasselbe Interesse wie früher.
Der Brahma-Religion trat (um 480 v. Chr.) der Buddhismus als Versuch
einer moralischen Reformation entgegen, den Kasten feindlich, aber eine neue
Hierarchie begründend. Als letztes Ziel gilt ihm die Erhebung über die bunte
Welt des wechselnden Scheins mit ihrem Schmerz und ihrer eitlen Lust, aber nicht
sowohl durch positive sittliche und intellektuelle Geistesbildung, als vielmehr
durch den die Qual der Seelen Wanderung aufhebenden Eingang in das Nirwana
zur bewußtlosen Einheit des Individiuums mit dem All. Neben dem Buddhismus
steht der Dschainismus (Jainismus), der ungefähr gleichzeitig mit dem Buddhis-
mus entstanden ist und wie dieser ein asketisches, heiliges Leben empfiehlt.
Die pars is che Religion, von Zarathustra (Zoroaster) begründet oder
reformiert, steht in Opposition zu der altindischen, deren Götter ihr als böse
Dämonen erscheinen. Dem Reiche des Lichtes oder des Guten steht dualistisch
das Reich der Finsternis oder des Bösen entgegen, physisch und ethisch :
Ahuramazda, später Ormuzd, der gute, weise Geist, ist Schöpfer und Regierer der
Welt, ihm gegenüber steht der böse Geist, Anromainyu, später Ahriman, der
14 § ^^- ßie Orientalen.
Urheber alles Schlechten in der "Welt. Nach langem Kampf wird endlich da&
Gute siegen.
Die Religion der Ägypter -war ursprünglich keine einheitliche, vielmehr
wurden in den verschiedenen Gauen und Ortschaften verschiedene Lokalgottheiten
verehrt: so in Memphis der Gott Ptah, den man hier als ., Vater der Götter' und
„Schöpfer des Himmels und der Erde" verehrte, in Bubastis die Göttin ßastet, in
Theben der Erntegott Amnion, in Elephantine der Kataraktengott Chnum, in
Abydos der Gott Osiris, im Faijum der Krokodilgott Sobek u. a. m. Meist wurden
diese Lokalgötter als Tiere, aber auch in Steinen, Bäumen, Pfählen gedacht.
Neben ihnen genossen die großen kosmischen Mächte, der Erdgott Geb, die
Hiramelsgöttin Newt, der Xilgott Haj), vor allem der Sonnengott Re allgemeine
V^erehrung. Die von der Priesterschaft von Heliopolis lOn) ausgebildete Lehre
von dem Sonuengotte und seiner Allmacht (die Könige selbst nannten sich „Söhne
des Sonnengottes") drang überall durch und hatte zur Folge, daß die Lokal-
gottheiten dem Sonnengotte gleich gesetzt und so selbst zu Lichtgöttern wurden.
Doch ließ man trotz dieser Identifikation der verschiedenen Götter die verschie-
denen Namen nicht fallen und kam nicht dazu, den einen Gott überall unter
einem Namen zu verehren. Ein Versuch dieser Art, den König Amenophis IV.
(um 1400 v. Chr.) unternahm, indem er den Kultus der Sonnenscheibe als alleinige
Religion durchführte, ist bald am Widerstände der Priesterschaft gescheitert.
Auch über das Fortleben des Menschen nach dem Tode gingen die Ansichten
vielfach auseinander. Man glaubte, daß der Mensch aus verschiedenen Teilen
zusammengesetzt sei, dem Körper, der Seele, und daß von der Erhaltung dieser
Teile die Fortexistenz im Jenseits abhängig sei. Der Körper Avurde deshalb
sorgfältig einbalsamiert, damit die Seele beliebig zu ihm zurückkehren könne. Im
wesentlichen führte der Mensch nach dem Tode dasselbe Dasein wie zu seinen
Lebzeiten, nur nicht auf der Erde, sondern im „Westlande", das man sich später
von dem Totengotte Osiris beherrscht dachte. Speise und Trank galten auch für
die Toten als die notwendigsten Existenzmittel; sie wurden von den Hinter-
bliebenen am Grabe dargebracht, wo sie die Statue des Toten in Empfang nahm.
Auch die Lehre von einem Gericht über die Abgeschiedenen scheint allgemein
verbreitet gewesen zu sein. Von einer Seelenwanderung, wie sie Herodot (2, 123)
schildert, wissen die ägyptischen Texte nichts. Zu einem systematisch geordneten
religiösen System haben es die Ägypter aus eigener Kraft nicht gebracht. Auch
von einer einheimischen Philosophie der Ägypter ist uns nichts bekannt; sie
haben nur eme Art von Spruchpoesie gepflegt, in der ähnlich wie bei den bib-
lischen Spruchbüchern praktische Regeln der Lebensklugheit imd des guten Tons-
gegeben werden. Aber als in der hellenistischen Zeit die Ägypter mit der griechi-
schen Bildung in engere Berührung kamen, traten auch ihre religiösen Vor-
stellungen mit der griechischen Philosophie in regste Wechselbeziehung. Die
ägyptische Religion wurde mittelst der griechischen Spekulation philosophisch be-
gründet, vertieft und systematisiert, und auf griechischer Seite bereicherte sich der
religiös-philosophische Synkretismus mit den neu gedeuteten Gestalten und Sagen
der ägyptischen Mythologie. (Man vergleiche über diese Verhältnisse besonders.
R. Reitzenstein in den im Literaturverzeichnis angeführten Schriften.) In ältester
Zeit mögen auch astronomische Beobachtungen der Ägypter den Griechen zugute
gekommen sein. Mehr haben diese freiüch von den Babyloniern erhalten, deren
Einfluß aber auch nicht überschätzt werden darf (vgl. Boll, Die Erforschung der
antiken Astrologie, Neue Jahrb. 21 [1908J S. 115 f., Die Entw. d. astron. Welt-
bildes im Zusammenh. mit Rehgion u. Philosophie, Kultur d. Gegenwart 1113,
§ 6. Die Orientalen. 15-
S. 27 f.). Einzelne geometrische Sätze scheinen die Ägypter nur empirisch bei der
Messung der Felder gefunden, nicht aber wissenschaftlich bewiesen zu haben. Die
Aiiffindung der Beweise und die Aufstellung eines Systems der Geometrie war
ein Werk der Griechen.
Der jüdische Monotheismus, der nicht philosophisch begründet oder aus-
gebildet war, wird von der Zeit des Neupythagoreismus an, nachdem Juden durch
Mitaufnahme griechischer Bildungselemente eine Richtung auf wissenschaftliches-
Denken gewonnen haben, ein in den Entwicklungsgang der griechischen Philo-
sophie bedeutsam miteingreifendes Moment.
Die Philosophie der Griechen.
v^ 7. Die Quellen unserer Kenntnis der Philosophie der
Griechen hegen teils (A) in den auf uns gekommenen Original-
schriften der Philosophen und deren Fragmenten, teils (B) in Be-
richten, biographischen Darstellungen sowie dogmengeschicht-
hchen (doxographischen) Übersichten und gelegentlichen Erwäh-
nungen.
Als Hilfsmittel dienen die neueren Bearbeitungen der Ge-
schichte der griechischen Philosophie (an welche sich die römische
ohne wesentliche Eigentümlichkeiten anschließt) und einzelner Aus-
schnitte derselben. Diese Bearbeitungen haben sich fortschreitend
von lediglich referierender Zusammenstellung des bio- und doxo-
graphischen Materials zur schärferen historischen Kritik und zum
reineren und tieferen philosophischen Verständnis erhoben.
Ausgaben.
A. Direkte Quellen (Werke der Philosophen selbstj.
1. Vollständig oder größtenteils erhaltene Werke. S. unter den
einzelnen Philosophen.
2. Fragmente.
Bruchstücke philosophischer Werke finden sich fast in der gesamten griechi-
schen und römischen Literatur verstreut. Einige besonders wichtige Fundstätten
s. unten unter e).
F r a g m e n t s a m m 1 u n g e u :
Fragmenta philosophorum Graecorum, ed. F. W. A. Mullach, Vol. I., Paris
Ib&J (poeseos philosophicae caeterorumque ante Socratem philosophorum quae
supersunt). Vol. II, ib. 1S67 (Pythagoreos, Sophistas, Cynicos et Chalcidii in
priorem Timaei Platonici partem commentarios continens), Vol. III, ib. 1S81
(Platonicos et Peripateticos contLnensj. Durchaus ungenügende, auch die be-
scheidensten Ansprüche nicht befriedigende Fragmentsammlungen mit ebenso un-
genügenden, unkritischen Einleitungen über die Philosophen.
Poetarum philosophorum fragmenta. Ed. Herrn. Diels, Berl. 1901,
-als voluminis III. fasciculus prior der Poetarum Graecorum fragmenta auctore
Udalr. de Wüamowitz-Moellendorff coUecta et edita. Enthalten sind in den Poe-
tarum philos. fragmenta Thaies, Cleostratus, Xenophanes, Parmenides, Empedocles,
Scythinus, Menecrates, Sminthes, Timon, Grates, Demetrius, Die Fragmente sind
sehr sorgfältig mit kritischem und exegetischem Apparat und Wortindex heraus-
gegeben; vorangeschickt sind ihnen die Testimonia vitae, scripturae (carminum),
doctrinae (in Auswahl >. In der Rekonstruktion der Texte herrscht behutsamste
jede Willkür ausschließende Methode. Tiefgründende Sachkenntnis ermöglicht
§ 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis der Philosophie der Griechen. 17
aber gleichwohl Sinn und Zusammenhang oft in überraschender Weise zutage
treten zu lassen. Das Werk ist für jede Sammlung von Philosophenfragmenten
vorbildlich.
Philosophenfragmeute finden sich ferner auch in den Sammlungen: Frag-
menta historicorum Graecorum coli, dispos. notis et prolegomenis illustravit Carol.
Müllerus, 4 voll. Parisiis 1841 — 1851; vol. V 1870. Corpus medicorum Graec. ausp.
academiarum associatarum ed. acaderaiae Berol. Havn. Li})s. Bis jetzt zwei Bde.
•erschienen. Übersicht über den Plan der Sammlung am Schlüsse von Y 9, 1.
Scriptores physiognomonici Graeci et Latini rec. Eich. Foerster, 2 Bde., Leipzig
1893 (dazu R. Asmus, Vergessene Physiognomonika, Philol. 65 [1906], 410 — 424».
Vieles die Philosophie Angehende auch im Catalogus codicum astrol. Graec. ed.
Bassi, Boll, Cumont, Kroll, Martini, Olivieri.
Die Sammlungen der Fragmente einzeln er Philosophen, Schulen
amd zeitlich abgegrenzter Gruppen (Epikur, Stoiker, Vorsokratiker
usw.) s. unten an ihrem Orte.
B. Berichte. (Das Nähere über die Einteilung s. unten S. 20 ff.)
a) Biographische.
Erhaltene Viten des Piaton und Aristoteles und Suidasartikel über weitere
Philosophen bei A. Westermann, Vitar. Script. Graec. min., Brunsv. 1845 lib. VII.
Fragmente bei Müller, Fragm. hist. Graec. Im übrigen s. d. Ausgaben der er-
haltenen Einzelviten unter den Philosophen, denen sie gelten, oder ihren Ver-
fassern, soweit diese als Philosophen in diesen Band mit aufgenommen sind.
Suidas ist zu benutzen in der Ausgabe: Suidae Lexicon rec. Godofr. Bernhardv.
2 voll., Halis et Brunsvigae 1834—1853.
Apollodors Chronik. Eine Sammlung der Fragmente von Felix Jacoby
(Philol. Untersuch, herausg. von A. Kießling und U. v. Wilamowitz-Moellendorff
16. Heft) Berlin 1902. S. auch Diels unter Literatur. Neues Fragment bei Jules
Nicole, Le proc^s de Pheidias dans les Chroniques d'Apollodore. D'ajires un
pa23yrus inedit de la coUection de Genfeve, Geneve 1910. J. van Leeuwen, Apollo
dori chronicorum fragmenta nova, Mnemos. 38, 278.
Antigonos von Karystos. Fragmente bei E. Köpke, De Antigono Carystio,
Berün 1862, S. 34 ff. S. auch Wilamowitz unter Literatur.
b) Arbeiten nach dem Prinzip der Öiadoyj].
Fragmente bei Müller, Fragm. hist. Graec.
Über die erhaltenen Stücke aus Philoderas Zvvia^ig zojr cfüooocpcor s. unter
Philodem.
Diogenis Laertii jieqI jUcov doy/idrcoi' xai ä::ioq üey/^äzcov (oder .t. ßi'cor y.ai
yvo/iicöv) x<x)v er (pilooofjHu svdonifu^advKOv ßißUa öey.a. Ed. Hübner, 2 voll., Lips.
1828—1831; dazu Comm.' vol. I. und IL, Lips. 1830-1833 (u. a. die Noten des
Is. Casaubonus und des Aegid. Menagius enthaltend). Der Kommentar des Mena-
gius zum Diog. Laert. ist zuerst 1652 erschienen. Diog. L. de vitis etc. ex
Italicis codicibus nunc primum excussis recensuit C. Gabr. Cobet. Accedunt
Olympiodori, Ammonii, lamblichi, PorjDhyrii et aliorum vitae Platouis, Aristotelis,
Pythagorae;, Plotini et Isidori Ant. Westermanno et Marini vita Prodi J. F.
Boissonadio edentibus. Graece et latine cum indicibus, Parisiis 1850. Der Text
•dieser Ausgaben ist ungenügend. Kritische Bearbeitung einzelner Partien :
C. Wachsmuth, Sillographorum Graecorum reliquiae, Lipsiae 1885. Das 10.
Buch bei Usener, Epicurea S. 2 ff. Zahlreiche andere zumeist Vorsokratiker
betreffende Abschnitte bei Diels, Poetarum philosophorum fragmenta. und
Vorsokratiker, sowie in der Ausgabe des Herakleilos. Das Stück 3 , SO
dii'/osi — 109 'AgioToie/.ijv bei H. Mutschmann, Divisiones quae vulgo dicuntur
Aristoteleae, Lipsiae 1906. I)as ganze dritte Buch in der Ausgabe: Diogenis
Laertii vita Piatonis, recensebant Herm. Breitenbach, Frid. Buddenhagen, Alb.
Debrunner, Frid. von der Muehll, Basel 1907. Die die alten Stoiker betreffenden
Partien bei v. Arnim, Stoic. vet. fragm. (vgl. dort I p. IV). Über eine anonym
■erschienene Ausgabe Bywaters 'ÄQioxoTeXovg ßiog iy. tojv Aaeortov, Oxonii 1879 s.
■<^Tercke, Hermes 37 (1902) S. 402. Drei Epigramme aus Diog. Laert. 3, 32 bei Stadt-
müller, Anthol. Pal. 5, 77—79 (nach Diels' Kollationen, vgl. Praefat. zu vol. I
Ueberweg, Grundriß I. 2
18 § 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis der Philosophie der Griechen^
p. XIV). Eine neue Ausgabe des ganzen Laertios plant Edg. Martini. Vgl. auch
Sp. Laiupros, 'AvFxSora d.-iardiofiara Atoysvovg zov Aargrlov, Neog 'Elhp'Ofrvi^fuov
III 257-376; IV 121 und ÄManges Nicole p. 639—651.
c) Doxographische Berichte.
üoxographi Graeci. Collegit, recensuit, prolegomenis indicibusque in-
strusit Herrn. Diels, ßerolini 1879. Piacitorum scriptores insunt: Aetii de Pia-
citis reliquiae (Plutarchi epitome, Stobaei excerpta), Arii Didymi epitomes frag-
menta physica, Theophrasti physic. opinionum, de sensibus fr., Ciceronis ex 1. I,
de natura deorum, Philodemi ex 1. 1. de pietate, Hippolyti philosophumena, Plu-
tarchi stromateon fr., Epiphanii varia excerpta, Galeni historia philosopha, Hermiae
irrisio gentilium philosophorum. Kritische Bearbeitung aller dieser Texte. Grund-
legendes Werk für die gesamte antike Tradition über *die physikalischen Lehren
der griechischen Philosophen. Die Prolegomena (8. 1—263) geben auf Grund
eindringendster Untersuchungen einen genauen Einblick in die Filiation innerhalb
der ganzen doxographischen Literatur. Die scharfsinnige Aufdeckung der viel-
verschhuigenen Wege, auf denen das doxographische Material zu unseren sekun-
dären Quellen gelangt ist, führt zu den wichtigsten Ergebnissen auch für die
Quellenkritik des Cicero, Diog. Laert., Klemens v. Alexandreia u. a. Sehr ein-
gehende Indices erleichtern die Orientierung. Ergänzungen: P. Wendland,
Eine doxographische Quelle Philos, Sitzungsber. d. Berl. Akad. 1897 S. 1074—1079'
(weist Reste der Vetusta plaeita bei Philon nach und stellt Einfluß des Poseidonios
auf die Vetusta plaeita fest). R. v. Scala, Doxographische und stoische Reste bei
Ammianus ]\Iarcellinus, Festg. zu Ehren M. Büdingers, Innsbruck 1898. A. Baum-
stark, Zi]irj^iaTu ßaQßuQiy.ä, Philol.-histor. Beitr. C. Wachsmuth z. 60. Geb. überr,,
Leipz. 1897, S. 145—154 (al Shahrastäni in seinen Schriften über Religionen und
Philosophenschulen von den pseudo-plut. Plaeita abhängig). Giorgio Pasquali,-
Doxographica aus Basiliusscholien, Nachr. d. Ges. d. Wiss. z. Gott., phil.-histor.
Kl. 1910, S. 194-228.
d) Behandlung der Sekten in übersichtlicher Weise; Dar-
stellung des einen oder andern Systems in seiner Gliederung.
Ps.-Galen, Hist. philos.: Diels Doxogr. p. 595—648. Areios Didymos: Diels
Doxogr. p. 445—472.
Über Ciceros philosoph. Schriften s. unten. Hier zu erwähnen ist: Ciceronis-
historia philosophiae antiquae ex omnibus illius scriptis collegit Fr. Gedike, Berhn
1782, 1801, 1814.
e) Gelegentliche Behandlung philosophischerLehren (in anderer
Absicht als derjenigen der Berichterstattung).
Von Plutarchs erhaltenen Schriften sind besonders diejenigen, in welchen
er sich mit den Lehren der Stoiker und Epikureer auseinandersetzt, wichtige
Fundgruben für die Lehren dieser Philosophen : TJfp* ^tcoixwv harz loji^mr cor, "Ort
nagado^öreoa ot ^kolhoI tcov jioirjzcov liyovoir [nur im Auszug erhalten], iTs^t
Tföj' Hoii'Mi- fvvouov -Tpös zoh? Szcoinovg, "Ozi ovhi Lfjr f'oztv tjSsco; xaz' 'Ettixovqox',
flgog Ko/.wziji', El xa/.cog Etgi/zai z6 ^läds ßicooag). Aber auch sonst bieten die
„Moralia" und einige der Vitae (wie die des Dion zur Lebensgeschichte Piatons)
reiches Material. Eine Anzahl philosophiegeschichtlich wichtiger Schriften de&
Plutarch ist verloren. Ausgaben s. unter Plutarch.
Galen greift in seinen philosophischen und medizinischen Schriften in unser
Gebiet vielfach ein. Erwähnt sei hier die Schrift IJfoI zwv 'Injioy.QäzovQ xal
n/MZ(ovog doy^mzMv. Ausgaben der Schriften d. Galen s. unter Galen.
Über Sextus Empirikus s. unten.
Unter den Neuplatonikern sind als besonders ertragreich für die Philo-
sophiegeschichte Porphyrios (außer den oben schon genannten Resten der 4>d6oo(fog
lozoQt'a die Schriften IJegi djropjg efixjwxiov , Utgl zov ev 'OSvaoeia vvfi(föJr ävzgovy
die Quaestiones Homericae u. a.) und Proklos (Kommentar zum platonischen
Timaios) zu nennen (Ausgaben unter Porphyrios u. Proklos). Sehr ergiebig sind
einige Aristoteleskommentatoren, unter denen Simplikios, namenthch in seinem
Kommentar zur Physik, durch seinen Reichtum an Vorsokratikerfragmenten her-
vorragt (Ausgaben der Kommentatoren s. unter Aristoteles).
§ 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis der Philosophie der Griechen. 19
Die Ausgaben der hier in Betracht kommenden Schriften der Kirchenväter
8. 11. a. bei Bardenhewer, Gesch. d. altkirchl. Lit. I— III, Freiburg i. B. 1902 —
1912, Jordan, Gesch. d. altchristl. Lit., Leipzig 1911.
A. Gellii Xoctium Atticarum libri XX ex recensione Martini Hertz, Berol.
1883, 1886. Editio minor, Lipsiae 1853, 1886. Rec. C. Hosius, Lipsiae 1903.
Athenaei Deipnosophistae. Ed. Casaubonus 1598 — 1600; ed. Schweighäuser,
Argentorati 1801—1807; ed. G. Dindorf, Lips. 1827; ed. Aug. Meineke, Lips. 1858
bis 1867; rec. G. Kaibel, 3 voll., Lips. 1887—1890.
Photios. Bibliotheca ed. Iram. Bekker, Berol. 1824. Migne, Patrol. Graec.
101-104, Paris 1860.
Ig. Stobaei Florilegium, ed. Thom. Gaisford, Oxon. 1822; Lips. 1823—1824;
ed. Aug. Meineke, Lips. 1855 — 1857. Eclogae physieae et ethicae, ed. Arnold
Herm. Lud. Heeren, Gott. 1791 — 1801; ed. Thom. Gaisford, Oxonii 1850; ed. Aug.
Meineke, vol. I. Lips. 1860, vol. IL ib. 1864. Stobaei Anthologium rec. C. Wachs-
niuth et Ü. Hense. Vol. I. et. IL: Libri duo priores (Eclogae physieae et ethicae),
rec. C. Wachsmuth, Berl. 1884. Libri duo poster. rec. O. Hense, Vol. I 1894.
Vol. II 1909, Vol. III 1912. Auch die Gnomica, die Anton Elter (Leipzig 1892)
herausgegeben hat, sind hier zu nennen.
A. Über die erhaltenen Schriften und Fragmente einzelner Philosophen
und Schulen s. an ihrem Orte.
B. Was die Angaben Dritter betrifft, so sind die Erwähnungen älterer
Philosopheme bei Piaton und Aristoteles nicht bloße Berichterstattungen in
historischer Absicht, sie finden vielmehr zumeist in kritischem Sinne statt und
dienen so der Ermittlung der philosophischen Wahrheit. Piaton entwirft mit
historischer Treue in den wesentlichen Grundzügen, aber zugleich mit poetischer
Freiheit in der Ausführung und L'mmodelung nach seinen Zwecken anschauliche
Bilder von den philosophischen Richtungen und auch von der Persönlichkeit ihrer
Vertreter. Die Benutzung der platonischen Schriften als Quelle für Sokrates'
Philosophie begegnet jedoch großen Schwierigkeiten, da der Verfasser großenteils
seine eigene Lehre Sokrates in den Mund legt (s. unten § 33). Wie weit die Sophisten
im einzelnen von Piaton naturgetreu geschildert und nicht zu Typen ausgestaltet
worden sind, ist strittig. Außer über Sokrates und die Sophisten finden sich bei
Piaton zahlreiche Angaben über vorsokratische Philosophen (s. das Stellenregister
bei Diels, Vorsokr. II l'^ S. 778 ff.). In Aristoteles' erhaltenen Schriften fehlt
die künstlerisch freie dramatische Charakterisierung der Philosophenpersönlich-
keiten. Er berichtet vorzugsweise als Kritiker, aber eben deshalb sind auch seine
Angaben nicht überall unbedingt zuverlässig, besonders da er an fremde Lehren
den Maßstab seiner eigenen Grundbegriffe legt. Neben Piaton ist für die Sokra-
tik Xenophon (besonders in den Memorabilien) die bedeutendste Quelle. Auch
er schrieb nicht um der bloßen Berichterstattung willen, sondern verfolgte eine
apologetische Tendenz (s. den Anfang der Memorabilien). Von Piatons Schülern
handelten einige über ihren Lehrer (s. unter Piaton); ferner haben manche unter
ihnen zu den Lehren früherer Philosophen in historischen oder polemischen
Schriften Stellung genommen; so schrieb Speusippos einen Dialog 'Agion.-T.Tog,
Xenokrates Jlegl zwv IlagfieviÖov und Uvidayögsia, Herakleides der Pon-
tiker Ugo? xa Z^vcovog, 'HQaxÄeizov l^rjyrjoeig, Hqo? zov Atj/iÖHQizov i^rjy^asig, JIsqI
zMv Tlvßayoofliov. Planmäßig aber wurde die Geschichte wie der Einzelwissen-
schaften so auch der Philosophie erst von Aristoteles in Angriff genommen.
Durch das Streben nach urkundlicher Begründung sowie nach umfassender
Sammlung und kritischer Sichtung des Materials gab er der Philosophiegeschichte
eine feste Basis. Die von ihm ausgehenden Anregungen haben die folgende Zeit
2*
20 § 7, Die Quellen ii. Hilfsmittel unserer Kenntnis der Philosopliie der Griechen.
beherrscht, so wenig auch eine weitverbreitete Richtung innerhalb seiner Schule den
aristotelischen Grundsätzen der Forschung und Darstellung treu geblieben ist.
Innerhalb der an Aristoteles anschließenden philosophiegeschichtliehen Lite-
ratur kann man im allgemeinen vier Gruppen luiterscheiden, ohne daß sich
zwischen diesen überall durchaus scharfe Grenzen ziehen Hessen:
a) Die biographische Gruppe. Im Vordergrunde steht die Einzelpersön-
lichkeit, die nach ihren äußeren Lebensschicksalen, ihrer Lehre und literarischen
I'roduktion behandelt wird. Begründer dieser Methode ist Aiistoteles' Schüler
Aristoxenos durch seine Bloi. Sie ist auch weiter zunächst in der peripatetischen
Schule heimisch geblieben. Von Aristoteles übernahmen seine Nachfolger das Inter-
esse und die feine Empfindung für das ethisch Charakterfstische. Es galt von Philo-
sophen wie von anderen geschichtlichen Persönlichkeiten ein möglichst scharfes
und anschauliches Charakterbild zu zeichnen. Das urkundliche Material versagte
für diesen Zweck so gut wie völlig. So sah man sich auf eine legendenhafte
Tradition angewiesen, der man signifikante aber unverbürgte Züge entnahm und
der man durch willkürliche Ausgestaltung und freie Erfindung nachhalf. Dabei
machte sich ein starker Hang zu gehässiger Nachrede geltend. Das Temperament
des Aristoxenos, der für diese literarhistorische Richtung den Ton angab, weiter-
hin wohl auch die Rücksicht auf die Sensationslust des Lesepublikums bewirkte,
daß aus dem Privatleben der großen Männer vor allem angebliche Tatsachen mit-
geteilt wurden, die in den Bereich der chronique scandaleuse gehörten. Typisch
wurde dabei die Verkehrung der Beziehungen von Lehrer und Schüler in ein
päderastisches Verhältnis. In dieser böswilligen Weise waren bei Aristoxenos So-
krates und Piaton behandelt. Im Gegensatze dazu hegte er für Pythagoras leb-
hafte Sympathie, die in seiner Schrift IIvdayoQov ßt'og oder IIsol IIvßayÖQov xal
töjv yvcoQiucov avxov zum Ausdruck kam und ein wichtiges Ferment für die
weitere Ausgestaltung der Pythagoraslegende bildete. Von anderen Biographen
der perii^atetischen Richtung sei noch Neanthes von Kyzikos (um 300 vor Chr.)
genannt, in dessen Werk Usol srböiiov ärbowv von Philosophen jedenfalls Pytha-
goras, Heraklit, Empedokles, Piaton und Antisthenes behandelt waren.
Die peripatetische Arbeit fand ihre Fortsetzung in der hterarhistorischen
Tätigkeit der Alexandriner. Das Verbindungsglied zwischen den an den alten
Stätten griechischer Gelehrsamkeit heimischen peripatetischen Studien und der
Arbeit in dem neuen Gelehrtenzentrum des ptolemäischen Ägyptens bildete der
Schüler des Theophrast Demetrios von Phaleron, der 297 vor Chr. oder wenig später
nach Alexandreia kam. Ihre Nahrung fanden die gelehrten Bestrebungen in den
alexandrinischen Biljliotheken, deren Gründung Demetrios bei Ptolemaios I. Soter
angeregt und des letzteren Nachfolger Ptolemaios II. Philadelphos bald nach
seinem Regierungsantritte (285) ausgeführt hatte. Durch die an diese Bibliotheken
sich knüpfende exakte philologische Tätigkeit erhielt die geschichtüche Behandlung
der Philosophen namentlich hinsichtlich der Chronologie und der literarhistorischen
Bearbeitung ihres schriftstellerischen Nachlasses — Verzeichnis und Einteilung
ihrer Werke, Entscheidung über Echtheit und Unechtheit einzelner Schriften u.
dgl. — eine stärkere Richtung auf das Urkundliche, neben der freilich die alte
Verwendung des Legendenhaften auch weiter einherging. Aus dem Bereich der
vielseitigen gelehrten Arbeit der Alexandriner wäre hier manches Erzeugnis zu
nennen, das ohne unmittelbar Philosophen biographie zu sein doch als Grundlage
und Vorarbeit biographischer Darstellung von bestimmender Bedeutung war. So
entwarf Kalli machos aus Kyrene, der etwa von 310—235 vor Chr. lebte, wahr-
scheinlich als alexandrinischer Bibliothekar an der Hand der Bibliotheksbestände
Verzeichnisse berühmter Schriftsteller und ihrer Werke — Ilivay.s; tojv Iv .-räai)
§ 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unstrcr Kenntnis der Philosophie der Griechen. 21
jTaidein Sui/.afiipdrzcov xal (ov avreyoay'av — ein Riesenwerk in 120 Büchern,
das neben den nnnmgänglichen Angaben eines Bibliothekskatalogs auch bio-
graphische Nachrichten über die einzelnen Schriftsteller und Mitteilungen über
den Umfang ihrer literarischen Produktion sowie Bemerkungen über Eehtheits-
fragen enthielt. Dieses Werk, in dem eine besondere Abteilung den Philosophen
gewidmet war, bildete den Ausgangspunkt einer weitverzweigten literarhistorischen
Tätigkeit, die z. T. wohl von Kallimachos selbst veranlaßt und organisiert wurde.
Wir verdanken dieser Tätigkeit u. a. die Schriftenverzeichnisse philosophischer
Autoren, die in dem philosophiegeschichtlichen Werke des Diogenes Laertios er-
halten sind. Ein Hauptbestreben galt dabei einer brauchbaren Einteilung der
oft umfangreichen Schriftenkorpora. Bekannt ist die trilogische Einteilung eines
Teiles des platonischen Nachlasses (unterschieden wurden fünf Trilogien, das
übrige blieb ungeordnet) durch den Kallimachosschüler und (seit etwa 195 vor
Chr.) alexandrinischen Bibliothekar Aristophanes von Byzanz, eine Einteilung,
der in der Zeit des Kaisers Tiberius Thrasyllos eine umfassendere tetralogische
Gruppierung entgegenstellte.
Für die Chronologie waren bahnbrechend die XoovoyQucfiai des Era-
tosthenes von Kyrene (etwa 276—194 vor Chr.), der von Ptolemaios III. Euer-
getes um 235 vor Chr. als Bibliothekar nach Alexandreia berufen wurde. Dieses
Werk wurde frühzeitig verdrängt durch die in iambischen Trimetern abgefaßten
und dadurch das Auswendiglernen erleichternden XQoviy.d des Apollo doros von
Athen, deren erste bis 145/4 vor Chr. herabreichende Ausgabe später von dem
Verfasser um einen jedenfalls bis 120/19, vielleicht bis etwa 110 vor Chr. gehen-
den Nachtrag vermehrt wurde. In seiner ersten Hälfte stützte sich das Werk
auf Eratosthenes' Chronographie, so freilich, daß der Verfasser sich im einzelnen
die Freiheit des Urteils wahrte; der zweite, die Fortsetzung des Eratosthenes
bildende Teil war durchaus geistiges Eigentum ApoUodors. Dieser sowohl wie
Eratosthenes schenkten den Philosophen besonderes Interesse. Die Angaben der
apollodorischen Chronik, aus der u. a. Diogenes Laertios mittelbar geschöpft hat,
bilden für die Chronologie der Philosophen das beste Material, das Avir besitzen,
und sind überall in erster Linie zu berücksichtigen. Urkundlich gesicherte posi-
tive Angaben über Geburts- und Todesjahr der Philosophen, die Zeitpunkte ihrer
Lebensereignisse und des Erscheinens ihrer Werke standen zwar auch Apollodor
nicht in irgend ausreichendem Maße zur Verfügung. Er war daher genötigt seine
Ansätze zu errechnen, was man berücksichtigen muß, um nicht seinen bestimmten
Angaben mehr Gewicht beizrJegen, als sie der Natur der Sache nach beanspruchen
können. Bei dieser Rechnung kam eine eigenartige Methode zur Verwendung.
Ein datierbares ungefähr in die reifen Lebensjahre eines Mannes fallendes Ereig-
nis diente zur Bestimmung von dessen Blütezeit — anf-iri (ob Apollodor den Ausdruck
selbst gebraucht hat, ist zweifelhaft). Diese wurde nach einer volkstümlichen, von
den Pythagoreern aufgenommenen Anschauung, in deren biographischer Ver-
wendung sich Apollodor wohl an Aristoxenos anschloß, in das vierzigste Lebens-
jahr verlegt. Durch Rückrechnung ergab sich darnach das Geburtsjahr. So gab
beispielsweise die von Thaies vorausgesagte Sonnenfinsternis von 585/4 den Anlaß,
in dieses .Jahr die «>«,«»; des Philosophen anzusetzen und seine Geburt ins Jahr
624/3 (das Jahr, das den Ausgangspunkt der Rechnung bildet [585/4], zählt mit,
daher nicht 625/4) zu verlegen. Gewisse Epochejahre, wie das der Gründung von
Thurioi 444/3, waren als feste Punkte für die Bestimmung der uxi.ir) besonders be-
liebt. Protagoras verfaßte für Thurioi Gesetze, Empedokles besuchte die neu ent-
standene Stadt: Grund genug, beider uHf^it) ins Jahr 444 anzusetzen. In eben
dieses Jahr wurde auch die durch das Erscheinen der Schrift .Tfg< (fvosco? markierte
22 § 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis der Philosophie der Griechen.
Blüte des Gorgias verlegt — um nur die für die Geschichte der Philosophie
wichtigen Männer zu nennen, die mit diesem Epochejahr in Verbindung gebracht
wurden. Für die Berechnung des Todesjahres emj^fahl sich, soweit nicht positive
Angaben über das erreichte Lebensalter vorlagen, die Verdoppelimg der bis zur d«/«/
verlaufenen Lebenszeit, wieder in Anlehnung an volkstümliche und pythagoreische
Vorstellungen, nach denen ein menschliches Volleben 80 Jahre umfaßt. Auch die
chronologische Fixierung von Lehrer und Schüler in ihrem gegenseitigen Verhält-
nis war von dieser Methode beherrscht: Lehrer und Schüler sind voneinander
durch eine Akmeperiode getrennt, der Schüler 40 Jahre jünger als der Lehrer.
So besteht beispielsweise zwischen den axuai des Xenophanes, Parmenides und
Zenon je ein Abstand von 40 .Jahren (vgl. über die volkstümlich-pythagoreischen
Grundlagen der apollodorischen Methode Franz BoU, Die Lebensalter, Neue
Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 31 [1913], S. 102 ff.; über Apollodors Werk und
Methode die Arbeiten von Diels und Jacoby, s. Literatur).
Eine bedeutsame gelehrte Vorarbeit anderer Art für die philosophische Bio-
graphie leistete Demetrios von Magnesia im 1. Jahrh. vor Chr. Eine crux jeder
literargeschichtlichen Arbeit war die Gleichnamigkeit verschiedener Schriftsteller.
Die Zahl literarisch tätiger Männer — darunter auch Philosophen — mit Namen
wie Apollonios, ApoUodoros usw. war schier unübersehbar. Demetrios erwarb sich
durch sein Werk über gleichnamige Dichter und Prosaiker (IIeqI 6i.ioivviio}v
TioitjTtöv TS y.al avyygacpiwr) das Verdienst, hier durch Scheidung der Namens-
vettern Ordnung begründet zu haben. Er begnügte sich aber nicht mit den zur
L^nterscheidung der Gleichnamigen nötigsten Angaben, sondern trug darüber hinaus
für die einzelnen Personen in verschiedenem Umfange biographisches und literar-
historisches Material zusammen (Näheres Leo, Griech.-röm. Biogr. S. 40 ff.j und
arbeitete so der Biographie noch in weiterem Maße in die Hände. Eine spätere
von Diogenes Laertios benutzte Bearbeitung fügte zu den literarischen Personen
auch solche anderer Tätigkeitskreise, wie Ärzte und Künstler. Analoge Zwecke
auf geographischem Gebiete verfolgte — ebenfalls nicht ohne Nutzen für die
Biographie — Demetrios' Werk über gleichnamige Städte {Ileoi ofum'Vfioiv
-TO/fW)').
Das für die Philosophengeschichte wichtigste biographische Werk der Alexandriner,
dieÄot des KalUmacheers Hermippos aus Smyrna (um 2(X) vor Chr.), war wohl zu-
nächst als Ergänzung der nivuy.E^ des Kallimachos gedacht. Es vereinigte aber
mit der urkundlich fundierten alexandrinischen Gelehrsamkeit in charakteristischer
Weise die Art der alten peripatetischen Biographie, wie denn Hermippos auch als
Peripatetiker bezeichnet wurde. Er gab auf Grund der alexandrinischen Biblio-
theksbestände geordnete Schriftenverzeichnisse der behandelten Autoren, war aber
auf der anderen Seite in der Aufnahme und Erfindung böswilligen Klatsches der
würdige Nachfolger des Aristoxenos. In ähnhcher Weise kreuzten sich in
den ßloi des Satyros, der gleichfalls Peripatetiker genannt wird (unter Ptole-
maios Philopator 221 — 204), die peripatetische Richtung auf das ethisch Charak-
teristische und die gelehrte Art der kallimacheischen Schule. Einseitig auf die
Spitze getrieben wurde die Manier des Aristoxenos in einer wahrscheinlich um
die Mitte des 3. Jahrhunderts vor Chr. entstandenen Schrift, die von ihrem uns
unbekannten Verfasser 'AoioT injiog tieqI rcalaiäg r ovtpfj? betitelt wurde, indem
er den Namen des Hedonikers Aristippos zum Aushängeschild für seine Erzäh-
lungen von Genußsucht der Alten wählte. Der Verfasser war von dem Be-
streben geleitet, die geistig Großen Griechenlands, darunter auch Philosophen
wie Sokrates, Piaton, Aristoteles, Theophrast, durch Beleuchtung ihrer besonders
auf geschlechtlichem Gebiete hervortretenden angeblichen TQV(ptj henmterzuziehen
§ 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis der Philosophie der Griechen. 23
und so dem Ungeschmaeke eines alles Große benörgelnden und nach pilianten Ent-
hüllungen lüsternen Lesepublilcums entgegenzukommen. Das Nähere über diese
Schrift bei v. Wilamowitz-Moellendorff, Antig. v. Karyst. S. 48 ff.
Die alexandrinischen gelehrten Arbeiten bildeten das große Sammelbecken,
aus dem die spätere Tradition über Leben und Schriften der Philosophen gespeist
wurde. Einen Hauptkanal, durch den das alexandrinische Material den Späteren
zufloß, boten die Einleitungen der Schriftstellerausgaben und -kommen tare, in
denen ähnlich wie es heute noch zu geschehen pflegt das AVissenswerteste über
Leben und Werke des Autors dem Texte und seiner Erklärung vorausgeschickt
wurde. Auf diesem Wege sind — aus der von Andronikos veranstalteten Ari-
stotelesausgabe — Viten des Aristoteles auf uns gekommen. Der Neuplatoniker
•Olympiodor begann seinen Kommentar zum platonischen Alkibiades mit biogra-
phischen Mitteilungen über den Verfasser. Auch für nach der alexandrinischen
^eit lebende Philosophen wurde der Brauch beibehalten. So schickte im dritten
Jahrhundert nach Chr. der Neuplatoniker Porphyrios der Ausgabe der Werke
seines Lehrers Plotin Nachrichten über dessen Leben und die Ordnung seiner
Werke voraus.
Abseits der Reihe der peripatetisch-alexandrinischen Biographen, unter denen
noch Diokles von Magnesia mit seinen Bloi cpi'/.oa6(fo)v (falls dieses Werk nicht
identisch war mit der später zu nennenden 'E^ridooiiij xdv (pü.ooöcfoiv) hier erwähnt
sein mag, steht Antigonos von Karystos, der nicht lange nach 225 vor Chr.
ßioi von Philosophen verfaßte. Auch sein Interesse gilt dem für den persönlichen
Gharakter Bezeichnenden mehr als den philosophischen Lehren und den äußeren
Lebensereignissen. So konnte auch er der Mitteilung anekdotenhafter für den
Charakter der einzelnen Philosophen signifikanter Züge nicht entraten. Aber sein
Orundstreben geht auf Überlieferung des Wahren. Seine Hauptquelle waren
•eigene Erinnerungen an berühmte Philosophen, die er kennen gelernt hatte, und
«die er in seinen Aufzeichnungen, abweichend von der aristoxenisch-hermippischen
Art, mit Wohlwollen besprach. Für uns ist er besonders als Quelle des Diogenes
Laertios (s. u.) von Interesse. Vgl. über ihn v. Wilamowitz-MoeUendorff, siehe
Literatur.
Die bisher genannten Werke sind bis auf im ganzen spärliche Fragmente
verloren. Aber ein reicher Niederschlag dieser und verwandter biographischer
Literatur findet sich in den erhaltenen Schriften Späterer, so besonders in der
Philosophiegeschichte des Diogenes Laertios. Ein günstigeres Geschick waltete
über zahlreichen biographischen Werken und kleineren Abrissen der nachalexan-
drinischen Zeit. Von Viten des Piaton und Aristoteles und der von Porphyrios
verfaßten Lebensbeschreibung Plotins war bereits die Rede. Hierher gehören
weiter das unter dem Verfassernamen des Lukian (2. Jahrh. nach Chr.) über-
lieferte, für die typische Form der Philosophen- wie sonstiger Biographie inter-
essante Leben des Kynikers Demonax, die romanhaften Pythagorasviten des Por-
phyrios (erhaltener Teil einer sonst bis auf Bruchstücke verlorenen bis auf Piaton
herabreichenden Philosophiegeschichte \^i).6oorpo!; toioQia]), lamblichos (4. Jahrh.
nach Chr.) und eines Anonymus, das gleichfalls romanhafte Leben des Apollonios
von Tyana von der Hand des Philostratos (Anfang des 3. Jahrh. nach Chr.), die
von Wunderglauben beherrschten Neuplatonikerbiographien in des Eiuiapios (um
400 nach Chr.) Bt'oi rpdoaöq^oyv xal aocpioxöiv, die Vita des Proklos aus der
Feder des Marinos (Ende des 5. Jahrh. nach Chr.), die von Damaskios (im 6.
Jahrh. n. Chr.) verfaßte Lebensbeschreibung des Isidoros, die auch für das Leben
anderer zeitgenössischer Philosophen eine wichtige Quelle bildet, die biographischen
Artikel in dem Lexikon des Suidas (im 10. Jahrh. nach Chr.). Für letztere ist
24 § "• l^ie Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis der Philosophie der Griechen^
durch Vermittlung des uns verlorenen Hesychios, 'Ovoiiaro/.öyog >} :Tirn^ twv
iv :rai8ein dvo/iiaoTwv (6. Jahrh. nach Chr.; das unter Hesychs Namen erhaltene
Behriftchen ITsgi tc5»' iv :Tat8et'a öia^.nfiipdvrcov oocfcov ist eine zwischen dem 10. und
13. Jahrh. verfertigte Kompilation aus Diog. Laert. und Suidas) die Vorlage
des Laertios benutzt; aber auch Laertios selbst wurde von Suidas herangezogen.
Vgl. zu den Philosophenbiographien besonders die im Literaturverzeichnis
angeführten Arbeiten von Wilamowitz und Leo. für die alexandrinischen Arbeiten,
auch Susemihl, Gesch. d. griech. Lit. in d. Alexandrinerzeit.
b) Die bisher besprochene Methode ließ sich erweitern. Einzelbiographieii
gruppierten sich zur Geschichte einer philosophischen Schule mit be-
sonderer Betonung des äußeren Verlaufes ihrer Entwicklung, der für die Schule
wichtigen Handlungen und Erlebnisse ihrer Mitglieder," der Abfolge von Lehrern
und Schülern. Der Faden für diese Darstellung ergab sich aus der Verfassung
der Schulen, insofern mit ihrer Ijeitung wechselnde Schuloberhäupter betraut
waren. Wie für die politische Geschichte monarchischer Staaten die Eeihe ihrer
Herrscher ein bequem brauchbares Gerüste abgibt, so lieferte für die äußere Ent-
wicklungsgeschichte der Philosophenschulen die Kette der Schulleiter, die sich mit
der Kette von Lehrer, Schüler, Enkelschüler usw. zu decken pflegte, ein nahe-
liegendes Dispositionsprinzip. Als Sukzedierender ist das Schulhaupt ein Scddo/o?^
und Schulgeschichten nach dem Sukzessionsprinzip pflegen den Titel hadoyal
<fi/.0G6(f(ov zu führen. Die Anwendung dieser Methode ist so selbstverständlich,
daß es sich nicht lohnt, nach einem Erfinder derselben zu suchen. Wohl aber
ist Sotion aus Alexandreia als derjenige zu nennen, der in seiner zwischen 200
und 170 vor Chr. verfaßten Aiaöo/Jj tojv cpi'/.ooöcfcov durch Ausgestaltung dieses Ver-
fahrens die gesamte Geschichte der griechischen Philosophenschulen in ein großes-
System zu bringen suchte und damit den Grund für die folgende Diadochen-
schriftstellerei legte. Das Eigentümliche seines Verfahrens bestand darin, daß er nicht
nur innerhalb der einzelnen Schule die Abfolge von Lehrer und Schüler zum leiten-
den Faden machte, sondern auch die Schulen untereinander in den gleichen Suk-
zessionszusammenhang brachte, indem er das tatsächliche oder ad hoc angenom-
mene Schülerverhältnis eines Schulgründers zu einem Mitgliede einer älteren Schule
zur Verbindung benutzte. Zu dem äußersten Ziele, die ganze griechische Philosophie
von einem letzten L'rheber herzuleiten und die gesamte Entwicklung in einem
einheitlichen Stammbaum darzustellen, schritt er nicht fort, sondern beließ es bei
der Aufstellung zweier paralleler Entwicklungsreihen. Da sein System in der
Folgezeit an der Herrschaft geblieben und über Mittelstufen auch in die Philo-
sophengeschichte des Diogenes Laertios übergegangen ist, so ist es, schon um des
Verständnisses des Diogenes willen, nötig ihm näher zu treten. Es läßt sich aus
der Übersicht in Diogenes' Prooem. 13 — 15 im wesentlichen herstellen, wenn
man die Erweiterungen des Diogenes tilgt (vgl. Alfr. Gercke, De quibusdam Laert.
Diog. auctor., Greifsw. 1899 S. 52) und einige in dieser Übersicht nicht genannte
Avohl aber in der späteren Ausführung von Diogenes berücksichtigte Philosophen
ergänzt. Festzuhalten ist dabei allerdings, daß die Diadoche des Diogenes nicht
in allen ihren Einzelheiten für Sotion in Anspruch genommen werden darf. Da
es aber hier nur auf das System im ganzen und seine Beziehungen zu Diogenes
ankommt, mag es gestattet sein, die Differenzen zurücktreten zu lassen und nur
an einigen Punkten kurz darauf hinzuweisen. Zur Orientierung füge ich jeweilen
die Zahl des Buches, in welchem die betreffenden Philosophen bei Sotion be-
handelt waren (S, I, II usw., vgl. die Rekonstruktion bei Diels Doxogr, S, 147,
Gercke a. a. O. S. 51) und die entsprechende Buchzahl des Diogenes Laertios
(D. I. II usw.) bei. Sotions System war folgendes:
§ 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis der Philosophie der Griechen. 25
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Die Quellen u, Hilfsmittel unserer Kenntnis der Philosophie der Griechen.
II. Italische Reihe
(Diogenes zufolge so benannt nach Pythagoras' Aufenthalt in Italien. Ebendorthin
wiesen auch die Eleaten).
( Pvthagoras. )
S. IX. /X [ D. VIII.
l Telauges. Erai)edokles (vgl. Diog. 8, 50; nach einigen J
Abhängigkeit von Pythagoras durch
Telauges vermittelt; vgl. Diels Vors.
21 A 2. 8).
S. X.
Xenophanes.
I*
Parmenides.
I
Zenon.
I
Leukippos.
Demokritos.
Herakleitos (vgl. Diels Doxogr. 152. 178). D. IX.
D. IX.
Protagoras. D. IX. Mittelglieder Diels Vors. 56 A 1. 2; 57 A 1.
I
S. XI. Pvrron und Pvrroneer. D. IX.
I
Nausiphanes.
I
S. XII. Epikuros. D. X.
S. XIII. Ein Anhang enthielt die Philosophen der niehtgriechischen
Völker (vgl. D. prooem.).
"" Diese Verbindungen hält E. Schwartz, Pauly-Wissowa Art. Diogenes 40 Sp.
75(3 für nicht sotionisch. Diogenes berücksichtigt in der Ausführung (9, 18 ff.)
die Abhängigkeit des Xenophanes von Telauges nicht, und nach Diog. 9, 20 be-
zeichnete Sotion den Xenophanes als ersten Vertreter der Akatalepsie, also als
Skeptiker, was freilich seiner Verbindung mit einem pythagoreischen Lehrer so
wenig wie der Anknüpfung der schließlich in den Pyrronismus ausmündenden
eleatisch demokritischen Reihe an seine Person unbedingt im Wege steht. Für
Parmenides berichtete Sotion nach Diog. 9, 21 von einem Schülervernältnis zu dem
Pythagoreer Ameinias, der auf ihn größeren Einfluß als Xenophanes gewonnen
habe {iy.oircövtjos öi y.al 'JuEivia). Wie Gercke a. a. O. S. 55 f. mit Recht bemerkt,
verträgt sieh diese Angabe wohl mit der Einreihung des Parmenides in die
Sukzession des Xenophanes.
Vgl. zu dem ganzen Stemma auch Ps.-Galen Ilsoi cfüooöcpov iatogia^ 3 (Diels
Doxogr. 598 ff.) und Clem. Alex. Strom. 1, 14, 62-64 II p. 39 ff. Stählm, Diels
Doxogr. p. 244.
Aus dem Werke des Sotion machte um 150 vor Chr. Herakleides Lembos
einen Auszug, den er mit einer Epitorae aus den Bioi des Satyros (Diels Dox. 149)
und anderer biographischer Literatur (Wüamowitz, Antigonos v. Kar. 88 f., Suse-
mihl. Gesch. d. griech. Lit. in d. Alex. I 503 f.) zusammenschweißte. Von Sotion oder
Herakleides waren vermutlich die sonstigen uns bekannten nach dem Prinzip der
diado/ai arbeitenden Philosophiehistoriker sämtlich mehr oder weniger abhängig.
Doch ist fraglich, ob nicht Antisthenes von Rhodos — derselbe, den Polybios
16, 14, 2; 15, 8 als Verfasser einer Zeitgeschichte erwähnt — mit seinen Aiadoyal
<fi/.oo6(fcov Herakleides Lembos zeitlich voranging. Von anderen sind zu nennen
Alexander Polyhistor (zur Zeit Sullas), Verfasser von ^iXoaötpmv diadoxai,
§ 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis der Philosophie der Griechen. 27
lason von Rhodos (nur von Suidas erwähnter Neffe und Nachfolger des
Stoikers Poseidonios, schrieb 4H).oa6(po}v dtado/ai), Philode mos von Gadara,
aus dessen ^vria^ig zwv qi).oo6(f(av in den herkulanensischen Rollen die Abschnitte
über die Akademiker und Stoiker erhalten sind, Sosikrates (etwa 130 vor Chr.),
Nikias von Nikaia (wohl erst unter Nero), beide Verfasser von Aiaöoyal, Hippo-
botos (vermutlich zu Ende des 3. oder zu Anfang des 2. Jahrh. vor Chr., vgl.
V. Arnim bei Pauly-Wissowa s. v.), der ein Philosophenverzeichnis (Twv (pdooorpon-
■avayoa(frj) wahrscheinlich nach dem Diadochensystem verfaßte. Ahnlich war wohl
auch die ' E^iiSoo/ui] qidooöqmyv des Diokles von Magnesia (im 1. Jahrh. vor
■Chr.) angelegt, doch waren hier, wie wohl auch bei anderen Diadochenschreibeni,
in die äußere Schulgeschichte zusammenhängende Abschnitte über die Lehren
der Schulen eingefügt (Diog. L. 7, 48 ff.).
Das wichtigste Werk dieser ganzen Literatur, das einzige, das uns im wesent-
lichen vollständig vorliegt, ist des Diogenes Laertios im dritten Jahrhundert
nach Chr. verfaßte Schrift Bioi xat yvoöfiac twv kv opiXocorpm svöoxi^r]odvT(oi' xal
T&v Exäaii] aiQsaei äoeay.ovxcov sv ijtizö^o) ovvaywyrj in 10 Büchern (der Titel er-
scheint auch in anderer Form, und es ist fraglich, ob er vom Verfasser selbst
herrührt, vgl. E. Schwartz bei Pauly-Wissowa s. v. S. 739). Über die Ein-
teilung des Werkes s. o. S. 24 ff. Die Geschichte der Akademie ist bis auf
Kleitomachos, die der aristotelischen Schule bis auf Lykon, die der Stoa in
unserem Texte bis auf Chrysippos herabgeführt; letztere reichte aber ur-
sprünglich bis auf Kornutos (vgl. Eose, Hermes 1 [1866], 370 ff., Usener, Epicurea
p. XI Anm. 2, Martini, Leipziger Studien 19 [1899], 86 ff.). Die namhaftesten
Epikureer nennt Diogenes bis auf Zenon von Sidon, Demetrios Lakon, Diogenes
von Tarsos und Orion. Nur die Geschichte des Skeptizismus führt er bis gegen
200 nach Chr. herab. Diogenes' 'W'erk enthält ein überaus reiches in vielfacher
Schichtung zusammengetragenes Material, das nach Herkunft und Art sehr ver-
schieden ist. Neben Biographischem im engeren Sinne bietet es eingehende Be-
richte über die Schullehren (vgl. den Titel), Apophthegmensammlungen, Schriften-
verzeichnisse einzelner Autoren, Homonymenlisten, Urkunden (Testamente, Briefe)
U.S. f., neben wertloser Tradition Stücke auserlesenster Gelehrsamkeit. Die Vereinigung
dieses Materials hat sich nicht etwa in der Weise vollzogen, daß sich an eine
einheitliche dtaöop'j das fremdartige Material angerankt hätte. Der gesamte Stoff
setzt sich von Hause aus vielmehr aus Stücken sehr verschiedenen Charakters zu-
sammen. Das ganze Material wurde aber schließlich nach dem Prinzip der
diadoyi'! geordnet, und insofern gehört das Werk in die hier in Rede stehende
Gruppe von Quellen. Für uns ist die Schrift des Diogenes das Hauptwerk über
antike Philosophiegeschichte, und in ihrer Erklärung und Verwertung laufen die
Fäden der Forschung zusammen. Dabei bietet aber gerade die Analyse dieses
Werkes nach Quellen und Kompositionsweise eine Reihe eigenartiger Probleme,
deren Lösung um so schwieriger ist, als es uns noch immer an einer für wissen-
schaftliche Zwecke brauchbaren Ausgabe fehlt. Denn die Fragen nach der Her-
kunft der einzelnen Teile der Schrift und der Art ihrer Vereinigung sind hier wie
überall von der Einzelkritik des textlichen Wortlautes untrennbar. Den besten
Beleg dafür bietet der von L'^sener erbrachte von anderen weiter verfolgte Nach-
weis, daß zahlreiche für die Frage der Komposition schwierige Stellen nichts
anderes sind als Zusätze, die im letzten Schichtungsstadium des Stoffes als Rand-
bemerkungen beigefügt und von den Schreibern in den Text eingesetzt wurden,
wo sie nun den Zusammenhang stören.
Das Diogenesproblem läßt sich in doppelter Weise anfassen. Man kann die
in dem Werke vereinigten Schichten von oben nach unten abzuheben versuchen:
9^ § 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis der Philosophie der Griechen.
d. h. man kann fragen, vrelches die von Diogenes selbst als letztem Bearbeiter der
Kompilation beigegebenen Zutaten seien, und nach deren Ausscheidung den zurück-
bleibenden Stoff wieder hinsichtlich seines sukzessiven Anwachsens analysieren.
^lan kann aber auch von unten nach oben fortschreitend von einzelnen in die
Kompilation eingegangenen primären Quellen unter Ausnützung alles verfügbaren
Materials ein möglichst adäquates Bild zu gewinnen, ihi-en Anteil an der Ent-
stehung und Ausgestaltung des Gesamtwerkes zu verstehen und ihren Weg vom
Verfasser bis zu Diogenes zu verfolgen suchen. Beide Wege sind zu beschreiten, nur
muß, werden ei-sten begeht, sich davor hüten, auf einen bestimmten, benannten oder
tmbenannten Autor als nächste Vorlage des Diogenes zti fahnden. Nietzsche suchte
als solche Diokles, Maaß Favorinus zti erweisen, beide mit geringem Glück. Usener
schloß, an eine Beobachtung von Diels anknüpfend, aus Diog. Laert. 9, 109 'A^to/./m-
vibtjg 6 Nixaevg, 6 :iag' r)iiu>v („unser Landsmann") auf Nikias von Nikaia als
Unterlage des Diogenes. Nur sollte ihm Xikias in verkürzter Bearbeitung vor-
gelegen haben, Gercke, der auf die der Hypothese Useners entgegenstehenden
Widersprüche zwischen Nikias und Diogenes hinwies, nahm seinerseits einen
nicht mit Sicherheit namhaft zu machenden zwischen 125 und 145 nach Chr.
blühenden Platoniker als Diogenes' nächste Quelle in Anspruch; er denkt, indem
er in der Erklärung der Stelle 9, 109 Diels und Usener folgt, an einen Schrift-
steller aus Nikaia, und zwar an den von Proklos im Komm. z. piaton. Rep. II
96, 12 Kroll genannten Maximos. Aber so förderlich die von Gercke heran-
gezogenen Tatsachen für die weitere Diogenesforschung auch sind, so reichen sie
doch zu einer genügenden Stützung seiner These nicht aus. Was Diogenes vor
sich hatte, waren verschiedenartige einer einheitlichen Verarbeitung entbehrende
Kompilationen, die er vergleichend, ausscheidend und zusammenklitternd für sein
Sammelwerk verwertete (vgl. Schwartz, Artikel Diogenes Laert. bei Pauly-Wissowa).
Aus der so vereinigten Gesamtmasse lassen sich einige Partien als Produkte einer
gesonderten Entwicklung herausheben, so die Bücher 3 (Piaton), 4 (die Akademie),
5 — 10 (Aristoteles und seine Nachfolger, Kynismus, Stoa, Pythagoras imd die
Pythagoreer, die Eleaten, Atomiker, Skeptiker, Epikur). Vgl. über diese Gruppen
V. AVüamowitz, Antigonos von Karystos S. 320 ff. u. ö-, Leo, Griech.-röm. Biogr.
S. 37. Zu der traditionellen Stoffmasse fügte Diogenes selbst auf Grund eigener
Sammelarbeit neben anderem Auszüge aus Favorins '^.-roi.irijfiovEVfiaTa und Ilay-
Toda.-T>j lüiooia und Diokles' Bloi und ^Eniögo/ii] Twr <fi/.oaö(pcor, in das EiDikurbuch
legte er drei Lehrbriefe als Dokumente epikurischer Lehre sowie die y.voiai bö'^ai
ein und gab an verschiedenen Stellen eingehende in letzter Linie auf Theophrast
zurückreichende (s. u. S. 29) doxographische Mitteilungen bei (über weiteres Zu-
satzmaterial Schwartz, a. a. O. S. 742 ff., 758 ff.). Freilich ist auch bei diesem
hier als Zusatzstoff bezeichneten Material nicht mit Sicherheit festzustellen, daß
es sich in der Tat um Zufügungen des Diogenes handelt tmd das IMaterial nicht
bereits vor ihm in die Kompilationsmasse eingegangen war.
Auf dem zweiten der oben beschriebenen Wege haben, um nur Wichtigstes
zu nennen, Diels durch die Bearbeitung der doxographischen Literatur, Diels und
Jacoby durch ihre Forschungen über ApoUodors Chronik, v. Wilamowitz durch
die Behandlung des Antigonos von Karystos und Leo durch die Durchforschung
der biographischen Literatur, die Verfolgung der Spuren des Demetrios von
Magnesia u. s. f. sich um die Quellenkritik des Diogenes im höchsten Maße ver-
dient gemacht.
Weiteren Bemühungen wird es, besonders wenn einmal die versprochene kri-
tische Ausgabe vorliegt, gelingen, über die rohe, aber durch das in ihr enthaltene
Gut kostbare Kompilation des Diogenes noch helleres Licht zu verbreiten. Dann
5) 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis der Philosophie der Griechen. 29
uird auch der Mann, der dem ^^'erke seinen Namen gegeben hat, hinsichtlich
«einer Art und Arbeitsweise klarer hervortreten. Vorläufig hat 8chwartz, a. a. O.
S. 762 f. mit Recht gegen die übliche übertreibende Auffassung des Diogenes als
■eines ganz unpersönlichen, am Stoffe nicht interessierten, rein mechanisch ar-
beitenden Zusammenschreibers Einspruch erhoben.
c) In den beiden bisher besprochenen Gruppen philosophiegeschichtlicher
Arbeiten bildete der äußere Verlauf des Philosophenlebens oder der Schulentwick-
lung zwar keineswegs den einzigen Inhalt der Darstellung, aber doch einen wesent-
lichen Teil derselben und vor allem den Faden, an dem die Erzählung aufgereiht
wurde. In den beiden folgenden Gruppen sind die Lehren der Philosophen das
Maßgebende. Grundlegend war auch hier wieder Aristoteles, der in seinen
Schriften den Grundsatz befolgte, bei einem jeden Problem zunächst in geschicht-
licher Übersicht festzustellen, was seine Vorgänger geleistet hatten. In diesem
Sinne gibt er insbesondere im Eingange seiner Metaphysik einen kritischen Über-
blick über die Prinzipienlehren der früheren Philosophen von Thaies bis auf
Piaton (Metai^h. 1 c. 3 — 10). Solche Übersichten ließen sich zu einer Geschichte
■der Philoso])hie nach Problemen ausgestalten: Probleme wurden aufgestellt
und jeweilen die Lehrmeinungen (do^ai) der verschiedenen Philosophen darüber
mitgeteilt; so gelangte man zur doxographischen Methode. Grundwerk waren
hier die ^voiy.cöv dö^ai (in 18 Büchern) des Aristotelesschülers Theophrast,
eine erste Geschichte der Philosophie, freilich ohne Berücksichtigung der Logik
luid Ethik (das daraus Erhaltene, dariuiter ein größeres Fragment jisqI aiodi'joeorv,
bei Diels Doxogr. S. 475—527. Vgl. auch den Index zu Diels' Ausgabe von
Bimplikios' Kommentar zur Physik S. 14-47). Das theophras tische Werk, das nach
■den Problemen: Prinzipien {dg^al), Gottheit, Kosmos, Meteora, Psychologisches,
Physiologisches geordnet war, bildete den Ausgangspunkt und die Hauptquelle einer
weitverzweigten doxographischen Literatur, deren Sammlung und Sichtung Diels
in seinen Doxographi Graeci in meisterhafter Weise vollzogen hat.
Die beiden wesentlichsten doxographischen Zusammenstellungen, die wir be-
sitzen, sind Pseudoplutarc hs Placita philosoi^horum {UeQi ra>r aoeoy.6rzo)v qnlo-
oöcfoig (fvoiy.öjv doy^iäicov) und die entsprechenden Exzerpte im 1. Buche dev'EyJ.oyai des
Johannes von Stoboi (Stobaeus, frühestens um 400 n, Chr.). Beide gehen, wie
Diels in den Prolegomena zu den Doxographi nachgewiesen hat, auf eine gemeinsame
Quelle zurück, aus der auch manche Angaben in der 'E?.h]riy.ä)r Tradtjfmrojv i)eQa-
TiEvrixri (Graecarum affectionum curatio) des 457 verstorbenen Bischofs Theodoretos
sowie des Bischofs Nemesios von Emesa (um 400) in seinem Werke Ileoi ffwoeco;
ävdQo'mov entstammen. Als diese QueUe erweist Diels die Placita eines gewissen
Aetios (um 100 nach Chr.), der von Theodoret neben Plutarch und Porphyrios
erwähnt wird als Verfasser einer 2'wj'avcoy>) Tcör aoeoHovxcov. Dieser Aetios fußte
nach Diels auf den Aö'^ui (,,Vetusta placita") eines Unbekannten (Posidonianers)
aus der 1. Hälfte des 1. Jahrh. v. Chr.; der wertvollste Teil ihrer Nachrichten
stammt aus den fpvoixöjv do^ai des Theophrast. Das Schriftchen des Pseudo-
Galen IIsqI (fi/.oo6(pov lozogiag ist in seinem größten Teil (c. 25 bis zum Schluß)
lediglich Exzerpt aus den pseudoplutarchischen Placita, im ersten Teile benutzt
der Verfasser ein Kompendium, das auch Sextus Empirikus (s. u.) vorgelegen hat.
Ebenso wurde Ps.-Plutarch von anderen Autoren späterer Zeit ausgebeutet, so
dem Interpolator bei Philon Tiegl jiQoroiag 1, 22, Athenag. Jigsaß. tio. Xqiox.,
Ps.-Justin Xöyog :raQaiv. .-rg. "Elhp'., der wieder dem Hermeias für seinen Aiaovo/uog
Tcör f'^o) (pdooö(pcov vorgelegen hat, dem Aratkommentator Achilleus, Eusebios in
der jiQOJtuQaoy. svayy., Kyrillos, loannes Lyd. .t. /ojvcör. Über einen späten Aus-
läufer dieser Tradition (al-Shahrastani) s. o. S. 18. Wertvolle doxographische Nach-
30 § 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis der Philosophie der Griechen.
richten, die ebenfalls auf Theophrast zurückgehen, finden sich femer im ersten
Buche (fpi/.ooo(fovfieva) der Refutatio oninium haeresium CE/.ey/og xam jtaowv
uigioEcov, in 10 BB., B. 2 und 3 fehlen), die den um 220 nach Chr. lebenden
Kirchenlehrer Hippolytos, einen Schüler des Irenaeus, zum Verfasser hat;
bis 1842 war nur jenes erste Buch bekannt und galt fälschlich als Werk des
Origenes.
d) Man konnte aber auch die Darstellung nach Problemen verlassen und die
Sekten in übersichtlicher Weise nach ihrem philosophischen Zu-
sammenhange und der gegenseitigen Abgrenzung ihrer Lehren be-
handeln oder das eine oder andere System in seiner Gliederung dar-
stellen. Hierher gehört wohl, so wenig uns von den einschlägigen Werken im
einzelnen bekannt ist, die Literatur tieqI [tcov y.ara (pi/.ocoqi'av oder tojv q i/.ooö(pcov)
aiQEoeiov. als deren Vertreter uns Eratosthenes, Hippobotos, der Akademiker
Kleitomachos, der Stoiker Panaitios, der Epikureer ApoUodoros („der Garten-
tyrann"; seine Schrift IIeqI twv (füooötpiov uIqeoewv ist wohl mit der anderwärts
angeführten ^waycoyi] nov doy/närcov identisch) und ein sonst nicht bekannter
Theodoros genannt werden, aus der uns ferner bei Ps. Galen hist. philos. 7
p. 603 f. Diels und bei Diog. Laert. 1, 18 ff. Auszüge vorliegen, und deren Nach-
wirkungen noch in Varros Klassifizierung der philosophischen Sekten (Cic. Acad.
1, 2, 4 ff., vgl. auch Varros Satire JJeoI aloioEcov fr. 1 Riese) zu erkennen sind.
Eine Probe dieser übersichtüch-systematischen Darstellung mag Diog. Laert. 1, 18 f.
bieten. Es gibt, so heißt es hier, drei Teile der Philosophie, den physikalischen,
den ethischen und den dialektischen. Nach der näheren Charakterisierung dieser
drei Teile wird weiter ausgeführt, bis Archelaos habe (nur) die Physik bestanden,
mit Sokrates die Ethik, mit dem Eleaten Zenon die Dialektik begonnen. In der
Ethik seien zehn Sekten entstanden, die akademische, kyrenaische, elisehe, mega-
rische, kynische u. s. f. Alsdann werden die Gründer der verschiedenen Sekten
bzw. ihrer verschiedenen Entwicklungsphasen (der alten, mittleren und neuen
Akademie) aufgezählt und besondere Auffassungen hinsichtlich einzelner Punkte
dieses AiQEOEig-Qystems berührt.
Eine eingehende zusammenhängende Darstellung der platonisch-akademischen,
der aristotelisch-peripatetischen, der zenonisch-stoischen und vielleicht der epiku-
reischen Lehren, innerhalb deren jeweilen das Logische, Physikalische und Ethische
geschieden waren, gab der zu Augustus' Zeit lebende Stoiker Areios Didymos
aus Alexandreia in seiner 'Ertiroiia] (der Titel ÜEgl aigioEcov ist zweifelhaft). Zu
diesem Werke gehören außer physikaüschen Fragmenten (Diels Doxogr. p. 447 —
472) die Prolegomena sowie die Abschnitte über die stoische und die peripatetische
Ethik bei Stob. ecl. II p. 37, 16—152, 25, eine Feststellung, die im wesentlichen
Meinekes Verdienst ist. Über die Quellen und die geschichtliche Stellung dieser
Darlegungen ist die treffliche Dissertation von Hans Strache zu vergleichen (siehe
Literatur).
In der Form, daß er im Gespräch größere Abschnitte aus den Systemen der
einzelnen Schulen erörtern läßt, führt Cicero in die wichtigsten Partien der
philosophischen Dogmatik ein.
e) Mehrfach sind spätere Philosophen ohne von der Absicht der Bericht-
erstattung geleitet zu werden, durch kritische Auseinandersetzungen mit
früheren Philosophen veranlaßt worden, über deren Lehren nähere Angaben zu
machen. So hat Plutarch in mehreren Schriften stoische und epikureische
Lehren bekämpft und in diesem Zusammenhange wertvolle Nachrichten über die
bekämpften Thesen gegeben. Ebenso war Galen durch die Kritik früherer Philo-
sophen zu Referaten über diese veranlaßt, und Sextus Empirikus stützte seine
§ 8. Vorbereitung der griech. Philos. Verh. z. Orient. }]\
Skepsis auf eingehende Analyse der dogmatischen Systeme. Nur auf diesem Wege
sind wir über die von griechischen Philosophen gegen das Christentum gerichteten
Ausführungen unterrichtet, deren Fortpflanzung die Kirche verhinderte, die uns
aber in den Gegenschriften ihrer christlichen Bestreiter z. T. noch vorliegen. So
sind uns die Schriften des Celsus, Hierokles, Julian durch die apologetischen Er-
örteningen des Origenes, Laktanz, Eusebios und Kyrillos bekannt. Weiter ist
hier der zahlreichen gelegentlichen Erwähnungen zu gedenken, durch die
sich Stellen der philosophischen Literatur sowie Reste biographischer und doxo-
graphischer Literatur erhalten haben. Durch solche Erwähnungen sind beispiels-
weise die Kommentare des Proklos und Siraplikios wichtige Fundgruben für Vor-
Bokratikerfragmente. Mancherlei z. T. sehr Wertvolles enthalten u. a. Gellius
(um 150 nach Chr.) in den Xoctes Atticae, Athenaios (um 200 nach Chr.) in den
A'-i.-Trooo<) toTai, Ailian (um 200 nach Chr.) in der IJoiy.i/.t] larogia und eine Reihe
von christlichen Schriftstellern wie Justinus Martyr, Klemens von Alexandreia
{IjQOTQeinTiHÖg, UacSaycoyög und ürgcofiarsTg), Origenes, Eusebios (besonders wichtig
dessen Evayyshy.rj .TQOJiagaoitevt] , praeparatio evangelica), Theodoret {'E?M]viy.cöv
ßeQa.-ievTiy.i) jradtjfidTcor), Tertullianus, Lactantius, Augustinus u. a. Von be-
sonderem Werte sind endlich die großen Exzerptensammlungen des loannes-
Stobaios {\4vd-o/.öytov. jetzt geteilt in I. Eclogae physicae und ethicae, IL Florile-
gium) und des Photios (um 850. Biß/.iodi)>ofj.
Die neueren Hilfsmittel zum Studium der antiken Philosophie-
geschichte s. u. Literatur.
§8. Vorbereitung der griechischen Philosophie. Be-
ziehungen zum Orient. Theologische, kosmologische
und gno mische Dichtung. Die Griechen der späteren Zeit
waren geneigt, die griechische Philosophie aus dem Orient her-
zuleiten. Dem Verkehr mit den Weisen des Ostens sollten die
bedeutendsten griechischen Philosophen der früheren Jahrhunderte
ihre Systeme verdanken. Diese Annahmen beruhen teils auf
dem Glauben an eine überlegene uralte Weisheit der orientalischen
Völker, teils auf den das spätere Altertum beherrschenden
Bestrebungen, griechische und orientalische Weisheit in einem
allumfassenden religiös-philosophischen SjTikretismus zu mischen
und auszugleichen; sie sind ebenso wie die entsprechenden Hypo-
thesen neuerer Gelehrten, die sich auf teils nur vermeintliche, teils
wirkhche, aber in ihrer Bedeutung überschätzte Übereinstimmungen
zwischen orientahschen und griechischen Anschauungen stützen,
geschichtlich unbegründet und nötigen bei ihrer Durchführung,
dem natürhchen Entwicklungsgange der griechischen Philosophie
Gewalt anzutun. Was che Griechen von fremden Völkern über-
kamen, waren im wesentlichen nur aus der Praxis gewonnene
und für die Praxis bestimmte mathematische Sätze und astro-
nomische Beobachtungen, denen in der Gestalt, in der sie den
Griechen zukamen, jede Beziehung zur Philosophie abging. Inner-
32 § ö. Vorbereitung der griech. Philos. Die Dichtung.
halb des einheimischen griechischen Geisteslebens bilden die
Versuche der dichtenden Phantasie, sich das Wesen und die
Entwicklung der göttlichen und mensclilichen Dinge zu A^er-
anschaulichen, eine Vorbereitung der philosophischen Spekulation.
Die theogonischen und kosmogonischen Anschauungen des Homer
undHesiod üben nur einen entfernteren und geringen, vielleicht
aber gewisse orphis che Dichtungen, welche dem sechsten Jahr-
hundert Y. Chr. anzugehören scheinen, wie auch die Kosmologie
des Pherekydes von Syros (der einer der ersten Prosaschrift-
steller war, wahrscheinlich in der Mitte des 6. Jahrhunderts ), und
andererseits die beginnende ethische Reflexion, die sich in
Sprüchen und Dichtungen des Theognis u. a. kund gibt, einen
näheren und wesentlichen Einfluß auf die Entwicklung der
ältesten gi'iechischen Philosophie.
Übe rlieferuiig über die die Philosophie berührende älteste Lite-
ratur und erhaltene Fragmentebei Diels, Vorsokratiker, im Anhange Kap. 66
— 73a (11^ S. 163 ff.): Kosiuologische Dichtung des sechsten Jahrhunderts:
Orpheus, Musaios. Epimenides, Kap. 66-68 (II^* S. 163—194). Astrologische
Dichtung des sechsten Jahrhunderts: Hesiodos, Phokos, Kleostratos, Kap.
68—70 (11^ 8. 194—198). Kosmologische und gnomische Prosa: Phere-
kydes von Svros, Theagenes, Akusilaos. Die sieben Weisen, Kap. 71— 73a (11^
S. 198-217).*
Verhältnis zum Orient. Im späteren Altertum waren es besonders
Juden, Xeupythagoreer, Neui^latoniker und Christen, die die Sage von der orien-
talischen Herkunft der griechischen Philosophie verbreiteten. Bekannt ist die Be-
hauptung des Neupythagoreers Numenios (2. Jahrh. nach Chr.), Piaton sei nichts
anderes als ein attisch redender Moses. Die neuere Kritik hat schon früh be-
gonnen, solche Annahmen zu beseitigen und immer mehr aus einem inneren Ent-
wicklungsfortschritt des hellenischen Geistes die Philosopheme zu verstehen ge-
sucht. In neuerer Zeit ist die Annahme einer tiefgehenden Beeinflussung durch
die Orientalen am schärfsten vertreten durch Roth und Gladisch. Ersterer läßt
die griechische Philosophie aus der ägyptischen Religion und beigemengten zoro-
astrischen Lehren entstanden sein. Gladisch geht zunächst mehr auf Vergleichiuig
griechischer Philosopheme mit orientalischen Religionslehren, als auf Nachweisung
der Genesis aus; sofern er sich über die letztere erklärt, will er nicht eine un-
mittelbare Überlieferung des Orientalischen zur Zeit der ersten griechischen Philo-
sophen behaupten, sondern hält allein den Gedanken für zulässig, daß dasselbe
durch Vermittlung der griechischen Religion in die Philosophie gekommen sei;
die Überlieferung müsse bereits im höheren Altertum in religiöser Form von den
Hellenen aufgenommen worden imd in ihr geistiges Leben verschmolzen sein; die
Wiedergeburt des indischen Bewußtseins bei den Eleaten, des chinesischen bei den
Pythagoreern, des persischen bei Heraklit, des ägyptischen bei Empedokles, des
jüdischen bei Anaxagoras, sei zunächst aus dem hellenischen Wesen selbst hervor-
gegangen. Aber die Richtigkeit dieser Annahme ist dadurch ausgeschlossen, daß
in der Religion der Griechen die Spuren altorientalischen Ursprungs durch den
ethisch-anthropomorphistischen Charakter, den die Dichter ihrer Mythologie auf-
geprägt haben, durchaus verwischt, am wenigsten aber die Einflüsse verschiedener
I
§ 8. Vorbereitung der griech. Philos. Die Dichtung. 33
orientalischer Völker gesondert zu erkennen sind, und daher die gesonderte Re-
j)roduktion derselben durch verschiedene Philosophen schwer begreiflieh wäre.
Die Hauptsache ist, daß die religiösen Vorstellungen des Orients, selbst wenn
:8ie von den Griechen übernommen worden wären, nicht genügen würden, um ge-
rade das Wesentliche und Eigenartige der gi-iechischen Philosophie, die freie
iSpekulation über das AVesen der Dinge, zu erklären. Eine Philosophie aber
hatte außer den Indern keines der in Betracht kommenden Völker. Bei den
Indern aber wäre zunächst die Frage zu entscheiden, ob nicht, wie neuere For-
:scher annehmen, ihre großen Systeme jünger als die entsprechenden griechi-
:schen Lehren und aus diesen abgeleitet sind. Was die Griechen von den Ägyptern
«nd Babyloniern empfangen konnten und wohl auch tatsächlich empfingen, waren
mathematische und astronomische Kenntnisse. Wiewohl sich nun in Griechenland
•die Philosophie in unlösbarem Zusammenhange mit Mathematik und Astronomie
•entwickelt hat, so ist doch das, was die griechische Philosophie auf diesem Wege
■den fremden Völkern verdankt, sehr gering. Denn Mathematik und Astronomie
wurden bei den Ägyptern und Orientalen in der den Anfängen der griechischen
Philosophie vorangehenden Zeit wesentlich nur in empirisch-praktischer Weise be-
trieben. Erst die Griechen verwerteten das Überkommene in theoretischem Inter-
<esse zum Aufbau der Wissenschaft. Das wurde schon bei den Griechen selbst
trotz ihrer Ehrfurcht vor der vermeintlichen Urweisheit jener alten Kulturvölker
von nüchternen Betrachtern erkannt. So heißt es bei dem auf den gelehrten Peri-
patetiker Adrastos zurückgehenden Platoniker Theon von Smyma in seinem Werke
über das Mathematische bei Piaton (S. 177, 11 ff. Hiller), daß die Babylonier,
Chaldäer und Ägypter jroög zä (p airSfiera uovov y.ai rag y.uzä avjii ßsßijxog
ycrofiivag twv jT/.arcofdrcov y.ivrjoeig ihr Augenmerk richteten, indem sie von der
Natur ihrer Länder begünstigt lange Perioden hindurch Beobachtungen anstellten ;
■es wird ihnen auch zugestanden, daß sie zur Kontrolle ihrer Beobachtungen und
zum Zwecke der Voraussage künftiger Erscheinungen ^TQo&vuoyg do/dg nvag xal.
vjTodsaeig äve^i]zo>n- aig irpag/iiöCsi rä cpaivöjiei'u, aber, SO wird betont, sie wandten
•dabei nur arithmetische und geometrische Methoden an, jiävzeg [ih> ävsv q^vaio-
loylag äzs/.sig :zoiovfisroi zag /iie&oöovg , deor äf^ia aal (pvaixcog jibqI zovzoiv
■t7tiay.o::TEiV) on:eo ol jragä zoTg "E'/.h]oiv aozQO/.oyrjoavzeg ijtsigcövzo jIOisXv zag Tzaoä
zovziov Äaßörze; äq/ag y.al zöiv (paivonercov ztjg/jaeig. Theon beruft sich dabei auf
die platonische Epinomis, wo es (S. 987 d) heißt : '/.äßo^iiev bs wg ozijreo «r "E/./.yrsg
ßaoßäocov :Taoa/.dßcoai, y.äl'/uor zovzo sig rs/.og d:isgyd^orzai. Eine Bestätigung
solcher antiker L'rteile bringt die neuere Forschung, vor der das lange gepflegte
Phantasiegebilde einer altorientalischen Weltanschauung mehr und mehr zerrinnt.
Vgl. Boll an den o. S. 14 genannten Stellen. S. zu der Frage nach dem Verhält-
mis der griechischen Philosophie zum Orient auch Burnet, Early Greek philosophy*,
■S. 17 ff. (S. 13 ff. der Übersetzung).
Vorbereitung der Philosophie in Griechenland selbst. Dich-
tung und Philosophie. Homer und Hesiod haben die im Volke herrschenden
religiösen Anschauungen nicht einfach poetisch verarbeitet und weitergegeben,
sondern vielfach in neue Formen gegossen und umgestaltet. Nach einer viel-
zitierten Stelle des Herodot (2, 53) waren sie es, die den Griechen eine Theogonie
«chufen, den Göttern ihre Namen gaben, ihre Würden und Künste schieden und
ihre Gestalten bezeichneten. In der Konstruktion der Götterfamilie durch die
Ilias (vgl. Finsler, Homer 1'^ S. 235) liegt, so unphilosophisch auch die anthro-
pomorphistische Umformung der der/erezai in Stammväter und -mütter und Ab-
kömmlinge sein mag, doch ein philosophischer Zug zur Systematisierung, der uns
«och weit stärker in dem großen Götterstammbaum der hesiodischen Theogonie
Ueberweg, Grundriß I. 3
34 § 8. Vorbereitung der griech. Philos. Myth. Kosmogonien.
entgegentritt. Die Auffassung der Ilias vom Weltregiment (vgl. Finsler, a. a. O.,
S. 281) verrät ferner den Trieb zu einer einheitlichen Weltanschauung, die freilich
noch ganz mit den Mitteln des alten Götterglaubens aufgebaut, aber doch von
dem Suchen nach einer Ratio im Geschehen der Dinge beherrscht ist. Diese
homerisch-hesiodische Götterwelt bildet aber nicht nur durch das in ihr ver-
körperte erste Aufkommen der Spekulation eine Vorstufe der griechischen Philo-
sophie. Sie hat diese Philosophie auch weiterhin vielfach angeregt und befruchtet.
Durch die Jahrhunderte hindurch von Xenophanes über Piaton und die Kyniker
zu den Epikureern und Skeptikern zieht sich in ununterbrochener Linie der
Kampf gegen die unwürdigen und widerspruchsvollen Vorstellungen der dichte-
rischen Mythologie, und eben dieser Gegensatz drängt zur Ausbildung einer mög-
lichst reinen und konsequenten philosophischen Theologie. Neben diesen Kampf
tritt in der Folge der Kompromiß. Spätere Schulen, vor allen die Stoa und der
Neuplatonismus, bemühen sich, den zu einem untilgbaren Bestandteil der griechi-
schen Anschauungswelt gewordenen Götterhimmel durch allegorische Umdeutung.
mit ihren Philosophemen in Einklang zu bringen.
Noch näher als durch seine Systematisierung der Götterwelt rückt Hesiod
an die beginnende Philosophie durch seine in den Versen Theog. 116 ff. ent-
haltene Kosmologie:
H TOI ukv agcörioTa Xäog yh'sr , aizäo ejzeira
Faf evovoTsgvog, :Tävrcüv söog do(fa/.eg alei
aßavätoiv, oi eyovai xägt] vitföevrog ^OkvfXTtov,
Tägragä t TjegoEVTa f^vx^ -/.^ovog evQvodei'tjg
»/(5' "Eoog, og xd/./.iazog ev ä&avdroiai deoioi,
Xvoii(e/.i]g, crävTCOv de &ewv n^dvrwv t dv&QMJicov
bdfxvaxai ev orrjdEooi vöov xai £n:i(fQOva ßov/.rjv.
EX Xdsog 8' "Egeßäg ze fiE/.aivd ze Xv^ iyEvovzo,
Nvxzog b avz' Aid 1)0 ze xal 'U/HEOt] e^eyivovzo,
ovg ZE/CE y.voauEvrj 'Egeßsi cfi'/.6zr]zi fiiyEioa.
Paia Öe zoi .-zgcözov fiev iyEi'vazo loov iavzfj
Ovgavov dozEQÖErd' , Iva uiv jieqI nidvza xaXvjizoi,
otpo' £11} /uaxdQEoai "^Eolg ISog do(pa).Eg ahi.
YEivazo 6' Oi'gea jxaxgd, dEcöv yagi'Evzag £vav?.ovg,
Ni'ft(fEcov, ai valovGiv dv oi'gea ßtjooijsvza,
rj Se xai dzgvyezov n:e/.ayog zdxev oi'dftari dvTov,
IIövzov, äzEg <pik6zrjzog £(fifi£got\ avzäg ejiEiza
Ovgar-qj Evi-t^ßEioa zix ' Qxeavov ßadvdi'vijv ....
Diese Kosmogonie läßt sehr deutlich die Eigenart dieser noch ganz an die
Mythologie gebundenen ersten Spekulation erkennen. Philosophisch ist in ihr die
Frage nach einem Zustande, der herrschte, ehe die uns jetzt umgebenden Dinge
waren, und aus dem sich eben diese Dinge entwickelten. Philosophisch ist auch
das Problem der bewegenden Kraft, die die Entwicklung in die Wege leitete (vgl.
zur Beurteilung der Stelle in diesem Sinne auch Aristot. Metaph. 1, 4, 984b 29ff.).
Aber alles Nähere über das ., Gähnende" ist noch unausgedacht, die Kraft erscheint
ebenso wie das ..Gähnende" selbst und die weiteren Produkte der Entwicklung.
("Egeßag^ iW'|, Ovgavdg usw.) sofort in Gestalt einer mythischen Person und der
Entwicklungsprozeß selbst in Form der geschlechtlichen Zeugung.
Außer der hesiodischen Kosmogonie kannte das Altertum noch andere ähn-
lichen Charakters. Als in spätantiker Zeit die philosophische Spekulation der
ältesten Dichtung die oberste Autorität zuzugestehen geneigt war, fand die schon
früh aufgekommene Annahme vielen Beifall, daß der homerischen und hesiodischen»
§ 8. Vorbereitung der griech. Philo?. Myth. Kosmogonien. ;35
Dichtung eine andere von mehr spekulativer Haltung, nämlich die orphische,
vorangegangen sei. Nach der ursprünglichen Sage ist Orpheus der Stifter des
thrakischen Dionysosdienstes. Bei den sogenannten Orphikem handelt es sich im
wesentlichen um eine sich im 6. Jahrh. erhebende religiöse Bewegung (s. Kohde,
Psyche, IP S. 103— 136). Schon früh wurden Orpheus kosmogonische Dichtungen
durch Ononiakritos, der bei den Pisistratiden lebte, und andere untergeschoben.
Herodot sagt 2, 53: „Die Dichter, die früher als diese Männer (Hesiod und Homer)
gewesen sein sollen, lebten nach meiner Ansicht später"; 2, 81 (vgl. 123) erklärt er
die sogenannten orphischen und bacchischen Bräuche für ägyptisch und pytha-
goreisch. Die orphischen Kosmogonien, von denen wir Näheres wissen, stammen
größtenteils aus einer noch viel jüngeren Zeit und sind unter dem Einfluß der
späteren Philosophie entstanden. Die Neuplatoniker von Syrians Zeiten an er-
klärten eine iv r«r,- ouii'ojSt'atg 'Ooffixai? deo'/.oyia (rhapsodische Theogonie), die
in der von ihnen gebrauchten Redaktion späterer Zeit angehört, aber einen alten
Kern enthält. Von einer der Kosmogonien läßt sich wahrscheinlich machen, daß
sie aus einer ziemlich frühen Zeit stammt. Der Neuplatoniker Damaskios, der
drei Theogonien unterscheidet, berichtet (de princ. 124, I p. 319, 8 ff. R., Diels
Vorsokr. 66 B 12 (II^ S. 171, 7 ff.), daß der Peripatetiker Eudemos, ein unmittel-
barer Schüler des Aristoteles, den Inhalt einer orphischen Theogonie angebe, in
welcher (von dem Intelligibeln als einem durchaus Unsagbaren, wie Damaskios
von seinem Standpunkte aus deutet, geschwiegen und) mit der Nacht der Anfang
gemacht werde. Gewiß dürfen wir voraussetzen, daß auch Aristoteles diese Theo-
gonie gekannt hat (vgl. auch Plat. Tim. p. 40e). Nun sagt Aristoteles Metaph.
13, 4, 1091a 34 ff., die alten Dichter und wiederum die jüngsten (philosophischen)
^eoköyoi ließen das Höchste und Beste nicht der Zeit nach das Erste sein, sondern
ein Späteres, ein Resultat fortschreitender Entwicklung. Diejenigen aber, welche
(der Zeit und der Denk- und Darstellungsweise nach) zwischen den Dichtern
und Philosophen in der Mitte stehen (oi fiefuyuh'oc avTcöf), wie namentlich Phere-
kydes. der nicht mehr durchaus mythisch redet, ferner auch die Magier und
einige griechische Philosophen betrachteten das Vollkommenste als das Erste der
Zeit nach. Welche ,. alten" Dichter (äo/aToi jroirjTai. deren Zeit übrigens zum
Teil noch bis in das sechste Jahrhundert v. Chr. herabreichen kann) gemeint seien,
deutet Aristoteles nur an in der Bezeichnung ihrer Prinzipien : oTov Nvy.xa xai
Ovgarov t} Xdog f] 'üxeavöv. Hiervon ist Xäo? unzweifelhaft auf Hesiod zu be-
ziehen (s. 0.), 'Qyeai'og auf Homer (Qxeavöv re, deöJv yh'eaiv, xal /ntjrsga Ttjßvv,
II. 14. 201; 'Qxearov, öo^ieg yh-eoi? jrävreaoi zhvxtai, II. 14. 246), Nr^ xai Ovoavog
demnach auf eine andere namhafte Theogonie, und aller Wahrscheinlichkeit nach
auf eben jene orphische, von der Eudemos berichtet hat. Dann also muß diese,
da Aristoteles ihren Verfasser den uoyuToi :toit]xai zurechnet, spätestens im sechsten
Jahrhundert vor Christo entstanden sein. Aber eben diese Theogonie und über-
haupt alle diejenigen, welchen durch das aristotelische Zeugnis ein verhältnismäßig
hohes Alter zuerkannt wird, teilen auch nach eben diesem Zeugnis die homerische
und hesiodische Religionsanschauung im wesentlichen. Als der ewige Herrscher
im All und als die Seele der Welt erscheint Zeus in dem Verse, auf den wohl
schon Piaton, Leg. 4, 715e als einen na).aiog /.6yog anspielt: Zevg xecfuh], Zevg
f.ieaoa, Aiog d' ex advra Thvxrai.
Eine dem zur Zeit des Solon lebenden Weihepriester Epimenides aus Kreta
zugeschriebene Kosmologie, Qeoyovia, nach dem Inhalt auch XQrjofioi genannt,
läßt aus der Luft (dem arig) und der Nacht (der vi^), die zuerst den Tartaros
erzeugt haben, vermittelst des Welteies die Welt hervorgehen. Der Verfasser
gehört somit zu den von Aristoteles sogenannten rx wxrdg ytfvcövreg deo'/.öyoi.
3*
36 § 8. Vorbereitung der griech. Philos. Myth. Kosmogonien.
Die Schrift stammte nach Diels aus dem Kreise des Ouomakritos und wurde
Endo des sechsten Jahrhunderts vor Christi Geb. verfaßt. Bei Akusilaos in den
rerfn/.oyiai ist das Chaos das Erste; aus demselben gehen der P>ebos und die
Nyx hervor.
Selbstverständlich läßt sich zwischen mythischer und philosophischer Kos-
mogonie keine haarscharfe Grenze ziehen, am wenigsten in der Weise, daß man
die mythische lediglich als Vorstufe auffaßt, die zu Ende wäre, sobald die philo-
sophische beginnt. Nicht nur ist bei Parmenides in dem vom Standpunkte der
f>o;« gezeichneten Weltbilde die Daimon, die alles lenkt und überall zu geschlecht-
licher Vereinigung und Zeugung anregt, ein mythisches Wesen und ihre erste
Schöpfung wieder der Eros (Diels Vorsokr. 18 B 12. 13), auch bei Erapedokles
haben Xeikos und Philia mythisches Gepräge, von dem religiös-philosophischen
Synkretismus des späteren Altertums ganz zu schweigen, der in weitestem Maße
Mythus und Spekulation verschmolz (vgl. die von Dieterich, Abraxas, und Reitzen-
stein, Zwei religionsgeschichtl. Fragen, S. 47 ff. behandelten Schöpfungsmythen).
Wie sich die kosmologische Sagenbildung an die philosophische Weltanschauung
anschließen und diese sich dienstbar machen konnte, zeigt für die ältere Zeit in
lehrreicher Weise Pherekydes von Syros, der im sechsten Jahrhundert vor
Chr. in Prosa eine Kosmogonie verfaßte unter dem Titel IlEvrsuvyog („Fünf-
schluft''. Suidas gibt als Titel 'EjTzäftvyog und erklärt : eon de ßsoXoyta iv ßißUoig i'
[Buchzahl zweifelhaft, vgl. Diels, Vorsokr. 71 A 2J). Ihr Anfang lautete: Zäg
fuv y.al Xoövoq -fjoav ael xai X&orä]. Xdovi'»] 8k ovo/iia lyevexo Fr], EJistSi] avxi}
Zag yijv ysgag didoT. Veranlassung zu diesem Ehrengeschenk ist die Hochzeit des
Zas (= Zeus) mit der Chthonie: die Erde ist die von Zeus gespendete Hoch-
zeitsgabe. Am dritten Tage der Hochzeit macht Zas ein großes schönes Gewand,
so wird ausgeführt, und stellt darauf dar die Erde, den Ogenos (= Okeanos)
und den Palast des Ogenos (vgl. Hom. II. 18. 483. 607). Dieses Gewand spannt
er über einen geflügelten Baum, d. i. die freischwebende, baumstammartig gedachte
Erdmasse, die mit der mannigfache Erscheinungen zeigenden Oberfläche be-
kleidet ist. Beides, das freie Schweben, wie auch die hier angenommene Gestalt
der Erde, setzt das Weltbild des Anaximander voraus. Bei der Ersetzung der
Säulentrommel des Anaximander durch den Baumstamm hat wohl die Erinnerung
an Vorgänge ähnlicher Art wie den der Panathenäenprozession eingewirkt, bei
der der Peplos der Athena segelartig an einem Mastbaum aufgespannt wurde (vgl.
Diels. Vorsokr. Anm. zu 76 B 2). Auch die alte freilich Anaximander wider-
sprechende Vorstellung von den Wurzeln der Erde (Hesiod oper. 19, Xenophanes
b. Diels, Vorsokr. 11 A 47) mag Einfluß geübt haben (vgl. Diels, Arch. f. Gesch.
d. Phüos. 1 [1888], S. 15).
Als zu den sogenannten ,, sieben Weisen" gehörend werden überall genannt:
Thaies, Blas von Priene, Pittakos, Tyrann von Mytilene, und Solon; die Namen
der übrigen schwanken; bei Piaton gehören dazu: Kleobulos, Myson und Chilon.
Sonst werden erwähnt: Periander, Anacharsis, Epimenides und noch andere, im
ganzen 22. Diese Männer, denen Sinnsprüche beigelegt wurden (Thaies: yvw&i
aavzöt', oder: ri övoy.olor ; zo kavzov yvwvar zi ös evy.oXov ; z6 äV.co VTtozidsa&ai,
Selon: f^ü] if'Evöov zä anovSala fislha' ägx^ tiqwzov fiadoav agysodar ovfißovlevs
fii] zä ydiara, dV.ä zä xd?J.iaza' /Lirjdsv äyav, Blas: OLQjri] ärÖQU dsi^si, angef. von
Arist. Eth. Nie. 5, 3, 1130a 1; auch oi TtlsTozoi y.axol, Anacharsis: ylmaoijg,
yuoxQog, alboknv y.oazsTv etc), sind Repräsentanten praktischer Lebensweisheit auf
einer Reflexionsstufe, die noch nicht Philosophie ist, aber eine philosophische
Forschung nach ethischen Prinzipien anbahnen kann. Als Repräsentanten lake-
§ 9. Die Perioden der Entwicklung der grieeh.-röniischeii Philosophie. 37
diünonisther Bildung, die sich in ethischen Kcrnsprücheu bekunde, werden sie bei
Plat. Protag. p. 343a bezeichnet ((-Jcüi]; 6 Mi/.i'/oiog .... orroc jrdiTc, ^7j/.onai
xai fguorai xal fiadtjiai ijoav t;)? ^laxeSatuoyüop :jaid£i'ag). Der Aristoteliker
Dikaiarehos (bei Diog. Laert. 1, 40) nennt diese Männer mit Recht ovis oocpovg
ovTE (f. uoo6(povg , ovvETovg öe rii'ag y.<u vo/no&eTcxovg. Thaies, der mitunter der
Weiseste dieser sieben Weisen genannt wird, ist zugleich Astronom und Begründer
der ionischen Xaturphilosophie.
^ 9. Perioden der griechischen Philosophiege-
schichte. Wir unterscheiden
I. die vorattische Philosophie (etwa von Anfang des
(). bis Mitte des 5. Jahi'hunderts vor Chr.). Ihr Forschungs-
objekt ist im wesentlichen die Entstehung und Entwicklung des
Alls. Sie fragt nach den Urgründen, aus deren Entfaltung und
Wirken die jetzt bestehende Welt zu erklären ist. Diese Speku-
lation steht mit faehwissenschaftlichen Studien im engsten Bunde.
So ist dieses früheste Denken eine Vereinigung von Kosmologie
(einschheßlich der Astronomie), Mathematik, Meteorologie und Phy-
siologie, greift aber in den durch die kosmologische Forschung
angeregten Fragen nach Sein, Werden und Vergehen, nach Ein-
heit und Vielheit auch in das Gebiet der ^letaphysik. Hingegen
zeigen sich zu Erkenntnistheorie und Ethik nur erste Anläufe.
Seiner Methode nach ist dieses Denken ein naiver, noch nicht
durch den Zweifel zu rationeller Selbstbegründung erweckter
Dogmatismus. Schauplätze der philosophischen Tätigkeit in dieser
Periode sind teils im Osten des griechischen Kulturgebietes die
von loniern besiedelten Landstriche an der Westküste Kleinasiens
(Thaies, Anaximander und Anaximenes, Heraklit), teils im Westen
ünteritahen (Pythagoreer und Eleaten) und Sizihen (Empedo-
kles), teils im Norden Abdera an der thrakischen Küste (Leukipp
und Demokrit). Doch greift die Philosophie auch jetzt schon in
Anaxagoras nach dem zentralen Schauplatze der griechischen
Geistesentwicklung, Athen, hinüber.
IL die attische Philosophie (etwa Mitte des 5. bis Ende
des 4. Jahrhunderts vor Chr.). In ihr wendet sich das Denken
zunächst dem Menschen als erkennendem und handelndem Sub-
jekte zu und entfaltet sich in Erkenntnistheorie und Ethik.
Seinem prinzipiellen Standpunkte nach kennzeichnet es sich bei
den philosophisch bedeutsamsten unter den am Anfange dieser
Periode stehenden Sophisten als Relativismus und Skeptizismus,
an deren Stelle in der sokratischen Begriffsphilosophie ein be-
wußter auf wissenschaftlicher Basis ruhender Dogmatismus tritt.
Unter Sokrates' nächsten Nachfolgern begnügen sich die meisten,
unter Festhaltung des sokratischen Prinzips seine Gedanken nach
38 § 9. Die Perioden der Entwicklung der griech.-röniischen Philosophie.
der ethischen oder begrifllieh-logischen Seite weiter auszugestalten.
Dagegen schreiten Piaton und Aristoteles, ebenfalls auf sokra-
tiscliem Boden stehend, zugleich aber auch an die Interessen und
Ergebnisse der vorsokratischen Philosophie anknüpfend zum
Bau großer, Metaphysik, Kosmologie und Physiologie wie auch
Ethik und Erkenntnistheorie umfassender Systeme, deren weitere
Ausführung, Fortpflanzung und ]Modifizierung die Arbeit ihrer
Schulen, der akademischen (Piatons) und der peripatetischen (des
Aristoteles) bildet. Schauplatz der Tätigkeit -ist in dieser Periode
in der Hauptsache Athen.
III. die hellenistisch-römische Philosophie (etwa vom
Ende des 4. Jahrhunderts vor bis gegen Mitte des 6. Jahrhunderts
nach Chr.) sondert sich ihrer inneren Entwicklung nach in drei
Unterabschnitte :
1. Epoche (etwa vom Ende des 4. bis zur Mitte des 1. Jahrh. vor
Chr.): Kampf zwischen Stoizismus, Epikureismus und
Skepsis. Eklektizismus. Die neu in Erscheinung tretenden
Systeme der Stoa und Epikurs legen das Hauptgewicht auf die
durch richtige Lebensauffassung und -führung zu gewinnende
innerhche Beglückung des Subjektes und betonen damit die Be-
ziehungen der Philosophie zur Praxis. Ihren Dogmatismus be-
kämpft die SkejDsis Pyrrons und der mittleren und neuen Akademie.
Die praktische Richtung und die Berührungen der Schulen unter-
einander führen in der Stoa, der im ersten Jahrhundert vor Chr.
zum Dogmatismus wieder zurückgekehrten Akademie und dem
Peripatos zu einer teilweisen Absclileifung ihres Sondergepräges
und damit zur Ausbildung des Eklektizismus.
2. Epoche (etwa von Mitte des 1. vorchristlichen bis zur
Mitte des 3. christlichen Jahrhunderts): Eklektizismus und
erneute Orthodoxie, gelehrte Beschäftigung mit den
Werken der Schulbegründer, religiöser Mystizismus.
Neben dem Eklektizismus macht sich eine an die Anfänge der
Schulen wieder anknüpfende orthodoxe Richtung geltend. Re-
trospektives Interesse betätigt sich auch in gelehrter Beschäfti-
gung mit den Werken der Schulgründer (Edition, Ordnung der
Werke, Kommentierung). Mit dieser nach Autoritäten zurück-
blickenden Tendenz geht Hand in Hand eine Berücksichtigung
griechischer und fremder, besonders orientalischer und ägyptischer,
rehgiöser Tradition, deren Offenbarungen die unzulänglich er-
scheinende verstandesmäßige Erkenntnis stützen soUen. Die ver-
schiedenen Elemente des philosophischen und religiösen Synkre-
tismus gruppieren sich in den mannigfachen Schul- und Einzel-
§ 9. Die Perioden der Entwicklung der grieeh.-römischen Philosophie. 39
bekenntnissen in buntester Weise. Im Gegensatze hierzu unter-
nimmt es in der
3. Epoche (etwa von Mitte des 3. bis Mitte des 6. Jahr-
hunderts nach Chr.) der Neuplatonismus, in einen durch
ein neues metaphysisches Prinzip gebotenen einheit-
lichen Grundril^ den ganzen überlieferten Bestand philo-
sophischer und religiöser Anschauungen griechischen
und orientalischen Ursprungs einzuzeichnen. Seine
■durch konsequente Systematik hervorragende Lehre verdrängt im
wesentlichen alle anderen, seine Philosophie ist die Philosophie
■des ausgehenden Altertums.
Der Entwicklungsboden der griechischen Philosophie in der
dritten Periode ist neben dem griechischen Mutterlande zunächst
der seit Alexander dem Großen und den Diadochen mit griechi-
schem Wesen durchtränkte Osten — die griechische Philosophie
wird zu einem Teile der „hellenistischen" Kultur — , erstreckt
sich aber alsdann infolge der immer intensiver werdenden Be-
ziehungen Roms zu Griechenland und dem Orient auch über
Italien und die römisch kultivierten Länder und umfaßt schließ-
hch das gesamte Gebiet der zivilisierten Oikumene.
Anfang aller Philosophie ist nach einer richtigen Bemerkung des Piaton
(Theaet. 155 d) und Aristoteles (Metaphys. 1, 2, 982 b 12) das dav/tidiieir. In
unserer Umgebung auf und über der Erde, die der gewöhnliche Mensch als be-
stehend einfach hinnimmt, sieht der philosophisch Veranlagte Auffallendes, der
Erklärung Bedürftiges und stellt Probleme. Nur diese Außenwelt und seine
•eigene physische Natur ist für den zum philosophischen Denken erst Erwachen-
den Gegenstand eigentlicher wissenschaftlicher Problemstellung. Wert und Un-
wert menschlicher Handlungen waren zwar jederzeit Objekt des Nachdenkens, die
Eeflexion verließ aber hier erst sj^ät die von der Vätersitte gebotenen Normen,
um zu unabhängigen ethischen Theorien fortzuschreiten. Erst recht bedurfte es
gereifterer Denkkraft, um den eigenen Geist als Quelle der Erkenntnis zu objek-
tivieren. So ist die griechische Philosophie zunächst Kosmologie, Meteorologie
und Physiologie. Die Kosmologie mündet aus in die Behandlung der großen
ontologischen Fragen nach Einheit und Vielheit, Werden und Vergehen.
Die Schauplätze dieser ersten Forschungstätigkeit liegen wesentlich an der Peri-
pherie des griechischen Kulturgebietes im kleinasiatischen lonien, in Unteritalien
und Sizilien, in Abdera an der thrakischen Küste, Gegenden, in denen durch
enge Berührung mit Griechen anderer Stämme und mit nichtgriechischen Be-
völkerungen, z. T. auch durch einen ausgedehnten Seeverkehr, geistige Regsamkeit
und Forschersinn gefördert wurden. Erst gegen Ende dieser Periode wird die
Philosophie durch Anaxagoras auch in Athen heimisch.
Nachdem die philosophische Spekulation sich in einer Reihe z. T. weit aus-
einandergehender Versuche zur Lösung kosmologisch-ontologischer Fragen be-
tätigt hatte, trat in der Sophistik — mit der übrigens das letzte Stadium der
kosmologisch-ontologischen Forschung zeitlich zusammenfällt — eine Wendung in
•Gegenstand und Methode des Philosophierens ein. Der Mensch nach der Seite
40 § 9, Die Perioden der Entwicklung der griech.-romischen Philosophie.
seines Ei'kennens und Handelns wird Objekt der ^Spekulation : es beginnen Er-
kenn tnistheorie und Ethik. Dabei wird der naive absolute Dogmatismus,
der durch die Vielheit und den gegenseitigen Widerspruch der bisherigen Welt-
anschauungen ad absurdum geführt zu sein schien, durch Kelativismus und Skeptizis-
mus verdrängt. Mit dieser Wandlung vollzieht sich zugleich auch ein Wechsel-
des Schauplatzes. Athen, das im fünften Jahrhundert in den Mittelpunkt des.
griechischen Geisteslebens tritt, wird die Hauptstätte auch der philosophischen
Entwicklung. Die Beschränkung der Philosophie auf die menschlichen Dinge-
wird auch von Sokrates beibehalten. Aber er stellt dem skeptisch-destruktiven
Verfahren der Sophistik in seiner Begriffsphilosophie eine konstruktive Methode
entgegen und begründet so einen neuen, aber auf wissenschaftlich kritischer Basis-
beruhenden Dogmatismus. Mittelst dieser Methode errichten die an Sokrates an-
knüpfenden Schulen ihre Lehrgebäude. Der in der sokratischen Begriffsphilosophie
liegende obtologische Keim wurde von Piaton unter Berücksichtigung vor-
sophistiseher Lehren (des Heraklit und Parmenides) zu einer umfassenden Meta-
physik entwickelt, deren Herrschaft Erkenntnistheorie, Psychologie, Ethik und
Politik sowie die wieder aufgenommene Kosmologie unterstellt wurden. Auf
Piatons Wegen geht seine Schvde in ihrem früheren Entwicklungsstadium (die
alte Akademie). Auch Aristoteles verfolgt, freilich unter wesentlicher Ver-
änderung des metaphysischen Ausgangspunktes, die von seinem Lehrer ein-
geschlagene Bahn, wendet aber sein Interesse in umfassenderer Weise allen Ge-
bieten menschlichen Wissens, insbesondere auch den Naturwissenschaften, der
Geschichte und Literatur zu.
In der Zeit nach Aristoteles empfängt die Philosophie ein neues Gepräge
unter dem Einfluß der seit Alexanders Perserzuge und der Gründung der Dia-
dochenreiche über den ganzen Orient verbreiteten hellenistischen Kultur, die
sich seit der ersten Hälfte des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts mehr und mehr
auch westwärts erstreckt und zu einer hellenistisch-römischen erweitert. Mit
der Gesaratkultur erhielt auch die Philosophie die weitesten Gebiete der bewohnten.
Erde zum Schauplatz ihrer ferneren Entwicklung. Ein großer Teil ihrer Ver-
treter entstammt neu hellenisierten Gegenden. Für die Philosophie wesentlich,
in dem neuen Kulturverlaufe ist, daß der bisher herrschende griechische Nationa-
lismus jetzt dem Kosmopolitismus das Feld räumt. Nur eine Kehrseite dieses-
Kosmopolitismus ist der praktische Subjektivismus. Der Unterschied zwischen
Griechen und Barbaren trat zurück, die politischen Grenzen verloren ihre Be-
deutung. An Stelle des Bürgers trat der Mensch. Mit dem Zurückweichen des-
Interesses für den Staat rückte das Glücksstreben des Individuums in den Vorder-
grund. Die Philosophie soll nun die Wege weisen, auf denen der Einzelne zur
inneren Befriedigung gelangt. Auf diese praktische Aufgabe legen die in An-
knüpfung an frühere Bekenntnisse neu entstehenden Systeme des Stoizismus
lind Epikureismus den Nachdruck. Daneben bleiben die alten erkenntnis-
theoretischen, metaphysischen und naturphilosophischen Probleme bestehen, mit
denen sich neben der Stoa und der Schule Epikurs auch die Nachfolger des
Aristoteles (die peripatetische Schule) befassen, die letzteren zugleich auch die eifrigen
Förderer fachwissenschaftücher Gelehrsamkeit. Dem Dogmatismus dieser Schulerk
tritt die Skepsis Pyrrons und seiner Anhänger sowie der mittleren und neueren.
Akademie gegenüber. Ihre Opposition übt auf die Fortbildung jener dogmatischen
Systeme starken Einfluß aus. Das Ergebnis des Reibungsprozesses der Sekten
ist eine gegenseitige Annäherung der Stoa (im mittleren Stoizismus), des Peripatos
und der wieder zum Dogmatismus zurückkehrenden Akademie durch eklek-
tische Vermischung und Ausgleichung ihrer Lehren, ein Prozeß, zu dem auch
§ 9. Die Perioden der Entwicklung der grioch.-rümischen Philosophie. 41
der Eintritt der Philosophie in den Gesichtskreis des praktisch gerichteten, gegen
strenge philosophische Systematik gleichgültigen Röraertums das Seinige beiträgt.
So ist dieser Zeitabschnitt durch Neugründung von Schulen, gegenseitige
JBefehdung und innere Umgestaltung der Systeme von regstem schaffendem und
kämpfendem Leben . erlullt. Anders in der nächstfolgenden Epoche. Da»
Erhalten überwiegt jetzt das Neuschaffen, das Nebeneinander obsiegt über da&
Gegeneinander der Sekten. Der Eklektizismus lebt fort, neben ihm freilich auch
der Skeptizismus als Widerpart der dogmatischen Systeme. Das Bestimmende in
dem neuen Bilde sind zwei Züge, deren Prägung scnon in der vorangehenden Zeit
begonnen hat, die aber jetzt erst ihre volle Schärfe erreichen Der eine ist retro-
spektiv. Es erwacht ein lebhafteres Interesse für die Begründer der Schulen,
ihr Leben, ihre Werke und Lehren. So entsteht neben dem Eklektizismus und
z. T. in bewußtem Gegensatze zu ihm eine neue Orthodoxie. Die Stoa
zeigt neben den Eklektikern Seneka und Mark Aurel den auf die alte Lehre
zurückgreifenden Epiktet, die Akademie neben Gaius, Apuleius, Albinos und ihren
eklektisch philosophierenden Bekenn tu isgenossen Männer wie Taiirus, der die
Unterschiede der platonischen, aristotelischen und stoischen Lehre betont, und
Attikus, der zwar stoizisiert, aber auf scharfe Scheidung der platonischen und
aristotelischen Dogmen dringt. Hand in Hand mit diesem rückblickenden Inter-
esse geht eine lebhafte gelehrte Tätigkeit. Es galt, die Werke der Begründer
und ältesten Vertreter der Schulen neu herauszugeben, zu ordnen und durch Ein-
leitung und Erklärung dem Verständnis zu erschließen. Die Wahrheit galt ais-
in jenen Werken beschlossen; die Aufgabe war, sie durch Interpretation ihnen ab-
zugewinnen. So rückt die in kleinerem Umfange freilich schon längst (so in der
platonischen Schule bereits durch Krantor) geübte Exegese in den IMittelpunkt
des philosophischen Unterrichtes, und der Kommentar wird zur Haupterscheinung
der philosophischen Literatur. Neben dem fortlaufenden v.-röiu'tjua und den den
Text begleitenden G/ö/.ta gehen einher eiaaycoyai, ^tjzt'juuTa, d.-TOQiai xai /.vosi; und
eingehendere Abhandlungen über einzelne exegetische Probleme, wie Plutarchs
Schrift über die Psychogonie im platonischen Timaios. Mit dem philosophi-
schen Interesse paart sich das durch die Tätigkeit der Alexandriner hoch ent-
wickelte philologische. Die alexandrinische Vorarbeit bot der Philosophenschule
vielfach Material und Methode. Für die Biographie der philosophischen Schrift-
steller, die Verzeichnisse ihrer Schriften, die Scheidung des Echten und Unechten,
war hier ein Grund gelegt. Der Platoniker Thrasyllos knüpft in seiner tetralo-
gischen Einteilung der platonischen Werke durch die Vermittelung des Gramma-
tikers Derkyllides im Prinzip an die trilogische Gruppierung des alexandrinischea
Philologen Aristophanes von Byzanz an. Auch in der Methode der Einleitungen,
und Kommentare Avaren die Alexandriner vorangegangen.
Diese gelehrte Tätigkeit dauert in den Schulen des Piaton und Aristoteles in.
ununterbrochener Tradition bis zum Ausgange des Altertums. Die Akademie ist
hier in unserer Epoche durch Eudoros, Thrasyllos, Plutarch, Gaius, Albinos. Apu-
leius u. a. vertreten, denen sich in dem folgenden Zeitabschnitte die lange Kette
neuplatonischer Kommentatoren anschließt. Im Peripatos legt schon zu Ende der
vorangehenden Epoche Andronikos von Rhodos durch seine dem aristotelischen
Schriftenkorpus gewidmeten Studien einen neuen Grund. Auch hier spiegelt sich
die Weiterarbeit der Schule in der durch eine stattliche Reihe von Kommen-
tatoren, unter denen hier nur Alexander von Aphrodisias genannt sei, geübten
Exegese. Weniger augenfällig ist für uns die kommentierende Tätigkeit in der
Stoa. Gleichwohl läßt auch hier Epiktet erkennen, daß der Exegese Chrysipps
und anderer Altstoiker im Unterrichte große Bedeutung zukam (vgl. I. Bruns,
42 § y« Die Perioden der Entwicklung der griech.-römischen Philosophie.
De schola Epicteti p. 13 ff.). Für den Kynismus sei beispielshalber auf die Tle-
pristination eines /.6yo; doyaTog des Antisthenes in der dreizehnten Rede des Dien
von Prusa. für den Epikureisraus, bei dessen jederzeit stagnierendem Wesen sich
die Orthodoxie auch in unserer Epoche von selbst versteht, auf die Verwertung
altepikureischen Älaterials in der Inschrift von Oinoanda hingewiesen. Die Tra-
<lition erloschener Schulen wird in der Skepsis Ainesidems und im Neupytha-
goreismus wieder aufgenommen. So stark auch beide von der geistigen Be-
wegung der Zwischenzeit beeinflußt sind, so knüpfen sie doch ausdrücklich,
Ainesidem in der Betitelung seiner IIvQQojrsiot Xöyot, die Xeupythagoreer in der
Ausgestaltung des Pythagorasideals, an die Person der alten Schulbegründer aii.
Zu der nüchtern gelehrten Behandlung alter Schulschriften, wie sie die
Philosophenschulen zu einem großen Teile beschäftigt, steht das zweite Kennzeichen
11 n serer Epoche auf den ersten Blick in einem auffallenden Gegensatze. Es ist
•die zunehmende mystisch-religiöse Färbung des philosophischen Denkens.
Auch sie setzt nicht plötzlich ein. An der AVende des zweiten und ersten vor-
<-hnstlichen Jahrhunderts hatte Poseidonios eine innige Verbindung religiöser
Mystik und philosophischer Spekulation in sich verkörpert. Aber neu ist die
mehr und mehr zunehmende Intensität und Verbreitung dieser Färbung. Sie
bildet einen Grundton in dem Bilde der neuen Zeit. Ihre Erklärung liegt ein-
mal in der philosophischen Entwicklung selbst. Auf Perioden produktiver Speku-
lation und lebhaften Meinungskampfes pflegt ein Rückschlag zu folgen. Die
frohe Zuversicht, mittelst verstandesmäßiger Erwägung die Wahrheit zu ergründen,
geht verloren. Schon der Eklektizismus mit seiner Preisgabe streng konsequenter
Dogmatik war ein Zurückweichen vor dem Skei^tizismus. Ein anderer Weg des
Rückzugs führt zur Anlehnung an göttliche oder menschliche Autorität. So
haben archaisierende Schulphilologie und religiöse Mystik trotz ihrer scheinbaren
Heterogenität doch den gleichen Ursprung. Dort sollen die von der Glorie alter
Weisheit umstrahlten Schulhäupter in ihren Werken, hier die Götter selbst in
ihren Offenbarungen die Wahrheit spenden, und die Grenzen zwischen beiden
Richtungen verschwimmen, wenn im Neupythagoreismus der Schulbegründer
Pythagoras als der mit besonderen Kräften begnadete übermenschliche Heros er-
scheint. Die Neigung zur Mystik, die so mit der inneren Entwicklung der Philo-
sophie selbst gegeben war, wurde noch unterstützt durch das auch im gemeinen
Leben hervortretende mystisch-reUgiöse Empfinden der Zeit, das seinerseits wieder
angeregt wurde durch die wachsende Bekanntschaft mit den Religionen des
Orients und Ägyptens. Diese wirken in solcher Weise mittelbar ein auf die
philosophische Bewegung. Ihr Einfluß ist zugleich aber auch ein unmittelbarer.
Man suchte sich auf griechischer Seite der fremden Anschauungen dadurch zu
bemächtigen, daß man sie, gerade wie es die Stoa schon längst mit der griechi-
schen Volksreligion getan hatte, in das Fachwerk der philosophischen Systeme
einfügte : Götter und Göttergeschichten unterliegen der Umdeutung in meta-
I^hysische oder physische Potenzen und Prozesse. Dieselbe Methode befolgen aber
-auch Orientalen und Agyjjter selbst, teils in der apologetischen Tendenz, die Ab-
neigung oder Gleichgültigkeit der Griechen gegen die ihnen innerlich fremden
Vorstellungen zu überwinden, teils in scholastischer Absicht, um ihre religiösen
Anschauungen mittelst der griechischen Philosophie zu systematisieren und speku-
lativ zu festigen. Das greifbarste Beisj^iel dieses Verfahrens zeigt die jüdisch-
hellenistische Philosophie des Philon von Alexandreia.
Blickt unsere Epoche mit ihren rekonstruktiven und philologischen Be-
strebungen in die Vergangenheit zurück, so eröffnet sie andererseits durch ihren
Mystizismus den Ausblick in die folgende Zeit, die des Neuplatonismus. Sie ist
§ 9. Die Perioden der Entwicklung der griech.-römischen Philosophie. 43
<cine Übergangsperiode, reich durch ein großes Erbe philosophischer Gedanken
und Strömungen. Aber die Bahnen, auf denen sie kombinierend und umgestaltend
■dieses Erbes waltet, durchkreuzen sich mannigfach, und so bietet die Epoche, wie
•es bei Übergangszeiten der Fall zu sein pflegt, kein einheitliches Bild. Eklekti-
zismus und Orthodoxie behaupten nebeneinander das Feld, Gelehrsamkeit und
Mystik. Platonisches, Aristotelisches, Stoisches mischen sich bald in verschieden-
artigster Weise, bald sondern sie sich und stoßen sich ab. Die Schulen bestehen
weiter, aber ihr traditionelles Gepräge verwischt sich. In jedem ihrer Angehörigen
vereinigen sich die gegebenen Elemente in neuer Xuancierung. Im Kynismus
•steht neben dem Freigeist Oinomaos der Mystiker Peregrinos, und der Stoizismus
birgt, wie schon oben berührt wurde, in Seneka, Epiktet und Mark Aurel, der
Platouismus in Albmos, Attikus und Taurus ähnliehe Gegensätze. Das Ziel, den
•ererbten Schatz einheitUch zu ordnen und jedes Stück philosophischer und reli-
giöser Tradition als Baustein in entsprechender Bearbeitung dem Riesengebäude
eines allumfassenden, durch ein neues metaphysisches Prinzip zusammengehaltenen
Systems einzufügen, verfolgt in der nächsten Epoche der Neuplatonism us.
Seinen Erfolg beweist die Tatsache, daß er alle Sekten im wesentlichen absorbiert
und Jahrhunderte hindurch die philosophische Entwicklung allein beherrscht hat.
Historischer Rückblick auf die bisherigen Versuche einer
Periodisierung der griechischen Philosophiegeschichte.
Vorbereitung und Anknüpfungspunkte boten die o. S. 20 ff. besprochenen an-
tiken Arbeiten zur Philosophiegeschichte. Indes lag eine eigentliche Periodi-
sierung dieser Geschichte dem Altertum fern, in dessen Arbeiten überhaupt das
Interesse für die innere Entwicklung der Philosophie, den gegenseitigen Zusammen-
hang und den Charakter der Systeme gegenüber der Erforschung der äußeren
Oeschichte der Schulen und der Feststelliuig des Tatsächlichen ihrer Dogmatik
im allgemeinen zurücktritt. Unter den Neueren folgt
Brücke r im wesentlichen der Anordnung des Diogenes Laertios (s. o. S. 24 ff.),
läßt aber mit der Philosophie unter den Römern eine neue Periode beginnen,
-welcher er außer den römischen Philosophen die Erneuerer älterer Richtungen,
■wie namentlich die Neupythagoreer und die (von ihm im Anschluß an die Notiz
des Diogenes Laertios 1, 21 über Potamon als Begründer einer eklektischen
Richtung sogenannte) „eklektische Sekte", d. h. die Neuplatoniker, auch die
späteren Peripatetiker, Kyniker usw., dann auch die jüdischen, arabischen und
■christlichen Philosophen bis zu dem Ausgang des Mittelalters, der Wieder-
herstellung der Wissenschaften und dem Beginn der Philosophie der Neuzeit zu-
rechnet.
Tennemann setzt drei Abschnitte der griechisch-römischen Philosophie:
1. von Thaies bis Sokrates (ausgehend von fragmentarischen Spekulationen über
<lie Außenwelt); 2. von Sokrates bis zum Ende des Streits der Stoa und der
Akademie (Rückgang der Spekulation auf den menschlichen Geist als die Quelle
aller Wahrscheinlichkeit); 3. von der Philosophie unter den Römern und dem
neuen Skeptizismus des Ainesidemos bis auf Johannes von Damaskos (Vermählung
mit dem orientalischem Geiste; der Geist sucht außer sich die Quelle der Ge-
wißheit und zerfällt in Synkretismus und Schwärmerei).
In ähnlicher Weise unterscheidet H. Ritter drei Perioden der philosophischen
Entwicklung: die vorsokratische Philosophie, die sokratischen Schulen (wozu er
auch die älteren Skeptiker, Epikureer und Stoiker rechnet) und die Philosophie in
der späteren Zeit bis zum Neuplatonismus. Die erste Periode iimfaßt „das erste
44 § ö. Die Perioden der Entwicklung der grieoh.-römischen Philosophie.
Aufwachsen des philosophischen Geistes", die zweite „die vollkommenste Blüte
der philosophischen Systeme", die dritte „den Verfall der griechischen Philosophie".
Näher betrachtet ist der Charakter der ersten Periode das Ausgehen der philo-
sophischen Forschung von einem einseitigen wissenschaftlichen Interesse, wobei
die Verschiedenheit der Richtungen sich an die Stammesverschiedenheit gebunden
zeigt. Der Charakter der zweiten Periode ist die vollständige systematische
Verzweigung der Philosophie (oder doch „dessen, was den Griechen überhaupt
Philosophie war"), wobei nicht mehr die einzelnen Stämme jeder in seiner Weise
philosophierten, sondern ,, gleichsam die geistige Gesamtheit des griechischen Volkes-
diese Philosophie hervorbrachte". Der Charakter der dritten Periode ist der Verlust
des Verständnisses der systematischen Anordnung der griechischen Philosophie
dem Wesen nach, wenngleich die Überlieferung sich erhielt, zugleich mit dem
Verfall der Eigentümlichkeit und Kräftigkeit des griechischen Geistes bei fort-
schreitender Extension der wissenschaftlichen Bildung über einen größeren Kreis-
von Erfahrungen und einen größeren Kreis von Menschen. (Ritters Einteilung
beruht im wesentlichen auf der Schleiermacherschen Ansicht von der philosophischen
Bedeutung des Sokrates, der durch sein Prinzip des Wissens die Vereinigung
der früher vereinzelten Zweige der philosophischen Forschung zum allumfassenden
philosophischen System ermöglicht habe, die dann zuerst von Piaton realisiert
worden sei. Schleiermacher nimmt hiernach in seinen von Ritter herausgegebenen
Vorlesungen zwei Perioden der griechischen Philosophie an, eine vorsokratische und
eine von Sokrates bis auf die Neuplatoniker herabreichende; doch hat auch
Schleiermacher selbst bereits mitunter die Zeit seit Sokrates in zwei Perioden,
nämlich die der Blüte und die des Verfalls, zerlegt.)
Brand is teilt im ganzen die Rittersche Aiilfassung der Entwicklung der
griechischen Philosophie, jedoch mit der Abweichung, daß er die Stoiker und
Epikureer und die pyrronischen und akademischen Skeptiker aus der zweiten
Entwicklungsperiode (der Zeit männlicher Reife) in die dritte (die Periode der
Dekreszenz) versetzt.
Hegel unterscheidet drei Perioden: 1. von Thaies bis Aristoteles; 2. die
griechische Philosophie in der römischen Welt; 3. die neuplatonische Philosophie.
Die erste Periode stellt den Anfang des philosophierenden Gedankens dar bis zu
seiner Entwicklung und Ausbildung als Totalität der Wissenschaft in sich selbst.
Die zweite Periode ist das Auseinandergehen der Wissenschaft in besondere
Systeme; durch das Ganze der Weltvorstellung wird ein einseitiges Prinzip hin-
durchgeführt; jede Seite ist, im Extrem gegen die andere, in sich zur Totalität
ausgebildet (Systeme des Stoizismus und Epikureismus, gegen deren Dogmatismus
der Skeptizismus das Negative ausmacht). Die dritte Periode ist hierzu das Affir-
mative, die Rücknahme des Gegensatzes in eine göttliche Gedankenwelt. Die
erste Periode zerlegt Hegel in drei Abschnitte: a) von Thaies bis Anaxagoras,
vom abstrakten Gedanken, der in unmittelbarer Bestimmtheit ist, bis zum Gedanken
des sich selbst bestimmenden Gedankens; b) Sophisten, Sokrates und. Sokratiker;
der sich selbst bestimmende Gedanke ist als gegenwärtig, konkret in mir auf-
gefaßt ; das ist das Prinzip der Subjektivität ; c) Piaton und Aristoteles ; der
objektive Gedanke, die Idee, gestaltet sich zum Ganzen (bei Piaton nur in der
Form der Allgemeinheit, bei Aristoteles in wirklicher Durchführung).
Zeller führt die erste Periode von Thaies bis einschließlich zur Sophistik^
rechnet der zweiten Sokrates und die unvollkommenen Sokratiker, Piaton und die
ältere Akademie, Aristoteles und die älteren Peripatetiker zu, der dritten die ge-
samte nacharistotelische Philosophie. In der ersten Periode ist alle Philosophie
I
§ 9. Die Perioden der Entwicklung der griech. -römischen Philosophie. 45
■unmittelbar auf das Objekt gerichtet. In der zweiten Periode bildet die Grund-
anschauung der objektive Begriff, der an und für sich seiende Gedanke, in welchem
•Sokrates das alleinige Älittel zur Erreichung wahren Wissens und wahrer Tugend,
Piaton die absolute, substantielle Wirklichkeit, Aristoteles nicht bloß das Wesen,
«ondern auch das formende und bewegende Prinzip des empirisch \\'irklichen er-
kennt. In der dritten Periode konzentriert sich alle selbständige Spekulation in
■der Frage nach der Wahrheit des subjektiven Denkens und der subjektiv be-
friedigenden Weise des Lebens: der Gedanke zieht sich aus dem Objekt in sich
zurück. „Der Geist, können wir sagen" — so wird Philos. d. Griech. I, 1^ g. 160 f.
ausgeführt — ,.ist sich auf der ersten Stufe des griechischen Denkens unmittelbar
in dem natüi'lichen Objekt gegenwärtig, auf der zweiten unterscheidet er sich von
ihm, um im Gedanken des übersinnlichen Objekts eine höhere Wahrheit zu ge-
winnen, und auf der dritten behauptet er sich im Gegensatz gegen das Objekt,
in seiner Subjektivität, als das höchste und unbedingt berechtigte". Auch der
Neuplatonismus, dessen wesentlicher Charakter in der durch den vorangegangenen
Skeptizismus bedingten transzendenten Theosophie liegt, ist nach Zellers Ansicht,
da es demselben durchgängig um die Gemütsbefriedigung des Subjekts zu tun
sei, noch unter eben diesen Begriff des Subjektivismus zu subsumieren.
Eine Dreiteilung, aber nach wesentlich anderen Gesichtspunkten, ist auch in
■den bisherigen Auflagen des Ueberweg- Heinzeschen Grundrisses durch-
geführt. Es werden hier folgende Perioden unterschieden: .,1. Vonviegende Rich-
tung der philosophischen Forschung auf das Ganze der Xatur und Welt, oder
Vorherrschaft der Kosmologie (kosmozentrischer Standpunkt). Von Thaies
bis auf Anaxagoras und die Atomiker. 2. Vorwiegende Richtung der philo-
sophischen Forschung auf den Menschen als wollendes und denkendes Wesen,
oder Vorherrschaft der Ethik und Logik, jedoch mit allmählicher AViederaufnahme
und zunehmender Begünstigung der Naturphilosophie (anthropozentrischer
Standpunkt). Von den Sophisten bis auf die Stoiker, Epikureer und Skeptiker.
3. Vorwiegende Richtung der philosophischen Forschung auf die Gottheit und
das Verhältnis der Welt und des Menschen zu ihr, oder Vorherrschaft der
Theosophie, jedoch unter Mitaufnahme der Physik, Ethik und Logik (theo-
zentrischer Standpunkt). Vom Neupythagoreismus bis zum Ausgang der
iilten Philosophie in der neuplatonischen Schule." Vgl. auch die Überschriften
vor § 10, 26. 67.
Windelband nimmt zwei große Teile an: die griechische und die helle-
nistisch-römische Philosophie, einschließlich der Patristik, welche beide durch das
Todesjahr des Aristoteles voneinander getrennt sein sollen. In seiner Geschichte
■der antiken Philosophie (ich zitiere nach der dritten von Ad. Bonhöffer bearbeiteten
Aufl., München 1912) S. 3 führt er aus : ,,Die griechische Philosophie beginnt
mit der Verselbständigung des Erkenntnistriebes, sie bewegt sich durchgängig um
■eine von Nebenzwecken freie Erstrebung des W^issens und vollendet sich in
Aristoteles teils durch die allgemeine Theorie der W^issenschaft (Logik), teils durch
den Entwurf eines daraus entwickelten Systems der Wissenschaften. Die Energie
dieses rein theoretischen Interesses erlischt in der Folgezeit und erhält sich nur
teilweise" (Bonhöffer fügt hinzu: „jedoch mit um so reiferer und fruchtbarerer
Betätigung'') .,in der stillen Arbeit der sachlichen Einzelwissenschaften: für die
,. Philosophie" dagegen tritt in den Mittelpunkt die praktische Frage nach der
Lebensweisheit; das Wissen wird nicht mehr um seiner selbst willen, sondern nur
als ein Mitiel zur rechten Einrichtung des Lebens gesucht. Dadurch gerät die
hellenistisch-römische Philosophie in eine Abhängigkeit von den allgemeinen Zeit-
46 § 9- Die Perioden der Entwicklung der griech. -römischen Philosophie.
Strömungen, wie es bei der rein griechischen niemals der Fall gewesen war, und
so verwandelt sich ihre anfänglich ethische Tendenz mit der Zeit vollständig in
das Bestreben, mit den Mitteln des wissenschaftlichen Denkens der religiösen
Sehnsucht Genüge zu tun. Im Griechentum ist die Philosophie die zur Selb-
ständigkeit reifende Wissenschaft ; im Hellenismus und im römischen Reich tritt
sie mit Bewußtsein in den Dienst der sittlichen und religiösen Bestimmung de&
Menschen." Windelband betont, daß diese Gegensätze keine absolute, sondern
nur eine relative Geltung haben.
Nach Döring ist die antike Philosophie wesentlich Güter- und Glückselig-
keitslehre. Unter dieser Voraussetzung gelangt er in seiner Geschichte der grie-
chischen Philosophie (Leipz. 1903) S. 6 zu folgender Periodeneinteilung: „I. All-
gemeinwissenschaftliche Vorbereitungszeit (ca. 600 bis gegen 300 vor Chr.)^
II. Übergänge zur eigentlichen Philosophie als wissenschaftlich begründeter Güter-
lehre (ca. 450 bis nach 300 vor Chr.). III. Herrschaft der wissenschaftlich be-
gründeten Güterlehre (ca. 360 vor Chr. bis nach 200 nach Chr.). IV. Auflösung
der Philosophie als Güterlehre (ca. lüO vor Chr, bis 550 nach Chr.)." Zur ersten
Periode rechnet er die Vorsokratiker mit Ausschluß der Sophisten, zur zweiten
die Sophisten, Sokrates und die reinen Sokratiker (Xenophon. Aischines, Eukleides
und Phaidon). die kleineren sokratischen Schulen und Piaton, die dritte umfaßt die
alte Akademie, Aristoteles und die Peripatetiker, die pyrronische Skepsis und die
des Ainesidemos und seiner Nachfolger, die mittlere und neuere Akademie,
Stoizismus und Epikureismus, die vierte den Xeupythagoreismus, die jüdisch-
alexandrinische Philosophie, die vom Xeupythagoreismus beeinflußten Platoniker
und den Neuplatonismus.
Zwei durch den Tod des Aristoteles geschiedene Perioden nimmt wieder
Goedeckemeyer an in dem Aufsatze: Einteilung der griechischen Philosophie.
Arch. f. Gesch. d. Philos. 18 (1905), 303—314. In der Hauptsache mit Zeller
und Windelband zusammentreffend bemerkt er von der nacharistotelischen Philo-
sophie: „In ihr Avendet sich das philosophische Denken nicht mehr wie bisher in
erster Linie der Erkenntnis des wahrhaft Seienden zu, sondern macht die Frage
nach dem Erreichen der Glückseligkeit zu seinem Hauptproblem und behandelt
alle übrigen Fragen nur insoweit, als sie unmittelbar oder mittelbar mit dieser
wichtigen Frage in Zusammenhang stehen." Sein Schema ist dieses: I. Die onto-
logische Periode: 1. Der naive Ontologismus (die vorsokratische Xaturphilosophie) ;
2. die Sophisten und der methodische Ontologismus (Sokrates, Piaton, Aristoteles).
II. Die eudämonologische Periode: 1. Die pyrronische Skepsis und Epikur und die
Stoa; 2. die karneadeische Skepsis und die Korapromißphilosophie (Eklektizismus);
3. die änesidemische Skepsis und die Offenbarungsphilosophie (der Neuplatonismus)
und der Positivismus (die Schule der empirischen Ärzte).
Nach dem Schauplatze der jeweiligen Entwicklimg und dem die Philosophie
nährenden Kulturboden unterscheidet v. Arnim in seiner Darstellung der euro-
päischen Philosophie des Altertums (Kultur d. Gegenwart, Teil I, Abt. V S. 115 ff.,^
Berl. u. Leipz. 1909) S. 117 eine vorattische (6. — 5. Jahrh. v. Chr.), attische
(5.-4. Jahrh. v. Chr.) und hellenistische (4.-2. Jahrh. v. Chr.) Periode und läßt
sich der letzteren das Nachleben der Philosophie in der römischen Epoche an-
schließen. Zur ersten Periode zieht er die Vorsokratiker ausschließlich der
Sophisten, zur zweiten Sophistik und Sokratik, Piaton, Aristoteles, die peripa te-
tische und altakademische Schule, zur dritten die pyrronische Skepsis, den Epi-
kureismus, den Stoizismus und die mittlere Akademie, zur römischen Epoche
Kameades, Philon von Larisa und Antiochos von Askalon, Ainesidem, den Neu-
§ 9. Die Perioden der Entwicklung der griec-h.-römischcn Philosophie. 47
pythagoreismus und pythagoreisierenden Piatonismus, Philon von Alexandreia
und den Neuplatonismus.
Eine Vermischung verschiedener Gesichtspunkte, des lokalen und des inner-
lich sachlichen, liegt der Periodisierung Deussens (Die Philosophie der Griechen,
Leipzig 1911, S. 6) zugrunde, wenn er scheidet: ,,I. Die Philosophie der Stämme bis
auf Sokrates; II. die Zentralisation der griechischen Philosophie ni Attika: Sokrates,
Piaton, Aristoteles; III. die großen, auf das Praktische und die Lebensführung
gerichteten Systeme der nacharistotelischen Zeit: Stoiker, Epikureer und Skep-
tiker, Alexandriner [die jüdisch-alexandrinische Philosophie) und Xeuplatoniker".
Eine Aufführung aller in neueren Darstellungen der antiken Philosophie-
geschichte zugrunde gelegten Einteilungen ist an diesem Orte nicht möglich. Die
beschriebenen Averden genügen, um die verbreitetsten Prinzipien der Periodi-
sierung erkennen zu lassen. Es gilt in kurzem dazu Stellung zu nehmen (ich
berücksichtige dabei nur Zeller und die Späteren) und damit zu begründen, wes-
halb ich diese Einteilungen oben durch eine teils anders orientierte,
teils im einzelnen verschiedene glaubte ersetzen zu sollen. Vorwegnehme
ich dabei das von allen übrigen stark abweichende Schema Dörings. Ich sehe dabei
ab von den formalen Bedenken gegen eine Einteilung, deren Perioden nicht nur in
ihren Enden und Anfängen zeitlich übereinandergreifen — bei einer nach sachlichen
Kriterien angelegten Periodisierung wird sich das nur selten vöUig vermeiden
lassen — , sondern einander im größten Teile ihres Verlaufes decken. Schwerer
wiegt ein sachlicher Fehler. Wie oben (§ 1) ausgeführt wurde, kannte das
Altertum keine grundsätzliche Scheidung von Philosophie und Fachwissenschaften.
Der Historiker der alten Philosophie muß deshalb, wenn er nicht, was in innigstem
Zusammenhange erwuchs, gewaltsam auseinanderreißen will, seinen Standpunkt
möglichst hoch wählen. Er muß Naturwissenschaft und Mathematik, Astronomie,
Medizin und die sonstigen Einzelwissenschaften insgesamt in ihrer Verbindung
mit dem eigentlich Philosophischen fort und fort im Auge behalten und damit
das Gebiet der Philosophiegeschichte über die üblichen Grenzen hinaus erweitern.
Döring geht gerade den entgegengesetzten Weg. Er verengt das Gebiet und be-
trachtet mit willkürlicher Beschränkung den gesamten Verlauf unter dem Ge-
sichtspunkte der Glückseligkeits- und Güterlehre, den höchstens einige Schulen
innerhalb der nacharistotelischen Philosophie als allein maßgebend anerkannt
haben würden. Welch verzerrtes Bild auf diesem Wege entstehen mußte, zeigt
sich am besten darin, daß Piaton nach Döring einer Periode des Überganges von
der allgemeinwissenschaftlichen Vorbereitung zur eigentlichen Philosophie an-
gehört.
Die übrigen oben beschriebenen Einteilungen, mit Ausnahme derjenigen von
Arnims, zeigen mehr oder minder deutlich das Bestreben, innerhalb der Haupt-
perioden gewisse entscheidende Hauptrichtungen zu erkennen, die einander ent-
gegengesetzte begriffliche Kategorien (Objekt — Subjekt, Welt — Mensch —
Gott, Theorie — Praxis, Ontologismus — Eudämonologismus) in sich verkörpern,
imd die Perioden dementsprechend durch kurze Stichworte zu charakterisieren.
Dabei pflegt man die Eigentümlichkeit der nacharistotelischen Philosophie in der
praktischen Tendenz auf Beglückung des Subjektes zu erkennen — im Gegen-
satz zu der theoretischen Hinwendung auf das Objekt in der vorhergehenden
Zeit — und so das Vorwiegen des praktisch-ethischen, bzw. religiös-
ethischen Interesses als das wesentliche Kennzeichen dieser Periode zu be-
trachten. Nun steht außer Zweifel, daß in gewissen Richtungen der nacharisto-
tehschen Philosophie, vor allem dem Stoizismus und Epikureismus, der praktische
4b! § 9. Die i'erioden der Entwicklung der griech.-römischen Philosophie.
■Gesichtspunkt in letzter Linie der bestimmende ist — obwohl man sich beim
Stoizismus vor einer allzu einseitigen Hervorkehrung der praktischen Seite hüten
muß (das Richtige liegt wohl zwischen Zellers und Schmekels fPhilos. d. mittl-
Stoa S. 473] Auffassung in der Mitte). Ebenso unzweifelhaft ist die Bedeutung
des Religiösen für die ganze Spätzeit der griechischen Philosophie (s. auch oben
^. 42). Gleichwohl eignen sich diese Züge nicht, um darauf eine allgemeine
■Charakteristik der nacharistotelischen Periode zu begründen. Unzutreffend wäre
■diese zunächst für den Skeptizismus. Obwohl Pyrron seiner Skepsis in der
Ataraxie eine praktische Spitze gegeben hat, liegt doch der Antrieb zu seiner
Spekulation, wie schon seine persönliche Entwicklung zeigt, und ihr Vollgewicht
im erkenntnistheoretischen Problem, nicht in der Ethijj:. Gleiches gilt, trotz der
Berücksichtigung des Praktischen in der Wahrscheinlichkeitslehre, von der
skeptischen Akademie. Unzutreffend wäre die Charakteristik auch für den
■das antike Denken Jahrhunderte hindurch beherrschenden Neuplatonismus.
Gewiß tritt bei manchen Neuplatonikern, wie Porphyrios und Plutarch, das
Ethische stark in den Vordergrund. Gewiß stellen Julian und ihm nahe-
stehende Xeuplatoniker die Philosophie in den Dienst der polytheistischen
Religion und geben ihr so ein praktisches Ziel. Aber das ist nicht die
Richtung des Neuplatonismus im allgemeinen. Sein Schwerpunkt liegt wie der-
jenige des platonischen Systems in der Metaphysik. Sein Interesse gilt in erster
Linie der Lösung ontologischer Problen?e, ist also theoretisch. Der Neuplatonismus
•will Piatonismus sein, er will die platonische Lehre erklären und weitergeben.
Dabei stellen sich freilich die Ergebnisse der gesamten zwischenliegenden philo-
sophischen Entwicklung ein, die er, der seit Antiochos in der Akademie herr-
schenden eklektischen Richtung getreu, in den Piatonismus hineinarbeitet, in der
Meinung, ihn so im Sinne seines Urhebers auszudeuten. Auch der inzwischen
•erstarkte religiöse Mystizismus erhält seinen hervorragenden Anteil. Griechische
und außergriechische religiöse Tradition wird in die Philosophie einbezogen.
Offenbarungen bilden die Quellen der Erkenntnis. Mit dieser Betonung religiöser
Anschauungen und Überlieferungen im Zusammenhange der philosophischen Theorie
tritt nun allerdings auch ein starkes Moment subjektiven religiösen Empfindens und
Strebens in die philosophische Betätigung ein, das in Askese und Katharsis auch
•ethisch bedeutsam wird. Männer wie Plotin, lamblich und Proklos sind fromme
Gottesverehrer, Pfleger des Kultus und Verkörperungen heiliger Reinheit. Die
Ekstase, ihrem AVesen nach ein unmittelbares Schauen und Erfassen des Ersten
«nd somit eine jenseits des bewußten Denkens gelegene Vollendung theoretischen
Verhaltens, befriedigt auch ein religiöses Sehnen. Aber an der prinzipiellen Auf-
fassung der Aufgabe der Philosophie wird dadurch nichts geändert. Ausgangs-
punkt und Ziel sind hier die alten platonisch-aristotelischen. Die Dialektik ist
bei Plotin (1, 3, 4 ff.) ganz im Sinne Piatons der xar^ F^oyrjv wertvolle Teil der
Philosophie und steht über der Ethik, wie die durch sie vermittelte theoretische
coi^ia über der praktischen (fgortjoig. Ganz im Sinne des Aristoteles gilt das
theoretische Leben höher als das praktische (1, 1, 12). Die theoretische Schau
■des Urgrundes der Dinge ist das letzte Ziel des Lebens. Nirgends wird gesagt, daß
sie lediglich die Unterlage und Voraussetzung einer nur dem Gefühlsleben angehö-
rigen religiösen Beglückung sei. Und das sind nicht etwa alte Formulierungen,
zu denen der wahre Gehalt der neuen Philosophie nicht mehr paßte. Wir sind
in der glücklichen Lage, an der Hand einer ziemlich reichen, von Plotin bis zu
Stephanos von Alexandreia sich erstreckenden Literatur die Kontrolle zu üben.
Nimmt man eine beschränkte Zahl individuellen Interessen und Zwecken ent-
sprungener Schriften aus, wie beispielsweise Porphyrios' Schreiben an MarceUa,
§ 9. Die Perioden der Entwicklung der griech.-römischen Philosophie. 49
«inige Reden des Julian und Synesios, die Kommentaro des Hierokles zum
Ooldenen Gedichte und des Simplikios zu Epiktets Encheiridion, ßoethius' Trost-
schrift, so tritt uns hier keineswegs der Geist einer wesentlich auf ethische Leitung
oder religiöse Befriedigung des Subjekts abzielenden Spekulation entgegen. In
so umfangreichen und für das Wesen der Schule charakteristischen Werken wie
Plotins Enneaden und Damaskios' Aporien sind es in erster Linie die höchsten
Hypostasen und ihre theoretische Erfassung und Systematisierung, sowie der
ganze Komplex ontologischer, kosmologischer, psychologischer und erkenntnis-
theoretischer Grundfragen, die die Verfasser beschäftigen. Man durchmustere
insbesondere die durch die Sammlung der Berliner Akademie zugänglich ge-
wordenen neuplatonischen Kommentare zu aristotelischen Schriften sowie die z. T.
gleichfalls durch neue Ausgaben uns näher gebrachten Kommentare zu plato-
nischen Dialogen, wie beispielshalber des Proklos voluminöses Werk über den
platonischen Tiniaios. Überall gilt es dem Philosophen, die Anschauungen der
beiden großen Schulstifter über die in Frage kommenden Probleme ins Licht zu
•setzen, zu verteidigen oder zu berichtigen, kaum je in größerem Zusammenhange,
für die praktische Lebensführung Wegeleitung zu bieten oder für religiöses
Sehnen Genüge zu finden. Und dabei sind diese Kommentare nicht etwa Parerga,
sondern führen in den Mittelpunkt der philosophischen Arbeit der Schule (siehe
oben S. 41).
Nicht das gleiche Bedenken ist es, daß der Ueberweg-Heinzeschen Periodisie-
rung entgegensteht. Da sich die Metaphysik der Neuplatoniker in erster Linie
mit den göttlich gedachten höchsten Hypostasen beschäftigt, so ginge es wohl an,
ihre Spekulation als wesentlich theologisch zu bezeichnen. Aber unmöglich ist
Anthropologie als Stichwort für die mittlere Periode. Der Gedanke, Piatons und
Aristoteles" vor allem auf Metaphysik gerichtete und durch ihre Metaphysik be-
deutsame Philosophie einer vorwiegend anthropologischen Periode zuzuweisen,
•wäre schwerlich erwacht, hätte nicht auch hier wieder das Suchen nach einem
begrifflichen Schematismus dazu geführt, zwischen eine kosmologische und eine
theologische Periode eine anthropologische einzuschieben. Nur gestreift sei der
fernere Übelstand, daß bei dieser Abgrenzung, die mit Piaton und Aristoteles die
Stoa und den Epikureismus in eine und dieselbe Periode zusammenrückt, tief-
gehende Richtungsunterschiede nicht zu ihrem Rechte kommen.
Die oben vorgeschlagene und im Folgenden durchgeführte Einteilung
nimmt davon Abstand, in der beschriebenen Weise im Verlaufe der grie-
•chischen Spekulation begriffliche Kategorien sich darstellen zu lassen. Sie
sucht ohne Tendenz auf irgendwelchen logischen Schematismus die Haupt-
richtungen und Wendepunkte im äußeren und inneren Lebenslaufe der
griechischen Philosophie festzustellen und danach die Marksteine zwischen den
Perioden zu setzen. Dabei betont sie insbesondere den auch die innere Ent-
wicklung wesentlich berührenden äußeren Schauplatz der philosophischen Tätig-
keit. Sie trifft in diesen Punkten mit v. Arnims Darstellung zusammen, von
der sie sich aber im einzelnen dadurch unterscheidet, daß sie die Philosophie der
römischen Epoche von der hellenistischen Philosophie nicht abtrennt. Es ist zwar
richtig und seit Zellers Ausführungen anerkannt, daß der Eintritt der Philosophie
in den Gesichtskreis der Römer auf ihren Inhalt und ihre Darstellung nicht ohne
Rückwirkung geblieben ist, die besonders in der mittleren Stoa und der eklek-
tischen Akademie zutage tritt. Aber diese Wirkung ist doch nicht derart, daß sie
■die ganze Folgezeit bis zum Ausgange des Altertums beherrschte und Erschei-
nungen wie die jüdisch-griechische Philosophie und der Neuplatonismus als
spezifische Erzeugnisse römischen Wesens angesehen werden könnten. Was diese
Ueberweg, Grundriß I. 4
50 § 10- Di^ vier Hauptabschnitte der ersten Periode.
Erscheinungen mit Rom verbindet, ist nur das äußerliche ^Moment, daß sie-
in die Zeit fallen, in der Rom die Weltherrschaft übte, wie denn auch v. Arnim
mit Änderung der Formulierung, zugleich aber auch mit Verschiebung des-
Kriteriums, der ..hellenistischen Philosophie" die „Philosophie der römischen
Epoche" gegenüberstellt. Dazu kommt, daß v. Arnims Scheidung der helle-
nistischen lind der römischen Periode die unlösbare Kontinuität der akademischen-
Skepsis zerschneidet: die Fuge fällt — und sie kann kaum anders gelegt werden —
z wischen Arkesilaos und Karneades. Wird hier Zusammengehöriges auseinander-
gerissen, so bleibt auf der andern Seite die wichtige Rückwendung der Akademie
zum Dogmatismus und die auch in anderen Schulen im ersten Jahrhundert vor
Chr. einsetzende retrospektive Entwicklung für die Periodisierung außer Be-
tracht. Ich ziehe es deshalb vor, die hellenistisch-römische Periode unzertrennt
zu lassen, innerhalb ihrer aber, wie es oben geschehen ist, nach Gesichtspunkten
der inneren Entwicklung drei Unterabteilungen zu sondern. Daß sich die hier
gegebene Periodisierung in den meisten der von ihr angenommenen Wendepunkte
mit der von Tannery. Pour l'histoire de la science hellene, p. 1 ff., unter dem
Beifall von Gomperz, Griech. Denker I *, S. 420 f. für die griechische Wissenschaft
überhaupt empfohlenen teils deckt, teils nahe berührt, sei erwähnt.
Erste Periode der arrieehischen Philosophie.
Die vorattische Philosophie.
fSiehe die allgemeine Charakteristik oben Seite 37. 39.)
§ 10. Der ersten Periode der griechischen Philosophie
gehören an: 1. die älteren ionischen Naturphilosophen (die
Schule von Milet. Heraklit). 2. die Pythagoreer, 3. die Eleaten,
4. die jüngeren Naturphilosophen (Empedokles, Anaxagoras^
die Atomiker). Die ionischen Physiologen forschen nach
dem stofflichen Urgründe der Dinge und der Weise ihrer Ent-
stehung und ihres Untergangs. Dabei unterscheiden sie nicht
den Stoff von einem ihn belebenden oder ordnenden Prinzip^
sondern lassen den Stoff infolge einer immanenten ewigen Be-
wegung zu den Dingen sich gestalten, sei es, daß sie, wie nach
Aristoteles anzunehmen wäre, eine solche Bewegung ausdrücklich
behaupteten, sei es, daß sie sie nur stillschweigend voraussetzten.
Die Neueren nennen eine solche Lehre Hylozoismus. Die Pytha-
goreer richten ihre Spekulation auf ein formales, aber von ihnen
doch zugleich auch als substantiell vorgesteUtes Prinzip; sie
finden dieses Prinzip in der Zalil und Gestalt. Die Philosophie
der Eleaten behauptet ein einheitliches unwandelbares Sein und
bestreitet Vielheit, Werden und Vergehen.
Die jüngeren Naturphilosophen werden durch den
Gegensatz der eleatischen Spekulation gegen die ältere Natur-
§ 10. Die erste Periode der griechischen Philosophie. 51
Philosophie zu Vermittlungsversuchen veranlaßt; sie nehmen mit
den Eleaten die Unveränderlichkeit des Seienden, mit den vor-
eleatisehen Philosophen aber eine Vielheit des Seienden an und
erklären die anseheinenden Veränderungen für Verbindungen und
Trennungen unwandelbarer Urstoffe. Bei den letzten Vertretern
der Naturphilosophie bahnt sich bereits der Übergang in die
folgende Periode an, insbesondere in der Lehre des Anaxagoras
von der selbständigen Existenz und der weltordnenden Macht
des Novg, den er als erster Vertreter eines entschiedenen Dualismus
dem Stoffe gegenüberstellt.
Antike Angaben über Leben, Lehre iind Schritten der Philo-
sophen; Fragmente: Die Fragmente der Vorsokratiker. Griechisch und deutsch
von Hermann Diels. Berlin 1903. Dritte Aufl. Berl. 1912. Bd. I und II S. 1—
160 (hier Leukipp, Demokrit und ihre Anhänger) enthalten die Vorsokratiker.
Voran geht jeweilen das antike bio-, biblio- und doxographische iMaterial in Aus-
wahl des Wesentlichen (,,A"). Es folgen die Fragmente mit kritischem Apparat
und deutscher Übersetzung in möglichster Scheidung des Echten, Zweifelhaften
und L'nechten (,,B''). Den Schluß bilden Imitation (,.C") und sonstige je nach
Lage der Dinge gebotene Abschnitte. Auf die Vorsokratiker folgen als Anhänge:
1. Kosmologische Dichtung des sechsten Jahrhunderts (II S. 163 — 194). IL Astro-
logische Dichtung des sechsten Jahrhunderts (II S. 194 — 198). III. Kosmologische
und gnomische Prosa (II S. 198-217). IV. Ältere Sophistik (II S. 218—345).
Die Anordnung (,.A'' ,,ß" ,,0") ist in den Anhängen die gleiche wie bei den Vor-
sokratikern. Die in der 3. Aufl. noch nicht erschienenen Register sind nach der
2. zu benutzen (Seitenzahlen der 2. Aufl. in der 3. am Eande): Stellen- und
Namenregister II, 1. Hälfte (Berlin 1907) S. 735-864; Wortindex verf. von
Walther Kranz II, 2. Hälfte (Berlin 1910). Grundlegendes Werk für das gesamte
Gebiet. Das riesenhafte Material ist hier auf Grund einer staunenswerten Be-
herrschung der ganzen in Betracht kommenden antiken Literatur gesammelt und
gesichtet. Für die Texte der in gebundener Rede schreibenden Philosophen bietet
durch Beigabe des kritischen Apparates eine Ergänzung der ..Vorsokratiker" das
Werk: Poetarijm philosophorum fragmenta edid, Herm. Diels. Berolini 1901, s. o.
S. 16 ff. Eine Übersetzung d. Vorsokratiker in Auswahl mit Einleitung bietet Wilh.
Nestle, Jena 1908.
Diels' Vorsokratiker werden im Folgenden so zitiert werden: Vors. c. 1 =
Diels Vorsokr. Kap. 1 (Thaies). Vors. 12 A 1, 1 = Vorsokr. Kap. 12 (Hera-
kleitos) A (Leben u. Lehre) No. 1 (Diogenesstelle) § 1. Vors. 12 B 1 = Vorsokr.
Kap. 12 (Herakleitos) B (Fragmente) Nr. 1. Entsprechend ist Vors. 12 0 1 usw.
zu verstehen.
Im Unterschiede von ihrer mythischen Vorstufe ist die eigentliche griechische
Philosophie in ihren Anfängen dadurch gekennzeichnet, daß in ihr das Welt-
geschehen nicht mehr auf die Willkür sagenhafter Persönlichkeiten, sondern auf
das gesetzmäßige Wirken unpersönlicher Faktoren zurückgeführt wird und die
Hauptfrage nicht mehr ist: Was geschah einmal? W^as war? sondern: Was ge-
schieht fort und fort und wie ist das jetzt Seiende zu erklären ? Das war zunächst
ein kosmologisches Problem. Aber mit der Natur der kosmologischen Prinzipien
bei den Pythagoreern und Eleaten hängt zusammen, daß bereits die Ethik bei
jenen und die Dialektik bei diesen keimartig erwuchs. Aber darum ist doch nicht
(mit Schleiermacher) in die Ethik und Dialektik der Grundcharakter dieser Philo-
sophien zu setzen; sie sind vielmehr, gleichwie die ionische Spekulation, wesentlich
Kosmologie, und es folgt nur aus der Art, wie sie das kosmologische Problem
zu lösen suchen, die ethische und dialektische Tendenz. Die Pythagoreer haben
nicht die Ethik, sondern nur die mathematisch-philosophische Naturbetrachtung
4*
52 § 10. Die erste Periode der griechischen Philosophie.
auf eine wissenschaftliche Form gebracht, und die Eleaten haben keine
Theorie der Dialektik entworfen.
Die verschiedenen Richtungen in der ersten Periode der griechischen l'hilo-
sophie setzt Boeckh (in seiner Schrift: Philolaos des Pythagoreers Lehren, S.40ff.)
zu den Stamraescharakteren so in Beziehung, daß er annimmt, der lonier
Sinnlichkeit, ihr Befangensein in dem Äußern, ihre Empfänglichkeit für die Ein-
drücke desselben und ihre lebendige Beweglichkeit darin stelle sich uns in der
materialistischen Ansicht von den Gründen der Dinge und dem mannigfaltigen
Leben und Treiben der Stoffe dar, die innere Tiefe der Dorer dagegen, aus welcher
die kräftige Tat hervorbreche, und ihr ruhiges Beharren in festen, fast unzerbrech-
lichen Formen erscheine in den ethischen Bestrebungen, obgleich diese nicht bis
zu einer ausgebildeten Theorie durchgedrungen seien, vorzüglich aber darin, daß
die dorischen Denker das Wesen der Dinge nicht in einem eigentlich materialen,
sondern formalen, Einheit und Ordnung gebenden Grunde suchten, wie denn
Pythagoras zuerst die Welt Kosmos genannt haben solle, und angemessen der
Eigentümlichkeit der Dorer und selbst ihrem bürgerlichen Leben habe sich die
äußere Erscheinung der dorischen Philosophie in einem streng geregelten Bunde
oder Orden gestaltet. Dagegen ist aber einzuwenden, daß Pythagoras selbst
ionischen, nicht dorischen Stammes war, daß der pythagoreische Bund seine Tätigkeit
■wesentlich unter achäischer Bevölkerung ausübte, und daß sein politisches Wirken
mit dem spezifisch dorischen Aristokratismus wenig gemein hat. Auch das Wesen
des pythagoreischen Bundes ist nicht aus dorischer Eigenart zu erklären, sondern
hat seinen nächsten Anknüpfungspunkt in den gerade in Attika, also auf ionischem
Boden, besonders gepflegten orphischen Verbindungen (vgl. auch Burnet, Early
Greek philosophy^ S. 97 |S. 77 der Übersetzung]). Auch der Annahme Boeckhs
von einer stufenförmigen Entwicklung der griechischen Philosophie bis auf Piaton
stehen Bedenken entgegen. Die Philosophie, sagt Boeckh, ging von dem sinn-
lichsten Anfang bei den loniern durch die pythagoreische Mittelstufe (der mathe-
matischen Anschauung) bis zu der unsinnlichen Ansicht des Piaton über, welcher
an den Eleaten geistreiche, aber zu einseitige Vorarbeiter hatte und sowohl diese
einseitige Betrachtungsweise als die übrigen vor ihm durch die gehörige Einschrän-
kung und Begrenzung der einen durch die andere mittels der sokratischen Kj:itik
zu der vollkommensten Ansicht erhob, deren der hellenische Geist fähig war.
Diese Konstruktion eines kontinuierlichen Aufsteigens zu einer immer abstrakteren
reiner geistigen Anschauungsweise innerhalb der vorplatonischen Philosophie wird
aber der Bedeutung nicht gerecht, die dem Materiellen selbst bei Parmenides, vor
allem aber bei Empedokles, Anaxagoras und den Atomikern zukommt. Ein geist-
reiches Spiel ist es auch nur, wenn Boeckh die historische Stufenfolge der Lehren
von den Prinzipien der Dinge mit der von Piaton (s. unten § 41) angenommenen
dialektischen Stufenfolge folgendermaßen in Parallele setzt: die der eigentlichen
Philosophie vorangehenden poetisch-mythischen Symbole entsprechen der 8l>caota, die
lonier erforschen das Sinnliche, die aladtjrä, die Pythagoreer das Mathematische,
die diarotjTÜ, die Eleaten bereits rein Geistiges, Intelligibles, vorjxöv. Tatsächlich
sind weder die Gestalten und Vorgänge, von denen der Mythus berichtet, im all-
gemeinen Abbilder und Symbole der Dinge, noch handelt es sich im Eleatismus
um rein Geistiges. — Die Bedingtheit der Lehren der späteren Naturphilosophen
durch den Eleatismus hat namentlich Zell er nachgewiesen (der jedoch auch
Heraklit von den älteren loniern absondert und nach den Eleaten behandelt).
Über die Pflege der Philosophie in Schulverbänden vgl. H. Diels, Über die
Philosophenschulen der Griechen (s. Liter.).
§ 11. Die ältere ionische Naturphilosophie. 53
i? 11. Die ältere ionische Naturphilosophie. Ihr ge-
hören an die milesische Schule (Thaies, Anaximander und Anaxi-
menes) und Heraklit. Ihre Lehre ist sog. Hylozoismus ; d. h. sie
nimmt einen Uistoff an — Thaies das Wasser, Anaximander das
arceiQOv, x\naximenes die Luft, Heraklit das Feuer — , aus dem
alle Dinge entstanden sind (durch Ausscheidung nach Anaxi-
mander, durch Verdichtung und Verdünnung nach Anaximenes
und Heraklit), und zwar so, daß mit dem Urstoffe dessen Ent-
wicklung zu den Dingen (infolge seiner ewigen Bewegung) ohne
weiteres gegeben ist, ohne daß ein zweites dem Stoffe gegenüber-
stehendes bewegendes und ordnendes Prinzip anzusetzen wäre.
Bei der milesischen Schule fällt auf den stofflichen Urgrund, bei
Heraklit auf den Prozeß des Werdens, des Entstehens und Ver-
gehens, das Hauptgewicht. Dabei erweitert Heraklit den Kreis
altionischer Xaturanschauung durch Ansätze metaphysischer und
ethischer Spekulation.
Mit der philosophischen Betätigung gehen in der mile-
sischen Schule naturwissenschaftliche und astronomische Studien
Hand in Hand, die auch die Richtung des philosophischen Denkens
beeinflußt haben.
Der milesischen Schule lassen sich einige Denker späterer
Zeit (Hippon, Idaios, Diogenes von ApoUonia) anfügen, die in
den Grundprinzipien mit ihr übereinstimmen , wenn sie auch
teilweise schon Einflüsse der nachfolgenden Spekulation erkennen
lassen.
Zur Rechtfertigung der Mitaufnahme des Heraklit in diese erste Entwick-
lungsreihe vgl. unten §§15 und 22.
Der Ausdruck Hylozoismus — ,, Stoff lebenstheorie" — kann leicht zu einem
Mißverständnis führen, wie er einem solchen wohl auch seine Entstehung ver-
dankt, der Annahme nämlich, diese Philosophen hätten sich den Stoff nach
Analogie eines organischen AVesens belebt oder beseelt vorgestellt und überhaupt
die Kategorien Stoff und Leben bewußt geschieden, beide aber in derselben Sub-
stanz verwirklicht und vereinigt gedacht. Hylozoismus im Sinne einer solchen
Vereinigung ist nur denkbar als Rückschlag gegen eine dualistische Weltanschauung
wie die des Anaxagoras, die dem Stoffe eine belebende und ordnende Macht zur
Seite setzt, und trat tatsächlich in der Lehre des Diogenes von Apollonia in Er-
scheinung. Das Charakteristische der altionischen Anschauung ist dagegen, daß
auch innerhalb der Materie selbst das Moment des Stoffliehen und das Moment
des Bewegenden und EntAvickelnden nicht geschieden und einander koordiniert,
sondern die Bewegung als mit dem Stofflichen gegeben betrachtet wird (vgl. auch
Burnet, Early Gr. phil.« S. 15 f. [S. 12 d. Übersetzung)).
Den engen Zusammenhang zwischen den eigentlich philosophischen und den
astronomischen und anderen fachwissenschaftlichen Interessen innerhalb der
ionischen Schule muß im Auge behalten, wer zu einem wirklichen Verständnis
54 § 12. Thaies von Milet und Hippoii,
ihrer Theorien gelangen will. In neuerer Zeit haben Gelehrte wie Diels, Tannery,
Koscher, BoU, Buruet u. a. durch Eingehen auf die fachwissenschaftlichen Lehren
unsere Einsicht in das Wesen der ionischen Philosophie ungemein gefördert.
Versuche, deren Systeme auf abstrakt begrifflichem Wege zu rekonstruieren, sind
aussichtslos.
§ 12. Tliales von Milet, aus thebanischem Gesclilecht,
blühte um 585 vor Chr. Er wird von Aristoteles als der Ur-
heber der ionischen Naturphilosophie (und demnach mittelbar
auch der gesamten griechischen Philosophi-e) bezeichnet. Seine
naturphilosophische Lehre lautet: Aus Wasser ist alles ge-
worden. Er hat damit die Frage nach dem letzten Grund der
Dinge auf natürliche Weise zu beantworten versucht, alles My-
thische beiseite lassend und die vielgestaltige Welt der Erschei-
nungen auf eine Einheit zurückführend.
Auch der spätere Philosoph Hippon aus Samos oder aus
Rhegion, ein Physiker der perikleischen Epoche, der eine Zeitlang
zu Athen gelebt zu haben scheint, sieht in dem Wasser oder
dem Feuchten das Prinzip aller Dinge.
Thaies. Antike Überlieferun g über Leben und Lehre, angebl.
Fragmente: Diels, Poet, phil, S. 3 ff., Vorsokr. c. 1. Chronologie: Jacoby
Apollod. Chronik, S. 175 ff. Fr. Eühl, Rhein. Mus. 62 (1907), 426.
Hippon. Antike Uberlieferung_ über Leben und Lehre, Frag-
mente: Diels, Vorsokr. c. 26. Diels, Üb. d. Genfer Fragmente des Xeno-
phanes u. Hippon, Ber. d. Berl. Akad., 1891, S. 575—583; s. auch denselben üb.
d. Exzerpte von Menons latrika, Hermes, 28 (1893), 406-434.
Den Anhaltspunkt für die Bestimmung der Lebenszeit des Thaies bietet
seine vielgerühmte Vorhersage der Sonnenfinsternis, die während der Schlacht
zwischen Lydern und Medern am Halysflusse eintrat (Herod. 1, 74). Die Zeit-
ansätze der neueren Gelehrten für diese Sonnenfinsternis bewegen sich in dem
Spielraum von 626-581 (vgl. Franz BoU, Artikel Finsternisse bei Pauly-Wissowa
Sp. 2353). Die zu den antiken Angaben am besten stimmende und von den
Neueren gewöhnlich angenommene Identifizierung mit der Finsternis vom
28. Mai 585 wird dadurch unterstützt, daß nach einer wohlbegründeten Ver-
mutung von H. Diels ApoUodor in dieses Jahr (allerdings nicht, wie es dem Datum
entspräche, in Olymp. 48, 3, sondern 48, 4) die «;<//// des Thaies verlegt zu haben
scheint (Jacoby, Apollod. Chron. S. 179). Demetrios von Phaleron ließ in seinem
Archontenverzeichnis Thaies unter dem Archonten Damasias (582/1) den Namen
oo(f^6? erhalten. Über die hier zugrunde liegende Berechnung s. Jacoby a. a. 0.
S. 182 f. (vgl. auch ßurnet, Early Greek phil.^ S. 43 [s. 33 der Übers.]). Die
Geburt des Philosophen setzte ApoUodor nach seinem gewöhnlichen Verfahren
40 Jahre vor der äy.nij an und gelangte so (unter Mitzählung des den Ausgangs-
punkt der Berechnung bildenden Akmejahres) zum Jahre 624/3 (Diog. Laert. 1, 37
mit Diels' Emendation), seinen Tod in Olymp. 58 = 548/5 vor Chr., d. h. in das
wichtige Epochejahr der Zerstörung von Sardes Ol. 58, 3 = 546/5 vor Chr. (Jacoby
a. a. S. 178), womit seine Lebensdauer auf 78 Jahre bestimmt ist und so dem
Volleben von 80 Jahren (gleich der Verdoppelung der Zeit bis zur dxfj,i^, Jacoby
§ 12. Thaies von Milet und Hippon. 55
a. a. Ü. 44 f., ßoll, Lebensalter [Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 31 (1913)J
,S. 102) nahekommt.
Thaies war nach Diog. L. 1, 22 aus dem Geschlecht der Theliden (iy. löiv
St]).i8cov), die von Kadmos abstammten und nach Herod. 1, 146 aus Theben nach
lonien auswanderten. Wenn Thaies von Herodot als Phönizier — also Semite —
bezeichnet wird, so beruht dies auf der Sage, daß Kadmos aus Phönizien in Theben
-eingewandert sei. Der Name von Thaies' Vater Examyes ist karisch, der seiner
Mutter Kleobuline griechisch. Vgl. zu der Frage Diels, Arch. f. Gesch. d. Philos. 2
-(1889), 165—170, Immisch, ebenda 515 f. Daß die Erwähnung der phönizischen Ab-
kunft bei Herodot durch gewisse Vervollkommnungen im Schiffahrtswesen veranlaßt
■worden sei, die Thaies nach allgemeiner Meinung aus Phönizien eingeführt haben
.sollte (Kallimachos, Vorsokr. 1 A 3a), glaubt Burnet, Early Greek philos."^ S. 40
{S. 31 der Übers.). Wie als Forscher , so hat sich Thaies auch als Politiker aus-
gezeichnet; er soll insbesondere den Milesiern geraten haben, sich nicht mit
Kroisos gegen Kyros zu verbünden (Diog. L. 1, 25, Vorsokr. 1 A 1, 25) imd den
loniern überhaupt, in Teos als dem Mittelpunkte von lonien eine gemeinsame
Eatsversammlung zu begründen und ganz lonien zu einer politischen Einheit
zusammenzufassen (Herod. 1, 170, Vors. I A 4). Dem Kufe seiner praktischen
Weisheit entspricht seine Aufnahme unter die sieben Weisen (s. o. S. 36). Im
Gegensatze zu dieser Vorstellung von Thaies' PersönUchkeit entwickelte sich eine
andere, die in ihm die weitabgewandte gelehrte Forschung verkörpert sah, wie die
Anekdote bei Piaton, Theaet. 174a (Vors. l.A 9) zeigt. Gegen diese Auffassung
richtet sich wieder die von Aristoteles, Polit. 1, 11, 1259 a 6 (Vors. 1 A 10) u. a.
wiedergegebene Erzählung.
Eine philosophische Schrift scheint Thaies nicht hinterlassen zu haben.
•Geschah es doch, so war sie jedenfalls bald verschollen. Ein unter seinem Namen
«ralaufendes astronomisches Handbuch für Seefahrer {vuvzixr] aozoo/.oyla) wurde
schon im Altertum von manchen, und zwar vermutlich mit größerem Rechte, einem
Phokos aus Samos zugeschrieben. Anderes, darunter auch zwei Briefe, ist sicher
gefälscht (Vors. 1 B).
Aus dem Fehlen schriftlicher Darstellung erklärt sich die frühzeitige Un-
gewißheit über alles Nähere in Thaies' Lehre. Schon Aristoteles konnte über
•die Gründe, auf die der Philosoph seine These vom Wasser als dem Grundstoff
stützte, nur Vermutungen bringen , die dann Spätere als sichere Tatsachen wieder-
holten. Er berichtet Metaph. 1, 3. 983b 7 ff. (Vors. 1 A 12), von denen, welche zuerst
philosophierten, hätten die meisten bloß materielle Urgründe (aQyal, Prinzipien)
angenommen, aus denen sie alles entstehen, und in die sie aUes wieder vergehen
ließen, und fährt dann (20 ff.) fort: „Thaies, der Urheber dieser Eichtung [Salt];
6 lijg zoiumrjg dg/rjydg (pi?.oao(fiag), erklärt das Wasser für das Prinzip. Er
schöpft diese Meinung vielleicht aus der Beobachtung, daß die Nahrung von allem
feucht ist, und daß das Warme selbst hieraus wird und hierdurch lebt, — das,
woraus sie werden, ist aber für alle Dmge ihr Prinzip; — ferner aus der Be-
obachtung, daß der Same seiner Natur nach feucht ist; das Wasser aber ist für
das Feuchte das Prinzip seiner Natur." Möglicherweise leiht hier Aristoteles dem
ersten Begründer der Lehre vom Wasser als der aop] der Dinge Argumente, die
.später dessen medizinisch interessierter Nachfolger Hippon vorbrachte (vgl. Zeller
I 1-^ S. 188 Anm. 1, Burnet ^ S. 49 [S. 38 f. d. Übers.]). Suchen wir selbst nach
möglichen kosmologischen oder meteorologischen Beweggründen für jene Lehre,
.150 läßt sich auf die in der täglichen Erfahrung gegebene Wandelbarkeit des
Wassers hinweisen, kraft deren es für die RoUe des allen zugrunde liegenden
ürstoffes besonders geeignet scheinen mochte. In seiner normalen Gestalt zeigt
56 § 12. Thaleß von Milet und Hippon.
es sich in flüssiger, als Eis in fester (erdartiger), als Dampf in luftartiger Form,
Verdampftes Wasser schwebt über der Erde als Wolke, die als Eegen wieder zur
Erde herabkommt. Durch Zurückweichen des Meeres besteht jetzt vielfach da
Erde, wo früher Wasser war. Auch geognostische Beobachtungen (wie etwa von
Seemuscheln in Gebirgen) ließen sich verwerten, und Schleidens Deutung (in
seiner Schrift über die Geschöpfe des Meeres) mag in Frage kommen: „Das Meer
ist die Mutter und die Wiege alles Lebendigen." Andererseits erhebt sich Feuch-
tigkeit aus der Erde, und Quellen springen aus ihr hervor, Prozesse, die es nahe
legten, wie vorher Erde aus dem Wasser, so jetzt Wasser aus der Erde entstehen
zu lassen. Selbst das Feuer entzog sich diesem Zusammenhange nicht. Das-
,, Wasserziehen" der Sonne ist eine so sinnenfällige Erscheinung, daß schon Thales^
auf den nachweislich freilich erst von Späteren geäußerten Gedanken kommei»
mochte, die Sonne nähre sich vom Wasser (vgl. Burnet^ S. 49 f. [S. 39 d. Übers. |,
s. auch Zeller I 1^ S. 188).
Zu Thaies' Prinziplehre stimmt es, wenn er die Erde auf dem Wasser ruhen
läßt (Aristot. Metaph. 1, 3, 983 b 21 f., de caelo 2, 13, 294 a 28, Vors. 1 A 12-
[' p. 10, 5 f.]. 14). Weitere die Kosmologie und Meteorologie des Thaies betreffende-
antike Angaben, auf die im Rahmen dieser Darstellung nicht eingegangen werder»
kann, s. Vors. 1 A 1, 37; 1 A 13 ff.
Weitgehende Folgerungen hat man schon im Altertum aus dem von Thale»
berichteten Ausspruch gezogen, alles sei voll von Göttern (die Stellen Vors. 1 A 22;
vgl. auch 23). Schon Aristoteles schloß aus dem Satze vermutungsweise, Thaies-
lasse dem All Seele beigemischt sein (de anima 1, 5, 411a 7 f.: fcal iv tw oho de
Tiveg avzr/y iieuT/dai ffuaiv, oßer looi? xal ßa/.fjg ojrjdt] mirra .t/?;o?/ üecöv eivai).
Viel weiter gingen Spätere. Am letzten Ende führte der Ausspruch dazu, die
Dinge völlig auf den Kopf zu stellen und Thaies zum Dualisten zu machen, wie
es bei Cicero de nat. deor. 1, 10, 25 geschieht, wenn es heißt: Thaies enim Milesius,
qui primus de talibus rebus quaesivit, aquam dixit esse initium rerum, deum
autem eam meutern quae ex aqua cuncta fingeret (den Zusammenhang dieser
Auffassung mit dem Satze Tidvxa :i).riQr] ßswv zeigt eine Vergleichung mit Aet.
1, 7, 11, Vors. 1 A 23). Tatsächlich ist der Satz in seiner aphoristischen Iso-
lierung viel zu unbestimmt, um Schlüsse auf Thaies' Weltansioht zu gestatten.
Dazu kommt, daß der gleiche Gedanke bei Diog. Laert. 9, 7 (Vors. 12 A 1, 7, zu
vergleichen mit Act. 1. 7, 11 ; s. auch Aristot. de part. anim. 1, 5, 645 a 17, Vors,
12 A 9) Heraklit zugeschrieben wird und so an die herrenlosen Apophthegmen
erinnert, die bald diesem bald jenem berühmten Manne geliehen werden (hierauf
weist hin Burnet, Early Gr. philos.* S. 51 [S. 40 d. Übers.], der im übrigen für
wahrscheinlich hält, daß das Diktum Thaies als einem der sieben Weisen zu-
geschrieben wurde). Ebensowenig ergiebig für Thaies' allgemeine Weltanschauung
ist die Angabe, er habe den Magneten und den Bernstein wegen ihrer Anziehungskraft
für beseelt erklärt (Aristot. de anima 1, 2, 405a 19; Diog. Laert. 1, 24. Vors. 1 A22; 1 A
1, 24). Wenn Diogenes bemerkt, nach Aristoteles und Hippias habe Thaies xat
TOI? a.y)v-/oi? an Seele Anteil gegeben, so ist das eine mißverständliche Ausdrucks-
weise oder eine unberechtigte Verallgemeinerung, die auch Neuere begehen, wenn
sie auf Grund jener Angabe annehmen, Thaies habe seinen Urstoff allgemein für
beseelt erklärt. Aus der Angabe selbst folgt das Gegenteil. Denn die beiden
Körper galten dem Philosophen Avegen ihrer eigentümlichen Kraft als seelen-
begabt — er sah in der Seele y.ivr)zi>i6v n, meint Aristoteles, daher ihre An-
ziehungskraft als Folge ihrer Beseeltheit — und unterschieden sich eben dadurch
von anderen, die diese Kraft nicht besitzen (^s. aiTch Burnet a. a. O. S. 51 f,
TS. 41 d. Übers.]).
§ 12. Thaies von Milet und Hippon. 57
Nach dem auf Eudemos, einen Schüler des Aristoteles, zurückgehenden Be-
richte des Neuplatonikers Proklos hätte Thaies die wissenschaftliche Geometrie
in Griechenland begründet. In seinem Kommentar zu Eukleides (p. 65, 3 ff.
Friedl., Vors. 1 A 11) sagt er, die Arithmetik sei unter den Phöniziern, die Geo-
metrie unter den Ägyptern aufgekommen, ßalfjg 8s jiqcöxov elg Al'yvjirov sÄdöjv
HExriyaytv tig xrjv 'E/.?.dda xi]v Oewotuv xuixrjv xul jio}.}.a. f.i£v avxog evge, 7io)J).Giv bk
xag aQ'/ag xoXg i.itx avxöv vcfy^yrjouxo, xoTg /.tkv xado'/.iy.onsQov Emßä'/.'/.ojv, xoTg Sk
ataOijxiy.MTFoor. Im einzelnen legt ihm Proklos (und zwar, wie er bei 3 und 4
ausdrücklich sagt, wahrscheinlich aber auch bei 1 und 2, im Anschluß an Eude-
mos) vier Sätze bei: 1. daß der Kreis durch den Diameter halbiert werde (ebd.
p. 157, 10 Friedl., Vors. 1 A 20), 2. daß die Winkel an der Basis des gleich-
scheukeligen Dreiecks einander gleich seien (p. 250, 20 Fr., Vors. a. a. O.), 3. daß
die Scheitelwinkel einander gleich seien (p. 299, 1 Fr., Vors, a. a. O.), 4. daß Drei-
ecke kongruent seien, wenn eine Seite und die beiden anliegenden Winkel des
einen den entsprechenden Stücken des andern gleich seien (p. 352, 14 Fr., Vors.
a. a. O.), Xach dem Zeugnis der Pamphile bei Diog. Laert, 1, 24 (Vors. 1 A 1,
24) war Thaies auf Grund seiner in Ägypten betriebenen geometrischen Studien
der erste, der dem Kreise (Halbkreise?) das rechtwinklige Dreieck aufzeichnete,
d. h. erkannte, daß ein über dem Durchmesser des Kreises errichtetes Dreieck,
dessen Spitze in der Peripherie liegt, rechtwinklig ist (., Lehrsatz des Thaies") ;^
andere schrieben, wie Diogenes berichtet, dieses Verdienst Pythagoras zu. Es
spricht nicht für die Zuverlässigkeit der Angaben des Eudemos, daß die Kenntnis
des Kongruenzsatzes unter 4 von ihm zugestandenermaßen aus der Methode er-
schlossen ist, nach der Thaies die Entfernung zur See fahrender Schiffe gemessen
haben sollte (xijv yäg xöJv h i)a/.dxx)/ :t/.occov a:t6oxaoiv f)i ov ro6:Tov (faotv avxoi'
öeifivvvai, xovxci) (sc. rw OecoQ^/uaxi, gemeint ist der vorher erwähnte Kongruenz-
satz) .looa/gija&fH (prjoiv dvayxaZov). Solche Messungsmethoden lassen sich aber,
nachdem sie einmal gefunden sind, rein empirisch und ohne jedes theoretische
mathematische Wissen handhaben. Das Gleiche gilt von der Messung der Höhe
der Pyramiden, die Thaies ebenfalls zugeschrieben wird (Diog. Laert. 1, 27, Plin.
nat. bist, 36, 82, Plut. conv. sept. sap. 2 p. 147 a, Vors. 1 A 1, 27; 1 A 21). Diese
praktischen Fertigkeiten mag Thaies in der Tat den Ägyptern abgelernt haben,
und sie trugen ihm den berechtigten Ruf eines tüchtigen Ingenieurs ein, der auch
in der Erzählung Herodots (1, 75, Vors, 1 A 6) von der Ableitung des Halys-
flusses zutage tritt. Für die Annahme, daß sich Thaies auch um die wissen-
schaftliche Mathematik verdient gemacht habe, bieten sie keine genügende Grund-
lage (vgl, auch Burnet a, a. O, S. 45 [S. 35 der Übers.J).
Ähnlich verhält es sich mit Thaies' Stellung zur Astronomie. An der Tat-
sache, daß er die Sonnenfinsternis, die während der Schlacht zwischen den
Lydern und Medern eintrat (s, o.), voraussagte, ist nicht zu rütteln. Um eine genaue
Angabe von Tag und Stunde handelte es sich dabei freilich nicht. Nach Herodot
1, 74 bezeichnete als er Grenze für den Eintritt der Finsternis das Jahr, in welchem
diese dann tatsächlich ei"folgte (ovgov jigodiiievog iviavxöv xovxov, er xcö Sl) y.al
iyevsxo rj fX£xaßo/.7j). Immerhin steht die Vorhersage in diesem Umfange fest.
Aber daß Thaies von der Ursache der Sonnenfinsternisse ein Wissen besessen und
darauf seine Berechnung aufgebaut habe, ist kaum denkbar. Es bliebe unerklär-
lich, daß seine Nachfolger die gewonnene Erkenntnis wieder aufgegeben haben
sollten, um zu den unzulänglichsten Erklärungen der Finsternisse zurückzukehren.
Ein Rückschritt in astronomischen Vorstellungen erfolgte freilich auch auf dem
Wege von Anaximander zu Anaximenes. Aber es handelt sich dabei nicht um
Dinge, die in gleicher Weise durch die Beobachtung zu kontrollieren waren, wie
^^ § 13. Anaximandros von Milet.
die einmal gefundene richtige Erklärung der Sonnenfinsternisse. Ohne Zweifel
verfuhr Thaies auch hier rein empirisch, indem er sich auf die von den Babvloniern
nach jahrhundertelangen tatsächlichen Beobachtungen aufgestellten Finsternis-
perioden stützte (Boll bei Pauly-Wissowa, Art. Finsternisse S. 2341 f., Burnet
a. a. O. S. 40 f. [S. 31 d. Übers.]. Diels, Vorsokrat. Anm. zu 1 A 5 [» S. 7, 23|).
— Die in der antiken Tradition Thaies zugeschriebenen astronomischen Ent-
deckungen s. bei Diels, Yorsokr. 1 A 1, 23. 24; 1 A 2. 3. 3 a. 5. 13 e.
Von Hippon, den nach den Schollen zu Aristoph. Wölk. 96 Kratinos in
•den Ilarö.-iTui verspottet hat, spricht Aristoteles selten und nicht ehrend. Er
nennt ihn ffoony.onsno;, berichtet, daß er auch die Seele für Wasser — richtiger
-wohl für etwas Feuchtes — gehalten habe (de anima 1, 2, 405 b 1), und meint,
man könne ihn um seiner Einfalt willen (diä zijv Evifleiar avxov zfjs biavoia;) kaum
den Philosophen zurechnen (Metaph. 1, 3, 984a 3). In einem uns bekannten
Fragment, Vors. 26 B 1, spricht er die Ansicht aus, auch das Süßwasser stamme
aus dem Meere, da das Meer tiefer liege als die Brunnen. Hippon scheint stark
Ton medizinischen Interessen beherrscht gewesen zu sein. Nach den Excerpta
Menonia 11, 22 ff., Vors. 26 A 11, wo wenigstens höchstwahrscheinlich Hippon
7.\x lesen ist, hat er gelehrt, Gesundheit und Wahrnehmung richte sich nach der
Feuchtigkeit in uns. Trete Trockenheit ein, so werde das lebende Wesen un-
empfindlich und sterbe. Worauf sich der Vorwurf des Atheismus stützt, der ihm
im Altertum öfters gemacht wird, läßt sich nicht ermitteln. Als äoeßt'ig kenn-
zeichnete ihn schon Kratinos nach dem Schol. zu Klem. Protr. 2, 24, 2 I p. 304,
28 f. St., Vors. 26 A 2, vgl. 4. 8 und 9.
Die weiteren anthropologisch-medizinischen Sätze des Hippon s. bei Diels,
Vorsokr. 26 A 12 ff.
§ 13. Anaximandros von Milet, geboren um Olymp. 42, 3
<= 610/9 V. Chr.), verfaßte unter den Griechen zuerst eine philo-
sophische Schrift über die Natur. Er lehrt: ,, Woraus die Dinge
■entstehen, in eben dasselbe müssen sie auch vergehen nach der
Notwendigkeit: denn sie müssen Buße und Strafe einander geben
um der Ungerechtigkeit willen nach der Ordnung der Zeit.'' Ana-
ximander nennt zuerst ausdrücklich das materielle Urwesen Prinzip
iaoyjj). Er setzt als solches einen der Qualität nach unbestimmten
und der Masse nach unendlichen Stoff, das aneiQov, welcher
^,unsterblich und unvergänglich" ist, und aus dem durch die
•ewige Bewegung die Gegensätze sich aussondern und so die
Dinge entstehen. Unendlich muß der Stoff sein, damit das
Werden nicht aufhöre. Die Entstehung dieser Welt vollzieht sich
in der Weise, daß sich aus dem Urstoffe zunächst ein Teil aus-
sondert, der aus sich den Gegensatz des Warmen und Kalten
erzeugt. Das Warme umgibt als feurige Kugel das Kalte, d. h.
die Erde mit der um sie gelagerten Luft, wie die Rinde den
Baum. Durch Zersprengung dieser Feuerkugel und Einschließung
des Feuers in Radkreise, die auf der inneren Seite Öffnungen
zeigen, entstehen Sonne, Mond und Sterne. Die Erde war ur-
§ 13. Anaximandros von Milet. 59
spi'üiiglieh rings von Feuchtigkeit umgeben. Der bei dem Aus-
trocknungsprozeß verbliebene Rest ist das Meer. Aus dem Feuch-
ten sind unter dem Einfluß der Wärme in stufenweiser Entwick-
lung die lebenden Wesen hervorgegangen. Auch die Landtiere
waren anfangs fischartig und haben erst mit der Abtrocknung
der Erdoberfläche ihre jetzige Gestalt gewonnen. Die Seele soll
Anaximander als luftartig bezeichnet haben.
Antike Zeugnisse über Leben und Lehre: Diels, Vorsokr. c. 2.
Chronologie: Jacoby, Apollod. Chron. S. 189 ff. Porträts: Relieffragment des
Thermenmuseums, nach Heibig Führer"^ II No. 1097 von einem hellenistischen
Künstler frei erfunden. — Unterer Teil einer Gewandstatue in Milet, ['Ar'] a^i/iärSoo,
zweifelhaft, ob den Philosophen darstellend. Vgl. Milet, Ergebnisse d. Ausgrab,
herausg. v. Theod. Wiegand II, Berlin 1908, S. 112.
Die Bestimmung der Geburtszeit des Anaximander beruht auf der
Angabe des ApoUodoros (bei Diog. L. 2, 2, Vors. 2, 1, 2), daß er im zweiten
Jahr der 58. Ol. (547/546 v. Chr.) ein Alter von 64 Jahren gehabt habe, woraus
sich unter Berücksichtigung der Rechnuugsmethode des ApoUodor Ol. 42, 3 = 610/9
vor Chr. als Geburtsjahr ergibt. Dieser Ansatz scheint zuverlässig. Er ist wohl
mit Diels so zu erklären, daß Apollodor, dem nach Diog. Laert. a. a. O. Anaxi-
manders Schrift noch vorlag, in dieser autobiographische Angaben fand, aus denen
sich 64 Jahre als Alter des Verfassers ergaben, das Datum der Schrift selbst aber
durch Erwähnung astronomischer Tatsachen bestimmbar war (anders Jacoby
S. 190; vgl. auch Burnet, Early Greek philos.S S. 53 [S. 42 der Übers.]). Ge-
storben ist Anaximander nach Apollodor bald nach 547/6, der Chronograph ver-
legte seinen Tod also wohl ins Epochejahr der Zerstörung von Sardes, 546/5.
Anaximander war Schüler und Nachfolger des Thaies. Wie diesem so
wurden auch ihm praktisch nützliche Kenntnisse und Erfindungen zugeschrieben.
Nach Cic. de divin. 1, 50, 112 (Vors. 2, 5 a) suchte er die Lakedaimonier durch
Vorhersagung eines Erdbebens vor großem Schaden zu bewahren. Ergebnisse
seiner astronomischen und geographischen Studien waren eine von ihm ent-
worfene Himmelskugel und eine die bcAvohnte Erde darstellende Tafel,
■die dann sein vielgereister Landsmann Hekataios genauer ausarbeitete und zur
Berühmtheit brachte (Diog. Laert. 2, 2; Eratosthenes bei Agathem. 1, 1 imd Strab.
1 p. 7, Vors. 2, 1. 2; 2, 6). In einer möglicherweise auf einem Versehen be-
ruhenden (s. Diels z. d. St.) Angabe bei Diog. Laert. 2, 1 wird ihm auch die Er-
findung der Sonnenuhr zugeschrieben, die nach Herodot 2, 109 von den Baby-
loniern zu den Griechen kam, nach Plin. 2, 186 (A^ors. 3 A 14) ein Werk des
Anaximenes ist.
Seine Ansichten legte Anaximander in übersichtlicher Form in einer Schrift
nieder, die. wie eben erwähnt, von Apollodor noch gelesen wurde, Simplikios aber nicht
mehr vorgelegen zu haben scheint. Sie galt als älteste philosophische Schrift der
Oriechen. In der Angabe des Themistios or. 86 p. 317 (Vors. 2, 7) sßäoo)jos
jioojTog MV i'o/.iEv 'E/J.tp'Mr ?.6yov e'Seveyaelr tteoI (pvoecog avyyeygafA/nivov braucht tieqi
<pvascog nicht als Titel verstanden zu werden. Wahrscheinlich aber wurde seinem
Werke wie anderen Werken der ältesten Philosophen von Späteren dieser Titel
gegeben. Die von Suidas (Vors. 2, 2) angeführten Aufschriften verschiedener
Werke beruhen auf willkürlicher Konstnxktion. Von der an Heraklit erinnernden
Gedankentiefe der Schrift gibt das gleich zu erwähnende Fragment eine Vor-
6Q § 13. Anaximandros von Milet.
Stellung. Es hat sich nämlich aus ihr der (wohl von dem Berichterstatter in die
indirekte Kede umgesetzte) Satz erhalten (bei Simpiic. in Arist. Phys. 24, 18,
Vors. 2, 9): i^ ibv de »/ ysvsai's eoxi xoTg ovoi, xal ttjv (pdogäv elg Tuvra yiveoüac
xarä t6 ygecöv öiSöt-ai yäo uvrä 8iy.y]v y.al rioiv d/./.rj/.oig (fehlt in der Aldina, auch
Ziegler will es streichen ; zur Erklärung vgl. Diels, Voi^sokr. z. d. St.) rfjg
dSiy.iag y.ard tiji- tov yoövov rü^iv. Die bestimmte individuelle Existenz aU
solche erscheint als eine äöiy.i'a, die nach strengem Gesetz durch den Untergang
gebüßt werden muß, und zwar zahlt ,,das Untergehende dem Überlebenden und
dieses wieder untergehend dem künftig Entstehenden" (Diels) Buße. In der Stelle
Arist. Phys. 3, 4, 203b 6 (Vors. 2, 15), wo von dem ä:isigor gesagt wird: y.al
jiSQisyeiv (LTcavia y.al :iävza y.vßeQväv, tög (paaiv oooi f.irj Tioiovai rragä t6 äjisigov
ä/.Äag ahiag oiov vovv rj (fiXiav. y.al rovr eirai ro deiov dßävaTor yäg y.al
dvcü/.sd oov , öog (ptjaiv 6 ^Ara^ifiarSgog y.al ol jr/.sTazoi rtov q voio/.öywr sind die
Worte uddvaxov nal d r <w /.£ ö o o r mit Sicherheit dem Anaximander zuzuschreiben,
bei ntoif/fiv äziavxa y.al .-rdvxa y.i'ßsoräv, die man in der Regel auch für anaxi-
raandrisch hält, und noch mehr bei xovt dvai x6 ßeiov muß der anaximandrische
Ursprung zweifelhaft bleiben.
Anaximander nahm eine unendliche Eeihe nebeneinander bestehender und
aufeinander folgender, in ewigem Wechsel entstehender und vergehender Welter»
an (s. d. Zeugnisse Vors. 2, lü. 11. 14. 17). Die Gestirne entstehen nach ihn>
dadurch, daß Luftmassen von der Erde her gegen die feurige Sphäre andrängen
und diese zerteilen. Das Feuer sammelt sich in Schläuchen, deren Wandung aus
Luft besteht, und die in Gestalt gewaltiger Radkränze die Erde umgeben, durch
die Luft zu kreisender Bewegung angetrieben. Auf der inneren Seite dieser
Schläuche befinden sich Öffnungen. Die durch diese sichtbaren Feuerteile er-
scheinen uns als Sonne, Mond und Gestirne. Wenn diese Öffnungen sich ver-
stopfen, entstehen Finsternisse. Auf analoge Weise erklären sich die Mondphasen
(s. d. Stellen Vors. 2, 11, 4 f.; 2, 18. 21. 22). Diese Theorie empfahl sich dem
noch ungeübten astronomischen Denken wohl dadurch, daß die Regelmäßigkeit in
Abständen und Bewegungsbahnen der Gestirne auf diesem Wege erklärbar schien.
Daß Anaximander sich mit den Abständen der Gestirne, ihrer Größe und der
Größe ihrer Kreise beschäftigte, überliefert die antike Doxographie ausdrücklich
(Vors. 2, 11, 5; 2, 18. 19. 21. 22). An die oberste Stelle setzte er die Sonne,
d. h. er gab ihrem Kreise den größten Durchmesser; er bemaß ihn 27mal so
groß als den des Mondes. Es folgt der Mond, dessen Kreis 19mal so groß ist als die
Erde. Am tiefsten stehen mit kleinsten Kreisen die Fixsterne und Planeten.
Daß die Milchstraße den Anstoß zur Ausbildung der Rädertheorie gegeben hat,
liegt nahe zu vermuten. Xeben ihr nahm aber Anaximander zweifellos noch
■weitere Radkreise an, denen Fixsterne zugehören. Bei dieser Auffassung fällt der
Grund weg, mit Burnet, Early Gr. philos,^, S. 69 f. [S. 55 d. Übers.] in den
außerhalb der ]Milchstraße gelegenen Fixsternen nicht feuerzeigende Radkranz-
öffnungen im Sinne der anaximandrischen Theorie, sondern die zahllosen von
Anaximander angenommenen Welten zu erkennen, von denen jede mit ihrer
feurigen L'mhüllung umgeben wäre.
Bemerkenswert ist, daß Anaximander der erste gewesen zu sein scheint, der
die unserm Auge sich darstellende Halbkugel des Himmels zur Vollkugel er-
gänzte. Daß er das tat, zeigt eben seine Rädertheorie (vgl. auch die ihm zu-
geschriebene offaloa). Daß er nicht etwa eine schon bei den Babyloniern ein-
gebürgerte Kugelanschauung vorfand, wird durch die primitiven Vorstellungen
seines Nachfolgers von der Sonnen- und den Sternenbahnen wahrscheinlich (Boll,
Entw. d. astron. Weltbildes, S. 31).
§ 13. Anaximandros von Milet. ßl
Wie in diesem Punkte so zeigt sich auch in zwei weiteren Anaximander als
genialer Neuerer. Einmal ist ihm die Erde nicht mehr eine flache Scheibe.
Er hält sie für zylindrisch und vergleicht sie einem Säulenstumpf; ihre Höhe
verhält sich zur Breite, Mie 1 zu 3 (Vors. 2, 10; 2, 11, 3; 2, 25). Ihre Oberfläche
ist gewölbt (so ist Hippel. 1, 6, 3 [t6 ds oyiifia avTtjg yrgöv, atQoyyv/.ov, xlovi ).i'Do>
jTaQaJt).r}oiov] das j'i'oor zu verstehen, soll es sich nicht zu otQoyyv/.or rein tautologisch
verhalten; vgl. Diels Doxogr. p. 218). Wir treffen also hier schon eine An-
näherung an die Kugelgestalt. Zweitens wird die Frde nicht mehr vom Wasser
getragen. Sie ruht überhaui^t auf keiner Stütze, sondern schwebt frei infolge
ihrer Lage in der Mitte der Welt und infolge des gleichen Abstandes von deren
•Grenzen, wodurch — wie Aristoteles wohl im Sinne des Anaximander erklärt —
ihre Bewegung nach irgendeiner Seite ausgeschlossen ist (Aristot. de caelo 2, 13,
295 b 10 ff., Vors. 2, 26, vgl. 2, 11, 3;, Es ist als ob Anaximander das Wirken
■der Attraktion schon geahnt, aber ihr Wesen imd ihren Begriff noch nicht zu
voller Klarheit ausgestaltet habe (vgl. auch Boll, Entw. d. astron. Weltb., S. 31).
In Anaximanders Lehre über die Entstehung der Tiere hat man, nicht ganz mit
Unrecht, eine gewisse Ähnlichkeit mit der Deszendenztheorie zu finden geglaubt.
Nicht nur sucht Anaximander die frühesten tierischen Organismen im Meere, wie
manche anderen alten Philosophen die organischen Bildungen aus dem Erdschlamm
hervorgehen ließen, sondern er redet auch davon, daß die Menschen aus Lebewesen
anderer Art entstanden seien (Ps.-Plut. Strom. 2 [Vors. 2, 10] : n aD.oeiöwr i;d>oyv
■d ard(io)nog iyeyy/jdtj), lind hier bringt er sogar als Beweis vor, daß der Mensch
«iner langen Pflege bedürfe und sich, als Mensch geboren, nicht hätte erhalten
können. Erst als diese Wesen, die sich zu Menschen entwickelten, oder in deren
fischartiger Hülle menschliche Organismen sich gebildet hatten, fähig waren, sich
selbst weiter zu helfen, wurden sie ans Land geworfen (Plut. Quaest. symp. 8, 8,
4: er lydvoir syysvso&ai ro :TQCöror dvdQomovg — xai zgatpsviag — xal yevofierovg
ixavovg iavtoTg ßorjßgZv ey.ßhiOfjvai np'ixavTa xai yijg laßiodai. Vgl. Aet. | Ps.-
Plut plac] 5, 19, 4; Vors. 2, 30).
An das ämiQov des Anaximander, das als das „Unendliche", nicht etwa als
■das ,UInbestimmte", zu fassen ist, knüpfen sich mehrere Streitfragen. Die wich-
tigste ist, ob dasselbe für eine Mischung aller bestimmten Elementarstoffe zu
halten sei, woraus mechanisch die einzelnen Objekte sich ausgeschieden hätten
(wie Ritter will), oder für einen einfachen, der Qualität nach unbestimmten
Stoff, in welchem nur potentiell die Unterschiede der bestimmten Stoffe enthalten
seien (wie Zeller und die meisten anderen neueren Historiker annehmen). Die
aristotelischen Zeugnisse könnten, für sich genommen, mehr auf die erste Ansicht
zu führen scheinen. Aristoteles sagt Phys. 1, 4, 187a 20, Vors. 2, 9: ol h' ex xov
evog fvovaag lug iravKOTijTag exxQt'reo&ai (Isyovoir), woJieQ ^Ava^i/iavSQog cprjai
xai oaoi ö' IV aal Jiollä (paoir eivai, Üojieq 'E/njredoxkfjg xal ^ Ava^ayöoag' ex rov
liet'yfiarog yäo xal ovzoi exxQivovoi t&Um. Der Gegensatz liegt in der Ansicht (des
Anaximenes und anderer Naturphilosophen), daß durch Verdichtung und Ver-
dünnung aus dem Einen das Mannigfache hervorgehe. Vgl. auch Metaph. 11, 2,
1069 b 20 (Vors. 46 A 61) xul rovr sorl ro 'Ava^ayÖQOV er . . . xal ^ Ei-ijreboxXiovg ro
fiely^ia xal 'AvaSiuärÖQov. Theophrasts Worte bei Simplic. (in Arist. Phys. 154,
19, Vors. 2, 9a), daß, wofern man die von Anaxagoras behauptete Mischung als
eine Substanz auffasse, die nach Art und Größe unbestimmt sei, dann durch die-
selbe ein uTteioov gebildet werde, welches dem des Anaximander gleiche {el de
xi; rljv f^iT^iv xcöv ajxdvrcov (bei Anaccagoras) vicokdßoi fiiar elrai cpvair dÖQiaxov xal
xax sldog xal xaxä fiiyedog, otieq av öö^eie ßovXeadai leyen>, ovfißaivei ovo xäg aQydg
avxcö ksysiv x'^v xs xov änsiQOV <pvoiv xal xov vovv, &axe Tidvxcog (paivsxai xä aoifiaxixd
()2 § 14. Anaximenes von Milet.
oToi/sTa ^aganh^oko? :toi<ov \4ra:iiiür6f>(o). begünstigen jedoch entschieden die
zweite Ansicht. Diese allein aber entspricht der Konsequenz des Systems. Denn
nach der ersten würde man einen vovc neben dem Gemische fordern, den doch
Anaximander nicht annimmt; sein Hylozoismus ist im Altertum vielfach bezeugt,
auch Arist. Phys. 3, 4, 203 b 12 f., Vors. 2, 15. Das Wahrscheinliche ist, daß er
sich über die Xatur seines ä:TeiQov ebensowenig mit voller Bestimmtheit aus-
gesprochen hatte, wie Hesiod über die Xatur seines Chaos, und hieraus möchte
auch das Schwankende in den Angaben der Berichterstatter sich erklären lassen»
Eine zweite Streitfrage ist, ob das uTreioov des Anaximander eine Mittel-
substanz zwischen Luft und Wasser sei. wie die alten Kommentatoren des-
Aristoteles glauben, oder nicht. Nach Aristoteles de caelo 3, 5, 303b 13 ff.^
Vors. c. 50, ist anzunehmen, daß alle Physiker, welche eine solche Mittelsubstanz
ansetzten, aus derselben die Dinge durch Verdichtung und Verdünnung ent-
stehen ließen; dem Anaximander aber spricht Aristoteles (Phys. 1, 4, 187a 12 ff.,
Vors. 2, 16) die Annahme dieses Entstehungsprozesses ab; also kann er da&
äjTEigor desselben nicht als eine solche Mittelsubstanz betrachtet haben, um so-
weniger, wenn es ihm. nach dem Obigen, als usTyuu galt. Wer die seien, die ein
Mittleres zwischen Wasser und Luft, und auch, wer die seien, die nach Phys. 1. 4
ein Mittleres zwischen Luft und Feuer annahmen, ist unbekannt. Wahrschein-
lich ist an jüngere Physiologen zu denken, deren Lehre vielleicht aus der de&
Anaximenes erwachsen war, und zwar wohl unter dem Miteiufluß der Doktrin
des Empedokles von den vier Elementen. Vgl. zu der Frage Zeller, Philos. d.
Gr. I 15, S. 208 ff., Diels. Vors. Anm. zu 2, 16 und c. .50.
Über Anaximanders Einwirkung auf Pherekydes s. oben S. 36.
i? 14. Anaximenes von Milet, jünger als Anaximander
und vielleicht auch persönlich ein Schüler desselben, setzt als
Prinzip die Luft, die er für unendhch hält, und läßt daraus ver-
mittels der Verdichtung (Tivy.viooic) und Verdünnung (uävcoaig
oder doaiojotg) Feuer, Wind, Wolken, Wasser und Erde werden.
Der Erdkörper, eine zylinderförmige Platte, wird von der Luft
getragen. ,,Wie unsere Seele, die Luft ist, uns zusammenhält,
so umfaßt Hauch und Luft auch die gesamte Weltordnung."
Wie Anaximenes erklärt auchldaios aus Hi nie ra die Luft
für den Urstoff. Diogenes von Apollonia, ein jüngerer Zeit-
genosse des Anaxagoras und von diesem beeinflußt, geht insofern
über Anaximenes hinaus, als er nicht nur in der Luft den Ur-
grund der Dinge sieht, sondern ihr auch geistige Eigenschaften,
Vernunft und Wissen zuspricht.
Anaximenes. Antike Angaben über Leben und Lehre, Frag-
mente: Diels, Vorsokr. c. 3. Chronologie: Jacoby, Apollod. Chronik
S. 193 ff.
Idaios. Das Material bei Diels, Vorsokr. c. 50.
Diogenes von Apollonia. Antike Angaben über Leben, Schrift-
stellerei und Lehre, Fragmente: Diels, Vorsokr. c. 51.
Anaximenes. Die Daten Apollodors, die unser Text des Diogenes Laertios
verwirrt wiedergibt, sind nach unzweifelhaft richtiger Herstellung 546/5 (Einnahme
§ 14. Anaximcncs von Milet. ß3
von Sardes) für die uxftr] und 528/5 (Olymp. G3) für den Tod des Philosophen.
Sie benihen auf einer Kombination, bei der die Absicht leitete, das Geburtsjahr
(40 Jahre vor der äxfir], nach apollodorischer Rechnungsmethode 585/4) mit der
Epoche der sieben Weisen und der uxut) des Thaies, die äxf^ir] des A. außer mit
der Epoche von Sardes auch mit dem Todesjahr des Thaies und wohl auch des
Anaximander in synchronistische Verbindung zu bringen. Auch für die An-
setzung des Todes scheint eine ähnliche Absicht maßgebend gewesen zu sein (vgl.
Jacoby a. a. 0. S. 194 f.). Diog. L. 2, 3 und Simplikios (nach Theophrast) nennen
Anaximenes Schüler des Anaximander (Vors. 3 A 1. 5). Der Dialekt in seiner
Schrift war (nach Diog. L. 2, 3) der ionische.
Aristoteles bezeugt Metaph. 1, 3. 984a 5: Anaximenes und Diogenes
halten die Luft für früher als das Wasser (das erst durch Verdichtung aus der
Luft entstanden ist) und setzen sie vor allen anderen einfachen Körpern als Prin-
zip. Weder das Kalte noch das Warme — so gibt Plut. de prim. frig. 7 p. 947 f..
(Vors. 3 B 1) die Lehre des Anaximenes der Sache nach zutreffend,- wenn auch
in den Wendungen späterer Zeit, wieder — sind wesenhaft, sondern beide sind
nur durch Veränderungen herbeigeführte Gemeinzustände der Materie. Was näm-
Mch von der Materie sich zusammenzieht und verdichtet, ist das Kalte, das Dünne
und Schlaffe {xu'/mo6v, der Ausdruck wird an dieser Stelle als anaximenisch be-
zeugt) aber ist das Warme. Anaximenes glaubte dafür einen Beleg aus der täg-
lichen Beobachtung beibringen zu können: die Luft, die wir mit einander ge-
näherten Lippen [wie etwa beim Blasen einer heißen SpeiseJ dem Munde ent-
strömen lassen, also zusammendrängen und verdichten, ist kalt, die Luft hingegen,
die wir mit geöffnetem Munde [wie etwa beim Auftauen gefrorener Fenster-
scheiben] aushauchen, also verdünnen, ist warm (daß der Beweis auf einem Miß-
verständnis beruht, war nach Plutarch a. a. O. schon in einer aristotelischen [oder
pseudaristotelischen] Schrift bemerkt). Durch Verdünnung wird aus der Luft
Feuer, durch Verdichtung Wind, dann Gewölk, weiterhin Wasser, dann Erde,
dann Steine, und was aus diesen Stoffen besteht. Die Lehre von nvy.vmnig und
uQauooig berichtete Theophrast nach Simpl. zu Aristot. Phys. 149, 32 (Vors. 3 A 5)
von Anaximenes allein (dagegen Aristot. Phys. 1, 4, 187 a 12, Vors. 2, 16: ot ixkv
yag ev jioii^oavxsg x6 ov ocö/na x6 vjioxeijusvov rj xcöv xgiöjv [Wasser, Luft, Feuer]
XI 7] äXXo, d iaxi nvQog fikv tivxvoxeqov df.Qog 8s äsjixöxsqov, xäl/.a ysvvoioi jxvxvöxtjxt
xai fiavöxrjxi,; die beiden Stellen sind wohl so auszugleichen, daß Theophrast nur
die älteren ionischen Philosophen im Sinne hat, Aristoteles aber verallgemeinert,
ohne eine entsprechende ausdrückliche Lehre von Thaies bezeugen zu können).
Als Ursache der Veränderung nimmt auch Anaximenes eine ewige Bewegung an.
Wie Anaximander erklärt auch er seinen Urstoff für unbegrenzt (Vors. 3 A 1.
5. 6. 7, 1). Die Welt ist, wie sie geworden ist, so auch vergänglich. Welt-
entstehung und Weltzerstörung folgen einander in nie aufhörendem Wechsel
(Vorsokr. 2, 17; 3 A 11, B 2).
Ein Fortschritt des Anaximenes gegen seine Vorgänger liegt teils in dem
Versuche, in nvxvmoig und dgakoaig einen bestimmten Weg für die Verwandlung
der Urstoffs in die uns umgebenden Dinge aufzuzeigen, teils auch darin, daß er mit
der Luft ein Prinzip aufstellte, das durch seine Beweglichkeit und Leichtveränder-
lichkeit zum Urstoff besonders geeignet und infolge seiner Feinheit mit der
lebendigen und belebenden Seele leicht in Analogie zu bringen war. Aus seiner
Schrift ist bei Aet. 1, 3, 4 (Vors. 3 B 2) der Satz erhalten: olov fj yjv/Ji t) ytie-
xiga di]Q ovaa ovyxQaxsT ■^(A.äg, xal oAov xov xöo^iov :tv£Vfia xai drjQ Tiegieyei. Damit
ist ein neuer fruchtreicher Gedanke ausgesprochen : diese Parallelsetzung von
(54 § 14. Anaxhuenes von Milet.
Welt und Individuum, Luft und Seele enthält den Keim der später ausgebildeten
Lehre von Makro- und Mikrokosmos,
Diesen Fortschritten steht aber in Anaximenes' Weltbild ein entschiedener
Rücksehritt hinter Anaximander gegenüber. Die Erde gilt ihm wieder als flache
Scheibe, ähnlich einer Tischi>latte. Auch eine Stütze ist wieder vorhanden. Wie
bei Thaies auf dem Wasser ruht sie bei Anaximenes auf der Luft. Wie er-
fahrungsgemäß Körper mit breiter Fläche vpn der Luft getragen werden, statt
sie zu durchschneiden, so auch die Erde. Der unter ihr befindlichen Luft fehlt der
genügende Kaum zum Entweichen und so verbleibt sie in Ruhe (Vors. 3 A 20).
Dasselbe gilt von Sonne, Mond und den übrigen Gestirnen. Entstanden sind
sie aus der Erde: die aus ihr aufsteigende Feuchtigkeit wird durch Ver-
dünnung zu Feuer, dieses steigt empor und bildet die Gestirne. Aber auch erd-
artige Stoffe schweben in der Sternregion (Vors. 3 A 7). Letzteres nahm Anaxi-
menes vermutlich an, um aus der Verdeckung der Sonne und des IMondes durch
diese erd artigen Körper die Finsternisse zu erklären. Ist das der Fall, so hat er in
■diesem Punkte wenigstens astronomisch richtiger gedacht als sein Vorgänger (vgl.
Boll bei Pauly-Wissowa Art. Finsternisse S. 2342). Im übrigen gab er dessen Ansicht
von der Kreisbewegung der Gestirne und der Vollkugelgestalt des Hmimels wieder
auf. Sonne und Sterne setzen zur Zeit ihrer Unsichtbarkeit ihren ^Veg nicht unter-
halb der Erde fort, sondern bewegen sich bis zu ihrem Aufgangspunkte seitlich
um die Erde herum, ,,wie der Hut um den Kopf sich dreht". (Eine besondere
Annahme über die genauere Richtung dieser Drehung im Sinne des Anaximenes
s. bei H. Berger, Gesch. d. wissensch. Erdkunde d. Griechen*, S. 79.) Daß wir
die Sonne zu dieser Zeit nicht sehen, erklärte Anaximenes teils mit einer großen
Zahl alter iiezEcooo'/.öyoi daraus, daß sie durch Erhöhungen im Norden der Erde
verdeckt Averde, teils aus ihrer vergrößerten Entfernung. Große Entfernung ist
auch die Ursache, daß die Sterne nicht wärmen (Vors. 3 A 7, 6; 3 A 14).
Idaios.von Himera ist nur aus Sext. Emp. adv. math. 9, 360 bekannt, wo
er als Vertreter des Luftprinzips mit Anaximenes, Diogenes von Apollonia und
Archelaos von Athen, dem angeblichen Lehrer des Sokrates, zusammengestellt
wird.
Diogenes von Apollonia (Stephanos v. Byzanz denkt an die kretische,
Ailian an die phrygische Stadt dieses Namens) war Zeitgenosse des Anaxagoras,
<Diog. L. 9, 57, Vors. 51 A 1, 57) und muß in Athen wohl bekannt gewesen sein,
da Aristophanes in den Wolken verschiedentlich, namentlich 225 ff., auf ihn
Rücksicht nimmt und ebenso Euripides einmal in den Troades, 884 ff. Noch im
4. Jahrhundert vor Chr. durfte der Komiker Philemon auf seine Lufttheorie als
eine bekannte Lehre anspielen (vgl. Vors. 51 C 4). Seine Schrift trug den Titel
Uegi (pvazoiq und wurde in hellenistischer Zeit in mindestens zwei Bücher ge-
teilt. Erhalten ist uns daraus außer anderen Fragmenten der Anfangssatz, in
welchem der Verfasser für jede Darlegung einen unbestreitbaren Ausgangspunkt
und eine einfache und würdige Sprache verlangt. Die Lehre des Diogenes scheint
als ein Versuch aufgefaßt werden zu müssen, den monistischen Standpunkt des
Hylozoismus gegenüber dem Dualismus des Anaxagoras aufrecht zu erhalten, zu-
gleich aber auch die Lehre von der Einheitlichkeit des Urstoffes durch einen
anaxagoreischen Gedanken zu stützen. Nachdem Anaxagoras den vovg als geisti-
ges, wissendes und wirkendes Prinzip dem Stoffe zur Seite gestellt hatte, kehrte
Diogenes zu der Annahme eines Prinzips zurück, verlieh diesem aber zugleich
Eigenschaft und Wirkung des zweiten. Das, woraus alles wird und worein alles
wieder zurückkehrt, ist ihm ^ikya xal loyvoor y.al dtdiör ts y.ul uflüruTov xal .-To?^?.ä
£id6g (Vorsokr. 51 B 8i, es kann nicht ohne vörjoig gedacht werden; und weiter
§ 14. Anaxinienes, Idaios, Diogenes v. Apollonia. § 15. Heraklit v. Ephesos. ()5
heißt es: xai 1.101 ÖoxeT 16 rijv röijoiv e/or eivai 6 dijo y.alovfievoi v.tu z(j)v uvdooj:TOjr
y.al v.-TO rovTov Trävtag y.ai y.vßeoväodai y.ai :iävT(av y.ouieiv amo v«j> /<ot toi'tu üso;
■doy.ei eJrai xni tTzi jtür nr/T/Oai y.ai n-«)T« Öiariüerac xal er .-ravTi ErfTvat (Simpl. in
Arist. Phys. 152, 22, Vorsokr. 51 B 5). Diogenes ist damit Begründer eines
,.Hylozoisraus'' in dem eigentlichen Sinne des Wortes, in dem es, wie oben S. 53 be-
merkt wurde, auf die älteren ionischen Physiologen nicht anwendbar ist. Wenn
Diogenes die Luft für das Feinste erklärt und doch durch Verdichtung und
Verdünnung das Übrige werden läßt, so kann dies offenbar nicht heißen, daß
auch die Urluft selbst sich verdünne, sondern nur, daß der Bildungsprozeß über-
haupt auf :Tvy.r(oöi: und uoakooig beruhe, SO daß jene dieser vorangegangen sein
muß, gleichwie bei Heraklit die y.üxo} 666^ der lirco 6()6g. Für die Theorie von
•der Einheit des Urstoffs muß nun zugleich Anaxagoras das Hauptargument liefern.
Er hatte geschlossen, daß alles in allem sei, weil alles aus allem werde. Der
Übergang eines Dinges in ein anderes erschien ihm nur denkbar, wenn beide
nicht von Grund aus wesens verschieden sind, sondern die Stoffteile des einen sich
auch in dem andern finden, wobei der Unterschied der Dinge sich aus der
wechselnden Quantität der verschiedenen Stoffteile erklärt. Diogenes erschließt
aus der in der nämlichen Weise begründeten Wesensgleichheit der Dinge die
Einheithchkeit des Urstoffes, indem er bemerkt (Vors. 51 B 2) : et yäg zä er twös
TO) y6a/.iq) iövza vvr, yij y.ai vÖcoo y.ai aijQ y.ai jivo y.ai rä äV.Aa 00a cpairezai ir XMÖe
xoi >c6aficp eörza, si zovxcor zi t'jr k'xsQor zov ezsgov, szeqov ov zfj Idia qpvoei, xal juij
rö amo ior i^iezejzijtzs TZoU.a^wg xal ezeqoiovxo, ovSafifj ovze /nioyEoßai äkXrj-
}.oig vjdvvazo ovze UKpekrjaig xm ezepcj (yEvia&ai dno zov izEgov} ovze
ß/.dßtj, oi'd' av OVZE cpvzor ex zi]? yfjg q'vvai ovze ^ojor ovze ä)./.o
yereodat ovöer, ei fti] ovzoi ovviozazo &oze zavro sirai.
Andere Physiologen bildeten die l^ehre des Anaximenes dahin um, daß der
Urstoff an Dichtigkeit zwischen Luft und Wasser oder zwischen Feuer und Luft
stehe. Auch sie ließen aus dem Urstoff die anderen Stoffe durch Verdünnung
und Verdichtung entstehen. S. d. Stellen bei Diels, Vorsokr. c. 50 imd
vgl. oben S. 62.
Ein noch vorhandenes Dokument aus dem Kreise der Milesier Anaximan-
■dros und Anaximenes glaubte W. H. Röscher in den ersten elf Kapiteln der
pseudo-hippokratischen Schrift von der Siebenzahl {.-renl fßdojuddcor)
nachweisen zu können. Seine scharfsinnigen und gelehrten Ausführungen haben
eine reiche teils zustimmende teils ablehnende Literatur hervorgerufen. Im wesent-
lichen abschließend ist die Untersuchung von Franz BoU, der durch Prüfung der
Geographie, der Windlehre und des Weltbildes der Schrift negl ißdofiddcor im
Gegensatze zu Röscher zu dem Ergebnisse gelangte, daß sie einem um 450 vor
Chr. oder später lebenden Verfasser zugehört, der in unklarer und unkonsequenter
Weise zusammenstellte, was ihm zur Durchführung des Prinzips der Siebenzahl
•dienlich schien, und dabei auch Lehren, wie die von der Kugelgestalt der Erde,
•die den Milesiern noch fremd waren, voraussetzte, ohne sie als neue Entdeckung
zu kennzeichnen. (S. das Literaturverzeichnis.)
§ 15. Herakleitos von Ephesos, wahrscheinlich Jünger als
Pythagoras und Xenophanes, welche er nennt und bekämpft, aber
als Schriftsteller früher denn Parmenides, der seinerseits auf ihn
Bezug nimmt und mit Polemik gegen ihn sein metaphysisches
Prinzip durchführt, gibt der in den ionischen Lehren hegenden
Ueberweg, Grundriß I. 5
ßg § 15. Heraklit von Ephesos und Kratylos von Athen.
Anschauung- einer fortwährenden Wandlung des Urstoffs durch
seine Sätze vom Feuer als dem Urwesen und vom be-
ständigen Flusse aller Dinge den schärfsten Ausdruck. AI»
substantielles Prinzip setzt Herakht das Feuer. Gegen Feuer
wird alles umgesetzt und Feuer gegen alles in dem Doppel-
prozesse des Weges nach unten, der vom Feuer (welches mit
der reinsten Luft identisch ist) zum Wasser und zur Erde herab-
führt, und des Weges nach oben, der von der Erde und dem
Wasser zum Feuer hinaufführt. Beide Seiten des Doppelprozesses
sind miteinander verflochten. Doch bewegt sich die Entwicklung-
überwiegend bald in der einen, bald in der andern Richtung:
Krieg und Streit führen aus dem Urfeuer zum Werden der Welt
— „Krieg ist aller Dinge Vater, aller Dinge König" — ,
Eintracht und Friede zur Rückkehr der Welt ins Urfeuer
{ex:riQiooig). So baut sich die Welt und geht wieder in Feuer
auf, um sich dann wieder aufs neue zu bauen.
Das Feuer als rastlos bewegtes Element genügt zugleich am
besten einem von Herakht betonten metaphysischen Ge-
sichtspunkte: es gibt kein beharrendes Sein, sondern nur ein
stets wechselndes Werden. Was uns als Seiendes erscheint,,
sind nur augenblickliche Kreuzungen und Schnittpunkte ver-
schiedener Werdeströmungen. Alles fließt. In denselben Fluß
steigen wir kein zweites Mal hinab. Kein Ding befindet sich in
einem bestimmten Zustande, jedes trägt zugleich auch den ent-
gegengesetzten Zustand in sich. Alles ist identisch und nicht
identisch. Aller Wechsel aber ist beherrscht von einem einheit-
hehen Weltgesetze (/o/o5\ das zugleich auch für den Menschen
die Norm seines Handels abgeben muß. Der Erkenntnis, daß die
wenigsten von diesem Weltgesetze wissen und wissen wollen,
entspricht die fih' Heraklit charakteristische Menschenver-
a c h t u n g.
Unter den Anhängern Heraklits ist Kratylos, Platons
Lehrer in Athen, der bekannteste, der den Satz des Heraklit vom
Flusse der Dinge auf die Spitze trieb und in seine äußersten
Konsequenzen verfolgte. Er bestritt die Zulässigkeit irgend eine»
Urteüs, da man über das absolut Veränderliche nichts Wahres-
aussagen könne.
Heraklit. Antike Angaben über Leben und Lehre. Fragmente:
Heracliti Ephesii reliquiae reo. I. Bywater, Oxonii 1877 (mit kritischem Apparat,
Quellen- und Wortregister). Herakleitos von Ephesos, griech. und deutsch von
H. Diels. Berlin 1901 (mit Anmerkungen u. Wortregister [Auswahl]), 2. Aufl.
1909. Diels, Vorsokr. c. 12. Diels' Übers, ins Italien, übertr. v. Em. Teza, Parole
di Eraclito, Padova 1903. — Die unechten Briefe: Heracliti epistolae quae feruntur
ed. Ant. Westerraann. Lipsiae 1857. Dieselben auch bei Bywater und in der
§ 15. Heraklit von Ephesos und Kratylos von Athen. ßj
Sammlung Epistolographi Graeci reo. Rud. Hercher. Chronologie: Jacoby,
ApoUodors Chronik, 8. 227 ff. Porträt: Kupfermünzen mit d. Bilde d. H.: s.
die Titelvignetten von Diels' Herakleitos ^ und '^ (verschiedene), Vorsokr. II. Er-
klärung u. Verzeichnis weiterer Münzen Diels Herakl.* S. Xi f., * S. 83. Vors.
I» S. 72, 113 s_ VI. G. Lippold. Das Bildnis d. Herakht {Marmorstatue von
Gortvn, die mit den ephesischen Münzen Ähnlichkeit zeigt), Athen. Mitteil. 36,
153 ff.
Kratylos. Dosographie: Diels, Vorsokr. c. 52.
Andere Herakliteer: Diels, Vorsokr. c. 53.
Die Zeit der Blüte Heraklits fiel nach Diog. L. 9, 1 ^Vors, 12 A 1), der
dem Apollodoros folgt, in Ol. 69 (504—501 v. Chr.), nach einer andern, weniger
glaubhaften Nachricht des Euseb. (Chron.) und des sog. Chronicon Romanum in
Ol. SO, 1 (460/59) oder 81, 1 (456/5). Beide Ansätze beruhen nach dem üblichen
Verfahren auf Synchronismen. Für Apollodor waren wohl die angeblichen per-
sönlichen Beziehungen des Philosophen zum König Dareios Hystaspis ein Grund,
seine ax^n) etwa in die Mitte von dessen Eegierungszeit zu verlegen. Dazu paßte
gut, daß Heraklit auf diese Weise 40 Jahre jünger wurde als Xenophanes, für
dessen Schüler er galt, und gleichaltrig mit einem andern Schüler des Xeno-
phanes, seinem eigenen Gegner, Parmenides (so Jacoby S. 228 f.). Die Er-
klärung des zweiten, späteren Ansatzes ist strittig. Apollodors Angabe mag
ungefähr das Richtige treffen, der andere Ansatz ist sicher falsch.
Heraklit stammte aus einem vornehmen ephesischen Geschlechte. Die
Stammesrechte eines ßaodsvg (Opferkönigs), welche sich im Geschlechte des
Kodriden Androklos, des Stifters von Ephesos, forterbten, soll er seinem jüngeren
Bruder abgetreten haben. Sein Aristokratismus steigerte sich bei der Verbannung
seines Freundes Hermodoros bis ziun bittersten Hasse gegen den Demos. Auch
über Denker und Dichter von abweichender Richtung äußerte er sich schroff,
sofern er bei ihnen mehr ein Vielwissen als vernünftige Einsicht und Verständnis
der das All leitenden Vernunft fand. Er sagt (bei Diog. L. 9, 1, Vors. 12 B 40):
jioXi'fHidi?] röov P'yeiv ov Siddoxsi' 'Hoiodov yäg äv iöt'öu^s xai IIvüay6gt]y, avzig
TS Esvocfävsa xal 'ExazaTov. Auch den Homer traf sein Tadel (Vors. 12 B 42) :
röv re "OfirjQOV k'cfaoxev ä^iov ex löjv aywvwv ixßä/./.eodai xal ^asriCeo&ai xal '^g/i-
Xo^ov ö/noicog.
Seine in Prosa etwa im ersten Jahrzehnt des fünften Jahrhunderts verfaßte
Schrift führte im Altertum den nicht vom Verfasser herrührenden Titel JIiqI
(pvaecog. Ebenso wie die Authentizität des Titels ist ausgeschlossen, daß die Ein-
teilung der Schrift in drei Abschnitte, welche die Sondertitel .legl rov .-raviög,
jTohrixog, deokoyixog geführt haben sollen (Diog. L. 9, 5, Vorsokr. 12 A 1, 5), von
ihm selbst getroffen wurde. Die .\ nordnung der Gedanken innerhalb dieser Schrift
war möglicherweise, wie Diels annimmt, aphoristisch. Jedenfalls entziehen sich
unsere verhältnismäßig wenigen Fragmente jeder auch nur einigermaßen sicheren
Aufreihung an einem einheitlichen Gedankenfaden, und Diels hatte Recht, im
Gegensatze zu allen in dieser Richtung unternommenen Versuchen die Fragmente
nach den sie überliefernden Queilenschriftstellern zu gruppieren. — Damit ist nicht
gesagt, daß die Gedanken Heraklits selbst nicht in gutem Zusammenhang ge-
standen hätten und sich nicht leicht in eine Art System bringen ließen. Die
Schrift, von der wir 130 Fragmente (dazu noch einiges Zweifelhafte ; auch falsche
und gefälschte Fragmente gehen unter Heraklits Namen) noch besitzen, war im
Altertum hochgeschätzt. Viel beklagt aber wurde ihre Dunkelheit, die ihrem
Verfasser den Beinamen 6 oxoreivög eintrug. Dieser Beiname läßt sich aus
Livius 39, 3 (215 vor Chr.) schon für das Ende des dritten Jahrhunderts vor Chr.
erschließen (Zeller, Phil. d. Gr. I 2^ S. 628/9 Anm.); die ältesten ausdrücklichen
{^ § 15. Heraklit von Ephesos und Kratylos von Athen,
Belege finden sich bei Cicero de fin. 2, 5, 15, Strabo 14 p. 642 und Ps.-Aristot.
de mundo 5, 396 b 20. Doch deutet bereits das dritte Buch der aristotelischen
Khetorik (Arist. Rhet. 3, 5, 1407 b 11 ; Vors. 12 A 4) an, daß die syntaktische
Beziehung der Worte sich nicht immer leicht ergebe, und von dem Sillographen
Timon (um 250 v.Chr.) wird H. alvixz'/]? genannt (Timon fragm. 43 D.; Vors. 12 A
1, 6). Diese Dunkelheit ist möglicherweise nicht unbeabsichtigt. Von einer Ab-
sicht spricht ausdrücklich Cicero a. a. O., wo es heißt, es sei in zwei Fällen ent-
schuldbar unverständlich zu reden: si aut de industria facias, ut Heraclitus,
cognomento qui oy.oTEirög perhibetur, quia de natura nimis obscure memoravit,
aut cum rerum obscuritas non verborum facit ut non intellegatur oratio, qualis est
in Timaeo Piatonis. Die verderbte Stelle Clem. Alex. Strom. 5, 13, 88, II 384 St. ist
möglicherweis6 mit Diels zu Herakl. fr. 86 so herzustellen, daß Heraklit selbst es
für ein gutes Werk erklärte, den Logos möglichst zu verhüllen, da er, wenn er
keinen Glauben finde, der Kenntnis des Pöbels sich entziehe. Vgl. auch fragm.
92 u. 93. Doch lag es auch in der damaligen angeregten und religiös aufgeregten
Zeit, worauf Diels (Herakl.'^ Einleit. VII) mit Recht aufmerksam macht, einen
hieratischen, gewissermaßen gotterfüllten Stil anzuwenden, wie es auch bei Pindar
und Aischylos geschieht. Sokrates soll gesagt haben, es bedürfe zum Verständnis
Heraklits eines delischen (tüchtigen) Tauchers. Doch lag die Dunkelheit, anders
als bei Parmenides, nur in der Form, nicht im Inhalt, über den bei Heraklit
selbst keine Unklarheit herrschte, und dessen Verständnis der denkende Leser
erreichen konnte. Unecht sind die Briefe, die uns unter Heraklits Namen über-
liefert sind, wenn auch ihr Inhalt zum Teil auf gute Quellen zurückgehen mag.
Aristoteles stellt in seiner historischen Übersicht über den Entwickhmgsgang
der älteren griechischen Philosophie (Metaph. 1, 3 ff., 984 a 2 ff.) Heraklit
einfach mit den früheren loniern zusammen, ohne einen Unterschied der An-
schauungsweise und einen Fortschritt bei Heraklit hervorzuheben, indem er nach
den Angaben über das Prinzip des Thaies und das des Anaximenes und Diogenes
fortfährt: "IjiJiaooc de jivq 6 Msrajroi'iTvog xai 'Hgafikstzog 6 'EqTsaiog (Vors. 8, 7).
In der Tat ist Heraklit von Hause aus Hylozoist. Auch er stellt einen Grund-
stoff auf, aus dem er alles werden, und in den er alles zurückkehren läßt. Darin
liegt die Berechtigung, ihn hier den Milesiern anzuschließen, so sehr sich auch
sein Gesichtskreis über den der früheren ionischen Kosraologen hinaus erweitert
und den Ausblick in metaphysisch-ontologische Probleme eröffnet. Wie Thaies
das Wasser, Anaximenes die Luft, so erklärt Heraklit das Feuer für den Urstoff.
Feuer setzt sich um in alles, und alles in Feuer (Diels Vors, 12 ß 90): jivQÖg zs
m'zuj-ioißrj zä Jiävra xal jivq anävzoiv okojojieq xqvoov ygrjfJLaza xal yQrjßäzoiv XQ^oog
(„Austausch für Feuer sind alle Dinge und Feuer für alle Dinge, wie Waren für
Gold und Gold für Waren"). Kna/jor zövds, z6v avzöv äjidvTOiv, ovze zig ßsön'
ovze ävdoo)jio)r ijioiijogv, aXl' ijv dsl xal eaziv xal sozai jivq dsi^coor a7rzö/isro%'
fiizga xal d.-ioaßevrvftErov /netga (Vors. 12 B 30: „Diese Weltordnung, die
dieselbe ist in allen Dingen, hat weder der Götter noch der Menschen
einer geschaffen, sondern sie war immer und ist und wird sein ein ewig
lebendes Feuer >.nach Maßen erglimmend und nach Maßen erlöschend«";
Schluß der Übersetzung nach Diels). Das Feuer verwandelt sich zunächst
in Meer, vom Meere wird die Hälfte Erde, die Hälfte Gluthauch, d. h.
diese Hälfte wird durch Verdunstung zu Feuer (Vors. 12 B31 : nvQog tQojrai .-tqmzoi'
düluaaa, daMaotjg de z6 /lev y/iiai' yij, z6 Se {j/iiov 7tqi]özijq). Das ist nicht so zu
verstehen, als ob neben dem weiteren Kreislaufe (Feuer Meer Erde Meer Feuer)
noch ein engerer (Feuer Meer Feuer) bestände, sondern so, daß im Meere als der
mittleren Etappe die beiden Richtungen der Wandlung (»y em ro xdro) ödög und
§ 15. Heraklit von Ephesos und Kratylos von Athen. f)9
{] e.Ti 10 uyto odög Vors. 12 A 1, 9; B 60) sich begegnen: in einem gegebenen
Momente ist die Hälfte des Meeres ein Stadium in der Entwickhing vom Feuer
zur Erde, die andere Hälfte ein Stadium in der Entwicklung der Erde zu Feuer.
Auch ist mit dem Satze nicht gesagt, daß das ^leer durch seine Verwandlung
teils in Erde teils in Feuer verschwinden werde; vielmehr wird diese Zwischen-
stufe durch immer neues Zufließen von Feuer, das Erde, und von Erde, die Feuer
werden soll, in seinem Bestände erhalten. Auf alle Zeit halten sich freilich die
beiden Prozesse nicht die Wage. In Perioden löst sich die Welt wieder in das
Urfeuer auf, es findet nach späterer Terminologie eine iy.m'gojoig, eine Verfeuerung
der Welt oder Weltverbrennung statt (Vors. 12 A 1, 8; 12 A 5; B 31. 65). Daß
diese Lehre schon Heraklit angehörte und von ihm zu den Stoikern gelangte,
haben nach Schleiermachers Vorgang manche neueren Gelehrten mit Unrecht be-
zweifelt. Aristoteles decaelo 1, 10, 279 b 12 ff., Phys. .3, 5, 205a 3 (Vors. 12 A 10),
Metaph. 10, 10, 1067 a 4 ('Hoäy./.eir6g rftjoiv ü:iavza yiyvEodai tiote :ivq) kennt sie. als
herakliteisch, und auch Heraklit selbst deutet sie an in dem (später bekannt ge-
wordenen) Bruchstück Hippol. 9, 10 (Vors. 12 B 66): nävxa yäg x6 jivq ijiE/.dov
xoirn y.ai >tuTa/.7jrf)siai („denn das Feuer wird kommen und alles richten und er-
greifen"), wo der Zusammenhang bei Hippolytos die Beziehung auf die iy.m'ocooig
ausdrücklich bestätigt. Die Weltbildung nennt Heraklit Mangel {■/otjouoovvt]), den
Weltbrand Sättigung {xöoog): Vors. 12 B 65. Eintracht und Friede {6iiio?.oyia xai
Eiot'ivt]) führen zur kxnvQOiaig, Kiieg und Streit (rro'/£/.<o? y.al egig) zum Werden
der Welt (Vors. 12 A 1, 8), So ist der Krieg Vater und König aller Dinge
(.To/.feto? Tidvrcov /iiev :Tazr)Q iati, Jidvzcov ös ßaoiXevg, Vors. 12 B 53). Nichts
törichter als der Wunsch, den Homer (II. 18, 107) seinem Achill eus in den Mund
legt, daß der Streit aus der Welt der Götter und Menschen verschwinde. Denn
dieses Verschwinden würde nichts anderes bedeuten als das Aufhören alles Ein-
zelnen (Vors. 12 A 22).
Die Dreiheit der Elemente: Feuer (mit Einschluß der Luft), Wasser,
Erde (Vors. 12 A 1, 9), entspricht den drei heute sogenannten Aggregatzuständen;
erst Empedokles ist durch strengere Scheidung zwischen Feuer und Luft zu der
Vierzahl der sogenannten Elemente gelangt.
Auch der Hergang bei der Verwandlung des Feuers in Wasser
und Erde imd der Rückverwandlung dieser Stoffe in Feuer ist uns aus der
ionischen Schule bekannt. Der Prozeß vollzieht sich durch Verdichtung und
Verdünnung (Simpl. phys. 23, 33 nach Theophrast: ex jivgög :jotovoi [Hippasos
und Herakleitos] rä clvza jivy.vcooet y.al fiavcooei y.ai dta/.vovoi .-lä/.iv elg tivo,
Vors. 12 A 5; vgl. auch Diog. Laert. [ebenfalls nach Theophrast] ebenda 12 A 1,
8f. ; in Aetios' [1, 3, 11] freilich stoisch beeinflußtem Berichte [ebenda 12 A 5]
erinnert das ävaxoL^^<o(isvriv zrjv yfjv vjio zov nvQog rpvati vöcoq d}zozs?.sTadai an
das xa/.ugöv des Anaximenes [s. oben S. 63]).
Auch das Weltbild Heraklits schließt sich an das des Anaximenes an,
trotz aller Verschiedenheit im einzelnen. Von Erde und Meer, so lehrte er nach
Theophrast (bei Diog. Laert., 9, 9 ff., Vors. 12 A 1, 9 ff.), steigen zweierlei Aus-
dünstungen auf, die einen hell und rein, die anderen dunkel. Die ersteren mehren
das Feuer, die zweiten die Feuchtigkeit. Die hellen Ausdünstungen sammeln sich
in nachenartigen Gebilden, die uns ihre hohle Seite zuwenden, und erzeugen dort
Flammen. Das sind die Gestirne. Am heilsten und wärmsten ist die Flamme
der Sonne; denn die übrigen Gestirne sind weiter von der Erde entfernt und
leuchten und wärmen deshalb weniger (vgl. hierzu Anaximenes oben S. 64). Der
Mond freilich ist der Erde näher, bewegt sich aber in weniger reinem und durch-
sichtigem Eaume als die Sonne. Sonnen- und Mondfinsternisse erklärte
JQ § IT. Heraklit von Ephesos und Kratylos von Athen.
Heraklit aus einer Umdrehung des Sonnen- und Mondnachens, infolge deren sie
ihre hohle (Feuer-) Seite nach oben kehren. Eine allmähliche Drehung sollte
die Mondphasen bewirken. Den Wechsel von Tag und Nacht, Monaten, Jahres-
zeiten, Jahren und meteorologischen Erscheinungen leitete er ebenfalls aus der
Verschiedenheit der Erd- und Meeresausdünstungen ab: die in der Sonne ent-
zündete helle Ausdünstung bewirkt Tag, obsiegt die entgegengesetzte, so entsteht
Nacht; die erstere bringt durch Mehrung der Wärme den Sommer, die letztere
durch Mehrung der Feuchtigkeit den Winter hervor.
Diese an die milesische Spekulation anknüpfende Kosmologie steht nun aber
bei Heraklit in Wechselbeziehung zu metaphysischen Gedanken, die sie beein-
flussen und in ihr wieder ihre Stütze finden. Das zeigt sich schon in der
Wahl des Feuers als Urstoffs. Mehr als Wasser und Luft verrät das Feuer
schon dem oberflächlichen Beobachter seine Beweglichkeit und Wandelbarkeit.
Züngelnd, fort und fort Körper ergreifend, in sich selbst umsetzend und dann
als Asche zurücklassend zeigt es keinen Augenblick Stillstand und ruhiges Be-
harren. Diese Beweglichkeit mochte — vielleicht neben anderem, der erzeugenden
Kraft der Sonne, der Bedeutung der Wärme für die Organismen und des Feuers
für das menschliche Kulturleben — das Feuer für die Rolle des Urstoffs als be-
sonders geeignet erscheinen lassen. Für Heraklit aber verbindet sich damit sofort
ein metaphysischer Gedanke. In der Unrast des Feuers stellt sich die Tat-
sache dar, daß es keine Ruhe und kein Bestehen, sondern nur eine ewige Be-
wegung — kein Sein, sondern nur ein Werden — gibt. Alles ist in fort-
währendem Flusse. Wir können nicht zweimal in denselben Strom steigen, denn
zwischen dem ersten und zweiten Male ist der Strom ein anderer geworden und
ebenso wir selbst (Plat. Cratyl. p. 402 a, Vors. 12 A 6: Uysi ttov 'HoäyJ.siro; ort
nävta ycOQei xai ovöh' f^isrsi xal Tioraiiov gofj antixu^tor tu ovxa }.£yei wg Ölg i; tov
avTor Troiaixov ovx av ifißahjg. Vgl. Vors. 12 A 1, 8; B 12. 49 a. 91). In diesem all-
gemeinen Fließen schwinden auch die festen Grenzen zwischen Gegensätzlichem.
Alles liegt auf der Linie kontinuierlichen Fortganges von einem Zustande, den
wir als a, zu einem andern, den wir nicht mehr als a, sondern als b zu bezeichnen
gewohnt sind. Einen Scheidepunkt, bei dem a aufhört und b beginnt, gibt es
nicht, und so hat aUes noch a und schon b in sich, es ist a und b zu gleicher
Zeit. Tag und Nacht, Lebendes und Totes, Wachendes und Schlafendes, Junges
und Altes sind ein und dasselbe (Vors, 12 B 57. 88). Dieser Theorie kam die
ionische Lehre vom Urstoffe entgegen, dem gegenüber alles Einzelne nur ver-
schiedene Erscheinungsformen einer und der nämlichen Substanz darstellt (vgl.
auch Vors. 12 B 67). Bewußt oder unbewußt mag auch der später von Anaxagoras
und Diogenes von Apollonia (s.o.S.65) zur Bedeutung erhobene Gedanke hereingespielt
haben, daß die qualitative Identität (der Bestandteile) von a und b die Voraus-
setzung für den Übergang des einen in das andere bildet (vgl. Vors. 12 B 88:
ravTÖ X EVI fwv y.al z£&vj]xog y.al lo iyQ}]yoQd; xai x6 xadevöor y.ai rsor yal y>]oai6v'
räde yäg uexanEoövxa iyeTrü iaxi xaysTvu Ttä/.ir fiexaneaövra ruvxa).
Der das Paradoxe begünstigende ürakelton des Philosophen bestimmt ihn
nun aber, die Identität des Gegensätzlichen auch für Fälle zu behaupten, die
logisch anderer Art sind als die erwähnten, für Fälle nämlich, in denen ein
Gegensatz nur dadurch hervortritt, daß man denselben Gegenstand an Verschiedenem
mißt oder einem Worte verschiedenen Sinn unterlegt. So sagt er (Vors. 12 B 6i):
das Meer ist das reinste und das abscheulichste Wasser. Die Erklärung enthält
sein eigener Zusatz: für Fische ist es trinkbar und erhaltend, für Menschen un-
trinkbar und verderblich. Vors. 12 B 49 a heißt es: in dieselben Fluten steigen
wir und steigen wir nicht; wir sind es und sind es nicht (nach Diels' Übersetzung,
§ 15. Heraklit von Ephesos und Kratylos von Athen. 71
<ler die m. E. richtige Auffassung der Stelle zugrunde liegt) — je nach dem Sinne^
•den mau mit den Worten , .dieselben'- und ,.wir" verbindet.
Alles geschieht y.at' gvavtiöxijTa, nach der :ia}.ivioo:Tia, der iravzia Qot) (Plat.
Orat. 413 e), der Ivamorooni) (Diog. L. 9, 7) oder ivamodooiua (Aet. 1, 7, 22,
Vors. 12 A 8 [iyaiTtodoofuag stellt Diels Vors. 12 A 7 auch bei Diog. Laert. 9, 7 her] ) :
vgl Arist. Eth. Nicom. 8, 2 (Herakl. fragm. 8): 'Hquh'/.eiio; x6 uvzi^ow av/urpsijov
■xai ex zöjv 8ia(fEQ6vzcov xa?Maz7]v aQuoviav y.ai nävxa yaz' k'Qiv yivsodat. In jeg-
lichem ist Entgegengesetztes vereint, wie Leben und Tod, Wachen und Schlaf,
Jugend und Alter, und jedes Glied des Gegensatzes schlägt in das andere um.
Unerwartetes steht nach dem Tode den Menschen bevor, Sext. Emp. Pyrr. hy]io-
typ. 3, 230: 6 de 'Hgäx/.eizo.; q)joir ozi y.ul zö i^rjv y.al z6 UTiodaveh' y.al ev zcZ ^fji'
■jj^ds iazi y.ai iv zw zedrdvai, oze juer yäg rifiEi? Cojfier, zäg y^'V/ag ^fitöv zsitvävai
.y.al Iv rjulv zedärpdac oze bk ^/tel; djio'dri'/ayofisv, zäg xpvyihg avaßiovv y.al Cfjv-
Von der Menge der Menschen heißt es (fragm. 51) : ov ^vnäaiv oy.mg diarpsoöfisfov
■toivzM ouo/.oyiei' :ja/.irzoo.i:og uoiiori?] oy.oia:n:eo zö^ov ;<at Ai'O?;? (,, sie verstehen nicht,
wie es [das Eine] auseinander strebend ineinander geht: gegenstrebige Vereinigung
wie beim Bogen und der Leier" Diels).
Wie in der Lehre vom ewigen Fluß der Dinge und der Vereinigung des
■Gegensätzlichen, so greift Heraküt auch in der Lehre vom Logos ins Gebiet des
Metaphysischen. Allen Fluß und Wechsel der Dinge beherrscht ein einheitliches,
■ewiges Weltgesetz {löyog), dessen Erkenntnis alle Weisheit umschließt (fragm.
41 : eJvat vüq ev z6 oocpöv, sniazaodai yv(ö[j,t}v, ozet] Ey.vßEovt]aE Jiävza biä jravrwv),
das aber freiüch der Menge unbekannt ist (fragm. 1 : zov de Xöyov zovd' iövzog
del d^vfezoi ycvovzai avdooiTioi y.al noöodev tj dyovoai xal dxovaavzEg z6 noönov.
yirofiEvwv yuo Tzdvzwr y.azd zov z.öyov zövde djiEiooiocv iolxaac y.z).. „von diesem
Weltgesetze aber, obwohl es e^ig ist, gewinnen die Menschen kein Verständnis
weder ehe sie davon gehört, noch sobald sie davon gehört haben. Denn obwohl
alles nach diesem Weltgesetze geschieht, gleichen sie doch solchen, die nichts
■davon erfahren haben"). Dieses Weltgesetz ist für alle verbindüch (fr. 114: '^vv v6q>
}.Eyovzag lo/ygi^Eodai -/QV ^V ^vvco jzdvzcov oy.oJOJiEO vöfxoi nöhg, y.al jzo?.v loyvoozeoog.
Trotz seiner allgemeinen Verbindlichkeit leben aber die meisten dahin, als ob sie
•eine eigene Einsicht hätten (fragm. 2). Auch wenn sie von dem '/.oyog vernommen,
.so gleichen sie doch tauben Menschen : wie es im Sprichwort heißt, anwesend sind
:sie abwesend (fragm. 34j. Ein gleicher Ton klingt auch aus anderen Urteilen
Heraklits über die Menge. Die meisten hegen gesättigt da wie Vieh (fragm. 29j.
Insbesondere gilt seine Verachtung den religiösen Vorstellungen und Gepflogen-
heiten der Menschen: sie beten zu den Götterbildern, wie werm einer sich mit
Häusern unterhalten wollte (fragm. 5). Angesichts der Torheit der Menge zählt
Einer für zehntausend, wenn er von hervorragender Tüchtigkeit ist (fragm. 4üj.
Bloßes Vielwissen fördert nicht. Fragm. 107: y.ay.ol fidozvoEg dvi)ooj:zoion' 6(p&a/.iiol
^cal toza ßaoßüoovg yn'/dg iyörrojv, d. h. wenn sie Seelen haben, welche die
Sprache von Augen und Ohren nicht_verstehen. Bei Diog. L. 9, 1 (fragm. 40):
7T0/.viiadnj vöov {eyEir) ov öiddoy.ei (bei Prokl. in Tim. I, p. 102, 24 Diehl .-TO/.vaai}EÜ]
vöor ov ffVEi). Sextus sagt (adv. math. 7, 131, Vors. 12 A 16, 131), nach Heraklit
sei diese gemeinsame und göttliche Vernunft, an der Teil habend wir i.oyixoi
würden, das Zeichen der Wahrheit, und fährt fort: o^ev x6 h'ev xoivfj näai qpaivö-
fiEvov, zovz' slvai niazöv (zu y.oivco yäo y.al ßeioi }.6yo) ?.a/ißdvFzai), zö Öi zivi iiovco
7iQoojiT:izov ä:ziozov v:iäoyeiv biä zrjv ivavzt'av aizlav dem, was die einzelnen durch
die Sinne aufnehmen, ist nicht zu trauen.
Das allgemeine Weltgesetz ist es auch, das die himmlischen Körper in ihren
Bahnen erhält. Die Sonne, sagt Heraklit, wird ihre Maße nicht überschreiten.
yo § 15- Heraklit von Ephesos und Kratylos von Athen.
Sollte sie es dennoch tun, so werden die Erinnyen, die Helferinnen der Dike, sie-
ausfindig machen (fragni. 94). Für den Menschen gibt es die Norm auch seines-
praktischen Verhaltens. Fragm. 112: rö (fgorsTy (so Diels für ooHf: ooreTv)
doFTt) ueyloTi] y.ai aotfitj d/.tj^sa /Jyetv y.al :zoieTv y.arä qpvaiv (d. h. nach dem ge-
meinsamen Gesetz, dem /.öyog) Liatovra?. Ein Absenker des Weltgesetzes ist das
staatliche Gesetz (fragm. 114: Toiq-ovrai yäo .Tavre? ol dvdoojjteioi röfioi v:i6 h6<;
rov Oei'ov), für das ein Volk kämpfen muß wie für seine Mauer (fragm. 44)..
Die vßgi?, die eigenmächtige Auflehnung gegen das Gesetz, muß man in höherem
Maße löschen als eine Feuersbrunst (fr. 43).
Das höchste Ziel des Lebens, das jedenfalls nur dem zu erreichen gelingt,^
der sich dem allgemeinen Gesetze fügt, ist eine gewisse Gemütsstimraung, die-
evagioTtjoig, „das Wohlgefallen" (die Zufriedenheit mit dem Weltgeschehen) (Clem.
Strom. 2, 130, II 184, 6 St. [Vors. 12 A 21], falsch gedeutet von Theodor. Graec.
äff. cur. 11, 7, S. 273 f. Raeder).
Nach dem Satze des Heraklit: .Tdvza gel nennt Piaton (Theaet. 181a; cf.
Cratyl. p. 402a: ort rrci»Ta yooeT y.ai ovöev usrei) die Herakliteer scherzweise
Tov; grovTuc, indem er zugleich auf ihr unstetes Wesen, das jede ernste philo-
sophische Diskussion mit ihnen unmöglich mache, tadelnd hindeutet. Kratylos,
ein Lehrer des Piaton, überbot den Satz des Heraklit, daß man nicht zweimal in>
denselben Fluß hinabsteigen könne, durch seine Behauptung, auch nicht ein-
mal könne dies geschehen (Arist. Metaph. 3, 5, 1010a 7, Vors. 52 A 4), ein
Extrem, als dessen äußerste Konsequenz Aristoteles bezeichnet, Kratylos habe
nichts mehr sagen zu dürfen geglaubt, sondern nur den Finger bewegt.
Die Veränderlichkeit, die nach Heraklit der Gesamtheit alles Wirklichen,
eignet, beschränkt Parmenides auf die Sphäre des Sinnenscheins. Piaton auf die-
der ytvtaig. untenvorfene Erscheinungswelt. Aber eben darum, weil Heraklit kein
zweites Gebiet annimmt, fällt sein y.oauo? mit der bloßen Sinnenwelt späterer
Denker nicht zusammen, denn Heraklit scheidet davon nicht das Göttliche und
Ewige als ein anderes ab.
Die heraklitische Lehre ist, sofern sie die ewige Vernunft dem Indivi-
duellen und Veränderlichen selbst immanent sein läßt, als eine m onis tisch e-
und, sofern sie allen Stoff als bewegt denkt, als eine hylozoistische zu be-
zeichnen ; nur erhebt sie sich über den Hylozoismus vor ihr eben dadurch, daß sie den-
Stoff nicht nur als schlechthin bewegt darstellt, sondern ihn sich auch nach ver-
nünftigen Gesetzen, nach dem Logos, bewegen läßt. Piaton erkennt dem Ideellen
eine selbständige und vom Sinnlichen gesonderte Existenz zu. Diesen platonischen
//ogioark bekämpft Aristoteles, der das Allgemeine dem Einzelnen, das Ideelle
dem SinnUchen innewohnen läßt; doch erkennt auch er dem Geist (rov;) eine von
aller Materie gesonderte Existenz zu. Die Stoiker haben in ihrer Xaturj)hilo-
sophie und Theologie die Lehre Heraklits wieder aufgenommen, die ihnen auch
für ihre Ethik, obwohl diese wesentlich von Sokrates und Antisthenes stammt.
Anknüpfungspunkte bot. Die Schrift Heraklits, der sie mit das Beste ihrer eigenen
Philosophie verdankten, wurde von ihnen mehrfach kommentiert.
Auch auf weitere Kreise hat Heraklit zeitig gewirkt, so daß man annehmen
muß, daß seine Schrift oder wenigstens viele seiner Aphorismen vielleicht schoiii
zur Zeit seines Lebens, sicher aber bald nach seinem Tode, verbreitet waren. So
hat der Komiker Epicharmos (um 470 am Hofe Hierons) Heraklits Lehre
nicht nur schon berücksichtigt, sondern sich auch über den Fluß der Dinge
lustig gemacht (vgl. Vorsokr. 13 A 6). Daß Parmenides heraklitische Gedanken
bekämpft und dabei auf bestimmte Sätze und Worte deutlich anspielt, insbesondere
auf die Lehre von der Koinzidenz der Gegensätze und der sich in sich selbst
§ 15. Horaklit von Ephosos usw. § 16. Pythagoras und die Pythagoreer. J/}
zurückwendenden Harmonie der Welt, die Heraklit als .-Tu/JvTorog oder :raUvxoo:ro<;
bezeichnet, hatte schon Steinhart (AUgem. Lit.-Ztg., Halle 1845, S. 892 f.) und
haben nach ihm Schuster und Patin gezeigt. Starke Benutzung Heraklits ver-
raten die pseudohippokratischen Schriften UfoI TQocf^g und TIfoI
dtaix)]?, beide abgedruckt bei Diels (Herakl. und Vorsokr.). über die Quellen
von 77. 8tatT>jg vgl. besonders 0. Fredrich, Hippokratische Untersuchungen (Phi-
loJog. Unters, hrsgeg. von Kießling und v. Wilamowitz, Heft 15, Berlin 1899).
So heißt es u. a. in der Schrift 77. TQorffjg 1 : Tgocf!) xai zgocpfjg eldog ;nu y.al
7T0Ä/.ai („Nahrung [und Nahrungsart] ist eine und viele"). 9: do/y dk Ttävxoiv
fu'n xal TF/.evT7] ;rd)TWf fiia xal r) uvtrj Tsksvzij y.al doyt] („der Anfang von allem
ist einer und das Ende von allem ist eines, und das nämliche Ende ist auch der
Anfang"). 17: ,Mta qi'Oig iazl jiävia ravza xal ov i-iia' tioDmI cpvoiig etoi .Trirra
zavrn xal [.da („eine Natur ist das alles und nicht eine; viele Naturen sind das
alles und eine"). 45 : 686g aro> xüzm um („der Weg nach oben und unten ist einer").
Unter den heraklitischen Anklängen der Schrift 77£o< öiuirqg, die wie zu Heraklit so
auch zu Epicharm, Erapedokles, Anaxagoras, Archelaos, Gorgias und den Aiaaol /Jyoi
(Dialexeis) Beziehungen aufweist, seien etwa hervorgehoben : 6 : jiqIovoiv avdqoinoi '^vlov
6 fikv e'/.xfi, 6 8e cbflsT, x6 8s avzo xovzo Tioiovai ' fisTov Ss jzoiovvxeg jxXeov txoiovoi („es
sägen Leute Holz; der eine zieht, der andere stößt, sie tun aber damit das näm-
liche: durch ^Minderung vermehren sie [die Holzscheite]"); (vgl. 7. 16). 11: nävra
yag ö'fioca drofioia sövza xal Gv^icfoqa :i.ävxa 8iä(p0Qa lövxa, Scaksyö/^isva ov 8ia-
XeyöfiEva, yvwfitjv s'/ovxa ayv(ü^io%'a, v.-xevavxiog 6 zoojzog Exdozcov o/noXoyeofisvog' röftog
yäfj xul (fvotg, oioi ::xdvza 8ia:xqi}Go6uEda, ovy^ oaoXoyeTxai ofioloyediieva (,,denn alles
ist gleich indem es ungleich ist, zusammentreffend, indem es in Zwist ist, redend
indem es nicht redet, vernünftig indem es unvernünftig ist. Entgegengesetzt ist
die Art des einzelnen, indem sie übereinstimmt. Denn Gesetz und Natur, durch
die wir alles wirken, stimmen übereinstimmend nicht überein"). 17: 01x0861101 Ix
8ia(fÖQ0iv ovucfooa igydCovxai' zä [isv ^ijgä vyQalvovzeg zd 8k vygd '§i]oalrovzeg, xd
fAEv o?M 8taiQ£orx£g , xd Se 8it]Qt]fiEva avrzidsvzEg. fit] ovx<o 8e iyövxMV ovx är e^oi.
fl 8eT („die Bauleute machen Zusammenpassendes aus nicht Zusammenpassendem,.
indem sie das Trockne befeuchten, das Feuchte aber trocknen, das Ganze ausein-
andernehmen und das Getrennte zusammensetzen. Wenn sie nicht so verführen,.
so würde nicht so verfahren wie es geschehen muß"). Die Bauleute bieten damit,
wie im Folgenden ausgeführt wird, ein Bild des gesamten menschlichen Lebens.
An weitreichender Nachwirkung wurde Heraklit von keinem der übrigen
Vorsokratiker übertroffen. Wichtig ist vor allem sein Fortleben im Stoizismus.
Aber auch von Juden, so von dem Verfasser des Buches Kohelet, des Buches der
Weisheit, ferner von Philon und ebenso von Christen bis in das vierte Jahr-
hundert wurde die Schrift Heraklits viel gelesen und benutzt; von Justin dem
Märtyrer wurde Heraklit samt Sokrates, Abraham u. a. zu denen gerechnet,
die mit dem Logos gelebt hätten und als Christen anzusehen wären. Der tiefe-
und religiös-mystische Ernst, der sich in vielen seiner Sprüche kund gab, ließ ihn
leicht als melancholisch, traurig gelten, so daß er als der „weinende" Philosoph
erschien im Gegensatz zu dem „lachenden" Demokrit.
i^ IB. Pythagoras von Samos, des Mnesarchos Sohn^
blühte nach dem Chronologen ApoUodor Ol. 62, 1 = 532/1 vor
Chr. Nach einigen Angaben ein Schüler des Pherekydes und des
Anaximander und mit den Lehren der ägyptischen Priester be-
kannt, stiftete er zu Kroton in Unteritalien, wo er sich ansiedelte,
Y4 § 16. Pythagora^ und die Pythagoiecr.
einen cthiscli-religiüsen Bund, der in Kroton und anderen unter-
italischen Städten auch puhtisch großen Einfluß ge^vann und zu-
gleich auch wissenschaftliche — zunächst mathematische und im
Anschluß daran philosophische — Studien pflegte. Feindselig-
keiten einer gegnerischen (demokratischen) Partei gegen seinen
Bund sollen Pythagoras veranlaßt haben, von Kroton nach Meta-
pontion auszuwandern, avo er Ol. 70, 4 = 497/6 vor Chr. ge-
storben wäre. Auf ihn selbst läßt sich mit Sicherheit nur die
Lehre von der Seelen Wanderung und die Aufstellung gewisser
religiöser und sittlicher Vorschriften zurückführen, vielleicht
auch die erste Grundlegung der später sehr ausgebildeten mathe-
niatisch-i)hilosophischen SjDekulation. Im ganzen können
wir heute nur noch von einer Philosophie der altpythagoreischen
Schule im allgemeinen reden, die von ihrer eklektischen Um-
formung im Neupythagoreismus zu sondern ist. Nur wenige
Sehulhäupter wie Philolaos heben sich in etwas faßbarerer indi-
vidueller Gestalt von dem allgemeinen Hintergrunde ab.
Pythagoras selbst hat kein Werk hinterlassen. Als der erste
Pythagoreer, der das johilosophische Schulsystem in einer Schrift
■dargestellt habe, gilt Philolaos, etwa ein Zeitgenosse des Sokra-
tes. Von dieser Schrift, die den Titel trug üegl q^voiog, sind uns
beträchtliche Bruchstücke erhalten.
Unter den älteren Pythagoreern sind außer Philolaos be-
i?onders seine Schüler Eurytos, Simmias und Kebes (die
beiden letzteren nach Piatons Phaidon mit Sokrates befreundet),
ferner Okkelos der Lukaner, Timaios von Lokroi, Eclie-
krates und Arion, Archytas von Tarent und Lysis be-
kannt. Der Arzt Alkmai on aus Kroton, ein jüngerer Zeit-
o'enosse des Pythagoras, der die Lehre von den Gegensätzen mit
den Pythagoreern teilte, ferner Hippasos von Metapont, der
mit Herakht im Feuer das materielle Prinzip der Welt fand,
Ekphantos, der mit der pythagoreischen Zahlentheorie die
Atomistik und die anaxagoreische Lehre von dem welt-
ordnenden Geiste kombinierte und, ebenso wie Hiketas, die Axen-
drehung der Erde lehrte, Hippodamos von Milet, ein iVrchi-
tekt und Politiker, und andere werden als Vertreter verwandter
Richtungen genannt. Der Komödiendichter Epicharmos, der
mitunter philosophische Streitfragen erwähnt, scheint von ver-
schiedenen philosophischen Richtungen und darunter auch vom
Pythagoreismus berührt worden zu sein.
Die Lehre der Pythagoreer gipfelt in dem Satze, daß die
!Zahl das Wesen der Dinge sei, wobei nicht nur an die P^orm
§ 16. Pythagoras und die Pythagoreer. 75
ZU denken ist. Gleichbedeutend damit ist der Satz, daß die Prin-
zipien der Zahlen, d. h. das Gerade und das Ungerade, oder das
Unbegrenzte und das Begrenzte, zugleich die Prinzipien aller
Dinge seien. Die nähere Ausführung dieser Lehre steht nach
den zuverlässigsten Berichten nicht sicher. Jedenfalls haben die
Pythagoreer das Verdienst, den ionischen Philosophen gegenüber,
■die nur nach der Qualität fragten, auf die quantitativen Verhält-
nisse der Dinge das Augenmerk gerichtet zu haben.
Die altpythagoreische Schule erlischt in der zweiten Hälfte
des vierten Jahrhunderts vor Chr. Über ihre Wiedererstehung
im Neupythagoreismus s. § 69.
Einen Katalog der bekannteren Pythagoreer gibt laniblich. de vit.
Pythag. 267, abgedruckt bei Diels, Vors. 45 A. Antike Angaben über Leben,
Schriften und Lehre sowie die Fragmente bei Diels Vors. I. S. hier
insbesondere über Pythagoras c. 4, ältere Pythagoreer c. 5 ff., Epicharm c. 13,
Alkmaion c. 14, Philolaos c. 32, Archytas c. 35, Pythagoreische Schule (anonyme
Pythagoreer) c. 45.
Die erhaltenen neuplatonischen Pythagorasviten des Porphyrios und
■des lamblichos sind wertvoll für die Kenntnis der Pythagoraslegende und der
religiösen und philosophischen Anschauungen des Neupythagoreismus und Neu-
platonismus. Geschichtlich brauchbare Nachrichten über Pythagoras und den
älteren Pythagoreismus können aus jenen Darstellungen nur mit Behutsamkeit
herausgeschält werden. Aus der ersten Aufzeichnung der Pythagoraslegende in
Aristoteles' Buch Tlern tojv IIvdayogEicor ist uns ein Exzerpt erhalten (Diels Vors.
c. 4 Nr. 7). Für ihre Weiterentwicklung und -Verbreitung war besonders ent-
scheidend der für Pythagoras begeisterte Peripatetiker Aristoxenos durch zwei
Schriften, die die Lebensführung der Pythagoreer darstellen sollten, Ilv&ayooiy.al
<x.-TO(päo£i? und Uegi JJvdayoQixov (Ui'dayoQstov) ßi'ov, sowie das biographische Werk
Bt'og Uvdayooov (oder JTeoi ITvdayöoov y.al tojv yvo)Qiuo>v avtov). Vgl. Diels, Vors.
zu 45 D 1.
Das meiste von dem, was uns unter altpythagoreischen Namen er-
halten ist, erweist sich als neupythagoreische Fälschung und wird später beim
Neupythagoreismus (§ 69) besprochen werden.
Chronologie (Pythagoras) : Jacobv. Apollodors Chronik, S. 215 ff. Laqueur,
Hermes 42 (1907), 530 ff., Kühl, Ehein.' Mus. G2 (1907), 435 (Epicharm). Por-
trät (Pythagoras): Samische Kupfermünze mit dem Bilde des P., s. Diels, Vor-
sokr. I. Titelvignette, Erklärung S. XIV, Weiteres im Jahrb. d. deutschen
archäol. Jnstit. I 72. 77. 78.
,,Über den Pythagoreismus und seinen Stifter weiß uns die Überlieferung
um so mehr zu sagen, je weiter sie der Zeit nach von diesen Erscheinungen *ab-
liegt, wogegen sie in demselben Maße einsilbiger wird, in dem wir uns dem
Gegenstand selbst zeitlich annähern" (Zeller). Doch besitzen wir über Pytha-
goras einige sehr alte und durchaus zuverlässige Angaben. Xenophanes, der
Gründer der eleatischen Schule, verspottet (bei Diog. L. 8, 36, Vors. 11 B 7) die
Lehre des Pythagoras von der Seelen Wanderung in den Versen :
Kai .Tore /iiir oivq^e/.iQofjiivov ay.v).axog :naQiövia
^aaiv eTtoixziQai xai roöe (päa&ai STiog'
IJavaai fiT]8k QOLJiii^^ , i:rei /; qeü.ov dreoog iazl
Wv/y'j, lijv eyvojv qp^ey^a/iisrrjg dttor.
(„Und als er einst, da ein junger Hund geschlagen wurde, vorbeiging, wurde er,
so erzählt man, von Mitleid ergriffen und sprach so: Höre auf und peitsche ihn
nicht, denn es ist [in ihm] eines Freundes Seele, die ich an der Stimme er-
jß § 16. Pythagoras und die Pythagoreer.
kannte.") Ebenso spielt aller Wahrscheinlichkeit nach Empedokles auf Pytha-
goras' Seelenwanderungslehre an in den Versen (Vors. 21 ß 129 4 ff.):
o.T.To're yao jtÜoijocv oQs^ano jtQa:ji8eoair,
oeV o ye zöjv ovzojv jidvTiov Xevaoeoxsv exaarov
y.ai Tf ÖF-yJ dvdQio.-rcov xai x El'y.oaiv uubvEaoiv.
(..Denn sobald er nur mit allen seinen Geisteskräften sich reckte, schaute er leicht
in seinen zehn und ZAvanzig Menschenleben [mit Anspielung auf Pythagoras' an-
gebliche Metempsychosen] jedes einzelne Ding in der ganzen Welt." Diels). Der
Vorwurf unfruchtbarer jioAvixaßit], den Heraklit fragm. 40 dem Pythagoras macht,^
läßt erkennen, daß letzterer nicht nur religiöse oder ethisch-politische, sondern
auch wissenschaftliche Ziele verfolgte (fragm. 129, in welchem ebenfalls von der
jTo/.rfia&i>] des Pythagoras die Kede ist, kann jedenfalls in der vorliegenden Form
nicht echt sein; s. Diels z. d, St.). Was Herodot (der 4, 95 [Vors. 4, 2] von
Pvthagoras ehrend als 'Elh'jvcoi' ov toj uoOFVEOTära) ooqtoifi IIvß^ayoQj] redet) über
gewisse Anschauungen und religiöse Vorschriften sagt (2, 123. 81, Vors. 4, 1),
scheint eine Reise des Pythagoras nach Ägypten vorauszusetzen, allerdings nicht
mit Notwendigkeit, sofern Pythagoras durch Vermittlung älterer Griechen zu
Lehren und Gebräuchen von ägyptischem Ursprung gelangt sein kann. Soll doch
nach Herod. 2, 49 schon Melampus den ägyptischen Dionysoskultus, von dem er
durch Kadmos und dessen Begleiter Kunde gehabt habe, in Griechenland ein-
geführt haben. Richtig ist jedenfalls, was Herodot von der Herkimft der pytha-
goreischen Seelenwanderungslehre aus Ägypten andeutet, schon deshalb nicht,
•vveil die Ägypter eine solche Lehre tatsächlich nicht gekannt haben. Ausdrück-
lich redet erst Isokrates von einer solchen Reise, aber nur in einer Prunkrede-
(Lob des Busiris 28, Vors. 4, 4), deren Angaben zugestandenermaßen keine histo-
rische Glaubwürdigkeit beanspruchen. Wenn Isokrates hier von Pythagoras sagt:
uqixöfiEfog Eig Al'yvjizov xui /laütjtfjg exeivwv y£v6f.isvoi; ttjv t ä?.?.'>]v q? i/.oaocp lav
jTOiOTog Eig roi'g "EÄkrjvag iy.öfiioE y.ul zu .t£o< zag övoi'ug xal zag äyioisiag zag ev zoTg
lEQotg . . . EOJiovdaoEv, so ist dies wie alles was Spätere über Reisen des Pytha-
goras zu Ägyptern, Phönikern, Persern, Indern, Arabern usw\ und über die von
diesen Völkern an Pythagoras übermittelten Kenntnisse zu melden wissen, nach
dem oben S. 31 ff. Bemerkten zu beurteilen.
Nach der ägyptischen Reise läßt die Legende Pythagoras in seine Vaterstadt
Samos zurückkehren, da er aber dort den Tyrannen Polykrates im Regimente vor-
fand, nach der griechischen Kolonie Kroton in Unteritalien auswandern (Diog.
Laert. 8, 3 ; vgl. Porphyr, vit. Pyth. 9 [Vors. 4, 8]). Diese Legende benutzte Apollodor
zur Bestimmung der äy.fit] des Pythagoras, die er in die Epoche des Polykrates (ol. 62,
1 = 532/1 V. Chr.) setzte. Eratosthenes identifizierte den Philosophen mit einem
Pythagoras, der Ol. 48 (588) in Olympia im Faustkampfe siegte (Diog. Laert. 8.
47). Er ließ diesen zur Zeit seines Sieges 18 Jahre alt sein und gelangte so zu
606 als dessen Geburtsjahr. Eine dritte Berechnung führte auf 538 als Epoche-
jahr und fixierte Pythagoras' Tod auf 503. Indem man dieses Todesjahr mit dem
eratosthenischen Geburtsdatum kombinierte, kam man zu einer Lebensdauer von
104 Jahren. Vgl. über diese Ansätze Jacoby a. a. O., Laqueur a. a. O., Diels
Vors. zu c. 4 Nr. 8 (^ S. 30, 1).
In Kroton gründete Pythagoras einen Bund, der, den orphischen Vereinen
vergleichbar, sittlich-religiöse Ziele verfolgte. Diesem Zwecke entsprechend
herrschte in dem Bunde eine strenge Lebensordnung (der IIvdayÖQeiog zQÖJiog
zov ßiov, den schon Piaton Rep. 10, p. 600b erwähnt). Die Berichte über die
Einzelheiten dieser Ordnung haben wenig Gewähr und vieles darin ist tendenziöser Aus-
schmückung dringend verdächtig. Der Aufnahme in den Bund, so heißt es, ging
§ IG. Pythaporas und die Pythagoreer. 77
<?inc Prüfung der Würdigkeit voraus; die h^ehüler waren lange zum schweigenden
•dehorsani und zur unbedingten Unterwerfung unter die Autorität der überlieferten
Lehre verpflichtet; durch die Berufung auf den Meister mit dem bekannten avrög
■ecj'a galt die Tradition als gesichert; strenge tägliche Selbstprüfung wurde von
allen gefordert (.tj) ^aoißtjr ; ri ö' e'ge^a; zi fioi 8sov ovx he}.ead)y, Diog. Laert.
8, 22). Die Verbreitung der Lehren (insbesondere wohl der theosophischen Speku-
lation) unter das Volk war veri^önt. Mit diesem Geheimniswesen steht die Ein-
kleidung ethischer Vorschriften in symbolische Formeln in Verbindung, wie z. B.
ti'j'ör //// vTiEoßaivsiv, nicht Über eine Wage schreiten = nicht auf (ungerechten)
Gewinn ausgehen; //?) ro jtvo tjj fiayaiQn oy.a/.svsir . das Feuer nicht mit dem
Messer schüren = den Zornigen nicht mit scharfen Worten reizen; oxEqmvov fii]
TÜ.Xeiv, einen Kranz nicht zeqjflücken = die Gesetze (die den Kranz der Staaten
bilden) nicht verletzen; /<») y-agöcuv sadisir, nicht Herz essen = sich nicht be-
trüben; ^ir] Ejcl xoiviy.og xads^Eodai, nicht auf dem Scheffel sitzen = nicht in Un-
tätigkeit leben ; /«) djiodijuovvTa E.-riarQErfea&ai, sich nicht beim Verreisen um-
kehren = im Sterben nicht am Leben hängen; zag lEoicpöqovg fxi] ßaöl'QEiv, die
Landstraßen nicht gehen = den Meinungen der Menge nicht folgen u. a. (s. die
Sammlung Diels, Vors. 45 C 6). Gegen Freunde und Genossen des Bundes wurde
•die aufopferndste Treue geübt. Zu der Lebensordnung gehörte Mäßigkeit im Ge-
nuß von Nahrungsmitteln und Einfachheit in der Kleidung. Nach einer w^eit
verbreiteten Überlieferung enthielten sich die Pythagoreer aller animalischen Kost.
Dagegen war nach Aristoteles fragm, 194 und Aristoxenos bei Diog. Laert. 8, 20
{Vors. 4, 9) der Fleischgenuß, wenn auch unter gewissen Einschränkungen, ge-
fitattet. Nur dem Pflugochsen und dem Widder gegenüber verlangte Pythagoras
nach Aristoxenos' Zeugnis Enthaltung. Ebensowenig erkennt Aristoxenos das viel-
berufene Bohnen verbot als pythagoreisch an. Wenn er nun aber nach Gell. 4, 11,
5 f. behauiJtete, Pythagoras habe die Bohne aus sanitären Gründen allen anderen
Früchten vorgezogen und sich von Delikatessen wie dem Fleisch ganz junger
Ferkel und zarter Böckchen genährt, so erweckt das sehr den Anschein einer ten-
denziösen und daher übertreibenden Opposition gegen einen schon damals ver-
breiteten Glauben an ein pythagoreisches Verbot der Fleisch- und der Bohnen-
kost — vom Bohnenverbot wußte übrigens schon Herakleides der Pontiker nach
Lyd. de mens. 4. 42 p. 99 W.; ebenso setzen Dichter der mittleren Komödie
imi die Mitte des vierten Jahrhunderts mit ihrem Spott über die der Fleischkost
sich enthaltenden IJvdayotji'CovTEg (die Stellen bei Diels, Vors. 45 Ej zum min-
desten voraus, daß bei der Zuhörerschaft die Annahme einer solchen Enthaltung
bestand. Erwägt man nun, daß das Gebot der Meidung animalischer Kost eine
nahe liegende Folgerung aus der Seelenwanderungslehre ist (vgl. das Xenophanes-
fragment oben S. 75), so empfiehlt sich die Annahme, daß in der Tat im weiten
Kreise der Pythagoreer eine solche Enthaltung beobachtet, von einer gewissen
Richtung aber in Anbequemung an die Praxis des gewöhnlichen Lebens auf den
von Aristoteles berichteten Umfang beschränkt wurde, daß Aristoxenos aber sich
zum Anwalt einer zeitgenössischen, ihm befreundeten Pythagoreergruppe machte,
die sich gegen den Mystizismus und Symbolismus der alten Schule verwahrte.
Man geht vielleicht nicht fehl, wenn man mit solchen Divergenzen die mehrfach
überlieferte L^nterscheidung verschiedener Klassen von Pythagoreern, wie Mathe-
matiker und Akusmatiker, Esoteriker und Exoteriker, Pythagoreer und Pytha-
goristen in Verbindung bringt (vgl. Burnet, Early Gr. philos.^, S. 96. 102 ff.
[S. 70. 81 der Übers.]).
Die asketische Tendenz veranlaßte nach dem Aufkommen des Kynismus
manche Pythagoreer kynische Tracht und Lebensweise anzunehmen. So ver-
7g § 16. Pythagoras und die Pythagoreer.
einigten sich schon damals wie später wieder in den ersten Jahrhunderten der
christlichen Zeitrechnung der religiöse Mystizismus und der ihm von Hause aus
ganz entgegengesetzte Kynismus, Eine solche Eichtung war jedenfalls schon den
Komikern Antiphanes und Aristophon in der ersten Hälfte und um die Mitte des-
vierten Jahrhunderts bekannt (Vors. 4.ö E 1. 2. .3). Als ihr Inaugurator galt
Diodoros von Aspeados, ein Schüler des Pythagoreers Aresas. (Über ihn vgl,
P. Tannery, Arch. f. Gesch. d. Philos. 9 [1896J, S. 176 ff. und dazu Jahresber.
über d. Fortschr. d. Altertumsw. 108 [1901 I], S. 188.)
Der pythagoreische Bund gelangte allmählich in Kroton und anderen
Städten Unteritaliens auch zu großer politischer Macht, die er seinen reli-
giösen Voraussetzungen entsprechend im konservativ-aristokratischen Sinne aus-
übte. Das erregte die Opposition der demokratischen Partei. Schon Pytha-
goras soll, nachdem er gegen zwanzig Jahre in Kroton gelebt hatte, durch eine
Gegenpartei unter Kylon vertrieben, nach Metapont übergesiedelt und dort bald
darauf gestorben sein. Der ursächliche und zeitliche Zusammenhang der kylo-
nischen Unruhen mit dem Siege der Krotoniaten über die unter der Alleinherr-
schaft des Telys stehenden Sybariten und der Zerstörung von Sybaris im Jahre
510 V. Chr. beruht nur auf der Angabe des ganz unsicheren Gewährsmanns Apol-
lonios von Tyana, und es läßt sich also daraus kein Anhalt für die Zeit der Aus-
wanderung und des Todes von Pythagoras gewinnen. Die Verfolgungen wieder-
holten sich mehrmals. In Kroton standen, wie es scheint, noch lange nach dem
Tode des Pythagoras seine Anhänger und die „Kyloneer" als politische Parteien
einander gegenüber, bis endlich, geraume Zeit, vielleicht fast ein Jahrhundert
später, die Pythagoreer bei einer Beratung im ,, Hause des Milon" (welcher selbst
längst nicht mehr lebte) überfallen wurden und, da die Gegner das Haus an-
zündeten und umstellt hielten, fast sämtlich mit Ausnahme der Tarentiner
Archippos und Lysis umkamen. Xach anderen nicht glaubwürdigen Nach-
richten hat die Verbrennung des Versammlungshauses der Pythagoreer schon bei
der ersten Reaktion gegen den Bund zu Lebzeiten des Pythagoras stattgefunden.
Lysis ging nach Theben und war dort bald nach 400 v. Chr. Lehrer des jungen
Eparainondas. Er soll nach Diog. L. 8, 7 (Vors. 34, 3) der Verfasser einer ge-
wöhnlich dem Pythagoras beigelegten Schrift sein. In Theben hielt sich gegen
Ende des fünften Jahrhunderts auch Philolaos auf und hatte dort Simmiaa
und Kebes, die aus dem platonischen Phaidon bekannt sind, zu Schülern. Später
kehrte er nach Unteritalien zurück. Hier war inzwischen der Verein trotz des
erlittenen Schlages nicht ausgestorben. In Tarent, avo Archippos sich wieder nieder-
gelassen hatte, genoß in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts Archytas ein
großes, durch seine politischen und militärischen ebenso wie durch seine wissenschaft-
lichen Verdienste und seinen persönlichen Charakter begründetes Ansehen und
stand lange Zeit an leitender Stelle im Gemeinwesen. Auch die Krotoniaten
Philolaos und Eurytos werden in dem Sinne als Tarentiner bezeichnet sein
(Vors. 32 A 4. 6; 83, 1), daß sie dort wirkten. Mit ihnen und Archytas ver-
kehrte Piaton iVors. 32 A 5; 35 A 5>. Ihre Schüler waren Xenophilos aus dem
thrakischen Chalkis, Phanton, Echekrates, Diokles und Polymnastos aus Phlius,
alle dem Aristoxenos persönlich bekannt. Xenophilos lebte nach Aristoxenos bi&
zu einem Alter von über 105 Jahren in Athen (Vors. 32 A 4; c. 39). Diese
Männer werden die letzten der Pythagoreer genannt. Mit ihnen erlosch in der
zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts der Pythagoreismus, um erst im letzten
vorchristlichen Jahrhundert im Xeupythagoreismus wieder aufzuleben.
Der pythagoreische Bund verfolgte neben seinen religiös-sittlichen Be-
strebungen auch wissenschaftliche Ziele. Über die Art des Zusammenhanges
§ 16. Pythagoras und die Pythagorecr. 79'
zwischen dem primären religiösen Charakter und der sekundären wissenschaftlichen
Betätigung läßt sich ein sicheres Urteil nicht fällen. Der allgemeine Gedanke, daß die
religiöse Reinigung und Loslösung vom leiblichen Leben, nach der der Verein
strebte, sich am besten durch Pflege der Wissenschaft vollzieht (Burnet a. a. O.,
8. 108 [S. 86 der L^bers.]), bietet keine genügende Erklärung dafür, daß im Pytha-
goreisraus mehr als in anderen religiösen Vereinen ähnlicher Tendenz wissenschaft-
liche Forschung betrieben wurde. Daß darin schon Pythagoras selbst seiner
Schule vorangegangen sein muß, ist oben bemerkt worden. Eine Scheidung der
eigenen Lehren des Schulbegründers von denen seiner Nachfolger war schon im
Altertum nicht durchführbar, da für Pythagoras der sichere Untergrund einer
schriftstellerischen Hinterlassenschaft fehlte und die Lehren der engeren Schule
bis auf Philolaos nur mündlich fortgepflanzt wurden. In eine Erörterung darüber,
was etwa aus inneren Gründen außer der Seelenwanderungslehre dem Schul-
stifter selbst zuzuschreiben ist, kann hier nicht eingetreten werden. Im all-
gemeinen gilt abgesehen von jener Lehre jedenfalls der Satz, daß wir nur von
einer Philosophie der Pythagoreer, nicht des Pythagoras sprechen können, wie
dies in der Tat auch schon bei Aristoteles geschieht.
Unter den Zeugnissen über die Lehre der Pythagoreer sind die aristote-
lischen die bedeutendsten; zuverlässig sind auch die Mitteilungen des Piaton und
der ersten Aristoteliker, spätere nicht. Wertvoll sind ferner die Fragmente aus
des Philolaos Schrift 77?^« (fvoiog. Philolaos ist nach glaubwürdiger Tradition der erste
Pythagoreer der eigentlichen Schule, der eine im engeren Sinne philosophische
Schrift veröffentlichte (Neanthes bei Diog. Laert. 8, 55; Vors. 21 A 1, 55; die
angebliche Publikation des Hippasos, Vors. 8, 4, war mathematischen Inhalts,
Alkmaion schrieb wesentlich als Arzt). Daß er dabei aber, wie Spätere sich vor-
stellten, nur herausgegeben haben sollte, was von Pythagoras selbst aufgezeichnet
oder nach dessen Vorträgen von Schülern niedergeschrieben, aber bis auf Philo-
laos sorgsamst geheim gehalten worden wäre, ist ausgeschlossen. Gleichwohl sind
die Fragmente seiner Schrift als Dokumente für die Lehre eines älteren Pytha-
goreers für uns unschätzbar, ihre Echtheit vorausgesetzt, gegen die wie früher so
auch neuerdings wieder erhebliche Bedenken geäußert worden sind (so von Heidel
[s. Literatur] und Burnet, Early Gr. philos.«, S. 326 ff. [S. 247 ff. der Übers.]).
Was den dorischen Dialekt der Schrift betrifft, so ist die auf den gleichen Dia-
lekt des Arehytas gegründete Verteidigung von Burnet m. E. nicht entkräftet).
Unter den sonstigen Resten altpythagoreischer Literatur sind die Fragmente des
Alkmaion und des Arehytas hervorzuheben.
Wir behandeln zunächst die altpythagoreische Lehre im allgemeinen und
fügen dann bei, was von einzelnen Pythagoreern und pythagoreisch Beeinflußten
Besonderes zu sagen ist.
Altpythagoreische Lehre im allgemeinen.
Maihematisehes und Metaphysisches.
Den Ausgangspunkt der Philosophie der Pythagoreer bildeten ihre mathe-
matischen Studien, durch die sie die Begründer der wissenschaftlichen Mathe-
matik der Griechen geworden sind (vgl. J. L. Heiberg, Xaturwiss. u. Mathem. im
klass. Altertum, S. 8 ff.). Allbekannt ist aus dem Kreise dieser Studien der
„pythagoreische Lehrsatz" vom Verhältnis der Quadrate der Hypotenuse und der
Katheten des rechtwinkligen Dreiecks. Alte Tradition führte den Satz auf Pytha-
goras selbst zurück, der nach seiner Auffindung eine Hekatombe geopfert haben
sollte (Diog. Laert. 8, 12). Auch den Satz, daß die drei Winkel des Dreiecks
zwei Rechten gleich sind, leitete der Peripatetiker Eudemos von den Pythagoreern
her (die Belege für dieses und anderes Mathematische Vors. 45 B 19 ff.).
v<() § 16. Pythagoras und die Pylhagoreer.
Über den Zusammenhanii der pythagoreischen metaphysischen Grundlage mit
ihrer mathematischen Beschäftigung berichtet Aristoteles Metaph. 1, 5, 985 b
23 ff. (Vors. 45 B 4) wohl im ganzen richtig folgendermaßen: „Die Pythagoreer
varen die ersten, welche sich mit der Älathematik ernstlich beschäftigten und sie
förderten. Aus der Vertrautheit mit dieser Wissenschaft entwickelte sich ihre
Ansicht, die Prinzipien des Mathematischen seien auch die Prinzipien alles Seien-
den. Da nun in dem Mathematischen die Zahlen der Natur nach das Erste sind,
die Pythagoreer aber in den Zahlen viele Ähnlichkeit mit dem Seienden und
Werdenden zu erblicken glaubten, mehr als in Feuer, Erde und Wasser, so war
ihnen der eine arithmetische Vorgang [t6 rotordl twv dQiOfuor :Täßog) Gerechtig-
keit, der andere Seele und Verstand, wieder ein anderer der rechte Zeitpunkt und
so Aveiter. Außerdem sahen sie in den Zahlen die Eigenschaften und Ver-
hältnisse der Harmonie, und da ihnen alles andere seiner Natur nach den Zahlen
nachgebildet zu sein schien, die Zahlen aber das Erste in der ganzen Natur, so
nahmen sie auch an, die Elemente der Zahlen seien die Elemente alles Seienden,
und der ganze Himmel sei Harmonie und Zahl. Was sie nun für Ähnlichkeiten
in den Zahlen und Harmonien mit den Vorgängen am Himmel und seinen Teilen
und der gesamten Weltordnung finden konnten, das gebrauchten sie, wo aber
etwas fehlte, da suchten sie etwas hinzu, damit ihre ganze Darstellung einen
(abgeschlossenen) Zusammenhang bilde." Aus dieser Darstellung des Aristoteles
ersehen Avir, wie die Pythagoreer, entzückt von der Natur der Zahlen und von der
apodeiktischen Erkenntnis der den Dingen innewohnenden mathematischen
Ordnung, die Kraft des mathematischen Prinzips in ihrer die exakte mathe-
matische Wissenschaft überschreitenden Zahlen Spekulation überspannten und
die quantitativen Verhältnisse als das eigentlich Konstituierende der Dinge an-
sahen. Nicht nur die Eigenschaften der Dinge, sondern auch ihren Stoff finden
sie in den Zahlen.
Die Prinzipien der Zahlen, Grenze und Unbegrenztheit, oder Un-
gerades und Gerades (ungerade Zahlen sind die, welche der Teilung durch
zwei eine Grenze setzen), galten demnach den Pythagoreern nicht als Prädikate
einer anderen Substanz, sondern selbst als die Substanz der Dinge (Aristot.
Metaph. 1, 5, 986b 6, Vors. 45 B 5: ioiaaoi d' wg Iv vh]g el'dei rä otoiyeTa [d. h.
die Gegensätze äonor — Tregazüj' usw.] Täzxeiv • ex tovtcov yag (bg srvjiaQ/urrMr
ovvsozärat y.ul nesx'/MoOai quol rijv ovoiav. Vgl, ebenda 987 a 15, Vors. 45 B 8;
12, 8, 1083 b 11, Vors. 45 B 10). Zugleich aber Avurden die Dinge auch Avieder
als Abbilder dieser Prinzipien und der Zahlen angesehen. Der pythagoreische
Ausdruck für dieses Verhältnis ist nach Aristoteles Metaph. 1, 6, 987 b 11 (Vors.
45 B 12) {.äfiijaig gewesen {oi fih' yäg IJvdayögfioi fiifujoei rä oviu (paolv aivat iwr
aoiOficör. Vgl. auch Aristoxenos bei Stob. 1, 1 prooem. 6 [Vors. 45 B 2J: yrärza
zä :ioüyuaxa utts ly.ü'Cmv [sc. Ilv&ayöoag] zoTg dotßfioTg). Es scheint nicht, daß
diese beiden Angaben auf verschiedene Parteien der Pythagoreer zu beziehen
seien ; vielleicht legte die Redeweise der einen diese, die der andern jene Aus-
deutung näher, doch konnten die nämlichen in gewissem Sinne beides annehmen.
Schwerlich hat irgend einer der alten Pythagoreer sich genau jener aristotelischen
Bezeichnungen bedient; vielmehr scheint Aristoteles zum Teil Anschauungen, die
«r nur imi^licite bei ihnen fand, in seiner eigenen Sprache auszudrücken. Die
Stufenfolge der Erzeugungen wird durch die Reihenfolge der Zahlen symbolisiert,
Avobei die Vierzahl (jerouxzvg, bekannt ist der SchAvur bei der Tetraktys) und die
Zehnzahl (bfy.üg) eine hervorragende Rolle spielen. Die letztere ist die Zahl der
Vollendung und faßt die Natur aller Zahlen in sich (Arist. Metaph. 1, .5, 9S6a
S, Vors. 45 B 4, vgl. 32 A 13). — Die Welt soll Pythagoras zuerst Avegen der
§ 1(5. Pythagoras und die Pythaj^oreer. gj[
Ordnung und Harmonir in ihr y.öo/io; genannt haben (Aet. 2, 1, 1 ; Diels,
Dox. 327, 8).
Den Gegensätzen: Begrenztes und Unbegrenztes, Ungerades und Gerades
fügten manche Pythagoreer noch weitere bei, die sie ohne ein durchgreifendes
•einheitliches Prinzip einfach aus den im Leben ihnen begegnenden Gegensätzen
in der Weise auswählten, daß die Gesamtzahl der Gegensatzpaare mit der heiUgen
iiehnzahl zusammenfiel. Diese Tafel der Gegensätze, unter denen ein Paar das
ethische Gebiet berührt, macht daher den Eindruck einer ziemlich willkürlichen
zufälligen Zusammenstellung. Sie verdient nicht den Namen einer Kategorientafel,
mit dem sie öfter bezeichnet worden ist, da sie nicht allgemeinste, gleichmäßig
auf Natur und Geist bezügliche, formale Grundbegriffe enthält. Die Tafel ist
folgende (Arist. Metaph. 1, 5, 986a 22 ff., Vors. 45 B 5):
.TEoag y.ai ä:Tsioor (Grenze und Unbegrenztheit),
.-isoirtör y.ai agriof (Ungerades und Gerades),
er y.ai jt/SjOo; (Eins und Vieles),
Senior y.ai aQtmeoöv (Rechtes und Linkes),
aQQEv y.ai ß^/.v (Männliches und Weibliches),
t}osjjovv y.ai y.ivov/iisrov (Ruhendes und Be\vegtes),
svdv y.ai y.afiTtv/.oy (Geradliniges und Gebogenes),
(pwg y.ai oy.özog (Licht und Finsternis),
dyaßdr y.ai ya>eör (Gutes und Böses),
rsrgdyoiyor y.ai hsQÖ/^ajxsg (Quadrat und Oblongum).
^Vier Gegensatzpaare: Tag und Nacht, Winter und Sommer, Krieg und Frieden,
♦Sättigung und Hunger, gibt Herakl. fr. 67. IVIischung eines heraklitischen imd
■eines pythagoreischen mit anderweitigen Gegensatzj^aaren bei Porphyr, de antro
iiymph. 29. Auf Philo quis rer. div. her. 207 [III 47 ff. Wendl.J als vollständigste
Tafel der Gegensätze verweist Diels zu Herakl. fr. 67).
Weltbild.
Daß die Lehre von einer der Erde gegenüberliegenden Gegenerde {dvTi/ßcov),
■die der Zehnzahl zu Liebe zu den neun übrigen Himmelskörioern hinzugefügt
wurde, und die Lehre von der Bewegung beider um das ruhende Zentralfeuer
•den älteren Pythagoreern, sei es allen oder einzelnen, angehört hat, wissen wir aus
•dem vermutlich auf Theophrast zurückgehenden Bericht des Aet. 2, 7, 7 über
Philolaos (Diels, Vors. 32 A 16; vgl. auch Aet. 3. 11, 3, Diels ebenda 17) und aus
Aristoteles (De caelo 2, 13, 293 a 18, Diels, Vors. 45 B 37, und Metaph. 1, 5, 986 a
10, Diels, Vors. 45 B 4. Vgl. auch unten S. 83 unter Philolaos). Von Hiketas be-
zeugt Aet. 3, 9, 2 (Vors. 37, 2), daß er eine doppelte Erde angenommen habe,
<iie unsere und die Gegenerde. Diog. L. sagt (8, 85, Vors. 32 A 1 ; vgl. Aet. 3,
13. 1. 2, Vors. 32 A 21j, die kreisartige Erdbewegung (um das Zentralfeuer) habe
zuerst Philolaos, nach andern aber Hiketas gelehrt. Hingegen erscheint
letzterer bei Cic. Acad. pr. 2, 39, 123 (Vors. 37, 1) als Vertreter der Theorie von
der Axendrehung der Erde (mit Ausschluß der Bewegung um das Zentralfeuer):
Hicetas Syracusius, ut ait Theophrastus, caelum solem lunam Stellas, supera deni-
•que omnia stare censet ueque praeter terram rem uUam in mundo rnoveri: quae
cum circum axem se summa celeritate convertat et torqueat, eadem effici
orania quae si staute terra caelum moveretur. Die gleiche Axen-
drehung geben der Erde auch der Schüler Piatons Herakleides der Pontiker und
der Pythagoreer Ekphantos (Vors. 38, 5: ' Hoay./.eidijg 6 TIorziy.oQ y.ai "Ey.rpavro; 6
JlvOayöosiog y.ivovoi inr tijv yijr, ov jn/jv ys fjExaßariy.öjg [d. h. sie verändert ihren
Platz im Weltenraume nicht], dU.ä ros:iziy.ü>g Tooyov öly.tp' errj'^oviofisvrjv, d:^6 6vo-
Ueberweg, Grundriß I. 6
^O § 16. Pythagoras und die Pythagoreer.
fiiör rn drnTo/.nc .tfoI to ('dio7- «fr/}^ yJrToov). Eine doppelte Bewegung der Erde,
ihre Axendrehung und ihren Lauf in der Ekliptik, lehrte Aristarchos von Samos^
(um 281/0 vor Chr.). der Schüler des Perii^atetikers Straten von Lampsakos.
Seine in Form einer bloßen Hypothese geäußerte Ansicht wurde von dem Koper-
nikus des Altertums, Seleukos von Seleukeia (um 150 vor Chr.), wissenschaftlich
begründet (Flut, de fac. in orbe lunae 6, Piaton. quaest. 8, 2, Aet. 2, 24, 8;
3, 17. 9, Diels. Doxogr. p. 355, l ff., 383 a 17 ff. b 26 ff.). Es fehlte jedoch der
Lehre von der Erdbewegung schon im Altertum nicht an Verketzeniugen, wie
z. B. der Stoiker Kleanthes den Aristarchos von Samos um seiner astronomischen
Ansichten willen der Gottlosigkeit beschuldigte (Plut. de fac. 6).
Die Lehre von der Sphären harmonie, über die Aristot. de caelo 2, 9,
290b 12 ff. (Diels, Vors. 45 B 35) berichtet, beruht auf der Beobachtung, daß alle
schnell bewegten Körper einen Ton erzeugen. Das soll auch von den Gestirnen
(zunächst den Planeten) gelten, und zwar soll die Höhe der von den einzelnen
Gestirnen hervorgebrachten Töne der Entfernung der Gestirne und diese Ent-
fernung der Distanz der Töne in der Oktave analog sein. Xikomachos (Harm. (>..
33 f.) macht Mitteilung von einem System der Sphärenharmonie, in welchem die
sieben Planeten in ihren Entfernungen und in ihren Tönen genau den sieben
Saiten der Lyra entsprechen und dem Mond als dem niedrigsten Planeten der
höchste, dem Saturn als dem höchsten Planeten der tiefste Ton zugeschriebe»
wird. Daß wir diese Sphärenharmonie nicht wahrnehmen, erklärten die Pytha-
goreer nach Aristot. de caelo 2, 9, 290 b 24 daraus, daß dieselbe von unserer Ge-
burt an unausgesetzt unser Ohr trifft, Tonempfindungen uns aber nur dann zum.
Bewußtsein kommen können, wenn sie durch Zeiten der Stille unterbrochen,
werden.
P.^ycli 0 log iscli es.
Ob eine von Piaton (Phaedo 85 e ff.; Simraias, der Schüler des Philolaos.
spricht) und Arist. d. anima 1, 4, 407 b 30, Polit. 8, 5, 1340 b 18 (Vors. 32 A 23)
erwähnte psychologische Theorie, nach welcher die Seele die Harmonie des Leibes
ist (von Harmonie schlechtweg spricht Macrob. somn. Scip. 1, 14, 19 [Vors. ebenda]
unter ausdrücklicher Nennung des Pythagoras und Philolaos^, auf Pythagoreer
zurückzuführen sei, ist zweifelhaft; zum pythagoreischen Unsterblichkeits- und
Seelenwanderungsglauben würde diese Lehre, die die Annahme der Vergänglich-
keit der Seele zur notwendigen Folge hat, schlecht passen. Daß yv/yj und rof?
als ngiducöv jrctjJog bezeichnet werden (Aristot. Metaph. 1, 5, 985b 30. Vors. 4»
B 4), stimmt zu den allgemeinen metaphysischen Voraussetzungen des Pythago-
reismus. Bemerkenswert ist, daß nach Aristot. de anima 1, 2, 404 a 17 (Vors. 4ä
B 40) einige unter den Pythagoreern die in der Luft spielenden Sonnenstäubchen,
andere das, was diese Stäubchen bewege, für Seele hielten, wie Aristoteles ver-
mutet wegen ihrer auch bei Windstille sich bewährenden Lebendigkeit.
Nach der Angabe des Aristotelikers Eudemos in seinen Vorträgen über die
Physik (bei Simplikios zur Physik des Arist. 732, Vors. 45 B 34) haben die
Pythagoreer angenommen, daß dieselben Personen und Ereignisse in verschiedenen
Weltperioden wiederkehren: et ös zig thoxevoeie roT? IIvßayoQeioig üoie jtdhv rä
avzä uQidiKp, y.ayoi uvüo/.oy>]ao} t6 oaßSi'ov eyoiv viiiv y.ad)jfth-oig ovrco, y.al rä ä/.'/.a
jiävTu ouoicog i^ei .... Die gleiche Lehre findet sich später bei den Stoikern, bei
diesen aber in Verbindung mit der heraklitischen ßy.-rvQcooig. s. unten.
Ethisches.
Pythagoras war nach dem Verfasser der Magna moraüa (1, 1, 1182 a 11
[Vors. 45 B 4]) der erste, der es unternahm über die Tugend zu sprechen, und
zwar führte er die Tugenden auf Zahlen zurück. Überhaupt trugen die ethischen
§ 16. Pythagoras und die Pythagoreer. 83
Begriffe bei den Pythagoreern eine mathematische Form, so daß Symbole die
Stelle der Definitionen vertraten. Die Gerechtigkeit war ihnen zoiordi tmv
aQt&ftcöv mido; (Arist. Metaph. 1, 5, 985 b 29; Vors. 45 B 4) und zwar näher
dgidiiog loüy.ig l'oog (Magna mor. a. a. O.) d. i. die Qiiadratzahl. Maßgebend für
diese Bestimmung wie auch für die andere, nach welcher tö dt'xaiov t6 övr<.Tf.-ro)'-
06? «//r.j (Aristot. Eth. Mcom. 5, 8, 1132b 22, Diels, Vors. 45 B 4), war die An-
schauung, daß die Gerechtigkeit Gleiches mit Gleichem vergelte.
Lehren einzelner Alt pythagoreer und pythagoreisch beein-
flußter Männer.
Philolaos erkennt in dem Unbegrenzten und dem Begrenzenden die Prin-
zipien aUer Dinge (Diels Vors. 32 A 9. B 1. 2). Die Weltordnung war nur da-
durch möglich, daß zu diesen Prinzipien die Harmonie hinzutrat und sie zu-
sammenschloß (ebenda B 6). Diese Harmonie ist .-ro/.cuiynov n-coaig y.nl biya
qffooreövTcor ovu(fg6r)]aig (ebenda B 10). Auf Zahlen werden wie die rätimlichen
Bestimmtheiten der Körper, so auch deren weitere Eigenschaften zurückgeführt:
dem Mathematischen liegt die Vierzahl zugrunde (Punkt, Linie, Fläche, Körper),
der Qualität und Färbung die Fünfzahl, der Beseelung die Sechszahl, der Ver-
nunft, Gesundheit und dem, was Philolaos das Licht nannte (entweder allgemein
eine glückliche Verfassung des Menschen oder intellektuell der Zustand erleuchteten
Verstandes), die Siebenzahl, der Liebe, Freundschaft, Klugheit und Gabe glück-
lichen Einfalls die Achtzahl (Vors. 32 A 12). L^nbegrenztes und Begrenzendes
und die Zahl sind auch die Prinzipien der Erkennbarkeit der Dinge (Diels, Vors.
32 B 3. 4. 6. 11): ..Die Natur der Zahl ist erkenutuisspendend, führend und lehrend
für jegüchen in jeglichem Dinge, das ihm zweifelhaft oder unbekannt ist. Denn
nichts von den L>ingen wäre irgendwem klar weder in ihrem Verhältnis zu sich
noch zu anderen, wenn die Zahl nicht wäre und ihr Wesen" (Übers, von Diels).
Die musikalische Harmonie beruht auf Zahlenverhältnissen (nämlich der Saiten-
längen, welchen bei gleicher Dicke und Spannkraft die Höhe der Töne umgekehrt
proportional ist), insbesondere die Oktave oder die Harmonie im engeren Sinne
auf dem Verhältnis 1 : 2, welches die beiden Verhältnisse der Quarte (3 : 4) und
Quinte (2 : 3 oder 4:6) in sich schließt (fragm. 6). Die fünf regelmäßigen
Körper: Kubus, Tetraeder, Oktaeder, Ikosaeder, Dodekaeder sind die Grund-
formen der Erde, des Feuers, der Luft, des Wassers und des fünften Elementes,
das die Weltkugel trägt (Vors. 32 B 12 verglichen mit A 15).
Die Welt besteht aus folgenden Teilen: die Mitte nimmt das Feuer ein, das
Philolaos koila (xov jtavTÖg) nennt (32 B 7) und auch mit anderen, mythischen,
Namen, wie Jiog olxog. ti/]T>]g &ecov belegt. Es folgt die Gegenerde und auf diese
unsere bewohnte Erde-, die bei der Drehung um das Feuer sich stets der Gegen-
erde gegenüber befindet, so daß letztere für uns nicht sichtbar ist. Weiter folgen
Mond, Sonne und die fünf Planeten, alsdann die Fixsternsphäre. Letztere hat
den Namen Olyrapos, die Sphäre der Planeten, der Sonne und des Mondes heißt
Kosmos, die Region unterhalb des Mondes und im Umkreis der Erde Uranos.
Für die Welt bestimmend als ihr Grund und Halt ist das Feuer der Mitte, das
für die Welt das Gleiche bedeutet wie der Kiel für das Schiff und in dem Be-
richt des Aetios (2, 4, 15) unter Anwendung stoischer Terminologie, aber dem
Grundgedanken nach richtig, als >)ysuovty.öi' bezeichnet wird (Diels Vors. 32 A 16.
17, zu vergleichen mit den Berichten über die Kosmologie der Pythagoreer im
allgemeinen, Vors. 45 B 37). Die Welt ist einer Zerstörung in doppelter Weise
unterworfen, durch vom Himmel niederströmendes Feuer und durch vom Monde
ausfließendes Wasser (Aet. 2, 5, 3, Vors. 32 A 18).
6*
^^ § 16. Fythagonis und die Pythagoreer.
Was die Seele und ihr Verhältnis zum Leibe betrifft, sagt Philolaos (Vors.
32 B 14): fiagrvogorTai de y.al oi nu).aiol üsoXöyot zt y.al fiämig dig biä iivag zi/uoi-
o/a,' d yv/ä tiT> oio/inTi ovrE^Fvy.TUt xui yaÜdjreo er aäuaxt tovto) reOuTixat. Wir
leben wie in einem Gefängnis, in welchem uns als ein Stück ihres Besitztums die
(tottheit umschlossen hält (B 15). Im einzelnen lehrt Philolaos über die psychischen
und vitalen Funktionen das Folgende : „Hirn ist das Prmzip des Verstandes, Herz
das der Seele und Empfindung, Nabel das des Anwurzeins und Emporwachsens
des Embryo, Schamglied das der Sameuentleerung und Zeugung. Das Hirn aber
bezeichnet das Prinzip des Menschen, das Herz das des Tieres, der Nabel das der
Pflanze, das Glied das aller zusammen. Denn alle blühen und wachsen" (B 13
in Diels' Übersetzung).
Medizinische Theorien des Philolaos enthält der Anon. Londin. (Su2)pl. Arist.
cd. Acad. Bor. III 1) 18, 8 p. 31 (Vors. 32 A 27). Stark betont wird hier die Be-
deutung der Wärme für den menschlichen Körper [<PiX6laog dk KQoron'iätijg awe-
orärai q?t]aiv rn tjfiheQa ocöfiara ey. ßegfiov y.zk.). Ein weiterer Abschnitt handelt
über die Ursachen der Krankheiten. In seinen medizinischen Ansichten zeigt sich
Philolaos als Eklektiker.
Eurytos, Philolaos' Schüler, suchte die Gleichsetzung' der Dinge mit Zahlen
konsequent und erschöpfend durchzuführen. Während sich die meisten darauf
beschränkten, gewisse allgemeine Begriffe aus Zahlen herzuleiten und z. B. den
Raum und das leere Unendliche auf die unbegrenzte Zweiheit, die Seele u. a. auf
bestimmte Zahlen und die Einheit zurückführten, um das Konkretere, Einzelne
aber sich nicht kümmerten, setzte Eurytos eine Zahl an für den Menschen, eine
andere für das Pferd usw. (die Stellen bei Diels Vors. c. 33).
Archytas berührt in den erhaltenen Bruchstücken seines 'Aq^wny.ög (Vors.
33 B 1 ff.) in erster Linie akustische und musikalische Fragen, streift aber auch
das Gebiet der Soziologie und — ebenso wie in dem Fragment der AiaxQißal —
der Wissenschaftslehre, wobei natürlich die pythagoreische Hochschätzung der
Mathematik hervortritt. Da die Mathematiker, so wird ausgeführt, über die Natur
der Gesamtheit der Dinge zu guten Kenntnissen gelangt sind, so mußten sie
auch in die Beschaffenheit der Einzeldinge einen guten Einblick gewinnen, und
so gaben sie uns denn über die Geschwindigkeit und Auf- und Untergänge der
Gestirne, sowie über Geometrie, Arithmetik, Sphärik und nicht zum wenigsten
über Musik sichere Kenntnis. Denn diese Wissenschaften scheinen Schwester-
wissenschaften zu sein. Sie befassen sich nämlich mit den beiden schwesterUchen
Erstgestalten des Seienden (Zahl und Größe). Unter diesen Schwesterwissen-
schaften hat aber nach dem Diatribenfragment wieder die elementarste, die Arith-
metik, den Vorrang. Denn wo die anderen Wissenschaften versagen, beweist die
Geometrie, wo aber die Geometrie versagt, beweist die Arithmetik (nach Diels'
Ergänzung der Stelle, Vors. 35 B 4).
Alkmaion, der Krotoniate (nach Arist. Metaph. 1, 5, 98üa 29, Vors, 14 A 3),
jüngerer Zeitgenosse des Pythagoras (dessen Schüler er nach Diog. Laert. 8,
83 war), verfaßte eine Schrift: IleQi cpvaeojg und war als Arzt und Anatom
bahnbrechend. Er stellte nach Arist. a. a. O. die Lehre auf, slrat dvo zd nolld
r(7)r urüoox-rivon' (vgl. 0. S. 81 die pythagor. Tafel der Gegensätze), fixierte aber nicht
eine bestimmte Zahl von Gegensätzen, sondern gab die ihm jedesmal gerade auf-
stoßenden an, wie weiß und schwarz, süß und bitter, gut und schlecht, groß und
klein. Er fand den Sitz der Seele im Gehirn, zu dem alle Emj^findungen von
den Sinnesorganen aus durch Kanäle {:^6()oi) hingeleitet werden (Theophrast. de
sensu 25 f.; Act. 4, 17, 1, Vors. 14 A 5. 8; vgl. auch Plat, Phaedo p. 96 b, Vors.
14 A 11) und bemühte sich, die Vorgänge der Sinneswahrnehmungen aus der
§ 16. Pythagoras imd die Pylhagorecr. g5
eigentümlichen Beschaffenheit der Sinnesorgane zu erklären. Dabei betonte er
den Unterschied der sinnlichen Wahrnehmung und des Denkens: der Mensch
unterscheidet sich dadurch von allen anderen Wesen, daß er allein versteht
(^vt'i'>]c,i), während alle anderen nur wahrnehmen ohne zu verstehen (Vors. 14 B
la). Hinsichtlich der Seele äußerte er einen später von Flaton zu großer Be-
deutung erhobenen Gedanken : ihr Wesen ist ewige Bewegung, die sie mit allem
Göttlichen, dem Mond, der Sonne, den Sternen und dem gesamten Himmel ge-
mein hat, imd so ist sie unsterbhch (Vors. 14 A 12). Die Gesundheit beruht
nach Alkmaion auf einem Gleichgewicht der Kräfte, des Feuchten und Trocknen,
Kalten und Warmen, Bitteni und Süßen usw., einem Gleichgewicht, das er unter
einem der Politik entnommenen Bilde als Gleichberechtigung, loovoitlu, bezeichnete,
während er das Krankheit herbeiführende Überwiegen einer Kraft Alleinherrschaft,
/Koragyia, nannte. Nach Aetios' (5, 30, 1) vielleicht spätere Systematik ein-
mengendem Berichte hätte er dabei das vqp' ov der Krankheit (Übermaß von
Wärme oder Kälte) von dem i^ ov (Fülle oder Mangel an Nahrung) und dem iv
oFc iBlut, Mark, Gehirn) geschieden (Vors. 14 B 4). Hervorhebung verdient noch
das sinnvolle 2. Fragment : die Menschen, so heißt es da, gehen darum zugrunde,
weil sie den Anfang nicht an das Ende anknüpfen können. Alkmaion geht dabei
aus von der Vorstellung einer Kreislinie, bei der es kein Aufhören gibt, weil
hier überall neben dem Ende der Anfang liegt. Eine solche Kreislinie ist unser
(leibliches) Leben nicht, wir vermögen nicht an den Tod die Geburt anzuknüpfen.
Veranlassung zu der Bemerkung bot vielleicht die Parallele der Seele mit den
Gestirnen: während diese auch körperlich in ihren Kreisbahnen ewig bestehen, ist
das Gleiche dem Menschen nach seinem leiblichen Wesen nicht vergönnt.
Epicharmos aus Kos, der Sohn des Elothales, geb. um 550, gest. zu Syrakus
um 4(i0, läßt in der ersten der von Diog. Laert. (3, 9 — 17) angeführten Dich-
tungen einen mit eleatischer, pythagoreischer und besonders mit heraklitischer
Philosophie bekannten Mann mit einem der Philosophie fernstehenden Anhänger
der religiösen Vorstellungen der alten Dichter und des Volkes sich unterreden.
In einem andern der dort erhaltenen Fragmente wird der Unterschied erörtert, der
zwischen der Kunst und dem Künstler bestehe, wie auch zwischen der Güte und
dem Manne, der gut sei, und zwar in Ausdrücken, die an die platonische Ideen-
lehre erinnern, aber doch nicht ganz im platonischen Sinne zu nehmen sind,
der auf den Unterschied zwischen dem Allgemeinen und Individuellen geht, sondern
vielmehr im Sinne der Unterscheidung zwischen Abstraktem und Konkretem. Ein
drittes Fragment folgert aus Kunstfertigkeiten der Tiere, daß auch sie Vernunft
haben. Ein viertes enthält in seinen Ausdrücken über die Verschiedenheit des
Geschmacks Anklänge an die Verse des Eleaten Xenophanes über die Verschieden-
heit der Göttervorstellungen. Ein philosophisches System läßt sich dem Epichar-
mos nicht zuschreiben. Piaton sagt Theaet. p. 152 a, der Komiker Epicharmos
huldige, gleich wie Homer, der von Heraklit auf ihren allgemeinsten philosophischen
Ausdruck gebrachten Weltanschauung (die in dem Wahrnehmbaren und Ver-
änderhchen das Eeale finde). Klassische Aussprüche des Epicharmos sind: iw/s
H(u uhirao d.-Ttozeiv, äoüoa tuvtu xäv (foeviov (,,sei nüchtern und vergiß nicht zu
mißtrauen; das sind die Gelenke [die für jede Bewegung entscheidenden] des
Geistes"; anders Diels: „Nüchternheit und Mißtrauen, das sind des Geistes Arme"
Vors. 13 B 13) und: vovg oorj xai vov? ay.ovei, rä'/J.a y.cocpä xai xvtpXa („der Ver-
stand sieht und der Verstand hört: alles andere ist taub und blind" Vors. 13 B
12). Der römische Dichter Ennius hat ein pythagoreisierendes Lehrgedicht einem
(angeblich) epicharmischen nachgebildet. Es gab frühzeitig mancherlei Fälschungen
36 § 16. Pythagoras und die Pythagoreer. § 17. Die Eleateu überhaupt.
unter dem Namen des Epicharmos. Zur Frage nach der Echtheit der die Philo-
sophie berührenden Fragmente s. Diels, Vors. 13 B Vorbemerkung.
Hippodamos aus Milet, ein Zeitgenosse des Sokrates, Architekt, der die
Straßenanlage im Peiraieus geleitet, den Plan zur Xeuanlage der Stadt Rhodos aus-
gearbeitet und sich auch in Thurioi aufgehalten hat, ist (nach Arist. Polit. 2, 8, 1267 b
22 ff., Diels, Vors. 27, 1) ebenso wie (nach Arist. Polit. 2, 7, 1266 a 36, Diels ebenda)
Phaleas, der Chalkedonier, und (nach D. L. 3, 37 und 57) der Sophist Protagoras, ein
Vorgänger Piatons in der Bildung politischer Theorien. Er war nach der Angabe des
Aristoteles der erste Privatmann, der es unternahm, etwas'über die beste Staatsver-
fassung zu sagen. Das Gebiet des Landes soll in drei Teile zerfallen: das heilige
für den Gottesdienst, das Gemeinland für den Unterhalt des Wehrstandes und
das Privatgebiet. Es soU drei Arten von Gesetzen geben, nämlich in bezug auf
vßgig, ß^Mßt], ■davajo?. Den Gerichtshöfen soll ein Appellationsgericht über-
geordnet sein. Ob und wie weit Hippodamos zum Pythagoreismus in Beziehung
stand, ist nicht sicher. Zu den späteren Fälschungen unter den Namen von Alt-
pythagoreern gehörte auch eine unter dem von ,, Hippodamos dem Pythagoreer-'
und eine unter dem von ,, Hippodamos dem Thurier", womit der nämliche gemeint
zu sein scheint. Fragmente dieser Fälschungen sind bei Stobaios erhalten (Flori-
leg. 43, 93—95; 98, 71; 103, 26). Phaleas strebte danach, der Ungleichheit
des Besitzes der Staatsbürger vorzubeugen, die leicht zu revolutionären Bewegungen
führe; er forderte, imd zwar zuerst, l'aag elrai läg y.n'joeig tojv -rolixöir (Arist. Pol.
2, 7, 1266 a 40).
Auch der tragische Dichter Ion von Chios in der zweiten Hälfte des
fünften Jahrhunderts vor Chr. zeigte sich in einer rgiayfwg („Dreisieg'') oder
ronr-iioi betitelten Prosaschrift von pythagoreischer Lehre beinflußt. Und zwar
knüpfte er an die Hochhaltung der Zahl drei an, die als Anfang, Mitte und Ende
umfassend von den Pythagoreern als die bestimmende Zahl für das All betrachtet
wurde (Vors. 45 A 17). So schrieb er in dem angeführten Werke: „Alles ist drei
und nichts ist mehr oder weniger als diese drei. Eines jeden einzelnen Trefflichkeit
ist eine Dreiheit, Verstand und Kraft und Glück" (Vors. 25 B 1 ; zu der hier dem
Glück angewiesenen Stellung vgl. auch 25 B 3). Neben einer Erwähnung des
Pythagoras in dem Triagmos (Vors. 25 B 2) liegt auch eine Anspielung auf dessen
Unsterblichkeitslehre in einem Epigramm vor, dessen Echtheit freilich nicht un-
zweifelhaft ist (Vors. 25 B 4).
Pythagoreische Gedanken haben auch auf den Bildhauer Polykleitos
eingewirkt, der in einer Kcwmv betitelten Schrift über die normalen Maßverhält-
nisse zwischen den Teilen des menschlichen Körpers handelte und die hier dar-
gelegte Theorie in einer gleichfalls Kunöv benannten Musterstatue veranschaulichte.
Er begründete seine Lehre auf die ov/tfieTgia der Körperteile untereinander (für
den pythagoreischen Begriff der Symmetrie vgl. das Wortregister zu Diels' Vor-
sokratikern u. d. W. avfifXFToi'u) und behauptete: rö ev naga fuyoov biä 7io).).ö)y agtdnwv
yiv£Tui („das Gelingen [eines Kunstwerks] hängt von vielen Zahlenverhältnissen
ab, wobei eine Kleinigkeit den Ausschlag gibt", Übers, von Diels 28 B 2).
i^ 17. Die eleatische Lehre von der Einheit des Alls
wurde in engerer, theologischer Form von Xeno]Dhanes aus
KolojDlion begründet, allgemeiner als Lehre vom Sein durch
Parmenides von Elea weiter entwickelt, dialektisch in der
Polemik gegen die gewöhnliche Annahme einer Vielheit von Ob-
jekten und eines Werdens und Wechseins durch Zenon von
§ 17. Die Eleaten überhaupt. gj
Elea in der Weise verteidigt, daß die gangbaren Anschauungen
vermittels eines indirekten Beweis Verfahrens ad absurdum ge-
führt wurden, während Melissos aus Samos die eleatischen
Grundlehren wieder auf direktem Wege zu festigen suchte.
Daß die unter den aristotelischen Schriften auf uns gekommene, von einigen
gewiß mit Unrecht dem Theophrast zugeschriebene, sicher erst von einem späteren
eklektischen Peripatetiker (nach Diels, Abh. der Berliner Ak. 1900, ungefähr zur
Zeit der Geburt Chi-isti) vielleicht mit Benutzung von Aristoteles Tlgog za Sevoqm-
rovg ä ITgo; rä Msllooov ä verfaßte Abhandlung „De Xenophane, Zenone, Gorgia"
in ihrem ersten Abschnitt (Kap. 1 und 2) nicht von Xenophanes, sondern von
MeUssos handle, hat bereits Buhle in der (unter Liter, zu § 17 angeführten)
Abhandlung über den Pantheismus bemerkt, das Gleiche hat Spalding nachge-
■wiesen, und nimmt mit ihm auch Fülleborn, der früher anders geurteilt hatte, in
den ,,Beitr." an, ebenso auch Brandis und alle späteren Forscher, da es aus der
Vergleichung mit den anderweitig uns bekannten Lehren des Melissos sich ganz
evident ergibt. Auf wen der zweite Abschnitt (Kap. 3 und 4) geht, ob auf Xeno-
phanes oder auf Zenon, ist lange Zeit unentschieden gewesen. Doch kann jetzt
als gesichert gelten, daß die Lehre des Xenophanes darin dargestellt wird. Der
letzte Abschnitt (Kap. 5 und 6) handelt unzweifelhaft von Gorgias.
Die Frage ist, wie weit die Schrift in den Abschnitten über die beiden
Eleaten Zuverlässiges bietet. Hier erregen nun die Ausführungen über Xeno-
phanes die größten Bedenken, auf die Zeller, Phil. d. Gr. I P, 507 ff. hingewiesen
hat. Jenen Ausführungen zufolge hätte der Philosoph u. a. gelehrt, die Gottheit
sei weder unbegrenzt noch begrenzt. Unbegrenzt sei das Nichtseiende. Denn
dieses habe weder Anfang noch Mitte noch Ende noch sonst einen Teil. Derart
aber sei das Unbegrenzte. Das Seiende aber (die Gottheit) sei nicht wie das
Nichtseiende. Andererseits setze das Begrenzte eine Mehrheit voraus (jede Grenze
trennt mindestens zwei Dinge). So widerspreche die Begrenztheit der Einheit der
(mit dem All identischen) Gottheit. Ferner hätte Xenophanes behauptet, die
Gottheit sei weder bewegt noch unbewegt. Unbewegt sei das Nichtseiende (dem
das Seiende nicht gleiche). Die Bewegung aber setze mit der Veränderung wieder
die Mehrheit voraus (Vors. 11 A 28, 8—11). Diese Angaben widersprechen nun
den sichersten Zeugnissen über Xenophanes' Lehre. Er selbst erklärt mit deut-
lichen Worten Gott für unbewegt (Vors. 11 B 26): aiel d' sr zavro) fu'firei xivov-
fievog ovdsv ovös UEzeQyeodat /iiv ejiijiqejzei äkloze ä?J.ij: „immer am gleichen Orte
verbleibt er sich gar nicht bewegend, und es ziemt ihm nicht bald hier- bald
dorthin zu gehen"). Ferner sagt Aristoteles Metaph. 1, 5, 986 b 18 ff. (Vors. 11 A
30), Xenophanes habe sich über die begriffliche oder materielle Natur des Einen
und im Zusammenhange damit über seine Begrenztheit oder Unbegrenztheit nicht
näher geäußert {UuQ/nevidijg fiev yäg eoixe zov xaza zov Xöyor kvog obirea&ai,
MeXiooo? 8e zov y.aza ztjv vlt]V 8i6 xai 6 (.ihr jiEJZEQaojiiErov, 6 8' ä:iecQÖv q^ijaiv
■Birai avzö. Zevo(pdv7]g 8k jzgönog zovzcov sviaag .... ovSkr SiEaaqirjvioEV ov8e zijg
•fpvasoig zovzcov ov8EZEQag eoixe dr/Eiv, a).)' eig zov o).ov ovquvov d:zoßXB^'ag z6 ev
■slvai (ft]oi zöv dsöv). Dazu stimmt, daß man auch in späterer Zeit darüber stritt,
ob Xenophanes sein Seiendes als unbegrenzt oder begrenzt gedacht habe: Niko-
laos von Damaskos war der ersteren, Alexander von Aphrodisias der letzteren
Ansicht. Danach läßt sich mit Sicherheit annehmen, daß Simplikios seine
mit De Mel. Xenoph. Gorg. übereinstimmende Angabe (Phvs. 22, 26 ff., Vors.
11 A 31, 2) nicht aus Theophrast hat, auf den er sich beruft. Er hat viel-
gj^ § 18. Xenophanes aus Kolophon.
mehr Theophrast, den er durch Vermittlung des Alexander benutzte, mit den»
betreffenden Abschnitt der Schrift De Mel. Xen. Gorg. kombiniert (s. Diels, Vors.
z. d. Stelle) und den Widerspruch mit Xenophanes Fragm. 26 durch eine künst-
liche Interpretation des letzteren auszugleichen versucht (Vors. 11 A 31, 7). Auch
die in fortlaufender Aufstellung von Dilemmen und Widerlegung beider Glieder
der Dilemmen sich bewegende Darstellung in dem Xenophanes behandelnden Ab-
schnitt von De Mel. Xen. Gorg. paßt nicht zu der Vorstellung, die wir uns von
der Weise des Xenophanes machen müssen, besonders da er und Melissos von.
Aristot. Metaph. 1, 5, 986 b 26 (Vors. 11 A 30) als /luxqov dygotnÖTsgoi bezeichnet
werden. ]\fan wird also diese Quelle für die Lehre unserer Philosophen nur mit
größter Vorsicht zu benutzen haben.
§ 18. Xenophanes aus Kolof)hon in Kleinasien, geb.
etAva 580/77, der später nach Elea in Unteritalien übersiedelte,,
bekämpft in seinen Gedichten die anthropomorphischen und
anthropopathischen Göttervorstellungen des Homer und Hesiod
und stellt die Lehre von der einen, allwaltenden Gottheit
auf. Dieser einige Gott ist ihm aber zugleich die Welt, ist nicht
geworden — denn das Seiende kann nicht werden — , ist ohne
Bewegung und Veränderung, den ganzen Raum ausfüllend. Er
ist ganz Auge, ganz Ohr, ganz Denkkraft; mühelos bewegt und
lenkt er alle Dinge durch die Macht seines Gedankens. Mit
diesen Sätzen von dem einen und allein Seienden ist Xenophanes
der Stifter der eleatischen Schule und zugleich der erste Meta-
physiker.
Antike Überlieferung über Leben, Schriften und Lehre. Frag-
mente: Diels, Poet."philos. fragm. p. 20 ff., Vors. c. 11. (Frühere Sammlungerfc
s. im Literaturverzeichnis zu §§ 17. 18.) Chronologie: Jacobv, Apollod. Chron..
8. 204 ff. Kühl. Rhein. Mus. 62 (1907), 427.
Xenophanes hat nach seiner eigenen Aussage (bei Diog. L. 9, 18, fragni^
8 Diels) im Alter von 25 Jahren seine Wanderungen durch Hellas begonnen und
ist nach dem gleichen Zeugnis jedenfalls mehr als 92 Jahre, nach der Angabe-
des Censorinus (Vors. 11 A 7) über 100 Jahre alt geworden. ApoUodoros bei
Klem. AI, Strom. 1, 64 (fragm. 22 Jacoby, Diels Vors. 11 A 8) setzt nach Ritters
sicherer Emendation eines von Klemens schon aus seiner Quelle übernommenen
Fehlers seine Geburt in Ol. 50 (580/77 v. Chr.); seine Blüte verlegt Apollodor
(Diog. Laert. 9, 20, fragm. 21 b Jacoby, Vors. 11 A 1, 20) in Ol. 60 (540/37).
Daß er Pythagoras überlebt hat, wie gewöhnlich angenommen wird, läßt
sich nicht nachweisen; jedenfalls berücksichtigt er in fragm. 7 dessen Seelen-
wanderungslehre. Auch Diog. Laert. 9, 18 (Vors. 11 A 1, 18) erwähnt die Be-
kämpfung des Pythagoras durch ihn. Er wird seinerseits bereits von Heraklit
genannt, der ihm .-To/.v^ai9it] zuschreibt ebenso wie dem Pythagoras. In seinem
höheren Alter lebte er in Elea {'EXea, ' Yfhj, Velia), einer 540_vor Chr. gegründeten
Kolonie der, um der Perserherrschaft zu entgehen, ausgewanderten Phokäer.
Seinen Lebensunterhalt erwarb er sich durch den Vortrag seiner Gedichte. Vo]>
seinen Elegien haben sich längere Fragmente, von den philosophisch aggressiver*
Zi'/J.oi, den Uuoojfilat, die mit den Sillen vielleicht identisch sind, und dem Gc-
§ 18. Xenophancs aus Kolophon. ^\)
dicht rffgi f/ voecoc nur kürzere, und auch nur wenige, erhalten. Seine Dichtung
trägt durchweg einen sittlich-religösen Charakter. In einem von Athenaios (11,
p. 402) erhaltenen längeren Fragmente (1 Diels), wo er ein heiteres Gastmahl
schildert, fordert er auf, zuerst die Gottheit (die Xenophanes bald durch Osög,
bald durch Oeoi bezeichnet) mit reinen, heiligen Worten zu preisen, mäßig zu sein,
von Beweisen der Tugend zu reden, nicht von Titanenkämpfen und ähnlichen
Fabeln der Alten {.-i/.dnuuTa tcD»' :;iqotsqcov); in einem anderen Fragmente (bei
Athen. 10, p. 413 f., Vors. 11 B 2) warnt er vor Überschätzung der Überlegen-
heit in den Kampfspieleu und hält es nicht für billig, dieselbe der Geistesbildung
vorzuziehen {ovde Sixaiov :rooy.qiveiv §o\u>jv rf/g dyadt'jg on'fi);g).
Daß der Gott des Xenophanes die Welt selbst oder das Weltganze, seine
Einheit die Einheit der Welt sei, ist schon früh angenommen worden. Zwar
finden wir diese Lehren von der Identität Gottes und des Weltganzen und von
der Einheit der Welt nicht in den auf uns gekommenen Fragmenten des Xeno-
phanes selbst, aber sie sind doch sonst aufs sicherste bezeugt. In dem ])lato-
nischen Dialog Sophistes (p. 242 c d, Vors. 11 A 29) sagt der Leiter der l'nter-
redung, ein Gast aus Elea, in zusammenfassendem Ausdruck: die von uns aus-
gegangene Eleatensekte, von Xenophanes her und seit noch früherer Zeit, macht
in ihren philosophischen Vorträgen die Voraussetzung, daß dasjenige eins sei,
was mau alles zu nennen pflegt (oS? irog orrog xwv jiärrojv y.a'/.oviiiviov). Die
j.noch Früheren" sind wohl gewisse Orphiker, die den Zeus als die allein-
herrschende Macht, als Anfang, Mitte und Ende aller Dinge preisen. Aristoteles
sagt Metaph. 1, 5, 986 b 21: „Xenophanes, der erste Einheitslehrer unter den
eleatischen Philosophen — Farmenides wird sein Schüler genannt — , hat sich
über das Wesen des Einen nicht deutlich erklärt (so daß man nicht sieht, ob er
begriffliche und daher begrenzte Einheit, wie später Parmeuides, oder eine mate-
rielle und daher unbegrenzte, wie später Melissos, meint; er scheint diesen Unter-
schied noch nicht ins Auge gefaßt zu haben), sondern sagt nur, auf das AU
blickend, das Eine sei der Gott'" {Esrocfdrtjg dk jzQ'Jörog tovtmv kvioag — etg Tor o/.ov
ovQuvöv d7ioß?Jtfag x6 ev slvai (fr]ai zöv üeöv). Auch liegt kein Grund vor,.
Xenophanes von dem zusammenfassenden Ausdruck bei Aristoteles Metaph. 1, 5^
986 b 10: elol 8s iivsg, ot rrtot rov .Tarrö? cbg dr fiiäg oi'ofjg (fi'aso)c drrFffi'jvavro,
auszunehmen, zumal er unmittelbar darauf unter den Betreffenden genannt wird.
Simplikios sagt zur aristotelischen Physik, S. 22 Diels (Vors. 11 A 31): IV t6 ov
Hai :i:uv Esvorfdvrjv . . . vjiOTidsadai <prjoiv 6 Oeörpouarog und weiter: ro yuQ sv
Tovro y.al miv rov dsov sleyev o Eevo(pdvrjg (aus dieser Stelle scheint der für das
eleatische Seiende übliche Ausdruck: ev y.al näv entnommen; ebenso bemerkt
Theophrast nach Alexand. z. Metaph. p. 31 Hayd. [Vors. 18 A 7] von Parmenides:
xar' dh]deiav f.iev ev z6 Tiäv y.al dysvfjzov Hat offaioosiöeg i'n:o/.aiißdro}r). Die Ein-
heit Gottes bewies Xenophanes daraus, daß Gott das Beste von allem sei (Simpl..
ebendas. : oV [öedrj sva fikr öeiyvvoiv ey. rov ndvTon' y.oäriorov eiruf :i}.ei6yior ydo,
(pt]Oiv, ovTcov 6/.coicog vjtÜQxeiv dvdyy.rj nüoi ro y.oarsTv' ro 8s :rdvro)v y.odrtoror y.al
doiorov Osog, was aus De Mel. Xen. Gorg. 3, 3 f. hergeleitet sein kann, aber nicht
unglaubwürdig klingt). Der SUlograph Timon (bei Sext. Empir. hypotyp. Pyrron,
1, 224, Timon fragm. 59 D., s. auch Vors. 11 A 35) legt ihm die Worte in den
Mund, wohin er auch seinen Blick wenden möge, löse sich ihm alles in eine Einheit
auf (o.T.'zt) yäg sfiov vöov sigvoai/xt, elg sv ravzö ze näv dvs'/.vsro, cräv 8' sdv alsi ndvit]
dvs/.HÖfierov fit'av stg (fvoiv iozad' ouoi'tjv). — Wenn Xenophanes öfters von Göt-
tern redet, so will er sieh damit nicht etwa selbst zum Polytheismus bekennen,,
sondern er braucht die Mehrzahl in herkömmlicher Weise, wie das bei entschiedenen
Monotheisten häufig vorkommt.
t)(l § 18. Xenophanes aus Kolophon.
Von dieser einheitlichen, ewigen und unveränderlichen Gottheit, besonders
in ihrem Gegensatze zu den polytheistischen und anthropomorphistischen Vor-
stellungen der Volksreligion, handeln zahlreiche unter den erhaltenen Fragmenten
des Xenophanes, darunter manche von großer poetischer Schönheit und Kraft.
So heißt es bei Clem. Alex. Strom. 5, 109 (II p. 399, 16 Stähl.; Vors. 11 B 23):
Eig deo; er zs &£oToi xai avÜQWJToioi /liyiorog,
ovTE dsfiag ßvrjToiaiv S/uouog ovre r6)]fia
(,,[Es ist nurj Ein Gott, unter Göttern und Menschen der größte, weder an
Gestalt den Sterblichen gleich noch an Gedanken," Mit den Worten „unter Göttern
und Menschen der größte" soll dieser Gott nicht etwa mit anderen Göttern ver-
glichen, sondern es soU nur — m Anbequemung an herkömmliche Ausdrucks-
weise — seine alles überragende Größe bezeichnet werden);
bei Sextus Empir. adv. math. 9, 144, vgl. Diog. L. 9, 19 (Vors. 11 B 24):
Ov?m; oqu, ov}.og de vosT, ov?m; Öe r' äy.ovf.i
(„[Die Gottheit] ist ganz Auge, ganz Geist, ganz Ohr" Diels);
bei Simplic. ad Arist. phys. p. 22, 9 (Vors. 11 B 26):
AIeI ?> fv ravTO) ^i/irei y.i).. (s. oben S. 87);
«bendaselbst p. 23, 19 (Vors. B 25):
^AkV ajrävevdE Tiövoio vöov qoev'i Trävia y.Qa8aivEi
i.,Doch sonder Mühe schwingt er das All mit des Geistes Denkkraft" Diels);
bei Clem. Alex. Strom. 5, 109 (II p. 399, 19 Stähl.; Vors. 11 B 14):
^A)J' Ol ßQOToi boxEOvai yEvväodai deovg,
xrjv arpEiEOijv d' Eodrjxa e/eiv q^wvt)v te ds/nag re
(„Aber die Sterblichen glauben, die Götter würden geboren und hätten ihre
[der Sterblichen] Kleidung und Stiraeie und Gestalt");
ebenda (.II 401 Stähl, Vors. 11 B 15; Text nach Diels):
'^?J.' El yEiQa? E/or ßÖE? (Jtijioi t') yk ).eoviE?,
i) (1. xail) YQayai ysigEoai xai EQya xeXeTv Üjteq ävÖQES,
i'jTJTOi fiEV #' i'jrjioiai, ßÖFg ds te ßovair o^ioiag
Hai {he) {^EÜiv IÖeus syQaqov y.ai adi^iar i.-toiovv
Toiavß' otör TTEQ y.avrol dsfiag Eiyov (^Ey.aoxoi)
(„Aber wenn die Ochsen und Pferde und Löwen Hände hätten oder [und?]
malen könnten mit ihren Händen und Werke schaffen, wie die Menschen, dann
würden die Pferde pferdegleiche, die Ochsen ochsengleiche Götterbilder malen und
<ler Götter Leiber je ihrer eigenen Gestalt entsprechend bilden").
Vgl. Clem. Alex. Strom. 7, 22 (III p. 16, 6 Stähl.; Vors. 11 B 16; Text nach
Diels): üg rprjaiv o Eevo(pä%'i]g'
AWioTTEg TE (ßEovg aq)EXEQovg} oifiovg fiü.aväg xe
OQfjxEg XE ylavxovg xai ixvQQOvg (ifmai TXEha&ai}
(.,Die Athiopen sagen von ihren Göttern, sie seien stumj^fnasig und schwarz^
die Thraker von den ihrigen, sie seien blauäugig und rothaarig").
Bei Sext. Empir. adv. math. 9, 193 (Vors. 11 B 11) heißt es ferner:
IJärxa ßsoTo' drs^tjyav "0/iT]oög ??' 'Hoiodög xe,
oooa Jiao' dv&gcojxoiair ovEiÖEa y.al yöyog ioxiv,
>i?JjrxEiv fioi/Evsir xe y.ai a).h']/.ovg ajTaxEVEtr
§ 18. Xenophanes aus Kolophoii. 91
(„Alles haben Homer und Hesiod den Göttern zugeschrieben, was bei Men-
schen Schimpf und Tadel ist, stehlen, ehebrechen und einander betrügen");
ebendaselbst 1, 289 (Vors. 11 B 12):
{"OfiTjQOg dk y.al 'HaloÖog aazä xov Koloff^wrior EFrnii'ävrfi
cos TiXelax l(p^iy^avzo -^swv dde/niaTia egya,
xXejixsiv ^loiyevsiv re xal älXi^?.ovg aTiaxevsiv
(,,Wie SO gar viele frevelhafte Taten haben Homer und Hesiod von den
Göttern erzählt, stehlen, ehebrechen und einander betrügen'*).
Arist. Ehet. 2, 23, 1399 b 6, Vors. IIA 12, bemerkt : Esvof:'dvi]g ehyev, Sri o/^wloig
•aoeßovaiv oi yevsoOai (pdoyorreg xovg ■dsovg xoTg dnodavsTv ksyovoiV dnqiOTEnojg yaQ
<fv/iißuirEi uij elvai xovg deovg hote („Nach Xenophanes ist es die gleiche Irre-
ligiosität zu sagen, die Götter würden geboren, wie zu behaupten, sie stürben; denn
in beiden Fällen folgt, daß die Götter zu einer gewissen Zeit nicht sind"). Als
■Gegner der widerspruchsvollen landläufigen reügiösen Anschauungen und Kult-
gebräuche erscheint Xenophanes auch in der ebenda 26, 1400 b 5, Vors. 11 A 13,
berührten Anekdote : Zsyoq-ävijg 'E/.Eäxaig eQcoxcäaiv, sl ßvcooi xfj Aevxo&eu y.ai &(j>j-
1'cöoii' 7] fitj, ovvEßov).EVEV, El fiEV d^Eov VjioXafißävovoiv , fii] ■dQtjreir, sl d' ärdoojTTOv,
ftij dvsir („Als die Eleaten Xenophanes fragten, ob sie der [aus einer mensch-
lichen Frau zur Göttin gewordenen] Leukothea opfern und sie [als Tote] betrauern
sollten, riet er ihnen, wenn sie sie für eine Göttin hielten, sie nicht zu beklagen,
wenn aber für einen Menschen, ihr nicht zu opfern").
Nach einer weitverbreiteten Überlieferung hätte sich nun Xenophanes seine
Gottheit als kugelförmig vorgestellt (s. d. Stellen Vors. 11 AI, 19 ; 11 A 28,
3, 7. 11: 11 A 31, 9; 11 A 33, 2. 34. 35. 36). Diese Angabe, die sich auch in
■der aus Theophrast hergeleiteten (s. Diels z. d. Stelle) Doxographie bei Diog. Laert.
9, 19 findet, widerspricht aber der oben angeführten Stelle der aristotelischen
Metaphysik, nach der sich Xenophanes über Begrenztheit oder Unbegrenztheit
seines sr nicht erklärt hat. Sie muß auf einem Mißverständnis beruhen: aus der
Lehre des Xenophanes von der Gleichmäßigkeit der Gottheit (Vors. 11 A 28, 3, 11;
11 A 33. 35), d. h. der Unveränderlichkeit und Unterschiedslosigkeit des allem
wechselnden Einzelnen immanenten ei>, schloß man auf eine mathematische Gleich-
mäßigkeit ihrer Gestalt, die man als Charakteristikum der Kugel zu betrachten
pflegte (vgl. etwa Plat. Tim. 33 b : öi6 y.al arpaiQostdeg ex ftsaov Träri)] noog rag
XE/.EVxag l'oov ujxiyov xvyJ.oxEQEg avro ixogvEvoaxo, jrdvxcor xsXEOJxaxov 6 /^loiöx axov
xe avro iavxM ayi] fiäxcov , voiiloag fivoico xä)J.iov ofioior dvofwiov ; Vgl. auch
Cic. de nat. deor. 2, 18, 47). Dazu kam die parmenideische Lehre von der Kugel-
gestalt des Seienden, die es nahe legte, auch Xenophanes in diesem Sinne zu
verstehen (vgl. auch ZeUer I 1» S. 537 ff.).
Nur scheinbar ist ein ^V^iderspruch zwischen Xenophanes' eigenen Worten
und der schon mehrfach erwähnten Metaphysikstelle. Xenoph. fragm. 28 lautet:
rah]g fikr xods Tieioag ävo) Jiagd jroaoir ooäxai
■fjEOi nooojtkd^ov , x6 xdxco 5' lg äjiEioov ixrEixai
(„Von der Erde ist eine Grenze hier oben zu unseren Füßen sichtbar und stößt an
4ie Luft, ihr unterer Teil aber erstreckt sich ins L^nbegrenzte"). Hier ist dneit^ov
im Sinne von „unbegrenzt", nicht von „grenzenlos", „unendlich" zu fassen, d. h.
eine Grenze läßt sich hier — im Gegensatze zu der unseren Augen sichtbaren
oberen Grenze — nicht ziehen („ins Unermeßliche" übersetzt Diels und erklärt
aTTEiooi' als ,,indefinitum nicht infinitum"; s. auch Zeller I P S. 539 f.).
Im Sinne einer Fortsetzung der altionischen Urstofflehre ist viel-
fach fragm. 27 verstanden worden:
92 § 18. Xcnophanes aus Kolophon.
^ Ey. yaii/g yay .Tärrn xal eig yfjv rruvTd Tfkei'To.
(,,Denii aus Erde ist alles und zur Erde kehrt alles am Ende zurück"). Ho
schon im Altertum Olympiodor de arte sacr. 24 p. 82, 21 (Vors. 11 A 36): ri/v
ftfy yn(J yfji- ovfict; iöo^aaFv nvai uoytjv, ei tilj Eerocpdvt]? 6 KoXocpcjrtog. In einer
Doxographie scheint die gleiche Angabe der unter Hadrian lebende Sophist Sabinos
gefunden zu haben, wenn er nach Galen, in Hippocr. d. nat. hom. 15, 25 K.
(Vors. ebenda) schrieb: ovxe yäg Jid/njiav dega PJyco zöv ardQCOjiov mojteq '^va^i/nivtjg^
oi'TE v(i(og cog ßa/.t]g ovxe yfjv cog ev xivi (geraeint ist wohl die Stelle, aus der unser
F'ragment stammt) EEvoffdvtjg. Dagegen bemerkt schon Galen, daß sich von einer
solchen Lehre des Xenophanes doch etwas in Theojjhrasts (Pvoiy.wv dötai finden
müßte. Wir können noch hinzusetzen, daß Aristot.. Metaph. 1, 8, 989 a 5 aus-
drücklich sagt, niemand unter denen, die einen Urstoff aufstellten, habe die
Erde als solchen bezeichnet. Xenophanes' Worte können demnach nur in dem
Sinne verstanden werden, daß alles, was in der uns umgebenden Welt entsteht
und vergeht, von der Erde seinen Ausgang nimmt und wieder zu Erde wird,
woraus nicht folgt, daß die Erde der 1 e t z t erreichbare Stoff, der Urstoff, wäre.
Der Philosoph knüpft hier wohl an alte volkstümliche Vorstellungen von der
Erde als der Allerzeugerin an (vgl. Albr. Dieterich, Mutter Erde^ S. 66).
Ahnliches gilt von zwei Aveiteren Sätzen des Philosophen, aus denen gleich-
falls falsche Schlüsse auf seinen philosophischen Standpunkt gezogen worden sind.
Fragm. 29 lautet:
r>] HUI vötOQ Jidvx'' iad^ oaa yivovxai ^8e cfvovxai
(„Erde und Wasser ist alles was entsteht und wächst"). Fragm. 33:
nävxEg yuQ yairjg xe xal vSaxog ixyEvö/nEO&a
(„Denn wir alle sind aus Erde und Wasser entstanden").
Danach machten antike Berichterstatter Xenophanes zum Vertreter einer
Lehre von zwei Grundstoffen, der Erde und dem Wasser oder dem Trocknen und
Feuchten, so u. a. Porphyrios bei Philopon. in Arist. Phys. 125, 27 Vit. unter Be-
rufung auf den in Fragm. 29 erhaltenen Vers. Philoponos setzt dazu Homer
Ilias 7, 99 («/A' v/nEig ixev jxdvxsg vScoq xal yala yEvoiaÜE) in Parallele. Die Zu-
sammenstellung, für die auch Fragm. 33 zu berücksichtigen wäre (wie es vom
Schol. zu Hom. II. 7, 99 geschieht), ist lehrreich. Nur werden wir daraus nicht
mit Porphyrios schließen, daß schon Homer das Dogma von jenen beiden Prin-
zipien vertreten habe, sondern umgekehrt, daß die beiden Sätze des Xenophanes
wie der homerische Vers durchaus undogmatisch und als Anlehnung an die
populäre Beobachtung aufzufassen sind, daß alle organischen Wesen aus trocknen
und flüssigen Stoffen bestehen. So bleiben auch diese Fragmente im Einklang
mit Aristoteles, nach dessen Bemerkungen über Xenophanes in seinem Verhältnis
zu Parmenides (Metaph. 1, 5, 986 b 21—34) eine Lehre des ersteren von zwei
o-QY.ai völlig ausgeschlossen ist.
Aus Xenophanes' physikalischen Theoremen ist hervorzuheben, daß die
Gestirne nach ihm aus entzündeten Wolken entstehen. Im letzten Grunde ist
also auch bei ihm wie bei Anaximenes und Heraklit die Ausdünstung der Erde
der Entstehungsgrund für die Gestirne. Die Entzündung der W^olken erfolgt
durch ihre Bewegung. Die Gestirne verlöschen täglich (Untergang) und entzünden
sich wieder aufs neue (Aufgang). Die Bahn der Sonne ist geradlinig; ihre Kreis-
bewegung ist eine durch die große Entfernung zu erklärende optische Täuschung
(s. die Stellen Vors. 11 A 38 ff. 33). Auch die Iris war ihm ein rE(iog (Vors.
11 B 32). Die Beobachtung, daß sich Versteinerungen von Seetieren in den
§ 18. Xenoi^hanes aus Kolophon. 93
syrakusischeii Bergwerken, auf der Insel Faros in den Marmorbrüchen und über-
haupt vielfach inmitten des Landes und auf Bergen fanden, erklärte Xenophanes
(nach Hippol. Ref. 1, 14, Vors. 11 A 33) durch die Annahme, daß einst das
Meer das Land bedeckt habe, die sich ihm sofort zur Theorie eines periodischen
Wechsels zwischen einer Mischung und Sonderung von Erde und Wasser er-
weiterte. Nicht nur Wolken und Büßwasser bilden sich nach Xenophanes aus den
Dünsten des Meeres, sondern auch der Wind, wie die Verse aus den Genfer
Schollen zur Ilias (Vors. 11 B 30) bezeugen (Text nach Diels' Herstellung):
^'ly'l '^' *'^'^' i)a.)Maa vÖaiog, Tirjyi) S' dve^ioio.
ovze yoLQ er vecpeaiv {jiroiai y dvefioio qpi'oi.vro
iHTtvelovrog) eacoßsv ävsv tiövtov /usynloio
ovze ooai Troraficjv ovz' aldsgog o/ißgiov vdcog,
äD.d ftsyag rrorzo; yFvhcüo req^icor arefixov zf
xal TTOzaiKor
(„Quelle ist das Meer für das Wasser, Quelle für den Wind. Denn es würde
weder in den Wolken das Wehen des AVindes, der von innen herausfährt, ent-
stehen ohne das große Meer, noch die Ströme der Flüsse noch des Äthers
Eegenwasser, vielmehr ist das große Meer Erzeuger der Wolken und Winde und
Flüsse").
Die philosophische Bedeutung des Xenophanes liegt lediglich in seiner
Einheitslehre und seiner Bekämpfung des landläufigen Götterglaubens. Hier steht er
am Anfang einer langen durch die ganze griechische Geistesgeschichte sich hindurch-
ziehenden Entwicklung (s. o. S. 34). Ethiker und Erkenntnistheoretiker ist er nicht.
Zwar finden sich in seinen Fragmenten manche recht verständigen Gedanken, die
Wert und Unwert menschlicher Handlungen berühren (so betont er in Fragm. 2 in
sehr beherzigenswerter Weise den auch hinsichtlich des Staatswohls bestehenden
Vorrang geistiger Verdienste vor Leistungen des Sports — auch hier Inaugurator
•einer von späteren Philosophen wieder aufgenommenen Kritik an volkstümlichen
Anschauungen), aber eine wissenschaftlich argumentierende systematische Wert-
lehre liegt ihm noch fern. Ein erkenntnistheoretisches Dogma glaubte man aus
Sätzen ableiten zu dürfen, in denen sich Xenophanes über die Unsicherheit des
Wissens ausspricht. So sagt er (fragm. 34):
Kai z6 /itkr oi'r narpi^ ovzig m'i]o yh'EZ ovÖs zig eazai
Eidcog aiKpi deöjv zs y.ai äooa Xsyco jisqI nävzoiv.
ei yao xal zä iiäXioza zv/oi zezelsofierov eijtxöv,
ai'zog ofiog ovx aide, dösiog S" sjtI jiäai ZEZvxzai
(„Und ein Mann , der das Sichere wüßte über die Götter und alle Dinge,
von denen immer ich rede, hat nie gelebt und wird auch nie leben. Denn wenn
einer auch zu allermeist in seiner Rede einmal das Vollendete [d. h. das Wirk-
liche; Hom. II. 1, 388; 8, 286 u. a. St.J träfe, so weiß er's doch selbst nicht,
sondern bloßes Meinen herrscht überall").
Ebenso, wohl als Abschluß einer Erörterung (fragm. 35):
Tavza bebo^äa&oi fihv eoixöza zöig ezv^ioioi
{„Das nun als das Wahrscheinliche soll für meine Meinung gelten").
Antike Berichterstatter aus der Zeit des ausgebildeten Skeptizismus, vor allem
Anhänger der Skepsis selbst, sahen in Xenophanes den vollendeten Skeptiker.
So erklärte nach Diog. Laert. 9, 20 (Vors. 11 A 1, 20) Sotion .-toojzov avzov (näml.
Xenophanes) eI:zfTv axazä.h]:iza elvai zä jrävza, und nach Diog. Laert. 9, 72 rech-
neten die Pyrroneer Xenophanes zu den Vertretern der Skepsis. Andere ließen
C)^ § 19- Parmcnidcs aus Elca.
ihn den Zweifel auf die sinnlichen Wahrnehmungen und die Vorstellungen be-
schränken, hingegen dem Verstände vertrauen (Vors. 11 A 49), oder die wissen-
schaftliche und unfehlbare Erkenntnis bestreiten, die mutmaßliebe hingegen auf-
rechterhalten; die letzteren leiteten daraus in seinem Sinne einen (W=aoi6s ).öyog
als xQirriQiov ab (Sext. Empir. adv. math. 7, 110). Auch abgesehen von Ausdrücken
einer späteren Terminologie, wie äxaraXriTiTog. können wir mit Bestimmtheit sagen,
daß hier aus gewissen Äußerungen des Philosophen zu weitgehende Folgerungen
gezogen worden sind. Von einem wissenschaftlich begründeten Skeptizismus de&
Xenophanes würden wir ohne Zweifel durch Aristoteles oder aus Theophrast
schöpfende Autoren Näheres hören. Zudem verraten mehrere unter denen, die
den Philosophen für den Skeptizismus in Anspruch nehmen, mit deutlichen
Worten, daß sie die Berechtigung dazu nur aus den in fragm. 34 erhaltenen
Versen herleiten (so Diog. Laert. 9, 72; Sext. Empir, adv. math. 7, 49. 110).
Diese enthalten aber doch nur allgemeinere Erwägungen, wie sie sich jedem Nach-
denkenden aufdrängen, auch ehe er zur Stellung eines erkenntnistheoretischen
Problems und einem Versuche zu seiner wissenschaftlichen Lösung vorgeschritten
ist. (S. auch Zeller I 1^ S. 548 ff.). Dem Skeptizismus widersprechen, ab-
gesehen von dem dogmatischen Tone, in dem er seine Einheitslehre vorträgt, auch
die Verse (fragm. 18):
OvTOi ari oLQxijg jidvia deol &v}]zoTa' vjiedei^av,
dA/ct yiQÖvo) ^rjTOVvxeg ecpevQioxovoiv äfiEivov
(, .Nicht von Anfang an haben die Götter den Sterblichen alles gezeigt, sondern
erst mit der Zeit finden sie suchend das Bessere'').
§ 19. Parmenides aus Elea, geboren etwa 540/39 v. Chr.,,
so daß seine Jugend in die reifen Jalire des Xenophanes fällt^
führte die Behauptung der Einheit des Seienden nicht wie Xeno-
phanes mit Beschränkung auf die Gottheit und das All, sondern
in voller Allgemeinheit durch, so daß er auch die Vielheit des
Einzelnen innerhalb der einheitlichen Welt-Gottheit aufhob. Da
diese Vielheit ebenso wie Werden und Vergehen uns aber durch
die Sinne dargeboten wird und Inhalt der gewöhnlichen Meinung
ist, so ergab sich die Notwendigkeit, den Gegensatz zwischen
dem einheithchen unwandelbaren, wahren Sein, das durch das
Denken ergriffen und begriffen wird, und dem trügerischen Schein
der Vielheit und des Werdens, welchen die Sinne bieten, und
infolgedessen auch den Gegensatz zwischen Wissen und Meinen
in voller Schärfe aufzustellen. Er lehrt: Nur das Sein ist,
das Nichtsein ist nicht. Es gibt kein Werden und kein
Vergehen. Denn das Werden setzt als Übergang vom Nicht-
sein ins Sein das Nichtsein voraus, ebenso das Vergehen als
Übergang vom Sein ins Nichtsein. Das Seiende dachte sich
Parmenides als räumlich und begrenzt. Es hat die Gestalt einer
einheithchen und ewigen Kugel, deren Raum es kontinuierlich
erfüllt. Das Viele und Wechselnde ist ein nichtiger Schein. Das
Denken ist mit dem Sein identisch, d. h. nur Seiendes kann
§ 19. Parmenides aus Elca. 95
Gegenstand des Denkens sein: was nicht ist, ist undenkbar. Von
dem Einen, das allein wahrhaft ist, kann das Denken eine über-
zeugungskräftige Erkenntnis gewinnen ; der Sinnentrug aber ver-
führt die ^lenschen zu der ^Meinung und zu dem trügerischen
Schmuck der Rede von den vielen und Avechselnden Dingen.
Dieser seiner Meinung nach den Anforderungen des Denkens
allein entsiDrechenden Lehre stellt Parmenides eine zweite, hypo-
thetische, zur Seite. Er will zeigen, wie die Welt vom Stand-
punkte der gewölinlichen in den Grundfragen des ' Seins und
Werdens, der Einheit und Vielheit irregehenden ^leinung erklärt
werden müßte. Dabei geht er von zwei einander entgegen-
gesetzten Prinzipien aus, die innerhalb der Sphäre der Erschei-
nungen ein Verhältnis zueinander haben, das dem ähnhch ist,
welches zwischen dem Sein und Nichtsein besteht, nämlich Licht
und Nacht, woran sich der Gegensatz von Feuer und Erde an-
schließt.
Antike Überlieferung über Leben, Schrift u. Lehre. Fragmente:
Diels, Poet, philos. fragm. p. 48 ff., Vors. c. 18. Fragmente: Parmenides' Lehr-
gedicht, griech. ii. deutsch von Herrn. Diels. Mit einem Anhang über griech.
Türen und Schlösser. Berlin 1897 (mit methodisch u. literarhistorisch hoch-
bedeutsamer Einleitung, kritischem Apparat, Kommentar, Sach- und Wortregister),
(Altere Sammlungen im Literaturverzeichnis zu §§ 17 und 19.)
Chronologie: Jacoby. ApoUodors Chronik, S. 231 ff.
Daß Parmenides durch Xenophanes die für sein eigenes Denken maßgebenden
philosoi:)hischen Anregungen empfangen habe, müssen wir, auch abgesehen von
späteren Zeugnissen, schon nach der Zusammenstellung in dem platonischen Dialog
Sophistes (p. 242 d) annehmen: „das eleatische Philosoijhengeschlecht , das mit
Xenophanes und noch früher begann". Aristoteles sagt (Metai^h. 1, 5, 986 b 22):
6 yäg Ilaguevidt]; tovtov (nämlich tov Eevo<fävov:) /JysTai ftaßijxi]g, wobei das
XeysTcu nicht auf eine Unsicherheit des Aristoteles über das historische Faktum
gedeutet werden darf, sondern in der nicht ungewöhnlichen AVeise steht, nach
welcher /Jyetai, üg cpaoiv gebraucht werden, wo von ganz zweifellosen Tatsachen
die Rede ist. Theophrast Phys. Opin. fr. 6 (Diels, Dox. p. 482, 7 ; Vors. 18 A 7)
bezeichnet das Verhältnis des Parmenides zu Xenophanes durch den Ausdruck
sjiiyevofisi'og: tovtco dk srriyevöusi'o; Ilagiisri'd»]; UrgtjTog 6 'E/.edrtjg. Andere An-
gaben bringen Parmenides mit Anaximander und mit der pythagoreischen Schule
in Verbindung (Vors. 18 A 1, 21; 18 A 2. 3. 4. 12). Das Schülerverhältnis zu
Xenophanes war auch für den von ApoUodor gegebenen Ansatz der dy.faj des P.
(50l;0, danach fällt seine Geburt 540/39, d. h. in die Zeit der äy.fitj des Xeno-
phanes) maßgebend. Der geschichtlichen Wahrheit kommt dieser Ansatz jeden-
falls am nächsten. Die damit im Widerspruch stehenden Angaben bei Piaton
(Parm. p. 127 b. Theaet. p. 183 e, Soph. p. 217 c) gehören zu den Anachronismen,
die sich dieser Schriftsteller mit dichterischer Freiheit erlaubt, und fallen dem
Ansätze ApoUodors gegenüber nicht in Betracht. S. Jacoby a. a. O. S. 232 f., 234 f.
Auch die Polemik des Parmenides gegen Herakht ist kein Hindernis, beider
dy.ft/j in die gleiche Zeit zu setzen. Parmenides' Schrift mag etwa 480 vor Chr.
verfaßt sein.
<-(() § 19. Parmenides aus Elcii.
Auf die Gesetzgebung und Sitte seiner Vaterstadt soll Parmenides wohltätig
eingewirkt haben im Anschluß an die ethisch-politische Richtung der Pytha-
goreer. Diog. L. sagt (9, 23; Vors. 18 A 1, 23): ksyetat bs y.al rö/iov.; Oelvai
ToT^ noUraig. Ws fp>]oi I!:Tevai7iTcog er reo jisqI c^H).oö6q^o)r. — Dem sittlichen Cha-
rakter und der Philosophie des Parmenides zollt Piaton die höchste Achtung; im
Sophist. 237 a heißt Parmenides — allerdings im Munde des eleatischeu Fremd-
lings — ö usyuc, und im Theaetet 183 e wird das homerische aidoTög re äfia dstvög xe
auf ihn angewandt und weiter von ihm gesagt: y.al fioi irfänj ßddog n f'/fiv
miriärtnoi yevraior. Seine Lebensführung setzte man der pythagoreischen zur Seite
(Ceb. Tab. 2. 2 Ilvßayooeior Tira y.al Uaoitsribstoi' iuj/.oyy.cog ßt'ov). Aristoteles
stellt seine Lehre und Argumentation weniger hoch, erkennt aber doch auch
seinerseits in ihm den tüchtigsten Denker unter den Eleaten und soll seiner Lehre
eine eigene Widerlegungsschrift gewidmet haben (Vors. 18 A vor 22). Xeno-
phanes und ^lelissos gegenüber, die er beide ungünstig beurteilt, nennt er den
Parmenides ^Nletaph. 1, 5, 986 b 28 uä/./.or ß?.E.-ro)v.
Das Lehrgedicht des Parmenides, dessen dichterisches und philosophisches
Verständnis im wesentlichen erst durch Diels erschlossen worden ist, führt bei
Simpl. de caelo p. 556, 25 (vgl. auch Sextus Empir. adv. math, 7, 111, wo aber
in der Handschrift C das rov fehlt und damit die grammatische Beziehung eine
andere ist) den wahrscheinlich nicht vom Verfasser selbst gegebenen Titel Ueol
(f vnscog. Es zerfällt deutlich in zwei ungleiche Hälften, in die Lehre von der
Wahrheit (>} ä/.tjdirhj oder to. :TQÖg Ttjr d/.ijd^tijr) und die Lehre vom Schein
(rä 8o?uarä oder rä .Toog öo^av). Das uns Erhaltene im Umfange von 154 voll-
ständigen Versen (von denen sechs nur in lateinischer Übersetzung vorliegen)
und einigen Versstücken findet sich bei Piaton, Aristoteles, Sext. Empir. adv.
math. 7, 111, Diog. Laert. 9, 22, Klem. Strom., Proklos zu Piatons Timaios
und Parmenides, Simplikios zu Arist. Phys. , Cael. Aurelianus de morbis
chron. 4, 9 u. a. Der Philosoph läßt sich in diesem Gedicht durch die Göttin,
zu deren Sitz ihn Rosse führen, gelenkt von heliadischen Jungfrauen, die zwei-
fache Einsicht erschließen, sowohl in die überzeugungskräftige Wahrheit, als
in die trügerischen Meinungen der Sterblichen (fr. 1, 28ff. : XQ^*^ ^^ '^^ Jidna
sTv&ia&ai, rjuiv 'Alr]i')£i>]g Evy.vyJdog dxQEfisg fjtoQ fjds ßgorcov öö^ac, raig ovx eri
srinrig ä/.)jd))g\ Die Wahrheit liegt in der Erkenntnis, daß das Sein ist und
das Nichtsein nicht ist; der Trug in der Meinung, daß auch das Nichtsein
sei und sein müsse. Parmenides läßt fragm. 4, 3 ff. Diels die Göttin sagen (Text
hier wie im Folgenden durchweg nach Diels' Vors.):
'U /iikr ojccog eatir xs xai (hg ovh eoxi /nij elvai,
Uei&ovg eoTi y.sXtvdog, 'AXrjdsh] yäg on^dsT,
fj b' d)g oi'H Fnzir xe xal <hg XQ^^^' ^"^^ /*') £*''««!
xr]v btj xoi (fQÜ^w ^uvajiEvdea k'iijiev axaQjiov
ovxs ycLO av yi'ohjg xö ys firj gor (ov yao avvaxöv)
ovxF fj oäoaig
(..Der eine Weg [unter den beiden unmittelbar vorher unterschiedenen einzig
denkbaren Wegen der Forschung], daß es [das Seiende] ist und unmöglich nicht
sein kann, ist der Überzeugung Bahn (denn er folgt der Wahrheit); der andere
aber, daß es nicht ist und notwendigerweise nicht sein muß, dieser Pfad ist, sage
ich dir, ganz unerkundbar. Denn du kannst das nicht Seiende weder erkennen
— es ist ja unvoUführbar — noch sagen"),
woran sich unmittelbar die Worte angeschlossen zu haben scheinen (fragm. 5 Diels),
in welchen eine Identität des Denkens, genauer des Gedachtwerdens, mit dem
Sein behauptet wird:
§ 19. Parmenides aus Elea. 97
rö yf'-'J uvTO roeir iozt'v re y.ai elvni
(„Denn ein und dasselbe ist denken und sein"),
<1. h. was gedacht wird, ist auch, es läßt sich nichts mit dem Denken erreichen,
was nicht Existenz hätte, da das Nichts kein Objekt des Denkens sein kann; das
Nichtseiende ist eben nicht zu denken. — Diese Bedeutung der Worte geht aus
dem Zusammenhange und auch aus folgenden Versen hervor (fragm. 8, 34 ff.):
Tavrör d' iar'i voslv ze y.al ovveyJv inzi ror/ua'
ov yäg ävsv lov eövzog, iv a> jisrpaziof^ievor snziv,
EVOTjösig z6 vosTi'' ov8sv yäg (i)) foziv ij f'ozai
ä).).o Tzäge^ zov eövxog
(„Ein und dasselbe ist denken und das was der Grund des Gedankens [sein
Objekt] ist. Denn du wirst das Denken nicht ohne das Seiende finden, in dem
es ausgesprochen ist. Denn es gibt nichts anderes und wird nichts geben außer-
halb des Seienden").
Die Lehre, daß das Nichtsein nicht ist, spricht Parmenides auch in fragm.
7, 1 aus:
oi) yao /.irjjroze xovzo öafifj eivai f.ii] iovza
(„Denn das kann niemals erzwungen [d. h. zwingend erwiesen] werden, daß
nicht Seiendes sei").
Zur Wahrheit führen nicht die Sinne, die uns Vielheit und Wechsel vor-
spiegeln, sondern nur die Vernunft, welche das Sein des Seienden als notwendig,
die Existenz des Nichtseins aber als unmöglich erkennt. Fragm. 1, 33 ff.:
'A/./.ä Gv zrjod' acp ööov öiCfjoiog sloye viirjua,
firjös a k'dog :TO/.v:^eigov odor xuxä zrjvÖE ßiäaüoi,
vwfiäv äayojTOv ofiua xat fjyjjEooav äy.ovrjv
y.al y/.cöaaav y.oXvai f>i /.6yq> :jo/.vö}]oiv F/.eyyov
ig kuidcv orjßsvza
(„Doch du halte von diesem Wege der Forschung [dem Wege der unzu-
verlässigen menschlichen Meinungen, V, 30] deinen Gedanken fem, und lass' dich
nicht durch die vielerfahrene Gewohnheit auf diesen Weg zwingen, walten zu
lassen den ziellosen Blick und das schallvolle Gehör. Vielmehr entscheide mit
dem Verstände die vielumstrittene Prüfung, von der ich redete").
Viel feindlicher noch, als dem naiven Beharren im Sinnentrug, tritt Parme-
nides einer philosophischen Lehre entgegen, die, wie er annimmt, eben diesen
Sinnentrug (und zwar nicht als Trug, in welchem Sinne Parmenides selbst eme
Theorie des Sinnlichen aufstellt, sondern als vermeintliche Wahrheit) auf eine den
Gedanken selbst fälschende Theorie bringt, indem sie das Nichtsein für identisch
mit dem Sein erklärt. Es ist als sicher anzunehmen, daß die heraklitische Theorie
gemeint ist, wie sehr auch Heraklit der 6//.o/.oidooog selbst diese Gleichsetzung
derselben mit dem Vorurteil der im Sinnenschein befangenen Menge mit Ent-
rüstung abgewiesen haben würde. Das L'rteil des Aristoteles (de anima 1, 2,
405 a 28: iv yivt'jGei 5' eivai zä öna y.ay.ETrog mezo y.al oi :io/.koi) kommt in dem
angegebenen Betracht mit dem parmenideischen überein. Parmenides sagt (fragm.
6, 1 ff.):
Xof] z6 f.EyEiv ZE vosTv X iov E^/j.Evar k'ozi yäo Etvai,
urjdkv d' oi'y. ioziv zä o iyw rfod^sodai ävcoya. —
Tzo(l)zrjg yäo d äcp 68ov zavT7]g 6iCi]Oiog (etoj-o)),
avzäo Ejisa ojto xfjg, fjv 8t] ßoozol stbozEg ovÖev
rr/.äoaovzat, öiy.oavof dfiTj/avirj yäo iv avzöiv
ozrjßEaiv idvvei ::i}.ay.z6v vöov, oi ös cpOQOvvxai
üeberweg, Grundriß I, 7
9j^ § ^9- Parraenides aus Elea.
xwtpol 6(Ai05 TV(f/.oc xe, Tedr^n-oreg, äxQiza (pvka,
oJg x6 jisXsiv XE xal ovx eivai xavxov vevo/niaxai
xov xavxöv, Tiävxcov 8e :t a/.irx Qon:6g (vgl. Herakl. fragra. 51) iaxc
xiÄEvdog
(..Das Sagen luid Denken ist notwendig ein Seiendes. Denn möglich ist das
Sein, das Nichts aber ist unmöglich; das heiße ich dich bedenken. Zuerst näm-
lich muß ich dich von diesem Wege der Forschung zurückhalten [der Annahme
nämlich, daß neben dem Seienden auch Xichtseiendes existiere]. Dann aber auch
von dem, auf dem die nichtswissenden Sterblichen umherirren, Doj)pelköpfe. Denn
Eatlosigkeit lenkt in ihrer Brust den irrenden Sinn, sie aber treiben dahin taub
zugleich und blind, staunend, urteilslose Haufen, denen das Sein und das Nicht-
sein für ein und dasselbe gilt und nicht für dasselbe [vgl. Heraklit], und denen
es in allem einen gegenläufigen Weg gibt").
Dem wahrhaft Seienden erkennt Parmenides (fragm, 8, 1 ff.) alle die
Prädikate zu, die sich an den abstrakten Begriff des Seins knüpfen, setzt es-
dann aber doch auch wieder einer wohlgerundeten Kugel gleich, worin wir keines-
wegs ein bloß vergleichsweises Hinübergreifen ins Gebiet des Eäumlich-stofflichen
zu sehen berechtigt sind. Er stellt sich vielmehr nach seinen klaren Worten das-
Seiende wirklich als eine raumerfüllende und räumlich begrenzte Masse vor. Das-
wahrhaft Seiende ist ungeworden und unzerstörbar, ein einheitliches Ganzes, ein-
geboren, unbeweglich und ewig; es war nicht und wird nicht sein, sondern ist^
als ein Kontinuum:
Movvog ö" exi (xvdog 68010
XeiTiejai log eoxiv xavrtj ö' istl orjixax' saoi
jioXXa fid/.\ (bg ay Evrjxov lov xal ävo) /.e^qöv eoxiv,
ovXov novvoyEvig xe xal dxQEfieg ?}6' dz eIeoxov,
ovSe Jiox' rjv ovo' k'axai, e:xeI vvv eoxiv 6/xov :xäv,
Ev , ovvE'/^Eg' xiva ydg yivvav di^i^oEac avxov;
nfj Tiödsv av^rjdiv; (...) ovx ex ni] iövxog idooco
(pdodai d ovde voeZv ov ydo cpaxov ovdk vorjxöv
EOiiv o:i(og ovx k'axi. xi 8' äv fiiv xal XQ^c? (oqoev
VOTEQOV t] JIQÖO&EV XOV fiTjSsvog aQ^d/HEVOV (pvv ;
ovxwg rj :idu:zav tie'/.evui XQECov eoxiv ?} ov^i.
42 ff. : avxÖQ e:xeI rrsTgag Tivfiaxov, xexe/.£o/.i£VOV ioxc
jiävxodEv Evxvx/.ov OffaiQYjg iva/.cyxiov öyxco
fiEoaö^EV ioo:ra/.Eg ^rävxtj. x6 yciQ ovxe xi fiEi^ov
OVXE XI ßaiÖXEQOV :iE/.EVaL YQEÖV EOXl xfj rj xfj
(.,Es bleibt nur noch eine Wegesrede [d. h. eines Weges Darstellung], daß
es [näml. das Seiende] ist. Auf diesem Wege aber sind gar viele Zeichen, daß-
es als Ungewordenes auch imvergänglich ist, ganz, eingeboren und unbewegt und
unendlich [letzteres in zeitlichem Sinne; räumlich ist das Seiende begrenzt, s. u,]..
Und es war nicht einstmals noch wird es sein, da es jetzt ist insgesamt als ein
Ganzes, Einiges, [unimterbrochen] Zusammenhängendes. Denn welche Entstehung
willst du dafür [für das Seiende] suchen? Wie und woher soll es angewachsen
sein? [Aus dem Seienden kann es nicht geworden sein, denn es ist selbst das
Seiende], noch werde ich zugeben, daß du sagst oder (auch nur) denkst, es stamme
aus dem Xichtseienden. Denn es ist weder sagbar noch denkbar, daß es nicht
sein sollte. Welche Pflicht sollte es denn auch getrieben haben, eher später als vorher
mit dem Nichts beginnend zu wachsen? So muß es notwendigerweise entweder
ein für allemal sein oder gar nicht. (42 :) Aber da eine Grenze am äußerstere
§ 19. Parmcnides aus Elea. 99
Ende vorhanden ist, ist es von allen Seiten vollendet, gleich der Masse einer
wohlgerundeten Kugel, von der Mitte überall gleich. Denn es darf Aveder größer
noch kleiner sein hier oder dort'').
Die Göttin geht von der Lehre des Seins zu der des Scheins mit fol-
genden Versen über (fragni. 8. 50):
'üV TW aot :Tavco :tioz6v loyov rjSe v6t]fia
fiävdavE, xöo/iiov Fficov sjtecov dnaiif/.ov dxovtov
(,, Damit beschließe ich mein verläßliches Reden und Denken über die Wahr-
heit. Von hier ab lerne die menschlichen Wahngedanken kennen, indem du
meiner Verse trüglichen Bau anhörst" Diels).
Diese Lehre vom Schein ist nun eine teils an Anaximanders Lehre von dem
Warmen und Kalten als den zuerst hervortretenden Gegensätzen und an Heraklits
Wandlungen des Feuers, teils an die pythagoreische Entgegensetzung des :iEoag
und ä.-TEiQov und an die pythagoreische Lehre von den Gegensätzen überhaupt
erinnernde Kosmogonie, die auf der Annahme einer durchgängigen Mischung des
Warmen und Kalten, Lichten und Dunkeln beruht. Das Warme und Helle ist
das ätherische Feuer, ■welches als das positive und wirkende Prinzip innerhalb der
Sphäre des Scheins die Stelle des Seienden vertritt ; das Dunkle und Kalte ist die
Luft und die aus ihr durch Verdichtung entstandene Erde: Theophr. 0va. 86^.
durch Vermittlung von [Plut.] Strom, bei Euseb. praepar. evang. 1, 8, 5 (Vors. 18 A
22): /Jyei 8s ztjv yijv rov :ivxvov y.azaQQVsvzog degog ysyovevai. Die Mischung der
Gegensätze wird durch die alles beherrschende Gottheit bewirkt (Aaiftcov, t) .-rdvia
xvßfovä, fragm. 12, 3); diese hat als ersten der Götter den Eros entstehen lassen
{.-Tu<öziazov fiiv "Eocoza deöjv utjzlaazo nävzcov, fragm. 13). Wie die Glieder ge-
mischt sind, so ist die Denkweise der Menschen (fragm. 16). Die Erkenntnis-
weise richtet sich nach dem Überwiegen des einen oder des anderen der beiden
im Menschen und allem Seienden vorhandenen Elemente: je nachdem das W^arme
oder das Kalte die Oberhand hat, ist die geistige Tätigkeit verschieden, besser
und reiner aber ist die auf der Wärme beruhende. Aber auch sie bedarf des
richtigen Maßes. Der Leichnam empfindet die Kälte und die Stille, aber nicht
das Licht, die Wärme und die Stimme, weil ihm das Feuer fehlt. Theophrast de
sensu 1 ff. (Vors. 18 A 46) unterscheidet hinsichtlich der Wahrnehmung zwei
Grundansichten: die einen lassen sie durch den (mit dem wahrzunehmenden
Stoffe) gleichen, die anderen durch den entgegengesetzten Stoff (in dem wahr-
nehmenden Subjekte) zustande kommen (nach der ersteren Ansicht nehmen Avir
also z. B. Feuer wahr durch das in uns befindliche Feuer, Wasser durch Wasser
usw., nach der zweiten nehmen wir beispielsweise durch das Kalte das in uns
befindliche Warme und umgekehrt wahr). Zur ersten Gruppe zählt er Parmenides
unter Berufung auf das oben Bemerkte sowie Empedokles und Piaton, zur andern
Anaxagoras und Heraklit.
Unter den Einzelheiten des von Parmenides gezeichneten Weltbildes ver-
dient Erwähnung, daß ihm die Beleuchtung des Mondes durch die Sonne nicht
fremd war (fragm. 14. 15). Wahrscheinlich ist, daß er diese Entdeckung nicht
selbst machte, sondern sie von Anaximenes oder den Pythagoreern übernahm
(vgl. BoU bei Pauly-Wissowa, Art. Finsternisse S. 2342).
Als zutreffendes Gesamturteil über die Entstehung von Parmenides'
Lehre ist die Bemerkung des Aristoteles Metaph, 1, 5, 986b 28 (Vors. 18 A 24) von
Interesse: da Parmenides die Existenz eines Nichtseienden neben dem Seienden
bestritt, sei er mit Notwendigkeit zu der Annahme gekommen, das Seiende sei
l(\0 § 19. Parnicuides aus Elea. § 20. Zeaon aus Elea.
einheitlich und sonst sei nichts. Er sei aber andrerseits auch genötigt gewesen,
den Erscheinungen zu folgen, und so habe er zwar gemäß der Vernunft das Eine,
gemäß der sinnlichen Wahrnehmung aber Mehreres angenommen. In dieser
Weise sei seine physikalische Lehre entstanden.
Von philosophisch-religionsgeschichtlicher Bedeutung ist. daß Parmenides in
der später besonders von den Stoikern geübten rationalistischen Umdeutung der
Volksgottheiten auf Naturkörper und Naturkräfte voranging. In der gewöhnlich
dem Menander zugewiesenen, richtiger dem Genethlios zuzuteilenden Schrift UfoI
e.-iiörtxTiy.idv 1, 5, 2 (Vors. 18 A 20) ist von physiologischen Hymnen die Rede,
deren Eigenart so beschrieben wird : verfaßt man einen Hymnus auf Apollon, so
erklärt man diesen für die Sonne imd erörtert nun deren Natur; gilt der Hymnus
Hera, so setzt man diese der Luft gleich, gilt er Zeus, so erkennt man in ihm
das Warme. Als Vertreter dieser Art Hymnen nennt der Verfasser u. a. Par-
menides.
Eine Unterscheidung zwischen Schein und Erscheinung hat Parmenides noch
nicht aufgestellt. Zwischen Sein und Schein fehlt bei ihm die philosophische
Vermittlung; die Entstehung eines Scheins ist nicht erklärt und mit dem obersten
Prinzip der parmenideischen Doktrin unverträglich.
§ 20. Zenoii der Eleate, der um 464/60 v. Chr. blühte,
verteidigt die parmenideische Lehre durch eine indirekte Beweis-
führung, indem er zu zeigen sucht, daß die Annahme, es sei
Vieles und Wechselndes, auf Widersprüche führe. Insbesondere
richtet er gegen die Realität der Bewegung vier Argumente:
1. Die Bewegung kann nicht beginnen, weil der Körper nicht
an einen andern Ort gelangen kann, ohne zuvor eine unbegrenzte
Zahl von Zwischenorten durchlaufen zu haben. 2. Achilleus
kann die Schildkröte nicht einholen, weil dieselbe immer, so oft
er an ihren bisherigen Ort gelangt ist, diesen schon Avieder ver-
lassen hat. 3. Der fliegende Pfeil ruht; denn er ist in jedem
Moment nur an einem Orte. 4. Der halbe Zeitabschnitt ist gleich
dem ganzen; denn ein sich bewegender Körper durchläuft die
nämliche durch eine Reihe anderer Körper bezeichnete Strecke
bei gleicher Geschwindigkeit in dem ganzen und dem halben
Zeitabschnitt, je nachdem diese Körper ruhen oder in einer gleich
raschen gegenläufigen Bewegung begriffen sind.
Antike Überlieferung über Leben, Schrift und Lehre; Apo-
phthegmatik; Fragmente: Diels, Vors. c, 19. (Ältere Sammlungen s. im
Literaturverzeichnis zu § 17.)
Chronologie: Jacoby, Apollodors Chronik S. 231 ff.
Für die Datierung Zenons bei Apollodor war sein Schülerverhältnis zu Par-
menides maßgebend. Wie zwischen Xenophanes und Parmenides, so erscheint
auch wieder zwischen Parmenides und Zenon der vierzigjährige Abstand.
Als Parmenides' Schüler und Freund soll sich Zenon (nach Strabon 6, 1 p. 252)
auch an dessen ethisch-politischen Bestrebungen beteiligt haben und zuletzt (nach
Herakleides Lembos u. a. [s. die Stellen Vors. 19 A 1, 26 f.; 19 A 6. 7. 8. 9J) bei
§ 20. Zenoii aus Elea. 101
einem verunglückten Unternehmen gegen den Tyrannen Nearch (andere nennen
andere Namen) ergriffen worden und unter Martern, die er standhaft erduldete,
gestorben sein.
Im platonischen „rarmenides" (127 c f., Vors. 19 A 11) wird eine in Prosa
verfaßte Schrift (yoduftaza) des Zenon erwähnt, welche in mehrere Argumen-
tationsreihen (?.6yoc) zerfiel, deren jede mehrere Voraussetzungen (v.-coüiaEig) auf-
stellte, um dieselben ins Absurde zu führen und so indirekt die Wahrheit der
Lehre von dem einen Sein zu erweisen. Wohl wegen dieser (indirekten) Beweis-
führung aus Voraussetzungen hat Aristoteles (fragm. 65, Vors. 19 A 10) den Zenon
den Erfinder der Dialektik {svqettjv rfj? dialexrixt'jg) genannt. Piaton bezeichnet
ihn wegen seiner dialektischen Kunststücke als den eleatischen Palamedes (Phaedr.
261 d, Vors. 19 A 13).
Wenn Vieles wäre, argumentiert Zenon (Vors. 19 B 1), so müßte es zu-
gleich unendlich klein und unendlich groß sein, jenes wegen der Größelosigkeit
der letzten Teile, dieses wegen der unendlichen Vielheit derselben (wobei Zenon
das bei der fortschreitenden Teilung beständig sich erhaltende umgekehrte Ver-
hältnis zwischen Größe und Vielheit der Teile, wodurch stets das gleiche Produkt
sich herstellt; außer acht läßt und die beiden Momente: Kleinheit und Vielheit
gegeneinander isoliert). Das Viele müßte, zeigt Zenon in ähnlicher Weise, der
Zahl nach begrenzt und doch auch unbegrenzt sein.
Ferner argumentiert Zenon (s. d. Stellen Vors. 19 A 24) gegen die Realität
des Raumes: Wenn alles Seiende in einem Räume wäre, so müßte der Raum
auch wieder in einem Räume sein, und so fort ins Unendliche.
Gegen die Wahrheit der Sinnes Wahrnehmung richtete Zenon (s. Vors.
19 A 29) noch folgende Argumentation: Bringt ein fallender Kornhaufe ein
Geräusch hervor, so müßte auch jedes einzelne Korn und jeder kleinste Teil
eines Kornes noch ein Geräusch hervorbringen; ist aber das letztere nicht der
Fall, so kann auch der ganze Kornhaufe, dessen Wirkung nur die Summe der
Wirkungen seiner Teile ist, kein Geräusch hervorbringen (Verwandtschaft mit
dem Sorites, s. u. § 35). Die Argumentationsweise ist der im ersten Beweise
gegen die Vielheit analog.
Die Realität der Bewegung leugnet Zenon nach Diog. h, 9, 72 (Vors.
19 B 4) durch die kurze Begründung: z6 Hivovfievov ovzs Iv co sau zötzo) xiveTzai.
ovze iv w firj k'oziv. Die ausführlichei'en Argumentationen finden sich bei Arist.
Phys. 6, 2, 233 a 21 und 9, 239 b 5 ff. und den Kommentatoren (Vors. 19 A 25 ff.).
Es haben diese Beweise in älterer und neuerer Zeit auf die Entwicklung der
Metaphysik nicht unbedeutend eingewirkt. Sie beruhen auf der Unmöglichkeit,
das Unendliche als zu Ende gebracht, d. h. als abgeschlossen vorzustellen, wonach
es auch nicht möglich ist, die Teilung einer endlichen Größe in unendliche Teile
als ausgeführt zu denken. Aristoteles beantwortet die beiden ersten Beweise
(ebd. c. 2) mittels der Bemerkung (p. 233a 11 ff.): xäg avzäg yÜQ xai zag Xaag
öcaiQsoeig 6 xQÖvog öiaigsTzui xai x6 /Lisyedog, denn beide, Zeit und Raum, seien
etwas Kontinuierliches (awexeg); der ins Unendliche teilbare Weg könne daher
allerdings in einer begrenzten Zeit durchlaufen werden, da auch diese ebenso ins
Unendliche teilbar sei und der Zeitteil dem Raumteil entspreche; das a:TEiQov
xazä SiaiQsoiv sei von dem ins Unendliche sich Erstreckenden, dem ä.-zeioov zoTg
Eoxäzoig, zu unterscheiden ; das dritte Argument aber (c. 9) durch die Bemerkung,
die Zeit bestehe nicht aus den einzelnen (diskontinuierlich gedachten) unteil-
baren Zeitpunkten oder den „Jetzt" (239 b 8: ov yaq ovyxsizai 6 xQÖyog ex rcör
vvv zöjv ufSiaiQEzcov). Bei dem vierten Argumente zeigt er die (wie es scheint, bei
102 § 21. Mclissos von Samos.
Zenon schlecht versteckte) Verschiedenheit der Messung auf (240 a 2 : ro iisv nagä
y.troi'iisyov, ro de nao' TJosiiovv).
Ob bei den drei ersten Argumenten (denn bei dem vierten ist der Para-
logismus offenbar) die aristotelischen Antworten völlig genügen, kann bezweifelt
werden. Bayle hat dieselben in seinem Dictionnaire hist. et crit, (Artikel Zenon)
bekämpft. Hegel (Geschichte d. Phil. I, S. 316 ff.) verteidigt gegen ihn den
Aristoteles. Aber auch Hegel selbst findet in der Bewegung einen Widerspruch ;
gleichwohl gilt ihm dieselbe als existierend, Herbart spricht ihr um des Wider-
spruchs willen, den sie involviere, die Realität ab.
ij 21. Melissos von Samos, dessen' Blüte um Ol. 84 (444/1
vor Chr.) anzusetzen ist, versucht durch eine direkte Beweis-
führung die Wahrheit des eleatischen Grundgedankens, daß nur
das Eine sei, darzutun, und führt denselben rein und konsequent
durch, ohne wie Parmenides den Sinnen irgendwelche Konzession
mit einer Scheinlehre zu machen. Das Seiende ist ewig, un-
endlich, einheitlich, durchaus sich selbst gleich, unbewegt
und leidlos.
Antike Überlieferung über Leben, Schrift und Lehre; Frag-
mente: Diels, Vors. c. 20. (Frühere Sammlungen s. im Literaturverzeichnis zu
§ 17.) Chronologie: Jacoby, Aj^oUod. Chron. S. 270 f.
Melissos, der Philosoph, spielte auch in der politischen Geschichte Griechen-
lands eine Rolle. Er befehligte die Flotte der Samier bei ihrem Siege über die
Athener (441/ü v. Chr.\ s. die Stellen Vors. 20 A 1—3, Jacoby S. 270. Diese
Tatsache bestimmte ApoUodor, die Blüte des M. in Ol. 84 (444/1 vor Chr.) an-
zusetzen.
Mehrere Fragmente aus der in ionischer Prosa verfaßten Schrift des
Melissos „Über die Natur oder über das Seiende" finden sich bei Simplikios zur
arist. Physik p. 29. 109 ff. 162 Diels und zur arist. Schrift de caelo p. 557 Hei-
berg (Vors. 20 B 1 ff.); mit denselben stimmt der erste Abschnitt der pseudo-
aristotelischen Schrift De Melisso Xenophane Gorgia (Vors. 20 A 5).
Ewig ist das Seiende; denn wäre es geworden, so hätte vor seiner Ent-
stehung nichts sein können. Wenn aber nichts war, so hätte aus dem Nichts
auch nichts werden können (Vors. 20 B 1).
Als ungeworden und unvergänglich hat das Seiende keinen (zeitlichen) An-
fang und kein (zeitliches) Ende. Nun begeht Melissos aber den logischen Fehler
des quaternio terrainorum, indem er die Doppeldeutigkeit der Ausdrücke ag//j und
rsleviy) (Anfang und Ende im zeitlichen und räumlichen Sinne) benutzt, um das
Seiende für räumlich unendlich (uTreioor) zu erklären (Vors. 20 B 2—4), ein
Verfahren, das wohl wesentlich dazu beigetragen hat, ihm seitens des Aristoteles
den Vorwurf des ungeübteren und plumpen Denkens zuzuziehen: Phys. 1, 3, 186 a 6 :
6 Me/.iooov {/.öyog) (pooiixög (Vors. 20 A 7). Metaph. 1, 5, 986 b 26 (Vors. ebenda)
werden übrigens Melissos und Xenophanes zusammen nixoor dyooiy.ÖTegoi genannt.
Als unendlich ist das Seiende eins; denn zwei oder mehrere Seiende würden
einander gegenseitig begrenzen, also nicht unendlich sein (Vors. 20 B 5. 6).
Als einheitlich ist das Seiende unveränderlich; denn jede Veränderung
setzt ein Vergehen von etwas Vorhandenem und ein Entstehen von etwas nicht
Vorhandenem voraus. Es ist auch leid los. Denn was Schmerz empfindet, kann
§ 21. Melissos von Samos. § 22. Die jüngeren Naturphilosophen. 1Q3
«icht ewig sein und hat nicht gleiche Kraft wie das Gesunde. Auch müßte der
•Schmerz durch ein Schwinden oder Hinzukommen hervorgerufen sein, würde also
veine Veränderung voraussetzen. Das Seiende ist ferner unbewegt; denn es gibt
kein Leeres, in welchem es sich bewegen könnte, da das Leere ein existierendes
Nichtseiendes wäre (Vors. 20 B 7). Wird die Vielheit und die Bewegung geleugnet,
•so ist auch die Mischung der Stoffe unmöglich, die Melissos auch ausdrücklich
bestreitet (Vors. 20 A 1, 7), wahrscheinlich gegen Empedokles, wie er überhaupt
auf die Physiker Kücksicht nimmt. Die Sinne, welche Vielheit und Bewegung
uns vorspiegeln, täuschen (Vors. 20 B 8).
Die unendliche Ausdehnung, die Melissos dem Seienden zuschreibt, und die
Bestreitung des Leeren nötigen, das Seiende als stofflich zu denken (vgl. auch
Arist. Metaph. 1, 5, 986 b 19, Vors. 11 A 30). Gleichwohl behauptete Melissos
(Vors. 20 B 9) — an und für sich vollkommen richtig — das Seiende könne,
■wenn es eines sei, keinen Körper besitzen. Denn wenn ihm Dicke zukäme (die
mit der Körperlichkeit gegeben ist), so hätte es auch Teile und wäre damit nicht
mehr eines.
§ 22. Die jüngeren Naturphilosophen behaupten mit
den Eleaten die Unveränderlichkeit der Substanz und bestreiten
Werden und Vergehen im absoluten Sinne, neiimen aber im
Gegensatz gegen die Eleaten eine Vielheit unveränderlicher Sub-
-stanzen an, die entweder in ihrer Qualität identisch sind oder sich
nach dieser voneinander unterscheiden, und führen auf die Ver-
■einigung solcher Substanzen miteinander und ihre Sonderung
voneinander alles Werden und Geschehen, alles anscheinende
Entstehen und Vergehen zurück. Um diesen Vereinigungs- und
Sonderungsijrozeß zu erklären, erkennen Empedokles und
Anaxagoras eine bewegende Macht neben den materiellen Sub-
stanzen an, dieAtomiker aber, Leukippos und Demokritos,
suchen aus der Materie und der nicht auf ein besonderes
Prinzip zurückgeführten Bewegung allein alle Erscheinungen zu
verstehen. Der Hylozoismus der älteren Naturphilosophen wird
bei Empedokles und Anaxagoras durch die Scheidung der be-
wegenden Ursache von dem Stoff prinzipiell aufgehoben, wirkt
aber tatsächlich noch sehr beträchtlich nach, zumeist in den
Anschauungen des Empedokles, doch auch in denen des Anaxa-
goras, obschon Anaxagoras und in gewissem Sinne, sofern
Liebe und Haß als selbständige, von den materiellen Elementen
getrennte Mächte vorgestellt werden, auch Empedokles, im Prinzip
zum Dualismus zwischen Geist und Stoff fortgehen. Die
Atomiker hingegen lehren den konsequenten mechanischen
Materialismus, während der Materialismus der Hylozoisten,
namentlich wenn man Herakht zu ihnen rechnet, als ein orga-
nischer zu bezeichnen ist.
1(34 § 22. Die jüngeren Naturphilosophen. § 23. Empedokles von Akragas,
Von der sinnliehen Anschauung aus sind die ersten griechischen Philosophea
allmählich mehr und mehr zu Abstraktionen vorgeschritten ; nachdem man aber
auf diesem Wege in der eleatischen Philosophie zu dem abstraktesten aller Be-
griffe, dem Begriff des Seins, gelangt war, dabei jedoch die Möglichkeit einer
Erklärung der Erscheinungen eingebüßt hatte, ging die Tendenz der Späteren
dahin, das Prinzip selbst so zu fassen, daß ohne Verleugnung der Einheit und
Konstanz des Seins doch wiederum ein Weg zu der Vielheit und dem Wechsel
der Erscheinungen sich eröffne. Demgemäß haben sie die Prozesse des Werdens
und Vergehens, in denen die naive Kosmologie der älteren Philosophen noch keine
ontologischen Probleme erkannt und die sie daher einfach als Tatsachen gesetzt
hatte, begrifflich zu bestimmen gesucht, und zwar in der Weise, daß sie durch
Reduktion des Werdens und Vergehens auf Verbindung und Trennung unver-
änderlicher Substanzen zugleich den ontologischen Anforderungen an den Seins-
begriff und den in der Erfahrung gegebenen Tatsachen der Entwicklung und
Veränderung gerecht zu werden suchten. Die Grenze zwischen beiden Entwick-
hmgsreihen liegt in der eleatischen Philosophie, besonders in der bestimmteren
Ausführung derselben durch Parmenides. Heraklit, der später als Xenophanes,
aber früher als Parmenides gelehrt hat, gehört auch dem Charakter seiner Lehre
nach zu den früheren Denkern, hat aber zweifellos mit seiner These vom ewigen
Fluß der Dinge und mit der Verdrängung des Seins durch das Werden zur An-
regung der ontologischen Frage beigetragen und so die weitere Entwicklung
gefördert.
§ 23. Empedokles von Akragas, geboren etwa Ol. 74, 2
=: 483/2 V. Chr., stellt in seinem Lehrgedicht über die Natur,
auf den loniern fußend, die vier Elemente: Erde, Wasser, Luft
und Feuer, als materielle Prinzipien oder „AVurzeln" der Dinge
auf und fügt denselben zwei Kräfte als Prinzipien der Bewegung
bei: die Liebe als das Vereinende und den Haß als das Trennende.
Innerhalb der ursprünglichen Mischung aller Elemente tritt durch
den Haß eine Sonderung ein, die zur Entstehung der einzelnen
Dinge führt. Die Liebe bewirkt die Aufhebung des Einzelnen
und die Wiederherstellung des ursprünglichen ^lischungszustandes.
Die wechselnden Perioden der Weltbildung und Weltauflösung
beruhen auf dem wechselnden Übergewicht von Liebe und Haß:
es gibt Zeiten, in welchen durch den Haß alles Verschiedenartige
voneinander getrennt, andere, in welchen es durch die Liebe
überall vereinigt ist. Wir erkennen die Dinge in ihren Ele-
menten vermöge der gleichartigen Elemente, die in uns sind.
Antike Überlieferung über Leben, Schriften und Lehre; Apo-
phthegmatik; Fragmente: Diels, Poet, pliilos. fragm. p. 74 ff., Vors. c. 21.
(Ältere Sammlungen im Literaturverzeichnis zu diesem Paragraphen.) Chrono-
logie: Jacoby, Apollod. Chronik S. 271 ff.
Apolk)dor, auf den Diog. Laert. 8, 74 (Vors. 21 A 1, 74) zurückgeht, setzte
die Blüte des Empedokles in die Epoche von Thurioi, Ol. 84, 1, 444/3 vor Chr.^
jedenfalls auf Grund der Nachricht des kurz nach Empedokles lebenden Literar-
§ 23. Eiupedokles von Akragas. 105
historikers Glaukos von Rhegion, daß E. bald nach Gründung von Thurioi diese
Stadt besucht habe (Diog. Laert. 8, 52, Vors. 21 A 1, 52, Apoll, fragm. 43 Jacoby).
Nach apollodorischer Rechnungsweise ergibt sich danach als Geburtsjahr Ol. 74,
2, 483/2 vor Chr., und mit diesem Ansatz verträgt sich sehr wohl die Angabe des
Aristoteles, Metaph. 1, 3, 984 a 11, daß (der 499/98 geborene) Anaxagoras r// fiev
fiXiptia .-TQÖieQOi, ToTg S' sQyotg voiegog gewesen sei als Empedokles. Gestorben ist
dieser nach Aristoteles und Herakleides (Arist. fragm. 71 [bei Apollodor fr. 43 =
Diog. Laert. 8, 52. 74] ; Vors. 21 A 1, 52. 74) im Alter von sechzig Jahren. Die
Familie gehörte der demokratischen Partei zu Akragas (.Agrigentum) an, für die
auch Empedokles gleich seinem Vater jMeton erfolgreich wirkte. Die ihm an-
gebotene königliche Würde soll er verschmäht haben. Durch griechische Städte
in Sizilien und Italien zog er hochgeehrt als Arzt, Sühnepriester, Redner und
Wimdertäter umher; er selbst schrieb sich magische Kräfte zu. Wahrscheinlich
starb er im Peloponnes, nachdem er sich in der Heimat die Mißgunst des Volkes
zugezogen und seine Vaterstadt hatte verlassen müssen. Andere Berichte verlegten
die späteste Zeit seines Lebens nach Sizilien. Eine Version, nach der er als Ver-
bannter nach Syrakus gekommen wäre und sich dort am Kriege gegen Athen
(415—413) beteiligt hätte, wurde von Apollodor wegen ihrer chronologischen Un-
wahrscheinlichkeit zurückgewiesen. Über seinen Tod waren verschiedene z. T.
abenteuerliche Sagen im Umlaufe. So hieß es, er sei nach einem Opfermahl
plötzlich verschwunden, wie die einen berichteten, weil er zu den Göttern entrückt
wurde, nach anderer Angabe, um sich in den Krater des Ätna zu stürzen und
durch sein Verschwinden den Glauben an seine Göttlichkeit zu befestigen, was
durch eine seiner ehernen Sandalen, die der Berg wieder auswarf, vereitelt wurde
(s. die Stellen Vors. 21 A 1, 69; 21 A 2. 16; Luc. de morte Peregr. 1). Aristote-
les soll ihn (nach Diog. Laert. 8, 57; 9, 25; Sext. Emp. 7, 6) den Erfinder der
Rhetorik in gleicher Weise genannt haben wie den Zenon den der Dialektik
(Vors. 21 A 1, 57; 21 A 19).
Von den Schriften des Empedokles (Vors. 21 A 21 ff.) sind uns nur zwei
durch sichere Fragmente bekannt: JIsqI cpvastog in zwei Büchern und Kaßagfioi;
des weiteren sind noch zu erwähnen ein 'laxgixog löyog und Tragödien, die ihm aber
schon im Altertum von einer Seite abgesprochen wurden. (Der gleichnamige Enkel
des E., der nach Suidas s. v. Emped. [2. Artikel] 24 Tragödien verfaßt haben soll,
ist wohl nur nach einer auch in neuerer Zeit geübten Methode erfunden, um die
unter Empedokles' Namen umlaufenden Tragödien einem Empedokles, und doch
nicht unserm Philosophen, zuschreiben zu können.) Aus seinen Gedichten sind
uns gegen 450 Verse erhalten,
Empedokles bekämpft die Annahme, daß etwas, was vorher nicht war, ent-
stehen, und daß etwas in nichts vergehen könne; es gibt nach ihm nur Mi-
schung und Trennung, Entstehung ((pvoig) aber ist ein leerer Name.
Fragm. 8:
'ÄXko 8s zoi eoew (pvoig ovösvög sariv äjiävicov
OfTjzcöv ov8e rig ov?.ofiEvov d'aväxoio zeXevirj,
a'ÜM /Liövov fii^ig rs 8i6.lka^ig xe /xiyevxcov
iaxt. (fVGig d' im xoTg ovo/LiäCsxai äv&Qcbjioioiv
(„Ein anderes will ich dir künden : Entstehung gibt es bei keinem unter allen
sterblichen Dingen noch auch ein Ende im vernichtenden Tode, sondern |es gibt|
nur Mischung und Sonderung des Gemischten, Entstehung aber ist nur ein Aus-
druck der Menschen").
Die Mischung beruht auf der Li ehe (^<;.or>;?, (Püla (fragm. 17, 7, Vors. 21 A 28.
j^yi) § 23. Empedokles von Akragas.
W. 32. 33. 37 u. ö.]. 'Acpnoötr)] [fragm. 22, 5 u. ö., Vors. 21 A 29J; mit Ver-
•wischiuig des Mythologisch-persönlichen atoQyt), fragm. 109, 3), die Trennung auf
dem Haß {XsTxoc, fragm. 17, 8 u. ö. ; mit Verwischung des Persönlichen fragm.
109, 3); jene nennt er fragm. 35, 13 d/isiiqi]g, ihren Drang ■t):ji6q)f)0iv, das Nsixo?
hingegen ov/.öntvoy (fragm. 17, 19), Ivyoöv (fragm. 109, 3), iiaivöiusrov (fragm. 115,
14), so daß ihm offenbar der Gegensatz dieser Kräfte in gewissem Sinne auf den
des Guten und Bösen hinausläuft, wie Aristoteles Metaph. 1, 4, 984 b 32 (Vors.
21 A 39) bemerkt. Die Urstoffe. welche in aller Mischung und Trennung unver-
ändert beharren, sind die erstmals von Empedokles aufgestellten und durch ihn
in die allgemeine Anschauung übergegangenen vier Elemente, Feuer, Wasser, Erde
und Luft: (fragm. 17, 18) ttvq y.al vÖmo y.ui yaia xau 7)eoo; u:T?.£Tor vipo;; (fragm.
71, 2) vfiaTog yaitjg re y.al aldeQog i)e}.Iov zs ytovafiercor; (fragm. 22, 2) rjUy.xwo re
'/dcör re y.al ovgarog tjSs ßälaaoa ; (fragm. 6, 2) Zehg ägy>ig [der schimmernde Z.
= das Feuer] "Ho7] xs q^eosoßio; [die lebenbringende H. = die Luft] »}(i' 'Aidon'svg
\= die Erde] Nfjaxig d' [= das Wasser; eigentlich Name einer sizilischen Wasser-
göttin] . . . (Eine andere antike Deutung bezieht Here auf die Erde und Aido-
neus auf die Luft.) Mit Wechsel in der Bedeutung des alßi)o fragm. 38, 3 f.:
yaTä re y.al :x6vrog 7ro?.vyvfiio%' tjÖ' vyoog ai]o Tixäv yh' alOijo (..luid der Titane
Äther") offiyycov :reol y.vy./.ov änavxa. Andere Bezeichnungen sind für das Feuer
"Hffuiaro:, fragm. 96, 3; 98, 2, für das Wasser ofißgog, fragm. 98, 2. Empedokles
nennt diese Elemente die vier Wurzeln aller Dinge {reaaaoa ro>v nävxoiv qiCoj-
jnura, fragm. 6, 1).
Im Urzustände sind die Elemente sämtlich untereinander gemischt zu
einem alles in sich befassenden ZqpaToog ; es herrscht darin nur Liebe, der Haß
hat nicht teil an ihm. Allmählich findet er aber Eingang und wird groß gezogen;
nun trennen sich durch ihn die Elemente voneinander, und so entstehen die
Einzelwesen. Es kommt zu einem Extrem der Trennung, in welchem der
Haß allein herrscht und die Liebe gleichsam unwirksam ist; in diesem Zustande
-existieren wiederum keine Einzelwesen mehr. Dann gewinnt die Liebe wieder
Macht und vereinigt das Getrennte, wodurch aufs neue Einzelwesen ent-
-stehen, bis es zuletzt zur Alleinherrschaft der Liebe kommt, worin wieder die
Einzelwesen aufgehoben sind, und der anfängliche Zustand hergestellt ist.
Aus diesem gehen dann allmählich wieder die anderen Zustände hervor und so
fort in periodischem Wechsel. Vgl, Plat. Soph. 242 d e, Arist. Phys. 8, 1, 252 a 7
<Vors. 21 A 29. 38).
Daß Empedokles den Sphairos als Gott bezeichnet, ergibt sich aus öimpl.
Phys. 1184, 2 (Vors. 21 B 31): {do^a/nevov de 7ia/.tv xov Neixovg emy.oareu' röte
srd/.iv y.ivrjOLg ev xoj 2(paiQq) yivsrai).
jrdvxa yäg e§ei7]g neXeiii'Qexo yvTa deoTo
{„Denn alle Glieder des Gottes der Reihe nach wurden in heftige Bewegung ver-
setzt"). Vgl. auch Vors. 21 B 30, 1 ; 27, 4.
Trotz dieser Ausdrucksweise bekämpft Empedokles in der Weise des Xeno-
phanes den Anthropomorphismus der griechischen Volksreligion, so in Fragm. 22:
Oi) ydo djto vojroio Ovo y.'/.dboi di'aaorxai,
ov nööeg, ov dod yovv(a), ov fi7jdea yevvrjevia,
dD.d orpaTgog erjv y.al (jidvxo&ev) loog eavxqi
{„Denn nicht springen ihm vom Rücken zwei Zweige vor, nicht Füße, nicht
schnelle Kniee, nicht zeugende Schamglieder, sondern er war eine Kugel und von
^Uen Seiten sich selbst gleich").
Xoch näher steht dem Xenophanes eine andere Stelle, an welcher zwei dieser
I
§ 23. Empedokles von Akragas. 107
Verse in einem neuen Zusammenhange wiederkehren. Den Gegensatz zu den
populären anthropomorphischen Göttern bildet hier ein rein geistiger in Gedanken
sieh betätigender Gott. Die schönen Verse lauten (fragm. 134) :
Ovdk yäg drÖQOfii)] y.sfpa).}] xarä yvTa y.ey.aaxat,
ov fiev ojial rcoroio bvo y.Xäboi aiaaovxai,
ov Tiöds;, ov doa yovvla), ov f-irfbea Xayvijevxa,
a.}.}.a (poip' Isoi] y.al adeafpazog £7T?.eT0 ftovvov
f) oorilai y.öauor ä.-TavTn yarataaovaa dorjcin'
(„Denn er ist nicht in seinem Gliederbau mit einem Menschenhaupt ausgerüstet,
nicht springen ihm vom Eücken zwei Zweige vor, nicht Füße, nicht schnelle
Kniee, nicht behaarte Schamglieder, sondern ein heiliger und unaussprechlicher
Geist nur war es, mit raschen Gedanken die ganze Weltordnung durcheilend'').
Von den organischen Wesen sind zuerst die Pflanzen aus der noch im
Entwicklungsprozeß begriffenen Erde hervorgekeimt, danach die Tiere, indem
deren einzelne Teile sich zuerst selbständig bildeten und dann durch die Liebe
vereinigten ; später trat an die Stelle der Urzeugung die Wiedererzeugung (Aet. 5,
19, 5 fVors. 21 A 72, vgl. Diels, Doxogr. S. 189] und 5, 26, 4 [Vors. 21 A 70J).
Es gab Wesen, die nur Augen, andere, die nur Köpfe, Arme usw. waren nach
Fragm. 57. 59 :
^Hi :To}.).al fisr y.öooat avavyEVEg ißldatt^aay,
yv(.i%'ol 8' en).aCovzo ßoa/iovs? evvideg ojfiojv.
ofi/nard z" oV t7i}.aväzo Ttsrrjzevovza /nezo)rron'.
— avzäg stzeI y.aza fiei^ov iftiayszo daiiiori öaifiojv,
zavzd zs avft:zi:TzeGyov, o:j7) avvsy.VQöev e'yaaza,
ä).).a ze :jQ6g zoTg no).).d bitjveytj e^syerovzo.
(„Ihr [der Erde, vgl. Diels] sproßten viele halslose Köpfe, und bloße Arme irrten
umher ohne Schultern, und Augen schweiften allein, die der Stirnen entbehrten.
— Aber als der eine Gott mit dem andern (die Liebe mit dem Streite) in größerem
Umfange handgemein wurde [so Diels], vereinigten sich diese Glieder, wo sie ge-
rade im einzelnen sich trafen, und viel anderes entstand außerdem [durch weiteres
Hervorsprossen von Gliedern] in fortlaufender Reihe").
Bei dieser Vereinigung ergaben sich nun vielfach Wesen, die nicht von Be-
stand waren, wie Bildungen mit doppeltem Gesicht und doppelter Brust oder Ver-
bindungen von Ochsenleibern und Menschengesichtern und umgekehrt. Erhalten
blieben nur die Verbindungen, die — obwohl durch Zufall zustande gekommen,
wie alle anderen, doch — so beschaffen waren, wie wenn bei ihnen ein Zweck
(Ausübung gewisser leben erhalten der Funktionen) leitend gewesen wäre, eine Lehre,
die Aristoteles Phys. 2, 8, 198 b 29 (Vors. 21 B 61) überliefert und durch die
Bemerkung bekämpft, daß die zweckmäßig gebildeten Organismen nicht vereinzelt
vorkommen, wie bei zufälliger Entstehung zu erwarten wäre, sondern /; dsi rj d)g
em z6 jTO^.t').*)
Die Wirkungen entfernter Körper aufeinander, insbesondere auch die Sin-
neswahrnehmung, erklärt Empedokles mittels der Annahme von Ausflüssen
*) Es kann diese Lehre mit der Lamarck-Darwinschen Deszendenztheorie verglichen
und als Vorläuferin dieser angesehen werden; doch findet letztere den Grund des Fort-
schritts mehr in sukzessiver Differenzierung einfacherer Formen, die erapedokleische Doktrin
dagegen mehr in der Verbindung heterogener miteinander ; allerdings ist dieser Unterschied
nur ein relativer. Über das Verhältnis dieser erapedokleischen Lehren zu denen Darwins
nnd anderer Vertreter der modernen Naturwissenschaft s. auch die im Literaturverzeichnis
zu § 7 angegebenen Arbeiten von Heinze, Zeller u. a. Vgl. auch Diimmler, Akademika
S. 217 ff., Zeller, Phüos. d. Gr. P, S. 795 f., Gomperz, Griech. Denker I, S. 19G. 448.
JQg § 23. Empedokles von Akragas.
{d.^ooooal, Vors. 21 B 89) aus allen Dingen und von Poren (ttöooi), in -welche die
Ausflüsse eintreten können; von den Ausflüsssen seien einige bestimmten Poren
adäquat, andere aber kleiner oder größer; so kommt es, daß nicht jedes Sinnes-
organ aller Art Ausflüsse aufnehmen kann, sondern nur gewisse seiner Struktur
entsprechende (Theophr. de sensu 7, Vors. 21 A 86). Bei dem Sehen findet ein
zweifaches Ausströmen statt; teils nämlich gehen Ausflüsse von den sichtbaren
Dingen zum Auge hin (Plato Meno 76c d, Vors. 21 A 92), teils treten durch
die Poren des Auges Ausflüsse des inneren Feuers hervor (Arist. de sensu 2,
437 b 11 ff., Vors. 21 A 91), und indem beide Ausflüsse zusammentreffen, entsteht
das Wahrnehraungsbild. Feine Netze halten im Auge die Masse des umher-
schwimmenden Wassers zurück, die Feuerteilchen aber springen in langen Strahlen
hindurch wie die Lichtstrahlen durch die Laterne (fragm. 84), wogegen Aristoteles
de sensu 2, 437 b 13 (Vors. 21 A 91) einwendet, wir müßten dann auch im
Dunkeln sehen können. Die Töne entstehen in dem trompetenförmigen Gehör-
gang beim Einströmen der bewegten Luft. Auch die Empfindung des Geruch»
beruht auf dem Eindringen feiner Stoffteilchen in das Geruchsorgan beim Einatmen.
Über Geschmacks- und Tastempfindung äußerte sich Empedokles nach Theophrast
nicht näher, doch sollte auch hier das Hineinpassen (von Stoffteilchen) in die
Poren Bedingung für die Sinnesempfindung sein (Theophr. de sensu 9, Vors.
21 A 86). Empfindung, Begierde und Verstand schrieb Empedokles, wie Anaxa-
goras und Demokrit, auch den Pflanzen zu (Pseudo-Arist. UfoI q-vzwv 1, 1, 815 a
15. Vors. 21 A 70).
Wir erkennen jedes Element der Dinge durch das entsprechende Element
in uns. Gleichartiges durch Gleichartiges; Empedokles huldigt also wie
Parmenides (s. o. S. 99) der ersten unter den beiden von Theophr. de sensu 1
(Vors. 21 A 86) unterschiedenen Theorien. So in fragm. 109:
raitj /.isv yoLQ yaiav ojicönafxsv, vdati ö' vöojq,
aidsQi ö' aldiga 8iov, äzäg nvgl :ivq aidrjkov,
OTOo}'>]v de OTOQyfj, veTxog de zs vsixe'i kvygcö
(.,Denn mit der Erde in uns erkennen wir die Erde, mit dem Wasser das
Wasser, mit der Luft die göttliche Luft, mit dem Feuer aber das verderbliche
Feuer, die Liebe mit der Liebe, den Haß aber mit dem traurigen Haß").
In diesem Sinne ist auch fragm. 107 zu verstehen:
Ex zovzoiv (/'«ß) :iiävza jiEJirjyaoiv äQfxooßävza,
xai zovzoti (fiQOviovoi xal rjdovz' rj8' ävuövzai
(„Denn aus diesen [den Elementen] ist alles in harmonischer Fügung gebaut
und durch diese denken, freuen und betrüben sie [die Menschen] sich").
Der in diesem Gedanken liegende poetische Reiz und die aus ihm zu ziehende
Folgerung vom Göttlichen, das im Menschen liegen muß, insofern er die Gottheit
erkennt, hat ihm in der folgenden Zeit großen Anhang verschafft. Piaton nennt
im „Staat" 6 p. 508 a b das Auge rjXioeidkozazov zü>v jieqI zäg alo&rjosi? ÖQyävcov.
Mit Erweiterung des Gedankens behauptete dann (nach Sext. Emp. adv. math.
7, 93) der Stoiker Poseidonios in seinem Kommentar zum platonischen Timaios:
CO? z6 h'ev (füjs vjio zrjg (pojzoeiöovg öipeiog xaza).a^ßävEzai, i] Si (fcovij vjio zyg
aEQOEiSovg axofjg, ovzco xal fj zcöv oXcov (fvaig vno ovyyEvovg offsiXEi xaza/.a/ußävEoßat
rov /.oyov. Von Poseidonios beeinflußt sagt der Verfasser der pseudo-aristoteUschen
Schrift IJeqI xöofiov 1, 391 a 14 von der Seele: gadicog oliiai zä ovyysvi] yrcoQioaaa
xal Oeüo ^)vxfjg ofifiazi zä ßEia xaza/.aßovoa. Unter demselben Einfluß dichtete
Manilius Astron. 2, 115:
§ 23. Empedokles von Akragas. 109
Quis caeliim possit iiisi caeli inunere nosse
et reperire deum, nisi qui pars ipse deoriim est,
und 4, 905 ff.:
(Der Mensch im Gegensätze zu den Tieren)
stetit unus in arcem
erectus capitis victorque ad sidera mittit
sidereos oculos.
Im Anschluß an Piaton schrieb der Neuplatoniker Plotin Ennead. 1, 6, 9:
Ov yäo UV nwnors sISef 6q)^aXfi6g tjXiov TJXtosiSijg fir] yeyfi'fjfisvo; ovds rö y.a/.ov äv
l'8oi tfi'xh f'-h '^o/r; ysvofiEvr).
Unter den Neueren nahm Goethe den plotinischen Gedanken auf (Zahme
Xenien IJI):
War' nicht das Auge sonnenhaft,
Die Sonne könnt' es nie erblicken.
Lag' nicht in uns des Gottes eigne Kraft,
Wie könnt' uns Göttliches entzücken!
Auch die Verse aus dem zweiten Buch des Manilius waren Goethe bekannt : er
schrieb sie am 4. Sept. 1784 ins Brockenbuch. Vgl. über diese und weitere Nach-
wirkungen des empedokleischen Satzes Franz Boll, Studien üb. Claud. Ptolem.
(Jahrb. f. Uass. Philol. Suppl. 21 [1894]), S. 228 (hier auch ParaUelen aus der
altchristlichen Literatur), Em. Badstübner, Beiträge z. Erklär, u. Kritik d. philo-
soph. Schriften Senecas, Hamburg 1901 Pr., S. 13 f., Albr. Dieterich, Eine IMithras-
liturgie-, Leipz. u. Berl. 1910, S. 55 ff. (Zusammenhang mit weiterer, auch nicht-
griechischer, religiöser Literatur), Herm. Binder, Dio Chrysostomus und Posidonius,
Borna-Leipz. 1905, Tüb. Diss., S. 24.
Von Empedokles' religiösen Lehren ist aus seine Bekämpfung des Anthro-
pomorphismus schon oben begegnet. Hierher gehört auch die Umdeutung von
Volksgottheiten in Naturerscheinungen, die wie für Parmenides (s. o. S. 100) so
auch für Empedokles bezeugt ist (Vors. 21 A 23). Ebendahin führt die Benennung
der Elemente mit Götternamen ; s. o. S. 106. Im übrigen scheint Empedokles seine
religiösen Lehren mit seiner Philosophie nicht in engere Verbindung gebracht zu
haben. Bemerkenswert ist besonders seine Seelenwanderungslehre. Wer von
den langlebigen Dämonen sich mit Mord befleckt oder einen Meineid geschworen
hat, der muß nach altem Götterbeschluß dreimal zehntausend Hören hindurch
fern von den Sitzen der Seligen umherirren und im Laufe der Zeit in allerlei
Gestalten sterblicher Wesen eingehen. Zu diesen Verurteilten rechnet Empedokles
auch sich selbst (fragm. 115) und berichtet von sich (fragm. 117):
"Hdrj yÜQ JTOi' iyü) yevö/xrjv y.ovQÖg xs xoQi] if.
&dftvog T oloivög re xai k'^aXog eXkonog iyßvg
(„Denn ich war schon einmal Jüngüng und Jungfrau und Busch und Vogel
und meerentsprungener stummer Fisch").
Aus dem Dogma der Seelen Wanderung fließt auch bei Empedokles das strenge
Verbot, Fleisch zu essen und Tiere zu töten, da man ja seine eigenen Eltern ver-
zehren könnte (fragm. 137):
Mooq?Tjv ö' dXkä^avta Jiazi]Q (plXov viov deioag
aqpdCsc enevxönevog (isya vjjjtiog' —
wg ö'avTO)g naxBQ vlog eXcov xal fxrjtsQa naXdsg
^vuov oiTtooQaiaavTs qpiXag xazä aäoxag edovaiv
2j^(j § 24. Anaxagoras, Arehelaos, Metrodoros.
{,.Den lieben Sohn, der seine Gestalt verändert hat, hebt der Vater empor
und schlachtet ihn, während er dazu noch betet, der gar törichte! — Ebenso
aber faßt den Vater der Sohn und fassen die Mutter die Kinder, rauben ihnen das-
Leben und verzehren das Fleisch ihrer Lieben").
In der Lehre von der Seelenwanderung ist ein Zusammenhang des Empedokles
mit den Pythagoreern anzunehmen. In den philosophischen Lehren hat er sich
einesteils an die Eleaten. namentlich an Parraenides, andern teils an Heraklit an-
geschlossen und bildet so eine Vermittlung zwischen der Lehre vom ab-
soluten alles Werden und Vergehen ausschließenden Sein und der-
jenigen vom ewigen alles Sein ausschließenden Werden.
§ 24. Anaxagoras aus Klazomenai (in Kleinasien), dessen
Lebenszeit sich etwa von OL 70, 2 = 499/8 vor Chr. bis Ol. 88, 1
= 428/7 vor Chr. erstreckt, führt alles Entstehen und Vergehen,,
wie Empedokles, auf Mischung und Entmischung zurück, setzt
aber als letzte Mischungselemente eine unbegrenzte Vielheit
qualitativ bestimmter und voneinander verschiedener Urstoffe,.
die von ihm Samen der Dinge, von Aristoteles in sich (in
allen ihren Teilen) gleichartige Elemente, von Späteren (mit einem
im Anschluß an den aristotelischen Ausdruck gebildeten Terminus)
Homöomerien genannt werden. Ursprünglich bestand eine
ordnungslose Mischung dieser Teilchen: „aUe Dinge waren zu-
sammen". Der Geist (voig) aber, welcher als das feinste unter
allen Dingen einfache, ungemischte und leidlose Vernunft ist, trat
ordnend hinzu und bildete aus dem Chaos die Welt. Mit dieser
Lehre tritt an die Stelle des mythisch gefärbten Dualismus des
Empedokles ein rein philosophischer. Einem solchen begegnen
wir hier zum erstenmal in der abendländischen Philosophie. In
der Erklärung des Einzelnen aber beschränkte sich Anaxagoras
nach dem Zeugnis des Piaton und Aristoteles auf die Aufsuchung
der mechanischen Ursachen und griff nur da, avo er diese nicht
zu erkennen vermochte, auf die Wirksamkeit der götthchen Ver-
nunft zurück. Die Entwicklung der Welt geht ins Endlose fort,
ohne daß wieder einmal zu deren Anfang (.,6{.iov Tiävxa") eine Rück-
kehr stattfände. — Außer der Philosophie widmete sich Anaxa-
goras sehr eifrig der ^lathematik und Astronomie.
Aus der anaxagoreischen Schule ist uns Archelaos von
Athen (nach anderer Angabe von Milet) als Vertreter einer in
den Grundzügen mit der des Lehrers übereinstimmenden Philo-
sophie bekannt. Ein anderer Schüler, Metrodoros von Lamp-
sakos, pflegte die aUegorisierende Homerausdeutung, besonders
in physikalischer Richtung, wobei er an ethische Homerinter-
pretation des Anaxagoras angeknüpft haben soll.
§ 24. Anaxagoras, Archelaos, Metrodoros. 1 [ 1
Anaxagoras. Antike Überlieferung über Leben, Schrift und
Lehre; Apophthegmatik ; Fragmente: Diels, Vors. c. 46. (Frühere Samm-
lungen im Literaturverzeichnis zu diesem Paragraphen.) Chronologie: Jacoby,
Apollod. Chron. S. 244 ff. Porträt (Münzen von Klazomenai): Diels, Vors.
40 A 27. Der erste der dort besprochenen beiden Typen abgebildet Vors. II 2 *■
S. III (vgl. S. XIV).
Archelaos. Antike Überlieferung: Diels, Vors. c. 47.
Metrodoros. Antike Überlieferung: Diels, Vors. c. 48.
Anaxagoras stammte aus einem angesehenen Geschlecht in Klazomenai,.
begab sich aber später nach Athen und lebte dort lange als Freund des Perikles,.
bis er von politischen Gegnern des großen Staatsmannes auf Grund seiner philo-
sophischen Anschauung — es handelte sich dabei um den Satz, die Sonne sei
eine glühende Masse (Vors. 46 A 1, 12; vgl. 42 A 35) — der Gottlosigkeit an-
geklagt wurde. Er fand sich genötigt, den Folgen der Anklage durch Aus-
wanderung nach Lampsakos auszuweichen, wo er nicht lange nachher gestorben,
sein soll. Die chronologischen Angaben über ihn weichen zum Teil sehr von-
einander ab. Die Anklage fiel nach Diodor 12, 39 (Vors. 46 A 17) unter Archon^
Euthydemos 431, nach Plur. Perikl. 32 (Vors. ebenda) in die Zeit um den Beginn
des peloponnesischen Krieges. Schon hiernach ist es unstatthaft, mit K. F. Her-
mann (De philos. lonic. aetatibus, Gott. 1849, S. 13 ff.) die Geburt des Philo-
sophen in Ol. 61, 3 (534 v. Chr.) zu setzen; vielmehr ist wahrscheinlich die Angabe
des Apollodor (bei Diog. L. 2, 7, Vors. 46 A 1, 7, fragm. 36 Jacoby) richtig, er
sei Ol. 70 (500—497) geboren. Sein Tod fällt nach dem Texte des Diog. Laert-
2, 7 Ol. 78, 1 (468/7), was nach dem eben über die Zeit der Anklage Bemerkten
und nach dem von Apollodor selbst gegebenen Ansatz seiner Lebensdauer auf
72 Jahre in Ol. 88, 1 (428/7) zu ändern ist. Danach wäre seine Geburt nach
apollodorischer Rechnungsmethode 499/8 anzusetzen. In Athen soll er 30 Jahre
gelebt haben (wohl von 461—431). Die von Diog. L. 2, 7 auf Demetrios Phale-
reus zurückgeführte Angabe, er habe in seinem zwanzigsten Lebensjahre zu Athen,^
als Kallias (Abkürzung für Kalliades) Archon war (Kalliades war 480 Archon.
Eponymos, ein Kallias, der aber schwerlich in Frage kommt, 456), zu philo-
sophieren begonnen, ist wohl aus einer Mißdeutung der Notiz hervorgegangen,,
er habe, als Kalliades zu Athen Archon war, angefangen zu philosophieren (vgl,.
Zeller I 1^ S. 969). Wenn Aristoteles (Metaph. 1, 3, 984a 11, Vors. 21 A 6) sagt.
Anaxagoras sei dem Lebensalter nach früher als Empedokles, komme aber mit
seinen (philosophischen) Leistungen nach ihm (r?) /uh i)}.iHia .-roöiegog, toi; 6' eoyoig
voTSQog), so läßt sich zweifeln, ob hier varegog auf ein chronologisches Verhältnis,,
oder auf eine qualitative Inferiorität der Philosophie des Anaxagoras zu beziehen,
ist (s. Diels z. d. St.). Der Unterschied des Alters kann nicht groß gewesen sein..
Anaxagoras scheint bereits die empedokleischen Lehren gekannt und umgebildet
zu haben.
Die philosophische Schrift des Anaxagoras (IleQi (fvaecog?) Avird von
Piaton (Apol. 26 d. vgl. Phaedo 97 b) und anderen (vgl. die Stellen Vors. 46 A
35 ff.) erwähnt. Bei Diog. L. 2, 6 (Vors. 46 A 1, 6) heißt sie ein ovyyoauiua,
ö EOTiv rjöecog xal fteycü.ocfQÖrtog ^Qfxtjrsvfierov.
Anstatt der vier Elemente des Empedokles nimmt Anaxagoras unendlich
viele Urstoffe an. Alles, was Teile hat, die qualitativ das sind, was das Ganze
ist (wie z. B. ein Teilquantum Wassers quaütativ dasselbe ist wie das Wasser über-
haupt), ist nach der Lehre des Anaxagoras (wie Aristoteles Metaph. 1, 3, 984 a 11,.
Vors. 46 A 43 bezeugt) dadurch entstanden, daß diese Teile, die von Anfang an
vorhanden, aber unter anderes zerstreut waren, sich zueinander gesellt haben
112 § 24. Anaxagoras, Archelaos, jSIetrodoros.
{avyy.oioi;). Diese Verbindung des Gleichartigen sei dasjenige, was bei
dem sogenannten Werden wirklich geschehe; jedes Teilchen bleibe dabei an sich
unverändert. Ebenso sei, was man Zerstörung nenne, in der Tat nur Tren-
nung {ötdpiQiois). Anaxagoras bei Sirapl. in Arist. Phys. 163, 18, Vors. 46 B 17:
T6 dk yivFadai y.al anöD.vodai ovy. ogOw; vofiii^ovaiv ol "EV.tp'Fg" ovSev yno ygrii^ia
yivetai ovds- ü:i6}j.viai, d/J.' d^rö iövicov ygiii-iäxcoy' ov^if-ilayEiai zt xai biay.oiverai,'
y.al ovTOig äv oQ^cög xaXoTer x6 te yivsadai av/n/iiioysa&at xai to dn6).}.va^ai
(iiayoivea&ai (,, Werden und Vergehen sind unrichtige Vorstellungen der
Griechen. Denn kein Ding wird, noch vergeht es, sondern es mischt sich aus
bereits vorhandenen Dingen oder zerscheidet sich wieder [d. h. löst sich wieder
auf in diese ursprünglichen Bestandteile]. Und so könnte man richtigerweise das
Werden einen Mischungs- und das Vergehen einen Zerscheidungsprozeß nennen";.
Das, was dem Ganzen gleichartige Teile hat (z. B. Fleisch, Blut. Knochen, Gold,
Silber), nennt Aristoteles in seiner Terminologie Sfioio/negsg im Gegensatz zu
dem diOf^oiouEQeg (z B. dem Tier, überhaupt dem Organismus als Ganzem), dessen
Teile verschiedene Qualitäten haben. Der Ausdruck tö öfioiofiEQsg, lä öfioio/nEQfj
geht ursprünglich nicht auf die gleichartigen Teile selbst, sondern auf das Ganze,
dessen Teile einander gleichartig sind; er kann aber auch auf die Teile selbst als
kleinere Ganze bezogen werden, da bei einem Wesen, welches in sich selbst durch-
gängig von gleicher Qualität ist, auch die Teile eines jeden Teils wiederum ein-
ander gleichartig sein müssen. Metaph. 1, 3, 984a 11 nennt Aristoteles die nach
Anaxagoras durch Zusammenmischung der gleichartigen Teile entstandenen
Ganzen 6uoio/a.eq^', an anderen Stellen aber auch die Teile, z. B. de caelo 8,
3, 302 b 1 (Vors. 46 A 43) heißt es von Luft und Feuer: elvat . . . sydiEgov avxwv
Fi doodzwr ofioiojiiEOüir jidvzoiv ijdooiofiivov, cf. de gen. et corr. 1, 1, 314 a 19,
Vors. 46 A46: Anaxagoras setzt die gleichteiligen Substanzen, z. B. Knochen usw.,
als Urstoffe {zd SfioioiiEoi] aror/ela rldrjoir, olov oazovv y.ui aägya y.ui f(VE?.6r y.al
zcör d/./.(ov cor kydazov avrojvv/Lior zd /^isoog eozlv [dfioioßEoig also hier das Ganze]).
Später bildete mau das Substantivum ouoiofiEQEia, dessen Singular Lukrez an-
wendet, wenn er sagt (1, 834 ff., Vors. 46 A 44), nach Anaxagoras entstehe jede
rerum homoeomeria, z. B. Knochen, Eingeweide usw., aus kleinsten Substanzen
derselben Art. Den Plural öfwiofiEoeiai gebrauchten Spätere als Bezeichnung der
Urteilchen selbst, z. B. sagt Plut. Pericl. c. 4 (Vors. 46 A 15) von Anaxagoras:
vovr ETiEattjOE y.adaQov y.al äy.gazor er /nE/myjiih'oi; :räai zoig aD.oig d^oyQivorza raj
onoiouEOEiag; Vgl. auch Vors. 46 A 1, 8; 46 A 45 a. E. ; 46 A 46; 46 B 5; Sext.
Emp. adv. math. 10, 252 {ol ydg dzöuovg eljtövzEg i) ofioio/negetag 7} oyy.ovg). Anaxa-
goras selbst nennt diese Urbestandteile der Dinge otie Qy.aza (püvzwv yotjimzcov):
fragm. 4, oder auch unbestimmter (wie die Dinge selbst) ;j;e/5^tara: so am An-
fange des Werkes (fragm. 1): öuov Jtdvza yqrjfiaza f]v äizEiQU xal :i).fjdog yal
oifiygöz7]za. Die Annahme, daß schon Anaxagoras selbst das Wort ofioio/iEQsiai
gebraucht habe, kann sich auf eine Stelle des Simplikios zu Aristot. Phys. 1123, 21
(Vors. 46 A 45) stützen, wo es heißt: rd eI'öi], ünsg SuoiofiEQEiag y.a'/.El (seil, n
'Ava'iayÖQag). Gleichwohl ist es sehr unwahrscheinlich, daß der Ausdruck, der
allem Anschein nach in der aristotelischen Terminologie wurzelt, wirklich eine
Schöpfung des Anaxagoras sein sollte. Es ist kaum zu bezweifeln, daß Simplikios,
obwohl ihm Anaxagoras' Werk noch vorlag, gleichwohl dem Philosophen den
dort nicht vorkommenden, aber später allgemein gangbaren Terminus zugeschrieben
hat. Vgl. auch Diels, Vors. z. d. St. Eberiso ist über die Angabe des Aetios
1, 3, 5, Vors. 46 A 46, (ö/wiofiEgeiag avzdg Eyd'/.Eos) zu urteilen.
Nicht alles, was anscheinend gleichteilig ist, hält Anaxagoras für wirklich
gleichteilig. Aristoteles führt zwar einmal (Metaph. 1, 3, 984 a 11, Vors. 46 A 43),
I
§ 24. Anaxagoras, Archelaos, Metrocioros. 113
Tom Bericht über Empedokles herkommend, Wasser und Feuer als Beispiele gleich-
teiliger Substanzen an; avo er sich aber genauer über die Ansicht des Anaxagoras
erklärt (de gen. et corr. 1, 1, 314 a 24, de caelo 3, 3, 302 a 28, Vors. 46 A 43),
sagt er ausdrücklich, daß dieser gerade die dem Empedokles für elementar
geltenden Stoffe: Feuer, Luft, Wasser und Erde, nicht für glcichteilig, sondern
für Gemenge aus vielen verschiedenartigen Teilchen gehalten habe.
Die Entwicklung der Dinge aus den Urstoffen läßt Anaxagoras
nicht etwa nach Art der altionischen Kosmologen mit der ewigen Bewegung der
Urstoffe ohne weiteres gegeben sein, sondern er nimmt eine bewegende und ge-
staltende Kraft an. Diese erkeiint er aber nicht mit Empedokles in bald mythisch
personifizierten, bald unpersönlich gedachten psychischen Mächten, wie Liebe und
Haß, sondern in einem weltordnenden Geist [vovg). So sagt er in fragm. 12:
o.-zoia f//£//fr saeo&ai y.al 6:ioTa fjv, äaoa rvv fi!) sati, y.ai ojtola k'oti, näi'xa disxöa/iajos
vovi („Und alles in der Beschaffenheit wie es werden sollte und wie es war, sofern
es jetzt nicht mehr ist, und alles m der Beschaffenheit wie es jetzt ist, ordnete der
Geist"). Der Geist unterscheidet sich von den materiellen Wesen durch Einfachheit,
Selbständigkeit, Wissen und Obmacht über den Stoff. AUes andere ist vermischt
mit Teilen von allem andern, der Geist aber ist rein, nicht mit anderm verflochten
und nur sich selbst unterworfen. Der Geist ist das feinste und reinste unter allen
Dingen, ).e7ci6xar6v xe jxdvxcov '/^()i]uäx<x)v nal y.a&agdcixaxov (fragm. 12j. Diese letztere
Stelle zeigt zugleich, daß es A. nicht gelungen ist, in seiner Auffassung des
Geistigen den prinzipiellen Gegensatz zwischen Geistigem und Körperlichem voll
zur Geltung zu bringen : es genügt ihm, den Geist als feinsten und reinsten Stoff
den gröberen zusammengesetzten Stoffen entgegenzusetzen. — Anaxagoras ist der
Begründer dieser Lehre vom Nus als ordnendem Prinzip. Hermotimos von Klazo-
menai, der nach Aristot. Metaph. 1, 3, 984 b 19 (Vors. 46 A 58j für seinen Vor-
gänger galt, ist eine ganz sagenhafte Gestalt. Seine angebliche Nuslehre wurde
wohl aus der Verwendung herausgesponnen, die sein Landsmann Anaxagoras von
der Hermotimoslegende zur Stütze seiner eigenen Nustheorie machte. Das Nähere
s. bei Diels z. d. St.
Im Urzustände waren nach Anaxagoras die verschiedenartigsten Stoffe
miteinander gemischt. Den Anfang seines Werkes bildete der oft angeführte Satz
(fragm. 1): 'Ofiov ndvxa yQifjuaxa ^v (,,Alle Dinge waren zusammen"). Diese
Dinge waren äjxstga xal TxXfj^og xai OfiixgöxTjxa- xal yäg x6 Ofiiy.qov äjxeigov fjv^
xai jxdi'xcov dfxov iovxcov oi'dsv k'vdtjkov fp' vjxo a/niHQÖxtjxog . nävxa yäg di'jQ xe xai
aid>/Q xaxei'^sv, d/nq?6x£Qa äixsiQa eövxa. xavxa yäg /.isyiaxa evsoxiv sv xoig ovnjxaai
y.al :xh']d£L y.al (.leyedei („unendlich an Menge sowohl wie an Kleinheit. Denn auch
die Kleinheit war unendlich. Und da nun alles zusammen war, war infolge der
Kleinheit nichts deutlich zu erkennen. Denn Dunst und Äther, beides unendliche
Stoffe, hielten alles andere nieder. Denn dies sind die nach Menge und Größe
hervorragendsten Stoffe, die in der Gesamtmasse enthalten sind'' [die beiden letzten
Sätze in Diels' Übersetzung]). Nachdem der Stoff so eine unbestimmbare Zeit
hindurch geruht hatte, wirkte der Geist bewegend und ordnend auf ihn ein. Diog.
Laert. 2, 6 (Vors. 46 A 1, 6) gibt referierend den Eingang der Schrift in folgender
Form: Udvxa yQtjfiaxa ^v öfiov' eixa rovg i/.&u>v avxä 8 cey.6afii]osv. (. . . „dann
kam der Geist und ordnete sie"). Näher Arist. Phys. 8, 1, 250 b 24: 4'rjoi yäg
iy.Eivog ( ^va^ayögag), o/nov Tcdvrcov ovxcov xai tjgef.iovvxo)v xor äi^sigor xgdvov, xivtjocv
Efxjioirjaai xov vovv xai dtaxgtvai („als alle Dinge zusammen waren und die un-
gemessene Zeit hindurch in Ruhe sich befanden, habe der Geist eine Bewegung
unter ihnen bewirkt und sie gesondert"). Eine Einwirkung der eiinagfisvtj ist aus-
geschlossen; diese ist nur ein leeres Wort (Vors. 46 A 66).
Ueberweg, Grundriß I. 8
224 § 24. Anaxagoras, Archelaos, Metrodoros.
Näher stellte sich Anaxagoras den Hergang der durch den Nus vollzogenen'
Ordnung folgendermaßen vor. Der Geist bewirkte (nach fragm. 12) einen Um-
schwung zunächst an einem einzelnen Punkte; in diesen Umschwung, der an
Schnelligkeit um ein Vielfaches alle jetzt in der Menschenwelt vorhandenen Dinge
übertrifft (fragm. 9), wurden allmählich immer größere Massen hineingezogen,
und noch immerfort verbreitet sich diese Bewegung weiter in dem unendlichen
Stoffe. Infolge des Umschwunges schieden sich «>/{> (Dunst) und aWrjQ (nach
Aristoteles de caelo 1, 3, 270 b 25; 3. 3, 302 b 4 [Vors. 46 A 73. 43] identisch mit
dem Feuer) aus der umgebenden Masse aus (fragm. 2. 12). Der urjQ ist das
Dichte, Feuchte, Kalte und Dunkele, der ald^t'jg das Dünne, Warme und Trockene
(fragm. 15, verglichen mit Theophr. de sensu 59, Vors. 46 A 70). Ersteres „drängte
sich auf die Stelle zusammen, wo jetzt die Erde ist", letzteres „aber drang hinaus
in das Weite des Äthers". Aus den Wolken (die zum Dunst gehören) ,, scheidet
sich das Wasser aus, aus dem Wasser die Erde, aus der Erde gerinnen die Steine
unter Einwirkung der Kälte" (fragm. 15. 16 nach Diels' Übers.). Hiermit war
noch keineswegs eine durchgängige Sonderung der ungleichartigen Körperchen
und Verbindung der gleichartigen erreicht; sondern innerhalb einer jeden dieser
Massen vollzog sich aufs neue eine Sonderung der in ihr enthaltenen ungleich-
artigen Teile und Verbindung der gleichartigen, und erst hierdurch konnten Dinge
entstehen, deren Teile wirklich untereinander gleichartig sind, wie z. B. Gold,
Blut usw. Aber auch diese bestehen noch nicht durchweg, sondern nur über-
wiegend aus gleichartigen Teilchen; im Gold z. B., wie rein es uns auch er-
scheinen möge, sind doch nicht bloß Goldteilchen, sondern auch Teilchen von.
anderen Metallen und allen anderen Dingen; die Benennung aber geschieht nach
dem Vorwiegenden (fragm. 6. 12). Wenn nicht Alles in Allem wäre, könnte auch
nicht Alles aus Allem werden. Arist. Phys. 3, 4, 203a 22 (Vors. 46 A 45): 'O /nkv
(^Ava^ay.) oziovv xwv fiOQl(o%' eivat, /iieiyfia 6/noiu>g reo uiavxi öiä ro ogäv oxiovv e^
otovovv yiyvo/xsvov („Anaxagoras erklärte jedes Teilchen [der ursprünglichen
Mischung] für eine Mischung so gut wie das Ganze, weil er jedes aus jedem
entstehen sah". Vgl. auch die Erklärung des Simplikios z. d. St., Vors. ebenda),
woraus Aristoteles Metaph. 3, 4, 1007 b 26; 3, 7, 1012 a 26; 10, 6, 1063 b 25 den
ungerechtfertigten Schluß zieht, daß es nach Anaxagoras keine Wahrheit gebe.
Rein und unvermischt ist nur der Geist, was natürlich nicht hindert, daß in
manchem andern Geist enthalten ist (fragm. 11). In dieser Reinheit des Nus
erkennt Anaxagoras eine notwendige Voraussetzung der Herrschaft des Nus über
alle Dinge. Aus der Unvermischtheit des Geistes folgt, daß jeder Geist, sei er größer
oder kleiner, gleichartig ist, während dies sonst von keinen zwei Dingen gilt, da
auch in anscheinend und der Benennung nach gleichartigen Stücken, z. B. Goldes,
die Mischungsverhältnisse verschieden sind (fragm. 12).
In dem Weltbilde des Anaxagoras erinnert an Anaximenes die Vorstellung,
daß die Erde in der Gestalt eines Tympanon, d. h. als flache Scheibe, in
der Mitte der W'elt ruhe, von der Luft getragen, die wegen der Breite der
Erde nicht (nach oben) entweichen kann (Vors. 46 A 88, vgl. Anaximenes oben
S. 64). Die Gestirne sind nicht etwa (einer verbreiteten Anschauung ent-
sprechend) lebende Wesen (göttlicher Natur), sondern unbeseelte Körper (Vors.
46 A 12. 79). Der Mond hat Ebenen, Berge und Täler und Flüsse und ist be-
wohnt gleich der Erde (Vors. 46 A 1, 8; 46 A 42, 10; 46 A 77), die Sonne ist
eine glühende Steinmasse {/nvdgog did-ivgog, Diog. L. 2, 8. 12). Der Mond erhält
sein Licht von der Sonne (Vors. 46 A 76. B 18; vgl. ob. S. 99 [ParmenidesJ ). Im
Zusammenhange damit erklärteer die Mondfinsternisse richtig aus der Verdunklung
des Mondes durch den Erdschatten, nahm aber dabei wohl im Anschluß an
§ 24. Anaxagoras, Archelaos, Metrodoros. 115
Anaxiinenes an, daß bisweilen auch andere unterhalb des Mondes sich bewegende
Körper die Verdunklung herbeiführen (Vors. 46 A 42, 9 ; 46 A 77). Ob Anaxa-
goras wirklich der Entdecker der Ursache der Mondfinstemisse ist (Hippol. ref.
1, 8, 10, Vors. 46 A 42, 10, nach Theophrast), läßt sich bezweifeln. Jedenfalls
ist die (mit dieser Behauptung ebendort verbundene) Angabe, daß er zuerst die
Beleuchtung des Mondes durch die Sonne gelehrt habe, nachweislich falsch, da
ihm hierin Parmenides und Empedokles vorangingen. Sicher aber hat Anaxagoras
schon durch die besondere Beachtung, die er als Freund des Perikles fand, zur
Verbreitung der richtigen Anschauung und damit zur Aufklärung und zur Be-
siegung des an die Mondfinsternisse sich knüpfenden Aberglaubens am meisten
beigetragen, so wenig er auch bei der großen Masse Beifall erlangte (Plut. Nie. 23).
Die Erzählung, wie Perikles einem durch plötzliche Verfinsterung der Sonne in
Sehrecken versetzten Steuermann das Wesen der Sonnenfinsternis dadurch demon-
striert, daß er ihm seinen Bock vors Gesicht hält, ist bei Plut. Pericl. 35 von dem
Zusatz begleitet ravza fikv ovv iv xaTg axo^aTg kiysrai xwv (ptkoaöqxuv, was zweifellos
darauf deutet, daß dabei auch Anaxagoras als der Lehrer des Perikles erwähnt
wurde. Ähnliches wird auch von der Mondfinsternis gelten, obwohl hier nach
Plut. Nie. 23 das Richtige schwerer Eingang fand. Vgl. Boll, Art. Finsternisse
bei Pauly-Wissowa (hier S. 2342 f. über den Anspruch des Anaxagoras auf die
Priorität in der Erklärung der Mondfinsternisse). Der Himmel ist, so lehrte
Anaxagoras weiter, voller Steine, von denen einzelne zur Erde niederfallen, wenn
die Kraft des Umschwungs nachläßt (Vors. 46 A 1, 12). Den Meteorstein von
Aigospotamoi, dessen Fall er vorausgesagt haben sollte, ließ er von der Sonne
herabgekommen sein (Vors. 46 AI, 10; 46 A 11. 12).
Bezüglich der irdischen Wesenheiten lehrte Anaxagoras, schon die Pflanzen
seien beseelt; sie trauern und freuen sich, sie haben Verstand und Einsicht
Sie sind ursprünglich dadurch entstanden, daß die feuchte Erde von den in der
Luft enthaltenen Keimen befruchtet wurde (Ps.-Aristot. de plant. 1, 1, 815 a 15,
b 16; Theophr. bist, plant. 3, 1, 4; de causis plantarum 1, 5, 2, Vors. 46 A 117).
Auch die Tiere sind ursprünglich aus der feuchten Erde unter dem Einfluß der
Wärme vermöge der vom Himmel, d. h. aus dem Äther, herabgefallenen Keime
entstanden. So nach Iren. adv. haer. 2, 14, 2 : Anaxagoras dogmatizavit facta animalia
decidentibus e caelo in terram seminibus (Vors. 46 A 113); Diog. Laert. 2, 9: tw«
yiveadai e^ vygov xal deofiov xai ysojSovg, varegov ds s^ alh'fuov (ebenda 46 A 1, 9).
Unsere Sinne empfinden die Dinge nicht durch Gleichartiges, sondern
durch Ungleichartiges, z. B. W'ärme durch Kälte, Kälte durch Wärme; was
mit uns gleich warm usw. ist, macht keinen Eindruck auf uns (Vors. 46 A 92).
Seine Lehre ist also in diesem Punkte der des Parmenides (s. o. S. 99) und
Empedokles (s. o. S. 108), die sagen : Gleiches durch Gleiches, entgegengesetzt. Die
Sinne sind zu schwach, die Wahrheit zu erkennen; sie unterscheiden nicht ge-
nügend die Bestandteile der Dinge (fragm. 21): i'.t' drpavoÖTtjTog aviojv (sc. rcör
ulod/joeiov) Ol' övraroi iaiiev ypiveiv rälrj&sc: (,,infolge ihrer [der Sinne] Schwäche
sind wir nicht imstande die Wahrheit zu erkennen"). Der Geist erkennt die
Objekte; alles ist erkannt von der weltordnenden Vernunft (fragm. 12): xul zä
ovfi/^iiayöusrä re xai oaioy.QivofiEva xal diaxgivöfisva jidvza k'yvco vov;. Die höchste
Befriedigung liegt in der (denkenden) Betrachtung des Himmels und der ge-
samten Weltordnung (Vors. 46 A 30; 46 A 1, 10).
Wie die philosophische Betrachtung in dieser Weise nach Anaxagoras das
gesamte Leben beherrscht, so rückte er, wenn auf das Zeugnis des Favorinus (Vors.
46 A 1, 11) Verlaß ist, auch die klassische Literatur unter diesen Gesichtspunkt:
als erster stellte er den Satz auf, die homerische Poesie bezwecke ethische Unter-
] Iß § 24. Aüaxagoras, Archelaos, Metrodoros.
Weisung {rijv'Oin'jQov Jioirjaiv slvai negl dgeri/g xal dixaioavvt]?), und eröffnete damit
einen zwar in die Irre führenden, aber für die weitere Entwickhing der griechischen
Dichtererklärung und Philosophie ungemein wichtigen Weg.
Die Erklärung der Erscheinungen, welche Anaxagoras suchte, war wesentlich
die genetisch-physikalische; das Wesen der Ordnung, die er auf den roP^
zurückführte, hat er nicht erforscht. Aus diesem Grunde werfen ihm Piaton und
Aristoteles (an welche Plotin Ennead. 1, 4, 7 sich anschließt) vor, daß der vovg
bei ihm eine ziemlich müßige Rolle spiele. Piaton läßt im Phädon (p. 97 b. 98 b,
Vors. 46 A 47) Sokrates sagen, er habe sich gefreut, den vovg als Ursache der
Weltordnung bezeichnet zu sehen, und geglaubt, als Ursache, warum ein jedes
so sei, wie es sei, werde die Zweckmäßigkeit aufgezeigt werden; aber in dieser
Erwartung sei er durchaus getäuscht worden, da Anaxagoras von seinem vov?
keinen Gebrauch mache und nur mechanische Ursachen angebe. Vgl. auch
Leg. 12, 967 b c. Aristoteles Metaph. 1, 3, 984 b 15 (Vors. 46 A 58) rühmt
Anaxagoras wegen seines Prinzips: er sei durch Aufstellung des Begriffs eines
weltordnenden Geistes wie ein Nüchterner iinter Trunkene getreten; tadelt aber
!Metaph. 1, 4, 985 a 18 (Vors. 46 A 47), er wisse dieses Prinzip nicht zu verwerten,
sondern gebrauche den rovs nur wie einen deus ex machina als Lückenbüßer,
wo ihm die Erkenntnis der Xaturursachen fehle. Hielt sich nun ein anderer Denker
nur an das, was der vovg dem Anaxagoras wirklich war, nicht an das Wort
und den möglichen Inhalt des Begriffs, so mußte er einen vovg als bewegende
Ursache neben den materiellen Objekten für entbehrlich halten (in ähnlichem Ge-
dankengange, wie in späterer Zeit Laplace imd andere den „nur von außen
stoßenden Gott'' älterer Astronomen) und wisseuschaftücher zu verfahren glauben,
wenn er mit Aufhebung des anaxagoreischen Dualismus in dem Stofflichen selbst
oder einem rein mechanischen Geschehen die zureichenden L'rsachen der Be-
wegungen finde. In solchem Sinne stehen die Lehren des Diogenes von Apollonia
(s. o. S. 64 f.) und der Atomistik der des Anaxagoras gegenüber. Ander-
seits konnte der Begriff des vovg zu einer wirklichen Erforschung des Geistes ver-
anlassen und somit über die bloße Kosmologie hinausführen. In dieser Weise
hat das anaxagoreische Prinzip aber erst später in der Sokratik fortgewirkt und
ist von großer Tragweite für die fernere Entwicklung der Philosophie namentlich
bei Piaton und Aristoteles gewesen.
Archelaos, der namhafteste unter den Schülern des Anaxagoras und,
wie es liieß, der Lehrer des Sokrates, verfaßte eine vermutlich UeqI (pvoeoig betitelte
naturphilosophische Schrift, aus der uns ein kurzes Fragment erhalten ist
(Vors. 47 B 1). Er scheint das ursprüngliche Gemisch aller Stoffe der Luft
gleichgesetzt und den Gegensatz zwischen Geist und jMaterie abgeschwächt zu
haben, indem er eine Mischung von Geist und Materie annahm, so daß er
auch die Luft und den Geist als Gott bezeichnet (Vors. 47 A 4. 7. 12). So
näherte er sich der älteren ionischen Naturphilosophie wieder, und in diesem Be-
tracht war seine Stellung zu Anaxagoras eine ähnliche wie die seines Zeitgenossen
Diogenes von Apollonia. Eine sehr beachtenswerte, weil auf Theophrast zurück-
gehende Tradition (Vors. 47 A 5) läßt ihn freilich in der Prinzipienlehre mit
Anaxagoras übereinstimmen und nur in der weiteren Ausgestaltung der Theorie,
insbesondere in der Lehre von der Weltentstehung, eigene Wege gehen. Nach
einigen Berichten philosophierte er auch .Tf^t vöfiojv xai y.aXwv xai dixaiwv und
war als Ethiker Vorläufer des Sokrates. Insbesondere wurde ihm die nach
sonstiger Tradition in der Sophistik aufgekommene Lehre zugeschrieben, Recht
und Unrecht seien nicht von Natur (q^vaei), sondern durch Satzung (fofio)) be-
stimmt (Vors. 47 A 1, 16; 47 A 2. 6).
§ 24. Aiiaxagoras, Archelaos, Metrodoros. § 25. Atomiker. 117
Metrodoros von Lampsakos hatte einen Namen als Hauptvertretcr der
schon von Anaxagoras geübten und in dessen Schule fortgesetzten philosophischen
Homerinterpretation. Wie diese Schule im allgemeinen, so deutete auch er die
homerischen Götter und Helden in allegorischer Weise auf Naturkörper und
geistige Begriffe. So verstand er unter Zeus den vovg, unter Athena die reyvt],
unter Agamemnon den Äther, unter Achilleus die Sonne, unter Helena die Erde,
unter Alexander die Luft, unter Hektor den Älond usw. (Vors. c. 48). Neben
Anaxagoras mochten hier auch Parmenides und Empedokles mit ihrer physika-
lischen Mytheninterpretation (s. o. S. 100. 109) einwirken.
Die Philosophie des Anaxagoras hat wie auf Perikles so auch auf Euri-
pides und Sokrates (welcher letztere, obschon er die Naturforschung als
solche abwies, den teleologisch- theologischen Grundgedanken des Anaxagoras.
daß die Naturordnung auf einen ordnenden Geist zurückweise, mit vollster
Überzeugung sich aneignete und fortbildete) einen mächtigen Einfluß geübt, ohne
daß diese für Einwirkungen von anderen Seiten unzugänglich gewesen wären. Die
schönen anapästischen Verse des Euripides, welche die Glückseligkeit des
Forschers in unverkennbarem Hinblick auf Anaxagoras (s. o. S. 115) preisen
(fragm. 910 N., Vors. 46 A 30), mögen hier eine Stelle finden :
"OXßiog oGzig xfjg laxogiag
s'oxs fiä&tjaiv, fir/rs jioXircöv
i::ii jTt]/joovvi]v fitji sig döixovg
Jiga^eig ÖQiiiöiv,
dAA' a&aväxov xa^ogcüv (pvoeag
y.oai^iov ayrjocov, 7/ rs avveozT]
XOJJI]) ioi:j(üg-
ToXg ds Toiovxoig ovSsjtox' aloyoöiv
egycov /^slsdrjfta jiqooI'Qei
(„Glücklich wer forschen gelernt hat, weder auf seiner Mitbürger Leid noch
[sonst] auf ungerechte Taten ausgehend, sondern die nichtalternde Ordnung der
unsterblichen Natur betrachtend, wie sie ist und auf welchem Wege und wie sie
zustande kam. Solchen Männern wohnt niemals inne die Sorge um schimpfliche
Werke").
Hinsichtlich physikalischer Lehre stellt Aet. 5, 19, 3 (Vors. 46 A 112)
Anaxagoras und Euripides zusammen und führt von letzterem die Verse an (aus
der Tragödie Chrysippos, Eurip. fragm. 839):
&vfioxEi 6' ovdkv xcöv yiyvo/iievcov,
diaxQivöfisvov d' äkko JtQog ä).).ov
uoQ(p)]V EXEQav äjiedei^sv
(„Es stirbt nichts von dem was entsteht. Es trennt sich vielmehr nur das
eine vom andern und bildet eine andere Gestalt").
Vgl. dazu Anaxag. fragm. 17. S. auch Vors. 46 A 1, 10; 46 A 20a und
b; 46 A 48. 62. 91. 105. 112.
§ 25. Leukipp OS von Milet (als angeblicher Schüler des
Parmenides auch Eleate, als Lehrer Demokrits Abderite genannt)
und Demokrit von Abdera, welch letzterer um Ol. 90, 1,
420/19 vor Chr., blühte, begründen die Atomistik, einen weiteren
Versuch, die großen Gegensätze der eleatischen und der hera-
khtisehen Philosophie, die des erfahrungsmäßigen Werdens und
\1^ § 25. Die Atomiker: Leukippos und Demokritos.
der anscheinenden metaphysischen UnmögHchkeit desselben, zu
vermittehi, und geben eine streng konsequente mechanische
Weherklärung unter Ausscliluß jedes Duahsmus, die für aUe
späteren Zeiten von größter Bedeutung gewesen ist. Sie setzen
als Prinzipien das Volle und das Leere und identifizieren
diese mit dem Seienden und Nichtseienden oder dem Etwas und
Nichts; auch von dem letztern behaupten sie, es existiere. Sie
bestimmen das Volle näher als unteilbare Urkörperchen oder
Atome, welche sich voneinander nicht nach inneren Qualitäten,
sondern nur geometrisch durch Gestalt, Lage und Anordnung
unterscheiden. Die runden Atome bilden das Feuer und die
Seele. Die Wahrnehmung entsteht durch materielle Bilder,
welche von den Dingen ausgehen und durch die Sinne zu der
Seele gelangen.
Das sittliche Ziel des Menschen hegt in der Glückselig-
keit, einer aus richtig gewälilten Lustgefühlen sich ergebenden
gleichmäßigen Gemütsstimmung. Erlangt wird sie durch Gerech-
tigkeit und Bildung.
Demokrits Lehren wirkten in einer Reihe unmittelbarer und
mittelbarer Schüler fort, unter denen besonders Metrodoros von
Chios Erwähnung verdient.
Antike Überlieferung über Leben, Schriften und Lehre; Frag-
mente: Diels, Vorsokr. c. 54 (Leukipp), 55 (Demokrit), 56 ff. (Demokriteer).
(Frühere Sammlungen s. im Literaturverzeichnis zu diesem Paragraphen.)
Chronologie (Demokrit): Jacoby, Apollod. Chron. S. 290ff.
Über das Alter und die Lebensverhältnisse des Leukippos erfahren wir
wenig Bestimmtes. Schon im Altertum scheint die nähere Kenntnis von ihm bald
verschwunden zu sein, so daß Epikur (Vors. 54 A 2) behaupten konnte, es habe
niemals emen Philosophen L. gegeben. Das war nur dadurch möglich, daß L.
auch als Schriftsteller bald aufhörte, eine individuelle Sonderexistenz zu führen.
„Die Schriften der älteren Abderiten scheinen im vierten Jahrhundert bereits
ohne L'nterschied der Verfasser in einem a potiori genannten Corpus Democriteum
vereinigt gewesen zu sein. Aristoteles und Theophrast, die in Makedonien wie in
Assos mit der Schule der Abderiten in Verbindung getreten zu sein scheinen,
hatten Genaueres von dieser über den Stifter und seine Schriftstellerei erfahren.
Daher erscheint bei ihnen und fast nur bei ihnen eine deutüche Sonderling des
leukippischen und demokritischen Nachlasses. Auch konnte vermutlich aus der
Klage wegen Plagiats, die Demokrit im Miy.gog 6iay.ooi.iog gegen Anaxagoras er-
hoben zu haben scheint (Demokr. fragm. 5), die Autorschaft des Leukippos für
den Msyag diaHoofiog und ITeqI vov bestätigt werden" (Diels, Vors. zu 54 B). In
den auf die Arbeiten der Alexandriner zurückgehenden Schriftenverzeichnissen
standen auch der Meyag diäy.oaiiog (bei Laert. Diog. 9, 46 mit dem Zusatz 6V ol
Tieoi OEÖrfoaozov Asvyi.i.-iov cpaolv slvat) imd die Schrift UsqI vov unter den Werken
des Demokrit (vgl. Vors. 55 A 33). Bei Aristoteles wird Leukipp gewöhnlich mit
Demokrit zusammen genannt. Durch den Charakter seiner Lehre erhält die Nachricht
§ 25. Die Atoniiker: Leukippos und Demokritos. 119
•eine Stütze, daß er den Eleaten Zenon gehört habe (Vors. 54 A 1, 30 u. ö.). Daß
er an die eleatische Doktrin angeknüpft habe, bezeugt auch Arist. de gen. et
corr. 1, 8, 325a 2(3 (Vors. 54 A 7). — Leukippos scheint auf Enipedokles und
Diogenes von Apollonia Einflute gehabt zu haben.
Deniokrit von Abdera hat (nach Diog. L. 9, 41 [Vors. 55 A 1. 41, B 5J)
in seiner Schrift Miy.Qog Siuy.oofw^ gesagt, er sei noch jung gewesen, als Anaxa-
goras schon bejahrt war. ApoUodor setzte daher nach der bei ihm üblichen
Methode den Altersunterschied auf vierzig Jahre an und gelangte so zu Ol. 80, 1,
460/59 vor Chr. als Geburtsjahr, indem er wie gewöhnlich Anfangs- und End-
jahr der Rechnung voll einrechnete. Thrasyllos (unter Kaiser Tiberius) schob in
seiner Einleitung in Demokrits Werke, vielleicht weil er auf Grund einiger ari-
stotelischer Stellen glaubte Demokrit älter machen zu sollen als Sokrates, das Ge-
burtsdatum um zehn Jahre zurück. Unter den Ansätzen für Demokrits Lebensdauer
geht der auf neunzig Jahre lautende wahrscheinlich auf Apollodor zurück. Wie
gewöhnlich, so wird auch bei Demokrit Apollodor, obwohl seine bestimmten An-
sätze auf Kombination beruhen, doch im ganzen das Richtige getroffen haben.
Aus Wißbegierde unternahm Demokrit ausgedehnte Eeisen, auch nach Ägypten und
dem Orient. Piaton nennt ihn nirgends, berücksichtigt ihn aber öfter; von der
materialistischen Doktrin redet er nur geringschätzig. Nach der Erzählung des
Aristoxenos bei Diog. L. 9, 40, Vors. 55 A 1, 40. soll er Demokrits Schriften
haben verbrennen wollen, jedoch auf den Rat der Pythagoreer Kleinias und Amy-
klas die Demonstration unterlassen haben. Aristoteles erwähnt Demokrit häufig,
spricht von ihm mit voller Achtung und hat ihn vielfach benutzt. Betreffs der
romanhaften Ausschmückung, der Demokrits Leben unterworfen worden ist, s. d.
Stellen Vors. 55 A Uff. C 2 ff .
Als Verfasser eines Verzeichnisses der (in der alexandrinischen Bibliothek
vorhandenen oder sonst damals nachweisbaren) Schriften Demokrits ist uns
Kallimachos bekannt, der damit eine Zusammenstellung und Erklärung der dem
Demokrit eigentümlichen Ausdrücke verband. Auf dieses Verzeichnis geht ein
uns bei Diog. Laert. 9, 45 ff. (Vors. 55 A 33) erhaltenes zurück, das die Werke
mit Ausschluß einer Gruppe von davvza>cza in tetralogischer Anordnung aufführt.
Diese Anordnung wird auf Thrasyllos zurückgeführt, ist tatsächlich aber älter
(vgl. Diels' Anmerk. zu Vors. 55 A 33). Der Ruf des Naturforschers y.cn l^oyjjv,
den D. im Altertum genoß, hat Veranlassung geboten, vieles auf seinen Namen
zu fälschen (Vors. 55 B 298 b ff.). Die echten Schriften behandelten die verschieden-
artigsten Gegenstände aus den Gebieten der Ethik, der Physik im weitesten
Sinne des Wortes, der Mathematik, der Musik, der angewandten Wissenschaften
und der Künste (so schrieb D. beispielsweise über Medizin, Landbau, Malerei,
Taktik, Hoplomachie) und zeigten die staunenswerte Vielseitigkeit des Mannes.
Ein gefälschtes Fragment, das aber seine Bedeutung gut charakterisiert, läßt um
von sich sagen, er sei unter den Zeitgenossen am weitesten gereist, habe am
meisten geforscht, die größte Zahl von Himmelsstrichen und Ländern gesehen,
die meisten Gelehrten gehört und sei in der Geometrie nicht einmal von den
ägyptischen Landvermessern übertroffen worden (Vors. 55 B 299 mit Diels' Anm.).
Sein Forschungseifer findet einen schönen Ausdruck in fragm. US: "EXeys ßovXs-
o&ai fiäXXov /u.iav svqsTv ahioXoyiav i) rijvIIsQowr oi ßaatlsiav ysvec&m („er sagte, er wolle
lieber einen einzigen Beweis finden als Perserkönig Averden"). Der Stil seiner
Schriften wurde gerühmt. Nach dem Urteil mancher stand, wie Cicero berichtet,
seine Sprache wie auch die Piatons der Poesie näher als die der komischen
Dichter. Cicero hebt an ihr im Gegensatze zu derjenigen Heraklits ihre Klar-
220 § 2j. Die Atomiker: Leukippos und Demokritos.
heit hervor. Dionys von Halikarnaß aennt ihn neben Piaton und Aristoteles-
ais beachtenswerten Vertreter des mittleren Stils (Vors. 55 A 34).
Das atomistische System ist von Demokrit, der es durchgebildet und
zu anerkannter Bedeutung erhoben hat, jedenfalls dem anaxagoreischen
(in dem oben S. 116 bezeichneten Sinne) entgegengestellt worden. Das Ver-
hältnis zwischen Leukippos und Anaxagoras ist unsicher. Daraus, daß-
Demokrit von Aristoteles (Metaph. 1, 4, 985 b 4 f.) haTgog des Leukippos genannt
■wird, läßt sich nicht mit Sicherheit entnehmen, daß der Altersunterschied kein
bedeutender, daß also Leukippos ebenso wie Demokrit jünger als Anaxagoras ge-
wesen sei, aber wenn Leukippos wirklich den Eleaten Zenon gehört hat, muß er
beträchtlich später als Anaxagoras angesetzt werden. Wenn Anaxagoras nicht
in frühem Lebensalter mit seinen philosophischen Leistungen hervortrat, so wäre
denkbar, daß Leukippos (der unmittelbar an die Lehre des Parmenides polemisch
anzuknüpfen scheint) ihm darin vorangegangen sei. Mit Sicherheit läßt sich dies
freilich aus einigen Stellen des Anaxagoras nicht erschließen, worin derselbe
Ansichten (insbesondere die Annahme leerer Zwischenräume) bekämpft, die zwar bei
den Atomikern sich finden, aber wohl schon von Früheren (nämlich von Pytha-
goreern) geäußert worden waren und teilweise auch schon von Parmenides und
Empedokles bestritten werden. Bei dieser Ungewißheit über Leukippos und der
unzweifelhaften Bezugnahme des Demokrit auf Anaxagoras lassen wir die Dar-
stellung des atomistischen Systems der des anaxagoreischen nachfolgen. Auch
steht dem Wesen nach die Homöomerienlehre, die gleichsam ein qualitativer
Atomismus ist, in der Mitte zwischen der Vierzahl qualitativ verschiedener Elemente
bei Empedokles und der Reduktion aller anscheinenden qualitativen Verschiedenheit
auf die bloß formale der unendlich vielen Atome des Leukippos und Demokritos.
In dem Bericht über die Prinzipien der älteren Philosophen im ersten Buche
der Metaphysik sagt Aristoteles (c. 4, 985 b 4, Vors. 54 A 6), Leukippos und sein
Genosse Demokritos setzten als Elemente das Volle (jikf/geg, oiegeor, Simpl. Phys^
p. 28, de caelo p. 242. 294 [Vors. 54 A 8. 14; 55 A 37; vgl. auch Aet., Vors. 55 A 4C.
47. 125J gebraucht dafür vaaröi') und das Leere (xevöv, fiavör), und hießen jenes
ein Seiendes (6V), dieses ein Nichtseiendes (int] dv); sie behaupteten demgemäß
auch, es existiere ebensowohl das Nichtseiende wie das Seiende. Nach einem
andern Berichte (Plutarch adv. Col. 4, Demokr. fragm. 156) drückte sich Demo-
krit so aus: fii] fiäUov zd dh rj x6 //.rjösv sTvai, indem er mit dem seltsam ge-
bildeten Worte div das Etwas bezeichnete („es gebe ebensowohl das Nichts wie das
Ichts''). Die Ausdrucksweise erklärt sich aus der Anknüpfung an die eleatische-
Lehre, die die Atomiker bekämpfen. Parmenides hatte nur das Körperliche als.
Seiendes anerkannt, den leeren Raum als Nichtseiendes betrachtet. Wer sich den
von den Eleaten gezogenen Folgerungen aus dieser Auffassung entziehen wollte,
konnte einen doppelten Weg einschlagen. Er konnte dem Umfang des eleatischen
Seinsbegriffes bestreiten und fordern, daß der Ausschluß des Leeren aus diesem
Begriffe aufgegeben werde: das Körperliche und das Leere, so konnte er behaupten,
sind Seiendes. Oder er konnte den Umfang des Seinsbegriffes in der eleatischen
Begrenzung bestehen lassen, aber seinen Inhalt neu bestimmen: das Körperliche
ist das Seiende, das Leere das Nichtseiende, aber Seiendsein und Nichtseiendsein
fallen nicht mit Sein (Existenz) und Nichtsein (Nichtexistenz) zusammen.
Das kann, soll darin nicht ein Widerspruch enthalten sein, nur so verstanden
werden, daß die eleatLsche Seins- und Nichtseinsbestimmung im Sinne einer kon-
ventionellen Terminologie beibehalten, ihrem Wesen nach aber aufgehoben wird.
Aus der Beibehaltung ergab sich der Vorteil einer paradoxen Zuspitzung der
neuen Lehre und einer scharfen Prägung ihres Gegensatzes gegen den Eleatismus^
§ 25. Die Atoniiker: Leukippos und Dcmokritos. 121
Es gibt unendlich viele Seiende; jedes derselben ist unteilbar {ätoiiov).
Zwischen ihnen ist der leere Raum. Für die Annahme des letzteren stellte Denio-
krit nach Arist. Phys. 4, ü, 213 b, Vors. 54, 19, folgende Gründe auf: 1. die Be-
wegung fordert ein Leeres; denn das Volle kann kein anderes in sich aufnehmen;
2. die Verdünnung und Verdichtung wird nur durch leere ZAvischenräume mög-
lich; 3. das Wachstum beruht auf einem Eindringen der Nahrung in die leeren
Stellen der Körper; 4. ein Gefäß, mit Asche gefüllt, faßt (obschon weniger
Wasser, als wenn es leer wäre) nicht um ebensoviel weniger Wasser, wie der
Raum beträgt, den die Asche einnimmt; das eine muß also zum Teil in die
Zwischenräume des andern eintreten.
An den Atomen ist (nach Arist. Metaph. 1, 4, 985 b 14 ff., Vors. 54 A 6)
ein Dreifaches zu unterscheiden: Gestalt (ö;u^^a, von den Atomikern selbst nach
der Angabe des Aristoteles ovo/.i6g genannt), Ordnung {rd^ig,hei den Atomikern
öia&iyr'j) und Lage (dioig, bei den Atomikern room]). Zur Erläuterung führt
Aristoteles als Beispiel des Gestaltungsunterschiedes die Schriftzüge A und N an,
des Unterschiedes der Ordnung oder Folge AN und NA, des Lagenunterschiedes
endlich IX (alte Form des Z) und H. Als wesentlich durch die Gestalt bestimmt
scheint Demokrit die Atome auch Idsag genannt zu haben (Plut. adv. Col. 8,
Vors. 55. 57; Hesych. s. v. Idea). Diese Unterschiede reichen nach den Atomikern
zu, die ganze Mannigfaltigkeit der Erscheinungen zu erklären ; es werde ja auch,
aus den nämlichen Buchstaben die Tragödie und Komödie (Arist. de gen. et corr.
1, 2, 315 b 6 ff., Vors. 54, 9). Die Größe der Atome ist verschieden; der Größe
eines jeden aber entspricht seine Schwere (Vors. 55 A 60).
Nach einer Ursache der Atome und ihrer Eigenschaften darf man nicht
fragen, denn sie sind ewig, also ursachlos. Arist. Phys. 8, 1, 252a 35 (Vors.
55, 65; vgl. Alex, zur Metaph. 36, 21, Vors. 54, 6): (Ar}fA.6xQizog) xov dei ovh d^ioi
doxrjv ^t]Tstv. (Wohl nicht die Atomiker selbst, sondern erst Spätere haben die
L'rsachlosigkeit zu einer Art von Ursache oder wirkendem Wesen, rd avtöuarovf
hypostasiert.) Den Zufall leugnet Leukipp auf das bestimmteste in den Worten
(fragm. 2): ovSh' yQijua itdztjv ylvEzai, dXXd Jidvia eh Xöyov ze xai vtc dvdyy.i}g,
wobei man unter '/.6yoc nicht etwa eine vernünftige Kraft zu verstehen hat, son-
dern nur einen Grund, ohne den nichts geschieht.
Auch die Bewegung der Atome soll Demokrit für ursprünglich und ewig
erklärt haben. Sehr ungewiß ist es, ob er hiermit die Annahme verbunden hat,
daß die Schwere die größeren Atome rascher nach unten getrieben habe, wodurch
die kleineren und leichteren nach oben gedrängt und zugleich durch den Zu-
sammenstoß auch Seitenbewegungen bewirkt worden seien. Daß es in dem un-
endlichen Raum kein Oben und Unten gebe, wendet gegen diese Theorie schon
Aristoteles ein, Phys. 4, 8, 214 b 28 ff. u. ö., aber es ist nicht ausgemacht, daß
hier die Lehre Demokrits bekämpft wird. AVahrscheinlich hat Demokrit trotz der
Schwere der Atome eine Ursache für die Urbewegung ev ziZ xevoj xai zco djieiQco,
die nicht in einem Fallen, sondern in einer ungeordneten Bewegung nach allen
Seiten bestand, nicht angegeben, und wird auch deshalb von Aristoteles getadelt.
An irgendeinem Orte des dnEigov häuften sich nun Atome von den verschieden-
sten Seiten kommend zusammen xaz' dvdyxrjv, es entstand hierdurch ein Wirbel
{^ivr)), der, indem er sich weiter und weiter ausbreitete, eine Weltenbildung her-
beiführte. Das Gleichartige tritt dabei zueinander (nicht infolge der Einwirkung
einer (pdörr^g und eines rsixog, oder eines vovg, sondern) vermöge der Natur-
notwendigkeit, wonach das, was an Schwere und Gestalt gleich ist, an die gleichen
Orte gelangen muß (Vors. 55 A 38): jtscfvxevai yüo z6 ofioiov vtio zov 6/iioiov xi-
122 § 25. Die Atomiker: Leukippos und Demokritos.
veiadai y.al (fFQEoOai rä ovyyerfj jigög älh]).a ; vgl. 55 A 165 und Demokrits eigene Worte
55 B 164, in denen er auf die Erscheinungen beim Durchsieben verschiedener
Samenarten (Linse ordnet sich zu Linse, Gerste zu Gerste) und bei der Sammlung
von Steinen durch den Wogenschlag der Brandung (die länglichen Steine gesellen
sich zu den länglichen, die runden zu den runden) hinweist. Indem bei dem
Umschwung manche Atome sich dauernd miteinander verflechten (r?/ zovicov {lütv
aro/zcor] avfi:i'/.oySj xai -reguiaXätEi jrdvza yEvväaßai, Arist. de caelo 3, 4, 303 a 4),
bilden sich größere zusammengesetzte Körper und ganze Welten. Seit Ewigkeit
entstehen und vergehen nach Notwendigkeit solche Welten, die der unsern teils ähn-
lich, teils unähnlich sind. Vgl. über diese Weltbildung Vors. 54 AI, 31; 54
A 10. 11. 14. 24; 55 A 1, 44; 55, 43; über die Zahllosigkeit der Welten 54 A 21 ;
54 A 24, 89; 55 A 40, 2 ; 55 A 43.
Die Erde war ursprünglich in Bewegung, solange sie noch klein und leicht
war; allmählich gelangte sie zur Ruhe (^'^ors. 55 A 95). Aus der feuchten Erde,
aus dem Erdschlamm, sind die Organismen hervorgegangen. Die Seele be-
steht aus den feinen, glatten und runden Atomen, welche zugleich die Feuer-
atome sind. Solche Atome sind durch den ganzen Leib verbreitet; zwischen je
Äwei anderen Atomen findet sich ein Seelenatom, welches Bewegung hervor-
bnngt. In besonderen Organen üben die Seelenatome besondere Funktionen; so
ist das Gehirn der Sitz des Denkens, das Herz der des Zornes, die Leber
der der Begierde. Durch das Einatmen schöpfen wir Seelenatome aus der
Luft, durch das Ausatmen geben wir solche an sie ab, und das Leben besteht
so lange, als dieser Prozeß andauert (Vors. 54 A 28; 55 A 101).
Die Sinneswahrnehmung erklärt sich durch Ausflüsse von Atomen
aus den Dingen, wodurch Bilder {El'doAa) erzeugt werden, die unsere Sinne treffen.
So lehrte schon Leukippos, daß durch das Eindringen der sl'öcola in das Auge
■das Sehen bewirkt werde (Vors. 54 A 29; 55 A 118). Die Sinnesempfindung be-
ruht auf einer durch den äußern Eindruck in uns hervorgebrachten Veränderung
(Vors. 54 A 29. 30). Die Frage, ob die Sinnesempfindungen durch Gleiches, wie Parme-
nides und Empedokles wollten (s. o. S. 99. 108 f.), oder durch Entgegengesetztes, wie
nach Anaxagoras (s. o. S. 115), zustande kommen, ließ D. unentschieden (Vors. 55 A
135). Auch die Götter bekunden sich uns durch solche sl'dcoX.a, die wir von ihnen
erhalten. Freilich hat Deraokrit unter diesen Göttern nur eine Art Dämonen ver-
standen, die nicht unsterblich sind, sondern nur länger leben als die Menschen.
Sie sind teils gut-, teils bösartig. Auf der Erscheinung solcher Dämonen beruht
die Vorstellung einer Gottheit. In der Tat gibt es nach den Atomikern keine
Gottheit — zu deren Begriff die UnvergängUchkeit gehört — und kann auch nach
den Grundvoraussetzungen ihres Systems keine geben. Wohl aber sind diese el'öojXa
höherer Wesen wenn auch nicht unzerstörbar (äffdagra), so doch schwer zerstörbar
{8vo(pdaQza). Durch ihre Erscheinungen und stimmlichen Äußerungen verkünden
sie den Menschen die Zukunft. Die Wahrnehmung hat nicht volle Wahrheit,
sondern bildet die empfangenen Eindrücke um. Die Atome sind wegen ihrer Klein-
heit unsichtbar. Atome und Leeres sind das Einzige, was an sich existiert, quali-
tative Unterschiede gibt es nur für uns, in der sinnlichen Erscheinung. Nöf^co
ykvy.v y.ai vöfiq) jIixqÖv, vo/lko degfiöv, vöfiip xpry^oör, vofiqj XQoirj' izsfj 8k äzofia xal
xevöv (Deraokr. fragm. 9. 125). Vgl. auch Aet. 4, 9, 8 (Vors. 54 A 32): firjökv 6'
elvai aXrideg /j,7]8s xaxaXrjmov ixrog zcjv ngcörcov ozoiy^sicov, dzöficov xai xsvov' xavza
yäg Bivai /aöva qpvosc, zä ö' ex zovzcov ■&Eaei xai zd^si xai a)(^riixazi 8iaq?sQovza dAA^-
Xcov avjußeßt]x6za. Es tritt hier schon die Unterscheidung zwischen sogenannten
primären und sekundären Qualitäten hervor, wie sie in neuerer Zeit besonders von
Descartes und Locke vorgenommen wurde. — Auf die sinnliche Erscheinung muß
§ 25. Die Atomiker: Leukippos und Demokritos. 123
wohl der Ausspruch des Demokrit bei Diog. L. 9, 72 (fragm. 117) beschränkt
werden: hffj Sf ov()yr i'öiisv, h' ßvdcö yag fj ahj{)sta, denn auf die Atomenlehre
selbst kann bei der Zuversicht, mit welcher Demokrit sie vorträgt, diese skeptische
Äußerung nicht gehen, und Demokrit hat auch ausdrücklich (nach Sext. Empir.
adv. math. 7, 138, fragm. 11) von der Sinneswahrnehmung als der dunklen Er-
kenntnis iaxnrirj) die echte (yvjjöitj), die der Verstand durch Forschung gewinne,
iinterschieden. Das philosophische Denken, durch welches über die Binneswahr-
nehmung hinausgegangen und die Kealität der Dinge in den Atomen erkannt
wird, hat Demokrit geübt, aber nicht selbst Avieder eigens zum Objekt philo-
sophischer Reflexion gemacht, und die Weise, wie es zustande komme, ohne
eingehende Erklärung gelassen ; erst der folgenden Periode, deren frühester Ver-
treter freilich Demokrit gleichzeitig ist, gehört die strengere Eeflexion auf das
Denken selbst an. Doch folgt aus den demokritischen Grundlehren, daß das Denken
nichts von dem sinnlichen Empfinden oder der vovg nichts von der yv/i] Unab-
hängiges sein kann, und diese Konsequenz hat Demokrit auch ausdrücklich ge-
zogen (Aet. 4, 8, 10 [Vors. 54 A 30]: ^IsvyL-rjiog Ar][i.6xQizog'Eniy.ovQog zijv aVoßrjoir
y. al xrjv vörjotv ylveodai eidcö/.OJV s^coßsv Tigoocövrcov fi7]8svl yag ijiißä/J.eiv u)]ös-
TEoav xoiQig zov jiooo.-Ti.-norzog slöcÖÄov. Vgl. Cic. de fin. 1, 6, 21). Nur insofern
scheint sich Demokrit über das Zustandekommen der echten Erkenntnis ausge-
sprochen zu haben, als er in Übereinstimmung mit Anaxagoras forderte, daß aus
■den Erscheinungen ((paiv6/j.sva) auf das Verborgene {ä8r]?.a) zu schließen sei (Sext.
Emp. adv. math. 7, 140, Vors. 55 A 111), und lehrte, daß das q^goveTv entstehe
tjvfiftizQCüg eyovoi}g xf]g xfv/Jjg xazä xijv y.ofjoiv (Theophr. de sensu 58, Vors.
55 A 135).
Die ethischen Sätze Demokrits sind zwar von einem Gedanken und einer
und derselben Stimmung beherrscht, aber bei dem Philosophen selbst, soweit uns
die Fragmente ein Urteil gestatten, nicht wissenschaftlich abgeleitet und ebenso-
wenig in sicherstehende Verbindung mit der Atomistik gebracht.
Das höchste Gut ist die Glückseligkeit {evdamoviT]), die in der andauernden,
sicheren Heiterkeit des Gemüts besteht (evßvf.a'i], svsazco). Das Beste für den
Menschen ist es, sich so viel als möglich zu freuen und sich so wenig als mög-
lich zu betrüben, fragm. 189: "Aoiazov uvßomno) zov ßiov dinysiv oj? .-z/.eToza Ev&v^tj-
§erzi yal eläyiaza dvi7]dh'ci. Ist hiermit der Hedonismus auch bestimmt aus-
gesprochen, so ist Demokrit doch weit entfernt von allen unsittlichen Konse-
quenzen, im Gegenteil nimmt er an Reinheit der moralischen Lehren unter den
griechischen Philosophen eine hohe Stelle ein. In unmittelbarem Anschluß an die
oben angeführte Stelle heißt es: zovto ö' äv el'r], el' zig /«) sjzl zoTg ■&v}]zoioi zag
ijdorag tioloTzo. Nicht äußere Güter, Reichtum, Ruhm, die ohne Verstand un-
sicherer Besitz sind, schaffen die Glückseligkeit: ihr Sitz ist die Seele (fragm. 170):
evdaiuoriT] tf'v/fjg y.nl y.ay.oÖaiuovlt] ; fragm. 171 : svöacttovit] ovx iv ßooy/j/iiaoiv oly.El ovös
SV xQvoM- xpvyj] oiy>]Z7]oiov daiuovog). Diese ist der edelste Teil des Menschen. Wer ihre
Güter liebt, liebt das Göttliche und das Dauernde, wer die Güter des Leibes liebt, der
das Zelt {oy.ijvog fragm. 223) der Seele ist, liebt das Menschliche und Vergäng-
üche. Aus sich selbst seine Freuden zu schöpfen, muß sich der Mensch gewöhnen.
Einsicht gehört dazu, die richtigen Freuden zu wählen (Vors. 167: avviozaoßai
ö' avzTjv [die der ovufiezQia und dzaga^ia gleichgesetzte svdaifwvia] ix zov öiogi-
G/^ov xal Z7]g öiaxgioeojg zcöv lijdovcöv y.ai zovz eivai z6 xäkXiozöv zs xal avucpogo'na-
zov dvdQwjzoig); die Unverständigen können daher ihr Leben nicht recht genießen.
Um eine gleichmäßig freudige Stimmung zu haben, muß man sich Mäßigung im
Oenusse auferlegen: das Zuviel oder Zuwenig nach irgendeiner Seite ist nicht
124 § 25. Die Atomiker: Leukii^pos und Demokritos.
dauernd und bringt die Seele aus ihrem Gleichgewicht; sobald das Maß über-
schritten wird, entsteht aus Lust die größte Unlust (fragra. 191: dvßQcojroim yaQ-
tvdvidr] yivEzai (lEXQiorrjzi xsQxpiog xai ßlov avitfisigh], rä d' E/J.eiJiovTa y.ai vtieq-
ßäXÄoria fisrajii'jTzeiv tb cpclsT y.al jueyd/.ag y.ivrjoiag etijroiETv rfj yjv/jl). Gestört wird
das Gleichmaß der Stimmung durch Begierden, die der Mensch nicht befriedigen
kann. Deshalb soll man das erstreben, was zu erreichen möglich ist, oder, was
man hat, benutzen und sich daran genügen lassen, nicht auf die schauen, denen
es besser, sondern auf die, denen es schlechter geht (Vors. 55 B 191).
Die Götter geben den Menschen nur Gutes; durch den eigenen Unverstand ziehen
sich die letzteren Übel zu. Durch das Zuviel in den Begierden und in den Ge-
nüssen geht die Seele der äzaga^irj und äüafißirj (Vor^. 55 A 167; 62 B 3) verlustig,,
welche die Vorbedingungen für die Glückseligkeit, aber nicht das höchste Ziel
selbst sind. Das Vaterland des Weisen und Guten ist das AVeltall (ärdgi
ao(p(Ö näou yi] ßazj'y r/'v/jjg yäg äyadr'jg jrazotg 6 ^vfjjiag y.öofiog, Vors. 55 B 247).
Doch fordert Demokrit uneigennützige Hingabe an das Gemeinwesen imd legt
großen Wert auf eine gute Staatsverwaltung.
Die Reinheit der demokritischen Ethik, deren hedonistischer Charakter trotz.
mancher gegenteiligen neueren Auffassung nicht zu bestreiten ist, zeigt sich nament-
lich in Sätzen, wie: Nicht die Tat als solche, sondern die Gesinnung bestimmt
den sittlichen Charakter (fragm. 62: äyaßov ov z6 firj uSixeTv, d/.kä ro utjök edü.eiv,
vgl. auch fragm. 89. — fragm. 96: laQioziy.og o«'/ o ßliznov ngog zi]v ä/iwiß^v,
dkX' 6 £v ÖQüv .-TooijorjfiEvog). Unrecht tun macht unglücklicher als Unrecht leiden.
Sich selbst zu überwinden, ist der schönste von allen Siegen, sich selbst zu unter-
liegen aber das Schimpflichste und Schlechteste. Nicht aus Furcht, sondern
weil es nötig ist. soU man sich des Schlechten enthalten [nrj öiä (pößov, dX?.ä Siä
z6 ösov XQsojv dTie/eodai äfiaQZ7]/ndzcov).
In den ethischen Sätzen des Demokrit, wie auch in den zur Erkenntnislehre
gehörenden über den Unterschied zwischen der Realität und der subjektiven Auf-
fassung bekundet sich die fast bei keinem der älteren Philosophen ganz fehlende,
besonders aber am Ende der ersten Periode natürliche Tendenz zur Überschrei-
tung der Grenzen der Kosmologie; Demokrit, der Zeitgenosse des Sokrates, ist in
dieser Richtung beträchtlich weiter gegangen als Anaxagoras und als irgendeiner
der früheren Denker.
Daß Piaton nicht nur öfter mit Demokrit zufällig übereinstimmt, sondern
sich auch „bewußter und erklärter Maßen an ihn angeschlossen" und sich ihn
in wichtigen Dingen, namentlich in der Ethik, zum Führer gewählt habe (Natorp,
Die Ethika des L).), können wir nicht annehmen.
Demokriteer. Die antike Tradition verknüpft einerseits durch die Suk-
zessionsreihe Demokrit, Nessas, Metrodoros von Chios, Diogenes von Smyrna,
Anaxarchos, Pyrron die pyrronische Skepsis, andererseits durch den Demokriteer und
Pyrronschüler Nausiphanes (den Lehrer Epikurs) den Epikureismus mit Demokrit,
mit dem auch als unmittelbarer Schüler Protagoras in Verbindung gebracht wird
(Vors. c. 56 ff.; 55 A 9j. Von den Nachfolgern Demokrits scheinen einige in der
Tat die skeptischen Elemente, die besonders in Demokrits Lehre von der sinn-
lichen Wahrnehmung lagen, stärker betont und weiter ausgebildet zu haben.
Metrodoros von Chios begann seine Schrift Ilsoi (pvosojg mit der Erklärung
(fragm. 1): Ovösig fjfxwv ovder olSev ovo' avzo zovzo, jiözeqov oiSafiEv rj ovx oida/uEv
(ov8' 6'?.(og jtozeqov eozi zi tj ovy. k'oziv), und von Nausiphanes berichtet Seneka
epist. 88, 43 (Vors. 62, 4): Nausiphanes ait ex his quae videntur esse nihil magis
esse quam non esse. Auch Anaxarchos wurde zu den Skeptikern gerechnet
§ 26. Die Philosophen der zweiten Periode. * 125
^Vors. 59 A 15). Andererseits betonte Anaxarchos, wohl an Demokrit anknüpfend, die
■svöaifioi'i'a als Ziel (Vors. 59 A 14) und erhielt wahrscheinlich daher den Beinamen
Evdaiuoriy.ög (Vors. 59 A 4. 8. 9), der ihm nach Diog. Laert. 9, 60 (Vors. 59, 1,
60) freilich diä Tt/v djiäOeiav y.al svy.oUar xov ßi'ov gegeben Morden wäre. Diesem
seinem Leben verdankte Anaxarchos wesentlich seinen Ruhm bei Späteren. Im Verkehr
mit Alexander d. Gr. bekundete er eine Verbindung von Freimut und einer durch
ethischen Nihilismus getragenen Schmeichelei. Am Ende seines Lebens ertrug er
■einer verbreiteten Überlieferung zufolge die Martern, denen er von Nikokreon
unterworfen wurde, standhaft mit den Worten: Uziaas jiziaos tov 'Ava'^äoyov
-dvXaxov, 'Arä^aoyov ö'e ov Ttrioaei?. Aus Anaxarchos' Schrift Ufoi ßaoihiag sind
zwei kleinere Fragmente erhalten (Vors. 59 ß).
Zweite Periode der griechischen Philosophie.
Die attische Philosophie.
Die Sophisten, Sokrates und die kleineren von ihm aus-
gehenden Philosophen und Schulen, Piaton, Aristoteles
und die älteren Akademiker und Peripatetiker.
(Siehe die allgemeine Charakteristik oben Seite 37 f. 39 f.)
§ 26. Der zweiten Periode der griechischen Philosophie
gehören an: die Sophisten, Sokrates, die konservativen und die
einseitigen Sokratiker, Piaton und Aristoteles und ihre älteren
Nachfolger.
Die Sophisten, soweit sie philosophisch von Bedeutung sind,
bringen der Philosophie die Neuerung einer wesentlich auf den
Menschen als erkennendes und wollendes Subjekt gerichteten
Reflexion (Erkenntnistheorie und Ethik). Ihr Ergebnis ist dabei
Relativismus und Skeptizismus, an deren Stehe Sokrates einen
auf Erarbeitung und Verwertung von Begriffsbestimmungen ge-
gründeten Dogmatismus setzt, ohne diesen jedoch zu einem
System auszugestalten. Der dogmatische Aufbau großer Systeme
auf sokratischer und vorsokratischer Grundlage ist das Werk
des Piaton und Aristoteles, die dabei neben der Erkenntnis-
theorie und Ethik auch die Naturphilosophie wieder aufnehmen.
Andere Schüler des Sokrates verharren auf seinem Stand-
punkt ohne das Bestreben einer Weiterbildung seiner Lehre
(Aischines, Xenophon), wieder andere suchen diese Weiterbil-
dung in einseitiger Ausgestaltung einzelner Züge in Sokrates'
Wesen und Philosophieren (Antisthenes, Aristippos, Eukleides).
Der Geschichte der Literatur und der allgemeinen Bildung muß die Dar-
stellung der ethisch-religiösen Ansichten der Dichter, Historiker, Eedner usw.
dieser Periode, bei denen sich viel Philosophisches, aber nicht in wissenschaftlicher
Form, findet, vorbehalten bleiben.
126 • . § 27. Die Sophistik überhaupt.
Athen wurde in dieser Periode zum Zentralpunkt der hellenischen Bildung
und insbesondere der Philosophie. Als eine Bildungsschule für Griechenland wird
es von Perikles bei Thukyd. (2, 41) bezeichnet. In dem platonischen Dialog
Protagoras (p. 337 d) nennt der Sophist Hippias von Elis Athen t/)? 'EUäöog z6
jTQviavFTov zi)g aocfiag. Isokrates sagt (Panegyr. .50), der athenische Staat habe
bewirkt, daß der Name Hellenen viel mehr eine Bezeichnung der geistigen Bildung
als der Abstammung sei. Vorzugsweise an die Empfänglichkeit der Athener für
Kunst und Wissenschaft, an ihre Neigung zu philosophischem Denken und danach
an den Bestand der philosophischen Schulen zu Athen hat sich während der
zweiten Periode die Philosophie der Griechen geknüpft.
§ 27. In der Sophistik treten an die Stelle der Kosmologie
als bevorzugte Teile der Philosophie Erkenntnistheorie und Ethik.
Angesichts dieser tief eingreifenden und folgenreichen Wandlung
ist man — im Gegensatze zu manchen neueren DarsteUungen —
berechtigt, mit der Sophistik die zweite Periode der griechischen
Philosophie zu beginnen. Eine Unvollkommenheit der sophisti-
schen Theorie liegt nun aber darin, daß es ihr nicht gelingt, für
das theoretische und jDraktische Verhalten des ^Menschen objek-
tive Normen zu gewinnen. So vermag sie Erkenntnis- und
Sittenlehre durch Erschütterung der naiven Dogmatik und Auf-
rollung der Probleme in Wirklichkeit nur anzubahnen, aber noch
nicht iDOsitiv zu begründen. Die Hauptvertreter der Sophistik
sind: Protagoras der Individualist, Gorgias der Rhetor und
..Nihilist", Hippias der Polyhistor und Prodikos der Moralist
und Synonymiker. Den Standpunkt dieser Sophistengeneration
zeigen im wesenthchen auch der sog. Anonymus lamblichi und
die Jioa Ol löyoi (Dialexeis). An jene Männer schließt sich eine
jüngere Sophistengeneration an, welche das philosophische
Prinzip des Subjektivismus mehr und mehr auf die Spitze treibt
und ethisch destruktive Folgerungen daraus zieht.
Das gesarate Material für die ältere Sophistik (Protagoras, Xeniades,
Gorgias, Prodikos, Thrasymachos, Hippias, Antiphon den Sophisten, Kritias, den
Anonymus larabUchi, die Aioool löyoi [die sog. Dialexeis]) bei Diels, Vors. c. 73 b ff.
S. die einzelnen Sophisten.
Das Wort „Sophist" ist von Hause aus kein Terminus für eine bestimmte
philosophische Richtung, noch weniger für eine philosophische Schule. Zoifiozt'ig
bedeutet zunächst nur einen Mann, der, sei es auf praktischem, sei es auf theore-
tischem Gebiete durch Können oder AVissen sich auszeichnet oder auszuzeichnen
bestrebt. So nannte Herodot (1, 29; 4, 95) den Solon und Pythagoras Sophisten,
Androtion (fragm. 39) wandte das Wort auf die sieben Weisen und Sokrates an,
Lysias (fragm. 281) auf Piaton (Vors. 73 b 1). Daneben entwickelte sich in der
zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts vor Chr. eine engere Bedeutung des
Wortes, durch die die ältere und weitere mehr und mehr verdrängt wurde. Das
Aufblühen Athens nach den Perserkriegen hatte eine ungemeine Steigerung des
§ 27. Die Sophistik überhaupt. 127
geistigen und politischen Lebens zur Folge. Die Demokratisierung der athenischen
Politik machte den Erfolg des einzelnen Bürgers wesentlich von seinem persön-
lichen Auftreten, nicht von seiner Herkunft abhängig. So entwickelte sich das
Bedürfnis nach einem systematischen Unterrichte hauptsächlich in den Zweigen
des Wissens und Könnens, die für die politische Tätigkeit in Betracht kamen.
Die Männer, die diesem Bedürfnisse entsprachen, hießen Sophisten. Plutarch
Themist. 2 sagt, Sophisten seien diejenigen genannt worden, welche die bis dahin
durch das politische Leben selbst begründete, durch Familientradition und durch
Anschluß an ausgezeichnete Staatsmänner angeeignete und praktisch ausgebildete
politische Einsicht {deivönjra jioXmxrjv xal dguoTriQiov avreoiv) mit den öixavixai
zExvai — den Wissenschaften und Künsten der gerichtlichen Praxis, insbesondere
der gerichtlichen Beredsamkeit — vermischt und an die Stelle der praktischen
Vorbildiuig die theoretische gesetzt hätten (fisiayayövieg ujio twv n:Qd^Ecov ri]v
äoxt]oiv ijTi Toi'g köyovg). Diese Sophisten hielten umherziehend bald in dieser,
bald in jener Stadt Kurse und pflegten dabei neben dem, was zur politischen
Tätigkeit in unmittelbarer Beziehung stand, Bildung im weitesten Sinne, Kos-
mologie (ohne hier bedeutsame neue Theorien aufzustellen), Grammatik und
Dichtererklärung, Mythologie, Sittenkunde u. s. f. Polymathie und Polyhistorie
sind charakteristisch für die Sophisten. Nicht mit Unrecht hat man sie die Enzy-
klopädisten Griechenlands genannt. In erster Linie aber stand in ihrem Unter-
richte die Kunst, deren geschickte Ausübung vor allem politische Erfolge ver-
bürgte, die Rhetorik. Wichtig ist nun, daß es in dieser nicht auf Darstellung der
^\ ahrheit, sondern nur auf Erregung eines Scheines ankam. Analoges gilt von
der Schwesterkunst der Ehetorik, der Eristik, die ebenfalls von den Sophisten
gepflegt wurde. Durch die Ausbildung dieser Künste trat die Sophistik in.
Gegensatz zu der unbeirrt durch äußere Rücksichten die Wahrheit suchendea
Philosophie, einen Gegensatz, den Piaton im Gorgias in prächtiger Weise dar-
gestellt hat.
Noch in einem zweiten Punkte bestand ein Gegensatz zwischen der Sophistik
und der Philosophenschule: der sophistische Unterricht, der dem Schüler äußere
Erfolge versprach, wurde gegen Bezahlung erteilt und unterschied sich dadurch
von der ohne Rücksicht auf materielle Vorteile des Lehrers und Schülers geüblen
Unterweisung der Philosophenschule. Indem nun auf philosophischer Seite neben
dem ersten auch dieser zweite Gegensatz stark betont wurde, erschienen die
Sophisten als gewinnsüchtige Händler mit Schein- und Trugweisheit. Damit
erhielt das Wort „Sophist" in philosophischen Kreisen, besonders bei Piaton und
Aristoteles, eine tadelnde Nebenbedeutung, die ihm von Hause aus nicht eignet.
So heißt es in Xenophons Kyneg. 13, 8 (Vors. 73 b 2 a): ot aotpiozai ö' ijzl xü>
e^anaxäv Xsyovoi xul yoäfpovoiv Inl rcp iavrcöv xegSsi aal ovdsva ovö'ev cjcfeXovotv.
ovoE yäg oocpog avxwv iyEveio ovösig ovo' soziv, d/J.ä y.ai ägasi Exäoico oocpioxtjv
x/.t]&fjvut, ö soTiv ovEiöog Tiagd ys (zoTg) ev (poovovoiv — ganz im Gegensatze zu
dem stolzen Bekenntnis des Protagoras bei Plat. Prot. p. 317 b ö/Aoloyü) zs aocpiozijg
Eivai y.al Tiaiösveiv dr&Qcöjiovg und zu dem hohen Ansehen, das z. B. Protagoras
nach dem gleichnamigen platonischen Dialog bei der Mehrzahl der Gebildeten
und Bildungsuchenden genoß, einem Ansehen, das freilich doch wieder durch die
dem Griechen eigentümliche Verachtung aller auf Gelderwerb abzielenden Tätig-
keit geschmälert wurde (vgl. Plat. Protag. 312 a, wo Sokrates den jungen Hippo-
krates, der den Unterricht des Protagoras genießen will, fragt: Würdest du dich
nicht schämen, wenn du dich den Hellenen als Sophisten zeigtest: worauf Hippo-
krates antwortet: Ja wahrhaftig, Sokrates, wenn ich sagen soll, was ich denke).
128 § -"• ^'^ Sophistik überhaupt. § 28. Protagoras aus Abdera.
Wer die Sophistik geschichtlich beurteilen will, darf sich nicht etwa durch
Plaion ohne weiteres zu einem Verdamm ungsurteil bestimmen lassen. Wir danken
es Piaton, daß er den G^ensatz bis in seine letzten Prinzipien verfolgt und von
der Folie des Scheinwesens und des Egoismus der Sophistik das wundervolle
BUd des selbstverleugnenden, nur der Wahrheit lebenden Philosophen tums sich
hat abheben lassen. Aber wir dürfen nicht vergessen, daß es sich bei Piaton eben
um eine prinzipielle Ausgestakimg des Gegensatzes handelt, imd daß Piaton zu
diesem Zwecke genötigt war, die verdienstlicheren Seiten der Sophistik zurück-
treten zu lassen. Zudem ist der Unterschied zwischen der älteren ethisch konser-
vativen und der jüngeren destruktiven Sophistengeneration nicht aus dem Auge
zu verlieren. Piaton greift im wesentlichen, abgesehen.von den persönlichen Eigen-
schaften der Sophisten, ihrer Eitelkeit und Selbstüberschätzung, die Ehetorik in ihrer
unsittlich egoistischen Handhabung. Eristik und bezahlten Unterricht heraus und
läßt den großen Fortschritt, der durch die Sophistik im philosophischen Denken
überhaupt erfolgt war. nicht in gleicher Weise hervortreten. Begreiflich, da ihm
das durch die Sophistik gewonnene Xeue unmittelbar in der Lehre des Sokrates
vor Augen stand, dieser aber so weit über die Sophistik hinausgeschritten war, daß er
Ton seinen Anhängern eher als ihr Antipode, denn als ihr Vertreter angesehen wurde.
Einen Fortschritt aber bezeichnet die Sophistik in der Tat, Der sensuaüstische
Subjektivismus des Protagoras hat einen Vorzug vor dem Denken des Parmenides ;
denn dieses ist nur ein Denken über das Seiende überhaupt, nicht (oder doch nur
nebenbei» ein Denken über das Wahrnehmen und Denken; der sophistische
Sensualismus aber ist nicht selbst sinnliche Wahrnehmung, sondern wesentlich
ein Denken über die Wahrnehmung und Meinung, mithin die nächste Vorstufe
zu dem durch Sokrates, Piaton und Aristoteles b^ründeten Denken über das
Denken. Diese „Philosophen" hätten ohne jene „Sophisten'' nicht werden können,
was sie geworden sind.
Sieht man in der Sophistik Tomehmlich Kritik und Auflösung der kosmo-
logischen Philosophie, so muß man sie (mit Zeller und anderen) der ersten
Periode zurechnen; berücksichtigt man bei ihr aber besonders die Keflexion über
gewisse Seiten des subjektiven Lebens, so gehört sie bereits der zweiten
Periode an. Jedenfalls steht sie an der Grenze der beiden Perioden; beachtet
man aber den eigentlichen philosophischen Fortschritt, der diuch sie ge-
schehen ist, so wird man sie der zweiten Periode zuteilen. Auch Zeller, der sie
der ersten zurechnet, erkennt an (Ph- d. Gr. II 1*. S. 14(.t: vgl. auch
I 2^, S. lOWi. daß „die Sophisten zuerst die Philosophie von der objektiven
Forschung zur Ethik und Dialektik übergeführt, daß sie zuerst die Entscheidung
über Wahr und Falsch, Eecht tmd Unrecht der subjektiven Überzeugung anheim-
gestellt haben".
§ 28. Protagoras aus Abdera, ein älterer Zeitgenosse des
Sokrates — seine Blüte fäUt um 444 3 vor Chr. — wii-kte als
Lehrer der Redekunst in vielen giieehischen Städten, besonders
auch in Athen, und stellte, wohl indem er Herakhts Lehre vom
ewigen Pluß aller Dinge auch auf das erkennende Subjekt als
solches übertrug, die Behauptung auf: der Mensch ist das
Maß aller Dinge, der seienden, daß sie sind, der nichtseienden,
daß sie nicht sind. Wie einem jeden ein jeghches scheint, so ist
es für ihn. Es sribt nur relative Wahrheit. Auf dem ethischen
§ 28. Protagoras aus Abdera. 129
Gebiete machte Protagoras seinen Subjektivismus nic-lit bestimmt
geltend. Die Existenz der Götter ist nach ilmi ungewiß.
Antike Überlieferung über Leben und Lehre; Fragmente: Diels,
Tors. c. 74.
Chronologie: Jacoby, Apollodors Chronik, S. 266 ff.
Nach Plat. Protag. 317 c war Protagoras beträchtlich älter als Sokrates;
Protagoras sagt dort, er könne dem Alter nach aller Anwesenden Vater sein, was
freilich nicht im strengsten Sinne zu nehmen sein mag. ApoUcdor (bei Diog. L. 9, 56,
Vors. 74 A 1, 56) setzt seine Blüte in Ol. 84 (444 — 440 v. Chr. ; er meint die Epoche von
Thurioi 444/3; s. unten^. Xach einer Angabe in dem platonischen Dialog Menon
(p. 91 e), woraus die gleiche Angabe des ApoUodor (bei Diog. L. 9, 56, Vors.
74 A 1, 56j geflossen zu sein scheint, ist er gegen 70 Jahre alt geworden und davon
40 Jahre als Sophist tätig gewesen, nach einer andern Angabe (bei Diog. L. 9, 55)
lebte er gegen 90 Jahre. Von Pythodor, einem von den Vierhundert, wurde er
wegen seiner Schrift über die Götter auf Atheismus angeklagt fDiog. L. 9, 54).
Man kann aus dieser Nachricht mit Wahrscheinlichkeit schließen, daß ihm unter
der Herrschaft der Vierhundert im Jahre 411 vor Chr. der Prozeß gemacht worden
ist, und daß er also, wenn er 70 Jahre alt geworden ist, 481 geboren war. Er
ertrank nämlich, nachdem er verurteilt war, auf der Flucht nach Sizilien; seine
Schrift über die Götter wurde zu Athen auf dem Markte verbrannt. Daß Prota-
goras ein Abderite war, sagt Piaton (Protag. p. 309 c ; Rep. 10 p. 600 c) ; die gleiche
Angabe hat Diog. L. (9, 50) aus der Schrift des Herakleides Pontikos Ileol
vöuoiv entnommen. Der Komiker Eupolis hat den Protagoras in den (Ol.
89, 3 aufgeführten) Kö/.ay.s; einen Teier genannt; doch steht diese Bezeichnimg
mit jener Angabe nicht im Widerspruch, da Abdera nach seiner Zerstörung
durch die Thraker 543 von teischen Auswanderern neu gegründet wurde.
Für die Pflanzstadt Thurioi soll Protagoras die Gesetze ausgearbeitet haben
(Herakleides bei Diog. L. 9, 50). In Athen war Protagoras vielleicht
zuerst zwischen 451 und 445 vor Chr., dann wohl um 432, auch Ol. 89, 3 =
422/421 V. Chr. und kurz vor seinem Tode. Piaton hat wohl in seinem
Dialog Protagoras einzelne Umstände aus 422 in 432 mit dichterischer Freiheit
verlegt. Die Annahme, die u. a. auch Epikur vertrat, daß Protagoras Demokrits
Schüler gewesen sei (Vors. 55 A 9; Diog. Laert. 10, 8), ist nicht mit den Alters-
verhältnissen vereinbar. Anderseits wird mehrfach und zuverlässig bezeugt, daß
Demokrit in seinen Schriften den Protagoras erwähnt und bekämpft habe (Diog.
L. 9, 42; Plutarch. adv. Coloten 4, 2; Sext. Emp. adv. math. 8, 389 f.). Zu denen,
welche in Athen die Nähe des Protagoras suchten, gehörten auch Perikles und
Euripides. Wie sehr er verehrt wurde, sieht man aus dem platonischen Dialog
Protagoras, besonders aus p. 310 d ff. Vgl. Plat. Theaet. p. 161c: »'j/ifJ; usv avrov
woneo ÜEov iOavud^ouEv l^l oorplq. Als Honorar für den Unterricht verlangte er
bedeutende Summen, wenn auch die Angabe von 1(X) Minen für einen Kursus,
Diog, L. 9. 50, zu hoch gegriffen sein mag. Nach Plat. Prot. p. 328 b und Arist.
Eth. Nie. 9, 1, 1164 a 25 forderte er zwar eine bestimmte Summe, stellte es aber
doch dem Schüler anheim, wenn sie ihm nach empfangenem Unterricht zu hoch
erscheinen sollte, selbst zu bestimmen, wie viel der Unterricht wert sei, und diese
Summe zu geben.
Protagoras' Hauptschrift waren die Karaßcü/.ovrsg (sc. /.6yoi , d. h. die
[falsche Auffassungen] niederwerfenden Untersuchungen), die auch unter dem
Titel '^/.rjüeia zitiert wurden (als Anfang der Karaßä}.}.ovteg wie der 'AX-q^Eia wird
üeberweg, Gnmdriß I. 9
130 § 28. Protagoras aus Abdera.
der Satz vom Menschen als Maß aller Dinge angefühi;jt, was für die Identität
beider Werke spricht). Vgl. Plat. Theaet. 152 a, Sext. Emp, adv. math. 7, 60
(Vors. 74 B 1 ; s. dort auch Diels' Vermutung über die Entstehung des Titels
\4h'idfia). Vielleicht identisch mit den Karaßäkkovieg sind auch die Schriften
77fot Tov ovTog, Miyag /.oyog und '^vnXoyi'ai [^AviiXoyixä). Aus letzterer Schrift
sollte nach Aristoxenos bei Diog. Laert. 3, 37 (vgl. 57) Piaton fast seine ganze
IIo/uTFia entnommen haben, was bei der Verschiedenheit des prinzipiellen Stand-
punktes der beiden Männer und dem innigen Zusammenhang der Ilohxeia mit
der Piaton eigentümlichen Ideenlehre tatsächlich ausgeschlossen ist. Ein weiteres-
protagoreisches Zitat rührt aus der Schrift UsqI dsiov her. Ein unvollständiges,
nur einen Nachtrag enthaltendes Schriftenverzeichnis gibt Diog. Laert. 9, 55
(Vors. 74 A 1, 55; vgl. Diels z. d. St.). Glücklich wären wir daran, wenn wir in
der pseudohippokratischen Schrift IIeqI riivrjg noch ein vollständiges Werk des-
Protagoras oder eines seiner Anhänger besäßen. Es ist aber Theod. Gomperz,
der diese Ansicht in einer geistvollen, um der trefflichen Edition und Erklärung
der Schrift sowie um zahlreicher Beobachtungen willen höchst dankenswerten Ab-
handlung vertritt, nicht gelungen, seine These wahrscheinlich zu machen (s. Lite-
ratur).
Nach Diog. L. 9, 51 (Vors. 74 A 1, 51; B 1) lautete der Fundamentalsatz,
des Protagoras (fragm. 1): jiavxwv XQVI^^^'^^ fiezoov ioziv är' dg corrog ,
Tcov /L(kv ovTio%' w ? fö T t , X (ö V ök ovx övxcov (bg ovy. saxiv (sog. Homo-
mensura-Satz). Und zwar ist hier der Mensch nicht als Gattung gemeint, sondern
als Individuum, wie die aus des Protagoras Schrift entnommenen Worte (Plat.
Theaet. 152a, Vors. 74 B 1) beweisen: ola jukv Exaoxa i/nol (paivexai, xoiavxa fikv
eoxcv i/Lioi, ola de ooi, xoiavxa 8s av ooi' ävOgoinog 8s ov xs xayd). Eine allgemein
gültige Wahrheit ist hiernach nicht möglich, nicht einmal für denselben Menschen
ist dasselbe zu verschiedenen Zeiten wahr, und es kann von keinem Dinge das-
eine mit mehr Recht ausgesagt werden als das andere (Plut. adv. Col. 4, 2).
Mit diesem Subjektivismus hängt der Relativismus eng zusammen. Es ist nichts-
an und für sich, sondern alles ist ein Relatives, ein -t£>o? xi, es ist nur für das
wahrnehmende Subjekt. Eine reale Außenwelt wird damit von Protagoras nicht
geleugnet, aber wir erkennen diese nicht, wie sie ist, sondern wie sie von uns
wahrgenommen wird. Keine Vorstellung ist wahrer als eine andere. Mit diesem
Wahrheitsunterschiede soll nun aber nicht jeder Qualitätsunterschied zwischen den
verschiedenen Annahmen und damit auch nicht der Unterschied von weise und
imweise wegfallen: weise ist, wer in demjenigen unter uns, dem Schlechtes erscheint
und (daher auch) ist, eine Wandlung hervorruft, so daß ihm Gutes erscheint und
ist: Plat. Theaet. 166d (Vors. 74 A 21a): xal oo<piav xai ao(p6v äv8Qa TxokXov 8sco
x6 /^ifj (pävai slvai, dkk' avxov xovxov xai Xsyo) oocpöv, ög äv xivi t]/iicöv, w cpaivexai
xal s'oxi xaxd, /nsxaßdkkcov jioirjat] dyax)d <paivEO&ai xs xai slvai. Der Gesunde hat
über den Reiz und Geschmack der Speisen kein wahreres Urteil als der Kranke;
der Gesunde ist nicht etwa weise, der Kranke töricht. Gleichwohl ist der Zustand
des einen der bessere, und der des andern muß nach Mögüchkeit in ihn verwandelt
Averden. Dasselbe gilt auf geistigem Gebiete. Was der Arzt mit Heilmitteln er-
reicht, das leistet der Sophist durch Reden, und so wird Plat. Theaet. 167 b (Vors.
74 A 21a) die Aufgabe der Rhetoren im Sinne des Protagoras so bestimmt:
xovg . . . oo<povg xs xai dya&ovg Qtjxogag xaig itölsoi xä '/^Qrjaxd dvxi xwv novrjQcöv
Sixaia 8oxsiv xai sivai jioislv.
Über Protagoras" Anschauung von der Entstehung der Wahrnehmung
sind wir nicht unterrichtet. Piaton entwickelt Theaet. 152 ff. eine Theorie, nach
§ 28. Protagoras aus Abdera. 131
welcher jede Wahrnehmung das Ergebnis einer doppelten Bewegung ist, einer
Bewegung nämlich des wahrnehmenden Subjektes und einer solchen des wahr-
genommenen Objektes: bei der Richtung des Sinnesorgans auf die ihm ge-
mäße Bewegung (jigoaßoXr} rcöv ofi/^idtcov jigog zrjv Jigoarjxovaav (foodv) entstehe
durch das Zusamiben treffen einer äußeren und inneren, aktiven und passiven,
besser: agierenden und reagierenden Bewegung Wahrnehmbares (ala^rirov) und
Wahrnehmung (moürjoig, zu der jedoch außer dem Sehen, Hören, Riechen,
dem Fühlen der Kälte und Hitze, auch Lust- und Schmerzempfindung, Begierde,
Furcht usw. gerechnet wb-d); so sei z. ß. die weiße Farbe im Objekt und das
Sehen derselben im Auge das gemeinsame Erzeugnis des Auges und des ihm
adäquaten Objekts (Theaet. 156). Wir sind aber nicht berechtigt, diese Lehre,
obwohl sie bei Piaton im Zusammenhange mit protagoreischen Theoremen auf-
tritt, ohne weiteres für Protagoras in Anspruch zu nehmen. — Nach Diog. L. 9,
51 soll Protagoras auch gelehrt haben: liirjdh elvaiipvxrjv jiaQa. zag alo'&rjoeig, und
damit hätte er der Seele die Substantialität abgesprochen. Doch scheint diese
Angabe aus dem Urteil Piatons über die Sphäre der Gültigkeit der protagoreischen
Doktrin hervorgegangen zu sein, da Diogenes hinzusetzt: y.u&a y.al W.drwv (prjolv
iv OsaiTl^Tq}.
Nach dem Zeugnis des Aristoteles (Metaph. 2, 2, 32, 998a 3) : wojisq Iloona-
yogag sXeyev i?Jy^cot' xovg yecofiergag, ov8' ai xivijosig y.al skixeg tov ovgavov ouoiui,
.legi MV rj dorgoXoyia jioiEirai xovg Xöyovg, ovte tä arj/neia xoTg äargoig zijv avztjv
y/_Ei (fvaiv, scheint es, daß Protagoras der Einwendung gegen seinen sensualistischen
Subjektivismus, die aus der von individuellem Dafürhalten unabhängigen Gültig-
keit der geometrischen Sätze zu entnehmen war, durch die Bemerkung vorzubeugen
suchte, diese Sätze seien nur subjektiv gültig, da es in der objektiven Realität
überhaupt nicht reine Punkte, gerade Linien, geometrische Kurven gebe.
Die Lehre des Protagoras bringt Piaton (Theaet, 152 ff.) mit Hera-
klit, aber nicht nur mit diesem, sondern mit der großen Zahl der Philosophen und
Dichter — Parmenides ausgenommen — in Verbindung : alle sollen sich darüber
einig sein, daß nichts ist, sondern alles nur wird. Tatsächlich ist Protagoras
wohl von Heraklit beeinflußt, wenn sich auch dieser Einfluß nicht strikte er-
weisen läßt. Von einer protagoreischen Annahme des Flusses der Materie redet
Sext. Emp. hyp. Pyrr. 1, 217 (Vors. 74 A 14): qpTjalv ovr 6 dvrjQ xrjv vhjv gevor/jv
elvai. Objekt wie Subjekt der Wahrnehmung unterliegen, so heißt es dort weiter,
fortwährender Veränderung; das Objekt erfährt unaufhörlich Abnahme und
Wiederersatz, und die sinnliehen Wahrnehmungen des Subjektes ändern sich
nach dem Lebensalter und der körperlichen Konstitution des Wahrnehmenden.
Piaton gesteht der protagoreischen Lehre in bezug auf die al'adrioig Gültigkeit zu,
weist aber jede Ausdehnung derselben über dieses Gebiet hinaus als eine un-
berechtigte Verallgemeinerung der Relativitätstheorie ab. (Übrigens liegt in dem
Satze, daß alles Wahre, Schöne und Gute nur für das erkennende, fühlende und
wollende Subjekt wahr, schön und gut sei, eine bleibende Wahrheit, die nur
Protagoras durch Verkennung des objektiven Faktors einseitig überspannt hat.)
Für das dialektische Verfahren ließ sich aus Protagoras' Grundvor-
aussetzung ein Doppeltes folgern: Wenn für jeden wahr ist, was ihm wahr er-
scheint, ist jeder Widerspruch grundlos; denn was ein jeder meint und sagt, ist
Wahrheit (Vors. 74 A 19; 74 A 1, 53). So ergibt sich die von Aristoteles (Metaph.
3, 4, l(X)7b 18, Vors. 74 A 19) für den protagoreischen Standpunkt gezogene
Folgerung, (hg cbiarta eazai ev. e'ozai yäg z6 avzo xai zgt^grjg xal zoTyog y.al
9*
2^32 § 28. Protagoras aus Abdera.
ärdQ(o:jo;, st y.arü jrarzö; ri t) xazaq^tiaai 7} a.-ioqv'/aai Ivbey/iai. Ebenso aber ergibt
sich aus dem Mangel einer erkennbaren objektiven Wahrheit zugleich auch, daß
über kein Ding nur ein Satz Gültigkeit hat, sondern jeder Behauptung eines A
sich die eines Non-A mit gleichem Rechte entgegenstellen läßt (Vors. 74 A 20;
74 A 1, 51), eine These, mit der jedenfalls auch der Titel 'Avii'/.»yiai in Verbindung
zu setzen ist. Selbstverständlich zeigte Protagoras diesen Sachverhalt auch an
Beispielen auf und trug so wesentlich zur Ausbildung des dialektischen Ver-
fahrens bei, in dem er auch seine Schüler übte (s. die angeführten Stellen
und Steph. Byz. s. "AßStjoa, Vors. 74 A 21 ; vgl. auch Plat. Phaedo 101 d e).
In der Sammlung der protagoreischen svo/juaia, die nach der Gepflogenheit
antiker Biographie bei Diog. Laert. 9, 53 (Vors. 74 A 1, 53) zusammengestellt
"werden, findet sich auch die Angabe: ^tqwxo? xarsSsi^e xäg :TQ6g rag deasig ijiixsi-
Qijasi?, d. h. er zeigte, wie die Behandlung eines gestellten Themas in Angriff zu
nehmen (oder wie eine von einem andern aufgestellte These zu bekämpfen) sei. In
diesem dialektisch-rhetorischen Unterrichte soUten theoretische Lehre und praktische
Übung miteinander verbimden sem : Stob. flor. 29, SO (Vors. 74 B 10) : IlQcozayÖQag
e/.eys fitjdkv sh'ai fi/jte zt-/vt]r ärsv /iis/Jzijg fii'/ze ixt}.iz}]v urev zf/j')]g (das Lehrbuch
ist wertlos ohne Übung und die Übung ohne das Lehrbuch). Am glänzendsten
bewährte sich die dialektisch-rhetorische Tüchtigkeit, wenn es ihr gelang, die
schwächere, d. h. weniger aussichtsreiche Sache zur stärkeren zu machen (rör
{jzzoj '/.öyov y.oeizzco ttoisTv, Arist. rhet. 2, 24, 1402 a 23, Vors. 74 A 21), d. h. ihr
zum Siege zu verhelfen. Die Opposition gegen die Sojahistik hat dieser Wendung
einen moralisch destruktiven Sinn untergelegt und sie in dieser Bedeutung zum
geflügelten Worte gemacht: nach ihr besagt der Ausdruck: der nach Recht und
Moral schlechteren Sache den Sieg gewinnen (vgl. Aristoph. Wolken 112 ff., Vors.
74 C 2: fh>ai nag avioTg qpaoiv äficpoi rw koyco, xov y.oEizzov , oozig iazi, xal rov
riZTora. xovzoiv lov s'zeqov xoiv koyoir, rov ijxrova, rixäv /.eyovzd qaai zädt-
y.dixsQo). Diese engere Bedeutung haftet dem Ausdruck von Hause aus nicht
an. Auch wer die gerechte Sache eines schutzlosen Schwachen gegen einen
Mächtigen mit Erfolg verficht, übt das xov >"jzz(o ?.6yor y.osi'zxoj tzoisiv. Aber die
Folgerungen, die die spätere Sophistik aus dem protagoreischen Relativismus zog,
ihr ethischer Indifferentismus und die rücksichtslose Verfolgung des eigenen Inter-
esses, der die Rhetorik dienstbar gemacht wurde, legten die ungünstige Deutung
des Ausdrucks nahe.
Zur Erläuterung des protagoreischen Grundgedankens mag eine verwandte
(die Deutung der aristotelischen Lehre von der AVirkung der Kunst betreffende)
Äußerung Goethes (Goethe-Zelterscher Briefwechsel, V 354) verglichen werden,
durch welche ebensowohl die relative Wahrheit desselben, wie auch die Einseitig-
keit des Verzichtes auf eine objektive Norm anschauhch werden kann: „Ich habe
bemerkt, daß ich den Gedanken für wahr halte, der für mich fruchtbar ist,
sich an mein übriges Denken anschließt und zugleich mich fördert; nun ist es
nicht allein möglich, sondern natürlich, daß sich ein solcher Gedanke dem Sinn
des andern nicht anschließe, ihn nicht fördere, wohl gar hindere, und so wird er
ihn für falsch halten ; ist man hiervon recht gründlich überzeugt, so wird man nie
kontrovertieren." Vgl. ferner Goethes Ausspruch in den , .Maximen und Reflexionen" :
„Kenne ich mein Verhältnis zu mir selbst und zur Außenwelt, so heiße ich's
Wahrheit. Und so kann jeder seine eigene Wahrheit haben, und es ist doch
immer dieselbige."
E. Laas sieht in seinem Werk „Idealismus und Positivismus" (Bd. I S. 183)
mit einer gewissen Berechtigung den Protagoras als eigentlichen Urheber des Posi-
§ 28, Protagoras aus Abdera. 133
tivismus an, sofern man unter diesem verstehe „diejenige Philosophie, welche
keine anderen Grundlagen anerkennt als positive Tatsachen, d. h. äußere und
innere Wahrnehmung, welche von jeder Neuerung fordert, daß sie die Tatsachen,
die Erfahrungen nachweise, auf denen sie ruht". Man müsse in der Geschichte
der Philosophie weit emporsteigen, nämlich bis zu Hume, um den Standpunkt
des Protagoras wieder zu treffen ; es sei dies im wesentlichen auch der J. Stuart
Mills. Dabei vertritt Laas allerdings eine von der oben vorgetragenen abweichende
Auffassung des Homo-mensura-Satzes, wonach es sich dabei um den Menschen
nicht als Individuum, sondern als Gattung handelt (so auch Th. Gomperz). Als
Urheber des Erfahrungs begriff es wurde Protagoras hingestellt von P. Natorp,
Forschungen S. 148 ff.
Für das Handeln des Menschen hat Protagoras die Konsequenzen aus
seinem erkenntnistheoretischen Subjektivismus nicht voll gezogen. Er bestritt, wie
wir oben S. 130 sahen, ausdrücklich den Schluß von der gleichen Richtigkeit ver-
schiedener Vorstellungen auf ihre Gleichwertigkeit und stellte den Rednern die
sittliche Reform der Staaten als Aufgabe (Plat. Theaet. 166 d ff., Vors. 74 A 21a).
Er wollte selbst ein Lehrer der Tugend sein, und zwar ist ihm diese etwas Fest-
stehendes ; bei ihr sollte Willkür und das, was dem einzelnen gerade gefällt, nicht
Geltung haben. In dem Mythus, welchen Piaton den Protagoras im gleich-
namigen Dialog (320 c ff.) vortragen läßt, und der in seinen wesentlichen Grund-
gedanken wohl dem Sophisten angehört, sind alöwg und bUt] den Menschen von
den Göttern verliehen. Nur diese Gaben ermöglichen es den Menschen, dauernde
Staaten zu bilden und zu gegenseitiger Erhaltung vereinigt zu bleiben. Allen
müssen sie demnach eigen sein, und wer sie nicht besitzt, den soll man töten wie
eine Krankheit. Recht und Gesetz sind für den Staatsbürger durchaus verbind-
lich, wenn auch hinsichtlich der staatlichen Gesetze gewissermaßen ein kollektiver
Subjektivismus — Subjekt ist nicht das Individuum, sondern der Staat — herrscht,
der aber wieder die Qualifikation von gut und schlecht und damit im einzelnen
Falle auch die Reformbedürftigkeit des Gesetzes nicht ausschließt: Plat. Theaet.
I67c (Vors. 74 A 21 a): oiä y av ly.äox]] n^o/.ei dixaia y.al xaXä 8oxfj, ravxa y.ai
sivai avzfj, scos ur aviä vofiiLi]. a?S 6 aocpog ävxl :tov?]qü}v ovrcov avxoTg sxäoroiv
/QrjoTa EJTohjosv slvui y.al doy.eTv.
Ein erhebliches wissenschaftliches Verdienst hat sich Protagoras durch
seine sprachlichen Untersuchungen erworben. Er hat über den rechten
Wortgebrauch {dodosTreia) gehandelt (Plat. Phaedr. 267 c, Vors. 74 A 26). Ferner hat
er zuerst solche Satzformen, auf denen verbale Modi beruhen, unterschieden. Diog.
L. 9, 53 (Vors. 74 A 1, 53): dislke öe t6v löyoi' TTQÖJxog etg xhxaga' EV'j^wh'jv,
iodntjaiv, ajiöy.oiair, irxoh'jt' (wobei ihn freilich der Gebrauch des Imperativus an
Stellen, wie Ilias init.: Mrjrn' aEcds, ^sä, wo nicht ein Befehl, sondern eine Bitte
auszudrücken war, in eine Verlegenheit setzte, aus der er sich nur durch einen
Tadel des homerischen Ausdrucks zu retten gewußt hat, s. Arist. Poet. 19, 1456 b 15,
Vors. 74 A 29). Nach anderen unterschied er, wie Diogenes an der gleichen
Stelle § 54 mitteilt, sieben Formen: Sn'jyrjoig, EQCoxtjaig, djioygtotg, svxoh), änayyEUa,
Evx^Kr], yXfjaig. Auch die Genera des Nomens hat Protagoras gesondert; Aristot.
Rhet. 3, 5, 1407 b 6 (Vors. 74 A 27): w? JlgmxayoQag xä yivt] zcor oi'o/udxcov öu'jqei,
aQQEva Hai drj).Ea y.ai oxEirrj.
Von den Göttern erklärte Protagoras in seiner Schrift Usgi üeojv nicht
zu wissen, ob sie seien oder nicht seien; denn vieles verhindere, es zu wissen, die
Dunkelheit der Sache und die Kürze des menschlichen Lebens (fragm. 4: Uegi
fiEv öecöv ovy Eyco Eiöfvat oi'-d' d)g eloiv o{'t9' log ovx eIgIv oi'd' oj-oToc xivsg löfav.
]^34 § 2^' Gorgias aus Leontinoi.
7T0/./.ä yäg rä yoi/.vorra Eiöevat, tj z döij/.önjg aal ßoa/vg ojv 6 ßio; zov dv&QOjjiov.
Vgl. Plat Theaet. 162 d).
§ 29. Gorgias aus Leontinoi (in Sizilien), der 427 v. Chr.
als Gesandter seiner Vaterstadt nach Athen kam, ein älterer
Zeitgenosse des Sokrates, jedoch diesen noch überlebend, lehrte
hauptsächlich die Redekunst. In der Philosophie kannte man
von ilim eine nihilistisch-skeptische These, die er in drei Sätzen
formulierte: 1. es ist nichts; 2. wenn aber etwas wäre, so würde
es unerkennbar sein: 3. wenn auch etwsrs wäre und dieses er-
kennbar wäre, so wäre doch die Erkenntnis nicht mitteilbar an
andere.
Antike Überlieferung über Leben und Lehre. Fragmente: Diels,
Yorsokr. c. 76.
Chronologie: Jacoby, Apollod. Chron. S. 261 ff.
Daß Gorgias Ol. 88, 2 im Sommer (427j an der Spitze einer leontinischen
Gesandtschaft die Athener zur Hilfeleistung gegen die Syrakusaner zu über-
reden suchte, sagt Diodor 12, 53. Piaton vergleicht ihn (Phaedr. 261 c) dem
Nestor wegen seiner Rednergabe, wohl auch mit Rücksicht auf sein hohes Alter.
Sein Leben mag etwa (nach Frei) zwischen 483 und 375 fallen (über andere
Ansätze vgl. Jacoby a. a. O. besonders S. 265 Anm. 10). Nach Athenaios 11.
505 d soll er das Erscheinen des platonischen Dialogs Gorgias noch erlebt und
den Verfasser desselben als einen veog 'Ag/Jz-oyog bezeichnet haben. Die letzte Zeit
seines Lebens scheint er in dem thessalischen Larisa zugebracht zu haben. Durch
seinen Unterricht soll er sich viel Geld erworben haben und sein Auftreten
prunkvoll gewesen sein.
In früherer Zeit hat sich Gorgias mit Physik, wohl namentlich mit Optik
beschäftigt, vielleicht auch eine eigene physikalische Schrift verfaßt. Nach dem
platonischen Dialog Menon (p. 76 c) nahm Gorgias mit Empedokles Ausflüsse aus
den Objekten an und Poren, durch welche die Ausflüsse eindringen; er ist über-
haupt in der Naturphilosophie als ein Schüler des Empedokles zu betrachten.
Die Definition der Farbe im Menon ist gorgianisch und erinnert zugleich an
Empedokles.
In der Rhetorik waren Korax und vielleicht auch Tisias, der Proleg. zu
Hermogenes, Rhet. gr. ed. Walz IV 14, sein Lehrer genannt wird, seine Vor-
gänger. Auch die rednerische Weise des Empedokles, den Satyros bei Diog. L.
8, 58 und Quintilian 3, 1 als seinen Lehrer bezeichnen, scheint von Einfluß auf
ihn gewesen zu sein. Die Redekunst galt ihm als Bewirkerin der Überzeugung
{jieißov? d»]iuiovoy6g). Die Tragödie hat Gorgias als einen wohltätigen Trug be-
zeichnet, Plut. de gloria Athen. 5; cf. de aud. poet. 1 (fr. 23): FoQyiag de xr}v
roayqjdiav eiJiev u7iäTt]v, /;r o re äjiaxi'jaag biy.aiözsoog zov /liij djraz/joavzog xai
6 a.jrazrj'dslg ooqjojzsoog zov /.irj dTtazrj-ßh'zog.
Im Dialog Gorgias (p. 462 ff.) bezeichnet Piaton die oorpioziyJ) (im engeren
Sinne, wobei er vorzugsweise die politische und ethische Richtung des Sophisten
Protagoras im Auge zu haben scheint) als eine Entartung der rouoßezix//, und die
ijtfzooixt) (wie sie vorzugsweise von Gorgias und seinen Nachfolgern gelehrt wurde)
als eine Entartung der öixaioovri] (deren Begriff hier ein engerer als in der Rep.,
§ 29. Gorgias ans Leontinoi. 135
nämlich der der Vergeltung, des dvTmsjiovOog, ist) zur Schmeichelei (y.o^ay.sia) ;
•er fii)det in solcher Entartung nicht eine rex't'Vi sondern nur eine ifiTTsigia y.ai
TQißt'j. Piaton parallelisiert die beiden genannten rsyvai, die er unter dem einen
Namen .-toXitix/j zusammenfaßt, und ihre Entartungen, welche sämtlich auf die
Seele sich beziehen, mit ebensovielen auf den Leib bezüglichen r.jTiTt]ÖEvaeig, näm-
lich die Gesetzgebungskunst mit der Gymnastik, die öixaioavvrj mit der Heilkunde,
die Sophistik mit der Putzkunst und die Rhetorik mit der Kochkunst. Doch
will Piaton von dieser herabsetzenden Begriffsbestimmung nicht im vollen Sinn
auf das Verfahren des Gorgias selbst Anwendung machen, wohl aber auf das
Treiben einiger seiner Nachfolger, welche rücksichtsloser als Gorgias selbst die
Bedingtheit der echten Redekunst durch die Erkenntnis des wahrhaft Guten und
■Gerechten hintansetzten, um ausschließlich der x<^Q^^ *^«' ySovy nachzujagen.
Den Hauptinhalt der Schrift des Gorgias Ilsot xov iilj dvrog i) nsol
(fvascog, von der wir bei Piaton keine Spur entdecken, finden wir bei Sext. Emp.
adv. math. 7, 65 ff. (Vors. 76 B 3) und im ö. und 6. Kapitel der pseudo-aristo-
telischen Schrift De Melisso, Xenophane, Gorgia. Folgende wesentliche Gedanken
seien daraus hervorgehoben. 1. Es ist nichts, denn wenn etwas wäre, so müßte
■dasselbe geworden sein oder ewig sein; geworden sein aber kann es weder aus
■dem Seienden, noch aus dem Nichtseienden (nach den Eleaten); ewig kann es
nicht sein, denn sonst müßte es unendlich sein, das Unendliche aber ist nirgends,
da es weder in sich noch in einem andern sein kann, und was nirgends ist, ist
nicht. 2. Wäre etwas, so könnte doch das Seiende nicht erkannt werden; denn
gäbe es Erkenntnis des Seienden, so müßte das Gedachte sein und das Nicht-
Seiende auch nicht einmal gedacht werden können; dann aber gäbe es keinen Irr-
tum, auch dann nicht, wenn jemand sagte, auf dem Meere sei ein Wagenkampf:
das aber ist absurd. 3. Gäbe es Erkenntnis, so könnte diese doch nicht mitgeteilt
werden; denn jedes Zeichen ist von dem Bezeichneten verschieden; wie kann je-
mand durch Worte die Vorstellung von der Farbe mitteilen, da doch das Ohr
nicht Farben hört, sondern Töne? Und wie kann die nämliche Vorstellung in zwei
Personen sein, die doch voneinander verschieden sind?
Über den Sinn dieser Argumentation ist mehrfach gestritten worden.
Während die einen in Gorgias' Thesen einen völlig ernst gemeinten Nihilismus
■als philosophische Überzeugung des Sophisten erkannten, sahen andere darin nur
■einen Scherz oder ein Bravourstück sophistisch-rhetorischer Dialektik oder eine
Parodie auf die eleatische Doktrin vom Nichtseienden (Maier, Sokrates S. 223 f.).
Neuerdings hat Heinr. Gomperz auf Analogien zwischen der Schrift ITsgl (pvaeoig
und den beiden rhetorischen Virtuosenstücken des Gorgias, der „Helena"
und dem „Palamedes", in sehr treffender Weise hingewiesen und die Meinung
geäußert, daß es sich bei der Schrift Uegl (pvaeoyg um eine rhetorische Scherzrede
•ohne alles philosophische Interesse handele (Sophistik und Rhetorik S. 1 ff.).
Er vermutet, die Absicht der Schrift sei „nicht eine sachliche, sondern auch sie
diene lediglich dem Zwecke der Epideixis: es sei dem Gorgias nicht darum
zu tun gewesen zu beweisen, daß nichts existiert, nichts erkannt und mitgeteilt
werden kann, sondern vielmehr darum, zu zeigen, seine dialektische Technik sei
von solcher Unwiderstehüchkeit, daß sie auf jedem Gebiete, also auch auf dem
philosophischen, auch das Absurdeste mit dem Scheine der Plausibilität zu um-
geben vermöge". So glänzend nun auch der Scharfsinn ist, mit dem H. Gomperz
•seine These verteidigt, so bleiben gegen die philosophische Indifferenz der gorgia-
nischen Beweise doch wesentliche Bedenken. Zunächst scheint mir das Zeugnis
•des Isokrates, der (Hei. 3) Gorgias' Sätze mit solchen des Zenon und Melissos,
136 § 29. Gorgias aus Leontinoi.
also philosophisch ernst zu nehmender Mäuner, zusammenstellt, durch Gomperz
S. 31 so wenig aus dem Wege geräumt, wie die Schrift des Aristoteles (nach
Gomperz' Vermutung des Theophrast) Ilgog za Fo^yiov, der also Gorgias einer
philosophischen Widerlegung für wert hielt, durch das von Gomperz S. 34 Anm.
Bemerkte hinsichtlich ihrer Beweiskraft beseitigt ist. Weiterhin spricht für
philosophisches Interesse sowohl Gorgias' eigene Entwickhing (s. o. S. 134), Avie
die Analogie anderer Sophisten, unter denen freilich Gomperz nur Protagoras als
philosophisch interessiert gelten läßt. Auch wäre eine Schrift Ueol q-voFOig
als rhetorische Epideixis ohne Beispiel und der Gegenstand dazu schlecht ge-
wählt. Sagen wie die von Helena und Palamedes waren allgemein bekannte
Die Rhetorschule hat sich solcher Stoffe bemächtigt, .und es gehörte bei der ver-
breiteten Kenntnis und der Leichtverständlichkeit derartiger Gegenstände kein
fachliches Interesse oder Wissen dazu, um Ausführungen wie die der beiden
gorgianischen Deklamationen zu verstehen und zu bewerten. Mit dem Thema .-rfpt
(pvoeiog wurde ein davon weitabliegendes Gebiet betreten. Hier spielten Gedanken,
wie sie die schärfsten philosophischen Köpfe beschäftigt hatten, eine Rolle (vgl..
das Eleatische in der ersten Argumentationsreihe), Gedanken, die z. T. tiefe philo-
sophische Probleme berührten und mit Sachkunde erwogen und gewürdigt sein
wollten. In dieser Beziehung ist die Schrift Tlegl (pvoEwg von den beiden Dekla-
mationen unleugbar durch eine tiefe Kluft getrennt und wandte sich jedenfalls
nicht an die landläufige Zuhörer- oder Leserschaft rhetorischer Epideixeis, son-
dern an solche, denen philosophische Probleme am Herzen lagen.
Daß nun freilich Gorgias alles Ernstes gemeint haben sollte, er habe mit
der ersten Argumentationsreihe bewiesen, daß nichts existiert, ist schwer glaub-
lich. Dagegen ist kein Grund an seiner Skepsis hinsichtlich Erkennbarkeit der
Dinge und Mitteilbarkeit der Erkenntnisse zu zweifeln. Der Nihilismus der ersten
Argumentationsreihe ist eine paradoxe Fortführung und Übertrumpfung dieser
Skepsis, an der gewiß das Streben nach einer dialektischen Bravourleistung seinen
Anteil hat, die aber wohl so wenig wie etwa Zenons vierter Beweis gegen die Be-
wegung, wie die Fehlschlüsse im platonischen Protagoras und Sophisten (248 d f.)
und wie der stoische Schluß aus der Existenz von deorum interpretes auf die
Existenz von dei einfach unter das Dilemma: Ernst oder Scherz gestellt werden
darf. Die griechische philosophische Diskussion hat ihren LVsprung in einem
disputierfreudigen Volke und ihr Aufblühen in der Zeit sophistischer Eristik
darin nicht verleugnet, daß sie da und dort Beweisgründe und Beweise in die
Debatte warf, die bei allem Mangel innerer Überzeugungskraft durch ihre Para-
doxie den Gegner blenden und durch ihre scheinbare Unwiderleglichkeit in Ver-
legenheit setzen sollten. Die Frage, ob der Urheber solcher Argumente sich
innerlich zu ihnen bekennt, spielt dabei keine Rolle. So wenig wie von Ernst
kann aber in solchen Fällen von Scherz die Rede sein. Es handelt sich nicht
darum, lachenden Mundes Dinge vorzutragen, über deren Untriftigkeit hüben wie
drüben kein Zweifel besteht und die nur durch ihre Erfindung und Zurüstung
dem Können ihres L^rhebers Ehre machen sollen. Es handelt sich vielmehr um
Argumente, die in der Debatte als deren integrierende, den triftigen Beweisgründen
völlig gleichgestellte Bestandteile figurieren und mit denen der Gegner sich ab-
finden mag, so gut er kann.
In gewissem Sinne ist nach Protagoras jede Meinung wahr, nach Gorgias
jede Meinung falsch; beides läuft aber gleich sehr auf die Negation der Wahr-
heit als der Übereinstimmung des Gedankens mit einer objektiven Realität
hinaus, so daß durchweg bloße Überredung an die Stelle der Überzeugung
treten muß.
§ 30. Hippias aus Elis. § 31. Prodikos aus Keos. 137
Die von manchen bezweifelte Echtheit der zwei unter dem Namen des
Gorgias uns überUeferten Deklamationen, der Verteidigung des Palamedes
und des Lobes der Helena, ist in neuerer Zeit mit guten Gründen verteidigt
worden. S. besonders H. Gomperz. Sophistik u. Rhetorik S. 3 ff.
§ 30. Hii^pias aus Elis, ein jüngerer Zeitgenosse des
Protagoras, mehr durch Redefertigkeit und durch mathematische,
astronomische, grammatische und archäologische Kenntnisse als
durch philosoi)hische Lehren berühmt, bekundet den ethischen
Standpunkt der Sophistik in dem von Piaton ihm zugeschriebenen
Satze, das Gesetz sei der Tyrann der Menschen, da es sie zu
manchem Naturwidrigen zwinge.
Antike Überlieferung über Leben und Lehre. Fragmente: Diels,
Vorsokr. c. 79.
Hippias erscheint in dem Sophistenkongreß, der nach der Szenerie des
platonischen Dialogs Protagoras kurz vor dem Anfang des pelopcnnesischen
Krieges im Hause des Kailias stattfand, als ein Mann im mittleren Lebensalter,
beträchtlich jünger als Protagoras. Nach p. 318 e pflegte er in der Arithmetik,
Geometrie, Astronomie und Musik zu unterrichten; in dem platonischen Dialog
Hippias maior wird p. 285 c d von ihm gesagt, er habe die genaueste Kenntnis
nfoi T£ ygafifiärcov Svrdjuecog xul av?./.ußcov xal gvd/Licöv xal aQ/novicöv. Auch mit der
Ausbildung der Gedächtniskunst, die Simonides von Keos erfunden haben soll, hat
er sich, wie es scheint, erfolgreich abgegeben.
Prot. 337 d läßt Piaton den Hippias sagen : 6 8's vo/uog zvoavvog oh' tojv
ävßQwjTcov JTo/./M :iaQa x)]v cpvoiv ßtd^ezai (vgl. Herodot 3, 38 a. E. [Pindar. fragm.
169 Sehr.]; 7, 104). Er findet naturwidrig, daß die Differenz der Staaten und
ihrer Gesetze Gebildete einander entfremde, die doch <fvasi ovyyevsTg seien. Bei
Xenophon (Memor. 4, 4, 5 ff., Vors. 79 A 14) bestreitet er die Hochsehätzung der Ge-
setze durch Hinweisung auf ihre Verschiedenheit und Wandelbarkeit. Doch scheint
sieh Hippias in seinen ethischen Vorträgen ebensowenig wie andere Sophisten in einen
bewußten und prinzipiellen Widerstreit mit den griechischen Volksanschauungen ge-
setzt zu haben. Er gibt zu, daß auch Gesetze von den Göttern stammen; das
sind die allgemein gültigen, z B. yovsag rtinav. Ermahnungen und Lebensregeln,
wie die, welche nach der Darstellung des Dialogs Hippias maior (p. 286 b, Vors.
79 A 9) Hippias den Nestor dem Neoptoleraos erteilen läßt, mögen ziemlich un-
verfänglich gewesen sein.
Blaß vermutete in Hippias den Verfasser einer gegen gewisse Musiktheore-
tiker gerichteten Rede, deren Anfang uns in The Hibeh papyri part. I ed. by
Bern. P. Grenfell and Arthur S. Hunt, London 1906, No. 13 p. 45—48 (2. Jahrh.
vor Chr.) erhalten ist. S. dagegen Diels, Vors. zu c. 79 a. E,
§31. Prodikos aus Keos verdient erwähnt zu werden
wegen seiner paränetischen Moralvorträge, unter denen „Herkules
am Scheidewege" am bekanntesten geworden ist, und wegen
seiner Unterscheidung sinnverwandter Worte. Durch beides hat
er Sokrates vielleicht angeregt. Doch geht er nicht wesenthch
über den Standpunkt der älteren Sophisten hinaus.
]^38 § 31- Prodikos aus Keos.
Antike Überlieferung über Leben und Lehre. Fragmente: Diels,
Yors. c. 77.
Prodikos war, wie aus Piatons Dialog Protag. zu schließen ist, jünger
als Protagoras und dem Hippias ungefähr gleichalterig. Sokrates hat seinen
Unterricht öfters jungen Männern empfohlen, freilich solchen, die er selbst zu
■dialektischer Bildung ungeeignet fand (Plat. Theaet. 151 b), und er nennt sieh
auch mitunter (Plat. Protag. 341 a; vgl, Charm. 163 d, Meno 96 d) einen Schüler
des Prodikos, dies jedoch 'mehr scherzhaft als in strengem Ernst. Crat. 384 b
sagt er, die 50 Drachmen kostende sjiidfiiig habe er nicht bei Prodikos gehört,
«ondern nur die 1 Drachme kostende, und zwar scheinen dies Vorträge über
Synonymik gewesen zu sein. Piaton schildert ihn im Protagoras als weichlich
und etwas pedantisch in seiner Wortunterscheidung und behandelt Um mit Vorliebe
ironisch. Eine prächtige Persiflage prodikeischer Synonymik gibt er Protag. 33 7a f.:
KaXöJg fioi, e(p)] (d Ugödixog), doxsTg Xsysir, w Kgiria. XQV Y^Q ''^ovg kr roioTads köyoig
jiaQayiyvofiivovg xoivovg fisv elrai a.fi<f)oTv xoTr öia).eyoftEvoiv axQoaTäg, l'oovg dk
lAr]. e'ati ycig ov zavzör. xoivfj fikv yctQ dxovaai Öel dfiqpoisocor, /nij i'aov Sk vsTfiai
ixareooj, d/./.ä tm /aev ooqpcozsQO) tiXeov, toj ös dfiaßEaisQoj s/.airoy. syio /iikv xal avrog, o>
IlQCOxayÖQu ze xal 2(üXQazeg, d^icö vfxäg ovy/cogsiv nal dlliqkoig n:sQl ziör Xöyoiv
d fi(pcaßr]z sTv iJ,ev, eqU^eiv 8e [it]. di.i(piaßt]Tovoi fisv yag xal 8i svvoiav ot q)ikoi
zoTg cpiXoig, igiCovai de oi 8id<poQoi ze xal ix'&Qol dXXr]Xoig. y.ui ovzcog av xaXXi'ozij
fjUty fj avvovaia ylyvoixo' vfielg ze ydg oi XiyovzEg /^dXtoz av ovzcog ir rjiiiTt' zoTg
dy.ovovaii' ev öoxifioTzs xal ovx ettuiv oZa&e. ev8oxt/^£Tv f.iEv ydg eazi.siaQa zaig
ipv/alg zcöv dxovövzcov ävsv djidzTjg, EJiaivEiadai ök ev Xöyo) rioXXdxig Jiagä d6$av tpsv-
SojiiEvcoi'. ^fiEcg z av oi dxovovreg [.lälioz äv ovzojg Ev<pQaivoi jjiEß a, ovy^ fjdoi^ei^a.
svifQuivEodai fisv ydg sazi fiav&dvovzd zi xal q)oori]0£wg (A.ExaXa(AßdrovTa avrf/ z>~
Siaroia, ijdeodai de iodiorid zi 7} äXXo ^ör jTdoyovra avzM tm aojfiazc. Obwohl die
Vorträge des Prodikos beliebt waren, so ist doch keine einzige Wortunterscheidung
desselben zur Zeit Piatons allgemein anerkannt gewesen, und noch weniger hat
sich eine als zutreffend in späteren Zeiten erhalten. — Von Geldgier scheint
Prodikos ebensoAvenig frei gewesen zu sein, wie andere Sophisten.
Bemerkenswert sind Prodikos' religionsphilosophische Anschauungen,
mit denen er einen später von anderen weiter verfolgten Weg beschritten hat.
Was den Menschen nützte, meinte er, ward als Gottheit verehrt. So geschah
es mit Sonne und Mond, Flüssen und Quellen. So ward das Brot als Demeter
verehrt, der Wein als Dionysos, das Wasser als Poseidon, das Feuer als Hephai-
stos usw. (Vors. 77 B 5; vgl. zum Standpunkte auch Philod. de piet. 6 c p. 71 G.).
Den Mythus von dem zwischen Tugend und Lust wählenden Herakles
enthielt eine Schrift mit dem Titel ^ügai ; außer dieser Schrift wird von Prodikos
noch eine zweite unter dem Titel UeoI <pva£0)g angeführt. Den genannten Mythus
hat Xenophon (Memor. 2, 1, 21 ff.) nachgebildet. Die Tugend wird hier nicht
als um ihrer selbst willen begehrenswert empfohlen, sondern als die nach göttlicher
Ordnung notwendige Voraussetzung zur Erreichung der Lebensgüter. — Joel
(s. Lit.) sucht in ausführlichster Weise darzutun, daß alles in diesem Mythus,
die Heraklesfigur, das Bild der Wege, Sokrates als Prodikeer, die gorgianische
Rhetorik im Dialog, der moralische urkynische Inhalt der Synkrisis dgezy ejiitto-
vog gegen xuxia (piXrjdovog und vieles andere ganz deutlich auf Antisthenes als
eigentlichen Autor der Prodikosfabel hinweise. Prodikos soll nach Joel hier nicht
der historische, sondern eine überlieferte literarische Figur sein. Xenophon kon-
kurriert dabei mit einem ungenannten Vorbild, und dies ist der Herakles des
Antisthenes — eine Hypothese, die mit Joels später noch zu berührender Ten-
§ 31. Prodikos aus Keos. § 31 a. Anonymus lamblichi. Aiaaol löyoi. ]^39
denz zusammenhängt, bei Xenophon au die Stelle des Sokratcs den Antisthenes
zu substituieren, und einer genügenden Grundlage entbehrt.
Den Tod soll Prodikos für wünschenswert erklärt haben, um den Übeln des
Lebens zu entgehen; die Furcht vor dem Tode sei unbegründet, da der Tod
weder die Lebenden noch die Gestorbenen angehe, die erstereu nicht, weil sie
noch lebten, die letzteren nicht, weil sie nicht mehr lebten: [Plat.J Axioch. 366c.
Doch ist es sehr unsicher, ob die pessimistischen Betrachtungen in dem pseudo-
platonischen Dialog dem Sophisten angehören; sie scheinen mit dem Eudämonis-
mus des Herakles-Mythus schlecht übereinzustimmen, wiewohl die Verbindung
des Pessimismus mit Eudämonismus nicht undenkbar ist. Aber die Zurück-
weisung der Furcht vor dem Tode im Axiochos entspricht zu genau einem später
7X\ erwähnenden Ausspruch Epikurs, als daß man nicht annehmen sollte, sie sei
diesem entlehnt. — Ohne sichere Belege hat man neuerdings den Schriften des
Prodikos „einen bedeutenden dogmatischen Gehalt" zugesprochen und sie als
Quelle für manche späteren Aufstellungen in Anspruch genommen (Dümmler,
Akademika; s. hier das Register unter ,, Prodikos").
§ 31a. Mit dem Namen Anonymus lamblichi bezeichnet
man den Verfasser eines nach Sprache und Inhalt der zweiten
Hälfte des 5. Jahrh. vor Chr. zuzuweisenden ethiscli-pohtischen
Traktates, aus dem, wie zuerst Friedr. Blaß bemerkt liat, Auszüge
in dem Protreptikos des Neuplatonikers lamblichos erhalten sind.
Der Standpunkt ist der des Protagoras und Prodikos, doch
scheinen auch die destruktiven Tendenzen der jüngeren Sopliisten-
g'eneration polemisch berücksichtigt zu sein.
Die Jioool Xöyoi sind die z. T. nur ein Exzerpt darstellende
Niederschrift von Vorträgen eines wesenthch auf protagoreischem
Boden stehenden, um 400 vor Chr. lebenden Sophisten, von be-
sonderem Interesse dadurch, daß hier u. a. Fragen, wie wir sie
im sokratischen Kreise behandelt finden, wie die nach der Lehr-
barkeit der Tugend, der Berechtigung der Einsetzung der Be-
amten durch das Los, erörtert werden.
Überlieferte Texte: Diels, Yors. c. 82 (Anonymus lamblichi); c. 83
{^ilioool }.6yoi).
Die Auszüge aus dem Anonymus lamblichi lassen die pädagogischen
Interessen der Sophistik und die ethische Richtung der älteren Sophistengeneration
erkennen. Allgemeine Weisungen für den Erwerb der Bildung und des Ansehens
bei den Mitbürgern, die Aufforderung, gewonnene Fähigkeiten nur zu guten und
gesetzlichen Zwecken zu benutzen, Bekämpfung der rpilo^pv/ia, q:r/.oyotyiaTia und
:n!/.so%'E^ta sind leitende Gesichtspunkte. Den Schluß bildet eine Gegenüberstellung
der Vorzüge der svvoiiia und der Nachteile der ävofua. Ist es auch im ganzen
triviale Weisheit, die hier geboten wird, so interessieren uns doch die Anklänge
an Protagoras und die Ablehnung einer egoistischen Moral, wie sie von der
späteren Sophistengeneration vertreten wurde. In c. 6 erinnern die Ausführungen
über die Notwendigkeit des menschlichen Gemeinlebens, dem alle Kunstfertig-
keiten dienen und das die dvoula ausschließe, an den Mythus des platonischen
240 § 31a. Anonymus lamblichi. Jioaol /.öyoi.
Protagoras. An die Bekämpfung der Sophisten im platonischen Gorgias und der
Republik mahnt in c. 6 die Aufforderung: sn roiwv ovy. em :r?.£ovs^iav oofiäv deV
ovde ro xoÜTog t6 irrt Ttj rr/.eove^ia rjynadai agezi^v sivai, to de zcöv vöiicov vjia-
y.ovFiv öediar. Ebenso wenn in der Mitte des gleichen Kapitels ein Übermensch
vorausgesetzt wird (uTOCozog zov yowza ävooög re y.ai d.Taj?»/? xul v:j£oqvr]g xal
ädniidtzirog zö zs ocöua y.al zr]v i^'v^tp'), der zum Träger einer auf jrleove^la ge-
gründeten Macht geeignet erscheinen könnte [zöv yäg zoiovzov zw völkoiiIj vjiobvrovza
övvuaßai udipov sivai, vgl. den piaton. Gorgias 473 b), tatsächlich aber der Feind-
schaft der Menge der Gesetzlichen nicht standzuhalten vermag; vgl. etwa Plat.
Gorg. 483 b f. (Über mögliche Beziehungen des Anonymus zu Hippias s. Heinr.
Gomperz, Sophistik u. Rhetorik S. 79 ff.).
Die Aiaooi löyoi (dieser Titel nach dem Anfange öioooi /.oyot Xkyovzai, Iv zff
'E/./.äöi y.z/..; der Titel Aia/J^sig ist willkürlich) stellen in antilogistischer Weise
Thesen und Gegenthesen einander gegenüber und verfechten jede in zusammen-
hängender Argumentation. So beginnt der erste Abschnitt („Über das Gute und
Schlechte"): „Zweierlei Reden werden in Griechenland von den Philosophierenden
hinsichtlich des Guten und Schlechten vorgebracht: die einen nämlich sagen,
das Gute sei etwas anderes als das Schlechte, die anderen aber, es sei dasselbe,
und für die einen sei es gut, für die anderen aber schlecht, iind für einen und
denselben Menschen bald gut bald schlecht." Es folgt die Ausführung zu-
nächst der zweiten, dann der ersten These. Bei der Verfechtung der Identität
von gut und schlecht wird nun , .dasselbe" im Sinne des Relativismus verstanden:
das nämhche Ding ist mit einem Maßstabe gemessen und im Verhältnis zu einem
Gegenstande gut, mit einem andern Maßstabe gemessen und im Verhältnis zu einem
andern Gegenstande schlecht: die Schwelgerei ist für die Schwelger etwas
Schlechtes, für die, die ihnen die Hilfsmittel dazu verkaufen, etwas Gutes, die
Krankheit für die Kranken schlecht, für die Ärzte gut usw. Bei der Gegeuthese
hingegen — ä/./.o fiev zäya&öv, ä/./.o ds z6 y.ay.öv — wird die bestrittene Identität
von gut und schlecht als absolut vorausgesetzt und die Verfechter dieser Identität
durch -Argumentationen ad absurdum geführt wie die folgende: deine Eltern
haben dir viel großes Gute erwiesen ; also schuldest du ihnen viel großes Schlechte,
wenn anders Gutes und Schlechtes identisch sind. In analoger Weise wie über
Gutes und Schlechtes wird in c. 2—4 über Schönes und Häßliches, über Gerechtes
und Ungerechtes und über Wahres und Falsches gehandelt. Nach einigen weiteren
kürzer besprochenen Motiven aus dem Thema zavröv — ov zavzöv (Identität der
Handlungen der Wahnsinnigen und der Vernünftigen u. a. c. 5) geht der Ver-
fasser in c. 6 zu der Frage nach der Lehrbarkeit der Tugend über. Er wUl sie
nicht im positiven Sinne entscheiden, aber dartun, daß die gegen diese Lehr-
barkeit ins Feld geführten Beweisgründe (zu denen z. T. der platonische Prota-
goras zu vergleichen ist), nicht stichhaltig seien. C. 7 enthält eine scharfe Pole-
mik gegen die VV'^ahl der Beamten durchs Los, die gleich unvernünftig sei, wie
wenn gelegentlich der Wagenlenker durchs Los zum Koch und der Koch zum
Wagenlenker bestimmt werde (übereinstimmend mit Sokrates; vgl. etwa Xen.
Mem. 1, 2, 9; 3. 9, 10). Nicht einmal volksfreundlich, wie man behaupte, sei
das Verfahren, denn es gebe, wenn das Los es so füge, Volksfeinden die Macht
zur Vernichtung des Demos. C. 8 verfolgt den Gedanken, daß die Kunst der
Dialektik vom Wissen über alle Dinge und der praktischen Kunst des Richters
und Staatsmannes untrennbar sei, c. 9 erhebt den Wert des Gedächtnisses als
des /niyiazov y.al yäl/.iozov i^evofjfia yai ig jzdvza /^qtjoihov, ig zav oocpiav zs y.al ig
zöv ßt'ov und gibt einige Ratschläge hinsichtlich der Art seiner Betätigung.
§ 31 a. Anonymus lamblichi. Atoool löyoi. § 32. Spätere Sophisten. 141
So wenig die Aiaaol koyoi einen Verfasser von bedeutender philosophischer
Begabung verraten, so sind sie doch für uns insofern von Interesse, als sie Ge-
danken vereinigen, die sonst in unserer Überlieferung wesentlich als sophistisch,
und solche, die durchaus oder wesentlich als sokratisch erscheinen. Sie bilden so
für uns eine Art Brücke zwischen Sophistik und Sokratik. An die Sophistik er-
innert neben dem Problem des ravTo und ov zavio auch das mythologische, ge-
schichtliche und ethnologische Material (1, 8 ff.; 2, 9 ff.), das im Zusammenhang
dieser Probleme verwertet wird, an Hippias insbesondere die Betonung des Ge-
dächtnisses (vgl. Plat. Hipp. mai. 285 e, Xenoph. Symp. 4, 62). Als mit Eifer
von Sokrates behandelt ist aus dem platonischen Protagoras und Menon die Frage
nach der Lehrbarkeit der Tugend bekannt, und mehrfach erwähnt wird Sokrates'
Opposition gegen die athenische Beamtenerlosung.
§ 32. Von den späteren Sophisten, in denen immer mehr
der Fortschritt vom erkenntnistheoretischen zum morahschen Sub-
jektivismus — was jeder begehrt, mag er unbeirrt durch ein als
aUgemein verbindhch angesehenes Gesetz mit aUen behebigen
Mitteln zu erreichen suchen — und damit destruktive Tendenzen
zu Tage traten, sind die bekanntesten: der Rhetor Polos, ein
Schüler des Gorgias, Thrasymachos, der das Recht mit dem
Vorteil der Machthaber identifiziert, Kallikles und die pseudo-
dialektischen Gaukler Euthydemos und Dionysodoros. Zum
eleatischen Standpunkte neigten in Erkenntnistheorie und Meta-
physik Antiphon und vielleicht Xeniades. Viele der ge-
bildetsten Alänner in Athen und anderen griechischen Städten
(wie namenthch Kritias, der an der Spitze der dreißig ohgar-
chischen Gewaltherrscher stand) huldigten sophistischen Grund-
sätzen, ohne doch selbst berufsmäßig als Sopliisten aufzutreten.
Antike Überlieferung über Leben und Lehre. Fragmente: Diels,
Yorsokr. c. 78 (Thrasymachos); c. 80 (Antiphon); c. 7.5 (Xeniades): c. 81 (Kritias).
Über Polos, Kallikles, Euthydemos und Dionysodoros s. die alsbald
anzuführenden Platonstellen.
Bei den meisten der späteren Sophisten können wir uns fast nur an die
Charakteristik halten, die Piaton in seinen Dialogen von ihnen gibt. Polos und
Kallikles treten im Dialog Gorgias, Thrasymachos in der Eepublik auf.
Den Kallikles für eine von Piaton erdichtete Persönlichkeit zu halten, gibt es
keinen hinreichenden Grund. Alle drei äußern extreme Ansichten auf dem ethisch-
politischen Gebiete: das natürliche ßecht geht dahin, die Begierden des Einzelnen
nicht einzuschränken, sondern sie wachsen zu lassen und soviel als möglich,
gleichgültig mit welchen Mitteln, zu befriedigen. Die meisten Menschen sind
freilich zu ohnmächtig, um ihren Begierden freien Lauf zu lassen, und so
hat man sich gewöhnt die Schrankenlosigkeit zu tadeln. In Wahrheit ist
es aber für jemanden, der die Macht hat, das Schimpflichste und Schlech-
teste, Maß zu halten, der Mächtige im Staate kann an nichts gehindert
werden, und der Unrecht Tuende ist besser als der Unrecht Leidende; wer
Unrecht tun kann, ohne zu leiden, ist töricht, wenn er sich dessen enthält.
Für den Starken ist das Recht, was ihm nützt (Plat. Rep. 338c: lö dly.aiov
142 § 32. Spätere Sophisten. •
oi-y. a'/.'/.o Ti j) tö tov y.oeiTTovoc ^viKpegov). Die Tyrannis, die man in der Regel
für die größte Ungerechtigkeit hält, macht den, der sie ausübt, zu dem Glück-
seligsten. So ist der Makedonier Archelaos, der die verabscheuungswürdigsten
Verbrechen verübte, ein glücklicher Mensch. Um zu der Machtstellung im
Staate zu gelangen, muß man die richtigen Mittel finden; eines der vorzüglichsten
ist die Redekunst; denn die Redner sind im Staate mächtig, sie berauben, ver-
bannen, töten, wen sie wollen (Plat. Gorg. 466b f; 471a). Die Brüder Euthy-
demos und Dionysodoros werden in dem Dialog Euthydemos mit ihren
eristischen Kunststücken von Piaton vorgeführt und verspottet. Kamen sophi-
stische Albernheiten, wie sie hier geboten werden, auch in Wirklichkeit vor —
man vergleiche Aristoteles UsqI aocpionxwv lliyioiv — \ so ist das Ganze doch als
persiflierende Übertreibung aufzufassen, durch die Piaton das Treiben der eristischen
Sophisten zu kennzeichnen sucht (vgl. die persiflierende Charakteristik des Prodikos
0. S. 138).
Zu dem, was wir aus Piaton über diese späteren Sophisten schöpfen können,
kommen noch einige Notizen bei Aristoteles und anderen, z. B. Aristot. Polit. 3, 9,
1280b 11, daß der Sophist Lykophron das Gesetz kyyviizrjQ rwv biy.aimv ge-
nannt habe (über Lykophrons Ausdrucksweise vgl. Arist. Rhet. 3, 3, 1405 b 35,
1406 a 7); Rhet. 1, 13, 1373 b 18 erwähnt Aristoteles den Alkidamas, der in
seiner messenischen Rede von dem natürlichen Recht gehandelt habe; aus dieser
Rede führen die Schollen zur Rhetorik den Satz an: i/.EvOegovg äq)7jxs nävxaz 6 ■dtö^'
ovösra dovÄov t) (pvoig :rc£jioir)y.Ev. Alkidamas erscheint also hier als Gegner der
Sklaverei, bezeichnend für den Radikalismus, mit dem sich die Sophistik zu alt-
hergebrachten Anschauungen und Gepflogenheiten in Gegensatz stellte. Alkidamas
hat ein Lob des Todes und ein Lob der Armut geschrieben. Er scheint, wie auch
Lykophron, der Schule des Gorgias angehört zu haben.
Kr it ias erklärte (in seiner Tragödie Sisyphos, Nauck, Fragm. trag. Gr. 2, S. 771 ;
Vors. 81 B 25) den Götterglauben für die Erfindung eines weisen Staatsmannes,
der die Menschen auch in der Verborgenheit zu freveln abhalten wollte, indem
er ihnen den Glauben an alles sehende und hörende Beobachter eingab (ßtday-
fidzcov ägiarov eiorjyrjoazo, ifsvöeZ naXvipag ttjv aXrj&eiav Xöyw). Die Seele identifi-
zierte Kritias mit dem Blut (Vors. 81 A 23): aTfia yuQ dv&QcoTtoig ^eQiy.aQÖiöv
eozi rörjfiu.
Nach der Darstellung Piatons im Protag. (p. 314 e ff.) schlössen sich aus
dem Kreise der im Hause des Kallias versammelten gebildeten Athener die einen
enger an Protagoras an (wie Kallias selbst, Charmides u. a.), andere an Hippias
(Eryximachos, Phaidros u. a.), andere endhch an Prodikos (Pausanias, neben
welchem als ein veov ezi fiEigäxiov Agathon sitzt, der spätere Dichter, geb. um 448,
dessen Stil aber den Einfluß des Gorgias bekundet, s. Plat. Sympos. 198c),
ohne im vollen Sinne für Schüler derselben gelten zu können und ausschließlich
imter ihrem Einfluß zu stehen. Als ein Schüler des Protagoras, der sich am
meisten ausgezeichnet und, um selbst Sophist zu werden {im zsxvij), gelernt habe,
wird von Piaton (Protag. 315 a) Antimoiros aus Mende in Makedonien
(AvxifiotQog 6 Mevbalo?) genannt. Auch der von Piaton im Theaitet erwähnte
Theodoros war ein Schüler des Protagoras, wandte sich aber bald von der reinen
Philosophie ab und der Mathematik zu.
Der Sophist Antiphon (von dem Redner Antiphon wohl zu unterscheiden)
zeigt sich von der eleatischen Lehre beeinflußt. In seinem Werke 'Akrj&sia schrieb
er: („Alles ist für den Logos [den Verstand] eins). Hast du dies verstanden, so
weißt du, daß für ihn nichts Einzelnes existiert, weder von dem, was der Weitest-
§ 32. Spätere Sophisten. § 33. Sokrates von Athen. 143'.
blickende mit dem Auge erschaut, noch von dem, was der Weitestdenkende mit
der Denkkraft erdenkt" (Übersetzung von Diels, Vors. zu 80 ß 1). Andere Frag-
mente sind mathematischen und naturwissenschaftlichen (meteorologischen, anthro-
pologischen) Inhaltes. Bruchstücke der Rede TIfqI ofiovolag verraten eine pessi-
mistische Lebensauffassung; so heißt es in Fragm. 51: „Das gesamte Leben bietet,
auch wenn es (verhältnismäßig) wunderbar glücklich ist [so nach der Textes-
herstellung von Diels], guten Grund zur Anklage; es enthält nichts Ausgezeich-
netes, noch Großes und Erhabenes, sondern alles ist klein und schwach und kurz-
dauernd und mit großer Trübsal vermischt". Ahnlich Fragm. 50: „Das Dasein
gleicht einer eintägigen Haft und die Länge des Lebens sozusagen einem einzigen
Tage, an dem wir eben zum Lichte emporschauen, um ihn (sogleich) anderen nach-
kommenden weiterzugeben". Ein längeres Stück (Fragm. 49) ist der Beurteilung
der Ehe von diesem Standpunkte aus gewidmet. Interessant für Antiphons ethische-
Auffassung ist Fragm. 59: „Wer das Häßliche oder das Schlechte weder begehrt
noch berührt hat, ist nicht selbstbeherrschend; denn es gibt nichts, durch dessen
Überwindung er sich als sittlich zeigen könnte."
Euenos aus Faros, ein Zeitgenosse des Sokrates, wird Plat. Apol. 20a,.
Phaedr. 267 a, Phaedo 60 d als Dichter, Rhetor und Lehrer der aosri] dvßgw.^ivt]
T£ xai jioXizixri erwähnt.
Der Zeit und der Richtung der Sophisten gehört auch Xeniades au&
Korinth an, den Sextus Empirikus (Hypotyp. Pyrron. 2, 18; adv. math. 7, 53-
[Vors. c. 75]; 8, 5, vgl. auch adv. math. 7, 48) den Skeptikern zurechnet und
(in der Skepsis) mit Xenophanes dem Eleaten übereinstimmen läßt. Xeniades
behauptete (nach Sext. adv. math. 7, 53), alles sei Trug, jede Vorstellung und Mei-
nung sei falsch (.Tavt' elvai xpevdf}, xai :iäoav (favzaoiav xai öö^ar ipsvöeaßai), was
werde, werde aus nichts, was vergehe, vergehe in nichts. Nach der Angabe des
Sextus (adv. math. 7, 53) hat Demokrit auf Xeniades Bezug genommen.
Polyxenos war ein Zeitgenosse des Piaton und lebte längere Zeit am Hofe
zu Syrakus bei Dionysios dem Jüngeren. Er hat nach Phanias (Alex. Aphrod.
in Arist. Metaph. S. 62) gegen die platonische Ideenlehre schon das Argument des
Toizog äv^Qcojio? vorgebracht.
Zu den Sophisten ist nicht zu rechnen der Dithyrambendichter Diagoras aus
Melos, der zum Atheisten geworden sein soll, weil er fand, daß ein schreiendes
Unrecht von den Göttern unbestraft blieb. Öfter wird er, aber wahrscheinlich mit
Unrecht, der Schule des Demokrit zugezählt. Da Aristophanes auf die Verurteilung
des Diagoras in den „Vögeln" (v. 1073) anspielt (die 414 aufgeführt wurden), sa
liegt die Kombination nahe, daß jenes Unrecht die Ermordung der Melier durch
die Athener (416) gewesen sei (Thucyd. 5, 116); die Anspielung des Aristophanes
auf den Atheismus des Meliers in den „Wolken" (v. 380) muß dann der zweiten
Redaktion dieses Stückes angehören. Vielleicht stand die Verurteilung des Diagoras
im Zusammenhang mit der Verfolgung von Rehgionsfreveln nach der Verstümme-
lung der Hermesbilder im Jahre 415. Auf der Flucht soll Diagoras bei einem
Schiffbruch umgekommen sein; aber wahrscheinhch ist in dieser Angabe Diagoras
mit Protagoras verwechselt.
§33. Sokrates, der Sohn des Sophroniskos und der Phai-
narete, geb. Olymp. 77, 3, 470/69 vor Chr., oder wenig früher,
teilt mit den Sophisten die allgemeine Tendenz der Reflexion
auf das Subjekt, tritt aber zu ihnen dadurch in Gegensatz, daß
seine Reflexion nicht zu Relativismus und Skeptizismus führt,
\[[ § 33. Sokrates von Athen.
sondern eine ^letliode ergibt, vermittelst deren sieh feste allgemein
gültige Wahrheiten gewinnen lassen. Die wesenthehen Bestand-
teile dieser Methode sind Induktion und Definition, zwei
Yerfahrungsweisen, deren Begründer Sokrates nach dem durch
Xenophons imd Piatons Darstellungen bestätigten Zeugnisse des
Aristoteles gewesen ist. Die Prüfung der einzelnen Erscheinungs-
formen eines Dinges fühi-t zur Bestimmung seines Wesens und
Begriffes: die Untersuchung der Einzelfälle des Gerechten oder
Ungerechten ergibt die Wesens- und Begriffsbestimmung des
Gerechten oder Ungerechten überhaupt. Aus der Erkenntnis des
Wesens und Begriffes lassen sich nun bestimmte Sätze gewinnen,
die dem subjektiven ^Meinen und Zweifeln nicht unterworfen sind.
Induktion imd Definition füliren so zum begrifflichen Wissen:
wer Wesen und Begriff des Feldherrn kennt, kann daraus über
dessen Obhegenheiten feste allgemein gültige Sätze ableiten. Aus
Wissen und sittlicher Einsicht fheßt mit Notwendigkeit die
Tugend. Wer das Rechte erkennt, kann nicht anders als dem-
entsprechend handeln (Ethischer Intellektuahsmus). Ein Wider-
spruch zwischen Einsicht imd Handeln ist ausgeschlossen. Als
auf dem Wissen beruhend ist die Tugend lehr bar.
Auf der Virtuosität im Gebrauche der dialektischen Methode
in Unterredungen über philosopliische und besonders über mo-
ralische Probleme bei noch mangehidem systematisch entwickelten
Inhalte des Wissens beruht die sokratische Mäeutik und Ironie.
Das dämonische Zeichen ist die von Sokrates als Stinmie der
Gottheit aufgefaßte, auf praktischem Takt beruhende Überzeugung
von der Angemessenlieit oder Unangemessenheit gewisser Hand-
lungsweisen (auch in sitthcher Hinsicht). Im WeltaU waltet eine
höchste, göttliche Vernunft, die sich in der zweckmäßigen
Einrichtung der Welt offenbart.
Die Anklage, welche ün Jahre 399 v. Chr. (Ol. 95, 1)
durch Meletos erhoben und von dem demokratischen Pohtiker
Anytos und dem Redner Lykon unterstützt wurde, stimmt mit
den Beschuldigungen, welche früher Aristophanes in den
..Wolken" gegen Sokrates erhoben hatte, nur in ihrer Grundtendenz
überein. Sie lautete: „Sokrates tut Unrecht, mdem er die Götter,
welche der Staat annimmt, nicht gelten läßt, sondern neue dämonische
Wesen einfühi't: er tut auch Unrecht, indem er die Jugend ver-
dirbt." Diese Anklage beruht ihrem tieferen Grunde nach auf der
richtigen Voraussetzung einer wesenthchen Verwandtschaft des
Sokrates mit den Sophisten, die in der gemeinsamen Tendenz
einer Verselbständiguns: des Einzelnen und in dem gemeinsamen
§ 33. Sokrates von Athen. 145
Gegensätze gegen eine unmittelbare reflexionslose Hingebung an
•die Sitte, das Gesetz und den Glauben seines Volkes und Staates
lag, verkennt aber teils das Berechtigte in dieser Tendenz über-
haupt, teils und hauptsäclilich die spezifische Differenz zwischen
dem sokratischen Standpunkte und dem sophistischen, das
Streben des Sokrates nach einer neuen, tieferen und vor
allen Dingen festeren Begründung der Wahrheit und
Sittlichkeit.
Nach der Verurteilung unterwarf Sokrates sein Verhalten,
aber nicht seine Überzeugung dem Urteilsspruche der Richter.
Sein Tod, von seinen Schülern mit Recht verherrlicht, hat seiner
idealen Tendenz die allgemeinste und dauerndste Anerkennung
gesichert.
Antike Berichte über Leben und Lehre: Vieles bieten für Sokrates' Leben
Xenophon (namentlich in den Memorabilien und der Apologie) und Piaton. Viten bei
Diogenes Laertios (2, 18 ff.) und Suidas (die des letzteren abgedruckt bei Wester-
raann, Vit. Script. Graeci S. 440 ff.). W. Crönert, Herkulanen sische Bruchstücke
■einer Geschichte des Sokrates und seiner Schule, Rhein. Mus. 57 (1902), 285—300
(Hermes 38 [1903], 394). Für Sokrates' Prozeß und Verteidigungsrede kommen nur
Xenophons Memorabiüen und Apologie und Piatons Apologie in Betracht, die zwar
auch nicht die geschichtliche Verteidigungsrede wiedergeben, aber doch Wesent-
liches aus ihr entnommen haben und in ihrem Geiste gehalten sind. Apologien
•des Sokrates waren ein beliebtes, rhetorisch ausgenütztes Thema. Zur CJiarakte-
ristik solcher Reden vgl. Procl. in Tim. 1 p. 65, 22 ff. Diehl. Bekannt sind uns
Apologien des Sokrates außer von Xenophon und Piaton auch von Lysias (Blaß,
Attische Bereds. I'^ 351), dem Isokrateer Theodektes aus Phaseiis (ebenda 11^ 447),
Demetrios d. Phalereer (Diog. Laert. 9, 15. 57), dem Stoiker Theon von Antiocheia
(Suid. s. Oecov), Plutarch (Lampriaskatalog 189), Libanios (declam. 1, vol. 5
p. 1 ff. Foerster). Ein Pamphlet gegen Sokrates verfaßte nicht vor 393 vor Chr.
•der Sophist Polykrates (s. unten). Für die Lehre sind Xenophon, Piaton und
Aristoteles (Hauptstelle Metaph. 12, 4, 1078b 27 ff.) wichtigste Quellen. Doxo-
graphie s. in Diels" Doxogr. Gr. (vgl. dort den Index unter Socrates). Mehrfach
gehandelt wurde über das Daimonion des S.. so von Xenoph. Memor. 1, 1, 2 ff .,
Apol. 12 ff., Plutarch TIsol rov ZtoxQärovg 8aifj.oviov, Apuleius De deo Socratis,
Maximus Tyr. Ileol zov ^ojxQazov? dai/noviov, or. 8 und 9 Hobein (vgl. auch Pro-
klos' Kommentar zum I. Alkib. S. 387, 15 ff. d. Ausg. v. 1864, Olympiodors Komm,
zum I. Alk. S. 21 Creuzer, Hermeias' Komm. z. Phaidr. S. 65, 26 ff. Couvreur).
Die Sokrates berührenden Schriften Xenophons und Piatons s. unter
diesen. Veröffentlichungen, die aus beiden Autoren ein Bild des Sokr.
zu vermitteln suchen: Eine Sammlung apologetischer Schriften Xenophons und
Piatons, mit einer Einleitung her. von Karl Lincke, Halle a. S. 1896. Sokr. ge-
schildert von seinen Schülern. Übertrag, u. Erläuter. v. Emil Müller. I. Xenophon
Erinn. an Sokr. u. d. Kunst d. Haush., Plato Protag. u. Gastm. II. Plato Gorgias,
Verteid. d. Sokr., Kriton u. Phädon, Xenoph. Gastmahl, Leipz. 1911.
Chronologie: Jacoby, Apollodors Chronik S. 284 ff.
Schriften hat Sokrates nicht hinterlassen. Ob die Plat. Phaedo 60d er-
wähnte poetische Fassung der äsopischen Fabeln und der ebendort genannte
Hymnus auf Apollon jemals veröffentlicht worden sind, ist fraglich. Die er-
haltenen Briefe sind Fälschung J Ausgaben s. § 34).
Porträt: A. Milchhöfer, Über ein Köpfchen des S., Verh. d. Philologen-
vers. 1899 S. 56 f., Kekule v. Stradonitz, Die Bildnisse des S., Abh. d. Berl.
Akad. 1908, H. Bulle, D. Bildnis des S., BeU. d. Münch. Neuest. Nachr. 1908
Nr. 29.
Die Zeit der Geburt des Sokrates läßt sich aus der Zeit seines Todes
und der Zahl seiner Lebensjahre bestimmen. Sokrates trank den Giftbecher
Ueberweg, Grundriß I. 10
146 § 33. Sokrates von Athen.
im Monat Anthesterion oder im Anfang Elaphebolion des Jahres Ol. 95, 1 (März
399). Er war bei seiner Verurteilung, wie er selbst bei Plat. Apol. 17 d sagt,
70 Jahre alt (IV>/ ysyaroj; fß8oi.ii']y.oviu die beste Überlieferung; iV;; yeyoviog .T/f/co
Eßöoin)y.oiTa die Hs. T). Dazu stimmt Plat. Crito 52 e. Das führt auf Ol. 77, 3,
370/69 vor Chr., oder das Ende des vorhergehenden Jahres als Geburtsjahr. Apollodor
gelangt von demselben Ausgangspunkte aus, indem er nach seiner Methode das
Geburts- und Todesjahr mit einrechnet, auf Ol. 77, 4, 369/8 vor Chr. Als Geburts-
tag wird (von Apollodor bei Diog. L. a. a. O. und von anderen) der 6. des Monats
Thargelion (in der zweiten Hälfte des Mai) angegeben, und dieser Tag wurde von
Platonikem, wie der 7. desselben Monats als Geburtstag Piatons, alljährlich gefeiert.
Schon die unmittelbare Folge dieser Tage aber und noch mehr das Zusammen-
treffen mit den Tagen, an welchen die Delier die Geburt der (mäeu tischen) Artemis
(6. Thargelion) und des Apollon (7. Thargelion) feierten, macht wahrscheinlich,
daß die angegebenen Geburtstage beider Philosophen nicht historisch, sondern zum
Behuf der Feier wülkürlich angenommen sind.
Der Vater des Sokrates war Bildhauer, und auch er selbst soll sich eine
Zeitlang in gleicher Weise betätigt haben: eine am Eingange der Akropolis zu
Athen aufgestellte Gruppe bekleideter Chariten führten im Altertum manche —
fraglich ob mit Eecht — auf unsem Sokrates zurück (Diog. Laert. 2, 19; Pausan.
1, 22, 8; 9, 35, 7; Suid. s. Icoy.oäzt^g). Der Mutter läßt ihn Piaton Theaet. 149 a
gedenken, wo er sich nennt: vlog iiiatag fidÄa ysvvaia? le y.al ß'/.oavoäg, 'Paiv-
aghtjg, i;nd von sich selbst aussagt, daß auch er die Kunst derselben, die Ent-
bindungskunst, übe, indem er die Gedanken seiner Mitunterredner ans Tageslicht
hervorlocke und ihre Echtheit und Haltbarkeit prüfe. Sokrates erhielt die in
Athen gesetzlich vorgeschriebene Jugendbildung (Plat. Crito 50 d). Daß er
sich auch mit Geometrie und Astronomie bekannt gemacht habe, läßt
sich aus Xen. Mem. 4, 7, 2 ff. schließen. Zum ,, Hörer" des Anaxagoras
oder auch des Archelaos machen ihn nur unzuverlässige Zeugen; Piaton
führt (Phaedo 97 f.) seine Bekanntschaft mit den Sätzen des Anaxagoras auf die
Lektüre von dessen Schrift zurück. Auch mit anderen naturphilosophischen
Lehren war Sokrates bekannt (Xen. Mem. 1, 1, 14; 4, 7, 6), obschon er sie nicht
billigte; er las prüfend (nach Xen. Mem. 1, 6, 14; vgl. 4, 2, 1 u. 8) Schriften der
alten Weisen (rovg ßrjauvoovg tcov n:ä}.ai aofpwv dvdgoji; ovg i^sTvoi xatiXiTtov iv
ßiß/.ioi; yoäipavxEg, ävE/.irroiv y.oivfi avv TÖig fpi/.oig biEQyoiiai, y.ai av ti ooöJiiEV
uyadöv, iy/.EyöuEda). Die von Platon erwähnte Zusammenkunft mit Parmenides
kann aus chronologischen Gründen nicht für geschichtlich gehalten werden. Einen
wesentlichen Einfluß übten auf seine philosophische Bildung auch die Sophisten,
deren Vorträge er zuweilen hörte und mit denen er oft verhandelte, an die er
auch nicht selten andere wies (Plat. Theaet. 151b). Platon läßt ihn sich mitunter
(Protagoras 341a; vgl. Meno 96 d; Charmides 163d; Cratyl. 384 d; Hipp. mai.
282 c) als einen Schüler des Prodikos bezeichnen, jedoch nicht ohne Ironie, die
sich namentlich gegen dessen subtile Wortunterscheidungen kehrt (s. ob. S. 138).
Ein platonisches Zeugnis über den Bildungsgang des Sokrates dürfen wir an der
Stelle Phaedo 96a ff. im wesentlichen finden, obschon die platonische Auf-
fassung und Darstellung des Sokrates hier wie überall — abgesehen von den
Schriften aus Piatons Frühzeit — durch die nicht sokratische, sondern erst plato-
nische Ideenlehre mitbedingt ist (s. Boeckh im Sommerkatalog der L^niv. Berlin
1838, kl. Sehr. Bd. IV, femer Uebenvegs Plat. Untersuchungen, Wien 1861,
S. 92 — 94, und die späteren, im Literaturverzeichnis zu diesem Paragraphen an-
geführten, den Entwicklungsgang des Sokrates betreffenden Abhandlungen). Platon
kann aber nicht wohl seinen eigenen Bildungsgang, der zudem nachweisbar ein.
§ 33. Sokrates von Athen. 147
anderer als der an jener Stelle geschilderte war, dem Sokrates als dessen eigenen
beigelegt haben.
Sokrates hat sich (nach Plat. Apol. 28 e) an drei Feldzügen beteihgt: er
nahm teil an den Kämpfen bei Potidaia (zwischen 432 und 429, vgl. Plat. Sympos.
219 e und Charm. init.), Delion (424, vgl. Symp. 221a, Lach. 181a) und Amphi-
pohs (422; Diog. Laert. 2, 22). Bei Potidaia rettete er dem verwundeten Alkibiades
Leben und Waffen. Ein glänzendes Lob seines Verhaltens in diesen Kämpfen
ist Plat. Symp. 220 d ff. dem Alkibiades in den Mund gelegt. Abgesehen von
diesen Feldzügen hat Sokrates Athen nie verlassen. Seinen gesetzestreuen Sinn
bewährte er unter Demokraten und Oligarchen (Plat. Apol. 32). Das höchste Opfer
brachte er seiner Gesetzestreue durch Verschmähung der Flucht aus dem Gefäng-
nisse (Plat. Crito 44 ff.). Im Jahre 406 nahm er sich als Prytane der Feld-
herren in der Angelegenheit der Seeschlacht bei den Arginusen mutvoll an. Jm
übrigen hielt sich Sokrates von der Politik fern: er fand seinen Beruf in der
mittelst der dialogischen Lehrweise geübten Einwirkung auf die sittliche Einsicht
und das sittliche Verhalten der Einzelnen, überzeugt, daß diese Wirksamkeit für
ihn selbst und für seine Mitbürger die ersprießlichste sei (Plat. Apol. 29 ff.).
Diesem Beruf ging er in größter Uneigennützigkeit unverdrossen nach, im höchsten
Grade bedürfnislos und einfach in seiner Lebensweise, von strengster Sitten-
reinheit und wahrer Frömmigkeit gegen die Götter, sich selbst völlig beherrschend,
im Umgang mit anderen stets heiter und geistreich. PlatOn nennt ihn am Ende
des Phaidon den besten, besonnensten und gerechtesten Mann seiner Zeit, und
Xenophon bezeichnet ihn am Schluß der Memorabiüen als den besten und glück-
seligsten Mann. Über Sokrates' Prozeß und Hinrichtung wird in anderem Zu-
sammenhange unten S. 161 f. zu reden sein.
In den erhaltenen Schriften der Sokratiker erscheint Sokrates fast immer nur
als ein schon bejahrter Mann, wie sie selbst ihn gekannt hatten. Bei der Schilderung
desselben bildet den Grundzug die durchgängige Diskrepanz zwischen dem
Innern und Äußern, die dem an Harmonie gewöhnten Hellenen ein äxonov
war, die Ähnlichkeit mit den Silenen und Satyrn in der persönlichen Erscheinung,
hinter der sich die reinste Gediegenheit eines sittlichen Charakters, die vollste
Selbstbeherrschung in Genuß und Entbehrung und eine seltene Meisterschaft in
philosophischer Unterredung barg (Xen. mem. 4, 4, 5; 4, 8, 11 u. ö.; Sympos. 4,
19; 5, 5; Plat. Symp. 215. 221).
So fraglos die grundlegende Bedeutung des Sokrates für die gesamte Philo-
sophie der Folgezeit ist, so gehen doch die Meinungen über das Wesentliche
seiner Persönlichkeit und seines Philosophierens sehr weit auseinander.
Der Grund dafür liegt in der Beschaffenheit unserer Quellen. Als solche kom-
men in der Hauptsache — sieht man von der bekannten Stelle der aristopha-
nischen ,, Wolken" ab — Xenophons Memorabilien und dessen zu Unrecht viel-
fach als unecht verdächtigte Apologie, das xenophon tische Symposion, die plato-
nischen Schriften und einige aristotelische Angaben in Betracht. Nim ist die all-
gemeine Annahme (eine abweichende Ansicht wird uns alsbald begegnen), daß
Piaton — abgesehen von den Schriften seiner ersten „sokratischen" Periode — seine
eigenen Lehren Sokrates in den Mund lege. Gibt Piaton in dieser Weise So-
krates mehr als ihm geschichtlich zukommt, so erhebt sich gegen Xenophon das
entgegengesetzte Bedenken, daß er als Mann rein praktischer Interessen dem So-
krates als Philosophen nicht voU gerecht werde und seine Schilderung hinter
dem geschichtlichen Sokrates zurückbleibe. Xenophon interessiert im ganzen nur
die Anwendung sokratischer Maximen auf die Moral und Ordnung des täglichen
Lebens. So ist es zum größten Teil eine sehr hausbackene und triviale Weisheit,
10*
148 § 33. Sokrates von Athen.
die hier als sokratische Philosophie erscheint, und philosophisch Tiefergehendes
läßt sich nur auf dem Wege ahnender Rekonstruktion aus Xenophons an der
Oberfläche haftendem Berichte gewinnen. Man fragt sich: wie kann ein Mann
wie der xenophontische Sokrates der Ausgangspunkt für die gesamte folgende
Entwicklung der Philosophie gewesen sein, der der historische Sokrates nach dem
einstimmigen Urteil der Späteren in der Tat gewesen ist, wie konnte insbesondere
eine so tiefe philosophische Natur wie Piaton ihm eine solche Verehrung zollen
und ihn als den Meister, dem er alles dankt, in seinen Dialogen seine eigenen
Lehren vertreten lassen? Dieser Sachverhalt hat dazu geführt, das richtige BUd
des historischen Sokrates von einer Kombination Xenophons und Piatons zu er-
warten. Schleiermacher (Werke III 2, S. 297 f. = ■ Abh. d. Berl. Akad. philos.
Kl. 1818) stellte den Satz auf, man müsse fragen: Was kann Sokrates noch ge-
wesen sein neben dem, was Xenophon von ihm meldet, ohne jedoch den Charakter-
zügen imd Lebensmaximen zu widersprechen, welche Xenophon bestimmt als
sokratisch aufstellt, und was muß er gewesen sein, um dem Piaton Veranlassung
und Recht gegeben zu haben, ihn so, wie er tut, in seinen Gesprächen aufzu-
führen ? Dieser Kanon, dem man zur Ergänzung noch den Hinweis auf den Wert
der aristotelischen Angaben für die Beurteilung des geschichtlichen Sokrates bei-
fügte, hat bei vielen Beifall gefunden — so auch bei Zeller II 1*, S. 99 — , so
unleugbar es auch ist, daß seine praktische Anwendung erheblichen Schwierig-
keiten begegnet und dem Streite der Meinungen weiten Spielraum läßt. Neuere
haben diesem Korapromißverfahren eine Auswahl unter den Quellen entgegen-
gestellt, unter denen sie die eine als allein oder doch vorzugsweise maßgebend be-
trachteten, andere als völlig unzuverlässig verwarfen, und zwar ist es bald Ari-
stoteles, bald Xenophon, bald Piaton, der als allein sicheres Fundament für den
Aufbau sokratischer Lehre betrachtet wurde. Wie verschieden die auf diese Weise
gewonnenen Sokratesauffassungen sind, läßt sich zunächst an dem Beispiele
zweier zu annähernd gleicher Zeit entstandener Werke dartun, die zu diametral
entgegengesetzten Anschauungen von Sokrates' philosophischem Charakter ge-
langen, ich meine die Werke von Karl Joel (s. Liter.) und Aug. Döring (s. Liter.).
Joel glaubt beweisen zu können, daß der xenophontische Sokrates von dem ge-
schichtlichen grimdverschieden sei. Dieses Ergebnis wird gewonnen durch die
Herausarbeitung zweier Typen. Zunächst des Sokrates als Typus des InteUek-
tualisten und Rationalisten. Als Intellektuahst erscheint Sokrates bei Aristoteles,
dessen Angaben für Joel die Grundlage seiner Sokratesauffassung bilden. Er
wird danach in Joels Auffassung nur bestimmt durch Intellekt und ratio; er ist
durchaus Theoretiker und Dialektiker, auch seine Ethik ist lediglich intellektuell,
sie geht nicht aus von Gefühl und WUlen. Sokrates ist darin Vertreter des atti-
schen Geistes im Gegensatze zum spartanischen, der der Theorie gegenüber das
Praktische, dem Intellekt gegenüber den WiUen betont. „Sokrates heißt der zur
Methode, als logisches Gewissen erwachte attische Volksgeist" (II 1, S. 2). Zu
diesem Urtypus des reinen Rationalisten steht der xenophontische Sokrates im
Gegensatz. Er ist Wiliensethiker. So betont er das Prinzip der Übung. Seine
Haupttugend ist die eyngdrsta, die nach Joel insonderheit eine WiUenstugend sein
soll. ^EzTifif/.eia, TTovog, sgyov, die bei Xenophon besonders hervortreten, sind
Grundbegriffe der Wülensethik. Also ist der xenophontische Sokrates nicht der
geschichtliche.
Hier sei gleich eingewendet, daß dieser typische Rationalist eine reine jjhilo-
sophische Konstruktion ist, die sich gegen eine positive geschichtliche Über-
lieferung nicht ausspielen läßt. Nichts hindert, daß Sokrates, wenn auch Ratio-
nalist, so doch kein exklusiver Rationalist war, und daß in ihm auch die Willens-
§ 33. Sokrates von Athen. 149
ethik Vertretung fand. Der ausschließende Gegensatz beruht auf einer will-
kürlichen Abstraktion, die der tatsächlichen Kompliziertheit der lebendigen ge-
schichtlichen Persönlichkeiten nicht Rechnung trägt. Auch die Charakterisierung
der h/xQÜisia als einer spezifischen Willenstugend ist willkürlich. Man kann die
iyxQdreia ebensogut wie die anderen Tugenden intellektuell ableiten und moti-
vieren.
Das vom geschichtlichen abweichende Bild des Sokrates bei Xenophon ist
nun nach Joel nicht dessen eigenem Geiste entsprungen. Es ist kynisch, und
zwar antisthenisch. Hier wird nun der zweite Typus ausgestaltet, Antisthenes.
Dieser ist nur Halbattiker. Er gibt dem sokratischen Attizismus eine dorische
Färbung. „Er ist im Gegensatz zu dem Denker Sokrates ein Willensromantiker,
aber doch so weit angesteckt vom sokratischen Subjektivismus, der mit dem Wissen
nach innen weist, daß er in der eyxQäzsia auch den Willen nach innen schlägt. Diese
syxQÜTsia ist die dorische Übersetzung der attischen Wissenstugend" (II 1 S. 10).
Diesen Antisthenes nimmt sich Xenophon zum Führer. Wie Antisthenes durch die
Geburt, so wurde Xenophon durch das Leben zum Halbattiker gemacht; Praxis
und Erfahrung führten ihn zum Dorismus. Dem Nachweise, daß der xenophon-
tische Sokrates wesentlich kynisch-antisthenische Züge zeige — einem Nachweise,
den für gewisse Partien der Memorabilien schon Dümmler, Akad. S. 153 ff. zu
führen versucht hatte; vgl. auch Natorp, Arch. f. Gesch. d. Philos. 3 (1890),
S. 347 Anm. — , ist ein großer Teil des weit angelegten Joeischen Werkes ge-
widmet. Die Menge dessen, was hier der Verfasser über Antisthenes und sein
Verhältnis zu Sokrates zu sagen weiß, steht zu der Spärlichkeit der Überlieferung
in einem schroffen Gegensatze. Weitaus das Meiste beruht auf einem hohen,
schwanken Hypothesen bau, der beim leisesten Hauche der Kritik zusammenbricht.
Antisthenes wächst sich unter der Hand Joels zu einem gewaltigen Eiesen aus,
dessen Bedeutung und Einfluß ins Ungeheure gehen: ,,Al8 erster Prediger auf
griechischem Boden, als erster reiner Moralist und erster Willensphilosoph, als
Geistesbrücke zwischen Hellas und dem Orient und als ahnender Vorläufer wich-
tigster nachantiker, ja moderner Denk- und Lebenswege erhob sich hier Anti-
sthenes" (II 1 S. VIII).
Gleichwohl ist Joels Werk nicht wertlos. Der Verfasser hat mit großem
Fleiße und Scharfsinn auf dem Wege positiv-philolog-iseher Forschung mancherlei
Ergebnisse gewonnen, die von bleibendem Werte sind.
Ganz im Gegensatze zu Joels These ist nach Döring Xenophon derjenige
Autor, der allein das urkundliche Material für die Lehre des Sokrates bietet und
an den wir uns daher ausschließlich zu halten haben. Die Angaben des Aristoteles
leitet Döring nicht aus unabhängiger Information des Philosophen über die So-
kratik und selbständigem Eindringen in ihr Wesen her. Soweit sie nicht aus be-
stimmten platonischen Stellen geschöpft sind, wiederholt Aristoteles nach Dörings
Annahme nur das summarische Urteil der alten Akademie über Sokrates' histo-
rische Bedeutung (a. a. O. S. 556). Piaton aber hat stets nur zur Feder ge-
griffen, um eigenen Gedanken Ausdruck zu geben, niemals um bloß historisch zu
referieren. „Es gibt von vornherein gar kein Kriterium, nach dem man bei ihm
echt Sokratisches nachweisen könnte, sondern erst wenn das echt Sokratische auf
anderem Wege festgestellt worden ist, wird es möglich sein, die Übereinstimmungen
wie die Umformungen, die das Überkommene im Geiste Piatos erfahren hat, zu
verfolgen und so vielleicht Bestätigungen für den gefundenen Lehrgehalt, zugleich
aber auch einen Leitfaden für die Verfolgung der platonischen Geistesentwicklung
zu gewinnen" (a. a. 0. S. 57 f.). Im Gegensatze dazu hält Döring Xenophon
für einen Berichterstatter mit objektiv historischem Sinne, „der ihn befähigt, die
]^qQ § 33. Sokrates von Athen.
Lehre des Meisters unabhängig von seinen eigenen Überzeugungen als ein ge-
schichtlich gegebenes Gebilde darzustellen" (a. a. O. S. 76). Was ihm hingegen
fehlt, ist die philosophische Befähigung, die ihn instand setzen könnte, das histo-
risch aufgefaßte und festgehaltene Material in seiner Tiefe und seinem syste-
matischen Zusammenhange zu erfassen. „Er ist ein Spediteur, der uns eine
Ware überliefert, deren wahre Beschaffenheit er selbst nur unvollständig kennt,
die er aber ehrlich imd zuverlässig Aveiterbefördert ; seine Mitteilungen werden
80 teilweise zu einer Art von unbeabsichtigter Geheimschrift, zu der erst der
Schlüssel entdeckt werden muß'' (a. a. O. S. 78).
Zu den Hindernissen, die in Xenophons mangelhaftem Können liegen, kom-
men nach Döring noch zwei, die in seinem Wollen- den Ursprung haben. Es
handelt sich dabei einmal um die apologetische Tendenz, die ihn den trivialen
Gesichtspunkt hervorkehren läßt, daß das Wirken des Sokrates durchaus nütz-
lich und heilsam gewesen sei. Ferner aber scheine es, daß Xenophon die eigent-
liche letzte praktische Grundtendenz des sokratischen Wirkens, die auf Verbesse-
rung des gesamten sozialen Zustandes abzielte, absichtlich nicht deutlich habe
hervortreten lassen (a. a. O. S. 79).
Damit ist der Weg, der nach Döring zur Rekonstruktion der sokratischen
Philosophie einzuschlagen ist, gegeben. Zu fußen ist auf Xenophon, der allein
das brauchbare Material gibt. Dieses Material muß aber erst bearbeitet werden.
Es gilt, das einheitliche System, die feineren Begriffe und Gedankenzusammen-
hänge, die Xenophon nicht erfassen konnte, herauszugestalten. Der leitende Ge-
danke dieses Systems ist die Sozialeudämonie. Döring gewinnt ihn aus einer
Reihe von Stellen der Memorabilien. So heißt es 1, 2, 64 von Sokrates: qyavegdg
rjv Tcöv avvovTWV tovg novrjoäg e::nßv/iiia? kyoitag zovzoiv f^kv Tiavcov, rr}g 8e xaXXioz^g
y.al ixeyalo:TO£:TEaräT}}g doerfjg, fj :x6/.sig zs xal oly.oi ev oly.ovai, jioozoEJioiv eJziditfisTr.
Nach 1, 2, 48 ist der Zweck des Verkehrs mancher jungen Leute mit Sokrates
Iva y.aXoi zs y.ayadol yevöfiEvoi y.al ol'y.co y.al olxezaig y.al oiy.si'oig y.al ffü.oig y.al nöksi
y.al jToUzaig dvvaivzo y.a?.ojg ygijaßai. Nach 1, 1, 16 untersucht Sokrates u. a. zi
7i6).ig, xi 3io}.iziy.6g , zi aoyj] dvdgdjjroiv , zi äo/jxög ärd gcöjrmi'. Zweck der sokra-
tischen Lehrtätigkeit ist demnach Döring zufolge „die Erziehung zur wahren, auf
das Gemeinwohl abzielenden Herrscherfähigkeit in Haus und Staat, also die Her-
stellung eines normalen, das AVohl aller gewährleistenden Zustandes in beiden
Formen der menschlichen Gemeinschaft durch Regeneration der Leitenden". So-
krates arbeitet hin .,auf eine Reform, eine Veredlung des gesamten GeseUschafts-
zustandes im Sinne des Wohlseins aller, einen sozialeudämonistischen Kulturfort-
schritt, und zwar durch wahre Tüchtigkeit der Leitenden" (4, 1, 2 : olyiav zs yaXcög
oly.eTv y.al :x6).iv xal z6 o/.ov dvdQCOJioig zs y.al zoTg dvOooinivoig Tiody/iiaaiv ev yorjadai,
vgl. a. a. 0. S. 365). Mit den angeführten Stellen werden von Döring noch
andere kombiniert, die zugleich den materiellen Inhalt des sozialeudämonistischen
Ideals und die Wege zu seiner Verwirklichung näher bestimmen sollen.
Dörings Einseitigkeit ist nicht minder verfehlt als diejenige Joels. Ein Miß-
griff ist vor allem die Verwerfung des Aristoteles. Ohne allen Zweifel hatte
dieser noch eine ungemein reichere Literatur über Sokrates zur Verfügung
als Avir. Er war ferner Schüler Piatons, der mit Sokrates Jahre hindurch ver-
kehrt hatte. Es scheint ausgeschlossen, daß er nicht bei seinem Lehrer nähere
Kunde über das Wesentliche in Sokrates' Persönlichkeit und Wirken gesucht und
auch wirklich gefunden haben sollte. Aber auch die Folgerungen Dörings aus den
Memorabilien sind unhaltbar. Gewiß spielen hier Begriffe wie nöhg, doxsir usw.
eine große Rolle. Das versteht sich aber bei einer Schrift aus dieser Zeit und
aus der Feder Xenophons ganz von selbst. Selbst bei Piaton, obwohl seine Philo-
§ 33. Sokrates von Athen. 151
«ophie in gewissem Sinne weitabgewandt ist, finden Staat und Gesellschaft weit-
gehende Berücksichtigung. Viel mehr mußte das bei Xenophon, dem Manne des
praktischen Lebens, der Fall sein. Gerade diese Sphäre des sokratischen Ge-
dankenkreises interessierte ihn am meisten, viel mehr als das Logisch-dialektische.
Dazu kam die apologetische Tendenz nachzuweisen, daß Sokrates kein Jugend-
verderber war, vor allem in dem Sinne, daß er die jungen Leute nicht zu
schlechten Staatsbürgern und unbrauchbaren Gliedern der Gesellschaft machte.
Daraus folgt aber nicht, daß Xenophon mit dieser Betonung des Politisch-sozialen
das Wesentliche des sokratischen Interessenkreises erschöpfte und nur dem tieferen
«ystematischen Zusammhange der sokratischen Gedanken nicht gerecht wurde.
Xenophons Schwäche liegt vielmehr darin, daß bei ihm die verschiedenen Seiten
<ier sokratischen Gedankenwelt ungleichmäßig betont werden und das Logisch-dia-
lektische zugunsten des Ethischen verkümmert ist. Unerklärlich bleibt es ferner
bei Dörings Auffassung, weshalb Xenophon, der ehrUche und zuverlässige Ge-
dankenspediteur, die eigentliche letzte praktische Grundtendenz des sokratischen
Wirkens absichtlich nicht sollte deutlich haben hervortreten lassen.
]^ußt Joel auf Aristoteles, Döring auf Xenophon, so haben auch die plato-
nischen Dialoge als Norm für die Kekonstruktion der sokratischen Lehre ihre
Befürworter gefunden. John Burnet (in seiner Ausg. d. piaton. Phaidon, Ox-
ford 1911) und A. E. Taylor (Varia Socratica, s. Lit.) identifizieren den histo-
rischen Sokrates mit dem der platonischen Schriften, und zwar nicht nur der
frühplatonischen, sondern auch der Dialoge der mittleren und späteren Jahre Piatons.
Xeben den platonischen Schriften gesteheu sie nur der aristophanischen Schilde-
rung in den „Wolken" den Wert einer selbständigen Quelle zu. Sie brechen also
mit der sonst allgemein herrschenden Annahme, daß Piaton in den meisten
seiner Schriften — die seiner sokratischen Frühperiode ausgenommen — Sokrates
zum. Sjirecher seiner eigenen, der platonischen, Theoreme mache. Natürlich weicht
das mit diesen Mitteln gezeichnete Sokratesbild von dem üblichen beträchtlich
ab. Es genügt, nur darauf hinzuweisen, daß die Ideenlehre nach dieser Auf-
fassung schon sokratisches und nicht erst platonisches Eigentum ist. Gerade
hierdurch aber setzt sich die Burnet-Taylorsche Hypothese, der auch sonst erheb-
liche Bedenken im Wege stehen (vgl. Lortzing, Berl. philol. Wochenschr. 1912,
1309 ff.) mit der ausdrücklichen Angabe des Aristoteles, die zu bezweifeln kein
Grund ist, in Widerspruch.
Wieder eine andere Lösung der Quellenfrage als Grundlage einer Sokrates-
rekonstruktion bietet H. Maiers eingehendes Werk „Sokrates", auf dessen reichen
Inhalt hier nur hingewiesen sein möge. In Xenophons Memorabüien scheidet
Maier zwei ihrem Quellenwert nach sehr ungleiche Teile, die Schutzschrift zu-
gunsten des Sokrates (Mem. 1, 1 und 2), die am ehesten noch den Wert eines
historischen Dokumentes hat und der die Apologie in dieser Hinsicht nahe steht,
und den Rest des Werkes, der wie Maier nach dem Vorgang anderer mit Recht
annimmt, frei erfundene Sokratesgespräche enthält, die ebenso wie das Symposion
und der Oikonomikos hinsichtlich ihres fiktiven Charakters nicht anders auf-
zufassen sind als die platonischen Dialogdichtungen, mit dem Unterschiede jedoch,
daß Xenophon den geschichtlichen Sokrates, so wie er sich ihm darstellt,
zeichnen will.
Erkennt Maier den xenophon tischen MemorabiUen, abgesehen von ihrem An-
fangsteile, die Zeugniskraft ab, so findet er dafür eine Quelle allerersten Ranges
in den frühplatonischen Schriften (Apologie, KJriton, kl. Hippias, Ion, Laches,
■Charmides, Protagoras, Euthyphron), in denen er den geschlossenen sokratischen
Gedanken- und Interessenkreis erkennt, während mit dem Gorgias eine neue
152 § 33. Sokrates von Athen.
spezifisch platonische Welt beginnt; doch gehört aus diesen Schriften der plato-
nischen Reifezeit die Sokratesdarstellung des Symposions zu den in erster Linie
brauchbaren geschichtlichen Quellen, Daneben sind nun aber nach Maier die
Sokratesauffassungen der Sokratiker erster Ordnung, Piaton, Antisthenes, Aristipp,
Ellkleides und nebenbei Aischines in der Weise fruchtbar zu machen, daß man
von diesen Auffassungen als Wirkungen auf Sokrates' Lehre als Ursache zurück-
schließt. Dieser Rückschluß und die Ausnutzung der frühplatonischen Werke
bieten dann die Norm für die Ermittlung des echt Sokratischen in den xenophon-
tischen Schriften.
Liegen in den bisher berührten Punkten Maiers Anschauungen von der
quellenmäßigen Begründung unserer Kunde von Sokrates nicht allzuweit ab von
der gangbaren Auffassung, so steht es anders mit seiner Beurteilung der aristote-
lischen Notizen, denen er, hier mit Döring zusammentreffend, jeden selbständigen
Quellenwert abspricht. Sie sind, wie er eingehend darzutun sucht, teils aus dem
platonischen Protagoras, teils, und zwar gilt dies von der für die aristotelische
Sokratesauffassung grundlegenden Stelle Metaph. 12, 4, 1078 b 17 ff. ( . . . . ovo
yäo EOTiv ä rtg av a:io8oü] 2coy.oüiei öiy.uUog , rovg x Ijxaaxiy.ovg koyovg y.ul ro
ogi^eo&ac y.adu/.ov . . .) und ihren Parallelen, aus Xen. Memor. 4, 6 1 ff. hergeleitet,
welch letztere Stelle wieder auf Piaton zurückgeht. Diese Abhängigkeit des
Aristoteles von Xenophon scheint mir aber durch Maier keineswegs erwiesen. Sie
glaubhaft zu machen, wäre eine viel weitergehende Übereinstimmung zwischen
den in Frage kommenden Stellen nötig, als die von Maier z. T. erst durch eine
vermittelnde Interpretation Xenophons erschlossene. Wenn der genannte Gelehrte
insbesondere S. 98 behauptet: „Daß Sokrates grundsätzlich das zi ioitv der Dinge
(zwv öVrcöj') aufgesucht, tatsächlich sich aber auf ethische Begriffe beschränkt
habe, das konnte Aristoteles in der Memorabilienstelle — und nirgends sonst —
finden", so steht von einer solchen Beschränkung in der Memorabilienstelle nichts.
Die Begriffsbestimmungen des fvoeßy)?, biy.uiog usw. werden vielmehr nur ais-
in ihrer Zahl genügende Beispiele des sokratischen Verfahrens aufgeführt [jiävta.
(.liv ovv f] dicogi^eio tioXv sgyov äv eh] öis^eldBiv, iv oaotg de xov xqo.-tov xT/g sjxi-
oxsipsoyg drjlwasiv olfiai, xoaaviu ?J^u>), das hinsichtlich seiner Objekte keinerlei
Auswahl kennt [oxoticöv ain' xoTg ovrovai xi sxaaxov sl't] xwv ovxtav ovde.^ox' shjys,
vgl. auch Maier S. 271). Tatsächlich fallen auch das dyadöv und das xakov
(§ 8. 9) in der hier obwaltenden Auffassung aus dem Rahmen des rein Ethischen
heraus, und auch die Klassifizierung der Staatsverfassungen in § 12 ist vielmehr
von dem Interesse an politischer Systematik als von ethischen Gedanken be-
herrscht, wenn auch letztere besonders in der Charakterisierung von ßuothla und
xvQuvvig nicht fehlen.
Entsprechend der QueUenbewertung gestaltet sich auch die Maiersche Sokrates-
auffassung. Hervorzuheben ist in dieser vor allem, daß Sokrates nach Maier nicht,
wie von vielen auf Grund des Aristoteles angenommen wird, Begründer der Be-
griffsphilosophie gewesen ist und dadurch seine Bedeutung für die weitere Ent-
wicklung der Philosophie gewonnen hat. Er ist vielmehr wesentlich ethischer
Protreptiker. ,,Die , Philosophie ', der Sokrates sein Leben geweiht hat, ist nicht
Metaphysik, weder dogmatische noch skeptische, nicht Logik, nicht Ethik und
nicht Rhetorik; sie ist überhaupt nicht Wissenschaft, am wenigsten , populäre'.
Sie ist ein Suchen nach persönlich sittlichem Leben" (Maier a, a, O. S. 294 f.).
Da aber derselbe Gelehrte doch das definitorische und induktive Verfahren wie
auch die Analogieschlüsse als wesentliche Faktoren der sokratischen protreptischen
Dialektik anerkennt, die ihr von der technischen Seite her ihr eigentümliches
Oepräge verleihen (a. a, O, S. 374), so verringert sich damit wieder der Abstand
§ 33. !?okrates von Athen. 153
zwischen ihm und denen, die ihr Sokratesbild wesentlich aus Aristoteles gewinnen
um einiges.
Kann nach Döring und Maier Aristoteles als eine Hauptquelle für Sokrates
nicht in Betracht kommen, so stimmt mit ihnen hierin Ad. Busse in seinem
., Sokrates'' überein. Nach ihm bilden die Grundlage für unsere Kenntnis des
Sokrates die platonischen Dialoge, in erster Linie die der platonischen I'rühzeit,
aber auch die späteren insofern, als auch hier Piaton, obwohl er Sokrates seine eigenen
Gedanken leiht, gleichwohl manche Charakterzüge seines Lehrers mit geschicht-
licher Treue hervortreten läßt. Xenophon und Aristoteles haben nur einen sub-
sidiären Wert, sind aber insoweit sehr wichtig, ,,als sie erstens Piatons Angaben in
vielen Punkten ergänzen , zweitens zur Scheidung zwischen sokratischem und
platonischem Lehrgut beitragen, drittens zum klaren Erfassen und scharfen For-
mulieren gewisser Lehrsätze anleiten".
Es ist im Rahmen dieser Darstellung unmöglich, die in neuerer Zeit ge-
äußerten Anschauungen über Sokrates und seine Tätigkeit auch nur in an-
nähernder Vollständigkeit aufzuzählen. Besondere Beachtung verdienen unter den
neueren Sokrateszeichnungen noch die von Ed. Schwartz in dessen Charakter-
köpfen aus der antiken Literatur und von Ed. Meyer in der Gesch. d. Altert. IV'^,
435 ff. (Eine nach Gruppen geordnete Übersicht über die für die Sokratesdar-
stellung entscheidende Stellung neuerer Philosophiehistoriker zu der Quellenfrage
bietet Busse, Sokrates S. 1 Anm. 2.) Das Angeführte kann genügen, von den
bei der Frage leitenden Gesichtspunkten und den je nach der Quellenbeurteilung
einander oft diametral entgegengesetzten Sokratesauffassungen eine Vorstellung zu
geben. Erwähnt sei noch, daß Eob. v. Pöhlmann, Das Sokratesproblem (Sitzungs-
berichte der Münchener Akademie philos.-philol. und histor. Klasse 1906, Heft 1;
abgedruckt in: Aus Altert, und Gegenw. Neue Folge, München 1911, S. 1 — 117),
Sokrates' religiösen Konservatismus für ein ungeschichtliches Moment der Dar-
stellung hält, die durch zwei selbst so ausgeprägt religiöse Naturen wie Piaton
und Xenophon aufgebracht und verbreitet wurde. Wir können uns dieser Auf-
fassung nicht anschließen. Einmal fragt man sich, wie es unter Pöhlmanns
Voraussetzungen kommen konnte, daß religiöse Naturen wie Piaton und Xenophon
sich so tief innerlich von Sokrates angezogen und festgehalten fühlten. Femer
aber fehlt hier, mag man auch die große Bedeutung des üblichen antiken Heroen-
kultus für die Fälschung geschichtlicher Bilder zugeben, doch jeder Hebel, um
die platonisch-xenophontische Darstellung aus den Angeln zu werfen. Da Ari-
stoteles für Sokrates' Stellung zur Theologie nichts bietet, so ließe sich, wiU man
nicht in Aristophanes' Scherzen historisches Material suchen, der platonisch-
xenophontischen Sokratesauffassung nur eine solche entgegenstellen, die, ohne
auf ausdrücklicher antiker Überlieferung zu fußen, aus einem rationalistischen
Grundzuge des sokratischen Wesens Folgerungen für sein Verhalten zum Götter-
glauben zieht, also selbst wieder typisiert und idealisiert und zu diesem Zwecke
gezwungen ist, positive Angaben aus apriorischen Gründen in methodisch bedenk-
licher Weise umzudeuten, wie denn bei Pöhlmann y) yao elojdvTä uoi uavxiy.i] >; xov
datuoviov (Plat. apol. 40a) als symbolische Ausdrucksweise auf die „geniale In-
tuition" und den „eminenten sittlichen Takt" des Sokrates bezogen wird.
Die folgende Darstell img wird in erster Linie die aristotelischen Angaben,
besonders die bekannte Metaphysikstelle verwerten, die sie freilich nicht so ver-
steht, daß Sokrates der Begründer der Philosophie des Allgemeinen gewesen
sei und sich die Bedeutung dieses Allgemeinen in ihrer vollen Tragweite zu Be-
wußtsein gebracht und metaphysisch- oder logisch-theoretisch darüber reflektiert
habe, sondern nur in dem Sinne — der auch allein nach Aristoteles' Worten be-
2, "34 § 33. Sokrates von Athen.
rechtigt ist — , daß Sokrates als erster praktisch in seinen Gesprächen das induk-
tive und definitorische Verfahren als unentbehrliches Hilfsmittel der Forschung
konsequent, vor allem in ethischen Fragen, zur Anwendung brachte. Neben
Aristoteles dienen uns die xenophontischen und platonischen Schriften — besonders
die Schriften aus Piatons Friihzeit — soweit als Unterlage, als der Geschichtlich-
keit ihrer Angaben im einzelnen nach Prüfung aller Umstände kein Bedenken im
Wege steht, wobei zuzugeben ist, daß hier die Kriterien für die Scheidung des
GeschichtUchen und Un geschichtlichen vielfach äußerst unzuverlässig und
sehwankend sind. Auch der übrigen sokratischen Literatur erkennen wir ihren
Wert als Ausgangspunkt für geschichtliche Rückschlüsse im Sinne Maiers zu.
Im ganzen richtig bezeichnet Ciceros bekannter Ausspruch (Acad. post.
1, 4, 15; Tusc. 5, 4, 10; vgl. Diog. L. 2, 21), daß Sokrates die Philosophie
Tom Himmel auf die Erde herabgerufen, in die Städte und Häuser ein-
geführt und genötigt habe, über das Leben, die Sitten und die Güter und
Übel zu forschen, den Fortgang von der kosmologischen Naturphilo-
sophie der Früheren zur anthropologischen Ethik. Sokrates besaß
aber nicht ein fertiges System, sondern nur eine Methode, mittelst deren Systeme
gebildet werden konnten. Was er bot, war kein Bau, sondern nur die Anweisung.
Avie beim Bauen zu verfahren sei. Im Zusammenhange damit steht, daß er keine
fortlaufenden Lehrvorträge hielt, wie sie sich für die Mitteilung eines fertigen
Systems empfohlen haben würden. Für die Demonstration und Übung der
Methode war der bessere Weg der des Wechselgesprächs mit denen, die in
diese Methode eingeführt werden sollten. Dieses Gesprächsverfahren ist charakte-
ristisch für die sokratische Lehrtätigkeit. Von ihm an galt der Dialog als typische
Form philosophischer Unterweisung und fand als solche — zunächst durch
Wiedererzählung und Nachahmung sokiatischer Gespräche — auch seine Stelle
in der philosophischen Literatur, innerhalb deren freilich seine Herrschaft mit dem
Zurücktreten attischer Darstellungskunst wesentlich eingeschränkt wurde. Im
Dienst philosophischer Belehrung ist Sokrates' Kunst der Gesprächsführung eine
geistige Hebammenkunst {fiacevTiy.rj rsxv?], Plat. Theaet. p. 184 b u. ö.). Sie bringt
die Gedanken, mit denen der Mitunterredner schwanger geht, ans TagesHcht,
prüft sie, weist sie zurück oder modifiziert und bessert sie und führt so der
Wahrheit entgegen. Sokrates will nicht selbst unmittelbar belehren, sondern seine
Mitunterredner anregen und im Verkehre mit ihnen selbst lernen. An sein ein-
gestandenes Nichtwissen, welches doch, auf dem strengen Bewußtsein von dem
Wesen des wahren Wissens beruhend, höher stand als das vermeintliche Wissen
der Mitunterredner, knüpft sich die sokratische Ironie (elocovela, Selbstverkleine-
rung), die scheinbare Anerkennung, die der überlegenen Einsicht und Weisheit
des andern so lange gezollt wird, bis dieselbe bei der dialektischen Prüfung,
die das behauptete Allgemeine an feststehendem Einzelnem mißt, sich in ihr Nichts
auflöst. In dieser Weise übte Sokrates den nach seiner Überzeugung von dem
delphischen Gotte durch den von Chairephon hervorgerufenen Orakelspruch, daß
er der Weiseste sei, ihm auferlegten Beruf der Menschenprüfung (i^haaig,
Plat. Apol. p. 20 e ff.), obgleich er durch diesen Spruch sicherüch nicht erst ver-
mocht wurde, sich diesen Beruf zu wählen. Vorzugsweise lebte er der Jugend-
bildung, führte die sich mit ihm Unterredenden zur Wahrheit und Tugend
heran, ein wahrer Quell der Sittlichkeit, indem er den sgcog, an das sinnliche
Element anknüpfend, zur Seelenleitung und gemeinsamen Gedankenentwick-
lung veredelte.
In der aristotelischen Metaphysik (12, 4, 1078 b 27 ff.) wird gesagt, Sokrates
habe das (vom Einzelnen aus zur Begriffsbestimmung gelangende) induktive und
§ 33. Sokrates von Athen. 155
defini torische Verfahren aufgebracht (rov; t fTfaxnxovi; /.öyovg xai rö oQi'Qea&ai
jcado/.oi'j. In dem Begriff, der sich nicht verändert, weder in der Zeit noch bei
■den verschiedenen Individuen, in der Formulierung des Begriffes, der Definition,
fand er dem zu weit gehenden Subjektivismus der Sophisten gegenüber, für den
es nichts Allgemeingültiges gibt, das Feststehende, Bleibende. Als das For-
schungsgebiet, auf welchem Sokrates diese Methode zur Anwendung gebracht
habe, bezeichnet Aristoteles Metaph. 1, 6, 987 b 1 ff. das ethische: ZoixoaTovg
Ss nsgi fisr rn rjd'ixä jigayfiazevousvoi', jrsgl 8s fi]g ö'hjg (fvosoig ovdev, sv [if.vzoi
rovroig x6 y.adö/.ov i^rjxom'zog y.al jieqI ogto/UMV i.-rtortjaavrog ttoojtov ttjv öcävoiav. . . .
So konnten die Fundamente zu einer Wissenschaft der Ethik gelegt werden. Die
Fnndamentalanschauung des Sokrates war nach Aristoteles die untrenn-
bare Einheit der theoretischen Einsicht und der praktischen Tüchtig-
keit auf dem ethischen Gebiete: Arist. Eth. Nicora, 6, 13, 1144b 191:
^ZoiXQarrjg) (poov^asig qjsro stvai rrdoag rag agsräg ... 29 f. koyovg rag doeräg ^)ezo
^Ivai ' tniozr)i.iag yäo slvai :TÜaag. Diese Angaben finden sich in den Darstellungen
des Xenophon und des Piaton durchaus bestätigt. Als Beispiel der sokratischen
Induktion mag hier etwa Xenoph. Mem. 3, 3, 9 dienen: exsTvo fikr d/jjrov olaßa,
■ort EV .larzl :ToäynaTi oi ärßQco:^ot rovzoig fiä'/uoza ids/Mvai JiEidsaßai, ovg uv rjyoxvzai
ßsXziozofg sivai ' xai yaQ sv vöaoj ov av rjycövzai iazQix(ozazov sivai, zovzo) fiäXioza
jiei&ovzai, xai er :x/.oUo oi 7i}.io%'Teg 6V av xvßsQvi]zixdizarov, xai iv ysojgyia ov av
ysojgyixwzazov, wonach dann, wenn der allgemeine Satz induktiv gewonnen ist,
auf einen neuen Spezialfall die Anwendung (syllogistisch) gemacht zu werden
pflegt, so daß das Ganze einen Analogieschluß bildet: ovxovv slxog xai iv mjiixfj
bg av iiü/.iara slduig fpaivtjzai ä 8eT noieTv, xovzco itdÄioza edi/.fiv zovg aV.ovg :rsi&Eaßat.
Ganz gleicher Art ist in Piatons Dialog Gorgias (p. 460 b) folgender Induktions-
schluß: o zä zexzovixa ^isua&t]x6jg zsxzovixog, ... 6 za /iioi>aixä ^lovatxog, . . .
•6 tÖ iazgcxä lazgixög, also überhaupt 6 fieiiadrjxcog exaoza zoiovrög iozcv olov >/
ijziazrifiri Exaozov djisgyd^ezai, wonach dann von dem induktiv gewonnenen all-
gemeinen Satze (syllogistisch) die Anwendung gemacht wird: ovxovv xaza zovxov
xbv Xöyov xai 6 zd Sixaia fisf^a^rjxcog dixaiog.
Das definitorische Verfahren bezeugt Xenoph. Memor. 1, 1, 16: avzog 8e
jzsgl zöjv dvdgm.Tsüov dsl 8is?Jyszo, axo.iöJv, zi evosßsg, xi doeßsg' zi xaXöv, zi alojrQov
ZI dtxaiov, ZI äöixov zi oaxpgoavvr], xi fiavia' zi dvdgsia, zi dei/Ja' zi TtöXig, zi
Tiolizixög' zi dg/J] dvögÜTtoiv, zi dg/jxog dt'ßpcoTTOiv, xai Jisgl zcöv dXloiv, d zovg fikv
€i86zag ■^ysTzo xa/.ovg xdyadovg elvai, zovg 8'dyvoovvzag dvögaTtodcödscg av dixaimg
x£x/Sjo&ai. Ibid. 4, 6, 1 : oxoitwv ovv zoig avvovai , zi exaazov sir) zöiv ovzoiv,
ovdejxcöjioz' eXrjyev. Bei Platon (Phaedr. p. 265 d e) erklärt Sokrates, die Definitionen
und Einteilungen zu lieben; doch ist die Neigung zu Einteilungen mehr plato-
nisch als sokratisch.
Beide Verfahrungsweisen , Induktion und Definition, stehen in enger Be-
ziehimg zueinander. Die Induktion büdet die Grundlage der Definition, insofern
diese aus einer Reihe von Einzelerscheinungen abgeleitet und an weiteren Einzel-
erscheinungen auf ihre Richtigkeit geprüft wird. Im Verkehre mit anderen
nimmt die induktiv-definitorische Methode die Form der oben erwähnten Menschen-
prüfung (i^haaig) an. Sokrates verlangt von seinem Mitunterredner eine Defi-
nition, wie beispielsweise die der Tapferkeit, des Schönen usw. Er erhält in der
Tat eine leichter Hand gegebene Begriffsbestimmung, aber diese erweist sich,
an einem einzelnen Falle gemessen, als ungenügend und empfängt aus diesem
Falle eine Korrektur. Die so verbesserte Definition wird wieder an einem neuen
Falle geprüft, wieder berichtigt usw., bis sich eine stichhaltige Begriffsbestimmung
ergibt oder das Verfahren, ohne ein befriedigendes positives Resultat erreicht zu
256 § 33. Sokrates von Athen.
haben, abgebrochen wird. Die Methode nimmt so durch wiederholte Zurückweisung
fremder Aufstelhmgen die Form der Elenxis an. Schöne Beispiele bieten die
unten zu besprechenden Dialoge Piatons aus dessen frühester („sokratischer")
Periode, m der er sich in Inhalt und Form des Philosophierens seinem Lehrer
eng anschloß. Auch aus Xenophon läßt sich eine Anschauung des Verfahren»
gewinnen. Lehrreich ist z. B. Memor. 4, 2, 14 ff., wenn auch hier nicht in aller
Form eine Definition der aöixla gesucht wird. Die Stelle ist um so interessanter,
als hier auch a)iderswo (vgl. Aiaooi /.öyoi [Diels, Vors. c. 83], 3, 2 ff., H. Goraperz,.
Sophistik und Rhetorik 153 f.) verwertete Fälle des praktischen Lebens zum Zwecke
des sokratischen Definitionsverfahrens gruppiert und verwendet werden. Als ädry<a
erscheinen da zunächst täuschen, übeltun, in die Sklaverei schleppen usw. Nun
aber zeigt sich, daß diese Handlungen, wenn sie im Kriege den Feinden gegen-
über vollzogen werden, nicht unter den Begriff der abiy.ia fallen. Also muß die
Bestimmung eingeschränkt werden: nur in der Anwendung auf Freunde sind
sie abiy.a. Aber weitere Prüfung ergibt, daß die Bestimmung auch so nicht genügt.
Wer z. B. seinen kranken Sohn durch Täuschung dazu bringt, ein Heilmittel ein-
zunehmen, wer dem verzweifelnden Freunde das Schwert, mit dem er Selbstmord
begehen will, heimlich oder mit Gewalt wegnimmt, verübt keine äbiy.ia. Also sind
jene Handlungen nur äbiy.a, wenn sie gegen Freunde mit der Absicht,
ihnen zu schaden, vollzogen werden.
Die ethische Fundamentalanschauung des Sokrates enthält der Satz
Xenoph. Memor, 3, 9, 4 f.: „Weisheit {oo(fia [theoret.j) und Sitthchkeit (acoq-go-
avvt], Mäßigimg, Zucht [prakt.J) schied er nicht, sondern fand das Kriterium
des Weisen und Sittlichen darin, daß er das Schöne und Gute erkenne und an-
wende und darin, daß er das Häßliche wisse und meide. Als man aber weiter
fragte, ob er diejenigen, die wüßten, was zu tun sei, das Entgegengesetzte aber
ausübten, für weise und selbstbeherrschend halte, sagte er: Ebensowenig wie für
unweise und zuchtlos [denn solche Leute gibt es nicht]. Denn ich glaube, daß
alle unter dem Möglichen wählen, was sie für das ihnen Nützlichste halten, und
das zur Ausführung bringen. Ich glaube also, daß diejenigen, die nicht richtig
handeln, weder weise noch sittlich sind. Er erklärte aber auch die Gerechtigkeit
und alle sonstige Tugend für Weisheit. Denn das Gerechte und (überhaupt)
alles, was durch Tugend vollführt wird, sei schön und gut; und weder würden
diejenigen, die dies kennen, dafür etwas anderes wählen, noch seien die, die es
nicht kennen, zur Ausführung imstande, sondern wenn sie es versuchten, gingen
sie fehl.'' Insofern die Tugend mit dem Wissen ohne weiteres gegeben ist, muß sie
lehrbar sein. Als Wissen vom richtigen Handeln kann sie ferner nur eine
sein. Richtig ist allein das Handeln, das den wahren Nutzen des Menschen,
d. h. dessen Glückseligkeit (evSaifiovia), bezweckt und bewirkt, und so ist die
Tugend schließlich die Einsicht in das, was den Menschen glückselig macht. Der
von Sokrates eingenommene Nützlichkeitsstandpunkt ist so keineswegs der einer
platten niedere Zwecke verfolgenden UtUitätsmoral (vgl. z. B. Plat. apol. 28 b und
Sokrates' persönüches Verhalten nach dem platonischen Kriton; s. auch Maier,
Sokr. S. 305 ff.), so sehr auch Xenophons Bericht auf diese Anschauung führen
könnte: der Einsichtige erkennt, daß es dem Enthaltsamen besser geht als dem
Unmäßigen, daß der Gerechte größeren Vorteil hat als der Ungerechte, und er ver-
steht die wirklichen Gefahren von den scheinbaren zu unterscheiden; so hat er
zugleich die Tugenden der Enthaltsamkeit, der Gerechtigkeit und der Tapferkeit
(Xen. ^lem. 4, 5, 9; 3, 12, 1 ff.; 4, 4, 17 u. ö.). Wie Sokrates gegenüber dem Relati-
vismus der Sophistik den Nutzen als feste ethische Norm verwendet, zeigt u. a.
Xen. Mem. 4, 4, 14 ff. Hippias spricht hier den Gesetzen und der Gesetzestreue jeden
§ 33. Sokrates von Athen. 157
Wert ab im Hinblick auf den Wechsel der Gesetze innerhalb eines und desselben
Staates. Dem tritt Sokrates entgegen mit dem Hinweis auf den Nutzen, den die Ge-
setzestreue dem Gemeinwesen wie den einzelnen Gehorchenden selbst gewähre. Hippias
erkennt ferner (§ 19 ff.) als (allgemein verbindliche) ayQacpoi vofioi nur solche an,
die in jedem Lande gleicherweise in Geltung stehen. Auf das Verbot des Ge-
schlechtsverkehrs zwischen Eltern und Kindern trifft das nicht zu. Hier findet
Sokrates wieder im Nützlichkeitsprinzip das Kriterium. Die Minderwertigkeit der
Easse, die aus einem solchen Verkehre hervorgeht, macht die Enthaltung von
demselben zum Gesetz. So wird alles, auch das Verhalten zu anderen Menschen
und zu den Göttern, an dem Nutzen gemessen. Die rein theoretische Beschäfti-
gung mit den Fragen des Universums verwirft Sokrates, teils weil es sich zieme,
zunächst die näher liegenden menschlichen Dinge zu erkunden, teils weil wir über
physikalische und kosmische Fragen keine sichere Kenntnis erlangen könnten,
wie dies die Uneinigkeit unter den früheren Physikern zeige, teils aber auch,
weil sie keinen Nutzen bringe (Xen. Mem. 1, 1, 11 ff., vgl. 4, 7, 2 ff.). Das Nütz-
iichkeitsprmzip wird so von ihm auf das unzweideutigste anerkannt: das Gute
(dya§6v) ist nicht nur mit dem Schönen (y.aXöv), sondern auch mit dem
Zuträglichen {chqpihiAov, yo^oiixov) identisch (Xen. Memor. 4, 6, 8 und 9;
Plat. Protag. 333 d ; 353 c ff.). So kommt es, daß niemand freiwillig und wissent-
lich schlecht sein kann, da niemand wissentlich gegen seinen eigenen Vorteil
handeln wird (Xen. Memor. 3, 9, 4 f. [s. oben]; Plat. Apol. 25c); wer aber das
Rechte weiß, muß es auch tun (ethischer IntellektuaUsmus). Mit der Glückselig-
keit sind auf das engste verbunden, wenn sie nicht vielmehr die vSubstanz derselben
bilden, intensive, aber zugleich dauernde angenehme Gefühle. Das fj8v tritt bei
Sokrates stark hervor, ohne daß dadurch seine Ethik einen niedrigen Charakter
bekäme: durch äußere Güter schafft man sich nicht die dauernde Glückseligkeit,
die nicht in der svrvyiu besteht, vielmehr sv.iQa^ia infolge bewußten Strebens ist
nnd auf Einsicht und Übung beruht (Xen. Memor. 3, 9, 14). Die Selbsterkenntnis, die
Erfüllung der Forderung des delphischen Apollon : yvöi&t oavtöv, ist die Bedingung
praktischer Tüchtigkeit (Xen. Memor. 4, 2, 24). Die höchste Lust, um deren willen
wir niederer Lüste uns standhaft enthalten sollen, liegt in dem Bewußtsein, selbst
besser zu werden und Freunde zu haben, die im Verkehr mit uns besser werden
(Xen. Memor. 1, 6, 9). Nichts zu bedürfen, ist göttlich; möglichst wenig zu be-
dürfen, kommt der göttlichen Vollkommenheit am nächsten (Xen. Mem. 1, 6, 10).
Daß dem Einsichtigen (ijiiozd/nsvog), der das Wissen besitze, die Herrschaft
gebühre, ist der politische Grundgedanke des Sokrates (Xenoph. Memor. 3, 9,
10; vgl. 3, 4, 6; 3, 6, 14). Der gute Herrscher muß gleichsam der Hirt der
Beherrschten {jioifiijj' kacöv nach Homer) sein ; seine Tugend ist, diese glücklich
zu machen (ro svdai'/iovag jtocsTv ojv är tjyrjzat, Memor. 3, 2, 4; vgl. 1, 2, 32).
Sokratfes tadelte die Ernennung von Beamten durch Volkswahl und Los: Memor.
1, 2, 9; 3, 9, 10. Könige und Archonten („Herrschende"), heißt es an der letzt-
genannten Stelle, sind nicht diejenigen, welche das Szepter führen, noch auch
die, welche durch die ersten besten Leute gewählt sind, noch auch die, welche
durchs Los oder durch Gewalt oder Täuschung ihre Stellung erlangt haben,
sondern diejenigen, die zu herrschen wissen. Das wird wieder durch eine Induktion
bewiesen, die der oben S. 155 aus Xen. Mem. 3, 3, 9 mitgeteilten nahe verwandt
ist: im Schiffe herrscht der der Schiffahrt Kundige, ein analoges Verhältnis be-
steht in der Landwirtschaft, am Krankenbette, in der Ringschule; in der Wolle-
spinnerei führen als Sachverständige Weiber über Männer den Befehl. — Bemerkens-
wert ist, daß nach Xen. Mem. 4, 6, 12 die später von Piaton, Aristoteles u. a.
vorgenommene Systematisierung der Hauptstaatsverfassungen schon
258 § 33. Sokrates von Athen.
in sokratischer Lehre einen Anknüpfungspunkt fand. Hervorzuheben ist dabei
besonders die Art, wie ßuadeiu und Tvgavvig unterschieden Averden. Während
staatsrechtlich diese beiden Staatsformen nur dadurch voneinander abwichen,
daß die eine auf gesetzlicher Grundlage, die andere auf dem Staatsstreich beruhte,
ging die Staatsphilosophie darauf aus, zwischen beiden einen ethischen Unter-
schied aufzustellen. Das geschah mit Abweichungen im einzebien im ganzen in
der Weise, daß dem Königtum der Charakter der moralisch guten, der Tyranni&
derjenige der moralisch schlechten Monarchie aufgeprägt wurde. Die letztere ist
Gewalt- und Willkürherrschaft. Einen Ansatz dazu zeigt die erwähnte Xeno-
phonstelle, wenn es hier heißt: ßaoileiav 8e y.ai xvQuvviöu dg/äg fxlv ä/ncporegag
■fiyelxo Eivai, Siacpigeiv 8s dkk^loiv Ivöjxii^e. trjv jxev yäg.ixövtcov rs rä>7' dvdgcojKov
y.al y.azd vöfiovg r(bv Ji6?.sa>r dg/>]v ßaaiXeiav i'jysito, ri]v 8e dx6r>z oiv rs y.ai iirj
yarcL vojxovg, d)X ojicog 6 ägycov ßovkoixo, zvgavrida. Die Übrigen Verfassungs-
formen werden folgendermaßen gekennzeichnet: y.ai ojiov fikv iy icöv zä vö/ziiua
E:iixeXov%'Z(io%' al ugyal y.udiozavzai, ravztjv ukv zijv Jio/.izeiav dgiozoxgaziav iröfiiCsv
Eivai, 07Z0V ö'ix zifujfidTcoi' 7i/.ovToyoazia7', ötiov 6' iy ndvzwv Srjfioygaziav.
Wenn es auch Sokrates unterließ, über das Universum in der Weise der
früheren Philosophen Untersuchungen anzustellen (s. das aristotelische Zeugnis
[Metaph. 1, 6, 987 b, 1 ff. oben S. 155], vgl. auch Xen. Meni. 1,1,11 oben S. 157), so ist
er doch der eigentliche Begründer der Teleologie in der Betrachtung der Welt.
Freiüch ist diese Teleologie höchst einseitig, da alles auf den Xutzen des Menschen
berechnet sein soU. Vermittelst einer von der zweckmäßigen Tätigkeit de&
Menschen genommenen Analogie begründet er auch die Annahme von der Ein-
sicht und Vernunft der weltordnenden Ursache, indem er auf den Bau der Orga-
nismen hinweist, deren Teile den Bedürfnissen des Ganzen dienen, gestützt auf
den allgemeinen Satz : jzgsuEi /ukv za in uxpEAstW yiyvöfieva yvcofirjg s'gya sivai
(Xen. Mem. 1, 4, 4). Dem Nachweise der auf das Wohl der Menschen abzielenden
Zweckmäßigkeit im menschlichen Organismus und der Welteinrichtung überhaupt
hat Xenophon im Sinne des Sokrates eingehende Erörterungen gewidmet, mit denen
er für unsere Kenntnis der Anfangspunkt einer verbreiteten, durch die ganze weitere
Geschichte der antiken Philosophie sich hindurchziehenden und im Christentum
sich fortspinnenden Literatur über die götthche Vorsehung geworden ist, einer
Literatur, deren letzter Ursprung tatsächlich allerdings wohl in einer Sokrates
und Xenophon vorausliegenden Zeit zu suchen ist (vgl. Sh. O. Dickerman,
De argumentis quibusdam apud Xenoph., Piaton., Aristot. obviis e struct.
homin. et animal. petitis, Hai. Sax. 1909, Diss.). Augen und Ohren, heißt
es Xen. Mem. 1, 4, 5 ff., ermöglichen uns die entsprechenden Sinnesemp-
findungen ; die Wahrnehmung von Gerüchen, die Empfindung des Süßen und
Herben und alles den Geschmack angenehm Berührenden wäre nicht möglich
ohne Nase und Zunge. Das empfindliche Auge ist durch die Augenlider ge-
schützt, die beim Gebrauche des Auges sich öffnen, beim Schlafe sich schließen;;
zum Schutze gegen den Wind (und die von ihm mitgeführten Fremdkörper)
dienen die als Sieb wirkenden Augenwimpern, während die Augenbrauen den von
der Stirne rinnenden Schweiß abhalten. Die vorderen Zähne sind zum Zer-
schneiden, die Backenzähne zum Zermahlen der Nahrung eingerichtet. Der Mund,
durch den die Nahrung eingeht, befindet sich in der Nachbarschaft der (kontrollie-
renden) Gesichts- und Geruchsorgane, die widerlich berührenden Entleerungen finden
auf der den Sinnen möglichst abgewendeten Seite statt. Fortpflanzungstrieb,
Elternliebe und Selbsterhaltungstrieb sind Veranstaltungen der göttlichen Vor-
sehung. Ebendahin gehört die den Menschen im Gegensatze zu den Tieren ver-
liehene aufrechte Haltung, die ihn befähigt, weiter vorwärts und aufwärts zu
§ 33. Sokrates von Athen. 159'
schauen, die kunstfertige Hand, das Sprach vermögen und die mit der voll-
kommneren körperlichen Organisation harmonierende höhere seelische Beanlagung
des Menschen, die Vorausverkündung der Zukunft durch die Mantik. Ähnlichen
Erörterungen ist Mem. 4, 3, 3 ff. eine zum gleichen Ziele führende Argumentation
aus kosmischen Einrichtungen und Verhältnissen der irdischen Natur voraus-
geschickt: die Götter spenden uns das zum Sehen notwendige Licht, die Dunkel-
heit der zur Ruhe geschaffenen Nacht erhellen sie durch Mond und Sterne, deren
Leuchten der Zeiteinteilung dient. Die göttliche Fürsorge zeigt sich ferner in der
Nahrung, die uns der Boden spendet und mit deren Erzeugung die Beschaffenheit
der Jahreszeiten im Einklang steht, im Nutzen des Wassers und Feuers, in der
Einrichtung der Bahn der Sonne, die nie durch aUzugroße Erdennähe oder übermäßige
Entfernung alles ausdörrt oder zur Erstarrung bringt, in den den Anforderungen
des menschlichen Organismus entsprechenden allmählichen Übergängen von Hitze
zu Kälte und von Kälte zu Hitze, in der Verwendbarkeit der Haustiere zu
Nahrung und anderem Gebrauch.
Mit diesen teleologischen Anschauungen sind auch schon Sokrates' Beziehungen
zur Religion berührt. Wie er sich in seinem praktischen Verhalten dem
üblichen Kultus anschloß (Xen. Mem. 1. 1, 2; vgl. 1, 3, 1; 4, 3, 16), so setzte
er sich auch in seinen theoretischen ' Anschauungen in keinen ausdrück-
lichen Gegensatz zum griechischen Volksglauben. Und doch macht sich
ein Streben bemerkbar, über diesen Glauben hinaus zu reineren, philosophisch
haltbareren Auffassungen aufzusteigen. So entfernt sich seine Theologie
innerlich weit mehr, als es zunächst den Anschein hat, von der volkstüm-
lichen. Auch Sokrates redet, wenn hierin auf Xenophon Verlaß ist, gewöhnlich
von Göttern in der Mehrzahl und meint damit die Götter der Volksreligion
(z. B. Memor. 1, 1, 19 ; 4, 3, 3). Dabei streift er aber unwürdige Vorstellungen
des landläufigen griechischen Polytheismus von diesen Göttern ab. Die Menge
glaubt, so bemerkt Xen. Mem. 1, 1, 19, an ein beschränktes Wissen der Götter;
nach Sokrates wissen sie alles, was geredet und getan und im Stillen geplant
Avird, sie sind überall gegenwärtig und geben den Menschen Zeichen hinsichtlich
aller menschlichen Angelegenheiten. Sie wissen am besten, was gut ist. Deshalb
soll man sie nur bitten, das Gute zu verleihen, ohne bestimmte Wünsche nach
Geld, Herrschermacht und dgl. zu äußern (Mem. 1, 3, 2). Wo es sich um
Schöpfung und Weltregiment handelt, erscheint zuweilen der Gedanke an eine
einheitliche Gottheit (Mem. 1, 4, 5. 7). Mem. 4, 3, 13 gehen Polytheismus und
Monotheismus einen Kompromiß ein, insofern die Gottheit, „die die ganze Welt
ordnet und zusammenhält", von den anderen Gottheiten unterschieden wird.
Fürsorge für die Menschen und Vernimft sind die wesentlichen Eigenschaften der
Gottheit. Xen. Mem. 1, 4, 17 erscheint sie in Analogie zu dem den Körper be-
herrschenden menschlichen vov? als personifizierte (pQÖvrjoig ( . . . 6 aog vovg hiov
TO oov oiöfia ojioig ßovXsxai ^ie%a%EiQit,Exai. ol'soßai ovv XQV '^"^ ''■V^ ^^ ^V ^o.vxi (pQO-
vtjoiv xä m'tvxa oVrco? äv avx>~j -^dv f] ovxco Siaxi&eoßat). Die Analogie der mensch-
lichen Vernunft diente zum Beweise für das Dasein einer Weltvernunft: wie der
Mensch nach seinem körperhchen Bestände aus den in der Welt im großen vor-
handenen Stoffen zusammengesetzt ist, so muß auch seine Vernunft ein Teil
einer im Universum enthaltenen Vernunft sein (Xen. Mem. 1, 4, 8). Diese Form
eines Gottesbeweises war fruchtbar: die Stoa verwendete sie, z. T. in ausdrück-
licher, z. T. in auch ohne Zitat erkennbarer Anlehnung an die XenophonsteUe
(Cic. de nat. deor. 2, 18; 3, 27; Sext. Emp. adv, math. 9, 87; Marc. Aur. 4, 4, 3).
Die Analogie der menschlichen Seele diente auch zur Erklärung der Unsichtbar-
keit der Götter. Wie die Seele sich der sinnlichen Wahrnehmung entzieht, aber
in ihren Wirkungen sichtbar ist, so auch die Gottheit (Xen. Mem. 4, 3, 14).
1(50 § 33. Sokrates von Athen.
In der logisch-strengen Reflexion über moralische Fragen, in dem Suchen
und Zweifeln, in der dialektischen Vernichtung des Scheinwissens und der Leitung
zu echtem Wissen Hegt die eigen tümUche philosophische Bedeutung des
Sokrates. Da aber die Reflexion ihrer Natur nach auf das Allgemeine geht, und
das Handeln doch in jedem bestimmten Falle auf Einzelnes, so bedarf es zum
Behuf praktischer Tüchtigkeit neben der Reflexion noch des praktischen
Blickes oder Taktes, der auch den sittlichen Takt einschließt, ohne jedoch
ausschließUch oder auch nur in erster Linie sittlicher Takt zu sein ; er geht vor-
wiegend auf den zu erwartenden günstigen oder ungünstigen Erfolg. Sokrates
erkannte die Reflexion als des Menschen eigene Aufgabe; jene unmittelbare, der
Gründe sich nicht bewußte Überzeugung von der Angemessenheit oder L^n-
angemessenheit gewisser Handlungen aber führte er, ohne sie psychologisch zu zer-
gliedern, indem er sich ihrer als eines Zeichens, das ihn recht leite, bewußt war,
mit frommem Sinne auf die Gottheit zurück. Diese göttliche Leitung ist das,
was er als sein dai^iönor bezeichnet, wie er überhaupt den Glauben seiner
Volksgenossen an göttliche Willensäußerungen und andere Offenbarungen keines-
wegs venvarf (Xen. Mem. 1, 4, 15; 4, 3, 12). In der plat. Apologie (p. 31 d) sagt
Sokrates: daß ich nicht öffentlich auftrete, geschieht darum, on noi ßsTöv n xal
dcu^öviov yiyrsTai, und erläutert dies so, von Jugend an habe er immer eine
Stimme vernommen, die jedoch jedesmal nur warne, nicht antreibe. Eben diese
Stimme nennt er im Phaidros 242 b ro daifiöviöv rs y.al t6 elo&oi o7]fieTo%\ Nach
Xen. Mem. 4, 8, 5 trat dieses baiuöviov ihm warnend entgegen, als er im voraus auf
die Verteidigungsrede vor Gericht zu sinnen beabsichtigte (sein praktischer Takt
sagte ihm, daß eine reine Hingabe an den Ernst des Momentes würdiger und
zuträglicher sei als eine diese Hingabe beeinträchtigende rhetorische Vorbereitung),
Weniger genau scheint sich Xenophon mitunter über diesen Punkt auszudrücken,
wenn er sagt, durch das daifiöviov werde dem Sokrates angezeigt, ä xe ygl} n:oisTv
y.al ä fu] (Mem. 4, 3, 12). Die Macht, von welcher diese innere Stimme ausgeht,
ist 6 ■&£6g (Mem. 4, 8, 6) oder ot deoi (Mem. 4, 3. 12), dieselben Götter, welche
auch durch die Orakel zu den Menschen reden.
Aristophanes legt in den „Wolken" (welche in der ersten uns nicht
mehr vorliegenden Bearbeitung 423 v. Chr. aufgeführt wurden) dem Sokrates
außer solchen Charakterzügen und Lehren, die ihm in Wirklichkeit angehörten,
auch anaxagor eische Lehren und sophistische Tendenzen bei. Die Möglich-
keit dieser Mißdeutung (oder, wenn man will, dieser poetischen Lizenz) war von
selten des Sokrates nicht nur darin begründet, daß er als Philosoph gegen
das Volksbewußtsein überhaupt in einem gewissen Gegensatze stand, und daß die
anaxagoreische Gotteslehre nicht ohne tiefen Einfluß auf ihn geblieben war,
sondern auch insbesondere noch darin, daß er als ein auf das Subjekt reflek-
tierender und dieser Reflexion das Handeln unterwerfender Philosoph mit den
Sophisten auf dem gleichen allgemeinen Boden sich bewegte und nur im
Besonderen durch die Richtung seines Philosophierens sich von ihnen unterschied:
von selten des Aristophanes aber darin, daß er als nicht philosophierender
Dichter und, soweit es ihm Ernst damit war, antisophistischer Moralist und alt-
bürgerlich patriotischer Politiker die Bedeutung der spezifischen Differenzen
innerhalb der Philosophie bei seiner Überzeugung von der Verkehrtheit und Ge-
fährlichkeit aller Philosophie kaum seiner Aufmerksamkeit würdigte, geschweige
deren Wesentlichkeit zu erkennen vermochte. Und auch wenn Aristophanes selbst
tiefer blickte, so war für ihn doch die Rücksicht auf sein Publikum bestimmend.
Sokrates war durch seine ganze Persönlichkeit und Lebensweise, durch sein Um-
hergehen auf Markt und Straßen und in den Werkstätten und sein Disputieren
§ 33. Sokrates von Athen. Kjl
mit jedermann unter allen Vertretern der modernen Richtung der auffälligste und
populärste, und das Publikum, dem feinere Unterscheidungen fern lagen, über-
trug daher auf ihn alle Züge, die ihm in dem Gesamtbilde des modernen Wissens
und Könnens entgegengetreten waren, die Naturwissenschaft so gut wie die Kunst
•des rov tjxTCO koyov hqsittco jioieTv.
Die Ansicht von Sokrates als Sophisten und sittengefährlichem Neuerer hegten
auch die Ankläger, wenngleich bei ihrem Vorgehen z. T. auch mehr oder minder
persönliche Motive im Spiele gewesen zu sein scheinen. Meletos wird im Dialog
Euthyphron (p. 2 b) als ein junger, wenig bekannter, dem Sokrates persönlich ganz
fernstehender Mann bezeichnet, und in der platonischen Apologie heißt es von ihm,
er habe die Anklage eingebracht, verletzt durch den sokratischen Nachweis, daß die
Dichter das Wesen ihrer Kunst nicht kennen : v:i£q tcöv noirjrwv ä/d6fisvo; (Apol.
p. 23 e) ; vielleicht war er ein Sohn des Dichters Meletos, den Aristophanes in den
„Fröschen" (v. 1302) erwähnt. Anytos, ein reicher Lederhändler, war ein einfluß-
reicher Demagog, der unter der Herrschaft der Dreißig geflohen und an der Seite
Thrasybuls kämpfend zurückgekehrt war. Sokrates sagt in der Apologie (a. a. O.),
er habe an der Klage sich beteiligt v.-tsq tcöv drjfj^covgycöv xai tcöv jTolniy.öJv dy&ö-
fterog, und im Meuon (p. 94 e) \vird angedeutet, er habe dem Sokrates die herab-
setzenden Urteile über die athenischen Staatsmänner verübelt; nach der xeno-
phontischen Apologie (29 f.) grollte er dem Sokrates, weil dieser seinen Sohn zu
etwas Besserem als dem Lederhandel bestimmt glaubte und dem Vater geraten
hatte, ihm eine höhere Bildung zuteil werden zu lassen. Lykon zürnte (Plat.
Apol. a. a. O.) vjteq tcöv qtjtöqcov. Die Anklage lautete — freilich sind die Berichte
darüber nicht genau — (Plat. Apol. p. 24 b; Xen. Mem. 1, 1, 1; Favorin bei
Diog. L. 2, 40): rdde tygätpaTO xal äv&couokoyrjaazo (? dvTco/.i6oaT0 konj Menagius)
Mi/.rjTog ]\Ish]Tov JTnßevg Stöy.Qäxei Zcocpooviaxov 'A?.C0JTsxTJdsv ddixel ^coxgaTtjg ovg /iisv
■)] :xöXig vo/iuCsi dsov? ov vo/niCcov, etsqu de xaivä öai/itovca siarjyovfievog, ddixEi 8s
y.ul rovg vsovg diacp^eiQcov. Tifirjfia d^dvaxog. Die stehenden Vorwürfe gegen die
Philosophen überhaupt wurden ohne besondere, eingehende Untersuchung auch
gegen Sokrates gekehrt (Apol. 23 d). Sokrates war unter den modernen Eeformern
der bekannteste und einflußreichste. In ihm galt es die ganze Richtung zu treffen.
Viel gestritten ist über die formal-juristische Berechtigung seiner Verurteilung.
Man wird hier kaum umhin können, mit Maier, Sokr. S. 492 f., zuzugeben, daß
trotz der von Xenophon hervorgehobenen Korrektheit, mit der Sokrates seinen
religiös-kultischen Bürgerpflichten nachkam, der Tatbestand der Asebie insofern
gegeben war, als die sokratischen Götter in ihrem Wesen von denen des Volks-
glaubens innerlich verschieden waren, seine Anschauung von der Wirksamkeit
seines Daimonion mit den herrschenden religiösen Vorstellungen nicht im Ein-
klang stand und vor allem durch Sokrates — wie auch durch die Sophisten
— der von altersher bestehende Zusammenhang der staatlichen, sozialen und
sittUchen Ordnung mit der Väterreligion gelockert worden war. Da ferner
Sokrates seine Anschauungen unter der Jugend verbreitete, so Avar damit vom
Standpunkte des religiösen Konservatismus auch der Tatbestand der Jugend-
verführung gegeben. Selbstverständlich ist von dieser Frage nach der Berechtigung
des Urteils vom Standpunkte des positiven athenischen Rechtes die andere Frage
ganz unabhängig, wie weit Sokrates durch höhere Rücksichten berechtigt war, sich
zu dem positiven Rechte in Widerspruch zu setzen, und wie weit seine Tätigkeit,
die der athenische Richter verurteilen mußte, aus dem Gesichtspunkte des Kultur-
und Geistesfortschrittes gepriesen zu werden verdient (vgl. auch Maier S. 497).
Die Anschuldigungen, welche Xenophon Mem. 1 c. 2 mit den Worten sq^i] 6
y.axrjyoQog anführt und bekämpft, sind von Xenophon wohl zunächst aus der um
Ueberweg, Grundriß I. 11
162 § 33. Sokrates von Athen.
das Jahr 393 zur Rechtfertigung der im Jahre 399 erfolgten Verurteilung des
Sokrates von dem Rhetor Polykrates verfaßten Anklageschrift entnommen worden
und scheinen zum Teil von diesem zuerst und nicht sämtlich bereits von den
Memorab. 1, 1, 1 erwähnten Anklägern (oi ygmfufis7-oi) vorgebracht worden zu
sein (wie Cobet, Novae Lectiones, Lugd. Bat. 1858, S. 662 — 682 nachweist, indem-
er sich stützt auf die Vergleichung von Mem. 1, 2, 12 mit Isokr. Lob des Busiris 5,
nach welcher Stelle Polykrates zuerst ausgesprochen hat, daß Alkibiades
durch Sokrates erzogen worden sei, von Mem. 1, 2, 58 mit Schol. zu Aristid.
vol. III, p. 480 Dind., wonach Polykrates dem Sokrates die antidemokratische
Benutzung der Stelle Hom. IL 2, 188 ff. vorgeworfen hat, ferner auf die
UnWahrscheinlichkeit, daß in einer durch Anytos, den Freund des Alkibiades,
vertretenen Anklage Sokrates wegen seines Einflusses auf diesen für strafwürdig
erklärt worden sei, und auf den das Nichtvorhandensein dieses Anklagepunktes
voraussetzenden Charakter der von Piaton wahrscheinlich in den Grundgedanken
treu überlieferten Verteidigungsrede des Sokrates. Vgl. auch K. Schenkl, Xenoph.
Stud. [Wien 1875] 1 ff. A. Gercke, Einleit. z. Ausg. d. piaton. Gorgias von Sauppe-
Gercke [BerUn 1897] S. XLIIIff.; Gomperz, Griech. Denker 11^ S. 569). Mög-
licherweise ist der Ausdruck 6 xarir]yoooc in kollektivem Sinne zu nehmen: Meletos,
Anytos. Lykon oder Polykrates, oder wer sonst in dieser Sache den Sokrates an-
geschuldigt hat. Xenophon, der bei der gerichtlichen Verhandlung nicht zugegen
war, würde dann nicht unterscheiden wollen, wem die einzelnen Punkte der An-
klage augehören. Das Verhalten des Sokrates schildert Piaton in den wesentlichen
Grundzügen mit historischer Treue in der Apologie, im Kriton und in den ersten
und letzten Partien des Phaidon. Das offene, rückhaltslose Auftreten des Philosophen
erschien den Richtern als Übermut, seine philosophische Reflexion als Verletzung der
sittlich-religiösen Grundlagen des athenischen Staates, denen die wiederhergestellte
Demokratie zu neuer Geltung zu verhelfen bemüht war. Der frühere Umgang
des Sokrates mit Männern, die für volksfeindlich galten, besonders mit dem ver-
haßten Kritias, machte mißtrauisch gegen seine Tendenzen. Dennoch erfolgte die
Verurteilung nur mit dem Übergewicht weniger Stimmen ; Sokrates wäre nach.
Plat. Apol. p. 36 a freigesprochen worden, wenn (bei 500 oder 501 Geschwornen)
nur dreißig (nach anderer Lesart drei) Stimmen anders gefallen wären. Da er
aber nach der Verurteilung sich selbst nicht durch eine Gegenschätzung schuldig
bekennen wollte, sondern sieh als Vv^ohltäter der Stadt der Speisung im Prytaneion
für würdig erklärte und sich zuletzt nur auf Zureden seiner Freunde zu einer
Geldbuße von 30 Minen verstand, so wurde er (nach Diog. L. 2, 42) von einer
um 80 Stimmen höheren Majorität zum Tode verurteilt. Die Vollstreckung des
L'rteils mußte, weil gerade Tags zuvor das heilige Festschiff nach Delos gesandt
worden war, um .30 Tage, bis zu dessen Rückkehr, verschoben werden. Sokrates
verschmähte die durch Kriton ihm möglich gemachte Flucht als ungesetzlich
(vgl. den platonischen Dialog „Kriton"). Er trank, wie im platonischen ..Phaidon"
geschildert wird, im Gefängnis, umgeben von seinen Schülern und Freunden, mit
vollkommener Festigkeit und Seelenruhe den Giftbecher, voll der Zuversicht, daß
der Tod, der seine Überzeugungstreue bewährte, für ihn und sein Werk das Zu-
träglichste sei.
Die Athener sollen bald darauf Reue über die Verurteilung empfunden
haben. Doch scheint ein allgemeinerer Umschwimg der Ansicht zugunsten des
Sokrates erst infolge der Wirksamkeit seiner Schüler eingetreten zu sein. Daß
die .Ankläger teils verbannt, teils getötet worden seien, wie Spätere erzählen
(Diodor 14, 37, 6; Plut. de invid. c. 6; Diog. L. 2, 43; 6, 9 f.), ist wohl nur eine
Fabel, die sich jedoch an die Tatsache anzulehnen scheint, daß Anytos, vielleicht
§ 34. Die Sokratiker überhaupt. Xenophon. Aischines. 163
aus politischen Motiven verbannt, nicht in Athen, sondern in Herakleia am Pontos
gestorben ist, wo noch in späteren Jahrhunderten sein Grabmal gezeigt wurde.
t^ 34. Sokrates' Schüler. Von Sokrates' persönlichen
Verehrern, die sich als Schriftsteller betätigten, blieben die einen
philosophisch in allem Wesentlichen auf dem Standpunkt des
Meisters stehen und beschränkten sich darauf, das, was in seinem
Wesen und seiner Philosophie besonders auf sie eingewirkt hatte,
in ihren AVerken in populärer Form zu verarbeiten. Dies gilt
von Xenophon, Aischines u. a. Andere fühlten sich getrieben,
die sokratische Lehre weiterzubilden. Durch das von Sokrates
gewonnene Prinzip des Wissens und der Tugend war seinen
Nachfolgern die Aufgabe vorgezeichnet, die philosophischen
Doktrinen der Dialektik und Ethik zu fördern. Von seinen
unmittelbaren Schülern, sofern dieselben philosophische Bedeutung
haben, wenden sich nun die meisten als „einseitige Sokratiker"
vorwiegend der einen oder anderen Seite dieser Aufgabe zu, in-
dem namentlich die megarische oder eristische Schule des
Eukleides und die elische des Phaidon fast nur die dialek-
tischen Untersuchungen, die kynische Schule des Anti-
sthenes und die hedonische oder kyrenaische des Ari-
stippos dagegen vorwiegend die ethischen Aufgaben in ver-
schiedenem Sinne behandeln, und zwar mit Anknüpfung an
bestimmte einzelne Richtungen der vorsokratischen Philosophie.
Die verschiedenen Seiten des sokratischen Geistes aber und zu-
gleich die sämthchen berechtigten Elemente der früheren Stand-
punkte hat Piaton fortgebildet und zu der Einheit eines um-
fassenden Systems zusammengefaßt.
Abgesehen von diesen unmittelbaren Nachfolgern des Sokrates
ist aber die Sokratik von größtem Einfluß auch auf die weitere
Entwicklung der griechischen Philosophie gewesen: die
ganze begriffliche Philosophie, wie sie namentlich von Aristoteles
ausgebildet worden ist, ebenso die Richtung auf das Praktische,
die sich in erster Linie bei den Stoikern und Epikureern zeigte,
ferner die starke Betonung des Teleologischen bei Aristoteles
und den Stoikern knüpfen an Sokrates an, wenn sich auch vor
ihm schon Anfänge dazu zeigten. Auch die Neuplatoniker sind,
insofern sie sich als Platoniker geben, mittelbar von Sokrates
abhängig. Man konnte um so eher diesen zum Ausgangspunkt
nehmen und die ihm zugeschriebenen Ansichten nicht nur in
den loyoL ItoY.Qari/.oi weiter führen und verschiedentlich aus-
bilden, als schrifthche Aufzeichnungen von ihm nicht vorhanden
11*
Iß4 § 34. Die Sokratiker überhaupt. Xenophon. Aischines.
waren. Sokrates und die Sokratik wirken bis auf die Gegen-
wart noch fort: er ist der einzige unter den Hellenen, der
mit dem Stifter des Christentums wegen gar mancher Ver-
gleichungspunkte bis auf die neueste Zeit öfter zusammengestellt
worden ist.
Sokratiker im allgemeinen: Die erhaltenen Briefe von Sokrates und
Sokratikern sind Fälschung. Ausgaben veranstalteten J. C. Orelli in: Coli,
epistol. Graec, Lpz. 1815, und Hercher in: Epistolographi Gr.. Par. 1873.
Xenophon: Antike Viten: Diog. Laert. ?, 48 — 59 (über die Quellen
Wilamowitz. Antig. v. Kar. S. 330 ff.). Suidas s. v. Esvocpojv. Chronologie:
Jacoby, Apollodors Chronik S. 302 ff. Schriften: Aus dem xenophontischen
Schriftenkorpus gehören hierher: 'Ajio/tivtj/iiorsv/nara Swxgaxovg (die „Memorabilien"),
'A:TO/.oyia ScoxQazov? iiQog zovg dixaaxäg, Olxovofxixöi;, ^v/ijroaiov, Kvqov Jtaideia,
'Ieqcov. Auch der KvnjyEzixög rückt seinen Gegenstand, die Jagd, unter ethische
Gesichtspunkte. (Die Briefe sind gefälscht.) Hinsichtlich der Frage der Textüber-
lieferung, die für die einzelnen Schriften eine verschiedene ist, muß auf die
Einleitungen der Ausgaben verwiesen werden. Ausgaben der gesamten Werke
Xenophons veranstalteten u. a. J. G. Schneider (Leipzig 1790 ff.), A. Bornemann,
R. Kuehner und L. Breitenbach (Gotha 1828 ff.), L. Dindorf, G. Sauppe (Leipzig
1867-1870), K. Schenkl (Berlin 1869-1876), E. C. Marchant (Oxford 1900 ff.,
mit kurzem kritischem Apparat). Für die außerordentlich zahlreichen Spezial-
ausgaben der einzelnen hier in Betracht kommenden Schriften sei auf die Dar-
stellungen der griechischen Literaturgeschichte, die Jahresberichte und sonstigen
bibliographischen Hilfsmittel verwiesen. Erwähnt seien hier: Xen. opusc. pol it.
equestr. et venat. rec. G. Pierleoni. X. comraentarii (die „Memorabilien'') reo.
W. Gilbert, Leipzig (Teubnersche Sammlung). X. Memorabilien, erkl. v. Breiten-
bach, 6. Auflage von Mücke. Berlin 1889. Für den Schulgebr. erklärt von
Raph. Kühner, 6. Aufl. von Eud. Kühner, Leipzig 1902, The Memorabiha of
X., book I, edit. by G. M. Edwards, Cambridge 1903. The Memorabilia ed.
by B. J. Hayes, "London 1903. Indices zu den Memorabilien verfaßten
Crusius und Koch, 4. Aufl. von Güthling; ferner Ch. M. Gloth and M. Fr.
Kellogg, New York 1900, letzterer Index durch große Genauigkeit ausgezeichnet.
— Xenophontis quae fertur Apologia Socratis rec. L. Tretter, Graz 1903, Fr.
(hier S. XIV Verzeichnis der früheren Ausgaben [dazu kommt die von Sauppe,
Leipzig 1886]; am Schlüsse vollständiger Wortindex). Rec. Lundström. Con
note italiane per cura di S. Pellini. — Oeconomicus rec. L. Breitenbach, Leipz.
(Teubnersche Sammlung). The Oecon. of Xenophon with introduction summaries,
critical and explanatory notes and füll Indexes by, Hubert Ashton Holden 5 ed.
Lond. 1895 (hier S. XXIV ff. frühere Ausgaben, Übersetzungen und sonstige den
Oikonomikos betreffende Literatur). Avec introduction et notes par Petitmangin,
Paris 1906. Chapters 1—10 ed. by J. Thompson and B. J. Hayes. — Institutio
Cyri (Kyrupädie) rec. A. Hag, Leipz. (Teubnersche Sammlung). Mit Anmerk.
V." L. Breitenbach (1. Heft in 4. Aufl. von B. Büchsenschütz), Leipzig (Teubner).
Von K. F. Hertlein (1. Bd. in 4. Aufl. von W. Nitsche 1886, 2. Bd. 3. Aufl.
1876). Berlin. Rec. Guil. Gemoll, edit. maior und minor, Leipzig (Teubner) 1912.
— Symposion u. Hieron mit dem Oikon. u. a. in Xenoph. scripta minora
rec. iL. Dindorf, Leipzig (Teubnersche Sammlung). Xenoph. scripta minora
fasc. I Oecon., Conviv., Hier., Agesil.. Apol. Socr. conlin. post. Lud. Dindorf ed.
Th. Thalheira, Lipsiae 1910; fasc. II opusc. polit. equestr. venat. contin. post
Lud. Dindorf ed. Franc. Ruehl, Lipsiae 1912 (Teubner). — Papyrus Über-
lieferung: Archiv f. Papyruskunde 1, 473—475 (Fragm. aus den Memora-
bilien, d. Kyrupädie, dem Oikonomikos). Griech. Papyri im Mus. z. Gießen,
herausg. v. E. Kornemann u. M. Mever. E. Kornemann, Eine neue Xenoph.-
Handschr. auf Papyrus, Philol. 67 (1908), 321-324 (Fragm. aus Symp. 8, 15—18).
M. Croiset, Journ. des sav. 1910. 320 ff. (zu d. Bruchst. v. Oxyrhynch. part. VII
[1910] aus d. Kyrupädie 1, 6, 27—29). - Neuere Übersetzungen: Memorab.,
von O. Kiefer "(Jena 1906), Gastmahl, von Benno von Hagen (Jena 1911),
Kvrupädie, von Curt Wovte (Leipzig, Reclam).
Aischines: Antike Vita; Diog. Laert. 2. 60—64. Vgl. Suidas s. v.
Atoyjvrjg. Weitere Zeugnisse bei Krauß und Dittmar in den gleich anzuführen-
I
§ 34. Die Sokratiker überhaupt. Xcnophon. Aischines. Iß5
den Werken. Schriften (s. unten): Fragmente bei Hermann, De Aeschinis
Socratici rehquiis, Göttingen 1850. Aesch. Socratici reliquiae ed. et commentario
instr. Heinr. Krauß, Lips. 1911. Heinr. Dittmar, Aischines von Sphettos, Stud.
z. Literaturgesch. d. Sokratiker; Untersuchungen u. Fragmente, Berlin 1912
(Philol. Unters., Heft XXI). Eine Rede gegen Aischines verfaßte Lysias (Dittmar
a. a. O. S. 256 ff.; vgl. auch Blaß, Attische Bereds. I«, S. 630).
„Simon der Schuster:" Antike Vita: Diog. Laert. 2, 122 f. Schriften
(s. unten) nicht erhalten.
Andere Sokratiker: Verzeichnis mit Angabe der antiken Quellenstellen
bei Zeller. Phil. d. Gr. II, 1* S. 233 Anm. 1.
Xeiiophon. Wenn Diog. Laert. 2, 55, wie es wahrscheinlich ist, auf Apollodor
zurückgeht, so setzte dieser Xenophons axfi?} Ol. 94, 4, 401/0 vor Chr., d. h. ins Jahr
des Kyroszuges. Danach müßte X. 440/39 geboren sein. Aber in der Anabasis
erscheint er als jüngerer Mann. Mau darf, durch ein anderes antikes Zeugnis
(Athen. 5 p. 216 d) unterstützt, ihn mit Piaton ungefähr gleichaltrig ansetzen.
Seine Lebensdauer wurde bald auf 80, bald auf 90 Jahre angegeben. Sein Leben,
auf dessen Verlauf im einzelnen hier nicht eingegangen werden kann, zeigt uns
mehr den Mann der Praxis, den Offizier und Landwirt, als den spekulativen
Philosophen, und damit stimmt auch seine Auffassung der sokratischen Lehre,
an der ihn vor allem ihr für das Leben verwertbarer moralischer Gehalt interessiert
(s. 0. S. 147 ff.). Verrät er hierin Verwandtschaft mit dem Kynismus, so wäre es doch
viel zu weit gegangen (mit Joel, D. echte u. d. xenoph. S., s. zunächst B. II
Vorrede S. VII), nicht nur die Memorabilien, sondern auch die anderen den
Sokrates behandelnden Schriften, auch vor allem die Kyrupädie, den Hieron
u. a. als durchaus kynisierende Werke zu betrachten. Wie X. als Kriegsmann und
Politiker sokratische Gedanken zur Ausgestaltung seiner Ideale verwertet, zeigt
die Kyrupädie. Diese ist ein philosophischer Staatsroman, der den sokratischen
Satz, daß der Einsichtige als der Tüchtige zur Herrschaft berufen und allein
wahrhaft befähigt sei (s. o. S. 157), in der Weise veranschauUcht, daß ein solcher
Herrscher einem nur durch äußere Umstände auf den Thron gelangten Fürsten
gewöhnhchen Schlages gegenübergestellt und seine durch Tüchtigkeit errungenen
kriegerischen Erfolge und seine musterhafte Regierung im Frieden geschildert
werden. Zum Vertreter dieses Fürstenideals wählte X. den älteren Kyros, der sich
als Beherrscher des fernen und durch seine großen Verhältnisse für die Griechen
imposanten persischen Reiches zu romantischer Behandlung besonders eignete und
vielleicht schon vor Xenophon durch Antisthenes in dessen Kvgoc zum Idealtypus im
sokratisch-kynischen Sinne umgeschaffen worden war. Mit ihm floß der von X.
hochverehrte spartanische König Agesilaos in eins zusammen. Xenophon fordert im
sokratischen Sinne von dem Herrscher das Zweifache, daß er selbst besser sei
als die ihm Untergebenen, und daß er dafür Sorge trage, daß diese so tüchtig
wie möglich werden. Der rechte Herrscher ist der Vater und Hirt seines Volkes; er
macht seine Untertanen glückhch und findet freiwilligen Gehorsam. Wenn in dieser
Weise beim Herrscher das Kriterium aus dem Äußeren in den Charakter verlegt
wird, so findet eine ähnliche Verinnerlichung auch in den Anforderungen an die
Beherrschten statt. Ihr richtiges Verhalten soll nicht durch gebietende und ver-
bietende Gesetze, sondern durch die Ausbildung eines sittlichen Charakters herbei-
geführt werden, der sie auch ohne allen äußeren Zwang auf der richtigen Bahn
erhält (vgl. Kyrup. 1, 2, 2 f.). Wir begegnen hier dem freilich noch nicht in feste
begriffliche Form gebrachten Gegensatz von Moralität und Legalität. Auf den
ersten Blick höchst auffallend ist 7, 5, 37 ff. die Erzählung von der Weise, wie
sich Kyros in dem unterworfenen Lande einrichtet. Die Prinzipien, die ihn
hierbei leiten, scheinen zu dem sokratischen Herrscherideale schlecht zu passen.
2(5(3 § 34. Die Sokratiker überhaupt. Xenophon. Aischines.
Statt der Menschenliebe und Sorge für das allgemeine Beste heiTscht die kluge
Staatsraison, deren Ziel nur die Aufreehterhaltung der Herrschaft ist und die sich
hierzu aller irgend zweckdienlichen Mittel, der Gewalt, der Täuschung, insbesondere
der künstlichen Erzeugung eines den Herrscher umgebenden Nimbus bedient.
Kvros zeigt sieh selten, und die äußeren Umstände seines Auftretens müssen
dazu dienen, ihn möglichst imix)sant erscheinen zu lassen. IVIit kluger Berechnung
wird die Schuld au der Schwerzugänglichkeit des Fürsten seinen freunden zu-
geschoben und damit der Unpopularität des Königs vorgebeugt (7, 5, 37: fdo^sv
avTM Tovro [die des Königs würdige Lebenseinrichtung | avv zfj xöiv (/i'/.oiv yvcöfu]
Tioifjoai, log Sri i'jy.iaTa fjTiffßöro): OTräriö; tf y.al aeuvog qpareit]). Be-
sonders charakteristisch ist die 8, 3, 1 ff. beschriebene erste Ausfahrt des Königs.
Hier soll alles, von der Kleidung des Herrschers und seiner Umgebung bis zur
Ausstattung der Festwagen, der Schmückung der Eosse und dem Größen-
verhältnis zwischen dem Fürsten und dem neben ihm stehenden Wagenlenker, den
Glanz der königlichen Erscheinung und damit wieder die Sicheruug seiner Macht
fördern (8, 3, 1: avzfjg zfjg i^s/.dasojg i) oeuvÖTjjg 7]/iiir öoy.Ei fiia zöjr zsyröjv sivai
zwr jiisutj/m'tjfierojy zip' doyjjv ili)) svyaza(fgört]zor elvui; Vgl. auch 8, 1, 40: ov
Tovzqj fiövoi ivd/niCe yofjvai zovg äoyovrag zcöv doyofiivon' öiacpfoeiv, zw ßs/.ziorag
avzön' Eivai, d}.).d y.ai y.azayorjz Eveiv wEzo yoiivai avzovg). Bei der anbetenden
Verehrung, die alle dem König bei seiner Fahrt erweisen, wird die Möglichkeit
ins Auge gefaßt, daß einige angestellt sind, den übrigen darin voranzugehen
(8, 3, 14). Dieselbe berechnende Staatsklugheit zeigt sich auch in anderen Maßregeln.
So wird z. B. Chrysantas belohnt, weil er den Verbündeten günstige Angaben über
die Person des Königs macht, die dieser selbst zu machen sich geniert (8, 4, 11).
Manche Veranstaltungen erinnern in ihrem Wesen und ihrer Begründung an die
von Aristoteles Polit. 8, 11. 1313 a 37 ff. auf Periandros von Korinth und das
Perserregiment (auf dieses vielleicht eben in Berücksichtigung von Xenophons
Kyrupädie) zurückgeführten aoqiaftaza zvoawixä und die von Machiavelli,
jedenfalls z. T. im Anschluß an antike Vorbilder, empfohlenen Regierungsmaximen.
So hält sich K^TOs eine Leibwache aus Eunuchen und neben dieser eine per-
sische Schutztruppe. Die AVahl beider wird mit Sicherheitsgründen eingehend
motiviert (7, 5, 58 — 68). Babylon erhält eine besondere Besatzung. Die Bürger
müssen sie besolden, um dadurch möglichst in Armut und infolgedessen um so
leichter im Gehorsam erhalten werden zu können (7, 5, 69). Während es für die
Perser bei der alten Erziehung zur Tapferkeit bleibt, werden die neu L'nterworfenen
von Waffenbesitz und Waffenübung ausgeschlossen (7, 5, 70. 79; 8, 1, 43). Kampf-
spiele werden veranstaltet und Preise ausgesetzt, um dem Fürsten das Lob ein-
zutragen, daß ihm die Pflege der Tapferkeit am Herzen liege, auf der andern
Seite aber die Wettkämpfenden untereinander und mit den Kampfrichtern in
Eifersucht und Hader zu versetzen, so daß sie mehr zu dem Könige halten als
zueinander (S. 2, 26 ff.: vgl. 8, 1. 48).
Dieser anscheinende Abfall vom sokratischen Herrscherideal hat neuere Be-
urteiler zu herbem Tadel veranlaßt. Man hat dabei die schriftstellerische Absicht
verkannt, die Xenophon in diesem Teile seines Werkes leitete. Es galt zunächst
Akkommodation an die Verhältnisse des Orients, wie sie tatsächlich bestanden, in
der Vorstellung des griechischen Volkes lebten und dem Verfasser selbst in seinen
asiatischen Kriegsjahren nahegetreten waren. Hat sich auch Xenophon in seiner
Kyrupädie ohne Bedenken tiefgreifende Abweichungen vom Geschichtlichen er-
laubt, so blieb doch die Frage, ob nicht doch das aus der Geschichte gewonnene
landläufige Bild des orientalischen Herrschers für seine Darstellung ebenfalls
verwendbar sei. Da bot sich von selbst die Unterscheidung des Verhältnisses
§ 34. Die Sokratiker überhaupt. Xenophon. Aischines. IßJ
zwischen Kyros und seinen Persern und desjenigen, das zwischen ihm und den
im Kriege unterworfenen Völkern bestand. Das Regiment über die Perser wurde
idealisiert, die Herrschaft über die Unterworfenen gab (Jelegenheit, das geschicht-
liche Kolorit des Orients zu wahren. Diesen Unterworfenen gegenüber ist die
Herrschaft nur eine Fortsetzung des Kriegs mit seinen Gewaltsamkeiten und
Listen, und so konnte der Kriegsraanu hier mit Behagen ein Regiment ausmalen,
dem er auf seinen östlichen Kriegsfahrten begegnet war und als aqyixoc, a.vi]Q
sein Interesse zugewandt hatte. So kreuzt sich in der Kyrupädie der Idealismus
des Philosophen mit dem Realismus des Beobachters und Mannes der Praxis.
Zudem übersehen die Tadler, daß es sich bei einem guten Teile der gerügten
Maßregeln, namentlich denen, die sich auf die aeiivozjjg des Herrschers beziehen,
um Maximen handelt, die die Staatsklugheit aller Zeiten befolgt und befolgen
muß. Einen Vorwurf kann man Xenophon höchstens daraus machen, daß er die
prinzipielle Unterscheidung zwischen Perser- und Unterworfenenreginient nicht
überall konsequent durchgeführt und Widersprüche nicht vermieden hat. Be-
sonders lehrreich ist in dieser Beziehung eine Vergleichung von 8, 3, 4 mit
S, 3. 13.
Die wichtigste unter Xenophons philosophischen Schriften sind die Memora-
bilien. Sie befassen sich in apologetischer Absicht (zunächst gegen die Anklagerede
des Sophisten Polykrates, s. o. S. 162) mit Leben und Lehre des Sokrates, mit
letzterer fast durchweg in der Weise, daß Unterredungen zwischen ihm und anderen
mitgeteilt werden. Über die Bedeutung der Schrift als QueUe für Sokrates s. o. S. 147 ff.
Ergänzungen der Memorabilien bilden die Apologie (A:rol. Zioy.Quxovg ngog tovg
Sixaoräg) und der Oikonomikos, welch letzterer ähnlich wie die Kyrupädie
•ein dem Verfasser besonders naheliegendes Gebiet, diesmal die Hauswirtschaft und
Guts Verwaltung, unter den Gesichtswinkel sokratischer Denkweise rückt, mit dem
L'nterschiede jedoch, daß es ihm im Oikonomikos nicht gelingt, einen spezifisch
sokratischen Gedanken zum Leitmotiv der ganzen Darstellung zu machen. „So-
krates beim Weine" könnte man die anmutige Szene des Symposions betiteln.
Während in den letztgenannten vier Schriften Sokrates persönlich das Wort führt,
ist ihm im Hieron keine Rolle übertragen. Aber die hier mit ethisch-psycho-
logischer Argumentation behandelten Themen, die Vorzüge des Privatlebens vor
dem des Tyrannen und die Mittel als Tyrann doch glücklich zu leben und segens-
reich zu wirken, berechtigen dazu, dieses Gespräch mit den Sokratesschriften und
der Kyrujjädie zu einer philosophischen Gruppe zu vereinigen. In der Erörterung
der unglücklichen Lage des Tyrannen sowohl wie in der Behandlung der Be-
dingungen einer glücklichen und heilbringenden Fürstenherrschaft ist die Schrift
die Vorläuferin zahlreicher populärphilosophischer Abhandlungen späterer Ver-
fasser. Ihre Spitze liegt in dem dem Tyrannen erteilten Rate, der Tyrannen-
lerrschaft dadurch ihre Gefahren zu nehmen, daß er sie zu einer auf das Wohl
der gesamten Bürgerschaft abzielenden Herrschaft umgestaltet und sich so die
Liebe der Untergebenen sichert. Zu diesem Prinzip vgl. Arist. Polit. 5, 11, 1314 a 34:
.... rr/g ivourvcdog ocorrjgia jtoisiv uvxrjv ßaoiXixcoxEoav. Die Staatsraison fehlt
^uch hier nicht ganz. So wird 9, 3 der auch in späteren politischen Traktaten
nicht selten vorkommende Grundsatz ausgesprochen, Strafen seien durch andere zu
vollziehen, Belohnungen hingegen vom Fürsten selbst zu spenden, um so das
Odium zu vermeiden und Sympathie zu gewinnen (vgl. auch Kyrup. 8, 1, 18).
Aischines. Die sieben für echt gehaltenen Dialoge des Aischines, die
einen rein sokratischen Charakter an sich trugen (rö ^ojy.QaxLKov i']}%g djiofie-
payuevoi), waren betitelt (nach Diog. L. 2, 61): Mütiades, Kallias, Axiochos,
Aspasia, Alkibiades, Telauges, Rhinon. Suidas rechnet auch den gewöhnlich.
2ßg § 34. Die Sokratiker überhaupt. Xeriophon. Aischines.
Piaton zugeschriebenen Eryxias zu den aischineischen Dialogen (vgl. dazu Dittmar
8. 198, 47). Über einige zwischen Phaidon und Aischines strittige Dialoge s. § 3ö.
Ganz unsicher ist. ob der Sokratiker bei Aristophanes (Wesp. 325 f. u. ö.) gemeint
ist mit dem Aia/inj^ 6 l'e/./.ov, so genannt als großprahlerischer Bettler. Diesen
Dialogen des Aischines wurde (von dem Rhetor Aristeides or. 45 p. 35 Cant,
u. a.) eine besondere Treue in der Darstellung des sokratischen ^i9oc nachgerühmt,
so daß die Sage entstand, er habe mehrere von Sokrates selbst verfaßte Dialoge
für die seinigen ausgegeben, was ihm durch Xanthippe ermöglicht worden sein
sollte (Diog. L. 2, 60). An scharfen Ausfällen fehlte es in diesen Dialogen nicht.
Zunächst an sie knüpft Athen. 5 p. 220 a die Bemerkung, die meisten Philosophen
pflegten bösere Zungen zu haben als die Komödiendichter. So verspottete er in
seinem Kallias den Prodikos und Anaxagoras und machte gegen sie, gerade wie es
von Polykrates gegen Sokrates geschehen war, die Geringwertigkeit ihrer Schüler
geltend. Bezeichnend ist, daß dabei Prodikos und Anaxagoras unter der Be-
zeichnung „Sophisten" zusammengefaßt werden. Anaxagoras" Weisheit steht eben
für den Sokratiker auf derselben Stufe, wie die der sophistischen Weisheitslehrer
(vgl. auch Dittmar S. 190).
Politiker, Avie Kritias und AI kibiades, suchten durch den Verkehr
mit Sokrates ihren Blick zu erweitern und an dialektischer Ausbildung zu
gewinnen, ohne sich dauernd seiner sittlichen Einwirkung zu unterwerfen.
Auch der Eedner Isokratcs (436—338) sollte in seiner Jugend dem
sokratischen Kreise angehört haben (dagegen mit Recht H. Gomperz, Wiener
Studien 28 [1906], 26). In der Redekxmst war er ein Schüler des Gorgias
und des Prodikos. Von der Philosophie glaubte er nicht den Vorteil gehabt
zu haben, den man der Beschäftigung mit ihr nachrühmte (de soph. 11). Er
behauptet, daß alle seine Reden auf Tugend und Gerechtigkeit abzwecken (Antid.
67), setzt aber das Motiv der Gerechtigkeit in den davon seitens der Götter und
Menschen zu erwai'tenden Lohn und bekämpft ausdrücklich (Panath. 117 f.), wie
es scheint, die platonische Lehre, daß unrecht tun ein größeres Übel sei, als
unrecht leiden. Ob im übrigen, wie es mehrfach geschah, eine durch da*
Leben der beiden Männer sich hindurchziehende gegenseitige Feindschaft an-
zunehmen ist, unterliegt starkem Zweifel (s. Heinr. Gomperz, Wiener Studien 28
[1906], 27 ff.). Xaeh dem Vorgange des Gorgias mahnte Isokrates die Griechen
zum gemeinsamen Kampfe gegen die Barbaren, da ihnen die Herrschaft gebühre.
— Wenige aus der großen Zahl der Genossen des Sokrates haben sich die Ent-
wicklung seiner philosophischen Gedanken zur Lebensaufgabe gesetzt.
Als Anhänger des Sokrates wird auch genannt ein Schuster Simon, dessen
Werkstätte Sokrates öfter besucht habe; derselbe soll dann die bei solchen Ge-
legenheiten gehaltenen Gespräche des Sokrates nach Möglichkeit aufgezeichnet
haben und der erste gewesen sein, der Sts/J/dt] toic köyof-g roig Scoy.qanxov^. Die
ihm zugeschriebenen 33 kleinen Dialoge füllten ein Buch und wurden 8iä'/.oyoi
axvziy.oi (Schusterdialoge) genannt, Diog. L. 2, 122 f. Die ganze Gestalt dieses
Simon ist aller Wahrscheinlichkeit nach erdichtet (vgl. Zeller, Ph. d. Gr. II,
1«, 243, 6. auch Heitz, K. O. Müllers Gesch. d. griech. Lit. II, 2, 25). Jedenfalls
sind die Versuche ihm noch vorhandene Schriften zuzuweisen nicht geglückt.
So hat Boeckh in einigen kleinen pseudo-platonischen Dialogen Machwerke Simons
zu erkennen geglaubt, und TeichmüUer in den ob. S. 139. 140 f. erwähnten \iaaol
'/.öyoi {Aia?J^£ig), deren Inhalt Ähnlichkeit zeige mit dem einiger von Diogenes dem
Simon zugeschriebenen Dialoge, wobei er freilich genötigt ist, aus den einzig
überUeferten Titeln der Schusterdialoge auf deren Inhalt ungerechtfertigte
Schlüsse zu ziehen. Der TeichraüUerschen Hypothese steht ferner die dorische
§ 35. Die megarische Schule. 169
Mundart der Aiaaoi köyoi entgegen, für die Teichmüller nur eine völlig in der
Luft schwebende Erklärung zu bieten vermag. Endlich enthalten die Aiaanl
loyoi eine fortlaufende Darstellung, während die Schriften des Simon ausdrück-
lich als Dialoge bezeichnet werden.
Die einseitigen Sokratiker.
Vorbemerkung. Der Ausdruck „einseitige Sokratiker" ist nicht so
zu verstehen, als hätten diese Männer gewisse Seiten des sokratischcn Philo-
sophierens nur reproduziert; sie sind vielmehr, jeder auf einem bestimmten
Gebiete und in einer bestimmten Richtung, als Fortbildner anzuer-
kennen, und auch ihre Wiederaufnahme früherer Philosopheme ist vielmehr eine
aneignende Umbildung derselben als eine bloße Kombination mit sokratischcn
Lehren. In dem gleichen Verhältnis steht Piaton zu dem Ganzen der
sokratischcn und vorsokratischen Gedankenbildung. Während von den übrigen
Genossen Ciceros Ausspruch gilt (de orat. 3, 16, 61): „ex illius (Socratis) variis et
diversis et in omnem partem diffusis disputationibus alius aliud apprehenderat",
vereinigte Piaton in sich die verschiedenen Momente und gleichsam die prismatisch
gebrochenen Strahlen des sokratischcn Geistes zu einer neuen, höheren und
reicheren Einheit.
§ 35. Die megarische Schule. Eukleides von Megara
kombiniert das ethische Prinzip des Sokrates mit der elea-
ti sehen Theorie von dem Einen, das allein wahrhaft sei. Er
lehrt: das Eine ist das Gute, wiewohl es mit vielen Namen
benannt wird, bald Einsicht, bald Gott, bald Vernunft. Das dem
Guten Entgegengesetzte ist ein Nichts elendes. Das Gute bleibt
stets unwandelbar sich selbst gleich. Die Annahme, daß Eu-
kleides unbeschadet der Einheit des Guten oder Seienden und
der Einheit der Tugend auch eine Mehrheit unveränderlicher
Wesen behauptet habe, ist sehr unwahrscheinlich. Die Beweis-
führung des Eukleides war gleich der des Eleaten Zenon die
indirekte.
Unter den Nachfolgern des Eukleides, die zunächst Megariker,
dann Eristiker und Dialektiker genannt wurden, sind besonders
die folgenden zu nennen: Eubulides aus Milet, der Erfinder der
Fangschlüsse: der Lügner, der Verhüllte, der Kornhaufe, der
Kahlkopf: Alexinos, der Vertreter einer sehr streitfrohen Eristik,
und Diodoros Kronos, der mit neuen Argumenten die An-
nahme einer Bewegung bekämpfte und behauptete, daß es kein
Mögliches gebe. Stilpon aus Megara kombiniert die megarische
Philosophie mit der kjoiischen. Gleich dem Antisthenes pole-
misierte er gegen die Ideenlehre. Gleich ihm bestritt er, daß
etwas von einem andern ausgesagt, also ein Prädikat mit einem
Subjekt verbunden werden könne. Mit ihm und den übrigen
Kynikern stimmte er auch in der ethischen Lehre überein, daß
der Weise über den Schmerz erhaben sei.
2 7( ) § 35. Die megarische Schiüe.
Antike Angaben über Leben, Lehre und Schriften desEukleides,
Eubulides, Alexinos, Diodoros Kronos und Stilpon: Diog. Laert. 2.
100—120. Für Eukleides und Stilpon auch Artikel des Suidas. ^Veitere Quellen
bei ZeUer, Phil, der Gr. II, 1^ S. 245, Anm. 1 ff. [Gal.| hist. philos. 3 p. G(JO,
13 ff.; 7 p. 604, 15 f. Diels. Porträt d. Eukleides Bernoulli II S. 7.
Schriften nicht erhalten. Titel bei Diogenes Laertios. Bruchstücke in den
soeben angeführten Quellen. Für Alexinos vgl. auch v. Arnim, Hermes 28
.aS93), 65—72, Sudhaus, Khein. Mus. 48 (1898), 152—154.
Andere Megariker: Zeller, Philos. d. Gr. II, 1* S. 246 ff.
Eukleides der Megariker (nicht zu verwechseln mit dem Mathematiker
Eukleides, der um mehr als hundert Jahre später unter den beiden ersten Ptole-
mäem zu Alexandreia gelebt und gelehrt hat) soU nach Gell. Xoct. Att. 6, 10
zu der Zeit, als die Athener den Megarern bei Todesstrafe das Betreten ihrer Stadt
untersagt hatten, den Verkehr mit Sokrates fortgesetzt und gewagt haben, oft in der
Abenddämmerung in Frauenkleidung nach Athen zu kommen. Da nun jenes Verbot
in Ol. 87, 1 (432/1 vor Chr.) fäUt, so muß Eukleides, wenn die Erzählung historisch
ist. zu den ältesten Schülern des Sokrates gehört haben. Bei dem Tode des
Sokrates war er zugegen (Platon Phaedo p. 59c), und zu ihm nach Megara sollen
sich gleich nachher Platon und andere Sokratiker begeben haben, vielleicht um
nicht auch ihrerseits dem Hasse der demokratischen Machthaber in Athen gegen
■die Philosophie zum Opfer zu fallen {SsiaatTeg rtjv (hiiörijra tojv tvoÜvvojv Diog.
L. 2, 106; vgl. 3, 6). Eukleides scheint noch mehrere Jahrzehnte nach dem Tode
des Sokrates gelebt und der von ihm selbst gegründeten Schule vorgestanden zu
haben. Früh mit der eleatischen Doktrin vertraut, modifizierte er dieselbe
unter dem Einfluß der sokratischen Ethik dahin, daß er das Eine als das
Gute auffaßte.
Platon erwähnt im Dialog Sophistes (p. 246 b ff.) eine Ansicht, der zufolge
eine Mehrheit von unkörperlichen, durch den Gedanken zu erfassenden und
schlechthin unveränderlichen Gestalten (fldtj) das wahrhaft Seiende ausmache.
Viele Forscher (insbesondere Schleiermacher, Ast, Deycks, Brandis, K. F. Hermann.
Zeller, Prantl und andere) schreiben diese Ansicht den Megarikern zu; andere
(namentlich Ritter [s. Literaturverz.] und Petersen in der Ztschr. f. Altertumswiss.
1836, S. 892, auch Mallet [s. Literaturverz.j, S. XXXIV) bestreiten dies. Gegen
die Beziehung auf die Megariker spricht vor allem die bedeutende Inkonsequenz,
in welche nach dieser Annahme Eukleides verfallen wäre. Er oder seine Schule
müßte dann wenigstens erst allmählich von der aus der sokratischen Begriffs-
wissenschaft hervorgehenden Ideenlehre zu der eleatischen Annahme des Einen
vorgeschritten sein, da sich kaum denken läßt, daß zu gleicher Zeit derartig wider-
sprechende Theorien in der Schule existiert haben sollten. Sodann verbietet an
die Megariker bei dieser Lehre zu denken das Zeugnis des Aristoteles (Metaph. 1,
6. 987 b 8), wonach Platon für den L^rheber der Ideenlehre überhaupt gehalten
werden muß, also dieselbe nicht in irgendeiner Form schon von Eukleides auf-
aufgesteUt worden sein kann. Der „Sophistes" richtet sich vielmehr gegen eine
frühere Form der platonischen Ideenlehre, bzw. die Folgerungen, zu denen nach
Piatons jetziger Ansicht seine früheren Aufstellungen über die Ideen führen
mußten. Daß Platon dabei sein eigenes Geisteserzeugnis ironisch behandelt, wie
er es p. 246 a b tut, ist kein Gegenargument gegen die Gleiehsetzung der an-
gegriffenen Lehre mit der platonischen Ideenlehre. ]\Iöglichemeise ist die Be-
zeichnung Eidöjr (fi/.oi so zu erklären, daß seine frühere Theorie Anhänger gefunden
hatte, die bei ihr stehen blieben, während Platon in seiner mündlichen Lehrtätig-
keit schon vor längerer Zeit von ihr abgewichen war. (Wer den ,. Sophistes"
i
§ 35. Die raegarische Schule. 171
Piaton abspricht, hat natürlich erst recht keinen Grund, von der nächstliegenden
Beziehung der Polemik auf die platonische Ideenlehre abzugchen.)
Diogenes Lacrtios 2, 108 nennt Eukleides als Verfasser von sechs Dialogen,
an deren Echtheit aber Panaitios nach Diog. Laert. 2, 64 zweifelte. Die Lehre
des Eukleides faßt Diog. L. 2, 106 in den Worten zusammen : orrog sv x6 äyadov
dL.-Tt(pai'rsTO .in/./.oT-; orönaoi y.ukovuyvor' öik fih' yäg rpoovtjoiv, ore (ie ■&s6v xal aX'/.ori;
vorr xal tu koi:j6.. zu de dvTiy.si/uEva zo) dyu&t[i (h'i'/gec firj eivui fpäoHon'. (,, Dieser
erklärte das Gute für Eines, das mit vielen Namen benannt werde: denn bald
heiße es Einsicht, bald Gott und ein andermal Vernunft und wie die sonstigen
Bezeichnungen lauten. Das dem Guten Entgegengesetzte aber hob er auf, indem
er seine Existenz bestritt.'') Was Parmenides von dem Seienden aussagte, legten
€r und seine Schule als Prädikate dem Guten bei; Cic. Acad. 2, 42, 129 : qui id bonum
solnm dicebant, rjuod esset unum et simile et idem semper. Vgl. Aristokles bei
Euseb. praep. ev. 14, 17, 1: i^n^bk ysvyäoOut n /itjÖk ffßEiQFodai ^it]dk xiveiadai x6
jzagd-zai- (,, weder Averde etwas erzeugt noch vernichtet noch bewege es sich überhaupt").
Ein solches Prinzip war nicht der positiven Entfaltung zu einem philosophischen
Systeme fähig; es konnte nur zu einer fortgehenden Polemik gegen die gangbaren
Ansichten veranlassen, die durch deductio ad absurdum aufgehoben werden sollten
^nach Zellers Auffassung von Diog. L. 2, 107 : zuTg 8k a.:joÖEl^soiv iviozaro ov y.azä
/.rjiifiata, u/./.ä xaz ejiicpooäv [d. h. Eukleides griff nicht die Prämissen, sondern
den Schlußsatz an]). In dieser Tendenz liegt die philosophische Bedeutung der
megarisehen Eristik, als deren Begründer Eukleides von dem Sillographen
Timon fragm. 28 Diels bezeichnet wird:
'A)J' ov fioi zovTOJv (pksdoi'on' /Liskei' ovdk yag äkloi'
ovSsvog, ov ^aiöoivog, ozig yivtx , ovd' igiddvzsoj
Ev^AsiÖEO), Meyagevocv 6g sfißa/.e Ivoaav egio/xoT'.
(,,Aber ich kümmere mich nicht um diese Schwätzer; denn es schiert mich
weder bei einem andern noch bei Phaidon, wer er Avar, noch bei dem Streitmann
Eukleides, der die Streitwut den Megarern einpflanzte.")
In ihren Fangschlüssen hat diese Eristik viel Ähnlichkeit mit der Sophistik,
knüpft aber zugleich an Zenon an.
Diese Fangschlüsse werden bei Diog. Laert. 2, 108 dem Eubulid es zn-
geschrieben. Der Lügner {ipevdöfiEvog) lautet: Wenn du ein Lügner bist und sagst
dabei, daß du lügst, so lügst du und redest zugleich die Wahrheit. Der Ver-
hüllte [iyy.ey.a'/.vf^iiiEvog oder biu/.avdüvmv) oder die Elektra: Elektra kennt Orestes
als ihren Bruder, den vor ihr stehenden Orestes, der sich verhüllt hat, kennt sie
nicht als ihren Bruder, also kennt sie zugleich nicht, was sie kennt. Der Korn-
haufe {acogii>]g): Ein Korn macht keinen Haufen {oojgög) aus; wenn du noch ein
Korn hinzutust, gibt es auch noch keinen Haufen, wann fängt der Haufe an?
Ahnüch lautet der Kahlkopf {(fu'/.uy.gng). Der Gehörnte (y.Eoazivtjg): Was du nicht
verloren hast, hast du noch. Hörner hast du nicht verloren, also hast du sie noch.
(Der EyyEy.a/.v/LtfiEvog und der yegaxivi^g wurden nach Diog. Laert. 2, 111 von einigen
auf Diodoros Kronos zurückgeführt. Auch sonst schwanken die Eigentums-
bestimmungen. Ein Sorites ist schon das Argument vom Kornhaufen bei Zenon
[oben S. 101 1). Einigen Wert hat nur der Sorites, da in ihm die Bedeutung der
Quantität für gewisse Begriffe hervortritt und damit in der Tat eine begriffliche
Schwierigkeit erfaßt wird.
Ein Bruchstück des Alexinos aus der Schrift nsgi dyojyijg ist uns in der
Rhetorik des Philodemos erhalten. Er ging als ein uvrjo (pi'/.ovEiy.öxaxog darauf aus,
jede bestimmte philosophische Ansicht in eristischer Weise zu bestreiten, was die
scherzhafte Verkehrung seines Namens in 'Ekey^Tvog zur Folge hatte.
17'^ §35. Die megarische Schule. §36. Die elisch-eretrische Schule.
Der Beweis des Diodoros Kronos (gest. 307 v. Chr.) betreffs des Möglichen
hieß o xvoievwv, war sehr berühmt und gab Veranlassung zu Abhandlungen be-
kannterer Philosophen, z. B. des Chrysippos, Kleanthes, Antipater. Der Satz, daß
nichts, was nicht ist oder sein wird, mögüch ist, wird begründet durch den,
daß aus einem Möglichen nichts Unmögliches folgen kann. Ist von zwei sich
ausschließenden Fällen der eine wirklich geworden, so ist der andere unmöglich;
wäre er möglich gewesen, so wäre aus einem Möglichen ein Unmöghches geworden.
Vgl. über ihn namentlich Epikt. Diss. 2, 19, 1, Cic. de fato 7, 13.
Dem Stilpou (der um 320 v. Chr. in Athen lehrte) schreibt Diog. L. 2, 119
eine Polemik gegen die Ideenlehre zu (dr/josi y.al lä siSt]), welche in der Kon-
sequenz der exklusiven Einheitslehre lag, die er (nach Aristokles bei Euseb. pr.
ev. 14, 17, 1) mit den früheren Megarikern teilte. Der Ethik wandte er sich mehr
zu als Eukleides, und zwar huldigte er hier dem Kynismus. Für das höchste
Ziel des sittlichen Strebens erklärte Stilpon die djiä&sia. Senec. ep. 9, 3 : hoc inter
nos (Stoicos) et illos (sc. Stilbonem et eos quibus summum bonum visum est animus
impatiens § 1) interest: noster sapiens vincit quidem incommodum omne. sed
sentit; illorum ne sentit quidem. Der Weise ist in dem Maße selbstgenügsam,
daß er auch des Freundes zur Glückseligkeit nicht bedarf. Nach der Plünderung
von Megara von Demetrios Poliorketes gefragt, was er verloren habe, antwortete
Stilpon: Ich habe niemanden die Wissenschaft forttragen sehen. Ein Schüler
Stilpons war Zenon von Kition, der Gründer der stoischen Schule (s. unten).
Von der Doktrin der Megariker scheinen andererseits auch die Skeptiker Pyrron
und Timon ausgegangen zu sein (s. unten).
§ 36. Die elisch-eretrische Schule. Phaidon aus
Elis, ein Lieblings schüler des Sokrates, begründete nach dessen
Tode in seiner Vaterstadt eine philosophische Schule, deren
Richtung mit der der megarischen verwandt gewesen zu sein
scheint. Menedemos und Asklepiades, Schüler von Plato-
nikem, von Stilpon und von Schülern des Phaidon, verpflanzten
die elische Schule in ihre Vaterstadt Eretria, von der ihre An-
hänger den Namen Eretriker erhielten. Nach anderen (unrich-
tigen) Angaben war Menedemos ein Schüler Piatons selbst.
Antike Nachrichten über Leben und Schriften des Phaidon:
Diog. Laert. 2, „105, Suidas s. v. ^at'Öcov. Vita des Menedemos: Diog. Laert.
2, 125—144. Über Asklepiades ebenda. Weitere Quellen Zeller, Philos. d.
Griech. II, l^ S. 275 Anm. 2 ff.
Schriften des Phaidon (Diog. Laert. 2, 105) nicht erhalten. Fragmente
Sen. ep. 94, 41, Theon Progymn. I p. 177 Walz (aus dem Zopyros). Menedemos
hinterließ nichts Schriftliches (Diog. Laert. 2, 136).
Andere Vertreter dieser Schule: Zeller, Philos. der Griech. II, 1*,
S. 276 f.
Phaidon, der Gründer der elischen Schule, ist derselbe, welchen Piaton in
dem nach ihm benannten Dialoge die letzten Unterredungen des Sokrates mit
seinen Freunden dem Echekrates mitteilen läßt. Er geriet bei der Einnahme
seiner Vaterstadt in Kriegsgefangenschaft und mußte in Athen als Prostituierter
dienen, bis ihn auf Betreiben des Sokrates Kriton (oder Kebes) loskaufte. Seine
§ 36. Die elisch-eretrische Schule. § 37. Die ältere kynische Schule. 173
Schriften bezeichnet Gellius als admodum elegantes. Von den unter seinem
Namen gehenden Dialogen werden, bei Diog. Laert. 2, 105 zwei (Zopyros und
Simon) als anerkannt echt angeführt, vier andre als angezweifelt. Als Verfasser
kam für mehrere unter den letzteren Aischines in Frage. Panaitios muß nach
Diog. Laert. 2, 64 die Echtheit sämtlicher Dialoge bezweifelt haben. Von Phaidons
Lehre wissen wir wenig. Daß er von Timon in dem oben S. 171 angeführten fr. 28
als Schwätzer mit dem Eristiker Eukleides zusammengestellt wird, läßt darauf
schließen, daß auch er wesentlich als Dialektiker erschien.
Menedemos , der 278 v. Chr. oder wenig später 74jährig starb, und sein
P'reund Äsklepiades hingen (nachdem sie zunächst der platonischen Schule
angehört hatten, vgl. Diog. Laert. 2, 125. 134; Piaton selbst ist chronologisch
unmöglich) dem Megariker Stilpon und alsdann den Phaidonschülern Anchipylos
und Moschos an. Nachdem sie bis dahin 'W.eiay.ol genannt worden waren, er-
hielten sie in ihre Vaterstadt Eretria zurückgekehrt den Namen 'EoszoixoL
Hinsichtlich des philosophischen Standpunktes erfahren wir nur von Menedemos
einiges Nähere. Danach war auch er stark in eristischer Dialektik. Er ließ nur
einfache bejahende Sätze zu, verwarf hingegen die zusammengesetzten und ver-
neinenden (Diog. Laert. 2, 135). Nach anderer Angabe wäre er soweit gegangen,
mit den Kynikern und Stiipon die Möglichkeit der Verbindung eines Prädikates mit
einem Subjekte zu bestreiten. Andere Nachrichten zeigen uns positivere Seiten seines
Philosophierens. Zwar ist die Mitteilung des Herakleides Lembos (Diog. Laert. a.a. O.),
daß M. in seiner Dogmatik Platoniker gewesen sei und mit der Dialektik nur ein
Spiel getrieben habe, nicht recht glaublich. Wohl aber stellte er in der Ethik
positive Sätze auf, und man darf bei diesem praktischen Interesse des Mannes
daran erinnern, daß er auch als Staatsmann sich um seine Vaterstadt Eretria ver-
dient machte. Über seine ethische Eichtung sagt Cicero (Acad. 2, 42, 129):
a Menedemo .... Eretriaci appellati, quorum omne bonum in mente positum
et mentis acie, qua verum cerneretur. Wie den Megarikern, so galt auch ihm
alle Tugend als eine, die nur mit verschiedenen Namen benannt werde, nämlich
als vernünftige Einsicht, mit der er das richtige Streben in sokratischer Weise
als untrennbar verknüpft gedacht zu haben scheint.
>? 37. Die ältere kynische Schule. Antisthenes von.
Athen, anfangs Schüler des Gorgias, später des Sokrates, lehrte
nach dem Tode des letzteren im Gymnasium KjTiosarges. Von
der Lebensweise ihrer Anhänger, vielleicht unter Ein^-virkung
des Namens „Kynos arges", erhielt die Schule den Namen
der kyni sehen. Die Tugend ist nach Antisthenes das
einzige Gut; außer ihr ist zur Glückseligkeit nichts nötig.
Der Genuß, als Zweck erstrebt, ist ein Übel. Das Wesen der
Tugend hegt in der Selbstgenügsamkeit. Es gibt nur eine
Tugend. Sie ist lehr bar und, einmal angeeignet, unzer-
störbar. Die festeste Ringmauer ist das auf sichere Schlüsse
gebaute Wissen. Zur Tugend bedarf es nicht vieler Worte,
sondern nur sokratischer Kraft. Der, welcher die Tugend besitzt,
ist weise. Alle übrigen sind unweise. Antisthenes bekämpft die
platonische Ideenlehre. Er läßt nur identische Urteile gelten.
Seine Behauptung, es lasse sich nicht widersprechen, zeigt den
274 § 3~- Die ältere kynische Schule.
Schüler der sophistischen Dialektik, Der bei Sokrates noch
nicht A'ollentwickelte Gegensatz gegen die hellenischen
Staatsformen und den hellenischen Götterglauben ge-
langt in des Antisthenes Satze, der Weise lebe nicht nach
den geltenden Gesetzen, und in seiner Lehre von der Ein-
heit Gottes zum scharfen Ausdruck.
Unter den Schülern des Antisthenes ist der bekannteste
Diogenes von Sinope, der in seinem persönlichen Verhalten den
Gegensatz des Kynismus gegen das herkömmliche Kulturleben
auf die Spitze trieb. Er wurde so für alle Zeiten das hier ge-
feierte, dort belachte Urbild des Kynikers und Held einer ver-
breiteten Legende, die die charakteristischen Züge des kj'nischen
Originals nach Mögiiclikeit ausgestaltete und steigerte und ihm
eine fast unübersehbare Fülle von Wort- und Tatwitzen lieh.
Seine Anhänger waren Mo nimos, Onesikritos, Philiskos und
der Thebaner Krates, welch letzterer seine Gattin Hipparchia
und deren Bruder Metrokies für den Kynismus gewann.
Antike Überlieferung über Leben, Lehre und Schriften der
Kyniker dieser Periode (Antisthenes, Diogenes, Monimos, Onesikritos,
Krates, Metrokies, Hipparchia): Diog. Laert. Buch 6. Suidas (über Anti-
sthenes, Diogenes, PhUiskos, Krates, Hipparchia). Für Antisthenes vgl.
Prosopographia Attica Nr. 1188. Andere Quellen Zeller, Philos. d. Gr. II 1*,
S. 281 Anm. 1 ff., III 1», S. 765 Anm. 1 f f. Für Krates s. die Testimonia
vitae et scripturae in Diels' Poetarum philosophorum fragm. S. 207 ff.
Porträts: Bernoulli, Griech. Ikonogr. II 4 f f . (Antisthenes), 46 ff. (Diogenes^
gegen die Deutung einer weiteren Darstellung auf diesen mit Recht C. Robert,
Hermes 35 [1900], 651), 101 ff. (Krates).
Schriften (Fragmente): Im allgemeinen: Cynicorum in Graecia philo-
sophorum fragmenta in: Fragm. philos. Graec. coli. Fr. Gull. Aug. Mullachius,
vol. II (Parisiis 1881), p. 259 — 395. Antisthenes: Fragm. coli. Aug. Gull.
Winckelmannus, Turici 1842. Die beiden erhaltenen Deklamationen Aia? und
TJdvooEvg abgedruckt in Fr. Blaß' Ausgabe des Redners Antiphon (ed. II.
Lipsiae 1908), 175—193. Der Inhalt eines antisthenischen Dialoges (des „Arche-
laös") liegt vielleicht in der 13. Rede des Dion Chrysostomos vor (Näheres Dümmler
Akademika S. 1 ff.). Fingierte Briefe von und an Antisthenes unter den
Sokratikerbriefen. Krates' Fragmente bei Diels, Poet, philos. fragment.
S. 217 ff. Fragmente der Diogenes und Krates zugeschriebenen Tragödien:
Nauck, Tragic. Graec. fragm.* p. 807 ff., 809 f.; die des Krates auch bei Diels.
Die gefälschten Briefe des Diogenes bei Hercher, Epistologr. Graec. S. 235 ff.;
die des Krates ebenda S. 208 ff. Ihrem Inhalte nach gehören zu den Kyniker-
briefen auch die des Anacharsis, bei Hercher S. 102 ff.
Zahlreiche Antisthenes, Diogenes und Krates zugeschriebene Apo-
phthegmen außer bei Diogenes Laertios auch in der Florilegienliteratur. Proben
in dem von L. Sternbach, Wiener Studien 9 (1887) — 11 (1889) veröffentlichten
Gnomolog. Vatic. (mit den vom Herausgeber gesammelten Parallelen). Weiteres
bei A. Elter, Gnomica homoeomata V (Bonn 1904 Progr.). S. auch Packmohr
(Lit. unter Diogenes). Papyrusfunde (Diogenes) zusammengestellt bei Christ-
Schmid, Gesch. d. griech. Liter. « S. 656 Anm. 1.
Kyniker {y.wixot) sind die Anhänger des y.vcov, des Hundes. Das setzt einen
Philosophen voraus, dem dieser Name als Spitzname beigelegt wurde. Nach Diog,
Laert. 6, 13 erhielt schon Antisthenes den Namen uTiXonvojv. Der Name wurde
§ 37. Die ältere kynische Schule. 175
befestigt durch Diogenes und die späteren Anhänger der Schule, die durch ihre-
Verachtung der Sitte und des Anstandes, wie auch durch ihre dürftige Lebens-
weise und bissige Tadelsucht (Dio Chrys. or. 9, 7; Luc. vit. auct. 10) die Bezeich-
nung „Hund" als besonders passend erscheinen ließen. Der Hohnnarae wurde
alsfdann von den Verhöhnten akzeptiert, wie für Diogenes Diog. Laert. 6, 33. 55..
60 zeigt. Daß für die Anwendung des Namens auf Antisthenes die Benutzung des
Kynosarges unterstützend mitwirkte, ist wohl möglich. Die Gründe für die Be-
zleichnung ,,Kyniker" gibt auf kynischer Grundlage, aber mit Auftragung plato-
nischer Färbung, EHas zu Aristot. Kateg. S. 111. Neben der Gleichgiltigkeit
gegen die Gebote der guten Sitte und neben der Art der dvaiSeia, die „besser ist
als die alöcög" (Z. 16 f. : Tavr)]v ovv rrjv dvaidsiav kjiexrjdevov ttji' xgeirrova aldovg
oTov vXaxzovtTsg xaxä xü)v dkloxQicov xfjg avxcöv (piXoaocpiug) werden hier das (pgov-
gtjxixöv (Z. 18 f. : icpQOVQOVv 8e y.al avxol xa doy/iiaxa xfjg (fi?.oao<piag 8iü xöiv «.to-
ösi^ecov) und das dcaxQixixor (wie der Hund den Freund von dem Fremden unter-
scheidet [in Anknüpfung an Piaton Politeia 375 e; vgl. auch Athen. 13, 611 bj,
ovxtog ovv xal ovxoi [seil, ol KvvixoJ] xovg /.ih' Emxrjdeiovg jigog q?doao(piav (ft/.ovg
Ivofjii^ov xai ev/nsvcög ids^ovxo, xovg 8k dvejicx7]8siovg djirjXavvov 8ixr]V xvrcöv xax^
avxön' v/.axxovvxsg) als die Eigenschaften bezeichnet, in denen die Kyniker den
Himden gleichen. Dankbarkeit und Treue hebt der achte unter den kynisch ge-
stimmten Anacharsisbriefen als Vorzüge des Hundes hervor, ähnliche Eigen-
schaften erschienen bei Luc. fugit. 16, Athen. 13, 611 b f. als durch den Namen
Kyniker gefordert, von seinen Trägern aber nicht verwirklicht.
Über Antisthenes' Lebenszeit fehlen genauere Angaben. Um 366 vor
Chr. muß er als Greis noch am Leben gewesen sein (Diodor 15, 76). Er stammte
von einem athenischen Vater und nach der Angabe bei Diogenes L. 6, 1 von
einer thrakischen Mutter. Man meint, daß er aus diesem Grunde auf die Übungs-
stätte Kynosarges beschränkt war, da diese allein den nicht vollbürgerlichen, d. h.
von einer nichtattischen Mutter geborenen Jünglingen zur Verfügung stand.
Hier fand sich der Kultus des Herakles, der von den Kynikern aufs höchste
verehrt wurde.
Zunächst genoß Antisthenes den Unterricht des Sophisten Gorgias, dessen
Einfluß sich nach Diog. Laert. 6, 1 in der rhetorischen Art der Dialoge des
Kynikers kundgab. Für uns legen von seinen rhetorischen Bestrebungen noch
die beiden erhaltenen Epideixeis Al'ag und '08vooEvg Zeugnis ab. Die Echtheit
dieser beiden Schriften zu bezweifeln liegt kein hinreichender Grimd vor. Eine
weitere Frucht dieser Studien war u. a. die verlorene 'Ogsaxav dnoXoyia sowie das
den Anfang des Schriftenverzeichnisses bei Diog. Laert. bildende Werk TIeoI
ÄE^ecDg P] :iEol xo-QuxxiqQcov. Wie es bei den Rhetoren dieser Zeit üblich war, be-
tätigte sich Antisthenes auch als Lehrer. Später trat er mit Sokrates in Verkehr,
der ihn so begeisterte, daß er seinen bisherigen Schülern empfahl, nun bei dem
Philosophen seine IVIitschüler zu werden (Diog. Laert. 6, 2). Diesen Übertritt von
der Rhetorik zur Philosophie scheint Antisthenes erst im vorgeschrittenen Lebens-
alter imternommen zu haben. Mit Wahrscheinlichkeit bezieht man auf ihn die
Bezeichnung dipiiÄU&rjg im platonischen Sophisten 251b. Wie Piaton so urteilte
auch Aristoteles über Antisthenes und seine Anhänger nicht günstig: Metaph.
4, 29, 1024b 32 bemerkt er: 'AvxioßEvt]g wexo svrjdoig fttjdkv d^iwv Uysadac
nXi]v xw oixei'co X6ya> IV Iq) hög und Metaph. 7,3, 1043 b 24 heißt es: ol 'Avxia§E-
vEioi xai Ol ovxojg djiaiSsvxoi.
Als Schriftsteller war Antisthenes, wie das Verzeichnis seiner Werke bei
Diogenes Laertios zeigt, fruchtbar und vielseitig — navxotpvfj (phSöva nannte ihn
deshalb Timon in seinen Sillen (fr. 37). — In ihren Titeln spiegeln diese Schriften
jjf^ § 37. Die ältere kynische Schule.
seine Beziehungen zur Sophistik und zu Öokrates wider, unzweifelhaft hat
Antisthenes das Verdienst, durch geschickte Verwendung einer Vortragskunst, die
ihm für die schriftliche wie die mündliche Darstellung in reichem Maße zu Ge-
bote stand (vgl. Theopomp bei Diog. Laert. 6, 14), das Interesse für Sokrates'
Person und eine auf sokratischer Grundlage ruhende Ethik gefördert zu haben.
Er beschränkte sich nicht auf die Wiedergabe der Gedanken und Lehrmethode
seines Meisters in fiktiven sokratischen Dialogen, sondern schuf sich Vertreter
seiner Ideale neben Sokrates auch in anderen Gestalten, die er mit weiser Be-
rechnung den gegebenen Kreisen des Mythus und der Geschichte entnahm, indem
p.T in räumliche oder zeitliche Ferne griff, die die Idealisierung begünstigte.
So gab er in seinem 'Hoax/S]; das Idealbild des den jtoVo? suchenden Kynikers, in
seinem Kvoo? den Typus des Herrschers nach sokratisch-kynischen Prinzipien.
Umgekehrt entlieh er im 'AQyß.ao: der Gegenwart das realistische Bild einas
Tyrannen, dessen Dasein zu sokratischer Lebensauffassung im Gegensatz steht
und dessen Einladung zum Besuche daher von dem Philosophen ausgeschlagen
wird. Die ethische Verwertung mythologischer Figuren, wie sie außer dem
'HoaH/.f}c auch in anderen Schriften des Antisthenes (vgl. z. B. Diog. L. 6, 18
ffegi oivov xorjosoig r] :ieqI fieOtjg t] jieqc rov KvyJ.cojtog, IJegi Kigy.t]?) obwaltete, be-
rührt sich mit der schon von Früheren, insbesondere den Sophisten, geübten allego-
risierenden und typisierenden Ausbeutung der griechischen Sage. So lassen sich
auch in diesen Schriften des Antisthenes die Fäden verfolgen, die ihn einerseits
— in der philosophischen Tendenz — mit der Sokratik, andererseits — in Form
und Darstellungsmitteln — mit der Sophistik verknüpfen. Auf letztere geht
neben anderem wohl auch die von ihm angewandte Form der jigotgenziaot zurück
(Vgl. P. Sartlich, De exhortat. a Graecis Romanisque script. hist. et indole
p. 224 ff.).
Auch in Antisthenes' Lehre läßt sich deutlich die Vereinigung
sophistischer und sokratischer Elemente erkennen. Mit den Sophisten
und Sokrates stimmte er darin überein, daß sein Interesse wesentlich auf die
Dialektik und Ethik gerichtet war. In der Dialektik erinnert an Prodikos'
sprachliche Bestrebungen, steht aber zugleich auch in Beziehung zum sokra-
tischen Definitionsverfahren der Satz, daß die Betrachtung der Worte Anfang
aller Bildung sei (Epict. diatr. 1, 17, 12; vgl. den Buchtitel Ilsgi jtaidelag »/ 6vo-
ju'acov bei Diog. Laert. 6, 17). Der Einfluß der Sophistik verrät sich vor allem
in einer starken Neigung zur Eristik. Für diese zeugt der von Aristot. Top. 1,
1], 104 b 20 und Metaph. 4, 29, 1024 b 34 (vgl. Plat. Euthyd. 285e; s. u.) als
antisthenisch überlieferte Satz, es lasse sich nicht widersprechen {ovx eoriv
urzÜEyeir), mit der Argumentation: entweder wird von dem Nämlichen geredet,
von einem jeden aber gibt es nur einen oixeTog loyog, so daß, wenn wirklich von
dem Nämlichen die Rede ist, auch das Nämliche gesagt werden muß und kein
Widerspruch besteht, oder es ist von Verschiedenem die Rede, und somit besteht
wiedenim kein Widerspruch. Die äußerste Spitze dieser dialektischen Tendenz
liegt in der exklusiven Anerkennung identischer Urteile, in der Anti-
sthenes freilich ebenfalls bereits Vorgänger hatte (Zeller I 2^ 1104): keinem Sub-
jekt darf ein anderes Prädikat beigelegt werden, als wieder das Subjekt selbst.
!Man darf also nicht sagen: der Mensch ist gut, sondern nur: der Mensch ist
IMensch, das Gute ist gut (Plat. Soph. 251 b, s. u.; Aristot. Metaph. 4, 29, 1024 b 32).
Mit dieser These fällt selbstverständlich auch die Subsumption von Indivi-
duen unter Gattungsbegriffe. Es läßt sich von dem Individuum a nur sagen,
daß es das Individuum a, nicht daß es Vertreter einer Gattung A ist. So mußte
sich Antisthenes auch gegen den platonischen Idealismus, der eine solche Sub-
§ 37. Die ältere kynisehe Schule. 177
sumption voraussetzt, erklären. Nach Siuiplic. in Arist. Categ. S. 208, 291".; 211,
17 f. Kalbfl. soll er, die platonische Ideenlehre bestreitend, bemerkt haben: w W.ä-
Tcov, i'.-i.-iov fiev oQcd, i;i.-T6T)]Ta 6t ovy ooio (weil nämlich, habe Piaton geantwortet,
für diese dir das Auge fehlt). Nach Amraon. in Porphyr. Isag. S. 40, G Busse
sagte Antisthenes, die Ideen seien sv ytlaTg gjtivoiai?, was nicht so zu verstehen
ist. daß er die Ideenlehre im subjektivistischen Sinne umzubilden gesucht habe:
er hat sie nur den leeren Einfällen zurechnen wollen. Ein Zwillingsbruder des
Satzes von der Unmöglichkeit des Widersprechens ist der von der Unmögli,chkeit
unwahrer Aussagen; beide werden von Aristoteles Äletaph. 4, 29, 1024b 33
in Verbindung mit der antisthenischen These vom oly.no!; '/.6yn; zusammengestellt
lind von Piaton, Euthyd. 283 e ff. 285 d ff. nacheinander ironisiert (zum Satze ort
y>Fvöii /Jystv ovx sazir s. auch Plat. Cratyl. 429 c ff.).
Der platonische Idealismus hat nun, wie es scheint, bei Antisthenes nicht
nur im Nominalisraus. sondern auch in einer materialistischen Weltanschauung
sein Gegenbild. Piaton redet Theaet. 155 e, Sophist. 246 äff. von Leuten, die
nichts für existierend halten, als was sie mit Händen greifen können, und
"Wesenheit mit Körperlichkeit für identisch halten. Die Übereinstimmung, die
■der im ,, Sophisten" näher charakterisierte INIaterialismus mit der Stoa aufweist,
die in anderen Lehren auf Antisthenes' Schultern steht, hat schon vor langer
Zeit zu der wahrscheinlichen Vermutung geführt, daß Antisthenes der hier von
Piaton bekämpfte Gegner und also auch in diesem Punkte der aQyj]yhi]g der
8toa sei. Eine Bestätigung dieses antisthenischen Materialismus bietet fragm. 33
Mull., nach dem die Seelen gleiche Gestalt mit den sie umgebenden Leibern
haben, also auch selbst körperlich sind.
Dem sophistisch Negativen in der Lehre des Antisthenes steht als sokratiseh.
Positives seine Schätzung der Definition und des "Wissens gegenüber. Er hat (nach
Diog. L. 6, 3) zuerst die Definition [).6yos) gekennzeichnet als Bezeichnung
•des Wesens: loyog ioziv 6 ro zl vjv tj eazi dtjkwr (d. h. das Wesen von Dingen,,
■die in der Vergangenheit existierten oder in der Gegenwart noch existieren).
Von Einfachem gibt es freilich, wie Antisthenes von seinem eben geschilderten
1^tandpunkte aus folgerichtig behauptete, keine Definition, sondern nur Benennung
und Vergleichung; das Zusammengesetzte aber läßt eine Erklärung zu, die seine
Bestandteile gemäß ihrer realen Verbindung anzugeben hat. Das Wissen ist
die mit der Erklärung (begriffsmäßigen Eechenschaft) verbundene richtige Mei-
nung. <i6^a a/.rjdi]g fisza j.öyov (Plat. Theaet. p. 201 c ff., WO zwar Antisthenes
nicht genannt, aber wahrscheinlich auf ihn Bezug genommen wird; vgl. mit
Theaet. 201 d Arist. Metaph. 7, 3, 1043 b 24 ff.). Ebenfalls von Sokrates stammt
in ihren Grundzügen seine Ethik. Auf der Ethik liegt wie bei Sokrates das
Hauptgewicht seiner Lehre. Offenbar hat Sokrates' persönliches Verhalten in
ihm den tiefsten Eindruck hinterlassen. Was des Lehrers Leben predigte, Be-
dürfnislosigkeit und Charakterstärke, setzte sich bei dem Schüler, der darin auch
praktisch dem Meister nachfolgte, zugleich in wissenschaftliche Theorie um.
Dabei zeigt sich in seinen Anfängen schon bei Antisthenes das später den Kynis-
mus beherrschende Bestreben, die dem sokratischen Vorbilde entnommenen An-
schauungen und Lebensmaximen auf die Spitze zu treiben und so ihren Gegen-
satz gegen Meinungen und Gepflogenheiten der Masse der Menschen zu ver-
schärfen. Nach Diokles" freilich nicht unbedingt zuverlässigem Zeugnis bei Diog.
Laert. 6, 13 ging er mit der Tracht des kynischen Bettelmönehes voran: statt
der bei den Griechen besserer Stände üblichen beiden Kleidungsstücke trug er
nach Proletarierart nur einen abgeschabten Mantel, den er doppelt nahm, und
griff zu Stab und Eanzen. In seiner ethischen Reflexion steht im ^littelpunkte
Ueberweg. GrundriU I. 12
]7S § 37. Die ältere kynische Schule.
die Autarkie der Tugend. Dieee genügt zur Erwerbung der Glückseligkeit^
die nichts anderes zur Voraußeetzung hat als sokratische Stärke. Die Tugend ist.
wie schon aus diesen Sätzen hervorgeht, ein rein praktisches Verhalten und be-
darf nicht vieler Reflexionen und Kenntnisse. Neben ihr ist für weitere Güter
kein Raum. Die landläufige Bewertung der Dinge verkehrte Antisthenes in ihr
Gegenteil: geringes bürgerliches Ansehen, Mühe und Plage sind gut, die Lust
ein Übel: iiurslijv iia/j.ov i} t'/oßFnjy („lieber verrückt als entzückt"), wird als eine
A'on ihm ott getane Äußerung zitiert (Diog. Laert. (>, 11. 3). Statt des Geburts-
adels gilt der Tugendadel (Diog. Laert. 6, lOj. Eine Anekdote ließ ihn den ihrer
Autochthonie .sich rühmenden Athenern sagen, Schnecken und Heuschrecken
hätten mit ihnen den gleichen Adelsbrief (Diog. Lai^rt. 6. 1). Ebenso wie in der
Frage des Adels macht sich der kynische Weise auch sonst in politischen Dingen
von dem Geltenden unabhängig. Nicht die bestehenden Staatsgesetze binden ihn,
sondern allein das Gesetz der Tugend. Gerechtigkeit steht höher als Blutsver-
Avandtschaft. Das Gute ist schön, das Häßliche schlecht. Besser mit wenigen
Guten gegen alle Schlechten als mit vielen Schlechten gegen wenige Gute
kämpfen (Diog. Laert. 6, 11 f.).
Aus der Theorie von der Autarkie der Tugend und der Wertlosigkeit aller
gewöhnlich angenommenen Lebensgüter sowie aus der Verherrlichung des .to'io;
ergab sich naturgemäß der Grundsatz der Bedürfnislosigkeit. Ihn vertritt
Antisthenes besonders eingehend in einem Abschnitt des xenophon tischen Sym-
posions (4, 34 — 44), der in seinen Grundgedanken wahrscheinlich auf eigenen Äuße-
rungen des Kynikers beruht.
Mit der Behauptung, daß es nur auf sokratische Stärke ankonmie und die
Tugend nicht vieler /070t und fiadt/fiara bedürfe, wollte aber Antisthenes den
ethischen Intellektualismus des Sokrates nicht aufgeben. Der Satz rnyo^
noffa/Jazaiov (foovtjoiv . . . (Diog. Laert. ö, 13) wäre dafür an sich noch nicht
beweisend, da rfgörtjoi; nicht mit voller Schärfe eine rein intellektuelle Funktion
bezeichnet (vgl. Kranz' Wortindex zu Diels" Vorsokratikern;. Er erhält aber
seine nähere Bestimmung durch die Worte: rsi/t/ xaTaoxevuoitov yv rol^ aircöi'
drakiöroi ; /.oyiniioT; (Diog. Laert. ebenda). Vor allem aber sind beweisend die
Sätze, daß die Tugend lehrbar (Diog. Laert. 6, 10), einheitlich (Schol. Lips.
zu Ilias 15, 123, Antisth. fragm. 31 Mull.: Ei' zi :tQäxt£i 6 oo<p6g, xuiä .TÜaur doeri/v
fi'fQysT, Diog. Laert. 6, 12: 'Avögog xai yvvaixo? t) aviij agsr/j) und unverlier-
bar (Diog. Laert. (i, 12, vgl. 105) sei. Den Zusammenhang der beiden ersten
Sätze mit dem sokratischen Intellektualismus zeigt (unabhängig von antisthe-
nischer Doktrin) der platonische Protagoras, der letzte erklärt sich daraus, daß
ein einmal gewonnenes Wissen nicht wieder verloren gehen kann — unter der
stillschweigenden Voraussetzung, daß das für die Tugend in Betracht kommende
Wissen infolge seiner ununterbrochenen Anwendung nicht wie ein anderes der
Vergessenheit anheimfallen kann. Auf diesen Zusammenhang führt Xen. memor.
1, 2, 19: "locog ovv ei'rtoiev av no/.kol rcur qjaaxövzcov (fikooocpeiv ozi ovx äv .-lozs o
bixaiog äöixog yevoizo ov8k 6 oüxpQOJv vßoiozljg ov8k ri'/Äo ovdkv o)v fiddtjoig
foiiv 6 iiadiov dvE:tioz riniov ur :iox£ ytvoizo. Das Verlangen dieses
Tugendwissens ist nun freüich bei A. von der Forderung einer eigentlich wissen-
schaftlichen Bildung weit entfernt. Schon die sokratische Grundlage aller Wissen-
schaft, die Begriffsbestimmung, war ja bei Ihm trotz prinzipieller Anerkennung
durch die Beschränkung der Definition auf Zusammengesetztes stark erschüttert,
und die oben angeführte Stelle Diog. Laert. 6, 11 zeigt, daß er den aadt)uaza
für die Erwerbung der Tugend geringen Wert beimaß. Zudem ist die Gering-
schätzung alles nicht zum praktischen Verhalten in nächster Beziehung stehenden
§ ;{.. Die ältere kyiiische Schule. 179
Wiseens allgemein kynisch. und daß der dgxir/^^V^ der Schule auch darin voran-
ging, mag man immerhin aus seiner bei Diog. Laert. 6, 103 überlieferten Äuße-
rung schließen, wer weise sei, werde es verschmähen, lesen und schreiben zu
lernen, um nicht dadurch (von dem zur Tugend Wesentlichen) abgelenkt zu
werden. In ihrer vollen Schärte darf freilich eine solche Äußerung bei einem
so produktiven Schriftsteller wie A. kaum verstanden werden: sie ist aus einem
Zusammenhange gerissen, der ihren Sinn wesentlich abschwächte, oder als para-
doxe Formulierung des Satzes von der relativen Geringwertigkeit wissenschaft-
licher Bildung für die Tugendpraxis zu fassen.
Gebiete, auf denen die Loslösung des Kynikers von dem Herkömuilichen
besonders wichtig und folgenreich gewesen ist, waren der Staat und die Keli-
gion. 3Iit dem schon oben berührten Satze ror aoq-.öv ov xaza ro/v y.sifih'ovg
rö'fiovQ ::io/uT£i'todat li/./.a xaxä rör tTj; dgerr/g war das Band, durch das sich der
Vollbürger Sokrates bei aller Verachtung der athenischen Demokratie bis zum
Martyrium mit dem bestehenden Staate verbunden gefühlt hatte, von dem Halb-
bürger Antisthenes rückhaltslos zerschnitten. Die sophistische Geringschätzung
dcB vofiog, die sokratische Erkenntnis von der Wertlosigkeit eines nicht auf
Wissen und Tüchtigkeit begründeten Regimentes vereinigte sich in Antisthenes
mit der kynischen Opposition gegen das Herkömmliche. Über die athenische
Verfassung, die leitenden Männer Athens und ihre Angehörigen äußerte er sich
in der schärfsten Weise. Eine Anekdote bei Diog. Laert. 6, 8 läßt ihn den
Athenern raten, ihre Esel durch Psephisma zu Pferden zu ernennen; es sei das-
selbe, wie wenn Männer, die nichts verstehen, durch Volkswahl zum Feldherru-
amte bestellt würden. In einer seiner Schriften zog er gegen sämtliche atheni-
schen Volksführer zu Felde, in einer andern brandmarkte er die Söhne des Perikles
(Athen. 5 p. 220 c d ; Antisth. fragm. 22. 15). Sokratischer Anschauung entsprechend
fand er das Kriterium für die Berechtigung zu politischer Wirksamkeit in der
dgczy: dann gingen die Staaten zugrunde, behauptete er nach Diog. Laert. 6, 5,
wann sie die Schlechten nicht von den Guten zu unterscheiden vermöchten.
Jedenfalls war Antisthenes an der Negation des bestehenden Staates mehr
gelegen als an der Aufstellung eines eigenen positiven Ideals, soweit ein solches
über die prinzipielle Forderung der Herrschaft der ägsn'^ hinausging. Fraglich
ist, ob er mit spezielleren Bestimmungen überhaupt hervortrat. Die als diogenisch
überlieferte Aufhebung der Ehe und ihre Ersetzung durch Weiber- und Kinder-
gemeinschaft auf ihn zurückzuführen sind wir nicht berechtigt, da Aristoteles
Polit. 2, 7, 1266 a 34 f. mitteilt, daß bis zu seiner Zeit niemand außer Piaton
dieses sozialpolitische Philosopheni aufgestellt hatte. Nach Diog. Laert. 6, 11
lehrte Antisthenes •■aayoei r (rör ootpov) rey.vo.-ioiid; '/.ÜQiv , der Zusatz rar?
evfpvsaxdxaig ovviövza yvvai^i stellt aber durch den Plural die Jiächstliegende Be-
ziehung des yanrjoeiv auf die Einehe in Frage. Danach könote Antisthenes
immerhin auch ohne ausdiiickliche Forderung der Weiber- und Kindergemeinschaft
eine Art menschlichen Herdenlebens als Rückkehr zum primitiven Naturzustande
empfohlen und dieses Ideal mit dem .-To/ureveoüai y.nrä x6v rij; dpfr/]? vöjLioy durch
den Hinweis darauf in Einklang gebracht haben, daß auch in der Tierherde das
tüchtigste Exemplar die Führung übernimmt, einen Hinweis, der durchaus im
Bereiche der später viel betretenen kynisch-stoischen Gedankenbahnen liegen
würde. Unsere unmittelbaren Zeugnisse versagen hier vollständig. Aber viel-
leicht darf man angesichts der später zu besprechenden Polemik zwischen Anti-
sthenes und Piaton annehmen, daß letzterer auf den Kyniker ziele, wenn er
Politic. 267 d ff. die Gleichsetzung der Königskunst mit der Hirtenkunst bekämpft
und Politeia 372 d den im Vorangehenden geschilderten primitiven Naturstaat durch
12=*
1^0 § 3i. Die ältere kynische Schule.
einen der Gesprächsteilnehmer einem Sehweinestaate vergleichen läßt (Zeller
II 1 ••, S. 325 Audi. .'). Joel, Der echte u. der xenoph. Sokr. II S. 267). Doch
bleibt die ßeziehxmg auf Antisthenes durchaus unsicher, und einige Züge des
geschilderten Staatslebens, wie die Scheu der Staatsangehörigen vor dem Ver-
armen, die sie die Kindererzeugung beschränken läßt (372 bc fv'/.aßovuEvni :rgriar),
passen schlecht zu kynischen Anschauungen.
Mit der Ablehnung des geschichtlich gegebenen Staates geht die Befreiung
von der Väterreligion Hand in Hand. Der Staat gab dem Griechen seine Götter.
Ihre Verehrung galt als Bürgerpflicht. Sokrates' Gesetzestreue hat ihm, obwohl
er innerlich die Schranken des nationalen Glaubens durchbrochen hatte, dennoch
jeden ausgesprochenen Abfall von der überlieferten Eeligion versagt. Antisthenes
fand durch seine Lösung vom bestehenden Staate auch für seine Theologie die
Bahn frei, auf die ihn Sokrates' reinere religiöse Anschauung im Vereine mit der
sophistischen Entgegensetzung von Xatur und Gesetz verwies. In seinem ^vmy.o;
lehrte er nach Philod. de piet. S. 72 G. und anderen Zeugen (wie Cic. de nat.
deor. 1, 13, 32, Antisth. fragra. 24 Mull.) y.azä röfiov slvai .-rn/./.org dsovg, y.aia fit:
(fvaiv n'a, und wie den Polytheismus, so bekämpfte er auch den Anthropomor-
phisraus nach dem Zeugnis des Klemens v. Alex. (Protrept. 6. 71, 2 und Strom.
5, 14, 108, 4 : ^Eor' oubsrl toiy.fvm <f}]Ot, diö.-rso aviöv ovöslc KyuaüsTv s§ ely.örog
övrarai) luid des Theodoret (Graec. äff. cur. 1, 75; «.to sly.övog ov yvcogi^stai,
nffda'/.jii') ovy ogäzcu, oiSeri fniy.s y.i).. Antisth. fragm. 24 Mull.). Sehr bemerkens-
wert ist nun aber, daß Antisthenes gleichwohl, trotz seines kynischen Unal)-
hängigkeitssinnes und seiner freien religiösen Richtung, die homerisch-hesiodeische
Mythologie nicht, wie Xenophanes getan hatte, über Bord warf. Die zwischen-
liegende Entwicklung hatte in der rationalistischen und allegorisierenden Deutung
des überlieferten Mythus und in der Einkleidung philosophischer Sätze in neu-
geschaffene Mythen einen Weg zur Versöhnung von Mythologie und philo-
sophischer Theologie gefunden, den Parmenides (oben S. 100), Enipedokles (oben
S. 109), Anaxagoras und seine Schüler, unter diesen besonders Metrodoros (oben
S. 117) sowie die Sophisten (Protagoras in dem Mythus des platonischen „Prota-
goras'", Prodikos in seinen ^ Ügai [oben S. 138]) betreten hatten, und auf den
Antisthenes schon durch seine sophistische Vergangenheit, vielleicht aber auch
durch die Erwägung geführt wurde, daß er durch einen Bruch mit der ]\lytho-
logie die weitesten Kreise des Volkes der Einwirkung seiner Lehre verschließen
würde. So bildete Antisthenes die Avichtige Brücke zwischen den ersten Ver-
tretern der rationalisierenden und allegorisierenden Methode und der Stoa, die
dieses Verfahren teils durch die Rolle, die sie ihm für ihre eigene Lehre zuwies,
teils durch seine Weitergabe an den Xeuplatonismus und das Christentum zu
weltgeschichtlicher Bedeutung erhob. Eine voll ausgeführte Allegorie ist aller-
dings in unseren verhältnismäßig spärlichen .Antisthenesfragmenten nicht ent-
halten. Wohl aber geben sie mehrfach Beispiele für die Gepflogenheit, in den
homerischen Erzählungen ethische, anthropologische und andere Wahrheiten an-
gedeutet zu finden, ein Verfahren, das mit der Allegorie innerlich verwandt ist
und in weiterer Ausgestaltung in sie ausmündet. Proben dieser Deutungsweise
des Antisthenes, die jedenfalls einer oder mehreren seiner zahlreichen Schriften
über Homer entnommen sind, bieten unsere Homerscholien (Antisth. fragm. 27 ff.
Mull.). Dem Verhalten des Odysseus gegenüber den Lockungen und Ver-
sprechungen der Kalypso legte er die Erkenntnis des Helden zugrunde, daß
Liebende Vieles erlügen und Unmögliches versprechen. Wenn Odysseus die Vor-
züge äußerer Schönheit, deren sich Kalypso im Verhältnis zu Penelope rühmt,
zugibt und gleichwohl zu seiner Gattin hinstrebt, so soll er damit andeuten, daß
sj 157. Die ältere kynische Schule. 181
er sich nach ihr sehne dcä t6 TTFQltfQova F.lvai, und daß er auch sie verlassen
haben würde, wenn sie nur körperliche Schönheit aufzuweisen gehabt hätte. Zur
Stütze dieser Deutung wird auf die Stelle Od. ß 20ü verwiesen, nach der die
Freier um Penelope Ft'vey.a rfjc: ugz-rr/g streiten. In der dreifachen Mahnung der
Athena an Ares (II. O 128 ff.) erkannte Antisthenes die Lehre wc, eT n :roüizei 6 oorpög,
xuTÜ .-rüoar uoftIjv f'rto;'.^r (Einheitlichkeit der Tugend, s. oben S. 178), in der Trauni-
erscheinung des Patroklos vor Achilleus (II. !F65f. : rj'/.ds 6' e.-ri r/'v/j] IJarooy./.rjog
Sfi/.oTo .T«/r' avTfö iitysdös te xal o/.i/.iara xdÄ' ely.vTa y.i/^.) fand er die wissenschaft-
liche These angedeutet, daß die Seelen den sie umgebenden Leibern an Gestalt
gleich seien (s. oben S. 177) u. s. f. Ein anderes Mittel, den Dichter mit den
Anforderungen philosophischer Anschauungsweise in Einklang zu bringen, Avar
die wohl an die parmenideisehe Gegenüberstellung von 'A/.i'jOfiu und Jö^u sich
anlehnende Unterscheidung von Stellen, die unmittelbar Wahrheit enthielten, und
solchen, an denen der Dichter — hypothetisch — vom Standpunkte der gewöhn-
lichen Meinung rede. Diese Unterscheidung bezeugt Dio Chrys. or. 36 (53 v. A.), 5
(o dk köyog ovzog 'Avzcaßsvovg iati jiqÖxeqov, ort r« /.ih> 86^ r/, rä 8e ähjdsia
FiQijzat T(ö :jot)]Z!j), der zugleich bekundet, daß auch hier wieder Antisthenes Vor-
gänger Zenons und der Stoa gewesen ist. In anderen Fällen half er sich, seiner
Bewertung der ovoindzcov F.-riay.sifng (s. oben S. 176) getreu, mit einer ad hoc vor-
genommenen willkürlichen Interpretation eines Wortes. Ein Beispiel bildet die
Erklärung des bei Homer von Odysseus ausgesagten rroXvrQn:rog (Schol. z. Odyssee
)). 9, 25 ff. Dind., Antisth. fragm. 26 IMuU.), dessen Bedeutung ,, verschlagen" er
durch eine andere: „verkehrsgewandt" (viele too'.to« der Rede und der Menschen-
behandlung beherrschend) ersetzte. Spottete aber eine Dichterstelle durch allzu
präzisen Ausdruck eines unmoralischen Gedankens jeder Harmonisierungskunst,
so erfolgte eine :jaQa8i6i>do)oig, d. h. ihr Sinn wiu'de durch Änderung eines oder
mehrerer Worte in sein Gegenteil umgebogen, oder es wurde ihr unter Wahrung
des Metrums und im Anklang an die Originalstelle eine neue Sentenz entgegen-
gestellt. Auch hierin hatte der Kyniker die Stoiker zu Nachfolgern (Plut. de
aud. poet. 12 ; Antisth. fragm. 72).
Die Darstellung der antisthenischen Lehre, wie sie hier gegeben worden ist,
fußt im wesentlichen auf sicheren, ausdrücklichen Zeugnissen des Alterturas.
Nur für wenige Punkte wurden platonische Stellen herangezogen, deren Beziehung
auf den Kyniker Zweifeln unterliegt. Unser Bild des Philosophen und seiner
Stellung in der geistigen Bewegung der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts
gewinnt noch an Farbe, je nachdem man auch an weiteren Stellen Piatons An-
spielungen auf ihn anzunehmen sich berechtigt glaubt. Daß beide Männer in
scharfem Gegensatze zueinander standen, ist gewiß. Der mit der Ausbildung der
platonischen Weltanschauung Hand in Hand gehende Unmut gegen die so-
phistische Rhetorik und Dialektik, wie er im Gorgias und den zunächst folgenden
Werken zutage tritt, mußte sich auch gegen Antisthenes wenden, und gegen
diesen um so lebhafter, da er die Sophistik in den Sokratikerkreis hineintrug.
Die Ausgestaltung der Ideenlehre, der gegenüber sich Antisthenes von seinen
Grundvoraussetzungen aus nur schlechthin ablehnend verhalten konnte, ließ die
Wege der beiden Philosophen noch weiter auseinandergehen. Auch der persön-
liche Gegensatz zwischen dem Aristokraten und dem Befürworter proletarischer
Lebensgewohnheiten mag mit eingewirkt haben. So hören wir denn von einer
an Antisthenes' These, widersprechen sei nicht möglich, anknüpfenden Polemik,
der der Kyniker eine eigene gegen Piaton gerichtete Streitschrift widmete, die er
mit mehr Zynismus als Witz im Anklang an den Namen Piaton -üOwv (Groß-
schwanz) betitelte (Diog. Laert. 3, 35, Athen. 5, 220 d; 11, 507 a; im Schriften-
|s^o § o7. Die ältere kynische Schule
Verzeichnis des A. bei Diog. 6. lÖ mit dem Nebentitel .-reol roü arTiUyEir). Daß
Piaton eine literarische Autwort nicht schuldig blieb, ist anzunehmen, und so
liegt die Vermutung nahe, daß die sarkastische Bekämpfung der Eristik im allge-
meinen und insbesondere des Satzes wc ovx foziv arTt/Jyetr im platonischen
Euthvdem auf Antisthenes abziele. Wenn es auffällt, daß der Gegner nicht mit
Namen genannt ist, so ist das Gleiche in dem freilich viel jüngeren Dialoge
Sophistes der Fall, wo die Ausdrücke -/eoörTov toT; öii'ifiaOrnt (251 b) und nnri
Tidr ovTOiv Ttrö; tcpa-iroinro)' (259 dl deutlich auf einen bestimmten Gegner hin-
weisen und der bekämpfte Satz, daß nur identische Urteile zulässig seien
(;Karpoi'öiv ovx eüjriei dyai'lor /Jyeif ar&oconov, «/./.« tÖ (tkv dyador dyaOrir, tov Ai--
ärdoco:Tor äv&Qomov), eine von Aristoteles (s. oben S» 176) für Antisthenes be-
zeugte, freilich nicht diesem eigentümliche Lehre ist. Neuere Jorscher haljen
außer den genannten eine erhebliche Anzahl weiterer Platonstellen namhaft ge-
macht, an denen sie — mit sehr stark abgestufter Wahrscheinlichkeit — Bezug-
nahme auf Antisthenes vermuten. Am weitesten, zweifellos zu weit, geht
Joi'l in seinem Werke Der echte und der xenophontische Sokrates, der übrigens
auch die positive Beeinflussung Piatons durch Antisthenes, nicht nur seine
Polemik gegen ihn, betont. Auf die einzelnen Stellen kann hier nicht eingegangen,
es muß dafür vielmehr auf die im Literaturverzeichnis genannten Arbeiten ver-
wiesen werden (Zusammenstellung bei Natorp in der Pauly-Wissowaschen Real-
enzvklopädie |1894 erschienen), s. Literurverzeichnis S. 74'^ i.
Noch verlangt ein bisher absichtlich übergangenes Zeugnis eine kurze Er-
wähnung. Diog. Laert. bemerkt in einer zusammenfassenden Darstellung der
kynischen Lehren 6, 104: ' Aqsay.ei ö' ainoTg (seil. roTg Kvviy.oTg) y.ai te/.o^ eivai
tÖ y.nT uosTijv Cfiy, (•>•: ' Aviiödevrjg (prjalv iv to» 'Hoay.'/.fT, oiioiojg roTg Szioiy.oTg.
Danach hätte schon Antisthenes wie später die Stoiker eine Telosformel aufge-
stellt. Das ganze Referat über die kynische Lehre bei Diogenes 6, 103 ff. ist
aber von der deutlich zutage tretenden Absicht behen'scht, dem Kynismus eine
dem stoischen System möglichst nahestehende Dogmatik zuzuschreiben. Sie geht
auf eine Zeit zurück, in der man begann, im Kynismus nur eine bestimmte Art
der Lebensführung zu erblicken im Gegensatze zum Stoizismus, dem man eine
philosophische Theorie zuerkannte, und sie erhebt gegen diese Auffassung aus-
drücklich Einspruch. Sie setzt also den Stoizismus bereits voraus, wie sie deim
auch mit der erst von Xenokrates aufgebrachten und von den Stoikern über-
nommenen Dreiteilung der Philosophie rechnet und die stoische Adiaphorie (vgl.
Dyroff, Ethik der alten Stoa S. 43. 5) den Kynikern leiht. Die Telosformel
wird demnach aus einer Stelle des antisthenischen Herakles in ähnlicher Weise
abgeleitet sein, wie man aus Plat. Theaet. 176 ab eine platonische Telosformel
konstruierte (s. oben S. 6). — Wie weit Antisthenes' Schüler
Diogenes von Sinope die kynische Lehre ausgestaltet und fortgebildet hat,
ist schwer zu entscheiden, da in den antiken Berichten über ihn das Bild
des Lehrers und Schriftstellers fast völlig von dem des typischen Vertreters
kynischer Lebensführung überdeckt wird. Daß er als Lehier wirkte, wird
gesagt. Die Überlieferung läßt ihn in Korinth die Söhne des Xeniades, dem
er als Sklave verkauft worden sein soll , erziehen , und weiß auch von
Schülern zu melden , die er in Athen durch den unwiderstehlichen Keiz
seiner Rede fesselte (Diog. Laert. 6, 30 f. 74. 75 f.). Auch schriftstellerische
Tätigkeit ist bezeugt. Diog. Laert. 6, 80 gibt zwei sich nur in wenigen Titeln
deckende Schriftenverzeichnisse, von denen er das eine, kritisch gesichtete, als das
des Sotion is. oben ^^. 24 1 bezeichnet, bemerkt aber, daß Sosikratea und Satyros
dem Diogenes alle Schriften absprachen. Dem steht für die Politeia das Zeugnis
§ 3.. Die ältere kynische Schule. 183
des Stoikers Kleanthes (fragm. ')90 v. A.) entgegen. .ledenfalls ist es falsch, in
cleni geschichtlichen Diogenes lediglich den in derben Witzen sich ergehenden
Kulturvcräehter und praktischen Moralisten zu erkennen. Schon die Existenz
von Schülern des Diogenes, die bei ihm ausharrten und später selbst den Kynismua
in Wort und Schrift verbreiteten, zeigt, daß er mehr geboten haben muß als ge-
salzene Apophthegraen und Sonderbarkeiten äußeren Gebarens. Auch Eubulos'
Bericht über die Erziehertätigkeit des Diogenes bei Xeniades iDiog. Lacrt. 6, 30)
beAveist, mag er auch fiktiv sein, doch immerhin, daß man die Pflege der üblichen
Wissensfäeher des Jugenduuterrichtes sehr wohl mit der Vorstellung von dem
Kyniker zu vereinigen vermochte. Eine Fortbildung des Kynismus in Lehre und
Lebensführung durch Diogenes tritt uns nach der Überlieferung in vier Punkten
•entgegen, die zwar mehr oder minder in der Konsequenz antisthenischer An-
schauung liegen, aber doch jjositiv bei Antisthenes noch nicht nachzuweisen sind.
Zwei dieser Punkte berühren die Theorie, die beiden anderen das persönliche
praktische Verhalten. Von den beiden ersten ist der eine sozialer Art. Weiber
und Kinder sollen gemeinsam sein, die Ehe aufgehoben werden (Diog.
Laert. 6, 72 ydiwr injdh'u rofii^cor'^}, Vgl. Diog. Laert. 6, 11 von Antisthenes:
yairt'ioFtr Tf rör oofför (s. oben S. 179) und der Geschlechtsverkehr nach jeweiliger
freier Vereinbarung erfolgen. Der zweite Punkt liegt auf dem Gebiete der Politik.
Die Opposition des Halbatheners Antisthenes galt noch der den Wert der dgert'i
nicht anerkennenden Verfassung des geschichtlich gegebenen Staates, nicht seiner
nationalen Beschränkung. Der Bürger der im Barbarenlande gelegenen griechi-
schen Kolonie Siiiope erklärte, er sei Weltbürger (Diog. Laert. 6, 63) und gab
damit die folgenreiche Losung für die weitere Politik des Kynismus und der in
seinen Spuren gehenden Stoa. In seinem praktischen ^'erhalten zeigte Diogenes
eine Verschärfung der kynischen Züge seines Lehrers, den er, wie Dion Chrysost.
8, 2 angibt, einer mit seinen Reden nicht übereinstimmenden Weichlichkeit zieh
und eine Trompete nannte, die ihren eigenen Klang nicht höre. Die von Gleich-
gültigkeit gegen äußere Kulturgüter getragene Bedürfnislosigkeit genügte ihm nicht.
Es galt den .tojoc aufzusuchen und im Kampfe mit ihm sich zu stählen. So be-
gründete er die kynische Askese (Diog. Laert. 6, 23. 34. 70. 71. Dio Chrys.
8, 12 ff. Julian 6 S. 252, 15 ff. H. u. a.), die sich von derjenigen mystischer
Eichtungen sehr wesentlich dadurch unterschied, daß ihr keinerlei Feindschaft
gegen den Leib, sondern lediglich die Absicht zugrunde lag, durch Abhärtung
die kynische Freiheit und vernunftgemäße Erhebung über die den gewöhnlichen
Menschen knechtenden verfeinerten Lebensgewohnheiten zu sichern. Den vierten
Punkt bildet die kynische Schamlosigkeit. Auch sie liegt in der Richtung
der sophistisch-antisthenischen Loslösung vom Geltenden, hat aber ihre Besonder-
heit darin, daß bei ihr das Bestreben, mit traditionellen Vorurteilen aufzuräumen,
liinter dem Behagen zurücktritt, die primitivsten Empfindungen des Kultur-
menschen in „zynischer' W^eise zu brüskieren. Von dem Grundsatze ausgehend,
daß, was überhaupt zu tun statthaft sei, auch (iffentlich zu tun erlaubt sein müsse
(Diog. Laert. 6, 69), sprach Diogenes den Geboten des Anstandes Hohn, und dieser
Hohn war um so schroffer, wenn der Kyniker zu diesem Statthaften Handlungen
rechnete, gegen die das sittliche Gefühl sich sträubte, wie die von Diog. Laert. 6,
46. 69 und anderen antiken Autoren berichtete Masturbation.
Die hier an der Hand der antiken Tradition gegebene Charakteristik des
Diogenes wird in ihren (^rundzügen richtig sein, so sehr man auch im Auge
*) So ist wohl mit Coliet zu lesen statt der Vulgata /nj/ih- dfoud^my.
2S4 § •^•"- -Die ältere kynische Schule.
bthalteii muß, daß jene Tradition in ihren Einzelheiten das Gepräge der Legende
trägt. Das kynische Original, das Diogenes auf jeden Fall gewesen ist. lockte
dazu, sein Bild mit allen den Erfindungen der Phantasie zu bereichein. die ge-
eignet waren, den Ponosfreund, philosophischen Proletarier und Kulturverüehter
in grelleren Farben und schärferen Umrissen hervortreten zu lassen. So lebte er
in der Nachwelt fort als der Kyniker y.ux e^o-pir und als Träger alles dessen,
was sich im Sinne des Kynismus denken, sagen und tun ließ, und Diogenes
Laertios, Dion Chrysostomos in seinen Diogenesreden (or. 6, 8. 9. 10), Julian tor,
(i. 7) u. a. bieten in dem, was sie an Äußerungen und Handlungen von ihm be-
richten, eine Fundgrube allgemein kynischer Motive. Den Grundzug bildet dabei
das .-( aouyaoÜTTEiv ro v6/iitoua, die Umprägung der Münze, die Um-
wertung der Werte, ^voig und vöko; (Brauch) stehen bei ihm wie bei den
Sophisten zueinander im Gegensatze. Was der Brauch mit dem Stempel hohen
Wertes versehen hat, muß vernünftige Erwägung auf Grund seiner natürlichen
Beschaffenheit mit dem Stempel des Gegenteiles kennzeichnen und umgekehrt.
Dahin gehören neben vornehmer Geburt, sozialer Stellung, Reichtum und Be-
quemlichkeit des Lebens auch der übliche Glaube und Kultus und die herkiimm-
liche Bildung in Wissenschaft und Rhetorik so gut wie die Virtuosität kTirper-
licher Leistungen im Athletentum. Im Gegensatze zur zivihsierten Hellenenwelt
lehren die Tiere und die Barbarenvcilker was naturgemäß ist, und in mythischer
Vorzeit bietet Herakles in seinem von :i6voi erfüllten Leben ein zur Nacheiferung
mahnendes Ideal. Insofern der Kyniker durch Beispiel und Rede das natürliche
Verhalten einschärft, ist er Seelenarzt und Menschenheiland.
Diogenes' Schüler Monimos, Onesikritos, PliUishos und Krafes und sein
Enkelschüler Metrokies sind für die Geschichte des Kynismus in erster Linie diu'ch
ihre Schriftstellerei bedeutsam, obwohl man von der Mehrzahl unter ihnen ebenso^
wie von der durch ihren Gatten Krates dem Kynismus zugeführten Schwester des
Metrokies, Hipparcliia, auch hinsichtlich ihres praktischen Verhaltens Kynisches
zu erzählen wußte. An Diogenes ist literarisch zunächst
Phtlisküs anzuschließen, da er neben Dialogen (Suidas s. v. 'Pi/Jaxa^] nach
Satyros (Diog. Laert. G, 80, vgl. .Julian or. 6 S. 272, 25 ff. 274. 22 f. Hertl.) die
sieben später unter seines Lehrers Namen umlaufenden Tragödien verfaßte, in
denen er unter parodistischer Verwendung von Form und Stoffen des großen
Bühnenspiels, aber selbstverständlich nur für ein Leserpublikum , in besonders
krasser Weise (s. .Julian a. a O.) kynische Paradoxa vertrat, wie (im „Thyestes")
die Zulässigkeit des Genusses von Menschenfleisch und wahrscheinlich (im
„Oidipus-') die Statthaftigkeit des Geschlechtsverkehrs zwischen Eltern und Kindern.
In anderer Richtung lag die schriftstellerische Wirksamkeit seines Vaters
(Jtiesikritus. Als Obersteuermann des Nearchos an Alexanders d. Gr. in-
discher Expedition beteiligt, schrieb er eine stark romanhafte Alexandergeschichte.
Wie weit er hier im ganzen seinem kynischen Bekenntnis Ausdruck gab, ist nicht
mein- auszumachen, .ledenfalls lieh er, wie Antisthenes das kynische Ideal in den
fernen Osten verlegend und zugleich im Sinne der diogenischen ßarbarenverherr-
lichung, den indischen Gy mnosophisten kynische Züge und schuf
damit ein in der Literatur der Folgezeit mehrfach hervortretendes Motiv. Von
ungleich tieferer Nachwirkung war die literarische Tätigkeit der drei noch übrigen
Männer dieses Kreises.
Metrokles verfaßte, wie es scheint als Begründer dieses Literaturzweiges,
Chrien, d. h. er stellte witzige Aussprüche und Handlungen bestimmter Personen,
vor allem doch wohl des Diogenes, zusammen und trug dadurch unmittelbar und
i; :]8. Die kyrenaische Schule. 185'
durch den Weiterbestand der literarischen Gattung auch mittelbar wesentlich zur
Prägung des Kynikertypus bei. Im Witze berührten sich mit den Chrien die von
Krates aus Theben verfaßten Iluiyviu (Scherzgedichte), iji denen er in
l>arodierender Benutzung von Versmaßen und sprachlichen Wendungen des Epos,
der Elegie und der Tragödie — in letzterem Punkte dem Beispiele des Diogenes-
Philiskos folgend - teils das kynische Leben pries, teils (in Anlehnung an die
homerische Nekyia) Philosophen anderer Richtung eine spottende Eevue passieren
ließ. Die erhaltenen Fragmente (s. S. 174) geben uns von der Art dieser Poesie
noch ein leidliches Bild. In der gleichen Gattung betätigte sich auch
Monimos. Die bei Diog. Lacrt. 6, 8o vorliegende Bezeichnung seiner Scherz-
ßchrift als Tiuiyvia ojiovSfi keXrj&v ia /^tsimyfieva trifft den Grundcharakter
dieser ernsten Inhalt in lustiger Einkleidung darbietenden Literatur. Die Aus-
gestaltung und Verbreitung des arrovöoye/.oior bildet einen wichtigen Zug der
folgenden Periode des Kynismus, die uns in § 59 beschäftigen wird.
s? 88. Die kyrenaische Schule. Aristippos von Kyrene-
ist in seiner Lehre von der Sophistik und von Sokrates, zu
dessen 8chulerkrei.se er gehörte, abhängig. Der ersteren ent-
stammt sein Sensualismus und der darauf gegründete Hedo-
nismus im allgemeinen. Die Färbung dieses Hedonismus ist
sokratisch, besonders in der Bedeutung, die der Einsicht für
die Erreichung des hedonischen Zieles beigemessen wird.
Einzig und allein unsere subjektiven Empfindungen, so
lehrten die Kyrenaiker, sind uns gewiß. Deshalb können auch
nur sie die Richtschnur für unser Handeln bilden, das natürlicher-
weise die Her vorruf ung angenehmer Empfindungen, d. h. Lust-
gefühle, sich zum Ziele setzen muß. Die Lust bestimmte
Aristippos als glatte (sanfte) Bewegung im Gegensatze zu
der der Unlust gleichgesetzten rauhen (stürmischen) Bewegung
und der hinsichtlich Lust und L^nlust indifferenten Bewegungs-
losigkeit. Sein Ziel ist also die positive, und zwar die ein-
zelne, gegenwärtige Lust, nicht ein bloß unlustfreier Ge-
samtzustand. Diese Lust ist immer wertvoll, mag sie auch aus
Handlungen entspringen, die von der herkömmlichen Anschauung
als unsittlich verj)önt sind. Wesentliches Mittel der Lusterzeugung
ist die Einsicht, die den Weisen befähigt, jede Lage zu nutzen,
selbst dürftigen und ungünstigen Verhältnissen Lust abzu-
gewinnen und bei aller Genußfreudigkeit sich von der Beherr-
schung durch den Genuß frei zu erhalten. In der damit
gegebenen Unabhängigkeit von dem Äußeren berührt sich der
kyrenaische Weise trotz des Gegensatzes der Grundlehren mit
dem kynischen.
Unter Aristippos' Nachfolgern rückte Theodoros mit dem
Beinamen Atheos die Einsicht als Quelle der Freude noch
entschiedener in den Vordergrund und erklärte die (einzelne)
ISO § '^8. Die kyrenaische Schule.
l.iist und Unlust für indifferent. Hinsichtlich der Befreiung
vom Herkömmhchen erregte besonders seine Bekämpfung des
( i ötterglaubens Aufsehen, in der er bis zur Leugnung eines
gottliclicn Wesens überhaupt vorging. Hegesias verzweifelte
im Hinblick auf die Übel des Lebens an der Möglichkeit positiver
(rlür-kseligkeit und bestimmte — im Unterschiede von Aristippos
— das Ziel negativ als Freiheit von Unlust und Betrübnis,
w (tzu die (Tleichgültigkeit gegen die das einzelne Lustgefühl her-
\orrnfendon Dinge die Voraussetzung bildet. Annikeris setzt(^
wiederum die positive Lustempfindung zum Ziele, legte aber
großes (xcAvicht auf die durch Freundschaft, Elternverehrung,
\aterlandsdienst u.a. gewährte sympathische Lust, die erder
nötigen ()])fer an idiopathischer Lust für wert hielt.
Ein Zusammenhang des Euhemeros mit den Kyrenaikern
ist durch kein antikes Zeugnis verbürgt. Er sah in den Göttern
des griechischen Mythos kluge Machthaber der Vor-
zeit, die den religiösen Kultus ihrer Person anordneten. Diese
Auffassung beruht wahrscheinlich in letzter Linie auf ägyptischen
Anschauungen, zeigt aber in der Zurückführung des Götter-
glaubens auf eine Maßregel der Staatsklugheit einen sophistischen
Einschlag (Kritias), dw m()glicherweise durch die kyrenaische
Schul»' vermittelt ist.
Atistipjjüü und Aristippecr. Antike Nachrichten über Leben, Lehre
und Schriften des Aristippos und der Mitglieder seiner Schule:
Diog. Lai-rt. 2, 05 — 104 (hier 2, 88 ff. Schriftenverzeichnisse des Aristippos [über
die Schrift 'AgioTirr.-rn; .ifoI na'/.aiä: rgvifijg, die den Namen des Hedonikers nicht
als Verfassern amen trug, o. S. 22f.|; 2, 8t) ff. doxographischer Abschnitt). Vgl.
-auch Suidas s. v. Aoi'otiji.-to^, 6)s6öo)ooi ö i.-ti'x/.i/r äüfo;, 'Arvixent;. LTber die
Lehre der Kyrenaiker neben Diog. Laert. auch Sext. Emp. adv. math. 7, 11. 190 ff.,
Euseb. praep. ev. 14, 18, 31; 19, 1 ff. (nach Aristokles), Clem. Alex, ström. 2, 21,
130. 7 f.. S. 184. 18 ff. St. (über die Annikereer). Doxographie: Diels Doxogr.
(ir., 8. Index s. v. Aristippus. Weitere Quellen bei Zeller, Philos. d. Gr. II 1*
8. 336. Anm. 2 ff. Über die in Frage kommenden Platonstellen (Theaet. 156 äff.
Phileb. :i6c ff. 43d. 53c) s. unten S. 188. 189.
Schriften nicht erhalten. Die gefälschten Briefe des Aristippos an andere
Sokratiker und an seine Tochter Arete s. bei Mullach fragm. philos. Graec. II
414 ff. und bei Hercher, Epistologr. Graeci, unter den Briefen des Sokrates und
der Sokratiker S. 617 ff. Apophthegmen bei Mullach. Fragm. philos. Graec. II
4Ct5 if.
Porträt des Aristippos: J. J.BernouUi, Griech. Ikonogr. II 8ff. Fr. Winter,
Festfichr. f. Th. Gomperz S. 436 ff. S. auch unten zu Aristoteles i; 46.
Eulieiiit ins. Antike Nachrichten über Leben und Schrift des
Euhemeros: Hauptquelle Diodor. Sic. .5, 41 — 46; 6, 2 (Euseb. praep. 2, 2,
52 ff.). Weitere Quellen bei Zeller, Phil. d. Gr. II 1* S. 343. Anm, 1, Ncmethy
in der Einleitung der Fragmentsammlung (S. 37 ff. Testimonia veteriimi und
Jacoby, Artikel Euemeros 3 bei Pauly-Wissowa (S. 954).
Schrift: Nur Fragmente erhalten, gesammelt bei Wesseling (s. Liter. S. 76*)
und in: Euhemeri reliquiae. Coli, prolegomenis et adnotationibus instruxit Geyza
Neinethy, Budapest 1889. Dazu Addenda in: Egyetemes philologiai közlöni 17
§ R8. Die kyrenaische Schule. 187
<189o). 1—14. Zu Xfmethys Fragiuentsaninilung vgl. jedoch Jacoby a. a. O.
S. 954 f. Beste der Übersetzung des Ennius: Ennianae poeseos reliquiae rec.
J. Vahlen«, Lips. 190:!, S. CCXX— CCXXIV, 223-229.
Arisfippos stammte aus der reichen und üppigen Stadt Kyrene, und es ist
nicht unwahrscheinlich, daß die Lebensgewohnheiten seiner Heimat für ihn zur
Ausbildung seiner Lustlehre mitbestimmend waren. Daß er mit der sophistischen
Bildung der Zeit bekannt wurde, ist aus seiner Lehre zu schließen. Positiv ül>er-
liefert ist nur sein Verkehr mit Sokrates, zu dessen eigentlichem Schüler kreise er
gehörte. Piatons Angabe (Phaedo 59c), daß er bei Sokrates' Tode nicht anwesend,
sondern in Aigina war, braucht nicht (mit Diog. Lai-rt. 3, 36 u. a.) als Tadel ver-
standen zu werden. Wohl aber läßt sich bei der Eigentümlichkeit seiner philo-
sophischen Richtung annehmen, daß sein Verhältnis zu anderen Sokratikern nicht
das beste war. Erschwerend kam noch hinzu, daß er als erster unter den Schul-
genossen der sophistischen Praxis gegen Geld zu lehren sich anschloß (Diog.
Laert. 2. 65). So bezieht wohl mit Recht Natorp die Bemerkung in Xenophons
Mem. 1, 2. 60 auf ihn. Von seinem Leben ist wenig bekannt. Hervorzuheben
ist, daß er nach Sophistenart ein Wanderleben führte. Vermutlich mit Rücksicht
■darauf, vielleicht auch auf seinen bezahlten Unterricht, rechnet ihn Aristoteles
Metaphys. 2. 2, 996a '^2 zu den Sophisten. Mehrfach bezeugt ist sein Aufent-
halt am Hofe des älteren und des jüngeren Dionys in Syrakus. Was
davon und insbesondere von seinem Zusammentreffen mit Piaton im einzelnen
erzählt wurde, sind Anekdoten, die den fügsamen Servilismus des geistreichen
Hedonikers, z. T. im Gegensatze zu dem rücksichtslosen Freimut des sittenstrengen
Idealisten, veranschaulichen sollen (Diog. Laert. 2, 78 u. ö.). Daß er längere
Zeit auch in seiner Vaterstadt lehrte, läßt der Xame der von ihm gegründeten
Schule der Kyrenaiker erkennen. Auch ist für zwei Mitglieder dieser Schule
Kyrene. für eines Ptolemais (vielleicht das an der kyrenaischen Küste gelegene,
jedenfalls doch wohl eine der afrikanischen Städte des X'amens) als Heimat be-
zeugt (Diog. Laert. 2, 86). Die Schule erhielt sich durch mehrere Generationen,
indem Aristippos neben Aithiops und Antipatros seine Tochter Arete, diese selbst
wieder ihren Sohn Aristippos (den ii>]Too6i6uy.rog) zu Schülern hatten. An Anti-
patros schlössen sich durch Vermittlung zweier einander folgender Zwischenglieder
Hegesias und Annikeris an. In Berücksichtigung der Modifizierungen des hedo-
nischen Bekenntnisses gaben sich die Schulmitglieder neben der Gesaratbezeich-
nung als Kyrenaiker noch die Sondernamen Hegesiaker, Annikereer,
Theodore er (Diog. Laert. 2, 86).
Die chronologischen Verhältnisse des Aristippos bestimmt H. v. Stein (in
der im Literaturanhang angeführten Dissertation) im ganzen wohl richtig dahin,
•daß er um 435 geboren, seit 416 in Athen, 399 in Aigina. 389 — 388 mit Piaton
bei dem älteren, 361 mit ebendemselben bei dem jüngeren Dionys und endlich
nach 356 wiederum in Athen gewesen zu sein scheine, betont jedoch (Sieb. Buch,
zur Gesch. des Piatonismus, II, S. 61) die Unsicherheit der Überheferung,
worauf die Annahmen sich gründen. Xach Diog. L. 2, 83 war Aristippos älter
als Aißchines.
Der Lehrwirksamkeit des Aristippos ging eine schriftstellerische Tätig-
keit zur Seite, hinsichtlich deren zu bemerken ist, daß in ihr die Abfassung
i5okratiseher, d. h. Sokrates als Mitunterredner einführender Dialoge aller Wahr-
scheinlichkeit nach fehlte (vgl. Diog. Laert. 2, 84 f f . mit 2, 64 und s. Zeller II 1*,
344, 1, Hirzel, Dialog I 109, 1), was sich mit der Annahme in Einklang befände,
daß Aristip230s trotz der Herleitung seiner Lehre aus der des Sokrates sich gleich-
][^c; § 3S. Die kyrenaische Schule.
■wohl einer eihcblicheii Entt'eriuuig vom innersten Geist und Wesen des sokra-
tischen Philosophierens bewußt war. Die Angabe des Sosikrates und anderer,
Ungenannter, daß Aristippos überhaupt nichts geschrieben habe (Diog. Laert. 2.
S3ff.), kann gegen gewichtigere Zeugnisse für seine Schriftstellerei (Sotion und
Panaitios sowie die Schriftenkataloge bei Diog. Lacrt 2, 84 f.) nicht aufkommen.
Damit fällt eine Stütze der Ansicht, daß der aristippische Hedonismus erst
später (durch den Enkel) seine theoretische Ausgestaltung erhalten habe. Die
Stelle Euseb. praep. ev. 14, 18, 31, die den Hauptanlaß zu dieser Vermutung
gegeben hat, erklärt sich so, daß Aristippos noch nicht, wie sein Enkel, in An-
wendung der später in den verschiedenen Philosophenschulen üblichen Systematik
und Terminologie die Lust als „Tclos" bezeichnete.* Auch ist der sogleich zu
besprechende relativistisch-sensualistische Unterbau der kyrenaischen Ethik schwer-
lich von dem älteren Aristippos, der Protagoras' Lehre und unmittelbare Nach-
wirkung noch erlebte, verabsäumt und erst von einer dritten Generation der Lustlehre
untergelegt worden. Immerhin bleibt auffallend, daß Aristoteles Eth. Nie. 10, 2,
1172 b 9 (vgl. 1, 12, 1101b 27) lediglich Eudoxos als Vertreter des Lustprinzips
erwähnt und des Aristippos nur gelegentlich in anderem Zusammenhange ge-
d(-nkt; doch läßt sich dies daraus erklären, daß Eudoxos als Mitglied der plato-
nischen Schule Aristoteles näher stand. Jedenfalls besteht kein Anlaß anzunehmen^
daß nicht Arifetippos selbst die kyrenaische Lehre in ihren Grundzügen festgelegt
habe. Sein persönliches Eigentum auszuscheiden ist heute nicht mehr möglich,
da unsere Hauptquellen, Diogenes Laertios und Sextos Emp., nur die allgemein
kyrenaische Lehre wiedergeben und dabei Gesichtspunkte und Termini späterer
Zeit in Anwendung bringen. In einem Punkte scheint allerdings, obwohl sich in
der Überlieferung auch hier (in der Gegenüberstellung von aiosid und q svxtä}
erst von Aristoteles an übliche philosophische Fachausdrücke vorfinden, die alte
unmittelbar aristippische Lehre ans Licht zu treten. Die Kyrenaiker teilten näm-
lich nach Sext. E. adv. math. 7, 11 ihre Ethik in fünf Teile: 1. über das, was
zu begehren und zu fliehen sei (die Güter und Übel, aigszä y.at f/evy.iu); 2. über
die Affekte (.-r«(V>;); 3. über die Handlungen (n'oci^eig); 4. über die (Xatur-)Ursachen
(ahia); 5. über die Bürgschaften der Wahrheit (:iioT£ig). Sie nahmen also Probleme,
die sonst, Avie die ai'tia, der Physik oder, wie die .liazsig, der Logik zugewiesen
wurden, in die Ethik mit auf, was wohl nicht mit den Gewährsmännern des
Sextos so zu verstehen ist, daß sie die Logik und Physik als für die Erreichung
der Glückseligkeit wertlos verwarfen, sondern so, daß dem Urheber dieser Ein-
teilung die nach Sext. a. a. 0. 16 erst durch Xenokrates, die Peripatctiker und
Stoiker in Aufnahme gekommene Unterscheidung von Logik, Physik und Ethik
noch nicht geläufig war.
Wie die antisthenische, so vereinigte auch die aristippische Lehre sophi-
stische und sokratische Elemente. Im wesentlichen protagoreisch ist ihre
Erkenntnislehre. Nach Sext. Emp. adv. math. 7, 191 ff. schieden die Kyrenaiker
To näUng und tu sHiäg y.u'i zov ^rädovg :iou]Tiy.6v (die Affektion [die Empfindung] und
das außer uns vorhandene „Ding an sich'', welches uns affiziert). Nur unsere
Empfindung ist uns offenbar (uorov rö m'iDog ))/nr fotc fpaivöiiErov), das verur-
sachende Ding hingegen existiert zwar, aber Avir wissen von ihm nichts Näheres.
Ob die f>mpfindungen anderer Menschen mit den unsrigen übereinstimmen, steht
dahin. Die Gleichheit der Namen für die nämlichen Objekte beweist es nicht.
Dieser erkenntnistheoretische Subjektivismus, dessen genauere Ausführung vielleicht
Piaton in seinem Theaitet (s. besonders 156 a ff.) berücksichtigt (so nach Sehleier-
machers Vorgang Dümmler und Natorp unter dem Beifall Zellers, Philos. d. Gr.
I** 1098 f.), diente nun wie bei den Sophisten der jüngeren Generation einer sub-
§ :58. DiL- kyrenaische Schule. 189
jektivistischen Ethik zur Unterlage. Wenn wir nur unserer individuellen Emp-
findungen gewiß sind, so können auch nur sie die Norm für unser Handeln
geben luid dieses Handeln nur individuelle, und zwar selbstverständlich angenehme,
Empfindungen zum Ziele haben. Des Näheren führten die Kyrenaiker ihre P2thik
folgendermaßen aus. Sie unterschieden drei Zustände, die glatte (sanfte) Be-
Avegung, die rauhe (stürmische) Bewegung und die Bewegungslosigkeit — der
jüngere Aristippos zog nach Eiiseb. praep. ev. 14, 18, 32 den mäßigen, der Schiffahrt
günstigen Seewind, den Seesturm und die Windstille zum Vergleiche heran — .
Die glatte Bewegung setzten sie der Lust, die rauhe der Beschwerde (jroVo?), die
Bewegungslosigkeit dem indifferenten, von Lust und Beschwerde freien Zustande
gleich. Nach dieser Bestimmung kann die rauhe Bewegung als Ziel nicht in
Frage kommen. Aber auch den indifferenten, bewegungslosen Zustand verwarfen
die älteren Kyrenaiker im allgemeinen als einen dem Schlafe ähnlichen und unter-
schieden sich dadurch wesentlich von Epikur, der die Lust in der Schmerzlosigkeit
erkannte und diese ruhende {y.aTanDj/iarr^i'j) Lust zum Ziele setzte (Diog. Laert.
■2, 87). Allerdings gab es schon zu Piatons Zeit Hedoniker, die wie später
Hegesias die höchste Lust in dem u/a'jico? 8taTs?.eTv ror ßi'ov äjtavTa fanden (Plat.
Phileb. 43 d). Für die ältere Schule im ganzen war aber die positive Lust
das ethische Prinzip, und zwar die einzelne gegenwärtige Lustempfin-
dung. Insofern Empfindungen vergangen oder zukünftig sind, kommen sie als
Lustempfindungen nicht in Betracht, da das Vergangene nicht mehr, das Zu-
künftige noch nicht da ist. Wieder im Unterschiede von Epikur sprechen sie
«omit der Erinnerung an das vergangene Gute und der Erwartung des zukünf-
tigen Guten den Lustcharakter ab. Daher ist ihnen die Glückseligkeit, die als
Inbegriff aUer Lustgefühle auch die vergangenen und zukünftigen einschließt,
nicht unmittelbar und um ihrer selbst willen, sondern nur um der in ihr ent-
haltenen einzelnen Lustempfindungen willen erstrebenswert, von denen jede zu
ihrer Zeit einmal gegenwärtig ist. Mit dieser Beschränkung der Lust auf die
Gegenwart mag es zusammenhängen, daß die Kyrenaiker körperliche Lust und
Unlust höher bewerteten als seelische; denn die körperlichen Empfindungen siQ,d
durchaus Gegenwartsaffekte, während in die seelischen Vergangenheits- und
Zukunftsmomente in weitem Maße hereinspielen. Auch nahmen sie an, daß im
allgemeinen die seelischen Lust- und Unlustgefühle solche körperlicher Art zur
Grundlage und zum Anlasse haben. Im übrigen galt ihnen jede Lust der andern
gleich, und insbesondere war ihnen für das Wesen einer Lust als solcher be-
langlos, ob sie in einer (nach herkömmlichem Urteil) statthaften oder unstatt-
haften Handlung ihren Ursprung habe — vom Standpunkte ihrer Erkenntnis-
theorie völlig konsequent, da die Qualifizierung unserer Handlungen nicht zu dem
in der Empfindung unmittelbar Gegebenen gehört. Hierher ist wohl auch die
Leugnung falscher Lustgefühle zu ziehen, der Piaton Phileb. 36c ff. in einer
eingehenden Erörterung entgegentritt. In demselben platonischen Dialoge 53 c
wird man übrigens die These, daß die Lust ein Werden [= Bewegungl ist, ver-
mutungsweise für Aristipp in Anspruch nehmen dürfen, besonders in Anbetracht
der Verbindung, in die im Theaitetos der vielleicht aristippische Sensualismus mit
der heraklitischen Lehre gebracht ist.
Soweit betrachtet macht die kyrenaische Doktrin den Eindruck einer grob-
sinnlichen Genußlehre, die an sittlichem Indifferentismus der im platonischen
Gorgias gegeißelten sophistischen Hedonik, mit der sie auch die Entgegensetzung
von ((voi? und v6i.iog teilt (Diog. Laert. 2, 93), nichts nachgibt. Aber in ihrer
weiteren Ausführung erhält diese Genußlehre Bestimmungen, die ihr Gesamt-
gepräge erheblich verändern. Hier kommt der sokra tische Ausgangsf>unkt
]if(l § .'58. Die kvrenaische Schule.
der aristippischen Philosophie zur Geltung. Daß Sokrates' Eudämonisuuis ein
htarkes hedonisfhes Element enthält, ist unleugbar 'vgl. oben S. 156 f., Maier.
(sokrates S. SlUff.l. Aber dieser Hedonismus war utUitaristiseh orientiert : der wahre
Nutzen als Quelle der htichsten Lust stand über der Lust des Augenblicks. Hier
folgt Aristippos seinem Lehrer, ohne an der Schwervereinbarkeit dieses Stand-
punktes mit seinem Prinzip der (iegeuwartslust Anstoß zu nehmen. Er und
feine Schule erkennen an, daß unter Umständen Lust nur durch Unlust erlangt
werden kann oder ihrerseits Unlust zur Folge hat, wie bei Begehung verpönter
Handlungen, die Strate oder Mißachtung nach sich ziehen. Der Weise wird in
seinem Verhalten dem Kec-hnung tragen, also doch, im Widerspruch mit dem
Grundsätze der Gegenwartslust, zukünftige Lust und Jjnlust in Anschlag bringen.
So kann Aristippos von Sokrates die Hochschätzung der Einsicht übernehmen,
nicht um ihrer selbst willen, sondern um dessen willen, wa-s sie für den Lust-
erwerb leistet: der Weise führt kraft seiner Einsicht in der Regel ein lustvolles,
der Tor ein unlustvoUes Leben (Diog. L. 2, 90 f.). Weiter verfolgt würde die Berück-
sichtigung der durch Unlust erworbenen Lust und der durch Lust hervorgerufenen
T'nlust zu jener auf Lust- und Unlustempfinduugen angewandten Meßkunst
führen, die Piaton im Protag. 357 a ff. seinen Sokrates schildern läßt. Aber so
konsequent verfuhr Aristippos nicht. Wenigstens zeigt die Angabe bei Diog.
Laert. 2, 66: curiÄuve itkv . . . t)don'j; twv .-ranöiTwv , ovx tdt'jga de .-r6vo> rijr
iiaö'/.ui-oiv 7ÖJV or .Taooirwr wieder ganz das Prinzip der reinen Gegenwartslust.
Hier tritt eben das Widerspruchsvolle seines Standpunktes zutage.
Mit der Betonung der Einsicht war auch der Weg zu einer Tugend lehre
eröffnet, über deren Ausbau durch Aristippos im einzelnen nichts überliefert ist.
Nur erfahren wir, daß die Tugenden, deren Wert natürlich in ihrer Luslwirkung
liegt (Cic. d. off. 3, 116), nicht durchweg mit der Einsicht Hand in Hand gehen
und körperliche L'bung ihier also doch wieder der nömc) zum Erwerbe der
Tugend beitragen sollte (Diog. Laert. 2, 91).
Aber der sokratische Geist greift in der aristippischen Hedonik noch weiter.
Einsicht setzt Bildung voraus, die die Kyrenaiker freilich schon nach ihrer
erkenntnistheoretischeu Grundlehre nicht im Sinne der Wissenschattspflege
empfehlen ki'innen, wohl aber im Sinne der Veredlung des Empfindens und der
Förderung der Lebenskunst. So wird die rohe Genußlehre von einer Ader wohl-
tuender Humanität durchzogen. Der Gebildete drückt im Theater nicht als Stein
den Steinsitz (Diog. Laert. 2, 72). Trotz der im allgemeinen geltenden Begrün-
dung der Lust auf körperliche Zustände freut man sich an der Wohlfahrt des
Vaterlandes wie an der eigenen (Diog. Laert. 2, 89). Die Philosophie gibt die
feste Richtschnur für das Leben und macht den Menschen aus dem Sklaven zum
Freien (Diog. Laert. 2, 68, 72), Nach seinem persönlichen Reden und Handeln
erscheint Aristippos in der Tradition als der Lebenskünstler, der sich in jede
Lage zu schicken, Menschen und Dingen die beste Seite abzugewinnen weiß. Bei
allem Hedonismus steht er doch mit innerer Freiheit über dem Genüsse.
Zur Berühmtheit gelangt ist das angeblich von ihm hinsichtlich seines Verhältnisses
zur Hetäre Lais geäußerte Wort: f'yco, au. ovh i'/ouai. So überbrückt sich die
Kluft zwischen Genußliebe und Genügsamkeit. Aristippos weiß so gut in Lumpen
wie im Staatsgewande einherzugehen (Diog. Laert. 2, 67). Die Antipoden
>Ajistippos und Antisthenes rücken einander nahe, der Kyrenaiker steht an Unab-
hängigkeit von den äußeren Umständen hinter dem Kyniker nicht zurück, und
die Typen, die die Überlieferung aus Aristippos auf der einen, Antisthenes und
Diogenes auf der andern Seite durch zahlreiche ihnen zugeschriebene Witzworte
geschaffen hat, tragen auffallend ähnliche Züge, die auf die gemeinsame Ab-
§ 38. Die kyrenaische St-bule. 191
Btammung von Sokrates, dem Urbilde philosophischer Üherlefteiiheit über alles
Äußere^ hindeuten.
Den bei Aristippos noch bestehenden Widerspruch zwischen dem l'rinzip
der Augenblickslust und dem von Einsicht geleiteten Lust streben löste
Theodoros Atlicos zugunsten des letzteren. Zum Ziele setzte er, über
die Einsicht sich zu freuen, über den Unverstand sich zu betrüben.
Einsicht und Gerechtigkeit, die letztere jedenfalls nur wegen der äußeren Vorteile
des gerechten Verhaltens, erklärte er für Güter, ihre Gegenteile für Übel, (die
einzelne) Lust und Beschwerde für indifferent (.Diog. Lai-rt. 2, 9S).
Gleichwohl war sein Hedonismus weit radikaler als der des Öchulbegründers, da
er sich in rücksichtslosester Weise von den Schranken des yofxo? frei machte. v<o
behauptete er nicht nur, der Weise werde sich für das Vaterland nicht opfern,
sondern auch, er werde stehlen, ehebrechen und Tempelraub begehen, wenn die
Umstände es erlaubten. Das alles sei nicht von Natur aus, sondern nur nach
der herkömmüchen Wertung verwerflich, die bezwecke die l'nverständigen uu
Zaume zu halten (Diog. Laert. 2, 99). Am meisten beachtet wurde seine Oppo-
sition gegen das Herkömmliche auf dem Gebiete des Götterglaubens, die er auch
literarisch vertreten haben soll (Diog. Laert. 2, 97); und zwar bestritt er nicht nur
das Dasein der griechischen Volksgötter, sondern leugnete auch die Existenz
einer Gottheit überhaupt (Cic. d. nat. deor. 1, 1, 2 und andere Quellen).
Die Äußerung dieser Ansicht trug ihm in Athen, wo er sich gegen Ende des
vierten Jahrhunderts aufgehalten haben muß, die Gefahr gerichtlicher Verfolgung
und schließlich die Verbannung aus der Stadt ein, und äDFo; blieb sein stehender
Beiname. — Wie Theodoros, so forderte auch
Hegesias Gleichgültigkeit gegen die einzelne Lust und gegen das, was sie
hervorruft. Angesichts der mannigfachen Übel des Lebens verzweifelte er aber
auch aji einem dem Lustverlangen genügenden Gesamtzustande und verzichtete
auf eine positive Zielbestimmung im Sinne des Hedonismus überhaupt, sah viel-
mehr das Erstrebenswerte negativ in der Beschwerde- und Trauerlosigkeit,
der eben die Indifferenz gegen die Lustquellen dienen sollte (Diog. Lai-rt. 2, 94 — 96).
Wie Cic. Tusc. 1, 34, 83 und andere Quellen berichten, trieb er durch den Pessi-
mismus seiner Vorträge viele Hörer zum Selbstmorde, so daß sich der König
Ptolemaios Lagu veranlaßt sah, diese Vorträge zu verbieten. Die gleiche Stim-
mung durchzog seine Schrift \4:ioxaQTgQcör, in welcher ein durch seine Freunde
vom Huugerselbstmorde Zurückgehaltener die Beschwerden des Lebens aufzählte.
Aus diesen Tatsachen erklärt sich Hegesias' Beiname 6 IlfiaiOdvaroc. In diesem
Pessimismus findet auch das (zugleich wohl auch in sokratischer Tradition
wurzelnde) Mitgefühl mit dem sittlich Fehlbaren einen Anknüpfungspunkt. Der
Fehlende vergeht sich nicht freiwillig, sondern unter dem Drucke eines Leidens
leiner Leidenschaft: rrüthi meilofurog, Diog. Laert. 2, 95). Er muß daher Ver-
zeihung finden. Man soll ihn nicht hassen, sondern eines Besseren belehren (Diog.
Laert. 2, 95). — Im Gegensatze zu Hegesias kehrte
Annikeiis wieder zum Prinzip der positiven und zwar der Einzellust
zurück, ließ aber die edlere Auffassung der Hedonik stark hervortreten, indem er
der sympathischen Lust Gewicht beimaß und Freundschaft, Dankbarkeit,
Ehrung der Eltern, Vaterlandsdienst, geselligen Verkehr und Streben nach Ehre
zu den Dingen rechnete, die Lust gewähren, auch wenn sie Opfer erfordern (Diog.
Laert. 2, 96 f.; Clem. Ales, ström. 2, 21, 130, 7 f. S. 184, 18 ff. St.). —
Euhemeros, der nach einem bei dem romanhaften Charakter seiner Schrift
nicht vmbedingt glaubwürdigen Selbstzeugnisse als Freund des makedonischen
Königs Kassandros (317 — 297 vor Chr.) von diesem mit Reisemissionen betraut
ji)') § ilS. Die kyreiuüselie Schule. § :)9. l'latons Leben.
wurde, steht mit der kyrenaischen Schule in keinem nachweisbaren Zusammen-
hange, mag aber doch aus einem sogleich anzuführenden Grunde hier angeschlossen
-werden. In einem 'Loa urayo<iri /j („heilige Schrift") betitelten Werkie, der Form
nach einem Reiseroman, legte er, im wesentlichen gestützt auf eine fiktive Inschrift
im Zeusheiligtum der im fernen Osten gelegenen Insel Panchaia, seine Ansicht
über das Wesen der Volksgötter (der voin'Cdiuroi deol) dai'. Danach sind diese
nichts anderes als ausgezeichnete, über Klugheit und äußere Macht
gebietende Menschen der Vorzeit, die für sich göttliche Verehrung in
Anspruch nahmen und damit bei ihren Zeitgenossen und Untertanen Erfolg
hatten. Euhemeros setzte damit dem bereits von Vorsokratikern (vgl. o. S. 100.
•109. 117) gepflegten, von Antisthenes (vgl. o. S. 180) und den Stoikern auf-
genommenen, bald physikalisch bald ethisch allegorisierenden Rationalismus einen
historischen zur Seite. Die Leugnung einer Gottheit überhaupt ist damit nicht
gegeben. Xach Diod. 6, 2, 8 ließ er König Uranos als ersten die ovgdviot dfoi
verehren, ohne sich, soweit Diodors Bericht erkennen läßt, über deren Wesen
näher auszusprechen. Immerhin legt die Bemerkung, daß LTranos sternkundig
gewesen sei. den Gedanken nahe, daß auch hier Rationalismus im Spiele war.
Mit dem Kyrenaiker Theodoros wird Euhemeros mehrfach als ädeo? zusammen-
gestellt. Für eine persönliche Beziehung zu ihm und eine Abhängigkeit von der
kyrenaischen Schule ist das natürlich nicht beweisend. R. Reitzenstein (Zwei
religionsgesch. Fragen, Straßb. 1901, S. 89 f.) und F. Jacoby (Art. Euemeros 3 bei
Panly-^^'issowa, S. 968 ff.) haben zu hoher Wahrscheinlichkeit erhoben, daß
Euhemeros' Gedanke letzten Endes aus ägyptischer Tradition herzuleiten ist.
Andererseits nahm Jacoby (a. a. O. S. 970) wohl mit Recht eine Einwirkung auch
der Sophistik an und wies für die von den Machthabern der Urzeit angeordnete
göttliche Verehrung ihrer Person auf die Theorie des Kritias hin, der den Götter-
glauben für eine Erfindung der Staatsraison erklärte (s. o. S. 142). Daß diese
Einwirkung nicht unvermittelt war, liegt aus chronologischen Gründen nahe an-
zunehmen, und als vermittelnde Instanz käme die kyrenaische Schule immerhin
in Betracht, die neben der freien Stellung zum Volksglauben auch andere Elemente
des sophistischen Denkens fortgepflanzt hat, wie denn Theodoros in den sittlichen
Begriffen eine Institution ziir Niederhaltung der Toren sah (s. o. S. 191). Mehr
als eine Möglichkeit wird man freilich diesem Zusammenhange nicht zusprechen
dürfen.
Seinen Einfluß auf Spätere hat Euhemeros weniger dem philosophisch
Interessanten seiner Religionsanschauung, als dem Reiz der romanhaften Ein-
kleidung und Ausgestaltung seiner Lehre zu verdanken. Der römische Dichter
Ennius (239 — 169 vor Chr.) unterzog die 'hoü ävayQurp)] einer lateinischen Be-
arbeitung, nicht wenige Griechen der folgenden Zeit verwandten ihre Deutungs-
methode zu historisierender Ausführung einzelner Mythenkreise (Jacoby a. a. ().
S. 971). tind manchen christlichen Apologeten, die allerdings von ihrem Inhalte
schwerlich mehr unmittelbare Kenntnis besaßen, lieferte sie eine willkommene
Waffe für den Kampf mit dem heidnischen Götterglauben, während andere mit
richtigerem Instinkte diesen platten Rationalismus als allgemein religionsgefähr-
lich empfanden.
ij '^0. Platon wurde als Abkömmling eines altadeligen
athenischen (jeschlechtes 428/7 zu Athen (oder Aigina) geboren.
Durchtränkt mit der Bildung der großen attischen Blütezeit
widmete er sich zunächst der Dichtkunst. Nachdem er aber
§ :59. Piatons Leben. 193
im Alter von zwanzig .lahroii mit Sokrates bekannt geworden
war, ergab er sich als Mitglied des sokratischen Jüngerkreises
ganz der Philosophie. Der lange genährten Hoffnung, im Dienste
seiner Vaterstadt politisch wirken zu können, mußte er
angesichts des Treibens der Parteien und der Zerrüttung der
athenischen Zustände entsagen. Nach Sokrates' Tode verweilte
er einige Zeit bei Eukleides in Megara und begab sich als-
dann nach Athen zurück, wo er schon jetzt eine, wenn auch
auf einen engeren Kreis beschränkte, philosophische Lehr-
tätigkeit ausgeübt zu haben scheint. Es folgten weitere
Reisen, die ihn jedenfalls nach Unteritalien und Sizilien, nach
einer sehr verbreiteten Überlieferung auch nach Kyrene und
Ägypten führten. In Unteritalien wirkte der Verkehr mit den
Pythagoreern, unter denen besonders Archytas in Tarent philo-
sophische und politische Bedeutung besaß, nachhaltig auf seine
Anschauungen ein. In Syrakus, wo er um 388 vor Chr. eintraf,
schloß er mit Dion. dem Schwager Dionysios' I.. einen engen
Freundschaftsbund. Zu dem Tyrannen selbst konnte sich kein
ersprießliches Verhältnis entwickeln. Das Mißfallen des Despoten
an dem Freimut des philosophischen Gastes zwang Piaton zur
Abreise. Auf dem Heimwege wurde er — angeblich im
Auftrage des Tyrannen — in Aigina auf den Sklaven-
markt gebracht. Von einem Kyrenäer namens Annikeris los-
gekauft gelangte er wieder nach Athen und gründete hier
(etwa 387 vor Chr.) in dem „Akademie" genannten Bezirke
seine Schule, der er mit zwei längeren, durch sizilische
Reisen veranlaßten Unterbrechungen bis zu seinem Lebensende
vorstand.
In Syrakus Avar nach dem Tode des älteren Dionysios
368 vor Chr. dessen gleichnamiger Sohn zur Regierung gekommen.
Dieser zeigte sich unter dem Einflüsse Dions zu politischen Re-
formen geneigt und lud Dions Wunsche entsprechend Piaton
als Ratgeber an seinen Hof. Als Ergebnis von Piatons Wirken
in diesem Sinne liegen uns die später in die Nomoi eingearbeiteten
Gesetzesprooimien noch vor. Die weitere Tätigkeit scheiterte
sehr bald daran, daß Dion in Ungnade fiel und \'erbannt wurde.
Piatons Versuche, die beiden Männer auszusöhnen, blieben jetzt
wie auch bei einer späteren (361 vor Chr.) wesentlich zu diesem
Zwecke unternonnncnen Reise ohne Erfolg. Nach einem im
übrigen" ungetrübten Alter erfolgte Piatons Tod im J. 348/7.
Antike Überlieferung über Piaton im allgemeinen und Piatons
Leben im besonderen. Piatons Dialuge ergeben für seine äußeren Ver-
Ueberweg, GrundriU I. 13
|i^ § 39. Flatons Leben.
hältnisse und seine Lebens^esehichte nur sehr wenig. Keich an Naohxichteii
sind d if ttfiter Flatons yarnen erkaltencH Brieff. Diese wurden lange
Zeit zur großen Masse der apokryphen griechischen Briefliteratur gerechnet
und ihnen damit nur ein sehr bedingter Wert tür die Piaton biographie Delassen;
doch sollte dem siebenten Briet der für verhältnismäßig alt und nach ^uten
Quellen gearbeitet galt, ein höheres Gewicht beizumessen sein als den. aB^areow
Inzwischen haben sich gewichtige Stimmen zugunsten der Echtheit we&a nicht
aller so doch der meisten dieser Briefe erhoben, und ihr Ursprung ist jetzt Gegen-
stand erneuter mit Eifer betriebener Untersuchungen (s. Literaturverz. S. 103* f.).
Die Verwertbarkeit der Briefe 3. 4. 5. 7 und S für die Piatonbiographie ist sicher.
Über Piatons Leben schrieben schon einige seiner unmittelbaren Schüler, ins-
besondere Aristoteles (^fragm. 650 Rose :1S86'). •Spensippos i/ZÄaTWPoc syxatuiov.
I>iog. L- 4. 5; vgL IRärtovoc .ttoiöit.-ivov Dioff. L. 3. 2, 'auch von Apoleius in seiner
Schrift De Piatone et eins doguiate zitiert), Rermodot-os iSimplic. in Arist. Phys.
247. 3o; 25*3. 32 Diels: vgl. l)iog. L. 2. 106; 3. 6), Philip pos der Opuntie r
(Suidas s. v. «^«Ätwo^oci. Xenokrates (zitiert von Simplikios in Arist. Phys.
11 to. 3ö Piels. in Arist. de caelo 12, 23 : _S7. 22 Heiberg. fr. 53 Heinze\ Aus dieser
eukomiastischen Sphäre gelangte die Überlieferung über Piaton in den Bereich
der peripatetischeu Biographie (S. o. S. 20 ff.). Im Gregensatze zu jenen Enkomien
stand die übelwollende Behandlung Piatons in dem ßioc IIÄarojmc des Peripatetikers
Aristo.veHos (^Diog. Laert. 5, 35: v^I. 3. 371. Von Späteren, die aus der peri-
patetischen und alexandriuischen Tradition schöpften, ist ^auJser den gleich an-
zuführenden noch vorhandenen Quellen i Favorinus i zur Zeit Trajans und Hadrians)
zu nennen, aus dem uns Diogenes Laertios ^Nachrichten übermittelt. Alle diese
Schriften sind verloren gegangen. Erhalten sind uns folgende:
Fkilod''f/t in dem die Akademie behandelnden Abschnitt seiner —wtclElc
rütv <fiÄocö<f.i.ov (Academicorum philosophonim index Herculanensis Ausgaben s.
unter Philodem. § ÖO). Mehrere z. T. erst durch die neueste Ausgabe von S. Mekler
zugängliche Kolumnen enthalten Xachrichten aus Piatons Leben. Der Erhaltungs-
zustand ist leider sehr schlecht, doch ist die Hoffnung nicht ausgeschlossen, daJa die
Stücke durch weitere Funde ergänzt und beleuchtet werden. Dankenswert sind
die von Mekler beigegebenen Parallelen aus der sonstigen antiken Piatonliteratur.
Apuleius Madaurensis. De Piatone et eios Aagmate. Ausgaben s. unter
Apuleius. § 70.
DioijeHr'S Lai^'rfios , Bioi xal ••vwaai, vüiv sv ip LÄoacq. i> >. svöoxiuijooiJ-Tujr xtÄ^
worin das sanze 3. Buch von Piaton handelt. 1 — 45 von seinem Leben. Ans-
sraben s. o. S. 17 f. In Betracht kommt namentlich die Sonderausgabe des dritten
Buches von Herm. Breitenbach. Friedr. Buddenhagen. Alb. Debrunner. Friedr.
von der Muehll. Basel 19«}7, wo unter dem Texte auch die Parallelen aas der
sonstigen Tradition über Piaton verzeichnet sind.
Ohjmpiod'Tri vita Piatonis lin mehreren CTesamtausgaben der Werke
Ratons. femer in der Cobetschen Ausgabe des Diog. L., s. o. S. 17. auch in den
Bioyo4JLn:oi ed. Westermann. Brunsvigae lS4ö. S. 382 ff.).
Vita Piatonis ex cod. Vindob. ed. A. H. L. Heeren, in: BibL der alten
Lit. und Kunst. Gott. 17S9: auch in: Bio-oa^oc ed. Westermann. S. 388 ff.
Diese Vita bildet den Anfang der UooÄs^'iiHsva rr/c IIÄdzojvo.; <f iÄi>fTO)f.iac. vollständig
ediert von K. F. Hermann im sechsten Bande seiner Ausgabe der platonischen
Schriften.
Der Artikel des :Sitid'.is, abgedruckt bei Westörmann, B<.o-;-od<f.ot S. 396.
Arabische f^ita (und Sehriftenreneiehnisi in: Bibliocheca Arabico-
HispÄna Escurialensis, opera et studio >Iich. Casiri, Tom. I. Macäti 17©!'.
S. 30 1 S. S. auch Th. Roeper. Literaturverz. S. 77'' i Arab. Vita des Honaini.
Belanglos sind die spätbyzantinischen Exzerpte aus Diog. Laert.. ^ilian und
Fs.-Hesych in Cod. Vatic. Gr. 1S98, herausg. von J. B. Sturm Biographisches
über Flato usw.). Kaiserslautem 19C*I. Pr.
Zahlreiche Nachrichten finden sich noch bei anderen antiken Zeugen. In
Betracht kommt besonders Plutarchs Leben des Dion. Manche einzelnen
Angaben enthalten u. a. Cicero, Aiiian und AtkefiiiLos. Letzterer gibt
11, 504 e ft vgL 5. 215 e ff.) ets«i interessanten Niederschlag der Ansführungen
antiker Gegner Piatons. Dazu auch W. Cronert. Kolot. u. Meied., s. dort
§ 39. Piatons I^lxn. 195
Indfcx unter Piaton. Über PI. als angeblichen Plagiator vgl. die von
Steraplinger. Das Plagiat in d. griech. Lit. .S. 25 f. geganimelten i^tellen. Verzeich-
nifcee der Schüler Piatons Philod. Acad. philo--, index Hercul. col. 6 p. 33 ff.
Mekler. Diog. Laert. 3. 4»; f.; dazu W. Crönert, Kol. u. Men. S. ]%3.
Grundlage der gesamten Tradition ist die aus der gelehrten Tätigkeit der
Alexandriner (Koramentaren mit Einleitungen; erwachsene y.onij imooia, den
Späteren wohl weitergegeben durch Derkylioes und Thrasyllos. Die nahe Ver-
wandt6<^-haft zwischen Apuleius und Diogenes einerseits, Ülympiodor und der
anonymen Vita Piatonis andererseits läßt auf je eine gemeinsame ilittelquelle
schlielien (vgL die Arbeiten von Leo und Busse S. 77'').
Chronologie: Jacoby, Apollodors Chronik S. 504 ff.
Bildnisse Piatons: Über antike Darstellungen im allgemeinen: Ulympiöd.
Vit. Plat. 2 (breite Brust u. breite Stirne;. Erhaltene BifdnLsse: \V. Helbü^,
Jahrb. d. k. deutsch, archäol. Instit. 1 il88>j;. 71—78. Fr. Winter, ebenda ö IbOO),
153-155. K. Wemicke, ebenda 109—171. Aless. Chiappelli, Rend. d. Pt. Accad.
d. Lincei. Cl. di sc. mor. etc., 5. ser. 2 11893). 89—100. < >. Benndorf, .Jahreshefte
d. österr. archäol. Instituts 2 (1899j, 2.50 — 2.54. A. Sc^liano, Dionysoplaton;
contributo alla iconografia platonica, Memor. d. K. Accad. di archeoL, lett. e
belle arti di Xapoli 19<'2. J. J. Bernoulli, Griech. Ikonographie II. S. 18—34.
C<.nBt. Ritter. Philol. 68 (1909). .336—343. iCber eine moderne Fälschung
C. Robert, Hermes 29 1894], 417 ff.; .30 [1&95|, 1.35 ff.). S. auch § 45 (Mosaiken
von Torre Annunziata und Ümbra Sarsina).
Piatons Äußeres nach literarischen Quellen: Plut. d. aud. poet. 8
p. 31. 36 f. f-d. Did.. de adul. et am. 9 p. 64, 26 f. (gebückte Haltung, von Ver-
ehrern nachgeahmt;. Diog. Laert. 3. 4. 28 mit den in d. Bas. Ausg. zusammen-
gestellten Parallelen (kräftiger Körperbau; mürrisches Aussehen; Diog. Laert.
'.'), 5 (schwache Stimme; zur Herkunft der Xotiz aus Timotheos: Usener Epic.
S. XXV Anm. 1).
Vgl. auch die Sammlung des antiken Materials bei J. Kirchner, Prosopo-
graphia Attica Xo. 118.5.5.
Die antiken Angaben über Piatons Geburtsjahr gehen, wie Jacoby, Apollo-
dors Chronik S. :i04 ff. zeigt, auf zwei verschiedene Ansätze zurück, den des
Apöllodor. nach welchem Piaton (Jl. 88, 1 (unter Archon Diolimos), 428/27 v. Chr.
geboren wurde, und den des Neanthes, der P. unter Arohon Epameinon Ol. 87, 4,
429 28 v. Chr. im Todesjahre des Perikles, sieben Jahre nach der Geburt des
Redners Isokrates, zur Welt gekommen sein ließ. Mit dem apollodorischen Ans^atze
stimmt eine Angabe des Piatonschülers Hermodoros, nach welcher P. bei Antritt
seiner raegarischen Reise 28 Jahre zählte, sowie die Bemerkimg Philodems im
herknl. Index Academ. (col. X off., S. 6 Mekler), daß P., als .Sokrates schied
(März 399). im Alter von 27 Jahren id. h., mit der gewöhnlichen Nichtberück-
sichtigung der Bruchteile des Jahres, 27 J. und einigen Monaten, jedenfalls noch
nicht 28 .1.; zuriickblieb (vgl. darüber Praechter, Hermes 39, 474 ff.;. Zugtmsten
des apollixlorLschen Ansatzes fällt ferner, auch abgesehen von der im allgemeinen
vorzüglichen Beschaffenheit der chronol. Angaben ApoUodors, ins Gewicht, daß
hier keinerlei Synchrorusmen hervortreten, wie sie bei dem Ansätze des Xeanthes
in verdachterregender Weise vorliegen. Als Piatons Geburtstag wurde der 7. Thar-
gelion von der späteren Akademie festlich begangen. Das ist der Geburtstag
Apollons, und zweifellos hängt die Ansetzung der Geburt Piatons auf diesen
Tag mit der sagenhaften Überlieferung von der Abstammung des in seinem Wesen
so apollinischen Philosophen von jenem Gotte zusammen Die wirkliche Geburtszeit
i'latons läßt sich durch Kombination des angeführten Zeugnisses Philodems mit
den Angaben des Hermodoros und Apollodoros mit Wahrscheinlichkeit dahin
bestimmen, daß P. zwischen Aaithesterion oder Anfang Elaphebolion (in dieser
Zeit des Jahres 399 war P. noch nicht 28 J. alt; und dem Schlüsse des attischen
Archontenjahres, also zwischen März und Mitte Juli 427. zur Welt kam. Der
itu; § 39. Phitons Leben.
Geburtsort Piatons war Athen oder nach einigen Aigina, wohin sein Vater als
Kleruche gekommen sein sollte (Diog. L. 3, 3).
Piaton entstammte einem alten und. wie sich aus manchen Tatsachen schließen
läßt, wohlhabenden athenischen Geschlechte, das sich väterlicherseits auf den
attischen König Kodros. mütterlicherseits auf Dropides, einen Verwandten des
Selon, zurückleitete mid in Piatons Zeit durch Kritias, das Mitglied der Regierung
der Dreißig, und Charmides, einen der Zehnmänner im Peiraieus, auch politisch
hervortrat. So sehr Piaton in seinen Schriften mit dem, was seine Person be-
trifft, zurückhält, leuchtet doch aus Stellen, an denen er dieser beiden Männer
gedenkt, das Familienbewußtsein hervor. Seine aristokratische Abkunft und Er-
ziehung trug auch zu seiner Stellung gegenüber dem athenischen Demos bei,
wenn sie auch dafür weder der einzige, noch auch nur der Hauptgrund gewesen
sind. Der Stammbaum des Philosophen ist (nach Plat. C'harm. 154 ff., Tim.
20d, Apol. 34a, Politeia 327a, Parmen. 126a f., Diog. Laert. 3, 1 u a.) folgender:
Aow.-Tidij^, ein Verwandter des Zo/.cor.
Ködgoi.
KoiTi'd-;.
Kaü.aio/iKii. f'/.avy.oir. ^Aoioroxkiji. 'Avnfpwv.
Konin.;. Xnonlilii;. Ueoiy.Tiörij verni. 1. mit 'Aoi'oTfor, 2. mit 77»'0'/.'/.//7r>/£r.
'AdeijKaTo;.. JJ/.äT ojv. I"/.avy.o)v. IloT'öyij. 'Arrifpiöv.
2,'rrFrot.-T.r'ji.
Einen erweiterten Stammbaum s. bei J. Kirchner, Prosopogr. Att. I zu S. 206.
Die Ehe der Periktione mit Pyrilampes und die Abstammung des Antiphon
aus dieser Ehe sind bezeugt durch den Dialog Parmenides (126 a f.) und durch
Spätere (namentlich Plutarch), die auf diesem Dialog fußen. Pyrilampes scheint
nach C'harm. 158a ein Bruder der Mutter der Periktione gewesen zu sein. Aus
Piaton Apol. 34a läßt sich schließen, daß Adeimantos älter als Piaton war. Hin-
gegen muß nach Xenoph. Memor. 3, 6, 1 Glaukon jünger als Piaton gewesen sein
(sofern Piaton nach Diog. L. 3, 6 im Alter von 20 .Jahren mit Sokrates vertraut
ward); nach der platonischen Politeia scheint zwischen Adeimantos und Glaukon,
und damit zwischen allen drei Brüdern, kein sehr erheblicher Altersunterschied
bestanden zu haben. Legenden, die sich an Piatons Geburt und erste Lebenszeit
knüpften, berichten Diog. Laert. 3, 2 (mit den in der Baseler Ausgabe von 1907
verzeichneten Parallelem, Cic. de div. 1, 36, 78, Olymp. 1. Anon. prol. phil. Piaton.
2 (p. 191. 198 Herrn.) u. a. Den Xamen IJ/.ÜTror soll erst der reifere Knabe oder
Jüngling erhalten haben, sein ursprünglicher Name der seines Großvaters '.V/><-
oToy.'/Sis gewesen sein (Diog. Laert. 3, 4 und die Parallelen in der Baseler Ausg.;
als Grund der Nainensänderung können, falls dieselbe überhaupt geschichtlich ist,
nur Eigenheiten des Körperbaus in Frage kommen : die Beziehung auf den Stil
Piatons [Diog. Laert. 3, 4: fvioi hs diä ri/r rr/.arvTijTa rij^ sonrjretai ovxcoi nro-
;iaa&f/vai ; ebenso Olympiod. 2, Proleg. 1] ist töricht; Gomperz' Herstellung von
Philod. Acad. ind. Herc. 2, 41 f., wonach dort von PI.s breiter Aussprache die
§ 39. Piatons Leben. 197
Rede gewesen wäre, unterliegt großen Bedenken. — Satirische Anspielung auf
den Namen wohl bei Tim. Sill. fragm. 35 Diels: ovfi' '^xndijiiiuy.iov .-T/.aTio>ji(oovvrjg
drd/.ioTov ; vgl. auch fragm. 30, 1 ; scherzhaft Lue. pisc. 49).
Von Piatons .lugendbildung wird berichtet, Dionysios (der in dem
unechten Dialog P>astai erwähnt wird) habe ihn im Lesen und Schreiben unter-
richtet, Ariston von Argos in der Gymnastik {Diog. L. 3, 4 und die Parallelen
in d. Bas. Ausg.), Drakon, ein Schüler Dämons, und Metellos aus Akragas
(.,MegilIos" schlägt Steinhart zu lesen vor) in der Musik (Plutarch. de mus. 17);
ferner sei er bei Malern in die Schule gegangen (Olymp. 2 S. 191, 35 f. Herm.,
Proleg. 3 S. 199, 1 f.; vgl. Diog. Laert. 3, 5, Apul. 1, 2). Auch von einem
förmlichen Unterrichte durch Dithyramben-, Tragödien- und Komödiendichter
reden die Proleg. 3 (vgl. auch Olymp. 3). Was an diesen und anderen Angaben
über die Ausbildung Piatons geschichtlich, was nur aus Stellen platonischer
Schriften in willkürlicher Weise herausgesponnen oder sonst erfunden ist, soll hier
nicht untersucht werden. .Jedenfalls fällt Piatons .Jugend in die Zeit der höchsten
Kulturblüte Athens, und daß er durch diese mächtig angeregt wurde, steht außer
Zweifel. Xanientlieh scheint er der Poesie der großen Literaturepoche viel zu
verdanken. Was er hier an Eindrücken empfing, trug mit zu der vollendeten
schriftstellerischen Kunst bei, die wir heute an Piatons \Verken bewundern. Die
unmittelbare Wirkung aber waren eigene dichterische Arbeiten. Von
epischen, lyrischen, tragischen und dithyrambischen Leistungen, von denen unsere
Quellen (Diog. Laert. 3, 5 mit den in der Bas. Ausg. verzeichneten Parallelen) zu
sagen wissen, hat sich außer einem kleinen epischen Fragment nichts erhalten,
angeblich weil der Verfasser diese Versuche, teils aus Verdruß über ihre Unzu-
länglichkeit, teils unter dem gewaltigen Eindruck der Persönlichkeit des Sokrates,
mit dem der jugendliche Dichter inzwischen bekannt geworden war, dem Feuer
übergab fApuI. Apol. fO; Olymp. 3 S. 192, 25 f.). Dagegen ist eine Reihe von
Epigrammen auf uns gekommen (s. S. 209 imd 105*). Daß sich Piaton schon
ehe er Sokrates näher trat, mit Philosophie befaßte, ist wenigstens insoweit
bezeugt, als er nach Aristot. Metaph. A 6, 987a 32 in jungen Jahren Kratylos
und durch ihn die heraklitische Lehre kennen lernte. Die entscheidende Wen-
dung seines geistigen Lebens erfolgte durch den Verkehr mit Sokrates, der
in Piatons 20. Lebensjahre begann (Diog. Laert. 3, 6, vielleicht nach Hermodoros)
und — vermutlich mit Unterbrechungen durch militärische Dienstleistungen des
Jüngers — bis zum Tode des Meisters fortdauerte. Der Umgang des Sokrates
mit Kritias und Charmides mochte auch die Bekanntschaft mit deren jugendlichem
Verwandten vermitteln. Näheres ist uns über die Entstehung dieses ^'erkehrs
und die Formen, in denen er sich vollzog, weder durch Piaton selbst, noch durch
andere überliefert. Xenophon, der L'nterredungen des Sokrates mit Aristippos
und mit Antisthenes mitteilt, erwähnt Piaton nur einmal (mem. 3, 6, 1), indem er
sagt, daß um seinet-, wie auch um Charmides' willen Sokrates dem Glaukon
günstig gestimmt gewesen sei. Nach Plat. Apol. 34 a. 38b war Piaton bei dem
Prozeß des Sokrates zugegen und erklärte sich bereit, falls Sokrates zu einer
Geldbuße verurteilt werde, Bürgschaft zu leisten; am Todestage des Sokrates war
er nach Phaidon 59 b krank und dadurch verhindert, bei den letzten Unter-
redungen gegenwärtig zu sein. Mit Klarheit ist aus Piatons Werken die tiefe
Ehrfurcht zu erkennen, mit der ihn das lautere Wissensstreben und der persönliche
Charakter des Lehrers, namentlich aber sein um der Wahrheit und Gesetzlichkeit
willen standhaft erduldeter Tod erfüllten.
Nach der Hinrichtung des Sokrates begab sich Piaton zunächst mit anderen
Sokratikern nach Megara zu Eukleides (Hermodoros bei Diog. Laert. 3, 6).
j()f^ Sj ,39. Piatons Leben
Von dort kehrte er wahrscheinlich bald und für längere Zeit nach Athen zurück
und wirkte hier, wie sich aus der Haltung der in dieser Zeit verfaßten Schriften
schließen läßt, bereits als Lehrer, wenn auch wohl nur in einem engeren Kreise.
Alsdann unternahm er weitere Eeisen. Die Angaben der Alten über diese
Reisen bieten ein hübsches Beispiel für die zunehmende sagenhafte Ausschmückung
der biographischen Überlieferung. Philodem kennt, soweit wir nach seinem aller-
dings kurzen und summarischen Berichte urteilen können , nur die italisch-
sizilische Reise. Das gleiche gilt von den platonischen Briefen, und selbst bei
Olvmpiodor läßt sich in Spuren eine Tradition erkennen, die von der kyrenaisch-
ägyptischen Reise nichts wußte (vgl. darüber Praechter, Gott. gel. Anz. 1902, 959 ff.).
Die stattliche Reihe von Zeugen für diese letztere zeigt aber, daß sie schon bald
Gegenstand einer sehr verbreiteten Überlieferung wurde, zu der neben dem herr-
schenden Glauben an eine in Ägypten heimische Urweisheit ohne Zweifel auch
die zahlreichen Stellen beigetragen haben, an welchen Piaton auf Ägypten und
seine Sitten und Einrichtungen Bezug nimmt (vgl. z. B. Politeia 436a, Tim. 21 e,
Nomoi 2, 656 d, 657a; 5, 747c; 7, 799a, 819a, Politikos 264c, 290d). Li
Kyrene soll P. mit dem Mathematiker Theodoros verkehrt haben (Diog. Laert. ;>, 6).
Als Motiv der ägyptischen Reise bezeichnet Cic. de fin. 5, 29, 87 die Absicht,
sich von den Priestern in Mathematik und Astronomie belehren zu lassen. .Te
länger desto mehr wurde dann, z. T. jedenfalls unter dem Einfluß des spätantiken
religiös-philosophischen Synkretismus, der Kreis der von P. besuchten Länder
erweitert. Nach Diog. Laert. 3, 7 beabsichtigte P. auch die Mager zu besuchen,
führte aber den Plan wegen des in Asien herrschenden Kriegszustandes nicht
aus. Lact. Inst. div. 4. 2 (Anfang d. 4. Jahrh. nach Chr.) läßt den Philosophen
wirklich bis zu den Magern vorgedrungen sein. Derselbe Lactantius wundert sich
darüber, daß P. nicht auch zu den Juden gekommen sei. Ihm lag also eine
biographische Tradition vor, der ein Besuch Piatons bei den Juden fremd war.
Inzwischen aber hatte diese Tradition schon eine Erweiterung erfahren: Clem.
Alexandr. (2. Hälfte d. 2. Jahrh. nach Chr.) weiß in seinem Protreptikos auch von
einer Anwesenheit des Philosophen bei den Ebräern. Im einzelnen wurden diese
Berichte mit unglaubwürdigen, z. T. ganz unmöglichen romanhaften Zügen aus-
gestattet. So sollte P. nach Diog. Laert. 3, 6 bei seinem Besuche in Ägypten von dem
Dichter Euripides begleitet gewesen sein (Euripides starb im Frühjahr 406 vor Chr.).
Elemente der Piatonlegende verwebt mit Zügen eigener Erfindung Plutarch in
dem Gespräch .-reoi tov ^o)>cgÜTor; hiaiiorlor c. 7, p. 579 (cf. d. Ei 6, p. 386); er
läßt hier Sinimias etwa folgendes erzählen: zu Memphis, wo der Prophet
Chonuphis war, hielten wir uns philosophierend auf, ich und Piaton und Ellopion
von Peparethos, ... als wir von Ägypten wegfuhren, kamen uns bei Karlen einige
Delier entgegen, die von Piaton als einem der Geometrie Kundigen die Lösung
des von Apollon ihnen gestellten Problems der Verdopplung eines kubischen
Altares erbaten; Piaton bezeichnete als Bedingung der Lösung die Auffindung
zweier mittlerer Proportionalen und verwies im übrigen die Bittsteller an Eudoxos
den Knidier und an den Kyzikener Helikon, belehrte sie auch, der Gott verlange
nicht sowohl den Altar, als vielmehr die Beschäftigung mit der Mathematik. —
Selbstverständlich darf man nicht in der Methode der Alten, aus Erwähnungen
und Schilderungen Piatons auf Autopsie zu schließen, noch weiter gehen uRd
z. ß., wie es von neueren Gelehrten geschehen ist, aus Theait. 179 f. einen
Aufenthalt des Philosophen in Kleinasien, aus Nomoi 834 einen solchen in Kreta
ableiten.
Geschichtlich ist jedenfalls der Besuch l'nter Italiens und Siziliens,
ein Ereignis, das wieder tief auch in Piatons geistigen Lebensgang eingriff. Ver-
§ 39. Piatons Leben. 199
mutlich war es der schon in Griechenland mit Pythagoreern angeknüpfte Verkehr,
der den Philosophen trieb, sich mit dieser Schule und ihren religiösen, wissen-
schat'tlichen und politischen Bestrebungen in Unteritalien, dem Stammlande ihrer
Tätigkeit, vertraut zu machen. Dadurch erfuhr neben seinem mathematischen
Interesse vor allem seine Neigung zum Mystisch-religiiisen eine Stärkung, und
damit gelangte das zweite Grundelement zur vollen Entwicklung, das neben dem
sokratischen seine Philosophie beherrscht. Was ihn veranlaßte, die Reise nach
Sizilien auszudehnen, ist mit Sicherheit nicht auszumachen. Die im Altertum
geläufigste Angabe (Diog. Laert. 3, 18 mit den Parallelen d. Bas. Ausg.), er habe
das Land und insbesondere seine Vulkane sehen wollen, klingt wie eine Ver-
legenheitsauskunft, ist aber doch, da man Piatons naturwissenschaftliche Inter-
essen nicht unterschätzen darf, nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen.
Ebenso ungewiß ist das Motiv zu seinem Aufenthalte am Hofe des Tyrannen
Dionysios des Alteren in Syrakus. Doch kann man daran erinnern, daß schon
seit langem einerseits der Glanz des sizilischen Fürstensitzes, andererseits das Ver-
langen der Tyrannen, Vertreter der mutterländischen Bildung in ihrer L'mgebung
zu haben, Größen des griechischen Geisteslebens, wie Simonides, Bakchylides, Pindar,
Aischylos, an den syrakusischen Hof gezogen hatten. Piatons Besuch lag also in
der Richtung einer alten Verkehrstradition, der unter den Sokratikern auch Aristippos
luid Aischines folgten. Dazu kommt, daß zwischen Archytas, dem Pythagoreer
und tarentinischen Staatsmann, mit dem Piaton in Verbindung getreten war, und
dem Tyrannen freundschaftliche politische Beziehungen bestanden zu haben
scheinen. Ein folgenreiches Ergebnis des Besuches war, daß Dionysios' Schwager,
der etwa zwanzigjährige Dion, für Piatons Lehre gewonnen wurde und
mit ihm in ein dauerndes Freundschaftsverhältnis trat. Der Tyrann selbst ^vurde
des freimütigen Sittenpredigers bald überdrüssig und entledigte sich seiner. Nach
^iner freilich nicht unbedingt verläßlichen Version übergab er ihn dem in diplo-
matischer Mission gerade anwesenden Spartaner Pollis, damit dieser (bei der Rück-
kehr nach Griechenland) ihn verkaufe (Diog. Laert. 3, 19 und Parallelen in der
Bas. Ausg.; die Darstellung Philodems, Acad. philos. ind. Herc. X, 17 ff. S. 8 M.,
für die gute Quellen in Frage kommen, ist leider stark verstümmelt; zu Meklers
Herstellung s. Gott. gel. Anz. 1902, 963 f.). Nicht zu bezweifeln ist. daß Platou
in Aigina auf den Sklavenmarkt kam und von einem Kyrenaier Annikeris
(nicht zu verwechseln mit dem S. 191 besprochenen Philosophen) losgekauft wurde
(Diog. Laert. 3. 20 und Parallelen; zu Aristot. Phys. B 8, 199b 20 s. Diels, Abh.
d. Berl. Akad. 1882, 23, 1).
Bei seiner Ankunft in Syrakus zählte Piaton ungefähr 40 Jahre (Epist. 7,
324 a). Der Verkauf muß, da er mit dem zwischen Athen und Aigina bestehenden
Kriegszustande in Verbindung zu bringen ist, nicht sjxäter als 387 stattgefunden
haben.
Nach der Rückkehr in seine Vaterstadt gründete Piaton in dem ,. Akademie"
genannten Bezirke Athens seine „Schule'', d. h. einen religiösen Verein, dessen
Mittelpunkt ein gemeinsamer Kultus der Museu bildete. In Verbindung damit
stand geselliger Verkehr der Mitgüeder und Wissenschaftspflege, die sich neben
der Philosophie im engeren Sinne auch auf Sonderdisziplinen, wie Mathematik,
Astronomie und Naturwissenschaften erstreckte, und für die jedenfalls, nachdem
der Philosoph in dem Akademiebezirk ein Grundstück erworben und dem Verein
gestiftet hatte, auch äußere Hilfsmittel wie naturwissenschaftliche Sammlungen
und Bibliothek zur Verfügung standen. (Das Nähere bei v. Wilamowitz und Usener
in den S. 27'' unter F. genannten Arbeiten). Zweifellos sj^ielte sich der Unter-
richt teils in der Form des fortlaufenden Lehrvortrages, teils in der Weise des
<2(Y I § 39. Piatons Leben.
Dialogs ab. Ersteres war durch den reichen stofflichen Gehalt der zu übermitteln-
den Wissenschaften geboten, letzteres lag schon nach dem Vorgänge des Sokrates
nahe und ergab sich fast von selbst aus den engen persönlichen Beziehungen der
Vereinsglieder.
In den etwa zwanzig Jahren, die sich Piaton ohne wesentliche Unterbrechung
der Leitung seiner Schule widmen konnte, muß er diese zu hoher Blüte und be-
trächtlichem Einfluß erhoben haben, und nicht zum wenigsten scheint ihr An-
sehen als Vorbereitungsanstalt zu staatsmännischer Tätigkeit groß
gewesen zu sein. Eine Reilie von Männern, die wir später als Gesetzgeber oder
sonst in bedeutender politischer Stellung wirken sehen, ist durch diese Schule
hindurchgegangen (vgl. die Zusammenstellung bei Zeller, Phil. d. Gr. II 1*. 42(), 1).
Der Ruf. den Piaton als politischer Lehrer und Berater besaß, spielte ohne Zweifel
eine Rolle auch als Veranlassung seiner zweiten Reise nach Syrakus. Dort
war i. J. 3(jS der jüngere Dionysios seinem Vater auf dem Throne gefolgt. Dion
hoffte, den jugendlichen Herrscher zur Einführung eines freiheitlicheren, gesetz-
lichen Regimentes bestimmen zu können. Piatons Autorität sollte sich dabei
wirksam erweisen, und seine politischen Gedanken für Entwurf und
Ausführung der Reformen maßgebend sein. In der Tat en-eichte Dion,
daß der Tyrann den Philosophen zu sich lud und dieser die Einladung annahm.
Jetzt bot sich ihm Gelegenheit zu unmittelbarer und praktischer staatsmännischer
Tätigkeit, und lange gehegte Ideale gewannen Aussicht.auf eine wenigstens teil-
weise Verwirklichung. Daß Piaton den Schauplatz einer solchen Betätigung fern
von seiner Vaterstadt suchen mußte, war nicht seine Schuld. Nichts ist verkehrter
als Xiebuhrs hartes Urteil: „Plato war auch kein guter Bürger, Athens Avert war
er nicht, unbegreifliche Schritte hat er getan, er steht Avie ein Sünder gegen die
Heiligen, Thukydides und Demosthenes" (Rhein. .Mus. f. Philol., Gesch. u. griech.
Philos. 1 [1827], 196; dagegen F. Delbrück, Verteidigung Pl.s gegen einen
Angriff auf seine Bürgertugend, Bonn 1828). Piaton hat von früh auf, wie sein
7. lirief (324b ff.) zeigt, mit warmem Interesse, aber auch mit immer wieder-
kehrender Enttäuschung die Entwicklung seiner Vaterstadt verfolgt in der Hoff-
nung, ihr seine Dienste Avidmen zu können, und unter den Dialogen lassen der
Gorgias und die Politeia gerade in dem Widerwillen gege)i das Treiben des
Demos und dem Dringen auf Reform den tiefwurzelnden Patriotismus erkennen.
Aber die Zerfahrenheit der athenischen Zustände schloß unter aristokratischer wie
demokratischer Regierungsform jedes nachhaltige ge'deihliehe Wirken aus. Anders
lagen die Dinge in Syi"akus. avo unter einem begabten und Avohlmeinenden Fürsten
eine gCAvaltige Macht in einer Hand vereinigt Avar und dem Guten dienstbar
gemacht Averden konnte. Gelang der Versuch, dann mochte der glückliche Zu-
stand des sizilischen Reiches durch sein Beispiel vielleicht auch auf Athen zurück-
Avirken. Der Erfolg gab freilich auch in Syrakus der optimistischen Erwartung
unrecht. Der Philosoph Avurde zwar am Hofe aufs ehrenvollste empfangen. Er
gCAvann die persönliche Zuneigung des Tyrannen und betrieb mit ihm kurze Zeit
politische Angelegenheiten. Ein literarisch bedeutsames Ergebnis dieser gemein-
samen Arbeit war Piatons Plan eines Werkes, das Verfassungen und Gesetze für
die neu zu gründenden Griechenstädte Siziliens enthalten sollte. Es kam später,
von seinem ursprünglichen Zwecke gelöst, in unseren Nomoi zur Ausführung.
Schon Avährend des Aufenthaltes in Syrakus Avurden — zum Avenigsten teil-
weise — die nachmals in das Werk aufgenommenen „Proc'uuien" verfaßt, die
in begründender oder paränetischer Absicht den Gesetzesbestimmungen voran-
gestellt werden sollten (Epist. 3, 310 a; vgl. Blaß unten S. 101*). Aber das prak-
tische Wirken Avar nicht von Dauer. Eine an dem Fortbestande des alten despoti-
§ :!9. Piatons Leben. 201'
tische Regimentes interessierte Gegenpartei wußte den Verdacht des Tyrannen gegeoi
Machtgelüstc Dions rege zu machen. Dieser wurde verbannt. Platon. den
Dionysios nicht missen mochte, blieb, halb gebeten, halb gezwungen. Aber mit
der Beratung jjolitischer Reformen war es vorbei. Sein Bestreben war nur noch,.
Dionysios und Dion nach Möglichkeit wieder in ein freundschaftliches Verhältnis-
zu bringen. Schließlich gab der Ausbruch eines Krieges in Sizilien den Gedanken
des Fürsten eine andere Wendung. Platon wurde in die Heimat entlassen mit
der Zusage, daß nach Friedensschluß Dionysios ihn und Dion wieder zu sich,
berufen werde (Plut. Dion 14 ff., Plat. ep. 3, 316dff.; 7, 320 b ff. 338a).
In der Tat unternahm Platon eine dritte Reise nach Sizilien (3G1 bis
360 vor Chr.), aber unter Umständen, die jener Zusage nn;ht entsprachen. Dion
hatte sich nach Athen begeben und lebte dort im vertrautesten Umgang mit
Platon und den übrigen Akademikern. Auch beim Besuche anderer griechischer-
Btädle erwarb er sich lebhafte Sympathien. Das erregte die Furcht des Tyrannen..
Die Rückberufung erschien ihm mehr und mehr gefährlich. Andererseits erwachte
in ihm ein starkes Verlangen nach erneutem Verkehr mit Platon. Sein Interesse-
für Philosophie war erst nach dessen Fortgang erstarkt. Aristippos, Aischines
und andere an seinem Hofe anwesende Philosophen trugen wohl das Ihrige dazu,
bei und ließen ihn zugleich empfinden, daß seine Kenntnisse, mit denen er gern
Ruhm eingeerntet hätte, unzureichend waren. So entschloß er sich, Platon wieder
zu sich zu bitten. Die Rückberufung Dions hingegen wurde um ein Jahr ver-
schoben. Als Platon abschlug, setzte er alle Hebel in Bewegung. Der Pythagoreer
Archytas, zu dem er durch Piatons Vermittlung in ein freundschaftliches Ver-
hältnis getreten war, mußte sich bei diesem zugunsten der Reise verwenden. Er
selbst schickte ein Schiff, den Philosophen abzuholen, und Freunde, die ihm die
Bitte des Fürsten erneut vortrugen. Zugleich meldete er ihm brieflich, er werde, wenn^
Platon komme, Dion jedes Entgegenkommen beweisen, im andern Falle aber alles-
verweigern. Nun konnte Platon schon um seines Freundes willen nicht zögern.
Auch die dringende Bitte des Archytas, der im Falle der Weigerung Piatons eine
Störung seiner Beziehungen zu Dionysios befürchtete, fiel ins (3^ewicht, und schließ-
lich durfte er auch den Gerüchten von Dionysios' Begeisterung für Philosophie
jiicht von vornherein den Glauben versagen. Das Ergebnis der 361 vor Chr. an-
getretenen Reise war aber wieder nicht glücklich. Einem glänzenden Empfange-
folgte alsbald eine Trübung des Verhältnisses. Die Versprechungen zugunsten.
Dions blieben unerfüllt. Der Tyrann ordnete sogar an, daß dem Verbannten nicht
mehr, wie es bis dahin geschehen war, die Zinsen seines Vermögens zugesandt
werden sollten, und legte Beschlag auf seinen Besitz. Ein anderer ebenfalls durch
Wortbrueh des Dionysios herbeigeführter Zwist kam hinzu. Platon wurde unter
einem Vorwande genötigt, die Hofburg zu verlassen und erhielt schließlich (Quar-
tier inmitten der ihm feindlich gesinnten Siildner. Erst die Vermittlung des
Archytas und anderer tareutinischer Freunde ermöglichte ihm die Rückkehr nach
Athen (360 vor Chr.). Hier widmete er sich bis zu seinem Tode (unter Archon
Theophilos 348/7 vor Chr.) ausschließlich seiner Lehrtätigkeit und Schriftstellerei.
Sein bei Diog. Laert. 3, 41 ff. erhaltenes Testament bietet im wesentlichen nur
ein Inventar seines Privatvermögens, das in der Hauptsache aus zwei Grund-
stücken bestand, deren eines er zum Familienfideikommiß bestimmte. Das Grund-
stück der Schule war dieser, wie bemerkt (S. 199), schon früher zum Eigentum
überwiesen worden und wurde durch das Testament nicht berührt (vgl. v. Wila-
mowitz-Moellendorff, Antig. v. Karystos S. 263. 280).
Piatons persönliche Eigenart, die mit seiner Philosophie engstens ver-
bunden ist, kann nur im Zusammenhange mit seinen Schriften und serner Lehre
.)()•) § 40. Piatons Schriften.
gewürdigt werden. Immerhin mag hier zum voraus die Charakteristilr eine Stelle
finden, die Goethe (Materialien z. Gesch. d. Farbenl. 3. Abt., Überliefertes, II. Abt.
o. Bd. S. 141 der Sophien ausgäbe) von ihm entwirft: .,PIato verhält sich zu der
Welt, wie ein seliger Geist, dem es beliebt, einige Zeit auf ihr zu herbergen. Es
ist ihm nicht sowohl darum zu tun, sie kennen zu lernen, weil er sie schon vor-
aussetzt, als ihr dasjenige, was er mitbringt und was ihr so not tut, freundlich
mitzuteilen. Er dringt in die Tiefen, mehr um sie mit seinem Wesen auszufüllen,
iils um sie zu erforschen. Er bewegt sich nach der Höhe, mit Sehnsucht seines
Ursprungs wieder teilhaft zu werden. Alles, was er äußert, bezieht sich auf ein
•ewig Ganzes, Gutes, Wahres, Schönes, dessen Forderung er in jedem Busen auf-
zuregen strebt. Was er sich im einzelnen von irdischem Wissen zueignet, schmilzt,
ja man kann sagen, verdampft in seiner Methode, in seinem Vortrag." Es folgt
■dann die unten § 46 wiederzugebende Charakteristik des Aristoteles. Ähnlich
hatte schon Raffael das Verhältnis der beiden Männer aufgefaßt, als er im Vorder-
grunde der „Schule von Athen" Piaton aufwärts zum Himmel und Aristoteles vor
sich hin über die Erde weisend einander zur Seite stellte (nach der gewöhnlichen,
wohl richtigen Deutung des Bildes; anders Herrn. Grimm, Preuß. Jahrb. 1.3 |1864|,
-•'.3 ff. I49ff.l
>? 4tl. Piatons Schriften. Erhalten sind unter Piatons
Namen — abgesehen von einigen schon im Altertum als unecht
erkannten Schriften — eine Apologie des Sokrates, 34 Dialoge,
eine Reihe von Briefen und einige poetische Versuche. Die
Briefe, die im einzelnen auf ihre Echtheit zu prüfen sind, ergeben
viel für Piatons Leben, wenig für seine Philosophie. Die poe-
tischen Stücke, deren platonischer Ursprung zweifelhaft ist,
bleiben als philosophisch belanglos hier außer Betracht. Hin-
gegen bilden Apologie und Dialoge neben den Angaben des
Aristoteles die Grundlage unseres Wissens übei' Piatons Philo-
.'^ophie.
Die Apologie, die als echt anerkannten Dialoge und die
Bricfsammlung wurden im Altertum zu neun Tetralogien geordnet.
Nicht der Begründer, wohl aber der wichtigste Vertreter dieser
Ordnung war der unter Kaiser Tiberius lebende platonische
Oramniatiker Thrasyllos, nach welchem sie benannt zu werden
pflegt. Von andauernder Bedeutung ist sie dadurch, dal^ sie
unseren Handschriften und wichtigsten Ausgaben zugrunde liegt.
Es ist sicher, daß die thrasyllischen Tetralogien auch tat-
sächlich Unechtes enthielten. Die Prüfung der Echtheit der
einzelnen Werke ist daher Aufgabe der modernen Kritik. Neben
diesem Problem steht als zweites die Feststellung der Ab-
fassungszeit und chronologischen Reihenfolge der
<^chten Werke im Vordergrunde der „platonischen Frage". Als
Kriterien konnnen für die Echtheitsprüfung neben der immerhin
ins Gewicht fallenden Zugehöi-igknit zum thrasylhschen Corpus
§ 40. Piatons Schriften. 203
dio folgenden in Betracht: 1) Antike; Zeuo-njs.sc (insbesondere des
Aristoteles), 2) der sachliche Inhalt der betreffenden Schrift,
3) ihr künstlerischer Aufbau, und 4) ihre Sprache. Außer diesen
nämlichen Kriterien stehen für die Entscheidung über Abfassungs-
zeit und chronologische Folge der Werke noch die in ihnen ent-
haltenen Anspielungen auf Personen und ^'orgänge der Zeit-
geschichte und die Beziehungen eines Werkes auf ein anderes
als Indizien zur Verfügung.
Die Feststellung der zeithchen Abfolge der platonischen
Schriften ist um so wichtiger, wenn sich in ihnen der eigene
philosophische Werdegang ihres Verfassers widerspiegelt.
Diese (genetische) Auffassung ist von K. Fr. Hermann der
(methodischen) Sclileiermachers entgegengesetzt worden, nach
der die Reihenfolge der Schriften durch den didaktischen Plan
bedingt ist, die in der Hauptsache von Anfang an fertige Lehre
Piatons den Lesern stufenmäßig zum Verständnis zu bringen.
Schleiermachers Auffassung ist neuerdings nach P. Shoreys Vor-
gange von H. \. Arnim mit Einschränkung wieder aufgenommen
worden. Die folgende Darstellung bekennt sich zur genetischen
Auffassung K. Fr. Hermanns, ohne damit in Abrede stellen zu
wollen, daß bei der Einfügung des einen oder andern Dialogs
das methodische Prinzip hereingespielt haben könne. Von diesem
Standpunkte aus sondern wir die sicher oder mit überwiegender
Wahrscheinlichkeit echten Werke in Gruppen, die den Phasen
im philosophischen Entwicklungsgange ihres Verfassers ent-
sprechen. Innerhalb der Gruppen ordnen wir die einzelnen
Schriften chi'onologisch. So unterscheiden wir:
I. Jugendschriften: Apologie, Kriton (diese beiden zeitlich
nicht genauer fixierbar), Ion, Protagoras, Ladies, Politeia B. I,
Lysis, Charmides und Euthj^phron. — In diesen Erzeugnissen
geht Piaton in allem Wesentlichen über den Standpunkt seines
Lehrers Sokrates nicht hinaus. Insbesondere fehlt noch die für
seine spätere Philosophie charakteristische Ideenlehre. Den vor-
wiegenden Inhalt der Dialoge dieser Gruppe bilden ethische Be-
griffsbestimmungen.
II. Schriften einer Übergangsperiode: Gorgias, Menon,
Euthydemos, Kl. Hippias, Kratylos, Gr. Hippias und Menexenos.
— Das nüchterne Interesse für logisch-ethische Sehulfragen weitet
sich hier zur temperamentvollen Stellungnahme in dem politischen
und Weltanschauungskampfe der Gegenwart. Das sokratische
Wesen tritt damit in scharfen Gegensatz zu der Sophistik und der
ihr gesinnungs verwandten athenischen Demokratie. Mit der
204 § 40. Piatons Schriften.
sokratischon Lehiv aber verbinden sich vorsükratischc, ins-
besondere or})hiseh-pythn<iüreisehe Anschauungen. In diesem
Boden keimt die platonische Präexistenz- und UnsterbUchkeits-
theorie. und die logische Begi-iffslehre bereitet sich zur onto-
logischen Erweiterung und ^"ertiefung■ in der Ideenlehre.
III. Schriften der reifsten Mann es. jähre: Symposion,
IMiaidon, Politeia HB. 11 — X und Phaidros. — Die nunmehr voll
ausgestaltete Ideenlehre rückt in den Mittelpunkt des platonischen
Denkens und wird grundlegend für Erkenntnistheorie, Metaphysik,,
Psychologie, Ethik, Politik und Ästhetik.
IV. Schriften der Altersjahre: Theaitetos, Parmenides,
Sophistes, Politikos, Philebos, Timaios, Kritias, Nomoi und
Epinomis. — Die onfologische Bedeutung der Ideenlehre tritt
jetzt, ohne aufgegeben zu werden, gegenüber der logischen in
den Hintergrund, für die sich ein um so lebhafteres Interesse
kundgibt. Namentlich finden die Fragen der Einteilung und
Zusanmienfassung sowie der Prädikation erhöhte Aufmerksamkeit.
Hand in Hand mit dem Zurücktreten des Metaphysischen geht
eine stärkere und wohlwollendere Beachtung des sinnhch Realen
und des geschichtlich Gegebenen. Der Timaios setzt natur-
wissenschaftliche und medizinische Studien voraus, Politikos und
Nomoi zeigen eine eingehendere Berücksichtigung der tatsäch-
lichen Bedingungen des staatlichen Lebens, die eine Herab-
spannung der Anforderungen politischer Idealität zur Folge hat.
Dem Zurückstellen der eigenen zentralen Lehre geht zur Seite
eine verstärkte teils ablehnende, teils billigende, teils vermittelnde
Beschäftigung mit fremden Theoremen. Besonderen Einfluß ge-
winnt pythagoreische Lehre und Frömmigkeit.
Uberlieterung. Unsere Textesquellen sind a) Zahlreiche J*apyri. Dieselben
l)ringen im ganzen nicht den Nutzen, den man bei ihrem hohen Alter erwarten
könnte. Sie zeigen vielmehr, daß die wesentlichen Verderbnisse schon sehr früh
in tlen piaton. Text eingedrungen sind und dieser Text schon wenige Generationen
nach riaton im großen und ganzen so aussah, wie ihn uns die mittelalterlichen
Handschriften darbieten. Die Ausgaben der Papyri im Zusammenhange mit der
darüber handelnden Literatur s. unten im Literatu.rverzeichnis S. 78* f. b) Die
mittelalterlichen Handschriften, c) Die indirekte Überlieferung in den Anfüh-
rungen der antiken Schollen, der Kommentatoren, des Stobaios u. a. Da die
Kommentatoren z. T. die Lemmata vollständig ausschreiben (so z. B. der auf
Papyrus erhaltene, von Diels und Schubart (Berlin 1905) herausgegebene anonyme
Theaitetkommentator), so erhalten wir aus dieser Quelle oft für längere Partien
den ununterbrochenen plat. Text. Voraussetzung für die Ausnützung dieser
Textescjuelle sind gute kritische Ausgaben der Kommentare, wie solche bis jetzt
nur für einen Teil derselben vorliegen. Kurze Übersicht über die Überlieferungs-
yerhältnisse bei Christ-Schmid. Gesch. d. griech. Lit. I« S. 717. Näheres in de»
im Litenituranhang S. 78* f. verzeichneten Arbeiten.
§ 40. Piatons Schriften. 205
Von. der Bescliäf tigung des Altertums mit l'latons Schriften
sind uns zahlreiche Reste erhalten. Hier kommen zunächst die oben S. 19i> ff.
verzeichneten antiken Arbeiten über l'laton im allgemeinen in Betracht. Ferner
gehören hierher die Kommentare (so der im zweiten Jahrh. nach Chr. verfaßte, auf
Papyrus erhaltene anonyme Kommentar zum Theaitet |s. § 70|, Kommentare bezw.
Kommentarfragmente des Galenos [s. § 71J, Proklos, Damaskios |s. § 83], Henneias,
Olvmpiodoros [s. i; 84 1, Chalcidius js. § 85], Reste eines neuplat. Parinenides-
koinmentars |W. Kroll, Rhein, Mus. 47 [1892], .ö99— 627|), Einleitungsschriften
(wie die des Albinos [s. § 701), Schollen, Inhaltsübersichten (Arist. Fragm.
S. 164 [vor fragra. 2001 Rose, fragm. 180; Papyr. Berol. 9766 |Berl. Klassiker-
texte Heft 2 S. 53f.|), das Lexikon des Timaios, die mathematische Erklänings-
schrift des Theon von Smyrna (s. § 70), die Behandlung einzelner l'robleme
bei Plutarch {n/.nrarty.a ^ijTijfHiTn, Ihgi tTj^ tr l'i/iaio> ij'i'yoyon'a;). Unter dem
heute Verlorenen ist besonders der Timaioskommentar des Poseidonios wegen
seines weitreichenden Einflusses auf das spätere Altertum von \\'ichtigkeit.
Weitere antike Arbeiten zum Timaios bei H. Krause, Studia Neoplaf., Lipsiae 1904,
Diss., S. 46 ff. Antike Literatur zum Streit Piatons gegen Homer oei Christ-
Schmid, Gesch. der griech. Lit. 1« S. 81 Anm. 7. Didymus |der bekannte Gram-
matiker dieses Namens kann nicht in Frage kommen] Ilfgi rtor d-Tonnr/iyron- jraoä
W.ÜTioii /.f^gfor ed. E. Miller, Melanges de litt, grecque, Paris 1868, S. 399 bis 406.
Über Thrasyllos s. u. § 70.
Gesamtausgaben der Werke:
Die Werke Piatons sind zuerst lateinisch in der Übersetzung des Mar-
silius Ficinus zu Florenz 1483-1484 erschienen, wiederabgedr. Venet. 1491 u. ö.,
griechisch zuerst Venet. 1513 bei Aldus Mamitius (unter Mitwirkung des Marcus
Musurusi. Hierauf folgte zunächst die durch Johannes Oporinus und Simon
Grynaeus veranstaltete Ausgabe Basileae apud Joh. Valderum 1534, dann die Aus-
gabe ßasileae apud Henricum Petri 15.56, danach die durch Henricus Stephanus
veranstaltete Ausgabe (nebst der Übersetzung des Joh. Serranus), 3 voll., Par. 1578,
nach deren Seitenzahlen, die auch den meisten neueren Ausgaben beigedruckt sind,
zitiert zu werden pflegt. Die Ausgabe des Stephanus wurde wieder aufgelegt zu
Lyon 1.590 mit der Übersetzung des Ficinus und Frcf. 1602. Neue Gesamtaus-
gaben sind: die zu Zweibrücken 1781—1787 erschienene (von den sog. Bipontinern
G. Chr. Croll, Fr. Chr. Exter u. J. Val. Embser veranstaltet, zu der auch die
Argumenta dial. Plat. expos. et ill. a D. Tiedemanno, Biponti 1786, gehören);
ferner die Tauchnitzsche Ausgabe, Lpz. 1813—1819, 1829, 1850; die von Imraan.
Bekker veranstaltete, Berl. 1816—1817, nebst Kommentar u. Scholien, ebd. 1823,
auch London 1826; von F. Ast, Lpz. 1819-1832; von Gottfried Stalibaum,
Lpz. 1821—1825, 1833 ff., Prolegomenis et commentar. illustr. (später von ver-
schiedenen wieder herausgegeben, so der Protagoras von J. S. Kroschel 1882,
Menon. Euthyphron, Theages. Erasten und Hipparch von A. R. Fritzsche 1885,
der Theaitetos von M. Wohlrab 1891, der Sophistes von Otto Apelt, Lpz. 1897),
in einem Bande ebd. 1850 und 1875; von Baiter, Orelli und Winckelmann,
Zürich 1839—1842, 1861 ff.; P.s Werke griech. u. deutsch, Leipz. bei Engelmann
1841 ff.; die Teubnersche Ausgabe ex recognit. Gar. Frid. Hermanni, Leipzig
zuerst 1851 — 1853, neuerdings bearbeitet von Wohlrab; gr. u. lat. von C. E. Ch.
Schneider u. R. B. Hirschig, Par. 1846 — 1856; die kritische Ausgabe von
Martin Schanz, Lpz. 1875 ff., unvollendet (Bd. III fasc. 2, Bd. IV. X. XI.
XII fasc. 2 fehlen, Bd. I und V sind vergriffen), von demselben auch eine
Stereotyp-Ausg. Oeuvres de PL von M. Barthelemy Saint-Hilaire, Par. 1896.
Recogn. brevique adnotatione critica instruxit loannes Burnet, 5 Bde., Oxford
1899 — 1906, beste kritische Ausgabe. TJ/mtcov f$ fg/njvfiag y.al Sioo&iöofco^ ^:tvq.
MLogaiTor; bis jetzt 3 Bde. erschienen, Athen 1905, Leipz. 19Ö8. 1913 (zum
1. Bde. /'. Ä'. Faoötxn^, Kgiat? liig vrto 2\t. McooaiTov TlXaton'ixfj^ ty.hönFoyi, Athen
1908).
Übersetzungen sämtlicher Werke:
Piatons W'^erke, von F. Schleier m acher (Übersetzung und Einleitungen)
I, 1 u. 2, II, 1-3, Berl. 1804—1810; neue verb. Aufl. ebd. 1817-1824; III, 1
(Staat), ebd. 1828; 3. Aufl. von I und TI und 2. Aufl. von III, 1, ebd. 1855—1862;
daraus einzelne Gespräche neu herausg. von O. Güthling in Reclams Univ.-Bibl.,
die Politeia auch im Meinerschen Verlag (s. unten). — Piatons sämtliche Werke,
übersetzt von Hieron. Müller, mit Einleitungen begleitet von Karl Steinhart (Ein-
0(XJ § 40. riatons Schriften.
leitungeil sehr braiuhbar). 8 Bde.. Leii^zig 1850—1800, — l'latoiis Werke (iiv
der Osiander-bchwabschen Bammlung. zum Teil in wiederholten Auflagen): Gespr.
z. Verherrlichung des Sokr. übers, v. L. Georgii u. Franz Suseniihl; Gespr. prakt.
Inh. von Susemihl. Georgii u. J. Deuschle; Dialekt. Gespr, v. Deuschle u. Suse-
mihl; Die pl. Kosmik v. W. S. Teuffel, W. Wiegand u. Suseraihl; Zweifelhaftes
und Unechtes v. Wiegand u. Susemihl, Stuttgart bei J. B. Metzler, 1S53 ff. —
Piatons Werke übers. (^Phaidon, Gastmahl, l*haidros, Staat, Apol. von Karl Prantl.
Euthyphron und Kriton, Protag., Laches von Ed. Eyth; Gorgias von Karl Conz usw.,
z. T.' IM wiederholten Auflagen), Stuttgart bei Karl Hoffmann. 1 854 ff., jetzt
Berlin-Schöneberg bei Langenscheidt. — Piatons Werke übers, mit Einleitungen,
Inhaltsdarsielhmgen, Anmerkungen und Register (Staat von Fr. Schleiermacher,
;{. Aufl. durchgesehen v. Th. Siegert: Gorgias, Menon, Phaidon, Philebos. Politikos,
Sophistes, Theätet [einzeln | von Otto Apelt; Gastmahl von Kurt Hildebrandt,
Phaidros von Konst. Ritter; in Vorbereitung: Hippias I und II, Ion von
Otto Apelt, Gesetze von demselben, Laches und Euthyphron von Gustav Schneider),
Leipzig bei F, Meiner (Philosophische Bibliothek). — Gesamtausg. d. \N'erke von
Piaton (Einführung in Pl.s Leben und Werke von M, Wundt; Apologie und
Kritou von O. Kiefer; Ion, Lysis und Charmides von R, Kassner; Euthyphron,
Laches und Hippias II von K, Preisendanz; Gorgias und Menon von demselben;
Protagoras und Theaitetos ebenso; Gastmahl, Phaidros und Phaidon [auch einzeln)
von R, Kassner; der Staat von K, Preisendanz; Parmenides und Philebos von
O. Kiefer; Timaios. Kritias und das 10. B. der Gesetze von demselben!, Jena
bei Diederichs. — Auswahl aus Pl.s Schriften in Übers, von Gust. Schneider,
Stultg. o. J.
Französische Übersetzung von Vict. Cousin, 12 Bde., Paris 1822—18-10,^
neue Ausg. v. J. Barthelemy St.-Hilaire. 1896 ff. — von E. Chauvet und A. Saissct,
10 Bde.. Paris 1S63, wieder aufgel. 1866 ff. 1878 ff. —
Englische Übersetzung: The dialogues of PI. transl. into English wiih
analysis and introductions by Benj. Jowett, 5 Bde., Oxf. 1871, 3. Aufl. 1892.
Italienische Übersetzungen von Eng. Ferrai. 4 Bde.. Padua 1873 — 1883: von
Rugg. Bonghi, 13 Bde., Turin, Rom. Florenz 1880—1904,
Sammelausgaben größerer Reihen von Schriften, Chresto-
mathien (mit Einleitungen und Erläuterungen):
Dialogi selecti cura Ludov. Frid. Heindorfii, ad apparatum Imm. Bekkeri
lect. denuo emend. Ph. Buttmann, 4 Bde., Berl. 1802—1829. I: Lysis, Charmides,
Hippiaij maior, Phaedrus. II: Gorgias. Theaetetus. III: Cratylus, Euthydemus,
Parmenides. IV: Phaedo, Protagoras. Sophistes. — Pl.s ausgew. Schritten von
Chr. Cron. J. Deuschle u. a. (mit deutschen erklär. Anm.), Leipzig (Teubner):
I: Apol., Kriton v. Chr. Cron, 12. Aufl. v. H. LTile; II: Gorgias von J. Deuschle,
5. Aufl. V. W. Nestle (1909- III 1: Laches v. Chr. Cron, 5. Aufl.; III 2: Euthy-
phron V. M. Wotlrab, 4. Aufl.; IV: Protagoras von J. Deuschle und Chr. Cron,
6. Aufl. von W. Nestle 11910); V: Sympos. v. A. Hug, 3. Aufl. v. H. Schöne
a90£)i; VI: Phaedon von M. Wohlrab, 4. Aufl.: VII: Politeia, I. Buch, von
M. Wohlrab. — Pl.s ausgew. Dial. erkl. v. H. Sauppe, Berlin (Weidmann): (I nicht
ersch.). II: Protagoras, 4. Aufl. (1884), III: Gorgias hrsg. v. A. Gercke (1897l. —
Pl.s ausgew. Dial. erkl. v. C Schmelzer, 9 Bde., Berlin i Weidmann) : Phaidros, Gorgias.
Phaidon, Apol. u. Kriton (2. Aufl. v. H. Petersen, 1912), Sympos. (2. Aufl. v.
Chr. Härder, 1915), Menon u. Euthyphron, Politeia (in zwei Abteil.), Charmides u.
Lysis, Laches u. Ion. — Pl.s ausgew. Dial. erkl. v. H. Petersen, 2 Bde.. Berlin
(Weidmann): Apologie u. Kriton nebst Abschnitten aus anderen Schriften. 2. Aufl.
1910; Protagoras. — M. Schanz, Samml. ausgew. Dial. Pl.s mit deutschem Komm.,
Leipz. : Euthyphron, Kriton, Apologie; in der Einl. z. dieser letzteren S. 5 — 112
ergiebige Untersuchungen zu der Philosophie und dem Prozesse des Sokrates. —
Apologie, Kriton. Euthyphron, Gorgias, Laches, Phaidon, Protagoras (Einzelausg.
mit Einl, u. Erkl.) von A. Th. Christ (Wien, Tempsky). — Apologie, Kriton,
Laches, Euthyphron von A, von Bamberg (Bielef. u. Leipz.). — Euthyphro, Apol.,
Crito, Phaedo. Prot. rec. H. v. Herwerden. Lugd. Bat. — K. Huemer, Chrestomathie
aus PI. nebst Proben aus Aristoteles. \4'ien li. Leipzig 1910. — H. Röhl. Auswahl
aus PI. I Protag,, Laches, Menon, Gorgias, Euthydemos), Münster 1910. — Gust.
Schneider, Lesebuch aus PI. und Aristoteles, .3. Aufl., Wien u. Leipz. 1912. —
Weißenfels, Auswahl aus d. griech. Philosophen. 1. Teil: Ausw. aus PI., 3. Aufl.
bes. V. Eug. Grünwald. — The myths of PI. transl. with introd. and other obser-
vaüons by J. A. Stewart, Lor.don'l905.
§ 40. riatons Schriften. -JOT
Ausgaben und Übersetzungen kleinerer Reihen von Schritten
und einzelner Schriften.
A/K/loyie, Krifoii, Eiitlujphron : Euth., Apolog. u. Krit. v. Fr. Aug. ^^'olf.
Berl. ]812. Apol. von .T. Riddel, Oxf. IStj" (mit Digest ot' idloms, s. unten S. 83*").
Eiithvphr. bv .1. Adam, Cambridge 1890, bv W. A. Heidel, New York. Crito bv
A. S." Owen', London 1903, by A. F. Watt, London IQOf), by tntors of the
Correspondance College. Lond. 1905. Apology by H. Williamson, London 19'''8.
Apol. u. Krit. (mit Absehn, aus Phaidon u. Symp.) v. A, Th. Christ, 5. Aufl.,
Leipz. 1908. Euth. by G. Stock, Oxf. 1909. Crito and Euthyphr. by A. F. Watt
and T. R. Mills, London 1911. Lapol. di Socr. dichiar. da E. Ferrai, 2. ed. riv.
da C. O. Zuretti. Torino 1912. 11 Critone dichiar. da E. Ferrai, 2. ediz. riv. da
G. Fraccaroli, Torino 1912. Apol. u. Kriton (mit Abschn. aus Phaidon u. Symp.j
V. Ferd. R<tsiger, 3. Aufl., Leipz. 1913. Apol. u. Krit. (mit Abschn. aus Phaidon,
Symp. u. Politeia) v. G. Grimmelt, 2. Aufl., Münster 1914. Apol. u. Krit. von
H. Bertram, 7. Aufl. v. L. Koch, Gotha 1914. Apol. of Socr. and Crito r\}.. by
L. JDyer, rev. by Th. D. Seyraour. Apol. and Crito by J. Flagg.
Für den Euthyphron s. auch T. R. Mills unter dem Menexenos.
Apologie, Kriton, Phaidon übers, von H, Zimpel, Breslau 1888. Verteidigung
(I. Sokrates, Kriton, deutsch v. E. Horneffer, Leipz. 1909 (Antike Kultur Bd. 4j.
Apol. u. Kriton v. O. Kiefer, Euthvphron v. Gust. Schneider u. K. Preisendanz
8. oben S. 206. Apol. von H. St. Sedlmayer, Wien 1899 (mit Einl. u. Erlant.).
Apol. and Crito, a new transl. with the Greek text by Ch. L. Marson.
Ion: Prolegom. vindic. et brevi annot. expl. G, G. Nitzsch, Lips. 1822.
With introd. and notes by St. G. Stock, Oxford 1909. With introd. and notes
by M. Macgregor. Cambridge.
Übers, v. O. Apelt und R. Kassner s. oben S. 206. Platonuv Ion (tschechische
Übersetzung mit Einleitung) von R. Xeuhöfer, Brunn 1908, Pr.
Protagoras : ed. Jos. Kral, Lipsiae 1886; by B. D. Turner, Lond. 1891; by
J. Adam and A. M. Adam, Cambr. 1893 (with introd., notes and append.i; von
H. Bertram, 3. Aufl. von Fr. Lortzing, Gotha 1904; von W. Olsen, Halle a. S.
1909 (m. Einl. u. Komm.).
Übers, von K. Preisendanz s. oben S. 206.
Ladies: ed. Jos. Kral *, Lips. Vind. 1902; erkl. v. H. Bertram, 2. Auti. v.
Joh. Nuseer, Gotha 1903; Laches und Euthyphron von A. v. Bamberg, Bielef. u,
Leipzig 1903.
Übers, von Gust. Schneider und K. Preisendanz s. oben S. 206.
Cfiarmüles: ex rec. L. Fr. Heindorfii curis Ph. Buttmanni, Lips. 1839.
Übers, v. K. Kassner s. oben S. 206.
Lysis: ex rec. L. Fr. Heindorfii curis Phil. Buttmanni, Lipsiae 1839.
Übers, von K. Kassner s. oben S. 206.
Gorgias: von .J. Stender, Halle a. S. 1900 (mit Einl. u. Komm.); with Eng-
lish notes, introd. and append. bv W. H. Thompson, London and New York 1S94;
da D. Menghini, Milano 1912. Gercke s. S. 206.
Übers, v. Geo. Schultheß (neu bearb. v. Sal. Vögelin), Zürich 1857; Textor.
Bielefeld 1911; O. Apelt und K. Preisendanz s. oben S. 206.
Menon: with introd., notes and excurs. by E. S. Thompson, Lond. 1901; with
introd. and notes by St. G. Stock», Oxf. 1904.
Übers, von O. Apelt und K. Preisendanz s. oben S. 206.
Euthydemos : erkl. von Mart. Schanz, Würzb. 1874; with introd. and notes
by G. H. Wells, Lond. and Cambridge 1881 ; by E. H. Gifford, Oxf. 1905.
Hippias minor: by G. Smith, London 1895 (zusammen mit dem loni.
Übers, von O. Apelt und K. Preisendanz s. oben S. 206.
Hippias maior : in usum schol. ex rec. L. Fr. Heindorfii curis Phil. Butt-
manni, Lips. 1839; by G. Smith. London 1894.
Übers, von O. Apelt s. oben S. 206.
-2{)^ ^ 40. Piatons Schriften.
Kratijlus : {jraeoe et lat., ann. critic. et grammat. ill. a. loa. Frid. Fischer,
iLipsiae 17'92— 1799.
Mcncxrnot<: rec, e Graeco in Lat. oonv. et comm. illustr. Vitus Loers,
•L'oloniae 1824; ed. by Ch. Edw. Graves. I^ondon 1881 (zusammen mit dem
Euthyphron); with introd. and notes by T. R. Mills, Oxf. 1902 (mit d. Euthyphron);
with introduct. and notes by J. A. Shawyer, Oxf. 1906.
.'<y)nposion : ed. F. A. Wolf, Leipz. 1782; ed. O. Jahn, ed. II. ab H. Usener
reco^ii.. Bonn 1875; ed. cum comm. crit. G. F. Rettig, Halle a. S. 1875; erkl. v.
•G. F. Rettig, Halle a. Ö. 1876; with introd.. crit. notes and comment. bv R. G.
Rury. Cambr. 1901». Hug- Schöne s. o. S. 206.
Übersetzt von Ed. Zeller, Marb. 1857 (mit Erläuterung); Arth. Jung. 2. Aufl.,
Leipz. 1000 (Philos. Bibl. Bd. 81). Fr. Ast und K. Lehrs s. unter dem Phaidros.
Kurt Hildebrandt und R. Kassner s. oben S. 206. Dänische Übers, v. H. Raeder.
Pliaiilo)t: explan, et cmend. proleg. et annot. Dan. Wyttenbachii, Lugd. Batav.
ISIO, (mit Supplementen und griech. Seholien) Lips. 1825; with introd., notes and
append. by R. D. Archer-Hind '^, Lond. New York 1894; by H. Williarason, Lond.
19*>4 kurze Bearb. d. Ausg. v. Archer-Hind); mit Einl. u. Komm, von J. Stender,
Halle a. S. 1897 (Klassikerausg. d. griech. Philos. II); von K. Linde, Gotha 19*>2;
with introd. and notes by John Burnet. Oxf. 1911 (in der Einleitung eigenartige
Ansieht über das Verhältnis des platonischen z. geschichtlichen Sokrates; s. o.
• S. 151): Phaidonpapynis her. von Mahaffy s. S. 78'' zu § 40.
Übers, v. Fr. Aug. Nüßlin, Mannh. 1855. O. Apelt u. R. Kassner s. o. S. 206.
Polilriu : rec. atque explan. Fr. Ast, Lips. 1814; rec. et ann. crit. instrux.
•L'ar. Em. Chr. Schneiaer, Lips. 1830 — 1833, dazu Additamenta, Lips. 1854; with
notes and essays by B. Jowett and L. Campbell, 3 voll.. Oxf. 1894 (darin
•Campbells bemerkenswerte Abhandlungen: On the position of the Sophistes,
Politicus and Philebus in the order of the piaton. dial. etc.. und: On Pl.'s use of
languaee, s. u. S. 83*;; with crit. notes. comm., append. (and Indexes) bv J. Adam,
London 1902; Auswahl von K. Nohle mit Einl. u. Anm., Halle a. 'S. 1898. —
Zahlreiche Ausgaben einzelner Bücher.
Übers, ins Deutsche von F. K. Wolff, Altona 1799; H. Kleuker, Wien und
Prag 18« 15; K. E. Chr. Schneider, Breslau 1839. 1850; A. Horneffer, Leipz. 1908;
Schleiermacher u. Preisendanz s. o. S. 206; ins Englische v. Benj. Jowett, Oxf. 1881
u. ü.; J. L. Davies und D. J. Vaughan. London 1892; Svdenham und Tavlor,
cev. V. Rouse. London 1906; H. Spens. London 1906; B. I ü. II von G. H. Wells,
London 1905.
Phaidrot:: recens., Hermiae scholiis suisque comm. instr. P"r. Ast, Lips. 1810.
1830; with Engl, notes and dissert. by H. W. Thompson, London 1868 (darin
über die Abfassungszeit); ad optim. librorum cod. Bodl. praecipue fid. rec. .1. C.
Vollgvaff, acced. schol., viror. doct. coniect. sei., Lugd. Bat. 1912.
Übers, von Fr. Ast^ Jena 1817 (mit dem Symix)sion) ; K. Lehrs, Leipz. 1S70
iebeneo); Konst. Ritter u. R. Kassner s. o. S. 206.* Ins Niederl. übers, v. VoUgraff.
Theaitetos: with transl. and notes by B. H. Kennedy, Cambr. 1881; with
revjsed text and English notes by L. Campbell^, Oxf. 1883.
Übers, u. erl. v. J. H. v. Kirchmann. Leipz. 1880 (Philos. Bibl. ßd. 87).
O. Apelt und K. Preisendanz s. oben S. 206. Engl. v. H. F. Carlill, London
1906 (mit dem Philebos).
Pnrmnmies: cum quattuor libris prolegom. et comment. perp., acced. Prodi
in P. eommentarii nunc emendatius editi cura G. Stallbaum, Lips. 1848; with
introd., analysis and notes by Th. Maguire, London 1882; after the paging of the
•Clarke ras. with introd., facsim. and notes by W. W. Waddell, Glasgow 1894.
Übers, und erl. von J. H. v. Kirchmann. Heidelb. 1882 (Philos. Bibl. Bd. 88).
O. Kiefer s. o. S. 206.
Sop/tisifs und Politihos: with a revis. text and Engl, notes by L. Campbell,
Oxf. 1867 (mit wichtigen Ergebnissen f. d. Chronologie d. piaton. Dialoge, s. u.
■S. 83 j. Fragm. des Polit. auf Papyrus Oxyrh. Pap. 10 (1914), 129 ff.
Übers, v. O. Apelt s. oben S. 206. Ital. v. G. Fraccaroli.
§ 40. riatoiis i^chriften. 209
Philrbus: rec. prolog. et comin. illustr. G. Stallbauni, acced. Olyrapiodori
schol. in Ph. et append. crit., Lips. 182G; with introd.. notes and append. by
Ch. Badhani*, Lond. and Edinb. 1878; by E. G. Bury, C'ambr. 1897.
Übers, v. O. Apelt und O. Kiefer s. o. S. 206. Carlill s. unter dem Theaitetos.
Tuiiaios: with. introd. and notes .by R. D. Archer-Hind, London and New
York 1888. Griech. Text und franz. Übers, von Henri Martin in dessen Etudes
sur le Timee de PL, Paris 1841.
Übers, von C. E. Chr. Schneider, Breslau 1845. (). Kiefer s. oben S. 206.
Ital. V. G. Fraccai'oli.
Kritias: a C. E. Chr. Schneidere critica adnot. instr. I II. Vratisl. 18')5.
Übers, von O. Kiefer s. oben S. 206.
yomoi und Epinomis: ad opt. libr. fid. emend., perpet. adnot. ill. et ind. rer.
ac verb. adi. Frid. Ast, 2 tora., Lips. 1814; ausgew. Abschnitte der Xomoi in:
Klassiker-Ausg. d. griech. Philos. VI her, v. K. Lincke und B. v. Hagen, Halle
a. S. 1911.
Übers. (10. B.i v. O. Kiefer s. oben S. 206.
Erasfai: Gr. et Lat. c. animadv, crit. et exeg. atque comni. de ingenio philo-
6ophiae Piaton. ed I. I. Stutzmann, Erlang. 1806. 1818.
Axioehos: ed. O. Immisch, in: Philol. Stud. z. Plato, I. Heft, Leipz. 1896.
Eine Reihe unechter Dialoge sind als mutmaßliche Werke des „Sokratikers
Simon- (s. o. S. 165. 168) vereinigt in der Ausgabe: Simonis Socratici ut videtur
dialogi IV, de lege, de lucri cupidine, de iusto ac de virtute. Additi sunt incerti
auctoris dialogi Eryxias et Axiochus, rec. A. Boeckh, Heidelbergae 1810.
Die Briefe auch bei Hercher, Epistolographi Graeci, Paris 1873, die Epi-
gramme und das epische Fragment bei Bergk, Poet. lyr. Gr. II* S. 295 ff., die
Epigramme auch in der Sonderausgabe von Dom. Fava, Gli epigrammi di Piatone.
Testo, varianti, versione; preceduti da uno studio sull' autenticita di essi, Milano
1901 (fr)rdert wenig).
A. Platous Sehrifteu im allgemeinen.
Als Platous schriftstellerischer Nachlaß sind uns überliefert 35 im Altertum
im allgemeinen als echt anerkannte Werke (die Apologie und 34 Dialoge), eine
Sammlung von 13 Briefen, zu denen sich noch einige weitere teils in der Kol-
lektion der Sokratikerbriefe teils einzeln erhaltene Schreiben gesellen, und eine
ijusammenstellung von Definitionen ('Ogoi). Dazu kommen noch mehrere bereits
im Altertum als unecht erkannte Dialoge {vo{)ev6/.isva; in der Hermannschen Aus-
gabe VI S. 81 ff.), sowie einige Stücke in gebundener Eede (ein episches Fragment
und eine Anzahl von Epigrammen). Wir sind damit in der selten glücklichen
Lage, mit Ausnahme einiger weiteren von Diog. Laert. 3, 62 angeführten j'oüevöfiera
alles zu besitzen, was im Altertum als platonisch im Umlaufe war, mit größter
Wahrscheinlichkeit auch alles das, was von Piaton selbst veröffentlicht oder zur
Veröffentlichung bestimmt Avurde. Wenn Aristoteles de gen. et corr. 2, 3, 330b
15, de part. anim. 1, 2, (>42 b 12 {ysyoaitiisrai) diatoeaet; seines Lehrers anführt,
so handelt es sich dabei um Einteilungen, die von anderen auf Grund platonischer
Vorträge niedergeschrieben waren (vgl. das ptolemäische Verzeichnis aristotelischer
Schriften Nr. 53: n/.droivog öcaiQso(e)ig [Aristot. qui fereb. libr. fragm. coli. Val.
Eose p. 20j). Übrigens ist uns auch von diesen Einteilungen bei Diog. Laert. 3,
80 ff. und in cod. Marc. 257 ein Niederschlag erhalten, so freilich, daß hier die
platonische Grundlage von späteren Zusatzschichten überdeckt ist (das Nähere bei
H. Mutschmann, Divisiones quae fer. Aristoteleae, Lips. 1906, S. VII ff.). Weniger
günstig ist unsere Lage hinsichtlich einiger anderen mündlich vorgetragenen, aber
-durch Schüler in die Literatur eingeführten Erörterungen: die von Aristoteles,
Ueberweg, Grundriß I. 14
21(J i? 40. Piatons Schriften: Echtheit.
Speusipp. Xenokrates u. a. gehörte und im Auszuge wiedergegebene (Simpl. Phys.
151. 8 ff. 453, 28 ff.) Vorlesung über das Gute und die Ausführungen über die
Philosophie (Aristot. de anima 1. 2. 404 b 19) sind bis auf wenige Spuren verloren,
ebenso die von Piaton in dieser Form nicht niedergeschriebenen, aber auf Grund
seiner Vorträge von Schülerhand schriftlich fixierten Lehrsätze (sog. a'/ga(/:a
döyuara, Aristot. Phys. 4. 2. 209 b 15. Simpl. Phys. 542, 10; 545. 23 f.; Zeller
II 1^ 439, 2).
Auf die Geschichte des Corpus Platonicum und die Überlieferung der plato-
nischen Schriften kann hier nicht eingegangen werden (s. darüber die S. 78 f. ver-
zeichnete Literatur). Wohl aber verlangen vier Fragen eine Erörterung, die für
die Verwertung der als platonisch überlieferten Werk-e zur Erkenntnis der Lehre
des Philosophen von grundlegender Bedeutung sind. Sie betreffen die Echtheit
der einzelnen im platonischen Corpus vereinigten Schriften, die Abfassuugszeit
und chronologische Keihenfolge der als echt anzuerkennenden Werke, das
Verhältnis dieser Reihenfolge zu des Verfassers eigener geistiger
Entwicklung und endlich die Verteilung der einzelnen echten Schrif-
ten auf zeitlich oder sachlich bestimmte Gruppen.
I. Die Echtheit der einzelnen als platonisch überlieferten Schriften.
Schon das Altertum hat mehrere unter Piatons Namen umlaufende Schriften
einmütig als unecht verworfen. Von den bei Diog. Laert. 3, 62 als solche
vodevouera genannten Werken gehören Eryxias, Alkyon (erscheint auch im Corpus
Lucianeum; wohl deshalb in einem Teil der Pl.-Hss. nicht aufgenommen), Sisyphos,
Axiochos. Deraodokos noch dem Corpus Platonicum an, die anderen sind ver-
loren. Die Prolegomena (S. 219, 13 ff. H.) nennen neben Sisyphos, Demodokos,
Alkyon und Eryxias als allgemein athetiert noch die "Oooi. Über die letzteren
sowie über zwei weitere gleichfalls erhaltene Dialoge, IJugl Siyuuov und Ilegl ägsrijgf
hat der in der Zeit des Kaisers Tiberius lebende Platoniker Thrasyllos — oder
wer vor ihm die tetralogische Einteilung schuf — dadurch ein Verwerfungsurteil
ausgesprochen , daß er sie von den Tetralogien, in die er alle von ihm für echt
gehaltenen Werke grui^pierte (Diog. Laert. 3, 57), ausschloß. Die in der Xeuzeit
vorgenommene Prüfung konnte das Verdikt über die sämtlichen noch vorhandenen
voOevöuEva nur bestätigen, und alle Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß
auch das Urteil über die vei'schoUenen, wenn sie wieder zutage kämen, nicht
anders ausfallen würde. Aber schon der antike Zweifel ging weiter und ließ
auch eine Eeihe der in die thrasyllischen Tetralogien aufgenommenen Schriften
nicht unangetastet. So wurde die Echtheit des IL Alkibiades, des Hipparch, der
Erasten und der Epinomis in Frage gestellt. Ja der Xeuplatouiker Proklos ver-
warf neben der letzteren und den Briefen auch die Nomoi und sogar die Politeia^
und von dem Stoiker Panaitios heißt es, er habe den Phaidon für unecht erklärt,
eine Angabe, die übrigens wahrscheinlich auf ein Mißverständnis zurückzuführen
ist (vgl. Zeller II l^ 441, 1; Paeder. Pl.s philos. Entw. 22, 3).
Die moderne Kritik hat nicht nui- die antiken Verwertungsurteile mit Aus-
nahme der die Politeia, die Xomoi und den Phaidon betreffenden im allgemeinen
übernommen — hinsichtlich der Epinomis und der Briefe schAvankt das Urteil — ,.
sondern vielfach auf Grund wirklicher oder vermeintlicher Bedenken in Form
oder Inhalt der Schriften den Kreis der roOsvö^iEva noch ungemein erweitert.
Faßt man die Angriffe der antiken und modernen Kritik zusammen, so sind von
den 3G Nummern der thrasyllischen Tetralogien nur 5 völlig unangefochten ge-
blieben. Den Höhepunkt einer jeden festen Boden unter den Füßen verlierenden
Hyperkritik vertreten Ueberweg und Schaarschmidt. Die neueste Phase der Kritik
§40. Piatons Schriften: Echtheit. 0]|
ist, wie sie sich überhaujjt in der Beurteilung der Echtheit antiker Schriftwerke
größte Umsicht und Behutsamkeit zur Pflicht macht, so auch für die Bestandteile
des platonischen Corpus von einer ins Ungeniessene gehenden Zweifelsucht zu-
rückgekommen. Alle Meinungsverschiedenheiten sind noch nicht beseitigt und
werden sich auch in Zukunft schwerlich beseitigen lassen. Aber im ganzen ist
doch, namentlich hinsichtlich der wichtigeren und für die Kenntnis der plato-
nischen Philosophie ausschlaggebenden Dialoge eine erfreuliche Einigkeit in
konservativer Richtung eiTeicht.
An Kriterien für die Echtheit oder Unechtheit einer unter Piatons Namen
gehenden Schrift stehen uns folgende zur Verfügung.
1) Die Überlieferung. Es widerspricht den Grundsätzen gesunder Me-
thode, ein als platonisch überliefertes Werk zunächst als herrenlos anzusehen und
ex integro die Frage zu beantworten, ob man es auf Grund des Inhalts und der
Form als platonisch anzusehen habe oder nicht. Sein Vorhandensein im plato-
nischen Corpus, zum mindesten in dessen von Thrasyllos anerkanntem Bestände,
bildet immer ein Indiz zugTinsten der Echtheit, das im einzelnen Falle erst durch
Gegenbeweis entkräftet werden muß, ehe die Unechtheit als erwiesen gelten kann.
Andererseits darf man das Gewicht der Überlieferung auch nicht, wie es von
Grote und Chaignet geschehen ist, überschätzen. Wir haben keine Gewähr dafür,
daß nicht schon früh in der akademischen Schulbibliothek Arbeiten von Anhängern
Piatons, sei es durch Irrtum, sei es durch absichtliche Täuschung, unter den lite-
rarischen Nachlaß des Meisters gerieten. Die alexandrinischen und pergamenischen
Grammatiker und Bibliothekare waren auch beim redlichsten Bemühen schwerlich
in der Lage, in dem Überkommenen durchweg mit Sicherheit das Unterschobene
vom Authentischen zu sondern, und die Bücherangebote, die ihnen von Fälschern
in Erwartung eines den berühmten Namen der angeblichen Verfasser entsprechen-
den hohen Kaufpreises gemacht wurden, bildeten für sie eine neue Quelle des
Irrtums. Die tetralogische Einteilung vollends, deren Spuren sich nicht über den
um die Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts tätigen Grammatiker Tyran-
nion von Amisos hinaus zurückverfolgen lassen (Usener, Kl. Sehr. III 160 f.), war
von Piaton durch einen zeitlichen Abstand getrennt, der vollauf genügte, um
Fälschungen in den platonischen Schriftenbestand Eingang zu gewähren. Ähn-
liches wie für die Überlieferung gilt für
2) die .antiken Zeugnisse über den Ursprung von Werken des plato-
nischen Corpus. Die antike Kritik verfügte über manche Hilfsmittel, die wir
heute entbehren. Sie hat also ein Eecht darauf, gehört zu werden. Aber das
Verfahren dieser Kritik ist, wie auf anderen Gebieten der alten Literatur, so
auch auf dem des platonischen Schrifttums nicht durchweg so einwandfrei, daß
wii" ihr auch in unkontrollierbaren Fällen unbedingt vertrauen dürften, am
wenigsten da, wo es sich um L'^rteile einzelner handelt: Proklos' auf windige
Gründe gestützte Verwerfung der Politeia, der Nomoi und der Briefe (Proleg. 26
S. 219, 17 ff. H.) bietet ein warnendes Beispiel. Ebensowenig kann umgekehrt
ein vorbehaltloses Zitat einer unserer platonischen Schriften aus einem späteren
Jahrhundert als vollwichtiges Zeugnis für deren Echtheit in Anspruch genommen
werden, selbst dann, wenn der Zitierende der platonischen Schule angehört.
Anders liegt die Sache bei Anführungen aus Akademiker- und Peripatetikerkreisen
der nächsten Zeit nach Piaton, insbesondere bei Zitaten in aristotelischen Schriften.
Aristoteles war unmittelbarer Schüler Piatons. Zu seiner Zeit werden sich fremde
Erzeugnisse, wenn überhaupt, so jedenfalls nur in seltensten Fällen unter Piatons
Schriften gemischt haben, und soweit dies vorkam, war Aristoteles in der Lage,
das Eingedrungene als solches zu erkennen. Er hat während der letzten zwanzig
14«
')]•) § 40. Piatons Schriften: Echtheit.
Lebonsjahie seines Lehrers mit diesem in regem persünlichem \'erkehr gestanden,
und man darf voraussetzen, daß er über Piatons schriftstellerische Produktion nicht
nur aus dieser Zeit, sondern auch aus seinen früheren Jahren genau unterrichtet
war. Nun sind freilich volle Zitate platonischer Schriften mit ausdrücklicher
Nennung des Verfassers und der Schrift bei Aristoteles verhältnismäßig selten.
Gewöhnlich fehlt der Name des Verfassers oder der Schrift , oder es wird
ohne Nennung weder des Verfassers noch der Schrift bald mit größerer bald mit
geringerer Deutlichkeit auf Sätze angespielt, die sich in unseren platonischen
Schi-iften vorfinden (vgl. die Sichtung bei Bonitz, Index Aristot. 598 f.). Solche
Anführungen besitzen selbstverständlich nicht die volle Beweiskraft regelrechter
Zitate, bieten aber doch in den meisten Fällen einö starke Stütze für die An-
nahme der Echtheit (vgl. im einzelneu Zeller II l* S. 448 ff.). Es sollte keines
Wortes bedürfen, daß man das Schlußverfahren nicht umkehren und nicht aus
der Nichterwähnung oder Nichtberührung einer Schrift bei Aristoteles ohne weiteres
auf einen späteren, implatonischen Ursprung schließen darf.
:>) Der Lehrgehalt einer Schrift bietet für die Echtheitsfrage ein Kriterium
von sehr bedingtem Werte. Unsere Kenntnis der platonischen Lehre beruht, ab-
gesehen von den nur wenige, wenn auch wichtige, Punkte betreffenden Angaben des
Aristoteles und Späterer, auf den echten platonischen Schriften. Wer nun über
Echtheit oder Unechtheit eines Werkes nach seinem Verhältnis zur platonischen Lehre
entscheiden will, begibt sich in einen circulus vitiosus. Der logische Fehler läßt sich
allerdings dadurch beseitigen, daß man mit Hilfe unseres zweiten Kriteriums, der
antiken Bezeugung, einen Kanon echter Werke feststellt, an deren Lehrgehalt
man den der anderen mißt. Aber neben der Schwierigkeit der Umgrenzung
dieses Kanons — auch die aristotelische Bezeugung bietet keine jeden Zweifel
ausschließende Norm — steht die andere größere, den Spielraum zu bemessen,
innerhalb dessen sich Abweichungen einer gegebenen Schrift von der kanonischen
Lehre bewegen dürfen, ohne die Verwerfung dieser Schrift zu erfordern. Hier ist
subjektiver Willkür Tür und Tor geöffnet, und die Verwirrung in der Piaton-
kritik früherer Generationen beruht wesentlich darauf, daß man in der Echt-
heitsfrage der Lehrvergleichung das entscheidende Wort verstattete. Unbrauchbar
ist freilich auch dieses Kriterium nicht. Enthält ein Dialog eine Lehre zweifellos
nachplatonischen Ursprungs, so ist ein Verdikt gerechtfertigt. Dies ist der Fall
beim II. Alkibiades, der in dem Satze :rävrag . . . rovg mfoovag /lai'reodai (139c)
ein stoisches Philosophem zum Ausdruck bringt. Auch können beim Vorhanden-
sein anderer Verdachtsgründe Besonderheiten des Lehrgehaltes ein unterstützendes
Moment bilden: erregen Sprache und Stil eines Dialoges Bedenken, so wird sich
die Wahrscheinlichkeit seiner Unechtheit erhöhen, wenn sein philosophischer
Inhalt in auffallender Weise über die Peripherie des anerkannt Platonischen
hinausgreift oder durch bemerkenswerte Dürftigkeit hinter ihr zurückbleibt.
SehließUch wird der Inhalt eines Werkes auch dann begründeten Verdacht er-
regen, wenn er in sich selbst in einem Grade widerspruchsvoll ist, der mit der
Arbeitsweise eines mit Bedacht verfahrenden Schriftstellers unvereinbar erscheint.
So bezeichnet der Theages 128 d das sokratische Daimonion als eine lediglich
abmahnende Stimme und stellt positive Weisungen dieses inneren Orakels aus-
drücklich in Abrede. Eine kurze Strecke weiter aber, 129 e, gilt das nämliche
Daimonion in unzweifelhafter Weise als eine auch antreibende Instanz.
4) Die künstlerische Darstellung. Piaton gehört zu den größten Dar-
stellungskünstlern aller Zeiten. Manche unter seinen Dialogen sind unübertroffene
Meisterstücke schriftstellerischer Komposition. Es liegt daher nahe, auch die
Kunst der Darstellung als Mittel zur Entscheidung über Echtheit oder Unechtheit
{< 40. Piatons Schriften: Echtheit. ' 213
zu benutzen und Werke, die unter diesem Gesichtspunkte auffallende Schwächen
zeigen, als des großen Schriftstellers unwürdig auszuscheiden. Wir stehen aber
auch hier wieder auf schwankendem Boden. Piatons Altersdialoge verraten eine
starke Abnahme seines Interesses für die Darstellungsform, und auch die zweifellos
echten Dialoge der vorangehenden Zeit bekunden beträchtlich verschiedene Grade
des auf die szenische Ausgestaltung und den Keiz der Gesprächsführung ver-
wendeten Bemühens. Dazu kommt, daß gerade bei der künstlerischen Bewertung
das subjektive Empfinden des Beurteilers besonders stark ins Gewicht fällt.
Gleichwohl versagt auch dieses Kriterium nicht völlig. Wenn ein Dialog eine
überaus dürftige Ausführung der nämlichen szenischen Motive aufweist, die in
einem andern mit reichem Können verwertet sind, wenn dabei das geschickt be-
gründete und anschauliche Handeln lebensvoller Gestalten in einem mühselig
ercjuälten Spiele blutloser Schatten sein Gegenbild findet, so ist der Verdacht, daß
hier die Arbeit eines stümpernden Nachahmers vorliege, berechtigt, zumal dann,
wenn sich gegen die betreffende Schrift noch andere Bedenken regen. Das ist
der Fall beim Theages, der in seiner Szenerie ein ärmlicher Abklatsch des Laches
ist und in seinem Inhalte den oben erwähnten Makel der Flüchtigkeit trägt.
Ebenso hat sich der Verfasser der Erasten für seine Szene augenscheinlich Dialoge
der platonischen Friihzeit, wie Charmides, Lysis und Euthydem, zum Muster ge-
wählt, ihren Reiz aber, ungeachtet einiger Erfindungsgabe, auch entfernt nicht
zu erreichen vermocht. Erschwerend kommen ein antiker Zweifel an der Echtheit
(Diog. Laert. 9, 37) und sprachliche Anstöße (Ritter, Unters, über PI. S. 90) in
Betracht.
5) Der Sprachgebrauch bildet neben den aristotelischen Zeugnissen das
relativ sicherste und ergiebigste Kriterium in unserer Frage. Zwar erheben sich
hier zunächst analoge prinzipielle Bedenken wie bei der Entscheidung nach
Indizien des Lehrgehaltes: woher kennen wir den platonischen Sprachgebrauch,
ehe dafür durch Feststellung der echten Schriften eine Grundlage geschaffen ist?
Und haben Avir mit Hilfe anderer Kriterien einen Kreis maßgebender authentischer
Werke abgegrenzt, wie weit darf sich die zu beurteilende Schrift in sprachlichen
Einzelheiten von diesem Kreise entfernen, ohne dem Verdikte zu verfallen? Bleibt
hier, wie bei der Bemessung nach sachlichen Indizien, für Meinungsverschiedenheit
Raum, so bietet doch nach einer Seite hin das sprachliche Kriterium eine auf
dem Wege inhaltlicher Vergleichung nicht zu erreichende Sicherheit. Ein Fälscher
mußte, wollte er des Erfolges gewiß sein, sich in das für sein Falsifikat in Frage
kommende Gedankengebiet des Philosophen so einzuleben suchen, daß es ilim
möglich war, jede sachliche Abweichung zu vermeiden. War das Gebiet nicht zu
groß, so mochte ihm das, namentlich wenn er als Schulgenosse ohnehin und in
tieferer "Weise mit der Lehre des Meisters vertraut war, soweit gelingen, daß selbst
ein schärferes Auge sich berücken ließ. Auf der sprachlichen Seite hatte die Täu-
schung nicht ganz die gleichen Voraussetzungen. Zwar empfahl es sich auch,
hier, groben Verstößen gegen Grammatik, Lexikon und Stil des zu kopierenden
Autors aus dem Wege zu gehen — daß freilich selbst solche den Erfolg einer
P^älschung nicht notwendig unterbanden, lehrt die griechische Literaturgeschichte — .
Aber es gab Gebiete des individuellen Sprachgebrauches, die sich der Auf-,
merksamkeit des Lesers, namentlich des Lesers späterer Generationen, innerhalb
deren zumeist die Fälschung entstand und auf die sie berechnet war, entzogen
und auch von dem Fälscher um so eher vernachlässigt zu werden pflegten, als
hier eine völlige Anpassung an den Autor nur auf dem Wege minutiöser Be-
obachtung, langer Übung und intimen Anempfindens zu erreichen war; so die
Verwendung der Präpositionen, Konjunktionen und sonstigen Partikeln nach
-214 § 40. Platoiis Schriften: Echtheit.
Auswahl und Frequenz, die formelhaften Wendungen der Dialogführung, wie be-
jahende Antwort. Zustimmung, Rückverweisung auf Gesagtes, die Einzelheiten der
Terminologie, das Verhalten zum Hiatus u. dgl. Erst die moderne Forschung hat
auf diese Erscheinungen in umfassenderer Weise achten gelernt und sich in deren
Feststellung und statistischer Aufnahme ein vorzügliches Mittel höherer Kritik ge-
schaffen, welches bei Piaton dadurch besonders einschneidend wirkt, daß es in weitem
Maße gelungen ist, auch die Verschiedenheiten des Gebrauches in den einzelnen
Perioden der schriftstellerischen Tätigkeit des Philosophen zu bestimmen. Durch
Unkenntnis dieser Perioden verrät sich der Fälscher, auch wo er im allgemeinen
den platonischen Sprachcharakter einzuhalten weiß, in manchen Fällen mit Sicher-
heit. So wäre nach Ritters Beobachtungen (Unters, üb. PL S. 88 ff.) der II. Alki-
biades in einer Reihe von Spracheigentümlichkeiten einer früheren Periode des
platonischen Schrifttums zuzurechnen , als der I. Alkibiades, auf den er inhalt-
lich Bezug nimmt. Eryxias, Theages. Erasten u, a. Dialoge vereinigen Merk-
male einer früheren mit solchen einer späteren Zeit (vgl. Ritter a. a. 0. S. 85.
94. 90 u. a.). Hier überall bieten Bedenken anderer Art. die an der Unechtheit
keinen Zweifel lassen, die Probe auf das Exempel. Unter allen Dialogen, die nach
außersprachlichen Indizien als unplatoniseh oder zweifelhaft anzusehen sind, ist
keiner, der nicht in Lexikon und Grammatik, formelhaften AVendungen usw.
Anstößiges oder doch zum mindesten Auffälliges darböte. Daraus imd aus den
angeführten allgemeinen Erwägungen ergibt sich, daß die Abwesenheit aller sprach-
lichen Bedenken immer als gewichtigstes Argument zugunsten der Echtheit eines
Werkes in die Wagschale fällt.
Die Betrachtung der verschiedenen Kriterien für die Entscheidung der Echt-
heitsfrage zeigt, daß keines unter ihnen zu einer durchgängigen und zweifels-
freien Sichtung des platonischen Corjius ausreicht. A^enn sich gleichwohl die
Meinungsverschiedenheiten bei Anwendung einer gesunden kritischen Methode
auf ein verhältnismäßig geringes Maß herabgemindert haben , so liegt das
daran, daß die Kriterien sich mannigfach gegenseitig ergänzen und unterstützen.
Ihre Anwendung hier für alle einzelnen Werke durchzuführen, ist durch die
dieser Darstellung gezogenen Grenzen ausgeschlossen. Wichtigeres wird unten
bei Behandlung einzelner Schriften bemerkt werden. Im einzelnen vergleiche
man über die angezweifelten und athetierten Werke die S. 101* ff. mitgeteilte
Literatur.
Ich gebe im Folgenden eine Übersicht über den Bestand unseres Corpus
Platonicum mit Berücksichtigung der Echtheitsfrage. Schriften, für deren plato-
nischen I'rsprung trotz der von mancher Seite erhobenen Bedenken die über-
wiegende Wahrscheinlichkeit besteht, kennzeichne ich durch ein t, solche, für
deren fremde Herkunft nach allgemeinem Urteile die gewichtigeren Indizien
sprechen, mit -H-, diejenigen, deren Echtheit ausgeschlossen erscheint, mit fr-f.
Alle nicht gekennzeichneten sind und gelten für fraglos platonisch. Die Athetesen
der jetzt überwundenen Hyperkritik lasse ich wie billig unberücksichtigt. Für
die Anordnung lege ich die mit den Ziffern I. II, III usw. unterschiedenen thra-
syllischen Tetralogien, die auch für die Anlage der gangbaren Ausgaben maß-
gebend gewesen sind, zugrunde und füge die nicht in diesen Tetralogien enthalte-
nen Stücke als Anhang bei.
A. Schriften der thrasyllischen Tetralogien: I. Euthyphron. Apo-
logia. Kriton. Phaidon. II. Kratylos. Theaitetos. Sophistes. Politikos. III. Parnie-
nides. Philebos. Symposion. Phaidros. IV. Erster Alkibiades "i-i-. Zweiter
Alkibiades S-p-. Hipparchos fi'- Erastai rrr. V. Theages rf-r. Charmides.
Laches. Lysis. VI. Euthydemos. Protagoras. Gorgias. Menon. VII. Großer
§ 40. Platons Schriften: Chronologie. 215
Hippias t. Kleiner Hippias. Ion y. Menexenos t. Vlll. Kleitophon i-\-. I'oli-
teia. Timaios. Kritias. IX. Minos -ii-. Nomoi. Epinomis f. Briefe (in deren
Sammlung ist die Echtheitsfrage für die einzelnen Briefe gesondert zu behandeln.
Nr. 1 mit der Überschrift di'cor Acorvaio) er .-rodzTetv will gar nicht für platonisch
gelten und steht zu l'nrecht in der Sammlung; vgl. im übrigen die Literatur
S. 103* f.). ■
B. Anhang: außerhalb der thrasyllischen Tetralogien stehende
Schriften: Definitionen ( Oqoi) 'f]~r. Über das Gerechte iTt. Über die Tugend ii"t.
Demodokos i-JT. Sisyphos j-]-\: Alkyon -rn-, Erviias ■fvi'. Axiochos i-fi-.
II. Die Abfassungszeit und chronologische Reihenfolge der plato-
nischen Schriften.
Die beiden Probleme, die absolute Chronologie der einzelnen Gespräche, d. h.
die Bestimmung des Datums ihrer Abfassung, und ihre relative Chronologie, d. h.
die Feststellung ihres gegenseitigen Altersverhältnisses, stehen in engem Zu-
sammenhange und sind in Verbindung miteinander zu behandeln. Sie sind für
die Erkenntnis von Platons philosophischer Entwicklung von grundlegender Be-
deutung. Es ist klar, daß wir beispielsweise über Werden und Wandlung der
Ideenlehre zu sehr verschiedener Auffassung gelangen, je nachdem wir die Bedenken
gegen diese Lehre und eine bestimmte Form derselben, wie sie im Parmenides
und Sophistes zum Ausdruck kommen, der Darstellung dieser Lehre im Sym-
posion. Phaidon, in der Politeia und im Phaidros vorangehen oder folgen lassen;
ebenso daß wir von dem Verlaute der politischen Theoriebildung des Philosoi^hen
ein anderes Bild erhalten je nach dem zeitlichen Verhältnis, das wir als zwischen
Politeia, Politikos und Nomoi bestehend annehmen. Aber auch wer in der Ab-
folge der Dialoge nicht ein Spiegelbild der eigenen Entwicklung des Philosophen,
sondern nur die sukzessive Ausführung eines von vornherein feststehenden päd-
agogischen Planes erkennt, muß der Keihenfolge, in der die einzelnen Punkte dieses
Planes zur Verwirklichung gelangten, Wichtigkeit beimessen.
Auch hier haben wir zunächst die Kriterien ins Auge zu fassen, die zur
Lösung des Problems in Anwendung kommen. Es sind die folgenden:
1) Angaben aus dem Altertume. Sie sind an Zahl und fast sämtlich
auch an Wert sehr gering. Aristoteles' Aussage, daß die Gesetze später ge-
schrieben seien als die Politeia (Politik B 6, 1264 b 27) ist uns eine willkommene
Bestätigung eines auch sonst gesicherten Zeitverhältnisses. Die Nachricht, daß
erst Platons Schüler Philippos von Opus den Gesetzen ihre definitive Gestalt
gegeben (Proleg. 24. 25) und das Werk ins Peine geschrieben habe (Diog. Laert.
3, 37) steht damit in Einklang, ebenso Platons eigenes Zeugnis in dem (sicher
echten) dritten Briefe (316a), wo von den für Dionys (etwa 366) verfaßten Ge-
setzesproömien die ßede ist, jedenfalls einer Vorarbeit für die später ausgeführten
Nomoi, in die sie aufgenommen wurden (Blaß, Apophoreton S. 56 f. ; die hier
S. 61 ff. unter Heranziehung von epist. 7, 344 c angenommene Spätgrenze für die
Abfassung der Nomoi ist unsicher). Die Bemerkung, daß Plat. Nomoi 3, 694 c auf
die xenophontische Kyrupädie anspiele (Diog. Laert. 3, 34, Athen. 11, 504 f., Gell.
14, 3, 4), scheint richtig, gibt aber nichts aus, solange die Abfassungszeit der
Kyrupädie nicht feststeht. Die in der antiken Literatiu* über die Feindschaft
zwischen Piaton und Xenophon gleichfalls vertretene Auffassung, daß in der
Kyrupädie die platonische Politeia bekämpft werde, entbehrt jedes Anhaltspimktes.
Die Erzählungen bei Diog. Laert. 3, 35 (Proleg. 3). 37, Athen. 11, 505 de. aus
denen zu schließen wäre, daß der Lysis vor dem Tode des Sokrates, der Phaidon
zur Zeit der Zugehörigkeit des Aristoteles zur Akademie, und der letztere Dialog
OKj § 40. Piatons Schriften: Chronologie.
ebenso wie der Gorgias zu Lebzeiten der Männer, deren Namen sie tragen, ver-
faßt worden seien, zeigen zu sehr anekdotenhaften Charakter, als daß sieh auf sie
bauen ließe. Viel besprochen ist die Diog. Laert. 3, 38, Olymp, vit. Plat. 3
S. 192. 13 H., Proleg. 24 S. 217, 34 H. wiedergegeben e Behauptung, der Phaidros
sei der älteste platonische Dialog. Sie beruht nicht auf positiver Überlieferung,
sondern auf einer Argumentation, die wir glücklicherweise nachprüfen können,
und die sich bei dieser Prüfung als nicht stichhaltig erweist. Ihre Gründe sind
zunächst das Jünglingshafte des Themas {xal yäo eyetv i.ieioay.iü)()£g xi t6 noößhjua)
und der dithvrambenartige Charakter des Dialoges. Mit ersterera ist fraglos die
Behandlung des Eros im ersten Teile des Gespräches gemeint. Daß aber auch
ein reifer Mann diesen Gegenstand behandeln kann, ließe sich, wenn es nicht
selbstverständlich wäre, durch den Hinweis auf das Symposion dartun. Ernster
zu nehmen ist der zweite Grund. In der Tat ist der Phaidros, besonders in dem
prachtvollen Mythos vom Fluge des befiederten Seelengefährtes, unter allen plato-
nischen Dialogen am meisten durch hohen poetischen Schwung ausgezeichnet, und
wenn in dem Worte ., dithyrambenartig" auch das ]\Ioment der Nichteinhaltung
strenger Kompositionsregeln mitklingt, so ließe sich auch dafür an die deutlich
hers-ortretenden Anstöße der Disposition des Phaidros erinnern. Aber ein sicheres
Merkmal für eine frühe Entstehungszeit des Dialoges liegt auch darin nicht, um
so weniger, als die sprachliche Forschung ergeben hat, daß der Phaidros in der
Bevorzugung poetischer Wörter, auf der zu einem guten Teile der Eindruck
dichterischen Schwunges beruht, sich gerade mit den Alterswerken des Philo-
sophen nahe berührt, und die Fehler der Disposition mit der ebenfalls in den
Altersdialogen bemerkbaren Abnahme des Interesses an der künstlerischen Seite
der Darstellung in Einklang stehen. An die gleiche Eigentümlichkeit des Werkes,
die andere veranlaßte von einem dithyrambenhaften Charakter zu reden, dachte
wohl auch Dikaiarchos, wenn er — ob im Zusammenhange einer Zeitbestimmung.
wird nicht ausdrücklich gesagt — das Schwülstige (tö (fOQTixoy) der Schreibweise
tadelt (Diog. Laert. 3, 38). Ganz töricht verfuhr, wer im Schlußteil des Ge-
spräches das Problem fand, ob man schriftstellerisch tätig sein solle oder nicht,
und nun schloß, wenn der Philosoph darüber im Phaidros im Zweifel sei, könne
er vorher keinen andern Dialog geschrieben haben (Proleg. 24 S. 217, 35 ff. H.).
Auf einem bessern, wenn auch an sich nicht zwingenden Schlüsse beruht wohl
Plutarchs Angabe (Solon 32), Piaton habe den Kritias spät begonnen und sei
durch den Tod an seiner Vollendung gehindert worden. Ihren Ausgangspunkt
wird der Torsocharakter des Werkes gebildet haben. Noch weniger fruchtet die
von Diog. Laert. 3, 56 (vgl. Prol. 24 f.) übermittelte Behauptung des Thrasyllos,
der Philosoph habe seine Dialoge nach Art, d. h. in Nachahmung der tragischen
Tetralogie herausgegeben. Sollte damit wirklich nicht die tetralogische Einteilung
einer Gesamtausgabe (vgl. Diog. Laert. 3, Ol y.ui ovto; uh' ovtco Siaion), sondern
die sukzessive tetralogien weise Veröffentlichung einzelner Dialoge gemeint sein,
so wäre Thrasyllos schon dadurch widerlegt, daß dann nach seiner Gruppierung
zugleich mit Euthyphron, Apologie und Kriton auch bereits der Phaidon er-
schienen sein müßte, der nach sicheren Indizien einer beträchtlich späteren Zeit
angehört.
2) Anspielungen auf Personen und Ereignisse der äußeren
Zeitgeschichte. Auch sie sind spärlich und geben mit Sicherheit nur einen ter-
minus post quem. Die Bemessung des zeitlichen Abstandes zwischen dem Gegen-
stände der Anspielung imd der Anspielung selbst hängt von mehr oder minder
unsicheren Erwägungen ab. Menon 90 a wird mit den Worten wc-ng 6 rvr veMozi
ei?.i](f(o? TU IIo'/.iy.tjÜTOvg yQrnKna 'In/it]yiug 6 &7]ß(Hog auf die zu Anfang des korinthi-
§ 40. Piatons Schriften : Chronologie. 2 1 /
sehen Krieges (395) mit persischem Gelde erfolgte Bestechung des thebiuiischea
Demagogen Ismenias Bezug genommen. Die Worte rrv rtoiari sind durch den
Gegensatz des früher durch langjährige verdienstliche Tätigkeit reich gewordenen
Anthcmion bedingt und zwingen nicht, die Abfassung des Dialoges dem Ereignisse
unmittelbar folgen zu lassen, auch abgesehen davon, daß sie anachronistisch dem
Mitunterredner Sokrates in den Mund gelegt sind und nicht vom Verfasser im
eigenen Namen gebraucht werden. Immerhin erklärt sich die Anspielung am
besten, Avenn die Begebenheit noch frisch in aller Erinnerung war. Man wird
also mit dem Menon kaum unter das Jahr 390 herabgehen dürfen. Ahnliches-
gilt von der Erwähnung des nämlichen Ismenias im ersten Buche der Politeia o36a.
Der thebanische Parvenü wird hier als machtbewußter Reicher mit Periander,
Perdikkas und Xerxes zusammengestellt, doch wohl in sarkastischer Absicht, die
am verständlichsten ist zu einer Zeit, da die Bestechungsangelegenheit noch im
Gedächtnis weiter Kreise fortlebte. In die Zeit des korinthischen Krieges weist
mit Wahrscheinlichkeit noch eine weitere Beziehung. Im Ion 541 c erscheint
Ephesos als Athen untertänig («o;^£rat ivtö vumv [sc. xior 'Adijvaia>v\). DemEphesier
Ion wird von Sokrates der Dienst des Söldnerstrategen empfohlen und seinem
Einwände, daß die Athener und Spartaner den Fremden nicht verwenden würden^
mit dem Hinweise auf den Klazomenier Herakleides u. a. begegnet, die als Nicht-
athener wegen ihrer Fähigkeiten zu Strategien und den anderen Amtern befördert
worden seien. Herakleides kann nicht vor der Wende des 5. und 4. Jahrhunderte
athenischer Stratege gewesen sein (vgl. Dittenberger, Syll. inscr. Graec.^ Xo. 118),
Will man also nicht an der lonstelle eine besonders krasse Vermengung ver-
schiedener Epochen annehmen, so ist man genötigt, bei dem uo/srai r.TÖ viiwr
nicht an die jedenfalls vor der sizilischen Expedition (415) gelöste Zugehörigkeit
von Ephesos zum ersten athenischen Seebunde, sondern an den erneuten Anschluß
der Stadt an Athen zwischen 394 und 391 zu denken, obwohl dieser Anschluß-
nicht ohne eine gewisse Übertreibung als äo/jodai bezeichnet werden kann.') Das
Ende des korinthischen Krieges bildet den terminus post quem für den Menexenos,.
in welchem die Übersicht über Athens Geschichte bis zum Frieden des Antalkidas-
(386 vor Chr.) herabgeführt wird (245 e). Es liegt nahe anzunehmen, daß die in dem
Dialoge enthaltene Persiflage der rhetorischen Epitaphien auf gefallene Krieger durch
eine um diese Zeit veranstaltete Leichenfeier veranlaßt wurde, die Abfassung der
Schrift also annähernd in die gleiche Zeit zu setzen ist. Läßt sich hierüber mit
voller Sicherheit nichts ausmachen, so bleiben noch größere Zweifel bei der im
Sympos. 193 a vorliegenden Anspielung auf den arkadischen Dioikismos des Jahres
385/4. Die Frühgrenze steht fest, wie lange nach dem Ereignis aber noch darauf
angespielt werden konnte, hängt ganz davon ab, wie tief es sich dem Gedächtnis-
der Zeitgenossen eingeprägt hatte. War das Begebnis schon an und für sich ais-
typisches Merkmal der spartanischen Pveaktioii im Peloponnes von erheblicher Be-
deutung, so konnte es noch durch besondere Umstände, die sich unserer Kenntnis
entziehen, einen so starken Eindruck hervorbringen, daß eine Hindeutung darauf
auch nach Verlauf von zehn und mehr Jahren dem Schriftsteller nahe lag und
vom Leser verstanden wurde. Bei unserem oberflächlichen Wissen von den Vor-
1) Auskunft über die in Frage kommenden ephesisch-athenischen Beziehungen
verdanke ich der Freundlichkeit E. v. Sterns. Bergk (Griech. Lit. IV S. 4d4),
der den Dialog bereits in die Zeit des erneuten günstigen Verhältnisses zwischen
beiden Städten verlegte, glaubte ihn wegen der 530 b erwähnten Panathenäenfeier
ins Jahr 390 datieren zu sollen. Aber 391 hielten es die Ephesier schon wieder
mit Sparta. Auch nötigt nichts, bei der Stelle an ein bestimmtes geschichtliches-
Panathenäenfest zu denken.
';j{^ i; 40. Piatons fechriftca: Chronologie.
gangen tmtzieht sich der zeitliche Spielranin, innerhalb dessen eine Anspielung
möglich war. jeder Abschätzung. — Je später die in Anspielungen berührten Er-
eignisse fallen, desto wertvoller sind sie natürlich für die platonische Chronologie,
selbst wejin sie nur die Frühgrenze für die Entstehung eines Werkes abgeben.
Dies gilt außer der oben schon erwähnten Beziehung des H. Briefes und dadurch
mittelbar der Noraoi auf die gesetzgeberischen Pläne des Dionys von zwei
geschichtlichen Hinweisen des Theaitet, von denen der erste freilich nicht ein-
■deutig ist. Nach Theait. 142a f. wird Theaitet verwundet und erkrankt aus dem
Lager vor Korinth nach Athen verbracht. Den geschichtlichen Hintergrund
hierfür bieten wahrscheinlich die Kämpfe der Korinther und Athener unter Chabnas
im .Tahre 309 (Ed. Meyer, Gesch. d. Altert. V § 952).' Aber unmöglich wäre es
iin und für sich nicht, daß dem Verfasser Ereignisse im Anfange des korinthi-
schen Krieges vorschwebten (so Zeller, Sitz. d. Berl. Ak. 1S86, 646 = Kl. Sehr. I
;i67 im Zusammenhange mit der irrigen Deutung der zweiten gleich zu nennenden
Stelle). I^m so sicherer ist die Beziehung von Theait. 175 a. Hier führt die Er-
wähnung von Leuten, die sich eines Stammbaumes von 25 Ahnen rühmen und
•diesen bis zu Herakles hinaufführen, frühestens auf 371 vor Chr. (vgl. E. Rohde,
Philol. 49 |1890|, 231 ff. = Kl. Sehr. I 277 ff.). Erwägt man, daß die Datierung
<les Theaitet ein äußerst wichtiges Kapitel innerhalb der gesamten platonischen
Chronologie bildet und der Streit sich wesentlich darum drehte, ob dem Ge-
spräche vor oder nach den großen konstruktiven Hauptdialogen sein Platz an-
zuweisen sei, so wird man diesen aus einer geschichtlichen Anspielung gewonnenen
terminus post quem als wertvolle Bestätigung des später zu erwähnenden Ergeb-
nisses sprachlicher Forschung freudig willkommen heißen. Schließlich sei noch
•der Deutung eines geschichtlichen Hinweises gedacht, die, ihre Richtigkeit voraus-
gesetzt, die viel behandelte Frage, ob Piaton bereits vor Sokrates' Tode Dialoge
geschrieben habe, entscheiden würde. Das warme Lob, das der Philosoph seinem
Oheim Charmides und dessen Geschlechte in dem gleichnamigen Dialoge (155 a.
157 d ff.) spendet, hat H. Mutschmann (Hermes 46 [1911], 473 ff.) bestimmt, in
der Schrift einen Nekrolog auf diesen Oheim zu erkennen und demgemäß, da
•der Nekrolog den Ereignissen nicht nachhinken dürfe, das Werk im Todesjahre
des Charmides, 403, oder einem der beiden nächstfolgenden Jahre verfaßt zu
■denken. Damit ist aber m. E. den beiden Stellen im Vergleiche mit dem dog-
matischen Gehalte des Dialogs eine zu große Bedeutung beigemessen. Die Schrift
•erklärt sich zur Genüge als eine mit dem Laches parallel gehende begriffsethische
Untersuchung, bei der sich dem Verfasser als Verkörperung der in Rede stehenden
<ico(fQoovvt) das Bild seines Oheims auch viele Jahre nach dessen Tode einstellen
konnte.
3) Beziehungen Piatons auf Männer der Philosophie und Lite-
ratur seiner Zeit und umgekehrt. Da uns Piaton Gesi^räche zwischen Sokrates
imd seineu Zeitgenossen vorzuführen pflegt, ist naturgemäß die ausdrückliche
Nennung von Personen, mit denen er selbst in Berührung kam, seltener, als man
:^onst bei dem beträchtüchen Umfange seines literarischen Nachlasses annehmen
möchte. Nun kommen freilich neben den ausdrücklichen Erwähnungen auch
stillschweigende Bezugnahmen in Betracht. Die von einigen für die Deutung der
platonischen Dialoge aufgestellte allgemeine Gleichung: Sokrates = Piaton, die
Gesprächspartner des Sokrates = Personen de? platonischen Verkehrs, entbehrt
zwar jeder Grundlage; aber deshalb läßt sich doch nicht in Abrede stellen, daß
Piaton sich mehrfach auch ohne Namennennung mit Männern seiner eigenen
Zeit beschäftigt. Im einzelnen sind aber solche Beziehungen zumeist unsicher
und schwer bestimmbar, und ihr Ertrag für die Chronologie ist gering. Die von
§ 40. Piatons Schriften: Chronologie. 219
Piaton am häufigsten genannte Person ist Sokrates. Die verschiedene in der
Dialogführung ihm angewiesene Stellung wird uns als chronologisches Merkmal
später noch begegnen. Im übrigen bieten seine Erwähnungen geringe Ausbeute.
Wenn Thrasyllos bei Diog. Laert. 3, 58 Euthyphron, Apologie, Kriton und Phaidon
als Darstellung des typischen Philosophonlebens und seines idealen Verhaltens
gegenüber der mehr und mehr hereinbrechenden Katastrophe — der Philosoph
auf dem Wege zur Gerichtsbehörde, vor Gericht, im Gefängnis bei Fluchtgelegea-
heit, in der Todesstunde — zu einer Tetralogie vereinigt, so ist dagegen vom Stand-
punkte einer Gruppierung unter ethischem Gesichtspunkte nichts einzuwenden.
Aber von einer gleichzeitigen Herausgabe dieser Schriften kann keine Rede
«ebi. Ebenso aussichtslos ist der Versuch Munks, die ganze Schriftenreihe
als idealisiertes Lebensbild des Sokrates nach dem aufsteigenden Lebensalter
des in den Dialogen auftretenden Sokrates chronologisch zu ordnen. Wohl aber
läßt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit vermuten, daß die Schriften, in denen
Sokrates' persönliches Schicksal im Vordergrunde steht, wie Apologie und Kriton,
nicht sehr weit von seinen Lebzeiten abzurücken und der frühesten Periode von
Piatons Schriftstellerei zuzuweisen sind. Ebenso diejenigen, in denen Sokrates'
Charakter mit besonderer Liebe gezeichnet ist und insbesondere durch die Dar-
stellung seines Verhältnisses zur Jugend eine apologetische Tendenz hindurch-
leuchtet, wie im Protagoras, Laches, Charmides und Lysis. Doch ist bei Ver-
wendung dieses Gesichtspunktes Vorsicht geboten. Noch in viel späterer Zeit
hat die Dogmatik einiger Dialoge den Verfasser bestimmt, auf Sokrates' Schicksal
und Charakter einzugehen. So veranlaßte die Unsterblichkeitslehre des Phaidon
das Gemälde von Sokrates im Kreise seiner Jünger während der Sterbestunde, das
Erosthema des Symposions die Darstellung von Sokrates' Verhalten zum sinnlichen
Eros in der Erzählung des Alkibiades. Die abgestufte Stellungnahme der einzelnen
Werke zu Sophisten und Rhetoren im allgemeinen sowie zu den athenischen
Staatsmännern hängt mit tieferen Fragen der philosophischen Entwicklung Piatons
zusammen und wird später besprochen werden. Hingegen gehören die mehr ober-
flächlichen Beziehungen auf bestimmte einzelne Rhetoren hierher. Im Phaidr.
278 e f. erteilt Sokrates dem noch jugendlichen Isokrates ein warmes Lob. Er
lasse, so heißt es im wesentlichen. Besseres erwarten als Reden nach Art des
Lysias. Vielleicht werde er heranreifend auf dem Gebiete der Reden, die er jetzt
in Angriff nehme, alle bisherigen Redner Meit überragen, vielleicht auch damit
nicht zufrieden sich von göttlicherem Triebe zu Größerem führen lassen, denn in
des Mannes geistiger Veranlagung liege ein Stück Philosophie {(fvaei yäg . . .
fveari' zig ffuoooffia zf/ zov av^Qog öiavoi'a). Die Stelle ist der Ausgangspunkt einer
Kombination, die mit um so größerem Eifer aufgenommen und ausgebaut wurde,
als die Datierung des Phaidros eines der wichtigsten und umstrittensten Probleme
der Piatonchronologie bildet. Außer dem erwähnten Lobe des Isokrates kommt
Folgendes in Betracht. Die in den nächsten Jahren nach 390 vor Chr. ver-
faßte Sophistenrede des Isokrates (or. 13) äußert sich sehr abschätzig über
die Eristik im Jugendunterrichte in einer Form, aus der man sehr leicht eine
Geringschätzung der üblichen Jugendnnterweisung überhaupt als eines praktisch
unfruchtbaren Unternehmens herauslesen konnte. Von der Bekämpfung der
Eristik, die sich im Eingange der Helena wiederholt, wurde auch die Sokratik
getroffen , insofern innerhalb dieser Antisthenes die Eristik pflegte. Auf den
letzteren könnte der Anfang der Helena mit der Anführung von Sätzen, die für
Antisthenes bezeugt sind, hindeuten. Andererseits enthält die Sophistenrede in
§ 17 eine auffallende Parallele zu Plat. Phaidr. 269 d. Ferner weist Piaton im
Euthydemos 304 d ff. eine gegen das unfruchtbare Philosophiestudium gerichtete
9-)() § 40. Platüiis Schritten: Chronologie.
Äußerung eines ungenannten Mannes zurück, dessen Charakteristik auf Isokratcs
paßt. Auch diese Äußerung findet ihren Anknüpfungspunkt in der Eristik. Mai>
ging nun auf die Jagd nach gegenseitigen polemischen Anspielungen in den
weiteren 'Werken der beiden Schriftsteller, und, wie es bei derartigen Jagden zu
geschehen pflegt, der Jagende kehrte jeweilen mit einiger -wenn auch imaginären
Beute heim. So ergab sich folgender Zusammenhang. Piaton hat zunächst auf
Isokrates' vermeintlichen Zug zur Philosophie große Hoffnungen gesetzt, die in
der Phaidrosstelle ihren Ausdruck fanden. Sie wurden durch die Sophistenrede
trotz des in der Bezugnahme von § 17 auf Phaidr. 269 d liegenden Komplimentes
schwer getäuscht, und Piaton quittierte im Euthydemos mit einer energischen
Zurückweisung über die Angriffe des Redners, indem er zugleich zwischen seiner
und der antislhenischen Art Philosophie zu treiben eine scharfe Grenze zog.
Damit war der Bruch zwischen Isokrates einer-, Piaton und der Sokratik anderer-
seits vollzogen. Ihre Feindschaft kam in den folgenden Jahrzehnten in fort-
währenden Plänkeleien wieder und wieder zur Erscheinung. Der Phaidros ist
also vor der Sophistenrede spätestens um 390, der Euthydem nicht sehr lange
nach dieser Rede verfaßt. Aus dieser von Spengel unter dem Beifall Zellers be-
gründeten, von Usener u. a. weiter ausgebauten Kombination fällt zunächst ein
nebensächlicher Punkt, das Kompliment des Isokrates in der Sophistenrede, dahin i
Der Gedanke, um den es sich handelt, findet sich in übereinstimmender Form
auch beim Anonymus lamblichi (Diels Vorsokr. c. 82, 1), der ihn weder au»
Piaton noch aus Isokrates entnommen haben kann. Er ist also nicht Piatons
Eigentum (vgl, Heinr. Gomperz, Wiener Studien 27 [1905], 168 ff.). Aber auch da*
ganze Gebäude steht auf unsicherem Grunde. Es ist von vornherein ein miß-
liches Unterfangen, bei zwei Männern, die am gleichen Orte wohnten und als
Mittelpunkte geistiger Kreise mannigfache Gelegenheit hatten, sich übereinander
auszusprechen, sich zu verfeinden und sich zu verständigen. Gegensätze zu be-
tonen, zu mildern und zu verschärfen — bei solchen Männern aus Stellen ihrer
Werke, die doch nur einen Bruchteil ihrer Äußerungen darstellen, und dazu noch
aus Stellen großenteils vager und unpersönlicher Prägung, die Kurven ihrer gegen-
seitigen Beziehungen rekonstruieren zu wollen. Endgültig aber bricht der Bau
durch den von Heinr. Gomperz, Wiener Studien 27 (1905), 163 ff.; 28 (1906), 1 ff.
geführten Nachweis zusammen, daß nicht nur für eine von den achtziger Jahren
an bestehende Feindschaft zwischen den beiden Männern jedes verläßliche Symptom
fehlt, sondern sogar im Gegenteil in den isokrateischen Schriften nach Erscheinen
der Helena die Polemik gegen die Sokratik einer Hinneigung zu dieser Richtung Platz
macht, um erst nach einem Menschenalter wenige Jahre vor Piatons Tode wieder
hervorzutreten. Gomperz' These ist auch dann noch genügend begründet, wenn man
von ihm abweichend den isokrateischen Busiris, der mit seiner wohlwollenden Be-
zugnahme auf die platonische Politeia unter seinen Argumenten eine Rolle spielt,
mit Pohlenz der Helena zeitlich vorangehen läßt. So spricht die weitaus größere
Wahrscheinlichkeit dafür, daß der Phaidros nach, als daß er vor der isokrateischen
Sophistenrede entstanden ist, zumal von Isokrates bis zu dieser Rede nur Proben
gerichtlicher Beredsamkeit vorhanden waren, die schwerlich Anlaß boten, in ihm eine
philosophische Ader zu erkennen. Die vielberufene Phaidrosstelle über Isokrates
ist also, täuscht nicht alles, ein vaticinium post eventum, niedergeschrieben, al&
bereits epideiktische und politische Reden, vor allem wohl der Busiris des Iso-
krates vorlagen, hnvieweit persönliche Motive das Lob veranlaßten, läßt sich
heute nicht mehr ausmachen. Beide Männer mfigen durch gemeinsame Schüler
einander näher gekommen sein — an eine Art Kartelliening der isokrateischen
Rhetoren- und der platonischen Philosophenschule denkt H. Gomperz a. a. O.
§ 4C». Piatons Schriften: Chronologie. 221
♦?. 38 t. — Die Angabe des Diog. Laöit. B, 8, Piaton und Isokrates seien be-
freundet gewesen, ist wohl nur aus dem ebendort erwähnten Dialoge des Praxi-
phanes herausgesponnen. Aber dieser Dialog zeigt doch, wie sich ein Schüler
Theophrasts das Verhältnis der beiden dachte. Das Tatsächliche ist jedenfalls,
daß Piaton die durch die Abrechnung mit dem ihm unsympathischen Lvsias ge-
botene Gelegenheit ergriff, Isokrates als Gegenbild dieses Kcdners zu feiern.
Der Notwendigkeit, den Gegensatz durch eine der lysianischen entsprechende
Probeleistung zu verdeutlichen, entzog er sich mit feiner Kunst dadurch, daß er
Isokrates als jungen Mann, dessen Leistungen noch in der Zukunft hegen, dem
bereits viel gefeierten Lysias gegenüberstellt, wozu die Verhältnisse insofern be-
rechtigten, als zu einer Zeit, da Lysias als Epideiktiker bereits Ruf erworben
und längst seine Haupttätigkeit der Gerichtsrede zu widmen begonnen hatte,
Isokrates zwar kein Jüngling an Lebensjahren, aber Anfänger in der epideiktischen
Beredsamkeit war. Dementsprechend wurden die Piaton bereits vorliegenden
isokrateischen Eeden zu solchen, „die er jetzt in Angi-iff nimmt". Auch da^
Lob iJhilosophischer Tendenz, das im Phaidros dem Redner gespendet wird, läßt
sich, gerade wenn dessen spätere Werke großenteils schon bekannt waren, ver-
stehen. Gewiß war Isokrates kein Philosoph; gewiß war er insbesondere von
Piaton in wichtigen Anschauungen himmelweit getrennt. Aber bei persönlichem
Wohlwollen ließ sich auch diese Kluft überbrücken. Philosophische Aspirationen
hatte Isokrates in seiner hier in Betracht kommenden Periode immer, und seine
vielfachen Berührungen mit der sokratischen Ethik konnten Piaton für ihn ein-
nehmen. Auch in der Beurteilung der athenischen Politik unter ethischem Ge-
sichtspunkte begegnete er sich mit dem Philosophen (srsol elQip'ijg 30 ff.), und die
p)hilosophischen Spezialdisziplinen, wie Astronomie und Geometrie, ja selbst die
Eristik fanden bei ihm in späteren Jahren zum mindesten mehr Anerkennung
als bei der großen Masse der L^rteilenden (tisqI avti86a. 261 ff.). Nimmt mau
vollends den ganz und gar unphilosophischen Lysias zur Folie, so möchte man
das L'rteil des Phaidros heute noch unterschreiben.
So bliebe von S^jengels Kombination nur noch die Beziehung des Euthydem
auf die Angriffe des Isokrates. Hier befinden Avir uns aber wieder auf ganz
schwankendem Boden. Zunächst ist die Identifizierung des im Euthydem be-
kämpften Gegners mit Isokrates wenn auch wahrscheinlich, so doch unbeweisbar
(das Nähere unten bei Besprechung des Euthydem). Aber nehmen wir sie als
richtig an, so ist doch für die Chronologie keine sichere Grimdlage gewonnen.
Nach Euthyd. 304 e gedachte der Gegner der eristischen Philosophen als neQi
ov^srog ä^lcov ävaSiav a:Tov8rjv TToiov/nercor, und die berichtende Gesprächsperson
fügt hinzu: ovzojol yÜQ noyg y.al sl.-rs roTg drönaoi. Sieht man darin eine wort-
getreue Anführung, so kann als Quelle des Zitates nur die Sophistenrede in
Frage kommen. Denn die Helena, deren vollständige Erhaltung nicht zu be-
zweifeln ist, kennt diese Worte nicht. Die Sophistenrede hingegen, in der sie
jetzt gleichfalls fehlen, ist nach der Meinung einiger am Schlüsse verstümmelt.
War der Ausdruck in diesem verlorenen Stücke wirklich gebraucht, so wäre da-
durch für den Euthydem allerdings nicht nur eine Frühgrenze, sondern über-
haupt eine ungefähre Zeitbestimmung gegeben. Denn der Euthydem bildet
geradezu eine Replik auf die angeführte Äußerung, wird ihr also in nicht sehr
großem Abstände nachgefolgt sein. Allein die Verstümmelung der Sophistenrede
ist strittig, und fehlt wirklich ein Stück, so ist nach dem Schlüsse des Er-
haltenen nicht einmal wahrscheinlich, daß darin die zitierten Worte standen.
Aber handelt es sich denn um ein wörtliches Zitat? Ich halte dies abweichend
«von H. Gomperz a. a. O. S. 31 keineswegs für unzweifelhaft. Es entspräche
222 § ■=^^- l^latons Schriften: Chronologie.
ganz riatons Art, Wahrheit und Dichtung zu verbinden, wenn er den ihm vor-
liegenden Text, den er doch nicht als solchen zitiert, sondern nach freier Er-
findiuig als mündliche Äußerung wiedergibt, nach Gutdünken umgeändert und,
da es sich nun einmal um die "Worte eines Rhetors handelt, zu einem richtige«
Gorgianismus zugestutzt hätte. Zudem hat er durch Beifügung eines Ticög
selbst angedeutet, daß er für den Wortlaut nicht einsteht. Ein wortgetreue*
Zitat ist sogar unwahrscheinlich, denn damit würde Piaton das Inkognito, mit
dem er sonst den Gegner umkleidet, geradezu aufheben. Handelt es sich aber
um eine freie Wiedergabe des gegnerischen Urteils, dann kommt als deren
Grundlage neben der Sophistenrede auch die Helena in Betracht, deren Ab-
fassungszeit sich auch nicht mit nur annähernder Genauigkeit bestimmen läßt
(die Ansätze neuerer Forscher differieren um Jahrzehnte). Schließlich ist auch
die Möglichkeit nicht zu leugnen, daß Piaton tatsächlich auf eine mündliche
Äußerung anspielt, in welchem Falle die Euthydemstelle für die Chronologie
völlig auszuscheiden hätte.
Isokrates kann uns zu einem andern Zeitgenossen, Aristophanes, hiuüber-
leiten. Im Busiris 15 ff. gibt ersterer eine Darstellung der ägyptischen Ver-
fassung, die autfallend an den platonischen Staat erinnert. Dazu kommt noch
die ausdrückliche Bemerkung, daß die angesehensten Philosophen, die sich mit
Staatstheorie befaßten, der ägyptischen Staatsordnung vor anderen den Vorzug
gäben (17). Gleich auffällig sind mehrere Punkte des kommunistischen Pro-
grammes. das Aristophanes in den 391 oder 390 aufgeführten Ekklesiazusen
590 ff. zum besten gibt. Sie berühren sich derart mit einzelneu Zügen des-
Staatsideals der platonischen Politeia, daß es schwer fällt zu glauben, beide
Schriftsteller hätten unabhängig voneinander oder von einer gemeinsamen Quelle
diese Einzelheiten aus der Grimdthese des Kommunismus herausgesponnen
(anders ZeUer II 1*, 551, 2). Aber auch der Fall einer gemeinsamen Quelle
scheidet aus; denn nach Aristot. Polit. B 7, 1266a 34 ff. war Piaton bis auf
Aristoteles' Zeit der einzige Staatstheoretiker, der die an der Ekklesiazusenstelle
wie in der Politeia eijie Avichtige Rolle spielende Kinder- und Frauengemeinschaft
verlangte. Abhängigkeit des Philosophen in einem Hauptpunkte seines philo-
sophischen Bekenntnisses von einem gelegentlichen Scherz des Komikers wii'd
schwerlich jemand glaubhaft finden. Da ferner aus sprachlichen wie inhalt-
lichen Gründen ausgeschlossen ist, daß die Politeia in Form und Umfang, wie
wir sie in Händen haben, Aristophanes bereits vorlag, so bleiben für die Er-
klärung des Tatbestandes nur folgende Möglichkeiten. Entweder hatte Aristo-
phanes — und das Gleiche müßte auch von Isokrates als Verfasser des Busiris
gelten — einen zunächst gesondert ausgearbeiteten imd herausgegebenen Teil
unserer Politeia vor sich, oder er kannte eine frühere, von der unsrigen ver-
schiedene Ausgabe des Gesamtwerkes, oder er fußte auf Piatons mündlich vor-
getragenen Lehren, die durch Dritte zu seiner Kenntnis gekommen sein mochten.
Die erste Annahme, die im Zusammenhang mit dem Versuch, eine sukzessive
Entstehung unserer Politeia nachzuweisen, von Krohn u. a. (s. Lit. S. 94*) vor-
getragen worden ist, begegnet Schwierigkeiten in der Abgrenzung der Teile des
Werkes, die Aristophanes und Isokrates bereits zugänglich gewesen sein müßten.
Sie hätte außerdem mit einer sprachlichen und sachlichen Überarbeitung dieser
Partien zu rechnen und käme so der zweiten Hypothese nahe, die M. Pohlenz,
Aus Piatons AVerdezeit S. 206 ff . verfochten hat. Allein gerade die Stelle Gell.
14, 3, die in Pohlenz" Argumentation entscheidend ist für die Ansicht, daß Piatons
Gesellschaftsideal frühzeitig durch eine Erstausgabe der Politeia imd nicht lediglich
durch mündliche Weitergabe bekannt wurde, ist als Zeugnis von sehr fraglichem
§ 40. Piatons Schritten: Chronologie. 223
Werte und spricht zudem auch nur von einer Vorveröffentlichung zweier Jiiicher
der (gangbaren) Politeia. nicht von einer früheren Ausgabe des Gesamt werke«.
Auch muß auffallen, daß wir hier innerhalb des platonischen Schrifttums den
einzigen Fall der Neuedition einer bereits veröffentlichten Schrift vor uns hätten —
für den Phaidros ist der Beweis nicht geglückt — , und zwar einer Neuedition, die
von der Erstausgabe nicht einmal durch einen besonders langen Zwischenraum
getrennt wäre. Ein unbedingtes Hindernis für Pohlenz' These ist das natürlich
nicht, und Pohlenz, der das Bedenken selbst emjifand, hat ,S. 228 ff. eine Er-
klärung gegeben, der man die Möglichkeit — mehr ist in diesen Dingen nicht zu
erreichen — nicht absprechen kann. Aber alles in allem scheint mir doch der
dritte Weg der Lösung des Problems, den Chiappelli (Riv. d. filol. 11, 209 1 be-
schritten hat, der noch gangbarere. Daß Piaton schon in den neunziger Jahren
als Lehrer tätig war, hat alle Wahrscheinlichkeit für sich. Aber auch im
andern Falle bot ihm der Verkehr innerhalb des Sokratikerkreises Gelegenheit
zu philosophischer Meinungsäußerung, und es ist nicht zu verwundern, daß von
hier aus die Kunde seines grundstürzenden Gesellschaftsprogrammes in weitere
Schichten drang und das Tagesgespräch bildete. Die Übereinstimmung zwischen
Piaton und Aristoj^hanes und vollends zwischen Piaton und Isokrates im ein-
zelnen ist nicht so groß, daß sie mit der Annahme mündlicher Gedankenver-
breitung unvereinbar wäre. Ergibt sich unter dieser Voraussetzung auch nichts
für (He Entstehungsgeschichte der Politeia, so steht doch für die Hauptfrage, um
derentwillen uns Datierung und Abfolge der Dialoge interessiert, die Frage der
philosophischen Entwicklung Piatons, die Tatsache fest, daß seine Gesellschafts-
theorie in ihren Grundzügen schon vor 391 ausgebildet war.
Von einigen weiteren Beziehungen läßt sich kürzer handeln. Daß das
Symposion der Apologie nicht alsbald nachgefolgt sein kann, ließe sich, wäre es
nicht ohnehin gewiß, daraus abnehmen, daß Aristophanes hier (19 c, vgl. 18 dj als
Verbreiter falscher Anschauungen über Sokrates in ungünstigem Lichte erscheint,
während ihm dort (189 c ff.) die freundschaftliche Gesinnung des Verfassers eine
sympathische EoUe im sokratischen Freundeskreise zugeteilt hat. Die großenteils
sehr unsicheren Anspielungen auf Antisthenes, die von neueren Gelehrten bei
Piaton gefunden Avurden (s. oben S. 181 f.), sind für die Piatonchronologie schon
deshalb im wesentlichen unfruchtbar, weil nur in allgemeiner und vager Weise
auf antisthenische Lehren Bezug genommen, nicht aber auf bestimmte Schriften
hingedeutet wird. Aber selbst mit solchen Hindeutungen wäre Avenig geholfen,
da sich eine Chronologie der Werke des Antisthenes mit unseren Mitteln nicht
aufstellen läßt. Die Bezeichnung des Antisthenes als ysgcov dipiuadi)? (Sophist.
251 b) wäre schon in den achtziger Jahren des vierten Jahrhunderts denkbar
(vgl. Isoer. Hei. Anf.). Immerhin kann es für eine gewisse Bestätigung der
durch andere Kriterien gebotenen Reihenfolge der platonischen Schriften gelten,
wenn die so geordneten Werke bis zum Gorgias einschließlich sich von jeder
irgend greifbaren Polemik gegen Antisthenes frei zeigen, ja der Gorgias sich in
einigen freilich von verschiedenem Ausgangspunkt gewonnenen Anschauungen
mit antisthenischen Lehren berührt (Th. Gomperz, Griech. Denker II ' 288),
während vom Euthydem an eine Reihe freilich in erheblichen Abständen ein-
ander folgender Anspielungen mit größerer oder geringerer Wahrscheinlichkeit
namhaft zu machen sind.
Eine sehr willkommene Hilfe zur Datierung des Gorgias bieten dessen Be-
ziehungen zu der Anklagerede des Polykrates gegen Sokrates, wie sie in
der mit deutlicher polemischer Spitze versehenen entgegengesetzten Beurteilung
des Sokrates und der athenischen Staatsmänner Themistokles, Miltiades u. a. zu-
004 § 40. Piatons Schriften: Chronologie.
tage tritt im Zusammenhange mit der verschiedenen 'NVertani^- der Philosophie
und der gangbaren Anschauungen von praktischer Politik. A. Gercke (Ein!, z.
Ausg. d. Gorgias XLIV ff.) und Th. Gomperz (Griech. Denk. IP 278 f. 569), die
diese Beziehungen eingehend untersucht haben, sehen in Polykrates' Pamphlet
das ältere Schriftstück, im Gorgias die Eeplik, während, wie früher schon andere,
so jetzt auch M. Pohlenz (Aus Pl.s Werdezeit 164 ff.) das umgekehrte Verhältnis
annimmt. Ein entscheidendes Indiz erkenne ich — abgesehen von der sogleich
zu berührenden Datierung des Ion — weder für die eine noch für die andere
Ansicht, gewinne aber aus Liban. apol. Socr. 155 eher den Eindruck, daß Poly-
krates von gegnerischen Erörterungen über Miltiades und Themistokles und ins-
besondere von der Argumentation Gorg. 516 d e nichts wußte, also die Feind-
seligkeiten eröffnete, wozu stimmt, daß der Gorgias durch das ungemein harte
und unbillige Verdikt über die Staatsmänner und die Leidenschaftlichkeit des
Tones die Vermutung nahe legt, der Verfasser sei durch einen besonderen Anlaß
in gereizter Stimmung gewesen. Glücklicherweise bleibt die Polemik, man mag
über die Prioritätsfrage denken wie man will, chronologisch wertvoll und liegen
die Ergebnisse bei beiden Ansichten nicht allzu weit voneinander ab, unter der
Voraussetzung freilich, daß sich für die Rede des Polykrates, die der Wieder-
aufiichtung der athenischen Mauern (393 v. Chr.) gedachte, auch eine Spätgrenze be-
stimmen läßt. Pohlenz (a. a. O. 164, 2) erkennt in der anachronistischen, viel-
leicht in die Form einer Prophezeiung gekleideten Erwähnung des Wiederaufbaus
der Mauern in einer Anklagerede gegen Sokrates ein persönliches Kompliment
für Konon, das gegenstandslos wurde, als dieser 392 in persische Gefangenschaft
geriet, um bis zu seinem auf Kypros erfolgten Tode nicht mehr nach Athen
zurückzukehren. Zwingend ist das nicht, aber wahrscheinlich genug, um damit
zu rechnen. Dann bleiben für Polykrates' Eede nur die Jahre B93 und 392, und
für den Gorgias ergibt sich Folgendes: Ist er Eeplik, so wird er, worauf schon
die Leidenschaftlichkeit des Tones schließen läßt, von Polykrates' Eede durch
keinen sehr langen Zwischenraum getrennt, also etwa der Zeit von 393—389 (vor
der italisch-sizilischen Eeise) zuzuweisen sein. Im entgegengesetzten Falle wird
er ebenfalls nahe an Polykrates' Eede herangerückt werden müssen, da nach
anderen Kriterien zwischen ihm und dem Beginne von Piatons literarischer Tätig-
keit, den man jedenfalls erst nach Sokrates' Tode anzusetzen haben wird, bereits
eine ansehnliche Strecke schriftstellerischer und philosophischer Entwickelung
gelegen war. Damit wäre für die Abfassung des Dialoges, wenn er dem Pam-
phlete voranging, etwa die Zeit von 394—392 als Spielraum gegeben. Ist der
Ion tatsächlich einer der ältesten Dialoge und nicht vor 394 geschrieben (vgl.
S. 217), so spricht dies für die Priorität des Polykrates, da sich nicht wohl
■sämtliche zwischen Ion und Gorgias liegenden Dialoge in die Zeit von 394—392
zusammendrängen lassen.
Ungünstiger liegen die Dinge bei der Berührung von Plat. Phaidr. 275 d f.
276 d mit der vor 380 veröffentlichten Eede des Alkidamas Usol aoqHOTOjv 28.
85. Hier ist fraglich, ob überhaupt auf einer Seite eine Abhängigkeit besteht,
und wenn es der Fall ist, so läßt sich doch über die Priorität nicht mit Sicher-
heit entscheiden. Im Falle der Unabhängigkeit des Alkidamas, die mir, ange-
sichts der von Pohlenz a. a. Ü. S. 350 aus weiterer Literatur gesammelten
Parallelen, wahrscheinlicher ist, und zwar auch für § 35, bietet die Berührung
für die Chronologie keinen Ertrag.
Von der für den Zeitansat^ einiger Schriften in Betracht kommenden Frage
einer Berücksichtigung des Aristoteles durch Piaton kann erst unten bei den
platonischen Altersdialogen und ihrer Lehre die Rede sein.
§ 40. riatons Schriften: Chronologie. -225
4. Hinweise einer S>chrift auf eine andere. Es kommen hier nur
ausdrückliche Hinweise in Betracht, nicht solche, die erst aus inhaltlichen Be-
rührungen zwischen zwei Schriften erschlossen werden. Eigentliche Selbstzitate
sind nun freilieh für Piaton im allgemeinen dadurch unmöglich, daß seine Werke
in der Regel — Ausnahmen werden uns sogleich beschäftigen — in die Form
selbständiger, voneinander unabhängiger Gespräche gekleidet sind. Gerade in
Berücksichtigung dieser Notlage wird man aber für eine Stelle wie Phaidon 72 e,
wo der Satz, daß Lernen nur Wiedererinnerung sei, als eine oft gehörte Äußerung
■des Sokrates bezeichnet wird, die Bedeutung eines Zitates (von Menon 81 d ff.)
zum mindesten für möglich halten dürfen. Ebenso scheinen Soph. 217 c die
«chönen Eeden, die Sokrates als Jüngling von dem bereits in sehr vorgerücktem
Alter stehenden Parmenides gehört zu haben behauptet, auf den Parmenides zu
■deuten, dessen Gespräch nach 127 b f. bei dem angegebenen Altersverhältnis beider
Männer stattgefunden hat. In ähnlicher Weise könnte Kratyl. 386 d auf Euthyd.
293 b ff. hinweisen. Natürlich sind solche nur möglichen Zitate chronologisch
von sehr bedingtem W'erte und kommen, falls sie sichereren Indizien widerstreiten,
nicht in Betracht (so Lach. 194 d im Verhältnis zum Kl. Hipp. 366 dj. In zwei
Fällen hat der Verfasser selbst mit klaren Worten Gespräche zueinander in Be-
ziehung gesetzt. Zunächst bieten Theaitetos, Sophistes und Politikos nach ihrer
szenischen Anlage ein fortlaufendes, wenn auch auf zwei Tage verteiltes Ge-
spräch, und im Politikos 284 b 286 b wird der Sophistes geradezu als Schrift
zitiert. Natürlich ist damit noch nicht gesagt, daß die drei Glieder dieser Tri-
logie auch hinsichtlich ihrer Abfassungszeit einander in kurzen Abständen und
ohne Trennung durch andere Werke gefolgt sein müßten — tatsächlich scheint
zwischen Theaitet und Sophist der Parmenides zu stehen — , noch auch ist ohne
Aveiteres sicher, daß ihre chronologische Abfolge durchaus mit ihrem Nacheinander
innerhalb der Trilogie zusammenfällt und nicht etwa der Sophistes vor dem
Theaitet verfaßt und erst nachträglich durch Neugestaltung des Szenischen mit
ihm in der jetzt vorliegenden Weise verbunden wurde. Immerhin wird man bis
zum Beweise des Gegenteils auch für die Chronologie mit der innerhalb der Tri-
logie bestehenden Reihenfolge als der wahrscheinlichsten rechnen und in ihr
namentlich eine Bestätigung einer etwa aus anderen, sachlichen oder sprachlichen,
Indizien gewonnenen chronologischen Anordnung erblicken dürfen. Noch ein
besonderes Moment kommt dabei in Betracht. Das durch die drei Schriften sich
liindurchziehende Gespräch ist im Beginne des Theaitet dem Rahmen eines
Referates eingefügt, der wohl zum Theaitet selbst, nicht aber zu den beiden
anderen Dialogen paßt. Denn in diesem Referate werden 143 b lediglich Theo-
■doros und Theaitetos, nicht aber der im Sophistes und Politikos mit einer
Hauptrolle bedachte Fremdling und der im Politikos hervortretende jüngere So-
krates als Gesprächspartner des Sokrates genannt. Andererseits wäre nach
Theait. 142 c ff. Theaitet fiLr das ganze Gespräch als Teilnehmer vorauszu-
setzen, tatsächlich ist er aber im Politikos ohne jede Rolle. Das führt zu
•der Annahme, daß Piaton, als er den Theaitet schrieb, die beiden anderen
Werke noch nicht im Sinne hatte und diese erst später unter Anfügung
■einer hindeutenden W^endung am Ende des Theaitet anschloß. Freilich wird
■diese Annahme wieder durch eine antike Vermutung (Anonym. Komment, z.
Theaitet 3, 37 ff.), deren letzte Herkunft unbekannt ist, in Frage gestellt,
•wonach der Theaitet ursprünglich die Form eines dramatischen Dialoges ge-
habt, also jenes Rahmens entbehrt hätte. Einer weiteren Trilogie pflegt man
als zweites und drittes Stück die wieder miteinander ausdrücklich verbundenen
Oespräche Timaios und Kritias zuzuweisen. ALs erstes Stück wäre alsdann
Ueberweg, Grundriß I. 15
OOfV § 40. Piatons Schritten: Chronologie.
nach der Kokapitulation Tim. 17 c ff. eine Schrift anzusetzen, die mit unserer
Politeia im Thema und in wesentlichen Grundzügen der Ausführung zusammen-
traf, aber mit ihr nicht identisch war. Letzteres geht mit vollster Sicherheit
schon daraus hervor, daß die Gespräche der Politeia und des anzusetzenden'
ersten Trilogiestückes, abgesehen von dem an beiden beteiligten Sokrates, von
ganz verschiedenen Teilnehmern gehalten wurden, wie der Anfang des Tiraaios^
deutlich erkennen läßt. Für unsern Zweck genügt diese negative Feststellung,
daß die Politeia als Bestandteil der Timaiostrilogie nicht in Betracht kommt^
Das Wahrscheinlichste ist, daß der Timaios überhaupt an keine platonische-
Schrift unmittelbar anknüpft, von einer Trilogie also hier nicht zu reden ist, uncB
daß sein Anfangsgespräeh nur eine ad hoc fingierte politische Unterredung zum
Ausgangs^junkte nimmt, die hinsichtlich ihres Inhaltes mit dem Politeiagespräch,
im ganzen, wenn auch gerade nicht in dem zentralen Punkte (der Ideenlehre
und ihren politischen Folgerungen), übereinstimmt.
5. Der philosophische Inhalt der Dialoge. Es könnte scheinen, als
habe dieses Kriterium unter allen den ersten Rang zu beanspruchen, und in der
Tat ist es dasjenige, dem die Mehrzahl der neueren Piatonforscher vor allen
anderen Gewicht beigemessen hat. Aber wie bei der Echtheitsfrage, so erweist
sich auch hier die Inhaltsvergleichung im allgemeinen als schwankende Grund-
lage, und der gesicherten chronologischen Ergebnisse, die sich auf ihr haben auf-
bauen lassen, sind es im Verhältnis nur wenige. Piatons Schriften bieten, als
Ganzes betrachtet, ein buntes Gewebe von Dialog zu Dialog herüber- und hinüber-
laufender Gedankenfäden dar: welche von diesen sind von Fall zu Fall für die
Bestimmung der zeitlichen Folge die leitenden? Übereinstimmungs- und Wider-
spruchsverhältnisse kreuzen sich in mannigfachster Weise: welche unter ihnen
haben jeweilen die entscheidende Bedeutung? Die gleiche These erscheint hier
in kurzer apodiktischer Form, dort als Ergebnis längerer Beweisführung: wO'
liegt die Priorität? Handelt es sich dort um eine vorläufige Aufstellung, hier
um nachträgliche Deduktion, oder dort um knappe Rekapitulation, hier um
grundlegende Auseinandersetzung? In die Wirrnis der widersprechendsten, von-
mehr oder minder subjektivem Empfinden beherrschten Antworten auf diese und
andere Einzelfragen mischt sich die Stimme apriorischer Gesetze. Die Übermitt-
lung einer Lehre in mythischer oder bildlicher Form, behauptet Schleiermacher,
geht ihrer rein wissenschaftlichen Darstellung immer voran : also muß der
Phaidros älter sein als die Dialoge, in denen die Ideenlehre und die Lehre
voji der Dreiteilung der Seele ohne Bild vorgetragen werden; die negativ-kriti-
sphen und dialektischen Untersuchungen, sagt K. Fr. Hermann, liegen den
positiven und konstruktiven Darstellungen voraus: also fallen Theaitet, Sophist,
Politikos, Parmenides vor Phaidon und Politeia — beide Regeln durch die ge-
sicherten Ergebnisse der neueren P'orschung gründlichst widerlegt. Ein Gewinn
an logischer Einsicht, bemerkt Lutoslawski, kann im Gegensatze zu der Varia-
bilität metaphysischer Anschauungen nicht wieder aufgegeben werden — , aber in
seiner Anwendung erweist sich das Prinzip, wenn ihm auch nicht jeder Wert
abzusprechen ist, doch unter L^mständen dadurch als irreführend, daß nicht fest-
steht, wieweit logische Fehler auf L^nkenntnis oder auf bewußte Absicht Platon&
zurückzuführen sind. So bieten die chronologischen Ansätze der auf Inhalts-
vergleichung fußenden Forscher das Bild eines Chaos, von dem die Übersichts-
tabelle bei Ritter, Piaton I S. 230 f. eine anschauliehe, aber unerfreuliche Vor-
stellung gibt.
Selbstverständlich soll mit diesen Ausführungen nicht die völlige Unbrauch-
barkeit des inhaltlichen Kriteriums behauptet werden. Es kann im Verein mit
§ 40. Piatons Schriften: Chronologie. 227
anderen Kriterien treffliche Dienste tun, es kann auch für eich allein in manchen
Füllen zum mindesten Wahrscheinlichkeitsergebnisse liefern, nur ist überall
größte Behutsamkeit und sorgfältigste Abmessung der Tragweite der einzelnen
Argumente am Platze. Vor allem ist festzuhalten, daß der Schriftsteller und
der Schulleiter Piaton eine und dieselbe Person sind, und die vielfach übliche
isolierte Betrachtung der Schriften als völlig in sich abgeschlossener, von der
Schule unabhängiger und mit voller Konsequenz für den weiten Leserkreis be-
stimmter Erscheinungen die Wahrscheinlichkeit gegen sich hat. W. W. Jaeger
hat in seinen Studien z. Entstehungsgeschichte d. 31etaph. d. Aristoteles den
CTCgensatz zwischen den Dialogen als für den Büchermarkt bestimmten Literatur-
■werken und den auf die Schule berechneten Vorlesungen, wie sie uns in den
aristotelischen Lehrschriften vorliegen, scharf herausgearbeitet. Aber es fragt
sich, ob dieser Gegensatz ein absoluter ist. Für das Verfahren, auch Dialoge
zunächst im engsten Kreise zu verlesen oder verlesen zu lassen, bietet der
Theaitet einen Beleg. Auch wenn man in Rechnung stellt, daß uns die Ver-
handlungen innerhalb der philosophischen Literatur jener Zeit nur sehr unvoll-
kommen bekannt sind, läßt sich doch zweifeln, ob heute so vielfach kontroverse
Schriften, wie die negativ abschließenden Dialoge der sokratischen Epoche
Piatons, wie der Kleine Hippias. der Parmenides u. a., selbst von philosophisch
gebildeten Zeitgenossen mit Sicherheit gedeutet werden konnten, sofern sie
nicht mit den Besprechungen in der Schule vertraut waren. Besteht aber
ein solcher Zusammenhang zwischen der Schule und den Dialogen, dann
^äßt sich aus diesen allein kein sicheres Bild der einzebien Gedankenentwick-
lungen gewinnen. Manches, was hier kurz angedeutet ist, mochte mündlich
bereits eingehend besprochen oder solcher Besprechung vorbehalten sein. Päd-
agogische Absichten konnten veranlassen, auf längst Erledigtes in neuer variieren-
der r^arstellung zurückzukommen. Auch die Schulpolemik mochte ihren Einfluß
geltend machen. Wenn alle diese jetzt größtenteils für uns unkontrollier-
baren Einwirkungen durch glückliche Funde in den Bereich unserer Kenntnis
rückten, so würden sie vermutlich die Ketten, an denen sich die Dialoge auf
Grund der Inhaltsvergleichung aufreihen lassen, an manchen Stellen durch-
brechen und uns nötigen, ihre Glieder in neuer Ordnung zusammenzufügen.
Daß diese Ketten freilich auch festere Strecken zeigen, ist nicht zu leugnen.
Sind einmal die Xomoi durch verschiedene Merkmale als Spätwerk er-
wiesen, so läßt sich aus der zunehmenden Berücksichtigung der tatsäch-
lichen Verhältnisse des realen Lebens in Piatons politischen Schriften die
Folge PoUteia, Politikos, Nomoi gewinnen. Hand in Hand damit gehen
Neuerungen im Verhältnis zur Ideenlehre und die veränderte Stellung zur
Ideen- und zur sinnlichen Welt, wodurch Theaitetos, Parmenides, Sophistes,
Politikos, Philebos, Timaios, Kritias und Nomoi verbunden werden. Auf der
andern Seite bietet die Ideenlehre ein Scheidemittel zwischen den Jugend-
dialogen und denen der Übergangs- und reifen Manneszeit. Die Auffassung
der Seele hier als eines dreigeteilten, dort als einheitlichen Wesens verbietet,
Politeia und Phaidros durch den Phaidon zu trennen. Diese Fälle mögen
als Beispiele relativ sicherer sachlicher Chronologie genügen. Bezeichnend ist
jedoch auch hier wieder, daß über keinen unter ihnen unter den Piaton forschern
völlige Einstimmigkeit herrseht. Im einzelnen ist die Heraushebung dessen, was
sich mit einiger Wahrscheinlichkeit über die gedankliche Verknüpfung der ein-
zelnen Dialoge und die daraus zu ziehenden chronologischen Folgerungen sagen
läßt, hier noch nicht möglich, da sie tieferes Eingehen auf den Inhalt der
Schriften voraussetzt. Es wird vielmehr unten bei der gesonderten Besprechung
15*
20g § 40. Piatons Schritten: Chronologie.
der einzelnen Schriften unsere Aufgabe sein, auch diese Beziehungen, so wie sie
sich uns darstellen, hervortreten zu lassen.
6. Der künstlerische Aufbau der Dialoge. Hier fällt ein großer
Unterschied in die Augen. Eine Reihe von Dialogen zeigt eine mit voller dichte-
rischer Gestaltungskraft geschaffene, mit Liebe und Sorgfalt ins einzelne aus-
geführte Szenerie. Ort und Persönlichkeiten sind individualisiert, letztere durch
kräftige Charakterisierung oft zu wunderbarer Anschaulichkeit gebracht. Das
Gespräch selbst wird, so sehr auch Sokrates als führender Geist im Vorder-
grunde steht, doch in seinen Phasen und Wendungen durch die Beteiligung
mehrerer Partner bestimmt, und bei aller Abstraktheit des Gegenstandes ist doch
da und dort durch die den Individualitäten entsprechenden Fragen, Antworten
und Einwürfe, durch persönliche Färbung der Polemik, durch gegenseitige
humoristische oder satirische Anspielungen dafür gesorgt, daß der Leser die
lebensvollen Gestalten nicht aus dem Auge verliert. Dialoge wie Protagoras,
Euthydemos, Symposion, Phaidon u. a. sind unter diesem Gesichtspunkte Kunst-
werke höchster Vollendung. In einigen anderen Schriften aber findet sich von
solch künstlerischem Aufwand kaum eine Spur. Es ist dem Verfasser hier
offenbar nur an dem dogmatischen Gehalte seiner Ausführungen, nicht an deren
Form gelegen. Des Dialogs bedient er sich nur als der herkömmlichen Weise
philosophischer Erörterung. Die Mittel der Szenerie, der Personencharakteristik
und individualisierenden Wechselrede, die sonst dazu dienen, das Werk zu beleben
und zu einem echten Drama zu gestalten, sind aufs spärlichste oder gar nicht ver-
wendet. Nur sporadisch verrät sich der Künstlergeist in einzelnen geschickt ver-
werteten Motiven. Was bei den oben genannten Schriften unmöglich ist, wäre bei
Parmenides, Sophistes, Politikos, Philebos, Timaios, Kritias und z. T. auch den
Xomoi ein Leichtes: dem Inhalte sein dialogisches Gewand abzustreifen und ihn
in die Form einer abstrakten und kontinuierlich verlaufenden Lehrdarstellung zu
kleiden. Lehrreich für diese Gleichgültigkeit gegen die künstlerische Komposition
ist die schon oben S. 225 berührte Tatsache, daß im Politikos 284 b luid 286 b ein
Mitunterredner das in diesem Dialoge sich fortsetzende Gespräch des Sophistes
wie ein Buch zitiert, der Verfasser also völlig sozusagen aus der Rolle fällt.
Auch die achtlose Anknüpfung des Sophistes an den Theaitet (vgl. S. 225) gehört
hierher. Es ist nun von vornherein wahrscheinlich, daß die durch diese gemein-
same formale Eigenart verbundenen Werke sich auch zeitlich zu einer Gruppe
vereinigen, und die nächstliegende Annahme, daß das Sinken künstlerischer
Schaffenskraft und -lust auf Piatons Altersjahre weise, wird dadurch gestützt,
daß die formal vollendeteren Werke mit Sicherheit den Jugend- und reifen
Mannesjahren des Philosophen angehören und nichts für die Vermutung spricht,
es sei die Zeit künstlerischen Hochstandes durch eine solche des Tiefstandes
unterbrochen worden. Damit stimmt aufs beste, daß die Xomoi nach den ver-
schiedensten Indizien zweifellos in Piatons späteste Zeit fallen und auch bei den
anderen formal gleichartigen Dialogen die gewichtigsten sprachlichen und inhalt-
lichen Gründe nötigen, sie in die Altersperiode des Philosophen zu verlegen.
Xoch in anderer Weise läßt sich aus der Dialoggestaltung für die Chrono-
logie Frucht gewinnen. In Dialogen aus Piatons bester Zeit wird das Haupt-
gespräch nicht selten durch einen Referenten mitgeteilt (s. die Übersicht bei
Raeder, PI. phil. Entw. S. 48 f.), im Symposion ist sogar ein Referat in ein
anderes eingeschachtelt. Diese referierende Methode nötigt zu ständiger An-
wendung von Eff}] (hp] cfävai), siTisr, ovrerfi] u. dgl. Zu ihrer Vermeidung ist
im Theaitet ein eigenartiger Kunstgriff angewendet. Auch hier handelt es sich
um ein Schachtelreferat: Eukleides teilt den Bericht mit, den ihm Sokrates über
§ 40. Piatons Schriften: Chronologie. 229
ein von ihm, Thcodoros und Theaitetos geführtes (Tcspräch erstattet hat. Aber
dieser Bericht wird nach einer Aufzeichnung verlesen. Sokrates als Referent
fällt dabei fort, die Gesprächsteilnehnier treten uns wie in einem Drama unmittel-
bar redend gegenüber. Die Vermeidung der Referierformeln näyou t'(pi]v, eyoj
ehov usw. wird 143 c ausdrücklich als Zweck dieser Mitteilungsform bezeichnet.
Der Verfasser hat also diese Formeln nunmehr als lästig empfunden, und der
Schluß ist berechtigt, daß er, da sich das Auskunftsmittel das Gespräch ver-
lesen zu lassen selbstverständlich nicht schablonenmäßig in aller Folgezeit ver-
wenden ließ, von da an die referierende Dialogform gemieden habe, die Gespräche
dieser Form also vor den Theaitet fallen (vgl. auch Raeder a. a. O. S. fil). Eine
Bestätigung liegt darin, daß tatsächlich alle Werke, die nach maßgebenden ander-
Aveitigen Kriterien dem Theaitet nachfolgen, nämlich die weiteren o. S. 228 u. S. 232.
233 genannten Altersdialoge, nicht referierte, sondern unmittelbar dramatisch dar-
gestellte Gespräche bieten mit Ausnahme des Parmenides. Dieser hat sogar eine be-
sonders komplizierte Schachtelanlage: wir erhalten das Hauptgespräch aus dritter
Hand. Aber das Rätsel läßt sich lösen. Die Rolle des mittleren unter den drei
Referenten ist Piatons Halbbruder Antiphon zugeteilt; im Beginne der Einleitung
wird seiner Brüder Adeimantos und Glaukon als derjenigen gedacht, die dem
letzten Referenten Kephalos Zutritt zu Antiphon verschafften; zwischen diesen
aber und das von dem ganz jugendlichen Sokrates mit dem alten Parmenides
und Zenon geführte Gespräch empfahl es sich schon um des Zeitabstandes willen
den Zenonschüler Pythodoros als ersten Referenten einzuschieben. Es waren
also letzten Grundes wohl verwandtschaftliche Rücksichten, die das Zurückgreifen
auf die referiei-ende Form veranlaßten. Vor allem aber: diese Form ist gar nicht
konsequent durchgeführt. Nur eine Strecke w^eit hat sich der Schriftsteller mit
der lästigen Bürde der fV/ /;, qydvai usw. geplagt: dann ist er, unbekümmert um
den Riß, den seine Darstellung dadurch erlitt, zur dramatischen Form über-
gegangen, wieder ein Zeichen für die Vernachlässigung des Künstlerischen in
der Altersperiode, zugleich aber auch ein Zeichen, daß der Überdruß an den
Referierformeln wie im Theaitet so auch im Parmenides wirksam gewesen ist.
7. Die Sprache. Seitdem Campbell und Dittenberger den Weg gewiesen
haben, ist die Sprachbeobachtung in immer erweitertem Umfange und vervoll-
kommneter Weise der platonischen Chronologie dienstbar gemacht worden. Für
die Einzelheiten der Technik, die dabei ausgestaltet worden ist, muß auf die
S. 81* f., 83* f. verzeichneten Arbeiten, besonders auf diejenigen Ritters (Piaton
I S. 232 ff.. Neue Unters. S. 183 ff., Philol. 73, 358 ff.j und v. Arnims (Sprachl.
Forsch, z. Chronol. d. plat. Dial.) hingewiesen werden, die auch die prinzipiellen
Fragen erörtern. Die von den verschiedenen Sprachbeobaehtern aufgestellten
Sukzessionsreihen (mit Ausnahme der erst später in den Sprachl. Forsch, ver-
öffentlichten V. Arnims) sind von Ritter, Platou I S. 2.54, zu einer hinsichtlich
der großen gegenseitigen Verwandtschaft dieser Reihen sehr lehneichen Tabelle
vereinigt, die im folgenden benutzt werden wird. So sehr auch im Speziellen
die methodischen Grundsätze, von denen die verschiedenen Forscher geleitet
werden, voneinander abweichen, in Hauptgedanken und Endziel herrscht doch
Einigkeit: es gilt durch Beobachtung charakteristischer Spracherscheinungen die
sprachliche Entwicklung des Schriftstellers zu ergründen, nach sprachlichen
Übereinstimmungen und Verschiedenheiten Nähe und Entfernung der Werke
untereinander zu bemessen und diese auf Grund der so gefundenen Tatsachen
nach Möglichkeit in eine kontinuierliche Reihe zu stellen, über deren zeitlich
auf- oder absteigenden Verlauf zum mindesten der Umstand eine Entscheidung
gestattet, daß die Nomoi mit vollster Sicherheit als Alterswerk anzusprechen
23() § 4C'. Piatons Schriften: Chronologie.
sind. Die großen Vorzüge diese« Verfahrens fallen in die Augen. Auf sach-
lichem Gebiete herrscht die Reflexion, deren vielfach verschlungene Bahnen be-
wirken, daß gedankliche Zusammenhänge nur >elten chronologisch eindeutig
sind. Der Gedanke ist flüssig, er modelt sich, nimmt in neuer Verknüpfung
veränderte Formen an. seine Abgrenzung gegen näher und ferner verwandte ist
in exakter Weise nicht durchzuführen. Messen luid Zählen gar nicht oder doch
nur in beschränktestem Umfange am Platze. Ganz anders der sprachliche Aus-
druck. Hier liegen in erheblichstem Maße von Absicht und Reflexion unab-
hängige, aus unljewußter Gewohnheit entspringende Tatsachen vor. Daß der
Schriftsteller für die nämliche Sache hier diesen, dort jenen Ausdruck verwendet,
ist ein fest umrissenes, exakt konstatierbares Faktum, iind die Zusammenstellung
solcher Fakten liefert ein Material, das dem Messen und Zählen und der statisti-
schen Verarbeitung zugänglich Lst. Gelingt es noch, eine Sprachbeeinflussung
von außen her festzustellen — der von einem gewissen Punkte an häufige Ge-
brauch von r/ in]r; als Bejahungsformel und die zunehmende Verwendung von
yt iii'ir und d/./.u — iitp- werden von Dittenberger mit großer Wahrscheinlichkeit
auf den Einfluß der ersten sLzilischen Reise zurückgeführt — oder, wie in der
mehr und mehr sich bemerkbar machenden Hiatvermeidung, parallele Erschei-
nungen in außerplatonischer Literatur nachzuweisen, so ergeben sich damit neue
wertvolle .Anhaltspunkte. Freilich, ein unfehlbares, nie versagendes Werkzeug
ist auch die Sprachstatistik nicht. Das ist von den meisten ihrer Vertreter an-
erkannt und von ihren Gegnern zur Genüge betont worden. Zwar ist der alte
in den ersten Entwicklungsstadien der Sprachstatislik erhobene Einwand, sie
verwerte in willkürlicher Weise ein unzureichendes, Zufälligkeiten nicht aus-
sc-hließende-5 Material, jetzt, nachdem mehr als drei Jahrzehnte hindurch immer
neue Gebiete des Sprachgebrauches in den Beobachtungsbereich einbezogen und
die statistische Technik in immer rationellerer Weise ausgebildet worden ist, all-
mählich verstummt. Aber andere Einwände haben sich erhalten. Ganz untriftig
ist der Hinweis auf die Möglichkeit neuer, den ursprünglichen Sprachcharakter
verwischender Auflagen eines Werkes. Neuauflagen sind in der antiken Literatur
keine so ungemein häufige Erscheinung, daß damit im emzelnen Falle ohne
weiteres zu rechnen wäre. Vielmehr liegt das onus probandi von Fall zu Fall
dem ob. der das Vorliegen einer solchen Neuauflage behauptet. Soll aber wirk-
lieh einmal der Einwand in dieser abstrakten Form zugelassen werden, so trifft
er jede andere chronologische Methode mit gleichem, ja mit größerem Rechte;
denn die Sprachstatistik wird, von besonders ungünstigen Ausnahmen abgesehen,
entweder, wie es beim ersten Buche der Politeia der Fall ist, die Zeit der ersten,
oder, wie es bei der ohne genügenden Grund vermuteten Xeubearbeitung de?
Phaidros anzunehmen wäre, die der zweiten Auflage festzustellen vermögen,
während der Versuch einer Zeitbestimmung auf Grund des Inhaltes oder ander-
weitiger Kriterien unter der Voraussetzung einer Neubearbeitung zumeist jeden
festen Boden unter den Füßen verlieren würde. Aber andere Schwierigkeiten,
die einer unbegrenzten Verwendbarkeit der Sprachstatistik im Wege stehen, sind
in der Tat vorhanden. Es können im einzelnen Zweifel obwalten, was dem Be-
reich unbewußter .Sprachgewohnheit zuzuweisen, was auf bewußte Absicht zurück-
zuführen ist. Der Schriftsteller kann durch besondere Momente, den zu behan-
delnden Gegenstand, die zu charakterisierenden Gespräehspersonen, den ihm
vorschwebenden Leserkreis u. dgl., bestimmt werden, in diesem und jenem Punkte
von dem für die Ijetreffende Periode seiner Schriftstell erei kennzeichnenden
Sprachgebrauch abzuweichen. Aber auch die unbewußte Sprachgewohnheit selbst
wird durch verschiedene, unter Umständen in ihren sprachlichen Wirkungen sich
§ 40. Platoiis Schriften: Chronologie. 231
kreuzende Faktoren, ein zeitweise verändertes Milieu, zeitweilige Lektüre u. dgl.
beeinflußt. Ein unrichtiger Zeitansatz wird sich auch so bei behutsamer Methode
«chwerlich ergeben. Denn es müßte ein selten tückischer Zufall sein Spiel
treiben, wenn alle oder auch nur ein großer Teil der durch besondere Absichten
und Umstände bedingten Spracherscheinungen sich vereinigen sollten, eine be-
•stimrate, der Mahren Zeit der betreffenden Schrift fernliegende Periode vorzu-
spiegeln. Aber wenn auch kein täuschendes, so kann doch ein derart unklares
vnd verworrenes sprachliches Bild durch die einander widersprechenden Ein-
wirkungen verschiedener Momente zustande kommen, daß der Sprachbeobaehtung
eine sichere chronologische Entscheidung nicht möglich ist. Immerhin ist auch
in einem solchen Falle das Bestreben nicht hoffnungslos, durch Heraushebung
•der in erster Linie leitenden und Sondereinflüssen im geringsten Maße ausge-
setzten Spracherscheinungen wenigstens zu einem Wahrscheinlichkeitsurteil hin-
sichtlich des Zeitansatzes zu gelangen.
Die Aussichten der Sprachstatistik hängen also, das geht aus dem Gesagten
hervor, jeweilen von der individuellen Beschaffenheit des zu behandelnden Schrift-
tums ab, und die Erfahrung muß im einzelnen Falle lehren, inwieweit sie das
Werkzeug ist, dem der zu bearbeitende Stoff sich fügt. Bei Piaton war das Er-
gebnis in hohem Grade erfreulich. Die durch eine Keihe von Forschern auf
verschiedenen Wegen und an mannigfachem sprachlichen Material vorgenommenen
Untersuchungen führten übereinstimmend') zunächst zu der Feststellung, daß
sich Sophistes, Politikos, Philebos, Timaios, Kritias und Nomoi zu einer Gruppe
platonischer Altersdialoge vereinigen. Weiterhin gelangte man teils durch Zu-
hilfenahme außersprachlicher Kriterien, teils durch erneute sprachliche Be-
obachtung zu einstimmigem Urteil über die Abfolge der Dialoge innerhalb dieser
Grui^pe. Aber auch für die sieh rückwärts anschließenden Dialoge der besten
Mannesjahre ergaben die unabhängig voneinander vorgenommenen Unter-
suchungen wieder ein im wesentlichen einhelliges Resultat; daß sprachlich die
Bücher 2^10 der Politeia, Phaidros, Theaitet und Parmenides hierher gehören,
ist darnach — von Xatorps abweichender Datierung des Phaidros und Theaitet
abgesehen — unstrittig, und auch über die Reihenfolge besteht in der Haupt-
sache Einigkeit, nur der Phaidros behauptet in den Sukzessionsreihen der ver-
schiedenen Forscher verschiedene Plätze. Ob man Symposion und Phaidon zu
dieser oder einer vorangehenden Gruppe rechnet, ist nicht von Belang, jeden-
falls liegen beide nach sprachlichem Ausweis den genannten Dialogen unmittel-
bar oder doch immer in nächster Nähe voraus. Beträchtlichere Verschiebungen,
die sich auch auf die zeitlich vorangehende Gruppe erstrecken, zeigt nur die von
Th. Goraperz angenommene Abfolge. Als ein nicht ganz ebenso günstiger Boden
für die sprachstatistisehe Bearbeitung erwiesen sich die Schriften der Jugend-
iind Übergangszeit; aber auch hier haben die sprachlichen Beobachtungen inso-
weit zu einem nahezu einstimmigen Urteil geführt, als sie den Gesprächen
Gorgias, Menon, Euthydemos und Kratylos eine späte, dem Symposion und
Phaidon benachbarte Stelle anwiesen. Der Triumph, den die Sprachstatistik iri
ihrer Anwendung auf Piaton feiern konnte, war um so glänzender, als es ihr
'■) loh berücksichtige hier die Arbeiten von Ritter, Lutoslawski, Th. Gomperz,
Natorp, Raeder und v. Arnim, bemerke aber, daß hinsichtlich der Alters- und
der mittleren Periode auch die an beschränkterem Material angestellten Be-
obachtungen von Campbell, Dittenberger und Schanz mit denen ihrer Nachfolger
in allem Wesentlichen in auffallender Weise zusammentreffen ; nur differiert die
Abgrenzung der Gruppen um ein weniges und einzelne Dialoge vei-schieben ihren
Platz um eine oder zwei Stellen.
232 § •^0. riatons Schriften : Chronologie.
durch ihre Feststellungen gelaiig, die seit Schleiermacher herrschende, u. a. auch
von K. Fr. Hermann und Zeller vertretene Auffassung der Entwicklung von
Piatons Schriftstellerei und Lehre in einem Hauptpunkte zu berichtigen : Theaitetos,
Parnienides, Sophistes, Politikos und Philebos liegen, das hat sie zu jetzt fast aus-
nahmsloser Anerkennung gebracht, nicht am Aufstieg zu Piatons Höchst-
leistungen in Symposion, Phaidon und Politeia, sondern am Wege von diesen
Werken zu den spätesten Stücken seines Schrifttums, Timaios, Kritias und
Nomoi. Sie enthalten nicht eine Vorbereitung der in jenen Gesprächen voll ent-
wickelten Ideenlehre, sondern lassen erkennen, wie diese Lehre aus ihrer zentralen
Stellung im platonischen Denken zurücktrat. Wie tief diese Änderung in unsere
Vorstellung von Piatons geistiger Entwicklung wie im allgemeinen so auch ins-
besondere hinsichtlich seiner politischen Anschauungen eingreift, wird sich bei
Besprechung der Altersdialoge zeigen.
Als methodische Norm für die relative und absolute Datierung der plato-
nischen Schriften ergibt sich aus diesen Ausführungen folgendes. Die Grund-
lage hat die sprachliche Untersuchung zu bieten. Neben ihr treten ergänzend
die unter 1 bis 6 erörterten Kriterien in Wirksamkeit. Sie geben nicht selten
bei schwankenden oder einander widersprechenden Ergebnissen der Sprachstatistik
den Ausschlag. Sie gestatten bisweilen auch, bestimmte Jahre als Grenzen für
die Abfassungszeit eines Dialoges festzulegen, womit dann wieder für längere
Strecken der gesamten Schriftenreihe feste Marksteine gegeben sind. Sie ver-
mitteln endlich den Zusammenhang zwischen der Chronologie des platonischen
Schrifttums und der auf anderweitigen Indizien beruhenden Chronologie von
Piatons änßerem Leben. Auch diejenigen Forscher, die der Sprachstatistik mit
grundsätzlichen Bedenken gegenüberstehen, haben im allgemeinen den wichtigsten
ihrer Ergebnisse, vor allem der Gruppierung der mittleren und der Altersschriften
zugestimmt, und so ist die Lage geschaffen, daß mit einer Aiisnahme kein
Dialog in den von verschiedenen Seiten aufgestellten Sukzessionsreihen eine so
abweichende Stellung einnimmt, daß dadurch eine weitgreifende Meinungsver-
schiedenheit über den gesamten Verlauf der schriftstellerischen und dogmatischen
Entwicklung des Verfassers herbeigeführt würde. Diese Ausnahme bildet der
Phaidros. Über ihn ist der Streit noch nicht beendigt. Die sprachliche Unter-
suchung vereinigt ihn, wie oben bemerkt, mit Politeia, Theaitet und Parmenides
zu einer Gruppe; nur Xatorp gibt ihm in Verbindung mit dem sich unmittelbar
anschließenden Theaitet eine weit frühere Stelle, vor Euthydem. Kratylos, Phai-
don und Symposion, auf die erst Politeia und Parmenides folgen. Weniger hat
es zu sagen, daß auch bei den übrigen Forschern der Platz innerhalb der Gruppe
variiert. Bei Dittenberger steht der Phaidros unmittelbar vor, bei Lutoslawski
unmittelbar hinter der Politeia, Ritter hält die sprachlichen Indizien zur Ent-
scheidung über den besondern Platz nicht für ausreichend, kommt aber aus in-
haltlichen Erwägungen mit Raeder zu der Abfolge: Politeia, Phaidros, Theaitet,
Parmenides, während v. Arnim aus sprachlichen Gründen, die er durch den In-
halt bestätigt findet (Sprachl. Forschung, usw., Pl.s Jugenddialoge und die Ent-
stehungszeit des Phaidros; s. S. 82*), ordnet: Politeia, Theaitet, Parmenides,
Phaidros. Eine besondere Komplikation aber ergab sich dadurch, daß auch hin-
sichtlich der Gruppen Zugehörigkeit selbst entschiedene Anhänger der Sprach-
statistik in diesem Falle bei der durch die Sprache gebotenen Entscheidung sieb
nicht beruhigen zu dürfen glaubten. Die antike Frühdatierung des Werkes, die
Jugendlichkeit und der Überschwang seiner Darstellung, die Mängel seiner Dis-
position, das Urteil über Isokrates in der Kombination Spengels, Useners u. a.^
§ 40. Piatons Schriften : Chronologie. 233'-
alles wirkte zusammen, in dem Glauben an eine späte Entstehung des Werkes
irre zu machen. So wählte Th. Gomperz den Ausweg, das uns vorliegende
Werk für die späte Neubearbeitung einer Jugendschrift zu erklären. Die Hypo-
these, die von ihrem Urheber später zurückgezogen, dann aber wieder aufge-
nommen und von Friedr. Blaß beifällig beurteilt wurde, hat neuerdings unter
den der Bprachstatistik mit Zurückhaltung gegenüberstehenden Gelehrten in
O. Imraisch (Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 35 [19151, 545 t'f.) einen Ver-
treter gefunden, der mit ihrer Hilfe eine Zwiespältigkeit innerhalb des Phaidros-
mythus glaubt erklären zu können (s. dagegen M. Pohlenz, Gott. gel. Anz. 1916,.
272 ff.). Die verschiedenartigen von der Sprachstatistik gänzlich oder im wesent-
lichen unabhängigen Ansätze anderer sind von Ritter, Philol. 73, 326 ff. ge-
sammelt und erörtert. Hier sei nur hervorgehoben, daß M. Pohlenz, Aus Pl.s
Werdezeit S. 355 ff., den Phaidros dem Lysis, dem Symposion und der Politeia
vorangehen läßt und in ihm das Programm der Akademie erblickt. Nach meiner
Ansieht, die ich hier nicht begründen kann — das Wesentliche wird sieh unten
bei der Einzelbesprechung der Dialoge ergeben — , liegt kein zureichender Anlaß
vor, von der durch den sprachlichen Befund gebotenen Zuteilung an die Gruppe
Politeia, Theaitet, Parmenides abzugehen. Die Stellung am Schlüsse dieser
Reihe ist mir trotz v. Arnims Verteidigung aus inhaltlichen Gründen unwahr-
scheinlich, hingegen genügt der von Raeder und Ritter vorgeschlagene Ansatz-
zwischen Politeia und Theaitet den Forderungen des sachlichen wie des sprach-
lichen Tatbestandes.
In Anwendung der erwähnten methodischen Norm glaube ich die folgende
chronologische Reihe als die wahrscheinlichste aufstellen zu dürfen. Die sprach-
statistische Unterlage entnehme ich Ritter und v. Arnim.*) Wo beide vonein-
ander abweichen, gaben teils erneute Abwägung der sprachlichen Indizien, teils
sachliche Momente den Stichentscheid. Apologie und Kriton scheide ich aus, da
ich in ihnen weder sprachliche noch sachliche Merkmale von hinreichender Trag-
weite erkenne, um ihnen auch nur mutmaßlich einen bestimmten Platz anzu-
weisen. Daß beide den Jugendschriften zugehören, ist auf Grund des Inhaltes
(s. 0. S. 219) meine Überzeugung. Im übrigen ordne ich: Protagoras, Ion (über
die Priorität des einen oder des andern dieser beiden Dialoge ist mit auch nur
einiger Sicherheit nicht zu entscheiden ; bei der verhältnismäßig knapp bemessenen
Zeit zwischen Ion und Gorgias [s. o, S. 224] wird man geneigt sein, den Prota-
goras vorangehen zu lassen), Laches, Politeia I, Lysis, Charmides. Euthyphron,
Gorgias (etwa 393 — 389, s. o. S. 224), Menon. Euthydemos, Hippias II, Kratylos,
Hippias I. — (Erste sixilische Reise.) — Älenexenos, Symposion (385 84 oder
später, s. oben S. 217), Phaidon, Politeia II— X, Phaidros, Theaitetos (369 oder
später), Parmenides, Sophistes, Politikos, Philebos, Timaios, Kritias, Nomoi (und
Epinomis).
Ich betone, daß diese Abfolge die chronologische ist. Unsere Dar-
stellung Avird von ihr in einigen Punkten abweichen. Zwei zeitlich durch
andere getrennte Schriften können sachlich in so engen Beziehungen zueinander
stehen, daß es sich empfiehlt, sie in unmittelbarem Zusammenhang zu be-
trachten. Das ist bei Laches und Charmides und dann wieder bei den beiden.
*) V. Arnim (Sprachl. Forsch. S. 234) bezeichnet seine Reihenfolge als nur
vorläufig und auf Grund eines Teiles seines Materials aufgestellt, glaubt aber,,
daß sich erhebliche Änderungen nicht ergeben werden. Daß sich dies inzwischen
bewahrheitet hat. ist aus v. Arnims späterer Publikation (Pl.s Jugenddialoge
usw.) zu schließen.
284 §^"-'- Watons Schriften: ihre Reihenfolge i. Verh. z. Pl.s eigener Entwicklung.
Hippiasdialogen der Fall, und die folgende Darstellung wird demgemäß ver-
' fahren. Ebenso stelle ich in Rücksicht auf den Zusammenhang von Protagoras
und Laohes den Ion voran und lasse die eigentlichen Definitionsdialoge dem
Lvsis vorausgehen.
IIT. Das Verhältnis der Reihenfolge der Schriften zu Platons
eigener geistiger Entwicklung.
Piaton ist etwa ein halbes Jahrhundert lang als philosophischer Schriftsteller
täti«'- cewesen. Es erscheint fast als selbstverständlich, daß sich in dieser langen Zeit
in seiner Lehre Wandlungen vollzogen, die auch innerhalb seiner Schriften sich
in Verschiedenheiten des Standpunktes und der Interessen, in Ungleichheiten und
Widersprüchen zu erkennen geben müßten. Im Altertum, dem der Entwick-
lungsgedanke in Anwendung auf Piaton überhaupt fremd war, werden wir diese
für uns nächstliegende Annahme nicht suchen dürfen. Aber merkwürdigerweise
ist sie auch im Bereiche der modernen kritischen Beschäftigung mit dem Philo-
sophen nicht die älteste, sondern erst von K. Fr. Hermann im ^Viderspruch
gegen Schleiermachers Ansicht entwickelt worden. Nach dieser (Pl.s Werke I 1"^
S. 17 ff.) ist die Abfolge der Dialoge durch methodische Rücksichten bedingt.
Mit jedem Gespräche wird eine bestimmte Wirkung beabsichtigt, deren Erreichung
die Voraussetzung des Fortschritts in einem andern Gespräche ist. Die sämt-
lichen Dialoge bilden so eine einzige nach pädagogischen Gesichtspunkten an-
gelegte tortlaufende Reihe, in der ein einheitlicher, von Elementaruntersuchungen
bis zu vollendeten konstruktiven Darstellungen fortschreitender Plan zur Erschei-
nung kommt. Darnach müßte Platons gesamte Lehre in allem Wesentlichen be-
reits festgestanden haben, als er sich zum Schreiben anschickte, und was uns von
Dialog zu Dialog an Wandlungen entgegentritt, wäre nicht das Spiegelbild von
Veränderungen im eigenen Denken des Philosophen, sondern lediglich die Folge
der etappenweisen Einführung des Lesers in das System. Im Gegensatze zu dieser
Auffassung findet K. Fr. Hermann (Gesch. u. Syst. d. plat. Philos. S. :)43 ff.) in
der Gesprächsreihe den Niederschlag einer allmählichen Entwicklung, die sich in
■dem Verfasser selbst vollzog, und er bestrebt sich, in dessen äußeren Lebens-
umständen die Marksteine festzustellen, die auch für den Verlauf seines geistigen
Werdens maßgebend waren : er erkennt diese in dem Tode seines Lehrers Sokrates
mit dem anschließenden Aufenthalte Platons bei Eukleides in Megara und in der
Rückkehr (von der italischen Reise, die ihn mit den Pythagoreern in enge Be-
ziehungen brachte) nach Athen mit dem sodann erfolgten Antritt seines Lehr-
amtes in der Akademie. Schleiermachers und Hermanns Theorien bildeten für die
Auffassungen der folgenden Zeit die Grundlage. Über die teils der einen teils der
andern zustimmenden teils vermittelnden Meinungsäußerungen unterrichten Zeller,
Philos. d. Gr. II 1 * S. 502 ff., Raeder, Pl.s philos. Entw. S. ü ff. Zweifellos ist
Hermanns Anschauung nach ihrer Grundvoraussetzung nicht nur a priori die weitaus
wahrscheinlichere, sondern sie wird auch durch eine vorurteilslose Interpretation
•der Dialoge vollauf bestätigt. Mit Recht spricht Hermann (S. 348) von den vielen
Entstellungen iind Willkürlichkeiten im einzelnen, deren es bedurfte. ,,um die
Schriften des Philosophen in das Prokrustesbette jenes methodischen Zusammen-
hanges hereinzuzwängen". Natürlich ist für kürzere, den gleichen philosophischen
Standpunkt zeigende Strecken der Schriftenkette die Möglichkeit eines didak-
tischen Planes im Schleiermacherschen Sinne nicht ausgeschlossen; aber für das
•Ganze des platonischen Schrifttums haben Vermittlungen zwischen der genetischen
und der methodischen Auffassung, wie sie von Susemihl, L"'eberweg, Zeller u. a.
versucht worden sind, nur dann die geschichtliche Wahrscheinlichkeit für sich,
§ 40. Platous Schriften: Gruppierung. 235
-wenn sie das genetische Prinzip entschieden in den Vordergrund rücken. Anders
urteilt P. Shorcy, dessen beachtenswertes Buch The unitv of Pl.s thought
'(s. S. 106- ) sich der Schleierniacherschen Anschauung insofern nähert, als es Wand-
lungen in Piatons Philosophie nur hinsichtlich untergeordneter Punkte zugibt, in
allen Hauptproblemen aber den Denker schon früh den Standpunkt einnehmen
läßt, den er in der Zeit seiner JMannesreife und seines Alters bekundet. Seitdem
übernahm es auf der andern Seite H. Paeder, an der Hand der Schriften Piatons
philosophische Entwicklung darzulegen (Pl.s philos. Entw.. s. u. S. 106"), und
M. Pohlenz (Aus Pl.s Werdezeit, s. u. S. 82' ) verfolgte in eingehender l'ntersuchung
den W^erdegang des Philosophen bis zu seiner Vollreife. Demgegenüber stellte
sich H. V. Arnim (Pl.s Jugenddialoge usw., s. S. 82' ) die Aufgabe, gegen die
genetische Auffassung K. F. Hermanns und seiner Anhänger die relative Berech-
tigung der methodisch-didaktischen Auffassung Schleiermachers zu erweisen, ohne
damit eine persönliche philosophische Entwicklung Piatons schlechthin in Abrede
stellen zu wollen. Der Hinweis v. Arnims auf die mit der genetischen Theorie
verbimdene Gefahr, Widersprüche da zu suchen und zu finden, wo sie nur
scheinbar vorhanden sind, ist gewiß am Platze. Ich kann aber nicht dafür halten,
■daß ihm die Durchführung des Einheitsgedankens in dem beabsichtigten Maße
:geglückt sei, und halte insbesondere die Annahme einer sokratischen Periode
Piatons, in der ihm die Ideenlehre noch fern lag, und einer Altersperiode, in der
•diese Lehre nach ihrer ontologischen Seite für ihn zurücktrat, nicht für widerlegt.
In etwas verschiedener Richtung bewegt sich O. Apelt in seinen Platonischen Auf-
sätzen IS. S. 82*). Zwar glaubt auch er an eine unwandelbare Grundüberzeugung
des Philosophen von einem jenseitigen Eeiche des Guten und Schönen, er will
aber im übrigen der genetischen Auffassung in keiner Weise grundsätzlich ent-
gegentreten, sondern nur gegenüber der von der neuereu Piatonforschung vor-
zugsweise dem Werden und der Entwicklung zugewendeten Aufmerksamkeit dem
•Gleichbleibenden in Piatons Lehre zu seinem Eechte verhelfen.
IV. Verteilung der einzelnen Schriften auf zeitlich oder sachlich
bestimmte Gruppen.
Schon das Altertum fühlte naturgemäß das Bedürfnis, durch gruppenweise
Zusammenfassung der einzelnen Gespräche Übersicht und Studium der plato-
nischen Schriften zu erleichtern. Unter den verschiedenen Gesichtspunkten, nach
denen eine solche Gruppierung unternommen werden kann, schied der genetische,
wie schon bemerkt, aus. Die gewaltige Autorität, die Piaton als Schulstifter und
ßchulheiliger genoß, und das didaktische Bedürfnis, seine Lehre als einheitliches
System tind Schiilbekenntnis fortzupflanzen, ließen die historisch-kritische Betrach-
tung seiner Werke und den Gedanken an Wandlungen seiner Anschauungen —
von vereinzelten Anläufen, wie Proleg. 24 S. 217, 35 ff. H., abgesehen — nicht Kaum
^gewinnen. Mit dem genetischen Interesse fehlte aber ein wesentlicher Impuls zu
einer chronologischen Ordnung der Gespräche. So verblieben als Gruppierungs-
kriterien teils Piatons Vorgang in der trilogischen Zusammenfassung von Theaitetos,
Sophistes, Politikos, und Politeia (s. jedoch oben S. 226), Timaios, Kritias, teils
Übereinstimmungen zwischen den einzelnen Werken in der Dialogform, der wissen-
schaftlichen Methode oder dem Inhalte. Neben den verwandtschaftlichen Be-
ziehungen der Dialoge untereinander spielte bei diesen Gruppierungen ferner die
pädagogisch-praktische Frage eine Rolle, in welcher Abfolge die platonischen
Schriften zu lesen seien. Mehrere nach diesen Prinzipien aufgestellte Ordnungen
lehrt uns Diogenes Laertios B. 49 ff. 56 ff. (mit den in der Baseler Ausgabe des
3. Buches vermerkten Parallelen) kennen (verarbeitet bei Zeller II 1*, 494,2; 495, 1;
2;]() § 40, Piatons Schriften: Gruppierung.
dem ^laterial wäre noch beizufügen Anon. in Theaet. 3, )8 f. ; Albin. Isag. 5
S. 149, 35 f.; Plut. quaest. conv, 7, 8, 1, 3 ö, 867, 2 f f . ed. Did,; Proci. in remp.
I 8. 14, 20 ff., 15, 20 ff,, in Tim, I S. 21, 8 ff., in prior. Ale, S. 288, 32 f f . 289,
14 ff. 297, 12 ff. d. Ausg. v. 1864; Olymp, in pr, Alcib. S. 10 Creuzer: Proleg. 26
S. 219, 24 ff. Herm.). Aus diesen Gruppierungen ist die gemeinhin unter Thrasyllos'
Namen gehende, tatsächlich ältere (s. o. S. 210. 211), tetralogische hervorzuheben,
zu der die dürftige, nur einen Teil des platonischen Corpus umfassende trilogische
Einteilung des alexandrinischen Grammatikers Aristophanes von ßyzanz in letzter
Linie die Anregung gegeben haben wird. Auch diese wesentlich auf wirkliche
oder vermeintliche Inhaltsverwandtschaft gestützte Gruppierung ist äußerlich und
unzulänglich, hat aber eine bis auf die Gegenwart iortwirkende geschichtliche
Bedeutung dadurch, daß sie, wie schon o. S. 214 bemerkt, unseren Handschriften
und Ausgaben zugrunde liegt.
Unter den Gruppierungen der Neueren verdienen vor allen diejenigen
Schleiermachers und K, Fr, Hermanns Erwähnung, weil sie typisch sind für
zwei grundsätzlich verschiedene Auffassungen der geschichtlichen Ordnung des
platonischen Schrifttums. Schleierraacher unterscheidet, von seiner Hypothese
einer durch methodisch-didaktische Rücksichten bedingten Abfolge der Gespräche
ausgehend, drei Gruppen: eine elementarische, innerhalb deren Phaidros, Prota-
goras und Parnienides die Hauptwerke bilden, ,,In ihnen entwickeln sich die
ersten Ahndungen von dem, was allem Folgenden zum Grunde liegt, von der
Dialektik als der Technik der Philosophie, von den Ideen als ihrem eigentlichen
Gegenstande, also von der Möglichkeit und den Bedingungen des Wissens" (Pl,s
Werke I l'^ S, 49), Den Gegenpol bilden als konstruktive Gruppe Politeia,
Kritias und Timaios mit ihren objektiven wissenschaftlichen Darstellungen, Den
Zwischenraum zwischen diesen beiden Gruppen füllt eine dritte, die indirekte
genannt, weil sie ,,fast überall mit dem Zusammenstellen von Gegensätzen an-
hebt". Sie redet „von der Anwendbarkeit jener (in der ersten Gruppe dargelegten)
Prinzipien, von dem Unterschied zwischen der philosophischen Erkenntnis und
der gemeinen in vereinter Anwendung auf beide aufgegebene reale Wissenschaften,
die Ethik nämlich und die Physik". Hierher gehören als Hauptwerke Theaitetos,
Sophistes, Politikos, Phaidon imd Philebos (a. a, O. S. 49 f.). Auf jede Gruppe
verteilen sich außer den genannten Dialogen noch Xebenwerke, auf die erste
und zweite außerdem Werke zweifelhafter Echtheit, Die Gruppen sollen einander
auch zeitlich in der Weise folgen, daß die elementarische die früheste, die in-
direkte die mittlere, die konstruktive die späteste ist, und auch innerhalb der
Gruppen soll sich die zeitliche Folge mit der methodisch-didaktischen, wenn auch
nicht mit ausschließender Notwendigkeit, so doch tatsächlich und im allgemeinen
decken. Aber im ganzen ist für Schleiermaeher — das folgt aus seiner Grund-
auffassung ohne weiteres — das Chronologische nebensächlich. Ganz anders für
K. Fr. Hermann, der dem Zeitverhältnis zum mindesten der Gruppen unter-
einander entscheidende Bedeutung beimessen muß, da* darin nach seiner An-
schauung Piatons Selbstentwicklung zum Ausdruck kommt. Aber bei aller
Verschiedenheit des Standpunktes behält auch Hermann die Schleiermachersche
Dreiteilung bei, nur erhält sie bei ihm statt des methodischen einen genetischen
Sinn. Er unterscheidet sokratische oder elementarische, dialektische oder ver-
mittelnde und darstellende oder konstruktive Gespräche; die Scheidepunkte der
zugrunde liegenden drei Perioden in Piatons Entwicklung sind die oben S, 234
angegebenen. Innerhalb der ersten Gruppe sollen sich einige Werke als Erzeug-
nisse einer zum zweiten Entwicklungsstadium hinüberführenden Übergangsperio(!o-
kennzeichnen (Gesch. u. Syst, d. plat. Phil. S. 384 ff.). Auch in der Verteilung;
§ 40. l'latons Schriften: Gruppierung. 287
«der Dialoge auf die drei Gruppen besteht zwischen beiden Gelehrten große Ähn-
lichkeit, wiewohl im einzelnen manches Gespräch seinen Platz wechselt: so gehört
der Phaidros bei Schleierniacher zur ersten, bei Hermann zur dritten Gruppe,
die bei ihm weit reicher ist als bei seinem Vorgänger und neben den schon von
diesem hierhergezogenen Gesprächen auch Menexenos, Symposion, Phaidon und
Philebos umfaßt. Beachtung verdient, daß sich bei Schleiermacher Theaitet,
Sophist. Politikos und l'hilebos, bei Hermann Theaitet, Sophist, Politikos
und Parnienides unter den Schriften der mittleren Gruppe befinden. Diese
Dreiteilung hat sich nun, gestützt durch die Autorität der beiden hervor-
ragenden Piatonforscher, lange Zeit an der Herrschaft erhalten in wechselnder
Auffassung und Begründung, jenachdem ihre Vertreter in der methodischen
oder genetischen Grundanschauung sich Schleiermacher oder Hermann zuneigten
oder eine vermittelnde Stellung einnahmen. Erst die Sprachstatistik hat sie zu
Falle gebracht, indem sie nachwies, daß Sophistes, Politikos und Philebos Alters-
werke sind und sich, ebenso wie die ihnen unmittelbar vorangehenden Gespräche
Theaitet und Parmenides, zwischen die ,, konstruktive'' Politeia und die ebenfalls
„konstruktiven" Dialoge Tiraaios, Kritias und Nomoi einschieben (s. o. S. 232).
Seitdem sind wesentlich sprachlich orientierte Gruppierungen an der Tages-
ordnung. Sie liefern der dogmatisch-genetischen Periodisierung die hauptsäch-
liche Grundlage, treffen aber in ihren Scheidepunkten mit einer solchen Periodi-
sierung nicht notwendig zusammen und lassen die Aufgabe übrig, für die
Einteilung der dogmatischen Genesis und die entsprechende Gruppierung der
Werke die sachlichen Gesichtspunkte zu finden. Auch diese Aufgabe haben
Anhänger der Sprachstatistik wie Lutoslawski, Th. Gomperz, Natorp, Paeder, Ritter
lind V, Arnim nicht aus dem Auge verloren, und eine Übereinstimmung tritt
zwischen den meisten unter ihnen wenigstens insoweit zutage, daß sie eine Reihe
von Gesprächen als Jugenddialoge, eine andere als Alterswerke zusammenfassen.
Im ganzen hat sich aber keine Gruppierung zu gleich allgemeiner Anerkennung
durchzusetzen vermocht, wie dies früher bei der Schleiermacher-Hermannschen
Dreiteilung der Fall gewesen ist. Außerhalb des Kreises der Sprachstatistiker
haben besonders O. Immisch (Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 3 [1899],
440 ff. 549 ff. 612 ff.; vgl. auch ebenda 35 [1915], 545 ff.) und M. Pohlenz (Aus
Pl.s Werdezeit, s. S. 82*) unternommen, auf Grund gedanklicher, z. T. auch
formaler Zusammenhänge und Verläufe die philosophische und schriftstellerische
Entwicklung Piatons festzustellen und darnach das Ganze oder doch den älteren
Teil seines Schrifttums in Schichten zu zerlegen.
Der folgende Darstellungsversuch legt die oben S. 23o aufgestellte chrono-
logische Reihenfolge zugrunde und gelangt an Hand des dadurch festgelegten
Entwicklungsganges zu der Gruppierung : I. Jugendschriften oder Schriften
wesentlich sokratischen Charakters: Apologie, Kriton, Protagoras, Ion,
Laches, Politeia I, Lysis, Charmides, Euthyphron. II. Schriften einer Über-
gangsperiode: Gorgias, Menon, Euthydemos, Kleinerer Hippias, Kratylos,
Größerer Hippias, Menexenos. III. Schriften der reifen Mannesjahre:
Symposion, Phaidon, Politeia II — X, Phaidros. IV. Schriften der Altera-
jahre: Theaitetos, Parmenides, Sophistes, Politikos, Philebos, Timaios, Kritias,
Nomoi (Epinomis).
Der Nachweis der Berechtigung zu dieser Gruppeneinteilung und die
■Charakterisierung der einzelnen Gruppen bleibt der Darstellung vorbehalten.
9j:}j^ § 40. Platoiiß Schriften: .Tugendschriften.
B. Piatons Sehrift<'n im ein/elnon. Genetische Darstelliinf seiner Philosophie^
an Hand dieser Schriften.
Platons Lehren haben sich im Laufe seines langen Lebens mannigfach ent-
wickelt und umgestaltet. Obwohl sich der sokratische Gi'undcharakter seines Denkens-
ujid damit auch ein gewisses Maß positiver Anschauungen gleich geblieben sind,
läßt sich doch nicht sagen, daß er in einem bestimmten Zeitpunkte ein fertiges-
System gehabt habe, das in der folgenden Zeit keine oder doch nur unwesent-
liche Veränderungen erfahren hätte. Dazu kommt die Eigenart der Darstellungs-
form. Statt dogmatischen Vortrags scharf formulierter Philosopheme treffen wir
überall Verflechtung der Lehren in den wechselnden Zusammenhang philo-
sophischer Gespräche, wodurch auch das in seinem Kerne Feststehende in immer
neuer Verbindung und veränderter Xuancierung erscheint. Anders als es etwa
bei Aristoteles. Plotin und den neueren Systematikem der Fall ist, lassen sieh
daher Platons Lehren nicht ohne Gewaltsamkeit aus ihrer jeweiligen Umgebung
losgelöst in Form eines geschlossenen Systems daisteilen. Der einzig brauchbare
Weg zu einer tieferen Erfassvmg der platonischen Philosophie ist vielmehr der^
Schritt für Schritt dem Gange jedes Dialoges zu folgen unter vergleichender Be-
rücksichtigung verwandter oder abweichender Erörterungen in anderen Ge-
sprächen und so das allmähliche Werden des Philosophen und seiner Lehre und
das Beharrende wie das Fließende in seinen Anschauungen zu erkennen. So»
wird die Durchmusterung der Schriften zugleich zu einer gene-
tischen Darstellung seiner Philosophie. Gleichwohl ist zum Überblick
eine systematische, nach Hauptproblemen geordnete Rekapitulation seiner Theo-
reme wünschenswert und, trägt man den Wandlungen genügend Rechnung, auch
zulässig. Ein Versuch dazu soll in den §§ 41—44 erfolgen.
L Die Jugendschriften.
Apologie, Kriton, Ion, Protagoras, Laches, Charmides, Politeia I, Euthyphron,.
Lysis (zur Reihenfolge s. oben .S. 233 f.).
Piaton zeigt sich hier als Sokratiker, ohne die Lehre des IMeisters in
wesentlichen Stücken weiterzubilden. Insbesondere fehlt noch die für sein
späteres Philosophieren charakteristische Ideenlehre, wiewohl die Keime, aus-
denen sie erwuchs, bereits deutlich zu erkennen sind. Pietätvoller Darstellung
von Sokrates' persönlichem Wesen, Leben und .Schicksal gelten Apologie und
Kriton, der Ausprägung seiner Lehre und Methode die übrigen Schriften. Als
Sokratiker interessiert sich Piaton in dieser Periode vor allem für die Tugend-
und Wissensprobleme, die Fragen nach Wesen und Begriff der Tugend, ihrer
Einheit oder Mehrheit, ihrem Verhältnis zum Wissen und ihrer Lehrbarkeit.
Begriffliches Wissen hinsichtlich ethischer Grundfragen ist das eigentliche Ziel
dieser Werke, und so stellt sich Piaton in dieser Periode nach einem von
Th. Gomperz geprägten Ausdrucke als Begrif fsethiker dar. Der Begriffs-
bestimmung dient in sokratischer Weise die Induktion : aufgestellte Definitionen
werden an den durch die Erfahrung gebotenen Einzelfällen geprüft und darnach
berichtigt (s. oben S. 155 f.). Sokratisch ist dabei das Vorwiegen der Elenxis.
Äußerlich betrachtet bleibt es bei der Negation: nachdem falsche Bestimmungen
widerlegt sind, schließt der Dialog; die richtige Antwort auf die gestellte Frage
bleibt ungefunden. In Wahrheit fehlt es im Laufe der Verhandlung nicht an
Fingerzeigen zur positiven Lösung des Problems. .Man müßte diese Hinweise
freilich, wie schon die Uneinigkeit der Erklärer zur Genüge dartut, als unzu-
länglich erachten, wenn diese Dialoge ohne Zusammenhang mit einem gleich-
§ 40. Piatons Schriften : Apologie. Kriton. Ion. 039
zeitigen mündlichen Unterrichte für einen weiteren, mit sokratisch-platouischen
Gedanken nicht vertrauten Leserkreis bestimmt wären, l'iidagogisches Interesse
zeigt sich auch in der Art. wie Sokrates in mehreren dieser Gespräche als
Förderer sittlicher Jugendbildung gekennzeichnet wird — wohl zugleich in
apologetischer Absicht gegenüber der Anklage auf Jugendverführung. Sofern
nun die in Rede stehenden Dialoge in gewissem Sinne als Schulschriften anzu-
sehen sind, bieten sie ein Moment für die Lösung der mehrfach erörterten Frage,
ob sie bereits zu Lebzeiten des Sokrates oder erst nach dessen Tode verfaßt
worden seien. Denn die größere Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß Piaton
erst nach dem Hinseheiden des Meisters mit einer Lehrtätigkeit begonnen habe.
Die Kraft sicherer Entscheidung läßt sich freilich für dieses Argument so wenig
wie für irgendeinen andern in der Frage geltend gemachten Beweisgrund in
Anspruch nehmen.
Neben dem Sokratischen in Lehre und Methode steht aber schon in diesen
Dialogen ein Stück echt platonischer Eigenart. Es betrifft die Form der Dar-
stellung. Glänzende, mit aller Sorgfalt ausgestaltete und im Verhältnis zu dem
ganzen Werke oft sehr umfangreiche Szeneriedarstellungen verraten den Dichter
und stehen in auffallendem Gegensatze zu der Xüchternheit der anschließenden
philosophischen Verhandlung. Wie zwei Ströme, deren verschiedenfarbige Ge-
wässer nach ihrer Vereinigung in demselben Bette noch eine Strecke weit
getrennt nebeneinander herfließen, bleiben in Piaton Dichter und Philosoph,
zunächst gesondert. Erst in der folgenden Periode vollzieht sich die Ver-
schmelzung.
Unter den einzelnen Schriften dieser Gruppe sind
Apologie und Kriton für die Beurteilung von Sokrates' Lehre und
Schicksal, sowie von Piatons Stellung zu seinem Lehrer von W^ichtigkeit. können
aber hier, wo nur für einen knappen Überblick über die für Piatons eigene
philosophische Entwicklung bedeutsamen Werke Raum ist. nicht näher betrachtet
werden. Unter den letzteren steht der
Ion gewiß nicht zufällig der Abfassungszeit nach mit dem Protagoras oben
an. Bildet doch das Problem: Dichtung und ^V^issenschaft, den letzten Aus-
gangspunkt für die satirische Behandlung, die der von der Dichtung zur Philo-
sophie übergetretene Verfasser dem Rhapsoden Ion zuteil werden läßt. Zum
vollen Verständnis des Dialogs ist die Stelle Apol. 22 b c heranzuziehen, die
vielleicht in Übereinstimmung mit der geschichtlichen Verteidigungsrede des
Sokrates dem gleichen Grundgedanken Ausdruck gibt. Das Schaffen der Dichter,,
so heißt es, beruht ähnlich wie die Äußerungen der Seher und Wahrsager auf
göttlicher Eingebung, nicht auf bewußtem verstandesmäßigem Wissen. Deshalb
vermögen sie über ihr Wirken keine Rechenschaft zu geben (Apol. 22 b}, deshalb-
auch vermag ein jeder unter ihnen nur in einer Dichtungsart,, zu der ihn die
Muse treibt — der eine im Dithyrambos, der andere im Enkomion usw. — etwas
zu leisten, während eine auf Wissen beruhende Kunst zu einer allseitigen Tätig-
keit befähigen müßte (Ion 534 b f.). Dasselbe gilt auch von dem Dichterinter-
preten, dem Rhapsoden. Er ist das Mittelglied der vom Dichter zum Hörer
führenden Kette göttlicher Inspiration. Deshalb vermag Ion nach eigenem Zu-
geständnis nur über Homer, nicht auch über Hesiod und Archilochos trefflich,
zu reden (Ion 531 a ff.). Soweit trifft weder den Dichter noch den Rhapsoden
ein Tadel. Die Schilderung der dichterischen Begeisterung und ihrer Ver-
breitung über Interpreten und Hörer (Ion 533 d ff.) ist sogar, trotz des satirischen
Seitenhiebes auf den Geldeshunger der Rhapsoden 535 e und der leicht ironischen
Färbung von 5.36 a, von einem warmen Tone durchweht, in welchem des Ver-
04(| § 40. Piatons Schriften: Ion. Protagoras.
fasseis eigener dichterischer Enthusiasmus nachklingt. Tadel verdient aber, daß
Dichter und Khapsodon sich der Eigenart ihrer Tätigkeit und der Grenzen ihres
Yermogens nicht bewußt sind. Erstere halten sich wegen ihrer poetischen
Leistungen für wissend auf allen Gebieten (Apol. 22 c), und auch ihre Inteqireten
■erheben unberechtigte wissenschaftliche Ansprüche, indem sie ohne sachliche Kennt-
nisse Homer als Enzyklopädie des Wissens ausdeuten. So will denn auch Ion den
Nachweis, daß er nicht als Wissender, sondern Oeu;. ftoign y.ui y.azoy.oyyJi über Homer
rede, nicht anerkennen (Ion 536 d ff.) und muß sich nun vorrechnen lassen, daß
die Beurteilung jeder Aussage Homers Sache des betreffenden Fachmannes ist —
seine Angaben über Wagenlenkung hat der Wagenlenker, die Stellen über Heil-
kunde der Heilkundige zu prüfen usw. — , und für den Rhapsoden kein Gebiet
•der Kompetenz übrig bleibt. In die Enge getrieben erklärt Ion schließlich die
Rhapsodik für identisch mit der Feldherrnkunst und leitet seinen Älangel an
eigenen strategischen Leistungen aus der L'ngunst äußerer Umstände her. So
endigt der Dialog als Burleske. Aber sein ernster Grundgedanke wird dadurch
nicht beeinträchtigt. Angesichts des unermeßlichen Einflusses der Dichter, ins-
besondere Homers, auf die griechische Anschauungswelt und gegenüber den An-
sprüchen einer prunkenden, aber wissenschaftlich nicht fundierten Dichter-
erklärung, die Homer für die Quelle aller Weisheit ausgab, galt es, scharf die
•Grenze zwischen Dichtung und Wissenschaft zu ziehen, ein Unternehmen, zu
■dem sich Piaton nach der großen ^Vandlung, die sich in ihm selbst vollzogen
Jiatte, doppelt berufen fühlen mochte. Die Bekämpfung der landläufigen Dichter-
exegese findet im Kl. Hippias ihre Fortsetzung und tritt auch in der Politeia
(598 d f.) zutage. — Die auch heute noch von einigen Gelehrten aufrecht er-
ialtenen Bedenken gegen die Echtheit des Werkes lassen sich weder durch
dessen Inhalt noch durch seine Sprache in zulänglicher Weise begründen.
Tritt uns im Ion die sokratische Wissensforderung in allgemeinerer Form
entgegen, so bilden den Gegenstand des
Protagoras zwei mit der sokratischen Wissenslehre aufs innigste zu-
sammenhängende und auch miteinander eng verkettete Probleme, die Lehrbar-
keit der Tugend und ihre Einheit. Gegen die Annahme der Lehrbarkeit
verhält sich Sokrates in dem Gespräche zunächst ablehnend. Seiner Bedenken
■dagegen sind es zwei (319 b ff.). Die Athener lassen in der Volksversammlung, wenn
es sich um Haus- oder Schiffsbau oder sonst etwas anerkannt Lehr- und Lernbares
handelt, als Ratgeber nur den Meister in dem betreffenden Fache zu. Stehen
hingegen Angelegenheiten der Staatsverwaltung zur Verhandlung, so kommt
ohne Unterschied jeder zu Worte ohne den Nachweis einer Lehre, die er durch-
gemacht habe. Beweis genug, daß die Athener die politische Kunst und die in
ihr sich betätigende dgeuj nicht für lehrbar halten. Ebendahin führt das Ver-
halten der Staatsmänner, insofern diese ihren Söhnen, die sonst in allen Dingen
sorgsamsten Unterricht genießen, eine politische L'nterweisung weder selbst er-
teilen, noch durch andere erteilen lassen. Dem ersten Bedenken begegnet Prota-
goras mit dem — in seinen Grundgedanken wohl dem historischen Protagoras
gehörigen — Mythus von diy.ij und aidcöc als den von Hermes auf Zeus' Befehl an
die Menschen allgemein und nicht nur an einzelne Individuen ausgeteilten Eigen-
schaften, deren naturgemäßer Besitz den Nachweis einer kunstmäßig angeeigneten
bürgerlichen doeT7'j überflüssig mache (320 c ff.). Gegen Sokrates' zweites Bedenken
sucht er an der Hand des üblichen Erziehungsganges darzutun, daß in diesem auch
ohne einen eigens erteilten L^nterricht in politischer Kunst alles auf die Ausbildung
der dotr/j abziele (323 c ff.). Mit seiner Behauptung der Lehrbarkeit der Tugend
gerät nun aber Protagoras dadurch in die Enge, daß Sokrates an das in Rede
§ 40. Piatons Schriften: Protagoras. 241
stehende Problem das zweite ansehließt, die Frage nämlich, ob die Tugend
eine unt-eilbare Einheit sei, oder ein Ganzes, das eine Reihe von Teilen
umfasse i329c). Im ersteren Falle sind Weisheit, Selbstbeherrschung, Tapfer-
keit, Gerechtigkeit' und Frömmigkeit lediglich verschiedene Namen für die
gleiche, nur verschiedene Erscheinungsformen annehmende Sache, im anderen
Falle handelt es sich dabei um bis zu einem gewissen Grade selbständige'
und Wesens verschiedene Qualitäten, die nur unter einem Gesamtbegriffe zu-
sammengefaßt werden. Die Lehrbarkeit der Tugend steht und fällt, insofern
sie die Begründung der Tugend auf das AVissen voraussetzt, mit ihrer Ein-
heit. Protagoras aber, der- sich dieses Zusammenhanges nicht bewußt ist,
läßt sie in Teile zerfallen, unter denen vier, wie er schließlich zugibt, einander
ziemlich ähnlich sind, während der fünfte, die Tapferkeit, seine Verschiedenartig-
keit dadurch bekundet, daß sein Vorhandensein im einzelnen Individuum von dem
Vorhandensein der anderen Teile völlig unabhängig ist. Gegen ihn erweist So-
krates ihre Einheit dadurch, daß er sie aufs Wissen zurückführt. So ist die
Tapferkeit das Wissen von dem, was furchtbar und nicht furchtbar ist (360 d
-oorpia trov Seivojv xai fii/ deirojv), und somit nur eine Erscheinungsform des dem
Wesen der Tugend überhaupt zugrunde liegenden Wissens. Damit aber gibt
Sokrates seinerseits die Stellung, die er in der Lehrbarkeitsfrage eingenommen
hat, auf. Es tritt also im Laufe der Erörterung eine eigentünaliche Kreuzung
und Verschiebung der Standpunkte ein, indem von den beiden Unterrednern ein
jeder in den Entscheidungen, die er hinsichtlich der Lehibarkeit und Einheit der
Tugend trifft, mit sich selbst in Widerspruch gerät, ein Widerspruch, der so
ausgeglichen werden muß, daß Sokrates in der ersten. Protagoras in der zweiten
Frage sich bekehrt (361 a b). Innerhalb des sokratischen Beweises für den
i.TtöT>7/<>;-Charakter der Tugend ist von besonderem Interesse die Bekämpfung
■der gewöhnlichen Annahme eines Streites zwischen Leidenschaft
und besserem Wissen, das in diesem Streite den kürzeren ziehe. Es gibt, so
■wird ausgeführt, nur eine Norm für das menschliche Handeln, die Herbeifühnuig
der Lust und die Abweisung der Unlust. Das lustvolle Leben ist gut, das
unlustvoUe übel (351 b ff.). Nun Avird niemand bei richtiger "Erkenntnis des
Outen, d. h. Lustschaffenden, seine Wahl auf das Üble, d. h. Unlustschaffende
richten. Wo eine solche Wahl geschieht, liegt vielmehr ein Mangel an Er-
kenntnis zugrunde. Kleinere Lustgefühle können größere L^nlustgefühle zur
Folge haben, im Übermaß gekostete leibliche Genüsse beispielsweise zu Krank-
heit und Armut führen. Im Hinblick auf diese Folgen sind jene Lustgefühle
trotz ihres Lustcharakters übel. Aber die kleinere Lust ist nahe, die größere
Unlust ferne. So verschiebt sich infolge perspektivischer Täuschung in den
Augen des Wählenden das Größenverhältnis, und er wählt das Üble. Er handelt
also nicht gegen seine bessere Erkenntnis, sondern aus ^Mangel an Erkenntnis.
Sein Fehler ist rein intellektuell. Das richtige Verhalten setzt also eine Meß-
kunst voraus, die die Einschätzung der Lust- und Unlustgefühle nach ihrem
wahren, nicht dem perspektivisch verschobenen Größenverhältnis ermöglicht, und
beruht demnach auf dem Wissen (356 d ff.). Der hier hervortretende Hedonismus
bildet einen wichtigen, aber in neuerer Zeit mehrfach umstrittenen Punkt in
Piatons philosophischem Werdegange und erhält dadurch noch erhöhte Be-
deutung, daß er auch für die Beurteilung des geschichtlichen Sokrates, dessen
Anschauungen ja Piaton in den Werken dieser Periode vertritt, in Frage kommt
(vgl. Maier, Sokrates S. 130. 310 f.). Die schon von Früheren geäußerte Ansicht,-
daß dieser Hedonismus nicht Piatons eigener Überzeugung entspreche, hat
neuerdings in v. Arnim einen Verteidiger gefunden, der (Pl.s Jugenddial.
üeberweg, GruadriiJ I. 16
242 § 40. Piatons Schriften: Protajroras.
S. 11 ff.) eingehend nachzuweisen sucht, daß der Philosoph in dem betreffender»
Abschnitte nur vom Standpunkte der großen Menge aus argumentiere und dabei
eine versteckte Polemik gegen einen zeitgenössischen Hedoniker übe, denselben^
gegen den auch Phaidon c. 13 gerichtet sei. In v. Arnims Beweisverfahren, das
hier nicht in seinen Einzelheiten verfolgt werden kann, verdient der Hinweis auf
die andersartige Stellung des platonischen Gorgias zum Lustprinzip und auf die
antihedonistische Ausführung im Phaidon 68 b ff. Beachtung. Hinsichtlich des
Gorgias wird sich uns jedoch später zeigen, daß sein Standpunkt mit dem de&
Protagoras keineswegs unvereinbar ist. Hingegen ist an der Phaidonstelle eine
l'olemik gegen den im Protagoras gelehrten Hedonismus nicht zu verkennen.
Nun liegt aber zwischen Protagoras und Phaidon e'ine größere Spanne Zeit, die
mit einer erheblichen Entwicklung Piatons über seine Anfänge hinaus ausgefüllt
ist, so daß es nicht wundernehmen darf, wenn er inzwischen an dem Hedo-
nismus einer seiner frühesten Arbeiten irre geworden ist. Freilich äußert er sich
jetzt über die aufgegebene eigene Ansicht ungemein temperamentvoll. Eine in
der vergleichenden Messung und AVägung von Lust- und Unlustgefühlen be-
stehende dgeTt] gilt ihm als axiaygaqri'a xig y.al toi ovti äv8onnohd}bt]? ts y.al ovdiv
vyik? ovS" u/.t]dtg s/ovaa. Zielte er damit auf seinen eigenen früheren Stand-
punkt, so hätte er sich ja selbst beschimpft und herabgewürdigt, meint v. Arnim
und hält den Gegensatz zwischen den beiden Anschauungen tatsächlich für so
groß, daß es zwischen ihnen keine Brücke und keine psychologische Entwicklung
vom einen zum andern gebe. Daß dem nicht so ist, zeigen die Xomoi, die
732 e ff. den Hedonismus des Protagoras mitsamt dem charakteristischen Meß-
und Wägeverfahren wieder aufnehmen und zugleich, besser als die Jugendschrift,,
zeigen, wie sich dieser Hedonismus mit der Forderung einer idealen Ethik ver-
eint (vgl. Gomperz, Griech. Denker 11^ 262 f.). Aber auch der Protagoras läßt
über die ideale Auffassung seines Verfassers keinen Zweifel. Zunächst wird
allerdings unter ausdrücklicher Anrufung des Urteils der Menge (353 c) mit den
Lustgefühlen der Nahrungsaufnahme und des Geschlechtsverkehrs und analogen
Unlustgefühlen des gemeinen Lebens exemplifiziert. Aber schon hier weisen die
neben anderem als ZAveck gesetzten nöhcov aonriQiai (354 b) über den engsten
Kreis der Motive selbstsüchtiger Genußjnoral hinaus. Xoch deutlicher spricht
der das Fazit aus der vorangehenden Untersuchung ziehende Abschnitt über die
Tapferkeit (359 a ff.). Kriegsgefahren zu bestehen Avird nicht etwa um materieller
Vorteile willen empfohlen, sondern gilt, insofern es y.a/.ov y.al ayadör ist, auch
als riöv. Daß dieser Abschnitt mit dem vorangehenden hedonistischen nicht in
den wünschenswerten engen Zusammenhang gebracht ist, daß man insbesondere
die ausdrückliche Reduktion der Tapferkeit auf eine Meßkunst vermißt, geht
allerdings aus v. Arnims scharfsinniger Analyse deutlich hervor. Daß aber in
beiden Abschnitten ein verschiedener Geist herrsche, kann ich nur insoweit zu-
geben, als auf den Unterbau einer vergröbernden argumentatio ad vulgus der
Oberbau einer idealer gehaltenen Schlußfolgerung gegründet ist, so zwar, daß
nicht in korrekter Weise Mauer auf flauer zu stehen kam, aber doch mit Fort-
räumung des Unterbaues der Oberbau notwendig zusammenbrechen müßte.
Eine weitere für die Auffassung des Gespräches bedeutsame Frage betrifft
seine Stellung zur Sophistik. Die farbenprächtigen Einleitungsszenen, durch
die sich Piaton gleich in diesem seinem ersten größeren Werke als unübertreff-
lichen Darstellungskünstler erweist, nicht minder aber auch die Verhandlung des
Dialoges selbst bieten reiche Gelegenheit sowohl zur persönlichen Charakterisierung
der drei Sophisten Protagoras, Hippias und Prodikos, wie zur Schilderung des
freilich nicht unbeschränkten (312 a) Ansehens, dessen sich die sophistischen
§ 40. Piatons Schriften: Protagoras. 243
Weisheits- und Tugcndlehror bei den Bildungsdurstigen erfreuen, und der Art
ihres Auftretens und Lehren s. Daß dabei die dem sokratischen Wesen wider-
strebenden Züge zu schärfster Ausprägung gelangen, ist natürlich. Das Selbst-
bewußtsein der Sophisten, ihr l'nterricht gegen Bezahlung (313 c. 328 b), ihre
kniffliche ethisierende Dichterauslegung (338 e ff.), ihre Epideiktik, deren
schweifende Fülle zu der zielbewußten Knappheit sokratischer Dialektik in
schroffem Gegensatze steht (328 d. 334 c ff.), erscheinen verschiedentlich in un-
günstiger Beleuchtung. Es hieße aber die Piaton eigentümliche, der Erklärung
oft so große Schwierigkeiten bereitende Verschmelzung von Humor und Ernst,
satirischer Behandlung und Anerkennung aus dem Auge verlieren, wollte man
daraus eine schlechthin antisophistische Tendenz des Werkes folgern. In der
Tat hat sich hier die herrschende Interpretation des Dialoges beirren lassen,
hauptsächlich wohl unter der Einwirkung der späteren Polemik gegen die So-
phisten im Gorgias, im Euthydem, im ersten Buche der Politeia und in den
beiden Hippias. So soll denn im Protagoras der Sophist den durchaus unter-
liegenden Teil darstellen und die von Sokrates anfänglich erhobenen, später nach
der Rede des Protagoras zurückgezogenen Bedenken gegen die Lehrbarkeit der
Tugend nicht seiner wahren Meinung entsprechen, sondern nur dem Zwecke
dienen, den Gesprächspartner zu prüfen und in Widerspruch zu verwickeln. Der
Mythus des Protagoras und seine daran sich anschließenden weiteren Aus-
führungen sollen Widersprüche bergen, in denen trotz allen äußeren Glanzes die
innere Schwäche seines Standpunktes zutage trete. Tatsächlich liegt nicht der
mindeste Anlaß vor, Sokrates' Bekenntnis, daß er sich habe umstimmen lassen,
nicht ernst zu nehmen. Die Widersprüche in der von dem Verfasser mit sicht-
licher Liebe ausgebauten Rede des Protagoras haften nur an der Oberfläche und
lösen sich bei tieferer Betrachtung sofort. Jedenfalls aber sind sie von Piaton
so Avenig scharf herausgearbeitet und durch gegnerische Kritik hervorgehoben,
daß die Annahme, er habe durch sie die Rede und damit die Auffassung des
vSophisten diskreditieren wollen, ausgeschlossen erscheint. Wer aber gleichwohl
noch bezweifeln wollte, daß Sokrates hier nicht, wie in den übrigen platonischen
Dialogen der Jugend- und besten Mannesjahre, der dialektische Allsieger ist,
wäre auf 350 c ff. zu verweisen, wo der Sophist in den Ausführungen seines
Mitunterredners klipp und klar einen logischen Fehler nachweist, ein Nachweis,
den Sokrates stillschweigend gelten läßt.
Es wird also dabei bleiben müssen: beide Teüe verdanken einander elenk-
tische Belehrung, und der am Schlüsse (361 d) von Sokrates geäußerte Wunsch
einer Fortsetzung dieses owbiaaxoasTv entbehrt ebensosehr jedes ironischen Bei-
geschmacks, wie das gleich darauf von dem Sophisten seinem Partner gespendete
Lob herzlich und (trotz 360 e) von jedem Unterton verletzter Eigenliebe frei ist.
Damit rückt der Dialog weit ab vom Gorgias und den übrigen antisophistischen
Gesprächen, und durch die Rolle, die Sokrates in ihm spielt, nimmt er in einem
wesentlichen sachlichen Punkte die gleiche Sonderstellung ein, die ihm nach
V. Arnims Untersuchung auf sprachlichem Gebiete — hier allerdings in Gemein-
schaft mit dem Ion — zukommt. Letzten Endes freilich ist Sokrates auch hier
der Überlegene, und sein Ruhm erstrahlt dadurch um so heller, daß er als Jüng-
ling (314 b. 317 c. 320 c. 361 e) über den gereiften Sophisten obsiegt, der sich
durch seine überzeugende Lösung des ersten der in dem Dialog aufgestellten
Probleme als seines großen Namens würdig erweist.
Der Leser hat am Ende von c. 39 (360 e) den Eindruck, daß die Unter-
suchung zu ihrem Ende gelangt sei: die Lehrbarkeit der Tugend und im Zu-
sammenhange damit ihre Einheit und ihre Begründung auf das Wissen scheinen
16*
244 § 4'-- l'latons Schriften: Piotagoras. Laches.
erwiesen. Nun erfährt er zu Anfang von c. 40, daß die ganze vorhergehende
Erörterung ihr letztes Ziel in der Erforschung des Wesens der Tugend habe.
Die bisherige Untersuchung wird im Hinblick auf den Widerspruch, in den jeder
der beiden Gesprächführenden mit sich selbst geraten ist, als Wirrnis verworfen
und die Wiederaufnahme des Problems der Lehrbarkeit der Tugend nach Be-
trachtung ihres Wesens als wünschenswert bezeichnet. Wir erkennen darin einen
deutlichen Hinweis auf die nächstfolgenden Dialoge, in denen die Wesens-
bestimmung zwar nicht der einheitlichen Tugend als solcher, wohl aber einzelner
ihrer Erscheinungsformen, der Tapferkeit, Selbstbeherrschung, Gerechtigkeit, die
Aufgabe bildet, bis endlich im Menon das Problem der Ivehrbarkeit in Ver-
bindung mit der Frage nach dem Wesen der einheitlichen Tugend wieder auf-
taucht. Die Reihe eröffnet der
Liachen, der an den soeben besprochenen Schluß des Protagoras in klarster
Weise anknüpft, indem er zunächst die Ergründung des Wesens der Tugend zur
Aufgabe setzt. Dieses Unternehmen wird aber in Anbetracht seiner Größe
zurückgestellt und statt seiner vorerst die Wesensbestimmung eines „Teiles" der
Tugend, der Tapferkeit, in Angriff genommen (190 b ff.). Die ersten Versuche
scheitern alsbald: die Kennzeichnung des Tapfern als dessen, der bereitwillig in
Eeih und Glied ausharrend die Feinde abwehrt und nicht flieht (190 e), erweist
sich als ebensowenig stichhaltig, wie die Definition der Tapferkeit als einer
Standhaftigkeit der Seele schlechthin (192 b) oder einer von vernünftiger Er-
wägung geleiteten Standhaftigkeit (192 d). Nun erscheint ohne jede weitere Her-
leitung, lediglich unter Berufung auf den sokratischen Intellekt uaUsmus, in
fertiger Formulierung die uns aus dem Protagoras bekannte Definition der
Tapferkeit als tö)v b^ivwv y.al §aooa/.so}v i.-TiaiijfOj (194 e. 19.5 a). Aber auch diese
Bestimmung soU jetzt nicht standhalten. Astvd sind Dinge, die zu fürchten,
^agoa/Ja solche, die nicht zu fürchten sind. Furcht aber ist die Erwartung
eines kommenden Übels. Also liegen dsivd und daooa/Ju in der Zukunft, und
die Tapferkeit ist das Wissen von zukünftigen Dingen unter dem Gesichtspiuikte
des Übels oder Xichtübels. Keine Wissenschaft kennt aber für ihren Gegen-
stand eine derartige Begrenzung nach der Zeitstufe. So befaßt sich die Heil-
kunde mit dem Gesunden in Vergangenheit. Gegenwart und Zukunft, und
Analoges gilt von den Wissenschaften des Landbaus und der Kriegführung.
Mithin ist die Tapferkeit den anderen Wissenszweigen entsprechend das Wissen
von allem Guten und Üblen schlechthin. Damit schwinden die Grenzen zwischen
ihr einer- und der Selbstbeherrschung, Gerechtigkeit, Frömmigkeit (und Weisheit)
andererseits: statt des gesuchten Teiles der Tugend erhalten wir die Gesamt-
tugend (198 b ff.). So gilt auch diese Definition als nicht befriedigend. Eine
neue wird nicht aufgestellt. Das ganze Unternehmen ist gescheitert. Daß die
Vergeblichkeit der gesamten Verhandlung nicht Piatons wirkliche Meinung sein
kann, liegt auf der Hand. Die Lösung der Schwierigkeit ist im Lichte des
Protagoras zu suchen und zu finden. Daß die Definition der Tapferkeit als tojj'
deivcöv y.al dagoa/.ton- L-iiaitj/iU] sich hier als unhaltbar erweist, liegt einfach
daran, daß die im Protagoras widerlegte Annahme, die Tapferkeit - sei ein ge-
sonderter Teil der Tugend, hier die Voraussetzung bildet. Denn bei dieser Auf-
fassung ist die Tapferkeit eine mit einer gewissen Selbständigkeit ausgestattete
besondere Wissenschaft, gegen deren Bestimmung als twi' f)eirä)v y.al Oaggaleojv
irtiaitjur] sich mit vollem Rechte — wenigstens aus dem von Piaton vertretenen
Standpunkt der Wissenschaftslehre — der Einwand erheben läßt, daß keine wissen-
schaftliche Disziplin ihr Objekt nach dem Kriterium Vergangenheit, Gegenwart
oder Zukunft umgrenze. Dieser Einwand wird gegenstandslos, sobald die Tapfer-
§ 40. Piatons Schriften: Laches. Charmides. 245
keit nur als eine Ersoheinungs- oder Anwendungsform der Gesambvisscnschaft
vom Guten und Üblen betrachtet wird. Nichts steht im Wege, daß diese Wissen-
schaft ihr Objekt neben anderen Rücksichten auch unter dem Gesichtspunkte
seiner von der Zukunft auf die Gegenwart sich erstreckenden psychischen
Wirkung ins Auge fasse und in diesem Falle Tapferkeit benannt werde. Der
Laches bietet also in der Hauptsache — von manchem, was aus dem Dialoge
sonst noch zu gewinnen ist, muß ich hier absehen — einen indirekten Beweis
für die These des Protagoras von der Einheitlichkeit der Tugend: unter der
Voraussetzung ihrer Nichteinheitlichkeit gerät die im Protagoras aufgestellte und
auf dem intellektualistischen Standpunkte allein mögliche Definition der Tapfer-
keit als Ttov ^Eiröi%' y.ai iJagoa/Jor tTnoirj^n] ad absurdum. Wir erkennen hierin
eine schwerwiegende Bestätigung dafür, daß der Laches zeitlich dem Protagoras
nachfolgt. Denn nur, wer den Protagoras kannte, vermochte den Sinn des
Laches zu erfassen — es sei denn, daß der mündliche Unterricht hier zu
Hilfe kam.
Im Grunde übereinstimmend ist die Sachlage im
(.'fiarmides, der die Wesensbestimmung der Maßhaltung — ococ/qoovv?] —
zum Gegenstande hat. Die Definitionen dieser Tugend als t6 xoa/nicog nävxa jigdzTsiv
xal >)ov/i] (1.59 b), als aldojg (160 e), als tö zä taviov rrourreiv (161b) und als roji' «7«-
0(öt' .-TQü'i? /; :Toajai; (163 e) erweisen sich als unbrauchbar, die letzte aber bietet den
nächsten Anknüpfungspunkt für eine Bestimmung, die die Untersuchenden lange
beschäftigt, um schließlich ebenfalls verworfen zu werden. Das Tun des Guten,
so wird ausgeführt, verlangt, soll es acocpQoavvt] genannt werden können, das Be-
wußtsein des Handelnden, daß er Gutes vollbringe und die ooycpQoovvrj übe.
Indem dieser Punkt in den Vordergrund gerückt wird, erscheint die gesuchte
Tugend als Selbsterkenntnis (rö yiyrtöoxeiv savzov 164 d. 165 bj. Damit sind wir
auf intellektualistischem Boden angelangt. Die aoxpgoovvt] ist ein Wissen, und
zwar das Wissen, welches das andere Wissen und sich selbst zum Objekt hat
(166 c): die die owffooavrt] ausmachende Selbsterkenntnis besteht darin, daß man
weiß, was man weiß und was man nicht weiß (167 a). Nun gilt es eine doppelte
Prüfung, erstens, ob ein solches Wissen möglich ist, und zweitens, welchen
Nutzen es gewährt (167 b). Die erste Prüfung (167 b — 171 c) spaltet sich wieder
in zwei Untersuchungen : zunächst ist festzustellen, ob ein Wissen, das sich selbst
zum Gegenstande hat, überhaupt statthaben kann (167 c ff.), alsdann, die Be-
jahung dieser Frage vorausgesetzt, ob es möglich ist zu wissen, was man weiß
und was man nicht weiß (169 d ff.). Die in der ersten Untersuchung gegen die
Möglichkeit eines reflexiven Wissens erhobenen Bedenken können hier über-
gangen Averden, da die Verhandlung auf Grund des voraussetzungsweisen Zu-
geständnisses dieser Möglichkeit fortschreitet. Die zweite Untersuchung führt zu
einem negativen Ergebnis. Das rückbezügliche Wissen kann nur das Vorhanden-
sein des Wissens oder Nichtwissens schlechthin, nicht eines gegenständlich be-
stimmten Wissens zum Inhalte haben. Wissen und Nichtwissen auf dem Gebiete
des Gesiindheitlichen erkennt die Heilkunde, auf dem Gebiete der Gerechtigkeit
die Staatskunde u. s. f.; für die ococfgoovvij verbleibt nur das Wissen, daß man
weiß oder nicht weiß, nicht, was man weiß oder nicht weiß. Darnach versteht
sich von selbst, daß der ocoffocov als solcher auch keinen andern hinsichtlich des
Besitzes gegenständlich bestimmten Wissens prüfen, daß er z. B. den wirklichen
Heilkundigen nicht von dem vorgeblichen unterscheiden kann (170 d ff.). Damit
ist nun auch schon die Antwort auf die zweite Hauptfrage, die Frage nach dem
Nutzen des rückbezüglichen Wissens (171 d ff.) vorgezeichnet: ein Nutzen ist, ab-
gesehen von einer belanglosen methodischen Förderung (172 b). nicht anzuer-
246 § -40. Platons Schriften: Channides. Politeia I.
kennen. Aber selbst dann, wenn man einmal voraussetzungsweise dem oonpocov
das Wissen, was er weiß und nicht weiß, zuspricht, ist seine Tugend nutzlos
(172 c ff.). In diesem Falle wäre freilich das Walten von Seheinsteuermännern,
Scheinärzten imd Scheinfeldherren ausgeschlossen, und überhaupt das gesamte
soziale Leben von allen aus Sachunkunde und Täuschung herrührenden Schäden
befreit. Aber damit ist die ocoifQonvvt] noch nicht das die Glückseligkeit ver-
mittelnde und dadurch allein nützliche Wissen. Dieses ist ausschließlich das
Wissen von Gut und Übel, das dem sachlichen Wissen erst richtige Anwendung
und Nutzen gewährleistet (174 b ff.). Insofern sich die auxpQoovrt] mit diesem
allein nützlichen Wissen nicht deckt, ist sie nutzlos (174 d). Da die ntorfooavv)]
aber als Tugend wertvoll sein muß, ergibt sich, daß' ihre hier zugrunde gelegte
Definition falsch ist. Eine neue Begriffsbestimmung wird nicht versucht, und so
endet auch dieser Dialog scheinbar ohne Resultat. In Wirklichkeit bietet er eine
neue Bestätigung der im Protagoras vorgetragenen Lehre von der Einheitlichkeit
der Tugend und bildet damit eine Parallele zum Laches, von dem er sich zu-
nächst nur dadurch unterscheidet, daß er die Annahme, die in Rede stehende
Tugend sei ein ,,Teil" der Gesamttugend, nicht ausdrücklich zum Ausgangs-
punkte nimmt und damit auf eine Hilfe für das Verständnis verzichtet, deren
der Verfasser den Leser nach dem Studium des Laches nicht mehr für bedürftig
hält. Tatsächlich ist der Sachverhalt der nämliche: die Definition scheitert daran,
daß sie einen Unterschied der Einzel- von der Gesamttugend in Wesen und Um-
fang zur Voraussetzung hat. Aber eine wesentliche Differenz zwischen Laches
und Charmides darf nicht übersehen werden. Dort war die letzte Definition die
alles Ernstes im Protagoras aufgestellte, und das Hindernis ihrer Gültigkeit war
lediglich die im Laches zugrunde gelegte falsche Voraussetzung von der Einzel-
tugend als Teil der Gesamttugend. Ersetzte man das ^Vo^t ,,Teil" durch ,,Er-
scheinungs- oder Wirkungsform", so wurde das entscheidende Bedenken gegen-
standslos. Im Charmides hingegen beruht die schließlich ad absurdum geführte
Definition an sich schon auf zwei unhaltbaren Zugeständnissen, die die L^nter-
redner „aus Gutmütigkeit" (17.öcd) gemacht haben, dem Zugeständnisse, daß es
ein sich selbst zum Inhalte habendes Wissen gebe, und dem anderen, daß dieses
Wissen lehre, Avas man weiß und nicht weiß. Sie ist also im Gegensatz zu der
des Laches nicht platonisch, und Pohlenz (Aus Pl.s Werdezeit S. 48) wird recht
haben mit der Annahme, daß sie der Lehre eines von Piaton bekämpften Gegners
entstamme.
Wir schließen an die bisher besprochenen Gespräche drei weitere, die sich
zwar ebenfalls in aUern Wesentlichen hinsichtlich Anschauungen und IMethode
innerhalb der Grenzen des Sokratischen bewegen, dabei aber doch die An-
knüpfungspunkte späterer und, soweit wir urteilen können, spezifisch platonischer
Gedankengänge erkennen lassen.
Das eiste Bucli der Politeia (der Thrasffninchos nach der ihm von
Dümmler und v. Arnim gegebenen Benennung) hat wieder nach einem künst-
lerisch meisterhaft ausgearbeiteten Einleitungsgespräch die Begriffsbestimmung
einer Tugend, diesmal der Gerechtigkeit, zum Gegenstande. Wieder erledigen
die Untersuchenden in kürzerer Weise eine Reihe von Versuchen, um schließlich
lange bei der Prüfung einer letzten Definition zu verweilen, die ebenfalls abge-
lehnt wird. Wie im Charmides ist es auch jetzt die eines Gegners, der uns aber
hier in der Person des Thrasymachos in greifbarer Gestalt entgegentritt. Ob die
Definition in dieser Form dem geschichtlichen Thrasymachos zugehört oder nur
aus seinen Anschauungen abgeleitet ist, läßt sich mit Sicherheit nicht ausmachen.
§ 40. Piatons Schrifteu: Politeia I. 247
Der Verlauf der Verhandlung vor der Beteiligung des Thrasymachos bietet in der
Art, wie hier jede Definition geprüft, berichtigt und zu einer neuen umgestaltet
■wird, einen guten Beleg des oben S. 156 an der Hand der Stelle Xen. Mem.
4, 2, 14 ff. skizzierten sokratischen Verfahrens, mit der unsere Deduktion in der
V^erwendung des Falles vom in Wahnsinn geratenen und seine Waffen zurück-
fordernden Freunde (331 e) eine besondere Berührung aufweist. Die Berück-
sichtigung eben dieses Falles ist es, die den Übergang der ersten Definition in
•die zweite herbeiführt. Die Begriffsbestimmung des Gerechten als dessen, der
redlich einem jeden erstattet, was er ihm schuldet (was er von ihm
♦empfangen hat — 331 c ff.), muß einer andern Platz machen, nach der der
Gerechte einem jeden das ihm Zukommende, d. h. den Freunden
Nutzen, den Feinden Schaden zuteil werden läßt (332 c ff.). Unter
den hiergegen erhobenen Einwänden gemahnt der erste an einen Gedanken
des Charmides. Ein jedes Nützen und Schaden, so wird ausgeführt
<o32 d ff.), tritt auf einem bestimmten Gebiete in Erscheinung und ist Sache
des entsprechenden Fachmannes: in der Krankenbehandlung vermag der
Arzt den Freunden zu nützen, den Feinden zu schaden, bei der Seefahit
der Steuermann. Wo liegt das analoge Betätigungsgebiet der Gerechtigkeit?
Die Antwort: in kriegerischem Trutz und Schutz erweist sich als unzu-
länglich, denn dann wäre die Gerechtigkeit im Frieden nutzlos. Ebenso-
wenig befriedigt die Auskimft, der friedliche Verkehr sei das Feld der Ge-
rechtigkeit. Denn in jeder Art des Verkehrs ist es jeweilen wieder der Fach-
mann, der die Macht hat zu nützen und zu schaden. So bleibt denn für die
Gerechtigkeit kein Gebiet übrig — es sei denn, man erkenne ihren Nutzen darin,
daß sie über Geld und anderen Gegenständen, die sich in Verwahrung, also im
Zustande der Nutzlosigkeit befinden, getreulich wacht (333 c f.). Es lag nahe,
aus diesen Erwägungen im Sinne des Laches und Charmides den Satz abzuleiten,
daß die Gerechtigkeit in dem allumfassenden Wissen (und Wirken) des Guten
und Schlechten aufgehe, von dem sie nur eine Erscheinungsform darstelle.
Dieser Schritt ist hier nicht getan. Die in Frage stehende Definition kommt
vielmehr durch ein anderes Argument zu Falle. Freunde, heißt es 334 b ff., sind
die Menschen, die man für gut, Feinde diejenigen, die man für schlecht hält.
Nun kann man im Urteile fehlgreifen. Gute für schlecht, Schlechte für gut
halten. Dann würde sich mit der angeführten Definition der W^idersinn ver-
tragen, daß der Gerechte den Ungerechten — das sind die Schlechten — nützt,
den Gerechten — das sind die Guten — schadet. Durch diese Elenxis wandelt
sich die Bestimmung zu einer neuen (335a): gerecht ist, dem Freunde, so-
fern er gut ist, zu nützen, dem Feinde, sofern er schlecht ist, zu
schaden. Aber auch dabei hat es nicht sein Bewenden. Ein Wesen schädigen
heißt, seine für seine Gattung charakteristische Tüchtigkeit verringern. So bei
Pferd, Hund und Mensch. Nun gehört die Gerechtigkeit zu der für den
Menschen charakteristischen Tüchtigkeit. Es ergäbe sich also ein neuer Wider-
sinn: die Gerechtigkeit Aväre für die Gerechten das Werkzeug, andere ungerechter
zu machen, insofern der Gerechte seine Feinde schädigt (335 b ff.). So seheitert
auch dieser Versuch, der ursprünglichen Definition durch Verbesserung aufzu-
helfen, und die Gesprächspartner sind in Verlegenheit. Da erhält durch das
Eingreifen des Thrasymachos (336b) die Debatte eine neue llichtung.
Die Gerechtigkeit ist auch nach populärer griechischer Auffassung (Leop.
Schmidt, Ethik d. alten Griechen I S. 302 f.) die allgemeine Tugend. Soweit sie
einen Sonderbereich hat, ist es der des gesamten bürgerlichen Lebens. Kein
Wunder, daß die Verhandlung über sie schließlich in den Kampf verschiedener
248 § -^O- Piatons Schriften: Politeia I.
Lebens- und politischer Anschauungen ausmündet. In diesem Kampfe hat
Politeia I vieles mit dem Gorgias gemein. Aber es besteht doch ein für die
verschiedene Abfassungszeit sehr charakteristischer Unterschied. Nirgends
schlügt hier Sokrates den temperamentvollen Ton an. der den Gorgias durchzieht,
nirgends verrät sich hinter den verstandesmiißigen Erwägungen die Macht eines
durch gegenwärtige Verhältnisse erregten überwältigenden Gefühles, der bittere
Ingrimm über eine ethisch destruktive Zeitrichtung, der persönliche Gegensatz
gegen die Lebensauffassung der athenischen Demokratie. Die Debatte ist aut
selten des Sokrates so unpersönlich wie möglich, und dies leuchtet um so
schärfer hervor, als ihn nicht einmal die ungemein schroffe, herausfordernde
Weise seines Gegners aus dem Geleise nüchternster akademischer Diskussion zu
werfen vermag. Auch die Diskussion selbst ist verhältnismäßig elementar, das
Rüstzeug der Gegner einfach im Vergleiche mit den reichen Kampfmitteln, deren
sich die Gesprächspartner im Gorgias bedienen. Zwei untereinander eng ver-
bundene Thesen des Thrasymachos hat Sokrates zu widerlegen: 1. Das Ge-
rechte (im Sinne der Wahrung des positiven Rechtes) ist der Vorteil des
Stärkeren (338c) oder — in schärferer politischer Prägung — der Vorteil
der bestehenden Obrigkeit (339a). 2. Die Ungerechtigkeit ist
mächtiger als die Gerechtigkeit, gewährt ein glücklicheres Leben
und ist somit nützlicher (343 d. 344 äff. 347 e. 352 d). Der Tyrann, so
heißt es in Ausführung der ersten These, gibt Gesetze, d. h. er bestimmt das
öi'y.ator, zugunsten seiner Tyrann is. Analog verfahren Demokratie und Aristo-
kratie. Das Wesen des Gerechten besteht im Gehorsam gegen diese Gesetze.
Dem Einwände, daß eine Obrigkeit unter Umständen ihren Vorteil verkenne und
Gesetze zuungunsten ihrer Herrschaft gebe, die Gerechtigkeit alsdann also zuni
Nachteile des Ijestehenden Regimentes führe, begegnet Thrasymachos durch die
Konstruktion eines idealen Obrigkeitsbegriffes — im egoistischen Sinne — : eine
Obrigkeit ist eine solche nur, soweit sie in dem maßgebenden Punkte, der Sorge
für die Aufrechterhaltung ihres Regimentes, keinen Fehler begeht. Der Arzt ist
in dem Augenblicke, in welchem er falsche Anordnungen trifft, kein Arzt
(339 b ff.). Der Vertreter eines jeden Berufes fehlt in Sachen dieses Berufes nur
dadurch, daß die das Wesen des betreffenden Berufes ausmachende Sachkenntnis
nicht in Wirksamkeit ist. Der gleichen Betonung des abstrakten Berufsbegriffes
— aber in altruistischer Wendung — bedient sich Sokrates zur Widerlegung:
der Arzt ist nur so lange Arzt, als er der das Wesen des ärztlichen Berufes
bildenden Kranken fürsorge obliegt, der Steuermann nur so lange Steuermann, als
er durch richtige Lenkung des Schiffes dem Wohle der Reisenden dient. Arzt
und Steuermann sind Leiter, der eine der Kranken, der andere der Reisenden.
Wie ihre, so hat jede andere Leitung, also auch die staatliche durch die Obrig-
keit, den Vorteil der Geleiteten, nicht ihren eigenen, zum Ziele. Verfolgen Arzt,
Steuermann und politische Obrigkeit eigene Vorteile, gehen sie aus auf Gewinn,
60 tun sie dies nicht kraft ihres eigentümlichen Berufes, sondern in Ausübung
eines davon getrennten Lohnerwerbsberufes. Eben weil die obrigkeitliche Tätig-
keit als solche nur Opfer und keine Vorteile mit sich bringt, lassen sich alle nur
durch die Aussicht auf Geld, Ehre oder — die Edleren — durch die Rücksicht
auf eine im Ablehnungsfalle drohende Strafe zur Übernahme der Aufgabe be-
stimmen; die schlimmste Strafe ist, von einem Schlechteren regiert zu werden
(341b— 342 e; 345 c— 347 d). In der Ausführung seiner zweiten These bemerkt
Thrasymachos, überall im privaten wie im öffentlichen Leben ziehe der Gerechte
dem Ungerechten gegenüber den kürzeren. Am klarsten zeige sich das bei der
vollendetsten l'ngcrechtigkeit, der Tyrannis, die ihren ungerechten Träger zum
J
§ 40. Piatons Schritten : Politeia I. p]uthyphron. 249
glücklichsten, die geschädigten Gerechten zti den nngliicklichsten Menschen
mache (343 c— 344 c). Die Bekänapfung dieses Standpunktes vollzieht sich in der
Weise, daß Sokrates den Gegner zunächst dazu drängt, die Ungerechten für
cfijöytfioi Hai uyaOot, die Ungerechtigkeit für dgexrj xal ootpia zu erklären. Als-
dann erfolgt die Widerlegung durch eine Argumentation, die in etwas verkürzter
Form so lautet: Der Gerechte erstrebt einen Vorzug nur vor dem Ungleichen
(dem Ungerechten), nicht vor dem Gleichen, der Ungerechte vor beiden. Xun
lehrt die Erfahrung, daß überall der ffaoviiiiog y.ai dyadog nur vor dem T'n-
gleichen, nicht vor dem Gleichen einen Vorzug zu genießen verlangt. Der sach-
verständige Musiker will sein Instrument nicht besser gestimmt haben als Seines-
gleichen, wohl aber als der Unmusikalische. Der kundige Arzt begehrt in Speise
und Trank nichts voraus zu haben vor einem anderen ebenfalls kundigen, wohl
aber vor dem Laien (diese nähren sich falsch, die Arzte stimmen in der richtigen
Ernährung überein). Demnach ist nicht der Ungerechte, sondern der Gerechte
nof^o? (ffoör'iuog) y.ai dyadög, der Ungerechte im Gegenteil unadijg y.ai y.o.y.ög
(348 c — 350c). Ist aber die Ungerechtigkeit y.ay.ia y.ai daadla, so folgt ohne
weiteres, daß sie nicht mächtiger sein kann als die Gerechtigkeit, die sich als
doerrj y.ai oocpia erwiesen hat (350 d — 351a). Bemerkenswert ist an diesem Be-
weise, daß er ganz auf intellektualistischer Grundlage aufgebaut ist. Mit der
Eigenschaft des fgoviinog erscheint die des dyadög, mit der aocfia die doEr// un-
mittelbar gegeben (348 de; 349 d ff.), und den Nerv des Beweises bildet die
Parallele des Gerechten mit dem Sachkundigen. Auch in diesem Punkte steht
Politeia I im Anschauungskreise der übrigen Schriften aus Piatons sokratischer
Epoche. — Die angeführte Argumentation erhält 351 c ff . eine Unterstützung: die
Ungerechtigkeit stiftet Haß und Zwietracht nicht nur unter einer Mehrzahl von
Individuen, sondern auch innerhalb des einzelnen Individuums selbst und lähmt
dadurch die Kraft zum Handeln. Mit dem Satze von der größeren Macht der
Ungerechtigkeit bricht nun wieder ohne weiteres der daraus abgeleitete zu-
sammen, daß der Ungerechte glücklicher lebe als der Gerechte. Aber auch hier
wird die Widerlegung durch ein weiteres Argument bekräftigt (352 d ff.i. . Jedes
Ding und Wesen verrichtet seine Aufgabe kraft einer ihm eigentümlichen dijEn']^
Dies gilt auch von der Seele hinsichtlich des ihr obliegenden Geschäftes des
Sorgens, Herrschens, Ratpflegens und überhaupt Lebens. Als seelische dgsn'/ ist
die Gerechtigkeit, als seelische y.ayJa die Ungerechtigkeit erwiesen. So muß die
gerechte Seele (gut ihres Amtes walten) und der gerechte Mensch gut, der unge-
rechte schlecht leben. Wer aber gut lebt, ist glücklich, wer schlecht lebt, das
Gegenteil. Somit fällt auch die Behauptung, die Ungerechtigkeit sei nützlicher-
als die Gerechtigkeit (354 a). Damit schließt die Verhandlung. Xun wiederholt
sich eine Erscheinung, der wir am Ende des Protagoras begegnet sind. Das er-
zielte Ergebnis wird (354 b f.) für nichtig erklärt, weil die Grundfrage nach dem
Wesen der Gerechtigkeit nicht beantwortet und damit die Grundbedingung für
die Erörterung ihres Verhältnisses zu Tugend und Glück nicht erfüllt sei. Wir
erkennen darin auch hier den Hinweis auf eine weitere Erörterung, die aber in
diesem Falle erst erheblich später in den folgenden Büchern der Politeia zur
Ausführung kam.
In anderem Sinne als der eben besprochene Dialog enthält der
Eutfii/pfiron eine Hindeutung auf Zukünftiges. Schon im Laches^
Charmides und ersten Buche der Politeia lag der Fehler der zunächst auf-
gestellten Definitionen im Grunde darin, daß einzelne Fälle und Erweisungs-
formen der gesuchten Tugend für ihr Wesen ausgegeben wurden. Es verriet sich,
darin das Unvermögen des Definierenden, von den Einzelobjekten zum Begriffe
^),~)( I § 40. Piatons Schriften : Euthyphron.
aufzusteigen. Schon im Luches ist der Fehler an Hand des dort vorliegenden
Falles aufgedeckt und durch ein Beispiel der Weg zu seiner Verbesserung ge-
wiesen (191d. 192 b). Aber erstmals im Euthyphron wird in tiefer greifender Weise
und unter Verwendung der späterhin zu so großer Rolle berufenen Ausdrücke
e7öo; und I^fu das methodische Prinzip der Definition dargelegt. Hier bringt der
Euthyphron etwas ganz Neues. Gleich beim Beginne der Verhandlung über die
Frömmigkeit, deren Begriffsbestimmung der Dialog zum Vorwurfe nimmt, be-
merkt Sokrates: „Ist nicht das Fromme in jeder Handlung mit sich ein und das-
selbe, und andererseits das Unfromme von allem Frommen das Gegenteil, selbst
aber sich gleich, und alles, was unfromm sein soll, im Besitze einer gewissen Ge-
stalt (exof fiiar xirä idiar) hinsichtlich seiner Unfrommheit?" (5d). Nachdem dann
Euthyphron bejahend geantwortet, aber gleichwohl statt einer Begriffsbestimmung
einen (vermeintlichen) Fall des Frommen vorgebracht hat, wird er mit den Worten
zurechtgewiesen: „Erinnerst du dich, daß mein Verlangen nicht dahin ging, mioh
einen oder zwei Fälle des vielen Frommen kennen zu lehren, sondern eben jene
Erscheinung (ey.Eivn uvio z6 eidog), durch die das Fromme fromm ist? Denn
du sagtest ja doch wohl, daß durch eine Gestalt das ünfromme unfromm und
das Fromme fromm sei {fiia Ibfu rä re äröoia avöaia elrui xt).., 6d) .... Lehre
mich nun. welches eben diese Gestalt ist, damit ich auf sie hinblickend und sie
zum Muster nehmend diejenigen unter deinen oder eines andern Handlungen,
die so beschaffen sind, für fromm erkläre, die nicht so beschaffen sind, aber
ni<"ht \TnrT>jv rolrvv /m- avrip' di'da^or t!jv iSfuv, rig jtots eotiv. l'ra fig ixEi'rijj'
«.To/J/.f'.Tw»' xul ■/ooj/tefog avxfi .-ragadeiyuaTi y.z/.., 6e)." Es ist klar, daß die Wörter
lÖEc. und Eiöog hier weder als logische noch als metaphysische Termini verstanden
werden können: sie bedeuten weder „Begriff" noch ,,Idee". Denn es wäre völlig
unsinnig, einem Menschen, der sich so aller philosophischen Schulung bar erweist,
wie dies bei Euthyphron der Fall ist, mit Wörtern einer philosophischen Kunst-
sprache zu kommen. Für beide kann nur ihre elementare, allgemein verständliche
Bedeutung ,, Erscheinung", „Aussehen", ,, Gestalt" in Betracht fallen. Sokrates
will sagen, daß das Fromme und das Unfromme überall, wo sie auftreten, das-
sell)e charakteristische Aussehen und Gepräge, dieselbe Grundgestalt aufweisen,
an der sie zu erkennen sind, etwa wie man die Mitglieder einer Familie an dem
gleichen Aussehen, der gleichen Gesichtsgestaltung erkennt. Dabei ist es aber für
Piatons künstlerisches Streben nach plastischer Anschauung äußerst bezeichnend,
daß sich ihm diese gemeinsame Gestalt, die doch nur als Grundtypus in den
vielen Einzelgestaltungen des Frommen vorhanden ist, verselbständigt, so daß man
auf sie hinsehen und sie zum Muster und Maßstabe für die Feststellung der
einzelnen Fälle des Frommen verwenden kann, eine Vorstellung, von der ebenso
gewiß sei, daß sie hier nur bildlich verstanden werden darf, wie daß sie nach
Verwischung der Grenzen des Bildlichen und Eigentlichen in die Auffassung des
Begriffes als Substanz und Urbildes ausmünden konnte. Ausdrückliche Kenn-
zeichnung des Wesens der Definition und Ausblick auf die Ideenlehre, das also
ist das Neue, das der Euthyphron bietet. Im übrigen finden wir auch hier wieder
die bekannten Grundzüge der Werke der sokratischen Periode, freilich nicht ohne
erhebliche Variation im einzelnen. Unter den vorgeschlagenen und verworfenen
Definitionen ist besonders die vierte (12e) von Interesse, die das Fromme als
den einen Teil des Gerechten bestimmt, und zwar denjenigen, der sich mit
der ÜEiov dEoajTEi'a befaßt, während der andere Teil das Verhältnis zu den
Mitmenschen regle. Das Wort &soastei'a bedeutet in Verbindung mit dscöv
allgemein Götterverehrung, während ihm im sonstigen Gebrauche der Sinn
., Pflege" innewohnt. Hierauf fußt die weitere Deduktion, indem sie darauf
§ 40. Piatons Schriften: Euthyphron. Lvsis. 251
hinweist, daß jede Pflege den Nutzen und die Verbesserung ihres Gegen-
standes zum Ziele habe. Den Göttern aber könne man nicht nützen und
•sie nicht besser machen. Um diesem Einwände zu entgehen, wird mit i^e^a-
TiFia ein engerer Sinn verbunden: es ist eine sorgende Bemühung, wie sie
die Sklaven den Herren erweisen. Die Frömmigkeit ist also ein Dienst,
den man den Göttern widmet (13 d). Nun aber gilt jeder Dienst einem
Werke, in Avelchem der Dienende den Herrn unterstützt. In welchem Werke
unterstützt der Fromme die Götter? Was ist der Kern des vielen Schönen, das
die Götter wirken? (14a). Hier erhalten wir nun einen deutlichen Fingerzeig in
der Eichtung, in der sich die weitere Verhandlung bewegen müßte, um die
Lösung des Problems zu erreichen. Auf eine längere der Frage ausweichende
Erklärung des Euthyphron bemerkt Sokrates: „Du hättest mir den Kern dessen,
wonach ich fragte (der von dem Frommen unterstützten göttlichen Werke), mit
kürzeren Worten angeben können .... Als du gerade am Ziele warst, hast du
dich abgekehrt'- (llc). Es ist klar, die Antwort hätte lauten sollen: das Gute.
Hätte Euthyphron so geantwortet, dann hätte sich leicht zeigen lassen, daß die
Frömmigkeit das Wissen vom Guten und Bösen voraussetzt und mithin wieder
nur eine Erscheinungsform der allgemeinen einheitlichen Tugend ist. Dieser Weg
lag nach den Ergebnissen des Laches und des Charraides so klar vor Augen, daß
der Leser nur auf ihn hingewiesen und ihn nicht bis zu Ende geführt zu werden
brauchte. Statt dessen Avendet sich der Verfasser zu einer neuen Elenxis, -die
durch die grob an Äußerlichkeiten haftende religiöse Volksanschauung heraus-
gefordert wurde. Anknüpfend an einen von Euthyphron 14 b geäußerten Ge-
danken drängt ihn Sokrates, die Frömmigkeit für eine Wissenschaft des Opferns
und Betens, d. h. für eine Wissenschaft des Gebens und Heischens den
Göttern gegenüber (14c) zu erklären und gibt dieser Bestimmung schließlich
in beißendem Sarkasmus die Form, die Frömmigkeit sei eine Art Kunst des
gegenseitigen Handelsverkehrs zwischen Göttern und Menschen
(14 e). Widerlegt wird diese Definition durch Zurückführung auf eine andere
bereits früher erledigte (15 b. vgl. 6eff.), womit das Gespräch wieder scheinbar
ohne positives Ergebnis schließt.
Die chronologische Stellung des Dialogs, die ich nach den Resultaten
der Sprachstatistik und seinem Gesamtinhalte bestimmt habe, erfordert noch eine
Bemerkung. Die Frömmigkeit ist im Protagoras und Gorgias der Gerechtigkeit
koordiniert, in unserm Gespräche (11 e ff.) steht sie zu ihr im Verhältnis der
Subordination, und in der Politeia erscheint sie nicht mehr unter den Haupt-
tugenden, Man hat daraus geschlossen, daß die Abfassungszeit der Schrift
zwischen die des Protagoras und des Gorgias einer- ixnd der Politeia andererseits
falle (Gomperz, Gr. Denker II» S. 289. 293. 295). Mit Unrecht, wie mir scheint.
Beide Auffassungen, die koordinierende wie die subordinierende, wurzeln in volks-
tümlichen Anschauungen (L. Schmidt, Ethik d. alt. Gr. I S. 303 f. 308. R. Hirzel,
Themis, Dike u. Verw. S. 180 f.), und Piaton konnte im Euthyphron die sub-
ordinierende um so unbedenklicher herausgreifen, als sie ihm zwar für die Ein-
führung eines Definitionsversuches einen brauchbaren Anknüpfungspunkt bot, für
den Inhalt der Definition aber belanglos war, da es sich bei diesem nur um die
,,Götterptlege'' als solche, nicht um ihr logisches Verhältnis zur Gerechtigkeit
handelte.
Der Fall, daß ein Gespräch sokratischer Art in einem Dialoge einer späteren
Periode seine notwendige Ergänzung findet, liegt vor in dem Verhältnis des
Lt/sis zum Symposion. Das Thema der Schrift ist 212 ab in dem Satze:
'Ettfi ()äv Tig Tira q i/.fi , jTÖrsoog 7ioxf:oov <fi?.o; yiyvFTat; ausgesprochen.
252 § 40. riatons Schritten: Lysis.
Damit ist nicht in aller Form eine Definition der Freundschaft verlangt,
Tatgächlioh handelt es sich aber gleichwohl um die Bestimmung ihres Wesens,
Nach einem belustigenden Spiele mit den verschiedenen Bedeutungen des Worte»
(fi'/.o? und den Beziehungen zwischen (pü.og und ffdelv beginnt 214 a die ernste
Debatte, die zunächst folgende für die weitere Verhandlung grundlegenden Sätze
ergibt: weder ist das Gleiche dem Gleichen (214b ff.), noch das Ent-
gegengesetzte dem Entgegengesetzten (21()af.) befreundet. Ersteres-
nicht: denn der Schlechte kann überhaupt niemandes, also auch nicht des Schlechten
Freund sein. Aber auch nicht der Gute des Guten. Denn das Gleiche bringt,
wie spitzfindig ausgeführt wird, dem Gleichen keinen Nutzen (bietet ihm keine
Ergänzung). Auch ist der Gute sich selbst genug» Wäre aber das Entgegen-
gesetzte dem Entgegengesetzten befreundet, so müßte auch zwischen Freund
und Feind, Gerechtem und Ungerechtem, Selbstbeherrschendem und Zügellosem.
Gutem und Schlechtem Freundschaft bestehen. So folgt, daß nur das Neutrale
(das weder Gute noch Schlechte) dem Guten freund sein kann (216e),
und zwar hat diese Freundschaft ihren Grund in dem Vorhanden-
sein eines Übels (und Feindlichen), ihr Ziel in der Erreichung eine&
Guten (und Befreundeten): x6 ovze y.axov ovze äyadov . . . diä rö y.axov y.ai
tÖ E/doov Tov ä'/aßov tpü.ov razlv Evexa tov uyadov y.ai cfi'Äov (219 a b), z. B. der
Leib liebt wegen vorhandener Krankheit die ärztliche Kunst um der zu erreichen-
den Gesundheit willen (217 äff.). Vorausgesetzt ist dabei, daß das Übel noch
nicht tief genug eingewurzelt ist, um das an sich Neutrale zu etwas Schlechtem
zu machen. Denn dann tritt die Regel in Kraft, daß das Schlechte dem Guten
nicht freund sein kann und das Gute nicht begehrt (21 7 h ff.). In diesem Zu-
sammenhange erfolgt nun eine Nutzanwendung, die bereits die Beziehung
zwischen Lysis und Symposion in helles Licht rückt (218af. zu vergleichen
mit Symp. 203 e ff.). Aus den angeführten Gründen, so werden wir belehrt, liegen
die schon Weisen (und Guten), seien es nun Götter oder Menschen, dem Weis-
heitsstreben (ff dooocfsTr) nicht mehr ob (denn das Gleiche ist nicht dem Gleichen
befreundet), ebensowenig aber diejenigen, bei denen die L^n Weisheit so tief sitzt^
daß sie dadurch schlecht sind (denn das Entgegengesetzte ist nicht Freund des
Entgegengesetzten). Die nach Weisheit Strebenden sind vielmehr diejenigen, die
weder gut, noch auch bereits schlecht sind, d. h. diejenigen, die zwar mit Un-
weisheit behaftet, von ihr aber noch nicht soweit verderbt sind, daß sie das Be-
wußtsein ihres Nichtwissens (und damit das Begehren des Wissens) verloren
hätten. Aus der 219 ab erreichten Bestimmung des Freundschaftsverhältnisses
wird nun die Setzung des Zweckes wie die des Grundes eliminiert. Zunächst die
des Zweckes (219 b ff.). Was als Ziel einer Freundschaft gesetzt ist (wie die
Gesundheit als Ziel der Freundschaft des kranken Leibes mit der ärztlichen
Kunst), ist selbst wieder Gegenstand der Freundschaft zur Erreichung eines
ferneren Zieles. So entsteht eine Stufenleiter, deren oberste Sprosse, das absolut
Gute, letzter Zweck ist und nicht selbst wieder im Dienste eines Zweckes steht.
Somit muß das evey.a tov äyadov y.ai rpikov fallen. Aber auch der Grund, bia zo.
yny.öv y.ai ro syOoöv, hält nicht stand. Verschwände das Übel aus der Welt, so
blieben doch die neutralen Begehrungen — neutral, Aveil sie, wie Hunger und
Durst, weder unbedingt mit Schaden, noch unbedingt mit Nutzen verbunden
sind (220c ff.). So gilt denn jetzt (221 d) das Begehren schlechthin als
Ursache der Freundschaft. Man begehrt, was einem entzogen, aber (zum
Dasein und zur Erfüllung der naturgemäßen Aufgaben) notwendig ist. also das
einem eigentümlich Zugehörige (rö oiysTov — 221 e). Dieser Begriff steht für
den Schlußteil des Dialoges im Mittelpunkt. Das Zugehörige kann nun mit dein
§ 40. Platons Schriften: Lysis. 253
<jrloichcn identisch oder von ihm verschieden sein. Im crstcren Falle würde die
Freundschaft daran scheitern, daß nach früherer Ausführung das Gleiche dem
Gleichen nicht befreundet sein kann. Für den zweiten Fall wird die Alternative
aufgestellt: entweder ist das Gute für alles das Zugehörige, das Schlechte das
Fremde, oder für das Schlechte ist das Schlechte, für das Gute das Gute, für das
Neutrale das Neutrale das Zugehörige. Die Möglichkeit, daß das Schlechte für
■das Schlechte das Zugehörige und damit Gegenstand der Freundschaft sei, fällt
nach früherem Zugeständnis dahin. Ebenso aber auch die Zugehörigkeit des Guten
zum Guten, da Freundschaft nicht zwischen Gleichem bestehen kann. Die Zu-
g;ehörigkeit des Neutralen zum Neutralen wird nicht besonders geprüft, es ist aber
klar, daß auch sie nach der nämlichen Voraussetzung (als Zugehörigkeit des
Gleichen zum Gleichen) keine Freundschaft begründen kann. So ist die ITnter-
suchung wieder an einem toten Punkte angelangt. Eben will Sokrates einen der
Alteren zur Beteiligung veranlassen — seine bisherigen Gesprächspartner, Lysis
und Menexenos, stehen in frühem Jugendalter — , da erscheinen die mit der
Aufsicht über die Knaben beauftragten Sklaven und drängen unerbittlich zur
Heimkehr.
Jener Ältere hätte, wenn er ein aufmerksamer Zuhörer war, auf eine bedenk-
liche Lücke in der Untersuchung hinweisen müssen, die den Knaben entgangen
ist. Der unter der Eventualität, daß das Gute für alles das Zugehörige ist, in-
begriffene Fall, daß das Gute für das Neutrale das olxsTov ist, ist ungeprüft ge-
blieben. Er hätte die Lösung des Problemes geboten. Daß diese Unterlassung
auf Absicht des Verfassers beruht, steht außer Zweifel. Deutlicher als er es durch
■die Anlage der Schlußszene getan hat, konnte er nicht ausdrücken, daß das letzte
Wort noch nicht gesprochen ist. Er hat sich die Ergänzung für einen andern
Dialog verspart, um hier den in dem Gedanken von der Beziehung des Neutralen
zum Guten liegenden Keim voll zu entwickeln: was im Lysis fehlt, bildet ein
Grundmotiv der Sokratesrede des Symposions, zu der sich der Lysis verhält wie
das Vorspiel zur Hauptaktion.
Diese Beziehung zum Symposion kommt selbstverständlich auch für die
Frage nach der Abfassungszeit unserer Schrift in Betracht. Es liegt sehr nahe,
beide Werke durch einen nur geringen zeitlichen Abstand voneinander getrennt
zu denken. Ich selbst habe diesem Gedanken in der 10. Auflage dieses Buches
Kaum gegeben, und neuerdings hat Pohlenz (Aus Pl.s Werdez. S. B58ff, 365 ff.)
unter Heranziehung anderer Beweisgründe die Ansicht vertreten, daß der Lysis
von den Dialogen der platonischen Frühzeit zu trennen und mit dem Symposion
zusammenzufassen sei. Auf der andern Seite ist nicht zu verkennen, daß die
Schrift in ihrer künstlerischen Form und philosophischen Methode den bisher
besprochenen auffallend nahe steht. Die Art der Einführung des Gespräches —
Sokrates erzählt es, ohne daß gesagt wird, Avem (vgl. Charmides und Politeia I) — ,
die reich ausgestattete Szenerie, die auch in Einzelheiten mit der des Charmides
übereinstimmt, die Darstellung des Sokrates in sittlich fördersamer LTnterhaltung
mit Knaben, die begriffsethische Tendenz, der resultatlose Abschluß, das alles
sind Momente, die in ihrer Vereinigung den Lysis entschieden unter die
Jugenddialoge verweisen. Das Urteil der Sprachstatistiker ist leider nicht ein-
hellig. Dittenberger läßt auf Grund eines engbegrenzten Materiales den Dialog
dem Symposion unmittelbar folgen, Ritter (Unters, über PL S. 100) hält dafür,
er müsse, seine Echtheit angenommen, „etwa dem Symposion gleichzeitig an-
gesetzt oder gar an das Ende der ersten Schriftenreihe gestellt werden''. Dagegen
hat V. Arnims Untersuchung der gesamten Zustimmungsformeln ergeben, daß der
Lysis in Charmides, Euthyphron, Politeia 1 und Laches seine nächsten Ver-
204 ?> ■^"- Platon6 Schriften: Lysis. Schriften der Übergangszeit.
wandten besitzt (Sprach!. Forsch. S. 2:50; Einwendungen bei Pohlenz a. a. 8. iJöS f. •
Replik V. Arnims. Pl.s .Tiigendd. S. 38 f.), und er hat die unter Berücksichtigung
der Einzelergebnisse autgestellte Ordnung: Laches, Politeia I, Lysis, Charmides.
EuLhyphron auch durch formale und inhaltliche Argumente zu stützen gesucht
(Pl.s Jugendd. S. 37 ff.; dagegen Pohlenz, Gott. gel. Anz. 1910, 252 ff.; Replik
V. Arnims, Rhein. Mus. 71 [1916], 364 ff.). So wenig ich v. Arnims Grund-
auflassung des Dialogs zuzustimmen vermag, scheinen mir doch jetzt die auf
eine frühe Abfassungszeit hinweisenden formalen und sprachlichen Indizien
ausschlaggebend. Ich sehe kein Hindernis, daß Piaton die Anschauung
vom Guten als dem vom Neutralen begehrten oly.Flov in ihren Elementen
schon im Laufe seiner ersten Entwicklungsperiode, ausgebildet und sie vorerst
nach seiner Gewohnheit in einem scheinbar ergebnislosen Dialoge dem Leser an
der Hand des Gesamtverlaufes der Debatte zu finden überlassen haben sollte, um
sie dann in einer späteren Schrift positiv auszugestalten, ein Unternehmen, zu
dessen Ausführung er erst nach Jahren und auf Grund einer wesentlich erweiterten,
Perspektive gekommen ist — ebenso wie die im ersten Buche der Politeia in&
Auge gefaßte Wesensbestimmung der Gerechtigkeit erst nach langer Zeit und
unter der Einwirkung neuer Gesichtspunkte ihre Erledigung gefunden hat.
II. Die Schriften der Übergangszeit.
Gorgias. Menon. Euthydemos. Kleinerer und größerer Hippias. Kratylos.
Menexenos (zur Reihenfolge s. o. S. 233 f.).
Piaton hatte, Avie sein siebenter Brief zeigt, von Jugend auf mit warmeni
Herzen und in lebhaftem Sehnen nach der Möglichkeit eines ersprießlichen poli-
tischen Wirkens die Geschicke seiner Vaterstadt verfolgt. Aber in der Schrift-
stellerei seiner ersten Zeit gab er diesem Interesse keinen Raum. Sie galt nur der
abstrakten Erörterung begriffsethischer Probleme ohne Stellungnahme zu den
großen praktischen Fragen der GegeuAvart. Aber es kam die Zeit, da das, was ihn
im tiefsten Grunde seines Innern bewegte, mit Macht auch in seinem literarischen
Schaffen nach Ausdruck verlangte. Wieweit äußere und persönliche Anlässe hierbei
im Spiele Avaren, entzieht sich genauerer Feststellung. Der wahrscheinlichen Ein-
wirkung von Polykrates' Pamphlet auf den Gorgias ist schon oben S. 224 gedacht
worden. Auch der Verkehr mit politisch gestimmten Pythagoreern mag einen An-
trieb gegeben haben, die Vorgänge des öffentlichen Lebens in den Ge-
sichtswinkel philosophischer Weltanschauung zu rücken. Die Rich-
tung, die Piaton in seinen Beziehungen zur Umwelt einschlagen mußte, war von
vornherein gegeben. Schon Sokrates hatte aus seiner Forderung sachkundlichen
Wissens als der Grundbedingung politischer Tätigkeit Folgerungen gezogen, die
dem Regimente des athenischen Demos nicht günstig waren. Piaton, der
Erbe seiner Anschauungen, der Geburtsaristokrat, mußte den gleichen Standpunkt
um so lebhafter verfechten, nachdem richterliche Vertreter dieses Demos über
seinen Lehrer ein Todesurteil gefällt hatten, das, von einem höheren Standpunkt
als dem des positiven athenischen Rechtes betrachtet, den Gipfel der Ungerechtig-
keit darstellte. Älit der athenischen Demokratie aber war die Sophistik als die
berufsmäßige Übermittlerin politischer Bildung aufs engste verbunden. Ihre
Rhetorik beherrschte in weitem Maße das Getriebe des öffentlichen Lebens, ihr
Subjektivismus durchdrang die allgemeine Lebensanschauung, und beide stellten
sich in den Dienst des selbstischen demokratischen Individualismus. So vertiefte
und erweiterte sich die Kluft, die von Hause aus die jede Norm für Wissen und
Handeln aufhebende Sophistik von der nach fester Basis strebenden sokratischen
Begriffsphilosophie trennte. Der Widerstreit schulmäßiger Lehrmeinungen wuchs
§ 40. Piatons Schriften : Schriften der Übergangszeit. Gorgias.
L'OO
sich aus zu einem gewaltigen Kampfe zweier AVeltanschauungen um die Herr-
schaft über Staat und Gesellschaft. Der Hauptangriff Piatons trifft die Rhetorik
im Zusammenhange mit dem politischen und sozialen Nihilismus der Sophistik;
Schauplatz dieses Kampfes ist der Gorgias. Gegen die zunächst wissenschaftlich
destruktive, mittelbar aber auch in Aveiterem Bereiche gefährliche sophistische
Eristik wenden sich die Gespräche Menon und Euthydemos, gegen die metho-
dische Unzulänglichkeit der Sophisten als Denker und Lehrer die beiden
Hippiasdialoge. Überall bildet Sokrates' festbegründetes wissenschaftliches Ver-
fahren und sein selbstloser Wahrheitsdienst das Gegenbild zu dem unwissenschaft-
lichen, nur der Eigenliebe dienstbaren Scheintreiben seiner sophistischen Gegner.
Aber mit dem Sokratischen verbinden sich jetzt andere Elemente. Der
Gesichtskreis weitet sich durch Berücksichtigung vorsokratischer
Philosopheme. Das Begriffliche, das amo y.a'/.ov xal ayadör. erhält im
Kratylos durch die Polemik gegen die heraklitische Flußlehre eine neue
Beleuchtung. So bereitet sich die Spannung zwischen Idee und Einzel-
ding vor, die Piatons spätere Auffassung kennzeichnet. Vor allem wichtig
ist der im Gorgias und Menon zutage tretende Einfluß orphisch-pytha-
goreischer Anschauungen. Sie geben den Boden für Piatons eigene
Präexistenz- und Unsterblichkeitslehre und bieten der Begriffslehre die
Möglichkeit, ihre Wurzeln in die Schichten der Psychologie und Metaphysik zu
senken. Im Zusammenhange damit erhält die Wissenslehre in dem Satze vom
Lernen als Wiedererinnerung und in der Unterscheidung von Wissen
und wahrer Vorstellung eine weitere, auch für die Frage nach Wesen und
Lehrbarkeit der Tugend belangreiche Ausgestaltung.
Aber trotz alles Fortschritts steht Piaton nun doch erst am Anfang neuer
Bahnen. Erst in der folgenden Periode gelangt er dazu, die jetzt erschlossenen
Gesichtsfelder nach allen Richtungen zu durchmessen, das nur ahnend Geschaute
dogmatisch zu festigen und die neuen Gedanken zu zusammenhängenden und viel-
fach ineinander eingreifenden Doktrinen auf den Gebieten der Erkenntnistheorie,
Metaphysik, Psychologie, Ethik und Politik auszubauen.
Auch in der künstlerischen Haltung weichen die Dialoge dieser
Periode von denen der vorangehenden stark ab. Im Reiz der szenischen Ein-
führung erinnert nur der Euthydem an Protagoras, Laches, Charmides, Politeia I
und Lysis. Dafür bringt der Gorgias, hierin ein Vorläufer der Hauptwerke aus
Piatons größter Zeit, eine andere Offenbarung des poetischen Genius. Der Dichter
hat sich aus der Vorhalle in das Innere der Verhandlung zurückgezogen. Hier
schließt er mit dem Philosophen einen engen Bund. Der auffallend trockene
Rationalismus der Jugenddialoge erhält unter der Einwirkung orphisch-pythago-
reischer Denkweise eine mystische Beimischung, die zur Betätigung dichterischer
Phantasie lockt, und der Weltanschauungskampf zeitigt das poetische Pathos des
Propheten. Wo der Dichter dem Philosophen vorauseilt, kleidet er seine Schau
in die Form des Mythus, jenem überlassend, sich daraus Grundgedanken und
Stimmung dienstbar zu machen.
L'nter den Dialogen dieser Periode ist nicht der dogmatisch ertragreichste,
noch auch methodisch beste, wohl aber der für die Grundstimmung des Verfassers
bezeichnendste der
Gorgias^ der die Frage nach Wesen (449a— 466a) und Wert (466b
bis 481 b) der Rhetorik zum Ausgangspunkte nimmt für die scharfe Aus-
prägung der sophistischen Weltanschauung und ihre Bekämpfung
aus dem Standpunkte des uneigennützigen sokratischen Wissens-
strebens (4öl b bis zum Schlüsse). Die Rhetorik, die ohne jede Wissenschaft-
L>5l>
§ 40. Piatons Schriften: Gorgias.
licht.' Grundlage nicht nur hinsichtlich Kecht und Unrecht, sondern auch in
Fragen der Fachwissenschaften, wie der Heilkunde, den Hörer zu bestimmter
Meinung und Stellungnahme zu überreden weiß, ist keine Kunst, sondern
nur eine Routine. Diesen Gegensatz hat Piaton wohl der jNIedizin entnommen
(vgl. Pohlenz, Aus Pl.s Werdezeit S. 135 ff.). Ein Heilverfahren konnte sich auf
die lediglich erfahrungsmäßig festgestellte Wirksamkeit eines Heilmittels stützen
oder die Kenntnis des ursächlichen Zusammenhanges zwischen Krankheit, Heil-
mittel und Gesundung zur Grundlage haben (vgl. 501 a). Nur das letztere Ver-
fahren ist das einer (wissenschaftlich fundierten) Kunst. So ist auch die Rhetorik,
die, wie hier 465 a ohne näheres Eingehen behauptet wird, über ihre Mittel und
deren Ursache keine Rechenschaft zu geben weiß, nicht Tsyvi}, sondern ifcrsioia
y.ai Toißt'j (462 c. 463 b). Näher betrachtet ist sie Routine einer Gunst- und Lust-
erzeugung, also in der Hauptsache Schmeichelei (462 c. 463 a b). Mit bitterem
Sarkasmus wird sie einem System der Künste (Wissenschaften) und ihrer Schein-
bilder eingereiht, in welchem sie mit der Putz- und Kochkunst auf gleicher Stufe
steht. Das System bietet auch dadurch, daß ihm die freilich für den Bereich
der Scheinbilder nicht überall scharf durchführbare Unterscheidung normativer
und korrektiver Disziplinen zugrunde liegt, erhebUches Interesse und mag daher
durch ein Schema veranschaulicht werden, das sich auf die Stellen 464 c ff,
5CK)eff. 517 d ff. gründet. Über das Verhältnis der Sophistik zur Rhetorik und
den Vorzug des Normativen vor dem Korrektiven vgl. auch 520 ab.
Leib
Seele
Kunst
Zweck: das Beste
(gemeii
Name
normativ
Turn-
kunst
isamer
fehlt)
korrektiv
Heil-
kunst
Pol
normativ
Kunst
der
Gesetz-
gebung
itik
korrektiv
Kunst
der
Rechts-
pflege
(Wahr-
heit)
Routine
(Schmeichelei)
Zweck: das Lustreichste
Putz-
kunst
Koch-
kunst
Sophistik
Rhetorik
(Schein)
Den Wert der Rhetorik erkennt der hier das Gespräch mit Sokrates
führende Polos in der von ihr verliehenen Macht: die Rhetoren töten wen sie
wollen und berauben und verbannen wen es ihnen gut dünkt. Er muß sich
;aber über den Unterschied von Wollen und Gutdünken belehren lassen : das
Wollen geht immer auf das für das wollende Subjekt Gute, das Gutdünken hin-
.gegen kann fehlgreifen und das in Wirklichkeit Schädliche erstreben. Wer also
•den Inhalt seines Gutdünkens zu verwirklichen imstande ist, kann, da Macht
etwas Gutes bezeichnen soll, deswegen noch nicht als mächtig angesehen werden
(466 b— 468 e, vgl. Politeia I 339 d ff.; zu 4(i7 e Lysis 216 d f.). Im Anschluß an
die Frage der Macht führt die Hervorkehrung eines neuen Gesichtspunktes zu
■einer bedeutsamen Wendung des Gespräches und damit zur Vorbereitung seines
zweiten Hauptteiles: Soll die Macht mit Gerechtigkeit oder Unge-
rechtigkeit ausgeübt werden? Hier gehen die Wege scharf auseinander.
.Sokrates erklärt L'nrechttun für schlimmer als L^nrechtleiden (469c).
Der Gute (Gerechte^ gilt ihm für glückselig, der Ungerechte für unglücklich
§ 40. Piatons Schriften: Gorgias. 257
(t70e), und zwar im höchsten Grade, wenn er unbestraft bleibt (472 e). Polos
hingegen sieht unter Berufung auf die allgemeine Meinung den Gipfel der Glück-
seligkeit in der vollendeten Ungerechtigkeit, der Tyrannis (470d ff.;
vgl. Politeia 344 a ff., vgl. o. S. 248 f.), gibt aber zu, daß das Unrechttun häßlicher
{unschöner, aiöyiov) sei, als das Unrecht leiden. Sokrates' Gegenbeweis verläuft
in zwei Paralogismen : 1. Wenn Unrechttun nach dem Zugeständnis des Polos
häßlicher (unschöner) ist als Unrechtleiden, so ist es auch schlechter (schädlicher).
Denn das Schöne wird als solches bezeichnet entweder weil es Lust oder weil es
Nutzen oder weil es beides gewährt, das Unschöne als unschön, weil es Unlust
oder Schaden oder beides bringt. Ist nun das Unrechttun unschöner als das
Unrechtleiden, so muß es entweder größere Unlust oder größeren Schaden oder
beides bringen. Das Erste ist nicht der Fall, und damit ist auch das Dritte aus-
geschlossen. So bleibt nur das Zweite (474c~475c). 2. Der richtig Strafende,
insofern er Gerechtigkeit übt, tut Gutes. Also, da Tun und Leiden (Erfahren)
Korrelat begriffe sind, erfährt der Bestrafte Gutes, d. h. Nützliches, und zwar da-
durch, daß er von der schlechten Verfassung seiner Seele befreit wird, die häß-
licher (unschöner) als die schlechte Verfassung des Leibes und der Vermögens-
verhältnisse und somit, wie unter Wiederholung der früheren Argumentation
ausgeführt wird, schlimmer ist (476 a— 478 d). Beide Beweisführungen leiden an
■dem Fehler, daß die Frage, wer Empfänger von Lust und Unlust, Nutzen und
Schaden ist, gar nicht gestellt, sondern von vornherein als im Sinne des zu Be-
weisenden gelöst angenommen wird. Das Unrechttun bringt gewiß keine größere
Unlust als das Unrechtleiden — aber nur für den Handelnden selbst; anders für
die Opfer seines Handelns, und darin liegt, soweit Lust und Unlust in Frage
kommen, dessen Unschönheit. In der zweiten Argumentation wird man die Be-
hauptung vom Nutzen der Strafe für den Bestraften als Befreiung von der
Schlechtigkeit der Seele nicht ohne weiteres zurückweisen, aber ihre Begründung
fiuf die Korrelation von Tun und Leiden ist nicht stichhaltig. Denn nichts
stände im Wege, daß zwar, wenn der Bestrafende Nützliches tut, der Bestrafte
Nützliches erfährt, aber nicht für ihn selbst, sondern für die menschliche Gesell-
schaft Nützliches. Auch mit der Auskunft, daß nach sokratisch-platonischer
Ansicht die individuellen imd die sozialen Interessen sich decken, ist nicht ge-
holfen, denn diese These müßte entweder zuerst bewiesen oder zum mindesten
als Axiom ausdrücklich der Argumentation zugrunde gelegt werden. Daß Piaton
•diese handgreiflichen Argumentationsfehler unbewußt begangen haben sollte, ist
-ausgeschlossen. Sie sind vielmehr aus dem oben S. 136 angegebenen Gesichts-
punkte zu erklären.
Nach diesen Ausführungen wäre nun die (gerichtliche) Khetorik nur von
Wert, wenn sie der Schuldige nicht zur Erzielung seiner Straflosigkeit, sondern
im Gegenteile zur Erreichung seiner Bestrafung verwendete. Ebenso müßte man
schuldige Angehörige und Freunde der Verurteilung zuführen, Feinde hingegen
straffrei zu machen suchen (480 a— 481 b). Dieser Satz, der einen der Mitunter-
redner, Kallikles, wie ein scherzhaftes Paradoxon berühi-t, gibt den Anstoß, daß
nun endlich im zweiten Haupt teile des Gespräches die einander entgegen-
stehenden Ansichten auf ihre letzten Prinzipien zurückgeführt werden. Diese
«ind auf der einen Seite unbeschränkter Egoismus und rücksichts-
lose Verfolgung der Lust, auf der andern Streben nach dem
Guten als höchstem Ziel. Für das erstere Prinzip beruft sich Kallikles auf
den Gegensatz von (pvoig und v6/iiog (482 e; s. oben S. 116. 137). Für das
natürliche Recht erklärt er das Recht des Stärkeren, das in dem Verhalten
aller Lebewesen und so auch in der menschlichen Geschichte zutage trete. Un-
Ueberweg, Grundriß I. 17
058 § '^0. Piatons Schriften: Gorgias.
reohtleiden ist darnach nicht nur schlimmer, sondern — im (regensatze zu dem
von Polos gemachten Zugeständnis — auch häßlicher als I'nrechttun. Ander»
will es das Gesetz, das die Schwachen zur Abschreckung der Starken gegeben
haben (483 bf.)- Die Besten und Stärksten unter uns nehmen wir von Jugend'
auf in unsere Zucht und reden ihnen vor, in der Gleichheit bestehe die Ge-
rechtigkeit. Wer aber genug Natur in sich hat, der schüttelt alle unsere wider-
natürlichen Satzungen von sich ab und tritt sie mit Füßen und ersteht, statt
unser Sklave zu sein, als unser Herr. Von diesem Bilde des Übermenschen hebt
sich das des Philosophen scharf ab. Zum Selbstschutz unfähig, ist er nach
Kallikles jedem Angriff hilflos preisgegeben, und so erhält Sokrates die Mahnung,
von der Philosophie abzulassen, die zwar als Bild«ngsmittel für die Jugend
brauchbar sei, einen älteren Mann aber lächerlich mache (484 c ff.). Gegen diese
Auffassung vom Rechte des Stärkeren ergibt sich der Einwand, daß die das
Gesetz gebenden vielen Schwachen in ihrer Gesamtheit stärker sind als der eine
oder die wenigen Starken und demgemäß ihrerseits für ihre Satzungen das
Xaturrecht in Anspruch nehmen können. Demgegenüber bestimmt Kallikles den-
Begriff des Stärkeren jetzt so, daß darunter der in öffentlichen Angelegenheiten
Verständige und Mannhafte zu denken sei (491 c). Dieser ist zur HeiTschaft
berufen — aber nicht zur HeiTSchaft über sich selbst. Im Gegenteil, das Natur-
recht verlangt, daß man seine Begierden so groß werden lasse wie möglich und
ihnen durch Mannhaftigkeit und Verstand Befriedigung schaffe. Genußsucht,
Zügellosigkeit und unbeschränkter Freiheitsdrang sind, wenn sie über die Mittel
zur Befriedigung verfügen. Tüchtigkeit und Glückseligkeit (491 e ff.j. Das Lust-
bringende und das Gute sind identisch i495 a ff.). Die Widerlegung
erfolgt wieder in zwei logisch anfechtbaren Argumentationen: 1. Das Gute und
die Glückseligkeit auf der einen, das Schlechte und die Unglückseligkeit auf der
andern Seite können weder zugleich miteinander bestehen, noch zugleich mitein-
ander aufhören. Wohl aber ist dies bei Lust- und Unlustgefühlen der Fall.
Wer dürstend trinkt, hat zugleich Unlust- und Lustgefühl, bei Stillung des
Durstes erlöschen beide Gefühle zugleich (495 e— 497 d). Tatsächlich ist, so wäre
zur Kritik dieses Beweises zu bemerken, in dem vorgebrachten Beispiele die be-
hauptete Gleichzeitigkeit gar nicht vorhanden. Bei jedem Schluck des Trinken-
den entweicht sukzessive ein Teil seiner Unlust, und dieses Entweichen hat
jeweilen Lust zur Folge. Wollte man hier aber, ohne auf diese Sukzession zu
achten, gleichwohl in Ansehung des Gesamtverlaufes ein Nebeneinander von Lust
und Unlust behaupten, so hätte dasselbe auch von Gut und Schlecht zu gelten.
So könnte z. B. ein Mensch während eines sittlichen Besserungsprozesses, durch
den eine seiner schlechten Eigenschaften nach der andern entweicht, um der ent-
sprechenden guten Platz zu machen, schlecht und gut zu gleicher Zeit genannt
werden. 2. Die Guten sind gut durch die Gegenwart des Guten (bezw. von
Gütern), die Schlechten schlecht durch die Gegenwart des Schlechten (bezw. der
Übel), wie diejenigen schön sind, denen Schönheit gegenwärtig ist, d. h. inne-
wohnt (497 e Tovg dyadoi'g ov/i ayadwv Tiagovoia äyadov<; y.a'/.eTg Üotieq rovg^
y.a/.oi'g oi? uv hü/./.o? Ttaofi ; ZU ergänzen durch 498 d). Nun haben die Guten —
die von Kallikles vorher genannten Mannhaften und Verständigen — und die
Schlechten miteinander verglichen im ganzen gleichviel Lust- und Unlustgefühle;
unter Umständen findet sich auf selten der Schlechten ein Mehr; denn die
Feigen betrüben sich stärker beim Herannahen der Feinde und empfinden
größere Freude bei deren Abzüge. Wäre nun die Lust mit dem Guten, dessen
Gegenwart gut macht, die Unlust mit dem Schlechten, dessen Gegenwart schlecht
macht, identisch, so wären die Guten im ganzen gleich gut und schlecht wie die
§ 40. Piatons Schriften : Gorgia«. 259
Schlechten, und unter Umständen die Schlechten in höherem Grade gut und
schlecht als die Guten (497 e— 499 b). Hier ließe sich zunächst die Behauptung
in Zweifel ziehen, daß Gute und Schlechte in der Quantität von Lust und Un-
lust einander im ganzen gleichstehen. Sind doch die ersteren zum Daseins-
kampfe besser gerüstet und haben darin die Gewähr eines größeren Maßes von
Lust und eines kleinereu von Unlust. Aber wichtiger ist der logische Fehler.
Wir treffen hier zum ersten Male (Lysis 217 b ff. ist anderer Art) das "Wort
naQovoia in einem Sinne, in dem es analog mit den Verben :TUQsirai :xagayiyrsodac
TTQoayt'yreadai in den Schriften der folgenden Zeit mehrfach angewendet wird.
Es bedeutet die Gegenwart des Begriffes (der Idee), dessen Innewohnen etwas zu
dem macht, was es ist: so sind, wie es in dem 497 e beigefügten Parallelbeispiele
heißt, die Schönen schön durch Anwesenheit von Schönheit. In diesem Sinne
läßt sich sagen, daß die Guten gut sind durch Gegenwart des Guten — als
Qualität (vgl. 506 d: ayadov öe ov :jao6vrog uyadoi io/iisv . . . äyaOol yi- iofisv . . .
aQezrjg rivog :Taoayi-voiiievrjg), aber selbstverständlich nicht durch die Gegenwart
von Gütern, die man besitzt und genießt, und zu denen auch Körj^erkraft, Ge-
sundheit, Reichtum usw. gehören. Die Lust wird jedermann nur zu den Gütern
der letzteren Art zählen und sie nicht mit dem Guten, das gut macht, identi-
fizieren. Auf der Voraussetzung einer solchen Identifikation beruht aber der
ganze Beweis. Unter Benutzung einer Eigentümlichkeit der griechischen Sprache,
einer gewissen Flüssigkeit im gewöhnlichen Gebrauche des Neutrums Singularis
lind Pluralis, wird im ersten Satze äyadov durch dya&mv ersetzt und der Gegner
alsdann durch die Parallele xa/.oi und yd/J.og sicher gemacht. Wenn je bei
einem platonischen Paralogismus, so liegt in diesem FaUe die Absichtlichkeit klar
zutage. Tatsächlich nimmt Kallikles an der Deduktion keinen logischen Anstoß,
sucht sich aber ihren Folgen dadurch zu entziehen, daß er — wie vorher (494/5)
schon Sokrates — bessere und schlechtere Lustgefühle unterscheidet
(499 h). Die Verschließung dieses Ausweges bildet den dogmatisch wichtigsten
Abschnitt des ganzen Dialoges. Die guten Lustgefühle, so führt Sokrates
499 d ff. aus, sind die nützlichen, d. h. die etwas Gutes bewirkenden, wie z. B.
die körperliche Gesundheit und Kraft bewirkenden Lustgefühle bei der Nahrungs-
aufnahme; die schlechten sind die das Gegenteil bewirkenden. Dasselbe Kriterium
gilt für die Unterscheidung guter und schlechter Unlustgefühle. Alle unsere
Handlungen haben das Gute (in dem angeführten Sinne, d. h. das uns Nütz-
liche; vgl. mit 499 e auch 468 b im Zusammenhange von 467 e ff.) zum Ziele, um
dessen willen wir alles andere vollbringen. So vollbringen wir um des Guten
willen auch das Lustgewährende, nicht imigekehrt. Das Lnstgewährende aber
ist vom Guten verschieden (öO<}d). Nach dieser Feststellung wendet sich die
Verhandlung zurück zu der Unterscheidung der Berufsarten, die das
seelische Beste, und derjenigen, die lediglich die Lust schlechthin
ohne Sonderung ihrer Qualitäten ins Auge fassen, mit vornehmlicher
Berücksichtigung der Rhetorik in ihrer Verwendung gegenüber dem athenischen
Demos. Sokrates gibt die Möglichkeit einer auf das seelische Beste
der Bürgerschaft bedachten Rhetorik zu (503a, vgl. 504d), bestreitet
aber, daß sie in Athen vertreten sei, während KaUikles Themistokles, Kimon,
Miltiades imd Perikles als solche sittlich wirkenden Redner an-
führen zu dürfen glaubt. Die Prüfung dieser Behauptung führt zur Wieder-
aufnahme der prinzipiellen L'ntersuchung, wobei neue, dem pythagoreischen
Gedankenkreise entnommene Gesichtspunkte geltend gemacht werden
(503 d ff.), deren Einführung 493 a ff. vorbereitet wurde. Wie jedes Wirken, so
muß auch das Wirken auf die Seele Harmonie, Ordnung und Regelung
17-
Oßy § 40. Piatons Schriften: Gorgias.
des Objektes sich zum Ziele setzen. Ordnung und Regelung der Seele, die mit
ihrer Gesetzlichkeit gleichbedeutend sind und ihre Gerechtigkeit und Maßhaltung
herbeiführen, müßte der gute Redner sich zur Aufgabe stellen (504 d), wodurch
die Erfüllung ihrer Begierden, solange sie sich im Zustande der Zügellosigkeit
und Ungerechtigkeit befindet, ausgeschlossen ist (505 b,i. Die gute Beschaffenheit
eines jeden Dinges tmd Wesens beruht auf seiner geordneten und regelrechten
Verfassung. Die geordnete Seele ist die maßhaltende. Die maßhaltende Seele
also ist die gute (506 d ff.i. Mit der Maßhaltung, insofern sie Tun des Zukom-
menden ist, sind auch die übrigen Tugenden, Gerechtigkeit, Tapferkeit imd
Frömmigkeit gegeben. Der Maßhaltende i.«t also der vollkommen Gute und
demgemäß — wie unter Benutzung des Doppelsinns vop sv Tioüxieiv (gut handeln,
und: sich wohl befinden) gefolgert wird — Glückselige (509 ci. Damit bestätigt
sich die frühere Kritik der Anschauungen des Polos und Kallikles (mit 507 e
vgl. 491,2. mit 508 b : 4S0 b c, mit 508 c : 4S6 a b), insbesondere auch hinsichtlich
der Bewertung des Unrechtleidens und des straflosen Unrechttuns (yj8c ff.i. Es
fragt sich nun, mit welchen Mitteln Unrechtleiden und Unrechttun
zu vermeiden sind — denn auch das Unrechttun und seine Vermeidung sind
nicht Sache des bloßen Wollens (509 e ; vgl. oben S. 157). Vermeidung des
Unrechtleidens ist nur zu erreichen durch Angleichung an die herrschende
Macht, im gegebenen Falle den athenischen Demos. Dies fi'üirt zur Anwendung
der schmeichlerischen Rhetorik (513 bei. Ihr gegenüber steht das Streben nach
dem Besten, d. h. der sittlichen Förderung der Bürgerschaft. Wer diesen ^Veg
beschreitet, muß sich hinsichtlich seiner Vorbildung, seines Könnens und semer
bisherigen Leistungen prüfen. Wie für Kallikles selbst, der eben im Anfange
pohtLscher Tätigkeit steht, so ergibt diese Prüfung auch für die von ihm als ver-
dient bezeichneten vier Staatsmänner kein günstiges Resultat (515 d ff.).
Gegen sie spricht schon ihr persönliches Schicksal. Als Perikles begann, haben
die Athener, die damals noch ..geringwertiger- waren, nichts gegen ihn unter-
nommen. Als er sie zur ., Trefflichkeif' erzogen hatte, hätten sie ihn beinahe
zum Tode verurteilt. Und ähnlich ging es Kimon. Thendstokles und Jkliltiades.
So sind diese Staatsmänner Tierhaltern zu vergleichen, die Esel, Pferde und
Rinder als gutartige Tiere übernehmen und sie im Verlaufe ihrer Pflege zu
Schlägern, Stößern und Beißern machen (516 ai. Die ihnen nachgerühmten Ver-
dienste verhalten sich zu der wahren, auf das Beste abzielenden politischen Tätig-
keit, wie auf dem Gebiete der körperlichen Fi'ursorge gute Leistungen der dienen-
den Künste des Bäckers, des Kochs, des Webers und Schusters zu solchen der
herrschenden Künste des Turnmeisters imd des Arztes, die allein über die richtige
Anwendung der von jenen gelieferten Hilfsmittel zu entscheiden vermögen.
Jene Politiker haben die Bürgerschaft mit dem was sie begehrte bewirtet sonder
Bedacht auf die Folgen, indem sie ohne die Tugenden der Maßhaltung und Ge-
rechtigkeit die Stadt mit Häfen und Schiffswerften und Mauern und Tribtiten
und „solcherlei Tand" anfüllten (519 a). Für Sokrates gilt es, in seinem Wirken
das Beste, nicht das Lustreichste ins Auge zu fassen, unbekümmert um das
möglichenveise drohende Urteil eines Gerichtes, vor dem er so hilflos dastehen
wird wie ein Arzt, den ein Koch vor Kindern anklagt 1 521 a). Das Gericht im
HadeS; dessen Schilderung in einem orphische Färbung zeigenden Mythus den
Schloß des Dialoges (523 a ff.) bildet, wird den Philo3oi)hen, der seiner Aufgabe
und nur dieser Aufgabe gelebt hat (526 c (fi/.oao^ov za airov Tiod^avxo; y.ai ov
no/.v:Toay/4oyr/(>ayzo; er xol ßtoj) ehren und zu den Inseln der Seligen ent-
senden.
§ 40. Piatons Schriften: Gorgias. 261
Für die Bcurtoilung dieser Ausführungen ist vor allem ihr Verhältnis zu
zwei früheren Dialogen, zum Protagoras und zum ersten Buche der Politcia, von
Wichtigkeit. Was die Beziehungen zum Protagoras betrifft, so fällt sofort die
verschiedene Stellung zum Lustproblem ins Auge. Der Protagoras entwickelt
eine hedonistische Theorie, den Kern des Gorgias bildet die Bekämpfung des
Luststrebens und die Erhebung des Guten zum Lebensziele. Die Erbitterung,
mit der dieser Kampf geführt, die Schärfe, mit der der (iregensatz betont wird,
hat die meisten Piatonforscher dazu verleitet, die Spannung zwischen den beiden
Werken zu überschätzen und von einer Bekehrung Piatons, einer grundsätzlichen
Wandlung in seiner Stellung zur Lustfrage zu sprechen. Zunächst und in der
Hauptsache gilt der Kampf dem niederen sinnlichen Lustprinzip des Kallikles.
Nun Avird freilich von 499 d an dargelegt, daß auch bei der guten Lust nicht
die Lust selbst, sondern das Gute das Ziel sei. Aber dieses Gute wird durchaus
subjektiv-eudämonistisch als Glück eines oder vieler Individuen verstanden, und
das Verhältnis dieses Eudämouismus zu einem geläuterten Hedonismus bleibt
unerörtert. Wollte man der Wendung sv jigdzTovra i^iaxägiöv zs y.ai svöal/nora
tlvai (s. oben) besonderes Gewicht beilegen, so stände ein hedonistischer Eudä-
mouismus außer Frage. Auch der Piaton des Protagoras würde keinen Augen-
blick bestritten haben, daß das Gute in diesem Sinne als letztes Ziel seiner Lust-
und L^nlustmeßkunst zu gelten habe, und im Gorgias ist, behält man das Ganze
im Auge, mit dem Satze exeqov tö tjöv tov dya&ov noch keineswegs bestritten,
daß doch auch dieses dya&öv wieder als Eudämonie ein freilich über das nächst-
liegende elementare ^)Sv unendlich erhabenes Lustgefühl sei. So hindert nichts,
im Gorgias nicht eine Umkehr, sondern einen Fortschritt auf der Bahn des
Protagoras zu erkennen, der sich dadurch vollzieht, daß aus der guten, d. h.
nützlichen, Einzellust das Gute abstrahiert und verselbständigt zum letzten
Zwecke erhoben wird. Der Leser des Lysis wird sich dabei der in diesem
Dialoge 219 b ff. erörterten, bis zu einem letzten Ziel ansteigenden Zielskala er-
innern, und ich zweifle nicht, daß in der Tat Gedankengänge, wie sie sich bei
Abfassung des Lysis darboten, auf den Gorgias von Einfluß gewesen sind.
Das Verhältnis des Gorgias zu Politeia I wurde schon S. 248 berührt. Es
ist im Grunde der gleiche Gegensatz zweier Weltanschauungen, der uns hier wie
dort entgegentritt. Aber an die Stelle des kühl forschenden Begriffsethikers ist
der feurige Bekenner eines Lebensideales, an die Stelle der abstrakten tl'nter-
suchung der Kampf gegen und für konkrete Mächte im geistigen Leben der Zeit
getreten. Der sitthche Nihilismus hat in den der athenischen Demokratie
schmeichelnden sophistischen Rhetoren, sein Gegensatz in dem unentwegt im
Dienste des Wahren und Guten verharrenden Sokrates greifbare Gestalt ange-
nommen. Alles ist aus dem Schatten der Schule in das scharfe Licht des (iffent-
lichen Lebens gerückt. Selbst die Doktrin vom höchsten Glück des Tyrannen
hat jetzt in der Person des zeitgenössischen Schurken auf dem Throne Archelaos
(471 a ff.) Farben und Umrisse gewonnen. Auf diesem Geiste eines sittlichen
Bekenntnisses dem Leben und der Wirklichkeit gegenüber beruht der gewaltige
Eindruck, den der Gorgias Avie im Altertum (vgl. Themist. or. 33 S. 356 Dind.
= Aristot. fr. 64), so auch heute auf jeden Leser hervorbringt, so weit uns auch
die geschichtlichen Verhältnisse, aus denen er erwuchs, entrückt sind. Aber auch
dogmatisch bedeutet das Werk einen großen Fortschritt, wie über Politeia I so
über alle seine anderen Vorgänger hinaus, einen Fortschritt insbesondere in der
Richtung auf die Ideenlehre. Mit dem orphisch-pythagoreischen Gedankenkreise
setzt eine neue mächtige Triebkraft ein, die dieser Lehre entgegenführt. Die
Anschauung von einer jenseitigen Welt und einem körperlosen Zustande der
262 § ■^^*- l^latons Schriflcn: Gorgias. Menon.
Seele (523 a ff.), die Auffassung vom aw//a als a)j/(a — diese letztere freilich
493a nur als fremde Lehre wiedergegeben; vgl. Philolaos, oben S. Hi — , ver-
einigen sich mit der scharfen Entgegensetzung von Sein und Schein (4r)9 e.
527 b). von Streben nach dem Guten und Jagd nach Sinnenlust, zur Förderung
jenes Dualismus, der ein Grundzug der Ideenlehre ist. Auf dem Felde der
Politik bilden sich unter dem Einfluß dieses Dualismus jetzt schon die Keime,
die sich später in den Büchern II — X der Politeia im Lichte der ausgebildeten
Ideenlehre machtvoll entwickeln. Wird auch die Forderung, daß die Philosophen
Könige und die Könige Philosophen werden, noch nicht in aller Form gestellt,
so ist der politische Philosophenberuf doch nur eine natürliche Folgerung aus
dem Verlangen einer auf Schulung und Sachkeniltnis beruhenden sittlichen
Hebung der Bürgerschaft und findet in Sokrates' Äußerung von einer ihm zur
Aufgabe zu stellenden OrnarrFia rijg jTÖ/.swg (521 a) sogar ausdrückliche Erwäh-
nung. Das zä ai'Tov ngdzTsir und die Meidung des :io).vjTouyi^iov£Tv scheidet den
Philosophen hier wie in der Politeia von allen niederen Interessen, und die Ge-
ringschätzung des Materiellen, wie sie in der Bezeichnung der äußeren Macht-
mittel des Staates als Tandes zur Erscheinung kommt, findet in dem philo-
sophischen Absolutismus der Politeia ihr Gegenstück.
Nüchterner, aber an philosophischem P>trage reicher als das zuletzt be-
sprochene Werk ist der
Menon. Er führt uns zunächst auf wohlbekannte sokratische Fährten.
Das Problem des Protagoras, die Lehr barkeit der Tugend, taucht wieder
auf, und wie dort am Schlüsse verlangt war, soll seine Lösung auf eine andere
Untersuchung, die des Wesens der Tugend, begründet werden. Wie im
Euthyphron erweist sich der Gesprächspartner — hier der Thessaler Menon, der
in seiner Heimat mit Gorgias verkehrt hat — sofort als jeder logischen Schulung
bar. und so muß ihm die Aufgabe des Definierens erst klar gemacht werden.
Auch hier ist wieder von dem dbog die Rede, auf das hinblickend man beant-
worten kann, was Tugend ist (72 c f., vgl. auch 75 a f. und Euthyphr. 6e).
Xebenerträgnis dieser Auseinandersetzung ist einmal der Satz, daß die Tugend
von jung und alt, Mann und Weib, die gleiche ist (73a ff.; gegen Gorgias, vgl.
Pohlenz, Aus Pl.s Werdezeit S. 168 Anm. 1), sodann die als Beispiel aufgestellte
Definition des r,yi)iio. (75 b ff.), sowie die des y.Qitma (76 a ff.), wobei sich ein Aus-
blick auf definitionstechnische Fragen ergibt (75 c f. 76 e). Unter den von Menon
aufgestellten Begriffsbestimmungen M'ird eine — die doery ist die Fähigkeit,
die 3Ienschen zu beherrschen (73c) — ausdrücklich als Eigentum des
Gorgias bezeichnet, der damit aber unter der Mehrheit von Tugenden, die er auf-
zählte (Aristot. Polit, A 13, 1260 a 27), jedenfalls nur die des freien Mannes ge-
meint haben kann. In der Geltung, die ihr von Menon gegeben wird, erweist
sie sich als zu eng. Schon hier wird im Gegensatz gegen die im Dialoge Gorgias
zurückgewiesene Doktrin zugestanden, daß diese Herrschaft mit Gerechtigkeit
ausgeübt werden müsse. Dasselbe Zugeständnis bringt die nächste Definition,
die in verbesserter Form lautet: doETi'j ist die Fähigkeit, sich mit Ge-
rechtigkeit das Gute zu verschaffen (79 ab, vgl. 77 b), zu Falle, da hier
in die Definition der Tugend als Merkmal ein „Tugendteil" — die Gerechtigkeit —
aufgenommen ist. Es muß also weiter gesucht werden. Aber, gibt Menon, damit
einen zweiten Hauptteil des Gespräches (80 d— 86 c) einleitend, zu bedenken,
kann man denn etwas suchen, was man nicht kennt'.' Auch wenn man
den betreffenden Gegenstand findet, weiß man ja doch nicht, ob es der gesuchte
ist. Man kann überhaupt, wie Sokrates den eristischen Satz vervollständigt, weder
wa« man weiß, noch was man nicht weiß suchen. Beim Ersteren kommt ein
§ 40. Piatons Schriften: Menon. 263
Suchen nioht in Frage, beim Zweiten ist es unausführbar. Der Trugschluß hätte
sich durch den Hinweis darauf erledigen lassen, daß die gesuchte Definition
weder ein absolut Unbekanntes noch ein absolut Bekanntes ist. Sie ist bekannt,
insofern sie gewissen durch die Einzelobjekte, die sie umfassen soll, gebotenen
Bedingungen genügen muß; unbekannt, insofern das gemeinsame Wesen der
Einzelobjekte erst durch vergleichende Prüfung festzustellen ist. Sokrates nimmt
iiber das Sophisma zum Anlasse, eine neue Theorie des Lernens zu ent-
wickeln (81 a ff.), für deren Richtigkeit er zwar nicht einstehen will; doch soll
•die in ihr verkörperte Wahrheit, daß Suchen und Forschen aus sittlichen Gründen
iiQtwendig sei, unbedingte Geltung behaupten (86 b, vgl. 81 d). Die menschliche
^eele, so führt er unter Berufung auf Priesterweisheit und auf eine Pindarstelle
aus, ist unsterblich. Sie hat in wechselndem Dasein alles Existierende auf Erden
«nd im Hades kennen gelernt. Bei dem Zusammenhange aller Dinge untereinander
bedarf es nur der Erinnerung an eines, um auch alles Andere wiederzufinden.
+r>uchen und Lernen ist also nur Erinnerung fdrüinnjoig). Zum Beweise
•entlockt Sokrates einem nie in Mathematik unterrichteten Sklaven durch fort-
gesetztes Fragen die Lösung einer geometrischen Aufgabe. Die dabei entwickelten
Kenntnisse sind in dem Gefragten als richtige Vorstellungen — d?.i]ßsTs
<döiai — , d. i. als latente Rückstände eines im Präexistenzznstande erworbenen
\\'^issens — in:ioxijfiij — bereits vorhanden gewesen. Durch Fragen werden die
4/.)]dsT? dö^at zu sjTiozfjiiiai erweckt (85 c ff.). Nach dieser Verteidigung des durch
das Sophisma in Fi-age gestellten Forschens kann in einem dritten Hauptteile
des Dialogs (86 c ff.) die Untersuchung Avieder aufgenommen werden. Sie gilt
jetzt aber auf VV^unsch des Menon der Lehr barkeit, nicht dem Wesen der
Tugend, so jedoch, daß der notwendigen Begründung der Lehrbarkeitsfrage auf
die Wesensfrage insoweit Rechnung getragen wird, als die erstere nur hypothetisch
gelöst werden soll: bei welcher Beschaffenheit der Tugend — so soll
gefragt werden — ergibt sich ihre Lehrbarkeit? Die Antwort fällt so aus,
■wie wir es nach dem Protagoras erwarten: bei ihrem Charakter als Wissen. Daß
die Tugend Wissen ist, soll durch eine neue Argumentation dargetan werden,
die im wesentlichen folgendermaßen verläuft (87 c ff.). Die Tugend ist ein Gut.
Mithin muß, wenn es außerhalb des Bereiches des Wissens nichts Gutes gibt
(si /i)]öei' ioziv dyaßör, o ovy. imnii^ii)] jtsqis/si, 87 d), die Tugend Wissen sein.
I)er Beweis wird vermittelst der Gleichsetzung von gut und nützlich sowie von
<pg6vr]oig und ijiiorTjfii] geführt. Als Gut ist die Tugend nützlich. Aller Besitz
äußerer, leiblicher und seelischer Art nützt in Wahrheit nur bei richtigem Ge-
brauche, den die cfoövijotg lehrt. So ist (pQÖvrjoig das Nützliche. Die Tugend
aber ist nützlich. Folglich ist sie (poön^aig (■= Esiiorrjf^u]), und somit lehrbar.
Nun stellen sich aber die uns aus dem Protagoras (s. o. S. 240) bekannten Bedenken
wieder ein. Wenn die Tugend lehrbar ist, weshalb gibt es in ihr keine Lehrer und
Schüler? (die gewerbsmäßigen angeblichen Tugendlehrer, die Sophisten, sollen
nicht in Betracht kommen [91b ff., vgl. 95 b ff.]). Weshalb haben die Vertreter
politischer Tüchtigkeit, Staatsmänner wie Themistokles, Aristeides, Perikles und
Thukydides ihre dgExi] nicht durch Unterricht ihien Söhnen übermittelt (89 d bis
i)6d)? Das Rätsel wird hier (96eff.) im Lichte der Lehre von d/.ydijg böia und
J.-Ttai/jfu) anders gelöst als durch den Sophisten im Protagoras. Zum richtigen
Handeln, heißt es jetzt, kann ebensogut wie die f'jrtor»;/«?/ auch die
■alrjdi]g i5o|a leiten. Die früher aufgestellte These vom alleinigen Wert der
^foovrjoig (i7iioT)'j/.it]/ muß fallen. Freilich abgesehen von der Brauchbarkeit als
Direktive für das Handeln bleibt der höhere Wert des Wissens der richtigen
^''orstellung gegenüber gewahrt. Im Wissen sind die an sich flüchtigen richtigen
9(^ § 40. Piatons Schriften: Menon.
Vorstellungen j^ewisserniaßen gebunden, und zwar durch die mit der dvü/urtjoig
(auf Grund des Zusammenhangs aller Dinge) gegebene Erwägung der Ursache
(man erinnert sich des Gegensatzes von rix^»} und fu.-rfioia im Gorgias, s. oben
S. 256). Die Tüchtigkeit der Staatsmänner beruht, insofern sie nicht durch
Unterweisung fortgepflanzt werden kann, auf der richtigen Vorstellung, die ihnen
weder von Natur noch durch Lehre, sondern durch göttliche Eingebung
{&etn uoign 99 e; vgl. hinsichtlich ihres Gegensatzes zum Wissen den Ion [oben
S. 240]) zuteil wird. Hier empfindet der Leser eine Schwierigkeit. Nach der
früheren Ausführung wäre zu erwarten, daß die richtige Vorstellung jedermann
von Natur aus innewohne, also nicht Gegenstand einer besonderen Gottesgabe
sei. Die Schwierigkeit ist wohl so zu lösen, daß die von Natur aus sozusagen
schlafend vorhandene richtige Vorstellung zur Wirksamkeit erst geweckt werdeii
muß. Das kann entweder, falls sie zum Wissen erhoben wird, durch ardfinjoig,.
d. h. Lehre, oder, falls sie auf der Stufe der richtigen Vorstellung verbleibt,
durch göttliche Inspiration geschehen. — Der Dialog schließt, indem Sokrates
betont, daß das erreichte Ergebnis nur ein vorläufiges sei und die Frage nach
der Gewinnungsweise der Tugend sich mit Sicherheit erst beantworten lasse-
wenn die andere nach ihrem Wesen gelöst sei.
Der Menon ist unter den Werken dieser Periode dasjenige, das den Charakter
der Übergangszeit am deutlichsten erkennen läßt. Er zeigt einen Januskopf, der
auf der einen Seite nach den Jugenddialogen, auf der andern nach den Werken
der reifsten Zeit hinblickt. Der Beziehungen zu den Problemen des Protagoras
nnd der Parallele zum Euthyphron wurde schon gedacht. Auch die gesamt©
Anlage des ersten Teiles, die einander ablösenden verfehlten Definitionen und
ihre Elenxis, ist ganz die der begriffsethischen Dialoge, mit denen der Menon
hinsichtlich seines Hauptproblems, des AV'esens der Tugend, auch den anscheinend
ergebnislosen Abschluß gemein hat. Der Dialog unternimmt es, die Grundfrage
r/.Tor' k'oTiv dger/j; zu beantworten, deren Lösung am Schlüsse des Protagoras
als Bedingung der Entscheidung über ihre Lehrbarkeit bezeichnet worden war
— und er endigt, gerade wie der Protagoras, damit, daß der Gewinn der Ver-
handlung wieder in ZAveifel gezogen wird, weil jenes Grundproblera noch nicht
gelöst ist. Selbst die erfolgte Antwort auf die Frage .-roTöv ii ioTir uoeti) ; die
Erklärung der Tugend als Wissen, mußte zurückgenommen werden. Aber gerade
in dieser Zurücknahme liegt ein gewaltiger Fortschritt, der uns auf die zweite
Seite der Bedeutung des Dialoges, seine Beziehungen zur zukünftigen Entwick-
htng führt. Der starre Intellektualismus ist gebrochen. Es gibt außer der
auf Wissen beruhenden Tugend auch eine solche, die die richtige
V 0 r s t e 1 1 u n g z u r G r u n d 1 a g e h a t. Spätere Dialoge werden uns den Philosophen
auf dem gleichen Wege der Milderung und schließlichen Preisgabe des Intellektualis-
mus zeigen. Sie werden uns auch lehren, wie fruchtbar die Unterscheidung von
Wissen und Vorstellung für die platonische Erkenntnistheorie geworden ist. In der
Bewertung der richtigen Vorstellung liegt aber auch eine Korrektur des Gorgias.
Das Alleinrecht des auf Kenntnis der Ursache begründeten W^issens ist aufge-
hoben. Damit im Zusammenhange steht die Zurücknahme des Verdiktes über
die großen athenischen Staatsmänner. Die Volksverderber des Gorgias erscheine»
im Menon als Gottbegnadete. Zwei der dort mit Namen genannten, Themistokle&
und Perikles, kehren hier wieder. Man darf wohl in dieser Ehrenerklärung,
wenn auch vielleicht nicht mit Th, Gomperz, Griech. Denker II 303, den Kern-
tind Quellpimkt des Dialoges, so doch einen seiner Quellpunkte erkennen.
Jedenfalls vernehmen wir in dieser milderen Beurteilung des geschichtlich Ge-
gebenen eine neue Tonart, die uns deutlicher aus den Schriften der Spätzeit Piatons
§ 40. riatons Schriften : Menon, Euthydernos. 265'
entgegenklingen wird. Die für die Chronologie der beiden Dialoge bedeutsame
Voraussetzung, daß der Menon den Gorgias berichtige, ist wohl nicht in Zweifel
zu ziehen. Im ^lenon ist das Urteil über die Staatsmänner dogmatisch funda-
mentiert. Es ist zum mindesten sehr unwahrscheinlich, daß der Philo!?oph den
hier sorgsam aufgeführten Gedankenbau im Gorgias durch ein radikal ab-
sprechendes Urteil zertrümmert, das in umsichtiger Erörterung gewonnene Er-
gebnis als null und nichtig ignoriert haben sollte. Ebenso gibt es von der fein
ausgestalteten Lehre über Wissen und richtige Vorstellung im ]\Ienon keinen
Weg zu der primitiveren, dem alten Intellektualismus näher stehenden Auffassung
im Gorgias. Inhaltliche Argumente stimmen hier völlig mit den Ergebnissen der
großen Mehrzahl der Sprachstatistiker überein. — Neuen Ertrag hat im Menon
auch das tiefere Eindringen in die orphisch-pythagoreische Gedanken-
welt gezeitigt. Was dieser der Gorgias verdankte, Avaren ethische oder doch
unter den ethischen Gesichtspunkt gerückte Motive. Jetzt leistet sie in der
Lehre von präexistenziellem Wissen und Wiedererinnerung erstmals der Er-
kenntnistheorie Dienste, die um so bedeutungsvoller sind, als sie, wie die spätere
Entwicklung zeigt, auch auf metaphysischem Gebiete der Ausgestaltung der
Ideenlehre zugute kommen. Nicht zwingend, aber doch naheliegend ist es. mit
pythagoreischen Studien auch die EoUe, die in unserm Dialoge der Mathematik
zufällt, in Verbindung zu bringen (vgl. außer der oben S. 263 besprochenen
Stelle auch 86 e f.). Von erkenntnistheoretischer Tragweite ist endlich auch die
Bekämpfung der (sophistischen) Eristik, die ein Vorspiel bildet zu der
eingehenderen und durch ihren Sarkasmus schwerer treffenden Polemik des
JEuthi/deinoSf dessen Hauptinhalt ein eristischer Mummenschanz ausmacht.-
Die Kosten der Belustigung bestreiten zwei Vertreter der sophistischen Vielseitig-
keit, Euthydemos und Dionysodoros. Groß in allem militärischen Wissen, Vir-
tuosen im Kampfe mit schwerer Rüstung, in welchem sie auch andere iinter-
richten, ausgezeichnet im gerichtlichen Redestreite, für den sie gleichfalls Schüler
vorbereiten, legen sie doch den Hauptwert auf den eigentlichen Sophistenberuf,
das Wirken als Tugendlehrer (271 d f., 273 c f.). Von diesem Wirken geben sie
hier nun seltsame Proben. Aufgefordert, einen Jüngling von der Notwendigkeit
des Philosophierens und der Tugendübung zu überzeugen, treiben sie ihn durch
Fangschlüsse in die Enge und setzen weiterhin dieses Spiel auch mit den
anwesenden Erwachsenen fort. Es handelt sich größtenteils um Paralogismen
wohlfeilster Art. Ihren Nerv bildet teils der logische Fehler der Äquivokation, die
Verwertung der Mehrdeutigkeit eines Wortes — wie des Possessivpronomens, das-
bald ein Besitzen („mein Haustier"), bald lediglich eine Beziehung (,, meine Götter")
ausdrückt — oder einer Wortform {atycorza kann als Accus, sing. masc. sowie als
Nom. und Accus, plur. neutr. verstanden werden), oder einer Konstruktion (in
TiQooi'yy.ei o(püxrEiv xov iidyeioor kann rov f(dy. Subjekt wie Objekt sein), teils die
Weglassung einer Verbindungspartikel (dein Hund, der Junge hat, ist dein
[und] Vater — auch hier läßt sich übrigens der Fehler auf Äquivokation des
Possessivpronomens zurückführen) oder einer selbstverständlichen Einschränkung^
(derselbe jMensch ist ein Wissender [hinsichtlich dessen, was er weiß] und ein
Nichtwissender [hinsichtlich dessen, Avas er nicht Aveiß]; unterdrückt man die
Beschränkung, so läßt sich folgern, daß er alles und daß er gar nichts Aveiß)
u. dgl. m. Innerhalb dieses logischen Gaukelspiels sind es nur vier Sätze, die
eine eingehendere Betrachtung A-erdienen. Euthydemos" erste Frage lautet (275 d):
Welche Menschen sind die Lernenden, die 009 o«' (die Wissenden bzw. die Gescheiten),
oder die dfiaOeT? (die Nichtwissenden bzAv. die Ungelehrigen, die Dummen)? Gegen
die AntAvort: 01 co<fo{ Avendet Euthydemos ein, daß man in der Schule doch
'2(^{\ § 40. Piatons Schriften: Euthydemos.
lerne, was man nicht weiß, also als afiaOi); lerne. Gegen die Antwort : ol d/iaß'ETg
hat der mit Euthydemos im Einverständnis stehende Dionysodoros den Einwurf
bereit, daß es doch die aoqoi. nicht die ä/iadeT; seien, die das vom Lehrer Vor-
gesagte lernen. Der Leser dieses Abschnittes erhält den Eindruck, daß der Para-
logismus auf dem oben durch die Übersetzung gekennzeichneten Doppelsinne von
aoffog und attaOi]; beruhe. Eine andere Auffassung läßt Piaton 277 e ff. durch
Sokrates vortragen. Wir können ihr erst im Zusammenhange mit dem zweiten
sophistischen Dilemma näher treten. Dieses hat die Form: Lernen die Lernenden
was sie wissen oder was sie nicht wissen? (276 d). Die Antwort, sie lernten was
sie nicht wissen, wird zurückgewiesen mit der Bemerkung, der Schüler wisse doch
die Buchstaben (Laute), aus denen sich, was der Lehrer zum Lernen vorträgt,
zusammensetzt. Er lerne also was er wisse. Der andern Antwort aber wird ent-
gegengehalten, lernen bedeute Wissen empfangen; man empfange aber nur, was
man noch nicht habe. In seiner Widerlegung (277 e ff.) faßt Sokrates beide
Trugschlüsse zusammen und erkennt als ihre Grundlage eine Doppelheit im
üblichen Gebrauche des Wortes ..lernen''. Dieses bedeute sowohl die erste An-
eignung elementaren Wissens über eine Sache, wde auch die dieses elementare
Wissen voraussetzende Erwerbung eines Wissens von dem, was mit jener Sache
in Handlung oder Eede vor sich geht. (In dem primären Sinne lernt der Schüler
die Buchstaben kennen, in dem sekundären das, was die Buchstaben in ihrer
Zusammensetzung ergeben. Er ist in bezug auf das primäre Wissen schon ein
Besitzender zur Zeit, da er das sekundäre Wissen erst erwerben muß. Er ist
also je nach dem Wortsinne wissend und nichtwissend zugleich und lernt, was er
im primären Sinne weiß, im sekundären Sinne nicht weiß.) Ob diese Erklärung
auf das erste Dilemma in der Form, in der es vorgebracht wurde, paßt, soll
an anderer Stelle untersucht werden. Wichtiger ist, auf die Fäden hinzuweisen,
die den Euthydem in diesem Abschnitte mit dem Lysis und dem Symposion sowie
<iem Menon verbinden. Die Doppelstellung des Subjektes hinsichtlich des
Wissens und Nichtwissens erinnert an das Neutrale des Lysis und leitet hinüber
zu dem philosophierenden ovte oocpog oi're äftußijg des Symposions. Auf das
— in gewissem Sinne bekannte, in gewissem Sinne unbekannte — Objekt des
Suchens und Forschens projiziert ergibt diese Doppelstellung zugleich die im
Menon nicht ausgesprochene rein logische Lösung des eristischen Paralogismus
von der Unmöglichkeit des Suchens (s, oben S. 263).
Die beiden anderen Trugschlüsse verdienen Erwähnung wegen ihrer Be-
deutung für die Frage nach Piatons Beziehungen zu Antisthenes. Wir
begegnen 283 e ff. der These, es sei unmöglich die Unwahrheit zu sagen, 285 d ff.
dem damit nahe verwandten Satze, es lasse sich nicht widersprechen. Aristoteles
bezeugt beide Behauptungen, die erstere freilich in etwas unbestimmter Weise,
für Antisthenes (s. oben S. 176 f.). So pflegt man in diesem Abschnitte und
weiterhin in dem ganzen Dialoge eine Polemik gegen die antisthenische Eristik
zu erkennen (s. oben S. 181 f. 223). Bei dem zwischen den beiden Philosophen
bestehenden Feindschaftsverhältnisse läßt sich dieser Annahme, wenigstens soweit
-sie die beiden in Rede stehenden Thesen betrifft, eine gewisse Wahrscheinlichkeit
nicht absprechen ; auch Zellers Vermutung (II 1 •* S. 296, 2), daß sich 301 a
gegen einen Angriff des Antisthenes auf die Ideenlehre (bzw. Begriffslehre) richte,
ist beachtenswert. Immerhin bleibt zu bedenken, daß Piaton 286 c den Satz von
der Unmöglichkeit des Widerspruchs als weit verbreitet bezeichnet und angibt,
Protagoras ,,und die noch Älteren" hätten sich seiner häufig bedient, luid daß
nach Plat. Kratyl. 429 d auch die Behauptung, es sei unmöglich die Unwahrheit
zu sasen. in Piatons Zeit tind früher von vielen verfochten wurde.
§ 40. Piatons Schriften: Euthydemos. 267
j\Iit feiner Bercchnnng laßt Piaton das belustigende Paradoxenspiel der
«ristischen Klopffechter durch ernste Ausführungen des Sokrates unterbrechen.
Die beiderlei Bestandteile des Dialoges heben sich gegenseitig in ihrer Wirkung.
Überhaupt ist der Euthydem ein Meisterwerk schriftstellerischer Kunst. Der
ruhige, die beiden Sophisten mit überlegener Ironie abfertigende Sokrates. der
über all die Tollheit in Hitze geratende Liebhaber des zu belehrenden Jünglings,
Ktesippos, der aber alsbald -den Eristikern mit gleicher Münze heimzuzahlen
lernt, sind ebenso prächtig gezeichnet, wie die über den Erfolg ihrer Albernheiten
sich kindisch freuenden Paradoxenjäger und die ihnen Beifall spendende Korona.
Derselben Aufgabe, die Euthydem und Dionysodoros in so sonderbarer Weise
;gelöst haben, widmet auch Sokrates seine Ausführung: es gilt eine IMahnung
(n^ooTos:zTiy.6; [/.öyog]) zur philosophischen Betätigung. Sie zerfällt,
durch eristische Produktionen der Sophisten unterbrochen, in zwei Teile (278 e
Tjis 282 e; 288 d — 292 e). Im ersten tritt uns ein aus dem Menon bekannter Ge-
danke entgegen. Das Wissen ist es, das durch Weisung des richtigen Gebrauches
die gemeinhin ohne weiteres für Güter gehaltenen Dinge erst wirklich zu Gütern
macht. Es ist also die alleinige Quelle der Glückseligkeit und muß somit Ziel
unseres Strebens sein. Daß hier von der im Menon erörterten praktischen Gleich-
wertigkeit der richtigen Vorstellung mit dem Wissen nicht die Rede ist, nötigt
so wenig, dem Euthydem vor dem Menon seine zeitliche Stelle anzuweisen, wie
der Mangel eines Beweises für die Lehrbarkeit der Tugend irgendwelche chrono-
logischen Schlüsse gestattet. Denn ein Protrejitikos zum philosophischen Studium
konnte selbstverständlich nur mit einer Erkenntnis rechnen, die Gegenstand der
Lehre und nicht göttlicher Eingebung ist. So läßt denn Piaton den Jüngling
sich ohne weiteres für die Lehrbarkeit erklären. Sokrates freut sich, weiterer
Untersuchung über diese Frage überhoben zu sein und sogleich seinen letzten
Schluß auf die Notwendigkeit des Philosophierens ziehen zu können.
Auf Grund des im ersten Teile des Protreptikos gewonnenen Resultats soll
nun im zweiten die Kunst aufgefunden werden, die nicht nur das Erzeugen,
sondern auch den Gebrauch der Güter umfaßt. Xach längerem Suchen kommt
die staatsmäunische oder königliche Kunst in Sicht als diejenige, die die
Leistungen aller anderen Künste sich zum richtigen Gebrauche dienstbar macht.
Aber auch sie hält der Prüfung nicht stand. Um nützlich zu sein, muß sie
Wissen mitteilen, aber kein gegenständlich bestimmtes Wissen, denn alles der-
artige Wissen gehört den unter ihr stehenden fachlichen Künsten. Sie über-
mittelt also nur Wissen als solches schlechthin. Dieses pflanzt sich, da die
■Nützlichkeit der zum Wissen Gelangten sich darin äußern muß, daß sie andere
wissend machen, ad infinitum fort, ohne jemals gegenständliche Bestimmtheit
und damit praktische Yerwertbarkeit zu finden. Wir bewegen uns damit in
einem aus dem Charmides bekannten Gedankenkreise (s. o. S. 245 f.) und werden hier
-wie dort den Quellpunkt der Erörterung in der Annahme einer allumfassenden,
•einheitlichen und unzerspaltbaren Wissenschaft zu suchen haben.
Mehr als bei anderen platonischen Schriften werden beim Euthydem das
historische Verständnis und der Genuß dadurch beeinträchtigt, daß uns die
zeitgeschichtlichen Beziehungen des Werkes nur unvollkommen bekannt
sind. Was den beiden Sophisten oder ihren ungenannten Berufsgenossen tat-
sächlich gehört und was Piaton ihnen nur geliehen hat, ist mit Sicherheit nicht
auszumachen. Daß die Anspielungen auf Antisthenes fraglich sind, wurde schon
■erwähnt. Eine für uns nicht verifizierbare Beziehung muß 290 e f. obwalten.
Durch den Schluß (304 d ff.) erscheint vollends der ganze Dialog als eine Ge-
Jegenheitsschrift, hervorgerufen durch den Angriff, der von einer bestimmten
9()8 ^ 40. Piatons Schriften: Euthydenios. Kleinerer Hippias.
Seite im Hinblick auf eristische Spielereien gegen die Philosophen als Pfleger
wertloser Künste gerichtet worden war. Demgegenüber wird geltend gemacht,,
daß zwar in der philosophischen wie in jeder anderen Betätigung vielen Untaug-
lichen wenige Tüchtige gegenüberständen; dies dürfe aber nicht hindern, wenn
man der Philoso])hie selbst Wert beimesse, sich ihr zu widmen und seine Kinder
in ihr unterrichten zu lassen. So folgt dem Protreptikos eine Apologie des
philosophischen Studiums.
Man hat nun, wie schon oben S. 219 f. berichtet wurde, in dem Angreifer
Jsokrates vermutet und auf diese Identifizierung weittragende Schlüsse hinsicht-
lich der Stellung des Dialogs innerhalb der Beziehungen zwischen Isokrates,
Antisthenes und Piaton und hinsichtlich seiner Abfassungszeit begründet. Tat-
sächlich hat sich Isokrates literarisch in der hier in Frage kommenden Weise
gegen die Eristik im philosophischen Unterrichte ausgesprochen (s. oben S. 219).
Auch die im Euthydem gegebe- .o persönliche Charakteristik paßt auf ihn. Der
Angreifer war ein hervorragend L.chtiger Verfasser von Gerichtsreden für andere
(304 d. 305 bc; dahin zielt auch der Seitenhieb 289 d): ein solcher war Isokrates
nachweislich in der Zeit von etwa 400 bis etwa 390, vielleicht auch länger. Er
wird ferner geschildert als IMittelding zwischen Philosoph und Politiker (305c ff.):
in der Tat bilden bei Isokrates neben der Rhetorik Politik und eine freilich in
seinem besonderen Sinne verstandene Philosophie den Hauptinhalt seines Ideals
und seiner Tätigkeit. Und wenn es ferner heißt, daß solche Leute sich für die
weisesten aller Menschen hielten und nur in den Philosophen ein Hemmnis auf
dem Wege zur allseitigen Anerkennung ihrer Weisheit erblickten (305 c f.), so
erinnert man sich wohl des ärgerlichen und schulmeisterlich abkanzelnden Tones
der Sophistenrede. Wir können heute außer Isokrates niemanden namhaft machen,
der der Schilderung in ihren einzelnen Zügen entspräche. Aber daraus folgt
)ioch lange nicht, daß Isokrates wirklich der Gesuchte ist. Denn unsere Kenntnis
der Literatur und Geistesgeschichte jener Zeit ist durchaus lückenhaft. Der
Isokrateshypothese kann also im besten Falle nur Wahrscheinlichkeit zuge-
sprochen werden. Daß vollends die Beziehung auf eine bestimmte Schrift des
Isokrates und die darauf gegründeten weiteren, insbesondere chronologischen
Kombinationen in der Luft schweben, ergibt sich aus dem oben S. 219 ff. Be-
merkten.
Entwickelten die Sophisten im Euthydem ein Virtuosentum im unfracht-
baren Paralogismenspiel, so versagt in den beiden nach Hippias benannten
Dialogen einer aus ihrer Klasse völlig in einer ernsten, wissenschaftlichen Zielen
dienenden Dialektik. Im
Kleineren Hiitpias zeigt sich der Sophist, der soeben noch mit einer
oberflächlich moralisierenden Homerauslegung wohlfeilen Beifall gefunden hat,
gänzlich hilflos, sobald ihn Sokrates in tiefer greifende Erörterung eines in seiner
Epideixis berührten ethischen Problems verwickelt. Hippias bringt in weiterer
Ausführung des Themas seiner Epideixis Achilleus als den wahrhaften
und besten unter den Griechen vor Troja in Gegensatz zu dem
lügnerischen Odysseus. Demgegenüber stellt Sokrates durch einen In-
duktionsbeweis fest, daß auf jedem Gebiete der Kundigste und Fähigste, also
Beste, am meisten imstande ist zu lügen wie die Wahrheit zu sagen. Denn der
Unkundige läuft, wenn er willens ist zu lügen, Gefahr, infolge seiner Unkenntnis
die Wahrheit zu sagen. Der Lügner und der Wahrhafte stehen also nicht im
Gegensatze zueinander, sondern decken sich, und der Wahrhafte ist nicht besser
als der Lügner (307 cd; 369 b). Hippias will die Meinung nicht aufgeben, daß-
§ 40. Piatons Schritten: Kleinerer Hippias. 269
'-bei Homer Achilleus wahrhaft und besser sei als der lügnerische Odysseus, und
mimmt nun aus einem ihm von Sokrates entgegengehaltenen Falle, in welchem
Achilleus die Unwahrheit sagt, Anlaß, das Moment der Absichtlichkeit zu
■betonen: Achilleus sagt die l'nwahrheit unfreiwillig und arglos, Odysseus frei-
willig und in böser Absicht (370 e;. Aber auch damit vermag sich der Sophist
den Schlingen der sokratischen Dialektik nicht zu entziehen. Ein neuer In-
duktionsbeweis bestätigt, was schon aus der früheren Verhandlung zu entnehmen
war (371 e), daß nämlich die freiwillig, d, h, mit Wissen, Lügenden besser sind
als die unfreiwillig, d. h. ohne Wissen die Wahrheit \ erfehlenden. Der Läufer,
<ler freiwillig langsam läuft, also freiwillig das „Schlechte und Schimpfliche'
.(373 e) tut, ist besser als derjenige, der unfreiwillig ein langsames Tempo einhält,
<ier Ringer, der freiwillig zu Falle kommt, besser als ein anderer, der gegen
seine.i Willen niedergeworfen wird. Analoges gilt von den körperlichen, äußeren
und seelischen Werkzeugen unseres Handelns, der Stimme, den Füßen, den
Augen, Waffen und Musikinstrumenten, der Seele eines Reitpferdes oder eines
Sklaven: überall ist das, was freiwillig fehlt, bzw. Mittel freiwilligen Fehlens
ist, das Bessere. Das Gleiche muß auch von der eigenen Seele gelten, und so
-ergibt sich der noch durch ein weiteres Schlußverfahren (37.j d — 376 b) erhärtete
Satz, daß der Gute freiwillig, der Schlechte unfreiwillig fehlt
und unrecht handelt. Hippias weiß nichts zu entgegnen und bemerkt
nur, daß er mit dieser These sich nicht einverstanden erklären könne. So-
krates erwidert: ,,Ich auch nicht", und findet es schlimm, wenn er und andere
Ungelehrte im Schwanken über diese Frage auch bei ,, Weisen" wie Hippias
Jceine Hilfe fänden.
Die Lösung des Rätsels, dem das wissenschaftlich unfundierte moralische
Empfinden des Sophisten ratlos gegenübersteht, ergibt sich aus der so-
kratisch-platonischen ^Vissens- und Tugendlehre. In den für die Induktion s-
Jbeweise herangezogenen Fällen handelt es sich um an sich sittlich indifferente
Handlungen. Der Ringer, der sich freiwillig niederwerfen läßt, ist gewiß im
Vergleiche mit dem unfreiwillig Unterliegenden der Bessere, d. h. der bessere
Ringer. Das Urteil über Sittlichkeit oder Unsittlichkeit seines Handelns hängt
ah von dem Zwecke, den er verfolgt. Will er etwa einen zum Wettkampfe mit
ihm gezwungenen leidenden Kameraden schonen, so verfährt er, insofern er sich
von Nächstenliebe leiten läßt, sittlich, will er eine zum Schaden der von ihm
vertretenen Kampfpartei von Gegnern ausgesetzte Bestechungssumme erlangen,
so ist sein Tun als Ausfluß niedriger Gewinnsucht unsittlich. An sich ist sein
vom beruflichen Standpunkt betrachtet fehlerhaftes Verhalten sittlich weder gut
noch böse, und es geschieht niu: zur Verwirrung des Gesprächspartners, wenn
Sokrates hier (373 e f.) die Kategorien „schlecht" und „schimpflich" zur An-
wendung bringt. Auf dem Gebiete der letzten Zwecke aber ist freiwilliges
Fehlen nach sokratischer Lehre unmöglich. Hier gilt der Grundsatz: Niemand
ist freiwillig böse (s. oben S. 156 f.). Wer also auf diesem Gebiete fehlt, zeigt
•damit, daß bei ihm die Voraussetzung des Wissens nicht erfüllt ist. Die In-
duktion ist somit falsch, da sie aus den untersuchten Fällen sittlich indifferenter
Handlungen den allgemeinen Satz ableitet: Freiwilüges Fehlen ist besser als
unfreiwilliges, und diesen auch auf den Bereich sittUch differenter Handlungen
anwendet, innerhalb dessen es ein freiwilliges Fehlen nicht gibt. Bezeichnend
für diesen Zusammenhang ist, daß die dem Induktionsverfahren zugrunde ge-
legten Fälle vom Läufer, Ringer usw. der Erfahrung entsprechend ohne weiteres
als möglich angenommen werden, während am Schlüsse von dem freiwillig
270 § ^"- Piatons Schriften: Kleinerer Hipjjias. Größerer Hippias.
unrecht Tuenden mit dem Vorbehalte die Rede ist: .,wenn ein solcher
existiert''.
Durch die mit großem Geschicke durchgeführte dialektische Berückung des
Sophisten, deren Verfahren im einzelnen an das y.aTÜ ofuxooi' iteTußaivEiv des
Phaidros (262 a) erinnert, ist schon dieser Dialog eine Art Gegenspiel zum
Euthydemos. In volleren Tönen klingt uns dessen burleske Stimmung
aus dem
Größeren Hippias entgegen. Sogleich die Anlage des Dialoges zeigt
ein neues ]\Iotiv, dem der Schriftsteller die ergötzlichsten Wirkimgen abzuge-
winnen weiß: Sokrates nimmt den ^Nlitunterredner nicht im eigenen Xamen ins
Verhör, sondern gibt vor. von einem knitflichen und schwer zu befriedigenden
Menschen nach dem Begriffe des Schönen gefragt worden zu sein, und
bittet in seiner Verlegenheit den Sophisten, der darüber jedenfalls klaren Be-
scheid wisse, um Hilfe, die ihm als leichte Mühe zugesagt wird. Es gilt also
wieder, wie in den begriffsethischen Jugenddialogen, eine Definition, und wie
dort, spielt sich die Verhandlung in Aufstellung, Prüfung und Verwerfung einer
Eeihe von Versuchen ab und endigt ergebnislos. Aber gerade diese parallele
Anlage läßt um so deutlicher die verschiedene Orientierung der Jugenddialoge
einer- und des Hippias andererseits zutage treten. Dort fehlte jede persönliche
Spitze, und das Gespräch diente nur der sachlichen Klärung: hier tritt die Dar-
stellung der philosophischen Unzulänglichkeit des Hippias und Seinesgleichen
neben der dogmatischen Absicht gieichwichtig in den Vordergrund. Zu dieser
Schilderung sind wie im Euthydem die Farben dick aufgetragen. Hippias, der
noch vor kurzem eine mit rhetorischen Klangspielen geschmückte Epideixis über
Jugendunterricht gehalten hat (286 a f.), verrät gegenüber den elementarsten
Forderungen der Logik eine völlige Verständnislosigkeit, der seine sophistische
Polymathie in geschickter Weise zur Folie gegeben wird (285 b ff.). Die Aufgabe des
Definierens ist ihm unbekannt. Eine ähnliche Unkenntnis des Gesprächspartners ist
uns bereits im Euthyphron und im Menon begegnet. Aber Hippias stellt doch seine
Vorgänger in diesen Dialogen weit in den Schatten. Zwischen den Fragen: Was
ist schön? und: Was ist das Schöne? erkennt er keinen Unterschied (287 d), und
so lautet denn seine erste Antwort auf Sokrates' Definitionsbegehren: Ein schönes
Mädchen ist schön (287 e). Als ihm eingeschärft wird, es handle sich um die
Frage: Was ist das Schöne an sich, was ist das eidoi, durch dessen Hinzutreten
alles andere geschmückt wird und schön erscheint ? (289 c d ; vgl. dazu Euthyphr.
6d, Meno 72 c und oben S. 250), meint er: Gold. Ernst mischt sich erst in
die Satire, sobald Sokrates seinerseits Definitionsversuche zur Debatte stellt.
Nachdem sich der Vorschlag, das Schöne für das Passende zu erklären, als
undurchführbar erwiesen hat, da das Passende zwar schön erscheinen lasse, aber
nicht in Wirklichkeit schön mache (293 e ff.; vgl. jedoch 289 d cfaivsiai), erfolgt
eine Erörterung zweier weiterer Begriffsbestimmungen, die in besonderem Grade
unsere Aufmerksamkeit verdient. Entsprechend dem sehr umfassenden populären
Gebrauche des Wortes y.a'/.6g, der der vielfachen Verwendung unseres „schön"
analog ist, wird das Schöne dem Brauchbaren und weiterhin dem Nützlichen
gleichgesetzt (295 c. 296 e). Aber auch dabei soll es nicht sein Bewenden haben,
und zwar auf Grund folgender Erwägung : Das Nützliche ist das Gutes Schaffende.
Darnach wäre das Schöne Ursache des Guten. Verursachendes und Bewirktes
sind aber nicht identisch, so wenig Avie A''ater und Sohn. Also wäre, die Stich-
haltigkeit der Definition vorausgesetzt, das Gute nicht schön und das Schöne
nicht gut — was niemand zugeben wird (297' a ff.). Diesem Schlußverfahren liegt
der gleiche logische Fehler zugrunde, an dem die Deduktion Protag. 331 a leidet.
§ 40. Piatons Schriften: Größerer Hippias. Kratylos. ^ii
Aus der begrifflichen Verschiedenheit zweier Qualitäten wird geschlossen, daß die
eine der andern auch nicht inhärieren und von ihr nicht prädiziert werden
könne: da das Schöne nicht das Gute ist, wird gefolgert, es sei nicht gut. Es
läßt sich hier so wenig Mie im Protagoras annehmen, daß der Fehlschluß von
Piaton nicht bemerkt und nicht beabsichtigt worden sei. — Nachdem auch dieser
Definitionsversuch zurückgewiesen ist, erscheint endlich eine Begriffsbestimmung
die uns auf das bisher nur beim ,, Passenden" obenhin berührte ästhetische Gebiet
führt. Schön ist, wie 297 e erklärt wird, was uns vermittelst des Gehörs
und des Gesichts Lustgefühle bereitet. Was ist aber die gemeinsame
Eigentümlichkeit, die diesen Lustgefühlen einen Vorrang vor denen der Nahrungs-
aufnahme, des Geschlechtsverkehrs u. dgl. gewährt? Die Antwort lautet: sie
sind unter allen Lustgefühlen die unschädlichsten und besten, das Schöne ist
also nützliche Lust (303 e). So führt dieser Ausweg — man erinnert sich
dabei der Ausgänge des Euthyphron und des Lysis — an ein bereits verschlossenes
Tor, und die Untersuchung endigt resultatlos, nicht ohne daß der in die Enge
getriebene Sophist den Eedebrocken und -schnitzeln des sokratischen dia?Jyendai
die „schön komponierte" und persönlichen Vorteil bringende Gerichts- und
Staatsrede als ,, schön" und wertvoll gegenüberstellt, wogegen Sokrates sich auf
die Vorhaltung jenes „ihm nächstverwandten vmd mit ihm im selben Hause
wohnenden" Dritten beruft, der, Avenn Sokrates sich zur Hochschätzung der
schön komponierten Rede bekehre, ihn frage, wie er denn über die Schönheit der
Redekomposition oder irgendwelcher sonstigen Handlung urteilen könne, ohne zu
wissen, was das Schöne sei.
In Wirklichkeit kann Piaton die Widerlegung des letzten Defiuitions-
versuches nicht für triftig gehalten haben, wenn es ihm mit dem Fehlschlüsse,,
auf dem diese Widerlegung beruht (s. oben), nicht Ernst war. Der Satz:
Schön ist, was vermittelst des Gehörs oder Gesichts Lustgefühle erregt, insofern
diese Lustgefühle die besten sind, bleibt also in Piatons Smne bestehen, genügt
aber freilich nicht den Anforderungen einer Definition, da mit der allgemeinen
Bewertung dieser Lustgefühle noch nicht das Spezifische ihres Wesens an-
gegeben ist.
Die Echtheit des Größeren Hippias wird auch von ernsten Piatonforschern
bestritten, so zuletzt von Pohlenz, Aus Pl.s Werdezeit S. 123 ff. (gegen Apelt,
Piaton. Aufs. S. 222 ff.). In eine Kritik der zum Beweise angeführten Tat-
sachen kann ich hier nicht eintreten. Für entscheidend vermag ich sie weder im
einzelnen noch in ihrer Vereinigung zu halten, und der Dialog erscheint mir in
seiner bei allem Burleskenhaften doch feinen Satire, in seiner Gesamttendenz und
in seiner dialektischen ^lethode so platonisch wie nur möglich.
Die eigenartige Vereinigung von Ernst und Spiel, wie sie die zuletzt be-
sprochenen Werke kennzeichnet, gestaltet sich im
Kraff/los zu einer so innigen Verschmelzung beider Elemente, daß dieser-
Dialog der Interpretation große Schwierigkeiten entgegenstellt. Er zeigt uns
Piaton erstmals auf einem philosophischen Sondergebiete, dem der Sprach-
philosophie. Hier standen einander zwei Ansichten gegenüber. Nach der
einen, die in dem Gespräche von Kratylos vertreten wird, ist die Sprache ein
Naturerzeugnis (383 a (fvoei .-ie(pvy.vTav), nach der anderen, die Piaton von Her-
mogenes verfechten läßt, beruht sie auf Konvention (384 d ^wdrjxi] xai 6f.io).oyia,
Über den Gegensatz der Pythagoreer und des Demokrit in dieser Frage s. Diels,
Vors. 55 B 2t)). Die letztere Theorie wird etwas unvermittelt einem absoluten
Subjektivismus gleichgesetzt und so mit Protagoras' Homomensura-Satze in Ver-
_' i '1
§ 40. Platonä Schritten: Kratylos.
bmdung gebracht, der ebenso wie der gegenteilige Satz des Eulhydem, daß alles
iür alle unterschiedslos zugleich und immer vorhanden sei (386 d, vgl. Euthyd.
293 c ff.. 297 e ff.), durch die vom Standpunkte der communis opinio vollzogene
Unterscheidung von Guten und Schlechten, Vernünftigen und Unvernünftigen
bekämpft wird. Haben aber die rrodyiiuia einen von unserer Vorstellung unab-
hänfi"-en Bestand, so gibt es auch für die rroäEsi;, zu denen das oroudZeir, d. h.
die sprachliehe Bezeichnung, gehört, eine an der natürlichen Beschaffenheit der
Dinge zu messend« Richtigkeit oder Unrichtigkeit (3b4 d— 387 d). Andererseits
ist die Sprache ein Werkzeug zum Zwecke der Belehrung und zur Unterscheidung
der Dinge, uns übergeben vom vöuog (Brauch), also, wie mit dem logischen
Uehler der Äquivokation geschlossen wird, das Werk" eines ro/ioOh)]; (Gesetz-
.gebers ; im Folgenden ist auch von Gesetzgebern in der Mehrzahl die Rede),
der ebenso wie der Schöpfer anderer \\'erkzeuge der Sachkunde bedarf. Er maß
>das Ideal des Werkzeuges (das ideale Wort; zur Venvendung von sldo; und iösa
.389 b.e. 390 e vgl. Euthyphr. 6df., Menon 72 c, Gr. Hipp. 289 d und oben S. 2."30)''
üneinbilden in den Stoff (die Sprachelemente, Buchstaben und Silben), in Be-
.rücksichtigung der Sonderart des jeweilen zu erfüllenden Zweckes (der natur-
gemäßen Bezeichnung eines Dinges). Aus der Verschiedenheit des (Laut- und)
•Silbenmateriales ergibt sich dabei die Verschiedenheit der Sprachen (387 d bis
.390 a). Das Werturteil über die Leistung des Werkzeugbereiters steht dem sach-
verständigen Benutzer zu. auf dem Gebiete der Sprache demjenigen, der die
Kunst der Frage und Antwort — des dia/.iyea&ai — beherrscht, also dem dia-
Isy.iixö;. Er ist die beaufsichtigende Instanz für den sprachlichen Gesetzgeber
(390 b— e). Als Beleg für eine solche gesetzgeberische Tätigkeit erfolgt nun die
Zerlegung griechischer Nomina, die den Nachweis erbringen soll, daß bei ihrem
Aufbau die Erwägung des Wesens der zu benennenden Person oder Sache maß-
gebend gewesen sei (391 c ff.). Daß diese einen erheblichen Teil des Werkes
iüllenden Etymologien im ganzen als ein geistreiches, vielleicht persiflierendes
■Spiel aufzufassen sind, ergibt sich deutlieh aus der Ironie, mit welcher der sie
vortragende Sokrates diese „Weisheit" behandelt, die er von Euthyphron über-
kommen haben will und ausdrücklich als problematisch und revisionsbedürftig
bezeichnet (396 d f. 399 a. 428 a u. ö.). Die "Wortzerglieder uug führt schließlich
.auf Primwörter, die eine weitere Zerlegung nicht zulassen. Bei diesen ist die
lautliche Nachahmung des Wesens — nicht etwa der Stimme oder des Klanges
— der zu benennenden Dinge das Schaffensprinzip des Namengebers und das
Kriterium seines Beurteilers. Auch hier betont Sokrates das Zweifelhafte seiner
Erklärungen im einzelnen, so wenn er den sprachlichen Gesetzgeber durch das
mit vibrierender Zunge hervorgebrachte q in Wörtern wie onr, ooi), toöuo; u. a.
-die Bewegung, durch < das Feine imd Durchdringende, durch /. das Glatte und
Oleitende bezeichnen läßt u. dgl. (422a-427d).
Nach diesen prinzipiellen Feststellungen beginnt 428 d ein neuer Hauptteil
des Dialoges, der von der Frage nach richtiger und falscher Sprach-
schöpfung seinen Ausgang nimmt. Hier gilt es zunächst die Abweisung einer
verbreiteten Theorie, nach der es unmöglich ist Unwahres zu sagen, und also
auch unmöglich Dinge falsch zu benennen. Wir kennen bereits Antisthenes als
Anhänger dieser Lehre (s. o. S. 177. 266), und die Annahme, daß Piaton ihn im
Auge gehabt habe, findet darin eine Stütze, daß er in einem späteren Abschnitte
des Gespräches mit Wahrscheinlichkeit berücksichtigt ist. Die Widerlegung ge-
schieht durch einen Analogiebeweis: Avenn man auf dem Gebiete der Gesichts-
wahrnehmung den Dingen nicht entsprechende graphische Abbilder zuteilen,
■d. h. (fälschlicherweise; für ihnen entsprechend erklären kann, muß das Gleiche
§ 40. Piatons Schriften: Kratyloa. 273
tmch auf dem Gebiete der Gehürswahrnehmung für lautliche Abbilder gelten.
Es gibt also gute und schlechte, richtige und falsche Sprachschöpfung. Ein
irrationaler Rest wird freilich bei jeder Nachbildung bleiben. Volle Identität
"\vürde nicht ein Bild, sondern eine Verdoppelung des abzubildenden Gegen-
standes bedeuten. Solange also in dem Lautbilde das Grundgepräge der Sache
gewahrt ist. darf man ihm den Charakter einer Benennung dieser Sache nicht
absprechen — abweichend von der bei mathematischen Größen nötigen Genauig-
keit (428d— 432ei.
Wenn wir uns nun mittelst eines Wortes trotz seiner nur teilweisen Sach-
gemäßheit verständigen können, so beruht dies auf Gewohnheit und Konvention.
In Wirklichkeit tritt sogar die Sachgemäßheit hinter der Konvention
an Bedeutung zurück, so daß in gewissem Maße Hermogenes Recht
behält, sowenig auch seine Auffassung von einer völlig freien, an
Sachgemäßheit in keiner Weise gebundenen Konvention als
Prinzip der Sprachrichtigkeit zu billigen ist (435 c, vgl. 433 e.
384 d).
An diese Ausführungen schließt sich die Frage nach dem Werte der
Sprache als Mittel zur Erkenntnis der Dinge. Kratylos behauptet
(435 d): Wer die Namen weiß, der weiß auch die Dinge. Nun ist von Antisthenes,
der nach Diog. Laert. 6, 17 ein Werk Uegl Tiuiöeiag y orotinTcor schrieb, durch
Epiktet Diatr. \, 17, 12 der Satz überliefert: Anfang der Bildung ist die Betrachtung
der Worte. Die Vermutung liegt also nahe, daß er sich in jenem Werke in
ähnlicher Weise wie es hier von Kratylos geschieht, über die Sprache als Er-
kenntnismittel geäußert habe und Piaton auf ihn abziele. Die These wird mit
vier Argumenten bekämpft: 1. Der sprachliche Gesetzgeber gab die Namen nach
seiner Auffassung der Dinge. Diese Auffassung aber konnte unrichtig sein
r(436b). 2. Sein Werk ist widerspruchsvoll. Der heraklitischen Anschauung vom
Fluß der Dinge, die es im allgemeinen beherrscht, steht die Etymologie mancher
Wörter entgegen. Bezeichnungen bester Dinge fallen, etymologisch zergliedert,
mit den Namen schlechtester zusammen, schlechte Dinge erscheinen nach ihrer
Etymologie als gut (436 e ff.). 3. Wenn die Namen die Kenntnis der Dinge ver-
mitteln, wie erkannte der Sprachgesetzgeber die Dinge, da doch noch keine
Namen vorhanden waren? (437 e ff.). 4. Auch unter der Voraussetzung richtiger
Namengebung ist es der sicherere Weg, die Dinge unmittelbar durch sich selbst
und nicht durch ihre Abbilder zu erkennen (439 a).
Als Anhang zu diesem Abschnitte erfolgt eine Polemik gegen den
Heraklitismus, von dem hier (439c) wie mehrfach im Vorhergehenden (411c.
436 e; vgl. 401 d. 402 b) angenommen wird, daß in seinem Sinne die Sprach-
schöpfer, indem sie den in ihren Köpfen vorhandenen Fluß der Dinge auf die
Wirklichkeit übertrugen, die Namengebung vollzogen hätten. Diese Polemik ist
insofern besonders interessant, als sie ihren Ausgang nimmt von einem
.Schönen und Guten als absoluten Qualitäten (uvzö y.albv y.al dya&ov
439 d) — im Gegensatze zu einem schönen Gesicht u. dgl. — Diese absoluten
Qualitäten sind etwas Beharrliches (das Schöne in diesem Sinne kann nie nicht-
schön, das Gute nie nichtgut werden), und bieten so den festen Punkt, um die
Behauptung fortwährender Veränderung zurückzuweisen, durch die, wie 439 e ff.
ausgeführt ist, auch jede Erkenntnis ausgeschlossen wäre. Denn das Erkennen
setzt eine während des Erkenntnisaktes beharrende Qualität des Objektes voraus,
und die Erkenntnis selbst würde, wenn alles sich verändert, ihr Wesen als Er-
kenntnis aufgeben und, insofern sie dies fortwährend täte, fortwährend nicht Er-
kenntnis sein.
Ueberweg, GrundriQ f. 18
274 § ^0- Piatons Schriften: Kratylos. Menexenos,
Diese Erschütterung des Heraklitisnuis durch den Hinweis auf das avio
xidov xai dyadov wird 439 c ein Traum des Sokrates genannt, und es bleibt nach
440 c d eine schwierige Entscheidung, ob der von Sokrates eingenommene Stand-
punkt oder die heraklitische Lehre das Richtige sei. Nichts deutet mit Sicher-
heit darauf hin, daß man unter dem avz6 xa/.6v hier etwas anderes zu verstehen
habe, als unter avxo z6 xa'/.öv im Großen Hippias 289 c und als slöog und Ibea
in den früheren Dialogen und im Kratylos selbst. Eine greifbare Hindeutung
auf eine Yerdinglichung oder Hypostasierung des Begriffes ist nicht vorhanden.
Aber zweifellos führt uns jener Traum des Sokrates zum Ausgangspunkt neuer
wichtiger Gedankengänge und eröffnet einen Ausblick auf die weitere Entwick-
lung der Lehre von den IMm, wie sie uns in den Schriften der nächsten Periode
entgegentreten wird.
Fassen wir zusammen, so läßt sich Folgendes als Piatons sprachphilosophische
Ansicht bezeichnen. Die Sprache beruht auf Konvention und Brauch
(der durch Paralogismus [s. oben S. 272] erschlossene Spraehgesetzgeber ist nur
eine Personifikation des Brauches und kommt für Piatons wirkliche Meinung
nur insoweit in Betracht, als die ideale Sprachschöpfung das Werk eines sach-
kundigen, vom Dialektiker geleiteten Bildners sein müßte). Die sprach-
bildende Konvention ist aber nicht Sache ungebundener Willkür.
Es gibt vielmehr richtige und unrichtige Sprachschöpfung, je nach-
dem die Primwörter in Nachahmung der Dinge gebildet und die abgeleiteten
Wörter aus ihnen in sachentsprechender Weise zusammengesetzt sind oder nicht.
Die ideale Sprache wäre also, insofern die natürliche Beschaffen-
heit der Dinge ihre Bildung bestimmte, zugleich Erzeugnis der
Natur. Die tatsächliche Sprachbildung ist von Heraklitisnius beherrscht: sie
verfährt so, als ob die Dinge in beständigem Flusse wären, und entbehrt in ihrer
Namengebung einer beharrlich durchgeführten Norm und Konsequenz.
An den Schluß der Werke dieser Periode stellen wir ein Parergon, das
zwar philosophisch ohne tiefere Bedeutung, aber doch für Piatons Stellung zur
Rhetorik und zur athenischen Geschichte und Politik, vor allem aber für seine
schriftstellerische Eigenart von Interesse ist. Im
Menexenos überrascht uns der Verfasser des Gorgias mit einer nach allen
Regeln und mit allen Mitteln der Prunkrhetorik komponierten Grabrede auf im
Kriege gefallene Athener. Daß hier ein naiynov vorliegt mit satirischer Be-
ziehung auf die üblichen Epitaphien und ihre billige Kunst, Athen und athe-
nisches Wesen vor Athenern überzeugend zu loben, geht zur Genüge schon aus
dem Einleitungsgespräche zwischen Sokrates und Menexenos hervor und wurde
bereits im Altertum empfunden, wenn man in dem Werke eine Polemik gegen
Thukydides (2, 35 ff.) erkannte iProlegom. in Plat. philos. [Plato ed. Hermann
VI 196 ff.] c. 22 S. 21(3, 31 ff.). Aber es wäre verfehlt, die satirische Absicht
einseitig zu betonen. Auch die Freude am eigenen stilistischen Können, an der
Herrschaft über 3Iittel und Methode einer wenn auch in den Augen des Philo-
sophen hohlen, so doch in formaler Hinsicht unverächtlichen Technik sprechen
ein Wort mit, wohl auch der Gedanke, den hochmütigen Rhetoren zu zeigen,
daß die Bekämpfung ihrer Kunst nicht in dem Bewußtsein der Unfähigkeit, es
ihnen gleichzutun, ihren Ursprung hat. So darf man denn auch nicht Satz für
Satz eine ironisierende oder karikierende Beziehung auf die herrschende Praxis
der Epitaphien erwarten. Eine solche war zum Teil schon durch den Gegenstand
ausgeschlossen. Wo es sich um das Lob der Gefallenen, um die Ermahnung
und Tröstung der Hinterbliebenen handelt, wäre jedes Vordrängen satirischer
Tendenz auch in einer fiktiven Grabrede eine geschmacklose Beleidigung heiligster
§ 40. Piatons Schriften: Menexenos. Die Schriften der reifen Mannesjahre. 275
Gefühle. So erfüllen denn auch diese Abschnitte trotz ihres unser Empfinden
befremdenden rhetorischen Aufputzes mit warmer Teilnahme. Wie weit im
übrigen die Satire nicht nur in der stark auftragenden Nachahmung rhetorischer
Gepflogenheit, sondern auch in einzelnen Wendungen und Behauptungen zu
finden ist, läßt sich mit Sicherheit nicht ausmachen. Preisende Ausführungen
über Athens Verfassung und Politik bildeten ohne Zweifel ein stehendes Kapitel
in diesen mit öffentlichen Vorgängen im engsten Zusammenhange stehenden
Leichenreden. In Piatons Munde (c. 8) werden sie ohne Aveiteres zum Sarkasmus,
der um so bitterer erscheint, wenn wir in diesem Zusammenhange einer Stelle
(238 d) begegnen, die uns fast wie ein Zitat aus der perikleischen Leichenrede
bei Thukydides (2, 37) berührt. Für diese und andere Beziehungen, auf die
näher einzugehen nicht dieses Ortes ist, verweise ich ebenso wie für die rheto-
rische Komposition der Rede auf Pohlenz, Aus Pl.e W^erdezeit S. 244 ff. 256 ff.,
der mir freUich im einzelnen namentlich hinsichtlich der Ausdeutung des Epi-
taphios als Kritik der auswärtigen Politik Athens zu weit zu gehen scheint. Für
Piatons Dogmatik ist der Dialog ohne Ertrag. Aus der populären Anschauung
heraus gesprochene Sätze (wie 24Gef. .Täöd le i.-iiairifi}] ht/..) dürfen selbstver-
ständlich nicht dogmatisch ausgemünzt werden. Auf einige Parallelen in
der Politeia. die allgemeinere Gedanken betreffen, hat Pohlenz S. 295 hin-
gewiesen.
Die auch heute noch nicht diirchweg aufgegebene Athetese des Mene-
xenos beruht auf Verkennung seiner satirischen Tendenz. Zudem wird seine
Echtheit durch aristotelische Zitate (Rhet. A 9, 1367 b 8 f., T 14, 1415 b 30 f.)
bestätigt. Über seine Abfassungszeit s. oben S. 217.
III. Die Schriften der reifen Mannesjahre.
.Symposion. Phaidon. Politeia. Phaidros.
Die Werke der vorigen Periode zeigten uns Piaton auf dem Wege zu einer
rieuen. aus sokratischen und vorsokratischen Elementen sich bildenden Welt-
anschauung. Der Gegensatz gegen seine Umgebung bestimmte ihn, den Kampf
bald hierhin bald dorthin zu tragen. So erfuhren wechselsweise die verschiedenen
Gedankenkomplexe Stärkung und tiefere Begründung. Aber es fehlte noch an
einer einheitlichen Zusammenfügung der mannigfachen Elemente. Auch in
Piatons reifsten Mannesjahren hat sich diese freilich nicht im Sinne einer nach
allen Seiten durchgreifenden und gleichbleibenden Systematisierung vollzogen.
Piaton ist ein Werdender gewesen sein Leben lang, und auch die Schriften dieser
Periode zeugen durch Schwankungen und Veränderungen in Grundlehren für
sein nie abgeschlossenes Ringen nach Erkenntnis. Aber eine VereinheitUchung
findet doch insofern statt, als die jetzt mit voller Klarheit ausgebildete Ideen-
lehre, d. h. die Setzung der Begriffe als selbständiger, von der Erscheinungs-
welt getrennter und ihr übergeordneter Substanzen, in das Zentrum der An-
schauungen Piatons tritt, und nach ihr sein Denken innerhalb der verschiedenen
philosophischen Disziplinen sich orientiert. In der neuen Lehre findet neben
sokratischen und pythagoreischen Grundgedanken auch der noch im Kratylos
abgelehnte Heraklitismus als eine für das Gebiet der sinnlichen Welt berechtigte
Auffassung Raum (vgl. unten § 41). während eine Einwirkung des Eleatismus.
vielleicht durch Vermittlung megarischer Doktrin, in der Wesensbestimmung der
Ideenwelt zutage tritt. So sammelt sich Sokratisches und Vorsokratisches in der
Ideenlehre wie in einem Brennpunkte, um von hier auf Erkenntnistheorie, Meta-
physik, Psychologie, Ethik. Politik und Ästhetik auszustrahlen. Natürlich er-
18*
07(5 ^ ^0. Flatons Schriften: r>ie Schriften der reifen Mannesjahre. Symposion.
geben sich aus dieser Vereinigung, auch abgesehen von der veränderten Stellung
zum Heraklitisrauä, Umgestaltungen früherer Philo=opheme. Sie im einzelnen
kenntlich zu machen bleibt der Besprechung der in diese Periode fallenden
Dialoge vorbehalten.
Das Neue, das diese Phase platonischer Philosophie charakterisiert, ließe
sich iüs Ergebnis einer rein innerlich vollzogenen Weiterentwicklung begreifen.
Gewiß wirkten aber auch hier äußere Vorgänge unterstützend und fördernd ein.
Piatons erste Eeise nach dem Westen war geeignet, in doppelter Weise einen
Einfluß zu üben. Der Aufenthalt an alten Stammsitzen pythagoreischen Lebens
und Lehrens mochte die in dem Philosophen schon vorher wirksamen pythago-
reischen Vorstellungen verstärken und vertiefen. Der 'Harmoniegedanke gewinnt
in dieser Periode für Psychologie. Ethik und Politik an Gewicht. Die An-
schauungen von Präexistenz und Unsterblichkeit und die dualistische Auffassimg
des Verhältnisses zwischen Leib und Seele stehen zur Ideenlehre in engster Be-
ziehung und finden auch unmittelbar, namentlich im Phaidon. ihren Ausdruck.
Auch Piatons politisches Denken konnte im Pythagoreerkreise neu befruchtet
und zur Ausgestaltung eines Staatsideales angeregt werden. Ferner mochte aber
auch dem Besuche von Syrakus in letzterer Hinsicht Bedeutung zukommen. Es
konnte kaum fehlen, daß das lebhafte politische Interesse des Atheners sich der
fremdartigen Welt des Tyrannenstaates bemächtigte, um daraus für die Aus-
bildung der eigenen Anschauung Folgerungen zu ziehen. Dabei war sicherhch
der Verkehr mit dem in die sLzilischen Verhältnisse eingeweihten und für Piatons
Gedanken empfänglichen Dion von Belang (vgl. auch Epist. 7, 326bff. i.
Dem Inhalte der Dialoge dieser Epoche, die Piaton auf dem Höhepunkt
seiner Entwicklung zeigen, entspricht auch ihre vollendete künstlerische Form,
der sie es mit zu danken haben, daß sie ihren Platz unter den gefeiertsten
Werken der Weltliteratur behaupten. Die Politeia nähert sich allerdings in ihrer
DarsteUungsform denjenigen unter den Alterswerken, in denen der Dialog nur
noch die äußerliche Einkleidung eines zusammenhängenden Lehrvortrags büdet.
Das ist aber durch die gewaltige Fülle des Stoffes bedingt, der schon um der
Übersicht und des Verständnisses willen die Vorführung in strafferer dogma-
tischer Form erheischte. Dabei hat jedoch der Verfasser nicht nur. im Gegensatz
zu den Altersdialogen, im einzelnen, wie in der Heranziehung von Beispielen.
Vergleichungen, Gleichnissen und Analogien, eine unübertroffene Pracht der Dar-
stellung entfaltet, sondern sich auch in der schwierigen Gesamtordnimg des
Stoffes mit glücklichstem Erfolge von künstlerischen Eücksichten leiten lassen.
Dag^en zeigt der Phaidros in der Disposition einen ^langel. macht ihn aber
durch den hohen poetischen Schwung wieder wett, der einen Teil des Werkes
durchzieht. Inhalt imd Form in Einklang zu bringen ist dem Schriftsteller wohl
nirgends besser gelungen als im
Sjpnposion. Die Weihe des Gegenstandes, einer aur den Eros gegründeten,
in der Erkenntnis der Idee des Schönen gipfelnden ästhetisch-ethischen Welt;
anschauung. verbreitet sich in wundervoller Weise auch über die Darstellung.
Für diese ist eine eigenartige Form gewählt. .Sechs Teilnehmer eines Symposions
unterziehen sich in je einer Rede der vereinbarten Aufgabe, den Liebesgott zu
preisen. Jede dieser Eeden dient zur Charakterisierung des Redners und be-
leuchtet zugleich den Gegenstand von einer seiner Seiten. Die entscheidende
l^ösung des Erosproblems liegt in der zuletzt ergehenden Rede des Sokrates
(.198 a ff.). Der Eros, so etwa führt er aus. verlangt nach dem Schönen, also
besitzt er es noch nicht und ebensoweiüg. Lnsoiern das Gute schön ist, das Gute.
Er ist aber deshalb nicht häßüch und schlecht, sondern steht — als Dämon,
§ 4'). PhUoiis Schriften: Symposion. 277
nicht Gott — zwischen schim und häßlich, gut imd schlecht in der Mitte. Die
gleiche Mittelstellung eignet ihm zwischen Weisheit und Unweisheit. Er ist der
nach Weisheit Strebende, der ,, Philosoph". Weder die Weisen philosophieren —
denn sie sind schon am Ziele — , noch die ünweisen — denn diese sind sich
ihres Mangels nicht bewußt (204 a b). Auf die Berührung dieser Ausführungen
mit einer Stelle des Lysis wurde schon oben S. 252 f. hingewiesen. Sie bieten
zugleich die im Lysis vertagte Lösung des Zugehörigkeitsproblems: das Gute ist
als Gegenstand des Begehrens das Zugehörige des weder Guten noch Schlechten.
Der Gedanke findet jetzt im Zusammenhange der Eroslehre seine volle Aus-
wertung. In dieser erhält nun auch ein wesentlicher erkennvnistheoretiseher Satz
des Menon seine Stelle. Der zwischen Weisheit und Unweisheit in der i\Iitte
Stehende hat die richtige Vorstellung (Men. 85 c. 98 a, o. S. 263 f.), die im
Gegensatze zum Wissen der (Kenntnis der Ursache und damit der) Fähigkeit zur
Rechenschaftsablegung und Beginindung ejitbehrt (202 a).
Als Verlangen nach dem Guten ist der Eros Verlangen nach Glückseligkeit
als dem das letzte Ziel alles Strebens darstellenden Gute, und zwar Verlangen
nach Glückseligkeit schlechthin. Der Gebrauch gibt aber dem Worte Eros eine
engere Bedeutung. Darnach ist der Eros ein Verlangen nach Glückseligkeit, das
auf einem bestimmten Wege zum Ziele strebt, nämlich durch Zeugung im
Schönen auf körperlichem Avie auf seelischem Gebiete (206 b). Als Verlangen
nach dem Guten will der Eros (uneingeschränkten, also auch) immerwährenden
Besitz des Guten. Dieser ist dem Individuum als solchem wegen der Endlichkeit
seines Lebens versagt. Einen Ersatz bietet die Fortdauer des Geschlechtes. Sie
wird herbeigeführt durch die Zeugung, die, insofern sie dem Unsterblichen, also
Göttlichen, dient, nur im Schönen als dem zum Göttlichen allein Fassenden
stattfinden kann (206 a ff.). Eine Form dieses Unsterblichkeitsverlangens ist die
Bemühung um Nachruhm (208 c f.). Die leiblich Zeugungslustigen wenden sich
den Frauen zu und erhoffen aus Kindererzeugung Unsterblichkeit, bleibendes
Gedächtnis und Glückseligkeit. Auf seelischem Gebiete entsprechen den Kindern
als Zeugungsprodukte Einsicht und sonstige Tugend. Der größte und schönste
Teil der Einsicht gilt der Verwaltung der Staaten und Hauswesen und heißt
Besonnenheit und Gerechtigkeit (209 a; darnach wohl Xen. Mem. 4, 1, 2). Wen
es zu solcher Zeugung treibt, der geht umher und sucht das Schöne, worin er
zeugen kann. Die schönen Leiber begrüßt er freudiger als die häßlichen, und
wenn er in einem solchen Leibe eine schöne, edle und wohlgestaltete Seele trifft,
senkt er in sie als Zeugungsstoff Reden über Mannestugend und Mannesstreben
und sucht sie so zu bilden. Das Erzeugte wird von beiden Teilen aufgezogen
und stiftet zwischen ihnen eine weit größere Gemeinschaft und festere Freund-
schaft, als es leibliche Kinder zwischen ihren Eltern tun. Beispiele solcher
geistigen Väter sind Homer und Hesiod, Lykurg und Solon (209 b— e). Wer
sich nun der richtigen Erotik befleißigt, wird folgenden Stufengang einhalten
(210 a ff.). Er wird als Jüngling schönen Leibern nachgehen, und zwar zunächst
einem einzigen, um hier schöne Reden zu säen, dann, in der Erkenntnis, daß die
Schönheit des einen Leibes derjenigen der anderen verschwistert ist, allen. Als-
dann wird er seelische Schönheit höher zu schätzen lernen als leibliche, so daß
ihn bei einem seelisch Tüchtigen schon geringe körperliche Blüte zum geistigen
Zeugungswerke reizt. Diese Bildungstätigkeit nötigt ihn, das Schöne in den
Bestrebungen und Gesetzen und — auf einer weiteren Stufe — in den Wissen«
schaffen zu schauen, womit .sich ihm ein weites Meer des Schönen eröffnet. Schließe
lieh gelangt er zu einer höchsten W^issenschaft, der Wissenschaft von einem
Schönen, das immer ist, nicht entsteht und vergeht, nicht größer
278 § ^0- Plivtons Schriften: Symposion.
und kleiner wird, das ferner nicht nur in gewisser Weise, zu be-
stimmter Zeit und an bestimmtem Orte, in gewissem Verhältnis
und für gewisse Personen schön, sonst aber häßlich ist, einem
Schönen, das weder sinnlich vorstellbar, noch ein Gedanke oder
eine Wissenschaft ist, das in keinem andern, weder in einem Lebe-
wesen noch in der Erde noch im Himmel noch sonst in einem
Räume sich befindet, sondern als ein au und für sich Seiendes,
Einzigartiges ewig verharrt (uvro y.aß' avro ^isß^ avzov f^iovosibsg
(\si orl, und an dem alles Andere in der Weise teil hat (fisTsysi), daß sein
AVerden und Vergehen jenes ideal Schöne weder vermehrt noch vermindert, noch
sonst in irgendeiner Weise affiziert (210 e ff.). Alles einzelne Schöne steht zu
diesem göttlichen Schönen nur im Verhältnis des Bildes {8idoi/.ov) zur
Wirklichkeit, und nur der Hinblick auf dieses wirkliche Schöne vermag wirk-
liche Tugend und nicht ihre bloßen Abbilder zu schaffen (211 e f.).
Wir treffen hier die platonische Ideenlehre zunächst in ihrer Anwendung
auf die Idee des Schönen. Den weiteren Ausbau dieser Lehre werden uns die
folgenden Dialoge kennen lehren, aber ihre Darstellung im Symposion nötigt,
schon jetzt auf ihre Bedeutung einzugehen. Nehmen wir die Idee des Schönen
nach ihrer hier vorliegenden Charakteristik als Beisjjiel für die Idee überhaupt,
so ist diese die übersinnliche, einheitliche und jeder Abhängigkeit und Ver-
änderung entrückte Wesenheit, der die ,,an ihr teilhabenden" oder sie ,, verbild-
lichenden" vielen Einzeldinge verdanken, daß sie das sind, was sie sind. Sie ist
mit anderen Worten der verdinglichte, zur Substantialität erhobene (hypostasierte)
Begriff, aufgefaßt als Wesensquelle der unter ihm subsumierten Einzeldinge,
seinerseits aber selbständig und in seiner Existenz von den Einzeldingen in
keinerlei Weise beeinflußt. Aus der logischen Bedeutung der löm, wie wir sie in
Piatons früheren Dialogen antrafen, hat sich die ontologische (metaphysische)
entwickelt.
Die hier vorgetragene Auffassung der Ideenlehre ist die durch den Wort-
laut der platonischen Darstellung im Symposion und den nächstfolgenden Dia-
logen gebotene. Sie Avird durch Aristoteles, Metaph. A 6. 987 a 29 ff., M 4,
1078 b 9 ff. bestätigt und hat sich auch unter den neueren Platonerklärern als
die herrschende behauptet. Sie ist aber nicht unbestritten. Als ihre entschie-
densten Gegner erkennen Natorp in den S. 109* 110* verzeichneten Schriften
und die von ihm ausgegangene Marburger Schule der Ideenlehre keine meta-
physische, sondern lediglich logische Bedeutung zu. Nach Natorp sind die
Ideen „nicht Dinge, sondern Methoden" und damit ,, Grundlagen zur Erforschung
der Phänomene" (Pl.s Ideenlehre S. 215; vgl. S. 73). Die Idee besagt, „daß in
unwandelbarer Identität das Gesetz gelten muß durch alle Mannigfaltigkeit der
Fälle hindurch" (a. a. O. S. 132); sie hat ,, nichts andres zum wesentlichen Inhalt
als das. loü;ische Verfahren"' (a. a. O. S. 129). Wenn Piaton im Phaidros die
Idee als das wahrhaft Seiende bezeichnet, so soll damit „der Begriff von allem
Sinnlichen rein abgelöst, es soll die Denksetzung, rein nach dem darin gesetzten
Inhalt, ohne jede fremdartige Beimischung, im Gedanken festgehalten werden"
;^a. a. O. S. 70). Die „Teilhabe" des Einzelnen an der Idee besagt „das Ver-
hältnis des Falls zum Gesetz: daß er eben logisch sich ihm subsumiert" (a. a. O.
S. 151). Der Terminologie des Urbilds und Abbilds aber liegt die Meinung zu-
grunde: ,,der reine Begriff ist das Ursprüngliche, der empirische das Abgeleitete".
Die metaphysische Deutung der Ideen bei Aristoteles beruht nach Xatorp auf
Mißverständnis und hat ihrerseits wesentlich dazu beigetragen, die richtige logische
Deutung nicht aufkommen zu lassen,, und „erst die Wiedergeburt des Kantischen
§ 40. Piatons Schriften: Symposion. 279
Idealismus hat zugleich für den Idealismus Piatos volles Verständnis gezeitigt"
(a. a. 0. S. VI).
Eine Auseinandersetzung mit Natoqj an Hand der in Frage kommenden
Piatonstellen ist in dem hier verstatteten Räume selbstverständlich nicht möglich.
Es kann nur im allgemeinen gesagt werden, daß die Durchführung seiner These
nicht gelingt, ohne überall den platonischen Worten Gewalt anzutun und ihren
natürlichen und nächsthegenden Sinn durch kantische Gedanken zu ersetzen,
Mobei Piatons metaphorische Ausdrucksweise dafür verantwortlich gemacht wird,
daß sich seinem Texte der gewünschte Inhalt nicht ohne Zwang abgewinnen
läßt. Als Beispiel der Interpretationsweise Natorps mag hier seine Erklärung
der uns beschäftigenden Symposionstelle Platz finden. Darnach bedeutet das
Schöne die Gesetzesordnung, und es wird nun weiter argumentiert: ,, Vertritt aber
das Schöne durchweg das Gesetzliche, so bedeutet das eine Schöne notwendig
das Gesetz der Gesetzlichkeit selbst; also die letzte, zentrale Vereinigung aller
besondren Erkenntnisse im Urgesetze der Erkenntnis selbst, in ihrer reinen
Methodengrundlage" (a. a. O. S. 171).
Ein Hauptindiz gegen Natorps Deutung ist der Bericht des Aristoteles.
Natorp hat deswegen zwei Kapitel seines Buches dem Versuche gewidmet, die
Quellen der. wie er annimmt, irrigen Auffassung des Aristoteles aufzuspüren und
die Irrigkeit seiner Ideendeutung aus seinen eigenen Ausführungen zu erweisen.
Ich kann auch hier die Argumentation im einzelnen nicht verfolgen, sondern nur
zusammenfassend bemerken, daß mir trotz aller aufgeM'andten Mühe das Haupt-
bedenken nicht beseitigt scheint. Aristoteles hat zwanzig Jahre lang der plato-
nischen Schule angehört. Er müßte der denkbar unphilosophischste Kopf
gewesen sein, um den Meister gerade in seiner wichtigsten Lehre so durchaus
mißzuverstehen, wie es nach Natorps Ansicht der Fall war. Wenn irgendwo so
liegt bei Aristoteles die Entscheidung der Ideenfrage. Er vertritt uns die mit
den veröffentlichten Dialogen parallel gehende zweite Quelle für die Kenntnis der
Lehre Piatons, den mündlichen Unterricht. Dieser verdiente vor der schriftlichen
Lehrübermittelung den Vorzug, da er Mißverständnissen weniger ausgesetzt war.^)
Das geschriebene Wort ist, wie Piaton selbst im Phaidros ausführt, starr und
stumm, das gesprochene vermag Rede und Antwort zu stehen, und das gilt vom
Unterrichte der antiken Philosophenschule um so mehr, je größer hier die Rolle
war, die neben dem fortlaufenden Vortrage das Zwiegespräch spielte.
Letzten Endes ist der Grund der logischen Umdeutung der Ideenlehre die
■schon von Lotze (Logik "^ S. 513) geäußerte Empfindung eines „Widersinns" in der
Behauptung, den Ideen komme ein von den Dingen abgesondertes und doch dem
Sein der Dinge ähnliches Dasein zu. Zur Entscheidung darüber, wie weit ein
solcher ,, Widersinn" im vierten Jahrhundert vor Chr. möglich war, ist aber gewiß
Aristoteles eine gewichtigere Instanz als das um zwei Jahrtausende von der
Antike getrennte Empfinden moderner Philosophen. Das Emporwachsen der
Ideenlehre aus herakliti sehen, parmenideischen und sokratischen Lehrelementen
Avird uns später (§ 41) beschäftigen. Hier sei nur noch auf Eines hingewiesen.
Die Neigung, Abstraktes plastisch zu verkörpern, wurzelt tief im griechischen
"Wesen. Dieses Streben, das die griechische Mythologie und Dichtung so reizvoll
macht, war im Volke fort und fort lebendig. Man darf daran erinnern, daß
^) Es klingt paradox, ist aber vollkommen berechtigt, wenn W. W. Jaeger,
•Stud. z. Entstehungsgesch. d. Metaph. d. Arist. S. 140 behauptet, es sei ein
bloßer Notbehelf, wenn wir über Piatons Ideen lehre aus seinen Dialogen Aus-
3vunft schöpfen.
2g() § 40. Piatons Schriften: Symposion. Phaidon.
(gerade in Piatons Zeit) nach der Schlacht bei Leukas (375) Eirene durch
Stiftung eines Kultes aus der Sphäre vager Allegorie zum Hange einer Göttin
erhoben wurde und in Kephisodots Statue eine Verkörperung fand, daß ferner
Tyche in der nächstfolgenden Zeit mehr und mehr zu einer in scharfen persön-
lichen Umrissen erfaßten Gestalt geworden ist (vgl. Leop. Schmidt, Ethik d. alten
Griechen I S. 56). Diese Ader der Vergegenständlichung des Abstrakten mußte
in Piaton doppelt lebhaft schlagen. Denn er hat bis in seine reifsten Jahre nie
aufgehört als Dichter zu empfinden und zu gestalten. Unsinnliche begriffUche
Verhältnisse setzen sich ihm mit Leichtigkeit um in anschauliche mythische
Vorgänge. Diese Denkart mag das Ihrige beigetragen haben zur Hypostasierung
der Begriffe, so wenig diese auch als körperliche . Vergegenständlichung zu
denken ist.
Mit der Aufrechterhaltung des ontologischen Sinnes der Ideenlehre soll
selbstverständlich nicht gesagt sein, daß diese Lehre nicht auch eine logiseh-
erkenntnistheoretisch bedeutsame Seite habe. In der Politeia wird sich zeigen,
daß Piaton seine Hauptlehre für alle Gebiete philosophischer Reflexion fruchtbar
zu machen suchte, und bei den Altersdialogen wird sich ergeben, daß hier die
logische Seite der metaphysischen gegenüber in den Vordergrund tritt.*)
Bei der Erotik des Symposions, als deren Verkörperung in der den SchlulJ
des Werkes bildenden Alkibiadesszene (212 c ff.) Sokrates erscheint, handelt es-
sich um ein Verhältnis von Mann zu Mann. Das sinnliche Moment in diesem
Verhältnis wird keineswegs von Hause aus verworfen, sondern es bildet den Aus-
gangspunkt zu einer rein geistigen Beziehung, in der es sich verklärt. So wenig
wie zwischen Sinnlichkeit und Sittlichkeit besteht ein Gegensatz zwischen Er-
scheinungs- und Ideenwelt. Jene hat Teil an dieser. Ist sie auch nur ihr Ab-
bild, so steht sie doch als solches mit ihr in Gemeinschaft. Das Sinnliche und
das Gefallen au ihm ist die Basis für den Aufstieg zur höchsten Idealität. Durch
diese Wertung des Sinnlichen ist das Symposion das Evangelium der griechischen
ästhetischen Weltanschauung. Was der Dichter Piaton empfindet, hat hier in
einer philosophischen Theorie konkrete Gestalt gewonnen. Die höchste Aufgabe
ist, das ideal Schöne in seinen Wirkungen in der uns umgebenden Welt zu er-
kennen und zu fördern. So breitet sich der Geist freudigster Lebens-
bejahung wie über dem ganzen Symposion so insbesondere über der Sokrates
geüehenen Erosdoktrin aus.
Aber es ließ sich an der Ideenlehre auch eine andere Seite hervorkehren.
Ist die Erscheinungswelt auch ein Abbild der Ideenwelt, so ist sie doch eben
nur ein Abbild. Urbild und Abbild trennt eine nie zu überbrückende Kluft.
Statt der positiven Beziehung zwischen den zwei Welten rückt die negative in
den Vordergrund, und so ergibt sich zwischen beiden ein Dualismus, dem der
Gegensatz zwischen dem der Sinnen weit angehörigen Körper und dem der Idee
zugewandten Geiste zur Seite tritt. Für das praktische Verhalten folgt daraus
die Forderung, der Sinnlichkeit abzusterben und aus dieser Welt in die jenseitige
zu flüchten. An Stelle der Lebensbejahung tritt die Lebensverneinung.
Kommt die erstere beim Gelage des Symposions zum Ausdruck, so durchzieht
die letztere das Gespräch in Sokrates' Todesstunde, das der
Phaidon uns vorführt. Selbstverständlich stehen beide Auffassungen
nicht derart zueinander im Gegensatze, daß zwischen Symposion und Phaidon
^) Das Verhältnis der metaphysischen und der logischen Seite behandelt
unter einem neuen Gesichtspunkte Jul. Stenzel. Literar. Form u. phtilos.. Gehalt
des piaton. Dialogs. Jahresb. d. Schles. Ges. f. vaterl. Cultur, 1916.
§ 40. Piatons Schriften: Phaidon. 281
eine Wandhuig in Piatons Überzeugung anzusetzen wäre. Es handelt sich viel-
mehr nur "na zwei verschiedene Seiten der gleichen Ideenlehre, von denen je
nach Stimmung und dogmatischem Ziel die eine oder die andere in schärferes
Licht gerückt werden konnte. Im Phaidon bildet Sokrates' getrostes Verhalten
dem nahen Tode gegenüber den Ausgangspunkt. Des Philosophen Trachten, so
wird dieses Verhalten erklärt, gilt dem Tode, nicht durch Selbstmord, der als
rechtswidrige Schädigung der von den Göttern gehüteten Menschenherde ((52 b,
vgl. Herakl. frg. 11, Diels Vorsokr. 12 B 11) verurteilt wird (vgl. Philolaos fr. 15,
Diels Vorsokr, 32 B 15), sondern dadurch, daß seine Seele sich von dem Körper
loslöst, der durch seine Lüste imd durch die täuschende Un Vollkommenheit der
Sinneswahrnehmung der Wahrheitserkenntnis im Wege steht. Völlig dieses
Hindernisses entledigt wird die Seele erst im Tode. Aber besteht denn, wie es
dabei vorausgesetzt wird, die Seele nach dem Aufhören des Erdenlebens fort?
So ergibt sich die Xot wendigkeit von Beweisen ihrer Unsterblichkeit, deren
in unserm Dialoge drei ausgeführt werden. Sie stehen alle in engstem Zusammen-
hange mit der Ideenlehre, so jedoch, daß auch vorsokratische Anschauungen, und
zwar nicht nur mittelbar durch ihi'e Beteiligung an der Ideenlehre, Verwertung
finden. Dies gilt sogleich von dem ersten Beweise (70c ff.). Er knüpft an
an die pythagoreische Seelenwanderungslehre und stützt diese durch die an
Heraklit sich anschließende Behauptung, daß alles aus seinem Gegenteile ent-
stehe, also auch das Lebende aus dem Toten, wie das Tote aus dem Lebenden,
woraus (72 a) gefolgert wird, daß die Seelen der Toten an einem Orte existieren,
von dem aus sie wieder ins Leben treten. Fände nicht dieser Wechsel statt, voll-
zöge sich einseitig nur der Übergang vom Leben zum Tode, so würde schließlich
alles Leben erlöschen (72 a ff.). — Kritisch ist hier zu bemerken, daß die These,
alles entstehe aus seinem Gegenteile, nicht haltbar ist (Gesundes braucht nicht
aus Krankem, Gerades nicht aus Krummem zu entstehen), und daß das aus der
Unmöglichkeit des einseitigen Übergangs vom Leben zum Tode hergeleitete
Argument die noch nicht bewiesene Einheitlichkeit der Seele voraussetzt. Denn
eine zusammengesetzte Seele kann sich in ihre Bestandteile auflösen und damit
für immer aufhören zu existieren, ihre Bestandteile aber in Zusammenfügung
mit denen anderer Seelen zur Schöpfung eines neuen Lebendigen verwendet
werden. — Zur Stütze dieses heraklitisierenden Gedankens wird nun die uns aus
dem Menon (s. oben S. 263) bekannte Anamnesislehre herangezogen, die jetzt —
bezeichnend für den Fortschritt in Piatons dogmatischer Entwicklung — mit
aller Entschiedenheit in den Dienst der Ideenlehre tritt. Wir besitzen, so wird
(74 a ff.) an einem Beispiele demonstriert, das Wissen von einer absoluten Gleich-
heit, die von aller durch die Erfahrung gebotenen immer nur unvollkommenen
und relativen Gleichheit verschieden ist. Dieser Besitz führt auf eine Präexistenz
der Seele, aus der die in Frage stehende Fortdauer nach dem Tode zwar noch
nicht unmittelbar gefolgert werden kann — für diese wird 77 c auf den Satz von
der Entstehung des Lebenden aus dem Toten zurückverwiesen — , die aber doch
auch für die Annahme einer Postexistenz insofern von Belang ist, als durch sie
die Möglichkeit eines körperlosen Daseins der Seele erwiesen wird. So schließen
sich die beiden Argumente, das heraklitisierende und das der Anamnesislehre
entnommene, im letzten Grunde pythagoreische, zu einem Beweise zusammen.
— Xicht ganz so deutlich klingen vorsokratische Motive in dem zweiten Be-
weise nach. Immerhin wird man zunächst an die die jüngeren Vorsokratiker
beherrschende Auffassung des Vergehens und der Veränderung als Sonderlings-
und Vereinigungsprozesse (s. oben S. 103 ff.) erinnert, Avenn 78 b ff. Folgendes
ausgeführt wird. In seine Teile auflösbar — und damit vergänglich — ist das
2j^o § 40. Piatons Schriften: Phaidon.
Zusaniniengesetzte, unauflösbar — und damit unvergänglich — ist das Einheit-
liche. Einheitlich ist, was sich immer gleich verhält, die Ideenwelt, zusammen-
gesetzt das Veränderliche, die Erscheinungswelt. Letztere ist sinnlich wahr-
nehmbar, erstere nicht. Nach diesem Kriterium ist der Leib den Erscheinungs-
dingen, die Seele den Ideen ähnlicher und wesensverwandter. ^Vann ferner die
Seele sich im Wahrnehmungsakte der leihlichen Sinnesorgane bedient, wird sie
vom Leibe ins Reich des Veränderlichen gezogen und schwankt, da sie es mit
schwankenden Objekten zu tun hat. Wann sie sich hingegen in ihrer Betrachtung
ganz auf sich selbst stellt, wendet sie sich dem Reinen, Ewigen und Unveränder-
lichen zu und geht dem Objekte entsprechend sicheren Gang, woraus wieder ihre
Verwandtschaft mit diesem Reiche folgt (man erinnert sich hier des in der Vor-
sokratik [s. oben S. 99. 108] aufgestellten Grundsatzes, daß Gleichartiges durch
Gleichartiges erkannt werde). Auf die gleiche Beziehung der Seele zum Gött-
lichen, des Leibes zum Sterblichen führt endlich auch die Tatsache, daß von
Natur die Seele zum Herrschen, der Leib zum Dienen bestimmt ist. Widersteht
nun selbst der Leib nach dem Tode zu großen Teilen und unter Umständen fast
in seinem ganzen Bestände der Auflösung lange Zeit, so kann erst recht bei der
Seele von einer Vernichtung keine Rede sein (80 b ff.). — Ganz auf der Ideen-
lehre aufgebaut ist der dritte Beweis, dessen Grundlinien folgendermaßen
verlaufen (103 c ff.). Entgegengesetzte Ideen, wie das Warme und das Kalte,
schließen einander aus. Ebensowenig aber können Dinge, für die die Teilnahme
an einer gewissen Idee wesentlich ist, wie für den Schnee die Teilnahme am
Kalten, die dieser Idee entgegengesetzte, im vorliegenden Falle das Warme, in
sich aufnehmen, sondern müssen, naht sie sich ihnen, weichen oder zugrunde
gehen. So kann auch die Seele, für die als das Lebensprinzip (105 c, vgl. Politeia
3.^3 d. 445 ab, Kratyl. 399 d) die Teilnahme am Leben wesensbestimmend ist, den
Gegensatz des Lebens, den Tod, nicht in sich aufnehmen, muß also ein dßäraTov
sein — solange, müssen wir einschränkend hinzufügen, sie existiert. Piaton läßt
aber, gestützt auf die gangbare Bedeutung von ddürazog, seinen Sokrates durch
Äquivokation die absolute Unsterblichkeit folgern und die Disjunktion: weichen
oder zugrunde gehen, zugunsten ihres ersten Gliedes entscheiden.
Zwischen dem zweiten und dritten dieser Beweise erheben nun die Mit-
unterredner Simmias und Kebes, die in Theben mit dem Pythagoreer Philolaos
in Verkehr standen, zwei Einwände. Beide sind für die Beurteilung von
Piatons Stellung zum Pythagoreismus, und weiterhin für die Gesamtauffassung
des Phaidon von erheblicher Bedeutung. Der Phaidon ist mehr als jeder andere
platonische Dialog von orphisch-pythagoreischer Stimmung durchzogen. I)ie
Verwerfung des Leibes und das Todesstreben des Philosophen sind ganz im
Sinne der philolaischen Anschauung vom acoua als aäfia, und auf der andern
Seite wird für die Verurteilung des Selbstmordes ausdrückhch Philolaos als
Zeuge angeführt (61 d e). Die Lehre von der Seelenwanderung mit Übergang der
Seele auch in Tierleiber ist übernommen (81 b ff.), und hier wie in dem eschato-
logischen Mythus (107 c ff.) tritt in pythagoreischer Weise die ethisch-kathartisehe
Seite der Jenseitsvorstellungen stark hervor. Der Strenge pythagoreischer Ethik
jntspricht auch die völlige Preisgabe des im Protagoras herrschenden und im
Gorgias noch keineswegs überwundenen Hedonismus (68 b ff., vgl, oben S. 241 f.
und 261). Aber an einem Punkte trennen sich die Wege Piatons und zum
wenigsten eines Teiles der jüngeren Pythagoreer. Unter diesen erklärte jedenfalls
Philolaos die Seele für eine Harmonie (Diels Vorsokr. 32 A 23). Wie er sich
diese Harmonie dachte, ist nicht überliefert. In Kreisen, die ihm nahestanden,
fand der Satz, wohl unter Xachwirkizng der medizinischen Theorie des Alkmaion
§ 40. Piatons Schriften: Phaidou. 283
(s. oben S. 85),') die Auffassunj;-, daß die Seele die Harmonie in der Mischung
der den Körper konstituierenden Elemente des Warmen und Kalten, Trocknen
und Feuchten u. dgl. sei, und eine erhebliche Störung dieser Harmonie ihren
Untergang bedeute (86 bc). Von dieser Meinung aus, die 88 c f. den Beifall des
Pythagoreers Echekrates (Diels Vors. c. 40) findet, bekämpft Simmias den zweiten
sokratischen Beweis durch ein Analogieverfahren (85 e ff.). Auch bei der Leier,
so führt er aus. ist die Harmonie unsichtbar, unkörperlich und göttlich, die
Leier selbst und ihre Saiten körperlich, zusammengesetzt und dem Sterblichen
verwandt. Bleiben nun nach Zerstörung der Leier das zertrümmerte Holz und
die zerrissenen Saiten noch längere Zeit vor der Vernichtung durch Fäuhiis be-
wahrt, so müßte man nach Maßgabe der sokratischen Argumentation folgern, daß
erst recht die Harmonie fortbestehe. Die Widerlegung dieser Analogie durch
Sokrates gründet sich auf drei Argumente. Erstlich beweist das auch von Sim-
mias anerkannte Wesen des Lernens als Wiedererinneruug die Existenz der Seele
vor dem Leibe. Die Harmonie aber besteht nicht vor den Elementen, auf die
«ie sich erstreckt (91 e ff.). Zweitens gibt es hinsichtlich der Harmonie ein Mehr
•oder Weniger entsprechend der vollkommneren oder unvoUkoramneren Stimmung.
Die Seele aber kann nicht mehr oder weniger Seele sein. Wer sie gleichwohl
für Harmonie hält, muß von einer doppelten Seelenharmonie reden. Er muß
zunächst die Seele für Harmonie erklären in dem in Rede stehenden physischen
Sinne als Ergebnis der richtigen Mischung der körperlichen Elemente. r)anel)en
gibt es aber eine Seelenharmonie im Sinne der richtigen moralischen Be-
schaffenheit der Seele (vgl. Gorg. 503 d ff., oben S. 259 f.). Bei der guten Seele
bestehen also die physische und die moralische Harmonie, bei der schlechten nur
•die physische, bei ersterer also ein Mehr, bei letzterer ein Weniger an Harmonie,
im Widerspruche mit der vorherigen Feststellung, daß es bei der Seele kein
Mehr oder Weniger an Seele und also auch, ihr Wesen als Harmonie voraus-
gesetzt, kein Mehr oder Weniger an Harmonie gebe. Dieser Widerspruch ließe
sich nur in einer nach ethischen Grundvoraussetzungen unzulässigen Weise so
lösen, daß man den die Differenz zwischen dem Mehr und Weniger bedingenden
Unterschied der moralischen und der nnmoralischen Seele als nichtig und alle
Seelen als gleich gut betrachtete (93 a b ff.). Zu dieser Deduktion wäre kritisch
zu bemerken, daß die Annahme einer physischen und die einer moralischen
Seelenharmonie auf verschiedenen Vorstellungen beruhen und die beiden Har-
monien sich nicht schlechtweg addieren lassen. Sokrates selbst unterscheidet
^3 c die Harmonie, die die Seele hat (die moralische) von der Harmonie, die die
■Seele ist (der physischen).^) Wollte man [aber doch eine solche Addition der
physischen und der moralischen Seelenqualität zulassen, so wäre der zugrunde
gelegte Satz, daß keine Seele mehr oder weniger Seele sei als eine andere, eine
petitio principii. — Sokrates' drittes Gegenargument gründet sich auf den Wider-
streit zwischen der Seele und dem Leiblichen und die Führerschaft, die die Seele
dem Leiblichen gegenüber betätigt, während die Harmonie sich niemals im
Gegensatze zu den Elementen befindet, aus deren Zusammenwirken sie sich er-
gibt, und diese Elemente nicht beherrscht, sondern ihnen folgt. Die Bedeutung
dieses Argumentes für Piatons P.sychologie wird uns später bei Besprechung der
^) Auch andere Einflüsse kommen in Betracht. Vgl. Diels Vorsokr. 19 A 1
§ 29 (mit Diels' Anmerkung), 21 A 78 (Arist. 408 a 13), B 107. 109, und Burnet,
Earlv Greek philos.* § 149. S. 344.
'2) Vgl. dazu Arist. Pol. S 5, 1340 b 18 f. ^ (Diels Vorsokr. 45B 41): noXXoi
(jpaat TÜnf ooqojv ol fdv agiioviav stvac rrjr ii'vy^rjv, oi ö' eysiv dofioviar.
2S4 S 40. Piatons Schriften: Thaidon. Politeia II— X.
Politt'ia beschäftigen. — Im Gegensatze zu dem Einwände des Simmias geht das
gleichfalls gegen den zweiten sokratischen Beweis gerichtete Bedenken des Kebes
von der Voraussetzung der Superiorität der Seele aus. Auch hier dient eine
Analogie zur Verdeutlichung. Ein Weber schafft sich im Laufe seines Lebens
eine Anzahl Gewänder, die er nacheinander aufträgt. Er ist also dauerhafter als
das Gewand. Aber niemand Avird daraus den Schluß ziehen, daß er nun auch
sein Sterbegewand überdauern und, da dieses noch nicht verbraucht ist, sich
selbst erst recht heil an irgend einem Orte befinden müsse. So webt auch die
Seele während des Lebens ihr fort und fort der Vernichtung unterliegendes
(87 d e. 91 e, vgl. Symp. 207 d) Körpergewand immer neu (vgl. Herakl. fr. 67»,
Diels Vorsokr. 12 B 67 a), stirbt aber vor ihrem letzten Gewebe. Gesteht man
ihr aber auch nach pythagoreischer Seelenwanderungslehre den wechselnden Ein-
tritt in viele Leiber zu. so wird sie schließlich doch, durch die vielen Werde-
prozesse aufgerieben, vor dem letzten Leibe vergehen. Schon der Eingang in
einen menschlichen Leib war wie eine Krankheit der Anfang ihres Verderbens
(87a ff. 91 d. 95 cd). Der Widerlegung dieses Einwandes gilt der dritte der oben
skizzierten sokratischen Beweise. Ihm geht eine Erzählung voraus, Avie Sokrates
an der von ihm einstmals mit Eifer betriebenen Naturphilosophie irre geworden
sei und sich dazu gewendet habe, f rsache und Wesen der Dinge auf dem Wege
der Begriffs- und Ideenbetrachtung zu ergründen (96 äff.). Durch diesen Zu-
sammenhang erhält der dritte Beweis erst seine volle Beleuchtung. Piaton ver-
dankt sein Bestes neben Sokrates den Pythagoreern, deren altehrwürdige Tradition
verwandte Seiten seines eigenen Innern berührte. Aber der Pythagoreismus Avar
weit entfernt von einer befriedigenden philosophischen Begründung der religiösen
Anschauungen, die den Kern seines Wesens bildeten. So mußten sich namentlich
unter der EinAvirkung naturAvissenschaftlicher und medizinischer Lehren Wider-
sprüche und SchAvankungen ergeben. Simmias erteilt der mit dem pythago-
reischen Präexistenzglauben Hand in Hand gehenden Anamnesistheorie freudigste
Zustimmung und huldigt doch einer medizinischen Lehre, die ein körperloses
Dasein der Seele ausschließt. Kebes hält an dem L'ualismus von Leib und Seele
und der Überlegenheit der letzteren fest, läßt sich auch die Wanderung der Seele
gefallen, behauptet aber ihre Sterblichkeit und gibt damit gerade das Beste preis,
was aus den pythagoreischen .TenseitsvorsteUungen zur Befriedigung religiösen und
ethischen Verlangens zu gCAvinnen Avar, Aus dieser Wirrnis bietet nach Piaton
die Ideenlehre die einzige Rettung. Was sich in der Anamnesishypothese des
IMenon vorbereitete, gedeiht jetzt zur Vollendung. Der Pythagoreerglaube erhält
durch die Ideenlehi'e seine philosophische Festigung und Krönung und wird so
zu einer Macht in der Gedankenwelt auch außerhalb des engen pythagoreischen
Kreises. Damit erlegt Piaton zugleich den Dankeszoll für das, was er zur
Ausgestaltung seines eigenen Innern von Pythagoreern und Pythagoreismus
empfangen hat.
Während die Ideenlehre im Phaidon eine begrenzte psychologische Frage
lösen soll, ergreift sie in der
Politeia B. II— X (über B. I s. oben S. 246 ff.) das Gebiet der Politik
und gewinnt dadurch, entsprechend der alles beheiTschenden Stellung des Staate*
in der griechischen Anschauung, den Aveitesten Wirkungsbereich. Damit Avird die
Politeia, wie sie unter Piatons Werken mit Ausnahme der Xomoi das umfäng-
lichste ist, zugleich auch das inhaltsreichste und bietet außerhalb des engeren
Kreises der Staats- und Gesellschaftslehre auch für Erkenntnistheorie und
Wissenschaftslehre. Ontologie, Psychologie und Pädagogik, Ethik, Ästhetik die,
reichste, in knapper Darstellung schwer zu bewältigende Gedankenfülkv
§ 40. Piatons Schriften: Politeia II— X. ' 285
Zwar ist die Üiiontierung dieses großen Materials sehr einfach. In An-
knüpfung an die begriffsethische Untersuchung des I. Buches ist die Ge-
rechtigkeit als Grundfrage aller Politik das Leitmotiv. Gemäß der dort am
■Schlüsse erhobeneu Forderung sollen ihr Wesen und ihr Verhältnis zur
•Glückseligkeit untersucht werden, und zwar, wie die Aufgabe jetzt spezialisiert
wird, in der Weise, daß die verkannte und daher jeder äußeren Belohnung be-
raubte Gerechtigkeit der vollendeten, durch den Schein der Gerechtigkeit gedeckten
Ungerechtigkeit gegenübergestellt wird (360 e ff.). Aber Gesichtskreis und
Interessen des Verfassers haben 'sich inzwischen ungemein erweitert. Sollte nicht
-die Menge des dadurch andrängenden neuen Stoffes die durch die Grundfragen
gegebenen Richtlinien überdecken und die Lösung des Problems allzu lange
hintanhalten, so war eine wohlüberlegte Komposition vonnöten. Auch rein künst-
lerische Rücksichten wiesen in die gleiche Richtung. Der Dialog durfte nicht zu
-einer in gerader Linie Kapitel für Kapitel erledigenden Abhandlung werden.
Deshalb wurden zugunsten einer baldigen vorläufigen Beantwortung wenigstens
der ersten Hauptfrage nach dem Wesen der Gerechtigkeit Theoreme, die eine
.fiusführliche Behandlung erheischten, z. T. zunächst nur in kurzer Andeutung
vorgeführt, um später in breiterem Vortrage wiederaufgenommen zu werden,
z. T. gänzlich der späteren Erörterung vorbehalten. So ergaben sich auffallende
Eigentümlichkeiten der Disposition, wie namentlich die große BB. V — VII um-
fassende Digression, aus denen man mehrfach auf eine Änderung des Grund-
planes und eine sukzessive in verschiedenen Schichten erfolgte Abfassung des
Werkes geschlossen hat (s. d. Liter. S. 94* f.). Tatsächlich gibt weder die An-
ordnung des Stoffes, noch das im Zusammenhange damit herangezogene Ver-
hältnis zu Aristophanes' Ekklesiazusen (s. oben S. 222 f.) und zum platonischen
Timaios, noch auch sachliche oder sprachliche Differenzen zwischen den ver-
schiedenen Teilen der Schrift genügende Anhaltspunkte zur Feststellung ihrer
Entstehungsgeschichte, obwohl es bei einem so umfangreichen Werke von vorn-
herein nicht ausgeschlossen ist, daß es nicht in einem Zuge geschrieben und
seine jetzt vorhandene Anlage durch Aufnahme mehr oder weniger abgeschlossener
Entwürfe einzelner Teile mitbestimmt wurde, wie denn ja dem Gesamtwerke ein
Jugenddialog als erstes Buch einverleibt worden ist, oder nachträgliche Er-
weiterungen stattfanden (eine solche ist wahrscheinlich das Kapitel über die
raimetische Poesie 595 a ff. [vgl. 398 b]). — Für eine übersichtliche Darstellung
empfiehlt es sich, nicht den Windungen des Gespräches zu folgen, sondern die
Hauptlehren in strafferer Ordnung darzulegen.
Die Gerechtigkeit soll zunächst im Staate aufgesucht werden, der in seineu
größeren Verhältnissen sie leichter erkennen läßt als das Individuum (368 d ff.).
Zu diesem Zwecke erfolgt eine geschichtliche Erörterung über Entstehung
und Entwicklung des Staates, die unmerklich in die normative über die
richtige Staatsverfassung übergeht. Der letzte Grund für die Bildung des Staates
liegt nach 369 b ff. darin, daß die Menschen zur Befriedigung ihrer einfachsten
Lebensbedürfnisse sich gegenseitig unterstützen, unter Durchführung einer
Arbeitsteilung, die durch die verschiedene Beanlagung der Individuen wie durch
die Natur der beruflichen Verrichtungen erfordert wird. So besteht die ein-
fachste Staatsgemeinde aus vier oder fünf Menschen, von denen einer für Nahrung,
ein anderer für Wohnung, ein dritter für Kleidung usw. sorgt. Die mit der
Kultur wachsenden Ansprüche und die dadurch gebotene Ausdehnung des Staats-
gebietes führen zum Kriege mit Nachbarn und veranlassen die Bildung eines Krieger-
standes, aus dem durch Aussonderung der Besten der Stand der Staatsregenten
.hervorgeht. So teilt sich die Bevölkerung in drei berufliche Klassen: die Ge-
9^{'y § 40. Piatons Schriften: Politeia II— X.
werbtreibenden {yeiooyoi yeal (itj^novgyoi, als Erhalter der anderen Stände auch
litoOoöötai y.a'i looffd?), die Wächter schlechthin {:iüo:jo'/.fiiovrT£g, als Helfer der
Regenten auch fniy.ovooi) und die vollkommenen Wächter oder Re<^enten
{(fvXaxe? jiavTE/.Eig oder uoyovzfc:). Auch diese drei Stände sind durch das Prinzip
strengster Arbeitsteilung geschieden, deren Losung ist ra kuviov jioütieiv, die
Geschäfte des eigenen Berufes und nur diese vollziehen. Kriterium der Zu-
gehörigkeit zum einen oder zum andern Stande ist die natürliche Bean-
lagung i,.den zum Regentenamte Berufenen ist bei der Geburt Gold, den
Kriegern Silber, den Gewerbtreibenden Eisen und Kupfer beigemischt" 415 a).
Ihr entspricht der verschiedene Grad der durch die Erziehung gegebenen Aus-
bildung, hinsichtlich deren aber nur für den Krieger- und Regentenstand von
Piaton Bestimmungen getroffen werden. Beide Stände erhalten die in Griechen-
land übliche Ausbildung in Gymnastik und Musik (der letzteren in einem
weiteren Sinne, in welchem sie auch die Beschäftigung mit den ^Verken der
Dichtkunst umfaßt), die in ihrer Vereinigung die richtige Beschaffenheit der
Seele zum Ziele haben. Die Gymnastik allein botrieben veiToht, die Älusik ver-
weichlicht die Seele, ihre Verbindung erzeugt die erstrebenswerte harmonische
Verfassung. Der größte Bildungswert kommt dabei der Musik zu. die eine
Stimmung der Seele bewirkt, kraft deren sie das Gute und Schöne, wo es sich
immer bietet, erkennt und liebt (376 e ff. 410 c ff. 401 d ff.). Für die höchste,
den Regenten vorbehaltene Erziehung haben die beiden Disziplinen, auf die sich
die Ausbildung der Krieger beschränkt, nur propädeutischen Wert. Sie werden
ergänzt durch eine wissenschaftliche Bildung, die in einem geregelten, von der
Jugend bis in die reifsten .Jahre sich erstreckenden Kursus zunächst die mathe-
matischen Wissenschaften mit Einschluß der Astronomie und
Harmonik umfaßt und in der Wissenschaft von den Ideen, der Dia-
lektik, ihren Abschluß erreicht (521 c f f. 535 a ff .). Denn die Regenten sind
keine anderen als die allein mit der Wahrheitskenntnis ausgerüsteten Philo-
sophen (484 b ff . u. ö.). Wenn nicht die Philosophen Könige oder
die Könige Philosophen werden, ist kein Ende des Unheils im
staatlichen Leben und im menschlichen Dasein überhaupt (473 d).
Schon diese energisch formulierte Behauptung zeigt, was andere Stellen des
Werkes bestätigen, daß es sich in der Politeia nicht um eine „Utopie" handelt,
eine Staatskonstruktion, die der Ideale gestaltenden Phantasie Genüge leisten soll,
auf deren Verwirklichung es aber nicht ankommt, sondern daß der Philosoph
alles Ernstes von seinem Staate und nur von ihm das Wohl der Menschheit er-
wartet. Das Widerstreben der gewöhnlichen Meinung gegen die These vom
Philosophenkönigtum freilich und die relative Berechtigung dieses Widerstrebens,
sofern die Philosophen durch ihr Verweilen in der jenseitigen Welt die Fähigkeit
zur praktischen Leitung der Geschäfte des Diesseits einbüßen, werden von Piaton
keineswegs verkannt (s. besonders das Höhlengleichnis 51-1 äff.). Deshalb soll
der wissenschaftliche Kursus, um der Weltentfremdung der Philosophen vorzu-
beugen, durch eine vom 35. bis zum 50. Lebensjahre dauernde Tätigkeit in
Ämtern des Krieges und Friedens unterbrochen werden und erst darnach
seine Zöglinge die letzte Stufe zur Betrachtung der Idee des Guten empor-
führen, die sie, meistens mit der Philosophie beschäftigt, zeitweise aber auch
miteinander abwechselnd den staatlichen Angelegenheiten sich widmend, ins
Leben hineinzubilden haben (539 e ff.).
Die Idee des Guten als Gipfel des Ideenreiches und Gegenstand höchster
Erkenntnis führt zu eingehenderer Unterscheidung der Objekte und der
ihnen im einzelnen entsprechenden Erkenntnis- bezw. Vor-
§ 40. Piatons Schriften : rolitcia TI— X. 287
8tellung6weisen überhaupt (507 b ft.). Hier sind zunächst zwei Reiche von-
einander abzugrenzen, das eine gebildet vom r^innliehen (ooutov yeroc), dem
Gebiete des Werdens (ysveais) mit der es erfassenden Wahrnehmung, das andere
vom Intelligibeln {votjzov yevog), dem Gebiete des Seins (ovoi'u) mit der ihm
zugewandten Verstandes- bezw. Vernunfttätigkeit. Innerhalb eines jeden der
beiden Reiche sind wieder zwei Sondergebiete zu scheiden. Im Bereiche des
Sinnlichen stehen an unterster Stelle die durch Schatten oder Spiegelung (im
Wasser oder auf Gegenständen mit glatter Oberfläche) entstehenden Abbilder
— dy.öveg — sinnlicher Objekte. Ihnen gilt die niederste Form vorstellender
Tätigkeit, die slxania. Die nächst höhere Stufe bilden die sinnlichen
Dinge selbst, die bereits eine verhältnismäßig größere Sicherheit des Erfassens
gewähren. Der ihnen zugewandte Bewußtseinsakt verhält sich zu dem früheren
wie ergreifendes Glauben zu unsicher tappendem Vermuten ; sein Name ist
niorig. Beide Vorstellungsweisen fallen unter den umfassenderen Begriff der
86^a. Innerhalb des zweiten Reiches gebührt der geringere Rang den ()b-
jekten der mathematischen Erkenntnis und der ihnen gewidmeten Ver-
standestätigkeit. Der Mathematiker bedarf der sinnlichen Dinge als Bilder. An
ihnen entwickelt und veranschaulicht er seine Sätze. Dabei setzt er Gerades und
Ungerades, Figuren, verschiedene W^inkel usw. voraus, und ohne von diesen
Voraussetzungen Rechenschaft zu geben, befaßt er sich mit den daraus herzu-
leitenden Lehren. Sein Weg geht also von oben nach unten, er richtet sich
nicht auf die uo/jj, sondern auf die TÜEvxrj (510 b, vgl. 533 c). Diese Bewußt-
seinsaktion nennt Piaton öiävoia. Auf der höchsten Stufe steht unter den Ob-
jekten die Ideenwelt, unter den Bewußtseinsakten die auf die Ideen gerichtete
Vernunfttätigkeit. Sie bedarf keines Sinnlichen als Vehikels, und die Voraus-
setzungen sind für sie nur die Basis des Aufstiegs zu einer voraussetzungslosen
uQxt'i. Ihr Name ist vörjoig (im engeren Sinne), vovg oder stc lort} fi»j. Die
beiden oberen Erkenntnisweisen fallen unter den gemeinsamen Begriff der )'o>/o<c
(im weiteren Sinne), die also der <5o|a entgegensteht. Die höchste Idee ist, wie
bemerkt, die des Guten. Sie verleiht auf dem Gebiete des Intellektuellen den
Objekten das Sein und die die Erkennbarkeit ermöglichende Wahrheit, den Sub-
jekten die Erkenntnisfähigkeit. Ihr Absenker ist auf dem Gebiete des Sinnlichen
die Sonne, die in analoger Weise den Objekten Werden, Wachstum, Ernährung
und Vorstellbarkeit, den Subjekten Vorstellungsfähigkeit gewährt. Daß die
Sinnendinge keine volle Realität besitzen, daß sie nur Bilder nach dem Muster
der Ideen (die Stellen bei ZeUer, Kl. Sehr. I 376 f.) sind, und was sie sind der
Teilnahme an der Idee (476 d) verdanken, stimmt zu der von Piaton bereits im
Symposion und Phaidon vorgetragenen Lehre. Ihrer Mittelstellung zwischen Sein
und Nichtsein entspricht die Mittelstellung der So^a zwischen ^:riiC)zriiuj und uyroia
(478 d, vgl. Symp. 202 a und oben S. 277).
Die soeben nach 508 a ff. 532 c f. ausgeführte Theorie von den Stufen des^
Seins und Erkennens läßt sich durch das Schema S. 288 veranschaulichen.
Die ständische Gliederung der Staatsgemeinde führt nun zur Antwort auf die
Frage nach der Gerechtigkeit im Staate. Diese wird in der Weise bestimmt,
daß die Vierzahl der Kardin altugeuden vorausgesetzt und zunächst ocxfiu, ävbosia,
und acoq^Qoavvt] in den drei Ständen und ihrem gegenseitigen Verhältnisse auf-
gesucht werden. Die noch übrig bleibende Tugend muß die öinaioovvt] sein. Nun
ergibt sich leicht, daß die oorfia im Regenten-, die uvöosia im Kriegerstande zu finden
ißt. Die ocotfQoovvi] hingegen hat ihren Sitz nicht in einem bestimmten Stande,
sie ist vielmehr die zwischen Regenten und Beherrschten bestehende Einigkeit
darüber, wer zu herrschen hat. Als dixaioovvrj bleibt das, was die Grundvoraus-
128."^
§ 40. Piatons Schriften: Politeia II— X.
A. Objektive Seite: Stufen des Seins.
.Sinnliches {'Ogaror yerog).
(Reich der yfi-fai;).
(Leben geben des Prinzip die Sonne).
Schatten- und
Spiegelbilder.
S i n n e n d i n g e
{rd le Tisol Tjftäg Cmu
y.ai Tiäiv 16 qpvzsvTov
xai x6 ay.evaözov
okov yero; [510 a]).
Intelligibeles (NoijTOf yh'og).
(Reich der ovola).
(Realitätspendendes Prinzip die Idee
des Guten).')
Mathe- ! Ideen,
niatisches.
B. Subjektive Seite: Stufen des Erkennens bezw. Vorstellens.
A 6 S a.
^Vorstellung ermöglichendes Prinzip
die Sonnei
Eixaaia.
nio
N6r)at? (im weiteren Sinne).
(Erkenntnis ei'möglichendes Prinzip die
Idee des Guten).
Aiäroia.
N6>]ai; (im engei'en
Sinne), rov;, etti-
aTt'jjnj.
Entsprechende Wissenschaften.
Mathematik 1 Dialektik (Philo-
I Sophie).
Verhältnis: 534a: o n ovoia Ti^og ysrsair, rötjoir rrgo; öö^ar, y.ai 6 ti vorjoig jiqos
^öiav, i:TiGT}]fit]v :106g ttiotiv xal biävotav :rQ6g dy.aaiav (vgl. auch Tim. 29 c ;
nriTTeo TTOog ygrsaiv ovoia, rovro 7106g Tilarir d/.ijdeia).
Setzung für den Bestand der übrigen bildet; es ist nichts anderes als die Be-
folgung der schon im historischen Rückblick hervorgetretenen Maxime des tu
ui'Tov .-zgärreir y.ai /()j Tio/.vTTQayfiorsh' (427 d — 434 c). Jeder Stand hat sich
mit seiner besonderen Aufgabe, und nur mit dieser, zu befassen. So vrird die
Oerechtigkeit zu einer auf dem richtigen Verhalten aller Stände beruhenden
Cesarnttugend des Staates.
Damit ist der Weg zur Auffindung der Gerechtigkeit des Indivi-
duums gebahnt. Dessen Seele wird in drei den Ständen innerhalb des Staates
entsprechende Teile zerlegt imd ihre Tugenden in analoger Weise bestimmt wie
die der Staatsgemeinde. Der oberste dieser Seelen teile ist die überlegende Ver-
nunft, TÖ /.oyiaziy.ov, für welches das Streben nach Erkenntnis charakteristisch
ist (daher auch als (pi/.ofiaßkg yai cpdöoocfov bezeichnet). Ihren Gegenpol bildet
als unterster Teil das Begehrliche, rö ijttdvfitjTtxör, das die niederen auf
Nahrung, Geschlechtslust u. dgl. gerichteten Triebe umfaßt, zu deren Befriedigung
-es im allgemeinen des Besitzes bedarf (daher auch ffdoyo/j/taTor y.ai (fdoxegbeg).
Zwischen diesen beiden Teilen steht das Mutartige, t6 ßvfiost^sg, der In-
begriff der edleren Affekte und Triebe, des Zornes über Unrecht, des Mutes und
Strebens nach Sieg, nach Beifall und Ehre (daher auch (f döny.ov y.ai (pd.<kii.iov).
Die Tugenden der einzelnen Seelenteile wie der Gesamtseele ergeben sich aus der
Analogie mit dem Staate und seinen Ständen ohne weiteres (434 d ff. 439 d ff.
-580 d ff.).
Wie nun in der Einzelseele und dem Individuum der eine oder der andere
Seelenteil die Vorhen-schaft hat, so gilt dies auch von ganzen Völkern. Die
<jriechen sind durch das ffd-o/ia^sg, die Thraker, Skythen und anderen Völker
Schöpfer der Ideen Gott, 597 b ff.
§ 40. Piatons Schriften: Politeia II— X. 289
des Nordens durch das dviiosiösg, die Phöniker und Ägypter durch das qrdo-
ygi^fiuTov gekennzeichnet (435 e f.).
Diese Lehren, in denen Phiton in überaus geistreicher Weise Staats-. Indi-
vidual- und Vülkeriisychologie und -Ethik miteinander in Verbindung setzt,
lassen sich durch die Tabelle S. 290 einer übersichtlichen Betrachtung ver-
mitteln.
Wir treffen hier zum ersten Male die Annahme von Seelenteilen. Daß
sie aus der Dreiteilung der Staatsgemeinde hergeleitet ist und nicht umgekehrt
■diese aus ihr, steht schon durch den Vorgang der politisch-ökonomischen Tricho-
tomie des Hippodamos (s. oben S. 86) außer Zweifel (vgl. darüber auch Pohlenz,
Aus Pl.s Werdezeit S. 229 ff.j. Noch im Phaidon begründete die Einheitlichkeit
<ler Seele einen Unsterblichkeitsbeweis (s. oben S. 282). Die gleiche HomersteUe,
•die dort 94 d e den Streit zwischen Seele und körperlichen Affekten bezeugen
soUte, gilt hier 441 b als Beleg für den Kampf der Seelenteile gegeneinander.
Die wichtigste Seite der Neuerung ist, daß sie dem ethischen Intellektua-
lismus verhängnisvoll werden mußte. Im Protagoras war ausdrücklich
bestritten, daß das Wissen in seiner Herrschaft über den Menschen durch irgend-
welche Affekte paralysiert werden könne. Unsittliches Verhalten galt als Folge
■eines ganz im Intellektuellen gelegenen Fehlers, eines unrichtigen Urteils oder
einer Falschmessung. Schon in der ZAvischenzeit hatten sich bei Piaton An-
schauungen geltend gemacht, die sich mit diesem strikten Intellektualismus nicht
wohl vereinigten (Gorg. 525 b c [dazu Gomperz, Gr. Denk. II S. 286] und die
ebenerwähnte Darstellung des Phaidon von dem Streite zwischen Seele und
körperlichen Affekten). Durch die Psychologie der Politeia Avird er in seinen
Grundfesten erschüttert. Völlig preisgegeben hat ihn Piaton freilich auch jetzt
nicht. Das richtige Verhalten der Wächter bezeichnet er als Festhalten einer
Ansicht, ja eines Lehrsatzes, des Satzes nämlich, daß das Beste des Staates für
das Handeln maßgebend sei (412 e. 503 a), und in gleicher Weise erscheint die
Tapferkeit als Festhalten einer Ansicht über das, was zu fürchten ist (429 b c.
430 b. 433 c. 442 b c ; vgl. Protag. 360 d, Lach. 194/5 und oben S. 241. 244). Durch
Vergewaltigung oder Zaubertrug seitens der Affekte kann' eine Ansichtsänderung
herbeigefühi't werden (413 b c). Das unrichtige Verhalten beruht darnach also
auch jetzt noch auf einer Falschmeinung. Aber diese hat — und darin liegt der
Unterschied gegenüber dem Protagoras — ihren letzten Grund nicht in einem
fehlerhaften Verfahren des Intellektes selbst, sondern im Eingreifen einer andern
neben dem Intellekte und im "Widerstreite mit ihm wirkenden seelischen Macht.
In dem psychologischen Hauptabschnitte 441 c ff. erscheint dagegen die Wii"k-
samkeit der niederen Seelenteile als nicht durch den Intellekt vermittelt, sondern
unmittelbar- für Zustand und Funktion der Seele mitbestimmend. Andererseits
wird 602 c ff. die im Protagoras behandelte Doktrin von Messen und optischer
Täuschung mit der neuen psychologischen Theorie in der Weise in Einklang ge-
bracht, daß die richtige Messung dem /.oyiariy.ov, die falsche dem ihm wider-
strebenden schlechten Seelenteil zugeschrieben Avird.^)
Fraglos bedeutet die neue Lehre, obwohl sie diuch Aufstellung von Seelen-
teilen — nicht Seelenvermögen — die Einheitlichkeit des Ichs in Frage
•steUt, einen Fortschritt, insofern sie den außerintellektuellen Momenten des
Seelenlebens gerecht zu werden sucht. Im Zusammenhange damit steht die ße-
^) 602 e ist statt rovroj ös n:o).).äy.i; zu lesen xavrcö (seil. drdQcöjiq)) dk noüAxig
■oder (mit Schleiermacher) zw b'£ :io/läy.ig.
Ueberweg, Grundriß I. 19
290
§ 40. Piatons Schriften: Politeia II-X.
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§ 40. riatons Schriften: Politeia II— X. 291
gründung einer psychologischen Temperamentenlehre (503 c f., vgl. 375 b ff.
410 c ff. 441 e), die uns in erweiterter Ausführung im Politikos wieder be-
gegnen wird.
Das um der Auffindung der Gerechtigkeit willen entworfene Staatsideal
erhält nun eine nähere Ausgestaltung auch nach der ökonomischen und
sozialen Seite. Daß den Regenten sowohl wie den Kriegern keine gewerbliche
Tätigkeit gestattet ist, folgt schon aus dem Grundsatze des zä aviov :ioüzteiv.
Auch jeglicher Privatbesitz ist ihnen untersagt, ihr Unterhalt beruht lediglich
auf einer Besoldung seitens des dritten Standes, eine Maßregel, der Aveiterhin der
Hinweis darauf zur Stütze dient, daß mit der Aufhebung des Besitzes auch die
auf der Unterscheidung von mein und dein beruhenden Interessendivergenzen
beseitigt und dadurch die Einigkeit innerhalb des Staates gefördert wird (416 d ff.
454 b ff.). Unter demselben Gesichtspunkte werden Ehe und Familie aufgehoben
und Frauen- und Kindergemeinschaft eingeführt (457 c ff.). Innerhalb der auf
diese Weise vereinheitlichten Staatsgemeinde wird von den Regierenden die Er-
zeugung und Auferziehung des Nachwuchses unter Beobachtung der für Alter
und Beschaffenheit der Eltern festgesetzten Normen aufs genaueste geregelt, wo-
bei auch Täuschung der Untergebenen im Interesse des Staatswohles als gerecht-
fertigt gilt (458 e ff.). Die aus dem Zusammenhang der Familie und Haus-
gemeinschaft gelösten Frauen stehen den Männern, soweit nicht der physische
Geschlechtsunterschied unmittelbar eine Änderung bedingt, völlig gleich, erhalten
dieselbe Erziehung wie sie und nehmen mit ihnen an den Geschäften des Krieges
und der Staatsverwaltung teil (451 c ff.). Auf den Einwand, daß die Wächter
bei ihrer Ausschließung von Erwerb und Besitz kein glückliches Leben führen
werden, wird zunächst entgegnet, daß es nur auf das Glück des Ganzen, nicht
auf das einer Klasse der Bevölkerung ankomme (419 e ff.). Weiterhin aber stellt
sich heraus, daß gerade ihnen das höchste Maß des Glückes zuteil wird
(465 e ff. 580 d ff.).
Das in der beschriebenen Weise geordnete beste Staatswesen — daher
Aristokratie genannt — wird nach Piatons Meinung zwar festgefügt und
dauerhaft sein, freilich aber, wie alles Gewordene, keinen unbegrenzten Fort-
bestand haben, sondern schließlich dem Verfalle ausgesetzt sein. Dieser vollzieht
sich in Abstufungen, die den geschichtlich gegebenen Hauptverfassungen ent-
sprechen: der Timokratie — einer wesentlich auf den Krieg berechneten
Staatsform nach Art der kretischen und lakonischen, in der das draoeibig und
damit das q;i/.ÖTiuov die Oberhand erhält — , der Oligarchie — charakterisiert
durch das (fi/.o/ot'jfiaiov — , der Demokratie — der anarchischen, in allen
Farben schillernden Staatsform, die Gleichheit unterschiedslos Gleichen und
Ungleichen zuteilt — , und der Tyrannis — der Gewaltherrschaft eines Ein-
zelnen — . Die ausführhche Behandlung, der Piaton 543 d ff. diese Verfassungen
imd ihre Entwicklung auseinander unterzieht, berücksichtigt jeweilen, wie es bei
der Aristokratie geschehen ist, zugleich auch das zu der betreffenden Verfassung
eine Parallele bildende Individuum. ■ Die sehr temperamentvolle Besprechung der
Demokratie spiegelt unzweifelhaft des Philosophen persönliche Stellung zur
athenischen Pohtik Avider (vgl. dazu auch Pohlenz, Aus Pl.s Werdez. 241 ff.),
und auch in dem Abschnitte über die Tyrannis wird man die Nachwirkung
der Erfahrungen erkennen dürfen, die er selbst am Hofe des I. Dionys ge-
macht hatte.
Die Schilderung des die Ungerechtigkeit verkörpernden Tyrannen bietet den
Anknüpfungspunkt, das Verhältnis der Ungerechtigkeit und der Ge-
rechtigkeit zur Glückseligkeit ins Auge zu fassen und damit den zweiten
19*
292 § 40. Piatons Schriften: Politeia II— X.
Teil der der Schrift gestellten Aufgabe zu lösen. Wie der Tyrannenstaat, so ist
auch das ihm entsprechende Individuum unglücklich, glücklich hingegen der mit
der Aristokratie in Parallele zu setzende (587 c d) königliche Mann (577 c— 580 c).
Der glücklichere Zustand des letzteren ergibt sich auch aus einer Vergleichung
der Lustgefühle. Hier ist das Urteil des 9 < /.00070c, der ebenso wie der qtlö-
rittog und der q^doy.eQ?)^]? die dem eigenen Wesen zugehörigen Lustgefühle am
höchsten bewertet, das maßgebende; denn er kennt aus eigener Erfahrung auch
die charakteristischen Lustgefühle der beiden anderen, während diese den seinigen
gegenüber in Unkenntnis sind, und er besitzt in q görijoig und /.6yo; das Organ
der Kritik (580 d — 58;5 a). Femer sind seine Lustgefühle nicht relativ und auf
Täuschung beruhend (die meisten und größten körperlichen Lustgefühle sind nur
Aufhören von Unlustgefühlen, 583 b— 585 a), und entsprechend der Korrelation
zwischen den höchsten geistigen Funktionen und der voll realen Welt (s. oben
S. 286 ff.) ist allein die Befriedigung der Begehrungen des cpi'/.öooffo; eine Füllung
mit dem wirklichsten und wahrsten Inhalte (585 a— 586 ci.
Diese Erwägungen bereiten die Beantwortung der Frage vor, ob die hinter
dem Scheine der Gerechtigkeit geborgene Ungerechtigkeit Vorteil
bringe (588 b zu vgl. mit 361 a, s. oben S. 285). Sie wird verneint, da die Unge-
rechtigkeit als die ungeordnete Verfassung der Seele, die Herrschaft des bunt-
scheckigen und vielköpfigen Tieres (des i.-ridvfiijTi^ioi') und des Löwen (des i)vfto-
eidig), die in ihr mit dem Menschen (dem /.oyiaziy.ör) vereinigt sind, ein Übel ist,
das sich verschhmmert, wenn infolge seiner Verborgenheit die Strafe und damit
die Herbeiführung des normalen, der körperlichen Wohlbeschaffenheit vergleich-
baren, aber viel wertvolleren Seelenzustandes unterbleibt (588 b ff.). Was bei
Entscheidung über sittliches oder unsittliches Verhalten auf dem Spiele steht, ist
um so größer, da die Seele unsterblich ist (608b ff.). Dafür erfolgt hier ein
neuer (die Beweise des Phaidon, oben S. 281 ff., ergänzender) Beweis. Jedes Ding,
heißt es, kann nur durch das ihm eigentümliche Übel vernichtet werden (der
organische Körper durch Krankheit, Getreide durch Mehltau, Holz durch Fäulnis,
Kupfer und Eisen durch Rost). Die der Seele eigentümlichen Übel sind die den
Kardinaltugenden entgegenstehenden Laster. Da diese die Seele erfahrungs-
o-emäß nicht vernichten, ist sie überhaupt unvernichtbar, d. h. unsterbhch (der
Beweis leidet, abgesehen von Bedenken gegen seine erste Prämisse, wie die oben
S. 283 besprochene Argumentation des Phaidon an dem Fehler, daß das Wesen
der Seele als physischen Lebensprinzips und ihre moralische Beschaffenheit nicht
auseinandergehalten werden). Hinsichtlich der leilnahme der beiden niederen
Seelenteile an der Unsterblichkeit besteht in Piatons Ausführungen (611 a ff., vgl.
614 a ff.) eine Unklarheit, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann.
Jedenfalls bringt nach dem eschatologischen Mythus 614 b ff. die Zeit nach dem
Tode eine Vergeltung, und darin neben dem, was ihm während des leiblichen
Lebens von Göttern und Menschen an Wohltaten zuteil wurde, findet der Ge-
rechte, auch abgesehen von dem eigenen Werte der Gerechtigkeit, seinen Lohn
(614 a).
Es erübrigt noch, die Erörterungen über die Dichtung (377 b ff. 595 a ff.)
ins Auge zu fassen, die zunächst ein Kapitel in Piatons Wächterpädagogik bilden,
in ihrer weiteren Ausführung aber sich zu einer ästhetisch-ethischen Theorie aus-
wachsen, die eine gesonderte Betrachtung erheischt. Wir treffen hier vorerst den
alten uns aus Xeuophanes (s. o. S. 90) bekannten Kampf gegen die unwürdigen
Götterdarstellungen des Mythus, die ebenso wie vieles in der Zeichnung seiner
Helden und wie die Vorstellungen der Dichter von der Unterwelt und ihre Aussagen
über das Glück der Ungerechten und das Unglück der Gerechten im Leben als
§ 40. Piatons i^chriften: Toliteia II— X. 293
der Erziehung der Wächter nicht förderlich betimden werden. Eine besondere
Berücksichtigung finden hierbei die raimetischen Elemente der Poesie, d. h. die-
jenigen Teile der Dichtung, in denen die handelnden Personen sich in direkter
Rede äußern (392 c ff.). Eine solche Xachahmungstätigkeit, die die Vertreter der
verschiedensten Berufe und Bestrebungen in ihren Äußerungen darstellt, paßt
schon an sich nicht zu dem für den Idealstaat maßgebenden Prinzip der Arbeits-
teilung und wü'kt moralisch verderblich, wenn die Äußerungen schlechter
Charaktere Triedergegeben werden; denn das von Jugend auf Nachgeahmte wird
zur eigenen Natur. So bleibt im Idealstaate nur für die Dichtung Raum, die
Äußerungen des Guten nachahmt (394 e — 398 b). Noch strenger verfährt Piaton
595 a ff. Hier wird überhaupt über alle Poesie, soweit sie Nachahmung ist, der
Stab gebrochen, und zwar im wesentlichen auf Grund der inzwischen dargelegten
Ideenlehre und ihrer Folgerungen für Erkenntnistheorie und Psychologie. Die
mimetische Poesie, so vernehmen wir hier, ist, insofern sie das Sinnliche nach-
ahmt, ein Abbild des Abbildes und somit von Sein und Wahrheit durch eine
doppelte Strecke getrennt. Wüßten die Dichter die Wahrheit der Dinge, so
würden sie sich mit Taten statt mit Nachahmungen befassen. Homer hat im
Gegensatze zu den großen Gesetzgebern, den Heerführern und Erfindern keinerlei
gemeinen Nutzen gestiftet und auch nicht, wie Pythagoras, einem engeren Kreise
einen Lebensweg gewiesen. Sonst hätte man nicht ihn — und das Gleiche gilt
von Hesiod — als Rhapsoden umherziehen lassen, ohne daß sie ein Belehrung
suchender Anhang an einen Ort gefesselt oder sich ihnen auf ihrer Wanderschaft
angeschlossen hätte. Auch unter anderm Gesichtspunkte erscheint der Dichter
in seiner Mimesis sinnlicher Dinge als minderwertig. Drei Verhältnisse nämlich
gibt es zu den Gegenständen des täglichen Bedarfs, das des Benutzers, das des
Verfertigers und das des Nachahmers. Der erste besitzt das Wissen um die
Dinge (er weiß warum sie so oder so beschaffen sein müssen, vermag also ?.6yov
Si^övdi, vgl. o. S. 256. 264; natürlich kann von Wissen nur in relativem Sinne die
Rede sein, ein Wissen in vollem Wortsinne hat den Sinnendingen gegenüber nicht
statt), der zweite die richtige Vorstellung (er schafft nach den Angaben des Be-
nutzers richtig, ohne sich der Gründe bewußt zu sein), der dritte keines von
beiden. Ferner Avendet sich die Dichtung, die ja mit der Wahrheit nichts z\i tun
hat, nicht an das loyiaxiy.ov, sondern an die niederen Seelenteile und bewirkt so,
indem sie diese begünstigt, eine schlechte Seelenverfassung. Endlich kann durch
das Mitleid mit dem jammernden Helden und das Wohlgefallen an dem hier
entwickelten Reiz der Dichtung auch der Tüchtige schließlich zur Schwächlich-
keit auch im eigenen Verhalten verführt werden. So gelangt Piaton zu der in
alter wie neuer Zeit viel besprochenen Verbannung der epischen, tragischen und
komischen Poesie aus seinem Staate und zur alleinigen Duldung von Hymnen
auf die Götter und Preisliedern auf wackere Menschen (607 a).
Was sich gegen diese Argumentation einwenden läßt, bedarf keiner Ausein-
andersetzung. Aber zu ihrem Verständnis ist es nötig, ihrer letzten Ursache
nachzugehen. Schon im Ion hatte Piaton nachdrücklich den Unterschied von Poesie
und Wissenschaft betont, aber die Dichter hatten noch als OEia fioiQu Begnadete
ihren Ehrenplatz behalten (s. o. S. 239 f.). Jetzt, da er der eigenen dichterischen
Vergangenheit ferner steht und die Jahre seinen philosophischen Absolutismus
haben wachsen lassen, verfährt er radikaler. Dabei tritt der schon im Ion wirk-
same letzte Grund seines Vorgehens nur um so schärfer zutage. Von manchen
höre man, bemerkt er 598 d, Homer und die Tragiker verständen alle Künste
und Avüßten in allen Fragen der menschlichen Sittlichkeit und in den göttlichen
Dingen Bescheid, denn der Dichter müsse, um gut zu dichten, als Wissender
294 § 40. Piatons Schriften: Politeia II -X. Phaidros.
dichten. Der moderne Leser muß sich diese verkehrte Ansicht auf der gegne-
rischen Seite, er muß sich ferner die auch sonst nachweisbare dem griechischen
Bildungswesen eigentümliche Ausnutzung Homers als Weisheits- und Wissens-
quelle gegenwärtig halten, um Piatons Polemik zu verstehen und innerhalb ge-
wisser Grenzen als berechtigt zu erkennen. Der Fehler liegt, ähnlich wie bei
dem Verdikt über die athenischen Staatsmänner im Gorgias, nur darin, daß der
einmal herausgeforderte philosophische Doktrinarismus die Tatsächlichkeiten des
Lebens in schroffster Weise mißachtet. Aber wie dort im Menon so ist auch
hier in den Nomoi der Übertreibung ihre Remedur zuteil geworden.
Die vorstehende Darstellung mußte sich auf die dogmatisch wichtigsten
Gedanken der Politeia beschränken und konnte von dem Reichtum ihres Gesamt-
inhaltes ebensowenig eine Vorstellung geben, wie von ihrem geistreichen, durch
Analogien, Bilder und Gleichnisse geschmückten Vortrage. Durch diesen wiegt
das Werk auch in künstlerischer Hinsicht reichlich das auf, was ihm an einer
lebendigen, die Mitunterredner voll beteiligenden Dialogführung abgeht. Eben
durch diese Annäherung an die fortlaufende Rede schuf sich der Schriftsteller
die Möglichkeit, in breiterer zusammenhängender Erörterung sich über eine Reihe
die Zeit bewegender Kulturfragen auszusprechen, so hinsichtlich des äußeren
Staatslebens über die Milderung des Kriegsbrauches insbesondere Griechen gegen-
über (469 b ff.), hinsichtlich der inneren geistigen Entwicklung über die Stellung
der Volksmeinung zu den Philosophen (487 d ff.), über die Gefahren der Er-
schütterung der Vätermoral durch die Mitteilung dialektischer Kunst an Jugend-
liche oder von Natur nicht zur Charakterfestigkeit Veranlagte (537 d ff.) u. a. m.
Für alle diese Ausführungen sei auf das Werk selbst, für die kulturgeschichtlich
interessanten mittelalterlichen und neuzeitlichen Parallelen zu den Einrichtungen
des platonischen Staates auf den S. 116* Z. 12 ff. genannten Aufsatz E. Zellers
verwiesen.
Die Seelendreiteilung der Politeia erscheint in einem neuen Zusammenhange
durch Verknüpfung mit dem aus dem Symposion uns bereits bekannten Eros-
thema im
fhanlros. Auch ihn beherrscht die Ideenlehre in Verbindung mit den
Sätzen von Präexistenz, Anamnesis und Unsterblichkeit, so jedoch, daß zunächst
das früher im Gorgias in Angriff genommene Problem der Rhetorik den Vorder-
grund behauptet. Die Verhandlung geht aus von einem Probestück jener
Epideiktik. in der eine weltfremde Schulrhetorik mit advokatischer Kunst eine
paradoxe These verficht: Phaidros verliest eine „Rede des Lysias" — die Streit-
frage, ob eine echte oder eine auf platonischer Nachahmung der Weise des
Lysias beruhende, ist mit Wahrscheinlichkeit zugunsten der letzteren Annahme
zu entscheiden; vgl. die S. 96* angeführte Dissertation Weinstocks — , in der
einem Jüngling die Nachteile der Preisgabe an einen Verliebten und die Vorzüge
des gleichen Verhaltens einem Nichtverliebten gegenüber dargelegt werden.
Sokrates unternimmt es, ihr eine bessere über das gleiche Thema entgegenzu-
setzen, in der er den Eros als eine ohne Vernunft die auf das Rechte gerichtete
Vorstellung überwältigende, auf Lustgenuß an leiblicher Schr)nheit ausgehende
Begierde definiert (238 b c) und ihre Verderblichkeit für den Geliebten schildert.
Ehe er aber an den positiven Teil seiner Aufgabe herantritt, bricht er ab, um in
einer Palinodie eine völlig andere Auffassung des Eros zu entwickeln. Ist dieser
auch ein Wahnsinn, so ist damit noch nicht gegeben, daß er etwas Schlechtes sei.
Die Mantik, die zur Auffindung von Sühn- und W^eihemitteln führende prophe-
tische Begeisterung, der Enthusiasmus der Dichter sind Arten eines durch
göttliche Zuteilung — dsla ftoloa, vgl. oben S. 240. 264 — dargebotenen und daher
§ iO. Piatons Schriften: Phaidros. 295
heilsamen Wahnsinns. Daß dahin auch der Eros gehört, lehrt eine Betrachtung
•der Natur der Seele und ihres Tuns und Leidens (245 c ff.). Zunächst ergibt
sich, daß sie unsterblich ist, und zwar aus folgender Erwägung: Was seine"
Bewegung nicht von einem andern empfängt, sondern sich selbst bewegt, betätigt
diese Bewegung, da es sich selbst nicht im Stiche lassen wird, in Ewigkeit, ist
also unsterblich. Als Anfang der Bewegung ist es ungeworden, als ungeworden
ist es unzerstörbar, denn nach seiner Vernichtung würde weder es selbst aus
etwas anderem, noch etwas anderes aus ihm werden können. Der Himmel und
das ganze Eeich des Werdens würden zusammenstürzen und keine Quelle neuer
Bewegung und neuen Werdens besitzen. Dieses sich selbst Bewegende ist die
Seele; denn jeder von außen her bewegte Körper ist unbeseelt, jeder von innen
heraus selbständig sich bewegende beseelt. (Der Beweis, der mit dem dritten
des Phaidon [oben S. 282] verwandt, in seiner besonderen Form aber wohl
durch Erwägungen wie die des Alkmaion. Vorsdkr. 14 A 1.12, angeregt wurde,
ist nicht triftig. Es ist nicht bewiesen, daß, die Selbstbewegung der Seele in
ihrem jetzigen Zustande vorausgesetzt, diese durch keinen ersten Anstoß von
außen bewirkt und uranfänglich ist, iind aus einer solchen Uranfänglich-
keit ließe sich auf dem hier besehrittenen Wege ihi-e unbegrenzte Fort-
dauer nicht folgern.) Diese unsterbliche Seele gleicht nun einem mit seinem
Lenker engstens verbundenen geflügelten Zweigespanne. Bei den Göttern
sind Lenker und beide Rosse gut und edel; bei den Menschen ist der Lenker
(gemeint ist das Xoyiartxöv) von menschlicher Art, von den Rossen das eine
(das dvuoEiSs;) schön, gut und von edler Abkunft, von dem andern (dem
¥ni&via]xiy.6v) gilt das Gegenteil. Der Flug aller Gespanne strebt empor zur
äußeren Seite des Himmelsgewölbes, dem „überhimmlischen Orte", wo bei
der Umdrehung des Gewölbes die Schau der Gerechtigkeit selbst, der Mäßigung,
des von aller Relativität freien Wissens und der übrigen realen Welt (der Welt
der Ideen, zur Charakterisierung 247 d vgl. Symp. 210 e ff., oben S. 277 f.)
dem Gefieder Nahrung und Wachstum bringt. Aber nur den göttlichen
Gespannen gelingt dieser Flug in vollkommener Weise. Bei den menschlichen
bewirkt das zur Erde niederdrückende unedle Roß, daß im günstigen Falle das
Haupt des Lenkers in den überhimmlischen Ort hineinragt, während der ganzen
Umdrehung oder nur zeitweise, so daß ihm von der Schau vieles entgeht. Aber
einmal hat jede Menschenseele das wahrhaft Seiende geschaut, dessen Erinnerung
sie zum begrifflichen Denken befähigt (249 b c. 249/50 ; vgl. oben S. 263). Im
ungünstigen Falle bleibt das ganze Seelengefährt unterhalb des Himmelsgewölbes
und nährt sich statt vom Wissen von der Vorstellung (vgl. oben S. 263 f. 286 f.).
Der ihrem besten Teile zukommenden Gefiedernahrung entbehrend verliert die Seele
ihre Flügel, sinkt zur Erde hinab und geht ein in einen Leib. Je nach dem
Maße dessen, was sie vom Seienden geschaut haben, werden die Seelen den
Keimen von Menschen verschiedener nach Wert und Bernf abgestufter Kategorien
eingepflanzt, und nach ihrem Verhalten während des leiblichen Daseins richtet
sich nach dem Tode ihr Schicksal, das sie unter Umständen auch in Tierleiber
und aus solchen wieder in Menschenleiber führt (246 a — 249 c).
Der Eros beruht nun auf der Erinnerung an das beim Seelenfluge geschaute
ideal Schöne, die durch den Anblick des sinnlich Schönen geweckt wird. Unter
allen Ideen besitzt allein die Schönheit in ihren sinnlichen Abbildern einen
Glanz, dessen Helligkeit wir mit dem Gesichtssinne als dem hellsten unserer
Sinne aufnehmen. Er bewirkt — wie 251 a f. unter Heranziehiuig bekannter
Vorgänge der organischen Welt ausgeführt wird — ein neues Sprossen des
Seelengefieders. Die Trennung von dem Schönheitsabbiide verursacht den pein-
296 § 40. Piatons Schriften: Phaidros.
vollen Zustand des strebenden aber gehinderten Wachstums. So verlangt der
vom Eros Beherrschte nach engstem Zusammensein mit dem geliebten Schönen.
Dabei drängt das unedle Roß im AViderstreit gegen den Lenker und seinen dem
Lenker gehorchenden bessern Gefährten auf Befriedigung in sinnlichem Liebes-
genusse und erfüllt die Seele mit Zwiespalt und Schwanken. Da die Schünheits-
würkung des Geliebten von dem Liebenden, den sie berührt, einem Echo ver-
gleichbar auf den Geliebten zurückwallt, erzeugt sie in diesem gleiches Verlangen
und gleichen Kamjif. Wird dieser bei beiden zugunsten eines geordneten Ver-
haltens und zugunsten der Philosophie entschieden, so führen sie ein glückselige»
und einträchtiges Leben in Selbstbeherrschung und genießen nach dem Tode das
Glück der Beflügelung. Befleißigen sie sich aber eines zwar unphilosophischeu, aber
ehrliebenden Verhaltens (256 bc 8tair)j . . . uq i'/.ooöcpcp, <j:i/.ori\uo) de), so gewinnen
vielleicht im Rausche oder in einem sonstigen Zustande der Unbedachtheit die
niederen Rosse in den unbewachten Seelen die Oberhand und setzen dann und
vereinzelt auch in der Folgezeit durch, was die Menge preist (den sinnlichen
Genuß). Auch in diesem Falle besteht, obwohl in geringerem Grade, während
des Lebens zwischen beiden dauernde Freundschaft, und beim Tode verlassen
sie den Leib zwar unbeflügelt, aber auf dem Wege zur Beflügelung (249 d
bis 256 e).
An die drei Erosreden schließen sich Erörterungen über die Rhe-
torik, in die eine scharfe Kritik der lysianischen Rede eingeflochten ist. Hier
lebt zunächst der im Gorgias geführte Kampf gegen die unwissenschaftliche
rhetorische Routine wieder auf. Phaidros hat gehört, der Redner habe es nur
mit dem Scheine zu tun, Kenntnis der Wahrheit sei ihm nicht vonnöten. Die
Widerlegung durch Sokrates stützt sich auf einen im Kleinen Hippias ausge-
führten Gedanken: auch zur Erweckung täuschenden Scheines gehört Wissen der
Wahrheit (s. o. S. 268). Der Redner soll in der Lage sein, nach MögMchkeit jedes
Ding jedem andern für jeden Hörer durch allmählichen, schrittweisen Übergang
als gleich erschemen zu lassen und den von einem andern in dieser Weise erregten
Schein als trügerisch aufzudecken. Das kann nicht geschehen ohne Kenntnis der
zwischen den Dingen bestehenden Gleichheit und Ungleichheit (259 e— 262 c ;
272 d — 273 d). Während sich aber der Gorgias im wesentlichen auf eine Be-
streitung der Rhetorik in ihrer landläufigen Übung beschränkt und auf eine der
Wahrheit und Sittlichkeit dienende Redekunst nur seltene Ausblicke bietet
(s. oben S. 259), verbreitet sich der Phaidros eingehend über die Grundvoraus-
setzungen einer wissenschaftlichen Rhetorik. Unter ihnen liegt eine
auf dem Gebiete der Logik. Die Rede muß, wenn ihr Gegenstand seinem Wesen
nach nicht ohne weiteres jedem Zweifel entrückt ist, mit seiner Definition be-
ginnen, sie muß ferner, einem Organismus vergleichbar, in ihrer gesamten Anlage
eine sachgemäße Ordnung einhalten und die logischen Operationen der begriff-
lichen Zusammenfassung und Zerlegung (der Einteilung) ausführen. So zeigt
sich die Dialektik als wesentlichstes Stück der Rhetorik, und die gewöhnliche
Meintmg. die Dialektik und Rhetorik scheidet, geht irre. Was die üblichen
rhetorischen Kurse und Lehrbücher an Regeln und Anweisungen bieten, hat nur
den Wert einer Vorbereitung zur eigentlichen Redekunst (262 c— 269 c). Die
zweite Voraussetzung — neben der logischen — ist psychologischer Art. Die
Rhetorik muß, um ihrem Ansprüche gemäß Seelenleitung zu sein, auf der
Kenntnis der Natur der Seele fußen, die sich von der Kenntnis der Natur des
Weltganzen nicht trennen läßt. Der Redner muß die verschiedenen Arten der
Seelen und beseelten Menschen wie die der Reden sondern und unter Berück-
sichtigung des ursächlichen Zusammenhanges theoretisch und von Fall zu Fall
§ 40. Piatons Schriften: Phaidros. 297
auch praktisch entscheiden, Avelche Redeart auf diese, Avelche auf jene zur Er-
reichung des einen oder des andern Zweckes eine AVirkung hervorbringt (269 e
bis 272 b). Aber die von Phaidros verlesene Lysiasrede l)ietet den Anlaß, noch
ein -weiteres Problem zu stellen. In -welchem Falle verdient die schriftliche
Darlegung überhaupt Lob, in welchem Tadel? Jedes Schriftwerk ist stumm
wie ein Bild. Es vermag nicht Eede und Antwort zu stehen. Es gelangt in die-
Hände Berufener und Unberufener und kann sich gegen ungerechte Schmähung
nicht helfen. Das Gegenteil gilt von dem im mündlichen Unterrichte unmittel-
bar an den Lernenden gerichteten Worte. Ihm gegenüber hat die schriftliche
Aufzeichnung nur den Wert eines Sj^iels oder eines Erirnei'ungsmittels für den
Aufzeichnenden selbst oder für andere. Tadel verdient also der Verfasser jed-
weder schriftlichen Darstellung, wenn er ihr große Sicherheit und Klarheit zu-
schreibt. Wer sich hingegen des Wertverhältnisses beider Darstellungsweisen
bewußt ist und darnach verfährt, der ist der rechte Mann. Wenn er im Wissen
um die Wahrheit sein Werk niedergeschrieben hat und imstande ist, ihm im
wissenschaftlichen Streite zu helfen und durch sein eigenes lebendiges Wort das
Geschriebene in den Schatten zu stellen, dann verdient er Philosoph zu heißen
oder mit ehiem ähnlichen Namen geehrt zu werden (274 b — 278 d). Mit einem
Hinweise auf den jugendlichen Isokrates, der infolge seiner philosophischen Ver-
anlagung Besseres hoffen lasse als Lysias (s. darüber o. S. 219 f.) und alle anderen
lieden Verfasser, schließt der Dialog.
Das Neue, das der Phaidros bringt, liegt zunächst in dem Nachweise, daß
und unter welchen Bedingungen die Rhetorik sich mft den Forderungen der
Wissenschaft in Einklang bringen läßt. Vergleicht man den Gorgias, so tritt ein
Fortschritt der Entwicklung klar zutage, insofern der Philosoph sich jetzt bestrebt,
den Gesamtbereich geistiger Äußerungen, zu denen ja auch die Rhetorik gehört,
wissenschaftlich zu durchdringen. Die damit gebotene Einigung zwischen Philo-
sophie und Rhetorik behauptet zugleich eine wichtige Stelle innerhalb der im
Laufe der Jahrhunderte vielfach wechselnden Beziehungen zwischen den beiden
Disziplinen, die die griechische Kultur beherrschen. Für das philosophische
Gebiet ist ungleich wichtiger die in der zweiten Rede des Sokrates enthaltene
Eroslehre. In der idealen Tendenz der Erosverklärung kommt sie mit der ent-
sprechenden Theorie des Symposions überein, dogmatisch aber ist sie reicher aus-
gestaltet und fruchtbarer. Das dankt sie der neuen, erstmals in der Politeia zu
'W^'orte gekommenen Seelenlehre. Durch diese gelingt es, die ethische Verschie-
denheit der Erosformen psychologisch auf Unterschiede im Verhalten der Seelen-
teile zu gründen. Die Wirkung reicht aber weiter auch ins Gebiet der Er-
kenntnistheorie. Schon im Symposion vermittelte im Eros ein Irrationales
das Wissen von der Idee des Schönen. Vollends wurde in der Politeia der
Rationalismus der früheren Zeit Piatons durch die Seelentrichotomie erschüttert.
Jetzt tritt der Eros in engste Beziehung zur Anamnesis und bahnt durch das
Medium des Schönen den Weg zur Ideenwelt überhaupt. Das -OEia iioion ist
nicht mehr, wie im Menon, eine Eigentümlichkeit der a/.ijüijg 86^u, sondern auch
die i.-tioTi]iia] ist Wirkung einer gottgesandten Begeisterung.
Nicht der rhetorische und philosophische Inhalt des Phaidros an sich ist
die Ursache, daß dieser Dialog den noch immer heiß umstrittenen Mittelpunkt
der Piatonforschung bildet. Es handelt sich bei dem Streite vielmehr um Mei-
nungsverschiedenheiten über die chronologische Stellung des Werkes. Die An-
sätze bewegen sich in dem Spielräume von der ersten platonischen Schrift bis zu
den Altersdialogen. Bei der wichtigen Rolle, die in dem Gespräche neben anderen
Hauptdoktrinen der Ideenlehre zufällt, ist die Entscheidung der Frage für die Auf-
09i^ § 40. Piatons ijchriftäi: Phaidios.
fasTing der giesamten Elntirickluiig Platons von gnindlegender Bedeutung. Die
verschiedenen von der Platonforschung zur Lösung des Problems verwendeten
Kriterien und ihre Ergebnisse haben uns bereits oben S. 216. 22'.». 224. 226. 232 f.
beschäftigt. Es eriibrigt nur. nach dem Überblick über den sachlichen Inhalt des
Dialoges auf die daraus zu ziehäaden Schlüsse näher einzugehen. Hier ergibt
sich nun sogleich aus seiner trichotomischen Psychologie, daß er nur nach dem
Phaidon. der die Einheit der Seele aufs nachdrücklichste betont, verfaßt sein
kann. Es tragt sich also zunächst nur noch, ob er unmittelbar vor der Politeia
Seine Stelle zu erhalten hat oder später als diese Schrift entstanden ist. Die
letztere Annahme scheint mir unabweisbar. Jeder in der platonischen Dogmatik
Unbewandöte, der den Phaidros vor der Politeia und- dann wieder nach diesem
Werke liest, macht die Erfahrung, daß sich ihm erst bei der wiederholten Lektüre
das Verständnis der zweiten Sokratesr«le erschUeßt. Das Gleichnis von Seelen-
lenker und -rossen bleibt eine in ihren Umrissen unbestimmte, in ihrer Deutung
unklare Allegorie, solange nicht die scharf geprägte psychologische Theorie der
Politeia als seine Unterlage erkannt ist. Die mit dem BUde kaum noch verein-
bare Bezeichnung des zweiten Seelenrosses als .toäiv, etxf^ Gvusrsqr^r^iifrog (^53 de)
erklärt sich erst aus der .ToÄrftdia des niedersten Seelen töles der Politeia (580 di
und der Charakteristik der ihm entsprechenden Demokratie als .-Ts^yoixi/.iu'rtj und
-Trtrrrt yrrij :toi.nti&r umfassend (557 c f.) sowie des demokratischen Mannes al;
j«»TOtVt.To^ und :ragadtiyuaTn zrohxttäir tt xai roourojr rtj^tara rr avrcö e/otr (561 Ci.
Auch die vßgt^ und dJuCortia dieses Pferdes, die Ehrliebe des besseren Bosses
und seine Befreundung* mit der ahj&irij d6~a (253 de) erhalten zum mindesten
ihr volles Licht erst aus do" Politeia (560 ceu 430 b und oben S. 289j. Gleicher-
wose wird das 247 a den Göttern gegebaie Attribut .Toärrwr ixaaro; avrcjr rd
atrov nur dem Leser ganz verständlich sein, don ans der Politeia die große Be-
deutsamkät dieses Ausdruckes nachklingt, und die der Terayiiiri) re biaira xal
■*^dooo<fia als zweitbestes Verhalten der Liebojden entgegengesetzte bvana ätfü.ö-
coifiK fiiöriuo; de gewinnt erst als Parallele zu der dem Philosophenstaat
nacfafblgimden Timokiatie und dem ihr entsprechenden <fÜMTiuoc <s. o. S. 291) als
der zweitiai Rangstufe da- Verfassungen und Individuen ihre zutreffende Auffassung.
Wollte man nun trotz dieser und noch weiterw in die gleiche Richtung zeigender
Beziehungen des einen Werkes zum andern, für deren Darlegimg auf v. Arnim.
Piatos JngenddiaL usw. S. 156 fL (dageg<M» Pohlenz, Gott. gel. Anz. 1916.
2«jS ff.) verwiesen sei, dem Phaidros säne Stelle vor der Politeia geben, so
bliebe als Auskunft nur die Annahme übrig, der Verfasser des Phaidros
habe für Lesö- geschrieben, die bereits durch sdnen mündlichen Unterrieht
in lue in Frage kommenden Lehrai der Politeia eingeweiht waren. So wenig
eine solche Annahme grundsätzlich von der Hand zu weisen ist (s. oben
S. 227). macht es doch beim Phaidros das große Au%ebot iK<etischer Alittel
wrie auch die Auseinandersetzung mit Lysias und dem üblichen Betriebe der
Rhetorik im höchstoi Grade unwahrscheinlich, daß er sich an die Schule
und nicht an dai wdtest«n Kräs gd)ildeter Leser wende. Man wird also
zu dieser Auskunft nur unter dem Drucke zwingaidster Beweisgründe für
<lie Priorität des Phaidros sdne Zuflucht ndunen. Ohne bei der hier gebotenen
Kürze in one Erörterung der für diese Priorität vorgebrachten sachlichen Argu-
mente eintreten zu dürfoi, kann ich nur bekennen, daß mir keines von ümen
■den oben aus dem inhaltlichen Verhältnis zur Politda gezx^enen Schluß an Be-
weiskraft aufzuwieg^m scheint. Daß andererseits auch der durch v. Arnim auf
<^rund sachlich» wie sprachlicher Erwägungen ampfohlemsa Ordnung: Politeia,
§ 10. Piatons Schriften : Die Schriften der Altersjahre. 299
Theaitet, Parmenides, Phaidros, Sophistes entscheidende Bedenken entgegen-
stehen^ wird sich unten aus dem engen Zusammenhange zwischen Parmenides
und Sophistes ergeben.
Die Schriften der Altersjahre.
Theaitetos. Parmenides, Sophistes, Politikos, Philebos, Timaios, Kritias,
Nomoi und Epinomis.
In den Werken der zuletzt behandelten Periode strahlte die ontologische
Ideenlehre als die Sonne an Piatons Gedankenhmimel in ungetrübtem Glänze.
Die Altersdialoge bieten ein wesentlich verändertes Bild. Das Gestirn ist nicht
erloschen, aber mit seinem alles überstrahlenden Glänze ist es vorbei. Parme-
nides, Sophistes und Timaios beweisen, daß die Ideenlehre auch im ontologischen
Sinne für ihren Urheber immer noch gültig ist. Der Parmenides ist der Frage
ihrer Zulässigkeit gewidmet, im Sophistes erhält sie eine vervollkommnete Form,
und der Timaios nimmt sie zum Ausgangspunkt für seine Kosmologie. Aber
ihre Herrschaft über die platonische Gedankenwelt ist nicht mehr die gleiche.
Der Philebos macht von ihr nicht den Gebrauch, den man nach dem Gegen-
stande dieses Gespräches erwarten müßte, im Theaitetos fehlt, obwohl auch hier
zu ihrer Verwertung alle Veranlassung wäre, zum mindesten ihre ausdrückliche
Erwähnung, und die noch übrigen Dialoge lassen sie gänzlich unberührt, über
die Ursachen dieser Wandlung wird keine volle Klarheit zu erlangen sein, bis
uns etwa ein günstiges Geschick durch neues JMaterial tiefere Einblicke in Piatons
Innen- und Außenleben, die Vorgänge innerhalb seiner Schule und die gesamte
philosophische Bewegung dieser Epoche erschließt. Ausdrückliche, bald ab-
lehnende, bald zustimmende oder vermittelnde Stellungnahme zu anderen Schulen
imd stillschweigende Berücksichtigung fremder Richtungen tritt in den Dialogen
dieser Periode stark hervor. Darunter stehen mit den Schicksalen der Ideenlehre
zunächst die Beziehungen zum Eleatismus in engem Zusammenhange, die in
den Dialogen Parmenides, Sophistes und Politikos auch ihre äußere Kennzeich-
nung finden. Der Bedeutung der Dialektik für die Schule des Parmenides ent-
spricht das in der Mehrzahl der Altersdialoge Piatons hervortretende Interesse für
das Verhältnis des Einen zum Vielen, für Einteilung und Zusammenfassung,
Begriffsbildung und Prädikation. So gewinnt die logische Seite der Ideen-
lehre an Boden, was die ontologische verliert. Eine zweite auch für die Ideen-
lehre folgenreiche Einwirkung übt der Pythagoreismus. Daß Piaton ihm
zugetan war, ließ sich schon im Gorgias und in anderen Gesprächen früherer Zeit
beobachten. Jetzt, vom Philebos ab, erreicht die Zuneigung ihren hr)chsten Grad.
An Stelle der ontologischen Ideenlehre rücken die mathematischen Wissen-
schaften und die Astronomie in den Vordergrund des Interesses. Letztere
tritt, an volkstümliche und pythagoreische Anschauungen anknüpfend, in den
Dienst des Kultus der Stern gottheiten. So greift die W^andlung auch in das
Gebiet der Religion ein. Von der abstrakten göttlichen Idee wendet sich die
Verehrung den konkreten himmlischen Wesenheiten zu.
Nur die Kehrseite der Zurückstellung des Jenseitigen ist eine intensivere
Beschäftigung mit dem Diesseits. Dem begeisterten Fluge zum ..über-
himmlischen Orte" folgt ein nüchternes Verweilen beim Irdischen. Im Prinzip
bleibt die Bewertung der sinnlichen AV^elt in ihrem Verhältnis zur übersinnlichen
•die alte. Gleichwohl findet das Sinnliche und Erfahrungsmäßige in mehreren
W^erken dieser Periode eine Aufmerksamkeit, Avie sie ihm in keiner früheren
Phase des platonischen Schrifttums zuteil wird. Der Timaios verrät eingehende
^Beschäftigung mit Einzelheiten der Naturwissenschaften, Anthropologie und
oOO § ^'^' Piatons Schriften: Die Schriften der Altersjahre. Theaitetos.
Medizin. Vor allem aber zeigt sich der neue Geist im Politiicos und in den Nomoi
auf dem Gebiete der Politik, sicherlich unter Miteinwirkung der praktischen Be-
tätigung des Philosophen für die syrakusische Reform. Die hier herrschende
Beachtung des geschichtlich Gegebenen und Erwägung des unter menschlichen
Verhältnissen Erreichbaren hebt sich scharf ab von dem idealistischen Absolutis-
mus der Politeia. Durch diesen besonderen Charakter lassen die Altersdialoge-
verstehen, wie aus Piatons Schule Aristoteles hervorgehen konnte. Daß umge-
kehrt in manchen Punkten, besonders in der neuen Stellung zur Ideenlehre
Piaton durch Aristoteles beeinflußt worden sei, ist sehr wohl möglich, wenn auch
unbeweisbar.
Die größere Nüchternheit der Reflexion spiegelt sich auch in der äußeren
Form der meisten unter den Altersdialogen. Von Anzeichen für die Abnahme
künstlerischer Rücksichten war bereits oben S. 228 die Rede. Im einzelnen ver-
halten sich freilich die verschiedenen Dialoge sehr ungleich. Der Theaitetos
verrät auch abgesehen von seiner sorgsam ausgeführten Szenerie in der Art, wie
er sich durch einen glücklichen Griff der lästigen Referierformeln entledigt
(s. o. S. 228 f.), und in der Unterbrechung der trockenen logischen Verhandlung
durch den prachtvollen Philosophenexkurs (172 c ff.) ein sehr reges Kunststreben,
Tiefer stehen die folgenden Schriften bis zum Timaios. Doch bekundet auch
hier manche Einzelheit, wie im Politikos der in die dürre Deduktion eingelegte
Mythus (268 d ff.), ein Bemühen um die Form. Sehr ungleich sind in ihren ein-
zelnen Abschnitten die Xomoi. Namentlich in ihren Anfangspartien zeigen sie
einen neuen AufschAvung des künstlerischen Interesses darin, daß in Nachahmung
des natürlichen Gespräches die sachliche Verhandlung an persönliche Umstände
der Unterredner anknüpft und der geradlinige Verlauf in der Behandlung der
Materie nach Möglichkeit gemieden wird (vgl. u. a. die Stellung der methodischen
Proömienfrage 719 e ff. inmitten des sachlichen Kontextes, die nachträgliche Sub-
sumption des Vorangehenden unter den Begriff des Proömiums 723 d e, die Ein-
flechtxmg eines Teiles der Ehegesetzgebung in das Proömienkapitel 721 a ff.).
Um so kunstloser sind manche anderen Partien des Werkes. Die Dialogform ist
hier ganz oder so gut wie ganz vernachlässigt, z. T. vielleicht infolge Mangels
einer Schlußredaktion, der bewirkte, daß die für die sizilische Gesetzgebung
niedergeschriebenen Aufstellungen im wesentlichen ihre ursprüngliche Gestalt be-
hielten, ohne der für das Literaturwerk gebotenen Umformung unterworfen
zu werden.
Am nächsten steht den Dialogen der vorangehenden Periode wie zeitlich so
auch in -seiner literarischen Eigenart der
Theaitetos, ja er greift in seiner gesamten Anlage sogar auf die Schriften
der sokratisehen und der Übergangs-Periode zurück. Wie dort so besteht auch
hier die Aufgabe in einer Begriffsbestimmung, und zwar der des Wissens.
Wieder verläuft die Untersuchung in sukzessiver Prüfung und Zurückweisung
verschiedener Definitionsversuche, um schließlich ergebnislos zu endigen. Und
auch darin besteht eine Ähnlichkeit mit einigen jener frühen Schriften, daß die
von dem Mitunterredner Theaitetos zuerst aufgestellte Definition auch unter dem
logisch formalen Gesichtspunkte unbrauchbar ist: das Wissen wird hier (146 cd)
definiert durch Aufzählung einer Anzahl von Wissenschaften und Wissen ein-
schließenden Künsten. Eine ernstliche Diskussion beginnt erst mit der zweiten
Begriffsbestimmimg, die das Wissen der Wahrnehmung gleichsetzt
(151 e). Diese These mrd von dem Gesprächsleiter Sokrates als gleichbedeutend
mit dem protagoreischen Homomensura-Satze bezeichnet und dieser wieder mit
der, wie es heißt, von allen Weisen außer Parmenides anerkannten Lehre vom
§ 40. Piatons Schriften: Theaitetos. 301
Fluß aller Diuge in Verbindung gebracht. Nichts ist an sich, alles ist nur F2r-
gebnis. der Bewegung und gegenseitigen Mischung (152 d). Das gilt auch von
■den Gegenständen unserer Wahrnehmung. Die Farbe beispielsweise ist nichts
außer uns Existierendes, sondern das Ergebnis des Auftreffens des Auges auf
eine entsprechende (für die Wahrnehmung durch dieses Organ geeignetet Be-
wegung. Sie ist weder das was trifft, noch das was getroffen wird, sondern ein
zwischen beiden in der Mitte Gelegenes, das natürlich für jedes wahrnehmende
Subjekt eigenartig sein wird (153 d ff.j. Dieser Relativismus wird auch für die
Erklärung der Tatsache in Anspruch genommen, daß die nämlichen Gegenstände,
ohne eine Veränderung zu erleiden, je nach dem an sie herangebrachten Maß-
stabe quantitativ und qualitativ verschieden erscheinen (sechs Würfel sind mehr
[im Verhältnis zu vierenj und weniger [im Verhältnis zu zwölfen]; Analoges gilt
von Farben- und Temperaturverschiedenheiten; 154 b ff.). Der Erläuterung soll
eine nähere Ausführung der auf die Flußlehre gegründeten relativisti-
schen Wahrnehmungstheorie dienen, die nun als geistiges Eigentum ge-
wisser nicht mit Xamen genannter Philosophen gekennzeichnet wnrd (156 a ff. ;
gemeint sind möglicherweise Aristippos und seine Anhänger, s. oben S. 188;
vgl. jedoch auch E. Stoelzel, Die Beh. d. Erkenutnisprobl. im piaton. Theaet.
S. 40 f.). Es gibt nach dieser Lehre zwei Arten der Bewegung; die eine
bedeutet Wirken, die andere Leiden. Durch ihr Zusammentreffen entstehen
^V"ahrgenommenes (die Weiße, in Projektion der weiße Gegenstand) und
Wahrnehmung (das Sehen, in Projektion das sehende Auge). Wirkendes
und Leidendes bedingen sich also gegenseitig und sind Erzeugnisse eines
Werdeprozesses. Jedes (beharrhche) Sein ist ausgeschlossen für Einzel-
teile sowohl wie für Komplexe (den Menschen, den Stein usw.). Daraus aber,
wie aus der Unrichtigkeit der Traum- und Wahnvorstellungen und den Sinnes-
täuschungen ergibt sich die Unhaltbarkeit des Satzes, daß für jeden ist, was
ihm erscheint (156 a — 158 a). So biegt diese Betrachtung, die unternommen
wurde, um im Sinne des protagoreischen Eelativismus eine den Begriffen ,,mehr",
,, weniger' usw. anhaftende Schwierigkeit zu heben, zu einer Widerlegung dieses
Relativismus um. Die Lehre von Fluß und Werden schien dem Satze des Prota-
goras eine Stütze zu bieten; tatsächlich löst sie ihn auf. Aber bei dieser Wider-
legung soll es jetzt noch nicht bleiben. Sokrates selbst tritt ihr mit einer Ant-
wort vom Staudpunkte des Relativismus entgegen (158 e ff.). Im ^Vechselspiel
werden nun wieder gerade die unzertrennbare Beziehung zwischen Wahrgenom-
menem und Wahrnehmendem und die Aufhebung des beharrlichen Seins der
Persönlichkeit zugunsten des Protagoras verwendet. Die Auflösung der Persön-
lichkeit im Werdestrom wird als Zerlegung in verschiedene einander sukzedierende
Einzelpersönlichkeiten verstanden. Für jede unter diesen gilt hinsichtlieh ihrer
Beziehung zur Umwelt wieder die unverbrüchliche Korrelativität von Wahr-
nehmungssubjekt und -Objekt. Beide sind nur füreinander da. Ihr Sein ist
.relativ, aber in dieser Relativität ist es wirklich, und das Wahrgenommene besitzt
Wahrheit für das wahrnehmende Subjekt, das zu seiner Beurteilung die maß-
gebende und untrügliche Instanz ist. So scheint doch der Homomensura-Satz
und mit ihm Theaitetos' These: Wissen = Wahrnehmung zu Recht zu bestehen
.<160 d e). Aber gegen beide richtet Sokrates alsbald wieder neue Angriffe. Diese
zerfallen in zwei Gruppen. Die erste beginnt mit gehässig persönlichen Aus-
fällen gegen Protagoras. Weshalb habe er nicht das Schwein oder den Hunds-
affen oder dgl. für das Maß aller Dinge erklärt, um zu beweisen, daß er selbst,
der ob seiner Weisheit wie ein Gott Bewunderte, nicht mehr Verstand habe als
•eine Kaulquappe ? Und worin bestehe nach Protagoras' Grundvoraussetzung seine
302 § 40. Piatons Schriften: Theaitetos.
Weisheit, um deren willen er beanspruche, andere für vieles Geld zu unter-
richten? (161 c ff.) Hieran schließen sich Argumente gegen Protagoras und
Theaitetos von mehr oder weniger stark hervortretendem eristischem Charakter
(163 b ff.). Wieder kommt Sokrates selbst der Gegenpartei zu Hilfe und leiht
Protagoras eine Verteidigung, in der Ton und Methode der vorangehenden sokra-
tisohen Argumentation schart getadelt werden (162 d f. 166 a ff.). Das wichtigste
Stück dieser Apologie und den Anknüpfungspunkt für einen späteren Teil der
Verhandlung bildet die oben S. 130*) skizzierte Ausführung, wonach sich die
Annahme von Abstufungen der Weisheit sehr wohl mit dem relativistischen
Hauptphilosophem des Protagoras verträgt. Nun erst erfolgt in einer zweiten
Gruppe die endgültige Widerlegung des Satzes vom. Menschen als Maß aller
Dinge und der These, Wissen sei Wahrnehmung (169 d ff.). Diese Widerlegung
verläuft in folgenden Gedankengängen : 1. Alle Menschen urteilen, es gebe Weis-
heit und Unverstand, richtige und falsche Meinung. Sowohl in dem Falle, daß
die Menschen immer wahr urteilen, wie auch in dem anderen, daß ihr Urteil
bald wahr, bald unwahr ist, liegt in ihren Urteilen Wahrheit und Unwahrheit,
und Protagoras ist widerlegt (170 a ff.). 2. Protagoras' Satz ist für ihn wahr,
für seine Bestreiter unwahr. Er ist also um so viel mehr unwahr, als diese Be-
streiter Protagoras an Zahl überragen (170 e f.). 3. Protagoras gesteht durch
den Homoraensura-Satz den Bestreitern dieses Satzes Wahrheit zu, während diese
einen Irrtum ihrerseits nicht zugeben. So ist der Satz weder für ihn selbst, noch
für einen andern wahr (171 a ff.). 4. Die in der erwähnten Apologie (166 äff.)
dem Protagoras geliehene Unterscheidung größerer und geringerer Weisheit ist
als mit der allgemeinen Ansicht zusammentreffend wiederaufzunehmen. Es ergibt
sich, daß sie mit dem protagoreischen Maßsatze tatsächlich sich nicht verträgt.
Überall wo Nutzen und Schaden in Frage kommen, wird sich das Urteil des
Weisen (Sachverständigen) durch den in der Zukunft sich einstellenden Erfolg
bewähren. Hier scheitert also die Annahme gleicher Wahrheit aller subjektiven
Meinungen. Sie behält vorläufig noch Bestand auf dem Gebiete der sittlichen
Urteile (gerecht, ungerecht usw.) und der gegenwärtigen Sinneswahrnehmungen
(warm, trocken, süß usw.). Hier ist die These: Wahrnehmung = Wissen noch
unerschüttert (171 d— 172 b; 177 c— 179 c). Aber eine Betrachtung der ihr zur
Unterlage gegebenen Flußlehre entzieht ihr auch da den Halt. Denn in dem
allgemeinen Flusse verschwimmt mit ihren Objekten auch die Wahrnehmung
selbst. Man kann nicht mit größerem Rechte von Sehen reden als von Nicht-
sehen, von Wahrnehmung als von Nichtwahrnehmung und demgemäß von Wissen
als von Nichtwissen (179d— 182e; vgl. dazu Kratyl. 440 a, oben S. 273).
Nun werden Flußlehre und Homomensura-Satz verlassen und der Be-
hauptung, Wissen sei Wahrnehmung, durch eine unmittelbar auf sie gerichtete
Erwägung der letzte Stoß versetzt. Diese fußt auf dem Wesen der Wahrnehmung
als eines durch körperliche Sinnesorgane vermittelten Bewußtseinsvorganges.
Jedes dieser (')rgane liefert nur Wahrnehmungen einer bestimmten, optischen,
akustischen oder sonstigen Art. Was die verschiedenen Wahrnehmungen mitein-
ander verknüpft, sie nach den Gesichtspunkten der Zahl, des Seins und Nicht-
seins, der Ähnlichkeit und Unähnlichkeit, . Identität und Verschiedenheit, des
Schönen und Häßlichen, Guten und Schlechten beurteilt, kann nicht selbst
wieder körperlich vermittelte Wahrnehmung, sondern muß eine unmittelbare
Tätigkeit der Seele selbst sein. Nur diese Tätigkeit vermag Sein und Wahrheit
1) Dort hätte gesagt werden sollen, daß auch die Ausführung Plat. Theait.
166 d nur vom platonischen Sokrates dem Sophisten geliehen ist.
§ 40. Piatons Schriften: Theaitetos. 303
zu erfassen und damit das Wissen zu gewähren, das somit etwas von der Wahr-
nehmung Verschiedenes ist (184 b — 187 a).
Theaitetos berücksichtigt dieses Ergebnis und erklärt in einer dritten De-
finition (187 b) das Wissen für etwas rein Psychisches, die richtige Vor-
stellung u) u/.>)&iii (5o|a). Dies führt zunächst auf die Nebenfrage nach Wesen
und Entstehungsweise der falschen Vorstellung. Sie kann nicht als Vor-
stellung von NichtSeiendem gedeutet werden — wer sich Nichtseiendes vorstellt,
stellt sich überhaupt nichts vor (189 a) — , sondern als Setzung eines Seienden
für ein anderes (189 bc: d/./.odo^lav nva ovaar yEVÖij (pa^isv sivai dötay). Zur
Veranschauüchung dienen die Gleichnisse von der Wachstafel (dem Gedächtnis),
zu deren Prägungen irrtümlicherweise nicht übereinstimmende Gegenstände (die
Wahrnehmungsbilder) als ihnen entsprechend in Beziehung gesetzt werden, und
vom Taubenschlage, in welchem der Besitzer, willens eine bestimmte Taube zu
erhaschen, fehlgreift. Aber auch so erheben sich Schwierigkeiten, in denen es
sich rächt, daß man sich mit der falschen Vorstellung beschäftigt, ehe man das
Wesen des Wissens erkannt hat (187 d — 200 cd). So bleibt die Nebenfrage unge-
löst, und die Verhandlung kehrt wieder zu der Hauptfrage zurück. Daß nun
richtige Vorstellung schlechthin und Wissen nicht identisch sind, zeigt sich sofort.
Vermag doch der Gerichtsredner in einem kurzen Plaidoyer dem Richter zwar
eine richtige Vorstellung (Meinung), aber damit noch kein Wissen über einen nur
durch Autopsie erkennbaren Sachverhalt beizubringen. Deshalb muß die richtige
Vorstellung genauer bestimmt werden. Dies geschieht in einer vierten Definition,
Nach der Bestimmung eines Ungenannten ist das Wissen die mit Erklärung
verbundene richtige Vorstellung (201 c: riji' /uezä /löyov d/»;??>; Ööiar
ijiioztjintjv elvai). Daß es sich um Piatons Gegner Antisthenes handelt, wird als-
bald klar (201 e ff.). Der Ungenannte bestreitet nämlich für das Einfache (die
Elemente der Dinge) die Möglichkeit des köyo? (der Prädikation). Es könnte nur
von einem oiy.Eiog löyog, der von A nur wieder A aussagt, die Rede sein (vgl. o.
S. 176), der aber hier nicht als köyog im eigentlichen Sinne angesehen wird. So
kann das Einfache nur mit seinem Namen genannt werden und ist, da das
dovrac ts y.ai de^aadai ).6yov als Bedingung des Erkennens vorausgesetzt wird,
nicht erkennbar, sondern nur wahrnehmbar. Vom Zusammengesetzten hingegen
gibt es einen '/.öyog (=^ ovofiürcov avfiTT/.onij) und damit ein (analytisches) Erkennen
und Wissen (vgl. o. S. 177). Die Kritik (202 d ff.) richtet sich zunächst gegen
die Scheidung des Elementaren und des Zusammengesetzten hmsichtlich ihrer
Erkennbarkeit : Entweder ist das Zusammengesetzte nichts anderes als die Summe
seiner Bestandteile; dann versteht man nicht, wie unerkennbare Elemente
summiert ein Erkennbares ergeben sollen (der Einwand trifft den Gegner nicht,
da dieser von einem Begriff des Erkennens als Analyse ausgeht). Oder das Zu-
sammengesetzte ist etwas von der Elementensumme Verschiedenes und Eigen-
artiges ; als solches ist es einheitlich und müßte sich somit nach der gegnerischen
Voraussetzung dem /.öyog und dem Erkennen entziehen. Zur Widerlegung der
Definition selbst (£-i«or>//^»/ = f^ezä /.oyov dÄrj&ijg 86^a) wird ein dreifacher Sinn
des Wortes /.öyog unterschieden. Es bedeutet entweder den sprachliehen Aus-
druck; dann wäre jeder richtig Vorstellende, soweit er nicht etwa stumm ist, zu-
gleich auch wissend (206 d f.). Oder /.6yog bezeichnet (im Sinne des Antisthenes)
die auf die letzten Elemente zurückgehende Aufzählung der einen Gegenstand
bildenden Bestandteile ; demgegenüber zeigt ein Beispiel (207 d f.), daß eine
richtige Aufzählung der Elemente auf einem zufälligen Treffen des Wahren be-
ruhen kann und keineswegs die für das Wissen charakteristische Konsequenz
und Festigkeit einschüeßt. Oder endlich ist unter ?.6yog die Angabe eines den
3(J4 § '^^- Pli^toiis Schriften: Theaitetos. Parmenides.
'Oegeustand von anderen unterscheidenden Merkmales zu verstehen ; die Erfassung
• eines solchen Merkmales aber, so wird behauptet, ist schon die Voraussetzung
der dgdtj döSa (208c ff.; das Argument ist nicht triftig, da der richtig Vor-
stellende sich des Merkmales, nach Avelchem er einen Gegenstand von anderen
unterscheidet, nicht bewußt zu sein braucht). So fällt auch die vierte Definition.
Da eine weitere nicht aufgestellt wird, endigt der Dialog ohne positives
Ergebnis.
Der Theaitet ist in seinem weitaus überwiegenden Teile der Beschäftigung
mit den Lehi-en bestimmter fremder Philosophen und Richtungen gewidmet und
unterscheidet sich durch Umfang und Tiefe dieser Beschäftigung wesentlich von
den Jugenddialogen, mit denen er im übrigen den elenktischen Charakter gemein
hat. Das protagoreische Philosophem wird durch die Verbindung mit dem
Heraklitismus vertieft und gegen die polternde antisthenische Polemik — eine
solche ist wahrscheinlich in den später getadelten Ausfällen IGl c ff. enthalten —
und eristische Angriffe in Schutz genommen, um schließlich doch seine ernst-
hafte Widerlegung zu finden. Durch die Verbindung mit der Homomensura-
und der Flußlehre empfängt der Sensualismus der Aristippeer, wenn diese tat-
sächlich 156 a ff. gemeint sind, eine neue Beleuchtung. Die Flußlehre selbst
erweist sich für die sensualistische Erkenntnistheorie, der sie hier dienen soll, als
destruktiv. Der Schlußabschnitt wendet sich wieder gegen Antisthenes und be-
streitet seine Bestimmung des Wissens. Klingt diese Bestimmung in ihrer
Formulierung auch an Piatons eigene im Menon 97 e f., Symposion 202 a,
Phaidon 76 b und in der Politeia 531 d vertretene Wissenslehre an, so Aväre es
doch ein Irrtum anzunehmen, daß der Philosoph sich im Theaitet selbst kritisiere
(so Eaeder, Pl.s philos. Entwickelung S. 290). Auch nach Piaton ist es aller-
dings die Fähigkeit des ?.6yor dovrai, die den richtig Vorstellenden zum Wissen-
den erhebt. Aber die von ihm als Voraussetzung dafür betrachtete Erwägung
des ursächlichen Zusammenhanges der Dinge {ahiag loyiouög) ist etwas ganz
anderes als der lediglich analysierende '/.oyog des Antisthenes (Theait. 201 e ff.).
Dazu kommt, daß noch im Politikos 309 c die ah]di]? öo^a fista ßsßaimoeo}; als
Göttliches in der Seele bezeichnet wird (vgl. auch Tim. 51 e). Ebensowenig be-
rechtigt die Nichterwähnung der Ideenlehre, der man allerdings wenn irgendwo
■so bei der Frage nach dem Wesen des Wissens zu begegnen erwartet, zu der
Annahme, daß Piaton zur Zeit der Abfassung des Theaitet an dieser Lehre nicht
mehr festgehalten habe. Sie ist die stillschweigende positive Ergänzung zu der
negativen Kritik fremder Auffassungen. Daß es sich um eine stillschwei-
gende Ergänzung handelt, scheint freilich, erinnert man sich der beredten Aus-
führung dieser Lehre in den vorangehenden Gesprächen, bemerkenswert und
zeugt im Verein mit der Eigenart der noch folgenden Werke dafür, daß für den
alternden Philosophen die Vertretung und Ausgestaltung seines zentralen Dogmas
nicht mehr im Vordergrunde des Interesses stand. Daß er es aber nicht aufgab,
geht sogleich aus den beiden nächsten Dialogen, dem Parmenides und dem So-
phistes, hervor. In gewisser Weise bilden sie — und hierin schließt sich der
Politikos ihnen an — eine Ergänzung des Theaitetos. War hier (183 e f.) eine
Beschäftigung mit den Gegenfüßlern der Herakliteer, den Eleaten, ausdrücklich
abgelehnt, so treten diese jetzt in den Mittelpunkt, auch in der äußeren Form
der Gespräche, indem die bis jetzt festgehaltene Leitung der Verhandlungen
durch Sokrates preisgegeben und an dessen Stelle Vertreter der eleatischen Schule
gesetzt werden. Im
Parmenides treffen wir Zenon und Parmenides mit dem noch jugend-
lichen Sokrates im Gespräch, Dieses nimmt seinen Ausgang von einer Schrift
§ 40. Piatons Schriften: Parmenides. 305
Zenons, in welcher er der parmenideischen Einheitslehre durch den Nachweis zu
Hilfe kommt, daß das Viele sowohl gleich als ungleich sein müßte, womit er
seine Unmöglichkeit als erwiesen betrachtet. Anders urteilt Sokrates vom Staud-
punkte der Ideenlehre. Xach ihm sind die Ideen der Gleichheit und Ungleich-
heit allerdings unvereinbar, die Einzeldinge aber können an beiden zugleich teil-
haben, und Analoges gilt von den Ideen der Einheit und Vielheit und den an
ihnen partizipierenden Dingen. Parmenides lobt den Eifer des Jünglings und
fragt u. a., ob er auch eine von den Einzelmenschen gesonderte Idee des Menschen
oder Ideen des Feuers oder Wassers annehme. Hierüber äußert sich Sokrates
i^weifeLnd. Ideen geringfügiger und verächtlicher Dinge vollends wie des Haares
und des Schmutzes scheut er sich anzusetzen trotz der dahin drängenden Kon-
sequenz und erhält nun von dem eleatischen Schulhaupte die Zurechtweisung, er
nehme in seiner Jugendlichkeit noch zu viel Rücksichten auf die Meinungen der
Menschen. Habe ihn einmal die Philosophie voll erfaßt, so werde er keines von
jenen Dingen verachten. Verhält sich bis dahin Parmenides zur Ideenlehre
keineswegs ablehnend, so macht er im Folgenden drei Aporien gegen sie
geltend: 1. Partizipieren die Einzeldinge jeweilen an der ganzen Idee oder nur
an einem Teile derselben? (131a ff.). Im ersten Falle erhebt sich das Bedenken,
daß das Eine nicht in vielem voneinander Getrennten gegenwärtig sein kann,
•ohne von sich selbst getrennt zu sein. Im zweiten ist es um die für die Idee
wesentliche Einheitlichkeit geschehen, und die nur an einem Teile der Idee parti-
zipierenden Dinge werden nicht des mit der Idee gesetzten Gattungscharakters
teilhaftig. 2. Das viele Gleichartige führt zur Ansetzung einer entsprechenden
Idee (z. B. das viele Große zur Ansetzung der Großheit). Die Idee aber ist mit
-dem vielen ihr Untergeordneten selbst wieder durch Gleichartigkeit verbunden,
und so wäre eine neue Idee als Quelle dieser Gleichartigkeit anzusetzen (über der
Oroßheit und dem vielen Großen eine Großheit höherer Ordnung) u. s. f. in in-
finitum (Argument des zoho; ärdoco:tog; vgl. oben S. 143 unter Polysenos und
imten § 49). Sokrates' Auskunft, in den Ideen nur subjektive Gedanken zu
sehen, hebt die Schwierigkeit nicht, da den Gedanken Dingliches entspricht, und
•ebensowenig bietet die Auffassung der Ideen als Musterbilder der Dinge einen
Ausweg (132 a ff.). 3. Ideen, die eine Korrelation einschließen, können nur
innerhalb der Ideen-, nicht innerhalb der sinnlichen Welt ihre Korrelate finden
{der Idee des Herrn entspricht nur die Idee des Sklaven, nicht der Sklave der
Erscheinungswelt). Solche Korrelate sind auch Wissen und Wahrheit (Sein).
Die ideale Wahrheit kann also dem einzelmenschlichen Wissen kein Objekt sein.
Auf der andern Seite kann aber auch das ideale Wissen nicht zur Wahrheit der
Einzeldinge in Beziehung treten. So führt die Ideenlehre zu dem Paradoxon,
daß die jenes ideale Wissen besitzende Gottheit die Erscheinungswelt nicht kennt,
■ebensowenig wie sie sie — nach dem gleichen Grundsatze der Korrelation — be-
herrscht. Und doch, so schließt Parmenides, nimmt man angesichts dieser und
ähnlicher Schwierigkeiten von der Setzung gesonderter und sich immer gleich
bleibender Ideen Abstand, so entschwindet jedes Objekt des Nachdenkens, und
wissenschaftliche Erörterung Avird unmöglich (133 b —135 c). Der junge Sokrates
gerät durch diese Darlegung in ernstliche Verlegenheit und wird von dem
Eleaten belehrt, es fehle ihm noch an (dialektischer) Übung. Seine Lösung der
zeuonischen Aporie durch die Ideenlehre wird lobend anerkannt, ihm aber ein-
geschärft, er möge sich in der zenonischen Methode schulen und insbesondere
jeweilen neben den logischen Folgen einer Position (z. B. der Setzting der [Idee
der] Gleichheit) auch die der entsprechenden Negation in Betrachtung ziehen
<135 c ff.). Auf Bitten versteht sich Parmenides dazu, dieses Verfahren an einem
Ueberweg, Grundriß I. 20
306 § -lO- Piatons Schriften: Parmenides.
Beispiele zu veranschaulichen. So prüft er in eingehender, triftige und untriftige-
Argumentationen mischender Untersuchung die Thesen, daß das Eine ist und da&
es nicht ist, und gelangt nach Herausarbeitung einer Reihe von Antinomien zu
dem Endergebnis, daß, wie es scheint, mag das Eine sein oder nicht sein, es so-
Avohl selbst wie auch das Andere im Verhältnis zu sich selbst und zueinander
alles auf alle Weise ist und nicht ist und sich als solches offenbart und nicht
offenbart (137 c— 166 c). Damit schließt das Werk.
Der Parmenides ist und bleibt das größte Rätsel des platonischen Schrift-
tums. Kein anderer Dialog läßt den Leser gleicherweise in Unklarheit über die
Absicht des Ganzen und die Bedeutung seiner Teile. Welcher Herkunft sind die
Einwendungen gegen die Ideenlehre? Wie hat sie PJaton bewertet? Enthält
dieser Abschnitt eine ernstgemeinte Selbstkritik des Urhebers der Ideenlehre?
Und was bezwecken die Antinomien des Parmenides? Handelt es sich dabei
um eine parmenideische Selbstkritik, eine Widerlegung des Eleatismus, durch die
sich Piaton für das mit der eigenen Selbstkritik gebrachte Opfer entschädigt?
Daß die Antworten der Piatonforscher auf diese und andere Fragen einander in
buntester Weise widersprechen, liegt wesentlich an der Eigenart des Werkes
selbst, das so wie es vorliegt eine vorzeitig abgebrochene Verhandlung darstellt.
Die Annahme, daß wir es mit einem Torso zu tun haben, ist nicht leichthin von
der Hand zu weisen. In der Tat nimmt durch das Fehlen jedes Abschlusses der
Parmenides unter allen platonischen Dialogen — vom Kritias natürlich abge-
sehen — eine Ausnahmestellung ein. Weder erhält die ErcJrterung durch Er-
ledigung einer aufgestellten These innerlich eine Abrundung, noch ist ihr etwa
durch die Bemerkung, daß ein Ziel erreicht oder nicht erreicht sei, daß man
später diesen oder jenen Punkt nachholen, jetzt aber abbrechen müsse oder dgl.,
ein äußeres Kennzeichen der Beendigung gegeben. Auch der Kontrast zwischen
dem komplizierten Plan der Dialogform und ihrer schließlich völlig preisgegebenen
Durchführung ließe sich dafür geltend machen, daß die letzte Hand an das
Werk nicht angelegt worden ist. Auf der andern Seite ist zu erwägen, daß das
Gespräch in seinem jetzigen Bestände mit einem großen, durch die dialektische
Probe des Parmenides bewirkten Effekt schließt, den eine weitere Fortspinnung
der Unterredung beeinträchtigen müßte. Wie dem nun aber auch sei,. auch wenn
Piaton von Anfang an nicht mehr zu geben beabsichtigte, als er tatsächlich ge-
geben hat, jedenfalls gab er für den heutigen mit den Entstehungsumständen des
Werkes nicht vertrauten Leser zu wenig. Dieser kann also nur durch Er-
Avägungen zu einem Wahrscheinlichkeitsurteile über das Werk gelangen. Einen
festen Punkt hierfür bietet zunächst die Tatsache, daß in dem Gespräche Par-
menides die Notwendigkeit der Annahme von Ideen anerkennt trotz der dagegen
von ihm selbst erhobenen Einwendungen, die er übrigens 133 b. 135 a b ausdrück-
lich für widerlegbar erklärt. Damit ist die Einheitslehre aufgegeben. Daß dies
durch ihren bedeutendsten Vertreter geschieht, ist ein besonders feiner Zug der
platonischen Darstellung. Piaton ist sich dessen, was er dem Eleatismus ver-
dankt, wohl bewußt und gibt seiner Sympathie für Parmenides wie in diesem
Dialoge so auch anderwärts (Theait. 183 e, Soph. 217 c) warmen Ausdruck. In-
dem nun der große Eleate selbst ohne Kampf die Unentbehrlichkeit der Ideen-
lehre zugibt und den wankenden Sokrates in ihr bestärkt, erscheint diese Lehre
nicht als eine feindliche Doktrin, die den Eleatismus befehdet und verdrängt,,
sondern als eine befreundete Richtung, die ihm sein Problem lösen hilft und,
indem sie seinen Widerstreit mit der Erfahrung schlichtet, ihn krönt und voll-
endet, ihrerseits aber auch aus der Anerkennung durch den Altmeister erhöhtes
Ansehen gewinnt. Aus diesem Gesichtspunkte ergibt sich wohl auch die zu-
§ 40. Piatons Schriften : Parmenides. Sophistes. 307
treffende Auffassung der parnienideischen Antinomien. Auch sie schließen die
Gültigkeit der Einheitslehre aus. Aber es wäre eine besondere mit Piatons Zu-
neigung zu Parmenides unverträgliche Bosheit, wenn ihn als eigentliche Trieb-
feder die Absicht leitete, das Eleatenhaupt seine eigene Lehre jämmerlich zer-
pflücken zu lassen, eine Absicht, die übrigens schon deshalb unwahrscheinlich
ist, weil ja auch die entgegengesetzte Theorie von der Nichtexistenz des Einen
ad absurdum geführt wird. Es besteht nicht der mindeste Grund, in dieser
Partie des Gespräches nicht das zu erkennen, als was sie ausgesprochenermaßen
eingeführt wird, nämlich ein methodisches Musterbeispiel, bei dessen Ausge-
staltung zu einem an Gorgias erinnernden dialektischen Bravourstück zAveifellos
das Piaton damals beherrschende, namentlich durch den Sophistes verbürgte
Interesse für eleatische Dialektik mitgesprochen hat. Die dialektische Kunst
bleibt die Größe des Eleaten, auch nachdem er durch die Billigung der Ideen-
lehre seinen ontologischen Standpunkt verlassen hat. Was fehlt, ist die An-
wendung des Musterbeispiels auf den vorliegenden Fall, der Nachweis der
Folgerungen, die sich nicht nur aus der Position • — davon war schon die Rede — .
sondern auch aus der Xegation der Ideen ergeben. Daß aus dem Widerstreite
im Sinne Piatons ein Ausweg zum Siege der Ideenlehre führen mußte, steht
schon nach den Bemerkungen des Parmenides 133 b. 135 a b außer Zweifel. Es
ist nicht umsonst der jugendlich unreife Sokrates, der in Verlegenheit gerät
und sich zweimal eine Zurechtweisung durch Parmenides zugunsten der Ideen -
lehre und ihrer konsequenten Durchführung gefallen lassen muß. Über den
Ursprung der Sokrates verwirrenden Einwände gegen die Ideenlehre sind nur
vage Vermutungen möglich. Das Argument des xohog uvÜQconog bedarf hinsicht-
lich seiner Beziehung zu Polyxenos und Aristoteles einer genaueren Untersuchung.
An sich ist wohl möglich, daß Piaton hier einen Einwand seines Schülers be-
rücksichtigt. Das dritte Argument erinnert an den erkenntnistheoretischen
Grundsatz: Gleiches durch Gleiches (oben S. 99. 108). Ein Versuch, den
durch ihn hervorgerufenen Schwierigkeiten zu entgehen, wird uns im Timaios
begegnen.
JVIit dem Parmenides steht innerlich im engsten Zusammenhange der
Sophistes, obwohl er sich äußerlich als eine Fortsetzung des Theaitet-
gespräches darstellt. Aber auch diese äußerliche Verbindung ist in Wirklichkeit
nur sehr locker. Sokrates beteiligt sich nur an der Einleitung des Gespräches,
als Führer der eigentlichen Verhandlung tritt an seine Stelle ein Fremdling aus
Elea, ein Schulgenosse des Parmenides und Zenon. Die Unterredung wendet
sich alsbald der Frage nach dem Wesen des Sophisten, des Staatsmannes und
des Philosophen zu. Zunächst gilt es, den Sophisten und seine Kunst
begrifflich zu bestimmen. Als leicht faßliches Musterbeispiel der Methode
dient die Begriffsbestimmimg der Kunst des Anglers durch fortgesetzte Zwei-
teilung des Umfanges der Kunst überhaupt und ihrer Unterabteilungen (218 e ff.).
Das Beispiel erweist sich nicht nur methodisch, sondern auch inhaltlich als
fruchtbar, insofern der Sophist als Jäger (auf reiche und angesehene Jünglinge)
ein Gegenstück zum Angler bildet (221 c ff.). Aber die Bestimmung der So-
phistik erfolgt noch nach weiteren, von anderen Gesichtspunkten ausgehenden
Einteilungen der Kunst. Unter ihnen ist für die folgende Diskussion grund-
legend diejenige, bei der sich die Sophistik als wahrheitsfremde Kunst der
Meinungserzeugung (233 c), als Kunst der Nachahmung (234 b. 235 a) und Bild-
verfertigung (236 c) herausstellt. Die Frage, zu welcher Unterabteilung der Bild-
kunst sie zu rechnen sei, bleibt unentschieden. Denn schon die bisherige Ein-
teilung führt auf eine Aporie. die nach Lösung verlangt. Das Bild setzt, indem
20*
3()j^ § 40. Piatons Schriften: Sophistes.
es sieh von dena Original als dem Wirklichen unterscheidet, das Dasein des
Nichtseienden voraus, im Widerspruch mit der Lehre des Parmenides (236 c ff.).
Das Xichtseiende erscheint als ein völlig unfaßbarer Begriff, dessen Negation in
Schwierigkeiten verwickelt wie seine Position (238 d ff., vgl. die Antinomien des
Dialogs Parmenides). Ein Ausweg aus der Verlegenheit ist nur zu finden, wenn
Parmenides widerlegt und dargetan wird, daß das Nichtseiende doch in gewissem
Sinne ist und das Seiende in gewissem Sinne nicht ist (24:1 d ff.). Eine zu
diesem Zwecke unternommene Prüfung der bisher aufgestellten Theorien über
das Seiende ergibt, daß das Seiende gleiche Schwierigkeiten bereitet wie das
Xichtseiende. Diejenigen, die zwei Prinzipien, wie z. B. das Warme und Kalte,
annehmen, müßten, wollen sie nicht das Seiende als ein drittes ansetzen, dieses
mit einem der beiden oder mit beiden identifizieren. Im ersten Falle wird je-
weilen das andere, vom Sein ausgeschlossene Prinzip aufgehoben, im zweiten
fallen beide, als mit dem Seienden identisch, in eines zusammen (242 b ff.). Nicht
minder gerät die (eleatische) Lehre, die das All für eines erklärt, mit sich in
Widerspruch, wenn man ihr über das Verhältnis des Seienden zum Einen und
Ganzen Rechenschaft abverlangt (244 b ff.). "Neben den eigentlichen Ontologen
sind aber noch andere Richtungen zu prüfen. Da sind die ]\Iateri allsten, die nur
Körperliches als seiend anerkennen. In schroffem Gegensatze zu ihnen stehen
die Idealisten, die nur körperlosen Ideen das wahrhafte Sein zusprechen und
dem Ki'irperlichen lediglich ein Werden zuerkennen (246 a ff.). Lassen sich die
ersteren. wie billig, dazu gewinnen, auch seelischen Eigenschaften als etwas L^n-
köriDcrhchem ein Sein zuzugestehen, so ergibt sieh für sie ein erweiterter Seins-
begriff. Sie werden als seiend das bezeichnen müssen, was die Kraft besitzt, auf
irgend ein Anderes eine Wirkung auszuüben oder von ihm eine solche zu er-
leiden (247 d e). Wendet man sich aber zu den ,, Ideenfreunden", so werden sie
diese Definition nicht anerkennen. Leiden und Wirken scheint ihnen nur der
Welt des Werdens, nicht aber der des Seins zuzukommen. Ihnen wird (mit
einem logischen Fehler) entgegengehalten, daß das Erkennen, dessen Objekt das
Seiende ist, und das Erkannt werden, das vom Seienden ausgesagt wird, ein
Wirken und Leiden bedeuten ; Leiden aber sei nicht mögUch ohne Bewegtwerden ;
also sei das Seiende bewegt (248 a ff.). Zu dieser These führt noch ein anderer
Weg. Das vollkommen Seiende ist vernunftbegabt. Daraus folgt, daß es belebt,
und hieraus wieder, daß es beseelt ist. Beseeltes aber kann nicht bewegungslos
sein. Andererseits darf dem Seienden, das (im Gegensatze zum Werdenden) das
in semem Wesen und seinen Beziehungen sich gleich Bleibende ist, die Ruhe
nicht abgesprochen werden, ohne die es auch nicht Gegenstand der Erkenntnis
sein kann. Das Seiende ist also zugleich ruhend und bewegt, und der Philosoph
darf somit weder den Eleaten noch Heraklit beistimmen (248 e ff.). Prüft man
aber die Begriffe Bewegung, Ruhe und Sein in ihrem gegenseitigen Verhältnis, so
zeigt sich eine Aporie. Bewegung und Ruhe sind Gegensätze. Das von beiden
prädizierte Sein kann daher weder mit der Ruhe noch mit der Bewegung identisch
sein. Das Bewegung und Ruhe umfassende Seiende kann also nur als ein Drittes
gedacht werden, das an sich weder ruht noch sich bewegt. Das scheint unmög-
lich. Damit bestätigt sich, daß die Erfassung des Seienden nicht weniger
schwierig ist als die des Nichtseienden (250a ff.).
So ist eine neue Untersuchung nötig. Sie beginnt (251 a ff.) mit der Auf-
stellung des Prädikationsproblems. Wie kommen wir dazu, einen Gegen-
stand mit vielen Ausdrücken zu benennen, z. B. einen Menschen nach Farbe,
Gestalt, Größe und moraUschen Eigenschaften mit mancherlei Prädikaten zu be-
zeichnen ? Junge Leute und spätlernende Greise (Antisthenes, vgl. oben S. 176.
§ 40. Piatons Schriften: Sophistes. 309
181 f.) hal)en ihren Spaß daran, hier sofort den Einwand zu erheben, daß Vieles
nicht Eines und Eines nicht Vieles sein könne. Das Kätsel löst sich — und da-
mit schwindet auch die bisher erörterte ontologische Schwierigkeit — in der
Weise, daß die Gattungsbegriffe — die Ideen — eine Gemeinschaft
miteinander eingehen und sich vermischen, ohne daß deshalb die in ein
solches Gemeinschaftsverhältnis eintretende ihre Eigenart aufgäbe oder sich mit
der andern identifizierte. In dieser Weise tritt das Sein einerseits mit der Be-
wegung, andererseits mit der Ruhe in Verbindung. Freilich kann nicht jede
Idee zu jeder andern in dieses Verhältnis treten. So schließen Ruhe und Be-
wegung einander aus. Zu beurteilen, welche Ideen untereinander der Gemein-
schaft fähig und Avelche es nicht sind, ist Sache des Philosophen, der über das
dialektische Wissen gebietet. Er ist dadurch imstande, über Einteilung und Zu-
sammenfassung der Gattungen und Arten, über Analyse und Synthese zu ent-
scheiden (251a— 253 e).
Nun tritt auch das Wesen des Nichtseienden aus Tageslicht. Setzt man
vorerst drei Hauptideen, Seiendes, Ruhe und Bewegung, so ist jede mit sich
selbst identisch, von den beiden anderen aber verschieden. Damit ergeben sieh
zwei weitere mit den anderen von Fall zu Fall in Gemeinschaft tretende Haupt-
ideen: Identität und Verschiedenheit. Betrachtet man nun unter diesen fünfen
beispielsweise die Bewegung in ihrem Verhältnis zum Seienden, so zeigt sich,
daß sie zugleich Seiendes und nicht Seiendes ist, ersteres insofern sie sich mit
der Idee des Seienden verbindet, letzteres insofern sie dem Seienden gegenüber
mit der Idee der Verschiedenheit in Gemeinschaft steht uod so mit dem Seien-
den (begriffUch) nicht identisch ist. Das Nichtseiende ist somit nichts Anderes
als das Verschiedenseiende. Jedes Ding ist nichtseiend im Verhältnis zu einer
Unzahl anderer Dinge, und das Seiende selbst ist der unbegrenzten Zahl anderer
Begriffe gegenüber ein Nichtseiendes. Das Wesen des Nichtseienden ist also die
Verschiedenheit, die sich, ähnlich wie die Wissenschaft, über alles verbreitet und
in viele besonders benannte Teile zerspaltet. Ihre dem Schönen, dem Großen,
dem Gerechten entgegengesetzten Teile sind das Nichtschöne, das Nichtgroße,
das Nichtgerechte u. s. f., und jedem dieser Teile kommt ebensogut das Sein zu,
Avie der Verschiedenheit als Ganzem (257 c ff.).
Damit ist nun, so führt der Eleate aus (258 d), in Übertretung des parme-
nideischen Verbotes (Parmen. fragm. 7) nicht nur der Weg der Forschung nach
dem Sein des Nichtseienden beschritten, sondern sogar neben dem Sein des
Nichtseienden auch sein Gattungsbegriff, die in ihrer Zerteilung auf alles sich
ausdehnende Verschiedenheit, festgestellt. Gegner des eingeschlagenen Beweis-
verfahrens, die die Untersuchung verwirren und das Identische in gewissem
Sinne als verschieden, das Verschiedene als identisch, das Große als klein und
das Ungleiche als gleich zu erweisen suchen (wie es die sophistische Eristik tut),
verraten damit ihre Unreife, und der Versuch alles von allem loszureißen (jede
Begriffsverbindung zu zerschneiden, wie es von Antisthenes geschieht) zeugt für
völligen Mangel an philosophischer Bildung und droht jeder Avissenschaftlichen
Untersuchung den Untergang (259 b ff.). Es ist gut, daß jetzt solchen Leuten
die Erkenntnis der Mischung des einen mit dem andern aufgezwungen ist. Der
Sophist wird nun freilich behaupten, nicht alles habe am Nichtseienden Anteil,
und das Urteil — das innerlich in der Vorstellung vollzogene sowohl wie das in
Worten geäußerte — gehöre zu dem, was dieses Anteils entbehre. Er wird also
die Annahme, es gebe unwahre Urteile, bestreiten (vgl. Antisthenes, oben S. 177)
und sich dadurch gegen die Bestimmung der Sophistik als Täuschungskunst ver-
wahren (260 äff.). Deshalb erfolgt in eingehender Erörterung und an der Hand
310 § -lO- Pliitons Schriften: Sophistes.
eines Beispieles der Nachweis, daß im Urteile Nichtseiendes für Seiendes gesetzt,
also Unwahres behauptet werden kann. Damit wendet sich die Verhandlung zu
der unterbrochenen Definition des Sophisten zurück, die nun auf dem Wege
einer neuen, auch auf die Unterabteilungen der Bildverfertigungskunst sich er-
streckenden Einteilung erledigt wird.
Die Vervvandtschaft des Sophistes mit dem Parmenides springt in die
Augen. Hier wie dort gibt der Eleate die eleatische Grundlehre preis, und die
Ideenlehre löst die vom Eleatismus ungenügend behandelte Seinsfrage. Den
Einwänden, die im Parmenides gegen die Ideenlehre erhoben werden, entspricht
im Sophistes eine Korrektur, die sich die Ideenfreunde in ihren Anschauungen
gefallen lassen müssen. In beiden Gesprächen triumphiert die eleatische Dialektik.
In beiden ist die auf dem Wege dieser Dialektik gewonnene Widerlegung des
Eleatismus nicht das letzte Ziel. Im Sophistes ist die Bekämpfung der Sophistik
in der Person des Antisthenes der klar hervortretende Endzweck, und hier, in
der Polemik gegen die Aufhebung der Prädikation und die Leugnung unwahrer
Urteile, werden Fäden, an denen schon in früheren Dialogen und zuletzt wieder
im Theaitetos gesponnen wurde, weitergeführt. Durch diesen Zweck ist es auch
bedingt, daß, obwohl sich in der Ideenlehre des Sophistes das ontologische und
logische Moment aufs engste verknüpfen, doch das letztere in den Vordergrund
rückt. Die Ideen haben in der entscheidenden Diskussion ihre Bedeutung
wesentlich als txattungsbegriffe. Daß sie aber nicht darin aufgehen, zeigt neben
der ontologischen Erörterung 248 c ff. der Gebrauch der sonst outologisch ver-
wendeten Termini (.isreyeir und /tisde^i; (vgl. besonders 255 e. 259 a). So ist das
Ergebnis des Dialoges auch für die platonische Metaphysik von großer Bedeutung.
Die Gemeinschaft der Ideen, die im Grundgedanken auch Piatons bisheriger
Dogmatik nicht fremd war (Politeia 476 a), findet ihre Ausgestaltung und ihre
Verwertung für die Lösung des Problems des Nichtseienden.
Wichtig und daher viel behandelt ist die Frage, welche Philosophen mit
den ,, Ideenfreunden" gemeint seien, deren Lehre der Eleate berichtigt. Der von
Schleiermacher geäußerten Vermutung, daß dabei an die Megariker zu denken
sei, hat sich neben vielen anderen Forschern auch Zeller angeschlossen. Sie
scheitert aber an dem auch von Zeller (Phil. d. Gr. II 1* 254 f.) nicht ent-
kräfteten Bedenken, daß nach Aristoteles' Zeugnis Piaton der Begründer der
Ideenlehre ist und daß die Unterscheidung der Eeiche des Seins und des Werdens
(Soph. 248 c) sich mit der megarischen Einheitslehre nicht verträgt. In neuerer
Zeit ist die überwiegende, u. a. auch von Th. Gomperz und Paeder vertretene
Meinung, daß Piaton durch den Mund des Eleaten seine eigene Ideenlehre in
ihrer bisherigen Form bekämpfe, um ihr eine Avesentlich veränderte entgegenzu-
stellen. Aber auch dieser Ansicht läßt sich nur mit erheblicher Einschränkung
beipflichten. Ein Hauptpunkt, den der Eleate beanstandet, das Xichtwirken der
Ideen, deckt sich keineswegs mit der in Piatons früheren Dialogen ausgeführten
Anschauung. Ein Wirken wird der obersten, alle Eealität und Erkenntnis er-
zeugenden Idee in der Politeia ausdrücklich zugeschrieben (s. oben S. 287), und
auch die anderen Ideen wirken, indem sie die Einzeldinge zu dem machen, was
sie sind (Phaidon 100 d). Das Leiden wird allerdings der Idee im Symp. 211b
mit klaren Worten abgesprochen, aber es ist schwer glaublich, daß Piaton diese
Lehre durch den handgreiflichen Paralogismus, der unter Mißbrauch der sprach-
lichen Passivform aus dem Erkanntwerden auf Leidensfähigkeit schließt (Soph.
248 d f.), für widerlegt gehalten haben sollte. Die Vernunftbegabtheit der obersten
Idee und damit ihre Belebtheit und Beseeltheit und mit dieser wieder ihre Be-
wegung wären auch für Piatons frühere Lehre daraus zu folgern, daß sie nach
§ 40. Piatons Schriften: Sophistes. Politikos. 311
der Politeia Quelle aller Vernunfttätigkeit ist. Aber freilich, diese Konsequenz
hat der Philosoph bisher nicht gezogen. Im Gegenteil, im Phaidon 78 d be-
hauptet er, daß jede Idee keiner Veränderung irgendwelcher Art (und somit auch
keiner Bewegung [vgl. Theait. 181 d]) unterworfen sei. Insoweit bietet also der
Sophistes in der That eine Ausgestaltung und Modifikation der früheren Ideen-
lehre im Sinne größerer Folgerichtigkeit. Aber die Schwierigkeit, daß die Leug-
nung eines "Wirkens der Ideen auf die platonische Lehre nicht zutrifft, bleibt
bestehen, und damit erhebt sich aufs neue die Frage: Auf welche Ideenfreunde
zielt der Eleate? Einige Forscher nahmen an, die Polemik sei gegen Schüler
Piatons gerichtet, die dessen Lehre in jenem Sinne ausdeuteten. Diese Hypo-
these läßt sich bei unserer dürftigen Kenntnis der damaligen platonischen Schule
so wenig widerlegen als beweisen. Aber es kommt noch eine andere Möglichkeit
''n Betracht. Der Hauptertrag des Dialoges ist der Satz von der Gemeinschaft
und Mischbarkeit der Ideen. Um ihn schärfer hervortreten zu lassen, überspannt
der Eleate, der als Gesprächsperson nicht ohne weiteres mit Piaton identifiziert
werden darf, die Ideenstarrheit der platonischen Lehre bis zur Aufhebung des
Wirkens der Ideen und schafft sich so eine Folie für deren Beweglichkeit und
Flüssigkeit. Die von ihm bekämpfte Lehrform ist also in diesem Punkte nur
eine Fiktion oder eine zu Unrecht gezogene Konsequenz. Man bemerke, daß der
Mitunterredner über die Lehre der Materialisten und die Grundzüge der idea-
listischen Doktrin wohl unterrichtet ist (246 b. 248 a), hingegen von der Be-
sti-eitung des Wirkens und Leidens in der realen Welt der Idealisten noch nie
gehört hat und auch der Eleate selbst sein Wissen darüber in problematischer
Form äußert (248b, der Eleate: . . . ob //fr ov xaxaxoveig, iyo) dk l'acog dm ovvt]-
dtiav, worauf der Mitunterredner: rlv ovv dt] '/.syovoi köyov;).
Als eine Fortsetzung des Sophistes gibt sich der
Politikos^ der das zweite der dort aufgestellten Themen, die Begriffs-
bestimmung des Staatsmannes, erledigen soll. Wieder ist Sokrates nur an
der Einführung des Gespräches beteiligt, dessen Leitung dem eleatischen Fremd-
ling übertragen ist. Analog dem Verfahren des Sophistes wird der Gesamtkreis
der Wissenschaften und Künste — beide Begriffe werden nicht geschieden —
durch fortgesetzte Zweiteilung zerlegt, um als eines der letzten Einteilungsglieder
Wissenschaft und Kunst des Staatsmannes (des königlichen Mannes) an den Tag
treten zu lassen. Auch hier gibt ein triviales Musterbeispiel, die Definition der
Webekunst, die Wegeleitung. Unter den Gesichtspunkten, nach denen diese
Einteilungen erfolgen, ist von Bedeutung für den materiellen Ertrag des Dialogs
die Scheidung der mittelbar und der unmittelbar wirkenden Künste (281 e. 287 b ff.).
Im Staate umfaßt die Gruppe der mittelbar wirkenden alle Künste, die dem
Regierenden in der Pflege des Staatswohles zur Hand gehen. Dahin gehören die
Künste, die sich mit Herstellung und Verbreitung von Gebrauchs- und Besitz-
gegenständen jeder Art und mit dienenden Verrichtungen befassen, Avie solche
u. a. auch von den Wahrsagern und Priestern geleistet werden. Unmittelbar
wirkend ist die eigentliche Regierungskunst. Aber so klar diese Scheidung be-
grifflich ist, so wenig durchschlagend ist sie für die Praxis des gewöhnlichen
Lebens. Priesterliche und Regierungsfunktionen sind in vielen Staaten aufs
«ngste miteinander verknüpft. Dazu macht eine große Schar vielartiger Menschen
Anspruch auf das Regiment, die mit dem wahren Regenten, dessen Wesen es zu
bestimmen gilt, nichts gemein haben. Hier ist ein Kriterium ins Gedächtnis zu
rufen, das die Voraussetzung der ganzen bisherigen Untersuchung bildete. Es
galt ja, das Wesen des Staatsmannes durch Einteilung der Wissenschaften zu
bestimmen. Das Wissen also ist es, das den wahren Staatsmann von allen
312
§ 40. Piatons Schriften: Politikos.
anderen zum Regiment sich Drängenden unterscheidet. Wer das königliche
Wissen besitzt, ist der kiniigliche Mann, mag er tatsächlich regieren oder nicht
(292 e). Wo ein solcher Wissender oder eine Anzahl solcher Männer den Staat
leitet, da besteht die richtige Verfassung. Neben diesem Merkmal ist alles andere
belanglos. Es ist gleichgültig, ob einer, wenige oder viele, ob Reiche oder Arme
das Ruder führen, ob mit oder gegen den Willen der Staatsgememde, ob mit
(geschriebenen) Gesetzen oder ohne solche regiert werde. Freilich ist leicht ein-
zusehen, daß das Wissen nicht im Besitze vieler sein kann, die Demokratie also
auszuschheßen ist (291 d— 293 e, 297 b. 300 e). Der Mitunterredner nimmt nun
daran Anstoß, daß der Eleate die Notwendigkeit der Gesetze in Abrede
stellt. Er erhält die Belehrung, das Gesetz könne sich nie genügend der unend-
lichen Verschiedenheit der Menschen luid Handlungen anpassen. Es sei wie em
herrischer Mensch, der keinen Rat annehmen und auch nichts Besseres gegen
sein Geheiß geschehen lassen will. Steif und starr, wie es ist, könne es da*
Regiment des lebendigen einsichtigen Herrschers nur beeinträchtigen. Freilich
aber, so heißt es weiter, wird man des Gesetzes nicht ganz zu entraten vermögen.
AVie der Turnlehrer einer größeren Schar die gleichen Anstrengungen auferlegen
und für alle ein Zeichen zum Beginne und zur Beendigung der Übung geben
muß, so ist auch im Staate überall zu individualisieren nicht möglich. Es muß
also das Gesetz eintreten, dessen ünschmiegsamkeit aber wenigstens insofern
unschädlich zu machen ist, als es dem Regenten gestattet sein muß, auf Grund
seines staatsmännischen Wissens gegen die bestehenden Gesetze, nötigenfalls unter
Anwendung von Gewalt, zu verfügen (293 e— 297 b).
Dieser ,, richtigen'' Verfassung stehen nun alle anderen, die nicht auf dem
Regimente des Wissenden aufgebaut sind, als „unrichtige' entgegen. Sic werden
als ihre Nachahmungen, teils besserer, teils schlechterer Art, bezeichnet; besserer,
wenn sie das Gesetz, das im richtigen Staate dem Wissenden gegenüber nur eine
sekundäre Rolle spielt, in Ermangelung dieses Wissenden als allein maßgebende
unverbrüchliche Norm betrachten; schlechterer, wenn sie sich durch das Beispiel
des souveränen Wissenden im richtigen Staate bestimmen lassen, von der Be-
achtung des Gesetzes abzusehen (293 e. 297 c ff.). So ergibt sich, unter Heran-
ziehung der Zahl und des Vermögens (s. darüber unten S. 314) der Regierenden
sowie der Gewaltsamkeit oder Nichtgewaltsamkeit des Regimentes als weiterer
Kriterien, eine Gruppierung der Verfassungen, die sich durch folgendes Schema,
veranschaulichen läßt :
A. Richtige Ver-
fassung.
Auf das Regiment
des Wissenden ge-
baut, des Gesetzes
nicht bedürftig (ab-
gesehen von dem
294c f. Bemerkten).
B. Unrichtige Verfassungen.
Nicht auf das Regiment des Wissenden gebaut,
des Gesetzes bedürftig.
I. Das Gesetz wird
beachtet.
Zahl (und
Charakte-
ristik) der
Regierenden :
Einer (nicht
gewaltsam)
Mehrere
(Reiche)
Die Menge
(der Armen)
Ver-
fassungen :
1. Königtum
2. Aristo-
kratie
3. Gesetzliche
Demokratie
IL
Das Gesetz wird nicht
beachtet.
Zahl (und
Charakte-
ristik) der
Regierenden :
Die Menge
(der Armen)
Mehrere
(Reiche)
Einer (ge-
waltsam)
Ver-
fassungen
4. Gesetzlose
Demokratie
.5. Oligarchie
6. Tvrannis-
§ 40. Piatons Schriften: Politikos. 313.
Alle unrichtigen Verfassungen sind lästig und drückend für den, der unter
ihnen zu leben hat, aber mit Unterschied. Die Verfassungen 1 — 6 stellen in
dieser Beziehung eine Stufenleiter vom wenigst Schlimmen zum Schlimmsten dar.
Die Monarchie ist wegen ihrer konzentrierten Macht im Guten (als Königtum)
wie im Schlimmen (als Tyrannis) die stärkste Verfassung, die Demokratie Avegen
ihrer Machtzersplitterung im Guten wie im Schlimmen die schwächste, die
Herrschaft einer beschränkten Zahl steht zwischen beiden in der Mitte (302 b
bis 303 b).
Alle nun, die als Regierende an unrichtigen Verfassungen beteiligt sind, hat
man vom Begriffe des Staatsmannes auszuschließen. Sie gleichen der Erde und
den Sternen, die der Goldscheider vom Golde trennt. Aber dieser hat auch wert-
volle Stoffe, Avie Silber und Kupfer, abzusondern. Ihnen entsprechen die \er-
treter der Feldherrnkunst, der Eechtskunde und der der Gerechtigkeit dienst-
baren Rhetorik. Sie alle üben dienende (mittelbar wirkende) Künste. Im
Unterschiede von ihnen handelt die königliche (staatsmännisehe) Kunst nicht
selbst, sondern befiehlt den zum Handeln Befähigten, indem sie die richtige Zeit
und Gelegenheit zur Ausführung des für den Staat Wichtigsten wahrnimmt
(303 b — 305 d)-. Hier stellt sich heraus, daß (gleichervN'eise wie im Sophistes) das
triviale Einteilungsbeispiel nicht nur methodisch, sondern auch materiell förder-
lich ist: der Staatsmann ist der Weber, der alle Fäden im Staate zu einem Ge-
webe zusammenfügt. Das Gleichnis ist aber noch weiter zu verfolgen. Das
ganze Gebiet des Schönen durchzieht der Gegensatz des Raschen und Heftigen
auf der einen Seite, des Ruhigen und Gelassenen auf der andern. Dement-
sprechend besteht auch innerhalb der Tugend — im Widerspruch mit der ge-
wöhnlichen Annahme, die alle Tugendteile für einander befreundet hält — ein
Widerstreit zwischen ihren Teilen : die Tapferkeit steht auf der Seite des Raschen
und Heftigen, die Besonnenheit auf der des Ruhigen und Gelassenen. Die
Tapferen sind zu Gewalttätigkeit und Streit, die Besonnenen zu schwächlicher
Friedfertigkeit geneigt. Der königliche Weber scheidet nun durch Vermittlung
der staatlichen Erzieher diejenigen, die einer Vereinigung der Gegensätze unzu-
gänglich sind, aus: die Gewalttätigen verfallen der Todesstrafe, Verbannung oder
Atimie, die niedrig (und feige) Gesinnten dem Sklaventum. Die übrigen ver-
einigt er zu eüiem Gewebe, in welchem die zur Tapferkeit Neigenden die Kette,
die zur Besonnenheit Neigenden den Einschlag bilden. Die VereinigTing geschieht
teils durch göttliche (intellektuelle), teils durch menschliche (physische) Bindemittel.
Göttlich ist die Einpflanzung der gefestigten richtigen Vorstellung (309 c: d/.ijßij
öö^av uezä ßeßauöaeo)?, vgl. oben S. 263 f. 303. 304), die den Tapfern besänftigt
und von tierischer Roheit zurückhält, den Besonnenen aber vor tadelnswerter
Gutmütigkeit bewahrt und so beide zur Vereinigung befähigt. Das menschliche
Band besteht in der Anordnung des richtigen Verfahrens bei Ehebündnissen.
Entgegen dem üblichen Bestreben, in der Ehe gleiche Charaktere miteinander zu
verbinden, wodurch sich jede der beiden Wesensarten im Laufe der Generationen
ins Extreme steigert, gilt es die entgegengesetzten Charaktere zusammenzuführen,
deren Vereinigung nicht schwer ist, wenn das (göttliche) Bindemittel gleicher
Vorstellungen über schön und gut vorhanden ist. Das gleiche Prinzip der Ver-
einigung der Gegensätze, in einer Person oder innerhalb eines Kollegiums, ist
auch für die Besetzung der staatlichen Beamtenstellen maßgebend. Mit dieser
Schilderung der königlichen Webekunst gilt das Ziel für erreicht, und die Unter-
redung findet ihren Abschluß (305 e — 311 c).
Mit dem Sophisten teilt der Politikos das in dem ausgedehnten Einteilungs-
verfahren zutage tretende dialektische Interesse. Die auf diesem Wege ver-
;}14 § 40. Piatons Schriften: Politikos. Philebos.
laufende Suche nach dem Staatsmann dient nach 285 d ansgesproehenermaßen
dem Zwecke dialektischer Schulung, und so ist es ganz am Platze, wenn das
Verfahren mehrfach durch methodologische Erörterungen über richtiges und
falsches Einteilen unterbrochen wird (262 a ff. 265 a ff. 266 d ff. 285 a ff.). Aber
tatsächlich macht sich neben dem formalen Gesichtspunkte ein inhaltlicher in
gleicher Stärke geltend, und hier tritt der Dialog aus der eleatischen Gedanken-
sphäre trotz des Gesprächsleiters heraus. Piatons politische Reflexion kommt
wieder zu Worte. Der Sinn, in welchem dies geschieht, läßt wohl den Einfluß
der praktischen Bestrebungen und Erfahrungen erkennen, die mit dem Aufent-
halte des Philosophen in Sizilien verbunden waren, und steht zugleich im Ein-
klang mit der neuen Richtung seines Denkens überhaupt. Von den ideenkundigen
Regenten der Politeia ist nicht mehr die Rede. Der wahre Herrscher ist der
Wissende, der politisch Sachverständige schlechthin, wie ihn schon Sokrates ver-
langt hatte (s. o. S. 157). Aber auch für die eines solchen Herrschers entbehren-
den Staaten kennt Piaton jetzt ein wenn auch nur sehr beschränktes und relatives
Heil in dem unverbrüchlich gehaltenen Gesetz. Der Gesetz es Staat ist der
devregog :i}.ovg (300 b c), der beste der Kotbehelfe. So bildet der Politikos
eine Etappe auf dem Wege von der PoUteia zu den Nomoi. Die Betonung der
den Gesetzesstaaten unablässig innewohnenden Übel (301 e) klingt wie ein Nach-
hall des Wortes der Politeia (473 d) von den Übeln, die nicht aufhören, solange
nicht die Philosophen Könige und die Könige Philosophen sind; und in der
historischen Herleitung der unvollkommenen („unrichtigen") Verfassungen aus
dem Zweifel der Menschen an der Existenz eines mit Tugend und Wissen
waltenden Herrschers (301 c d) vernehmen wir schon die resignierte Stimmung,
die die Nomoi durchzieht.
Der Aufmerksamkeit auf das geschichtlich Wirkliche entspringt eine
Systematisierung der Verfassungen, die die Brücke bildet zwischen der
oben S. 158 wiedergegebenen sokratisch-xenophontischen und der in § 52 zu be-
sprechenden aristotelischen. Neben der Zahl der Regierenden, Gesetzlichkeit und
Ungesetzlichkeit des Regimentes, freiwilligem und unfreiwilligem Gehorsam der
Beherrschten (gewaltsamem oder nicht gewaltsamem Regiment) bilden Reichtum
und Armut die Kriterien (291 e f.): Aristokratie und Oligarchie bedeuten Hen--
schaft der Reichen (301 a), Demokratie Herrschaft der (armen) Menge über die
Reichen (291/2).
Aber auch damit ist die Bedeutung der Schrift noch nicht erschöpft.
Schon in der Politeia zeigte sich im Zusammenhange mit dem Wanken des In-
tellektualismus eine aufkommende psychologische Temperamentenlehre (s. oben
S. 291 : vgl. auch Theait. 144 a). Im Politikos ist der Intellektualismus durch
die Tempcramentenlehre vöUig verdrängt. Damit ergibt sich der schärfste
Widerspruch gegen den Protagoras. Dort war das Wissen die alleinige Quelle
der Tugenden, die dadurch eine Einheit bildeten und miteinander nicht im
Streite liegen konnten. Im Politikos sind entgegengesetzte Temperamente die
Grundlage widerstreitender Tugenden, und dem Wissen bleibt nur die Aufgabe
■einer regulierenden, die Gegensätze versöhnenden Einwirkung. Auch darin verrät
sich das Nachlassen des philosophischen Doktrinarismus und die wachsende Hin-
neigung zu einer durch das reale Leben gebotenen Auffassung.
Nach den drei Eleatendialogen zeigt der
Philebos wieder ein wesentlich anderes Gepräge. Schon äußerlich tritt
dies darin zutage, daß Sokrates aufs neue die führende Person des Gespräches
wird. Und echt sokratisch ist auch das Thema: Was ist das Gute? Schon
in der Politeia (505 b ff.) waren bei einer nur streifenden Berührung der Frage
§ 40. Piatons Schriften: Philebos. 315
zwei Antworten einander entgegengestellt worden: Das Gute ist Lust, und:
Das Gute ist Vernunfttätigkeit (Einsicht [(pgovrjaig]). Von ihnen geht auch
■der Philebos aus. Beide erweisen sich als nicht zutreffend. Ein jeder Vernunft-
tätigkeit bares Lustleben würde der vom Guten unzertrennlichen Vollkommenheit
entbehren. Der Lustempfindende würde weder ein Bewußtsein gegenwärtiger
Lust, noch eine Erinnerung an vergangene oder eine Erwartung zukünftiger be-
sitzen. Das reine völlig lustlose Vernunftleben aber wäre ein Leben in Apathie,
das ebenfalls nicht Gegenstand unserer Wahl sein kann (anders liegt die Sache
beim göttlichen Vernunftleben: 22c, vgl. 33b). Daraus ergibt sich, daß zur
Erzeugung des Guten Lust und Vernunfttätigkeit sich mischen und zu einem
Dritten vereinigen müssen. Es bleibt nun zur Bewertung von Lust und
Vernunfttätigkeit zu entscheiden, welche von beiden jenem
Dritten, dem Range nach Ersten, am nächsten verwandt ist und
demnach in der Wertfolge den zweiten Platz einzunehmen hat. Dies bildet für
den weiteren Verlauf des Gespräches die Hauptfrage. Zu ihrer Lösung wird zu-
nächst in dem Weltganzen viererlei unterschieden: 1. das Unbegrenzte (ajteiQor),
2. die Begrenzung (.Te'oa?), 3. das aus beiden Gemischte, und 4. die Ursache dieser
Mischung. Zum LTnbegrenzten gehört alles, was ein Mehr sowohl wie Weniger
(z. B. wärmer und kälter), ein Sehr sowohl wie Ein wenig enthält, also hinsicht-
lich des Grades fließend und nicht nach Maß und Zahl bestimmt ist. Durch die
Begrenzung wird es mittelst Einfügung bestimmter Zahl- und Maßverhältnisse
geordnet, gefestigt und gebunden. Als Beispiele des auf diese Weise erzeugten,
Unbegrenztes und Begrenzung mischenden Dritten dienen die (das richtige Maß-
Terhältnis körperlicher Stoffe darstellende) Gesundheit, die musikalische Har-
monie, die gemäßigte Temperatur, die (durch astronomische und meteorologische
Maßverhältnisse bedingten) Jahreszeiten. Es gehört dahin überhaupt alles, was
als Produkt der beiden Faktoren, des Unbegrenzten und der Begrenzung, durch
die mit der Begrenzung gegebenen Maßverhältnisse vom (fließenden) Werden zum
(stehenden) Sein gebracht wird (26 d). Das Lust und Vernunfttätigkeit mischende
Leben wird nun diesem Dritten, die Lust selbst, da sie ein Mehr und Weniger
zuläßt, dem Ersten zugeteilt. Die Vernunfttätigkeit ist der die Mischung hervor-
rufenden L'^rsache wesensverwandt. Denn die Vernunft ist, wie die Weisen über-
einstimmend sagen, die Königin des Himmels und der Erde (28 c). Das Weltall
ist, wie seine planmäßige Organisation beweist, ihr Werk, nicht das des blinden
Zufalls. Wie die elementarischen Bestandteile unseres Leibes (Feuer, Erde usw.)
den Elementen des Weltganzen entstammen, so auch unsere Seele der des Welt-
ganzen, das somit als ein beseelter Leib anzusehen ist. In dieser Seele herrscht
die Vernunft als das durch seine Tätigkeit alles Bewirkende (29 b ff.).
Zur Erledigung der Hauptfrage werden nun Lust und Vernunfttätigkeit
einer näheren Betrachtung unterzogen. Die Lust beruht auf Wiederherstellung
einer Harmonie, deren Störung Unlust verursacht hat, auf Inhibierung einer sich
unter Unlust vollziehenden Auflösung, wie sie sich z. B. in den Unlustgefühlen
des Hungers und Durstes ankündigt und durch die mit Lust verbundene Sätti-
gung aufgehalten wird (31 b ff.). Darnach führen die Götter, bei denen keine
Auflösung und damit auch keine Inhibierung einer solchen statthat, ein von
Unlust und Lust freies Leben (32 e ff.). Freilich gibt es eine rein seelische
Erwartungslust wie auch -unlust, die mit der entgegengesetzten Empfindung
in keinem (unmittelbaren) Zusammenhange steht und so, . infolge ihrer L'nge-
mischtheit, für die allgemeine Bewertung der Lust von Bedeutung ist (32 c f.).
Die erkenntnistheoretischen Voraussetzungen dieser rein seelischen Lust sind
Gegenstand einer weiteren Untersuchung, bei der sich als Nebengewinn die Er-
;51(^ § 40. Piatons Schriften: Philebos.
kenntnis einstellt, daß auch die Begierde der Seele, nicht dem Körper zuzu
schreiben ist (33 c ff. 34 c ff. : vgl. oben S. 289). Ein kurzer Blick auf die
Kombination seelischer Envartungslust oder -unlust mit körperlicher Unlust
(Hoffnung oder Mangel an Hoffnung auf Beseitigung einer kör]Derlichen Unlust^
35 e ff.) leitet über zu der eingehend behandelten Frage nach der Existenz
falscher Lust- und Unlustgefühle. Die logisch nicht einwandfreie Argu-
mentation, mittelst deren Sokrates seine Bejahung dieser Frage begründet
(36 c ff.), berührt mehrfach Gedankengänge früherer Dialoge, so die Erwägungen
über richtige und falsche Vorstellung (s. oben S. 303), mit denen hier richtige
und falsche Lust in Parallele gesetzt werden (37 a ff.), und die Annahme einer
perspektivischen Täuschung bei der vergleichenden Abschätzung fernerer und
näherer Lust und Unlust (41 e f.; vgl. o. S. 241). Bemerkenswert ist, daß der
Hedonik selbst eine Waffe zugunsten der Annahme falscher Lustgefühle entliehen
wird (42 c ff.). Neben den mit Unlust und Lust verknüpften Vorgängen der
Auflösung und ihrer Inhibierung, so etwa führt Sokrates aus, gibt es in unserm
Organismus Prozesse, die, wie z. B. das Wachsen, von uns unbemerkt vor sich
gehen, also weder Lust noch Unlust erregen. Mithin ergibt sich ein dreifacher
Zustand: Lust, Unlust und ein zwischen beiden in der Mitte stehendes neutrales
Befinden. Wer nun in der Freiheit von L^nlust die höchste Lust findet (wie dies
von gemssen Hedonikern geschah [s. zu 43 d. 44 a oben S. 189]), erklärt auch den
neutralen Zustand für lustvoll und gibt sich damit hinsichtlich seiner Lust-
empfindung einer Täuschung hin (was als falsche Lustempfindung gedeutet wird;
42 d — 44 a). Andere, die als hervorragende Xaturkundige gelten, leugnen sogar
die Existenz positiver Lustgefühle und bestimmen jede Lust nur als Entweichen
von Unlust. Indem man den Spuren dieser Lusthasser nachgeht, läßt sich
Folgendes erwägen. Die größten Lustgefühle, an denen das Wesen der Lust am
besten zu beobachten ist, finden sich, entsprechend den größten Begehruugen. bei
körperlich und seelisch (moralisch) Kranken. Ihren vollen Haß werfen jene
Lustbestreiter auf die aus widerwärtigen Krankheiten entspringenden Lustgefühle,
und hier zeigt ein Beispiel, die Lust des Kratzens beim Hautausschlag, wenn
man sie medizinisch betrachtet, daß es sich um Lust mit Unlust verbin-
dende Mischgefühle handelt (44b— 47b). Solche Mischungen ergeben sich
auch, wenn seeUsche Lust mit körperlicher Unlust, seelische Unlust mit körper-
licher Lust sich vereinigt (47 c f.). Sie finden sich aber auch auf rein psychischem
Gebiete. Hierher gehören Zorn, Furcht, Sehnsucht, Wehmut, Liebes Verlan gen,
Eifersucht, Mißgunst u. a., die freudvolle Unlustempfindungen sind. Diese
Mischung zeigen u. a. die durch tragische und komische Dar-
stellungen erregten Empfindungen. An der Tragödie freuen wir ims
unter Tränen. Die Wirkung der Komödie liegt im Lächerlichen, das durch
die überhebende Selbsttäuschung einer zu schaden unfähigen Person hinsicht-
lich ihres Eeichtums, ihrer leiblichen oder seelischen Vorzüge hervorgebracht
wird. Eine solche Selbsttäuschung ist für den ihr Uuterhegenden ein Übel. In
dem Zuschauer, der sich darüber belustigt, verbindet sich das Unlustgefühl der
Mißgunst, d. i. des Gefallens am Übel einer befreundeten (oder überhaupt nicht-
feindlichen) Person, mit der im Lachen sich äußernden Lust (47 d — 50 c).
Den gemischten stehen die reinen Lustgefühle gegenüber. Die Em-
pfindungen der Lust an schönen Farben, an Figuren und an Tönen, zmueist
auch der Lust an Gerüchen u. a. haben das Gemeinsame, daß die Lust keinen
merkbaren imd mit Unlust verbundenen Mangel (wie die Lust der Sättigun.u die
mit Hungergefühl verbundene Leere) zur Voraussetzung hat. Das Gleiche gilt
von der Lust am Erwerbe von Kenntnissen. Diese Lustgefühle gehören nicht
§ 40. Piatons Schriften: Philebos. 317
wie die gemischten dem Gebiete des Maßlosen nnd Unbegrenzten (utteioov, s. o.
'S. 315). an. Sie sind, eben infolge ihrer Reinheit, auch die wahrsten (50 e
bis 53 b c).
Es folgen nun einige weitere Gesichtspunkte zur Beurteilung der These, die
Lust sei das Gute, unter denen der erste, wieder fremder Lehre entnommene
(s. 0. S. 189), Hervorhebung verdient. Die Lust, so heißt es, wird von gewissen
feinen Köpfen als ein Werden bezeichnet, jedes Sein aber ihr abgesprochen.
Nun hat jedes Werden seinen Zweck im Sein, das, insofern es Zweck ist, den
Platz des Guten zu beanspruchen hat. Von diesem ist das Werden mithin aus-
geschlossen (53 c — 54 d).
Xach der Lust sind nun auch die Ver nunf ttütigkeit und die (aus ihr
herzuleitende) Wissenschaft (Kunst) näher zu betrachten. Hier ergibt sich
-vorerst die Scheidung: 1. Herstellende (technische) und 2. der Bildung und Er-
ziehung dienende Wissenschaften. Die ersteren sondern sich wieder in zwei
Gruppen, je nachdem in ihnen die Zahlen-, Maß- und Gewichtskunde mit
ihren festen Normen, oder eine vagere, auf Erfahrung und Routine beruhende
Abschätzungskunst maßgebend ist. Der Unterschied entspricht dem der größeren
•oder geringeren Reinheit der Lustgefühle. Zur ersten Gruppe gehört neben
-anderen Zweigen die Baukunde, zur zweiten die Musik, Heilkunde, Landwirt-
schaftskunde u. a. Die für die erste Gruppe grundlegende Zahlenkunde (Arith-
metik) zerfällt wieder in zwei hinsichtlich ihrer Reinheit und wissenschaftlichen
Schärfe sehr verschiedene Abteilungen, die Zahlenkunde des gewöhnlichen Lebens
und die der Philosophen. Die erstere operiert mit ungleichen Einheiten (sie
zählt zwei Lager, zwei Rinder), die letztere kennt nur absolute Zahlen mit durch-
aus gleichen Einheiten. Der nämliche Unterschied wie innerhalb der Arithmetik
besteht auch innerhalb der anderen Zweige der Mathematik. Noch über den
reinen Formen dieser Wissenschaften steht an Wahrheitsgehalt die Dialektik
-als die Kunde vom Seienden, dem Wirklichen und dem sich immer Gleich-
bleibenden (vgl. Politeia, oben S. 287 f.). Die Rhetorik, die der Mitunterredner
von Gorgias als vorzüglichste Kunst hat rühmen hören, mag praktisch den
größten Nutzen bieten. Aber nicht darauf, sondern auf wissenschaftliche Sicher-
heit und Wahrheit kommt es an. In diesem Punkte steht gegen die Dialektik
.auch die Naturwissenschaft zurück, die es mit dem Gewordenen und jetzt und
in Zukunft Werdenden, dem Gebiete der unsicheren Vorstellung [boi^a, vgl. oben
•S. 287 f.) zu tun hat (55 c— 59 d).
Durch diese Untersuchung der Lust und der Vernunfttätigkeit sind die
Elemente klargelegt, aus denen die das Gute darstellende Mischung zu
bereiten ist. Es läge nahe, für diese beiderseits nur die reinsten Bestandteile zu
verwenden. Aber es ist leicht zu sehen, daß neben dem reinen göttlichen auch das
unreine menschliche Wissen vonnöten ist, ,,wenn man auch nur den Weg nach
Hause soll finden können". Eine Schädigung wird durch die Aufnahme sämt-
licher Wissenschaften nicht herbeigeführt. Anders auf dem Gebiete der Lust.
Hier können ohne Gefährdung der Vernunftbetätigung nur die wahren und reinen
und von den anderen nur diejenigen Lustgefühle in Betracht kommen, die sich
mit Gesundheit und Maßhaltung vereinigen und der gesamten Tugend wie Die-
nerinnen einer Göttin folgen (59 d e — 64 a).
Was nun dieser Mischung den höchsten Wert und Reiz verleiht, ist eine
Verbindung von Maß, Ebenmäßigkeit (Schönheit) und Wahrheit. Kurze
Erwägung zeigt, daß jedem dieser drei Prinzipien die Vernunfttätigkeit näher
verwandt ist als die Lust (64 b — 66 a).
318 § 40. Piatons Schriften: PhUebos.
Jetzt werden diese drei Mischungsprinzipien den Mischungselementen ko-
ordiniert, wobei die Wahrheit als mit der Vernunfttätigkeit identisch oder ihr
sehr ähnlich (65 d) keine besondere Stelle erhält, die Wissenschaften, Künste und
richtigen Vorstellungen aber von der Vernunfttätigkeit als deren Erzeugnisse
abgesondert werden. Dem Schönen gesellen sich das Vollkommene und Zuläng-
liche bei, die im Vorangehenden mehrfach (20 cd. 22b. 60c) als Erfordernisse
des Guten bezeichnet sind. So entsteht die folgende Skala von Gütern, deren
Mischung das Gute ergibt: 1. das Maß, Maßvolle, Angemessene u. dgl.; 2. das
Ebenmäßige und Schöne, das Vollkommene und Zulängliche u. dgl. ; 3. Ver-
nunft und Einsicht; 4. die W^issenschaften, Künste und richtigen Vorstellungen;
5. die reinen seelischen Lustgefühle. Als Schlußergebnis und Antwort auf die
Hauptfrage steht fest, daß die Vernunfttätigkeit dem den Sieg davon-
tragenden Dritten tausendmal näher steht als die Lust (66 a
bis 67 a).
Es erübrigt noch ein Blick auf den mit dem Ganzen nur in losestem Zu-
sammenhange stehenden logisch-dialektischen Abschnitt 14 c — 19 a. Er betrifft
die Frage, wie das Viele eines und das Eine vieles sein könne. Das
Problem, das nicht in eristischem Sinne verstanden werden soll (14 e ff.), wird in
einer an den Parmenides (vgl. o. S. 305) erinnernden Weise näher bestimmt
(15 b) und schließlich von der Seite der Prädikation in Angriff genommen
(15dff., vgl. den Sophistes 251 a ff. [oben S. 308j). Das Verfahren, im Urteil
Eines und Vieles gleichzusetzen, so wird ausgeführt, ist so ewig wie das mensch-
liche Denken und Reden selbst. Aber die Art, wie es zu geschehen pflegt, ist
voll Wirrnis. Das Mittel, dieser zu begegnen, ist das richtige Verfahren der Ein-
teilung und Zusammenfassung, das methodisch ohne Überspringung der
Mittelglieder vom Einen zum unbegi'enzt Vielen und vom unbegrenzt Vielen zum
Einen fortschreitet (vgl. Politikos 285 a f.).
Der PhUebos gehört infolge von Dunkelheiten, Unebenheiten und Wider-
sprüchen zu denjenigen Schriften Piatons, die dem Verständnis die meisten
Schwierigkeiten bieten. Statt diese im einzelnen zu beleuchten, sei hier nur kurz
der Stellung des Werkes im Ganzen des platonischen Schrifttums gedacht. Mit
den drei Eleatendialogen ist das Gespräch sehr locker durch den eingelegten
logisch-dialektischen Abschnitt verbunden. Aber gerade der Umstand,
daß dieser Passus ohne einen in der Sache gelegenen Zwang eingefügt ist, verrät
die mit Macht sich behauptende Xeigung des Verfassers zu diesem Zweige philo-
sophischer Reflexion. Im übrigen ist das Werk ethisch orientiert. Wie im
Theaitet auf dem Gebiete der Erkenntnistheorie, so erfolgt hier auf dem der
Ethik Abrechnung mit zeitgenössischen Richtungen, so zwar, daß
durch Ausgleichung der Einseitigkeiten des reinen Vernunft- und des reinen
Lustprinzips ein positives Ergebnis erreicht wird. Es ist als ob der geistes-
mächtigste unter den Sokratikern die nach entgegengesetzten Richtungen aus-
einandergehenden Schulgenossen, die Megariker und Kyniker auf der einen,
die Hedoniker auf der andern Seite, noch einmal auf gemeinsamen Weg
habe zusammenführen wollen, wobei auch die Thesen Außenstehender, wie
die der lusthassenden Naturkundigen (wer darunter zu verstehen ist, bleibt
strittig), als Momente der Argumentation Berücksichtigvmg fanden. In
Ontologie und Erkenntnistheorie enthält der Dialog keinen eigent-
lichen Widerspruch gegenüber den die Ideenlehre ausführenden W^erken
der vorangegangenen Periode. Die logische Erörterung (in der Einlage) beweist
hier so wenig wie im Sophistes, daß die Ideen ihre ontologische Bedeutung ver-
loren hätten. Das immer gleichmäßig und in gleicher Weise in Wirklichkeit
§ 40. Piatons Schriften : Philebos. Timaios. 319
und an sich Seiende (58a. 59c. Gide. vgl. 62h) im Gegensatze zum Werdenden
und die den beiden Reichen korrespondierenden Stufen des Erkennens bezw.
Vorstellens unterscheiden sich in nichts Wesentlichem von den entsprechenden
Philosophemen der Politeia. Aber es stimmt doch zu dem Gesamtcharakter
dieser späten Entwicklungsphase des Philosophen, daf5 in der L<")sung der
zentralen Frage nach dem Wesen des Guten die Ideenlehre so gar
nicht in bestimmter und faßbarer Gestalt hervortritt. Jeder Leser
der Politeia wird sich ohne Schwierigkeit gewisse Grundgedankengänge zurecht-
legen, die der Piaton dieses Dialoges in einer Sonderschrift über das Gute nicht
hätte vermissen lassen, die aber im Philebos fehlen. Treten so die Ideen zurück,
so stellt sich dafür das, was in der Politeia zweiten Ranges war, das Mathe-
matische, in den Vordergrund: die größere oder geringere Geltung bestimmter
Zahlen- und Maßverhältnisse bildet das Kriterium für die Rangordnung der
Wissenschaften und Künste, und Maß und Ebenmäßigkeit stehen unter den
Prinzipien der das Gute darstellenden Mischung obenan. Der verstärkte Ein-
fluß pythagoreischer Gedanken, der darin zutage tritt, zeigt sich auch in
der Verwendung, die von dem Gegensatze des Unbegrenzten und der
Begrenzung gemacht wird (s. o. S. 81. 83). Er verrät sich ferner wohl auch
in der religiösen Stimmung, die sich in dem Beweise für das Dasein einer
weltregierenden Vernunft bemerkbar macht.
Das Herabsteigen aus dem Ideenhimmel führt nun zu einem aufmerk-
sameren und wohlwollenderen Verweilen beim Irdischen. Die Not-
wendigkeit der Schulung des Ideenkundigen in weltlichen Geschäften war zwar
auch dem Piaton der Politeia nicht entgangen. Aber die Bewertung der dem
Alltag dienenden Wissenschaften und Künste ist jetzt gestiegen. Die Musik, ob-
wohl der Reinheit ermangelnde Kunst, gilt als notwendig, um das Leben über-
haupt zum Leben zu machen (62 bc). Damit steht im Einklang, daß der
Rhetorik, auch der routinemäßigen des Gorgias, gegenüber ein weit müderer
Ton angeschlagen wird, als wir aus früheren Dialogen gewöhnt sind. Ahnlich
verhält es sich mit den Ausführungen über tragische und komische Dichtung.
Allerdings gilt die durch sie erzeugte Lust als nicht rein und daher als minder-
wertig. Aber im Vergleich mit der grundsätzlichen Abweisung der nachahmen-
den Poesie in der Politeia bekundet doch die eingehende Analyse der Wirkung
der Komödie, analog den Erörterungen des Politikos über die geschichtlich
gegebenen Staatsverfassungen, ein erhöhtes Augenmerk auf die Tatsächlichkeiten
des Lebens und ein deskriptives Interesse, das sich dem normativen zur Seite
drängt. In dieser Richtung liegt auch die vertiefte Biologie, wie sie in den Aus-
führungen über Bedingung und Wesen der Lustgefühle und insbesondere in dem
medizinischen Abschnitt 45 a ff. in Erscheinung tritt. Endlich ist auch bei
diesem Dialoge der für seine späte Abfassungszeit charakteristischen An-
knüpfungspunkte aristotelischer Lehren zu gedenken. Von der Be-
stimmung des Unbegrenzten durch die Begrenzung ist nur ein Schritt zur
aristotelischen Theorie von Stoff und Form, und ganz aristotelisch gedacht ist es,
wenn das Sein dem Werden zum Zwecke gesetzt wird (54 a hat eine wörtliche
Parallele bei Aristot. de part. anim. A 1, 640 a 18 f.), und Arist. Rhet. ^11,
370 b 15 ff. kann dazu dienen, die Lehre von den Mischgefühlen 47 d ff. zu
kommentieren.
Manche der Züge, die die zuletzt besprochenen Schriften kennzeichneten,
treten uns auch im
Timaios entgegen, wiewohl wir in ihm ein neues Gebiet betreten, das der
platonischen Kosmologie und Naturphilosophie. Sie erscheint als rück-
;jO(| § 40. Piatons Schriften: Timaios.
wärtige Ergänzung der Darstellung des besten Staates und soll die Vorgänge
vom Werden der Welt bis zur Entstehung des Menschen umfassen. Eine Ein-
leitung MÜederholt die Grundgedanken der Politeia, bezeichnenderweise ohne
Wiederaufnahme der dort die ganze Konstruktion beherrschenden Ideenlehre und
dementsprechend ohne Scheidung der cfv/.ay.e;: .T«)Tf/frc und der 9 v/.uy.eg schlecht-
hin. Die dem Gespräche zugrunde gelegte Fiktion ist, daß Sokrates Tags zuvor
vier Männern seine politische Theorie, die er nun rekapituliert, entwickelt habe.
Von diesen sind Kritias, Timaios und Hermokrates wieder zugegen, um den
gestern genossenen geistigen Schmaus durch eigene Vorträge zu vergelten. Dabei
stellt sich zunächst eine Ergänzung der gestrigen Darlegung auch auf dem
politischen Gebiete als notwendig heraus. Der Idealstaat wurde gewissermaßen
nur in ruhendem Zustande, ohne alle äußeren Verwicklungen und daraus ent-
springenden Geschehnisse, gezeichnet. Er soll nun auch in der Bewegung, in
Krieg und Verhandlungen mit anderen Staaten, die Trefflichkeit seiner Ein-
richtung bewahrheiten. Hier vermag Kritias zu helfen. Durch Vermittlung
seines Großvaters ist ihm eine von Solon aus Ägypten gebrachte Priester tradition
bekannt, nach der die Athener in grauer Vorzeit eine dem sokratischen Staats-
ideal ähnliche Verfassung besaßen und sich im Verteidigungskampfe gegen die
inzwischen vom Meere verschlungene mächtige Insel Atlantis glänzend Ijewährten.
Bevor aber durch Kritias auf dieser geschichtlichen Grundlage der sokratische
Staat in Leben und Bewegung geschildert wird, soll der in Astronomie und
Natur des Alls kundige Timaios in der Darstellung des Weltwerdens die Men-
schen schaffen, die in Sokrates' Konstruktion und Kritias' Erzählung voraus-
gesetzt werden (17a-27b). So erhalten wir denn aus Timaios' Munde eine bis
in Einzelheiten der Astronomie, Anthropologie und Medizin ver-
zweigte Weltbildungslehre. Aus ihr kann hier aus Raumesrücksichteu nur
das im engeren Sinne Xaturphilosophische herausgehoben werden trotz der
Bedenken, die nach dem oben S. 47 Bemerkten einer solchen Beschränkung ent-
gegenstehen.
Wie frühere platonische Dialoge so scheidet auch der Timaios das immer
Seiende, das alleinige Ob jekt des Wissens und sicherer Rede, von dem immer
Werdenden, das Gegenstand der Wahrnehmung und Vorstellung ist und
nur eine unsichere Erörterung zuläßt (vgl. oben S. 287). Immer seiend ist das
Urbild (die Idee), auf das hinblickend der Schöpfer die Welt geschaffen hat.
Das Motiv war seine Güte, kraft deren er wollte, daß alles nach Möglichkeit
ihm ähnlich sei. Das bestimmte ihn, das ordnungslos sich bewegende Sinnliche
.zur Ordnung zu führen. In der Erwägung, daß das Vernunftbegabte schöner
sein werde als das Vernunftlose, die Vernunft aber Seele voraussetze, schuf er
diese Welt als ein beseeltes und vernunftbegabtes Wesen, als eine
selige Gottheit (34 b), nach dem Muster des alle vernimftbegabten Wesen um-
fassenden (idealen) Lebewesens. Als allumfassend kann die Welt nur eine sein;
<lie Koexistenz mehrerer Welten ist ausgeschlossen (31 a f. ; vgl. jedoch 55 c f.).
Insofern sie etwas Gewordenes ist, muß die Welt körperlich, sichtbar und greifbar
sein. Zur Sichtbarkeit bedarf es des Feuers, zur Greifbarkeit der Erde als des
festen Elementes. Zwischen diesen beiden Elementen ist eme Verbindung von-
•nöten, und zwar, da es sich um stereometrische Größen handelt, eine zwei-
gliedrige, die durch Wasser und Luft gebildet wird. Zwischen den vier Elementen
besteht die Proportion: Feuer: Luft = Luft: Wasser = Wasser: Erde.^j
') 32 b. Zu der schwierigen und vielbesprochenen Stelle s. Häbler in der
€. 100* genannten Abhandlung.
§ 40. Piatons Schriften: Timaios. 321
So ist die 'Welt harmonisch und fest zur Einheit zusammengefügt, und da die
Elemente in ihrer Totalität zur Weltbildung verwendet wurden und kein Teilchen
außerhalb zurückblieb, ist sie ein Ganzes, Einziges, keinem Altern und Kranksein
Unterworfenes (27 c— 34 a).
In und um diesen Weltleib legte der Schöpfer die Weltseele, die er aber
als das zur Herrschaft über den Weltleib Berufene schon vor diesem gebildet
hatte, und zwar in der Weise, daß er durch Mischung des ungeteilten sich ewig
gleich bleibenden (idealen) Wesens (des „Selbigen") und des geteilten körper-
lichen (sinnlichen) Wesens (des „Verschiedenen") eine dritte Wesensart schuf und
diese drei Arten wieder miteinander mischte. Die so entstandene Seelensubstanz
teilte er wieder und bildete durch die Anordnung der Teile das Gerüste des ge-
samten kosmischen Baues. Infolge dieser Entstehung und Ordnung vermag die
Weltseele das Eeich des Geteilten wie das des Ungeteilten hinsichtlich der in
ihnen obwaltenden Identität und Verschiedenheit und aller sonstigen Beziehungen
zu erkennen und gewinnt auf dem Gebiete des sinnlich Wahrnehmbaren richtige
Vorstellungen, auf dem Gebiete des mit dem Denken Erfaßbaren vernunftmäßige
Einsicht und Wissen (34 b— 37 c).
In der Freude an seiner Schöpfung wollte sie nun ihr Vater zu einem noch
vollkommneren Ebenbilde ihres Urbildes machen. Zeitlose Ewigkeit konnte er
ihr als Gewordenem nicht verleihen. Dafür gab er ihr als ewiges Abbild dieser
«inheitlich beharrenden Ewigkeit die in zählbaren Teilen verlaufende, in Ver-
gangenheit, Gegenwart und Zukunft sich sondernde Zeit, und schuf zu deren
Erzeugung den Himmel, die Sonne, den Mond und fünf andere, jetzt Pla-
neten genannte Gestirne. Diese alle sind beseelte Wesen, die ihre Aufgabe
kennen. Die Sonne bietet als ein den ganzen Himmel bestrahlendes Licht das
Maß für die Geschwindigkeitsverhältnisse aller Umläufe und vermittelt den
Menschen die Kenntnis der Zahl. Sonne und Mond scheiden Tag und Nacht,
Monate und Jahre, die sämtlichen Umläufe von Sonne, Mond, Planeten und Fix-
sternhimmel aber beschließen, wann sie zu ihrem Ausgangspunkte zurückkehren,
■das vollendete (Welt-) Jahr (37 c-39 d).
Sollte nun aber das Urbild vollkommen nachgebildet werden, so mußten
alle in der Idee des Lebewesens begriffenen Einzelformen auch
in der Xachbildung verwirklicht werden. Ihrer sind vier: die himm-
lischen Götter, die in der Luft, die im Wasser und die auf der
Erde lebenden Wesen (die Verteilung auf die Elemente nach Empedokles;
vgl. Diels Vorsokr. 21 A 72; Abhandl. d. Berl. Akad. 1917 Xr. 6 S. 23). Die
(vollkommensten) Götter sind größtenteils aus Feuer gebildet, kugelförmig,
und zieren als wahrhafter Schmuck den (Fixstern-) Himmel. Ihre Bewegung
ist Achsendrehung und Vorwärtsbewegung, letztere durch den Umschwung
des Fixsternhimmels, an dem sie ihre feste Stelle haben.^) Sie verharren
also, von ihrer vermittelten Vorwärtsbewegung abgesehen, in ewiger gleich-
mäßiger Drehung im gleichen Eaume und stehen durch ikre Unwandelbar-
keit an Göttlichkeit höher als die schweifenden Planeten. Die Erde, die um
die Achse des Alls geballt ist, bildete der Weltschöpfer als die erste und älteste
Gottheit im Innern des Himmelsraumes. Diesen immer sichtbaren Gottheiten
stehen andere, nur gelegentlich sich zeigende gegenüber, über deren Werden
nichts Sicheres auszumachen ist, so daß man hier nur der auf ihre Nachkommen
zurückgehenden genealogischen Tradition folgen kann (39 e — 41 a).
*) 40 ab. Vgl. zu der Stelle Fr. BoU, Artikel Fixsterne bei Pauly-Wissowa
VI S. 2414.
Ueberweg, Grundriß I. 21
322 § 40, Piatons Schriften: Timaios.
Nach Erschaffung der Götter ließ der Weltbildoer durch sie die drei
übrigen Wesensgattungen ins Dasein rufen. Hätte er selbst sie geschaffen, so
wären sie unsterblich geworden und die Welt infolge des Mangels sterblicher
Wesen unvollständig geblieben. Nur das Unsterbliche und Göttliche an diesen
Wesen — die menschliche Seele, genauer deren obersten Teil — behielt er seiner
eigenen Schöpfung vor, und zwar bildete er es aus den minder reinen Über-
resten der Stoffe, durch deren Mischung er die Weltseele erzeugt hatte. Mit der
Einfügung in den von den Göttern aus den vier Elementen lösbar gebauten
sterblichen Leib erwuchsen der Seele sinnliche Wahrnehmung, Triebe und Leiden-
schaften. Wer diese beherrscht, dessen Seele gelangt nach der gehörigen Zeit
wieder auf den ihr bei ihrer Entstehung zugeordneten Stern und führt dort ein
glückseliges Leben. Die Seele des L^nterliegenden wird bei einer zweiten Geburt
aus einer Mannesseele — solche waren alle von Anfang an — zu einer Weiber-
und beim Verharren in der Schlechtigkeit weiterhin zu einer ihrem Charakter
entsprechenden Tierseele; diese Wandlungen hören nicht auf, bis sie zu ihrer
ursprüngUchen Vollkommenheit sich bekehrt hat (41 a — 44 c).
An diese Darlegungen knüpft sich eine Ätiologie und Teleologie des
menschlichen Organismus (44d— 47e). Hervorzuheben ist aus diesem Ab-
schnitt die Lobpreisung des Gesichtssinnes, der Stimme und des Gehörs. Das
Gesicht gewährt uns die Schau des Alls und der in ihm sich abspielenden Pro-
zesse und führt uns dadurch zur Philosophie, dem größten Gut, das die Götter
den Menschen geschenkt haben. Die Sprache dient dem gleichen Zwecke der
Vervollkommnung, und die musikalische Stimmanwendung mit der entsprechenden
Gehörsfunktion vermittelt die Harmonie, die der Seele durch Besserung ihres
unharmonischen , .Umlaufes" Ordnung und Übereinstimmung mit sich selbst
verleiht (44 d— 47 e).
Bis hierher ist die Weltentstehung behandelt worden, insoweit sie ein Werk
der Vernunft ist. Neben dieser wirkt aber als zweiter Faktor die Notwen-
digkeit. Ihre Betrachtung verlangt, daß man über die bei Schildening der
Weltentstehung vorausgesetzten Elemente (Feuer, Wasser, Luft und Erde) hinaus
weiter zurückgreife. Da ergibt sich denn neben dem nur mit der Vernunft er-
faßbaren, ewig gleichmäßig verharrenden Urbilde imd seiner gewordenen sinn-
lichen Nachbildung noch ein Drittes. Es ist ein Unsichtbares, Gestaltloses, mit
keinem Elemente Identisches, das aber in Form bald dieses, bald jenes Elementes
in Erscheinung tritt. Näher betrachtet ist dieses Dritte der Raum, in welchem
alles Werden stattfindet. Er ist als das Allaufnehmende mit der Mutter alles
Werdenden zu vergleichen, während das erzeugende Urbild dessen Vater gleich-
zusetzen ist. Die erste Stufe des Werdeprozesses bildet die Gestaltung dieses
Uranfänglichen zu den vier Elementen. Deren kleinste Bestandteile sind rein
mathematische Körper, flächenbegrenzte Raumausschnitte ohne stofflichen Inhalt.
Die Begrenzungsflächen sind bei Feuer, Luft und Wasser gleichseitige Dreiecke,
die sich aus ungleichseitigen rechtwinkligen Urdreiecken zusammensetzen, bei der
Erde Quadrate, die sich aus der Zusammenfügung gleichschenkliger rechtwink-
liger Urdreiecke ergeben. Aus der Gleichheit der Urdreiecke der drei erstgenannten
Elemente folgt, daß diese ineinander übergehen, aus der Verschiedenheit der
Urdreiecke der Erde von denen der anderen Elemente, daß hier ein solcher
Übergang ausgeschlossen ist. Die Erde als das schwerstbewegliche unter den
Elementen besteht aus Würfeln, das Feuer als das beweglichste und leichteste
Element aus Tetraedern, die unter den in Betracht kommenden Körpern die
geringste Zahl von Flächen und die spitzesten und daher schneidendsten Ecken
§ 40. Piatons Schriften: Timaios. 323
besitzen. Aus analogen Gründen ist der Luft das Oktaeder, dem Wasser das
Ikosaeder zuzuweisen (47 e— 56 c).
Es folgen nun Ausführungen über die gegenseitigen Einwirkungen
der Elemente, ihr Streben nach ihrem natürlichen Orte, den Um-
schwung des Alls als Ursache ihrer Zusamraendrängung und nie
aufhörenden Bewegung, ihre Unterarten und Mischformen (wie bei-
spielsweise Gold und andere Metalle, Eis und Schnee, Wein, Öl) und ihre
Eigenschaften, letztere in Verbindung mit unserer ihnen entsprechenden
sinnlichen Wahrnehmung und Empfindung. Von besonderem Interesse ist
hier der Abschnitt über die Schwere (62 c ff.). Ihre Auffassung als des Zuges
nach einem Unten im Weltenraume wird nachdrücklich abgelehnt. Statt dessen
wird sie erklärt als das Streben eines von der Masse des ihm zugehörigen Ele-
mentes gewaltsam abgetrennten Körpers (z. B. eines aufgehobenen Erdklumpens)
zur Wiedervereinigung mit dieser Masse. Der größere Körper setzt der abtren-
nenden Gewalt mehr Widerstand entgegen als der kleinere, jener ist relativ
schwer, dieser relativ leicht (vgl. zu der Ausführung im einzelnen Anaximander,
oben S. 61). Unter unseren Wahrnehmungen und Empfindungen werden solche
unterschieden, die durch den gesamten Körper vermittelt werden, und solche, die
von einem bestimmten Organe ausgehen. Unter den ersteren spielen Lust- und
Schmerzgefühle die Hauptrolle. Sae erhalten eine ätiologische Erklärung, die bei
aller Abweichung von der aristippischen Lehre im einzelnen doch daran erinnert,
daß zwischen Piaton und der Hedonistik infolge ihres gemeinsamen Ausganges
von Sokrates verwandtschaftliche Beziehungen bestanden. Unter den in ein-
zelnen Organen entspringenden Wahrnehmungen finden wieder die des Gesichts-
sinnes eingehendste Berücksichtigung, die durch die Anbahnung einer Farben-
lehre besonderes Interesse gewährt (56 c— 68 d).
Ein Rückblick auf die Grundzüge der bisher entwickelten Schöpfungstheorie,
der das Folgende als neuen Hauptteil erscheinen läßt, leitet über zu einem aber-
maligen, aber erweiterten und vertieften anthropologisch-tel eologischen
Abschnitte. Daraus sind philosophisch am wichtigsten die Ausführungen über
die Seele. Die Annahmen der Politeia und des Phaidros (s. o. S. 289. 297) über
deren Dreigeteiltheit erfahren jetzt nach zwei Seiten hin eine Ergänzung. Einmal
wird jedem der drei Seelenteile ein bestimmter Sitz innerhalb des Leibes ange-
wiesen. Die Vernunft erhält ihi'e Wohnung im Haupte, von dem aus sie wie
von einer Hochburg aus ihre Befehle erteilt. Das Mutartige empfängt seinen
Sitz zwischen Hals und Zwerchfell. Hier, in der Trabantenwohnung, bietet das
Herz durch seine zentrale Lage im Adersystem imd Blutkreislauf die Möglich-
keit, den ganzen Leib zu alarmieren, sobald von der Vernunft die Meldung ein-
trifft, daß von außen oder, durch die Begierden, von innen her etwas Unrechtes
geschehe. Andererseits gewährt bei den feurigen Aufwallungen dieses Seelen-
teiles die Lunge dem Herzen Abkühlung. Der begehrende Seelenteil endlich
wird in den Raum zwischen Zwerchfell und Nabel verlegt und der Leber ein
im Sinne der Vernunft regelnder Einfluß auf seine Tätigkeit zugeschrieben. In
solcher Entfernung von dem obersten Seelenteile kann er diesem am wenigsten
Störung bereiten. Der Hals aber scheidet, was in der Seele göttlich und was
sterblich ist. Denn — hierin liegt die zweite Ergänzung der bisherigen Psycho-
logie — die beiden niederen Teile sind der Seele erst bei der Schaffung des
Leibes von den mit dessen Bildung beauftragten Göttern angefügt und wie dieser
vergänglich (69 a— 81 e ; zur Psychologie vgl. auch 42 a).
An die Ätiologie des normalen Zustandes im menschlichen Organismus
schließt sich passend die der Krankheiten. Hier treffen wir wieder auf eine
21*
324 § 40. Piatons Schriften: Timaios.
die Philosophie unmittelbar berührende Erörterung. Den körperlichen stellen
sich die seehschen, insbesondere die moralischen Krankheiten zur Seite
(86 b). Dabei überrascht uns die Ausführung des bekannten sokratisch-plato-
uischen Satzes, daß niemand freiwillig böse sei (vgl. S. 157. 241), im Sinne
eines entschiedenen Determinismus. Ziemlich in allen Fällen, so wird be-
hauptet, macht man aus dem Mangel an SelbstbeheiTschung zu Unrecht einen
Vorwurf in der Meinung, daß es sich dabei um freiwillige Verfehlung handle.
Die Schuld tragen vielmehr schlechte Kcirperbeschaffenheit und fehlerhafte Er-
ziehung. Diese sind aber dem Betroffenen verhaßt und widerfahren ihm gegen
seinen WiUen (81 e -87 b).
Die Nosologie hat ihr natürliches Gegenstück in der (vorbeugenden und heilen-
den) Therapeu tik. Ihr Grundgesetz ist Erhaltung und Herstellung des Ebenmaßes
und Gleichgewichtes von Leib und Seele durch Übung beider Teile und des richtigen
Verhältnisses der Seelenteile zueinander. Unter diesen ist der oberste dem Men-
schen als Schutzgeist von der Gottheit gegeben worden. Auf seinen Urspiiiug
deutet schon die aufrechte Stellung des Menschen (im Gegensatz zu der gebückten
der meisten Tiere [dieser Unterschied wird in der antiken Literatur oft betont,
vgl. die Dissertation von Dickerman, u. S. 31*]), die das die Vernunft beherber-
gende Haupt dem Himmel nähert. Die Pflege dieses Seelenteiles besteht in der
Erkenntnis der Harmonie in den Kreisläufen des Alls und in der Verähnlichung
mit diesem (87 c — 90 d).
Den Schluß des Werkes bildet ein Ausblick auf die Lebewesen außer
dem Menschen. Er ist mit um so größerem Rechte ans Ende der ganzen
Darstellung verwiesen, als er in einer Art umgekehrter Deszendenzlehre die Tiere
aus einer Degenerierung des Menschen erklärt, in Übereinstimmung mit der Theorie
der Seelendepravation, die uns bereits oben S. 322 begegnet ist. Das dort behauptete
Herabsinken des Mannes zum Weibe wird hier wiederaufgenommen und in Ver-
bindung damit Geschlechtsorganisation und Geschlechtstrieb physiologisch er-
klärt. Wie für die Wandlung des Mannes zum Weibe, so ist auch für die
weitere Entartung zu tierischen Daseinsstufen der geringere oder größere Ver-
nunftdefekt maßgebend, mit dem die Organisation der betreffenden Tierkategorie
und das ihnen zum Aufenthalte zugewiesene Element in ursächlichen Zusammen-
hang gebracht werden. Am nächsten stehen dem Menschen die den Luftraum
durchmessenden Zweifüßler aufrechter Haltung, die Vögel. Es folgen die zur Erde
geneigten oder auf ihr kriechenden vier- und vielfüßigen und fußlosen Geschöpfe.
Die niederste Stufe bilden die Wassertiere. Je nach Verlust oder Erwerb der Ver-
nunft findet ein Übergang der verschiedenen Lebewesen ineinander statt (90e— 92b).
Mit dem Hinweise auf das erreichte Ziel der Erörterung schließt der Dialog.
Schon im Philebos machte sich eine verstärkte Hinneigung Piatons zu
pythagoreischen Anschauungen bemerkbar. Sie äußert sich im Timaios in er-
höhtem Maße. Bezeichnenderweise ist ein Pythagoreer die Hauptperson des
Gespräches. Ihr gegenüber tritt Sokrates, analog seiner Stellung in den Eleaten-
dialogen, in den Hintergrund. Dazu stimmt der philosophische Inhalt des
Werkes. Bemerkenswert ist hier vor allem die Konstruktion der sinnlichen Welt
aus mathematischen Körpern (vgl. Philolaos, Diels Vors. 32 A 15, B 12, oben
S. 83). Eine befriedigende Durchführung dieses Philosophems ist ihm freilich
nicht gelungen. Die Frage, wie sichtbare und greifbare (vgl. oben S. 320) Körper
aus der Abgrenzung leeren Eaumes zu erklären seien, bleibt ungelöst, und es ist
unleugbar, daß Piaton dem in alter und neuer Zeit verbreiteten Mißverständnis,
wonach unter seinem „Dritten" ein stoffliches Substrat zu verstehen wäre, durch
seine Darstellungsweise (s. namentlich 50 a ff.) selbst Vorschub geleistet hat.
§ 40. Piatons Schriften: Timaios. 325
Anderes Pythagoreische ist uns schon in früheren platonischen Werken begegnet,
wird aber hier zur Basis weiter reichender Theorien oder tritt sonst in neuen
Zusammenhang. Die philolaische Degradation des Leibes fanden wir schon im
Phaidon (o. S. 281 ; vgl. auch den Gorgias, o. S. 262). Jetzt führt die Herleitung
der Affekte und Triebe aus der Einpflanzung der Seele in den Leib zu einer
scharfen Entgegensetzung der beiden mit dem Leibe geschaffenen und vergehenden
niederen Seelenteile und der unsterblichen Vernunft. Auf der von Piaton schon
längst übernommenen Seelenwanderungslehre (o. S. 263. 281 ; vgl. auch Politeia
617 d ff.) baut sich hier die Entstehungsgeschichte der Tiere. Nicht minder
weit reicht bei ihm die Auffassung der Sittlichkeit als seelischer Harmonie zurück
(o. S. 259 f.). Jetzt wird ihr Zusammenhang mit der musikalischen Harmonie
ausdrücklich gelehrt und ihre Beziehung zur kosmischen Harmonie durch den
„Umlauf" (bezw. die „Umläufe") der Seele (47 d) wenigstens angedeutet. Über
allem Einzelnen aber steht als pythagoreische Stimmung der Geist warmer
Frömmigkeit, der den ganzen Timaios durchzieht.
Durch das Pythagoreische wird jedoch das spezifisch Platonische nicht erdrückt.
Vor allem bekundet die Ideenlehre hier wieder ihr Fortleben auch im ontologischen
Sinne, so sehr auch ihr Fehlen in der Eekapitulation des Staatsgespräches be-
merkenswert bleibt. Daß wir auch hier wieder dem Problem des Einen und Vielen
begegnen (68 d), wird uns nicht wunder nehmen (vgl. o. S. 299. 305. 308. 318). Besondere
Beachtung aber verdient ein anderer Faden, der den Timaios mit dem Pannen ides
verbindet. Dort gründete sich ein gegen die Ideenlehre erhobenes Bedenken auf
die Unmöglichkeit korrelativer Verhältnisse zwischen der Ideen- und der sinn-
lichen Welt (s. 0. S. 305), und wir gedachten dabei der parmenideischen These:
Gleiches durch Gleiches (s. o. S. 307). Eine ähnliche Schwierigkeit hat Piaton
im Timaios empfunden, zugleich aber den Versuch gemacht, sie zu heben. Der
absolut unsterbliche Weltschöpfer kann nur L^nsterbliches erzeugen. So werden
die nur bedingt, durch seinen Willen (41 b), unsterblichen Gottheiten als Mittel-
instanzen für die Erschaffung der sterblichen Wesen in Anspruch genommen.
Ein verwandtes Vermittlungsprinzip liegt der Lehre von der W'eltseele zugrunde.
Xur kraft ihrer Mischung aus Ingredienzien beider Reiche vermag sie sowohl auf
dem Gebiete des Sinnlichen richtige Meinungen, wie auf dem des Übersinnlichen
W^issen zu gewinnen. Man wird für die Genesis dieses Vermittlungsprinzips an
die Mittelstellung der Wächter der Politeia zwischen dem die Ideenwelt ver-
körpernden obersten und dem der Sinnenwelt entsprechenden niedersten Stande
denken dürfen. Aber zur voUen Entwicklung ist der Gedanke doch wohl erst
durch die im Parmenides vorgebrachten Erwägungen gelangt. Er hat in der
Folgezeit in Lehren des Philon, der Neuplatoniker und der christlichen Dogmatik
eine ungemein reiche und tiefgehende Nachwirkung ausgeübt, insofern auch hier
das Bestreben sich geltend machte, die dualistische Kluft zwischen Jenseits und
Diesseits, Geistigem und Materiellem, Vollkommenem und Unvollkommenem
durch Mittelinstanzen zu überbrücken.
Aber auch der gesamte Sondercharakter der platonischen Altersphase ist in
dem Dialoge deutlich wahrzunehmen. Die Studien in den Fachwissenschaften,
besonders der Naturkunde und Medizin, die der Timaios voraussetzt, zeigen
wieder klar das gewachsene Interesse für die diesseitige Welt. Die philosophisch
wichtigste Folge dieser Studien ist die deterministische Ethik (s. o. S. 324).
Aber auch anderes greift ein, so namentUch die im Vergleich mit der Politeia
veränderte Bewertung körperlicher Ausbildung im Verhältnis zur seelischen. Die
mannigfache Vertiefung in naturkundliche Fragen zeigt femer auch in diesem
Dialoge wieder den Übergang zu aristotelischer Denkart.
326 § ^^- Piatons Schriften: Timaios. Kritias. Noinoi.
Als Bekenntnis der platonischen Naturphilosophie ist der Timaios im Alter-
tum so viel wie kaum ein anderer Dialog gelesen, kommentiert und in einzelneu
seiner Probleme erklärt worden. Große Bedeutung als Vermittler an das spätere
Altertum hatte der Kommentar des Stoikers Poseidonios. Auch auf das Mittel-
alter hat der Timaios erheblich eingewirkt.') Erst die neuere Zeit hat, z. T.
unter dem Einfluß der auf anderem Grunde erwachsenen modernen Natur-
wissenschaft, dieses Werk gegen andere platonische zurückgestellt.
Die im Timaios vertagte historisch-politische Erzählung des zweiten Ge-
sprächspartners bildet den Inhalt des
KHflas, kommt jedoch auch hier nicht zur vollen Ausführung, da das
AVerk ein Torso geblieben ist. Seine Vollendung wurde möglicherweise dadurch
hintangehalten, daß sich nach Piatons zweiter sizilischer Reise andere, praktisch-
politische Bestrebungen in den Vordergrund drängten. Im Zusammenhange mit
diesen stehen die
NonioL Die hier den Gesetzen im ganzen und einzelnen voran geschickten
begründenden und ermahnenden Proöraien wurden in ihren Grundzügen bereits
in SiziHen verfaßt (Plat. Epist. 3, 316 a, s. o. S. 200). Während der nächsten Jahre
erfolgte die Ausarbeitung der gesetzlichen Einzelbestimmungen, die nun einen
beträchtlichen Teil unserer Nomoi füllen. Ihr praktischer Zweck setzte selbst-
verständlich ihre Zusammenstellung in einem eigentlichen, streng nach logisch-
juristischen Gesichtspunkten zu ordnenden Codex voraus. Ein solches den
Bedürfnissen der Praxis entsprechendes Werk kam weder vor dem Bruche mit
Dionysios II. (360 v. Chr.), noch in der folgenden Zeit bis zu Dions Tode (354/3
v. Chr.), der alle Hoffnungen auf Einführung zerstörte, zustande. Aber das
iMaterial lag da und lockte den Verfasser der Politeia, seinem ersten großen
staatswissenschaftlichen Werke ein zweites an die Seite zu stellen, für das er
wieder die altgewohnte Form des fingierten Dialoges wählte. Diese Kunstform
brachte es mit sich, daß die strikte Ordnung der Materien vielfach durchbrochen
und historische, theologische, ethische und ästhetische Erörterungen in weiterem
Umfange eingeflochten wurden, als es auch bei einem mit Begründungen und
Ermahnungen ausgestatteten praktischen Gesetzbuche zulässig gewesen wäre. Daß
die ersten Ansätze des Werkes noch in die sechziger Jahre, in die Zeit der
guten Beziehungen zu Dionys, hinaufreichen, ergibt sich aus 709 e. Das auf
Dionys anspielende Verlangen nach einem jungen wohlbeanlagten Tyrannen zur
Durchführung der neuen Gesetze wäre von Piaton nach der in Syrakus erlebten
Enttäuschung schwerlich geäußert worden. Einmal niedergeschrieben blieb es
stehen, zumal das Werk, wie Mängel der sprachlichen Darstellung und der Kom-
position verraten, die abschließende Kedaktion seitens des Verfassers nicht er-
fahren hat; damit vereinigen sich auch die antiken Angaben über die äußere
Fertigstellung des Vorhandenen durch Philippos von Opus. Andererseits enthält
auch der Hinweis auf die mit dem unverantwortlichen Regiment eines jugend-
lichen Herrschers verbundenen Gefahren, die Entzweiung mit seinen nächsten
Freunden und die Zerstörung seiner Macht (691 c f., vgl. 692 b) eine Anspielung
auf sizilische Verhältnisse, diesmal auf den Bruch zwischen dem Tyrannen und
dem mit Piaton verbundenen Dion und auf den Sturz des Dionys durch Dion
(355 v. Chr.).
Die Szenerie des Dialogs zeigt einen imbenannten athenischen Fremdling
auf Kreta im Gespräch mit dem Kreter Kleinias und dem Lakedaimonier
^) Vgl. Cl. Baeumker, Der Piatonismus im Mittelalter, München 1916,
S. 13.
§ 40. Piatons Schriften: Xomoi. 327
Megillos. Die Person des Sokrates fehlt vollständig. Die Unterredung, deren
Leiter der Athener ist, beginnt mit Erörterung und Kritik der nach der gang-
baren Meinung lediglich auf kriegerische Stärke zielenden kretischen und lake-
■daimonischen Staatseinrichtungen und führt alsbald auf die Erziehung als das
Grundproblem aller Gesetzgebung, insofern durch die Erziehung das Streben
nach staatsbürgerlicher Vollkommenheit zu wecken ist (643 e). Der Hervor-
kehrung des hedouischen Prinzips, der wir weiterhin begegnen werden, entspricht
es, wenn dabei als Grundsatz aufgestellt wird, daß die Lust- und Schmerzgefühle
<les zu Erziehenden mit den Forderungen des Gesetzes und der Vernunft in
Übereinstimmung erhalten werden (653 b. 659 d. 689 a). Von den beiden Haupt-
pfeilern der Erziehung, der musischen und gymnastischen Ausbildung (vgl.
Politeia, oben S. 286), findet namentlich die erstere eingehende Berücksichtigung.
Neben manchen anderen z. T. in ästhetische Grundfragen eingreifenden Sätzen
•(653 d ff. 658 e ff.; vgl. 700a ff.) ist von Wichtigkeit, daß die Kunst in konser-
vativem Sinne staatlich beaufsichtigt und die Dichter angehalten werden sollen,
das sittlich gute Leben als das glückliche (lustvolle 662 b. 664 b) darzustellen
(656 c. 660 e; vgl. Politeia, oben S. 285. 291 f.).
Es folgt 676 ff. in anziehender Darstellung eine geschichtliche Be-
trachtung zu dem Zwecke, aus ihr Eegeln für die Entwicklung der Staaten
und den ursächlichen Zusammenhang zwischen der Gesetzgebung eines Staats-
wesens und seinem Bestand und Untergang abzuleiten (676 c. 683 b. 686 c. 692 b c).
Die Urgeschichte mündet aus in die Gründung der dorischen Staaten Lakedai-
mon, Argos und Messene, unter denen die beiden letzten den Satz bestätigen, daß
ein Königtum wie jede andere Herrschaft nicht von außen her, sondern durch
innere Fehler seinen Untergang findet (683 d f.). Entscheidend für das Verderben
ist der Unverstand. Größter Unverstand ist im Individuum das Obsiegen der
von Lust und Unlust geleiteten Seelen-„Masse" über die Vernunft, wie im Staate
die L'nbotmäßigkeit der Volksmasse gegenüber Obrigkeit und Gesetz (689 a f.).
Der gewichtigste unter den Anspruchsgründen auf Herrschaft — es werden deren
sieben unterschieden — ist verständiger Sinn (690 a ff., vgl. 689 d). Jenen
Unverstand bekundeten die Könige von Argos und Messene durch Über-
hebung über Gesetz und Eidespflicht. Schuld war die Vereinigung zu großer
Macht in einer Hand. Deshalb ist Lakedaimon vom Verderben verschont
geblieben, da hier die Königsgewalt an zwei Träger verteilt, den Königen
ein Altersrat (die Gerusia) mit wesentlich gleichen Rechten zur Seite ge-
stellt und ihre Machtausübung durch Einsetzung der Ephoren beschränkt
wurde. So ergab sich eine die Maßhaltung und den dauernden Bestand ver-
bürgende Mischverfassung (691a — 692 c). Drei Ziele sind es, die der Gesetz-
geber ins Auge zu fassen hat: Herrschaft der Vernunft, Freiheit und
Freundschaft (der Staatsangehörigen untereinander). Die Berücksichtigung
dieser drei Punkte verlangt eine Vereinigung der beiden Grundver-
fassungen, Monarchie und Demokratie. Typus der ersteren ist Persien,
der letzteren Athen. Die Geschichte der Entartung beider Staaten nach guten
Anfängen zeigt, daß jene drei Ziele weder in der absoluten Monarchie noch in
der radikalen Demokratie erreichbar sind (693 b— 701 e).
Diese historische Betrachtung soll bald die Prüfung auf ihren praktischen
Nutzen bestehen. Kleinias verrät, daß er mit den anderen Gliedern einer Zehner-
kommission für eine von Kreta auszusendende Kolonie Gesetze auszuarbeiten hat.
Dieser Gesetzgebung wendet sich das Gespräch nun zu (702 a ff.). Nach Er-
örterung der Lage der neuen Stadt im Verhältnis zum Meere, der Beschaffenheit
des Landes und der Herkunft der Besiedler (704 a — 708 d) kommt die Rede auf
328 * § 40. Piatons Schriften: Nomoi.
die allgemeinen Voraussetzungen der Gesetzgebung. Als Ideal (dessea
Verwirklichung freilich im vorliegenden Falle ausgeschlossen ist) erscheint, daß'
ein tüchtiger Gesetzgeber einen von einem jungen wohlbegabten Tyrannen be-
herrschten Staat vorfindet, und so konzentrierte Macht und gesetzgeberische
Kunst sich gesellen. Je ■weniger die ^Nlacht sich zersplittert, desto xascher und
leichter kann die Herbeiführung des Neuen vor sich gehen (708 e— 712 a; zu
710 de vgl. Politikos 302 e f. [im einzelnen abweichend], oben S. 313, zu 712 a
Politeia 473 d). Die Verfassung des neuen Staates aber wird mit keinem der
üblichen Xamen, wie Demokratie. Oligarchie usw. zu benennen sein. Denn sie
alle bedeuten Herrschaft eines Teiles der Staatsgemeinde und Knechtschaft der
anderen (712 e. 715b, vgl. 832 c). Die wahre, das gemeine Beste bezweckende
Verfassung müßte sich nach Kronos benennen, der in Erkenntnis der mensch-
lichen Unzulänglichkeit zur Herrschaft ein segensreiches Regiment übermensch-
licher Wesen, der Dämonen, einführte. In Nachahmung dieses Zustandes muß'
jetzt das Göttliche im Menschen, die Vernunft, und das ihr entstammende Gesetz
(714a rijy rov rov diavofiijv f.Tovo/mCojTfc röfior) regieren. Die Gottheit, nicht,
wie Protagoras will, der Mensch, ist das Maß aller Dinge. Ihm ist der Maß-
volle (juergios — oiötfocov 716 cd) ähnlich und zur Götterverehrung berufen (712 e
bis 717 a). Einige hier anschließende Bemerkungen über den Götter-, Dämonen-
und Heroenkultus leiten über zu allgemeinen Bestimmungen über die Verehrung
der Eltern bei ihren Lebzeiten und nach ihrem Tode (717 a — 718 a). Ehe aber
die eigentliche Gesetzgebung in Angriff genommen wird, kommt eine methodische-
Eegel für diese zur Besprechung: der Gesetzgeber soU seinen gebietenden, ver-
bietenden und strafandrohenden Satzungen im ganzen und im einzelnen zu
ihrer Beherzigung ermunternde und von ihrer Berechtigung über-
zeugende Ausführungen voranschicken {:tqooiuiu vöuoiv, 718c — 723),
Das Beispiel eines Ehegesetzes dient zur Veranschaulichung dieses Verfahrens-
imd seines Gegensatzes zu der üblichen proömienlosen Gesetzgebung (721 a — d).
Schließlich wird das bisher über Götter-, Dämonen-, Heroen- und Elternverehrung
Ausgeführte nachträglich als ein solches Proömium bezeichnet, das aber noch
diu:ch Bestimmungen über das Verhalten zu seelischen, leiblichen und äußeren
Gütern zu ergänzen ist (723 d — 734 e). Aus diesen Erörterungen sind hervorzu-
heben die Empfehlung eines mittleren Maßes körperlicher Vorzüge und
äußerer Güter als des sittlich gefahrlosesten (728 e f., vgl. die aristotelische
J/föor;;, -Lehre), vor allem aber, wegen ihrer Beziehungen zum platonischen Pro-
tagoras, die hedonistische Ausführung 732 e ff. Wir alle, so heißt es hier im
wesentlichen, streben nach der Lust und meiden die L'nlust. Wo sich Lust und
Unlust verbinden, wägen wir beide gegeneinander ab und Avählen die größere
Lust, die der kleineren Unlust gegenübersteht. Vergleicht man nun unter den
acht Lebensformen, der vernünftigen, der maßvollen, der tapferen, der gesunden,
der unvernünftigen, der zügellosen, der feigen, der kranken, jeweilen die ent-
gegengesetzten miteinander, so ergibt sich bei den vier ersten ein Überwiegen der
Lust über die Unlust, bei den vier letzten das umgekehrte Verhältnis. Der
seelisch und leiblich Tüchtigere lebt also glücklicher als der Untüchtige. Aus
der ungünstigen Lust- und Unlustbilanz des Zügellosen folgt, daß sich niemand
freiwillig zügellos verhält. Als Grund eines solchen Verhaltens gilt aber jetzt,
abweichend vom Protagoras, nicht lediglich ein intellektueller Fehler, sondern
entweder Unkenntnis oder Mangel an Selbstbeherrschung {ay.Qäxeia, also Willens-
schwäche) oder beides zugleich (734 b).
Das Proömium ist zu Ende, es folgt (734 e ff.) die eigentliche Gesetz-
gebung, angeordnet nach den beiden Hauptabschnitten: Einsetzung der
§ 40. Piatons Schriften: Nomoi. 3091
Behörden (751 a ff.) und Ausgestaltung der ihrer Obhut anzuver-
trauenden Gesetze (768 e ff.). Voran gehen Bestimmungen über Ent-
fernung störender Bevölkerungselemente, Besitzverteilung u. a. (735 b ff.). Aus
der Fülle der wirtschafts- und rechtsgeschichtlich interessanten Forderungen, die
in diesem Teile des Werkes enthalten sind, kann hier nur Berücksichtigung
finden, was prinzipieller Art und daher philosophisch bedeutsam ist. Dahin
gehört vor allem das Verhältnis dieser Gesetzgebung zum Kommunis-
mus der Politeia. Die völlige Gemeinsamkeit des Besitzes, der Frauen und
Kinder gilt auch hier als Ideal. Da dieses aber nur in einem Staate von Göttern
oder Göttersöhnen zu verwirklichen wäre, muß für menschliche Verhältnisse ein
Zweitbestes Platz greifen. Der Grund und Boden ist in gleichen Landlosen an
die Bürger als Einzelbesitzer zu verteilen, von denen jeder aber sein Los als
vaterländisches Gemeingut zu betrachten und demgemäß zu pflegen hat (739 c ff.
807 b). Am besten wäre Gleichheit auch des beweglichen Besitzes. Da diese
indes durch den verschiedenen Vermögensstand der einziehenden Ansiedler aus-
geschlossen erscheint, werden vier Censusklassen eingerichtet. Die Zugehörigkeit
zu der einen oder andern von ihnen bildet neben Herkunft und persönlicher
Tüchtigkeit die Grundlage für die Zuteilung staatsbürgerlicher Rechte und
Pflichten. Dabei soll jedoch, um den Gefahren der Extreme des Eeichtums und
der Armut für die Ruhe im Staate vorzubeugen, ein Höchst- und ein Mindest-
maß des beAveglichen Vermcigens festgesetzt av erden (744b ff.). Bei der Organi-
sation der Behörden wird bei Gelegenheit der Bestellung des Rates der
Grundsatz, daß die Verfassung ein Mittleres zwischen JMonarchie und Demokratie
darzustellen habe, aufs neue betont (756 e). Damit verknüpfen sich zwei Bestim-
mungen, die wegen ihres Wiedererscheinens in der aristotelischen Politik von
besonderem Interesse sind. Bei der Ratswahl wird nämlich das Gewicht der
oberen Censusklassen dadurch verstärkt, daß bei bestimmten Wahlgängen
für die drei bezw. zwei obersten Klassen ein Wahlzwang besteht (756 c f.). Es-
soll ferner im Staate im allgemeinen nicht die absolute, sondern die
relative Gleichheit herrschen: dem an Tüchtigkeit und Bildung Überlegenen
werden größere Rechte verliehen, dem daran Zurückstehenden geringere. Inner-
halb gewisser, möglichst eng zu ziehender Grenzen kommt freiüch um des Frie-
dens willen auch das (demokratische) Prinzip der absoluten Gleichheit in Gestalt
des Losverfahrens zur Geltung, das es der Gottheit und dem guten Glück über-
läßt, den Ausfall der Gerechtigkeit entsprechend zu lenken (757 a ff.). Auch bei
der Bestellung der Gerichte ist ein Gedanke bemerkenswert, der in Aristoteles''
Politik eine grundlegende Bedeutung erhalten hat: auch zur Entscheidung von
Privatprozessen sollen nach Möglichkeit alle Bürger berufen sein, da wer von
der Befugnis mitzurichten ausgeschlossen ist, sich überhaupt vom
Staate ausgeschlossen glaubt (768b).
Die Gesetze, die den „Gesetzes Wächtern" als höchstem Beamtenkollegium-
zur Wahrung und weiteren Ausgestaltung übergeben werden, bezwecken, das sitt-
liche Streben des Staatsbürgers zu wecken und sein ganzes Leben hindurch zu
erhalten (770 a — d). Aus ihren einzelnen Bereichen sei das Folgende vermerkt.
In den Anweisungen über die Eheschließung begegnet uns die aus dem Politikos-
bekannte Forderung der Temperamentenmischung (vgl. o. S. 313. 314), er-
gänzt durch das volkswirtschaftlich begründete Verlangen, auch hinsichtlich des-
Geldbesitzes die Paarung ungleich Vermögender anzustreben. Solche Mischungen
lassen sich freilich, wie bemerkt wird, nicht durch gesetzliches Gebot anordnen,
wohl aber tut Zuspruch hier das Seinige (773 b ff.). Die Vermählten haben sich
selbst in ihrem Privatleben striktester Regelung und Aufsicht seitens der
4530 § ^^- Piatons Schriften: Nomoi.
Behörden zu unterwerfen, auch die Frauen, für die uemeinsanie Mahlzeiten
(Syssitien), abgesondert von denen der Männer, einzurichten sind (780 e ff. 806 e).
Auch ihre Betätigung soll nach Möglichkeit die gleiche sein wie die der Männer;
im Kriege haben sie im Notfall die Stadt zu bewachen und zu verteidigen (781 b.
805 a cd. 80t) äff. 813 e ff.). Der staatlichen Aufsicht unterliegt zunächst das
eheliche Leben. Hunger, Durst und Geschlechtstrieb sind die mächtigen Gewalten
des menschlichen Daseins, unter ihnen ist der Geschlechtstrieb der mächtigste
(782 d ff.). So steht denn auch das Verhalten der Ehegatten nach dieser Seite
hin unter der strengsten Kontrolle eigens erwählter Eheaufseherinnen (783 e ff.).
Nächst der Erzeugung der Kinder ist deren Erziehung Gegenstand besonderer
Sorge (788 a ff.). Daß sie für Knaben und Mädchen die gleiche sein muß, ergibt
sich aus dej Gleichheit der Pflichten, die ihnen als Erwachsenen obliegen werden
{804 d f.). In den Spielen soll die Vätersitte gewahrt und damit der Konser-
vativismus der gesamten Lebensführung vorbereitet werden (797 e ff.), in Gesang
und Tanz gesetzliche Regelung herrschen und willkürliche Neuerung verboten
sein (798 d ff. 816c). Die Werke der Dichter sind einer nach erzieherischen
Eücksichten auszuübenden Zensur unterworfen (801 c ff.). Keine Dichtungs-
gattung wird prinzipiell ausgeschlossen (vgl. namentlich über das Drama über-
haupt 659 b f., die Tragödie 817 a ff., die Komödie 935 d f.), wohl aber die von
vielen gewünschte Bewandertheit in allen möglichen Dichtern verurteilt. Als
Cluster für die zuzulassende Poesie sollen die (in den Nomoi) bis dahin ge-
pflogenen, selbst einer Dichtung ähnlichen Ausführungen dienen (810 e ff.).
Neben Musik und Gymnastik sind die Wissenschaften des Zählens und
Messens (Arithmetik und Geometrie), sowie die Sternkunde, alle freilich für
die Menge der Bürger nur in ihren Anfangsgründen, wichtige Gegenstände des
Unterrichtes (817 e ff.). Ihrer pädagogischen Bedeutung für die Weckung und
Schärfung des Verstandes verdankt es die Zahl, daß alles im staatlichen und
bürgerlichen Leben bis zu den häuslichen Gerätschaften hinab nach bestimmten
Zahl- und Maßverhältnissen geordnet sein soll (746 d ff.). Auch die Jagd findet
als Erziehungsmittel Erwähnung (822 d ff.). Das auf dieser Erziehung fußende
Leben der Erwachsenen wird in anmutender Weise als ein dem Streben
nach seelischer und körperlicher Tüchtigkeit gewidmetes, von regster Tätigkeit
ausgefülltes Dasein geschildert. Gewerbe und Kleinhandel bleiben Fremden, die
niederen Verrichtungen der Landwirtschaft Sklaven überlassen (806 d ff., vgl.
849 b ff.).
Gehen wir auf andere Gebiete der Gesetzgebung über, so führen die Be-
stimmungen über die Rechtspflege zu einer ethisch wie juristisch bemerkens-
werten Auseinandersetzung. Der Satz, daß niemand freiwillig böse (ungerecht)
sei, hebt, wie 8ü0 d ff. ausgeführt wird, die Unterscheidung freiwilliger
und unfreiwilliger Verfehlungen (in relativem Sinne) mit ihren strafrecht-
lichen Konsequenzen nicht auf. Erstere, die allein als Handlungen der Unge-
rechtigkeit (ddiy./jfiaza) anzusehen sind, beruhen auf Obsiegen des Zornes oder der
Lust (der beiden unteren Seelenteile), die beide sich beherrschen lassen; letztere
auf falscher ^Meinung über das Beste, die, wo sie vorhanden ist, unbedingt
herrscht.
In das Kapitel der Strafrechtspflege ist nun 874 e ff. eine grundsätzliche
Erörterung eingeflochten, die einen Hauptgedanken des Politikos (o. S. 312. 314)
wieder aufnimmt: Das Gesetz ist notwendig infolge der intellektuellen und
sittlichen Unvollkommenheit der Regierenden. Einen gottgesandten, seiner Auf-
gabe vollauf gewachsenen Herrscher durch Gesetze zu binden, wäre nicht ange-
bracht. Denn dem Wissen ist kein Gesetz überlegen, und die Vernunft herrscht
§ 40. Piatons Schriften: Xomoi. 331
über alles. Wie die Dinge aber tatsächlich liegen, gilt es wieder ein Zweitbestes
zu wählen, die Herrschaft des Gesetzes, das auch auf dem Gebiete der Straf-
rechtspflege herrschen muß, doch so, daß je nach dem Grade der Eignung der
Gerichte ihrer freien Entscheidung ein geringerer oder größerer Spielraum zuzu-
messen ist.
Unter den strafrechtlichen Einzelbestimmungen führen wieder die Anord-
nungen über die Ahndung von Religionsdelikten zu einer als Prooimion
vorangestellten, philosophisch bedeutsamen Auseinandersetzung (885 b ff.). Sie
betrifft drei mit schweren Strafen belegte Vergehen: die Leugnung des Da-
seins der Götter, die Bestreitung ihrer Fürsorge für die Menschen
und die Behauptung, sie seien durch Opfer und Gebete zu be-
stechen. Für die Verbreitung der Gottesleugnung werden Naturphilosophen
verantwortlich gemacht (886 d. 888 e ff. 891c; gemeint sind Empedokleer, vgl.
Diels Vorsokr. 21 A 48), mit deren Lehren auch der sophistische Satz ver-
bunden wird, daß die Götter nicht civofi, sondern nol röiwt; existierten (889 e;
vgl. oben S. 142 [Kritias]; zu den anschließenden ethischen Sätzen s. Pohteia I
und Gorgias [oben S. 248. 257 f.J). Dieser Atheismus bietet die Veranlassung
zu einem eingehenden Beweise für das Dasein der Gottheit. Wir be-
gegnen hier zum ersten Male dem Argument ex consensu gentium, allerdings nur
als flüchtiger Äußerung des Mitunterredners Kleinias, der jenes Argument mit
dem physikotheologischen verbindet (886 a). Der eigentliche Beweis verläuft der
Hauptsache nach in zwei Gedankenreihen: 1. Alle Bewegung setzt ein erstes
sich selbst Bewegendes voraus. Dieses ist nichts anderes als Seele (vgl. Phaidros,
oben S. 295). Als Urgrund aller Bewegung und alles Werdens ist sie Ursache
alles Guten und Schlechten, Schönen und Häßlichen, Gerechten und Ungerechten
und aller sonstigen Gegensätze. Darnach hat man (zum wenigsten voraussetzungs-
weise; vgl. jedoch Epinomis 988 e [unten S. 335] und unten S. 346) eine doppelte
Weltseele anzunehmen, eine Avohltätige, vernunftgemäß wirkende und eine böse,
mit Unvernunft sich paarende (896 e. 898 c). Jedenfalls waltet über Himmel und
Erde und dem gesamten Weltumlauf die gute imd vernünftige Seele. Denn
jener Umlauf vollzieht sich als Achsendrehung. Diese aber ist als die stets in
demselben Räume und in vollster Gleichmäßigkeit verlaufende Bewegung die-
jenige, in der wir das Abbild der Vernunftbewegung zu erkennen haben
(897 b ff. : zur Achsendrehung als vollkommenster Bewegung vgl. auch 893 c f.).
2. Seele lenkt wie die Gesamtheit aller Gestirne, so auch jedes einzelne unter
ihnen. Damit erhalten wir Gestirnseelen, deren Verhältnis zu den von ihnen
beherrschten Gestirnkörpern man sich in verschiedener Weise denken kann, die
aber jedenfalls als göttlich anzusehen sind. Und so ist (nach dem Worte des
Thaies) alles voll von Göttern (898 d ff.). Der Grund für die Leugnung einer
göttlichen Fürsorge wird in der anscheinenden Ungerechtigkeit vieler Men-
schenschicksale gefunden, die zu der Ansicht führe, den Göttern seien die mensch-
lichen Angelegenheiten zu gering, um sich ihrer anzunehmen. Der Gegenbeweis
stützt sich auf die göttliche Vollkommenheit. Diese schließt Mangel an Macht
sowie Gebrechen des Intellektes und des Willens aus, auf denen eine Nicht-
achtung des Geringfügigen beruhen müßte. Was als solche erscheint, hat seinen
Grund in der Rücksicht auf das Ganze, in dessen AVohl der Zweck alles Ein-
zelnen gelegen ist. Jene Ungerechtigkeit der Menschenschicksale aber ist nur
scheinbar. Denn jede Seele findet nach dem Gesamtplan des Ganzen eine ihrer
moralischen Beschaffenheit entsprechende Stelle und Vergeltung (899 d ff.). Aus
der gleichen göttlichen Vollkommenheit ergibt sich aber auch die Widerlegung
derer, die die Götter der Bestechlichkeit zeihen (905 d ff.).
3-32 § -lO- Piatons Schriften: Xomoi.
Den Schlußstein des ganzen Gesetzgebungswerkes bildet die Einrichtung
eines obersten, gewissermaßen die Vernunft des Staates darstellenden Rates, der
sich allnächtlich vor Tagesanbruch versammelt, um über den Gesetzen und der
Erhaltung des Staatswesens zu wachen (931 d ff. 961 a ff. 962 c ff.). Seine Mit-
glieder müssen eine höhere Bildung besitzen, als die früher für die Bürger des-
neuen Staates im allgemeinen verlangte. Der Kern dieser Bildung ist die Fähig-
keit, von dem Vielen und Ungleichartigen auf einen Begriff (in
welchem es zusammengefaßt wird) hinzublicken (965c x6 ttoo; fdav
iöeuv ey. ri7n- .-to/./.oji- y.ul urouoiojv di'vazov tivai ß/J.Tetr), insbesondere ZU er-
kennen, wie die das Ziel der Gesetze bildende Trefflichkeit — Tugend — zugleich
eine Einheit und eine Mehrheit, nämlich die vier Kardinaltugenden, darstellt
(963 a ff. 965 c ff.). Ethisch bemerkenswert ist dabei, daß hier die Einheit der
Tugenden lediglich im Sinne ihrer Zusammenfaßbarkeit unter einem Begriffe^
keineswegs aber, wie in den Jugenddialogen, so verstanden wird, daß alle Tugen-
den infolge ihres gemeinsamen intellektuellen Charakters eines Wesens sind. Der
ethische Intellektualismus ist aufgegeben (vgl. o. S. 289). Die Tapferkeit kann auch
ohne Vernunft durch Naturanlage bestehen, so bei Tieren und Kindern (963 e);
sie ist die geringwertigste aller Tugenden (630 ce u. ö.j; ebenso gibt es von der
Maßhaltung eine vemunftlose, gleichfalls bei Kindern und Tieren sich findende
Form (710 a). — Aber nicht nur auf dem Gebiete der Tugend, sondern in dem
ganzen Bereiche des Schönen und Guten müssen die Mitglieder jener nächtlichen
Versammlung über das Verhältnis des Einen und Vielen im Klaren sein (966 a)^
sie müssen begriffliches Wissen besitzen (964a), über alles Wichtige die-
Wahrheit kennen, sie darzulegen und von ihr aus das (im bürgerlichen Leben)
Geschehende zu beurteilen imstande sein. Hierher gehört in erster Linie die
Wahrheit über Dasein und Macht der Götter. Die Quellen der Üljer-
zeugung auf diesem Gebiete sind nach dem früher Dargelegten die Erkenntnis,
daß die Seele das Ursprünglichste unter allem Bewegten ist, und die Betrachtung
des Laufs der Gestirne und der vernunftbeherrschten Welt überhaupt. Die
Astronomie und ihre Schwesterwissenschaften führen, die richtige Ansicht von
der Priorität der Seele vorausgesetzt, keineswegs, wie die landläufige Meinung
will, zum Atheismus, sondern haben gerade die entgegengesetzte Wirkung
(966 b ff.).
So führt die Einsetzung der nächtlichen Versammlung wieder auf die Fragerb
der Erziehung und des Wissens zurück. Wie der Gesamtinhalt der Nomoi, so-
fordert insbesondere die Behandlung dieser Fragen zu einer Vergleichung mit
Piatons erstem staatswissenschaftlichen Werke, der Politeia, heraus. Dabei ist
von vornherein der Meinung entgegenzutreten, als ließe sich eine Verschiedenheit
im Standpunkte beider Schriften ohne Annahme einer Änderung in der Auf-
fassung ihres Verfassers ledigUch daraus erklären, daß die Politeia ein abstraktes
Staatsideal aufstelle, während die Satzungen der Xomoi zur Venvirklichung in
einem gegebenen Staate bestimmt seien. Auch die Politeia enthält nach dem
Sinne des Philosophen keineswegs eine utopische Konstruktion (s. o. S. 286),.
und die Xomoi sind nach ihrer ganzen Anlage kein zur praktischen Ein-
führung in einem gegebenen Falle bestimmtes Gesetzbuch (s. o. S. 326). Ent-
scheidend aber ist, daß dieses Werk in seinem von der Politeia abweichenden
Grundcharakter mit den anderen Schriften der platonischen Altersperiode, soweit
diese Vergleichungspunkte bieten, in allem W^esentlichen übereinstimmt, obwohl
bei diesen Schriften ein praktischer Zweck nicht in Frage kommt. Damit soll
indes nicht geleugnet werden, daß die sizilischen Bestrebungen und Erfahrungen
§ 40. Piatons Schriften: Nonioi. 333
für Piatons Altersstandpunkt nach der politischen Seite hin mitbestimmend ge-
wesen sind und auf die Xomoi erheblich eingewirkt haben.
Mit der Gesamtmasse der Altersdialoge hat unsere Schrift vor allem die
Zurückstellung der ontologischen Ideenlehre gemein. Diese bleibt —
anders als m dem vorangehenden Timaios — hier gänzlich unberücksichtigt.
Dafür behauptet das logische Problem des Einen und Vielen auch in den
Xomoi die wichtige Stelle, die es im Interessenkreise des alten Piaton überhaupt
einnimmt. Mit der ontologischen Ideenlehre fehlt alles das, was in der Politeia
auf ihr aufgebaut ist, die dualistische Erkenntnistheorie, der Dualismus der Jen-
seits- und Diesseitsbestrebungen, die Gliederung der Bevölkerung in drei Stände,
■die zur Ideenerkenntnis führende Ausbildung der Eegierenden, das Philosophen-
regiment. Statt der Idee und ihrer Erkenntnis rücken, wie schon im Philebos,
-Zahl und zahlbeherrschte Wissenschaften an die erste Stelle für Jugend-
bildung und gesamte Lebensgestaltung. Die Güter-, Frauen- und Kindergemein-
schaft der Politeia behält freilich ihren Rang als denkbar beste soziale Ein-
richtung. Aber sie gilt für undurchführbar, und so tritt wieder Zweitbestes
an den Platz des Besten. Dasselbe Herabsteigen wiederholt sich in der Ab-
lösung des absoluten Vernunftregimentes der Politeia durch die Gesetzesherr-
schaft. Jenes bleibt immer das Wünschenswerteste. Aber die Voraussetzungen
dafür pflegen zu fehlen. So kommt es zum devregog jt/.ovg des Politikos (oben
S. 314). Indes auch der Gesetzesabsolutismus erleidet seine Einschränkung. Der
■Gesetzgeber soll nicht alles unter Strafandrohung gesetzlieh regeln wollen. Vieles
i)leibt mahnender Unterweisung überlassen. Eine zu sehr ins Kleine gehende
Gesetzgebung schädigt durch die unvermeidlichen und ziu- Gewohnheit werdenden
Übertretungen die Autorität der Gesetze (788 a ff. 789 b ff.). Die Frage nach
dem Möglichen, die Rücksicht auf das menschlichen Verhältnissen
Angemessene drängt sich überall zur Geltung. Die Gleichstellung der Frau
mit dem Manne in Ausbildung und Beruf ist im Prinzip beibehalten, aber die
weibliche Beteiligung am Kriege ist viel enger begrenzt als in der Politeia. Die
Dichtung untersteht der staatlichen Aufsicht, aber von einer Verbannung der
gesamten mimetischen Poesie ist nicht mehr die Rede. Der Bestellung geeigneter
Behörden wird die größte Sorgfalt gewidmet, aber den Umständen nach gilt auch
die Beamtenerlosimg als zulässig. Das ganze Werk ist, im Gegensatze gegen
den rücksichtslosen philosophischen Radikalismus der Politeia, durchweht von
einem Hauch der Resignation (vgl. besonders 803b), zugleich aber auch einer
verständigen, der Menschennatur sich anbequemenden Milde. „In den Ozean
schifft mit tausend Masten der Jüngling. Still, auf gerettetem Boot, treibt in
den Hafen der Greis", das gilt auch von dem Politiker Piaton, und für die
Stimmung der Xomoi zitiert Th. Gomperz gut Ferd. v. Saars Worte : ,,Der du
die Wälder färbst, Sonniger milder Herbst". Freilich treffen wir im einzelnen
auf mannigfache Härten, die aber selbst wieder, mit dem Maßstabe antiker
Staatsanschauung gemessen, viel von ihrer Schi'offheit verlieren. Am auf-
fallendsten ist in letzterer Beziehung die Unduldsamkeit gegen abweichende
Überzeugungen in Fragen des Götterglaubens. Sie steht im Zusammenhange
mit der gesteigerten Betonung des Religiösen, der wir bereits im Philebos
und im Timaios begegnet sind (o. S. 315. 319. 325). Der schon in den Philebos
aufgenommene Beweis für das Dasein einer die Welt lenkenden vernunftvollen
Seele ist hier vertieft und mit einer Theodizee verbunden. In dem Gottesbeweise
verknüpft sich Astronomie aufs engste mit der Theologie. Darin, wie in der
allgemeinen Hochschätzung von Zahl und Maß offenbart sich wieder der ver-
stärkte Einfluß pythagoreischer Doktrin, für den schon der Philebos und Timaios
334 § ^'-'- Piatons Schriften: Xomoi. Epinomis.
zeugten, und der auch in den Xomoi in dem die ganze Gesetzgebung be-
herrschenden religiös-politischen Konservativismus zutage tritt.
Infolge der stärkeren Beachtung des Empirischen deutet in den Nomoi,-
wieder im Einklang mit den nächstvorangehenden Dialogen, Vieles auf den Weg,
der von Piaton zu Aristoteles führt. Sehr lehrreich sind in dieser Beziehung
die kritisch-historischen Abschnitte im Anfang des Werkes, die ganz nach aristo-
telischer Weise ausgesprochenermaßen bezwecken, politische Erkenntnis vom
geschichtlichen Objekte abzuleiten, und sich durch tieferes Eingehen auf Ein-
richtung und Verfassungsentwicklung gegebener Staaten erheblich von der die
Verfassungsentwicklung großenteils ex abstracto konstruierenden geschichtlichen
Partie der Politeia (544 a ff.) unterscheiden. Auch die- hier eingeflochtene Urge-
schichte 675 c ff. zeigt im Vergleiche mit derjenigen der Politeia (369 b ff.) ein
regeres historisches Interesse, das an Aristoteles gemahnt. Aus der politischen
Dogmatik verdient vor allem die Lehre von der Verfassungsmischung her-
vorgehoben zu werden. Mit ihr hat Piaton einen weltgeschichtlich bedeutsamen
Weg eröffnet. In Aristoteles' Politik hat sie einen hervorragenden Platz erhalten^
ist von hier aus über die Stoa und stoisch beeinflußte antike Autoren in Theorie
und Praxis der modernen Politik übergegangen (vgl. Gomperz, Gr. Denk. II 503)
und lebt noch heute in den Verfassungen der meisten Staaten, insbesondere auch
der konstitutionellen Monarchie verkörpert fort. Auf einige weitere Berührungen
mit Aristoteles ist oben (S. 329) bereits hingewiesen worden, Ihre Zahl ließe
sich bei Eingehen auf Einzelheiten noch vermehren (vgl. z. B. 712 d mit Arist.
Pol. J 9, 1294 b 15 ff., 738 d e mit Arist. Pol. H 4, 1326 b 14 ff.). — Eine Er-
gänzung der Xomoi bildet die
Epinomis, auch der Form nach eine Fortsetzung des Xomoigespräches
durch die gleichen Teilnehmer. Genauer betrifft die Ergänzung die Frage der
höchsten, für die Mitglieder der nächtlichen Versammlung zu fordernden Bil-
dung. Das Problem wird folgendermaßen formuliert: Was muß der sterb-
liche Mensch lernen, um weise zu sein (973 b). Die meisten gewöhnlich so
genannten Wissenschaften und Künste, mögen sie nun den unabweisbaren Be-
dürfnissen des praktischen Lebens oder (als schöne Künste) dem Spiele dienen,
haben mit der Weisheit nichts zu tun, ebensowenig eine oft als oo(fiu bezeichnete
gute Veranlagung, die sich in leichter Auffassung, sicherem Gedächtnis und
rascher Entschlossenheit kundgibt (974 d — 976 c). Hingegen zeigt sich hinsicht-
lich der Zahlenkunde zunächst negativ, daß sie unentbehrlich ist für den
Erwerb der Weisheit. Denn sie ist nötig zur (begrifflichen) Erklärung dessen,
was Inhalt der Wahrnehmung und des Gedächtnisses ist. Ohne die Fähigkeit
zu solcher Erklärung aber kann Weisheit — im Unterschiede von Tapferkeit und
Maßhaltung (977 c, vgl. Xomoi 963 e. 710 a, o. S. 332) — nicht bestehen, und damit
bleiben Tugend und Glückseligkeit unvollendet. Auch die eben besprochenen
Wissenschaften und Künste des täglichen Lebens bedürfen der Zahl zu ihrem
Bestände. Die Gesamtwirkung der Zahl aber ist unübersehbar. Und dabei
schafft sie lauter Gutes. Denn alle vernunftlose und unberechenbare, ungeordnete,
unrhythmische und unharmonische Bewegung, alles an Schlechtem Beteiligte
überhaupt ermangelt des Zahlenverhältnisses. Die Zahl ist ein Geschenk des
göttlichen Weltalls (vgl. Tim. 30 b. 34 b, o. S. 320). Ihre Kenntnis ist uns ge-
worden durch die Beobachtung der Himmelserscheinungen, des Wechsels von
Tag imd Xacht, der in seiner Wiederkehr unaufhörlich das ,,eins, zwei" und die
weitere Zahlenreihe vergegenwärtigt, der Mondphasen usw. (976 c — 979 d ; vgl.
Tim. 39 b f., o. S. 321).
§ 40. Piatons Schriften: Epinorais. 335
Damit soll aber die Bedeutung der Zahl als Weisheitsquelle noch nicht für
entschieden gelten. Das Weisheitsproblem wird von einer neuen Seite in Angriff
genommen, die aber schließlich wieder zur Zahl zurückführt. Den Ausgangs-
punkt bildet die Notwendigkeit einer richtigen Theogonie und Zoogonie,
die den gangbaren Vorstellungen vom Ursprung der Gütter und der übrigen
Lebewesen entgegenzustellen ist. Unter den beiden Bestandteilen des Lebewesens,
Seele und Körper, besitzt der erstere die seiner qualitativen Überlegenheit ent-
sprechende zeitliche Priorität, wofür auf die Nomoi (892 a. 896 c u. ö.) zurück-
verwiesen wird. Sein Wesen ist einartig, während innerhalb des Körperlichen
je nach dem Vorherrschen des einen oder andern Elementes verschiedene Arten
bestehen, denen die Grundarten der Lebewesen entsprechen. Solcher Elemente
gibt es fünf: Feuer, Äther, Luft, Wasser und Erde (981 c ff.; anders Tim. 32 b.
53 c ff., oben S. 320. 322). Die Pole im Bereiche des Belebten bilden einerseits
die ihrem Körper nach überwiegend aus Feuer bestehenden Sterngottheiten,
andererseits die größtenteils aus Erde zusammengesetzten irdischen Lebe-
wesen (einschließlich der Pflanzen: 981 d, vgl. Tim. 77a). Charakteristisch für
die ersteren ist ihre geordnete Bewegung, die die ihnen innewohnende Vernunft
bekundet. Auf Beseeltheit und Vernunft der Gestirne wird alles Gewicht gelegt
(983 a ff. Beweis aus ihrer nur durch göttliche Beseelung bewegbaren gewaltigen
Masse), gleichwohl aber doch wieder die Möglichkeit offen gelassen, daß die Ge-
stirne nicht Götter, sondern Götterbilder seien, die jedoch ihrer Vollkommenheit
wegen höchste Verehrung verdienen (983 e f.). Zwischen den Sterngottheiten und
den irdischen Wesen stehen die (überwiegend) teils aus Äther, teils aus Luft ge-
bildeten Dämonen, die Vermittler zwischen Menschen und Göttern, und die
Wasser-Halbgottheiten (984 e ff.). Die Sterngötter, auf die alsdann
(986 a ff.) zurückgegriffen wird, vollziehen ihre Umläufe in acht Bahnen, von
denen je eine dem Fixsternhimmel, der Sonne, dem Monde und jedem der fünf
Planeten zugehört. Sonne, Mond und Planeten bewegen sich von links nach
rechts, der Fixsternhimmel, der jene in seinem Umschwünge mit sich führt, in
(scheinbar) entgegengesetzter Richtung (987 b; anders Tim. 36 c; zur obwaltenden
Vorstellung Zeller, Phil. d. Gr. II 1* S. 810 f.). Es folgt nun, entsprechend
Nomoi 967 a ff., eine Verwahrung gegen die Annahme, man dürfe sich als Sterb-
licher nicht mit Erforschung der göttlichen (himmlischen) Dinge befassen.
Früher freilich, wird zugegeben, kam man bei diesen Forschungen zu ven^erf-
lichen Ergebnissen. Die Grundlage des Richtigen bot die Erkenntnis, daß die
Seele sich selbst und das Körperliche bewegt, und zwar ist die beste
Seele Ursache der Bewegung zum Guten, während die böse die gegenteilige Be-
wegung bewirkt. Der Sieg aber gehört dem Guten (988 e; vgl. über die böse
[Welt-] Seele Nomoi 896 e. 898 c, o. S. 331, und s. unten S. 346).
Mit diesen Ausführungen ist der Weg zur Lösung des Problems gebahnt.
Sie vollzieht sich (988 e ff.) in folgendem Gedankengange. Der Tugendhafte ist
weise. Die höchste Tugend ist die Frömmigkeit. Zu ihrer Ausübung bedarf es
einer das Bedachtsame und sein Gegenteil (das Rasche und Feurige) vereinigenden
Nftturanlage (vgl. oben S. 313) und der Wissensaneignung. Die in Betracht
kommende Wissenschaft ist die Astronomie, die (insonderheit) die regelmäßigen
Bahnen der Planeten, einschUeßhch Sonne und j\Iond, zu beobachten hat. Sie
führt wieder zur Zahl, insofern Arithmetik und andere mathematische Wissen-
schaften die Vorkenntnisse zum astronomischen Studium zu bieten haben. Zum
Schlüsse wird auch in diesem Dialoge wieder die Frage des Einen und
Vielen berührt: für das Studium soll als Regel gelten, das (viele) Einzelne auf
das (einheitliche) Allgememe zurückzuführen, wodurch sich auch die harmonische
;33B § 40- Watons Schriften: Epinomis.
Einheitlichkeit offenbart, die alle Gestirnumläufe in ihrer Gesamtheit beherrscht.
Dieser Einheitsgedanke findet auch für das Menschenlos Verwertung: mit dem
Tode erlischt die Vielheit sinnlicher Wahrnehmungen, der Sterbende geht aus
dem Zustande der Vielheit in den der Einheit über und gelangt so zur voll-
endeten Weisheit und Glückseligkeit.
. Die Epinomis gilt nach der herrschenden Ansicht als eine zu Unrecht unter
Piatons Werken stehende Schrift seines Schülers Philippos von Opus. In der
Tat berichten Diog. Laert. 3, 37 und Suid. s. v. (fpi/.t.i.-ro; 6 'Ojiovrziog) q?d6-
ooffo; von einem Gerüchte, wonach Philippos die Epinomis, bezw. das ,,13. Buch
der Xomoi", verfaßt habe. Es ist aber fraglich, ob dieses Gerücht nicht lediglich
auf einem Schlüsse beruht, den Proklos nach den anonymen Prolegomena zu
Piatons Philosophie 25 S. 218, 19 ff. Herrn, ausdrücklich gezogen hat, daß näm-
lich Piaton, wenn er schon an der abschließenden Redaktion der Nomoi durch
den Tod verhindert wurde, erst recht nicht ein weiteres Werk habe schreiben
tonnen. Da nun nach Diogenes und Suidas aa. aa. 00. Philippos die Nomoi
ins Peine schrieb, die Einteilung in Bücher vollzog und so das Werk zur Her-
ausgabe bereit machte, lag es nahe, auch für die Verfasserschaft der Epinomis
^n ihn zu denken. Jener Schluß ist aber in mehrfachem Betracht angreifbar.
Einmal fragt es sich, ob wirklich dem Philosophen durch den Tod die Feder aus
der Hand genommen wurde und nicht vielmehr auch diese Angabe wieder auf
-einem Rückschlüsse aus der äußeren Fertigstellung der Nomoi durch den Schüler
beruht. Der greise Schriftsteller mochte sich aber sehr wohl auch bei Lebzeiten
gerade bei diesem voluminösen Werke zur Reinschrift und sonstigen Vorbereitung
der Edition der Hilfe einer jüngeren Hand bedienen (vgl. Blass, Apophor. S. 62).
Aber auch in dem Falle, daß Piaton vom Tode überrascht wurde, konnte sich
der Anhang zu den Nomoi so gut wie diese selbst in seinem Nachlasse vorfinden.
Auf alle Fälle darf man dem antiken Gerücht kein allzu großes Vertrauen ent-
gegenbringen und muß versuchen, die Echtheitsfrage aus dem Werke selbst zu
entscheiden. Dabei ergibt nun der" Sprachgebrauch nach den Feststellungen
Ritters, Unters, über Plato S. 91 ff., keinen Grund zum Verdacht der Unechtheit.
Die stihstischen Mängel lassen sich, wie bei den Nomoi, teils aus den allgemeinen
Eigentümlichkeiten der platonischen Altersdiktion, teils aus dem Fehlen einer
abschließenden Revision und FeUe erklären. Auch die in der Form nicht ein-
wandfreie Verbindung mit den Nomoi, auf die Susemihl, Einl. z. Übers.
S. 1860 ff., zugunsten der Athetese Gewicht legt, ^vird verständlich, Avenn man
bedenkt, daß in beiden Werken die Glättung und Harmonisierung unterblieben
ist. Einem Fälscher wäre es nicht schwer gefallen, durch eine andere Einleitung
^ur Epinomis dem Anstoß vorzubeugen. Wie wenig Piaton eine solche Dis-
harmonie scheute, lehrt übrigens die Verbindung des Sophistes und Politikos mit
dem Theaitetos (oben S. 225. 228). Von sachlichen Widersprüchen gegen andere
platonische Altersdialoge sind nur die Annahme von fünf Elementen und die
Differenz hinsichtlich der GestLrnbahnen bemerkenswert. Von fünf platonischen
Elementen spricht Xenokrates Fragm. 53 H. in einem Zusammenhange, der nicht
-auf Berücksichtigung der Epinomisstelle deutet. Es scheint also, daß Piaton in
<liesem Punkte in der Tat die Lehre seines Timaios geändert hat, wofür neben
dem Vorgang des Philolaos der Umstand maßgebend sein mochte, daß bei der
Zurückführung der Elemente auf die regelmäßigen Körper unter der Voraus-
setzung einer Vierzahl von Elementen der fünfte dieser Körper, das Dodekaeder,
nicht unterzubringen war (Tim. 55 c). Was die abweichenden Angaben über die
Richtung der Gestirnläufe hier und im Timaios betrifft, so hat darin schon
Boeckh, Unters, üb. d. kosm. Syst. d. Piaton S. 29 f., einen bloßen Wechsel des
Piatons Philosophie I. Ji87
Gesichtspunktes erkannt, aus dem sich ein ^V^idersp^uch in der astronomischen
Auffassung nicht ableiten läßt. Nach allem vermag ich mich vorläufig von der
Unechtheit der Epinomis nicht zu überzeugen. Ein sichereres Urteil wird wohl
die zu erwartende Untersuchung W. \V. Jaegers ermöglichen.
Ist die Epinomis echt, so liegt ihre besondere Bedeutung darin, daß sie
den äußersten Punkt der Annäherung Piatons an den Pythagoreis-
mus vergegenwärtigt. Das Ganze ist ein Loblied auf Zahl, mathematische
Wissenschaften, Astronomie und fromme Verehrung der Sterngottheiten. Dies
sind die Zielpunkte für die Erziehung der Mitglieder der schon in den Nomoi
eingerichteten nächtlichen Versammlung. Aber die Bedeutdng, die ihnen beige-
messen wird, und die pythagoreische Grundstimmung des Philosophen brachten
es mit sich, daß ihnen nach den kürzeren Ausführungen jenes Werkes noch eine
besondere Schrift gewidmet wurde, in der der Verfasser vor mannigfacher
Wiederholung und Verbreiterung von Sätzen des Tiraaios und der Nomoi nicht
zurückscheute.
Ist die Schrift ein Werk des Philippos, so zeigt sie in anschaulichster Weise,
wi« die alte Akademie die pythagoreisierende Richtung der letzten Entwicklungs-
phase Platons aufnahm und fortsetzte.
-Mit der Epmomis sind wir bereits in den Kreis derjenigen Schriften des
platonischen Corpus eingetreten, deren Authentizität nicht als durchaus fest-
stehend angesehen werden kann. Die aus der Zusammenstellung S. 214 f. er-
kennbaren Werke, deren Echtheit überwiegendem Zweifel unterliegt imd die
ebenda genannten sicher unechten Schriften können zur Rekonstruktion der
Lehre Platons nicht verwertet werden und bleiben hier außer Betracht.
i^ 41. Platons Philosophie I: Allgemeines. Dialektik
(Metaphj^sik, Ideenlehre, Zahlenlehre, Erkenntnis-
theorie). Methodologie. Sprachphilosophie.
Weder aus Platons Werken noch aus dem Berichte des
Aristoteles läßt sich ein festgegliedertes, zusammenhängend dar-
stellbares ..System'" rekonstruieren. Seine Lehren erscheinen in
seinen Werken im Flusse einer ständigen Entwicklung, und ihr
volles Verständnis ist deshalb nur auf dem Wege genetischer,
nicht systematischer Betrachtung an der Hand der einzelnen
Dialoge zu gewinnen. Die nur wenige Punkte betreffenden An-
gaben des Aristoteles reichen zur Konstruktion eines Systems
erst recht nicht aus. Immerhin ist zur Übersicht eine nach
j)hilosophischen Hauptgebieten geordnete ZusammensteUung der
Grundlehren wünschenswert, die im Folgenden geboten werden
soU. Wir legen dabei in der Hauptsache die bald nach Piaton
innerhalb seiner Schule aufgekommene Einteilung der Philo-
sophie in Logik (einschließlich der Erkenntnistheorie),
Physik und Ethik zugrunde, schlagen aber gleich zu dem
Ueberweg Grundriß I. 22
838 § "^l- Piatons Philosoi)hie I: Allgemeines. Dialektik. Methodologie usw.
ersten Teile die wesentlich metaphysische Ideen lehre (in Ver-
bindung mit der von ihr untrennbaren Zahlenlehre) angesichts
ihrer grundlegenden Bedeutung für die ganze Dogmatik Piatons
imd so auch für seine Logik (Methodologie) und Erkenntnis-
theorie, einer Bedeutung, die der Philosoph selbst betont hat,
indem er die Wissenschaft von den Ideen Dialektik, d. h.
Kunst der Gesprächsführung und wissenschaftlichen Untersuchung
benannte.
Idee bezeichnet in Piatons früheren Dialogen nur die ge-
meinsame Erscheinung und Wesensgestaltung (Idia, eidog) der
unter einen Begriff subsumierten Einzelobjekte. Das Wort ist
so der bildhche Ausdruck für den Begriffsinhalt. Aus dieser
rein logischen Bedeutung hat sich, vom Symposion an sicher
nachweisbar, eine ontologische (metaphysische) entwickelt. Der
Begriff wird hypostasiert, d. h. zur Substanz erhoben, er wird
aus dem bloßen Erzeugnis eines Gedankenprozesses zu einer
realen Wesenheit, der die unter ihn fallenden Einzelobjekte ihre
Wesensbestimmung verdanken. Dieser zur selbständigen Exi-
stenz erhöhte Begriff ist jetzt die Idee. An Stelle der begriff-
lichen Einheit, unter der das Viele subsumiert wird, tritt die
objektiv reale, die jeweilen dem Vielen das verleiht, was sein
Wesen ausmacht. In voUstem Maße gilt diese Wirksamkeit
schon in der Politeia von der höchsten Idee, der Idee des
Guten, die der Sonne innerhalb der sinnlichen Welt vergleich-
bar für alles Existierende die Quelle von Wirklichkeit und
Wesen ist. Später, im Sophistes, wo die Ideen vergöttlicht wer-
den, hat Piaton ihre Wirksamkeit eingehender und in bezug auf
aUe Ideen darzutun versucht.
Wie Begriffe, so gibt es auch Ideen von allem in einer Ein-
heit zusammenfaßbaren Vielen (auch von Kunsterzeugnissen, wie
Tischen, Betten). Erst spät in einer von Aristoteles berück-
sichtigten Lehrform wurden die Ideen auf die Naturdinge be-
schränkt.
In ihrer Verdinglichung hat die Idee ein räum- und zeit-
loses, von aUer Beschränkung und Relativität freies Dasein jen-
seits aller Sinnlichkeit. In scharfem Dualismus tritt sie als das
beharrlich, unveränderlich und wahrhaft Seiende den flüchtigen,
stets sich verändernden, zwischen Sein und Nichtsein in der
Mitte schwebenden und immer nur werdenden Sinnendingen
gegenüber. So bildet die Auffassung der Idee in der Form
selbständiger Existenz gewissermaßen ihre Abtrennung von
den Einzeldingen; sie wird in diesem Sinne von Aristoteles und
§ 41. riatons Philosophie I: Allgemeines. Dialektik. Methodologie usw. 339
nach ihm von Späteren als ein y^oQi'Ctiv bezeichnet und die Ideen
oiaiai yiüQiorai genannt.
Daß damit eine sogar selir innige Beziehung zwischen
der Idee und den ihr entsprechenden Einzeldingen
nicht geleugnet werden soll, ergibt sich aus dem oben über die
Abhängigkeit der letzteren von der Idee Gesagten. Diese Be-
ziehung wird von Piaton in zweifacher Weise dargestellt. Ein-
mal als Teilhabe {(.led^e^ig, uereynv) der Dinge an der betreffen-
den Idee oder auch umgekehrt als die Gegenwart {^ragoioia)
der Idee in den Dingen. Zweitens so, daß die Idee als das
Urbild (yiaoccöeiy/iia), die Einzeldinge als dessen Abbilder oder
Nachahmungen (eidiola, of-ioiajuara, fiif.irji.iaTa) bezeiclmet wer-
den. Beide Anschauungen des Gemeinschaftsverhältnisses (/.ot-
viovia) von Idee und Einzeldingen spielen bei dem Philosophen
durcheinander, im Dialog Parmenides 132 d werden sie einander
ausdrücklich gleichgesetzt {y] iiid^eiig airr, xdig alloig nov eldtov
oi-K alh> Tig ]] El/.aod^r^vaL aiTÖlg), und es ist nicht gelungen,
sie in überzeugender Weise an verschiedene Perioden des plato-
nischen Philosopliierens zu verteilen und so eine sukzessive
Entwicklung der platonischen Lehre in diesem Punkte zu kon-
struieren.
Der zweite, neben den Ideen für Entstehung und Wesen der
Sinnen dinge in Betracht kommende Faktor ist der leere Raum
(die Materie), von dem im Zusammenhange der platonischen
Kosmogonie in § 42 die Rede sein wird.
Zwischen den Ideen und den Sinnendingen steht das Ma-
thematische. Es hat mit den Ideen die Ewigkeit und Unver-
änderlichkeit gemein, unterscheidet sich aber von ihnen dadurch,
daß jede mathematische Tatsache sich in zahllosen Wieder-
holungen vorfindet, während die Idee jeweilen nur eine ist.
In einem durch Aristoteles bezeugten späteren Entwicklungs-
stadium seiner Ideenlehre setzte Piaton die Ideen Zahlen
gleich. Als Vorbereitung dieser Lehrform erscheint in den
Altersdialogen das stärkere Hervortreten des Mathematischen
in Verbindung mit der wachsenden Hinneigung zum Pytha-
goreismus.
Neben der ontologischen Seite eignet der Ideenlehre auch
eine logisch-erkenntnistheoretische. Die Idee ist ja aus
dem Begriffe hervorgewachsen, sie ist sein Gegenstand und
korrespondiert ihm. Sie ist wie der Begriff nach aristotehschem
Ausdrucke das ev hd tcoIIwv. So bieten die Ideen in ihren Be-
ziehungen zueinander und zu den Einzeldingen analoge Verhält-
34U § 41. Flatons Philosophie I: Allgemeines. Dialektik. Methodologie usw.
nisse dar, wie sie zwischen den Begrüben zueinander und zu
den unter ihnen befaßten Einzelobjekten bestehen. In seiner
Altersperiode läßt Piaton die logische Seite der Ideenlehre der
ontologisehen gegenüber in den Vordergrund treten und be-
schäftigt sich eifrig mit der an das Verhältnis des Einen
zum Vielen knüpfenden Frage der Prädikation und den
methodologischen Problemen der Einteilung und Zusammen-
fassung. In erkenntnistheoretischer Beziehung erfährt in der
Ideenlehre der Grundgedanke der sokratischen Begriffsphilosophie
eme Vertiefung und systematische Ausgestaltung, ^^^enn für
Sokrates der Begriff den Gegenstand und die Grundlage des
wahren Wissens darstellt, so gilt für Piaton das Gleiche von
der Idee, so jedoch, daß auch das Mathematische, wenn auch
erst auf zweiter Stufe, den Objekten der intellektuellen Ver-
nunfttätigkeit {vorjGig im weiteren Sinne) zuzuzählen ist.
Die Ideenwelt bildet den Gegenstand des Wissens {erti-
OTrifiij) und der Vernunfterkenntnis (i'öijOLg im engeren
Sinne), das Mathematische den Gegenstand der Verstan-
deserkenntnis (didvoLa). Im Gegensatze zu beiden ist die
Sinnenwelt nur Objekt einer unsicheren Vorstellung (oo^a).
Auch hier ist wieder zu scheiden. Die Sinnen dinge selbst
sind Objekte des Glaubens (TtioTig), ihre Schatten- und
Spiegelbilder Objekte des vergleichenden Vermutens (6t-
y.aaia). Für die Ideenwelt ist die Idee des Guten die Quelle
wie der Realität so auch der Erkennbarkeit. Für die Sinnen-
welt eignet der Sonne eine analoge doppelte Bedeutung.
Von einem andern Ausgangspunkte erkennt Piaton in der
wahren (richtigen) Vorstellung {alri^t]c; [ogS-t]] dö^a) die
Vorstufe des Wissens. Sie ist von diesem dadurch unterschieden,
daß sie das Richtige trifft „durch göttliche Eingebung" und ohne
Einsicht in den Kausalzusammenhang, in den ihr Objekt ver-
flochten ist. Sie ist somit im Gegensatze zum Wissen außer
Stande, Rechenschaft abzulegen und Erklärung zu bieten. Von
dieser Beschränkung befreit, wird die wahre Vorstellung zum
Wissen. Ihrem Ursprünge nach ist sie ein Residuum der Schau
aller Dinge, die der Seele in der Präexistenz vor Eintritt in ihren
jetzigen Leib zuteil geworden ist. Alles Wissen beruht so-
mit auf Wiedererinnerung (avdf.iv7]oig).
Als Dialektiker wendet Piaton seine Aufmerksamkeit auch
der Sprachphilosophie zu, deren umstrittenstes Problem war,
ob die Namen der Dinge von Natur — (pvoei — oder durch
Satzung (Konvention) — d^iaei — entstanden seien. Piaton er-
§ 41. Piatons Philosophie I: Allgemeines. Dialektijf. Methodologie nsw. ;]41
kennt als maßgebendes Prinzip die Xaturoemäßlieit doi- Benen-
nungen an, deren Durchführung die Aufgabe einer idealen, vom
Dialektiker zu leitenden Sprachschöpfung sei, findet aber in der
bestehenden Sprache ein starkes tiberwiegen des Konventinnellen
über das der Natur Entsprechende.
Als Quellen für die Kenntnis der platonischen Lehre dienen uns Platons
Schriften (s. § 40) und die kritischen Berichte des Aristoteles (besonders Metaph.
A 6, 9S7a_29 ff.; A 9, 990a 34 ff.; A 3, 1070a 18 ff.; .1/4, 1078b 9 ff.), denen
insofern ein besonderer Wert zukommt, als sie Platons mündlichen Unterricht
zur Crrundlage haben, den Aristoteles zwanzig Jahre lang genossen hat (vgl. oben
S. 279). Die mündliche Lehrtradition pflanzte sich in der Schule viele Jahr-
hunderte hindurch fort und liegt in den Angaben zahlreicher Autoren über
platonische Philosopheme vor. Sie ist aber in ihren späteren Stadien neben den
Berichten des unmittelbaren Piatonschülers Aristoteles zur Rekonstruktion der
platonischen Philosophie nicht zu verwerten, da ihre Vertreter je länger desto
mehr eigene Wege einschlugen und durch Berücksichtigung fremder Lehren den
genuinen Piatonismus umgestalteten. — Die doxographische Tradition bietet
Diels, Doxogr. Graeci; s. dort d. Index nom. s. v. Plato. — Vgl. auch die oben
S. 193 f. verzeichnete antike Literatur über Piaton im allgemeinen.
Die Einteilung der Philosophie in Ethik, Physik und Logik schreibt
Cicero Acad, post. 1, 5, 19 — seine Quelle in diesem Abschnitte ist der Akademiker
Antiochos von Askalon — Piaton selbst zu: Fuit ergo iam accepta a Piatone
philosophandi ratio triplex: una de vita et moribus, altera de natura et rebus
occultis, tertia de disserendo (Dialektik) et quid verum sit quid falsum (Er-
kenntnistheorie, Lehre vom Ej-iterium der Wahrheit), quid rectum in oratione
pravumve, quid consentiens, quid repugnet iudicando (Logik im engeren Sinne).
Sext. Empir. adv. math. 7, 16 führt die Einteilung nur potentiell {di'räfisi) auf
Piaton zurück, insofern dieser über viele physikalische und ethische und nicht
wenige logische Probleme gehandelt habe. Ausdrückhch aber, bemerkt Sextus
weiter, hielten sich Xenokrates, die Peripatetiker und Stoiker an diese Einteilung.
Wie die Schule in viel späterer Zeit die platonischen Schriften auf ein weit
komplizierteres EinteUungsschema, innerhalb dessen aber auch wieder Logik,
Physik und Ethik ihre EoUe spielen, zu verteilen pflegte, zeigt Diog. Laert. 3,
öO f. (vgl. auch Albin. introd. 3. 6. „Alcin." 3).
Zur näheren Ausführung dessen, was oben im Paragraphentexte über Platons
Lehren gesagt ist, sei hier auf die inhaltliche Besprechung seiner Schriften und
genetische Darstellung seiner Philosophie in § 40 (S. 238 ff.) verwiesen, wozu nur
als Ergänzung die Berichte des Aristoteles heranzuziehen sind. Im einzelnen
vermerke ich das Folgende:
'lösa und sidog in ursprünglicher Bedeutung, o. S. 250 (Euthyphron).
Begriffslehre, o. S. 250 (Euthyphron), S. 262 (Menon), S. 270 (Hippias I),
S. 274 (Kratylos).
Oniologische Ideenlehre, o. S. 277 ff. (Symposion und die nächstfolgenden Dia-
loge); hier S. 278 ff. gegen die Auffassung Natorps und der Marburger Schule;
S. 299 (Altersdialoge). AristoteMscher Bericht über die Entstehung der Lehre von
den Ideen als übersinnlichen Wesenheiten Metaph. A 6, 987 a 32 ff. Hier be-
zeichnet Aristoteles die Ideenlehre als das gemeinsame Erzeugnis der heraklitischen
Lehre von dem beständigen Flusse der Dinge und der sokratischen Methode der
Begriffs bildung. Die Ansicht, daß das Sinnliche stets dem Wechsel unterworfen
sei, habe Piaton von dem Herakliteer Kratylos angenommen und auch später
342 § '^^- Watoiis Philosophie I: Allgemeines. Dialektik. Methodologie usw.
beständig festgehalten. Demgemäß habe er, als er durch Sokrates Begriffs-
bestimmungen (die, einmal richtig gebildet, stets unAvandelbar gelten) kennen
gelernt habe, diese nicht auf das Sinnliche beziehen zu dürfen geglaubt, sondern
dafür gehalten, es müsse andere Wesen geben, welche die Objekte der begriff-
lichen Erkenntnis seien, und diese Objekte habe er Ideen genannt, Ebendort
setzt Aristoteles die platonische Lehre von Ideen und sinnlichen Dingen zu der
pythagoreischen Doktrin, daß alles Nachbildung der Zahlen sei (s. o. S. 80), in
Beziehung. Über die parmenideische Lehre und den allgemein griechischen Ver-
dinglichungstrieb als weitere Wurzeln der Ideenlehre s. o. S. 279 f. 306.
Idee des Guten, o. S. 286 f. (Politeia).
Wirksamkeit der Ideen allgemein, o. S. 308. 31Ö (Sophistes); ihre Vergött-
lichung, o. S. 308 (Sophistes).
Ideen von allem, o. S. 305 (Parmenides) ; vgl. Politeia 596 a b. 597 c.
Spätere Bescltränliing der Ideen auf die Naturdinge, Aristot. Metaph. A 3,
1070a 18 ff. (im Zusammenhange mit dem Vorangehenden); vgl. A 9, 991b 6 f.
Ideen und Slnnetidinge IdnsichtlicJi der Realität, o. S. 278 (Symposion j,
287 f. (Politeia). Vgl. Tim. 51 b ff.
Teilhabe, Urbild und Abbild, o. S. 278 (Symposion), S. 320 (Timaios).
Das Mathematische, o. S. 287 f. (Politeia). Aristot. Metaph. A 6, 987 b 15 ff.
Ideen = Zahlen, Hauptstellen Aristot. in der Metaph. A 6, 987 b 20 ff. und
in der Schrift UfoI räyadov bei Alex. z. Metai^h. S. 55, 20 ff. Hayd. (Simpl. z.
Phys. S. 454. 19 ff. Diels), Hermodoros bei Simpl. z. Phys. S. 247, 34 ff. Dar-
nach sind die Elemente, aus denen sich die Ideen zusammensetzen, das Eine
(als formgebende Substanz) und das Groß-und-Kleine (als Materie) — letzteres
gleich dem pythagoreischen äneigor (s. o. S. 81) — , oder auch das Eine und die
unbestimmte (das Viel und Wenig, JMehr und Weniger enthaltende) Zweiheit, die
infolge von Begrenzung durch die Einheit zur bestimmten Zweiheit wird. Das
Eine ist das Gute (Arist. Metaph. N 4, 1091 b 13 f., Eth. Eud. A 8, 1218 a 25 im
Zusammenhange mit dem Vorangehenden). Die Idealzahlen sind von den mathe-
matischen verschieden: sie sind, weil sie untereinander nach Begriff und Wesen
Verschiedenes enthalten, nicht addierbar und stehen aus demselben Grunde unter-
einander im Verhältnis einer Rangfolge (Aristot. Metaph. M 6, 1080 a 12 ff.).
Starkes Hervortreten des Mathematisclien und wachsende Hinneigung xnni
Pgthagoreismus in den Altersschriften, o. S. 299. 319 (Philebos), S. 324 f. (Ti-
maios), S. 333 f. (Nomoi), S. 337 (Epinomis).
Betonung der logischen Seite der Ideenlehre in den Altersdialogen, S. 299
(allgemein), S. 310 (Sophistes).
Eines und Vieles, Prädikation, Einteilung und Zusaninienfussung, o. S. 296
(Phaidros), S. 307. 308 f. (Sophistes), S. 311. 313 (Politikos), S. 318 (PhUebos),
S. 325 (Timaios), S. 333, vgl. S. 332 (Nomoi), S. 335 f. (Epinomis).
Erkenntnistheoretische Seite der Ideenlehre, o. S. 286 ff. (Politeia), S. 320
(Timaios), vgl. Tim. 51 c ff.
Wahre Vorstellung und Wisset), o. S. 263 f. (Menon), S. 303 (Theaitet), S. 313
(Politikos). Vgl. Timaios 51 d.
Lernen = Wiedererinnerung, o. S. 263 (Menon), S. 281. 283 (Phaidon).
Sjyr ach Philosophie, o. S. 271 ff. (Kratylos).
§ J2. Piatons Philosophie II: Theologie. Naturphilosophie. Psychologie. 34-]
§42. l'latons Philosophie 11: Theologie. Natur-
philosophie. Psychologie.
Theologie. Wie Sokrates so schließt sich auch Piaton im
allgemeinen dem griechischen Polytheismus an, bekämpft aber
die anthropopathischen Elemente im Mj'thus, Volksglauben und
Kultus. Eine zusammenhängende Darstellung seiner Theologie
hat Piaton in den Dialogen nirgends geboten, so daß manche
Fragen, insbesondere nach dem Verhältnis der höchsten Gottheit
zu den Ideen nicht mit Sicherheit zu lösen sind. Daß diese Gottheit
mit der Idee des Guten identisch sei, ließe sich als Konsequenz
namentlich aus dem ableiten, was über diese Idee in der Politeia
gesagt ist, wird aber von Piaton nicht ausdrücklich gelehrt.
Entsprechend der starken Betonung des Religiösen in Pia-
tons Altersjahren finden sich in den Werken dieser Periode die
zahlreichsten das theologische Gebiet berührenden Philosopheme.
Der Sophistes bringt eine Vergöttlichung der Ideen, der Philebos
und die Nomoi setzen der mechanischen Naturerklärung Beweise
für das Walten einer weltregierenden Vernunft und für das Da-
sein der Götter entgegen. In den Nomoi verknüpfen sich damit
Beweise für eine den Menschen zugewandte göttliche Fürsorge
und für die Unbesteclilichkeit der Götter gegenüber Opfern und
Gebeten. Der Fürsorgebeweis findet angesichts der anscheinen-
den Ungerechtigkeit menschlicher Schicksale seine Ergänzung
in einer Theodizee. Theologisch fruchtbar ist auch der Timaios;
die Lehren über die Gottheiten stehen aber lüer in engster Ver-
bindung mit der Naturphilosophie, die im Zusammenhange zu
besprechen ist.
Naturphilosophie. Die Welt ist dem Timaios zufolge
vom Weltbildner nach dem Muster (der Idee) des voll-
kommensten Lebewesens geschaffen, das alle anderen Wesen
in sich befaßt. Die Verbildlichung dieser und damit auch der
ihr untergeordneten Ideen geschah in dem leeren Räume, der
der Muttersehoß alles Werdenden ist, zugleich aber auch einer
bildsamen Materie verglichen wird. Die Welt ist so, ihrem
Urbilde entsprechend, ein vernunftbegabtes Wesen, eme sehge
Gottheit. Den Anfang der Schöpfung machte die Gestaltung
der vier Elemente. Sie setzen sich zusammen aus regel-
mäßigen mathematischen Körpern, die entstanden, indem Teile
des leeren Raumes durch Flächen begrenzt wurden, und zwar
besteht das Feuer aus Tetraedern, die Luft aus Oktaedern, das
Wasser aus Ikosaedern und die Erde aus Würfeln. Dem aus
diesen Elementen gebildeten Weltkörper wurde eine Weltseele
;^4 § •i-- Piatons Philosophie II: Theologie. Xaturphilosophie. Psychologie.
ein- uufl uiiigeleot, die das Produkt einer Mischung aus dem
nng-eteilten (idealen) und dem geteilten (sinnlichen) Seienden ist
und dadurch vermag, sowohl die Objekte der Wahrnehmung (das
Sinnliche) mit richtigen Vorstellungen wie die der Vernunfttätig-
keit (das Übersinnliche) mit Einsicht und Wissen zu erfassen.
Als Einzelformen lebender Wesen enthält die Welt die
himmlischen Götter und die in der Luft, im Wasser und auf
der Erde lebenden Geschöpfe. Himmlische Götter sind die
gröi^tenteils aus Feuer gebildeten Gestirne, mit deren Er-
schaffung zugleich die in zählbare Momente sich gliedernde
Zeit entstand. Die Mitte der Welt ninunt die Erde ein, die
älteste Gottheit innerhalb der Weltkugel. Andere Gottheiten
außer den genannten (die des Mythus und Volksglaubens) sind
nicht Gegenstand wissenschaftlicher Theorie. Allen geschaffenen
Göttern übertrug der Weltschöpfer die Bildung der übrigen
Wesenskategorien. Nur die menschlichen Seelen, bezw. ihr
unsterblicher Teil, sind sein unmittelbares, eigenes Werk.
Die unterhalb des Menschen stehenden lebenden Wesen er-
klären sich aus einer mit Abnahme der Vernunft Hand in Hand
gehenden Degeneration des Menschen, analog der Degeneration,
der schon innerhalb des Menschlichen das Werden des Weibes
aus dem Manne zuzuschreiben ist.
Die Elemententheorie führt zur Behandlung zahlreicher
physikalisch-naturwissenschaftlicher Sonderfragen, die
Schöpfungsgeschichte des Menschen zu einer eingehenden
Ätiologie und Teleologie des menschlichen Organis-
mus, denen sich nosologische und therapeutische Kr-
örterungen anschließen.
Psychologie. Charakteristisch für die Seele ist ihr Wirken
als Lebensprinzip. Sie ist im Gegensatze zum Körperlichen
das sich selbst Bewegende und damit L^rgrund und Quelle
aller Bewegung überhaupt. Noch im Phaidon steht die Seele
als der der Idee wesensverwandte und somit einheitliche Teil
des Menschen dem Leibe als dem zusammengesetzten und der
sinnlichen Welt entsprechenden entgegen. Von der Politeia an
hingegen lehrt Piaton eine Geteiltheit der Seele. Darnach zer-
fällt diese in die Vernunft (ro 'Aoyiatr/.öv), das Mut artige (tö
S-vuoeideg) und das Begehrende (rb hiid^vi.niTr/.6v). Im Timaios
werden diese drei Teile in bestimmten Gegenden des Leibes
lokalisiert, die Vernunft im Haupte, das Mutartige z\Ndschen
Hals und Zwerchfell, das Begehrende zwischen Zwerchfell und
Nabel. Die Vernunft ist zur Herrschaft über die beiden anderen
§ 42. Piatons Philosophie II: Theologie. Naturphilosophie. Psychologie. 345
Seelenteile berufen, das Mutartigc als Mittelglied dient ihrer
Wirkung auf das von Hause aus widerstrebende Begehrende.
Nach dem Vorwiegen des einen oder des andern Soelcnteiles
scheiden sieh die Charaktere der verschiedenen Völker und
\"ülkergruppen.
Außer dem ^Fenschen sind unter den irdischen Objekten
auch die Tiere und Pflanzen beseelt. Erstei-en kommen die
beiden unteren Seelenteile, letzteren nur der unterste zu.
Über dem Menschen stehende beseelte Wesenheiten sind der
W'eltbildner (Timaios), die Ideen (Sophistes), die Gestirngottheiten
und die Erde sowie das Weltall als Ganzes (Timaios), ferner die
zwischen Göttern und Menschen vermittelnden Dämonen und
die weiteren Halbgottheiten (Epinomis). Sie alle sind mit dem
obersten Seelenteile, der Vernunft, begabt. Neben der ver-
nünftigen und guten Weltseele wird in den Nomoi und der
Epinomis auch eine vernunftlose und böse angesetzt, die aber
ihrer Gegnerin unterlegen ist.
Die Seele gilt Piaton als unsterblich. Doch wird diese
Unsterblichkeit im Timaios ausdrücklich auf den obersten Seelen-
teil beschränkt. Den ßcAveis für die Unsterblichkeit hat Piaton
im Phaidon, in der Politeia und im Phaidros zu führen gesucht.
In der näheren Ausgestaltung seiner Unsterblichkeitslehre schheßt
er sich der pythagoreischen Seelenwanderungslehre an. Darnach
ist die Seele im Verhältnis zum Leibe nicht nur post-, sondern
auch präexistierend. In den Einzelheiten der psychologischen
Eschatologie sind Mythisches und Dogmatisches aufs engste
ineinander verschlungen.
Die Temperamentenlehre ist wegen ihrer ethischen Orientie-
rung in § 48 zu besprechen.
Für das Einzelne ist auf die genetische Darstellung in § 40 zu verweisen.
innerhalb deren folgende Fundstellen zu verzeichnen sind.
Theologie. Bekämpfuny anthropopathischer Vorstelhimjen, oben tS. 292
(Politeia); vgl. auch S. 251 (Euthyphron).
Iclee des Guten, o. S. 286 f. (Politeia). Ihre Identität mit der (höchsten) Gott-
heit suchen Zeller, Phil. d. Gr. II 1* S. 707 ff. und Gomperz, Griech. Denker II
S. 485 zu erweisen ; anders Raeder, Plat. philos. Entw. S. 381 f.
Betonung des Religiösen in Piatons Altersjahren, o. S. 299.
Vergöttlichung der Ideen, o. S. 308 (Sophistes). Beteeise für das Walten einer
tceltregierenden Vernunft und für das Dasein der Götter, oben S. 315 (Philebos).
S. 331 (Nomoi); vgl. auch Sophist. 265c, Tim. 46 cd. Göttliche Fürsorge, oben
S. 331. Unbestechlichkeit der Götter, o. S. 331. Theodizee, o. S. 331.
Naturphilosophie. Die Welt als Gottheit, o. 8. 320. Raum, o. S. 322.
Raum und Materie, o. S. 324 f. Daß Piaton nicht an ein körperliches Substrat
246 § ■!-• riatoiis Philosophie II: Theologie. Naturphilosophie. Psychologie.
der Weltschöpfung denkt, bestätigt Aristoteles Phys. A 2, 209 b 11 ff. : WAtcov
Ttjf i'?.tj)' xai Ti/r ymoav ravTÖ ffT]atr etyai iv no Tiuatoy rö yäo fieialyiJTixov (das
die Idee aufnehmende zweite Prinzip der Weltbildung) y.al zi]v -/oigav er y.al
TavTÖr. Im übrigen vgl. zum Streit über die platonische „Materie'" Zeller,
Philos. d. Griech. II 1-* S. 727 ff. sowie die dort und unten S. 112* verzeichnete
Literatur.
Elemente, o. S. 320. 322 (Timaios), S. 335 (Epinorais; hier fünf Elemente).
Weltseele, o. S. 321. Einxelformen lebender Wesen, o. S. 321 (Timaios), S. 335
(Epinorais). Erde im Mittelpunlde der Welt, o. S. 321. (Daß Piaton später von
seiner geozentrischen Lehre abgegangen sei, berichtete Theophrast nach Plut.
Quaest. Plat. 8, 2 S. 1231, 37 ff. Dübn., vgl. Plut. .Xuma 11.) Bildung der
übrigen Wesenskategorien durch die geschaffenen Götter, o. S. 322. Unterhalb des
Menschen stehende Lebeivesen, o. S. 324.
Physikalisch-natuncissenschaftliclie Sonderfragen, o. S. 323.
Ätiologie tind Teleologie des menschlichen Organismus, o. S. 322. 323.
Nosologie und Therapeutih, o. S. 323 f.
Psychologie. Seele Lebensprinzip, o. S. 282 (Phaidon). Sich selbst Be-
uegendes, o. S. 295 (Phaidros), S. 331 (Xomoi), S. 335 (Epinomis). Urgrund und
Quelle aller Bewegung überhaupt, o. S. 295 (Phaidros), 8. 331 (Xomoi).
Seele einheitlich, o. S. 282 (Phaidon). Seele dreigeteilt, o. S. 288 ff. (Politeia)
.^. 294 ff. (Phaidros), S. 323 (Timaios).
Lokalisierung der Seelenteile, o. S. 323 (Timaios).
Völkerpsychologie, o. S. 288 f. 290 (PoUteia).
Beseelung der Tiere, o. S. 322. 324 (Timaios); vgl. Politeia 441b.
Beseelung der Pflanzen, o. S. 335 (Timaios, Epinomis).
Der Weltbildner, o. S. 320 ff. (Timaios).
Die Ideen beseelt, o. B. 308 (Sophistes).
Gestirngottheiten, o. S. 321 (Timaios). S. 331 (Nomoi), S. 335 (Epinomis).
Erde, o. B. 321 (Timaios).
Das Weltganxe beseelt, o. S. 320 (Timaios).
Dämonen, o. S. 276 f. (Symposion), S. 335 (Epinomis); im übrigen s. E. Heinze,
Xenokrates S. 89 ff.
Wasserhalbgottheiten , o. S. 335 (Epinomis).
Gute und böse Weltseele, o. S. 331 (Xomoi), S. 33.'> (Epinomis). Die böse
Seele wird Xomoi 896 e ff. zwar angesetzt, bleibt aber ohne Verwendung, da die
Welt und alles in ihr Befindliche von der guten Seele regiert sein soll. Etwas
liestimmter sagt die Epinomis, das (von der besten Seele gewirkte) Gute habe
das (von der bösen Seele gewirkte) Böse überwunden und überwinde es noch.
Über die verschiedenen Deutungen der Lehre von der bösen Weltseele s. Zeller,
Phüos. d. Gr. II 1* S. 973 f.
Unsterblichkeit der Seele, Prä- und Postexiste?ix, Seelenuanderung, o. S. 263
(Menon), S. 281 ff. (Phaidon), S. 292 (Politeia), S. 295 (Phaidros), S. 322 (Ti-
maios).
Psychologische Eschatologie in mythischer Form, s. besonders Gorg. .523 a ff.
524 d ff., Phaidon 107 d ff., Politeia 614 b ff.
§ 43. Piatons Philos. III : Ethik, a) Allgemeines. Ethik des Individuums. ;]47
§ 43. Piatons Philosophie 111: Ethik. a) Allge-
meines. Ethik des Individuums.
Piatons Etliik ist eudämonistlsch: höchstes Gut ist die
Glückseligkeit. Für die Bestimmung ihres Wesens ist in den
Dialogen der reifen Mannesjahre die Ideenlehre entscheidend.
Nur das Leben in der Ideenwelt gewährt wahres Glück.
Für die Bewertung der sinnlichen Welt ergibt sich, jenachdem
ihr positives oder ihr negatives Verhältnis zur Ideenwelt betont
wird, ein doppelter Standpunkt: sie dient, insofern sie an der
Ideenwelt teilhat und ihr Abbild ist, als Mittel des Aufstiegs
zum Idealen (Weltbejahung); insofern sie andererseits als
voller Realität entbehrende Scheinwelt zur Ideenwelt im Gegen-
satze steht, ist sie dem Leben in der Ideenwelt hinderlich
(Welt Verneinung).
Der nach der Ideenlehre orientierten Auffassung der Eudä-
monie geht in Piatons frühester Zeit (im Protagoras) eine an
Sokrates anknüpfende hedonistische voraus, auf die er in
seinem späten Alter (in den Nomoi) zurückgreift. Den Über-
gang bildet der Standpunkt des Gorgias, in welchem aus der
guten Lust das Gute als letztes Ziel abstrahiert wird. Auf der
Seite der Altersdialoge nimmt der Philebos insofern eine ver-
mittelnde Stellung ein, als er neben der Einsicht auch die Lust,
diese freilich als ein nur sehr untergeordnetes Element des
Guten betrachtet. An Stelle des Idealen rückt jetzt auch
hinsichtlich der Bedeutung für das Gute das Mathematische
(s. S. 339).
Treibendes Moment beim Aufstiege zu den Ideen ist der
Eros, unabweisliche Voraussetzung der Glückseligkeit die
Tugend. Hinsichtlich der letzteren steht Piaton zunächst ganz
auf dem intellektualisti sehen Standpunkte des Sokrates:
Tugend ist Wissen, Untugend Unwissenheit über Güter und
Übel. Neben dem Wissen kann aber nach dem Menon auch
die bloße wahre Vorstellung das richtige praktische Verfahren
herbeiführen. Durchbrochen wurde der ethische Intellektualis-
mus durch den Satz von der Dreigeteiltheit der Seele (o. S. 344 f.),
durch den neben dem InteUekt auch anderen psychischen Fak-
toren entscheidender Einfluß auf das sitthche Verhalten zuge-
sprochen wurde. Damit war Raum geschaffen für eine ethisch
gerichtete Temperamentenlehre, die das sittliche Ziel in
der richtigen Mischung des Raschen und Heftigen mit dem
Ruhigen und Gelassenen innerhalb der Seele erblickt. Unter-
stützend wirkte dabei die seit dem Gorgias obwaltende, auf
348 § J*^- Piatons Philos. III: Ethik, a) Allgemeines. Ethik des Individuums.
pythagoreische ?]iiiüiisse zurückgehende Anschauung von der
Tugend als Ordnung und Harmonie der Seele.
Nach vorhergehendem Schwanken festigt sich in der Politeia
die Lehre von vier Haupt- („Kardinal-') Tugenden, die zu
den drei Seelenteilen und ihrem gegenseitigen Verhältnis in
I^eziehung gesetzt werden. Die Weisheit {ooq)ia) ist die
Tugend der Verninift, die Tapferkeit (avögela) die des Mut-
artigen. Die Maßhaltung (Besonnenheit, oiocpQoovv}]) be-
steht in der Einigkeit des ]\Iutartigen und Begehrenden auf der
einen und der Vernunft auf der andern Seite über den Beruf
der letzteren zur Herrschaft. Die Gerechtigkeit {di/.aioovvrj)
als allgemeine Tugend erweist sich darin, daß jeder Seelenteil
seine ihm eigentümliche Aufgabe erfüllt. Unter der Herrschaft
des ethischen Intellektualismus gelten alle Tugenden als je nach
dem Objekt verschiedene Äußerungen des nämlichen Wissens
von Gütern und Übeln und bilden somit eine Einheit. Die
ethische Temperamentenlehre hingegen erkennt in der Tapfer-
keit als Erscheinungsform des Raschen und Heftigen und der
Besonnenheit als Erscheinungsform des Ruhigen und Gelassenen
Gegensätze, die der Ausgleichung bedürfen. Soweit die
Tugend als ein Wissen aufgefaßt wird, gilt sie als lehr bar.
An dem sokratischen Satze, daß niemand freiwillig
böse sei, hält Piaton durchweg fest. Einen ausgesprochenen
Determinismus vertritt er im Timaios.
In Anlehnung an orphisch-pythagoreische Vorstellungen
spricht Piaton in mythischer Form von Reinigung der Seele und
Vergeltung ihres Verhaltens im Weiterleben nach dem Tode.
Für das Einzelne sehe man die genetische Darstellung in § 40. Ins-
besondere sei Folgendes angeführt.
GlückseliyLeit und Leben in der Ideenwell, oben S. 291 (Politeia); vgl.
Politeia 576 e.
Zirrifache Bewertung der sinidiclien Welt, o. S. 280 (Symposion. Phaidon).
"Weltflucht des Philosophen = möglichste Verähnlichung mit der Gottheit,
Theait. 17Gab (Spätere Erhebung dieser VerähnUchung [dazu auch Politeia
61;5ab] zum „Telos" der platonischen Philosophie, o. S. 6).
Hedonisums, o. S. 241 f. (Protagoras), S. 328, vgl. S. 327 (Xomoij. Berück-
sichtigung des Lustprinzips in der Politeia, o. S. 292.
Standpunkt Piatons i)n (Sortjias hinsichtlicti der Lust und des Guten, oben
S. 259. 261.
Vermittelnder Statulpunkt im Pkilebos, o. S. 315 ff.
Das Mathematische in seiner Beziehung zum Guten, o. S. 317. 319 (Philebos).
Eros. 0. S. 276 ff. (Symposion), S. 294 ff. (Phaidros).
Tugend und Glückseligkeit, o. S. 285 ff, (Politeia).
§ 44. Piatons Philosophie III : Ethik, b) Ethik des Gemeinwesens. 349
Intellektualistisclier Standpunkt, o. S. 241 (Protagoras). S. 244 f. (Lachesi,
S. 245 f. (Charmides), S. 263 (Menon).
Wahre Vorstellung als Grundlage richtigen Handelns, o. S. 263 (Menon i.
Die Lehre von der Breigeteiltheit der Seele in ihrer Einwirkung auf die
Ethik, 0. S. 289 f. (Politeia).
Ethische Tempcramcntenlehre, o. S. 291 (Politeia), S. 313. 314 (Politikos),
S. 329 cNomoi).
Tugend = Ordnung und Harmonie innerhtdb der Seele, o. S. 259 (Gorgias),
S. 32.5 (Tiraaios).
Haupttugenden, o. S. 287. 290. Vgl. auch S. 251 (Eiithyphron) über öoior
und f)iy.uiov.
Einheit der Tugenden, o. S. 241 (Protagoras), S. 244 f. (Laches), S. 245 f.
(Charmides).
Tapferkeit und Besonnenheit Gegensätxe, o. S. 313 (Politikos).
Lehrbarkeit der Tugend, o. S. 241. 243 (Protagoras), S. 263 (Menon).
Niemand freiwillig böse, o. S. 241 (Protagoras), S. 324 (Timaios), S. 330
(Xomoij ; vgl. Prot. 345 d f.
Determinismus, o. S. 324 (Timaios).
Reinigung der Seele und Vergeltung ihres Verhaltens im Weiterleben nach dem
Tode, 0. S. 260 (Gorgias), S. 282 (Phaidon), S. 292 (Politeia), S. 322 (Timaios).
$ 44. Piatons Philosophie III: Ethik, b) Ethik des
Gemeinwesens: Staats- und Gesellschafts-, Erziehungs-
und Kunstlehre.
Staats- und Gesellschaftslehre. Die Ethik des Gemein-
wesens wird in Piatons größter Zeit ebenso von der Ideenlehre
beherrscht, wie die des Individuums. Es gilt, den Staat nach
dem ^IusJ:er der idealen Welt zu gestalten, insbesondere die
Idee des Guten in ihn hineinzubilden. Dies ist (nach der Poli-
teia) Aufgabe der zur Herrschaft berufenen Philosophen, die als
Auslese des zweiten Standes die vollkommenen Wächter
{(fvka/.EQ rtavTsleig) genannt werden. Den zweiten Stand bilden
die Wächter ((pvXay.eg) im weiteren Sinne (die Krieger), die das
Land gegen äußere Feinde zu verteidigen {Ttqo7tolBj.ioiVTEg) und
den Philosophen zur Durchführung ihrer Anordnungen die
bewaffnete Hand zu leihen haben (Helfer, iuUovQOL). Der dritte
Stand, der der Ge werbtreibenden (im weitesten Sinne: yeioQyol
■/.cd df^iiioioyol), dient den materiellen Interessen. Diese drei
Stände gehen in ihrem Wesen und in ihren Tugenden den drei
Seelenteilen (s. § 42) parallel. Grundsatz ist für jeden Stand die
ausschließliehe Beschäftigung mit seiner Aufgabe {ra
eavTo'v TTgaTTEiv), woraus für die beiden ersten Stände die Ent-
haltung von jeglicher erwerbenden Tätigkeit folgt.
Dementsprechend ist ihnen jeder Privatbesitz untersagt, der
auch als Quelle von Interessendivergenzen um der Einheitlich-
350 § ^■^- Piatons Philosophie III: Ethik, b) Ethik des Gemeinwesens.
keit des Staates willen verworfen A\'iid. Zugunsten dieser
Einheitlichkeit werden auch Ehe und Eamilie aufgehoben und
Frauen- und Kindergemeinschaft verlangt. Die Frauen
erhalten, abgesehen von den imabweislichen Folgen des physi-
schen Geschlechtsunterschiedes, völhge Gleichstellung mit den
Männern in Pflichten und Rechten.
In Piatons Altersdialogen (Politikos und Xomoi) geht Hand in
Hand mit der Zurückstellung der ontologischen Ideenlehre auch eine
Neuorientierung der Staatstheorie. An Stelle der philosophischen
(ideenkundigen) Regenten treten im Politikos die im sok rati-
schen Sinne wissenden (sachverständigen) Herrscher,
in den Xomoi ein nach Natur und Schulung geeignetes
Beamtentum, auch hier ohne daß der Ideenlehre gedacht
würde. In Zusammenhang mit dieser Herabstimmung stehen
die größere Berücksichtigung der in der Erfahrung
gebotenen Verhältnisse des staatlichen Lebens und
der geschichtlich gegebenen Staatsformen, sowie die
Ersetzung der absoluten Philosophenherrschaft durch
ein gesetzlich gebundenes Regiment. Die Aufhebung des
Privatbesitzes und Einführung der Frauen- und Kindergemein-
schaft gelten auch jetzt noch als wünschenswert, werden aber
angesichts ihrer Undurchführbarkeit fallen gelassen.
Prinzip für die Gestaltung der Verfassung ist in den Nomoi
che Verbindung von Monarchie und Demokratie. Damit
ist der Grund gelegt für die in der weiteren Entwicklung der
antiken und modernen Staatstheorie stark hervortretende For-
derung einer ^Mischung und gegenseitigen Temperierung der
Staatsgrundformen. — Ganz dem Rahmen der Pohtik eingefügt
ist die platonische
Erziehungslehre. Die philosophischen Regenten
sind nach der Politeia vermittelst eines durch ihr ganzes Leben
hin sich erstreckenden Bildungskursus für ihre Aufgabe zu be-
fähigen. Seine Grundlage bilden die herkömmhchen Büdungs-
fächer, Musik (in einem weiteren, auch die Beschäftigung mit
der Literatur umfassenden Sinne) und Gymnastik. Darauf
baut sich das Studium der mathematischen Wissen-
schaften (einschließhch Astronomie und Harmonik). Den Gipfel
bildet die Befassung mit der Ideenwelt (Dialektik), inner-
halb deren wieder die Betrachtung der Idee des Guten den erst
nach dem fünfzigsten Lebensjahre zu erreichenden Höhepunkt
darstellt. Zur Vermeidung der Weltentfremdung wird der theo-
retische Kursus durch eine fünfzehnjährige Periode prak-
i; 44. Piatons Philosophie III: Ethik, b) Ethik des Gemeinwesens. ;]5J
tiselier Betätigung- in politisc-hen und militärisclicn Ämtern
unterbrochen. Die Bildung des zweiten Standes beschränkt
sich auf Musik und Gymnastik, die des dritten ist überhaupt
nicht Gegenstand staatlicher Fürsorge.
In Piatons Altersschriften treten — wieder entsprechend der
Zurückstellung der Ideenlehre — die mathematischen Wissen-
schaften an die Spitze der Bildungsmittel, Besonders betont
wird die Astronomie als Basis der auf Verehrung der Stern-
gottheiten begründeten Religiosität. — Wesentlich unter politi-
schen und pädagogischen Gesichtspunkten steht auch Piatons
Kunstlehre, insbesondere seine Ausführungen über die
Dichtkunst. Aus den Werken der Dichter gelten in der Poli-
teia zunächst die dem Mythus entnommenen unwürdigen Dar-
stellungen von Göttern und Unterwelt und die Aussagen über
ungerechte Menschenschicksale als jugendgefährlich und daher
verwerflich; ebenso die in direkter Rede vorgetragenen sittlich
anfechtbaren Äußerungen der Helden. In einem späteren Teile
des Werkes wird in mehrfacher Begründung alle mimetische
Poesie schlechthin verurteilt, Epos, Tragödie und Komödie aus
dem Idealstaate ausgesclilossen und die Zulässigkeit der Dichtung
auf Götterhymnen und Preislieder zum Lobe wackerer Menschen
beschränkt. Weniger radikal verfahren die Nomoi. Doch soll
auch nach diesen die Poesie strengster staatlicher Beaufsichtigung
hinsichtlich ihrer sittlichen Wirkungen unterliegen. Ein Gleiches
gilt von den Schwesterkünsten der Poesie, der Gesangs- und
Tanzkunst. — Die übliche sophistische Redekunst wird im
Gorgias als Schein- und Schmeichelwesen verworfen. Mit einer
wissenschaftlichen, auf Dialektik und Psychologie begründeten
Rhetorik befaßt sich der Phaidros.
Für die nähere Ausführung des im Paragraphentexte Gegebenen ist auch
hier auf die genetische Darstellung in § 40 zu verweisen. Im einzelnen sei das
Folgende hervorgehoben.
Staats- und Gesellschaftslehre. Stände, o. S. 285 ff. (Politeia); vgl.
auch S. 320 (Timaios).
Parallele mit den Seelenteilen, o. S. 288 (Politeia).
7a mvzov jigäzzeiv, o. fe. 286. 288 (Politeia); vgl. S. 298 (Phaidros).
Aufhebung des Privatbesitzes, Frauen- und Kinder gemeinschaft, Gleich-
stellung der Frau mit dem Manne, o. S. 291 (Politeia).
Die Staatstheorie in den Altersdialogen, o. S. 311 ff. (Politikos), S. 327 ff.
(Nomoi). Verbindung von Monarchie und Demokratie, o. S. 327. 329. 334.
Erziehungslehre. Bildmigskursus der Regenten, o. S. 286 (Politeia).
Frxiekungstheorie der Altersschriften, o. S. 327. 330. 332 f. (Nomoi),
S. 334 f. (Epinomis),
:^ry2 § 45. Die ältere Akademie.
Kunstlehre. Stellung der Politeia xtir Poesie, o. S. 292 ff. Standpunkt der
Sohioi, 0. S. 327. 330. 333. Oesangs- und Tanzkunst, o. S. 330 (Nomoi). —
Redekunst, o. S. 255 ff. (Gorgias), S. 294. 297 (Phaidros), S. 317. 319 (Philebos).
Eine zusammenhängende, auf Prinzipien fundierte Ästhetik ist aus Piatons
Schriften nicht zu gewinnen. Im einzelnen vergleiche man außer dem oben An-
gemerkten u. a. die Ausführungen über die auf delu /noToa und Oeia fiai-i'a be-
ruhende Dichtung im Ion (o. S. 239 f.) und Phaidros (o. S. 294. 297), die Verhand-
lungen über das Schöne im Gr. Hippias (o. S. 270 ff.), im Symposion (o. S. 277 f. i
und Phaidros (o. S. 295 f.), über Tragödie und Komödie im Philebos (o. S. 31();
s. auch Symp. 22:> d. Politeia 395 a), die Stellung der Musik im Philebos
(0. S. 317. '319).
s^ 45. Die ältere Akademie. Die Schule Piatons hielt
in ihrer ersten Ent^\^cklungsphase. als ältere Akademie, an dem
Dogmatismus ihres Begründers fest — im Gegensatze zu dem
Skeptizismus der mittleren und neueren Akademie — , und zwar
"knüpfte sie an die pythagorisierende Lehrform der plato-
nischen Altersjahre (Ideen = Zahlen) an, die sie fortsetzte und
'weiterbildete, nicht ohne tiefgreifende Veränderungen im ein-
zelnen. Ihre bekanntesten Mitglieder sind zunächst die einander
folgenden Leiter der Schule, Speusippos, Xenokrates, Po-
lemon und Krates, ferner unter Piatons persönlichen Schülern
Philippos aus Opus, Herakleides Pontikos, Eudoxos
aus Knidos. Von Späteren verdient besonders Krantor
als Verfasser der berühmten Schrift IIeqI rcav^ovg genannt zu
werden. Als Abweichungen von der platonischen Lehre smd
hervorzuheben die Aufhebung des scharfen Duahsmus der Er-
kenntnistheorie durch Speusippos und Xenokrates, die der Ato-
mistik sich nähernde Molekelntlieorie des Herakleides Pontikos.
die Lehre des Eudoxos, daß die Lust das Gute sei. Durch das
Streben nach systematisch geschlossener und allseitiger "Welt-
erklärung zeichnete sich Xenokrates aus, während Herakleides
mit der These von der Achsendrehung der Erde auf dem Sonder-
gebiete der Astronomie einen wichtigen Fortschritt begründete.
Die ausdrückliche Aufnahme der leiblichen und äußeren Güter
unter die Glückseligkeitsfaktoren durch Speusippos, Xenokrates,
Polemon und Krantor sowie die Zulassung gemäßigter Affekte
durch Krantor drücken der akademischen Ethik den Stempel
der Milde auf, durch die sie (ebenso wie die peripatetische Ethik)
sich von der strengeren Richtung des Kynismus und der Stoa
unterschied.
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehre älterer
Akademiker: Diog. Laert. B. 4, B. 8. 86 ff. (Eudoxos). Academicorum philo-
sophorum index Herculanensis (d. i. Philodem. s. o. S. 27, unten § öO). Philod.
§ 45. Die ältere Akademie. 35)^
Khetor. I 35U; II 173 Sudh. (vgl. Diog. Laert. 4, 11); dazu W. Crönert, Kolot.
u. Mened. S. 67 ff. Plat. Epist. G (Echtheit fraglich; aber wohl als Quelle be-
nutzbar [Hermias, Erastos, KoriskosJ). Dittenberger, Syll. inscript. Graec*
No. 122 (Hermias und seine [akademischen] Grenosson). Für mehrere Philosophen
Artikel bei Suidas. Die doxographische Überlieferung bei Diels, Doxogr. Gr..
s. Index unter Speusippus, Xenocrates usw. Weitere, für Einzelancaben ein-
tretende, Quellen bei Zeller, Philos. d. Gr. II 1*, S. 982 Anm. 1 ff.' Für die
Männer athenischer Herkunft ist das Quellenmaterial gesammelt bei ,1. Kirchner,
Prosopographia Attica (Krates No. 8745, Poleraon No. 11 888, Speusippos
No. 12 847).
Verzeichnis der bekannten älteren Akademiker mit den antiken
Belegstellen bei Zeller a. a. O. S. auch oben S. 195 über Verzeichnisse der
Schiller Piatons und Athen. 11 S. 508 d ff. über das politische Verhalten zahl-
reicher Piatonschüler (vom Standpunkt eines Gegners der Schule).
Schriften: Mit Sicherheit nur Fragmente erhalten (Epinomis s. oben
S. 336 f.). Ungenügende Sammlung bei Mullach, Fragm. philos. Graec. III,
S. 51 ff. Eine Sammlung der Fragmente der älteren Akademiker (mit Ein-
schluß des Herakleides und Eudoxos) ist auf Anregung der Berliner Akademie
zu erwarten. Als Teilstück einer Lösung dieser Aufgabe hat W. W. Jaeger
J'hilippos von Opi(s behandelt. Die von der Akademie mit dem Preise ge-
krönte Schrift ist noch nicht erschienen. Vgl. Abh. d. Berl. Akad. j^hilos.-
hist. Kl. 1914, S. XVIII f. Bis jetzt liegen vor die Spezialsammlungen (mit
Schriftenverzeichnissen): Speusippos: Paulus Lang, De Sp. Academici scriptis.
Accedunt fragmenta, Bonnae 1911, Diss. Briefe zweifelhafter Echtheit in der
Sammlung der Sokratikerbriefe (s. die Ausgabe von Leo Allatius, Paris 1637).
Über vielleicht Speusippos gehörende Briefe der platonischen Briefsammlung
Const. Ritter, Neue Unters, über Piaton, s. S. 104*. XoioLrates : Rieh. Heinze,
s. S._119^ Philodem. Rhet. I S. 350. II S. 173 Sudh.; Crönert, Kolot. u. Mened.
S. t)i. Herakleides Pontikos: Die Fragmente in O. Voss' Dissert., s. u. S. 119*.
Schriftenverzeichnis auch bei Daebritz, s. u. S. 119*. Krantor: Die Fragmente
bei Fr. Kayser, s. u. S. 119* (erschien 1841, nicht 1881). Eine unter dem Namen
des Kudoxos überlieferte rZ/r»; gab nach dem Vorgange von Brauet de Presle
heraus Fr. Blass: Eudosi ars astronomica qualis in charta Aegyptiaca superest,
Kiel 1887, Pr. S. dazu Hultsch, Artikel Eudoxos 8 bei Paiüy-Wissowa
(11. Halbb. S. 949 f.). Eine neuplatonische Fälschung wahrscheinlich auf den
Namen des Akademikers Philippos veröffentlichte Hercher, Hermes 3 (1869),
382 ff. Die auf den Namen des Cliion gefälschten Briefe s. bei Hercher, Epistol.
Gr. S. 194-206.
Chronologie: Jacobv. ApoUodors Chronik S. 312 (Speusippos), 314 (Xeno-
krates, Eudoxos), 342 (Poleinon), 344 (Krates). Rühl, Rhein. Mus. 62 (1907), 429
(Xenokrates).
Bildliche Darstellungen: Die auf die Akademie gedeuteten Mosaiken
von Torre Annunziata und Umbra Sarsina s. bei E. Petersen, Rom. Mitt. 12
(1897), 328 ff. Diels, Archäol. Anz. 1898, 120 ff. Bernoulli, Griech. Ikonogr.
II 34 ff. (hier auch die Literatur). Weiteres bei F. Hiller von Gaertringen und
C. Robert, Hermes 37 (1902), 128 f. F. Hiller von Gaertringen, Bull. d. corr.
hell. 36 (1912). 237. — Zu den Bildern des Xenokrates s. Synes. Epist. 154
S. 1 36 Hercher (aEuro.-Tgoaco.Tovoiv rrrto r«c Efroy.oärov-; ely.öra;).
Die platonische Schule, über deren Organisation das oben S. 199 Bemerkte
zu vergleichen ist, erhielt sich ohne Unterbrechung bis zum Ausgange des Alter-
tums, doch so, daß ihre Lehrtradition nur anfänglich im ganzen den platonischen
Grundcharakter bewahrte, späterhin aber sich in verschiedenen Phasen von dem
•echten Piatonismus weit entfernte. Man unterscheidet dementsprechend die
Lehren der dem platonischen Dogmatismus treu bleibenden älteren Akademie
{§ 45), der zuerst skeptischen, dann wieder dogmatisierenden aber eklektischen
mittleren und neueren Akademie (§ 65), auf die der größtenteils eklektische
mittlere Piatonismus (§ 70) und der die platonische Lehre von Grund aus
umgestaltende Neupiaton ismus (§§ 78 — 85) folgen.
U e b e r w e g , Grundriß I. 23
j],"54 § "^5. Die ältere Akademie: Speusippos.
Die ältere Akademie umfaßt zunächst einen Kreis von Männern, die ais-
unmittelbare Schüler Piaton persönlich nahe standen. Unter ihnen sind un»
Dien (0. S. 193. 199. 201) und Philippos von Opus (o. S. 194) bereits be-
gegnet. Mehr als sie treten Piatons Schwestersohn Speusippos, Xenokrates
aus Chalkedon, Herakleides der Pontiker, Eudoxos aus Knidos und
Hermodoros aus Syrakus (letzterer nur als Platoubiograph) hervor. Piatons
bedeutendster Jünger, Aristoteles, wird als Begründer einer neuen Schule besonders
behandelt werden (§ 46 ff.). Unter den Vertretern einer späteren Generation
sind Polemon und Krates, beide aus Athen, sowie Krantor aus Soloi
in Kilikien von Bedeutung. Das Amt des Schulleiters bekleideten nacheinander
Speusippos (348/7—339/8), Xenokrates (339/8—315/4), Polemon (315/4—270/69) und
Krates (270/69-268/4 [Olymp. 1281>.
Unser Wissen über die Philosophie der älteren Akademie ist lückenhaft, da
uns aus ihrem Kreise wahrscheinlich keine Schrift erhalten ist/) die w()rtlichen
Fragmente an Zahl und Umfang verhältnismäßig gering sind, imd Mir uns somit
auf die oft nur notizenhaften Angaben des Aristoteles und Späterer angewiesen
sehen, die häufig die Lehren der Akademiker neuen Gesichtspunkten unterordnen
und dadurch verzerren. Dazu kommt [noch die Schwierigkeit, zwischen den
PhUosophemen Piatons und denen seiner nächsten Nachfolger eine scharfe Grenze
zu ziehen. Piatons Lehre ist in seinen literarischen Werken nicht erschöpft.
Seine mündlichen Vorträge aber sind uns nur in einigen Pimkten bekannt. So
steht z. B. dahin, ob nicht die systematisierte Lehre von den Güterklassen
(seehschen, leiblichen und äußeren Gütern) und ihrem Verhältnis zur Glück-
seligkeit, wie sie im wesentlichen übereinstimmend Speusippos, Xenokrates, Pole-
mon und Krantor zugeschrieben wird und auch in Aristoteles einen Vertreter
hatte, schon in den Vorlesungen Piatons vorgetragen wurde, mit dessen litera-
rischen Äußerungen sie sich z. T. deckt, z. T. wenigstens wohl verträgt (vgl. die
Stellen bei Zeller II 1*, 951, 1). Im ganzen steht fest, daß die ältere Akademie
sich in der Hauptsache an die pythagorisierende Alterslehre des Schulstifters an-
schloß, dabei aber im einzelnen wichtige platonische Grunddogmen aufgab.
Dies gut sogleich von
Speusippos. In der Erkenntnistheorie gab er den platonischen Dualismus
von Wissen und W^ahrnehmung preis, indem er neben der wissenschaftlichen
Verstandestätigkeit {eziioD^i^ovixog ).6yog) eine wissenschaftliche Wahrnehmung
{fnioirjuovixrj alo-&r]aig) anerkannte, die ihre wissenschaftliche Qualifizierung von
dem Verstände erborgend zu einer irrtumslosen Erkenntnis der Objekte gelangt
(fr. 29 Lang; über Piatons Lehren o. S. 287. 300 ff.). In der Metaphysik unterschied
er nicht, wie Piaton, nur drei Seinsstufen (Ideen, Mathematisches, Sinnliches,
Aristot. Metaph. 1028 b 19 ff., mit Scheidung des Mathematischen vom Idealen
und Vereinigung des Abbildlichen [Objekt der eiy.aaia] mit dem sinnlich Wirk-
lichen [Objekt der .-rioiig] ; vgl. o. S. 287 f.), sondern setzte eine größere Zahl von
Seinsarten an, für deren jede er ein besonderes Prinzip annahm (fr. 33 a). Im
übrigen eignete er sich als metaphysische Grundlage die spätplatonische Zahlen-
lehre (o. S. 342) an, unterschied aber nicht die die Ideen vertretenden Zahlen
von den mathematischen (fr. 42 c d). Andererseits trennte er das Eine, das Gute
und die Vernunft voneinander (fr. 38). Das Beste, bemerkte er, gehöre, wie die
Entwicklung der Pflanzen und Tiere zeige, als Ergebnis der Vervollkommnung
S. 386
^) Über PhilippoB von Opus als angeblichen Verfasser der Epinomis s, o.
6 f.
§ 45. Die ältere Akadeniie: Xenokrates. 355
nicht all eleu Anfang, sondern ans Ende des Werdeprozesses (fr. 3-4 a ff. 35 ej.
Setze naan femer das Eine dem Guten gleich, so müsse man, da das Werden
aus Entgegengesetztem zustande komme, der Vielheit — die Speusippos im An-
schluß an die Pythagoreer (o. S. 81) und Piaton (o. S. 342) als zweite Quelle
des Werdens dem Einen gegenüberstellte — das Böse zur Natur geben (fr. 35ab).
Die Vernunft identifizierte er mit der Gottheit (fr. 38) und sah in ihr eine das
All regierende seelische Macht (fr. 39 a bj, und nichts anderes war ihm wohl auch
die durch das All verbreitete Weltseele (fr. 40. 41). In beiden Bestimmungen
lehnte er sich an platonische Gedanken an, wie sie uns im Philebos, im Tiniaios
und in den Nomoi (oben S. 315. 321. 331) vorliegen. Über Speusippos' ethisches
Prinzip berichtet Clem. Alex. Strom. 2, 22, 133 S. 186 St.: ttjv evSaifzoviav (prioiv
f'ctj' eivai xeXeiav iv loTg xatä (fvaiv s/ovaiv ?} i'^cv aya&iov. In ähnlicher
Weise wie Speusippos wich auch
XenoJ^ rates in einem wesentlichen Punkte der Erkenntnistheorie von
Piaton ab. Er unterschied Wissen, Vorstellung ((5o|a) und Wahrnehmung, und
zwar in der Weise, daß dem Wissen volle Wahrheit, der Wahrnehmung ebenfalls
Wahrheit, aber eine geringere (weniger gesicherte) zukomme, während in der
Vorstellung Wahrheit und Unwahrheit sieh begegnen sollten. Diese drei Stufen
des geistigen Erfassens setzte er mit drei Kategorien von Objekten in Parallele,
indem er die außerhalb des Himmelsgewölbes existierende vernunftmäßig erkenn-
bare W'elt (yotjzij ovoia) dem Wissen, die sinnlich wahrnehmbare Welt [aio&ijx})
ovaia) innerhalb des Himmelsgewölbes der Wahrnehmung und den Himmel selbst
als den zusammengesetzten oder gemischten Bereich [ovv&erog oder fAcy.rtj ovoia),
mit dem sich sowohl die sinnliche Wahrnehmung durch das Auge wie auch die
vernunftmäßige Erkenntnis auf dem Wege der Astrologie zu befassen habe, der
Vorstellung zuwies (fr. 5 Heinze). Daß dieser Schematismus nicht einwandfrei
ist, liegt auf der Hand, doch fragt sich, ob Sextos, unsere einzige Quelle, in
seiner Wiedergabe im einzelnen zuverlässig ist. Jedenfalls stimmt er mit dem
Zuge zum Systematisieren, der Xenokrates auch sonst eignet, und uns in der oben
S. 341 erwähnten Dreiteilung des Gebietes der Philosophie bereits entgegengetreten
ist. (Weiteres über seine Vorliebe für Trichotomien bei Diels, Sitz. d. Berl. Ak.
1883, 479, 1.) Von den beiden Urgründen, die er mit Piaton annahm, der Einheit
und der (unbegrenzten) Zweiheit, erklärte er den ersten für das männliche, den
zweiten für das weibliche Prinzip (vgl. die pythagoreische Tafel, o. S. 81, und den
platonischen Timaios, o. S. 322), und nannte den ersten zugleich auch Zeus,
ungerade (vgl. o. S. 81) und Vernunft. Die Einheitlichkeit der Welt wahrte er
dadurch, daß er das Göttliche sich durch alles erstrecken ließ. Gott war ihm
der Himmel, olympische Götter die Gestirne, unterhalb des Mondes wirkten die
teils guten, teils bösen Dämonen als Mittelwesen zwischen Göttern und Menschen,
göttliche Kräfte lebten in den Elementen, auf die er nach dem Vorgang Früherer
(vgl. oben S. 1(X). 109. 117. 138. 176. 180) Gottheiten des griechischen Volks-
glaubens deutete (fr. 15. 23). Die Annahme böser Dämonen bot ihm die
Möglichkeit, die der Götter unwürdigen Sagen und Kulte zu erklären : sie
sollten sich auf solche Dämonen, nicht auf Götter beziehen (fr. 24 ff.). Die
W^elt unterhalb des Mondes schied er, wie Aristoteles und nach ihm andere,
im Anschluß an altpythagoreische Vorstellungen (vgl. Diels, Abhandl. der
Berl. Akad. phil.-hist. Kl. 1916 No. 6 S. 26) von dem über dem Monde ge-
legenen Bereich des immer Gleichen und dem Wechsel nicht Unterworfenen,
verknüpfte beide aber wieder dadurch, daß er — im Widerspruch mit der oben
erwähnten Deutung des Zeus, aber im Einklang mit seiner Lehre von der Ein-
heitlichkeit der Welt — die Welt über dem Monde den obersten, die unter
23*
356 § 45. J)ie ältere Akademie: Herakleides Pontikop.
dem Monde den untersten Zeus nannte (fr. 18). Die (Welt-) Seele erklärte
er für die sich, selbst bewegende Zahl und verband so in ihr die Idee, die er der
mathematischen Zahl gleichsetzte, und das nach dem Muster der Idee Gebildete,
das Bewegte (fr. 60. 64. 68; vgl. die Mittelstellung der Weltseele im platonischen
Timaios, o. S. 321. 325). Seiner systematisierenden Weise getreu verfuhr er auch
in der Ableitung des Einzelnen aus den letzten Gründen eingehender, als andere
^litglieder seiner Schule: alles in der Welt erhielt seinen bestimmten Platz an-
gewiesen (fr. 26). Dabei wich aber seine Kosmologie in einem wichtigen Punkte
von der seines Lehrers ab. Vermutlich in Rücksicht auf die aristotelischen Ein-
wendungen gegen einen Welt an fang hielt er die Welt nicht für zeitlich ge-
worden und half sich der Kosmogonie des platonischem Timaios gegenüber in der
Weise, daß er diese Darstellung nicht wörtlich, sondern nur im Sinne einer Ver-
unschaulichung der ursächlichen — nicht zeitlichen — Priorität des Einfachen
vor dem Zusammengesetzten verstanden wissen wollte (fr. 54). Er hat mit dieser
Auffassung des Timaios einen Weg beschritten, der auch s23äter in dem Streite
um Weltentstehung und AVeltewigkeit seine Bedeutung behauptete. — Weiter als
vSpeusippos und Xenokrates entfernte sich von Piaton
Heraldeides JPontikos. Nach dem Vorgange des Pythagoreers Ek-
phantos^) ließ er die Welt aus Grundkörperchen zusammengesetzt sein, die er
äraofwi oyy.oi, d. h. verbinduugslose (durch leeren Raum getrennte) Molekeln, be-
nannte. Von den demokritischen Atomen unterschieden sie sich durch ihre
Leidensfähigkeit (Teilbarkeit ?) und qualitative Verschiedenheit (?). Der Aufbau
der Welt aus ihnen aber sollte im Gegensatze gegen die mechanische Xatur-
erklärung der Atomistik durch göttliche Waltung erfolgen (Sext. Emp. adv.
math. 10, 318, Pyrr. hyp. 3, 32 ff.; Cic. de nat. deor. 1, 13, 34; im übrigen vgl.
Heidel in der S. 119* angeführten Abhandlung, der aber in der Gleichsetzung
von Ekphantos, Herakleides und Asklepiades zu weit geht). Ebenfalls von Ek-
phantos wird Herakleides die schon oben S. 81 erwähnte Lehre übernommen
haben, daß die Erde sich um ihre Ase drehe, ohne ihren Platz im Weltenraume
zu verändern, während er für Merkur und Venus bereits den Umlauf um die
Sonne annahm. In beiden Lehren, der kosmologischen wie der astronomischen,
bildet Herakleides den Übergangspunkt zu folgenreichen späteren Theorien. Mit
seiner Molekelnlehre beeinflußte er wahrscheinlich Straten den Physiker (§ 67)
und durch ihn die antike Mechanik und Medizin, sicher den Arzt Asklepiades
von Bithynien (§ 60). mit seiner Theorie der Erddrehung, die den scheinbaren
täglichen Umlauf der Sonne ohne Annahme einer Sonnenbewegung erklärlich
machte, Aristarchos von Samos und durch ihn die folgende kosmologische Ent-
wicklung in der Richtung auf das kopernikanische Weltsystem (o. S. 82).
Zu Herakleides' Annäherung an den Atomismus fügt es sich wohl, daß er
die Seele für körperhch hielt, wobei man andererseits wieder an eine Angabe
über pythagoreische Lehren (Alex. Polyh. b. Diog. Laert. 8, 28) erinnert wird,
wenn er den Seelenstoff für ätherisch und die Seele für lichtartig erklärte (Be-
lege bei Diels Dox. Gr. S. 213. 214 [Philop. d. an. 9, 6 f. Hayd.]. 388). Eine
widersprechende Ansicht, nach welcher der Seele keine selbständige Existenz zu-
kommt und alle ihr zugeschriebenen Kräfte dem Leibe angehören (vgl. o. S. 82.
283), war in der Schrift 77foj xmv iv "AiÖov ausgeführt, die von manchen Hera-
kleides abgesprochen wurde (Plut. utr. anim. an corp. sit lib. et aegr. 5, 2).
^) Gegen die von Voss und Tannery unter dem Beifall Heideis vorgenommene
Verflüchtigung des Ekphantos zu einer bloßen Gesprächsj^erson in Herakleides'
Dialog IJeoi fpvoEoyg s. Diels Vorsokr. zu c. 38.
§ 45. Die ältere Akademie: Eudoxos. Polemon u. Krates. Krantor. Hermodoros. ;^57
Mit seiner philosophischen Betätigung verband Herakleides, wie die Angaben
über seine zahlreichen Schriften, beispielsweise über sein musikgeschichtliches
Werk Tlegl uovaiy.fjg, bezeugen, eine umfassende gelehrte Tätigkeit in peripate-
tischem Sinne (nach Sotion bei Diog. Laert. 5, 86 hörte er auch Aristoteles).
Dabei war freilich solide Forschungsarbeit mit kritikloser Aufnahme phantastischer
AVundergeschichten in auffälliger Weise gemischt. — Wie Herakleides so ge-
hörte auch
Eudoxos zu den angesehenen Astronomen des Altertums. Aber er wich
auf dem Gebiete der Himmelskunde nicht in tiefgreifender Weise von Piaton ab.
Dagegen gelangte er in ^letaphysik und Ethik zu Bestimmungen, die obwohl
von platonischen Gedanken ausgehend doch als heterodox zu bezeichnen sind.
Piaton hatte im Sophistes die Mischbarkeit von Ideen untereinander angenommen
und aus dieser Annahme für Logik imd Ontologie Gewinn gezogen. Eudoxos
verfolgte den Gedanken in der Richtung weiter, daß er die wegen ihrer Unbe-
stimmtheit angreifbare ,, Teilhabe" der Dinge an den Ideen durch die ,, Mischung"'
der Ideen mit den Dingen ersetzte. Daß er dabei nicht von der Mischung-
körperlich gedachter Ideen sprach, die Zusammenstellung von Anaxagoras und
Eudoxos bei Aristot. Metaph. Ä 9, 991 a 16 f. also sehr mit Einschränkung zu
verstehen ist, ergibt sich aus dem, was Alexand. z. Metaph. S. 97, 30 f. aus
Aristoteles Ueol Idecov mitteilt. Wichtiger ist die ethische These des Eudoxos.
Piaton wies in den Nomoi 732 e ff. darauf hin, daß alle Menschen Lust erstreben
und Unlust meiden, und suchte zu erweisen, daß auch unter dem hedonistischen
Gesichtspunkte das sittliche Leben vor dem unsittlichen den Vorzug verdiene
(vgl. auch Politeia 580 d ff., o. S. 292). Eudoxos ging weiter und erklärte unter
Berufung auf das instinktive Luststreben aller vernunftbegabten und vernunft-
losen Wesen die Lust für das Gute (Aristot. Eth. Nie. K2, 1172b 9 ff., vgl.
A 12, 1101b 27 ff.; s. aber auch Piaton oben S. 241). — Entgegen diesen Ab-
weichungen scheinen
Poleinon und Krates der platonischen Lehre in allem Wesentlichen treu
geblieben zu sein. Unter dem Wenigen, was über sie überliefert ist, verdient die
systematisierte Güterlehre Hervorhebung, die, wie oben bemerkt, auch bei Speu-
sippos, Xenokrates und Krantor zu finden ist, als deren Hauptvertreter aber bis-
rreilen Polemon genannt wird. Seine Forderung ging auf das naturgemäße
Leben, das in erster Linie durch die Tugenden, daneben aber auch durch den
Genuß leibücher und äußerer Güter der Glückseligkeit teilhaftig werde (Cic.
Acad. 2, 42, 131; de fin. 2, 11, 33 f.; 4, 6, 14. Clem. Alex. Strom. 2, 133, 7
S. 186, 29 f. St.). Der radikalen, die Tagend für das einzige Gut erklärenden
Lehre des Kynismus und der Stoa gegenüber tritt hier die für die Akademie
charakteristische Mäßigung zutage, die auf einem anderen Felde
Kranfor vertrat, indem er in seinem berühmten Buche Ileol ^revOovc im
Gegensatze zur kynisch-stoischen Apathie Mäßigung der Affekte (Metriopathie),
nicht ihre Ausrottung, verlangte (Cic. Acad. 2, 44, 135; Tusc. 3, 6, 12; Plut.
Cons. ad Apoll. 3 ; vgl. Plat. Politeia 603 e). Bemerkenswert ist bei diesem
Philosophen ferner, daß er als erster den platonischen Timaios kommentierte,
wobei er ebenso wie Xenokrates die Kosmogonie dieses Dialoges nicht im Sinne
einer zeitlichen Weltentstehung auffaßte (Plut. de an. proer. in Tim. 3, 1; Procl.
in Tim. I S. 76, 1 f.; 277, 8 ff. Diehl).
Hermodoros ist nur als Verfasser einer Schrift über Piaton (der oben
S. 194 erwähnten Biographie) von Bedeutung, aus der uns neben Lebensuach-
richt«n auch einige Aufzeichnungen über platonische Lehren überliefert sind
(Simpl. Phys. S. 247, 33 ff. 256, 32 ff. Diels).
358 § "^'^- ^^^ ältere Akademie: Chion. § 46. Aristoteles' Leben.
Chion aus dem pontischen Herakleia tötete im Verein mit Leonides und
Antitheos, von denen der erstere gleichfalls als Schüler Piatons genannt wird,
der zweite wahrscheinlich demselben Kreise zuzuweisen ist, den Tvi'annen seiner
Vaterstadt Klearchos, der ebenfalls, wenn auch nur kurze Zeit, Piaton gehört
hatte. Er vergegenwärtigt uns neben Dion u. a. die politische Betätigung von
Mitgliedern der alten Akademie (Acad. ind. Herc. col. 6, 13 ff. S. 35 M.; Justin.
l(i, 5, 12 f.; Phot. cod. 224 S. 222b 30 ff. B.; Suid. s. v. KUaoyog). Die unter
seinem Namen erhaltenen Briefe sind spätere Fälschung.
Über Tochterverbände der Akademie in Kleinasien s. W. W. Jaeger, Stud.
z. Entstehungsgesch. d. Metaph. d. Aristot. S. 34 f.
i^ 46. Aristoteles' Leben. Aristoteles, geb. 384/83 v. Chr. zu
Stageira (oder Stagiros) in Thrakien, der Sohn des Arztes Niko-
maelios, war seit seinem achtzehnten Lebensjahre (367/66) Schüler
des Piaton und blieb dies zwanzig Jahre lang. Nach Piatons Tode
(348/47) begab er sich mit Xenokrates zu Hermias, dem Herrscher
von Atarneus und Assos in Mysien, verweilte dort drei Jahre,
ging dann nach Mytilene und darnach (343/42) — vielleicht nach
einem Zwischenaufenthalte in Athen — an den makedonischen
Königshof als Erzieher des damals dreizelinjährigen Alexander
(des nachmaligen ..Großen"). Nach dessen Regierungsantritt
(336/35) kehrte er, nachdem er sich einige Zeit in Stageira auf-
gehalten hatte, nach Athen zurück und gründete dort 335/34
V. Chr. im Lykeion seine Schule (die Schule der „Peripate-
tiker" oder den „Peripatos"), der er etwa zwölf Jahre lang
vorstand. Die antimakedonische Erhebung in Athen nach dem
Tode Alexanders trug ihm eine A^ erfolgung in Gestalt einer An-
klage wegen Rehgionsfrevels ein. Aristoteles entzog sich dem
Prozesse, indem er sich nach Chalkis begab, wo er bald darauf,
322 V. Chr., in seinem 63. Lebensjahre starb.
Antike Nachrichten über Aristoteles im allgemeinen und
Aristoteles' Leben im besonderen: Aus Ariston von Keos (s. § 67) hat
Diogenes Laertios 5, 61 ff. das Testament des Straton und vermutlich auch die
bei ihm erhaltenen Testamente anderer Peripatetiker und so auch des Aristoteles
direkt oder indirekt entnommen. Mit diesen Urkunden wird bei Ariston auch
anderes wertvolle Material vereinigt gewesen sein. Weiterhin durchlief die Tra-
dition die Stadien der oben S. 20 ff. beschriebenen biographischen und Diadochai-
Schriftstellerei. Auf uns gekommen sind die folgenden antiken Viten:
1. Diogenes Laertios 5, 1 ff., wahrscheinlich auf eine von einem Peripatetiker
(Ariston von Keos? vgl. Gercke, Art. Ariston 52 bei Pauly-Wissowa S. 954) ver-
faßte Spezialgeschichte des Peripatos zurückgehend. 2. Dionys v. HaUkarnaß ina
Briefe an Ammaios c. 5 (I, S. 262 f. Usener-Eadermacher; auf Grund der xoival
lajooiai [vgl. c. 3 S. 260. 2, dazu Leo, Griech.-röm. Biogr. S. 20 f.] ; abgedr. bei
Westermann, Vit. script. Graec. S. 397 f.). Enthält die auch bei Diog. Laert.
vorliegenden Angaben des Apollodoros (ApoUod. fr. 56 Jacoby). 3. Vita Mena-
giana. benannt nach ihrem ersten Herausgeber Menagius, der sie zu Diog. Laert.
."), 35 edierte (Titel 'Aoiozorüovg ßlog y.nl ovyyQäniiaTa avzov). Abgedruckt bei
West ermann S. 401 ff.~ Geht zurück auf Hesychios. Aus der nämlichen Quelle
schöpft 4. Suidas s. v. 'Aoiorozih]? (wörtlich mit der Vit. Meuag. übereinstimmend).
5. Die neuplatonische Vita, die uns in drei Redaktionen vorliegt: a) Vita Marciana
§ 46. Aristoteles' Leben. 359
"(in cod. Marc. 257), herausgeg. von L. Robbe, Liigd. Bat. 18G1, jetzt zu benutzen
in der Ausgabe von Val. Rose im Anhange von: Aristot. qui fereb. libr. fragni.
coli. V. R. (Lipsiae 188G), >S. 42G ff.; b) Vita Pseudammoniaiia, bei Westermann
S. B9S ff., bei Val. Rose a. a. O. S. 437 ff., wo auch Näheres über die Über-
lieferung zu. finden ist; c) Vita latina (nach Val. Rose aus a und b von einem
anonymen Übersetzer im XIII. Jahrh. zusammengearbeitet) bei Rose S. 442 ff.
(.Quelle der neuplatonischen Vita ist der Peripatetiker Ptolemaios (1.— 2. Jahrh.
nach Chr.), der selbst wieder auf Aiidronikos zurückgeht. Sie ist in letzter
Instanz wahi-scheinlich Teil einer Einleitung zu einer Aristotelesausgabe. —
Syrisch-arabische Biographien s. bei Ant. Baumstark, Aristoteles bei den Syrern
vom V. — VIII. .Jahrhundert. Syrische Texte, herausgegeben, übersetzt' und
untersucht, I, Leipzig 19(J0 (dazu Chatzis, Der Philosoph und Grammatiker
Ptolemaios Chennos, S. XXII ff. [Hauptquelle Andronikos von Rhodos]).
S. ferner Ed. Sachau, Verz. d. syr. Hss. d. Kgl. Bibl. z. Berlin (= Hss.-verz. d.
Kgl. Bibl. z. Berlin, Bd. 23), S. 335 ff. — Neben diesen geschlossenen Viten
kommen noch mancherlei zerstreute Angaben bei antiken Schriftstellern in Be-
tracht, die größtenteils in den Anmerkungen bei Zeller zu finden sind. Ehren-
dekret für Aristoteles und Kaliistheues als Verfasser der Liste der pythischen
Sieger: Dittenberger, Syll. inscript. Gr.'^ No. 915. Einiges für Aristoteles' Ent-
wicklung Wichtige ergibt Philodems Polemik gegen ihn in Pap. Hercul. 1015,
832 ; vgl. Sudhaus, Rhein. Mus. 48 (1893), 552 ff. Auch in seiner Geschichte der
Akademie hatte Philodem Anlaß, des Aristoteles zu gedenken (Acad. philos. ind.
Here. S. 23. 34. 38 Mekler). Bemerkenswertes gibt auch Aristokles bei Euseb.
Praep. ev. 1."), 2, 1 ff. Für das Verhältnis zu Alexander d. Gr. kommt ferner
Plutarchs Vita Alexandri in Betracht.
Chronologie: Jacoby, Apollodors Chronik S. 316 ff.
Antike Bildnisse: Die Porträtstatue im Palazzo Spada zu Rom, die
man lange Zeit für die des Aristoteles ansah, hat einen Kopf aus dem Beginn
der römischen Kaiserzeit, auch ist die verstümmelte Inschrift wahrscheinlich
in Aristippos, nicht in Aristoteles zu ergänzen. Dagegen hat Studniczka
in einem Philosophenkopf des Hofmuseums in Wien mit Sicherheit Aristoteles
erkannt. S. darüber Bernoulli, Griech. Ikonographie II S. 94—98, wo auch
Repliken der Büste angegeben sind. Vgl. Fr. Studniczka, Ps.-Aristotele Spada,
Rom. :\Iitt. 5 (1890), 12—15, Alfr. Gercke unter dem gleichen Titel, ebenda 15—16,
Fr. Studniczka. Das Bildnis des Aristoteles, Leipzig 1908, Pr., K. A. Esdaile,
A bronze Statuette in the British Museum and the Aristotle of the Palazzo Spada,
Journ. of hellen, stud. 34, 48 ff. (Über eine moderne Fälschung C. Robert, Her-
mes 29 [1894], 417 ff. ; 30 [1895], 135 ff.).
Das Äußere des Aristoteles nach literarischer Quelle: Diog.
Laert. 5, 1: Tgavlog xip' (foivrjv, lög <fr]OL Tif,i6deog 6 'Ad}]vaTog h> xm -ieq} ßi'ojv,
a/./.ä y.ai loyvooy.s/.ijg, rpaotr, fp' y.ai uiagöiiiiaiog mdrjri re £n:ioijacp -/oihnevng y.ui
äaazv/Joig y.al Hovoa.
Von Aristoteles' Leben sind uns nur die L^mrisse durch sichere Über-
lieferung bekannt.!) Ein festes chronologisches Gerüste bietet auch hier ApoUodor.
Darnach ist Aristoteles 384/83 vor Chr. geboren. Seine Heimat war Stageira
(oder Stagiros) auf der thrakischen Chalkidike. Sein Vater, der Sprößling eines
alten Arztegegchlechtes, stand als Leibarzt im Dienste des Königs Amyntas IL
im benachbarten Makedonien. Nach dem Tode der Eltern leitete ein Verwandter.
Proxenos von Atarneus in Mysien, die Erziehung des Knaben. Für Aristoteles'
Leben entscheidend war sein erster Aufenthalt in Athen, w^ohin er in seinem
achtzehnten Jahre (367/66) zum Studium übersiedelte. Als Mitglied der Aka-
1) Die Umrisse sind durch ein farbenreiches Bild ausgefüllt von Wilamo-
witz, Aristoteles und Athen I, S. 311 ff. — Die oben im Texte gegebene Lebens-
skizze gründet sich im wesentlichen auf die oben genannten antiken Viten, wo
die Einzelangaben leicht aufzufinden sind. Bei Nachrichten anderer Herkunft
ist die Quelle notiert.
^'^^^Q § 4(j. Aristoteles' Leben
demie, der er zwanzig Jahre lang, bis zum Tode ihres Stifters, angehörte, erwarb
er sich die genaueste Kenntnis der platonischen Philosophie und ihrer Wurzeln
in Vorsoki-atik und Sokratik. Auch zu weiteren Studien auf dem Gebiete der
Naturwissenschaften und aller in den Kreis der qdoaoq-la einbezogenen Sonder-
fächer boten ihm die Einrichtungen des akademischen Vereins Gelegenheit, auch
gestatteten sie ihm, sich selbst als Lehrer zu betätigen, was er in der Rhetorik,,
und zwar als Gegner des Isokrates (Cic. de or. .'], 35, 141 u. a., Quint. 3, 1, 14),
getan zu haben scheint. Ohne Zweifel legte Aristoteles im Gedankenaustausch,
mit dem Leiter und den übrigen Mitgliedern der Akademie schon jetzt den
Grund zu seinem eigenen System. Daß dabei Meinungsverschiedenheiten zu
Spannungen führten, ist möglich. Immerhin verdient Beachtung, wie Aristoteles
noch später bei der Polemik gegen die Ideenlehre seine persönliche Freundschaft
mit ihrem Urheber betont (Eth. Nicom. A 4, 109G a 12 ff.). Jedenfalls sind die
antiken Angaben über schroffe Mißhelligkeiten zwischen Lehrer und Schüler
(Ael. var. hist. 3, 19; 4, 9 u. a.; vgl. Aristokl. b. Eus. 15, 2, 3) schlecht be-
glaubigt, und, soweit sie Aristoteles' Austritt aus der Akademie und die Begrün-
dung einer eigenen aristotelischen Schule noch bei Piatons Lebzeiten behaupten,,
stehen ihnen teils unmittelbar gewichtigere Zeugnisse entgegen, teils sind sie
mittelbar aus anderen Tatsachen zu Aviderlegen. Dahin gehört, daß Aristoteles
gleich nach Piatons Tode (348/47) gemeinsam mit Xenokrates einer Einladung
des Hermias, des Herrschers von Atarneus und Assos, folgte. Wir sind über die
Umstände dieser Einladung nicht unterrichtet. Daß dabei Beziehungen des
Proxenos zu Atarneus eine Rolle spielten, läßt sich vermuten. Der Zeitpunkt
der Reise macht wahrscheinlich, daß sich Aristoteles nach Piatons Tode durch
nichts mehr an Athen gefesselt fühlte (vgl. Acad. ind. Hercul. col. T' 5 f.
S. 23 M.). Möglich auch, daß die Nachfolge des Speusippos in der Leitung der
Akademie weder nach seinem, noch nach Xenokrates' Sinne war. Schwerlich
aber würde sich Xenokrates als Anhänger Piatons zu der Reise- und Aufenthalts-
gemeinschaft entschlossen haben, wenn ein Bruch zwischen Piaton und Aristoteles
erfolgt gewesen wäre. Der Ort, an dem die beiden Philosophen verweilten, wai-
Assos. Von ihrem der Philosophie gewidmeten Zusammenleben und ihrer För-
derung durch den selbst philosophisch interessierten (Suid. s. v. 'Eouia;) Herr-
scher gibt Philodem, Acad. ind. Hercul. col. T' 7 ff. S. 23 M., eine Schilderung,
deren Überlieferung leider durch den schlechten Erhaltungszustand des Papyrus
beeinträchtigt ist. Drei Jahre dauerte dieser Verkehr, bis Hermias in die Gewalt
des Perserkönigs geriet, der ihn hinrichten ließ (345/44).^) Aristoteles fand nun
mit Pythias, der Nichte und Adoptivtochter des Hermias, die er zur Frau nahm
(Aristokl. b. Euseb. 15, 2, 14), eine Zuflucht in Mytileue auf der Assos gegen-
überliegenden Insel Lesbos. Hier scheint er längere Zeit verweilt zu haben,
wohl im Verkehr mit philosophischen Freunden — Theophrast und Phainias
stammten aus Eresos auf Lesbos — , vielleicht auch in der Absicht eine Schule
zu gründen. Wahrscheinlich noch in Mytilene, möglicherweise aber auch schon
wieder in Athen traf ihn 343/42 der Ruf, am makedonischen Hofe die Erziehung
1) So nach Strab. 13 S. 57 in Verbindung mit Apollod. fr. '£. Andere
Zeugnisse ergeben für Hermias' Tod eine spätere Zeit. Da Aristoteles" drei-
jähriger Aufenthalt bei Hermias durch ApoUodor gesichert ist, müßte darnach
der Aufbruch von Assos noch vor der Katastrophe des Herrschers erfolgt sein.
Damit würde auch der Aufbruch selbst hinsichtüch seiner Motivierung und die
im Texte sogleich zu erwähnende Verbindung mit Pythias in ein anderes Licht
rücken. Vgl. W. W. Jaeger, Studien z. Entstehungsgesch. d. Metaph. d. Arist.
S. 35 Anm.
§ 46. Aristoteles' Leben. 361
des damals dreizehnjährigen Kronprinzen Alexander zu leiten. Daß er Folge-
leistete, ist leicht zu verstehen. Das Bestreben politische Theorie in Praxis um-
zusetzen war ein Erbe des fc^tifters der Akademie. Piaton hatte gedacht, den
eben zum Throne gelangten jugendlichen Dionys im Sinne seiner eigenen politi-
schen Ideale zu beeinflussen. Alexanders Thronbesteigung war nach seinen
Jahren fürs erste nicht zu erwarten. Um so eher ließ sich eine tiefgreifende
Einwirkung auf Charakter und Anschauungen des makedonischen Prinzen er-
hoffen, von der der klar Blickende voraussehen konnte, daß sie einstmals auch
der politischen und kulturellen Entwicklung des Griechentums zugute kommen
werde. Wie Piaton in Syrakus, so mag auch Aristoteles im Mittelpunkte eines
größeren, einheitlich regierten Staatswesens selbst politisch gelernt haben, so
wenig er auch in seinen Schriften auf makedonische Verhältnisse unmittelbar-
Bezug nimmt. Zum mindesten wird durch den Aufenthalt in Makedonien in
ihm das Streben nach Verbindung von Philosophie und Politik und die Er-
kenntnis der Schäden des griechischen kleinstaatlichen Getriebes erstarkt sein ;
beides ist für seine späteren Jahre bezeugt durch Philodem (vgl. Sudhaus, Ehein^
^lus. 48 [1893|, 553. 559. 563). Mit der Thronbesteigung Alexanders, 336/35 vor
Chr., fand der Lehrkursus, der schon vorher während der letzten Jahre durch
politische und militärische Betätigung des Zöglings beeinträchtigt worden war..
sein Ende, und Aristoteles zog sich nach seiner Vaterstadt Stageira zurück (Ps.-
Demetr. d. eloc. 29, 154 = Aristot. fragm. 669 Rose). Daß auch die persön-
lichen Beziehungen zu Alexander, namentlich als dieser nach Asien zu Felde zog,.
schwächer und schwächer wurden, war natürlich. Der Gegensatz zwischen dem
Manne der politischen und militärischen Tat und dem Denker machte sich fühl-
bar. Die Gleichstellung von Barbaren und Griechen durch Alexander stand im
schärfsten . Widerspruche zu der Anschauung vom Barbarentum, die Aristoteles
später in seinem politischen Hauptwerke zum Ausdruck brachte, und der ganze
Perserzug wird von ihm schwerlich gebilligt worden sein, nachdem er zuvor
Philippos, dem Vater Alexanders, eine solche Unternehmung widerraten hatte
(Sudhaus a. a. O. 557. 559)., Dazu kam noch, um das Verhältnis zu trüben, der
wirkliche oder vermeintliche Verrat des Kallisthenes, eines Verwandten und
Schülers des Aristoteles, den der König auf Empfehlung seines ehemaligen
Lehrers in sein Gefolge aufgenommen hatte (Plut. Alex. 52 ff.). Immerhin sind
die antiken Angaben, denen zufolge Alexander, wie Philippos schon vor ihm,
Aristoteles' Forschungen durch Geldbewilligung und andere Vergünstigungen
unterstützte, nicht ohne weiteres abzuweisen, so wenig auch die z. T. ins Aben-
teuerliche gehenden Behauptungen über den Umfang dieser Unterstützung Glauben
verdienen (Ael. var. hist. 4, 19; Athen. 9, 398 e; Phn. hist. nat. 8, 16, 44).
Je mehr Aristoteles das Band, das seinen Zögling an ihn fesselte, schon in
dessen Kronprinzen zeit sich lockern sah, desto stärker zog es ihn nach dem Orte
seines eigenen jugendlichen Studiums. So suchte er ein Jahr nach dem AbschluP>
seiner erzieherischen Mission (335/34) Athen wieder auf. Den Wiedereintritt in
die Akademie verschmähte er wohl im Bewußtsein der Entfernung, die mittler-
weile in philosophischen Grundfragen nicht minder als im Verhalten zum prak-
tischen Leben ihn und seine Mitschüler getrennt hatte. Es blieb also nur,
wollte er in umfassenderem Maße wirken, die Gründung einer eigenen
Schule. Ihre Stätte Avar das Lykeion, der heilige Bezirk des ApoUon Lykeio*
im Nordosten der Stadt, ihre Verfassung wieder die des religiösen Vereins mit dem
Musenkultus als Mittelpunkt (s. oben S. 199). Nach dem :TEoi7(azog (Wandel-
gange), den die Mitglieder der Schule zu wissenschaftUchen Verhandlungen be-
nutzten, hießen sie oi fx (oder cLtö) tot rzsoiaÜTov , nach ihrer (übrigens
;3H2 § "^6- Aristoteles' Leben.
keineswegs auf diese Schule beschränkten) Gepflogenheit des Diskurrierens im
Umhergehen oi nEoinan^Tixol. Man gebrauchte zur Bezeichnung der Schule
auch kurzweg den Namen UegiTiaTo;. Im Unterschiede von der platonischen
verfügte sie bei Lebzeiten ihres Stifters über kein eigenes Grundstück, da Aristo-
teles als Nichtbürger in Athen keinen Grundbesitz erwerben konnte. Erst die
nächste Generation stellte sie in dieser Beziehung der Akademie gleich (Diog.
Laert. 5, 39. 52). Dafür tritt in der wissenschaftliehen Arbeit des Peripatos der
Charakter des Vereins, der neben der Lehrüberlieferung an Jüngere die ge-
raeinsame Forschungsarbeit gereifter Mitglieder pflegte, für uns klarer als in der
Akademie zutage. Die Sammlung und Verarbeitung der gewaltigen Stoffmassen
aus fast allen Gebieten des Wissens, die wir in Aristoteles' erhaltenen Werken
staunend wahrnehmen, setzt archivalische Studien, naturkundliche Beobachtungen
und sonstige Vorarbeiten in einem Umfange voraus, in welchem sie das Schul-
haupt allein auch unter den günstigsten Umständen nicht zu leisten vermochte.
Hier verrät sich die organisierte Hilfe der gesamten Schulmitglieder, soweit sie
zur Fähigkeit methodischen Arbeitens herangebildet waren (vgl. L^seners unten
S. 27* unter F angeführten Aufsatz).
Die Lehrtätigkeit des Aristoteles vollzog sich naturgemäß, wie die Piatons,
bald in der Form des geschlossenen Vortrags bezw. der Vorlesung, bald in der
des Dialogs. Über erstere wird die Besprechung seiner Lehrschriften (§ 47)
«iniges Nähere ergeben. Die Dialogform war da selbstverständlich, wo es sich
nicht um den Unterricht von Neulingen, sondern um die Erörterung von
Problemen mit wissenschaftlich bereits erstarkten Männern handelte, sie kam aber
auch — entsprechend etwa den „Übungen" neben den ,, Vorlesungen" unserer
Universitäten — in der Unterweisung der Novizen zur Anwendung.
Das Große, was von Aristoteles als Schulvorstand geleistet wurde, ist um
so bewundernswerter, als es sich in einen verhältnismäßig kleinen Zeitraum zu-
sammendrängte. Alexanders plötzlicher Tod, 323 v. Chr., bewirkte in den grie-
chischen Staaten, und so auch in Athen, eine Auflehnung gegen die makedonische
Herrschaft und eine Verfolgung aller derjenigen, die im Rufe makedonischer
Gesinnung standen. Aristoteles' Herkunft, seine Beziehungen zu Philipp und
Alexander, seine warme Freundschaft mit Antii^atros, dem Eeichsverweser
Alexanders und jetzigen Bekämpfer der griechischen Erhebung, vielleicht auch
Äußerungen über das Getriebe der athenischen Demokratie, alles das machte
auch ihn zum Gegenstande der Verfolgung, die sich in diesem Falle wieder
einmal in den Deckmantel der Sühnung eines Religionsfrevels verhüllte. Die Lob-
preisung des Hermias in einem noch erhaltenen Hymnos auf die Tugend gab
den einem unbefangenen Leser schwer begreiflichen Anlaß zu einer Anklage
wegen aaeßeia. Aristoteles entschloß sich, dem gefährlichen Prozesse aus dem
Wege zu gehen, um, wie er (mit Bezug auf Sokrates' Schicksal) gesagt haben
soll, zu verhindern, daß die Athener sich zum zweiten Male an der Philo-
sophie versündigten. Er begab sich nach Chalkis, wo er vielleicht von
früher her ein Anwesen besaß. Dort raffte ihn schon nach etwa einem
Jahre, 322/21 vor Chr., eine Krankheit dahin. Sein Testament ist bei Diog.
Laert. 5, 11 ff. erhalten. Er sorgt darin u. a. für Nikanor, den von ihm
adoptierten Sohn seines einstmaligen Pflegevaters Proxenos, für Pythias, die
gleichnamige Tochter seiner ersten Gattin — beide wurden einander zur Ehe
bestimmt — , für Nikomachos, seinen und der Herpyllis Sohn, mit der er nach
dem Tode seiner Gattin Pythias wie es scheint in einem vom athenischen
Gesetz vorgesehenen freien Eheverhältnis gelebt hatte, und für Herpyllis selbst.
Die Schulangelegenheiten, die im Testamente keine Erwähnung finden, waren
§ 46. Aristoteles' Leben. § 47. Die Schriften des Aristoteles. 363
ohne Zweifel schon früher, vielleicht bei Aristoteles' Scheiden aus Athen,
geordnet worden, wobei er Theophrastos zu seinem Nachfolger bestimmte
<Gell. 13, 5).
Ein Urteil über Aristoteles' wissenschaftlichen Charakter setzt die Kenntnis
seiner Schriften und Philosophie (§§ 47—53) voraus. Gleichwohl mag schon
hier auf die Worte hingewiesen werden, mit denen Goethe den Stagiriten charak-
terisiert. Er sagt im unmittelbaren Anschluß an die oben S. 202 wiedergegebene
Schilderung Piatons: „Aristoteles hingegen steht zu der Welt wie ein Mann, ein
baumeisterlicher. Er ist nun einmal hier und soll hier wirken und schaffen.
Er erkundigt sich nach dem Boden, aber nicht weiter, als bis er Grund findet.
Von da bis zum Mittelpunet der Erde ist ihm das Übrige gleichgültig. Er um-
zieht einen ungeheuren Grundkreis für sein Gebäude, schafft Materialien von
allen Seiten her, ordnet sie. schichtet sie auf und steigt so in regelmäßiger Form
pyramidenartig in die Höhe, wenn Piaton einem Obelisken, ja einer spitzen
Flamme gleich, den Himmel sucht." (Diese Charakteristik des Aristoteles ist
jedoch nicht in solchem Maße zutreffend, wie die des Piaton. Die empirische
Basierung, das geordnete Aufsteigen, der nüchterne, vernunftklare Blick, der
gesunde praktische Sinn sind richtige Züge; wenn aber Goethe anzunehmen
scheint, daß die Erkenntnis Aristoteles nur insoweit interessiere, als sie
praktische Bedeutung habe, so widerstreitet dies der Lehre und dem Verhalten
dieses Philosophen. Übrigens fehlt weder bei Piaton, noch bei Aristoteles neben
■dem Aufsteigen zum Allgemeinen das Herabsteigen zum Besonderen durch Ein-
teilung und Deduktion.) Auch hier sei an die Darstellung der beiden Philo-
sophen in Eaffaels Schule von Athen (o. S. 202) erinnert.
§ 47. Die Schriften des Aristoteles waren teils Dia-
loge, teils Lehrschi'iften („akroamatische", d. h. zum Hören be-
stimmte Scliriften). Die ersteren Avnrden durch den Buchhandel
unter ein weiteres Publikum verbreitet, die letzteren in der
Schule vorgelesen. Auf uns gekommen ist nur eine große Reihe
von Lehrschriften (unter Einmengung von Unechtem) und
eine verhältnismäßig kleine Zahl von Dialogfragmenten. Die
Dialoge sind größtenteils während des ersten, die Lehrschriften
während des zweiten Aufenthaltes in Athen verfaßt. Dem In-
halte nach lassen sich die Lehrschriften in folgende Gruppen
einteilen: 1. Logische Schriften. 2. Die Metaphysik. 3. Schriften
zur Naturphilosophie und Naturwissenschaft, Mathematik und
Psychologie. 4. Schriften zur Ethik, Politik und Ökonomik.
An die letzte Gruppe fügen sich am besten die Rhetorik und
die Poetik an. Die Gesamtheit der logischen Schriften wird
unter dem Titel Organon zusammengefaßt. Die Doktrin.
welche in den metaphysischen Abhandlungen behandelt
wird, trägt bei Aristoteles selbst den Namen: erste (auf die
obersten Prinzipien gerichtete) Philosophie und wurde erst
später Metaphysik genannt. Ein einheitliches Werk ist die
..Metaphysik" benannte Schrift keinesfalls, sondern eine Ver-
3()4 § -17. Die Schriften des Aristoteles.
einigimg- von Unters ueliungen, die zum metaphysischen Lehr-
kiirsus des Aristoteles gehörten oder dazu in Beziehung gesetzt
wurden. Unter den Schriften der dritten Gruppe sind die
Physik (auscultationes physicae) und die Naturgeschichte der
Tiere (eine Icomparative Physiologie) \ on erheblicher philo-
sophischer Bedeutung; in noch höherem Grade aber gilt dies
von den psychologischen Schriften (drei Büchern über die
Seele und mehreren kleineren Abhandlungen, den sogen. Parva
Xaturalia). Die Ethik des Aristoteles ist in dreifacher Gestalt
auf uns gekommen, der Xikomachisehen Ethik (den von
Aristoteles" Sohne Nikomachos für die Herausgabe redigierten
ethischen Vorlesungen des Vaters), der Eudemischen Ethik (von
Eudemos verfaßt) und den ^lagna ^loralia (einem Auszug aus
beiden). Der Individualethik steht in der Schrift Politika
die Staatslehre im Sinne der politischen und sozialen Ethik
gegenüber.
Überlieferung. Neben der direkten handschriftlichen Überlieferung, hin-
sichtlich deren auf die Vorreden und kritischen Apparate der Ausgaben ver-
wiesen werden muß (Handschriftenverzeichnis S. III ff. der Akad. Ausg. ; kurze
Orientierung bei Christ-Schmid, Gesch. d. griech. Lit. I^ S. 771), bilden eine
wichtige TextesqucUe die griechischen Kommentatoren, die Texte vor sich hatten,
welche an Alter die unserigen um Jahrhunderte überragen. Die Ausnutzung
dieser TextesqucUe ist erst durch die kritischen Kommentarausgaben der
Berliner Akademie (s. u. S. 365 f.) ermöglicht worden. Syrische und arabische
Texte: Ed. Sachau, Verz. d. svr. Hss. d. Kgl. Bibl. z. Berlin (= Hss.-Verz. d.
Kgl. Bibl. z. Berlin, Bd. 23), Berlin 1899, S. 320 ff.
Beschäftigung des Altertums mit den aristotelischen Schriften:
Die Ergebnisse dieser Beschäftigung waren, abgesehen von der Fortpflanzung der
aristotelischen Lehre, teils Sammlung, Ordnung und Herausgabe der aristotelischen
Vorlesnngs-(Lehr-jSchriften und im Zusammenhange damit Verzeichnisse der
aristotelischen Schriften und eine Einteilung des Schriftencorpus, teils Kommen-
tare und Paraphrasen, die zur Erklärung des Aristoteles, mehr aber noch zur
Geschichte dieser Erklärung sehr wertvolle Beiträge liefern.
Die Zusammenstellung der aristotelischen Vorlesungen zu den
Schriften, die wir heute in Händen haben, wurde schon von Aristoteles selbst
und den nächstfolgenden Generationen des Peripatos begonnen. Im wesentlichen
abschließend und grundlegend für die Zukunft war die Ausgabe des Andro-
nikos von Rhodos (s. § 71). Mit der Veranstaltung dieser Ausgabe gingen
Anlage eines Schriftenverzeichnisses, Einteilung des Corpus und Abfassung von
Kommentaren Hand in Hand. Durch diese Arbeiten begründete Andronikos eine
neue Epoche aristotelischer Studien.
Neben der im wesentlichen auf Andronikos beruhenden Gestaltung unseres
aristotelischen Corpus liegen uns von Resultaten antiker Arbeit noch vor:
A. Antike Schriftenverzeichnisse, und zwar:
I. Das Verzeichnis bei Diog. Laert. 5, 21 — 27 (vgl. 34), außer den Diogenes-
Ausgaben abgedruckt in der Arist.-Ausgabe d. Berl. Akademie V, S. 1463 ff., bei
Val. Rose, Arist. Pseudepigr. S. 12 ff., Arist. qui fereb. libr. fragm. S. 3 ff.
IL Das Verzeichnis des Anonymus Menagii, zurückgehend auf Hesychios
(s. o. S. 358), abgedruckt in der Arist.-Ausg. d. Berl. Akad. V, S. 1466 ff., Aristot.
Pseudepigr. S. 18 f., Aristot. qui fereb. libr. fragm. S. 9 ff. Hesych hat das
Verzeichnis des Diog. Laert. wiedergegeben, manches ausgelassen, anderes zur
Ergänzung hinzugefügt.
§ 47. Die Schriften des Aristoteles. J^65
Die Zahl der von Aristoteles verfaßten Bücher wird in I und il überein-
stimmend auf gegen 400 angegeben. Quelle dieser Liste ist wahrscheinlich der
alexandrinischc Peripatetiker Herraippos (s. o. S. 22), der in diesem Verzeichnisse
diejenigen Schriften des Aristoteles zusammenstellte, die in der alexandrinischen
Bibliothek vorhanden waren.
III. Das Verzeichnis des Perijoatetikers Ptolemaios (im 1. oder 2. Jahrh.
nach Chr., jedenfalls nach Andronikos), uns sehr unvollständig vorliegend bei
zwei arabischen Schriftstellern, Ibn el-Kifti (gest. 1248) und Ibn Abi Oseibiam
(gest. 12G9), erwähnt von Elias in Categ., abgedruckt in der Berliner Aristoteles-
Ausgabe V, S. 1469 ff., bei Val. Eose, Aristot. qui fereb. libr. fragm. S. 18 ff.
Übersetzung der beiden arabischen Rezensionen des Schriftenverzeichnisses bei
A. Baumstark, Aristot. bei den Svrern vom V. — VIII. Jahrh. I, Leipzig 1900,
S. 61 ff. (dazu A. Chatzis, D. Philos. u. Gramm. Ptol. Chennos S. XXII ff.).
Eine weitere Spur dieses Verzeichnisses ist mit Wahrscheinlichkeit erhalten bei
Olvmpiod. proleg. (Comm. in Aristot. Graeca vol. XII, pars I), S. 6, 12 vgl. mit
S. 1472 Xo. 87, S. 1473 No. 90 d. Akad. Arist.-Ausgabe. Dieses Verzeichnis gibt,
wie schon Andronikos getan, die Zahl der Bücher auf 1000 an.
B. Antike Einteilung des Corpus Aristotelicu m bei Olvmpiod.
proleg. S. 6, 9 ff., Philop. in Categ. S. 3, 9 ff. (nicht nach Andronikos, da Ihoi
eofujvsi'a; unter den echten Schriften genannt wird bei Olympiod. S. 8, 8, Philop.
S~. 5, 9 — entgegen der Athetese des Andronikos [Alex, in Anal. pri. S. 160, 32 f.,
Amm. de interpr. S. 5, 28 u. a.]).
C. Kommentare. Eine Sammlung der antik- griechischen und einer
Eeihe byzantinischer Kommentare wurde von der Berliner Akademie ver-
anstaltet unter dem Titel: Commentaria in Aristotelem Graeca edita con-
silio et auctoritate Academiae litterarum regiae Borussicae, BerolLni 1882 sqq.
Die auch in editionstechnischer Hinsicht musterhafte Ausgabe umfaßt 23 Bände
in 51 Teilen und enthält ein unschätzbares, größtenteils noch unausgenütztes
Material für die Geschichte der Aristotelesüberüeferung und -erklärung. Mit
dieser Sammlung verbunden ist das Supplementum Aristotelicum editum
consilio et auctoritate Academiae litterarum regiae Borussicae, Berolini 1885 sqq.
Es bildet eine Ergänzung der Akademischen Aristotelesausgabe und der Kom-
mentarsammlung und enthält neben der wiedergefundenen aristotelischen Uo/ursia
\4d>]vaicin' einige Schriften, die. ohne die Form des Kommentars zu haben, zu den
Erzeugnissen der aristotelischen Studien des Altertums und des byzantinischen
Mittelalters gehören. Die Comment. in Arist. Gr. und das Supplem. Arist. um-
fassen im einzelnen folgende Werke:
Commentaria in Aristotelem Graeca: Vol. I Alexander in Metaphysica
ed. M. Hayduck 1891. II 1 Alexander in Priora Analytica ed. 31. Wallies 1883.
II 2 Alexander in Topica ed. M. Wallies 1891. II 3 Alexander (Michael Ephe-
sius) in Sophisticos elenchos ed. M. Wallies 1898. III 1 Alexander de sensu ed.
P. Wendland 1901. III 2 Alexander in Meteora ed. IM. Hayduck 1899. IV 1
Porphyrii Isagoge et in Arist. Categorias comm. ed. Ad. Busse 1887. IV 2 De-
xippus in Categorias ed. Ad. Busse 1888. IV 3 Ammonius in Porphyrii quinque
voces ed. Ad. Busse 1891. IV 4 Ammonius in Categorias ed. Ad. Busse 1895.
IV 5 Ammonius de interpretatione ed. Ad. Busse 1897. IV 6 Ammonius in Ana-
Ivtica Priora ed. M. Wallies 1899. V 1 Themistius in Analytica Posteriora ed.
M. Wallies 1900. V 2 Themistius in Physica ed. H. Schenkl 1900. V 3 The-
mistius de anima ed. R. Heinze 1899. V 4'Themistius de caelo Hebraice et Latine
ed. S. Landauer 1902. V 5 Themistii in Metaphys. übr. .1 paraphrasis Hebraice
et Latine ed. S. Landauer 1903. V 6 Themistius (Sojihonias) in Parva naturalia
ed. P. Wendland 1903. VI 1 Syrianus in Metaphysica ed. Guil. Kroll 1902.
VI 2 Asclepius in Metaphysica ed. M. Hayduck 1888. VII Simplicius de caelo
ed. J. L. Heiberg 1894. VIII Simplicius in Categorias ed. Carol. Kalbfleisch
1907. IX Simplicius in Physicorum 1. I — IV ed. H. Diels 1882. X Simplicius
in Physicorum 1. V — VIII ed. H. Diels 1895. XI Simplicius de anima ed.
M. Havduck 1882. XII 1 Olympiodori Prolegomena et in Categorias comment.
ed. Ad. Busse 1902. XII 2 Olympiodorus m Meteora ed. W. Stüve 1900.
XIII 1 loannes Philoponus (olim Ammonius) in Categorias ed. Ad. Busse 1898.
XIII 2 loannes Philoponus in Analytica Priora ed. M. Wallies 1905. XIII 3
loannes Philoponus in Analytica Posteriora cum Anonymo in librum IL ed.
i]{'){') § ^'- I->io Schriften des Aristoteles.
M. Wallies 1909. XIV 1 Joannes Philoponus in Meteora ed. M. Hayduck 19(J1.
XIV 2 loannes Philoponus de geueratione et corruptione ed. H. Vitelli 1S07.
XIV 3 loannes Philoponus (Michael Ei^hesius) de generatione animalium ed.
j\I. Hayduck 1903. XV loannes Philoponus de aninia ed. M. Hayduck 1S07.
XVI loannes Philoponus in Physicorum I. 1— III ed. H. Vitelli 1887. XVII
loannes Philoponus in Physicorum 1. IV-VIII ed. H. Vitelli 1888. XVIII 1
Elias (olim David) in Porphyrii Isagogen et Arist. Categorias ed. Ad. Busse 1900-
XVIII 2 Davidis Prolegomena et in Porphyrii Isagogen comment. ed. Ad. Busse
1904. XVI II 3 Stephanus de interpretatione ed. M. Hayduck 1885. XIX 1
Aspasius in Ethica ed. G. Heylbut 1889. XIX 2 Heliodorus in Ethica ed.
G. Heylbut 1889. XX Michael, Eustratius, Anonymus in Ethica ed. G. Heylbut
1892. XXI 1 Eustratius in Analyticorum Posteriorum libr. II ed. M. Hayduck
1907. XXI 2 Anonymus et Stephanus in Artem rhetoricam ed. H. Rabe 1896.
XXII 1 Michael Ep'hesius in Parva Naturalia ed. P. "Wendland 1903. XXII 2
Michael Ephesius in libros de partibus animalium, de animalium motione, de
animalium incessu ed. M. Hayduck 19U4. XXII 3 Michael Ephesius in Ethic.
1. V (suppl. vol. XX) ed. M. Hayduck 1901. XXIII 1 Sophoniae in libros de
anima paraphrasis ed. M. Hayduck 1883. XXIII 2 Anonymi Categoriarum para-
phrasis ed. M. Hayduck 1883. XXIII 3 [Themistii] paraphrasis in Analytica
Priora ed. M. Wallies 1884. XXIII 4 Anonymi in 8ophisticos elenchos para-
phrasis ed. M. Hayduck 1884.
Supplementum Aristotelicum: Vol. I 1 Excerptorum Constantini de
natura animalium libri duo. Aristophanis historiae animalium epitome subiunetis
Aeliani Timothei aliorumque eclogis ed. Spyridon P. Lambros 1885. I 2 Pris-
ciani Lydi quae extant, Metaphrasis in Theophrastum et Solutionum ad
Chosroem über ed. I. Bywater 1886. II Alexandri Aphrodisiensis praeter com-
mentaria scripta minora ed. Ivo Bruns: 1 De anima über cum mantissa, 1887.
2 Quaestiones. De fato. De mixtione, 1892. III 1 Anonymi Londinensis ex
Aristotelis latricis Meuoniis et aliis medicis eclogae ed. H. Diels 1893 (s. dazu
Diels, Hermes 28 [1893J, 407 ff.). III 2 Aristotelis res publica Atheniensium ed.
F. G. Kenyon 1903.
Manche byzantinischen Arbeiten zu Aristoteles, wie solche des Psellos,
loannes Italos, Xikephoros Blemmydes, Georgios Pachymeres und Theodoros
Metochites harren noch der Herausgabe.
Als lateinischer Ko.mmentator des ausgehenden Altertums ist Boethius
zu erwähnen (s. § 85). Über Kommentatoren des mittelalterlichen
Okzidents s. den IL Band dieses Grundrisses, über syrisch- arabische
Kommentare die S. 41* verzeichnete Literatur; vgl. auch Ed. Sachau, Verz. d.
syr. Hss. d. Kgl. Bibl. zu Berhn (= Hss.-Verz. d. Kgl. Bibl. zu Berlin, Bd. 23),
Berlin 1899, S. 335 ff. Zusammenstellung von im griechischen Osten viel ge-
lesenen Schriften des Aristoteles und Kommentaren dazu im Anecdoton Hie-
rosolymitanum (Ende d. 13. Jahrb.), herausg. von P. Wendland, Comm. iu
Aristot. Gr. III 1 S. XVII — XIX. Liste von Aristotelesinterpreten in
cod. Marc. 203 bei H. Usener, Rhein. Mus. 20 (1865), 135 f. = Kl. Sehr. III
S. 5 f.
In den christlichen Schulen des Mittelalters dienten teils logische
Schriften des Aristoteles, teils Darstellungen der aristotelischen Logik durch
Boethius u. a. als L'nterrichtsmittel; Augustins Empfehlung der Dialektik gab
denselben einen Halt. Doch kamen erst um die Mitte des zwölften Jahrhunderts
die logischen Hauptwerke des Aristoteles selbst den Scholastikern (in lateinischen
Übersetzungen) in die Hände. In der zweiten Hälfte des zwölften und im Laufe
des dreizehnten Jahrhunderts wurden auch die physischen, metaphysischen und
ethischen Schriften des Aristoteles im Abendlande bekannt, und zwar zuerst, so-
weit die Araber sie .besaßen (bis gegen 1225), durch Vermittlung dieser, dann
auch mittels direkter Übertragungen aus dem Griechischen (s. Grundr. 11^' S. 405 ff.).
Einzelne Schriften, insbesondere die Politik, statt welcher die Araber nur unechte
politische Schriften gekannt zu haben scheinen, wurden nur auf diesem letzteren
Wege bekannt. Die Übersetzungen aus dem Arabischen sind zum Teil bis zur
völligen L'nverständlichkeit entstellt; die direkten L'bersetzungen aus dem Grie-
chischen (insbesondere die infolge einer Aufforderung des Thomas von Aquino
durch Wilhelm von Moerbeke um 1260 bis 1270 ausgeführte Übersetzung sämt-
licher oder doch sehr vieler Schriften des Aristoteles) sind mit buchstäblicher
§ 47. Die Schriften des Aristoteles. )]QJ
Treue anget'erligt worden fso daß sie uns oft sehr sichere Rückschlüsse auf die
Lesart der ihnen /.ugruncle liegenden Codices gestatten), aber geschmacklos
und nicht selten sinnlos. Die Lektüre der physikalischen Schriften des Aristoteles
■wurde (wegen der Lehre von der Weltewigkeit und wegen anderer, zum Teil auf
Grund unechter Schriften irrig gedeuteter Doktrinen) 1209 durch ein Pariser
Provinzialkonzil, die der physischen und metaphysischen Schriften 1210 durch
den päpstlichen Legaten Robert von Courcon, als derselbe die Statuten der Parisei
Universität sanktionierte, verboten. Dieses Verbot, im April 1231 durch den Papst
C-rregor IX. in limitierter Form erneut, blieb offiziell in Geltung bis zum Jahre
1237 (nach dem Zeugnis des Roger Baco bei Charles, R. B., Paris 1861, S. 314
und 412); bald darauf aber ward das kirchüche Urteil ein günstiges. Die Scho-
lastik stützte sich von nun an in philosophischem Betracht ganz auf Aristoteles,,
allerdings nicht ohne eine gewisse Umbildung einzelner Sätze; insbesondere ist die
philosopiaische Richtung des Thomas von Aquino, welche bei den katholischen
Kirchenlehrern vorwiegend ward, der Aristotelismus. Aber auch scholastische
Richtungen, wie die des Scotus und die des Occam, die von der thomistischen
abwichen, hielten im wesentlichen an der Lehre des Aristoteles fest. Die Physik
und Metaphysik des Aristoteles M'urde 1254 zu Paris in den Kreis der Unterrichts-
gegenstände der Facultas artium mit aufgenommen. Die Ethik und die Politik
des Aristoteles wurden gleichfalls hochgehalten; doch wurde wenigstens die Politik
mit geringerem Eifer studiert.
Beim Wiedererwachen der Altertumsstudien im 15. Jahrhundert tat zwar
der erneute Piatonismus dem Aristotelismus einigen Eintrag; doch gewannen
auch die aristotelischen Studien eine wesentliche Förderung durch die sich ver-
breitende Bekanntschaft mit der griechischen Sprache. Neue, richtigere, ver-
ständlichere und in reinem Latein verfaßte Übersetzungen verdrängten die alten;
bald wurden zahlreiche lateinische und griechische Ausgaben veranstaltet. Auch
aui protestantischen Universitäten wurden die aristotelischen Schriften eifrig
studiert, insbesondere unter dem Einfluß Melanchthons. Im 16. Jahrhundert
wurden fast alle aristotelischen Schriften sehr häufig ediert, übersetzt und kom-
mentiert, im 17. Jahrhundert beträchtlich weniger, während des größeren Teils
des 18. Jahrhunderts mit wenigen Ausnahmen fast gar nicht mehr, bis gegen
das Ende desselben ein neues Interesse erwachte, das durch A. Trendelenburg
besonders gefördert wurde, noch gegenwärtig andauert und sich auch in den
zahlreichen (im Literaturverzeichnis angeführten) literarischen Erscheinungen be-
kundet. Das Nähere über die aristotelischen Studien des Mittelalters und der
Neuzeit bieten die folgenden Bände dieses Grundrisses.
Gesamtausgaben und -Übersetzungen der Werke:
Die Werke des Aristoteles sind in lateinischer Übersetzung zuerst
zugleich mit Kommentaren, die der arabische Philosoph Averroes (um 1180) ver-
faßt hatte, Veneliis 1489, dann auch ebend. 1496, 1507, 1538, 1550—1552, Basileae
1538 u. ö. gedruckt worden, griechisch zuerst Venetiis apud Aldum Manutium,
1495—1498, dann unter der Aufsicht des Erasmus und des Simon Grynaeus
Basileae 1531 und ebend. 1539 und 1550 (die ßasileensis tertia von 1550 wird
auch nach dem Mitherausgeber Isengrin die Isengriniana genannt); ferner Venetiis
apud Aldi filios 1551 — 1553, ediert durch Joh. Bapt. Camotius; dann ediert durch
Friedrich Svlburg, Francof. 1584 — 1587; durch Isaac Casaubonus, griech. u. lat.,
Lugduni 1590 u. ö. (1596, 1597, 1605, 1646); durch du Val, griech. u. lat., Paris
1619 u. ö. (1629, 1639. 1654); die letzte (lateinische) Gesamtausgabe im 17. Jahr-
hundert erschien zu Rom 1668. Einzelne Schriften, wie besonders die Nikom.
Ethik, sind sehr häufig ediert worden bis zur Mitte und bald nach der Mitte des
17. Jahrhunderts; nach dieser Zeit erschienen Ausgaben einzelner Schriften spär-
lich und neue Gesamtausgaben der Werke überhaupt nicht mehr bis gegen das
Ende des 18. Jahrhunderts, wo Buhle die Werke des Aristoteles (griech. u. lat.
Biponti et Argentorati 1791—1800) von neuem in 5 Bänden herauszugeben begann.
Der erste Band dieser unvollendet gebliebenen Ausgabe enthält mehrere immer
noch wertvolle Abhandlungen, insbesondere auch über die Ausgaben des Aristo-
teles und seiner griechischen und lateinischen Kommentatoren.
Seit den letzten Jahrzehnten des achtzehnten Jahrhunderts erwachte und
erstarkte mehr und mehr der historische Sinn, der den aristotelischen Werken
einen hohen Wert als Dokumenten des Entwicklungsganges der Philosophie zu-
erkannte. So erneuerte sich das Interesse an den Schriften des Aristoteles, das
;-}l3f>; § 47. Die Schriften des Aristoteles.
im Laufe des 19. Jahrhunderts fortwährend gestiegen ist. Die bedeutendsten
Gesamtausgaben dieses .Jahrhunderts sind: die von der Akademie der Wissen-
schaften in Berlin veranstaltete Ausgabe, Bd. I und II: Aristoteles Graece ex
reo. Imm. Bekkeri, Berol. 18B1 ; Bd. III: Aristoteles Latine interpretibus variis,
ib. 1831; Bd. IV: Scholia in Aristotelem coUegit Christ. Aug. Brandis, ib. 1880
■tes finden sich hierin nur Auszüge aus den Scholien, überholt durch die große
Kommentatorenausgabe); Bd. V: Aristotelis, qui ferebantur, librorum fragmenta
coUegit Valent. Rose. Scholiorum in Aristot. supplementum (der vollständige
Kommentar des Syrianos zu einigen BB. der Metaphys., ed. H. Usener). Index
Aristotelicus. Ed. Herrn. Bonitz. ib. 1870 (Hauptausgabe, nach deren Seiten-
zahlen zitiert wird). Die Bekkersche Ausgabe ist zu Oxford 1837 wieder-
abgedruckt Avorden, und Bekker selbst hat nach ihr, jedoch mit einigen Änderungen
im einzelnen, die Hauptschriften des Aristoteles gesondert herausgegeben, leider
■ohne dem Texte die in der Gesamtausgabe enthaltene Varietas lect. wieder bei-
zufügen. Es folgte die zu Paris bei Didot erschienene Ausgabe: Arist. cum
fragmentis ed. Dübner, Bussemaker, Heitz, 4 vol., Paris 1848—1869. Vol. ö,
<'ontinens indicem nominum et rerum, ib. 1874. Stereotyp-Ausgaben sind bei
Tauclinitz in Leipzig 1831—1832, 1843 und später erschienen. Zahlreiche
Schriften des aristot. Corpus umfaßt die Bibliotheca Teubneriana. Einen brauch-
baren Kommentar bietet die Ausgabe: Aristot. griech. u. deutsch mit sach-
erklärenden Anmerkungen von Prantl, Aubert, Wimmer, Susemihl, Frantzius
(nicht alles erschienen), Bd. 1—7, Leipzig 1854—1879. Ö. unter den einzelnen
Werken. Chrestomathien : Gust. Schneider, Lesebuch aus A., Wien und Leipzig
1912; Lesebuch aus Piaton u. A., Text u. Erläuter. (3. Aufl.), Leipzig 1912. 1915.
In deutscher Übersetzung sind die meisten aristotelischen Schriften in der Metz-
lerschen Sammlung (übersetzt von K. L. Roth, K. Zell, L. Spengel, Chr. Walz,
F. A. Kreuz,.. Ph. H. Külb, J. Rieckher und C. F. Schnitzer) und in der Hoff-
mannschen Übersetzungsbibliothek (übersetzt von A. Karsch, Ad. Stahr und
Karl Stahr) erschienen. Auch in der Philosoph. Bibliothek (Leipzig, Meiner) ist
eine Reihe aristotelischer Schriften in Übersetzung und mit Anmerkungen ent-
halten. Englisch: The works of Arist., transl. into English ander the editorship
of J. A. Smith and ^V. D. Ross, Oxford (die erschienenen Bände s. unter den
betreffenden Schriften). Französisch: Aristote, trad. en francais avec des notes
perpetuelles par J. Bathelemy Saint Hilaire, Paris 1879—1892.
Ausgaben und Übersetzungen einzelner Werke oder Gruppen
von Werken:
Organon ed. Th. Waitz, 2 voll.. Leipzig 1844—1846. Arist. Categ. gr.
■cum versione Arabica Isaaci Honeini fil. ed. Jul. Theod. Zenker, Leipzig 1846.
Soph. Elench., ed. Edw. Poste, Lond. 1866. Fr. Michelis, Aristotelis :t. EOfup'Ei'a;
librum pro restituendo totius philosophiae fundamento interpretatus est, Heidelb.
1886. Posterior Analytics, transl. by E. S. Bouchier, London 1901. Laminne.
Le traitt' Ueoi foinp'i^ia; d'Aristotc. Traduction et commentaire, Bruxelles 1901.
Die Hermeneutik des Ar. in der arabischen Übers, des Ishäk Ibn Honain herausg.
V. Isid. Pollak, Abhandl. f. d. Kunde d. Morgenl. 13. Bd., Leipzig 1913.
Metaphvsica ed. Brandis, Berl. 1823; ed. Seh wegler, mit deutscher Über-
setzung, Tüb. "1847— 1848; ed. H. Bonitz, Bonn 1848-1849; recogn. W. Christ,
Lpz. 1886. 1895. Metaph. übers, v. H. Bonitz, hrsg. v. E. Wellmann. Berl. 1890.
Buch A der Metaph. Übersetzung v. Karl Goebel, Soest 1896, Pr. Ubers. u. mit
einer Lebensbeschr. d. Arist. u. mit erklär. Anmerk. versehen von Eugen Rolfes
(neue Ausg.), Philos. Bibl. 2. und 3. Bd., Leipzig 1904. Übertr. von A. Lasson,
Jena 1907, von Herm. Bender, Berlin-Schöneberg 1911. Engl. Übers, von W. D.
Ross, Oxf. 1908 (Bd. 8 der Sammlung von J. A^ Smith und W. D. Ross).
Phvsica rec. C. Prantl, Lips. 1879. Arist. Physik griech. u. deutsch mit
sacherkl. 'Anmerk., Lpz. 1854. Griech. Test, franz. Übers, u. Erklär, von Barth.
St. Hilaire, Paris 1862. Arist. Phvsique livre II, traduction et commentaire par
Ö. Hamelm, Paris 1908. Book VII bv R. Shute, Oxford 1882 = Anecdota
•Oxon. III (Kollation von Parisin. 1859,' 1861, 2633 und einer Handschrift der
Bodleiana).
De coelo et de generatione et corruptione rec. C. Prantl. Lips. 1881.
<4riech. u. deutsch mit Anmerk. v. C. Prantl, Leipzig 1857. De caelo, griech. u.
franz. mit Erklär, v. Barth. St. Hilaire, Paris 1866.
§ 47. Die Schriften des Aristoteles. ;-]69
De generatione et corruptione ed. Prantl, s. unter De caelo. Griech.
11. franz. mit Erklär, von Barth. St. Hilaire zus. mit De Mdisso Xenoph. Gorgia
^beigefügt Introduction sur les origines de la philosophie grecque), Paris 1866.
Meteorologica ed. Jul. Lud. Ideler, Lpz. 1834 — 1836. Griech. u. französ.
mit Erklärung von Barth. St. Hilaire, Paris 1867.
De animalibus historia publ. et trad. par M. Camus, Paris 1.783, gr. et
Jat. ed. Joachim Gottlob Schneider, Lpz. 1811. Krit. bericht. Text, Übers., Er-
Jclärung und Index von H. Aubert u. Fr. Wimmer, Ly>z. 1868. Textum recogn.
Leonard. Dittmeyer, Lipsiae 1907. Naturgesch. d. Tiere, deutsch von A. Karsch,
2. Aufl., Berlin-Schöneberg 1911. Histoire des animaux, traduite en franyais et
accompagnee de notes perpetuelles par J. Bartholemv Saint-Hilaire, 3 vols., Paris
1884. Engl. Übers, von D'Arcy Wentvvorth Thompson, Oxford 1910 (Bd. 4 der
Sammlung von J. A. Smith und VV. D. Ross).
Vier Bücher über die Teile der Tiere, griech. u. deutsch mit sacherkl.
Anm. hrsg. von A. von Frantzius, Lpz. 18.53; de part. anim. 1. IV, ed. Bernhard
Langkavel, Lpz. 1868. Deutsch von A. Karsch, Berlin -Schöneberg 1910. Engl,
von W. Ogle, Oxf. 1911 (in d. Samml. v. J. A. Smith und W. D. Ross).
Über die Zeugung und Entwicklung der Tiere, griech. u. deutsch
von Aubert u. Wiuuner. Lpz. 1860; Traitc de la g^n^ration des animaux, traduit
par .T. Barthelemy Saint-Hilaire, 2 vols., Paris 1887. Gull. Moerbekensis
translatio comment. Aristot. de gener. animalium ed. L. Dittmeyer, Dillingen
1914, Pr. Engl. Übers, von A. Platt, Oxf. 1910 (in der Samml. von J. A. Smith
lind W. D. Ross).
Arist. de animalium motione et de animalium incessu, Ps.-
Arist. de spiritu lib. ed. Vern. Gull. Jaeger, Lipsiae 1913. De mot. an. et de
ine. au. transl. by S. L. Farquharson, Oxf. 1913 (in der Samml. von J. A. Smith
und W. D. Ross).
Aristotelis quae feruntur de plantis, de mirabilibus auscultatio-
■iiibus, Mechanica, de lineis insecabilibus, ventorum situs et
uomina, de Melisso Xenophane Gorgia ed. O. Äpelt, Lpz. 1888. Aus der
letztgenannten Schrift der Abschnitt über Xenophanes bei Diels, Vorsokr. 11 A 28,
der über Melissos ebenda 20 A 5. Lib. de mirab. aiiscult. explic. a J. Beck-
mann, Gott. 1786 (mit den Anmerkungen verschiedener Gelehrten); dazu Novae
.aunot. ad Arist. lilar. d. mir. ausc, in: Marabodi liber lapidum illustr. a loanne
Beckmann. Gott. 1799, S. 148 ff. Engl. Übers, v. Launcelot und Dowdall (in d.
-Samml. von J. A. Smith und W. D. Ross), Oxf. 1909 (bringt wissenschaftlich
nichts Neues; vgl. H. Mutschmann, Wochenschr. f. klass. Philol. 1910, 342).
De lineis insecab. englisch von H. H. Joachim, Oxf. 1908 (in der Sammlung von
J. A. Smith und W. D. Ross).
De coloribus: Aristot. über die Farben, erläutert durch eine Übers, der
Farbenlehre der Alten, von Carl Prantl, München 1849. Arist. quae feruntur de
eoloribus, de audibilibus, Phy siognomonica rec. C. Prantl, Lips. 1881.
Die Phvsiognomonika auch bei Richard Foerster, Script, phvsiogn. Graeci et Latini,
Lips. 1893, I S. 4 ff.
De anima libr. tres, ed. F. Ad. Trendelenburg, Jena 1833, ed. IL emen-
■data et aucta, Berlin 1877 (besorgt von Christ. Beiger); ed. Barth. St. Hilaire,
Paris 1846; ed. A. Torstrik, Berlin 1862 (vgl. R. Noetels Rez. in der Z.
f. G.-W. 18 [18641, 131—144); ed. Gull. Biehl, Lips. 1884. 1896; ed. II cur.
O. Apelt, Lips. 1911; rec. Aur. Förster, Budapest 1912. Ar.s Psychology in
Greek and English with introduction and notes by Edw. Wallace, Camljridge
1882; with transl., nitrod. and notes by R. D. Hicks, Cambridge 1907. Arist.,
traitc de rame, trad. et annote par G. Rodier (texte, traductiou, notes), 2 voll.,
Paris 1900. Aristotele, esposizione critica della psichologia greca, definizione
deir anima. II trattato dell' anima, Lib. I, 1 — II, 3, traduzione e note di Giam-
"battista Barco, Torino-Roma 1879; ders., dell' anima vegetativa e sensitiva (lib.
II, 4 — III, 2), saggio di interpretazione, Torino 1881. Ar. de anima lib. B secun-
dum recens. Vaticanam, ed. H. Rabe, Berlin 1891. E. Essen, Das erste Buch der
aristotelisch. Sehr, über d. Seele ins Deutsche übertragen u. in „seiner ursprüngl.
Gestalt wiederhergestellt, Jena 1892; das zweite B. in krit. Übers., 1894; das
•dritte desgl., 1896 (sehr willkürlich). Ar.' Sehr, über die Seele, übers, u. erklärt
ivon E. Rolfes, Bonn 1901. Arist. Psychology, a treatise on the principle öf life
Uebcrweg, Grundriß I. 24
37(J § •!'• Die Schriften des Aristoteles.
(De aiiima and Parva naturalia) transl. with introd. and notes by W. A. Hara-
raond, London 1902.* Arist. de anima III ?, interpret. e oommento bei G. Razzoli,
L'imaginazione nella teoria arist. della conoscenza, Milano 1903. Drei Bß. über
die vSeele, neu übers, von A. Busse, Leipz. 1911 (Philos. Bibl.. neue Ausg. Bd. 4).
Parva naturalia recogn. Guil. Biehl, Lpz. 1898. J. Ziaja, Arist. de sensu
c. 1 — 3 (Übers, mit Annierk.), Breslau 1887, Pr. Arist. de sensu and de memoria,
text and translation, with introd. and comment. by G. R. T. Ross, Cambridge
1906. The Parva nat. transl. by J. I. Beare and G. R. T. Ross, Oxf. 1908 (in
der Samml. von J. A. Smith und W. D. Ross).
Les problbmes d'Ar., ins Franz. übersetzt von Barthel. St. Hilaire, 2 vols.,
Paris 1891. Ps.-Arist. de rebus musicis probl. reo. Car. Janus, in: Musici Script.
Graeci, Lips. 1895. F. A. Gevaert et J. C. Vollgraff, Les problfemes musicaux
d'Aristote; fasc. I contenaut le texte grec avec la traduction frangaise en regard,
les notes philologiques et le commentaire musieal jusqu'a la fin de la section B. 4,
Gand 1899. Aristot. quae feruntur problemata physica ed. C. Aem. Ruelle. Reo.
H. Knoellinger, Lips. (in Vorbereitung).
Ethica Nicomachea ed. C. Zell, 2 voll., Heidelb. 1820. Ed. A. Coray,
Paris 1822. Ed. Cardwell, Oxon. 1828—1830. Ed. C. L. Michelet (mit Komm.),
Berol. 1829-1835, 2. ed. 1848. Bekker hat die Ethik auch gesondert 1831, 1845,
1861 herausgegeben. Den Bekkerschen Text reproduziert meist die Ausgabe von
W. E. Jelf, Oxf. u. Lond. 1856. Eth. ed. B. St. Hilaire, Paris 1856. Rogers, Edit.
altera, Lond. 1865. Ar. Ethics, ill. by Alex. Grant, Lond. 1856—1858, 4 ed. 1884.
Arist. Eth. Nicom. ed. et commentario continuo instnixit G. Ramsauer. Adiecta
est F. Susemihlii ad editorem epistola critica, Lpz. 1878 (der Kommentar zeugt
von eindringendem Verständnis des Ar., nur fehlt ein brauchbarer krit. Apparat,
auch sind die früheren Hilfsmittel zur Erklärung nicht ausreichend benutzt). Ar.
Eth. Xicom. rec. Fr. Susemihl, Lips. 1880, edit. 3. cur. O. Apelt, Lips. 1912. Vgl.
Susemihl, Die Bekkerschen Handschr. der nikom. Eth., Jahrbb. f. Philol. 117
(1878), 625 — 632; ders.. De Aristotelis Ethicis Nie. recognoscendis dissert. I. et IL,
Berl. 1878. Ar. Eth. Mc. recognov. I. Bywater, Oxonii 1890. 1913. Die Bücher
VIII u. IX (über die Freundschaft) sind gesondert von Ad. Theod. Herrn. Fritzsche
herausgegeben worden, Gießen 1847. B. V besonders hrsg. von Henry .Jackson,
London 1879. Xicomach. Ethics books I — IV and X, eh. 6 — 9 by E. L. Hawkins,
Oxf. 1881. Arist. Ethics ed. by J. Burnet. Arist. Nicom. Ethics, Pref. and explan,
notes by D. P. Chase, London 1906. Arist. Nicom. Eth. book VI. with essays,
notes and transl. by L. H. G. Greenwood, Cambr. 1909. Ar.s.Nic. Ethics, trans-
lation with notes bv J. Welldon, London 1892. Deutsche Übersetzungen von
Christ. Garve. 2 Bde., Breslau 1798 u. 1801, Ad. Lasson, Jena 1909, Eug. Rolfes,
2. Aufl. Leipzig 1911 (Philos. Bibl. Bd. 5).
Ethica Eudemia, ed. A. Th. H. Fritzschius, Regensb. 1851. Adieeto de
virtutibus et vitiis libello rec. Fr. Susemihl, Lpz. 1884.
Arist. quae feruntur Magna Moralia rec. Fr. Susemihl, Lpz. 1883.
Politica ed. Herm. Conring, Helmstädt 1656, Braunschweig 1730; J. G.
Schneider, Frankfurt a. d. O. 1809; C. Göttling, Jena 1824; Ad. Stahr, Leipzig
1839; B. St. Hilaire, Paris 1837, 2. edit. 1848, 3. edit. 1874; I. Bekker, Berlin
(1831) 1855; Eaton, Oxford 1855; R. Congreve, Lond. 1855 u. 1862. Arist. Polit.
cum vet. translat. Guil. de Moerbeka, ed. Susemihl, Leipzig 1872; ders. auch in
der Bibliotheca Teubneriana, III. ed., nova impressio, Leipzig 1894. Griech. und
deutsch mit sacherkl. Anmerk., hrsg. von Susemihl, 2 Bde., Lpz. 1879. The Pol.
of A., a revis. text, with introduct., analys. and comm. by F. Susemihl and
R. D. Hicks, Books I— V, Lond. 1894. The Politics of A., with an introduction,
two prefatory essays and notes crit. and explan., by W. L. Newman, Oxf. 1887
bis 1902: Vol. I: Introduct. to the P.; Vol. II: Prefatorv Essays, Books I and II,
Text and Notes; Vol. III: Two essays, Books III— V, text and Notes; Vol. IV:
Essay on Constitutions, Books VI — VIII, Text and Notes (mit einem genauen
General index, Greek index und Grammatical index — Hauptwerk). Zu den
ersten beiden Bänden s. F. Susemihl, Quaestion. Aristotelearum criticarum et
exegeticarum pars IL, Greifsw. 1893. Arist. Polit. post Fr. Susemihlium recogn.
O. Immisch, Lips. 1909. Übersetzt ins Deutsche von Chr. Garve, Breslau
1803/1804, neue Bearbeit. von M. Brasch, Leipzig 1893 (mangelhaft). Die drei
ersten BB. der Politik niit erklärenden Zusätzen ins Deutsche übertr. von Jak.
Bemays, Berlin 1872. Übers, mit Einl. u. erkl. Anm. v. Eug. Rolfes (Philos.
§ 47. Die Schriften des Aristoteles. 371
Bibl. Bd. 7), Leipz. 1912. Ar.s Politics translat. by J. E. C. Welldon, London
1893. Arist. Politics, transl. bv B. Jowett, introd., analysis, index by H. W. C.
Dawis, Oxford 1905.
Politien: Der eine neuerdings aufgefundene Teil der Uo/ursTai, die
'Aüijraicov Uo/Arrta, ist zuerst veröffentlicht von F. G. Kenyon, On the Constitution
of Athens, printed by Order of the trustees of the British Museum, Lond. 1891.
In demselben Jahre ist der Papyrus in Faksimile (22 Tafeln) herausgegeben
worden. Seitdem wurde die Schrift öfters ediert und in verschiedene Sprachen
übersetzt. Von Ausgaben seien genannt: die von G. Kaibel und U. v. Wilamo-
witz-Moellendorff, Berlin 1892, III. ed. 1898, von Frdr. Blass, Leipzig 1892,
IV. ed. 1903, von Kenyon im Suppl. Aristot. III 2, s. oben S. 366. von J. E.
Sandys, a revised text with an introduction, critical and explaiiatory notes,
testiinonia and indices, Lond. 1893, II. edit. 1912, von H. van Herwerden und
J. van Leeuwen, Leiden 1891, von C. Ferrini — con versione, Milano 1891.
Arist. Uo/uzeia 'yißip'aUor, post Fr. Blass ed. Th. Thalheim, Lips. 1909. Erkl. v.
Karl Hude, 2. Aufl., Leipzig 1916. Übersetzungen sind u. a. erschienen ins
Deutsche von G. Kaibel und Ad. Kiessling, Straßb. 1891, von M. Erdmann, der
Athenerstaat, Leipzig 1892 (mit Erläuterungen u. Literatur), ins Englische von
F. G. Kenyon, with introduct. and notes, Lond. 1891.
Oeconomicorum IIb. I. vet. transl. lat. edita a P'ranc. Susemihl, Gryphis-
wald. 1870; Ar. quae feruntur Oeconomica rec. Susemihl, Leipzig 1887 (enthält
auch die lateinische Übersetzung des dritten Buchs in verschiedenen Rezensionen!.
Hebräische Übersetzung von B. I und III im P'onds h^breu de la BibHoth. nat.
Xo. 892. 910. 959, Verfasser Abraham ben Tibbon (Egger, Annales d. 1. Fac. d.
lettr. d. Bordeaux 1 [1879], 365).
Rhetorica ed. Spengel. Leipzig 1867. Ed. A. Roemer, Leipzig 1885; v^l.
dazu denselben, Rhein. Mus. 39 (1884), 491—510, Blätter f. d. bayer. Gymnasial-
schuhv. 22 (1886), 391; iterum ed., Leipzig 1899. Arist. Rhe|oric with a com-
mentary by E. M. Cope, ed. J. E. Sandys, 3 Bde., London 18 < < (wichtig für die
Erklärung). Von Cope auch: An introduction to Ar.s Rhetoric, with Analysis,
Notes and Appendices, Lond. 1867. The Rhetoric of A. transl. with an analysis
and critical notes by J. E. C. Welldon, London 1886. The Rhet. of A., a transl.
bv R. Cl. Jebb, edit. with an introd. and with suppl. notes bv J. E. Sandvs,
Cambr. 1909.
Rhetorica ad Alex an drum: Anaximenis Ars rhetorica, quae vulgo
fertur Aristotelis ad Alexandrum, rec. Spengel, Leipzig 1847 (Zürich 1844). In
Spengels Rhetores Graeci vol. I, pars II, p. 8 ff. (ed. C. Hammer, Lipsiae 1894).
Papyrusfund: The Hibeh Papyri I S. 114 ff.
Poetica ed. G. Hermann, Lpz. 1802; Franz Ritter, Köln 1839; E. Egger
(in seinem Essai sur l'histoire de la critique chez les Grecs, Paris 1849); B. St.
Hilaire, Paris 1858; I. Bekker (Ar. Rhet. et Poet, ab I. B. tertium ed.), Berol.
1859; Franz Susemihl (Poet, griech. u. deutsch), Leipzig 1865, 2. Aufl. 1874; ed.
Joh. Vahlen, Berol. 1867, 2. Aufl. Berl. 1874 (dagegen Leonh. Spengel, Aristoteles'
Poetik u. Joh. Vahlens neueste Bearbeitung ders., Lpz. 1875), tertüs curis recogn.
et adnot. crit. aux., Lips. 1885. Ed. F. Ueberweg, BerL 1870. Rec. G. Christ,
Lpz. 1878. Griech. u. deutsch von M. Schmidt, Jena 18(5. Hrsg. u. übers, von
Friedr. Brandscheid, Wiesb. 1882. Arist. de arte poet. lib. recogn. I. Bywater,
Ox. 1897; ed. IL, Ox. 1911 (mit kurzem krit. Apparat). Ar. Poet, par A. Hatz-
feld et M. Dufour, Lille 1899. Arist. Poet., text. recogn. emend., in ordin. digess.,
sec. sententiar. seriem typis distinx. T. G. Tucker, Londini 1899. Ar. theory of
poetry and fine art; with a critical text and transl. of the Poetics by S. H.
Butcher, 3. edition, London 1902. Arist. on the art of poetry. A revised text
Avith crit. introd., transl. and comra. by I. Bywater, Oxf. 1909. The Poet, of
Arist., transl. from Greek into English and from Arabic into Latin, with a revised
text, introd., comment., glossary and onomasticon by D. S. Margoliouth, London
New York Toronto 1911. DieHaupthandschr. (Parisinus 1741) in Reproduktion
von H. Omont, Paris 1891. Arist. über d. Dichtkunst, übers, u. mit erläuternd.
Anmerk. u. einem d. Textkr. betr. Anhang versehen von Fr. Ueberweg, 2. Aufl.,
Leipzig 1875. Die ersten 11 Kapitel erkl. von Baumgart, Festschr. f. Friedländer,
1895, das Schlußkapitel von Th. Gomperz (1893), s. S. 129*. Th. Gomperz, Ar.'
Poetik übers, u. eingeleit., mit einer Abhandl. : Wahrheit und Irrtum in der
Katharsis-Theorie des A., von Alfr. v. Berger, Leipz. 1896. Arist. on the Art of
24*
372 § ^'- ^^"^ h^chriften dos Aristoteles.
l'oetiv, an amplified Version . . . by Lane Cooper, New York 1913 (erklärend
periphrastisehe Übers, mit modernen Beispielen und Parallelen).
Division es quae vulgo dicuntur Aristoteleae, praefatus edid. testimoniisque
instruxit Herrn. Mutschmann, Lipsiae 1900.
Fragmente: Valentin Rose, Aristoteles pseudepigraphus (eine Sammlung
der Fragmente der verlorenen Schriften, welche Rose fast ausnahmslos für
unecht hält), Lips. 1883; derselbe, Aristotelis qui ferebantur librorum
fragmenta, Leipzig 1886 (der arabisch erhaltene ,, Brief .-reol ßuai/.sia^ an
Alexander' |fr. LII S. 408 Rose d. Ausgabe von 1886], herausgegeben von
Jul. Lippert, De epist. pseudarist. .t. ßaa. comment., Berlin 1891, Hallesche
Diss. Dazu H. Nissen, Rhein. Mus. 47 [1892], 177 ff.. Zeller, Arch. f. Gesch.
d. Philos. 6 [1893], 408 f. Briefe auch bei Hercher, Epist. Gr. S. 172—174).
Bei Rose fehlende, für die Vorsokratik in Betracht kommende Fragmente
6. bei Diels, Vorsokr. II 1 ^ S. 750. Peplos: ed. Joh. Pomtow, in seiner Ausgabe
der Poetae lyr. Graeci min., Lips. 1885, vol. IL A)W)iyiiii Londinensis ex- Arisf.
lafrif-is Mfyioniis et aliis ntedicis eclogae ed. H. Diels, s. o. S. 366 (Suppl. Arist.).
Anonymus Londinensis ; Auszüge eines Unbekannten aus Aristoteles -Menons
Handbuch der Medizin und aus Werken anderer älterer Arzte, griech. hrsg. von
H. Diels; deutsche Ausgabe von Heinr. Beckh u. Franz Spät, Berlin 1896. Ein
neues Aristotelesfragment bei H. Rabe, Rhein. Mus. 63 (1908), 150 Z. 4. Stob.
3, 3. 25 H. (fragra. 57 Rose) zu verbessern aus Oxyrh. Pajx 4, 82 ff. (Rhein.
Mus. 61 [1906], 16).
Unechtes (außer dem bisher schon Berücksichtigten): Ilfoi y.öoimv
B. § 71. Theologia: s. S. 130*. Liber de causis: s. ebenda. hiteinhueli: Das
Steinbuch des Aristot. mit literargeschichtl. L'ntersuchungen nach der arabischen
Handschrift d. Bibl. Nation, herausg. u. übers, von J. Ruska, Heidelberg 1912;
dazu C. F. Seybold, Zeitschr. d. deutsch, morgenländ. Ges. 68 (1914), 606—626.
Secretmn secreioriim : s. Scriptor. physiognom. rec. Foerster 1 S. CLXXVIII ff.;
II S. 181 ff. Three prosa Versions of the Secreta Secretorum, edit. with introd.
and notes by Rob. Steele and a glossary by T. Henderson, vol. I: Text and
glossary, London 1898.
A. Aristoteles' Schriften im allüremeiiieii.
Aristoteles war während seines ersten athenischen Aufenthaltes Piatons
Schüler nicht nur in dessen Philosophie, sondern auch in der Art seiner schrift-
stellerischen Produktion. Er schrieb Dialoge, die sich z. T. auch im Inhalte,
im ganzen aber jedenfalls in der Form an die des Meisters anschlössen. Nur
Avaren sie von ihnen dadurch unterschieden, daß ihre Proömien nicht durch Ein-
führung in die Szenerie und durch Charakteristik der Mitunterredner das Ge-
spräch unmittelbar vorbereiteten, sondern mit diesem in lockerem Zusammen-
hange standen, so daß der eigentliche Dialog in gewissem Sinne als einleitungslos
bezeichnet werden konnte; ferner dadurch, daß Aristoteles selbst die Rolle des
Gesprächsleiters übernahm. Auch scheinen anstatt lebhafter Wechselrede längere
Ausführungen der Gesprächsteilnehmer einander gegenübergestanden zu haben
— man denke an Werke der Spätzeit Piatons und an philosophische Dialoge
Ciceros. Diese aristotelischen Dialoge sind für uns bis auf dürftige Reste ver-
loren. Im Altertum waren sie es, die den weiteren, nichtzünftigen Kreisen die
Bekanntschaft mit Aristoteles vermittelten. Sie wurden -wegen der Anmut und
Fülle ihres Stils gelobt; Cicero spricht (Acad. 2, 38, 119) von dem ,, goldenen
Redestrom" des Aristoteles, und unsere Fragmente lassen z. T. die Berechtigung
des antiken Urteils noch erkennen (eine Probe unten § 49 a. E.).
Ganz anderer Art sind die uns erhaltenen, ausschließlich oder doch mit
geringen Ausnahmen der Zeit des zweiten athenischen Aufenthaltes angehörigen
Schriften. In ihnen spiegelt sich die nun voll entwickelte Lehrtätigkeit des
Philosophen wider, es sind ,,akroamatische", auf die Hörer der Schule berechnete
Lehrschriften. Auch an ihnen lassen sich unter dem Gesichtspunkte wissen-
§ 47. Aristoteles" Schriften im allgemeinen. 373
schaftlicher Präzision manche sprachlich-stilistischen Vorzüge rühmen, aber der
für ein nichtfachmännisches Lesepublikum reizvollen Darstellungskunst sind sie,
abgesehen von einigen gelegentlich eingefügten gehobenen Partien, völlig bar.
Sie sind trocken und nüchtern und bieten in ihrer rein auf das Sachliche ge-
richteten knappen und prägnanten Ausdrucksweise einen keineswegs leicht zu
bewältigenden Lesestoff. Dazu kommen noch mancherlei Schwierigkeiten der
Komposition : schlechter Anschluß der einzelnen Bücher einer Schrift an-
einander, unbefriedigende Abfolge dieser Bücher, den Zusammenhang unter-
brechende Stücke, Dubletten und die mit der Chronologie literarischer Er-
scheinungen schwer rereinbare Tatsache, daß Schriften einander wechselseitig
zitieren und frühere Bücher eine dritte Untersuchung als bereits vorhanden be-
rücksichtigen, während spätere sie als zukünftig in Aussicht stellen. Neuere
Gelehrte haben allen diesen auffallenden Erscheinungen durch sehr verschiedene
Hypothesen gerecht zu werden versucht. Man nahm an, die Lehrschriften seien
Kolleghefte des Aristoteles oder Nachschriften seiner Schüler oder Schriften, die
er diesen Schülern zur Einprägung des Gehörten in die Hand gegeben und zur
Aufbewahrung in der Schulbibliothek bestimmt habe. Durch solche Annahmen
und durch die weitere, daß den Werken die Vollendung und abschließende
Redaktion durch die Hand des Meisters fehle, fremde Hände vielmehr über
dessen unfertigem Nachlasse gewaltet hätten, erklärte man die wechselseitigen
Zitate, die Störungen des Zusammenhanges und andere Merkwürdigkeiten in der
■Beschaffenheit unseres aristotelischen Corpus. Gemeinsam war diesen Versuchen
bis auf die jüngste Zeit, daß ihre Urheber jede aristotelische Schrift als ein
ursprünglich einheitliches, in sich geschlossenes ,,Werk" betrachteten, dessen
Wiederherstellung in seiner genuinen Gestalt oder doch wenigstens seinem Plane
durch Anwendung der üblichen philologischen Hilfsmittel, Ausscheidung einge-
drungener Stücke aristotelischen oder fremden Ursprunges, L^mstellung von
Büchern u, dgl. anzustreben sei. Die Schrift, die die meisten Eätsel aufgab und
demgemäß den umstrittensten Gegenstand kritischer Untersuchung bildete, war
die Metaphysik. AVas hier insbesondere von Brandis (Über d. aristot. Metaph.,
1. Hälfte, Abh. d. Berl. Ak. 1834), Bonitz und Schwegler (beiden in ihren Aus-
gaben der Metaphysik) in eingehender und scharfsinniger Analyse geleistet wurde,
hat für die Forschung dauernden Wert. Es blieb aber zur vollen Aufklärung
des Sachverhaltes noch ein großer Schritt zu tun, der von W. W. Jaeger in
seinen Studien zur Entstehungsgeschichte der Metaphysik des Aristoteles voll-
zogen wurde. Auf Grund sorgfältigster Einzeluntersuchungen, die zunächst der
Metaphysik galten, in ihren Ergebnissen aber auch für die anderen Lehrschriften
entscheidend waren, brach Jaeger endgültig mit der Auffassung dieser Schriften
als zu rekonstruierender ,, Werke'' in dem oben bezeichneten Sinne. Es handelt
sich bei ihnen vielmehr nach Jaeger, dem sich die hier folgende Darstellung an-
schließt, um Vorlesungskonzepte, von Kollegienheften des Professors dadurch
unterschieden, daß sie nicht nur für den materiellen Inhalt der Vorlesung keine
bloße Skizze bieten, sondern selbst Formelhaftes, wie die Ankündigung eines Ab-
schlusses und Überganges zu Neuem wieder und wieder in vollen Sätzen aus-
führen. Sie gründen sich auf das alte, schon in der Vorsokratik herrschende
Verfahren, philosophische Untersuchungen schriftlich zu fixieren und einem für
die Sache interessierten Kreise — bei Aristoteles und schon vor ihm bei Piaton
ist es die organisierte Schule — vorzulesen. In diesem Vorlesungsakte bestand
ihre Publikation (f^idootg), das Gegenstück zur Herausgabe der für den Buch-
handel bestimnrten Dialoge. Nachdem ihre schriftliche Vervielfältigung zunächst
nur im engen Kreise der Schüler und für diese Schüler stattgefunden hatte, ei-
JJJ4 § 47. Aristoteles' Schriften im allgemeinen.
folgte erst im weiteren Verlaufe ihre Zurüstung für den buchhandlerischen
Vertrieb.
Die in diesen Vorlesungskonzcpten niedergelegten Untersuchungen ließen
sich nun. soweit sie in das nämliche wissenschaftliche Gebiet fielen, unbeschadet
ihrer Selbständigkeit zu Sammeleinheiten mit oder ohne Gesamttitel vereinigen.
Schon Aristoteles selbst ist mit solcher Vereinigung vorangegangen und zitiert
dementsprechend mit Gesamttiteln wie iv roTg rpvoixoTg, n- zoXg jioXixixoXg, doch
fällt bei ihm auf die Selbständigkeit der Einzeluntersuchungen das größere Ge-
wicht. Die späteren Generationen des Peripatos gingen in der Zusammenfassung
weiter und betonten in stärkerem Maße die Sammeleinheiten gemäß der mehr
und mehr platzgreifenden Auffassung dieser I"'ntersuchungsreihen als fest-
umrissener „Werke" (Jaeger a. a. 0. S. 150 ff. 160). "Ein Beispiel der Sammel-
einheit ohne Gesarattitel bieten die heute sogenannten Parva naturalia (TTept
aiodr'iascag xal atadrjxoiv, Uegl /ni'tj/iirjg xal dvafiv>ja£0}g, ITegl i'jtj'ov xai iyQtj-
yÖQoecog xxX.) in Verbindung mit der Schrift Tlegi yvyfjg. Alle diese kleineren
Abhandlungen sind zwar von Hause aus selbständig, aber doch durch Form und
Inhalt untereinander zu einer Reihe verbunden, für die jedoch nach antiker
Terminologie ein Gesamttitel schwer zu finden war. So verblieb es bei den ein-
zelnen Abhandlungen als Zitiereinheiten (Jaeger a. a. O. S. 153 f.).
Die Selbständigkeit der Einzeluntersuchungen erlaubte, sie für Vorlesungs-
zwecke je nach Bedürfnis in wechselnder Weise zu kombinieren und einander
dienstbar zu machen. Die Wiederholung einer Vorlesung gab ferner Anlaß zu
Änderungen, Erweiterungen, Vertiefungen und Nachträgen. So ergaben sich
Dubletten und lose Nachtragstücke, die teils von Aristoteles selbst eingereiht,
teils von einem Redaktor aus den nachgelassenen Papieren des Philosophen ein-
gefügt wurden. Hier ist die von W. W. Jaeger vollzogene Analyse der Meta-
physik besonders lehrreich. Als Beispiel sei die Dublette Metaph. A 9, 990 b 2
bis 991 b 9 = M 4, 1078b 34—5, 1080a 11 (Jaeger a. a. O. S. 28 ff.) erwähnt,
die eine zum wenigsten zweimal gelesene Polemik gegen die platonische Ideen-
lehre enthält. Die Differenzen erklärt Jaeger mit Wahrscheinlichkeit aus Aristo-
teles' im Laufe der Zeit sich verschärfender Stellungnahme gegen die Akademie
und nimmt, da beide Stücke zu dem zusammenhängenden Vorlesungszyklus der
Bücher ABFEIMN gehören, eine Änderung des Vorlesungsplanes an, dergestalt,
daß nach Anfügung von M der entsprechende Abschnitt von A weggelassen
wurde. Auf alle Fälle — und das ist für die Auffassung der Lehrschriften von
prinzipieller Bedeutung — können solche großenteils wörtlich übereinstimmenden
Parallelstücke nicht bestimmt gewesen sein, Teile eines und desselben ,, Werkes"
zu bilden.
Unter dieses Material mischt sich in verhältnismäßig seltenen Fällen Hy-
pomnematisches, skizzenhafte Aufzeichnungen des Aristoteles für den Vor-
lesungsgebrauch sowie Nachschriften und Ausarbeitungen von Schülern, hier also
wirklich Analoga zum modeyien Kollegbetrieb. Solcherlei Stücke fanden sich
z. T. schon unter Aristoteles' Papieren, z. T. wurden sie bei der späteren Re-
daktion des Nachlasses diesem eingereiht (Jaeger a. a. O. S. 87. IIG. 135).
Auch spätere in eigentlichem Sinne unechte Stücke fanden in die Masse
Eingang.
Der Unterschied in der gesamten Haltung der Dialoge und der Lehrschriften
ist natürlich auch den Alten nicht entgangen, wenn sie auch in seiner genetischen
Erklärung durch die Parallelsetzung beider Schriftengattungen als „Werke" be-
hindert wurden. Die Erkenntnis des Unterschiedes prägt sich in der antiken
Nomenklatur aus. Die Lehrschriften wurden sachgemäß als akroamatische
§ 47. Aristoteles' Schriften im allgemeinen. 375
bezeichnet. Daneben erscheint der Ausdruck Pragmateiai (Abhandlungen rein
sachlich untersuchender Art), und soweit es sich um bloße Aufzeichnungen ohne
volle stilistische Ausführung handelte, hießen solche Schriften hypomnema-
tische. Die unter diesen Bezeichnungen zusammengefaßten Abhandlungen
galten im -wesentlichen als Interna der Schule, und insoweit stellte man ihnen
die exoterischen Werke gegenüber. Man entnahm den Ausdruck Aristoteles
selbst, der an sechs Stellen seiner Lehrschriften sich auf s^o)r eoihol /.6yoi beruft.
Das also sollten die für einen weiteren außerhalb der Schule stehenden Kreis
bestimmten, populären Schriften sein. Dabei war in erster Linie an die Dialoge
zu denken, und so wurden diese denn auch tatsächlich unter den i^coreoiy.ol KÖyoi
verstanden. Unter den Neueren hat Jak. Bernays in seinem Buche: Die Dialoge
des Aristoteles in ihrem Verhältnis zu seinen übrigen Werken, Berlin 1863, den
Nachweis zu führen versucht, daß Aristoteles in Wirklichkeit mit den i^wxEoiy.ol
XöyoL seine eigenen Dialoge meine. Dagegen ergab die genaue Prüfung der sechs
aristotelischen Zitate durch H. Diels in dem Aufsatze: Über die exoterischen
Eeden des Aristoteles, Sitz. d. Berl. Akad. 1883, 477—494, in entscheidender
Weise, daß jene Zitate mit den Dialogen nichts zu tun haben, Aristoteles viel-
mehr iinter fionfoiHol ).6yoi in sehr weitem Sinne Meinungsäußerungen versteht,
wie sie außerhalb der peripatetischen Schule bei Philosophen oder Laien
im Umlaufe waren, Dichtersentenzen und volkstümliche Behauptungen so gut
wie dialektische Streitreden der Sophisten oder Lehren der Akademie.
Damit ist natürlich nicht bestritten, daß Aristoteles' Ruhm und Bedeutung
für die Außenwelt lange Zeit hindurch auf den Dialogen beruhte, diese also in
gewissem Sinne seine ,, esoterischen'- Werke waren. Dafür pulsierte das innere
Leben und die geistige Entwicklung des Peripatos um so intensiver in den Lehr-
schriften. In der Vereinigung, der Weitergabe und Verarbeitung des in ihnen
enthaltenen Gedankengutes zeigt sich aufs deutlichste das Wesen der Schule als
eines zu gemeinsamer Arbeit verbundenen Vereins. Der Mittätigkeit der Schule
an Aristoteles" Forschungen wurde schon oben S. 362 gedacht (vgl. auch Jaeger
a. a. O. S. 142). Aber auch in der Art, wie die aristotelischen Schriften von gleich-
zeitigen Schulgenossen und Nachfolgern ohne Scheidung des persönlichen geistigen
Eigentums übernommen und für ihre eigene wissenschaftliche Tätigkeit ausge-
nützt wurden, tritt klar zutage, daß das Individuelle in dem gemeinsamen Schul-
gute aufging und das Interesse an der sachlichen Weitergabe und Ausgestaltung
der Wissenschaft jede andere Rücksicht verdrängte. Für diesen Sachverhalt, der
übrigens in den Uterarischen Verhältnissen innerhalb der Schule Leukipps (oben
S. 118) und in der Verwertung platonischer Vorlesungen (wie der über öicuqsosi;;
s. oben S. 209) durch Aristoteles sein Analogon hat, liegen uns noch greifbare
Beispiele vor: Aristoteles' ethische Hauptschrift trägt als Verfassernamen den
des Nikomachos, obwohl diesem an ihr nur das Verdienst der Bücherordnung
und Redaktion zukommt. Ebenso ist die Endemische Ethik geistiges Eigentum
des Aristoteles, aus dessen Ethik sogar drei Bücher (Eud. Eth. A—Z = Nikom.
Eth. E — H) unverändert herübergenommen wurden (vgl. Jaeger a. a. O.
S. 141 f.).
Bei der Bestimmung der aristotelischen Lehrschriften für den L^nterricht
der Schule und bei der engen Gemeinschaft geistiger Arbeit versteht sich von
selbst, daß Abschriften in den Händen zahlreicher Schüler waren. Zum wenigsten
mußten die Untersuchungen des Meisters in Nachschriften nach seinen Vor-
lesungen verbreitet sein. Schon damit erledigt sich eine antike Mär, die uns von
Strabon (13, 1, 54 S. 609), Plutarch (Sulla 26, wahrscheinlich nach Strabon) und
nach letzterem von Suidas (s. v. Svlka?) berichtet wird. Darnach fiel die Biblio-
3J(5 § 47. Aristoteles' Schriften im allgemeinen.
thek des Theophrast, die auch die des Aristoteles in sich aufgenommen hatte,
nach Theophrasts Tode an dessen und des Aristoteles Schüler Neleus aus
Skepsis, der sie seinerseits wieder seinen Erben hinterließ. Diese bargen den
Schatz vor der Sammelwut der pergamenischen Könige, denen Skepsis Untertan
war, in einem unterirdischen Räume. Von hier aus kamen die Schriften, von
Feuchtigkeit und Würmerfraß beschädigt, durch Kauf an den Bücherliebhaber
Apellikon von Teos (um 100 vor Chr.), der sie mit vielfach fehlerhafter Aus-
füllung der entstandenen Lücken abschreiben ließ und so eine Fy.dootg ver-
anstaltete. Nach Apellikons Tode und der Einnahme Athens durch Sulla (86 vor
Chr.) entführte dieser die Bibliothek nach Rom, wo der Grammatiker Tyrannion
von Amisos (über ihn Usener, Kl. Sehr. II 307 ff., JII 151 ff.) sie bearbeitete.
Seine Exemplare wurden, wie Plutareh beifügt, von Andronikos (s. § 71) ver-
öffentlicht und dienten ihm als Grundlage für sein Verzeichnis der aristotelischen
Schriften. Aus der langen Verschollenheit, der nur wenige Werke des Meisters
— darunter namentlich die populären — entgingen, erklärt sich nach Strabon
die philosophisch-wissenschaftliche Unfruchtbarkeit des Peripatos in der Zeit nach
Theophrast, aus der mangelhaften Überlieferung der wiedergefundenen Texte die
Unsicherheit im Philosophieren der späteren Peripatetiker.
Daß nun Neleus Theophrasts Bibliothek erbte, ist durch des letzteren Testa-
ment bei Diog. Laert. 5, 52 gesichert. Auch die Angaben über die weiteren
Schicksale dieser Bibliothek sind schwerlich aus der Luft gegriffen. Manches
spricht für eine auf Tyrannion zurückreichende Rezension des Aristoteles (vgl.
Usener, Kl. Sehr. III 151). Aber wenn es sich dabei um die einzigen Exem-
plare der meisten aristotelischen Schriften handeln, diese also überhaupt zeit-
weise verschwunden gewesen und nur durch Apellikons Verdienst der Nachwelt
zugänglich geworden sein sollen, so ist das ätiologischer Mythus, erfunden, um
der Abkehr eines Teiles der nachtheophrastischen Peripatetiker von der Richtung
der beiden ersten Schulvorsteher und die Anstöße im Uberlieferungszustand der
aristotelischen Lehrschriften zu erklären, deren wahre Entstehungsweise man im
Altertum so gut wie in der Neuzeit verkannte.
Von einer andern Tradition wußte gegen Ende (-\e:i zweiten Jahrhunderts
nach Chr. Athenaios (1 S. 3 a b). Nach ihr kaufte Ptolemaios Philadelphos. der
Begründer der alexandrinischen Bibliothek, dem Neleus den ganzen aristotelischen
Büchernachlaß ab. Diese Tradition hat vor der strabonischen insofern den Vor-
zug größerer Glaubhaftigkeit, als alles dafür spricht, daß ein beträchtlicher Be-
stand aristotelischer Lehrschriften in Alexandreia vorhanden war. Das durch
Diogenes Laertios und den Anonymus Menagii erhaltene Schriftenverzeichnis
geht, wie oben S. 365 bemerkt, wahrscheinlich auf den alexandrinischen Peri-
patetiker Hermippos zurück. Jedenfalls ist es älter als Andronikos und bildet
so eine handgreifliche Widerlegung der strabonischen Version. Zudem läßt sich
für eine Reihe aristot eh scher Schriften ihre Benutzung während der Zeit ihrer
angeblichen Verschollenheit positiv feststellen (die Einzelnachweise bei Zeller II
2 3, 148 ff.), davon ganz zu schweigen, daß die philosophische Entwicklung des
Peripatos wie auch der Stoa während der in Betracht kommenden Epoche die
Bekanntschaft mit Aristoteles voraussetzt.
Schließlich ist noch der Frage der Chronologie der aristotelischen
Schriften ein Wort zu widmen. Die Dinge liegen hier völlig anders als bei
Piaton. Von den Dialogen, die literarisch mit den platonischen Werken auf
gleicher Stufe stehen, ist wenig auf uns gekommen. Der Eudemos und der
Gryllos setzen den Tod der Männer, nach denen sie benannt sind, voraus; dar-
nach ist für ersteren 354, für letzteren 362 die Frühgrenze. Im ganzen pflegt
§ 47. Aristoteles' Schriften im allgemeinen. ;)77
man mit gutem Grunde die Dialoge angesichts des mehrfach zutage tretenden
Anschlusses an Piaton sämtlich oder doch größtenteils der Zeit zuzuweisen, in
welcher Aristoteles noch keine eigene Schule gegründet hatte (auch für 'A'/.i^urÖQog-
rj v:ikg anoUcov und TIeqI ßaai/.eiag [Liste des L)iog. Laert. No. 17. 18J scheint
mir diese Zeit möglich; anders Wilamowitz, Arist. u. Athen I 339, 39; Gercke,
Art. Aristoteles bei Pauly-Wissowa S. 1035. 1036). Aber genauere chronologische
Bestimmungen sind nicht mtiglich, und bei der Geringfügigkeit unserer Reste
wären sie auch schwerlich von erheblicher Tragweite. Bei den Lehrschriften
aber prägt sich der Unterschied der Sachlage gegenüber der Chronologie der
platonischen Schriften am schärfsten aus. Sie fallen alle oder fast alle (eine
mögliche Ausnahme für Buch A der Metaphysik bei W. W. Jaeger a. a. O.
S. 33 f. ; Spuren früherer Entwürfe in einigen Anspielungen verzeichnet Gercke^
Art. Aristoteles bei Patily-WisFOwa S. 1038) in die verhältnismäßig kurze Zeit
der Schulführung, die Aristoteles etwa fünfzigjährig, also als fertiger Mann,.
antrat. Dementsprechend zeigen sie nur wenige und im ganzen unbedeutende
Differenzen des Standpunktes, und die Chronologie entbehrt damit des Interesses,
das ihr bei Piaton dadurch zukommt, daß sie eine lange, in stark unterschiedenen
Stadien verlaufende Entwicklung aufzudecken hat. Aber auch an sich erhält
das chronologische Problem bei Aristoteles andere Gestalt und Lösungsbedingungen ..
Daß die Fragestellung: Wann hat Aristoteles die Metaphysik, die Politik usw.
verfaßt und herausgegeben? gegenstandslos ist, ergibt sich aus dem oben S. 372 ff^
über Wesen und Entstehung der Lehrschriften Bemerkten. Diese Schriften
sind, so wie sie jetzt vorliegen, Ergebnis eines Kombinations- und Schichtungs-
prozesses, der in seinem Abschlüsse weit über Aristoteles' Tod hinabführt. Vor-
nehmste Aufgabe der Chronologie ist es, den Verlauf dieses Prozesses nach Mög-
lichkeit zu bestimmen. Was sich hier auf dem Wege methodischer Analyse
erreichen läßt, zeigen W. W. Jaegers Studien zur Entstehungsgeschichte der
Metaphysik. Dieser Aufgabe gegenüber tritt die Frage, in welcher Abfolge die-
verschiedenen Lehrschriften in ihren letzten Elementen im Kopfe ihres Verfassers
entstanden und niedergeschrieben seien, in den Hintergrund. Auch mit ihrer
Lösbarkeit ist es schlecht bestellt. Wir besitzen zwar, anders als bei Piaton,
zurück- und vorausweisende Zitate einer Schrift durch eine andere in ziemlicher
Anzahl. Aber ihre chronologische Verwertbarkeit wird dadurch in Frage gestellt,
daß die einzelnen Schriften in der Schule wiederholt vorgelesen wurden. In
dem Kreislaufe der Vorlesungen kam eine jede vor und hinter jede andere zu
stehen. So entstanden, z, T. durch nachträgliche Einfügung, jene einander
widersprechenden gegenseitigen Zitate, von denen oben die Rede gewesen ist^
Sie zeigen, daß auch da, wo kein solcher Widerspruch vorhanden ist, die An-
führungen einer Schrift durch eine andere keinen festen Anhalt für die P'est-
setzung ihrer Stelle innerhalb der Reihe zu bieten vermag. Auch die Notwendig-
keiten des Systems (Stellung der' Logik vor Metaphysik und Physik usw.) liefern
für die Entstehungsfolge der Schriften kein unbedingt entscheidendes Kriterium..
Daß gleichwohl in einzelnen Fällen durch sorgsame Analyse auch über die Ab-
folge der Schriften bezw. Schriftenteile Erkenntnisse zu gewinnen sind, zeigt das
Beispiel bei Jaeger a. a. O. S. 28.
B. Aristoteles* Schriften im einzelnen.
Es ist hier nicht möglich, die zahllosen Fragen, die sich an die erhaltenem
und nicht erhaltenen, echten und unechten Schriften des aristotelischen Corpus-
knüpfen, zu berühren oder gar zu erledigen. Was an dieser Stelle geboten wer-
den kann, ist nur ein kurzer Überblick über die philosophisch wichtigsten, und
^yg § 47. Aristoteles' Schriften im einzelnen.
darunter insbesondere die erhaltenen oder sonst näher bekannten echten Schriften
des Philosophen. Zur Orientierung über das Weitere sei auf Gerckes Übersicht
bei Pauly-Wissowa 3. Halbb. S. 1034 ff. verwiesen.
a) Dialoge. Für sie kann im allgemeinen auf die grundlegende Abhand-
lung von Jak. Bernays, Die Dialoge des Aristot. in ihrem Verhältnis zu seinen
übrigen Werken, Berlin 1863, verwiesen werden (wo aber die Identifizierung der
Dialoge mit den siMisginol Xayoi irrig ist; s. oben S. 375). In der Schriftenliste
bei Diog. Laert. .5, 22 ff. stehen die Dialoge an der Spitze (No. 1 — 19 nach
Bernays a. a. O. S. 131 f.). Unsere Fragmentsammlungen lassen ihre Bruch-
stücke denen anderer Schriften vorangehen. Die Zitate im Folgenden beziehen
sich auf Val. Roses Fragmentsammlung a. d. J. 1886 (No. 1 — 111).
Der Eudemos {Erdtj/nog i) .-rsol tf'vxrjg) führt uns in den Kreis der plato-
nischen Akademie. Eudemos von Kypros war Mitglied dieses Kreises, kämpfte
in Sizilien für Dion und starb in diesem Kampfe 354. Aristoteles widmete
seinem Andenken den nach ihm benannten Dialog, der sich in Form und Inhalt
an den ph\tonischen Phaidon anschloß, zugleich aber doch auch auf eine Er-
gänzung der platonischen Lehre bedacht war. So erklärte er das Vergessen des
im Präexistenzzustande Geschauten (tojv ixFl ÜFauÜTcor) beim Eintritt der Seele
ins irdische Leben durch ein Analogon: Kranke vergessen, was sie im gesunden
Zustande gewußt haben. Der körperlose Zustand der Seele ist mit der Gesund-
heit, der körperbehaftete mit der Krankheit zu vergleichen. Umgekehrt ist ein
solches Vergessen, wieder in Übereinstimmung mit den Vorgängen bei Krankheit
und Gesundheit, beim Übergang vom diesseitigen in den jenseitigen Zustand aus-
geschlossen (fragm. 41 [jetzt Prokl. z. Republ. II 349, 13 ff. Kroll), anknüpfend
an Plat. Phaidon 95 d). Man sieht hier Aristoteles noch ganz in den Bahnen
pythagoreisch-platonisoher Mystik. Dagegen wandte er sich in dem drei Bücher
umfassenden Dialoge ITegl cpilooocpiag gegen einen wichtigen Punkt der
späteren platonischen Metaphysik, die Lehre von den Idealzahlen (fragm. 9 [jetzt
Syr. z, Metaph. 159, 35 ff. Kroll]), und wohl hier wie auch in anderen Gesprächen»)
gegen die platonische Ideenlehre überhaupt (ftg. 8 [jetzt loa. Philop. de aetern.
mundi 31, 17 ff. RabeJ). Auch die aristotelisch-peripatetische Unterscheidungs-
lehre von der Weltewigkeit trat in den Dialogen bereits zutage (frg. 18 ff.).
Außer den genannten Schriften gehören zu den Dialogen noch die vier Bücher
JJegi öiy.atoov v)] ; , die drei Bücher IIsqI itoitjrcör, die Schriften UeqI jio?.i-
Ttxov (I oder 2 B.), Ilsgl Qtjiogix^g oder FQvkog, N^t'jQiv&og (wohl iden-
tisch mit dem von Themist. or. 33 S. 356 Diud. genannten Kogivdiog diäXoyog.
vgl. Bernays a. a. O. S. 89 ff.), ZocfioTt'jg , Msve^erog (zu beachten ist die
mehrfache Übereinstimmung in den Titeln mit platonischen Dialogen) u. a.
Zweifelhaft ist die Zugehörigkeit des TlQoxQenriy.ög zu den Dialogen (vgl. die
Liter. S. 130* oben). Von Späteren haben Cicero, lamblichos und Boethius den
Protreptikos benutzt, so daß seine Gedanken sich in einigen Punkten rekon-
struieren lassen.
b) Lehrschriften.
a) Logische (zusammengefaßt unter der Bezeichnung ,,Organon")- Es
sind die folgenden : KaDjyogiai (die Echtheit der Schrift ist sehr zu bezweifeln;
1) Nach Fragm. 8 polemisierte Aristoteles in den Dialogen gegen die Ideen-
lehre. Daß dies aber nicht in allen Dialogen der Fall gewesen sein kann, geht
aus dem Eudemos (frg. 41) hervor, wo die ixn &eäuaza schwerlich etwas anderes
sind, als die im körperlosen Zustande geschalten Ideen (vgl. Fiat. Phaidros oben
■S. 295. — Anders urteilt Bernavs a. a. O. S. 25).
§ 47. Aristoteles' Schriften im einzelnen. 379
s. Spengel, Älünchener Gel. Anz. 1845, No. 5, und Prantl, Gesch. d. Logik im
Abendl. I 90 f. 530 f.; Gercke, Arch. f. Gesch. d. Philos. 4 [1891J, 437 ff.; für Echt-
heit des Grundstockes Zeller II 2» S. 69 Anm.; die sog. Postprädikamente [e. 10
bis 15] sind jedenfalls von späterer Hand hinzugefügt), über die Grundformen der
„Aussagen über das Seiende", wie dieselben bedingt sind durch die formalen
Arten des Existierenden (Dinge, Eigenschaften usw.); JleQi sofirjveiag, de
interpretatione (deren Echtheit Andronikos von Rhodos, jedoch, wie es scheint,
ohne genügenden Grund, bestritten hat, s. dazu Zeller II 2* S. 69 Anm. 1), über
den Satz und das Urteil; 'Äva'/.vz ixa jigörsoa, 2 BB., über den Schluß;
"^va^-vTiHa vaxeoa, 2 BB., über den Beweis, die Definition und Einteilung
und über die Erkenntnis der Prinzipien; To.iiy.d, 8 BB., über die dialektischen
o€er Prüfungsschlüsse, wie dieselben beim Disputieren auf Grand wahrschein-
licher Prämissen Ih'do'^aj gebildet zu werden pflegen; IJegl aoq: lariy.öir
i?.£y/co%\ über die sophistischen Widerlegungsschlüsse (über die Trugschlüsse der
Sophisten bei dem Versuch der Widerlegung einer Annahme, und über die Auf-
lösung des verführerischen Scheins in diesen Trugschlüssen). Diese Schriften
werden von den Aristotelikern oQyaviy.ä genannt, d. h. solche, die von der Methode
handeln, welche das öoyarov der Forschung ist. Aristoteles sagt Top. O 14,
1G3 b 11, es sei ein wichtiges Hilfsmittel (ooyavov) zur Erlangung wissenschaft-
licher Erkenntnis, daß man die Konsequenzen eines jeden der einander entgegen-
gesetzten Sätze zu ziehen wisse, und er meint Metaph. F 3, 1005 b 4, man
müsse an das Studium der Lehre von dem ov fj ov (der Ontologie, Metaphysik,
Tigont] (fdoaocpia) erst dann herangehen, wenn man bereits mit der Analytik ver-
traut sei. In diesen Aussprüchen des Aristoteles liegt der Anhalt für jene Be-
zeichnung.
/)') Die Metaphysik. Sie setzt sich, so wie sie heute vorliegt, folgender-
maßen zusammen. Buch A: allgemeine Grundlegung. Wesen der Wissenschaft.
Die vier metaphysischen Prinzipien. Kritische Übersicht über die Prinzipien-
lehreu der Vorgänger (Kap. 9 über die platonische Ideenlehre). Buch a (A skar-.
Tovj: 1. Schwierigkeit der Wahrheitserforschung; 2. Gegen eine unendliche Reihe
von Ursachen; 3. Die verschiedenen Arten der (naturphilosophischen) L'nter-
suchung; man muß, heißt es am Schlüsse, ausgehen vom Begriffe der tpvoig.
Buch B: fünfzehn Aporien hinsichtlich der Prinzipien und der ihnen gewidmeten
Wissenschaft (Sind alle Arten von Ursachen [Prinzipien] Gegenstand einer und
derselben Wissenschaft oder verteilen sie sich auf die Bereiche mehrerer Vvissen-
schaften? Fallen die logischen Axiome und die Wesensprinzipien in das Gebiet
der nämlichen Wissenschaft u. a.). Buch F: Lösung mehrerer, besonders der
zweiten, unter den Aporien des vorhergehenden Buches. Satz des Widerspruchs und
des ausgeschlossenen Dritten. Buch J (n^tpt rov :iooayM5 /.eyerac s'y.aarov): über
Ausdrücke, die in mehrfacher Bedeutung gebraucht werden, wie dQ/_ij, ai'riov.
oxoi/eTov, cfvoig u. a. Buch E: Abgrenzung des Gebietes der Metaphysik (der
,, ersten Philosophie") gegen die Gebiete der anderen Wissenschaften (mit Bezug-
nahme auf F 1 und Beteiligung an der Lösung der Probleme von B). Bücher
Z und H: Lehre von der Substanz. Buch 0: Lehre von Potentialität und
Aktualität. Buch /: Das Eine, das Viele, das Entgegengesetzte. Lösung der
elften Aporie von B (Sind das Seiende und das Eine Substanzen der Dinge oder
inhärieren sie einem Substrat?). Buch K Kap. 1—8: Parallele zu B F E. Kap.
9—12: Von der Bewegung, vom Unendlichen. Buch A: Die Arten der Sub-
stanzen (sinnlich-vergängliche, sinnlich-unvergängliche, unsinnliche; letztere fallen
unter eine besondere Wissenschaft [die Metaphysik], falls sie mit den sinnlichen
von keinem gemeinsamen Prinzip abzuleiten sind). Bücher .1/ und N: Das
3^(^ § 47. Aristoteles' Schriften im einzelnen.
Mathematische. Ideen- und Zahlentheorien (.1/ 4 gegen die platonische Ideen-
lehre). Auch hier Lösung von Aporien des Buches B. — Aus diesem Bestande-
hat man nun schon auf Grund der ßrandis-Bonitzschen Forschungen einige
Stücke als — nach früherer Auffassung — nicht zum Grundstock des Werkes,
oder — nach der richtigeren Auffassung W. W. Jaegers — als nicht zu der
aus mehreren Einzeluntersuchungen sich zusammensetzenden metaphysischen
Hauptvorlesung gehörig ausgeschieden. Darüber, daß hierher « J A'.l zurechnen
sind, herrscht im allgemeinen Einigkeit, nur gehen über die Herkunft dieser
Stücke die Meinungen auseinander. Ich schließe mich W. W. Jaeger an, desseu
Aufstellungen das Maß von Wahrscheinlichkeit besitzen, das in diesen Dingen
allein zu erreichen ist. a, das schon von der Mehrzahl der Alten dem Pasikles von
Rhodos zugeschrieben wurde, ist aller Wahrscheinlichkeit nach die Ausarbeitung
dieses Aristoteleshörers nach einer Vorlesung des Meisters, und zwar, wie der Inhalt
erkennen läßt, nach einer Einleitung zur Physik, nicht zur Metaphysik (Jaeger,.
Stud. z. Entst. d. Metaph. S. 115 ff.). 1 steht noch in dem Schriftenverzeichnis
des Hermippos- Diogenes (No. 36) als besondere Schrift (^Fgi Totv .-rooa/oj; '/.eyouivwv
[vermischt aus .Tfo« lov :ioouy€)g (/Jyerai k'xaoTny) und rrfot zcov TTo'/./.ay/og /.eyo-
uir(Of]), unterbricht den Zusammenhang von ß und /' E und ist in der Parallele
Ä' 1-8 zu 5 FE nicht berücksichtigt (Jaeger a. a. O. S. 118 ff.). Die Dublette
K 1—8 kann, obwohl sie dem Inhalte nach gut aristotelisch ist, nicht mit in die
Grundvorlesung gehören; vielleicht liegt auch hier die Ausarbeitung eines Schülers
vor (Jaeger a. a. O. S. 129). K 9—12 ist vermutlich ein Auszug aus mehreren
Büchern der Physik (Jaeger a. a. O. S. 121 f.). Es ist das einzige Stück, das nicht
als aristotelisch — auch nicht im Sinne einer Schülernachschrift und -aus-
arbeitung — in Anspruch genommen werden kann (Jaeger a. a. O. S. 128).
.1 spricht von der Metaphysik als einer Wissenschaft, deren Notwendigkeit erst
noch zu erweisen ist. Es ,, gehört der Periode der Gründung der Metaphysik an,
wie es denn auch noch keines der anderen Bücher kennt" (Jaeger a.a.O. S. 123).
Weniger Einigkeit herrscht über die Stellung der noch übrigen Bücher zum
Grundstocke. Während man seit Brandis in AB FEZ HO eine fortlaufende
Reihe erblickte, die mit / und M N das einheitliche Werk ausmachen sollte,
begründete W. W. Jaeger (a. a. O. S. 90 ff.) überzeugend die Ansicht, daß
ABFE I M X zur metaphysischen Hauptvorlesung gehören, während ZHß cme
selbständige, mit der Metaphysik nicht in unmittelbarem Zusammenhange stehende
Gruppe bilden. Er stützt sich dafür u. a. auf den Mangel an Beziehungen von
Z H (-) zu den übrigen Metaphysikbüchern (Bedenken dagegen bei Goedeckemeyer,
Deutsche Literaturz. 1912, 981) und die Verknüpfung von I M N mit den Problemen
des Aporienbuches B. ABFE bilden die Einleitung, I M JS[ sind Stücke des Haupt-
teils. Denn in ihrer Vollständigkeit ist die Hauptvorlesung aus unseren Büchern
überhaupt nicht zu rekonstruieren, zum mindesten fehlt, was End- und Zielpunkt
des Ganzen gebildet haben muß, die Theologie (Jaeger a. a. O. S. 128 f.).
Die Entstehung der vierzehn Bücher umfassenden Metaphysik, die wir heute
in Händen haben, ist nach dem oben S. 373 f. Bemerkten zu beurteilen. Abge-
schlossen ist der Saramlungsprozeß wahrscheinlich durch Andronikos von Rhodos.
Vor ihm gab es (im 2. Jahrh. vor Chr.) eine Schrift in zehn Büchern (Anon.
Mcnag. 111 [y. =z \0 nach der Stellung im Alphabet ohne Berücksichtigung
des ?]. 154), ebenfalls unter dem Titel ufiaij voiy.d oder iirzä rä (pvatyd. Durch
Andronikos kamen vermutlich die Bücher a A K A hinzu (vgl. Jaeger a. a. O.
S. 177 ff.).
y) Schriften zur Naturphilosophie und Naturwissenschaft,
Mathematik, Psychologie. Die Probleme und Wundererzählungen.
§ 47. Aristoteleß' Schriften im einzelnen. 381
Die Reihe der naturwissenschaftlichen Schriften eröffnet die fproiy.ij
•aHQouaig in acht Büchern (auch rfvoty.ä oder rä heqI (pvanoK, darunter E Z (-)
«peziell: TÖ ijtsqI y.irr^aew^, wogegen II nicht in diesen Zusammenhang zu gehören
scheint und wahrscheinlich Rest eines andern aristotelischen Werkes ist [s. die
Arbeit von Ernst Hoffmann im Literaturverz. S. 124''J); daran schließen sich: TIsqI
ovQarov in vier, und: Usgl yersoecog xal cp^ogäg in zwei Büchern an; ferner
•die MeTe(OQOAoyi>iü (oder TIsqI fiezedjQwv) in vier Büchern, wovon jedoch das
Tierte eine selbständige Abhandlung zu sein scheint. Unecht ist das Buch Ilfgi
y.öoiiov. das eine spätere, durch den Stoiker Poseidonios beeinflußte Form
peripatetischer Lehre enthält (s. darüber unten § 71).
Die Tiergeschichte {IJegi rä C(pa lotogtai) ist erhalten (das neunte
Buch (i) ist in der vorliegenden Form nicht aristotelisch, das in einem Teile der
Hss. angefügte 10. Buch (K) stammt aus einer späteren Generation des Peripatos
[Straton?]). Die übliche Bezeichnung „Tiergeschichte" kann irreführen. Das
Werk ist im wesentlichen eine vergleichende Anatomie und Physiologie. Eine
eigene mit Zeichnungen versehene Schrift über Anatomie (Araroi^w.1 in sieben
Büchern) ist verloren. An die Tiergeschichte lassen sich anschließen die Schriften:
Über die Teile der Tiere {Tleoi toUov fioglcor in vier Büchern; das erste enthält
•eine allgemeine Einleitung zu den zoologischen Werken, die hier nicht am
nichtigen Platze steht), Über die Erzeugung der Tiere (Ueol ^föcov yEreoecog in
fünf Büchern), Über den Gang der Tiere (IIeoI Cvcov jiooeia; in einem Buche).
Die Abhandlung IIsqi I^o'jcov x cvt]oecos ist unecht.
Die echte Schrift über die Pflanzen ist verloren; die in unseren Aus-
gaben befindliche ist unecht (überarbeitetes Werk des Nikolaos aus Damaskos).
Gegen die Echtheit der Schriften IJegl azoutov you/ificör und M)]xaviy.ä
sprechen überwiegende Gründe.
An die die aristotelische Seelenlehre enthaltenden drei Bücher IJegl tpi'xv^
schließen sich die Abhandlungen an (,,Paria Katuralia") : Usgl aio^rjastog y.ai
aio&ijTibr, IIeqI /iri'jfajg xai dva/iivi^aecoc, Usgl vnvov xal lygrjyögoeojg, Usgl
erv:iricor, IJegl ifjg xa& vjiror fim'xixfjg, IJegl fiaxgoßi6T>]rog xal ßgayvßiöxi^xog,
Ueol tmrjg xal ^aväiov, IJegl dva.Tvorjg. Über das Verhältnis dieser Schriften zu
Ilegl yv/jlg und untereinander s. oben S. 374. Eine von Arist. 467 b 6 f. ange-
kündigte Abhandlung Uegi re reörtjTog xal yrjgwg, die unsere Herausgeber in den
•beiden ersten Kapiteln von JJegl l^oifjg xal daväxov erkennen, scheint ebenso wie.
eine Arbeit Ilegl vöaov xal vyieiag Projekt geblieben zu sein.
Die Schrift 'Pvoioyvoi f^iovtxä ist unecht, sie ist etwa im 2. Jahrhundert
jiach Ohr. aus zwei älteren Stücken zusammengesetzt worden. S. die Abhandl.
■von R. Foerster im Literaturverz. S. 130*.
Aus der peripatetischen Schule stammt das Schriftchen Ilegl y_QO}-
II ü X oj r.
Die Sammlung von Ilgoß^.tjfiaxa ist ein auf Grund von aristotelischen
Aufzeichnungen allmählich entstandenes Konglomerat (vgl. Carl Prantl, Über die
Probleme des Arist., in den Abh. der Akad. d. W., München 1850, s. auch Karl
Stumpf [Literaturverz. S. 124*J, der nachweist, daß die Probleme, die sich auf
llusik beziehen, nicht von einem und demselben Verfasser in der Hauptsache
noch aus dem 1. oder 2. Jahrh. n. Chr. herrühren).
Die Schrift Ilegl {>uv/iaoioiv dxov ofiäxcor ist unecht (vgl. Hermann
■Schrader, Über die Quellen der pseudo-arist. Schrift tt. &. d., Jahrbb. f. klass.
Philol. 97 [1868], 217—232).
d) Schriften zur Ethik, Politik, Ökonomik, Poetik und
Jihetorik.
332 § "i"- Aristoteles' Schriften im einzelnen.
Über die Ethik überhaupt handeln in dem auf uns gekommenen Corpus
Aristoteleura drei Schriften: ''HOiy.a N ixo/iü/fui in zehn Büchern, 'H&iy.ä
Ei'8>'ifitt(( in sieben Büchern, 'Ilüixä fiF.yäla in zwei Büchern (der letzte Titel
gewiß nicht korrumpiert aus iiOty.öjr xsqräkaia oder hergeleitet aus ijOixöiv xerfä/.ata
Xixofia/eiMv, wie Ad. Trendelenburg vermutet, Histor. Beitr. II, S. 3ö3, wahr-
scheinlicher die Erklärung des Albertus Magnus: non ideo quod scriptum plus
contineat, sed quia de pluribus tractat; eine andere voji Theod. Birt, in: Verh. der
Philologenvers. d. J. 1879, S. 99). Die Bücher der drei Ethiken entsprechen einander
in folgender Weise. Eth. Nie. ABT 1—7, Eth. Eud. A B, Magn. Mor. A 1—19
enthalten die allgemein grundlegenden Betrachtungen über die Eudaimonie,
Tugend und Willensfreiheit; Eth. Nie. F 8-15 und J, Eth. Eud. /; Magn.
Mor. A 20-33 behandeln die einzelnen ethischen Tugenden mit Ausnahme der
Gerechtigkeit; Eth. Nie. E, womit Eth. Eud. .1 identisch ist, und Magn. Mor. A
34 und B Anf. gehen auf die Gerechtigkeit und Billigkeit; Eth. Nie. Z, womit
Eth. Eud. E identisch ist, und Magn. Mor. A 35 (vgl. B 2 — 3) auf die dianoeti-
schen Tugenden, Eth. Nie. H, womit Eth. Eud. Z identisch ist, und Magn. Mor.
B 4 — 7 auf die iyxodrsm und dygarsia und auf die Lust; Eth. Nie. 0 I, Eth.
Eud. H 1 — 12 (oder 13 Anf., wo offenbar eine Lücke ist) und Magn. Mor. B
11 — 17 wird von der Freundschaft gehandelt, Eth. Eud. // 13 (wo der Text sehr
lückenhaft und korrumpiert ist) von der Macht der rpoövtjaig, Magn. Mor. B 10
von der Bedeutung des ogOog ?.6yog und von der Macht des ethischen Wissens,
Eth. Eud. H 14 — 15 und Magn. Mor. B 8—9 von der evzv/Ja und von der
xaXoxaya-^ia, Eth. Nie. K von der Lust und Glückseligkeit. Von diesen Schriften
sind nicht etwa die sogen. Magna Moralia (die kürzeste Darstellung) die älteste
(wie Schleiermacher geglaubt hat); vielmehr rührt die Nikomachische Ethik
(auf welche die Zitate in der Metaphysik und Politik gehen : Met. A 1, 981 b 25,
Politik B 2, 1261a 31; T 9, 1280 a 18 und 12, 1282b 20; J 11, 1295a 36; Hl?,,
13.32a 8. 22) von Aristoteles selbst her, die Endemische ist eine an das aristo-
telische Werk, bezw. die aristotelische Vorlesung über Ethik, sich anschließende
Arbeit seines Schülers Eudemos. Die Magna Moralia hingegen sind unzweifelhaft
spät anzusetzen, da sie schon stoische Einflüsse in Gedanken und Terminis bekunden
(s. Eamsauer, Zur Charakteristik der Magna Moralia, Oldenburg 1858, G.-Pr.,
Spengel, Arist. Studien I, München 1863, S. 17, und Trendelenburg, Einige Be-
lege für die nacharist. Abfassungszeit der Magna Moralia, in: Histor. Beitr. III,.
S. 433 ff.); das in ihnen enthaltene Zitat {B 6, 1201 b 25): o)o:teq k'rpausv ir roTg
dvaXvrixoTg hat zu der Vermutung geführt, daß der Verfasser diese Schrift unter
dem Namen des Aristoteles habe erscheinen lassen. In Wirklichkeit handelt es
sich wohl um ein übernommenes Zitat aus einer letzten Endes zugrunde liegen-
den Ethik Vorlesung des Aristoteles. Zur Erklärung einer solchen Übernahme ist
zu berücksichtigen, was oben S. 375 über den unpersönlichen Charakter der
Arbeit im Peripatos ausgeführt worden ist. — Daß der Verfasser der Endemischen
Ethik bei allem Anschluß an Aristoteles auch Eigentümliches gebe, welches mit-
unter als eine beabsichtigte Berichtigung des AristoteHschen erscheint, ist be-
sonders nach Spengels und Zellers Nachweisen nicht zu bezweifeln. Die Nikom.
Ethik scheint nach .dem Tode des Aristoteles durch seinen Sohn Nikomachos
veröffentlicht worden zu sein. Dieser hat dabei nicht nur die einzelnen ethischen
Untersuchungen zu einem Ganzen verbunden, sondern auch dieses Ganze dem
Editionsbrauche der Zeit entsprechend in Bücher annähernd gleichen Umfanges
eingeteilt, während bei den übrigen aristotelischen Lehrschriften, denen eine so
frühe buchhändlerische Veröffentlichung nicht zuteil wurde, die natürliche Glie-
derung (eine Untersuchung = einem oder mehreren Büchern) erhalten geblieben ist.
§ 47. Aristoteles' Schriften im einzelnen. 383.
Die Xikomachische Ethik nimmt also in diesem Punkte unter Aristoteles' Schriften
eine Sonderstellung ein (vgl. \V. W. Jaeger, Stud. z. Entst. d. Metaph. S. 155. 157 f.). —
Bei der Gemeinsamkeit peripatetischer Arbeit ist die Frage, wem die drei der
Nikoraachischen und der Endemischen Ethik gemeinsamen Bücher ursprünglich
zugehören, ob Xikomachos oder Eudemos, von geringerem Belange, als nach der
darauf verwendeten Forschermühe anzunehmen wäre. Das Nächstliegende ist
jedenfalls, daß Nikomachos hier wie auch in den anderen Büchern die aristote-
lischen Vorlesungsschriften veröffentlichte und Eudemos die gleichen Schriften,
an denen er nichts zu ändern fand, in seinen Entwurf aufnahm, die gemeinsamen
drei Bücher also weder nikomachisch noch eudemisch, sondern einfach aristote-
lisch sind. Selbstverständlich ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß die
betreffenden Bücher in der Ausgabe des Nikomachos oder dem Entwürfe des
Eudemos verloren gingen und nun aus der Parallelschrift ergänzt wurden. Die
größere Wahrscheinlichkeit spricht hier entschieden zugunsten der Priorität der
bereits dem Buchhandel übergebenen Bücher des Nikomachos. Daß man anderer-
seits schon im Altertum den Ausfall von Teilen der Nikoraachischen Ethik an-
nahm, beweist Aspasios' Komm. z. Eth. (Comm. in Arist. Gr. XIX 1) S. 161, liJ
Heylb., worauf W. W. Jaeger a. a. O. S. 142 Anm. 1 aufmerksam macht.
Die IIoAix ixä stellen sich im Gegensatze zur nikoraachischen Ethik wieder
als eine Zusararaenfügung von Einzeluntersuchungen dar, deren Grenzen mit
denen der Bücher, bezw. einzelner Buchgruppen, zusammenfallen. Es sind die
folgenden. A: Das Hauswesen (als Grundlage des Staates). B: Kritische Be-
trachtung der früheren Staatstheorien. F: Grundbegriffe der Politik. Wesen des
Staates und des Staatsbürgers. Prinzipielle Sonderung der Verfassungen nach
den von den Regierenden verfolgten Zwecken. Das Königtum. J E: Die vier
für die politische Betrachtung maßgebenden Gesichtspunkte (1288 b 22 ff.; s. u.
§ .52). Die übrigen Verfassungen außer dem (bereits behandelten) Königtum.
Sturz und Erhaltung der verschiedenen Verfassungen. Z: W^eitere Spezialisierung
der Verfassungen und der ihnen entsprechenden und dienlichen Einrichtungen.
H 0: Die Ideal Verfassung. — Bei der Zusammenfassung zur Sammeleinheit eines
politischen Kursus blieben A B zunächst außer Betracht. Daher wird /' in J 2,
1289 a 26 als erste Untersuchung (jiQihzy] fis&o8ogJ zitiert. Die Zusammengehörig-
keit von A E ergibt sich aus Zitaten in Z (2, 1317 b 34 f.; 4, 1318b 7), nach
denen A (15, 1299 b 38 ff.; 6, 1292 b 22 ff.) zur nächstvorangehenden Unter-
suchung gehört, und der Rekapitulation im Anfange von Z. Die Darstellung des
Idealstaates in H & sollte bei einer Wiederholung des Kursus an die Behandlung
des Königtums in F angeschlossen werden, wie der Schluß von F, verglichen
mit dem Anfang von H, zeigt. Ebensowenig wie der metaphysische liegt uns der
politische Kursus vollständig vor. Abgesehen von anderem Fehlenden ist vor
allem die Schilderung der Idealverfassung unvollständig. Daß es vergebliche
Mühe ist, durch kritische Maßnahmen aus der Politik ein in seinem Zusamnien-
hange durchaus befriedigendes „Werk" herzustellen, folgt schon aus dem oben
S. 373 f. Gesagten, sei aber hier gegenüber den üblichen, nur Verwirrung an-
richtenden Umstellungen noch besonders betont (vgl. W^. W. Jaeger, Stud. zur
Entstehungsg. d. Metaph. S. 45 ff. 156 f., und s. auch U. v. Wilamowitz-Moellen-
dorff, Aristot. u. Athen I S. 355 ff.). '
Von den Politien, die die Verfassungen von 158 Staaten behandelten, ist
nur die vor etwa 25 Jahren durch einen Papyrusfund großenteils wieder zutage
gekommene nohzda 'A&tjvat'cov erhalten. Von den übrigen liegen nur noch
Fragmente vor.
:3i-s4 § ■!"■ Aristoteles' Schriften im einzelnen.
Von der Ükunoniik ist wahrscheinlicli auch das erste Buch nicht aristo-
telisch und hat einen früheren Peripatetiker (Philodemos nennt Theophrast) zum
A'erfasser, das zweite ist entschieden unecht und stammt etwa aus dem Ende des
3. Jahrhunderts. In lateinischer Übersetzung des Durand d'Auvergne aus dem
Jahre 1295 existiert noch ein weiteres Buch (betitelt Liber secundus yconomi-
■corum Aristotilis), das den Einfluß stoischer Popularphilosophie verrät und jeden-
falls späten Ursprungs ist.
Die Poetik (.-regi Ttoujriy.rjg) ist nur unvollständig vorhanden. In dem ver-
lorenen zweiten B. stand nicht nur die Abhandlung über die Komödie, sondern
auch die über die Katharsis.
Dit Bketorik in drei Büchern wurde, abgesehen von dem dritten Buch,
■öfter als das am gleichmäßigsten durchgeführte Werk des Aristoteles angesehen.
Das dritte Buch, in dem sich freilich manches findet, was nicht von Aristoteles
unmittelbar herrühren kann, sollte der Vermutung nach von ihm als ergänzende
J?chrift über U^ig und lü^ig (s. Diog. Lacrt. 5, 24) hinzugefügt worden sein.
Die von manchen bezweifelte Echtheit des dritten Buches ist von H. Diels
(s. Lit. y. 128*) schlagend erwiesen worden. Die Annahme, daß die Rhetorik
von Aristoteles selbst in ungefähr der Gestalt, wie sie uns vorliegt, herrühre, hat
Frdr. Marx (s. Lit. S. 128*) zu erschüttern unternommen, der in seiner genauen
Untersuchung zu dem Ergebnis kommt, daß allerdings Aristoteles als ,, Urheber''
der in der Rhetorik dargelegten Disziplin zu betrachten sei, daß aber Darstellung
und Ausarbeitung nicht sein Werk sein können — schon die Behandlung der
iiitate, abgesehen von manchem andern, lasse dies als unmöglich erscheinen — ;
daß uns vielmehr in den drei Büchern der Rhetorik eine wenig geschickte „Be-
arbeitung" der ungenauen ,. Nachschriften einzelner Vorlesungen" des Aristoteles
über die Rhetorik vorliege. Das von den Zitaten hergenommene Argument läßt
allerdings Vahlen (s. Lit. S. 128*) nicht gelten, indem er die Zitiermethode des
Aristoteles darlegt. — Die gleichfalls auf uns gekommene Ehctorica ad
Ale xandr Ulli ist ein Werk des Rhetors und Historikers Anaximenes von
Lampsakos (um 340 vor Chr.).
Nur mit einem ^V^orte sei hier noch der leider verlorenen, für die Geschichte
•der Philosophie wichtigen Monographien über die Pythagoreer, Archytas, De-
mokritos, Speusippos, Xenokrates u. a. gedacht (Verzeichnis der auf Vor-
sokratiker bezüglichen bei Diels Vors. II 1 * S. 751). Über die unter Aristoteles'
Xamen erhaltene Schrift über Melissos, Xenophanes und Gorgias s. oben S. 87 f.
Auch die das Gebiet der Philosophiegeschichte nicht unmittelbar berührenden
Didaskalien und Verzeichnisse der Olympischen und Pythischen Sieger verdienen
Erwähnung, weil in ihnen, ähnlich wie in den Politien, der auf das Urkundliche
gerichtete Sinn des Aristoteles zur Erscheinung kommt, der die wissenschaftliche
Arbeit des Peripatos nachhaltig beeinflußt hat.
§ 48. Aristoteles' System im allgemeinen. Ein-
teilung der Philosophie. Logik. Eine feste Einteilmig der
philosophischen Disziplinen nach einem bestimmten Einteilungs-
grund findet sich bei Aristoteles nicht. Nachdem wir aber seine
Schriften dem Gegenstande nach in logische, metaphysische,
physische und ethische geschieden haben, legen wir diese Ein-
teilung auch der Darstellung seiner Philosophie zugrunde.
§ 48. Aristoteles' System im allgemeinen. Einteilung der Philosophie. Logik. 3g5
Aristoteles ist der Begründer der wissenschaftlichen Logik.
Die analytischen und dialektischen Untersuchungen (in
dem „Organon") galten ihm, wenn man aus ihrer Nichterwähnung-
unter den Teilen der Philosophie einen Schluß ziehen darf, als
eine methodologische Propädeutik zur Philosophie und nicht als
eine eigentlich philosophische Doktrin. Doch hat diese Ansicht
der wissenschaftlichen Strenge in seiner Behandlung derselben
keinen Eintrag getan.
Die Logik des Aristoteles ist keine formale wie die Kants
und Herbarts. Die Wahrheit bezieht sich bei ihm nicht nur auf
das subjektive Denken, sondern die Formen des richtigen Denkens
beziehen sich auf reale Verhältnisse.
Die Arten der Vorstellungen und „Aussagen" (oder Teile
der Rede) entsprechen nach der Ansicht des Aristoteles den
formalen Klassen dessen, was existiert. Die allgemeinsten for-
malen Klassen des Existierenden (Existenzformen) sind: Sub-
stanz, Quantität, Qualität, Relation, Ort, Zeit, Lage, Haben,
Tun, Leiden. Die durch diese Formen des Seienden bedingten
Formen der „Aussagen über das Seiende" nennt Aristoteles
Kategorien. Der Begriff geht auf das reale Wesen der be-
treffenden Objekte. Die Wahrheit im Urteil ist die Überein-
stimmung der Vorstellungsverbindung mit einer Verbindung in
den Dingen oder (beim negativen Urteil) einer Trennung von
Vorstellungen mit einem Getrenntsein in den Dingen; die Un-
wahrheit im L^rteil ist die Abweichung in Verbindung oder
Trennung der Vorstellungen von dem betreffenden objektiv-realen
Verhältnis.
Der Schluß, die Ableitung eines Urteils aus anderen, zer-
fällt in den Syllogismus, der von dem Allgemeinen zum
Besonderen herabsteigt, und die Induktion, die durch Zu-
sammenstellung des Einzelnen und Besonderen zum Allgemeinen
sieh erhebt. Der wissenschaftliche Schluß oder der Beweis
ist der Schluß aus wahren und gewissen Prinzipien; der dia-
lektische Schluß ist der Prüfungsschluß aus dem Wahrschein-
hchen; der sophistische Schluß ist der Fehl- oder Trugschluß
aus Falschem oder durch täuschende Kombination.
Als oberste metaphysisch-logische Prinzipien, auf denen die
Möglichkeit der Beweisführung und der sicheren Erkenntnis
überhaupt beruhe, gelten dem iVristoteles der Satz des Wider-
spruchs und des ausgeschlossenen Dritten. Die Prinzipien
werden durch die Vernunft unmittelbar erkannt. Das Frühere
und Erkennbarere für uns ist das sinnlich Wahrnehmbare und
TJeberweg, Grtindriß I. 25
38() § ^^- Aristoteles' System im allgomoinen. Einteilung der Philosophie. Logik.
das. was jedesmal in der aufsteigenden Reihe von Begriffen
das minder Allgemeine, daher das der Wahrnehmung näher
Liegende ist; das an sich selbst Frühere und Erkennbarere
aber ist das Prinzipielle oder doch das dem Prinzipiellen näher
Liegende.
Aristoteles' Philosophie. Quellen. Als solche dienen in erster Linie
Aristoteles' Werke. Mit Vorsicht sind zu benutzen die Angaben Späterer, ins-
besondere der Doxographen (s. Diels, Doxogr. Graeci Index s. v. Aristoteles) und
der Kommentatoren,
Logik. Als Quelle kommen in erster Linie in Betracht die oben S. 378 f.
augeführten Schriften des „Organon". Die antiken Kommentatoren
fußten z. T. auf der späteren peripatetischen Tradition und sind in ihrer Er-
klärung nicht ohne weiteres für Aristoteles selbst verbindlich, haben aber doch
erheblichen exegetischen 'Wert, da sie durch vollere Ausführung das Verständnis
der bei Aristoteles in knapper Form ausgedrückten Gedanken erleichtern. Die
Akademische Kommentarsammlung (s. oben S. 365 f.) enthält Kommentare zu
logischen Schriften des -Aristoteles von Alexander von Aphrodisias (II 1. 2), Por-
phvrios (IV 1), Dexippos (IV 2), Themistios (V 1), Ammonios (IV 4—6) und
dessen Schülern Olympiodoros (XII 1), Simplikios (VIII) und loannes Philoponos
(XIII 1 — 3), sowie von dem Philoponosschüler Elias (XVIII 1), ferner von
Stephanos v. Alexandreia (XVIII 3), Eustratios (XXI 1) und Michael v. Ephesos
(II 3. dazu Gott. gel. xVnz. 1906, 8S2 ff.j. Dazu kommt eine fälschlich unter
Themistios" Namen gehende Paraphrase zur ersten Analytik (XXIII 3) und zwei
anonyme Paraphrasen zu den Kategorien (XXIII 2) und den Sophistikoi Elenchoi
(XXill 4). Wichtig für die Fortpflanzung der aristotelischen Logik war de&
Porphyrios' Eisagoge (die ,,Quinque voces", IV 1 der Akad. Koramentarsamml.),
die logischen Einführunoskollegien des späteren Altertums zugrunde gelegt wurde
und als logischer Leitfaden wesentlich dazu gedient hat, dem Mittelalter einige
Hauptzüge der aristotelischen Logik weiterzugeben. Im Altertum wurde sie
wieder von Boethius übersetzt (Comm. in Ar. Gr. IV 1) und durch die (gleich-
falls in der Akademischen Sammlung enthaltenen) Kommentare des Ammonios
(IV 3), Elias (XVIII 1) und David (XVIII 2) erläutert.
Um die aristoteUsche Philosophie zu verstehen, muß man stets dessen ein-
gedenk sein, daß Aristoteles Schüler Piatons war, freilich ein sehr selbständiger.
Er beherrschte in viel weiterer Ausdehnung als sein Lehrer das empirische Material,
wurde aber doch bei allen seinen Untersuchungen durch hohe philosophische Ge-
sichtspunkte geleitet, indem er bedeutende spekulative Kraft und Tiefe besaß,
und hierin zeigt er sich vornehmlich als Schüler Piatons. Femer wendet er sich
den Tatsachen viel eingehender zu als Piaton, aber er geht nicht in ihnen auf,
sondern Empirie und Theorie durchdringen sich bei ihm. Er bleibt nicht bei
den einzelnen Erscheinungen, bei dem ttoötsqov :zo6g rjfxäg stehen, sondern er steigt
auf zu dem :;tq6tsoov xfj cpvoei, zu den Gründen, den letzten Gründen; er begnügt
sich nicht mit dem özi, sondern er forscht nach dem öiön. Die Wahrnehmung
ist nicht das Wissen, da sie nur das Einzelne gibt, das Wissen aber auf das
Allgemeine geht. Dieses jedoch entwickelt sich viel mehr als bei Piaton aus der
Erfahrung, weshalb Aristoteles häufig im Gegensatz zu Piaton, dem Idealisten,
als Realist bezeichnet wird, was seine Berechtigung hat, wenn man den Ausdruck
., Realist'' nicht zu einseitig faßt.
Über den aristotelischen Begriff der Philosophie ist bereits oben
(S. 5) gehandelt worden. Eine Einteilung, die der von Xenokrates begründeten
(s. 0. S. 341) und später allgemein gewordenen nahe steht, finden wir in der Topik
{A 14, 105 b 19 ff.): die philosophischen Probleme und Theoreme sind teils rjOiy-ai, teils
§ 48. Aristoteles' System im allgemeinen. Einteilung der Philosophie. Logik. 387
(pvoixul, teils '/.oyiy.ui. wobei unter den '/.oyiy.ui solche zu verstehen sind, die auf
Allgemeines gehen, so daß nicht der spezifisch physikalische oder spezifisch ethische
Charakter in Betracht kommt, also Sätze, die der Metaphysik (oder Ontologie)
und der formalen Logik angehören. Aristoteles gibt jedoch diese Einteilung dort
nur als eine vorläufige Skizze (w^ ri'.Tro .TFoi/.aßcTv). Anderwärts teilt er die
Philosophie in die theoretische (die 'wissenschaftliche Erkenntnis des Existierenden,
wobei die Erkenntnis selbst der Zweck ist), die praktische (die auf das Handeln
bezügliche und dieses normierende Erkenntnis) und die poietische (die auf das
Gestalten eines Stoffes, das handwerksmäßige und das künstlerische Schaffen
eines Werkes bezügliche Erkenntnis); so neben anderen Stellen Top. Z 6, 14.5 a
15 f. {&e(OQ7]xii{r) yoLQ xal jcgaxzixrj y.al Jioirjxixr) Xeysrai [»; ejiiaxrjfi)j\)\ Metaph. £" 1,
1025 b 25. Die theoretische Philosophie scheidet Aristoteles dann wieder in
Physik, Mathematik und „erste Philosophie" (Ontologie oder Metaphysik, auch
Theologie genannt): Metaph. K ~(, 1064b 1 f. : öfjXov toivvv, oti tqiu yivr) tcov
ßscogtjrixcöi' sazf cfvaiy.}), {.tadijuariHrj, deo/.oyiHrj. Die Physik hat es mit dem
vom Stoffe Untrennbaren und Bewegten, die Mathematik wenigstens zum Teil
mit dem Untrennbaren und L'nbewegten, die erste Philosophie mit dem Getrennten
und Unbewegten zu tun (Anknüpfungspunkt bei Piaton s. o. S. 287 f.; vgl. dagegen
Speusippos, oben S. 354). Zu einer Einteilung der praktischen Philosophie war
schon für Eudemos (Eth. A 8, 1218 b 13 f.) die Stelle der aristotelischen Ethik
Z 9, 1142 a 8 ff. maßgebend, nach der der richtige Zustand des Individuums
(tö cfooviuov sirai, vgl. auch 1141 b 30) wohl nicht möglich ist ärsv oiyovofiiag
ov6' ävEv jTo/.tieiag. Darnach sondert Eudemos :io).niyJ] y.al ofy.ovojiiy.i] y.al
q-'QÖvrjaig.
Aristoteles selbst bezeichnet aber, wo er sich genauer erklärt, die Ökonomik
nebst der Rhetorik und Feldherrn kunst als eine der Hilfswissenschaften der
Politik (Eth. .-1 1, 1094 b 3). Eine Tio'/.iziyrj im weiteren Sinne scheidet er Eth. Z 8,
1141 b 24 ff. von einer solchen im engeren Sinne. Jene zerfällt in oiyovoula,
rofiodeai'a, nohtixt], die letztere wieder in ßovhviiy./] und dixuoTixi). Die Dis-
ziplin, die auf das ::toieiv geht, ist nach ihrem allgemeinen Begriff die
Lehre vom Schaffen (im Gegensatze zur praktischen Philosophie als der Lehre
vom Handeln). Sie ist zunächst die Technologie überhaupt, also die Lehre von
dem Gestalten oder Bilden irgend eines Stoffes; indem aber von philosophischer
Bedeutung insbesondere die Lehre von den „nachahmenden" Künsten ist, kommt
sie mit unserer „Ästhetik" insofern überein, als diese nicht bloß von dem Begriff
des Schönen und von dem Schönen in der natürlichen Wirklichkeit, sondern
auch von der künstlerischen Darstellung handelt ; wirklich ausgeführt hat Aristo-
teles davon nur die Theorie der Dichtung (Poetik).
Aristoteles stellt die verschiedenen Doktrinen in ein bestimmtes Eangver-
hältnis, indem er die theoretischen Wissenschaften für die vorzüglichsten
erklärt und unter ihnen wiederum die d so'/.oy ty.rj , da sie auf das höchste Objekt
gehe, für die höchste, nach dem Grundsatz, daß der Wert einer jeden Wissen-
schaft sich nach dem Werte des ihr eigentümlichen Objektes richte: ße/.rimv 8s
y.al yeiooiv eyäozi] /Jyszai y.uzu x6 oly.sTov i:Tiaz7]z6r (Metaph. Ä' 7, 1064 b 5 f.).
Aus den angeführten Einteilungsansätzen, die aber in Aristoteles' Lehr-
schriften, soweit sie uns vorliegen, zu keiner konsequenten und einheitlichen
Systematik ausgebildet sind, hat sich später ein stehendes Schema entwickelt,
das wü" insbesondere im mittleren Piatonismus (Albin. Eisag. c. 3) sowie bei
den peripatetischen und neuplatonischen Aristoteleskommentatoren antreffen.
Sie scheiden in der Philosophie zunächst einen theoretischen und einen
praktischen Teil — der poietische fällt hier weg — . Innerhalb des ersteren
388 § 4^- Aristoteles' System im allgemeinen. Einteilung der l*liilosophie. Logik.
trennen sie Physik, Mathematik und Theologie (Metaphysik), innerhalb
des letzteren Ethik (Lehre vom sittlichen Verhalten des Einzelnen), Ökonomik
(Lehre von der Gestaltung der kleineren Gemeinschaft, des Hauswesens) und
Politik (Lehre von der Gestaltung der größeren (jemeinschaft, des Staates).
Näher«s über Vorkommen und Entwicklung dieser Einteilung bei Zeller II 2^,
177, 1; Praechter, Byzant. Zeitschr. 19 (1910), 321 ff.
Es muß auffallen, daß in den angeführten aristotelischen Einteilungen die
Logik in unserem Sinne oder die aristotelische Analytik keine Stelle hat. Das
wäre, faßt man diese Einteilungen als lückenlose systematische Gliederungen,
so zu erklären, daß Aristoteles die Logik nur als Propädeutik oder Werkzeug
(Ürganon) zu den eigentlichen philosophischen I'.ntersuchungen betrachtet
habe, und hiermit trifft seine Erklärung (Metaph. /' 3, 1005 b 4 f.) über die Not-
wendigkeit, sie vor dem Studium der Metaphysik bereits zu kennen, zusammen,
die zwar die Logik zunächst nur zur Metaphysik in eine propädeutische Be-
ziehung setzt (so daß hiernach die Annahme möglich bliebe, Aristoteles rechne
sie zur nQooxrj (pdoao(pia als formale Einleitung), aber doch wohl auch ein
gleiches propädeutisches Verhältnis derselben zu der Ethik und Physik voraus-
setzt, sofern die im Organon gelehrte Methode, mit welcher der Philosophie
Studierende vor ihrer Anwendung vertraut sein soll, nicht nur die Methode der
Metaphysik, sondern jeder philosophischen Doktrin, also auch der Ethik und
Physik, ist. Der spätere Peripatos hat in der Tat Aristoteles so verstanden und
von diesem Standpunkte aus die stoische (jliederung: Logik, Physik, I^thik be-
kämpft. Über diese Polemik und die Vermittlungstheorie neuplatonischer Aristo-
teleskommentatoren s. Amraon. in Anal, priora (Comment. in Arist. Gr. IV G)
S. 8, 15 ff.; Olymp. Prol. (Comment. in Arist. Gr. XII 1) S. 14, 18 ff. (dazu
Byzant. Zeitschr. 19 [1910], 322).
Die aristotelische Analytik (nebst den zugehörigen Abhandlungen) ist
eine zergliedernde (daher der Name), das Denken gleichsam in Inhalt und Form
zerlegende und die letztere eigens betrachtende Darstellung der Formen des
Schließens und überhaupt des (auf Erkenntnis der Wirklichkeit abzielenden)
Denkens. Die Wahrheit eines Gedankens ist die Übereinstimmung desselben
mit der Wirklichkeit. Kateg. 12, 14b 21 f.: r«« yaQ elvai rö Tigäyfia t] (irj dXtj^iig 6
Xöyog »/ ypEv8r}g Xsyexat, was näher Metaph. T 7, 1011 b 26 f. auf die einzelnen
hierbei möglichen Fälle so bezogen wird: das Seiende für nichtseiend erklären,
oder das Nichtseiende für seiend, ist das Falsche; das Seiende aber für seiend
und das Nichtseiende für nichtseiend erklären, ist das Wahre. Wie den Inhalt
des Denkens, so setzt Aristoteles auch die Denk formen in Beziehung zur ob-
jektiven Realität. Durch die einzelnen, aus dem Satzzusanmienhang heraus-
gehobenen Worte oder Ausdrücke (rä y.axä /^ujÖE/niav av^mXoxTj%- Xeyö^ie^-a, Kat. 4,
1 b 25), deren Arten die „Arten der Aussagen über das Seiende" oder die
Kategorien [yeri] xöiv xax?]yoQt(dv, y.axyyoqtai xov ovxog oder xöJv ovx<ov) sind,
wird bezeichnet: entweder 1. ovaia oder xi ioxi (Substanz), wozu Aristoteles als
Beispiele anführt: Mensch, Pferd, oder 2. jtooöv (Quantität), z. B. zwei, drei Ellen
lang, 3. .Toiöv (Qualität), z. B. weiß, grammatisch, 4. jiQÖg xi (Relation), z. B.
doppelt, halb, größer, 5. jxov (Ort), z. B. im Lykeiou, auf dem Markte, 6. jxoxe
(Zeit), z. B. gestern, im vorigen Jahre, 7. xsTo&ai (Lage), z. B. liegt, sitzt, 8. eyjir
(Haben), z. B. ist beschuht, bewaffnet, 9. jtoieTv (Tun) z. B. schneidet, brennt,
10. Txdoxetv (Leiden), z. B. wird geschnitten, gebrannt (Kat. 4, 1 b 26 ff., Top. A 9,
103 b 22 f.). Die Kategorienlehre bildet, eben Avegen ihrer gleichzeitigen Be-
ziehung zu den Denk- und Seinsformen, ein Grenzgebiet zwischen Logik und
Metaphysik.
§ 48. Aristoteles' System im allgemeinen. Einteilung der Philosophie. Logik. 389
Die Beziehung der Formen der Rede auf die Formen des Seins statuiert
Aristoteles ausdrücklich Metaph. .1 7, 1017 a 23 f.: oauxiog yag /Jygrui, zonuvrax&g
t6 etvai arjftatvet. Durch die Existenzformen sind die Vorstellungsformen und
deren Ausdruck in der Rede, die Wortarten oder Redeteile bedingt, und so ent-
spricht insbesondere nach Trendelenburgs Annahme (Elem. Logices Aristoteleae,
Anmerk. zu § 3) die Kategorie der Substanz dem Substantiv (orofia), die übrigen
zusammengenommen dem Qfjfiu in dem weiteren Sinne (Prädikat), in welchem
Aristoteles mitunter diesen Ausdruck gebraucht, und näher die Kategorien der
Quantität, Qualität und Relation dem Numerale ^ind Adjektiv und gewissen
Adverbien, die des Ortes und der Zeit dem Adverb (oder einer adverbialen Bestimmung)
des Ortes und der Zeit, die des Liegens dem Verbum intransitivum, die d«s Habens
dem Perf. pass., die des Tuns dem Verb, act., die des Leidens dem Verb. pass. Diese
Korrespondenz, die an sich (im wesentlichen) besteht, ist aber von Aristoteles
nicht ausdrücklich aufgezeigt worden. Die Lehre von den Wortarten steht bei
ihm noch in den ersten Anfängen und ist von Späteren ausgebildet worden;
auch an sich ist die Korrespondenz nicht durchgängig genau. In den sämtlichen
erhaltenen Schriften, die Aristoteles außer der über die Kategorien (falls diese
echt ist) und der Topik verfaßt hat, stellt er statt der Zehnzahl von Kategorien
eine Achtzahl auf, indem er das y.eZaüai und k'yEiv ausfallen läßt, wahrscheinlich
weil er fand, daß beide sich unter andere Kategorien subsumieren lassen. So
Anal. post. A 22, 83 a 21 ff., b 15 ff. (an welcher letzteren Stelle die Absicht einer
vollständigen Aufzählung keinem Zweifel luiterliegen kann), Phys. £ 1, 225 b 5 ff.
(wo gleichfalls die Vollständigkeit eine notwendige Voraussetzung ist), Metaph.
J 7, 1017 a 25 ff. — Analyt. post. A 22, 83 a 24 ff. werden der ovaia die übrigen
Kategorien gemeinschaftlich als ovußeßi]x6xa entgegengestellt, und Metaph. N 2,
1089b 23 drei Klassen unterschieden: ra itsv yäo ovaiui, lä öe :iäd)], rä öe :io6g xi.
Prantl gibt in seiner Gesch. der Logik im Abendl. (I, S. 207) eine schematische
Zusammenstellung der aristotelischen Stellen, worin Kategorien angeführt werden.
Gegenüber den Angriffen Kants und Hegels auf die Kategorienlehre als prinzip-
lose Zusammenraffung und Nebeneinanderstellung einiger Grundbegriffe findet er
(S. 209, Anmerk.) das Wesentliche dieser Lehre nicht in der Aufstellung einer
geschlossenen Zahl von Formen, sondern in der Einsicht, daß die Substanz {ovaia)
zeitlich-räumlich bestimmt (.toü, .tot?), mit einer eigenschaftlichen Determination
{jioiöv) in der Welt des Zählbaren und Meßbaren (.-toöoV) auftritt imd sich inner-
halb des vielen Seienden nach ihrer Bestimmtheit wirksam zeigt {noisXv, ndoxsiv,
.Tod? Tt). In ähnlicher Weise verteidigt Th. Gomperz, Gr. Denk. III 28 ff., die
Kategorien lehre gegen Kant, Hegel und J. St. Mill.
Als Kategorie bezeichnet ovaia das Selbständige, Substantielle. In einem
anderen Sinne aber bedeutet es das Wesentliche, Essentielle, auf dieses letztere
geht der Begriff {/.öyog). Der Begriff drückt das Wesen aus (/.oyog tijg ovaiag,
Kat. 1, la 2 ff. ; tm ).6ya> zcp ogi^ovri xrjv ovaiav, de part. anim. A 5, 678 a 34),
das Wesen entspricht dem Begriff (»J xatä ).öyov ovaia). Was in den Dingen
noch außer der ovaia vorhanden ist oder gleichsam zu der ovaia hinzukommt, ist
das avi-ißeßrjxög, dieses ist aber teils etwas mit dem Wesentlichen notwendig Ver-
bundenes, so daß wir es aus jenem apodiktisch abzuleiten vermögen, teils etwas
Unableitbares; das erstere ist etwas dem betreffenden Objekt als solchem oder
dessen Begriff nach Zukommendes {aviitßeßt]y.6g y.ad' avzö, wie z. B. einem Dreieck
die zwei rechten Winkeln gleiche Winkelsumme), das andere etwas Zufälliges
{avußsßrixög im gewöhnlichen Sinne). Die Begriffsbestimmung {ogiofiög) ist eine
Erkenntnis des Wesens (Anal. post. B 3, 90 b 30: ögtafiog /.ikv yäg xov xi iaxi xal
ovaiag). Durch die Verbindung {avfi.-z/.oy./]) der gemäß den angegebenen Kate-
390 § ^*^' Aristoteles' System im allgemeiiieii. Einteilung der Philosophie. Logki.
gorien bestimmten Vorstellungeu entsteht das Urteil; die Äußerung desselben
ist der Aussagesatz {dmlqayoi^), welcher teils Bejahung (y.aTä(paaig), teils Ver-
neinung {a:i6qaaii) ist. Jede Aussage ist eutAveder wahr oder falsch, wogegen
die unverbundenen Elemente derselben weder wahr noch falsch sind (Kat. 4, 2 a
7 ff.). Hieran knüpft sich der Satz des Widerspruchs und des ausge-
schlossenen Dritten oder Mittleren in der logischen Form (Kat. 10,
13a 37 f.): von zwei Aussagen, deren eine das nämliche bejaht, was die andere
verneint, ist stets die eine wahr, die andere falsch (Metaph. 7"" 7, 1011b 23 f.);
zwischen den beiden Gliedern eines Widerspruchs liegt nichts in der Mitte,
sondern es ist notwendig, ein jedes von einem jeden entweder zu bejahen oder
zu verneinen. Die metaphysische oder ontologische (auf das Sein selbst
bezogene) Form des Satzes vom W^iderspruch, durch welche die Gültigkeit der
logischen Form desselben bedingt ist, lautet (Metaph. F'i, 1005 b 19 f., vgl. 261,
K b, 1061b 36 f.): Das Gleiche kann unmöglich Ebendemselben zu einer und
derselben Zeit und in derselben Beziehung zukommen und nicht zukommen. Es
ist nach Aristoteles von diesem Satze kein Beweis möglich, sondern nur eine
subjektive Überführung, daß kein Denkender ihn zu verleugnen vermöge. Als
Prinzip des indirekten Beweises bezeichnet Aristoteles (Anal. post. A 11, 77 a 22)
ausdrücklich tö änav (fdvai ?; d:to(fävai.
Aristoteles definiert (Top. AI, 100 a 25 ff., vgl. Anal, prior. .4 1, 24 b 18 ff.)
den Schluß: "Eon dij av?.?Myio/n6; ).6yog, ev lo rsdevKov zirtor eiegöv zi libv xsiftivcov
i^ drdyy.tjs avußaivei 8id rcbv xEiiisvcov. Er nimmt (Anal, prior. A 4 — 6, cf. 32;
vgl. darüber in Ueberwcgs System der Logik die Ausführungen zu § 103) drei
Schlußfiguren {oyj-f^iaxa) an, welche darauf beruhen, daß der Mittelbegriff
(6'joo? usoog) in den Prämissen (Ttoordoeig) entweder das eine Mal Subjekt, das
andere ]\Ial Prädikat ist (1. Figur), oder beide Male Prädikat (II. Figur), oder
beide Male Subjekt (II f. Figur). Der formell richtige Schluß ist entweder ein
apodiktischer oder ein dialektischer, je nach dem Maße der Gewißheit
der Prämissen. Top. A 1, 100a 27 ff. heißt es: dnöÖEi^i? findet dann statt, wenn
aus wahren und obersten Sätzen geschlossen wird oder doch aus solchen, die
auf Grund von wahren und obersten Sätzen als wahr erkannt worden sind; der
dialektische Syllogismus aber ist derjenige, welcher zum Zweck der Prüfung
von Thesen l| hdö'^on' schließt: svöo'^a nämlich sind Sätze, die entweder der
jNlenge oder den Gebildeten oder wenigstens einzelnen, deren Ansicht besonders
beachtenswert ist, als wahr erscheinen. Daneben steht noch der er istische
Syllogismus, der aus bloß vermeintlich oder vorgeblich W^ahrscheinlichem schließt.
Mit dem dialektischen Schluß (dem im/£io2]na, vgl. Top. f) 11, 162 a 16) kommt
der rhetorische (das iv&v/LDjua, vgl. Ehet. A 1, 1355 a 6 ff.) insofern übereiu, als
er nicht den streng wissenschaftlichen oder apodiktischen Charakter trägt; er
überzeugt nur subjektiv, indem er ausgeht ti ely.öicor ij oj/nEicoy (Aiial. prior.
B 27, 70 a 10 f. Über die spätere Bedeutung von ,,Epicheirem" und ,,Enthymem"
s. R. Eisler, Wörterb. d. philos. Begriffe* u. dd. WW.). Aber das dialektische
Schließen dient der Prüfung von Thesen, das rhetorische dagegen cler Über-
redung; im Bereich der Begründung nimmt die Rhetorik die analoge Stelle ein
wie im Bereich der Prüfung die Dialektik, indem beide auf solches gehen, was
y.oivd Tod.-Toy tivu UTidvxwr iazi yvoigi'QEiy y.ul ovÖEfiiä? i:rtaT7'//^i)]g dqü^oio^isv))?, und
nur auf Wahrscheinlichem beruhen, weshalb die Rhetorik das entsprechende
Gegenstück zur Dialektik ausmacht (Rhetor. A 1, 1354 a 1 ff.: ■>) gtfzooiyi'j iaziv
drziGToorfog zi] dia/.Ey.ziy.f/ y.zL). Die Dialektik lehrt das e'^ezÜ'Zeiv y.al v.-TEyEtv
).6yov, die Rhetorik das dTioz-oyslodai y.al y.azijyooETr. Mit dem dialektischen Ver-
fahren ist das ..logische" verwandt, d. h. die Erörterung aus bloßen allgemeinen
§ 48. Aristoteles' System im allgenieincn. Einteilung der Philosophie. Logik. 391
<^und zuhüchst aus mctaphvsisohon, der ttoiÖdj (/i?.oao(f(a angehörenden) Begriffen
im Unterschied von einem Verfahren, welches das Eigentümliche {otxEior) des
jedesmaligen Forschungsgebietes in Betracht zieht, also auf dem Gebiete der
Physik dem <f)voi>cwg Cv^sTr (de gen. et corr. A 2, 316 a 11 u. ö., vgl. Phys. F 5,
204 b 4. 10), auf dem Gebiete der Analytik dem dva?.vTiy.cdc Cv^eZv (Anal. post.
^ 22, 84 a 7 f.) usw. Der Mittelbegriff in dem für die Erkenntnis wichtigsten
Syllogismus entspricht dem Eealgrunde (Analyt. post. B 2, 90a 6 f.: to /dv väg
niTiov TO iif.oor, vgl. Ueberwegs Syst. d. Log. § 101).
Die Induktion (f.Taj'cov//, 6 t'^ fjiuycoyfjg ov?J.o^'iofi(k) schließt, daß einem
Begriff von mittlerem Umfange ein höherer Begriff als Prädikat zukomme,
<laraus, daß eben dieser höhere Begriff (mehreren oder) allen, die dem mittleren
untergeordnet sind, zukommt (Anal, prior. B 23, 68 b 15 ff., Top. A 12, 105 a
13 f : Inaycoyi] de »; uTtd rcöv xaff' sxaarov im rä xadoÄov e(fodog). In Entstehung
und Gebrauch des Terminus snaycoyrj — das ,, Heranbringen'' oder „Hinzu-
bringen" — kreuzen sich drei Anschauungen: man bringt die Einzelfälle heran,
auf denen der Induktionsbeweis sich aufbaut, und schart sie zusammen (als
militärischer Terminus bedeutet Liaycoy/j den engen Anschluß der einzelnen
Glieder aneinander, vgl. F. A. Trendelenburg, Elem. log. Arist., Anm. zu § 20);
man bringt die Personen, denen der Beweis geliefert werden soll, an die
Einzelfälle und an das zu beweisende Allgemeine heran; man bringt endUch
^Is Ergebnis das zu beweisende Allgemeine heran (vgl. im einzelnen Zeller
II 2 3 S. 240, 4). Als streng wissenschaftlich läßt Aristoteles nur die voll-
ständige Induktion gelten (Anal, prior. 5 23, 68b 27 ff.; 24, 69a 16 ff.);
die unvollständige aber (deren Verbindung mit einem angereihten Syllogismus
den Analogieschluß, :TaQä8eiy/iia, ausmacht) dient hauptsächlich dem
Redner (Rhet. .4 2, 1356b 5). An sich ist de^- eigentliche Syllogismus,
der vermöge des Mittelbegriffs für den untersten den höchsten als Prädikat er-
schließt (o öiä zov (lioov ov/loyiof^iög), strenger, der Natur nach früher und be-
weiskräftiger {(jpvosi TiQÖTSQO? xai yvcoQi/^KoieQog — ßiaoriy.cozeQor y.cü jigug rovg dvri-
}.oyiy.ovg hegysöisgov), der induktive Schluß aber ist für uns deutlicher (»;/«j'
EvuQyeorsoog — Jiißarcörsoov xal aacpiareQov y.ai xaxa xijv ala&)]aiP yvoQtticorsQor y.al
roTg rTo/./.oTg y.oivöv, Anal, prior. B 23, 68 b 35 ff.; Top. A 12, 105a 16 ff.). Es
sind überhaupt (Anal. post. A 2, 72 a 1 ff.) nqbg rjf^iäg /.dr jTQÖxeoa y.al yvcogi-
fixoTsga rä iyyvregov Ttjg aladrjaeojg, äjilöjg 8e :jT()6zeoa y.al yrrngiftcürsga rä jioogcö-
rsgor. Das Experiment, welches heutiges Tages für das ganze induktive Ver-
fahren von so bedeutendem Werte ist, kennt Aristoteles, obwohl er es anwendet,
doch in seiner prinzipiellen und methodischen Bedeutung noch nicht.
An den Grenzen liegt einerseits das Einzelne, andererseits das Allgemeinste.
An sich ist es besser, durch das der Natur nach Frühere das Spätere (Bedingte)
zu erkennen; denn das ist wissenschaftlicher. Für diejenigen aber, die nicht auf
diesem Wege zu erkennen vermögen, muß das umgekehrte Verfahren eintreten,
d. h. sie müssen das ihnen bekannte Spätere zum Ausgangspunkt nehmen (Top.
Z 4, 141 b 15 ff.).
Das Allgemeinste kann nicht durch den Beweis erkannt werden, da jeder
{direkte) Beweis etwas, da? allgemeiner als das zu Beweisende ist, als Beweisgrund
voraussetzt, und muß doch ebenso deutlich und sicher und noch deutlicher und
sicherer sein als das Übrige, welches auf Grund desselben bewiesen werden soll;
also muß das Allgemeinste eine unmittelbare Gewißheit haben (Anal. post. A 2,
72 a 25 ff., womit freilich die Erkennbarkeit des Allgemeinen durch Induktion
zu. streiten scheint, vgl. Ueberwegs Syst. d. Log. § 134). Das schlechthin Erste
müssen unbeweisbare Begriffsbestimmungen sein {ra TiQmxa ogioinol soorzai dra-
S9'2 § -19. Die aristotelische Metaphysik.
-lööeiy.xot, Anal. post. i? 3, 90 b 27). Auf diese uoyul geht der voi-i, auf das mit
Allgemeinheit und Notwendigkeit daraus Abgeleitete die i:iioTi]ftt], auf dasjenige,
was sich auch anders verhalten kann, die 86^a, die ihrer Natur nach ein aßeßaiov
ist (Anal. post. A 33, 88b 30 ff.; B 19, 100b 5 ff. Anknüpfungspunkte bei Piaton
s. oben 8. 287).
§ 49. Die aristotelische MetajDhysik. In der ..ersten
Philo.'^üphie" oder der später sogenannten Metaphysik betrachtet
Aristoteles die nicht auf bestimmte Gebiete allein bezüghchen,
sondern allem Existierenden gemeinsamen Prinzipien. Er stellt
deren vier zusammen: Form oder Wesen (/) /.(OQffij, rb eidog),
Stoff oder Substrat (ro t^ o^-, /) ih)), bewegende oder
Avirkende Ursache (ro o&ev 9^ agxrf rt^g yurtjostog), und Zweck
(To ov f'vey.a), die aber doch schließlich auf zwei reduziert werden,
auf Form und Stoff. Das erste dieser Prinzipien, die Form
oder das Wesen, setzt Aristoteles an die Stelle der platonischen
Idee. Er bekämpft die platonische Anschauung, daß
die Idee getrennt von den betreffenden Einzelwesen,
die ihr nachgebildet seien, an und für sich existiere,
nimmt aber auch seinerseits ein reales Korrelat des subjektiven
Begriffs an und findet dasselbe in dem Wesen, welches den
betreffenden Objekten innewohne. Die Idee als das (objektive)
Eine neben dem Vielen existiert nicht; wolü aber muß eine
(objektive) Einheit in dem Vielen angenommen werden. Das
Einzelwesen ist Substanz {oloia) im ersten und eigentlichen
Sinne dieses Wortes;, nur in sekundärem Sinne kann auch die
Gattung Substanz genannt werden. Obschon aber das Allge-
meine nicht an und für sich, sondern nur im Einzelnen Existenz
hat, ist es doch dem Werte und Range nach das Erste, das
seiner Natur nach Erkennbarste und der eigentliche Gegenstand
des Wissens. Doch gilt dies nicht von jedem Gemeinsamen,
sondern nur von demjenigen, welches das Wesentliche der
Einzelobjekte in sich faßt; dieses ist die Einheit der generellen
und spezifischen A\'esenselemente, die Form oder das Wesen
(die Wesenheit).
Der Stoff, welchem die Form anhaftet, ist nicht ein Nicht-
seiendes schlechthin, sondern die Möglichkeit oder Anlage
(dii'ai.tig, potentia, Potentialität) ; die Form dagegen ist die Ver-
Avir"kli chung oder Erfüllung ievTEliyua oder ivegyeia, actus,
Aktualität) eben dieser Anlage: im relativen Sinne ist jedoch
der Stoff ein Xichtseiendes, nämlich das Xochnichtsein des voll-
endeten Gebildes (der Einheit von Stoff und Form). Der Ente-
lechie entgegengesetzt ist das Beraubtsein, der Mangel, die Ent-
§ 49. Die aristotelische Metaphysik. 39S
behi'img oder das Nichthaben (oTtgr^oig). Niemals existiert ein
Stoff ohne alle Form; die Vorstellung eines bloßen Stoffes ist
nur eine Abstraktion. Wohl aber existiert ein st off loses.
Formprinzip; dieses ist die trennbare oder selbständig existie-
rende Form (xioQiGTov), im Unterschied von der untrennbaren,
die stets einem Stoffe anhaftet. Die Form ist bei organischen
Gebilden zugleich auch der Zweck und die bewegende Ursache.
Der Stoff ist das Leidende, BestimmtAverdende ; er ist die letzte
Quelle der Unvollkommenheit in den Dingen, zugleich aber auch
das individualisierende PrinzijD ; die Form dagegen begründet
nicht (wie Piaton will) die Einheit, sondern die gleichartige Mel-
heit. Die Bewegung oder Veränderung (/.Ivr^aig) ist der
Übergang von der ^löglichkeit zur Wirklichkeit. Mit dieser
Annahme ist Aristoteles ein bestimmter Vertreter der Entwick-
lungslehre. AUe Bewegung muß von einer aktuellen bewegenden
Ursache ausgehen. Nun gibt es hinsichtlich der Bewegung
dreierlei: ein stets Bewegtes, ferner ein zugleich Bewegendes
und Bewegtes, also auch ein stets Bewegendes, das selbst unbe-
wegt ist; dieses ist die Gottheit, die stofflose ewige Form,
die reine, mit keiner Potentialität behaftete Aktualität, die sich
selbst denkende Vernunft oder der absolute Geist, der als das
schlechthin Vollkommene von aUem geliebt wird und dem alles
sich zu verähnlichen strebt.
Unsere Quelle für die aristotelische Metaphysik ist vor allem die „Meta-
physik" genannte aristotelische Schrift. Doch kommen auch andere aristotelische
Lehrschriften vielfach in Betracht. Doxographie bei Diels, Doxogr. Gr., s. dort den
Index S. 666. An Kommentaren zur Metaphysik, die analog den oben S. 38(>
für die Logik genannten zu beurteilen sind, enthält die Akademische Sammlung
(oben S. 365 f.) die des Alexander von Aphrodisias (I; der Kommentar zu den
Büchern E bis A' stammt von dem Byzantiner Michael von Ephesos), des Syrian
(VI 1, zw. B r M N) und des Asklepios (VI 2, zu A bis Z), sowie die Para-
phrase des Themistios zum Buche A (V 5).
In einer Übersicht über die Stufen der menschlichen Erkenntnis findet
Aristoteles (Metaph. A \ m. 2). daß mit Recht der Erfahrene (sfiTisioog) für weiser
gelte als der, welcher auf einzelne Wahrnehmungen und Erinnerungen beschränkt
sei, der mit der Theorie Vertraute (d TsyrizTjg) wiederum für weiser als der bloß
durch Erfahrung Gebildete, der Leiter eines Unternehmens für weiser als der
durch bloße Handarbeit daran Beteiligte, dann endlich der, welcher der Wissen-
schaft lebt (die auf das öV geht, wie die ts/rf) auf die yh-sotg, Anal. post. B 19,
100 a 9), für weiser als der, welcher nur zum Behuf der Anwendung Einsicht
sucht; unter den wissenschaftlichen Erkenntnissen aber ist diejenige die höchste,
welche auf die obersten Gründe und Ursachen gerichtet ist; diese höchste Er-
kenntnis ist die ,. erste Philosophie" oder die aorfia schlechthin (s. oben
§ 1, S. 5 f.).
Die vier Prinzipien alles Seienden: Form oder Wesen, Stoff oder
Substrat, bewegende Ursache und Zweck, stellt Aristoteles Metaph. A B, 983 a
394 § ^9. Die aristotelische Metaphysik.
26 ff. (vgl. J 2; Phys. B 3) zusammen: rä ahiu /Jyerai leiQuymg, (or niur fih
ahiay rfafih' sivai rtjv ovoiav xal ro rl >)r sirai, . . , ezeQuv 8f rijr v/.7]>>
y.ai ro vjrox eif^ieror , xqizijv 8s oder 1] ägyr/ T?jg h irt'jae cog , rsrägnjv 8e lijv
drTiHeiitevtjV ulriar tavzi], t6 ov evexu y.al Tay aÖ 6r , rF/.og yuo ytreoecog y.ai
y.trtjöscog :i6.arjg xovx iort'v. Von den ältesten griechischen Philosophen ist, wie
Aristoteles in einem umfassenden Überblick (Rletaph. A 3 ff.) nachzuweisen sucht,
nur nach dem materiellen Prinzip geforscht worden; von Empedokles und Anaxa-
goras auch nach der Ursache der Bewegung; das Prinzip des Wesens oder der
Form ist von keinem der früheren Philosophen klar angegeben worden, am
nächsten jedoch sind demselben diejenigen gekommen, welche die Ideenlehre auf-
gestellt haben; das Prinzip des Zwecks endlich ist nur beziehungsweise, nicht an
und für sich von den Früheren aufgestellt worden.
Gegen die platonische Ideenlehre erhebt Aristoteles (Metaph. A 9;
jl/ 4) zahlreiche Einwürfe, welche teils die Beweiskraft der Argumente
für dieselbe, teils die Haltbarkeit der Ansicht selbst betreffen. Der
Beweis, der auf die Tatsache gegründet wird, daß es eine wissenschaftliche Er-
kenntnis gibt, ist nicht stringent; denn es folgt daraus wohl die Realität des
Allgemeinen, aber nicht die gesonderte Existenz desselben; folgte diese aber, so
würde aus den gleichen Gründen auch manches andere folgen, was die Platoniker
nicht annehmen und nicht annehmen können, insbesondere die Existenz von
Ideen von Kunstwerken (s. oben S. 338. 342), ferner auch von Nichtsubstantiellem»
von Attributivem und Relativem ; denn auch von solchem ist jedesmal der Begriff
ein einheitlicher (tö rö>]ua sr). Werden aber Ideen aufgestellt, so ist diese An-
nahme teils unfruchtbar, teils führt sie auf Unmöglifhes. Die Ideenlehre ist
unfruchtbar; denn die Ideen sind nur eine zwecklose Verdoppelung der sinn-
lichen Dinge (gleichsam alodijzä dtdia), und sie dienen den Einzelwesen zu nichts,
denn sie sind ihnen ja durchaus nicht Ursachen irgend einer Bewegung oder
Veränderung; auch zum Dasein helfen sie den Dingen nicht imd uns nicht zum
Weissen, da sie nicht den Objekten innewohnen. Auf Unmögliches aber führt die
Annahme der Existenz von Ideen, die doch das Wesen der betreffenden Objekte
bezeichnen sollen; denn es geht nicht an, daß das Wesen und dasjenige, dessen
Wesen es ist, voneinander getrennt existieren (991b 1: 86^siev är u8vrazor, sTrai
y/ooig z?]v ovoiav y.ai ov i) ovaia). Ferner ist die Nachbildung der Ideen in den
Einzelwesen, welche Piaton annimmt, nicht denkbar, und der Ausdruck enthält
nur eine poetische Metapher. Dazu kommt endlich, daß die Idee, da sie als
Substanz vorgestellt wird, mit den Einzelwesen, die an ihr Teil haben, zugleich
wiederum einem gemeinsamen Urbilde nachgebildet sein müßte, z, B. die ein-
zelnen Menschen und die Idee des Menschen (der avzodvdQWJtog) einem dritten
Menschen {zotzog ärdocoTzog, Metaph. A 9, 990 b 17 u. ö. ; es ist das bereits von
Polyxenos [oben S. 143] und von Piaton im Parraenides [oben S. 305] vorge-
brachte Bedenken). Das Resultat der aristotelischen Kritik der platonischen
Ideenlehre ist jedoch nicht ein bloß negatives. Aristoteles ist nicht etwa (wie
früher vielfach angenommen wurde) der Urheber des im Mittelalter sogenannten
Nominalismus, der den Begriff für ein bloß subjektives Gebilde, das Allgemeine
für eine bloß subjektive Gemeinsamkeit im Vorstellen und in der sprachlichen
Beziehung erklärt (universalia post rem). Aristoteles erkennt an, daß der sub-
jektive Begriff auf eine objektive Realität gehe, und ist in diesem Sinne Realist,
aber er setzt an die Stelle der transzendenten Existenz, die Piaton der Idee zu-
schrieb, die Immanenz des ^Vesens in den einzelnen Objekten (universalia in re,
während nach platonischer Lehre gilt: universalia ante rem). Demgemäß sagt
Aristoteles Metaph. il/ 9, 1086 b 2—7: zur Entstehung der Ideenlehre gab So-
§ 49. Die aristotelische Metaphysik. 395
krates den Aiihiß durch seine Bemühung um Begriffsbestimmungen; aber er
sonderte nicht das Allgemeine von den Einzelwesen und tat Recht hieran;
denn ohne das Allgemeine gibt es kein Wissen, das Sondern aber ist die L'rsache
der an der Ideenlehre haftenden Unangemessenheiten: Anal. post. A 11, 77a 5 ff.:
c:i'd>] fih' ort' elvai i) er ri Ttaijä zu jro?J.ä ovy. drüyy:)], ei d::i6dsi^ig kozai, slvui
f.tsrzoi ev y.azä :ro/.h7>v äh]d}g eIttsTv aväyy.i}. De anima F A, 430 a 6f. : sr zoXg
F/ovaiv i'/.)]v Svfniisi k'y.aozöv iazi zcor vo)]zü)r. Ebenda 8, 432a 4 f.: h' zoTc siöfoi
zoTg alad)]zoTg zä roijzä ioztr. Radikaler ist die Kritik, welche Aristoteles an der
Reduktion der Ideen auf (Ideal-) Zahlen und an der Ableitung der Ideen aus
gewissen azotjeTa (Metaph. N 1; oioiyela im Sinne der mathematischen Elemente;
vgl. Diels, Elementum S. 28) übt; er findet hierin eine Menge von Willkürlich-
keiten und Verkehrtheiten; indem qualitative Unterschiede aus quantitativen
konstruiert und dabei solches, was nur :?iMi?os eines andern sein könne, als Prinzip
oder Element eben dieses andern betrachtet werde, so werde Quantitatives mit
Qualitativem und Akzidentielles mit Substantiellem auf eine zu zahlreichen
Widersi^rüchen führende Weise verwechselt.
Die Ansicht des Aristoteles, daß nur das Einzelne substantiell (als ovoia)
existiere, das Allgemeine aber ihm immanent (iri'.Tag;^ov) sei, könnte im Verein
mit der Lehre, daß das (begriffliche) Wissen auf die ovola gehe, und daß ins-
besondere die Begriffsbestimmung ovoiag yrwgiauö? sei, die Konsequenz zu fordern
scheinen, daß das Einzelne das eigentliche Objekt des ^Vissens sei, während doch
Aristoteles lehrt, daß die Wissenschaft nicht auf das Einzelne als solches, sondern
vielmehr auf das Allgemeine und Prinzipielle gehe (Metaph. K 1, 1059 b 26: :zäoa
f:Tiaz)]ur} zcop yaüö/.ov, Z 11, 1036a 28 f.: zov yäg y.aßölov y.ul zov sl'bovg 6 ogt-
of(6;). Dieser anscheinende Widerspruch löst sich durch die Unterscheidung
zwischen den verschiedenen Bedeutungen von ovo«« : Einzelsubstanz und Essentielles.
Von Aristoteles wird (Metaph. E 1, 1025 b 27 f. u. ö.) das Wesen im Sinne des
Essentiellen »; y.azä zov '/.öyor ovoia, d. h. das dem Begriff entsprechende, durch
den Begriff zu erkennende Wesen, genannt, die ovoia im Sinne der Einzelsub-
stanz aber (Anal. post. A 22, 83 a 24 ff. u. ö.) als das, was nicht von einem
andern ausgesagt wird, sondern von dem anderes (nämlich das av^ißsßtjy.ög) aus-
gesagt wird, oder als das selbständig oder trennbar Existierende (Metaph. Z 3,
1029 a 28: z6 ycooiazor y.al z6 zöÖe zi vTräoyeiv doy.sX fid/.ioza zfj ovoia) bezeichnet.
Kateg. 5 werden die Individuen jzgwzai ovoiat, die Spezies devzEgai ovoiai ge-
nannt. Metaph. H 2, 1043 a 27 f. unterscheidet Aristoteles ovoia aio&rjz/j als
1. v?.r], 2. /ioQ(p^, 8. ^ iy. zovzcov (das Individuum selbst als Ganzes). Die Einzel-
substanz (das zöSs zi) ist das avvolov aus dem Substrat {vTiopieiftsvor, vhj) und
dem begrifflichen Wesen oder der Form; ihm haften die bloßen Zustände {jzäßj])
und Beziehungen (.too, zi) an, die sich nach den neun neben der ovoia (Einzel-
substanz) stehenden Kategorien unterscheiden lassen. Gegenstand der Forschung
ist zunächst zwar das Einzelne, letzten Endes aber das Allgemeine als das
Essentielle. Das Allgemeine kann freilich nur darum vorzugsweise das Objekt
der Erkenntnis sein, weil es in höherem Sinne als das Einzelne ^^'irklich-
keit hat; aber es hat diese als das Essentielle in allen Einzelsubstanzen. Existiert
das Allgemeine nur im Einzelnen, so folgt zwar, daß jenes nicht ohne dieses
erkannt werden kann, und es stimmt hiermit die Bedeutung zusammen, welche
Aristoteles in seiner Erkenntnislehre und in seiner wirklichen Forschung auf allen
Wissensgebieten der Empirie und der Induktion einräumt; aber es folgt nicht, daß
das Einzelne nach der Seite seiner Individualität das Wissensobjekt sein müsse,
sondern es kann dies recht wohl bloß hinsichthch des ihm innewohnenden
Allgemeinen sein. Das Wissen geht auf das begriffliche Wesen (?; y.azd zov ).6yov
396 § 49. Die aristotelische Metaphysik.
ovain oder t6 ri /})- siiru) der Einzelsubstanzen (zöiv ovauor, Metaph. Z 4, 1030 b 5 f.).
Bei dem Höchsten, Göttlichen, das von Materie frei ist, fällt jedoch nach
aristotelischer Annahme dieser Unterschied weg.
Der Terminus rö ri /}>< slvai ist die zusammenfassende Formel für Einzel-
aiisdrücke folgender Art: rö ayado> rlvai, ro tri eivm, z6 urßocb.-ioj eJvui, so daß
das xi ^v als einen Dativ vertretend zu denken ist. Die Verbindung mit elvat
bezeichnet das durch die abstrakte Begriffsform Gedachte (die Wesenheit),
z. B. ro ayadöv das Gute, ro äyaüoj eirai das Gutsein, die Güte (ebenso in der
Formel: iari fiiv tqvtö, ro dk g'lvai ov ravro, z. B. Eth. Nie. E 3, 1130a 12, d. h,
das Objekt ist das nämliche, aber das begriffliche Wesen ist nicht das nämliche;
de anima T" 7, 431 a 13 f. : xal ovx fTFQor ro ÖQsxny.öv y.al cpEVxrixov ovr ä/.Äi]kcoy
orrs rov cua&tjrixov, d/.Xä ro dvai aXlo). Auf die Frage ri iari kann geantwortet
werden durch: «yai?oV, e'v, äv^gconos, überhaupt durch ein Konkretum oder Ab-
straktum; dann bezeichnet ri foti auch jene Antwort selbst, tritt also für aya^öv,
yv, ärdgco^og als allgemeiner Ausdruck ein. Nun könnte zur Vertretung der
Verbindungen der einzelnen Dative mit elvai als allgemeiner Ausdruck etwa rö
ri toriv elvai erwartet werden; aber für das Präsens «öt(V tritt das Imperfektum
>]p ein, dessen Erklärung strittig ist und hier nicht erledigt werden kann. Somit
ist rö ri >~]v flvai das durch den abstrakten Begriff gedachte substratlose Wesen,
wie Aristoteles Metaph. Z 7, 1032 b 14 definiert, Xsyco b' oi-oiav ävev vÄtjg ro ri
rjv Eirat. Dieser Begriff ist die Denkform, welche auf das ri »}v elvai geht und
dasselbe gleichsam aussagt (Eth. Nie. B 6, 1107 a 6f. : rov Xöyov rov ri t]v elvai
)Jyovra}; den Inhalt desselben gibt die Begriffsbestimmung an (ö ogia/nog, Metaph.
/I S, 1017 b 21 f.).
Von den vier Prinzipien: ^ {'/»/, rö siSog, ro o&ev t) xivi]aig, ro ov evexa,
gehen nach Phys. B 7, 198a 24 f. die drei letzteren oft sachlich in eins zu-
sammen; denn das Wesen und der Zweck sind an sich identisch, da der Zweck
eines jeden Objektes zunächst in dessen eigener vollentwickelter Form selbst liegt
(der immanente Z^veck nämlich, durch dessen Anerkennung sich die aristo-
telische Zwecklehre Avesentlich von einer späteren, äußerlichen Nützlichkeits-
Teleologie unterscheidet), und die Ursache der Bewegung ist mit dem Zweck und
^Vesen wenigstens der Art nach identisch, da ja, sagt Aristoteles, der Mensch
den Menschen zeugt, überhaupt ein vollentwickeltes Gebilde ein anderes der
gleichen Art, so daß zwar nicht gerade diejenige Form selbst, welche erst werden
soll, aber doch eine ihr gleichartige die causa efficiens ist. Auch insofern ist
die formale und Zweck Ursache das Bewegende, als dem Stoffe ein natürliches
Streben nach der Form innewohnt (Metaph. A 7, 1072 b 3, vgl. Phys. A 9,
192 a 18; s. auch S. 397). In den Organismen ist die y^^'xv <^i6 Einheit jener
drei Prinzipien (de anima B 4, 415 b 9: ouoicog ö' ^ yn'x^] aara rovg diaiQia/iievovg
TQO.-Tovg roeig airia ' xal ya.Q ößev 7) yivi]mg avrrj y.al ov e'vexa xal w? ^ ovaia rwv
fiiif'vycor owiiäron' tj ipr^i] airia). Daneben gibt es ein AVirken von außen her
(Mechanismus) wie z. B. bei dem Bau eines Hauses, wobei die drei neben der
vlrj stehenden atriai voneinander nicht nur begrifflich, sondern auch sachlich ver-
schieden sind. In bezug auf das Werdende stehen Stoff und Form einander
als Möglichkeit oder Potentialität {dvvuiiig) und Verwirklichung oder
Aktualität {ivrs /.f ys la) gegenüber, Aristoteles unterscheidet als Arten der
irre/.e/eca Überhaupt: h'rF/J/jiu t) .-rpojr//, worunter der Verwirklichungszustand
als solcher zu verstehen ist, und ivegysiu, die Tätigkeit des Verwirklichten (vgl.
Trendelenburg zu de anima, S. 296 f., Schwegler zur Metaph. Bd. IV, 221 iX
Die VerwirkUchung des Potentiellen ist Bewegung (Phys. Fl, 201a 9 ff.;
Metaph. Ä' 9, 10G5 b 14 ff.). Besonders bemerken sM-ert ist die Relativität,
§ 49. Die aristotelische Metaphysik. 397
•welche Aristoteles bei der Anwendung jener Begriffe auf die Objekte anerkennt:
das nämliche kann in der einen Beziehung Stoff und Potenz, in der andern
Form und Aktualität sein, z. B. der behauene Stein jenes im Verhältnis zu dem
Hause, dieses im Vergleich mit dem unbehauenen Stein, die sinnliche Seite der
ti>vxr] jenes im Vergleich mit dem vovg, dieses im Vergleich mit dem Körper.
So hebt sich der anscheinende Dualismus von Stoff und Form wenigstens der
Tendenz nach auf in der Reduktion auf eine Stufenfolge von Existenzen. —
Die Entstehung des Wortes EVTsUysia igt ungewiß. Wahrscheinlich hat Aristo-
teles bei der Bildung dieses Terminus rf/.og im Sinne gehabt, und es hat dann
eine Analogie mit hhs'/.syh, ivöt/.s/jia (so früher auch häufig für hie/J/eta
geschrieben) = continuum, continuatio, auf die Formung des Wortes ein-
gewirkt.
Die schlechthin höchste Stufe nimmt der stofflose Geist ein, welcher
Gott ist. Den Beweis für die Notwendigkeit der Annahme dieses Prinzips
führt Aristoteles aus dem Werden zweckmäßig gestalteter Objekte auf Grund
seines allgemeinen Satzes, daß jeder Übergang {y.t'vtjoig) vom Potentiellen zum
Aktuellen durch ein Aktuelles bewirkt werde : Metaph. 0 8, 1049 b 24 f. : dsl yäg
ey. lov dvväfiei ovrog yiyvsrai z6 ivegysia ov vno evsoyeiq. ovxog. De gen. animal.
B 1, 734b 21 f.: oaa (pvaei ytyvetai »; TEyvj], in iveoysia ovxog ylyvEiai ex rov
Svfd/.iei xoiovxov. Wie jedes einzelne gewordene Objekt eine aktuelle bewegende
Ursache voraussetzt, so die Welt überhaupt einen schlechthin ersten Beweger, der
die an sich träge Materie gestaltet. Dieses Prinzip, das rtowTor xivovr, muß
(nach Metaph. .1 6 ff.) ein solches sein, dessen Wesen reine hsgysca ist, weil es,
wenn etwas bloß Potentielles in ihm wäre, nicht das Ganze unablässig bewegen
könnte; es muß ewig sein, reine Form, ohne Materie, weil es sonst mit Potentialität
behaftet wäre (1074 a 35 f.: tÖ t< >}r slvai ovy. i'/fi vhjv xö jtowxov IvisAeyeiu yäo).
Als frei von ^laterie ist es auch ohne Vielheit und ohne Teile, reiner Geist {vovg),
der das Beste zum Inhalt seines Denkens hat, sich also selbst denkt. Sein
Denken ist vörjaig votjoecog. Er bewegt, ohne zti bilden und zu handeln, indem
er selbst unbewegt bleibt, als das Gute und der Zweck, der außer sich keinen
Zweck hat, dem aber alles zustrebt, vermöge der Anziehung, die jedes Geliebte
auf das Liebende übt (Metaph. ^1 6, 1071 b 4: drdyy.j] sivai xiva dtdiov ovoiar dy.irij-
ror. Ebenda 7, 1072 b 3: yiveT de ibg iocöfisror, y.ivovuEvo) ök xä).).a xiveT). Xicht ztl
irgend einer Zeit hat Gott die Welt zweckmäßig gestaltet, sondern er bedingt die
Zweckmäßigkeit derselben auf eine ewige Weise eben dadurch, daß er als das
Vollkommenste existiert, und alles andere ihm nachstrebt; die Welt als geglie-
dertes Ganzes hat stets bestanden und wird niemals untergehen. Als aktuelles
Prinzip ist Gott nicht ein letztes Produkt der Entwicklung, sondern das ewige
Prius aller Entwicklung. Das Denken, welches seine Tätigkeit ist, ist das
höchste, beste und seligste Leben: Metaph. A 7, 1072b 24 ff.: »/ {>eoiQia xö
rjdioxov y.ai äoiaxov . . . y.al ^cotj de ye v.-zdQ/Ef »/ ydg vov ivEgyeia C<w>;" EXEivog
öe )) EVEoyEia ' EVEQyeia ök »; xad'' avxijv eheivov ^cotj aQioxt] xal dtdcog. qya/uer ös
xov &e6v sivai Cfpov dtdiov üqioxov, üaxs ^coij xal alcjv aws^r}? xal dtöiog v^xdQysi
TCO ■&ECO. Eth. Nie. H 15, 1154b 25 ff.: ei xov fj <pvai,g äjxXfj sTt], dsl t) avxi] n^oä^ig
rjöioxrj Eoxaf öio 6 üsog del (liav xal d:z/.i~]v yaiQEi i)bovrjv. Die Welt hat ihr
Prinzip in Gott, welcher Prinzip ist nicht nur in der Weise, wie die Ordnung
im Heere, als immanente Form, sondern atich als an und für sich seiende
Substanz, gleich dem Feldherrn im Heere. Aristoteles schließt seine Theo-
logie (Metaph. A 10 a. E.) im Gegensatz zu der speusippischen Sonderung der
Wesensklassen mit den homerischen Worten (Ilias II 204): Ovx dyadov :to/.v-
y.oioavlt] ' Eig y.oiourog Foxoi.
398 § 50. Die aristotelische Naturphilosophie (einschließlieh der Psychologie).
Mit dieser wissenschaftlichen Begründung des Gottosglaubens kam dem
Inlialt nach im wesentlichen übercin, unterschied sich aber davon in der Forra
die populäre Betrachtung, welche im dritten Buche des Dialogs „Über Philo-
sophie" enthalten war, woraus Cicero (de nat. deomm 2, 37, 95) einen längeren
8atz in lateinischer Übersetzung erhalten hat, der hier (nach J. Bernays' Über-
tragung in seiner Schrift: Die Dialoge des Aristoteles, S. 106 f.) zugleich auch
als eine Probe des aristotelischen Stils in den dialogisch-populären Schriften
(s. oben S. 372) vollständig angeführt werden mag. .,Man denke sich Menschen
von jeher unter der Erde wohnen in guten und hellen Behausungen, die mit
Bildsäulen und Gemälden geschmückt und mit Allem wohl versehen sind, was
den gewöhnlich für glücklich Gehaltenen zu Gebot steht; sie sind nie auf die
Oberfläche der Erde hinaufgekommen, haben jedoch durch eine dunkle Sage
vernommen, daß es eine Gottheit gebe und Götterkraft; wenn diesen Menschen
einmal die Erde sich auftäte, daß sie aus ihren verborgenen Sitzen aufsteigen
könnten zu den von uns bewohnten Bezirken, und sie nun hinausträten und
plötzlich die Erde vor sich sähen und die Meere und den Himmel, die Wolken-
massen wahrnähmen und der Winde Gewalt; wenn sie dann aufblickten zur
Sonne, ihre Größe und Schönheit wahrnähmen und auch ihre Wirkung, daß sie
es ist. welche den Tag macht, indem sie ihr Licht über den ganzen Himmel
ergießt; wenn sie dann, nachdem Xacht die Erde beschattete, den ganzen Himmel
mit Sternen besetzt und geschmückt sähen, und wenn sie das wechselnde Mond-
licht in seinem Wachsen und Schwinden, alier dieser Himmelskörper Auf- und
Niedergang und ihren in alle Ewigkeit unverbrüchlichen und unveränderlichen
Lauf betrachteten: wahrlich, dann würden sie glauben, daß wirklich Götter sind,
und diese gewaltigen Werke von Göttern ausgehen."
§ 50. Die aristotelische Naturpliilosophie (ein-
schließlich der Psychologie). Die Natur ist die Gesamt-
heit der mit ]^Iaterie behafteten und in notwendiger Bewegung
oder Veränderung begriffenen Objekte. Die Veränderung (fiera-
ßohi) oder Bewegung (yJvr^oig) im weiteren Sinne ist einzuteilen
in das Entstehen und Vergehen einerseits (als Bewegung
aus relativ Nichtseiendem in Seiendes und umgekehrt aus
diesem in jenes), imd in Bewegung (7.ivrjaig) im engeren
Sinne, welche wiederum in drei Arten sich gliedert: quan-
titative, qualitative und räumliche Bewegung, oder Zu-
nahme und Abnahme, qualitative Umwandlung und
Ortsveränderung; die letztere ist mit jeder andern Be-
wegung verknüpft. Die allgemeinen Voraussetzungen der
Ortsveränderung und jeder Bewegung überhaupt sind Ort
und Zeit. Der Ort (zoTtog) ist die innere Grenze des um-
schheßenden Körpers. Die Zeit ist das Maß (oder die Zahl)
der Bewegung in bezug auf das Früher und Später. Es gibt
keinen leeren Ort. Der Raum ist begrenzt; die Welt ist von
endlicher Ausdehnung; außerhalb derselben ist kein Ort. Die
Zeit ist unbegrenzt; die Welt war immer und wird immer
§ 50. Die aristotelische Xaturphilosophie (einschließlich der Psychologie). 399
sein. Das erste Bewegte ist der Himmel. Die Sphäre, an
welcher die Fixsterne haften, hat, weil sie unmittelbar von der
Gottheit berührt Avird, die beste aller mög-lielien Bewegungen,
nämlich die gleichmäßige kreisförmige Drehung. Die Bewegungen
der Planeten sucht Aristoteles durch die Annahme von vielen
verschiedenartig bewegten Sphären zu erklären, an welchen die
Sterne befestigt sind und die von unbewegten immateriellen
Wesen, gleichsam Untergöttern, bewegt werden. In der Mitte
der Welt ruht unbewegt die kugelförmige Erde. Die fünf
elementaren Stoffe: Äther, Feuer, Luft, Wasser und Erde,
haben bestimmte, ihrer Natur angemessene Orte in dem Welt-
ganzen. Der Äther erfüllt den Himmelsraum ; aus ihm sind die
Sphären und die Gestirne gebildet. Die übrigen Elemente ge-
hören der irdischen Welt an; sie unterscheiden sich voneinander
durch Schwere und Leichtigkeit, dann auch durch Wärme und
Kälte, Trockenheit und Feuchtigkeit; sie sind in den irdischen
Körpern überall miteinander gemischt.
Die irdische Natur bildet nach dem Prinzip der Zweck-
mäßigkeit durch immer vollständigere Unterwerfung der Materie
unter die Form eine Stufenreihe lebendiger Wesen, indem auch
hier das Prinzip der Entwicklung hervortritt. Jede höhere Stufe
vereinigt in sich die Charaktere der niederen und vereinigt da-
mit die noch bessere, ihr eigentümliche Kraft. Die Lebenskraft
oder Seele im weitesten Sinne dieses Wortes ist die Ente-
lechie des Leibes. Die Lebenskraft der Pflanze beschränkt
sich auf die Bildungskraft; das Tier besitzt diese auch, zudem
aber die Vermögen des Empfindens, Begehrens und der Orts-
bewegung; der Mensch endlich vereinigt mit allen diesen Ver-
mögen noch die Vernunft {volg, löyog, didvoia), deren Tätigkeit
teils theoretisch ist, teils praktisch beratend. Als Teile der
Vernunft werden angenommen die leidende, bestimmbare, zeit-
liche und die tätige, bestimmende, unsterbhche Vernunft.
Als Quellen dienen uns vor allem die oben S. 381 aufgeführten natur-
philosophischen (naturwissenschaftlichen und psychologischen) Schriften des
Aristoteles selbst. Die Doxographie Späterer bei Diels, Doxogr. Gr. (s. dort den
Index S. 662 f.). Kommentare, für die das oben S. 386 zur Logik Bemerkte
gilt, enthält die Akademische Sammlung von Alesander v. Aphrodisias (III 1. 2),
Themistios (V 2. 3. 4. 6), Simplikios (VII. IX. X. XI). Olympiodoros (XII 2),
loannes Philoponos (XIV 1. 2. XV. XVI. XVII), Michael v. Ephesos (XIV 3.
XXII 1. 2), Sophonias (XXIII 1).
Als den allgemeinen Charakter alles dessen, was von Natur ist, bezeichnet
Aristoteles Phys. B 1, 192 b 13 ff., daß es in sich selbst das Prinzip der Be-
wegung und Ruhe habe, während den Produkten menschlicher Kunst kein
Trieb nach Veränderung innewohne. Das Wort yJvtjocg gebraucht Aristoteles zu-
400 § 50. Die aristotelische Naturphilosophie (einschließlich der Psychologie).
weilen (z. B. Phys. Tl, 200 b 12 f.; J 10, 218 b 19 f.) mit nFxaßoh] gleichbedeutend
(so wechseln auch in der Bezeichnung der bewegenden Ursache die Ausdrücke:
ödev ■>) (iQ'/Ji T»7s fiEraßo/Sjg »; rrgojTtj t) rz/b i/og/ii'jofcos Phvs. B 3, 194 b 29 und
•ödev jj do/Ji Ttjg y.n'/jaecog de gener. anini. A 1, 715 a 7); dagegen sagt er Phys.
E 1, 225 a 34 ff., es sei zwar jede xivr^oig eine /tstaßoXy, aber nicht umgekehrt
jede /tieraßoX^ eine y.ivrjoig, nämlich diejenige nicht, welche das Dasein des Ob-
jektes selbst betreffe, also yh-eaig oder qßoQä sei. Eigentliche xlvtjaig gibt es in
drei Kategorien, nämlich y.uTa to tioiuv (xara :TÜüogl, xarä t6 nooöv (xara f^dyfdog)
und y.aTÜ z6 .-Tov (y.aia x6:to%') ; die erste ist aXlolcooig, die zweite av^ijotg y.al
9i?(ö(c, die dritte (pooä (Phys. E 2, 226 a 24 ff., 6> 7, 260 a 26 ff.). Alle Natur-
wesen (de caelo A 1. 268 a 4 ff.) sind entweder selbst Körper oder haben Körper
oder sind Prinzipien von solchen, die Körper haben (z. B. Leib; Mensch; Seele).
Aristoteles definiert den zönog (Phys, A 4, 212 a 20 f.) als die erste unbewegte
Grenze des umschließenden Körpers gegen den umschlossenen (rö rov JieQifyovzog
jttoag dy.i'vtjTov TiQiöror). Der lo.-rog ist gleichsam ein unbewegtes Gefäß. Aristo-
teles versteht demgemäß unter dem to-to^ nicht sowohl das, was wir Raum
nennen, durch welchen ein Körper sich erstreckt, als vielmehr die Grenze, inner-
halb deren er ist, und zwar diese als fest gedacht; sein Hauptargument für die
Nichtexistenz eines leeren rönog und für die Nichtexistenz eines i6:^og außerhalb
■der Welt gründet sich auf jene Definition, in deren Sinne es keinen leeren Ort
und keinen Ort außerhalb der Welt geben kann. Alle Bewegung muß nach
Aristoteles in dem Vollen mittels des Platztausches {drzi:iegiazaaig, vgl. de respir.
,5, 472 b 16 und die Definition bei Simpl. z. Phys. S. 1350, 32 ff.) geschehen.
Die Welt als Ganzes bewegt sich nicht fortschreitend, sondern nur durch
Drehung. Die Definition der Zeit lautet (Phys. A 11, 219b 1 f.; 220a 24 f.):
6 xgövog doi&fiög saii y.ivi'joscog xaza ro jtoözsqov y.al vozegov. Zum Zeitmaße
eignet sich vornehmlich die gleichmäßige Kreisbewegung, da deren Zahl die er-
kennbarste ist, so daß (c. 14) der ygorog als an die Bewegung der Himmelskugel
geknüpft erscheint, da durch diese alle anderen Bewegungen gemessen werden.
Die Zeit ist aber (c. 11, 219 b 7 f.) die Zahl, welche gezählt wird, nicht die,
durch welche wir zählen. Ohne eine zählende Seele würde keine Zahl, also auch
keine Zeit, sondern nur Bewegung und in ihr ein Früher oder Später sein.
Alle naturgemäße Bewegung ist zweckmäßig: De caelo A 4, 271a 33:
6 §E6g xat rj (pvoig ovökr fidxrjv noiovoiv. Doch bleibt daneben (Phys. B 4 — 6) ein
gewisser Spielraum für das amö/^iazov, das Eintreten eines Erfolges, der nicht
Zweck war, infolge irgend einer Nebenwirkung, welche sich an die einem andern
Zwecke dienenden Mittel knüpft. Unter das avzöfiaxov fällt als ein Begriff von
engerem Umfange die zvpj, das Eintreten eines Erfolges, der nicht Absicht war,
aber Absicht hätte sein können (wie das Finden eines Schatzes beim Ackern).
Die Natur erreicht nicht stets das Bezweckte, weil der Stoff Hemmungen bereitet.
Die Vollkommenheit stuft sich ab nach dem Maße der näheren oder entfernteren
Einwirkung Gottes, welche eine ewige ist (vgl. § 49). Gott wirkt unmittelbar
auf den Fixsternhimmel, den er berührt, ohne von ihm berührt zu werden, wobei
der Begriff der dqy, die Aristoteles (Phys. E 3, 226 b 23) als das Zusammensein
der äxoa oder (de gen. et corr. A 6, 323 a 3 f.) der tayaza definiert, zwischen
räumlicher Berührung und unräumlicher Affektion in der Mitte steht. Vom
Umkreise aus bewegt Gott das Weltganze. Die Bewegung des Fixsternhimmels
ist besser als die eigentümliche der Planetensi^hären ; die Schiefe der Ekliptik ist
eine Un Vollkommenheit der niederen Regionen; noch weniger vollkommen sind
die Bewegungen, die sich auf der Erde vollziehen. Jede Bewegung einer um-
schließenden Sphäre teilt sich den umschlossenen mit, so namentlich die der
§ 50. Die aristotelische Naturphilosophie (einschließlich der Psychologie). 401
Fixsternsphäre allen übrigen ; soll dieser Erfolg nicht eintreten, wie er in der Tat
von den t'lanetensphären aus nicht eintritt, so sind rückbildende Sphären er-
forderlich, deren Bewegung die gerade entgegengesetzte ist. Die Gesamtzahl der
von Aristoteles angenommenen Sphären ist 55 (Metaph. A 8, 1074 a 10 ff.).
Dem Äther (der sich vom Fixsternhimmel bis zum Monde herab erstreckt,
Meteor. A 3) eignet seiner Natur nach die Kreisbewegung, den übrigen Ele-
menten die Bewegungen nach oben (d. h. in der Richtung von der Mitte der
Welt zum Umkreis hin) und nach unten (d. h. vom Umkreis zur Mitte hin). Der
natürliche Ort der Erde als des schweren Elementes ist der untere, d. h. die
Mitte der Welt, der Ort des Feuers als des leichten Elementes die Sphäre,
welche an die des Äthers zunächst angrenzt. Das Feuer ist warm und
trocken, die Luft warm und feucht, das Wasser kalt und feucht, die Erde
kalt und trocken. Der Äther, dem Range nach das erste Element (Meteor.
^ 3; de caelo A 3), ist, wenn wir in der Zählung vom sinnlich Bekannten aus-
gehen, das fünfte (das von Späteren sogenannte TTf/urror ajoiyeiov, die quinta
essentia).
In allen organischen Gebilden, auch in den niedrigsten Tieren, findet
Aristoteles (de part. an. A 5) etwas Bewunderungswürdiges, Zweckvolles, Schönes
und Göttliches. Die Pflanzen sind minder vollkommen als die Tiere (s. S. 399
bei Besprechung der Seele), unter diesen sind die, welche Blut haben, voll-
kommener als die blutlosen, die zahmen vollkommener als die wilden usw. (de
gen. an. 5 1 : Pol. A 5, 1254 b 11). Die niedrigsten Organismen (nämlich die
meisten Schaltiere, einige Fische und einige Insekten, de gener. an. /? 1; hist.
an. A 5) entstehen durch Urzeugung aus Schlamm oder aus tierischen Aus-
sondenmgen (durch generatio spontanea sive aequivoca, d, h. durch die wegen
bloßer Namensgleichheit ohne Übereinstimmung im Wesen, 6fi<orvfi<og, sogenannte
„Zeugung", die also ein Hervorgang aus Heterogenem ist). Bei allen höheren
Organismen aber wird stets Gleichartiges durch Gleichartiges erzeugt; in den
zur vollen Entwicklung gelangten Wesen bildet sich der Keim zu gleichnamigen
neuen Wesen derselben Spezies (Metaph. A 3, 1070a 4 f. 8: ey.dort] iy. awon-vficov
yiyvszai )) ovoia . . . äj'&gcorro; yao ardoco:Tor yervä). Von dem männlichen Wesen
läßt Aristoteles bei der Zeugung das formgebende oder beseelende Prinzip, von
dem weiblichen das formempfangende oder materielle herstammen.
Die aristotelische Einteilung der Tiere in die zwei Hauptklassen: blut-
führende Tiere und blutlose, entspricht der Cuvierschen Einteilung in Wirbeltiere
und \Virbellose. Die blutlosen Tiere teilt Aristoteles in Schaltiere, Krustentiere,
Weichtiere und Insekten, die Bluttiere in Fische, Amphibien, Vögel und Säuge-
tiere ein; die Affen betrachtet er als Zwischenform von Menschen und anderen
Lebendiggebärenden. Die Einteilung der anatomischen Betrachtungen gründet
Aristoteles auf den Unterschied der drof^ioco/nsQij, d. h. der Organe, deren Teile
ihnen selbst nicht gleich sind (wie z. B. die Hand nicht wiederum aus Händen
besteht), und der ofioio/neofi, d. h. der Substanzen, deren Teile ihnen selbst und
einander gleichartig sind (wie z. B. der Teil eines Fleischstückes wiederum Fleisch,
der Teil einer Blutmasse wiederum Blut ist). Die inneren Teile hat Aristoteles
weitaus genauer bei Tieren als bei dem Menschen gekannt. An die (physiologische)
Betrachtung der Sinne und an die Lehre von der Zeugung und Entwicklung
schließt sich in der „Tiergeschichte" eine Sammlung von Beobachtungen über
die Lebensweise und insbesondere über die psychischen Funktionen der ver-
schiedenen Tierklassen an.
Die aristotelische Definition der Seele lautet (de anima B 1, 412a 27):
"tf'vx^ iam- svTElsyeia i) .-tocott] acöfiarog qrvaiy.ov dvväuei ^mtjv k'/ovrog' toiovro de,
Ueberweg, Grundriß I. 26
402 § ^^- Die aristotelische Naturphilosophie (einschließlich der Psychologie).
o äy fi oQyaviy.ov, SO daß es (412 b 4) Aveiter heißt: et bi] ti hoivov tm ndoijg ipv/^fjg
dsT Xiyeiv, el't] uv lvzeke-/ieia rj jtqcoti} adifiarog qjvaiy.ov oQyurixov. Die
jTO(öt)] itTsHysia verhält sich zur devrega, wie die e^Tiorr'/iD] zum ÜFwijsh'. Beide
nämlich sind nicht bloße Anlagen, sondei'n Verwirklichungen; aber das Wissen
kann als ruhender Besitz vorhanden sein, das &£(oqelv ist seine Betätigung; so ist
auch die Seele nicht (gleich dem göttlichen vovg) immer in voller Betätigung
ihres Wesens begriffen, aber sie ist stets vorhanden als die entwickelte Kraft, die
dieser Betätigung fähig ist. Als h-zeJJyeta des Leibes ist die Seele zugleich
dessen Form (principiura formans), Bewegungsprinzip und Zweck, der Leib ist
der Möglichkeit nach (potentiell, dvrüfiei) das, was aus ihm in Verbindung mit
der Seele wird. Jedes Organ ist um eines Zweckes willen da, der Zweck aber ist
eine Tätigkeit; der ganze Leib ist um der Seele willen vorhanden (de part. an.
A 5, 645b 14 ff.). Die Pflanzenseele, d. h. das Lebensprinzip der Pflanze, ist
z6 dosTiiiy.ör, das Vermögen der Assimilation des Stoffes und der Reproduktion;
das Tier besitzt außerdem die drei Kräfte der Sinnesempfindung (^ö aloOT/Tixöv),
des Begehrens (rö oQSfinxov) und der Ortsbewegung (tö xivr^rixor y.axä zönov) :
de an. B 2, 413 b 7ff. ; 3, 414 a 31 ff. Das Tier (Avenigstens das höher ent-
wickelte) hat für seine leiblich-psychischen Funktionen eine einheitliche Mitte
(jiisGOT?]?), welche der Pflanze fehlt; das Zentralorgan ist das Herz, welches
Aristoteles als den Sitz der Empfindung betrachtet, während ihm das Gehirn ein
Organ von untergeordneter Bedeutung ist, nämlich ein Kühlungsapparat für das
Blut. Die Sinneswahrnehmung {maßrjoig) beruht auf Qualitäten, die in den
äußeren Objekten vor der wirklichen Empfindung potentiell vorhanden sind,
durch dieselbe aber aktualisiert werden. Einiges wird durch mehrere Sinne ge-
meinsam empfunden (Bewegung und Euhe, Gestalt, Größe, Zahl nebst Einheit),
anderes durch solche Empfindungen, die einzelnen Sinnen eigentümlich sind
(Farben, Töne usw.). Das Sehen der Farben wird durch eine Bewegung des
Mediums (der Luft oder auch des Wassers) vermittelt und nicht, wie Demokrit
angenommen hat, durch d'6co).a, welche sich durch einen völlig leeren Raum hin
am leichtesten bewegen würden. An die Sinneswahrnehraung knüpft sich die
Einbildungsvorstellung {qavzaoia), die eine psychische Nachwirkung der Empfin-
dung i de anima F 3, 427 b 29 ff.) und gleichsam eine schwache Empfindung
(Rhet. Ä 11, 1370 a 28) ist, ferner die (unwillkürliche) Erinnerung (fivi'jft)]), die
durch das Beharren (f^ovi^) des sinnlichen Eindrucks zu erklären ist (de memor.
1, 449 b 4ff. ; Anal. post. B 19, 99 b 36 ff.), und das (absichtliche) Sicherinnern
(dvd/^vtjaig), das auf der Mitwirkung des ^ViLlens beruht und Vorstellungsver-
bindung voraussetzt (de memor. 2, 451 a 18 ff.). Aus diesen theoretischen
Funktionen entspringt vermittelst des Gefühls des Angenehmen und l'nangenehmen
das Begehren (oge^ig) : de anima B 3, 414 b 4 ff. ; w 8' atadtjotg vrcdo/ji, zovzco
r)8o%'ri ZE y.al ki/jirj y.ui ro rjbv zs xai /.vjitjqöv, oig de zavza, xal r\ Ini'&vida.
Die menschliche Seele vereinigt in sich alle Kräfte der anderen Wesen
und ist doch zugleich auch über diese Wesen erhaben durch den nur ihr zu-
kommenden vovg (de anima B 3, 414 b 18). Dieser ist in doppelter Weise tätig,
als wissenschaftliche Denkkraft {j.öyog, vovg &eo}Q>]zcx6g = tö i:TioT)]fiovcy.6v) und
als beratschlagende (dtdvoia noaxnxr] = Xoyiozixöv): Eth. Nie. Z 2, 1139 a 12;
de an. F 9, 432 b 27. Der Zweck der ersteren ist nur die Wahrheit, die letztere
bezweckt auch die Wahrheit, aber nicht diese für sich allein, sondern mit Bezug
auf das Erstreben imd Meiden. In umfassenderem Sinne geht die praktische
Denktätigkeit auch auf das Schaffen {noulv), das anderwärts aber wieder den
Gegenstand einer besonderen Denkfunktion bildet (Eth. Nie. Z 2, 1139 a 27 f.;
§ 50. Die aristotelische Naturphilosophie (einschließlich der Psychologie). 403
s. auch oben § 48 die Einteilung der Philosophie). Die übrigen Teile der Seele
sind nicht trennbar vom Leibe, daher vergänglich (de an. B 2, 413b 24 ff.;
de gener. anim. ß 3, 736 b 22 ff.: öaojv yÜQ ianv ägyiTw f] evägyEia ao}i.iuziHri,
dfjkov ort Tavia? ävev ocöfiatog dövraiov vjidoysiv, oTov ßaSiCstv ävev Jioöojv), der
rovg aber — mit der gleich zu erwähnenden Beschränkung — ist präexistierend
vor dem Leibe, in den er von außen her als ein Göttliches eingeht, und unsterb-
lich (de gen. et corr. B 3, 736b 27 f.: XeLiEiai dk t6v voZv ^wrov ßvoaßev
i:iE ta isva i y.ul delov eivai (lovov). Doch kann der Begriff nicht ohne ein
Vorstellungsbild {rfüvTaaau) sein, welches zu ihm in dem gleichen Verhältnis
steht wie die mathematische Figur zu dem, was an ihr demonstriert wird, und
nur vermittelst eines Vorstellungsbildes, woran sich das Gefühl des Angenehmen
oder Unangenehmen knüpft, vermag der vov? auf das oQEy.ny.öy zu wirken (de
an. r 10). Der i'ov? bedarf bei dem Menschen einer dvva/ntg, gleichsam eines
unerfüllten Ortes der Gedanken, einer tabula rasa, um formgebend zu wirken:
De an. F 4, 429 b 30 ff. : dvrd/nei Jiöig laxi td vorjxd 6 vovg, dÄA IvTS/.syeia. ovbiv,
TiQiv äv vofj. 8st (5' ovTog cöojieq ev ygaiiiiaxEicp ro fxrjßkv v.-rdoyEi EVTE/.EyEia ysyaufi-
(lEvov. Demnach ist zu unterscheiden zwischen einem vovg Tradrjny.dg als form-
empfangendem und einem vovg jioDjTtyög als formgebendem Prinzip, wiewohl der
Ausdruck vovg .loitjTiydg von Aristoteles selbst nie für das tätige Prinzip ge-
braucht wird (bei Alexander Aphrod. de anima 88, 24 Bruns kommt er schon
vor). Nur der letztere besitzt jene substantielle und ewige Existenz und ist
unsterblich: De anima F o, 430 a 17: ovzog 6 vovg ycogiazög xal dnadi]g xai
d/.ir/rjg xfj ovairi wv ivEgysia, uei ydg xi/lucÖxeqov rö jioiovv xov jidoyovxog xal rj
dgyr] xfjg vktjg . . . yal xovxo /.lövov dßdvaxov y.al dtdiov, . . . 6 dk 7iad}]xiy.6g vovg
(fdagxög. Es ist zwar streitig, ob der aristotelische Vergleich des vovg mit der
„tabula rasa" auf den vovg :Tadr}xiy.üg oder auf den vovg .-zonjTiy.ög zu beziehen
sei; das Potentielle der Formen auf der leeren Tafel aber begünstigt, ja fordert
die erste Deutung, die als unabweisbar erscheint bei der Identifizierung in Kap. 5 :
vkij = SvvdfiEi = xm jidvxa yivsoßai = Jia&rjxixog vovg; auch der in Kap. 5 ent-
haltene Vergleich des vovg .-rottjxiyög mit dem Lichte, \velches gewissermaßen die
potentiell vorhandenen Farben zu wirklichen Farben mache {Tgö.-ror ydg rcva yai
ro cfcög jioiEi xd dvvdi^iEi ovxa ygw^iuxa IvEgvEia ygwfiara), führt, wenn er darauf
bezogen oder wenigstens mitbezogen wird, daß die psychische Potenz zu Farben -
empfindungen durch die Einwirkung des Lichtes zur Aktualität erhoben werde,
auf eben dieselbe Deutung. Der vovg jioairiy.ög ist das Denkbare {votjxöv), sofern
es immateriell und eben darum nach aristotelischer Doktrin zugleich auch selbst
denkend, also sich selbst denkender vovg ist. Das vorjxöv, welches in den mate-
riellen Objekten zugleich mit und in der räumlichen Gestaltung ist {ev xoTg Et'ÖEoi
xoTg aiodyjxoTg zu voijzd iozi, de an. F 8, 4.32 a 5), verhält sich zu dem immate-
riellen so wie das an den Körpern als Farbe erscheinende Licht zu dem Licht
als solchem: wie das Licht (direkt oder von den Körpern aus) auf den Gesichts-
sinn Avirkt und in diesem die jDOtentiell in ihm liegenden Farben (Farbenempfin-
dungen) zu aktuellen erhebt, so wirkt der aktive vovg (direkt oder vermöge des-
jenigen von ihm stammenden vovjzöv, welches den materiellen Dingen als Wesen,
Gesetz, kausaJe, teleologische Ordnung innewohnt) auf die Vernunftanlage in uns
oder passive Vernunft ein und erhebt die potentiell in ihr liegenden Gedanken
zu aktuellen, mit anderen Worten: er macht Formen oder gleichsam Schriftzüge,
welche in der passiven Vernunft als leerer Tafel potentiell liegen, zu wirklichen
Formen, welche mit den Formen des Gedachten gewissermaßen identisch sind,
gleich wie nach de an. F 7 die Formen bei der sinnlichen Perzeption gewisser-
maßen identisch mit den Formen der perzipierten Objekte sind. Unser Denken
26*
404 § 51. Die aristotelische Ethik.
beruht auf einem „Leiden", d. h. auf einem Affiziertwerden von Seiten der ver-
nunftgemäßen Form oder Ordnung der erkennbaren Wirklichkeit, wie die sinn-
liche Perzeption auf einer Affektion von Seiten der sinnlichen Gestalten und
Qualitäten beruht; ein Unterschied besteht insofern, als das Denken auch sich
selbst denkt, also votjtöv und vovg zugleich ist.
Wie sich der vovi noif]Tix6{ einerseits zur individuellen Existenz, andererseits
zur Gottheit verhalte, wird nicht ganz klar: es bleibt für eine mehr naturalistische
und pantheistische und für eine mehr spiritualistische und theistische Deutung
ein gewisser Spielraum frei, und jede von beiden hat im Altertum und später
namhafte Vertreter gefunden; keine aber läßt sich wohl ganz konsequent durch-
führen, ohne nach anderen Seiten hin aristotelischen Lehren zu widerstreiten.
Auch ist die Einheit des Seelenlebens bei Annahme der aristotelischen Doktrin
kaum aufrecht zu halten.
§ 51. Die aristotelische Ethik. Das Ziel der mensch-
lichen Tätigkeit oder das höchste menschhclie Gut ist die
Glückseligkeit. Diese beruht auf der vernünftigen oder
tugendgemäßen Tätigkeit der Seele in der voUen Dauer des
Lebens. An die Tätigkeit knüpft sich als deren Blüte und
naturgemäße Vollendung die Lust. Die Tugend ist die aus der
natürlichen Anlage durch wirkliches Handeln hervorgebildete
Fertigkeit, sich vernunftgemäß zu verhalten. Die Bildung zur
Tugend beruht auf Anlage, Übung und Einsicht. Die Tugenden
sind teils ethische, teils dianoetische.
Die ethische Tugend ist diejenige dauernde WiUens-
richtung (oder Gesinnung), welche die uns gemäße Mitte ein-
hält, wie diese durch die vernünftige Erwägung des Einsichtigen
bestimmt wird, also die Unterwerfung der Begierde unter die
Vernunft. Die Tapferkeit ist die Mitte zwischen Feigheit und
Verwegenheit, die Mäßigkeit die Mitte zwischen Genußsucht
und Stumpfsinn, die Freigebigkeit die Mitte zwischen Ver-
schwendung und Kargheit usw. Die höchste unter den ethischen
Tugenden ist die Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit im
weitesten Sinne ist die gesamte ethische Tugend, sofern sie auf
den Nebenmensehen Bezug hat; im engeren Sinne geht sie auf
das Gleiche (laop) in Hinsicht irgend welchen Gewinnes oder
Nachteils. Die Gerechtigkeit in diesem letzteren Sinne zerfällt
in die distributive und die kommutative oder aus-
gleichende Gerechtigkeit. Die erstere geht auf die Verteilung
von Besitztümern und Ehren. Ihr Prinzip ist das proportional
oder relativ Gleiche: wie zwei Personen sich hinsichtlich ihrer
Würdigkeit zueinander verhalten, so auch die einer jeden von
ilmen zuzuweisenden Güter hinsichtlich ihrer Größe und Be-
deutung (geometrische Proportion). Die kommutative Gerechtig-
§ 51. Die aristotelische Ethik. 405
keit gilt für Verträge und für Ausgleichung eines zugefügten
Unrechts. Ihr Prinzip ist die arithmetische oder absolute
Gleichheit, bei der die Würdigkeit der Person außer Betracht
bleibt. Die Billigkeit ist eine ergänzende Berichtigung des
gesetzhchen Rechtes durch Rücksicht auf den einzelnen Fall,
der in seiner Besonderheit von dem auf das Allgemeine gehen-
den Gesetz nicht ins Auge gefaßt werden kann.
Die dianoetische Tugend ist das richtige Verhalten der
theoretischen Vernunft, teils an sich, teils in Beziehung auf die
niederen psychischen Funktionen. Die dianoetischen Tugenden
sind: Vernunft (im spezielleren Sinne), Wissenschaft, Weisheit,
Kunst und praktische P]insicht. Die Weisheit im absoluten
Sinne ist Vernunft und Wissenschaft, soweit sie die würdigsten
Dinge betreffen. Ein nur dem sinnlichen Genuß gewidmetes
Leben ist .tierisch, ein ethisch-politisches menschlich, ein der
Theorie gewidmetes aber göttlich und gewährt die höchste
Glückseligkeit.
Quellen für Aristoteles' Ethik sind die ethischen Schriften des aristo-
telischen Corpus, vor allem die Nikoraachische Ethik. Kommentare umfaßt die
Akademische Sammlung (oben S. 365 f.) von Aspasios (XIX 1), dem angeblichen
Heliodoros von Prusa (XIX 2), Michael von Ephesos (XX. XXII 3), Eustratios
(XX) und einem Anonymus (XX). — Eine von der harmonistischen Tendenz des
Antiochos von Askalon (s. § 65) beherrschte Darstellung der Ethik des Aristoteles
und der übrigen Peripatetiker gibt Areios Didvmos bei Stobaios Ecl. eth. S. 116,
19 — 152, 25 W.
Nach seinen allgemeinen metaphysischen Sätzen über das Verhältnis des
Wesens zum Zweck kann Aristoteles auch das Wesen der Sittlichkeit nur durch
das Ziel der sittlichen Tätigkeit bestimmen ; der Grundbegriff seiner Ethik ist
demnach der Begriff des höchsten Gutes, und zwar, da die Ethik «uf das
menschliche Verhalten geht, des höchsten praktischen, dem handelnden Menschen
erreichbaren Gutes (rö .TavTc/jr axQÖxuiov zöir -igaarcär ayadöjv, Eth. Nie, A 2,
1095a 16 f.); die Frage nach dem metaphysisch Guten (der platonischen Idee
des Guten) bleibt für die Ethik beiseite (Eth. Nie. A 4, 1096 b 32 ff.). Jenes
höchste Gut ist nun, wie alle anerkennen, die Eudämonie (Evdaiiwj-i'a, in ev
Cfjv oder ev j[QdTTeir). Die Eudämonie setzt Aristoteles (Eth. Nie. A 6; K 7) in
das dem Menschen als solchem eigentümliche Werk. Dieses kann nicht in dem
bloßen Leben liegen, noch auch in dem sinnlichen Bewußtsein, da jenes schon
den Pflanzen, dieses auch den Tieren zukommt, sondern nur in dem durch den
Xdyog bestimmten Verhalten (Eth. Nie. A 6, 1098a 3 f.: fw^ Tigaxrcxy ng xov
Xöyov eyovTog). Da nun in der einem Wesen eigentümlichen Tätigkeit auch die
ihm zukommende Tüchtigkeit liegt (vgl. Plat. Politeia 353 b, s. oben S. 249), so ist
die vernunftgemäße Tätigkeit des Menschen zugleich die ehrenwerte und tugend-
hafte und die y^v/jjg h'loyEia xaxä /.öyov mit der '/'*'/'/? Eveoyeiu y.az äQtxrjv
identisch: Eth. Nie. B 5, 1106a 22 ff.: »/ xov dvOgcönov aQsxrj el'tj av t'hg äcp r/g
dyadog ävdgcoTxog yivezai y.ai d(p rjg ev xb iavzov egyov djiodcjoei. An die in dieser
Tätigkeit sich erweisende Tüchtigkeit des Besten und Göttlichen in uns (der
Vernunft) knüpft sich im wesentlichen die Glückseligkeit (Eth. Nie. A 6; K 7,
4(^)(^ § 51. Die aristotelische Ethik.
1177 a 12 ff.: fl d' ioiir r^ svdatiiort'a y.ax do£T>jv kveoyeia, Ev/.oyov y.axix lijv y.ga-
ri'ortjV avTT] b' av ei'i] zov äoiarov' . . . »; tovtov [sc. tov t'ov] ireoyeia xaiä t?;j'
oly.eiuv dosTtjv fi'ij at- rj TE?.Eia svdai^ioria). Doch gehört zur vollen Glückseligkeit
auch eine hinlängliche Ausrüstung mit äußeren Gütern, deren die Tugend zu
ihrer allseitigen Betätigung bedarf, gleich wie das dramatische Kunstwerk zu
•einer Darstellung der ■/,oo7}yia (Eth. Nie. A 9, 1099 a 31 ff., Polit. H 13, 1331b
41 f. u ö.). Durch äußeres ^Mißgeschick wird ein Tüchtiger nicht ganz unglück-
lich (äd/.io;), aber die Eudämonie ist dadurch gehindert. Auch darf der glück-
selige Zustand nicht vorübergehend sein, sondern er muß die volle Länge des
Lebens dauern: Eth. Nie. A 11, 1101a 16; K 7, 1177 b 24ff. : ?) xsula di] evSai-
fiovia avTrj äv ftr] urdooyyor, 'laßovaa itr/yo^ ßiov tf).f_iov oväkv yäo dreksg foti rö)v
TTj; Fvöaiuorla';.
Die Lust vollendet die Tätigkeit als das hinzukommende Ziel oder vielmehr
Endresultat, in welches dieselbe naturgemäß ausläuft und worin sie zur Ruhe
gelangt, gleich wie zur vollen Reife die Jugendschönheit hinzutritt (Eth. Nie.
A' 4, 1174 b 31 ff.: ts/.£ioT 6e rtjv ivFoyeiar rj fjÖovi] ovx o>? V £■?<? irvTräo/ovaa,
d'/.K 0)Z F 71 lyiyvö uFvöv zi Ts/.og, otor roTg dy.fjaioig i) ojqo). Lust ist der
Glückseligkeit zugemischt, und zwar der höchsten Glückseligkeit, die im Wissen
liegt, zumeist (Eth. Xic. Ä' 7, 1177 a 22 ff.: oiö/isdä rs dsTv rjbovip- :Tagai^i£iii/üat
Tfj Evöatuoria, )]diOTt] dk t&v y.az dosrrjv IvtoyEiwr rj y.aid zip- ooffiav oiio'f.oyovfdvoig
FOTiv . . . ev/.oyov di zoT; Fidoai zcör Iijtovvzmv ijdi'oj zijr biayor/tjv Eirai. Vgl.
auch Piaton o. 8. 292).
Die Sittlichkeit hat die Freiheit zur Voraussetzung, sie beruht nicht nur
auf Wissen (anders Sokrates [oben S. 156] und Piaton in seiner Frühzeit [oben
S. 241]); die Freiheit ist vorhanden, wenn der Handelnde unbehindert wollen
und mit Einsicht beratschlagen kann. Sie wird aufgehoben durch Unwissenheit
und Zwang. Im allgemeinen steht das Handeln in unserer Macht, es hängt von
uns selbst ab, ob wir gut oder schlecht sind (Eth. Nie. Fl, 1118b 6 ff.: iq)' rj/üv
ÖTj y.ai rj doEzi), ouoicog Öf y.al rj xay.ia . . . Fi b' Ff/' fj/nv zä y.a/.u TtgazzEir y.al xa
aiay_oä, ouoioig bk y.al z6 /<^ TigazzEir, rovro b' i/r z6 dyadoig y.al y.ay.olg Eirai, iq?
f/iilv uo(L TÖ irriFtyJoi y.al (pavXoig Firat). Ist aber einmal (durch fortgesetzte
Willeusakte in guter oder schlechter Richtung) eine sittliche Konstitution ge-
schaffen, so ist diese, wie Gesundheit oder Krankheit, ein Gegebenes, das nicht
der Gewalt des Subjektes unterworfen ist (Eth. Nie. F 7, 1114a 13 ff. 19 ff.: ov
fiip- iäv y£ ßov/.r]zai, ubiy.og <wv ^lavaszai y.al kozai bi'y.aiog, ovbs yäo o voomv vyirjg
ovTco bk y.al zco dbiy.co y.al zeö dy.oXuozo} i^ aQxijg fier i/;ijv zotovroig iit)
yivEoOai. bio sy.övzEg Einiv yFvofihoig b' ovy.hi E^eazi /n) Fivai).
Der Vernunft sollen teils die niederen Funktionen (insbesondere die näd}^)
gehorchen, teils soll sie in der richtigen AVeise sich selbst betätigen; auf dieser
zweifachen Aufgabe beruhen die beiden Arten der Tugenden, die praktischen
oder ethischen und die dianoetischen Tugenden (/jdiy.al und bmvotjTiyal
oder /.oyiy.al dosrai, oder a! fikv zov ij^ovg, ai bk zfjg biavoiag doEzal, Eth. Nie.
A 13, 1103a 4^ ff.; B 1. 1103a 14 ff.; B 7, 1108b 9 f.; Z 2, 1139a 1 u. ö.).
Daß auch das Dianoetische zur doEzi] gerechnet wird, beruht auf dem weiten
Sinn von doEz^ (Tüchtigkeit). Unter t)^og, Avelches ursprünglich die natürliche
Gemüts- und Geistesrichtung oder das Temperament des Menschen bezeichnet,
ist hier der sittliche Charakter zu verstehen. Mit tj&og bringt Aristoteles s&og in
enge Verbindung, da es ohne Übung und Gewohnheit keine ethische Tugend
gibt: Eth. Nie. B 1, 1103a 17 ff. 23 ff.: ?) b' v^ry.ij e$ Bovg negiyivEzai, oder y.al
rovi'Oixa soyjpy.s i-iiy.oov 7iaoEyy.).Tvov d:i6 zov t'&ovg. — ovz' äga (fvosc ovze naqa
§ 51. Die aristotelische Ethik. 407
ifvoiv iyytveviac al doezai, ä?J.ä i^eqvxöai u'tr rjiiTv di^aadai aird;, ze?.£tov/nsroig 8s
8iä f&ovg.
Aristoteles definiert (Eth. Nie. B G, llOfib 3(5 f.) die (ethischej Tugend
als s'^ig aooaiQsr ly.i] fv fieaoT t]ri ovoa ri] :TQ6g rjiiüg cöow/th'tj (wofür wohl
richtiger cooiofisrij zu schreiben ist; s. Suseniihls Apparat z. d. St.) läym xal wg
av 6 (pQÖvifiog ogioeiev. Die e^ig verhält sich zu der 8vva/Ltis, wie die Fertigkeit
zur Fähigkeit: die sittliche övrai^iig ist unbestimmt, im einen oder im entgegen-
gesetzten Sinne bestimmbar; die wirkliche Ausbildung muß in einer bestimmten
Richtung erfolgen, und die sgi; trägt dann den entsprechenden Charakter. (Die
f'ieig sind nach aristotelischer Begriffsbestimmung zugleich auch bia{)eaeig, aber
nicht alle diaßdoetg sind s'^eig [Kateg. 8, 9 a lOJ ; die diddsatg ist nämlich nach
Metaph. J 19 roü syorrog ftt-gt) rd^cg rj xarä ronov rj y.axd Övvaniv y xut eiöog,
die K^tg ist schwer veränderlich, die vorzugsweise sogenannten biadeoFig aber,
Avelche nicht e^eig sind, wie OsQ/.idrr]g, xaxdyv^ig, rdaog, vyisia, sind leicht ver-
änderlich [Kateg. 8, 8 b 35 ff.]. Vgl. Trendelenburg, Gesch. der Kategorien-
lehre, S. 95 ff. und Coram. zu de anima II, 5, 5.) Die s^ig ^QoaiQSTixy ist die
Willensrichtung oder Gesinnung. Die Funktion der Vernunft besteht gegenüber
der Begierde, welche nach der Seite des Zuviel und des Zuwenig hin durch
v:reoßo'/.rj und s/J.fnfig ausschweift, in der Bestimmung des Maßes oder der Mitte
(Eth. Mc. B 5, 1106 a 2G ff.i, wobei Aristoteles selbst (1106b 29 f.) an die pytha-
goreische, in anderer Beziehung auch von Piaton angenommene Lehre vom ä:isioov
und 7ie7iEQaoi.i£vov erinnert (vgl. oben S. 315. 319). So gelangt Aristoteles zu der
Bestimmung der ethischen Tugend als /xsaörrjg (Eth. Nie. B 9, 1109 a 20 ff. :
. . . fisaoTijg dvo xaxiojv, rfjg juer xaß' v7rEoßoh)v, rijg de xax e^Xeix^hv .... bid xo
axoynaxixS] xov ixeaov slvai xov ev zocg JzdOeoi xal xaig :xQdteaiv) und der einzelnen
Tugenden als ,uea6x}}xeg (Eth. Nie. TB, 1114b 26 f.).
Das Prinzip in der Aufzählung der einzelnen Tugenden ist die auf-
steigende Wertordnung der Funktionen, auf welche sie Bezug haben, und der
entsprechenden Triebe, vom Notwendigen und Nützlichen zum Schönen hin
(vgl. Pol. H 14, 1333a 30 f.); diese sind: das Leben überhaupt; der tierisch-
sinnliche Genuß; der menschliche Lebensverkehr in seinen verschiedenen Be-
ziehungen (Besitz und Ehre, soziale Gemeinschaft in Reden und Handlungen
überhaupt, zuhöchst politische Gemeinschaft); endlich die theoretischen
Funktionen.
Die ethischen Tugenden sind: dvbosia, oojrfooai'n'rj, sXevdeQioxyg und
fisyaX.OTTQejTsia, /Lieyaloyvxia und qnXoxiLna, noaoxtjg, dh)ßeia, evxoa:i:s?.ia und cfi'/.la,
öixaioovvrj (Eth. Nie. B 7, womit die minder streng gehaltene Ausführung Rhet.
A 9 zu vergleichen ist). Mit der Schilderung der einzelnen Tugenden hat Aristo-
teles die Zeichnung von Charakteren, wie sie später geübt wurde, begonnen.
Vgl. unten S. 426 (Theophrast).
Die dvöoeia ist eine inoöxtjg .-reoi rpößovg xal ddoo)]. aber nicht jede solche
fi£(j6xt]g ist dvögsia, wenigstens nicht dvbosia im eigentlichen Sinne, sondern der
drboeiog im strengen Sinne ist nur 6 .-teoI xov xa/.6r ßdraxor db£}']g (Eth. Nie. 9,
1115 a 13), und zwar besonders, wer dem Tode im Kriege gegenüber furchtlos ist.
Die echte Tapferkeit fließt nicht aus dem Zornmut {dvfiög) her, dem nur eine
Mitwirkung zukommt, sondern aus der Überordnung des Geziemenden (das auf
dem sittlichen Zweck beruht) über das Leben. Die Motive zum Standhalten
sind für den Tapferen das Geziemende und die verständige Erwägung, sein Ziel
das sittlich Schöne (Eth. Nie. F 10, 1115 b 12 f.). Die Extreme, zwischen denen
der Tapfere die Mitte einnimmt, sind (nach Eth. Nie. T 10, 1115 b 28 f.) der
Verwegene (d xm ßaooEiv vjreoßdXJ.cor ,T£ot xd (foßEQÜ ßqaavg) und der Feige (ö rrJ
408 § 51. Die aristotelische Ethik.
fih' (^oßnodai vTieoßä/.lcov. z(o df: ßafjQslv KkXeijiüiv ÖF.ik6g, Eth. Nie. B 7, 1107 b 3 f.;
r 10, 1115 b 34). '
Die a(0(fQoavr>j ist eine fieoöirjg :iegl ■^doräg xal }.v:iag, aber mehr .-reo/' rjfioväg
als negl /i'.to?, und auch nicht in bezug auf i'/Sovai jeder Art, sondern in bezug
auf die niedrigsten, die dem Menschen mit den Tieren gemeinsam sind, ä(f>] xal
yevaig, und wiederum besonders auf die ui^rnlavatg, >j ytrexai jiäaa Öi äq ij; xal er
onioig xal h' .-rozoTg xai loTg d(fQoöiaioig /.eyofisroig (Eth. Nie. 7^13, 1118 a 30 ff.j.
Extreme {B 7, 1107 b 6 ff.; vgl. F 14): dxo/.aaia und avaiadriola.
Die ik.ei-dfotoTrjg ist eine uEoätt^g ttsqI öögiv ■/ot}finT(Oi' xai Ifjyjiv, besonders
jteqI döotv, und zwar, sofern es sich um Geringeres handelt {A 1); sofern es sich
aber um Größeres handelt, ist die richtige Mitte die jueyakojigcTieia, d. h. die h
fieyedec .-iQF.Tovoa da-rävi], SO daß der iiEya/.o.-rQF.-ri^g ein i?.Et<&sQiog ist, aber nicht
umgekehrt (J 4). Extreme {B 7, 1107 b 10; A 1, 1119b 27): doMiia und drshi)-
degüt, und (J 4, 1122 a 30 f.) /nixQOjrtjL-TEia und d:^EiQo>iaUa (ßavavaia).
Die fieoÖTTjg .-isQi xifitjv xal drc/iiiav ist, wenn es sich um Großes handelt, die
fiEyakoyivyJa, die ihr zur Seite gehenden Extreme ;ijot))'OT>;? (Aufgeblasenheit) und
fitxooyjvxi'a (in Selbstunterschätzung sich verratender Kleinmut; 1107 b 22 f.,
vgl. A 7), wenn um Geringeres, die richtige Mitte zwischen qiXoTiitta und dcpüo-
ril.ua (B 7, 1107 b 29. vgl. A 10), für die ein Name fehlt. Der uEyu'/.öipvxog ist
6 uEyd/.o)v avTor d^iöjy d^iog üv. Die Zeichnung des Großgesinnten {/inya/.6ipvxog)
führt Aristoteles mit Vorliebe aus, in ihm sieht er offenbar sein ethisches Ideal.
Nur als Tugendhafter kann der Großgesinnte die Ehre fordern; wenn er zugleich
freilich in glänzender äußerer Lage ist, wird er der Ehre um so werter geachtet.
Wohltaten erweist er gern, sie zu empfangen beschämt ihn aber; denn es gehört
zu seinem Wesen, niemandes oder kaum eines andern zu bedürfen. An der
Wahrheit ist ihm mehr gelegen als an der Meinung der Menschen; darum ist er
freimütig und wahrhaftig, aber ironisch gegen die Menge; er staunt über nichts,
seine Bewegungen und seine Rede sind langsam, seine Stimme tief; denn wer
nichts für groß ansieht, erhebt nicht seine Stimme. ■ — Der (fiX6Tii.ioc und der
d<fd6zi^og fehlen in bezug auf das Maß, den Grund, die Zeit und die Weise
im Streben nach Ehre; löblich ist die richtige Mitte, die im Gegensatz zu dem
einen oder anderen Extrem bald ffi/MTifjia, bald dcfdonuia genannt wird.
Die .-igaÖTtjg ist die uEaÖTtjg :t£qI doytp' (B 7, 1108 a 6, vgl. A 11). Die Sgyi]
ist TiucoQt'ag ooE^ig (Rhet. B 2, 1178 a 31), sie ist der xVffekt des ^vfidg, der dv/nög
aber ist die dvrafug, welcher Soyyj und jigärvcKc angehören (doch bezeichnet dvfiög
auch die ogyr] selbst). Das Übermaß in bezug auf den Zorn ist dgyi/.oDjc, wenn
der Zorn rasch entsteht und rasch schwindet (wogegen die jiixqoI ihn lange be-
wahren), der Mangel aber dogytjaia {A 11, 1126 a 13 ff.).
Wahrhaftigkeit (oder Aufrichtigkeit), Gewandtheit im geselligen Umgang
und Freundlichkeit {dkt'/dEia, EVTna.-zE/u'a und r/ üi'a) sind ^lEaiktjTsg :teoI /.öycov xal
jtQd^Efov xoty(oriar, ujid zwar geht die erste dieser drei Tugenden auf das dÄr^dEg
in Reden und Handlungen, die beiden anderen auf das riöv, die EVTga.-TE/.i'a näm-
lich iv raig JiatdiaTg, die fpi/.ia aber iv raig xnrd tov ä/J.ov ßiov öfn/.i'atg (B 7,
1108a 20 ff.; J 12. 14 [1128b 7 ff.J). Der (fdia stehen einerseits (als Eigen-
schaften des v.-TEQßdX?.cot') die Untugenden des ägsaxog und des xo'Aa't, andererseits
(als Eigenschaften des EÄksincov) die des dvoEgig und dvaxo/.og gegenüber {B 7,
1108a 28 ff.; vgl. A 12, 1126b 11 ff., wo jedoch gesagt ist, die Mitte zwischen
diesen Extremen habe keinen Namen, gleiche aber am meisten der CfiÄta ; der
Unterschied von dieser wird darin gefunden, daß dieser Mittelzustand nicht wie
die q:üia mit Affekt und Liebe verbunden ist). Der ugEoxog lobt und gibt nach,
um sich seinen Genossen nicht unangenehm zu machen, und der x6)m^ tut das
§ 51. Die aristotelische Ethik. 409
Gleiche aus Eigennutz; der övoxo'/.og und dvaegig kümmert sich gar nicht darum,
ob sein Benehmen die andern kränkt. Der ahjihvtiy.ik hält die Mitte zwischen
dem d'/.aCdiv und dem eYocov, indem er sich gibt, wie er ist, und weder prahlt,
noch sich verkleinert {B 7, 1108a 20 ff.; A 13, 1127 a 20 ff.). Die ennelm ^ai-
CovT€? sind evTQÜjis/.oc (und i:Tiöe^ioi), die iv rw ys'/.olro v:iFgßu/.?.ovTEg sind ßco/uo-
Xö^oi (und (fOQTixoi), während die, welche jeden Scherz hassen, als dygioi oder
dyQoTxoc y.ai oHhjoot erscheinen (J 14, 1128 a 4 ff.).
Anhangsweise handelt Aristoteles von gewissen fteaönjrs?, die nicht eigent-
lich Tugenden seien, namentlich {B 7, 1108a 32 ff.; /I 15, 1128b 10 ff.) von der
Scham {alöwi, dem ^i9og des aldtj/^icor), die er nicht als eine Tugend, sondern
nur als etwas bedingungsweise Löbliches {rj aidcog i^ v.-roäiiosoog i.-riEiyJ;) und
mehr der Jugend als dem vollgereiiten Manne Geziemendes gelten läßt. Die
Scham ist cpößog ddo^tag und vielmehr ein nädog als eine k'^ig. Die Extreme
nehmen ein der Schüchterne (xaTa:!/,))^), d. h. o .-rävTa alöov^ievog, und der Scham-
lose (dvaloyvvTog). Die refisaig gehört gleichfalls zu den usoörtjxeg :r£Qi rä ttüDij
und besteht in der /.vjii] e.-rl toTc dva^icoc ev n^gdtiovotr, die Extreme sind (f^dörog
und fniyaiqsxay.ia {B 7, 1108 a 35 ff.).
Eine ausführliche Betrachtung widmet Aristoteles der öiyuioovni und ihi'em
Gegensatze, der döiniu (Eth. Nie. E). Die Gerechtigkeit im allge-
meinsten Sinne ist die vollkommene, jede andere Tugend in sich begreifende
Tugend, aber nicht schlechthin, sondern im Verhalten zum Nebenmenschen :
E 3, 1129 b 26 f f . : rj diyatoovvtj dgEit) fiev iart te}.eia, aAA' ovx d^lcög, dX}.a noog
FTEoor y.xk. In der Auffassung der Gerechtigkeit als Gesamttugend deckt sich
Aristoteles" Anschauung mit der volkstümlichen, die Piaton dogmatisch gefestigt
hat (s. oben S. 251. 287 ff.); eine Einschränkung aber erleidet die Überein-
stimmung dadurch, daß diese Gesamttugend nur dann Gerechtigkeit heißen soll,
wenn sie sich im Verhalten zum Nebenmenschen betätigt. Insofern sie eine
einzelne Tugend neben anderen ist, geht die Gerechtigkeit auf das laov
und äviaov und zerfällt wiederum in zwei Arten, wovon die eine bei den Aus-
teilungen {ev raig diarottaic) von Ehren oder von Besitztümern unter die
Glieder einer Gemeinschaft, die andere aber als Ausgleichung im Verkehr
(iv Totg nvvn'/JAy^uiaiv) zur Anwendung kommt. Die Ausgleichungen sind
teils freiwillige, teils unfreiwillige; auf die ersteren geht die Gerechtigkeit bei
Verträgen, auf die anderen die Strafgerechtigkeit. Die austeilende
Gerechtigkeit (rö iv ratg dcavo/uaTg öiy.aiov oder rö ötavsfirjxixov öiy.aiov, Eth. Nie.
E 7, 1131b 27 f.; 1132b 24) beruht auf einer geometrischen Proportion: wie
sich die betreffenden Personen mit ihrem Werte (d^ia) zueinander verhalten, so
muß auch dasjenige sich verhalten, was ihnen zuerteilt wird (A : B = a : ß).
Die ausgleichende Gerechtigkeit (rö iv roig awa/dayfiaoi f>iy.cuov oder ro
btooOcoTiyöv, o yivEzai iv roTg avra/J.dyfiaoi xal röig exovoioig xai xoTg dxovot'otg,
Eth. Nie. E 7, 1131 b 25 f. ; 1132 b 24 f.) ist zwar gleichfalls ein loov, aber nicht
nach einer geometrischen, sondern nach einer arithmetischen Proportion, weil
der Wert der Personen dabei nicht in Betracht kommt, sondern nur der erlangte
Vorteil und erlittene Nachteil; die ausgleichende Gerechtigkeit hebt die
Differenz zwischen dem ursprünglichen Besitz und dem verminderten (oder ver-
mehrten), worein derselbe durch den Verlust (oder Gewinn) übergeht, durch einen
gleich großen Gewinn (oder Verlust) wieder auf, ^Yelche^ letztere denselben um
ebensovieles vermehren (oder vermindern) würde, wie jener ihn vermindert (oder
vermehrt), der so wiederhergestellte gleiche (unveränderte oder unvermehrte)
Besitzstand aber ist das Mittlere zwischen dem Kleineren und Größeren nach
arithmetischer Proportion (a — y : n = a : a ~{- y). Zu der aristotelischen Lehre
410 § 51. Die ai-istotelische Ethik.
vgl. Platoii Nonioi C>, 757 a t. (oben S. 329), wo in dem geometrischen Proportio-
nalen das politisch Gerechte erkannt, das Gleiche nach der arithmetischen Pro-
portion aber als politisches Prinzip verworfen wird; eben diesem arithmetisch
Gleichen vindiziert Aristoteles eine berechtigte Stelle im Verkehr.
Das Billige (rd i.TisiyJ;) ist ein Gerechtes, aber nicht ein bloß Gesetz-
liches, sondern ein sTraroQ&cofia voiii/iiov dixaiov (Eth. Nie. E 14, 1137 b 12 f.),
nnd zwar ein t:-rar6od(o/ia vönov [/ F/J.el-iei 8ia ro y.a'96).ov (ebenda 26 f.). Die
gesetzliche Bestimmung muß allgemein sein und sich an die gewöhnlichen Um-
stände halten; nicht jedes Einzelne entspricht diesem Allgemeinen; in Fällen
dieser Art ergänzt der Billige durch sein Handeln die Älängel des Gesetzes,
und zwar im Sinne des Gesetzgeljers, der, wenn er zugegen wäre, das Nütz-
liche fordern würde. Das Billige ist somit eine Aushilfe gegenüber der Starr-
heit und Unschmiegsamkeit des Gesetzes, auf die schon Piaton hingewiesen hatte
(s. oben S. 312).
Die di an Gotischen Tugenden teilt Aristoteles nach den beiden theoreti-
schen Funktionen: Betrachtung des Notwendigen und dessen, was Veränderung
(durch unser Tun) zuläßt {tr()F/6iiFror a/./.cog i'y/iy), wovon die eine durch das
wissenschaftliche Vermögen {t6 t\-Ti(jTt]/.iovix6v), die andere durch das Vermögen
der Überlegung (tö /.oyioriy.öv) geübt wird, in zwei Klassen ein: die einen sind
die besten oder löblichen sietg des E7iiox7]f.wvix6v, die anderen die des Xoyiony.ov
{Eth. Nie. Z 2, 1139 a 6 ff.). Das Werk der wissenschaftlichen Betrachtiing ist
die Wahrheit als solche, das Werk der auf das Handeln oder auf das künst-
lerische Bilden gerichteten diäroia die mit der richtigen Ausführung homologe
Wahrheit, s. oben S. 387. Die besten s^sig oder Tugenden eines jeden Ver-
mögens sind daher diejenigen, durch welche zumeist die Wahrheit erfaßt wird.
Diese sind :
A. In bezug auf das, was sich anders verhalten kann: riyj'V "'^d
(fQÖv}]oig, jene auf das noisTv, diese auf das .trotte tr gerichtet. Das, ^qütxfiv
(Handeln) hat seinen Zweck in sich, das ttoieTv (Bilden, Gestalten) aber geht auf
ein von der iveoysta selbst verschiedenes r'oyov, welches das Objekt der Tätigkeit
ist: Eth. Nie. A 1, 1094 a 3 ff.: öiaf/ooä de iig (fuivEim xmv z£?.ojv tu /usv yäo
siotv h'soysiai, rä ös nao avzäg sqya rivd. Ebd. Z 5, 1140b 6 f.: rfjg /Ltkv yao
jvoirjöECüg Exeoov i6 xeJ.og, xrjg ös ^ngd^ecog ovx ar e'üy f'axi yäg avxi] t) Ev:TQa^ta
ze/.og. Eben darum haben die von den Künsten hervorgebrachten Werke ihren
Wert in sich, die Werke der Tugend aber in der Gesinnung. Die xe/vi] ist Ei;ig
ftexä Xöyov d?.}]&ovg 7Xoii]xty.iq (Z 4, 1140 a 10), die qpQovtjoig aber s^ig äXtj^rjg fisxd
y.öyov :roay.xiy.lj jxsqI xa avOoMTiio dyadd yal y.ay.ä (Z 5, 1140 b 51), in ihr bewährt
sich der auf das Handeln gerichtete oodog löyog (Z 13, 1144 b 23 ff.); die eigent-
liche Aufgabe des Buches Z der Nikomachischen Ethik, in welchem über die
dianoetischen Tugenden gehandelt wird, ist es, zu bestimmen, xlg x' eöxIv 6 dgßög
/.öyog y.ul xovxov xlg OQog (Z 1, 1138 b 34).
B. In bezug auf das, was keine Veränderung durch uns zuläßt:
E:r ioxTi)f^it] und rovg, dieser auf die Prinzipien, jene auf das aus den Prinzipien
Erweisbare gerichtet. Die l7noxi]in] ist 'iiig dTiobtiy.xryJ] (Z 3, 1139 b 31 f.), der
vovg geht auf die doy}] oder die doyal xov eniaxrjxov (Z 6). Die erstere würde
also das deduktive Verfahren besonders im Auge haben, der letztere hätte es
wenigstens zum Teil mit dem induktiven zu tun, um die Prinzipien zu gewinnen
{Anknüpfungspunkt bei Piaton oben S. 287).
Bei den dianoetischen Tugenden kommt ferner noch der Begriff der oorfia
in Betracht. Sie ist lixioxrifii] y.al vovg xwv xi/nojxdxcor xf] qpvasi, faßt also die
Tätigkeit dieser beiden dianoetischen Tugenden in bezug auf das von Natur
§ öl. Die aristotelische Ethik. 411
Würdigste zusaimnen [E 7, 1141a 19 ff.). Der Weise ist an sich weise, nicht in
irgend einem Teile des Wissensgebietes (ö/.ojg, or y.ain /doo;, or6' äX'/.o n oocpög,
1141 a 13 f.). Deshalb muß das Objekt der Weisheit, dieses Würdigste, allge-
meiner Natur sein und von allen übrigen Wissenschaften vorausgesetzt werden.
Vergleichen wir die Metaphysik damit, so muß dies das an sich Seiende sein,
und so ist es wohl richtig (nach J. Walter, L. v. d. prakt. Vern., S. 335 ff.),
unter der ao(fia als dianoetischer Tugend die :rQon)} oocfia, d. h. die Metaphysik
oder Theologie, zu verstehen. Aristoteles stellt den von ihm mit dem Worte
oo(pia verbundenen Sinn dem allgemeinen Sprachgebrauche gegenüber, der mit
coq^ö? den auf irgendwelchem Gebiete der Kunst hervorragend Tüchtigen be-
zeichnet {^etdi'ag f.i&ovgyög oof/6; y.ai IIolvy.lEixog ärÖQiartonoiö?, 1141a 10 f.;
s. auch oben S. 1 f.).
Zur cpQÖvr}Gic gehören die svßovÄla, welche zu dem durch die c^o6vy,aig
bestimmten Ziele die richtigen Mittel findet (Z 10), und die ovvsoic, deren
Wesen in dem richtigen Urteil über dasjenige liegt, worüber die qo6r>]r,i; die
praktischen Vorschriften erteilt: die avreoi; ist y.oLxix)], die <fo6v7]oig errtray.Tiy./j;
die richtige xoiat? ist die Funktion des gvyrcoftcüv oder die yvonnj (Z 11).
Die syy.gäxFia (von der in Buch // der Xikomachischen Ethik gehandelt wird)
ist die sittliche Stärke oder Selbstbeherrschung; wo sie fehlt, findet zwischen
Einsicht und Handeln jene Diskrepanz statt, welche unmöglich sein würde, wenn
(wie Sokrates annahm) das Wissen eine absolute Macht über den Willen besäße
{H 3, 1145 b 25 ff., vgl. oben S. 156). Die Selbstbeherrschung findet statt in
bezug auf Lust und Schmerz, in dem letzteren Betracht ist sie die y.aQzsoia (Eth.
magn. B 6, 1202 b 31 f., vgl. Eth. Nie. H 8, 1150 a 32 ff.).
Das theoretische Leben gewährt aus den verschiedensten Gründen die
größte Glückseligkeit, namentUch weil bei ihm das dem Älenschen Eigentümliche
und das Höchste in ihm, der vovg, sich am meisten betätigt. Diese geistige
Tätigkeit ist auch die stetigste (oweysoiärrj) und gewährt zugleich die höchste
Lust (vgl. Piaton oben S. 292). Sie bedarf nicht wie die übrigen tugendhaften
Tätigkeiten des für das Leben und für ihre Ausübung Notwendigen, da der
Weise sich selbst genug ist, um so mehr, je weiser er ist, und sich für sich allein
der Theorie widmen kann, wiewohl es besser ist, Mitarbeiter zu haben. Diese
Tätigkeit des rovg wird auch um ihrer selbst willen geschätzt; während die
anderen Tätigkeiten nach einem Ziele streben und der Muße entbehren, findet
diese in der Freiheit von Geschäften, die nur um der Muße willen getrieben
werden, ihre Vollendung. Ein solches Leben ist, da der vovg ein Göttliches in
Beziehung auf den Menschen ist, selbst ein göttliches, verglichen mit dem ge-
wr»hnlichen menschlichen Leben. Der Mensch darf nicht nur auf MenschUches
sinnen, obgleich er Mensch ist, und nicht nur auf Sterbliches, obwohl er sterblich
ist, sondern, soweit es möglich ist, auf Unsterbliches, und muß alles tun, um nach
dem Höchsten in ihm zu leben (Eth. Nie. Kl, 1177 a 16 ff. 23 ff . [vgl. 1178a 5 ff.]:
ij rovrov [rov vov) sreoyeia yarä ryi- oiy.Eiar dosTtp' eh] är t) xe.Xsia evöaiiioria. öxi
8' eoxi &scoorjrixij eiQrjxai. . . . rjöiaxy] de. rätv xax dgexr/v h'Eoysicör t) y.axä xl]v
aoqpiav o/^oXoyovfisvojg iaxiv 8oxeT yovv 1^ <pdooo(pia ^avftaoxäg ■^doräg e/eiv xa&a-
QioxrjTi xal reo ßeßat'qj. . . . ro yäo oixsTor ixäaxco ri] qpvaei xQäxioror xai ijSioxov
eoxir iydaxfp. y.ai tm drügcörro) 8ij 6 y.axä xov vovv ßiog, El'rreo xovxo fiäXiaxa nvdooi-
~og. ovTog äga y.al EvöaifioreoTarog).
Die Freundschaft (cfdlu) ist eine dreifache, je nachdem sie auf das fjdv,
yqrjaiiiov oder dyaßöv sich gründet. Die letzte ist die edelste und beständigste.
Die Liebe zur Wahrheit steht der zur Person des Freundes noch voran (Eth. N.
A 4, 1096a 16 f.; vgl. Plat. Politeia 595 b c). Die Abhandlung über die Freund-
412 J< 52. Die aristotelische Politik.
Schaft in den beiden Büchern (-J und / der NLkom achischen Ethik gehört zu dem
Besten, was darüber geschrieben worden ist. Eine treffliche Auseinandersetzung,
ob der Gute selbstliebend sein dürfe oder nicht, findet sich / 8, deren Ergebnis
ist, daß er allerdings selbstliebend sein müsse, nur nicht wie die Menge. Mit
Recht würden die getadelt wegen ihrer Selbstliebe, die sich selbst am meisten
Geld, Ehren und sinnliche Lust zuteilten. Wenn dagegen jemand sieh das Schöne
zueigne, würde man ihn deshalb nicht tadeln, und doch müßte ein solcher noch
mehr selbstliebend erscheinen, da er ja das Schönste und Beste für sich in An-
spruch nehme. In diesem Sinne muß also der Gute selbstliebend sein, und kann
es der Böse nicht sein. Auch wird der Gute vieles für die Freunde und das
Vaterland tun, sogar sein Leben opfern ; das, wormn man in der Regel streitet,
Schätze und Ehren, wird er daran geben und für sich selbt das Schöne, das in
dieser Hingabe liegt, wählen. Sogar gewisse verdienstliche Handlungen wird er
dem Freunde zu tun überlassen, da es schöner sein kann, einen Freund zu einer
guten Handlung zu vermögen, als diese Handlung selbst zu tun (1169a 32 ff.).
Im übrigen vgl. über die Selbstliebe 1169 a 11 ff.: üoze z6v ^lev ayador deJ (fiXavrov
slvar y.ai yag avTog dvi'jaszai rä y.a/.ä :TO(i.TXtov y.al Tovg ä/.Äovg (ocfEh'joer lov 6k
fioy^drjQov ov bei' ß'/.mpEi yäo xal eavzdv y.ul zovg .-rf/ac (puv/.nig :rfiDFatr Fjiö/isvog.
s^ 52. Die aristotelische Politik. Der Mensch
bedarf des Menschen zur Erreichung der praktischen
Lebensziele. Nur im Staate ist die sittliche Aufgabe lösbar.
Der Mensch ist von Natur ein politisches Wesen. Der
Staat ist entstanden um des Lebens willen, soll aber bestehen
um des sittlich guten Lebens willen ; seine Hauptaufgabe
ist die Bildung der Jugend und der Bürger zu sittlicher
Tüchtigkeit. Der Staat ist früher als der Einzelne in dem
Sinne, wie überhaupt das Ganze früher ist als der Teil, der
Zweck früher als das Mittel. Er ruht auf der Familiengemein-
schaft. Die E]intracht der Bürger soll sich auf die Gesinnung
gründen, nicht auf eine künstliche Aufhebung der individuellen
Interessen, wie sie Piaton in seiner Politeia verlangt hatte. In
Aristoteles' Idealstaat, dem die BB. HQ seiner Pohtika ge-
widmet sind, regiert eine zugleich mit der höchsten bürger-
lichen und höchsten allgemeinen Mannestüchtigkeit ausge-
stattete (iesamtheit, die durch eine bis ins Einzelne geregelte
Erziehung herangebildet wird. Im übrigen sind Königtum,
Aristokratie und Politie (eine Mischung von Oligarchie und
Demokratie) unter den entsprechenden Verhältnissen gute Ver-
fassungen; Tyrannis, Oligarchie und Demokratie sind
Entartungen, und zwar ist die Tyrannis als die Entartung der
trefflichsten Form die schlimmste. Das unterscheidende Merkmal
der guten und schlimmen Staatsformen (Entartungen) liegt in
dem Zweck, den die Herrschenden verfolgen, der entweder das
Gemeinwohl oder ihr Privatinteresse ist.
§ 52. Die aristotelische Politik. 413
Während die Oligarchie einseitig das Vermögen, die Demo-
kratie die Freiheit betont und beide durch diese Einseitigkeit
ihren dauernden Bestand gefährden, soll der Gesetzgeber
oligarchische, demokratische (und aristokratische)
Einrichtungen mischen und durch diese temperierende Ver-
einigung die Haltbarkeit der Staatsform erstreben.
Der Pohtik untergeordnet ist die Rhetorik, die den ^\'ahr-
scheinlichkeitsbeweis, nicht den streng wissenschaftUchen, und
die übrigen Hilfsmittel des Redners behandelt.
Quelle für die aristotelische Politik sind die Politika. Scholien dazu (aus
einem Kommentar des Michael von Ephesos) in der Ausgabe Immischs tS. 295 ff.
Unsere Kenntnis der aristotelischen Rlietorik beruht auf seiner 'Ptjtooixrj, zu der
Kommentare eines Anonymus und eines Stephanos (nicht des in § 84 zu nennen-
den Alexandriners) sowie ein Kommentar- und ein Paraphrasen fragment in der
Akademischen Sammlung (XXI 2) enthalten sind.
Wir erkannten schon bei Piaton in seinen politischen Dialogen eine wachsende
Berücksichtigung der geschichtlich in Erscheinung getretenen Staaten im Gegensätze
zu dem in der Politeia aufgestellten Yerfassungsideal (s. o. S. 3(X). 314. 333. 3öO).
Aristoteles mußte nach den metaphysischen Voraussetzungen seines Systems und
der ganzen Methode seines Philosophieren s auf diesem Wege noch viel weiter
gehen. Mit der Preisgebung der Transzendenz der Idee und mit der Aufhebung
des schi'offen Gegensatzes zwischen Ideen- und Erscheinungswelt gewannen die
Staaten der geschichtlichen Wirklichkeit eine erhöhte Bedeutung, und der auf
empirische Forschung gerichtete Sinn des Philosophen erblickte wie im Xatur- so
auch im staatlichen Leben seine vornehmste Aufgabe in der Feststellung der
Tatsachen und in der Aufdeckung der das tatsächliche Geschehen beherrschenden
Gesetze, wobei auch die praktische Verwendbarkeit des Gefundenen ein nicht
außer acht gelassener Gesichtspunkt ist. Als Grundlage für eine solche Natur-
geschichte des Staates stand Aristoteles neben seinen allgemeinen geschichtlichen
Kenntnissen ein gewaltiges besonderes Material zur Verfügung in der von ihm
und seinen Schulgenossen angelegten Sammlung von 158 geschichtlich bestehenden
Staatsverfassungen [Uo/ursTai) und anderen Sammlungen verwandter Art (Xöuc/w.
ßuoßaoiHÜ, Aiy.aidiuara xwv Tio'/.eoyv). So ist er imstande, für seine Sätze jeweilen
Belege aus der Geschichte der Staaten zu bringen und seine Behauptung von den
notwendigen Wirkungen dieser oder jener staatlichen Einrichtung mit dem Hin-
weise auf geschichtliche Verläufe zu begründen. Auf diesen Charakter seiner
Staatsphilosophie ist es zurückzuführen, daß Aristoteles auf dem Gebiete politischer
Theorie das Denken der Neuzeit in außerordentlich nachhaltiger und tiefgreifender
Weise beeinflußt hat. Er tadelt es an seineu Vorgängern, daß sie sich zu aus-
schließlich mit der Konstruktion einer Idealverfassung, die doch nur unter günstigen
äußeren Bedingungen zu verwirklichen ist, beschäftigten, oder, wenn sie eine
leichter erreichbare Verfassimg, wie z. B. die lakonische, anpriesen, ohne weiteres
mit allen bestehenden Verfassungen zugunsten dieser einen tabula rasa machten.
Im Gegensatze dazu stellt er dem Staatstheoretiker die Aufgabe, die beste Staats-
form in vierfachem Sinne zu suchen: Ij die absolut beste Verfassung (Ideal-
verfassung), d. i. die bei Abwesenheit äußerer Hindernisse wünschbarste, Polit.
A 1, 1288 b 22 ff. : xijV doiartjv deoQijoac tt; sari y.al noia zig av ovoa uü'f.ior eh]
y.ai Ev/rjv urjöevo; Ei.i:Tobi'Qovrog twv sy.zög ; 2) die relativ beste, d. i. diejenige,
4X4 § 52. Die aristotelische Politik.
die jeweilen unter Berücksichtigung der den Staat bildenden Personen und der
obwaltenden Umstände den Vorzug verdient, a. a. O. Z. 24 ff. : ilg rlo i v ägf^iönovoa'
TioXXoTg yag Trjg agioTi]? iv^^it^' l'oMg ddvvarov, wgte xrjv y.Qaziazrjv re a.-rAcD? (d. h. die
absolut beste [unter 1]) xal xrjv ex xwv vjioHEifiivcov dgiari^v ov Öec kEÄTjßivai
zov vo^ioOfDjv y.cu tov o>; d/.ijdwg :io/.itix6v; 3) die beste Einrichtung einer
ihrem (Irundcharakter nach gegebenen Verfassung, a. a. O. Z. 27 ff.: hi ös
TQtrt]v Ttjv E^ vsiodEOECog. 8eT yäg xal xijv Öod sToav dvvaoßai OecoqeIv i^ OiQx^g
TE Jicög äv yivoixo y.al yEvouh't] xira xqöjzov av acöCoizo jiXeToxov yQÖvov; 4) die
durchschnittlich beste Verfassung, d. h. die für alle Staaten am ehesten
passende, a. a. O. Z. 33 f.: Tiagd ctürxa dk xavxa xrjv (.lä'/.ioxa näoatg xaXg tiÖ'/.eoiv
aQfioxxovoav 8eT yvcoQiQEiv.
Mit diesen Aufgaben befassen sich die Untersuchungen, deren Zusammen-
stellung uns jetzt als Lehrschrift unter dem Titel üohxiy.ä vorliegt. Über ihre
Entstehung ist oben S. 383 gehandelt. Daß wir es nicht mit einem einheit-
hchen Werke zu tun haben, zeigt sich besonders deutlich in gewissen Wider-
sprüchen und Unebenheiten in der Klassifizierung der Verfassungen. Es wäre
ein vergebliches Unternehmen, aus den Politika ein durchaus konsequentes
staatswissenschaftliches System herstellen zu wollen. Doch lassen sich ihnen zu-
sammenhängende Grundanschauungen entnehmen, die im Folgenden wieder-
gegeben werden sollen. Die Schrift beginnt mit der Erörterung der Grundfragen
nach Zweck, Wesen und Notwendigkeit des Staates und nach seinem Verhältnis
zu Haus- und Dorfgemeinschaft. Wie jede Gemeinschaft um eines Guten willen
besteht, so der Staat als höchste Gemeinschaft um des höchsten Guten willen.
Sein Zweck liegt im ev 'Qw, das mit der Evbuiuovia zusammenfällt, die ihrerseits
wieder nach aristotelischer Lehre in der ungehemmten Betätigung der Tugend
besteht. Insofern der Staat zu einer solchen (allseitigen und vollendeten) Be-
tätigung allein die Möglichkeit bietet, unterscheidet er sich nicht nur, wie andere
annehmen, quantitativ, sondern auch qualitativ und prinzipiell von den niederen
Gemeinschaften des Hauses und des Dorfes, aus denen er hervorgewachsen ist.
Wie diese so ist auch der Staat von Xatur, und der Mensch ist ein von Natur
zum staatlichen Leben bestimmtes Wesen [Ä 2, 1253 a 1 ff. : ix xovtoji- ovv fpavEQov
oxi rcüv (fvoEi rj jiö'/ug toxi xal oxi ärdgconog (pvoEi jioXix ixov ^wov), wie sich
schon daraus ergibt, daß er allein unter allen Lebewesen in der Sprache das
Mittel besitzt, das Nützliche und Schädliche und damit auch das Gerechte und
Ungerechte zu kennzeichnen; die Empfindung für gut und schlecht, gerecht und
ungerecht usw. ist spezifisch menschlich, und die Gemeinschaft darin ruft Haus
und Staat ins Leben {A 2, 1253 a 9 ff.).
Die Zurückführung des Staates auf seine Elemente bringt es mit sich, daß
zunächst (in Buch A) der Hausgemeinschaft eine Betrachtung zu widmen
ist. Die hier zu behandelnden Probleme sind: das Verhältnis des Herrn zum
Sklaven, des Ehemanns zur Ehefrau, des Vaters zu den Kindern, endlich die
Fragen des Besitzes und Erwerbes {8so:ioxixri, yaiiix-i], naxqixi'], loi^iaxioxix'yi).
Die nähere Untersuchung des Verhältnisses zwischen, den Ehegatten und des-
jenigen zwischen Vater und Kindern wird aber verschoben und liegt in den in
unseren Händen befindlichen Politika nicht vor. Auf die Besprechung des
Hauswesens folgt die des Staates. Buch B enthält eme kritische Be-
trachtung der bis dahin aufgestellten Verfassungsideale — insbe-
sondere auch der in der platonischen Politeia und den Nomoi gegebenen Ent-
würfe — und einiger xinter den bestehenden Verfassungen. Buch F beginnt den
dogmatischen Teil der aristotelischen Politik. Den Anfang macht die Er-
örterung einiger Gnmdfragen, in erster Linie derjenigen nach dem Begriffe
§ 52. Die aristotelische Politik. 415
des Bürgers und nach dem des Staates. Charakteristisch für das Bürger-
tum ist eine Teilnahme an der aqxVj ä,m Staatsregiment. Bürger ist ch i^ovai'a
y.oivcovETv aQx>i? ßov^.FVTifiijg xal ygiTtxijg. Das Eecht zur Teilnahme an Volks-
versammlung und Volksgericht bildet das Mindestmaß von Rechten, die zur
Bürgerqualität notwendig sind (vgl. Fiat. Xomoi 768 b, oben S. 329). Der Staat
ist eine Vereinigung solcher Bürger zum Zwecke des ev C^v, des sittlich guten
Lebens, er ist eine Gemeinschaft fco?)? Ts/.eiag y.al aviäoy.ovg. Die Verfassungen
teilt Aristoteles in zwei Hauptgruppen. Unterscheidendes Merkmal ist der Zweck,
zu welchem regiert wird. Unter den Regierungsarten stehen bezüglich des
Zwecks einander diametral entgegen das Regiment eines Herrn über Sklaven
und das Regiment, das im (normal verwalteten) Staate die Regierenden über die
Regierten führen. Das erstere Regiment, das des ösa.-ioT»/?, hat den Vorteil des
Regierenden zum Ziele, das zweite den der Regierten. Je nachdem nun dieser
Unterschied gewahrt oder das politische Regiment mit dem despotischen ver-
tauscht wird, ist die Verfassung eine richtige {oQ&ij nolixsia) oder eine verfehlte
(Entartung, :jaQiy.ßaaig). So scheiden sich die Verfassungen in zwei Gruppen
nach der Richtung der Herrscher auf das xoivov oimcfigov oder das l'öiov. Zu
diesem Einteilungskriterium gesellt sich als ein weiteres die Zahl der Regierenden.
So ergibt sich der Satz Polit. /^ 7, 1279a 28 ff.: oxav /nkv 6 elg ij oi dliyoi t) ol
jiokkoi TtQog rö koivov ov[A.(psQov äg/joai, xavxag fiev oQdag avayxaTov eivai xag
TiohxEiag, xag 8s ttoo? rö i'öiov )) xov srog i) xü)v okiycov i) xov .tA»)i^oü?
jiaQey.ßdoetg. Die Namen der darnach zu unterscheidenden sechs Staatsformen
sind : ßaoüela, aQioroxoaxia, rrolixsia, xvQavvig, okiyaQ'/Ja, Stjfioxocnt'a. Die ersten:
drei sind die ogdai, die letzten drei die i'j/naQxijfierai oder Tcagsaßäaetg. Aber auch
damit ist die Reihe der Kriterien nicht erschöpft. Wie in Piatons Politikos
(s. o. S. 312. 314) erscheint auch hier wieder die Scheidung nach Reichtum und
Armut: in der Oligarchie führen die Vermögenden, in der Demokratie die
Armen das Regiment. Dieser Unterschied ist der eigentlich maßgebende, aber
der der Zahl wird sich naturgemäß damit decken, da die Vermögenden gering
an Zahl sind und die Armen die große Masse bilden (F 8, 1279 b 17 ff.). Neben,
dem Vermögen gibt es noch zwei qualitative Momente, die für Ansprüche auf
Herrschaft im Staate geltend gemacht werden: Freiheit, die alle Bürger (im
Gegensatze zu den Sklaven) besitzen, und Tüchtigkeit; der Adel, der als-
viertes aufgeführt zu werden pflegt, ist vererbte Tüchtigkeit und vererbter
Reichtum, kommt also nicht als besonderes Moment in Betracht {A 8, 1294a 9 ff.).
Die einseitige Betonung des Vermögens führt zur Oligarchie, die einseitige Be-
tonung der Freiheit, hinsichtlich deren aUe Bürger gleich sind, zur Demokratie.
Daß beide Verfassungen verfehlt sind, ergibt sich eben aus der auf Eigenliebe
beruhenden Einseitigkeit, mit der ein Anspruchsgrund geltend gemacht, der
andere aber unberücksichtigt gelassen wird. Die an Freiheit Gleichen übersehen,^
daß sie in anderen Punkten ungleich smd, die an Vermögen Ungleichen glauben
überhaupt ungleich zu sein (ihre finanzielle Überlegenheit dünkt ihnen eine
Überlegenheit schlechthin) und vergessen, daß sie in anderen Punkten ihren Mit-
bürgern gleich sind {F 9, 1280 a 7 ff.). Der oligarchische Standpunkt hätte nur
dann Berechtigung, wenn der Staat eine Erwerbsgesellschaft wäre, zu deren Er-
folge die Einzelnen je nach den beigesteuerten Summen beitrügen. Tatsächlich
ist der Staat eine Gemeinschaft zum Zwecke des sittlich guten Lebens und
Handelns [F 9, 1280 b 39 ff.). Nach dem Maße, in welchem die Einzelnen zu
dieser Gemeinschaft und zur Erreichung ihres Zweckes beitragen, richtet sich ihr
Anteil und Anrecht am Staate {F 9, 1280 a 25 ff. b 39 ff.). Darnach ließe sich
erwarten, daß die Tüchtigkeit der allein maßgebende Gesichtspunkt für die Zu-
41B § ;'>2. Die aristotelische Politik.
teilung büij;;erli(her Rechte und die Aristokratie (im etymologischen Sinne:
die Herrschaft der Besten) die einzuführende Verfassung sei. Aber auch die
Tüchtigkeit soll nicht ausschließlich zur Geltung kommen und zur Ent-
rechtung der minder Tüchtigen führen. Abgesehen von der Gefahr, die
sich aus der Unzufriedenheit der entrechteten Masse für die Sicherheit des
Staates ergibt (F 11, 1281b 29 f.), verlangt auch das Prinzip des Tüchtig-
keitsregimentes selbst keine solche Beschränkung. Denn die vereinigte
Tüchtigkeit der vielen minder Tüchtigen vermag die Tüchtigkeit weniger
hervorragend Tüchtiger zu übertreffen (/' 11, 1281a 42 ff.; 13, 1283a 41 f.,
b 30 ff.). Freilich wird das nicht immer der Fall sein. Wo die Tüchtigkeit
eines Einzelnen oder einer kleinen Anzahl von .Staatsbürgern die summierte
Tüchtigkeit aller anderen überragt, da ist die unbeschränkte Herrschaft
<iieses einen oder dieser wenigen geboten. Sie sind keinem Gesetze zu
unterstellen, denn sie selbst sind Gesetz (/' 13, 1284 a 3 ff., b28ff,; vgl. Plat.
Politikos, oben S. 312). Ist ein Einzelner Träger einer solchen Tüchtigkeit, so
ist das Königtum am Platze, dem Aristoteles /' 14—17 eine eingehende ge-
schichtliche und dogmatische Erörterung widmet. Selbstverständlich bleibt ein
solcher Fall im wesentlichen Hypothese und wird sich in Wirklichkeit nur aus-
nahmsweise ereignen. Von den geschichtlich gegebenen Arten des Königtums
läßt nur das absolute oder Vollkönigtura (/; jTu/ißaoiX>;ia) dön Charakter dieser
Staatsform rein hervortreten (/' 10, 1287 a 1 ff.). Ihr gegenüber zieht Aristoteles,
abgesehen von dem Falle der allüberragenden Tüchtigkeit eines Einzelnen, mit
anderen Staats theoretikern die Herrschaft des Gesetzes und einer Mehrheit von
Bürgern vor (/' 15, 1286a 17 ff.; 16, 1287 a 10 ff. 28 ff.).
Die bisher besprochenen Verfassungen beruhten je auf der ausschließ-
lichen Geltung eines der drei Anspruchsgründe: Freiheit, Vermögen und
Tüchtigkeit. Es kann aber auch zwischen diesen drei Anspruchsgründen oder
zweien unter ihnen ein Kompromiß vollzogen und die entsprechenden Ver-
fassungen zu einer Misch Verfassung vereinigt werden. Sind an diesem Kom-
promiß Freiheit, Vermögen und Tüchtigkeit oder nur Freiheit und Tüchtigkeit
beteiligt, mischen sich also Demokratie, Oligarchie und Aristokratie (im etymo-
logischen Sinne) oder Demokratie und Aristokratie, so ergibt sich eine Aristo-
kratie (im geläufigen Sinne des Wortes); beteiligen sich Freiheit und Ver-
mögen, mischen sich also Demokratie und Oligarchie, so ergibt sich die
Verfassung, auf welche die allgemeine Bezeichnung für Staatsform [nolixem)
insonderheit angewendet wird, die Politie (/l 7, 1293b 14 ff., 8, 1293b 33 f.;
vgl. E 7, 13U7a 8 ff.). Wenn sich die Politie durch starke Betonung des Ver-
mögens der Oligarchie zuneigt, so gilt auch diese Verfassung nach üblicher Be-
zeichnung für eine Art der Aristokratie (.1 7, 1293 b 20 f., 8, 1293 b 36; El,
1307 a 15 f.). Auch bei der Politie aber bleibt das Moment der Tüchtigkeit nicht
außer Betracht, und zwar handelt es sich hier um die Tüchtigkeit, durch die
allein eine größere Menge sich auszeichnen kann, die kriegerische (F 7,
1279 a 39 ff.) : in der Politie haben die schwergerüsteten Krieger das Regiment,
Mas wieder zu der Mittelstellung dieser Verfassung zwischen Demokratie und
Oligarchie stimmt, denn der Besitz der schweren Rüstung und die Ausbildung
in ihrem Gebrauche setzt ein gewisses Vermögen voraus. So regiert in der
Politie zwar (im Unterschiede von der Oligarchie) eine Menge, aber (im Unter-
schiede von der Demokratie) doch nicht die große besitzlose Masse (/' 7,
1279 b 2 ff.; 17, 1288a 12 f.).
Daß Demokratie und Oligarchie egoistisch und daher jraoExßrwEig sind,
wurde schon bemerkt. Erst recht gilt dies natürlich von der Tyrannis. Aber
§ 52. Die aristotelische Politik. 4jy
auch die Kompromißverfassungen entsprechen, so sehr sie unter den gegebenen
Verhältnissen praktisch wertvoll sind, doch nicht dem Ideal, da sich in ihnen
die für die politische Ethik, wie für die des Individuums maßgebende Tüchtig-
keit mit anderen Anspruchsgründen kreuzt, Sie nehmen tatsächlich eine in der
Zweigruppenscheidung (s. oben S. 415) nicht vorgesehene Zwischenstellung
zwischen richtigen (bezw. vollkommenen) und verfehlten Verfassungen ein.
Richtige Verfassungen sind Königtum und Aristokratie (im etymologischen
Sinne), wo sie auf allüberlegener Tüchtigkeit Eines oder Weniger beruhen (s. o.
S. 416). Während Aristoteles diese Verfassungen nur kurz berücksichtigt,
Avidmet er eine ausführliche, uns in den BB. H f) leider nur unabgeschlossen
vorliegende Darstellung einem Idealstaate, den er in prägnantem Sinne als
Aristokratie bezeichnet. Charakteristisch für ihn ist, daß bei allen seinen
Angehörigen bürgerliche Tüchtigkeit und vollendete allgemeine Mannestüchtigkeit
zusammenfallen, während in allen anderen Staaten der Einzelne ein tüchtiger,
für seinen Teil nützlich wirkender Bürger sein kann, ohne jene allgemeine
Tüchtigkeit zu besitzen {F 18, 1288a 38 f.; A 7, 1293 b 5 ff.; HU, 13.33a 11 f.;
vgl. r 4). Diesem idealen Verhältnis gemäß sind alle Bürger zum Eegimente
berufen. Aber nicht alle können gleichzeitig regieren. Regierende und Regierte
sind notwendige Bestandteile der Staatsgemeinde. Die Natur hat hier selbst
einen Ausweg gewiesen, indem sie den Menschen verschiedene Lebensalter (mit
entsprechender verschiedener Befähigung) durchlaufen läßt. Den Jüngeren
kommt es zu, zu gehorchen, den Älteren, zu befehlen {H 14, 1332 b 12 ff. 36 ff.).
Dazu fügt es sich, daß die Jüngeren durch ihre Kraft zum Kriegsdienste, die
Alteren durch ihre Einsicht zu beratender und richterlicher Tätigkeit geeignet
sind [H 9, 1329 a 2 ff,). Um die für den Idealstaat verlangte Tüchtigkeit aller
seiner Glieder zu erreichen, bedarf es einschneidender Ajiordnungen über Erzeugung
{H IRj und Erziehung (H 17, 6 1 f f,) seiner Bürger, Neben dem, was sich durch
gesetzgeberische Bestimmungen erreichen läßt, bestehen aber für die Existenz
des Idealstaates Voraussetzungen, deren Erfüllung sich nicht willkürlich herbei-
führen läßt, sondern nur Gegenstand des Wunsches sein kann. So bedarf er
u. a. einer bestimmten natürlichen Beschaffenheit seiner Bevölkerung. Die
Völker der kalten Länder des nördlichen Europas sind voll Mut, stehen aber an
Verstand und Kunstfertigkeit zurück. Daher wahren sie ihre Freiheit, sind aber
nicht befähigt, geordnete Gemeinwesen zu bilden und über Nachbarvölker zu
herrschen. Umgekehrt sind die Völker Asiens mit Verstand und Kunstfertigkeit
wohl begabt, ermangeln aber des Mutes und leben daher in Abhängigkeit und
Knechtschaft dahin. Nur die Griechen vereinigen die Vorzüge des Intellektes
und des Temperamentes. Daher leben sie frei und in geordneten Gemeinwesen
und sind, ihren Zusammenschluß zu einem Staate vorausgesetzt, zur Herrschaft
über alle befähigt \H 7, 1327b 19 ff,: man vergleiche mit dieser ethnologischen
Charakteristik Plat, Politeia 435 e f., oben S, 288 f. 290).
Neben der natürlichen Beanlagung der Bevölkerung fallen auch die Be-
sonderheiten der Grüße, Beschaffenheit und Lage des Landes und der Zahl
seiner Bürger in den Bereich des für den Idealstaat Wünschbaren, während
andererseits die Benutzung und Einrichtung des von Natur Gegebenen, die Ver-
teilung des Grund und Bodens, die Anlage und Befestigung der Stadt Gegen-
stand gesetzgeberischer Bestimmungen sind. Alle diese Punkte sind im B, fT
eingehend behandelt.
Mit der Zeichnung des Idealstaates (der absolut besten Verfassung)
ist die erste der dem Staatstheoretiker gestellten Aufgaben (s. oben S. 4131) gelöst.
Es bleiben noch die drei weiteren. Für die Bestimmung der relativ besten
TTeberweg, Gniiidriß I. 27
41S § 52. Die aristotelische Politik.
Verfassung gilt der Grundsatz: die Verfassung ist so einzurichten, daß der
ihren Fortbestand wünschende Teil der Bürgerschaft stärker ist als derjenige,
der diesen Fortbestand nicht wünscht. In jedem Staate kommen zwei Momente,
das quantitative (die Kopfzahl) und das qualitative (Freiheit, Reichtum, Bildung,
edle Abkunft) in Frage. Wo die quantitativ überwiegende Zahl der Armen das
«jualitative Moment des Reichtums anderer Teile der Bürgerschaft an Stärke
übertrifft, ist eine Demokratie angebracht, deren Form sich wieder nach dem
Überwiegen der einen oder andern beruflichen Kategorie (der Bauern, Hand-
werker, Tagelöhner usw.) zu richten hat. Übertrifft hingegen die qualitative
Überlegenheit der Vermögenden (durch die Größe ihres Reichtums) ihr zahlen-
mäßiges Zurückstehen, so ist die Oligarchie die passende Verfassung. Auch hier
sind für die einzuführende Form die jeweiligen besonderen Verhältnisse maß-
gebend. Wo der Mittelstand an Zahl die beiden Extreme (der Armen und der
Reichen) überwiegt, ist der Platz für eine dauerhafte Politie (J 12), Die Beant-
wortung der Frage nach der besten Einrichtung einer gegebenen Ver-
fassung stützt sich auf eine Untersuchung über die Ursachen des Sturzes und
der Erhaltung der Verfassungen. Denn die beste Einrichtung einer gegebenen
Verfassung ist natürlich die, welche Dauer verspricht. Hier zeigt sich nun, daß
die Verfassungen an einer Überspannung ihres Prinzips zugrunde zu gehen
pflegen, so die Demokratie an einer Überspannung der Freiheit der Masse, die
zur Bedrückung der Vermögenden führt, die Oligarchie an einer Überspannung
des Vorrechtes der Vermögenden, indem die politische Leitung auf einen allzu
kleinen Kreis Reicher beschränkt und die Armen vergewaltigt werden. Die beste
Form einer gegebenen Verfassung ist demnach die, welche einer solchen Über-
spannung durch Aufnahme eigentümlicher Einrichtungen anderer Verfassungen
vorbeugt und damit eine schützende Temperierung erreicht, ganz im Gegensatze
zum Verfahren der Parteimänner, denen die von ihnen vertretene Verfassung nie
extrem genug durchgeführt werden kann {E 1 ff., Z 1 ff . 5). Es ist der Gedanke
von der Mischung der Verfassungen, der uns in seinen Anfängen schon in Piatons
Nomoi begegnet ist (s. o. S. 327. 329. 334) und der aristotelischen il/£(7or»;?-Lehre
entspricht. Von demselben Standpunkte aus ist auch das Problem des durch-
schnittlich besten Staates zu lösen. Es ist derjenige, in welchem die
Extreme des Reichtums und der Armut möglichst zurücktreten und ein breiter
Mittelstand das Hauptgewicht hat (A 11).
Will man sich Aristoteles' System der Verfassungen durch eine Übersicht
veranschaulichen, so wird diese, abweichend von der F 7, 1279 a 28 ff. vorgenom-
menen Zweigruppen-Teilung, folgendermaßen zu gestalten sein.
Vollkommene Verfassungen: Unvollkommene Verfassungen:
Königtum, 1 unter den S. 416 Relativ gute Schlechte
Aristokratie > besprochenen (Koraijromiß- (Einseitige,
(im etymol. Sinne)J Voraussetzungen, Verfassungen): egoistische Ver-
Aristokratie (im prägnanten aristotel. Aristokratie fassungen):
Sinne = Idealverfassung). (im üblichen Tyrannis,
Sinne), OHgarchie,
Politie. Demokratie.
Der Politik untergeordnet ist die Rhetorik oder die 8vva/ntg jisgi exaozov
xov {^EcoQfjaai x6 ivds/ö/asvor aidavöv (Rhet. A 2, 1355b 26 f.); nicht sowohl das
Tieißsiv selbst als vielmehr das ISsTv rä vnaQyovxa :n{^avä Jisgi exao%o%' ist das
Werk der Rhetorik (Rhet. A 1, 1355 b 10 f.). Es geht nicht an, durch wissen-
schaftliche Beweise die Menge zu überzeugen ; es muß argumentiert werden auf
§ 52. Die aristotelische Politik. § 53. Die aristotelische Kiuistlehre. 419
Grund des allen Zugänglichen (der y.oirä). Die rhetorische Kunst muß zwar das
einander Entgegengesetzte beides glaubhaft zu machen wissen; aber die Absicht
des Redners soll auf das Wahre und auf die bessere Sache gerichtet sein : wir
sollen von der Fähigkeit, die an sich eine doppelseitige Ausbildung und An-
wendung zuläßt, nur im guten Sinne Gebrauch machen (vgl. die dem Gorgias
in den Mund gelegten Ausführungen bei Piaton, Gorg. 456 c ff.). Die Möglich-
keit, mißbraucht zu werden, teilt die Rhetorik mit allem Guten, mit Ausnahme
der Tugend; dies aber hebt nicht ihre Nützlichkeit auf (Rhet. A 1, 1355 a 24 ff.).
Drei Gattungen der Rede gibt es, die beratende, die gerichtliche und die
epideiktische. Die Unterscheidung dieser Gattungen M-ird Rhet. A 3,
1358a 36 ff. etwa folgendermaßen begründet: Alle Rhetorik hat ihr Ziel im
Hörer, auf den sie einen Eindruck hervorbringen soll. Der Hörer ist entweder
lediglich Hörer, etwa wie der Zuschauer bei einem Festspiele {dsojoög) lediglich
Zuschauer ist; oder er soU eine Entscheidung treffen, und zwar bezieht sich
diese auf Vergangenes oder Zukünftiges, auf Vergangenes, wenn er als Richter
über einen Tatbestand zu befinden hat, auf Zukünftiges, wenn er als Mitglied
der Volksversammlung darüber zu beraten hat, was geschehen soll. Ist er
lediglich Zuhörer, so erstreckt sich sein Urteil nur auf die Fähigkeit des seine
Kunst aufzeigenden {£::iibEiy. vvovxog) Redners {eotiv de Tfjg QrjzoQixijg sl'drj rgia
Tov aQi&fiov zoaovxoL yho xai ol ay.ooaxal züiv Xöyoiv vn:aoy_ovoiv ovxeg. ovyxeixat
fiEV yoiQ ix TQicöv 6 ?.6yog, k'>c xs xov Äeyovxog xal n:eQi ov liysi y.ai TXQog ov, y.al x6
xi/.og -Tpö? xovxöv iaxiv, /.eyco Ös xov d xQoaxrjv aväyy.rj 8e xov ay.ooaxrjv rj ßsojgov
Eivac rj y.oixrjv, xQixijv 8k rj xcöv yeyEvrjusvcov rj xcov ^s'/j.övxwv eoziv d' o fikv jieqI
xwv usK/.övxoiv XQivoiv olov £xxh]aiaoxrjg, 6 8k ,Tfot xcöv ysyertj/nivcov olov 6
SixaaxTjg, 6 8k :xEQi xfjg 8vvdfi£<og 6 Oeotoög' oJaz' i^ dvdyxtjg dv eItj xgia yivr] xcöv
koycov xwv QTjxogixäv, o vfißov?.£Vx ex 6v , 8ix avtxöv , £;;ii8eixx ixov). Die
Arten der beratenden Rede sind Aufforderung und Abmahnung, die der gericht-
lichen Anklage und Verteidigung, die der epideiktischen Lob und Tadel. — Von
den drei Büchern der Rhetorik handeln die beiden ersten von den Uberzeugungs-
oder Beweismitteln [nioxeig], das dritte von der Ausdrucksweise (/-i^ig) und An-
ordnung {TÜ'iig) der Teile der Rede (Rhet. F 1, 1403 b 6 ff.). Als Überzeugungs-
mittel kommen für die Rhetorik als Kunstlehre nur die kunstmäßig geschaffenen,
nicht die ohne Aufbietung von Kunst schon vorhandenen, wie Zeugenaussagen,
Geständnisse auf der Folter, Urkunden, in Betracht. Von diesen kunstmäßigen
Uberzeugungsmitteln liegen die einen im Charakter des Redenden (dieser muß
durch seine Rede glaubwürdig erscheinen), die anderen in der durch die Rede
bewirkten Stimmung des Hörers (es ist von Einfluß, ob er in Freude oder
Trauer, Liebe oder Haß versetzt wird), die dritten in der Rede selbst, die Wahr-
heit oder Wahrscheinlichkeit bieten muß (Rhet. A 2, 1355 b 35 ff.\
§ 53. Die aristotelische Kunstlehre. Die Kunst ist
teils nützliche, teils nachahmende Kunst. Die letztere dient den
Zwecken der Erholung und (edlen) Unterhaltung, der zeit-
weihgen Befreiung von gewissen Affekten durch deren An-
regung und Ablauf, und letzten Endes der sitthchen Bildung.
Quellen, Wir besitzen über Aristoteles" Kunstlehre im ganzen nur ver-^
einzelte Bemerkungen. Nur über seine Poetik sind wir durch seine Schrift Ueq}.
7ioir]xixfjg im Zusammenhange unterrichtet.
27*
42U § 53. Die aristotelische Kunstlehre.
Die Kunst {Tfyv^f) im weiteren Sinne (die durch Kenntnis der Regeln be-
dingte Fertigkeit des Gestaltens) hat teils die Aufgabe, dasjenige zu vollenden,
was die Natur unvollendet lassen muß, teils die Aufgabe, nachzuahmen (Phys.
B ^, 199 a 15 ff.: olcog re / ^f'^^iv; t« fisv i.-Ttrf/.ET, n I qjvotc abwarei d:jTeoydaaadai,
zä Se ftiusTzai). Den Menschen hat die Natur nackt und waffenlos gelassen, ihm
aber die Fähigkeit verliehen, die meisten Kunstfertigkeiten zu erlangen, und ihm
die Hand als AVerkzeug der Werkzeuge gegeben (de part. an. A 10, 687 b 2 ff.).
Die nützlichen Künste dienen dem praktischen Leben. Die nachahmende Kunst
dient der edlen Ergötzung {diaycoy/]) und der Erholung {areaig, Tfjg ovrTorla;
ävdjravaig) sowie einer unschädlichen (und in anderm. Betracht positiv wertvollen)
Anregung bestimmter Gefühle und ihrer xädagoig, d. h. ihres Ablaufs, wodurch
sie zeitweilig aufgehoben, gleichsam aus der Seele entfernt werden (Pol. & 7,
1341 b 38 ff.). Die y.ädaoot? ist nicht eine Reinigung der Affekte von Unlauter-
keit, sondern das zeitweilige Wegschaffen oder Austilgen der Affekte selbst (wie
nach Pol. B 7, 1267 a 5 — 7 Befriedigung vom Affekt ,, heilt"). Dem kunst-
gemäßen Abschluß des Dargestellten entspricht der naturgemäße Ablauf der in
dem empfänglichen Zuschauer und Hörer angeregten Gefühle. In den Dienst
der sittlichen Bildung {:Tai8sla, fiddtjaig) können solche Kunstwerke treten, die
das, was schöner oder edler als das Gewöhnliche ist, nachbilden, insbesondere
gewisse Arten der Musik und Malerei (aber ohne Zweifel auch der Dichtkunst).
Alle künstlerische Nachbildung (uiiiijaig) geht (nach Poet. 9, 1451 b 6: r /i(h yäo
rroiTjaig iiä/./.or id y.adÖKov, rj b' iorooia xd xad^ k'y.aoTov '/.syei, die Geschichte rd
yevö/iiEra Uysi, die Poesie ola dv yerono [ebenda 1451 b 4 f.]) nicht soM'ohl auf
die einzelnen, mit mancherlei Zufälligem behafteten Objekte, als vielmehr auf
deren Wesen und Gesetz und gleichsam auf die Tendenz der Natur bei deren
BUdung, so daß Idealisierung des jedesmaligen Objektes in seinem eigenen
Charakter eine künstlerische Aufgabe ist; durch ihre gute Lösung wird das
Kunstwerk selbst etwas Schönes, auch wenn das nachgebildete reale Objekt
nicht (wie bei der Tragödie) schöner und edler ais das Gewöhnliche, sondern nur
diesem gleich oder (wie bei der Komödie) geringer als dieses ist. Schön ist.
was als um seiner selbst willen wählenswert lobenswürdig ist, oder was als
Gutes zugleich lusterweckend ist, weU es gut ist (Rhet. A 9, 1366 a 33 ff.). Die
Schönheit besteht in Größe und Ordnung (Poet. 7, 1450 b 37).
Die aristotelische Definition der Tragödie lautet (Poet. 6, 1449 b 24 ff.): forn-
oi'v roayrodia /liiujoig TZQÜisco; a:;TOvdaiuc y.ui te'/.siag, /nsysdog eyovoi]g, ■i;dvafi£r<>>
).6yo) ycoQig ey.äoro) x<öv Eiäcöv ir roTg /Lcogioig (nämlich in Dialog und Chorgesang),
ÖQüitTOJv y.ai ov 8i caiayye/.iag , 8i eXeov yai cfößov rrsQat'rovaa ri]}- tü>v roiovzcov
sxadijudxwv y.ädaooiv. Der ernste, sittlich würdige Gehalt der Tragödie wird
durch die Bestimmung: o.-rovdaia noä^ig, die hedouische Form durch: r^bvoi^iiro)
/.öyqj, die kathartische Wirkving durch die letzten Worte der Definition gefordert :
durch den Verlauf der an die tragischen Ereignisse geknüpften Affekte leben
diese selbst sich aus, und wird zugleich der Drang, solche Affekte (d. h. Furcht-
und Mitleidsempfindungen überhaupt) zu hegen, befriedigt und gestillt.*) Das
*) Die y.dOaoatg zG>v 7iudt]u6.rtor. deren Erklärung freilich immer noch dem
Streit der Meinungen unterliegt, ist, Mie namentlich J. Bernays nachgewiesen
hat. nicht eine Reinigung der Affekte, sondern eine (zeitweilige) Befreiung des
mit den Affekten Behafteten von denselben; jedoch möchte sie nicht (wie Bernays
will) als eine erleichternde Entladung bleibender Gefühlsdispositionen (der Furcht-
samkeit, Mitleidiirkeit usav.), sondern vielmehr (wie von Ueberweg in seinem
kritischen Bericht in der Ztschr. f. Philos. 36 [1860], 2C0 ff. und in der Abh.
§ 53. Die aristotelische Kunst lehre. 421
jzuoaoy.tvu^eif .-rüOi/ und die y.äduoaig, die Anregung und der naturgemäße
Ablauf der Gefühle und die schließliche Ausgleichung, Beruhigung und Be-
freiung werden bei dem Zuschauer um so sicherer und vollständiger erreicht, je
mehr das Kunstwerk auch in sich selbst vollendet ist oder den objektiven, auf
die Natur des Darzustellenden gegründeten Normen entspricht. Seinem Inhalt
nach hat das durch die Tragödie erweckte Gefühl, obschon es ein Unlustgefühl
ist, doch auch als Mitgefühl mit dem Edlen etwas Erhebendes und Erfreuendes;
über die Lehre des Arist. von dem Wesen und der Wirkung der Kunit. ebd. 50
|1867], 16 ff., und auch auf Grund spezieller Vergleichung des medizinischen
Gebrauchs des Terminus von A. Döring im Philol. 21 [1864], 496 ff. und 27
[1870], 689 ff., sowie in dessen Kunstlehre des Aristoteles fe. 319 ff. nachgewiesen
wird, vgl. auch noch Plut. de cap. ex inimicis utilit. c. 10) als eine zeitweilige
Wegsohaffung, Ausscheidung, Authebung der jedesmaligen Affekte (der Furcht,
des Mitleids usw.) selbst zu deuten sein. Bei Piaton, Phaidon 69 c, ist y.ädaoaig
rü>v Tjdovcöv Austilgung der Lüsle oder Befreiung (der Seele) von den Lüsten;
Sophist. 231 e ist der y-aOagii/g Ffinoökov fiadr'juaGi So^cöv ein Befreier von solchen
Ansichten, die der Erlangung richtiger Einsicht hindeilich sind; bei Aristoteles
selbst liegt die gleiche Konstruktion Hist. anim. Z 18. 572 b 29 f. {y.dilaooig
y.maitip'kov) vor (welche Stelle Döring, Philol. 21 [1864], 526 zitiert; vgl. auch
ki.xoela z))g i:Tidvutag Pol. B 7, 1267 a 5 — 7). Gegen die Bernayssche Deutung
spricht, daß weder der Beweis für den Wortsinn von yädagaig als „erleichternder
Entladung", noch auch von jiaüi'jfiaia als Gefühlsdisposition e n für wirklich
erbracht gelten kann (daß .-rddtjfia die letzte Bedeutung, die Bernays a. a. O.
Anm. 9, S. 194—196 annimmt, nicht habe, zeigt Bonitz im 5. Hefte seiner Arist.
Studien, Wien 1867, auch Döring, Philo!. Bd. 27), und daß nach Pol. 6 7,
1342 a 4 ff. eben das :Täi)og, welches eine y/rijoig ist, von der yuüagoig betroffen
wird. An die Stelle der (von Piaton, Phaidon 69 a ff., verlangten) dauernden
Befreiung vom Affekt durch seine Ertötung setzt Aristoteles die zeitweilige
Befreiung von ihm durch die (künstlerische) Anregung und den Ablauf selbst.
Bei dem Hören der Musik, dem Anschauen der Darstellung einer Tragödie usw.
werden zunächst eben diejenigen Affekte durch den Ablauf selbst wieder gestillt
und gleichsam aus uns herausgeschafft, welche das Kunstwerk in uns erregt
hat, aber dieselbe y.dOaooig betrifft mittelbar auch alle gleichartigen, unter den-
selben Begriff fallenden Affekte, die (potentiell) in uns liegen; diese werden von
dem durch das Kunstwerk erregten Gefühl gleichsam bewältigt, und mit diesem
zugleich werden dann auch sie aufgehoben oder ausgetilgt, nämlich zeitweilig,
bis allmählich sich neues Bedürfnis ansammelt, das aufs neue Anregung und
Ablauf verlangt. Derselbe Dopjaelvorgang findet bei der yäOagaig im eigent-
lichen medizinischen Sinne statt, wovon der Vergleich entnommen ist; Problem.
A 42, 864a 32 — 34 heißt es von purgierenden Medikamenten: y.oajr'joavTu f:y..-Ti'jTT£i
(fEoovza za i/^iJiödia avzoTg, yal xaleirui zovzo y.ddaooig. Vgl. Plat. Nomoi 790 e.
Piaton zieht hier nur das Bewältigen der inneren Erregtheit durch die äußere
Anregung in Betracht; das Kapitel der Problemata findet in dem Bewältigen
nur die Vorbedingung der y.ddagoig, das Wesen derselben aber in der Aufhebung
oder Ausscheidung, des Bewältigenden zusammen mit dem Bewältigten. Die
Aufhebung des natürlichen oder künstlich hervorgelockten Affekts, zumal des
Unlustaffekts, ist Wiederherstellung der Gemütsruhe als des normalen Zustandes.
Die Affekte sind nicht moralisch abnorm, wie später die Stoiker lehrten, aber
doch für höhere Funktionen ein ift.-rodi^ov, dessen fyßoh] die y.ddaooig ist (Arist.
Probl. A 42; vgl. Plat. Soph. 230 c). Eine Befreiung des Denkens von Störung
mittels maßvoller Befriedigung der L-ztüvfiia kennt auch Piaton, Politeia 9, 571 e
(die dcfoai'cooig der Affekte bei Neuplatonikern). Es handelt sich dabei nicht um
dauernde Austilgung der .-zdüij überhaupt, um Erzeugung von Ajsathie oder auch
nur Metriopathie, auch nicht um (qualitative) Besserung- (Läuterung), sondern
um die jedesmalige Befriedigung eines regelmäßig wiederkehrenden Gemüts-
bedürfnisses, Avelches an sich durchaus normal ist, bei längerer Dauer aber
anderen Funktionen, insbesondere der /udOtjoig, hinderlich werden würde, weshalb
es (und zwar nach Aristoteles eben durch die rechte und maßvolle Befriedigung
selbst) aufgehoben und die Seele von ihm befreit oder gleichsam gereinigt wer-
422 B §153. Die aristotelische Kunstlehre.
von diesem gemischten Charalcter, den schon Piaton im Philebos 48 a (s. oben
S. 316) hervorgiehoben hat, redet Aristoteles nicht ausdrücklich in den uns er-
haltenen Teilen der Poetik, wohl aber in der Khetorik {A 11, 137Ü b 24—28),
indem er in den Klagegesängen neben der Trauer die Lust der Erinnerung und
gleichsam der Vergegenwärtigung dessen findet, was der Betrauerte getan habe,
und was für ein Mann er gewesen sei.
den muß. Dieses Bedürfnis fehlt bei niemandem ganz, auch bei denen nicht, in
welchen es zu schwach ist; seine Natur aber läßt sich am deutlichsten da er-
kennen, wo es in abnormer Stärke auftritt (wie bei den Enthusiasten), weshalb
Aristoteles bei der Erläuterung des Katharsis-Begriffs Pol. & 7, 1342 a 8 ff. von
diesem Falle ausgeht. In der Definition der Tragödie legt Aristoteles auf die
schließliche Befreiung das Hauptgewicht; in der Ableitung von Vorschriften tritt
die Anregung sell)st in den Vordergrund.
An die Katharsis des Gefühls knüpft sich mit Notwendigkeit eine Lust
(Pol. 0 7, 1342 a 14 f.: xovcpi'Ceoßat fied' rjöovijg), mag der Inhalt des Gefühls ein
an sich erfreulicher oder trauererregender sein., (vgl. häufige Aussprüche von
Dichtern über die Erleichterung, die in der Äußerung des Gefühls liegt, wie
Goethes Wort von dem Götterwert der Töne und Tränen, über die Befreiung
von Stimmungen durch Produktion des Kunstwerks, ferner den i'^iegog yooio
bei Homer, Aisch. Choeph. 26: 6i aicövog d' ivyfioTat ßooxsrai xeao, Schillers
Verse: „des Beifalls lang gehemmte Lust befreit jetzt aller Hörer Brust" usw.),
auch schon bei bloßer Sympathie, weshalb auch die Tragödie mit Lust
angeschaut wird. Die Kunst will nicht aktuell vorhandene Affekte (des ge-
meinen Lebens) umbilden, soiulcrn die in dem unerregten, aber auf Erregung
gespannten Publikum liegende Potenz zu Affekten anregen und diese Affekte
zum Ablauf bringen. Als bloßes der Erholung (ävsoig oder aväTravaig) dienendes
Spiel ist jene Anregung der Affekte nai8iä, als edle Unterhaltung aber ist der
Kunstgenuß Ötaymy/j. Die ötaycoyi] setzt die geistige Bildung schon voraus.
Werke edler Kunst aber, die den Rohen kalt lassen, dem Gebildeten den reinsten
Genuß gewähren, können auch dazu verwendet werden, den noch zu Bildenden
in seiner Bildung zu fördern, indem sie ihn gewöhnen, auf die rechte Weise
sich zu freuen und zu trauern (yalosi.v xui Av.-zeloßai öodcTjg oder olg det} und
so sein Gemüt veredeln. Diese Wirkung kann nicht jede Kunst, sondern
nur die idealisierende (das Bessere, Schönere nachbildende) üben, und nicht auf
jeden, sondern nur auf den Bildungsfähigen, also vorzugsweise auf die Jugend.
Aristoteles bezeichnet diese Wirkung als die ethische (^rgog dosrijv mudeia fid&tjoig).
Er will insbesondere gewisse Arten der Musik zu diesem Behüte verwendet
sehen. Die Tragödie trägt (gleich dem Epos) ihrem Begriffe nach (als fu'iojoig
izgä^scog ojiovdaiag) jenen edlen, würdigen Charakter, der die durch sie be-
wirkte y.ädaoaig zur diayioyr] dienen läßt; eben dieser Charakter befähigt
sie, auch sittlich bildend zu wirken. Doch hat Aristoteles wenigstens
nicht ausdrücklich die Tragödie auch als Bildungsmittel für die Jugend be-
trachtet, sondern scheint bei ihr vielmehr ein im allgemeinen schon genügend
vorgebildetes Publikum vorauszusetzen, dem sie zur dutyioyn) diene; wegen der
Relativität des Maßes der Bildung aber ist wohl auch eine ethisch fördernde
Wirkung nicht schlechthin ausgeschlossen: Arist. Polit. Ö 7, 1341b 36 ff. :
ffui^iei' d' ov /nag fvexfv loqe/.slug zfj fiovaiyfj /ofjoßai 8sir, dkXä y.al jikeiövon'
XUQiV y.al yäo Traiöeiag Hvexfv yal yaddooecog, . . . xohor 8k .tooc dtaycoyi]!', :rTgog
avEoir TS y.al noog rrjv zijg avvToriag drdjiavoiy. Ebenda 1342 a 8 f f . : ix 8e tmv
leowy fieliöv OQÖJfcev zovzovg, ozav yot'jocovzai zotg e^ooyidCovoi zrjv xpvytp' /lEÄeai,
xaOiozauEvovg, djaneg tazoEiag zvyövzag xal xa&dgoEOjg. zavzo 6i] rovzo dvayxaiov
:jdoyeiv xal zohg D.Ei'jnovag xal zovg (poß>]zixovg xal xoi'g oXoig jza^tjzixovg, zoi'g 8
ukkovg y.ad' 6'aor ijzißd/J.Ei zojy zoiovzon- Exdozfo xal jiäoi yi'yvEO&ai ziva xddaooiv
y.al xovci li^Eadai fie&' rjdovfjg. Ebenda 6, 1341a 21 ff.: oi'x f'azir 6 avlog r/dixör,
d/J.u fiä?./.ov ooyiaozixöv, &oze nqdg zovg zoiovzovg avzo) y.aiQOvg yotjcziov, sr olg tj
liEOioia xd&aoaiv fiä?J.ov dvvazat ij /läßt-joiv.
Dem Zusammenhange zwischen der aristotelischen Katharsistheorie und
platonischen Lehren ist in gründlicher und ergebnisreicher Weise G. Finsler in
seinem Buche „Piaton und die Aristotelische I'oetik'-, Leipzig 1900, nachgegangen.
§ 54. Die älteren Peripatetiker. 423
v^ 54. Die älteren Peripatetiker. Die Schüler des
Aristoteles in der nächsten Generation nach seinem Tode, wie
TheoiDhrastos von Eresos, Eudemos von Rhodos, der
Musiker Aristoxenos von Tarent, Dikaiarchos von Messene,
Klearchos von Soloi u. a., wenden sich überwiegend von der
metaiDhysischen Spekulation ab und pflegen teils rein gelehrte
Studien, sowohl naturwissenschaftliche als geschichtliche und
literargeschichtliche, teils eine mehr populäre Behandlung der
Ethik. Im einzelnen erfährt die aristotelische Lehre mancherlei
Umbildungen.
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehre: Diog.
Laert. 5, 36 ff. über Theophrast (5, 42—50 Schriftenverzeichnis ; kritische Ausg.
von H. Usener, Analecta Theophr. S. 3 ff. = Kl. Sehr. I S. 52 ff.), 5, 75 ff. über
üeinetrios Phalereus, 5, 86 ff. über Plerakleides. Über Theophrast, Aristoxenos,
Dikaiarchos, Theodektes, Phanias (Phainias), Demetrios Phalereus Artikel des
Suidas. Andere für einzelnes in Betracht kommende Quellen bei Zeller, Philos.
•d. Griech. II 2* S. 806 ff., Susemihl, Gesch. d. griech. Lit. in der Alexandriner-
zeit I S. 135 ff. Verzeichnis der bekannten Peripatetiker dieser Periode (mit den
Belegstellen) bei Zeller a. a. O. — Doxographie: Diels, Doxogr. Graeci. s.
Index s. v. Peripatetici, Theophrastus, Eudemus, Dicaearchus. — Bekämpfung
•des Praxiphanes durch den Epikureer Karneiskos: W. Crönert, Kolot. u. Mened.
S. 69 ff.
Porträt: Theophrastos : BernouUi, Griech. Ikonogr. II S. 99 ff.
Chronologie: Jacoby, Apollodors Chronik S. 352 (Theophrast).
Schriften. Ausgaben, Fragjiientsanutilungen:
Theophrastos. Auf uns gekommen sind von ihm zwei botanische
t^chriften, Ileoi rfVTcöv latogiag und Ileol rfvrcöv ahicov, einige kleinere natur-
wissenschaftliche Abhandlungen, die 'Hdixol /agaxTt~]OEg, ein Teil der Metaphysik
{metaphysische Aporien) und viele Fragmente. Die erhaltenen Schriften sind
mit denen des Aristoteles, Venetiis 1495 — 1498, zuerst ediert worden. Weitere
Für den Begriff der Katharsis erkennt er der Stelle Plat. Tim. 89 a ff. besondere
Wichtigkeit zu. Piaton hebt hier die kathartische Bedeutung der Bewegung
durch Turnen, Schaukeln und Fahren für den Körper hervor. Eine analoge
Ausführung über seelische Diätetik steht in den Nomoi 790 .c (zu vergleichen mit
789 c d). Das Wesen der Katharsis wäre darnach nicht die Ausscheidung eines
Krankheit erregenden Stoffes, sondern die Wiederherstellung der inneren Ordnung
durch die Erschütterung. Die unrichtige Verteilung der Elemente muß der
richtigen Platz machen (Finster S. 112). Diese Auffassung hat nach Finsler
Aristoteles übernommen. Bleibt so im Grunde Bernays' medizinische Erklärung
bestehen, so erleidet sie doch eine Modifikation. In erster Linie, meint Finsler
S. 115, sei allerdings die Seele Objekt der Katharsis, wie im Tiraaios der Körper;
aber der Begriff sei von Piaton so weit ausgedehnt, daß er sich im Deutschen
mit „Behandlung" übersetzen lasse, deren Objekt der Patient wie die Krankheit
ist. Den Schlußsatz der aristotelischen Definition schlägt er S. 116 vor folgen-
dermaßen wiederzugeben : ,, welche durch Erregung von Mitleid und Furcht die
Ausgleichung dieser Seelenleiden bewirkt". Aber schwerlich verträgt sich der
hinsichtlich des Objekts schielende Wortgebrauch mit der präzisen Formulierung
des Aristoteles. Der y.dßaoaig rcoy jTaßijiiKncor kann nur die Anschauung ent-
weder von einem y.aßatgsir rä JTaürjuazu oder einem y.aßaiOFiv t)]v yv/ijy räiv
na&r]i.iäio3v zugrunde liegen. Für die letztere Anschauung spricht das oben Be-
merkte. Aber auch so behalten die von Finsler herangezogenen Platonstellen
für die Erklärung ihren Wert und zeigen, daß Aristoteles sich auch hier in pla-
tonischen Gedankenl)ahnen bewegt.
4^4 § 5"^- D^^ älteren Peripatetiker.
Auegaben: Theophrasti Eresii quae supersunt ed. Jo. Gottlob Schueider, Leipzig
1818-1821; ed. Frid. Wimnier, Bresl. 1842, Lpz. 1854, Par. 1866; dazu (Fragm. 62,
Iir 178) Rabe, Eheiii. Mus. 63 (1908), 137, Z. 19 ff. — Die Metaphysik besonders
herausgegeben in der Ausgabe der aristotel. Metaph. von Brandis; H. Usener,
Theoi^hrasti de prima i)hil. libellus, Bonn 1890, Ind. lect. — Theophr. nsiji .-rrooV
ed. A. Gercke, Grreifswald 1890, Pr. — Fragmente der <Pvotxcor <)6!;ai bei Usener,
Anal. Theophr. 30 ff. = Kl. Sehr. I 75 ff., jetzt bei Diels, Doxogr. Graeci
473 ff. — Th. charact. „ed. Dübner (mit Marc Aur. u. a.), Par. 1840; J. A.
Härtung, mit deutscher Übersetzung, Leipzig 1857 (in : Philodems Abh. über die
Haushaltung und den Hochmut, usw.); ed. H. E. Foss, Lpz. 1858; ed. Fug.
Petersen, Lpz. 1859; Th. charact. et Philodemi de vitiis Üb. X, ed. J. L. Ussing,
Havniae 1868. Th.s Charaktere herausgegeben, erklärt und übersetzt von der
philologischen Gesellschaft zu Leipzig, Leipzig 1897. Th. Charact. emend. edid.
annot. J. M. Fraenkel et P. Groeneboom jr., Groningen 1901. Th. Characters
ed. by J. M. P^dmonds and G. E. Austen, London 1904. Th. Char. ed. A. Ro-
mizi 1899. Th. Charactcres rec. H. Diels, Oxonii (1909), beste kritische Ausgabe
mit Einführung in die Überlieferung und Index verborum. — Th. rreol yrojfujg,
s. G. Rosenthal, Hermes 92 (1897), 312—320. — Th. .-jsqI U^ecog libri fragmenta
coli, dispos. proleg. instr. Aug. Mayer, Lips. 1910. — Die Fragmente der Schrift
IJeol Evaeßflag bei Bernays, s. unten S. 146''. — Th.s Charakterbilder, deutsch von
A. 'Horneffer, Leipzig 1909 (Antike Kultur Bd. 2). The Char. of Th. An Engl,
transl. from a revised text, ^vith introd. and notes by R. C. Jebb; a new edit.
by J. E. Sandys, Lond. 1909. — Theophr., La storia delle ])iante volgarizzata ed
unnotata da F. F. Mancini, Roma 1901. — Th. of Eresus on Winds and Weather
Signs, transl. with an introd. and notes etc. by G. J. Symons, Lond. 1894.
Eudemos. Eudemi Rhodii Peripatetici fragmenta quae supersunt, coli.
L. Spengel, ßerl. 1866; ed. IL, ebenda 1870. Mullaeh, Fragm. philos. Gr. III
222 ff. Über die eudemische Ethik s. oben S. 370.
Ar istoxenos. Grundzüge der Rhythmik, griech. u. deutsch herausg. von
Heinrich Feussner, Hanau 1840; Elem. rhythm. fragm. ed. J. Bartels, Bonnae
1854, Diss. 'Aoioio^ivov aQitoriy.on' xä ooi^öiiEvu, griech. u. deutsch, mit krit. u. exeg.
Komm. u. einem Anhange, die rhythm. Fragm. des A. enthaltend, herausg. von
Paul Marquard, Berlin 1868. A. v. Tarent, Melik u. Rhythmik des klassischen
Hellenentums, übers, u. erläut. von Rud. AVestphal, 2 Bde., Leipzig 1883. 1893.
'An. 'Aotiov. oToiyelu, The Harmonics of Aristox. edid. with transl., notes, introd.
and index of words by H. S. Macran, Oxf. 1903.
Dikaiarehos. Dicaearchi quae supersunt ed. Max. Fuhr. Darm-
stadü 1841.
Demetr io.s der Plialcreer. Fragmente bei Ostermann, s. Literatur-
verzeichnis S. 147* f. Die unter seinem Namen erhaltene Schrift UfoI iof^ojveiac:
gehört einem späteren Demetrios.
In das historiographische Gebiet gehörige Peripatetiker-Fragmente bei
C. Müller, Fragm. histor. Graecorum (Aristoxenos II 269 ff., Dikaiarchos II
225 ff.. Phanias II 293 ff., Klearehos II 302 ff., Demetrios II 362 ff.).
Aristoteles soll nach Gell. noct. Att. 13, 5, 1 ff. kurz vor seinem Tode auf
die Frage, wen er der Nachfolge im Lehramte für würdig halte, die sinn-
bildliche Autwort erteilt haben, der lesbische und der rhodische Wein seien beide
trefflich, aber jener sei wohlschmeckender {f;8icoy 6 Asaßiog); er habe so zwischen
Eudemos von Rhodos und Theophrast von Eresos auf Lesbos zu-
gunsten des letzteren entschieden. Dieser leitete die Schule von 322/1 bis zu
seinem Tode. Er starb 288/7 oder 287/6 im Alter von 85 Jahren (Diog. Laert.
5, 36. 40. 58 = ApoUod. fragm. 72. 73). Daß er ursprünglich Tyrtamos geheißen
habe und von Aristoteles wegen seiner ansprechenden Rede Theophrast
-genannt worden sei, ist Fabel (vgl. Bechtel, Spitznamen S. 4). Seine Lehrtätig-
keit blieb nicht immer unangefochten, doch waren die Bedrohungen ohne Erfolg.
Die gegen ihn gerichtete Asebieklage (des Hagnonides) führte nicht zu seiner
§ 54. Die älteren Peripatetiker. 425
A^erurteiluiig, und das Gesetz des Sophokles, das bei Todesstrafe verbot, ohne
Genehmigung des Rates und der Volksversammlung eine Philosopheiisc-hule zu
leiten, nötigte ihn zwar zu kurzer Abwesenheit von Athen, wurde aber alsbald
ihm zuliebe wieder aufgehoben (Diog. Laert. 5, 37 f.). Um das äußere Gedeihen
der Schule erwarb er sich dadurch ein Verdienst, daß er ihr ein Grundstück
und bauliche Anlagen verschaffte und sie damit der Akademie gleichstellte (Diog.
Laert. 5, 39. 52). — Die Forschungen des
Theopftrasfos und Eudemos sind vorwiegend Ergänzungen der aristote-
lischen, wobei es jedoch auch nicht ganz an Berichtigungsversuchen fehlt. Eu-
demos scheint treuer dem Aristoteles gefolgt, Theophrast selbständiger verfahren
zu sein; sofern beide von Aristoteles in einzelnem abweichen, gibt sich bei Eu-
demos mehr eine theologische, bei Theophrast aber eine naturalistische Neigung
kund, so daß jener dem Piatonismus, dieser dem Stratonismus (s. unten § 67) einiger-
maßen näher steht. Aus des Endemos nicht auf uns gekommener Geschichte
der mathematischen und astronomischen Doktrinen haben Spätere (z. B. Proklos
zum Euklid) manche Notizen geschöpft. In der Logik wurden von Theophrast
und Eudemos namentlich die Lehre von den Möglichkeitsurteilen und die Schluß-
lehre fortgebildet (Das Nähere bei Alexander und Philoponos in Anal. pr. |s. die
Indices der Comm. in Arist. Gr. II 1 und XIII 2 unter Ei'd>]ftng und Gfof/Quorog]
und bei ßoeth. de syU. hypoth. 606 [edit. Basil. 1570]). In der Metaphysik (vgl.
seine metaphysischen Aporien, in denen er auch Bedenken gegen die aristotelischen
Lehren erhebt) und Psychologie zeigt Theophrast eine gewisse Hinneigung zur
Annahme der Immanenz bei Problemen, die Aristoteles im Sinne der Tran-
szendenz hatte lösen wollen ; doch bleibt Theophrast im wesentlichen noch den
aristotelischen Anschauungen treu, wie in der Metaphysik, so auch in der Kosmo-
logie, Anthropologie und Ethik. Die peripatetische Lehre von der Weltewigkeit
verteidigte er energisch gegen den Stoiker Zenon (Phil. d. aetern. mundi 23,
117 ff. S. 108, 10 ff. C. — R.). Der rovg ist auch ihm (nach Simpl. zur Phys.
S. 965, 4 D.) der bessere und göttlichere Teil des Menschen, da er von außen
eingeht als ein Vollkommenes. Wenn der vor; aber zugleich e^coüer und doch
wieder dem Menschen aviKpvt]? sein soll, so löst Theophrast die Schwierigkeit
durch die Annahme, daß er nicht von außen an den fertigen Menschen heran-
gebracht, sondern gleich bei der Geburt ihm einverleibt werde (Themist. d. anima
S. 107, 31 ff. H.). Auch die Denktätigkeit will er xlrtjatg nennen, freilich nicht
im Sinne räumlicher Bewegung (Simpl. z. Phys. 965, 1 ff. D.). In der Ethik
legt er großes Gewicht auf die Unterstützung, die der Tugend durch äußere
Güter zuteil werden müsse; ohne diese sei nicht die volle Glückseligkeit er-
reichbar. Der ßiog iDeojQtjzixög ist ihm wie dem Aristoteles das höchste Lebens-
ziel. Sehr oft wurde ihm später (besonders von den Stoikern) vorgeworfen, daß
er den Dichterspruch gebilligt habe: vitam regit fortuna, non sapientia (Cic.
Tusc. disp. 5, 9, 24 f. — Tv/j] tu Ortjzcoy .-Toäyuca , ovy. /^rßov/.i'a, Plut. .t. rryjjg 1
und dazu Dümmler, Akademika S. 211 ff.); doch hat er denselben ohne Zweifel
nur auf das äußere Leben bezogen. Daß die Tugend um ihrer selbst willen er-
strebenswert sei, und ohne sie alle äußeren Güter wertlos, an dieser Überzeugung
hält auch Theophrast fest (Cic. de leg. 1, 13, 38). Eine geringe Abweichung von
den moralischen Regeln ist nach Theophrast in dem Falle gestattet und ge-
fordert, wenn sie um des Freundes willen zum Zweck der Abwehr eines großen
Übels oder der Erlangung eines großen Gutes erfolgt (Cic. Lael. 17, 61, Gell. 1,
3, 21 ff.). — Er bekämpft die Tieropfer. Auf die Gemeinschaft {oixsiÖD/g} aller
lebenden Wesen untereinander basiert er ethische Beziehungen (in seiner von
Porphyr, de abstin. exzerpierten Schrift ITegl svaeßet'ag). Das Hauptverdienst des.
4"2() § 5^- Die älteren Peripatctiker.
Theophrast liegt in der Erweiterung der Naturkunde, besonders der
Botanik (Phytologie), und in seinen Beiträgen zur Darstellung und Kritik
der Geschichte der Wissenschaften. Auch hier baute er. auf aristote-
lischem Fundament. Hatte schon Aristoteles nicht nur bei Gelegenheit Rück-
blicke auf die Leistungen seiner Vorgänger getan, sondern diesen auch Mono-
graphien gewidmet, so gab Theophrast in seinem Werke (pvaix&v do^ai eine ein-
gehende kritische Darstellung der physikalischen Lehren der Philosophen und
lieferte damit die Hauptquelle, aus der die uns erhaltene reiche doxographische
Literatur geflossen ist. (Näheres bei Diels, Doxogr. Graeci. S. auch oben
S. 29 f.) Auch in weiteren Kreisen bekannt wurde Theophrast durch seine
,, Ethischen Charaktere". Sie liegen uns nicht mehr in ihrer ursprünglichen
Form, sondern in einer vermutlich frühbyzantinischen Redaktion vor. Tiefe und
Umfang der Eingriffe des Redaktors sind strittig. Jedenfalls bildet das kleine
Werk auch in der jetzigen Form eine anmutende Lektüre. Das Interesse für
ethische Differenzierung und die feine an dem Leben der athenischen Gesell-
schaft geschulte Beobachtungsgabe, wie sie schon in Aristoteles' ethischen Schriften
zutage treten und seitdem ein Kennzeichen der peripatetischen Schule auch in
ihren gescbichtlichon und literarhistorischen Arbeiten geblieben sind, beherrschen
das Buch und haben ihm auch in neuerer Zeit viele Leser verschafft. Ein Bei-
spiel seiner Einwirkung bietet La Bruyferes Werk: „Les caractferes de Th6opbraste
traduits du grec avec les caracteres et les moeurs du si^cle", das 1688 erschien
und (inen außerordentlichen Erfolg hatte.
Artsfojceiios ftus Tarent, der Miisiker, nahm (nach Cic. Tnsc. 1, 10, lü)
die \on Piaton (s. o. S. 283) verworfene, von Aristoteles aber mittels seines Begriffs der
Entelechie wesentlich umgebildete Behauptung wieder auf: animam ipsius corporis
intentionem quandam esse; velut in cantu et fidibus quae harmonia dicitur, sie
ex corporis totius natura et figura varios motus cieri tamquam in cantu souos.
Seine Bedeutung liegt hauptsächlich in seiner Theorie der Musik, die er jedoch
nicht auf philosophisch-mathematische Spekulation, sondern auf das scharf wahr-
nehmende Öhr basiert. Er hat außer den ,, Elementen der Harmonik'- u. a. auch
Biographien von Philosophen, insbesondere von Pythagoras und Piaton, verfaßt;
s. oben S. 20. 75. 194.
DlUaifU'chos n.us Messetie (in Sizllietk) bevorzugte im Gegensatz zu
Aiistoteles und Theophrast das praktische Leben vor dem theoretischen (Cic. ad
Att. 2, 16, 3). Auch er trieb mehr gelehrte Forschung als Spekulation. Sein
Blog 'E)lä(iog, wovon wenige Fragmente sich erhalten haben, enthielt eine Kultur-
geschichte Griechenlands. In seinem TQinoXiTixfk vertrat er nach der Annahme
mancher Neueren den Standpunkt, daß die beste Verfassung eine Mischung der
drei Hauptstaatsformen Demokratie, Aristokratie und Monarchie sei, und daß
diese in Sparta ihre Verwirklichung gefunden habe. Er knüpfte in diesem Falle
an platonische und aristotelische Lehren an (s. o. S. 327. 334. 416) und bildete viel-
leicht für diese Theorie ein Vermittlungsglied zwischen Aristoteles und Späteren.
(Vgl. jedoch zu dieser Annahme Praechter, Byzant. Zeitschr. 9 [1900], 621 f.) Es
gibt nach Dikaiarch nicht einzelne substantielle Seelen, sondern nur eine durch
alle Organismen verbreitete Kraft des Lebens und der Empfindung, die sich in
den körperlichen (iebilden vorübergehend individualisiert. Er bekämpfte lebhaft
die Annahme der Unsterblichkeit der Seele (Cic. Tusc. 1, 10, 21; 31, 77).
Von weiteren Männern dieser Periode, die der peripatetischen Schule ange-
hörten oder zu ihr in Beziehung standen, seien noch Theodektes, Klearchos,
§ 54a. Die hellcnistisch-rümische Philosophie im allgemeinen. 4:^7
Phainias. Chamaileon, Demetrios der Phalereer und Praxiphanes genannt. Unter
ihnen ist
Demetrios, der Schüler des Theophrast, durch seine politische Tätigkeit
bekannt. Von seinem literarischen Wirken legt das reichhaltige Schriftenver-
zeichnis bei Diog. Laert. 5, 80 f. Zeugnis ab. Nach Diog. Laert. 5, 80 übertraf
«eine Produktion an Buchzahl und Umfang diejenige fast aller anderen gleich-
zeitigen Peripatetiker. Ein erheblicher Teil der bei Diogenes verzeichneten
Schriften fällt ins Gebiet der Politik. Ein ebenda genannter Io}y.Qäz7]g ist viel-
leicht identisch mit der von Diogenes 9, 15. 37. 57 zitierten 2o>xQÜTovg a:^oloylu.
Die fünf Bücher Tlegl oveiQoyv befaßten sich mit Fällen in Erfüllung gegangener
Traum inspiration (Artemid. Oneir. 2, 44). Ein unschätzbares Verdienst erwarb
•sich Demetrios durch die Begründung der gelehrten Tätigkeit in Alexandreia
<s. oben S. 20).
Dritte Periode der griechischen Pliiiosoplüe.
Die hellenistisch-römische Philosophie.
(Siehe die allgemeine Charakteristik oben Seite 38 f. 40 ff.)
§ 54 a. Die liellenistisch-römische Philosophie im
•allgemeinen. Ihre kultiirg-eschichtliehe Grundlage und
Bedeutung. Die in ihrer Bedeutung oft unterschätzte Philo-
sophie dieser Periode sjDiegelt die allgemeinen Kulturverhältnisse
der hellenistisch-römischen Zeit wieder. Die Befreiung von den
Schranken des nationalen Staates führt einerseits zum Kosmo-
politismus, andererseits zur Betonung der innerlichen
Beglückung des Individuums als einer Hauptaufgabe der
Philosophie. Als neue von diesen Prinzipien beherrschte Be-
kenntnisse treten Stoizismus und Epikureismus zu den alten
Systemen. Der Kampf dieser Schulen untereinander, ihre Be-
ziehungen zu den fortbestehenden öder wieder auflebenden alten
Richtungen (Akademie, Peripatos, Neupythagoreismus), ihre
Vci'bindung mit den eifrig ausgebauten Fachwissenschaften, ihr
\'erhalten zu den volkstümlichen religiösen Anschauungen, ins-
besondere der Eintritt religiöser Überlieferungen des Orientes
in den Bereich griechischer Spekulation, die Befehdung des
Dogmatismus durch den Skeptizismus zeitigen eine reichere
und vertiefte Ausgestaltung der Dogmatik. Sie findet
ihren Abschluß im Neuplatonismus, der das Wesent-
lichste in dem Bestände philosophischer und religiöser Lehren
systematisch vereinigt. Bemerkenswert ist die Rück-
Avirkung der hellenistischen Philosophie auf die
428 § 54a. Die hellenistisch-römische Philosophie im allgemeinen.
Fachwissenschaften, die Verbreitung philosopliischer
Interessen auch außerhalb des Kreises der zünftigen
Anhänger der Schulen (Popularphilosophie) und ihre Be-
deutung für Ausbreitung und dogmatische Entwick-
lung des Christentums.
Der hellenistisch-römischen Philosophie ging eine ungemein reiche Entwick-
lung des griechischen Denkens voraus. Es ist nur natürlich, daß in ihr die
Abhängigkeit von der Vergangenheit in der Weiterführung, Umschmelzung und
Kombination des Überkommenen scharf zutage tritt: Der Ausbau und die Ver-
Ijindung schon begangener Straßen überwiegt das frisch wagende Bahnen neuer
Wege. Das hat die gerechte Bewertung dieser Philosophie bei den Neueren
stark beeinträchtigt. Man sah und sieht vielfach noch iu ihr nur ein Epigonea-
tum, ein dürftiges Nachleben der großen Zeit griechischer Systembildung. Zu
der geringeren Originalität kam als weiterer die Würdigung erschwerender Um-
stand, daß uns die grundlegenden Werke der führenden Geister dieser Periode
großenteils nur in Trümmern vorliegen. Von Piaton und Aristoteles haben wir
noch ein reichliches glatt lesbares Schrifttum in Händen ; aus der literarischen
Hinterlassenschaft eines Zenon, Chrysippos, Epikur, Pyrron, Arkesilaos, Karneades
u. a. sind nur wenige einen größeren Zusammenhang bietende Stücke erhalten.
Wohl bei keinem kommt die Unzulänglichkeit des direkten Nachlasses deutlicher
zur Erscheinung als bei Poseidonios, gerade einem der bedeutendsten und
wirkungsreichsten Männer des Hellenismus. Erst in vorgerückter Zeit setzen
mit Lucrez, Cicero, Seneca, Epiktet, Marc Aurel, Plutarch, den Neuplatonikern
u. a. wieder umfangreichere zusammenhängende Schriftenmassen ein. Im
übrigen mußten erst durch langwierige und mühevolle philologische Tätigkeit,
durch Sammelarbeit. Quellenforschung und mikrologische Textesbearbeitung die
Wege zur philosophiegeschichtlichen Verwertung des zerstreuten und spröden
Materials geebnet werden. Nicht das leichteste Hindernis für die Schätzung der
hellenistisch-römischen Philosophie war endlich der die neuere humanistische Bildung
beherrschende einseitige Klassizismus, der die beachtenswerte griechische Literatur
überhaupt mit der Zeit Alexanders des Großen, die lateinische — von Tacitus
abgesehen — mit dem augusteischen Zeitalter abschließt. Erst die letzten
Generationen haben hier Wandel geschaffen. Die ihrer universellen Aufgabe
sich mehr und mehi- bewußt werdende Philologie, von philosophischer Seite an-
geregt und unterstützt durch Zellers großes Werk, hat die Einwirkung des
Klassizismus auf die antike Philosophiegeschichte im ganzen gebrochen. Gleich-
wohl ist gegnerischen Urteilen gegenüber immer noch ein Wort über Wert und
Bedeutung der hellenistisch-römischen Philosophie am Platze. Vorangehen muß
ihm ein Hinweis auf ihre allgemeinen kulturgeschichtlichen Grundlagen, die oben
S. 40 nur kurz und teilweise zu berühren waren.
Infolge des Eroberungszuges Alexanders des Großen und der Gründung der
Diadochenreiche wurde der Osten den Einflüssen des Griechentums in Literatur,
Kunst, Wissenschaft und allgemeiner Lebensanschauung unterworfen. Es ent-
stand eine Kultur, die man im Anschluß an den Historiker J. G. Droysen im
Gegensatze zur national-hellenischen als die hellenistische zu bezeichnen
pflegt e/./.7]vcCsiv, graecissare, sich als Grieche benehmen, die Griechen nach-
ahmen; Gegensatz: Grieche sein). Die Folge der Ausbreitung der griechischen
Kultur über ungriechische Völker war ihre Entnationalisierung. Sie streifte al>,
was an ihr nur auf griechischem Boden gedeihen konnte. Dahin gehörte vor
§ 54 a. Die hcllcnistisch-rörnische Philosophie im allgemeinen. 429
allem ihr Zusammenhang mit dem griechischen Staat und den Eigentümlichkeiten
griechischer Staatsgestaltung und Staatsauffassung. Die Bedeutung der Staats-
grenzen trat wie politisch so auch kulturell zurück. Nichtgriechen ergriffen das
Neue, das ihnen auf allen Gebieten des Geisteslebens entgegengebracht wurde,
mit besonderer Frische. Nicht wenige unter den geistig hervorragenden Männern
der Zeit entstammten dem Osten. So verlor die übliche Unterscheidung von
Griechen und Barbaren ihre Berechtigung. Die beginnende Weltkultur erzeugte
•das Weltbürgertum. Hand in Hand damit ging ein Weiteres. Mit dem
Interesse am Einzelstaate schwand auch die charakteristisch hellenische Auf-
fassung, die uns am schärfsten bei Piaton entgegentritt, nach der der Staat alles,
das Individuum nichts bedeutet. Das einzelne Subjekt rückt in den Mittel-
punkt. Die Frage nach den Bedingungen seines Glückes wird, zum wenigsten
für die praktische Seite der Weltanschauung, zum Hauptproblem. Der geschicht-
liche Verlauf der folgenden Zeit konnte diesen Individualismus nur fördern.
Je unerfreulicher die politischen Vorgänge waren, desto mehr galt es, dem In-
dividuum Anweisung zu geben, wie es durch richtige Stellung zu den Dingen
sich von allem Äußeren unabhängig zu machen und im eigenen Innern die Quelle
seiner Stärke, Ruhe und Befriedigung zu erschließen habe.
Im Zusammenhang mit der Abwendung vom Staate stand die verstärkte
Pflege der FachM'isseuschaf ten. Hier hatte schon das nationale Hellenentum,
insbesondere im Peripatos, Großes geleistet. Der Hellenismus brachte Mehrung
der äußeren Mittel sowie Verbreitung und Spezialisierung der Interessen. In
mehreren Diadochenresidenzen entstanden als Ergebnisse und zugleich als
Stützen der Hellenisierung wissenschaftliche Institute, Museen und Bibliotheken.
Alexandreia, Antiocheia und Pergamon wurden Mittelpunkte gelehrter Tätigkeit.
Die hier gepflegten Studien gaben der griechischen Wissenschaft insgesamt neue
Antriebe. Wie mächtig namentlich Alexandreia das griechische Geistesleben be-
einflußt hat, ist allbekannt. Philologisch-literarhistorische, mathematische, medi-
zinische und naturwissenschaftliche Forschung gedieh auf hellenistischem Boden
zu hoher Blüte.
Mit dem in dieser Weise gestärkten Sinne für das Historische und Empi-
risch-Eeale verband sich ein zweites, ganz entgegengesetztes Element. Das
Griechentum kam in den neu gewonnenen Ländern in enge Berührung mit den
Religionen des Ostens. Der imponierende Eindruck der griechischen Spe-
kulation wie auch der eigene nationale Ehrgeiz drängte die Orientalen, ihre
religiösen Traditionen mittelst einer Durchsetzung mit hellenischer Reflexion
wissenschaftlich zu stützen und den Griechen zu empfehlen. Die Wirkung auf
diese erfolgte um so sichei'er, als sich bei ihnen — freilich z. T. eben unter dem
Einfluß des Orientes — mehr und mehr ein Verlangen nach göttlicher
Hilfe und Erlösung geltend machte, das sie bestimmte, sich jeder religiösen
Überlieferung, welchen Ursprungs sie auch sein mochte, zu bemächtigen.
Der Ausbreitung der griechischen Kultur über den Orient folgte seit dem
zweiten vorchristlichen Jahrhundert eine Erweiterung ihres Gebietes
nach dem Westen: das politisch von Rom unterworfene Griechenland gewann
kulturell die Obmacht über seine Besieger. Auch hierbei blieb die Rückwirkung
nicht aus. Das Gewicht des römischen Staates als der herrschenden Macht, die
bewundernde Ehrfurcht vor seiner Größe und seinem festen Gefüge hatten zur
Folge, daß die Griechen dem nüchtern praktischen Sinne, dem Rom sein Em^Dor-
komraen verdankte, auch auf dem Felde rein geistigen Schaffens erhebliche Zu-
geständnisse machten.
430 )> ^^'1- i^i'' hellenistisoh-römische Philosophie im allgemeinen.
Die neuen Kukurverhältnisse mußten nun auch auf die Philosophie tief-
greifend einwirken. Zunächst treten im Stoizismus und Epikureismus zwei
Systeme auf den Plan, die das Problem der Befriedung und Beglückung dea
Individuums in den Vordergrund rücken. Der mit dem Individualismus in
engstem Zusammenhang stehende Kosmopolitismus wird im Stoizismus
nachdrücklich betont. Auch abgesehen von den neuen Gesichtspunkten bietet
schon die Vermehrung der Schulen und das Neben- und Gegeneinander der in
ihnen vertretenen Bekenntnisse eine Belebung der philosophischen Reflexion.
Stoizismus wie Epikureismus lehnen sich in ihrer Ethik und der dieser zur Basis
gegebenen Physik an Lehren der Vorsokratik und Sokratik an. Der Stoizismus
verbindet kynische Ethik mit . heraklitischer Physik, der Epikureismus die prak-
tische Philosophie des kyrenaischen Hedonismus mit demokritischer Prinzipien-
lehre und Kosmologie. Aber in beiden Systemen erfahren die übernommenen
Bestandteile durch ihre Verknüpfung wesentliche Veränderungen. Die kynische
Ethik erhält durch die heraklitische Physik eine wissenschaftliche Begründung
und verfeineite Ausgestaltung, und auch auf den Heraklitismus bleibt die neue
ethische (Orientierung nicht ohne Einwirkung. In analoger Weise beeinflussen
sich im Epikureismus gegenseitig die überkommenen physikalischen und ethischen
Doktrinen. Dazu gesellt sich die Wirkung der großen Schulen selbst aufeinander.
Fürs erste stehen die Stoa, der Garten Epikurs, die zwei Jahrhunderte hindurch
skeptische, dann wieder zum Dogmatismus zurückkehrende Akademie und der Peri-
patos als Hauptschulen einander gegenüber. Dann kompliziert sich der Bestand
durch das Wiederaufleben des Pythagoreismus, durch die jetzt bereicherte pyrro-
nische Skepsis und durch die für die Beziehungen von Orient und griechischer
Reflexion charakteristische jüdisch-hellenistische Philosophie, um sich dann
Avieder durch das Aufgehen der meisten Schulen im Neuplatonismus zu verein-
fachen. Gegnerische und freundschaftliche Beziehungen zwischen den Schul-
bekenntnissen bieten das Schauspiel eines ungemein wechselreichen geistigen
Getriebes. Im Meinungskampfe werden einzelne Stellungen preisgegeben, andere
gegen den Ansturm der Gegner stärker befestigt. Die Diskussion strittiger
Punkte führt zu tieferer und vielseitigerer Erfassung der Probleme. Die Skepsis
greift mit der Befehdung des Dogmatismus anregend ein. Aus dem gesamten
Kampfe ergibt sich neben der Verschärfung der Unterscheidungslehren zugleich
auch wieder eine Annäherung der Schulen im Eklektizismus, unter Äliteinwirkuug
des unspekulativen, zunächst nur nach dem praktischen Wert der Philosophie
fragenden Römerturas. So fällt beispielsweise die eklektische mittlere Stoa in
wesentlichen Punkten ab von dem Bekenntnis eines Zenon, Kleanthes und Chry-
sippos. Der eifrige Betrieb der Fachwissenschaften befruchtet auch die
Philosophie. Hier schreitet wieder die mittlere Stoa weit vor. Die Gedanken-
welt des Poseidonios umfaßt die mannigfachsten Gebiete gelehrter Tätigkeit,
Astronomie, Geographie, Hydrologie, Vulkankunde, Grammatik und Rhetorik,
Wissenschafts- und politische Geschichte als Bereiche der Philosophie. Auch in
der Schule Epikurs greifen philologische und historische Bestrebungen Platz,
z. T. in Rücksicht auf die Römer, denen die Philosophie durch eine geschicht-
liche Darstellung der Problembehandlung nahezubringen ist, z. T. infolge der
Angriffe des Poseidonios auf Epikur, die die jüngere Schule zu einer gelehrten
Methode drängen.') Verschiedene Stellung von Mitgliedern einer und derselben
Schule zu Fragen, welche Fachwissenschaften betreffen, wie die Differenzen der
1) Vgl. Diels, Sitz. d. Berl. Ak. 1897, S. 1062, Elementum S. 11.
§ öla. Die hellenistisch-rümischc Philosophie im allgemeinen. 431
jüngeren Epikureer hinsichtlich der Bewertung der Rhetorik, führen zur Hervor-
kehrung neuer Gesichtspunkte und damit zu dogmatischer Bereicherung. Von
allergrößter Bedeutung aber sind die Beziehungen zur Religion. Das entgegen-
kommende Verhalten der Stoa zu den volkstümlichen Anschauungen, die ab-
weisende Haltung des Epikureisraus, der seit Poseidonios mehr und mehr Raum
gewinnende Mystizismus, die Einbeziehung orientalischer Überlieferungen in den
Gedankenkreis der Philosophie geben in den verschiedenen Nuancierungen, -die
sie von Fall zu Fall annehmen, ein ungemein reiches und wechselvolles Bild.
• Alle diese Momente verursachen in ihrer Vereirigung eine Vermannig-
faltigung und Vertiefung der Dogmatik, durch die die Philosophie der
hellenistisch-römischen Zeit wett macht, was ihr an Originalität abgeht. Das-
bunte Spiel der in vielhundertjährigem Verlaufe in Erscheinung getretenen Ge-
dankenelemente findet schließlich seine Zusammenfassung und Ordnung durch
den Xeuplatonismus, der damit eine der genialsten und folgenreichsten Leistungen
vollzieht, die die Philosophiegeschichte darzubieten hat.
Will man aber der Bedeutung der Philosophie unserer Periode in vollem'
Maße gerecht werden, so sind noch andere Punkte ins Auge zu fassen. Zunächst
die Rückwirkung auf die Fachwissenschaften. Sie war nicht aus-
nahmslos günstig. Wo Experiment und exakte Beobachtung das Wort zu führen
hatten, da mischte sich wohl spekulative Voreingenommenheit ein und trieb zu
vorschneller Entscheidung, Aber solche Nachteile wurden dadurch aufgewogen >
daß die Fachwissenschaften durch philosophische Grundlegung luid Durch-
setzung vor einem rohen Empirismus und einer ausschließlichen Orientierung
nach den Bedürfnissen der Praxis bewahrt wurden und neue, auch für die positive
Forschung ergebnisreiche Anregungen empfingen. Der peripatetische Physiker
Straten mit seiner Beeinflussung von Astronomie, Mechanik und Medizin durch
Vermittlung des Aristarchos von Samos, des Heron und des Erasistratos, der
epikureische Arzt Asklepiades, der letzte Begründer der methodischen medizi-
nischen Schule, bieten Beispiele weitgreifender, für die Sonderwissenschaften
förderlicher Beziehungen,
Von größter Bedeutung aber ist die für die hellenistisch-römische Periode
charakteristische Einwirkung der Philosophie auf die Welt der Ge-
bildeten überhaupt. Die Betonung ihrer Aufgabe, Lebensnormen zu bieten,
erschloß ihr weite Kreise. Sie genügte den geistigen Bedürfnissen, die die an-
tiken Religionen nicht oder doch nur unzureichend zu befriedigen vermochten.
Dazu kam ihre durch die Verbindung mit den Fachdisziplinen gegebene innigere
Verflechtung in den Gesamtkreis der Wissenschafton, die für jedes Studium ein
gewisses Maß philosophischer Bildung zur Voraussetzung machte. Es kam dazu
ferner die faßlichere Darstellung philosophischer Lehren, wie sie, namentlich
seitdem die Römer Philosophie zu treiben begonnen hatten, üblich geworden
war. So wurde Philosophie mehr und mehr zu einem ständigen Teile der
Jugendbildung. Aber auch solche, die niemals daran dachten, einem philo-
sophischen L'nterrichtskurse zu folgen, unterlagen ihrer Einwirkung. Es ent-
wickelte sich, besonders begünstigt durch die Verschwisterung von Philosophie
und Rhetorik, eine eigentliche Popularphilosophie. Mündliche Predigt und
literarischer Traktat schufen philosophischen Gedanken und Überzeugungen
weiteste Verbreitung. So wurde die Philosophie zu einer gewaltigen Macht im
Leben der alten Völker und behauptete sich als solche auch über die Antike
hinaus unter der Herrschaft des Christentums, dessen Emporkommen und Aus-
breitung sie durch hohe ethische Anforderungen, durch Wachhaltung religiösen
43l2 S '^5. Die Stoa im allgemeinen. Die alte Stoa. Die Philosophen der alten Stoa.
fc>innes und durch ihre Mitwirkung an einer universellen Kultur gefördert hatte
und an dessen dogmatischer Ausgestaltung sie in hervorragender Weise be-
teiligt war.
Erste Epoche: Kampf zwischen Stoizismus, Epiku-
reismus und Skepsis. Eklektizismus.
(Siehe die allgemeine Charakteristik oben Seite 38. 40.)
Schulen: Alte Stoa, Kynische Schule (llj, Epikureische Schule, Altere Skep'sis,
Mittlere und neuere Akademie, Mittlere Stoa, Peripatetische Schule (II).
§ 55. Die Stoa im allgemeinen. Die alte Stoa. Die
Philosophen der alten Stoa. Wir unterscheiden in der Ent-
■vricklung der Stoa drei durch die Beschaffenheit der Lehre ab-
gegrenzte Stadien: die alte Stoa (§§ 55—58), die mittlere Stoa
<§ 66) und die spätere Stoa (§ 68).
Zenon aus Kition (auf Kypros), ein Schüler des Krnikers
KrateSjdann auch desMegarikers Stilpon, vielleicht des Akademikers
Xenokrates und des Polemon, begründete um 300 vor Chr. durch
Veredelung der kvnischen Ethik und durch Verbindung der-
selben mit heraklitischer Physik und modifizierten aristoteh sehen
Lehi'en eine philosophische Schule, die nach dem Versammlungs-
orte, der Stoa Poikile in Athen, die stoische genannt wurde.
- - Eine Abhängigkeit der Stoa und namenthch ihres Begründers
Zenon von dem Orient, d. h. von dem Semitismus, anzunehmen,
liegt kein Grund vor. Die stoischen Lehren ergeben sich alle
ohne Zwang als Fortsetzungen und Weiterentwicklungen früherer
griechischer Philosopheme.
Der alten Stoa gehören außer Zenon noch an: Zenons
Schüler: Ariston von Chios, Herillos von Karthago,
Dionysios von Horakleia (wegen seines späteren Abfalles von
der stoischen Lehre o Merad^i^evog zubenannt), Persaios und
hesonders Kleanthes, Zenons Nachfolger im Lehramt, dann
Kleanthes' Schüler Sphairos vom Bosporos und namentlich der
zweite Begründer der Schule, Chrysippos, der dem Kleanthes
im Lehramt folgte und die stoische Lehre zuerst zur vollen
systematischen Durchbildung führte, ferner Zenon von Tarsos,
der dem Chrysipi^os folgte, Diogenes der Babylonier, Anti-
patros von Tarsos u. a.
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehre der
alten Stoiker: Das Material ist zusammengestellt bei v. Arnim, Stoicorum
veterum fragmenta (s. unten unter Schriften). Als Hauptquellcn kommen in
Betracht: 1. Diog. Laert. Buch 7. Bricht jetzt im Schriftenverzeichnis des Chry-
sippos ab, umfaßte nach handschriftlich erhaltenem Inhaltsverzeichnis (Eose,
Heniies 1 [1866]. 367 ff . ; Bonnet, Ehein. Mus. 32 [1877J, 578 ff.; Usener,
§ 55. Die Stoa im allgemeinen. Die alte Stoa. Die Philosophen der alten Stoa. 433
Epicurea S. XI, Anm. 2; Martini, Leipz. Studien 19 [1899|, 86) ursprünglich die
Stoa bis einschließlich Kornutos (unter Nero). Quelle für die ernaltenen Ab-
schnitte: ApoUonios von Tyros, ein Stoiker aus der Mitte des ersten Jahrh. vor
Chr., o Tov :;iira>ca ix&si; tmv cljio Ztjvcovo; cfü.oaöcfoiv y.al töjv ßiß/.lwv (Strabon
16, S. 757), von Diogenes in dem Abschnitt über Zenon zitiert. 2. Mehrere
Artikel des Suidas {^lonxoi, Ztp-cot' Mraofov, X^uoijTJTog). 3. Ein auf Papyrus
erhaltener Abriß, veröffentlicht von Dom. Comparetti, Papiro ercolanese inedito,
Torino 1875, ein Teil der ^vrra^ig rcör cfdoaöq^cov des Philodemos (s. o. S. 17.
27 und unten § 6U unter Philodemos), also parallel gehend mit dem oben S. 352
erwähnten Verzeichnis der Akademiker. Schließt mit zwei Schülern des Stra-
tokies (um 100 V. Chr.). Quelle: Schrift des Stoikers Stratokies über die stoische
Schule, bezw. ApoUonios von Tyros. S. dazu W. Crönert, Kolot. und Mened.
S. 79 ff. 4. Reste von Philodemos üeqI SToyixöJr; vgl. W. Crönert, Kolot. u.
Mened. S. 55 ff. (s. unten § 60 unter Philodemos). Weitere für Einzelangaben
eintretende Quellen bei Zeller und Susemihl (Gesch. d. griech. Lit. in d. Alexan-
drinerzeit) in den Abschnitten über die Stoiker (s. u.).
Verzeichnis der bekannten alten Stoiker mit den antiken Beleg-
stellen -bei Zeller, Philos. d. Griech. III 1* S. 28 ff. (s. besonders S. 48, 2), Suse-
mihl, Gesch. d. griech. Liter, in d. Alexandrinerzeit I S. 48 ff., II S. 62 ff.
Chronologie: Jacoby, Apollodors Chronik S. 362 ff. (Zenon), 368 f. (Per-
saios), 369 ff. (Kleanthes), 371 f. (Chrysippos).
Antike Bildnisse: Zenon: BernouUi, Griech. Ikonogr. II 135 ff. (vgl.
auch Const. Ritter, Philol. 68 [1909], 339 f.). Chrysippos: ebenda 154 ff. (146 f.);
dazu W. Crönert, Sitz. d. Berl. Akad. 1904, 471, 1.
Antike Berichte über die stoische Lehre: Außer den Fragmenten
der Stoiker (s. unten) und Diogenes Laertios (s. oben) sind insbesondere Cicero,
Plutarch (in den gegen die Stoa gerichteten Streitschriften, s. oben S. 18 luid
unten § 70), Galen (de plac. Hippocr. et Plat.) und Sextos Emp. wichtige Ge-
währsmänner. Das Nähere über die Quellenverhältnisse für Chrysippos bei
V. Arnim, Stoic. vet. fragm. I S. IX ff. Die die Stoa betreffende Doxographie
bei Diels, Doxogr. Graeci, s. Index s. v. Stoici usw.
Schriften: Aus den Schriften der alten Stoiker sind nur Fragmente er-
halten. Sammlung: Stoicorum veterum fragmenta collegit loannes ab
Arnim. Vol. I. Zeno et Zenonis discipuli, Lipsiae 1905. Vol. II.
Chrysippi fragmenta logica et physica, Lipsiae 1903. Vol. III.
Chrysippi fragmenta moralia. Fragmenta successorum Chrysippi,
Lipsiae 1903. Ein vierter, die Indices enthaltender Band ist in Vorbereitung.
Für einzelne Mitglieder der Schule: The fragments of Zeno and Cleanthes, with
introduction and explanatory notes by A. C. Pearson, London 1891. Wachsmuth
(Zenon und Kleanthes) und K. Troost (Zenon) s. S. 149*. Nachträge..zu Ariston
von Chios: s. Tolkiehn, Schmid und Praechter, unten S. 150*. Altere Aus-
gaben von Kleanthes' Hymnus von Fr. W. Sturz (mit Anmerk.), Leipzig 1785,
neu herausg. von J. F. L. T. Merzdorf, Leipzig 1835, G. Chr. Fr. Mohnike, in:
Poet. Überreste, 1. Bd., Kl. d. Stoiker, Greifswald 1814 (mit Anm. u. deutscher
Übers.), J. H. A. Schwabe, Jena 1819 (mit Einl. u. deutscher Übers.), Ch. Petersen,
Kiel 1825. — Baguet und Gercke s. S. 150* (Chrvsippos). Zu Chrvsippos s. auch
R. Philippson, Rhein. Mus. 71 (1916), 433. 437. — Weitere Texte 'zur alten Stoa
bei ^V^ Crönert, Kol. u. Mened. (s. dort d. Register unter Zenon, Persaios, Chry-
sippos usw.). — Antistoische Polemik außer Plutarch u. a. bei D. Comparetti,
Frammento filos. da un papiro greco-egizio, Festschrift für Gomperz, Wien 1902,
S. 80—89. Gerhard, Phoin. v. Kol. 213. Kerkid. fr. 4. Comra. in Arist. Gr.
XX 248. Anon. in Theaet. 5, 24 ff.
Zenon. Volle Sicherheit in betreff seiner Lebensdaten ist trotz der in
den letzten Jahrzehnten darüber angestellten Untersuchungen noch nicht er-
zielt. Sein Tod fällt wahrscheinlich in das Jahr 264/3 v. Chr., da nach der
Angabe des Papiro Ercolanese (s. oben Z. 7) Kleanthes Ol. 112, 2 = 331/30
geboren ist, 99 Jahre alt wurde, mithin 232/31 oder (nach der inklusiven
Rechnungsweise Apollodors) 233/32 starb, und 32 Jahre der Schule vor-
Ueberweg, Grundriß I. 28
434 § 55. Die Stoa im allgemeinen. Die alte Stoa. Die Plülosophen der alten Stoa.
stand {rgtüy.oyza y.al Ovo, das ovo ist allerdings nicht ganz sicher), und der
Anfang der Scholarchie des Kleanthes mit dem Todesjahre Zenons zusammenfiel.
Nach Persaios (Diog. 7, 28), der uns als Zenons Hausgenosse ein glaubwürdiger
Gewährsmann sein muß, war Zenon 72 Jahre alt geworden, sonach ist als sein
Geburtsjahr 336/5 anzunehmen. Die Angabe des Apollonios von Tyros, wonach
er 98 Jahre lang gelebt und 58 Jahre lang die Schule geleitet hatte (Diog. L.
7, 28), kommt dagegen nicht auf. (Vgl. im einzelnen Jacoby, ApoUodor S. 3(32 ff,
369 ff.) Der Brief an Antigonos, in dem Z. sich SOjährig nennt (Diog. L. 7, 9:
deshalb will Zumpt bei Diog. L. 7, 28 statt 72 Jahre 92 lesen), ist gefälscht.
Zenon war der Sohn des Mnaseas, eines Kaufmanns in Kition, einer hellenischen
Stadt, welche daneben auch phönikische Einwohner hatte, woraus aber keineswegs
gefolgert werden kann, daß er selbst semitischer Abkunft gewesen sei. Wie sein
Vater, trieb auch er anfangs (nach Diog. L. 7, 1 ff. bis zum 30., oder vielmehr
nach Persaios bei Diog. L. 7, 28 bis zum 22. Lebensjahre) Handel. Ein Schiff-
bruch soll ihn veranlaßt haben, in Athen zu verweilen. 315/13 muß er nach
dieser Stadt gekommen sein. Die Lektüre von Schriften der Sokratiker (insbe-
sondere der xenophon tischen Memorabilien und der platonischen Apologie [Diog.
L. 7. 3 und Themist. orat. 23, S. 295 c]) erfüllte ihn mit Bewunderung vor der
Charakterstärke des Sokrates, und in Krates, dem Kyniker, glaubte er den Mann
zu finden, der jenem unter den damals Lebenden am ähnlichsten sei. Demgemäß
schloß er sich als Schüler an Krates an.
Unter den verlorenen Schriften Zenons {Uo/.iTeia, Usgi rov xarä (fvoiv ßiov,
UfoI ogurji rj rcegi drdocö:TOV tfvoscog. Usoi :ra&(bv, IIeoI xadrjy.ovTog xt)..; das Ver-
zeichnis findet sich bei Diog. L. 7, 4, v. Arnim, Stoic. vet. fragm. I S. 14 f.) bekundeten
besonders die frühesten den Kynismus noch in manchen krasseren Anschauungen,
welche spätere Stoiker (namentlich wohl Chrysippos) durch mildere und feinere
zu ersetzen suchten. Von Zenons Werk über den Staat sagte man (Diog. L. 7, 4),
er habe es f.Tt r^^ rov y.vvog ovoäg geschrieben. Nicht dauernd durch den
Kyniker befriedigt, soll er zu Stilpon sich gewandt haben, von dem ihn Krates
vergeblich wieder loszureißen suchte (Diog. L. 7, 24); dann hörte er vielleicht,
aber jedenfalls nur kurze Zeit, Xenokrates (Numen. bei Euseb. Praep. ev. 14, 5, 11;
die Angabe des Timokrates bei Diog. L. 7, 2 ist, wenn sich die zehn Jahre auf
Xenokrates allein beziehen, chronologisch unmöglich) und nach dem Tode des
letzteren (315/4 oder 314/3 v. Chr.) auch noch Polemon, der ihm den Vorwurf
machte, er stehle sich die philosophischen Lehren zusammen (Diog. L. 7, 25,
vgl. Cic. de fin. 5, 25, 74, wo die Stoiker mit Dieben verglichen werden). In der
Dialektik übte er sich bei dem Megariker Diodoros Kronos (Diog. L. 7, 25).
Nach diesen Studien gründete Zenon seine eigene philosophische Schule in der
Zxoä noiy.ü.t} (einer mit Gemälden des Polygnot geschmückten Säulenhalle); nach
dem Ort der Vorträge erhielt die Schule den Namen der stoischen. Der Zeit-
ansatz für diese Gründung hängt davon ab, ob man die Nachricht von zwanzig-
jährigen Studien des Zenon (Diog. L. 7, 4) als genaue oder als runde Zahlangabe
anzusehen hat. In dem letzteren, wahrscheinlicheren Falle wird man die Schul-
gründung etwa um 300 vor Chr. ansetzen dürfen. Wie berichtet wird, starb er eines
freiwilligen Todes. Die Athener hielten Zenon hoch und ehrten ihn (^nach Diog.
L. 7, 10 ff.) durch einen goldenen Kranz, ein auf Staatskosten erbautes Grabmal
und (nach Diog. L. 7, 6) durch eine eherne Bildsäule, wegen der ao«r?) xai aco-
qQoovvtj, die er in Lehre und Leben bewiesen und zu der er die Jugend geleitet
habe. Auch der makedonische König Antigonos Gonatas achtete ihn hoch. —
L'nter Zenons Schülern haben die beiden zunächst zu nennenden, Ariston und
Herillos, das stoische Bekenntnis in gegensätzlicher Weise ausgebildet, der erste.
§55. Die Stoa im allgemeinen. Die alte Stoa. Die Philosophen der alten Stoa. 435
indem er auf den Kynismus zurückgriff, der andere, indem er wohl durch pia-
ton isch-peripatotische Reflexion sich beeinflussen ließ.
Ariston von Chios schätzte das Theoretische gering, verwarf die Logik
als unnütz, die Physik als dem Mensehen unerreichbar und erklärte außer
Tugend und Laster alles andere für gleichgültig (Stoic. vet. fr. I No. 351 ff.).
Bemerkenswert, weil sie uns einen prinzipiellen Gegensatz in der Behandlung
der Ethik innerhalb der Stoa kennen lehrt, ist die Mitteilung Senecas (Epist. 94
[Stoic. vet. fragm. I No. 358 f.]; vgl. Epist. 89, 13 [Stoic. vet. fragm. I No. 357]),
Ariston habe die besonderen moralischen Anweisungen, z. B. über die Behand-
lung der Ehefrau, über Kindererziehung, Sklavenbehandlung usw., aus der
Philosophie ausgeschieden. Wer in der Ethik die Norm für das gesamte Leben
besitze, bedürfe keiner solchen Sondervorschriften, die in jener Norm schon ge-
geben seien. Andere machten, wie wir aus Seneca Epist. 94, 1 ersehen, aus
diecen besonderen Lehren für das praktische Leben den alleinigen Gegenstand
ethischer Unterweisung, Kleanthes hingegen gestand, einen mittleren Weg ein-
schlagend, auch der speziellen Moral einen Wert zu, der aber gering sei, wenn
sie nicht aus der allgemeinen hergeleitet werde (Sen. a. a. O. § 4). Daß Ariston
mit seiner Meinung nicht allein stand und die Frage Gegenstand lebhafter Ver-
handlung war, läßt Seneca a. a. O. § 5 ff. erkennen. Man kann an die ver-
schiedene Stellung des Protestantismus und des Katholizismus zur kasuistischen
Ethik des täglichen Lebens erinnern. — Über die Abgrenzung des literarischen
Eigentums des Stoikers Ariston von Chios und des Peripatetikers Ariston von
Keos (s. § 67) ist viel gestritten worden. Diog. L. 7. 160 (Stoic. vet. fragm. I
No. 333) gibt ein Verzeichnis der unter dem Namen des Stoikers umlaufenden
Schriften und bemerkt dazu. Panaitios und Sosikrates hätten ihm nur die Briefe,
alles Übrige aber dem Peripatetiker zugewiesen. Trotz dieser Notiz ist man
heute sehr mit Recht geneigt, die von Diog. L. aufgezählten Schriften, deren
Titel z. T. gerade für den Stoiker ausgezeichnet passen, diesem zuzuschreiben.
Ihm gehören zweifellos auch die bei Stobaios überlieferten 'Ofiotcö/nara, und end-
lich wird man auch in dem von Plutarch in den Moralia mehrfach zitierten
Ariston im allgemeinen den Stoiker zu erkennen haben (so auch A. Mayer,
Philol. Suppl. 11 [1910], 485 ff. [Ausnahme Praec. ger. reip. 804 e, Mayer S. 488]).
— Im Gegensatze zu Ariston sah
Herillos von Karthago im Wissen {i:TioTt'jft7j) die Hauptaufgabe des
Menschen (Stoic. vet, fragm. I No. 409 ff.).
Dionyslöfi von IIera7>7eia zeichnete sich unter Zenons Schulern als
fruchtbarer Schriftsteller ans. Infolge einer schmerzhaften Krankheit bestritt er
den Satz, daß der .-roro? ein Adiaphoron sei, und sagte sich damit von dem
stoischen Bekenntnis los (Stoic. vet. fragm. I No. 422 ff.).
Persaios von Kition, also Landsmann Zenons, lebte mit diesem auch
als Hausgenosse in vertrautem Verkehr. Vielleicht schon 276, sicher vor 270
(Jacoby, Apollod. Chron. S. 369) siedelte er mit seinem Schüler Aratos von Soloi
von Athen aus zum makedonischen Könige Antigonos Gouatas über und stand
bei diesem in hoher Gunst (Stoic. vet. fragm. I No. 435 ff.).
Kleanthes vonAssos in Troas, geb. 331/0, gest. 233/2 oder 232/1, war (nach
Diog. L. 7, 168) ursprünglich Faustkämpfer und verdiente sich, während er bei
Zenon hörte, seine Nahrung nachts durch Wassertragen und Teigkneten. Er faßte
schwer und langsam die philosophischen Lehren, hielt aber treu an dem einmal
Angeeigneten fest, weshalb ihn Zenon mit einer harten Tafel verglichen haben
soll, auf die sich nur mit Mühe schreiben lasse, die aber die Züge dauernd bc
28*
436 § ^5. Die Stoa im allgemeinen. Die alte Stoa. Die Philosophen der alten Stoa.
wahre. Ein selbständiger Denker scheint er nicht gewesen zu sein. Er soll
(Diog. L. 7, 176) 19 Jahre lang Zenon gehört haben und folgte ihm darnach im
Amte der Schulleitung. Doch stimmte er nicht in allen Dingen mit seinem
Lehrer überein. Wie dieser, so soll auch er seinem Leben freiwillig ein Ende
gemacht haben (Stoic. vet. fragm. I No. 463 ff.).
Chrysippos von Soloi oder Tarsos in Kilikien (geb. 281/78, gest.
2ij8/05 V. Chr.). der Nachfolger des Kleanthes, ist durch seine allseitige Durch-
bildung des Systems gleichsam der zweite Begründer der stoischen Schule ge-
worden, so daß man sagte (Diog. L. 7. 183): El //>) yag tjv Xgvot:T.-io;, ovx av tjv
^Toct. Schriftstellerisch war er von staunenswerter Produktivität. Er soll täglich
5CK3 Zeilen geschrieben und im ganzen mehr als 705 Bücher verfaßt haben (Diog.
L. 7, 181. 180). Auf die künstlerische Form achtete er dabei wenig. Nach dem
Urteil des Stilkritikers Dionys von Halikarnaß gab es unter den namhaften
Schriftstellern keinen bessern Dialektiker und keinen schlechteren Stilisten als
Chrysippos. Man klagte über seine Wahllosigkeit im Ausdruck, den durch die
Eile herbeigeführten Mangel nachträglicher Korrektur, vielfache Wiederholungen
und die über jedes Maß gehäuften Zitate. Für die (xeschichte der griechischen
Literatur ist Chr., abgesehen von der philosophischen Bedeutung seiner Werke,
auch dadurch von Wichtigkeit, daß er (durch ein von ihm angelegtes Gnomo-
logion oder durch den reichen Zitatenschatz seiner Werke) Grundlage und Aus-
gangspunkt der griechischen Florilegienliteratur geworden ist. (Vgl. Elter im
Literaturverz. u. S. 151*, der auch nachweist, daß Plutarchs Schrift i7w? öeX rov
viov :Toit]iiiäT{ov äxovsiv die Bearbeitung einer Abhandlung des Chr. ist.) — Neben
Chrysippos ist unter den Schülern des Kleanthes besonders
Sphairos vom Bosporos berühmt, der Berater des unglücklichen sparta-
nischen Königs Kleomenes (Stoic. vet. fragm. I No. 620 ff.). — Die Nachfolger
des Chrysippos waren
Zenon von Tarsos und Diogenes aus Seleukeia am Tigris
(..der Babylonier"). Auf Diogenes folgte im Lehramt Antipatros von
Tarsos (Stoic. vet. fragm. III S. 209 ff.). Diogenes kam im Jahre 156/55 vor
Chr. zugleich mit dem Akademiker Karneades und dem Peripatetiker Krito-
laos als Gesandter der Athener, um den Erlaß einer ihnen auferlegten Geld-
strafe zu erwirken, nach K o m. Die philosophischen Vorträge, die die drei
Männer bei dieser Gelegenheit hielten, wurden von der römischen Jugend mit
Bewunderung gehört und trugen wesentlich dazu bei, in Rom Interesse für
griechische Philosophie zu verbreiten — nicht zur Freude des Cato, der von
diesem Interesse eine Schwächung der praktischen und insbesondere militärischen
Tatenlust der jungen Eömer fürchtete und deshalb dem Senate riet, die Gesandt-
schaft schleunigst abzufertigen (Plut. Cat. mai. 22).
Schüler des Diogenes war neben Panaitios (s. § 66) auch Boethos von
Sidon, in dessen Lehre schon Züge der eklektischen mittleren Stoa (s. § 66)
zutage traten. In mehreren Punkten näherte er sich der peripatetischen Lehre.
So sagte er sich namentlich vom stoischen Pantheismus zugunsten der Trans-
zendenz der Gottheit los und bestritt das Dogma von der Weltverbrennung
(Stoic. vet. fragm. III S. 265 ff.).
\'on weiteren Mitgliedern der alten Stoa sind uns noch Apollodoros von
Seleiiheiat Archedetnos von Tarsos und einige andere durch Fragmente
l)ekannt (St. vet. fr. III S. 259 ff.).
Als Männer dieser Epoche, die nicht unmittelbar der Schule angehörten,
aber doch stoisch beeinflußt waren, sind der Dichter Aratos, der Grammatiker
§ 56. Die alte J^toa: Das System, I: Einteilung der Philosophie. Logik. 437
Krates von Mallos, der Chronologe Apollodoros von Athen und der mit
Tib. Gracchus befreundete Politiker C. JBlossitts zu nennen.
Vorbemerkung zu §§ 56—58: Die folgende Darstellung des
stoischen Systems stützt sich im wesentlichen auf das, was uns
von den Lehren der alten Stoiker überliefert ist. Gleichwohl wer-
den auch spätere Vertreter der Schule mit herangezogen werden,
wenn anzunehmen ist, daß diese in den betreffenden Punkten mit
der alten Stoa übereinstimmen.
§ 56. Die alte Stoa: Das System, I: Einteilung der
Philosophie. Logik.
Wie Xenokrates teilten die Stoiker die Philosophie in
Logik, Physik und Ethik. Logik und Physik stellten sie aber
tatsächlich in den Dienst der Ethik, sahen in der sittlichen
Tüchtigkeit den Zweck aller Philosophie, obschon sie größten-
teils der Physik (mit Einschluß der Theologie) den Vorrang vor
der Ethik zusprachen und letztere von der ersteren abhängig
machten. Die Logik wurde von einigen in Dialektik und
Rhetorik eingeteilt. Andere fügten dazu noch die Definitions-
lehre und die Lehre von den Kriterien der Wahrheit
(Erkenntnis lehre). Wieder andere strichen von den beiden
letztgenannten Disziplinen die Definitionslehre, WT)hl weil sie sie
als in de]' Dialektik enthalten betrachteten.
Die stoische Logik fußt auf der aristotehschen Analytik,
ergänzt diese durch gewisse Untersuchungen über das Kriterium
der Wahrheit, über die sinnliche Wahrnehmung, über einzelne
Schlußformen (insbesondere über die hypothetischen Schlüsse),
gefällt sieh aber auch in manchen Änderungen der Terminologie,
die keinen wissenschaftlichen Fortschritt begründen, sondern nur
etwa die elementare UnterAveisung erleichtern; nicht selten wird
auch die leichtere Verständlichkeit auf Kosten der Tiefe erzielt.
Als das fundamentale Kriterium der Wahrheit gilt den
Stoikern die ffavTaala •AazahjTiTr/.rj^ die mit voller Klarheit das
Objekt ergreifende (erkennende) und dadurch auch das Subjekt
zur Zustimmung nötigende Vorstellung. Alles AVissen geht aus
der sinnlichen Wahrnehmung hervor: die Seele ist ursprünglich
gleichsam ein unbeschriebenes Blatt Papier, auf welches zuerst
durch die Sinne Vorstellungen gezeichnet w^erden. Mit dieser
Lehre machten die Stoiker den Anlauf zu einem konsequenten
Sensuahsmus ; sie sind aber in der Ausführung ihrer Erkenntnis-
lehre gezwamgen, vielfach rationalistische Elemente hineinzuziehen,
teils wiegen der Bedeutung des Logos in ihrer Physik, teils
438 § ^6- I^'6 "^*^ ^^0*- ^^^ System, I: Einteilung der Philosophie. Logik.
wegen der Schwierigkeit, auf rein sensualistischem Wege zu
allgemein gültigen Annahmen zu gelangen.
An die Stelle der platonischen Ideenlehre und der aristote-
lischen Lehre von dem begrifflichen Wesen tritt bei ihnen die
Lehre von den subjektiven Begriffen, die durch Abstraktion
gebildet werden: in der objektiven Realität gibt es nur Einzel-
wesen. An die Stelle der zehn aristotelischen Kategorien setzen
die Stoiker vier allgemeinste Klassenbegriffe: Substrat, wesent-
hche Eigenschaft, Beschaffenheit und Verhältnis.
Quellen: Begriff und Einteilung der Philosophie: Stoic. veter. fragm. II
No. 35-44; Logik (Erkenntnislehre und Dialektik), Rhetorik: II No. 45— 298a;
I No. 47-84, 483-492; III S. 212 ff., Xo. 17-26; Ö. 235 ff., No. 91-126;
S. 246 ff., No. 16-31.
Über die stoische Definition der Philosophie berichtet Sext. Enip. adv.
math. 9, 13 (St. v. fr. II No. 36): rijv cfiXoaorfiur (paolv i:nr^dsvaiv elrai oorfia^,
rijv 8k ooqriav i.Tiazij^rjv deicov re y.ai dvdQco.-rivojv rioay/idTCov. Eine andere Defi-
nition, die sogleich zur Einteilung des Systems überleitet, berichtet Aet. plac. 1
prooem. 2 S. 273, 11 ff. Diels (Stoic. vet. fragm. II No. 35): ot ^ih ovr ZtouxoI
e<paaav xi]v ^üv ootfiav eivai d-ficov re xai dr&ocontrcov ijTtorrjiiirjv, rrjv ös cpüoaorfiav
doxr^aiv i.^tTtjSsiov Te/vtj^. i::Tiz7]8£iov ös elvai jniar xu'i dvonaTO) xrjv dßer>/r, dosrä?
Öh xäi yEvixcoidiag zgetg, (fri'oiy.ijv i^&oiijv koyixi)v. f>i )}v aiiiuv xai zoi/iegt'jg fnttv
r, (fiXoaoffia, ^g z6 //er (pvniy.ov z6 Ss rjdcy.öi' z6 de }.oyiy.6v. In der Bezeichnung
der Weisheit, nach welcher der Philosoph strebt, als der Kenntnis der göttlichen
uml menschlichen Dinge, tritt die oben S. 1 ff. berührte universalistische Auf-
fassung der Philosophie zutage. Den Terminus Logik führten die Stoiker ein
für die Lehre von den '/.öyoi, d. h. von den Gedanken und Reden, und teilten
dieselbe ein in Dialektik und Rhetorik, wozu andere noch die Definitions-
lehre und die Lehre von den Wahrheitskriterien hinzufügten : Diog. L. 7, 41
(Stoic. vet. fragm. II No. 48). Kleanthes stellt sechs Teile, wie es scheint,
ohne Reduktion auf jene drei, zusammen: Dialektik, Rhetorik, Ethik,
Politik, Physik, Theologie (Stoic. vet. fragm. I No. 482). Die Stoiker ver-
glichen (nach Diog. L. 7, 40, Sext. Emp. adv. math. 7, 17 ff.; Stoic. vet.
fragm. II No. 38) die Logik mit den Knochen und Sehnen des Tieres,
mit der Schale des Eies und mit der Umzäunung des Gartens, die Ethik
entweder mit dem Fleisch und dem Eiweiß, und die Physik (insbesondere als
Theologie) mit der Seele, dem Dotter, oder (was Spätere, z. B. Poseidonios, vor-
zogen) die Physik mit dem Fleisch, dem Eiweiß und den Bäumen, und die Ethik
mit der Seele, dem Dotter und den Früchten. Daß sie wenigstens teilweise die
Ethik in den Vordergrund stellten, beweist schon die eben angeführte Definition
der Philosophie: <f>iX. aaxrjaiv £:Tiztj8£tov zeyrtjg' E:iizt)6eiov de eJvai /ni'ar xal drcorärw
zi]v doezi^v. Vgl. auch oben Seite 5 f.
Die Dialektik war den Stoikern teils die Lehre von der Sprache (Gram-
matik), teils die Lehre von dem durch die Sprache Bezeichneten, den Vor-
stellungen und Gedanken (Erkenntnislehre mit Einschluß der umgebildeten
aristotelischen Logik). In der Grammatik sind die Leistungen der Stoiker
s.v!:r verdienstlich, aber zum Teil mehr für die positive Sprachforschung als für
dl • Philosophie von Bedeutung. Von den Stoikern rühren großenteils die her-
§ 56. Die alte 8toa: Das System, I: Einteilung der Philosophie. IjOgik. 439
kömmlichen Bezeichnungen der Redeteile und Flexionen her. Als Begründer der
stoischen Grammatik gilt gewöhnlich Diogenes von Seleukeia. Ihre Anfänge sind
aber um hundert Jahre früher anzusetzen, nachdem W. Schmid (Philol. 69 [1910],
440—442) nachgewiesen hat, daß schon Ariston von Chios sich mit grammatischer
Theorie beschäftigte. — Auch für die Terminologie und Theorie der Rhetorik ist
die Stoa von Bedeutung.
Die Fundanien talfrage der stoischen Erkenntnislehre betrifft das Prü-
fungsmittel (ygirijoiov) der Wahrheit (Stoie, vet. fr. II No. 105 ff.). Wie für die
Stoa so ist diese Frage für die nacharistotelische Philosophie überhaupt von be-
sonderer \V'ichtigkeit. Die Annahmen der ältesten Stoiker über die Bedingungen
der Wahrheit unserer Erkenntnisse sind noch von ziemlich unbestimmter Art.
Zenon soll (nach Cic. Acad. 2. 47, 145 [Stoic. vet. fragm. I Xo. 66]) die Wahr-
nehmung mit den ausgestreckten Fingern verglichen haben, die Zustimmung
(oi'yy. (trade Ol i) mit der halbgeschlossenen Hand, die Erfassung des Objektes
selbst {y.axä/.})rp ig) mit der völlig geschlossenen Hand (der Faust), das Wissen
mit der Umfassung der Faust durch die andere Hand, wodurch der Zusammen-
schluß gefestigt und gesichert werde. Hierzu stimmt die stoische Definition des
AVissens (Stob. Ecl. eth. II 73, 20 f. W.) als der y.azäh^rpig docpa/.t]? y.al dus-
rd.Trcoro? v.io ?.6yov, woran sich die Annahme schließt, daß ein ovartjua aus
solchen y.axulrmieig die Wissenschaft ausmache (St. v. fr. II No. 90 ff.).
Als Kriterium der Wahrheit setzten die Stoiker im allgemeinen (Ab-
weichungen sind verzeichnet bei Diog. L. 7, 54 [Stoic. vet. fragm. II No. 105];
<Jazu V. Arnim, Stoic. vet. fragm. I S. XXXVII) die y.araXTjnny.i] (pavzaala. Über
die Bedeutung dieses Ausdrucks gehen die Meinungen auseinander. Sprachlich
gesichert ist — obwohl auch dies bezweifelt wurde — , daß yaza/.rj.-iny.og nur
aktivischen Sinn haben kann: die y.arahj.-rziyr] (pavzaaia ist die ,, ergreifende Vor-
stellung". Dementsprechend ist, wenn der yazcdtj.iziy?] <p. eine dyazdhj.-rzog q-.
gegenübergestellt wird, auch hier das Adjektivum, das an sich passivischen wie
aktivischen Sinn haben könnte, aktivisch zu verstehen. Die Frage ist nur, was
der Gegenstand des y.ara/.ainßävEir ist: es kann das Objekt unseres Erkennens
sein (y.azu}.außdvsiv = geistig erfassen, erkennen, vgl. das latein. comprehendere,
franz. comprendre), es kann aber auch der erkennende Verstand sein, der von
•der Vorstellung gepackt und für die Anerkennung ihrer Richtigkeit gewonnen
■wird. Beide Auffassungen stehen schon im Altertum nebeneinander. Bei Sext.
Emp. adv. math. 7, 248 (St. v. fr. II No. 65 S. 25, 33 ff.; vgl. Sext. Erap. adv.
math. 7, 426, Hyp. Pyrr. 2, 4; Diog. Laert. 7, 50) heißt es: y.ara'/.r]:iziy.i] de eaxiv
{(parzaaia) rj ä.TO i^tdo/orzog y.al y.az' avzo z6 VTzdo/ov ira-rofieuayfih'tj y.al evarre-
0(pQayia(ievr], onoia ovx av yevoizo drrö fii] vjidoyovzog' äxQcog ydg Jiiazovfxevoi dvzi-
Xr] Jtz iHTjv slvat z(öv vnoxeifievcov zrjv8e zrjv qjavzaaiav xai :iävza xeyviy.cTyg rot
jzsqI avxoig ISiwfcaza dvafie^ayfievrjv eyaozor zovzoiv (paaiv eyeiv avfißeßrjxög. Bei
demselben Sextos Emp. aber wird adv. math. 7, 405 von der (pavzaoia y.aza-
).>].-iriyt] bemerkt: y.azah]7Tziy.ai ziveg elai (favzaotai ::za^6aov indyorza i tjfiäg
elg ovyxazddeoiv (vgl. adv. math. 7, 257: avzi] yäg iraoyfjg ovaa y.al :i).rjy.z ly.i]
fiovov ovyl TÖJv zoiycöv, qraoi, Xau ß dvezai y.azaan woa Tj/iiäg eig avyy.a-
zd&Eoiv). Schwerlich hat der Schöpfer des Ausdrucks cf. y.., wie man gemeint
hat, absichtlich ein zweideutiges Wort gewählt und dadurch mit Bewußtsein die
Präzision seiner Terminologie geschädigt. Viel wahrscheinlicher ist, daß es
diesem Terminus ergangen ist wie auch anderen, daß ihm nämlich im Laufe der
Zeit eine neue Bedeutung untergelegt wurde, die neben der alten wohl bestehen
konnte. Für die Priorität der ersten unter den oben genannten beiden Be-
deutungen spricht Cic. Acad. 2, 24, 77 (St. vet, fr. I No. 59). Dort liest man:
440 § "^Ö. Die alte Stoa: Das f?ysteni, I: Einteilung der Philosophie. Logik.
Quaesivit de Zenone fortasse (seil. Arcesilas), quid futurum esset, si nee per-
cipere quidquam posset sapiens nee opinari sapientis esset. Ille, eredo, nihil
opinaturum, quoniam esset quod percipi posset. (.^uid ergo id esset. Visum,
credo. Quäle igitur visum. Tum illum ita definisse: ex eo quod esset, sicut
esset, Impressum et signatum et effictum. Plierzu tritt noch unter-
stützend die Verbreitung des Wortes y.azakafißävecv im Sinne von , .geistig er-
fassen", „erkennen".
Zu unterscheiden von der y.uTcü>]:TTiy.)] rfarzaaiu ist die xaza'/.i]:tt r^ (pavx.
Auch das Adjektiv xaia/.tjjzKk könnte an und für sich betrachtet aktivischen
Sinn haben und käme dann mit y.ara/.i):zriy.ög überein. Dagegen spricht
aber im vorliegenden Falle Cic. Acad. 1, 11, 41 (St. v. fr. I Xo. 60), wo hutu-
/.t]:iTTj rpavxuoia durch coraprehendibile visum wiedergegeben Avird. Es muß
sich also hier um eine ffavzaaia handeln, die im Gegensatze zu den Zufallsvor-
stellungen des gewöhnlichen Lebens wissenschaftlich erfaßt und erklärt werden
kann und damit die Basis zu einer gleichen Erfassung ihres Gegenstandes
bildet.i)
Je nachdem sich der Verstand zu einer Vorstellung zustimmend, ablehnend
oder neutral verhält, entstehen drei Arten des Urteils (bezw. zwei Arten des
Urteils und die Urteilsenthaltung) : die Zustimmung — ovyy.azudeaig — , die Ver-
neinung — drärevai? — und die Zurückhaltung — fjio/jj — . .Jedes Urteil ist
eine freie Betätigung des Verstandes. Die Zustimmung zur ffurzaoia y.aza/.tjjiziy.ij
erscheint zwar im allgemeinen als notwendig (s. die S. 439 u. ausgeschriebene Stelle
Sext. Emp. adv. math. 7, 257), aber doch nicht im Sinne eines mit natürlicher
Gesetzmäßigkeit verlaufenden mechanischen Vorganges (vgl. Bonhöffer, Epict. u.
d. Stoa S. 177). Zudem gibt es Fälle, in welchen der Verstand einer f/anaa/a
yaza/.t].-TTiy^ die Zustimmung versagt. Das geschieht, wenn die L'mstände der
Zustimmung ein Hindernis {t'vozt]iia) in den Weg legen, indem sie Gegengründe
gegen die objektive Richtigkeit der betreffenden cfavxaoLa zu liefern scheinen.
Nach der Sage wird beispielsweise die gestorbene Alkestis ihrem Gatten Admetos
aus der Unterwelt wieder zugeführt. Admetos erhält von ihr eine erkennende,
mit der Wirklichkeit übereinstimmende Vorstellung, eine (pavzaaia y.uzah]nj ly.i) ,
verweigert ihr aber den Glauben, da er sich sagt, daß Alkestis gestorben ist und
Gestorbene nicht wieder auferstehen, wohl aber Geistererscheinungen sich ein-
stellen, die Verstorbene 'vortäuschen (Sext. Emp. adv. math. 7, 254 ff.). Solche
Fälle bestimmten die jüngeren Stoiker, den altstoischen Satz von der 'pavzaoia
y.aza/.T]::iziy.ri als Wahrheitskriterium durch einen einschränkenden Zusatz zu er-
gänzen. Jene Vorstellung sollte nur insoweit Wahrheitskriterium sein, als sie
kein Hindernis (für den ihr beizumessenden Glauben) einschließe (Sext. Emp.
adv. math. 7, 253: ol /uey uoyaiozeQoi zojv Szcoiy.öjv noizr^oiöv rpaoiv eirac rz/ä dXi]-
detag z/;v >iaza?.t]:Tziyrjv zavzijv (pavzaolav, ol Ss vewzfooi :zQoaeTid£oav y.ai zo firj-
^ev Eyovaav evoz t] ii a).
Fragen wir nach dem Wesen der Vorstellung, so erhalten wir von
Zenon die Definition, sie sei eine Prägung (ein Prägebild) in der Seele {zv:^cooig
iv rpv/ii, St. V. fr. 1 No. 58), iind Kleanthes verglich sie mit dem Abdruck eines
Petschafts in Wachs (St. v. fr. I No. 484); Chrysippos aber bekämpfte die wört-
liche Auffassung des zenonischen Ausdrucks und definierte seinerseits die
(favzaai'a als heoouooi; ipv/ijc (Sext. Empir. adv. math. 7, 228 ff., 372, St. v. fr. II
*) Vgl. über (parzuala y.aza/.riziziy.)) und y.azuh]:izr] die gründliche Erörterung
von A. Bonhöffer, Epictet und die Stoa S. IGO ff., mit deren Ergebnissen die
obigen Ausführungen in der Hauptsache zusammentreffen.
§ 5(). Die alte Stoa: Das System, I: Einteilung der Philosophie. Logik. 441
No. 56). Die q:>avraoia ist ein :Tui}og in der Seele, welches sich selbst und zugleich
auch das Objekt bekundet (Aet. plac. 4, 12, S. 401, 15 f. D., St. v. fr. II No. 54).
Durch die Wahrnehmungen von äußeren Objekten und auch von inneren Zu-
ständen (wie Tugend und Schlechtigkeit, Chrysippos bei Plutarch de St. repugn.
19, 2) erfüllt sieh die anfänglich leere Seele mit Bildern und gleichsam mit
Schriftzeichen (Aet. plac. 4, 11, S. 400a 6 f. D., Stoic. vet. fr. II No. 83: öjajTFo-
X<'^Q^fl>' si'eoyor glg d::Toyoarfrjr).
Wenn wir ein Objekt wahrgenommen haben, so bleibt auch nach der Ent-
fernung desselben davon eine Erinnerung {iivrna}) zurück. Aus vielen gleich-
artigen Erinnerungen bildet sich die Erfahrung {ifir.siQi'a, welche definiert wird
als t6 twv 6fioEi8ü)v (pavTaaicöv nXijßog). Aus den Wahrnehmungen geht durch
den Fortgang zum Allgemeinen der Begriff {h'voia) hervor, und zwar teils von
selbst {avsjiiTFyvriTcog), teils durch eine absichtliche und methodische Denktätigkeit
[öl r)(iETEQag 8i8aoxaUag xai ijiiiif?.siug) ; im ersten Falle entstehen die rroo-
ktji/jsig (oder xoival svvciai), im andern die technisch gebildeten l-vrotai (St. v. fr.
II No. 83). Die TTOoArjrfn; ist (nach Diog. L. 7, 54) h-voia cfvaiy.i] xov aadolov.
Ihren Sensualismus durchbrechend sprechen die Stoiker auch von }'nqinoi ttoo-
).im>sig, angeborenen Begriffen (Stoic. vet. fragm. III No. (J9). Das Vernunft-
bewußtsein ist ein Produkt der fortschreitenden Entwicklung des Menschen; e&
sammelt sich [ovva&QoiCetat] aus den Wahrnehmungen und Vorstellungen all-
mählich an bis gegen das vierzehnte Lebensjahr (St. v. fr. I No. 149). Von der
Wahrnehmung, dem Näheren, dem Einzelnen ausgehend, kann man zu dem
Ferneren, dem Allgemeinen durch die logischen Operationen aufsteigen, und das-
Weltganze kann nur durch die Vernunft erkannt werden ; auch hier kommt der
Eationalismus gegenüber dem Sensualismus, mit dem die Stoiker einsetzen, zur
Geltung. — Die kunstgerechte Bildung von Begriffen, Urteilen und Schlüssen
ruht auf gewissen Normen, welche die Dialektik zu lehren hat.
In der Lehre vom Begriff vertreten die Stoiker die Ansicht, welche später
als Nominal ismus (oder Konzeptualismus) bezeichnet worden ist. Sie halten
dafür, daß nur das Einzelne reale Existenz habe und das Allgemeine nur in uns
als subjektiver Gedanke sei, und bekämpfen deshalb die Ideenlehre. So berichtet
Areios Did. fr. 40, S. 472, 1 ff. D. (Stob. Ecl. I, S. 136, 21 W., Stoic. vet. fr. I
No. 65): Zrjvoivog (^nal xibv d^rr' uviov"). rh svrotjfiarä (paat firjxe rivä strai (irjze
:xoiä, cooavel 8e xiva xal choavei Tioia fpuvxäo^aza xpvxf}?' xavxa 8s vno xojv aoyaicov
i8eag oxQoaayoQevea&ai. . . . xavxag 8k (seil, t«? c8eag) oi Sxwixol (pi?.6oo(poi rpaaiv
dvvjiaQxrovg elvai. Ebenso Aet. plac. 1, 10, 5 S. 309 a 9 f. (St. vet. fr. I No. 65) :
Ol 0710 Zrjvojvog ^xwixoi irvornnaxa rji-iExeQa xäg I8eag scfuaav.
Die obersten Begriffe {xd ysviKonaxa), welche bei den Stoikei'n an di&
Stelle der zehn aristotelischen Kategorien treten, sind : 1. x6 v.-ioxsi/isrov, 2. xd-
.-roiöv, oder genauer: x6 jioidv vjioyeifisrov, 3. x6 .tw? s'/ov, oder genauer: x6 .tw?
f'xov :toi6v vjxoxsifAsvor, 4. x6 jiQÖg xi noig s^or, oder genauer: xd .Tpo'c xi .twc f'^ov-
.TOiöv v:ioxsifisvov. Es bleibt also jede Kategorie in der folgenden und erhält
durch diese nur eine nähere Bestimmung (Simpl. in Categ. S. 67, 1 Kalbfleisch,^
Plotin Enn. 6, 1, 25. 29 ; St. v. fr. II No. 869 ff.).
In der Schlußlehre gehen die Stoiker von den hypothetischen
Schlüssen aus, die zuerst (nach Boeth. de syllog. hypoth. S. 606) durch die
Aristoteliker Theophrast und Eudemos (von dem letzteren am ausführlichsten)
behandelt worden waren. Chi-ysippos stellte (nach Sext. Emp. adv. math. 8, 223,
St. V. fr. II No. 242) an die Spitze seiner Syllogistik fünf ov)J.nyiafiot ärajrödsiy.xoi^
worin der Obersatz {?.fjfifia) zwei Glieder in das Verhältnis der Verbindung
oder Trennung setzt, der Untersatz (.Tooa/.>;i/;<?) eines dieser Glieder kategorisch
442 § ^~- Die alte Stoa: Das SyPtem, II: Physik.
setzt oder aufhebt, und der Schlußsatz {i:Tt(fOQä) aussagt, \vas sich hinsichtlich
des andern Gliedes ergibt. Vgl. Prantl, Gesch. der Log. im Abendl. I, S. 467
bis 496. — In ihrer ganzen Erkenntnislehre bringen die Stoiker vieles, was wir
in dem Erapirismiis Locke's wieder finden, der auch ohne Zweifel von der Stoa
beeinflußt war. Andererseits zeigt auch Descartes in seiner Bestimmung des
Kriteriums der Wahrheit Ähnlichkeit mit der stoischen Lehre.
s? 57. Die alte Stoa: Das System, II: Physik.
Die Physik begreift bei den Stoikern außer der Kosmologie
auch die Theologie in sieh. Die Stoiker halten aUes Wirkliche
für körperhaft. Allerdings werden bei- ihnen das Wirkende
und das Leidende (die Gottheit und die Materie [Kraft und
Stoff]) die beiden obersten Prinzipien genannt, aber ihr Gegen-
satz ist kein ursprüngheher und absoluter, sondern nur ein ab-
geleiteter und relativer. Die wirkende Gottheit ist nicht etwa
abgesondert vom Stoffe, sondern nur ein feinerer Stoff, so daß
der Stoizismus Materialismus und Monismus (freihch nicht
im spinozistischen Sinne), nicht Duahsmus ist. Der gröbere
Stoff ist an sich selbst unbewegt und ungeformt, aber fähig,
jede Bewegung und Form anzunehmen. Das Wirkende, das
tätige, bewegende und gestaltende Prinzip in dem Ganzen der
Welt ist die Gottheit. Die Welt ist begrenzt und kugelförmig.
Sie hat eine durchgängige Einheit bei der größten Mannigfaltig-
keit einzelner Gebilde. Die Schönheit und Zweckmäßigkeit,
überhaupt die Vollkommenheit der Welt kann nur von einem
denkenden Geiste herrühren und beweist daher das Dasein der
Gottheit, die als Vorsehung (yr^orota) alles zum Besten der
Menschen eingerichtet hat. Da ferner die Welt selbstbewußte
Teile hat, so kann das Weltganze, das voUkommener sein muß
als jeder einzelne Teil, nicht bewußtlos sein; das Bewußtsein im
Weltganzen aber ist die Gottheit. Diese durchdringt die Welt
als ein allverbreiteter Hauch, als ein künstlerisch nach Zwecken
bildendes Feuer, als die Seele und Vernunft des Alls ; sie enthält
in sich die einzelnen vernunftgemäßen Keimformen (?<.6yoi otoeq-
/Liati/.oi).
Das göttliche Urfeuer verwandelt sich bei der AVelt-
bildung in Luft und Wasser; das Wasser wird zum Teil Erde,
bleibt zu einem andern Teile Wasser und verdunstet zu einem
Teile in Luft, woraus sich wiederum Feuer entzündet. Die zwei
dichteren Elemente, Erde und Wasser, sind vorwiegend leidend
(Stoff), die beiden feineren, Luft und Feuer, vorwiegend wirkend
(Kraft). Nach Ablauf einer gewissen Weltperiode nimmt die-
Gottheit alle Dinge wiederum in sich selbst zurück, indem vermöge
§ 57. Die alte Stoa: Das System, II: Physik. 443
«ines Weltbrandes {i-A7n'QO}oig) alles in Fener aufgeht. Aus
diesem göttlichen Feuer geht dann immer aufs neue die Welt
hervor, die sieh bis ins Kleinste hinein in ganz gleicher Weise
wieder entwickelt. In dem Entstehen und A'ergehen der Welt
herrscht eine absolute Notwendigkeit, welche mit der Gesetz-
mäßigkeit der Natur und mit der götthchen Vernunft identisch
ist; diese Notwendigkeit ist das Verhängnis (Eluaguevr^,
Fatum), das seinerseits wieder von der alles beherrschenden
TTQÖvoia nicht verschieden ist.
Die menschliche Seele ist ein Teil oder Ausfluß der
Gottheit und steht mit dieser in Wechselwirkung. Sie ist der
warme Hauch in uns, welcher den Körpern Halt und Form gibt.
Sie überdauert den Leib, ist aber dennoch vergänglich und be-
steht längstens bis zur Weltverbrennung. Ihre Teile sind: die
fünf Sinne, das Sprachvermögen, die Zeugungskraft und die
herrschende Kraft (ro rjmovrKÖv), die im Herzen ihren Sitz hat
und der die Vorstellungen und Begehrungen und der A^erstand
angehören. Trotz dieser Teilung aber hört die vS(>ele ni(-ht auf,
einheitlich zu sein.
Quellen: Stoic. vet. fragm. II No. 299—1216; I No. 85—177, 493—551;
III, S. 215 ff., No. 27-37; S. 249 ff., No. 32—50.
Die Theologie und alle übrigen Lehren, welche bei Aristoteles der Meta-
physik angehören, wurden von den Stoikern, denen alles Wirkliche für körperlich
galt, zur Physik gezogen. Obschon sie aber der Physik, sofern diese die Gottes-
lehre in sich befaßt, den obersten Rang unter den philosophischen Doktrinen zu-
erkannten, wurde sie doch tatsächlich von ihnen mit geringerem Eift r als die
Ethik behandelt, was sich namentlich auch dadurch bekundet, daß t-ie in ihr
weniger selbständig als in der Logik und Ethik verfuhren und im wesentlichen
auf die heraklitische Naturphilosophie, im einzelnen häufig auf
Aristoteles zurückgriffen. Auf Heraklit geht namentlich ihre Lehre vom
Logos und vom Feuer als der Substanz der Welt zurück. Dagegen ist die
wichtige Lehre von den ).6yoi. a-isQuaio^oi eine materialistisch und nominalistisch
gestaltete Umformung der ei'd?] des Aristoteles. An die Volksreligion schlössen
sich die Stoiker an, indem sie die Mythologie äußerlich beibehielten ; sie deuteten
dieselbe jedoch nach dem Vorgang Früherer (vgl. oben S. 100. 109. 117. 180),
aber in weitester Ausdehnung dieses Verfahrens in allegorischer Weise auf
Wesenheiten und auf Vorgänge in der Natur {<pvaix6g ^.öyog, ratio physica) und auf
moralische Begriffe. (S. besonders des Stoikers Herakleitos 'OfujQiy.ä ngoßkrj/iaxu
et? a jisoi üecjv "Ourjgog t'j^./.tjyöoijasr und Kornutos' 'E-riSgofi?/ tmv y.axa Ttjv 'E/J.t]-
Vixr^v ^so/.oyiav ^agadeSofierfor unten § 68.)
Anstatt der vier aristotelischen dQx<^i (Stoff, Form, wirkende Urt^ache und
Zweckursache), die jedoch bereits von Aristoteles selbst in gewissem Sinne auf
zwei reduziert wurden (s. oben S. 396), erscheinen bei den Stoikern (St. v. fr. II
No. 300 ff. 1041) zwei Prinzipien: rö jzoiovv und ro näa-/o%\ von denen jedoch
-auch das erstere materiell gedacht wird. Es ist also nicht etwa die den feinsten
444 § 5". Die alte Stoa : Das System, II : Physik.
und höchsten Substanzen innewohnende Kraft im Gegensatze zu ihrem stoff-
lichen Bestände, sondern diese feinste und höchste Substanz selbst. Der gött-
liche und menschliche ror^ sind somit nichts Immaterielles (Stoic. vet. fragm. II
Xo. 1028 ff. 790 ff.). Wirkendes und Leidendes unterscheiden sich nur durch
die größere und geringere Feinheit des Stoffes. Die beiden Prinzipien sind un-
trennbar, d. h. in allem gröberen Stoff ist auch das bildende Element enthalten.
Die Stoiker sind mithin von Aristoteles aus in derselben Richtung weiter-
gegangen wie dieser von Piaton aus, und wiederum von ihm aus teils schon
Theophrast, teils und besonders Straton der Larapsakener (s. unten § 67) und
dessen Anhänger, indem sie durchweg an die Stelle der Transzendenz die
Immanenz zu setzen versuchen, kommen aber in der Lehre von Gott und den
Prinzipien nicht zu widerspruchslosen Aufstellungen (vgl. Stoic. vet. fragm. II
No. 306 f. 310).
Das Leidende erklären die Stoiker als die qualitätslose Substanz oder die
.Materie (im engeren, relativen Sinne; im weiteren Sinne umfaßt die Materie,
wie schon bemerkt, auch das Wirkende), das Wirkende aber als die ihr inne-
wohnende Vernunft oder die Gottheit: Diog. L. 7, 134, St. v. fr. II No. 300:
8oxeI d avroic äQjra? eivat zojy o?^cov ovo, ro :joiovv xai rö :iäayo%'. x6 f.isv ovv
nüoyov sh'ai Ttjv äjTotov ovoi'ur, rtjv /'/.»;»■, rö dk :ioiovv t6%> h> avTf/ löyov, xov {^söv.
Senec. Epist. 65, 2, St. v. fr. II Xo. 303: dicunt, ut scis, Stoici nostri duo esse
in rerum natura, ex quibus omnia fiant, causam et materiam. Materia iacet
iners. res ad omnia parata, cessatura, si nemo moveat. Causa autem. id est
ratio, materiam format et quocumque vult, versat ; ex illa varia opera producit.
Esse ergo debet, unde fiat aliquid, deinde, a quo fiat; hoc causa est, illud
materia. Der feinste Stoff ist die höchste Vernunftkraft; er wird als nvg oder
als ^Tvnvaa a'dfQiiov gedacht, als .-z^-evfia diijHor 8i' o/.ov toD HÖofiov oder als jivq
reyviy.dv (das künstlerisch bildende Feuer im L^ntersehied von dem verzehrenden).
Dieses feurige Pneuma ist zugleich die Gottheit (St. v. fr. II Xo. 1027 ; vgl.
Xo. 1031 ff., I Xo. 171). Sie wird genannt :rv£vfia ötä jtuvtcov öiehf/.vdog y.ai
nävi' er faviiy neoäyov (Origen. c. Cels. 6, 7 S. 141, 6 K., St. v. fr. II No. 1051).
Bei Diogenes Laert. 7, 134 (St, v. fr. II Xo. 3(X)) heißt es: lovzov {rov &s6v) ya.Q
üvza dtStov diä Tiäarjg avrfjg {r^g vXrjg) Stj/jiovQyeTv ey.aaTa. Dieses Pneuma ist es,
was in gleichmäßiger Spannung durch Größtes und Kleinstes sich verbreitend
alles zusammenhält (St. v. fr. II Xo. 439 ff. ; Sen. Consol. ad Helv. 8, 3). Aus
ihm sind auch die gröberen Elemente entstanden und lösen sich darein wieder
auf. So verbinden sich in der stoischen Physik dynamischer und substauzieller
Pantheismus (St. v. fr. II No. 1046: . . . tovg Sxwixovg awfia zb OeTov v:To/.aßörzag
y.tü .-zarruyov :zaQ£Tvai y.ai a coi.iaz i xöig , d?./.' ov f.i6vaig zalg ireoyeiaig).
Alles was ist, ist das Urfeuer oder die Gottheit in ihren verschiedenen Zuständen :
Diog. Laert. 7, 148 (St. v. fr. II No. 1022): ovaiav 8e deov Zi)v(ov fisv (pijai zov
o/.ov rcöojiov y.ai rov ovgavöv, ofioiojg 8e xal XQvaiJiJiog iv zcö :TQcoza) ttbqI deöiv.
X'ach Chrysippos im ersten Buch nsol jiQovoiug (Plut. de Stoic. rep. 41, S. 1053 b,
St. V. fr. II Xo. 605) ist zu Zeiten die ganze Welt in Feuer aufgelöst, und dieses
Feuer ist mit der Weltseele, dem leitenden Prinzip oder dem Zeus identisch;
zu anderen Zeiten aber ist ein Teil dieses Feuers zu dichteren Stoffen geworden,
und dann bestehen neben Zeus die Einzelwesen. Zeus ist ewig, während Sonne
und Mond und die anderen Götter geworden und vergänglich sind (Plut. a. a, O.
38, S. 1051 f., St. V. fr. II No. 1049). Xäheres über die stoische Lehre von
Weltverbrennung {iy^ivomoig) und Welterneuerung St. v. fr. II Xo. 596 ff.
Bei der Weltentwicklung wird der sich bildenden groben Materie der Äoyog
oder der /.öyog o.-zsg^uazixög als das Gestaltende gegenübergestellt, der die
§ 57. Die alte Stoa: Das System, II: Physik. 445
Formen für alles Entstehende (für die Einzeldinge), die Vielheit der löyoi o.-reg/ia-
riy.oi, die vernünftigen, sich organisch und zweckvoll entwickelnden, in den Einzel-
dingen als Formen wirkenden, sie gestaltenden, aber doch materiellen Samenkeime
in sich enthält. Die nach der sy.:ii'oo>aii sich wieder entfaltende neue Welt ist
vermöge der sifiaQusrt], die in den Dingen wirkt, ganz identisch mit der vorher-
gehenden, so daß dieselben Menschen entstehen und ganz dasselbe Geschick haben:
£oeo&at yäo .-zdXir Scoygdr)] y.al W.ürcora xai exaoror töjv a.vdQo'):icov ovv xoig avjoTg
xal qü.oig y.al :ioUrai?, xal xd avtd. :isiasa&ai xal zd avxd iiexaysiQisTa&ac, y.al ixäaav
nöXiv y.al acoutjv xal dygoi' ofioicog d:Toy.uüiaxaoßai' yiveo&ai f)£ xi}v anoy.axdoxuOLV
rov .-ranog ovy cLia^, aU.d 7T0?J.dytg' iiäXlov 8'e sig d:reioov y.al dxsf.evTTjxor xd avxd
a:xoxadiGxaodai (Nemes. de nat. hom. c. 38, St. v. fr. II Xo. 625, wo NVeltver-
brennung und Welterneuerung mit der Rückkehr der Planeten zu ihrem ersten
Stande in Verbindung gebracht werden). IVOt der Lehre von dem periodischen
Entstehen und Vergehen der Welt trat die Stoa in entschiedenen Gegensatz zu
der Ewigkeit der Welt, me sie von Aristoteles und Theophrast angenommen
wurde, so daß sich ein heftiger Streit zwischen Zenon und Theophrast über
diesen Punkt abspielte. Doch ist bereits Diogenes der Babylonier in seinem
höheren Alter wenigstens zum Zweifel an dem Dogma von der Weltverbrennung
gekommen. S. darüber Philon tieoI d({&aoolag y.ooftov 77 VI S. 97 C.-W.
Diog. L. 7, 140 bezeugt als Lehre der Stoiker die Einheit, Begrenzt-
heit und Kugelgestalt der Welt. Jenseits der Welt ist das unbegrenzte
Leere (vgl. St. v. fr. II No. 534 ff. 547 ff.). Die Zeit ist (Diog. L. ebd. 141)
die Ausdehnung der Bewegung der Welt (didaxtj/ia xrjg xov y.oofiov yiri'joeoig).
Sie ist unendüch nach der Seite der Vergangenheit und der Zukunft (vgl. St. v.
fr. II No. 509 ff.).
AUe Einzelwesen sind voneinander verschieden. Seneca, der hier wohl
die alte Lehre vertritt, sagt Epist. 113, 16: Inter cetera, propter quae mirabile
divini artificis Ingenium est, hoc quoque existimo (daß nämlich jedes Wesen
seine besondere Farbe, Gestalt und Größe hat), et quod in tanta copia rerum
numquam in idem incidit: etiam quae similia videntur, cum contuleris, diversa
sunt exegit a se, ut, quae alia erant, et dissimilia essent et inparia.
Nicht zwei Blätter, nicht zwei lebende Wesen sind einander völlig gleich.
(Dieser Gedanke ist der nämliche, den später Leibniz als principium
identitatis indiscernibilium aufstellte und dem Zusammenhange seiner
Monadologie einreihte; vgl. Grundriß III" S. 172 f.).
Alles geschieht nach dem Verhängnis (der £'«^^»ao,»£')'>; [/7e.Toc'j/<£i"»;],demFatum),
Avelches in heraklitischer Weise als die Vernunft im All gedacht Avird, als das
allgemeine Gesetz, die strenge Verknüpfung von Ursache und AVirkung (Diog. L.
7, 149, St. V. fr. II No. 915 : ya&' Eifiuo/nevtjv de (paai zd Tcdvza yivtadai Xovoi:rnog tv
xoTg CTsgl si/iaQ/Lisrt]g y.al üoasidwviog .... eozi de ec/:iaQii£vt] aizca zcör orz(or
eiQOf^ievT] ij z.oyog xad' ov 6 y.öa^iog die^dyszai). Es ist keine besondere Macht
neben der Gottheit, sondern die Gottheit selbst, insofern sie alles in einen not-
wendigen, unauflösbaren Zusammenhang gefügt hat. Doch scheinen nicht alle
Stoiker die Notwendigkeit in einem so strengen, alles umfassenden Sinne ge-
nommen zu haben. Kleanthes in seinem „Hymnus auf Zeus" nimmt von der
durch Gott bestimmten Notwendigkeit die bösen Taten aus, indem er sich etwa
in folgender Weise äußert: Nichts geschieht ohne dich, Gottheit, außer was die
Bösen tun durch ihre eigene Unvernunft; aber auch das Schlimme wird durch
dich wiederum zum Guten gelenkt und dem Weltplane eingeordnet (Stoic. vet.
fr. I No. 537, S. 122, 11 ff,). Dieser Notwendigkeit muß sich alles Einzelne
440 § 57. Die alte Stoa: Das System. II: Physik.
fügen, freiwillig oder gezwungen; vgl. Kleanthes bei Epiktet, Ench. 53, St. v_
fr. I Xo. 527:
"Ayoi- Se li, w Zev y.al ov y ^ Uenocoufvt],
'ö'.-TOi .Tod' vuTv Eii.li ^tarsrayiisrog,
c6^ eifOfiai y äoxvog' fjv öe yt f^ii] di'uo,
xaxb^ yerouEvog ovöev rjxxov k'yiouai.
Dieser stoische Fatalismus bereitete Schwierigkeiten, sobald man die Frage nach
der sittlichen Zurechnung aufwarf. Die Stoiker mußten diese Schwierigkeiten
um so mehr zu heben versuchen, je strenger ihre Ethik war und je größeres
Gewicht sie dieser Ethik in dem Ganzen ihres Systemes beimaßen. Von einem
solchen Versuche erfahren wir durch Cicero de fato. 18, 41 (St. v. fr. II No. 974):
Chrysippos suchte durch Unterscheidung zwischen causae principales und adiu-
vantes das Fatura festzuhalten und doch der die Zurechnung aufhebenden neces-
sitas zu entgehen, indem das Fatura nur die causas adiuvantes herbeiführe, der
appetitus aber bei uns selbst stehe. Das Nähere darüber in § 58. Vgl. im übrigen
zur Lehre vom Fatum St. v. fr. II No. 912 ff., I No. 175 f.
Die Vorsehung (:ro6voia) ist vom Fatum nicht verschieden. Sie ist die
Heimarmene unter einem besonderen Gesichtspunkte, nach einer besonderen Seite
ihres Wesens betrachtet. Tritt in der Eluaousvt] die Unverbrüchlichkeit des
Kausalzusammenhanges zutage, so stellt die Iloövoia die weise und wohlwollende
Fürsorge dar, die alles aufs beste ordnet, so daß der Mensch sich dieser Logik,
die durch das Ganze geht und für ihn besonders sorgt, unbedingt anvertrauen
kann. Gott ist der Vater aller, ist wohltätig und menschenfreundlich, und so ist
die physische Ansicht von der Welt bei den Stoikern durchaus optimistisch. Die
sogenannten Übel in der Welt sprechen freilich als durchaus unlogisch gegen die
äußerlich gefaßte Teleologie. Deshalb sind die Stoiker gezwungen, die Übel mit
dem Zweckvollen in Einklang zu bringen, und geben eine ausgeführte Theo-
dizee, eine Rechtfertigung Gottes, bei der sie, namentlich Chrysippos, freilich
ins Kleinliche, ja ins Lächerliche geraten, aber noch nicht in dem Grade wie die
Physikotheologen des 18. Jahrhunderts. Das Nähere über die :iq6voiu St. v. fr.
II No. 1106 ff., I No. 172. 174. 176.
Mit der göttlichen Fürsorge brachten die Stoiker die Möglichkeit eines
Vorauswissens und -verkündigens künftiger Dinge, die Weissagung, in engste
Verbindung. Auch in diesem Punkte, wie in ihrer Theologie, schlössen sie sich
im allgemeinen dem Volksglauben an, aber doch wieder so, daß sie die herrschen-
den Vorstellungen mit den Voraussetzungen ihres Systems in Einklang brachten.
Sie entkleideten die Mantik ihres Wundercharakters und suchten sie auf wissen-
schaftlichen Boden zu stellen. Die Handhabe bot ihre Lehre vom einheitlichen,
gesetzmäßigen Zusammenhange aller Dinge. Ist ein solcher vorhanden, dann
besteht auch zwischen dem zukünftigen Ereignis und dem uns als Vorzeichen
dieses Ereignisses dienenden Vorgange (Vogelflug u. dgl.) eine natürliche Ver-
knüpfung. Die Aufgabe der Mantik ist, die Art dieser Verknüpfung durch die
Erfahrung festzustellen und darnach von Fall zu Fall die Zeichen zu deuten
(Cic. de div. 1, 52, 118; 2, 14, 33 [St. v. fr. II No. 1210 f.J ; zur stoischen Divi-
nationslehre im ganzen St. v. fr. II No. 1187 ff.).
Als das bedeutendste Dokument der stoischen Theologie mag der
Hymnus des Kleanthes auf Zeus (bei Stob. Ecl. 1, 1, 12, I S. 25, 3 W.;
Stoic. vet. fragm. I No. 537) hier eine Stelle finden.
§ 5<. Die alte Stoa: Das System, II: Physik. 447
Krfiiar düaräiiov, .TolvojrvfiS, jTayxouTkg aiti,
Zev, (fvoewg dox>jyf, vöfiov fiha Jiäviu y.rßsnrojv,
yaiQS' ak yag jrdvTEaoi dtfiig OvijzoTat TioooavfxT.v.
EH oov yäg yit'og- iaukv ']• fjj^ov ^ufirjfia /.axövre?
I.IOVVOI, oau ^iosi TS xal k'gjrei drt'/r f.Tt yatav,
zip OS Ha&vfiv^aco, xal aar ngäzog alsv dsiaco.
aoi 5>f jräg 68s HÖofiog sÄiaoö/iisvog nisgl yaiav
:isi&szai, ^ xsv äytjg, xal ixcov VJio osTo XQazsizui.
ToTor e'x^ig vTzosoyov avixrjzoig vtio x^Qoiv,
du(ftjxtj, jivQÖsvza, dsi^coovTU xsQavvöv,
zov ydg vtco nlrjyfjg ffvascog jzdvz' sooi'ya(oiv).
(Ol av xazevdvvstg xoivov /.öyov, og Siä :n:dvTO)v
(poizä ^Lyvvi.iEvog /nsydkoig fiixgoTg zs qmsaai,
(Ol av röaog ysyaojg vjiarog ßaaüsvg diä :zai'zös.
ov8s ZI yiyvszai k'gyov sjii /d-ovl aov öixa, Saifiov,
oi'ze xaz' aldioiov '&eTov n:ökov ovi svl jiÖvko,
jiXrjv 6:;i(faa qe^ovoi xaxoi a(psziQaiaiv dvoiatg.
(üj.d ov xal zä zisoiood E:jiazaoai ägzia dslvai,
xal xoofiEiv zuxoofiu, xal ov (pÜM aol (piÄa iaziv.
(o8s yÜQ sig SV ndvza avvt'jQ/iioxag Eodlä xaxoloiv,
(öa&' Eva yiyvsa&ai :idvzcov '/.öyov alh' iövra,
ov cpsvyovtsg swatv oaoi dvrjzcöv xaxoi eioi,
dva/noQoi, Ol T dya'&cjv /nkv dsl xzfjoiv Tzo&Eovtsg
om saoQcoot &sov xoivov v6f.iov ovzs xkvovoiv,
(Li XEV n:Ei§6fiEV0i ovv vä) ßi'ov £od/.6v EyoiEV.
avzol 8' avd' oof^iwaiv ävoi xaxov äk/.og eti äV.o,
Ol /iikv v:z£Q 86^t]g ojiovSijv Svasgiaiov s'/ovzsg,
Ol 8' ijTi xsQ8oovrag zszgafifXEvoi ovdsvl x6a/ii(p,
a'/J.oi 3' sig ävsaiv xal ocofiazog i]8sa sgya.
i:z äV.oze 8' äkka (pigovzai
ajZEv8ovzsg fiuka JidjXJiav evavria zcöv8b ysviodai.
dk).d Zev ndvdcoQs, xE/.aivE<pEg, dgyixEQavvE,
dv&QCüJzovg (ftsv) qvov djisiQoavvijg d.To k.vygijg,
)}v av, -Tarfg, axiSaaov ifv/j^g ano, 86g 8k xvofjaai
yv(öfit]s, [j jziovvog av 8ixr}g fiiza jzdvza xvßsoväg,
o(pQ av zi^rji^Evzsg diiEißcöfiso&d as tififj,
vfivovvzsg zu od sqya diTjvsxig, (hg snsoixs
dvrjzov iövz', ejzeI ovzs ßgozoTg yigag äXXo zi /.ieTCov
ovzs ßsoTg rj xoivov dsl vöfiov iv Sixjj vfivsXv.
Die menschliche Seele ist z6 av^icfvsg 7]/nTv nvsv^a (Diog. L. 7, 15G, St.
V. fr. II Xo. 774, vgl. 778), oder näher (nach Chrys. b. Galen, Hipp, et Plat.
plac. S. 251 Müll., St. v. fr. II No. 885) ^vsvfia av^Kfvzov t^/hTv aws/Jg jzavzl zcS
ocöjnazi 8ifjxov. Seiner Beschaffenheit nach wird dieses jivev/hu als vobqov ßegfiöv
charakterisiert (Aet. plac. 4, 3, 3, St. v. fr. II No. 779). Auch als Feuer kann
die Seele bezeichnet werden (Cic. de nat. deor. 3, 14, 36; Tusc. disp. 1, 9, 19
[St. V. fr. I No. 134]). Ihre acht Teile (den herrschenden Teil [das i^ys/novixov,
die Vernunft], die fünf Sinjie, das Sprachvermögen und die Zeugungskraft)
nennen Aet. plac. 4, 4, 4, Diog. L. 7, 110. 157 u. a. (St. vet. fr. II No. 827 ff.).
Daß das Hegemonikon in der Brust, nicht im Haupte wohne, folgerten
Chrysipp und andere Stoiker hauptsächlich aus dem Umstände, daß die Stimme,
448 § 58. Die alte Stoa: Das System, III: Ethik.
der Ausdruck des Gedankens, aus der Brust herkomme. Doch waren manche
Stoiker hiermit nicht einverstanden und setzten den herrschenden Teil der Seele
ins Haupt (Galen Hipp, et Plat. plac. S. 251 M. [St. v. fr. II No. 885] ; ebenda
S. 317 [St. V. fr. II No. 908|, vgl. Kornut. Epidr. 20 S. 35, 6 ff. L.; Philod. d.
piet. l(j, S. 549, 9 ff. Diels [St. v. fr. II No. 910]). Solange der Teil der allgemeinen
Vernunft, welcher in den einzelnen Menschen übergegangen ist, im Menschen
wohnt, ohne sich durch die Rede zu äußern, ist er der ?.öyoc svöiddsros, sobald
■er sich aber durch Worte kundgibt, heißt er ).6yo? noocpoQixög, Bezeichnungen,
die von den Stoikern auch zu anderen Philosophen übergegangen sind und später
bei den Kirchenvätern besonders auf .das Verhältnis des Logos zu dem Vater
angewandt wurden (vgl. übrigens Plat. Soph. 263 e: die öiävoia ist die innere
Rede des Geistes, und Aristot. Anal. post. 10, 76 b 24 f . : x6v f^co Xöyor — töv h
Tfi tj'v/Jj [/.öyof]). — Von einer ununterbrochenen Fortdauer der Einzelseele
konnte nach den allgemeinen Voraussetzungen der stoischen Physik keine Rede sein.
Mit dem Weltbrando kehrt auch die am längsten lebende Einzelseele ins Urfeuer
zurück, um dann freilich mit der Welterneuerung wieder als die alte zu erstehen.
Bei dem Problem der Seelenfortdauer konnte es sich also nur darum handeln,
wie weit die Seelen bis zur Ekpyrosis fortleben. Kleanthes nahm dies für alle
Seelen an, Chrysippos aber gestand es nur den Seelen der Weisen zu (Diog. L.
7. 157, St. V. fr. I No. 522, 11 No. 811).
Die Pflanzen besitzen nach stoischer Auffassung keine Seele (St. v. fr. II
No. 708 ff.; anders Piaton [s. o. S. 335]), wohl aber die Tiere. Im ganzen unter-
scheidet die Schule vier Arten von Naturdingen. Auf unterster Stufe steht das
Unorganische, dessen Daseinsprinzip eine es zusammenhaltende fi<? ist. Es
folgen die Pflanzen, die von der epvaig (der zur Bewegungskraft gesteigerten
^gic) beherrscht werden. Das Lebewesen überhaupt besitzt ipvyrj, die sich von
den beiden unteren Prinzipien durch das Hinzutreten von Vorstellungsvermögen
und Trieb {cpavTaoia und oq/j.}]) unterscheidet. Beim Menschen gesellt sich dazu
noch die Vernunft, der ?.6yog (St. v. fr. II No. 458). Beim Lebewesen stellt
sich nach seiner Geburt zunächst die Selbstwahrnehmung ein {aia&t]ncg eavTov).
Aus diesem rein intellektuellen Verhalten wächst alsbald ein anderes, der Ge-
fühls- und Willenssphäfe zugehöriges hervor: das Wesen tritt in ein Zugehörig-
keitsverhältnis zu sich selbst, es entwickelt sich die .-roog suvrovg oiy.skoaig, die
in Selbstliebe und Selbsterhaltungstrieb zur Erscheinung kommt. Über diese
Lehren orientiert in eingehender Weise die neuerdings durch einen Papyrusfund
z. T. wieder ans Licht gekommene 'H&iy.)) azor/süoaig des Hierokles (s. § 68);
vgl. Hermes 51 (1916), 518 ff. Im übrigen vergleiche man das Nähere über die
stoische Psychologie in St. v. fr. II No. 773—911; I No. 134-151, 518—526.
§ 58. Die alte Stoa: Das System, III : Ethik.
Die Ethik der Stoa umfaßt ein Doppekes, einmal die reinen
Begriffe und allgemeinen Grundsätze, sodann die Anwendung
dieser auf einzelne Lebensgebiete. Das zweite geht auf das
Praktische, das erste hält sieh mehr in der Theorie. — Das
oberste Lebensziel, die Glückseligkeit (svdaif.iovia, evQoia ßioi)
oder das höchste Gut ist die Tugend' in spezifisch stoischer
Beziehung: das naturgemäße Leben {ofioloyoi/neviog xr^ qvoei
L.r^v), die Übereinstimmung des menschlichen Verhaltens mit dem
§ 58. Die alte Stoa: Das System, II I: Ethik. 449
allbeheiTschenden Naturgesetz, der Vernunft in der W^elt, oder
des menschlichen Willens mit dem göttlichen Willen. Nicht in
der Betrachtung, sondern im Handeln liegt die höchste Aufgabe
des Menschen. Die Tugend ist zur Glückseligkeit ausreichend.
Sie allein ist ein Gut im vollen Sinne des Wortes; alles, was
nicht Tugend oder Laster ist, ist auch weder etwas Gutes noch
etwas Böses, sondern ein Mittleres, Gleichgültiges (adiäcpogov,
..Indifferentes"); unter diesem Mittleren ist aber gleichwohl
einiges vorzuziehen (TCQotjuevov), anderes abzuweisen (drro-
7TQoi]yi.tevoi'}, wiederum anderes im engeren Sinne gleichgültig.
Die Lust ist etwas zur Tätigkeit Hinzutretendes, das nicht ein
Ziel unseres Strebens werden darf.
Die Kardinaltugenden sind: sittliche Einsicht (qQ^rr^oig),
Tapferkeit, Besonnenheit und Gerechtigkeit. Die Tugenden
stehen miteinander in unlösbarem Zusammenhange, so daß nie-
mand eine einzelne besitzen kann, der nicht alle besitzt. Die
vollkommene Pflichterfüllung oder das xarögO-coina ist das
Rechttun in der rechten Gesinnung, wie sie der Weise besitzt;
das Rechte im Handeln als solches, wobei es auf die Gesinnung
nicht in erster Linie ankommt, ist das Geziemende (-AaS-rfMv). —
Nur der Weise leistet die vollkommene Pflichterfüllung. Der
Weise ist leidenschaftslos, obschon nicht unempfindlich; er übt
gegen sich und andere nicht Nachsicht, sondern Gerechtigkeit;
er allein ist frei; er ist König und Herr und steht an innerer
Würde keinem andern Vernunftwesen, auch selbst dem Zeus
nicht nach; er ist Herr auch über sein Leben und darf dasselbe
nach freier Selbstentscheidung beenden. Die späteren Stoiker
gestanden ein, daß kein einzelner dem Ideale des Weisen voll-
kommen entspreche, sondern faktisch nur der Unterschied der
Toren und der (zur Weisheit) Fortschreitenden (^cooy.ÖTrTovveg)
bestehe.
Das Handeln des Menschen geht auf die menschliche
Gemeinschaft. Alles andere ist um der Menschen und Götter
willen geAvorden, der Mensch aber um der Gemeinschaft willen.
So ist auch der Trieb nach Gemeinschaft mit der Vernunft in
jedem Menschen gegeben; da aber in allen Menschen dieselbe
Vernunft lebt, welche als allgemeines Gesetz gelten soll, gibt es
nur ein Gesetz, ein Recht, einen Staat, und so setzen die
Stoiker an die Stelle der einzelnen Staaten den Weltstaat, an
die Stelle der Politik den Kosmopolitismus.
Quellen: Stoic. vet. fr. I No. 178—276 (Zenon), 351—403 (Ariston von
Chios), 552-588 (Klean thes), III No. 1—768 (Chrysippos). Ebenda S. 218 ff.,
Ueberweg, Grundriß I. 29
450 § 58. Die alte Stoa: Das System, III: Ethik.
No. 38—53 (Diogenes von Seleukeia); S. 251 ff., No. 51— ()7 (Antipatros von
Tarsos).
Hier im Grundriß muß zweckentsprechend der theoretische, allgemeine Teil
der Ethik vor dem ins Einzelne, Praktische gehenden das Übergewicht haben. —
Nach Stob. Ecl. II S. 75, 11 ff. W., St. v. fr. I No. 179. 552, vgl. III Xo. 12,
soll Zenon das ethische Ziel als die Übereinstimmung mit sich
selbst bezeichnet haben: t6 ouoXoyovfievcog tJ/v, tovto <5' farl yad' Fva }.6yov xai
avfiqMvcog L.fjy\ und erst Kleanthes zu ofioXoyovitfvo)? hinzugefügt haben: t[]
(fvcFi. Doch sagt Diog. L. 7, 87, St. vet. fr. I No. 179, Zenon habe in der
Schrift .Tfßt ävÜQcänov ffvaecog das ofioAoyovftfvcog ri] cpvoEi Qiiv als das Moral-
prinzip aufgestellt, und diese Angabe erscheint nicht unglaubhaft, da bereits von
Speusippos die Glückseligkeit als k'^ig rsÄsia iv roTg xarä (pvaiv syovaiv (nach
Clem. Alex. Strom. 2, 22, 133, II S. 186, 19 f. St., Speus. fragm. 57 L.) definiert
worden war (s. oben S. 355), und da Polemon gefordert hatte (nach Cic. Acad.
pr. 2, 42, 131): honeste vivere, fruentem rebus iis, quas primas homini natura
conciliet (s. oben S. 357), und da ferner auch Heraklit (fr. 112, s. oben S. 72)
die ethische Forderung aufgestellt hatte: d/.ydsa Uysiv xai jioifTv xmä ipvaiv
irraiofTag. Aber es ist sehr wohl möglich, daß die bei Stobaios dem Zenon zu-
geschriebene Formel in der alten Stoa neben der gewöhnlichen vorkam, da auch
bei Seneca die beiden Angaben über das ethische Ziel sich finden : De vita beata
8, 2: Idem est beate vivere et secundum naturam; ebenda 8. 6: quare audaciter
licet profitearis summum bonum esse animi concordiam; Ep. 20, 5: Quid est
sapientia? semper idem velle atque idem nolle; licet illam exceptiunculara non
adicias, ut rectum sit, quod velis: non potest enim cuiquam idem semper placere
nisi rectum. Aus dem letzten Zusatz geht schon hervor, daß schließlich die
beiden Formeln inhaltlich auf dasselbe hinausgehen. Konsequent im Handeln
kann man nur sein, wenn man seiner Natur nach lebt. Vgl. auch Stob. Ecl. II
S. 77, 16 W., St. V. fr. III Xo. 16: Te).og 8s (paoiv elvai zo evSaifioreiv, ov i'vexa
jiävza :jQäxTBTai, amo 8e jigärterai fisv, ovdsrog Ss evexa (vgl. Piaton oben S. 252.
261). TOVTO de Vjtägy^eiv iv tcö xaz' aQBTrjv i^fjv, iv tw ofio?MyovfiFvcog Lfjv, sti, Tamov
ovTog, iv TW xazä cpvaiv l^fjv .... Sfj/.ov ovv ix tovtwv Sti loobvva^ti to xarä
(pvaiv ^ijv xai t6 xakcög l^fjv xai t6 ev Cijv xai jiäXiv to xaXov xayador xai rj ageir)
xai TO jXETOXov dgsTfjg, xai oti jtäv dyaßov xaXöv, Ofioicog 8k xai .-rar aia/Qor xaxöv
8i o xai TO 2tcoix6v TsXog ioov övvaodai tcö xaT doszTjv ßio).
Die qpvaig, der der Mensch zu folgen hat, erscheint bei Kleanthes als die
allgemeine Natur, d. h. die des Weltalls (St. v. fr. I Xo. 555); Chrysippos
dagegen bezeichnet sie als die allgemeine und im besonderen die mensch-
liche Xatur (die in ihren Forderungen sich decken, insofern unsere Natur nur
TeU und Absenker der allgemeinen Natur ist). Seine Formel war: xar i/unsigcav
TMv tpvoEi avftßaivövTcov C^}v oder dxo'/.ovdoig ttJ cpvosi l^fjv (Diog. L. 7, 87 ff., St.
V. fr. III No. 4). In den Formeln, deren sich spätere Stoiker bedienten, gibt
sich meist eine Hinneigung zur anthropologischen Fassung des Mor^lprinzips
kund, insbesondere in dem Satze einiger Jüngeren (bei Clem. AI. Strom. 2, 21,
129, 5, II S. 183 St.): TiXog sivai to ^fjv dxo/.ovßcog Tfj tov drdQOj^ov xuTaoxEvfj,
wiewohl dies nur eine Veränderung des Ausdrucks, nicht des Inhalts ist. Die
Formel des Babyloniers Diogenes war: EvloyioTsTv iv Tt] tc5v xaTa qn'oiv ixloyfj
xai djiexkoyfj, St. V. fr. III S. 219, Xo. 44. 46, die des Antipatros von Tarsos:
l^fjv ixXsyofiEvovg /nsv tu xaTo. (pvoiv, di^zExX.syo/nEvovg 8k rä tuagd (pvaiv (oft formu-
lierte er das Ziel auch so: :^civ zo xaff" avxov jioieTv 8it]VExa)g xai d:iaQaßÜToyg JTQog
TO Tvyxdrsiv rcüj- :joorjyovfiEvcov xaxa <pvocv), St. V. fr. III S. 252, No. 57, die des
i
§ 58. Die alte Stoa: Das System, III: Ethik. 45I
Panaitios: i^//v xaxa xa<; SeSo^/gra? rjfilv ix (pvascog d(fO()^d?, die des Poseidonios:
^^v {tecüQOvt'za zrjv xwv o/.cov ä/.^&etav xai xä^tv xal avyxaxaaxeväCovxa avrov
y.axä x6 Svvaxöv, y.axä fit]Sev dyöfievov vjio xov ä/.6yov fiegoin; xfjg yv/Jjg (Clem.
Alex. Strom. 2, 21, 129, 4, II S. 183 St.). — Die beiden letzten, den Hauptver-
tretern der mittleren Stoa (unten § 66) angehörigen Telosbestimmungen haben
wir hier sogleich angeführt, damit sie mit den früheren verglichen werden können.
— Die Formeln, auch die anderer, finden sich außer bei Clemens und Diog. 7,
87 ff. noch bei Stob. Ecl. II S. 75, 11 ff. W. Aus den St. v. fr. sind zur Telos-
bestimmung zu vergleichen III No. 2—28; S. 219, No. 44. 46; S. 252 f., No. 57
bis 59; I Xo. 179 — 182, 552—556. Zur geschichtlichen Erklärung der Telos-
formeln s. besonders Ad. Bonhöffer, Die Ethik des Stoikers Epictet, S. 163 ff.
Nicht auf Lust, sondern auf Selbsterhaltung geht der ursprüngliche
Lebenstrieb nach Chrysipp im ersten Buche jisqI xeX&v (Diog. L. 7, 85, St. v. fr.
III No. 178): :xQWZov olxelov sirai ::xavxl ^cöco xrjv aviov ot'oxaaiv xal xi]v ravxtjg
avreiStjaiv. Die Ethik knüpft hier an die in der Physik (oben S. 448) ent-
wickelte Lehre von der olxeicooig an. Die Lust ist eine sich von selbst ein-
stellende Folge (ijitysrrtjua) des gelingenden Strebens nach dem, was mit
unserer Natur harmoniert, und darf nicht als Ziel ins Auge gefaßt werden (Diog.
L. 7, 94; Sen. de vit. beata 9, 1 f . ; 15, 2. Zu s.-xiyh'vt]/L(a vergleiche man Arist.
Eth. Nie, K 3, 1174 b 31 ff.: xs/.eioT ök xr/v iveoysiav ^ ?)dovj; ovy^ (og f] i'^ig svvji-
do/ovoa, aAA' (bg i.-riy iyv6/u.sv6v xi xelog). Unter den verschiedenen Elementen
des menschlichen Wesens ist das höchste und für das sittliche Verhalten aus-
schlaggebende die Vernunft, durch welche wir das allherrschende Gesetz oder
die Ordnung des Weltalls erkennen. Aber nicht die Erkenntnis als solche,
sondern die gehorsame Befolgung der göttlichen Naturordnung ist unsere oberste
Pflicht. Chrysippos tadelt (bei Plutarch de St. repugn. 2, S. 1033 d, St. vet. fr.
III No. 702) diejenigen Philosophen, denen das theoretische Leben als Selbst-
zweck gilt, indem er dafür hält, daß sie im Grunde doch nur einem feineren
Hedonismus huldigen. Doch muß die rechte ngä^ig in dem vernunftgemäßen
Leben (ßlog /.oytxög) auf der decooi'a beruhen und mit ihr verschmolzen sein. In
der Höherschätzung des Theoretischen liegt ein wesentlicher Unterschied der
Stoa gegenüber dem Kynismus.
Das vernunftgemäße Verhalten ist die Tugend (recta ratio, Cic. Tusc. 4,
15, 34, St. V. fr. III No. 198; ratio perfecta, Seneca Ep. 76, 10, St. v. fr. III
No. 2(X)a). Sie ist eine öidßeoig, d. h. ein Zustand, der (wie die Geradheit) kein
Mehr noch Minder zuläßt (Diog. L. 7, 98. 101, Simpl, in Categ. S. 237, 31 ff.,
284, 32 ff. Kalbfl., St. v. fr. II No. 393). Es gibt eine Annäherung zur Tugend,
aber der, welcher sich annähert (d n:oox6.-ixo}v), steht noch ebensowohl, wie der
durchaus Lasterhafte, in der Untugend; zwischen Tugend, und Untugend {dosxt)
xal xaxta) gibt es kein Mittleres (Diog. L. 7, 127; Stob. Ecl. II S. 65, 7 W., St.
V. fr. I No. 566). Kleanthes erklärte (mit den Kynikern) die Tugend für unver-
verlierbar (dvan6ß}.r)xov), Chrysippos für verlierbar {d7ioßh]xriv, Diog. L. 7, 127, St.
V. fr. I No. 568 f.).
Wie andere Philosophen unterscheiden auch die Stoiker innerhalb der
Tugend als Gesamtzustand eine Reihe von Einzeltugenden. Sie werden von
Zenon sämtlich auf die tfoovqoig zurückgeführt, jedoch so, daß diese sich bei
dem Zuerteilen als Gerechtigkeit, bei dem Erstreben als Besonnenheit, bei dem
Erdulden als Tapferkeit gestalte (Plut. de Stoic. repug. 7, S. 1034 c. St. v. fr. 1
No. 200, Plut. virt. mor. 2, S. 441 a, St. v. fr. I No. 201 [vgl. II No. 263] :
OQi^öfisvog XTjv (poövrjoiv iv /ukv d:rovsfirix80tg dixaioo'vvT]v, iv S aigezsoig ooiq:ooavvi]r .
iv 5' v:TOfievEXEotg dvÖQiav). Neben der platonischen Vierzahl tritt auch der pla-
29*
452 § •'^S- i^'e alte .Stoa: Das System, III: Ethik.
tonische lutcllektualismus zutage, wenn die Stoiker die Einsicht (cpQÖn^oig, ent-
sprechend der platonischen aocpia) definieren als FTnort'jfi}] äyaßcöv xal xay.öw xal
ovtieTFOcoy, die Tapferkeit als i.-ztazfjfii] Seivojj' y.al ov ÖEtvcör y.al ovSereocor (vgl.
Platon oben S. 241. 244. 289), die Besonnenheit (Selbstbeschränkung) als
i::TiaTi'jut] aioezcör y.al <pEvxrü)v y.al ovSersoMv, die Gerechtigkeit als s.-riar/jfitj
djiorsiDjTcy.r] rfjg d^cag Fy.äorco (die einem jeden zuteilt, was ihm gebührt,
suura cuique tribuens); vgl. St. v. fr. II Xo. 262 f. 265 ff. Diesen Haupt-
tugenden werden zahlreiche andere Tugenden untergeordnet (St. v. fr. III
No. 264 ff.). Die Tugenden sind alle untrennbar miteinander verbunden :
rä? 8e aoEzäg /Jyovair uviay.olovd tTv (term. techn., der auch bei anderen Philo-
sophen in späterer Zeit eine Rolle spielt) a/.h)).aig y.al rov fit'av k'yovra .-rdaag k'yetv
(St. v. fr. III Xo. 295 ff.). In jeder Handlung des Weisen sind die sämtlichen
Tugenden enthalten (Stob. Ecl. II S. 65, 12; 102, 20 W., St. v. fr. III Xo. 557.
563). Für die Einzelheiten der stoischen Tugendlehre vergleiche man St. v. fr.
III Xo. 197—307, I No. 199-204.
Die Tugend ist zur Glückseligkeit, die wie von den Früheren, so auch
von den Stoikern als das ethische Ziel des Menschen hingestellt wird, ausreichend
(Cic. Parad. 2 § 16 ff.; Diog. L. 7, 127, St. v. fr. III No. 49), nicht als ob sie
unempfindlich gegen den Schmerz mache, sondern weil sie ihn überwindet (Sen.
Ep. 9, 3). Sie ist somit das einzige Gut. Gleichwohl soll nicht alles andere
gleichgültig und für die Wertschätzung außer Frage bleiben. Hier stellen die
Stoiker einen Unterschied auf zwischen jrooijyusva und ä:Tonfoo7j'//iira. Die
TZQorjyiisva sind nicht Güter, aber doch schätzbare Dinge, denen wir naturgemäß
nachstreben. Definiert werden sie als Dinge, die (relativ) viel Wert haben (aber
nicht den größten Wert, der das Kennzeichen des uyaOöv im Gegensatz zum
noorjyfievov ausmacht), die djTo:roo)]yidva als Dinge, die viel Unwert haben. Zu
den .-Tgo)]yuh'a gehören die ersten Objekte der natürlichen Triebe (tä Tioona y.axd
cpvaiv, prima naturae, auf dem Gebiete des Seelischen gute Beanlagung, Kunst-
fertigkeit, sittlicher Fortschritt [:nooy.o:n], im Gegensatze zur vollendeten doer)).
die kein :i:oo7]yii£vov, sondern ein dya&6r ist], auf körperlichem Gebiete Leben,
Gesundheit, Stärke usw., auf dem Gebiete des Äußeren Reichtum, Ansehen, edle
Abkunft usw.). Es ist geziemend, denselben nach der Ordnung ihres Wertes
nachzustreben (St. v. fr. III Xo. 127 — 139). Zwischen den jrgoijy/ih'a und
djio^igoijyiiifu liegen (als Adiaphora^ im engeren Sinne) die Dinge, die nicht
einmal einen solchen bedeutenden Vorzugswert oder das Gegenteil dieses Wertes
besitzen, vne z. B. die Tatsache, daß man eine gerade oder daß man eine
ungerade Zahl Haare auf dem Kopfe hat, u. dgl. (Diog. Laert. 7, 104, Stob.
Ecl. II 79, 4 ff. W.).
Die Handlung (iveoytjiia), welche, der Xatur eines Wesens gemäß, im
allgemeinen y.ard '/.6yov ist und welche demgemäß sich mit gutem Grunde recht-
fertigen läßt, ist das ya^fjxov , das vollendet« y.aßfjyoi' aber, welches yaid rov
oodov }.6yov geschieht, auf tugendhafter Gesinnung oder dem vollen Gehorsam
gegen die Vernunft beruht, ist das yaröo&oijiia (Diog. L. 7, 107 f., bei dem freilich
yazoodcoaa nicht vorkommt; Stob. Ecl. II 85, 12 ff. W. Der Unterscheidung von
Legalität und Moralität läßt sich der Gegensatz von y.aür)y.or und yazÖQÜw/ia nur
mit Einschränkung gleichsetzen; vgl. Bonhöffer, Die Ethik des Stoikers Epictet
S. 198 ff. — Das Xähere über y.adryy.or und y.azoQdcojLia s. in den Quellen stellen
St. V. fr. III Xo. 491—523; I Xo. 230-232). Keine Tat als solche ist löblich
oder schändlich ; eine jede selbst von denen, die für die frevelhaftesten gelten,
ist gut, wenn sie in der rechten Gesinnung geschieht, im entgegengesetzten Fall
ist eine jede böse (Sen. Ep. 95, 57 [St. v. fr. III Xo. 517], vgl. Orig. c. Gels. 4,
§ 58. Die alte Stoa: Dns System, III: Ethik. 453
45, 8. 318, 5 t'f. Koe.). Da auch das Leben zu den uöidc/oga gehört, so ist die
Selbsttötung gestattet als evXoyog i§aya>yi^ (Cic. de fin. 3, 18, 60; Diog. L. 7,
130; diese und andere stoische Stellen über den Selbstmord St. v. fr. III No. 757
bis 768, I No. 258). Vgl. insbesondere Sen. de provid. c. 6, 7: Ante omnia cavi
(die Gottheit spricht), ne quid vos t^ueret invitos; patet exitus: si pugnare non
vultis, licet fugere. Ep. 12, 10: Malum est in iiecessitate vivere; sed in necessi-
tate vivere necessitas nulla est . . . patent iindique ad libertatem viae multae
breves, faciles; agamus deo gratias, quod nemo in vita teneri potest: calcare ipsas
necessitates licet. Ep. 104,21: cum Socrate, cum Zenone versare: alter te docebit
niori, si necesse erit, alter, antequam necesse erit.
Die wichtigste Forderung für das praktische Verhalten betrifft die Über-
windung der Affekte {n:ddi]). Die Stoiker haben die Affektenlehre teils
nach der psychologischen, teils nach der ethischen Seite hin zuerst ausgebildet.
Xach Zenon (Diog. L. 7, 110, St. v. fr. I No. 205; vgl. III Xo. 891) ist das
.-zäüos eine unvernünftige und naturwidrige Seeleubewegung oder ein das Maß
überschreitender Trieb, ä/.oyo; xal .-raoä cpvoiv yiv/J]? >iivtjoi? i] ogui] inXeovaCovou.
Intellektualistisch definiert Chrysippos die Affekte als (Falsch-) Urteile (St. v. fr.
III 456. 461). Die Hauptformen sind Lust, Begierde, Bekümmernis und Furcht,
iiie zerfallen in viele Unterarten. Die Hauptaffekte scheiden sich nach den
Kriterien: Gegenwart oder Zukunft, vermeintliches Gut oder vermeintliches Übel,
in einer durch folgendes Schema zu veranschaulichenden Weise:
Vermeintliches Gut Vermeintliches Übel
Gegenwart riSovrj lv:i:r]
Zukunft EJiidvfiiu ff'ößo;
(vgl. Cic. Tusc. 3, 11, 24 f. [St. v. fr. III No. 385]). Die Bekümmernis {/.vjzt],
aegritudo) wird definiert: Opinio recens mali praesentis, in quo demitti contra-
hique auimo rectum esse videatur (Sö^a jioöocfazog xay.ov jcaoovalag, kf' o) oiovrai
dnr avors/lEodai), die Lust {rjöovy), laetitia) als opinio recens boni praesentis, in
quo efferri rectum esse videatur {dö^a :TQ6o(faTog ayaifov :iaoovaiug, fr/' co oTorrai
ÖfIv L-taioEodai), die Furcht (cfößoc, metus) als opinio impendentis mali, quod in-
tolerabile esse videatur {(pvyrj utio Tiooodoxoiixevov öeivov), die Begierde (£:iii)vfuu,
libido) als opinio venturi boni, quod sit ex usu iam praesens esse atque adesse
(dioj^ig jtQoadoxcofiEvov ayadov): Cic. Tusc, 4, 7, 14; St. v. fr. III No 393, vgl.
391. 392. 394. Kein Affekt ist naturgemäß und nützlich, und deshalb ist die
Apathie geboten (St. v. fr. III No. 443—455) — eine Unterscheidungslehre der
Stoa gegenüber anderen Schulen, insbesondere dem Peripatos: Cic. Tusc. 4, 19,
43. Sen. Ep. 116, 1 (St. v. fr. III No. 443); Utrum satius sit niodicos habere
adfectus an nuUos, saepe quaesitum est: nostri illos expellunt, Peripatetici tem-
perant. Doch stehen den :tüüi] gegenüber die Ev^iädeiai, die vernünftigen Stim-
mungen der Seele. Von ihnen gibt es nur drei Hauptarten, die aber wieder
mehrere Unterarten in sich befassen : xagä, svläßsia und ßov/.tjoig, entsprechend
den Affekten rjöori'i, cpößog und E:Ttdv/iua, aber als vernunftgemäße Regungen
diesen Affekten entgegengesetzt. Der Är.T^?/ kann nichts Vernunftgemäßes ent-
sprechen, offenbar weil der Weise, als der einzig Vernünftige, nichts, was Traurig-
keit veranlassen könnte, d. h. etwas Schlechtes, in sich haben kann (Diog. L. 7,
115 f., Cic. Tusc. 4, 6, 11 ff.). Das Nähere über die stoische Lehre von n^dßt)
und Evjiü&Eiai St. V. fr. III No. 377—490, I No. 205—215, 570—575.
Das vernunftgemäße Verhalten ist vertreten durch den Weisen, dessen
Idealbild die Stoiker gerne ausführten. Er vereinigt in sich alle Vollkommen-
heiten und alle Glückseligkeit und steht selbst dem Zeus nur in Unwesentlichem
454 § ^^- Die alte Stoa: Das System, III: Ethik.
nach (Sen. de prov.: Bonus tempore tautum a deo differt). >sach Plut. de comm.
not. 33 lehrte Chrysipp: docr») ov/ vjreoeyfiv ror Ala rov Aitovos, w(psXeTo&ai zs
6/joUo; t'.T dX?.^}.o)y ror ACa y.al lor Akova ooqov? ovrag. Das Gegenstück des
Weisen, der Tor, ist dem Wahnsinnigen gleichzuachten (Cic. Paradox. 4; Tusc. 3
5, 10; 4, 24, 54 [St. v. fr. III No. 665J). Aber Schlechtigkeit und sittliches
Verderben walten überall, ja alle ISIenschen rasen, erreichen also die in ihnen
angelegte sittliche Vollendung nicht. Wenn auf physikalischem Gebiet die
beste Welt gelehrt wird, so hier auf ethischem die schlechteste. — Den Unter-
schied zwischen dem Weisen und dem Ilnweisen faßten Zenon und seine Nach-
folger schroff, indem sie die Menschen geradezu in gute {o:^ovöa[oi) und schlechte
{(pavloi) einteilten (Stob. Ecl. II 99, 4 f. W.; St. v fr. I No. 216). Die Schärfe
des Gegensatzes ergab sich schon aus den oben S. 451 f. erwähnten Lehren, daß
es zwischen der Tugend und ihrem Gegenteil kein Mittleres gebe und daß
alle Tugenden untrennbar miteinander verbunden seien. Das Nähere über
die stoische Zeichnung des Weisen und des Toren St. v. fr. III No. 544 — 684;
I No. 216—229.
Unbeschadet seiner moralischen Selbständigkeit steht doch der Weise mit
allen anderen Vernunftwesen in praktischer Gemeinschaft. Eine physikalische
Grundlage der Lehre von der menschlichen Gemeinschaft bildet wieder die
namentlich durch Hierokles uns bekannte Doktrin der olxsUooig. Diese, zunächst
in der Selbstliebe und dem Selbsterhaltungstriebe des Individuums sich äußernd,
dehnt ihren Bereich auf alles das aus, was infolge natürlicher Beziehungen im
weitesten Sinne dem Individuum zugehörig ist, so auf Eltern und Kinder, sonstige
Verwandte, Freunde, Volksgenossen und schließlich die gesamte Menschheit.
Ethische Aufgabe ist es, diese olxsia>oig, die naturgemäß zunächst dem eigenen
Selbst gegenüber am stärksten sein wird, auch in ihrer Ausdehnung auf die
Mitmenschen nach Möglichkeit gleich intensiv zu erhalten. Jeder Einzelne ist
gleichsam Mittelpunkt vieler konzentrischen Kreise. Der engste unter ihnen
umfaßt den eigenen Leib und was zu seiner Pflege gehört, die weiteren Kreise die
Anverwandten der verschiedenen Grade, die Genossen der engeren und weiteren
politischen und nationalen Verbände (Demen- und Phylengenossen, schließlich
Angehörige des gleichen Staates und Volkes überhaupt), der weiteste Kreis hat die
gesamte Menschheit zum Inhalte. Es gilt diese Kreise für unsere otHEtMoig mög-
lichst zusammenzuziehen. Das Höchste wäre erreicht, wenn sämtliche Peripherien
im Zentrum aufgingen, unsere oly.et'ojoig also mit gleicher Intensität, wie uns
selbst, die gesamte Menschheit umfaßte fHierokl. 'Hßixi, gtoi-/. Kol. 9, 2 ff.; der-
selbe bei Stob. 84, 23 S. 671, 8 ff. H., in v. Arnims Hierokles S. 61, 10 ff.; Alex.
V. Aphrod. im Suppl. Arist. II 1 S. 162, 18 ff. Weiteres Praechter, Hermes 51 [1916],
518 ff.). Wie wlie Oly.ei'ooaig-DoktTm mußte auch die Lehre von der Einheitlich-
keil des Weltorganismus, innerhalb dessen wieder die Menschen und Götter
untereinander durch den Besitz des /.öyog enger verbunden sind, auf die Betonung
des Gemeinlebens hinwirken. So pflegt der stoische Weise, obwohl er kraft
seines Tugendbesitzes sich selbst genug ist, und trotz seiner pessimistischen An-
schauung von der Torheit des menschlichen Treibens gleichwohl die Beziehungen
des ehelichen Lebens, der Freundschaft sowie der staatsbürgerlichen und allgemein
menschlichen Gemeinschaft. Daß dabei der Gedanke an einen die gesamte
Menschheit umspannenden Universalstaat dem Interesse für die geschichtlich
gegebenen Sonderstaaten gegenüber im Vordergrunde stand, ergab sich schon aus
dem in der Zeitrichtung gelegenen Kosmopolitismus (s. oben S. 428 f.), in welchem
der Stoiker noch durch sein ungünstiges Urteil über diese Staaten, ihre Ver-
fassungen und ihr Regiment bestärkt werden mußte. So verstehen wir, daß
§ 58. Die alte Stoa: Das System, III: Ethik. 455
Chrysipp und seine Schule, wenn sie auch das jToliTevFoOai im allgemeinen
fordern, doch wieder die Erfüllung dieser Forderung von Fall zu Fall von der
Beschaffenheit des betreffenden Staatswesens abhängig machen (Sen. de otio 8, 1;
de tranqu. an. 1, 10; Epist. 68, 2 [St. v. fr. III No. 694 ff.]). Ebenso erklärt sich
das chrysippische Apophthegma in Stob. Flor. 45, 29 (St. v. fr. III No. 694):
auf die Frage, warum er sich nicht politisch betätige, antwortet der Philosoph:
deshalb nicht, weil, wenn er diese Betätigung schlecht ausübe, das Mißfallen der
Götter drohe, wenn gut, das seiner Mitbürger. Soweit die Stoa auf die Sonder-
staaten und ihre Verfassungen einging, bekundete sie vielfach eine starke Hin-
neigung zur Monarchie. Das wohlgefügte Universum mit Zeus als dem alles
einheitlich lenkenden Herrscher an der Spitze bot das Vorbild für den Idealstaat.
Auf der andern Seite wirkte die platonisch-aristotelische Theorie von den Vorzügen
der Mischverfassung (s. o. S. 327. 329. 334. 418) auch innerhalb der Stoa fort, und so
lesen wir bei Diog. L. 7, 131 (St. v. fr. III No. 700), daß sie die aus Demokratie,
Königtum und Aristokratie gemischte Verfassung für die beste erklärt habe.
Daß hier schon in der alten Stoa verschiedene Ideale nebeneinander standen, ist
mir wahrscheinlicher, als daß erst die griechisch-römische Stoa (die mittlere
Stoa, insbesondere Panaitios) wieder an die platonisch-peripatetische Lehre ange-
knüpft haben sollte, wie J. Kaerst, Gesch. d. heilenist. Zeitalt. II 1, S. 318 Anm. 1,
annimmt. Im übrigen vergleiche man für die stoische Lehre über bürgerliches
Leben, Freundschaft, Ehe und Familie St. v. fr. III No. 611-624, 694—700, 723
bis 726, 727—731; I 587 f.
Der Widerstreit zwischen der Physik und Ethik der Stoa,
ihrem Fatalismus und ihren sittlichen Anforderungen, wurde schon oben S. 446
berührt. Wir sahen, wie sich Chrysippos mit der Unterscheidung von causae
principales und causae adiuvantes zu helfen suchte. Setzen wir ein Beispiel im
Sinne dieser Unterscheidung. Ist jemand in tiefster Armut geboren, so ist dies
eine von seiner Entscheidung unabhängige, ihm als necessitas entgegentretende
Tatsache. Sie wird als causa adiuvans ihm zum Diebstahle Anlaß bieten. Folgt
er diesem Anlaß, wird er tatsächlich zum Diebe, so ist dies die Wirkung der
causa principalis, seines Triebes (appetitus), in welchem sich seine moralische
Beschaffenheit äußert. Diese Wirkung vollzieht sich mit Notwendigkeit. Ein
jeder reagiert auf die in den Umständen gelegenen Eeizungen unfehlbar nach
der Qualität seines eigenen Wesens (Gell. noct. Att. 7, 2, 7 ff. [St. v. fr. II
No. 1000]). Aber diese Qualität ist seine Sache, sie ist ihm zuzurechnen und
bildet den Grund für Lob oder Tadel. Belohnung oder Strafe. Daß mit dieser
Argumentation die Schwierigkeit nicht beseitigt ist, liegt auf der Hand. Soll
die Zurechnung gerechtfertigt werden, so ist zunächst zu fragen, ob nicht etwa
unsere moralische Qualität ihrerseits wieder durch ererbte körperliche und
geistige Konstitution, durch Erziehung und sonstige Lebensumstände restlos be-
stimmt ist. Hat man diese Frage zu bejahen, so ist die Kette des fatalistischen
Zusammenhanges wieder geschlossen. Chrysippos selbst bezeichnet bei Gell. 2,
7, 8 die moralische Qualität als Werk der Natur und der Erziehung und ent-
zieht damit seinem Versuche, die sittliche Zurechnung zu stützen, den Boden.
In der Tat waren durch die Voraussetzungen des stoischen Systems der Indeter-
minismus und die aus ihm zu ziehenden ethischen Folgerungen ausgeschlossen.
Schon die Lehre von den einander völlig gleichenden Weltperioden war mit der
Annahme einer Willens- und Handlungsfreiheit unvereinbar. — Man vergleiche
zur stoischen Theorie von Fatum und Willen außer den oben berücksichtigten
Stellen aus Cicero und Gellius die übrigen St. v. fr. II No. 974 ff. gesammelten
Zeugnisse.
456 § 59. Der Kynismus im ersten Abschnitt der hellenistisch-römischen Periode.
§ 59. Der Kynismus im ersten Abschnitt der helle-
nistisch-römischen Periode (Kynismus IL Teil, Fort-
setzung zu § 37). Das Charakteristische des Kynismus dieser
Zeit liegt in der Schöpfung populär wirkender und literarisch
bedeutsamer Vortragsformen für den Ausdruck kj'nischer Ge-
danken. Die für die Folgezeit ungemein wichtige ..Diatribe" ist
vertreten durch ßion von Borysthenes und Teles, die
bunte, Prosa und Verse mischende Satire durch Menippos
von Gadara, dem sich als Satirendichter Meleagros von
Gadara anschließt. Den Meliambos kynischen Inhaltes pflegte
Kerkidas von Megalopolis. — Bions eigenartige Entwick-
lung führte zu einer Milderung der kynischen Strenge: er war
der wesentliche Begründer des he donischen Kynismus.
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehren: Diog.
Lacrt. 4, 46 ff. (Bion); 6, 99 ff. (Menippos); 6, 102 (Menedemos). Für ßion die
Zeugnisse gesammelt bei 0. Hense, Index Bioneus, in Teletis reliqu.^ S. IIKD ff.
(Zur Berücksichtigung von Bions Schrift über den Zorn bei Philodem O. Hense,
Telet. rel.-2 S. LXXII, und Rob. Philippson, Rhein. Mus. 71 [1916], 433. 437). Für
Menippos und Meleagros das Material bei A. Riese, M. Terenti Varr. sat. IMenipp.
rel. S. 8 ff,, Gurt Wachsmuth, Sillogr. Graec. rel. S. 78 ff. 84. Die verstreuten
Zeugnisse für Kerkidas sind in der S. 155* verzeichneten Literatur verwertet.
Die Zeugnisse für Menedemos behandelt W. Crönert, Kolotes und ■\Ienedemos,
S. 1 ff. (vgl. S. 162 ff.).
Ausgaben der Fragmente:
Bion. J. P. Rossignol, Fragraenta Bionis Borysthenitae philosophi, Lutet.
1830. Mullaeh, Fragm. philos. Graec. II S. 423 ff.
Teles. Teletis reliquiae recogn., prolegom. scrips. Otto Hense. Ed. II.,
Tubingae 1909.
Me ni ppos. M. Terenti Varronis satur. Menipp. rel. rec, prol. scrips.,
append. adi. AI. Riese, Lipsiae 1865, S 245 f. Für das auf M. Zurückgehende
bei Varro und Lukian s. d. Liter. S. 155*. Fingierter Brief bei Hercher, Epistol.
Gr. S. 400.
Kerkidas. Bergk, Poet. lyr. II* 513 — 515. Kfoxiöa xwog ps/.iaußoi, in:
The Oxyrh. Papyri, Part. VIII., ed. with transl. and notes by Arth. S. Hunt,
Lond. 1911, Xo. 1082. Paulus Maas, Cercidae Cynici meliambi nuper inventi
y.co/.oiiergia instructi, Berl. philol. Wochenschr. 1911, 1011 — 1016. H. v. Arnim
s. unten S. 155*.
Meleagros. Meleagri Cynici praeter epigrammata reliquiae, in: M. Terenti
Varronis sat. Menipp. rel. rec. A. Riese, S. 246 f. Die Epigramme in den Aus-
gaben der Anthologia Palatina sowie in Sonderausgaben und -Übersetzungen.
Der Kynismus betätigte sich von Anfang an weniger in systematischer Aus-
gestaltung einer schulmäßigen Theorie als in der Bekämpfung der mit dem her-
kömmlichen Kulturleben verbimdenen Anschauungen und Gepflogenheiten. Das
führte zur Ausbildung von Formen des mündlichen und schriftlichen Vortrags,
die besonders durch die Eigenschaft des o:iov8oyE).oiov auch in weiteren Kreisen
auf Interesse und Verständnis rechnen konnten. Anläufe dazu sind uns schon
bei älteren Kynikern begegnet (vgl. oben S. 184 f.). Die neue Periode geht,
Hand in Hand mit der zunehmenden Popularisierung philosophischer Moral, in
dieser Richtung weiter und begründet für Jahrhunderte den Stil gemeinverständ-
§ 59. Der Kynismus im ersten Abschnitt der hellenistisch-riimischcn Periode. 4~)(
lieber philosophischer, insbesondere ethischer Erörterung nicht nur innerhalb des
Kynismus, sondern auch in der Stoa und anderen Schulen. Man pflegt die jetzt
geschaffene Stilforni mit dem neuerdings nicht ohne Grund angefochtenen')
Namen „üiatribe" zu bezeichnen und darunter sowohl die von Bion eingefühite
pikante und sj^ielende Art philosophischer Ausführung wie auch den nüchterneren
systematischen Traktat späterer Zeit'^) zusammenzufassen, insofern beide, die
erstere in stärkerem, der letztere in schwächerem Maße sich der für diese Stil-
form charakteristischen Darstellungsmittel bedienen. Annäherung an die Ge-
dankenwelt und Ausdrucksweise des niederen Volkes, Avirkungsvolle Parallelen
und Vergleiche, derb sarkastische Polemik gegen Sitten und Anschauungen der
großen Mehrheit der Menschen, Witze und Anekdoten oft ,,zynischer" Art, reich-
liche Verwendung geläufiger Stellen aus der klassischen Poesie, pointierter anti-
thesenreicher Stil, Apostrophierung eines fiktiven Gegners, Personifikationen, daa
sind im wesentlichen die Züge, die der kynisch-stoischen Diatribe ein eigentüm-
liches, an die spätere Kapuzinerpredigt erinnerndes Gepräge verleihen. Dem Bion
trug diese buntschillernde Kunstform das Urteil ein, er sei der erste, der der
Philosophie das blumige Hetäreng«wand angelegt habe (Eratosthenes bei Diog.
Laert. 4, 52: jigöitog BUov ttjv (piXooocpiav avdivä ivsdvasv, vgl. Strab. 1, 2, 2
S. 15). Aber auch die strenge Sittenpredigt der Folgezeit hat dieses Hetären-
gewand nicht verschmäht. Der Diatribe fiel nach Inhalt und Form in der
späteren antiken Literatur einschließlich der christlichen Patristik eine außer-
ordentlich bedeutsame Rolle zu (vgl. die Lit. unten S. 156* f.). Sie im einzelnen
zu verfolgen ist ein ersprießliches Unternehmen; doch muß man sich hüten,
überall da diese Diatribe zu wittern, wo in ganz allgemeiner und zufälliger Über-
einstimmung mit kynischen Gedanken gelegentlich einmal gegen Schwelgerei,^
Gewinnsucht u. dgl. ein "Wort abfällt. — Der Begründer dieser Gattung
ßion von üort/sthenes (er blühte in der ersten Hälfte des dritten Jahr-
hunderts vor Chr.) war von niederster Herkunft und kam, in die Sklaverei ver-
kauft, in den Besitz eines Ehetors, der ihm bei seinem Tode sein gesamtes Ver-
mögen hmterließ. Bion begab sich nun zu philosophischen Studien nach Athen.
Die Angabe des Diog. Laert. 4, 23. 51, er habe sich zunächst dem Akademiker
Krates angeschlossen und sich dann Lehrern anderer Schulen zugewandt, stößt
auf chronologische Bedenken (vgl. Zeller II 1* S. 342, Anm. 2), die aber weg-
fallen, wenn man die von Diogenes behauptete Reihenfolge der Lehrer preisgibt.
Daß Bion in alten Listen der Schüler des Krates genannt wurde, ergibt sich aus
Phüod. Acad, philos. ind. Herc. S. 62, 30 f. Mekler in Verbindung mit dem
diogenischen Zeugnis (Gomperz, Griech. Denker II S. 555; Hense, Proleg. zu
Teles"-^ S. LXVII); darnach ist eine Verwechslung des Akademikers mit dem
Kyniker Krates sehr unwahrscheinlich. Die Akademie vertauschte Bion alsdann
Diogenes (4, 51 f.) zufolge mit dem Kynismus, um von diesem wieder zu dem
Kyrenaiker Theodoros abzufallen und schließlich den Peripatetiker Theophrastos
zu hören. Mit diesem Lebens- und Bildungsgange läßt sich Bions persönliche
und schriftstellerische Eigenart leicht in ursächlichen Zusammenhang setzen.
Für das in der neuen Gattung unverkennbar wirksame rhetorisch-epideiktische
Element mag Bions Verkehr mit seinem Herrn, dem Rhetor. von Bedeutung
gewesen sein. Greifbarer ist die Einwirkung seines wechselvollen philosophischen
1) Vgl. O. Haibauer, De diatribis Epicteti, Leipzig 1911, Diss.. S. 1 ff.
Th. Sinkp, Eos 21, 21 ff.
^) Über den Unterschied beider Arten s. P. Wendland, Philo u. die kynisch-
stoische Diatribe (s. u. S. 156*), S. 3 ff.
45(S § 59- 1^*^'' Kynisnuis im ersten Abschnitt der hellenistisch-römischen Periode.
S^tudiums. Bion war kein Schulphilosoph, er ist überhaupt eher als philosophisch
gebildeter Literat, denn als zünftiger Philosoph zu betrachten. Dabei hat jedoch,
seiner niederen Herkunft entsprechend, der Kynisraus bei ihm stärksten Anklang
gefunden. Aber durch den Einschlag theodorischer Hedonik entsteht jener
..hedonische Kynismus", der — durch Krates' und Monimos' Scherzliteratur
vorbereitet — in der bionischen Diatribe und der verwandten Literatur der
Folgezeit platzgreift. Er tritt u. a. in der Kynikerlegende zutage, die uns in-
folge seiner Emwirkung in verschiedener Schattierung vorliegt. Die radikal-
kynische Version legt alles Gewicht auf den rrövo;. Kampf gegen den Genuß,
Abhärtung und Entbehrung ist des Kynikers Lebensziel. Unter dem hedonischen
Gesichtspunkte hingegen wird betont, wie gut und bequem es der einfach lebende
Kyniker habe. Im Genüsse dessen, was die Xatur auch dem Ärmsten ohne
allen Aufwand bietet, lebt er glücklicher als der üppige Reiche, und durch
findige Nutzung des Gebotenen weiß er den Genuß noch zu erhöhen. Wenn
Diogenes zur Sommerszeit sich in glühendem Sande wälzt, im Winter beschneite
Statuen umfaßt (Diog. Laert. 6, 2.3), wenn Krates im Sommer einen dicken
Mantel, im Winter ein zerfetztes Gewand trägt (Philemon bei Diog. Laert. 6. 87j,
so sind das Züge des radikalen Kynismus. Wenn hingegen Diogenes im Winter
■das milde Athen, im Sommer das kühlere Korinth aufsucht und damit eine
Parallele zu dem seine Residenz nach den Jahreszeiten wechselnden Perserkönige
bietet (Dio Chrys. 6, 1 ff.), so zeigt sich die hedonisierende Version. In der
späteren Überlieferung sind, wie Dions sechste Rede zeigt, beiderlei Züge zu-
sammengeflossen, ohne daß man an ihrem Widerspruche Anstoß nahm (vgl.
Praechter, Hermes 37 [1902], 283 ff.). Zum rhetorischen, kynischen und hedo-
nischen Element gesellt sich in Bion schließlich ein theophrastisches in Gestalt
des Sinnes für ethische Charakteristik, wie sie in dem Wenigen, was wir von
Bion besitzen, zwar selten, aber doch merkbar hervortritt (vgl. Hense, Proleg. zu
Teles« S. LXVIII f.).
Bions nächste Nachahmer waren der Peripatetiker Ariston von Keos (Strabo
10. 5, 6 S. 486) und Teles. Noch nach zwei Jahrhunderten wurde er von Horaz
«. a. gelesen und benutzt. Wir gewinnen das relativ beste Bild seiner Art und
Weise durch
Teles (um 240 vor Chr.). Er verbreitete sich in Ausführungen, die uns
auszugs- und bruchstücks weise durch Stobaios' Florilegium erhalten sind, über
moralische Fragen des gemeinen Lebens, über Scheinen und Sein, über Aufgabe
und Mittel, sich in alle vom Schicksal gebotenen Lagen zu fügen, über die Ver-
bannung (unter dem Gesichtspunkte, ob sie ein Übel sei oder nicht), über Armut
und Reichtum, über die Unzulässigkeit, die Lust als Maßstab für das Lebens-
glück anzusehen, über die kynische Apathie. Ihrem bionischen Stil danken diese
Erörterungen eine frische Lebendigkeit, durch die sie sich weit über den
Charakter ermüdender Moralpredigten erheben. — Eine Steigerung fand Bions
Weise bei
Menippos von Gndara in Koilesyrien (um die Mitte des dritten Jahrh.
vor Chr.), dem Schüler des Metrokies (s. oben S. 184 f.). Er arbeitete in seinen
Satiren die Züge des ojiovboyF/.oior stärker heraus und verlieh seinen burlesken
Szenen dadurch eine besondere Buntheit, daß er, vielleicht orientalischer Sitte
folgend, seine Prosa mit aller Art Poesie durchflocht. Auch im übrigen verfügte
€r über reiche Kunstmittel. Eine L'nterweltsdarstellung. Testamente, Götterbriefe,
der Verkauf des Diogenes, ein Symposion lieferten reizvolle Einkleidungen.
Ihrem Inhalte nach galten seine Schriften wesentUch der kynischen Polemik; so
bekämpfte er die Naturphilosophen und Vertreter der Fachwissenschaften, ver-
II
§ 59. Der Kynismus im ersten Abschnitt der hellenistisch-römischen Periode. 459
spottete die stoische Weltbrandslehre, verhöhnte die abgöttische Verehrung, die
die Schüler Epikurs ihrem Meister bei der Feier von dessen Geburtstage er-
wiesen, und wandte sich vielleicht auch gegen den Führer der akademischen
Schule, Arkesilaos (Diog. Laert. 6, 101. 29; Athen. 14 S. 629 e, 6ü4 e). Eine
Einwirkung von Menippos' Satiren bekunden u. a. Yarros Saturae Menippeae
und Senecas Apokolokyntosis. Vor allem aber hat der Syrer Lukian die Satiren
seines Stammes- und Geistesverwandten ausgiebig verwertet und uns dadurch in-
stand gesetzt, von dieser Literaturgattung eine ungefähre Vorstellung zu ge-
winnen. — Der Form nach von den Erzeugnissen eines Bion, Teles und
Menippos sehr verschieden, aber innerlich mit ihnen wesensverwandt sind die
Gedichte, in denen
Kerhidas von Megalopolis, Staatsmann, Feldherr und Gesetzgeber
seiner Vaterstadt in der zweiten Hälfte des dritten Jahrh. vor Chr., kynischen
Gedanken Ausdnick gibt. Es sind Meliamben, zum Gesang unter Musikbegleitung
bestimmte Poesien in verschiedenen Versmaßen. Ihre früher bekannten gering-
fügigen Überreste sind i. J. 1906 durch einen Papyrusfund in erfreulicher
Weise ergänzt worden. In einem Barockstile, der namentlich durch seltsame,
komplizierte Wortzusammensetzungen Effekte erstrebt, werden kynische Motive
verarbeitet, so die Verherrlichung des Diogenes, seiner einfachen LebensAveise und
Standhaftigkeit inl Tode und das Lob der bequemen Venus vulgivaga (vgl.
Horat. Sat. 1, 2, 119 ff.). Ein längerer kraftvoll und lebhaft ausgeführter Passus
(Fragm. Oxyrh. 1, Meliamb. 1) beschäftigt sich mit der Ungerechtigkeit der
Güterverteilung im Hinblick auf die herkömmliche Anschauung vom Walten der
himmlischen Götter. Die freigeistige Stellung des Kynikers zur Keligion leuchtet
deutlieh durch, obwohl das göttliche Regiment keineswegs ausdrücklich bestritten
wird. Die kitzlige Frage, warum der Allerzeuger, der Kronide, sich den einen
als Vater, den anderen als Stiefvater erweise, will der Dichter den Erforschern
überirdischer Dinge, den fiezEWQox6:Toi, überlassen, die sich leicht damit abfinden
werden. Er selbst hält sich an Paian — das Heilen der Wunden — und die
Göttin Metados — das Mitteilen vom eigenen Besitz an die Mitmenschen — ,
welch letztere die Nemesis — die gerechte Verteilung der Güter auf Erden —
ist: ein beachtenswertes kynisches Bekenntnis im Munde eines verantwortungs-
vollen Staatsmannes, wie denn überhaupt diese Meliamben ein besonderes Inter-
esse dadurch gewinnen, daß wir hier dem Kynismus nicht bei einem ,, Hunde"
und Bettelpriester, sondern bei einem Manne in angesehener sozialer Stellung
begegnen. — Im Unterschiede von den bisher genannten Kynikern dieser
Periode scheint
Menedenios (in der zweiten Hälfte des dritten Jahrh. vor Chr.) nicht in
populärer Weise gewirkt zu haben. Schriftstellerisch tätig war auch er. Von
einem literarischen Streite mit dem Epikureer Kolotes, den er neben dem Kyniker
Echekles zum Lehrer gehabt hatte, geben herkulanensische Papyri Kunde.
Hingegen bewegte sich
Meleagvos von Gadara (im Anfang des ersten Jahrh. vor Chr.) in
seinen Satiren wieder in den Bahnen seines Landsmannes Menippos. Bemerkens-
wert ist dabei die Herabziehung der Synkrisis, wie sie Prodikos in seiner Er-
zählung von Herakles am Scheidewege (s. oben S. 138) gehandhabt hatte, in die
Sphäre kynischen Scherzes: nach Athen. 4 S. 157 b schrieb Meleagros eine
Asy.ißov y.ai rfax^g avyy.giois (Streit des ,,Linsenpurees" und der „dicken Linsen"
[Wilamowitz, Antig. v. Kar. S. 295; zur Linse als typischem Armengericht vgl.
■Crönert, Kol. u. Mened. S. 9]). Die Folgezeit hat von dieser Art der Synkrisis
weiteren Gebrauch gemacht.
41)0 § 60- r)i6 epikureische Schule.
§ 60. Die epikureische Schule. Ihre Vertreter im
ersten Abschnitt der hellenistisch-römischen Periode.
Epikuros aus dem athenischen Demos Gargettos, 342/41 bis
271/70 V. Chr.. ein Schüler des Demokriteers Xausiphanes, be-
gründete durch Umbildung der demokritisch-aristippischen He-
donik und ihre Kombination mit einer atomistischen Physik die
nach seinem Namen benannte Philosophie. Der epikureischen
Schule gehören an: Metrodoros und Polyainos aus Lam-
psakos, die beide noch vor Epikur starben, Hermarchos aus
Mytilene, Epikurs Nachfolger im Lehramte, Kolotes aus Lam-
psakos und Idomeneus, Polystratos, der Nachfolger des Herm-
archos. der fruchtbare Schriftsteller Apollodoros, der über 400
Bücher verfaßt hat, und dessen Zuhörer Zenon von Sidon (geb.
um 150 V. Chr.), den Cicero unter den Epikureern um seiner
logisch strengen, würdigen und geschmückten Darstellung willen
auszeichnet, und auf dessen Vorträgen großenteils auch die
Schriften seines Schülers Philodemos beruhen, ferner Phaidros,
ein älterer Zeitgenosse des Cicero, Philodemos von Gadara in
Koilesyrien (um 60 v. Chr.), T. Lucretius Carus, der Ver-
fasser des erhaltenen Lehrgedichts De rerum natura, und
andere.
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehre Epikurs
und der älteren Epikureer: Sammlung des 3Iaterials für Epikur bei
Usener, Epicurea, Leipzig 1S87, wo auch ältere Epikureer vielfach berührt sind
(s. dort den Index nominuni). Das Biographische bei loh. Kirchner, Prosopogr.
Attica S. 320 No. 4855. Hauptquelle I)iog. Laert. B. lU (Text in Useners Epi-
curea S. B5Ü ff. 3 ff., übers, u. mit krit. Bemerk, vers. von A. Kochalsky, Leipzig-
Berlin 1914. — [Epikui-s Lehi-e, hrsg. v. Alex. v. Gleichen-Eusswurm, Jena 11I<J9.
ist wertlos]). Drei Artikel des Suidas (s. Usener, Epicurea S. 373. 168. 70 und
Bernhardv im Apparat seiner Suidasausgabe zum zweiten und dritten Artikel).
Zur Geschichte der Schule (Testamente, sonstige Urkunden u. a.) Papyr. Hercul.
1780: daraus Mitteilungen bei W. Crönert, Kolotes und Menedemos S. 81 ff.
Auch andere herkul. Papyri ergeben manches über persönliche Verhältnisse, lite-
rarische Streitigkeiten usw. (Zu den Schulstreitigkeiten [Basileides, Thespis,
Timasagoras, Nikasikrates, PhilodemJ H. Ringeltaube, Quaest. ad vet. philos. de
affect. doctr. pertin., Gott. 1913. Diss., S. 41 ff., R. Philippson, Rhein. Mus. 71
[1916i, 438 f.). Epikureische unouvriuorfviana auf herkui. Papyri bei Crönert,
Kol. u. Men. S. 73 f. 97 ff. Vieles bieten Cicero (in de nat. deor. B. 1 und in
anderen Schriften) und Plutarch COti ovdi- C')'' föTtv 7]ökog y.ax' 'E.-Tixovonv, Unog
Ko/.cÖT)jv, Ei xa'köiq ti'o?jTai to AcaJe ßtcoaag). Verzeichnis der bekannten
älteren Epikureer bei Zeller III 1*, S. 378 ff. Bisher unbekannte in den
herkul. Papyri genannte Epikureer in der neueren Papyrusliteratur, so bei
Crönert, Kol. u. Mened. (s. dort d. Register). Doxographie: Diels, Doxogr.
Graeci, s. Index s. v. Epicurus.
Chronologie: Jacoby, ApoUod. Chron. S. 354 ff. Wichtig für die Chrono-
logie sind auch viele durch die neuere Untersuchung der herkul. Papyri aufge-
deckte persönliche Beziehungen, auf die namentlich W. Crönert, Kolot. und
Mened. eingegangen ist.
Antike Bildnisse: Epikur: Bernoulli. Griech. Ikonogr. II S. 122 ff.
Metrodoros: ebenda S. 130 ff. Hermarchos: ebenda S. 139 ff. Zenon von Sidon
§ GO. Die epikureische- Schule. 461
{fraglich): ebenda S. 137 f. Für Epikur s. ferner Amer. Jouni. of Arch. lü
<1912), 144 f., für Hermarchos ebenda 144. Lucrez (apokryph): Bernoulli, Eöm.
Ikonogr. I !S. 2H5. Asklepiades von Bithvnien (fraglich): Bernoulli, Griech. Iko-
nogr. II S. 191 ff.
Schriften: Ausgaben, Fraymentsaiumlunyen und Aufsäixe, in icclchen ein-
zelne Partien der auf Fapyri erhaltenen Traktate hergestellt uerden :
Hereulanensium roluminum quae supersunt (CoUectio prior) toni. I
bis XI, Neap. 1793 — 1855, CoUectio altera, tom. I — XI, ibid. 1862 — 187ö (für ein-
zelnes vollständiger und korrekter Hercul. Voluminuni P. I. II, Oxonii 1824/25)
und CoUectio tertia, tora. I (Papiri Ercolanesi tom. I), Milano 1914, enthalten
meist Schriften von Epikureern, namentlich Philodemos. (Die Fundorte der
einzelnen Epikureerschriften in diesen Sammlungen sind durchweg in den neueren
Bearbeitungen nachgewiesen und werden im Folgenden nur ausnahmsweise be-
sonders erwähnt werden.) Der Besitzer der Bibliothek, zu welcher die Rollen
gehörten, muß also ein warmer Verehrer dieses Epikureers gewesen sein. Un-
sicher bleibt die Annahme D. Comparettis, die herkulanensische Bibliothek sei
die des L. Piso, Konsuls im Jahre 58 v. Chr., des bekannten politischen Gegners
Cieeros, gewesen, der allerdings den Philodemos hochschätzte. Comparotti vertritt
diese Ansicht in dem Aufsatz: La villa de' Pisoni in Ercolano e la sua biblioteca, der
sich in der Festschrift : Pompei e la regioue sotterrata dal Vesuvio nell' anno LXXl V,
Nap. 1879, S. 159 ff., findet. S...dagegen Th. Mommsen. Inschriftbüsten, Archäo-
log. Zeitung 39 (1880), 32 ff. Über diese Papyri vgl. D. Comparetti, Relazione
sui papiri Ercolanesi, Roma 1880. W. Scott, Fragmenta Herculanensia. -A de-
scriptive catalogue of the Oxford copies of the Herculanean roils together with
the texts of several papyri accompanied by facsimiles, Oxford 1885. Zur
Orientierung W. Crünert, Xeue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 5 (3. Jahrg.,
1900), 586 — 591. S. auch W. Crönert, Quaestiones Herculanenses, Lips. 1898,
Gott. Diss. (orthograph.-grammat. Seite d. herkul. Autoren); Fälschungen in den
Abschr. d. herk. Rollen, Rhein. Mus. 53 (1898), 585— .595; Memoria Graeca Her-
<?ulanensis. Lips. 1903 (Paläographisches, Orthographisches, Grammatisches).
Unter den weiteren Arbeiten des um die herkul. Forschung verdienten Gelehrten
ragt an Ergiebigkeit besonders die Schrift Kolotes und Menedemos (s. ii. Kolotes)
hervor, in der auch zahlreiche epikureische Papyri behandelt sind, die hier im
einzelnen nicht angeführt werden können. Vgl. ferner außer den unten bei den
einzelnen Epikureern zu nennenden Arbeiten W. Crönert, Neues über Epikur und
einige herkul. Rollen, Rhein. Mus. 56 (1901), 607 — 626; Lectiones Epicureae.
ebenda 61 (1906), 414-426; 62 (1907), 123-132 (hier S. 123 auch über ein epi-
kureisches Fragment aus Oxyrhvnchos) ; Variae lectiones, ebenda 65 (1910), 461
bis 471. D. Bassi, Riv. di filol. 35 (1907), 257-309; 37 (1909), 85 ff. Yogliano,
Atti d. Accad. d. sc. d. Torino 1911/12, S. 91—107. — Die Texte der herkula-
nensischen [RoUen bieten durchweg der Ergänzung große Schwierigkeiten, und
der Sinn muß ihnen durch unermüdliche Arbeit und gewissenhafteste Anwendung
philologischer Methode abgerungen werden. Ist auch der Ertrag zunächst oft
recht dürftig, so bleibt doch die Hoffnung, daß durch Auffindung von Dubletten
oder die Erkenntnis von Parallelen innerhalb der besser überlieferten Literatur
auch anscheinend hoffnungslose Partien Licht empfangen und uns alsdann
wichtige Aufschlüsse liefern. — Über die auf Epikur und bestimmte Epikureer
zurückzuführenden Papyri s. im Folgenden.
Epiciiri jtsQi (fvascog ß' , la in: Hereulanensium voluminum quae super-
sunt, Xeapoli, tom. II, 1809; tom. X, 1850. Epicuri fragmenta librorum II. et
XI. de natura in voluminibus papyraceis ex Herculano erutis reperta, ex tom. II.
volum. Hercul. emendatius ed. J. Conr. OrelUus, Lips. 1818. Neue Bruchstücke
aus derselben Schrift (zum Teil früher veröffentlichte Stellen aus dem 11. Buche
berichtigend und ergänzend) enthält der sechste Band der Hercul. vol., CoUectio
altera, Neap. 1866. Wahrscheinlich finden sich auch in dem neunten Band der
Coli.. alt. Stücke derselben Schrift. Im ganzen besitzen wir jetzt aus 9 Büchern
des Werkes .t. rpvaewg Fragmente. S. darüber Th. Gomperz, Neue Bruchstücke
Epikurs, insbesondere über die WiUensfrage, Sitz. d. Wiener Akad. 83 (1876),
87—98; Ein Brief Epikurs an ein Kind, Hermes 5 (1870), 386-395; Die Über-
reste eines Buches von Epikur .t. cfvoscog, Wiener Stud. 1 (1880), 27 — 31. A. Co-
sattini, Epicuri de nat. lib. XXVIII, Hermes 29 (1894), 1 — 15. Per una edizione
dei frammenti del jztol cfvosoyg d' Epicuro, Riv. d. filol. 33 (1905), 292 — 308. Die
462 § ^0. Die epikureische Schule.
mit Unterstützung der Berliner Akademie von S. Sudhaus gefertigten Kollationen
der die Schrift Tleol 9 voeco? enthaltenden Kellen befinden sich im Besitze der
Akademie; vgl. Sitz. 1915, 87. — D. Comparetti, Frammenti inediti dell' Etiea di
Epicuro, tratti da un papiro Ercolanese, Riv. di filol. 7 (1879), 401 — 421, und
Museo Italiano di antichita classica 1 (1884), 67—88 (diese Fragmente stammen
nicht von Epikur, s. Usener. Epic. XLVII ff.i. — A. Brieger, E.s Brief an
Herodot. Diog. L. 10, 68—83 übers, u. erläutert, Halle a. S. 1882, Pr. des Stadt-
Gymn. H. Usener, Epieuri recogniti specimen, Bonnae 1880. Ind. lect. ; ders.,
Epicurea, Lpz. 1887 (die Fragmente Epikurs mit Ausnahme der herkulan.
Fragmente aus .t. ffvoecog, auch die vita Epieuri ex Laertio Diog. lib. X. in neuer
Rezension, sowie eine ausführliche Praefatio namentlich über Diog. Laert. U.s
Werk ist von großer Bedeutung für die Quellen und die Kenntnis der epiku-
reischen Philosophie); ders., Epikurische Spruchsamml., entdeckt und mitgeteilt
von Dr. K. Wotke, Wiener Studien 10 (LS88), 17.5-210; 11 (1889), 170; 12
(1890), 1-4 = Kl. Sehr. I S. 297 ff. Dazu Th. Gbmperz. Wiener Studien 10
(1888), 202 ff. H. Weil, Journ. d. sav. 1888, 657 ff. S. auch v. Wilamowitz-M.,
Commentariolum grammaticum III, Götting. 1889 ; E. Thomas, Eine Studie zu
den epikurischen Sprüchen, Hermes 27 (1892), 22 — 35. Das Gnomologion ('E:ti-
xovQov .-Tooorfcörtjaig) enthält 81 Sprüche fast durchweg ethischen Inhalts, zum
kleinen Teil aus den xvQtai öö^at Epikurs, zum großen Teil wohl aus einer Samm-
lung von Briefen Epikurs und einiger seiner Genossen. Zu den Epikurbriefen s.
auch W. Crönert. Kol. u. Men. S. 13 f. Brief des Epikur an seine Mutter bei
Diogenes von Oinoanda s. unten § 75 (nach der Annahme Useners u. a. ;
gegen, epikurischen Ursprung WiUiam, Ausg. d. Diog. v. Oin. S. XX ff.). —
A. Cosattini, Frammento ercolanese suUa generazione, Riv. di filol. 20 (1892),
510 — 515. — S. Sudhaus, Eine :?zene aus E.s Gastmahl, Philol. 54 (1895), 85 bis
88. — Epieuri ad Herodotum epistula, Lat. vertit, adnotationibus instr. Hon.
Tescari, Stud. ital. d. filol. class. 15 (1907), 161—196. Domen. Bassi, Papiro
Ercolanese inedito [epikureische Ethik enthaltend), Riv. di filol. 35 (1907), 257
bis 309. — H. Diels, Ein epikureisches Fragment über Götterverehrung (Oxyrh.
Pap. II n. 215), Sitz. d. Berl. Akad.^ 1916, 886-909 (überzeugend für Zuriick-
führung auf Epikur selbst; hier auch mehrere andere epikurische Fragmente in
neuer Herstellung).
Metrodo ri Epicurei de sensionibus comm., in: Hercul. vol. VI, Neapel
1839. H. H. A. Duening, De Metrodori Epicurei vita et script., acc. fragm., Lpz.
1870 (nach Duen. S. 33 rührt das Fragment, worin A. Scottus die Schrift des
Metrod. -t. atoßy)oso3v zu erkennen geglaubt hat, von einem späteren Epikureer
her). H. Usener, Epicurea (s. d. Register unter Mi^Toödcogog). Metrodori
fragmenta coli. A. Körte, Jahrbb. f. Philol., Suppl. 17 (1890), 529—597.
Über Metrodoros .T£ot ti'/.ovxov s. Literatur S. 158*. Vgl. auch W. Crönert, Kol.
u. Men., Register u. Metr. v. Lampsakos. Briefe s. Epikur.
Polyainos. H. Usener, Epicurea (s. d. Register unter d. W.). W. Crönert,
Kol. u. Men. (s. d. Register unter d. W.). Briefe s. Epikur.
Herynarchos. H. Usener, Epicurea (s. d. Register unter d. W.). Porphyr,
de abstin. 1, 7—12, auf Hermarchos'„Schrift gegen Empedokles zurückgeführt v.
J. Bernays, Theophrastos' Schrift Über Frömmigkeit S. 8. — Th. Gomperz,
Zeitschr. f. d. österr. Gymn. 19 (1865), 824 f. 'W. Crönert, Kol. u. Men., Register
unter Hermarchos. Briefe s. Epikur. ,
Kolotes. H. Usener, Epicurea (s. d. Register unter d. W.). W. Crönert,
Kolotes und Menedemos, Texte und Untersuchungen zur Philosophen- und
Literaturgeschichte (Studien z. Paläogr. u. Papyrusk. herausg. v. C. Wessely VI),
Leipz. 1906, S. 5 ff. 162 ff. Schrift des Plutarc-h gegen ihn, s. unten § 70.
Karne'iskos. Kaorstonov ^i/.i'aza ß' : H. Usener, Epicurea S. 93.
W. Crönert, Kolotes u. Menedemos S. 69 ff.
Idomenei Lampsaceni fragmenta, in: Fragm. hist. Graec. vol. II, S. 490 ff.
H. Usener, Epicurea (s. d. Register unter d. W\).
PoJ y Stratos. H. Usener, Epicurea (s. d. Register unter d. W.). IIolv-
oxoüiov :Teol alöyov xaraq^gov^asco; (teilweise gut erhalten), ed. Th. Gomperz,
Hermes if (1876), 399 1; 12 (1877),_ 510 f. Ed. Car. W^ilke, Lipsiae 1905.
JIsQi tpiXoaocpia? a '. vier Kolumnen bei W. Crönert, Kol. u. Men. S. 36.
I
§ Gü. Die epikureische Schule. 463-
rhilonides. W. Crönert, Der Epik. Ph., Sitz. d. Beil. Ak. 1900, 942
bis 959. Die herkulancnsische Rolle 1044, die der Hauptsache nach entziffert
und mitgeteilt ist, enthält die Lebensgeschichte des Philonides. — Ulr. Kühler,
Ein Nachtrag zum Lebenslauf des Epikureers Philonides, Sitz, d, Berl. Ak. l9lX),
999—1001. W. Crönert, Kol. u. Men. S. 87 f. S. auch Usener und Cröuert unter
Literatur S. 158*.
Apollodoros 6 Kr}:nozv{}avvog. H. Usener, Epicurea (s. d. Register
unter d. W.).
Zenon. H. Usener, Epicurea (s. d. Register unter Zi)vcov 6 Ztöcönog),
W. Crönert, Kol. u. Men. (s. d. Register unter Z. v. Sidoji d. Epikureer). Als Zeug-
nisse für Zenons Lehre kommen auch Philodemos' Schriften in Betracht, der
seine Abhängigkeit von Zenon mehrfach selbst bekundet (Crönert a. a. O. S. 23)
und einige seiner Werke im Titel als Nachschriften nach Vorträgen des Z. be-
zeichnet. S. dazu auch W. Crönert, Hermes 36 (1901), 5ö8 ff. 572.
Phaedri Epicurei, vulgo Anonymi Herculanensis, de natura deorum frag-
mentum ed. Drummond (Herculanensia, Lond. 1810); ed. Petersen, Hamburgi
1833. (Vielmehr: <Pi).o8rj!.wv .ieqi svaeßEiag.) Vgl. Volum. Hercul., CoUeet. alT.,
tom. II, 1862.
Deinctrios Lakon. H. Usener, Epicurea, s. d. Register unter AyftriToioc: 6
L-ri>c?>t]dsig Adxcov. W. Crönert, Kol. u. Men. S. 100 — 125.
Siran. W. Crönert, Kol. u. Men. S. 125-127.
Philodeni. H. Usener, Epicurea (s. d. Register unter d. W.). Zur Über-
sicht: Susemihl, Gesch. d. griech. Liter, in d. Alex. II S. 267 ff. (berücksichtigt
die Forschungen bis etwa 1891. Seitdem ist die Kenntnis Ph.s durch weitere
Bearbeitung der herkulan. Papyri erheblich gewachsen).
IlEoi a?]/Li£icov xal otjfieicöoecov. Th. Gomperz, Herkul. Stud., 1. Heft:
Ph. über Induktionsschlüsse {<P. .t. otjfiEt'cov y.ai arj^iEKÖoEcov), nach d. Ox-
forder u. d. Neapolitaner Abschr. herausg., Leipz. 1865. Fr. Bücheier,
Rhein. Mus. 20 (1865), 311—314 = Kl. Sehr. I 531-534. Th. Gomperz, Zeitschr.
f. d. österr. Gymn. 1866, 705 ff., Jahrbb. f. klass. Philol. 115 (1867), 593 ff.
Melanges Graux (Paris 1884) S. 51 f. = Hellenika II S. 270. W. Crönert, Her-
mes 36 (1901), 548 ff. (über .t. o))u€tcov x. o)]uei(x>oeu>v und andere logische u. er-
kenntnistheoretische Arbeiten Ph.s); 38 (1903), 387, 1. E. Philippson, Rhein.
Mus. 64 (1909), 1—38 (hier S. 1 frühere Liter.); 65 (1910), 313—316.
{TIeqI aioÜ7]OE<og). Titel von Scott nach dem Inhalte gewählt. Verfasser
Epikureer, Scott vermutet nach dem Stil Philodem. Bearbeitet von W. Scott,
Fragmenta Herculanensia S. 253 — 305.
{UeqI q:(urouircov). Titel von Scott nach dem Inhalte gewählt. Ver-
fasser Epikureer, vielleicht Philodem. Bearbeitet von W. Scott, Fragmenta Her-
culanensia S. 307 — 312.
{ÜEgi na-^rjOEOig). Titel von Scott nach dem Inhalte gewählt. Verfasser
Epikureer, vielleicht Philodem. Bearbeitet von W. Scott, Fragmenta Hercula-
nensia S. 313—325.
ÜEgi dscüv, I. Buch. Bearbeitet von W. Scott, Fragmenta Herculanensia
S. 205—251. Weiteres ^V. Crönert, Kol. u. Men. S. 113 Anm. 512. Was sich
erreichen läßt, bietet auf Grund einer guten Durchzeichnung der besten Textes-
quelle (der Hayterschen Disegni) H. Diels, Philodemos über die Götter,
I. Buch; griech. Text u. Erläuterung, Abh. d. Berl. Akad. Jahrg. 1915,
phU.-hist. Kl., Nr. 7, Berl. 1916: HL Buch, 1. Griech. Text, ebenda Jahrg.
1916, phil.-hist. KL, Nr. 4, Berl. 1917, 2. Erläuterung, ebenda Nr 6, Berl.
1917. Der Titel
IlEgi Tijg Evaza&ovg (so Diels) zcöv &£a>v aymytjg (frühere Bearbeitung
von W. Scott, Fragm. Hercul. S. 93 — 203) ist Untertitel des dritten Buches von
Usgl dswv (s. Diels, Abh. d. Berl. Akad. phil.-hist. Kl. 1915 Nr 7 S. 4 Anm. 1 ;
1916 Nr 4 S. 41; Nr 6 S. 22).
TiEoi EvoEßEiag. L. Spengel, Aus d. herkul. Rollen: Philod. .Tfot EvoEßslag,
Abh. d. Munchener Akad., philos.-philol. Kl. 10 (1864), 127-167. G. Meutzner,
464 § 60. Die epikureische Schule.
In l'b. libr. d. pict.. Jahrbb. t. klasb. Philol. 89 (1864), 672. A. Nauck, Über
Ph. .T. Evoeß., Bull, de FAcad. inip. d. sciences de St. Petersb. 7 (1864), 191—220;
568—576 = M^langes Givco-Rom. II S. 585—638. H. Sauppe, De Ph. libro de
pietate, Gott. 1864, Pr. Derselbe, De Ph. libro qui fuit de pielate, in d. Verf.
Ausgew. Schriften, her. v. C. Trieber, Berl. 1896. Derselbe, Aus Ph.s Buche :teQi
evaeßeiag, ebenda. Fr. Bücheier, Ph. jregl erasßsiag, Jahrbb. f. klass. Philol. 91
■(1865), 513—541 = Kl. Sehr. I 580—612 (vgl. hier die von den Herausgebern
verzeichnete weitere Literatur). Th. Gomperz, Herkulan. Studien, 2. Heft:
Philodem über Fr.ömmigkeit , Leipz. 1866. H. Diels, Ciceronis ex libro I
de deorum natura et Philodem i ex libro I de pietate philosophorum de
deis opiniones coraparatae. in: Doxogr. Graeci S. 529—550 (Herstellung des phUo-
demischen Textes, Nachweis von Parallelen). Neue Herstellungen bei U. v. Wila-
mowitz-Moellendorff, Hermes 33 (1898), 521 f. und H. Diels, Sitz. d. Berl. Akad.
1916, 894. 896. D. Bassi, L'illustrazione inedita di Bern. Quaranta dell' opera
TT. Evasß. di Filodemo, in: Symbol, litter. in hon. Jul. de Petra, Napoli 1911.
Ileoi davärov f)' . Fr. Bücheier, Rhein. Mus. 15 (1860), 289-296.
Th. Gomperz, Hermes 12 (1877), 223—225. C. Robert, ebenda 508. Ph. über
d. Tod, viertes Buch; nach d. Oxforder u. Neapolitaner Abschr.
herausg. v. S. Mekler, Sitz. d. Wiener Akad., philos.-hist. Kl. 110 (1886), 30.'.
bis 354; dazu W. Crönert, Hermes 38 (1903), 387. H. v. Arnim, Philodemea,
Rhein. Mus. 43 (1888), 360-375 (= Habilit.-Schr. v. Halle). ^>i).obi,i,ov neol
ßarÜTov ö' (Pap. 10.50), ed. da D. Bassi (Hercul. vol. coli, tertia I), MUano
1914. Dazu U. E. PaoU, Riv. di filol. 43 (1915), 312 ff.
IJeoi y.axiöiv y.al rcov dvrixEifisrcor dgEtcöi' y.al rwv iv oig elai xai tteqI a.
Übersicht über die Teile der Schrift, die sie enthaltenden Papyri und die Ver-
öffentlichungen bei Jensen in den Ausgaben von IIsoi oiy.ovoidug S. V Anm. 1,
.-Tfo« y.uy.iöjv üb. 10 S. V f. und bei D. Bassi. Volum. Hercul. coli, tertia I
S.~2 f.
B. 7: nsQi y.o'/.uy.eiuz: L. Spengel, Philol. Suppl. 2, 497 f. 5251 M. Ihm,
Rhein. Mus. 51 (1896). 315-318. W. Crönert, Kol. u. Men. S. 34. <!>ilob>] ^ov
:jEgt y.ay.icöv (Pap. 1457 [gehört zu tieoI y.o/.ay.eiac]), ed. da D. Bassi (Volum.
Hercul. coli, tertia, tom. I), Milano 1914.
B. 9: „TTEol oiyorofiiac": ^AoLOXoxElovg oiyorofuy.ög, 'Avmrvuov oiyoi'otuy.n,
^i/.o8tj/iiov TiEoi xay.iMv xal twv dmy.siusrcov äoeröjv ü' ed. C. Goettllngius, Jenae
1830. L. Spengel, Münch. gel. Anz. 8 (1838), lOOl ff.; 9 (1839), 505 ff.; Abh. d.
Münch. Akad. 11 (1868), 65 ff. G. F. Schömann, Observationes in Theophr. Oecon.
et Philod. libr. IX. de virt. et vit., Greifsw. 1839, Pr. = Opusc. acad. III S. 206
bis 243. Philodems Abhandlungen über die Haushaltung u. über den Hochmut
11. Theophrasts Haushaltung u. Charakterbilder; griech. u. deutsch mit krit. u.
erklär. Anm. v. J. A. Härtung, Leipz. 1857 (willkürlich zurechtgemachter Text).
H. Perron, Textkritische Bemerkungen zu Philoderas Oeconomiciis, Zürich 1895,
Diss. Philodemi TIeoI oly.orouiag qui dicitur libellus, ed. Chr. Jensen ,
Lipsiae 1906. S. Sudhaus, Hermes 41 (1906), 45—58; 42 (1907), 645—647.
B. 10: L. Spengel, Münch. gel. Anz. 8 (1838), lOll f. Ph. de vitiis lib.X.,
ad vol. Hercul. exemplar Neapolitanum et Oxoniense distinx. suppl. expl.
H. Sauppius, Leipz. 1853, Pr. von Weimar. Hartungs Ausg. (1857) s. unter B. 9.
Theophr. Characteres et Ph. de vitiis lib. X . . . cum commentario ed. S. L. Us-
sing, Kopenhagen 1868. C. G. Cobet, Ad Ph. libr. X. tteq'i. xayiüv, Mnem. N. S. 2
(1874), 28—33. Ph. tteqI yay.icor lib. decimus, ed. Chr. Jensen, Lips. 1911.
R. PhUippsou, Berl. philol. Wochenschr. 1912, 390 ff.
IJeol ?}??c5j' xai ßicov. 'PiIo8t]i.iov rc5r xax^ ETtixo^irjv E^Eioyao/iEvoJV tteq'i
ijßcöv y.al ßicor ly. xwv Z))v(ovog o/olöiv (fehlt die Buchzahl), 6' eoxi, tteqi txuqqi]-
Giug, ed. A. Olivieri, Leipzig 1914. — Wahrscheinlich gehört zu Usgl ■^ßmv
y.al ßicoi' auch die Abhandlung
UeqI ooytjg (s. Wilke S. VII der Ausgabe). L. Spengel, Philol. Suppl. 2 (1863),
498 — 525. Ph. Epicurei de ira liber, e papvro Herculanensi ad fidem exemplorum
Oxon. et Neapol. ed. Th. Gomperz, Lipsiae 1864. Fr. Bücheier, Zeitschr. f. d.
österr. Gymn. 15 (1864), 373—386; 578—595 (= Kl. Sehr. I 510-530); Rhein.
Mus. 43 (1888), 153. G. Zilch, Observationum de Philodemi jtsqI ogyfjg libro
specimen, Marburg 1866, Pr. C. G. Cobet, ^ü.obt'jLiov -teqI ogyTjg ex voluminibus
Herculanensibus, Mnemos. N. S. 6 (1878), 373 — 386. Th. Gomperz, Wiener
§ C)0. Die epikureische Schule. 465
Studien 19 (1897), 144—146. W. Crönert, Kol. u. Men. S. 32. 87. 89 ff. 178. Ph.
de ira liber, ed. C. Wilke, Lipsiae 1914 (hier S. XI ff. frühere Liter.). Der-
selbe, Zu Phiiodem de ira, ßerl. philol. Wochenschr. 1915, 732 f. R. Philippsou,
Ph.s Buch über den Zorn. Ein Beitrag zu seiner Wiederherstellung und Aus-
legung. Rhein. Mus. 71 (1916), 425—460.
Ileol Tov xaü' '0/ti]Qor dyaüov ßar>i)Jo)g. H. Diels, Hermes 13 (1878),
3 (zum Titel). Fr. Bücheier, Ph. über das homer. Fürsten ideal, Rhein. Mus.
42 (1887), 198—208. <PiXoö. :teqi tov xad' "Oiitjfjov dyadov ßuoi)Jo)g
libellus, ed. Alex. Olivieri, Lipsiae 1909. S. Sudhaus, Rhein. Mus. 64
(1909), 475. R. Philippson, ebenda 65 (1910), 313—316. Berl. philol. Wochenschr.
1910, 765-768.
Usoi .-ToiijiiÜTioy. Fr. Dübner, IVagmenta Philodemi jtsoI .-roojfiäTcor,
Paris 1840. Th. Gomperz, Zeitschr. f. d. österr. Gvmn. 16 (186o), 718—720;
Wiener Studien 2 (1880), 140—142. Fr. Bücheier,' Sophokles bei Philodem,
Rhein. Mus. 25 (1870), 623 f. = KI. Sehr. I 671—673 (s. hier die weitere von
den Herausgebern vermerkte Literatur). Ph. n^sol :Toi);iiäT oj >■ libri secundi
quae videntur fragmenta conl. restit. inlustr. Aug. Hausrath, .Tahrbb.
f. klass. Philol. Suppl. 17 (1889), 213—276. Th. Gomperz, Ph. u. d. ästhetischen
Schriften d. herkul. Bibliothek, Sitz. d. Wiener Akad., philos.-hist. Kl., 123
(1891). F. B(ücheler), Rhein. Mus. 44 (1889), 633. H. Usener, Jahrbb. f. klass.
Philol. 139 (1889). 776 = Kl. Sehr. I 362. R. Ellis, Joum. of philol. 19
(1891), 178. S. Sudhaus, Hermes 41 (1906), 275.
Schriften xur Rhetorik. (Zur Orientierung Sudhaus, Philod. vol. rhet.
1 S. XV ff.) Ph. de rhetor. lib. IV. ex volum. Hercul. Oxonii 1825 excussis
ed. L. Spengel, Abh. d. Münch. Akad., philol. Kl., 1837, 207-303. Ph. Rhetor.
ex Hercul. papyro lithogr. Oxonii excusa restituit . . . . E. Gros. Adiecti sunt
duo Ph. libri de rhetor. Neapoli editi, Parisiis 1840. Th. Gomperz, Zeitschr. f.
d. österr. Gymn. 16 (1865), 815 ff.;. 17 (1866), 691. 695—705; 23 (1872), 24 ff.;
Rhein. Mus. 32 (1877), 475 f. = Hellenika II S. 229 f.; Wiener Studien 2 (1880),
4 f. = Hellenika II S. 244 f. Ph. volumina rhetorica, ed. S. Sudhaus,
2 Bde., Leipz. 1892. 1896. Dazu Supplem entum, Leipz. 1895. H. Usener,
Jahrbb. f. klass. Philol. 139 (1889), 377 = Kl. Sehr. I S. 339. Th. Gomperz,
Sitz. d. Wiener Akad., philos.-hist. Kl. 122 (1890), IV S. 17 f. H. v. Arnim,
Hermes 28 (1893), 65—72; 150—154. Derselbe, De restituendo Philodemi de
rhetorica libro II., Rostock 1893, Pr. S. Sudhaus, Rhein. Mus. 48 (1893), 152
bis 154; 321-341; 552-564; Philol. 53 (1894), 1—12; 54 (1895), 80—92.
U. V. Wilamowitz-Moellendorff, Hermes 34 (1899), 636 f. H. van Herwerden,
Mnem. 29 (1901), 218. K. Fuhr, Rhein. Mus. 57 (1902), 428-436. W. Schnei-
dewin, Studia Philodemea, Gott. 1905, Diss. (zu Rhet. I p. 225—270). W. Crö-
nert, Kol. u. Men. S. 67. A. Maver, Philol. Suppl. 11 (1910), 597 ff. D. Bassi.
Riv. di filol. 38 (1910) zu S. 86 ff.* (Pap. Herc. 1426 col. 6— 8 = Rhet. II 259 ii.
Sudh. auf zinkotyp. Tafel).
IIsqI iwvGixiig. Ph. von der Musik .... übers, von Ch. G. v. Murr,
Berlin 1806. Ph. de musica librorum quae exstant, ed. I, Kemke, Lips.
1884.- Th. Gomperz. Zu Ph.s Büchern v. d. Musik, Wien 1885. U. v. Wilamo-
witz-Moellendorff, Hermes 37 (1902), 305. E. Holzer, Philol. 66 (1907), 498
bis 502.
IJony/naieiai. L. Spengel, Philol. Suppl. 2 (1863), 528—532. Th. Gomperz,
Hermes 5 (1870), 386. W. Crönert, Rhein. Mus. 61 (1906), 422 ff. ; Kol. u;
Men. S. 71.
Zvvra^ig tmv q doaorftov. Zwei vorsokratische Diadochai (Urheber-
schaft Philodems wahrscheinlich): W. Crönert, Kolotes und Menedemos S. 127
bis 133. — Sükrates und seine Schule: W. Crönert, Rhein. Mus. 57 (1902), 285
bis 300; Hermes 38 (1903), 394. — Liste der Akademiker, bearb. v. L. Spengel,
Philol. Suppl. 2 (1863), 535 — 548. Fr. Bücheier, Academiconim philosophorum
index Herciilanensis, Greifswald 1869, Pr. Th. Röper, Philol. Anz. 2 (1870),
20 ff. Th. Gomperz, Die herkul. Biographie d. Polemon, Philosoph. Aufsätze
E. Zeller. gev,-., Leipz. 1887, S. 147. U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Antigonos
von Karystos S. 61 ff. 281. Acad. philosoph. index Hercul., ed. Segofr.
M ekler, Berol. 1902 (darin neue Kolumnen nach dem Oxforder Apographon).
K. Praechter, Gott. gel. Anz. 1902, 9.53-972. W. Crönert, Hermes 38 (1903), 357
Ueberweg, Grundriß I. 30
4(j() § 60. Die epikureische Schule.
bis 405, Kol. u. :\Iened. S. 31. 75 ff., Rhein. Mus. 62 (1907), 624 f. r. v. Wila-
raowitz-Moellendorff, Hermes 45 (1910), 406 ff. — Liste der Stoiker: Papiro
Ercolauese inedito pubbl. da D. Coinparetti, Torino 1875. E. Zeller,
Arch. f. Gesch. d. Philos. 5 (1892), 444 = Kl. Sehr. II S. 35 f. H. v. Arnim,
Anmerkungen z. Ind. Stoic. Herc, Sitz. d. Wiener Akad. 1901 Nr. 14. W. Crö-
ncrt, Hermes 38 (1903), 393 f. ; Kol. u. Men. S. 30. Ad. Wilhelm, Eranos zur
50. Versamml. deutscher Philol. u. Schulm., Wien 1909. 133 f. — Weitere Teile
des wenigstens zehn Bücher umfassenden Werkes: W. Crönert, Hermes 38 (1903),
394 Anm. 2.
üegi 'E:tixovoov. D. Bassi, <Pi).oörjtiov neol ' E:ziy.ovoov {A'!) B, Miscel-
lanea Ceriani, Milanö 1910, S. 511— .529.
IIeqI Tiov Ztwixcov. W. Crönert, Kol. u. Men. S. 24 Anm. 136; 27.
53 ff. 177. A. Körte, Gott. gel. Anz. 1907, 258, W. Crönert, Rhein. Mus. 62
(1907), 623 (zu .T. r. Izony.öjv u. a. Schriften).
Blog 0dcoviöoi- (philodemisch nach Crönert, Kol. u. Men. S. 182), s.
unter Philonides.
Verschiedene die Philosophie berührende Schriften. D. Bassi, Framraenti
inediti di opere di Filodemo (n. uovaiy.ijg, .t. deöjv, .-r. orjrooiHfjg) in papiri Erco-
lanesi, Riv. d. filol. 38 (1910), 321. — Über Pap. Herc.^ 1012 (wahrscheinlich
Philodem) H. Diels, Sitz. d. Berl. Akad. 1897, 1062 ff.
Über einige noch näher zu untersuchende herkul. Rollen, die vielleicht
Stücke philodemischer Schriften enthalten, s. W. Crönert, Hermes 36 (1901),
577 ff., Kol. u. Mened. S. 103 Anm. 498.
Epigramme. Ph. Gadarensis epigrammata a G. Kaibel edita, Greifswald
1885, Pr.
T. Ln er et ins Carus. Die älteren Ausgaben verzeichnet Munro S. 3 ff.
der sogleich zu nennenden Edition. Neuere Ausgaben von C. Lachmann, Berlin
1850 u. ö. nebst Kommentar, Jak. Bernays, Leipz. 1852, 2. Aufl. 1857, H. A. J.
Munro, Cambr. 1866, 5. Aufl. 1903 (with notes and transl.), F. Bockemüller,
Stade 1873 f.. Ad. Brieger, Lpz. 1894. 1899, Bailey, Üxf. 1901. T. Lucr. C. de
rer. nat. libri sex. Revisione del testo, commento e studi introduttivi di Carlo
Giussani, 4 voll., Torino 1896 — 1898. T. Lucr. Car. de rer. nat. libri sex. ed. et
not. instr. J. van der Valk, pars prior, über primus, Kampen 1903. — ed. by
W. A. Merrill, New York 1907 (mit eingehendem Kommentar [S. 259-789J),
— hber primus. Introduzione e comment. critico di Carlo Pascal, Roma-Milano
1904. T. L. C, De rer. nat. Buch III erklärt v. Rieh. Heinze (Sammlung
wissensch. Komment, zu griech. u. röm. Schriftst.), Leipz 1897 (vortreffliche Er-
klärung). — Book III, ed. with introd., notes and index by J. D. Duff, London
1903. — Lib. HI, texte latin accomp. du comm. de H. A. J. Munro trad. de
l'Anglais par A. Reymond. — Liber V, ed. with introduction and notes by J. D.
Duff, Cambridge 1889. — Lib. V, par E. Benoist et H. Lantoine, 5. ^dit., Paris
1906. — 'Lib. V, by AV. D. Lowe, (V. 783-1457) Oxf. 1907, (V. 1—782) Oxf.
1910. Übersetzungen von Knebel. Lpz. 1821, 2. Aufl. ebd. 1831, neu herausg. v.
Otto Güthling, Leipzig (Univ.-Bibl. 4258 ff.), Gust. Bössart-Oerden, Berlin 1865,
Brieger (Buch 1, 1—369), Posen 1866, Pr., W. Binder, Stuttg. 1868, 2. Aufl.
duxcliges. V. E. A. Bayer, Berlin-Schöneberg 1909 ff., Max Seydel (manche Stellen
ausgelassen), München 1881, A. v. Gleichen-Rußwurm (im Auszug übertragen),
Jena 1909. Lucrfece, De la nature des choses, en vers francais, par M. de Ponger-
ville, avec un discours pr^liminaire nsw., nouvelle Edition. Paris 1866. L. I — III
by Egan of King AVilliams Town. Capetown 1908. — Jak. Bernays, Commentarius
iii Lucretii 1. I, in: Gesamm. Abhandlungen, Bd. II, Berlin 1885, S. 1—67. —
J. Paulson, Index Lucretianus, Gotenburg 1911. — Lucr. codex Vossianus photo-
typice edit., praefat. est Aem. Chatelain, Leiden 1913.
Asklepiades von Bithynien. Fragmenta dig. et cur. Ch. G. Gumpert;
praefatus est Ch. G. Grüner, Wimariae 1794.
Epikur, Nach Apollodor bei Diog. L. 10, 14 wurde Epikur Ol. 109, 3
unter dem Archontat des Sosigenes im Monat Gamelion (also im Januar oder
Februar 341 v. Chr.) geboren. Er verlebte seine Jugend in Samos (Diog. L.
§ 60. Die epikureische Schule. 467
10, 1, Strab. 14, S. 638) und Teos (Strab. a. a. O.). Sein Vater Neokles, angeb-
lich ein Schullehrer (yQuu/naToStdüaxa/.o;), war als athenischer Kleruche nach
Samos gekommen (Strab. a. a. O.). Da die Kleruchien von Athen schon in den
Jahren 365, 361 und 352 entsandt wurden (Ed. Meyer. Gesch. d. Altert. V § 965),
ist anzunehmen, daß Epikur in Samos, nicht in Athen, geboren wurde. Zur
Philosophie wandte sich Epikur nach seinem eigenen Zeugnis (Diog. L. Kl, 2) im
Alter von 14 Jahren; als Motiv gab sein Biograph, der Epikureer Apollodoros,
an, daß seine Jugendlehrer in Sprache und Literatur ihm keine Auskunft über
das Wesen des Chaos bei Hesiod zu geben vermochten (Diog. L. a. a. O.). Nach
Hermippos war auch er zunächst Schullehrer und seine Wendung zur Philosophie
erfolgte, als ihm die Schriften Demokrits in die Hände gefallen waren (Diog. L.
a. a. O.). Andere erzählten, er habe um kärglichen Lohn seinen ^'ater beim
Unterrichten und seine Mutter beim Hersagen von Zaubersprüchen {y.adaQiwl)
unterstützt (Diog. L. 10, 4). Zu Samos hörte Epikur den Platoniker Para-
philos (Diog. L. 10, 14, Suid., Cic. d. nat. deor. 1, 26, 72), der ihn aber nicht
zu überzeugen vermochte (Cic. a. a. O. 73). Besser gelang dies dem Demo-
kriteer Nausiphanes (s. oben S. 124; Cic. d. nat. deor. 1, 26, 73), der auch
durch die Schule der Skeptiker gegangen war und eine skeptische Stimmung
empfahl, die jedoch der Annahme seiner eigenen Lehre keinen Eintrag tun sollte
(Diog. L. 9, 64, Diels Vors. 62 A 2). Nach Clem. Strom. 2, 21, 130, S. 184 St. (Diels
Vors. 62 B 3) erklärte er für das Ziel die ay.rauTi/.ri'^la, welche Demokrit äda,ußh]
nenne. Auf seinen Sätzen soll Epikur nach Diog. L. 10, 14 (Diels Vors. 62 A 6)
auch in seiner Kanonik (Logik) fußen. Mit den Schriften des Demokrit machte
sich Epikur schon früh bekannt (Diog. L. 10, 2). Längere Zeit nannte er sich
sogar einen Demokriteer (Plut. adv. Colot. 3, 3 nach Leonteus und anderen);
später legte er jedoch auf seine Abweichungen von Demokrit ein solches Gewicht,
daß er sieh selbst auch in der Physik als den Begründer der wahren Doktrin
betrachten und den Demokritos mit dem Spottnamen Ai]o6y.onoQ bezeichnen zu
dürfen glaubte (Diog. L. 10, 8). Er wollte seinen Lehrern nichts zu verdanken
haben, sondern durchaus selbständig sein (Cic. d. nat. deor. 1, 26, 72; 33, 93).
Achtzehnjährig kam Epikur zuerst nach Athen, um als Ephebe seiner Dienst-
pflicht zu genügen (Diog. L. 10, 1; Strab. 14 S. 638; dazu Jacoby, Apollod.
S. 357). Xenokrates lehrte damals in der Akademie; von Aristoteles heißt es bei
Diogenes fälschlich, er sei bei Epikurs Ankunft in Chalkis gewesen, offenbar um
zu erklären, weshalb keine Überlieferung bestand, daß Epikur Aristoteles gehört
habe. Daß Epikur Xenokrates' Schüler gefl-esen sei, behaupteten einige, er selbst
leugnete es (Cic. d. nat. deorum 1, 26, 72). Als Lehrer der Philosophie trat
Epikur nach ApoUodor bei Diog. L. 10, 15 zuerst im Alter von 32 Jahren in
Mytilene und in Lampsakos auf. Einige Jahre später (307/6 v. Chr. nach
Diog. L. 10, 2) begab er sich wieder nach Athen, wo er alsbald die Schule
gründete, der er bis zu seinem Lebensende (271/0 v. Chr.) vorstand. Ihr Sitz
war Epikurs Garten, woher die Epikureer auch Gartenphilosophen (ol d.To töjv
x>)no)v, Sext. Emp. adv. math. 9, 64i hießen. In seinem bei Diog. L. 10, 16 ff.
(Usener, Epic. S. 165 ff.) erhaltenen Testamente verfügt Epikur, daß seine Erben
diesen Garten seinen Nachfolgern in der Schulleitung zur Benutzung für die
Zwecke der Schule zu überlassen haben. Das Gleiche sollte für Epikurs
Wohnhaus bis zum Lebensende seines nächsten Nachfolgers Hermarchos
gelten. Beide Grundstücke gingen also nicht in den Besitz der Schule über
— anders als es bei den Stiftungen des Piaton und Theophrastos der Fall war
(s. oben S. 199. 201. 425. Diog. L. 5, 70; vgl. Wilamowitz, Antig. v. Kar.
S. 288 f.). Im übrigen trug auch die epikureische Schule den Charakter
30*
4()8 § <>0. Die epikureische Schule.
des Kultvereins. Aber der Schulheilige war der Stifter selbst. In seinem
Testamente traf er Bestininumgen über die Feier seines Gedächtnisses, und
die fast göttliche Verehrung, die ihm bei Lebzeiten und nach seinem Tode
seitens der Freunde und Schüler gewidmet wurde, bildete den eigent-
lichen Älittelpunkt inid Zusammenhalt des ßlaoo^. So entwickelte sich jener
innige, dem Lebensgenüsse im edelen Sinne dienende freundschaftliche Zu-
irammenschluß, der für den Epikureerverein charakteristisch ist. Daß sich bei
der Verehrung für den Schulstifter dessen Autorität auch auf dem Gebiete der
philosophischen Lehre und des praktischen Verhaltens der Schulgenossen geltend
machte, ist nur natürlich. ,. Handle immer so, als wenn es Epikur sähe" war
nach Sen. Ep. 25, 5 eine Mahnung des Schulhauptes. Die Grundsätze der
Schule wurden auf kurze Formeln gebracht, und diese den Schülern zum
Auswendiglernen gegeben (Diog. L. 10, 12, Cic. d. fin. 2, 7, 20). Der Konser-
vatismus der Schule» in der Lehrtradition ist eine vielbesprochene Tatsache, die
von Neueren freilich bedeutend übertrieben wurde. Denn die Papyrusforschung
hat uns für den späteren Verlauf der Lehrüberlieferung über z. T. weitgehende,
mit Schärfe geführte Streitigkeiten belehrt. Vgl. darüber besonders R. Philippson,
Rhein. Mus. 71 (1916), 426. 438 f.
Bei der Abfassung seiner äußerst zahlreichen Schriften verfuhr Epikur nach
einem im Altertum verbreiteten Urteil sehr nachlässig und betätigte so seinen Aus-
spruch: Schreiben macht keine Mühe (Dionys. Halic. d. comp. verb. 24 S. 122,9 U.-R.).
Nur die leichte Verständlichkeit wird denselben nachgerühmt (Diog. L. 10, 13;
Cic. de fin. 1, 5, 15); in jeder andern Beziehung wird ihre Form fast allgemein
getadelt (Kleom. Met. S. 266, 1 Z.; Sext. Empir. adv. math. 1, 1: iv tioDmi? yao
diiadijg '£". t'/Jy/trai ovbe iv rat: y.oiraig ofiiliuig y.uOuoei'cov). Von der noch
reicheren Schriftstellerei des Chrysippos unterschied sich die seinige dadurch,
daß, während Chrysippos die Zitate sehr liebte, er nie zitierte. Die antiken
Zeugnisse über Epikurs Stil sind bei Usener Epic. S. 88 ff. zusammengestellt.
Den antiken Verdammungsurteilen gegenüber hebt Ed. Norden, Ant. Kunstpr.
S. 123, mit Recht besonders aus den Briefen Epiturs ,,jene wundervolle Natür-
lichkeit, die so ganz der Ausdruck eines zart und warm empfindenden Herzens
ist", hervor. Auch die von der späteren Rhetorik (Theon prog. 2 tom. 1 p. 169 W.,
L'sener fr. 105) getadelte rhythmische Komposition ist in Anbetracht der Ge-
pflogenheiten antiker Prosa keineswegs unbedingt zu verwerfen und zeugt zum
mindesten für das Epikur Avie den Griechen überhaupt angeborene Gefühl für
Eurhythmie (vgl. E. Norden a. a. 0. S. 124). Übrigens hat man zu scheiden
zwischen Epikurs mehr wissenschaftlich und mehr populär geschriebenen W^erken.
In den letzteren findet sich neben sonstigem Schmuck (rhetorischen Antithesen)
auch die Hiatvermeidung (vgl. Diels, Sitz. d. Berl. Ak. 1916, 892). Im ganzen
sollen Epikurs Schriften gegen 300 Rollen gefüllt haben (Diog. L. 10, 26). Ein
Verzeichnis der hauptsächlichsten unter ihnen stellt Diog. L. 10, 27—28 auf.
Vgl. Usener Epic. S. 85 f. Diog. Laert. nennt insbesondere, außer den Kvoiui
dö^ai, Schriften gegen andere philosophische Richtungen, wie namentlich: gegen
die Megariker; logische Schriften, wie: über das Kriterium oder den Kanon;
physikalische und theologische, Avie: über die Natur, 37 Bücher, wovon sich in
Herculaneum beträchtliche Reste gefunden haben, deren Veröffentlichung zum
Teil noch zu erwarten ist; über die Atome und das Leere; über die Götter usw.;
ethische, wie: über das Ziel des Handelns {jteqI züovi); über das Gerechthandeln ;
über die Frömmigkeit; über Geschenk und Dank usw.; daneben mehrere
Schriften, deren philosophischer Inhalt sich aus dem Titel nicht ergibt (wie:
Chairedemos, Neokles an Themista; Symposion usw.), und: Briefe. Drei der
i? 60. Die epikureische Schule. 469
letzteren hat Diogenes L. uns erhalten, von denen der an Herodot (Usener Epic.
S. 3 ff.), eine Art kurzer Physik, und der an Menoikeus (Usener Epic. S. 59 ff.),
ethischen Inhalts, unzweifelhaft echt sind; der dritte, an Pythokles (Usener Epic.
S. 35 ff.), meteorologischen Inhalts, ist wahrscheinlich ein Auszug aus physi-
kalischen Schriften Epikurs, aber nicht von ihm selbst verfaßt. Auch die bei
Diogenes überlieferten y.vQiai öo^ai (Usener Epic. S. 71 ff.) rühren, wenn auch
durchaus authentischen Inhalts, doch in der vorliegenden Zusammenstellung
nicht von Epikur selbst her. Das übrige von Epikur Erhaltene s. bei Usener.
Dazu kommt möglicherweise — falls die Vermutung epikurischen Ursprungs
richtig ist — ein durch Diogenes von Oinoanda geretteter Brief des E. an seine
Mutter sowie das Fragment über Götterverehrung, s. oben S. 462.
Der bedeutendste unter den unmittelbaren Schülern Epikurs ist Metro-
dofos von Lampsakos. Seine Schriften, die großenteils polemischen Inhalts
waren, führt Diog. L. 10, 24 an (Usener Epic. S. 368 f., Koerte Metrod. Epic.
fragm. S. 537). Weitere namhafte Epikureer, Hemiarchos u. a., nennt derselbe
10, 22 ff. Eine reichere Liste der für uns noch greifbaren Anhänger der Schule
in dieser Periode ist aus den Zusammenstellungen oben S. 462 f. und unten
S. 158* ff. zu entnehmen. Auch Frauen befanden sich unter den Anhängern
Epikurs, so Themista, die Frau des Leonteus (Diog. L. 10, 5. 25. 26 u. a.), die
Hetäre Leontion, welch letztere gegen Theophrast mit Geschick schrieb (Diog.
L. 10, 5. 6. 23: Cic. d. nat. deor. 1, 33, 93). — Als Epikureer, von denen sich
ein erheblicherer Nachlaß erhalten hat, sind Philotlemos (in der Zeit Ciceros)
und der römische Dichter T. Lucretius Carus (geb. wahrscheinlich 96, gest.
15. Oktober 55 vor Ohr.) von besonderer Bedeutung. Der erstere bietet uns
reichliche Einblicke in die epikureische Behandlung zahlreicher Probleme und
läßt dabei in interessanter Weise die Streitigkeiten innerhalb der epikureischen
Schule selbst wie auch die Polemik gegen die Anhänger anderer Schulen er-
kennen. Lucrez stellt das epikureische System als Ganzes dar und ist dadurch
und durch die Form, in welcher dies geschieht, für die neuere Zeit weit über
die Kreise der Philosophiehistoriker hinaus der eigentliche, viel gelesene und
viel zitierte Verti-eter der epikureischen Lehre geworden. Über seine Lebens-
umstände ist nichts mit Sicherheit bekannt und nur wenig zu erschließen. Die
antike Angabe (bei Hieron. Chi'on. ad a. Abr. 1922), er sei wahnsinnig geworden,
habe in lichten Perioden sein Gedicht verfaßt und schließlich selbst Hand an
sich gelegt, kann Ausfluß christlichen Hasses gegen den epikureischen Atheisten
sein — sie wird durch die nähere Bestimmung, ein Liebestrank sei die Ursache
der Krankheit gewesen, diskreditiert — , läßt sich aber mit unseren Mitteln weder
widerlegen noch beweisen und verdient ihrer Bedeutung nach nicht die Aufmerk-
samkeit, die ihr in einer umfangreichen neueren Literatur zuteil geworden ist.
Lucrez' Gedicht De rerum natura ist, vom ästhetischen Standpunkte betrachtet,
ein Meisterwerk. Es ist dem Verfasser gelungen, den spröden Stoff einer an
sich durchaus unpoetischen mechanischen Welterklärung so zu gestalten, daß der
Leser mit hohem Genüsse seiner Darstellung folgt. Erreicht hat er dies vor
allem dadurch, daß er die Absicht, den Menschen durch Befreiung von der
Furcht vor den Göttern und dem Tode zum inneren Frieden zu führen, in den
Vordergrund rückt. Sein Vortrag erhält so einen großen, poetischer Verherr-
lichung zugänglichen Grundgedanken, Epikur wird zum Vollstrecker einer pro-
phetischen Mission, seine Lehre zu einem Evangelium der Erlösung von den auf
der Menschheit lastenden Schrecken. Auch im übrigen hat der Dichter das
poetische Interesse dadurch zu wahren gewußt, daß er die großen Züge der
Kosmologie und der Entwicklung der menschlichen Kultur (Buch 5) mit beson-
J.Y() §. (iO. Die epikureische Schule.
derer Sorgfalt ausarbeitet, während er die nüchterne Kanonik vernachlässigt.
Dazu kommt die Pracht mancher Schilderungen, Bilder und Gleichnisse, mit
denen er die trockene Lehrerörterung zu durchsetzen weiß. Aber auch abgesehen
von seinem ästhetischen Werte ist das Gedicht als Quelle für die Kenntnis der
Lehre Epikurs hoch zu schätzen. Zu bezweifeln, daß es diese Lehre im ganzen
rein wiedergibt, besteht kein Grund, so wenig sich auch seine unmittelbaren
Quellen mit Sicherheit feststellen lassen. Wahrscheinlich fußt es auf Vor-
lesungen jüngerer Epikureer, wie Zenon und Phaidros (vgl. Diels, Elementum
S. 9. 12). Das sechs Bücher umfassende Werk zerfällt in einen physikalischen,
anthropologischen und kosmologischen Teil. Jedem dieser Teile gehören zwei
Bücher au. Buch 1 und 2 behandeln die Prinzipien alles Seienden, Stoff und
Raum und die Zusammensetzung der wahrnehmbaren Körper, Buch 3 und 4
den Menschen (Buch 3 die Seele), Buch 5 und 6 das Weltgebäude und ver-
schiedene merkwürdige Naturereignisse. Das Werden des Weltgebäudes führt
auf Entstehung und Entwicklung der Lebewesen und damit auch auf den Gang
der menschlichen Kultur. Das Werk verrät in deutlichen Spuren seine mangelnde
Vollendung. Nach Hieron. Chron. ad a. Abr. 1922 hat Cicero — jedenfalls der
bekannte iM. TuUius Cicero — das Gedicht nach des Verfassers Tode „emendiert",
d. h. zur Herausgabe fertiggestellt. Allem nach griff er aber in den Text, wie
er von Lucrez hinterlassen war, nur wenig ein.
Bemerkenswert ist der Einfluß, den der Epikureismus im Anfang des ersten
Jahrhunderts vor Chr. in der Person des Arztes Asklepiades von Prnsa
oder Kios in Bithynien auf die Medizin ausübte. Asklepiades stand mit
seinem Sensualismus und Materialismus ganz auf dem Boden der epikureischen
Doktrin, die er nur hinsichtlich des Sensualismus dadurch verschärfte, daß er
ein rjyEuoviy.or in der Seele leugnete und die seelische Tätigkeit für ein Zu-
sammenwirken der Sinneswerkzeuge erklärte (Sext. Emp. adv. math. 7, 201 f.,
Tert. d. an. 15, Cael. Aurelian. d. morb. acut. 1, 14, Aet. Plac. 4. 2, 8 [Diels
Dox. S. 387]). Wie die Epikureer bekannte er sich zu einer Korpuskulartheorie,
der er freilich im Anschluß an Herakleides Pontikos (s. oben S. 356) eine be-
sondere Wendung gab: für die letzten Bestandteile der Dinge erklärte er avuonoi.
oyy.ot, d. i. diskrete, nicht miteinander verbundene») Urkörperchen, die aber
nicht, wie die demokritisch-epikureischen Atome, unteilbar sind, sondern beim
Aufeinanderprallen in zahllose Bruchstücke zersplittern. Wie die ävagfioi oyxoi
den Atomen, so entsprechen die von Asklepiades zwischen ihnen angesetzten
TTÖQoi dem Leeren des Demokrit und Epikur (Sext. Emp. Hyp. Pyrr. 3, 32, adv.
math. 10, 318, Ps.-Gal. Hist. philos. 18 [Diels Dox. S. 610, 21 ff.], Gal. de ther.
11, XIV 250 K., Introd. 9, XIV 698 K.).
§ 61. Da.s epikureische System, I: Allgemeines.
Kanonik (Logik, Erkenntnistheorie, Sprachphilo-
sophie, Rhetorik). Die Philosophie wird von Epikur dem
praktischen Zwecke der Erwerbung der Glückseligkeit dienstbar
gemacht. Deshalb steht unter den drei Teüen der Philosophie,
die er herkömmlicherweise annimmt, die praktische Philosophie
>) Schwerlich richtig bezieht Heidel, Trans, of the Amer. Philol. Ässoc. 40
(1910), S. 19 ff. unter Hinweis auf Philostr. Ileol yv/tr. 29. 48 ävao/noi auf die
Zerbrechlichkeit {docxvazol Gal. Introd. 9, XIV 698 K., vgl. Aet. 1, 13, 4 j Diels
Dox. S. 312 b 10]) der Urkörperchen.
§ Gl. Das epikureieche System, I: Allgemeines. Kanonik. 471
(die Ethik) an der Spitze: die Logik stellt er, soweit er sie
gelten läßt, in den Dienst der Physik und diese wiederum in
den Dienst der Ethik. Seine Logik, die er Kanonik nennt,
soll die Normen (Kanones) der Erkenntnis und die Prüfungs-
mittel (Kriterien) der Wahrheit lehren. Als Kriterien be-
zeichnet Epikur die Wahrnehmungen, die Begriffe (TtQohjilieig)
und die Gefühle. Alle Wahrnehmungen sind als solche
wahr und unwiderleglich. Die Begriffe sind die mit dem
Namen einer Sache sich einstellenden Erinnerungsbilder früherer
Wahrnehmungen. Die Meinungen, die sich auf die Über-
einstimmung unserer Wahrnehmungen und Begriffe mit
den Tatsachen beziehen, sind wahr oder falsch, je nachdem
sie durch Wahrnehmungen bestätigt oder widerlegt werden.
Die Gefühle, nämlich Lust und Schmerz, sind die Kriterien
dessen, was zu erstreben oder zu meiden ist. Von der Dialektik
will Epikur nichts wissen. Eine Theorie der Begriffs- und
Schlußbildung findet er entbehrlieh, da durch kunstmäßige
Definitionen, Einteilungen und Syllogismen die Wahrnehmung
doch nicht ersetzt werden könne. Dagegen wird in der epiku-
reischen Schule die Induktion sehr hoch geschätzt, ohne daß
jedoch für sie feste wissenschaftlich brauchbare Regeln aufgestellt
würden. In der Sprachphilosophie entscheidet sich Epikur
für die Ansicht, daß die Sprache (piaei entstanden sei. Der
Rhetorik spricht er praktischen Wert ab.
Quellen: Begriff, Zweck und Einteilung der Philosophie: Fragm. 219 ff.
242 f. Us.; Diog. Laert. 10, 29 (Us. S. 370, 14 f.). Kanonik: Diog. L. 10, 37 f.
(S. 4, 14 ff. Us.), dazu Us. S. 374. Fragm. 242—265 Us., dazu Us. S. 348-350.
Philodem IJsol otjueiwr xal arjf^ieiwoeoiv.
Die folgende Darstellung legt im wesentlichen unsere Überlieferung über
Epikurs eigene Lehre zugrunde und verzichtet darauf, die im Laufe der Zeit
hervorgetretenen Lehrdifferenzen innerhalb der Schule im einzelnen zu beleuchten.
Daß die Fortpflanzung der Lehre Epikurs im ganzen von einem konservativen
Zuge beherrscht ist, wurde schon oben S. 466 bemerkt, ebenso aber auch, daß
die Annahme einer absoluten Starrheit dieser Lehrtradition verfehlt ist. Trotz
der praktischen Einseitigkeit und der Abneigung gegen wissenschaftliche Ver-
tiefung, die dem Epikureismus von Hause aus eigen ist, unterlag doch auch er
der Wirkung des Reibungsprozesses zwischen den verschiedenen nebeneinander
bestehenden Schulen, und es konnte nicht fehlen, daß Angriffe von anderer Seite
auch hier eine eingehendere Stellungnahme zu wissenschaftlichen Problemen her-
beiführten. Eine ähnliche Bedeutung. Avie sie der Polemik der neueren Akademie
für die Entwicklung der Stoa zukam, hatten für den Kepos die Angriffe des
Poseidonios auf Epikur, deren Wirkungen in der mehr gelehrten Methode des
Zenon und Phaidros zutage treten. Schon vorher, unter ApoUodoros, dem
Gartentyrannen, hatte in Rücksicht auf das unspekulative römische Philo-
412 >? '^^- ^'^^ epikureische System, I: Allgemeines. Kanonik.
sophieren geschichtliche Betätigung in Gestalt doxographiseher Arbeit in der
Schule Raum gefunden (vgl. Diels, Element. 11; Sitz. d. Berl, Ak. 1897, 1062).
Daß mit der zunehmenden Vertiefung auch innerhalb der Schule mehr oder
minder eingreifende Meinungsverschiedenheiten entstanden, läßt insbesondere
Philodem deutlich erkennen (vgl. Philippsons oben S. 468 angeführten Aufsatz;
zum Abfall späterer Epikureer von der epikurischen Orthodoxie s. auch Diels,
Abh. d. Berl. Ak. 1915, philos.-hist. Kl., Nr. 7 S. 49 f.).
Epikur definiert die Philosophie als Tätigkeit, welche uns durch Unter-
suchungen (Reden) und Erwägungen die Glückseligkeit verschafft (s. oben S. 6
jFragm. 219 Us.], vgl. auch Diog. L. 10, 122, Us. S. 59;; der praktische Ge-
sichtspunkt ist also der allein geltende. Nach Diog. L. 10, 29 (Us. S. 370, 14 f.)
statuierte Epikur drei Teile der Philosophie: to re navovixov xai cpvoixdv y.ai
tjOiy.öv. Die Kanonik wurde nach Diog. L. 10, 3D, Sen. Epist. 89, 11 (Fragra.
242 Us.) mit der Physik in enge Verbindung gebracht. So ließ sich auch be-
haupten, die Epikureer hätten nur zwei Teile der Philosophie anerkannt, Physik
und Ethik, eine Behauptung, die durch die dürftige Behandlung der Logik unter-
stützt wurde (vgl. Cic. de fin. 1, 7, 22 [Fragm. 243 Us.]).
Epikur verwarf die Dialektik (Cic. de fm. 1, 7, 22 [Us. S. 178, 24 ff.J) und
erklärte es für genügend rohe rfvoty.ovg '/cagtlv xara xovg r&v nQayixcnoiv (fdöyyov?
(Diog. L. 10, 31 [Us. S. 105, 11 f., 189, 8 f.]). Bei der Erkenntnis kommt es vor
allen Dingen auf die augenscheinliche Deutlichkeit an: Sext. adv. math. 7, 216
(Us. S. 182, 18 f.): nävTcov de >cQ>]rrig y.ai de^ishog fj ivdgyfia; diese kommt der
Wahrnehmung zu. In der „Kanon" betitelten Schrift sagte Epikur (nach
Diog. L. 10, 31 [Us. S. 371, 6 ff.J): yoirt'jQia njg d/,t]&siag sivai rag ala&rjOEig y.ai
jroo/.r/if'Eig y.ai rä nädt], die Epikureer aber fügten hinzu: xul rüg q uvTaariy.ug
imßo/.äg rijg diavoi'ag (Vorstellungen der Phantasie). Doch scheint nach Diog. L.
10, 38 (Us. S. 5, 7 ff.), vgl. Diog. L. 10, 147 (Us. S. 76, 13 f.), auch dem Epikur
selbst dieses letztere Kriterium nicht fremd gewesen zu sein ; an der angeführten
Stelle des Kanon mag es weggelassen sein, weil die Phantasievorstellungen als
Erzeugnis wiederholter Wahrnehmungen mit diesen selbst gegeben sind. Es gibt
nichts, was Wahrnehmungen widerlegen könnte; denn weder anderen Wahr-
nehmungen, noch der Vernunft, die ganz aus Wahrnehmungen erwächst, kommt
höhere Autorität zu. Auch die Phantasmen der Wahnsinnigen und die Träume
sind etwas Wirkliches und sind wahr (dhjOr/), denn sie machen Eindruck {y.tvei
yäo), das Nichtseiende aber vermöchte dies nicht (Diog. L. 10, 32 [Us. S. 372,
4 f.]). Es ist klar, daß mit diesem Argument nur die psychische Wirklichkeit
der Vorstellung, keineswegs aber ihre Übereinstimmung mit einem objektiven
Tatbestande — die Wahrheit der Vorstellung — bewiesen ist. Die Wahrheit
der Vorstellung ist Gegenstand der Meinung (Sd^a), die nach Epikur auf dem
sogleich anzugebenden Wege zu prüfen ist.
Über die Entstehung der Wahrnehmungen durch die von den
Dingen ausgehenden Ausflüsse und Bilder wird in § 62 im Zusammenhange der
epikureischen Psychologie gesprochen werden.
Der Begriff (.-rgo/.»;?/; < ?) im epikureischen Sinne ist kein methodisch ge-
wonnenes Ergebnis logbchen Operierens — das Definieren verwarf Epikur — ,
sondern ein in uns beharrendes allgemeines Gedächtnisbild, die Erinnerung an
viele gleichartige Perzeptionen eines Objekts {y.ado'/.iy.i] vötjoig = /tirtj/ni] rov Jio).-
j.dy.ig k'^ioOsv cfavFvrog, Diog. L. 10, 33 [Us. S. 372, 7 f.]). Er taucht bei dem
Gebrauche des Wortes, wodurch das betreffende Objekt bezeichnet wird, in uns
auf, nachdem wir dieses Objekt früher durch sinnliche Wahrnehmung kennen
gelernt haben, Hören wir das Wort „Mensch", so tritt sofort das allgemeine
§ 61. Das epikureische System, I: Allgemeines. Kanonik. 473-
Bild des Menschen vor unsere Seele. Die epikureische nQÖkmpig ist also von
der .-roöÄtjt/jis und der xoir!/ k'rvoia der Stoiker wohl zu unterscheiden. Die
Meinung {öö^u) oder Annahme (v.to/. »/i/u?) bildet sich aus den Eindrücken
der Objekte durch deren Fortwirkung in uns. Sie geht teils auf Zukünftiges
(.-Tgooiih-ot), teils auf nicht Wahrnehmbares (ädtj/.nr). Sie kann wahr und falsch
sein. Sie ist wahr, wenn Wahrnehmungen für sie zeugen («V t-rrtftaQTvoijrai, wie
z. B. eine richtige Annahme über die Gestalt eines Turmes durch die Wahr-
nehmungen aus der Nähe das Zeugnis der Wahrheit erhält), oder, falls diea
wenigstens direkt nicht geschehen kann (wie z. B. bei der Annahme von Atomen),
nicht gegen sie zeugen (>/ ,«;) ävT/^iaoTvgfjTai); im Gegenfalle ist sie falsch (Diog.
L. 10, 34; Sext. Emp. adv. math. 7. 211 ff. [Us. S. 372, 19 ff., 181, 12 ff.i).
Den Fortgang von den Erscheinungen zu der Erforschung des Verborgenen (der
nicht in die Sinne fallenden Ursachen, wie insbesondere der Atome) fordert
Epikur (Diog. L. 10, 32: ttsqI Ttüv ddr,/.(or 0.716 rwr r^atj'o^igvcov /grj oij 11 e lovaßu t
[Us. S. 372, 1]), ohne die logische Theorie dieses Forschungsweges eingehender
zu entwickeln (was später die Epikureer Zenon und Philodemos versucht
haben).
Die Gefühle {:räß>j), d. h. Lust und Schmerz (i^dori] und u/.yijdo'n-), sind
die Kriterien für das praktische Verhalten (Diog. L. 10, 34 [Us. S. 373, 1 ff.]).
Nur über die elementarsten Erkenntnisprozesse handelt Epikur mit einiger
Sorgfalt; er vernachlässigt die logischen Operationen, durch welche
der Fortschritt über die bloße Wahrnehmung hinaus gewonnen wird. Von
den mathematischen Wissenschaften urteilt er (nach Cic. de fin, 1, 21, 72
[Fragm. 227 Us.]): a falsis initiis profecta vera esse non possunt, et si essent
Vera, nihil afferrent quo iucundius, i. e. quo melius viveremus. Über die Ver-
nachlässigung der Dialektik durch ihn läßt Cicero de fin. 1, 7, 22 (Us. S. 178,.
22 ff.) klagen: in altera philoso])hiae parte, quae /.oyiy.i) dicitur, iste vester (Epi-
curus) plane, ut mihi quidem videtur, inermis ac nudus est: tollit definitiones;
lühil de dividendo ac partiendo docet; non quo modo efficiatur concludaturque
ratio tradit; non qua via captiosa solvantur, arabigua distinguautur ostendit (vgL
Cic. de fin. 1, 19, 63 [Us. S. 178, 3]). Dabei gab Epikur zu, daß jede Er-
örterung, wenn sie zum Ziele führen soll, die Einigung über das Wesen des zu
erörternden Gegenstandes voraussetze; gleichwohl wollte er von einer Begriffs-
bestimmung nichts wissen (Cic. de fin. 2, 1, 3 f. [Fragm. 264 Us.]). Doch enthält
die Schrift des Philodemos .t£0( aijueko^- y.al otj/nEiwoecor, Avelche auf Vorträgen
des Epikureers Zenon, des Lehrers des Philodemos, beruht, einen achtungswerten
Versuch einer Theorie des analogischen und induktiven Schließens (s. Th. Gom-
perz in den Herkulan. Studien, Heft 1, Vorwort, sowie Bahnsch und Philippson
in den imten S. 158* angeführten Abhandlungen), indem sie besonders auf die
Angriffe der Stoiker gegen die Induktion eingeht. Der Analogieschluß (o y.ara
zr-v o/noiörtjza Toö.-rog) ist der Weg von dem Gegebenen zu dem Unbekannten (a.Tt>
Tcov (pairouercov e:tI zdcpar}] ifszaßaivetv). Zenon verlangt, daß in verschiedenen
Exemplaren des nämlichen Genus die konstanten Eigenschaften aufgesucht wer-
den, die dann auch den übrigen Exemplaren eben desselben Genus zugeschrieben
werden dürfen. Er setzt also eine gleichmäßige Beschaffenheit der Dinge voraus.
Ohne die Induktion ist es nicht möglich, in der Erkenntnis der Xatur vorzu-
schreiten. Die Erfahrung ist zwar die Quelle aller Erkenntnisse, aber eben sie
zeigt uns, daß es gewisse Gleichförmigkeiten in der Xatur gibt, durch deren
Erkenntnis wir in den Stand gesetzt Merden, über den Kreis der Erfahrung
hinauszugehen. Haben wir voreilig auf diesem Wege Schlüsse gezogen, so tritt
die Erfahrung selbst wieder korrigierend ein. Nach Prokl. zu Eukl. S. 199,
474 § ^"2- l^as epikureische System, II: Physik.
11 ff., 214, 18 ff. Friedl. hat Zenon (der auch den Karneades gehört hat) die
Gültigkeit der mathematischen Beweisführung bestritten (wie schon Protagoras,
s. oben S. 131), der Stoiker Poseidonios dieselbe verteidigt.
Die Sprache ist nach Epikur durch einen natürlichen Prozeß (qivasi),
nicht durch Konvention (Ofoei) entstanden. Er teilt also den Standpunkt, den
Piaton in seinem Kratylos durch den gleichnamigen Gesprächsteilnehmer ver-
fechten läßt (s. oben S. 271). Die ersten sprachlichen Bezeichnungen der Dinge
sind als Xaturlaute dem Husten, Niesen, Brüllen, Bellen und Seufzen zu ver-
gleichen (Diog. L. 10, 75 [S. 27, 4 ff. Us.|, dazu S. 380 und Fragm. 334 f. Us.).
Die Rhetorik lehnte Epikur jedenfalls insoweit ab, als er ihren Nutzen
für gerichtliche und politische Tätigkeit in Abrede stellte. In der Zeit des
Zenon und Philodem bildete die Frage nach dem Kunstwerte der Rhetorik einen
Streitpunkt zwischen athenischen und kleinasiatischen Epikureern (Für Epikur
s. Usener S. 109 ff. Über die Schulstreitigkeiten unterrichtet Philodems Rhetorik.
Vgl. dazu auch R. Philippson, Rhein. Mus. 71 [1916], 439).
§ 62. Das epikureische System, 11: Physik (Meta-
physik, Theologie, Kosmologie, Naturphilosophie,
Psychologie). Der Natuiiehre gesteht Epikur nur eine Be-
rechtigung des praktischen Nutzens wegen zu, insofern die Ein-
siclit in den natürhchen Zusammenhang der Dinge die Seele von
den Schrecken des Aberglaubens befreit. Sie zeigt, daß die
Weh nicht das Werk der Götter ist und von ihnen nicht be-
herrsclit wird, daß die Seele nach dem Tode nicht fortbesteht
und demnach auch keinen ünterweltsqualen unterworfen ist.
Die Naturlehre Epikurs, die diese erlösende Wirkung ausüben
soll, kommt im wesentlichen mit der demokritischen überein.
Alles, was geschieht, hat natürliche Ursachen; der Annahme
einer Einmischung der Götter bedarf es zur Erklärung der Er-
scheinungen nicht. Doch läßt sich nicht in jedem einzelnen
Falle die wirkliche Naturursache mit völliger Sicherheit an-
geben. Grundsätzlich aber steht fest: Nichts wird aus dem
NichtSeienden, und nichts vergeht in ein Nichtseiendes. Von
Ewigkeit her existieren die Atome und der Raum. Die
Atome haben eine bestimmte Gestalt, Größe und Schwere. Ver-
möge der Schwere bewegen sie sich ursprünglich nach unten
hin, und zwar sämtlich mit gleicher Schnelligkeit. Durch eine
zufällige Abweichung einzelner Atome von der senkrechten
Fallinie entstehen die ersten Kollisionen; aus diesen gehen teüs
dauernde Verflechtungen hervor, teils durch das Abprallen Be-
wegungen nach oben und seitwärts, dann die Wirbelbewegung,
durch welche die Welten sich bilden. Die Erde und die sämt-
lichen uns sichtbaren Gestirne bilden zusammen eine Welt,
neben der unendlich viele andere bestehen. Die Gestirne sind
nicht beseelt. In den Intermundien wohnen die Götter und
§ 62. Das epikureische System, II: Physik. 475
führen hier ein sehges, von keiner Sorge um die Weltregierung
getrübtes Dasein.
Die Tiere und Menschen sind Produkte der Erde; die
menschliche Kultur ist von einer ursprünglich sehr tiefen
Stufe allmählich zu höherer Entwicklung fortgeschritten. Die
Seele ist ein aus feinen Atomen bestehender luft- und feuer-
artiger Körper, der durch die Gesamtmasse des Leibes verbreitet
ist. Die vernünftige Seele hat ihren Sitz in der Brust. Die
leibliche Umhüllung bedingt den Bestand der Seele; mit der
Vernichtung dieser Umhüllung zerstieben die Seelenatome. Die
Sinneswahrnehmung wird durch materielle Bilder möglich,
die von der Oberfläche der Dinge ausgehen. Auf der Fort-
wirkung der Sinneseindrücke beruhen Begriff und Meinung.
Die zufällige Abweichung von Atomen aus der senkrechten
Fallinie ist die Grundlage der Willensfreiheit.
Quellen: Epikurs Brief an Herodotos :Teol tojv rfvoty.Mv und der unter
Epikurs Xamen überlieferte Brief an Pvthokles :Teoi röiv fisreoioo»' (Diog. L. 10,
35-11Ö, Usener Epic. S. 1—55; dazu S. 374—390 Us.). Epikur Fragm.' 266 bis
395 Us. (dazu das Spicilegium fragmentorum S. 350 ff.). Epikur Uegl cfvasog (s.
oben S. 461 f.). Epikurfragment in Oxvrhynch. Pap. II n. 215 (Diels, Sitz. d.
Berl. Ak. 1916, 886 ff.; hier S. 902 ff. der Text). Diels Doxogr. Gr. (s. d. Index
s. V. Epicurus). Philodem Usgi dewv A F (s. oben S. 463). Philodem Tleol evoe-
ßsia? (s. oben S. 463 f.). Cicero d. nat. deor. B. 1. Lucretius de rerum natura.
An die Spitze der Physik stellt Epikur i'bei Diog. L. 10, 38 [Us. S. 5, 13J)
den Grundsatz: ovökv yivsrai Ix rov jurj ovrog und den zugehörigen (ebd. 39):
ovdev rf&etQsrat dg ro /uij or, offenbar, weil diese beiden Sätze den Physiker zur
naturgemäßen Erklärung alles Werdens und Vergehens verpflichten. Von den
Körpern sind (ebd. 40 f.) die einen zusammengesetzt, die anderen aber die Be-
standteile, aus welchen jene gebildet sind. Die Teilung des Zusammengesetzten
muß endlich auf letzte unteilbare und unveränderliche Körper {äroua xal äfiE-
räßXrjra) führen, wenn nicht alles sich in das Nichtseiende auflösen soll. Diese
unteilbaren Urkörper oder die Atome sind zwar von verschiedener Größe, aber
sämtlich zu klein, um einzeln sichtbar zu sein. Außer Größe, Gestalt und
Schwere haben sie keine Eigenschaften. Ihre Anzahl ist unendlich. Wenn
ferner nicht dasjenige existierte, was wir Leeres und Raum oder Ort nennen, so
hätten die Körper nichts, worin sie sein und sich bewegen könnten. Der
Körper ist (nach Sext. Emp. adv. math. 1, 21 u. ö.) das nach drei Dimensionen
Ausgedehnte und Widerstand Leistende (Stoß Verursachende, t6 roiyjj Öiaoraxov
juera ävznvjiiag). Das Leere ist im Gegensatze dazu das Ungreifbare, die cpvoig
avaffrig (ebd. 10, 2 [Us. S. 350, 31] und Diog. L. 10, 40 [Us. S. 6, 9]). Das
Leere {xev6%^, der Ort (xönog') und der Raum {ywoa) sind ein und dasselbe unter
verschiedenen nach den Umständen sich differenzierenden Benennungen. Sofern
es von keinem Körper ausgefüllt ist, heißt es Leeres, sofern es von einem Körper
besetzt ist, Ort, und sofern es von Körpern durchfahren wird, Raum (Fragm.. 271
S. 192. 350 f. Us.).
Unter den Unterschieden der epikurischen Ansicht von der demokritischen
ist der beträchtlichste der, daß Epikur nicht einen ursprünglichen Wirbel der
476 § 62. Das epikureische System, II: Physik.
Atome annimmt, sondern sie vermöge ihrer vSchwere fallen und vermöge
einer Art von individueller Selbstbestimmung oder Willkür um ein weniges von
der Fallinie abweichen {.Tdofyy./.iri-iy, declinare) läßt, letzteres, um den ersten Zu-
sammenstoß zu erklären; Lucr. 2, 216 ff. :
lUud in his quoque te rebus cognoscere avenius,
Corpora cum deorsum rectum per inane feruntur
Ponderibus propriis, ineerto tempore ferme
Incertisque loci spatiis depellere paulum,
Tantum quod nomen mutatura dicere possis.
Quod nisi declinare solerent, omnia deorsum
Imbris uti guttae caderent per inane profundum.
Nee foret offensus natus nee plaga M-eata
Principiis: ita nil unquam natura creasset.
Vgl. Cic. de fin. 1, 6, 18, de nat. deor. 1, 25, 69, Aet. Plac. 1, 12, 5 (Fragm.
280 ff. Us.). An der letztgenannten Stelle heißt es: xivelodm xa äzof.ia tote ixsv
xazä oTÜd/xtjv rore öh xarä nuQEyxXiaiv , rä 8f ävco xirov^sva xaxa 7i/.r]yT]v xai
djioncd/iwv. Epikur legt so diejenige Art von Freiheit (oder vielmehr Willkür),
die er dem menschlichen Willen zuschreibt, gewissei-maßen schon in die Atome
hinein. . Die Freiheit des menschlichen Willens ist nach Lucr. 2, 251 ff. nicht
erklärbar, wenn nicht:
declinando faciunl primordia motus
Principium quoddam, quod fati foedera rumpat,
Ex infinito ne causam causa sequatur.
Die Bewegung der Atome ist nicht von dem Gedanken des Zweckes
geleitet. Die empedokleische Ansicht (s. oben S. 107), unter den vielen zufälligen
Naturgebilden, die zunächst entstanden, seien einzelne lebensfähige gewesen, imd
diese hätten sich erhalten, während die übrigen untergingen, wird vom Epiku-
reismus wieder aufgenommen. Lucretius sagt 1, 1021 ff.:
Nam certe neque consilio primordia rerum
Ordine se suo quaeque sagaci mente locarunt.
Nee cjuos quaeque darent motus pepigere profecto:
Sed quia multa modis multis mutata per omne
Ex infinito vexantur percita plagis
Omne genus motus et coetus experiundo,
Tandem deveniunt in talis disposituras,
Qualibus haec rerum consistit summa creata.
Auch Epikur selbst weist ausdrücklich die Annahme göttlicher Leitung ab.
Die Bekämpfung der Lehre von der ztqövoiu bildet einen Hauptpunkt in der
Polemik des Kepos gegen die Stoa. Nichts gilt ihm für irriger als die Meinung,
daß die Gottheit um der Menschen willen die Welt geschaffen und eingerichtet
habe. Von den Erwägungen, auf welche sich die Epikureer in diesem Kampfe
stützten, gibt neben anderen Stellen Lucr. 5, 165 ff. eine Probe. Aber auch im
übrigen steht die Welt nirgends unter göttlicher Einwirkung. Diog. L. 10, 76 f.
(S. 27, 17 ff. Us.): Man muß nicht meinen, die Bewegung der Gestirne, ihr Auf-
und Untergang, ihre Verfinsterungen und ähnliches werde durch irgend ein
Wesen gewirkt und geordnet, welches zugleich die volle Glückseligkeit und Uu-
vergänglichkeit besitze; denn Arbeiten und Sorgen, Zorn und Gunst stimmen
nicht mit der Glückseligkeit und Selbstgenügsamkeit zusammen. Vgl. Fragm.
367 ff. Us.; s. auch Fragm. 360 ff.
§ G2. Das epikureische System, II : Physilc. 477
Eine Welt {y.6af<og) ist nach Epik, bei Diog. L. 10, 88 (8. 37, 7 ff. Us.)
negioxt) tii ovourov, äaroa ts y.ai yfjv y.ul :jdvxa rä (fairöiievu :TfoiFyovoa, unoTOfii]v
e/ovaa d.iö rov dnsiQov. Solcher Welten gibt es unendlich viele; sie sind ge-
worden uiid vergänglich (ebd. 89, dazu S. 380 Us.; Fragm. 301 Us., dazu S. 353
Us. ; über das Universum und die einzelnen Welten Fragra. 295 ff. Us.).
In der speziellen Physik befleißigt sich Epikur gern der Enoyi). Er hält
«s für falsch, über die ädt]?.u, namentlich über Astronomisches, eine einzige be-
stimmte Theorie anzugeben und sie als richtig hinzustellen; er gibt vielmehr für
alles verschiedene Arten der Erklärung. Es kommt ihm nur darauf an, zu
zeigen, daß eine rein mechanische Xaturerklärung, die die Götter völlig aus dem
Spiele läßt, möglich ist, und die Bahnen zu weisen, in denen eine solche Er-
klärung sich bewegen müßte. Welche Erklärung im einzelnen Faile die wirklich
zutreffende ist, hat bei der praktischen Tendenz, der im letzten Grunde auch
seine Naturphilosophie dienen soll, für ihn keine große Bedeutung, Diese
Gleichgültigkeit Epikurs in naturwissenschaftlichen Dingen zeigt z. B. Aet. 2,
22, 6, Fragm. 344 Us.: '/4)'a^ifievt]g :rlarvv u>g TthaXor rör fj^.tov. 'HQax/.eiro?
axaq^oeidi], vtjöxvQXOV, ol ^xoiixoi atpaigosiörj to? rdr y.öouov xal ra äorga. 'Etii-
xovoog ivdsyea&ai rä jrQosigi] liisva :iävra. Ähnlich lunius PhUarg. zu
Verg. Georg. 2, 478 S. 248 Urs. (Fragm. 347 Us.): Varios defectus secundum
Epicurnm, qui ait non unam causam pronuntian dam, qua sol deficere
videtur, sed varias: potest enim fieri ut extinguatur, ut longius recedat, ut
aliquod eum corj^us abscondat. So heißt es ferner von der Größe der Sonne,
des Mondes und der übrigen Gestirne im Brief an Pythokles (Diog. L. 10, 91-
[S. 39, 5 f. Us. ; dazu S. 382 Us.]): ^xoi fisT^ov xov ÖQOjfisvov i] juixqcö klarrov i)
x->]).iy.omov xvy/drsi. Um die letzte Annahme als möglich zu erweisen, sagte er:
ginge durch die Entfernung die (wirkliche) Größe (anscheinend) verloren, so
müßte dies erst recht von der Farbe gelten (die sich doch augenscheinlich
erhalte).
Die Götter (des Volksglaubens) haben nach Epikur Existenz als unver-
gängliche und selige Wesen. Wir haben von ihnen eine deutliche Erkenntnis,
indem sie öfters den Menschen erscheinen und hiervon Eriimerungsbilder (Be-
griffe, :xooh)\pEiQ, s. oben S. 472) zurückbleiben. Die Meinungen der Menge
über die Götter aber sind falsche Annahmen {vicoXriyjsig ipsvdeTg), da sie vieles
enthalten, was mit der Unvergänglichkeit und Seligkeit der höchsten Wesen
unvereinbar ist (Epik, bei Diog. L. 10, 123 f. [S. 59, 16 Us., dazu S. 390 Us.j).
Die Götter sind aus den feinsten Atomen gebildet, haben menschliche Gestalt
und M'ohnen in den leeren Räumen zwischen den Welten (Cic. de nat. deorum
2, 23, 59; de div. 2, 17, 40 [S. 234 Us.]; Lucret. 3, 18 ff.; 5, 146 ff.). Sie
kümmern sich nicht um die Welt und um die Menschen, sondern frei von allen
Leistungen {äXsnovQyi^xoi) genießen sie ungetrübtes Glück. Nicht Furcht vor
ihnen, sondern die Bewunderung ihrer Vortrefflichkeit ist für den Weisen
das Motiv, ihnen Verehrung zu erzeigen. Zugleich dienen sie als ideale
Gestalten dem ästhetischen Interesse. Die wahre Frömmigkeit besteht in der
Verehrung des richtigen Denkens. Das schließt die Teilnahme an dem üblichen
Götterkultus, insbesondere an den Opferfesten nicht aus, aber die Angst vor den
Göttern und der Glaube, daß man sich durch Opfer ihre Gunst erkaufen oder
sich von ihrer Ungunst loskaufen könne, sind durchaus abzuweisen. — Das Ein-
zelne über die Theologie Epikurs und seiner Schule s. bei Usener Fragm. 352 ff.
384 ff., im Epikurfragment Oxyrh. Pap. II n. 215 nebst Diels' Erläuterung (s. o.
S. 462), bei Cic. de nat. deor. 1, 10, 25 ff., Philod. Ueol svosßeiag und IIsqI deöjv
mit Diels" Erläuterungen (s. o. S. 463).
47S § 62. Das epikureische iSystem, II: Physik.
Die Seele ist nach Epikur (bei Diog. L. 10, 63 [S. 19, 17 f. Us.. dazu
S. 378 f. üs.J) ein fein teiliger, durch die gesamte (Atomen-) Häufung (des Leibes)
hin verstreuter Körper (om/iu /.«.Tro/zfof? .-rag' ö/.or t6 aOgoioftd .-ragea.-zao/th-ov).
Sie ist am ähnlichsten einem Lufthauch; doch ist in ihr etwas von der wannen
Substanz der luftartigen beigemischt. Ihre Atome sind nach einem Scholion des
Briefes an Herodot (Fragm. 311 Us., dazu S. 353, 28 f. Us.) glatt und rund und
von den Feueratomen sehr verschieden. Anderwärts (Aet. Plac. 4, 3, 11, Fragm.
315 Us.) heißt es. daß Epikur die Seele bezeichnet habe als xoä^a ix xfxxäoojv,
ix :;toiov TivQCoSovg, ix Jioiov deQcööovg, ix cjoiov .-jrfi'/uarixov, ix reiägiov Ttvog
dxHTorouäorov — ZU dem letzten bemerkt der Doxograph: tovto S" i)r avTM xo
aiaOtjxixni' (vgl. Plut. geg. Kolot. 20 S. 1118 d [Fragm. 314 Us.j). Von diesen
vier Mischungselementen sollte das erste die Körperwärme, das zweite die Ruhe,
das dritte die Bewegung, das vierte die Empfindung (Wahrnehmung) bewirken.
In der Seele sind ein vemunftloser und ein vernunftbegabter Teil zu scheiden.
Letzterer hat seinen Sitz in der Brust, wie die (in der Bewegung des Herzens
sich kundgebenden) Affekte der Furcht und der Freude beweisen. Der vernunft-
lose Seelenteil verbreitet sich (als Lebensprinzip) durch den ganzen Leib (so Aet.
4, 4, 6 S. 390 D. [Fragm. 312 Us.J, durch den übrigen Leib [mit Ausschluß der
Brust] nach dem Scholion zu Epikurs 1. Brief bei Diog. Laert. 10, 66 [S. 21, 15
und Fragm. 311 Us.J). Im Tode zerstreuen sich die Atome der Seele (Epik, bei
Diog. L. 10, 65 [S. 21, 8 f. Us.; dazu S. 378 Us.]). Nach der Auflösung besteht
keine Empfindung mehr; der Tod ist axegi^oig ala&rioecog. Wenn der Tod da ist,
sind wir nicht mehr da, und solange wir sind, ist der Tod nicht da, so daß der
Tod uns nichts angeht (o dävuxog ov{}kv .-xgog r/uäg, Diog. L. 10, 124 ff. [S. 60,
15 ff. Us., dazu S. 391 f. Us.; Diog. L. 10, 139, S. 71 Us., dazu S. 395 Us.]; vgl.
besonders Lucr. 3, 828 ff. nebst R. Heinzes Kommentar S. 162 ff.). L^nkörper-
lich ist nur das Leere, das nichts wirken kann, also nicht die Seele, die bestimmte
Wirkungen übt (Diog. L. 10, 67, S. 22, 3 ff. LTs.). Weiteres über die epikureische
Psychologie lehren Epikurs Brief an Herodotos (Diog. L. 10, 63 ff. [S. 19, 15 ff.
Us.] mit den Parallelen bei Usener S. 378 f.) sowie die Fragmente 311 ff. (Nach-
trag S. 353 Us.) und 336 ff. Us.
Die Lehre von den materiellen Ausflüssen der Dinge und den Bildern
(sldcoka), welche die Wahrnehmungen vermitteln sollen, teilt Epikur mit Demokrit
(s. oben S. 122). Diese Bilder, Typen (xvjioi), von der Oberfläche der Dinge
ausgehend, nehmen ihren Weg durch die zwischenliegende Luft hin zu unserer
Sehkraft oder unserem Verstände {slg xijv oxpiv rj xr]v öiävoiav). Auch die Ge-
hörswahrnehmung erklärte Epikur in analoger Weise: der Ton ist eine von den
Dingen ausgehende Strömung, die die Gehörsorgane trifft. Epikur sah dem-
gemäß mit Demokrit und den Stoikern in dem Ton etwas Körperliches (Diog. L.
10, 46-48 [S. 9, 12 ff. mit den Parallelen S. 376 Us.] und die Fragmente 317 ff.
nebst Nachträgen S. 353 Us.).
Die Setzung eines Schicksals oder Verhängnisses [s^MQuivt]) als einer
besonderen über den Lauf der Dinge gebietenden Macht war durch die mecha-
nische Welterklärung ausgeschlossen. Für Epikur war das sehr willkommen.
Den Kern seiner praktischen Philosophie bildete das Verlangen nach Unab-
hängigkeit des Individuums von außer ihm stehenden Gewalten. Mit einer
solchen Unabhängigkeit war aber eine Schicksalsmacht noch weniger vereinbar
als das Eingreifen der Götter, in dessen Bestreitung Epikur sich nicht genug tun
kann (vgl. Diog. L. 10, 134 [S. 65, 12 ff. L^s.]: xqsTxxov rjv xco .-legi ßswr fiv{)co
xataxo/.ovßeTv rj zfj xöjv cpvoixwv ei/Ltag/jsvt] öovXsveiv o fiev yäg ekniöa jiagaixi^aEcog
vjioygdrpec ßewv 8iä xt^ifjg, i) öh dTzagaixrjxov r/Ei xrjv dvdyxT]v). So bildete denn
i
§ 63. Das epikuroischo System, III: Ethik. 479
der Kampf gegen den Fatalismus einen der Streitpunkte des Epikureismus gegen
die Stoa (vgl. S. 394 Us.). Andererseits ließ auch die mechanische Welterklärung
bei strikter Durchführung für die freie Selbstbestimmung des Individuums keinen
Raum. Epikur durchbrach daher zugunsten der Willensfreiheit die Konsequenz
dieser Welterklärung, indem er durch die Theorie der :Tuof.yx'/.i(fic: die Bewegung
der Atome der lückenlosen Gesetzmäßigkeit entrückte (s. oben S. 476). Aber
diese Konzession war vergeblich. Auf Zufälligkeiten im Spiel der einzelnen
Atome läßt sich nicht die Selbstbestimmung der menschlichen Persönlichkeit be-
griinden. Es klafft hier ein Widerspruch zwischen der indeterministischen Ethik
Epikurs und einer im Prinzip deterministischen Physik, der nicht dadurch zu
überbrücken war, daß der Philosoph in einem Punkte diesem Prinzij:) etwas ver-
gab. Dieser Widerspruch, der sich aus der Anlehnung an zwei verschiedene
Systeme der Vergangenheit erklärt, ist eine der Hauptschwächen des Epiku-
reismus. Er bildet eine Parallele zu dem Widerspruch, der in der Lehre der
Stoa zwischen ihrem Fatalismus und den Anforderungen ihrer Ethik bestand
(s. oben S. 455). Wie dort das Bedürfnis sittlicher Zurechnung, so ist bei Epikur
das Verlangen nach individueller Freiheit der Grund des Widerstreites gegen die
physikalischen Voraussetzungen des Systems.
s^ 63. Das epikureische System, III: Ethik (Indi-
vidualethik, Politik, Reclitsphilosophie). Die epiku-
reische Ethik rulit auf der kyrenaischen. Die Glückseligkeit,
welche das höchste Gut ist, setzt Epikur in die Lust; denn auf
diese gehe das natürliche Streben eines jeden Wesens. Die Lust
knüpft sich teils an die Bewegung, teils an die Ruhe. Die Lust
in der Bewegung ist die einzige, welche die Kyrenaiker im
allgemeinen anerkannten; dieser Lust aber bedarf es nach Epi-
kur nur dann, wann ihr Mangel uns Pein macht. Die Lust in
der Ruhe ist die Freiheit vom Schmerz. Lust und Schmerz
sind ferner teils geistig, teils körperlich. Nicht die körperlichen
Empfindungen, wie die Kyrenaiker meinten, sondern die
geistigen sind die mächtigeren ; denn jene sind auf den Moment
beschränkt, diese aber haben auch Beziehung auf die Ver-
gangenheit und Zukunft, indem durch Erinnerung und Hoffnung
die Lust des Augenblicks sich verstärkt.
Die Setzung der Lust zum Ziele erheischt ein Eingehen auf die
Luststrebungen, die Begierden. Von diesen sind nach Epikur
einige natürlich und notwendig, andere zwar natürlich, aber nicht
notwendig, andere endhch weder natürlich noch notwendig. Die
Rücksicht auf unsere Seelenruhe verlangt möglichste Be-
schränkung der Begierden. Wichtige Regel ist ferner, daß nicht
jede Lust zu erstreben und nicht jeder Schmerz zu fliehen ist;
denn das, wodurch eine gewisse Lust bewirkt wird, hat oft
Schmerzen zur Folge, die größer sind als jene Lust, oder raubt
manche andere Lust, und das, wodurch ein gewisser Schmerz
4g() § G:^. Das epikureische System, III: Ethik.
bewirkt wird, beugt oft anderen gröljeren Schmerzen vor oder
hat eine Lust zur Folge, die größer ist als jener Sehmerz. Bei
einer jeden in Frage kommenden Handlung oder Unterlassung
ist das Maß der Lust, die voraussichtheh teils unmittelbar, teils
mittelbar daraus folgen wird, gegen das Maß der teils unmittel-
bar, teils mittelbar daran geknüpften Schmerzen abzuwägen
und nach dem Übergewicht A'on Lust oder Schmerz die Ent-
scheidung zu treffen.
Die richtige Einsicht, die in dieser Abwägung sich be-
tätigt, ist die Kardinaltugend. Aus ihr fließen die übrigen
Tugenden her. Der Tugendhafte ist nicht der, welcher Lust
hat, als solcher, sondern der, welcher richtig zu verfahren weiß
in dem Streben nach Lust; da aber die Erlangung eines mög-
lichst hohen Maßes von Lust bei dem möglichst geringen Maße
von Schmerzen durch das richtige Verhalten und dieses durch
die richtige Einsicht bedingt ist, so folgt, daß nur der Ein-
sichtige, d. i. der Tugendhafte, jenes Ziel zu erreichen vermag;
der Tugendhafte erreicht es aber gewiß. Die Tugend ist somit
der einzig mögliche, aber auch der durchaus sichere Weg zur
Glücksehgkeit. Der Weise, der als solcher die Tugend besitzt,
ist demnach stets der Glückseligkeit teilhaftig. Die Zeitdauer
der Existenz begründet keinen Unterschied in dem Maße der
Glückseligkeit.
Die Beteiligung am Staatsleben wird als der seelischen
Ruhe abträglich von Epikur im allgemeinen widerraten. Das
Recht gilt ihm als ein zur Verhütung gegenseitiger Schädigung
geschlossener Vertrag.
Quellen: Epikurs Brief an Menoikeus (Diotr. L. 10, 122 — 135. Usener
Epic. S. 59 — ^i6; dazu S. 390 — 394 Us.). Der größte Teil der Kvotai döiai (Diog.
L. 10, 139—154, Usener Epic. S. 71 ff.; dazu S. 394 ff . Us.) Epikur Fragm. 396
bis G07 (dazu das Spicilegium fragmen forum S. 356 ff.). Die ethischen Schriften
des Philodemos und anderer Epikureer (s. oben S. 462 ff.).
Der Brief an Menoikeus, der für Epikurs Ethik in erster Linie maßgebend
ist. gibt, wie es für einen Brief natürlich ist, keine systematische und straff
disponierte Darstellung des Gebietes. Er bietet in loser Aneinanderreihung die
Erwägungen, die sich dem Verfasser zunächst ergeben, mit der Unbestimmtheit,
die ihnen in dieser Unmittelbarkeit anhaftet. Das Lustprinzip taucht im
Verfolg des Vortrags auf; Epikur sagt (Diog. L. 10, 128, S. 62, 23 f. Us.): rijv
fjbovrjv äg/r/v y.al rsXog ).eyoi.iev eivai tov ^axaglco? Cfjv, und zur Begründung fügt
er bei (Diog. L. 10, 129, S. 63, 1 f. Us.): wir erkennen in der Lust das erste und
unserer Natur gemäße Gut [xavtrjv yäg dya&ov TiQcörov y.al ovyysvixov syviojuet') ;
sie ist uns der Anfang jedes Strebens und I\Ieidens, und auf sie läuft unser Tun
hinaus, indem wir nach der Empfindung als dem Kanon jegliches Gut beurteilen.
Aber dieser Satz tritt erst auf, nachdem vorher schon viele Verhaltungsregeln
§ (33. Das epikureische System, III: Ethik. 481
gegeben, von den Arten der Begierden gehandelt, über Lust und Schmerzlosigkeit
gerodet und insbesondere auch (Diog. L. 10, 128) das Prinzip deß Strebens und
Meidens bestimmt worden ist als Gesundheit und Gemütsruhe (>? tov oMfiarog
vy/sia xai fj rfjg tf/v^vs diaoa^ia) mit dem begründenden Zusätze: ijiel tovto lov
fiaicaoicüg ^tjv imi rs'/.og. Was unter ibovr^ zu verstehen sei, sagt Epikur in der
Form einer Definition überhaupt nicht, und seine Aussagen über das Verhältnis
der positiven Lust zur Schmerzlosigkeit leiden an großer Unbestimmtheit. Trotz
fies Mangels einer scharfen Disposition lassen sich aber in dem Briefe gewisse
Hauptkapitel wohl unterscheiden. Auf eine Mahnung in jedem Lebensalter zu
philosophieren, um die Furcht zu vertreiben und die Glückseligkeit (rr/v evbiu-
fioviav) zu erlangen (Diog. L. 10, 122 [S. 59, 2 ff. Us.]), folgt zunächst (123-127)
eine Belehrung über die Götter und über den Tod; hinsichtlich der ersteren wird
eingeschärft, daß sie existieren, die Vorstellungen der Menge über sie aber falsch
und widersiDruchsvoU sind, hinsichtlich des Todes, daß er uns nichts angeht und
dementsprechend nicht zu fürchten ist (s. oben S. 478). Daran schließt sich
(127) eine Einteilung der Begierden (sTiidvfiiai). Von diesen sind nämlich nach
Epikurs Unterscheidung die einen natürlich {qvaixai), die anderen eitel [xsvui);
von den natürlichen sind die einen notwendig (m'ayy.atai), die anderen nicht not-
wendig {(pvotfcal iioror); diejenigen, welche natürlich und notwendig sind, sind
teils zur Glückseligkeit {jtqos evdai/itoviar, deren Begriff hier offenbar ein engerer
ist als vorhin), teils zur L^ngetrübtheit des Körperzustandes {jrgd; rr-jv xov oü>i.iaxog
a.oyh]aiav), teils zum Leben selbst {ngog amö xo Cv^) notwendig. (Daneben findet
sich [Diog. Laert. 10, 149 als 29. der yvQiat 86^ai, S. 77 f. Us.] die einfache, von
Cicero de fin. 2, 9, 26 in formeller Hinsicht hart, jedoch mit Unrecht, getadelte
Koordination dreier Arten von Begierden: xwr ijiidv/iiicör al jlüv sioi ffvatxal xai
dvayxatui, ai de (fvaiy.al xal ovx dvayxaiai, al de ovxe qwatxal ovxe dvayy.aXai, aXXa
jiagu xEvrjv dö^av yivofievai, was in einem Scholion näher dahin erklärt wird, die
erste Klasse gehe auf die Aufhebung von Leiden, wie des Durstes durch den
Trunk, die zweite nur auf Variation der Lust ohne Beseitigung des Leidens,
z. B. durch üppige Speisen, zu den Gegenständen der dritten Art der Begierden
seien [Ehren-] Kränze und Bildsäulen zu rechnen.) Die rechte Erwägung dieses
Unterschiedes, meint Epikur (bei Diog. L. 10, 128), führe dazu, alles Wählen
und Meiden auf die leibliche Gesundheit und seelische Ruhe [axaga^ca) zu be-
ziehen, denn darin liege das glückliche Leben und damit das Ziel. Um des-
willen nämlich, fährt er fort, tun wir alles, um weder körperlich noch geistig zu
leiden {SjKog jxrjxe d/.ycö/uev, fitjxe xagßcö^iev). Der Lust (r^dov^) bedürfen wir dann,
wann ihr Nichtvorhandensein uns Schmerz bereitet, andernfalls nicht (tote ydg
r,8ovi)g ;|^o£(av e)(o/iiev, oxav ex xov firj TtuQeTvui xr^r r.dovrjv d?.yä>/j,£V (orav 8e fj.>]8ev
dlywuer.) ovxixi xfjg r^dorfig 8e6i.ie&a). Die Lust ist also einerseits Ausgange- und
Zielpunkt der Glückseligkeit, andererseits Bedingung und Mittel zum Zweck,
was nur bei einer doppelten Begriffsbestimmung der ^<3ov?; möglich ist. Ziel ist
die negative Lust (die Schmerzlosigkeit), Bedingung und Mittel zum Zweck unter
Umständen die positive Lust (über die beiden Arten der Lust s. u. S. 482).
Nach der kurzen (oben angegebenen) Begründung des Lustprinzips (Diog. L.
10, 129) wendet sich Epikur sofort zu der Abweisung des Mißverständnisses, als ob
jede sich darbietende Lust zu erstreben sei. Eben weil die Lust das erste und ange-
borene (natürliche) Gut ist, darf unser Leben keine Unterbilanz an Lust aufweisen,
wie es der Fall sein könnte, wenn wir ohne Unterschied jeder Lust nachgingen,
ohne uns um den auf manche Lust notwendig folgenden Schmerz zu kümmern.
Jede Lust ist freilich, an sich betrachtet, ein Gut, aber nicht jede ist schon des-
halb erstrebenswert; jeder Schmerz ist, an sich betrachtet, ein Übel, aber nicht jeder
Ueberwcg, Grundriß I. 31
4t;2 § 63. Das epikiueisohe System, III: Ethik.
ist schon deshalb zu meiden. Es kommt darauf an, ob nicht die einzelne Lust
größeren Sehmerz, der einzelne Schmerz größere Lust im Gefolge hat. So muß sich
unser Verhalten auf eine Abmessung {ovufihgijaic;) gründen, die auch die Folgen
mit in Rechnung zieht, so daß. wenn sich im ganzen ein Überschuß von Lust
herausstellt, ein Streben, bei einem Überschuß von Schmerz aber ein Meiden am
Platze ist. (Zu dieser Theorie von einer Statik der Lust- und Schmerzgefühle vgl.
auch die Ausführungen des platonischen Protagoras oben S. 241.) Auf dieses
Prinzip gestützt, empfiehlt nun Epikur ganz besonders die Genügsamkeit, die
Gewöhnung an eine einfache Lebensweise, die Fernhaltung von kostspieligen
und schwelgerischen Genüssen oder doch eine seltene Hingabe an diese, damit
die Gesundheit bewahrt und der Reiz des Genusses immer frisch bleibe, und
kommt, um diesen Mahnungen Nachdruck zu geben, auf den Satz zurück, das
eigentliche Ziel liege in der körperlichen und geistigen Leidenslosigkeit (ßrize
d/.yeiv xaxa möfiu, /d'^te zaoätzEaOai xaxa i/'i'j^^*', Diog. Laert. 10, 131 [S. 64, 11 f.
Us.]). In der rechten av^ii.ikoy]oig, zu der auch Fragm. 442 zu vergleichen ist,
liegt das Wesen der (poönjoig, welche das Höchste der Philosophie und die
Quelle aller Tugenden ist (Diog. Laert. 10, 132 [S. 64, 18 ff. Us.]). Man kann
nicht angenehm (f^dkog) leben, ohne einsichtig und wohlanständig und gerecht
[rpoofi'uMg y.ai y.a/.ojg y.al öiPicucog) ZU leben, und umgekehrt dies nicht, ohne daß
ein angenehmes Leben die Folge ist ; die Tugenden sind mit der Lust untrennbar
zusammengewachsen (ovuTieffvy.aon' al agszal tm Cfjv i^öecog, Diog. L. 10, 132
[S. 64, 23 f. Us.]). Epikur schließt den Brief mit einer Schilderung des glück-
seligen Lebens des Weisen, der von den Göttern die richtige und fromme Mei-
nung hege, den Tod nicht fürchte, über die natürlichen Güter die richtige Ein-
sicht habe, das Verhängnis als nicht vorhanden erkenne (Gegensatz zum stoischen
Fatalismus!), über die Zufälligkeiten des Lebens aber durch seine Einsicht erhaben
sei, indem er es für besser erachte, bei verständiger Überlegung im einzelnen Falle
den Erfolg zu verfehlen, als mit Unverstand Glück zu haben [xQeiiiov etvai
voLii'^ojv ev/.oyiorcog ärv/^sTv rj ä/.oyiarojg svivyeTv, Diog. L. 10, 13.5 [S. 66, 1 f. Us.]),
mit einem Wort, der wie ein Gott unter den Menschen lebe im Genuß unsterb-
licher Güter (Diog. L. 10, 133 — 135. Weiteres über den epikureischen Weisen
Fragm. 561 ff. Us. — Die Gnmdgedanken des Briefes an Menoikeus mit Parallelen
bei Usener S. 390 ff. Vgl. auch S. 281 Us.).
Die Ausführungen des Briefes an Menoikeus über die Lust sind aus anderen
Stellen zu ergänzen. Darnach unterschied Epikur zwei Arten der Lust: die
Lust in der Ruhe, i) y.azaoTtj/^iuTiy.rj rßovrj (Diog. L. 10, 136 [S. XXXI L^s.]; sta-
bilitas voluptatis, Cic. de fin. 2, 3. 9), und die Lust in der Bewegung, rj iv
y.iv7]oei T]dovi] (voluptas in motu, Cic- a. a. O.; s. über beide Arten der Lust
Fragm. 408 ff. 416 ff. Us.); er bestimmt jene näher als dzaga^ia huI anovia, diese
als yaod xai evrpooavvt] (Diog. Laert. 10, 136 [S. XXXI Us.]). Unter diesen
beiden Arten der Lust aber steht die Lust der Ruhe, d. h. die negative Lust
oder Schmerzlosigkeit am höchsten {zovrov yho /ägiv Tiävza jzQÜzzofiev, ojrcog /.itjzE
u/.ycou£v i.it]z£ zagßcüUEv, Diog. L. 10, 128 [S. 62, 15 f. Us.]). Der Begriff dieser
y:azanzrjf.iazix?] r^öovrj schwankt zwischen dem der Befriedigung, die momentan aus
der Befreiung von einem gewissen Schmerz geschöpft wird, und dem der bloßen
Schmerzlosigkeit. Dieses Schwanken ist um so übler, da die Bedeutung
Schmerzlosigkeit dem allgemeinen Sprachgebrauch nach sich nicht an ridovr)
(und ebensowenig an voluptas und Lust) knüpft, so daß Cicero (de fin. 2,
c. 2 ff.) nicht ohne Recht die epikureische Nachlässigkeit und Unklarheit im
Gebrauche dieses Wortes tadelt. Epikur erklärt deutlich, der Gipfel der Lust
sei die Austilgung alles Schmerzes (Diog. Laert. 10, 139 \xvg. ^6^. 3, S. 72. 1 ff.
§ 63. Das epikureische tjysteni, III: Ethik. 483
Us.|; dazu 6. 395 l's.): "Ooog tov i.iEysOov; kov r^öormv r] Jiavrog rov d/.yovi'TOC
v.-re^ai'oeaig (vgl. auch Fragm. 417), fügt aber sogleich hinzu, wo Lust sei, da sei,
so lange, sie sei, kein Schmerz oder Traurigkeit oder beides zusammen, und
scheint so die Lust wieder als etwas Positives zu fassen.
Xeben die Unterscheidung der Lust in der Ruhe und der Lust in der Be-
legung tritt die der seelischen und körperlichen Lust (Diog. L. 10, 136,
S. XXXI Us.). Es ergibt sich aus dem Sensualismus Epikurs, daß er keine
seelischen Lustgefühle anerkennen kann, die nicht letzten Endes auf sinnliche
Eindrücke begründet sind. Der Sensualismus griff aber in der Lustlehre weiter.
An einer viel zitierten Stelle seiner Schrift IIfoI te/.cvg (Fragm. 67 üs.) erklärte
Epikur. er wisse sich unter dem Guten nichts zu denken, wenn er von den sinn-
lichen Lustgefühlen absehe (ov yäg eycoys syco xi %'oiqa<o xäyadov, ätpaiQoJv fikv rag
ötci /vXcöv r;6ovdg, acpaiQMv de zag 8i d<pQo8ioia>v, drfaiQCÖv 8e rag öi dy.Qoaf.idro)V,
difaioiör 8e xai zag 8iu noQcpfjg xaz mpiv r,8elag xun'/aeig; vgl. Fragm. 408 f. Us.).
Sinnliche Eindrücke bilden also nicht nur die Grundlage und Vermittlung der
Lust, sondern alle Lustgefühle sind sinnlicher Art, wobei freihch auch die ästhe-
tische Lust an Musik und bildender Kunst zur sinnlichen gerechnet wird. In
gröbster Weise gibt Epikurs Schüler Metrodoros diesem sensualistischen Hedo-
nismus Ausdruck, wenn er in dem Briefe an Timokrates (Fragm. 39 ff. Koerte)
sagt, auf den Bauch beziehe sich das Gute und Schöne, er bilde das Maß für
alles was die Glückseligkeit betreffe, es gelte nicht, die Wohlfahrt der Griechen
zu bewirken und sich von ihnen Kränze als Weisheitslohn zu verdienen, sondern
zu essen und zu trinken in der Weise, daß es dem Magen nicht schade und man
Genuß habe. Wir kennen den Zusammenhang nicht, in welchem Metrodors
Brief diese Äußerungen enthielt. Man konnte, namentlich angesichts des letzten
Satzes, geneigt sein, in ihnen den Ausbruch einer momentanen Verbitterung zu
sehen, der mit Unrecht schon im Altertum von Gegnern des Epikureismus ad
verbum gedeutet worden wäre. Aber Metrodor gibt doch im Grunde nur eine
Anschauung wieder, die auch von Epikur geäußert wurde (Fragm. 409: '^o/J/
y.al otCa Tiavzog dya&ov rj zfjg yaazoog f;8ovrj' xai zä. oocpd xai zu neijiTrd e:iI iavzi]v
Kyei ri]v dvarpoodv), und spätere Quellen bestätigen für den Epikureismus diese
grobsinnliche Lusttheorie. So bekämpft Plutarch contra Epic. beat. 4 S. 1088 e,
14 S. 1096 c (Fragm. 429 L"s.) aufs lebhafteste die epikureische Auffassung, nach
der seelische Lust nur darauf beruht, daß mau sich der gegenwärtigen körper-
lichen Lustgefühle bewußt wird oder der vergangenen erinnert oder die zu-
künftigen erhofft. Die Frage ist nur, wie weit Epikur und seine Schule diese
Anschauung konsequent durchgefühlt haben. Nach seiner eigenen Aussage
(Fragm. 138 Us.) bekämpfte Epikur in schwerer Krankheit seine körperlichen
Schmerzen mit der seelischen Lust in der Erinnerung an seine Eeflexionen
(oder: an die mit Idomeneus gepflogenen Gespräche). Die Entgegensetzung
körperlicher und seelischer Freuden und Leiden, bei der die ersteren als die
untergeordneten erseheinen (S. XXXI, S. 62, 16 ff., S. 75, 5 ff. 18 ff., Fragm.
417. 439 Us.), die starke Betonung des seelischen Zustandes der Ataraxie, der
Kult einer uneigennützigen Freundschaft, das ganze Gepräge eines edlen und
verfeinerten Lebensgenusses, das uns in dem Bilde der epikureischen Schule
entgegentritt, alles das spricht dafür, daß mit dem grobsinnlichen Hedonismus
nicht Epikurs letztes Wort gesagt war, und daß bei den schroffen Äußerungen
im Sinne jenes Hedonismus die Lust am Paradoxen mitsprach, die durch den
Kampf der Schulen gefördert wurde.
Ausdrücklich erklärt Epikur, daß keine Art von Lust an sich selbst etw."s
Übles sei, wohl aber manche Lust um der Folgen wiUen zu meiden (Diog. L.
31*
4!f^4 § *^3. Das epikureische System, III: Etiiik.
10, 141 [S. 73, 7 ff. Us.J und oben S. 481 f.). Der Begriff eines an die Qualität
der Lust geknüjjften Wertunterschiedes, wonach die eine als edel, die
andere als minder edel oder unedel zu bezeichnen wäre, findet im epikureischen
Systeme keinen Raum, so wenig auch das praktische Verhalten Epikurs für
einen niedrigen, Edles und Unedles gleichsetzenden Hedonismus spricht. Hier-
mit hängt zusammen, daß der Begriff der Ehre nach der epikureischen Theorie
uiierklärbar bleibt. An diesen Mangel knüpfen sich die gewichtigsten und ver-
nichtendsten Einwürfe des Cicero (de fin. 2, 14, 44 ff.. Tusc. disp. 2, 12, 28 [Fragm.
550 Us.]) gegen den Epikureismus.
Prinzipiell ist die epikureische P^thik ein System des Egoismus; denn die
Rücksicht auf die eigene Lust soll überall maßgebend sein. Doch kann diese
Lust auch in dem Interesse für das Wohl der Nebenmenschen ihren Ursprung
haben. Eine Pflichtenlehre und eine autoritative Ethik, wie sie bei den Stoikern
vorhanden sind, haben in der epikureischen Lehre keinen Platz, nur eine hypo-
thetische Ethik ist in ihr möglich. Das hedonistische Prinzip beherrscht auch
die epikurische Lehre von der menschlichen Gemeinschaft, wie sie uns in Fragm.
523 ff. Us. entgegentritt. Die Freundschaft, auf welche Epikur den höchsten
AVert legt (Fragm. 539 Us.), ist seiner Ansicht nach um des eigenen Nutzens und
insbesondere um der eigenen Sicherheit willen zu pflegen; kann man ohne
Freundschaft nicht sicher und furchtlos, so kann man ohne sie auch nicht lust-
voll (d. h. in Ataraxie) leben (Fragm. 540 f. Us.). Andererseits aber behaupten
die Epikureer (nach Cic. de fin. 1, 20, ()9 f.), die Anknüpfung der Freundschaft
beruhe zwar auf dem Gedanken des Nutzens, im Fortgange des freundschaft-
lichen Verkehrs aber stelle sich ein uneigennütziges Wohlwollen ein, und es
bestehe ein Bündnis unter den Weisen, den Freund ebensosehr zu lieben wie sich
selbst. Epikur lehrte nach Plut. philos. esse c. princ. 3, S. 778 c (Fragm. 544
Us.) rov ev Jidaxeiv to ev noieiv ov fiövov xäX/.iov aXXä xal ijöior eivai, wobei frei-
lich eine egoistische Erwägung sofort mitunterläuft: yaQÜz yaq ovbev ovtco yöriftöv
laxiv CO? yägig. Die gleiche Lehre bezeugt Plut. contra Epic. beatit. 15, S. 1097 a
(Fragm. 544 Us.) für die Schule. Epikurs Elternliebe, sein Wohltätigkeitssinn
seinen Freunden gegenüber, seine Menschenfreundlichkeit werden bei Diog. Laert.
10, 9 f. (S. 364, 1 ff. Us.) lebhaft hervorgehoben. Jedenfalls hat sich der Epiku-
reismus durch das große Gewicht, welches er in der Theorie und im wirklichen
Zusammenleben auf die Freundschaft legte (wie es so nur nach Auflösung des
engen Bandes möglich war, das früher jeden einzelnen Bürger an die Staats-
gemeinschaft geknüpft hatte), um die Milderung antiker Härte und Exklusivität
und um die Pflege der geselligen Tugenden der Umgänglichkeit, Verträglichkeit,
Freundlichkeit, Milde, Opferwilligkeit und Dankbarkeit ein Verdienst erworl>en,
welches nicht unterschätzt werden darf.
Aus den allgemeinen Voraussetzungen der epikureischen Philosophie erklärt
sich auch ihr Verhältnis zum Staatsleben. Der Gesichtspunkt der Ataraxie
ist auch hier maßgebend. Teilnahme an den Staatsgeschäften ist der Glück-
seligkeit hinderlich, da sie Unruhe bringt. Somit wird sich der Weise mit Politik
nur beschäftigen, soweit es zu seiner Sicherung nötig ist. Sonst wird er dem
Grundsatz Aä&t ßiMoag huldigen (e. die plutarchische Schrift El y.a'/.ä>g etgtjzui
TO Ad&s ßiojaag und Fragm. 551 Us.). Jedoch macht auch hier Epikur gemäß
seinem individualistischen Hedonismus Ausnahmen für den Fall, daß jemand
ehrgeizig sei und in dem Privatleben keine Ruhe finden könne; in diesem Falle
verursacht der ungestillte Drang nach politischer Betätigung die größere Beein-
trächtigung der Ataraxie, und so muß gerade um der Ataraxie willen diese Be-
tätigung freigegeben werden (Plut. de tranquill, an. 2, Fragm. 555 Us.). Weiteres
§ Ö3. Das epikureische System, 11 1: Ethik. 485
über das Verhältnis des Epikureismus zum Staatsleben in den P>agn). 552 ff.
lind S. 358 Us.; vgl. auch Fragra. 548 ff. Us.
Ein an sich verbindliches Recht kann es nach epikureischen Voraus-
setzungen nicht geben. Auch hier kommt nur der Ertrag für die Ataraxie in
Frage. Rechtlich geordnete Zustände bieten mehr Gewähr für Seelenruhe als
der Kampf aller gegen alle. So wird das Recht auf den Nutzen begründet: es
ist ein Vertrag, der gegenseitige Schädigung verhindern soll {air&rjxii t/; v:TeQ
Tov fiij ßldjireiv rj ßlämeadai, Diog. L. 10, 150 [S. 78, 17 Us.; vgl. Us. ebenda
Z. 9 ff. und S. 397 f.]). Selbstverständlich ist der Nutzen des Weisen in erster
Linie maßgebend. Dementsprechend heißt es in Stob. Flor. 43, 143 (139 Mein.,
Fragm. 530 Us.): die Gesetze sind um der Weisen -willen gegeben, nicht um sie
vom Unrechttun abzuhalten, sondern um sie vor dem Unrechtleiden zu schützen.
Man vergleiche im übrigen die bei Usener unter der Überschrift De societale
humana zusanmiengestellten Fragmente No. 523 ff.
Vergleichen wir die epikureische Lehre mit der kyrenaischen ,
so zeigen sich neben der Übereinstimmung in dem Allgemeinen, der Annahme
des Lustprinzips, hauptsächlich zwei Unterschiede, von denen Diog. L. 10, 136.
137 (S. XXXI Us., vgl. Fragm. 450 ff. Us.) handelt. Die Kyrenaiker machten
im allgemeinen (s. oben S. 185. 189; vgl. jedoch S. 189 über die bei Piaton,
Phileb. 43 d berücksichtigten Hedoniker und 8. 191 über Hegesias) nur die
positive Lust zum Gegenstande des Strebens, die sie der glatten Bewegung {/.eia
y.h-ijoii;) gleichsetzten, Epikur hingegen sowohl diese, wie auch die negative, in
der Ruhe gelegene (xaraoTtjfiarixij fiöorrj), und zwar behauptete die letztere bei
ihm den Rang des eigentlichen Telos. Ferner erklärten die Kyrenaiker die
körperlichen Leiden für die schlimmeren, Epikur aber die psychischen, weil die
Seele auch von Vergangenem und Zukünftigem leide, und ebenso erschien jenen
die körperliche Lust (s. oben S. 189), diesem die psychische als die größere. Die
ethischen Lehren der Hauptvertreter der kyrenaischen Richtung nach Aristippos
sind sämtlich in die epikureische Doktrin eingegangen, da Epikur mit Theodoros
(s. oben S. 185 f. 191) statt der einzelnen Lust den Gesamtzustand als Ziel setzt,
mit Hegesias (s. oben S. 186. 191) auf die Abwehr des Leidens das Haupt-
gewicht legt, mit Annikeris (s. oben S. 186. 191) die eifrige Pflege der Freund-
schaft den Weisen anempfiehlt.
Die wissenschaftliche Berechtigung des Epikureismus über-
haupt liegt in dem Streben nach Objektivität der Erkenntnis vermöge prinzipieller
(wenn schon nicht überall vollständig erreichter) Ausschließung mythischer Auf-
fassungsweise. Er bildet in der Einseitigkeit seiner nüchternen, mechanischen
Weltauffassung ein Gegengewicht gegen die ideelleren Richtungen. Beider Vorzüge
und Mängel ergänzen sich: die ideellen Richtungen opferten (und opfern großenteils
noch heute) einer unbewußt poetischen oder doch halbpoetischen Erfassung der
höchsten Erkenntnisobjekte in manchem Betracht die wissenschaftliche Reinheit
und Strenge der Methode, der Epikureismus aber (wie überhaupt die exklusiv
realistischen Systeme) dem Streben nach voller Klarheit und Begreiflichkeit auf
Grund des Prinzips eines immanenten naturgesetzlichen Kausalzusammenhanges
großenteils die Anerkennung der Existenz und der Bedeutung der nach dieser
strengen Methode zur Zeit nicht erkennbaren Objekte. In diesem Streben nach
Klarheit und Begreiflichkeit liegt ein Stück der geschichtlichen Mission des
Epikureismus. Trotz seiner Zurückstellung der wissenschaftlichen Forschung
hinter das praktische Interesse lebte doch in seiner Physik der demokritische
Geist fort, und Asklepiades von Bithynien zeigt, wie der Epikureismus hier auf
weitere Gebiete befruchtend wirken konnte. Noch größer war seine Bedeutung
48t) § C4. Die Skepsis im allgemeinen. Die älteren Skeptiker.
außerhalb der eigentlich wissenschaftliehen Sphäre. Lucrez läßt erkennen, wie
die epikureische Lehre einem auch in weiteren Kreisen verbreiteten Verlangen
nach Befreiung vom Drucke der herkömmlichen religiösen und eschatologischen
Vorstellungen entgegenkam. Den tieferen Bedürfnissen des menschlichen
Herzens freilich konnte dieses aufklärerische Evangelium nicht genügen. Der
weitere Verlauf hat im Gegensatze zu ihm der ideellen Weltanschauung Recht
gegeben. Die folgenden Abschnitte der griechischen Philosophiegeschichte wer-
den uns religiöse Überlieferungen und mystische Anschauungen nur in ver-
stärktem Maße an der Herrschaft zeigen, vom Weiterleben des Epikureismus
aber wird nur verhältnismäßig wenig zu sagen sein.
§ 64. Die Skepsis im allgemeinen. Die älteren
Skeptiker. An die Produktion der großen philosophischen
Systeme schloß sich nicht nur die aneignende Reproduktion
und Fortbildung in den Schulen, sondern auch eine kritische
Durcharbeitung an, Avelche wie zu Umgestaltungen und Ver-
schmelzungen im Elklektizismus, so auch zum Zweifel an allen
Systemen und an der Erkennbarkeit der Dinge überhaupt, d. h.
zum Skeptizismus führte.
Es sind nacheinander drei skeptische Schulen oder
Gruppen von Philosophen hervorgetreten: 1. Pyrron aus Elis
(zur Zeit Alexanders des Großen) und seine frühesten Anhänger,
2. die sogenannte mittlere und neuere Akademie, 3. die
späteren Skeptiker seit Ainesidemos, welche wiederum
an Pyrron anknüpften (s. § 76). Der Skeptizismus der Aka-
demie ist Aveniger entschieden als der der Pyrroneer und findet
seine Stellung bei den Akademikern (s. § 65).
Die Begründer der Skepsis behaupteten, daß von je zwei
einander widersprechenden Sätzen der eine um nichts mehr
Avahr sei als der andere. Sie suchten durch Enthaltung vom
Urteil Gemütsruhe zu erlangen und erachteten alles außer dem
richtigen theoretischen und praktischen Verhalten für gleich-
gültig. Als Verbreiter dieser Lehre ist neben Pyrron besonders
sein Schulet" Timon aus Phhus, der Sillograph, zu nennen.
'Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehren der
Skeptiker überhaupt: Hauptquelle Diog. Laert. 9, 61—108 (Pyrron); 109 bis
116 (Timon und die spätere Schule); zur Quellenfrage Wilamowitz, Antig. von
Kar. S. 28 ff. 35 ff. Artikel des Suidas über Pyrron und Timon. Die Zeugnisse
über Timons Leben und Schriften gesammelt bei Diels, Poet, philos. fragm. (s.
oben S. 16) S. 173 ff. Grabschrift des Menekles, des „Pvrroniasten", bei
G. Kaibel, Epigr. Add. 241 b, D. Baltazzi, Bull. d. corresp. hellen. 12 (1888), 369.
Die für einzelne Angaben in Betracht kommenden Quellen s. bei Zeller und Susemihl.
Verzeichnis der uns bekannten Skeptiker bei Zeller III 1* S. 497 ff.,
III 2\ S. 2 ff., bis auf Ainesidemos auch bei Susemihl I, S. 107 ff., II, S. 339 ff.
Chronologie: Jacoby, ApoUodors Chronik, S. 340. Pohlenz, Hermes 39 (1904),
27 f. (Pyrron). Für die Lehre wichtigste Quelle Sextos Emp. als Bericht-
erstatter über Pyrron, Timon, Ainesidemos. Doxograj)hie: Diels, Dosogr.
Gracci, s. Index s. v. Pyrrho, Pyrrhonii philosophi.
§ (i-J. Die Skepsis im allgemeinen. Die älteren Skeptiker. 487
Erhaltenes aus der älteren Skepsis. Fragmentsammlungen:
Timon. Fragmente bei Jos. F. Langheinrich, Diss. tres de Timone sillo-
grapho: ac.ced. eiusdem fragmenta, Lips. 1720-24. Curt Wachsmuth, De Timone
Phliasio ceterisque sillographis Graecis disp. et sillographorum reliquias adiecit
C. \V., Gratulationsschrift zu Welckera Jubiläum, Leipzig 18.59. neubearbeitet als
Corpusculum poesis graecae ludibundae, taseic. IL, Leipzig 188ö. H. Diels,
Poet, philos. f ragm. S. 182 ff.
Als Skeptiker, oy.sTznxoi, wurden die Schüler Pyrrons, die sich später
(z. B. Sext. Emp. Hypot. 1, 217) nach ihm auch Uvqoojveioi nannten, bezeichnet,
weil sie überlegten und beim Überlegen {ayJ.-rxsoßat) und Prüfen stehen blieben,
im Gegensatze zu den Dogmatikern, bei denen das Überlegen und Prüfen zur
Aufstellung bestimmter Lehrsätze führte. Gell. Xoct. Att. 11, 5, 2 charakterisiert
sie als ,,quaesitores" et ,,consideratores" und begründet dies so: (3) Nihil enim
decernunt, nihil constituunt. sed in quaerendo semper considerandoque sunt,
quidnam sit omnium rerura, de quo decerni constituique possit. Er sagt dann
weiter: (6) Vetus autem quaestio et a multis scriptoribus Graecis tractata, an
quid et quantum Pyrronios et Academicos philosophos intersit. LTtrique enim
ay.e:jTi>ioi. irpey.Tiy.oi, drrooyrixoi dicuntur, quoniam ntrique nihil adfirmant, nihil-
que comprehendi putant. Im gleichen Sinne werden die Pyrroneer auch ujnjTiy.oi
genannt (Diog. Laert. 9, 69 f., Sext. Emp. Hypot. 1, 7).
Pi/i'ron von Elis (um 360 [oder früher] bis 270 v. Chr.) soll (nach Diog.
L. 9, 61, vgl. aber zum Texte Roeper, Philol. 30, 562) Schüler des Bryson,
eines Sohnes (und Schülers) des Stilpon, gewesen sein ; doch ist diese Angabe
sehr zweifelhaft, da Bryson, wenn er wirklich ein Sohn des Stilpon war,
jünger als Pyrron gewesen sein muß. Nach anderen (Suid. s. v. Zoixoäri-i^,
S. 843, 23 ff. B.) war Bryson (von Herakleia), den Pyrron hörte, ein Sokratiker
oder ein Schüler des Sokratikers Eukleides von Megara; vermutlich ist er
identisch mit dem Herakleoten Bryson, aus dessen Dialogen nach der Aussage
des Theopomp bei Athen. 11, S. 508 d Piaton manches entnommen haben soll.
Pyrron scheint viel auf die Lehren des Demokrit gegeben zu haben (Diog. L. 9,
67), Den Demokriteer Anaxarchos, der im Gefolge Alexanders des Großen war,
begleitete er auf den Feldzügen bis nach Indien hin (Diog. Laert. 9, 61). Eine
antike Tradition verband Pyrron durch fortlaufende Schülersukzession mit De-
mokrit (Diels Vors. 56 A 1). Neben Demokrit hat ihn jedenfalls auch der Rela-
tivismus und Skeptizismus der Sophistik und die kyrenaische Erkenntnislehre
beeinflußt, nach der nur unsere Empfindung uns offenbar, das diese Empfindung
Verursachende hingegen unerkennbar ist (s. oben S. 188). Er gelangte zu der
Ansicht, nichts sei schön oder häßlich, gerecht oder ungerecht in Wirklichkeit
(rfj d?.r]^Eia, Diog. Laert. 9, 61, wofür cpiaei ebd. 101 und Sext. Empir. adv.
math. 11, 140); an sich sei ein jedes ebensosehr und ebensowenig {ovdkv ^täV.or,
Diog. Laert, 9, 61, 76; Gell, Noct. Att. 11, 5, 4) das eine wie das andere: alles
beruhe nur auf menschlicher Satzung und Sitte (Diog. Laert. 9, 61 : röiuco y.al
sdfi, vgl. den Gegensatz von cfvaig und rofiog, oben S. 116. 137. 184, 191. 257).
Demgemäß lehrte Pyrron, die Dinge seien unserer Erkenntnis unzugänglich oder
imerfaßbar (axara^.»; jrra, Diog. Laert, prooem. 16), und unsere Aufgabe sei es,
uns des Urteils zu enthalten {s.-to-/i), i^rs/eiy, Diog. Laert, prooem. 16). Für
jeden Satz und sein kontradiktorisches Gegenteil zeigen sich die Gründe gleich
kräftig {tooo&srsia xGiv ).6yu>r). Ein anderer Ausdruck für die skeptische Zurück-
haltung des LTrteils ist doosyta (Diog. Laert. 9, 74). Das ovdh i^iä/lov wollen
die Skeptiker nicht im Sinne positiver Gleichheit gebrauchen (z. B. ,,der See-
räuber ist nicht schlechter als der Betrüger", wobei man positiv behauptet, beide
488 § ^^^- ^^^6 Skepsis im allgemeinen. Die älteren Skeptiker.
seien schlecht), sondern nur im aufhebenden Sinne (ov {hTixoJg, a'/J! draigsrixiöf),
wie wenn gesagt werde: ov fia/.Äov r/ 2^xvi.ka ysyarsv ?} i) Xi/uaiga (d. h. beide
existieren nicht; Diog. Laert. 9, 75). Diese Grnndsätze sollen, nachdem sie zu-
nächst auf die Behauptungen der Dograatiker Anwendung gefunden haben,
zuletzt auch auf sich selbst angewandt werden, damit schließlich auch nicht
einmal sie selbst mehr als feste Behauptungen stehen bleiben ; wie jedem andern
/.ovo; ein widersprechender ).6yog gegenüberliegt, so auch ihnen (Diog. L. 9, 76),
wodurch freilich der Skeptizismus, indem er sich auf die äußerste Spitze treiben
will, schließlich sich selbst aufhebt. Zudem können die Skeptiker nicht umhin, *
indem sie gegen die Kraft der logischen Formen streiten, sich doch bei dieser
Bestreitung eben dieser Formen zu bedienen und ihnen hierdurch tatsächlich die
bestrittene Kraft wieder zuzugestehen (wofern nicht vom skeptischen Standpunkte
aus der Gebrauch derselben für einen bloß hypothetischen erklärt wird, der nur
zeigen solle, daß, wenn sie gelten, sie sich auch gegen sich selbst kehren lassen
und dadurch aufheben).
Die skeptische Zurückhaltung soll sich nun auch in imserer Bewertung der
Dinge und in unserem praktischen Verhalten zu ihnen zeigen. Alles Äußere im
menschlichen Leben ist ein Gleichgültiges {d8idq:^oQov) ; dem Weisen geziemt es,
was ihn auch treffen möge, stets die volle Gemütsruhe zu bewahren und sich in
seinem Gleichmut nicht stören zu lassen (dTaoaiiu): Diog. L. 9, 61. 62. 66—68;
vgl. Cic. de fin. 2, 13, 43; 3, 3, 11; 3, 4, 12; 4, 16, 43: Pyrrho, qui virtute con-
stituta nihil omnino, quod appetendum sit, relinquat. Die Tugend kann freilich
nach skeptischen Voraussetzungen keinen positiven Inhalt haben, sondern eben
nur in der Zurückhaltung des Urteilens und Strebens bestehen.
Pyrron selbst hat seine Ansichten nur mündlich entwickelt (Diog. Laert.
prooem. 16; 9, 102), so daß leicht sein Name typisch werden, und ihm selbst
vieles von Späteren zugeschrieben werden konnte, was nur der Schule angehört.
Am wenigsten getrübt sind die Berichte, welche auf die Schriften seines Schülers
Timon zurückgehen, der von Sextos Emp. adv. raath. 1, 53 o .-roorf/jrtjg tcov Uvq-
ocovog ÄÖycov genannt wird.
Als unmittelbare Schüler des Pyrron werden (von Diog. Laert. 9, 67 — 69)
Philon von Athen, Xausiphanes von Teos, der Demokriteer, welcher
später Lehrer des Epikur war (s. über ihn oben bei Deraokrit S. 124 und Epikur
S. 467), und andere, besonders aber Timon aus PhliitSf genannt.
Titnon (geb. um 320, gest. um 230 v. Chr.), der (nach Diog. Laert. 9, 109
[Diels Poet, philos. S. 173]) vor Pyrron bereits den Megariker Stilpon gehört
hatte, hat Spottgedichte, ^i'/J.oi, in drei Büchern verfaßt, worin er, Homer und
Hesiod parodierend, die griechischen Philosophen als Schwätzer behandelt und
verspottet, mit Ausnahme des Xenophanes, der trotz seiner dogmatischen Gottes-
lehre der Befreiung von der Torheit nahe gekommen sei, und des Pyrron, der
diese Befreiung erreicht habe (Fragm. 60. 9. 48 D.). Gegen die Behauptung,
durch das Zusammenwirken der Sinne und des Verstandes werde die Wahrheit
erkannt, richtete Timon, indem er sowohl Sinne als Verstand für trüglich hielt,
den Vers (Diog. Laert. 9, 114, Diels Poet, philos. S. 175): awii/.der 'AtTayäc: te
xal Nov/u)]viog (zwei bekannte Betrüger). Nach der Angabe des Aristokles (bei
Euseb. praepar. evang. 14, 18, 2, Diels Poet, philos. S. 175) entwickelte Timon
die skeptische Lehre nach folgender Disposition: wer die Glückseligkeit erlangen
wolle, müsse auf ein Dreifaches hinblicken: 1. wie die Dinge seien, 2. wie wir
uns zu ihnen zu verhalten haben, 3. was für ein (theoretischer und prak-
tischer) Erfolg aus diesem Verhalten sich ergebe. Die Dinge sind ohne feste
Unterschiede, unbeständig und unbeurteilbar. Wir dürfen weder unserm Wahr-
§ 65. Die mittl(?R' und neuere Akademie. 489
nehmen noch unserm Vorstellen trauen, da beides infolge der Unbeständigkeit
der Dinge weder wahr noch falsch ist. Wir gelangen, wenn wir uns so ver-
halten, zuerst zur Nichtentscheidung (Nichtaussage) oder Freiheit von jeder
theoretischen Befangenheit (dq^aata), dann zur Unerschütterlichkeit des Gemütes
{(haoa^ta, Aristokl. bei Eus. Praep. ev. 14, 18. 4, Diels Poet, philos S. 176). Die
araga^la folgt wie ein Schatten der i^To/?/ (Diog. Laert. 9, 107). Die Erscheinung
soll zwar nicht bezweifelt werden, wohl aber das Sein. In seiner Schrift Ileol
aio{}t)a£cov sagte Timon (nach Diog. Laert. 9, 105, Fragm. 74 D.): rö ^if/.i oxi
foxi y'l.vxv ov ridijf^u, t6 6' öri qpaivszai oino/.oycö (vgl. Fragm. 81 D.). Das oi)dkv
/(ä/J.or erklärte Timon in der Schrift Ilvdcov (nach Diog. Laert. 9, 76, Fragm.
80 D.) als fitjdkv ögiCsir oder d.-rgoadszsh' (sich jeder Bestimmung ixnd Zustimmung
enthalten).
§ 65. Die mittlere und neuere Akademie. Die Schule
Piatons schlägt in dieser Periode eine skeptische Richtung ein,
die innerhalb der platonischen Lehre an den Satz von der Un-
erkennbarkeit der (nur der Sö^a, nicht der en.iGxrif.ir] zugäng-
lichen) Erscheinungswelt anknüpfen konnte. Der akademische
Skeptizismus verfährt nicht so radikal wie der pyrronische, so-
fern er sich vorwiegend gegen eine bestimmte Richtung, näm-
lich gegen den Dogmatismus der Stoiker, kehrt und nicht
schlechthin jede Erkenntnis aufhebt, sondern als Norm für das
Handeln wenigstens „Wohlbegründetheit" (t6 Ecloyov) und
Wahrscheinlichkeit (/rt^arorj^c), und zwar in verschiedenen
Graden anerkennt. Die Häupter der mittleren und neueren
Akademie sind: Arkesilaos (lebte von 31514— 241 y 40 v. Chr.),
der Begründer der sogenannten zweiten Akademie, der gestützt
auf skeptische Elemente in der sokratischen und platonischen
Philosophie das Prinzip des Zweifehis in die Schule einführte,
und Karneades (214/12—129/28), der Stifter der neuen Aka-
demie oder auch der dritten akademischen Schule, der die
Theorie der Wahrscheinlichkeit ausbildete. Als Verbreiter der
Lehre des Karneades ist sein Schüler Kleito machos von Be-
deutung.
Im weiteren Verlaufe kehrte die neuere Akademie wieder zum
Dogmatismus zurück. Den Übergang bildet Philon der Larisäer,
der als Stifter einer vierten akademischen Schule genannt wird (zur
Zeit des ersten mithridatischen Krieges). Er nahm, der Stoa
sich nähernd, eine Begreifbarkeit der Dinge an, wenn er auch
die stoische Lehre von der „begreifenden Vorstellung" als dem
Wahrheitskriterium nicht gelten lassen wollte. Sein Schüler,
Antiochos von Askalon, begründete eine fünfte Richtung,
indem er lehrte, daß Akademie, Peripatos und Stoa in allem
Wesentlichen einig seien. Damit war ein neuer, für den
49^1 § 65. Die mittlere und neuere Akademie.
EklekTizismu.s der folgenden Zeit -wichtiger Dogmati.smus
begründet.
Zur neueren Akademie bekannten sieh auch die Römer
Varro tmd Cicero. Varro. mehr Gelehrter als Philo.soph. teilt
den StandjDunkt seines Lehrers Antiochos von Askalon. ist aber
auch von Poseidonios und pythagoreischen Lehren beeinflußt
und bevregt sich in seinen Saturae Menippeae z. T. in k^Tiischen
Bahnen. Cicero bekennt sich in der Erkenntnislehre zum neu-
akademischen Skeptizismus, zeigt für Physik im ganzen -wenig
Interesse und schwankt in der Ethik -z-vrischen den strengeren
stoischen und den milderen peripatetischen Anforderungen.
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehre: Diog.
L^ert. 4, 28 — 45 fArkesilao»), G"2— 06 (Karneades;, 59 — Gl (Lakydes), G7 (Kleito-
machos). Academicoriim philosophorum index Herculanensis (Philodem. s. oben
S. 465); über das Quellen Verhältnis Wilamowitz, Anlig. v. Kar. S. 45 If. 70 ff..
dazu W. Crönert, Kolotes und Menedemos S. 75 ff., der S. 78 für Euandros
auch die Inschrifl IG II 38.5 heranzieht. Suidas s. v. 'Agy.eoi).aog, Aay.iör/^.
Kaoifädt/;. Weitere für einzelne Angaben in Frage kommende Quellen bei
Zefler und Susemihl. s. u. Für Karneades s. Inscr. Gr. II 14'j6 (Di tten berger, Syll.
inscr. Gr.^ No. GG6;; zum Xamen "W. Crönert. Kol. u. Men. S. 95. Für Varro
das Material bei Teuffel-Kroll-Skutsch. Gesch. d. röm. Lit. §§ 164 ff., für Cicero
ebenda §§ 175 ff. Zusammenstellung der uns bekannten Akademiker
•dieser Richtung und der antiken Angaben über sie bei Zeller III 1*
S. .".08, .3; .>41, 1; .542. 3: .543,2; 545. 1; 610, 2; 618. 3 ff. (.s. besonders 630, 4 ff. j:
633. 2 ff.; 672, 3 ff.; 69.3, 1 ff.. Susemihl I S. 122 ff., 127 ff.: II S. 279 ff.
Schülerliste des Lakrdes (aus Ap>oUodor — Philodemj bei Crönert, Kol. u. Men.
S. 76 f. (Dämon, Schüler des Lakydes. ebenda S. 95), des Karneades bei
Th. Gomperz. Festschr. f. O. Benndorf, Wien 1898. S. 256 ff. Chronologie: Ja-
coby, ApoUodors Chronik S. 344 ff. fArkf«ilaosj, 346ff. (Lakydes). 381 ff. (Karneades
und Kleitomachos I. Über weitere von Apollodor berücksichtigte Akademiker s. Ja-
cobys Fasti ApoUodorei (Anhang der genannten Schrift über ApoUod. Chronik >
8. 412 f.. über die Schule insgesamt Meklers Fasti Academici im Anh. s. Ausg.
•des Academ. ind. Herc. S. 117 ff. Für die Lehre wichtigste Quelle Cicero
<Acad., de fato. de fin., Tu.=c. disp.. de nat. deor. ß. 3. de divin. B. 2). Doxo-
^raphie: Diels. Doxogr. Gr., s. Indes s. v. Academici, Arcesilaus, Carneades.
Clitomachus, Antiochus. Philo Larissaeus. Antike Bildnisse: Karneadfs:
Bernoulli. Griech. Ikonogr. II 18(»ff. Varro (apokryph): Bemoulli, Röm. Ikonogr.
I 235. Cicero: el)enda 132 ff.
Schriften. ErhaHeiies. Ausgaben. Das verhältnismäßig Wenige,
wa-s von älteren Anhängern der Richtung im Umlaufe war, wie die von Pvtho-
■doros aufgezeichneten Vorträge des Arkesilaos lAcad. ind. Eerc. col. 20, 42 f. i,
ist verloren. Die von Diog. Laert. 4, .30 f. überlieferten Epigramme des Arkesi-
laos haben zur Philosophie keine Beziehung. Von Kleitomachos und Antiochos
läßt sich vieles aus Cicero u. a. wiederherstellen. Wiedergabe eines Dialogs des
C'harmadas erkennt W. KroU, Rhein. Mus. .58 (1903), 586, 1 bei Cicero de orat.
1. 8.5—92. Eine tierpsychologische Schrift eines Vertreters der Neuen Akademie
aus dem 1. Jahrh. vor Chr. rekonstruiert G. Tappe, De Philonis libro qui in-
scribitur AJ^Earboo: ij TTSQi Tof /.öyov eyetr rä ä/.oya -rZa quaestion^ selectae,
Grott. 1912, Diss. (an Metrodoros von Skepsis dentt M. Wellmann. Hermes .52
[1917], 135).
Varro. Seine zahlreichen .Schriften (Verzeichnis des Hieronymus, s.
Teuffel-Kroll-Skutsch § 165. 1) berührten fast durchweg das Gebiet der griechi-
schen Philosophie (das Nähere Teuffel-Kroll-Skutsch §§ 165 ff.; vgl. auch unten
S. 167" f. 178^j, sind aber bis auf zwei. De lingua Lat. (von den 2.5 BB. nur
ein Teil überliefert; und Rerum rustic. libri tres. verloren g^angen oder nur
in Fragmenten erhalten. Als philosophisch besonders wichtig sind anzu-
§ Co. Die mittlere und neuere Akademie. 491
führen: M. Terenti Varronis Saturarum Menippearum reliquiae, rec.
Alex. Riese, Lips. ISG-ö»: diese Reste auch im Anh. von: Petronii Sat. et Lib.
Priapeor., rec. Franc. Buecheler; edit. V., cur. Guil. Heraeus Berol. l'Jl2. —
M. Terenti Varronis An tiq ui tatum rerum divinarura libri I XIV XV
XVI . . . auctore R. Agahd. Jahrbb. f. klass. Phüol. Suppl. 24 (1898j, 1-220,
3G7 — oSl. — Die zu Unrecht unter Varros Namen gehenden Sententiae Varroni.s
bei P. Germann, s. u. S. 16.S*.
Cicero. Für die zahllosen älteren und neueren Gesamt- und Sonder- (ins-
besondere Schul-J Ausgaben muß hier im allgemeinen auf die bibliographischen
Hilfsmittel verwiesen werden. Angeführt sei das Folgende: Die gangbare Ge-
samtausgabe der Biblioth. Teubn. von R. Klotz, 2. AufL, Leipzig 1863—1871,
neu bearb. von C. F. W. Müller und G. Friedrich, Leipz. 18(8 ff.; darin pars IV:
Scripta phüosophica, ed. Müller. In derselben Bibl. Teubn. ist <;ine neue von ver-
schiedenen Gelehrten bearbeitete kritische Ausgabe im Erscheinen; darin ent-
halten folgende Bände und Faszikeln die philosophischen Schriften: XII 39: De
re publ., rec. K. Ziegler. 40: De leg., cle iure civ., de aug., rec. (J. Plasberg.
41: Oeconomicus, Protagoras, Paradoxa Stoic, Cato, Laud. Porciae, Consol.,
Hortens., rec. 0. Plasberg. 42: Academ. reüqu. cum LucuUo, rec. O. Plasberg.
XIII 43: De fin. bon. et mal., rec. Th. Schiebe. 44: Tuscul. disput., rec. M. Poh-
lenz. XIV 45: De nat. deor., rec. O. Plasbertr. 4f}: De divin.. De fafo, Ti-
maeus, rec. O. Plasberg. 47: Cato maior, Laeüus, rec. K. .Simbeck, De gloria,
rec. O. Plasberg. XV 48: De officiLs, rec. C. Atzert, De virtut., rec. O. Plas-
berg. — Kritische Ausgabe mehrerer Schriften: >L Tüll. Cic. Paradoxa Stoicorum,
Academicorum reliquiae cum Lucullo, Timaeus, De natura deorum, De divi-
natione. De fato, ed. O. Plasberg, Lipsiae 1008. 1911. — De nat. deor.. De divin.,
De legib. : Cod. Heinsianus (Leid. 118; phototyp. edit.; praef. est Ö. Plasberg,
Leiden 1912. Cic. operum philosoph. cod. Leid. Vossianus lat. fol. 84, phototj7>.
ed. O. Plasberg, Leiden 1915. — M. TuU. Cic. libri qui ad rem publicam et ad
philosophiam spectant, scholarum in usum ed. Th. Schiebe, Vind. et Prag., Lips.
1884 ff. — Zur Einführung: O. Weißenfels, Ausw. aus Ciceros philos. Schriften
(mit Einl. in d. Schriftstellerei Ciceros u. in d. alte Philosophie^, 4. Aufl. (Kommentar
in 3. Aufl.), bes. v. P. Wessner, Leipz. Berl. 1914. — Gesamtübersetzungen
in der Metzlerschen und Langenscneidt sehen Bibliothek in wiederholten Aus-
gaben. Einzelnes (Fünf Bücher über das höchste Gut und Übel, mit einer
Leljensbeschreibung des Cicero — Drei Bücher über die Natur der Götter —
Lehre der Akademie) in der Philos. Bibl. von F. Meiner (Bd. 22 — 24j. — Sonder-
ansgaben : Somn. Scip. erkl. v. C. Meißner. 5. Aufl. bearb. v. Landgraf, Leipzig
1908. Erkl. v. H. Anz, 2. Aufl. v. R. Mücke, Gotha 1910. II Somn. Scip. di
M. TuU. Cic. con i commenti di A. Pasdera, 2. ed., Torino 1915. — De legibus
libri. erkl. von Ad. du Mesnil, Leipzig 1879. Ex recogn. Joh. Vahleni iterum
editi, Berol. 1883. S. auch Paradoxa. — Paradoxa, erkl.'v. H. Anz, Gotha 189<J.
pjrkl. V. Ma,^ Schneider, Leipzig 1891. Paradoxa Stoicorum, de leg. libr., ed.
Theod. Schiebe, Vind. Lips. 1913. — Academica, the text revis. and explain. by
J. Sm. Reid, Lond. 1885. — De finibus bon. et mal., tertium ed. Madvig. Havn.
1876. Erkl. V. H. Holstein, Leipz. 1873. Ed. with introd. and commentarv bv
W. M. L. Hutchinson, Lond. 1909. — Tuscul. disput., erkl. v. G. Tisoher, B. 1
u. 2 in 9., B. 3 bis 5 in 8. Aufl. von G. Sorof, Beri 1899. 1887. Erkl. v. Otto
Heine, 4. Aufl., Leipz. 1892. 1896. Erkl. v. G. Ammon, Gotha 1904. ^l. Tüll.
Cic. Tusc. disp. libri quinque, a revLsed text with introd. and comm. and a col-
lation of numerous Mss. ..by Th. W. Dougan, vol. I contain. bcxjks I and IL
Cambr. 1905 (wichtig für Überlieferung und Texteskritik . Hrsg. v. Th. Schiebe,
2. Aufl., Leipz. 1907. Mit Benützu.ng von O. Heines Ausg. erkl. von Max Poh-
lenz, I (B. 1 und 2i, Leipz. 1912. Übersetzt mit Einl. u. Erläuter. von F. Spiro,
Leipz. (Reclams Univ.-Bibl. X. .5027/29). — De natura deorum erkl. von G. F.
Schoemann. 4. Aufl., Berl. 1876. With intrrxl. and comra. by Jos. B. Mayor,
Cambr. 1880 — 1885 (reicher Kommentar). Erkl. von Alfr. Goethe, Leipz. 1887.
Commentati da Carlo Giambelli. Torino-Roma 1896. 1904. S. auch DieLs
unter Philodem nsoi f.vofßi;ia; (oben S. 464 1. — Cato maior de senectute
erkl. v. .J. Sommerbrodt. 12. Aufl., Berl. 1896 (13. Aufl. [v. .1, Kaibelj in Vorb.).
lUustr. da Fei. Ramorino, 2. ediz., Torino 19^/J. Erkl. v. H. Anz, 3. (4.) Aufl.,
Gotha 1902 (19(j9j. Hrsg. v. Th. Schiebe, 2. Aufl. 1904. Ed. bv F. G. Moore,
New York 1904. Erkl. v. C. Meißner, 6. Aufl. v. G. Landgraf, Leipz. Beri. 1917.
üec. Car. Simbeck, Lips. 1912. Cicero und Jacob Grimm. Ü^ber das Alter, hrsg.
^qo § 65. Die mittlere und neuere Akademie.
V. Max 8cbneide\vin, Hamb. 1893. — De divinatione, reo. Heeringa, Leiden 1909.
— Laeüus de amicitia, edit. by Jam. Sm. Reid, new edit., Cambr. 1883. With
introd. and notes bv St. G. Stock, Oxf. 1893. Erkl. v. C. W. Nauck, 10. Aufl.
V. Th. Schlehe, BerL 1897. Hrsg. v. Th. Schiebe, 2. Aufl., Leipz. 1905. Ed. AI.
Kornitzer, ed. IV., Wien 1906. Illustr. da Fei. Ramorino, 3. ediz., Torino 1908.
Erkl. V. C. Meißner, 3. Aufl. v. P. Weßner, Leipz. 1914. — De officiis, erkl. v.
O. Heine, 6. Aufl., Berl. 1885 (7. Aufl. in Vorb.). With introd., analys. and
comm. by H. A. Holden, 7. edit., Cambr. 1891. Commentato storicamente e
filosoficamente da G. Segre, Torino 1902. Comm. da Rem. Sabbadini, 2. ediz.,
Torino 1906. Tertiiim edid. AI. Kornitzer, Vindob. 1908. — Consolatio: Rekon-
struktionsversuch von Jac. van Wageningen, De Ciceronis libro cousolationis,
Groningen 1916 (dagegen mit Recht R. Phihppson, Berl. philol. Wochenschr.
1917, 496 ff.). — Hortensius: Übersehenes Fragment (Boeth. de differ. top. p. 86f)
ed. Basil. 1570) bei Diels, Arch. f. Gesch. d. Philos.. 1 (1888), 486 Anm. 1. Alfr.
Gudeman. A new fragm. of Cicero's Hortensius and of Aristotle's Protrepticus,
Trans, of the Amer. philol. Assoc. 22 (1891), S. XLVI— XLVIII (mir unzu-
gänglich). — De virtutibus: Versuch Fragmente dieses Werkes aus zwei Schriften
des Antonius de la Säle (saec. XV.) auszuscheiden im Supplem. Ciceron. der
Bibl. Teubn.: M. Tull. Cic. de virt. libri fragmenta, coli. Herm. Knoellinger,
Lips. 1908 (bleibt unsicher).
Nach Krates stand der akademischen Schule Arkesilas oder Arkesilaoft
vor, der, um 315/14 zu Pitane in Aeolien geboren, anfangs den Theophrast gehört
hatte, dann aber Schüler des Krantor, Polemon und Krates geworden Avar.
Gestorben ist er 241/40. Seine Enthaltung (ijioxn) vom eigenen Urteil und sein
doppelseitiges Disputieren bezeugt Cic. de orat. 3, 18, 67: quem ferunt primum
instituisse, non quid ipse sentiret ostendere, sed contra id quod quisque se sentire
dixisset, disputare; vgl. Diog. L. 4, 28: :jqcütoc nig ky.dxfQov ijreysiQtjOEv. Er
lehrte nach Cic. Acad. post. 1, 12, 45, daß wir nichts wissen können, sogar das-
nicht, was Sokrates noch als Inhalt des Wissens übrig gelassen habe, nämlich
daß wir nichts wissen. Nach einem von Sext. Emp. Hyp. Pyrr. 1, 234 wieder-
gegebenen Gerücht hätte er diese Methode nur zur Übung und Prüfung der
Schüler angewandt, um dann den wohlbegabten die platonischen Lehren mitzuteilen.
Nach unserer maßgehenden Überlieferung ist das sehr unwahrscheinlich. Das
Gerücht verdankt seine Entstehung vermutlich der Absicht, die Schroffheit des
Übergangs der Akademie vom Dogmatismus zum Skeptizismus zu mildern, oder,
Avie es von Philon dem Larisäer geschah, den Abfall der Akademie von Piaton
überhaupt zu bestreiten. Nach Sextos a. a. O. beriefen sich die Urheber oder
Verbreiter dieses Gerüchtes auf einen Vers des Ariston (von Chios), der, Ilias 6,
181 parodierend, gesagt hatte, Arkesilaos sei Ttgöade U/mtcov, oTiißev IIvqqwv,
ftfoao: .\i6d(ogog (Stoic. vet. fragm. I No. 344), womit in Wahrheit nichts anderes
gemeint sein kann, als daß bei Arkesilaos die Zugehörigkeit zur Schule Piatons
nur ein Aushängeschild sei, hinter dem sich ein auf megarische Eristik gestützter
Pyrronismus verberge (vgl. auch Diog. Laert. 4, 83 und 4, 28: jigcörog rov l6yo%'
FHivt]ae zbv i'Tco ID.äxcovog jzaQadeöo^ievov xai £jioi9]oe 8i sgcorijaecog y.ai a:^oxgias(o?
igiariHiörsgor). Zweifellos suchte Arkesilaos seinen Skeptizismus auf Stellen
Piatons und, noch über Piaton zurückgreifend, auf Äußerungen des Sokrates zu
begründen (Cic. de orat. 3, 18, 67: Arcesilas primum ... ex variis Piatonis libris
sermonibusque Socraticis hoc maxime adripuit, nihil esse certi, quod aut sensibus
aut animo percipi possit; vgl. de nat. deor. 1, 5, 11: haec in philosophia ratio
contra omnia disserendi nullamque rem aperte iudicandi profecta a Socrate, repe-
tita ab Arcesila, confirmata a Carneade usque ad nostram viguit aetatem).
Hauptangriffspunkt für seine Skepsis war der stoische Dogmatismus. Nach Cic.
Acad. post. 1, 12, 44 bekämpfte er unablässig den Stoiker Zenon. Er bestritt
(nach Sext. Emp. adv. math. 7, 153 ff.) besonders die Lehre von y.azü}.i]%pic untl
§ 65. Dio niittloro und neuere Akademie. 493
cvyy.aTÜ&Eoig ;s. oben S. 439) u. a. mit dem Argument, daß eine falsche Vor-
stellung ebensoviel Überzeugungskraft für uns haben könne als eine wahre.
Für das praktische Verhalten jedoch erkannte er eine Norm im evkoyov (der
„Wohlbegründetheit"', vgl. Goedeckemeyer, Gesch. d. griech. Skept. S. 43).
Richtig ist eine Handlung, die nach ihrer Vollziehung sich mit guten Gründen
rechtfertigen läßt (Se.xt. Emp. adv. math. 7, 158: Stteo jrgayjfev ev/.oyor s/ei xi)v
djio^.oyt'av).
Dem Arkesilaos folgte als Schulhaupt (241/40 v. Chr.) Lakydes, diesem
Telekles und Ennudros, dem letzteren Hegpsiaus, diesem Knmeadi-s
(Diog. Laert. 4, 60), die wohl sämtlich der von Arkesilaos angegebenen Richtung
folgten.
Ka rneades ron Kyrene (214/12—129/28: er kam im Jahre 156/55 vor
Chr. zugleich mit dem Stoiker Diogenes und dem Peripatetiker Kritolaos als
Gesandter nach Rom ; s. oben S. 436) verfolgte die skeptische Richtung weiter.
Er machte sich besonders die Bestreitung des Stoikers Chrysippos zum Beruf, so
daß er selbst sagte: „Wenn Chrysippos nicht wäre, wäre ich nicht" (Diog. Laert.
4, 62;. Doch beschränkte sich seine Polemik keineswegs auf die Stoa (Sest.
Emp. adv. math. 7, 159). Das Wissen erklärte er, die skeptischen Argumente
des Arkesilaos erweiternd, für unmöglich und die Ergebnisse aller dogmatischen
Philosophie für ungesichert. Ein Kriterium der Wahrheit gebe es nicht, da
falsche Vorstellungen von wahren nicht bestimmt zu unterscheiden seien. Auch
eine Beweisführung hielt er für unmöglich, da die Voraussetzungen einer solchen
wieder bewiesen werden müßten und so ins Unendliche weiter. Mit seinem
Skeptizismus verband sich ein hervorragender Scharfsinn im pro et contra dicere,
unterstützt durch eine große rhetorische Befähigung. Als Redner nennt ihn
Cicero (de orat. 1, 11, 45) hominem omnium in dicendo, ut ferebant, acerrimum
et copiosissimum. Bei seiner Anwesenheit in Rom soll er an dem einen Tage
eine Rede zum Lobe der Gerechtigkeit gehalten, an dem andern Tage aber im
Gegenteil die Gerechtigkeit als unverträglich mit den bestehenden Lebensverhält-
nis.sen erwiesen und insbesondere die Bemerkung gewagt haben, wenn die Römer
in ihrer Politik Gerechtigkeit üben wollten, so müßten sie alles Eroberte den
rechtmäßigen Besitzern herausgeben und zu ihren Hütten zurückkehren (Lactant.
Instit. 5, 14 ff. nach Cic. de republ.). Wie nach der negativen Seite, so ging
aber auch nach der positiven Karneades über die Grundgedanken des Arkesilaos
hinaus. Dieser hatte im evkoyov eine Norm für das Handeln übrig gelassen.
Karneades bildete, von dem gleichen Bedürfnis eines praktischen Richtpunktes
bestimmt, eine Theorie der Wahrscheinlichkeit {s/i<paais, :Tfdav6xr]g) aus.
\\'enn auch nichts (in stringenter Weise) erfaßt (und wissenschaftlich bewiesen)
werden könne, so hindere das doch nicht, daß manches klar liege (Euseb. Praep.
€V. 14, 7, 15: biacpooäv ö'e eivai äÖrjXov xai äxara/.ijjiTov, xai jiäriu f.iEv sivai axa-
TÜhjTiTu (gegen die stoische xaxäXi-jrpig), ov jiäviu Öe äöt]Xa). Des Näheren unter-
schied er drei Hauptstufen der Wahrscheinlichkeit: die Vorstellungen sind näm-
lich entweder nur für sich aUein wahrscheinlich {^ndavaCj, oder wahrscheinlich
und nicht durch andere mit ihnen in Verbindung stehende bestritten {nidavai
xai cdEoi'a.-iaaTot), oder endlich wahrscheinlich und unbestritten und allseitig ge-
prüft (TTi&avai xai ä^egianaoroi xai öiE^iodEVusvai [oder nEOiu>()EVfiEvai\): Sext.
Emp. adv. math. 7, 166. 176 ff. Die Wahrscheinlichkeit und ihre Grade anzu-
nehmen, ist für das Handeln nötig, da bei voller Enthaltung des Urteils ein
Handeln überhaupt nicht möglich wäre. — Besonders scharf griff Karneades die
Theologie der Stoiker an, da weder die Beweise für das Dasein Gottes stichhaltig
seien, noch die Vorstellung von Gott als einem persönlichen, vernünftigen Wesen
494 § *^-^- I-*i^ mittlere und neuere Akademie.
aufrechterhalten werden könne, ohne ihm Eigenschaften beizulegen, die mit
seinem sonst angenommenen Wesen nicht vereinbar seien. Wie die stoische
Theologie bildete auch die mit ihr aufs engste zusammenhängende teleologische
Weltanffassung und die Weissagungslehi-e das Ziel seiner Angriffe (man vergleiche
namentlich die durch Vermittlung des Kleitomachos auf Karneades zurückgehenden
Ausführungen bei Cicero [s. unter Cicero u. S. 497 f. |, die ebendaher stammende
Erörterung bei Sext. Enip. adv. math. 9. 13 ff. und die gegen stoische Lehren
gerichteten Argumente bei Philon ütgi .-rgovoiag). Die Angriffe auf die stoische
Theologie sollten jedoch keine Leugnung des Daseins der Götter bedeuten,
sondern nur die für dieses Dasein vorgebrachten Beweise entkräften (Cic. de nat.
deor. 3. 17, 44). — Unter den Schülern und nächsten Nachfolgern des Karneades
in der Leitung der Akademie ist
Kleitomachos von Bedeutung, der 129/8 Scholarch wurde und 110/9
starb. Er machte sich um die karneadeische Lehre durch ihre schriftstellerische
Verbreitung verdient. Auf ihn gehen große Abschnitte bei Cicero, Sextos Emp.
u. a. zurück. — Ein anderer Schüler des Karneades war der bei Cicero de orat.
1, 18, 84 u. a. erwähnte
Charmadas (bei Sext. Emp. Hyp. 1, 220, adv. math. 2, 20 Charmidas, bei
Euseb. Praep. ev. 14, 4, 15 Charmides). In dem alten Streite zwischen Philosophie
und Rhetorik nahm er in der Weise Stellung, daß er im Gegensatze zu den
Vertretern einer unwissenschaftlichen rhetorischen Routine ausführte, in der
theoretischen Rhetorik wie in der praktischen Beredsamkeit lasse sich ohne
Kenntnis der Philosophie nichts erreichen (vgl. Plat. Phaidros, oben S. 296).
Doch wollte er, dem neuakademisch-skeptischen Prinzip getreu, dies nicht als
positive (dogmatische) Meinungsäußerung verstanden wissen. — Bedeutender für
die philosophische Entwicklung der Akademie war Kleitomachos' Schüler und
Nachfolger
Philon von Larisa. Er kam während des ersten mithridatischen Krieges
nach Rom, wo ihn im Jahr 88 v. Chr. auch Cicero hörte. Anfänglich ein konsequenter
Anhänger der karneadeischen Skepsis, näherte er später durch Ausbau des auch von
Arkesilaos und Karneades zugestandenen Positiven (des sv?.oyov und des jndarör) die
neuakademische Lehre dem Dogmatismus. Dieses Positive erscheint bei ihm in
der Form der Greifbarkeit oder Augenscheinlichkeit, die gewisse \Valirheiteu für
unsere Seele besitzen, auch wenn sie nicht wissenschaftlich erfaßt uud begründet
werden können. Auch seine neuakademischen Vorgänger, behauptete er, hätten
diesen Standpunkt eingenommen und ihre Skepsis nur gegen das stoische Wahr-
heitskriterium, die y.ara/.ij.-iTiy.t] rfartaala, gerichtet. Einen Abfall der Aka-
demie von Piaton wollte er nicht zugeben (Sext. Emp. Hyji. 1, 235, Cic. Acad.
pri. 2, 11, 34, Cic. Acad. post. 1, 4, 13). Das Interesse Philons war wesentlich
der Ethik zugewandt, die er eingehend behandelte (Stob. Ecl. eth. II S. 39,
20 ff. W.). Das praktische Bedürfnis war es wohl auch, das in Verbindung mit
der Polemik seines Schülers Antiochos von Askalon gegen die Skepsis Philon zur
Milderiuig der neuakademischen iTio/jj veranlaßte.
Antiochos von Askalon folgte seinem Lehrer als Haupt der Schule
uud starb wahrscheinlich um das Jahr 68 v. Chr. Im Winter 79/78 hörte ihn
Cicero. Mit Antiochos wurde die Rückkehr der Akademie zum Dogmatismus
vollendete Tatsache. Eine lebhafte literarische Polemik zwischen Antiochos und
Philon, aus der auf des ersteren Seite die Streitschrift „Sosos" hervorzuheben
ist, diente zur Klarlegung der Gegensätze, die uns durch Ciceros Academica
priora B. 2 (Lucullusj bekannt sind. Der Dogmatismus des Antiochos war aber
nicht der alte platonische, sondern synkretistischer Art. Der Philosoph versuchte
§ 65. Die mittloie und neuere Akademie. 495
zu zeigeu. daß die Hauptlchren der Stoiker bereits bei Piaton sich fänden (Sext.
Emp. Hyp. Pyrr. 1, 235), und daß die akademische, peripatetische und stoische
Schule im wesentlichen miteinander übereinstimmten. Von den Stoikern wich er
ab durch die Verwerfung der Lehre von der Gleichheit aller Laster und durch
die Lehre, daß die Tugend für sich allein zwar ein glückliches Leben (vitam
beatam), aber doch nicht das glücklichste Leben (vitam beatissimam) bewirke;
im übrigen kam er fast ganz mit ihnen überein, so daß Cicero mit Eecht sagen
konnte: (Antiochum,) qui appellabatur Academicus, erat quidem si perpauca
mutavisset, germanissimus Stoicus (Cie. Acad. pr. 2, 43, 132). Der Synkretismus
des Antiochos, dem die eklektischen Neigungen des Zeitalters entgegenkamen, hat
auf die weitere Entwicklung erheblichen Einfluß ausgeübt. Er setzt sich vor
allem in der Lehrmischung des mittleren Platonisraus (bei Albinos u. a.) fort,
gegen die dann Avieder in der akademischen Schule eine Reaktion in Gestalt 'der
Bekämpfung stoischer und peripatetischer Lehren erfolgte (s. § 70).
M. Terentius Varro (116 — 27 vor Chr.) verfügte über eine ausgedehnte
Gelehrsamkeit wie auf anderen Gebieten so auch auf dem der Philosophie. Hin-
sichtlich seines philosophischen Bekenntnisses stand er mit seinen Grundgedanken
namentlich in der Ethik auf seilen des Antiochos, mit dem er u. a. auch die
Unterscheidung der vita beata, beatior und beatissima teilte (Augustin. d. civ. dei
19. 3 S. 354, 23 ff. Domb.). Auch seine Übereinstimmung mit stoischen Grund-
lehren, wie der Auffassung der Seele als eines :zvEv/iia. (Lact. d. opif. dei 17), mag
durch den Akademiker vermittelt sein. Wohl nach Panaitios unterschied er die
mythische, die physikalische und die bürgerliche Theologie (Aug. d. civ. dei 6, 5
S. 252, 25 ff. D.), d. h. die Auffassungen der göttlichen Dinge, wie sie in den
Darstellungen der Dichter, in den naturphilosophisch-theologischen Theorien der
Philosophen und in den kultüchen Einrichtungen des Staates zum Ausdruck
kamen. Die Dichter — hierin ist Varro mit der alten philosophischen Opposition
gegen die Mythologie (vgl. oben S. 90. 93. 292) einig — schreiben den Göttern viel
Unwürdiges und Unannehmbares zu. Die philosophischen Theorien über die
Götter widerstreiten einander (Aug. d. civ. dei 6, 5 S. 253, 10 ff.). Recht haben
nur diejenigen, die einen Gott anerkennen, der als Seele die Welt bewegt und
vernunftgemäß regiert (August, a. a. O. 4, 31 S. 186, 11 ff.). Aber auch der
staatliche Kult ist trotz der ihm zugrunde liegenden mythologischen Anschauungen
und trotz des an sich verwerfhchen Bilderdienstes aus praktischen, volkspäda-
gogischen Gründen nicht zu beseitigen (August, a. a. O. 4, 31 S. 185, 25 ff., 186,
21 ff.; 6, 5 S. 253, 22 f., 254, 14 ff.). Für Varros gelehrtes Wissen ist der seine
Zeit beherrschende Poseidonios eine Hauptquelle. Ihm verdankt er vieles in
Geschichte (Anfänge der Kidtur, Aneignung fremder Erfindungen durch die
Römer), Geographie, Meteorologie (System der Winde), Hydrologie (naturwissen-
schaftliche Hypothesen und Wasserparadoxa) und auf anderen Gebieten. Durch
Weitergabe dieses Gedankengutes an Spätere, wie Vitruvius und Plinius, hat er
die römische Wissenschaft stark beeinflußt. Auf anderem ^Vege, durch den
Grammatiker Aelius Stilo, ist das Stoische in Varros Sprachtheorie vermittelt,
die er in den erhaltenen Büchern der Schrift De lingua Latina ausführt. Wieder
auf Poseidonios beruht aber seine Neigung zu pythagoreischer Mystik, die sich
in seiner Zahlenspekulation kundgibt. Auch hier bildet Varro die Brücke zu
späteren Römern (GeUius, Macrobius, Martianus Capella, Censorinus, Favonius
Eulogius). Nach anderer Richtung kommen seine leider bis auf Bruchstücke
verlorenen Saturae Menippeae (benannt nach dem oben S. 458 f. besprochenen
Kyniker) für die PhUosophiegeschichte in Betracht. Bei der Verarbeitung eines
mannigfachen, der Mythologie, der Geschichte und dem gegenwärtigen Leben
49(5 § ^^^- l^^'i' niittlcre und neuere Akademie.
entnommenen Stoffes hat sich Varro, wie später Lukian, die dankbaren Motive
nicht entgehen lassen, die eine Betrachtung der Dinge aus dem kynisch-oppo-
sitionellen Standpunkte darbietet. So geißelte er die Üppigkeit der großen "Welt
im Gegensatze zur kynischen P^infachheit, verhöhnte ihre Tafelfreuden, ver-
spottete die Philosophen und ihre Zänkereien u. dgl. Mit der Kücksicht auf die
literarische Wirkung traf hier des Verfassers eigener Sinn für echtes Römertum
und gute alte Sitte überein. — Alles in allem bietet Varro das Bild eines von
geringem Spekulationstrieb, größerem Bedürfnis nach moralischer Norm und weit
überwiegendem gelehrtem Interesse beherrschten Eklektikers.
JI. Tiillius Cicero (3. Januar 106 bis 7. Dezember 43 v. Uhr.) trieb be-
sonders zu Athen und Rhodos philosophische Studien. Er hörte in seiner Jugend
zuerst den Epikureer Phaidroe und den Akademiker Philon und verkehrte mit
dem Stoiker Diodotos (der später viele Jahre hindurch sein Hausgenosse war,
Tusc. 5, 39, 113 u. a. St.). Alsdann genoß er den Unterricht des Akademikers
Antiochos von Askalon und des Epikureers Zenon, endlich (in Rhodos) den des
Stoikers Poseidonios. In seinem höheren Alter kehrte Cicero zu der Beschäftigung
mit der Philosophie zurück, insbesondere in seinen drei letzten Lebensjahren:
Tusc. 5, 2, 5: (philosophia,) cuius in sinum cum a primis temporibus aetatis nostra
voiuntas studiumque nos compulisset, his gravissimis casibus in eundem portum,
ex quo eramus egressi, magna iactati tempestate confugimus.
Cicero selbst gibt in der Schrift De divinatione 2, 1, 1 ff. ein Verzeichnis
seiner philosophischen Schriften. In dem Buche, das Hortensius betitelt
sei, habe er zum Philosophieren ermahnt, in den Academica die bescheidenste,
konsequenteste und feinste Weise des Philosophierens (nämlich die der mittleren
Akademie) gezeigt, dann in den fünf Büchern De finibus bonorum et malorum
das Fundament der Ethik, die Lehre von dem höchsten Gut und Übel, abge-
handelt, denen die fünf Bücher Tusculanarum disputationum gefolgt seien, worin
die zur Glückseligkeit notwendigsten Momente erörtert würden. Darauf seien
die drei Bücher De natura deorum verfaßt worden, woran die begonnene Schrift
De divinatione und die noch geplante De fato sich anschließen sollten. Den
philosophischen Werken seien ferner zuzuzählen die früher verfaßten sechs Bücher
De republica und die Schriften Consolatio und De senectute; es seien denselben
anzureihen die rhetorischen Werke: drei Bücher De oratore, denen als viertes
der Brutus (de claris oratoribus), als fünftes der Orator folge.
Die Schrift De republica hat Cicero in den Jahren 54 ff. v. Chr. (sie lag
i. J. 51 vollendet vor) in sechs Büchern verfaßt, wovon ungefähr der dritte Teil auf
uns gekommen ist, größtenteils durch A. Mai aus einem vatikanischen Palimpsest
zuerst veröffentlicht (Romae 1822 u. ö.); ein Teil des sechsten Buchs, der Traum
des Scipio, ist durch Macrobius erhalten worden. Eine Schrift De legibus
schloß sich an, um 52 v. Chr. begonnen, ist aber unvollendet geblieben und
als Torso auf uns gekommen. Im Frühjahr 46 v. Chr. hat Cicero die kleine
Schrift Paradoxa verfaßt, die er de div. 2, 1, 1 ff. als Nebenwerk geringen Um-
fanges nicht mit erwähnt. Die Consolatio ist 45 v. Chr. verfaßt worden, der
Hortensius in demselben Jahre, beide für uns bis auf einige Bruchstücke ver-
loren. Noch in das nämliche Jahr fällt neben den teilweise erhaltenen Academica
die noch ganz vorliegende Schrift De finibus sowie der Beginn der Tusculanen
und der drei Bücher De natura deorum, die Vollendung der beiden letztgenannten
Schriften aber in das folgende Jahr. Im Anfang des Jahres 44 entstand der
Traktat Cato maior s. de senectute; in demselben Jahre die zur Ergänzung der
Schrift über die Natur der Götter verfaßte Abhandlung De divinatione, woraus
die oben mitgeteilten eigenen Angaben Ciceros gezogen sind, wie auch die unvoll-
§ 65. Die mittlere und neuere Akademie. 497
ständig auf uns gekommene Abhandlung De fato, dann die heute verlorene
Schrift De gloria und die erhaltenen : Laelius s. de amicitia und De officiis ; die
nicht mehr vorhandene Abhandlung De virtutibus ist wohl gleich nach der
Schrift De officiis verfaßt worden. Eine Jugendarbeit war die verlorene Über-
setzung von Xenophons Oikonomikos, vielleicht auch die von Piatons Protagoras,
welche letztere möglicherweise noch zu Priscians und Donats Zeiten existierte;
dagegen fällt ins Jahr 45 oder 44 v. Chr., nach den Academica, die Übersetzung
des platonischen Timaios, wovon ein größeres Bruchstück erhalten ist. Von den
rhetorischen Schriften, die Cicero selbst (a. a. O.) den philosophischen zuzählt,
sind die drei Bücher De oratore im Jahre 55, der Brutus und der Orator 46 vor
Chr. verfaßt worden.
Daß Cicero in seinen philosophischen Schriften in hohem Grade von
griechischen Quellen abhängig ist, gesteht er selbst zu, indem er (ad Atticum
12, 52, 3) von denselben sagt: ärröyourfu sunt, minore labore fiunt, verba tantum
affero, quibus abundo (doch vgl. de fin. 1, 2, 6; de off. 1, 2, 6, wo Cicero seine
relative Selbständigkeit hervorhebt). Die Aufgabe einer stilistisch anmutenden
Wiedergabe griechischer Philosophie in lateinischer Sprache betont er im Gegen-
satze zu den ungenießbaren Arbeiten Früherer Tusc. 2, 3, 6 f. (vgl. auch das
Urteil über Amafinius und Rabirius, Acad. post. 1, 2, 5). Von den meisten
Schriften Ciceros lassen sich (z. T. auf Grund von Stellen in ihnen selbst und
in Ciceros Briefen) die Quellen noch angeben. Die Schriften De republica
und De legibus sind der Form nach Nachbildungen der gleichnamigen
Schriften Piatons. Inhaltlich beruht De republica wesentlich auf Panaitios und
Polybios : für den Traum des Scipio 6, 9, 9 ff. war Poseidonios (wohl im Pro-
treptikos) die Quelle (vgl. W. Gerhäußer, D. Protrept. d. Pos. S. 56 ff.). Für
De legibus kommen neben besonderen Quellen für Einzelnes Panaitios und An-
tiochos in Frage; vielleicht hat letzterer auch die Anschauungen des Panaitios
vermittelt; möglich ist auch, daß beide herangezogen wurden. Die Paradoxa
erörtern bekannte stoische Lehrsätze. Die verlorene Consolatio beruhte haupt-
sächlich auf Krantors Schrift Ileot nsvßovg, neben der aber noch andere Quellen
benutzt wurden (vgl. R. Philippson, Berl. philol. Wochenschr. 1917, 497. 501 ff.);
der ebenfalls verlorene Hortensius auf dem IlQotoETrxiy.dg, den Aristoteles an
Themison, einen der Stadtkönige von Kypros, gerichtet hatte (vgl. Bernays, Die
Dialoge des Arist., S. 116 ff., Diels [s. unten S. 174*], Wilamowitz, Aristot. u.
Athen I S. 326 ff.); doch hat auch auf diese Schrift Poseidonios Einfluß geübt,
und es wäre denkbar, daß das Aristotelische durch ihn vermittelt wurde, er also
Quelle des Ganzen ist (Gerhäußer a. a. O. S. 61). In den Academica (priora
und posteriora) ist Antiochos, für den gegnerischen Standpunkt Philon und viel-
leicht neben diesem (in den Acad. pri.) Kleitomachos verwertet. In De finibus
boten für die epikureische und stoische Lehrdarstellung (BB. 1 und 3) jüngere
Vertreter der beiden Schulen (aus der epikureischen vielleicht Zenon oder Philo-
demos) die Vorlage, für das Übrige ist Antiochos von Askalön Hauptquelle.
Die Tusculanen fußen im ersten Buch teils auf Poseidonios, teils auf Trost-
argumentationen, wie sie in Krantors Schrift Tlfol nsvßovg und sonstiger Con-
solationsliteratur zu finden waren (R. Philippson, Berl. philol. Wochenschr. 1917,
499 ff.). Das zweite Buch beruht vermutlich auf Panaitios' an Q. Tubero ge-
richtetem Schreiben de dolore patiendo (Cic. de fin. 4, 9, 23). Der stoische In-
halt der BB. 3 und 4 ist jedenfalls z. T. durch Antiochos vermittelt. Im übrigen
vergleiche man über das Verhältnis dieser Bücher zu Chrysippos und insbesondere
des vierten Buches zum chrysippischen &eoanEVTiy.6: die S. 171' angeführte Ab-
handlung von Pohlenz. Das fünfte B. verteilt sich auf Poseidonios (Proömium und
Ueberweg, Grundriß I. 32
498 § 6"^- ^'^ mittlere und neuere Akademie.
24, 68 bis 28, 82 wahrscheinlich aus dem Protreptikos, vgl. Gerhäußer a. a. O.
S. 61 f., Usener Epic. LVII f.) und Antiochos, welch letzterer nach Useners Ver-
mutung (Epic. LVIII) wieder Poseidonios' Protreptikos benutzt hat (in der Cicero
31, SS ff. entsprechenden Partie). Das erste Buch der ^Schrift De natura
deorum zeigt in seinem doxographischen Teile weitgehende Übereinstimmung
mit einer in den herkul. Papyri teilweise erhaltenen epikureischen theologischen
Schrift. Da sieh nun Cic. Ep. ad Att. 13, 39, 2 das Werk des Epikureers Phaidros
Tleol ßeiöv ausbittet, nahm man an, das herkul. Werk, dessen Titel noch nicht
bekannt war, sei eben diese Schrift des Phaidros und diese die Quelle von De
nat. deor. B. 1. Als dann die Veröffentlichung des Titels ergeben hatte, daß
wir es in jenem Papyrus mit Resten der Schrift des Philodemos negl evofßeiag
zu tun haben, neigte sich die gewöhnliche Ansicht dahin, daß dieses philo-
demische Werk von Cicero benutzt worden sei, bis H. Diels, Doxographi Graeci,
Prolegg. S. 121 ff.. Berl. Akad. Sitz. 1893, 116, auf beachtenswerte Gründe gestützt,
die Vermutung aussprach, daß Philodemos und Cicero aus einer und derselben
Quelle, dem eben erwähnten Werke des Phaidros, geschöpft hätten, und daß
sich daraus die Übereinstimmung zwischen beiden erkläre. Die Darstellung der
epikureischen Theologie läßt sich nicht mit annähernder Sicherheit einer be-
stimmten Quelle zuweisen. Doch kommen nur jüngere Epikureer in Frage, so
der 21, 59 unter Berufung auf das Urteil des Philon von Larisa als coryphaeus
Epicureorum bezeichnete und wegen seiner Darstellungsweise gerühmte Zenon,
den auch Cicero selbst gehört hatte. Die Kritik des epikureischen Standpunktes
im ersten Buche fußt letzten Endes auf Karneades, wahrscheinlich durch Ver-
mittlung des Kleitomachos. Für den Schluß kommt auch Poseidonios in Be-
tracht, dessen fünftes Buch :tsol dscor 44, 123 zitiert wird; er könnte auch in
dem vorangehenden Hauptteil herangezogen sein. Das zweite Buch beruht auf
der Schrift des Poseidonios :iegl OaMv (so P. Wendland, Posidonius' Werk .t. d.,
Arch. f. Gesch. d. Philos. 1 [18S8], 200—210, während nach Usener, Epicurea
LXVII f. neben Poseidonios ein Handbuch des Karneades benutzt wurde). Das
dritte Buch ist aus Kleitomachos hergeleitet. Für den Cato maior ist vielleicht
die 1, 3 genannte Schrift eines Ariston benutzt, wobei zweifelhaft bleibt, ob an
den Stoiker aus Chios (Aristo Chius) oder den Peripatetiker aus Keos (Aristo
Cius) zu denken ist. Übrigens liegt es gerade bei dem Gegenstande des Cato
maior sehr nahe anzunehmen, daß Cicero sich nicht an eine bestimmte Vorlage
gebunden, sondern Material verschiedener Herkunft, wie es etwa in Florilegien
zu finden war, verwertet habe. Das erste der zwei Bücher De divinatione
beruht auf Poseidonios' Werk Ilegl uariiy.ijQ, das zweite Buch auf einer Schrift
des Kleitomachos, in der dieser die Ansichten des Karneades vortrug, und zum
Teil, in dem Abschnitt §§ 87 — 97, auf einer Schrift des Panaitios (vielleicht UeoI
ngorocag). Die in diesem Abschnitt durch ein Panaitiosstück ersetzten Aus-
führungen des Kleitomachos gegen die Astrologie sind dann in De fato ver-
wendet (Schmekel, Philos. d. mittl. Stoa S. 176). Auch im übrigen enthält diese
Schrift kritische Argumente des Karneades, die man mit größerer Wahrschein-
lichkeit durch Kleitomachos als durch Antiochos vermittelt ansehen wird. Der
Laelius bringt hauptsächlich Gedanken des Theophrast. Doch bleibt, da auch
Berührungen mit Panaitios vorhanden sind, fragUch, ob Theophrast direkt oder
etwa durch Vermittlung einer späteren stoischen Quelle benutzt ist. Für die
zwei ersten Bücher De officiis ist Panaitios, für das dritte Poseidonios die
Hauptquelle gewesen, doch finden sich bereits in den ersten Büchern Er-
gänzungen aus Poseidonios, und auch sonst ist die Hauptvorlage durch weiteres
Material (z. B. 3, 15, 63 durch eine Stelle aus dem Mittelstoiker Hekaton) be-
§ (55. Die mittlere uiul neuere Akademie. 499
reichert. Daß Cicero Panaitios nicht, einfach übersetzt hat, ergibt sich aus
2, 17, 60.
Vor dem Skeptizismus, den Cicero wissenschaftlich nicht zu überwinden
■weiß, und in den ihn namentlich der Widerstreit der philosophischen Autoritäten
untereinander immer wieder hineinführt, flieht er gern zu der unmittelbaren
Gewißheit des sittlichen Bewußtseins, des cousensus gentium und der sogenannten
angeborenen Begriffe (notiones innatae, natura nobis insitae, der stoischen .100-
/.t'Hl'si;). Charakteristisch sind Erklärungen, wie die in der Schrift de legibus 1,
13, 39: Perturbatricem autem haruni omnium rerum Academiam hanc ab Arcesila
et Carneade recentem exoremus, ut sileat, nam si invaserit in haec, quae satis
scite nobis instructa et composita videntur, nimias edet ruinas ; quam qiiidem ego
placare cupio, submovere non audeo. In der Physik bleibt er beim Zweifel
stehen, doch gilt ihm die Untersuchung als eine vergnügliche und nicht verächt-
liche Weide des Geistes (Acad. 2, 41, 127). Am meisten interessiert ihn die Be-
ziehung der Naturkenntnis zu der Frage nach dem Dasein Gottes. Bemerkens-
wert ist die gegen den atheistischen Atomismus gerichtete Äußerung (de nat.
deorum 2, 37, 93): Hoc (nämlich die Bildung der Welt aus der zufälligen Zu-
sammenfügung von Atomen) qui existimat fieri potuisse non intellego cur non
idem putet, si innumerabiles unius et viginti formae litterarum vel aureae vel
qualeslibet aliquo coiciautur, posse ex is in tcrram excussis annales Enni, ut
deinceps legi possint, effici. Aus der Mythologie möchte Cicero alles ausge-
schieden sehen, was der Götter unwürdig ist (wie die Erzählung vom Eaube
des Ganymedes; Tusc. 1, 26, 65; 4, 33, 71), übrigens aber möglichst an dem
Übereinstimmenden in dem Glauben der Völker festhalten (Tusc. 1, 13, 30).
Besonders wert ist ihm der Vorsehungs- und der Unsterblichkeitsgiaube (Tusc.
1, 12, 26 ff.; 1, 49, 117 f.). Doch kommt er nicht ganz von der Ungewißheit
los und läßt mit ruhiger Unparteilichkeit in seiner Schrift De nat. deor. den
Akademiker die Zweifelsgründe ebenso ausführlich und eingehend entwickeln,
wie den Stoiker die Argumente für den Dogmatismus.
Das sittlich Gute (honestum) definiert Cicero als das an und für sich
Lobenswerte (de fiu. 2, 14, 45; de off. 1, 4, 14), der Etymologie des Wortes gemäß,
welches ihm, dem Römer, das griechische xa^ov vertritt. Das wichtigste Problem
der Ethik liegt ihm in der Frage, ob die Tugend an und für sich zur Glück-
seligkeit zureiche. Er ist geneigt, mit den Stoikern diese Frage zu bejahen, ob-
schon die Erinnerung an seine eigene und überhaupt an die menschliche
Schwäche ihn oft mit Zweifeln erfülle; dann aber tadle er auch wiederum sich
selbst, daß er über die Kraft der Tugend nicht nach dem Wesen der Tugend,
sondern nach unserer Weichlichkeit urteile (Tusc. 5, 1, 3 f.). Der Unterscheidimg
des Antiochos von Askalon zwischen vita beata, die unter allen Umständen
durch die Tugend gesichert werde, und vita beatissima, die auch der äußeren
Güter bedürfe (s. oben S. 495), ist Cicero nicht ganz abgeneigt (de fin. 5, 26,
77 ff.), obschon er dagegen ethische und logische Bedenken hegt und sie an
anderen Stellen (Tusc. 5, 13, 40) verwirft. Er beruhigt sich aber in dem Ge-
danken, daß alles, was nicht Tugend sei, möge es ein Gut zu nennen sein oder
nicht, jedenfalls der Tugend an Wert äußerst weit nachstehe und neben ihr von
verschwindender Bedeutung sei (de fin. 5, 32, 95; de off. 3, 3, 11). Bei dieser
Auffassung sinkt der Unterschied zwischen der stoischen und der peripatetischen
Doktrin zum bloßen Wortunterschiede herab, wofür ihn (nach Cic. de fin. 3, 12,
41) schon Karneades erklärt hatte. Entschiedener bekämpft Cicero die peri-
patetische Lehre, daß die Tugend nur die Reduktion der mW)j (was Cicero durch
perturbationes übersetzt) auf das richtige Maß fordere; er will mit den Stoikern,
q(jQ § 65. Die mittlere und neuere Akademie.
der Weise solle ohne .tuö/; sein (Tusc. 4, 18, 41 ff.), wobei zu beachten ist, daß
er das Merkmal der Fehlerhaftigkeit in den Begriff des n^äßog (der perturbatio)
mit aufnimmt (vgl. Tusc. 4, 17, 38 f.), entsprechend der Tusc. 4, 6, 11 ; 4, 21, 47
(Stoic. vet. fr. I No. 205) wiedergegebenen zenonischen Definition (perturbatio
:= aversa a röCta ratione contra naturam animi commotiol. So beweist er in
der Polemik gegen die Metriopathie Selbstverständliches und verfehlt den eigent-
lichen Streitpunkt. Auch darin steht er auf der Seite der Stoiker, daß ihm die
praktische Tugend die höchste ist: de off. 1, 44, 158: Orane officium, quod ad
coniunctionem hominum et ad societatem tuendam valet, anteponendum est illi
officio, quod cognitione et scientia continetur.
Ciceros politisches Ideal ist im Anschluß an die von Piaton begründete,
im Peripatos und in der Stoa weitergebildete Theorie von der Vereinigung der
Grundverfassungen eine aus monarchischen, aristokratischen und demokratischen
Elementen gemischte Staatsform, die er im römischen Staate annähernd ver-
wirklicht findet (de rep. 1, 29, 45; 1, 35, 54 f.; vgl. oben S. 455). Cicero billigt
Akkommodation an den Volksglauben durch Augurien usw., wie auch
Täuschung des Volkes durch Gewährung politischer Scheinfreiheit, da ihm die
Menge als wahrhafter Vernünftigkeit und Freiheit unfähig erscheint (de nat.
deor. 3, 2, 5; de div. 2, 12, 28; 2, 33, 70; 2, 72, 148; de leg. 2, 7, 15 f.; 3, 12,
27 f. u. ö.).
Am ansprechendsten sind bei Cicero die Partien, in denen er den allge-
meinen Inhalt des sittlichen Bewußtseins, ohne subtile Streitfragen zu berühren,
in einer gehobenen Redeweise darlegt. Sehr wohl gelingt ihm z. ß. das Lob der
interesselosen Tugend (de fin. 2, 4, 11 ff.; 5, 22, 61 ff.) und insbesondere die Dar-
stellung des Gedankens der sittlichen Gemeinschaft, für den er sich auf Plat.
Epist. 9, 358 a beruft (de fin. 2, 14, 45: . . . ut profectus a caritate domesticorum
ac suorum serpat longius et se implicet priraum civium, deinde omnium raor-
talium societate atque, ut ad Archytam scripsit Plato, non sibi se solum natum
meminerit, sed patriae, sed suis, ut perexigua pars ipsi relinquatur; vgl. de off.
1, 7, 22), und der aristotelischen Lehre von dem Menschen als Cqjor :ro/.ncy6r
(de fin. 5, 23, 66). So schwach ferner im ersten Buche der Tusculanen Ciceros
Argumentationen sind, und so stumpf seine Dialektik ist, zumal im Vergleich
mit der platonischen, die ihm zum Vorbild dient, so wohl gelingt ihm die rheto-
rische Darstellung der Würde des menschlichen Geistes (Tusc. 1, 24, 56 ff.; vgl.
de leg. 1, 7, 21 ff.). Auch das begeisterte Lob der Philosophie (Tusc. 5, 2, 5:
O vitae philosophia dux! o virtutis indagatrix expultrixque vitiorum usw.; vgl. de
leg. 1, 22, 58 ff., Tusc. 1, 26, 64; 2, 1, 1 ff.; 2, 4, 11 ff., de off. 2, 2, 5 f.) hat
nach Form und Gedanken Vortreffliches (z. B. Est autem unus dies bene et ex
praeceptis tuis actus peccanti immortalitati anteponendus usw. [Tusc. 5, 2, ö]),
und obschon es teilweise an rhetorischer Überspannung leidet, so beruht es doch
auf einer bei Cicero damals, als er jene Schriften verfaßte, tief eingewurzelten
Überzeugung.
§ 66. Die mittlere Stoa (Stoische Scliule 11. Teil,
Fortsetzung zu §§ 55—58). Stoiker des zweiten und ersten
Jahrhunderts vor Chr. gaben, z. T. infolge der Angriffe des
Karneades auf den stoischen Dogmatismus, z. T. auch infolge
der Berührung mit dem spekulativ indifferenten Römertum,
wichtige Teile des orthodoxen stoischen Bekenntnisses preis und
§ 66. Die mittlere Stoa. • 501
verstatteten platonisch-aristotelischen Anschauungen Eingang: in
die Schule. Hauptvertreter dieses Eklektizismus sind Pan-
aitios, der sich ein großes Verdienst um die Verbreitung des
Stoizismus in Rom erwarb, und Poseidonios, der durch seine
auf vielen Gebieten der Fachwissenschaft betätigte Forschung
und seine religi()s-mystische Richtung das Geistesleben des
späteren Altertums aufs stärkste beeinflußte.
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehren. Das
antike Material im allgemeinen bei Zeller, Susemihl und besonders Schmekel
(s. S. 175*). Schriftenverzeichnisse bei Schmekel S. 8 f. (Panaitios), S. 13f.
(Poseidonios), S. 15 (Hekaton). Wichtig außer der philodemigchen Stoikerliste
IS oben S. 466) die von W. Crönert, Sitz. d. Berl. Akad. 1904, 471 ff. und
C. Cichorius, Rhein. Mus. 63 (1908), 197 ff. behandelte Stoikerinschrift. Für
Poseidonios s. auch W. Crönert, Kolot. u. Mened. S. 177. Seine Wertschätzung
bezeugt Senee. Epist. 104, 22; 108, 38 (Gerhäußer, Protr. d. Pos. S. 5 Anm. 2).
Vgl. ferner Dittenberger, Syll. inscript. Gr.'' No. 725a 6 (Panaitios), 745, 7
(Poseidonios), 764, 3 (Phainias). Für Panaitios' und Poseidonios' Lehren
sind die von ihnen abhängigen Schriftsteller, insbesondere Cicero, ergiebig; sieh
Liter. S. 176* (Panaitios), 177* ff. (Poseidonios). Doxographie: Diels, Doxogr.
Gr., s. Index s. v. Panaetius, Posidonius.
Antike Bildnisse: Bemoulli, Griech. Ikonogr. II S. 188 ff. (Poseidonios).
Schriften. Von den Hauptphilosophen der mittleren Stoa sind nur Frag-
mente erhalten. Eine genügende Sammlung (besonders für Poseidonios) ist drin-
gendes Bedürfnis. Bis jetzt liegen folgende Spezialsammlungen vor: Panaetii
et Hec atonis librorum fragmenta collegit praefationibus illustravit Haroldus
X. Fowler, Bonnae 1885, Diss. Bake, Posid onii Rhodii reliquiae doctrinae,
Lugd. Bat. 1810 (nach den neueren Poseidoniosforschungen nicht mehr genügend;
als direkt bezeugtes Fragment nachzutragen Comm. Bern. Lucan, S. 305 Usener
[Gerhäußer, Protr. d. Pos. S. 5 Anm. 2]). Fragm. aus Poseid. 'larogiui und Ueol
o)y.eavoT' bei C. Müller, Fragm. hist. Graec. III 245 ff. — Von dem mittelstoischen
Astronomen und Mathematiker Gc tut hos liegt vor die Ausgabe: Gemini ele-
menta astronomiae ad fidem codicum rec. German. Interpret, et comraent. instr.
C. Manitius, Lips. 1898.
Wir beginnen die Geschichte der mittleren Stoa, obwohl sich wesentliche
Züge ihrer Heterodoxie auch bei Boethos u. a. vorfinden, mit Panaitios, weil bei
diesem der Abfall von der Strenge des altstoischen Bekenntnisses in noch
schärferer Weise hervortritt und Panaitios zugleich durch seine Schulleitung und
seinen Einfluß auf Rom in besonderem Grade geeignet scheint, eine neue Epoche
in der Geschichte der Stoa einzuleiten.
Den nächsten Anstoß, der das feste Gefüge der altstoischen Lehre ins
Wanken brachte, gab die skeptische Akademie, welche Hauptlehren der Stoa mit
Erfolg bekämpfte. Nicht zu unterschätzen ist auch der Einfluß des Römertums,
dem mehr an der praktischen Verwendbarkeit philosophischer Lehren und ihrer
Übereinstimmung mit dem gesunden Menschenverstände, als an der Konsequenz
der Systeme gelegen war.
Panaitios von Rhodos (geb. um 180, gest. 110 oder 109 v. Chr.), ein
Schüler des Diogenes von Seleukeia, lebte einige Zeit mit Polybios zusammen in
Rom, gewann römische Aristokraten, wie Lälius und Scipio (welch letzteren
er auch nach Cic. Acad. 2, 2, 5 u. a. auf dessen Gesandtschaftsreise nach dem
Orient und namentlich nach Alexandreia 141 v. Chr. begleitete), für die grie-
chische Philosophie und folgte 129 dem Antipater von Tarsos im Lehramt zu
502 § '^6- l^i^ mittleiT Stoa.
Athen. Er hat eine Reihe von Schriften verfaßt, von denen uns nur einige dem
Titel nach bekannt sind, z. B. UfoI tov y.aOijy.ovTo.;, Usoi Ttoovolag. Er milderte
die Härten der stoischen Lehre (Cic. de fin. 4, 28, 79), indem er zwar für den
Weisen die Vollendung der Vernunft als Ziel aufstellte, für die gewöhnlichen
IMenschen aber die vernunftgemäße Vollendung ihrer individuellen Natur (sieh
Schmekel S. 212), die äußeren Güter sowie die Lust höher als die alte Stoa
schätzte und die Apathie verwarf. Mit den Zugeständnissen an das reale Leben
würde es sich wohl vertragen, wenn er die Existenz des wahren Weisen bestritt
und an seine Stelle den Fortschreitenden [:;iooy.ö:Txo)v) setzte. Doch scheint er
sich darüber nicht mit Bestimmtheit ausgesprochen zu haben (vgl. Schmekel
S. 213). Panaitios strebte nach einem minder spinösen und mehr glänzenden
Vortrag und berief sich neben den älteren Stoikern auch auf Piaton, Aristoteles,
Xenokrates, Theophrast und Dikaiarch (Cic. de fin. 4, 28, 79). Mehr zum
Zweifel geneigt als zum starren Dogmatismus, verwarf er die astrologische
Wahrsagung, bekämpfte die Mantik überhaupt, war ein Vor-
kämpfer der religir)sen Aufklärung und gab die Lehre von der
Unsterblichkeit der Seele und die von der Weltverbrennung (hier
in Übereinstimmung mit Boethos) auf. Sein Werk UstH tov xa{>r)y.ovro;
liegt den beiden ersten Büchern von Ciceros Schrift De officiis zugrunde (Cic.
de off. 3, 2, 7; ad Att. 16, 11, 4). Dem Panaitios ist es namentlich zuzu-
schreiben, daß sich der Stoizismus bei den Römern verbreitete. Als Mitglied
des auf die Hellenisierung Roms einflußreichen scipionischen Kreises hat er
auf die Anschauungen des gebildeten Römertums nachhaltig eingewirkt. Zu
seinen Schülern gehörte der berühmte Rechtsgelehrte und Pontifex Maximus
Q. Mucius Scävola, der, höchstwahrscheinlich nach Panaitios, vielleicht auch
schon nach früheren Stoikern, eine dreifache Theologie unterschied: die der
Dichter, die der Philosophen und die der Staatsmänner (vgl. Aet. plac. phil. 1, 6, 9
[Diels, Dox. Gr. S. 295]). Die erste sei anthropomorphisch und anthropopathisch
und daher falsch und unwürdig. Die zweite sei rationell und wahr, aber un-
brauchbar. Die dritte, die den herkömmlichen Kultus aufrechterhalte, sei
unentbehrlich (August, d. civit. Dei 4, 27). Der gleichen, wohl ebenfalls durch
Panaitios veranlaßten L^nterscheidung sind wir oben S. 495 bei Varro begegnet.
Als weitere Schüler des Panaitios sind neben dem sogleich zu besprechenden
Poseidonios noch Hekaton aus Rhodos, J>ionysios aus Kvrene und 3In€-
sarchos aus Athen zu nennen. Hekaton erfreute sich bedeutenden Ansehens
und ist uns durch eine Reihe von Schriften titeln und Fragmenten bekannt.
Poseidonios a^is Apanieia in Syrien, geb. etwa 135 vor Chr., gest. im
Alter von 84 Jahren, war in Athen Schüler des Panaitios, machte alsdann zu
Forschungszwecken größere Reisen und ließ sich in Rhodos nieder, wo er seine
Schule gründete und neben anderen hervorragenden Römern Cicero und Pom-
peius zu Hörern hatte. Er besaß die umfangreichsten Kenntnisse auf den Ge-
bieten der Geographie, Geschichte, Geometrie, Astronomie und Meteorologie und
wirkte zu ihrer Verbreitung wie durch seinen mündlichen Unterricht so auch
durch eine umfangreiche Schriftstellerei. Die glänzende, von rhetorischer
Schulung zeugende Darstellungsweise seiner Werke wurde im Altertum gerühmt
(vgl. Strab. 3, 2, 9 S. 146/7) und ist auch für uns noch in vielen Spuren — so
z. B. in der pseudaristotelischen Schrift Ueoi y.öafiov (s. § 71) — erkennbar.
Weniger kritisch gerichtet als Panaitios kehrte er in einigen Punkten, in denen
dieser von der stoischen Orthodoxie abgefallen war, wieder zur herkömmlichen
Lehre der Schule zurück: das Dogma von der Weltverbrennung ließ er gelten,
nahm die Fortdauer der Seele an und hielt an dem Glauben an die Mantik fest,
§ 66. Die mittlere Stoa. 503
die er sogar in sehr eingehender Weise zu begründen und Avissenschaftlich aus-
zugestalten versuchte. Im übrigen huldigte auch er dem Eklektizismus und ver-
band mit der stoischen Doktrin platonische und aristotelische Lehren. In seiner
gesamten Weltauffassung stand er auf dem Boden des stoischen Monismus und
Materialismus. Aber in seiner Psychologie eignete er sich den platonischen
Dualismus insoweit an, als er der Vernunft vernunftlose Seelenkräfte gegenüber-
stellte, die er als i^u/ioeidijg dm-a/iig und F:rtiüvf.it]iiy.)] hi'i'a/mg bezeichnete
(Galen, de placit. Hippocr. et Plat. 454 K. 432 M.; 476 f. K. 457 M.; vgl.
377 K. 348 M.; 429 f. K. 405 M.). Freilich handelte es sich dabei nur um
verschiedene Seelen vermögen, nicht, wie bei Piaton, um verschiedene
Seelen teile. Die Seele gilt 'Poseidonios vielmehr als ungeteiltes Ganzes
und hat ihren Sitz nicht je nach ihrem in Frage kommerden Teile in ver-
schiedenen Körpergegenden, sondern einheitlich im Herzen (Galen a. a. O.
S. 454 f. K. 432 M.; 515 K. 501 M.). Dualistisch in pythagoreisch-platonischer
Weise denkt sich Poseidonios auch das Verhältnis von Seele und Leib. Zwar
ist ihm die Seele, wie es die Stoa verlangt, ein feuriges Pneuma und somit
gleich dem Leibe materiell. Aber der Gegensatz zwischen dieser feinen Körper-
lichkeit und der gröberen des Leibes wird von ihm aufs äußerste gespannt. Wie
für Piaton im Phaidon (s. oben S. 281), so ist auch für ihn der Körper eine
Fessel der Seele und ein Hindernis der freien Entfaltung ihrer Erkenntniskraft
(Cic. de div. 1, 49, 110; 57, 129). Als ein Fremdes ist sie in den Leib ein-
getreten, und ihrer Präexistenz, die Poseidonios wieder mit Piaton (s. oben
S. 345. 346) annimmt, entspricht ihre Postexistenz, wenn diese auch selbstver-
ständlich zunächst nur bis zum Weltbrande dauern kann, um alsdann mit der
erneuten Weltbildung wiederaufgenommen zu werden (vgl. Schmekel S. 250, Bad-
stübner, Beitr. z. Erkl. u. Krit. d. philos. Schriften Senecas S. 5 f.). Vom Leibe
befreit erhebt sich die Seele, nachdem sie im sublunarischen Räume einer
Reinigung unterzogen worden ist, zu den himmlischen Höhen und erlangt hier
die Kenntnis der Natur der Dinge (vgl. Badstübner a. a. O. S. 1 ff., Norden,
Verg. Äneis B. VI * S. 23 ff., Math. Apelt, De ration. quibusd. quae Philoni
Alex, cum Posid. interced., Lips. 1907, Jenaer Diss. [Comm. phil. Jen. vol. 8J,
S. 105 f. Gronau, Pos. u. d. jüd.-christl. Genesisexeg. S. 256 ff.).
Zur Aufnahme des psychologischen Dualismus Piatons wird Poseidonios
durch die stoische Ethik bestimmt worden sein. Gerade diese schien mit ihrer
scharfen Entgegensetzung von Weisen und Toren, Vernunft und Affekt, den
Unterbau einer dualistischen Psychologie zu verlangen (vgl. Zeller III 1* S. 604),
und nachdem einmal im Eklektizismus die starren Schulschranken beseitigt und
in der Stoa Piaton schon durch Panaitios zu hohen Ehren gebracht worden war,
lag es nahe, mit der Aufnahme platonischer Anschauungen da einzusetzen, wo
es die Konsequenz der stoischen Ethik zu erfordern schien. In der Ethik selbst
freilich hat Poseidonios den Dualismus eher gemildert als verschärft. Zwar gilt
auch ihm die Tugend als das einzige Gut, und alles andere, was Gegenstand
vernünftiger Wahl ist, hat nur den Platz des :TQO)jyfterov zu beanspruchen. Aber
die Triebe, die sich auf die jrocöta y.axa rfvoiv, auf Lust, leibliche und äußere
Güter richten, wurzeln in dem von der Natur uns gegebenen niederen Seelen-
vermögen und sind daher, vorausgesetzt daß sie sich der Vernunft unterordnen,
naturgemäß und berechtigt (vgl. Schmekel S. 275 ff.). Damit gelangt Poseidonios,
ohne prinzipiell von d«" Lehre seiner Schule abzuweichen, doch zu einer verhält-
nismäßig hohen Einschätzung der jtocöt« xara ffvoiv, und so mag die durch
andere Zeugnisse widerlegte Angabe entstanden sein, daß er auch Gesundheit
und Reichtum den Gütern zugezählt und die Tugend nicht für ausreichend zur
5(J4 § 66. Die mittlere Stoa.
Glückseligkeit gehalten, sondern ihre Unterstützung durch leibliche und äußere
Vorzüge verlangt habe (Diog. L. 7, 103. 128).
Poseidonios ist für die spätere Antike einschließlich der christlichen Patristik
von unermeßlicher Bedeutung. Sein Einfluß ist erst in den letzten Jahrzehnten
durch quellonkundliche Untersuchungen auf dem Gebiete der späteren griechischen
und römischen Literatur voll zutage getreten. Die Verbindung von Philosophie
im engeren Sinne und einer ungemein vielseitigen fach \vi8sen schaftlichen
Betätigung, wie wir sie bei Aristoteles und den älteren Peripatetikern angetroffen
haben, zeichnet auch ihn aus. Seine Forschertätigkeit in Verbindung mit seiner
Weltanschauung hat die verschiedensten Zweige der antiken Wissenschaft be-
fruchtet, und der Reiz seiner Darstellung verschaffte seinen Lehren insbesondere
auch in der römischen Welt leichten Eingang. Vor allem wichtig aber war die
religiös-mystischeRichtung seines Denkens, der die Stimmung der folgenden
Generationen entgegenkam und die ihrerseits wieder dazu beigetragen hat, diese
Stimmung zu fördern und dem religiösen Denken und Fühlen bestimmte Bahnen
zu weisen. Durch diese Richtung sowie durch die Verbindung des stoischen
Monismus mit dem platonischen Dualismus ist Poseidonios der Vorläufer des
Neuplatonismus, dem er namentlich durch seinen vielbenutzten Kommentar zum
platonischen Timaios vorgearbeitet hat.
Den Einwirkungen des Poseidonios im einzelnen nachzugehen, ist hier nicht
möglich. Ich verweise dafür auf die im Literaturverzeichnis S. 177* ff. zu-
sammengestellten Arbeiten, unter denen sich freilich einige befinden, die solche
Einwirkungen nicht zu voller Evidenz zu bringen vermochten. — Unter den
Schülern des Poseidonios ist
AsTxlepiodotos bemerkenswert als wahrscheinliche Mittelquelle zwischen
Poseidonios und Seneca (in dessen Naturales quaestioncs). Er ist vermutlich
identisch mit dem im Lidex Stoic. (s. oben S. 466) col. 73, wie es scheint als
Schüler des Panaitios, angeführten Asklepiodotos von Nikaia, hatte dann also
die beiden Hauptvertreter des mittleren Stoizismus zu Lehrern. Ein ähnliches
Verdienst um die Weitergabe der Lehre des Poseidonios erwarb sich
Getninos, von dem nicht ausdrücklich bezeugt ist, daß er Poseidonios hörte,
der aber zum mindesten mit Wahrscheinlichkeit in dessen Zeit zu setzen ist.
Er verfaßte einen handlichen Auszug aus Poseidonios' Meteorologie, sowie ein
mathematisches und ein noch erhaltenes astronomisches Werk (Eloaycoyi] elg zä
(faivöiieva). Auch ein von Diog. Laert. 7, 41 genannter Poseidoniosschüler
Phainias wirkte in diesem Sinne, indem er Vorträge seines Lehrers nach-
schrieb und veröffentlichte. — Nachfolger des Poseidonios in der Leitung der
rhodischen Schule war sein Tochtersohn
'Tasoii von Nysa. Er pflegte, scheint es. unter den von seinem Lehrer
und Vorgänger angebauten Wissensgebieten besonders die Geschichte, darunter
auch die Philosophengeschichte: eines seiner Werke trug den Titel ^t/.oaöqcov
6ia6o/ai (s. o. S. 24).
§ 67. Die Peripatetiker im ersten Abschnitt der
hellenistisch-römischen Periode (Peripatetische Schule
IL Teil, Fortsetzung zu §54). Auch im Peripatos macht
sich der Charakter der neuen Periode geltend. Straton „der
Physiker" bildet, dem Realismus der alexandrinischen Wissen-
§ 67. Di e Peripatetiker im ersten Abschnitt der hellenistisch-römischen Periode. 5Ü5^
Schaft entsprechend, die aristotehsche Lehre in empirisch-natura-
hstischem Sinne um, mit starker Hinneigung zu demokritisehen
Gedanken. Hieronymos von Rhodos, Kritolaos und
Diodoros von Tyros verraten in Abwehr und Aufnahme
fremder Lehren die Zeit der Schulkämpfe und des Eklektizismus.
Die Richtung auf Popularisierung der Philosophie scheint
Ariston von Keos vertreten zu haben. Die meisten Schul-
genossen, wie Hermippos, Sotion, Satyros u. a. widmen
sich, Avioder im Geiste der alexandrinischen Zeit, einseitig der
schon im früheren Peripatos begründeten Pflege fachwissen-
schaftlicher Gelehrsamkeit.
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehren: Diog.
Laert. 5, 58 ff. über Straten (Schriftenverzeichnis 5, 58 ff., Testament 5, 61 ff.).
5, 65 ff. über Lvkon (Testament 5, 69 ff.). Für Straten Artikel des Suidas
Andere Quellen "bei Zeller II 2» S. 901 ff., Susemihl I S. 143 ff. Verzeichnis
der bekannten Peripatetiker dieser Periode (mit den Belegstellen) bei Zeller
a. a. O. (Die von Philodem in der Schrift über den Zorn bekämpften Gegner
Nikasikrates und Timasagoras, die W. Crönert, Kolot. und Mened. S. 89 ff. für
Peripatetiker hält, sind wohl mit R. Philippson, Rhein. Mus. 71 [1916j, 438 ff,
als Epikureer anzusprechen). Doxographie: Diels, Doxogr. Gr., s. Index s. v.
Strato, Critolaus.
Chronologie: Jacoby, ApoUodors Chronik S. 353. Rühl, Rhein. Mus. 62
(1907), 432.
Schriften: Nur Fragmente erhalten. Eine Gesamtausgabe fehlt. Spezial-
sammlungen :
Hieronymi Rhodii fragmenta colleg. et adnotavit Ed. Hiller, in: Satura
philologa Herm. Sauppio oblata, 1880.
Hermippi Snuitnofi Peripatef ici fragmenta, ed. A. Lozynski
Bonnae 1832.
Im übrigen muß auf die unten S. 181'*' f. zusammengestellte Literatur ver-
wiesen werden, in der die Fragmente verzeichnet und verarbeitet sind. Für
Straton, den wichtigsten Vertreter der Schule in dieser Periode, s. besonders die
Abhandlung von Diels (unten S. 181*).
Historische Fragmente bei C. Müller, Fragm. bist. Gr. (Straton II 369,
Hermippos III 36 ff., Satvros III 160 ff., Herakleides Lembos III 168 ff., Anti-
sthenes von Rhodos III 182 ff., Agatharchides III 192 ff.).
Straton aus Lampsakos (der eine Zeitlang Lehrer des Ptolemaios
Philadelphos gewesen war, 288/7 oder 287/6 v. Chr. dem Theophrast im Lehramt
folgte und 18 Jahre lang der Schule vorstand) bildete die aristotelische Lehre
zum konsequenten Naturalismus oder pantheistischen Naturalismus um. Wegen
seiner Hinneigung zur exakten Naturforschung wurde er mit Recht 6 r/ voiy.6^
genannt. Er suchte eine Vermittlung zwischen Aristoteles und Demokrit. Älit
letzterem nahm er einen leeren Raum an, der sich aber nicht kontinuierlich (als
di}Qov; xEvog zö.-io?) außerhalb der Welt ins Unendliche erstrecken, sondern nur
innerhalb der Welt zwischen den Grundbestandteilen der Körper verteilt sein
sollte (Aet. 1, 18, 4 [Diels Dox. S. 316 b 8 f.], Simpl. Phys. S. 693, 11 ff. D.).
Diese Grundbestandteile unterschieden sich nach seiner Theorie von den demo-
kritischen zunächst durch ihre unendliche Teilbarkeit (Sext. Emp. adv. math. 10,
155). Aber auch ihre Qualitätslosigkeit muß er bestritten haben, wenn er die
506 § ^>''- ^^'^ Peripatetiker im ersten Abschnitt der hellenistisch-rönnschen Periode.
Eigenöchat'teii für die stofflichen Prinzipien erklärte (Sext. Emp. Pyrr. hyp. 3,
32; Ps.-Gal. Hist. philos. 18 [Diels Dox. S. 011, 3J). Die diesen Eigenschaften
zugrunde liegenden Kräfte („Elemente") sind Warmes und Kaltes (Aet. 1, 3. 24
[Diels Dox. S. 288 b 19]). Die Weltbildung erfolgt durch Naturkräfte auf phy-
sikalische Weise. Die Welt ist somit ein Werk der Naturnotwendigkeit, nicht
der Gottheit, oder doch der letzteren nur insofern, als sie mit der Natur identisch
ist (Cic. Acad. pr. 2, 38, 121 : Str. negat opera deorum se uti ad fabricandum
niundum; quaecunque sint, docet omnia esse effecta natura; de nat. deorum 1.
i;5, 35: omnem vim divinam in natura sitam esse censet). Wahrnehmung und
Donken sind nicht voneinander trennbar. Man kann nichts denken, was nicht
vorher Ursache eines sinnlichen Eindrucks gewesen ist (Simpl. Phys. S. 963,
16 D.), und andererseits kommt eine Wahrnehmung nicht ohne Beteiligung des
Denkens zustande, wie sich daraus ergibt, daß uns oft sinnliche Reize nicht zum
Bewußtsein kommen, wenn unser Denken mit anderem beschäftigt ist (Plut. de
sol. aniraal. 3, 6). Die sinnlichen Wahrnehmungen finden demgemäß wie auch
die psychischen Affektionen selbst in der Seele (im „tp/^iiovinör" sagt Aetios,
wohl mit Unterschiebung eines stoischen Terminus), nicht in den gereizten
Körperteilen statt (Aet. 4, 23. 3 [Diels Dox. S. 415a 1 ff.]; Ps.-Plut. utr. anhn.
an corp. sit. lib. et aegr. [fr. 1] 4, 2). Der Sitz der Seele (des „7)ysfiovixöv") ist
■die Gegend zwischen den Augenbrauen (Aet. 4, 5, 2 [Diels Dox. S. 391, 5]).
Alle Seelentätigkeit, das Denken und die Wahrnehmung, ist, wie Straton in
seinem Werke Tleol y.tvi)oFcoi ausführte, Bewegung (Simpl. Phys. S. 965, 10 ff. D.;
-zur Auffassung der Wahrnehmung als Bewegung s. die im platonischen Theaitet
erörterte Theorie [oben S. 361]). Daß Straton auch über logische und ethische
Probleme geschrieben hat, geht aus dem Verzeichnis seiner Schriften bei Diog.
L. 5, 58—60 hervor. Aber das Hauptgebiet seines Denkens und Forschens
war die Physik. Was er hier geleistet, hat auf Medizin und Mechanik,
■sowie auf die Astronomie der alexandrinischen Zeit gr^en Einfluß ausgeübt.
Höchst wahrscheinlich ist der Arzt Erasistratos, sicher der Mechaniker Heron
von seiner Theorie abhängig (Diels, Sitz. d. Berl. Akad. 1893, 101 ff.). Von
Erasistratos strahlte dann dieser Einfluß wieder in wichtigen Lehren auf den
Peripatos zurück (W. W. Jaeger, Hermes 48 [1913], 37 ff.). Stratons Schüler war
Aristarchos von Samos, der Mohl durch ihn mit den astronomischen
Lehren des Herakleides Pontikos bekannt und so zur Aufstellung seiner helio-
zentrischen Hypothese bestimmt wurde (Diels a. a. O. 118; vgl. oben S. 82).
Von den weiteren Vertretern der Schule in dieser Epoche verdienen ins-
besondere die folgenden Erwähnung:
Lyhon ans Troas, der Schüler des Straton und des Dialektikers Pan-
thoides, folgte jenem innerhalb der Jahre 272—268 als Leiter der Schule und
bekleidete dieses Amt 44 Jahre lang. Sein Leben wurde von Antigonos von
Karystos beschrieben. Die Schule sank unter seiner nachlässigen Leitung wissen-
schaftlich sehr herab und hat ihre frühere Höhe bis zur Zeit des Andronikos
{unten § 71) nicht wieder erreicht, wenn auch einzelne ihrer Vertreter, wie Kri-
tolaos, als Philosophen von Bedeutung sind.
Hleroni/mos von Rhodos sah, in kyrenaisch-epikureische Bahn ein-
lenkend, im Freisein von Schmerz das höchste Gut, wollte aber diese Schmerz-
losigkeit von der Lust geschieden wissen, die nicht um ihrer selbst willen zu er-
streben (also auch nicht als Ziel und höchstes Gut zu betrachten) sei (Cic. Acad.
pri. 2, 42, 131; de fin. 2, 3, 8 f. u. ö.j.
§ 6. . Die Peripatetikcr im erstoii Abschnitt der hellenistisch-römischen Periode. 507
Ariston von Keos, Schüler und wahrscheinlich Nachfolf;er des Lykon,
Avird von Cic. de fin. 5, 5, 1?> als concinnus et elegans, aber der für einen großen
Philosophen erforderlichen ^ravitas ermangelnd bezeichnet. Für die Entwicklung
der peripatetischen Lehre scheint er ohne Bedeutung gewesen zu sein. Ein ge-
naues Urteil über seine Schriftstellerei ist dadurch erschwert, daß bei der nahe-
liegenden Xamensverwechslung von 'AotoTcov 6 KeTog und \-1oiaroir 6 Xioc ein großer
Teil der überlieferten Titel zwischen dem Peripatetiker und dem Stoiker (s. o. S. 4.35)
«trittig ist. Tatsächlich werden sie in ihrer Mehrheit dem Stoiker zuzuschreiben
sein. Das Wenige, was dem Peripatetiker verbleibt, ist zusammengestellt bei
Aug. Mayer, Philol. Suppl. 11 (1910), 487. Hier S. 487 ff. auch über Aristons
Benutzung durch Spätere. Über die zwischen Ariston von Keos und Ariston von
Kos, dem Schüler und Erben des Keers (Strab. 14, 2, 19, S. 658), strittige Schrift
77oo, Toi-g Q>]Togag s. Mayer a. a. O. S. 512. Um die äußere Schulgeschichte hat
sich Ariston dadurch verdient gemacht, daß er die Testamente der Schulhäupter
der Nachwelt überlieferte (für das Testament des Straten zitiert ihn Diog. Laert.
5, (i4 als Quelle). Schwerlich waren die Berichte über diese Testamente isoliert ;
vermutlich standen sie im Zusammenhange einer von Ariston verfaßten Geschichte
des Peripatos, wofür sich auch geltend machen läßt, daß bei Diogenes Lacrtios
die Geschichte der Schule nur bis Lykon, den Lehrer und Vorgänger des Ariston,
herabgeführt ist (vgl. Zeller II 2 s S. 926 Anm. 3, Susemihl I S. 152).
Prytains, der von Polyb. 5, 93, 8 (vgl. Plut. Quaest. symp. 1 prooeni. 3|
2U den angesehenen Peripatetikern gerechnet wird, muß neben Lykon, und zwar
etwa gleichzeitig mit dem Akademiker Lakydes, dem Xachfolger des Arkesilaos,
gelehrt haben (Suid. s. v. Evqpogi'wv). Nach Polybios a. a. O. betätigte er sich
auch als Gesetzgeber.
Kritolaos aus Phaseiis iuLykien, der Nachfolger des Ariston, verteidigte,
wie vor ihm schon Theophrast, die peripatetische Lehre von der Ewigkeit der
Welt gegen die Stoa (Phil. d. aet. mundi 6 ff. S. 90, 4 ff. C.-W.). Dagegen
stimmte er mit dieser überein in der Annahme, daß Gottheit und Seele materiell
seien — er ließ sie aus Äther bestehen — (Aet. 1, 7, 21 [Diels Dox. 303 b 6 f.],
Tertull. d. an. 5 [Diels a. a. O. S. 212]), und in der Verwerfung der Lust be-
kannte er sich zum kynischen Standpunkte (Gell. Noct. Att. 9, 5, 6). Ferner ist
Kritolaos als Vertreter der philosophischen Polemik gegen die Rhetoren be-
achtenswert (das Nähere in den unten S. 182* genannten Arbeiten von Rader-
macher und V. Arnim). Für die Verbreitung der Philosophie in Rom war seine
Teilnahme an der Philosophengesandtschaft des Jahres 156/5 (s. oben S. 436)
von Bedeutung.
Diodoros von Tt/ros, Kritolaos' Nachfolger, sah stoisierend in der
Tugend und zugleich, wie Hieronymos, epikurisierend in der Schmerzlosigkeit das
höchste Gut (Cic. de fin. 5, 5, 14 u. ö.).
Die gelehrter Tätigkeit obliegenden Peripatetiker Herinippos, Lotion,
Satyros, Herakleides Lembos und Antisthenes vmi Rhodos sind wegen
ihrer Arbeiten zur Geschichte der alten Philosophie schon oben S. 22. 24. 26 ge-
nannt worden. Wesentlich geographisch und historiographisch betätigte sich
Agatharchides. Die poetische Stillehre behandelte Demefrios von Byzaiiz
in einer Schrift Ileo'i Troitjuäror.
508 § 68. Die spätere Stoa.
Zweite Epoche: Eklektizismus und erneute Orthodoxie,
g-elehrte Beschäftigung mit den Werken der Schul-
begründer, religiöser Mystizismus.
(Siehe die allgemeine Charakteristik oben Seite 3ö. 41 f.)
Spätere Stoa, Kynische Schule (III), Mittlerer Piaton ismus, Peripatetische
Schule (III), Neiipythagoreer, Hermetische Literatur, Chaldäische Orakel,
Sextier, Potamon, Jüdisch-hellenistische Philosophie, Späterer Epikureismus,
Späterer Skeptizismus. — Durch verschiedene Schulen philosophisch Beeinflußte.
§ 68. Die spätere Stoa. Die Stoa zählt in unserem Zeit-
abschnitte eine Reihe hochbedeutender Vertreter. Ihr Verdienst
liegt nicht in einer selbständigen Fortentwicklung und Bereiche-
rung der stoischen Dogmatik, sondern darin, daß sie die sitt-
liche Kraft dei' stoischen Lehre besonders klar hervortreten
lassen. Zu nennen sind in erster Linie Seneca, Epiktet und
Marc Aurel. Von ihnen ist — im Gegensatze zu den Stoikern
früherer Zeit — ein beträchtlicher literarischer Nachlaß auf uns
gekommen, von Seneca ein größeres Corpus teils ethischer, teils
naturwissenschaftlicher Abhandlungen und Tragödien, von Epiktet
Reden, die sein Schüler Arrian nachgeschrieben hat, von Marc
Aurel seine Selbstbetrachtungen. Auch die von Lucius aufge-
zeichneten Vorträge des Musonios, aus denen noch Bruch-
stücke vorhanden sind, sowie die Ethische Elementarlehre
CHd^iKt] avor/eicüoig) und das populäre Pfliehtenbuch (Oiloaoqov-
iitva) des Hierokles, von denen wir gleichfalls Fragmente be-
sitzen, verdienen Erwähnung. Zur Erhaltung der Schriften des
Seneca und des Marc Aurel sowie der Reden des Epiktet trug
wesentlich das eine der Momente bei, die oben S. 38. 41 f. als
Kennzeichen dieser Epoche hervorgehoben wurden, die religiöse
Färbung der Philosophie, durch deren Eigenart sich das
Denken jener Männer mehrfach mit christlichen Lehren berührt.
Ein mehr oder minder persönlich aufgefaßtes Verhältnis des
Manschen zur Gottheit, die Betonung seiner Gottverwandtschaft
und im Zusammenhange damit das Gebot der Menschenliebe
und verzeihenden Milde gegen den sich verfehlenden Nächsten,
bei Seneca auch christlich anmutende Jenseitsvorstellungen sind
die hervorstechendsten Züge dieser Religiosität. xluch das
andere Kennzeichen der Epoche, die Rückwendung zu den
Schulbegründern, gelehrte Tätigkeit und neue Ortho-
doxie, fehlt nicht. Doch A^erhalten sich in diesem Punkte die
einzelnen Mitglieder der Schule verschieden. Während Epiktet
sich dogmatisch durchaus auf den altstoischen Standpunkt stellt
§ 68. Die spätere Stoa 509
weichen Seneea und Marc Aurel in der Psychologie, der erste
nach der Seite Piatons, der zweite nach der des Aristoteles, von
der ursprünghchen stoischen Lehre ab, verfahren also eklek-
tisch. Seneea ist darin von Poseidonios beeinflußt, der ihm
auch in anderen Punkten Quelle und Vorgänger ist und dessen
mächtige Wirkung sich auch sonst im Stoizismus dieser Epoche
bemerkbar macht (so u. a. bei Manilius, Strabon, Kleomedes).
Um die Geschichte der Stoa bemühte sich ApoUonios von
Tyros, um die Darstellung ihres Systems Areios Didymos.
Für die allegorische Deutung von Mythos und Volksreligion
sind Herakleitos und Kornutos Avichtige Quellen. Mannig-
fache philosophisch-religiöse und fachwissenschaftliche Interessen
vereinigt Chairemon, der für die zunehmende Einbeziehung-
fremder (ägyptischer) Mythologie in die hellenistische Theologie
einen Beleg bietet. Fachwissenschaftlich betätigten sich ferner
in stoischer Richtung der Rhetor Theon, der Geograph Stra-
bon, die Astronomen Manilius und Kleomedes u. a. An-
hänger der Stoa sind auch die römischen Dichter Persius und
Lucanus.
Einen kynisierend-stoische und neupythagoreische Elemente
vereinigenden Eklektizismus vertritt der Pinax des Kebes.
Als charaktervolle Bekenner des Stoizismus taten sich in
ihrem praktischen Verhalten Cato (Uticensis), Paetus Thra-
sea und Helvidius Priscus hervor.
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehren. Haupt-
quellen sind die erhaltenen Schriften der betreffenden Philosophen. Im übrigen
s. das Material bei Zeller III 1^ S. 606 ff. 711 ff., III 2* S. 255 ff., Susemihl
II S. 246 ff. (bis Theon), sowie die in den Ausgaben zusammengestellten Testi-
monia (für Chairemon die Zeugnisse in der Ausgabe der Schrift Ueol vyovg von
Jahn-Vahlen ■» S. 88). Für einige weitere Stoiker und stoisch Beeinflußte das
Material bei Teuffel-Kroll-Skutsch, Gesch. d. röm. Lit. II e S. 340 f.
Antike Bildnisse: Cato Uticensis (unsicher): BernouUi, Römische Iko-
nographie I 184 ff. Oerinanicus : ebenda II 1, 232 ff. Senecn : ebenda I 276 ff.
Marc Aurel: ebenda II 2, 162 ff.
Erhaltenes. Ausgaben:
Antipatros von Tyros. Die Fragmente bei H. Cohn, Antipater von
Tarsos (s. unten S. 151*) S. 89.
Athenodoros des Sandon Sohn. Fragment bei Conr. Hense, Rhein.
Mus. 62 (1907), 313 ff.
Areios Didymos. Aus seiner philosophiegeschichtlichen 'E.tizo/o'j Aus-
züge in Euseb. Praep. evang. und bei Stobaios. Vgl. die Zusammenstellung bei Zeller
III 1«, S. 637, Anra. 1 und (berichtigend) Susemihl II, S. 254, Anm. 109. Die
AbschnittÄÜber die physikalischen Lehren bei Diels, Doxogr. Gr. S. 445—472
(dazu die Einführung ebenda S. 69 ff.). Fragment aus einer Trostrede an die
Kaiserin Livia bei Seneea Consol. ad Marc. 4,3—5,6.
Theo?!. Progvmnasmata bei Walz, Rhet. Gr. I S. 145 ff., Spengel, Rhet.
Gr. II S. 59 ff.
510 § t38. Die spätere Stoa.
Man ilius. x^stronomica, hrsg. von Theod. Breiter (I. Text, II. Kommentar),
Leipz. 1908. Frühere Ausgaben bei Teuffel-Kroll-Skntsch II S. 117.
Germanicus. Germanici Caesaris Aratea, iterum ed. AltV. Breysig, Lips.
1S91) (hier S. XVII f. die früheren Ausgaben).
Strabon. Strabonis Geographica ed. G. Kramer, Berol. 1844 — 1852.
Recogn. Aug. Meineke 1852—1853. 1866 (Bibl. Teubn.). Weiteres bei Engel-
niann-Preuß, Klußmann und Christ-Schmid II ^ S. 319.
Be rakleifos. Heracliti allegoriae Honiericae ed. E. Mehler, Lugd. Bat.
1851. Heracliti qiiaestiones Honiericae, edider. Societatis philologae Bonnensis
sodales. Proleg. scripsit Franc. Oelmann, Lips. 1910 (Bibl. Teubn. j; hier S V f f.
die früheren Ausgaben. ^
CItairemun. Über das ihm Zugehörige Ed." Schwär tz bei Pauly-Wissowa
6. Halbb. S. 2026 f. Fragmente der Alyv.-iTiay.d in dem von K. X. Sathas, Bull,
d. corr. hell. 1 (1877), 121 ff., 194 ff., 309 ff. herausg. Traktat Uobg zovg hco-
r/joarrag jiöaa ysrt] rwv (ft/.oooqoviiercor /.oycov (K. Krumbacher, Gesch. d. byz.
Lit.2 S. 442). Weiteres Fragm. hist. Graec. ed. Müller III 495 ff.
8eneca. Oesamtaiisyaben der jjkilosop/nschen Schriften : Altere sind verzeichnet
bei Fabricius, Bibliotheca Latina (s. unten S. 42*) und in der Zweibrücker Ausgabe
(1800). Von neueren sind anzuführen die von Ruhkopf, 5 Bde., Leipz. 1797 — 1811;
C. R. Fickert, 3 Bde., Leipz. 1842—1845; Haase, 3 Bile., Leipz. 1852 f. Die neue
Gesaratausgabe der Biblioth. Teubneriana umfaßt folgende Teile: Vol. I fasc. I:
Dialog, libri XII, ed. Emil Hermes (1905); vol. 1 fasc. II: De beneficiis libri VII,
de dementia libri II, iterum ed. Gar. Hosius (1914); vol. II: Natur, quaest. libr.
VIII, ed. Alfr. Gercke (1907); vol. III: Ad Lucilium epistul. moral. quae super-
sunt, 'iterum ed. Otto Hense (1914); vol. IV: Fragmenta, indices ed. E. Bickel
(dieser Band noch nicht erschienen). Supplementum : Ludus de morte Claudii,
epigrammata super exilio, de amissis libris testimonia veterum et fragmenta ex
iis servata, ad Gallionem de reraediis fortuitorum, ed. F. Haase; acced. ind.
rerum memor. (1902, nach Haases Ausg. v. 1853). Chresiomathiot : Allan P. Ball,
Selected essays of Seneca and the Satire of the deification of Claudius, New York
1908. Morceaux choisis extr. d. lettr. ä Lucil. et des traites de morale, par Paul
Thomas, 6. ^dit., Paris 1911 (mit Einl. u. Anm.). Ausgaheji einzelner Schriften:
Dialogorum libri XII ex rec. H. A. Koch, Jena 1879 (nach d. Hrsgbrs. Tode
abgeschlossen von Joh. Vahlen); rec. Gertz, Kopenhagen 1886. De beneficiis et
de dementia rec. Gertz, Berlin 1876. Ren^ Waltz, S^neque De otio, Edition
accompagnee de notes critiques et d'un commentaire explicatif, Paris 1909.
Xatur. quaest. ed. Köler, Gott. 1819. Epistulae ed. Schweighäuser, Straßburg
1809. Ad Lucilium epistulae morales selectae, erkl. v. Geo. Hess, Gotha 1890,
2. Aufl. bes. von R. Mücke, ebenda 1913. Sen. ad Lucil. epist. moral. I — XVI,
edit. prec. d'une introduction, accomp. d'argum. analyt. et de notes gramm.,
histor. et philos. par D. Bernier, 4. edit., Paris 1904. Lucans Pharsalia 10, 194
bis 331 und Senecas Nat. quaest. 4, 1. 2 bei Diels, Abh. d. Berl. Akad. a. d. J.
1885, Berl. 1886, als Anhang der S. 188* gen. Abh. S. 33 ff. Ausgew. moral.
Briefe als Einführung in die Probleme der stoischen Philosophie, herausg. von
P. Hauck, Berl. 1910. Select. letters of S., ed. with introd. and explan, notes
by W. C. Summers, Lond. 1910. Apokolokyntosis, in der Petronausgabe von
Buecheler, 5. Aufl. bes. v. Heraeus, Berl. 1912. Hrsg. v. A. Marx, Karlsruhe 1907.
S. auch oben (unter Chrestomathien) Allan P. Ball. — Die früher dem Seneca zu-
geschriebene Abhandlung De quattuor virtutibus cardinalibus aus einer Handschr.
des Xeißer Gymn. veröff. von O. May, Xeiße 1892, Progr. Die sogen. Senecae
monita ed. Wölffün, Erlangen 1878. Seneca de moribus ed. Magnus Hundt,
Lipsiae 1499 (s. Th. O. Achelis, Rhein. Mus. 71 [1916], 155—159). — tJbersetxungen :
von G. H. Moser, Pauly u. Haakh, Stuttg. 1828 ff. Sentenzen, ausgew. u. ins
Deutsche übertr. v. K. Preisendanz, Jena 1908. S., Vom glücksei. Leben, hrsg.
V. Heinr. Schmidt, Leipz. 1909 (dazu C. Hosius, Berl. philol. Wochenschr. 1910,
1603 ff.). S.. Vorn glücksei. Leben, hrsg. von A. v. Gleichen-Russwurm, Berlin
1912. F. Gustafsson, Senecas bref I., Helsingfors 1907, Pr. (schwed. ^bers. d.
zwölf ersten Briefe). — Ernst Jockers. Die engl. S.-lJbersetzer des 16. Jahrh.,
Straßburg 1909, Diss. — Ausgaben nnd Übersetzungen der Tragödien : ed. R. Peiper
et G. Richter 2, Leipz. 1902 (Bibl. Teubn.). Weiteres bei Engelmann-Preuß, Kluß-
mann und Teuffd-Kroll-Skutsch II S. 234 Xr. 9.
§ 68. Die spätere Stoa. 511
Kornutos. L. Annaeiis Cornutus de natura deorum, ex schedis Joh.
Bapt. Casp. d'Aiisse de Villoison reo. conmientariisque instruxit Frid. Osannus.
Adieeta est Joh. de Yilloisoii de theologia physica ötoicorum conimentatio, Got-
tinuae 1844. Corniiti theologiae Graecae compendiuni ree. C. Lang, Lips. 1881
(Bi'bl. Teiibn.).
Persius. A. Persii Flaeci .... saturae recogn. Ü. Jahn; post Franc.
Buecheleri iteratas cnras edit. IV. cur. J'rid. Leo, Berolini 1910. A. Pers. Flacc.
satur. Hb., iterum recogn. S. Consoli, Romae 1911. Frühere Ausgaben sowie
Übersetzungen bei Engelmann-Preuß, Klußmann, Teuffel-Kroll-Skutsch IL
S. 265 No, 7,
Lucamis. M. Annaei Lucani belli civilis libri X, tertiurri ed. C. Hosius,
Lips. 1913 (Bibl. Teubn.). Frühere Ausgaben sowie Übersetzungen bei Engel-
mann-Preuß, Klußmann, Teuffel-Kroll-Skutsch II S. 271 Xo^ 10. Lucans
PharsaUa 10, 194—331 und Senecas Nat. quaest. 4, 1. 2 bei Diels, Abh. d. Berl.
Akad. a. d. J. 1885, Berl. 1886. als Anhang der S. 188* genannten Abhandlung,
Ö. 33 ff.
Mnsonios. C. Musonii Rufi reliquiae et apophthegmata ed. J. Yenhuizen
Peerlkamp, Harlemi 1822; praec. Petri Nieuwlandii diss. de Musonio Rufo (die
zuerst 1783 erschienen war). C. Mus. Ruf. reliquiae, edid. O. Hense, Lips. 1905
(Bibl. Teubn.).
' Epiktetos. Seine (von Arrian aufgezeichneten) Lehren in den Aiargißai
und im 'Ey/eiolbiov (Manuale) hat Joh. Schweighäuser, Leipzig 1799, heraus-
gegeben, nebst dem Kommentar des Simplikios zum Eucheiridion, Leipzig 1800.
Mit Theophrasts Charakteren, Marc Aurel, dem Kommentar des Simplikios zum
Enchtiridion, Cebetis Tabula und Maximos von Tyros griech. und lat. hrsg. von
Fr. Dübner, Paris 1840. Epicteti Dissertation es ab Arriano digestae, ad fidem
cod. Bodl. rec. Henr. Schenkl. Accedunt fragmenta, enchiridion ex rec. Schweig-
häuseri, gnomologiorum Epicteteorum reliquiae, indices, Lips. 1894 ; ed. minor, in
welcher Praefatio und Indices fehlen, ebenda 1898 (Bibl. Teubn.). Zweite Auf-
lage der Editio maior und minor 1916 (S. XCV ff. der Editio maior die früheren
Ausgaben). Deutsche Übersetzungen der Unterredungen des Epiktet haben
J. -M. Schultz, Altona 1801—1803, und K. Enk, Wien 1866, geliefert; auch des
Simplikios Kommentar zu Epiktets Handbuch ist durch K. Enk aus dem (irie-
chischen ins Deutsche übertragen worden, Wien 1867 (1866). Epicteti et Mo-
schionis sententiae, ed. A. Elter, Bonn 1892, dazu ein Corollarium adnotationis,
addenda u. indiculus verborum, ebd. 1892 (Florilegium mit gefälschten Epiktet-
sentenzen. S. auch Schenkls Ausg.- S. 476 ff.).
Die ungemein zahlreichen aber großenteils wertlosen. Ausgaben des epikteti-
schen Encheiridions können hier ebensowenig wie die Übersetzungen desselben
in neuere Sprachen im einzelnen aufgeführt werden (s. diese bei Engelmann-
Preuß und Klußmann). Erwähnung verdient: Epiktet, Handbüchlein der jMoral-,
mit Anhang (ausgewählte Fragmente verlorener Diatriben). eingeleitet und her-
ausgegeben von Wilh. Capelle, Jena 1906. Eine Auswahl aus den Diatriben
übersetzte Jos. Grabisch, Jena 1905. Die Universalbibliothek (Nr. 2001) enthält
die Übersetzung von H. Stich (Leipzig 1885). Über die verfehlte Einleitung und
Übersetzung von H. Schmidt s. Capelle, Berl. philol. Wochenschr. 1909, 1205 ff.
Übers, von A. v. Gleichen-Russwurm, Berlin 1914. Engl. Übers, des ganzen Ep.
von Th. W. Higginson, Boston 1891, der Diatriben von Long, London 1903; das
Eucheiridion franz. von Thurot, Paris 1903, die Diatriben von V. Courdaveaux,.
Paris 1908. Das Eucheiridion polnisch von J. Jankowski, Warschau 1912. —
Über die christlichen Bearbeitungen des Encheiridions s. H. Schenkls Ausgabe'^
S. X testim. XXXIX.
Arrianos. S. unter Epiktet. Ausgaben seiner für die Philosophie nicht
unmittelbar in Betracht kommenden Schriften bei Christ-Schmid 11^ S. 587.
Eierokles. Ethische Elementarlehre (Papyrus 9780) nebst den bei Stobäus
erhaltenen ethischen Exzerpten aus Hierokles, unter Mitwirkung von W. Schubart
bearbeitet von H. v. Arnim (Berl. Klassikertexte, herausg. v d. Generalverw. d.
Kgl. Museen zu Berlin, Heft 4), Berlin 1906.
Kleoniedes. Die Kvxhxi] dßcoola fisrecogcov ist nach der Edition von Rob.
Balforeus herausgegeben mit lat. Übersetzung und Auimadversiones von J. Bake,
L. B. 1820; von Herrn. Ziegler mit lat. Übersetzung, Leipz. 1891 (Bibl. Teubn.).
510 § (38. Die spätere Stoa.
Marciiiy Aurrlius A nt on i ma. Die Schrift Tön' sig kuvrov ßiß/.la la
haben Thom. Gataker. Cambridge 16.12 (mit Kommentar und Indices), J. M.
Schultz, Schleswig 1802, und andere ediert, unter ihnen J. Stich, Lpz. 1882 (in der
Vorrede auch über die früheren Ausgaben), 2. Aufl. 1903. R. Haines, London
(Text und engl. Übersetzung). Neueste kritische Ausgaben: M. Antoninus Impe-
rator ad se ipsum, recogn. J. H. Leopold, Oxon. (1908). M. Antonini imperatoris
in semet ipsum lihri XH, recogn. Henr. Schenkl, editio maior mit eingehender
Praefatio und Indices und ed.. minor, Lipsiae 1913 (Bibl. Teubn.); hier S. XXXVI
die früheren Ausgaben sowie Übersetzungen. The fourth book of the Meditations
by H. Crosslev, Lond. 1882. F. C. Schneider, Übersetzung der ^Meditationen,
Breslau 1857; 4. Aufl. 1887. Nach dieser Übejs. mit Einl. hrsg. v. A. v. Glei-
chen-Russwurm, Berlin 1913 (Deutsche Bibl.) Übersetzg. mit Einleit. u. Anmerk.
von A. ^^'ittstock, Lpz. 1879 (in d. Universalbibliothek v. Reclam). Marc Aurels
Selbstbetrachtungen, neu verdeutscht u. eingel. v. '0. Kiefer, 2. Aufl., Jena 1906.
Übers, von H. Stich, Halle 1906 ; von Heinr. Schmidt, Leipz. 1909. Englisch
von G. W. Chrystal, London 1902, J. Jackson, mit Einleit. von Ch. Bigg, Oxf.
1906, G. Long, London 1906 u. ö. Französisch von G. Michaut, 2. Aufl. Paris
1902, von A. Couat (hrsg. v. Fournier) 1904, von A. P. Lemercier, Paris 1910.
Kebes. KdßijTo; Ulrai (Cebetis Tabula), ungemein häufig herausgegeben.
Zn nennen sind die älteren Ausgaben von Schweighäuser, Leipzig 1798, Drohsin,
Leipz. 1871, Jerram (with introduction and notes), Oxford 1878 und (verkürzt
für den Schulgebrauch) 1898. Per cura di G. Barone, Napoli 1883. Neuere
kritische Ausgaben von K. Praechter, Leipz. 1893 (Bibl. Teubn.), Jacob van Wage-
ningen. Groningae 1903 (mit einem Hefte Aanteekeningen .pp de Cebetis Tabula).
Hier S. XVII ff. Verzeichnis der frühereu Ausgaben. Übersetzung: Das Ge-
mälde im Kronostempel von Kebes; aus dem Griech. von Fr. S. Krauß, Wien
1882. 1890. Bildliche Darstellung des Pinax aus dem späteren Altertum:
s. K. K. Müller, Relieffragment mit Darstellungen aus dem Pinax des Kebes,
Archäol. Zeitung 42 (1884), 115-128 und dazu C. Robert ebd. 127-130.
Wir haben in § 66 die Entwicklung der Stoa bis zu den Männern herab
verfolgt, die als Zeitgenossen des Poseidonios und größtenteils nachweisbar mit
ihm persönlich verbunden die philosophische Richtung der mittleren Stoa ein-
schlugen. Einige andere, die derselben Zeit angehörten, zu Poseidonios und der
von ihm vertretenen Phase des Stoizismus aber in keiner verbürgten Beziehung
standen, vereinigen wir mit den Stoikern der neuen Epoche, die wir im Folgenden
in chronologischer Ordnung besprechen.
At/ienodoros, mit dem Beinatnen Kordylion, aus Tarsos war Vor-
steher der pergamenischen Bibhothek. Er benutzte nach Diog. L. 7, 34 diese
Stellung, um aus den Schriften Zenons Stellen zu tilgen, die den zeitgenössischen
Stoikern anstößig waren. Man ersieht aus dieser Nachricht, wie sich zu dieser
Zeit auch in der Stoa eine lebhafte Aufmerksamkeit dem Schulgründer zuwandte
(vgl. oben S. 41). Später war Athenodoros Begleiter und Freund des jüngeren
Cato (Uticensis). Neben ihm wirkte
Antipatros aus Tt/roSf der vor 44 v. Chr. zu Athen starb, als Lehrer
Catos. Mit diesem befreundet war ferner
Apollonides, über dessen Gespräch mit Cato kurz vor des letzteren Tode
Plut. Cat. min. 65 f. berichtet.
Diodotos, der Lehrer und Hausgenosse Ciceros, wurde bereits oben S. 496
erwähnt.
Apollonios von TyrOs vertritt wieder, in ehrenvollerer Weise als Athe-
nodoros, die retrospektiv gelehrte Richtung durch die Abfassung eines Iliva^ zä>v
«.TÖ Zt'jvcovoq (fü.ooöffoiv y.ai rcöv ßiß).uov (Strab. 16, S. 757), einer der Quellen für
das Stoikerbuch (B. 7) des Diogenes Laertios (vgl. dort 1, 2. 6. 24. 28; die
2 und 6 zitierten Bücher über Zenon sind wohl ein Teil des Gesaratwerkes). Da-
gegen pflegte
§ 68. Die spätere Btoa. 513
Cato (der jüngere, M. Porcius Cato Uticensis) die praktische Seite des
Stoizismus und eröffnete die Reihe hervorragender Römer, denen neben der alt-
römischen Tradition das stoische Bekenntnis Quelle der Charakterstärke gewesen
ist. Er wurde für die Späteren zur stoischen Idealgestalt (vgl. Sen. d. eonst.
sap. 2, 1; 7, 1).
Atfienodoros, der Sohn des Sandon, war Lehrer und Berater des
Octavianus Augustus. Wahrscheinlich auf ihn beziehen sich die Anführungen
bei Seneca de tranqu. an. 3, 1—8; 7, 2; Ep. 10, 5. An der angegebenen Brief-
stelle wird als bemerkenswerter Satz des Athenodoros mitgeteilt: „Tunc scito
esse te omnibus eupiditatibus solutum, cum eo perveneris, ut nihil deum
roges, nisi quod rogare possis palam." — Ebenfalls Lehrer und Vertrauter des
Augustus war
Areios Didymos aus Alexaudreia, wieder ein gelehrter Arbeiter, aus
dessen im synkretistischen Geiste des Antiochos von Askalon verfaßter ,,Epitome"
wir noch erhebliche Bruchstücke besitzen (s. oben S. 30). — In anderer Richtung
bewegt sich die gelehrte Tätigkeit der fünf hier zunächst zu nennenden Männer,
die uns den oben S. 431 berührten Einfluß der hellenistischen Philosophie auf
die Fachwissenschaften vergegenwärtigen :
Theon aus Alexandreia läßt in seinen rhetorischen ngayv/ivdofiara den
stoischen Staudpunkt erkennen.
Manilius behandelt in seinem Gedichte Astronomica astronomische und
astrologische Lehren auf stoischer Grundlage, und zwar im Anschluß an Posei-
donios (s. die Literatur unten S. 179*). — Gleichfalls astronomischen In-
haltes sind
Gemianicus' Aratea, eine lateinische Bearbeitung der ^atröfisra des
Aratos von Soloi, deren Verfasser strenger als Aratos (o. S. 436) selbst zur Stoa
hält. — In der Erdkunde steht auf stoischem Boden
Strabon in seinen FscoyQacpixd, die namentlich den Einfluß des Posei-
donios verraten. — Homergelehrter in der Richtung der stoischen Mythen-
deutung war
Herahleitos, dessen 'O/ntjQixä jTQoßXijfiaTu elg ä üisqI dscov "Ofitjgog i)XXr]-
yÖQrjoe}- (gewöhnlich mit handschriftlich nicht verbürgtem Titel als 'Alh^yoolai
'OjiitjQiy.ai zitiert) neben dem u. S. 516 zu nennenden Werke des Kornutos unsere
Hauptquelle für die Kenntnis der stoischen AUegorese (s. oben S. 443) bilden. —
Attalos, der unter Tiberius in Rom lebte, war Lehrer Senecas, der ihn
verehrte und in seinen Werken mehrfach zitiert. — Eine für ihre Zeit besonders
charakteristische Erscheinung ist
Chaireinon unter Nero. Er war stoischer Philosoph und ägyptischer
Priester, Grammatiker, Verfasser einer von philosophisch-religiösen Tendenzen
beherrschten ägyptischen Geschichte und eines astrologischen Werkes. In der
Mythendeutung pflegte er den stoischen (ivoixog Xöyog (s. o. S. 443). Stoisches
Schulbekenntnis, philologische Gelehrsamkeit, religiöser Mystizismus einer- und
Rationalismus andererseits und der Kult außergriechischer religiöser Über-
lieferung vereinigen sich in ihm in interessantester Weise.
L. Annaeiis Seneca aus Corduba (in Spanien)., der Sohn des
Rhetors L. Annaeus Seneca, geb. um den Beginn unserer Zeitrechnung, gest. 65
n. Chr., war Erzieher Neros, auf dessen Befehl er den Tod erlitt. An seinem
Charakter hat man viel auszusetzen gefunden, großenteils mit Unrecht, da sich
manches scheinbar Tadelnswerte mit Notwendigkeit aus den Verhältnissen er-
geben mochte, die er aus höheren sittlichen Rücksichten nicht verlassen wollte.
Ueberweg, Grundriß I. 33
514 § ö8. Die spätere Stoa.
Daß er von den ethischen Grundsätzen, die er predigte, nicht selbst durch-
drungen gewesen sei, ist nicht nachzuweisen. Daß er Aveit von dem Ideal des
Stoikers entfernt sei, gibt er selbst zu, s. namentlich de vit. be. 17, 3, wo er
schließlich sagt: non sum sapiens et, ut malivolentiam tuam pascam, nee ero;
exige itaque a me, non ut optimis par sim, sed ut malis melior: hoc mihi satis
est, cotidie aliquid ex vitiis meis demere et errores meos obiurgare. Vgl.
auch Ep. 6.
Von öenecas philosophischen Sciriften sind erhalten: Natura li um
quaestionum libri VII; eine Reihe moralisch-religiöser Abhandlungen: Dia-
logorum libri XII, enthaltend folgende Einzelschriften: De Providentia
(Ad Lucilium, quare aliqua incommoda bonis viris accidant, cum Providentia sit),
De constantia sapientis (Ad Serenum nee iniuriam nee contumeliam acci-
pere sapientem). Ad Novatum de ira libri III, Ad Marciam de con-
solatione. Ad Gallionem de vita beata, Ad Serenum de otio, Ad
Serenum de tranquillitate animi. Ad Paulinum de brevitate vitae,
Ad Polybium de consol atione. Ad Hei viam matrem de conso latione;
ferner Ad Aebutium Liberalem de beneficiis libri VII, Ad Neronem
Caesarem de dementia libri II und 124 an Lucilius gerichtete Epistolae
m orales in 20 BB., welche letzteren in ansprechender und geschickter Weise
philosophische, besonders ethische Fragen behandehi. Dazu kommen noch Reste
verlorener Traktale. Auch die Apokolokyntosis, eine Spottschrift auf den
verstorbenen Kaiser Claudius (Ludus de morte Claudii — Divi Claudii Apo-
theosis per saturam), verdient als Beispiel einer Satura Menippea (vgl. oben
S. 458) Erwähnung, ebenso die stark moralisierenden Tragödien. Seneca
pflegte vorwiegend die Ethik, und zwar mehr im Sinne der Mahnung zur
Tugend, als der Untersuchung über das Wesen der Tugeud. Er steht den Kynikern
seiner Zeit nahe, sofern auch er auf theoretische Untersuchungen und systema-
tischen Zusammenhang geringen Wert legt. Er ist insofern echter Römer, als es
ihm vor allem auf die praktische Bedeutung der Philosophie ankommt. Diese
wird oft stark betont: facere docet philosophia, non dicere (Ep. 20, 2); philo-
sophiam oblectamentum facere, cum remedium sit usw. (Ep. 117, 33). Der
Weise ist humani generis paedagogus (Epist. 89, 13). Am meisten tritt ange-
sichts dieses praktischen Zieles der Philosophie die Logik in den Hintergrund.
Anders steht es mit der Physik. Hier macht sich der Einfluß des Poseidonios,
dem Seneca im Inhalte seiner Naturales quaestiones vieles verdankt, auch in der
Bewertung dieses Teiles der Philosophie geltend. Zwar Mird auch die Physik
vielfach vom ethischen Standpunkte aus empfohlen. Unkenntnis der Gründe der
Naturerscheinungen ist eine Hauptursache unserer Furcht (Nat. quaest. 6, 3, 2 ff.) ;
die Erkenntnis der Natur gibt Trost und Mut (Nat. quaest. 6 c. 1. 3; de ben.
5, 6, 4); die Größe der Welt und der Gottheit lehrt die eigene Kleinheit er-
kennen (Nat. quaest. lib. 1. prol. 13 ff.). Aber Seneca ist seinem praktischen
Standpunkte hier nicht durchaus treu. Die Physik bleibt nicht Dienerin der
Ethik; sie tritt dieser ebenbürtig zur Seite. Die Natur hat uns zu beidem, zur
theoretischen Tätigkeit wie zum Handeln, erschaffen (de otio 5, 1 ; vgl. Ep. 95,
10). Die Naturerkenutnis ist um ihrer selbst willen zu erstreben (Nat. quaest.
6 c. 4). Ganz in der Weise des Poseidonios wird die Schau der Natur und des
Kosmos als erhabene Aufgabe gepriesen (de otio 5, 3 ff., ad Helv. 8, 6; 20, 1 f.,
Nat. quaest. lib. 3 prol., Ep. 110, 9). Ja, die Physik erhält Nat. quaest. lib. 1
prol. 1 f. den Vorrang vor der Ethik. Jene hat es mit den Göttern, diese mit
den Menschen zu tun. Die eine lehrt, was im Himmel geschehe, die andere, was
auf Erden zu geschehen habe. Der Unterschied zwischen den beiden Teilen der
§ 68. Die spätere Stoa. 515
Philosophie ist so groß wie der zwischen Gott und Mensch. Die Tugend ist
nicht um ihrer selbst willen ein Gut, sondern weil sie die Seele weitet, zur Er-
kenntnis der himmlischen Dinge vorbereitet und der Gemeinschaft mit den
Göttern würdig macht (a. a. O. § 6). In dem Inhalte seiner IMetaphysik und
Physik zeigt Seneca im allgemeinen keine wesentlichen Abweichungen von der
gemeinstoischen Lehre. Aber dem religiösen Zuge der Zeit gemäß tritt die
theistische Seite des Gottesbegriffes der pantheistischen gegenüber in den Vorder-
grund, und in der Hervorhebung der göttlichen Vollkommenheit, väterlichen
Fürsorge und Güte nähert sich Seneca der Auffassung der Gottheit als eines
transzendenten persönlichen Wesens, ohne deshalb die Grenzen des stoischen
Dogmas tatsächlich zu überschreiten (vgl. u. a. de benef. 4, 4, 1 ff.; 4, 25, 1 ff.,
Nat. quaest. 5, 18, 13 f.). Nur in der Psychologie verrät er eine greifbare
Heterodoxie, in der ihm freilich schon Poseidonios voranging: im Anschlüsse an
Piaton unterscheidet er einen vernünftigen, einen in den Affekten sich betätigen-
den und einen der Lust sich hingebenden Seelenteil (Epist. 92, 8 [nachdem
vorher, 92, 1. 6, das inrationale und das rationale in der Seele unterschieden
sind]: inrationalis pars animi duas habet partes; alteram animosam, ambitiosam,
Lnpotentem, positam in adfectionibus, alteram humilem, languidam, voluptatibus
deditam), verknüpft aber diese Auffassung mit der stoischen Psychologie da-
durch, daß er alle diese Seelen teile in das i^ye/tiovixöv (principale) verlegt (Epist.
92, 1). Der Dualismus, der sich in dieser Abwendung zu Piaton geltend macht
— Gutes und Schlechtes in der Seele setzen verschiedene Sitze voraus; der
mittlere Seelenteil vermittelt zugunsten des oberen — , beherrscht auch Senecas
Anschauung vom Verhältnis der Seele zum Leibe. Der Leib gilt ümi ganz im
Sinne des PhUolaos und Piaton (oben S. 84. 282) als Gefängnis und Fessel der
Seele (ad Helv. 11, 7 u. a. St.). Ihr wünschenswerter Zustand und ihr dauerndes
Leben beginnt erst mit dem Tode des Leibes (Epist. 102, 26: Dies iste, quem
tamquam extremum reformidas, aeterni natalis est; depone onus etc.). Auch in
der Ethik zeigt sich der Dualismus in der Spannung des Gegensatzes zwischen
dem Menschen, wie er sein sollte, und dem Menschen, wie er tatsächlich ist.
Von der sittlichen Schwäche des Menschen und der Verbreitung des moralischen
Übels ist Seneca tief überzeugt (de benef. 1, 10, 1 ff., de ira 3, 26, 4 f. u. a. St.).
Aber an die Stelle der unerbittlichen Strenge der alten Stoa und der hoch-
mütigen Verachtung der Toren treten Mitleid und Milde, die sich auf das
allgemein stoische, aber bei Seneca besonders lebendige Bewußtsein von der
Verwandtschaft aller Menschen untereinander gründen und die For-
derung erwachsen lassen, daß man vor allen Dingen dem Mitmenschen helfe und
wohltue und, wo er sich vergangen hat, verzeihe (Epist. 48, 2: Alteri vivas
oportet, si vis tibi vivere; vgl. Epist. 95, 52, de benef. 4, 18, 1 ff., de vit. beata
20, 5 u. a. St. besonders in den Schriften de beneficiis und de dementia). Auch
hier kommt das von Seneca überall stark betonte religiöse Moment in Be-
tracht: die Vernunft ist die Gottheit, die im Menschen Herberge nimmt, und
diese Herberge kann so gut ein Freigelassener oder Sklave wie ein römischer
Ptitter sein (Episl. 31, 11). In der Güterlehre nähert sich der Philosoph, ohne
eigentlich den stoischen Boden zu verlassen und ohne mehr zu sagen, als der
gesunde Menschenverstand zugestehen muß, zuweilen der peripatetischen Doktrin
(de Vit. beata 21, 1 ff., 22, 1 ff.). In den ethischen Auseinandersetzungen der
Briefe ist ihm selbst Epikur willkommen, wenn er beherzigenswerte Aussprüche
bietet. Im ganzen ist Senecas Stellung zur alten Stoa, zum mittleren Stoizismus
und zum Eklektizismus überhaupt nach den einzelnen Schriften verschieden, was
zu einem guten Teile von den joweilen benutzten Quellen abhängt.
33*
516 § 68. Die spätere Stoa.
Senecas erhabener und reiner Gottesbegriff, seine Betonung der mensch-
lichen Sündhaftigkeit und der Pflicht der Nächstenliebe, nicht zum \Yenigsten
aber auch seine Schilderung des Lebens im Jenseits, in der sich übrigens wieder
der Einfluß des Poseidonios verrät, haben seine christlichen Leser von jeher an
neutestamentliche und kirchliche Anschauungen erinnert. Daraus ist die Sage
von einem Verkehr des Philosophen mit dem Apostel Paulus er-
wachsen, die zur Fälschung eines uns noch vorliegenden Briefwechsels zwischen
beiden Männern geführt hat. Irgendwelche tatsächlichen Zusammenhänge
zwischen Seneca und den Anfängen des Christentums sind völlig ausgeschlossen.
Aber eine Geistesverwandtschaft ist vorhanden und hat im Verein mit jener Sage
Seneca bis in die neuere Zeit in hohem Ansehen erhalten. Inzwischen hat
sich, zum wenigsten in Deutschland, infolge seines deklamatorischen und
pointierten Stiles, z. T. auch infolge der Vorurteile gegen seine Person, die
Sympathie für ihn vermindert. Aber ein unbefangenes Urteil wü'd anerkennen
müssen, daß er als Philosoph — natürlich nicht im Sinne des unabhängigen,
neue Wege einschlagenden Denkers — wie als Schriftsteller die höchste Achtung
verdient und, ähnlich wie Epiktet, auch heute geeignet ist, als Hilfsmittel sittlich
religiöser Erziehung zu dienen. Es wären ihm daher mehr Leser zu wünschen,
als ihm tatsächlich zuteil werden.
Kot'tiutos (L. Annaeus Cornutus) aus Leptis oder Thestis in
Libyen (früher nach verderbter Lesart Phurnutus genannt) wurde nach Dio Cass.
62, 29 von Nero wegen einer freimütigen Äußerung auf eine Insel verbannt (i. J. 60
oder 68 nach Chr.). Neben anderem philosophisch minder Wichtigem schrieb er
in griechischer Sprache eine allegorisch-physikalische Mythendeutung
CE.-TidQourj zcüv y.arä rtjv 'E'/J.yp'iy.rjv dso/.oyiav TragadsdofiEvcov), die uns erhalten ist.
Sie ist nach seiner eigenen Angabe (S. 76, 6 f. L.) ein Auszug aus älteren aus-
führlicheren Werken (Apollodoros Jlsgl ^sojv u. a.). Die ratio physica (s. oben
S. 443) ist hier zur Anwendung gebracht. Zeus wird gedeutet als Weltseele
^. 3, 5 ff.), Athena als Verstand des Zeus (S. 35, 6 ff.). Die Sage von ihrem
L^rsprunge aus dem Haupte des Zeus soll darauf hinweisen, daß beim Menschen
das Haupt, im Kosmos der Äther die räumlich oberste Stelle einnehmen und
Sitz des ijys/iioriy.öi- und der Einsicht sind (S. 35, 9 ff.) usw. Das bequem be-
nutzbare Sehriftchen wurde, wie die Homerscholien zeigen, der allegorisierenden
Homerexegese dienstbar gemacht. Auch Origenes studierte es und übertrug die
hier obwaltende Methode auf die Interpretation der jüdischen Schriften (Porphyr,
bei Euseb. Hist. eccl. 6, 19, 8). Uns muß es neben Herakleitos' 'Ofu^oixä .-zqo-
ß).i)uuzu (s. oben S. 513) die eingehenderen Originalwerke über die stoische Alle-
gorese ersetzen. — Schüler und Freund des Kornutos war der Dichter
A, JPersius Flaccus (34—62 nach Chr.). Seine Dichtungen sind wesent-
lich Ausführungen stoischer Lehren, belebt durch dramatische Szenen und in-
sofern eine besondere Gattung stoischer Literatur, deren Genuß aber durch
Dunkelheit des Ausdrucks vielfach beeinträchtigt wird. — Zu den Schülern des
Kornutos gehörte ferner
M. Annaeus Lucanus (39—65 nach Chr.), der Neffe des Philosophen
Seneca, in dessen erhaltenem, den Bürgerkrieg zwischen Pompeius und Cäsar
behandelndem Epos Pharsalia das stoische Bekenntnis oft zutage tritt. — Wie
Kornutos, so wurde auch
Musonios (C. Musonius Rufus) aus Volslnii In Ett'urien
durch Nero verbannt (65 nach Chr.; Tac. Ann. 15, 71). Später berief ihn
wahrscheinlich Galba zurück, und alg Vespasian die Philosophen aus Rom
§ 68. Die spätere Stoa. 517
verwies, wurde er allein ausgenommen, scheint aber nachher doch durch
Vespasian ausgewiesen worden zu sein, falls er, wie Hieron. z. J. Abrah.
2095 (79 nach Chr.) berichtet, durch Titus aus der Verbannung zurückberufen
Avurde. Zu Titus stand er in persönlichen Beziehungen. Was von ihm durch
das Florilegium des Stobaios auf uns gekommen ist, sind Stücke mündlicher
Vorträge, die erst durch veröffentlichte Nachschriften literarisch geworden sind.
Aufzeichner war ein gewisser Lucius, dessen Identität mit einem Pollio (jeden-
falls nicht dem von Suid. s. v. Ucokion' 6 'Aaivioc: als Verfasser von 'ÄTTOinnjao-
i'svfiara Movacovlov tov tpdoaocpov genannten Asinius Pollio |zur Zeit des Pom-
peius!], aber vielleicht dem Grammatiker Valerius Pollio [dem TTco/Aon' 'A?.e^arSosv<:
(pd6ao(po? des Suidas] unter Hadrian, vgl. Zeller III 1* S. 756, Hense S. XII
d. Ausg., obwohl chronologische Bedenken bestehen) nicht als unmöglich zu er-
weisen, aber auch aus keinerlei Indizien wahrscheinlich zu machen ist (vgl.
Hense a. a. O.). In den erhaltenen Erörterungen treffen wir manche der gang-
baren Topoi der stoischen Moral (No. 6 Hense: jrtQi äox!\oE<x)g^ No. 7: ozi ttövov
xaraqrQorrjzeov, No. 9: ort ov xaxov r) (fvyri, No. 17: ri ägiaiov yrjQO)g i(p68tov ;
[mit der Antwort t6 Cvv 68co xal xura cpvaiv]). Bemerkenswert ist No. 2 über
die allgemeine Veranlagung zur Sittlichkeit, mit auffallenden Anklängen an den
platonischen Protagoras (323 a ff.). Manches knüpft an an Fragen des Unterrichts
der Philosophenschule und der philosophischen Erziehung sowie des Philosophen-
lebens überhaupt (No. 1 : on ov 8eT noXXaTg anodsi^tai ngog ev Ttgäy/na -/Qj^oacd^ai,
No. 3: OTi y.al yvrai^i (piXoaoqprjreov, No. 4: si TTagaTikrjaiMg jraiSsvTeov rä? d^vyu-
regag ToTg inoTg, No. 5: norsgov loyvQOTSQov edog rj Xöyog, No. 8: oxi qiiXooo<p^]TEOv
xal ToTg ßaadsvair, No. 16 : ei Jtävra jieiorior xoTg yovsvaiv [angeregt durch einen
jungen Mann, dem sein Vater die Beschäftigung mit der Philosophie verboten
hatte], No. 11: zig 6 (pdoo6<pq) jigoaijuMv nögog [mit der Antwort: 6 nögog ix
yecogyiag rpaivEzai cov zip (pdoooqpco jroETicodEazazog], No. 14: et £/(7zö8io}' ziö rpdo-
aoipEiv yd/nog). Vieles betrifft besondere Punkte der Moral des täglichen Lebens
(No. 10: eI ygaq-'-t]v vßgscog ygayszat ziva 6 (pd6oo(pog, No. 11: nsgi a(fgoöiai'oiv
[gegen den außerehelichen Geschlechtsverkehr], No. 13 : zi xscpäXaiov ydfwv [die
Ehe völlige Lebensgemeinschaft, beherrscht von gegenseitiger Fürsorge; gegen
die Berücksichtigung von vornehmer Abkunft, Vermögen imd Schönheit bei der
Eheschließung], No. 15: ei jiävra zä yivöfiera texvu ^gEJizeov [gegen die Be-
schränkung der Kinderzahl aus Vermögensrücksichten], No. 18: tieoI zgofprjg,
No. 19: Jtegl oxmrjg, No. 20: nEgl oxevwv, No. 21: izEgl xovgäg). Die Art, wie
hier auf Sonderfragen bis herab zur Haar- und Bartpflege eingegangen wird,
bietet das Gegenbild zu der von Ariston verlangten Beschränkung der Ethik auf
das Prinzipielle (s. oben S. 435). So trivial im großen und ganzen die Moral
ist, die in diesen Reden ausgeführt wird, so ist doch ihre Begründung und Aus-
drucksform- nicht ohne Kraft und Geschick, und die Vorträge liefern ein gutes
Beispiel für die Tätigkeit des Philosophen als humani generis paedagogus (Sen.
Epist. 89, 13). Die persönliche Wirkung, die Musonios als Morallehrer ausübte,
muß nach dem Ruhm, den er genoß, außerordentlich groß gewesen sein (vgl.
auch Epikt. 3, 23, 29). In der wesentlichen Beschränkung auf die Ethik nähert
er sich dem kynischen Standpunkte. Es versteht sich aber bei einer stoischen
Philosophenschule von selbst, daß auch die Logik nicht ganz außer Betracht
blieb (vgl. Epikt. 1, 7, 32), und die erhaltenen Stücke berühren mehrfach auch
physikalische Lehren der Stoa. Daß Musonios wie Seneca unter dem Einflüsse
des Poseidonios steht, ist von Schmekel (Philos. d. mittl. Stoa S. 401. 403, vgl.
Hense a. a. O. S. XX) mit Recht hervorgehoben worden. Auffällige Überein-
stimmungen zeigt MueonioB mit Klemens ron Alexandreia, die nur aus Ab-
518 § 68- Die spätere Stoa.
hängigkeit des Klemens von Musonios oder aus beiderseitiger Benutzung einer
dritten Quelle zu erklären sind. — Schüler des Musonios war
Eplktetos aus Hierapolis (in Phri/gien). Geboren um 50 nach Chr.,
war er zunächst Sklave des Epaphroditos, eines der Leibwächter des Kaisers
Xero, dann Freigelassener. Als solcher lebte er in tiefster Armut in Rom, bis
ihn eine der Philosophenvertreibungen des Domitian (88/89 oder 92/93 nach Chr.)
zwang, Rom und Itjilien zu .verlassen — was vorauszusetzen scheint, daß er sich
schon damals eines gewissen Ansehens, doch wohl als Schulleiter, erfreute. Er
schlug alsdann seinen Wohnsitz in Nikopolis in Epirus auf und wurde hier Vor-
stand einer vielbesuchten philosophischen Schule, die er wahrscheinlich bis zu
seinem Tode (wohl 138 nach Chr., vgl. Schenkl* S. XXXII) leitete. Ihr gehörte
u. a. Arrianos, der bekannte Geschichtsschreiber Alexanders d. Gr., an (vermutlich
in den Jahren 117 — 120, vgl. Schenkl a. a. O.), der die Vorträge seines Lehrers
niederschrieb. Von acht Büchern Aiarotßal {AiaXi^eig, Dissertatioues), die zu
diesen Niederschriften gehörten, besitzen wir vier, zwölf Bücher 'OiiiUai (Phot.
cod. 58 S. 17 b 19 B. = Schenkl* Testim. VI) sind verloren. Ein noch er-
haltener Einleitungsbrief des Arrian an L. Gellius zu den Diatriben berichtet
über den Zweck der Sammlung und die Umstände ihrer Veröffentlichung. Sie
ist literarisch ebenso zu beurteilen wie die durch Lucius aufbewahrten Vorträge
des Musonios. Ein aus diesen eingehenderen Erörterungen ausgezogener kurzer
moralischer Katechismus trägt den Xamen 'EyyEiQiöiov (Manuale). Die unter
Epiktets Namen überlieferten Fragmente sind nur zum Teil echt.
Epiktet bietet ein gutes Beispiel dafür, daß die, für das Zeitalter charakte-
ristische Zurück Wendung zu den Schulgründern auch innerhalb der Stoa
Platz fand. Er greift, wie Bonhöffer gezeigt hat, über die eklektische Mittelstoa
hinweg — anders als Seneca und Marc Aurel — auf die alten Schulhäupter
zurück. Insbesondere Chrysippos ist sein Gewährsmann. Er besitzt dadurch für
die Erforschung des orthodoxen Stoizismus, für den es uns sonst leider an zu-
sammenhängenden größeren Quellenwerken fehlt, eine unschätzbare Bedeutung,
und es ist Bonhöffers Verdienst, ihn in diesem Sinne verwertet zu haben. Aber
Epiktet verfolgt auch in einem zweiten Punkte die Richtung seiner Zeit, der ihn
zwar dem genuinen Stoizismus nicht positiv und dogmatisch abwendig macht,
seiner Philosophie aber doch eine besondere Färbung verleiht: es ist wie bei Seneca
die starke Hervorkehrung des Religiösen. Ohne daß der stoische Pantheis-
mus aufgegeben würde, sind die epiktetischen Diatriben doch in höherem Maße, als
dies im ganzen bei Äußerungen des alten Stoizismus der Fall ist, reich an Aus-
drücken eines warmen frommen Gefühls, das sich besser mit dem Glauben an
einen persönlichen transzendenten Gott als mit den theologischen Voraussetzungen
der Stoa zu vertragen scheint. Gott ist der Vater der Menschen (Diss. 1, 3, 1 ff.).
Der Mensch ist Absenker und Teil Gottes und soll sich seiner Gottverwandt-
schaft bewußt bleiben (2, 8, 11 ff.). Das Leben ist ein Gottesdienst (1, 9, 16; 3,
22, 69). Es ist Pflicht, den göttlichen Geboten zu gehorchen, und der Unge-
horsam rächt sich an uns (4, 4, 32). Was dem Menschen begegnet, ist Schickung
Gottes, der damit den besten seiner Diener üben und zu seinem Zeugen machen
will (3, 24, 113). Man kann nicht sagen, daß mit diesen und vielen anderen
Sätzen ähnlichen Sinnes die Grenzen der stoischen Lehre überschritten seien.
Für manche lassen sich sogar Parallelen aus unseren Resten altstoischer Literatur
beibringen. Aber in ihrer Gesamtheit bekimden sie doch eine Stimmung, wie
sie in gleicher Intensität in der ersten Zeit des vStoizismus nicht vorhanden ge-
wesen zu sein scheint. Es wäre jedoch verfehlt, hierbei an eine Beeinflussung
Epiktets von nichtstoischer Seite zu denken. Tatsächlich ist der Versuch gemacht
§ 68. Die spätere Stoa. 519^
■worden, bei ihm die Bekanntschaft mit christlichen Schriften nachzuweisen.
Aber sein religiöser Standpunkt erklärt sich völlig aus der Stimmung, die seit
Poseidonios mehr und mehr zur Herrschaft kam und innerhalb des Stoizismus
auch bei Seneca und Marc Aurel zum Ausdruck gelangt. Auch die wirklichen
oder vermeintlichen Anklänge an neutestamentliche Schriften in Einzelheiten be-
sagen gar nichts (s. das Nähere insbesondere in den S. 189* f. angeführten
Arbeiten Bonhöffers). Gleiche Stimmung hat hier gleichen Ausdruck gezeitigt.
Wie Seneca so wurde auch Epiktet auf christlicher Seite infolge dieser Stim-
mungsgemein Schaft hochgeschätzt. In byzantinischer Zeit hat man das Enchei-
ridion zum christlichen Gebrauehe paraphrasiert und kommentiert (s. Scheukl*
i5. X f. [Testim. XXXIX], XIII [Testim. LX], XLVII [No. II 5]). Nach einer
zunächst aus byzantinischen Kreisen stammenden, vielleicht aber auf eine ältere
Quelle zurückgehenden Handschriftennotiz (Schenkl* S. XIV f.) hielten manche
Epiktet für einen heimlichen Chi-isten, der, um Verfolgungen zu entgehen, sein
Bekenntnis verhehlt habe. In Wirklichkeit sind aber der tiefgehenden Unterschiede
zwischen Epiktet und dem Stoizismus auf der einen und dem Christentum auf
der andern Seite genug vorhanden. Die mehrfach unternommenen Versuche,
diese Unterschiede zugunsten des Christentums zu verwerten, die christliche Welt-
anschauung als das qualitativ Bessere zu erweisen und den Sieg des Christen-
tums aus diesen Unterschieden zu erklären, vergessen, daß es sich bei Epiktet
um Philosophie, beim Christentum um „geoffenbarte" Eeligion, also um inkom-
mensurable Größen, handelt. Die Philosophie Epiktets imd der Stoa setzt
keinerlei übernatürliche Vorgänge voraus, sie verspricht nichts, was dem natür-
lichen Verlaufe der Dinge widerstreitet, sie verlangt keinen Glauben, sondern
nur Gebrauch der Vernunft, sie legt kein Gewicht auf Kirche und gottesdienst-
liche Veranstaltungen; nur will Epiktet, wie es ja antike Bürgerpflicht ist, den
überkommenen Kultus beibehalten, merzt aber auch aus der antiken Eeligion
das aus, was sich mit den Anforderungen der Vernunft nicht verträgt (Euch.
31, 5. Diss. 3, 13, 15; 2, 7, 1 ff.). Daß einer solchen auf die Vernunft gestellten
Weltanschauung die breiten Massen des Volkes, die zu beherrschen sie übrigens
auch gar nicht erstrebte, verschlossen blieben, versteht sich von selbst. Ihre
Inferiorität gegenüber einer vermittelst des Glaubens an übernatürliche Begeb-
nisse und Verheißungen, vermittelst kirchlichen Gemeinlebens und ritueller
Satzungen wirkenden Religion — wenn man diese Vergleichung überhaupt zu-
lassen will — , ist damit kelnesAvegs erwiesen.
Älit dieser religiösen Stimmung Epiktets steht nun ähnlich wie bei Seneca
eine bemerkenswerte Milde in Ansehung des Neben menschen in Zusammenhang.
Die Gottverwandtschaft spielt auch hier eine EoUe. Als Kinder desselben Vaters
-sind aUe Menschen Brüder, und dies ist zu berücksichtigen auch in unserem
Verhalten ikren Vergehen gegenüber (1, 13, 2 ff.). Zwei Kapitel der Diatriben
(1, 18; 1, 28) sind dem Satze gewidmet, daß man den Menschen und ihren Ver-
fehlungen nicht zürnen dürfe, wobei die Unfreiwilligkeit dieser Verfehlungen
und ihre Begi'ündung auf falsche Ansicht über gut und übel hervorgehoben wird.
Beachtung verdient, daß diese IMilde auch dem Sklaven zugute kommt (1, 13,
2 ff.). Die Anschauung, die in diesem Punkte der vornehme Römer Seneca ver-
trat, mußte sich erst recht dem phrygischen Freigelassenen empfehlen. Auch
der stoische Kosmopolitismus Avar für diesen doppelt selbstverständlich. Ein
jeder soll nach einem Gebote, das man Sokrates in den Mund legte, auf die
Frage, was für ein Landsmann er sei, nicht antworten : „Athener" oder ,, Korinther",
-sondern „Weltbürger" (1, 9, 1. 6).
gOQ § (38. Die spätere Stoa.
Das Verharren bei der altstoischen Dogmatik schließt nicht ans, daß
Epiktet gewisse Punkte dieser Dogmatik in besonderer Weise hervorhob und aus-
führte entsprechend seiner individuellen Geistesrichtung und der erzieherischen
Aufgabe, die er sich stellte. Denn die pädagogische Bedeutung des Stoizismus
wird von ihm, wie von seinen in der römischen "Welt aufgewachsenen Zeit-
genossen noch stärker als von den Altstoikern betont und demgemäß die Ethik
den anderen Teilen des stoischen Systems weit vorangestellt. Maßgebend ist
ihm vor allem das praktische Bedürfnis, dem die Philosophie genügen soll; alles
andere tritt zurück. Man kann darin bis zu einem gewissen Grade eine An-
näherung an den Kynismus erkennen. Diss. 3, 22 ist ein eigens dem
Kynismus gewidmetes Kapitel. Der Kyniker erscheint hier als der Aufklärer der
Menschen über Güter und Übel, als ihr Beaufsichtiger und als der furchtlose
Prediger, der ihre Irrtümer geißelt; er ist ein Gottgesandter, und wer eines
solchen Aufgabe auf sich nimmt, muß sich seiner Mission und deren Bedingungen
bewußt sein. Aber gerade aus diesem Kapitel ergibt sich, daß es sich bei diesem
Kynismus nicht etwa um ein besonderes Bekenntnis, sondern nur um eine
Lebensführung und Berufserfüllung handelt, die eine Steigerung und schärfere
Ausprägung dessen bedeutet, was zum Wesen und zur sittlichen Anschauung des
Stoikers überhaupt gehört. Nicht jeder Stoiker wird im Philosophenmantel, mit
Ranzen und Stab, ohne Familie, Heim und Vaterland, ohne Pflege und Bedienung
als Prophet der Bedürfnislosigkeit und sittlicher Meister der Menschen dahinziehen.
Wer es aber tut und in rechtem Sinne tut, ohne in den Äußerlichkeiten des
kynischen Auftretens das wahre Wesen des Kynismus zu erblicken, der bekundet
durch die Tat seine Überzeugung vom Werte der Dinge \ind ist ein leuchtendes
Bild des wahrhaft Freien. Darauf beschränkt sich Epiktets Neigung zum
Kynismus. Daß ihm die kynische Verachtung alles eigentlich Wissenschaftlichen
ferne lag, daß ihm Logik und Physik, wenn auch nur als Unterbau und Schutz-
gehege der Ethik, so doch als nützliche und notwendige Disziplinen galten, liegt
in den Diatriben klar zutage und folgt auch schon aus der Stellung eines
stoischen Schulleiters, der sich unmöglich auf ein bloßes Moralisieren beschränken
konnte. Wie sehr Epiktet in der stoischen Erkenntnistheorie, Anthropologie und
Psychologie nach Inhalt und Terminologie zu Hause Avar und wie er in diesem
Boden seine Ethik verankerte, zeigen Bonhöffers eindringende Untersuchungen
aufs beste.
Fragen wir nun, welche Punkte innerhalb des Rahmens der altstoischen
Ethik Epiktet besonders lebhaft und in individueller Färbung hervortreten läßt,
so erscheinen die folgenden Gedanken an zahlreichen Stellen der Diatriben und
des Encheiridions als grundlegend für seine praktische Philosophie. Von allem,
was ist, steht das eine in unserer Gewalt, das andere nicht (Diss. 1, 22, 10;
Ench. 1, 1: T(7n' ovrwv rä f-iev eaxiv €(p' rjfiTv, za öi ovx eq> riiüv). In unserer
Gewalt stehen unser Wille, unser Meinen und Vorstellen von den
Dingen und der Gebrauch, den wir von unseren Vorstellungen
machen {xgfjaig (pavraoiwr), das Streben, Dinge zu erreichen oder zu vermeiden.
Nicht in unserer Gewalt stehen unser Leib und Besitz, unsere menschliche Um-
gebung und was sonst als ein Äußeres unserem Wollen und Vorstellen gegen-
übertritt. Nur was in unserer Gewalt steht, ist frei und uns zu-
gehörig, alles andere gebunden und von fremden Faktoren ab-
hängig. Nur wer dies beherzigt, erspart sich die seelischen Schmerzen, die mit
dem Nichten-eichen dessen, was er erstrebt, verbunden sind, nur er ist, unab-
hängig vom Schicksal und- von aller fremden Gewalt, ganz auf sich selbst gestellt
und bleibt von jeder Beeinträchtigung seiner Glückseligkeit verschont (Diss. 1,.
§ G8. Die spätere Stoa. 521
1, 7 ff. 21 ff.; 2, 23, 17 ff.; Ench. c. 1 u. a. St.). Er wird nur im Willen und
im Gebrauehe seiner Vorstellungen, nicht im Äußeren den Unterschied von gut
und schlecht, nützlich und schädlich erkennen (Diss. 1, 22, 11; 2, 1, 4; 2, 5, 4 f.;.
3, 22, 38 ff.). Er vermag — worauf ja die gesamte stoische Ethik das Haupt-
gewicht legt — freiwillig sich der Weltordnung und jeder Wendung der Dinge
zu fügen, da nichts von dem, was geschieht, von ihm als Unglück empfunden
wird. So kann er sich die Verse des Kleanthes zu eigen machen: "Ayov de fi , «>
ZeT\ xni av y rj IJei^QOjfih'i], S'tioi nod" vuXv eifii Siareray/ih'og, cog syiofial y aoy.vog.
Ja, er wird alles, auch das nach gewöhnlicher Ansicht Schlimme, als Gelegenheit
zur Betätigung und Übung seines sitthchen WoUens willkommen heißen (Diss. 1,
6. 37; 2, 16, 42; 2, 23, 42 [Ench. 53]; Ench. 10 u. a. St.). Natürlich gehört
dazu die Seelenstärke des Ertragens und Entsagens, und so faßte Epiktet die
Grundregel für das Verhalten in die Worte zusammen uvs/_ov y.al anh/ov
(Fragm. X S. 463, 34* Schenkl). Diese und andere Sätze, auf die hier nicht
eingegangen werden kann, kommen in den epiktetischen Reden in einer so-
prachtvoll kernigen und packenden Weise zur Erörterung, daß wir den Eindruck
auf die Zuhörer wohl nachfühlen können. In neuester Zeit sind Epiktets
Schriften als praktisch verwertbares Ferment sittlicher Erziehung, als Mittel zur
Leitung und Härtung des Willens, auch in weiteren Kreisen wieder in Aufnahme
gekommen.^) Eine dankenswerte Anregung gab Hilty (s. unten S. 189*). Im
übrigen vergleiche man die trefflichen Ausführungen Bonhöffers, Epikt. u. d. X.
T. S. 339 ff. und besonders S. 388 ff. — Epiktets Schüler
Arvianos üun Nikoinedeia in Bithynien ist für die Philosophie-
gescbichte nur als Überlieferer epiktetischer Reden von Bedeutung. Wegen
mancher Parallelen in seiner Persönlichkeit und seinen Interessen sowie in Inhalt
und Form seiner Schriftstellerei wurde er ein „zweiter Xenophon" genannt
(Phot. Bibl. cod. 58 S. 17b 14 B.; Suid. 'Aggiavog Kixomjbfvg: reog Zerorf(ör; der
Name geht auf Arrian selbst oder seine Zeitgenossen zurück, Arr. Kyneg. 1, 4;
Peripl. 12, 5; 25, 1). Wie Xenophon war Arrian Offizier und Mann des prak-
tischen Lebens. Wie jener durch Sokrates, so hat er durch Epiktet sieh um
dessen willen, was der Philosoph für die Lebensorientierung bot, angezogen ge-
fühlt, und wie Xenophon war auch er bestrebt, dieses Gut schriftlich zu fixieren.
Hierher gehören jedenfalls die erhaltenen Aiargißai, die verlorenen Ofidiai und
das einen Auszug aus den Diatriben bildende 'Ey/jigidiov (s. oben S. 518). Viel-
leicht verfaßte er auch als weiteres Werk, in der Betitelung seinem klassischen
Vorbilde Xenophon getreu, die uns aus Fragmenten bei Stobaios bekannten
'En:ixxrixov djioiivrjfiovsvfiaTu (anders Schenkl^ S. XLIII. XLVII). Wie Xenophon
hat er dabei von den Gedanken des Lehrers vorzugsweise aufbewahrt, was für
den weniger der Theorie als der Praxis Zugewandten und im äußeren Leben
Stehenden wertvoll war. also das Ethisch-Protreptische, und man darf deshalb
keine allseitige und erschöpfende Darstellung der Lehre des Meisters bei ihm
suchen. Immerhin gibt er uns von Epiktet ein zureichenderes Bild als sein
klassischer Vorgänger von Sokrates. Denn er dachte — zum wenigsten in den
Diatriben — nicht daran, mehr oder minder frei komponierte 'Eztixt/iteioc Std/.oyoi
nach dem Muster der in Xenophons Zeit blühenden Zco^gaiiHol öiälnyoi zu ver-
*) Ein mir bekannter Leiter eines schweizerischen Sanatoriums gebrauchte
bei seinen neurasthenischen und psychasthenischen Patienten als ein Hauptheil-
mittel das Studium des Encheiridions, das er in deutscher Übersetzung einem
jeden sofort überreichte. Er konnte den besten Erfolg dieses Kurraittels fest-
stellen.
522 § ^'S- I^i^ spätere Stoa.
fassen. Er schrieb zunächst zum Zwecke eigener Erinnerung und ohne alle
schriftstellerischen Prätensionen nieder, was er gehört hatte. Erst als diese
Aufzeichnungen ohne sein Wissen und Wollen (jedenfalls durch leihweise Über-
lassung an Freunde, die Abschrift nahmen) unter die Leute gekommen waren,
entschloß er sich zu ihrer Herausgabe (s. den Einleitungsbrief, in Schenkls Epiktet-
ausgabe* S. 5 f.). Dieser Entstehungsweise verdanken wir, daß uns die anüanischen
Aufzeichnungen noch manchen Einblick in den Unterrichtsbetrieb der Schule
Epiktets gestatten (vgl. I. Bruns, unten S. 189*), vor allem aber, daß den epi-
ktetischen Reden die erquickende Ursprünglichkeit und Frische ihrer Ausdrucks-
weise erhalten geblieben ist. — Ein Zeitgenosse des Arrian war
HlerokleSf der als der einzige uns bekannte Verfasser eines nach
Pflichtenkreisen geordneten populären Moralbuches literarisch eine
Sonderstellung einnimmt. Aus diesem Werke enthält das Anthologion des Stobaios
rinter den Lemmata Ti'va xqÖjiov deoTg ^^Qrjorsov, ■ Ilcög nazQidi yQrjozEov, Ilwg
j/_Qi]0ZE0v xoig yovevoiv, flsgi (pi?iaSskq?iag, ITcög ofyyevfai y^rjaisov, IIcqI ydfiov,
Otxovo/iiixög zahlreiche Exzerpte, und spätere Lexikographen haben ihm einzelne
Worte und Wendungen entnommen. Da der Philosoph hier einfach als IsQoxlfjg
ohne nähere Bezeichnung angeführt wird, läßt sich auf eine einigermaßen ver-
breitete Bekanntschaft mit ihm und seinem Werke schließen. Letzteres erscheint in
dem Lexikon des Suidas unter dem Titel <Pi/.ooo(povfiEi'a. Das Buch war, soweit
wir nach den Exzerpten urteUen können, durchaus auf Leser weiterer Kreise be-
rechnet, denen es eine ethische Wegeleitung geben wollte. Dementsprechend
vermied es jede in strengerem Sinne wissenschaftliche Diskussion, ließ aber doch
den stoischen Standpunkt deutlich erkennen. Anderer Art war die 'H&iy.ij
<iToixsicoaig desselben Verfassers, von der auf einem Papyrus beträchtliche
Stücke ans Licht gekommen sind. Hier wurde die Ethik für philosophisch
interessierte Leser auf einem breiten Fundament erkenntnistheoretischer, physiolo-
gischer und psychologischer Erörterungen aufgebaut. Gerade aus diesen Aiisführungen
bietet der Papyrus umfangreiche Abschnitte, aus denen besonders hervorzuheben
ist, was über die Selbstwahrnehmung und die olxsüooig (s. o. S. 448. 454) des
eben entstandenen Lebewesens gelehrt wird. Allem nach stand auch Hierokles,
wie Epiktet, ganz auf dem Boden der orthodoxen altstoischen Tradition. Daß
der Hierokles des Papyrus mit dem der stobaischen Fragmente identisch ist, geht
ans sprachlich-stilistischen Übereinstimmungen hervor. Wenn aber v. Arnim in
der 2roi/ei(ooig des Papyrus das Einleitungskapitel des von Stobaios exzerpierten
\\'erkes sieht, geht er angesichts der oben hervorgehobenen Verschiedenheit in
Methode und Da;-stellungsweise zu weit (vgl. Praechter, Hermes 51 [1916], 519, 1).
— Möglicherweise ist unser Hierokles identisch mit dem von Gellius 9, 5, 8 als
vir sanctus et gravis bezeichneten Hierocles Stoicus. Wie er sich zu dem von
iStephan. Byz. S. 647 Mein, angeführten Hierokles von Hyllarima verhält, der
von der Athletik zur Philosophie übertrat, ist nicht auszumachen. Der von
Theophylaktos Simokattes S. 27 Boiss. genannte Hierokles ist mit größerer
Wahrscheinlichkeit dem weit später lebenden Verfasser des Wunderromans
'Pdlazogeg als unserem Philosophen gleichzusetzen (vgl. Hermes 47 [1912J,
117 ff.). Jedenfalls hat man den Stoiker von dem in § 84 zu behandelnden Neu-
platoniker zu unterscheiden, dem die Fragmente bei Stobaios früher irrigerweise
zugeschrieben wurden. — Ein Stoiker von wesentlich fachwissenschaftlichem
Interesse war
Kleoniedes (etwa zur Zeit der zuletzt besprochenen Philosophen). Wir
besitzen von ihm eine Einführung in die Astronomie unter dem Titel Kvx?.iy.i]
&ecooia fisz ecoqco >■, in der er Poseidonios als Quelle benutzt hat. Daß er auch
§ 68. Die spätere Stoa. 523
über die Grenzen des Astronomischen hinaus stoische Gesinnung pflegte, zeigt
der heftige Ausfall gegen die epikurische Hedonik und Leugnung der Vorsehung
S. 158 Z. Auch sonst polemisiert er mehrfach gegen Epikur, wobei fraglich
bleibt, was er von dieser Polemik schon in seiner Quelle vorfand. — Deutlicher
prägt sich wieder der Einfluß des Stoizismus auf die gesamte Lebensanschauung
aus bei
Marc Aurel, dem Stoiker auf dem römischen Kaiserthrone (reg. 161 bis
180), dessen in aphoristischer Weise formulierte Selbstbetrachtungen (7a sl?
savTOP in 12 BB.) luis ähnlich wie die Schriften Senecas und die Keden des
Epiktet das stoische Bekenntnis in seiner edelsten, das Leben erhebenden und
verklärenden Form nahe bringen. Dabei besteht aber eine Besonderheit, durch
die Marc Aurel zu Epiktet in Gegensatz tritt und eine genauere Parallele zu
Seneca bildet. Im Unterschiede von Epiktet, dem Schulleiter und berufsmäßigen
Vertreter der stoischen Doktrin, ernteten beide nur die Früchte, die die Philo-
sophenschule für das Leben darbot und banden sich nicht in gleichem Grade an
das orthodoxe Dogma. Die Abweichungen beider Männer von der genuinen
stoischen Lehre bewegten sich in der nämlichen, schon von Poseidonios gewiesenen
Richtung: der ethische Dualismus wirkte zurück auf die Psychologie. Während
sich aber Seneca hier der platonisch-poseidonischen Seelenteilung anschloß, ging
Marc Aurel einen andern Weg. Das Bewußtsein von der Erhabenheit des
Höchsten in uns drängte ihn, den stoischen Materialismus zu durch-
brechen und den vovg über die Seele, das materiell gedachte
Lebensprinzip, hinauszuheben. So setzt er drei Bestandteile des Menschen
an: ocöua. yivyji (das materielle Ttrsv/mnov ; vgl. 2, 2; 12, 3) und vovg. Wie alle
Substanzen des menschlichen Organismus nur Teile der entsprechenden kos-
mischen Elemente sind (das Erdige ein Teil der Erde, das Feuchte ein Teil des
feuchten Elementes usw.), so entstammt auch das menschliche voeqöi' dem voeqöv
des Universums, alle Geister sind Ausflüsse der Gottheit (4, 4, 3; 12, 2, 1; vgl.
Xen. Mem. 1, 4, 8, Plat. Phil. 30a, Cic. de nat. deor. 2, 6, 18 f.; 3, 11, 27, Sext.
Emp. adv. math. 9, 87 [nach Poseidonios]). Der öai/ncov, den Zeus jedem Ein-
zelnen zum Führer gegeben hat, ist nichts anderes als der vovg, und dieser ist
ein d.i6o:raofm des Zeus selbst (5, 27; vgl. Sen. Epist. 31, 11; Epiktet 2, 8, 11;
1, 14, 6). Die Abkehr vom stoischen Materialismus tritt dabei klar zutage, wenn
das voeoöv von den vier Elementarstoffen und damit von der Materie überhaupt
ausdrücklich geschieden wird (4, 4, 3; vgl. 12, 2, 1 lyv,ura tmv vXty.öiv dj'j-e/wr];
4, 3, 6; 4, 21, 5 u. a. St.). Von seelischen Funktionen kommen dem ocH/na die
Wahrnehmungen, der yvxv die Triebe, dem vovg die Meinungen zu (3, 16). Für
vovg gebraucht Marc Aurel auch den stoischen Terminus fiyeßovixöv (2, 2, 1. 4),
dessen Bedeutung er aber, wie aus dem Gesagten hervorgeht, einschränkt; denn
das r,yet.ioviy.öv umfaßt nach stoischer Doktrin die Seelentätigkeiten insgesamt
und kommt auch den Tieren zu. Gelegentlich nimmt Marc Aurel freilich das
Wort yv/^j auch in einem weiteren Sinne (so spricht er 5, 26 von dem rjysuovixov
y.al y.vQtevov rfjg v'^7'7^ "ou fisgog) und verrät andererseits durch die Verbindung
?.oyix6v rr/E,uovi>i6r (7, 28), deren er sich wie Epiktet (2, 1, 39; 2, 26, 7) bedient,
daß er auch eine umfassendere Bedeutung von rjysfiovixöv anerkennt. Den
letzten Ausgangspunkt für die Erhöhung des vovg über die tpvxv bildet die pla-
tonische Entgegensetzung des vovg und der niederen Seelen teile. Unmittelbarer
aber wirkte die Kluft, durch die bei Aristoteles der allem Leiblichen fernstehende
vovg von der yv/r), der Entelechie des Leibes (s. oben S. 402), getrennt ist, eine
Kluft, die Aristoteles selbst allerdings zu überbrücken sich bemüht (vgl. Zeller
II 2» S. 568 Anm. 1). Daß der Peripatetiker Claudius Severus zu Marc Aureis
524 § 68. Die spätere Stoa.
Lehrern gehörte, berichtet Capitol. Vit. M. Ant. philos. 3, 3. Er könnte seinem
Schüler wohl eine aristotelisierende Nuslehre vermittelt haben.
Im ganzen steht Marc Aurel Seneca und besonders Epiktet, mit dessen
r.-ro/< )'^/<ora er nach eigener Angabe (1, 7, 8) bekannt war, sehr nahe. Ganz im
Geiste Epiktets, wenn auch unter anderen psychologischen Voraussetzungen, führt er
aus, daß nur der vo?g in vollem Sinne unser Eigentum sei, die beiden anderen Be-
standteile unseres Wesens hingegen, oü/ta und »f ?7^, lediglich insofern uns gehören,
als uns die Sorge für sie obliege, und daß nur die Unabhängigkeit von diesen
unserm Willen nicht untergebenen Teilen unseres Seins und von allem Äußeren
den Frieden und die Ruhe des Lebens herbeiführe (12, 3, 3 f . ; vgl. 7, 2, 1 f.).
Mit Seneca und Epiktet teilt ferner Marc Aurel die enge Verbindung von Philo-
sophie und religiösem Empfinden. So spricht er nicht nur in allgemein
stoischer Weise von der göttlichen Fürsorge für die AVeit, von der Ein-
heitlichkeit und weisen Ordnung des Kosmos (2, 3, 1; 4, 40; 5, 32, 2;
12. 30 u. a. St.), von der sei es unmittelbar sei es durch Vermittlung des ge-
samten Weltlaufes auf den Einzelnen gerichteten Vorsehung (9, 28) und von der
für den Menschen naturgemäßen Ergebung in das Weltgeschehen (2, lö, 2),
sondern verweilt auch gerne bei der Gottverwandtschaft des Menschen,
Der Gedanke vom menschlichen rovg als dem daiiiwr, der ein Ausfluß oder Teil
der Gottheit ist (s. oben und vgl. 9, 8, 1), schlägt die Brücke zwischen religiöser
und ethischer Forderung. Wer den fiaiftcor in sich durch Ungehorsam gegen
seine Gebote, die eben die der Vernunft sind, durch Lüste oder falsche Vor-
stellungen vergewaltigt, begeht damit zugleich einen Frevel gegen die Gottheit.
So wird alle Unsittlichkeit zur Asebie (2, 13, 1; 2, 16, 1 ff.; 2, 17, 4; 3, 16, 3;
5, 27) noch auf anderem Wege, als es schon durch ihren Widerspruch gegen die
Gesetze der xoivrj (fvai; der Fall ist (9, ]). Auch die bei Seneca und Epiktet
mit der intensiveren Religiosität zusammenhängende Menschenliebe, Milde
und Nachsicht kommen bei Marc Aurel vielfach zum Ausdruck und gehören
zu den sympathischsten Zügen im Bilde des philosophischen Herrschers (2, 1 ;
2, 16, 3; 4, 3, 4; 8, 8; 9, 42 u. a. St.). Dogmatisch stützen sie sich natürlich
auch auf die stoische Anschauung von der Gemeinschaft aller Menschen als
vernunftbegabter Wesen und als Bürger in dem Weltstaate, zu dem sich die
Einzelstaaten verhalten wie die Häuser einer Stadt zum Stadtganzen (3, 11, 2;
4, 4, 1).
Was neben diesen Gedanken die Grundstimmung der Selbstbetrachtungen
ausmacht, ist die Vergegenwärtigung des unaufhörlichen Flusses der Dinge
und der Unbeständigkeit alles Daseins (4, 43: nozaiiög zig ex zcöv yivo-
fih'wv xai gevfia ßluiov 6 alwv äfjia yuQ oicpdr] l'xaazo%> y.al jiagevrivexzat y.ai ä).).o
Jiagaqpegtzai, z6 8s eveyßriaEzai, 5, 23, 2: »; zs yaQ ovaia oiov Jiorafxos ev ditjvsxst
Qvasi y.rX., vgl. 9, 28, 1 u. a. St.). Die Allnatur liebt nichts so sehr wie das
Seiende zu verändern und Neues gleicher Art hervorzubringen (4, 36, 1; 9, 35, 1;
8, 6, 1). Auch daraus ergibt sich die Wertlosigkeit alles Äußeren (6, 15, 2; vgl.
5, 23, 3). Aber freilich auch das Subjekt untersteht diesem allgemeinen Gesetze
der Veränderung. Kurz ist die Dauer von seiner Geburt bis zu seiner Auflösung,
unendlich ist die Zeit vor Beiner Geburt und ebenso unendlich die Zeit nach
seiner Auflösung (9,32; vgl. 5, 13, 2 f.; 5,24; 6,15,3; 9,19). Diese Er-
wägungen berühren auch die Frage der Fortdauer der Seele nach dem Tode.
Während Seneca die Glückseligkeit des Zustandes der Seele nach dem Tode in
lebhaften Farben ausmalt und darüber die durch die Voraussetzungen des
stoischen Systems geforderte zeitliche Beschränkung dieses Zustandes in den
Hintergrund treten läßt, liegt bei Marc Aurel auf dieser Beschränkung das
§ 68. Die spätere Stoa. 525
Hauptgewicht, wiewohl auch er gleich Seneca den Gegensatz von Leib und Seele
scharf betont und in dem Tode eine Loslösung der Seele aus ihrer Hülle und
eine Befreiung aus dem Dienste ihres schlechteren Gefäßes ericennt (9, 3, 4;
3, 3, 6). Aber die Frage, ob diese Befreiung der Anfang eines neuen Lebens
oder der Empfindungslosigkeit ist, steht erst in zweiter Linie (3, 3, 6). Wie bei
allem andern, so ist es auch bei der Seele möglich, daß sie durch periodisch ein-
tretende Weltverbrennung, möglich aber auch, daß sie durch den ständigen
Wechsel der Dinge in den Weltlogos wieder aufgenommen wird (10, 7, 5).
Jedenfalls ist ihr Fortbestand von begrenzter Dauer (4, 21, 2). Ein Argument
•dafür liefert die materialistische Auffassung der yvyji: wie könnte der Luftraum
alle von Ewigkeit ihm zufließenden Seelen fassen? (4, 21, 1). Daß Marc Aurel
in diesem Punkte dem alten Stoizismus treuer ist als der platonisierende Seneca
und daß er insbesondere mit dem Hinweise auf den ständigen Fluß der Dinge
«ich in heraklitisch-stoischer Bahn bewegt, liegt auf der Hand.
Schließlich sei hier des Plnax des Kehes (Cebetis Tabula) gedacht.
Die Zeit seines Verfassers, der sich unter dem Namen des aus dem platonischen
Phaidon bekannten Philolaosschülers Kebes (s. oben S. 78. 282) birgt, ist nicht
mit Genauigkeit festzustellen. Zweifellos aber gehört er in unseren Zeitabschnitt
und lebte am Ende der römischen Republik oder in den ersten Jahrhunderten
-des Kaisertums. In Form der Erklärung eines allegorischen Gemäldes
wird in dem Schriftchen der Gegensatz der „wahren", d. h. praktisch-
ethischen Bildung gegen die auf die Güter der Tyche und den
Lebensgenuß gerichteten Bestrebungen der meisten Menschen und
liegen die „falsche" Bildung, d. h. die theoretische Bildung der Vertreter
der artes liberales und gewisser philosophischer Richtungen erörtert. Philo-
sophisch zeigt die Ausführung kein scharfes Gepräge, doch ist der Standpunkt
im wesentlichen der des Stoizismus, und zwar eines einseitig praktischen, also
kynisier enden Stoizismus, obwohl die theoretische Bildung als Durch-
gangsstadium zur „wahren" Bildung nicht völlig verworfen wird, ihre Bezeich-
nung als ,, falscher" Bildung also eigentlich nur so gemeint ist, daß sie mit
Unrecht als Ziel und Kernpunkt angesehen wird. Neben dem Stoischen ver-
dienen aber auch die Berührungen mit dem Neupythagoreismus, auf die
Hirzel und Brinkmann (s. unten S. 191* f.) hingewiesen haben, Beachtung. Der
angebliche Stifter des allegorischen Gemäldes und des Kronostempels, in welchem
es aufgestellt ist, war Uvß-ayÖQeiöv xiva xai IlaQusvideior l'C,)]).ory.co(; ßiov (2, 2).
Auch die Ansetzung des Pythagoreers Kebes als Verfassers der Schrift deutet in
diese Richtung, und die Allegorie selbst erinnert an die von Brinkmann a. a. O.
besprochene Litera Pythagorica. Die Darstellung einer Lebensanschauung in der
im Pinax gewählten Form der Deutung eines allegorischen Bildes ist literarisch
interessant und uns sonst durch kein Beispiel in einer selbständigen Schrift und
in gleicher Ausführlichkeit bekannt. Obwohl die schriftstellerische Kunst des
Verfassers in der Durchführung seines Planes sich nicht gerade als hervorragend
•erweist, hat das Werkchen doch infolge seiner Eigenart schon im Altertum Be-
achtung gefunden. Luc. de merc. cond. 42, rhet. praec. 6 f. erwähnt es und setzt
die Bekanntschaft seiner Leser mit ihm voraus (d Ksßrjg insTvo:), ebenso Chalc.
in Plat. Tim. 355. Unter den Christen nennt es TertuU. adv. haer. 39 ausdrück-
lich. Nachgeahmt ist es anscheinend im Hirten des Hermas. Es kann Wunder
nehmen, daß der direkten Zeugnisse aus dem Altertum nicht mehr sind. Um so
^zahlreicher sind die Spuren seiner Beliebtheit in neuerer Zeit in Gestalt der seit
■dem Anfang des sechzehnten Jahrhunderts in Menge erschienenen Ausgaben.
526 § ^^9. Die Kyniker im zweiten Abschnitte der hellenistisch-röraisclien Periode.
Mit Marc Aurel schließt die Reihe der gi-oßen als Lehrer oder Schriftsteller
ausgezeichneten Stoiker. Neben ihnen und über ihre Zeit hinaus aber vollzieht
sich eine in tausend Einzelkanälen verlaufende, in ihrer Gesamtheit nicht hoch
genug einzuschätzende Wirkung stoischer Lehre. Durch ihre Ausgestaltung der
Ethik im positiv sittlichen Sinne und durch die Verbreitung dieser Ethik in
einer reichen popularphilosophischen Literatur hat die Stoa fast für die ganze
spätgriechische Auffassung sittlicher Probleme gewisse Richtlinien geschaffen, wie
sehr auch im einzelnen der Streit der Meinungen bestehen blieb. Die Aus-
breitung und das Ansehen, das die Schule in erster Linie dieser Tätigkeit ver-
dankte, kam aber auch ihrer Wirkung auf dem Gebiete der Fachwissenschaften,
namentlich der Grammatik und Rhetorik, zugute". Unter den Männern des prak-
tischen Lebens, die sich als Stoiker durch Freimut und Überzeugungstreue be-
währten, verdienen neben Cato besonders die bekannten Republikaner Paettis
Thrasea (Tac. Ann. 13, 49; 16, 21 ff., Hist. 4, 5 ff.) und Helvidius Jfriscus
(Tac. Ann. 16, 28 ff., Hist. 4, 5 ff.) Erwähnung. Für den Einfluß des Stoizismu&
auf die nicht im engeren Sinne philosophische Literatur muß auf die S. 192* f. 35"' f.
177* ff. zusammengestellten Arbeiten verwiesen werden. Einige Generationen nach
Marc Aurel finden wir den Stoizismus wie andere Systeme aufgesogen durch den
Neuplatonismus. In ihm lebt vieles von stoischer Doktrin bis auf spätere Zeiten
fort. Mit dem Neuplatonismus teilt sich die christliche Patristik in die Ver-
mittlerrolle. So gering der Einfluß des Stoizismus auf das Neue Testament ist,
so stark hat er auf die Kirchenväter eingewirkt (vgl. Grundriß II ^** S. 259*),
Vor allem ist anzuerkennen, daß er durch seine Ethik und teilweise auch durch
seine Theologie der Entwicklung und Verbreitung des Christentums den Boden
geebnet hat.
§ 69. Die Kyniker im zweiten Abschnitte der helle-
nistisch-römischen Periode (Kynismus III. Teil, P^ort-
setzung zu § 59). Der in der Kaiserzeit wiederauflebende
Kynismus fügt sich dem philosophiegeschichthchen Gesamtbilde
der Zeit wohl ein. Auch in ihm ist zunächst das retro-
spektive Interesse wahrzunehmen: die jetzt entstehenden
Kynikerbriefe knüpfen an die Legende alter Schulhäuj)ter,
vor aUem des Diogenes an. Diese Legende wird auch von
Dion Chrysostomos erneuert, der zugleich, wenigstens im
Anfange seiner kynischen Periode, in Reden und Dialogen
ethische Ausführungen alter Kyniker getreu reproduziert. Der-
selbe Dion gibt in anderen Reden stoische Lehren wieder und
hebt sich durch vielseitige Interessen, insbesondere durch positive^
pohtische Bestrebungen, sowie durch tiefgehende Frömmigkeit
von den KjTiJkern früherer Zeit ab. Religiöse Färbung und
Annäherung an den Stoizismus zeigt auch der Kynismus des
Demetrios, der sich im übrigen durch die Erneuerung alt-
kynischer Härte den Widrigkeiten des Lebens gegenüber aus-
zeichnet. Der einem volleren Eklektizismus huldigende
milde und weitherzige Demonax bringt die freigeistige
§ 69. Die Kyniker im zweiten Abschnitte der hellenistisch-römischen Periode. 527
Richtung' des alten Kynismus zur Geltung. Dasselbe tut in
seh 10 f lerer Form Oinomaos in seiner Bekämpfung- der ]\Iantik
und der stoischen Lehre von der Heimarmene. Dagegen neigt
Peregrinos Proteus einer Mystik zu, die an den Neupytha-
goreismus und verwandte Richtungen des Zeitalters erinnert.
Von dem Treiben kynischer Scheinphilosophen ist nament-
lich aus Lukian eine Vorstellung zu gewinnen.
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehren: De-
metrios: häufig erwähnt bei Seneca (s. dort die Xaraenrcgister). Andere,
vers'treute Zeugnisse bei Zeller III 1*8. 794 Anm. 1 und v. Arnim (Artikel
Demetrios 91 bei Pauly-Wissowa). Dien v. Prusa (Chrysostomos): reiches
Material für sein Leben in seinen erhaltenen Schriften; ferner bei Philostr.
Vit. soph. 1, 7 S. 6, 30 ff. Kayser u. a. a. St., Synesios Dion, Phot. Bibl.
cod. 209, Arethas Dion, Suidas s. v. Aicov, Theodoros Metochita Miscell.
S. 141 — 149; diese und andere Testimonia abgedruckt in der Dionausgabe
von L. Dindorf II, S. 314—372, von H. v. Arnim II, S. 311-332. Oino-
maos: Suidas s. v. Olvouaog. Weitere Testimonia in den Fragmentsamm-
lungen (s. u.). Demonax: Lukian AtiuMva^izog ßioQ, s. die Lukiauausgaben.
Peregrinos Proteus: Lukian Ileol ifjg Ileosyoivov rekEvn~]g (nur mit Vor-
sicht für Per. Leben und Charakter zu verwerten). Von christlichen Schriften
des Peregrinos spricht Luk. c. 11. Schriftstellerische Tätigkeit würde bestätigt,
wenn in dem Bücherkatalog aus Memphis aus dem 3. Jahrh. n. Chr. bei Mitteis-
Wilcken, Grundz. u. Chrestom. d. Papyruskunde I 2 No. 155 Z. 15 zu ergänzen
wäre nsQe\y()ivov d:j[o/.oyiai (vgl. Christ-Schmid, Gesch. d. griech. Lit. II ^ S. 572
Anm. 9). S. auch die Hypothese Völters unten S. 194*. — Andere Zeugnisse
für den Kynismus dieser Epoche bei Zeller III 1* S. 793 ff.
Erhaltenes. Ausgaben, Fragmentsammlungen usw.: Kyniker-
briefe s. oben S. 174 (Diogenes, Krates [und Anacharsis]), S. 456 (Menippos).
— Dionis Chrysostoiai opera Gr. e rec. A. Emperii, Brunsv. 1844. Dion.
Chr. orationes recogn. et praef. est L^ud. Dindorf, Lips. 1857. Dionis Prusaensis
quem vocant Chrysostomum quae exstant omnia edid. appar. crit. instr. loa.
de Arnim, Berol. 1893—1896. Dionis Chrys. orat. post Lud. Dindorf ium ed.
Guy de Bude, I, Lips. 1916 (ein zweiter Band steht noch aus). — Oenomai
fragmenta bei Miillach, Fragm. philos. Gr. II S. 361 ff. Oenomai libri qui
inscribitur rorjjoyv cpcogü reliquiae, ed. P. Vallette, in: De Oenom. Cyn. (unten
S. 194*) S. 27 ff. — Demonactis sententiae et apophthegmata bei Mullaeh,
Fragm. philos. Gr. II S. 351 ff. Lucian. rec. Franc. Fritzschius III 2 S. XIII ff.
Tragic. Graec. fragm. rec. A. Nauck * S. 826 f. Die Fragmente aus den Flori-
legien bei K. Funk, Philol. Suppl. 10 (1907;, 659 ff. A. Elter s. u. S. 194*.
Wir konnten in der kynischen Literatur der vorangehenden Zeiten mannig-
fach wechselnde literarische Formen verfolgen, deren sich der Kynismus zur
Verbreitung seiner Lehren bediente (vgl. §§ 37. 59). Zu diesen Formen gesellt
sich in unserer Epoche eine neue, die des pseudepigraphen Briefes, die
sich einerseits an echte philosophische Brief literatur (Briefe des Piaton, des
Epikur und seiner Schüler usw.) anschloß, andererseits die in der Rhetorschule
geübte Komposition fiktiver Briefe zum Vorbilde nahm. Solcher
Kyiiikerb riefe sind 51 unter dem Namen des Diogenes, 36 unter dem
des Krates und 1 unter dem des Menippos erhalten. Ein Brief des Anti-
sthenes befindet sich in der Sammlung der Briefe des Sokrates und der So-
kratiker (No. 8). Nach ihrer Inhaltsverwandtschaft sind, wie schon oben S. 174
bemerkt wurde, auch die angeblichen Briefe des Anacharsis hierher zu stellen.
Ebenso verraten die Herakleitosb riefe kynischen Einfluß. Entstanden ist
528 § 69' I^'^ Kyuiker im zweiten Abschnitte der hellenistisch-römischen Periode.
diese Literatur in den ersten Jahrhunderten nach Chr, Sie bekennt sich in allem
"Wesentlichen zu der Welt- und Lebensanschauung des alten Kynismus, der sie
nur bisweilen eine bemerkenswerte originelle Wendung gibt (vgl. z. B. die
pessimistische Ausführung Diog. Epist. 47), benutzt aber nicht ohne Geschick
■die Vorteile, die für die Polemik aus der persönlichen Färbung des Briefstils
und für das Anekdotenhafte aus der Form der Icherzählung erwachsen. Durch
Anknüpfung der kynischen Lehren an die Person der alten Schulhäupter und
Verlebendigung der Kynikerlegende sollen die Briefe eine Unterhaltungslektüre
bilden und auf diesem Wege für den Kynismus Propaganda machen. Das zeigt
sich deutlich, wo sie Apophthegmen oder Handlungen ausspinnen, die uns in
knapperer Form aus anderweitiger Überlieferung bekannt sind (vgl. z. B. Diog.
Epist. 1 mit Diog. Laert. 6, 49, Plut. de exil. 7; Diog. Epist. 2 mit Diog. Laert.
6, 45. 61; Diog. Epist. ü mit Diog. Laert. 6, 37; Diog. Epist. 8 mit Plut. an
seni s. ger. resp. 1, 5, Timol. 15). Es verstand sich von selbst, daß man Kyniker-
briefe vor allem auf den Namen des Kynikers xar' s^oyt'p', des Diogenes, für den
•die Überlieferung reichlichsten Stoff bot, zu setzen hatte. Neben ihm war Krates
durch das Fortleben seiner Poesien und dadurch, daß die Legende auch von ihm
kynisehe Züge in ziemlicher Anzahl zu berichten wußte, populär genug, um
auch ihn mit einer längeren Reihe von Briefen zu bedenken. Immerhin bleibt
das Zurücktreten des Antisthenes bemerkenswert. Hand in Hand damit
geht ein Umstand, auf dessen Bedeutung E. Norden, Jahrbb. f. kl. Phil. Suppl. 19
(1893), 394 f. aufmerksam gemacht hat, die Preisgabe des kynischen Odys-
seusideales, das freilich von Hause aus angreifbar genug war, aber von Anti-
sthenes mittelst seiner künstlichen Homerausdeutung aufrecht erhalten wurde (vgl.
o. S. 180 f.). Mit deutlicher Beziehung auf die Eolle des Odysseus als kynischen
dg/jjy£T>]g heißt es im 19. Kratesbrief e : Mt] ?Jye rör 'Odvoaea Tiarega rrjg xvvixfjg
{öiaycoyrj;) tov TtdvTcov ftakaxiOTaror haigcov y.al zijv ijdovijv v:tsq Jidvia ^qe-
oßevovxa, was der Verfasser weiter ausführt, um zu dem Schlüsse zu gelangen :
/n) t6}' 'Odvoaea Ct]?.ovr, dXlä rov Aioysrij.
Kommt auch Antisthenes kaum zu Worte, so teilen die Kynikerbriefe doch
in der Verherrlichung des Diogenes und Krates die in allen Schulen während
dieser Epoche herrschende retrospektive Tendenz. Damit steht die Er-
neuerung des altkynischen Radikalismus und das Zurücktreten des hedonischen
Elementes (s. oben S. 45S) in vollstem Einklang. Das typische Beispiel dafür ist
Detnetrios, der Zeitgenosse Senecas, der ihn oft nennt und seiner Be-
dürfnislosigkeit, AVeisheit und temperamentvollen Energie sowie seiner Beredsam-
keit hohes Lob spendet (vgl. besonders de benef. 7, 8, 2 f., de vit. beat. 18, 3,
Epist. 62, 3). Die alte Ponosfreudigkeit kommt bei Demetrios wieder voll
zur Geltung. Ein Leben ohne Widrigkeiten erklärt er für ein ,, totes Meer"
{Sen. Epist. 67, 14) und behauptet, nichts sei unglücklicher als ein Mensch, dem
nie ein Unheil begegnet ist (Sen. de prov. 8, 3). Auch im Ausdruck scheint er
nach dem von Sen. Epist. 91, 19 Mitgeteilten die kynisehe Derbheit geliebt zu
haben. In seinen Sätzen erinnert manches an Epiktet. Daß auch er verlangt,
man solle gewisse wenige Weisheitsregeln immer „zur Hand haben" (Sen, de
ben. 7, 1, 3 habeas ad manum, vgl. zu Epiktet den Schenkischen Index verb.
unter sigöyEigog), mag ein zufälliges, auf gemeinsamer pädagogischer Erfahrung
beruhendes Zusammentreffen sein. Aber seine religiös gewendete Ergebung in
den Weltlauf (Sen. de prov. 5, 5f. : Hoc unum de vobis, di immortales, queri
possum, quod non ante mihi notam voluntatem vestram fecistis; prior enim ad
ista venissem, ad quae nunc vocatus adsum . . .) hat ganz kleanthisch-epiktetische
Färbung. Man erkennt daraus, daß dieser Kynismus von dem gleichzeitigen
Demetrios, Diou Chrvsostomos. 529
praktischen Stoizismus nur durch eine sehr unbestimmte GrenzHnie getrennt
lind die für die Zeit charakteristische Religiosität auch dem Kynismus nicht
fremd ist. Über die nahe Verwandtschaft beider Richtungen belehrt am besten
J>ion Chri/sostoiiios (geb. um 40 nach Chr.; lebte jedenfalls bis tief in
die Zeit Trajans [reg. 98— 117 1), dessen noch in großer Zahl vorhandene Reden
ein gutes Bild einer von mannigfachen, und nicht zum wenigsten von philo-
sophischen Bestrebungen bedingten Entwicklung darbieten. Einer vornehmen
Familie der bithvnischen Stadt Prusa entsprossen, widmete er sich zunächst,
■wohl um sich zu politischem Wirken vorzubereiten, rhetorischen Studien und
betätigte sich somit nach dem in dieser Zeit üblichen Ausdruck als „Sophist'-.
In dem alten Zwiespalt zwischen Rhetorik und Philosophie stand er vorerst durchaus
auf selten der ersteren und griff die Gegner in den nicht erhaltenen Schriften
Kuzä Tcor (fi/.oaö<pcoy und IIoöc Morocovior an. Doch scheint er sich schon
während seiner sophistischen Periode der Philosophie schließlich genähert zu
haben (vgl. or. 31, 122 und dazu v. Arnim, Leb. u. W. d. D. v. Prus. S. 216 f.),
obwohl auf die vereinzelte Angabe des Fronto Epist. ad Ver, 1 S. 115 N., Mu-
sonios sei sein Lehrer gewesen, nicht viel zu geben ist. Eine entschiedene Be-
kehrung wurde durch seine Verbannung (aus Bithynien und Italien) bewirkt, zu
■der im Jahre 82 nach Chr. seine Freundschaft mit einem in politischen Verdacht
geratenen Verwandten des Kaisers Domitian den Anlaß bot. Dion führte nun
€in Wanderleben, z. T. in halbkultivierten Ländern und indem er sein Dasein
durch niedrigste Tagelöhuerdienste fristete. Wie er dabei zum Philosophen
wurde, berichtet er selbst in der 13. Rede. Die ihm Begegnenden nannten ihn
bald einen Landstreicher, bald einen Bettler, manche auch einen Philosophen.
Viele fragten ihn über Gut und Übel. Das bestimmte ihn zum Nachdenken
tind zur Äußerung über diese ethische Hauptfrage. So wurde er zum Prediger,
und zwar — das war mit seiner neuen sozialen Lage gegeben — zum kynischen
Prediger. Glanz und Ehre, die er als Patrizierssohn genossen hatte, erschienen
ihm ebenso wie die Entbehrung von Glanz und Ehre durch die Verbannung in
neuem Lichte. Als kynischer Prediger schloß er sich zunächst — wieder ein
Beispiel der zurückschauenden Richtung in der Philosophie dieser Ejooche
— alten Vorbildern an und gewann erst allmählich größere Selbständigkeit.
Die 13. Rede enthält nach des Verfassers eigener Mitteilung (§ 14 f.) die Wieder-
gabe eines alten —ojy.QaTiy.og /.öyog, vielleicht des Antisthenes. Aus diesem Zu-
sammenhange erklären sich die vielbesprochenen Übereinstimmungen mit dem
platonischen Kleitophon (vgl. Jahresber. üb. d. Fortschr. d. klass. Alterturaswiss.
96 [1898 1] S. 44; v. Arnim, Leb. u. W. d. Dio v. Pr. S. 256 ff.); auch die auf-
fällige Berühi'ung in § 21 mit Plat. Gorg. 515 e f. wäre so zu verstehen, daß
Dions Vorbild (Antisthenes) und Piaton einen sokratischen Gedanken reprodu-
zierten. Die rückblickende Richtung zeigen in der Verherrlichung des alt-
kynischen Helden auch die vier für die Entwicklung der Diogeneslegende inter-
essanten Diogenesreden (or. 6. 8. 9. 10). Neben diesen Stücken steht als
Nachlaß aus Dions kynischer Zeit eine Anzahl populär -ethischerDialoge
und Ansprachen (öMoyoi und dta/.s^eig), die uns, ähnlich wie die Reden des
Musonios und Epiktet, in Nachschriften erhalten sind (das Einzelne über das
Verhältnis dieser Stücke zur Lehrmethode Dions, über ihre Überlieferung und
literarische Stellung s. bei v. Arnim, Leb. u. W. d. D. v. Prus. S. 250 ff. 267 ff.,
■dessen Gesamtauffassung mir gegenüber derjenigen Hirzels [Dialog II S. 114 ff.]
das Richtige zu treffen scheint). Alle diese Reden bilden eine Fundgrube für
Beispiele zu Motiven der kynischen Diatribe (vgl. die Arbeit E. Webers
{unten S. 193*] und die weitere Diatribeliteratur [unten S. 156* f.]), ohne trotz
Ueberweg, Grundriß I. 34
530 § ^9. Die Kyi)iker im zweiten Abschnitte der hellenistisch-römischen Periode.
mannigfacher Gedankenvariatiouen eine bemerkenswerte philosophische Weiter-
bildung kynischer Prijizipien erkennen zu lassen. Daß Dion trotzdem schon auf
Grund dieser Stücke in der Geschichte des Kynismus ein hervorragender Platz
gebührt, beruht abgesehen von unserer Armut an anderweitigen ausführlichen
Quellen auf der Art, wie er die kynischen Anschauungen wiedergibt, wobei ihm ohne
Zweifel die rhetorische und allgemein literarische Bildung seiner früheren Zeit
zustatten kam. Xach der inhaltlichen Seite ist nur zu bemerken, daß schon in
diesen diä/.oyoi und Sia/.i^eig sich manches findet, was sich zwar materiell
innerhalb des kynischen Rahmens hält, aber doch in der Zuspitzung und Aus-
führung der Probleme stark an die stoische Ethik erinnert. Noch anders liegt
die Sache in der 7. Rede, dem vielgefeierten Evß^ol'y.og. Der Euhm dieser Rede
gründet sich auf eine reizende ,, Dorfgeschichte", in welcher Dion als Erzähler
Leben und Charakter zweier armen, arbeitslustigen, ehrlichen und naiven Familien
vorführt, die durch Jagd, Hirten tätigkeit und Landbau ihr Leben fristen. Die
Erzählung gipfelt in dem Nachweise, daß ein solches Leben mehr y.arä ffvoiv,
freier und glücklicher sei als das der überzivilisierten Reichen und Stadtbewohner,
die in geschickter Weise jenen einfachen Naturmenschen zum Gegenbilde gegeben
werden. Aber damit ist der Inhalt der Rede nicht erschöpft. Sie leitet von der
kynischen Lobpreisung des Naturmenschentums über zu einem positiven und
realistischen sozialen Programm, das mit den abstrakten, radikalen Forde-
rungen des alten Kynismus (WeibergemeLnschaft u. dgl.) nichts gemein hat. Es
soll dargetan werden, wie die hinsichtlich ihrer Existenzmöglichkeit schlechter
gestellten städtischen Armen ihr Dasein in zufriedenstellender Weise sichern
können. Unter den Berufen, die fiur solche Armen in Frage kommen, werden in
längerer Ausführung diejenigen als unzulässig ausgeschieden, die durch Be-
förderung des Luxus — in dessen Umgrenzung sich Dion freilich auf den über-
treibenden kynischen Standpunkt stellt — und der Unsittlichkeit die Allgemein-
heit schädigen oder die sie ausübenden Armen selbst in ihrem seelischen oder
körperlichen Wohle beeinträchtigen. Damit bricht die Rede, wie sie heute vor-
liegt, ab. Die positive Ergänzung, die Angabe von Tätigkeiten, die für den
städtischen Armen empfehlenswert sind, fehlt. Dafür ist ein dem ersten, das
Dorfidyll enthaltenden Teile der Rede eingegliedertes nationalökonomisches
Programm erhalten, das der Frage gilt, wie das außerhalb der Stadt gelegene
reichliche Ödland nutzbar zu machen und damit einem Teile der Bürgerschaft
ein auskömmlicheres Dasein und der moralische Segen der Arbeit zu ver-
schaffen sei.
Mit ihrem Stoffe Avurzelt die Erzählung des Evßol'xö; jedenfalls in Dions
Verbannungszeit, mag auch die Ausführung, wie v. Arnim, Leb. u. W. d. D. v.
Pr. S. 455 ff. zu erweisen sucht, in die Zeit nach der Restitution (96 nach Chr.)
zu setzen sein. Auf alle Fälle schlägt sie mit ihrem sozialpolitischen Interesse
die Brücke zu einer neuen Gruppe von Reden, die größtenteils — eine Ausnahme
bildet der im Boovoßevizixög (or. 36j wiedererzählte Vortrag — nach Aufhebung
der Verbannung gehalten wurden und ihr gemeinsames Kennzeichen darin haben,
daß in Anknüpfung an Dions Bestrebungen vor dem Exil das Politische im
Vordergrunde steht. Hierfür war der Stoizismus an positiver Theorie er-
giebiger als der Kynismus, und so finden wir in diesen Reden einen reichen
Niederschlag stoischer Reflexion. Ein Grundmotiv bildet der Gedanke von dem
durch Zeus einheitlich geordneten und geleiteten Weltall, das
Götter und Menschen zu einem Staate vereint und zugleich VorbUd ist für den
menschlichen Einzelstaat (or. 1,42; 36, 23. 27 ff.; vgl. 48, 14). Damit ergab
sich als beste Verfassung die Monarchie, in der das Regiment des Königs dem
Dion Chrysostomos. 531
^Valten des Zeus und das unter seiner Leitung herrschende gesetzmäßige und
einträchtige Zusammenleben der Bürger dem Gange des festgefügten und har-
monischen Weltganzen entspricht (vgl. die „Königsreden" [or. 1—4], besonders
or. 1, 37 ff.; 3, 50; vgl. or. 2, 65 ff. 73 ff.; or. 4, 21. 27; or. 36, 31 f.). Es ergab
sich damit zugleich auch für das Verhältnis der Einzelstaaten und politischen
Gemeinden untereinander das Gesetz friedlichen Verkehrs, und so bedient sich
Dion des stoischen Gedankens von der Weltharmonie anch da, avo es gilt, einen
Hader zwischen seiner Vaterstadt und der Stadt Apameia zu schlichten (or. 40,
35 ff.; vgl. or. 74, 26).
Es bleibt aber nicht bei dieser politischen Verwendung stoischer Gedanken.
Im zweiten Teile des BoQvadevnixog (or. 36, 39 ff.) ist der politischen Er-
örterung eine stoische Kosmologie angefügt, die mit Politischem kaum in
Verbindung steht (so H. Binder, D. Chr. u. Posid. S. 72 f. richtig gegen v. Arnim,
L. u. W. d. D. v. Pr. S. 486 f., obwohl ich nicht' mit ersterem die ganze Kede
als „eine Predigt von den Wundern der Schöpfung" auffassen kann), und auch
sonst bieten die Beden dieser späteren Zeit des Stoischen eine Fülle. Dabei tritt
eine Abhängigkeit von Poseidonios deutlich zutage. Dies gilt u. a.
namentlich von der für Dions theologische Anschauungen wichtigen 12. Rede
['O/.vuji ixög ij treol r»)c :jQd>zr)g rov deov ivvoi'ag), die vielfach durch Parallelen
mit anderer poseidonischer Literatur den Einfluß des großen Mittelstoikers er-
kennen läßt und auch in formalen Dingen, so besonders in dem ijoetisch-rheto-
rischen Gepräge der Partie § 27 ff., an seine Weise erinnert. Unter den Qu eilen
der Gotteserkenntnis werden zwei Kategorien unterschieden: der dem
Menschen angeborene Gottesbegriff und die von außen an ihn herantretenden
Faktoren, die Dichtkunst, die bildende Kunst (in der Hervorbringung von Götter-
bildern), die Gesetzgebung und die Philosophie (§ 39 f. 44. 47). Die Unter-
scheidung einer dreifachen Theologie, einer natürlichen (auf die Natur der Dinge
begründeten), einer mythischen und einer gesetzlichen, unter denen die erste von
den Philosophen, die zweite von den Dichtern, die dritte von Staats wegen (also
durch die Gesetzgebung) gelehrt werde, hatte nach dem Vorgange des Panaitios
schon Poseidonios angenommen (s. Aet. 1, 6, 9 [vgl. Sext. Emp. adv. math. 9,
63 f. 138], wo Poseidonios vorliegt, vgl. Wendland, Arch. f. Gesch. d. Philos. 1
[1888], 201 ff.; auch das Problem ist das gleiche: bei Aetios 8: i/.dßo/ner 6s in
TovTov evvoiav di;ov nxl.; s. auch H.Binder, Dio Chrys. u. Posid. S. 21 ff. u. o. S. 495.
502). Die Aufnahme der bildenden Kunst in das Schema kann Dion angehören,
der die Rede bei der Olympienfeier des Jahres 105 angesichts der von Pheidias
geschaffenen Zeusstatue gehalten hat. Aber auch für diesen Punkt scheint bei
Strabon S. 19 f. eine Spur zu dem Mittelstoiker hinzuleiten (vgl. Binder a. a. O. S. 42).
Auch außerhalb der zwölften Rede verrät Dion, wo er das theologische Gebiet
berührt, vielfach den Einfluß des Poseidonios. (Die Nachweise bei Binder in
der angeführten Dissertation.) Ganz in dessen Geiste, zugleich aber im Geiste
seiner eigenen Zeit ist Dions Religiosität, die sich auf die Gott Verwandt-
schaft des Menschen gründet und sich bisweilen zu gleicher Wärme und
Kraft erhebt wie die des Seneca, Epiktet und Marc Aurel. Wie kleine Kinder,
so wird or. 12, 61 ausgeführt, die von Vater oder Mutter getrennt sind, oft in
gewaltigem Sehnen und Verlangen im Traume nach den Abwesenden die Hände
ausstrecken, so auch die Menschen nach den Göttern, die sie als Wohltäter und
Verwandte lieben. Deshalb streben sie in jeglicher Weise nach einem Zusammen-
sein und Verkehr mit ihnen. So benennen viele Barbaren, die keine Kunstwerke
schaffen können, wenigstens Berge, Bäume und Steine mit Götternamen. Anders
die Griechen, die den menschlichen Leib, das Gefäß der Vernunft, als Symbol
34'
532 § 69. Die Kyniker im zweiten Abschnitte der hellenistisch-römischen Periode.
für das Göttüche benutzen (or. 12, 59). In dieser Weise rechtfertigt Dion die Dar-
stellung und Verehrung der Götter in Bildern, wie in dem Zeusbilde des Pheidias zu
Olympia. Aber aller Kultus ist ihm doch nur etwas Äußerliches, ein Aushilfs-
mittel, uns den Göttern zu nähern und zu bekunden, wie wir uns zu ihnen
stellen. Die Götter bedürfen keiner Bilder und Oi^fer, und bei allen kultlichen
Verrichtungen ist die richtige Gesinnung das Wesentliche (or. 31, 15). Die Gott-
heit kümmert sich nicht um Schätze, die ihr gespendet werden. Selbstbeherr-
schung und Vernunft bringen Glück und Wohlgefallen der Götter, uicht Weih-
rauch und Myrrhen (or. 33, 28).
Dion war ein Mann von reichen literarischen Kenntnissen und vielseitigen
Interessen, die sich neben den erhaltenen Reden auch in heute verlorenen Ge-
schichtswerken widerspiegelten. Beiläufig sei auf die ästhetische Betrachtung der
12. Rede (§ 63 ff.) hingewiesen, die das Verhältnis von Dichtung und
bildender Kunst betrifft und sich in wichtigen Punkten mit Lessings Laokoon
berührt. Schon Dions rhetorische Studien machten ihn in weitem Umfange mit
den griechischen Klassikern bekannt. Dazu kam, daß er erst spät zur Philo-
sophie übertrat (Syn. Vit. Dion. S. 316, 8 ff. v. Arn.). So wurde er, sein Leben
als Ganzes genommen, kein Schulphilosoj^h strenger Observanz. Kynismus und
Stoizismus stehen allerdings bei ihm weit im Vordergrunde. Beide sind im
ganzen an seiner Philosoi^hie gleich stark beteiligt. Er hätte sich mit gleichem
Recht wie unter die Kyniker auch unter die Stoiker einreihen lassen. Wenn
er hier seinen Platz erhalten hat, so geschah es deshalb, weil der Kynismus
Anfang und Grundlage seines Philosophierens bildet und seinem innem wie
äußern Leben für eine gewisse Zeit ein scharfes Gepräge aufgedrückt hat. Wie
mit den Kynikern und Stoikern hält er es aber auch mit Sokrates, den er
freilich hauptsächlich aus kynischen Quellen zu kennen scheint (vgl. or. 54. 55).
Mit den Sokratikern befaßte er sich schon aus stilistischen Rücksichten, und
vor allem ist Xenophon ein von ihm viel gelesener und geschätzter Schrift-
steller (vgl. or. IS, 13 ff. und Wegehaupts unten S. 193* angeführte Dissert.j.
Selbstverständlich hat er auch Piaton studiert. Abgesehen von Stellen, an
denen er ausdrücklich auf ihn Bezug nimmt, scheinen or. 36, 43 ff. Motive des
Phaidrosmythos in die Darstellung der Kosmologie verwoben zu sein. Auch
diese breite Basis seiner Bildung erinnert bei Dion an Poseidonios, dem er
freilich an philosophischer Bedeutung wie an L'mfaug und Gründlichkeit des
gelehrten Wissens nachsteht. Auch sein beträchthcher Einfluß auf Spätere
beruht weniger auf der philosophischen als auf der rhetorisch-stilistischen Seite
seiner Schriftstellerei. — Im Gegensatze zu Dions Frömmigkeit und Verbindung
von Kynismus mit Stoizismus erneuert
Oinotnaos von Gadava (im 2. Jahrh. nach Chr.) die freigeistige
Seite des alten Kynismus, die sich bei ihm gegen die von der Stoa
hochgeschätzte Mantik und den stoischen Fatalismus kehrt. In
einer rotjrtov qcogd (,, Schwindlerentlarvung'') betitelten Schrift, von der wir
noch ansehnliche Bruchstücke besitzen, geißelte er an Hand einer Sammlung
von Orakelsprüchen das moralisch Verkehrte, oft für den Ratsuchenden Ver-
derbliche, Trügerische und Nichtige der Weissagung. Schon die für den größten
Teil dieser Polemik gewählte Form einer ungemein schroffen und verächtlichen
Anrede an den Orakelgott Apollon war eine Blasphemie, und es kann nicht
Wunder nehmen, daß die rorjzcav qpcoQo. wie auch die anderen Schriften (vgl.
Suid. s. V. Oiv6/iiaog} des Kynikers, darunter die nach dem Muster des Diogenes
oder Philiskos verfaßten Tragödien, dem gläubigen Xeuplatoniker Julian (or. 7
S. 271, 6 ff. Hertl.. 273, 6 ff., vgl. or. 6 S. 257, 22 ff.) ein Greuel waren. Tat-
Dion Chrvsostonios. Oinoniaos, Demonax. 538
sächlich ist es freilich nach Oinoniaos kein Daimon, geschweige denn ein Gott,
der die Orakel gibt, sondern sie sind das Werk von Schwindlern, die auf Täu-
schung der Menge ausgehen (Euseb. Praep. ev. 5, 21, 6 = Fragm. 4 S. 364 I\Iull.,
S. 34 Vall.). Im Zusammenhange mit dem Orakelwesen wird auch die Torheit
des Bilderdienstes berührt (Eus. a. a. O. ö, 36, 1 ff. = Fragm. 13 S. 379 Mull.,
S. 67 Vall.; vgl. Antisthenes oben S. 180). Die Bekämpfung des Fatalismus, als
dessen Urheber Demokrit (vgl. die Begründung von Epikurs Korrektur der Demo-
kritischen Physik, oben S. 476) und Chrysippos erscheinen, knüpft an die Polemik
gegen die Mantik an: wie kann Apollon als Orakelgott etwas befehlen, wenn alles,
auch der Wille, durch die Notwendigkeit bestimmt ist? Mit Setzung dieser
Ananke und Aufhebung der Willensfreiheit wird das geleugnet, was in Wahrheit
auch über die äußersten Notwendigkeiten triumphiert und Steuer. Stütze und
Grundlage des Lebens ist (Eus. a. a. O. 6, 7, 1 ff. = Fragm. 14 S. 380 Mull.,
S. 68 f. Vall.). Oinomaos erneuert in dieser ßefehdung der Mantik in Ver-
bindung mit dem Fatalismus Argumente, die begreiflicherweise schon längst von
deren Gegnern vorgebracht worden waren; m. vgl. Cic. de div. 2, 8, 20; 2, 25,
54; de nat. deor. 3, 6, 14; Luc. d. astr. 28, Sext. Emp. adv. math. 5, 47 und
(aus dem kynischen Standpunkte) Luc. Jupp. ref. 12 f. — Mit Oinoniaos stimmt
Demonax aus Kypros, sein Zeitgenosse, in der freigeistigen
Richtung überein. Wie Oinomaos so verweist auch er auf den Widerspruch
zwischen Mantik und Schicksalsglauben (Luc. Demon. 37). Seine Nichtbeteiligung
an Opfern und Mysterien zog ihm nach Lukians Angabe Angriffe seitens der
Athener zu, deren er sich mit der Bemerkung erwehrte, er habe der Göttin
Athena nicht geopfert in der Meinung, sie bedürfe seiner Opfer nicht (vgl. Dion
Chrys. oben S. .ö32), und er habe die Einweihung in die Mysterien verschmäht,
da er sich nicht würde haben enthalten können, den Nichteingeweihten von dem
schlechten oder guten Wesen der Geheimkulte Mitteilung zu machen, um sie
entweder zu warnen oder mit dem Segen jener Orgien bekannt zu machen (Luc.
a. a. O. 11). Einer Aufforderung, im Asklepiosheiligtum zu beten, setzte er ent-
gegen, Asklepios sei nicht schwerhörig und vermöge auch Gebete, die von Ort und
Stelle ergingen, zu vernehmen (Luc. a. a. O. 27). Hier waltet der kynische Frei-
heitssinu und das Zurückgreifen auf den gesunden Menschenverstand, das mit dem
Herkommen in rehgiösen Dingen bricht, und die Verteidigung des Freigeistes gegen
die Asebieverfolgung fiel, dürfen wir Lukian glauben, z. T. kynisch temperament-
voll aus (S. 198, 12 Jac. roayvzsQov). Im übrigen ist Demonax ähnlich wie Dion
Chrysostomos als Mann guter Herkunft (Luc. a. a. O. 3) und umfassender
Bildung (Luc. a. a. 0. 4) durch Erziehung und weiteren Gesichtskreis frei von den
Schroffheiten des Kynismus. Er folgt in Tracht und Lebensweise kynischer
Tradition, meidet dabei aber doch jedes ostentative Abstechen vom Gewöhnlichen
(Luc. a. a. O. 5). In der Philosophie, in der er gründliche Studien gemacht hat (Luc.
a. a. O. 4), ist er Eklektiker (Luc. a. a. O. 5 : rfüooocpia? ^k eiöog ovy n- «.tozc-
^ouevog, alXa noÜM ig ravzd xax afii ^ag ov nüvv ri i^scfaire rirt avTfov P'/aigs).
Sein Vorbild ist Sokrates, von dem alle späteren Philosophien ausgehen, und so
ist es ihm möglich, wie für Diogenes auch für Aristippos Sympathien zu hegen
(Luc. a. a. O. 62). Aber selbst Sokrates ist ihm mit seiner Ironie zu scharf.
Eine gewisse Milde und Menschenfreundlichkeit, die aUe mit ihm Ver-
kehrenden ermutigt und erhebt, bildet den Grundzug seines Charakters und
erinnert an Epiktet, dessen Schüler Demonax gewesen ist (Luc. a. a. O. 3), und
bei dem sich die Milde nur unter etwas rauherer Schale verbirgt. Demonax
greift die Fehler an und verzeiht den Fehlenden. Fehlen ist menschlich. Wie
der Arzt die physischen, so heilt der Philosoph die moralischen Gebrechen ohne
534 § ß'^- ^i^ Kyniker im zweiten Abschnitte der hellenistisch-römischen Periode,
Zorn (Luc. a. a. O. 6 f.). Als ein solcher Seelenarzt mahnt Demonax die Glück-
lichen an die Vergänglichkeit ihrer Güter, tröstet Trauernde, versöhnt streitende
Brüder und Ehegatten und schlichtet den Hader zerfallener politischer Ge-
meinden. Die Freundschaft hält er hoch, dehnt sie aber aus auf alle jMenschen,
und so ist ihm der kynisch-stoische Kosmopolitismus nicht fremd, obwohl er
auch dem Vaterlande das Seinige gegeben wissen will (Luc. a. a. O. 8 ff. 34. 9).
Seiner heitern, weltfrohen Weise, durch die er sich von anderen Kynikern ab-
hebt (vgl. Luc. a. a. O. 21), liegt die kynische Überlegenheit über Güter
und Übel der Welt, die Geringwertung alles Äußeren, die Erhabenheit
über Hoffnung und Furcht, die Erkenntnis der Endlichkeit von Freude und
Leid und die dadurch verbürgte L^nabhängigkeit und Freiheit zugrunde
(Luc. 3. 8. 9. 20). Die Liebe und Verehrung, die sich Demonax durch dieses
Philosophentum erwarb, waren nach Lukians Bericht gewaltig. In einem Alter
von nahezu hundert Jahren, das er ohne Krankheit und Trübsal erreichte, hatte
er nie einen Feind besessen. Hohe Beamte standen ehrfürchtig vor ihm auf,
sein Eintritt in ein Haus wurde wie die Epiphanie eines Gottes begrüßt, und
alle Welt wetteiferte, ihm Liebesdienste zu erweisen. Als ihn schließUch Alters-
schwäche überkam, gab er sich durch Aushungerung den Tod.
Man darf nun freilich nicht außer Acht lassen, daß Lukians „Demonax"
ein stark enkomiastisches Gepräge zeigt und der Verdacht nahe liegt, der Ver-
fasser habe seinen Helden, mit dem er selbst lange verkehrte (c. 1), zu einer
Idealgestalt nach seinem Sinne verklärt. Immerhin besteht kein Grund zu der
Annahme, daß das Lebensbild nicht wenigstens in den für die philosophische
Stellung des Mannes entscheidenden Grundzügen der geschichtlichen Wahr-
heit entspreche. Auch die Zusammenstellung kurzer und meist witziger Aus-
sprüche, die den größten Teil der Schrift (c. 12—62) füllt und an die Sammlung
von Apophthegmen des Diogenes bei Diog. Laert. 6, 24 ff. u. a. erinnert, wird
durch die Beziehung auf Zeitgenossen, wie Favorinus (c. 12\ Peregrinos Proteus
(c. 21), Herodes Attikos (c. 24 f. 33), einigermaßen geschützt, und es steht nichts
im Wege zu glauben, daß Demonax sich in der Gepflogenheit schlagender
Bemerkungen und witziger Antworten der kynischen Tradition anschloß.
Alles in allem vergegenwärtigt Demonax eine auch weiterhin verbreitete
Richtung des Kynismus, die sich auf die Wahrung kynischer Einfachheit in
Tracht und Lebensweise, auf die kynische Seelenheilung und die Betonung gewisser
ethischer Grundforderungen, wie der Gleichgültigkeit gegen alle vermeintlichen
Güter und Übel, beschränkte, im übrigen aber alles spezifisch Kynische, die Be-
fehdung des Herkommens in Bildung und Kultur — das :r aoay aoäxzeiv xä slg
ii]v Öiuixar wird von Lukian c. 5 vielleicht mit Anspielung auf das TTaga/aodxxsiv
x6 rÖHioua (s. oben S. 184) unserem Philosophen ausdrücklich abgesprochen — , die
übertriebene und sich zur Schau stellende Askese, die ävaidsia und das kynische
soziale Programm (s. oben S. 179. 183) fallen ließ und sich mehr oder minder
fast mit jedem dogmatischen Bekenntnis vertrug. Man fühlt sich hier an den
Kyniker Epiktets erinnert, der in seinem Bekenntnis kein anderer ist als der
Stoiker, aber um seiner Wirksamkeit als Prediger und Vorbild willen die kynische
diaycoyi] auf sich nimmt. Eine Ausnahme in der Richtung auf das jxaoayaoüxxeiv
t6 vöiuana bildet bei Demonax nur die freigeistige Opposition gegen Religion
und Kultus. In diesem Punkte hebt sich scharf von ihm ab
Peregrinos Proteus, Ein allbekanntes Ereignis ist seine Selbst-
verbrennung bei der Olympienfeier des Jahres 165 (167 nach Nissen,
Rhem. Mus. 43 [1888], 254). Die Schrift, die Lukian dieser Begebenheit
und im Zusammenhange damit dem Vorleben des Peregrinos gewidmet hat,
Dcmonax, Peregrinos Proteus. 535
ist ein haßdurchtränktes Pamphlet und als geschichtliche Quelle nur von
beschränktem Wert. Aber alles spricht dafür, daß gerade der Zug, der bei
Lukians ganzer Denkungsart seine besondere Abneigung gegen den Mann er-
klärt, für echt zu halten sei. nämlich die Neigung zum Religiös-Schwär-
merischen und Mystischen, in deren Äußerungen freilich Lukian infolge seiner
Verständnislosigkeit für jede Art von Enthusiasmus lediglich p]itelkeit und
Kuhmsucht erblickt, in dem gegebenen Falle um so mehr, als jene öffentliche
Selbstverbrennung und die Weise, wie sie vollzogen wurde, in der Tat viel
Theatralisches an sich trugen. Das Verhalten des Peregrinos selbst und seiner
Anhänger und die Art seines Fortlebens im Andenken der Zeitgenossen führen
in die Sphäre des exaltierten Glaubens und Aberglaubens, die das ' Jahrhundert
kennzeichnen. Zunächst sucht er für seinen Glaubenseifer bei den Christen
Befriedigung, unter denen er es durch sein Wirken in der Gemeinde, z. T. auch
durch schriftstellerische Leistungen, zu hohen Ehren und Würden bringt. Er
wird, vermutlich infolge eines besonders herausfordernden Verhaltens (eine allge-
meine Christen Verfolgung kommt bei der freien Bewegung der übrigen Gemeinde-
glieder [Luc. Peregr. 12 f.] nicht in Frage), ins Gefängnis geworfen, alsbald aber,
da man von ihm erwarten muß, daß er es zum Martyrium werde kommen lassen,
von dem durch philosophische Bildung zur Milde gestimmten Statthalter Syriens
wieder in Freiheit gesetzt. Schon jetzt läßt er nach Kynikerart sein Haar ver-
wildern und trägt den schmutzigen Tribon, den Ranzen und den Knotenstock.
Später zerfällt er mit den Christen und führt nun ein kynisches Wanderleben,
das schließlich auf dem selbstgewählten Scheiterhaufen endigt. Durch den
Feuertod will er dem kynischen Schutzpatron Herakles, der sich auf dem Ota
verbrannt hat, und den Brahmanen (zur kynischen Verwertung der indischen
Weisen s. oben S. 184) nacheifern und sich mit dem Äther (dem göttlichen Ele-
mente) vermischen, zugleich aber auch der Menschheit ein Vorbild der Todes-
verachtung bieten (Luc. Per. 4. 21. 23 ff. 33). Er wartet für den Akt den Mond-
aufgang ab (Luc. 36, vgl. etwa Marin. Vit. Procl. 11); vorher ist verbreitet
worden, er werde wie die Brahmanen bei Sonnenaufgang und nach Begrüßung
des Gestirns den Scheiterhaufen besteigen (Luc. 39; vgl. zur Sonnenanrufung bei
religiös-mystisch beeinflußten Philosophen Zeller III 2*, 160, 5; 171; 334, zur
Sonnen- und Mondanbetung bei Auf- und Untergang im allgemeinen Plat. Nomoi
887 e, zur relativen Wertschätzung von Sonne und Mond Erw. Pfeiffer, Stud. z.
ant. Sterngl. S. 6 f.). Mit dem bei Pythagoreern und Essenern insbesondere für
den Kultus üblichen Leinengewande (vgl. Zeller I ^ 317; III 2 * 367) angetan,
streut er Weihrauch ins Feuer, bittet nach Süden blickend die mütterlichen und
väterlichen Dämonen (vgl. Erw. Rohde, Psyche^- ^ S. 254 Anm. 2) um günstige Auf-
nahme und springt in die Flamme. Vor seinem Tode läßt die lukianische Er-
zählung, hier allerdings z. T. in einer Form, die die Erfindung anzudeuten
scheint, Peregrinos selbst und seinen kynischen Lobredner Theagenes orakeln,
daß der Verbrannte als nächtlicher Dämon umgehen werde (Luc. 27. 29). Jeden-
falls hatte Proteus nach Athenag. Suppl. pro Christ. 26 später in seiner Vater-
stadt Parion eine Bildsäule, der man die Kraft der Wahrsagung zuschrieb.
Die paränetischen Botschaften, die er vor seiner Verbrennung nach fast allen
bedeutenden Städten entsandte (Luc. 41), sprechen dafür, daß er seinen Tod
unter dem Gesichtspunkte sittlicher Anfeuerung und Heilswirkung betrachtet
wissen wollte.
Mit der Schwärmerei vereinigte sich nun bei Peregrinos ein schrofferes
Hervorkehren des kynischen Polterns und Scheltens und der Oppo-
sition gegen alles in Staat und Sitte Gegebene. In Italien schmäht er
536 § '^^- ^^^ mittlere Piatonismus.
alle Welt und vor allem den milden Kaiser Antoninus Pius (Luc. IS). In
Griechenland verspritzt er sein Gift auf die Eleer, versucht die Griechen zu
einem Aufstande gegen die Eömer anzureizen und verunglimpft in Glympia den
Wohltäter der Feststätte, Herodes Attikos (Luc. 19, Philostr. Vit. soph. S. 71,
15 K.). In seinem persönlichen Gebaren durfte neben Absonderlichkeiten der
Tracht die gröbste Probe kynischer dfuideia, die öffentliche Masturbation, nicht
fehlen (Luc. 17) — vorausgesetzt, daß Lukian hier nicht einfach ein Motiv der
Diogeneslegende (vgl. oben S. 183) auf den Gehaßten überträgt. Auf jeden Fall
bildete Peregrinos' herbe Weise einen scharfen Gegensatz gegen die weichere und
konziliantere Art des Demonax. Nach Luc. Dem. 21 wirft er diesem vor, er
gebe sich nicht als Jvyniker, und erhält zur Antwort, er selbst gebe sich nicht
n\s Menschen {ov xwäg — ovx av§oio7ri!:eig). Daß übrigens Peregrinos auch das
ernste und sittlich förderliche Element des Kynismus nicht vermissen
ließ, ergeben die Mitteilungen des Gellius (8, 3; 12, 11), der ihn in seiner bei
Athen gelegenen Hütte oft aufsuchte und viel Treffliches aus seinem Munde
hörte. Seine Angaben darüber sind leider nur knapp, sie dürfen aber dadurch
gegenüber dem ausführlichen lukianischen Pamphlet nicht an Gewicht verlieren.
Daß der Kynismus im zweiten Jahrhundert nach Chr. viele wirkliche und
angebliche Anhänger zählte, ergibt sich am besten aus der Verwendung, die
Lukian, auch abgesehen von seinen raenippischen Schriften, von Kynikern und
kynischen Motiven gemacht hat. Seinen satirischen Absichten entsprechend führt
er gerne Männer vor, die ohne jede philosophische Überzeugung den Kynismus
als Vorwand zu einem von Zucht und Sitte möglichst abstechenden, rohen und
schamlosen Gebaren benutzen. Neben diesen Zerrbildern läßt er aber im Zev<;
t/.ey/öuEvog den echten Kyniker in philosophischer Mission auftreten, indem er
die Mantik und Heimarmenelehre ad absurdum führt. Man sieht daraus, daß
der Kynismus noch immer als ein Herd der Opj^osition gegen stoische
Theologie und stoischen Fatalismus betrachtet wurde, was ja durch die
geschichtlichen Gestalten des Oinomaos und Demonax gerechtfertigt wird.
§ 70. Der mittlere Piatonismus. Nachdem Amiochos
in der vorangehenden Phase der akademischen LehrentAvicklung*
(§ 65) die Übereinstimmung der Platoniker, Peripatetiker und
Stoiker in den Grundlehren behauptet hat, bietet der an ihn
anschließende mittlere Platonismu.^ im ganzen das Bild eines
Aveitgreifenden Eklektizismus, von dem nur die Lehre Epikurs
ausgeschlossen ist. Unter den fremden Schulen wirken in
erster Linie die peripatetische und neupythagoreische ein. Aber
auch stoische Philosopheme fehlen nicht, ebensowenig die in
der mittleren und neueren Akademie gepflegte und in der
wiedererstehenden iDyrroniseh-skeptischen Schule weitergebildete
Skepsis. Vom Peripatos übernimmt der Piatonismus vor allem
die dort sorgsam ausgebaute Logik, von der neupythagoreischen
Schule die Spannung des Gegensatzes zwischen Gott
und Welt und in Verbindung damit die verstärkte Bedeutung-^
der zwischen Gott und Welt stehenden Mittelwesen
5J 70. Der mittlere Piatonismus. 53T
(Dämonen), den (xlaiiben an Offenbarungen und die religiöse
Mystik überhaupt, endlieh die Betonung des Mathematischen.
In der vertieften Religiosität befindet sich die platonische Schule
auch mit der allgemeinen Zeitrichtung im Einklang. Ihr ent-
sprechend wird der Philosophie auf Grund von Plat. Theait.
176b die möghehste Verähnlichung mit Gott (oftoltooig ü^eqt
■/MTcc To övvavöv) zum „Telos" gesetzt. Auch in der den
Schriften des Schulgründers gewidmeten exegetischen
und sonstigen gelehrten Arbeit folgt der mittlere Plato-
nismus einer in den Philosophenschulen herrschenden Zeit-
strömung. Der eklektischen Lehrmischung treten orthodoxe
Bestrebungen gegenüber, die den Unterschied der platonischen
von der peripatetischen und stoischen Philosophie betonen.
Eklektizismus, Mystik, gelehrte Arbeit und Orthodoxie mischen
sich bei den einzelnen Vertretern der Schule üi sehr verschiedener
Weise, so daß von einem einheitlichen System des mittleren
Piatonismus nicht die Rede sein kann. Erst dem aus ihm her-
vorgewachsenen Neuplatonismus gelang es, die überkommenen
Elemente innerlich umzugestalten und zu einem — trotz vielfacher
Variationen — wohlgefügten Ganzen zu verarbeiten.
Unter den Angehörigen der Schule in dieser Epoche sind
besonders bemerkenswert: der stoisierende Doxograph Eudoros
(in der zAveiten Hälfte des ersten Jahrh. v. Chr.). der Astrologe
Thrasyllos (unter Tiberius), oft genannt wegen der durch
ihn verbreiteten tetralogischen Einteilung der platonischen
Schriften, der vielseitige, namentlich als Theologe und
Ethiker wichtige Plutarchos von Chaironeia (etwa 45
bis 125 nach Chr.), der Mathematiker Theon von Smyrna,
der auf sj^stematische Ableitung der Philosophie aus der
Forderung der Gottverähnlichung bedachte Gaios mit seinem
Schüler Albinos und dem gleichfalls seinem Kreise zu-
gehörigen Apuleius, die Bekämpfer des Eklektizismus
Kalvisios Tauros und Attikos, der Skeptiker Favo-
rinus, der Christengegner Celsus, der philosophierende Rhetor
Max im OS von Tyros (die letztgenannten alle im zweiten
Jahrhundert nach Chr.). Von weiteren Piatonikern dieser Zeit
seien Hierax und der anonyme Verfasser eines Theaitet-
kommentars (Papyr. 9782) genannt. Beide bieten Beispiele
für die Vermischung von Eklektizismus und Bekämpfung-
fremder Schulen. Der Theaitetkommentator ist zudem wertvoll
für die Wiedergewinnung der Lehre des Gaios, in dessen Sphäre
er g-ehört.
q38 § '0. Der mittlere Platonisnnis.
Die antiken Nachrichten über Leben, Schriften und Lehren
sind für die meisten dieser Männer spärlich und bei verschiedenen Autoren ver-
streut. Nur für Plutarch und Apuleius besitzen -wir in ihren eigenen Schriften
reichere und einheitlichere Quellen. Hinsichtlich des philosophischen Standpunktes
ist auch der Nachlaß des Albinos und des Maximos von Tvros ergiebig. Die
Stellen im einzelnen bei Zeller III 1*, S. 633 ff. 831 ff.; III 2\ S. 176 ff. (Plutarch;
zu diesem s. auch Dittenberger, Syll. II ^ No. 829. 843 ff.j, 219 ff. (Maximos von
Tvros). 225 ff. (Apuleius), 228 ff. Für Eudoros und Derkylides s. ferner Suse-
niihl. Gesch. d. griech. Lit. in der Alexandr. II, S. 292 ff. Der sog. Lamprias-
katalog plutarchischer Schriften (Plut. Moral, ed. Bernardakis VII S. 473 ff.), an-
geblich von dem Sohne Plutarchs verfaßt, ist ein wahrscheinlich erst in byzantini-
scher Zeit (vgl. jedoch auch Konr. Ziegler, Rhein. Mus. 63 [1908], 240) angefertigter
Auszug aus einem Bibliothekskatalog und enthält den Bestand der betreffenden
Bibliothek an echten und unechten unter Plutarchs Namen gehenden Schriften
(vgl. Diels, Dox. S. 27). — Mehrere Platoniker dieser Epoche in delphischeu In-
schriften aus d. .T. 163 und der vorangehenden Zeit bei Dittenberger. Sylloge
II 3 No. S68 (der hier [Inschrift B] vorkommende Neikostratos ist -wohl identisch
mit dem von Simplikios im Kategorienkommentar mehrfach [S. 30, 16 in Ver-
bindung mit Attikos] Genannten, in welchem Zeller [III l-», S. 716, Anm.] einen
Stoiker sieht). F. 'lovy.iog ZaßTvog JI/.uTconxog (f ü.öoocpog : Inscr. Graec III 1
No. 772 b S. 503 (um 150 n. Chr.). ApoUonios Syros s. u. S. 540.
Antike Bildnisse: Plutarfli: J. J. Bernoulli, Griech. Ikonogr. II 203 ff .
Dittenberger, Syll. 11^ No. 843. Basen von Porträtstatuen ebenfalls platonisch
philosophierender Nachkommen des Plutarch: Inscr. Graec. VII No. 3424. Ditten-
berger. Syll. II* No. 844 f. Theon von Smijrnxr. Büste bei J. J. Bernoulli, Griech.
Ikonogr. 'II 202 f.. Taf. XXIX. Apuleius' (unsicher) : .1. J. Bernoulli, Rom. Iko-
nogr. I 286. Herodes Attikos: J. J. Bernoulli, Griech. Ikonogr. II 207 ff.
Erhaltenes. Ausgaben. Fragmentsammlungen und Einzel-
fragmente:
Außer Schriften von Plutarch, Theon von Smyrna, Albinos. Apuleius und
^laximos von Tyros ist die hierher gehörige Literatur nur bruchstückweise er-
halten. Unzulängliche Fragraentsammlung bei Mullach, Fragm. philos. Graec.
III. Eine neue Fragmentsammlung ])lant K. I'raechter. Für die hier nicht be-
sonders aufgeführten Philosophen bietet die S. 194'^ ff. verzeichnete Literatur
auch die Fundorte ihrer Fragmente.
Dfrktjlides. Fragmente bei Theon Smvrn. S. 198, 9 ff. H.. Proklos z.
Politeia II S. 24, 6 ff. 25, 14 ff. Kr., Simpl. z. Phvs. S. 247, 31 ff. 256. .34 ff. D.
Vgl. auch Alb. introd. 4 S. 149. 13 H.
Eudoros. Abschnitt aus der AmIofgi; tov y.uTu ff i/.oao(f lar /.öyoi' bei Stob.,
Ecl. II S. 42, 11 — 45, 6 Wachsm. Die "Fundstellen weiterer Fragmente s. bei
Diels und Martini (unten S. 195*).
Thrasyllos. Fragm. bist. Gr. ed. Müller III 501 ff. Theo Smyrn. ed.
Hiller, s. dort d. Register unter Thrasyllus. Diels Vorsokr., s. d. Stellenregister
u. d. W. Diog. Laert. 3, 56 ff. mit den Parallelen in der Baseler Ausg. v. Diog.
Laert. Vita Plat. (s. oben S. 17).
Plutarchs Moralia u. a. hrsg. von Xylander, Venet. 1560 ff., in der
Didotschen Sammlung von Dübner. Paris 184lJ als Bd. III u. IV der Werke,
und gesondert von Wyttenbach, 15 voll., Oxonii 1^95—1830, Lips. 1796—1834.
Neuerdings von Rud. Hercher, vol. I, Leipz. 1872, von G. N. Bernardakis, 7 Bde.,
Leipz. 1888—1896. PI. über d. Seelenschöpfung im Timäus, hrsg. von Berth.
Müller. Breslau 1873. Pr. PI. Pvthici dialogi tres, rec. Guil. R. Paton. Berl.
1893. Pl.s Werke, auf Grund der" Kaltwasserschen Verdeutschung übers, u. mit
Einl. u. Anm. vers. v. Jak. Mähly. Berl. Stuttg. 1888. 1889 (enthält nur einige
Schriften aus den :\Ioralia). PL .Allerlei Weltweisheit. Vermischte Schriften,
o. Bd.. nach d. Kaltwasserschen Übers, neu hrsg.. München 1911 (= Klassiker
d. Altert. I 13). Pl.s ausgewählte moralische Abhandlungen, übers, von Otto
Güthling. Leipz. 1892/1894. Essay on the study and use of poetry by Plutarch
.and Basil the Great, translat. from the Greek with an introd. by Fr. Morg.
Padelford, New York 1902 (Yale stud. in Engl.. Alb. S. Cook, Edit., vol. 15i.
PI. on the face in the moon. transl. bv A. O. Prickard, Winchester 1911. Hollän-
§ 70. Der mittlere Platonisnuis. 539
■dischc Übersetzungen der ]\IoraIia und einzelner Teile derselben : M. Boas, Neder-
landsche vertalingen der Moralia van PI., in : Hat Boek. 2. reeks van het Tijd-
schrift voor boek- en bibliotheekwezen 5 (1916), 1 ff. 85 ff., 229 ff. (Für ältere
Gesamtausgaben, Kommentare, Indices usw. s. die Bibliographien und Werke
iibgr Geschichte der griechischen Literatur.) PsPKdepirjra'phiscIies. J. Gilde-
meister und F. Bücheier, Fs.-Plutarchos .t. aoy.iioeoK, Rhein. Mus. 27 (1872j. 520
bis 538. (Diese Schrift findet sich in einem Manuskr. des 8. oder 9. Jahrh. mit
anderen ins Syrische übers, griech. Schriften. Von Plut. rührt sie nicht her,
sondern von einem oberflächlichen Sophisten entweder als Autor oder wenigstens
als Bearbeiter, doch aus nicht viel späterer Zeit als der des Plutarch.) Die
Placita bei Diels, Doxogr. Gr. S. 267 — 444. Fragment der Stromateis ebenda
S. 577 — 583. Für andere pseudepigraphische Stücke s. die Gesamtausgaben des
Plutarch.
l'licon ron Smyrna. Altere Ausgaben der mathem. Schrift von Bullialdus,
Paris 1644, J. J. de Gelder, Lugd. Batav. 1827. Liber de astron., ed. Th. H.
Martin, Paris 1849. Theonis Smyrnaei philosophi Platonici expositio rerum
raathematicarura ad legendum Platonem utilium, rec. E. Hiller, Lips. 1878. Th.
•d. Sm. philos. piaton., exposit. d. connaissances mathem. util. p. 1. lecture de
Piaton, trad. pour la prem. fois du grec en franc. avec le texte en regard par
J. Dupuis, Paris 1892.
Albinos. Den Prolog (Eloayoyi] stg rijv xov Illäxiovog ßißlov 'A'/.ßlvov
^o6/.oyog\ der Titel variiert in den Hss. ; s. Diels, Berliner Klassikertexte H. 2.
S. XXVII, Praechter, Hermes 51 [1916J, 514, 4) haben u. a. Schneider, Vratisl.
1852, Ind. lect., und K. F. Hermann im 6. Bande seiner Ausgabe der Schriften
Piatons S. 147 — 151 herausgegeben, den Aiduay.a/.iy.ög rwr Il/.ätoyvog doyKarcov,
gewöhnlich Eioayojyij elg iljr (fdooocpiav IIXaTcorog genannt, nach den besten Hss.
"E-TiToidj Tojy nXäron'og doyiLtdrcov. welcher infolge verderbter Lesart als Werk
eines Alkinoos überliefert ist, Orelli in : Alexandri Aphrodisiensis de fato etc.,
Turici 1824, und K. F. Hermann im 6. Bande der Werke Piatons S. 152—189.
Der Text des Prologs mit kritischem Apparat bei Freudenthal, Hellenist. Studien,
Heft 3, wo S...241 auch die früheren Ausgaben aufgeführt sind. Der Prolog
nach anderer Überlieferung bei J. B. Sturm, Biographisches über Plato aus dem
Cod. Vat. gr. 1898 und die Isagoge d. Albinus auf Grund derselben H.s. herausg.,
Kaiserslautern 1901, Pr.
Apulci US. Seine sämtlichen Werke sind herausgegeben von Fr. Oudendorp
Lugd. Bat. 1786-1823, dann von G. F. Hildebrand, Lpz. 1842, ed. minor 1843. Apulei
jMadaurensis opuscula quae sunt de philosophia, rec. A. Goldbacher, Wien 1876.
Ap. .Tfoi egu)]rFiag hrsg. von A. Goldbacher, Wien. Stud. 7 (1885), 259 ff., und
von Ph. Meiss, Lön-ach 1886, Pr. L. Apulei Madaur. scripta quae sunt de philo-
sophia, rec. Paul. Thomas, Lips. 1908 (enthält auch .tsoI FQ/n>]reiag). Weitere
Ausgaben bei Goldbaeher und Thomas. Ausgaben der die Philosophie nicht
unmittelbar berührenden Schriften bei Teuffel-Kroll-Skutsch, Gesch. d. röm.
Liter. III S. 107 ff.
Faroriniis (Phahorinos). Fragmente bei Müller, Fragm. hist. Gr. III
577—585, und Marres, s. unten S. 199*. Ein Kogirdianög des F. steht als Nr. 37
unter den Reden des Dion Chrysostomos. Wahrscheinlich gehört ihm auch die
unter Dions Werken stehende zweite Rede TIeoI iv/ijg (Nr. 64); s. die Ausgaben
des Dion Chrvs. in § 69. Neues Fragment des Favor. bei Reitzenstein, Hermes
35 (1900), 608.
Her od es Attikos. Die Ausgaben seiner philosophisch belanglosen Dekla-
mation 77fot TiohxEing s. bei Christ-Schmid, Gesch. cf. griech. Lit. 11^ S. 536
Anm. 5 und Münscher, Pauly-Wissowa-Kroll Artikel Herodes No. 13 S. 952. Rede
für die Metriopathie gegen die stoische Apathie bei Gellius 19, 12, s. die Gellius-
ausgaben.
K igrinos. Das Referat Lukians (im ,,Nigrinos") über mündliche ethische
Ausführungen dieses Platonikers darf in den leitenden Gedanken als geschicht-
lich treu angesehen werden (s. auch § 77 unter Lukian).
Celsus (Kelsosj. C. R. Jachmann, De Celso philosopho disputatur et
fragm enta libri quem contra Christianos edidit colliguntur, Königsb. 1836, Pr.
Theod. Keim, Celsus' Wahres Wort, älteste Streitschrift antik. Weltansch. gegen
540 § "0- ^^^ mittlere Piatonismus.
d. Christentum v. J. 178 n. Chr., wiederhergestellt, aus dem Griechischen übers.^
unters, u. erläutert, mit Lucian u. Minuc. Felix verglichen, Zürich 1873. Ori-
genes' Schrift gegen Celsus. die Quelle unserer Fragmente, ist iu der Kirchen-
väter-Sammlung der Berliner Akademie von P. Koetschau herausgegeben (Origenes'
Werke I II, Leipzig 1899).
Maxt/ni Tyrii Dissertatioues ex rec. lo. Davisii, ed. II, cui aceesseruut
Marklandii adnotationes, cur. lo. lac. Eeiske, 2 voll., Lipsiae 1774; ed. Dübner
(in Theophrasti Characteres etc.), Paris 1840. Max. Tyr. Philosophumeua ed.
H. Hobein, Lips. 1910; hier S. III ff. die früheren Ausgaben und Übersetzungen.
Hierax. Fragmente in Stob. Floril., s. d. Indices der Ausgaben \\. Praechter
unten S. 200'.
lunkos. Fragmente in Stob. Floril.. s. d. Indices der Ausgaben, Faltin
und Fr. Wilhelm unten S. 200*.
Anonymer Komvieniar ^ i< Piaions Theaetet (Papyrus 9782) nebst
drei Bruchstücken philosoph. Inhalts (Pap. N. S. 9766. 9569), unter Mitw. von
J. L. Heiberg bearbeitet von H. Diels und W. Schubart. Berlin 1905 (Berliner
Klassikertexte, Heft 2).
Papyrus Berol inensis X. 8. Im Anhang der Ausgabe des anonymen
Kommentars zu Piatons Theaetet (s. oben) S. 52 f.
Die Quelle des Diogenes La'vrtios für die jjI aionische Lehre.
S. die Ausgaben des Diogenes Laertios oben S. 17 und dazu die Literatur
unten S. 201*.
ApoJlnnios Syros. Auf diesen Platouiker aus hadrianischer Zeit (Spart.
Vit. Hadr. c. 2) führt C. Haeberlin. Rhein. Mus. 62 (19(}7), 154 den von J. Bidez,
Rev. de philol. 30 (1906), 161—172 veröffentlichten Papyrustext (Pap. 275 des
Brit. Mus.) zurück (sehr zweifelhaft).
Eklektischer Plaioniker bei Ps.- PI uia rch de fato, Chalcidius^
Xemesios. S. die Ausgaben dieser Schriftsteller (Plutarch oben S. 538 f. ^
Chalcidius § 85. Xemesios § 84) und A. Gercke. Rhein. Mus. 41 ',1886), 269 ff.
Der mittlere Piatonismus zeigt eine ungemein mannigfaltige Verknüpfung
von Lehren fremder Schulen mit altakademischem Lehrgute und befindet sich
damit in einem auffälligen Gegensatz zu der verhältnismäßig konservativen
Tradition innerhalb des Peripatos (s. § 71). Das erklärt sich zunächst aus der
in den beiden Schulen verschiedenen Art und Grundlage der Lehrüberlieterung.
Von Aristoteles besaß man und besitzen wir noch eine große Anzahl systematisch
jingelegter Schulvorträge, die in ihrer Zusammenfassung als Lehrschriften für
die Fortpflanzung seiner Philosophie im Peripatos einen sicheren Grund boten.
Analoge Lehrschriften liegen von Piaton nicht vor, und auch die Spuren, die
auf das Vorhandensein einzelner nachgeschriebener Vorlesungen im Altertum
führen, sind nur spärlich (s. oben S. 2(J9 f.). Bezeichnend ist, da.6 die Kommen-
tiertätigkeit bei Aristoteles die Lehrschriften, bei Piaton die Dialoge zum
Gegenstande hat.'i Man war also für die Fortpflanzung der platonischen Lehre
teils auf diese letzteren, teils auf eine schriftlich nicht fundierte, rein mündliche
Weitergabe angewiesen. Die Dialoge lieferten in ihrer nicht systematischen
Form, ihrer mehrfachen Vieldeutigkeit und ihren die eigene Entwicklung Piatons
spiegelnden Widersprüchen für die Lehrtradition nur einen schwankenden
Boden*), und die mündliche Überlieferung ohne den Halt authentischer Lehr-
') Hinsichtlich der verschiedenen Stellung von Lehrschriften imd Dialogen
zu Schule und Literatur sei an das oben S. 372 ff. Ausgeführte erinnert.
ä| Wie weit die Wege der Interpretation platonischer Dialoge und aristote-
lischer Lehrschriften auseinandergehen, zeigen die Piaton- und Aristoteles-
kommentare der Xeuplatoniker.
§ 70. Der mittlere Platonismus. 541
darstellungen des Kleisters entbehrte vollends der Widerstandskraft gegen das
Eindringen abweichender Lehrnieinungen selbst in zentralen Punkten. Unter
•diesen Umständen begreift man die schon recht weitgehende Heterodoxie der
alten Akademie, und es wird verständlich, wie es möglich war, daß die mittlere
und neuere Akademie zum Skeptizismus abschwenken und bei der Rückkehr
zum Dogmatismus Antiochos von Askalon seinen Satz von der wesentlichen
Einigkeit der Hauptsysteme aufstellen konnte. In unserer Epoche tragen neu
■einsetzende oder doch sich verstärkende Faktoren, die gelehrte Arbeit an den
Werken Platons, die religiöse Stimmung, die auch den Mythen fremder Völker
Eingang in die griechische Anschauungswelt gewährt, vor allem aber der mächtig
«inwirkende Neupythagoreismus weitere Farben in das bunte Bild.
Bei diesem Eklektizismus kommt aber noch ein zweites, besonders für
•die Aufnahme peripatetischer Lehre wichtiges Moment in Betracht. Der Peri-
patos hatte positive Errungenschaften aufzuweisen, die über Piaton hinausführten.
Dahin gehört vor allem das System der Logik. Es war für den Schulbetrieb
der Akademie unmöglich das zu ignorieren. Die Übernahme eines logischen
Unterbaus von Aristoteles in den systematisierten Platonismus war selbstver-
ständlich. Was von der aristotelischen Logik gilt, das gilt aber auch weiterhin
von den Fortschritten einer verfeinerten begrifflichen Analyse, von der Hervor-
hebung und Ausnützung neuer Gesichtspunkte, wie sie Peripatos, Stoa und
Skepsis gezeitigt hatten. Neue Probleme waren aufgetaucht, alte Probleme von
neuen Standpunkten aus behandelt worden. Die Fragen nach Wesen und
,,Telos" der Philosophie, die Lehren von Schicksal, Gütern, Affekten usw. waren
in der nacharistotelischen Philosophie Gegenstand lebhaftester und vertiefender
Diskussion. Wollte die Akademie nicht rückständig werden, so konnte sie gar
nicht anders als hier das in fremden Schulen Geleistete berücksichtigen und
gegebenen Falles sich zunutze machen. Insoweit ist die übliche Zurück-
führung des Eklektizismus auf ein Schwinden des Interesses für Reinheit und
Konsequenz der Systeme und auf einen Mangel an Avissenschaftlichem Sinn nur
mit großer Einschränkung gutzuheißen.
Es ist nun freilich schwer, die notwendige Übernahme fremder Theorie und
ihre innerliche Eingliederung in das System von der Tendenz alles zu kombi-
nieren und kein Bröckchen irgendwo vorhandener Lehrtradition umkommen zu
lassen, durchgängig zu scheiden. Aber an einzelnen Fällen läßt sich der Unter-
schied klar machen. Wenn beispielsweise Albinos eine dialexrixi} dsogla mit der
Lehre vom Kriterium, Definitionslehre, Analytik, Syllogistik usw. sich aneignet
(Alb. Didask. S. 154, 6 ff. H.), so läßt sich dabei lediglich bemängeln, daß er
nicht ausdrücklich die Herkunft dieser Theorien feststellt und keine Grenze
zieht zwischen der praktischen Ausführung gewisser logischer Oj^erationen bei
Piaton und der erst durch Aristoteles ausgebildeten Theorie von diesen Operationen
(a. a. O. S. 157, 9 ff. 158, 14 ff.); und in der Ethik war die aristotelische Lehre
vom Mesotescharakter der ethischen Tugenden so sehr im Geiste der platonisch-
altakademischen Metriopathie und eröffnete doch zugleich einen ergiebigen neuen
Ausblick, daß auch hier nichts dagegen einzuwenden ist, wenn Albinos (a. a. O.
S. 184, 13 ff.) diese Lehre annimmt. Wenn er hingegen (a. a. O. S. 166, 2 ff.)
in vX)-) und eIöoq die Bestandteile des Körperlichen erkennt, das sldog aber wieder
die idsai abbilden und an ihnen teilhaben läßt (vgl. zum Nebeneinander von
Idiai und eIöi] auch a. a. O. S. 155, 34 f.), so ist das eine Zusammenklitterung
zweier denselben Grundgedanken verschieden ausgestaltender Theoreme des
Piaton und des Aristoteles, die wissenschaftlich keine Frucht bringt, und Ana-
042 § '^- I^cr mittlere Piatonismus.
loges gilt, wenn er (a. a. O. S. 173, 5 ff.) das stoische tjyeuovty.ör neben dem
l)latonischen /.oyiony.öv ins menschliche Haupt verlegt.
Daß es im mittleren Piatonismus nicht an Bestrebungen fehlte, die Lehren
verschiedener Herkunft in ein System zu bringen, für das die zu erstrebende
.-Toog TOP deov ouoicoai; eine Spitze bot, wird sich unten bei Besprechung des
Gaios und seiner Schule zeigen. Ein einheitlicheres Lehrgebäude aber hat die
gesamte Schule erst im Xeuplatonismus errichtet, der die überlieferte Dogmatik
einem neuen metaphysischen Prinzip unterwarf, unter dessen Wirkung er die
Philosopheme umschmolz und zusammenschweißte.
Mit dem Eklektizismus kreuzen sich nun orthodoxe Tendenzen und
Bekämpfung von Grundanschauuiigen und Einzeltheorien der Nachbarschulen,
Darin lag eine natürliche Reaktion gegen die überhandnehmende Lehrmischung.
Sie ging Hand in Hand mit einem eifrigeren Studium und einer vermehrten
Kommentierung platonischer Dialoge. Diese boten zwar, wie bemerkt, im Ver-
gleich mit den aristotelischen Lehrschriften für die Reinhaltung der Lehre ihres-
Verfassers keine sichere Norm. Aber die intensivere Beschäftigung mit ihnen
führte doch zu einer Erhöhung der Autorität Piatons und seiner unmittelbaren
Äußerungen und hatte zur Folge, daß man sich auf die Unterschiede platonischer
und nichtplatonischer Doktrin besann. Zeugnisse dafür geben die Streitschriften
des Plutarch, des Tauros und des Attikos gegen Stoiker und Peripatetiker.
Schon der schulmäßige Lehrbetrieb wirkte in diesem Sinne. Antiochos" Gleich-
setzung der Hauptsysterae war in dem eben eröffneten Kampfe gegen den
Skeptizismus begründet, der sich auf den Widerstreit der philosophischen Theorien
berief. Auf die Dauer konnte die Schule, obwohl sie im ganzen in der eklek-
tischen Richtung des Antiochos weiterging, doch nicht dabei bleiben, daß man
im akademischen Hörsaal das Gleiche vernehme wie in dem der Peripatetiker
und Stoiker. Der Schulpatriotismus drängte, Grenzen des Eigeng-utes zu mar-
kieren itnd es den Nachbarschulen gegenüber durch Angriff und Verteidigung
zu wahren. Dabei mischen sich Eklektizismus und Orthodoxie in verschieden-
artigster Weise. Man stellt Lehren einer fremden Schule bald die einer andern,
die man sich aneignet, bald eigene entgegen. Gegenseitige Annäherung und
Abstoßung, Beeinflussung und Befehdung der Systeme verschlingen sich je nach
der Art der einzelnen Schulvertreter aufs mannigfachste. Die platonische Schule
bietet in diesem Stadium das eigentliche Büd einer Übergangs- oder Vor-
bereitungsperiode. Sie trägt Steine aus den verschiedensten Brüchen zusammen
und schichtet sie bald in dieser bald in jener Weise. Die Steine zu behauen
und zu einem kunstvollen Bau zusammenzufügen bleibt dem Xeuplatonismus
vorbehalten.
Unter den Philosophen des mittleren Piatonismus verfaßte
Derki/lides ein mindestens elf Bücher umfassendes Werk über die
platonische Philosophie (Simpl. z. Phys. S. 247, 31 f. D.). Seine Lebens-
zeit ist nicht genau festzustellen ; doch kann er, wenn die tetralogische Einteilung
des platonischen Schriftencorpus, der er folgt, mit Usener (Kl. Sehr. III 161)
auf den Grammatiker Tyrannion von Amisos zurückzuführen ist, nicht vor der
Mitte des letzten vorchristlichen Jahrhunderts gelebt haben. Andererseits scheint
er in dieser Einteilung Vorgänger des Thrasyllos gewesen zu sein (Albin. Eisag.
4 S. 149, 13 H.). Wie er sich in den Hauptproblemen zur Lehre Piatons ver-
hielt, ist nicht auszumachen. Erhaltene Fragmente, die wohl aus dem großen
Werke stammen, betreffen mathematisch-astronomische Sonderfragen.
Nach Simpl. z. Physik S. 256, 31 ff. ließe sich vermuten, daß er Piatons Lehre
ebenso wie vielleicht Eudoros monistisch auffaßte und sich dafür auf Platons
Derkylides, Eudoros. 543
Schüler Hcrniodoros berief, der der Materie den Charakter einer uo-/)] absprach
(vgl. auch Theon Smyrn. S. 199, 17 f. Hill.). Jedenfalls ist der Verlust eines
Werkes zu bedauern, dessen Verfasser eine so alte Quelle Avie Hermodoros be-
nutzen konnte. — Besser als über Derkylides sind wir über
Eiidoros aus Alexandreia (um 25 v. Chr.) unterrichtet. Er kommen-
tierte vielleicht den platonischen Tiraaios (Plut. d. an. proer. in Tim. 3, 2; ](3,
1. 8) und die aristotelische Metaphysik (Alex. z. Metaph. S. 59, 7 Hayd.), sicher
die aristotelischen Kategorien (Simpl. z. d. Kateg., s. Kalbfleischs Index nomin.
s. V. Evdcogog) und verfaßte eine Schrift über die Einteilung der Philo-
sophie {Siaigeatg tov xaxa (fi).ooo(fiav köycv), in der er (wie es auch von Aötios
|Ps.-Plut. de plac, Stob. Ecl.J geschah) für die einzelnen Hauptfragen die An-
sichten der verschiedenen Philosophen zusammenstellte {ßißUov . . . ir m Ttäoav
fTte'^shy/.i^ds :i ooßÄ>j/iiuT iy.(ijg r?jv ijiiori'jii)]v, Stob. Ecl. II S. 42, 8 ff.), alsO'
doxographisch (vgl. oben S. 29) verfuhr. Er teilte die Philosophie zunächst in
die üblichen drei Teile, die er in der Reihenfolge: Ethik, Physik, Logik be-
handelte. In iier Ethik sonderte er wieder einen theoretischen, hormetischen
und praktischen Teil. Der erste hat es mit der Wertprüfung des zu wählenden
Dinges zu tun, der zweite mit dem durch den Wert erregten Triebe, der dritte
mit dem diesem Triebe entsprechenden Handeln (rö juev jieqI zijr ^ecoQiav t/)c
y.aß' ey.aaxov d^cag, zo de ttsqI zi]v o'ofit'jv, z6 de ttsqI zrjv ngä^iv y.z).. Stob.
a. a. O. S. 42, 13 ff.). Alle diese Teile zerfallen wieder in Unterabteilungen.
Eine Vergleichung mit Sen. Epist. 89, 14 f. zeigt, daß diese Einteilung auf einer
stoischen Quelle beruht. Ein Kapitel der eudorischen Doxographie trägt den
Titel ntol zeXovg (Stob. a. a. O. S. 45, 11 ff.). „Telos" als Ausdruck für das
letzte Ziel sittlichen Handelns hatte in der Stoa schon längst die Bedeutung
eines Terminus und die Telosfrage den Rang eines philosophischen Hauptproblems
erlangt (vgl. o. S. 450 f.). Die doxographische Anlage verlangte, daß auch für die
platonische Philosophie ein Telos bestimmt werde. Eudoros — vielleicht
nach dem Beispiel eines Vorgängers — wählte dazu die Stelle Plat. Theait.
176b: o^oloioi? ßeoj y.azä x6 dvvaröv (Stob. a. a. O. S. 49, 8 ff.) und gab
damit eine platonische Telosformel, die dem religiösen Sinne der Zeit entsprach
und dauernd in Geltung blieb (vgl. oben S. 6). In dieser Telosbestimmung
sollten nach Eudoros Sokrates und Pythagoras mit Piaton übereinstimmen (Stob.
a. a. O.). Daß sich Eudoros auch weiterhin mit den Pythagoreern befaßte, geht
aus dem von Simplikios z. Physik S. 181, 10 ff. Diels mitgeteilten Bruchstück
hervor, in welchem er ihre Lehre in platonisierend-neupythagoreischer Weise
deutet. Und zwar läßt er sie ein doppeltes ev unterscheiden. Das eine, das zu-
gleich die oberste Gottheit ist, bildet den letzten Grund alles Seienden. Aus
ihm gehen ein zweites e'v, das auch /-tovdg genannt wird, und die dÖQtazog dvdg
(vgl. Piaton, oben S. 342) hervor. Die beiden Glieder dieses Gegensatzes erhalten
weitere Bezeichnungen, die sich z. T. mit solchen der pythagoreischen Tafel der
Gegensätze (s. oben S. 81) decken, z. T. aber aus platonischen Lehren hergeleitet
sind: das e'v heißt zugleich zezay^evov (vgl. Plat. Tim. 30a, 69 b), ojoiofisrov,
yvcoozöv (vgl. den Gegensatz der erkennbaren intelhgiblen und der mit der
dö^a zu erfassenden sinnlichen Welt in Piatons Politeia, oben S. 288), äggsv,
jiEQiTTÖv, Se^iöv, (pwg, sein Gegenteil dzaxxov, dögiazov, äyvoiozov, &fjXv, dgcarsgöv,
ägziov, axozog (Simpl. a. a. O. S. 181, 25.ff.). Daß Eudoros diese Subsumption des
Dualismus unter eine monistische Spitze auch auf Piaton übertragen und Ideen
und Materie einem obersten Einen untergeordnet habe, ist nach der bei ihm und
den meisten anderen Piatonikern seiner Zeit herrschenden Verschmelzung von
Piatonismus und Neupythagoreismus an sich wahrscheinlich, die dafür an zu-
.544 § ~Ö- ^^^' mittlere Platoiüsraus.
führende Stelle Alex. z. Metaph. S. 59, 1 ff. Hayd. leidet aber an Schwierig-
keiten, die einer sicheren Entscheidung im Wege stehen.
Fassen wir zusammen, so erscheint Eudoros als Eklektiker, der platonische,
stoische und neupythagoreische Lehren vermischte und — dafür spricht seine
Erklärung der Kategorien — zugleich erkannte, daß die platonische Schule an
der von Aristoteles ausgebildeten Logik nicht vorübergehen dürfe. Einen plato-
nisch-neupythagoreischen Eklektizismus treffen Mir auch bei
Thrast/llos, der sich nach der Beschäftigung mit vielerlei Wissenschaft
schließlich der platonischen Schule anschloß (Schol. z. Juvenal 2, 6, 576), zu-
gleich aber durch seine Tätigkeit als Hofastrologe des Kaisers Tiberius (Schol. z.
Juv. a. a. O., Tac. Ann. 6, 20 f. u. a.) an die neupythagoreische Mystik erinnert.
Daß er Erörterungen über Mathematisches im weiteren Sinne (einschließlich der
Musiktheorie und Astronomie) hinterlassen hat, bezeugen Fragmente bei Theon
von Smyrna. Unter denen, die die pythagoreischen und platonischen Prinzipien-
lehren erörterten, nennt ihn ausdrücklich Porphyr. Vit. Plot. 20. Am be-
kanntesten ist er dadurch, daß sich die tetralogische Gruppierung der
platonischen Gespräche, die freilich nicht seine Erfindung ist, an seinen
Namen heftete (vgl. oben S. 236). Eine nach dem gleichen Prinzip angelegte
•Ordnung der Schriften des Demokritos ging ebenfalls unter seinem Namen
(vgl. oben S". 119). — Das vollständigste und farbenreichste Bild eines Platonikers
dieser Epoche erhalten wir von
Plutarchos von Chaironeia, für dessen Persönlichkeit und philoso-
phischen Standpunkt uns in seinen Werken ein umfangreiches Material zur Ver-
fügung steht. Er wurde um 45 nach Chr. als Sprößling einer von alters her
angesehenen Familie seines Heimatstädtchens geboren. Seine wissenschaftliche
Ausbildung erhielt er in Athen, wo er zur Zeit von Neros Besuch in Griechen-
land, 66 nach Chr., Schüler des Platonikers Amraonios war. Diesem
Lehrer, der der Mathematik für die Beschäftigung mit der Philosophie großen
Wert beilegte (de Ei ap. Delph. 17), verdankte er wohl auch die Anregung zu
seinen mathematischen Studien. Daß er sich in jungen Jahren auch mit
Rhetorik abgab, läßt sich aus der Haltung einiger seiner Schriften schließen.
Erweitert wurde seine Bildung durch Reisen inner- und außerhalb Griechen-
lands. Nach Rom kam er wiederholt, zunächst in diplomatischer Mission im
Auftrage seiner Vaterstadt. Die dort angeknüpften Freundschaftsverhältnisse
mit hochstehenden Römern waren für sein weiteres Leben und seine Schrift-
stellerei von Bedeutung. Nach Suid. s. v. IIlovTaoyog verlieh ihm Kaiser Trajan
die Konsulwürde und wies die Beamten der lUyris (gemeint ist die später in
den Reichsteil Illyricum aufgegangene Provinz Achaja) an, nichts ohne seine
Zustimmung zu unternehmen, eine Angabe, die mit der Einschränkung richtig
sein mag, daß ihm in irgendwelcher Form ein Einfluß auf die Provinzial-
verwaltung gegeben wurde. Eine Stütze bietet die Nachricht der Chronik
des Eusebios (S. 164 Seh.), daß Plutarch (unter Hadrian) zum Statthalter
von Griechenland bestellt worden sei (vgl. dazu Dittenberger, Syll. IP
No. 829 mit Anm. 1). Trotz seiner römischen Beziehungen und einer leb-
haften Bewunderung der geschichtlichen Größe Roms blieb aber der Chairo-
neier mit aller Wärme seiner Vaterstadt zugetan und beteiligte sich nach
Kräften an ihrem politischen Leben. Hierbei gelangte er zur Würde
des höchsten Geraeindebeamten, des Archon eponymos. Ein anderes Gebiet
seiner praktischen Betätigung waren die Angelegenheiten des delphischen Apollon-
heiligtums, an dem er lange Jahre hindurch das Priest er amt bekleidete. Die
guten Beziehungen zu Delphi erbten, wie Inschriften (s. oben S. 538) beweisen,
Eudoros, Thrasyllos, Phitarchos von Chaironcia. 545
in der Familie fort. Endlich wirkte Plutarch auch als Lehrer der Philo-
sophie, freilich, wie es scheint, nur in einem engeren, seine Sühne und andere
persönlich Nahestehende umfassenden Kreise. Auch für die Beschäftigung mit
•der Philosophie bezeugen die gleichen delphischen Inschriften eine lange an-
haltende Familien tradition. In diesem vielseitigen Wirken, dem eine rege
literarische Tätigkeit zur Seite ging, erreichte Plutarch ein hohes und
anscheinend ungetrübtes Alter. Sein Tod ist in die Zeit um 125 nach Chr.
anzusetzen.
Plutarch gehört als Mensch und als Schriftsteller zu den sympathischsten
Erscheinungen des Altertums. Dieselbe sonnig-heitere, menschenfreundliche und
.fromme Stimmung, die sein Verhältnis zu Familie und Freunden, zur Heimat-
gemeinde und zum delphischen Gotte durchzieht, bildet auch einen Hauptreiz
seiner überaus zahlreichen Werke und hat neben deren positivem Inhalte dazu
beigetragen, Plutarch zu einem der bei allen Nationen am meisten bewunderten
und für die kulturelle Verbindung von Antike und Gegenwart wertvollsten
Autoren zu machen. Die griechisch-römischen Parallelbiographien, die seinen
Weltruf in erster Linie begründet haben, müssen hier beiseite bleiben. Ebenso
«US dem zweiten a potiore „Moralia" benannten Hauptteile des plutarchischen
Oorpus die Abhandlungen und Stoffsammlungen zur politischen Geschichte,
Literaturgeschichte, Musikgeschichte, Naturwissenschaft, Medizin usw., die mit
der Philosophie im engeren Sinne des Wortes in keinem oder doch nur sehr
losem Zusammenhange stehen. Dagegen sind an philosophisch wichtigen Werken
die folgenden zu nennen: a) die Schriften zur Piatonexegese: W.uTMviy.ä
■<:r)zrifiuxa (Quaestiones Platonicae, S. 999 ff. der Ausg. v. Xylander, deren Seiten-
zahlen den neueren Ausgaben beigedruckt sind), Usol zi)? h Ti/ialo) r^wxoyoviag (De
animae procreatione in Timaeo, S. 1012 ff.). Gewissermaßen die Kehrseite dieser
Abhandlungen bilden b) die Streitschriften gegen Stoiker und Epiku-
reer: JTsoi Ztohxwv h'atniojfidrcor (De repugnantiis Stoicis, S. 1033 ff.), "Ozi
TTaoado^özeoa oi ^zcoixoi zcöv ::Tot)jzcöv ?.syovair (Stoicos quam poetas absurdiora
dicere, S. 1057 f., nur im Auszuge erhalten), Uegi zojv xoirwx' ivvouöv noog zovg
Zzcoty.ovg (De communibus notitiis adv. Stoicos, S. 1058 ff.), "Ozi ovös C^v eozir
T]bkog y.ax' 'EnixovQov (Ne suaviter quidem vivi posse secundum Epicurum,
S. 1086 ff.), Iloog Ko).dizr)v (Adversus Coloten, S. 1107 ff.), El xalwg eigt^zm z6
Adde ßuoaag (De latenter vivendo, S. 1128 ff. ; zur Sache vgl. oben S. 484).
Unter den wenigstens der Betitelung nach weder der Exegese noch der Polemik
gewidmeten Werken stellen wir obenan c) die Schrift ÜEgi zov sjiKpairo-
fiirov :igooü)7iov zo) xvxXqy zijg OElrjvrjg (De facie in orbe lunae,
S. 920 ff.), die sich zunächst, unter starker Einwirkung des Poseidonios, mit
kosmologisch-astronomischen Fragen beschäftigt. Die daran geknüpften,
ebenfalls den Einfluß des Poseidonios verratenden psychologisch-eschatologischen
Ausführungen leiten über zu d) den psychologischen Schriften. Die
Traktate üegl ifvxfjg (De anima, S. 719 ff. AVyttenbach), El lusgog z6
7iad}]ziy.6r zfjg dvßoM^zov tpvyfjg 1} övraftig (Quod in animo humano affectibus
ßubiectum parsne sit eius an facultas, S. 706 ff. Wyttenbach) und Uözsoov
ywxfjg t] oct)ji(azog e:zißvixia y.al /.vtit] (L'trum animae an corporis sit libido
et aegritudo, S. 693 ff. Wyttenbach) sind nur fragmentarisch erhalten.
Der Tierpsychologie gelten UozsQa zwv ^ojmv (fooviucözsoa, zä -/egaaia rj za
Evvboa (De sollertia animaUum, S. 959 ff., gegen die stoische Lehre von der
Vernunftlosigkeit der Tiere gerichtet) und Eov/log {üegl zov zä aÄoya }.6yq>
yofjadai, Bruta ratione uti, S. 985 ff.; zum Titel und zu der gegen Epikur oder
■xlie Kyniker und Stoiker gekehrten Tendenz der Schrift s. Usener, Epicurea
Ueberweg, Grundriß I. 35
546 § '*-*• -D^J" »mittlere Platonisnms.
S. LXX f., Dümmler, Arch. f. Gesch. d. Philos. 4 [1891], 665, 1 = Kl. Sehr. I
.317, rhilippson, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 23 [1909], 506 ff.). Ein-
reihen lassen sich hier auch die beiden Traktate TIeoI aaQxotpayia? (De esu
carnium, S. 996 ff.), insofern sie aus De soll. auim. das Fazit im Sinne einer
pythagorisierenden Enthaltung von Fleischkost ziehen. Sehr zahlreich sind
e) die ethischen Abhandlungen, die sich teils mit moralischen Problemen
allgemeiner und prinzipieller Art, teils mit sittlichen Fragen des täglichen Lebens
und Verkehrs befassen. Hierher gehören: "Oii ötday.ror r; aofm] (Virtutem doceri
posse, S, 439 f.), üsol rT/g ijüixi'/g ugsTii? (De virtute morali, S. 440 ff.), UeoI
uoETtjg xal y.axiag (De virtute et vitio, S. 100 f.), IleQi evdvuiag (De tranquillitate
anirai, S. 464 ff.), El avTägn?]? »; y.axia Tioog y.axodai/noviav (An vitiositas ad in-
felicitatem sufficiat, S. 498 ff.), FIöxeqov rä if/g ipv/j'ig ?/ rä rov aw/xarog nädi]
■/EiQova (Animine an corporis affectiones sint peiores, S. .500 ff.), Ilcög av zig
ul'odoixo EctvTov Tiooy.ojTTovTog E.-i uoETiJ (De profectibus in virtute, S. 75 ff.), UeoI
Tvyijg (De fortuna, S. 97 ff. ; gipfelt in dem platonischen Satze [s. oben S. 263.
267], daß es nur die (fo6vi]aig = t6 näoi xu'/.wg xotjadui övvdaEvov sei, die den
zv/ijod Wert gebe), ÜEoi doQy7joiag (De cohibenda ira, S. 452 ff.), IIeqI ddo/.Eo/iag
(De garrulitate, S. 502 ff.), JIsol :To/.vjigay/iioavvi]g (De curiositate, S. 515 ff.), IIsol
(fi/.ojT/.ovTiag (De cupiditate divitiarum, S. 523 ff.), üsol övocojtlag (De vitioso
jjudore, S. 528 ff.), UeoI cpdövov y.ai fiiaovg (De invidia et odio, S. 536 ff.), UeoI
rov iavTov ijratvETr dvETiiqrdcWcog (De se ipso citra invidiam laudando, S. 539 ff.),
JIeqi tov ui) öeTv SavEiuEo&at (De vitando aere alieno, S. 827 ff.), Ilojg ö.r nc
diaygivEtE rov y.ö/.ay.u tov (f i'/.ov (De adulatore et amico, S. 48 ff.), IIeoI no}.vff('/Jo.g
(De amicorum multitudine, S. 93 ff.), Ilöig äv ng va Eydoöiv cofps/.oiTo (De inimi-
corum utilitate, S. 86 ff.). Mit den ethischen Traktaten zusammengehörig ist
f) die Gruppe der politischen Schriften: IJegt /novaQyJag y.al di]fioy.oaTiag
y.ai ohyagyiag (De unius in republica dominatione, populari statu et paucorum
imperio, S. 826 f. [nur ein Bruchstück überliefert]), El noEoßvrsQco :ro/.iTErTsov
(An seni sit gerenda resjDublica, S. 783 ff.), Jlo^.aty.ä :ra.oayyf/.uaxa (Praecepta
gerendae reipublicae, S. 798 ff.), Ueq! tov ön fid/.iara xoTg i'/yEinöai dsT rov qpüö-
aocfov öia/.EyEodai (Maxime cum principibus philosophandum esse, S. 776 ff.),
Jlgog ^yejiiöva dn:aiÖEvxov (Ad priucipem ineruditum, S. 779 ff.). An die Abhand-
lungen über staatliche Dinge fügen sich gut g) die dem Familienleben
gewidmeten Schriften: nEoi cfdaÖEhfiag (De fraterno amore, S. 478 ff.),
Fa^iixa :iuQayyE}.j.iaxa (Coniugalia praecepta, S. 138 ff.), Usoi xrjg Eig xä syyova
rfdooxogyiag (De amore proUs, S. 493 ff.), 'Eocoxixög (Amatorius, S. 748 ff., zu-
gunsten der Ehe gegen die Päderastie) und an diese wieder h) die pädagogi-
schen Werke: Ilöjg 8ei tov veov :roitjudx(ov dxovEiv (De audiendis poetis^
S. 14 ff.), ÜEoi xov dxovEiv (De audiendo, S. 37 ff.). Schließlich gehören in den
weiteren Bereich der Ethik i)die Trostschriften: TIeqI <pvyi]g (De exiho,
S. 599 ff., Trostschrift an einen in der Verbannung lebenden Freund), Uagaiiv-
^7]xix6g .-TQog xi]v Ibiav yvvaixa (Consolatio ad uxorem, S. 608 ff.). In den meisten
dieser ethischen Schriften in weiterem Sinne hat Plutarch nicht nur die Ergeb-
nisse eigenen Nachdenkens und eigener Erfahrung, sondern auch die Früchte
einer ausgedehnten Belesenheit wie in anderer so auch in stoischer Literatur
verarbeitet, und der Tatsachensinn des Historikers und Politikers bewirkte, daß
diese Abhandlungen von der ermüdenden Langweiligkeit abstrakter Moraltraktate
frei sind. Zu einer besonderen Klasse vereinigen sich endlich k) die religiösen
Abhandlungen: UeqI xä>v vjxo xov &eiov ßgaösoig xi/uoigov/nEvcov (De sera nu-
minis vindicta, S. 548 ff., eine Theodizee), IJeqI xov SwxQdxovg 8at/Joviov (De
genio Socratis, S. 575 ff.), IIeoI "loiöog xal ' Oatgidog (De Iside et Osiride-
Plutarchos von Chaiioneia. 547
?^. 350 ff.), nFQi Sgini()aiiioyia^ (De supcrstitionc, S. 164 ff.) und die eine Gruppe
bildenden pythischen Dialoge: Ileol nov sx/.e/.oi.-ioTiov /Qijonjgnor (De defectu
oraculorum, S. 409 ff.), Usol xov EI zov h AsÄffoTg (De Ei Delphico, S. 384 ff.),
Hsgi Tov ^iT] xQäv ffiftSTga vvv lijv TlvOiav (De Pytliiae oraculis, S. 394 ff.). —
Anhangs^yeise seien die für Philosophie nur wenig ergiebigen Schriften Tcöv enrä
ao(fä)V avfdoatov (Septem sapientium convivium, S. 146 ff.) und ^vunooiaxa :xqo-
ß/Ai^iata (S. 612 ff.) genannt. — Zahlreiche für Plutarchs Philosophie in Betracht
kommende Werke sind nur aus Titelanführungen oder dürftigen Fragmenten
bekannt, darunter Exegetisches und Apologetisches zu Piaton, weitere Streit-
schriften gegen Stoiker und Epikureer, Erkenntuistheoretisches, Ethisches und
Philosophiegeschichtliches (vgl. im einzelnen den Lampriaskatalog [VII 473 ff.
Bernai'dakis, die philosophischen Nummern zusammengestellt bei Christ-Schmid,
Gesch. d. griech. Lit. 11^ 386]; Weiteres bei Christ-Schmid a. a. Ü. 390). An-
dererseits ist unter Plutarchs Namen manches ihm nicht Gehörige auf uns ge-
kommen. Genannt zu werden verdienen insbesondere die Placita (s. oben S. 29),
die Schriften Tlegl Tiaibcov dycoyijg (De educatione puerorum, S. 1 ff., über Quelle
und Standpunkt s. Dyroff, unten S. 195*, und Glaeser, unten S. 196*), IJagafii-
d)]Tixög ::ig6g 'Ajio/Moviov (Consolatio ad ApoUonium, S. 101 ff.; dazu Pohlen«,
De Cic. Tusc. disput., Gott. 1909, Pr., S. 15 ff., Philippson, Berl. philol. Wochen-
schrift 1917, 502), Usgl tov ßiov xal r^g jioiriaecog ' Ontjgov (De vita et poesi
Homeri, S. 1058 ff. Wytt.), 'Yjrkg evyevsiag (Pro nobilitate, S. 915 ff. Wytt.), Usgl
fuiagfievijg (De fato, S. 568 ff.; s. zu Ende dieses Paragraphen).
Schon das bisher über Plutarchs Leben und Werke Gesagte eröffnet einen
Ausblick auf Avichtige Züge seiner Philosophie, in denen sich wieder der für
seine Zeit und Schule charakteristische Philosophiebetrieb widerspiegelt. Zu-
nächst ergibt sich, daß er sich mit Exegese Piatons befaßte. Die Art freilich,
wie er diese Exegese vollzog, bestätigt, an der üblichen peripatetischen Aristo-
telesexegese gemessen, was oben über den verschiedenen Verlauf akademischer
und peripatetischer Lehrtradition bemerkt wurde. Nicht wenig wird in Piaton
hineingetragen, was der natürlichen Auffassung seines Textes widerspricht. Auf
der andern Seite zeugen die Streitschriften von dem Bestreben, die Schulgrenzen
zu wahren, und erinnern an die in dieser Epoche in Verbindung mit der gelehrten
Arbeit an den Schriften der Schulgründer aufkommende Orthodoxie (s. oben
S. 542). Tatsächlich ist freilich sein Standpunkt ein weitgehender Eklekti-
zismus mit Vorwalten des Platonischen. Nicht nur Poseidonios, sondern auch
die vorzugsweise bekämpften Altstoiker haben an dem Inhalte seiner Schriften
und dem Bestände seiner Lehrmeinungen erheblichen Anteil. Dazu kommen
peripatetische, ganz besonders aber pythagoreische Elemente, die sich mit der
wieder der Zeitrichtung entsprechenden stark mystisch gefärbten Religiosität
vereinigen. In dieser Mischung von Pythagoreismus und Piatonismus knüpft
Plutarch wie auch andere Mittelplatoniker an die Lehre der älteren Akademie
an — Xenokrates ist für ihn eine Autorität — , gewiß nicht ohne Einwirkung
der im ersten Jahrhundert vor Chr. erneuerten pythagoreischen Schule. Aber
auch der Skeptizismus der mittleren und neueren Akademie ist auf ihn
nicht ohne Einfluß geblieben. Er tritt hervor als Kehrseite des Mystizismus, der
die Belehrung von götthchen Offenbarungen in Vorzeichen, Orakeln u. dgl. er-
wartet zum Ersatz der unsicheren und engbegrenzten menschlichen Wahrheits-
erkündung. So bietet Plutarchs Philosophie ein sehr buntfarbiges Bild, dessen
schillernder Charakter noch verstärkt wird durch Diskrepanzen zwischen einzelnen,
vermutlich verschiedenen Lebensaltern des Verfassers angehörigen Schriften, wie
der rationalisierenden Abhandlung De superstitione auf der einen Seite und den
35*
548 § "0. Der mittlere Platonismiis.
mystischen Pythischeii Dialogen, den \Verken De Iside et Osiride und De sera
numinis vindicta auf der anderen. Auch ist es nicht immer leicht zu sagen, wie
weit wir es bei Ausführungen Plutarchs mit dem ernst zu nehmenden Ausdruck
einer eigenen dogmatisch fixierten Überzeugung oder mit momentaner Anbeque-
mung an die Darstellung eines Vorgängers zu tun haben.
Fragen wir nun nach Plutarchs Hauptlehren im einzelnen, so treten in
seiner Metaphysik und Theologie zwei Gesichtspunkte scharf hervor, beide
im Zusammenhang mit Plutarchs Streben nach einem möglichst reinen und er-
habenen Gottesbegriff. Erstlich kann die Gottheit nicht die l'rsache von allem
mit Einschluß des Schlechten sein. Die unbegrenzte Ursächlichkeit der Gottheit
schlösse die Existenz des Schlechten ebensosehr aus wie der Mangel jeder Ur-
sächlichkeit Gottes die des Guten. So gelangt Plutarch zu zwei Urgründen,
einem guten und einem bösen. Anknüpfungspunkte boten zunächst die Lehre
des alten Piaton von der doppelten Weltseele (s. oben S. 331. 335. 346), und die
pythagoreische Gegensatztafel (s. oben S. 81) in Verbindung mit der spätplato-
nischen Entgegensetzung des Einen und der unbegrenzten Zweiheit (s. oben
S. 342). Aber auch bei Heraklit, Empedokles, Anaxagoras (rop; — aneigor) und
Aristoteles (sldoi — azeQtjaig) findet Plutarch Stützen seiner Ansicht, ebenso
in Anschauungen der griechischen Volksreligion und in Lehren orientalisch-
ägyptischer Weisen (de Is. et Osir. 45 ff.; de def. orac. 10. 35 u. a. St.). Dieser
Dualismus ist nun aber nicht etwa mit einem solchen von Gottheit oder Idee
und Materie identisch, so daß die letztere das Prinzip des Bösen bildete. Sie ist
vielmehr als eigenschaftslos und jeder eigentümlichen Kraft entbehrend auch
hinsichtlich des Guten und Bösen völlig neutral, wofür sich Plutarch auf den
platonischen Timaios beruft (de anim. proer. 6, 4 ff.) ; ja anderwärts wird ihr
sogar, jedenfalls in Verfolgung platonischer und aristotelischer Gedanken, ein
natürliches Streben nach dem Guten und eine Liebe zu ihm zugeschrieben, von
dem sie sich ja als das Aveibliche Element in der Kosmogonie befruchten läßt
(de Is. et Os. 53, vgl. oben S. 322. 396. 397). Je mehr nun aber die Gottheit
mit dem reinen Guten zusammenfällt, je höher ihre Stellung ist, desto weniger
kann sie mit der Gutes und Böses vermischenden Welt in unmittelbarer Be-
rührung stehen. Wir gelangen damit zu dem zweiten Hauptpunkte der plu-
tarchischen ^letaphysik und Theologie. Die hochgesteigerte Transzendenz der
Gottheit verlangt vermittelnde Instanzen zwischen ihr und der Welt. Auch hier
bot schon der platonische Timaios in seiner Lehre von der Weltseele und vom
Schaffen der unteren Götter (s. oben S. 321. 322. 325) eine Grundlage. Die
Weltseele ist nach Plutarch, insofern sie an Vernunft, Verstand und Harmonie
teilhat, Schöpfung, Teil und Ausfluß der Gottheit (Plat. quaest. 2, 2), aber auch
das zweite, dem Guten widerstrebende Prinzip kommt in ihr zur Geltung (de Is.
et Os. 49). Auch in der Annahme der unteren Götter, der Sterngottheiten,
schließt er sich Piaton und anderen Vorgängern an. Eine besonders wichtige
Vermittlerrolle spielen aber die Dämonen, in deren philosophischer Verwendung
nach dem Vorgange Piatons (Symp. 202 e f.; s. auch Epin. 984 e, oben S. 335)
vor allem Xenokrates und Poseidonios volkstümliche Anschauungen umgebildet
und systematisiert hatten (vgl. Heinze, Xenokr. S. 79 ff.). Ihnen folgt Plutarch.
Die Dämonen sind ihm das eigentliche Band zwischen Götter- und Menschen-
welt (de def. orac. 10. 13). Sie greifen schützend und züchtigend ein ins mensch-
liche Leben und sind damit das Werkzeug der göttlichen Vorsehung, auf die
Plutarch — allerdings unter Abweisung des stoischen Fatalismus (de Stoic. rep.
46 f. u. ö.) — großes Gewicht legt (non posse suav. viv. sec. Epic. 22 u. ö.), sie
Plutarchos von Chaironeia. 549
beaufsichtigen als Diener der Götter Orakel, Kulte und Mysterien (de fac. 30,
de def. orac. 13).
So war das Gebiet übermenschlicher Wesenheiten bei Plutarch reichlich
bevölkert. Dazu kam noch seine freundliche Stellung zur Volksreligion, nicht
nur der griechischen, sondern der aller Nationen insgesamt. Wie Sonne und
Mond, Himmel, Erde und Meer allen Menschen gemeinsam sind, aber hier so,
dort anders benannt werden, so wirken auch allüberall ein Logos und eine
Pronoia mit den ihnen untergeordneten Kräften, werden aber nach verschiedenem
Brauch und Gesetz und unter verschiedenen Symbolen verehrt und angesprochen
(de Is. et Os. 67). Die Gleichsetzung hellenischer und barbarischer Götter ist
zwar den Griechen von Hause aus nicht fremd, und Cic. de nat. deor. 1, 30. 84
ist ein Beweis dafür, daß sie auch in der früheren Akademie heimisch war.*)
Aber die Art, wie Plutarch von diesem Synkretismus philosophischen Gebrauch
macht, zeigt doch, daß wir uns auf dem Wege zum Xeuplatonismus befinden. Zwar
unterscheidet er nach dem Vorgang der mittleren Stoa (s. o. S. 502. 531) die drei
Theologien der Dichter, der Gesetzgeber und der Philosophen (Amator.
18, 10) und urteilt herbe genug über die Verehrung menschen- und tiergestaltiger
Götter und über die der Götter unwürdigen Vorstellungen des Mythus, und dies
nicht nur in der wohl seiner Jugendzeit angehörigen freieren Schrift de superst.
(c. 6. 10), sondern auch in den mystisch- frommeh Werken eines späteren Alters,
de Is. et Os. (c. 71) und de def. orac. (c. 15). Auch die stoische Rationalisierung
des Volksglaubens will er nicht gelten lassen, insofern sie das Göttliche mit
Luft, Feuer und Wasser gleichsetzt und in das Geschehen der vergänglichen
körperlichen Welt verwickelt (de def. or. 29, vgl. de Is. et Os. 66). Aber in
anderer Weise macht er selbst von der Allegorese umfänglichen Gebrauch
und weiß damit Kulte und Mythen, indem er in ihnen philosophische Gedanken
ausgedrückt findet, zu rechtfertigen (zum Prinzip vgl. de Is. et Osir. 58, 68),
Das hervorragendste Beispiel dieser Allegorese bietet die Schrift de Iside et
Osiride. Osiris bedeutet hier das Prinzip des Guten, Typhon das des Bösen, Isis
die zum Guten hinneigende Materie. Was im einzelnen der Mythus von diesen
und anderen ägyptischen Sagengestalten berichtet, wird auf metaphysische, kos-
niogonische und psychologische Tatsachen gedeutet. Bemerkenswert ist in aller
dieser Willkür ein methodisches Prinzip, das an die spätere ]\Iethodisierung der
Allegorese durch lamblichos (s. § 81) erinnert: die Deutung darf nicht zu eng
sein und auf eine nur bei einem Volke gangbare Vorstellung erfolgen, sie muß
vielmehr die Allgemeingültigkeit des im Mythus Symbolisierten sich zum Ziele
setzen (de Is. et Os. 66).
Die in Plutarchs Theologie hervortretende Tendenz, der Überweltlichkeit
der Gottheit nichts zu vergeben, zeigt sich auch in einem Hauptpunkte seiner
Kosmologie. Die auch bei den Platonikem zur Herrschaft gelangte peripa-
tetisierende Auffassung der Weltschöpfung des platonischen Timaios (s. oben
S. 356) wies er in einer besonderen Schrift {IJegi xov ysyovEvai y.ara TJ/.ärojya t6v
xÖG/iiov, Lampriaskatalog Nr. 66) zurück, die uns verloren ist, deren Grund-
gedanken er aber de anim. proer. 4 wiederholt. Er findet hier, die Aufangslosig-
keit der Welt stimme nicht zu der Priorität der Seele vor dem Körper und der
Gottheit vor der Welt, wie sie sich aus Plat. Nomoi 892 a ff. (oben S. 331) ergibt.
Weniger eng hält er sich an den Schulbegründer in der Frage, ob es eine Welt
oder deren mehrere gebe. Piaton hatte Tim. 55 c nach Behandlung der fünf
regelmäßigen Körper, von denen er aber nur vier für seine Elementenlehre ver-
^) Vgl. Wissowa. Arch. f. Religionswiss. 19 (1918), 2 ff.
550 § '0- Der mittlere Platonisnius.
■wendete, die Möglichkeit offen gelassen, daß fünf Welten existieren, sich aber
für die Annahme einer Welt entschieden (apodiktischer Tim. 31a. 34b). Pln-
tarch, der in Übereinstimmung mit spätplatonischer und peripatetischer Lehre
(s. oben S. 336. 399. 401) fünf Elemente ansetzt, gibt der Annahme von fünf
Welten den Vorzug (de def. orac. 32 ff. 37; de Ei ap. Delph. 11; hier c. 34
Parallele mit den fünf Kategorien des platonischen Sophistes [oben S. 309]).
Ferner unterscheidet er in deutlicher Anlehnung an den Mjthns des Poli-
tikos (209 c ff.) zwei miteinander abwechselnde Weltzustäude, indem er bald
die Vernunft der Weltseele sich abstumpfen und gewissermaßen in Schlaf ver-
fallen, bald wieder sich aufrichten und zur Gottheit, die die Welt „mitdreht und
mitrichtet", aufblicken läßt (de an. proer. 28).
An die transzendente Richtung der Theologie Plutarchs werden wir auch
durch einen Zug seiner Psychologie erinnert. Es ist die Erhebung des
roiis- über die n'vyi). De virt. mor. 3 hält sich Plutarch allerdings an die
platonische Seelentrichotomie und unterscheidet innerhalb der ri'vyj) das vosoov
y.al loyioTixov, das ßv/:ioeiöh und das i.-Tt{)i\u)]Tiy.6r. De Ei ap. Delph. 13, de def.
or. 36 kombiniert er damit die aristotelische Einteilung und scheidet dQSJTxiy.ÖT
(bez. <pvti>s6v), aiG&ijzixov, ijTißviitjriHÖv, d^v^oeiösg und loyiOTiy.öv. Weiter führt
schon de an. proer. 27, 8, wo gesagt ist, daß die ^'vyj} das der Leidenschaft
unterworfene Element aus sich selbst hervorgehen lasse, am vovg aber von selten
des besseren (göttlichen und leidenslosen) Prinzips Teil erhalten habe. Aus-
drücklich ist die Scheidung von rovs und rpvyj) de gen. Socr. 22 S. 591 und de
fac. 28 S. 943 ausgesprochen, wenn auch an der ersteren Stelle von einem ,, Teil-
haben" der ti'vyt'j am vov; die Rede ist. Der vovi ist so wenig im Menschen wie
ein im Spiegel sich abbildender Gegenstand sich im Spiegel befindet (de gen.
Socr. a. a. O.), und soweit die v'*7') besser und göttlicher ist als der Leib, soweit
ist der vovg besser und göttlicher als die Seele (de fac. a. a. O.). Daß diese Er-
hebung des vovg eine Nachwirkung aristotelischer Doktrin ist, wurde schon oben
S. 523 bei Marc Aurel bemerkt, der gleichfalls owiiu, yvyj) und vovg unter-
scheidet. Wie bei diesem so tritt auch bei Plutarch die Erhebung des vovg mit
dem platonisch (Tim. 90 a) - stoischen Satze von der Vernunft als dem Daimon
des Menschen in Verbindung. Doch läßt sich den hierfür als Quelle dienenden
eschatologischen Mythen in de genio Socr. und de fac. in orb. lun., die zum
mindesten im wesentlichen auf Poseidonios zurückgehen, keine widerspruchslose
Dogmatik abgewinnen. Nach de gen. Socr. 22 S. 591 e f. ist im Gegensatze zu
der im Körper eingeschlossenen Seele der Nus als außerhalb befindlich der
Daimon, und unter den Gestirnen sind die höheren die Dämonen der Menschen,
denen mau den Besitz des Nus nachrühmt. Anderswo (de fac. 30, 1 ff.) er-
scheinen die aus dem Körper geschiedenen Seelen noch vor der Lösung ihrer
Verbindung mit dem Nus als Dämonen, und zwar sind diese keine anderen als
jene Beaufsichtiger der Menschen, die uns bereits bei Besprechung von Plutarchs
Theologie vorgekommen sind. Vollziehen sie ihre Aufgabe nicht gut, lassen sie
sich Handlungen der Leidenschaft und Ungerechtigkeit zu Schulden kommen,
so werden sie zur Strafe wieder in menschliche Leiber verstoßen (de fac. 30).
Des Näheren gibt nach dem Mythus in de facie die Erde den Leib, der Mond
die Seele und die Sonne den Nus. Nach einem ersten Tode irrt eine jede Seele
(noch in Verbindung mit dem Nus, falls sie eines solchen teilhaftig ist) eine Zeit
lang zwischen Erde und Mond umher, die schlechte, um Vergeltung zu erleiden
die gute zu ihrer Reinigung von der Ausdünstung des Leibes. Im günstigen
Falle gelangen die Seelen nach Ablauf dieser Zeit zum Monde. Auf ihm ver-
weilen sie als in ihrer Heimat und sind nun Dämonen. Doch steigen sie zur
Plutarchos von Chaironeia. 551
Ordnung der menschlichen Dinge zeitweise auf die Erde heralj. Ein zweiter Tod
trennt den Nus von der Seele. Wie nach dem ersten Tode der Leib in Erde
zerfällt, aus der er gebildet ist, so löst sich nach dem zweiten die Seele in den
Mond auf, der sie gegeben hat; der Nus aber kehrt zur Sonne zurück.
Auf den Fortbestand der Seele, der in den genannten beiden Dialogen
in der poetischen Darstellung des Mythus erscheint, legt Plutarch auch da, wo
«r seiner in prosaischerer Weise gedenkt, allen Nachdruck, Sie erscheint ihm
mit der göttlichen Vorsehung • ohne weiteres gegeben (de ser. num. vind. 18).
Bisweilen erinnern seine Ausführungen an Seneca und an christliche An-
schauungen. So spricht er von der Herrlichkeit des zukünftigen Daseins für die, '
die fromm und gerecht gelebt haben, von dem zu erlangenden Siegespreis nach
dem Kampfe des Lebens, aber auch von der Vergeltung des Bösen, ferner vom
Wiedersehen lieber Verwandten und Freunde und von der trostreichen Hoffnung,
•die der Unsterblichkeitsglaube schon in diesem Leben gewähre (de ser. num. vind.
18, non posse suav. viv. sec. Epic. 28 f.). Aus Piatons Phaidon (s. oben S. 281)
stammt der Gedanke, daß die Seele erst nach dem Scheiden aus dem Leibe zur
vollen Wahrheitserkennlnis befähigt und das Philosophieren eine f^ieUxi] xov ä:io-
SvTJaxeiv sei (vgl. Plat. Phaidon 80 e. 81 a).
Die Annahme einer peripatetischen Beeinflussung der Nuslehre Plutarchs
gewinnt eine gewisse Stütze durch die auffallende Abhängigkeit der plut-
archischen Ethik von der des Aristoteles. Schon der Titel der Schrift
Ilegi i/)s i){^iy.fjg dosTijg läßt Anschluß an Aristoteles (s. oben S. 406 ff.) er-
warten, und ihr Inhalt gibt die Bestätigung. Die Dinge sind nach Plutarch.
entweder au sich (ohne notwendige Beziehung auf uns), wie Erde, Himmel,
Sterne, Meer; oder sie stehen in (notwendiger) Beziehiing zu uns, wie Gutes und
Schlechtes, Erstrebens- und Meidenswertes, Lust- und Schmerzbringendes.
Der Teil des /.öyog, der den Dingen der ersteren Art gilt, ist das Liioit]-
iiovixov y.al ßsout/r iy.ör , der den Dingen der zweiten Art geltende das
ßovkevxDidv y.al jiQay.r t yor. Die Tugend des ersteren ist die oofpia, die des
zweiten die (poovijmg. Der jtQay.tiy.og löyog hat mit dem Triebe des vernunft-
loseu Seelenteiles zu rechnen, dessen Affekte er so regeln muß, daß sie zwischen
dem Zuviel {v.ieQßoh}) und dem Zuwenig {t'/.Äsi^'ig) die richtige Mitte halten (de
virt. mor. 5, vgl. Aristoteles oben S. 407). Die Beschaffenheit, die der vernunft-
iose Seelenteil in seiner Gestaltung durch den /.6yo; vermöge der Gewöhnung (föoc)
annimmt, ist das t'jdog (auch die Beziehung von ^&og auf k'dog ist aristoteUsch,
s. oben S. 406). So sind die in dem Mittleren zwischen Zuviel und Zuwenig
bestehenden Tugenden die ethischen Tugenden (de virt. mor. 4 S. 443). Sie
sind, wie im Hinblick auf die kynisch-stoische Apathie hervorgehoben wird, nicht
«.T«(9ftf«, sondern aviifiergiai :ra&ojv yal juEaortjzsg. Eine völlige Beseitigung der
Affekte ist weder möglich noch wünschenswert (de virt. mor. 4 S. 443). Plutarch
steht also durchaus auf dem Standpunkte der akademisch-peripatetischen
Metriopathie. Auch in der Güterlehre ist er Gegner des stoischen Eadika-
lismus. Es erscheint ihm als Widersinn, das ofio/MysTv rf] (pvoei für das größte
Gut, die (pvoig selbst aber und das, was yuxä (pvoiv ist, wie Gesundheit. Wohl-
befinden usw., für Adiaphora zu erklären (de comm. not. 4 f.). Dabei kommt
auch ein theologischer Gesichtspunkt in Frage. Wenn nach stoischer Lehre
(vgl. aber auch Piaton Men. 88 äff., Euthyd. 281 a ff., oben S. 263. 267) alles,
wovon man guten und schlechten Gebrauch machen kann, weder Gut noch Übel
ist, die Götter aber die Tugend und damit die Fähigkeit richtigen Gebrauches
nicht geben, so spenden sie auch kein Gut, was natürlich nicht zuzugeben ist (de
Stoic. rep. 31, de comm. not. 32).
;"552 § 70. Der mittlere Piatonismus.
Der Polemik gegen die Stoa in diesem und in anderen Punkten — so in
der Lehre von den :Tooy.6::itovt£g (de comm. not, 10, 4 ff., de prof. in virt. 1 ff. ;
vgl. oben S. 451) — stehen nun aber zahlreiche positive Berührungen mit ihr
gegenüber. Was- die Stoa vertrat, uar vielfach allgemein gültige Moral, die aber
durch die Anhänger dieser Schule am weitesten verbreitet und in geläufige
literarische Formen gegossen war. Plutaich steht nicht an, sich dieser Formen
und mehrfach auch stoischer Quellenschriften zu bedienen. Dazu kam, daß sich
manche stoischen Forderungen, wie die der Ergebung in das von der Gottheit
bereitete Geschick (non poss. suav. viv. s. Ep. 23, cons. ad ux. 8), mit dem
'deckten, was sich aus Plutarchs religiösen Anschauungen ergab. Anderes, wie
der Kosmopolitismus und die Betonung der allgemeinen mensch-
lichen Verwandtschaft (de exil. 5 ff., de am. prol. 3, vgl. Stoic. vet. fragm.
III No. 334. 337. 339. 343. 345) war durch die Universalität des römischen Reiches
und Plutarchs persönliche Beziehungen zum Mittelpunkte der Oikumene nahe
gelegt. Die eingehenden Eegeln für die Verwaltung der Einzelstaaten in seinen
politischen Schriften stehen damit nicht im Widerspruch. In der eigenen poli-
tischen Betätigung, aus der diese Regeln großenteils hervorgewachsen sind,
stimmte er mit der Gepflogenheit der alten Stoiker überein, denen er allerdings
vorwirft, daß eine solche Betätigung mit ihrer Verurteilung aller gegebenen
Staaten und Gesetze nicht im Einklang stehe (de Stoic. rep. 3). Als Anschluß
an eine gegen platonische Grundsätze streitende stoische Lehre verdient die
Billigung des Selbstmordes (de trancju. an. 17; vgl. oben S. 453) hervor-
gehoben zu werden. — Weit weniger als von Plutarch wissen wir von
T/ieon roll Snii/rna (unter Hadrian). Er widmete dem Gründer der
Akademie eine eigenartige gelehrte Arbeit, indem er zu Nutz und Froramen der
in den mathematischen Wissenschaften (er nennt Arithmetik, Geometrie, Stereo-
metrie, Astronomie und Musik, vgl. S. 3, 4 ff.; 17, 15 ff.; 205, 24 ff.; 1, 16 f.;
15, 13 f. Hiller; s. dazu Plat. Politeia S. 522 c ff.; 526 c ff.; 527 d ff.; 528 e ff.;
530dff.) ungenügend Geschulten eine mathematische Einleitung zu
Piaton unter dem Titel Tä xaia xo uadt]uaTiy.6v ■/Qt)oiua elg rijv Il'/.äxfovog
arayrcooir verfaßte, die großenteils erhalten ist. Seine Hauptquelle ist des Peri-
patetikers Adrastos Kommentar zum platonischen Timaios (s. § 71), der selbst
wieder auf den Timaioskommentar des Poseidonios (o. S. 504) zurückgeht. Da-
neben ist eine neupythagoreische Quelle, vermutlich Moderatos (§ 72) benutzt (vgl.
Th. H. Martin S. 74 ff. seiner Ausgabe, E. Hiller unten S. 202* und G. Borghorst
unten S. 198*). Auch Thrasyllos wird mehrfach zitiert. Schon Piaton hatte ge-
legentlich den mathematischen Wissenschaften eine kathartische Be-
deutung zugeschrieben (Politeia 527 d). Theon geht, jedenfalls unter dem
Einflüsse pythagoreischer Doktrin, weiter und unterscheidet in Parallele mit den
Stufen religiöser Weihungen fünf Staffeln im Werdegang des Philosophen: die
Katharsis durch Arithmetik, Geometrie, Stereometrie, Astronomie und JMusik,
die Erlernung der eigentlich philosophischen Theoreme in Logik, Politik und
Physik, die Beschäftigung mit dem Intelligiblen d, h. den Ideen, die Befähigung
auch andere in die Theorie einzuführen und als Telos (vgl. oben S. 543 unter
Eudoro.s) die möglichste Verähnlichung mit Gott — o//o/wö«s t/fp y.caä z6
M'vaxöv — (S. 14, 8. 18 ff.; 16, 16; zur pythagoreischen Katharsislehre Diels,
Vorsokr. 45 D 1 a. E., Luc, Vit. auct. 3, Porph. Vit, Pyth, 46; vgl. auch Phil.
Laris. bei Stob. Ecl. II S. 40, 11 ff. W., Gebet. Tab. 19, 2 ff.). Zur platonischen
Kommentarliteratur, zu der in gewissem Sinne auch die genannte mathematische
Schrift zu rechnen ist, hat Theon noch durch ein weiteres AVerk oder deren
Plutaichos von Chaironeia, Theon von Smyrna, Gaios, Albinos. 553"
zwei (zur Politeia [vgl. Theon S. 146, 3 f.], zum Timaios? [vgl. Prokl. z. Tim.
I S. 82, 15 Diehl|) beigetragen. — Ein einflußreicher Platonexeget war auch
Gaios (in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts nach Chr.), von
dessen Wirksamkeit wir allerdings nur mittelbar durch Männer seiner Schule
(Albinos, Apuleius und den anonymen " Theaitetkommentator) und vereinzelte
spätere Erwähnungen Kenntnis erhalten. Proklos z. Politeia II S. 96, 11 f. Kr.
rechnet ihn zu den hervorragendsten Piatonikern. Seine von Albinos in neun
Büchern veröffentlichte Vorlesung ,, Piatons Lehren im Grundriß" ('Fnro-
rvncöaei? W.azcoviy.ön' doyuüzcov) wurde Avahrscheinlich von Proklos z. Timaios I
S. 340, 24 ff. D., möglicherweise auch von Priskian Solut. ad Chosr. (Suppl-
Aristot. I 2, s. dort S. 42, 9 f.) benutzt. Auf Piatonkommentare führen Porph.
Vit. Plot. 14, Prokl. z. Politeia II 96, 10 ff. Kr. Beachtenswert ist ein Satz
seiner Ethik, der sich aus dem Anon. z. Theait. Kol. 7, 14 ff. unter Hinzuziehung^
von Albinos S. 1.51, 3 f., 153, 6 f., 181, 16 ff. H. und Apuleius de Plat. 2, 2
rekonstruieren läßt. Stoiker und stoisch beeinflußte Platoniker leiteten die Ge-
rechtigkeit aus der oly.ekoaig ab. Diese, zunächst Selbstliebe und Selbst-
erhaltungstrieb, dehnt sich vom eigenen Selbst auf immer weitere Kreise und
schließlich auf die gesamte Menschheit aus und wird so aus einem egoistischen
zu einem altruistischen Streben. Gaios eignet sich die Grundzüge der stoischen
oty-Eicooig-Theorie (o. S. 454) an, bestreitet aber die angenommene Ausdehnung
dieser olxslcooig (vgl. Anon. z. Theait. Kol. 5, 24 ff.) und will die Gerechtig-
keit und, wie man nach Albinos (s. unten S. 555) annehmen darf, die Tugend
überhaupt aus der Gottverähnlichung {TiQog zdv ^eov ofioicooig), dem
Telos der platonischen Philosophie (vgl. oben S. 543 Eudoros; s. auch Plat.
Theait. 176 b: otioiooig 6e bixaiov y.ai oaiov fierä ^govrjoscog ysveodai, Politeia
613 ab; hiy.uiog yiveoOai y.al L-ririjÖEVojv uoezi-jv sig oaov övrarov dvdgoj.'zoy
ouoiovadai ßso)) hergeleitet wissen, ein Zug zu folgerichtiger Systematik, der die
eingehendere Begründung der Tugend auf die .toö? z6v ßeov ofiouootg bei Plotin
Enn. 1, 2, 1 ff. vorbereitet. — Von Gaios' unmittelbarem Schüler
Albinos besitzen wir zwei Abhandlungen, den „Prolog", wohl die Epi-
tome der Einleitungsschrift zu dem platonischen Dialoge, mit dessen Lektüre
Albinos seinen Platonkursus begann, und den ,,Didaskalikos', vermutlich den
Auszug aus einer im Pinax des Paris. Graec. 1962 genannten Schrift Ilsoi zcoi'
Tl/.äzcovi aoEny.övzcov (vgl. Freudenthal, Hellen. Stud. Heft 3, S. 244. 302; Diels,.
Einl. z. anonym. Theaitetkomm. S. XXVIII). Während der Prolog sich mit
Fragen des literarischen Charakters der platonischen Schriften und mit der
Reihenfolge beschäftigt, in welcher sie im Lehrgange zu lesen sind, gibt der
Didaskalikos eine systematische Übersicht über die platonische Lehre, wie
sie sich dem Verfasser darstellt, gewiß in engem Anschluß an Gaios.
der aber selbst wieder in wesentlichen Punkten einer bis auf
Antiochos von Askalon zurückreichenden Tradition folgt (vgL
die Nachweise bei Strache [unten S. 167*. 198*]). Nur einiges Wenige sei
daraus hervorgehoben, um von dieser Richtung innerhalb des mittleren Pla-
tonismus eine Vorstellung zu geben. Die Philosophie wird in c. 1, S. 152,
4 ff. H. als doEgig oocpiag und die aorpia wieder stoisch (vgl. oben S. 438) als
ejnozrjfirj &eio3v xal dvdoo}.~zivcov Tzgay/ndzcov definiert. Eine zweite Definition be-
zeichnet die Philosophie auf Grund von Plat. Phaidon 64 a, 80 e als ?.votg y.ai
jzEoiaymyi] ipvx>)g u:z6 aüfxazog (zur Fortpflanzung und Mehrung dieser Defi-
nitionen im weiteren Verlaufe der Schulentwicklung s. oben S. 6). Die Einteilung
der Philosophie (c. 3 S. 153 f. H.) ist in der Hauptsache eine Fortbildung der
aristotelischen (s. oben S. 387 f.). Dem theoretischen und praktischen Teile wird
J3Ö4 § "^0. Der mittlere Plalonisiiuis.
<?in „dialektischer" (die Logik einschließlich der Erkenntnistheorie) beigegeben,
die Logik also in üblicher Weise (s. oben tS. 341 ; vgl. S. 388) als selbständiger
Teil der Philosophie betrachtet. Die theoretische Philosophie umfaßt Theologie,
Physik und Mathematik, die praktische Ethik, Ökonomik und Politik. Wenn
innerhalb der theoretischen Philosophie in der schematisehen Aufzählung S. 154,
1. 3. 4 und S. lüO, 37 die Mathematik erst nach der Theologie und Physik er-
scheint, so nimmt sie doch tatsächlich nach c. 7 S. 162, 8 ff. die platonisch-
aristotelische Mittelstellung (s. o. S. 287 f., 387) ein. Andererseits wird den mathe-
matischen Wissenschaften in c. 28 S. 182, 7 ff. eine prokathartische Bedeutung
vgl. Theon von Smyrna oben S. 552) zugesprochen und in c. 7 die Behandlung
<ler Mathematik derjenigen der anderen theoretischen Disziplinen vorangestellt
(vgl. Ps. -Galen de part. philos. S. 6, 1 ff. Wellm., David Proleg. philos. S. 57,
15 ff. Busse). Die Dialektik, mit der die Besprechung in c. 4 eröffnet wird, zer-
fällt in einen dihairetischen, horistischen, epagogischen und syllogistischen Teil,
der letztere wieder umfaßt Apodeiktik, Epicheirematik, Ehetorik und die die Sophis-
mata betreffende Lehre (c. 3). Schon diese Nomenklatur läßt starken Einfluß
des Aristoteles erwarten, und tatsächlich ist die Darstellung der Logik (c. 4—6)
eine Mischung platonischer, aristotelisch-theophrastischer und stoischer Pbilo-
sopheme mit Hervortreten des Aristotelischen: die erkenntnistheoretische Grund-
lage ist platonisch mit stoischem Einschlag; L-riartjuij und f5o|a, vötjoig und
<uod)]aig werden geschieden, die rötjaig als die im leiblichen Leben sieh fort-
setzende Geistestätigkeit des Präexistenzzustandes mit der stoischen rfvaixt) hroia
identifiziert (S. 154, 23 ff., 155, 21 ff.); die ganze Logik im engeren Sinne ist im
wesentlichen aristotelisch, in der Schlußlehre ist die Weiterbildung durch Theo-
phrast berücksichtigt. — In dem theologischen Abschnitt (c. 7 — 11) unter-
r>cheidet Albinos dem platonischen Timaios entsprechend die drei Prinzipien: vh]
idas eigenschaftslose, gestaltbare Prinzip), löiui (die Musterbilder für die Ge-
staltung) und jio(7nog deög (das gestaltende Prinzip). Tatsächlich haben aber die
Ideen nicht die Bedeutung einer dg/t] im eigentlichen Sinne, denn sie sind —
•eine wichtige Neuerung, die auch bei den Neupythagoreern und Philon zu finden
und von Plotin verwertet worden ist — Gedanken der Gottheit, freilich ewige und
«eibständige (S. 163, 13, vgl. 27 f.). Daß den idmi als ihr Abbild die aristotelischen
nöi] untergeordnet werden, ist schon oben S. 541 bemerkt worden. Unter der
ersten Gottheit steht der fovg (der Welt), unter diesem die rpv/jj (S. 164, 16 ff.).
Die Sonderung von vovg und ^pvxv (s- oben S. 550) findet so auch auf das
Weltganze Anwendung. Damit bereitet sich die neuplatonische Lehre v^on den
Hypostasen fr, vovg, yvyjj vor. Auch die Bestreitung aller Qualitäten, zugleich
aber auch der Qualitätslosigkeit, in Anwendung auf die Gottheit, die Bezeichnung
der Abstraktion als eines der Wege zur Gotteserkenntnis (neben der Analogie [Plat.
Politeia .508 a f.] und der stufenmäßigen Erhebung auf der Basis des Schönen
Plat. Symp. 210 a f.], S. 165, 6 ff.) liegen auf der Bahn zum Neuplatonismus. An
ihn erinnert ferner, daß S. 181, 36 f. dem ijTovgäriog dsög, über dessen Verhältnis
zum -TowTo,- {)e6g nichts Näheres gesagt ist, ein v:xEoovoäviog deög übergeordnet
wird, der keine Tugend besitzt, weil er besser ist als die Tugend (vgl. Plot. Enn.
1, 2, 1). Der erste Gott ist unbewegt und bewegt nicht, bezw. bewegt nur in
■der Weise, Avie das Erstrebte das Streben in Bewegung setzt (S. 164, 21 ff.:
165, 14; vgl. auch 169, 34 f.; der Gedanke ist aristotelisch, s. oben S. 397). Das
•Organ seines Wirkens ist der Weltnus. Im Nus wird wieder aristotelisch
l'otentiahtät und Aktualität unterschieden (S. 164, 17 [vgl. oben S. 396];
Potentialität und Aktualität auch S. 163, 7; 179. 21). Auf Substanz und Eigen-
■schaften findet die aristotelische Terminologie v.-royFÜtgror und oi'fißeß})y6g An-
Albinos. 555
Mendung;, und diese Unterscheidung wird dann zur Bekämpfung der (stoischen)
Lehre von der Körperlichkeit der Eigenschaften verwendet (S. 16G. 15 ff.)- wobei
auch die y.oäai? öi SXoyr Ablehnung erfährt (S. 166, 34 f.j. — V\\y die Physik
des Albinos (c. 12—26) bildet wieder der platonische Timaios die Grundlage,
dessen Weltschöpfung aber nicht als zeitlicher Schöpfungsakt, sondern nur in
dem Sinne verstanden werden soll, daß die Welt immer im Werden und von
einer höheren Ursache abhängig sei (S. 169, 26 ff.). Es ist das die von Xeno-
krates (oben S. 356) aufgebrachte, von Plutarch (oben S. 549) bekämpfte An-
schauung. Sie mußte auch auf die Weltseele Anwendung finden. In schiefer
Weise behauptet aber Albinos von dieser, die Gottheit schaffe sie nicht, sondern
ordne sie nur und wecke sie gewissermaßen aus dem Schlafe (S. 169, 30 ff.!,
so daß hier also doch von einem zeitlichen Akte die Rede ist. Unter
der ersten Gottheit stehen die Sterngötter und andere, als yswijzoi deoi zu
bezeichnende Gottheiten, die sich auf die einzelnen Elemente verteilen (vgl. oben
S. 335), so daß kein Teil der Welt ohne Seele und ohne eine über dem Sterb-
lichen stehende Wesenheit ist. Ihr Verhältnis zu den Dämonen wird nicht
scharf bestimmt. Jedenfalls ist diesen Mittelwesen die Herrschaft, über alles
unter dem Monde (zum Monde als Grenze vgl. oben S. 355) und auf der Erde
übertragen, und sie bilden, gleich den Dämonen bei Plutarch und Früheren'
(oben S. 548), die Brücke zwischen der ersten Gottheit und den Menschen. —
Es ist selbstverständlich, daß Albinos auch zu der vielbesprochenen stoischen
Heimarmen el ehre Stellung nimmt (c. 26 S. 179, 1 ff.). Er tut das in der
Weise, daß er Willensfreiheit und sittliche Zurechnung wahrt: nicht unsere Hand-
hingen, sondern nur das aus diesen freiwillig vollzogenen Handlungen Erfolgende
tinterliegt der Schicksalsordnung. (Zur Frage der Zurechnung auch c, 31 S. 184, 31 ff.)
— Ein charakteristisches Beispiel der Kombination von Gedanken verschiedener
Herkunft bietet die Psychologie in c. 17 (S. 173, 5 ff.) und 24 (S. 176, 30 ff.).
Daß Albinos dem stoischen Tjye/novixov neben dem platonischen /Myiaiif<6v im
Haupte seinen Platz anweist, wurde schon oben S. 542 berührt (c. 29 S, 182, 26
werden dagegen rjyef.ioviy.6v und /.oytoTiy.nv identifiziert). Dem koyiattiiov steht
(aristotelisch, vgl. Pol. A 5, 1254 b 8, F 15, 1286 a 18 ff.) das n:a&i]Tiy.6r gegen-
über (S. 173, 10; 176, 33, vgl. S. 152, 14; 183, 34 f.; 184, 3), und dieses zerfällt
wieder (platonisch, vgl. oben S. 288) in das ßvfuyöv (= dem platonischen üv-
fwi'ide; [so S. 178, 37] ; ßvfuyJv bei Aristot. Psych, r 9, 432 a 25 u. ö.) und das
e.-Tidi'ntjriy.öv; für den Kampf der Seelenteile untereinander aber werden wieder
-nach chrysippischer Weise (vgl. Galen, de plac. Hipp, et Plat. 272 ff. 382 Müll., Diog.
Laert. 7, 180) die Verse 1078 f, aus Euripides' Medeia zitiert. In diese Psychologie
spielen dann weiter die stoischen Begriffe ooia'j und olysiwatg, freilich in willkür-
licher Begrenzung ihres Inhaltes, hinein : die Seelen der Götter und der Menschen
vor ihrem Eingange in Leiber besitzen die Kräfte (öwäusigl) des yoiziy.ör
(i=r yvMoriy.ör), SgfitjTtypy {= jTaoaozatiy.öv) und oly.eioniy.öv. Beim Eintritt in
den Leib vollzieht sich eine Wandlung der beiden niederen unter diesen Kräften,
die ooaijriytj Svvafug wird zum ßviioeideg, die olxEioniyJ] zum Ijii&vfu^riy.öv
(S. 178, 32 ff.). — Die Ethik erhält in der sniatTjfir] y.ai ßeoi^la tov ngonov
ayudov als dem spezifisch menschlichen Gute ihren Ausgangspunkt (c. 27
S. 179, 36) und in der Sitoioyai; deco y.arü x6 övvatöv ihr Telos (c. 28
'S. 181, 16 ff.). Das längere Verweilen bei diesem letzteren Punkte und den
•dafür in Frage kommenden platonischen Schriftstellen zeigt die Bedeutung, die
diese Telosbestimmung (zu der das oben S. 543 Bemerkte zu vergleichen ist) ge-
wonnen hatte. Sie hat nach Alb. Prol. 6 S. 151, 2 ff , eine theoretische und
«ine praktische Seite, da die Gottheit sich im Erkennen theoretisch und in
,"^5() § "*-•• Der mittlere Piatonismus.
der Schöpfung und Vorsehung praktisch betätigt (vgl. Alb. Prol. 6 S. 151. 2 ftV
|zu der Unterscheidung des üecoojjTty.og und des noay.rixog ßiog hier und Didask^
2 S. 152, 27 ff. s. Aristot. Pol. H 2, 1324 a 26 ff.] und von Späteren Ammonios
z. Porph. Isag. S. 3, 9 ff.). Das (sittlich) Schöne allein ist stoischer Lehre ent-
sprechend ein Gut, und die Tugend reicht aus zur Glückseligkeit (S. 180, 34 f.
wörtlich gleich Diog. Lacrt. 7, 101. 127 = Stoic. vet. fragm. III No. 30. 49).
Definiert wird die Tugend als öidüeoig rpvy_i)g isksia xal ßs/.Ti'oTi] (c. 29
S. 182. 14, vgl. Arist. Eth. Eud. B 1, 1218 b 38, Stob. Ecl. II S. 51, 1 f. W.).
in der Begriffsbestimmung der einzelnen Tugenden (c. 29 S. 182, 23 ff.) kreuzt
sich Stoisches mit Platonischem. So ist z. B. die (foörrjaig, die wie im Stoizismus
statt der platonischen aoqia die erste Stelle unt«* den Kardinaltugenden ein-
nimmt, £:noT)'iii)] uyadwr y.al xaxcor y.ai oi'^erfgco»' (= Stoic. vet. fragm. III No. 262.
265. 266), dagegen wird die uvbolu bestimmt als doyiiaiog ivvouov aomjoia (:iegl
rot;) dsivoi' te aai urj öeirov, xovxeoti öiaaojozixr) dvvaiiiig Ö6yf.iazog irvofiov
(= Plat. Politeia 429 c, 430 b, 433 c, vgl. oben S. 289), und die dixuioovrt] ist wie-
bei Piaton die Gesamttugend, deren Wesen in dem richtigen Verhalten aller drei
Seelenteile und in ihrer Harmonie gelegen ist (s. o. S. 288. 289 f.). Auch die
Zuteilung der einzelnen Tugenden an die Seelenteile und die Gesamtseele ist die
platonische (s. o. S. 290), nur erscheint, wie bei Aristoteles Top. 5, 6, 136 b 13 f.;.
8, 138 b 2 ff., die acocfoooi'V)] als Sondertugend des i:Ti{)vii}}iiy.6v. Eine An-
näherung in der Tugendlehre an Aristoteles (Eth. Nie. Z 1, 1138 b 20ff. ; E 15,.
1138 a 10, vgl. Zeller 11 2^ S. 633) und die Stoa (Pearson, The fragm. of Zeno-
and Cleanthes S. 8 f f , Stoic. vet. fragm. II S. 15 Anm. z. Z. 12, S. 41, 28, III
No. 293, Senec. Epist. 89, 5, Chrys. b. Isid. Peius. [Migne, Patr. Gr. 78, 1637],
vgl. Bonhöffer, Ethik d. Stoik. Epict. S. 226) liegt ferner in der Bedeutung, die
dem oodög '/.öyog beigelegt wird. Das h-vouor döytta, in dessen Wahrung nach
Alb. 29 S. 182, 30 f. die drdoia besteht, ist nach S. 183, 5 dodög ng /.öyog. Der
ogdog /.öyog aber hat seinen Ursprung in der cfQÖvrjoig (ebenda). Daraus und aus
dem Wesen der rfoövijoig als imoTi'jia] dya&cöv (S. 183, 7 vgl. 182, 24) ergab sich,
die (foöi'tjoig als Grundlage der übrigen Tugenden, ein Zusammenhang, den
Aristoteles (für die Mesotestugenden, vgl. ZeUer II 2^ S. 633) und nach seinem-
Vorgang Zenon (Stoic. vet. fragm. I No. 200 f.) angenommen hatten. Hieraus-
folgte weiter die unlösbare Verknüpfung (Antakoluthie) der Tugenden
untereinander, hinsichtlich deren Albinos (S. 183, 3 ff.) mit der Stoa (Stoic.
vet. fragm. I No. 199, III No. 295 ff.) völlig übereinstimmt. Der stoischen
Konsequenz, daß man entweder alle Tugenden besitze, oder gar keine, entgeht er
aber dadurch, daß er von den vollkommenen Tugenden (ze/.eiai doezai, S. 183, 14),
für welche er dies gelten läßt, die unvollkommenen unterscheidet, zwischen denen
er keine Antakoluthie zugibt (c. 30 S. 183, 15 ff.). Sie sind gewissermaßen
nvcfv'iai und .-Tooy.o.-iai zur vollkommenen Tugend (zu diesen stoischen Termini vgl.
Diog. Laert. 7, 106, Anon. z. Theait. Kol. 11, 26 ff.).') Für die letztere wird mit
der Stoa eine Verschiedenheit des Grades bestritten, im Widerspruch gegen die
Stoa aber die Gleichheit aller Laster, ihre notwendige Verknüpfung miteinander
und das Tertnon non datur zwischen Tugend und Laster in Abrede gestellt
*) In der Behauptung der Nichtakoluthie der unvollkommenen Tugenden
stimmen Albinos, Apuleius de Plat. 2, 6 S. 108, 20 f. Thom. und der anonyme
Theaitetkommentator (Kol. 9, 40 ff., vgl. Kol. 11, 15 ff.), der wie Albinos von
fv'fVEiai spricht, überein, alle drei jedenfalls in Abhängigkeit von Gaios. Die
Lehre von ze/.eiai und dze/.etg doszai (= svr/vtu und rrooy.o.-rt^) berichtet Areios
Didyraos auch von den Peripatetikem in seinem Abriß der peripatetischen Ethik
bei Stobaios Ekl. II S. 131, 14 ff. W.
Albinos, Apuleius. 557
^c. 30 S. 183, 20 ff., 184. 8 ff.; vgl. Stoic. vet. fr. III Xo. 524 ff.). Der Aufnahme der
aristotelischen Bestimmung der Tugenden als ftsaöttjze? (c. 30 »S. 184, 13 ff.) wurde
schon oben S. 541 (vgl. S. 551) gedacht. Im Anschluß daran bekämpft Albinos
die stoische Apathie zugunsten der akaderaisch-peripatetischen Metriopathie
<c. 30 S. 184, 17 ff., 186, 13 ff.), definiert aber das rrddog stoisch als xirtjaic:
^Xoyog yjvxiji (c. 32 S. 185, 33, vgl. Stoic. vet. fr. III No. 378. 391). Er be-
nutzt dabei das Wort äXoyog, um — jetzt wieder im Gegensatz zur Stoa (vgl.
•Stoic. vet. fragm. III No. 380. 382. 456. 459 |8. 111, 33 v. Arn.J u. a. St.) — zu
betonen, daß die jiddij keine xoiaeig, noch auch dö^ai, sondern Regungen der ver-
nunftlosen, also nicht intellektuellen Seelenteile seien. Die vier nach den
Kriterien Gut und Übel, Gegenwart und Zukunft unterschiedenen Hauptaffekte,
Lust und Begierde, Unlust und Furcht, werden aus der Stoa übernommen (s. o.
S. 453); unter ihnen aber nur Lust und Unlust als einfache und elementare
Affekte anerkannt, die übrigen unter Einwirkung der platonischen Lehre von
den Mischgefühlen (Plat. Phil. 47 e ff., s. o. S. 316) als Mischaffekte bezeichnet,
die Lust und Unlust in sich vereinigen (c. 32 S. 185, 33 ff.). — In der Politik
(c. 34 S. 188, 7 ff.) unterscheidet Albinos die dvv:i6dEToi zrohrsTat und die l^ v:to-
^eaecog entworfenen Verfassungen. Diese Unterscheidung ist aristotelisch: mit
•den ersteren sind die ex abstracto und ohne Berücksichtigung gegebener Bedin-
gungen konstruierten Verfassungen gemeint, mit den letzteren diejenigen, die mit
bestimmten in Örtlichkeit, Wesen der Staatsbürger u. dgl. begründeten Voraus-
setzungen rechnen (vgl. oben S. 413 f. No. 1 und 3). In diesen aristotelischen
Eahmen fügt er die platonische Politik ein. Die avvjiößeioi TTo/uxeiai sind die
der Politeia, wobei dem von Piaton S. 369 b ff. geschilderten unkriegerischen
L^rzustande die kriegerische (f'/.syualvovoa ^Tohxeiu (Alb. S. 188, 9, Plat. S. 372 e)
gegenübergestellt wird. An den Idealstaat (Aristokratie), dessen Grundzüge her-
vorgehoben werden, schließen sich wie bei Piaton Timokratie, Oligarchie, Demo-
kratie und Tyrannis. Die s^ v.-ioßeaeojg aufgestellten Verfassungen sind die der
Noraoi (mit Rücksicht auf die bestimmten Umstände der auszusendenden
Kolonie [s. oben S. 327j) und die iy öiooßwostog iv 'EjurnoXaig (mit Rücksicht
auf die in den platonischen Briefen berührte sizilische Reform).
Diese Angaben über den Didaskalikos sind weit entfernt, dessen Inhalt zu
erschöpfen, genügen aber, um darzutun, wie innig sich hier ein akademisch-peri-
patetisch-stoischer Eklektizismus mit einer antistoischen Polemik verschlingt, und
wie im mittleren Piatonismus der Neuplatonismus sich vorbereitet. Bemerkens-
wert ist dabei aber doch, daß Albinos, soweit Avir nach dem erhaltenen Exzerpt
urteilen' können, im ganzen sehr nüchtern und von dem religiösen Mystizismus
und Enthusiasmus des gleichzeitigen Neupythagoreismus und des späteren Neu-
platonismus frei ist, wodurch er sich wesentlich von Plutarch unterscheidet.
Mehr nach der religiös-schwärmerischen Seite neigt
Apulenis, Dieser um 125 nach Chr. in der numidischen Stadt Madaura
geborene Rhetor und Literat wandte u. a. auch der Philosophie, und zwar be-
sonders der platonischen, sein Interesse zu. Als Frucht seiner Studien auf diesem
Gebiete sind uns folgende lateinisch geschriebene Abhandlungen erhalten: De
deo Socratis. De Piatone et eins dogmate in zwei Büchern, von denen
das erste die Physik, das zweite die Ethik behandelt. Ein drittes in dem Plane
(vgl. 1, 4 a. E.) vorgesehenes Buch über die Logik ist in den Hss. von De
PI. et eius dogm. nicht vorhanden, liegt uns aber vielleicht seinem Inhalte nach
in der gesondert unter Apuleius' Namen überlieferten Schrift Ilsgi sQfUji'stag
vor, deren Unechtheit zwar mehrfach vermutet, aber ebensowenig erwiesen worden
ist wie die des Traktates De mundo, einer Bearbeitung der pseud aristotelischen
558 § "*-*■ ^^^ mittlere Platonismiis.
Schrift Jhol y.öot.iov (s. § 71). Fraglos unecht hingegen ist der hermetische
Traktat Asciepius. Die Hauptschrift De Piatone et eins dograate zeigt Schritt
für Sehritt eine weitgehende, freilich nicht selten durch Flüchtigkeiten und Miß-
verständnisse des Rhetors getrübte Übereinstimmung mit Albinos' Didaskalikos^
die sich nur aus einer nahen geistigen Verwandtschaft beider Autoren, nämlich
ihrer gemeinsamen Abhängigkeit von der Lehre des Gaios, erklären läßt. Ein
unmittelbares Schülerverhältnis des Apuleius zu Gaios, wonach die Traktate-
des Albinos und Apuleius als Parallelschriften zur Rekonstruktion einer gaiischen
Vorlage, bez. von Vorträgen des Gaios benutzt werden könnten, ist freilich, wenn
auch möglich, so doch unerweislich (vgl. Sinko und Praechter unten S. 198*
unter Gaios und Albinos). Daß es der Platoniker, Apuleius gewesen sein sollte,,
der in Ilsoi igfirjrEi'ag aristotelisch-peripatetische Logik ausführt, wird niemandem
zum Anstoß gereichen, der sich der Einarbeitung dieser Logik in den Abriß des
Albinos (0. S. 554) erinnert. Dem Piatonismus Meniger nahe lag die Schrift negl
y.öauov. Aber auch hier ist leicht begreiflich, daß sich der philosophisch weitherzige
Literat an einer freien Wiedergabe des damals noch neuen, nach Inhalt und
Form anziehenden Werkes versuchte. Den im Vergleiche mit Albinos
mystischeren Charakter des Apuleius verrät namentlich die Schrift De
deo Socratis in der eingehenderen Behandlung, die sie den Dämonen zuteil
werden läßt. Die Bedeutung, die diese Geister als Brücke zwischen der tran-
szendenten Gottheit und den Menschen in der späteren Philosophie erlangt haben,
tritt hier in c. 4 ff. ähnlich Avie bei Plutarch (s. oben S. 548) besonders klar zu-
tage. Jedem einzelnen Menschen ist nach c. 16 ff. ein Dämon als Wächter,
Aufseher, Fürsorger und Mahner zugeteilt, und ein solcher Geist war auch das
Daimonion des Sokrates,*) das, wie Apuleius glaubt, von seinem Schützling nicht
nur gehört, sondern auch gesehen wurde (c. 20 S. 30, 11 ff. Th.). Auch der
religiöse Synkretismus des Apuleius, der sich selbst in Einzelheiten mit dem des
Plutarch berührt, verdient als Zeichen seiner Richtung Erwähnung (vgl. z. B.
Metam. 11, 5). — Wieder in den Kreis der zünftigen Philosophen zurück
führt uns
Kalvlsios Taut'os, der Lehrer des um 130 nach Chr. geborenen römi-
schen Polyhistors A. Gellius, der in den Noctes Atticae seiner oft gedenkt. Aus
seiner schriftstellerischen Tätigkeit sind u. a. Kommentare zum platonischen
Gorgias (Gell. 7, 14, 5) und Timaios (Philop. de aet. mundi 6, 8 S. 145. 12 f,
Rabe u. ö.) sowie Abhandlungen über den Unterschied der Lehren des Piaton
und des Aristoteles (Suid. s. v. Tavgoi) und gegen die stoische Apathie (Gell.
12, 5, 5) nachweisbar. Er vertrat also die polemische Seite des mittleren
Piatonismus, Mas ihn freilich nicht hinderte, sich der übbch gewordenen
peripatetisierenden Auffassung des Timaios (s. oben S. 356. 549) anzuschließen
(Philop. a. a. O.). — Wie Tauros so war auch
Favorinus (Phahorinos) Lehrer des Gellius (s. d. Indices z. Gellius),
mit dem er auch als Polyhistor manches gemein hat. Seine an bunter Gelehr-
samkeit reichen Werke Vf. To, «>'?;/« oj'£i'/t ara wndi Ilavtoö an i] lozooia kommen
') Piaton, auf den sich Apuleius beruft, verwendet (Phaidon 107 d, Politeia
617 e, 620 d e) den Personaldämon nur in Anlehnung an volkstümliche Vor-
stellungen und in mythischem Zusammenhange. Apuleius macht daraus religiös-
philosophische [Dogmatik. Bei Plat. Tim. 90 a ist der Personaldämon nichts
anderes als der oberste Seelenteil. — Zur Dämonenlehre des Apuleius im allge-
meinen vgl. m. R, Heinze, Xenokrates S. 117 f., zu den Vorstellungen vom
Personaldämon in Volksglauben und Philosophie E. Rohde, Psyche II ^- « S. 316
Anm. 1.
Apuleius, Kalvisios Tauros, Favoriniis, Herodes Attikos, Xigrinos. 559-
durch ihre Angaben über Philosophen auch für die Philosophiegeschichte
in Betracht. Spuren von ihnen liegen uns noch bei Diogenes Laertios vor
(vgl. oben S. 28). Verwandter Art wird die Schrift Usoi TTjg öian7jg köv
(füoaöqcor (Suid. s. v. <I>ußcooTrog) gewesen sein. Favorinus hatte Epiktet
und Dion Chrysostonios gehört (Gell. 17, 19, 1. 5, Philostr. Vit. soph. S. 9, 21;
11, 15 Kays.), verkehrte mit Plutarch (vgl. Plut. de prim. frig. 1, 1; Quaest.
symp. 8, 10, 1, 2; 2, 1), war warmer Verehrer des Aristoteles (Plut. Quaest.
sympos. 8, 10, 2, 1), und manche unter seinen Äußerungen lassen den Einfluß^
der eklektischen Zeitrichtung erkennen. Andererseits fehlt auch die Schulpolemik
nicht. Hierher gehören u. a. die Schriften ITgdg 'E-i iy.T i)i ov , IJe^i tTj^
y.ataXrjnxiy.fjg (puvxaoiag (gegen die stoische Erkenntnistheorie, vgl. Gal. de-
opt. doctr. 1, I S. 41 f. K.). Sie iühren uns auf die philosophisch wichtigste
Seite Favorins: er bekennt sich zur neuakademischen Skepsis, mit der
er sich das inquirere potius quam decernere (Gell. 20, 1, 9) zum Grundsatz
machte und erklärte xrjv slg sxdrega Imyelgiiaiv uQioxrjv stvai 8idaaxa/.iav (Gal. d.
opt. doctr. 1 Anf., I S. 40 K.). Daß er dabei zugleich an die Lehre der
pyrronischen Schule anknüpfte, ergibt sich nicht nur aus dem Titel seine*
zehn Bücher umfassenden HauptAverkes UvogcbvEioi xqö.toi (Gell. 11, 5, 5, Philostr..
Vit. soph. S. 11, 5 Kays.), sondern auch aus der positiven Nachricht, daß er die
in dieser Schule üblichen Tropen in eine etwas veränderte Reihenfolge gebracht
habe (Diog. Laert. 9, 87). Mit den Akademikern begrenzte er aber den Zweifel durch
die Annahme einer Wahrscheinlichkeit und lobte in seiner Schrift 'A/.y.ißtädijg
das akademische Verfahren, von zwei einander entgegenstehenden Thesen zu-
nächst jede zu unterstützen und dann den Schülern die Wahl der ,, wahreren'' zu
überlassen (Plut. Quaest. symp. 8, 10, 2, 1; Gal. de opt. doctr. 1, I S. 41 K.). Er
selbst rechnete sich zur akademischen Schule (Gell. 20, 1, 9 verglichen mit 20,.
1, 21, Gal. de opt. doctr. 1, I S. 40 K.) und ist deshalb hierher zu stellen, wenn
er auch, wohl im Zusammenhange mit seiner gelehrten Richtung, im Peripatos
am meisten Wahrscheinlichkeit fand (Plut. a. a. O.: ra5 Ih^müxM rqisi fisgida
xov nidavov :t}.sioxr}v). — Schüler und Freund des Favorinus und des Kalvisios^
Tauros war
Herodes AttUtos aus Marathon (101 — 177 nach Chr.). Der Ruhm diese»
Mannes beruht einerseits auf der freigebigen Verwendung seines gewaltigen
Reichtums für Zwecke der Kunst und des Gemeinwohls, andererseits auf seiner
bedeutsamen Stellung in der Geschichte der griechischen Rhetorik. Philo-
sophisches tritt bei ihm wenig hervor. Immerhin läßt sich in seiner unter dem
Titel IIeqI TiohxEiag überlieferten Deklamation, für die er das geschichtlich&
Material einer Rede des Sophisten Thi'asymachos (oben S. 141) 'Y.^eq AaQioaiwr
entnahm, eine Spur philosophischen Einflusses in der Anwendung feststellen, die
dort dem üblichen rhetorischen Schematismus entgegen das äyadör (im absoluten
Sinne, nicht = avucfsgov oder /oyoifiov) für die Disposition der Rede gefimden
hat (vgl. W. Schmid, unten S. 199*). — Ein Zeitgenosse der zuletzt genannten
Männer muß
Nigi'ittos gewesen sein. Lukian, der ihn ausdrücklich als Platoniker be-
zeichnet (Nigr. 2; vgl. auch 18), besuchte ihn in Rom und berichtet darüber in
einem Dialoge, den er mit einem Widmungsbriefe dem Philosophen selbst zu-
sandte. An der Geschichtlichkeit der Person oder der Authentizität des Namens
zu zweifeln besteht kein Grund. Für die Geschichte des Platonisraus ist Lukians
Bericht wenig ergiebig. Nigrinos äußert kaum etwas, was nicht auch ein Stoiker
und selbst ein Kyniker sagen könnte. Zu spezifisch platonischen Ausfiihrungen
bot das Gesprächsthema auch keinen Anlaß. Es handelt sich um das Lob
560 § ~ö- ^^^ mittlere Platonisimis.
Athens im Gegensätze zu Rom, dessen materielle Überkultur Gelegenheit gibt,
den Kult des Reichtums und des Luxus in seinen verschiedenen Äußerungen zu
geißeln. Daß sich darin Nigrinos mit der kynisch-stoischen Diatribe beridirt —
die gleiche Berührung werden wir bei Maxinios Tyrios antreffen — ist immerhin
bemerkenswert. Was Lukian Kap. 26 f. von der Lebensweise des Philosophen
und seiner Abneigung gegen überstrenge Askese mitteilt, stimmt gut zu akade-
mischer Milde und Maßhaltung. Daß Nigrinos Schulleiter war, ergibt sich aus
Kap. 27 f. — Besser bekannt und ohne Zweifel bedeutender ist
Attikos (um 176 nach Chr.). Sein Timaioskommentar ist von Proklos u. a.
berücksichtigt. Aus einer andern Schrift, deren Titel nicht genannt wird, teilt
Eusebios größere Fragmente mit, die zu den interessantesten Überresten der
mittelplatonischen Literatur gehören. Während die meisten der bisher be-
sprochenen Männer, soweit sie andere Schulen befehden, sich gegen die Stoa
richten (von Plutarchs Schriften gegen Epikureer abgesehen), von der antiperi-
patetischen Polemik des Tauros aber im einzelnen nur wenig bekannt ist, besitzen
wir in den erwähnten Bruchstücken des Attikos eine eingehende Bestreitung
aristotelischer Lehren vom platonischen Standpunkte, aus der wieder und
wieder hervorgeht, daß sie Leute im Auge hat, die die wesentliche Überein-
stimmung von Piaton und Aristoteles behaupten und im Aristotelismus eine
Stütze und Ergänzung der platonischen Philosophie erkennen (vgl. Eus. Praej).
^v. 11, 1, 2 Schi.; 15, 4, 1. 3. 6. 16. 19; 15, 5, 3; 15, 6. 10; 15, 7, 2: 15, 9, 12).
Attikos vertritt also in aller Form eine Reaktion gegen den seit Antiochos
von Askalon in der Akademie herrschenden Eklektizismus. In einer
mehrfach gewürzten, bisweilen zu temperamentvoller Apostrophierung des Peri-
patetikers sich steigernden Darstellung wendet er sich zunächst gegen die An-
nahme, daß zur Glückseligkeit auch leibliche und äußere Güter nötig seien, und
verficht vollste Autarkie der Tugend (Eus. Pr. ev. 15, 4, 2 ff.). Einen weiteren
Angriffspunkt bietet das Fehlen der göttlichen Tioöroia in dem System des Aristo-
teles. Piaton lasse die Gottheit, die Anfang, Mitte und Ende alles Seienden in
Händen halte (Nomoi 715 e) und alles zu möglichster Vollkommenheit bringe,
auch für die Menschen sorgen. In der Leugnung dieser Vorsehung sieht Attikos
eine Quelle der LTnsittlichkeit, und die Fernrückung der Gottheit bei Aristoteles
gilt ihm wie die Theologie Epikurs für einen verschleierten Atheismus (Euseb.
Pr. ev. 15, 5, 2 ff.). Ebensowenig ist er mit dem peripatetischen Dogma von der
Anfangslosigkeit der Welt einverstanden. Er stellt sich dabei ganz auf den
Standpunkt einer wortgetreuen Auslegung des Timaios und behauptet in ausdrück-
lichem Gegensatz gegen Mitglieder der eigenen Schule (wie Tauros, oben S. 558),
die Welt sei einmal geschaffen worden, kommt also hier zu dem gleichen Ergebnis
wie Plutarch (oben S. 549). Aus dem Anfange der Welt soll aber keineswegs ihr
Ende gefolgert werden. Die Notwendigkeit der Korrelation yEvnjröv — (pdaojov,
dyeyv»]Toy — äqdagiof wird bestritten mit dem Hinweis auf die Allmacht des
göttlichen Willens, die auch dem Gewordeneu ewige Dauer verleihen könne und
tatsächlich verleihen werde, da es mit der göttlichen Güte nicht vereinbar sei,
das wohl Gewordene wieder aufzulösen (Eus. Pr. ev. 15, 6, 2ff. ; vgl. Plat. Tim.
41 a f., 33 a). Besonderen Anstoß aber findet Attikos in der aristotelischen
Psychologie. Die Unsterblichkeitslehre ist, so meint er, die Basis der ganzen
platonischen Philosophie, sie ist es, die System und Schule zusammenhält. Die
Ethik hat das Göttliche der Seele zur Voraussetzung. Nicht minder die Kosmo-
logie: verschiedene Formen aimehmend durchzieht die Seele den gesamten
Himmelsraum, sorgt für alles Unbeseelte und gibt der Natur ihre Ordnung.
Analoges gilt für die menschliche Geistestätigkeit: Anamnesis und damit Lernen
Attikcs. 561
und Wissen stehen und fallen mit der Unsterblichkeit. Aristoteles aber hat mit
■der Leugnung der Unsterblichkeit der Seele (Arist. de anima B 1, 412 b 11 ff.,
413 a 4 f. und oben S. 401 f.) und ihrer Bewegung (Arist. de anima .4 3, 406 a
2 ff.; 4, 408b 15. 30; 411 a 25 f.; gegen Piaton, vgl. oben S. 295. 331. 335) die
Seele degradiert und vernichtet. Freilich erkennt Aristoteles die Unsterblichkeit
des Xus an. Aber dessen Wesen, Herkunft und Verbleiben ist bei ihm unklar,
und Piaton hat von einer Existenz des Nus ohne Seele nichts wissen wollen
{Eus. Pr. ev. 15, 9, 1 ff.).*) Auch die alles umfassende Wirkung der platonischen
Weltseele betont Attikos im Gegensatze zu Aristoteles, der für die Dinge ver-
schiedene Ursachen annehme und die ^Velt unter dem Monde der Natur, die er
nicht für Seele erkläre, unterstelle. Es bedürfe aber einer einheitlichen beseelten
Kraft zur vollendeten Ordnung des Weltganzen (Eus. Pr. ev. 15, 12, 1 ff.).*)
Selbstverständlich legt Attikos auch gegen die aristotelischen Angriffe auf die
Ideenlehre Verwahrung ein. Die Ideen sind ihm, wie auch anderen Philosophen
«einer Zeit (s. oben S. 554), Gedanken der Gottheit, ohne deshalb ihren Charakter
als atdiog ovoi'a zu verlieren (Eus. Pr. ev. 13, 1—5). Den Weltbildner des plato-
nischen Timaios hält er nach Prokl. z. Tim. I S. 305, 6 f. D. für identisch mit
dem Guten (der Idee des Guten; vgl. die Streitfrage oben S. 345) und gibt der
Materie nach Prokl. z. Tim. I S. 391, 10 D. eine böse Seele zum Prinzip.
Weitere Einwände des Attikos gegen die Vermengung platonischer und aristo-
telischer Lehre, unter denen besonders die Bekämpfung der Ansetzung eines
fünften Elementes hervorzuheben ist. kommen bei Eus. Pr. ev. 15, 7. 1 ff., 15, 8,
1 ff. zur Sprache. Selbst auf Fragen der Logik dehnte er seine Einwürfe aus
<vgl. Simpl. z. d. Kateg. S. 30, 17 ff.; 32, 20 f., Porph. z. d. Kateg. S. 66, 34 f.),
ob in einer besonderen Schrift, bleibt dahingestellt.
Attikos ist entschieden unter den Platouikern seiner Zeit, soweit sie uns
bekannt sind, derjenige, der sich dem genuinen Platouismus am meisten nähert.
Aber auch nur nähert. Während seine Schulgeuossen infolge des religiösen
Interesses, das sie beherrscht, zur peripatetischen Annahme der göttlichen Tran-
ezendeuz hinneigen, führt ihn dasselbe Interesse zu Anschauungen, die an die
stoische Immanenzlehre erinnern. ^V^enn bei Eus. 15, 12, 3 fiia rig dvrafti;
ef.ixpvy_og 8ii)y.ov oa diä zov Tiavxög y.al nävxa avröovaa nal avveyovoa an-
genommen und ebendort für die Anerkennung der Schönheit des Alls das aw-
■dijoai y.al avvaQfiöaac er 6g zivog oftoiov y.oivcovia vorausgesetzt wird, so
sind hier in die Auffassung der platonischen Weltseele allem Anschein nach
stoische Vorstellungen mit eingeflossen. Von der Bedeutung, die Attikos der
TTQÖvoia beimißt, ist bereits die Rede gewesen, ebenso von seinem Eintreten für
die Autarkie der Tugend. Der stoisierende Charakter seiner Güterlehre ist schon
im Altertum beachtet und im Peripatos — zur Rei^lik auf seine Angriffe gegen
Aristoteles — hervorgehoben worden: ein anonymer Kommentator der Niko-
machischen Ethik (Comm. in Arist. Gr. XX S. 248, 25 f.) rechnet daraufhin
Attikos zu den Philosophen, die unter platonischer Maske Stoisches lehren. —
Schüler des Attikos war
') Nach Prokl. z. Tim. III S. 234, 13 ff. D. erklärte Attikos den Nus allein
für unsterblich. Ein Widerspruch ist nicht vorhanden, da es sich an der Pro-
klosstelle um den Nus als Seelenteil, an der Eusebiosstelle hingegen um einen
von der Seele losgelösten Nus handelt.
■^) Der Inhalt dieses Kapitels wird von Eusebios nicht ausdrücklich dem
Attikos zugeschrieben. Es stimmt aber in seiner gesamten Haltung so sehr zu
Kap. 13, 1—5, wo Attikos spricht, daß es ohne Bedenken demselben Autor zu-
gewiesen werden kann.
Ueberweg, Grundriß I. 36
^ß2 § '^0. Der mittlere Platonisraus.
Harpoliration aus Argos, der außer As^sig U'/Aicovck (Sammlung
bemerkenswerter Ausdrücke bei Piaton) einen wahrscheinlich den Timaios
betreffenden Piatonkommentar (oder Kommentare zu mehreren i^latonischen
Schriften, Tim. [vgl. Prokl. z. Tim. I 304, 22 D.], Phaidon [vgl. Norvins Index
y. Phaidonkonmientar des Olympiodor S. 245 seiner Ausg.], Alkib. I [vgl. ( !)lym-
piod. z. Alk. S. 48 Cr.J) verfaßte. Außer Attikos übte auch der Xeupythagoreer
Xumenios Einfluß auf ihn aus. Ihm folgte er, wenn er den Weltbildner
des platonischen Timaios in zwei Gottheiten {mnriQ und jrotijTi'jg, in
Ausdeutung von Tim. 28c) zerspaltete, denen er als dritte die Welt
(vgl. Tim. 34b, oben S. 320) anschloß. Pythagoreische Einwirkung neben der
des Attikos verrät auch seine Ansicht von der Herkunft des Bösen. Xume-
nios und Kronios leiteten es aiis der Materie, Harpokration aus dem Leibe ab,
und demgemäß sah er wie Xumenios und Kronios in dem Eingehen der Seelen
in Leiber, ohne nähere L^nterscheidungen zu treffen, unter allen Umständen ein
Übel (lambl. b. Stob. Ecl. I S. 375. 16; 380, 19 W.), wofür er sich auf Plat.
Tim. 42 a, 69 c d berufen haben mag. — In besonderer Zuspitzung erscheint der
Piatonismus bei
Celsiis fKelsos/, dem bekannten Christenbekämpfer, von dessen
um 179 geschriebenem '.-i/.ijdy? /.öyo; uns durch die Gegenschrift des Kirchen-
vatei's Origenes der größte Teil erhalten ist. Celsus kann seinen Anschauungen
nach nicht, wie Origenes glaubt, Epikureer, sondern nur Platoniker gewesen sein.
Seine Identität mit dem Celsus, welchem Lukian seinen 'A/J^arögog widmete, ist
sehr unwahrscheinlich; vielmehr scheint dieser letztere sich zum Epikureismus
bekannt zu haben. Die Grundlage der Argxamentation des Christengegners, so-
weit sie von philosophischen Gesichtspunkten ausgeht, ist die stark betonte
göttliche Transzendenz und der platonische Dualismus. Gott, so führt
er aus, ist gut und schön und glückselig und lebt im Schönsten und Besten.
Steigt er zu den Menschen herab, so bedarf es einer Veränderung, die nur ins
Schlechte möglich wäre (Orig. c. Cels. 4, 14; vgl. Plat. Politeia S. 381 b f.).
Gott hat, so heißt es ferner im Einklang mit dem platonischen Timaios (s. oben
S. 322), nichts Sterbliches geschaffen. Xur die Seele ist sein Werk, alles Sterb-
liche, und damit auch der Leib, ist anderen Ursprungs (Orig. c. Cels. 4, 52. 54),
Von Gott stammt nichts Böses, es haftet aber der Materie an und wohnt im
Sterblichen (Orig. c. Cels. 4, 65 ; vgl. unter Harpokration). Zur Überbrückung des
Abstandes zwischen Gott und der sterblichen Welt treten auch hier Avieder die
Gott untergeordneten übermenschlichen Wesenheiten, insbesondere die Dämonen,
ein, unter die die Verwaltung der Welt verteilt ist und die deshalb von uns zu
verehren sind (vgl. oben S. 548. 555. 558). Auf die Differenzen des Glaubens und
des Kultus bei den verschiedenen Völkern kommt es nicht an. Im letzten Grunde
sind alle einig, im einzelnen aber soll jedes nach seinen Gesetzen verfahren (Orig.
c. Cels. 1, 14. 24; 5, 26. 41; 7, 68; 8, 24. 28. 33. 35. 58 u. a. St.; vgl. Plutarch,
oben S. 549). Die göttliche Vorsehung erstreckt sich nur auf das Welt ganze,
das als Gottes Werk vollkommen sein muß. Namentlich wird hinsichtlich der
Vorsehung die anthropozentrische Auffassung abgewiesen: die gesamten Dinge
sind ebensowenig um des Menschen wie um des Löwen, des Adlers oder des
Delphins willen geschaffen (Orig. c. Cels. 4, 74. 78. 99). Mit dem Piatonismus
wußte Celsus, wie es in seiner Schule üblich geworden war (s. oben S. 558), die
Annahme der Anfangslosigkeit der Welt zu vereinigen (Orig. c. Cels. 1, 19; 4, 79).
— In wieder anderer Verbindung erscheint die platonische Doktrin bei
Maximos von Tyros (um 180 n. Chr.). Er war ein Rhetor, dem philo-
sophische Fragen den wesentlichen Stoff für seine Epideixeis darboten. In
Harpokration. Celsiis. Maximos von Tyros, Hierax. 563
dieser Mittelstellung zwischen Rhetorik und Philosophie ist er inner-
halb seiner eigenen Schule mit Apuleius, innerhalb der kynisch-stoischen mit
üion Chrysostoraos, innerhalb des spätesten Peripatos mit Themistios zu ver-
gleichen. Wir besitzen von ihm 41 Reden, die sich auf zwei Sammlungen ver-
teilen (vgl. H. Mutschmann, Sokrates 5 [1917], 187). Er ist durchaus Popular-
philosoph. Für den Zweck der Erbauung und allgemein philosophischer
Belehrung, den er verfolgt, kommt es ihm vor allem auf verständliche und —
sofern er sich als Epideiktiker an ein gebildetes und anspruchsvolles Publikum
wendet — elegante Darstellung an. An Tiefe der Spekulation und Reinhaltung
des platonischen Bekenntnisses ist ihm noch weniger gelegen als den meisten
der akademischen Sehulphilosophen seiner Zeit. Platonisches, Aristotelisches,
Stoisches verflechten sich bei ihm aufs engste, auch die Verherrlichung des xwi-
?<ög ToäTo? fehlt nicht (or. 36), und die zum Wunderglauben gesteigerte Reli-
giosität erinnert an den Neupythagoreismus. Aber die Grundlage der Philosophie
des Maximos bildet die platonische Lehre in der Form, die ihr durch
die Schultradition gegeben worden war. Daß Maximos Piaton selbst
gelesen hat, steht außer ZAveifel. Schon die in der Zeit herrschende Verehrung
der Schulbegründer spricht dafür, und für den Rhetor und Stilkünstler war
Piatonstudium unentbehrlich. Aber weitaus das Meiste entnahm er der schul-
mäßigen Lehrüberlieferung, in der die verschiedensten Einflüsse ineinander-
spielten. Auf diesem Wege erklären sich wohl die Berührungen mit Poseidonios,
der ihm auch die xenokratische Dämonologie vermittelt haben wird (vgl.
R. Heinze, Xenokrates S. 98 ff., H. Mutschmann, Sokrates 5 [1917], 189 ff.) und
mit der Schrift Hegl xöo^iov (Zeller, Sitz. d. Berl. Ak. 1885, 400 f. = Kl. Sehr.
I .329 ff.). Vor allem teilt Maximos mit dem zeitgenössischen Piatonismus die
Steigerung der göttlichen Transzendenz und das Korrelat hierzu, die
Wertung der unteren Götter und der Dämonen als vermittelnder
Instanzen (or. S Dübn. 2 Hob. c. 10, or. 14 Dübn. 8 Hob. c. 8, or. 15 Dübn.
9 Hob. c. 1. 4, or. 17 Dübn. 11 Hob. c. 5. 8. 11. 12, or. 19 Dübn. 13 Hob. c. 6,
vgl. oben S. 562), sowie die Zurückf ührung des Bösen auf die vkrj (vgl.
oben S. 562) neben der ^>vyfj? i^ovaia (or. 41 c. 4). Die volkstümliche Behandlung
ethischer Fragen führt zu mancherlei Berührungen mit der kynisch-
stoischen Diatribe (s. darüber und über Quellenbeziehungen im einzelnen be-
sonders die Dissertation Hobeins [unten S. 200*]). Für die Popularphilosophie
des zweiten Jahrhunderts, insbesondere die platonische, ist Maximos eine nicht
unergiebige Quelle und verdiente auch in Rücksicht auf seine anerkennenswerte
Kompositionskunst mehr gelesen zu werden als es tatsächlich geschieht.
Ich stelle hier zum Schluß noch einiges fragmentarisch Erhaltene und zeit-
lich nicht genauer Fixierbare zusammen. Von
Hierax sind bei Stobaios unter dem Lemma 'Ugaxoi ^y. rov JIsol
dfyeni oov7->j; Stücke aus einem besonderen Werke über die Gerechtigkeit oder
aus einem der Gerechtigkeit gewidmeten Kapitel eines umfassenderen ethischen
Werkes erhalten. Der Verfasser verficht die These, daß die Gerechtigkeit nicht
ohne die anderen Tugenden bestehen könne. Das ergab sich schon aus der
platonischen Auffassung der Gerechtigkeit (s. oben S. 287 f.), erinnert aber auch
an die Antakoluthielehre des Albinos (s. oben S. 556), mit dem sich Hierax
auch sonst berührt. Im einzelnen vereinigen die Ausführungen einen
akademisch-stoischen Eklektizismus mit Polemik gegen Stoa und
Peripatos, bekunden also das gleiche von dem eingewurzelten Lehrsynkretismus
durchkreuzte Streben nach platonischer (Drthodoxie, das uns bereits bei anderen
Mitgliedern der Schule in dieser Periode begegnet ist. In charakteristischer
36*
5(54 § ^^- ^^^ mittlere Piatonismus.
Weise stehen z. B. Stob. Flor. 8, 19 S. 345, 4 ff. H. die platonische und die
stoische Definition der dsiUa als gleichberechtigt unmittelbar nebeneinander
{bei/.ia zolvvv fotI diaq^dogä öö^tj^ irrö/Lioi' oeii'cöv ts jtsqi y.al fuj [vgl. Plat. Politeia
429 b f., 430 b, 433 c, Albin. Didask. 29 S. 183, 3 f.], >/ äyroia öeivön- ts xai ov
detrior y.al ovöerfgcor [vgl. Stoic. vet. fragm. III No. 262] 1. Hinsichtlich der
Definition der Gerechtigkeit werden Peripatetiker und Stoiker ausdrücklich als
Gegner genannt (Stob. Flor. 9, 54 S. 365, 19 ff. H.). Hierax selbst bestimmt die
öiy.aioovvrj als k'^ig Ev/.oyog rfv/jig dgdÖTtjTo; Emiis'/.ovfiivi] i} riftojoia-; aTTairtjoig
Tiagä zMv jzgotjdixtjy.oiojv, d. h. er definiert sie einmal als Gesamttugend im Sinne
Piatons, aber unter Benutzung einer stoischen Definition der Philosophie (Stoic.
vet. fragm. III Xo. 293, II S. 15 Anm. zu Z. 12), das andere Mal als diortho-
lische Tugend (ähnlich Apul. de Plat. et eins dogni. 2, 7 S. 109, 13 ff. [vgl. 9
S. 113, 2 ff.]; 110, 7 f. Th.). — In das Gebiet der platonischen Popularphiiosophie
führt uns wieder
Jtinkos, in dessen von Stobaios exzerpiertem Dialoge Ilsgi yijgu>; von
dem einen der Gesprächspartner die Nachteile, von dem andern die Vorzüge des
Greisenalters erörtert werden. Die Schrift, für welche mancherlei ältere grie-
chische Ausführungen des Topos vom Greisenalter, sowie Trostschriften und
Florilegien aus solcher Literatur benutzt werden konnten, ^j ist philosophisch
ziemlich farblos. Immerhin empfehlen zahlreiche Berührungen mit Piaton in
Gedanken und Ausdruck, den Verfasser als Platoniker anzusprechen. Sein Name
weist auf die Zeit vom Ende des letzten vorchristlichen bis ins zweite christüche
Jahrhundert; die Sprache deutet auf den späteren Teil dieses Zeitraumes, Die
von manchen vermutete Abhängigkeit von Ciceros Cato maior ist unerweislich
und unwahrscheinlich. — Enger begrenzt ist der chronologische Spielraum
für den
Anontjtnen Theaitetkoninientar (Papijv. 9782), insofern sein Ver-
fasser der weiteren Schule des Gaios zuzurechnen ist, wenn sich auch sein zeit-
liches Verhältnis zu diesem nicht mit Sicherheit feststellen läßt.^j Der uns noch
vorliegende, im ganzen gut lesbare Papyrustext behandelt einen erheblichen Teil
des Theaitet — 14^ a bis 153 e — in einem freilich nicht lückenlosen Zusammen-
hange; einige kleineren Fragmente gelten späteren Partien, 157b de, 158a. Das
Werk bietet das älteste uns erhaltene Beispiel eines eigentlichen, dem Texte
Schritt für Schritt folgenden Piatonkommentars. ^j Aus der mündlichen Lehr-
tätigkeit hervorgewachsen, gewährt es wertvolle Einblicke in die Technik der
schulmäßigen Exegese und in die im Hörsaal gepflegte Schulpolemik. Nach der
dogmatischen Seite liegt seine Bedeutung in der Ergänzung dessen, was
sich aus Albinos und Apuleius über die Lehre des Gaios er-
schließen läßt. Manche Punkte, wie z. B. die wichtige Stellung der gaiischen
Schule zur stoischen Oly.slcoai;-l^&hx& (Kol. 5, ISff. ; die stoische Lehre s. oben
S. 448. 454), treten hier völlig neu hervor, anderes, wie die Doktrin von
eixpvsiai, Ts/.siai dgszai und Antakoluthie der Tugenden (Kol. 4, 42 ff.; 9, 39 ff.;
11, 12 ff.; vgl. o. S. 556), erscheint in schärferer Beleuchtung. Das Gesamtbild
ist wieder das bekannte: akaderaisch-peripatetisch-stoischer Eklekti-
*) Die eingefügte Wiedergabe eines Vortrages aus alter Zeit (Stob. Flor.
117, 9 S. 1060 ff. H.) erinnert an das in der 13. Rede des Dion Chrysostomos
beobachtete Verfahren (s. oben S. 529).
■^) Für einen frühen Ansatz seheint die Schreibweise des Papyrus zu
sprechen; vgl. S. VIII der Ausgabe.
3) Anders verfährt Plutarch in seinen Schriften zur Piatonexegese, oben
S. 545.
Hierax. Junkos, Theaitetkommentar. Papyr. Berol. N. 8 usw. 565
zismus durchsetzt mit Polemik insbesondere gegen die Stoa. —
Der in der Ausgabe des Theaitetkommentars als Anhang beigefügte
Papyrus Berolinennis S. S enthält eine Zusammenstellung von Plat.
Phileb. 16 de und Phaidr. 265 cd. Die beiden Zitate dienten, wie die Verwen-
dung der gleichen Stellen bei anderen ergibt, als Belege für platonische Diairetik
und Synthetik und stehen im Zusammenhange mit dem oben S. 541 (vgl. S. 544.
554) erwähnten Bestreben, dem System des Piatonismus einen logischen Unterbau
zu geben. — Besondere Wege ging in wichtigen Fragen
Severus (Seberosi, den wir aus Procl. in Tim. I S. 204, 17 D. u. a. St.
als Tiraaioskommentator, aus Euseb. Praep. ev. 13, 17, 7 als Verfasser einer
Schrift IhQi ipvp'jg kennen. Bemerkenswert ist bei ihm das starke Hervor-
treten des Mathematischen. Syrian. in Metaph. S. 84, 2.3 ff. Kr. rechnet
ihn zu den Piatoninterpreten, die die Mathematik wider den Sinn Piatons für
die Beweise physikalischer Ursachen mißbrauchten. Eine p]rklärung bietet die
Angabe des Proklos in Tim. II S. 153, 21 ff. D. (vgl. auch lambl. b. Stob. Ecl. I
S. 363. 26 ff. W.) über Severus' Lehre von der Weltseele. Im Anschluß an die
platonische Ansetzung des Mathematischen zwischen dem Natürlichen und Über-
natürlichen (s. oben S. 287 f.) fand er zunächst mit anderen Erklärern das Wesen
der Weltseele, die an beiden Bereichen teilhat (s. oben S. 321. 325), im Mathe-
matischen, und zwar hielt er sie nicht wie die meisten für eine arithmetische,
sondern für eine geometrische Große, indem er ihre beiden Grundbestandteile
(Plat. Tim. 35a) auf den (unteilbaren) Punkt und die (teilbare) Ausdehnung
deutete. In ähnlicher Weise mag er das Wesen der menschlichen Seele aufgefaßt
haben. Ein bei Euseb. Praep. ev. 13, 17 erhaltenes Fragment bietet nur das
Negative, die Bestreitung der Zusammensetzung der Seele aus einem leidenslosen
und einem leidensfähigen Teile, und bricht ab vor der positiven Ausführung, wie
die betreffende Stelle des Timaios (69 cj zu verstehen sei.') In der Frage nach
W^el tan fang oder Weltewigkeit vereinigte Severus die wörtliche uhd die peripa-
tetisierende Auffassung des Timaios (vgl. oben S. 558. 562) durch ein Kompromiß:
die Welt in absolutem Sinne hielt er für ewig, die Welt, wie sie jetzt ist und sich
bewegt, für geworden (Procl. in Tim. I S. 289, 7 ff., II S. 95, 29 ff. D.; man vgl.
auch das Kompromiß der von Hippolytos berücksichtigten Platoniker bei Diels,
Dox. Gr. S. 567, 22 ff.). — Abweichend von Severus gibt
Die Quelle des I>io{/enes Laertios für die platonische Lehre
(Diog. Laert. 3, 67 — 80) der Seele ein arithmetisches, dem Leibe ein geometrisches
Prinzip. Mit der Psychologie beginnend hält sich der Verfasser in seiner Über-
sicht über die platonische Dogmatik in der Hauptsache an die Physik, für die
er sich im ganzen dem Timaios anschließt. Was er von weiteren platonischen
Lehren zu sagen weiß, ist äußerst dürftig. Man erkennt daraus, wie schon in
der Zeit des mittleren Piatonismus, der die Diogenesquelle angehört, das Vor-
wiegen des Timaios vor anderen Dialogen beginnt, das sich das ganze spätere
Altertum und Mittelalter hindurch behauptet. Bei dem Anschluß an den Timaios
im allgemeinen treten um so schärfer die Punkte hervor, in denen der Verfasser
der späteren Schultradition folgt. Es ist bezeichnend, daß es sich dabei wesent-
lich teils um Aufnahme, teils um Abwehr stoischer Lehrelemente
handelt. Die Definition der Seele als löia zov :iüvi]} öieorcozog jivsv /.larog
') Die Annahme, daß Severus die Timaiosstelle nicht umgedeutet, sondern
ihren Inhalt verworfen habe, wäre durch den Wortlaut des Fragmentes nahe
gelegt. Aber schwerlich hat Severus der Platoniker in einer so wichtigen Sache
Piaton bekämpft.
566 § 70. Der mittlere Platonisnuis.
(Diog. L. 3, 67) geht letzten Endes auf Speusippos (Fragm. 40 L. . . . iv Idia ös
Tov --rdiTfl diaozarov) znrück, verrät aber in der Auffassung der Seele als ^irevua
stoische Vermittelung. (Berücksichtigung der speusippischen Definition durch
Poseidonios bekundet Plut. de an. proer. 22.) Noch klarer stoisiert die Diogenes-
quelle, wenn sie der weltbildenden Gottheit selbst die Kugelgestalt der von ihr
geschaffenen Welt zuschreibt (72; vgl. Stoie. vet. fr. II Xo. 1059 f., Cic. d. nat.
deor. 1. 10, 24; auf Piaton schon übertragen bei Aetios 1, 7, 4 S. 299, 15 f. D.).
Andererseits wendet sie sich gegen die Stoa, wenn sie die Welt für unvergänglich
erklärt ?>iä t6 /d} bia'/.veadai eh xor dsör (12). Stoischer Einfluß scheint wieder
bei der Prinzipienlehre mit in Betracht zu kommen. Piaton soll nach unserm
Berichterstatter nur zwei Prinzipien aufgestellt haben. Gott und die
Materie, ersteren auch unter den Bezeichnungen vov; und al'nor (69). Die
Beschränkung der platonischen aoyui auf zwei findet sich schon bei Theophrast,
wohl auf Grund von Aristoteles Metaph. A 6, 988 a 9 f. (Diels, Dox. Gr. S. 485,
1 ff. mit Aura.). Aber die Übereinstimmung der Diogenesquelle mit der Stoa in
der Formulierung dsov y.ul v/.i]v (vgl. Stoic. vet. fragm. I No. 85, II Xo. 3CK).
301. 810. 312, Simpl. in Phys. S. 25, 17 D. = Diels, Dox. Gr. S. 477, 14 f., Diog.
Oenoand. Fragm. 5 Kol. 2, 7 ff. S. 10 Will. ; die Übereinstimmung der Stoiker
und ,, Piatons" ist angemerkt von Aristokles [s. Diels, Dox. Gr. S. 464 Anm. zu
Z. 9j bei Eus. Pr. ev. 15, 14, 1) ist schwerlich zufällig. Der Anschluß an die
ZAveiprinzipientheorie war ein Sehritt weiter auf dem Wege, den auch Albinos
beging, indem er zwar drei Prinzipien: die Materie, die Ideen — als paradeig-
raatische uo//] — und Gott, ansetzte, die Ideen aber zu Gedanken Gottes machte
(s. oben S. 554). Kousequenterweise sieht die Diogenesquelle in Gott auch das
Paradeigma (76). Für die Weltschüpfung konnte dieser nur sich selbst zum
Muster nehmen (71 f.; vgl. Aet. 1, 7, 4 = Diels, Dox. Gr. S. 299, 11 ff.). Er umfaßt
die Formen von allem, wie die Welt alle Lebewesen umfaßt (72). Ausdrücklich
genannt werdön die Ideen in 76 und 77.
In dem ethischen Abschnitt (78 ff.) treffen wir wie bei anderen Mittel-
platouikern (s. o. S. 543. 555) die s^o^toioai; z tZ ßeco als Telos. Im übrigen
verknüpft sich hier wieder Stoisches mit Platonisch-Aristotelischem. Die Tugend
gilt als ausreichend zur Glückseligkeit (Stoic. vet. fr. III Xo. 49 ff.; vgl. Albin.
Didask. 27 S. 180, 35 H., oben S. 556), soll aber doch der leiblichen und äußeren
Güter als Hilfsmittel bedürfen, durch deren Xichtvorhandensein indes der Weise
an Glückseligkeit nichts einbüße. Der Weise, so heißt es weiter, wird sich am
Staatsleben beteiligen, den bestehenden Gesetzen gehorchen, heiraten und je nach
Möglichkeit und Umständen sich in seinem Vaterlande als Gesetzgeber betätigen
(78, vgl. Stoic. vet. fr. III Xo. 611. 616. 622, Diog. Laert. 7, 121 [Stoic. vet. fr.
III Xo. 697, I No. 270J). Auch das stoische äy.o'/.ovdov ifj rpiasi und 6/io?.oyov-
uEvnr fehlt nicht (79, vgl. oben S. 450). — Das immer wiederkehrende Bild der
Aufnahme und Abwehr stoischer Lehrelemente im Verein mit platonischer Grund-
färbung zeigen auch die
Ausführungen über die Heiuiarniene bei Ps.-Pltttarch de fato,
Chalcidius und XeniesioSf deren Abhängigkeit von einer gemeinsamen
mittelplatonischen Quelle durch A. Gercke nachgewiesen worden ist. Die
Eiauouevi) waltet nach dieser Darstellung nur bedingungsweise {s':
v:rodsGfco^, Ps.-Plut. 4), d. h. sie knüpft unabwendbare Folgen an Voraus-
setzungen, deren Eintreffen oder Xichteintreffen sie nicht bestimmt. Das eq'
f),uir, die dem Platoniker am Herzen liegende Willens- und Handlungsfreiheit,
ist damit gewahrt. Was wir tun, steht in unserer Macht, was daraus folgt, ist
von der Finaonfr)] festgesetzt. Daraus ergibt sich, daß der Satz IJävra y.aiF
Quelle des Diogenes Laertios, Schrift über die Heimarmene. 567
£iiiaou{r)]v nur insoweit richtig ist, als er besagt, daß die eiuaguEy)] alles umfasse
und kein Gebiet ihrem Walten entrückt sei; unrichtig aber, wenn er bedeuteii
60II, daß alles Geschehende schlechthin durch die siuMfth-i) verfügt werde (Ps.-
Plut. 5). Es ist der gleiche Standpunkt, den auch Albin. Didask. 26 S. 179, 2 H.
einnimmt, wenn er Platou behaupten läßt rrdvta fiev iv eifiag /^isv)/ (ebenso Ps.-
Plut. 11 Anf., vgl. 8 Anf.) ecvai, ov fa)r jrdvza y.adeifiaod ai , und das Wirken
der einaofisv}] nur in der Verbindung notwendiger Folgen mit freien Handlungen
erkennt (a. a. O. Z. 7 ff.). Mit Albinos (a. a. O. Z. 4 ff.) stimmt unser Platoniker
auch darin überein, daß ihm die sluaQuirt} kein äjisigor ist, wie sie es sein
müßte, wenn sie für die unendliche Zahl der Einzelfälle Bestimmungen träfe,
sondern wie jedes Gesetz nur auf das Allgemeine geht, durch dessen Vermittlung
sie das sich wiederholende Einzelne trifft (Ps.-Plut. 3 f.). Mit diesen Gedanken
verknüpft er das stoische Dogma von den einander gleichenden
Weltperioden, die er wieder mit den Weltjahren des platonischen Tiraaios
(39 d) identifiziert (vgl. Stoic. vet. fragm. II Xo. 625). Der astrologische Fata-
lismus, nach welchem die Gestirne Ursachen unserer Handlungen sind, wird in
dieser Erörterung abgewiesen. Aber doch werden wir nach der Meinung des
Verfassers, insofern wir im neuen Weltjahre als die gleichen Menschen wieder
auftreten, bei der Wiederkehr der gleichen (äußeren) Ursachen die gleichen
Handlungen in gleicher Weise vollziehen (Ps.-Plut. 3. Tatsächlich ist mit dieser
Theorie so Avenig wie mit der oben S. 455 besprochenen des Chrysipix)s eine
Willens- und Handlungsfreiheit vereinbar). Neben dieser Weltperiodenlehre ist
für die freundliche Stellung des Autors zum Stoizismus besonders das Schluß-
kapitel des Ps.-Plutarch bemerkensAvert. Darnach bildet die von ihm vertretene
Heiniarmenetheorie zwar einen Gegensatz zu dem absoluten Fatalismus (der Stoa,
wie das Folgende lehrt). Aber er zählt mit sichtlicher Anerkennung eine Reihe
von Konsequenzen auf, die sich aus der gegnerischen Ansicht ergeben — den
ausnahmslosen Kausalzusammenhang, die natürliche Ordnung und Harmonie der
Welt, das göttliche Wesen der Mantik, die Ergebung der Weisen in den Welt-
lauf und, auf dem Gebiete der Logik, den Satz vom ausgeschlossenen Dritten —
und stellt eine sorgsam abAvägende Prüfung beider Standpunkte in Aussicht, von
der ein Teil bei Chalcid. c. 160 ff. erhalten scheint (vgl. Switalski, Chalc. Komm,
z. Pl.s Tim. S. 93 i.\
Im Zusammenhange mit der sifiugfih'ij und ihrem Gegensatze, dem i(p' f/uTr,
behandelt der Autor noch die Begriffe tiqövoiu, rv^tj, h'dsxo/nerov, dwaröy, avrö-
f.iarov, :Tooaioeoig. Sie alle mit Ausnahme der ngöroia werden von der si/nagfisv)]
in dem oben bezeichneten Sinne umfaßt: sie sind ivtog zfjg Eif^agfiivtjg, aber nicht
}iaS' eifiuouEvrp' im Sinne einer absoluten Herrschaft der letzteren (Ps.-Plut.
off. 8). Hingegen tritt bei der ngovoia — wenigstens bei ihi'er höchsten Art
— die platonische Anschauung von der göttlichen Transzendenz in ihr Eecht.
Diese ngovoia fällt nicht wie im Stoizismus mit der elj.mQi.ievt] als der allum-
fassenden Gesetzmäßigkeit zusammen, sondern steht als Wille oder Gedanke (oder
beides) des Allvaters und Demiurgen über aller Gesetzmäßigkeit: sie ist der
siuagutvt] weder unter- noch neben-, sondern übergeordnet und umfaßt sie. Ihr
Ausgangspunkt ist dem platonischen Timaios (29 e f.) entsprechend die göttliche
Güte, ihr Ziel das Beste der AVeit. Außer dieser höchsten oder ersten .toovo««
gibt es aber noch eine zweite und dritte. Die zweite wird von den geschaffenen
Göttern des platonischen Timaios (41 a), die dritte von den Dämonen als den
Beaufsichtigern der menschlichen Dinge (vgl. oben S. 548) ausgeübt. Die zweite
ist der eluao/iieri] koordiniert und wird gleich dieser von der ersten :j[o6roia um-
faßt, die dritte steht zur ei/iaoiiiri] im Verhältnis der Subordination und Avird
568 § ~1- l^i^ Peripatctiker im zweiten Abschnitte der hellen. -röm. Periode.
von ihr im gleichen Sinne umschlossen, wie das i<)' t'jitnv, die tv/)] usw.. d. h,
6ie ist ivTog T»']? ftfiaguev»]?, aber nicht ?<a&' si/naQfiivtjv im Sinne einer Unter-
werfung (Ps.-Plut. 9 f., Xemes. d. nat. honi. 44 Anf., s. auch Apul. d. Plat. 1, 12
{die Stellen verglichen bei Gercke a. a. O. S. 28.5 f.]).
Anhangsweise sei hier noch des anf dem Papyrus 27.") des Brit. Mus. in
dürftigen Resten erhaltenen Traktates gedacht, als dessen Verfasser C. Haeberlin
den unter Hadrian lebenden Platoniker Apollonios Syros zu erweisen sucht
unter Vergleichung von A recto Kol. 1, 20 f.: Nix}](p6oo) xexh][^iEvco mit Spartian.
Vit. Hadr. 2, 9: habuit autem praesumptionem imperii mox futuri ex fano
quoque Niceforii lovis manante responso, quod Apollonius Syrus Platonicus libris
suis indidit. Die Berührung reicht aber zum Erweise einer Beziehung nicht aus,
und xeH/.>j[uevfo ist vermutlich falsche Ergänzung.') Greifbare Spuren des
Piatonismus sind in den Textresten nicht vorhanden.
Der mittlere Piatonismus in seinen variierenden Schattierungen hat als
charakteristische Erscheinung der Übergangszeit, der er angehört,
ein erhebliches geschichtliches Interesse. Er ist ferner von Belang als Vor-
stadium des Neuplatonisraus, dessen Entstehung und Wesen nur zu be-
greifen ist, wenn klar liegt, was er vom mittleren Piatonismus übernommen hat
und worin er sich von ihm abhebt. Daß endlich diese Phase des Piatonismus
auch die christliche Patristik beeinflußt hat, ist an dem Beispiel des
Gregorios Thaumaturgos von A. Brinkmann, Rhein. Mus. 56 (1901), 57 f., nach-
gewiesen worden. Weitere Forschung wird wohl ergeben, daß auch andere
Kirchenschriftsteller dieser Zeit ihre Kenntnis platonischer Lehren weniger dem
unmittelbaren Studium Piatons als der durch den mittleren Piatonismus ver-
tretenen Schultradition verdanken.
§ 71. Die Peripatetiker im zweiten Abschnitte der
hellen istisch -römischen Periode (Peripatetische Schule
JIl. Teil, Fortsetzung zu § 67). Die Tätigkeit der Philosophen
dieser Zeit und Schule äußert sich A^or allem in der gelehrten
Arbeit an den Werken des Aristoteles. Andronikos von
Rhodos (um 70 v. Chr.), der hochverdiente Sammler, Ordner
und Herausgeber der aristotelischen Schriften, eröffnet zugleich
die lange Reihe der Aristoteleskommentatoren, unter denen sich
Alexandros von Aphrodisias (um 200 n. Chr.) den größten,
über die Grenzen des Altertums andauernden Ruhm erworben hat.
Mehrere unter Alexandros' Kommentaren sind erhalten, ebenso
andere Schriften, die er der Erklärung und Verteidigung der
aristotelischen Lehre widmete. — Dogmatisch ist die Schule, an
der gleichzeitigen platonischen gemessen, verhältnismäßig kon-
servativ. Doch tritt nicht selten auch in eingreifenden Lehr-
bestimmungen eine Hinneigung zu platonischen und stoischen
Anschauungen zutage. Die stoisierende Tendenz steht Hand in
Hand mit einem Naturahsmus, in welchem Straton der Physiker
*) Darüber an anderem Orte.
§ 71. Die Peiipatetiker im zweiten Abschnitte der hellen. -nim. Periode. 5()<)'
vorangegangen war. Ein interessantes Dokument der Ver-
einigung peripatetiseher und stoischer Lehre ist die stark von
Poseidonios beeinflußte pseudaristotehsche Schrift UeQi -/.va^ioi.
Eklektiker peripatetiseher Grundrichtung waren der Geograph
und Astronom Klaudios Ptolemaios und der Arzt Galen os
(um die Mitte des 2. Jahrh. n. Chr.).
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehren: Über
Nikolaos v. Damaskos, Alexaudros v. Aigai, Ptolemaios Chennos, Klaudios Ptole-
maios, Galenos und Aristokles v. Messene Artikel des Suidas. Nikolaos v. Dam.
schrieb selbst über sein Leben : die Fragmente bei Müller, Fragm. bist. Graec.
ms. 348 ff. Für Galenos reiche Angaben in seinen Schriften (über seine Werke
Berichte in IIsqI Tfjg Ta^sto; rcör IStcot' ßißUcor und Ileol twv idicov ßiß/.toivi.
Areios Didymos gibt bei Stob. Ecl. II S, 116 ff. W. eine Darstellung der Ethik
,'AQiozoTEXovg xal riov /.oi.-zcor üsQiTiaTtjTi^icöv" (abhängig von Antiochos von
Askalon). Vgl. im übrigen das antike Material bei Zeller III 1 •* S. 805 ff..
Susemihl II S. 301 ff. und in der unten S. 201* angeführten Literatur. Ver-
zeichnis der bekannten Peripatetiker dieser Zeit bei Zeller a. a. O. S. 805, 2,
Bildnis des Ptolemaios Chennos [Fälschung]: Chatzis, D. Philos. u. Gramm.
Ptolem. Ch. S. XVII.
Schriften. Ausgaben. Fundorte der Fragmente. Fragmentsammlungen..
Andronikos. Fragmente s. bei Fr. Littig, Andronikos von Rhodos.
IL Teil, Erlangen 1894, Pr., S. 27 ff., III. Teil, Erlangen 1895, Pr., S. 13 ff.
Pseiido- Andronikos. Xav. Kreuttner, Andr. qui fertur libelli .t. .-radcöv pars
prior de affectibus, novis codicibus adhibitis rec. et quaestiones ad Stoicorum
doctr. de affect. pertiuentes adiecil X. Kr., Heidelberg 1885, Diss. Gar. Schuchhardt,
Andronici Rhodii qui fertur libelli .t. :ia&cov pars altera de virtutibus et vitiis.
Darmstadt 1883, Heidelberger Diss. Die in einer Randnotiz des cod. Leid,
und darnach von Daniel Heinsius u. a. Andronikos zugeschriebene Paraphrase
der Nikomachischen Ethik stammt jedenfalls nicht von ihm. Auf Grund der
Annahme von Sainte-Croix und Val. Rose (Hermes 2 [1867], 212) gab sie der
neueste Herausgeber, G. Heylbut (Comm. in Arist. Gr. XIX 2), dem Heliodoros
von Prusa. Doch besteht begründeter Verdacht, daß dieser Heliodoros eine
von Konstant. Palaeokappa erdichtete Person sei (vgl. L. Cohn, Berl. philol.
Wochenschr. 1889, 1419 f.).
Ariston von Ah'xandreia. Fragmente bei Müller, Fragm. hist. Graec.
III S. 324 f.
Nikolaos von Damaskus. Philosophische Fragmente bei Th. Roeper, Nie.
Dam. de Aristotelis philosophia librorum reliquiae, in : Lectiones Abulpharagianae.
Gedani 1844, S. 35 ff. Von der Schrift.. IIeqI AQioxoxElovg cpÜMooqyiag befinden
sich ansehnliche Fragmente in syrischer Übersetzung in einer Hs. in Cambridge.
Vgl. Dräseke (nach Baumstark), Wochenschr. f. klass. Philol. 1902, 1272. Nie.
Dam. de plantis libri duo, rec. E. H. F. Meyer, Leipz. 1841. Im übrigen s. Car.
Müller, Fragm. histor. Graec. vol. III S. 348 ff.
Ptolema ios Chennos. Aristotelesbiographie: A. Baumstark, Aristot. b.
d. Syrern S. 39 ff. Verzeichnis der aristotelischen Schriften, ebenda S. 61 ff.
Fragmente mit Ausschluß der Aristotelesbiographie: A. Chatzis, s. unten S. 201'\
Ueoi x6o/.iov. Die Schrift ist in den Ausgaben des Aristoteles enthalten,.
ein Teil in neuer Textgestalt nach P. Wendland in U. v. Wilamowitz' Griech.
Lesebuch IL — Die Schrift von der Welt, ein Weltbild im Umriß aus dem
1. Jahrhundert n. Chr., eingeleitet und verdeutscht von Wilh. Capelle, Jena 1907.
Vgl. auch K. J. Neumann, Literar. Zentralbl. 1907, 1612.
Aspasios. Asp. in Eth. Nicom. quae supersunt comm., ed. G. Heylbut^
Berol. 1889 (Comm. in Arist. Gr. XIX 1).
Ad ras tos. Echte Schriften nicht erhalten. Größere Entlehnungen bei
Theon von Smyrna (s. o. S. 537. 539. 552) und Chalcidius (s. § 85).
■oTO § ^1- ^''-' l'oripatt'tikor im zweiten Abschnitte der hellen. -röm, Periode.
Herminos. Fragmente bei Henr. Schmidt. De Herraino Peripatetico,
3Iarp. Catt. 1907, Diss.
Kl a ndius Ptolcmaios. Von der in der ßiblioth. Teubner erscheinenden
Gesamtausgabe liegee vor': Vol. I. part. I. II. Svntax. niath.: vol. II. Oper, astron.
niinora, ed. J. L. Heiberg, Lpz. 1898 — 1907. Zur Ergänzung dienen vorläufig
(für die philosophisch besonders in Betracht kommenden Schriften): TsTQÜßißkog,
•ed. J. Camerarius, Xorimb. 1535, lat. ed. Ph. Melanchthon, Basil. 1553. Harmo-
nica, lat. ed. A. Gogavinus, Venet. 1563, gr. ed. J. Wallis. Oxon. 1682. 1699.
TIfoi y.ont]olov y.al ijysiiovtxov, ed. J. Bullialdus, Par. 1663; rec. Frid. Hauow,
Lips. 1870. Des Kl. Ptol. Handb. der Astron., aus d. Griech. übers, u. mit erkl.
Anmerk. vcrs. v. Karl Manitius, I. II, Leipz. 1912, 1913. Weiteres bei Christ-
Schmid, Gesch. d. griech. Lit. II» S. 723 f.
Qalenos. Editio princeps von Joh.-Bapt.' Opizzone, Aldina von 1525
vgl. Mewaldt. Sitz. d. Berl. Akad. 1912, 894 ff.). Später wurden Galens
Schriften mit denen des Hippokrates zusammen hrsg. von Charterius, 13 Bde..
Lüttich 1679, dann v. Kühn, 20 Bde., Lpz. 1821—1831. Fragments du Com-
mentaire de Galien sur le Timee de Piaton, publ. par Ch. Daremberg (Anhang:
Essai sur Galien considere comme i^hilosophe), Paris 1848. G.s Dialog über d.
Seele; aus d. Arab. ins Hebr. übers, v. Jehuda ben Salorao Alcharisi, hrsg. v.
Ad. Jellinek, Leipzig 1852. M. Bonnet, De Claud. Gal. subfiguratione erapi-
rica, Bonn 1872, Diss. Gal. de placitis Hi^jpocr. et Plat., rec. I\v. Mueller,
I. Leipz. 1874. Gal. de elementis ex Hippocratis sententia libri duo, rec.
G. Helrareich, Erlangen 1878. Galeni, qui fertur de partibus philosophiae
libellus, primum ed. E. Wellmann, Berl. 1882. Gal. Scripta minora. rec. loa.
Marquardt, I\v. Müller, G. Helmreich, Vol. I. ex recogn. loa. Marquardt, Leipz.
(Bibl. Teubn.) 1884, Vol. IL ex recogn. Iwani MüUer, 1891, Vol. III. ex recogn.
G. Helmreich, 1893. Gal. Protrepticus, ed. G. Kaibel, Leipz. 1894. Gal. institutio
logica, ed. Car. Kalbfleisch, Leipz. 1896. Gal. ^reol rwr euvriö boy.ovvTMv fragmenta
inedita, ed. G. Helmreich, Philol. 52 (1894), 431—434. Gal. de victu attenuante
liber, ed. Car. Kalbfleisch, Leipz. 1898. Gal. de optima corporis constitutione;
ideni de bono habitu, rec. G. Helmreich, Hof 1901, Pr. Car. Gabler. Gal. libellus
de captionibus, quae per dictionem fiunt, ad fidem unius qui superest codicis
■editus, Rostock 1903, Diss. Gal. de temperamentis libri III, rec. Georg. Helm-
reich, Leipz. 1904. Gal. de causis continentibus [.t. twc ovremty-ior'] libellus a
Xicolao Regino in serm. Latin, transl., prim. ed. Carol. Kalbfleisch, Marp. Chatt.
1904. G. Helmreich, Gal. über die Kräfte der Nahrungsmittel, Ansbach 1905
bis 1909, Prr. J. Westenberger, Gal. qui fertur de qualitatibus incorporeis
libellus, Marp. Catt. 1906, Diss. M. Simon, Sieben Bücher Anatomie des Galen
(die in arabischer Übersetzung erhaltenen BB. 10 — 15 des Werkes Tleol zcör dra-
Touiy.iov iy/Eioi/ocfor), Leipz. 1906. Gal. de usu partium corporis humani libri
XVII, rec. 'Gr Helmreich, 2 voll., Leipz. 1907. 1909. G. Helmreich. Handschriftl.
Studien zu Gal., Ansbach 1910. 1911. 1914, Prr. Guil. Herbst, Gal. Pergam. d,e
Atticissantium studiis testimonia coUecta atque examinata, Marp. Chatt. 1910,
Diss.. vollst. Lips. 1911. Frid. Albrecht, Gal. libellus An in arteriis natura
~5anguis contineatur, Marp. Chatt. 1911, Diss. Gal. de partibus artis medicativae,
eine verschollene griech. Schrift in Übers, des 14. Jahrh. hrsg. v. Herrn. Schöne,
<ireifs\v. 1911, Univ.-Festschr. M. Cardini, Gli aforismi d'Ipiwcrate e il com-
mentario di Gal.; traduz. e comm. con pref. di G. Baccelli, Firenze 1911. Rud.
Beer, Galenfragmente im cod. Pal. Vindob. 16, Wiener Studien 34 (1912), 97 bis
108. Gal. de optimo docendi genere libellus, ed. A. Brinkmanu. Bonn 1914, Pr.
Herrn. Wagner, Gal. qui fertur libellus El 'Qoiov zo y.axä yaoroö;, Marp. Chatt.
1914, Diss. Rud. Noll, Gal. Ileol xgetag avaTivofj? libellus, Marp. Chatt. 1915.
E. Wenkebach, Das Proömium der Kommentare Galens zu den Epidemien
des Hippokrates, Abhandl. d. Berl. Akad. philos.-histor. Kl. 1918 No. 8. — Im
Corpus medicorum Graec. sind bis jetzt erschienen: Gal. in Hippocr. de natura
hom. comm. III, ed. J. Mewaldt; in Hippocr. de victu acutorum comm. IV, ed.
O. Helmreich: de diaeta Hippocr. in morbis acutis, ed. J. Westenberger (V 9, l
der Sammlung, Leipz. Berl. 1914). Gal. in Hippocr. prorrhet. I comm. III, ed.
H. Diels: de comate sec. Hippocr.. ed. J. Mewaldt: in Hippocr. prognost.
■comm. III, ed. J. Heeg (V 9, 2 der Sammlung, Leipz. Berl. 1915). Ps.-Gal. in
Hippocr. de septimanis comm. ab Hunaino qui fertur arabice versum ex cod.
^lonac. primum ed. et germ. vertit G. ßergsträßer (XI 2. 1 der Sammlung,
§ 71. Die Peripatetiker im zweiten Abschnitte der hellen.-iöm. Periode. 571
Leipz. Berl. 1914). — W. Schäfer (De parv. pil. exerc.) und Alb. Minor (fleii)
^vo.-ryoiag) s. S. 203*. — Ps.-Galen, Jtegl rfi/.oaöfpov lozogia; bei Diels, Doxogr. Gr.
S. 59.Ö— 648. — Ps.-Gal. -Tfot mv :zco^ iia/'v/ovrai zu f/ißova s, § 80 unter Por-
phyrios.
AristokU'ti. Bruchstücke von Ihgl qnXoooqia:: bei Euseb. Praep. ev. 11,
3, 1-9; 14, 17. 1-9; 14, 18. 1-30; 14, 19, 1—7; 14, 20, 1—8. 9-12; 14. 21,
1 — 7 (das die Yorsokratiker Betreffende bei Diels Vorsokr. [s. dort das Stellen-
register II 1* S. 745 unter Aristocles]). Ausgaben von Euseb. Praep. ev. ver-
zeichnet O. Stählin bei Christ-Schraid 11^ S. 1139. — Referat über eine münd-
liche Ausführung bei Alex. v. Aphrod. d. anima S. 110, 5 — 113, 12 Br. (Suppl.
Aristot. [s. oben S. 366] II I).
Alexandros von Aphrodisias. Schriften von ihm sind schon im dritten
Bande der aldinischen Ausg. des Arist., Ven. 1495 — 1498, herausgegeben worden;
die Traktate De anima, De fato bei Themistii opera, Venet. 1534; einzelne
Schriften öfters, in neuerer Zeit De fato, ed. Orelli, Turici 1824; Quaest. nat. et
mor., ed. L. Spengel, Monachii 1842; Comm. in Arist. metaph.. ed. H. Bonitz,
Berol. 1847; Alex. Aphrod. quae feruntur probleraat. libr. III. et IV., rec.
H. Usener, Berlin 1859, Pr. ; Comm. in Arist. .t. alo{^7]a€cog y.al aia&ijröjr ex codd.
€tc. eruit Ch. Thurot, Paris 1875 (Notices et extraits des manuscr. de la Bibl.
nat. tome 25 partie 2); dazu Usener, Jenaer Literaturztg. 1876, 534 ff. =: KI.
Sehr. I 372 ff.; Die Abh. Al.s v. Aphr. üb. d. Intellekt, aus handschr. Quellen
z. ersten Male herausg. u. durch d. Abh. : Die Nuslehre Al.s v. Aphr. u. ihr
Einfluß auf d. arabisch-jüd. Philos. des Mittelalters, eingel. v. Aron Günsz, Berl.
18S6, Leipz. Diss. Die Kommentare zu Aristot. und die Scripta minora jetzt in
den Comment. in Arist. 'Graeca (I. II 1—3. III 1. 2) und dem Supplementiim
Aristot. (II 1. 2) der Berliner Akademie, s. oben S. 365 f. Zwei Fraemente hrsg.
von G. Vitelli, Festschr. f. Th. Gomperz, Wien 1902, S. 90-93. '^ ^'gl. auch
Freudenthal und Nourrisson unten S. 203".
Unter den beiden oben S. 41 f. hervorgehobenen allgemeinen Merkmalen
unseres Zeitabschnittes, der gelehrten Beschäftigung mit den Schulbegründern
und dem mystisch-religiösen Zuge, tritt das erstere im Peripatos besonders stark
zutage. Dafür fehlt das zweite so gut wie völlig. Ja es macht sich im Gegen-
teil mehrfach eine Neigung zum Naturalismus bemerkbar, in der die Schule die
Richtung Stratons des Physikers verfolgt. Der reiche Schatz erhaltener Lehr-
schriften des Meisters beeinflußte die Lehrüberlieferung im konservativen
Sinne, ganz anders als bei Piaton, bei dem die oft vieldeutigen, an scharf
formulierter Dogmatik ärmeren Dialoge die fast ausschließliche Grundlage der
Lehrtradition bildeten und Meitgehenden Neugestaltungen der Lehre freie Bahn
ließen. Dazu kam in der aristotelischen Schule die strenge Zucht der dort vor
allem gepflegten Logik, die dem Aufkommen mystischer Tendenzen ein Hindernis
bereitete. Damit soll nicht gesagt sein, daß der Peripatos dieser Zeit in allen
Punkten der Lehre des Meisters treu geblieben sei und sich jeder Einmischung
fremder Philosopheme verschlossen habe. Gerade die naturalistische Neigung
veranlaßte bei einigen Vertretern der Schule Annäherungen an den Stoizismus,
und nicht minder hat der Piatonismus mit manchen seiner Philosopheme starke
Anziehungskraft ausgeübt. Wesentlich mitbestimmend für die konservative
Richtung des Aristotelismus war durch seine gelehrte Arbeit an den aristotelischen
Schriften
Anih'onikos von Rhodos (um 70 vor Chr., der elfte [Ammon. de interpr.
S. b; 29; Elias S. 117, 23; 113, 19] oder zehnte [Ammon. in Anal. pri. S. 31, 13]
Schulleiter a:i6 \4Qi,oroxElovg, je nachdem man bei der Berechnung Aristoteles mit-
zählte oder nicht). Er hat sich durch Sammlung, Ordnung und kritische
Sichtung der aristotelischen Schriften, durch Veranstaltung einer
Ausgabe, Abfassung von Kommentaren und sonstige philologische
~tl'2 § ~^- ^^^ Peiipatetiker im zweiten Abschnitte der hellen.-rüni. Periode.
Arbeit an Aristoteles wie auch an Theophrast um die aristotelischen
Studien der Nachwelt ein bleibendes Verdienst erworben, und ihm gebührt des-
halb eine angeschene Stelle in der Geschichte der Philosophie, so unerheblich
auch das sein mag, Avas an eigenen philosophischen Bestimmungen von ihm zu
melden ist. Sein Hauptinteresse scheint der Logik gegolten zu haben, in der
fT einige Aristoteles ergänzende oder von ihm sich entfernende Sätze aufstellte
(eine Differenz in der Psychologie [Zeller III 1*, 645 f.] ist unerweislich). Mit
ihr wollte er den philosophischen Kursus und dementsprechend sicherlich auch
das Corpus Aristotelicum begonnen wissen. Die Logik, meinte er, sei das Werkzeug-
(Organonl) der Philosophie. Das Werkzeug aber müsse man zunächst kennen
lernen, wie es auch in den Handwerken geschehe (Elias in Categ. S. 117, 20 ff.;.
118. 20 ff.). Anderer Ansicht war Andronikos" Schüler
Boethos i'on Sidon. Er war für den Beginn mit der Physik und
führte dafür an, daß sie leichter sei, da man sich von Kindesbeinen an mit
Naturdingen befasse, daß, die Ärzte ihre Kuren mit leichteren Mitteln begönnen
und daß Aristoteles sich in seinen physikalischen Schriften am meisten aus-
zeichne (Elias in Categ. S. 117, 20 ff., 118, 9 ff.). Bei Boethos treffen wir neben
anderen Abweichungen von Aristoteles eine höchst wichtige, und zwar in natu-
ralistischer Richtung: Er erklärte das Allgemeine nicht für das von
Natur Frühere dem Einzelnen gegenüber (Dexipp. in Categ. S. 45, 13 ff.; vgL
dagegen Arist. Anal. post. A 2, 71 b 33 ff. u. a. St.), und bei Beantwortung der
Frage, welche Art des Seins in der Ansetzung der Kategorie der ovoia von
Aristoteles gemeint sei — Form, Stoff oder das aus beiden Zusammengesetzte — .
meinte er, Stoff und Zusammengesetztes, nicht aber die Form entsprächen jener
Kategorie, also nur auf diese beiden treffe der Begriff der .-rgtwr»; ovola zu. Er
ging dabei von der Voraussetzung aus, daß jenes erste, in der Kategorie der
cvom gesetzte Sein weder in einem Substrat vorhanden sein noch von einen>
andern Seienden ausgesagt werden dürfe (entsprechend Arist. Categ. 5, 2 a 11 ff.).
Diesen Anforderungen genügten Stoff und Zusammengesetztes, nicht aber die
Form, die Boethos der Qualität oder Quantität oder sonst einer Kategorie zu-
weisen wollte (Simpl. in Categ. S. 78, 6 ff. ; vgl. dagegen Aristot. Metaph. Z ',
1032 b 1 f.; daß es sich bei der Frage um eine von Aristoteles selbst verschuldete
Schwierigkeit handelt, ergibt sich aus dem oben S. 395 Bemerkten). Aus De-
xippos in Categ. S. 45, 28 ersehen wir übrigens, daß Boethos mit seiner Ansicht
über das riQÖTeoov (fvost unter den Peripatetikern nicht allein stand. I\Iit der
Auffassung des Allgemeinen als des Späteren stand eine Deutung der platonischen
Ideenlehre in Zusammenhang, als deren Vertreter Boethos von Syrian in Metaph.
S. 106, 5 ff. genannt wird. Darnach sind die Ideen nichts Anderes als
die Gattungsbegriffe. Boethos kann also als Vorläufer der mittelalterlichen
Nominalisten und zugleich — hinsichtlich der Deutung Piatons — der heutigen
Marburger Schule gelten. — Außer dem Kategorienkommentar, in welchem
die angeführten Philosopheme dargelegt sein werden, verfaßte Boethos auch
Exegesen zu anderen aristotelischen Schriften. — Ein weiterer Zeitgenosse des
Andronikos und. wie es scheint, ebenfalls mit seinem Interesse besonders der
Logik zugewandt war
Ariston von Alexundrela, der aus der akademischen Schule des
Antiochos von Askalon in den Peripatos übertrat. Er schrieb jedenfalls einen
Kommentar zu den Kategorien, den Simplikios nennt und berücksichtigt,
möglicherweise auch einen solchen zur Ersten Analytik. Aus diesem könnte
stammen, was Apul. .Tfot eou. c. 13 über eine Vermehrung der aristote-
lischen Schlußformen und c. 14 über eine Berechnung der Zahl der Schluß-
Aiulrouikos v. Rhodos. Boethos v. Sidon, Aiiston r. Alexaudreia usw. 573
figuren durch Ariston mitteilt. Daß er auch die im Peripatos herkömmliche
naturwissenschaftliche und geschichtliche Gelehrsamkeit pflegte,
bezeugen erhaltene P'ragmente. — Von den mit Andronikos und der nächsten
Oeneration seiner Schüler etwa gleichzeitigen Peripatetikern
Staseas von Neapel und Kratippos von Perffomoti (der letztere
war ebenfalls früher Schüler des Antiochos) sind philosophische Lehren von Be-
deutung nicht bekannt. Dagegen verdient Beachtung, daß
Xenarchos von Seletihela (in Kilihien) in einer besonderen Schrift
{IIqö: Ttjv ,-ie/ii.-rT)jy ovoi'ar) der aristotelischen Ansetzung des Äthers als
fünften Körpers widersprach. Auch sonst erhob er gegen Philosopheme
des Schulstifters Einwände, die zeigen, daß er sich auf dem Gebiete der Physik
mit Scharfsinn und ohne Befangenheit in der Schultradition betätigte. — Be-
kannter als die zuletzt genannten Männer ist, vor allem durch seine historischen
Arbeiten,
yHiOlaos von Damaskos, der Ratgeber des jüdischen Königs Herodes
und Freund des Kaisers Augustus. In den engeren Bereich aristotelischer
Studien fällt seine in Überarbeitung durch fremde Hände erhaltene Pflanzen-
geschichte. Seine übrigen, der Metaphysik, Theologie, Kosmologie. Meteoro-
logie, Tiergeschichte, soAvie der Ethik gewidmeten Schriften sind uns großenteils
nur ihrer Existenz und ihren Titeln nach bekannt. Eine umfangreiche Einleitung
in das Studium des Aristoteles scheint das Werk Ilsoi rijg 'Ao lai ors^.ovg
^i/.oao<pia; gewesen zu sein, das vielleicht auch mehrere oder alle uns unter
Sondertiteln genannten philosophischen Schriften umfaßte. Über den philo-
sophischen Standpunkt des Nikolaos läßt sich an der Hand des dürftigen Mate-
riales nicht mehr urteilen, es sei denn, daß die von Baumstark hervorgezogeneu
syrischen Fragmente bei eingehenderer Untersuchung Näheres ergeben. — Ein
weniger genannter Aristoteliker einer späteren Generation war
Alexandros von Aigai, der Lehrer des Kaisers Xero. Er suchte die
im Peripatos mehrfach behandelte Frage, ob Worte {qojval) oder das von den
Worten bezeichnete Seiende selbst (rä orza avzä) oder die einfachen Denk-
formen {tu ä.T/ct ro))uuTa) Gegenstand der aristotelischen Kategorien
seien, in einer Weise zu lösen, die alle drei Auffassungen vereinigte, und in der
später Alexander von Aphrodisias mit ihm übereinstimmte (Simpl. in Cat. S. 10,
19 f.). Da es sich bei dieser Frage um den oy.o::i6g der aristotelischen Schrift
handelt, der ein stehendes Kapitel in den Einleitungen der mündlichen Exegesen
und der Kommentare bildete, so ist anzunehmen, daß die Nachschrift emer
Kategorienexegese oder ein Kommentar zu den Kategorien von Alexander von
Aigai im Umlaufe war. Eine wohl auch aus einem Kommentar entnommene
Bemerkung zu der aristotelischen -Schrift Ueol ovoavoü führt Alexander von
Aphrodisias bei Simpl. in Arist. d. caelo S. 430, 29 ff. an. — Auf ein anderes
Feld führt uns
Ptoleniaios C/iennos von Alexandreia (im ersten oder zweiten Jahrh.
nach Chr.). Sein Werk über Leben und Schriften des Aristoteles (in der
Biographie war auch das Testament mitgeteilt) weist in die Richtung der gelehrten
Arbeit des Andronikos. Tatsächlich fußt er auf letzterem und ist dadurch von
bleibender Bedeutung, daß sich Auszüge aus seinem Werke teils in griechischen teils
in arabischen Texten erhalten haben (s. oben S. 365), die für die verlorene Arbeit
des Andronikos teilweise Ersatz bieten. Demgegenüber kommt was sonst von
dem Philosophen Ptoleraaios bekannt ist wenig in Betracht. Die Bemerkung zu
574 § ^^- ^^*^ Peripatctiker im zweiten Abschnitte der hellen.-röm, Periode.
Plat. Tim. 17 a bei Procl. in Tim. I S. 20, 7 D.'j spricht mit Wahrscheinlichkeit
dafür, daß er, wie sein Schulgenosse Adrastos, einen Kommentar zum plato-
nischen Timaios verfaßte. Bei den von lamblichos b. Stob. Ecl. I S. 378, 7 ff^
und Eustratios in Arist. Eth. Nie. S. 322, 4 ff. mitgeteilten Ansichten ist nicht
auszumachen, in welchem Werke sie entwickelt waren. (Das Nähere darüber bei
Chatzis, D. Philos. u. Gramm. Ptol. Ch. [S. XXVIII ff.], der auch für die da&
philosophische Gebiet nicht unmittelbar berührenden Schriften des Ptolemaios zu
vergleichen ist.) — Besonders bedeutsam, weil er eine neue metaphysisch-theo-
logische Grundauffassung vertritt, ist der seiner Person nach unbekannte
Verfasser der pseudaristotelischen Schrift von der Welt {Ueoi
xor, 1.10 V). Dieses wahrscheinlich gegen Ende des ersten oder zu Anfang de*
zweiten Jahrhunderts nach Chr. entstandene Werk, das zu den interessantesten
literarischen Erscheinungen der nacharistotelischen griechischen Philosophie
gehört, sucht in seiner Theologie den peripatetisch en und den
stoischen Standpunkt zu vereinigen. Wenn der stoische Pantheismus
behauptet, daß die Gottheit in allem und jedem, auch in dem Häßlichen und
ästhetisch Anstößigen gegenwärtig sei, so scheint dem Verfasser diese Lehre der
Gottheit unwürdig. Er verwirft sie zugunsten der peripatetischen Transzendenz
des göttlichen Wesens. Gleichwohl bleibt jene stoische Theorie nicht ohne Einfluß^
auf ihn. Wird auch der substantielle Pantheismus der Stoa abgelehnt, so soll
doch ein dynamischer Pantheismus gelten. Die Gottheit ist, wenn auch nicht mit
ihrem Wesen, so doch mit ihrer Macht überall gegenwärtig, sie trägt und erhält
alles, und zwar so, daß ihre Wirkung sich zunächst und in besonderem Grade
auf die ihr am nächsten liegende Sphäre der Welt und weiterhin durch deren
Vermittlung auch auf das Entferntere erstreckt. Es liegt in der Schrift das-
Bestreben klar zutage, die Gottheit um ihrer Würde und Erhabenheit willen von
der Welt möglichst zu entfernen, ohne deshalb ihr Wirken auf die Weit in
Frage zu stellen. Der Befehlshaber eines Heeres oder einer Stadt oder eines-
Hauses, heißt es, assistiert nicht, Avenn es gilt einen Bettsack zu schnüren oder
sonst ein Geschäft zu vollbringen, das der erste beste Sklave besorgen kann. So-
zeigt das Werk schon die Anfänge einer Tendenz, die später in durchgreifenderer
Weise den Neuplatonismus und seine Vorläufer beherrschte. Neben der Theo-
logie sind es die kosmologisehen und meteorologischen Aus-
führungen, die der Schrift einen besonderen Wert geben. Der Verfasser
schöpft hier aus dem Stoiker Poseidonios, dessen Einfluß sich auch in der das-
Ganze durchziehenden religiösen Stimmung und in der schwungvollen, poetischen
Sprache kundgibt, — Wieder in die Reihe der Aristotelesexegeten zurück
führt uns
Aspasios (in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts nach Chr,), von dem.
mehrere Aristoteleskommentare (zu den Kategorien, zu Ileol £Qni]vsiag, zur
Physik, zu JIeqI ovgavov, zur Metaphysik) nachweisbar sind imd der zur Niko-
raachischen Ethik teilweise auch erhalten ist, — Gleichfalls Aristoteles-
kommentator war
Adrastos von Aphrodisias (zu Anfang des zweiten Jahrhunderts nach
Chr.). Von einem Kategorienkommentar haben wir Kenntnis, ein Kom-
mentar zur Physik läßt sich mit Wahrscheinlichkeit erschließen. In Form
der Lösung einzelner Probleme beschäftigte sich Adrastos mit der Nikomachischen
Ethik xmd der Ethik des Theophrast. Danebenher ging eine philologische
>) Zu dem dort dem Namen des Ptolemaios beigefügten h JJ/.azcorty.6; vgl.
Chatzis. Der Phil. u. Gramm. Ptol. Ch, S. XII.
Ptolemaios Chennos, .Schrift von der Welt, Aspasios usw. 575'
Tätigkeit im Sinne des Andronikos: er schrieb über die Ordnung der
aristotelischen Werke {Ilrgi r>}g rd^ewg rwr ^^qiotozs/.ov-; ofy/gaufidzcov) und
handelte hier auch über verschiedene Rezensionen, über Titel der aristotelischen
Schriften ii. dgl. Weit überragt aber an Wichtigkeit werden diese beiden Zweige
seiner Arbeit durch einen dritten. Adrastos besaß lebhaftes Interesse für
Mathematik und Astronomie und erklärte, wie es scheint unter besonderer
Hervorhebung dieser Gesichtspunkte, den platonischen Timaios, wobei er
den berühmten, uns leider verlorenen Timaioskommentar des Poseidonios benutzte^
Auch sein eigenes Werk ist nicht auf uns gekommen. Aber Spätere, deren
Schriften erhalten sind. Avie Theon von Smyrna, Proklos und Chalcidius, sind von
ihm abhängig, und so hat Adrastos die Bedeutung einer Mittelquelle, durch die
uns poseidonisches Gedankengut gerettet ist. — Als Aristoteleserklärer, der in.
einem wichtigen Punkte von der Lehre des Meisters abwich, erscheint
Hertninos (um die 'Slitte des zweiten Jahrhunderts nach Chr.; er war
Lehrer des Alexander von Aphrodisias). Er kommentierte jedenfalls die
Kategorien, die Schrift Ileol ko ui]vsiag , die Erste Analytik und die
Topik, muß sich aber auch mit der Physik befaßt haben. Gerade hier liegt
der Punkt, in welchem Herrainos eine bemerkenswerte Heterodoxie entwickelte^
Die platonische Lehre von der W^eltseele in Verbindung mit dem ebenfalls plato-
nischen Satze, daß die Seele das sich selbst in Ewigkeit Bewegende sei (s. oben
S. 320 f. 295) bestimmte ihn, die Endlosigkeit der Bewegung des
Himmels auf die W^irkung der ihn beherrschenden Seele, nicht
auf die des (selbst unbewegten) .-rgcöro»' xivovv (Arist. Phys. Q 6, 258b 12
u. a. St.) zurückzuführen (Simpl. in libr. d. caelo S. 380, 3 ff.). — Weiter im
Eklektizismus ging Hermmos' Zeitgenosse
Klaudios JPtoletnaios, der bekannte Astronom und Geograph, dessen
philosophischen Standpunkt Fr. Boll (s. u. S. 202*) eingehend untersucht hat.
Darnach ist die Grundlage seiner Philosophie das peripatetische Bekennt-
nis, er ist aber auch beeinflußt durch stoische und platonische An-
schauungen sowie durch die pythagoreische Zahlenspekulation.
Nur in der Madtj inazi^ci) ovvza^ig (dem „Almagest") tritt der Aristotelismus
ohne Einmischung fremder Lehren zutage, hat aber seine Quelle aller Wahr-
scheinlichkeit nach nicht in den aristotelischen Schriften selbst, sondern in einem
späteren peripatetischen Handbuch. Die rein philosophische Schrift Jlsgl y.gi-
zYjQiov xal i;y sfiovinov zeigt in ihrem psychologischen Teile eine Verbindung
peripatetischer, platonischer und stoischer, vielleicht auch neupythagoreischer,
Doktrin. Von besonderem Interesse ist hier die Annahme eines doppelten Hege-
monikon, eines ^ys/novixov rr^dg z6 'Qflv fxövov mit Sitz im Herzen (stoisch) und
eines ^yt^iorixiv ngog z6 'Cfjv xai zo ev C^v (aristotelische Unterscheidung, vgl..
Arist. 434 b 22 ff. 435 b 19 ff. [Boll a. a. O. S. 91] ; s. auch oben S. 405. 414) mit
Sitz im Gehirn (platonisch). W^ährend in diesem Werke eine innerliche Ver-
knüpfung der Lehren verschiedener Schulen erstrebt ist, bleibt es im dritten
Buch der 'Aq uovi xd, die übrigens auch die peripatetische Gi'undrichtung ihres
Verfassers erkennen lassen, bei einem bloßen Nebeneinander verschiedener psycho-
logischer Theoreme. Der Grundgedanke dieses Buches ist der pythagoreischen
Zahlenspekulation entnommen. In der Tezgußißkog ist die HauptqueUe Posei-
donios, von dem aber Ptolemaios besonders in der Lehre von der eiftagi^isvtj zur
peripatetischen Doktrin abbiegt. — Ahnlich wie Ptolemaios steht zur aristote-
lischen Philosophie im ganzen und auch in einzelnen Punkten (vgl. Boll a. a. O.
S. 86. 92 i.)
ÖTO S ' 1- t)'^ l'eripatetiker im zweiten Abschnitte der helleii.-röm. Periode.
Galenos (129 bis etwa 199 n. Chr.), der einflußreiche medizinische Lehrer,
die höchste Autorität für die Mediziner bis in die neuere Zeit. Er hat auch
der Philosophie seinen Fleiß zugewandt und die Forderung aufgestellt, daß
der Arzt allgemeiner, und zwar auch philosophisch gebildet sei. Insbesondere
beschäftigte er sich eingehend mit der Erklärung von Schriften des Platou,
Aristoteles, Theophrastos und Chrysippos. Philosophiegeschichtlich bedeutsam
ist. daß Auszüge aus Schriften des vielbelesenen und mannigfach interessierten
Arztes in eine Literatur einbezogen wurden, die vom platonischen Timaios
ausgehend durch Vermittlung des poseidonischen Timaioskommentars in den
Xeuplatonismus und die christliche Genesisexegese ausmündete (vgl. W. W.
Jaeger, Xemesios von Emesa S. 4 ff., K. Gronau^ Berl. philol. Wochenschr.
1915 S. 141 ff.). Galen preist die Philosophie (die ihm mit der Religion
identisch ist) als das größte unter den göttlichen Gütern (Protrept. c. 1).
Sein Standpunkt ist der eines stark eklektischen Aristotelismus. In
Logik, Physik und Metaphysik schließt er sich im wesentlichen Aristoteles an.
Die nach ihm benannte vierte Schlußfigur ist von ihm nicht in ihren einzelnen
Modis zuerst aufgebracht oder ,, erfunden", sondern nur durch Verteilung der von
Theophrastos und Eudemos in der ersten Figur zusammengestellten Modi ge-
wonnen worden. In der Metaphysik vermehrt er die vier aristotelischen Prin-
zipien: Materie, Form, bewegende und Zweck-Ursache, um ein fünftes: das
\Verkzeug oder Älittel {8i' ov), welches von Aristoteles, wie es scheint, mit
unter den Begriff der bewegenden Ursache subsumiert worden war. In der
Psychologie neigt er zur platonischen Seelenteilung. Aber er vermag bei allem,
was über den Kreis der Erfahrung hinausgeht, den Zweifel nicht zu überwinden.
Das Hauptgewicht legt er auf die religiöse Überzeugung vom Dasein der Götter
und vom Walten der Vorsehung. Von hier aus erklärt sieh auch, daß er in der
Vorstellung von einem alles durchdringenden Nus sich den Stoikern -nähert. In
diesem Punkte berührt er sich mit
Aristokles ans dem sizilischen Messene (in der zweiten Hälfte des
zweiten Jahrh. n. Chr.). Er läßt den göttlichen Nus in allen, auch den irdischen
und geringsten Körpern gegenwärtig sein und wirken, aber in verschiedener Weise
je nach der Beschaffenheit und Aufnahmefähigkeit der Körper, wobei namentlich
das größere oder kleinere Maß des in ihnen enthaltenen Feuers entscheidend ist
(Alex. Aphr. d. anima S. 110, 4 ff. Br.). Ließ Aristokles sich hier vom Stoi-
zismus beeinflussen, so scheint er sich auch zur platonischen Lehre
zustimmend verhalten und sie nach MögUchkeit mit der aristotelischen in
Einklang gebracht zu haben. Das lassen die bei Eusebios erhaltenen Bruch-
stücke seines Werkes Ilegl cp ikooocpiag erkennen, das in zehn Büchern eine
Geschichte der Philosophie nach übersichtlich geordneten
Systemen darbot. — Schüler des Aristokles und anderer Peripatetiker war
Alexandras von Aphrodisias (in Karlen), dem zwischen 198 und 211
•unter Septimius Severus der Lehrstuhl für 2>erii:)atetische Philosophie in Athen
übertragen wurde. Er war der verdienteste, einflußreichste und berühmteste
Kommentator des Aristoteles, der Exeget y.ax i^o/t'jt', und wurde von
Späteren der ,, zweite Aristoteles" genannt. Von seinen Koramentaren sind noch
vorhanden die zu Buch A der Analytica priora, zur Topik, zur
Meteorologie, zu IJegl aia^rjosog. zu Buch A — A der Meta-
physik. Der zu Buch E—N der Metaphysik unter seinem Namen er-
haltene Kommentar ist nicht von Alexander verfaßt, wie Freudenthal zu-
nächst für Buch A mit Sicherheit aus den bei Averroes erhaltenen Bruch-
Galenos. Aristokles von Messene, Alexandros von Aphiodisias. 577
stücken des echten Kommentars Alexanders nachweist; er gehü;' ;^viehuehr,
wie eine Stilvergleichung ergibt, dem byzantinischen Aristoteleskommentator
Michael von Ephesos (wahrscheinlich im 11. Jahrh. n. Chr.). Der nämliche
Byzantiner ist auch Verfasser des unter Alexanders Xaraen überlieferten
Kommentars zu den Sorpionxol eXsyyoi (vgl. Gott. gel. Anz. 1906, S. 863 Anra. 3;
S. 882 ff.). Verloren sind Alexanders Kommentare zu mehreren logischen
und physikalischen Schriften, wie auch zur Psychologie. Erhalten sind außer
den genannten Koramentaren seine Schriften: liegt yv/j/g, IIsol eifiag/itsvtj; (wo
er im Gegensatz gegen den stoischen Determinismus die Freiheit des ^\'■illens
verteidigt), <Pvoiy.ü)r ayokiy.iör d.TOoion> y.al t.vaeon' ßiß).. d — ;•', 'Hdiy.öiv :rTOoß?.t]-
fidrcor ßiß).. a (= B. 4 der 'ÄTrooiat xal Ivostg, Echtheit fraglich), IJsol y.oäoeoyg
y.al avh'iofio? {=■ IIsol /ni^scog), worin er die stoische Lehre von der gegenseitigen
Durchdringung der Körper bekämpft. Die ., Probleme" und die Schrift „Über
die Fieber" sind unecht. Einige andere Schriften haben sich nicht erhalten.
Alexander will in seinen Werken nur die aristotelische Lehre erklären und
gegenüber den entgegenstehenden Dogmen anderer Schulen, insbesondere der
Stoa, rechtfertigen. TatsächUch zeigen seine Anschauungen aber doch erhebliche
Abweichungen von denen des Schulbegründers. Ihre Grundlage ist ein Natu-
ralismus, der an den Physiker Straten erinnert. Während nach Aristoteles
die Einzeldinge im Verhältnis zum Allgemeinen zwar für unsere Erkenntnis
früher, absolut und von Xatur aus aber später sind, sollen sie nach Alexander
auch in letzterem Sinne früher sein. Er stellt sich ganz auf den Boden des
Nominalismus. Das Allgemeine existiert nur in unserem Denken, es ist das
Ergebnis einer Abstraktion aus den Einzeldiugen (de anima S. 90, 6 ff . Br.: El
5s iiij vooTxo [seil, ra y.aßölov y.al y.oird], ovÖs soxiv szi. öJors ■/ojoiadsrta. roxi
roovvzog avzä vov q dsioEzai, si ys iv zo) vosTo&ai zö slrai avroTg). Alexander bildet
mit dieser Auffassung, in der er mit Boethos (s. oben S. 572) übereinstimmt,
den Gegenpol gegen Piaton: die universalia sind nicht nur nicht ante rem, wie
Piaton gelehrt hatte, auch nicht in re in dem Sinne, in welchem es Aristoteles
angenommen hatte, sondern post rem. Eine zweite Differenz, die besondere
Hervorhebung verdient, betrifft die Lehre vom rovg. Den Schwierigkeiten der
unklaren und ins Mystische spielenden aristotelischen Doktrin sucht Alexander
durch folgende Auffassung zu entgehen. Es gibt einen dreifachen vov?:
1. den <fvoiy.ög oder v/.cy.o; rovg, v'/.iy.ög genannt wegen der Potentialität, die er
mit der Materie geraein hat und die ihn befähigt alles zu werden, indem er zur
rotjoig von allem wird. Er ist den Menschen vergleichbar, die zur Aneignung
-einer Kunstfertigkeit imstande, aber noch nicht im Besitze dieser Kunstfertigkeit
sind; 2. den sjiiy.zijzog vovg, der die i'^ig des voeTv besitzt, den Künstlern ver-
gleichbar, die im Besitze der Kunst diese auszuüben vermögen; 3. den rovg
:Toi)]ziy.6g, der den ersten %'ovg zum zweiten entwickelt. Er ist kein Teil oder
Vermögen unserer Seele, sondern tritt von außen in uns herein (de anima
S. 108, 22 f.: Qvqad SV sott Isyöfxevog vovg 6 :zo irjziyög , ovy. wv fiögior y.al
Svraaig zig zijg rfiszsgag ifvyijg, dl?.' s§oi&sv yiv6f.isvog iv rjuTv; vgl. damit
die aristotelische Lehre, oben S. 403). Er ist nichts anderes als zö noü>zor al'ziov
(de anima S. 89, 18), die Gottheit. Das Nähere über diese Nustheorie de anima
S. 106, 19 ff. 81, 24 ff. 88, 22 ff.
(Über die Bedeutung der Anhänger Alexanders, der Alexandristeu, neben
den Averroisten in der Scholastik und zu den Zeiten der Renaissance s. d.
Grundr. Bd. II und III [Register u. d. WW. „Alexander von Aphrodisias" und
„Alexandristeu"].!
Ueberweg, Grundriß I. 37
4)78 § "^2. Die Xeupythagoreer. Die Hermet. Literatur. Die Chaldäischeii Orakel,
s^ 7*^ Die Xeupythagoreer. Die Hermetische Lite-
ratur. Die Chaldäisehen Orakel. Der im ersten Jahr-
hundert vor Chr. erneuerte Pythagoreismus vereinigt in eklek-
tischer ^^'eise altpythagoreische Lehrelemente mit platonischen
und stoischen Philosophemen. Je nach dem Vorwiegen eines
pythagoreisch-platonischen Dualismus oder eines stoischen
Monismus lassen sich zwei Hauptrichtungen unterscheiden.
Für die duahstische Richtung ist die Gottheit transzendent, für
die monistische immanent. Die altpythagoreische Zahlen-
spekulation wird direkt oder durch Vermittlung des Plato-
nismus übernonmien und fortgeführt. Ein weiteres Erbe des
alten Pythagoreismus ist das religiöse Element, das jetzt durch
die allgemeine Zeitriehtung verstärkt wird: Offenbarungs-
glaube und Mystik sind die hervorstechendsten Kennzeichen
der wiedererweckten Schule. Ihre wichtigsten Vertreter sind
der gelehrte Mystiker Nigidius Figulus (in der ersten Hälfte
des letzten Jahrh vor Chr.), der Wundermann und Pythagoras-
prophet Apollonios von Tyana (im ersten Jahrh. nach Chr.),
die Zahlensymboliker Moderatos aus Gades (im gleichen
Jahrh.) und Nikomachos aus Gerasa (um 140 nach Chr.),
sowie Numenios aus Apameia (in der ZAveiten Hälfte des
zweiten Jahrh.), einer der nächsten Vorläufer des Neuplato-
nismus und Urheber der Lehre von den drei (im Range einander
folgenden) Gottheiten, dem obersten Prinzip (roig), dem De-
miurgen und der AVeit. — Von erhaltener Literatur sind
namentlich zu nennen der durch Diogenes Laertios überlieferte
Bericht des Alexander Polyhistor über die pythagoreische
Lehre (nach neupythagoreischer Quelle), das dem Pythagoras
zugeschriebene „Goldene Gedicht", die Schrift des angeb-
lichen Lukaners Okellos „Über die Natur des Alls" und
eine weitere umfangreiche, aber nur in Bruchstücken vorliegende
pseudepigraphe Traktatliteratur, ferner des Nikomachos
„Einführung in die Arithmetik" und seine auszugsweise
erhaltene „Zahlentheologie" (^Qi9^fxi]TL/.a d-eoAoyovueva),
endlich die Biographie des Apollonios von Tyana von
der Hand des gleichfalls dem Neupythagoreismus anhangenden
Philostratos.
Mit dem Neupythagoreismus verwandt sind die Lehren der
Hermetischen (unter dem Namen des Hermes trisme-
gistos gehenden) Literatur und der Chaldäisehen Orakel.
Doch bildet hier das Philosophische nur den Unterbau einer
§ 72. Die Neupythagoreer. Die Hermet. Literatm-. Die Chaldäischen Orakel. 579
Heils- und Erlösimgslehre, die praktisch-theologischen Zwecken
dient.
Neupythagoreischer Einfluß zeigt sich u. a. auch in der
Spruch- und Unterhaltungsliteratur, der ersteren zum
wenigsten insofern, als philosophisch farblose Sentenzen auf
neupythagoreische Verfasser zurückgeführt wurden.
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehre: Für
Nigidius Figulus s. die Anführungen bei Zeller IJI 2*, S. ]09 f. und
A. Swoboda in der unten zu verzeichnenden Fragmentsam mhmg. Für Apol-
lonios von Tyana romanhafte Vita des Philostratos (s. unten; zur Quellen-
frage besonders Ed. Meyer, ApoUonios von Tyana und Philostratos, Hermes 52
[1917], 371 ff.) und Artikel des 8uidas. Für Apollo nios von Tyana, Mode-
ratos, Nikomachos, Philostratos, Numenios, Kronios und w eitere
Männer dieser Eichtung das Material bei Zeller III 2* S. 124 ff. 165 ff.
234 ff., für Philostratos s. auch Dittenberger Syll. II » No. 878. 879. Vgl. auch
Susemihl, Gesch. d. griech. Lit. in d. Alex. II S. 329 ff. Sextos-Florilegium:
Harnack, Gesch. d. altchristl. Lit. I 765 ff. 112, 190 ff. Über Sekundos
Philostr. Vit. soph. II S. 54, 25 ff. Kays., Artikel des Suidas und Vita (s. unten
unter Ausgaben). Lehre: Alexander Polyhistor ev zaTg röjv cftÄooöqKov öiadoxaTg
(s. oben b. 26), woraus Diog. Laert. 8, 24 ff. Mitteilungen macht {(pijoi ös xal 6
'.■J/J^avÖQog . . . y.cd zavra svQtjHsvai ev üvdayoQiy.oig [d. h., Avie der Inhalt ergibt,
neu pythagoreischen] vjrofivt'jfiaoiv. Sext. Emp. adv. math. 10, 261 ff.). Für
Hermetik und Chaldäische Orakel s. das Material in den S. 580 ver-
zeichneten Arbeiten.
Antike Bildnisse: ApoUonios von Tyana: R. Meyer-Krämer, Monatsh.
d. Comeniusges. 15 (1906), 2 f. G. Macdonald, Numism. chronicle and Journal
of the royal numism. soc. 1909, part 1, series 4, No. 33, p. 19 ff. Conybeare in
d. Ausg. d. Philostratos (s. unter diesem). Vgl. auch Dittenberger, Sylloge 11^
No. 828.
Erhaltenes. Ausgaben. Fragmentsammlungen:
P. Xigidii Figuli operum reliquiae, coli, emend. euarr., quaest. Nigi-
dianas praemisit A. Swoboda, Pragae, Vindob., Lips. 1889. (Die Fragmente, die
durchweg den gelehrten Schriften des N. F. angehören, ergeben wenig für die
Kenntnis seiner philosophischen Anschauungen.)
Auf altpythagoreische Navien gefälschte Schriften. Zusammen-
stellung der angeblichen Verfassernamen, Schrift entitel und Fundstellen der
Fragmeute bei Zeller III 2* S. 115 Anm. 3, 119 Anm. 1. Das Meiste abge-
druckt bei Mullach, Fragm. philos. Graec. I. II. S. auch unten S. 50* f. Pytha-
goreerbriefe bei Hercher, Epistologr. Gr. S. 601 — 608.
ApoUonios von Tyana. Aus seinem Leben d. Pythagoras lambl. Vita
Pyth. 254—264. Aus der Schrift ITsgl dvoi&v Bruchstück bei Euseb. Praep.
evang. 4, 13, Demonstr. evang. 3, 3, 11. Die von Philostratos zitierten ßrief-
stellen und mündlichen Äußerungen (s. den Index auctorum der Kayserschen
Ausgabe) sind von höchst zweifelhafter Echtheit, ebenso die erhaltene Brief-
sammlung (in Kaysers Philostratos I S. 345 ff,, in Herchers Epistologr. S. 110 ff. ;
einzelne Fragmente Stob. Ecl. I S. 70, 9 ff.; II S. 191, 1 ff., 263, 16 ff. 20 f.
s. auch Conybeare unter Philostratos. Zur Frage der Echtheit der Briefe
Ed. Meyer, Hermes 52 [1917], 411 f.). — Pseudepigraphes : Bißlog aoqnag xai
ovt'EOECüg utioieIeouÜiwv A:ioXXwviov zov TvavEcog, Catal. cod. astrol. Graec. VII
S. 175 — 181. Über anderes unter ApoUonios' Namen Gehende BoU ebenda S. 174.
Mode rat 0 8. Fragmente bei Porphyr. Vit. Pyth., Sirapl. zur aristot.
Physik, Stob. Ecl. ; s. die Indices der Ausgaben.
Nikoniachos. Nixo/.idxov rsQaofjvov dgidfirjrixijg ßißki'a dvo, Nie. Ger.
arithmeticae libri duo, nunc primum typis excusi, Parisiis 1538. Nicomachi
Geraseni institutio arithm., herausg. von Friedr. Ast, bei seiner Ausgabe von
(lambhchi Chalcidensis) Theologumena arithmeticae, Lpz. 1817 (s. § 81). Ncxo-
fiäxov rsoaorjvov IIvdayoQixov dgid^itjTtxi/ Eioayoiyt], Nicomachi Geraseni Pytha-
37*
580 § "2- ^i"^ Neupythagoreer. Die Hermet. Literatur. Die C'haldäischen Orakel.
göre introductionis arithmetieae libri II, rec. Ricardus Hoche, accedunt codicis
Cizensis probleniata arithm., Leipz. ISGG. Kommentare und Scholien dazu: lam-
blichi in Nicomachi arithmetic. introd. liber, ad fid. cod. Florent. ed. H. Pistelli,
Lipsiae 1894 (Bibl. Teubn.). 'lomvvov ygaftuarixod 'AÄs^aröij^wi (tov <Pt}.o.~T6rov)
iitjytjoii et; ro :iQonov tTj? Ntxofiäyov aQißiojriy.rig Finayojyijs, primum ed. R. Hoehe,
Wesel 1864. 1865, Pr., und Leipz. 1864. . . . ?;> to Sfvzeooi' ... ed. R. Hoche,
Wesel 1867, Fr., und Berl. 1867. Soterichi ad Nicomachi Geraseni introduct.
arithraet. de Piatonis psychogonia scholia, ed. R. Hoche, Elberfeld 1871, Pr.
C. Fr. A. Nobbe, Codicura Guelferbyt. et Norimberg. scholia graeca ad libr. I. isa-
goges Niconiachiae nunc prim. ed., Leipz. 1862, Pr. Anonymi Prolegomena in
Jntrod. arithm. Xicom., in Tannerys Ausg. d. Diophantos II S. 73 — 77. Benutzt
wurde Nikomachos von Domninos (s. § 83). — Des Nikomachos ' Eyysioidior
äguoviy.rjg hat Meibom in den Antiquae musicae auctores Septem (Amstex'dam
1652) ediert. In der Bibl. des Photios (cod. 187)' ist ein Auszug aus einer von
Nikomachos verfaßten Schrift .,Theologumena arithmetieae" enthalten. Bruch-
stücke aus dieser Schrift in lamblichs Theoloü. arithmet., s. dort S. 15. 32.
42. 177. 184 Ast.
Philostratos. Philostratorum quae supersunt omuia: vita ApoUonii
Tvanensis etc. Accedunt Ap. T. epistolae, Eusebii liber adv. Hieroclem etc.
Ed. Godofr. Olearius, Lips. 1709. Ed. C. L. Kayser, Turici (1814. 1840) 1853;
auctiora edid., 2 voll., Lij^s. 18*0. 1871. Ed. Ant. Westermann, Parisüs 1848.
Philostr., The Life of ApoU. of Tyana, The epistles of Apoll, and the Treatise of
Eusebius, with an English transl. by F. C. Conybeare, 2 voll., London, New York
1912. Die Vita des A. ins Deutsche übers, u. erläutert von E. Baltzer, Rudolst.
1883. Philostr. in Honour of Ap. of Tyana, transl. with introd. and notes bv
J. S. PhiUiraore, Oxf. 1912, 2 voll.
Xumenios. Frid. Thedinga, De Numenio philosopho Platonico, Bonn
1875, Diss.; darin S. 28 ff. die Fragmente. Weitere Stücke unter den Schriften
Plotins nach der Annahme von Thedinga, Hermes 52 (1917), 592 ff.
Kronios. Kurzes wörtliches Fragment bei Prokl. z. Plat. Politeia II S. 22,
22 f. Kr.
Pythagoras. Inschrift bei J. Keil und A. v. Premerstein, Denkschr. d.
Wiener Akad. Bd. 53 (1910) S. 34 No. 55 und Fig. 28, auch Ijei Brinkmann s.
unten S. 206*.
Hermetische Literatur. Überlieferfes Schriftoihorpus, herausgegeben
von Gust. Parthey, Berl. 1854 (anastatischer Neudruck ebenda 1912). Über-
setzungen: Louis M^nard, Hermes Trismegiste, traduction complfete precedee
d"une etude sur l'origine des livres hermetiques, Paris 1866. 1868. Theological
and philos. works of Herm. Trism. Christian Neoplatonist, translated from
the Greek with preface, notes and indices by J. D. Chambers, Ediub. 1882.
Mead, Thrice greatest Hermes, London 190'6. Asclepius (unter Apuleius"
Schriften überliefert), in: Apul. Piaton. Mad. de philos. libri, ed. P. Thomas
(Lips, 1908) S. 36 ff. Harpokration (astrol. botan. Schrift), herausgegeben von
Ch. Graux 1878, von Pierre Boudreaux im Catal. cod. astrol. Gr. VIII 3 (1912;,
S. 132 ff. Für weitere hermetische Traktate und Traktatfragmente sind von
W. Kroll, Artikel Henues Trismegistos bei Pauiy-Wissowa-Kroll (S. 797 ff.) und
Christ-Schmid, Gesch. d. griech. Lit. II ^ S. 876 die Fundstellen und Aus-
gaben verzeichnet. Eine im Mittelalter arabisch verfaßte Schrift hat herausgegeben
Otto Bardenhewer. Herniet, trism. qui apud Arabes fertur de castigatione animae
libellum ed., latine vert., adnotationib. illustr., Bonnae 1873. Buch der vierund-
zwanzig Meister, s. Cl. Baeumker unten S. 206*. Zuckungstraktat: H. Diels,
Abb. d. Berl. Ak. v. J. 1907, Berl. 1908, 39—42. S. auch Fr. BoU in: Aufs. z.
Kultur- u. Sprachgeseh., vornehml. des Orients, Ernst Kuhn z. .0. Geburtstage
7. IL 1916 gew., S. 230 f. Heinrici-v. Dobschütz s. Nachtrag zu -S. 206*.
Chaldäische Orakel. Ausgaben verzeichnet bei W. KroU, De Oraculis
Chaldaicis (Breslauer philol. Abh. VII 1), Breslau 1894, S. 1. Kroll selbst bietet
keine Ausgabe, fügt aber sämtliche Fragmente, soweit nötig mit kritischem
Apparat, seiner Erörterung ein. Vgl. auch Kroll, Rhein. Mus. 50 (1895), 636 bis
639. und denselben, Artikel Xa'/.bal'y.ä '/.öyia bei Paulv-Wissowa. Kommentatoren
der' Chald. Orakel bei Kroll, De or. Chald. S. 2 "f f . S. auch Kroll, Artikel
lulianos 9 bei Paulv-Wissowa-Kroll.
§ 72. Die Neupythiigoreer. Die Hermet. Literatur. Die Chaldäischeii Orakel. 581
Sextos- Flor ilrf/i II 111. f^exti sententiarum recensiones latinam <;;raecam
syriacam coniunetim exh. loann. Gildemeistcr, Bonnae 1873. Se.xti i'ytha.irorici,
Olitarchi, Euagrii l'ontici sententiae ab Antonio Elter editae, Bonner Univ.-Progr.
1891/92. 1892. 1892/93, vereinigt in Gnomica I, „Lipsiae 1892 (dazu Rhein. Mus.
47 [1892], G29 ff.). V. Rvssel, Die syrische Übersetzung d. Scxtussentenzen,
Zeitschr. f. wiss. Theol. 38 "(1895), 617-630; 39 (1896), 568-624; 40 (1897), 131
bis 148 (Text der Sentenzen in deutscher Übers.).
Sekundos. Secundi (Atheniensis sophistae) sententiae, ed. Lucas Hol-
steniiis, bei den Sentenzen des Demophilos und Demokrates, Lugd. Bat. 1639,
S. 810 ff. Ed. L A. Schier (nebst dem Bc'o? ^sh. (füoa6(fov), in: Demophili. De-
moer. et See. sent., Lips. 1754, S. 71 ff. Gr. et lat. ed. J. C. Ürelli, in: Opuscula
Graecorum vet. sententiosa et moralia, Lips. 1819—21, Bd. I, S. 208 ff. Mullach,
Fragm. philos. Graec. II S. XXVII ff. (Leben), I S. 512 ff. (Sentenzen'.. Von
dem Biog ^fy.ovvdor rfi/.oööf/ov hat Tischendorf einen Teil auf einem in Ägypten
gefundenen Papyrusblatt erkannt, das nach seiner Annahme dem zweiten,
spätestens dem dritten Jahrh. n. Chr. angehört (vgl. Hei'ni. Sauppe, .Philol. 17 [1861],
149—154 = Ausgew. Sehr. S. 307 ff.), eine alte lateinische Übersetzung hat
aus einem in der Königsberger Bibliothek befindliehen Codex Rud. Reicke ver-
öffentlicht (Philol. 18 [1862], 523 — 534). E. Revillout, Vie et sentences de Secundus,
d'aprt'S divers manuscrits orientaux, les analogies avec les ouvrages gnostiques
(I. etude sur le mouvement des esprits dans les premiers si&cles de notre ere),
Paris 1873. Secundi philosophi taciturni vita ac sententiae secundum cod.
Aethiopicum Berolinensera, quem in linguam Lat. vertit nee non introductione
instruxit loannes Bachmann, ßerol. 1887. Joh, .ßaehmann. Das Leben u. d.
Sentenzen des Philos. See. d. Schweigs., nach d. Äthiop. u. Arab., Halle 1887,
Diss. P. Cassel, Mischle Sindbad, Secundus-Syntipas, ediert, emendiert und er-
klärt, 3. Aufl., Berl. 1891. Das Leben u. d. Sentenzen d. Philosophen Secundus
d. Schweigsamen in altarmenischer Übei"s. v. Jac. Dashian, Denkschr. d. Wiener
Akad.. philos.-hist. Kl. 44 (189G). Alf. Hilka, Das Leben u. d. Sentenzen d.
Philos. Secundus d. Schweigsamen in d. altfranzös. Liter, nebst krit. Ausg. d. lat.
übers, d. Willelmus Medicus, Abtes v. Saint-Denis (S.-.\. aus d. 88. Jahresb. d.
Schles. Ges. f. vaterl. Cultur), Breslau 1910. S. auch K. Krnmbacher. Gesch. d.
byz. Lit."^ S. 557.
]Veitcre neupyüiagoreisehe Sprtichlitcratur bei Elter, s. unten
S. 206*.
Der im vierten Jahrhundert vor Chr. erloschene Pythagoreismus hat in den
folgenden Jahrhunderten mancherlei X'achwirkungen gezeitigt, ohne daß eine
Fortpflanzung seiner Lehre durch schulmäßige Tradition oder schriftstellerische
Vertretung nachweisbar wäre. Erst aus dem letzten Jahrhundert vor Chr. ist
von einem Wiederaufleben pythagoreischer Schule und Dogmatik, freilich in
wesentlich veränderter Gestalt, zu berichten. Es erfolgte, wie schon die Ver-
wandtschaft des Neupythagoreismus mit den Lehren Philons von Alexandreia
vermuten läßt, wahrscheinlich in Alexandreia, dem Kreuzungspunkte griechischen
und barbarischen Lebens, an dem sich die verschiedenen Richtungen helle-
nistischer Philosophie und fachwissenschaftlicher Gelehrsamkeit mit ägyptisch-
orientalischen religiösen Überlieferungen begegneten, fand aber alsbald weitere
Verbreitung, so auch in Rom. Dieser Entstehung entsprechend treten unter den
oben S. 38. 41 f. genannten Kennzeichen der Zeit neben Eklektizismus und
gelehrten Bestrebungen der Offenbarungsglaube und die religiöse
Mystik stark zutage. Im Eklektizismus gehen der von alters her mit dem Pytha-
goreismus verbündete Piatonismus und der in seiner Wirkung weitreichende
Stoizismus des Poseidouios nebeneinander her. Es macht sich nämlich in dem
wieder auflebenden Pythagoreismus eine doppelte Richtung geltend (Sext.
adv. math. 10, 261 ff. 281 ff.) : einmal eine dem Dualismus sich nähernde, nach
der aus der Monas und aus der unbestimmten Dyas, die allerdings auch auf die
Monas zurückgeführt wird, die Zahlen hervorgehen sollen und aus den Zahlen
582 § ^-- l^'*^ Neupythagoreer. Die Hermet. Literatur. Die Chaldäischen Orakel.
die Punkte, Linien und Flächen, woraus dann die ganze Welt und- alles in ihr
entstand, indem die doppelten Prinzipien die wirkende Vernunft und die leidende
Materie darstellen. Die andere Richtung, eine monistische, läßt alles aus einem
Punkte {i§ ivdg otjfisiov Sext. a. a. O. 281) entstehen: dieser erzeuge in seinem
Flusse (gver) die Linie, diese durch den ihrigen die Fläche und die Fläche
durch ihre Bewegung nach der Tiefe (sl? ßädog y.ir)jdi'r) den dreifach ausgedehnten
Körper. Faßt man den Dualismus und Monismus bei diesen Richtungen be-
sonders ins Auge, so wird man die erstere mit dem Piatonismus, die zweite mit dem
Stoizismus in Verbindung bringen. Die ijlatonische Richtung wird mit bemerkens-
werten Gründen auf Antiochos den Askaloniten von Schmekel, Philos. d. mittl.
Stoa S. 437 zurückgeführt, der auch das Verdienst hat, auf die Berührung der
stoisierenden Richtung mit Poseidonios hingewiesen zu haben (a. a. O. S. 403 ff.).
Das Gesamtbild der platonischen Richtung der neupythagoreischen Schule hat
mit dem des mittleren Piatonismus, das uns aus § 70 bekannt ist, vieles gemein.
nur stehen im ganzen das Religiös-Mystische, der Offenbarungs- und Wunder-
glaube, die Betonung der göttlichen Transzendenz und des Dualismus von Gott
und Welt. Seele und Leib, sowie — als Erbe des alten Pythagoreismus — die
Zahlenspekulation noch mehr im Vordergrunde. Im Gegensatze zur göttlichen
Transzendenz spricht die stoische Richtung von einem nach Art der Seele die
ganze Welt durchziehenden Hauch (Sext. Emp. adv. math. 9, 127: sv yäg vTiäoyei
.tj'eP,»« t6 (5<rt :rai'T6; lov y.oniiov (iifjy.ov ii'vyjjg Toönov). bekennt sich also zur
Immanenzlehre.
Der Eklektizismus, und zwar der der stoisierenden Richtung, tritt uns
sofort in der Darstellung entgegen, die
Alejcandros Polißhistor bei Diog. Laert. 8, 24 ff. von der pythagoreischen
Lehre gibt — er beruft sich dafür auf fremde Ilvßayooiy.a. v:ioin't'i/iaTa,
deren Entstehung aber seiner eigenen Zeit (um 82 vor Chr.) schwerlich weit
vorausliegt. Platonisches und Stoisches ist hier mit Altpythago-
reischem vereinigt, so jedoch, daß das Stoische bei weitem überwiegt. —
Als Erneuerer der pythagoreischen Philosophie bezeichnet Cicero Tim. I den
P. NiffkJiits JFigiilus (Prätor 58, gest. 45 vor Chr.). In seiner Person
zeigt sich als weiterer Zug der Zeit der Hang zur Mystik, der sich bei ihm
mit der ebenfalls für diese Epoche charakteristischen Gelehrsamkeit verbindet.
Bedeutsam für die philosophisch-religiös-gelehrte Richtung des Xigidius war be-
sonders sein Werk De dis. Auf Aveitere neupythagoreische Literatur aus der
Zeit des Augustus läßt die bei Olymp. Prol. S. 13, 13 ff. Busse und Eüas
S. 128, 6 ff. Busse erhaltene Nachricht schließen, daß die Vorliebe des Königs
lobates (wahrscheinlich = Juba IL) zu
Fälschungen neuer Traktate auf altpf/thagoreische Namen
Anlaß gegeben habe. Im ganzen wird dem ersten Jahrhundert vor und nach
Chr. die große Zahl pseudepigrapher Pythagoreerliteratur zuzuweisen sein,
von der namentlich Stobaios zahl- und z. T. auch umfangreiche Bruchstücke
überliefert, und in der sich Platonisches. Peripatetisches und Stoisches
mit einer verhältnismäßig geringen Anzahl altpythagoreischer
Gedanken vermischt. Derselben Sphäre gehört das
Goldene Gedicht an, das dem Verfasser des pseudophokylideischen Mahn-
gedichtes (im ersten Jahrhundert nach Chr.; s. § 74) bekannt gewesen zu sein
scheint. Die gleichfalls neupythagoreische Schrift des angeblichen Lukaners
Okellos Ilfol TTjg Tov :iavr6g rpvasojg lag schon Varro vor, ist aber
schwerlich älter als der Peripatetiker Andronikos (vgl. Diels, Dox. Gr. S. 187 f.).
Alexandros Polyhistor, Nigidius Figuliis usw. 583
Möglicherweise richtet sich gegen den aufkommenden Neupythagoreisnuis die
Schrift eines Clodius IIqo^ lovg djrsxo/nerovg riöv oaoxöiv, falls Bernays (Theo-
phrastos' Schrift Über Frömmigkeit S. 11 f.) in diesem Clodius mit Recht Sextus
Clodius, den Lehrer des Triumvirn Marcus Antonius, erkennt.
Die religiöse Mystik des Neupythagoreismus, aber ohne den Zusammenhang
mit einer umfänglichen Polymathie, in welchem sie bei Nigidius Figulus stand,
fand ihre Verkörperung in dem vielgenannten
Apolloiiios t'OH Tfjana (im ersten Jahrhundert nach Chr.),*) der als
Wundermann, Zauberer, Theosoph und Prophet die Länder des Ostens
durchzog, in Reden und Taten das Pythagorasideal verherrlichend, dem
auch eine seiner Schriften (Ilvdayöoov ßiog) gewidmet war. Das Bild, das
sich die Nachwelt von Apollonios machte, beruht wesentlich auf dem Tendenz-
roman des lim etwa anderthalb Jahrhunderte jüngeren Philostrat os (T« ig ror
Tvavkt. A:to?2cöviov), dem polemischen Gegenstück zu dem leider verlorenen
ApoUonioswerke eines Moiragenes, der wohl nicht lange nach Apollonios' Zeit
anzusetzen ist. Im Gegensatze zu Moiragenes zeichnet Philostratos seinen
Helden nicht als Betätiger niederer (magischer) Zauberkunst, schildert ihn aber
um so mehr als gottbegnadeten Besitzer übernatürlicher Kräfte, gestaltet die
Überlieferung über seine Person und sein Leben vielfach um und bereichert sie
mit neuen, selbsterfundenen Zügen.^) Neben dem Pythagoraskult und dem Be-
streben, es dem samischen Weisen in religiöser und sittlicher Hinsicht gleich-
zutun, ist von einer spezifischen Dogmatik bei Apollonios nichts zu berichten.
Daß sich der hellenistisch-römische Kosmopolitismus bemerkbar macht, ist
bei dem Sohne einer kappadokischen Stadt und weit umhergekommenen Wanderer
doppelt begreiflich. Die Ausdrücke, in denen sich dieser Kosmopolitismus in
dem (wahrscheinlich echten) 44. Briefe (I S. 354, 20 ff. Kayser) ausprägt, erinnert
an stoische Wendungen, doch erklären sich die Berührungen leicht aus der
beiderseitigen Übereinstimmung in der Sache. Aus Apollonios' religiösen An-
schauungen verdient die Unterscheidung des ersten Gottes und der
übrigen Götter in dem Bruchstücke aus der Schrift Usol ^vaicöv bei Euseb.
Praep. ev. 4, 13, Dem. ev. 3, 3, 11 Hervorhebung: dem Gotte, den Apollonios
mit anderen den ersten nennt und der einer und von allem abgetrennt ist, darf
man überhaupt nicht opfern, ihm kein Feuer anzünden und ihn mit keinem der
Sphäre des Sinnlichen entnommenen Namen belegen ; denn er bedarf nichts, und
alle Pflanzen und Tiere, die aus der Erde oder der Luft entstammen oder ihre
Nahrung ziehen, sind mit Unreinheit behaftet. Man soU mit ihm nur durch den
besseren Logos, d. h. den der nicht durch den Mund geht {/Jyog' = Gedanke und
= Rede) in Beziehung treten und von dem Schönsten alles Seienden durch das
Schönste im Menschen — das aber ist die Vernunft, die keines AVerkzeuges
(weder der Sprache noch der Opfer) bedarf — das Gute erbitten. Neben diesem
ersten Gotte verdienen aber auch die übrigen Götter Anerkennung (anders als es
bei den Juden der Fall ist).^) Ihnen sind Opfer darzubringen (Philostr. 3, 41
S. 116, 18 nach IIsol dvaiwv; anders Apoll. Epist. 26; gegen blutige Opfer
Epist. 27). — Ungefähr gleichzeitig mit Apollonios lebte
1) In die f lavischen Zeiten, vor allem unter Domitian, wird seine axin] nach
Eusebios (gegen Philostratos) angesetzt von Ed. Meyer, Hermes 52 (1917), 404.
'^) Vgl. Ed. Mever, Apollonios von Tvana und Philostratos, Hermes 52
<1917), 371—424.
3) Vgl. Ed. Norden, Agnostos Theos S. 39 Anm. 4.
584 § '-• l^i»^ Xeupvthagoreer. Die Herraet. Literatur. Die Chaldäischen Orakel.
lodern fofi ans Gades. Er behauptet, die alten Pythagoreer selbst,
härten die höchsten Wahrheiten, weil sie schwer zu erfassen und auszudrücken
seien, in Zeichen dargestellt und zu diesem Zwecke sich der Zahlen bedient,
iihnlich Avie die Grammatiker, die die Lautelemente in Buchstaben dai-stelien.
und die Geometer, die sich der Figuren bedienen, um unkörperliches Begriff-
liches klarzumachen. Die Zahl Eins sei das Symbol der Einheit imd Gleichheit,
der Ursache der Harmonie und des Bestandes aller Dinge, die Zweizahl das
Symbol des Andersseins und der Ungleichheit, der Geteilthcit imd Veränderung
usw. (^Porphyr. Vit. Pythag. 4S ff., aus Moderatos" Ilvdayogixni o/o/.ai). Mode-
ratos verrät durch die -\rt, wie er diese Sätze vorträgt, aufs deutlichste, daß er
die pythagoreische Zahlenlehre in einem neuen Sinne umdeutet
und ihr metaphysische Gedanken unterlegt, die ihr ursprünglich
fremd waren. — Mit der Zahlenspekulation befaßte sich auch
Xikowaclios aim Gerann in Arabien,, der um 140 u. Chr. gelebt zu
haben scheint. Er hat in dem erhalteneu Werke 'Aoi d uijt ixi/ siaaycoyt} seiner
Zahlenlehi-e eine philosophische Einleitung gegeben, worin er eine Präexistenz
der Zahlen vor der Weltbildung im Geiste des Schöpfers lehrt: diesem
Urbilde {crgo/ägayfia. rrgoy.srTtjtia, dQyeTv:Tor .-raoäSeiyua) gemäß habe derselbe alle
Dinge geordnet. Nikomachos rediiziert demnach die pythagoreischen
Zahlen ebenso, wie Philon die Ideen, auf Gedanken Gottes. In einer
verlorenen Schrift, den 'Agidm^Tixä dto/.o/ovfin-a, aus denen uns in den iam-
blichischeu QeoXoyovueva rfj? doiduijTtxrjg und bei Photios (cod. 1S7) Auszüge er-
halten sind, legte Nikomachos die mystische Bedeutung der ersten zehn Zahlen
dar. Das Bestreben, eine bereits seit längerer Zeit fortgeführte Tradition der
Zahlensymbolik durch eine möglichst reiche Ausgestaltung dieser
Lehre zu übertrumpfen, gibt sich in den oft widersprechenden Bedeutungen
kund, die Xikoraachos den einzelnen Zahlen beilegt. So ist ihm die Eins Vernunft.
Gottheit, zugleich aber auch in gewissem Sinne Materie, Mischung aller Dinge.
Chaos, Tartaros. Photios bemerkt dazu nicht unrichtig (S. 143 a 36 f. B.): 'A/./'
i) iiev iiorä; ovroi Niy.ouäy/o xal loTc avrov didaatcd/.oi; Seoz-O'/Fhai rf äua xai
ßa/lsrai vßQn. Die Zwei ist Materie, sie ist Ursache des L'ngleichartigen, bewirkt
aber infolge von Zusammensetzung und Mischung das Gleiche und heißt deshalb
selbst gleich. Sie ist Quelle aller Zusammenstimmuug, ist Harmonie und wird mit
einer Reihe von Göttinnennamen bezeichnet, zugleich ist sie aber auch wieder
Unwissenheit und Täuschung, Streit und Zwietracht, Verderben tmd Tod. Die
altpythagoreische Antithese der Einheit und Zweiheit und die altakademische
Tendenz, aus beiden Zahlen metaphysische Gegensätze herauszuarbeiten, sind hier
völlig überwuchert durch den Versuch, in jede von ihnen möglichst Tiel hinein-
zudeuten. — Weniger scharfe philosophische Prägung zeigt
Philosfratos, der im Anfange des dritten Jahrhunderts nach Chr. auf
Wunsch der Kaiserin Julia Domna eine Biographie des Apollonios von Tyana
Terfaßte. Das Bekenntnis zum Pythag orasideal, das in diesem Werke ent-
halten ist. verbietet der Geschichte des Xeupythagoreismus an Philostratos vor-
überzugehen, so geringen "Wert auch sein Abenteuerroman als Quelle für das
Leben des Apollonios besitzt und so sehr sich in dem Verfasser dem philo-
sophisch-theologischen Interesse das des Rhetors und Literaten zur Seite drängt.
Eine scharfe Scheidung, was von den in dem Werke geäußerten Anschauungen
Apollonios. was seinem Lobredner zuzuweisen ist, wird im einzelnen nicht möglich
eein.^) Xeben dem, was dem eigentlichen Bereich pythagoreischer Lehre und
*) Prinzipielle Gesichtspunkte für diese Scheidung s. in dem oben S. 58rl
Anm. 2 genannten Aufsatze Ed. Meyers.
Modoratos. Xikomachos, Philostratoä. Xumenio«. 585
8itte zugehört (Sc*elenwanderungslehre. Vermeidunt; von Fleisch- und Weingenuß,
Tragen leinener Kleidung u. a.j und der für das Zeitalter charakteristischen
Empfänglichkeit für religiöse Überlieferung auch nichtgriechischer Herkunft —
die Inder, die dem Aufgange der Sonne am nächsten wohnen, haben nach G. 11
S. 219, 16 ff, die wahrsten Anschauungen über Xatur und Götter — treffen wir
manche Lehren, die uns aus anderen Schulen bereits bekannt sind, so die Auf-
fassung der Welt als eines Lebewesens (3, 34 S, 112, 4 ff. K. ; vgl. oben S. 320.
444), die Annahme von fünf Elementen (3, 34 S, 111, 29 ff.), die Ansetzung einer
das Weltgeschehen beherrschenden Notwendigkeit (7, 9 S, 259, 17 ff,; 8, 7
S. 324, 20 ff.j. — Besser als Xeupythagoreer denn als Platoniker wird auch
Numenios aus Apameia in Syrieti, der in der zv.eiten Hälfte de=-
zweiten Jahrhunderts nach Chr. lebte, anzusprechen sein. Er wird von den
meisten unter den Alten, die ihn erwähnen, den Pythagoreern zugezählt.
In der Tat gesteht er selbst dem Pythagoras die oberste Autorität zu. Den
Piaton. dessen Einwirkung auf ihn freilich besonders .stark hervortritt, läßt
er in seiner Lehre von Pythagoras abhangen oder, wie an einer andern
Stelle gesagt wird, zwischen Pythagoras und Sokrates in der Mitte stehen
Eus. Praep. ev, 14, 5, 7. 9 = Fragm. 1 Th,). Die Philosophie der Griechen
führt Xumenios auf die Weisheit der Orientalen zurück und nennt Piaton
einen attisch redenden Moses (Mwi'orjg amy.i'oiv, Clem. Alex, Stromat. 1,^
22. 1.50 S, 93 St, = Fragm. 1.3 Th.; Euseb. Praep. ev. 11, 10, 14j, Ohne Zweifel
war er mit Philon und überhaupt der jüdisch-alexandrinischen Theosophie wohl
vertraut. Aber bemerkenswert bleibt, daß er als NichtJude die gleiche Ansicht
vertritt wie Philon, Das rege Interesse für Piaton tritt auch in den Titeln und
den Fragmenten einiger seiner Schriften hervor. Er hat u. a. TJeoi xöjv .-7«o«
II/Aron-i astooorixon', Iltol zdyuiJov und JJeoi xfj; tön' ' Ay.'i!)r)ua'iy.üiv .Toöj Tr/.äxoiva
l)iaoxnoF.o)g geschrieben (^Euseb, Praep. ev, 13, 4, 4; 14, 4, IG), Die wichtigste-
Abweichung des Xumenios von Piaton, die freilich von ihm selbst nicht als Ab-
'.veichung erkannt wird, liegt darin, daß er (vielleicht nach dem Vorgange christ-
licher Gnostiker, namentlich der Valentinianer, und mittelbar veranlaßt durch die-
I nterscheidung der jüdisch-hellenistischen Philosophie zAvischen Gott selbst und
-einer in der Welt wirkenden Kraft, dem /.fjyog) den Weltbildner {biiui-
ovoyö;) als einen zweiten Gott von dem obersten Gotte unter-
scheidet. Der erste Gott ist gut an und durch sich selbst; er ist reine Denk-
tätigkeit (vovg) und Prinzip des Seienden {ovoiag aoyri, Euseb, Praep, ev, 11,22, .3-
= Fragm, 2.5 Th.) und als ßaodEvg von aller Werktätigkeit frei (Euseb, a, a, O.
11, 18, 8 = J"'ragm, 27 Th..). Der zweite Gott {o bevxEoog deog, 6 örfuiovoyo:?
i>f.ög) ist gut durch Teilnahme an dem Wesen des ersten {jxexovoia xov tiomxov);
er schaut auf die übersinnlichen Urbilder hin, wirkt auf die Materie und bildet
hierdurch die Welt, indem er Prinzip des Werdens ist [yf-vioeoig ao/r/). Die-
Welt, das Erzeugnis des Demiurgen, ist der dritte Gott. Xumenios
f>ezeichnet die drei Götter als nihnnog, ^yyovog und d.Tf>/ovo? (Procl, in Plat, Tim. I,
S. 303, 27 ff. D.j, Er schreibt diese Lehre nicht nur dem Piaton, sondern sogar
-chon dem Sokrates zu (Euseb, Praep, ev, 14, .5, 6 = Fragm, 1 Th.), In der
Psychologie unterschied Xumenios nicht etwa drei oder zAvei Seelen teile,
sondern zwei Seelen, eine vernünftige und eine vemunftlose, die er in
jedem Menschen vereinigt dachte (Porph, b. Stob, EcL I S, 350 f, W. = Fragm.
ö3 Th,), und spannte so den psychologischen Dualismus aufs stärkste. Zu dieser
dualistischen Tendenz stimmt es auch, daß er den Eintritt der Seele in
einen Leib für alle Fälle als ein Übel erklärte (lambl, bei Stob. Ecl, I
S, 360 W, = Fragm, 50 Th.), Daß Xumenios in Metaphysik und Kosmologie
•586 § "-• 1^^^ Xeupythagoreer. Die Horniet. Literatur. Die Chaldäischen Orakel.
den Gegensatz des unkörperliehen Seienden und dos körperlichen ^Wrdenden
(Eus. Praep. ev. 11, 10, 7) sowie der guten und bösen Weltseele (Chalcid.
in Plat. Tim. e. 297) von Piaton übernahm, ist ebenfalls im Sinne dieses
Dualismus.
Numenios ist eine für seine Zeit und namentlich für den Xeupythago-
reismus sehr bezeichnende Erscheinung. Orientalisch-griechischer Syn-
kretismus, Harmonisierung von Pythagoras und Piaton, mög-
lichste Steigerung der göttlichen Transzendenz, die wieder die
Setzung eines Mittelgliedes zwischen der (obersten) Gottheit und
der Welt veranlaßt. Schärfung des Gegensatzes zwischen
Höherem und Xiederem, Gutem und Schlechtem wie im Seienden
überhaupt, so insonderheit im seelischen Wesen des Menschen, das sind die her-
vortretendsten Züge seines Denkens, durch deren besondere Prägung er sich
neben Philon als wichtigstes Verbindungsglied zwischen dem Neuplatonismus
und der vorangehenden griechischen Philosophie erweist. Als für seine Zeit
<'harakteristisch (vgl. oben S. 41) verdient auch die Forderung strengen Fest-
haltens an dem System des Schulgründers hervorgehoben zu werden, deren Er-
füllung im Epikureismus er anerkennend betont (Euseb. Praej}. ev. 14, 5. 1 ff.
= Fragm. 1 Th.). — Mit Xumenios scheint
Ivroiiios, der öfters mit ihm zusammen genannt und von Porphyrios (De
antro nymph. 21) als sein fralgo; bezeichnet wird, die gleiche Richtung geteilt zu
haben. Seine Erklärung der homerischen Beschreibung der Nymphenhöhle (Od.
)• 102 ff.), die er, wie auch Numenios, allegorisch ausdeutete, erwähnt Porphyr,
de antr. nymph. 2 f. 21.
Anhangsweise sei hier des
Pifthagoras, eines Namensvetters und Verehrers des AV^eisen von Samos,
gedacht. Er lehrt auf einem zu Alaschehir in Kleinasien gefundenen Inschrift-
steine aus dem Anfang des 1. Jahrh. nach Chr. ethische Weisheit in Form des
Bildes. Die Darstellung zeigt das Y, die ,,Litera Pythagorae" (Maximinus
in der Anthol. Lat. rec. Riese No. (532; weitere antike Erwähnungen bei Brink-
mann, Rhein. ]\Ius. 66 [1911J, 620 f.) als Symbol des nach der moralisch guten
und schlechten Seite sich gabelnden Lebensweges. Einige Figuren des Steines
versinnbildlichen den auch im Texte der Inschrift gerühmten :r6vo; und sein
Gegenteil, die Schwelgerei, und knüpfen z. T., wie es scheint, unmittelbar an die
Synkrisis der Prodikosfabel (oben S. 138; unten S. 40*. 63*. 191* [Kebes]) an,
mit der ja auch die Litera Pythagorae selbst in einem durch gemeinsame Ab-
hängigkeit von den hesiodeischen ,,Zwei Wegen" vermittelten Zusammenhange
steht. Bemerkenswert ist die Verherrlichung des .Toro,- als Denkmal der durch
Diodoros von Aspendos (s. oben S. 78) inaugurierten kynisierenden Richtung des
Pythagoreismus. Die Einkleidung eines philosophischen Gedankens in ein BQd-
werk erinnert an die oben S. 512 erwähnte Reliefdarstellung des kebetischen
Pinax. — Wichtiger als diese immerhin charakteristische Einzelerscheinung
ist die
Hennetifiche Literatur, Sie verdankt ihren Namen dem griechischen
Gotte Hermes, in welchem die Griechen den ägyptischen Gott Thoth wieder-
fanden. Dem „Großen Thoth'', wie er ägyptisch genannt wird, entspricht die
Bezeichnung Hermes Trismegistos. Eine in den ersten Jahrhunderten nach Chr.
entstandene reiche mystische Literatur erborgte seinen Namen umd machte sich
damit den Ruf uralter ägyptischer Weisheit zunutze. Daß sie sich an ein tat-
sächlich vorhandenes ägyptisches Schrifttum theologischen Inhaltes anlehnte, ist
möglich; aber in der uns vorliesenden hermetischen Literatur — einer nach dem
Nunionios, Kronios, Pvthagoras, Hermetik^usw. 587
Titel des ersten Traktates häufig Poim andres genannten Sammlung und zahl-
reichen Einzelschriften und Fragmenten — tritt das Ägyptische völlig hinter
griechischem Gedankengute zurück. Auf eine Verwandtschaft mit dem
Neupvthagoreismus weist es dabei schon hin, wenn Ammian. Marc. 21, 14, 5
den Hermes außer mit Sokrates auch mit Pvthagoras und mit Apollonios von
Tyana zusammenstellt. Der philosophisch-theologische Inhalt der auf uns gekom-
menen hermetischen Schriftstücke bestätigt diesen Zusammenhang. Sie bilden
teils eine von der gleichen Zeitströmung getragene Parallele zur neupyth^o-
reischen Literatur, teils stehen sie unter dem Einfluß dieser Literatur und ver-
danken ihr, was sie von älteren, insbesondere platonischen und stoischen Lehr-
elementen enthalten. Das Band, das die im einzelnen hinsichtlich ihrer dogma-
tischen Voraussetzungen stark variierenden Schriften zusanmienhält, ist das
theologisch-eschatologische Interesse. Das Ziel ist eine Erlösung, die
den Auserwählten durch die Erkenntnis — yvwacg — Gottes zuteil wird. Auch
hier knüpft die Hermetik an Früheres, insbesondere die JVIystik des Poseidonios.
an, die ihr neben orphisch-pythagoreischen Mysteriengedanken auch orientalische
Anschauungen vermittelt. Spezifisch neuplatonische Philosopheme und neu-
platonische Systematik liegen der hermetischen Literatur noch fern, sie trägt
vielmehr in der wechselnden Mischung der überkommenen Elemente den oben
S. 43 beschriebenen Charakter der Übergangsepoche, nur ist diese Mischung von
theologischen Grundgedanken beherrscht. Durch die Rolle, welche dabei der
Gotteserkenntnis als Heilsquelle zugewiesen ist, nähert sich die Hermetik
den gnostischen Systemen (vgl. W. Kroll, Art. Hermes Trismegistos bei Pauly-
WissoM-a-KroU ; über die Gnosis Grundriß IV S. 35 ff.). — Das nämliche Ver-
hältnis zum Neupythagoreismus bekunden die
CliHldäischen Orahel, ein um 200 nach Chr. entstandenes religiöses
Gedicht, in welchem gleichfalls ein orphisch-pythagoreische, platonische und
stoische Dogmen umfassender philosophischer Synkretismus die LTnterlage einer
mystisch-theologischen Heilslehre bildet. — Die sittliche Reinheit des
rfvdayöoeios ßiog, die bei der Verbindung von Pythagoreismus und Erlösungs-
verheißung eine Rolle spielt, ist wohl auch der Grund dafür, daß allgemein
moralische Sentenzen, wie die des
Se.i'fos-FloHleghimft, in der Überlieferung als pythagoreisch auftreten,
obwohl in ihnen von spezifisch pythagoreischen Lehren nichts zu finden ist.
Daß die Sentenzen dieses Florilegiums wirklich einem Pythagoreer Sextos
(Hieron. in Jerem. 4, 22 [Migne Patrol. Lat. Bd. 24 S. 817], Epist. ad Ctesiph.
[Migue Patrol. Lat. Bd. 22 S. 1152J) angehören könnten, ist durch ihre Farb-
losigkeit natürlich nicht ausgeschlossen. Ihres moralischen Gehaltes wegen
waren sie auch bei den Christen beliebt. Rufinus von Aquileia übersetzte den
größten Teil der Sammlung ins Lateinische und verzeichnete als Gerücht, daß
der christliche Bischof und Märtyrer Sixtus (um die Mitte des dritten Jahr-
hunderts) ihi- Verfasser sei. Die Bearbeitung und Benutzung durch Christen
hatte Umänderungen und Anklänge an das N. T. zur Folge, von denen auch der
durch Elter i. J. 1880 wiedergefundene griechische Text nicht frei ist. Anders
als bei Sextos liegt die Sache bei
SeJcundos. In einer erhaltenen Lebensbeschreibung erscheint dieser als
<pu6oo<fog, und zwar oicojitjv äaxtjaag, IIvüayoQixov s'C-t^Xojy.iog ßiov, wobei er sich
in Askese und Tracht dem Kynismus anschloß. (Über diese Vereinigung von
Pythagoreismus und Kynismus s. oben S. 77 f.) Sein Leben fiel unter Hadrian,
zu dem er in persönliche Beziehungen trat. Die Vita enthält außer dem Aus-
druck nooq^oQiHÖg löyog (s. oben S. 448) und der chrysippischen Definition der
5Ö^ § .o. J)ie Sextier. Potamons eklektische Schule.
Welt als oioTtjua zov ovgarov xai t/)? yijg y.al riov iv avroTg Jiüvrcoy (Stoic vet.
fragm. II No. 527) kaum etwas philosophisch Bemerkenswertes. Unter dem
Namen dieses Sekundos gehen nun ,, Sentenzen" (in Form von Antworten auf
Fragen Hadriaus). in denen für eine Reihe von Objekten jeweilen verschiedene ihr
Wesen bekundende Bezeichnungen zusammengestellt werden. Auch diese Sentenzen
haben mit Philosophie so gut wie nichts zu tun. Sie enthalten allem Anscheine
nach eine Sammlung von Wendungen, dei'en sich ein Rhetor in der Epideixis
bedienen mochte.*) Dazu stimmt, daß wir durch Philostratos und Suidas einen
oo(pioT^g Sekundos kennen, der Lehrer des Herodes Attikos war, also der hadri-
anischen Zeit angehörte. Weshalb ihn die Legende zum kynisierenden Pytha-
goreer und zum Gegenstand einer abenteuerlicheij Lebensbeschreibung machte,
ist fraglich. Vita und Sentenzen fanden später viel Beachtung und wurden in
verschiedene Sprachen übersetzt.
Für treitere neupfftJiagoreische Spvnchliterfftiir und neupiftha-
(joreische EinflUsse auf die nicht im engeren Sinne philosophischen Kreise,
insbesondere die Verfasser von Unterhaltungsschriften, sei auf die S. 206* f. ver-
zeichneten Arbeiten verwiesen.
§ 73. Die Sextier. Potamons eklektische Schule.
Die Schule der Sextier, die in Rom um den Anfang der
christlichen Zeitrechnung eine kurze Zeit hindurch blühte, be-
kannte sich in der Hauptsache zu einem kynisierenden Stoi-
zismus, vereinigte damit aber auch pythagoreische und plato-
nisch-aristotelische Lehrelemente.
Eine Schule, die den Eklektizismus zum Prinzip erhob und
auch den Namen ..eklektische Sekte" geführt zu haben scheint,
gründete Potamon von Alexandreia, ein älterer Zeitgenosse des
Kaisers Augustus.
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehren: Für
die Sextier s. das Material bei Zeller III 1^ S. 699 ff. Fragmente bei Seneca
(s. Index d. Ausg. s. v. Sextius, Sotion, Fabianus) und Stobaios (s. Index zum
Floril. s. V. Sotion). Das Sextos-Gnomologion (s. darüber § 72 und unten
S. 2('i6*) hat mit den Sextiern nichts zu tun (vgl. luiten S. 207*).
Über Potamon berichten kurz Diog. Laert. prooem. 21 imd Suidas s. v.
JJoTfifKov \4'/.£'^av()i)Frg. Schrift oder Fragmente nicht erhalten.
Wir vereinigen in .diesem Paragraphen zwei kleinere eklektische Sekten.
Von der Schule der Sextier sagt Seneca (Nat. quaest. 7, 32, 2), sie sei
nach regen Anfängen bald wieder erloschen. Q. Sextius (geb. um 70 v. Chr.),
der politische Amter und Ehren um der Philosophie willen aufgegeben hatte,
war ihr Begründer. Neben ihm sind außer seinem Sohne Sextius als Angehörige
der Schule bekannt: Sotion von Alexandreia (sein Schüler war um IS — 20
nach Chr. Seneca, der durch ihn mit pythagoreischen Lehren befreundet wurde
xcov jTarrv/riijiia. ooex'ovzcov :iuQt}yooia y.J/..
§ 73. Die Sextier. Potamons eklektische Schule. 589
[Seil. Epist. 108, 17] i. Cornelius Celsus. L. Crassicius aus Tarent und Fabianus
Papirius. Q. Sextius und Sotion schrieben griechisch. Die Grundfärbung der
Sextierlehre ist stoisch, wiewohl Sextius nicht auf das stoische Schulbekenntnis
eingeschworen sein wollte (Sen. Epist. 64, 2). Durch Beschränkung auf die
Ethik, innerhalb deren auch wieder die Theorie zurücktreten sollte (Sen. d. brev.
vit. 10. 1), nähert sich ihr Standpunkt dem kynischen. Ermahnungen zu sitt-
licher Tüchtigkeit, zur Seelenstärke, zur Unabhängigkeit von allem Äußeren
scheinen den Hauptinhalt der Lehre gebildet zu haben; der Weise, sagte Sex-
tius. gehe durchs Leben, gegen alle Wechselfälle des Geschicks durch seine
Tugenden gerüstet, umsichtig und kampfbereit, gleichwie ein wohlgeordnetes
Heer in der Nähe des Feindes (Sen. Ep. 59, 7). Zum Wesen des Römers und
Mannes der Praxis stimmte es dabei, wenn Sextius in der Tugend nicht eiu
aller Wirklichkeit entrücktes Ideal sah. sondern ihre Erreichbarkeit betonte (Sen.
Epist. 64, 5). Mit dem Stoischen verbanden sich pythagoreische Elemente.
Sextius übernahm die Gewohnheit der allabendlichen Selbstprüfung (Sen. d. ira
3, 36, 1; vgl. Carm. aur. 40 ff.) und die Enthaltung von Fleischkost (Sen. Epist.
108. 17). Sotion die Seelenwanderungslehre (Sen. ebenda 20). Endlich wird wohl
auf platonisch-aristotelische Einflüsse die den Stoizismus durchbrechende Lehre
von der Unkörperlichkeit und Unräumlichkeit der Seele zurückzuführen sein,
eine Lehre, die aber doch wieder mit dem stoischen Satze, daß die Seele den
Körper zusammenhalte, vereinigt wurde (Claud. Mam. d. statu animae 2, 8
[Migne Patrol. Lat. Bd. 53 S. 750] ; vgl. Stoic. vet. fr. II Xo. 802, Zeller III 1 ^
S. 199. 1).
Für die PhUosophiegeschichte war die Sextierschule ohne größere Bedeutung
und Wirkung — von ihrem Einfluß auf Seneca abgesehen. Aus dem Mangel
einer fest umrissenen Dogmatik erklärt sich ihr baldiges Verschwinden. Immer-
hin ist sie durch die sittüch kraftvolle Persönlichkeit einiger ihrer Hauptvertreter
eine erfreuliche Erscheinung und erinnert an die Paarung von Stoizismus und
Eömertum, wie sie sich in Cato, Paetus Thrasea u. a. vollzogen hat.
In dem wenigen, was von der Philosophie des Potatnon bekannt ist,
lassen sich stoische und peripatetische Lehrelemente deutlich erkennen. In seiner
Ixoiyekooig stellte er nach Diog. Laert. prooem. 21 zwei Wahrheitskriterien auf,
z6 UEV cbg v(p' ov ylyvsxai y y.Qioig, rovrsari rö -^ysuoviy.öv t6 de cog d i' ov, olov
zrj%' äy.oißeotdrtp' rpavraaiav (anschließend an die stoische yaxah]:ixiy.ij cfarxaoia.
Zu der Unterscheidung der beiden Kriterien vgl. „Alkinoos" [Albinos] c. 4,..
Prinzinien nahm er vier an, xt)v rs v/.tjv y.al xb tioiovv zioi^alv xe y.al x6:tov, ent-
sprechend den vier Kategorien i^ ov, ixp" ov, tioio), ev c5. Als Telos bezeichnete
er in peripatetischer Weise 'Qo)i]v y.axä näoav dosxijv xeIeiuv ovh olvev xoiv xov oo'}-
f.i.axog y.axä rpvoiv (vgl. die stoischen n^ocoxa y.axä <fvaiv) äyadtöv y.al xöiv ly.xög
(vgl. Stob. Ecl. II S. 50, 11 f. W.: \4oiaxoxeh]g [xi'/.og UyEL] xorjoiv aoexi]g xs/.siag
iv ßiq> xE/.Eiqy y_oo>]yov/nEV7jr. Zur Schätzung der leiblichen und äußeren Güter
vgl. auch 0. S. 495. 503). Daß auch Piaton nicht beiseite blieb, läßt sich daraus
schUeßen, daß P. einen Kommentar zur Politeia verfaßte (Suid. s. v.). So war
es wohl begründet, wenn er, wie es nach Diog. Laert. prooem. 21 der Fall ge-
wesen zu sein scheint, seine Schule eine 'Ey./.Ey.xty.y aiosaig nannte. — Daß Pota-
mon zur Zeit des Augustus lebte, ist nicht zu bezweifeln. Suidas setzt ihn an
-Too Ai-yovoxov y.al y.ax (so Zeller jedenfalls richtig für das überlieferte /<«' avxöv).
Damit läßt sich die Angabe des Diogenes Laertios (prooem. 21) l'rt bi tiqo
oliyov y.al Ey.'/.sy.xiyt] xig ai'oEOig eio/j/J))] v-to Iloxäuoirog zov '.-J/.Egavdoeojg durch
die Annahme vereinigen, daß hier die Zeitbestimmung -toö 6/.i'yov der Quelle des
Diogenes angehört und von ihm gedankenlos übernommen wurde, eine Annahme,
59() § 74. Die jüdisch-hellenistische Philosophie.
die bei der von Usener (Epicurea S. XXII ff.) aufgehellten Arbeitsweise des D.
durchaus nichts Befremdliches hat.
vj 74. ])io jüdiscli-liellcnisti sehe Philosophie. Eine
Verknüpfung jüdischer Theologie mit griechischen Phi-
losophenien konnte bei der vielfachen Berührung gebildeter
Juden nanienthch in Aiexandreia, aber auch in Palästina selbst,
mit griechischer Philosophie nicht ausbleiben. Sie ist nur ein
Glied des Synkretismus zwischen hellenistischer Philosophie
und orientalischen Rehgionen überhaupt, der sich im späteren
Altertum geltend macht, aber ein besonders beachtenswertes
Glied dadurch, daß uns in den zahlreichen Schriften Philons die
Mittel zu seiner genaueren Erforschung zur Verfügung stehen,
und daß es auf die christliche Dogmatik nachhaltig eingewirkt
hat. Naturgemäß bahnte sich diese Verknüpfung allmählich an,
bis sie in Philon ihren Höhepunkt erreichte. In den alttesta-
mentlichen Schriften hat sie verhältnismäßig wenige Spuren
hinterlassen. Nicht unerheblich war der stoische und plato-
nische Einfluß auf das pseudosalomonische Buch der
Weisheit. Von außerbiblischer Literatur kommen in erster
Linie der angebhche Aristeasbrief, die Fragmente des
Aristobulos und das Pseudophokylideische Gedicht in
Betracht. Aristeas und Aristobulos üben in stoischer Weise die
allegorische Deutung religiöser Sätze und verraten auch sonst
Bekanntschaft mit griechischen Pliilosophemen. Als Synkretist
ist Aristobulos eine charakteristische Erscheinung, insofern er
durch Textesfälschungen ältere griechische Literatur judaisiert
und Lehren griechischer Philosophen auf ^Moses zurückführt.
Pythagoreische Einwirkungen machen sich in der Sekte der
Essäer bemerkbar, mit denen wieder die Therapeuten, wie
Philon sie schildert, vieles gemein haben.
Erst Philon (geb. um 25 v. Chr.) hat ein allseitig durch-
geführtes System der Theosophie aufgestellt. Die Erklärung
der alttestamentlichen Schriften, der der größte Teil seiner
Werke gewidmet ist, gilt ilini als die Philosophie seines Volkes;
seine Erklärung trägt aber vermittelst der Allegorie in jene
L^rkunden die philosophischen Gedanken hinein, die sich ilim
zum Teil aus der natürlichen inneren Fortbildung des jüdischen
Vorstellungskreises, zum andern Teil aus der Aneignung der
hellenistischen Philosophie ergeben haben. Wesentüch für seine
Anschauung ist die stark betonte Transzendenz Gottes, die
er mit dem Piatonismus und Pythagoreismus seiner Zeit teilt
und deren Annahme bei ihm durch den hohen Gottesbegriff des
§ 74. Die jüdisch-hellenistische Philosophie. 591
Judentums begünstigt wurde. Gott ist körperlos, unsichtbar,
nur durch die Vernunft zu erkennen, das universellste der
Wesen, das Seiende als Seiendes; er ist ein Besseres als die
Tugend, als die Wissenschaft, ja als das Gute an sich und das
Schöne an sich. Er ist einheitlich und einfach, unvergänglich
und CAvig; er existiert an und für sich, getrennt von der Welt:
die Welt ist sein Werk. Wer die Welt selbst für Gott den
Herrn hält, ist dem Irrtum und Frevel verfallen. Gott steht
nicht in Berührung mit der Materie, die ihn beflecken wih-de.
Nur mit seiner Wirkung, nicht mit seinem Wesen ist er in der
Welt gegenwärtig. Er allein ist frei; alles Endliche ist mit der
Notwendigkeit verflochten. Seinem Wesen nach ist Gott unbe-
greifhch; wir können nur wissen, daß er ist, nicht, was er ist.
Alle Namen, die auf einzelne seiner Eigenschaften gehen, gelten
nur im uneigentlichen Sinne, da Gott in Wahrheit eigenschafts-
loses, reines Sein ist.
Wie im Platonisnuis und Neupythagoreismus so machte
auch bei Pliilon die Erhebung Gottes über alle Berührung mit
der Welt die Ansetzung von Mittelwesen notwendig, durch die
sich die Einwirkung Gottes auf die Welt vollzieht. Das oberste
dieser Mittelwesen, das zugleich alle anderen in sich befaßt, ist
der Logos. Er ist der Ort der Ideen und verbreitet sich
durch die sinnlich wahrnehmbare Welt als die in ihr sich offen-
barende göttliche Vernunft. Diese eine göttliche Vernunftkraft
gliedert sich in viele Teilkräfte {duvdf.teig, löyoi) welche dienst-
bare Geister und Werkzeuge des götthchen Willens, unsterb-
hche Seelen, Dämonen oder Engel sind. Sie sind identisch mit
den Gattungs- und Art-Wesen, den Ideen; der Logos aber,
dessen Teile sie sind, ist die Idee der Ideen, das Universellste
von aUem, was nicht Gott ist. Der Logos ist nicht ungeworden
gleich wie Gott, aber auch nicht geworden gleich wie wir und
die übrigen Geschöpfe; er ist der erstgeborene Sohn Gottes und
ein Gott für uns, die L^nvoUkommenen ; die Weisheit Gottes
wird mit dem Logos identifiziert. Der Logos ist der ältere, die
Welt der jüngere Sohn Gottes.
Durch Vermittlung des Logos hat Gott die Welt geschaffen
und sich der Welt offenbart; der Logos vertritt auch die Welt
bei Gott als der Hohepriester, Fürbitter und Paraklet. Die
Offenbarung Gottes ist den Juden zuteil geworden; von ihnen
haben die Griechen ihre Weisheit entnommen. Erjkenntnis und
Tugend sind Gaben Gottes; nur wer sich selbst verleugnet,
kann sie erlangen. Das praktisch-politische Leben steht dem
592 § ''-^- Die jüdisch-hellenistische Philosophie.
boscbaulielien nach. Die Einzohvissenscliaften dienen zur Vor-
bildung für die (lottescrkenntnis ; unter den philosophischen
Doktrinen sind Logik und Physik von geringem Werte; das
Höchste ist die Anschauung (iottes, zu der der Weise durch
göttliche Erleuchtung gelangt, indem er unter vollkommener
Selbstentäußerung und im Heraustreten aus seinem endlichen
Selbstbewußtsein sich (in der Ekstase) widerstandslos der gött-
lichen Einwirkung hingibt.
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehren: Das
Material für die Alttestaraentlichen Schriften und die Oracula SibvUina
bei 0. Stählin { Christ -Schraid, Gesch. d. griech. Lit. IP S. 411 ff. 463 ff.).
Aristeas: Das Material in AVendlands Praefatio seiner Ausgabe (s. unten)
und bei O. Stählin (Christ -Schmid, Gesch. d. griech. Lit. 11^ S. 473 ff.). Die
L'mstände der Fälschung des Aristeasbriefes und ihr Einfluß auf die kirchliche
Tradition sind aus dem Briefe selbst und den von Wendland in seiner Ausgabe
S. 85 ff. zusammengestellten Zeugnissen über die Entstehung der Septuaginta zu
beurteilen. Aristobulos: Das Material bei Valckenaer, Diatribe de Aristobulo
Judaeo, philosopho Peripatetico Alexandrino, ed. J. Luzac, Lugd. Bat. 1800
(wiederabgedruckt im 4. Bd. von Euseb. Praep. evang. ed. Gaisford), A. Elter,
De gnomol. Gr. hist. atque orig., part. 5 — 9, Bonn 1894 ff., Prr. Vgl. auch
Zeller III 2^ S. 277 ff., Susemihl, Gesch. d. griech. Lit. in d. Alex. II S. 629 ff..
O. Stählin bei Christ— Schmid, Gesch. d. griech. Lit. II ^ S. 457 ff. Ps.-Phoky-
lides: Suidas s. v. ^coy.v/JÖy; (urteilt falsch über die Beziehung zu Oracula
Sibyllina 2, 56 ff.). Essäer: Das Material bei Zeller III 2* S, 308 ff . Thera-
peuten: Philon Ufoi ßiov dscoot^Tixov. Philon: Hauptquelle Philons eigene
Angaben. S. die Belege bei Zeller III 2-* S. 385 ff. Testimonia über Philon
und seine Schriften in der Philonausgabe von Cohn und Wendland I
S. LXXXXV ff.
Erhaltenes. Ausgaben:
Ausgaben der AI t testet mentliclien Sc/tri ften s. in den Werken über
die theologische Literatur und bei Stählin (Christ— Schmid, Gesch. d. griech. Lit.
II 1° S. 418 ff.). Oracula Sib yll i na , heavh. von Joh. Geffcken, Leipzig 1902
(Ausg. d. Kirchenväter- Kommission d. Berl. Akad.). Fragments of Grer-o-
jeuish Writers, collect, by W. N. Stearns, Chicago 1908 (wenig förderlieh).
Aristeas: Aristeae ad Philocratem epistula cum ceteris de origine versionis
LXX interpretura testiraoniis, Lud. Mendelssohn schedis usus ed. Paulus Wend-
land. Lipsiae 1900. Frühere Ausgaben bei Wendland S. XXIII ff.
Aristobulos : Die Fundorte der Fragmente sind zusammengestellt von
O. Stählin bei Christ —Schmid, Gesch. d. griech. Lit. II ^ S. 458 Anm. 7.
Fragmente bei A. Elter, De gnomol. Gr. hist. atque oria., part. 5 ff., Bonn
1894 ff., Prr.
Ps.-Plinlylides. Text außer in Th. Bergks Boetae lyr. Graeci und in
Anthologien (Bergk-Hiller-Crusius, Stadtmüller, Pomtow) auch am Schlüsse der
imten S. 208* verzeichneten Abhandlung von J. Beruays. Griech. u. deutsch bei
K. F. A. Lincke, Samaria und seine Propheten, Tüb. 1903, S. 166 ff. Frühere
Übersetzungen s. bei Engelmann-Preuß und Klußmann.
Pliilons Werke sind u. a. von Thom. Mangey, Londini 1742, A.F.Pfeiffer, Er-
langae 1785 — 92, ed. sec. 1820, C. E. Richter, Lips. 1828 — 30, ferner stereotypiert Lips.
1851 — 53 herausgegeben worden (Tauchnitiana). Eine neue Ausgabe veranstalteten
Leop. Cohn u. faul Wendland, editio maior u. editio minor, Berlin 1896 ff.
(noch nicht abgeschlossen), eine Musteredition, durch die für die Philonstudien der
Zukunft eine feste Grundlage geschaffen ist. Schon jetzt hat sie das Studium in
ergiebigster Weise befruchtet, nicht zum wenigsten dadurch, daß die beiden
Herausgeber selbst durch die Beschäftigung mit dem Schriftsteller zu einer Eeihe
wertvoller, z. T. ganz neue Ausblicke eröffnender Arbeiten angeregt wurden (s.
§ 74. Die jüdisch-hellenistische Philosophie. 593
Literat urverz. S. 209* ff.). Das Buch von der Weltschöpfung hat mit einer aus-
fuhr]. Einleitung J. G. Müller besonders herausgegeben, ßerl. 1841. Libellus de
opificio mündi, ed. L. Cohn, Berl. 1889. De aeternitate numdi. ed. F. Cumont,
Berlin 1S91 (der die Echtheit der Schrift erweist). Philonea ed. C. Tischendorf,
Leipz. 1868. Jak. Bernays, Die unter Ph.s Werken stehende Schrift ,.Über die
Unzerstörbarkeit des Weltalls" nach ihrer ursprünglichen .Anordnung wiederher-
gestellt und ins Deutsche übertragen (aus d. Abhandl. d. Akad. d. Wissensch.), Berl.
1876. P. Wendland, Xeuentdeckte Fragmente Philos, Berl. 1891. Fr. C. Conybeare,
Philo about the contemplative life or the fourth book of the treatise concerning
virtues, critic. edit. witn a defence of its genuiness, Oxf. 1895. K. Praechter,
Unbeachtete Philon-Fragmente, Arch. f. Gesch. d. PhUos. 9 (1896), 415-426.
Philon-Papyrus: Oxyrh. Pap. IX Nr. 1173, XI Nr. 1356. Philon, Commentaire
aU^gorique des saintes lois apres l'oeuvre des six jours; texte grec, traduct. frany.,
introduct. et index, par.E. Brähier, Paris 1909 (Text, et docum. p. l'etude hist. du
Christian. 9). Deutsche Übersetzung herausg. von Leop. Cohn (die einzelnen Schriften
übersetzt von Verschiedenen); bis jetzt zwei Teile (Breslau 1909. 1910) erschienen.
Für uns ist das früheste Dokument alexandrinisch-jüdischer Bildung die
Septtiaginta, Die ältesten Stücke derselben, wozu insbesondere die Über-
setzung des Pentateuchs gehört, reichen bis in die früheste Zeit der Regierung
des Ptolemaios Philadelphos (der von 283 — 247 vor Chr. König war) hinauf.
Aristobulos sagt bei Clem. Alex. Strom. 1, 22, 148 S. 92 St., Euseb. Praep. ev. 9, 6, 7;
13, 12. 2, schon vor der Zeit Alexanders und sogar schon vor der Herrschaft der
Perser über Ägypten seien die vier letzten Bücher des Pentateuchs übersetzt
worden, die Übersetzung des Ganzen des Gesetzes aber sei unter Ptolemaios
Philadelphos unternommen worden, nachdem Demetrios der Phalereer sich die
Sache habe angelegen sein lassen. Nach einer Angabe des Kaliimacheers Her-
raippos (bei Diog. Laert. 5, 78) lebte Demetrios nur am Hofe des Ptolemaios
Lagu und wurde unter Philadelphos (wahrscheinlich bald nach dessen Regie-
rungsantritt) verbannt. Diese Nachricht widerspricht jener des Aristobulos nicht,
und es ist ungerechtfertigt, aus dem vermeintlichen Widerspruch mit R. Simon,
Hody u. a. auf Unechtheit der Fragmente des Aristobulos zu schließen. Es
kann vielmehr wohl sein, daß die Übersetzung unter Ptolemaios Lagu (aber ver-
mutlich erst in der letzten Zeit seiner Regierung) durch Demetrios vorbereitet,
vielleicht auch schon begonnen, hauptsächlich aber unter Philadelphos ausgeführt
worden ist, so wenig auch im übrigen Aristobul als ein zuverlässiger Zeuge an-
gesprochen werden kann. Ob wirklich früher schon einzelne Teile des Penta-
teuchs ins Griechische übersetzt waren, ist zweifelhaft, gewiß aber nicht in so
früher Zeit, wie Aristobulos behauptet. Die Übersetzung der kanonischen
Hauptschriften mag unter Ptolemaios Euergetes (247—221), dem N^achfolger des
Philadelphos, vollendet worden sein. Zu den Hagiographa sind mindestens noch
bis 130 vor Chr. (gemäß dem Prolog des Siraciden), vielleicht aber noch später
Stücke hinzugekommen. In der Septuaginta hat nun Dähne, Geschieht!. Darst.
d. jüd.-alex. Religionsphilos. II S. 1 — 72, bereits vielfache Spuren der später von
Philon weiter ausgebildeten jüdisch-alexandrinischen Philosophie zu entdecken
geglaubt; jene Bibelübersetzer sollen die Hauptsätze derselben gekannt und ge-
liebt, durch anscheinend geringe Abw^eichungen vom Urtext angedeutet und die
spätere allegorische Interpretation vorhergesehen, beabsichtigt und befördert
haben. Aber die Stellen, auf Grund deren Dähne argumentiert, nötigen zu dieser
sehr gewagten Annahme keineswegs (s. Zeller, Philos. d. Gr. III 2*, S. 274 ff.);
es wird nur die sinnliche Erscheinung Ciottes in der Regel beseitigt, mitunter
Anthropopathisches, wie die Reue Gottes, gemildert, Gott wird seinem Wesen
nach mehr von der Welt entfernt, iind die Vorstellung von Vermittelndem
zwischen ihm und der Welt (wie namentlich von göttlichen Kräften, Engeln, der
Ueberweg, Grundriß I. 38
r^t)4 i? ^'^- ^^^ jüdiseh-belleinstische Philosophie.
göttlichen öö^a, dem Messias als einem himmlischen Rüttler) erscheint ausge-
bildeter als im Urtext. Keime der späteren Religionsphilosophie liegen hierin
allerdings, aber diese selbst noch nicht. Eine Verbindung griechischer Philo-
sopherae mit dem jüdischen Vorstellungskreise braucht darin noch nicht ge-
funden zu werden.
Das Verhältnis der Apokryphen des Alten Testaments und anderer
religiöser jüdischer Literatur der hellenistischen Zeit zur griechischen Philo-
sophie ist verschieden.
Im xiveiten Buche der Makicabäer,- das ein Auszug aus der von
lason aus Kyrene verfaßten Geschichte der Syrerkriege ist, wird (3, 38 f.j gesagt,
um Jerusalem walte eine gewisse Macht Gottes; d^in der im Himmel Wohnende
selbst beaufsichtige den Ort und helfe ihm (. . . 8iu ro .-ieqI t6v rojtov d/.tj&cög
rivai Tivu deov övi'ajiiiv. umog yäg 6 rrjv xuroiaiav STiougäviov t/_iov ijiöjtrijg eail xal
ßo>jd6g ey.eirov zov tö.tov). Prüft man die Stelle unbefangen, so wird man ihr
einen dogmatischen Gehalt absprechen und sie nicht, wie es geschehen ist. für
eine Verselbständigung der göttlichen Macht im philonischen Sinne geltend
machen. Ebenso hat man im dritten und vierten Buche der Makkabäer,
im dritten Buche Esra, in den jüdischen Stücken der Sibyllinen und in
der Weisheit des Siraciden ohne zureichenden Grund Anklänge an philo-
sophische Lehren angenommen. Auch die Berührungen des Ekklesiastes mit
stoischen Gedanken sind zu allgemeiner Art, um die Aimahme eines ursächlichen
Zusammenhanges wahrscheinlich zu machen. Hingegen zeigt das vierte Bück
der Jlakkabäer, das mit Unrecht unter dem Titel jteqI avzoy.gäroQog /.oyiofiov
dem losephos beigelegt worden ist, in der Tugendlehre und in der gebotenen
Herrschaft der Vernunft über die Affekte deutlich die Einwirkung der Stoa,
wahrt aber sonst den jüdisch-theologischen Standpunkt. Das pseudosalomonische
Buch der Weisheit, welches vor der Zeit des Philon verfaßt zu sein scheint,
verrät den Einfluß stoischer und platonischer Doktrin. Es beschreibt die Weis-
heit als einen Abglanz des göttlichen. Lichtes, einen Spiegel der göttlichen Wirk-
samkeit, einen Ausfluß der göttlichen Herrlichkeit. Der Verfasser erkennt in
ihr ein :ncvevfia voeqÖv . . . . öiä .-idvicov -^coqovv jirsvfiäzcov voegcöv y.aOaQWv
ki:izoTÜTiov, und behauptet, daß die Weisheit öirjxsi xai /coget 8iä :xävzcov
Öiä zi]v y.adagöztjza (7, 22 ff.). Sowohl in den Ausdrücken als auch in dem In-
halt der Lehre ist hier stoische Einwirkung (vgl. oben S. 444; an das stoische
nvg Ts/^vixöv erinnert in diesem Zusammenhange auch die Bezeichnung der Weis-
heit als zEyvlzig [V. 21J ; gegen das stoische Dogma von der Gottheit als :tvo aber
13, 2) zu bemerken (s. M. Heinze, Lehre v. Logos, S. 192 ff.; vgl. auch in Pfleiderers
unten S. 49* zitiertem Werk den Anhang über heraklitische Einflüsse im alt-
testamentlichen Kohelet und besonders im Buch der Weisheit). Ferner wird die
Präexistenz der Einzelseelen (8, 20) gelehrt (in den Worten: üyadog ä>r Jf/.ßov slg
ow/^ia ufiiavzov), eine Auferstehung aller, der Guten zur Seligkeit, der Bösen zum
Gericht, angenommen, die wahre Glückseligkeit im jenseitigen Leben gefunden
und Gott die Erschaffung der ^V''elt aus einer (präexistierenden) Materie zuge-
sprochen (11, 18; so Piaton [oben S. 320] und die gesamte platonische Schule).
Die vier Kardinaltugenden erscheinen 8, 7 in der stoischen Terminologie {(pgö-
r}]oig statt der platonischen oocpia). Bemerkenswert ist auch die euhemerisierende
Erklärung des Bilderdienstes 14, 16 ff. — Greifbar ist die Bekanntschaft mit
gTiechischen Philosophemen auch bei
Aristeas. Er ist der angebliche Verfasser eines Briefes an Philokrates,
worin die Vorgänge bei der Übersetzung der heiligen Schriften der Hebräer
durch die 70 (oder 72) Dolmetscher erzählt werden: Aristeas sei von dem ägyp-
Die Septuaginta. Aristeas, Aristobulos. 595
Hsthen Könige nach Jerusalem an den Hohenpriester Eleazar gesandt worden,
r.m sich das Gesetz und Übersetzer zu erbitten. Der Brief ist unecht und die
Erzählung voll von Fabeln. Die Entstehung fällt wahrscheinlich in die Zeit um
l'DO V. Chr. Die Stellen des Briefes, an denen von ßsoü <)rvatiig, ßsiu Övra/mg
und dsov dvfaozeia die Rede ist (s. d. Ind. verb. in Wendlands Ausg.), sind so
wenig wie die oben angeführte Stelle des II. Makkabäerbuches philosophisch
bedeutsam. Anders liegt es, wenn der Verfasser, der die Maske eines Heiden
annimmt, in stoisch etymologisierender Weise redet von Zerg, dt" ov ^owTtotovvTui
T(\ .-TÜtTu y.ul yiveiat (§ 16). Auch andere Stellen erinnern an die Stoa, so § 201:
TTooroia yäg rwv o/.wv öioiftovfiivcov und § 143 : rö yäg >cm')o?.ov Tiüvra :to6; tov
(fvaixov /Myov ouoia y.adiozi^y.ev vn:d ,uiäg övrduecog otxovoaovuEvu. Die alle-
gorische Deutung jüdischer Gesetzesbestimmungen §§ 144 ff. entspricht der
stoischen Methode und liegt auf dem Wege zu Philon.
Aristobulos pflegt (nach Klemens v. Alex, und Eusebios) als Peripatetiker
bezeichnet zu werden. Seinen hellenistisch-jüdischen Synkretismus deutet Euseb.
Praep. ev. 8, 9, 38 durch die Bezeichnung nai zijg y.uz 'yigtozozehjv ffi/.ooocfiag
jTQog zß :iazQLM /nszedij/Mg an. Die Verschmelzung des Jüdischen und Grie-
chischen vollzog Aristobulos dem jüdischen Xationalstolz entsprechend in der
Weise, daß er Lehren griechischer Philosophen iind Dichter aus dem Alten
Testament herleitete und zum Erweis dieser Abhängigkeit einerseits die grie-
chischen Texte verfälschte, andererseits alttestamentliche Stellen durch allegorische
Deutung den Anschauungen griechischer Philosophen annäherte und die Mär
von frühzeitigen Übersetzungen aus dem Alten Testament aufbrachte. So sollten
schon Pythagoras, Sokrates und Piaton mosaische Lehren übernommen haben
(Eus. Praep. ev. 13, 12, 1 ff.). Von großer geschichtlicher Bedeutung ist diese
Auffassung dadurch, daß sie jahrhundertelang auch von christlichen Theologen
geteilt wui'de, die dadurch ihi'e Bewunderung griechischer AVeisheit mit ihrer
Anschauung von der Überlegenheit und dem göttlichen Ursprung der biblischen
Lehren in Einklang zu bringen suchten. Obwohl nun dieser Synkretismus auf
dem Wege liegt, der zu Philon führt, so ist doch Aristobulos von der spezi-
lischen Ausgestaltung, die Philon der hellenistischen Philosophie gegeben hat,
noch weit entfernt. Er schrieb einen Kommentar zum Pentateuch, den er einem
Philometor widmete. Schon Klemens von Alex, und Eusebios, die aus dem
Werke größere Stücke mitteilen, dachten bei diesem Philometor an den ersten
und bekanntesten Träger dieses Beinamens, Ptolemaios VI. (181—146), und ihnen
sind die meisten Neueren gefolgt. Doch legen Gründe, auf die hier nicht ein-
gegangen werden kann, die Vermutung nahe, daß es sich in Wirklichkeit um
einen späteren Philometor, Ptolemaios VIII. (117 — 81) handele (Gercke, Artikel
Aristobulos No. 15 bei Pauly-Wissowa S. 919, Stählin bei Christ-Schmid II ^
S. 460). In den Fragmenten bei Eusebios zitiert Aristobulos mehrere Stellen,
die nach seiner Angabe aus den Gedichten des Orpheus, Homer, Hesiod und
Linos stammen, auf die Form aber, in der sie vorliegen, offenbar von einem
Juden und vermutlich von Aristobulos selbst gebracht worden sind (über die
Bekämpfung der letzteren Annahme durch neuere Gelehrte s. ZeUer III 2*
S. 281 Anm. i). Am umfangreichsten und bedeutendsten ist das angeblich dem
Jsfjog ?.6yog des Oqjheus entlehnte Fragment (bei Euseb. Praep. ev. 13, 12, 5), das
uns in anderer Gestalt in den dem Justinus Martyr zugeschriebenen Schriften
De monarchia (c. 3j und Cohort. ad gent. (c. 15) sowie an verschiedenen Stellen
des Clem. Alex, und in anderer theologischer Literatur (s. Orphica rec. Abel
S. 144 ff.; Elter, De gnomol. Gr. bist, atque orig. part. 5, Bonn 1894, S. 155 f.)
aufbewahrt worden ist, so daß sich die aristobulischen Änderungen noch nach-
38*
596 § ^^- ^^^ jüdisch-hellenistische Philosophie.
weisen lassen. Die Hauptlehren des verfälschten orphischen Gedichtes faßt
Aristobulos dahin zusammen: biaxQaxeXadai ^sia dwdfisi rä nävia xal ycvtjza
vjiäQystv xal ejri Tiävicav eivai zov dsov (Euseb. Praep. ev. 13. 12, 4). In dem
Gott, der alles vollendet und durchwaltet (V. 8 ff . des Gedichtes: xöauoio
xvjicoxrjg , . . avrov d' VTto nävzu zs?.etTai, er ff avzoT-; avzo^ nnoivioaExai), er-
kennt Aristobulos seinerseits nicht wie griechische Dichter und Philosophen
(namentlich die Stoiker) die Gottheit selbst, sondern nur die weltbeherrschende
göttliche Kraft (007 w, oltim öfÖsTyßai, öxi l)tu Tzävzojv sazir 7) dvvafiig zov üeov,
Euseb. Praep. ev. 13, 12, 7). Aber von einer Verselbständigung dieser Kraft im
philonischen Sinne findet sich keine Spur. Koramt hier überhaupt philo-
sophische Einwirkung in Frage, so läßt sich nur an eine Vermittlung zwischen
stoischem Pantheismus und peripatetischer Transzendenzlehre denken, wie sie der
Verfasser des pseudaristotelischen Buches von der Welt unternimmt, indem er
den stoischen Pantheismus dynamisch umdeutet und die Gottheit nicht mit ihrer
Substanz, sondern nur mit ihrer Kraft allgegenwärtig und allwirkend sein läßt.
Auch die Änderungen, die Aristobulos an dem Gedichte vorgenommen hat,
deuten nicht auf eine größere Annäherung an spezifisch Philonisches. Was
Gottes Wirken auf die Welt betrifft, so schafft er nach der aristobulischen
Version nichts Böses. Das Böse beruht vielmeBr auf den Kräften seines Ge-
folges, unter denen sich neben schlechten auch gute befinden (V. 13 ff.: avzos
(5' i^ dyadcör j9)7/ror,- y.ay.ov ovy. sTiizeXlei avdod>7zoig' avzco dk yoLot? xai iiToog
oji7)dsi ,xai jzö/.f-iio; xal /.oi/^idg i.d' alysa baxovöevza). Auch bei dieser Äußerung
braucht man nicht an hypostasierte Kräfte im Sinne der ausgebildeten helle-
nistisch-jüdischen Philosophie zu denken. Was Aristobulos ausdrücken will, ist
nur der Gedanke, daß Gott für das Böse nicht verantwortlich zu machen sei.
Die in sein Gefolge verwiesenen Kräfte, wie Gunst auf der einen, Haß, Krieg
usw. auf der andern Seite, sind lediglich poetische Personifikationen, und zwar
sehr blasser Art. zu denen der Anlaß in dem überkommenen Gedichte ge-
geben war.
Läßt sich bei Aristobulos nach Ausweis seiner Fragmente auch nicht von
einer systematischen Durchdringung jüdischer Lehren mit griechischer l'hilo-
sophie reden, so tritt doch der Einfluß der letzteren deutlich zutage. Das
Gedicht sprach davon, daß kein Sterblicher Gott sehe, er selbst aber alle sehe:
V. 10 f.: ov8s zig avzor eioooäa dvt]Z(öv, avzog ds ye nävzag ögärai. Die Ubersinu-
lichkeit Gottes wird von Aristobulos mit Hilfe der philosophischen Unterscheidung
von yv/j] und rovg (vgl. 0. S. 550) noch verschärft, indem er die Stelle folgender-
maßen umändert: ovds zig avzör sloooän x^'vyoyv dvtjzMv, ra> d' slaoodazai. In
der Deutung des Siebentagewerks der Weltschöpfung bezieht Aristobulos meta-
phorisch das Licht, das am ersten Tage geschaffen wurde, auf die Weisheit,
durch die alles erhellt werde, und beruft sich dabei auf einige peripatetische
Philosophen, die der Weisheit die Bedeutung einer Fackel gegeben hätten ; deut-
licher und schöner, setzt er freilich hinzu, habe einer seiner Volksgenossen (Salom.
Proverb. 8, 22 ff.) von ihr bezeugt, sie sei vor Himmel und Erde (Euseb. Pr. ev. 13,
12, 10 f.). Dann sucht Aristobulos, Lehren der griechischen Philosophie folgend,
nachzuweisen, wie alle Weltordnung auf der Siebenzahl beruhe: öi" ißdofiäöo}!' dt:
y.ai Tiäg 6 xöofiog xvyJ.sizai (Euseb. Pr. ev. 13, 12, 13); die in diesem Zusammen-
hange vorkommende yvwoig dv&QO}yiiro)r xal §sio)v jzQayfiäzcDv (Euseb. Praep. ev.
13, 12, 12) erinnert an die bekannte stoische Definition der Weisheit (Stoic. vet.
fragm. II No. 35 f.). Die allegorische Methode, mittelst deren Aristobulos z. B.
die Arme, Hände, Füße, das Herumgehen Gottes cpvoixuig deutet, d. h. als Er-
eignisse und Entwicklungen in der Natur versteht (Euseb. Praep. ev. 8. 10, 1 ff.).
i
Aristobulos, Das Pseudophokylideisohe Gedicht. Essäer, Therapeuten. 597
ist die der Stoiker. — Die Echtheit der Fra<:mente wurde schon früher von
Hody, Lobeck. Georgii und in neuerer Zeit von Graetz, Joel, Kuenen (De Gods-
dienst van Israel II), Elter angegriffen. .Tool ist der Ansicht, daß die unter dem
Namen des Aristobulos uns überlieferten Fragmente sämtlich gefälscht und zwar
im 2. Jahrh. nach Chr. entstanden seien. Man ist hier in der Kritik zu weit
gegangen; namentlich beweist das Schweigen der Schriftsteller vor Klemens über
Aristobulos durchaus nicht, daß eine solche Schrift wie die Aristobuls nicht bald
nach d. J. 100 v. Chr. hätte geschrieben sein können (vgl. zu der Frage besonders
(}. Stählin bei Christ-Schmid IP S. 459 f.).
Das Vseudophohylldeische Gedicht^ eine Sammlung moralischer
Weisungen, die wahrscheinlich von einem Juden des ersten Jahrhunderts nach
Chr. dem griechischen Gnomendichter Phokylides (im sechsten Jahrh. vor Chr.")
unterschoben Avurde, ahmt in V. 8 (.Towra -d^ov xiua, ^iezE:TeiTa 8k oeZo yoviiag)
den Anfang des neupythagoreischen Goldenen Gedichtes nach unter Beseitigung
des für Juden unbrauchbaren Heidnischen (Polytheismus, Verehrung der Heroen
und Dämonen). Es zeigt ferner in seinem Inhalte manche Berührungen mit
Gedanken der kynisch-stoischen Diatribe und andererseits mit losephos und
Philon (vgl. die Nachweise bei "Wendland, Jahrbb. f. klass. Philol. 22. Su^Dpl.
|1896], 709 ff.), mit letzterem freilich wieder nur soweit, daß von einem Zu-
sammentreffen in charakteristischen Grundgedanken der hellenistisch-jüdischen
Philosophie nicht gesprochen werden kann.
Ungewiß ist die Entstehungszeit der Gemeinschaft der Es.säer (Essener)
in Palästina. losephos erwähnt sie zum erstenmal bei der Darstellung der Zeit
des Makkabäers Jonathan (um 160 vor Chr.); es seien damals drei atnsosig unter
den Juden gewesen, nämlich die der Pharisäer, Sadducäer und Essäer (Ant. Jud.
13, 5, 9. Über die Ableitung des Namens herrscht Streit. Nach einer Annahme
wäre er auf diaschali r= schweigen, geheimnisvoll sein, zurückzuführen, wonach
die Essäer als die Bewahrer von Geheimdoktrinen, die Mystiker, aufzufassen
wären). Sie überlieferten einander eine Geheimlehre über Engel und Natur,
woraus, wie es scheint, später die Kabbala erwuchs; vgl, Grundr. 11*" S. 392.
In manchen Satzungen ihres Gemeinlebens, Gütergemeinschaft, Enthaltsamkeit,
Ehelosigkeit, Verwerfung der Tieropfer und der Fleischkost und in der Erfüllung
gewisser Ritualien erinnern sie an die orj^hischen und pythagoreischen Vereine
Griechenlands. Mit den Pythagoreern teilen sie auch die Degradation des Leibes
(er ist ihnen ein Gefängnis der Seele, die aus dem feinsten Äther durch eine
Zaubermacht der Natur in ihn herabgezogen wird, los. Bell. Jud. 2, 8, 11, vgl.
oben S. 84), und die Lehre von der Präexistenz der Seele und ihrer Fortdauer
nach dem Tode. Nach diesen und anderen Anzeichen hat Zellers Annahme
eines geschichtlichen Zusammenhanges zwischen den Neupythagoreern und dieser
jüdischen Sekte die Wahi'scheinlichkeit für sich. Den Essäern nahe verwandt
waren die mehr der bloßen Kontemplation in mönchischer Absonderung sich
hingebenden Thempetiten in Ägypten, deren Richtung, wie sie uns in der
philon ischen Schrift Ihoi ßiov üscoot/Tiy.ov geschildert wird, wieder an die pytha-
goreische und besonders an die neupythagoreische erinnert. D. E. Lucius (Die
Therapeuten und ihre Stellung in der Gesch. der Askese, Straßb. 1879, s. auch
Graetz, a. a. O. S. 463 ff.) hat zu erweisen gesucht, daß die Therapeuten über-
haupt nicht existiert hätten und daß die erwähnte Schrift von einem christlichen,
philosophisch gebildeten Verehrer des Mönchtums gegen Ausgang des dritten
oder Anfang des vierten Jahrhunderts verfaßt und, um dem asketischen Leben
mehr Achtung zu verschaffen, dem l'hilon untergeschoben Avorden sei. S. jedoch
Weingarten, Theol. Real.-Enc. Art. Mönchstum, Ad. Harnack, ebd. Art. Thera-
598 § ^^- l^iß jiidisch-hellenistische Philosophie.
peuten, Conybeare. Ph. aboiit the conteinplative life critieally edit. with a defence
of its gemiineness. Oxf. 1895. Entscheidend für die Echtheit P. Wendland, Die
Therapeuten u. d. philon. Sehr, vom beschaulichen Leben, Jahrbb. f. klass. Philol.
22. Snppl. (189G).
I'hilou, der Jude, lebte in Alexandreia, das von ihm in seiner Schrift
De legatione ad Gaium 22, 150 S. 567 M. VI 183 C.-W. »/ ^'j^isisoa '^leiävöoFia
genannt wird. Nach Josephos (Ant. 18, 8, 1; vgl. Euseb. Hist. eccl. 2, 4. 2)
stammte er aus einer der angesehensten Familien des Landes; nach Hieronymus
(de vir. ili. 11; vgl. Phot. cod. 105 a. E.) war er von priesterlichem Geschlechte.
Sein Bruder war der Alabarch (Vorsteher der alexandrin ischen Juden). In der
ersten Hälfte des Jahres 40 nach Chr. war Philon in Rom als Gesandter der
alexandrinischen Judt-n an den Kaiser Gaius, Er stand damals bereits in
höherem Alter (de legat. ad Gaium 28, 182 S. 572 M. VI 189 C.-W.) und rechnet
sich zu der Zeit, da er seine Schrift über diese Gesandtschaft verfaßte, was wahr-
scheinlich bald nach dem Tode des Gaius (41 n. Chr.) unter der Regierung des
Claudius geschah, zu den Greisen {yeQovrsg — De leg. ad G. 1, 1 S. 545 M. VI
155 C.-W.; gegen die Verwendung der Stelle zur Zeitbestimmung Wendland,
Berl. philol. Woch. 1S98, 330 f.). Seine Geburt fällt demnach etwa in das dritte
Dezennium vor Chr. — Wir besitzen von ihm noch eine große Anzahl von
Schriften. Ein Verzeichnis, das auch jetzt verlorene Werke enthält, gibt Euseb.
Hist. ecclos. 2, 18. Es leidet, ebenso wie die Schriften folge in unseren Hss., an
dem Mangel zureichender Einteilungskriterien. Besser ist folgendermaßen zu
gruppieren.^) I. Hauptgruppe: Die Schriften rein philosophischen
Inhaltes, wahrscheinlich Lesefrüchte des noch jugendlichen Philon aus seinem
Studium der griechischen Philosophie. Das Jüdisch-Religiöse tritt hier völlig
zurück. Es handelt sich wesentlich um Exzerpte aus der philosophischen Lite-
ratur. Deshalb sind die meisten Schriften dieser Gruppe als unecht verdächtigt
worden. Den Gegenbeweis hat für die Schrift UsqI Ttgovolug Wendland geführt
und mit seiner Darlegung auch das Verständnis der übrigen Schriften dieser
Gruppe erschlossen. Es gehören hierher die Werke: TIeqI dq?&aQoiag y.öofiov (De
aeternitate mundi: VI 72 ff. C.-W.), Ileoi rov ^-rarra ojrovSaTov sirai Fhvdfonv
(Quod omnis probus liber sit: VI 1 ff. C.-W.), nsgl .tgovoiag (De Providentia:
VIII 1 ff. Richter) und 'A?J^nr^gng 1) .Tegi« rov ?Myov sysiv zu aloya 'Co)a (Alexander
sive de eo quod rationem habeant bruta animaha: VIII 101 ff. Richter).
TL Hauptgruppe: Die Erläuterungsschri f ten zum Pentateuch, und
zwar 1. Der allegorische Kommentar zur Genesis (A'^o/'wr leoiör
aX).i]yootai rcör /iFtä xi]v s^atj /ifoov). Dazu gehören außer den in den Aus-
gaben als Nöaojv isQwr a/lrjyoQiai a ß'^ y (Legum allegoriarum libri I II III —
zu Genes. 2, 1—17; 2, 18—3, 1; 3, 8-19: I 61 ff. C.-W.) bezeichneten Schriften
die folgenden nur mit Sondertiteln überlieferten Traktate: TIfoi löyv Xsoovßin
y.xK. (De Cherubim — zu Gen. 3, 24; 4, 1: I 170 ff. C.-W.). mol ysviaeoig "Aßü
y.al ojv avxög re y.al 6 ädekcpog aviov Käiv lEQovoyovoiv (De sacrificüs Abelis et
Caini — zu Gen. 4, 2—4 : I 202 ff. C.-W.). 77? o« tov z6 ysTgov zo, y.gEi'ziovi
tpdsiv Ejziti^ea&at (Quod deterius potior! insidiari soleat — zu Gen. 4, 8—15: I
258 C.-W.). ITeni zmv zov ^oy.i]Oia6qov Kdtr syyörcov yat wg /iSTavdazijg vlrerdi
ij Nach Leop. Cohn, Einteilung u. Chronologie der Schriften Philos. Philol.
Suppl. 7 (1899). 387—435. Ich füge die Fundstellen in der Ausgabe von Cohn
und Wendland. und. soweit diese die betreffenden Stücke noch nicht enthält,
in der Richterschen Ausgabe bei.
Philen. 599
(De posteritate Caini — zu Gen. 4, 1()— 25: II 1 ff. C.-W.). Tleoi yiyüvTwr und
(hl äTOE:rTov z6 i^eTor (De gigantibus. Quod deus sit imnintabilis — zu Gen. 6,
1-12: 11 42 ff. 5G ff. C.-W.). IJsoi yecogyiag «i ß (De agrieultura, De plantatione
— zu Gen. 9, 20: II 95 ff, 133 ff. C.-W.l. nsoi iiidtj; a ß' (De ebrietate — zu
Gen. 9. 21 : II 170 ff. C.-W.). Ihol o>v vi'jy'ug 6 Ncöe svystai xal Hazagarai (De
eobrietate — zu Gen. 9, 24—27: II 215 ff. C.-W.). Ileol ovy/yosoyg hiaUxtoiv
(De confusione linguarum — zu Gen. 11, 1—9: II 229 ff. C.-W.). Tltoi d:Tot}iia:
(Pe migratione Abrahami — zu Gen. 12, 1 — 6: II 268 ff. C.-W.). Thgl zov rh
6 ro5»' deUov :Toayaäro)r sotIv y?.t}gof6iio; y.r/.. (Quis rerum divinarum heres sit ■ —
zu Gen. 15, 2 — 18: III 1 ff. C.-W.). ÜeoI rij; ^rgo? TU TCQonaiöfVfiaza avrodov
(De congressu eruditionis gratia — zu Gen. 16, 1 — 6: III 72 ff. C.-W.). IJsol
(fvyij; xai svgsosoic (De profugis — zu Gen. 16, 6 — 14: III 110 ff. C.-W.). IJegi
rcör uezovoiia'^oaevov y.al ojy fVEy.u uEzovouaZorzai (De mutatione nominum — zu
Gen. 17. 1 — 22: III 156 ff. C.-W.). Ilsgl zov ßeo:Tejii:r[zovg sirai zovg cn'eigovg (De
somniis I II — zu Gen. 28, 12 ff.; 31, 10 ff.; 37, 6 ff.; 40, 5 ff.; 41, f ff.: III
204 ff . 259 ff. C.-W.). 2. Tw?' 1%' revsosi y.al zmv iv 'E^aycoyfj ^tjz)] udzcor
zs y.al /.vasoiv ßißlia (Quaestiones et Solutiones in Genesimetin
E X 0 d u m) . ein kurzer Kommentar zu Genesis und Exodos in Frage und Ant-
wort (in Aufnahme eines auch aus der philosophischen und sonstigen Kommen-
tarliteratur bekannten Verfahrens; vgl. z. B. Porphyrios' und Dexippos' Kom-
mentare zu den aristotelischen Kategorien [Comm. in Aristot. Gr. IV 1. 2]; sieh
auch Hermes 51 [1916], 512 ff.): VI 250 ff. VII 1 ff. Eichter. 3. Historisch-
exegetische Darstellung des Inhaltes des Pentateuchs und insbe-
sondere der Mosaischen Gesetze, gegliedert nach den drei Teilen des
Pentateuchs: Schöpfungsbericht, Erzählung über die Erzväter und ihre Um-
gebung und der Mosaischen Gesetzgebung selbst. Hierher gehören : IlEgl zijg y.azä
Mcovasa yoo/to:Tonac (De opificio mundi: I 1 ff. C.-W.). Biog aorpov zov y.azä
Sidaaya/.i'av zE/.EKodEvzoc i) rö/icoi' dygar/oir (a'), o iozi .Tcot ' Aßgaä^i (De Abra-
hame: IV 1 ff. C.-W.). Biog TTohziy.ov otteq iozi Ttsgi ' Iwarjq) (De Josepho: IV
()1 ff. C.-W.). TIeoI z(öv dfy.a /.öyojv ä y.EffdXaia vö/licov eigIv (De decalogo : IV
269 ff. C.-W.). ÜEoi zöjv h' fisgEt diazayudzMr a' ß' y b' (De specialibus legil3us
I — IV : V 1 f f. C.-W.). Von den in Hss. und Ausgaben üblichen Untertiteln
«erden häufig zitiert: ÜEgl jiEgizofirig (De circumcisione : V 1 ff. C.-W.). Tlsgl
fiovagyiag a' ß (De monarchia I II. Nach besserer Überlieferung: Ol Tiegl
fiovagyiag vöiioi = ÜEoi /.lovagyiag d . TlEg't isgov = UeoI fiovagyiag ß' : V 3 ff.
17 ff. C.-W.). riga lEgkov (De praemiis sacerdotum: V 32 ff. C.-W.). Usgl tojcov
tcöv Eig zag tsgorgylag xal xlva riov dvoiojv zä Eidt] (De victimis: V 39 ff. C.-W.).
IleQi dvövzcov (De sacrificantibus: V 62 ff. C.-W.). Einen Anhang zu De speci-
alibus legibus bilden die Traktate Ihgl drdgElag (De fortitudine: V 266 ff. C.-W.i,
ÜEgl rfi/.avdgcon^lag (De caritate [De humanitate] : V 279 ff. C.-W.), Jhgl /lEzurolag (De
paenitentia: V 321 ff. C-W.), Ihgi evyEVEiag (De nobilitate: V 324 ff . C.-W.), einen
zweiten Anhang die Schriften Ihgl äd/.oiv y.al Eaizi/^ilojv (De praemiis et poenis:
V 336 ff. C.-W.), Ihgl dgcbv (De execrationibus: V 365 ff. C.-W.). III. Haupt-
gruppe: Die historisch-apologetischen Schriften. Es sind die folgen-
den: Ihgl ßlov MoivoEog d ß (De vita Mosis I II: IV 119 ff. 200 ff. C.-W.i,
'YmtdEziy.d (nur durch Fragmente bei Eus. Praej). ev. 8, 5, 11—8, 7, 20 [= Phil,
ed. Eichter VI 176 ff.] bekannt), wahrscheinlich identisch mit 'Y^hg 'lovdalon-
dnoloyla, zu welch letzterer Schrift vermutlich gehört Ihgl ßlov dEcogi]ziy.ov (De
vita contemplativa : VI 4(5 ff. C.-W.), ferner El; <^).äy.y.or (Contra Flaccum : VI
120 ff. C.-W.) und nosaßsla jzgog Fdior (Legatio ad Gaium: VI 155 ff. C.-W.-).
Die chronologische Folge der Schriften scheint, was die Hauptgruppen und
{')[){) § 74. Die jüdisch-hellenistische Philosophie.
innerhalb der zweiten Gruppe die drei Abteilungen betrifft, im Avesentlichen mit
der in dieser Aufzählung befolgten Anordnung übereinzustimmen.
Die allegorische Deutung der heiligen Bücher, von der uns schon oben
innerhalb des hellenistischen Judentums Spuren begegnet sind, eignet sich Philon
in vollem Maße an. Ihren freiesten Gebrauch begünstigt sein Grundsatz, die
Propheten seien nur willenlose Werkzeuge des aus ihnen redenden Geistes.
I'hilon Meist das bloße Festhalten am Wortsinn der Schrift als niedrig, unwürdig
und abergläubisch zurück; er läßt dasselbe nicht als „ungeschminkte Frömmig-
keit ohne Prunk'' {äy.aUcö.-TiaTor svoeßetav fteiü drvrpi'ag) gelten, wofür offenbar
die Altgläubigen es erklärten, nimmt diese ehrende Bezeichnung vielmehr für
seine mystische Deutung in Anspruch und hält die Gegner für behaftet mit der
unheilbaren Krankheit der Wortklauberei und für befangen im Blendwerk der
Gewohnheiten (De Cherubim 12, 42 I S. 146 M., I S. 180 O.-W.). Gott könne
ja doch nicht im eigentlichen Sinne hierhin oder dorthin gehen oder Füße haben,
Tim vorwärts zu schreiten, er, der ungeschaffene Erzeuger aller Dinge, der das
All erfülle ; nur zum Frommen der sinnlichen Menschen wende die Schrift die
anthropomorphistische Darstellung an, erkläre aber daneben auch für die ein-
sichtigen, geistigen Menschen, daß Gott nicht sei wie ein Mensch, noch wie der
Himmel, noch wie die Welt (Quod Dens sit immutabilis 11, 51 ff. I S. 280 ff. M.,
II S. 68 ff. C-W.). Nicht überall verwirft Philon den Wortsinn; oft nimmt er,
namentlich bei historischen Angaben, diesen und den höheren Sinn nebeneinander
als gültig an; niemals aber soll der letztere fehlen. Ebenso entschieden, wie
gegen die Buchstabier, wendet sich Philon jedoch auch gegen solche Symboliker,
welche zu einer Konsequenz fortgingen, die das positive Judentum aufzuheben
drohte, indem sie nämlich wie den Lehren, so auch den Geboten des Zereraonial-
gesetzes nur sinnbildliche Gültigkeit beimaßen, ihre Befolgung nach dem Wort-
sinn für überflüssig und nur die Beobachtung der Tugendlehren, worauf ihr
wahrer Sinn gehe, für notwendig erklärten. Philon erkennt zwar an, daß
auch in den Geboten neben dem \Vortsinn noch ein geheimer und höherer
Sinn liege; aber man müsse sie auch nach jenem ersteren beobachten, da beides
zusammengehöre, wie Seele und Leib. Wenn auch die ßeschneidung eigentlich
Entfernung von jeglicher Leidenschaft und Wollust und von gottlosen Gedanken
bedeute, so dürfe man deshalb den anbefohlenen Gebrauch nicht hintansetzen;
denn sonst müßte man auch dem Gottesdienst im Tempel und tausend anderen
Dingen entsagen, wenn man sich nur an den Smn halten woUe, der den Ge-
bräuchen zugrunde liege (De migratione Abrahami 16, 92 I S. 450 M., II S. 286
C.-W.). Die von Philon abgewiesene Konsequenz brach sich später dennoch
Bahn in der Lehre, daß auch ohne die Werke des Gesetzes der (christliche)
Glaube allein das Heil gewähi-e. Daß sich der gotteswürdige Gedanke einen
andern und adäquateren ,,Leib" schaffen werde als den des mosaischen
Zeremonialgesetzes, zu dieser Überzeugung vermochte Philon noch nicht zu
gelangen.
In seine Philosophie oder Theosophie hat Philon sehr vieles aus der
stoischen und platonischen Lehre herübergenommen, so daß sie eine Ver-
schmelzung von Judaismus und griechischer Philosophie ist. Er faßt Gott unbe-
schadet seiner Verehrung als eines persönlichen Wesens doch auch als das Allge-
meinste: z6 yeviy.(öxar6v foziv 6 deög {Leg. alleg. 2, 21, 86, I S. 82 M., I S. 107 C.-W.).
Gott ist TÖ ov (De somm. 1, 39, 230, I S. 655 M., III S. 254 C.-W.), rö
orrcog ov (De post. Caini 48. 167, I S. 258 M., II S. 37 C.-W.). Von Piaton
entfernt sich aber Philon in einer ähnlichen Weise wie später die Neuplatoniker
dadurch, daß er Gott nicht nur über das Wissen und die Tugend des JNIenschen
Philon. 6U1
erhebt (worüber ihn schon Platon erhoben hatte), sondern auch über die Idee
des Guten (womit ihn Platon. wenigstens nach einer nahe liegenden Auffassung,
identifiziert; s. oben S. 343. 345): xgeizrcov i) dosTy xal xgehrmv i) ennoTt'jfDj yui
xQtinwv >} avTO ro nyaOöv y.u'i avzo rö y.a).6v (De opif. niundi 2, 8, I S. 2 M., I
8. 2 f. C.-W.), und daß er nicht in der wissenschaftlichen Beweisführung ('/.oycor
ujToSei'^si). sondern in der unmittelbaren Gewißheit {iragye/n) das Mittel der Er-
fassung des Absoluten findet (De post. Caini 48, 167, I S. 258 M.. IT S. 37 C.-W.).
Doch führt zu einer gewissen Art von Gotteserkenntnis, die aber nur die
zweite an Eang ist, die ästhetische und teleologische Betrachtung der Welt nach
dem sokratischen Grundsatze: oi'öev rcöv t£}-vixwi> rgycov ujicwioimzU^FTai. Gott
ist einheitlich und einfach: 6 deog fiövog iazl y.ai k'v, ov ovyHQifia, (fvaig d:i/.i] , . .
zhaxzai ovv 6 deog xaxä i6 fl» xal zijv ttoväSn, uä?J.or dk y uovüg xazä zor sra
0f6v (Leg. alleg. 2, 1. 2 f., I S. 66 f. M., I S. 90 C.-W.). Gott ist fj /«oV»; ehv-
x^FQa (fvoig, er ist sich selbst genügend, z6 yäo ov, fj ov saziv, ovyl zcöv jzgög zi.
avzo yäg eavzov .T/.»jof? xal avzo eavzw txarov (De mutat. nom. 4, 27 I S. 582 M.,
III S. 161 C.-W.). Trotz der pantheistisch klingenden Neutra, mit denen Philon
oft Gott bezeichnet, schreibt er ihm doch auch die reinste Seligkeit zu: ä/.vTTÖg
tozi xal ä(foßog xal uxoirtortjzog xaxojv, dvivdozog, dvojSvvog, dxf^it'jg, svdaiiiioviug
nxgdrov ueozög (De Cherubim 25, 86, I S. 154 M, IS. 191 C.-W.). Gott ist
überall der Kraft nach (zdg dvvd^isig avzov <5i« yrjg xal vdazog dfgog ze xal ovgaroT'
zfivag), an keinem Orte aber dem Wesen nach, weil er selbst allem Körperlichen
Raum und Ort erst gegeben hat (De conf. ling. 27, 136, I S. 425 M., II S. 254
C.-W.). Gott ist der Weltort; denn er ist es, der alles enthält und umschließt
(De somniis 1, 63, I S. 630 M., III S. 218 C.-W.).
Zur Weltschöpfung bediente sich Gott, da er nicht selbst die unreine
Materie berühren durfte, der unkörperlichen Kräfte oder Ideen: 1^ ixeivijg (zfjg
ovoiag) yäo .Torr iyh'vtjoev 6 ßsög, ovx £(fa:Tz<juEvog avrög' ov yag ijv ■&e.f.ug d.Tei'gov
xal :j£(/ vgun'rjg i'/.ijg ij^iaveiv zov svdai'fiora xal /naxagiov' d/./.d zalg docof^iäzoig bvrü-
f<eotr, <hv k'zviiiov clyoiica ui ISeai, xazeygrjaazo Tcgog zb yivog k'xaozov ri]v dgfiör-
zovoav ÄußeTv '.logfft'jv (De sacrificantibus 13, 329, II S. 261 M., V S. 79 C.-W.).
Eine ähnliche Betätigung von ]\Iittelinstanzen bei der Weltschöpfung trafen wir
bereits im platonischen Timaios (s. oben S. 322. 325); nur war es dort der Ge-
danke, daß die unsterbliche Gottheit nichts Sterbliches schaffen könne, der die
Wirksamkeit vermittelnder Mächte verlangte, während bei Philon die Tran-
szendenz der Gottheit und der aufs äußerste gespannte Gegensatz zwischen ihr
und der Materie eine solche Vermittlung verlangt. Zweifellos aber hat sich die
philonische Anschauung aus der platonischen unter Mitwirkung des jüdischen
Theismus entwickelt. Die Kräfte nun umgeben Gott als dienende Geister, wie
ein Hofstaat den Monarchen. Unter ihnen treten zwei Griindkräfte hervor, die
schaffende (.-loitjzixij), die nach Philon in der Schrift auch den Namen dsog
führt (^/« ydg zavztjg z>~jg Svvdfiecog, sagt Philon De mut. nom. 4, 29, I S. 583 M.,
III S. 161 f. C.-W., k'dtjXE zä .idrza 6 ysvr/jaag xal %gy_rizEvoag Tzazt'jg), und die
herrschende {ßaadix/]), die xvgiog benannt Avird (De vita Mosis 2, 8, 99, I
S. 150 M., IV S. 224 C.-W.: 6vo/.idCszai ö' fj [.ihv yzoirjzixi] Mt-Ujicig avzov ßsög,
xaff" fjV e'üfjXE xal t.-ioi'tjos xal öi£x6a/ia]aE zöös z6 Jiüv, fj 8k ßaai?.ixt] xvoiog, ff
ziov yevoiiEvoyp cig/Et xal avv 8ixr] ßsßaioig ijiixgazei). Sachlich macht es keinen
Unterschied, wenn anderwärts dyadözrjg und i^ovata als die beiden ersten Kräfte
Gottes genannt werden. Denn die Güte ist schon bei Platon die Ursache des
Schaffens, und zur gleichen Ansicht bekennt sich Philon, wenn er De Cherub.
9, 27 I S. 144 M., I S. 176 C.-W. sagt: di'o züg dvcordzco slrai xal :igiözag övrä-
/UEtg dyudöztjza xal Egovoiat', xal dyad dz )jz i /liev rd .-zdv yEyevvtjxEvui
<3(jO § 74. Die jüdi^<c■h-hellellistisc•he Philosophie.
iiovot'a 8s tov yerrijdh'To; än/siv (vgl. auch De sacr. Ab. et Cain. 1.3, 59, I
8. 173 M., I S. 226 C.-W.; d'c' plant. 20, 86, I S. 342 M., II S. 150 C.-W.: De
sobr. 11, 55, I S. 401 M., II S. 226 C.-W.; Quis rer. div. her. 34, 166. I
S. 496 M., III S. 38 C.-W.). Daran schließen sich die dvraiti; nnovo)]riy.i), voiio-
thriy.t] und viele andere. Diese alle faßt Philon nicht etwa nur als göttliche
Eigenschaften, sondern auch wieder als relativ selbständige Wesen, die den
IMenschen erscheinen können und einzelne, wie z. B. Abraham, ihres näheren
Verkehrs würdigen (De Abrah. 22, 113 ff., II S. 17 M., IV S. 26 C.-W.).
Die beiden Grundkräfte, und mit ihnen alle anderen göttlichen Kräfte,
unterstehen dem Logos (an manchen Stellen gilt dieser allerdings in abweichender
Darstellung als jenen untergeordnet). Er ist aoeoßixaxo; xal ysny.wraro!; roir öna
yfyors (Leg. alleg. B, 61, 175, I S. 121 M., I S. 1.^ C.-W.; vgl. De migr. Abr.
1. 6, I S. 437 M., II S. 269 C.-W.). In dem göttlichen }y>yo; hat die Ideenwelt
lo ly. TMv tSscor y.öaiio;) ihren Ort (zn.-Tog), gleichwie der Plan einer Stadt in der
Seele des Baumeisters (De opif. mundi 4, 17 ff., I S. 4 M., I S. 5 f. C.-W.). An
anderen Stellen scheint es freilich, als sei die Weisheit (oorfia) Gottes die oberste
Kraft. De prof. 20, 109 I S. 562 M., III S. 133 C.-W. ist sie die /<»?tj/o, 8i T]?
ra ö'/.a f]ldsr slg ysrsaiv (vgl. Quod det. pot. ins. 16, 54, I S. 202 M., I S. 270
C.-W.; De ebr. 31, I S. 362 M., II S. 176 C.-W.: De carit. 2, 62, II S. 3^5 M..
V S, 283 C.-W.), und De somn. 2, 36, 242, I S. 690 M., 297 C.-W. heißt sie
die Quelle des Logos. In wieder anderer Kombination ist sie nach Leg. alleg.
1, 19. 65, I S. 56 M., I S. 78 W. mit dem Logos identisch. Aber an der Mehr-
zahl der Stellen behauptet der Logos unter seinem Namen den Rang der obersten
Kraft. Der Logos selbst erscheint wieder in doppelter Form, und zwar sowohl
beim Menschen als im All. Im Menschen ist ein Xöyog evöiädezog und ein
)y,yo; noo(pooiy.6: (De vit. Mos. 2 [.S], 13, 127, II S. 154 M., IV S. 230 C.-W.,
zum Ausdruck vgl. oben S. 448), jener ist die ihm innewohnende Vernunft,
dieser das gesprochene ^Vort, jener gleichsam die Quelle, dieser der Strom.
In bezug auf das All wohnt der eine /.oyog, der dem svdiddsrog des Menschen
entspricht, in den unkörperlichen und urbildlichen Ideen, aus welchen die intelli-
gible "Welt besteht, und der andere, der dem zroocfooiy.ög des Menschen entspricht,
in den sichtbaren Dingen, welche Nachahmungen und Abbilder jener Ideen sind
und die sinnlich wahrnehmbare Welt ausmachen. Mit anderen Worten: in Gott
ist l'i'yota als h'ayoy.sinevv/ v6i]oig und ^laröijoig als voyofcog dii^odog (Quod Dens
sit immut. 7, 34, I S. 277 M., II S. 63 C.-W.). Das Symbol dieses zweifachen
Logos findet Philon in dem gedoppelten Brustschilde ((i^T/ofr XoysTor) des Hohen-
priesters (De Vit. Mos. a. a. O. S. 229 C.-W.). Gewöhnlich aber redet er nur
von dem göttlichen Äöyog schlechthin, ohne jene Unterscheidung, als dem Mittler
zwischen Gott und der Schöpfung (Quis rerum divin. heres sit 42, 205, I S. 501 M.,
III S. 47 C.-W. u. a.). Dieser Logos ist zugleich das Werkzeug, dessen sich
Gott zur Welterschaffung bediente (De Cherub. 35, 125 ff., I S. 162 M.. I
S. 199 f. C.-W.). Philon unterscheidet in Anknüpfung an die aristotelische
Prinzipienlehre (s. oben S. 396) vier Prinzipien : rö vq' ov, tö i^ ov, t6 Si" ov, t6
Si o und bemerkt a. a. O. (§ 127): svQijaeig ainov fikr avrov (sc. rov' y.oofiov) tov
deör vr/' ov yEyorev, vhp' öh rä rioaaoa aroiyrTa i$ cbv avvenodßi], ogyaror 8e
j.iiyor iJsnv Ö i' ov y. ut e oh Fväadr] , rfjg 8k y.aTuayevijg abi'av rijr uyaüonjTa tov
■8})fuovoyov. Daß der göttliche Logos zugleich der Ort der Ideen ist, wurde schon
oben gesagt. Philon trifft hier, gewiß nicht zufällig, mit dem mittleren Plato-
nisraus zusammen, der die Ideen zu Gedanken Gottes macht (s. o. S. 554. 566).
Der Anschluß an diese Lehre lag für Philon um so näher, als er dadurch,
nachdem er die Schöpfung aus dem Nichts zugunsten eiuer präexistierenden
1
Philoii. (i03
Materie aufgegeben hatte (vgl. Zeller III 2* S. 436j, wenigstens der Annahme
eines weiteren von Gott dem Weltschöpfer unabhängigen Prinzips überhoben war
lind so der jüdischen Theologie näher blieb. Seiner Auslegungsmethode ent-
■sprechend fand er die Ideenlehre bei Moses wieder (rö ök döyfia tovto Mmvofok
iariv, ovy. saov), da ja Moses lehre (Genes. 1, 27): y.al sTrohjoFv 6 deog ror ärdoco-
TTov y.ax' elxova {)fov, und da, wenn dies vom Menschen gelte, es gewiß auch auf
■den ganzen xöaim; ataOtjTÖc zu beziehen sei (De opif. mundi (>, 25, I S. "i M.,
I S. 7 f. C.-W.).
In seinen Äußerungen über den Logos ebenso wie in denen über die Ideen
•oder Kräfte überhaupt schwankt Philon unablässig zwischen der attributiven und
substantiellen Auffassung; die letztere, wonach der Logos zur Person hvpo-
stasiert ist, hat bei ihm bereits einen zu festen Bestand gewonnen, als daß die
Personifikation für sein eigenes Bewußtsein eine bloß poetische wäre (zumal, da
ja auch die Ideen bei Piaton nicht Attribute der Gottheit sind, sondern eine
«eibständige und — in der späteren Ausbildung der Ideenlehre — laersönliche
Existenz haben), und doch noch nicht einen so durchaus festen Bestand, daß
ganz im Sinne eines formellen Dogmas neben Gott dem Vater eine zweite Person
■stände, die nicht mehr auf eine bloße Eigenschaft oder Funktion jener ersten
Person zu reduzieren wäre. Philon hat nicht das Bedürfnis empfunden, über
■diese Frage zur vollen Klarheit zu kommen. Sofern er aber, sei es in einer mehr
poetischen oder in einer mehr lehrhaften Weise, personifiziert, bekennt er einen
■entschiedenen Subordinationismus. Der Logos ist ihm gleichsam der Wagen-
lenker, dem die übrigen göttlichen öwd/nEi? gehorchen müssen ; dem Logos aber
schreibt Gott als der Herr des Wagens die einzuhaltende Bahn vor. Philon
schwankt demnach zwischen den beiden Auffassungen, deren Analoga später in
der christlichen Kirche als Monarchianismus und Arianismus wiederkehren (vgl.
Grundriß II i" S. S8f.); eine dem Athanasianismus analoge Lehre aber ist ihm
völlig fremd und würde sowohl seinem religiösen als auch seinem philosophischen
Bewußtsein widerstreiten. Von einer Verkörperung des Logos aber kann bei ihm
wegen seiner Ansicht von der Unreinheit der Materie keine Rede sein — ein Be-
denken, welches später den Doketismus mit veranlaßte — , und schon aus diesem
Grunde konnte Philon nicht zur Identifizierung des Logos mit dem erwarteten
IVIessias fortgehen, zu der doch das praktische und gemütliche Interesse der Er-
lösung durch den Messias hindrängte.
Die Aufgabe des Menschen ist nach Philon möglichste Verähn-
lichung mit Gott (De opif. mundi 50, 144, I S. 35 M., I S. 50 C.-W.: /nöraig
t/n'/aig &suig .tooasQyeaßai relog ^yovfisvaig zrjv :;rgög roi' ysvvijoavru ifeor
F.^oiioUoaiv. De human. 23, 168, II S. 404 M., V S. 319 C.-W.: ^lädi^m ava-
diöäoy.m zt} /Myiy.fi (fvoei :joejioi8earaTov, /.ii/iisToßat d eov y.aff oaov otör xe, fit]der
TTaga/.cTÖria Twr ei; rijv svöe /ofihnjr e'Souo Uooiv). Philon fußt hier auf der
Telosbestimmung, die sich in der platonischen Schule auf Grund der Stelle Plat.
Theait. 17(3 b herausgebildet hatte (s. oben S. 543. 553. 555. 566). Die Seele soll
sich bestreben, Gottes Wohnstätte zu werden, sein heiliger Tempel (De somn. 1, 23,
149. I S. 643 M., III S. 237 C.-W.). Sind wir i.oyiy.oi, haben wir den Logos, so
sind wir auch glücklich, d. h. wir üben die Tugend, sind wir aloyoi, so haben
wir nichts von Tugend in uns. Unsere Aufgabe und unsere höchste Lust ist der
Gottesdienst (yaloEi ö' i:i ovösrl nällov r) y.sy.adaQiisrtj öiävoia rj tm dEGTroTtjv
Eyeir tov y'/Eiiöra .Tarroji- 6fio?.oyETv, rö yäo dov?.£VEiv ßscö fiiyiorov av/t]ua y.ai ov
ftoror F/.Ev&egiag, äU.u y.al n'/.ovrov y.u'i ao/fjg y.al TidvTMr 6'au rö drijtor doTiaZerai
ysrog ruucbzEoor. De Cherub. 31, 107, I S. 158 M., I S. 195 f. C.-W.; vgl. De
somn. 2. 15. ioO. I S. 672 M., III S. 275 C.-W.i. Der Gipfel der Glückseligkeit
(J()4 § 75. Der spätere Epikureismus.
ist das Bpharren in Gott (.-rtgag f.vdaciiorüig zo uy./urco^ y.al uoof:Tcog er f<6vo> detö
oTi/rat). Die Erkenntnis des Logos und das volle Aufnehmen desselben (das
begriffliche, vermittelte Denken), wodurch dies erreicht Avird, ist jedoch nur der
(Serrtgog jt/.ovg. Es gibt noch etwas Höheres: das unmittelbare Ergreifen des
unfaßbaren Gottes, des wahren Seins, das über aller begrifflichen Erkenntnis
!^teht. Dieses Sichversenken in die Gottheit ist nur möglich in einem rein
passiven Zustande, ähnlich dem koryban tischen Wahnsinn, bei einem Sterben
des individuellen Menschen. Selbstverständlich ist dieser Zustand nicht jedem
erreichbar. Er ist ein nur Eingeweihten zugängliches ^Mysterium (Quis rer. div.
her. 14, 68 ff., I S. 482 M., III S. 16 C.-W.; De gigant. 11, 52 f., I S. 270 M,
II S. 52 C.-W.). Wir finden also bereits hier, wie später im Neuplatonismus,
die Ekstase als höchstes dem Menschen gesetztes Ziel.
Für die Geschichte der Theologie ist Philon besonders durch sein Ansehen
in der christlichen Kirche und seinen Einfluß auf die christliche Dogmatik
von größter Bedeutung. Aber es bleibt eine scharfe Linie, durch die das ent-
wickelte Christentum von der philonischen Theosophie geschieden war. Philon
konnte weder eine Fleischwerdung des göttlichen Logos annehmen, noch das
positive mosaische Gesetz für ungültig erklären. In beiden Punkten war ihm
durch sein .Judentum die Grenze gezogen, die er nicht überschritt,
s? 75. Der spätere Epikureismus. Der Epikureismus
erlebte in unserem Zeitabschnitte eine Nachblute. Als litera-
risches Denkmal derselben liegen uns die in der Inschrift des
Diogenes von Oinoanda vereinigten epikureischen Schrift-
stücke größtenteils physikahschen und ethischen Inhalts vor.
Sie wahren in allem Wesentlichen den altepikureischen Stand-
punkt, lassen dabei aber doxographisches Interesse und Polemik
gegen andere Schulen stark hervortreten. Mit Wahrscheinlich-
keit ist dieser Zeit auch Diogenianos zuzuAveisen, von dessen
Bekämpfung des chrysippischen Fatalismus uns Bruclistücke
erhalten sind.
Antike Xachrichten über Leben, Schriften und Lehre. Schul-
verfassung: S. im allgemeinen § 60. Zeugnisse über Fortdauer und Erlöschen
der Schule bei Usener, Epicurea S. LXXIII ff., Friedländer. Darstell, aus der
Sitteng. Eoms IV^ S. 321 Anra. 2. Pollius Felix: Stat. Silv. 2, 2, 112 f. u. ö.
P. Octavius Secundus: G. Gatti, Bullettino della commiss. archeolog. comun.
di Roma 37 (1909), 306; hier S. 308 zwei weitere inschriftlich bezeugte Epikureer
(C. I. L. IX 48, X 297i). Epikureer in schrift betreffend Ordnung der
Diadochoswahl in der Schule zur Zeit Hadrians veröffentlicht von
Kumanudes. 'Eqtju aoyaio't.. 1890 S. 143, Dittenberger, Syll. inscr. Gr. II =*
No. 834. - ' "
Schriften. Erhaltene Fragmente:
Diogenes von Oinoanda. G. Cousin, Inscriptions d'Oenoanda, Bull, de
corresp. hellen. 16 (1892), 1—70. H. Usener, Epikureische Schriften auf Stein,
Rhein. Mus. 47 (1892), 414—456. R. Heberdey und E. Kaiinka, Die philoso-
phische Inschrift von Oinoanda, Bull, de corresp. hellen. 21 (1897, >, 346-443.
Diogenis Oenoandensis fragraenta, ordinavit et explicavit loh. William,
Lipsiae 1907.
Diogenianos. Fragmente bei A. Gercke, Chrysippea. .Jahrbb. f. klass.
Philol. Suppl. 14 (1885), 748 ff.
Diogenes von C)inofinda. ()|)5
Der Aufschwung des Epikureismus im zweiten Jahrhundert nach Chr. er-
klärt sich als der natürliche Rückschlag gegen den zunehmenden Glauben an
göttliche Offenbarungen und gegen den die Zeit beherrschenden Hang zur
Mystik. Die Geistesrichtung, die im Xeupythagoreismus und verwandten Er-
scheinungen ihren Ausdruck fand, drängte Andersgesinnte zu einer um so ent-
schiedeneren Parteinahme für die mechanische Welterklärung der Gartenphilo-
sophen. Auch äußere Vorgänge im Leben der Schule deuten auf die
Gunst hin, deren sie sich erfreute. Die Diadoche der Schulleitung wurde von
Kaiser Hadrian auf Bitten der Kaiserin-Mutter Plotina, die sich selbst zum
Epikureismus bekannte, in einer dem Wunsche der Schulraitglieder entsprechenden
AVeise neu geordnet. (Das Nähere bei Diels in dem S. 211"" verzeichneten Auf-
sätze.) Marc Aurel stellte wie für die Schulen der Platoniker, Peripatetiker und
Stoiker, so auch für die der Epikureer in Athen staatlich besoldete Lehrer an.
Für die Fortpflanzung der epikureischen Lehre besitzen wir ein leider nur
trümmerhaft erhaltenes Dokument in der Kieseninschrift, die
Diogenes t^on Oinoanda (im örenxgehiete von Pisidien und hykien)
in seiner Vaterstadt in die Wand einer Säulenhalle einmeißeln ließ. Sein
Ziel war dabei das nämliche, das Epikur selbst und seinen Jüngern von
Anfang an vorschwebte und in schärfster Weise von Lucrez hervorgehoben
wurde. Die Philosophie soll von Furcht vor den Göttern, vor
dem Tode, vor Schmerzen und Betrübnissen befreien; sie soll
die über das natürliche Maß hinausgehenden Begierden be-
schneiden, die wie eine ansteckende Krankheit über die ganze Mensch-
Jieit verbreitete ysySodo^ia, die zu falscher Bewertung der Dinge
führt, beseitigen und so zur Ataraxie geleiten (Fragm. 1 Kolumn. 3,
Fragm, 2 Kolumn. 1. 4. 6, Fragm, 16 Kolumn. 1, Fragm. 29 Koluran. 1. 2 der
Ausg. Williams). So hat sich denn Diogenes im Gefühl des herannahenden
Todes entschlossen, die epikureische Erlösungsbotschaft zum Nutzen seiner Mit-
bürger und der „sogenannten Fremden" — denn in Wirklichkeit gibt es keine
Fremden, Diogenes ist, wie er Fragm. 24 Kol. 2 nachdrücklich betont, Kosmo
polit (vgl. Fragm. 62) — an einem allen zugängüchen Orte zu verkünden
(Fragm. 1 Kol. 2. 3, Fragm. 2 Kol. 1 ff., Fragm. 23 Kol. 3). Zu diesem Zwecke
stellt er eine Anzahl epikureischer Ausführungen zusammen. Dem prak-
tischen und populären Ziele entsprechend muß wie bei Lucrez die Kanonik, von
einer Polemik gegen die skeptische Akatalepsie abgesehen,') zurückstehen.
Dafür finden sich ein Abriß der epikureischen Physik, der durch einen Brief des
Verfassers an seineu Freund Antipatros über die Zahllosigkeit der Welten er-
gänzt wird (Fragm. 1 ff. 15 ff.), eine Auseinandersetzung der Hauptpunkte der
epikureischen Ethik (Fragm. 22 ff.) und Ausführungen über das Greisenalter,
das gegen die üblichen Angriffe verteidigt wird (Fragm. 67 ff.). Dazu kommen
gemäß dem epikureischen Brauche, Wahrheiten in kurzen Leitsätzen zu formu-
heren. eine Anzahl von Sentenzen, die z. T. mit den y.voiui doiai (s. o. S. 469)
überemstiramen (Fragm. 42 ff.), sowie Äußerungen mehr persönlichen Inhaltes:
ein Brief des Diogenes an seine Mutter (daß es sich um einen solchen, nicht,
') Fragm. 4. Das Stück, in welchem übrigens Aristoteles als Bekenner der
Akatalepsie angeführt wird, ist nicht ohne Interesse wegen der Begründung des
Skeptizismus auf die Flußlehre, also der Annäherung von Skeptizismus und
Heraklitismus (vgl. Ainesidemos [unten S. 608] und s. Sext. Empir. Hypot. Pyrr.
1, 217 ff. sowie Plat. Theaitet, oben S. 301). Die etwas naive Entgegnung des
Diogenes lautet, daß die Dinge freilich schon fließen, aber doch nicht so rasch,
daß es unmöglich wäre, ihre Beschaffenheit wahrzunehmen.
(j*JO § ~5. Der spätere i^pikiueismus. ;5 76. Der spätere ^Skeptizismus.
wie angenommen wurde, um ein Schreiben des Epikur oder eines älteren Epi-
kureers handelt, macht William S. XX ff. wahrscheinlich), ein Brief an Freunde
und das Testament des Diogenes (Fragm. 62 ff.). Auf die vorgetragenen Lehren,
die einiges Neue und z. T. Auffällige bieten, kann ich hier im einzelneu nicht
eingehen. Wohl aber ist hervorzuheben, daß die geschichtlich-gelehrte
Richtung, die seit Apollodor dem Kepotyrannos in der Schule Epikurs Einfluß-
gewann, sich auch in diesem spätepikureischen Dokument bemerkbar macht.
Fragm. 5 enthält eine Doxographie als Grundlage einer ausgedehnten Be-
kämpfung früherer Philosophen, Polemik geht Schritt für Schritt durch
die ganze Inschrift hindurch. Sie wendet sich gegen Empedokles und die
Seelenwanderungslehre (Fragm. 35); gegen Demokiüt, dessen Atomentheorie im
allgemeinen zwar gelobt (Fragm. ö Kol. 2), der aber in seiner Lehre, daß alles-
außer den Atomen rouioiei sei, scharf kritisiert wird (Fnigm. 6 Kol. 2) und sich
die Berichtigung seiner Weltkonstruklion durch das epikureische Dogma von der
nuvfyy.'/.ioi? im Interesse der Freiheit gefallen lassen muß (Fragm. 33 Kol. 3. vgL
oben S. 476) ; gegen die Stoa (gegen die Mantik Fragm. 31 ; gegen die Heimar-
mene Fragm. 33; gegen die stoische Lehre von der Seelen fortdauer Fragm. 36j;
gegen die Skepsis (Fragm. 4). Verschiedene Eichtungen werden getroffen durch
die Ausführung, daß nicht die Tugenden, sondern die Lust das Telos, die
Tugenden hingegen nur noit^iiy.al tov re/.ovg seien (Fragm. 25) und man die
Sprache nicht als dsoet entstanden zu erklären habe (Fragm. 10 Kol. 2 ff. . —
In der Bekämpfung der stoischen Lehre von Mantik und Heimar-
mene trifft mit Diogenes zusammen
Diogenianos, der in scharfer Tonart die chiysippische Doktrin über diese
Gegenstände bestreitet. Daß er Epikureer ist, hat A. Gercke, Jahrbb. f. klass.
Philol. Suppl. 14 (1885), 701 f. nachgewiesen (vgl. besonders Fragm. 4 S. 754, 31 :
ev u/./.oig änodü)aof.iev Ti/.rjosoxeoov :iaoaTLdeuEvoi tu 'Etcihovom y.ul jisgi xovrov do-
Piovvra). Für die Bestimmung seiner Zeit fehlt es an festen Anhaltspunkten.
H. V. Arnim, Artikel Diogenianos 3 bei Pauly-Wissowa, setzt ihn mit Wahi'-
scheinlichkeit ins zweite Jahrhundert nach Chr., ,,wo die Polemik gegen Chry-
sippos von den verschiedensten Seiten mit Erbitterung geführt wurde". Das-
Zusammentreffen Diogenians mit Diogenes kann dafür zur Bestätigung dienen.
Die epikureischen Erörterungen des Diogenes waren durch ihi'e Einmeißelung
in festen Stein vor Zerstörung geschützt, die Fragmente des Diogenianos hat
Eusebios (Praep. ev. 6, 7, 44 ff., vgl. 4, 3, 1 ff.) erhalten, dem sie zur Bekämpfung
der unchristlichen Heimarmenelehre willkommen waren. Weitere epikureische
Literatur aus dieser Zeit hat sich nicht gerettet. Der Sieg verblieb der religiösen
Richtung. Das Vordringen des Christentums machte vollends Entstehung und
Verbreitung einer ausgedehnteren epikureischen Literatur immöglich. In den
Zeiten des Kaisers Julianus und des Kirchenvaters Augustinus war nach dem
Zeugnis dieser beiden Schriftsteller der Epikureismus ausgestorben (vgl. L'sener^
Epicur. S. LXXV). Eine Gegeninstanz liegt natürlich nicht in der vereinzelten
Tatsache, daß — wie hier anhangsweise bemerkt sei — noch um die AVende des
vierten und fünften Jahi'hunderts der Epigrammendichter Pal lad as einen stark
eklektisierenden Epikureismus bekundet (vgl. Alfr. Franke, De Pallada epigram-
matographo. Li^^s. 1899, Diss., S. 46).
ij 76. Der spätere Skeptizismus. Die vom letzten
Jahrhundert vor bis ins zweite Jahrhundert nach Clir. blühende
.jüngere Skepsis knüpft an die erloschene ältere skeptische
§ 70. Der spätere Skeptizismus. ß(J(
iScluiIo des PyiTon und Tiinon (i? (54) sowie an die skoptischc..
aber seit Antiochos von Askalon wieder zum Dogniatisnnis
zurückgekehrte neuere Akademie (§ ()5) an. Ilirc Hauptvertreter
sind Ainesidemos, Ag-rippa und Sextos der p]mi)iriker.
Von letzterem, der um die Mitte des zweiten Jalnhunderts nach
Chr. lebte, liegt noch in Gestalt dreier Werke, der Pyrronischc^n
Hypotyposen, der Schrift gegen die Dogmatiker und der Schrift
gegen die Vertreter der freien Künste (die „ina'hi^uaci/.oi") ein
ei'heblicher Nachlaß vor, der unseie Hauptquelle für die antike
Ske])sis überhaupt bildet.
Die jüngere Skepsis fai^>te ihre Polemik gegen die Dogmatiker
in gewisse Hauptargumente zusammen, die sie Tropoi (Weisen
dei' Begründung des Zweifels) nannte. Ainesidemos Zcählte deren
zehn, Agrippa fünf, andere zwei. Ihr Hauptnerv ist die Rela-
tivität alles Wahrnehmens und ürteilens.
Die Zurückhaltung gegenüber allen theoretischen Sätzen
hinderte die Skeptiker nicht, gewisse Normen für das prak-
tische Verhalten zuzugeben. Es sind einerseits unsere sub-
jektiven Wahrnehmungen, Gedanken und Triebe, andererseits
— als objektive Momente — Gesetz und Herkommen und wissen-
schaftliche Ergebnisse, selbstverständlich auch hier ohne dog-
matische Bindung.
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehren der
späteren Skeptiker: s. § G4.
Schriften: Erhaltenes. Ausgaben:
Ainesidemos. Auszug aus seinen acht Bücher umfassenden Hvqqojveioi
Aoyoi bei Photios, Bibl. cod. 212. Wahrscheinlich aus seiner ' l'rTori'.TOJo«? sig rd
lIvQQcöveia mit geringer Änderung Philo de ebr. 167 — 205 (II S. 202 ff. Wendl.);
vgl. V. Arnim, unten S. 212*.
Sexti Empiriei Opera, Latein. Übers, in cod. Paris, lat. 14 7Ü0 (wahr-
scheinl, d. Nicolaus v. Rhegium, vgl. H. Mutschmann, ßerl. philol. Woch. 1911.
692). Gr. et lat. Pyrrhoniarum institutionum libri tres. Contra mathematicos
sive disciplinarum professores libri sex, contra phüosophos libri quinque, cum ver-
sione Gentiani Herveti, ed. Jo.. Alb. Fabricius, Lips. 1718; neu herausg. (die
Pyrr. Hypotyp. auch mit der Übers, d. Henr. Stephanus) ebd. 1842. Ex rec.
1mm. Bekkeri, Berol. 1842. Kritische Ausg. von H. Älutschmann, vol. I.
nvQQcoveioiv v:xor V Tiwoecov libr. tres contiuens, Lips. 1912, vol. IL
adv. dogmat. libr. quinque (adv. math. VII — XI) continens, Lips. 1914;
der noch ausstehende 3. Bd. wird die Bücher adv. math. I — VI und die Indices
enthalten. Pyrrhonische Grundzüge, aus dem Griech. übers, von E. Pappenheim,
Leipzig 1877 (Meiners Philos. Bibl. Bd. 89); Erläuterungen dazu von aemselben,
Leipzig 1881 (Meiners Philos. Bibl. Bd. 90).
Favorinus s. S. 558 f.
Das retrospektive Interesse und die Anlehnung an die Autorität der alten
Schulhäupter (s. oben S. 41) machten sich auch im Skeptizismus bemerkbar,
nachdem dieser seinen Sitz in der Neueren Akademie durch deren Rückwendung
zum Dogmatismus verloren hatte. Zwei der bedeutendsten Vertreter der neuen
^Qg § 76. Der spätere Skeptizismus.
Skepsis, Aiuesidemos und Sextos. briugen schon in Titeln ihrer Sehi'iften den
Namen des Pyrron zu Ehren, und es ist wohl kein Zufall, daß Timon zur Zeit
des Kaisers Tiberius in dem Grammatiker Apollonides von Xikaia einen Kommen-
tator seiner Sillen fand, der auch auf sein Leben einging (Diog. Laert, 9, 109).
Aiiiesidemos aus Knosos lehrte in Alexandreia. Er schrieb rivgow-
yei'cov /.6y(ov oy.ti'o ßiß'/.ta (Diog. L. 9, 116). aus welchen Photios (Bibl. cod. 212j
einen noch vorhandenen, jedoch sehr kurzen Auszug gemacht hat. Das Werk
war gewidmet dem L. Tubero, f^' ' Ay.abt^ula; nvl ovyaioeoiojT)/. einem Römer aus
vornehmem Geschlechte, der selbst zu hohen politischen Ämtern gelaugt war.
Man hat dabei wohl an Ciceros Freimd L. Aelius Tubero zu denken, der sich
als Legat bei Ciceros Bruder Quintus befand, al^ dieser die Provinz Asia ver-
waltete (61— öS vor Chr.). "Da Cicero an mehreren Stellen behauptet, der Pyrro-
nismus sei erloschen, so wird man Ainesidemos' Schrift in die letzten Lebensjahre
Ciceros oder in die Zeit nach dessen Tode (43 vor Chr.) setzen müssen.
Ein viel und mit sehr verschiedenen Ergebnissen behandeltes Problem be-
trifft das Verhältnis des Ainesidemos zum Heraklitismus. Nach Sext. Emp.
Hyp. Pyrr. 1, 210 erklärte Ainesidemos die Skepsis für den \\'eg zur heraklitischen
Philosophie. Daß das Entgegengesetzte hinsichtlich einer und derselben Sache
erscheine, bilde die Vorstufe dazu, daß das Entgegengesetzte hinsichtlich einer
und derselben Sache sei [ol :xsol z6v Alrijoidijuor f/.Fyor obör elrai rijv axsjtxixijv
■dyor/ijr e:iI rijv Hoay./.eizeioy fp i'/.0G0(f lar , dioTi nooi^yeixai rov idvarzta nsol rö avzo
v:zäo/£iv z6 zdrarzia rreoi z6 avzo (faivsodat). Derselbe Sextos erwähnt mehrfach
dogmatische Sätze, die Äivi]oi6i]uo; y.azä Hody.'/.Fizov aufstelle. Daß nun nicht
etwa Ainesidemos in dem Heraklitisraus das Ziel sah, zu dem die Skepsis führen
müsse, ergibt sich aufs deutlichste aus dem, was an der angeführten Sextosstelle
<iuf die ausgeschriebeneu Worte folgt : y.al ol /uey Zy.en^ziyoi tpaiyeadai leyovoi rä
evavzia negi z6 avzö, oi bh Hgax/.eizeioi aTZO zovzov y.al s:zl zo vnäoyeiv avzä fisz-
■fo/oyzat. Der L'nterschied zwischen dem skeptischen Standpunkte und dem
dogmatischen der Herakliteer wird hier mit aller Schärfe aufrecht erhalten,
Skeptiker und Herakliteer werden einander entgegengesetzt. Ainesidemos' Meinung
kann also nur sein, daß skeptische Voraussetzungen eine Bedingung des Herakli-
tismus seien, und daß man tatsächlich auf dem Wege des Skeptizismus zur hera-
klitischen Philosophie gelangt sei. Aber auf Grund dieser angeblichen Beziehungen
zwischen Skeptizismus und Heraklitismus scheint sich Ainesidemos eingehender
mit der letzteren Lehre beschäftigt und ausgeführt zu haben, was man hera-
klitisch, d. h. nach der von Herakleitos vorgenommenen L'mbiegung des konse^
quenten Skeptizismus behauptet habe oder behaupten müsse. Die Formel Aiy>j-
■oib>jfwg y.azä Hody/.stznr ffi]ai usw. besagt also nur, daß Ainesidemos da, wo er
sich voraussetzungsweise auf den heraklitischen Standpunkt stellt, dies oder jenes
gelehrt habe. Aus Älißverständnis schrieben dann aber Soranus (z. Z. des Trajan
und Hadrian) und der aus ihm schöpfende TertuUian (um 2(X) nach Chr.) dem
Skeptiker heraklitische oder heraklitiseh sein sollende dogmatische Sätze auch
ohne jenen Vorbehalt zu.
Die zehn Weisen (too'.to<), den Zweifel zu begründen, welche nach Sext.
Hyp. Pyrr. 1, 36 bei den älteren Skeptikern (.Tctod zoT; do/aiorsoot; oxs:zzixoTs)
traditionell sind, seheinen zuerst bei Ainesidemos und noch nicht bei Timon sich
vorgefunden zu haben; Sextos rechnet die jüngeren Skeptiker erst von Agrippa
an. Diese zehn Tropen (die auch als zehn }.6yoi oder zötzoi bezeichnet werden)
sind (nach Sext. Hyp. Pyrr. 1, 36 ff., Diog. L. 9, 79 ff.) im einzelnen folgende.
Der erste (o :Taoä tr^v zöiv ^ojojy E^a/./.a;?/)-; das Nähere bei Sext. 1, 40 ff.)
gründet sich auf die Verschiedenheit der beseelten Wesen überhaupt, welche eine
Ainesidemos, Sextos der Empiriker. 6(j9
Verschiedenheit der Auffassung der nämlichen Objekte zur P'olgc habe, ohne daß
sich entscheiden hisse, welche dieser Auffassungen, und ob überhaupt irgendeine
die wahre sei, der zweite (o TiaQo. iiiv löjy dvdoco.-rojv dia(^ooüv; die Ausführung
bei Sext. 1, 79 ff.) auf die Verschiedenheit der Menschen untereinander, woran
die gleiche Folge sich knüpfe, der dritte (o jiagä rag diarföoovg rwi- niai))]Tr]oio)v
xuTuoy.svüg; das Nähere bei Sext. 1, 91 ff.) auf die verschiedene Struktur und
damit die verschiedenen Aussagen unserer einzelnen Sinne (z. B. für den Ge-
sichtssinn hat das Gemälde Erhebungen und Vertiefungen, für den Tastsinn
hingegen nicht), der vierte (o Tragi rüg TisQiaräoeig; die Ausführung bei Sext.
1. 100 ff.) auf die Verschiedenheit unserer Zustände (Schlafen, Wachen, ver-
schiedene Lebensalter usw.), der fünfte (o -too« rag dsosig y.ai xä ötuot/juaia xai
zoi'i rö:iovg; s. Sext. 1, 118 ff.) auf die Verschiedenheit der Lagen und Ent-
fernungen und Orte (perspektivisches Sehen; derselbe Turm erscheint aus der
Ferne gesehen rund, aus der Nähe viereckig, dasselbe Euder im Wasser ge-
brochen, in der Luft gerade usw.), der sechste (o Traget rag sTitfu^iag; s. Sext. 1,
124 ff.) darauf, daß die wahrzunehmenden Gegenstände nie isoliert, sondern
immer mit anderen (Luft, Wasser usw.) vermischt sind, so daß sich im
besten Falle über die Mischung, keinenfalls aber über die Gegenstände
selbst etwas aussagen läßt, der siebente (d jTagä zäg :^oo6rtpag y.ai oy.svaoiag
Tior v.-To>iEitiErcor; s. Sext. 1, 129 ff.) auf die Verschiedenheit der Quantität und
Zusammensetzung (Sext. 1, 129: axevaaiag Xsyovzsg xoivöög zag avv&eoeig) der Ob-
jekte (die gleichen Gegenstände erscheinen, jenachdem sie vereinzelt oder vereinigt
auf unsern Gesichtssinn wirken, in verschiedenen Farben; die einzelnen Sand-
körner berühi'en uns rauh, läßt man aber eine Masse Sandes über die Hand gleiten,
so erhält man den Eindruck der Weichheit), der achte (d ä^-ro zov .too? n; s.
Sext. 1, 135 ff.) auf die Relativität überhaupt (weitaus der wichtigste von
allen, auch heute noch durchaus zu Recht bestehend, auf den übrigens nach der
richtigen Bemerkung bei Sext. Hyp. Pyrr. 1, 39, vgl. Gell. 11, 5, 7, alle skeptischen
Tropen hinauslaufen), der neunte (6 Jiagä zäg ovrs/sTg >/ o;iaviovg syy.vQi'jaeig;
s. Sext. 1, 141 ff.) auf die Verschiedenheit der Auffassung je nach der häufigeren
oder selteneren Perzeption (die Sonne, die wir beständig sehen, macht uns viel
weniger Eindruck als der selten erscheinende Komet, obwohl an sich [nach.
Größe und Glanz der beiden Gestirne] das Gegenteil anzunehmen wäre), end-
lich der zehnte (d jiaqu zäg dyojyäg y.ai zä edi] y.ai zovg i'Ofiovg y.ai zäg ^vßixäg
niozag y.ul zäg boynazixäg v.-ioh'jy'sig; s, Sext. 1, 145 ff.) auf die Verschiedenheit
der Lebensführung, der Sitten und Gesetze sowie der mythischen Vorstellungen
und philosophischen x\nnahmen (in allen diesen Punkten sind die Menschen mit-
einander im Widerstreit, und es läßt sich nur sagen, daß nach dieser Lebens-
führung und Sitte, diesem Gesetze, dieser Anschauung usw. etwas geltend
oder nicht geltend, wahr oder nicht wahr sei, nicht aber, wie es sich von Natur
aus damit verhält. Das Argument knüpft an an die sophistische Betonung des
Unterschiedes der Völkersitten und die gleichfalls sophistische Entgegensetzung
von ffvatg und i'ö/iog; vgl. oben S. 116. 137. 179. 257. 331).
Die jüngeren Skeptiker seit Agrippa, zu denen auch Sextos, der empi-
rische oder, wie er nach Hyp. Pyrr. 1, 236 f. zu nennen wäre, methodische Arzt
(um LöO n. Chr.) und dessen Schüler Saturninos (Diog. L. 9, 116) gehören,
stellten (nach Sext. Hyp. Pyrr. 1, 164 ff., Diog. L. 9, 88 f.) zur Mehrung und
Vermannigfaltigung der Argumente gegen die Dogmatiker, nicht als Ersatz der
zehn ainesidemischen Tropen (vgl. Hyp. Pyrr. 1, 177), folgende fünf Tropen im
allgemeinen mehr dialektischer Art auf, wobei aber der auf die Relativität gestützte
Tropos wiederkehrt: 1) den von der Diskrepanz der Ansichten über die näm-
Ueberweg, Grundriß I. 39
(510 § 7tj. Der spätere Skeptizismus.
liehen Objekte /.u entnehmenden (6 «.to t»;? biatponviag tqo.-zoc:), 2) den vom Hin-
auslaufen auf unendliche Reihen, indem das, was in Frage steht, durch eii>
anderes, dieses wieder durch ein anderes und so fort ins Unendliche gesichert
werden müßte (o dsro xfj? etg äjieigov gHJtzcöoscog TQOJzog), 3) den von der Rela-
tivität, indem das Objekt je nach der Beschaffenheit des Beurteilenden und je
nach der Beziehung zu anderm, womit es verbunden ist, verschieden erscheint
(o d.TÖ zov .-rgög ti TQÖyrog), 4) den von der Willkürlichkeit der Fundamentalsätze,
indem die Dogmatiker, um dem regressus in infinitum zu entgehen, von irgend-
einer Voraussetzung aus, die sie sich ungerechtfertigterweise zugeben lassen, ihre
Beweise führen (6 i^ v:;ioüiaeu)g rgö.-rog), 5) den von dem Gegenseitigkeitsverhältnis
(Zirkel), indem das, worauf der Beweis sich stützen, soll, seinerseits der Sicherung
durch das zu Beweisende selbst bedarf (o öiü'/.hjXog xocmog). Von einer dritten
Tropenlehre berichtet Sext. Hyp. Pyrr. 1, 178 f. Damach unterschieden manche
Skeptiker zwei Tropen mit folgender Argumentation: Nichts kann durch sich
selbst gesichert werden, wie aus der Diskrepanz der Ansichten über alles Wahr-
nehmbare und Denkbare hervorgeht, über die es keine Entscheidung gibt; daher
auch nichts durch ein anderes, indem dieses selbst keine Sicherheit aus sich hat
und, wenn es sie wiederum durch ein anderes gewinnen sollte, wir entweder auf
einen regressus in infinitum (nach dem Tropos arrö t^? etg äjieioov Ey..-izü)oecog) oder
auf einen Zirkel (nach dem öiä/.kijÄog Tgö.iog) geführt werden würden.
Als Quelle für die skeptische Tropenlehre wurden des Sextos Empeirikos
PyiTonische Hypotyposen — wie der Titel sagt, eine Darstellung der (erweiterten;
pyrronischen Lehre in ihren Grundzügen — schon mehrfach erwähnt. Neben
diesem Werke sind uns von dem gleichen Skeptiker noch zwei weitere er-
halten: die Schrift gegen die T)ogmatiker, die in je zwei Büchern die Logiker
und Physiker und in einem Buche die Ethiker bekämpft, und die Schrift gegen
die Vertreter der ,, Lerngegenstände'' im Sinne der üblichen Bildungsfächer
{iiaß/jiiiaTa, daher der Titel der Schrift IJoog uadtj/iaziy.ovg). Die letztere Schrift
richtet sich in gesonderten Abschnitten gegen die Grammatiker, die Rhetoren
und die Lehrer der schon seit Piatons Zeit (Plat. Politeia 522 c ff. 526 c ff.
Ö27 d ff. 530 d ff.) ein Quadrivium bildenden Wissenschaften : Geometrie, Arith-
metik, Astronomie (hier bei Sextos mit Besckränkung auf die Astrologie) und
Musik. Die gangbare Zitierweise stützt sich auf eine Vereinigung der Werke
gegen die Dogmatiker und gegen die Mathematiker unter dem gemeinsamen
Titel Adversus mathematicos, wobei dann noch die nachweisbare chronologische
Folge der beiden Werke verkehrt wird: adv. math. BB. 7. ö := .toö? /.oyiy.ovg aß';
BB. 9. 10 =^ .-Toog (f)vaiy.ovg u ß' ; B. 11 = Jioög t]diHOvg; B. 1 = Jigdg ygaiiuari-
y.ovg; B. 2 = .toö? Qi'jTogag; B. 3 = .loög -/ecousTgag; B. 4 = .^gög ägidfirjTty.ovg;
B. 5 = :Tg6g uozgo/.öyovg ; B. 6 = jzgog /iiovaiy.ovg. Alle drei Werke geben uns
nicht nur über die skeptische Theorie die beste Kunde, sondern sind auch unge-
mein wichtig als Quellen für die von der Skepsis bekämpften dogmatischen
Lehren. Neben der schon behandelten Tropenlehre sei aus ihnen noch das
Folgende hervorgehoben.
Gegen die Möglichkeit der sy Uogistischen Beweisführung bringt
Sextos eine Reihe von Argumenten vor, wovon das bemerkenswerteste dieses ist
(Hyp. Pyrr. 2, 195 ff.), daß jeder Syllogismus ein Zirkelschluß sei, da der Ober-
satz, mittels dessen der Schlußsatz bewiesen werden soll, seinerseits nur durch,
eine vollständige Induktion gesichert werden könne, die den Schlußsatz mitent-
halten müsse. So läßt sich beispielsweise nach Sextos der allgemeine Satz, daß
jeder Mensch ein Lebewesen sei, nur epagogisch durch Feststellung des Charakters
des Lebewesens bei allen Menschen gewinnen (die unvollständige Induktion, die
J
Sextos der Empiriker. (JH
ans einer Anzahl beobachteter Fälle den allgemeinen Satz ableitet, läßt Sextos
nicht gelten). Mit dieser Feststellnng ist die Tatsache bereits gegeben, daß auch
Sokrates ein Lebewesen ist. Schließt man also in der üblichen Weise: Jeder
Mensch ist ein Lebewesen, Sokrates ist ein Mensch, folglich ist Sokrates ein
Lebewesen, so verfällt man dem r5<«/./.>//.o? rgöriog: der Satz, daß jeder Mensch
ein Lebewesen sei, stützt sich n. a. auf die Tatsache, daß Sokrates ein solches
ist, und die Behauptung, Sokrates sei ein Lebewesen, wird ihrerseits wieder aus
dem allgemeinen Satze, wonach jeder Mensch ein Lebewesen ist, hergeleitet.
Von besonderer Wichtigkeit sind die skeptischen Argumente gegen die
Gültigkeit des Begriffs der Ursache, die Sext. Emp. adv. math. 9, 207 ff. mit-
teilt, und von denen zwei hier angeführt sein mögen. Die Ursache gehört ihrem
Begriff nach zu dem Relativen, da sie Ursache von etwas sein muß; das Eelative
{:tqö; Ti) aber hat nicht Existenz (017 v.^doxet), sondern wird nur hinzugedacht
{i:nyosTrai jnövov, wofür auf adv. math. 8, 453 ff. verwiesen wird). Ferner müßte
(nach § 232 ff.) die Ursache mit dem Bewirkten entweder gleichzeitig sein oder
demselben vorangehen oder nachfolgen. Gleichzeitig kann sie nicht sein, weil
dann beides sich gleich stände und das eine um nichts mehr Erzeuger des
anderen wäre als dieses Erzeuger von jenem. Vorangehen kann aber die Ujsache
auch nicht, weil sie gar nicht Ursache ist, solange nichts da ist, dessen Ursache
sie ist. Nachfolgen kann sie endlich gar nicht, da diese Annahme unsinnig wäre
und die Dinge umkehren würde, gleichwie wenn jemand behaupten wollte, der
Sohn sei älter als der Vater, und die Ernte gehe der Aussaat voraus (§ 235).
Die Unmöglichkeit einer zeitlichen Verschiedenheit von Ursache und Wirkung
ergibt sich schon daraus, daß beide in Relation zueinander stehen. Relatives
aber muß gleichzeitig sein. Denn wenn in einem Zeitpunkte das eine Glied noch
nicht oder nicht mehr vorhanden ist, kann auch kein Relativitätsverhältnis, das
zwei Glieder voraussetzt, statthaben (§ 234). Noch andere Argumente gegen die
Kausalität werden vorgebracht; doch ist bemerkenswert, daß sich dasjenige nicht
findet, ^yelches in der neuesten Zeit tseit Hume) am schwersten ins Gewicht ge-
fallen ist, nämlich die Bemerkung, daß sich keine Erkenntnisquelle der Kausalität
aufzeigen lasse (vgl. Zeller, Ph. d. Gr. III 2*, S. 63 f.).
Auch gegen die Gotteslehre, insbesondere die stoische Doktrin von der
Vorsehung, richteten die späteren Skeptiker nach dem Vorgange des Karneades
Einwürfe (Sext. adv. math. 9, 137 ff., Hyp. Pyrr. 3, 2 ff.). Auch hier spielt
wieder der Tropos «:iö rfjg ötaqwriag eine Rolle angesichts der großen Wider-
sprüche in den Lehren der theologischen Dogmatiker (die einen erklären die
Gottheit für körperUch, die anderen für unkörperlich, die einen für innerweltlich,
die anderen für außerweltlich usw\). Im übrigen suchen die Skeptiker darzutun,
daß sich aus allen Annahmen über die Gottheit Folgerungen ergeben, die dem
herkömmlichen Begriffe der Gottheit widerstreiten. Die Erörterung verläuft
dabei z. T. in düemraatischer Form: es wird gezeigt, daß die Annahme einer
bestimmten Eigenschaft der Gottheit so wenig haltbar sei wie die Annahme der
entgegengesetzten Eigenschaft. Die Gottheit kann beispielsweise (nach adv.
math. 9, 148 ff.) weder unbegrenzt noch begrenzt sein. Ersteres nicht, da sie in
diesem Falle imbewegt und sefelenlos sein müßte. Denn jede Bewegung setzt
Befinden an einem Orte, also Begrenzung voraus, und zum Wesen des Beseelten
gehört Bewegung von der Mitte zu den Grenzen und von den Grenzen zur Mitte
(vom Ich zu den Sinnen und umgekehrt). Im Unbegrenzten gibt es aber weder
Mitte noch Grenze. Ebensowenig aber ist die Gottheit begrenzt. Denn alles
Begrenzte ist ein Teil des Unbegrenzten. Das Ganze ist aber besser als der Teil.
Die Begrenztheit würde also der göttlichen Vollkommenheit widersprechen.
39*
ßl2 § 76. Der spätere Skeptizismus.
Ferner ist die Gottheit weder tugendlos noch tugendhaft. Tugendlosigkeit
schließt Schlechtigkeit und Unglückseligkeit in sich. Andererseits aber ist die
Tugend besser als das Individuum an sich, das sie besitzt. Die tugendhafte
(rottheit würde also an Qualität unter der Tugend stehen, was wieder ihrer
Vollkommenheit widerstritte (adv. niath. 9, 176 f.). Zudem knüpfen sich alle
Tugenden an Voraussetzungen, deren Erfüllung sich mit dem göttlichen Wesen
nicht vertragt. Die F.yy.odxeia ist z. B. die Tugend, die instand setzt eine schwer-
fallende Enthaltsamkeit auszuüben, die y.aoisota die Tugend, kraft deren man
was schwer erträglich scheint überwindet. Besäße die Gottheit diese Tugenden,
so wäre die Voraussetzung, daß es für sie Dinge gebe, deren sich zu enthalten
oder die zu ertragen ihr Schwierigkeiten bereitete (adv. math. 9, 153 f.). Ein
Argument gegen die göttliche Vorsehung, in welchem Sextos (Hyp. Pyrr.
3, 9 ff.) mit Epikur (Fragm. 374 Us.) zusammentrifft, gründet sich auf das Übel,
dessen die Welt voll ist. Entweder will und kann die Gottheit für alles Für-
sorge treffen, oder sie will es, kann es aber nicht, oder sie kann es, will
es aber nicht, oder sie will es weder, noch kann sie es. Von diesen
Fällen ist nur der erste, der des Wollen s und Könnens, mit dem Wesen der
Gottheit vereinbar. Er widerspricht aber angesichts des in der Welt herrschenden
Übels der Erfahrung. Daraus ergibt sich zunächst die Folgerung, daß es keine
auf alles sich erstreckende göttliche Fürsorge gibt. Es ist aber nicht abzusehen,
warum die Gottheit für das eine Fürsorge treffen sollte, für das andere nicht.
So folgt, daß es überhaupt keine Vorsehung gibt. Dadurch wird aber wieder
die Frage nach dem Dasein der Gottheit berühi-t, für welches das Vorhanden-
sein einer fürsorgenden Wirkung ein Indiz bilden würde. Mit diesen und
anderen skeptischen Erwägungen soll aber nicht die Xichtexistenz der Vorsehung
und der Gottheit als positiv erwiesen gelten. Sie sollen nur die vorschnellen
Aufstellungen der Dogmatiker erschüttern. Der Skeptiker wird vielmehr, dem
gemeinen Leben ohne Büdung einer bestimmten Ansicht folgend (reo y.oirco ßU<>
y.aiay.o'/.ovdovvTF^ ddo^ clor oyg), von Dasein und Vorsehung der Götter reden und
sie verehren (Sext. Emp. Hyp. Pyrr. 3, 2 ; 1, 24j.
Ein solcher Anschluß an das gemeine Leben bietet auch sonst die
Norm für das praktische Verhalten des Skeptikers, ohne die das Leben zu
absoluter Passivität erstarren müßte (Hyp. Pyrr. 1, 23: rocg qaivo/iEvoig ovr jroog-
iyovrsg y.azä zip- ßiomyl/^' T))oi]Oir aÖotdozoig ßiovjiier, s:Tsi /li/ dvväfieüa dvsvsQytjzoe
cTavzäaaoir eirai; vgl. ebenda 226). Näher betrachtet vollzieht sich dieser Anschluß
an das gemeine Leben in vierfacher Weise: in der Befolgung des von Wahrnehmung
und Denken Gebotenen, in der Befriedigung der natürlichen Triebe, in der Pflege
von Gesetz und Herkommen und in der Lehre der Wissenschaften — selbstver-
ständlich nur voraussetzungsweise und soweit das Handeln in Frage kommt,
hingegen ohne positives Bekenntnis zu irgend einer Regel oder Theorie (Hyp.
Pyrr. 1, 17. 23 f. 237). In diesem Verhalten erblicken die Skeptiker einen Unter-
schied ihrer Schule von der mittleren und neueren Akademie (s. § 65), die mit
dem (ev/.oyov und) mdavöv ein wenn auch noch so schwaches Kriterium für eine
positive Entscheidung aufstellt (Hyp. Pyrr. 1, 226; adv. math. 7, 435 f.). Des
weitereu pflegten die Skeptiker den Unterschied' zwischen der akademischen und
der pyrronischen Skepsis so zu bestimmen : die Akademiker hätten das eine zu
wissen behauptet, daß nichts wißbar sei, die Pyrroneer aber höben auch diese
eine vermeintliche Gewißheit auf und beschränkten sich auf das C^zslv (Sext.
Emp. Hypot. Pyrr. 1, 3; vgl. 226; adv. math. 7, 435. 437 ff.; Gellius 11, 5, 8).
Diese Aufstellung ist aber hinsichtlich der Akademiker unrichtig; denn auch
Arkesilaos (nach Cic. Acad. post. 1, 12; 45) und Karneades (nach Cic. Acad. pri.
Sextos der Empiriker, Favorinus, ^lenodotos. 513
2, 9, 28) schrieben den skeptischen Sätzen nicht volle Gewißheit zu. Richtig ist
nur das Allgemeine, daß der akademische Skeptizismus weniger radikal war als
der der Pyrroneer, dies aber nicht in dem angegebenen Sinne, sondern darum,
weil er eine Theorie der Wahrscheinlichkeit zuließ. Außerdem bestand ein
durchgreifender Unterschied zwischen den Akademikern und den pyrronischen
Skeptikern in der Ethik, indem nur diese (Hyp. Pyrr. 1, 12. 25 ff., adv. math.
11, 110 ff.) und nicht die Akademiker in der Ataraxie das oberste Ziel fanden.
Außerhalb der skeptischen Schule vertrat der Akademiker Favorinus
(s. oben S. 558 f.) deren Standpunkt. Er folgt in seiner ijioyt] zunächst dem —
freilich seit Antiochos im wesentlichen aufgegebenen — Prinzip der mittleren
und neueren Akademie, bekundet aber doch seine Hinneigung zur spezifisch
skeptischen Lehre durch den Titel UvoQo'yveioi tqojtoi, den er einem seiner Werke
gab (Gellius 11, 5. 5, Philostr. Vit, soph. S. 11, 4 Kays.).
Im Verhältnis der Wechselwirkung zu der skeptischen I'hilosophenschule
stand die Schule der empirischen Arzte, die sich darauf beschränkte, den
Verlauf der Krankheiten uiid die Wirkung der Heilmittel aus der Erfahrung
festzustellen und davon absah, die Ursachen der Krankheiten zu ermitteln und
der Medizin eine über die nächste Erfahrung hinausgehende wissenschaftliche
Basis zu geben (vgl. M. Wellmann, Art. Empirische Schule bei Pauly-Wissowa).
Von ihren Vertretern sei außer dem schon besprochenen Sextos Menodotos
genannt, den Sext. Hyp. Pyrr. 1, 222 neben Ainesidemos als hauptsächlichen
Wortführer in einer Frage der philosophischen Skepsis erwähnt. Auf die Ab-
hängigkeit beider Richtungen, der medizinischen Empirie wie der pyrronischen
."^kepsis, von den Deraokriteern weist hin Usener Epieurea S. XXXVII.
§ 77. Durch verschiedene Schulen philosophisch
Beeinflußte dieses Periodenabschnittes. Philosophisches
Interesse war zu Ende der römischen Republik und in den
ersten Jahrhunderten der Kaiserzeit allgemein verbreitet. Des
Einflusses einzelner Schulen auf Männer, die nicht zum
Kreise der zünftigen Philosophen gehörten, ist an ihrem Orte
gedacht worden. Es konnte aber nicht fehlen, daß sich bei ein-
unddemselben Manne Einwirkungen verschiedener Schulen
gleichzeitig oder nacheinander geltend machten. Als derart
Beeinflußte verdienen wegen ihrer hervorragenden Stellung in
der antiken Literatur besonders Vergil (70—19 vor Chr.),
Horaz (65—8 vor Chr.), Ovid (43 vor Chr. — 17 oder 18 nach
Chr.) und Lukian (etwa 120 bis etwa 180 nach Chr.) Er-
Avähnung.
Quellen für die Stellung dieser Schriftsteller zur Philosophie sind fast
ausschließlich ihre Werke. Für Leben, Schriften und deren Ausgaben muß auf
die literaturgeschichtlichen und bibliographischen Hilfsmittel verwiesen werden.
Vergil hörte in jungen Jahren den Epikureer Siron. Die Begeisterung,
mit der er unter Hintansetzung rhetorischer Studien und dichterischer Arbeiten
die epikureische Philosophie ergriff, leuchtet aus Catalept. 5. 1 ff. hervor. Auch
ein anderes Jugendgedicht, der Culex, zeigt Spuren epikureischer Lehre (vgl.
()14 § "'• I'iinh verschiedene Schulen philosophisch Beeinflußte.
Fr. Leo, Ausg. d. Culex S. 65 ff.), und noch die in Vergils reifere Jahre fallen-
den Georgien enthalten (2, 490 ff.) das Lob der befreienden Weltanschauung
Epikurs. Spätere philosophische Studien bewegten sich in anderer Richtung.
Die Eschatologie im C. Buche der Äneis (724 ff.) beruht auf orphisch-
py thagoreischen Anschauungen, die dem Dichter in der Hauptsache
durch Poseidonios vermittelt Avurden (vgl. E. Norden, unten S. 178*). Dem
gleichen Philosophen folgt er auch in seiner Anschauung vom goldenen Zeitalter
und der Entwicklung der menschlichen Kultur (vgl. E. Norden, Jahrbb. f. klass.
Philol. Suppl. 19 I1893J, 425 f., Komm, zu Äneis B. 6« S. 35), und jedenfalls
stoisch ist auch seine Ansicht von Gestirnen und Witterung (vgl. E. Pfeiffer,
unten S. 178*;. Anhangsweise sei vermerkt, daß. auch der Verfasser des mit
Unrecht unter Vergils Werken überlieferten Gedichtes Ciris sich mit epiku-
reischer Philosophie befaßte und den — allerdings nicht zu einem bestimmten
Plane gereitlen — Wunsch hegte, die epikureische Weltanschauung in einem
Lehrgedichte vortragen zu können (V. 1 ff.; vgl. Sudhaus, Hermes 42 [1907],
471 f.). — Mannigfachere Beziehungen zur griechischen Philosophie hat
Horaz, wobei freilieh im einzelnen vielfach zweifelhaft bleibt, Avas ihm
durch seine mit philosophischen Gedanken gesättigte Zeit vermittelt wurde, und
was er unmittelbarer Beschäftigung mit philosophischer Lektüre verdankt. Im
ganzen hat er zu drei philosoi^hischen Richtungen ein engeres Verhältnis. Einmal
teilt er mit anderen hervorragenden Zeitgenossen (vgl. oben Vergil, im
allgemeinen Fr. Leo, Hermes 37 [1902], 49) die Neigung zum Epiku-
reismus, dem die Grundstiramung seines Wesens, die abgeklärte Ge-
mütsruhe und die Empfänglichkeit für heiteren, ohne stürmische Er-
regungen verlaufenden Lebensgenuß, entgegenkam. Aber auch dem kraft-
volleren Lebensideal des Stoizismus steht er mit Verständnis und Sym-
pathie gegenüber, wenn er sich auch über die landläufige stoische Moralpredigt
lustig macht, und wo er seine stärksten Töne anschlägt, verherrlicht - er die
stoische doen'i, die ihm mit der altrömischen virtus zusammenfließt. Gern
verweilt er auf einem Gebiete, auf dem Epikureer und Stoiker sich zusammen-
finden konnten, den ungetrübten Freuden eines einfachen Lebens in ländlicher
Natur. Wo die Lobpreisung der Einfachheit die Form der Polemik gegen
Reichtum und Luxus annimmt, klingen uns kynisierende Töne entgegen. An
manchen Stellen liegen Motive der kynischen Diatribe greifbar vor. Insbesondere
hat der für den Satiriker braucTabare Bion Ausbeute geliefert, die Satura Me-
nippea fand gleichfalls Verwertung, und wo es den Zwecken des Satirikers
diente (wie in der 2. Sat. des 1. B.), ist die kynische Topik auch weiterhin be-
nutzt. Infolge der Übertragung auf römische Verhältnisse treten nicht selten
die der griechischen Philosophie entstammenden Motive als solche nicht mit
voller Schärfe hervor. Ins Gebiet der Literartheorie greift Horaz in seiner Ars
poetica ein. Seine Quellen wird man selbstverständlich zunächst i]i der aristo-
telischen Schule suchen. In der Tat fehlt es nicht an Berührungen mit peripa-
tetischen Lehren, und Neoptolemos von Faros, dessen Poetik in ihren Grund-
zügen nach Angabe des Kommentators Porphvrio von Horaz benutzt wurde'),
gehört wohl dem weiteren Kreise der peripatetisch beemflußten alexandrinischen
Gelehrten an. — Größere Ähnlichkeit mit Vergil zeigt
') Die Bestätigung bieten die Reste der philodemischen Schrift IJegl
.-lonjnÜTon-. Vgl. Chr. Jensen, Neoptolemos und Horaz, Abhandl. d. Berl. Akad.
phil.-hist. Kl. Jahrg. 1918 Nr. 14, Beri. 1919.
Vergil, Horaz, Ovid, Lukian. ()15
Ovid, Seine Darstellung des goldenen Zeitalters und der Kulturentwick-
lung (Metam. 15, 90 ff., Fasti 1, 335 ff., 4, 395 ff.) fußt — durch Vermittlung
A'arros (vgl. Schmekel, unten S. 214*) — auf Poseidonios. Bemerkenswert ist
<lie starke Hervorkehrung des pythagoreischen Elementes, das auch bei
Poseidonios nicht gefehlt hatte: die Schonung zahmer Tiere und die Enthaltung
von Fleischkost ist ein nachdrücklich betonter Zug im Bilde des goldenen Zeit-
alters, und Pythagoras, der das Verbot der Fleischnahrung aufstellt, gilt zugleich
auch durch seine Lehre über die Natur der Dinge als der große Kulturbringer
Metam. 15, 62 ff.). Bezeichnend aber für die Verbreitung des Epikureisnius
in üvids Zeit und in erster Linie woh^ für die Einwirkung des Lucrez ist es,
daß wir mitten in den pythagoreischen Ausführungen dem Verse begegnen : Quid
>tyg;a, quid tenebras, quid nomina vana timetis? (15, 154), und daß die Seelen-
wanderungslehre in recht gewaltsamer Weise mit dem epikureischen Mors nihil
ad nos verquickt wird. Die ovidische Schöpfungsgeschichte (Met. 1, 1 ff.)
enthält sehr verschiedene Anklänge, so an Empedokles, Anaxagoras, Lucrez, aber
ihr Grundzug ist stoisch, und so wird man auch für sie an den durch Varro
vermittelten Poseidonios zu denken haben. — Ausdrücklicher und eingehender als
die bisher genannten IMänner befaßt sich
Lnldttn in vielen seiner Schriften mit Philosophie und Philosophen, und
-io darf die Philosophiegeschichte an ihm nicht vorübergehen, obwohl ihm ein
eigentlich philosophisches Interesse vollständig fehlt. Womit es ihm in gewissem
Grade ernst ist, ist der Kampf gegen Aberglauben, Schwindelei, Scheinheiligkeit,
unfruchtbare Moraltheorie, philosophische Überhebung u. dgl. Bei seinem Mangel
an tieferem Verständnis für religiöses Empfinden und philosophisches Bedürfnis
zieht er aber die Grenzen dessen, was hierher gehört, sehr weit, läßt die großen
und ernsten Seiten des Geisteslebens, deren Kehrseite jene Erscheinungen sind,
nicht zu ihrem Rechte kommen und erkennt nur das Negative, auch abgesehen
davon, daß er als Satiriker sich wesentlich mit den Schwächen der Gesellschaft
zu befassen hat. Jener Kampf weckt in ihm eine gewisse Neigung zum frei-
geistigen Kynismus und aufklärerischen Epikureismus, ohne daß ihm des-
halb an den positiven Lehren dieser Schulen gelegen wäre. Auch der Skepti-
zismus ist ihm recht, insoweit sich mit seinen Argumenten verblüffend dartun
läßt, daß es mit der (dogmatischen) Philosophie, auf die man sich soviel ein-
bildet, nichts ist (vgl. den Hermotimos). Der Kynismus mit seiner Opposition
gegen die traditionelle Kultur bot zudem dem satirischen Schriftsteller sehr
dankbare Motive. Schon die erste Lektüre des Menippos mochte den gewandten
Literaten darauf führen, wie sich mit den Kynikergestalten Szenen bilden lassen,
die pikant und lustig zu lesen sind. Auch Piaton und die anderen großen Philo-
sophen der Vorzeit erhalten gelegentlich ihr Kompliment, nicht etwa, weil Lukian
eine warme Bewunderung für sie im Herzen trüge; aber sie gehören zu den her-
kömmlicherweise verehrten Größen der griechischen Literatur, und vor allem
lassen sie sich gut verwerten als Gegenbilder gegen die zeitgenössischen After-
philosophen, über die Lukian sich ärgert. Höchstens für Piatons schriftstelle-
rische Bedeutung besitzt der geschulte Rhetor ein wirkliches Verständnis. Der
Nigrinos ist ein Schreiben an einen dem Absender persönlich bekannten Plato-
niker. Die hier zur Schau getragene übertriebene Begeisterung, der ein ironischer
Hauch nicht fehlt, beweist für eine Bekehrung zur Philosophie nichts. Der Ton
des Schreibens ist gerade so wenig ernst zu nehmen wie der eines Enkomions.
Auch der Demonax ist eine durch persönliche Bekanntschaft beeinflußte
Lobschrift. Lukian hat Gefallen an seinem Helden, weil er so wenig vom Wesen
<^ler zeitgenössischen zünftigen Kyniker an sich hat und Freigeist ist. Wo aber
(51() § i8. Die Neuplatoniker überhaupt.
der Kynisimis mit Scliwärmerei und Prätension verbunden ist, wie bei Pore-
grinos Proteus, erwacht wieder sein Haß. Die von Neueren vielfach unter-
uoranienen Versuche, mehr oder minder scharf geschiedene Perioden in Lukians
Verhältnis zu Philosophie und Philosophen nachzuweisen, beruhen darauf, daß
man den von Hause aus unbestimmten und schillernden Charakter seiner Be-
ziehungen zur Philosophie außer acht ließ und seinen Äußerungen im einzelnen
zuviel Gewicht beilegte. Viel förderlicher als solche Versuche wäre ein er-
schöpfendes Inventar aller der Stellen, an welchen Lukian griechische Philo-
sophen und ihre Lehren berührt. Wir erhielten damit einen Untergrund für
Quellenstudien und vermöchten im einÄ oder andern Falle zu beobachten, in
welcher Form die Systeme Lukian entgegentraten. So ist es z. B. nicht ohne
Interesse, daß der Nigrinos deutlich gerade den mit Gedanken der kynisch-
stoischen Diatribe stark durchtränkten Piatonismus erkennen läßt, den n. a.
^laximos von Tyros vertrat (vgl. Hobeins Dissertation unten S. 200*i. Nach
anderer Seite fruchtbringend ist die Beobachtung der Berührungen der 'A/.tjßt}
Si tj-'t'ifiara mit der pythagorisierenden LTnterhaltungsliteratur (vgl.
Boll, unten S. 207*. 216*). Auf die mannigfachen Beziehungen Lukians zur
Philosophie im einzelnen kann hier nicht eingegangen werden. ^lan vgl. darüber
die S. 214* ff. angeführte Literatur.
Dritte Epoche: Die Herrschaft des Xeuplatonisinus.
(Siehe die allgemeine Charakteristik oben Seite 39. 42 f.)
Schulen: Neuplatoniker, Peripatetiker (IV), Kyniker (IV).
§ 78. Die Neuplatoniker überhaupt. Der Xeuplato-
nismus betont aufs stärkste die Transzendenz der Gottheit,
sucht damit aber eine monistische, auf dynamischen
Pantheismus begründete Weltanschauung zu vereinigen. Der
Gegensatz zwischen dem höchsten Wesen und der Welt wird
zunächst durch Herausarbeitung eines selbst über Sein und
Denken erhabenen Absoluten zum schärfsten Duahsmus ge-
spannt, dieser aber dann dadurch aufgehoben, daß jenes Absolute
als Ursache von allem einscliließlich des Negativen (Materiellen)
der Erscheinungswelt aufgefaßt wird. Knüpft der Neuplatonis-
mus in Dualismus und Transzendenz an pythagoreisch-plato-
nisch-aristotelische, in Monismus und dj'namischem Pantheismus
an stoische Vorstellungen an, so durchbricht er mit der Lehre
von der Ekstase als letztem Ziel das philosophische Prinzip
einer verstandesmäßigen objektiven Welterfassung. Die Ekstase
gilt ihm zwar auch als ein theoretisches Verhalten, aber nicht
in der Form diskursiven Denkens, sondern als unmittelbares
Erfassen des Objektes, der Gottheit. Sie ist damit zugleich
auch die Befriedigung eines religiösen Dranges.
Der Xeuplatonismus will nur echter Piatonismus sein, bringt
aber tatsäclilich eine neue Form der Welterklärung, 'die die
§ 78. Die Xeuplatoniker überhaupt. (]{(
Hauptgodankon der griechischen Philosophie sowie die Vor-
stelhingen griechischer und orientahscher Pvchgion in einem
großartigen System zusammenfaßt und dieses z. T. zur Stütze-
der antiken Religion im Kampfe gegen das Christcnturn ver-
wertet.
Im Neuplatonismus lassen sich, sieht man ab von den
schwer greifbaren Lehren seines Begründers, des Ammonio&
Sakkas, drei Richtungen unterscheiden, die sich auf sechs
Schulen oder Gruppen von Xeuplatonikern verteilen:
I. Die metaphysisch-spekulative Richtung, eröffnet
in (1) der Schule des Plotinos, Amelios und Porphyrioi*
(s. § 80), Aveiter verfolgt in (2) der syrischen Schuld des-
lamblichos, Theodoros von Asine und Dexii^pos (s. i?Sl).
vollendet in (4) der athenischen Schule des Plutarchos.
Syrianos, Proklos, Damaskios, Simplikios u. a.
(.'^^ ij 83).
IL Die religiös- theurgische Richtung, ausgebildet in
(8) der pergamenischen Schule des Aidesios, Chrysan-
thios, Eusebios, Maximos, lulianos (Apostata), Euna-
pios u. a. (s. § 82).
III. Die gelehrte Richtung, vertreten durch (5) di&
alexandrinische Schule der Hypatia, des Synesios,
Hierokles, Hermeias, Ammonios, loannes Philoponos.
()lympiodoros u. a. (s. § 84) und durch (6) die Neuplato-
niker des lateinischen Westens: Chalcidius, Marius
Vietorinus, Macrobius, Boethius u. a. (s. § 85).
Die pergamenische Schule hängt durch ihre Männer und,
trotz ihrer besonderen Richtung, durch den materiellen Gehalt
ihrer Lehre so eng mit der syrischen des lamblichos zusammen^
daß sie als deren AbzAveigung erscheint und ihr in der folgenden
Darstellung zunächst angeschlossen werden wird.
Die Xeuplatoniker der gelehrten Richtung zeichnen sich im
ganzen dadurch aus, daß sie die oben angegebenen spezifisch
neuplatonischen Lehren gegen einen allgemeineren Platonismus-
zurücktreten lassen.')
') Es ist eine Frage des Wortgebrauches, ob mau Männer wie Hierokles^
Boethius und Verwandte den Neuplatonikern zuzählen Avill oder nicht. Nimmt
man in den Begriff „Neuplatonismus'' die durch Plotin, lamblich. Proklos und
ihre Anhänger vertretene Metaphysik und Lehre von der Ekstase als notwendiges
Merkmal auf, so wären die Alexandriner und Lateiner jedenfalls zum größten
Teile von den Xeuplatonikern abzusondern. Angesichts der Übereinstimmung ii>
anderen Dingen und der vielfachen Beziehungen zwischen "der alexandrinischen
und athenischen Schule empfiehlt es sich aber, die Bezeichnung ., Neuplatonismus''
in einem weiteren Sinne auch für die oben unter III genannte Richtung gelten
zu lassen. Vgl. auch das in § 85 zu Cornelius Labeo und Chalcidius Bemerkte,
ßl8 § "^- Amnionios Sakkas und seine unmittelbaren Schüler außer Plotinos.
^ 79. Ammoniüs Sakkas und. seine unmittelbaren
Schüler außer Plotinos. Der Begründer des Neuplatonismus
ist der Alexandriner Anniionios Sakkas. der Lehrer des Plotinos.
Ammonios hat seine Lehre nur mündlieh vorgetragen, und ihr
Verhältnis zu der plotinischen läßt sieh im einzelnen nicht mit
Sicherheit bestimmen. Auf ihn selbst wird die Behauptung
zurückgeführt, zwischen der Philosophie des Piaton und des
Aristoteles sei keine wesentliche Differenz : doch ist auch diese
Angabe unsicher.
Von den Schülern des Ammonicjs sind neben Plotin die be-
deutendsten: Origenes der Xeuplatoniker. Herennios und Lon-
ginos der Philologe. Ob auch der christhche Kirchenschriftsteller
Origenes (Adamantios) Ammonios Sakkas gehört hat. ist nicht
nüt Sicherheit auszumachen.
Antike Nachrichten über Leben, J?chriften und Lehre dieser
Männer s. bei Zeller III 2^ S. 5W ff. Für Longin ist das Material zusammen-
gestellt bei Ruhnken, Dissert. de vita et scriptis Longini, in dessen Opuscula
(abgedruckt in Weiskes Ausgabe von [Ps.-jLongin de sublim.), sowie in den Aus-
gaben der Schrift De sublim, von L. Yaucher (Genf 1854) und Jahn-Vahleu
Thier S. 88 ff. der 4. Aufl. [Leipz. 1910] Testimonia de Longino). Das Material
"►ifür den Christen Origenes s. in den theologischen Handbüchern (Harnack,
Oesch. d. altchristl. Liter, [s. dort d. Register zu Teil I und II Bd. 2], Krüger,
Gesch. d. altchristl. Lit. § 61, Bardenhewer, Gesch. d. altkirchl. Lit. § 48 [II'
S. 68 ff.], Jordan, Gesch. d. altchristl. Lit. fs. dort d. Register]). Weitere
Schüler des Ammonios Sakkas s. bei Zeller a. a. O. S. 513 Anm. 1.
Erhaltenes. Ausgaben: P'ragmente nur von Lonfjinos erhalten, ge-
sammelt von Vaucher a. a. 0.; vgl. auch Walz. Rhetores Graeci (s. d. Index
auctorum s. v. Longinus). Spengel-Hammer, Rhetores Graeci (I 2 S. 179 ff.
[213 ff.]; dazu Praefatio S. XII. XIII), sowie die Testimonia bei Jahn-Vahlen
a. a. 0. und Diehls Ind. auct. zu seiner Ausg. von Proklos z. Tim. s. v. Lon-
ginus. Daß auch in den Abschnitten über den Stil des Antiphon, Lvsias und
Demosthenes bei Photios Bibl. cod. 259, 262 und 265 fder S. 492 a 29. 35
zitierte) Longin verwertet wurde, ist ein Forschungsergebnis Br. Keils (s. das
unten S. 218* erwähnte Referat). Die erhaltene Schrift Ileoi iipov; ist nicht
von Longin verfaßt (s. unten S. 218''), die angebliche Metaphysik des Herennios
eine Fälschung aus der Zeit der Renaissance (Ausgaben von Simon Simonides
[Samo.4c um 1604] und A. Mai, Class. auct. IX S. 513 ff.). Die Ausgaben der
Schriften des Christen f)rif/enes s. in den theologischen Handbüchern.
Am moiiios SaJ^Icas, der ungefähr von 175—242 nach Chr. lebte, ist von seinen
Eltern im Christentum erzogen worden, später aber zum hellenischen Glauben
zurückgekehrt. Porphyr, bei Euseb. Hist. eccl. 6, 19. 7 berichtet: 'y4fttiü>vio; fxkv
■■äo Xoinxiaro; er XoioriuvoTg uvaToa(/:sig toT; yorevoiv, oxe xov ^ ooreir y.ai rfjg
ff i'/.oaoff iu; ijifazo, evdvc .Toöc rip- xazä vöiiov: zTo/.iTEiar uezeßa/.szo. Der Beiname
Zay.y.ä; (der Sackträger) weist auf die Beschäftigung hin, durch welche Ammo-
nios ursprünglich sich seinen Lebensunterhalt erwarb oder erworben haben sollte.
Spätere geben ihm den Beinamen deoöiday.rog (vgl. Hierokles bei Phot. Bibl. cod.
214 S. 172 a 4 Bekk., cod. 251 S. 461a 32). Die nicht unwahrscheinliche An-
gabe, er habe die platonische und aristotelische Lehre dem Wesen nach für
identisch erklärt, stammt von Hierokles her (bei Phot. Bibl. cod. 214 S. 172 a
3 ff.; cod. 251 S. 461a 24 ff. Bekk.). der der alexandrinischen Schule der Keu-
Amnionios 8akkas, Origeucs, Herennios. 019
platoniker angehört (vgl. § 84); vielleicht übertrug er aber doch mir sein eigenes
Ausgleichungsstreben aut Amnionios. Über die Lehre des Amnionios von der
Unkörperlichkeit der Seele und ihrem Verhältnis zum Körper macht Xeniesios
ile nat. hom. 2 S. 70; 3 S. 129 IMatth. einige Mitteilungen, bei denen aber auch
zweifelhaft bleiben muß, ob nicht Fremdes auf Ammonios übertragen worden sei.
Ob die Lehre, die in dem System des Plotin voii fundamentaler Bedeutung ist,
daß das Eine schlechthin Gute jenseits der Ideenwelt und des göttlichen Ver-
standes sei, schon von Ammonios aufgestellt wurde, ist ungewiß ; sie war nach
Procl. Theol. Plat. 2, 4 S. 90 dem Mitschüler des Plotin, Origenes, fremd. Wie
Longin zu ihr stand, wissen wir nicht genau, da die Streitfrage zwischen ihm
und Plotin, ob die Ideen außerhalb des 7'ovg subsistieren, mit jenem Problem
nicht notwendig zusammenhängt.
Daß Origenes der heidtiisvhe Neuplatoniker und Orif/enes der
t'Urist zu unterscheiden sind, ist nicht zu bezweifeln: denn Porphyrios (bei
Euseb. Hist. eccl. 6, 19, 7j kennt offenbar die Schriften des christlichen Kirchen-
vaters, dessen trotz hellenischer Bildung eingehaltene christliche Richtung er
beklagt (a. a. (). bei Euseb.: 'Qgcyevijg Ök "EX/.t^r h' "ElXr^oi Jiai8svdsl? koyoig :joog
t6 ßäoßaoov fSojy.EÜ.E zokfitjfia, eo ötj cpegcor ainöj' re xai xrjv ev roTg Xöyoig e'iiv
iXff.-z/]levoe . . . tu 'E).).)')vcor roTg dßrsiotg vjioßa?.X6fiEvog jxvdoig), und sagt doch
von dem Platoniker Origenes, er habe nur über folgende zwei Themata ge-
schrieben: .Tfg« 8ai/x6rcor und ö'tt f.(6vog JioitjzTjg 6 ßaaüevg (Porphyr. Vita Plotini
:] S. 5, 21 ff. Müll.). Auch läßt sich mit dem ungünstigen Urteil des Porphyrios
an der angeführten Eusebiosstelle der Beifall schwerlich vereinigen, den Origenes
nachPorph. Vit. Plot. 14 (S. 14, 21 ff. M.) und 20 (S. 19, 5 ff. M.) bei Plotinos und
Longinos fand. Nach der letzteren Stelle rechnete Longinos den Origenes durch-
aus zu den schulmäßigen Piatonikern, was auf den Christen, auch wenn dieser
Amnionios Sakkas gehört hatte, keineswegs zutraf. Origenes (der Heide) war
nach Hierokles bei Phot. cod. 214 S. 173 a 21, cod. 251 S. 461a 38 f. neben
Plotinos der bedeutendste Schüler des Ammonios. Auch die sogleich unter
Herennios zu berührende Verabredung zeugt dafür, daß er zum intimsten Kreise
des Lehrers gehörte. Seine Schrift "Ort fiovog .-TOi?;r»)? 6 ßaadevg handelte von
der Identität des Weltbildners mit dem höchsten Gotte und richtete sich gegen
die von Numenios getroffene Unterscheidung des ßaaiXsvg von dem Demiurgen
(s, oben S. 585). Zu dieser Polemik stimmt es, daß ihm der Gedanke an eine
möglichst weitgehende Verlängerung der Stufenreihe höchster Wesenheiten nach
oben ferne lag und er kein über dem Nus und über allem Seienden stehendes
Eine ansetzte (Procl. Theol. Plat. 2, 4 S. 90). Daß sich Origenes mit Erklärung
des platonischen Timaios (zum wenigsten seiner Einleitung) befaßte, geht aus
zahlreichen Erwähnungen bei Proklos z. Tim. hervor. Doch scheint nach Porph.
Vit. Plot. 3 S. 5, 21 M. ein veröffentlichter Kommentar nicht vorhanden gewesen
zu sein.
Der Christ Origenes (geb. 185/6, gest. 254/5 nach Chr.) könnte, falls die
Angabe des Porphyrios bei Eus. Hist. eccl. 6, 19, 5 f. über sein Verhältnis zu
Amnionios Sakkas richtig ist, dessen Schule um 210 besucht haben.
Herennios traf nach Porph. Vit. Plot. 3 S. 5, 15 ff. M. mit Origenes und
Plotin eine Verabredung, die Lehren des Ammonios nicht zu veröffentlichen,
brach aber dieses Übereinkommen, worauf sich dann Origenes und schließlich
auch Plotin nicht mehr daran gebunden fühlten. Einer viel späteren Zeit, erst
der Renaissance, gehört eine unter dem Namen des Herennios erhaltene Schrift
'Egi'jytjatg rig rä /isra rä ^vaoca an, die eine Zusammenstellung von Stücken aus
Alexander von Aphrodisias, Philon, Damaskios, dem Byzantiner Georgios Pachy-
ßO() § 80. Plotinos, Amelios und Porphyrios.
meres u. a. ist. Zu Anfang dieser Schrift ist der Ausdruck „^Ictaphysik"' auf
das jenseits der Natur Liegende gedeutet: heiu tu (fvoixu /Jyovrai üjtFQ ffvoEOig
vnEQrJQiat /iul rriEQ alziav xul }Myov elaiv.
Longinos (etwa 213— 273 n. Chr.), der bekannte Philologe und Rhetor, ver-
trat im Gegensatz gegen Plotin xind dessen Anhänger die Lehre, daß die Ideei>
getrennt vom vorg existieren: noch Porphyrios, der eine Zeitlang Longins Schüler
war, suchte in einer gegen Plolin gerichteten Schrift zu beweisen, ozi l'^w zov
lov v(feait]x£ zä vorjzd, ließ sich dann von Amelios, einem Schüler des Plotin,
eines andern belehren, ward aber darüber von Longin angegriffen (Porphyr, Vit.
Plot. 18 S. 16, 39; 20 S. 20, 14 ff. Müller, Procl. in Tim. I S. 322, 24'Diehl).
Höchst wahrscheinlich hat Longinos so wenig wie Origenes den vovq von dem
Urwesen unterschieden. Er verhielt sich überhaupt, wie er selbst in dem von
Porphyrios Vit. Plot. 19 mitgeteilten Schreiben sagt, bei aller Anerkennung der
Persönlichkeit und der philosophischen Bedeutung des Plotinos gegen die meisten
seiner Sätze ablehnend (S. 18, ü f. M.), was dann wieder zur Folge hatte, daß
Plotin ihn überhaupt nicht als Philosophen anerkannte (Porph. Vit. Plot. 14
S. 14. 20 M. : ifiXÖAoyog ^ih' n Aoyyivoc^ qi/.6oo(fo; dk ovSauäig). Porphyrios
schätzte ihn als den größten Kritiker seiner Zeit sehr hoch (Vit. Plot. 20 Anf.).
Als Schriftsteller ist Longin mit zahlreichen Arbeiten zur Philosophie, Rhetorik
und Literarästhetik hervorgetreten. Erhalten haben sieh davon nur verhältnis-
mäßig wenige Bruchstücke. Für seine metaphysische Auffassung war wohl neben
der Schrift Tlsgl uq/jov (Porph. Vit. Plot. 14 g. E.) namentlich sein Timaios-
kommentar von Bedeutung, aus dem Proklos z. Tim. manches mitteilt. — Daß
die Abhandlung vom Erhabenen {:i£oi vyiovg), eine Schrift voll feiner und
treffender Bemerkungen, durch welche die Ästhetik wahrhaft bereichert worden
ist. nicht von Longin herrührt, ist jetzt sicher.
§ 80. Plotinos, Amelios und Porphyrio.^. Plotinos
{'20'S — 2H9 n. Chr.), der zuerst die neuplatonisehe Lehre in an-
nähernd systematischer Form entwickelt oder mindestens zuerst
in dieser Form schriftlich dargestellt hat, erhielt seine Bildung"
zu Alexandreia unter Ammonios Sakkas und lehrte später (seit
243 oder 244 nach Chr.) in Rom. Er besaß eine umfassende
Kenntnis der früheren griechischen Philosophen und war selbst
ein Denker von bedeutender spekulativer Kraft und Tiefe.
Seine Schriften hat sein Schüler Porphyrios stilistisch über-
arbeitet und in sechs Enneaden herausgegeben, die uns noch
vorliegen.
Mit Piaton unterscheidet Plotin die übersinnliche und
die sinnliche Welt (voi^rd und aiad^)^Tci). Ihm eigentümlich
ist aber die Art der Zerlegung des Übersinnlichen in
mehrere einander über- und untergeordnete Hyp ostasen
und der Herleitung des Sinnlichen aus dem Übersinn-
lichen. Der Hypostasen innerhalb des letzteren sind es drei.
Die höchste ist über alles Sein, Tun und Denken erhaben. Man
kann von ihr im wesentlichen nur sagen, was sie nicht ist.
§ 80. Plotinos, Amelios und Porphyrios. Cy2\
Von positiven ßostimmnngen gilt nur, daß sie das Eine und
das Gute ist. Die nächste Ausstrahlung des Einen ist der
Nus, in welchem sich schon die Zweiheit des Subjektes und
des Objektes der Denktätigkeit, des Denkenden und des Ge-
dachten, vorfindet. Sein Erzeugnis ist die Seele. Sie bildet
als unterste Stufe des Übersinnlichen zugleich die Brücke zum
Sinnlichen, das wieder ihre Schöpfung ist. Dieser vermittelnden
Stellung entsprechend wird sie in eine obere und eine untere
Seele zerlegt, von denen sich die erstere zum Nus, die letztere
,— als ..Natur" — zum Sinnlichen hinwendet, das sie hervor-
gehen läßt, in das sie eintritt und für das sie sorgt. So bildet
trotz des Gegensatzes zwischen übersinnlichem und Sinnlichem
doch alles Existierende eine einheitliche Stufenleiter.
Selbst die allem Sinnlichen als Substrat zugrunde liegende
Materie, der eigentliche Gegenpol des Übersinnlichen, ist hier-
von nicht ausgeschlossen. Das Eine und die Materie sind nur
die Endpunkte einer Linie, in deren Verlaufe das Licht des
Einen allmälilich verblaßt und schließlich in die Dunkelheit der
Materie übergeht. Das Nichtseiende, die Materie, ist nicht nur
Gegensatz, sondern auch Produkt des Seienden. So vereinigt
Plotin den platonischen Dualismus mit einem Monis-
mus, wie ihn die Stoa, freilich in wesentlich anderer
Form, gelehrt hatte.
Die Ideen verlegt Plotin in den Nus, in welchem sie aber
nicht als bloße Gedanken, sondern als Substanzen und Kräfte
Bestand haben. Ihnen fällt die Rolle zu, die Wirkung des Nus
auf das unter ihm Stehende zu vermitteln. Das Hervorgehen
des Seienden aus dem überseienden Einen ist keine
„Emanation", insofern ein solches „Herausfließen" eine
Schwächung und Minderung des Einen herbeiführen müßte.
Das Eine wird vielmehr durch die Erzeugung des unter ihm
Stehenden ebensowenig berührt, wie ein Gegenstand dadurch
eine Beeinträchtigung erleidet, daß sein Bild in einem Spiegel
entsteht. Jene Erzeugung beruht auch nicht auf einem
\A'illensakte, sie ist vielmehr ledighch eine natürliche Wirkung,
die sich aus dem Wesen des Einen und Guten ohne weiteres
und mit Notwendigkeit ergibt.
Neben der Metaphysik hat in Biotins System die Ethik
das Hauptgewicht. Ihr Prinzip ist die Befreiung von der Un-
reinheit, mit welcher die Seele infolge ihres Eingehens in die
Sinnlichkeit behaftet ist. Ethisches Ziel ist die Ver ähn-
lich uns- mit Gott. Noch darüber hinaus aber liegt ein
(JO-) 55 80. I'lotinos, Amolios und l'orphyrios.
uuiiiittelbaies Anseliauen des ürvvesens und EinsAverdon mit
ihm in der Ekstase. Diese ist ein Zustand der OeoqIu, zu
welchem aber das praktische Verhalten der Reinigung und
Tugendübung eine Vorbereitung bildet.
Unter Plotins Schülern waren Amelios und Porphyrios die
bedeutendsten. Amelios zerlegte den Nus in drei Hypostasen
und vermehrte damit die Stufenfolge übersinnlicher Wesenheiten.
Aach Porphyrios bildete die plotinische Lehre fort, insonder-
heit nach der Seite des Ethischen und Religiösen. Seine Haupt-
bedeutung liegt aber in der P'ürsorge für den literarischen
Nachlaß seines Lehrers und in der umfassenden gelehrten
Tätigkeit, die er auch sonst entwickelte. Mit ihm beginnt die
Reihe der neuplatonischen Kommentatoren platonischer und
aristotelischer Schriften, Aus seinen erhaltenen Werken verdient
die Eisagoge, ein viele Jahrhunderte hindurch benutztes
logisches Elementarbuch, hervorgehoben zu werden. Eine
Leistung anerkennensw^erter Kritik und (jelehrsamkeit war seine
Streitschrift gegen die Christen.
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehre:
Plotin: Hauptquelle die von Porphyrios verfaßte Vita (abgedruckt in den
Plotinausgaben, s. unten iind bei Porphyrios). Von geringer Bedeutung Eunapios
is. oben S. 23 und unten § 82j und Siiidas. Das weitere Material bei Zeller
III 2* S. 520 ff.
Amelios: Porphyrios' Leben des Plotin. Suidas. Das weitere Material
bei Zeller III 2^ S. 688'ff.
Porphyrios: Hauptquellen über ihn sein Leben des Plotin und der Artikel
des Suidas (hier Schriftenverzeichnis). Von geringem Wert Eunapios. Einiges
i)ei Elias in Porph. Isag. S. 39, 4 ff. Busse. Eine syrische Lebensbesehreibung
ist besprochen von O. Baumstark, s. Literaturverz. S. 220* Z. 6 von unten. Das
gesamte Material bei J. Bidez, Vie de Porphyre, Gand. Leipz. 1913 (hier S. 45* ff.
Extraits d'Eunape, de Suidas et d'auteurs arabes sur la vie et les oeuvres de P.,
S. 63* ff. Liste des ecrits de P.).
Weitere Schüler des Plotinos Zeller III 2-* S. 688 Anm. 1, Schüler
des Porphyrios Zeller ebenda S. 735 f.
Ausgaben und Übersetzungen:
Plotins Werke erschienen zuerst in der lateinischen Übersetzung des
Marsilius Ficinus, Florentiae 1492, auch Salig-niaci 1540, Basileae 1559; dann
griechisch und lateinisch: Basileae 1580, wiederholt Bas. 1615; hrsg. mit Ficins
Übersetzung von Dan. Wyttenbach, G. H. Moser und Fr. Creuzer, Oxonii 1835;
von Creuzer und Moser, Paris 1855. PI. opera ex recens. Ad. Kirchhoffii, vol.
I. II, Lips. 1856. PI. Enneades rec. H. F. xMüUer; antecedunt Porphyrius, Euna-
pius. Suidas, Eudocia de vita Plotini, vol. I. II, Berol. 18-8. 1880. PI. Enneades
praemisso Porphyrii de vita Plotini deque ordine librorum eins libello, ed. Eic.
Volkmaun, vol. I. II, Lips. 1883. 1884. Die Abhandl. Plotins über die Tugenden
und gegen die Gnostiker wurden von A. Kirchhoff, Berl. 1847, herausgegeben,
das Buch gegen die Gnostiker von G. A. Heigl, Regensb. 1832. Enn. I 6 hat
Creuzer gesondert ediert: Plotini lib. de pulchritudine, Heidelbergae 1814. Das
achte Buch der dritten Enneade (von der Natur, von der Betrachtung und von
dem Einen) ist von Creuzer übersetzt und erläutert in: Daub und Creuzer,
Studien, Bd. I, Heidelberg 1805. S. 23—103, die erste Enneade von J. G. V.
§ 80. Plotinos, Ameliob und Porphyrios. ß23
Eiigclhardt, Erlangen 1820, das Buch .ttgl dtiOQia? (Eiin. Jll 8) krit. uniersucht,
übersetzt und erläutert von ?Ierm. Friedr, Müller, Jsordhaiisen und Berlin 1875
(l'r. von Ilfeld), die Abh. IIöOev lä y.uxn (Enn. I 8) kritisch ediert und übersetzt
von E. Schröder, in: Pl.s Abh. Ilödev tu y.ay.ä, Rost. 11) IG, Diss., S. 81— n 7.
JlFoi siii((ouertjg {Enn. III 1), ed. Orelli. mit Alexander v. Aphrod., s. oben S. öd.
Die Enneaden des Plotin übersetzt v. Herni. Friedr. Müller; vorangeht die Lebens-
beschreibung des Plotin von Porphyrius, 2 15de., Kerlin 1878. 1880. Plotin,
Enneaden, in Auswahl übers, u. eingel. von Otto Kiefer, 2 Bde., JeJia 1905. Ins
Englische hat Th. Taylor mehreres übertragen, Lond. 1787. 1794. 1817, neu hrsg.
V. Ct. R. St. Mead. London 1895. PI. on the Beautiful, transl. by Th. Davidson,
Bibl. Piaton. I 4 (1890), S. 309—321. Mehrere weitere Übersetzungen., einzelner
Abhandlungen in The Piatonist I ff. (St. Louis 1881 ff.). Eine franz. Übers, des
(Tanzen mit Kommentar hat Bouillet geliefert, Paris 1857—60.
Porphyrii Vita Plotiui erschien zuerst in den Baseler Ausgaben des
Plotin von 1580 und 1615, dann in Fabric. Bibl. gr. IV 2, 1711, S. 91—147, und
in der Oxforder Ausgabe des Plotin 1835 (jedoch nicht in der Pariser Ausgabe
desselben), in Kirchhof fs Ausgabe, Lpz. 1856, in H. F. Müllers Ausgabe, Berl. 1878,
ferner in Cobets Ausg. des Diogenes Laertios, Pa.ris 1850 (vgl. oben S. 17),
Append...S. 102—118, hrsg. von Ant. Westermann. Übers, von H. F. Müller in
dessen Übersetz, der Enneaden des Plot., Berl. 1878. — Porph. philos. lib.
de vita Pythagorae, eiusdem sententiae ad intelligibilia ducentes,
de antro nymi^harum, Luc. Holstenius Latine vertit, Romae 1630. — Vita
Pythagorae, ed. Kießling, bei lambl. de vit. Pythagorica, Lips. 1815 — 16; ed.
\Vestermann, im Anhange von Diog. L. ed. Cobet, Paris 1850 (Append. S. 87
bis lOlj. — 'A(foouai .too? tu rotjrd, hrsg. von L. Holstenius mit der vita
Pythag. (s. o.), und in der Pariser Ausgabe des Plotin, Paris 1855. Praefatus
recensuit testimoniisque instruxit B. Mommert, Lipsiae 1907 (Bibl. Teubn.). —
Ejjist. de diis daemonibus ad Anebonem bei larabl. de myst., Venet. 1497,
und in den Ausgaben derselben Schrift von Gale, Oxonii 1678, und Parthey,
Berlin 1857 (s. § 81^. — De quinque vocibus sive in Categor. Aristotelis
introductio, Paris 1543, und vor den meisten Ausgaben des Organon, auch im
4. Bde. der von der Berliner Akad. veranstalteten Ausgabe des Aristoteles, Schol.
ed. Brandis, Berl. 1836. S. 1 — 6; diese Eisagoge und ein in Dialogform abgefaßter
Kommentar zu Aristoteles' Kategorien in der zur Akad. Samml. d.
griech. Aristoteleskommentare (IV 1) gehörigen Ausgabe von Ad. Busse, s. oben
5. 365. Über die griechischen Erklärer der Eisagoge des Porphyrios s. die Prae-
fatio bei Busse, S. XXXIV bis L, auch denselben, Die neuplaton. Ausleger der
Isagoge des P., Berl. 1892, Pr. Griechische Kommentare in den Comment. in
Aristot. Graeca (s. oben S. 365 f.; IV 3 Ammonius, XVIII 1 Elias, XVIII 2 Da-
vid). Syrische Kommentare zur Eioaymyi] des P. bei Baumstark, s. unten S. 220*
Zeile 4 von unten. — De abstinentia ab usu animalium libri quatuor
(zuerst 1.548 gedruckt), ed. Jac. de Rhoer, Trai. ad Rh. 1767. — De antro
nyrapharum, ed. R. M. van Goens. Trai. ad Rh. 1765. — Epist. ad Mar-
cellam, ed. Angelus Mains, Mediolani 1816. 1831; ed. J. C. Orellius, in: Opusc.
Graec. sententiosa, tom. I, Lips. 1819. — De philosophia es oraculis hau-
rienda librorum reliquiae, ed. Gust. Wolff, Berol. 1856. — De abstinentia
et de antro nympharum. ed. Rud. Hercher (mit Aelian De nat. animalium
usw.), Paris 1858. P. von der Enthaltsamkeit, aus dem Griech. mit Anm. von
E. Baltzer, Xordh. 1869. — Porjih. philos. Platonici opuscula selecta (Kleinere
Fragmente der 9 «Äoo. loiooiu. vita Pythag., de antro nymph.. de
abstinentia, ad Marcellam) iterum rec. Aug. Xauck, Lips. 1886. — IIsol
uya/.i(äT(or und De regressu animae: die Fragmente bei Bidez S. 1* ff 27* ff.
— Porph. Quaest. Homericarum rell. coli. Herrn. Schrader, 2 Bde., Lpz. 1880.
1890. — Eloaytoy i] slg ri^v arr orn/. eofiar ix i]v tov Ilro/.e uai'ov , ed. Hieron.
Wolf, Basil. 1559. Dazu Ch. Em. Ruelle, Texte astrologique attribue a Demophile
et rendu a Porphyre, Rev. d. etud. grecqu. 24 (1911), 333 ff. Zitate in astro-
logischen Traktaten: s. die Indices z. Catalog. cod. astrol. Graec. (oben S. 17). —
Eig zä ' A ouovixct Jlioke /nuiov v.-rö uvt] /na , ed. Wallis. Oper. math. III, Oxon.
1699. — Fragmente seiner Chronik bei Müller, Fragm. hist. Gr. III S. 689 bis
727. — K. Kalbfleisch, Die neuplatonische, fälschlich dem Galen zugeschriebene
Schrift TTobg Favgov rrsgi tov :rojg s/ntpvxovzai r a Efißgva, aus der
Pariser Handschrift zum ersten Male herausgegeben. Anhang zu den Abh. der
Berl. Akad. phil.-hist. Klasse 1895 (gehört, wie der Herausgeber sehr wahrschein-
^y24 § ^'- Plotinos, Anielio? und Porphyrios.
lieh macht, dem i'orphyriost. — Die bei Macarius Maornes (um 390) erhalteuen
Fragmente einer christengegnerischen vSchrift führt Ad. Harnack,
Kritik des Neuen Testamentes von einem Philosophen des 3. Jahrh. (Texte und
Unters, z. Gesch. d. ahchristl. Lit. Bd. 37. Heft 4), Leipz. 1911, auf ein Exzerpt
-aus der f^chrift de? P. gegen die Christen zurück (bleibt fraglich); Text u. Über-
setzung der Fragmente bei Harnack S. 20 ff. — Porph. ., Gegen die Christen--
15 Bücher Zeugnisse, Fragmente und Referate, hrsg. v. Ad. v. Harnack. Abh. d.
Berl. Akad. Jahrg. 1916, philos.-hist. Kl., Berl. 191G.
Für die nicht gesondert herausgegebenen Fragmente von
Werken des Porphvrios sehe man die Fundstellen bei Bidez a. a. O.
S. 65* ff.
Plotfnos. Seine Vaterstadt wav Lvkon (Eunap. Vit. soph. S. 6 Boiss.i
-jder Lykopolis (Porphyr. Isag. S. 1, 1 Busse, Suid. iD.oir.) in Ägypten; er selbst
wollte sie nie nennen, ebensowenig seine Eltern tind die Zeit seiner Geburt; denn
das alles erachtete er für ein Irdisches und schien sich zu schämen, daß er im
Leibe sei, wie sein Schüler Porphyrios (Vit. Plot. 1 Anf.) erzählt. Seine Geburt
ist nach der Angabe seines Schülers Eustochios, der zufolge er am Ende des
zweiten Regierungsjahres des Kaisers Claudius IL (269 bei Zugrundelegung des
Amts-[Kalender-],Jahres, 270 bei Berechnung nach der Herrschaftsdauer) im
•66. Lebensjahre starb (Porph. Vit. Plot. 2 S. 4, 19 f. Müll.), 203 oder 204 nach
Chr. anzusetzen (Porphyrios a. a. O. S. 4, 26 errechnet das dreizehnte Regie-
rungsjahr des Septimius Severus = 205/6). Zu 203 stimmt, daß Plotin bei der
Eröffnung von Gordians III. Feldzug gegen die Perser (etwa Frühling 242; im
39. Lebensjahre stand (Porph. Vit. Plot. 3 S. 5, 9 ff. M.). Auch die Aveitereu
chronologischen Angaben bei Porph. Vit. Plot. 3 und 4 widersprechen nicht. In
meinem 28. Lebensjahre wandte sich Plotin der Philosophie zu und hörte bei den
damals in Alexandreia berühmten Männern, aber keiner vemiochte ihn zu be-
friedigen, bis er endlich zu Ammonios kam und in ihm den Lehrer fand, den er
gesucht hatte. Bei diesem blieb er bis zum Jahre 242; dann schloß er sich
dem Zuge des Kaisei-s Gordianus gegen die Perser an, um die persische Philo-
sophie kennen zu lernen, verfehlte aber diesen Zweck bei dem unglückliehen
Ausgange der Expedition und mußte durch die Flucht nach Antiocheia sein
Leben retten.
Vierzigjährig (243 oder 244 nach Chr.) kam Plotin nach Rom (Porph. Vit.
Plot. 3 S. 5, 15 M.). Es gelang ihm. dort Schüler zu finden und später auch
den Kaiser Gallienus sowie dessen Gemahlin Salonina für seine Lehre zu ge-
winnen, so daß er sogar den Gedanken zu fassen Avagte, mit Genehmigung und
Unterstützung des Kaisers in Campanien eine Philosophenstadt zu gründen, die
Platonopolis heißen, und deren Einwohner nach den Gesetzen Piatons leben
soUten. Er selbst wollte mit seinen Schülern dort Mohnen. Gallienus war nicht
abgeneigt, dem Philosophen die Bitte zu gewähren, wurde aber von Leuten seiner
L'mgebung umgestimmt, so daß der Plan nicht zur Ausführung gelangte (Porph.
Vit. Plot. 12).i) In Rom blieb Plotin wahrscheinlich bis zum ersten Jahre der
Regierung des M. Aurelius Claudius (268 n. Chr.; Porph. Vit. Plot. 3 S. 5,
"29 ff. M.) und begab sich dann nach Campanien, wo er auf dem Gute seines
verstorbenen Schülers Zethos bei ]\Iinturnae 269 n. Chr. starb (Porph. Vit.
Plot. 2).
^) Nach Porphyrios handelte es sich um Wiedererweckung einer Stadt, die
einst in Campanien existiert haben, dann aber zerstört sein sollte, also vielleicht
Pompeii oder Herculaneum (so Gereke, Rhein. Mus. 41 [1886], 268j.
Plotiiios. {y2~)
Daß Plotin die Lehren der sämtlichen philosophischen Schulen der Griechen
durch Lektüre der Hauptwerke genau kannte, geht aus seinen Schriften hervor.
Daß er sich insbesondere auch mit der aristotelischen Metaphysik befaßte, bezeugt
I'orph. Vit. Plot. 14. der ihm weiter nachrühmt, daß ihm in Geumetrie, Arith-
metik, Mechanik, Optik und Musikwissenschaft kein Lehrsatz unbekannt gewesen
«ei, wenn er auch diese Gebiete nicht selbst bearbeitete. Von großem Einfluß
waren auf ihn die Schriften des Xumenios. Porphyrios erkennt in diesem einen
Vorgänger des Ammonios und des Plotin, weist aber in Übereinstimmung mit
Amelios und Longinos den Vorwurf zurück, den einige gegen Plotin erhoben
hatten, als reproduziere er nur die Lehren des Numenios; Plotin habe vielmehr
weit genauer, gründlicher und klarer als irgend einer seiner ^'orgänger die pytha-
goreischen und platonischen Prinzipien entwickelt (Vit. Plot. 17 f., 20 f.). In den
wissenschaftlichen Sitzungen, die er mit seinen Schülern abhielt, ließ Plotin die
Schriften der Platoniker und Xeupythagoreer Severus, Kronios, Numenios, Gaios,
Attikos, aber auch die der Peripatetiker Aspasios, Alexander (von Aphrodisia-sj und
Adrastos lesen und knüpfte daran seine eigenen Betrachtungen an (Porph. Vit.
Plot. 14j. Die Beziehungen Plotins zu verschiedenen philosophischen Richtungen
der vorangehenden Zeit haben Neuere zu der Annahme veranlaßt, er habe sich
dem Eklektiker Potamon angeschlossen. Aber Potamon stand zeitlich Plotin
sehr fern (vgl. oben S. 589), und auch eine literarische Einwirkung dieses Mannes
ist hi[ den geringen Spuren, die er in der Geschichte der Philosophie hinterlasseii
hat. äußerst unwahrscheinlich. Das System Plotins erklärt sich zur Genüge aus
der gesamten Entwicklung, die die griechische Philosophie und besonders der
Piatonismus bis auf seine Zeit genommen hatten.
Plotin begann in seinem .50. Lebensjahre (253 n. Chr., dem ersten Regie-
rungsjahre des Gallienus [Porph. Vit. Plot. 4 S. 6, 8 f. M.j) seine Lehre schrift-
lich darzu^stellen. Das Manuskript wurde in Plotins Auftrage (Porph. Vit. Plot.
24 Anf.) nach seinem Tode von seinem Schüler Porphyrios revidiert und ver-
öffentlicht; doch waren schon vorher einzelne Abschriften in die Hände der ver-
trauteren Schüler gelangt. Es gab im Altertum auch eine durch Eustochios
besorgte Ausgabe, über welche die Notiz (als Scholion zu Plot. Enn. 4, 4, 29
Schl.i auf uns gekommen ist, daß sie die zusammengehörigen p.sychologLschen
Untersuchungen, die sich Enneade 4 Buch 3 — 5 finden, anders einteilte, indem
sie das dritte Buch derselben an einer früheren Stelle als die porphyri.sche
Rezension beginnen ließ. Die noch vorhandenen Handschriften ruhen sämtlich
auf der durch Porphyrios besorgten Ausgabe.
Die Darstellung des Plotin entbehrt der künstlerischen Form der plato-
nischen Dialoge, und noch viel mehr ihrer dialektischen Kraft; doch hat sie An-
sprechendes durch die ernste Hingabe des Schriftstellers an den Gedanken, die
Weihe des Vortrags und die Tiefe philosophischer Spekulation. Porphyrios Vit.
Plot. 14 schreibt der plotinischen Diktion Gedrängtheit und Gedankenreichtum
zu (oviTOUo; ••gyove [seil. lJ/.o}uro;\ y.ai rro/.rrov^ ßQ'J^'/y-^ '^^ ''■"■'^ fot'jitaoi rr/.eord^ojr
jj /J^Eoi) uiid findet in vielen Partien mehr die Sprache der religiösen Begeisterung
(r« .To/./.ä hOovaioiv y.a'i ey.:ia&ö)g rfou^ojv) als den lehrhaften Ton. Longinos be-
kennt trotz der Bekämpfung der meisten Lehren seines Mitschülers doch seine
Hochschätzung der plotinischen Denk- und Redeweise: rov de n'.Tor ttj; yoa(fiji
y.ai Tojr hi-otojy rarboö; xi]v Jtvy.rörr/Ta y.ai zö (fi).6oo(fov Tijg rwr ^r/TtjudiOir dta-
■OeaeMg v:isotia).f.6vio)g äya/ttat y.ai (fi'/.ö}, y.ai ttrrä röir iÄloyiiicoTÜT cor äyfiv xa rovrov
tiiß'/.ia (fairjv uv deh' toi-; ^rjrtjriyoi:: (Porph. Vit. Plot. 19 a. El.
Die Themata der .54 Abhandlungen des Plotin, welche Porphyrios in
sechs Enneaden zusammengestellt hat, indem er, wie er selbst (Vit. Plot. 24»
Ueberwcd, (irundriü I. 40
^J«.>6 § 80. Plotinos, Amelios und Porphyrios.
tixgt. nach der Weise des Aristotelikers Andronikos von Ehodos das Verwandte
vereinigte und mit dem Leichteren den Anfang machte, sind im cinzehieii
iolgende:
Erste Enneade: 1. AVas das C'po»' überhaupt und was der Mensch sei
uler Zeitfolge nach die 53. Abhandlung). 2. Über die Tugenden (der Zeitfolge
nach die 19.). 3. Über die Dialektik oder über die dreifache Erhebung zum
Intelligibeln (20). 4. Über die Glückseligkeit (46). 5. Ob die Glückseligkeit^
durch die Zeitdauer einen Zuwachs erlange (36). 6. Über das Schöne (1 ). 7. Über
das erste Gut und die anderen Güter (54). 8. Welche Objekte die Übel seien,
und worin der Ursprung des Übels liege (51). 9. Über den berechtigten Selbst-
mord — .legi svXöyov e^aycoyfjg; zu Sache und Ausdruck b. oben S. 453 — (16).
Porphyrios bezeichnet (Vit. Plot. 24 S. 24, 15 M.) die Themata der ersten
Enneade im allgemeinen als die ethischen (zu //üiyetoTega oder rag i)dty.o}TEoag
vriodioEig). Die Stelle aber, welche er ihnen gibt, unterliegt Bedenken; denn
Plotin gründet die ethische Lehre von der subjektiven Erhebung zum Guten
durchaus auf die zuvor entwickelte Lehre vom Guten selbst und von dem Seien-
den und der Seele (vgl. insbesondere Ennead. 1, 3, 1 Anf.). Das Verfahren des-
Porphyrios erklärt sich daraus, daß er die ethische Erziehung, die den Menschen
dem höchsten Objekt der Betrachtung angleicht, als die Voraussetzung der
Wahrheitserkeiintnis ansieht (Procl. in Tim. 1 S. 202, 5 ff. D.), eine Anschauung^
die auch weiterhin bei Neuplatonikern zur Voranstellung der Ethik geführt hat
(vgl. Byzant. Zeitschr. 19 [1910], 323).
Zweite Enneade (Porph. V. PI. 24, S. 24, 16 M.: twr (fvoiy.uyr ovvayoyyi]),
1. Über die Welt oder über den Himmel (40). 2. Über die Kreisbewegung des
Himmels (14). 3. Ob die Gestirne Einwirkungen üben (52). 4. Über die zwei-
fache Materie (12). 5. Über Potentialität und Aktualität (25). 6. Über Wesen
und Qualität (17). 7. Über die Möglichkeit totaler Mischung — ntol t)]; bC
o/.ojv ygüoecog; vgl. Stoic vet. fragm. II Xo. 463 ff. — (37). 8. Aus welchem
Grunde das Entferntere beim Sehen kleiner erscheine als es ist, das Nahe aber
in seiner wirklichen Größe (35). 9. Gegen die (christlichen) Gnostiker. welche
die Welt und ihren Demiurgen für böse ausgeben (33).
Dritte Enneade (Porph. V. PI. 24 S. 24, 29 M.: fV< rä jisqI y.öofxov)^
1. Über das Schicksal (3). 2. und 3. Über die Vorsehung (47_ und 48). 4. Über
den mit unserer Überwachung beauftragten Dämon (15), 5. Über den Eros (50),
6. Über die Leidenslosigkeit des Un körperlichen (26). 7. Über Ewigkeit und
Zeit (45). 8. Über die Xatur und die Betrachtung und das Eine (30). 9. Ver-
schiedene Betrachtungen über das Verhältnis des göttlichen vovg zu den Ideen,
über die Seele und über das Eine (13).
Vierte Enneade (Porph. V. PI. 25 S. 25, 18 M.: rä nsgl ift'xtjs). 1. Über
das Wesen der Seele, oder: Wie die Seele zwischen der unteilbaren und der teil-
baren Substanz die Mitte hält (4). 2. Über das Wesen der Seele (21). 3.-5. Über
verschiedene psychologische Probleme (27 — 29). 6. Über die sinnliche Wahr-
nehmung und Erinnerung (41). 7. Über die Unsterblichkeit der Seele (2). 8. Über
das Herabsteigen der Seele in die Leiber (6). 9. Über die Frage, ob alle Seelen
eine seien (8).
Fünfte Enneade (Porph. V. PI. 25 S. 25, 19 M.: tä jteqI vov). 1. Über die
drei ursprünglichen Hypostasen: das Urwesen, den rovg und die Seele (10).
2. Über die Entstehung und Ordnung dessen, was dem Urwesen nachsteht (11).
3. Über die Erkenntnis bietenden Hypostasen und das Jenseitige (49). 4. Über
das Problem, wie von dem Ersten aus das nach dem Ersten Kommende entsteht,
und über das Eine (7). 5. Daß die vor/TÜ nicht außerhalb des rovg existieren.
Plotinos. 627
und über das Gute (i2). 6. Daß das, was das cfein überragt, nicht ein denkendes
Wesen sei, und was das ursprünglich denkende und was das in abgeleiteter
Weise denkende Wesen sei (24). 7. Ob es auch Ideen der f^inzelobjekte gebe (18).
8. Über die intelligible Schönheit (31). 9. Über den rove und die Ideen und das
Seiende (5).
Sechste Enneade (über das Seiende und über das Gute oder das Eine).
1.— 3. Über die Gattungen des Seienden (die Kategorien) (42 — 44). 4. u. 5. Daß
das Seiende, indem es ein und dasselbe ist, zugleich überall ganz ist (22 u. 23).
{'). Über die Zahlen (34). 7. Über die Frage, wie die Vielheit der Ideen entstand,
und über das Gute (38). 8. Über die Freiheit und den Willeii des Einen (39).
9. Über das Gute oder das Eine (9).
Die chronologische Ordnung dieser 54 Abhandlungen ist (nach Porph.
Vit. Plot. 4— (3) folgende: Von 253—262 n. Chr. sind entstanden: I, (i IV, 7.
III, 1. IV, 1. V, 9. IV, 8. V, 4. IV, 9. VI, 9. V, 1. V, 2. II, 4. III, 9. II, 2.
III. 4. I, 9. II, 6. V, 7. I, 2. I, 3. IV, 2. Von 262-267: VI. 4 und 5. V, 6.
II, 5. III, 6. IV, 3-5. III, 8. V, 8. V, 5. II, 9. VI, 6. II, 8. I, 5. II, 7. VI, 7.
VI. 8. II, 1. IV, 6. VI, 1-3. III, 7. Von 267-268:* I, 4. III, 2 u. 3. V, 3. III, 5.
Von 268-269: I, 8. II, 3. I, 1. I, 7.
Schon im mittleren Piatonismus und verwandten Eichtungen begegnete uns
das Streben nach Steigerung der göttlichen Transzendenz. Plutarch verwahrte
die Gottheit vor jeder Berührung mit dem Vergänglichen ; Albinos setzte den
ersten Gott über den Weltnus und unterschied von dem i:TovQäriog deö? den
vnFQovQÜriog, cig ovx dosrijv e/ji, uiieircov 6' fort Tavzrjg; Xumenios sonderte den
ersten Gott von dem Demiurgen als der zweiten und der Welt als der dritten
Gottheit und Philou von Alexandreia erhob Gott über seine im Logos gipfelnden
weltbildenden Kräfte (s. o. S. 548. 554. 585. 601 ff.). Plotin geht in dieser Richtung
weiter. Er bezeichnet mit Piaton das höchste Wesen als das Eine und an sich
Gute, aber es ist ihm nicht wie den Früheren das Seiende (ro oV), sondern ein
Überseiendes, wobei er an die Stellung der Idee des Guten bei Piaton anknüpfen
kann (Politeia 509b: ovy. ovoi'ug ovzog xov uyu&ov, d/J.' eii ETiixsiva xfjg ovaiag
jiQeoßeia y.ai öwcluel v.-regeyot'Tog). Auch schreibt er diesem Höchsten nicht mit
seinen Vorgängern eine Denktätigkeit zu, sondern nennt es ein auch über die
Vernünftigkeit erhabenes Wesen {sjiey.eiva voiqascog). Zu seiner Bestimmung
können nur Negationen dienen (Enn, 6, 8, 11 a. E.: h d^aigioei Tiavxa xtx nsQi
xovtov /.eyöi^iera, vgl. 5, 3, 14), man kann nur behaupten, daß jedes positive Prä-
dikat von ihm nicht ausgesagt werden dürfe. In diesem letzten Punkte war
schon Albinos mit der Annahme einer Gotleserkenntnis huxü (Ufat'otcir voran-
gegangen (Albin. Didask. 10 S. 165, 15 H.; oben S. 554).
Plotin läßt es sich besonders angelegen sein, den Beweis für seine Funda-
mentaldoktrin zu führen, daß das Eine über den rovg erhaben sei.
In der Abhandlung Uegl (piaecog nai ßeoiQiag xal xov erög. die Porphyrios der
dritten Enneade als achtes Buch eingereiht hat, die aber in didaktischem Betracht
an der Spitze des Ganzen stehen dürfte, geht Plotin von dem Satze aus, alles —
nicht nur das Vernunftbegabte, sondern auch das Veruunftlose, die Tiere, die
Pflanzen und die Erde — strebe nach dem Schauen (der ßecogia) und sehe darin
sein Ziel. Er führt zunächst präludierend diese Behauptung unter der Form des
Scherzes ein, rechtfertigt sie dann aber durch eine ernst eingehende Argumen-
tation. Die Natur gestaltet als unbewußter oder gleichsam schlafender loyog die
Materie, um des Gestalteten als eines herrlichen Schauspiels sich zu erfreuen;
die Seele des AUs und die Seelen der Menschen finden in der Betrachtung ihr
höchstes Ziel; das Handeln ist nur eine .Schwäche der Betrachtung (doßiveia
528 § ^- Plotinos, Amelios und Porphyrios.
i^eougia;) oder eine Folge derselben [:7aoay.oXovi}t]/na), jenes, wenn es ohne voraus-
gegangene Betrachtung geschieht, dieses, wenn ihm eine selbständige Betrachtung
vorausgegangen ist; weshalb ja auch, sagt Plotin, von den Knaben die minder
begabten, die zur reinen Geistestätigkeit zu stumpf sind, dem Handwerk sich zu-
wenden (Enn. 3, 8, 4).
Die Betrachtung kann sich in aufsteigender Ordnung auf die Natur, auf
ilie Seele, auf den rorg wenden, so daß sie immer mehr mit dem Objekte der
Betrachtung sich einigt; immer aber bleibt doch in ihr die Doppelheit des Er-
kenntnissubjektes und des Erkenntnisobjektes, und dies muß nicht nur von dem
menschlichen rovg, sondern von einem jeden, auch dem höchsten göttlichen vovg.
gelten {jiavii r(ö avri!:evy.zai zo vorjzöv). Auch er muß aus dem voovv und dem
voovj.ievov bestehen (Enn. 5, 1, 4). Aber die Zweiheit setzt die Einheit voraus,
und wir müssen diese suchen (Enn. 3, 8, 9 S. 272, 26 f. M. : y.ai ovzog rovg y.ai
forjTor äua, ö'mzs bvo äf-ia, st de ovo, Sei z6 jzqo zojv ovo laßsTv). Die Einheit
kann nicht der rovg selbst sein, weil er notwendig mit jener Zweiheit behaftet
ist: denn wollten wir das ro>ir6v von ihm abtrennen, so wäre er nicht mehr roü^.
Also liegt das, was vor der Zweiheit ist, jenseits des rovg (Enn. 3, 8, 9 S. 272,
30 f.: zo ::zgözeoov x<ö%' ovo rovzcov Ejrsxeiva dei rov elvai). fcjO wenig wie rovg
kann das Eme vorjzöv sein; denn das votjzor ist auch seinerseits mit dem rov^
untrennbar verknüijft. Wenn es also weder rovg noch vorjzöv ist, so muß es
dasjenige sein, woraus sowohl der rovg als auch das vo}]z6r herstammen. Doch
ist es darum nicht ein Unvernünftiges, sondern ein Übervernünftiges, die Ver-
nunft Überragendes (Enn. 3,8,9 S. 273, 10 f. M.: v.-zegßsßrjpedg zyr rov cpvair). Es
verhält sich zum rovg, wie das Licht zum Auge (Enn. 6, 7, 16 g. E.). Es ist
einfacher als der rovg, da das Erzeugende jedesmal einfacher als das Erzeugte ist
(Enn. 3, 8, 9 S. 273, 32 f. M.). Wie die Einheit der Pflanze, die Einheit des Tieres,
die Einheit der Seele das Höchste in diesen AVesen ist, so ist die Einheit an
sich das schlechthin Erste. Sie ist das Prinzip, die Quelle und das Ver-
mögen, woraus das wahrhaft Seiende stammt (Enn. 3, 8, 10. — Plotin hypostasiert
das Resultat der höchsten Abstraktion zu einem gesondert existierenden Wesen,
hält es für das Prinzip dessen, woraus es abstrahiert ist, und identifiziert es mit
der Gottheit). Wie der, welcher auf den Himmel geschaut und den Glanz der
Gestirne erblickt hat, den Bildner des Himmels denkt und sucht, so muß der,
welcher die intelligible Welt {rov vorjtov y.öofiov) erschaut und erkannt und be-
wundert hat, ihren Bildner suchen und fragen, wer es doch sei, der diese herr-
lichere Welt, die roijzöv und vovg ist, ins Dasein gerufen habe (Enn. 3, 8, 11
5. 276, 18 ff. M.;.
Der Unterschied der plotinischen Grundlehre von der platonischen Ansicht
zeigt sich recht deutlich auch in den beiderseitigen Vergleichen: Pia ton ver-
gleicht die Idee des Guten als das Höchste innerhalb der Ideenwelt mit
der Sonne als dem Höchsten innerhalb der sinnlichen Welt (s. oben S. 287);
Plotin vergleicht sie als Schöpferin der Ideenwelt mit dem Schöpfer der
sinnlichen AV^elt. Mit einer anderen Wendung des Bildes vergleicht Plotin das
Eine mit dem Licht, den vovg mit der Sonne, die Seele mit dem Monde (Enn. 5,
6, 4). Plotin selbst jedoch glaubt nicht nur mit Piaton, sondern auch mit den
ältesten Philosophen in Übereinstimmung zu sein. Er meint (Enn. .5, 1, 8), der
rovg sei dem Piaton der Demiurg, also die Ursache {al'ziov), Piaton statuiere aber
auch noch wieder einen Vater dieser Ursache, und dieser Vater sei das Gute
(Tayadör), welches jenseits der Vernunft und des Seins liege (zö eyiexsiva rov xal
s.-tsy.eira ovoiag; vgl. Plat. Politeia 509 b). Das Seiende imd den vovg nenne
Piaton die Idee; diese lasse er also aus dem äyaOör herstammen. Plotin über-
Plotinos. 629
sieht dabei vorm-hnilich. daß Piaton jenes Gute, rayaOöv, auch rrjv tov nynßov
tdfur nennt, wie denn auch Plotin selbst diesen letzteren Ausdruck vermeidet,
ja geradezu sagt, das Prinzip der Idee sei selbst nicht ideell, sondern über die
Idealität erhaben (Enn. 5, 5, 6; 6, 7, 32 8. 403, 27 f. M.: uq/Jj Se tö artiöeor, ov
t6 uoQq'tjg Seönei-or, d?.X' aqp ov näoa fiOQffi] voeqo); unter der ovaia, Über welche
nach Piaton das ayadüv erhaben ist, versteht Plotin nicht die Idee des Seins,
sondern die Gesamtheit aller Ideen.
Noch vor Piaton, meint ferner Plotin, sei Parmenides seiner Ansicht nahe
gekommen, insofern er das Seiende und den vov? identifiziert und von dem Sinn-
lichen gesondert habe; Avenn er aber freilich in dieser Einheit von Sein und
Denken selbst die höchste Einheit finde, so verfahre er ungenau und verfalle der
Kritik, welche in dieser vermeintlichen Einheit doch wieder eine Vielheit erkennen
müsse. Aber der Parmenides in dem platonischen Dialoge unterscheide genauer
(Enn. 5. 1, 8). Auch Anaxagoras. der den vov? als das Erste und Einfachste
^etze, habe in seiner altertümlichen Weise das Genaue nicht gegeben. Heraklit
habe das ewige und intelligible Eine von dem stets nur Werdenden und
fließenden Körperlichen geschieden. Bei Empedokles sei die Liebe das Eine; es
stehe als Un körperliches den materiellen Elementen gegenüber. Aristoteles habe
zwar das Erste und Intelligible (von dem Sinnlichen) gesondert, indem er aber
lehre, daß es sich selbst denke, mache er es in Wirklichkeit wieder nicht zum
Ersten (in welchem die mit dem Denken gesetzte Zweiheit von Subjekt und
< )bjekt nicht vorhanden sein darf, s. oben S. 628). Am meisten Verwandtschaft
mit seinen Anschauungen findet er unter den Philosophen vor Piaton bei den
Pythagoreern und Pherekydes (Enn. 5, 1, 9). Die Pythagoreer hatten nach
seiner Meinung erkannt, daß das ev als erhaben über jeden Gegensatz nur
negative Bestimmungen zuläßt, und daß selbst die Einheit ihm nur als Negation
der Vielheit zuerkannt werden kann, weshalb sie es symbolisch W.To/./.cor {u priva-
tivum und .to/./«) nannten (Enn. 5, 5, 6). Im Hinblick auf seine vermeintliche
Übereinstimmung mit Piaton urteilt Plotin, seine Lehre sei nicht neu, sondern
schon längst, wenn auch nicht in breiterer Ausführung, vorgetragen worden
(Enn. 5, 1, 8 S. 150, 21 ff. M.).
Wie aus dem Einen das Viele hervorgegangen sei, ist ein Problem,
an dessen Lösung sieh Plotin nicht ohne ein Gebet zur Gottheit um die richtige
Einsicht wagt (Enn. 5, 1, 6). Er weist den pantheistischen Lösungsversuch ab,
wonach das Eine zugleich auch Alles sei: das IV ist nach ihm nicht tu Tiävxa,
sondern tiqo rwv Tidvxcov (Enn. 3, 8, 9 a. E.). Auf der andern Seite huldigt er
doch einem dynamischen Pantheismus, wenn er alles nur für einen Abglanz oder
eine Abschattung des Urwesens erklärt, das auf diese Weise — mit Naturnot-
wendigkeit und nicht durch einen Willensakt — zuerst die ihm zunächst liegende
Stufe der AVesenheiten, durch deren Vermittlung die weitere u. s. f. erzeugt und
durch seine gegenwärtige Kraft alles erhält (Enn. 3, 2, 2 S. 172, 3 f. M.; 5, 5, 9
S. 189, 23 ff.; 1, 6, 7 u. a. St.). Das k'v ist keins der Dinge und doch Alles,
keins, sofern die Dinge später sind. Alles, sofern sie aus ihm stammen (Enn. 6, 7,
32 S. 403, 31 f.). Während es selbst in Ruhe bleibt, wird aus ihm das Erzeugte
nach der Weise der Ausstrahlung {negÜM^npig), gleichwie aus der Sonne der sie
umgebende Glanz ausströmt (Enn. 5, 1, 6 S. 147, 21 ff. M.). Auch wird nach
dem Vorgange Piatons (s. oben S. 320) die Güte, die, wenn sie auch nicht das
Wesen des Einen ausdrückt, doch in ihm liegen muß, als Grund des Hervor-
bringens des Vielen angeführt. Aber es bleiben bei dieser Annahme noch manche
Schwierigkeiten zurück, die Plotin sich nicht verhehlt. War die Vielheit, die
(J3(j § 8('. Plotinos. Aiiielios und Porphyrios.
das Eine aus sich entlassen hat, ursprünglich in ihm selbst enthalten oder nicht?
Im crsteren Falle war es nicht einheitlich im strengen Sinne; im zweiten fragt
sich, wie das Eine das geben konnte, was es selbst nicht besaß (Enn. 5, 3, 15
Anf.). Diese Schwierigkeit findet ihre Lösung in der überragenden Kraft des
Einen, welches als das Vorzüglichere das Geringere, ohne dieses als solches in
sich zu haben, aus der Überfülle seiner Vollkommenheit hervorgehen läßt (Enn.
Ö, 2, 1 S. 154, 18 ff. M. : Sr yäg tbIeiov .... oJov v.-rsoEggvrj, y.al ro r.Tfo.TP.>)o£?
avzov :TSJion]y.sv ä/./.o). Näher ist die Möglichkeit des Werdens aller Dinge aus
dem Einen darin begründet, daß dieses überall, obschon zugleich auch an keinem
Orte ist. Wäre es nur überall, so wäre es Alles, also nicht Eines; da es aber
auch nirgends ist, so wird zwar Alles durch das Eine, sofern dieses überall ist,
aber es wird als ein von ihm selbst Verschiedenes, sofern das Eine eben nirgends
ist (Enn. 3, 9, 3 Anf.). .
Das unmittelbare Erzeugnis des t'r ist der voü; (Enn. 5, 1, 6 und 7). Er
ist ein Abbild (fiy-cör) des n\ Als Erzeugnis des sv wendet das Abbild sich ihm
zu, um es zu erfassen, imd eben durch diese Zuwendung (i:noToorfij) wird es fov?,
denn jedes theoretische Erfassen ist entweder nihdijot; oder vovg, aioßtjoic aber
nur bei dem Sinnlichen, also bei dem Übersinnlichen rov:. Der ror? ist im Cnter-
schiede von dem ev bereits mit dem Anderssein, der ersoorrj?, behaftet, sofern ihm
die Zweiheit des Erkennenden und des Erkannten wesentlich ist; denn auch dann
noch, wenn beides (in der Selbsterkenntnis) sachlich zusammenfällt, bleibt der
begriffliche Unterschied bestehen. Der rov? faßt die Ideenwelt in sich (Enn. 3.
9, 1 ; 5, 5, 1 f. ; 6, 2, 2), den ^öa/wg rotjrog, die wahrhaftige Welt, während die
Sinnenwelt nur ein trügerisches Abbild dieser ist. Auch in den Ideen ist eine
v/.)j, aber eine übersinnliche (Enn. 2, 4, 4 S. 105, 16 ff. M.): ei dt- ftogrf/j, fgti y.al
x6 fioofpovusror. nFrjl o rj diacpood. eoriv äoa y.al r/.r] »; tIjv fiogcpijv Öfyoiiht] y.al
dsl x6 vnoy.eifiei'ov ezi ei y.öouoc ro>]TÖg iaiir yy.fi, /tifajfta de ovro; syeirov, ovro;
ÖS avvdexog yul si v).r}g, xdy.Ei Öel v?.7]v elvai.
Daß die Ideen dem vovg immanent sind und nicht außerhalb
desselben existieren (Enn. 5, 5 Titel: oxi ovy. sgm rov vov rä voyjtd), ist der
zweite Kardinalpunkt der plotinischen Doktrin. Er knüpft an die Darstellung
der Weltschöpfung im platonischen Timaios an. Nach dieser schaue der vovg
auf die Ideen, die yr rfö n foti ^äior seien; darnach könne es scheinen, als ob die
Ideen dem schaffenden vovg gegenüber das Prius seien: aber dann, meint Plotin,
würde ja der roug in sich nur Vorstellungen von dem wahrhaft Seienden und
nicht dieses selbst, also nicht die Wahrheit besitzen, da ja dann das Wahre ihm
■jenseitig bleibe; Piatons Ansicht könne also nur die Identität des rorg und der
die Ideen in sich fassenden Intellektualwelt (des yoafwg vorjrög oder des o eon
Lcöov) sein. Das voipöv ist von dem vovg nicht substantiell, sondern nur begriff-
lich verschieden; dasselbe Seiende ist votjtör, sofern ihm das Attribut der Ruhe
und Einheit {ordoig, yrözrjg, 7]ovyJa) zukommt, während es vovg ist, sofern es den
Akt des Erkennens übt (Enn. 3, 9, 1). Der vovg, der göttliche und wahre näm-
lich, kann nicht irren; hätte er aber nicht das dhj&ivör selbst in sich, sondern
niir nöoü.a desselben, so würde er irren (rä lysvdi] F^ei yal ovÖkr d/.}]deg); er
würde unteilhaftig der Wahrheit {änoigog dh]d£iag) und noch dazu in der falschen
Meinung befangen sein, die Wahrheit zu haben; er würde dann überhaupt nicht
vovg sein, und der Wahrheit bliebe überhaupt keine Stätte. Also man darf nicht
(mit Longin) außerhalb des vovg die Ideen (rä vorjtd) suchen und nicht meinen,
in dem vovg seien nur Bilder oder Abdrücke (tj^.to«) des Seienden, sondern man
muß dem wahrhaften vovg die Immanenz der Ideen in ihm zugestehen (Enn. 5,
riotiiios. e;Jl
5, 1 und 2).*) Übrigens gibt es bei Plotin Ideen von allen Einzelwesen, da nicht
zwei Dinge gefunden werden, die einander vollkommen gleichen und jedes so
sein eigenes Urbild haben muß (vgl. die Lehre der Stoiker oben S. 445).
Die Seele ist das Abbild und Erzeugnis des ror^, gleichwie der ror,- das
des Einen: Enn. 5, 1, 7, S. 149, 27 f. M.: yt'/Jp' y^vvä vovc, und zwar als sein
ri'd(o/.oy, das notwendig geringer ist als er selbst, aber doch immer noch göttlich
und zeugungskräftig. Die Seele ist teils dem roT^ als ihrem Erzeuger zugewandt,
teils dem Materiellen als ihrem Erzeugnis. Hervorgehend aus dem vovg erstreckt
eie sich gleichsam bis in die Körper hinein, gleichwie der Punkt sich zur Linie
ausdehnt'; in ihr ist daher (nach der Lehre Piatons im Timaios, s. oben S. 321.
325) sowohl ein ideelles, unteilbares Element als auch ein in die Körperwelt ein-
gegangenes und teilbares. Sie stellt die Verraittelung zwischen der intelligibeln
Welt und der Welt der Erscheinung her. Die Seele ist eine immaterielle Sub-
stanz, nicht ein Körper, auch nicht die Harmonie und nicht die untrennbare
Entelechie des Leibes, da nicht nur der voTg, sondern auch die Erinnerung und
selbst die Kraft der Wahrnehmung ixnd die den Leib bildende Kraft von dem
Leibe trennbar ist (Plotin bei Euseb. Praep. evang, 15, 10, 1 ff.). Es gibt eine
reale Vielheit der Seelen ; die höchste von allen ist die Weltseele. Die Vor-
stellung, daß die übrigen Seelen Teile der Weltseele seien, weist Plotin zurück
(Enn. 4, 3, 7; 4, 9, 1). Die Seele durchdringt den Leib wie Feuer die Luft.
Es ist richtiger, zu sagen, der Leib sei in der Seele, als, die Seele sei im Leibe,
so daß es auch einen Teil der Seele gibt, in welchem kein Körper ist, indem
derselbe zu seinen Funktionen der Mitwirkung des Leibes nicht bedarf; aber
auch die sinnlichen Kräfte haben nicht ihren Sitz im Körper, weder in seinen
einzelnen Teilen, noch auch in dem Körper als Ganzem, sondern sie sind ihm
nur so gegenwärtig {jruQ^Trui, .tnoovai'a), daß die Seele einem jeden leiblichen
Organe zu seiner Funktion die entsprechende Kraft verleiht (Enn. 4, 3, 22
und 23). In dieser Weise ist die Seele nicht nur einzelnen Teilen des Leibes,
sondern dem ganzen Leibe gegenwärtig, und zwar überall ganz, ohne sich an die
einzelnen Teile des Leibes zu verteilen; sie ist ganz im Ganzen und ganz in
jedem Teile.
Die Seele ist fiegtoxl] fier, oii fv n-äai /if()£ac zov h' <h iarir, aj.isQiar.og de, ozi
o/.t] El' .-läoi Hai SV ozcoovr avrov oh] (Enn. 4, 2, 1). An sich ist die Seele un-
teilbar und nur in bezug auf die Körper geteilt, da diese sie nicht ungeteilt
aufnehmen können (ebenda). Offenbar will Plotin durch diese Bestimmung dem
Einwurf des Severus gegen die platonische Lehre von der Mischung der Seelen-
substanz entgehen. Auch in diesem Punkte zeigt sich die Mittelstellung der Seele
zwischen dem vorjxog y.öa/iog iind der Erscheinungswelt (vgl. Enn. 4, 8, 8 S. 132,
31 M.). Der vovc ist durchaus ungeteilt, die y'vyj) in gewissem Sinne ungeteilt.
*) Den gemeinsamen Boden für den Streit zwischen Longin und Plotin
bildet die Identifizierung des platonischen Demiurgen mit dem Nus. Gibt man
diese zu. so hält sich jedenfalls Longin, der „Philologe", treuer an die platonische
Darstellung als Plotin. Dieser folgt der Auffassung des mittleren Piatonismus
(s. oben S. 554), nur hält er die Ideen nicht für bloße Gedanken Gottes -- bezw.
des Xus — , sondern läßt sie in ihm als reale Substanzen existieren. Er steht
also in diesem Punkte dem platonischen Realismus wieder näher und berührt
sich zugleich mit der philonischen Lehre von den Ideen als gottgeschaffenen
Wesenheiten. Übrigens könnte auch schon Albinos an Realität der im göttlichen
Geist vorhandenen Ideen gedacht haben, wenn er diese Didask. 9 S. 163, 28 H.
für avTOTshig (vgl. S. 164, 28 avioTsh'jg = anQoobrt'jg, also in seiner Existenz
unabhängig und selbständig) erklärt.
{))\'2 § ^0- Plotinos. Amelios und Porphyrios.
in anderem Sinne geteilt (Enn. 4, 1, 1: vorg ixfv ovv äsl uöiüxQnog xul ov /.isoioiög.
if'i'Xtj ÖE iy.ec (insoweit sie dem Bereiche des voijxog xoo^wg angehört) udiäxonog
xai duegtOTog, e}(ei ds f/votv ueoi^eaOaf x<d yüo 6 iieoiouog avTfjg zo d.-roarrjrai xai
ff oiöfiazi yereodai). Diese Doppelseitigkeit im Wesen der Seele führt dann
wieder geradezu zur Setzung zweier im Verhältnis der Über- und Unterordnung
stehenden Seelen, von denen die niedere cfvoig genannt wird (Enn. 2, 3, 17; 3, 8,
4 ; 4, 4, 13). Ihrem ^Vesen nach ist die Seele im voTg, wie der vovg im ev,
der Körper aber ist in ihr (Enn. 5, 5, 9 S. 190, 16 ff. M.). Von dem Einen bis
zur Seele erstreckt sich das Göttliche (Enn. 5, 1, 7 a. E.). Ihren Inhalt bilden
die Xöyoi, welche dem Inhalte des vovg, den Ideen, entsprechen, und durch
welche die an sich qualitätslose Materie gemodelt und zu den Dingen der Er-
scheinungswelt gestaltet wird (Enn. 4, 3, 10 S. 19, 2b ff. M. ; 5, 8, 1 S. 203, 28 f.;
6, 2, 5 S. 267, 31 ff. ; 6, 2, 21 S. 283, 23). Plotin knüpft hier an die stoische
Lehre von den Keimformen {/.öyoi o.^Eguuriy.oi', s. oben S. 445) an.
Aber nicht nur die Gestaltung der Materie ist das Werk der Seele, sondern
die Materie selbst ist ihr Erzeugnis. Die Seele schafft sich das Körperliche
als ihren Ort. Sie ist ein Licht, das in der äußersten Weite seiner Ausstrahlung
schließlich in sein Gegenteil, die Finsternis, umschlägt (Enn. 4, 3, 9 S. 18, 20 yi.),
und diese ist die Materie. Daß die Körper ein solches Substrat {vjioy.EiixEvor) haben,
welches, selbst unverändert, der Träger aller wechselnden Formen ist, ist (mit
Piaton) aus dem Übergang der materiellen Stoffe ineinander zu schließen, wo-
durch offenbar wird, daß nicht bestimmte Stoffe, wie etwa die vier Elemente des
Empedokles, ein Ursprüngliches und Unveränderliches sind, sondern alle Be-
stimmtheit auf einer Verbindung von Form {(loofft'j) und qualitätslosem Stoffe
tv/.))) beruht (Enn. 2, 4, 1 ff.; 2, 4, 6). Auch in den Ideen ist Materie und Form
geeinigt; wie könnten sonst die sinnlichen Dinge ihre Abbilder sein? (Enn. 2, 4,4.)
Die Materie im allgemeinsten Sinne ist die Grundlage oder die Tiefe eines jeden
(Enn. 2, 4, 5 S. 106, 7: z6 ßddog fhüozov »} vhj). Sie ist das Dunkel, wie der
/.oyog das Licht, sie ist ein ,«;) oV. Sie ist das qualitativ Unbestimmte {äjzEioov),
welches durch die Form bestimmt wird; als der Form entbehrend ist sie ein
Böses {nay.ö}-), als für die Form empfänglich ein Mittleres {ueoov äyaOov y.al y.ay.ov).
Sie ist zwar nicht mit der hEoözijg überhaupt, wohl aber mit demjenigen Teile
der EZEooTijg, der zu den /.öyoi den Gegensatz bildet, identisch. Sie ist die ab-
solute Beraubung {aziotjaig), der volle Gegensatz zu dem ev. Wie wir dieses im
wesentlichen nur durch Negation bestimmen können, weil wir seine Höhe nicht
erreichen, so die Materie, weil wir zu ihrer Tiefe nicht hinabgelangen. So besteht
ein scharfer Dualismus, der sich aber durch die Anschauung, daß die Finsternis
nur das sich allmählich verlierende Licht,' das Negative nur das schwindende
Positive ist, in einen Monismus auflöst. Die i'/.t] in den Ideen ist mit der i'/.t] in
den sinnlichen Dingen nur insofern gleich, als beide unter die allgemeine Be-
zeichnung der dunklen Tiefe fallen; im übrigen besteht zwischen beiderlei ]Materie
eine ebenso große Verschiedenheit wie zwischen der ideellen und sinnlichen Form
(Enn. 2, 4, 5 S. 106, 12 ff. M. : öidffogöv ye fii^v zo oy.oxsivov z6 ze ev zoTg roijToXg
rö ze EV zoig alodt^zoTg vjrdg/ov, SidcfOQÖg ze r; fh], oaov yal rö sidog zo E.-ziyEi'fiEvoy
diicfoTv dcdqGoor).
Wie die sinnlich wahrnehmbare Gestalt {iioocf))) nur ein Schattenbild (el'dco/.ov)
der ideellen ist, .so ist auch das Substrat der sinnlichen Dinge nur ein Schatten-
bild des ideellen Substrates; dieses letztere hat gleich der ideellen Form ein
wahrhaftes Sein und ist mit Recht ovoia zu nennen, während die Bezeichnung
des Substrates der sinnlichen Dinge als einer ovoca unstatthaft ist (Enn. 2,
Buch 4). Sobald übrigens die Materie hervorgeht, sind sogleich die gestaltenden
Plotinos. ()3^^
Formen in ihr, /.ciyoi genannt, die als wirkende Kräfte betrachtet werden,
aber immer nach bestimmten Zielen in vernünftiger Weise tätig sind (Enn.
3, 2, 16 S. 188, 3: r) xoh-vv ivtgyeia aiTZ/f [seil, rij^ xarü iSjV C«j)i' tvgnyelag^
rf^finr/). Herrscht so die Vernunft, so kann die Welt nicht unvollkommen
sein; betrachtet man sie genauer, so wird man bald finden, daß sie vollendet
ist, sich selbst genügend, keines Dinges bedürftig. Von diesem Standijunkte
aus bat Plotin ein eigenes Buch gegen die Weltverachtung der Gnostiker
geschrieben lEnn. 2, Buch 9: Ilgo? zovg yvcoanxovg, oder: Ugog locg xay.ov
Tov öt}uioi'Qydi' Tov xöafiov xal rov xöofiov xaxov eivai liyovTag). Freilich scheint
trotz alledem doch viel Zweckwidriges in der Welt zu sein, und so gibt Plotin
eine Theodizee, die ausführlichste, die wir aus dem Altertum besitzen, nament-
lich in seiner Abhandlung ÜFgi sigoroiag (Enn. 3, Buch 2 und 3). Hierin und in
der ganzen Lehre von dem Logos und den Logoi schließt er sich wesentlich der
.Stoa an.
Die Kategorienlehre des Aristoteles imd auch die der Stoiker unterwirft
Plotin einer ausführlichen Kritik, deren Grundgedanke ist, daß das Ideelle und
das Sinnliche nicht unter die gleichen Kategorien fallen können. Er stellt dann
selbst eine neue Kategorienlehre auf. Als Grundformen des Ideellen bezeichnet
er im Anschluß an den platonischen Dialog Sophistes (S. 254 d ff., oben S. 309 1
folgende fünf: öV, azdotg, xivijoi?, ravroTijg und srsoöxtjg. Für die sinnliche Welt
gelten weder diese nämlichen Kategorien in dem gleichen Sinne, noch auch ganz
verschiedenartige, sondern die gleichnamigen zwar, die aber nur in einem ana-
logen Sinne zu verstehen sind {öel . . . zuvxä ävaloyia xai 6ij,covi\uia Xafißursiy),
Auf diese Analoga der ideellen Kategorien sucht Plotin die aristotelischen zu
reduzieren (Enn. 6, Buch 1 — 3j.
Nicht in der bloßen Symmetrie, sondern in der Herrschaft des Höheren
über das Niedere, der Idee über den Stoff, der Seele über den Leib, der Ver-
nunft und des Guten über die Seele liegt das Wesen der Schönheit, der
Plotin das 6. Buch der 1. Enneade widmet. Die künstlerische Darstellung ahmt
nicht bloß die sinnlichen Objekte nach, sondern höchster Gegenstand ihrer Nach-
ahmung sind die Ideen selbst, deren Abbilder die Objekte sind. Der Künstler
erhebt sich von der gemeinen Wirklichkeit zu dem Ideal, zu dem '/.öyog, durch
welchen und nach welchem die Natur schafft. Was aber zur Vollendung des
sinnlichen Gegenstandes fehlt, das schöpft er aus sich selbst, da er ja auch die
/.öyoi in sich hat. So heißt es Enn. 5, 8, 1 S. 203, 27 ff. M. : del eiösrai wc
oi'x «.tAws t6 OQoj/isror iiifiovvTaL (seil, ai rexvai), d).)' araTQfyovoiv ejri rovg
Äöyovg, t'^ ibv t] (fvoig' siza y.al ozi tto/Jm nag aizojv .toiovoi. y.al rrgooziOtaat yä.g
ozro ZI e/J.siJiEi, wg i'yovoui z6 y.ü/j.og.
Infolge des Herabsteigens in die Leiblichkeit haben die menschlichen Seelen
ihren göttlichen Ursprung vergessen und sind des himmlischen Vaters uneingedenk
geworden. Sie wollten selbständig sein, freuten sich ihrer Selbstherrlichkeit (rr7>
aczE'^ovaio)) und gerieten immer tiefer in den Abfall hinein, vergaßen auch ihre
eigene Würde und ehrten das Verächtlichste. Es bedarf der Umkehr zum
Besseren (Enn. 5, 1, I). Die Freiheit ist verloren ; ihr Wesen bezeichnet Plotin
im Anschluß an Aristoteles durch den Satz: exovaiov . . . zid.v, o ^rj ßln /.leia zov
ddevai (Enn. 6, 8, I S. 416, 30 f. M., vgl. Aristot. Eth. Nie. F 3, 1111 a 22 f.).
Einige Menschen bleiben im Sinnlichen befangen, halten die Lust für das Gute
und den Schmerz für das Böse, suchen jene zu erlangen und diesen zu meiden
und setzen hierein ihi'e Weisheit. Sie gleichen schwerfälligen Vögeln, die sich
trotz der ihnen von der Natur verliehenen Flügel nicht in die Höhe zu schwingen
imstande sind. Andere, die einer gewissen Erhebung fähig sind, aber doch das.
^34 § ^'- Plotinos-, Amelios und Porphyrios.
was oben ist. nicht zu sehen vermögen, halten sieh an die Tugend, wenden sich
dem praktischen Leben zu und streben nach richtiger Auswahl unter dem, was
doch ein Jsiederes ist. Aber es gibt eine dritte Klasse von Menschen göttlicher
Art, die, mit höherer Kraft und schärferem Blicke begabt, dem Glänze aus der
Höhe sich zuwenden imd dorthin sich erheben, den Ort des finstern Nebels über-
steigen und, alles Irdische verachtend, dort verweilen, wo ihr wahres Vaterland ist,
und wo sie der rechten Freude teilhaftig werden (Enn. 5. 9, 1). Das sittliche
Ziel bestimmt Plotin, wie es schon lange in der platonischen Schule üblich war
<vgl. oben S. 543. 553. 555. 566), auf Grund von Fiat. Theaet. 176 b als Verähn-
lichung mit Gott (&sm öuoicot^rjrai Enn. 1, 2, 1), wofür auch der Begriff des
\Virkens gemäß dem Wesen {iveoyeTv y.axa Ttjn ovoi'av) und des Gehorsams
gegen die Vernunft {FTtai'fiv ).6yov) eintritt (Enn. 3, 6, 2 S. 220. oO ff.), was an
Lehren des Aristoteles und der Stoiker erinnert. Die Verähnlichung mit Gott
ist auf dem Wege der Reinigung vom Sinnlichen zu erreichen. Durch die
Entfernung des Unreinen wird ohne weiteres unser ursprünglicher gottähnlicher
Zustand wiederhergestellt. — Unter den Tugenden stehen auf der niedersten
Stufe die politischen Tugenden (.-ro/.cTiy.al agerai, zum Aiisdruck vgl. Fiat.
Apol. 20 b, Frotag. 323 a, Fhaidon 82 a b). Es sind die herkömmlichen Kardinal-
tugenden: Einsicht (r/oörtjoic, diese mit der Stoa statt der j^latonischen anq?la),
Tapferkeit {^.r^o^-!a), Maßhaltung {omrfooavr))) und Gerechtigkeit (diyuioovvj}). Die
Zuweisung dieser Tugenden an die einzelnen Seelenteile entspricht der Lehre
Flatons (s. oben S. 288. 290>, nur erkennt Flotiu die acor/goovnj in der Überein-
stimmung lediglich des E:jidvixr)ziy.6v (nicht der beiden unteren Seelenteile) mit
dem Äoyiariy.öv (Enn. 1, 2, 1 S. 13, 8 ff. M. ; vgl. zur Begriffsbestimmung der
ocoffooGvv)] oben S. 290. 556). Diese Tugenden bessern uns durch Mäßigung unserer
Begierden und Affekte überhaupt und durch Beseitigung von falschen Meinungen
fEnn. 1. 2, 2 S. 14, 30 ff. M.). Ihr Betätigungsgebiet ist das praktische Leben,
und da sich dieses in der sinnlichen, unreinen Welt abspielt, kann ihnen nicht
der höchste Rang zuerkannt werden. Dieser gebührt denjenigen Tugenden, die
völlig von der Sinnlichkeit lösen — auf sie trifft die platonische Bezeichnung
y.aOüooEig (Enn. 1, 2, 3 S. 15, 18 M, vgl. Fiat. Sophist. 227c) zu — und mit
Gott verähnlichen. Auch als solche Tugenden kehren die vier Kardinaltugenden
wieder, aber sie äußern sich jetzt nur im Verhalten der Seele zu dem über ihr
Stehenden, zum vov;, also in theoretischer Tätigkeit, die bei Flotin wie bei
Aristoteles höher steht als die praktische (Enn. 1, 2, 6 S. 18, 31 ff. M.: hiy.aio-
Cil-v^ t) uei^oiv T() jioog rovr svfoyeTv, ro bi oojffOOVsTr rj eioo) ttqo; rovr moorpy], fj
Sk uvboeia anädsia xaß' 6(ioio)aiv rov n:r)6g o ßlejisi, aTrad'sc: or tijv ffvatv, . . itoög
vorv >/ ogaatg oo(ft'a y.al ffQorrjaig. Vgl. im übrigen zur Tugendlehre Enn.
L Buch 2).
Das Letzte und Höchste, was auf dem Wege der Verähnlichung mit Gott
zu erreichen ist, liegt wie bei Fhilon in der ekstatischen Erhebung zu dem
Einen wahrhaft Guten. Diese Erhebung geschieht nicht durch das Denken,
sondern durch ein höheres Vermögen ; auch die denkende Erkenntnis der Ideen
bildet zu ihr nur eine Vorstufe, die überschritten werden muß. Das Höchste ist
die Erkenntnis oder die Berührung des Guten selbst (>; rov ayaOov eI'ts yvcTyoig
et're i:ra(prj, Enn. 6, 7, 36 S. 408, 19 M.); um dieser willen verschmäht die Seele
selbst das Denken, das sie doch allem Übrigen vorzieht; denn auch das Denken
ist noch eine Bewegung {y.ivtjoig), sie aber will unbewegt sein, wie das Eine selbst
«s ist (Enn. 6, 7, 35 S. 407, 3 ff. M.). Sie berührt sich mit dem Einen durch
das Zentrum in ihr und hat hierdurch die Möglichkeit der Gemeinschaft mit
ihm (Enn. 6, 9, 8 S. 451, 19 M. ; 6, 9, 10 S. 454, 22 M.i. Wenn wir auf Gott
Plotinos, Amelios, Porphvrios. 635
blicken, so haben wir das Ziel erreicht und Ruhe gefunden, alle Disharmonie ist
gelöst, wir umkreisen ihn in einem göttlichen Reigentanze (Enn. 6, 9. 8 a. E. :
yoQFiu FvßEog) und schauen in ihm die Quelle des Lebens, die Quelle des vod,
■das Prinzip des Seins, die Ursache alles Guten, die Wurzel der Seele und genießen
■die vollste Seligkeit (Enn. 6, 9, 9). Doch ist's nicht ein Schauen (diafia), sondern
eine andere Weise des Erkennens, nämlich sy.axaaig y.ai äji).o)oi? xal t:iidooi;
avTOt' y.al sffeoig :ro6g acprjv u. ä. (Enn. 6, 9, 11 S. 455, 16 ff. M.). Aber nicht
immer vermögen wir in diesem seligen Zustande zu verharren; wir wenden uns.
da wir noch nicht ganz von dem Irdischen uns gelöst haben, nur zu leicht dem
Irdischen wieder zu, und nur selten wird selbst den besten, tugendhaften und
weisen, göttlichen und glückseligen Menschen das Anschauen des höchsten Gottes
zuteil (Enn. 6, 9, 10 und 11). Plotin ist zu dieser Einigung mit Gott nach dem
Zeugn's seines Schülers Porphyrios in den sechs Jahren, während welcher dieser
bei ihm war, viermal gelangt (Porphyr. Vit. Plot. 23 S. 23, 7 ff. M.). — Einer
der ältesten Schüler des Plotin war
Amelios (sein eigentlicher Xame war Gentilianus, der Herkunft nach war
tr Etrusker: Porphyr. Vit. Plot. 7), der Plotin von 246 an in Rom lange Jahre
hindurch hörte. Er schi'ieb Vorlesungen seines Lehrers in hundert Büchern
nieder und war auch selbständig schriftstellerisch tätig. Die Erklärungen plato-
nischer Stellen, die Proklos von ihm anführt, standen vermutlich in Koramen-
taren zur Politeia und zum Timaios. Amelios zeigt sofort die Grundtendenz, die
die Weiterentwicklung des Neuplatonismus plotinischer Richtung beherrscht,
nämlich die Neigung zu immer weiter gehender Zerspaltung der
obersten Wesenheiten. Er unterschied im voig drei Hypostasen, die
er als einen dreifachen Demiurgen oder als drei Könige bezeichnete: rov ovra.
TÖ)' i'yovzu, Tov oqiovtu, wovon der zweite an dem wahrhaften Sein des ersten, der
dritte aber an dem des zweiten Teil hat und den ersten schaut (Procl. in Plat.
Tim. I, S. 306, 1 ff. D.). Auf diese Trichotomie hat Avohl die oben S. 585 be-
sprochene Lehre des Xumenios eingewirkt, dem sich Amelios auch in anderen
Fragen anschloß (vgl. Procl. in Tim. II S. 277, 28 ff., III S. 33, 33 ff. D.), und
auf den er durch Plotin (Porph. Vit. Plot. 14) hingeführt worden sein mag.
Bemerkenswert ist noch, daß Amelios im Gegensatze zu Plotin die Einheit aller
Seelen in der Weltseele behauptete (lambl. bei Stob. Ecl. I S. 372, 25 f.; 37G, ■
2 f. W .). — Der bedeutendste unter den Schülern des Plotin war
Porjthf/rios atift Tyt'os, geboren im Jahre 232 oder 233 n. Chr. Sein
ursprünglicher Name Avar Malchos (,, König"), von Longin, den Porphyrios eben-
falls zum Lehrer hatte, und seinem Mitschüler Amelios übersetzt in Baat/.evg und
TIooij vniog (vom purpurnen Königsmantel. — Porph. Vit. Plot. 17, Eunap. Vit.
soph. S. 7 Bois?.). In Rom wurde er 262/3 nach Chr. Plotins Schüler und An-
hänger und scheint dort auch, nachdem er von 268 an längere Zeit in Sizilien
gelebt hatte, im Anfang des 4. Jahrhunderts gestorben zu sein.
Porphyrios' Bedeutung liegt nicht nur auf dem Gebiete der Philosophie.
Er erfreute sich auch als Gelehrter eines großen und berechtigten Ansehens.
Seine zahlreichen Schriften (die Liste bei Bidez umfaßt 77 Nummern) betreffen
außer philosophischen und philosophiegeschichtlichen Gegenständen auch Pro-
bleme der Religion und des Kultus, der Mathematik, Harmonik, Astrologie, der
Geschichte, der Rhetorik und der Grammatik. Seiner Ausgabe der plotinischen
Schriften nebst einleitender Übersicht über Plotins Leben und Schriftstellerei ist
schon oben gedacht worden. Auch Kommentare zu einigen Büchern Plotins er-
wuchsen aus dem Schulverkehr (Vit. Plot. 26 S. 26, 10 ff. M.). Mit ihnen und
mit einer Fülle von Kommentaren zu Piaton, Aristoteles und Theophrast eröffnet
p,;^(^ § 80. Plotinos, Amelios und Porphyrios.
l'orphvrios die lange Keihe neuplatonischer Kommentatoren. Dabei stehen die
Kommentare zu Aristoteles an Zahl hinter denen zu Piaton kaum zurück, und
unter den aristotelischen Schritten entfällt auf die logischen der Löwenanteil.
Das erklärt sich aus dem Bedürfnis nach einem logischen Unterbau, das schon
in der Akademie der vorangehenden Zeit durch Aufnahme der aristotelischen
Logik in das System befriedigt wurde (s. oben S. 541.554). In diesem Zusammen-
hange schuf Porphyrios eine uns noch vorliegende logische Einleitungsschrift,
die durch ihren dauernden Gebrauch im späteren Altertum wie im orientalischen,
byzantinischen und abendländischen Mittelalter eine weltgeschichtliche Bedeutung
erlangt hat. die Eisagoge, gewöhnlich als AI jzevze cfcoval oder Quinque voces
zitiert, da sie die fünf Begriffe yem:. eiSog, öiaqooä, i'dior und Gvußeßi]y.ö; und
ihre gegenseitigen Beziehungen behandelt. Die Schrift, die den Aristoteles-
komraentaren zuzurechnen ist, wurde ins Lateinische (u. a. von Boethius), Sy-
rische, Arabische, Armenische übersetzt und selbst wieder vielfach kommentiert.
Von weiteren Aristoteleskoramentaren liegt uns der in Form von Fragen
und Antworten verfaßte zu den Kategorien noch vor. Die freundliche Stellung
des Platonikcrs zu Aristoteles bekundete sich auch in dem sieben Bücher um-
fassenden NVerke TIfoI ror iiiar eivai r ij r IT/.äzcovog xal 'Aoior m f '/.ovg
(i'i'ncoiv (Suid. s. V. üoocfVQiog; vielleicht damit identisch die von Elias in
Porph. Isag. S. 39, 7 f. Busse genannte Schrift UfoI Öiamäaecog n'/.äzMvog y.al
\AoioroiE/.ovg, vgl. Busse, Hermes 28 [1893], 268, 1, Iramisch, Philol. 65 [1906], 3).
Die hier vertretene Anschauung, in der der Synkretismus des Antiochos von
Askalon nachwirkte, war wahrscheinlich schon die des Ammonios Sakkas (s. oben
S. 618) und zählte jedenfalls namhafte spätere Xeuplatoniker (Hierokles, Sim-
plikios und [mit Einschränkung] Ammonios Hermeiu) unter ihre Anhänger.
Der verlorene Timaioskommentar bildete wohl eine Zwischenquelle zwischen
dem Timaioskommentar des Poseidonios und den einschlägigen Arbeiten P])äterer
Xeuplatoniker und christlicher Genesisesegeten (vgl. K. Gronau, Berl. philol.
Wochenschr. 1915,143). Die ebenfalls verlorenen Zvfiu txra CrjTij/ii ara sind
wichtig als Quelle für Priskian (§ 83», Nemesios (§ 84) und Chalcidius (§ 85);
vgl. W. W. Jaeger, Nemesios S. 30 ff. Im übrigen seien wegen ihrer un-
mittelbaren oder mittelbaren philosophischen Bedeutung die folgenden uns er-
haltenen Werke des Porphyrios genannt: die \Acfoo aal rrobg tu vo)]tü (Sen-
tentiae ad intelligibilia dacentes), eine aphoristische Zusammenstellung neuplato-
nischer Grundlehren, das an des Verfassers Gattin gerichtete Erbauungsschreiben
Iloög MaQy.s'/.'/.av , die auch religionsgeschichtlich wichtigen Traktate llsoi
ifjg ex /.oyieov cp i/.oooff iag . Tlsol äyaX[j,äro}v (nur Bruchstücke vorhanden)
und riQog'Areßo} i.-iioro/.ij , das interessante Dokument porphyrischer Alle-
gorese IIeqI toi ir 'Oövaosia zojr vviKfwv ävzoov (zu Üdyss. v. 102 — 112j,
die Schriften Usgi a^oxijg iiiyv/cov und der mit Unrecht dem Galen zu-
geschriebene Traktat TJgog FaTgov jzeqI zov jiöjg i/iirpv/ovzai za Efißova.
Die Philosophiegeschichte, aus der ein Teil als Pythagorasvita erhalten
ist. wurde bereits S. 23 und 75 berührt, von der Schrift gegen die Christen
wird noch besonders die Rede sein.
Eunapios (Vita soph. S. 9 Boiss.) setzt den Ruhm des Porphyrios vor-
zugsweise darein, die plotinische Lehre, die in der eigenen Darstellung ihres
Urhebers als schwierig und dunkel erschienen sei, durch seine klare und gefälUge
Darstellung dem allgemeinen Verständnis zugänglich gemacht zu haben. Doch
unterscheidet sich die porphyrische Doktrin von der plotinischen nicht nur in
Einzelheiten, sondern auch im ganzen durch ihren mehr praktischen Charakter
und die stärkere Betonung des Religiösen. Porphyrios setzt den Zweck des
Porphyrios. f)37
Philof^ophierens in das Seelenheil (r) Ttj; yv/fj? aont^oia. Porphyr, bei Euseb.
Praep. evaiig. 4, 8. 1 ; 14, 10, 5). Die Schuld des Bösen liegt in der Seele,
nämlich ir> ihrer auf das Niedere gerichteten Begierde, nicht in dem Leibe als
solchem (ad Marcellam 29). Die Mittel der Befreiung vom Bösen sind: die
Peinigung (y.ädaooi;) durch Askese und die philosophische Gotteserkenntnis. Die
Tugendlehre wurde von Porphyrios weiter ausgebaut. Er unterscheidet vier
Arten von Tugenden. Auf der untersten Stufe stehen wie bei Plotin die
politischen, deren Wesen in der Metriopathie, d. h. der Müßigung der Affekte
und ihrer Unterordnung unter den '/.oyiafiög besteht. Sie zielen auf einen nicht
schädigenden Verkehr mit dem Nebenmenschen ab; daher ihr Name „bürger-
liche Tugenden". Über ihnen stehen die kathart ischen Tugenden, die die
Peinigung vom Körperlichen und Befreiung von den Affekten, also nicht mehr
Metriopathie, sondern Apathie zum Ziele haben, die sich in der tioo? §söv
ouoi'coais vollendet. In den Tugenden des nächst höheren Banges, für die
kein Name genannt wird, wendet sich die Seele dem rovg zu und
läßt sich durch ihn bestimmen. Die vollkommensten Tugenden, die para-
deigmatischen, gehören nicht mehr der Seele, sondern dem rovg an.
Sie sind die Urbilder, die seelischen die Abbilder. Auf allen vier Stufen
kehren die vier Kardinal tagenden Einsicht (Weisheit), Tapferkeit, Maß-
haltung und Gerechtigkeit wieder, jedoch verschieden in Sinn und Rang (Sent.
32, 2 ff.). — Bei aller Frömmigkeit gesteht Porphyrios doch der Mantik und den
theurgischen Weihungen nur eine untergeordnete Bedeutung zu; besonders in
seinem höheren Lebensalter (namentlich in dem Briefe an den ägyptischen
Priester Anebon) warnte er dringend vor ihrem Mißbrauch. In diesem Punkte
unterscheidet sich Porphyrios sehr von seinem Schüler lamblichos und dessen
Anhängern, insbesondere auch von der an lamblichos anknüpfenden pergaraen;-
schen Schule. — Die Enthaltung von animalischer Nahrung empfiehlt er aus
religiösen Gründen (s. Bernays, Theophr. Sehr. Über Frömmigkeit [mit krit. u.
erkl. Bem. zu Porph. Sehr, über Enthalts.] S. 4 ff.). — Die Ansicht, daß die Welt
ohne zeitlichen Anfang sei, verteidigte Porphyrios gegen die Einwürfe des Attikos
und des Plutarch (Procl. in Tim. I, S. 382, 13 ff. D.), schloß sich also der peri-
patetisierenden Auffassung des platonischen Timaios (s. oben S. 356) an.
Die Lehren der Christen, insbesondere die von der Gottheit Jesu, be-
kämpfte Porphyrios während seines Aufenthaltes in Sizilien in 15 Büchern xaTÜ
XoiGTiai'cöy, die von den Kirchenvätern öfters erwähnt werden. Er verfuhr dabei
mit einem Scharfsinn und einer Gründlichkeit, die seiner philologischen Schulung
alle Ehre machen, und kann in manchen Punkten als Vorläufer moderner Bibel-
kritik angesehen werden. So erklärte er z. B. die Weissagungen im Buche
Daniel, das in der Zeit von 167 — 165 vor Chr. geschrieben ist, ganz richtig für
vaticinia ex eventu und wies die Unechtheit des Buches nach. Methodios.
Eusebios von Kaisareia, Apollinarios von Laodikeia und Philostorgios, vielleicht
auch Makarios Magnes, haben ^Viderlegu^gsschriften verfaßt, welche aber eben-
sowenig wie die Schrift des Porphyrios selbst, die die Kaiser Valentin ian III.
und Theodosius II. im Jahre 448 verbrennen ließen, auf uns gekommen sind.
Wohl aber sind uns Fragmente des porphyrischen Werkes erhalten.
v^ 81. lamblichos und die syrische Schule. lambhchos
aus Chalkis in Koilesyrien (gest. um 330j, ein Schüler des Por-
l)hyrios, baut das plotinisch-porphvrische System durch Zer-
spaltung und Mehrung- der Wesensstufen weiter aus,
(538 § ^1- lamblichos und die syrische Schule.
wobei das Prinzip triadiseher Teilung eine Kolle spielt.
Nach dem Unvesen setzt er ein zweites Eine an, zerlegt das:
Heich des Xus in das Intelligible und Intellektuelle, läßt noch
einen weiteren Nus folgen und lehrt eine Dreiheit der Seele.
Bei der Komplizierung des Systems geht das theologische
Interesse dem philosophischen zur Seite. Zahlreiche Klassen
über- und innerweltlicher Götter bilden verschiedene Stufen der
AVesenskala, und wie die Götter, so finden auch die P^ngel,
Dämonen und Heroen in der gesamten Ordnung ihre bestimmte
Stelle. Mit der in lamblichs orientalischem Wesen liegenden
]\Iystik verband sich hier eine scholastische Tendenz, eine
Verbindung, die für die weitere Entwicklung der neuplatonischen
Metaphysik in der athenischen Schule bestimmend war. Noch
wichtiger ist, daß er in der Ausdeutung der platonischen
Dialoge eine feste Methode durchführte, durch die er
die bis dahin herrschende Regellosigkeit der Allegorese beseitigte
und es ermöglichte, die neuplatonische Metaphysik planmäßig
auf Piaton zu begründen. Auch hierin war er der Vorläufer
der athenischen Schule.
Von lamblichos' Anhängern und Mitgliedern der syrischen
Schule sind Theodoros von Asine, Sopatros von Apa-
meia und Dexippos zu nennen. Unter ihnen bildete Theo-
doros durch weitere Ausgestaltung des Triadensystems eine Etappe
auf dem Wege von lamblich zu Proklos. — lamblichs Schüler
Aidesios war das Verbindungsglied zwischen der syrischen
und der pergamenischen Schule.
Die antiken Nachrichten über Leben, Schriften und Lehren
dieser Philosophen sind aus Zeller III 2* S. 735 ff. 783 ff. 787 f. 795 f. zu ent-
nehmen. Für lamblichos" und Sopatros' Leben hauptsächliche, aber unzuver-
lässige Quelle Eunapios Vit. sophist. S. 11 ff. 21 f. Boiss. Über lamblichos und
Sopatros auch Artikel des Suidas. Testimonia über Sopatros gesammelt bei
Fr. Focke (s. unten S. 222*j. Liste der Schriften des lamblichos bei Zeller
III 2* S. 739 Anua. 1, 741 Anm. 3, des Theodoros von Asine ebenda S. 783
Anm. 1.
Erhaltenes. Ausgaben:
lamblichos, De vita Pythagorica liber, ed. Theoph. KiessHng, Lips.
1815 — 1816 (enthält auch Porp'hyrios" Leben des Pythagoras und die anonyme
Pythagorasvita bei Photios cod." 249). Ed. Westermann, Paris 1850 (in der
Cobetschen Ausg. des Diog. Laert.). Eec. A. Nauck, Petersb. 1884. Neue Aus-
gabe von L. Deubner in Vorbereitung (Bibl. Teubn.). — Adhortatio ad philo-
sophiam (Protrepticus), ed. Kiessling, Lips. 1813. Ed. H. Pistelli, Lips. 1888. —
IJtol zijg xoti'i/g fiad t] iiar ix fj g f^ iot n) fit}g {/.öyog roiTog), in: ViUoison,
Anecd. graec. II, S. 188 ff. Venet. 1781. De comm. math. scientia, ed. N. Festa.
Lips. 1891. — InNicomachi arithm. introduct. liber, ed. H. Pistelli, Lips.
1894. — Theologumena arithme ticae. Accedit Nicomachi Geraseni insti-
tutio arithmetica, ed. F. Ast, Lips. 1817. Neue Ausgabe in Vorbereitung; Vor-
arbeit: E. Pistelli. Per la critica dei Theolog. arithmetica. Studi ital. di filol.
class. 5 (,1897), 425—428. — De mysteriis liber, ed. Thom. Gale. Oxon. 1678.
iHrnbliohoä. 631^
Ed. Gast. Panhey, Bcrol. 1857. lambl. ou the mysteriös of the Egyptians, Chal-
(leans and Assyriaiis. transl. from the Greek by Thoni. Taylor, 2. edit., London
1S95. Fragmente bei Stobaios s. Indices zu Stobaios. Die Fundorte weiterer
Fragmente und Auszüge bei Zeller III 2* B. 739 Anm. 1. Die sehr wünschens-
werte Fragmentsaramlung ist von G. ]\Iau, Die Religion sphil. Kaiser Julian?^
S. VI, und von Kintrup (vgl. Kroll, Artikel Jambl. 3 bei Pauly-Wissowa-KroU
S. 650) in Aussicht gestellt.
Theodoros von Asine. Fragmente und Anführungen bei Proklos in den
Kommentaren zum Timaios (s. Diehls Index auct.) und zur Politeia (I 253—255
Kroll) und in der Theologia Piatonis, bei Ammonios im Kommentar zur
I. Analyt. 1, 0 Wallies und bei Olympiodor im Kommentar zum Phaidon 193,
29 Norvin.
!^opatros geholfen möglicherweise das von Phot. Bibl. cod. 161 exzerpierte
Werk (vgl. Focke [unten S. 222*] S. 63 ff., dessen Argumentation aber die aus
Huid. s. V. Z(t):TaTQo? [IV] B. 849, 16 f. und Phot. S. 105 a 10 f. erwachsenden
Bedenken nicht zerstreut) und der Regentenspiegel bei Stob. IV S. 212, 13 ff. H.
(vgl. Fr. Wilhelm, Rhein. Mus. 72 [1918], 374 ff.).
Dexippi in Arist. categorias dubitationes et solutiones primum, ed.
L. Bpengel, Monach. 1859. Ed. Ad. Busse (Comm. in Arist. Gr. [s. oben S. 365j
JV 2), Berol. 1888.
Ifitnblichos hörte zuerst den Peripatetiker Anatolios (s. § 86), einen
Schüler des Porphyrios, dann auch diesen selbst (Eunap. Vit. soph. S. 11 f. Boiss.).
Er starb unter Konstantin dem ,, Großen" (306 — 337) und war zu der Zeit, als
dieser seinen Schüler Sopatros hinrichten ließ, nicht mehr am Leben (Eunap. Vit.
soph. S. 20 f.). Außer Kommentaren zu Piaton und Aristoteles und
der Xa'/.ba'i'y.i] re/.eioTÜTtj Oeoloyia (deren 28, Buch von Damasc. de princ.
43 Anf. zitiert wird), verfaßte er unter anderem die noch erhaltenen Schriften:
IJegi zov TIvdayoQty.ov ßiov, Aoyo? :iqot qsjit ixog sig qn/.oooqp lar ,.
IJsol 1^5 icoii'fj? fiadi] fiaz ix^g i:^ lonjfit) g, IJegi xfjg Nixouäxov aoit}-
nrjTixfjg eiaaycoyi/g und die 0eo/.oyovue ra liig aQidfiijz ixijg , die zu-
sammen mit anderen, jetzt verlorenen, Abhandlungen sämtlich Teile seines
größeren, zehn Bücher umfassenden Werkes, der Zvvaywyrj nov Ilvßu-
yoQEi'cov boyfiäztov, waren. Die gleichfalls erhaltene Schrift '^lidfiuojvog
8t8 (iOxäXov ciQog zi]V IIoQ(pvQ iov Jigog 'Aveßco sjiiGzo/.i]V uji 6x q toig y.ui
zöjv iv ai'zfj d:Tog t] fiüzcov /.vosig, gewöhnlich unter dem Titel De mysteriis
Aegyptiorum zitiert, wird von Neueren dem lamblich vielfach abgesprochen,^
jedoch ohne zureichende Gründe. Von verlorenen Abhandlungen liegen
zahl- und z. T. auch umfangreiche Fragmente und Reflexe vor. Die auf uns
gekommenen vorgeblichen Briefe des Kaisers Julian (geb. 332) an lamblichos
sind untergeschoben. DaJj der Kaiser mit dem Philosophen nicht korrespondieren
konnte, ergibt sich schon aus dem Zeitverhältnis. Die Ansicht (Bruckers und
anderer), daß ein aus Libanios bekannter jüngerer lamblich, wahrscheinlich der
Enkel des berühmten Philosophen, Adressat dieser Briefe sei, ist neuerdings von
Joh. Geffcken (Kaiser Julianus S. 145), der übrigens an der Unechtheit der
Briefe festhält, wieder aufgenommen worden. Die überschwängliche Verherrlichung
des in diesen Briefen Angeredeten spricht aber mit größerer Wahrscheinlichkeit
dafür, daß das vielgefeierte und auch von Julian hochverehrte Schulhaupt
gemeint sei.
Bei lamblich zeigt sich noch in weit höherem Maße als bei Amelios das
Bestreben, die übersinnlichen Hypostasen zu vermehren und das Absolute durch
immer neue Zwischenglieder von der Erscheinungswelt stärker abzurücken, zu-
gleich aber auch, durch Zerlegung solcher Glieder in einander koordinierte
Hypostasen für immer weitere Begriffsspaltungen und verfeinerte Xuancierungen
4340 § 81- lamblichos und die syrische Schule
Raum zu gewinnen. *) Über das IV des Plotin stellt er noch ein anderes, schlechthin
erstes k'v, welches jenseits aller Gegensätze liege und auch nicht das Gute sei,
sondern als völlig eigenschaftslos noch über dem Guten stehe. Unter diesem
durchaus unaussprechlichen Urwesen (// .-lävT/i ärtntjzo^ o-Q'/.h nach Damasc. de
princ. 43 Auf.) steht dasjenige «■, welches (wie Plotin gelehrt hat) mit dem
«;a(9oV identisch ist. Sein Erzeugnis ist die intelligible Welt (y.öofioq roijTÖg),
aus welcher wiederum die intellektuelle Welt (y.oofio^ i'osgög) hervorgegangen
ist (Procl. in Tim. I S. 308, 21 D. u. a. St.). Der y.oafwg voijto? umfaßt die
Objekte des Denkens (die Ideen), der xoafiog roegög aber die denkenden Wesen.
Die Elemente des yoo/iog vorjrög sind: jiaTi'/o (vjruQ^ig), dvraftig [övra/iig ZTJg
vnäg^eojg) und rovg {vötjaig irjg dv7-üfi£<og). Der y.do^iog voegög ist ebenfalls drei-
gliedrig. Sein erstes Glied heißt wieder rovg, das dritte dijiiiovQyög; zwischen
beiden steht eine vermittelnde Hypostase, deren Wirksamkeit sich in der Er-
zeugung göttlichen Lebens äußert. Doch scheint lamblichos diese drei Glieder
wieder in sieben zerlegt zu haben (Procl. in Tim. I S. 308, 21 ff. D., Damasc. d.
princ. 54 S. 108, 18 f., 120 S. 310, 6 f. ß. u. a. St.). Zwischen den in xoofiog vorzog
und y.öofiog voeoög zerteilten rovg und die Seele schiebt sich vermittelnd ein zweiter
vovg. Während jener außer Berührung mit dem Seelischen steht, hält dieser die
Seele zusammen und Avirkt auf sie ein. Das Seelische ist wiederum drei-
gliedrig geordnet; die überweltliche Seele hat zwei andere Seelen aus sich her-
vorgehen lassen (larabl. bei Procl. in Tim. II S. 240, 5 f. D.). Der Welt
gehören an als in ihr enthaltene Wesen die Seelen der Götter des polytheistischen
Volksglaubens, der Engel, der Dämonen und Heroen, von denen allen lamblichos
ganze Massen kennt, die er pythagorisierend nach einem Zahlenschematismus
bestimmt und in eine phantastische Rangordnung bringt (lambl. b. Stob. Ecl. I
S. 372, 18 ff. 455, 4 f. W. u. ö., Procl. in Tim. III S. 197, 12 ff. D. u. a. St.;.
Die letzte Stelle in dem Existierenden nimmt selbstverständlich das Sinnliche
ein. Die Schrift De mysteriis Aegyptiorum spricht die Übervernünftigkeit nicht
nur (wie Plotin) dem höchsten, überseienden Wesen, sondern allen Göttern und
den anderen übermenschlichen Wesenheiten insgesamt zu. Die Erkenntnis der
Götter ist nach dieser Schrift unserm Wesen augeboren und liegt aller
Erwägung und Kritik voraus. Sie ist mit dem vpesenhaften V^erlangen
der Seele nach dem Guten unmittelbar gegeben. Es ist deshalb un-
richtig zu sagen, man gebe zu, daß GcJtter existieren. Ja man darf streng-
genommen nicht einmal von einer Erkenntnis der Götter reden. Denn
jede Erkenntnis setzt eine Scheidung von Subjekt und Objekt voraus, die
unserm unlösbaren und apriorischen Zusammenhange mit der Gottheit nicht
entspricht. Beim Erkennen im gewöhnlichen Sinne poniert man von den
zwei Gliedern eines logischen Gegensatzes den einen und negiert den andern.
^) Der Annahme Geffckens (Kaiser Julianus S. 14. 130), daß lamblichs
Triebfeder die streberische Absicht gewesen sei, seine Vorgänger zu überbieten
und dadurch zu verdrängen, kann ich mich nicht anschließen. Die Kompli-
zierung des Systems lag im Keime schon in der Grundtendenz des Neuplato-
nismus nach einem möglichst vermittelten Zusammenhange zwischen dem
höchsten Übersinnlichen und der sinnlichen Welt. Dazu gesellten sich noch das
scholastische Behagen an dem künstlichen Aufbau eines reichgegliederteu Sche-
matismus und das im Texte sogleich zu berührende Absehen auf eine um-
fassende theologische Systematik. Auf demselben Wege wie lamblich ging ja
vor ihm schon Amelios und nach ihm wieder Proklos, und letzten Endes erklärt
sich Plotins Hinausgreifen über den mittleren Piatonismus aus dem gleichen Be-
streben, die Transzendenz des obersten Wesens durch einen von ihm zur Welt
herabgehenden geordneten Stufenbau zu erhöhen und systematisch zu festigen.
lamblichos. 041
Unsere Beziehung zur Gottheit ist aber über jeden derartigen Gegensatz erhaben
<1, 3 S. 7 f . 10 P.). Gleichwohl unternimmt es lamblich auch hier, in dis-
kursivem Verfahren Wesen und Ordnung der höheren Hypostasen zu erörtern.
Daß er dabei nicht umhin kann, seinem Prinzip unmittelbarer Intuition etwas
zu vergeben, liegt auf der Hand. Gerade dadurch ist die Schrift De mysteriis
interessant, insofern sie einen dem religiös-philosophischen Synkretismus der neu-
platonischen Schule anhaftenden Widerspruch besonders deutlich hervortreten
läßt. Ihr Verfasser ist sich einerseits klar über die Unmittelbarkeit des
religiösen Bewußtseins und seine Unabhängigkeit von verstandesraäßiger
Deduktion. Auf der andern Seite aber mag er nicht darauf verzichten, den
religiösen Glauben, für den er übrigens den unbedingtesten Konservativismus ver-
langt, auf dem Wege philosophischer Spekulation rationell zu begründen
und zu systematisieren. Wir werden später (§ 83) sehen, wie das Widerspruchs-
volle einer solchen Rationalisierung des Unrationalen bei Damaskios zum Be-
wußtsein kommt und ihn zu einer eigenartigen Theorie veranlaßt.
Die fortschreitende Zerspaltung und Mehrung der Hypostasen bei lamblich
hängt nun mit einer andern Eigentümlichkeit zusammen, durch welche dieser
Philosoph in der Geschichte des Neuplatonismus Epoche macht. Es gilt ihm,
religiöse Tradition griechischer und orientalischer Herkunft in
möglichst großem Umfange in sein System aufztmehmen und die
Gottheiten dieser Tradition seiner Hypostasenordnung einzureihen. Er hat damit
der Aveiteren Entwicklung der neuj^latonischen Metaphysik die Wege gewiesen.
Die mystische Religiosität des Neupythagoreismus und verwandter Richtungen
begegnet sich hier mit dem allegorisierenden Rationalismus der Stoa und Philons.
Mystiker ist larablich auch außerhalb der Sphäre seines metaphysischen Systems.
Der Glaube an Wunder, an übernatürlichen Verkehr mit Gottheiten und an
Weissagungen spielt in seinem Denken und Wirken eine große Rolle. Man
darf aber nicht, wie es gewöhnlich — auch von Zeller — geschieht, das mystisch-
religiöse Element in lamblichs Wesen dem philosophischen gegenüber in den
Vordergrund rücken und lamblich als Theologen und Theurgen aus der wissen-
schaftlich philosophischen Entwicklung des Neuplatonismus herausfallen lassen.
Seine Bedeutung liegt auf der philosophischen Seite, und zwar des Näheren
darin, daß er für die Exegese platonischer Dialoge eine feste, den
Bedürfnissen seiner Schule entgegenkommende Methode schuf.
Der Neuplatonismus wollte nichts anderes sein als Piatoninterpretation. Tat-
sächlich vertrat er Lehren, die von den platonischen weit ablagen. Wer nun
den Weg wies, die neuen Lehren in einheitlicher und konsequenter Weise auf
dem Grunde der platonischen Dialoge aufzubauen, verdiente vom neuiilatonischen
Standpunkte aus in der Tat den Namen des ,, Göttlichen", mit dem Männer wie
Syrian, Proklos, Damaskios und Simplikios lamblich beehren. Mit dem Prinzip
der Einheitlichkeit und konsequenten Systematik war lamblich Bahn-
brecher für die spätere neuplatonische Exegese. Noch Por})hyrios hatte in seiner
AUegorese ohne feste Regel dem Wortlaute Gedanken unterschoben, wie sie sich
ihm von Fall zu Fall empfahlen. Sein gelehrtes Interesse, sein Bestreben, die
Deutungen auf Überliefertes in Literatur, Sage, Religion und Kultus zu be-
gründen, legten ihm Fesseln an und hinderten ihn, seine Exegese frei nach den
Gesichtspunkten der neuplatonischen Metaphysik und unter Wahrung eines
g;eregelten Verfahrens zu gestalten. Er spann seine Fäden, jenachdem ein An-
knüpfungspunkt sich bot, bald hierhin, bald dorthin, ihre Zusammenfügung zu
einem glatten Gewebe kümmerte ihn nicht. Demgegenüber schuf lamblich für
die Interpretation platonischer Dialoge eine feste Norm. Sie verlangt zunächst
Ueberweg, Grundriß I. 41
()42 § *^l- lambliohos und die syrische Schule.
mit dem Gesetze des einen Zielpunktes (el? oxo.-rög), daß das Proömium eines
Dialoges und der eigentliche Dialog und innerhalb des letzteren wieder seine
Terschiedenen Teile in engsten dogmatischen Zusammenhang miteinander gebracht
lind einheitlich interpretiert werden. Ist ein Dialog beispielsAveise in der Haupt-
ifache physikalischen Inhaltes, so hat für alle seine Teile einschließlich des
Proömiums die physikalische Exegese stattzufinden, ist er ethisch, die ethische
«sw. Nun stehen aber, wie lamblich in Ausgestaltung der Theorie der plato-
nischen Politeia (s. oben S. 287 f.) und pythagoreischer Lehre annimmt, die
Gebiete der Metaphysik, der Mathematik und der Physik miteinander in
innigstem Zusammenhange. Das Metaphysische ist Musterbild (miQädsiyita) des-
3Iathematischen, das Mathematische Abbild {fiy.Mr) des Metaphysischen, und
das gleiche Verhältnis besteht Avieder zwischen dem Mathematischen und dem
den Gegenstand der Physik bildenden Sinnlichen. Mit dem Mathematischen
6teht aber auch das Ethische in enger Verbindung. Jedes dieser Eeiche birgt in
»ich Verhältnisse, die denen der anderen analog, wenn auch nach dem besonderen
Charakter dieses Reiches modifiziert sind. So kann die Interpretation, ohne
das Gesetz des elg oyoirög zu übertreten, jeweils vom Ethischen und Physi-
kalischen ins Mathematische, von diesem ins Metaphysische über-
greifen oder auch mit Überspringung der Mittelglieder das Physikalische
metaphysisch, das Ethische metaphysisch oder physikalisch ver-
werten. Will man sich lamblichs Auffassung durch ein Bild verdeutlichen, so-
läßt sich das Gesamtbereich des Alls einem großen Gebäude vergleichen, dessen
in verschiedenen Stockwerken — dem Metaphysischen, Mathematischen, Sinn-
lichen überhaupt (Physischen) und speziell Menschlichen (Ethischen) — gelegene
Käume eine im Grunde gleiche, aber doch nach den baulichen Bedingungen der
Stockwerke differenzierte Verteilung und Einrichtung zeigen, und jedes er-
giebigere Textesstück hat, iamblichisch interpretiert, die Bedeutung eines das
Gebäude in seiner gesamten Höhe durchgleitenden Aufzuges, der die Möglichkeit
bietet, die verschiedenen Stockwerke in der Betrachtung zu verbinden und ihre
übereinstimmenden und unterschiedlichen Eigentümlichkeiten kennen zu lernen.
So ergab sich ein festes Verfahren, das Einheitlichkeit und Konsequenz der
Exegese mit einer möglichst umfassenden Ausnützung jeder Piatonstelle verband
und — das war für die neuplatonische Interpretation von besonderem Werte —
überall den Weg ins Metaphysische öffnete. Daß dieses Verfahren zu
den Gesetzen einer philologischen, den genuinen Sinn feststellenden Textes-
deutung im schroffsten Widerspruche steht, ist klar; aber, die freie Stellung de&
Xeuplatonismus zu Piaton einmal zugegeben, entbehrt es in seiner scharfen
Folgerichtigkeit und schrankenlosen Verwertbarkeit für eine weitumspannende
Systematik nicht einer gewissen Größe, und wie es aus neuplatonischen Voraus-
setzungen hervorgegangen ist, war es auch für die weitere Entwicklung des Neu-
platonismus von großer Tragweite. Das läßt namentlich Proklos' Timaioskom-
mentar, der sich dieses Verfahrens bedient, aufs deutlichste erkennen.*)
Wie in der Metaphysik, so geht lamblich auch in der Ethik durch er-
weiterte Gliederung und schärfere Bestimmungen über seine Vorgänger hinaus.
Er unterscheidet zunächst mit Porphyrios die politischen, kathartischen und
paradeigmatischen Tugenden und eine zwischen den beiden letzten Klassen,
gelegene Gattung. Diese bestimmt er als die der theoretischen Tugenden, deren
Wesen in der Betrachtung der göttlichen Ordnungen, ihres Hervorgangs aus-
M Man vgl. zu dieser Darstellung das Genethliakon für C. Robert, BerÜD
1910, S. 128 ff., wo auch die Belege verzeichnet sind.
larablichos, Theodoros von Asinc, Sopatros von Apamcia. 643
dem letzten Prinzip und ihrer besonderen Eigentümlichkeiten besteht. Damit
ist eine Folie für die paradeigmatischen Tugenden gewonnen : in der Ausübung
der theoretischen stellt die Seele den Nus als Objekt der Betrachtung sich gegen-
über, ist selbst also außerhalb des Nus; vermittelst der paradeigmatischen geht
bie in den Xus, der (als Ort der Ideen) das Paradeigma aller Dinge ist, selbst ein.
Alle diese Klassen liegen mit ihren Beziehungen innerhalb der Sphäre des
Seienden. Über ihnen stehen die hieratischen Tugenden, die sich in dem
I ekstatischen) Aufgehen in das überseiende Urwesen, das Eine, betätigen und
daher auch die einheitlichen (krtuTui) genannt werden (Amnion, in Arist. de
interpr. S. 135, 14 ff., Olymp, in Plat. Phaedon. 2, 138 ff., S. 113 f. Norv.). Das
Verhältnis der von Marin. Vit. Proci. 26 als iamblichisch bezeichneten theur-
gischen Tugenden zu dieser Skala läßt sich nicht genau bestimmen. — Unter
lamblichos' Schülern ragt
T/ieodoros von Asine hervor. Er hatte zuerst Porphyrios gehört, dessen
Einfluß in einigen Punkten seiner Lehre, so in dem Satze von der Vernunft-
begabtheit der Tierseelen (Nemes. 2, 51 S. 117 M.; hier ist auch die abweichende
Ansieht lamblichs berührt) zutage tritt. Das Wesentliche seines Systems aber
verdankte er lamblich. Er baute dessen Triadensystem weiter aus und
nahm insofern eine Mittelstellung zwischen lamblich und Proklos ein, wiewohl
der letztere in den Einzelheiten seiner Trichotomie andere Wege einschlug. Zu-
nächst schied Theodoros in üblicher Weise das Erste (Eine), den Xus und die
Seele (Procl. in Tim. III S. 226, 5 ff. D.). Das iamblichische zweite «V fiel bei
ihm mit dem Intelligibeln zusammen. Das Gesamtbereich des Xus umfaßte,
jedenfalls der Dreiteilung zuliebe, neben dem Intelligibeln und Intellektuellen
auch das Demiurgische. Jede dieser drei Hypostasen wurde wieder in drei
Glieder zerlegt. Im Demiurgischen war jedes Glied wieder eine Triade. Die
Glieder der intellektuellen Triade standen zu den entsprechenden der demi-
urgischen und diese wieder zu den drei Seelen, die Theodoros mit lamblich an-
setzte, in ursächlicher Beziehung (Procl. in Tim. II S. 274, 16 ff. D.). Mathe-
matische, astronomische und anderweitige Anknüpfungspunkte wurden für diese
Hypostasenlehre, z. T. nach dem Vorgang Früherer, gesucht und verwertet (Procl.
inTim. II S. 274, 13 ff. HI S. 64, 11 ff. D., in Eucl. S. 130, 16 ff. Fr.) und selbst-
verständlich die Gottheiten des Volksglaubens in dem System untergebracht
iProcl. in Tim. III S. 173, 24 ff., 178, 10 ff. u. a. St.).
Dargelegt waren Theodoros' Lehrmeinungen in erster Linie jedenfalls in
seinen Platonkonimentaren, insbesondere dem zum Timaios, aus welchem
Proklos vieles mitteilt. Eine Probe seiner Exegese bietet das wohl einem Politeia-
komraentar entnommene Stück bei Procl. in Remp. I S. 253 ff. Kr. über die gleiche
sittliche Beanlagung von Mann und Frau. Neben ethisch- politischen, ethno-
logischen, mythologischen iind anthropologischen Argumenten steht hier die dem
Piaton (Tim. 22 a ff.) nachgeahmte Berufung auf ägyptische Priesterweisheit, die
verkündete, daß göttliche Seelen auch in Frauen hinabsteigen und Helena eine
Aphrodite war, von der die Dichter aus Unkenntnis der Wahrheit Übles be-
richteten (vgl. Plat. Politeia 586 c, Phaidr. 243 a f.). — Von
Sopatros von Apamela, den Eunapios Vit. soph. S. 21, 2 ff. (vgl.
S. 12, 17 f.) als den bedeutendsten unter lamblichs Schülern rühmt, wissen wir
einiges Xähere nur über sein Leben. Er ging, als sich nach dem Tode lamblichs
dessen Anhänger nach allen Richtungen zerstreuten, nach Konstantinopel und
gewann hier am Hofe Konstantins I. eine bedeutende Stellung, die ihm, wenn
Eunapios recht berichtet, ermöglichte, den Kaiser auch philosophisch zu beein-
flussen. Der Xeid einer Gegenpartei führte aber seinen Sturz herbei, und Kon-
41^
f)44 § ^-- L)ie perganienische Schule.
stantin ließ ihn hinrichten, um damit, wie Suidas angibt, seine eigene Lossaguug
von der hellenischen Religion zu beglaubigen. Das läßt darauf schließen, daß
Sopatros sein Ansehen zur Propaganda für den Polytheismus benutzte. Seine
Schrift Ileol .T^oi'o/ac xai nor na na zrjv a§iav ev:ToayovvTCor 1} bvoTtna-
yovvzcov, wohl eine Theodizee, wird von Suidas genannt. Ist er der Sopatros,
über dessen zwölf Bücher umfassende 'Ex/.oyai Photios cod. 161 berichtet, so
hat er sich auch der Polymathie befleißigt und aus zahlreichen Schriftstellern
allerlei bunten Stoff zusammengetragen. Der vielleicht ihm gehörige Regenten-
spiegel bei Stob. IV S. 212, 13 ff. H. verrät Bekanntschaft mit der Literatur
.Tfot aqyijg. — In etwas schärferen Umrissen erscheint uns der bei Simpl. in
Cat. S. 2, 25 als lamblicheer bezeichnete
Dexippos durch seine erhaltene Erklärung der aristotelischen
Kategorien, die als Beispiel eines Kommentars in Dialogform für die noch
immer ausstehende Geschichte der Kommeutartechnik Beachtung verdient.*)
Von dem Historiker gleichen Namens ist dieser Dexippos zu sondern.
s^ 82. Die peigamenische Schule ist durch ihren Be-
grimder, den lambhchschüler Aidesios, mit der syrischen (§81)
verknüpft. Sie gestaltet die iamblichische Theorie, die sie über-
nimmt, nicht weiter aus. Die wissenschaftliche Arbeit tritt in
ihr überhaupt zurück gegen die Verwertung des Neuplatonismus
in praktisch-religiöser Richtung: ihr Feld ist die Pflege
geheimnisvoller Einwirkungen auf die übersinnliche
Welt (Theurgie) und die Erhaltung und Wiederher-
stellung des Polytheismus. Für die Theurgie bietet Maxi-
mos ein typisches Beispiel. Hauptvertreter der polytheistischen
Reaktion ist der Kaiser Julian der ,, Abtrünnige" (regierte 361
bis 068), der die iamblichisch gedeutete hellenische Religion als
Staats- oder wenigstens bevorzugte Religion wiedereinzuführen
sucht. Das neuplatonische Bekenntnis tritt in seinem uns vor-
liegenden umfangreichen literarischen Nachlasse zutage. Wahr-
scheinlich zur Unterstützung der heidnischen Propaganda ist
des Sallustios erhaltene Schrift Über Götter und Welt -ver-
faßt. Über das Leben der bedeutendsten Neuplatoniker des
pergamenischen Kreises unterrichtet uns in sehr unzureichender
Weise Eunapios durch seine Biographiensammlung.
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehren: Der
Geschichtsschreiber der Schule ist der nur mit Vorsicht zu benutzende Eunapios,
der über Aidesios. Maximos, Priskos, lulianos, Chrysanthios u. a. berichtet. Für
mehrere Männer dieses Kreises f Maximos, lulianos, Chrysanthios) enthält Suidas
Artikel. Manches Persönliche bieten die Schriften des Julian und des Rhetors
Libanios. S. im übrigen das Material bei Zeller III 2* S. 787 ff., für Julian
besonders bei Geffcken, Kaiser Julianus, und v. Borries, Artikel lulianos (26 1 bei
Pauly-Wissowa-Kroll. Zur Ikonographie Julians die unten S. 223* verzeichneten
Arbeiten. Literarisch über Julians Äußeres Amm. Marc. 2.5. 4, 22. Gregor, von
Naz. orat. 5 (c. Jul. 2), 23; dazu R. Asmus, Philol. 65 (1906), 410 ff.
*) Mit der Form des katechetischen Dialoges war Porphyrios in seinem
ebenfalls erhaltenen Kategorienkommentar vorangegangen.
§ 82. Die perganienische Schule. ()45
Erhaltenes. Ausgaben:
Juliani imp. Opera, ed. Tetrus Martinius et Car. Cantoclarus, Par. 1583.
Ed. Dion. Petavius, Paris 1(530. Ed. Spanheim, Lips. 1696. lul. imper. quae super-
sunt rec. F. C. Hertlein, 2 voll., Lips. 1875 f. The worka of J. with and Engl,
transl. by W. C. ^^'right, 2 voll., Lond. 1913. 1914. luliani imper. libror. contra
Christianos quae supersunt coli. rec. proleg. instrux. C. I. Neumann, Lipsiae 1880,
auch von demselben ins Deutsche übersetzt, Leipzig 1880. K. J. is'eumann. Ein
neues Bruchstück aus Kaiser Julians Büchern gegen die Christen, Theol. Litera-
turzeit. 24 (1899), 298—304 (anknüpfend an ßidez et Cumont, Recherches etc.,
s. unten S. 223*). Epistolae, ed. L. H. Heyler, Mainz 1828. Neu entdeckte
Briefe: Papadopulos-Kerameus, Syllogos 18&'5, Rhein. Mus. 42 (1887), 15—37,
wiederabgedruckt mit ital. Übers, und histor. Bemerk, von D. Largajolli und
P. Parisio, Nuovi studi intorno a Giuliano imperatore, Riv. d. f Hol. 17 (1889),
289—375. Fr. Cumont, Fragments in^dits de Julien, Rev. d. philol. 16 (1892),
161 — 166. Aless. Chiappelli, Nuove pagine sul cristianesimo antico, Firenze 1902
darin ein neues Fragm. d. Sehr, gegen d. Christen [S. 315 ff.]). A. Brinkmann,
Rhein. Mus. 60 (1905), 632 (weist bei Johannes v. Thessalonike [um 680] ein wie
es scheint Avörtliches Zitat aus d. Sehr, gegen d. Chr. nach, das den Bericht des
Kvrill ergänzt). — Kaiser Julians philos. Werke, übers, u. erkl. v. Rud. Asmus
(Philos. Bibl. Bd. 116), Leipzig 1908. Die Reden auf König Helios und die
Göttermutter übers, von G. Mau, s. unten S. 223*. Eug. Talbot, Julien, oeuvres
compU'tes, traduct. nouv. accomp. de sommaires, notes, eclaircisseraents etc., Paris
1803. Die theosophischen Werke übersetzt bei Ch. W. King, Jul. the emperor,
Lond. 1888. E. J. Chinnock, A few notes on J. and a transl. of bis public let-
ters, London 1901. In Vorbereitung: luliani imper. quae supersunt omnia praeter
reliquias librorura contra Galilaeos; vol. II: Epistolae, leges, poemata, fragmenta
varia, colleg. et recens. J. Bidez et Fr. Cumont (Bibl. Teubn.).
Sallustii philosopbi de diis et mundo opusc., ed. Leo Allatius. Romae
1638. Ed. I. C. Orellius, Turici 1821. Mullach, Fragm. philos. Graec. III S. 30
bis 50. Eine neue Ausgabe plant G. Muccio; Vorarbeiten s. S. 224*.
Eunapios , Vitae sophistarum, ed. pr. H. Junii, Antv. 1568. Ed. Comme-
linus, Heidelb. 1596. Rec. notisque illustr. lo. Fr. Boissonade, mit einem die
Fragmente des E. enthaltenden Anhang, einer Vita des E. von H. Junius und
Anmerkungen von D. Wyttenbach, Amstel. 1822. Die Anmerkungen Wytten-
bachs besonders in dessen Opusc. acad., Lugd. Bat. 1821. Die Ausgabe Boisso-
nades wiederholt in der Didotschen Philostratosausgabe, Paris 1849. Eine neue
Ausgabe plant V. Lundström; Vorarbeit s. unten S. 224*. Die Fragmente des
Geschichtswerks bei ilüller, Fragm. bist. Gr. IV 11 ff., L. Dindorf, Hist. Gr.
min. I 205 ff., und in den Excerpta histor. iussu imper. Constant. Porphyrogen.
conf., ed. Boissevain, De Boor, Büttner- Wobst, I S. 591—599; IV S. 71—103.
— Wortindex: Robinson, Indices, I: in Dionys. Long., II: in Eunapium d. vitis
Sophist., III: in Hieroclis comm. in Pythag.'aur. carm., Oxonii 1772. — Franz.
Übers, v. St. de Rouville, Paris 1879, engl, in: The Piatonist 1887.
Aidesios aus Kappadokien zog sich nach dem Tode seines Lehrers lam-
bUchos zunächst in die Einsamkeit seines Heimatlandes zurück, um hier als
Hirte sein Leben zu verbringen, eröffnete dann aber auf den Wunsch der nach
seiner Weisheit Verlangenden eine Schule in Pergamon. Hier waren Mcui-
mos, Chrysanthios, Priskos und Euscinos seine Hörer. Auch der spätere Kaiser
Julian suchte ihn auf, doch wies ihn Aidesios seines hohen Alters wegen an
Eusebios und Chrysanthios. Von philosophischen Leistungen dieser Männer ist,
von Julian abgesehen, wenig bekannt. Maximos verfaßte nach Simpl. in Cat.
S. 1, 15 f. einen Kommentar zu den aristotelischen Kategorien, in welchem er
sich fast in allen Stücken an Alexander von Aphrodisias anschloß; einige weitere
Schriften von ihm nennt Suidas (vgl. auch Ammon. in Anal. pri. S. 31, 16 ff.,
wo trotz der Verschiedenheit in der Angabe des Lehrers doch wohl derselbe
Maximos gemeint ist). Im übrigen tat er sich, wie die anderen Genossen dieses
Kreises mit Ausnahme des nüchterneren Eusebios. mehr durch religiöse Mvstik
()4(3 § 82. Die pergaineiiische »schule.
und theurgisf.lie Künste als durch wissenschaftliche Bestrebungen hervor und
gewann damit großen Einfluß auf Julian. Im ganzen ist unsere Kenntnis der
Mitglieder der pergamenischen Schule lückenhaft. Greifbar sind durch ihre auf
uns gekommenen Schriften Juliati, Salhistios und Eunctplos.
Julian, geb. 332, wurde im Christentum erzogen, wandte sich aber unter
dem Einfluß neuplatonischer Lehrer und wohl auch unter dem Eindruck der al>-
schreckendeu Vorgänge innerhalb seiner christlichen Verwandtschaft dem Poly-
theismus zu. Nach seiner Thronbesteigung im Jahre 3G1 war es ihm Herzens-
sache, die hellenische Väterreligion in alter Macht und altem Glänze mit
Unterdrückung des zur Staatsreligion erhobenen Christentums wiederher-
zustellen. Zu ihrer dogmatischen Begründung, stützte er sich auf die
Lehren des von ihm aufs höchste verehrten lamblichos.') Die Maßregeln
zugunsten der polytheistischen Reaktion bildeten den Schwerpunkt der
nur etwa anderthalbjährigen Regierung des Kaisers und trugen ihm in der
christlichen ^Velt den stehenden Beinamen Apostata (der „Abtrünnige") ein.
Verletzende Schritte waren bei diesem religiösen und kultlichen L^msturz
unausbleiblich. Aber von wüsten Ausbrüchen eines blutgierigen Fana-
tismus, wie sie ihm von christlichen Gegnern schuldgegeben wurden, hielt sich
Julian fern. Auch yeine erhaltenen Reden, Schriften und Briefe lassen in
ihm einen vielseitig gebildeten, bis zur Schwärmerei idealistischen und sittlich
hochstrebenden Mann erkennen. Philosophisch von Belang sind in erster Linie
die Reden auf die Göttermutter (or. 5) und auf den König Helios
(or. 4), erstere Rede eine neuplatonisch aüegorisierende Ausdeutung des Kybele-
mythus, letztere eine im Anschluß au lamblich vollzogene Vereinigung der
damals herrschenden Sonnenverehrung mit neuplatonischer Metaphysik: Helios,
der Mittelpunkt der intellektuellen Götter, ist zugleich der Mittler zwischen dem
Reiche des Intellektaellen und der sinnlichen Welt. Charakteristische Denkmale
der seit langem üblichen Verbindung kyuischer Grundzüge mit im übrigen ganz
unkynischen Bekenntnissen bilden die beiden Kynikerreden (or. 6 und 7), in
denen Julian den alten Kynismus des Antisthenes, Diogenes und Krates unter
Leugnung seines freigeistigen Wesens als im Grunde mit jeder wahren Philo-
sophie übereinstimmend verherrlicht, zugleich aber gegen Neukyniker Front
macht, die jene hellenischen Vorbilder befehdeten und kynische Lebenshaltung
mit christlichem Bekenntnis verbanden. Hinsichtlich der literarischen Form
steht als menippische Satire (vgl. oben S. 458 f.) die Schrift 2v i-i^öa lor i]
Kooria zum Kynismus in Beziehung. An weiteren philosophisch nicht uner-
giebigen Stücken sind besonders der unter Benutzung des Dion Chrysostomos
verfaßte Königsspiegel in der 2. Rede S. 100, 3 ff., die Trost betrachtung
beim Weggange des Salhistios (or. 8) und der Brief an Themistios
(S. 328 ff.) zu erwähnen. Von dem drei Bücher umfassenden Werke des Kaisers
Gegen die Christen (,,Galiläer'') sind uns durch die Gegenschrift des christ-
lichen Bischofs Kyrillos zahl- und umfangreiche Fragmente erhalten. Zum Teil
auf den Arbeiten früherer Christengegner, darunter dem großen Werke des
ungleich gelehrteren Porphyrios, fußend übt Julian geschickte Kritik an dem
M Für die Benutzung von lamblichs Alkibiadeskommentar durch Julian vgl.
man R. Asmus, Der Alkibiades-Kommentar des lamblichos als Hauptquelle für
Kaiser Julian, Sitz. d. Heidelb. Akad. d. Wiss., philos.-hist. Kl. 1917, 3. Abh.
Von der grundlegenden Bedeutung, die Asmus diesem Kommentar nicht etwa
nur für einzelne Schriften — soweit ist seine These nicht zu bezweifeln — .
sondern für das gesamte julianische Corpus zuschreibt, vermag ich mich nicht zu
überzeugen.
Julian, Sallustios, Eniiapios von Sardes. (j4T
biblischen Text und seiner Auslegung durch die Christen und bekämpft Leben
und Kult seiner christlichen Umgebung. — Wahrscheinlich Julians eben er-
wähnter Freund ist der
Sallustios, unter dessen Namen eine kleine Schrift Über Götter und
Welt erhalten ist. Sie enthält eine Darlegung neuplatonischer Grundlehren in
Form eines dürren Abrisses. Gewichtige Anzeichen weisen darauf hin, daß das
Werkchen, so wie es vorliegt, Auszug aus einer ausführlicheren Schrift ist. Hat
«nser Sallust sie verfaßt, so war sie wohl dazu bestimmt, als neuplatonischer
Leitfaden die julianische Reform zu unterstützen. — Geschichtsschreiber der
pergaraenischen Schule ist
Etinapios von Sardes, der Schüler des Chrysanthios, der in seinen
Philosophen- und Sophisteubiographien die Häupter der Schule unter
Voranschickung von Plotin, Porphyrios und lamblich und mit Einbeziehung
anderer, nichtphilosophischer Persönlichkeiten aus Julians Kreis und Zeit behandelt.
Die abenteuerliche, von AVunder- und Verherrlichungssucht beherrschte Dar-
stellung bleibt über vieles, was in erster Linie wissenswert wäre, die Auskunft,
schuldig, ist aber gleichwohl bei dem Mangel an anderen Quellen nicht zu ent-
behren. Seine Zugehörigkeit zum julianischen Kreise verriet Eunapios auch in
einem Geschichts werke, das uns durch Auszüge und spätere Benutzung
bekannt ist. Er zeigt sich hier als Bewunderer des Kaisers und Feind des
Christentums. Unter den in das biographische Werk aufgenommenen Männern
verdient der uns durch ein bändereiches Corpus von Reden und Briefen bekannte,
vielgefeierte Rhetor Libanios eine kurze Erwähnung. Er war Lehrer des Julian
und anderer Größen des Zeitalters, unterhielt auch während Julians Regierung
zu ihm lebhafte Beziehungen und widmete nach dem Tode des Kaisers dessen
Andenken mehrere Reden. Philosoph ist er nicht, verdient aber immerhin wegen
seiner im Sinne der landläufigen Popularphilosophie und mit kynisch-stoischen
Anklängen verfaßten Diatriben (orat. 0. 7. 8. 2ö Foerster) und vor allem wegen
seiner in zahlreichen Nachahmungen hervortretenden Vorliebe für Piaton ^1 hier
eine Stelle.
s? 88. Die athenische Schule schheßt an die iambhchische
(§ 81) an, der sie sowohl in der Methode der Ausdeutung Pia-
tons wie auch in dem Ausbau des Systems folgt. Ihre Richtung
gelangt zum Ziele in Proklos (410—485), dem großen Scho-
lastiker der Antike. Er läßt die Entwicklung aus dem Ureinen
und weiterhin aus den diesem nachfolgenden Hypostasen nach
einem triadischen Prinzip vor sich gehen: jedes Untergeord-
nete verbleibt in dem Übergeordneten, geht aus ihm
hervor und wendet sich zu ihm zurück. Nach dem Ur-
einen und vor dem Intelhgibelen setzt er die Henaden an. die
er als Gottheiten bezeichnet, schiebt zwischen das Intelligibele
und das InteUektueUe das Intelligibel- Intellektuelle und
gibt dem System durch fortgesetzte zumeist triadische Zerlegung
1) Vgl. Eb. Richtsteig, Libanius qua ratione Piatonis operibus usus sit,
Liegnitz 1918, Bresl. Diss.
(548 ' § ^^- ^^^ athenische Schule.
seiner (jlieclei* die feinste Ausgestaltung. Durch dieses mit
dialektischer Kunst geübte Verfahren wird es ihm möglich, in
noch weiterem Maße, als es von lamblich geschah, Ordnungen
von Göttern und anderen übermenschlichen Wesenheiten, dar-
unter auch die Götter und Dämonen des Volksglaubens, die er
im Sinne seiner Metaphysik umdeutet, in das Gefüge aufzu-
nehmen. Wie bei lamblich so geht auch bei Proklos in dieser
Systematik das theologische Interesse dem philosophischen
zur Seite.
Als Proklos' Vorgänger innerhalb der Schule sind Plutar-
chos von Athen, Syrianos und Domninos, als seine
Nachfolger besonders Marinos, Isidoros, Damaskios und
Simplikios zu nennen. Von geringerer Bedeutung ist Pris-
kianos. Damaskios behauptet nicht nur, wie die ihm voran-
gehenden Xeuplatoniker, die Unbegreiflichkeit des Urwesens
selbst, sondern bestreitet auch für das Verhältnis des Abge-
leiteten zu ihm die Möglichkeit verstandesmäßiger Erfassung;
die begrifflichen Deduktionen, die er im Anschlüsse an Proklos
pflegt, haben für ihn nur die Bedeutung von Analogien. Dom-
ninos und Marinos weichen von der Metaphysik der Athener
ab und nähern sich durch ihre mehr gelehrte Weise den alexan-
(h'inischen Neuplatonikern (i? 84). deren ' Geistesart auch den
Simplikios beeinflußt hat.
Aus dem erhaltenen literarischen Nachlaß der Schule sind
namentlich die Kommentare des Proklos zu platonischen
und die des Syrianos und Simplikios zu aristotelischen
Schriften, sowie das Werk des Damaskios über die
letzten Gründe zu nennen. Als biographische Quellen sind
die Proklosvita des Marinos und das von Damaskios
verfaßte Leben des Isidoros von Wert.
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehren: Für
Pro kl OS und Isidoros wurden besondere Lebensbeschreibungen verfaßt, für
ersteren von seinem Schüler und Nachfolger Marinos.. (Ausgaben s. S. 650 unter
diesem), für letzteren von Damaskios (Ausgaben und Übersetzung s. S. 650 unter
diesem). Beide Viten sind auch Quellen für weitere hierher gehörige Philosophen.
Aus der Isidorosbiographie des Damaskios schöpfte Suidas in mehreren hier ein-
schlägigen Artikeln, sowie Photios ßibl. cod. 181. 242. Der letztere berichtet in cod.
130 über ein teratologisches Werk des Damaskios. Die übrigen, verstreuten An-
gaben s. in den Nachweisen bei Zeller III 2* S. 805 ff. Weitere Neuplato-
niker dieser Schule bei Zeller III 2^ S. 812 Anm. 2; 90ü Anm...2; 909
Anm. 1. Agapios, Schüler des Proklos: loa. Lyd. d. magistr. 3, 26. — Über die
Schließung der athenischen Schule Malalas Chronogr. S. 451 d. Bonner
Ausa., über den Auszug nach Persien Agathias Hist. 2, 30 f. (Hist. Gr. min.,
ed. bmdorf II S. 231 ff.).
Schriftenverzeichnisse sind zusammengestellt bei Zeller fiirPlutarch
III 2* S. 808 Anm. 3, Syrian S. 820 Anm. 2; 822 Anm. 4; 823 Anm. 2,
§ 83. Die athenische Schule. B41>
Froklos S. 838 Anm. 2; 839 Aniii. 1. Damaskios S. 902 Aiim. 3, Simpli-
kios S. 910 Anm. 2.
Erhaltenes. Ausgaben:
Xei'.plato nisc/ier Parmenideskommcntar, wahrscheinlich aus der
athenischen Schule vor Syrian: W. Kroll. Ein neuplat. Parmenideskommentar in
einem Turiner Palimpsest, Ehein. Mus. 47 (1892), 599—627.
Sijriani commenl. in libros III., XIII., XIV. metaphys. Arist. lat. Inter-
pret. H. Bagolino, Venet. 1558; der Kommentar griech. hrsg. von H. Usener in
Aristot. opp. ed. Acad. reg. Boruss. vol. V, Berl. 1870. als Supplement zu vol.
IV, S. 835—946; von W. Kroll in der Akadem. Sammlung griech. Aristoteles-
kommeutare (s. oben S. 365), vol. VI. pars I., Berl. 1902. Syr. in Hermogeuem
commentaria, ed. H. Rabe. 2 voll., Leipzig 1892. 1893 (Identität dieses Rhetors^
mit dem Philosophen ist höchst wahrscheinlich).
Domninos. 'Ey/fiQidiov äQidiujnySjg^ siaaycoyijg. hrsg. von Boissonade,
Anecd. Graeca IV S. 413 — 429. Franz. Übersetzung mit Prolegomena von
P. Tannery. Rev. d.„ etud. gr. 19 (1906), 359 — 382. /7w,- kan /.6yov iy. /.öyov
iKff'/.tTv; mit franz. Übers, u. Komment, hrsg. von C. E. RneUe mit Zusatz von
J. Dumontier, Rev. d. philo!. 7 (1883), 82—94. „Der griechische Text eines von
Tannery der Redaktion der Rev. d. etud. gr. in Übersetzung eingereichten Bruch-
stückes, Scholies sur l'arithmt'tique de Xicomaque, hat sich unter seinen nach-
gelassenen Papieren nicht vorgefunden (s. die Bemerkung Rev. d. etud. gr. 1&
[1906], 359).
Proklos. Prodi . . . compendiaria de motu disputatio, ed. S. Grynaeus
(griech.), Basel 1531 (Xachdruck Paris 1542). Uoöy./.ov .-regl y.ivr,a£(og ßiß/.i'a ß'
(griech. u. lat.), lusto Velsio interprete, Basel 1545. Lat. Übers, von Jos. Val-
danius, Basel 1562. Dieselbe Schrift jetzt in kritischer Ausgabe: Pr. Diad. Lycii
Institutio physica. ed. et interpretat. Germ, commentarioque instrux. Älb.
Ritzenfeld, Lips. 1912 (Bibl. Teubn.); hier S. X f. XVI über die früheren Aus-
gaben und Übersetzungen. — Prodi paraphrasis in IV libros Ptolemaei
de siderum effectionibus cum praefatione Melanchthonis, Basel 1554 (nicht
proklisch ; vgl. Boll, Sphaera S. 219 Anm. 1). — Den Kommentar zu dem 1. B.
der Elemente des Eukleides hat zuerst Simon Grynaeus, Basel 1533, her-
ausgegeben ; jetzt ist zu benutzen die Ausgabe : Prodi Diadochi in primum
Euclidis elementorum librum commentarii ex recogn. God. Friedlein, Lipsiae 187.3
(Bibl. Teubn.). — Prodi in Plat. Tim. comm. et in libros de rep. (Bas. 1534, als
Anhang zu der Ausgabe der Werke Piatons). Hierin der Kommentar (richtiger:
die Abhandlungen, s. I. Bruns, Götting. gel. Anz. 1887. 17) zur Republik
aus einer Florentiner Handschrift, die in ihrem jetzigen Bestände nur seinen
ersten Teil enthält; der zweite Teil der Hdschr., enthaltend den Re-st des Komm.,
am Anfang und Ende verstümmelt und auch sonst übel zugerichtet, befindet sich
jetzt im Vatikan. Stücke daraus veröffentlichte A. Mai an verschiedenen Orten
(s. Bernays im Anhang zu seiner Schrift: Arist. über Wirkung d. Trag., Xo. 13.
zu S. 163). größere Teile nach einer älteren Abschrift Scholl, Prodi commenta-
riorum in remp. Plat. partes ineditae, Berl. 1886, endlich das Ganze der Kardinal
Pitra in : Analecta sacra et classica spicilegio Solesmensi parata, vol. V. Rom
1888, dazu Ergänzungen (nach einer Abschrift Mais) von R. Reitzenstein, Breslauer
philol. Abhandl. Bd. 4, H. 3, 1889. Kritische Ausgabe mit einer über die Über-
lieferungsverhältnisse orientierenden Vorrede, Apparat, Xachweis wichtiger Paral-
lelen. Scholien, Exkursen (von F. Hultsch), Indices : Prodi Diadochi in Piatonis
rem publicam commentarii. ed. Guilelmus Kroll, voll. L II, Lips. 1899—1901
(Bibl. Teubn.). — In theologiam Piatonis libri sex una cum Marini vita
Prodi et Prodi Institutione theologica, ed. Aemil. Portus, Hamb. 1618. —
Excerpta ex Prodi scholiis in Plat. Cratylum, ed. J. F. Boissonade, Lips. 1820.
Prodi Diadochi in Plat. Crat. commentaria. ed. Georgius Pasquali, Lips. 1908 (Bibl.
Teubn.). — Initia philosophiae ac theologiae ex Piatonis fontibns ducta. sive
Prodi Diadochi et Olynipiodori in Plat. Alcibiadem comraent., ed. itemque
eiusdem Prodi Instit. theol. adiecit Fr. Creuzer, 3 voll.. Frankf. 1820— 1S22,
dazu als vol. 4: Xicolai Methonensis refutatio instit. theolog. Prodi Platonici.
prira. ed. J. Th. Voemel, ebd. 1825. Procl i opera, ed. Victor Cousin, Paris 1820 bis
1825. 6 Bde.; secundis curis emend. et auxit V. C, Parisiis 1864 in einem Bande.
— In Plat. Parmenidem. ed. G. Stallbaum, in seiner Ausg. des Parm., Lpz.
<).50 § 83. Die athenische Schule.
1839, und separat, Lpz. 1840. Commentaiie sur le Parnienide, suivi du conimen
taire anonyme sur les sept derni&res hvpotheses, trad. etc. par A.-Ed. Chaignet,
3 Bde., Paris 1901—190-5. — In Phit. Timaeum, ed...C. E. Chr. Schneider.
Vratisl. 1847. Kritische Ausgabe mit Einleitung über die Überlieferung, Ai)parat,
"Scholien, Indices: Prodi Diadoehi in Piatonis Timaeum commentaria, ed. Ernestus
Diehl, 3 voll., Lips. 1903-1906 (Bibl. Teubn.). — E clogae de philosophia
■C'haldaica. nunc prim. ed. A. Jahn, Halle 1891 (dazu Kroll, Neue philol.
Rundschau 1892, lOO). — Carminum reliquiae ab Arth. Ludwich editae.
Eegimont. 189.") (Lektionskatal. für 1895/96). Eudociae Augustae, Prodi Lycii.
•Claudiani carminum Graec. reliquiae etc. rec. Arth. Ludwich, Lipsiae 1S97 (Bibl.
Teubn.). — Opus Prodi de sacrificio et magia, bei Gull. Kroll, Analecta
•Graeca. Greifswald 1901, Pr. S. 6 ff. (hier auch über die frühere Ausgabe). —
Hypotyposis astronomicarum positionum una cum scholiis antiquis e
libris manu scriptis ed., German. Interpret, et comment. instrux. Car. Rlanitius.
Lipsiae 1909 (Bibl. Teubn.). Schollen zu Hesiods "Eoya y.al {jusoai in:
Poetae min. Graeci ed. Th. Gaisford^, II (Lipsiae 1823), S. 3 ff. 23 ff. Hes". Opera
•et dies ed. Ed. Vollbehr, Kiliae 1844. Neues Proklosfragment (zu Hesiods "EoyaW
Herrn. Schultz, Abh. d. Ges. d. Wiss. zu Gott., philol.-hist. Kl. X. F. 12 No. 4, Berl.
1910, S. 88. — Prodi (Identität mit dem Neuplatoniker zMeifelhaft) Chresto-
mathia grammatica im Anhang von Hephaestionis Enchiridion, cura
Th. Gaisford. Lond. 1810, Leipz. 1832, Oxf. 1855, und in den Scriptores metrici
<Traed, ed. E. Westphal I, Leipzig 1866. — Ps. -Prodi Sphaera oft heraus-
gegeben; vgl. Gemini elementa astron. ed. Manitius S. XXIII f.
Marinas. Marini Vita Prodi, ed. J. A. Fabricius, Hamb. 1700; ed.
I. F. Boissonade, Lips. 1814, und in der Cobetschen Ausgabe des Diog. L. (oben
•S. 17), Paris 1850.
Damascii philosophi Platonici Quaestiones de primis priucipiis,
prim. Graece ed. los. Kopp, Francof. ad M. 1826. Dubitationes et solutiones de
primis princ, in Plat. Parm., partim sec. curis rec. part. nunc prim. ed. Car. Aem.
Ruelle. I et II. Paris 1889. Fragment aus dieser Schrift nach HamK u. Münch.
Hss. bei F. Eyssenhardt, Mitt. a. d. Stadtbibl. z. . Hamb. 1 (1884), 3-32.
Th. Johnson. Damaskios on first principles. transl. with a preliminarv. Bibl.
Piaton. ..I 2 (1889), 82—98. Franz. Übers, von A.-Ed. Chaignet im Anhang zu
seiner Übers, d. prokl. Parmenideskommentars, s. Proklos. — Leben des Isi-
■doros. Fragmente bei Photios (Ausg. s. oben S. 19) und Suidas (Ausg. s. oben
S. 17); s. im einzelnen d. Abhandl. A'on Asmus unten S. 225*. Die Protheorie
ziu' Vita bei A. Brinkmann, Rhein. Mus. 65 (1910), 617 — 626. . Eine Ausgabe der
Reste der Vita plant J. Hardy (Bibl. Teubn.). Übersetzung: Das Leben d. Philo?.
I> von Damaskios aus Damaskos, wiederhergest.. übers, u. erklärt v. Rud. Asmus,
Leij^zig 1911, Philos. Bibl. Bd. 125 (auch mit sorgfältigen und nützlichen
Registern).
S ) mplici i comment. in Arist. Categorias, Venet. 1499; Basil. 1551;
in Arist. physic. ed. Asulanus, Venet. 1526; in Ar. libros de coelo (Rück-
übers. a. d. Latein.) ed. Asulanus, Ven. 1526. 1548 u. ö.; in Ar. libros de anima
<•. comm. Alex. Aphr. in Arist. lib. de sensu et sensibili, ed. Asulanus, Venet.
1.527. Simpl. comm. in IV libros Arist. de coelo ex rec. Sim. Karstenii mandatu
regiae acad. diseiplinaruni Nederlandicae editus. Utrecht 1865. Comm. in Epict.
■enchiridion, edit. princ. Venet. 1528; später Lugduni Batav. 1640 (mit latein.
Übers, von Hieronymus Wolf und Anmerk. von Salmasius). Ed. lo. Schweig-
häuser, Lips. 1800. Hrsg. auch in Dübners Ausg. von Theophrasts Charakteren,
Paris 1840. Deutsch von K. Enk, Wien 1867. Simplic. Bericht über die
•Quadraturen des Antiphon und des Hippokrates, griechisch und
-deutsch von Ferd. Rudio, Leipzig 1907. — Die Akadem. Samml. griech. Aristo-
teleskommentare (s.. oben S. 365) enthält: Simpl. de eaelo ed. I. L. Heiberg
(Bd. 7 der Samml.); in Categorias ed. K. Kalbfleisch (Bd. 8); in Physi-
•corum libr. I— IV ed. H. Diels (Bd. 9); in Phvsicorum libr. V— Vllt ed.
H. Diels (Bd. lOi: de anima ed. M. Hayduck (Bd. 11).
Priskianos. Mszäqpoaotg liör 0eo<podatov tieqI aia{>i'jOFo>g ediert
Basel 1541^ dann bei Wimmer. Theophr. opera III (Leipzig 1862), S. 232 ff.
€eine Solutiones eorum, de quibus dul)itavit Chosroes Persarum
rex, nach einer latein. Übersetzung aus dem 9. Jahrhundert von Dübner im An-
Plutarchos von Athen, Syrianos. 1)51
hang zu der Plotinausgabe von Creuzer und Moser, Paris 1855. aber unvoll-
ständig herausgegeben. Vollständig mit der Mstäcfoaai; ed. I. Bywater im
Supplem. Aristot. (s. oben S. 366) 1 2.
Plntarchos von Athen, der Sohn des Nestorios, gest. in hohem Alter
431/2. wurde .von ihn verehrenden späteren Neuplatonikern der Große oder der
Wunderbare genannt. Zu der Bedeutung, die ihm damit zugeschrieben uird,
«teht die Dürftigkeit unserer Überlieferung über ihn in auffallendem Mißver-
hältnis. Offenbar ist sein Ruhm durch Syrian und vor allem durch Proklos
verdunkelt worden. Aus den Erwähnungen Späterer sind uns Kommentare
zu mehreren platonischen Dialogen und zu Aristoteles TIsqI ^iw/Jjg bekannt. Der
letztere Kommentar scheint neben dem des Alexander von Aphrodisias ein be-
sonderes Ansehen genossen zu haben. Zur allgemein neuplatonischen Lehre
stimmt es, daß er Gott (das Eine), Nus, Seele, die in die Materie eingegangene
Form (ro evvXov eldoc = der unteren Seele \<pvacg] des Plotin, s. oben S. 6;32)
und die Materie unterschied (Procl. in Parm. VI S. 27 Cous.). Im übrigen ist
•den spärlichen Nachrichten nichts Genaueres über seine Metaphysik zu ent-
nehmen. In der Psychologie verband er die platonische Anamnesistheorie mit
der aristotelischen Nuslehre (Philop. d. an. S. 518, ^1 ff.), _ Plutarchs Schüler
xmd Nachfolger in der Leitung der Akademie (seit 431/2) war
Sijrinnos, der gefeierte Lehrer des Proklos. Seine zahlreichen Kom-
mentare betrafen gleichermaßen aristotelische wie ])latonische Schriften. In
-dem Studium des Aristoteles sah er die Vorstufe zur Beschäftigung mit Platou:
die Werke des Aristoteles sind die Vorweihen und kleinen Mysterien, der
eigentliche Mystagoge ist Piaton (Marin. Vit. Procl. 13). Dabei beteiligte er
sich aber nicht an der üblichen Harmonisierung der beiden Philo-
sophen, die die Polemik des Aristoteles nicht gegen Piaton selbst, sondern
gegen mißverstehende Anhänger des Meisters gerichtet sein ließ. In den er-
haltenen vier Büchern seines Metaphysikkommentars setzt er richtig voraus,
daß Aristoteles Piatons eigene Ideenlehre bekämpfe und verteidigt das akade-
mische Schulhaupt in z. T. recht temperamentvoller Weise gegen den Angreifer.
Dafür brachte er ganz in dem Geiste, der die Schule namentlich seit I amblich
beherrschte, Piaton nicht nur mit Pythagoras, sondern auch mit
orphischer und Orakel-Literatur sowie chaldäischer Theologie in
Übereinstimmung, deutete Homer neuplatonisch aus und widmete
dieser Harmonistik, die er im Unterricht vertrat, auch besondere Schriften. Wie
in diesem Punkte, so bildete er auch in dem Inhalte seiner Metaphysik eine
Etappe zwischen lamblich und Proklos. Insbesondere scheint er bereits
die Lehre vorbereitet zu haben, auf die Proklos sein ganzes System begründete,
die Lehre nämlich, daß sich die Entwicklung vom Höheren zum Niederen in
den drei Stufen des Bleibens, des Heraustretens und des Zurück-
kehren s vollziehe (vgl. Zeller III 2* S. 830, 1). Im Gegensatze zu Syrian bog
dessen Schüler und Nachfolger im Lehramte')
1) Daß er dies war. ist nach Marin. Vit. Procl. 2() anzunehmen. Zeller
III 2* S. 834, 2 macht dagegen bemerkenswerte Bedenken geltend. Doch läßt sich
das Zeugnis des mit dem syrianisch-proklischen Kreise vertrauten Neuplatonikers
schwerlich beiseite schieben. Die Meinung Zumpts, daß Öiddo/o; hier den Nach-
folger nicht im Amte, sondern in der Lehre bedeute, ist eine wenig wahrschein-
liche Verlegenheitsauskunft, und die textkritische Vermutung, durch die Hultsch
bei Pauly-Wissowa 9. Halbbd. 1522 die Schwierigkeit zu heben sucht, leuchtet
nicht ein. Die Einwendungen Zellers erledigen sich größtenteils, wenn man mit
(j52 >^ ^'^' ^^^ athenische Schule.
Dotnniuos, ein Syrer jüdischer Herkunft, aus der Tradition der atheni-
schen Schule aus und näherte sich der Richtung der Alexandriner (s. § 84),
Mehr Gelehrter als Philosoph — wir besitzen von ihm noch zwei mathematische
Traktate — machte er den hohen Flug der syrianisch-proklischen Metaphysik
nicht mit und zog sich dadurch die literarische Gegnerschaft des Proklos und
— wie auch andere Männer nüchterneren Wesens — das ungünstige Urteil
des Damaskios (bei Suid. s. v. \ourivn;) zu. An Bedeutung tritt er völlig zu-
rück gegen
Pi'oklos, der nach ihm die Schule leitete, in seiner Lehre aber als der
eigentliche Nachfolger Syrians und bedeutendste Vertreter der athenischen Schule
anzusehen ist. Geboren zu Konstantinopel im Jahre 410, von lykischen Eltern
stammend und erzogen zu Xanthos in Lykien (daher auch selbst Lykier genannt),
war er in der Philosophie Schüler des (älteren) Olyrapiodoros in Alexandreia,
des greisen Plutarch und schließlich des Syrian in Athen. Hier starb er nach
langjähriger Schulleitung i. J. 485. Einer ausgebreiteten Lehrtätigkeit gingen
reiche schriftstellerische Leistungen zur Seite. Unter den erhaltenen Werken
sind als besonders wichtig für die Kenntnis seines Systems zu nennen die
Kommentare zum platonischen Timaios, zu der Politeia, dem Par-
menides, dem I. Alkibiades und dem Kratylos, ferner die systematischen
Schriften ^roi/sicoaig d^ soloy ixi] (Institutio theologica), Elg Ti)r ID-änovo;
deo'/.oyiai' (In Plat. theol.), JJsgi tojv dty.a .TQog ztjv jigovoiav d:T00i]fid-
Tcov (De decem dubitationibus circa providentiam), Uegi zijg ngovoiag y.al xfjg
siuaQfiävtjg y.al lov i<p' rj f^iTv (De Providentia et fato et eo quod in nobis)
und Usgi Tijg rwr y.axcov vjTOGjdoEcog (De malorum subsistentia). Die drei
zuletzt genannten Schriften liegen uns nur in der lateinischen Übersetzung des
Wilhelm von Moerbeke vor. Für andere noch vorhandene Werke vgl. man die
Zusammenstellung der Ausgaben oben S. 049 f. Vieles Weitere ist uns nur dem
Titel nach oder durch kürzere Angaben aus seinem Inhalte bekannt.
In Proklos erreichte die neuplatonische Lehre ihren Höhepunkt. Mit
gründlichster Kenntnis der früheren griechischen Philosophie, namentlich der
Lehren des Piaton und Aristoteles und seiner eigenen neuplatonischen Vor-
gänger, mit umfassender Gelehrsamkeit auf den verschiedensten Gebieten der
Wissenschaft und begeisterter Verehrung für jede Art mythologischer, theolo-
gischer und kultlicher Tradition griechischen, orientalischen und ägyptischen
Ursprungs verband er eine ungewöhnliche dialektische Befähigung, die ihn in
Stand setzte, die gewaltigen überkommenen Vorstellungsmassen zu einem
großen Gedankengebäude zusammenzufügen, in welchem jeder ihrer Bestandteile,
zweckentsprechend gedeutet, seine bestimmte Stelle erhielt.*) Als Bearbeiter
Tannery, Eev. d. et. grecqu. 19 (1906), 362 annimmt, daß die Schulvorstandschaft
des Domninos nur von kurzer Dauer war, was sich aus seinem im Texte sogleich
zu berührenden Verhältnis zur Lehre der athenischen Schule und seiner Be-
fehdung durch Proklos erklären ließe. Auffallend bleibt, daß gerade er zum
Scholarchen ausersehen wurde. Immerhin scheint es nach dem von Marinos
i\,. a. O. Erzählten, daß bei Syrians Lebzeiten seine Stellung zu diesem und
selbst zum athenischen Mystizismus nicht ungünstig war. Eine Analogie bietet
die Wahl des Marines zum Nachfolger des Proklos; s. unten.
*) Auf eine ausnahmslose Harmonisierung war es dabei freilich nicht ab-
gesehen. Gerade die beiden Großen aller griechischen Philosophie, Piaton und
Aristoteles, miteinander in vollen Einklang zu bringen, wie sich viele bestrebten,
kam ihm vernünftigerweise nicht in den Sinn. Er erkannte wie Syrian die
Gegnerschaft des Aristoteles gegen Piaton in wichtigen Fragen als solche an
Domnlnos, Proklos. ()53
autoritativ aufgefaßter Lehren mit allen Mitteln subtilster Begrift'sbehandlung ist
er der große Scholastiker des Alterturas. Grundplan und Fachwork seines Ge-
bäudes wareu zwar in den wesentlichsten Stücken von seinen Vorläufern, Plotin,')
lamblich, Theodor von Asine und Syrian gegeben. I am blich insbesondere
dankt er die exegetische Methode, die ihm gestattet, das Ganze seiner
Konstruktion auf Piaton zu basieren (s. oben S. 641 f.). Aber der reichere, bis in
■die feinsten Einzelheiten systematische Ausbau ist Proklos' Verdienst. Jetlenfalls
bedeutet, objektiv betrachtet, seine Lehre als der eigentliche Abschluß der neu-
platoni^ohen Entwicklung einen wichtigen Markstein in der Geschichte der
Philosophie.
Das ^V'^esenthchste in Proklos' Philosophie ist das Folgende. Die Momente
des Prozesses, in welchem sich die Entwicklung der Wesenheiten und das Werden
der Welt vollzieht, sind: das Verbleiben des Verursachten in der Ur-
sache {uovrj), sein Hervorgang aus ihr (:io6oöo?) und die Rückwendung
zu ihr (srrioTgoqi'j). Das Hervorgebrachte ist dem Hervorbringenden ähnlich,
d. h. es hat etwas mit ihm Identisches und zugleich etwas von ihm Verschiedenes.
Vermöge der Identität verbleibt es in dem Hervorbringenden, vermöge der Ver-
schiedenheit tritt es aus ihm heraus, vermöge seines Strebens nach dem Guten,
dessen es nur durch Vermittlung seiner nächsten Ursache teilhaftig werden kann,
wendet es sich dem Hervorbringenden zu. Der Prozeß des Hervorgangs und der
Eückwendung erfolgt also innerhalb der ganzen Skala in gleicher Weise "von
Stufe zu Stufe. In ihren drei Momenten ist diese Entwicklung von dem tria-
dischen Prinzip beherrscht, das im Neuplatonismus schon lange Geltung
hatte. Dabei liegt es in den Grundvoraussetzungen des Neuplatonismus, daß der
Stufengang ein absteigender, das Erste also das Höchste und Beste, das Letzte
das Xiedrigste und Geringste sein mußte (lustit. 30 ff., Theol. Plat. 2, 4 S. 96
oben; 3, 14 S. 148; 4, 1 S. 179 unten).
Den Ausgangspunkt des ganzen Werdeganges bildet das L'rwesen. Es ist
das Eine an sich, das Ureine (j6 avroiv, Instit. 4. 6, Theol. Plat. 2, 4 S. 96
unten u. a. St.), zugleich die Grundursache und das Urgute. Seine Existenz
ergibt sich aus der Xotwendigkeit, alle Vielheit auf die Einheit, alles Verursachte
auf eine letzte Ursache und alles Gute auf ein absolut Gutes, an dem es teilhat,
zurückzuführen (Instit. 1. 4. 11. 8). Aber die Begriffe des Einen, der Ursache
und des Guten treffen auf das Urwesen nicht in adäquater Weise zu. In 'Wahr-
heit ist es über Einheit, Ursächlichkeit und Güte wie über das Sein erhaben
(Theol. Plat. 3, 7 S. 132 unten; 2, 4 S. 106 oben [es ist Ursache in nicht ursäch-
licher Weise, ävanlcog al'riov]; S. 96 unten). Es ist überhaupt unerkennbar und
unaussprechbar. Nur durch Analogie läßt sich ihm näher kommen und durch
Verneinung dessen, was es nicht ist, seine Erhabenheit über alles Seiende kenn-
zeichnen (Theol. Plat. 2, 4 S. 96 unten; 2, 10 S. 108 unten; 2, 11 S. 110 oben
\cog Tiäatjg oiyfjg dgor/TÖTsoov y.al (bg 7iäot]g vjido^scog äyvoiOTÖTeoor], in Parm. VI
S. 87 Cous.).
Statt des zweiten Einen des lamblich läßt Proklos aus dem Urwesen eine
begrenzte Vielheit von Einheiten, die Henaden, hervorgehen, die — besser als
und verteidigte Piaton in einer besonderen Schrift (vgl. Procl. in Tim. II S. 2.9,
3 f., I S. 404, 20 f. D., Simpl. in Arist. de caelo S. 640, 24 ff. H., wo das
Z. 27 ff...Gesagte lediglich auf Simplikios" eigene Rechnung kommt).
^) Über das Verhältnis des Proklos zu diesem s. besonders H. F. Müller,
Dionvsios, Proklos, Plotinos (Beiti\ z. Gesch. d. Philos. d. Mittelalt. Bd. 20,
H. 3' 4), Münster i. W. 1918, S. 1 ff.
()54 ?? S-?. Die athenische Schule.
jenes zweite Eine — einen vermittelnden Übergang vom Ureinen zu der immer
wachsenden und schließlich unbegrenzten Vielheit innerhalb der tieferen Regionen
bilden (Theol. Plat. 3, 1 S. 122 Mitte, Inst. 149 u. a. St.). Auch darin tritt ihre
-Mittelstellung zutage, daß sie bei aller Vielheit doch ineinander und zur Einheit
verbunden sind (in Parm. VI S. 14 Cons.). Für ihre Ansetzung war neben dem
metaphysischen das theologische Interesse maßgebend: diese Henaden sind
Götter, und zwar, wie sich aus ihrer Einreihung oberhalb des Nus ergibt,
Götter, die sich über alle Begreiflichkeit und Erkennbarkeit erheben. Gleich-
wohl wird auch von ihnen die Güte ausgesagt, und kraft ihrer Göttlichkeit und
Güte gelten sie als Quelle der Vorsehung (Instit. 114 f. 120 {.-rgdrom in spielend
etymologischer Deutung = ivsoyeia no6 vov}).
In dem auf die Henaden folgenden Bereiche des Xus erreicht Proklo&
dadurch eine feinere Ghederung, daß er zwischen die in telligibeln (vo)jzoi}
und intellektuellen (vo/^ooi) Wesenheiten die intelligibel-in tellekt uellen
{rotjTol y.ui roeooi) einschiebt (Theol. Plat. 3, 14 S. 144 oben ; 4, 1 S. 179 u. a. St.)
— zugleich eine Wirkung des Strebens nach immer weitergehender Vermittlung:
zwischen über- und untergeordneten Hypostasen und des Prinzips triadischer
Ordnung. Diese drei Klassen treten dann wieder zu den im Über- und Unter-
ordnungsverhältnis stehenden Begriffen des Seins (das Intelligible), des Lebens
(das Intelligibel-Intellektuelle) und des Denkens (das Intellektuelle) in Beziehung-
iTheol. Plat. 4, 1 S. 179 unten; vgl. Instit. 101. 138). Die beiden ersten unter
diesen Klassen spalten sich wieder in drei Triaden, für deren Bestimmung der
platonische Philebos mit der Unterscheidung der Begrenzung, des Unbegrenzten
und des Gemischten (vgl. oben S. 315) die Grundlage bot. Weitere Einteilungs-
glieder lieferten u. a. die Schemata ovoi'a — t<w»? — vovs, naxr'jQ — dvruftig — vovg
(vgl. oben S. 640), vTiag^ig — 8vva(iiQ — LOit) (Theol. Plat. 3, 12 S. 140; 3, 13
S. 141; 3, 14 S. -144; 3, 21 S. 157). Der Einteilung der dritten Klasse, der des
Intellektuellen, wird statt der Drei eine andere heilige Zahl, die Sieben, zugrunde
gelegt. Die so entstandene Hebdomade zerfällt wieder in sieben Unterhebdoraaden
(Theol. Plat. 5, 2 S. 250). Daß die Glieder dieses ganzen Gefüges zugleich die
Bedeutung von Gottheiten haben, versteht sich bei der theologischen Zuspitzung
von Proklos' System von selbst. In der intelligibel-intellektuellen Klasse be-
gegnen uns z. B. als zweite Triade die zusammenhaltenden, als dritte die voll-
endenden Götter {avvsxziy.ol und rsksoiovQyol dsoi, Theol. Plat. 4, 9 S. 192, 10;
193, 4 f.; 4, 35 S. 235, 14. 29; 4, 36 S. 237, 46 ff.; in Tim. I S. 166, 5 D. u. ö.),
im Bereiche des Intellektuellen Götter des Volksglaubens, wie Kronos, Rhea und
Zeus, in allegorischer Deutung (Theol. Plat. 5, 3 S. 253; 5, 11 S. 265 ff.j, die
zum Teil wieder nach ihrem Wesen und ihren Wirkungen zu besonderen mit
Gattungsnamen bezeichneten Gruppen (wie z. B. cpQovQrjzixol ßsoi) zusammengefaßt
werden (in Tim. I S. 166, 4 ff., vgl. Theol. Plat. 5, 33 ff. S. 318 ff.).
Unter der Region des Nus liegt wie bei Proklos' Vorgängern die des
Seelischen. Infolge seiner Wesensverwandtschaft mit dem Höheren auf der
einen -Seite und seiner in die Körperwelt hinabreichenden Wirkungen auf der
andern schlägt es die Brücke zwischen der übersinnlichen und der sinnlichen
Welt. Nach seiner Art erörtert Proklos diesen Charakter einer Mittelstellung
nach den verschiedenen darin liegenden Momenten, wobei z. T. platonische Ge-
danken den Ausgangspunkt bieten: die Seele ist die Grenze zwischen dem Unge-
teilten und dem Geteilten (Instit. 190. 197), sie ist alles, das Intellektuelle in
abbildlicher, das Sinnliche in urbildlicher Weise (eixovixwg — .-raoadstynaTixöjg,
Inst. 195). sie steht in der Mitte zwischen dem wahrhaft Seienden und dem
Werdenden (in Tim. III S. 254, 14 D.). Unter den Seelen unterscheidet Proklos
Proklos. f)5'S
zunächst drei Gattungen: göttliche Seelen, däinonische Seelen und fir^ixal ipv/ai^
diese so benannt, weil sie an dem über ihnen Stehenden nicht in seiner Totalität.,
sondern nur in geteilter Weise teilhaben, eine Unvollkomnienheit, die auch schon,
bei den dämonischen Seelen, wenn auch nur in milderem Grade, hervortritt..
Solche ttegixal x^'v/ai sind die Seelen der Menschen (in Tim. II S. 228, 15 ff.,
III S. 254, 7 ff. D. u. a. St.; die Dreiteilung in anderer Wendung Instit. 184).
Durch fortgesetzte triadische Teilung der obersten Seelenklasse ergibt sich eine
ausgebreitete Hierarchie göttlicher Seelen, innerhalb deren die Hauptgötter und
-göttinnen des griechischen Mythus ihre Stelle erhalten, nicht selten so, daß eine
und dieselbe Gottheit in verschiedener Prägung ihres Wesens und mit wechselnder
Aufgabe auf mehreren Stufen dieser Ordnung erscheint, wie denn auch mythische
Gottheiten der intellektuellen Welt hier zum zweiten und dritten Male auftreten-
(Theol. Plat. 6, 2 ff.). Das dämonische Seelengeschlecht, dem im allgemeinen in.
althergebrachter Weise die Überbrückung des Abstandes zwischen Göttern und
Menschen, Ewigem und Sterblichem zugewiesen wird, zerfällt in die drei Gat-
tungen: Engel, Dämonen im engeren Sinne und Heroen. Die zu diesen
Gattungen Gehörenden erhalten im Rahmen ihrer allgemeinen vermittelnden
Aufgabe je ihre besonderen Obliegenheiten nach Maßgabe der Gliederung des
metaphysischen Systems und werden gruppenweise als Untergebene den einzelnen
Göttern zugeteilt, wodurch dann wieder je nach Wesen und Beruf dieser Götter
besondere Klassen angelischer, dämonischer und heroischer Wesen entstehen (in-
Ti.m. III S. 165, 5 ff. D.).
Durch die göttlichen Seelen ist nun die Welt aufs beste eingerichtet und
geleitet. Da sie ein Lebewesen ist (vgl. Plat. Tim. 30 b, Stoic. vet. fragm. II
No. 633 ff.), besteht zwischen allen ihren Teilen das Verhältnis der Sympathie,
wobei, wie die Analogie jedes in der Erfahrung gegebenen Lebewesens zeigt, die
vorzüglicheren und machtvolleren Teile die geringeren und weniger mächtigen
beherrschen. So ist in der Welt das Sterbliche in Abhängigkeit von dem Un-
sterblichen, und damit rechtfertigt sich die Annahme eines Eingreifens der ewigen
Gestirngötter in Werden und Vergehen, in Fruchtbarkeit und L'nfruchtbarkeit
und in das gesamte Leben der vergänglichen unteren Sphären (in Remp. II
S. 258, 10 ff. Kr. Was Proklos hier vorträgt, geht letzten Endes auf die stoische
Lehre zurück; vgl. Stoic. vet. fragm. II Xo. 530 ff. 534. 546; Marc. Aur. 9, 9, 8 f.).
Das Übel in dieser gottgeschaffenen Welt erheischt nun aber eine Theodizee^
deren Grundgedanke ist, daß das Übel als solches nicht von der Gottheit gewollt,,
sondern mit der Unvoilkomraenheit der mittleren und unteren Stufen der Welt-
skala und ihrer Schwäche zur Aufnahme des göttlichen Guten gegeben sei.
Diese UnvoUkommenheit ist aber teils eine metaphysische XotAvendigkeit, insofern
auf das Einheitliche und Einartige das Geteilte und Vielfältige, auf das L'nbe-
wegte das ßcAvegte und sich Verändernde, auf das Keine das Gemischte folgen
muß, teils dient sie selbst wieder der Vollkommenheit des Ganzen, das, wie im.
Anschluß an Plat. Tim. 41 b ausgeführt wird, ohne das Niedere unvollendet wäre
iTheol. Plat. 1, 17 S. 47 f.. de dec. dubit. I S. 125 Cous.). Auch die Materie kann
nicht etwa als Prinzip des Bösen für das Übel verantwortlich gemacht werden,,
denn auch sie ist als für die Welt notwendig von der Gottheit geschaffen (in
Remp. I S. 37, 27 ff. Kr.).
Aus Proklos" Anthropologie verdienen zwei Bestimmungen besondere
Hervorhebung. Die eine betrifft ein noch über der Vernunft liegendes
Seelenvermögen. Xach einem alt€n, auch von Piaton anerkannten Satze
(s. oben S. 305. 307. 325) läßt sich Gleiches nur durch Gleiches geistig erfassen^
Das übervernünftige Eine kann somit nicht Gegenstand d« Vernunfterkenntnis.
f)5B § 83. Die athenische Schule.
sein. Zu seiner Einheit muß das Eine in der Seele als erfassende Kraft das
Korrelat bilden (in Alcib. III S. 105, de prov. 24, I S. 41 f. Cous. u. a. St.).
Seine Ansetzung war die folgerichtige Anbequemung der Psychologie an die
neuplatonische Lehre vom Aufgehen im Ureinen durch die Ekstase. Daß Proklos
diese psychologische Bestimmung über ihre Vorbereitung bei Plotin hinaus zu
einer positiven Lehre ausgestaltete, ist wohl auf seine eingehende Beschäftigung
mit dem platonischen Parmenides zurückzuführen, in welchem die Korrelatfrage
-eine wichtige Rolle spielt (Plat. Parm. 134 a ff.). Die zweite Bestimmung besagt,
daß die Seele einen immateriellen oder zwischen Materialität und Immaterialität
in der Mitte schwebenden ätherischen Leib oder Li cht leib zum nächsten
Gewände habe, der gleich ihr ungeworden und unvergänglich sei. Die Theorie
von einem solchen Leibe, der als Vehikel der Seele zumeist rö {avyoftde;) r//?
tj'i'/rjg o/tjua genannt wird, ist Proklos nicht eigentümlich. Sie fand sich, nach-
dem schon Porphyrios Ahnliches gelehrt hatte, bei larablieh, Syrian und Hie-
rokles, dem Schüler des Plutarch von Athen, und wurde auch von Hermeias,
dem Schüler des Syrian und Mitschüler des Proklos, vertreten.*) Aber Proklos
scheint sie, soweit unsere Überlieferung ein Urteil gestattet, tiefer begründet und
weiter ausgestaltet zu haben. Neben der durch die aristotelische Psychologie
nahegelegten Erwägung, daß es der Beruf der Seele sei einen Leib zu beieben
(vgl. oben S. 401 f.i, die Ewigkeit also in gleicher Weise wie für die Seele auch
für den Leib gelten müsse, trat auch hier das neuplatonische \'ermittlungsprinzip
in Wirksamkeit. Es galt die Kluft zwischen der unkörperlichen Seele und dem
materiell Körperlichen durch eine Zwischenhistanz zu überbrücken, und es war
nur eine weitere Verfolgung dieses Prinzips, wenn nun Proklos zwischen den
Licht- und den materiellen Leib noch einen weitereu Leib einschob (Instit. 196.
207 ff.; in Tim. I S. 5, 15, II S. 81, 20 f. 85, 3 f., III S. 298. 12 ff. 355, 16 D.j.
Von diesem Lichtleibe machte der Philosoph auch wieder erkenntnistheoretischen
Gebrauch. Die Theophanien, die er mit dem Mythus und dem Volksglauben
annimmt, können, da die Götter körperlos sind, von unseren materiellen Sinnen
nicht wahrgenommen werden. Erscheinen sie doch auch bei geschlosseneu
Augen. Hier bieten die Augen des Lichtleibes die nötige Aushilfe (in Remp. I
S. 89, 5 ff. Kr.: ähnlich Herrn, in Phaedr. S. 69, 7 ff,|. Derselbe Lichtleib
gewähi't auch eine Erkenntnis der Seelen untereinander, die klarer ist als eine
auf materiell körperlichem Wege zu gewinnende Erkenntnis (in Remp. II
S. 164, 21 ff. Kr.).
In der Ethik schließt sich Proklos in allem Wesentlichen seinen Vor-
gängern an. Seine Tugendlehre war, soweit sie sich aus verstreuten Äußerungen
in seinen Werken und aus der Tugendskala seines Schülers . Marinos (Vit.
Procl. 3 Anf.) zurückgewinnen läßt, von der iamblichischen höchstens in unter-
geordneten Punkten verschieden. Daß er sich über die hieratischen Tugenden
noch eingehender verbreitete als lamblich, geht aus Olympiod. in Phaedon. 142
S. 114 Norv. hervor. Der Prozeß der sittüchen wie der der intellektuellen Er-
hebung fand in der ekstatischen Versenkung in das Ureine seinen Ab-
schluß. Proklos" Ansicht darüber war von der der früheren Neuplatoniker
jedenfalls im Grunde nicht verschieden, wenn er auch in Tim. III S. 231, 6 ff. D.
die Platoniker, die von einer tatsächlichen Wesenseinigung mit dem Ureinen
sprachen, durch den Hinweis auf die Verschiedenheit des Göttlichen und des
') Über den Kreis des Xeuplatonismus hinaus führt Origenes c. Geis. 2, 60
{I S. 183, 9 f. K.i, dem zufolge schon der Mittelplatoniker Celsus (s. oben S. 562)
•die Lehre berücksichtigt zu haben scheint.
Proklos, Marino?, Isidoros, Damaskios. 657
tStcrbliohen oekuinpft. Durch Ausdeutung des platonischen Phaidios erhält er
für die Stufen des Aufstiegs die Triade: Eros, Wahrheit, Glaube.Vl Der
Eros hat die Bedeutung einer Vorbereitung wie bei Piaton. Als Liebe zum
ijchönen verknüpft er das Niedere mit der göttlichen Schönheit. Die Wahrheit
führt hinauf zur göttlichen Weisheit und erfüllt mit der Kenntnis des in Wirk-
lichkeit Seienden. Über allem aber steht der Glaube. In ihm kommt alle Er-
kenntnistätigkeit und alle Bewegung zur Ruhe, er ist ein Schweigen, ein
mystisches Verweilen in dem Unerkennbaren und Unaussprechlichen (Theol. Plat.
4/10 S. 193 f.; 1, 24. 25 S. 60 ff.; 2. 11 S. 109 u. a. St.). Mit diesem Aufgehen
ins Ureine, das zugleich das Urgute ist, einigen sich intellektuelles, religiöses
und sittliches Verhalten in gemeinsamer Spitze. — Proklos' Schüler und un-
mittelbarer Nachfolger
^larinos verfaßte eine Lebensbeschreibung seines Lelirers, die uns erhalten
ist. Daß er das System im proklischen Sinne weitergebildet habe, ist nicht
bekannt und auch nicht wahrscheinlich. Im Gegenteil: wenn er nach Damaskios
(bei Suid. s. v. MaoTvog S. 699, 5 ff., Phot. S. 351 a 30 ff. [Asmus, Leb. d. Philos.
Jsid. S. 89]) im platonischen Parraenides nichts von Göttern und überweltlichen
Einheiten, sondern nur etwas von Ideen finden wollte, so läßt sich hier eine
nüchternere, philologisch interpretierende Eichtung erkennen, die übrigens bei
einem Proklosschüler eine anerkennenswerte Beanlagung zu selbständigem Denken
voraussetzt. Das ungünstige Urteil, das Damaskios vom Standpunkte des athe-
nischen Enthusiasmus über seine philosophische Befähigung fällt, dient nur zur
Bestätigung. — Im Gegensatze zu Marinos ging
Isidoros, der ihn in der Schulvorstaudschaft ablöste, wieder ganz wie
Proklos in den Spuren der enthusiastischen Theologie und Metaphysik des lam-
blich und Syrian und erntete damit den Beifall seines Biographen Damaskios
(Phot. S. 337 a 39 ff. b 18 ff. [Asmus, Leb. d. Philos. Isid. S. 23. 24]). — Nach
einigen weiteren Scholarchaten übernahm in
Damaskios ein Mann die Schulleitung, der ohne das proklische System
in wesentlichen Punkten weitergebildet zu haben, doch durch seine prinzipielle
Stellung zu diesem System zu den hervorragenden Vertretern des athenischen
Neuplatonismus zu rechnen ist. Aus einer Eeihe von Werken, deren Titel
bekannt sind, besitzen wir noch die 'A.iooiai y.al '/.voeig 71s gl röir :TQo'jTcav
doxcor (Dubitationes et solutiones de primis principiis), die jetzt im Anfang ver-
stümmelte Schrift Eh tov Il'/.äzcovog IJaQfisriÖtjv d:TOQiai y.al /.vasi; (ob
dieses Werk nicht etwa nur den zweiten Teil, des erstgenannten ausmache, ist
strittig) und den Bio; 'IoiÖcoqov tov rfiXoaötpov , eine Vita seines oben ge-
nannten Vorgängers im Scholarchat. In den Aporienschriften reichen sich eine
haarscharfe Dialektik und eine überschwängliche Mystik in merkwürdiger Weise
die Hand. Seine Dialektik betont die Schwierigkeiten in den hergebrachten An-
nahmen vom Hervorgange des L''nter- aus dem Übergeordneten und vor allem in
den Beziehungen des seinem vorausgesetzten Wesen nach beziehungslosen Ur-
einen zu den nachfolgenden Hypostasen. Sie mag über die logische Unmöglich-
1) Zu Glaube. Wahrheit und Liebe tritt in Tim. I S. 212, 21 f. D. — wie
bei Porphyr, ad Marceil. 24 — noch die Hoffnung. Die Koinzidenz mit 1. Kor.
13, 13 ist aber bei der völligen begrifflichen Verschiedenheit des platonischen
EQco: und der christlichen dyd.-rij zu einem wesentlichen Teile nur in der Über-
setzung vorhanden. Die Berührung der Porphyrios- mit der neutestamentlichen
Stelle hat zu einer Kontroverse zwischen K. Reitzenstein und A. v. Harnack
geführt, die mittelbar auch Proklos angeht. S. darüber jetzt P. Corssen, So-
krates 7 (1919). 18-30.
Ueberweg, Grundriß I. 42
jß^g § 83. Die athenische Schule.
keit des proklischen dvanüog ahiov nicht hinweggehen. Der Hervorgang des
Verursachten aus der Ursache bedeutet eine Sonderung. Sie wird entweder von
dem Verursachten oder von der Ursache bewirkt. Im ersteren Falle würde die
Ursache vom Verursachten affiziert, im zweiten wäre die über alle Sonderung
wie über alle Einigung erhabene Ursache die Quelle der Sonderung (Dubit. 42, I
S. 84, 10 ff. E.). Diese und ähnliche Erwägungen drängen Damaskios zu der
Behauptung, alle Vorstellungen vom Verhältnis des Einen zu dem
nach ihm Kommenden seien nur Xotbehelfe menschlicher Schwäche,
wir übertrügen die unserem geteilten Wesen entsprechenden Begriffe auf das
Unbegreifliche. In AVirklichkeit gebe es in jenem Verhältnis weder Einigung
noch Souderung, weder Identität noch Verschiedenheit, weder Ähnlichkeit noch
Unähnlichkeit, weder Eines noch Vieles, weder Erstes noch Zweites, weder Ur-
sache noch Verursachtes. Bleiben, Hervorgang und Kückwendung seien nur aus
unserem Dasein geschöisfte Analogien und dürften nicht als wirklich stattfindende
Prozesse verstanden werden (Dubit. 38, I S. 79, 20ff.E.; 41, I S. 83, 26 ff. ; 42, I
S. 85, 8 ff. u. a. St.).
Dieser Standpunkt rückt ins vollste Licht, wenn man ihn von lamblichs
Schrift De mysteriis aus betrachtet. Dort spielten Irrationales und Rationales,
Intuition und Spekulation noch widerspruchsvoll ineinander. Damaskios macht
hier reinliche Scheidung. Es kommt ihm nicht in den Sinn die Spekulation zu
verwerfen. Das Spiel mit fein gegliederten Begriffen ist ihm Bedürfnis, imd er
ist darin noch mehr als Proklos ein Meister. Aber alles Spekulieren ist ihm nur
ein Gleichnis. Spekulation und Wahrheit sind getrennte Eeiche. Das begriff-
liche Denken hat in der Wirklichkeit keine Entsprechung. So erhält der Mysti-
zismus unbeschränkteste Geltung, Dem Unbegreiflichen, über alles Wissen und
Verstehen Erhabenen gegenüber gibt es kein wissenschaftliches Erfassen, sondern
nur enthusiastische Verehrung.
Damaskios' Neigung zum Enthusiasmus verrät sich auch in seinem Leben
des Isidoros, so namentlich durch die verschiedene Beurteilung der in den
Eahmen dieser Biographie einbezogenen Personen, jenachdem sie in dem schwär-
merischen Geiste der athenischen Schule oder in der besonders den Alexandrinern
eigenen nüchterneren Art philosophierten. Im übrigen ist diese Lebensbeschreibung
trotz ihres trümmerhaften Erhaltungszustandes durch ihre Berichte über Isidoros
selbst und zahlreiche Männer seiner Zeit und seines Kreises von erheblichem
Werte. Das Erzeugnis eines wundergläubigen Mystizismus war das uns verlorene,
aber von Photios noch gelesene, vier Bücher umfassende Werk über Para-
doxa verschiedener Art, darunter auch das Erscheinen von Seelen Verstorbener.
— Damaskios' Schüler war
Siiuplikios. Gleichwie Damaskios selbst hörte auch er außer seinem
athenischen Lehrer den Alexandriner Ammonios. Aber während auf Damaskios''
philosophischen Standpunkt der Alexandriner ohne nachweisbaren Einfluß ge-
blieben ist, erscheint Simplikios als echter Vermittler des athenischen
und des alexandrinischen Neuplatonismus. Er bekennt sich zum System
seiner athenischen Vorgänger, wie es ihm vorliegt, ohne irgend erhebliche
Änderungen. Aber dieses System ist ihm vielmehr Gegenstand gelehrter Auf-
nahme und Weitergabe als eines eigenen spekulativen Interesses. Bezeichnend
ist, daß er wie andere dialektisch stumpfere und dogmatisch uninteressiertere
Köpfe die völlige Harmonie zwischen Piaton und Aristoteles in allen
wesentlichen Punkten behauptet. Wo Aristoteles widerspricht, liegt sein Wider-
spruch nicht in der Sache, sondern nur in den Worten und bezweckt, dem Miß-
verständnis flüchtiger Piatonleser entgegenzutreten (de caelo S. 640, 27 ff. u. a. St.).
Damaskios, Simplikios. Priskianos. f)59
Dieser Standpunkt hindert nicht, daß die erhaltenen Aristoteles-
koramen tare (ZU den Kategorien, der Physik und den Schriften vom Himmel
und von der Seele) zu den wertvollsten Stücken des neuplatonischen Nachlasses
zu rechnen sind. Gerade seine nüchternere Weise macht ihn im Verein mit
seiner großen Gelehrsamkeit zu einem höchst achtenswerten Kommentator. Für
uns die schönste Frucht seiner fleißigen Studien sind die reichen Yorsokratiker-
fragmente, die in den Aristoteleskommentaren, besonders dem zur Physik, ent-
halten sind. Von einem Piatonkommentar des Simplikios ist nichts bekannt.
Auch die Vorliebe für die Beschäftigung mit Aristoteles stimmt zur alexandri-
nischen und zu seiner eigenen Eichtung. Von Alexandreia brachte er ohne
Zweifel auch die Neigung zu Epiktet mit, die dort durch Hierokles und dessen
Schüler Theosebios vertreten war und bei Simplikios in einem uns noch vor-
liegenden Kommentar zum Encheiridion ihren Ausdruck fand.
Simplikios ist nicht nur der letzte in der Reihe der großen athenischen
Neuplatoniker. er und seine Generation stehen am Ende der athenischen Schule
überhaupt. Durch ihi- unauflösliches Verwachseusein mit dem Polytheismus war bei
ihr eine Christianisierung, wie sie sich in der alexandrinischen .Schule vollzog, aus-
geschlossen. So mußte sie dem mehr und mehr zur Alleinherrschaft gelangenden
Christentum weichen. Im Jahre .529 bestimmte ein Edikt des Kaisers
Justinian, daß in Athen niemand Philosophie lehren dürfe. Das
bedeutete die Schließung der Schule, deren Vermögen auch eingezogen worden
zu sein scheint. Damaskios, Simplikios und weitere fünf Schulgenossen begaben
sich, als in Persien i. J. 531 in Khosrev I Anoscharwitn (Chosroes) ein Freund
griechischer Bildung den Thron bestiegen hatte, dorthin, in der Hoffnung, unter
seinem Schutze ungehindert ihrer Philosophie leben, vielleicht auch Anhänger
gewinnen zu können. Beim Friedensschlüsse zwischen Persien und dem ost-
römischen Reiche i. J. .533 kehrten sie nach Athen zurück — wenn man dem
nicht einwandfreien Berichte des Agathias glauben dai"f, in ihren hochgespannten
Erwartungen von dem wissenschaftlichen Streben des Königs und dem persischen
Kulturzustande bitter enttäuscht. Aber einen Vorteil hatten sie errungen: in
dem Friedensvertrage wurde ihnen auf Betreiben des Perserkönigs unbelästigter
Aufenthalt in der Heimat und Glaubensfreiheit zugesichert. Simplikios benutzte
die günstige Lage zu literarischer Arbeit, vielleicht auch zu privater Lehrtätig-
keit. Seine Kommentare sind jedenfalls z. T. nach der Rückkehr aus Persien
verfaßt. Für einen Zweiten unter den Sieben,
Priskianos, weist der Titel seiner uns nur in lateinischer Übersetzung
vorliegenden Kompilation: Solutiones eorum de quibus dubitavit Chos-
roes Persarum rex auf Anregung durch den persischen Aufenthalt. Das
erhaltene Stück eines Theophrastkommentars des gleichen Verfassers : Me rd-
(foaoig Twv 0EO(fQdoTov :iEQi aiGdt]Gscog ist seiner Abfassungszeit nach
nicht bestimmbar. Es ist durch die Überlieferung theophrastischen, freilich ins
lamblichische umgedeuteten Lehrgutes von Wert.
§ 84. Die alexandrinisehe Schule zeichnete sieh durch
die Einfachheit ihres metaphysischen Systems aus, in-
folge deren sie dem mittleren Piatonismus nahe stand. Die seit
lamblich mehr und mehr ausgebauten obersten Stufen der
Wesenskala felilten oder traten völlig in den Hintergrund, und
ebenso verlor die Ekstase jUire Rolle in dem intellektuellen und
42*
ß(5() § 84. Die aloxandrinische Schule.
sittlich-religiösen ^'el'haltell des ^lenschen. Dafür behauptete
sich die alexandrinische Pflege der Fachwissenschaften,
die die Aufmerksamkeit auf exakte Forschung und fest um-
rissenes Wissen in den Gebieten des ^Mathematischen und
der Natur hinlenkte. Mit dem Zurücktreten der Metaphysik
lockerte sich auch der Zusammenhang mit dem antiken Poly-
theismus. Dadurch wurde die Verbindung des alexandri-
nisehen Xeuplatonismus mit dem Christentum möglich,
die sich wohl unter Miteinwirkung der in Alexandreia be-
stehenden christlichen Katechetenschule vollzog. Die alexan-
drinische Schule wurde allmählich zu einer neutralen philo-
sophischen Bildungsanstalt ohne ein scharf ausgeprägtes
platonisch-heidnisches Bekenntnis. Aristotelische Studien gingen
dabei wie überall im XeujDlatonismus den platonischen zur Seite
und gewannen diesen mit der Zeit sogar den Vorrang ab.
Als Vertreter der alexandrinischen Schule sind bemerkens-
wert: die Philosophin Hypatia. die i. J. 415 von der fanatischen
christlichen Menge ermordet wurde, und ihr Schüler, der spätere
Bischof Synesios von Kyrene; der wahrscheinlich christlich
beeinflußte Kommentator des Goldenen Gedichtes und Verfasser
eines Traktates über Vorsehung, Heimarmene und Willens-
freiheit Hierokles von Alexandreia; die Kommentatoren
platonischer und aristotelischer Schriften Hermeias, Ammo-
nios, loannes Philoponos, Asklepios, Olympiodoros,
Elias, David und Stephanos von Alexandreia. Philo-
ponos trat zum Christentum über und betätigte sich auch als
Schriftsteller im Sinne seines neuen Bekenntnisses. Stephanos
folgte einem Rufe an die Universität Konstantinopel und bildete
so die Brücke zwischen dem antik-alexandrinischen und dem
mittelalterlich-byzantinischen Piatonismus. Ihrer Lebenszeit
nach fallen die genannten Alexandriner in die Spanne von der
ersten Hälfte des fünften bis zur ersten Hälfte des siebenten Jahr-
hunderts. Von ihrem literarischen Nachlaß, insonderheit
ihren Kommentaren, ist noch vieles erhalten.
In philosophischer Anschauung und Arbeitsweise berühren
sich mit der neuplatonischen Schule Alexandreias der Bekämpfer
des Manichäismus Alexandros von Lykopolis (um 3U0), der
Arzt und Naturforscher Asklepiodotos von Alexandreia
(um 475), der Bischof Nemesios von Emesa (um 400), der
antiquarische Gelehrte loannes Lydos (in der ersten Hälfte
des sechsten Jahrhunderts) und der Verfasser einer allego-
rischen Auslegung von Heliodors Roman Aithiopika.
§ 84. Die alexandrinische Schule. ßß]^
Von den teils ganz teils bruchstückweise erhaltenen Werken
dieser Männer ist das philosophiegeschichtlich wichtigste die
Schrift des Nemesios liegt (pioeiog avit^Qojycov. Auch die Ab-
handlungen des Joannes Lydos UeQl [.ir^vöjv und Ileol öio-
örjieiidv bieten Bemerkenswertes.
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehre: Für
zahlreiche ^litglieder der Schule ist..Daraaskios' Leben des Isidoros wichtigste
Quelle; s. die Register zu Asmus' Übersetzung (oben S. 650). Die Testimonia
für Synesios sind zusammengestellt in der Ausgabe Krabingers S. XXXVII ff.
Im übrigen ist das Material den S. 226* ff. angegebenen neueren Arbeiten zu
entnehmen. Für die Beurteilung der Beziehungen der Schule zum Christentum
kommen Aineias' ,,Theophrastos'' und Zacharias' „Ammonios" in Betracht (s. unten
S. 667 bei Hierokles).
Schriftenverzeichnisse bei Zeller für Hierokles III 2* S. 812 Anni. 4,
für Hermeias S. 890 Anra. 2, für Ammonios S. 894 Anm. 1, für Olympiodoros
S. 917 Anm. 4 (vgl. auch L. Skowronski, De auct. Heeren, etc., Vratisl. 1884,
Diss., S. 30); Philoponos' Schriften verzeichnen Gudeman und Kroll bei Pauly-
Wissowa-Kroll IX 1772 ff. Für Hypatia s. Suidas s. v. ' Y:iaTla S. 1313, 1 ff.
Erhaltenes. Ausgaben:
Hypatia. ..Die von Suidas s. v. aufgeführten Werke sind verschollen.
Einzig erhaltene Äußerung die scherzhafte Verwendung des platonischen allcnoiov
äyadöv (Politeia 343 c) bei Synesios, Ejjist. 81.
Synesios. Synesii episcopi Cyrenes opera quae exstant omnia, inter-
prete Dionysio Petavio, Lut. Paris. 1612, edit. IL 1633. Syn. Cyrenaei ora-
tiones et homiliarum fragmenta recogn. lo. Georg. Krabinger, Landishuti
1850 (hier S. XXIX ff. Verzeichnis früherer Ausgaben). Migne Patrol. Graeca
tom. 66. Die Briefe bei Hercher, Epistologr. Graeci S. 638—739. Eine neue
Ausgabe der Briefe wurde von W. Fritz vorbereitet (s. unten S. 226* f.).
Hicroelis Älexandrini commentar. in aur. carm. Pyth., ed.
Ig. Curterius, Par. 1583; de Providentia et fato, ed. F. Morellus, Liitet. 1597;
quae supersunt, ed. Pearson, Lond. 1655 und 1673; beide Schriften auch in
der Ausgabe von P. Needham, Cambr. 1709. Comm. in aur. carm. Pythag., ed.
Thom. Gaisford in seiner Ausgabe des Stobaios, Oxoni.i 1850; ed. Mullach, Berol.
1853 (hier S. XXIV ff. über frühere Ausgaben und Übersetzungen), und in den
Fragm. philos. Graec. I S. 416 ff. Die Reste der Schrift De Providentia et fato
in Photios' Bibl. cod. 214. 251 S. 171 ff. 460 ff. Bekker. J. Xicole, Un traite
de morale payenne christianise. Etüde sur un abrege du commentaire
d'Hierocles, manuscrit grec de la bibliotheque de Geneve, Gen^ve 1892 (christi-
anisierende Prosaparaphrase einer in iamb. Trimetern abgefaßten Hierokles-
bearbeitung). — Index zum Kommentar von ßob. Robinson, s. S. 645 unter
Eunapios (legt die Ausgabe von R. W[arren], nicht wie der Verfasser selbst an-
gibt die von Xeedham zugrunde).
Hermiae Älexandrini in Piatonis Phaedrum scholia, ed. P. Cou-
vreur, Paris 1901.
Ammonii Hermiae filii comment. in praedicamen ta Aristo-
telis et Porphyrii isägogen, Venet. 1500 u. 1545. De fato, ed. J. C. Orel-
lius in seiner Ausgabe der Schriften des Alexander von Aphrodisias und anderer
über das Fatum, Zürich 1824. Die in der Akademischen Sammlung griechischer
Aristoteleskommentare enthaltenen Schriften s. oben S. 365 (Vol. IV 3—6).
Äsclepii in Aristot. Metaphys. libros A — Z comm. ed. M. Hay-
duck in der Akadem. Samml. griech. Aristoteleskommentare VI 2 (s. oben
S. 365).
loannis Philoponi comm. in Arist. libros de generatione et
interitu etc., Venet. Aid. 1527. Arist. de anim. gener. libr. V cum Philoponi
comment., Venet. 1527. Comm. in Arist. an alyt. po st., Venet. Aid. 1534. Contra
ßg2 § ^"i- ^^c alexandrinische Schule.
Procl. de miindi a eteruitat e, ed. Trincavellus, Venet. 1535. Comm. in priraos
quatuor libros Arist. de nat. auscultatione , ed. Trincavellus, Venet.
1535. (^mm. in Arist. libros de anima, ed. Trincavellus, Venet. 1535.
Comm. in Arist. anal, priora, ed. Trincavellus. Venet. 1536. Comm. in prim.
meteorolog. Arist. libr. etc., Venet. Aid. 1551. Comm. in Arist. metaph.
lat. ex Interpret. F. Patricii, Ferrariae 1583 (die Ausgabe einziges Zeugnis für
die Existenz des Werkes; dazu Tannery, Sur la pt'riode finale etc. |u. S. 227*]
S. 274). Comm. in Nicomachi arithm., ed. R. Hoche, Lips. 1864. 1867 (s.
oben S. 580). De opificio mundi libri VII roc. Gualt. Reichardt. Lips. 1897
(Bibl. Teubn ). De aetern. mundi contra Proclum, ed. Hugo Rabe, Lips.
1899 (Bibl. Teubn.). Die iu der Akademischen Sammlung griechischer Aristo-
teleskommentare enthaltenen Schriften s. oben S. 365 f. (Vol. XIII 1 — 3, XIV
1. 2. XV, XVI, XVII). Ebenda (Vol. XIV 3) der in der Editio princeps dem
Philoponos zugeschriebene, tatsächlich dem Llichael von Ephesos gehörige Kom-
mentar zu De gener. animalium. Über weitere theologische, grammatische und
sonstige Schriften des Philoponos und ihre Ausgaben s. den Artikel loannes
(Xo. 21) Philoponos von Gudeman und Kroll bei Pauly-Wissowa-KroU.
Oltjmpiodori comm. in Arist. meteorolog., gr. et lat. Camotio
interpret^, Venet. Aid. 15.50—1551. Vita Piatonis s. oben S, 194. Z^oXia
£ig Tor nXi'n lova , o.-Tovdi] ^Av8o. MovoTo^vdov y.al Jijit. Zyjva, in: Zv'Ü.oyi}
'E/./.tjriy.o)»' avey.dÖToyv rronjicör y.al '/.oyoyQÜffMv, Vened. 1816, Heft 4; Zyö'/.ia eh
^atdcora, ebenda Heft 5. In Plat. Alcibiadem priorem comm., ed.
F. Creuzer, in: Initia philos. ac theol. ex Piatonic, fontib. ducta II, Francof. ad
Moen. 1821. Schol. in PL Philebum, in Stallbaums Ausg. des Phileb., Lpz.
1826. SchoUa in PI. Phaedonem, ed. Chr. Eb. Finckh, Heilbronnae 1847.
Ed. Will. Xorvin, Lips. 1913 (Bibl. Teubn.). Schol. in PI. Gorgiam. ed.
Alb. Jahn. Jahns Jahrb. Suppl. 14 (1848), 104—149, 236—290, 354—398, 517 bis
549. Die in der Akademischen Sammlung griechischer Aristoteleskommentare
enthaltenen Schriften s. oben S. 365 (Vol. XII 1. 2). Olvmpiod. de arte sacra
lapid. .philos. (Coli. „d. alchym. grecs ed. M. Berthelöt II 69 ff. [TextJ, III
75 ff. [Übersetzune:]). Über die Identität des Chemikers mit dem Kommentator
s. P. Tannery, Arch. f. Gesch. d. Philos. 1 (1888), 315 f.
Eliae in Porphyrii Isagogen et Aristotelis Categorias com-
mentaria, ed. Ad. Busse (Comm. in Arist. Gr. [s, oben S. 365 f.] XVIII 1).
Davidis Prolegomena et iu Porphyrii Isagogen commen-
tarium, ed. Ad. Busse (Comm. in Arist. Gr. fs. oben S. 365 f.] XVIII 2).
Stephani in librum Aristotelis de interpretatione commen-
tarium, ed. Mich. Hayduck (Comm. in Arist. Gr. [s. oben S. 365 f.] XVIII 3).
Stücke der Schrift Äiaoäcpi-joig e$ oly.Eioir v:;roöeiy/tära>v r ij ; rwr
nooyeiocor y.avövcov ifpödov rov Oeoirog bei Usener, Kl. Sehr. III S. 295 ff.
Em 'unechter astrologischer Traktat ebenda S. 266 ff. S. auch d. Indices z.
Catal. cod. astrol.
JS^emesias. Xem. Emeseuus de natura hominis, ed. Chr. Frid. Mat-
thaei, Halae 1802. Eine neue Ausgabe bereitete K. J. Burkhard vor. Vorarbeiten
s. Literaturverz. S. 228*. Xem. Emes. libri Ileoi rfvarcog drdoojjrov versio latina,
ed. Carol. Holzinger, Lipsiae. Pragae 1887. Gregorii Xysseni (Nemesii Eraesenij
.Tfot cfvascog avdo(l):inv liber a Burgundione in Latinum translatus, ed. C. J.
Burkhard, Vind. 1891. 1892. 1896. 1901. 1902, Progrr. Xemesii episoopi Premnqn
phvsicon sive :nQi 9 voeoyg ävßoco.-rov liber a X. Alfeno archiepiscopo Salerni in
Latinum translatus, rec. C. Burkhard, Lipsiae 1917. Scholien s. S. 228*. Weiteres
s. Grundriß II^« S. 169.
locnmes Lydos. Liber de ostentis, iter. ed. Curt. Wachsmuth, Lipsiae
1897 (Bibl. Teubn.). Liber de mensibus, ed. Ric. Wuensch, Lips. 1898 (Bibl.
Teubn.i. De magistr. pop. Rom. libr. tres. ed. Ric. Wuensch, Lips. 1903
(Bibl. Teubn.).
Trjg Xagiy.?.£tag ^o/t tjrevua t ij g ocöff oovog iy rfwvijg ^1 /.i.-r :tov tov
qi/.oaötfov, hrsg. von Rud. Hercher, Hermes 3 (1869), 382—388.
Zwischen der alexandrinischen und der athenischen Schule bestanden enge
persönliche Beziehungen. Unter den bedeutenderen Alexandrinern haben mehrere
§ 84. Die alexandrinische Schule. ßßg
uachweiölich in Athen studiert. Hierokles war Schüler des Plutarch, Hermeias
des Syrian, Ammonios des Proklos. Umgekehrt hörten Damaskios und Simpli-
kios bei Ammonios. Gleichwohl herrschte in der alexandrinischen Schule ein
anderer Geist als in der athenischen. Ihre Männer stehen im Flusse einer
anderen Tradition. Gewiß berücksichtigen sie vielfach, bald zustimmend, bald
ablehnend, bald nur referierend die Dogmatik lamblichs und der Athener. Aber
die gelehrte Absicht wiegt dabei vor. An den Lehrbestimmungen jener Großen
durfte der Unterricht der Philosophenschule nicht vorübergehen. Aber die eigene
Gedankenarbeit der Alexandriner bewegt sich nicht in der gleichen Bahn. Sie
bilden die überschwängliche Metaphysik der Athener nicht nur
nicht fort, sondern bleiben hinter ihrem Hochfluge'weit zurück. Der
komplizierte Hypostasenbau des lamblichos und Proklos tritt bei ihnen ebenso in
den Hintergrund wie die übervernünftige Versenkung ins Ureine in der Ekstase.
Der Unterschied zeigt sich gleich da, wo wir ihn in erster Linie zu suchen haben,
in der Exegese. Für die Athener Avie für lamblich bilden die platonischen Dialoge
nur die Anknüpfungspunkte eigener Spekulation und die L^nterlage einer ihnen
eigentümlichen Metaphysik, die sie durch die Parallelsetzung von TraoäÖer/iio. und
sly.div, o/.or und /iisgog aus dem j^latonischen Texte herauszudeuten wissen (s. oben
S. 641 f.). Die alexandrinische Interpretation ist viel elementarer, es ist ihr weit
mehr um die eigentliche Erklärung Piatons zu tun, so sehr sie sich dabei auch
im einzelnen, gewiß nicht ohne Einwirkung der athenischen Vorgänger, von dem
wahren Wortsinne entfernt. Sie verschmäht es vor allem. Schritt für Schritt ins
Metaphysische hinaufzugreifen. Das Gleiche gilt für die Aristotelesexegese,
larablich hatte in seinem Kategorienkommentar überall die roegä detoola heran-
gezogen, und Simplikios, der uns darüber berichtet (in Categ. S. 2, 13 K.), tut
es ihm nach. Dagegen beschränken sich die alexandrinischen Kommentatoren
logischer Schriften des Aristoteles auf eine nüchterne Erklärung des Textes
nach seinem natürlichen Sinne.
Ohne Zweifel haben zu dieser Richtung die in Alexandreia herkömmliche
Pflege der Gelehrsamkeit und der Betrieb exakter Disziplinen das
Meiste beigetragen. Die Philomathie und die Zucht wissenschaftlicher For-
schung obsiegten über eine bodenlose, um alle Realität unbekümmerte Speku-
lation, sichrere Philosophen der Schule waren zugleich angesehene Gelehrte auf
den Gebieten der Mathematik, Astronomie, Naturwissenschaften und Technik. Es
sind die Leute, denen Damaskios von seinem athenischen Standpunkte aus zwar
das Lob eines reichen menschlichen Wissens, nicht aber den Preis der großen,
göttlichen Weisheit zugesteht, und die ihrerseits in lamblich mehr den Ver-
künder hochtrabender Worte als den Proi^heten tatsächlicher AVahrheit erkennen
(Dam. Vit. Isid. bei Phot. S. 337 b 27 ff,, 33 ff., 6 ff.; Asmus, Leben des Philos.
Isid. von Damaskios S. 25, 13 ff., 23, 28 ff.). Sicherlich nach eigener Erzählung
seines Lehrers über dessen Studienzeit berichtet Marinos Vit. Procl. 10, Proklos
habe in Alexandreia von den dortigen Philosophen den Nutzen gezogen, „den sie
ihm zu bieten vermochten", sich dann aber, von ihrer Piatonexegese nicht be-
friedigt, nach Athen begeben.
Ein zweites Moment für die eigentümliche Richtung des alexandrinischen
Neuplatonismus bildeten die seit Gründung der Katechetenschule in Alexandreia
blühenden christlichen Studien. Beziehungen alexandrinischer Neuplato-
niker zum Christentum treten mehrfach hervor. Synesios wurde Bischof, Schüler
des Hierokles waren Christen oder traten später zum Christentum über, Philo-
ponos zeigt sich jedenfalls in zweien seiner noch vorhandenen Werke als Christen,
Olympiodoros bekannte sich vielleicht, Elias und David wahrscheinlich zur
f)ß4 § ^' Di^ alexandrinische Schule.
gleichen Religion. Mit diesen christlichen Beziehungen stand die Zurückhaltung
der Schule gegenüber der iamblichisch-proklischen Metaphysik in Wechsel-
wirkung. Galt es, für Christen Piaton und Aristoteles zu erklären, so mochte
man wohl sagen, wie lamblich und Proklos diese oder jene Stelle gedeutet hatten,
aber das mit dem Polytheismus aufs engste verbundene System dieser Männer
zum Kern der Exegese, ihre Metaphysik zum Zielpunkt des Unterrichts zu machen
ging nicht an. So ergab sich auch von dieser Seite das gleiche Resultat: das
Interesse gelehrter Einführung trug den Sieg davon über die Spekulation. Aus
diesen Verhältnissen erklärt sich das Überwiegen aristotelischer Studien,
wie es schon in der starken numerischen Überlegenheit der erhaltenen alexan-
drinischen Aristoteles- über die Piatonkommentare zutage tritt. Reichlich ver-
treten sind insbesondere die Schriften des Organon. Hier war hinsichtlich
Religion und Weltanschauung neutraler Boden. Dazu kam, daß die Logik her-
kömmlicherweise den Unterbau des philosophischen Kursus abgab und peripate-
tische Neigungen von alters her in Alexandreia heimisch Avaren. Mit der Zeit
verliert die Schule den Charakter einer spezifisch platonischen uioeoi?. Piaton
und Aristoteles halten einander die Wage. Gelegentlich werden Fragen zugunsten
der Peripatetiker gegen die Platoniker entschieden.*). Die Schule wird zu einer
Anstalt allgemein philosophischer Ausbildung, bei der aber das Studium des
Piaton und Aristoteles im Mittelpunkte steht.
Die geschilderte Geistesart des alexandrin ischen Xeuplatonismus war philo-
sophie- und kulturgeschichtlich von größter Bedeutung. Für die Richtung eines
Proklos und Damaskios gab es von Seiten des erstarkten Christentums kein
Biegen, sondern nur ein Brechen, wie es durch das Edikt vom Jahre 529 tat-
sächlich vollzogen wurde. Die alexandrinische Schule ließ sich bei ihrer
andersartigen Stellung zur alten und neuen Religion christianisieren, und damit
Avar ihr Fortleben gesichert. Durch die Übersiedelung des Stephanos
nach Konstantinopel pflanzte sich ihre Tradition an der dortigen
Universität fort, und sie hat damit für die Überleitung hellenischer Kultur
in die christliche Welt des Ostens eine Avichtige Mission erfüllt. — Unter den
Mitgliedern der Schule ist
Hijpatia durch ihr tragisches Ende bekannt. Nachdem sie als schöne
und geistvolle, Avissenschaftlich bedeutende und auch politisch einflußreiche
Frau in Alexandreia zu großem Ansehen gelangt Avar, fiel sie i. .T. 415 in
grausamem Tode dem Fanatismus des christlichen Pöbels zum Opfer — ob mit
oder ohne Schuld des Bischofs Kyrillos, ist nicht auszumachen. Daß sie den
platonischen Lehrstuhl inne hatte, ist überliefert, ebenso daß sie Piaton, Aristo-
teles und andere Philosophen erklärte (Socr. Hist. eccl. 7, 15; Daraasc. b. Suid.
s. V. 'YTiaxiu S. 1313, 19 ff.; Asraus, Dam. Leb. d. Isid. S. 31, 36 ff.). Aus-
gangspunkt ihrer Bildung war die von ihrem Vater Theon überkommene Be-
*) Im ganzen aber hat die Harmonisierung von Aristoteles und Piaton, so-
weit der Neuplatonismus in Frage kommt, gerade in Alexandreia ihren Haupt-
sitz entsprechend der geringeren dogmatischen Schärfe der Schule. Ammonios
polemisiert gelegentlich gegen Aristoteles, sucht aber anderwärts den Widerspruch
zwischen Piatonikern und Peripatetikern auszugleichen (s. die Stellen bei Zeller
III 2* S. 895 Anm. 1 — 3), und in seinem A-on Asklepios nachgeschriebenen
Metaphysikkolleg (Comm. in Arist. Gr. VI 2 S. 166, 35 ff.j heißt es in gCAvohnter
Weise. Aristoteles bekämpfe nicht die platonische Ideenlehre, sondern nur ihre
falsche Auslegung. (Anders verhalten sich in der athenischen Schule Syrian und
Proklos [oben S. 651. 652 Anra. 1]. Simplikios ist durch seine alexandrinische
Studienzeit beeinflußt [oben S. 6.58]).
Hypatia, Synesios von Kyreiie, Hierokles von Aloxandreia. f)()5
schäftignng mit Mathematik und Astronomie. Aus diesem Gebiete sind Werke
von ihr dem Titel nach bekannt. Von philosophischen Schriften haben wir keine
Nachricht. — Hypatias Schüler war
Sf/iiesios von Ki/rene (geb. bald nach 370), der im .T. 411 zum Bischof
von PtolemaJs gewählt wurde. Von dem geistigen Verkehr zwischen ihm und
seiner Lehrerin zeugen mehrere an diese gerichtete Stücke der erhaltenen Brief-
sammlung. Außer den Briefen kommen aus dem noch vorliegenden Schriften-
corpus für die Philosophiegeschichte in Betracht: der Fürstenspiegel IJfoi ßaai-
Xeiag (eine an Kaiser Arkadios gerichtete Rede), der allegorische Roman
AlyvTizioi. /.fjyoi f/ :ieoi noofoiug, die Schrift auf seinen von ihm verehrten
Vorgänger in der Verbindung von Rhetorik und Philosophie Aiov y neol lij:
xnr' avrör dia'/ojyfj g, der Traktat über Traumoffenbarungen Ueoi yvvyrioyr
und die christlichen Hymnen. Auch in die scherzhafte Probe rhetorischer
Epideiktik, das Lob der Kahlköpfigkeit — 4>o.}.üy. oag iyy.o)uiov —, ist Philo-
sophisches verwoben. Der philosophische Standpunkt des Synesios ist, abgesehen
von der Verknüpfung mit christlichen Gedanken, ein primitiver Neuplatonismus,.
der sich von dem plotinischen nur dadurch unterscheidet, daß die ins Persön-
liche spielende religiöse Auffassung der übersinnlichen Hypostasen stärker ent-
wickelt ist. Hierfür wird man aber eher an christlichen als an unmittelbar
iamblichischen Einfluß zu denken haben. Greifbar lamblichisches, wie die
Scheidung von voriiä und »■ofoa, tritt uns nur in den Hymnen entgegen,*) die
insbesondere in der Prägung der christlichen Trinitätslehre an die Metaphysik
des Syrers erinnern. Aber auch hier ist möglich, daß Synesios an eine schon
traditionelle Begründung des christlichen Dogmas auf iamblichische Spekulation
anknüpfte. Die Bedeutung eines selbständigen philosophischen Denkers hat er
keinesfalls. Was seiner Gestalt Reiz verleiht, ist neben der in ihrer literarischen
und praktischen Betätigung hochachtbaren Persönlichkeit, in die uns seine Briefe
und Schriften einen selten deutlichen Einblick gewähren, vor allem die Tatsache,
daß in ihr die für Alexandreia charakteristische Verschmelzung von Neu-
platonismus und Christentum in Erscheinung tritt. Dazu kommt als
weiteres Moment des Interesses seine nicht geringe dichterische Begabung, die
ihn in seinen Hymnen für den Neuplatonismus Ahnliches leisten ließ wie Proklos
in den seinigen. Religiös stehen die beiderlei Dichtungen einander fern genug:
hier neuplatonisches Christentum, dort neuplatonischer Polytheismus. Aber doch
haben beide gemein, daß sie die poetisch erhabene Seite des Neuplatonismus
hervorkehren, die in Kommentaren und Lehrschriften zumeist durch die trockene
Deduktion verdeckt ist. — Ein wohl etwas jüngerer Zeitgenosse des Syne-
sios wird
Hierokles von Alexandreia, der Schüler des Atheners Plutarch, ge-
wesen sein, der dann selbst in seiner Vaterstadt etwa vom J. 420 an als Zierde
der platonischen Schule lehrte. Durch seinen erhaltenen Kommentar zum
neupythagoreischen Goldenen Gedicht und Photios' Angaben über das
Werk IJ £ o l :ioovoiag /iul Eifiaoasrtjg y.ui zfjg zov ef/ i]uTv nooc T)jr
deiav r/yeuofiav owrugetog und Auszüge daraus sind wir über seine An-
schauungen verhältnismäßig gut unterrichtet. Er ist unter den alexandrinischen
*) Synes. Epist. 154 S. 736. 39 ff. Hercher gibt für den platonischen Phai-
dros die iamblichische Skoposbestimmung (vgl. Hermeias z. Phaidr. S. 9, 9 f. :
11, 19 f.; 13, G Couvr. und Genethl. f. J'iobert S. 138). Aber wir wissen nichts
ob diese Bestimmung nicht auch von der alexandrinischen Exegese aufge-
nommen worden war.
'f)ß(5 § 84. Die alexandrinische Schule.
Xenplatonikerii derjenige, für den sich am ehesten ein System rekonstruieren
läßt. Bezeichnend für dieses ist die Einfachheit seiner Metaphysik und
Theologie und im übrigen sein Eklektizismus. Nur wenige Züge sind
spezifisch neuplatoniseh. So die größere oder geringere Vollkommenheit und
Stetigkeit des Gottdenkens als Unterseheidungskriterium für die drei Stufen
iGötter — Engel, Dämonen und Heroen — Menschen) innerweltUcher vernunft-
i)egabter Wesen (Phot. Bibl. 461 b 39 ff. B.; vgl. Procl. Inst. 184; die Terminologie
ließe sich auch aus weiteren neuplatonischen Quellen belegen). Im ganzen führt
Hierokles kaum über den vorplotinischen Platonisnius hinaus. Bemerkenswert
ist besonders, daß er nur den Deraiurgen, den Weltschöpfer und -lenker, als
überweltliche Gottheit kennt. Von dem ganzen durch Plotin begründeten, durch
lamblich und die Athener weiter gegliederten Hypostasenbau, dem Einen als
I'rwesen, dem überweltlichen Xus, der zwischen Übersinnlichem imd Sinnlichem
vermittelnden Seele ist nirgends die Rede. Psychologie und Ethik zeigen die
schon für den mittleren Piatonismus charakteristische Vermischung von plato-
nischen, peripatetischen und stoischen Elementen. Xeuplatonisches spielt nur
nebensächlich herein. Daß die Ethik einen als Ts/.smiy.ör bezeichneten Teil um-
faßt, dem es obliegt, durch äußere religiöse Handlungen, Weihungen und Ent-
haltungen das uvyoeiSh oiöfia vom irdischen Leibe zu befreien (Comm. in Carm.
-aur. S. 478 a 20 ff. 482 a 12 ff. Mull. [Fragm. phil. Gr. 1]), stimmt zu dem hiera-
tischen Wesen des Neuplatonismus, findet aber schon in dem pythagorisierenden
mittleren Piatonismus seine Parallele und lag bei der Erklärung des neuj^ytha-
4ioreischen Gedichtes doppelt nahe (zum avyoeidh aöjua s. oben S. 656 Anm.'.
In einem Punkte bietet aber Hierokles etwas ganz Besonderes. Der Neuplato-
nismus stellte zwar nicht dem Urwesen, wohl aber dem Demiurgen die Materie
-als präexistierend zur Seite und befand sich damit im Einklang sowohl mit dem
.platonischen Timaios wie mit der sonstigen auf diesen Dialog gebauten plato-
nischen Lehrüberlieferung. Hierokles hingegen bekämpft ausdrücklich die Plato-
niker. die einem solchen Dualismus huldigen. Nach ihm schafft der
Demiurg die Welt aus dem Nichts, und zwar durch den Willen
<Phot. S. 460 b 23 ff.; 461b 6 ff.; daneben freilich Phot. S. 463 b 30 ff. das neu-
platonische Schaffen aaz ovoiav oder y.ai avxo fiörov x6 sTvai). Die Parallele
hierzu bietet die jüdisch-christliche Vorstellung von der ^V■eltschöpfung, und die
Wahrscheinlichkeit, daß Hierokles durch diese beeinflußt wurde, wird auch da-
durch nicht gemindert, daß Hierokles die Annahme einer zeitlichen Welt-
schöpfung ablehnt. Denn christliche Lehre hat nach dem Vorgang Philons den
mosaischen Schöpfungsbericht auf eine nicht in die Zeit fallende Schöpfung um-
gedeutet (vgl. Zöckler, Realenz. f. prot. Theol. u. Kirche* Art. Schöpfung u. Er-
haltung d. Welt S. 695), gerade so wie es von der herrschenden Richtung innerhalb
-der platonischen Schule mit der Schöpfungsdarstellung des Timaios geschehen war
U'gl. 0. S. 356. 562). Hingegen verstärkt sieh die Wahrscheinlichkeit christ-
licher Einwirkung dadurch, daß sich Hierokles in einer zweiten Frage christ-
licher Anschauung auffallend nähert. In der Lehre vom Schicksal schließt er sich
nämlich zunächst der schon im mittleren Piatonismus vertretenen Auffassung an.
daß sich das Wirken der Heimarmene auf die Zuteilung bestimmter Folgen an
unsere frei gewählten Handlungen beschränke (vgl. oben S. 555. 566 f.). Dabei
verliert aber die Heimarmene in den Ausführungen des Hierokles
den Charakter einer starren, sozusagen mechanisch wirkenden
Notwendigkeit. Sie erscheint als das bewußte Walten der in göttlichem
Auftrage handelnden Dämonen und der Gottheit selbst. Ihr Prinzip ist die ver-
geltende Gerechtigkeit, ihr Ziel die sittliche Förderung des Menschen. Die
Hierokles. Henneias, Ammoiüos und andere Kofnmentatoren, Philoponos. ßßj
Lehre des Hierokles entzieht sich damit dem Einwände, den Nemesios de nat.
hom. 38 S. 306 ff. M. vom christHchen Standpunkte gegen jene Heimarmene-
theorie erhebt, daß sie nämlich das Gebet zum großen Teil überflüssig mache,
indem sie die Freiheit Gottes beschränke. Hierokles betont ausdrücklich, daß
Gebet und fürsorgende Heimarmene einander eher festigten als ausschlössen
{Phot. S. 465 a 16 ff.), und seine Lehre enthält im wesentlichen die Korrektur,
der nach Xemesios' Auffassung jene mittelplatonische Lehrmeinung zu unter-
ziehen wäre.*) — Das Gefühl einer nahen Verwandtschaft zwischen den An-
schauungen des Hierokles luid dem Christentum gab den Anlaß zu einer christi-
anisierenden Bearbeitung seines Kommentars, ähnlich wie man Epiktets Enchci-
ridion christlich paraphrasierte. — Vermutlich Schüler des Hierokles, jedenfalls
dem alexandrinischen Kreise nahestehend war Aineias von Gaxa, der selbst
wieder in seinem vielgelesenen Dialoge „Theophrastos" trotz der Bekämpfung
wichtiger platonischer Lehren doch den christlichen Piaton iker erkennen läßt.
Von dem ,,Theophrastos"' beeinflußt ist der „Aramonios" des Zacliarias von
Mytilene (Seholasfikos). (Über beide Männer s. Grundriß IT" S. 175.) —
Hierokles' Schüler Tlieosebios hat mit ihm die starke Betonung der Ethik
gemein, die bei Hierokles schon in dem Interesse für das Goldene Gedicht sieh
bemerkbar macht. Damit hängt die Beschäftigung mit Epiktet zusammen, die
für Theosebios von Damaskios bei Suidas s. v. ' Enly.T^jxog S. 425, 4 f. überliefert,
aber auch für Hierokles wahrscheinlich ist (vgl. Praechter, Hieroki. d. Stoiker,
S. 30). — Vergegenwärtigt uns Hierokles in der Einfachheit seiner Metaphysik
und in seiner Annäherung an Christliches spezifische Seiten des alexandrinischen
Neuplatonismus, so erinnert
Henneias von Alexandreia, der jedenfalls in seinen späteren Jahren
in seiner Vaterstadt lebte und wohl auch lehrte, an die Beziehungen zu Athen.
Sein erhaltener Phaidroskommen tar ist eine Nachschrift nach einem Kolleg
des Syrian und zeigt demgemäß die Interpretationsmethode des lamblich und
der Athener (s. oben S. 641 f. 653). Anders die Kommentatorensippe, deren
Stammvater er ist, und aus der uns
Ammonios, der Sohn des Hermeias (daher zur Unterscheidung von
anderen Trägern des Namens Ammonios Hermeiu genannt), sowie die Schüler
dieses Ammonios loaunes Philoponos, Asklepios, (der jüngere) Olifinpio-
floros und dessen Schüler Elias und David durch eine Reihe erhaltener
Kommentare zu aristotelischen Werken und zur porphyrischen Eisagoge, Olym-
piodoros auch durch solche zum platonischen Phaidon, Philebos und I. Alkibiades
bekannt sind. AUe diese zum größten Teil aus. dem mündlichen Vortrage er-
wachsenen Arbeiten geben wertvolle, aber noch lange nicht voll ausgenützte
Aufschlüsse über dten alexandrinischen Lehrbetrieb nach Inhalt und Methode. Daß
auch Simplikios den Ammonios hörte und einen Einschlag alexandrinischen
Wesens zeigt, ist oben S. 658 bemerkt worden. Hörer des Ammonios war vielleicht
auch Zacharias von Mytilene (Scholastikos) (s. oben). Philoponos
trat später zum Christentum über. Aus seiner christlichen Zeit besitzen wir
noch zwei Schriften. Die i. J. 529 n. Chr. verfaßte Abhandlung Kavä x ö>v
IIqÖ y.'/.ov jtEol d.idi6ri]to? aöofiov in: lys iQr} fiaTcor (De aeternitate
^j Auch bei Ps.-Plut. de fato c. 10 (s. oben S. 567 f.) liegt die Sache anders
als bei Hierokles. Dort ist die (nach c. 9 von den Dämonen geübte) dritte jtoo-
voia zwar wie das iq' i)ihv und die tvyj] nur IjtÖc zijg sifiaoiievijg, nicht xad'
£i/.iaoiih'i]i\ ihre Wirkung aber, wie das Beispiel aus aem Theages zeigt, yM&'
£lfA.aQU8v)]v, d. h. unverbrüchlicher Notwendigkeit unterworfen.
ßgg § 84. Die alefandrinisehc Schule (und Anhang).
niundi) berührt ein in der antiken Philosophie viel behandeltes Problera, in
dessen Lösung der Verfasser, gewiß nicht zufällig, mit dem mosaischen
Schöpfungsberichte zusammentrifft: sie bestreitet den von Proklos nach dem
Vorgange anderer Platoniker aufgenommenen Satz von der Ewigkeit der AVeit
auf Grund des platonischen Timaios, dessen Kosmogonie der Verfasser im Sinne
einer zeitlichen Weltentstehung verstanden wissen will. Der starken Berück-
sichtigung Piatons und der weiteren in die Frage eingreifenden antiken Literatur
stehen nur ganz spärliche biblische Zitate gegenüber. Es ist der gelehrte Plato-
niker. der spricht und trotz seines christlichen Bekenntnisses den Gegenstand
völlig unter dem Gesichtswinkel der grundlegenden antiken Problematik be-
trachtet. Dabei wird aber doch der christliche Standpunkt dadurch gewahrt, daß
— einer verbreiteten Annahme (s. oben S. 585. 595. 603) entsprechend — Piaton
aus den Heiligen Schriften geschöpft haben soll (S. '229, 10 f. Rabe). Auch sonst
wird Piaton dem Christentum möglichst nahe gebracht oder wegen seiner Ab-
weichungen von ihm entschuldigt: oft hat er die richtigen Anschauungen über
Gott, bisweilen aber gerät er durch Anlehnung an Gewohnheit und Überlieferung,
vielleicht auch aus Furcht vor den Athenern und Bangen vor dem Schicksal
des Sokrates in ^Mythen und in die herkömmliche Asebie; wo er fehlt, muß man
ihm zugute halten, daß irren menschlich ist (S. 331, 17; 459, 15 R. u. a. St.).
So ist gerade diese Schrift ein besonders interessantes Denkmal der oben er-
wähnten Verschmelzung des alexandrinischen Neuplatonismus mit dem Christen-
tum. Die ihm von Glaubensgenossen vorgeworfene Vernachlässigung der Bibel
macht Philoponos in der zweiten erhaltenen Schrift seiner christlichen Periode,
Tiöt' elg T)jv MfovoECog y.oofioyoviar i$)j y )]r i >c(o r' /.oyot 'Q' (De opificio
mundi) wieder wett. Hier ist die unmittelbare Berücksichtigung heidnischer
Philosophie verhältnismäßig gering, statt dessen sind die Heilige Schrift und
christliche Ausleger reichlich herangezogen. Durch Vermittlung der letzteren
birgt auch diese Schrift ein großes Maß antiker Gelehrsamkeit, Xatürlich ist
der Schöpfungsbericht Piatons, des ,.t»7? qi'/.oaorfki.c ärOo?'', der auf Nachahmung
des mosaischen zurückgeführt wird, auch hier willkommen. — Der letzte Aus-
läufer der alexandrinischen Schule ist
StepJianos von Alexandrela, der zunächst in Alexandreia lehrte (vgl,
Usener, Kl. Sehr, III S. 248 Anm. 1) und dann unter Kaiser Herakleios (reg,
610 — 641) an die L^niversität in Konstantinopel berufen wurde. Dort erklärte er
— etwa ein Jahrhundert Jiach Schließung der athenischen Schule I — Piaton
und Aristoteles und las als echter Vertreter alexandriuischer Wissenschaft zu-
gleich über Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. Aus den*literarisehen
Früchteli seiner Studien sind ein Kommentar zu Aristo^les .-rfo« tofuj-
vsiag und eine astronomisch-chronologische Schrift erhalten. Anderes
ist nur der Existenz nach bekannt. Auch Fälschungen hefteten sich an seinen
Namen.
Mit Stephanos tritt der Piatonismus definitiv ins christliche Mittelalter ein.
Seine weitere Entwicklung liegt im Bereich des IL Bandes dieses Grundrisses.
Ihm fällt auch die mit der alexandrinischen gleichzeitige Schule von Gaza zu,
insofern in ihr bei der Verbindung von Piatonismus und Christentum das letztere
der ausschlaggebende Teil Avar (Grundriß ID** S. 174 f.).
Anhangsweise sei hier einiger Männer gedacht, die soweit nachweisbar zur
alexandrinischen Schule teils in nur loser teils in gar keiner Beziehung standen.
Philoponos, Stephanos v. Alexandreia, Alexandros v. Lykopolis, Asklepiodotos. fjfJO
ihrer Eigenart nach aber am besten hier angeschlossen werden können. Unter
ihnen bekämpft
Alexandros ro}i Lfihopolis (in Ägt/pfen) nm die Wende des dritten
lind vierten Jahrhunderts in der Schrift FIoo; rag Man/ alov öö^a; die
Lehren des Mani. Daß er nicht Christ, sondern Neuplatoniker war, geht aus
dem Traktat deutlich hervor (vgl. S. 3, 1 ff.; 8, 5 ff.; 8, 22 ff.; 24, 18 ff.; 39,
19 ff.; vgl. auch die allegorische Homerdeutung S. 16, 17 ff.). Er begegnet sich
im Kampfe gegen den Manichäismus, der durch seine Propaganda auch Plato-
niker zum Abfall von ihrer Schule verleitet hatte (vgl. S. 8, 14 ff.), mit anderen
Xeuplatonikern (Ammonios Hermeiu nach Asclep. in Metaph. S. 271. 33 ff.; 292,
26 ff.. Simpl. in Epict. Ench. S. 164 ff.; auch Philoponos in seinen christlichen
Schriften, s. die ludices der Ausgaben unter ^lan/aTo;). Bemerkenswert und
neben dem Kampfe gegen den manichäischen Dualismus vielleicht auch auf
christliche Einwirkung zurückzuführen ist, daß er, wie Hierokles, die präexistie-
rende Materie fallen läßt (S. 9, 17 ff.; 24, 18 ff.; vgl. 13, 3 ff.). Von über dem
weltschaffenden Gott anzusetzenden Hypostasen ist bei Alexander so wenig wie
bei Hierokles die Rede. — Im Unterschiede von dem Metaphysiker Alexandros
vergegenwärtigt uns
Askleinodotos von Alejcandreia (in der zweiten Hälfte des fünften
Jahrhunderts) die fachwissenschaftlichen und technischen Bestrebungen der
Alexandriner. Schauplatz seines Wirkens war jedenfalls Aphrodisias in Karien,
doch scheint er auch in seinen reifen Jahren noch Beziehungen zu Alexandreia
unterhalten zu haben (Damasc. b. Suid. s, v. 'Aay.h]7ii68oxog S. 793, 1, Asraus
Leb. d. Philos. Isid. S. 77, 25). Er war in erster Linie Naturforscher
und Arzt, pflegte auch Mathematik und Musik und umspannte mit seinen
Interessen und Kenntnissen einen ungemein weiten Kreis. Auch Kunstfertig-
keiten und Erfindungen wurden ihm nachgerühmt. Seine Leistungen auf diesen
Gebieten, zugleich wohl auch das Bedürfnis, ihn von seinem gleichnamigen
Schwiegersohne zu unterscheiden, verschafften ihm den Beinamen „der Große'".
In der Philosophie war er Schüler des Proklos. Aber seine naturwissen-
schaftlichen Keigungen hielten ihn von der Übersch wänglichkeit
der athenischen Metaphysik fern. Bei aller Anerkennung seines Wissens
und seiner Leistungen in anderen Disziplinen spricht ihm daher Damaskios Be-
gabung für die göttlicheren Dinge ab und rügt seine Yerständnislosigkeit für
die orphische und die höhere chaldäische Weisheit. Auch in der Ethik tadelt
er seine Neueruugssucht und wirft ihm vor, daß er die Theorie auf die niedere
Sphäre der Erscheinungen beschränkt und alles (aus dem Übersinnlichen) in die
weltliche Natur herabgezogen habe (Damasc. b. Phot. Bibl. S. 344 a 36 ff., Asmus
Leb. d. Philos. Isid. S. 75, 5 ff). Man denkt bei dieser Äußerung über die
asklepiodoteische Ethik einerseits an das Interesse, das Hierokles und Theosebios
der Ethik entgegenbrachten, andererseits — als Gegensatz zu der Weise des
Asklepiodotos — an die Verbindung zwischen Ethik und Metaphysik (vgl. oben
S. 641 f. über die Methode lamblichs, die von der proklischen Schule übernommen
wurde) und die Vollendung des ethischen Verhaltens in der Ekstase bei den
Athenern. Mit seiner nüchternen Wissenschaftlichkeit wußte nitn aber der
Philosoph eine mystische, in Wunderglauben und Zauberwesen
gipfelnde Religiosität zu verbinden, die ihm wieder die besondere Zu-
neigung und Hochschätzung des Damaskios eintrug. In dieser Zwiespältigkeit
seines Wesens trägt er das Gepräge seiner Herkunft und Bildung, Seine von
den Eltern ererbte (Dam. b. Suid. s. v. ' Aay.l. S. 792, 15 ff., Phot. S. 344 a 5, Asmus
Leb. d. Philos. Isid. S. 69, 34 ff.), jedenfalls ägyptisch-hellenistisch gefärbte
(37() § 84. Die alexandrinische Schule CAnhang).
Frömmigkeit fand im proklischen Kreise neue Nahrung. Wo es aber Theorie
und Forschung galt, blieb der Geist des alexandrinischen Gelehrtentums an der
Herrschaft. So gingen in ihm zwei Strömungen getrennt und ohne sich gegen-
seitig zu stören nebeneinander her. — Von bestimmten Sätzen des Asklepiodotos
ist außer dem von Olympiod. in ^leteora S. 321, 26 ff. und dem Scholiasten z.
Aristot. de caelo S. 508 a 39 f. Brand, (vgl. Simpl. in Arist. de caelo S. 547, 20)
^litgeteilten sowie dem aus Simpl. in Phys. S. 795, 13 ff. zu Ersehließenden
nichts bekannt. Oljmpiodor und der Scholiast überliefern zwei Einzeltheoreme
aus Naturwissenschaft und Astronomie. Hingegen ist die Angabe des Simplikios
für Asklepiodutos' philosophischen Standpunkt charakteristisch. Er leugnete
darnach den Unterschied der im Bereiche des Intelligibeln und Göttlichen
gelegenen Ursache der Zeit — des yojoimoi; yoövo? — und der mit der Bewegung
koexistierenden Zeit, insofern er auch die letztere als unbewegt, zugleich und voll
gegenwärtig und als Nus ansprach, eine These, in der merkwürdigerweise Da-
maskios mit ihm einig gewesen zu sein scheint (Siriipl. a. a. O.). Unter den plato-
nischen Schriften lag natürlich der Timaios dem Interessenkreise des Asklepio-
dotos am nächsten. Zu ihm verfaßte er nach Olymp, in Meteora S. 321, 28
einen Kommentar. — Weit wichtiger als die zuletzt genannten Männer ist
Nemesios^ der Bischof von Emesa in Phönikien. Er scheint von Hause
aus Christ gewesen zu sein. Wenigstens ist von einer vorchristlichen Periode
entsprechend der des Philoponos bei ihm nichts bekannt. Gleichwohl darf ange-
sichts seiner engen Beziehungen zur heidnischen Philosophie auch die antike
Philosophiegeschichte au ihm nicht vorübergehen. Seine Hauptbedeutung liegt
dabei in dem, was er von Früheren übernommen, nicht in dem, was er als
eigene Meinung geäußert hat. So ist sein Werk IIeoI (f^voeoic avü oion:ov
(De natura hominis) häufig Gegenstand quellenkritischer Untersuchung ge-
Avesen, und neuerdings ist es von W. W. Jaeger als Glied einer langen bis
auf Poseidonios zurückreichenden Entwicklungskette in volle Be-
leuchtung gerückt worden. Neben der Forschung über Poseidonios und der
damit eng zusammenhängenden Quellenkritik der christlichen Genesisexegese sind
namentlich die Untersuchungen über Doxographie, über Galen und über Por-
phyrios' Sviifuy.rä ':i]r)]umu und Timaioskommeutar*) an der Analyse des Werkes
beteiligt. Nemesios' philosophischer Standpunkt ist ein christlich modi-
fizierter Neuplatonismus alexandrinischer Färbung. Eine gewisse
Parallele bietet Hierokles, obwohl dieser, nach dem von ihm Erhaltenen zu
urteilen, weit weniger zur Physiologie und stärker zur Ethik hinneigt. Aber
beide haben gemein, daß sie die Oberstufen der spezifisch neuplatonischen Meta-
physik ignorieren, somit dem mittleren Piatonismus nahe stehen und das
eklektische Element des Neujilatonismus stark hervortreten lassen. Einer be-
sonderen Berührung in der Behandlung des Heimarmeneproblems ist schon oben
S. 566 ff. gedacht worden. Daß Nemesios die Schrift des Hierokles Ileol noo-
voiag benutzt habe, vermutet aus anderen Gründen Zeller, Philos. d. Gr. III 2*
S. 509. Die Frage steht mit der strittigen Bestimmung der Lebenszeit des Neme-
sios in Zusammenhang. Mit beachtenswerten Gründen weichen Domanski, Psych,
d. Nem. S. VIII ff. und Jaeger (Nem. v. Em. S. 5 Anm. 2) von Zellers Da-
tierung (Mitte des fünften Jahrhunderts) ab und setzen Nemesios ins ausgehende
vierte oder beginnende fünfte Jahrhundert. Darnach wäre Hierokles jünger als
'*) Vgl. darüber und über die Beziehungen zur Genesisexegese K. Gronau,
Berl. philol. Wochenschr. 1915, 131 ff.
Ncmesios. loannes Lydos, 7?}? XagtyJ.etu; egfir/rev^ia xtL (571
Neniesios^), und die Übereinstimmung in der Hei marmenef rage ließe sich aus
der Benutzung des christlichen Bischofs durch den Hellenen erklären. Mart
braucht aber auch zu dieser Annahme nicht zu greifen, da gewiß in christlich-
neuplatonischen Kreisen Verhandlungen über das Thema vorangegangen Maren,,
aus denen jeder von beiden unabhängig vom andern das Fazit ziehen konnte. —
Wie Xemesios so bekannte sich auch
Joannes Li/dos zum Christentum. Um 490 geboren kam er in der ersten'
Hälfte des sechsten Jahrhunderts am byzantinischen Hofe durch praktische
Dienste zu Ehren, übte eine Zeitlang auch eine Lehrtätigkeit aus und verlegte
sich nach der Mitte des Jahrhunderts auf Schriftstellerei. In der Philosophie
war er von dem Proklosschüler Agapios unterrichtet worden. Aber sein Verhältnis
zum Neuplatonismus beschränkt sich in seinen Werken auf Zitate und Aus-
züge aus neuplatonischen Autoritäten wicPorphyrios, lamblichos und
Proklos und auf Wiedergabe sonstigen in den Ideenkreis der Neuplatoniker
fallenden Materials. Ohne erhebliche eigene Gedanken und tieferes sachliches
Interesse ist er wesentlich Sammler und Ausschreiber und vertritt damit
eine Buchgelehrsamkeit, die berechtigt, ihn hier den Alexandrinern anzuschließen.
Als Früchte seines Fleißes liegen uns noch drei Werke vor: liegt i.u]rO}v (De
mensibus — nur in Auszügen erhalten); Ilegl d iooyf(eccöv (De ostentis)
und Ilegi dg/wv zi}; 'PcoaaUor rco/.creiag (De magistratibus populi
Eomani), unter denen die beiden ersten Gegenstände der Philosophie (im
weiteren Sinne) berühren. Sind sie auch nach dem Bemerkten für Lydos" eigene
Anschauungen ohne Bedeutung, so haben sie doch Wert als Zugänge zu älteren
Quellen und als Punkte in der Filiation gelehrter Überlieferung. — Schließlich
möge als Merkwürdigkeit der am Schlüsse verstümmelt erhaltene Traktat
Tfjg Xa g iftÄeiag sgfxiqvEV fia Tfjg aaxpgorog ix cfiovrjg <Pt}.irr:Tov
Tov (pikooö<f ov erwähnt sein. Dieses literarische Unicum enthält die neu-
platonisch allegorisierende Erklärung eines Eomans, und zwar der
etwa im dritten Jahrhundert nach Chr. verfaßten Aldio.-riy.d des Heliodoros,
deren Heldin Charikleia ist. Anlaß zu der Arbeit gab jedenfalls die erbauliche
Haltung des stark pythagoreisch beeinflußten Eomans, die ihm bis in die neuere
Zeit viele Leser gewonnen hat. Den philosophischen Standpunkt des Verfassers
kennzeichnen neben Piatonreminiszenzen (der Eingang ist dem der Politeia nach-
gebildet; S. 3S3, 17 ff. nimmt Bezug auf den Phaidros, S. 384, 10 f. auf Politeia
389 b) die Ausführung über die vier Kardinaltugenden S. 384, 13 ff. 386, 8 f.
(hier xs'Aeuu dgexal, vgl. oben S. 556. 564), die Wendung, daß der Nus die Seele
ordne (S. 385, 27 f.: rov xaizrjv \zrj%' ii'vpjv] xoa/.iovi'zog voög; das y.oojuscadai des
Untergeordneten durch das Übergeordnete ist neuplatonisch, vgl. z. B. Plot. 2,
9, 2 a. E.; 4, 8, 3 a. E., Procl. in Eemp. I S. 16, 18; 19, 4; 57, 12), die Zahlen-
symbolik S. 386, 1 ff., die Seelendreiteilung S. 386, 9, die Zwischenstellung der
Seele zwischen Nus und Leib S. 386, 11 f., die Unterscheidung von t'A»/ und elöog
S. 386, 13, die Annahme eines Sieges der Seele über die v/uxt] 8väg und eines
von außen kommenden Xus S. 386, 26 ff., die Ansetzung eines jtgay.ziy.6g ßiog
und einer :tga>cziy.rj ägezr] S. 386, 17. 21 und der Satz: deog yäg t6 näv S. 387, 27
(vgl. Zeller III 2* S. 561). Die höhere %-oegä {^scogi'a, die ein Anhänger des lam-
blichos oder Proklos auch in dieser Allegorese anzubringen gewußt hätte, tritt
nirgends zutage. Alles hält sich auf dem primitiv neuplatonischen Niveau, auf
dem sich die alexandrinische Schule bewegte. Für Entstehungszeit und -ort der
Schrift fehlen sichere Anhaltspunkte. Als Ort des in ihr enthaltenen fiktiven
J) Vgl. auch den Artikel Hierokles Nr. 18 bei Pauly-Wissowa-KroU S. 1486 f.
(^jo § 8j. Die Xeuplatoniker des lateinischen Westens.
Gesprächs ist wahrscheinlich Rhegion zu denken (vgl. Oldfather S. 460). Daß
mit dem angeblichen Gesprächsführer Philippos der Piatonschüler aus Opus ge-
meint sei (Oldfather S. 458 ff.) ist wohl möglich, läßt sich aber bei der Ver-
breitung des Namens nicht zu einem höheren Wahrscheiulichkeitsgrade erheben.
Nach dem Zitat von I. Kor. 3, 13 am Schluß des Fragmentes kannte der Ver-
fasser das Christentum. Daß andererseits das Heidentum noch nicht überwunden
war. scheint sich aus S. 382, 2 und 383, 24 zu ergeben, an welch letzterer Stelle
wohl mit Oldfather S. 460 Anm. unter der Mo:^oira Tragdsro^ die Artemis, nicht
etwa die Jungfrau Maria zu verstehen ist. Denkbar wäre freilich, daß der Ver-
fasser, um die Maske des alten Philippos zu wahren, Heidnisches repristiniert. —
Vielleicht durch diesen AUegoristeu beeinflußt wurde im 15. Jahrh. Johannes
Eugenikos (Bandini, Catal. cod. Gr. bibl. Laur. III 322 f.).
^ 85. Die Neuplatoniker des lateinischen Westens
lassen, wie die Alexandriner, die spekulative Seite des Neuplato-
nismus hinter gelehrter Arbeit zurücktreten. Der Fortbildung
des Systems durch lamblichos und die Athener stehen sie ganz
fern. Selbst die plotinisch-porphyrische Metaphysik hat unter
ihnen nur wenige Vertreter, hingegen üben Porphyrios' logische
und gelehrte Arbeiten Anziehungskraft aus. Die Bedeutung
dieser Männer liegt, abgesehen von ihrem Werte als Quellen
für griechisch-römische Religions- und Kultusaltertümer,
hauptsächhch darin, daß sie teils durch Übersetzung und
Kommentierung platonischer und aristotelischer
Schriften, teils durch Verarbeitung lateinischer philo-
sophischer Literatur die Philosophie in der römischen Welt
verbreiteten und ihr damit den Weg ins christhche Mittelalter
des Westens bahnten. Von besonderem Einflüsse waren Chal-
cidius' Übersetzung des platonischen Timaios und sehi Kom-
mentar zu diesem Dialoge, Macrobius' Kommentar zum cice-
ronischen Sonmium Scipionis, des Martianus Capella Schrift
De nuptiis Philologiae et Mercurii und vor allem Boethius'
Übersetzung und Erklärung zahlreicher aristotelischer Werke
sowie sein ganz auf antiken Quellen beruhender Traktat De
consolatione philosophiae. Außer den Genannten verdienen noch
Cornelius Labeo, Marius Victorinus, Vettius Agorius
Praetextatus und Favonius Eulogius Erwähnung. Alle
verfolgten ihre Richtung frei und ohne einem Schulverbande
anzugehören. Die meisten unter ihnen waren Christen oder
schlössen sich doch in späteren Jahren dem Christentume an.
Mit ihrer Lebenszeit verteilen sie sich auf die Spanne vom
beginnenden bis gegen den ausgehenden Neuplatonismus (Mitte
des dritten bis Anfang des sechsten Jahrhunderts).
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehren: Das
Material ist den S. 229* f. angeführten neueren Arbeiten zu entnehmen.
§ 85. Die Neuplatoniker des lateinischen Westens. 673
Erhaltenes. Ausgaben:
Co melius Laheo: Sammlung der Fragmente bei G. Kettner und
J. Muelleneisen, s. unten S. 229*.
Chalciditis: hrsg. v. A. Justinianus, Paris 1520, Meursius, Lugd. Bat.
1617, ferner in Joh. Alb. Fabricius' Ausgabe der Werke des Hippolytos, Hamb.
1718, und zusammen mit Ciceros Übersetzung eines Abschnittes des Timaios und
dem griechischen Timaiostexte bei Mullach, Fragmenta philos. Graec. II y. 147
bis 258. Letzte Ausgabe von Joh. Wrobel, Piatonis Timaeus interprete Chalcidio
cum eiusdem commentario, Lpz. 1876.
Marius Victorinus: De defini tionibus, ed. Thom. Stangl in: Tul-
liana et 3Iario- Victoriniana, München 1888, S. 17 — 47. Der Kommentar zu Cic.
de i n vent. hrsg. in Ciceron. opera rec. I. C. Orelli, vol. 5 pars 1, und in Halms Rhet.
Lat. min. S. 153 ff. Das Grammatische und Metrische in den Grammatici
Lat. ex rec. H. Keil vol. 6. Das Theologische bei Migne. Patrol. Lat. tom. 8,
D99 ff.
Tettius Agoriiis Praetextatiis : Nichts Sicheres erhalten. Nach der
Vermutung W. Krolls (Teuffels Gesch. d. röm. Lit. III« § 430, 1; 440, 6, S. 302.
366) gehören ihm die unter Augustins Schriften stehenden Categoriae X ex
Aristotele decerptae, Migne, Patrol. Lat. 32, 1419 ff. (fraglich).
Macrobii opera proleg. et notis instr. Lud. de lan, 2 Bde., Quedlinb.
1848 — 1852 (hier I S. LXXXVIII die früheren Ausgaben). Recogn. Franc.
Eyssenhardt, Lipsiae 1868, iterum recogn. 1893.
Faronii Euloyii disputatio de Somnio Scipionis, ed. Alfred Holder,
Lipsiae 1901 (hier auch über die früheren Ausgaben).
Martianus Capclla, rec. Franc. Eyssenhardt, Lips. 1866. Neue Ausgabe
von A. Dick (Bibl. Teubn.) in Vorbereitung. Weiteres in diesem Grundriß II i*
S. 187.
Bo'ethius: Gesamtausgabe: Migne, Patrol. Lat. 63. 64. De cousolatione
philosophiae ist häufig ediert, zuletzt von R. Peiper, Lpz. 1871, De insti-
tutione arithmetica libri II, De iustit. musica libri V, accedit Geometria,
quae fertur Boethii, ed. Godofr. Friedlein, Lpz. 1867, die Commentarii in libr.
Aristotelis .t. ioiojreia;, 2 voll., ed. C. Meiser, Lips. 1877. 1880. Anicü
Manlii Severini Boethii in Isagogen Porphyr ii commenta, copiis a Georg.
Schepss comparatis suisque usus rec. Samuel Brandt (Cori). Script, eccl. latiu.
vol. 48 pars 1), Vindob., Lij^s. 1906. Ose. Paul, An. Manl. Sev. Boethius 5 B.
über die Musik, aus dem Latein. In die deutsche Sprache übertragen und mit
besonderer Berücksichtigung der griech. Harmonik sachlich erklärt, Leipzig 1872,
Consol. of philos., transl. by W. V. Cooper, London 1902. Consol. of philos.,
transl. by H. R. James, London 1906, Mittelalter!. Kommentar: Dionysii Car-
tusiani opera omuia . . . cnra et labore sacri ordinis Cartus., tom. 26: In V li-
bros B. Severini Boetii, philosophi ac martyris, de cousolatione philosophiae,
Tournay und Freiburg i. B. 1906. Weiteres in diesem Grundriß II >'^ S. 187 f,
und bei R. Klußmann, Bibl, script. class. II 1 S. 160 f.
Cornelius Laheo. Er ist uns nur aus Anführungen Späterer bekannt.
Die nachweisbaren Titel dreier Werke, De oraculo Apollinis Clarii, De dis ani-
malibus und Fasti deuten auf das theologische und antiquarische Gebiet, und
hierhin gehört auch tatsächlich das, was uns erhaltene Autoren daraus ent-
nommen haben. Seine Lebenszeit und die Schule, mit der er in Zusammenhang
zu bringen ist, sind strittig. Seine Stellung zu Theokrasie und Theosophie, zu
Dämonologie und Orakelwesen passen aber am besten in Zeit und Sphäre des
Neuplatonismus, wozu stimmt, daß er Piaton gleich Hercules und Romulus zu
■den Halbgöttern rechnete. Die Art, wie der christliche Apologet Arnobius ihn
anscheinend als noch aktuellen Schriftsteller bekämpft, empfiehlt, ihn etwa um
die Mitte des dritten Jahrhunderts anzusetzen. Ausgeprägt neuplatonische Sätze
sucht man bei ihm vergeblich. Das wird, abgesehen von unserem verhältnis-
mäßig nicht sehr umfangreichen Material, daher rühren, daß er mit Plotin etwa
Ueberweg, Grundriß I. 43
(574 § ^5. Die Xeuplatoniker des lateinischen Westens.
gleichzeitig lebte und von dessen System kaum Kenntnis hatte. Immerhin rückt
ihn seine Theologie dem Neuplatonismus nahe, und faßt man den Begriff des
letzteren, wie es z. B. von W. AV. Jaeger in seinem Buche über Nemesios ge-
schiebt, in einem weiteren Sinne, so läßt sich Labeo in der Tat zu den Neu-
platonikern stellen. Seine Bedeutung liegt jedenfalls, Avie unter den griechischen
Autoren die des Joannes Lydos, in seinen geschichtlichen Studien über die
Auffassung gewisser Götter und göttlicher "Wesen, über Kult, Ritualien
u. dgl. Was er hierin an gelehrtem Material unter Benutzung von Quellen wie
Varro, Nigidius Figulus u. a. zusammenstellte, machte ihn zu einer gern be-
nutzten Quelle für Spätere.') — In einem ähnlichen Verhältnis zum Xeuplato-
uismus wie Labeo steht in gewissem Betracht
ChalcidiuSf der im Anfang oder gegen Mitte des vierten Jahrhunderts-
einen uns erhaltenen Kommentar zum platonischen Timaios (S. 31c — 53c)
im Anschluß an eine lateinische Übersetzung dieses Dialogs (bis S. 53 c) verfaßte,,
und zwar vielleicht in der Weise, daß er einen griechischen Kommentar mit
wenigen Erweiterungen lateinisch bearbeitete, wobei es nicht ohne Mißverständ-
nisse abging. Auch er schätzt Piaton sehr hoch, sieht in ihm die überall maß-
gebende Autorität und zitert neben dem Timaios noch eine Reihe weiterer
Dialoge — wieweit auf Grund eigener Einsicht oder durch Vermittlung anderer,
bleibt freilich in Frage. Aber auf den plotinischen oder nachplotinischen Neu-
platonismus deutet keine Spur.'^) Auch Chalcidius ist Xeuplatoniker nur in dem
weiteren Sinne, daß er den mit Poseidonios einsetzenden und vor allem durch,
dessen Tiniaioskommentar bestimmten Piatonismus vertritt, der schließlich in
den ausgesprochenen Xeuplatonismus ausmündete. Auch seine Bedeutung be-
ruht auf dem, was er aus Alteren geschöpft hat, hier ist er aber seinem Thema
entsprechend philosophisch ungleich ergiebiger als Labeo. Durch seine viel-
fachen Beziehungen auf ältere Lehren greift sein Werk in die Forschung über
philosophiegeschichtliche Zusammenhänge an den verschiedensten Punkten ein..
Seine letzte Grundlage bildet jedenfalls der Tiniaioskommentar
des Poseidonios. Zwischen diesem und Chalcidius liegt als Mittelquelle der
Peripatetiker Adrastos (s. oben S. 574 f.). Neben ihm kommt eine mittelplato-
nische Quelle in Betracht, die die oben S. 566 ff. besprochene Heiraarmenetheorie
und u. a. vielleicht auch das in c. 295 ff. aus Numenios Beigebrachte enthielt
und auch das Adrastische übermittelt haben könnte.^) Sie wäre dann möglicher-
*) Vgl. zum Obigen außer WissoAvas Artikel in Paulys Real-Enzvklopädie
auch W. KroU, Die Zeit des Cornelius Labeo, Rhein. Mus. 71 (1916), 309 ff., und
W. A. Baehrens, Über die Lebenszeit des Cornelius Labeo, Hermes 52 (1917),
39 ff. (dieser für Benutzung des Porphyrios durch Corn. Lab.).
-) Auch die von Switalski S. 50 f. auf Plotiu zurückgeführte Stelle in
c. 252 zeigt keinen einleuchtenden Zusammenhang mit dem Xeuplatonismus-
und ist wohl auch aus Chalcidius' Hauptquelle, dem Tiniaioskommentar des-
Poseidonios, herzuleiten. Jedenfalls ist der Grundgedanke von der Weltschau
des die höheren Regionen durchfliegenden Geistes poseidonisch. Vgl. oben
S. 503. Was c. 176 über das Verhältnis des vovg zum obersten Gotte gesagt.
wird, erinnert zwar an den Xeuplatonismus, weist aber doch nur auf den Weg^
zu ihm und ist von ihm noch weit entfernt.
3) Switalski S. 113 sieht in Adrastos und Albinos (oben S. 553 ff.) die
Zwischenglieder zwischen Poseidonios und Chalcidius, und zwar käme von
Albinos dessen — übrigens hinsichtlich seiner Existenz fraglicher (vgl. Hermes-
•jl [1916], 511 ff.) — Timaioskommentar in Betracht (Switalski S. 106). Aber
die von Switalski S. 98 ff. betonten Berührungen zwischen dem albinischen
Didaskalikos, den er für einen Auszug aus dem Timaioskommentar hält, und
Chalcidius betreffen Dinge, die zum allgemeinen Bestände der späteren plato-
Cornelius Labco, Chalcidius, Marius Victorinus. 675
weise identisch mit der unmittelbaren Vorlage des Chalcidius, die er ins Latei-
nische übertrug. Daß Chalcidius mit jüdischen und christlichen Schriften und
Lehren bekannt war, tritt in dem Kommentar deutlich hervor. Der in mittel-
alterlichen Handschriften enthaltenen Angabe, daß Osius, dem der Kommentar
gewidmet ist, der aus den Konzilien von Nikaia (325) und Sardika (348) bekannte
Bischof Osius (Hosius) von Corduba sei, steht kein Indiz entgegen. Daß sich
Chalcidius selbst zum Christentum bekannte, ist wahrscheinlich. Jedenfalls
stehen dieser Annahme die in dem Kommentar enthaltenen, der christlichen
Weltanschauung widersprechenden Lehren nicht im Wege. Denn antike Philo-
sopherae und christliches Bekenntnis mischen sich in der Zeit des Chalcidius in
mannigfachster Weise. Dazu kommt noch die Unselbständigkeit des Verfassers,
die seine Verantwortung für das, was er vorträgt, stark einschränkt. Im Mittel-
alter wurden Chalcidius' Timaiosübersetzung und -kommentar vielfach verwendet.
Das Werk erfüllte, auch Avenn es im wesentlichen nichts Aveiter als eine Über-
setzung und Bearbeitung eines älteren Kommentars war, doch als Vermittler
des für die Weltanschauung Piatons so wichtigen Dialoges an die
abendländische Welt eine verdienstliche Mission. — Eine ähnliche ver-
mittelnde Tätigkeit wie Chalcidius übte
Jlaritifi Victoriiius^ ein Grammatiker und Ehetor des vierten Jahr-
hunderts, indem er Aristoteles" Kategorien und Schrift üeol eofirjrsiag, die
Eisagoge des Porphyrios und sonstige (neu-) platonische Literatur ins Lateinische
übersetzte und z. T. auch kommentierte. Daneben verfaßte er eigene logische
Werke (De definitionibus. De syllogismis hypotheticis) und erklärte philo-
sophische Schriften Ciceros, sowie dessen Topik und Traktat De inventione. Er-
halten sind die Schrift De definitionibus und der Kommentar zu De
inventione. In höherem Alter trat Marius Victorinus zum Christentum über
und verfaßte nun eine Reihe theologischer Schriften, die uns zum größten Teile
noch vorliegen. Hier zeigt er sich, soweit seine Abhängigkeit von der griechischen
Philosophie m Frage kommt, als Neuplatoniker der plotin isch-porphy-
rischen Richtung ohne Berücksichtigung der Weiterbildung der neuplatonischen
Lehre durch lamblichos.') Aber dieser Neuplatonismus ist bei ihm so eng mit
christlicher Dogmatik verbunden und steht so sehr in deren Dienste, daß das
Nähere darüber der Behandlung der Patristik vorbehalten bleiben muß (vgl.
Grundriß II"* S. 149). Hier sei nur hervorgehoben, daß Marius Victorinus als
Lehrer Augustins auf das Neuplatonische in dessen Anschauung von Einfluß
gewesen ist. — Ein etwas jüngerer Zeitgenosse des Victorinus war der Augur
und Priester mehrerer römischen Gottheiten
nisch-aristotelischen Dogmatik gehören, wie z. B. die Zerlegung der Philosophie
in einen theoretischen und einen praktischen Teil und die weitere Gliederung
dieser Teile in die üblichen Disziplinen, die Verwendung der von Piaton Politeia
509 d ff., 532 a ff. gelehrten Vierteilung der Erkenntnis- bezw. Vorstellungsstufen
u. s. f. Auch das übereinstimmende Zitat von Eurip. Med. 1078 besagt nichts.
Die Stelle gehört zum ältesten Repertoire der Florilegien — schon Chrysipp ver-
wendete sie — und war typisch, wo es galt, den Kampf zwischen Vernunft und
Leidenschaft durch eine klassische Reminiszenz zu illustrieren (vgl. die Stellen
bei Prinz-Wecklein zu Eurip. Med. 1078; dazu Elias in Cat. S. 180, 12). Man
wird also besser tun, den dem Chalcidius als Quelle dienenden Mittelplatoniker
unbenannt zu lassen.
1) Vgl. G. Geiger (s. unten S. 229*) II S. 107 f. Daß Victorinus lam-
blichos' Werk IJegi ßecov kannte und übersetzte (Wissowa, De Macr. Sat. fönt.
S. 41, Geiger a. a, O. I S. 11 Anm. 2), ist damit nicht ausgeschlossen. S. unter
Macrobius S. 676.
48*
ßjß § 85. Die Xeuplatoniker des lateinischen Westens.
Tettiits Agot'ius Praetextntus (gest. 384). Auch er machte sich
durch Übersetzungen verdient und brachte Aristoteles den lateinischen Lesern
nahe. Öo übertrug er die Paraphrasen, durch die Themistios die beiden aristo-
telischen Analytiken verdeutlicht hatte, ins Lateinische und verfaßte möglicher-
weise auch die jetzt unter AugustLns Namen gehende Schrift De decem Cate-
goriis. Daß er philosophisch auf dem Boden des Neuplatonismus stand, ist nach
der Gesamttendenz der philosophischen Studien seiner Zeit kaum zu bezweifeln.
Dazu stimmt die Schilderung in der von seiner Gattin verfaßten Grabschrift im
Verein mit seinen priesterlichen Aintern und der Tatsache, daß ihm Julian die
Ehre des Prokonsulats von Achaia verlieh (Anthol. Lat. ed. Buecheler-Riese II l
No. 111 S. 62 f. 64). Ihn aber mit der Richtung des lamblichos in nähere
dogmatische Verbindung zu bringen, wie es von Niggetiet geschehen ist, geben
die .Stellen Lyd. de mens. S. 66, 1 ff.; 139, 5 ff. W. keinen festen Anhaltspunkt.
— Ausgesprochener ist der Neuplatonismus des
Macrobius. Er schrieb um 400 zwei noch erhaltene Werke, den Kom-
mentar zu Ciceros Somnium Scipionis (Cic. de rep. 6, 9 ff.) und die
Saturnali a, letztere eine Sammlung antiquarischen Stoffes von mannigfacher
Art und Herkunft, den der Verfasser aus verschiedenen Quellen zusammen-
getragen und in die Form von angeblich am Saturnalienfeste gehaltenen Ge-
sprächen gegossen hat. Für die Erklärung des Somnium, die vieles dem Cicero
Fernliegende einflicht, ist sicher ein Kommentar zum platonischen Timaios, und
zwar wahrscheinlich der des Porphyrios herangezogen — vielleicht durch Ver-
mittlung einer römischen Quelle — , für den selbst wieder der berühmte Timaios-
kommentar des Poseidonios benutzt wurde.*) So fügt sich auch der Kommentar
des Maci'obius der Kette poseidonischer Nachwirkungen ein, aus der wir als
späte innerhalb des Neuplatonismus gelegene Glieder bereits Nemesios und Chal-
cidius kennen gelernt haben. Jedenfalls zeigt diese Schrift deutlich den ploti-
nisch-porphyrischen Neuplatonismus ohne seine Erweiterungen durch
lamblichos, so beispielsweise schon in dem. was 1, 14, 6 ff. über L^wesen, Nus und
Seele, ihre gegenseitigen Beziehungen und das Verhältnis der Seele zur Körper-
welt gesagt ist, und in dem Abschluß der Tugendenskala mit den paradeig-
matischen Tugenden (1, 8, 5), wobei sich der Verfasser ausdrücklich auf Plotin
beruft. Was die SaturnaUen betrifft, so kann die mehrfach erörterte Frage, ob
für die Götterkapitel 17 — 23 und andere Stellen Porphyrios oder lamblichos oder
Porphyrios durch Vermittlung des lamblichos die Grundlage bildete und ob der
griechische Stoff unmittelbar oder durch das Zwischenstadium einer lateinischen
neuplatonischen Quelle (Marius Victorinus? vgl. Wissowa, De Macr. Saturn,
fönt. S. 41) zu Macrobius gelangt ist, hier außer Betracht bleiben. Worauf es
ankommt, ist nur, daß auch in den SaturnaUen die spezifischen Kennzeichen des
komplizierteren iamblichischen Systems nirgends zutage treten. Ist der Kom-
pilator für diese Partien wirklich auf lamblichos oder eine iambl ichisches Material
bietende Schrift eines römischen Autors verfallen, so hat er diese Quelle jeden-
falls nur für seinen nächsten Zweck und ohne Anschluß an die Hauptlehren der
iamblichischen Metaphysik ausgenützt.^) Daß es ihm im übrigen mit dem Neu-
>) Vgl. Linke, über M.' Komm. S. 240 ff., Schmekel, Philos. d. mittl. Stoa
S. 424, Schedler, Philos. d. M. S. 3 f., Gronau, Berlin, philol. Wochenschr.
1915, 143.
2) Hat Macrobius in seiner Quelle in Verflechtung mit dem Theologischen
die iamblichische voeoä dsiooiu vorgefunden und von ihrer Wiedergabe Abstand
genommen, so wäre das für seinen gemäßigten Neuplatonismus erst recht charak-
teristisch. Der echte larablicheer Julian läßt in der Heliosrede diese deomia
Vettius Agorius Praetextatus, Macrobius, Favonius Eulogius, Martianus Capella, 677
platouismus und Polytheismus Ernst -war, läßt sich aus den beiden Hchriften
trotz ihres kompilatorischen Charakters abnehmen. In seinen späteren Jahren
scheint Macrobius zum Christentum übergetreten zu sein (vgl. Teuffel-Kroll-
Skutsch, Gesch. d. röm. Lit. § 444, 1). Der Einfluß der beiden Werke,
namentlich des Kommentars, auf das Mittelalter, war außerordentlich
groß. — Mit der Erklärung des ciceronischen Somnium befaßte sich auch
Favonius Eulogius, der Schüler des 354 — 430 lebenden Kirchenvaters
Augustinus, in einer erhaltenen Disputatio de Somnio Scipionis, Den
Inhalt dieses an Umfang nur geringen Kommentars bilden zwei ilem pythagoreischen
Gedankenkreise entnommene Themata: erstlich die mathematischen Eigen-
tümlichkeiten und die symbolische Bedeutung der Zahlen von 1
bis 9 und zweitens die Sphärenharmonie. Die Schrift ist durch Varro als
Zwischeninstanz von dem Timaioskommentar des Poseidonios abhängig.
Daraus erklären sich ihre Berührungen mit anderer, durch Varro, Adrastos oder
Porphyrios auf Poseidonios zurückgehender Literatur, wie Theon von Smyrna,
Gellius, Chalcidius, Censorinus, Macrobius, Martianus Capella. Daß der Ver-
fasser, obwohl vermutlich Christ, seiner philosophischen Bildung nach den Neu-
platonikern zuzurechnen ist, ergibt sich — auch abgesehen von seinem Schüler-
verhältnis zu Augustinus, der selbst Neuplatonismus und Christentum in sich
vereinigte — aus seiner Neigung zum Pythagoreismus, der damals nur innerhalb
des Neuplatonismus fortlebte. — In annähernd gleiche Zeit fällt
Martianus Capella. Er verfaßte — wahrscheinlich zwischen 410 und
439 — eine uns noch vorliegende Schrift De nuptiis Philologiae et Mer-
curii. In Anknüpfung an einen allegorischen Mythus von der Hochzeit des
Mercurius (hier des Gottes der geistigen Regsamkeit nach dem Muster des griechi-
schen Hermes) mit der ,, Philologie'' (dem enzyklopädischen Wissen) enthält sie
einen Abriß der sieben Disziplinen : Grammatik, Dialektik, Rhetorik, Geometrie,
Arithmetik, Astronomie und ]Musik. Für die Mischung von Prosa und ge-
bundener Rede in der Weise der Satura Menippea (s. oben S. 459. 495) gab wohl
Varro das Vorbild ab, der neben anderen auch für den Inhalt als Quelle gedient
hat. Die Verbindung kompilatorischer Polymathie, in der der Verfasser
mit den bisher besprochenen römischen Neuplatonikern übereinstimmt, mit der
Vorliebe für mythisch-allegorische Einkleidung, gestattet das Werk hier
einzuordnen, obwohl es greifbar neuplatonische Lehren nicht enthält. Be-
ziehungen auf Christliches sind nicht vorhanden. Das Mittelalter hatte an
der Schrift großes Gefallen und verwertete sie im Unterrichte. Die
von Martianus Capella behandelten sieben Disziplinen bilden als Trivium und
Quadrivium die Grundlage des mittelalterlichen Bildungswesens. — Weit überragt
an Bedeutung werden die Kompilatoren, die uns bisher in diesem Paragraphen
beschäftigten, durch
reichlich zu Worte kommen. Als Gegenbeweis gegen Zellers Bemerkung über
die Einfachheit des römischen Neuplatonismus (Phil. d. Griech. III 2* S. 921)
ist jedenfalls die Macrobiuspartie, auch wenn sie auf lamblichos zurückgeht,
nicht zu verwerten. Börtzler, Porph. Sehr. v. d. Götterbildern S. 44 ff., hat den
L^nterschied zwischen porphyrischer und iamblichischer Weise richtig erfaßt.
Aber dieser Unterschied läßt sich ge^en W^issowas und Traubes Annahme der
Abhängigkeit des ]\Iacrobius von lambiich nicht geltend „machen, einmal weil,
wie bemerkt, Macrobius oder sein Gewährsmann sich auf Übernahme des jiositiv
Theologischen beschränkt haben kann, und zweitens, weil sich nicht behaupten
läßt, daß lambiich neben seiner voega ßjwQia das mehr ins Gebiet des Sinnlichen
eingreifende Detail verschmäht habe. (Über die Abhängigkeit des lamblichos von
Porphyrios vgl. m. z. B. Simpl. in Categ. S. 2, 9 ff.)
ßjg § 85. Die Neuplatoniker des lateinischen Westens.
Boethiiis (geb. 480 oder wenig später, gest. 524 oder 525). Zwar ist auch
er kein spekulativer Denker. Der Neuplatonismus verdankt ihm nach keiner
Richtung hin eine Fortbildung. Auch er ist überwiegend Gelehrter und hat
sich in erster Linie durch Übersetzung und Kommentierung aristotelischer
Schriften und verwandte Tätigkeit verdient gemacht. Aber was er hier geleistet
hat, zeugt durch Umfang und Gediegenheit von hervorragendem Fleiß und
Wissen, auch wenn man in Betracht zieht, daß ihm Vorarbeiten Früherer vor-
lagen, an die er sieh z, T. eng anschloß. Die Großen sind ihm Piaton und
Aristoteles, der letztere für die formale Grundlage, der erstere für den mate-
riellen Gehalt der Philosophie. Beide stimmen, wie er mit der Mehrzahl der
Xeuplatoniker annimmt, in allen wesentlichen Fragen völlig überein, was er in
einer besonderen Schrift nachzuweisen gedachte (in libr. /7fo< sQfup'Eiug sec. edit.
2, 3 S, 80 j\I.). In seiner gelehrten Betätigung aber nahm, ähnlich wie es bei
den Studien der alexandrinischen Neuplatoniker erging, Aristoteles jedenfalls den
breiteren Kaum ein. Der Plan, den ganzen Piaton. und Aristoteles zu übersetzen
und zu kommentieren, kam nicht zur Verwirklichung. Was davon ausgeführt
wurde, galt Aristoteles. Nachweisbar und großenteils erhalten sind Über-
setzungen und Kommentare zu den meisten Schriften des
Organon.') In den weiteren Kreis aristotelischer Studien gehören eine
Übersetzung der porphyrischen Eisagoge und zwei Kommen-
tare zu diesem Werke, die gleichfalls noch vorliegen. Weiter
besitzen wir mehrere Bücher eines Kommentars zu Ciceros Topik
und eigene Arbeiten des Boethius zur Logik, Mathematik
und Musik. Diesen gelehrten Leistungen geht eine Schrift zur Seite,
der der Ruhm zukommt, daß sie am Ausgange des Altertums die sittliche
Kraft der antiken Philosophie noch einmal in ihrer vollen Größe hervor-
treten ließ. Dieses Werk steht mit dem persönlichen Schicksal seines Ver-
fassers in engem Zusammenhange. Boethius war in Eom unter dem Goten-
könig Theoderich zu hohen Ehren gelangt, wurde aber schließlich als Anhänger
der nationalrömischen, die Befreiung von der Gotenherrschaft anstrebenden
Partei angeklagt und ungehört unter Martern hingerichtet. Während der Kerker-
haft verfaßte er die Schrift De consolatione philosophiae, in der er ange-
sichts seines herben Schicksals bei der Philosophie Trost und Halt suchte.
Auch diese Consolatio ist nun freilich weder in der Form noch im Inhalte eine
originale Leistung ihres Verfassers. Mit der Mischung von Prosa und gebundener
Eede ordnet sie sich der literarischen Gattung der Satura Menippea (s. oben
S. 459. 495) ein. Im Gedankengefüge aber verrät ein Teil der Schrift die Ein-
wirkung von Aristoteles' Protreptikos , die durch den Hortensius
Ciceros und vielleicht noch eine jüngere Quelle vermittelt sein Avird. Dem Hor-
tensius als Mittelquelle wird ferner das zuzuschreiben sein, was aus Posei-
donios entlehnt ist (s. die Literatur unten S. 230*). Aber auch da, wo eine
bestimmte letzte Quelle nicht namhaft zu machen ist, arbeitet Boethius mit
überlieferten Gedanken. Immerhin läßt sich deren Auswahl zur Feststellung
seiner Weltanschauung verwerten. Diese ist ein eklektischer Piatonismus,
der aber aller Kennzeichen der durch Plotin begründeten Richtung entbehrt.
Wie unter den alexandrinischen Neuplatonikern bei Hierokles, so fällt auch bei
Boethius die höchste Gottheit mit dem Weltschöpfer zusammen. Von emem
ihm vorausliegenden Übervernünftigen und Überseienden ist nicht die Rede.
^) Das Nähere über verlorene und erhaltene \\''erke des Boethius s. Grund-
riß ID» S. 190 f., Teuffel-KroU-Skutsch, Gesch. d. röm. Lit.^ III S. 477 ff.
Boethius. 679
Höchstens läßt sich ein Anklang an Plotinisches in der längeren Ausführung
finden, daß Gott als das höchste Gute zugleich das Eine sein müsse (ß. 3
Prosa 11, 23 ff.). In ihrem Grundzuge ist die Gottesvorstellung des Boethius
platonisch. Gott als der Inbegriff des Guten hat aus Güte die Welt geschaffen,
luid durch seine Güte regiert er sie (B. 3 Metr. 9. 5 f., Prosa 12, 36 f. 43).
Aristotelisches mischt sich ein, wenn Gott als die selbst unbewegte Ursache alles
Bewegten erscheint (B. 3 Metr. 9, 3, Prosa 12 g. E.) — nach dem Vorgang des
mittleren Piatonismus (s. oben S. 554). Stoische Färbung zeigen die Aus-
führungen über das feste Gesetz der Weltordnung und die freiwillige Fügung
des gesamten Xaturlaufes unter das Weltregiment (B. 1 Metr. 5; B. 3 Prosa 12.
47 f.). Stoisch ist letzten Endes auch die starke Betonung der Pronoia. Doch
erinnert die Verbindung des Pronoia- mit dem Heimarmeneproblem (B. 4 Prosa 6,
26 ff.) an die Verhandlungen, die darüber schon im mittleren Piatonismus (vgl.
oben S. 567] gepflogen und im Neuplatonismus durch lamblichos und Proklos
fortgesetzt wurden. Bei aller Verschiedenheit in der Behandlung des Problems
im einzelnen fehlt es doch nicht an Berührungsj^unkten mit der mittelplato-
nischen Quelle von Ps.-Plutarch de fato, Chalcidius und Xemesios.') Der Ver-
sinlassung der Schrift entsprechend fällt der Theodizee eine bedeutende Rolle
zu, wobei u. a. der stoische Gedanke Verwertung findet, daß die vermeintlichen
äußeren Güter, auf deren ungerechte Verteilung sich ein Hauptvorwurf gegen
■die Gottheit gründet, in Wahrheit keine Güter seien (B. 2 Prosa 5 u. a. St.i.
Auch im übrigen zeigt der Inhalt des Traktats einen platonisch-aristoteliseh-
stoischen Eklektizismus, der sich teils • aus eigener mannigfacher Lektüre des
Verfassers, teils aus dem Anschluß an Quellen erklärt, in denen eine solche
Lehrverschmelzung bereits eingetreten war. Daß auch die Annahme einer
•doppelten Leiblichkeit (B. 5 Prosa 2, 18 f.) nicht spezifisch neuplatonisch ist, ergibt
sich aus dem oben S. 656 Anm. Bemerkten. — Viel besprochen ist, daß Boethius
in seiner Consolatio die Trostgründe ausschließlich der alten Philo-
sophie entlehnt, die Beziehungen auf Christliches hingegen ganz
vereinzelt sind und nirgends das eigentliche Thema berühren.
Daß Boethius Christ war, steht auch abgesehen von seiner Zeit und seinen
Lebensverhältnissen dadurch fest, daß wir von ihm mehrere christlich-theolo-
gische Abhandlungen besitzen, deren früher angezweifelte Echtheit durch neuere
L'"ntersuchungen und das Zeugnis seines Zeitgenossen Cassiodorius (Usener Anecd.
Holderi S. 4. 48 ff.) gesichert ist. In der Tat gehen bei ihm eine Weltanschauung,
die sich auf die die Bildung seiner Zeit beherrschende griechische Philosophie
gründet, und ein nicht bloß äußerhches Bekenntnis zum Christentum noch unver-
einigt nebeneinander her, imd der Zwiespalt tritt um so schärfer hervor, je enger
sich der Verfasser der Consolatio an bestimmte Vorbilder innerhalb der antiken
Literatur anschloß. So wenig aber Boethius in seiner Person jene Vereinigung
vollzog, so knüpfen doch seine Schriften im weiteren Verlaufe das engste Band
1) So Boeth.« B. 4 Prosa 6, 56 : Quo fit, ut oninia, quae fato subsunt, pro-
videntiae quoque subiecta sint, cui ipsum etiam subiacet fatum, quaedam vero,
quae sub Providentia locata sunt, fati seriem superent, und Ps.-Plut. c. 9: H liev
siitaQfih')] .Tarroj? y.aTÖ. ngoroiur, /; 8e tiqÖvoiu ovbaaiog y.aü' Ei/tao/xi}>)]v. Vgl.
auch die Problematik Boeth. B. 4 Pros. 6, II ff.: de providentiae simplieitate,
de fati serie, de repentinis casibus, de cognitione ac praedestinatione divina,
de arbitrii libertate quaeri solet, und Ps.-Plut. c. 5: Ucög uiv ttoo:: r^r ^QÖ-
roiav rj einaoiii srij E^ei, jnog dk Tioog xljv zvyi]v y.ai rö yE irp^ ij fiir y.al lo
Irdexö/^srov! Die cognitio und praedestinatio divina sind christliche Zutat des
Boethius.
68() § 8fi- Die Peripatetikcr im dritten Abschnitt der hellenist.-röniißchen Periode-
zwischen der heidnischen Antike und dem Christentum des mittelalterlichen^
Abendlandes. Was Chaleidius, Macrobius und andere Lateiner des ausgehenden
Altertums durch Übertragung griechischer Philosophie in Sprache und Bildung^
des christlichen Westens geleistet hatten, fand in Boethius seine höchste Steige-
rung und seinen Abschluß. Er ist der Vermittler >iUT' f^oyi'jv zwischen
Altertum und Mittelalter, er ist, wie Neuere ihn mit Recht nannten, der
letzte Römer und der erste Schola.stiker.
Der Neuplatonismus hat fast alle griechischen Philosophien teils in sieb
aufgenommen teils verdrängt. Nach dem Zeugnis des Augustinus Contra Aca-
dem. 3, 19, 42, sah man gegen Ende des vierten Jahrhunderts außer den Plato-
nikern kaum mehr andere Philosophen als Peripätetiker und Kyniker. Da<y
Wesentlichste, was von diesen beiden Richtungen in der spätesten Zeit der an-
tiken Philosophie zu sagen ist, soll uns in den beiden Schlußparagraphen be-
schäftigen.
§ 86. Die Peripatetiker im dritten Abselinitt der
hellenistisch-römischen Periode (Per ipa tetische Schule
IV. Teil, Fortsetzung zu § 71). Unter ihnen ist Ana-
tolios (um 280 nach Chr.) durch ein äußeres Zeugnis, The-
mist ios (um 350 nach Chr.) durch eigene Aussage und durch
den Inhalt seiner erhaltenen Schriften als Anhänger des Peri-
patos beglaubigt. Dei' uns noch vorliegende Traktat des Ana-
tolios Über die Zahlen von 1 bis 10 enthält nichts spezifisch
Peripatetisches. Die Paraphrasen des Themistios zu
aristotelischen Schriften und seine Reden bekunden einen
Eklektizismus auf aristotelischer Grundlage. Nicht durch
eigene Arbeiten ist uns Doros (um 500) bekannt, der von
einem lange Zeit hindurch vertretenen reinen Aristotelismus
schließlich zum Neuplatonismus überging.
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehren: Ana-
t Ol ios: Euseb. Hist. eccles. 7, 32, G ff. Euseb. Chron. II 184 Seh. (Freund des
Porphyrios, Lehrer des lamblichos). Porph. Quaest. Homer, cod. Yatic. a. Anf.
(Porph. Qu. Hom. ad Iliad. pert. ed. Schrader S. 281). Eunap. Vit. soph. S. 11.
Für Themistios s. das Material bei Zeller III 2'* S. 797 ff., Testimonia de
Theniistio (ausschließlich der in seinen Reden und den Briefen des Julian
und Libanios enthaltenen) in der Harduinschen Ausgabe; hier auch chrono-
logische Übersicht über die Reden 1 — 19 (beides abgedruckt bei Dindorf S. 487
bis 495). Doros: Damasc. Vit. Isid. 131 (Suid. s. v. AojQog, Phot, Bibl.
S. 345a 2 ff.). Heliodoros. Amraonios, Ptolemaios: Louginos bei
Porph. Vit. Plot. 20 (S. 19, 4. 17 Müll.). Prosen es: Porphyrios (nach Lon-
ginos) bei Euseb. Praep. ev. 10, 3, 1.
Erhaltenes. Ausgaben:
Anatolios. Die Schrift ITsol dexdöog nal riov evrog uvrfjg uoii)~
iifov zuerst latein. ohne Autornamen veröffentl. von Georg. Valla in: De expe-
tendis et fugiendis rebus (Venet. 1501) lib. III c. 10 — 20. Auszüge aus dem
griech. Originalwerk in lamblichs Theolog. arithm. (s. oben S. 638). Das Origi
Anatolios von Alexandreia. Themistios. ÖÖI
nahverk selbst hrsg. von J. L. Heiberg, Anatolius sur les dix preraiers nombres.
Memoire lu au Congr. d'hist. d. sciences, Paris 19C*0, Macon 1901. Fragment
eines mathematischen Werkes (vielleicht identisch mit den bei Eiiseb. Hist.
eccl. 7, 32, 20 erwähnten \4niOiajriy.cu siaayor/at) bei Hultsch im Anh. z. Heronis
Alex. geom. et stereom. reliqn., Berl, 1864, S. 276 — 280. Ans den KarörFg neot
Tor :jäoxa Bruchstück bei Euseb. Hist. eccl. 7. 32, 14—19. Die nur lat. er-
haltene vollständige Schrift Liber Anatoli de ratione paschali (Echtheit
strittig, s. Harnact:. Gesch. d. altchristl. Lit. II S. 77 f.. Bardenhewer, Gesch.
d. altkirchl. Lit. II S. 193 f., und Jordan, Gesch. d. ahchristl. Lit. S. 340) zuletzt
hrsg. V. Br. Krusch, Stud. z. christl.-mittelalterl. Chronol., Leipz. 1880, S. 316 ff.
Friihere Ausgaben bei Bardenhewer II S. 194.
Themistii opera omnia: Paraphrases in Aristot. et orationes. cum-
Alexandri Aphrodisiensis libris de anima et de fato, ed. Vict. Trincavellus. Venet.
1534. Them. paraphrases Arist. librorum, quae supersunt, ed. Leon. Spengel,
Lips. 1866. Orationes, ed. Dion. Petavius, Flexiae (La Fläche; 1613. Parisiis
1018. Ed. loa. Harduinus, Parisiis 1684. Ed. Guil. Dindorf, Lipsiae 1832. Eine neue
Ausgabe der Eeden (darunter auch einer bisher unveröffentlichten, der <Pi'/.6:to/.i;
lieiooia) ist von Heinrich Schenkl zu erwarten. Vorarbeiten dazu bilden die
S. 250" f. angeführten Abhandlungen Schenkls in den Wiener Studien und dem
Rhein. Museum. Themist. .t. äoFTi]; bearbeitet von J. Gildemeister und
Fr. Bücheier, Ehcin. Mus. 27 (1872), '438-462 (diese philos. Epideixis ist erhalten
in einer syrischen, vermutlich dem 6. Jahrh. angehörenden Bearbeitung). Die
in der Akadem. Sammlung gi'iech. Aristoteleskommentare enthaltenen Schriften
s. oben S. 36.5 (Vol. V 1 — 5); Unechtes ebenda (Vol. V 6) und S. 366 (VoL
XXIII 3j.
Anatolios von Alexandreia wird von Euseb. Hist. eccles. 7, 32, t>-
unter die zu seiner Zeit hervorragendsten Vertreter griechischer Bildung gezählt
und zeichnete sich in den mathematischen W^issenschaften, Physik und Rhetorik
so aus, daß ihn, wie man erzählte, seine Mitbürger des aristotelischen Lehrstuhls-
in Alexandreia für würdig erachteten. Später, um 268 '), wurde er Bischof von
Laodikeia. Seine Identität mit dem von Eunap. Vit. soph. S. 11 als Lehrer des
larablich genannten Anatolios ist chronologisch möglich und wird dadurch wahr-
scheinlich, daß in lamblichs Theologumena Arithmeticae Exzeqjte aus der gleich
zu erwähnenden arithmetischen Schrift unseres Anatolios aufgenommen sind.
Von seiner Beschäftigung mit Mathematik gibt uns ein Traktat Ueoi dendöo^
y.ai zöjv ivros avzijg ägidjuwi' eine Vorstellung. Dieser behandelt die Zahlen
von 1 bis 10 in der Weise, daß er die Besprechung der eigentlich mathematischen
Qualitäten der Zahlen mit einer metaphysisch-mystischen Zahlenspekulation in
pythagoreischem Sinne verbindet. Quelle ist Poseidon ios' Timaioskom-
mentar, den Anatolios durch das Medium seines Schulgenossen Ad rast os-
(s. oben S. 574 f.) benutzte. Unsicher ist das Verhältnis dieses Traktates zu den
von Euseb. Hist. eccl. 7, 32, 20 als Werk des Anatolios erwähnten 'Ao id firjn-
y.ai elaaycoyai. Ein erhaltenes Bruchstück, das sich mit dem Wesen der
Mathematik, dem Grunde ihrer Benennung, ihren Teilen und wichtigsten Ver-
tretern befaßt, könnte diesem Einleitungswerke, bezw. einem Auszuge daraus,,
angehören. Der christlichen Chronologie machte Anatolios seine mathematisch-
astronomischen Studien in einer Schrift über den Osterkanon {Ueoi tov^
Ttäo/u) dienstbar. — In ausdrücklicherer Weise erscheint das peripatetische Be-
kenntnis bei
Themistios (etwa 320 bis etwa 390). Er war Sohn des philosophisch
gebildeten und besonders für Aristoteles interessierten Paphlagoniers Eugenios,
erhielt seine Ausbildung hauptsächlich in Konstantinopel und betätigte sich dort
^) Zur Datierung vgl. Harnack, Gesch. d. altchristl. Lit. II S. 76.
t582 § S6. Die Perii^atetikcr im dritten Abschnitt der hellenist. -römischen Periode.
•wie auch an anderen Orten des hellenistischen Ostens als Lehrer der Philosophie
und Ehetor. Durch das Ansehen, das er sich in dieser Wirksamkeit erwarb,
inid durch seine praktische Begabung empfahl er sich, obwohl er dem Heiden-
tumc treu blieb, auch den christlichen Kaisern seiner Zeit, die ihn zu hohen
Ehren erhoben und mit wichtigen politischen Ämtern betrauten. Namentlich bei
den Kaisern Constantius und Theodosius erfreute er sich großen Einflusses.
Den Regierungsantritt Julians und die damit eröffnete Aussicht auf Wieder-
belebung der alten Religion begrüßte er aufs freudigste. Die Antwort des
Kaisers auf ein in dieser Zeit an ihn gerichtetes Schreiben des Philosophen ist
uns erhalten (Jul. Epist. ad Themist. S. 328 ff. H.). Im ganzen muß Themistios
«ber in religiösen Dingen, ohne seine antichristliche Gesinnung zu verleugnen,
doch eine gewisse Zurückhaltung geübt haben,*) die seine Anerkennung auch
bei Vertretern ausgeprägt christlicher Weltanschauung, wie Gregor von Xazianz
(Epist. 139 f., bei Migne No. 38. 24), ermöglichte. Jedenfalls gehört er zu den
bedeutendsten Erscheinungen des an hervorragenden Männern reichen vierten
Jahrhunderts. Daß er sich auch für unsere unmittelbare Kenntnis diesem Kreise
Avohl einfügt, verdanken wir seinem trotz mancher Verluste immer noch erheb-
liehen literarischen Nachlasse. Wir besitzen von ihm ein Redencorpus (von
34 Nummern mit Einschluß einer modernen Fälschung, der lateinischen 12. Rede)
sowie eine nur syrisch erhaltene Einzelrede, ferner Paraphrasen zu Aristo-
teles" zweiter Analytik, zur Physik, zu De anima, De caelo und zu Buch A der
Metaphysik. Die Reden sind in ihrer Zwischenstellung zwischen Philosoi^hie
und Rhetorik mit denen des Dion Chrysostomos (oben S. 529 ff.), der auch tat-
sächlich Vorbild gewesen ist, und des Maximos von Tyros (oben S. 562 f.) zu ver-
gleichen. Mit den Paraphrasen, die Themistios schon als junger Mann und
zunächst für die Zwecke seiner eigenen aristotelischen Studien niederzuschreiben
begonnen hatte, inaugurierte er nach dem Selbstzeugnis Analyt. post. paraphr. z.
Anf. den üblichen Kommentaren gegenüber einen neuen Weg. Sie sollten die
Leitgedanken der aristotelischen Schriften in knapper Form hervorheben und
dadurch dem, der diese Schriften gelesen hatte, ein bequemes Erinnerungsmittel
bieten, andererseits aber auch die von Aristoteles — wie Themistios meint, ab-
sichtlich zur Fernhaltung Ungeweihter — verschuldete Dunkelheit seiner Dar-
stellung dadurch beseitigen, daß sie allzu großer Kürze mit umständlicherer
Fassung und mangelhafter Disposition mit Umstellung und schärferer Kapitel-
lunreißung begegneten (Anal. post. paraphr. S. 1, 7 ff., Orat. 23 S. 355, 26 ff. D.).
Plan und Ausführung stellen dem pädagogischen Geschick des Verfassers ein
günstiges Zeugnis aus und gaben im Mittelalter Psellos und Sophonias Anreiz
zu ähnlichen Arbeiten."^) Außer den genannten Schriften des Aristoteles wurden
von Themistios noch andere paraphrasiert oder kommentiert. Doch ist uns
davon nichts erhalten. Nach Phot. Bibl. cod. 74 S. 52 a 15 f. B. gingen unter
seinem Namen Kommentare zum ganzen Aristoteles. Exegetische Arbeiten zu
Piaton, die er ebenfalls lieferte, scheinen demgegenüber nach der kurzen Notiz
bei Phot. a. a. O. S. 52 a 19 f. zurückgetr-eten zu sein. Dieses Verhältnis würde
an und für sich noch nicht hindern, Themistios als Neuplatoniker anzusprechen.
'j In schärferer Tonart Avar wohl ein Panegyrikos auf Julian gehalten, was
vielleicht schuld daran ist, daß er uns nicht mehr vorliegt (vgl. 0. Seeck, Rhein.
Mus. 61 [1906], 560). Dasselbe könnte auch von dem Schreiben an Julian
gelten.
-) Die Paraphrase zur zweiten und die nicht erhaltene zur ersten Analytik
übersetzte Themistios" Zeitgenosse Vettius Agorius Praetextatus ins Lateinische
<s. oben S. 676;.
Themistios. 683
"Wir sind einem ähnlichen Überwiegen des Aristotelischen über das Platonische
auch bei den alexandrinischen Xeiiplatonikern und bei Boethius begegnet. Aber
Themistios erklärt ausdrücklich, er habe Aristoteles zum Lebens- und
Weisheitsführer erwählt (or. 2 S. 31, 15 f. D.), und Simpl. de caelo
S. 69. 9 bestätigt, daß er sieh in den meisten Dingen zum Peripatos bekannt
habe. Au einem seiner eigenen Schüler, der lamblich gehört hatte, lobt The-
mistios, daß er nicht der neuen Richtung gefolgt, sondern der väterlichen Tra-
dition der Akademie und des Lykeions treu geblieben sei (or. 23 S. 356, 11 ff. D.i.
Aus der letzteren Stelle ergibt sich nun freilich zugleich auch wieder, daß es
■sich bei unserm Philosophen keineswegs um einen exklusiven und orthodoxen
Aristotelismus handelt, sondern daß er, wie es übrigens zu seiner Zeit selbstver-
ständlich war, aristotelische und platonische Lehren verband. Wie
die alexandrinischen Neuplatoniker gelegentlich dem Aristoteles im Widerspruche
gegen Piaton beipflichten, so gibt umgekehrt Themistios in einem von Simpl.
de caelo a. a. O. berichteten Falle dem Piaton gegen Aristoteles recht. Mit dem
späteren Piatonismus teüt er die Definition der Philosophie als ofioimoig deov
y.aia xb hvvajov avdocomo (or. 2 S. 39, 6 f., or. 34 S. 471, 16 D.; s. oben S. 6
und vgl. S. 543. 553. 555. 566). Piaton selbst wird in den Paraphrasen und
Heden häufig zitiert, wobei für die letzteren die Verbreitung und das Ansehen
der platonischen Dialoge als klassischer Literaturwerke und ihre leichte Ver-
wertbarkeit für den Ehetor mit in Betracht kommt. Der Rhetor verrät sich
auch sonst, so mitunter in der Variabilität, mit der je nach Bedürfnis nnd Gut-
findeu zu einem philosophischen Satze bald diese bald eine andere Stellung ein-
genommen wird. So ist Piatons berühmtes Wort vom Philosophentum des
wahren Königs in der 17. tmd einem Teile der 2. Rede (S. 260, 18 ff.; 38, 20 ff.;
41, 9 ff.; 48, 17 ff. D.) eine Art Leitmotiv, und war es auch in dem Schreiben
an Julian (vgl. lul, Epist. ad Them. S. 329, 2 H.); in der 8. Rede (S. 128, 14 ff.)
aber wird es abgewiesen und Aristoteles dagegen ausgespielt. In der Rede Ueoi
dgezi]? herrscht ein Schwanken zwischen der idealeren kynisch-stoischen Tugend-
und Güterlehre und der den menschlichen Verhältnissen angemesseneren des
Peripatos: in der 32. Rede (S. 4.32, 22 ff.) wird der Satz von der Autarkie der
Tugend als verstiegenes, der Natur widerstreitendes Gerede lächerlich gemacht
und der Standpunkt des Lykeions als der einzig richtige gepriesen. Die Popular-
ethik des Rhetors erzeugte natürlich Anklänge an die kynisch-stoische
Diatribe; im besondern wirkte hier auch der Vorgang des Dion Chrysostomos
ein. In der häufigen Verwendung von Dichterstellen kreuzt sich der Einfluß
•der Rhetorschule mit dem der Diatribe. Die allegorisierende Umdeutung (z. B.
■or. 32 S. 438, 16 ff.) erinnert an stoisch-neuplatonische Gepflogenheit. Das Ge-
samtbild der Philosophie des Themistios ist das eines weitherzigen Eklek-
tizismus, der selbst Epiktir nicht schlechthin ablehnt {Ihol äosTijg, Rhein. Mus.
■27 [1872], 443; vgl. aber auch or. 20 S. 289, 4 ff.). . Als Mann praktischer
Richtung ohne tieferes dogmatisches Interesse ist er doch durch Erziehung und
eigene Weiterbildung ein Freund der Philosophie, sucht in ihr zu eigener und
fremder Förderung (or. 31 S. 426, 12 ff.) das Schöne und Nützliche, von welcher
Seite es auch kommen mag, und findet schließlich, daß alle Philosophien ein-
ander benachbart sind und alle demselben Ziele zustreben (or. 20 S. 289, 10 ff.).
Aber die großen Heroen aller Weisheit sind ihm Piaton und Aristoteles, deren
Lehrgegeusätze für ihn wie für die meisten seiner Zeitgenossen hinter ihren
Übereinstimmungen verschwinden (das or. 20 S. 288, 13 ff. ; 289, 3 f. über The-
mistios' Vater Berichtete deckt sich ohne Zweifel mit seiner eigenen Über-
■ieugung). Unter den beiden aber ist Aristoteles derjenige, der seiner Sinnesart
ßg4 § S7. Die Kyniker im dritten Abschnitt der hellenistisch-römischen Periode-
am meisten zusagt. — Einen exklusiveren Aristotelismus vertrat noch um die
Wende des fünften und sechsten Jahrhunderts
Doi'os, ein Araber, der sich nach Damaskios bis in seine reifen Jahre-
lediglich an Aristoteles hielt und Piaton fernblieb, dann aber von Isidoros zur
enthusiastischen Richtung des Xeuplatonismus bekehrt wurde.
Von einigen mit Longinos und Porphyrios gleichzeitigen Peripatetikern
llhliodoros, Amnionios, Plole»iu/o.<t, Proscnesi ist philosophisch nichts Erhebliche»
bekannt.
Den Weg ins Mittelalter fand die peripatetische Philosophie teils durch
Vermittlung der intensiv mit Aristoteles beschäftigten Xeuplatoniker Alexandreias-
und des lateinischen Westens (s. oben S. 664. 675 f. 678), teils unmittelbar durch
die syrischen Philosophenschulen, die aristotelische Studien pflegten und diese-
Pflege an die Araber weitergaben. Das Nähere s. Liter, unten S. 231* und
Grundriß IP» S. 359 ff.
§ 87. Die Kyniker im dritten Abschnitt der helle-
nistisch-römischen Periode (Kynismus lY. Teil, Fort-
setzung zu § 69). Der Kynismus dieser Epoche tritt als Art
der Lebensführung bald mit dem christliehen, bald mit dem
neuplatonischen Bekenntnis in Verbindung. Maxim os von
Alexandreia genoß als christlicher Kyniker die Freundschaft
und Verehrung des Gregorios von Nazianz, führte aber dadurch
den Bruch herbei, daß er ihn i. J. 380 hinterhstig vom kon-
stantinopolitanischen Bischofsstulile zu verdrängen suchte. Mit
Maximos ist Heron von Alexandreia, den Gregorios in einer
Lobrede preist, vielleicht die gleiche Person. Etwa ein Jahr-
hundert sjDäter lebte Sallustios, der sieh zum Weissagungs-
glauben bekannte und zu Xeuplatonikerkreisen Beziehungen
unterhielt.
Antike Nachrichten über Leben, Schriften und Lehren: Maxi-
mos: Das Material (aus Gregor. Xaz. De vita sua und Adv. Maxim, sowie Hieron,
De vir. ill. c. 127. 117) am vollständigsten bei Sajdak (s. xuiten S. 231*). Identität
mit den Adressaten des Athanasiosbriefes bei Migne, Patr. Gr. 26 Sp. 1085 ff,
und der Basileiosbriefe 9 und 277 bei Migne, Patr. Gr. 32 Sp. 268 ff. 1012 ff,
sowie mit Heron (s. unter diesem) fraglieh. Heron: Greg. Naz. Eede Elg
"Hocova rov (/ d6oo<jov (or. 25, Migne Bd. 35 Sp. 1197 ff.), Hieron. De vir. ill.
c. Il7. Sallustios: Damasc. Vit. Isid. §89. 92. 250 W., Suidas s. v. ^"0
/.ovoTio; in. IV (aus Damasc.) und s. v. d-itp/Ev, 'Adi]v68(ooog, Zrjvcov \A).e^.,
Maoy.s'/.'/.Xvog, xvToö.Tovg, Simpl. in Epict. S. 90. Vgl. Asmus' S. 650. 225* ver-
zeichnete Arbeiten zur Isidorosbiographie des Damaskios (orientierend das Namen-
register der Übersetzung u. d. W. Sallustios). Andere Kyniker dieser Zeit bei
Zeller III 1* S. 803 Anm. 2.
Schriften nicht erhalten. Dräsekes Annahme, daß [Athanas.] adv. Arian,
B. 4 mit der von Hieron. de vir. illustr. 127 erwähnten Schrift des Maximos
gegen die Arianer (De fide) identisch sei (s. den S. 231* angeführten Aufsatz),
stützt sich auf unzureichende Argumente.
Im Kynismus war schon längst das Dogmatische gegen die praktische
Lebensführung noch mehr, als es von Anbeginn der Schule der Fall war, in den
Hintergrund getreten. Was den Kyniker machte, waren Ijcstimrate Fonnen der
.§ 87. Die Kyniker im dritten Abschnitt der hellenistisch-römischen Periode. 685
Tracht und des äußeren Verhaltens, Bedürfnislosigkeit, schroffes Auftreten gegen
<ias Herkömmliche in Sitten und Gewohnheiten unter dem Gesichtspunkte der
Tugendautarkie, bei den echten Vertretern der Sekte auch ein praktisch betätigter
sittlicher Idealismus, aber nicht Ausgestaltung eines auf sokratisch-antistheni-
schen Prinzipien ruhenden Lehrsystems. Schon in der Quelle von Diog. Laert.
(i, 103 f. zeigte sich dieser Sachverhalt berücksichtigt (s. oben S. 182), und er
hatte zur Folge, daß der Kynismus sich im weiteren Verlaufe mit Welt-
anschauungen vertrug, die sich zwar mit seiner Forderung sittlicher Kraft und
Erhebung über irdische Güter und Übel berührten, aber seiner von Hause aus
freigeistigen Lehre in religiösen Dingen schnurstracks zuwiderliefen. In Pere-
.grinos Proteus verband sich der Kynismus mit religiöser Schwärmerei (s. oben
S. 533). Schon bei ihm verknüpfte sich kynische Lebensführung mit christ-
lichem Bekenntnis. In der Folgezeit ist es für den Kynismus charakteristisch,
daß er mit jeder unter den beiden Eichtungen in Verbindung tritt, deren Kampf
•das ausgehende Altertum beherrscht, dem Neuplatonismus und dem Christentum.
Der Neuplatoniker Julian befehdet zeitgenössische Kyniker, denen er ihre Ähn-
lichkeit mit den christlichen Mönchen hinsichtlich verkappter Habsucht und
frechen Gebarens vorwirft (or. 7 S. 290, 9 ff. H.), und wendet sich an anderer
Stelle gegen einen christlichen') Kyniker, der Diogenes als eiteln Effekthascher
verspottet hat (or. 6 S. 234 ff.). Solchen Leuten gegenüber hält er selbst es
mit den alten kynischen Schulhäupteru Antisthenes, Diogenes und Krates,
streift ihnen aber gerade das ab, was die Eigentümlichkeit ihres Standpunktes
bildet: Diogenes ist ihm der beste Diener des pythischen Gottes (or. ö S. 2-i9.
22 f.), er wird von ihm gegen alle Zweifel an seiner Frömmigkeit in Schutz ge-
nommen (or. 6 S. 257, 24 ff., or. 7 S. 308, 16 ff.), und die drei Scholarchen
sollen in ihrem Streben nach Selbsterkenntnis und Wahrheitserforschung nur
dasselbe Ziel verftlgt haben wie Pythagoras, Piaton und andere Philosophen.
Auch sonst fehlt es nicht an Belegen freundlicher Beziehungen zwischen Kynis-
mus und Neuplatonismus. Aus der spätesten Zeit des letzteren mag darauf
hingewiesen werden, daß Elias in seinem Kategorien kolleg (S. 111, 1 ff. Busse*
bei Erklärung der Namen der Philosophenschulen den Kynikern eine verhältnis-
mäßig ausführliche und sehr wohlwollende Besprechung widmet, die letzten
Endes einer kynischen Quelle entstammt, aber den Durchgang durch platonische
Tradition deutlich erkennen läßt. Was die kynisch-christlichen Beziehungen
betrifft, so bemerkt Augustiu de civ. dei 19, 19, es stehe nichts im Wege, daß
Philosophen, die zum Christentum übertreten, ihre Tracht und Lebensweise bei-
behalten, und er erwähnt in diesem Zusammenhange ausdrücklich die Kyniker.
Oreifbar und mehrfach behandelt-) ist die Sympathie, die Gregor von Xazianz
dem Kynismus entgegenbringt, die aber gelegentlich von abschätzigen LMeilen
namentlich über die ältesten Vertreter der Sekte durchkreuzt wird. 2) — Am
konkretesten treten uns Gregors kynische Neigungen in seinem Verhältnis zu
1) Vgl. Geffcken, Kaiser Julianus S. 157 (zu S. 97 Z. 4 f ).
-) Vgl. die Arbeiten von Asmus, Geffcken (unten S. 157'*'), Norden und
Sajdak (unten S. 231* zu § 87).
3) Wie bei dem christlichen Kyniker der 6. Eede Julians, so erscheint auch
hier (Greg. Naz. de virtute Vers 270, Migne Bd. 37 Sp. 699) der Vorwurf der
Effekthascherei. Interessant ist die Hervorhebung des hedonischen Momentes
im Kynismus (a. a. O. Vers 272 ff. ; vgl. oben S. 458). In der Rede auf Heron
(Migne Bd. 35 Sp. 1208 B) muß die Herabsetzung des Antisthenes, Diogenes
und Krates nach Rhetorenregel dazu dienen, den Gefeierten zu heben. Daß in
dem temperamentvollen Gedicht gegen den Kyniker Maximos (Vers 3. 9. 43. 65,
686 § '^"- l^'*^ Kyniker im dritten Abschnitt der hellenistisch-römischen l'eriode.
Maximos von Alcxandreia entgegen. Dieser kam i. J. 379 oder 380
nach Konstantinopel, wo zu dieser Zeit Gregor vertretungsweise das Amt des
Bischofs versah. Als christlicher Kyniker. der Christus an Stelle des Herakles
verehrte und um seines Glaubens willen flüchtig geworden sein wollte (Greg, de
vit. sua Vers 975 ff., Migne Bd. 37 Sp. 1096), gewann er die intime Freundschaft
Gregors (a. a. O. Vers 810 f.), mißbrauchte aber das ihm geschenkte Vertrauen,
um sich hinter dem Rücken seines Freundes zum Bischof von Konstantinopel
weihen zu lassen (a. a. O. Vers 887 ff.). An seinem Auftreten ist bemerkens-
wert, daß er mit dem Bettelpriester den Salonkyniker zu verbinden wußte.
Kynikermantel und -stab, ärmliches Leben und kynisches Poltern durften nicht
fehlen. Aber sein von Natur schwarzes Haar färbte er blond, ließ es in Locken
herabwallen und zierte sich in weibischer Art (Greg. adv. Maxim. 41 ff., de vit.
sua 754 ff., Migne 37, 1342. 1021). Auf ein Gedicht, das er nach dem Bruche
gegen Gregor gerichtet hatte, erwiderte dieser in noch erhaltenen Versen (Adv,
Max.. Migne 37, 1339 ff.). Eine theologische gegen die Arianer gerichtete
-Schrift erwähnt von ihm Hieron. d. viris illustr. c. 127. Nach dem Zeugnis des-
selben Hieronymus (c. 117) wäre mit Maximos identisch
Hei'on con Alcxandreia, auf den Gregor von Xazianz eine noch vor-
handene Lobrede hielt (or. 25 [früher 23], Migne Bd. 35 Sp. 1197 ff.i. Da es-
zum Anstoß gereichte, bemerkt Hieronymus, daß sich unter Gregors Werken Lob-
und Tadelschrift auf den nämlichen Maximos befanden, hätten manche die Lob-
rede auf den Namen eines Heron überschrieben. Unsere Überlieferung kennte
wie es scheint einstimmig, nur Heron im Titel der Rede. Sajdak (s. unten S. 231*)
S. 39 ff. hat es unternommen, die Angabe des Hieronymus auch mit anderen
Gründen zu widerlegen. Seine Beweisführung ist nicht zwingend. Die persönliche
Bekanntschaft des Hieronymus mit Gregor gibt seinem Zeugnis eine Stütze. Aber
möglich ist es immerhin, daß die Annahme der Identität de* Maximos und des
Heron auf einer bloßen Vermutung beruht, die ihren Ursprung darin haben
konnte, daß das Verhältnis Gregors zu jNIaximos allgemein bekannt war, und
man ein gleiches Verhältnis zu einem zweiten Kyniker, dessen Lebensumstände
sich zudem in einigen Punkten auffallend mit den wirklichen oder vorgeblichen
Lebensumständen des Maximos deckten, für unwahrscheinlich hielt. Wie dem
auch sein mag, jedenfalls zeichnet auch diese Rede das Bild eines christlichen
Kynikers, der sich, wie der Verfasser Sp. 1204 D sagt, in der Mitte hielt
zwischen der Einbildung hellenischer Philosophen und der christlichen Weisheit
und von jenen die Tracht und das äußere Gebaren, von den Christen die Wahr-
heit und den Hochsinn übernahm. Tatsächlich gehen aber die kynischen Züge
in dem Bilde weit über das Äußere hinaus.^) — In eine andere L^mgebung
führt uns
Sallustios, ein Kyniker des fünften Jahrhunderts. Nach der Darstellung
des Damaskios übte er das naoayaodxxeiv x6 röfiiofia und das ajiovöoye/.oior seiner
Schulgenossen aus alter Zeit, erging sich in witzigen Apophthegmen, trieb Askese
bis zum Äußersten und ließ seiner Tadelsucht freien Lauf. Er war 6/_/.o/.oi6oQog
wie Heraklit und stellte hohe sittliche Anforderungen. Eben diese Idealität der
Anforderungen, vielleicht aber auch die kynische Abneigung gegen alle System-
Migne Bd. 37 Sp. 1339 ff.) die Stimmung gegenüber Wesen und Gepflogenheiten
der Sekte herbe ist, begreift sich leicht. Auch der nach der trüben Erfahrung
mit Maximos niedergeschriebene Bericht de vita sua schlägt wenigstens gegen
die zeitgenössischen Kyniker einen schroffen Ton an iVers 1030 ff., Migne Bd. 37
Sp. 1100).
') Das Nähere darüber bei Asmus. Theol. Stud. u. Krit. 6. (1894), 327 f.
Maximos von Alexaiulreia, Heron von Alexandreia. Salliistios. ßgj
Philosophie trieb ihn, junge Philosophiestudierende von ihrem Studium abzu-
bringen: die Philosophie, meinte er, sei eine so große Sache, daß alle Menschen
ihrer unwürdig seien. In einem Punkte jedenfalls entrichtete er dem Geiste
seiner Zeit den Zoll: er huldigte, ganz im Widerspruch mit dem alten Kynismiis,.
der M antik. Wem er ins Auge sah, dem glaubte er einen ihm etwa bevor-
stehenden gewaltsamen Tod voraussagen zu können. Auch sonst mag er dem
Mystizismus nicht ferngestanden haben. Daraus würde sich das im ganzen
wohlwollende Interesse erklären, das ihm Damaskios entgegenbringt; es würde
sich auch erklären, daß er mit dem Neuplatoniker Isidoros verkehrte und auch
bei anderen Neupiaton ikern und neuplatonisch Beeinflußten wohl gelitten gewesen
zu sein scheint, obgleich er neben anderen auch den zum Ki-eise des Proklos
gehörigen Athenodoros der Philosophie abwendig machte und mit Proklos selbst
zerfiel.
Der christianisierte Kynismus fand in gewissen asketischen Richtungen und'
Vereinigungen des christlichen Altertums, wie den Apotaktiten und Enkratiten
sowie dem Mönchtum der alten, mittleren und neuen Zeit zum mindesten sein
Gegen bild, stand aber damit vielleicht auch in ursächlicher Beziehung. Die
Mönchslegende enthält Züge, die auffallend an die kynische uvaiÖEia und Adia-
phorie gegen Ehre und Schande seitens Außenstehender erinnern (vgl. Keitzen-
stein, Hellen. Wundererz. S. 66 f.). Bedürfnislosigkeit, Verachtung äußerer Güter
und Parresie gegenüber dem herkömmlichen Meinen und Handeln schöpfen
Kynismus und Christentum letzten Endes aus sehr verschiedenen Weltanschauungen.
Aber ihre Berührung in diesen Punkten führt zu weitergehender Annäherung.
und so leben auch hier antike Elemente im Christentum des Mittelalters und
der Neuzeit in einer innigen Verflechtung, die ihres Ursprungs nicht bewußt
werden läßt.
688
Anhang" I.
l'abelle über die Sukzession
der
Scholarchen in Athen.
\Mit hauptsächlicher Benutzung von Zumpt, Über den Bestand der philosophischen
Schulen in Athen und die Succession der Scholarchen. Philol. u. histor. Abh. d.
Berl. Akad. aus dem Jahre 1842, Bcrl. 1844, S. 27 ff., Zell er, Philos. d. Griech.,
S. 3Iekler. Fasti Academici in Meklers Ausg. von Academ. philos. index Hercul.
S. 177 ff., und F. Jacoby, Apollodors Chronik [s. Anhang II]).
I)as Fragezeichen vor dem Namen eines Philosophen deutet an, daß der Betreffende
nur vermutungsweise als athenischer Scholarch angesetzt worden ist.
Vor Chr.
P 1 a t o n i k e r.
Aristoteliker.
Stoiker.
Epikureer.
Piaton aus Athen
etwa 387—348/7.
Speusippos aus Ath.
34847—339/8.
Xenokrates a. Chal-
kedon 339/8 bis
315/14.
Polemon aus Athen
315/14—270/69.
Xrates aus Athen
270/69 -268/4.
Arkesilaos aus Pi-
tane in AioMs von
268/4—241/40.
Lakydes aus Kyrene
241 '40— 224/22.
Telekles 224/2-216/5?
Euandros 216/5 ? — ?
Aristoteles aus Sta-
geira 335/4 bis
322/1.
Theophrast aus Ere-
sos 322/1-288/6.
Straton aus Lampsa-
kos 288/6-272/68.
Lykon aus Troas
'272/68-228/5').
Ariston aus lulis
auf der Insel Keos
228/5-?
Zenon aus Kition ' Epikuros aus Athen
von ? — 264/3. ; (geb. in Samos)
! 307/6-271/0.
Kleanthes aus Assos
von 264 3-233/2.
Hermarchos aus
Mytilene 271/0—?
i
j Polystratos (zusam-
; men mit Hippo-
kleides nachValer.
! Max. 1, 8 ext. 17).
Chrysippos aus Soloi j
von 233,2-208 5. I
^) Die Vita Menagiana des Aristoteles (Westermann, Vitar. script. Graeci min.
S. 402, 20 ff.) gibt die Sukzessionsliste: Theophrast, Straton, Praxiteles, Lykon,
Ariston, Lykiskos, Praxiphanes, Hieronymos, Prytanis, Phormion,
Kritolaos. Vgl. über die Unbjauchbarkeit dieser Liste Zeller II 2 ^ S. 927, 1. Daß
die aus unserer sonstigen Überlieferung zu rekonstruierende peripatetische Dia-
dochenreihe nicht lückenlos ist, ergibt sich daraus, daß Andronikos der zehnte
Nachfolger des Aristoteles war. Aber wo und welche Glieder in der Eeihe fehlen,
bleibt fraglich.
Die Sukzession der Schnarchen in Athen.
Vor Chr.
Pia toniker.
A r i s t o t e 1 1 k e r.
Stoiker.
E p i k u r e e r.
Hogesinus ans Per-
gamon von ? — ?
Karneades ans Ky-
rene (der bekannte,
Sohn d. Epikomos
oder Philokomos)
von ? — 137/5 (in
Rom 156/5).
Karneades, Sohn d.
Polemarchos, von
137/5-131/0.
Krates aus Tarsos
181/0—127/6.
Kleitomachos (Has-
drubal) aus Kar-
thago 127/6-110/09.
Philon aus Larisa
110/09—88? (88 in
Rom; dort Lehrer
Ciceros. Rückkehr
nach Athen frag-
lich).
Antiochos aus Aska-
lon von 88?- 68?
(Cicero hörte bei
ihm im Winter
79/78).
Aristos aus Askalon
von 68?— nach 51
(Lehrer des M.
Brutus um 65;
Cicero bei ihm 51).
Theomnestos aus
Nau kratis in Ägyp-
ten (um 44).
Kritolaos aus l'ha-
selis in Lykien (in
Rom in hohem
Alter, 156/5).
Diodoros aus Tyros
(bis nach 110).
Erymneus (um 100).
Andronikos a. Rho-
dos (um 70, der
zehnte Nachfolger
des Aristoteles [s.
oben S. 571]).
?Kratippos aus Per-
gamon (um 45).
? Xenarchos aus Se-
leukeia in Kili-
kien, Zeitgenosse
des Kaisers Au-
gustus (lehrte in
Alexandreia,
Athen und Rom).
Zenon aus Tarsos
von 208/5—?
Diogenes „der Ba-
bylonier" aus Se-
leukeia am Tigris
(in Rom 156/5).
Antipatroß a. Tarsos.
Panaitios aus Rho-
dos (bis etwa 110).
Mnesarchos (von
etwa 110- ?) zu-
sammen mit Dar-
dan OS.')
? Apollodoros aus
Athen (um 100);
vgl. Index Stoic.
col. 53, Cic. d.
nat. deor. 1, 34,
93 (Apollodorus
„Sillis"), Diog.
Laert. 7, 39
{' A7io?.X68coQeg 6
^'Eq?iXXog).
? Dionysios (um 50).
Antipatros aus Tyros
(?-45/4?).
Dionysios (um 200).
Basileides.
?Protarchos ausBni
gylia in Karlen.
Apollodoros 6 y.rjno-
zi'Quvvog (letzte
Hälfte des 2.
Jahrb.).
? Zenon aus Sidon
(Cicero u. Atticus
hörten bei ihm 79/8).
Phaidros von ? bis 70
(um 90 hörte ihn
Cicero in Rom,
79/8 Cicero und
Atticus in Athen).
Patron von 70 bis
nach 51 (Cicero
verkehrte mit ihm
freundschaftlich in
Rom und [51J in
Athen).
') Mögücherweise lagen bei diesem anscheinenden Doppelscholarchat die Dinge
ähnlich wie in den von Jacobv, Apollodors Chronik S. 348 f. 387, besprochenen
Fällen.
Ueberweg, Grundriß I.
44
690
Die Sukzession der Scholarcheii in Athen.
Nach Chr.
Piatoni ker.
A r i s t o t e 1 i k e r.
Stoi ker.
Epiknr»'er.
? Ammonios aus
Ägypten (unter
Xero, Lehrer des
Phitarchj.
Kalvisios Tauros aus
Berytos oder aus
Tyros (zur Zeit
des Hadrian und
d. Antoninus Pius.
Lehrer des Aulus
Gellius und He-
rodes Attikos),
? Attikos (zur Zeit
des Marcus Aure-
lius Antoninus).
Theodotos (um 230?)
? Menephylos (gegen
das Ende d. ersten
Jahrhunderts).
? Aspasios aus
Aphrodisias (um
120; einen Schü-
ler von ihm hörte
Galenos um 145).
? Herminos (um 160;
Lehrer des Ale-
xander von Aphro-
disias und wohl
Schüler des Aspa-
sios).
Alexander aus Da-
maskos (um 170).
? Aristokles aus Mes-
sene in Sizilien
(um 170, Lehrer
des Alexander v.
Aphrodisias).
? Sosigenes (um 170,
Lehrer des Ale-
xander V. Aphro-
disias).
Alexander a. Aphro-
disias (trat das
Amt zwischen 198
und 211 an).
? Ammonios (um
230).
T. Koponios Maxi-
mos (Inscr. Gr.
III No. 661; unter
Hadrian und An-
toninus Pius).
Aurelios Heraklei-
des Eupyrides
(Inscr. Gr. III
No. 772 a ; um
die Mitte des
2. Jahrh.).
lulios Zosimianos
(Inscr. Gr. III
No. 1441).
? Athen aiosl
I (um
?Musoniosj
? Kallietes (um 260).
Die Sukzession der Scholarohen in Athen.
Nach Chr.
691
P 1 a t o n i k e r.
A r i s t o t e 1 i k e r.
S 1 0 i k e r.
Epikureer.
Eubulos (um 265?)^ ? Prosen es (Eus.
Praep. ev. 10, 3, 1 ;
■? Priskos aus Thes-
protien oder Mo-
lossis (um 370).
Plutarchos des Ne-
storios Sohn, aus
Athen von ? bis
431/2.
Syrianos aus Alexan-
dreia 431/2 -?
Domninos (s. oben
S. 651 Anm.).
Proklos der Lykier
von ?-485.
^larinos aus Sichern
von 485 — ?
Isidoros aus Alexan-
dreia von ? ? (um
490).
Hegias von ?— ?
Zenodotos von ? — ?
Damaskios aus Da-
maskos von ? bis
529.
um 270).
1) Vielleicht waren Theodotos und Eubulos, die von Longin bei Porphyr. Vita
Plot. 20 S. 19, 8 M. als oi 'Aütjmjoi ^läöoyoi miteinander genannt werden, gleich-
zeitig Schulleiter. Über die Anstellung zweier Lehrer für jede der vier Haupt-
schulen durch Marc Aurel vgl. Zeller III 1^ S. 709, 2.
44'
W'2
Anhang II.
Apollodors chronologische Angaben
über
griechische Philosophen
mit Eiusehluß der sieben Weisen und des Plierekjdes von Sjros.
Auszug aus den Fasti Apollodorei im Anhange von Felis Jacobv, Apollodors
Chronik, Berlin 1902, S. 405 ff.
(Für das chronologische Gerüst wichtige Epochejahre aind mit aufgenommen.)
Ol.
V. Chr.
athen. Archon.
Vorsokratiker und Sokrates.
38,2
627/6
Periandros beginn t seine 40jähr.Herrschaf t überKorinth.
39,1
624/3
Thaies' Geburt.
42,1
612'/1
Pittakos stürzt den Tyrannen Melanchros.
42,3
610,9
Anaximanders Geburt.
43,2
607/6
■
Pittakos tötet im Kampfe mit den Athenern
Feldherrn Phrynon.
deren
46,2 (?)
595/4 (?)
Philombrotos
Epimenides entsühnt Athen und befreit es von der Pest.
46,3
.594/3
Solon
Solons Gesetzgebung.
47,1 (?)
592/1 (?)
Eukrates
Anacharsis kommt nach Athen.
47,3
590/89
Jahr ohne
Pittakos auf zehn Jahre zum Aisymneten gewählt.
Archon
48,4
585/4
Epochejahr der sieben Weisen.
Thaies' dy./KTJ.
Anaximenes' Geburt.
50ii/2
580/78
Xenophanes' Geburt.
52,2
571/0
Pvthagoras' Geburt.
52,3
570/69
Aristomenes
Pittakos' Tod.
r)5,i
560/59
Hegestratos
Solons Tod.
56,1
556/5
Euthydemos
Cheilon in Sparta Ephor.
58,2
547/6
Anaximander im 64. Lebensjahre.
58,3
546/5
■
Zerstörung von Sardes (wichtiges Epochejahr).
Thaies' Tod.
Anaximanders Tod.
Anaximenes' dxiurj.
59ii
544/3
Pherekydes' von Syros dx/ti^.
60,1
540/39
Xenophanes' axu^.
62,1
532.1
Pythagoras' axf^irj und Übersiedelung nach Ita
lien.
63
528/4
Anaximenes' Tod.
69,4 (?)
501/0 (?)
Hennokreon ?
Parmenides' ay.f.iri.
>j
n
Heraklits äxurj.
70,1
500/499
Myros
Anaxagoras' Geburt.
70,2
499/8
Pherekydes stirbt 85jährig.
70.4
497/6
Pvthagoras stirbt 75jährig.
74,1(?)
484/3 (?)
Leoatratos
Heraklit stirbt (60jährig?).
74,2
483/2
Nikodemos
Protagoras' Geburt.
Empedokles' Geburt.
75',i
480/79
Kalliades
Anaxagoras beginnt seine philosophischen Studien.
77,4
469/8
Apsephion
Sokrates' Geburt (am 6. Thargelion).
79
464/0
Zenons des Eleaten dxixrj.
80,1
460/59
Phrasikleides
Anaxagoras' dxi^ir).
Demokrits Geburt.
84"
444/0
Melissort' axu)).
84,1
444 '3
Praxiteles
Gründung von Thurioi (wichtiges Epochejahr)
j;
"
;j
Gorgias' uxa-t^ (?).
Protagoras' axurj.
„
.r^A.'
>J
Empedokles' dxfir).
S8.1
428/7
Diotimos
Anaxagoras stirbt <2j ährig.
Apollodors chronol. Angaben über griech. Philosophen (Jacoby, Fasti ApoUodoreij. 693
Ol.
V. Chr.
athen.
Archon.
Vorsokratiker,
Sokratcs und
Xciiophoii.
Akademiker.
Peripatetiker.
Stoiker.
EpikiiT'cer.
S8,l 428/7
Diotimos
Piatons
Geburt (am
7.Thargelion).
s9,l
424/3
Isarchos
Empedokles
stirbt 60jähr.
91,3
414/3
Teisandros
Protagoras
stirbt 70jähr.
<,i;',,l/2! 408/6
Eudoxos' V.
i
Knidos Geb.
94,4 401/0
Xenainetos
Xenophons
1
d;</<J7.
95,1
400/899
Laches
Sokrates
stirbt Tüjähr.
96,1
396/5
Phormion
Xenokrates'
Geburt.
99,1
384/3
Dieitre-
Aristoteles'
phes
Geburt.
101,3 374/3
Sokratides
üorgias stirbt
109jährig.
102
372/68
Theophrasts
Geburt.
102,2
371/0
Phrasiklei-
Demokrit
des
stirbt 90jähr.?
103,1
368/7 •
Nausige-
Eudoxos'
i
nes
dx/lTj.
1
103,2
367/6
Polyzelos
Aristoteles
kommt nach
Athen (im 18.
Lebens-
jahre). Be-
;
ginn seiner
20jährigen
]
Lehrzeit bei
Piaton.
100,2
355/4
Kallistra-
tos
Eudoxos
stirbt 53jähr.
' ■ •
108,1
348/7
Theophilos
Piaton stirbt
81jährig.
Speusippos
tritt dieSchul-
vorstand-
schaft an, die
er 8 Jahre
innehat.
5)
))
))
Aristoteles
geht zu Her-
mias von
Atarneus, bei
dem er 3 Jahre
bleibt.
108,4
345/4
Eubulos
Aristoteles
reist nach
Mytilene.
109,2
343/2
Pytho-
dotos
Aristoteles be-
gibt sich zu
Philippos, bei
dem er als Er-
zieher Alexan-
ders 8 Jahre
bleibt.
694 Apollodors chronol. Angaben über griech. Philosophen (Jacoby, Fasti Apollodorei).
Ol.
Chr.
athen.
Archen.
Skeptiker. ! Akademiker.
Peripatetiker. Stoiker. [ Epikureer.
109,3
110,2
111,1
111.2
112,2
113.4
114,2
114,3
r
116,2
342/1
339/8
336/5
335/4
331/0
325/4
323/2
322/1
117,2 , 311/10
118,2 307/6
Öosigenes
Lysi-
machides
Pythodelos
Euainetos
Aristopha-
nes
Antikles
Kephiso-
doros
Philokles
Pyrrons von
Elis a.Hi.iri,
Speusippos'
Tod, Xeno-
I krates Vor-
stand der Aka
demie, die er
25 Jahre leitet,
315/4 Praxibulos
123,1
[123,2]
125
127
288/87
[287/86]
280/76
272/68
Simonides
Anaxi-
krates
Xenokrates
stirbt 82jähr
Polemon
Schul-
vorstand.
Arkesilaos
geboren.
Aristoteles
kommt nach
Athen u. lehrt
im Lykeion
13 Jahre.
Aristoteles
geht nach
Chalkis.
Aristoteles
stirbt 63jähr
Theophrastos
Schul-
vorstand.
ZenoDS
Geburt.
Klean thes'
Geburt.
Zenon 22jäh-
rig nach
Athen.
Theophrast
stirbt 85jähr,
Stratons
18jährige
Schulvor-
standschaft
beginnt.
Epikurs Ge-
burt (am
7. GameUon).
Epikur
kommt zum
erstenmal
nach Athen.
Epikurs Lehr-
tätigkeit in
Mytilene und
Lampsakos
beginnt.
Epikur nach
Athen.
Stratons Tod.
Lykons44j äh-
rige Schul vor
standschaft
besinnt.
! Chrysippos
geboren.
Apollodors chronol. Angaben über giiech. Philosophen (Jacoby, Fasti Apollodorei). 695
V. Chr.
athen.
Archen.
Akademiker. Peripatetiker
Stoiker.
Epikureer.
148,4i?)
?
271/70
270/69
268/4
264/3
260/56
241/40
233/32
228/5
224/23
[223/22]
216/15
208/5
206/5
187/3
185/84C?)
?
Pytharatos
Philokra-
tes
Arreneides
im/7
163/60
— 159/57
lasoD
[Antiphi-
ios]
Pasiades
Kalhstra-
t.08
Eupole-
mos
Alexan-
dros
Xenoklea
Polemon
stirbt.
Krates Schul-
vorstand.
Arkesilaos
Schul vor-
stand.
Arkesilaos
stirbt 75iähr.
Lakydes'
ISjähr. Schul
vorstand-
schaft be-
ginut.
Lakydes legt
die Schulvor-
standschaft
nieder.
Telekles folgt,
Telekles
stirbt (?)
Euandros
folgt.
Lakydes
stirbt.
Kleitoraachos
geboren.
Moschion
stirbt (iOjähr
Eubulos von
Ephesos und
Eubulos von
Erythrai
sterben.
Agamestor
stirbt.
Kleitomachos
kommt nach
Athen.
Kleitomachos'
19 jähr. Lehr-
zeit bei Käme
ades beginnt.
Zenon stirbt
72jährig.
Kleanthes'
32jährige
Schulvor-
standschaft
beginnt.
Persaios'
Lykon stirbt
'74j ährig.
Kleanthes
stirbt 99jähr
Epikur stirbt
72jährig.
Chrysippos
stirbt 73 jähr.
ß9() ApoUodors ohronol. Angaben über griech. Thilosophen (Jacoby, Fasti Apollodorci)
Ol. V. Chr.
athen.
Archon.
Akademiker. J^eripatetiker.| Stoiker.
Epikureer.
l.öS,l
160,1
161,1
[160,4]
148/47
140/39
136/35
[137/36]
162,2 I 131/30
162,4
163,2
165,1
107,3
129/28
127/26
120/19
110/09
Aristo-
phon
Hagno-
theos
Epikles
Lykiskos
Theodori-
des
Eumachos
Polykleitos
Charniadas
kommt 22jäh-
rig nach
Athen.
Kleitom achos
errichtet eine
Schule im
Palladion.
Karneades
des Epikomoö
Sohn l('gt die
Schulvor-
standschaft
nieder. Kar-
neades des
Polemarchos
Sohn folgt.
Karneades
des Pole-
marchos Sohn
stirbt. Krates
von Tarsos
folgt.
Karneades
des Epikomos
Sohn stirbt
85 jährig.
Kleito-
machos' Ein-
bruch in die
Akademie.
Krates stirbt.
Kleitomaehos
übernimmt
die Schulvor-
standschaft
Boethos
stirbt.
Kleitomaehos
stirbt über 70
Jahre alt
Verzeichnis der Arbeiten Neuerer
zur Geschichte der Philosophie des Altertums.
(Mit Ausschluß der im Textteil verzeichneten Ausgaben der. Werke
der Philosophen und ihrer Fragmente.)
Zu § 1. Der Begrifif der Philosophie. Über den Begriff der Philosophie
vgl. Ueberwegs Abhandlung, in: Zeitschr. f. Philos. u. philos. Kjitik, 42 (1863),
185 — 199; ferner u. a. C. Heb 1er in der von Virchow und v. Holtzendorff hrsg.
Samml. gemeinverständl. wissensch. Vortr.. Heft 44, Berl. 1867; Ed. Zeller, ÜB.
d. Aufgabe der Philos. u. ihre Stell, zu d. übrig. Wissensch., akad. Rede, Heidelb.
1868. wieder abgedr. in: Vortr. u. Abhandl., 2. Samml., Lpz. 1877, S. 444—466;
Frdr. Paulsen, Üb. d. Verhältnis der Philosophie zur Wissensch., Vierteljahrs-
schrift f. wissensch. Philos., 1 (1877), l.ö — 50; Alois Riehl, Cb. Begr. u. Form
der Philos., Berl. 1872: A. Döring, Üb. d. Begr. d. Philosophie, Dortmund 1878;
W. Windelband, Über Begriff u. Geschichte der Philosophie, in: Präludien^ I,
Tübingen 1915, S. 1 — 54. Siehe auch die Einleitungen in die Philosophie von
Ludwig Strümpell, Frdr. Paulsen, Osw. Külpe, Wilh. Wundt u. a.,
ferner Wundt, Philosophie und Wissenschaft, Essavs I. Lpz. 1885, Wilh. Dil-
they, Kultur der Gegenwart, Teil 1, Abt. 6 (Berlin u. Lpz. 1907) S. 1 ff. Stan.
Garfein-Garski, Ein neuer Versuch über d. Wesen der Philosophie, Heidelb.
1909. Heinr. Rickert, Vom Begriff d. Philosophie, Logos 1 (1910), 1-34.
P. Natorp, Philosophie. Ihr Problem u. ihre Probleme, Gott. 1911. Cornelius,
Einl. in d. Philos., 2. Aufl., Lpz. u. Berl. 1911, S. 4 ff. Nie. Petrescu, Zur
Begriffsbestimmung d. Philos., Berl. 1912. Über Wesen u. Wert der Philosophie
handelt P. Menzer in seiner Einleitung in d. Philosophie, Lpz. 1913 (Wissensch.
u. Bild. Nr. 119), über die geschichtliche Entwicklung des Begriffs der Philo-
sophie und die verschiedenen Bedeutungen des Wortes R. Haym in Ersch
und Grubers Enzykl. der Wiss. und Künste, III, 24, Lpz. 1848, Artikel Philo-
sophie; Eiseumann. Über Begriff und Bedeutung der ooffia bis auf Sokrates,
Programm des Wilhelm-Gymn., München 1859; Eduard Alberti, Der plato-
nische Begriff der Philosophie, am Lvsis, Phädros, Gastmahl u. d. Phädon ent-
wickelt, Zeitschr. f. Philos. u. philos. ' Kritik, 51 (1867), 29—52; 169-204. Viel
Wertvolles über antike und mittelalterliche Anschauungen von der Aufgabe der
Philosophie und ihrer Disziplinen ist zu finden beiDominicus Gundissalinus,
De divisione philosophiae, her. u. philosophiegeschichtl. untersucht nebst einer
Geschichte der philosophischen Einleitung bis zum Ende der Scholastik von Ludw.
Baur (Beiträge zur Gesch. d. Philos. d. Mittelalt., her. von Bäumker u, v. Hert-
ling. Bd. 4, H. 2—3), Münster 1903. C. Wevman, Die Wissenschaft der Wissen-
schaften, in: Festg. f. G. Frh. v. Hertling, ' Freib. i. Br. 1913, 371—378. Alfr.
Klotz. Disciplina disoiplinarum. Archiv f. latein. Lexikogr. 13 (1902). 98. Zu
den Definitionen der Philosophie B. Keil, Hermes 40 (1905i, 155. Hub. Rock,
War Philosophie den Alten jemals Wissenschaft schlechthin? Arch. f. Gesch. d.
Philos. 28 (I9l5i. 1—53. S. auch Rud. Eisler, Wörterbuch der philos. Begriffe»,
Berlin 1910, Artikel Philosophie. Über den Erfinder des Wortes rpdöaocpog U. v.
Wilamowitz-Moellendorf f, Aus Kydathen S. 214; E. Maaß, Hermes 22
Ueberweg, Grandriß I. a
2* Literaturverzeichnis.
(1887), 570 Anm. 1; H. Diels. Arch. f. Gesch. d. Philos. 2 (1889), 87;
F. Dümmler, Akadeniika, Gießen 1889, S. 276. Vgl. auch Text S. 2 f.
Zu § ;}. Die Methoden. Über die Methode der Darstellung der Gesch. der Philos.
wird besonders in den Einleitungen der betreffenden Geschichtswerlje gehandelt.
Gegen Hegels Auffassung (s. unten Lit. zu § 4) polemisiert in gewissem Betracht
Zeller in den Jahrb. d. Gegenw., 1843, 209 ff. = Kl. Sehr. I, S. 52 ff. und in der
Einleitung zu seiner Philos. d. Griechen, 5. Aufl., S. 9 ff., auch Schweglcr in s.
Gesch. d. Philos. Zellers Einwürfe bekämpft Monrad in der Abh. De vi logicae
rationis in describenda philos. historia, Christiania 1860. Eine prinzipielle imd
zugleich ins einzelne gehende Polemik übt u. a. Trendelenburgs Schüler A. L.
Kym, Hegels Dialektik in ihrer Anwendung auf die Gesch. der Philos., Münch.
1849. S. auch dessen Metaphysische Untersuchunge^n, Zürich 1875, 5. Abhand-
lung. G. Biedermann, Pragmatische und begriffs wissenschaftliche Geschichts-
schreibung der Philosophie, Prag 1870. F. Acri, Sulla natura della storia della
filosofia, Bologna 18<2. Vgl. E. Eucken, Über den Wert der Gesch. der Philos.,
Jena 1874. Ed. Zeller, Wie soll man Geschichte der Philosophie schreiben?
Jahrbücher d. Gegenw., 1844, 818-830 = Kl. Sehr. I, S. 86—99. Die Geschichte
d, Philosophie, ihre Ziele und Wege, Archiv f. G. d. Ph., 1 (1888), 1—10 = Kl.
Sehr. I, S. 410-418. S. auch E. Eisler, Wort. d. philos. Begr.^ Artikel Philo-
sophiegeschichte.
Zu § i. Die Quellen und Hilfsmittel der Geschichte der Philosophie»
1. Bibliographie.
Über die Literatur der Geschichte der Philosophie handeln nanientlichr
Joh. Jonsius, De scriptoribus historiae philosophiae libri quatuor, Francof. 1659,
recogniti atque ad praesentem aetateui usque perducti cm-a Joh. Chr. Dorn, Jen.
1716. Joh. Andreas Ortloff , Handbuch der Literatur der Philosophie, I. Abt.:
Die Literatur der Literaturgeschichte und Geschichte der Philosophie, Erlangen
1798. Ersch und Geissler, Bibliographisches Handbuch der philosophischen
Literatur der Deutschen von der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis auf die
neueste Zeit, 3. Aufl., Leipzig 1850. V. Ph. Gumposch, Die philosophische
Literatur der Deutschen von 1400—1850, Eegensburg 1851, S. 346—362. Ad.
Büchting, Bibl. philosophica, oder Verzeichnis der auf dem Gebiete der philos.
Wissenschaften 1857 — 1867 im deutschen Buchhandel erschienenen Bücher und
Zeitschriften, Xordhausen 1867; für die Jahre 1867—1871, Nordhausen 1872. Vgl.
die reichhaltige Angabe der Literatur in Buhles Geschichte der Philos., ferner
bei Friedr. Aug. Carus, Ideen zur Geschichte der Philosophie, Lpz. 1809,
S. 21 — 90, auch in Tennemanns ausführlichem Werke und in seinem Grundriß
der Gesch. der Philosophie, 5. Aufl., bearbeitet von Amadeus Wendt, Leipzig
1829, wie auch in anderen Werken über die Geschichte der Philosophie, ferner
die bibliographischen Notizen in hterargeschichtlichen Monographien, und in dem
umfassenden Werke von Julius Petzhold, Bibliotheca bibliographica, Leipzig
1866, wo der Abschnitt S. 385 — 468 die Literaturgeschichte der Philosophie be-
trifft. Arn. Enge, Die Philosophie d. Gegenwart. Eine internationale Jahres-
übersicht. 1. Doppelb. (Literatur v. 1908 u. 1909) Heidelb. 1910. Hier S. V
über frühere bibliographische Arbeiten. 2. Bd. (Literatur v. 1910), 1912. 3. Bd.
(Literatur v. 1911), 1913. 4. Bd. (Literatur v. 1912), 1914. E. Herbertz, Die
philos. Literatur. Ein Studienführer, Stuttg. 1912.
Seit 1888 erscheint in Berlin ein eigenes ,, Archiv für Geschichte der
Philosophie" (seit 1895 als I. Abteilung des Archivs für Philosophie, dessen
IL Abteilung das Archiv für systematische Philosophie ist, s. Grundr. T. IV,
9. Aufl., S. 141), herausgeg. in Gemeinschaft mit H. Diels (bis 1895), Wilh. Dil-
they (r), Benno Erdmann und Ed. Zeller (t), seit 1896 auch mit P. Natorp und
Christoph Sigwart (f) von Ludw. Stein, in welchem auch sehr schätzenswerte
Jahresberichte über sämtliche Erscheinungen auf dem Gebiete der Gesch. d. Ph.
veröffentlicht wurden von O. Apelt, Clem. Baeumker, Ingram Bywater, Aless.
Chiappelli, P. Deussen, H. Diels, Wilh. Dilthey, Ad. Dyroff, Benno Erdmann,
O. Gilbert, H. Gomperz, K. Joel, H. Lüdemann, H. Oldenberg, A. Schmekel,
Martin Schreiner, Andrew Seth. H. Siebeck, L. Stein, Paul Tannery, Feiice
Tocco, E. Wellmann, Paul Wendland, W. Windelband, Ed. Zeller und anderen.
Zu § 4. A. Gesamtgeschichte der Philosophie. 3*
Außerdem findet sich philosophische Bibliogi'aphie in den später anzuführenden
philosophischen Zeitschriften.
2. Allgemeine Literatur zur Geschichte der Philosophie (die
speziellen Arbeiten zur Philosophie bestimmter Perioden, Schulen unci einzelner
Philosophen werden später jeweilen an ihrem Orte angeführt werden).
A. GesamfijeschieJitc der Philosophie:
a) Ausgewähl te Abschnitte aus den Quellen: M. Dessoir und
P. Menzer, Philosophisches Lesebuch, 3. Aufl. Stuttg. 1910. S. auch V. Cousin
unten S. 7*.
b) Darstellungen:
The History of Philosophy by Thom. Stanley, Lond. 1655; edit. II. 1687,
edit. III. 1701; ins Lat. übersetzt von Gottfr. Olearius. Leipzig 1711, auch Venet,
1733. (Stanley referiert nur die Geschichte vorchristlicher Philosophie, welche
ihm als die einzige gilt; denn die Philosophie suche die Wahrheit, welche die
christliche Theologie besitze, so daß jene durch diese überflüssig werde. In der
Darstellung der griechischen Philosophie schließt sich Stanley ziemlich eng an,
das Geschichtswerk des Diogenes Laertios an.) Jac. Thomasii (gest. 1684)
schediasma historicum, quo varia discutiuntur ad bist, tum philos., tum ecclesia-
sticam pertinentia, Lips. 1665; u. d. T. Origines hist. philos. et ecclesiast. hrg. v.
Christian Thomasius, Hai. 1699. (Jac. Thomasius hat zuerst Streitfragen aus der
Geschichte der Philosophie als Themata zu Dissertationen empfohlen). Pierre
Bayle, Dictionnaire historique et critique, Rotterd. 1697 u. ö. (Dieses viel-
umfassende Werk kommt hier wegen seiner Artikel zur Geschichte der Philosophie
in Betracht. Bayle hat zur Weckung des Forschungsgeistes auch auf diesem
Gebiete wesentlich beigetragen. Doch übt er mehr eine philosophische Kritik der
überlieferten Lehren von seinem skeptischen Standpunkt aus, als eine historische
Kritik der Treue der Überlieferung). Die philosophischen Artikel sind in deutscher
Übersetzung abgekürzt herausgegeben worden von L. H. Jakob, 2 Bde., Halle
1<97— 98. Acta philosophorum ed. Christ. Aug. Heu mann, Halis 1715 ff.
(Enthält einige nicht unwichtige Forschungen zur Geschichte der Philosophie).
Histoire critique de la philosophie par Mr. D. (Deslandes), tom. I — III, Paris
1730 — 36 u. ö. (Umfaßt auch neuere Philosophie). Joh. Jak. Brucker, Kurze
Fragen aus der philos. Historie, 7 Bde., Ulm 1731—36, nebst Zusätzen ebend.
1737. Historia critica philosophiae a mundi incunabulis ad nostram usque aetatem
deducta, 5 voll.. Lips. 1742—44; 2. Aufl., 6 voll., 1766-67; englisch im Auszuge
von Will. Enfield, Lond. 1791. Institutiones hist. philosophicae usui acad. juven-
tutis adornatae, Lips. 1747 u. ö. (Bruckers Darstellung, besonders in dem Haupt-
werk, der Historia crit. philos., ist klar und leicht, jedoch etwas breit, oft anek-
dotenhaft nach der Weise des Diogenes Laertios und zu wenig auf den Zu-
sammenhang der Gedanken eingehend. Die historische Kritik ist erst im Werden;
doch beweist Brucker bei der Behandlung der damals schwebenden historischen
Streitfragen oft einen gesunden und nüchternen Blick, am wenigsten freilich in
den Anfängen, weitaus mehr in der Darstellung der späteren Zeit. Seinem philo-
sophischen Urteil fehlt der Begriff der sukzessiven Entwicklung und relativen
Berechtigung. Es gibt nur eine Wahrheit, der Irrtum aber ist mannigfach, und
die meisten Systeme sind irrig. Die Geschichte der Philosophie zeigt „infinita
falsae philosophiae exempla". Den Neuplatonismus z. B. versteht Brucker nicht
etwa als Verschmelzung des Hellenismus und Orientalismus unter der präva-
lierenden Form des Hellenismus, und noch viel weniger als einen aus inneren
Gründen relativ notwendigen Fortgang vom Skeptizismus zum äivstizismus,
sondern als Produkt einer Verschwörung schlechter Menschen gegen das Christen-
tum: „in id conjuravere pessimi homines, ut quam veritate vincere non possent
religionem Christianam fraude impedirent", ebenso den christUchen Gnostizismus
nicht als die gleiche Verschmelzung unter der prävalierenden Form des Orien-
talismus, sondern als Erzeugnis von Hochmut und Willkür usw. Die Wahrheit
liegt für B. in der protestantisch-kirchlichen Orthodoxie und demnächst in der
leibnizischen Philosophie; nach dem Maße der materiellen Übereinstimmung mit
dieser Form ist jede Doktrin wahr oder falsch). Agatopisto Cromaziano
(Appiano Buonafede), Della istoria e della indole di ogni filosofia, Lucca 1766 bis
1781, auch Ven. 1782—84, woran das (von Carl Heydenreich Lpz. 1791 ins Deutsche
übertragene) Werk: Della restaurazione di ogni filosofia ne' secoli XV., XVI.,
4* Literaturverzeichnis.
XVII., Yen. 1785—89 sich anschließt. Chr. Meiners, Grundriß d. Gesch. d.
Weltweisheit, Lemgo 1786, 2. Aufl. 1789. Dietr. Tiedemann, Geist der speku-
lativen Philosophie, 7 Bde., Marburg 1791—1797 (Unter der „spekulativen"
Philosophie versteht Tiedemann die theoretische. Das spekulative Element im
neueren Sinne dieses Wortes ist ihm fremd. Sein Werk geht von Thaies bis auf
Berkeley. Tiedemann gehört zu den tüchtigsten Denkern unter den Gegnern der
kau tischen Philosophie. Sein Standpunkt ist der durch lockesche Elemente modi-
fizierte leibnizisch-wolffsche. Er strebt nach nüchterner Auffassung und unparteiischer
Beurteilung der Systeme. Freilich hat sein Verständnis derselben seine Schranken.
Sein Hauptverdienst liegt in dem durchgeführten Prinzip der Beurteilung der
Systeme nach ihrer relativen Vollkommenheit. Tiedemann will nicht nach
irgendeinem Systeme über alle anderen urteilen, weU keines eine unbestrittene
Allgemeingültigkeit habe, sondern ,. vornehmlich darauf achten, ob ein Philosoph
etwas Neues gesagt und seine Behauptungen mit scharfsinnigen Gründen unter-
stützt habe, ob seine Gedankenreihe innere Harmonie und feste Verknüpfung
habe, ob endlich seinen Behauptungen erhebliche Schwierigkeiten entgegen-
gestellt worden seien oder entgegengestellt werden können-'). Joh. Gottlieb
Buhle, Lehrbuch der Geschichte der Philosophie und einer kritischen Literatur
derselben, 8 Bände, Göttingen 1796 — 1804; Geschichte der neueren Philosophie
seit der Epoche der Wiederherstellung der Wissenschaften. 6 Bde., Göttingen
ISO} — 1805 (Buhle ist ein Kantianer, der sich jedoch der jacobischen Ansicht
annähert und seinen philosophischen Standpunkt wenig hervortreten läßt. Er
bekundet eine große Belesenheit und hat mit kritischem Blick besonders auf dem
Gebiete der Gesch. der Literatur der Philosophie schätzbare Untersuchungen an-
gestellt. Die „Gesch. der neueren Philosophie" enthält manche wertvollen Aus-
züge aus seltenen Werken. Sie bildet die sechste Abteilung des enzyklopädischen
Werkes: ,, Gesch. der Künste und Wissenschaften seit der Wiederherstellung der-
selben bis an das Ende des 18. Jahrhunderts"). Degerando, Histoire compar^e
des systfemes de la philosophie, tom. I— III, Paris 1804; 2. ^dit., tom. I — IV,
Paris 1822-182B. Ins Deutsche übersetzt von Tennemann, 2 Bde., Marburg
1806—1807. Fried r. Aug. Carus, Ideen zur Geschichte der Philosophie, Lpz.
1809 (Der nachgelassenen Werke vierter Teil). Wilh. Gottlieb Tennemann,
Geschichte der Philosophie, 11 Bde., Leipzig 1798—1819 (Das Werk ist nicht
ganz vollendet. Es war auf 13 Bde. berechnet. Der 12. Band sollte die Geschichte
der deutschen theoretischen Philosophie nach Leibniz und Chr. Thomasius bis
Kant, der 13. die Moral philosophie von Descartes bis auf Kant behandeln. Tenne-
manns Leistung ist verdienstvoll durch Umfang und Selbständigkeit des Quellen-
studiums, durch Vollständigkeit und Klarheit der Darstellung; doch finden sich
auch nicht wenige Mißverständnisse, die meist auf einseitiger Auffassung vom
kantischen Standpunkte aus beruhen. Im Urteil wird der Maßstab der kantischen
Vernunftkritik oft zu unmittelbar an die früheren Systeme angelegt, obschon
prinzipiell der bereits von Kant ausgesprochene Gedanke der ,, stufenweisen Ent-
wicklung der Vernunft in ihrem Streben nach Wissenschaft" nicht fehlt). Wilh.
Gottlieb Tennemann, Grundriß der Geschichte der Philosoi^hie für den aka-
demischen Unterricht, 1. Aufl. Leipzig 1812, von der 3. Auflage an bearbeitet
durch Amadeus Wen dt. 5. Aufl. Leipzig 1829. Ins Französische übersetzt
von Vict. Cousin fEin Verständnis der Systeme kann diese gar zu kurze Dar-
stellung nicht begründen ; doch war sie als Eepertorium von Notizen über die
Philosophen und ihre Lehren von Wert; besonders schätzbar sind die sehr reich-
haltigen literarischen Angaben). Jak. Friedr. Fries, Geschichte der Philosophie,
2 Bände, Halle 1837—1840 (Der Standpunkt ist ein modifizierter Kantianismus).
Friedr. Ast. Grundriß einer Geschichte d. Philosophie. Landshut 1807, 2. Aufl.
1825 (Der Standpunkt ist der schellingsche). Thaddä Anselm Rixner,
Handbuch der Geschichte der Philosophie zum Gebrauche seiner Vorlesungen,
3 Bde., Sulzbach 1822—1823, 2. Aufl. 1829. Supplementband von Victor Phü.
Gumposch, 1850 (Der Standpunkt ist der schellingsche. Die Anführung
vieler QuellensteUen würde das Buch zu einer guten Grundlage für ein erstes
Studium der Geschichte der Philosophie machen können, wenn nicht große Nach-
lässigkeit und Unkritik in der Ausführung des Planes Eixners Arbeit entstellte.
Weit sorgsamer verfährt Gumposch, der besonders das nationale Element in Be-
tracht zieht). Ernst Reinhold, Handbuch der allgemeinen Geschichte der
Philosophie, 2 Teile in 3 Bänden, Gotha 1828—1830. Lehrbuch der Geschichte
der Philosophie, Jena 1836, 2. Aufl. ebd. 1839. 3. Aufl. 1849. Geschichte der
Zu § 4. A. Gesamtgeschichte der Philosophie. 5*
Philosophie nach den Hauptmomenten ihrer Entwicklung, 5. Aufl., 3 Bde., Jena
1858 (Die Darstellung ist übersichtlich, aber nicht streng genug. Reinhold
denkt und redet oft zu sehr in seiner modernen Weise und zu wenig im Stil und
Geist der Philosophen, von denen er handelt). Heinr. Ritter, Geschichte der
Philosophie, 12 Bde., Hamburg 1829—1853; Bd. I— IV in neuer Aufl. 1836—1838
(Das Werk geht bis auf Kant ausschließlich; zur Ergänzung dient die Übersicht
über die Geschichte der neuesten deutschen Philosophie seit Kant, Braunschweig
1853. Der Standpunkt ist im wesentlichen der schleiermachersche. Ritter w'ill,
von den Tatsachen ausgehend, die Geschichte der Philosophie ,.als ein sich ent-
wickelndes Ganzes" darstellen, aber nicht die früheren Systeme als Vorstufen zu
einem bestimmten neueren System betrachten, auch nicht von dem Standpunkte
eines bestimmten Systems aus urteilen, sondern „aus der allgemeinen Einsicht der
Zeit über die Bestimmung der geistigen Tätigkeiten, über das Richtige und Un-
richtige in den Entwicklungsweisen der Vernunft"). Von Ritter ist nach Schleier-
machers Tode aus dessen Nachlaß herausgegeben worden (in den Werken HI,
4a): Schleiermacher, Geschichte der Philosophie, Berlin 1839 (Ein Abriß,
den Schleiermacher sich für seine Vorlesungen entworfen hatte, ohne durch-
geführte historische Forschung, aber mit vielen sehr anregenden Gedanken).
G. W. F. Hegel, Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie, hrsg. von
Karl Ludw. Michelet, 3 Bde. (Werke, Bd. XIII— XV), Berlin 1833-1836; 2. Aufl.
1840 — 1843 (Der Standpunkt ist der bereits oben, Text § 3, charakterisierte
der spekulativen Betracntung, wie ihn Hegel in der Einleitung zu dem an-
geführten Werke und im wesentlichen auch in der „Philosophie der Geschichte"
darlegt. Doch hat Hegel teils im einzelnen tatsächlich nicht immer den Entwick-
lungsgedanken in seiner Reinheit festgehalten, sondern mitunter Lehren von
Philosophen, die er hochhielt, seiner eigenen Doktrin unhistorisch angenähert,
z. B. manche Philosopheme Piatons seiner eigenen Immanenzlehre gemäß um-
gedeutet, und von Philosophen, die er nicht hochhielt, z. B. Locke, unter Ver-
kennung ihrer wissenschaftlichen Motive mißdeutet, teils im Prinzip den berech-
tigten Grundgedanken einer stufenweisen Entwicklung, die in dem Gange der
Ereignisse überhaupt und insbesondere in der Folge der philosophischen Systeme
gefunden werde, in einer unhaltbaren Weise überspannt vermöge folgender An-
nahmen: a. daß eine jede Form der historischen Wirklichkeit innerhalb ihrer
historischen Grenzen und so insbesondere auch ein jedes philosophische System
als ein bestimmtes Glied der Gesamtentwicklung der Philosophie an seinem Orte
für vollberechtigt zu halten sei, während doch neben der historisch gerecht-
fertigten Beschränktheit der einzelnen Formen auch Irrtum und Verkehrtheit als
nicht einmal relativ berechtigte Elemente nebenhergehen und Abweichungen der
faktischen Gestalten von den idealen Entwicklungsnormen [insbesondere manche
zeitweilig herrschenden Reaktionen und anderseits falsche Antizipationen] be-
gründen; b. daß mit dem hegelschen System der Entwicklungsgang der Philo-
sophie einen absoluten, nicht durch fernere Gedankenarbeit wesentlich zu über-
schreitenden Abschluß gefunden habe ; c. daß naturgemäß die geschichtliche Folge
der einzelnen philosophischen Standpunkte mit der systematischen Folge der
einzelnen Kategorien, sei es der Logik allein, wie nach Vorl. über die Gesch. der
Philos., Bd. I, S. 128 anzunehmen ist, oder der Logik — und Naturphilosophie?
— und Geistesphilosophie, wie ebd. S. 120, und Bd. III, S. 686 ff. gelehrt wird,
ohne wesentliche Verschiedenheit übereinkommen müsse). G. Osw. Marbach,
Lehrbuch der Geschichte der Philosophie, 1. Abt.: Gesch. der griechischen Philo-
sophie, 2. Abt.: Gesch. der Philosophie des Mittelalters, Leipzig 1838—1841 (Der
Standpunkt ist der hegelsche; aber die Kategorien dieses Systems sind oft etwas
äußerlich an den hauptsächlich von Tennemann und Rixner dargebotenen, teil-
weise auch unmittelbar aus den Quellen ausgezogenen, wenig durchgearbeiteten
Stoff herangebracht worden. Das Buch ist unvollendet geblieben). Jul. Braniss,
Geschichte der Philosophie seit Kant, erster. Band, Breslau 1842 (Der erste,
allein erschienene Band ist eine spekulative Übersicht über die Geschichte der
Philosophie bis auf das Mittelalter. Braniss hat hauptsächlich durch Steffens.
Schleiermacher und Hegel philosophische Anregungen empfangen). Christoph
Wilh. Sigwart, Geschichte der Philosophie, 3 Bde., Stuttgart 1854 (in manchen
Partien noch immer brauchbar).. Alb. Seh wegler. Geschichte der Philosophie
im Umriß, ein Leitfaden zur Übersicht. Stuttgart 1848, 16. Aufl. nach der von
R. Koeber bearb. 15. Aufl. rev. Stuttg. 1905, auch in der Reclamschen Universal-
Biblioth. neuerdings (durchgesehen und ergänzt von J. Stern) herausgegeben
(3* Literaturverzeichnis.
(Sehr viel, namentlich früher, von Studierenden benutzt. Das Werk enthält eine
klare Darstellung der philosophischen Standpunkte, bedarf aber sehr der Er-
gänzung durch Angabe der einzelnen Hauptlehren in den verschiedenen philo-
sophischen Doktrinen, wodurch erst ein anschauliches Bild gewonnen werden
kann). Ins Englische ist Schweglers Leitfaden zweimal übersetzt, durch J. H.
Seelye, New York 1856 und öfter, und durch James Hutchinson Stirling, Edin-
burgh 1867 und öfter; letztere Übersetzung ist mit erklärenden kritischen und
ergänzenden Anmerkungen versehen. Mart. v. Deutinger, Geschichte der
Philosophie. L Bd. Die griechische Philosophie. 1. Abt.: bis auf Sokrates.
2. Abt.: von Sokrates bis zum Abschluß, Regensburg 1852—1853. Ludwig
Noack, Geschichte der Philosophie in gedrängter Übersicht, Weimar 1853. Wilh.
Bauer, Geschichte der Philosophie für gebildete Leser, Halle 1863, 2. Aufl., ver-
mehrt und verbessert von F. Kirchner, 1876. F. Michelis, Geschichte der
Philosophie von Thaies bis auf unsere Zeit, Braunsberg 1865. Joh. Ed. Erd-
mann, Grundriß der Geschichte der Philosophie, 2 Bde., Berl. 1866; 3. Aufl.
ebd. 1878; 4. Aufl. bearb. von Benno Erdmann, Berl. 1896 (besonders für Mittel-
alter und einige Partien der neuesten Philos., so für die Auflösung der hegelschen
Schule, sehr brauchbar; hegelscher Standpunkt, der aber nicht störend hervor-
tritt. Die neue Bearbeitung durch Benno Erdmann wahrt, unter der notwendigen
Berücksichtigung neuerer Forschungen und Ergebnisse, mit Recht den „Augen-
punkt" und die Eigenart Joh. Ed. Erdmannsl Übersetzt ist das Werk ins Eng-
lische, ed. by W. S. Hough, London 1892. F. Schmid aus Schwarzenberg,
Grundriß der Geschichte der Philosophie von Thaies bis Schopenhauer, vom
spekulativ-monotheistischen Standpunkte, Erlangen 1867. Conrad Hermann,
Gesch. der Philos. in pragmat. Behandlung, Leipzig 1867. J. H. Schölten,
Geschichte der Religion und Philosophie, aus dem Holland, ins Französ. über-
setzt von A. Reville, Paris et Strasbourg 1861, ins Deutsche übersetzt von Ernst
Rud. Redepenning, Elberfeld 1868. E. Dühring, Krit. Gesch. der Philosophie,
Berlin 1869; 4. Aufl. 1894 (in der Hauptsache völlig verfehlt). Alb. Stöckl,
Lehrbuch der Gesch. der Philos., Mainz 1870, 3. Aufl. 1889 (kathohscher Stand-
punkt). Friedr. Christoph Pötter, Die Gesch. der Philosophie im Grundriß,
1. Hälfte: Die griechische Philosophie, Elberfeld 1873; 2. Hälfte: Die vor- und
nachkantische Philos., Elberfeld 1874, 2. Aufl. Gütersloh 1882 (der Verf. ist be-
sonders durch Schlei er ra acher angeregt). O. Flügel, Die Probleme der Philo-
sophie und ihre Lösungen bist. krit. dargestellt, Cöthen 1876 (vorher schon er-
schienen in der Zeitschr. f. exakte Philos.), 2. Aufl. 1888 (herbartscher Stand-
punkt). Chr. A. Thilo, Kurze pragmat. Gesch. der Philos., I. T. : Gesch. d.
griech. Philos., Cöthen 1876, 2. Aufl. 1880; IL T.: Geschichte der neueren Philos.,
ebd. 18(4 (streng herbartscher Standpunkt). Paul Haffner, Grundlinien der
Gesch. der Philos., 1.— 3. Abt., Mainz 1881—1884 (katholischer Standpunkt).
L. Noir^, Die Entwicklung der abendländischen Philosophie bis zur Kritik der
reinen Vernunft, Mainz 1883. M. Brasch, Die Klassiker der Philosophie von
den frühesten griech. Denkern bis auf die Gegenwart. Eine gemeinfaßl. histor.
Darstellung nebst Auswahl aus ihren Schriften, Leipzig 1884 f. Ders., Lehrbuch
der Geschichte der Philos., zugleich als Repetitorium für Studierende, Kandi-
daten und Doktoranden, sowie zum Selbstunterricht. Leipzig 1893 (als Repetitorium
nicht unbrauchbar). Bau mann, Geschichte der Philos. nach Ideengehalt u. Be-
weisen, Gotha 1890 (in philosophischer Absicht verfaßt im Gegensatz zur philo-
logisch-histor. Forschung und zur Gesch. d. Philos. in allgemein kulturgeschichtl.
Absicht). 2. Aufl. u. d. Titel : Gesaratgeschichte der Philosophie, Gotha 1903.
Fr. Schnitze. Stammbaum der Philos., tabellar.-schemat. Grundr. der Gesch. d.
Philos., für Studierende bearbeitet, Jena 1890. 2. Aufl. 1899. W. Windelband,
Gesch. der Philosophie, Frbg. i. B. 1892, 2. Aufl. 1900. Ins Engl, übers, v. J. H.
Tufts, London 1905 (wiU eine Geschichte nicht der Philosophen, sondern der
Philosophie sein, d. h. eine Geschichte der Probleme und der zu ihrer Lösung er-
zeugten Begriffe. Mit Beherrschung des Stoffs geistreich und anregend ge-
schrieben, zur Einführung in die Geschichte aber nicht geeignet). Derselbe, Lehr-
buch der Gesch. d. Philos., 6. Aufl. Tübingen 1912. Jul. Bergmann, Gesch.
der Philosophie, 1 . Bd. : Die Philosophie vor Kant ; 2. Bd. : Die deutsche Philo-
sophie von Kant bis Beneke, Berlin 1892 — 1893 (will namentlich ein tieferes Ver-
ständnis der philos. Systeme und des Fortschritts in ihrer Reihenfolge und so
Förderung der Einsicht in die Probleme der Philosophie vermitteln). Paul
Deussen (Anhänger Schopenhauers), AUgem. Geschichte der Philos. mit beson-
Zu § 4. A. Gesamtgeschichte der Philosophie. ( *
•derer Berücksichtung der ReH^ionen, ein groß angelegtes Werk, das fünf Haupt-
teile umfassen soll: Die indische, die griechische Philosophie, die Philosophie der
Bibel, die des Mittelalters und die neuere Philosophie; bisher erschienen 1. Bd.,
1. Abteil.: Allgemeine Einleit. u. Philoso])hie des Veda bis auf die Upanishad's
1894, 2 Aufl. l'906. 2 Abt.: Die Philosophie der Upanishad's, Lpz. 1899 (ins Engl,
übersetzt Edinburgh 190G), 2. Aufl. 1907, 3. Abt.: Die nachvedische Philos. der
Inder 1908. 2. Bd., I.Abt.: Die Philos. der Griechen 1911. K.Vorländer.
Gesch. der Philos. 1. Bd. Altertum, Mittelalter und Übersang zur Neuzeit.
2. Bd. Philos. d. Neuzeit (Philos. Bibl. Bd. 105. 106), Leipzig 1902; 3. Aufl. 1911;
I. Bd. in 4. Aufl. 1913. W. Kinkel, Gesch. der Philos. als Einleitung in das
System der Philosophie, I. Bd. von Thaies bis auf die Sophisten, Gießen 1906.
II. Bd. von Sokrates bis Plato, Gießen 1908. Th. Cunz, Gesch. der Philos. in
•semeinverständl. Darstellung. I. Alte Zeit. Die Systeme der Griechen, Mar-
burg 1911.
Eug. H. Schmitt, Kritik d. Philosophie vom Standpunkt der intuitiven
Erkenntnis, Leipzig 1908 (darin S. 189— 507 geschichtl. Teil). Goswin Uphues,
Gesch. der Philos.'als Erkenntniskritik, Halle a. S. 1909. Allgemeine Gesch.
d. Philosophie in: Die Kultur d. Gegenwart, her. von Paul Hinneberg, Teil I
Abt. V, Berl. u. Lpz. 1909, 2. Aufl. 1913. Darin: Wilh. Wundt, Die Anfänge
d. PhUos. u. d. Philos. der primitiven Völker; Herm. Oldenberg, D. indische
Philos.; Ignaz Goldziher, Die islam. u. d. jüd. Philos.; Wilh. Grube, Die
chinesische Philosophie; Tetsujiro Inouye, Die japanische Philosophie;
Hans V. Arnim, Die europäische Philosophie d. Altertums; Clem. Baeumker,
D. europ. Phil. d. Mittelalt.; Wilh. Windelband, D. neuere Phil. — Große
Denker. Unter Mitwirk. von E. v. Aster, O. Baensch, M. Baumgartner,
O. Braun, F. Brentano, H. Falkenheim, A. Fischer, M. Frischeisen-
Köhler. R. Hönigswald, W. Kinkel, R. Lehmann, F. Medikus,
P.Menzer. P.Natorp, A. Pfänder, R. Richter, A. Schmekel, AV. Windel-
band her. von E. v. Aster, Leipzig 1912.
Kürzere deutsche Arbeiten über die Geschichte der Philosophie sind
erschienen von E. Kuhn, Memorial und Repetitoriura zur Gesch. der Philos.,
Berlin 1873. Chr. G. Joh. Deter, Kurzer Abriß der Gesch. d. Philos., Berlin
1872, 9. Aufl. bearb. von M. Frischeisen-Köhler, Berl. 1910 (brauchbar, auch
zum Repetieren). V. Knauer. Gesch. der Philos. mit besonderer Berücksichtigung
der Neuzeit. Wien 1876, 2. Aufl. 1881; derselbe, die Hauptprobleme der Philos.
in ihrer Entwicklung und teilweisen Lösung von Thaies bis R. Hamerling, Vor-
lesungen, Wien u. Lpz. 1892. F. Kirchner, Gesch. d. Philos. von Thaies bis
zur Gegen-wart. 4. .Aufl. bearb. von Geo. Runze, Leipzig 1911. Jürg. Bona
Mever. Leitfaden zur Gesch. der Philos., Bonn 1882. Joh. Rehmke, Grundr.
der" Geschichte der Philos., Berlin 1896, 2. Aufl. Leipz. 1913. Emil Lagen -
pusch, Grundr. zur Geschichte der PhUos., 1. und 2. T., Breslau 1899. 1900.
A. Mannheimer, Gesch. d. Philos. in übers. Darst. S. zu § 7. Ad. Rothen-
bücher, Gesch.. d. Phil., Leitfaden f. Gebildete u. Studierende. Berlin 1904.
Aug. Vogel. Überblick über d. Gesch. der Philos. in ihren interessantesten
Problemen. I Teil. Die griech. Philos., Lpz. 1904. Jul. Reiner, Grundriß d.
Gesch. der Philos., Hannover 1905, 2. Aufl. Lpz. 1910. F. Traugott, Gesch. d.
Philos.. dargestellt in ihren Hauptsystemen, Berl. 1905. M. Hammer, Geschichte
u. Grundprobleme d. Philosophie. 2. Aufl. Münster 1909. A. Messer, Geschichte
der Philosophie im Altertum u. Mittelalter (Wissensch. und Bildung, Bd. 107),
Leipzig 1912.
Tabellarischp Übersichten: C. Stumpf und P. Menzer, Tafeln zur Gesch.
der Philos.. 3. Aufl. Berlin 1910. Tabell. Übers, z. Gesch. d. Philos. und ihrer
Hauptrichtungen, im Anhange von Wilh. Wundt, Einl. in die Philos., 6. Aufl.
Leipzig 1914. S. auch Fr. Schnitze oben S. 6*.
Victor Cousin, Introduction ä l'histoire de la philosophie, und: Cours de
rhistoire de la philosophie moderne; in: Oeuvres de V. C, Bruxelles 1840, Paris
1846—1848. Fragments philosophiques pour servir a Thist. de la philosophie.
5. ed. 5 vols., Paris 1866. Histoire generale de la philosophie depuis les temps
les plus recules jusqu'a la fin du XVIII. si&cle, 12. Aufl. besorgt von
Barthelemv St.-Hilaire, Paris 1884. Siehe über diese Werke Cousins auch
Grundriß IV, S. 364-365. J. F. Nourrisson, Tableau des progrfes de la
pensee humaine depuis Thaies jusqu'a Hegel, Paris 1858, 4. ed. 1868. N. J.
Laforet. Histoire de la philosophie, I.: Philos. ancienne, Bruxelles et Paris
8* Literaturverzeichnis.
1867. Alfr. Weber. Histoire de la philosophie Europ^enne, Paris 1874, 6. ed.,
Paris 1897. englisch X.-Y. 1895. (von Frank Thilly) Lond. 1896. Alfr. Fouillee,
Histoire de la philosophie, Paris 1874, 3. ed.' 1882. J. E. Alaux, Hist. de
la philos., Paris 1882 (Bibliotheque de vulgarisation). P. Jan et et Gabriel
S^'ailles, Histoire de la philos. Les problemes et les ^coles, Paris 1887 (für den
Unterricht berechnet; Wert darauf gelegt, die Geschichte jeder einzelnen Frage in
ihrer Kontinuität zu geben). R. A. Merlclen, Philosophes illustres, nouv.' ed.
Paris 1892. H. Dagneaux, Histoire de la Philosophie. 2. ed., Paris 1901.
Robert Blakey, History of the philosophy of mind, from the earhest
period to the present time, 4 vols., London 1848. George Henry Lewes, A
biographical history of philosophy fro)n its origin in Greece down tö the present
day, London 1845 u. ö. The history of philosophy from Thaies to the present day
by George Henrv Lewes, 4. edit. corrected and partl-v rewritten, 2 vols.. London
1871. Der 1. Bd. ins Deutsche übersetzt, Berlin 1871 ; 2. Aufl. 1873. d. 2. Bd.
1876 (positivistischer Standpunkt, tendenziös gefärbt, sehr ungleichmäßige Aus-
führung, daher durchaus nicht geeignet zur Einführung in die Geschichte der
Philosophie). J. Ilaven, A history of ancient and modern philosophv, London
1876. Aston Leigh, Hist. of the phil., London 1880. W. L. Cburtney,
Studies in Philos., ancient and modern, London 1882. Asa Mahan. A crit. hist.
of philos., X.-Y. 1,S84. W. Turner, History of philos., London 1903.
R. Bobba, tr^toria della filosofia rispetto alla conoscenza di Dio da Talete
fino di giorni nostri, voll. I- IV, Lecce 1873—1874. A. Conti, Storia della
fil., 3. ed., 2 vol.. Firenze 1882. Carlo Cantoni, Storia compendiosa della
filosofia, Milano 1887.
C. Gonzalez, Historia de la filosofia, 4 Tomos, Madrid 1879, auch ins
Französische übers, von R. D. P. de Pascal. Paris 1891.
N. Kotzias, "larooia rrj? cpüoaocfiag, 5 Bde.. Athen 1876 — 1878 (schellingsch.
Standp.).
Die Philosophie eines besonderen Landes behandelt:
Vincenzo di Giovanni, Storia della filosofia in Sicilia da' tempi antiqui
al sec. XIX. Vol. I : _Filosofia antica, scolastica, moderna. Vol. II : Filos. contem-
poranea, Palermo 1873.
B. Oeschichle einzelner philosophischer Disziplinen and Probleme:
I. Logik und Erkenntnistheorie, Methodenlehre:
Karl Prantl, Geschichte der Logik im Abendlande, Bd. 1: Die Entwick-
lung der Logik im Altertum, Leipzig 1855. Bd. 2—4: Die Logik im Mittelalter,
ebd. 1861—1870. Bd. 2 in 2. Aufl., Leipzig 1885. F. Harms, Die Philosophie
in ihrer Gesch. Zweiter T. : Gesch. d. Logik, Berlin 1881. Pietro Ragnisco,
Storia critica delle categorie dai primordi della filosofia greca sino ad Hegel,
Firenze 1871. Vol. I und IL MagyaQirrjg Evayys/.iSrjg , 'larooiu rf/g dsojoiag
tfjg yvdJGscog, rsvyog et, iv 'Aßi'p'. 1885 (bis zu den Sophisten". J. Lachelier,
Etüde sur la theorie du syllogisme, Rev. philos. 1 (1876), 468 ff. E. Thouverez,
La quatrifeme figure du syllogisme, Arch. f. Gesch. d. Phil. 15 (1902!. 49—110
(verfolgt d. Geschichte dieser Schlußfigur). ,Tul. Baumann, D. Wissensbegriff,
(Synthesis Bd. 1). Heidelb. 1908 (behandelt d. Wissensbegriff bei d. Griechen, in
der indischen und chinesischen Phil., bei d. Kirchenvätern, im christl. Mittelalter
bis 1200, in der arab. Phil., in der Scholastik nach 1200 und in der Neuzeit).
M. Schlesinger, D. Gesch. d. Svmbolbegriffs in der Philos., Archiv für Gesch.
d. Philos. 22 (1909), 49—79 (verfolgt d. Begriff zunächst in d. antiken Philos.).
Derselbe, Gesch. d. Symbols, Berl. 1912. Martin Grabmann, D. Gesch. der
scholastischen Methode. 1. Bd.: D. schol. Methode v. ihren ersten Anfängen in d.
Väterliteratur bis zu Beginn des 12. Jahrb., Freiburg i. B. 1909; 2. Bd.: Die
schol. Meth. im 12. u. beginnenden 13. Jahrh., ebenda 1911. Ed. v. Hartmann,
Über die dialektische Methode, 2. Aufl. 1910.
IL Metaphysik und Naturphilosophie, Naturwissenschaft,
Medizin, Mathematik:
Jac. Thomasius, Historia variae fortunae, quam disciplina metaphysica
jam sub Aristotele, jam sub scholasticis, jam sub receiitioribiis experta est, vor
dessen Erotemata metaphysica, hrsg. von seinem Sohne Christian Th.. Leipzig
Zu § 4. B. Geschichte einzelner philos. Disziplinen u. Probleme. 9*
1765. Polz, Fasciciilus comm. metaphysicarura, Jena 1757 (besonders durch den
historischen Inhalt von Bedeutung). Ed. v. Hart mann, Gesch. der Metaphvs.,
2 Bde., Lpz. 1899, 1900, 1. Bd.: Bis Kant, 2. Bd.: Seit Kant. C. Heyder, Die
Lehre von den Ideen in einer Keihe von Untersuchungen über Geschichte und
Theorie derselben, 1. Abt., Frankfurt a. M. 1873. W. Bender, Mythologie und
Metaphysik. Grundlinien einer Gesch. d. Weltanschauungen. 1. Bd.: Die Ent-
stehung d. Weltanschauungen im griech. Altertum, Stuttgart 1899. Alfred
Heußner, D. philos. Weltanschauungen u. ihre Hauptvertreter, Gütt. 1910,
2. A. 1912. J. Petzoldt, D. Weltproblem v. Standp. d. relativist. Positivisraus
aus. Histor.-krit. dargestellt, 2. Aufl. Lpz. 1912. A. Schmekel s. Nachträge.
Edg. Dacque, Der Deszendenzgedanke u. seine Geschichte vom Altertum
bis zur Neuzeit, München 1903. H. Schwarz, Natur- und Geisteswissenschaft
in der Geschichte der Philosophie, Neue Jahrb. f. d. klass. Altertum usw. 5
(1904), 361 — 369. A. Eymin, Notes historiques sur les rapports des sciences
m^dieales avec la philosophie depuis le Vle sifecle avant J.-C. jusqu'aux premieres
annees du XIX« siecle, Lyon 1904. S. Oppenheim, D. astronom. Weltbild im
Wandel d. Zeit (Aus Natur u. Geisteswelt Bd. 110), Leipzig 1906. J. L. E.
Dreyer, History of the planetary Systems from Thaies to Kepler, Cambridge
1906. Troels-Lund, Himmelsbild und Weltanschauung im Wandel der Zeiten,
übers, v. Leo Bloch, 4. Aufl. Leipzig 1913 (betrifft zunächst das 16. Jahrh. nach
Chr.. greift aber bis ins Altertum zurück). Derselbe, Gesundheit und Krankheit
in der Anschauung alter Zeiten, übers, v. Leo Bloch, Leipzig 1901. Svante
Arrhenius, D. Vorstell, v. Weltgebäude im Wandeid. Zeiten. Aus d. Schwed. übers.
V. L. Bamberger, Leipz. 1908. Siegm. Gün ther, Gesch. d. Naturwissenschaften,
Leipz., Reclam. Marcell. Berthelot, D. Chemie im Altertum u. im Mittelalter;
aus d. Franz. übers, v. Emma Kalliwoda, eingel. u. m. Anmerk. v. Franz Strunz.
Franz Strunz, Beitr. u. Skizzen z. Gesch. d. Naturwissenschaften, Hamburg
1909 (darin: Chemisches bei Piaton). Hans Meyer, Gesch. d. Lehre v. d.
Keimkräften von der Stoa bis zum Ausgang der Patristik, Bonn 1914. Arthur
Buchen au. Die philosoph. Entwicklungsgeschichte d. mathemat. Naturvvissen-
schaft bis auf Newton, Berlin-Zehlendorf 1913.
Über den Einfluß der Mathematik auf die geschichtliche Entwicklung der
Philosophie bis auf Kant handelt Aug. Tabulski, Inaug.-Diss., Leipzig 1868.
Vgl. die Gesch. der Mathematik von Montucla, Bossut, Arneth, cler Geom.
von Chasles, der Geom. vor Euklid von C. A. Bretschneider , und in bezug
auf die Neuzeit Baumanns Darstellung und Kritik der Lehren von Raum, Zeit
u. Math. usw. G. Milhaud, Les philosophes geom^tres de la Grfeee, Paris
1900. Siegm. Günther, Gesch. d. Mathematik I (v. d. ältesten Zeiten bis
auf Cartesius), Leipzig 1908. J. Cohn, Gesch. d. Unendlichkeitsprobl. im abendl.
Denk, b Kant, Lpz. 1896.
III. Psychologie:
Fried r. Aug. Carus, Geschichte der Psychologie, Leipzig 1808 (Der
nachgelassenen Werke dritter Teil). Im wesentlichsten gehört hierher auch
Albert Stöckl, Die spekulative Lehre vom Menschen und ihre Geschichte,
Bd. l (antike Zeit), Würzburg 1858; Bd. 2 (patristische Zeit), a. u. d. T.: Gesch.
der Philosophie der patristischen Zeit, Würzburg 1859. Als Fortsetzung: Gesch.
der Philos. des Mittelalters, Mainz 1864 — 1865. F. Harms, Die Philosophie in
ihrer Geschichte, I. Psychologie, Berlin 1877. Herm. Siebeck, Geschichte der
Psychologie, I. Teil 1. Abt.: Die Psychologie vor Aristoteles, Gotha 1880, 2. Abt. :
Die Psychologie von Aristoteles bis zu Thomas von Aquino, 1884. Max Des-
soir, Abriß einer Gesch. d. Psychologie, Heidelberg 1911. Otto Klemm,
Gesch. d. Psychologie, Leipz. u. Berl. rQll. George L. Fonsegrive, Essai
sur le libre arbitre, sa th^orie et son histoire, Paris 1887. E. Seebach, Die
Lehre von der bedingten Unsterblichkeit in ihrer Entstehung und geschichtlichen
Entwicklung, Krefeld 1898, Gießener Diss. R. Perdelwitz, Die Lehre von der
Unsterblichkeit der Seele in ihrer geschichtl. Entwicklung bis auf Leibniz, Er-
langen 1900 Diss. J. G. Frazer, The belief in immortality and the worship of
thedead, Lond. 1913. A. Schlesinger, Der Begriff des Ideals; eine historisch-
psychologische Analyse I, Würzburg 1908 Diss. H. Siebeck, Neue Beiträge
zur Entwicklungsgeschichte des Geistbegriffs, Arch. f. Gesch. d. Philos. 27
(1914), Iff.
2(1* Literaturverzeichnis.
IV. Allgemeine Lebensanschanung, Ethik, Politik. Soziologie,
Pädagogik:
Christoph Meiners, Geschichte der älteren und neueren Ethik oder
Lebensweisheit, Göttingen 1800—1801. Karl Friedrich Stäudlin, Geschichte
der Moralphilosophie, Hannover 1823. Geschichte der Lehre von der Sittlichkeit
der Schauspiele; vom Eide; vom Gewissen usw., Göttingen 1823 ff. Leop. von
Henning, Die Prinzipien der Ethik in historischer Entwicklung, Berlin 1825.
Friedr. v. Kaumer. Die geschichtliche Entwicklung der Begriffe von Staat,
Recht und Politik, Lpz. 1826, 3. Aufl. 1861. Emil Feuerlein, Die philo-
sophische Sittenlehre in ihren geschichtlichen Hauptformen, 2 Bde., Tübingen
1857— 1859 (hegelscher Standpunkt). Karl Werner, Grundriß einer Geschichte
der Moralphilos., Wien 1859. Paul Janet. Histoire de la philosophie niorale et
politique dans Tantiquite et les temps modernes, Paris 1858. James Mackin-
tosh. Dissertation on the progress of ethical philosophy, London 1830; new
edition, ed. by Will. Whewell, London 1863. W. Whewell, Lectures on the
history of moral philosophy, new edition, London 1862. Eob. Blake y, History
of moral science, 2. Aufl. Edinburgh 1863. .Tahnel, De conscientiae notione
qualis fuerit apud veteres et apud Christianos usque ad medii aevi exitum, Berol.
1862. Aug. Xe ander, Vorlesungen über die Gesch. der christl. Ethik, hrsg.
von Erdmann, Berlin 1864. W. Gass, Die Lehre vom Gewissen, Berl. 1869.
J. St. Blackie, Four phases of moral: Socrates, Aristotle, Christianity and
L'tilitarianism. London 1871. Mart. Kahler, Das Gewissen, I. T. : Die Ent-
wickhmg seiner Namen und seines Begriffs. 1. Hälfte: Altertum und neues
Testament. Halle 1878. H. Sidgwick. Ethics, London 1879. F. Harms, Die
Formen der Ethik, Abhandlungen der König!. Akademie der Wissenschaften,
BerHn 1878. Theob. Ziegler, Gesch. der Ethik, 1. Abt. Die Ethik der Griechen
und Römer, Bonn 1881. 2. Abt. Geschichte der christl. Ethik. Straßburg 1886,
2. Ausg. m. Register 1892. K. Köstlin. Geschichte der Ethik, 1. Band: D. Ethik
des klass. Altertums, 1. Abt.: D. gi-iech. Ethik bis Piaton, Tübingen 1887 (s. dazu
Th. Ziegler, Zur Gesch. der griech. Ethik. Philos. Monatsh., 24 (1888), 440 bis
461). H. Höiffding, Ethik, 2. Aufl. Leipz. 1901. Friedr. Jodl, Gesch. der
Ethik als philos. Wissenschaft. L Bis zum Schlüsse d. Zeitalters d. Aufklärung.
2. Aufl. Stuttg.l9u6— 1912. Reg. A. P. Rogers, A short history of ethics Greek and
modern, London 19,11. V. ßrochard, La morale ancienne et la morale moderne,
in des Verfassers Etudes etc. (s. S. 12*). R, Eucken, Die Lebensanschauungen
der großen Denker. Eine Entwicklungsgeschichte des Lebensproblems der
Menschheit von Plato bis zur Gegenwart, Leipzig 1890, 10. Aufl. 1912 (Die
großen Denker sollen in E.s Werk Fleisch und Blut gewinnen und ihren eigen-
tümlichen Charakter zeigen. Zugleich will E. eine Art Einleitung in die Haupt-
probleme der Philosophie bieten. Einige der Geistesheroen hat er mit besonderer
Liebe gezeichnet, so Aristoteles, Augustin). Abrah. Eleutheropulos, Wirt-
schaft u. Philos. oder d. Philos. u. d. Lebensauffassung der jeweUs bestehenden
Gesellschaft. I. Die Philos. u. d. Leben sauf fass. d. Griechentums auf Grund der
gesellschaftl. Zustände, 2. Aufl. Berlin 1900 (wertlos). IL Die Philos. und die
Lebensauffass. der german.-roman. Völker auf Grund der gesellschaftl. Zustände,
Berlin 1901. A. Dorner, Zur Gesch. des sittl. Denkens u. Lebens, Hamburg
1901. E. Westermarck, Origin and development of the moral ideas. Vol. I,
Loridon 1906. deutsch Leipzig 1907; vol. II, London 1909. G. Adler. Gesch. d.
Sozialismus u. Kommunismus von Plato bis zur Gegenwart. 1. Teil: Bis zur
franz. Revolution (Hand- u. Lehrbuch d. Staatswissensch. I. Abt. 3. Bd.), Leipz.
1899. Andreas Voigt, D. sozialen L^topien, Leipz. 1906. Franz Stein-
müller. Die Feindesliebe nach dem natürlichen u. positiven Sittengesetz; eine
histor.-ethische Abb., T. 1 München 1909 Diss. ; vollständig als Buch Regensb.
1909. S. Randlinger, Die Feindesliebe nach dem natürl. u. positiven Sitten-
gesetz; eine historisch-ethische Studie. München 1910 Diss. Ludw. Kuhn,
Feindesüebe in alter und neuer Philosophie, Pasing 1912 Pr. Otto Frh. v. d.
Pfordten, Konformismus; eine Philos. d. normativen Werte; 3 T.: D. Grund-
urteile d. Philosophen; eine Ergänz, z. Gesch. d. Philosophie. 1. Hälfte:
Griechenland, Heidelberg 1913. Die Geschichte der Pädagogik behandeln
Friedr. Heinr. Christ, Schwarz, Friedr. Gramer (vörchrLstl. Zeit),
J. H. Krause (Griechen und Römer), K. v. Raumer (neuere Zeit), Karl
Schmidt (Geschichte der Pädagogik, Cöthen 1862 ff., neu bearbeitet von
Wichard Lange ebd. 1867 ff.), Theob. Ziegler (1895), Herm. Schiller
Zu § 4. C. Geschichte einzelner philos. Kichtungen. H*
(3. Aufl. 1894). Hierher gehört ferner die Enzyklopädie des gesamten Er-
ziehuHgs- und Unterrichtswesens, hrsg. von K. A.'Schraid, Gotha 1859—1875.
Wilh. Münch, Gedanken über Fürstenerziehung aus alter und neuer Zeit,
München 1909. Benj. May, D. Mädchenerziehung in d. Gesch. d. Pädagogik
von Plato bis zum 18. Jahrb., Erl. 1908 Diss. — Vgl. auch Hastings and
Selbie S. 13*.
V. Eeligionsphilosoph ie und Beziehungen der Philosophie zur
Religion:
Karl Friedr. Stäudlin. Geschichte und Geist des Skeptizismus, vorzüg-
lich in Rücksicht auf Moral u. Religion, Leipzig 1794 — 1795. Imman. Berger,
Geschichte d. Religionsphilosophie, Berlin 1800. J. E. T. Tafel, Geschichte u.
Kritik des Skeptizismus u. Irrationalismus. Zugleich die letzten Gründe für Gott,
Vernunftgesetz, Freiheit und Unsterblichkeit, "Tübingen 1834. A. Tyszka, .Ge-
schichte der Beweise für das Dasein Gottes bis zum 14. Jahrb., Jena 1875. Über
die Lehre vom Fatum handelt A. Vogel, Rostock 1869 Diss. John M. Ro-
bertson, A Short history of Freethought. Lond. 1899. E. Xagel, D. Probl. d.
Erlösung in d. ideal. Philosophie, Weinfelden 1900, Zürich. Diss. Edv. Leh-
mann, Mystik im Heidentum tind Christentum, Leipzig 1908. H. Schwarz.
D. Gottesgedanke in d. Gesch. d. Philos., 1. T. : von Heraklit bis Jak. Böhme
(Synthesis Bd. 4). Heidelberg 1913. Die Kultur der Gegenwart, Teil I
Abt. III, 1: Die Religionen des Orients u. d. altgermanische Religion, 2. Aufl.
Leipz. u. Berlin 1913. Fr. Macd. Cornford. From Religion to Philosophy; a
study in the Origins of Western Speciilation, London 1912. S. auch Hastings
and Selbie unter Lit. F.
VI. Ästhetik:
Robert Zimmermann, Gesch. der Ästhetik als philosophischer Wissen-
schaft, Wien 1858. Vgl. die historisch-kritischen Partien in Vischers Ästhetik
und M. Schasler, Ästhetik als Philosophie des Schönen u. der Kunst. 1. Bd.:
Kritische Geschichte der Ästhetik von Piaton bis auf die neueste Zeit, Berlin 1871.
A. Kuhn, D. Idee d. Schönen in ihrer Entwicklung bei d. Alten bis in tmsere
Tage, 2. Aufl., Berlin 1865. Fierens-Gevaert, L'histoire de l'esthetique, Revue
de l'instruction publique en Belgique 48 (1905), 8—20.
C. Geschichte einxelner philosophischer Richtungen:
K. Friedr. vStäudlin, Geschichte und Geist des Skeptixismus, und
J. E. T. Tafel, Geschichte und Kritik des Skeptizis»ius und Irrationa-
lismus, s. oben unter BV. Emile Saisset. Le scepticisme (Enesidfeme, Pascal,
Kant), 2. ed., Paris 1867. S. John Owen, EvenLngs with the Sceptics, 2 vols.,
Lond. 1881. Raoul Richter, Der Skeptizismus in der Philosophie. Bd. 1: Die
griech. Skepsis, Leipz. 1904; Bd. 2: Die Ske^asis in der Epoche der Renaissance;
die empirische Skepsis d. 18. Jahrb.: der biologische Skeptizismus im 19. Jahrh.,
Leipzig 1908. Fr. Alb. Lange, Gesch. des Materialismus und Kritik seiner
Bedeutung in der Gegenwart. Erstes Buch: Geschichte des Materialismus bis
anf Kant. Zweites Buch: Gesch. des Mat. seit Kant, Iserlohn 1866; 3. Aufl.
Leipzig 1876; 4. wohlfeile Ausg. (ohne Anmerkungen u. Register) 1882, 7. Aufl.
(biogr. Vorwort u. Einl. mit krit. Nachtrag in 2., erweitert. Bearbeit. von Herrn.
Cohen), Leipz. 1902, 8. Aufl. 1908 (modifiziert kantischer Standpunkt, s. darüber
Grundriß IV, 9. Aufl., S. 218). Jules Soury, Breviaire de l'histoire du mate-
rialisme, Paris 1881. L. Mab i 11 e au, Histoire de la philos. atomistique, Paris
1895. Otto Willmann. Geschichte des Idealismus, 3 Bde., Braunschw. 1894
bis 1897, 1. Bd. in 2. Aufl. 1907. 1. Bd.: Vorgeschichte und Geschichte des an-
tiken Idealismus, 2. Bd. : Der Idealismus der Kirchenväter und der Realismus der
Scholastiker, 3. Bd.: Der Idealismus der Xeuzeit (Thomistischer Standpunkt,
der im ersten und zweiten Band nicht besonders stört, im dritten aber das be-
sonnene, gerechte Urteil nicht aufkommen läßt. Mit dem Thomismus hängt die
bedenkliche Auffassung zusammen, daß alle Philosophie auf Religion fuße, echte
Philosophie auf der ganzen Religion, die wahre Philosophie auf der vollendeten
Religion).
12* Literaturverzeichnis.
D. Sammlungen von Abhandlungen und Einxelbeiträge allgemeineren Lihaltes :
Georg Gust. Fülleborn, Beiträge zur Gesch. der Philos., 1. bis 12. Stück,
Züllichau 1791 — 1799. Ad. Trendelenburg, Historische Beiträge zur Philo-
sophie. 1. Band: Geschichte der Kategorienlehre, Berlin 1S46. 2. Band: Vermischte
Abhandlungen, ebd. 1855, 3. Band: Verm. Abh., ebd. 1867. Ed. Zell er, Vor-
träge und Abhandlungen geschichtlichen Inhalts, Leipzig 1865 (enthaltend: 1. die
Entwicklung des Monotheismus bei den Griechen, 2. Pythagoras und die Pytha-
gorassage, 3. zur Ehrenrettung der Xanthippe, 4. der platonische Staat in seiner
Bedeutung für die Folgezeit, 5. Marcus Aurelius Antoninus. 6. Wolffs Vertreibung
aus Halle, der Kampf des Pietismus mit der Philosophie, 7. Joh. Gottlieb Fichte
als Politiker, 8. Friedr. Schleiermacher, 9. das Urchristentum, 10. die Tübinger
hist. Schule, 11. Ferd. Christian Baur, 12. Strauß u. Renan); 2. Sammlung l.bi77
(auf Gesch. der Philos. bezüglich: Eeligion u. Philos. 'bei den Römern, Alexander
u. Peregrinus, der Prozeß Galileis); 3. Samml. 18S4 (Gesch. d. Philos. betreffend:
d. L. des Aristoteles v. d. Ewigkeit der Welt, üb. die griech. Vorgänger Darwins,
über das kantische Moralprinzip u. den Gegensatz formaler u. materialer Moral-
prinzipien). G. Hartenstein, Histor.-philos. Abhandlungen, Leipzig 1870»
Philosophische Aufsätze Ed. Zeller z. seinem öOjähr. Loktorjub. gew. Leipz. 1887.
Wilhelm Dilthey, Einleitung in die Geisteswissenschaften, Bd. I, Berlin 1883.
Ernst Laas, Idealismus und Positivismus, eine kritische Auseinandersetzung,
3. T., Berlin 1880 — 1884. S. auch E. de Roberty, L'ancienne et la nouvelle
Philosophie. Essai sur les lois generales du d^veloppement de la philos., Par.
1887, Ludw. Strümpell, Die Einleitung in die Philosophie vom Standpunkte
der Gesch. der Philos., Lpz. 1886, W. Wundt, Einleitung in die Philos., Lpz.
1901, 4. Aufl. 1906 (Geschichtl. Orientierung. W. zeigt, ,,wie die Philosophie
selbst, und wie die philosophischen Probleme entstanden sind"). R. Eucken,
Gesammelte Aufsätze zur Philosophie u. Lebensanschauung, Leipzig 1903. Der-
selbe, Beiträge zur Einführung in d. Gesch. d. Philos., Lpz. 1906. W. Windel-
band, Präludien, Aufsätze u. Reden zur Philosophie u. ihrer Gesch., 5. Aufl., Tüb.
1915. Philosophische Abhandlungen, Mas Heinze zum 70. Geburtst. gewidmet
von Freunden u. Schülern, Berlin 1906. Ed. Zellers Kleine Schriften, u. Mit-
wirkung V. H. Diels u. K. Holl her. v. Otto Leuze, I— III, Berl. 1910. 1911 (der
1. Bd. u. der 1. Teil des 2. Bandes enthalten Abhandlungen z. Gesch. d. Philos.).
V. Brochard, Etudes de philos. ancienne et de philos. moderne, recueillies et
precedees d'une introd. p. V. Delbos, Paris 1912. Philos. Abhandlungen,
H. Cohen zum 70. Geb. darg., Berl. 1912. Studien z. Gesch. d. Philos., Festg.
f. Clem. Baeumker. Münster i. W. 1913. Abhandlungen aus dem Gebiete der
Philosophie u. ihrer Geschichte, Festg. z. 70. Geburtst. v. Georg Frh. v. Hert-
ling, Freib. i. Br. 1913. Festschr. für Alois Riehl zu seinem 70. Geburtstag,
Halle a. S. 1914.
E. Geschichte der philosophischen Termitwlogie und Darstellungsform :
R. Eucken, Gesch. d. philos. Terminologie, Leipz. 1878. Derselbe, Über
Bilder u. Gleichnisse in der Philosophie, Leipz. 1880. Derselbe, Zur philos. Ter-
minologie, Arch. f. Gesch. d. Philos. 1 (1888), 309-313. Otto Willmann, Die
wichtigsten philos. Fachausdrücke in hist. Anordnung, Kempten u. München 1909.
Ad. Dyroff, Über Name u. Begriff der Synteresis, Philos. Jahrb. 1912, 1—3.
A. Butler, A dictionary of philosophical terms, London 1909. Weiteres
unter J.
F. Lexikalische Werke:
Brauchbar für Philosophiegeschichte ist immer noch das enzyklopädisch-
philosophische Lexikon von Wilh. Traugott Krug, 4 Bde., Lpz. 1827 ff., sowie
auch die neueren Lexika von Ad. Franck (unter Mithilfe einer Reihe von Ge-
lehrten): Dictionnaire des sciences philosophiques, 3. tir., Par. 1885, und von
J. M. Baldwin (mit einer Anzahl Gelehrter zusammen): Dictionary of Philos.
and Psychol., Vol. I, X. Y. and Lond. 1901, viel Philosophiegeschichtliehes ent-
haltend. Ludw. Xoack, Philosophiegeschichtliches Lexikon, historisch-biogra-
phisches Handwörterbuch zur Gesch. der Philos. (philos. Biblioth.), Lpz. 1879.
Elie Blanc, Dictionnaire de philosophie ancienne, moderne et contemporaine,
Paris 1906. Dazu Suppl. au dictionn. etc., Paris 1908. Auf die geschichtl. Ent-
wicklung nehmen auch Rücksicht Fr. Kirchner, Wörterbuch der philos. Grund-
Zu § 6. Die Orientalen. 13*
begriffe (Philos. Bibl. 67. Bd.), 6. Aufl. von C. Michaelis, Leipzig 1911 und Rud.
Eisler, Wörterbuch d. philos. Begriffe, 3. völlig neu bearb. Aufl., Berlin 1910.
Derselbe, Philosophen-Lexikon. Leben, Werke und Lehren der Denker, Berlin
1911. Derselbe, Handwörterbuch d. Philosophie, Berlin 1913. Fritz Mauthner,
"Wörterb. d. Philosophie, I. IL, München u. Leipzig 1910. Jul. Reiner, Philo-
sophisches Wörterbuch, Lpz. 1912. James Hastings, Encyclopaedia of religion
and ethics edit. with the assist. of John A. Selbie and other scholars. S. auch
Pierre Bayle oben S. 3* und A. Butler S. 12* unter E.
G. Zeif Schriften :
Philosophische Monatshefte, Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philo-
sophie und Soziologie, Zeitschr. für Philosophie u. philosophische Kritik, Archiv
für Gesch. d. Philosophie (s. o.), Jahrbuch für Philos. u. spekulative Theologie,
Philos. Jahrbuch (letztere beide vom kathol. Standpunkt), Revue philosophique,
Rivista filosofica, Revue de philosophie, Revue de m^taphysique et de morale.
Revue de psychologie sociale, Annales de philosophie chr^tienne u. a.
H. Systematische Darstellungen einzelner Disziplinen und Probleme der Philo-
sophie mit eingehender Berücksichtigung der Oeschichte:
Stahl, Philosophie des Rechts nach geschichtlicher Ansicht, Heidelberg
1830 ff. u. ö. ; der erste Band: Die Genesis der gegenwärtigen Rechtsphilosophie,
3. Aufl. 1853, ist der kiitischen Betrachtung der Geschichte, besonders von Kant
bis auf Hegel, gewidmet; Immanuel Herrn. Fichte, System der Ethik, dessen
erster kritischer Teil, Leipzig 1850, die philosophischen Lehren von Recht, Staat
und Sitte in Deutschland. Frankreich und England von 1790 bis gegen 1850
darstellt; Wundt, Ethik, worin der 2. Abschnitt über die philosophischen Moral-
systeme handelt, Paulsen, System der Ethik, in dem das erste Buch den Umriß
einer Geschichte der Lebensanschauung und Moralphilosophie gibt; Fritz
Schnitze, Philosophie der Naturwissenschaft, wovon der erste Band die geschicht-
liche Entwicklung enthält. Der erste Band des Werkes von K. Hildenbrand,
Geschichte und System der Rechts- und Staatsphilosophie, Leipzig 1860, behandelt
ausführUch die Geschichte der Theorien im klassischen Altertum. Alb. Lang,
Das Kausalproblem, Köln 1904, behandelt im 1. Teil die Geschichte des Kausal-
problems. P. Sokolowski, Die Philosophie im Privatrecht, Halle 1902, 2. Bd.
ebenda 1907. Ad. Stöhr, D. Begriff des Lebens, Heidelb. 1910. Emil Lask.
D. Logik d. PhUos. u. d. Kategorienlehre, Tüb. 1911 (behandelt in Kap. 4
S. 224 ff. d. philos. Kategorien in d. Gesch. d. theoret. Philos.). Viel geschicht-
liches Material enthalten auch die rechtsphilosophischen Schriften von Warn-
könig, Röder, Rößler, Trendelenburg, Heinrich Ahrens (im ersten
Bande seines Naturrechts) und anderen ; vgl. die betreffenden historischen Artikel
(von Felix Dahn u. a.) in dem von Bluntschli und Brater herausgegebenen
„Staatswörterbuch''.
J. Arbeiten auf anderen Wissensgebieten, die auch für die Geschichte der
Philosophie von Bedeutung sind:
Rud. Hirzel, Der Dialog, 2 Bde., Leipzig 1895 (geht auch auf den philos.
Inhalt dialog. Darstellungen ein). Derselbe, Der Eid, Leipz. 1902. Ed. Norden,
Die antike Kunstprosa vom VI. Jahrh. vor Chr. bis in die Zeit der Renaissance,
2 Bde., Leipz. 1898 (wichtig für die Beurteilung der Darstelluugsform einer Reihe
von Philosophen).
Zu § 6. Die Orieutaleu. Die heiligen Schriften und Dichtungen der ver-
schiedenen orientalischen Völker mit ihren Kommentaren (Y-King, Choü-King:
Moralbücher des Confucius und seiner Schüler): — in Indien die Vedas und
die Upanishads als die Anfänge der Spekulation, ferner die Lehi-bücher der
sechs großen brahmanischen Systeme (Karmamim änsä, Brahmamiraänsä
oder Vedänta, Sänkhya, Yoga, Nyäya, Vaiseshika), die Puränas mit
ihrem kosmogonischen Inhalte, die umfangreiche buddhistische Literatur,
neben welcher neuerdings noch die der Dschainas mehr und mehr bekannt
wird; — Zoroasters Zendavesta usw., dienen uns als Quellen der Kenntnis
ihrer philosophischen Spekulationen.
14* Literaturverzeichnis.
Von neueren Werken, die über die Religion und Philosophie dieser V^ölker
handeln, nennen wir folgende: Orientalische Bibliographie 1 (1888) ff., her.
von A. Müller, später von E. Kuhn, vom 9. Bande (1896) an von Luc. Scher-
man. S. auch die Literaturberichte im Archiv f. Religionswissenschaft.
Friedr. Creuzer, Symbolik und Mythologie der alten Völker, 4 Bände, Lpz.
u^ Darmstadt 1810—1812; 2. Ausg. 6 Bände, 1819 ff.; Werke I, 1-4, ebd. 1836 ff.
K. J. H. Windischmann, Die Philos. im Fortgang der AVeltgeschiehte, Bd. I,
Abt. 1 — 4: Die Grundlagen der Philos. im Morgenlande, Bonn 1827 — 1834. Ed.
Roth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie, Bd. 1, ^lannhei.ra 1846,
2. Aufl. 1862 (Der erste Band geht auf die Spekulationen der Perser u. Ägypter,
der zweite auf die älteste griechische Philosophie. Das lebendig geschriebene
Buch fußt großenteils auf unzuverlässigen Quellen und ist voll von willkürlichen
Deutungen und allzu gewagten Kombinationen. Es enthält mehr Dichtung als
historische Wahrheit). Ad. Wuttke, Geschichte des Heidentums, 2 Bde., Breslau
1852-1853. Jul. Braun, Xaturgesch. der Sage, Münch. 1864. P. Asmus, Die
indogermanische Religion in den Haujjtpunkten ihrer Entwicklung, 1. Bd.: Indo-
germanische Naturreligion, Halle 1875; 2. Bd.: Das Absolute usw., 1877. Bei der
Stabilität orientalischer Anschauungen sind auch für die ältere Zeit Darstellungen
gegenwärtiger Zustände von Bedeutung, wie insbesondere: Les religions et les
philosophies dans FAsie centrale, par le comte de Gobineau, Paris 1865. Vgl.
Schwenks und anderer mythologische Schriften, die Essays von Max Müller
(deutsch, 4 Bde., Lpz. 1869—1876, 2. Aufl. 1879 ff.). Max Müller , Vorlesungen über
den Ursprung u. die Entwicklung der Religion mit besonderer Rücksicht auf die
Religionen des alten Indiens, übers., 2. Aufl.. Straßburg 1881, NatürUche Rehgion,
Lpz. 1890. Physische Religion, ebd. 1892, _ Anthropol. R., 1894, Theosophie oder
psychol. R., 1895. M. v. Straszewski, Üb. d. Bedeut. d. Forschung auf dem
Gebiete d. Orient. Ph. f. d. Verständnis d. geschieht!. EntAvickl. d. Ph. im AUgem.,
Vortr., Wien 1895. Wolfgang Menzel, Die vorchristliche Unsterblichkeitslehre,
Lpz. 1870 (1869), auch Max Duncker, Gesch. d. Arier (Gesch. d. Altertums
Bd. II), ferner manche Artikel in der Zeitschr. der Deutschen Morgenländischen
Gesellschaft. Die Religionen d. Orients u. d. altgerman. Religion, in: Kultur d,
Gegenwart, Teil 1, Abt. 3, 1; 2. Aufl., Leipz. 1918. Die oriental. Literaturen,
ebendort Teil 1, Abt. 7, Leipz. 1906. H. Win ekler. Die Weltanschauung des
alten Orients, Preuß. Jahrb. 104 (1901), 224—275. Derselbe, Himmels- u. Welten-
bild d. Babvlonier als Grundlage d. Weltanschauung u. Mythologie aller Völker,
Der alte Orient 1901, 39—98 (S. aber Fr. BoU in den iin Textteil S. 14 ange-
führten Arbeiten imd die Ausführungen ebenda S. 32 f.). James Lindsay, The
place and worth of oriental philosophy, Arch. f. Gesch. d. Philos. 16 (1903),
393—398.
Chinesen: G. Pauthier, Esquisse d'une histoire de la philosophie chinoise,
Paris 1864. L. A. Martin, Histoire de la morale, L: La morale chez les Chinois,
Paris 1858 u. 1862. Joh. Heinr. Plath, Die Religion u. der Kultus der alten
Chinesen, Abh. d. philos.-philol. Kl. d. k. bayer. Akad. d. Wiss., Bd. 9, Abt. 3 (1863),
731 — 969; Confucius und seiner Schüler Leben und Lehren, 4 Abteilungen,
München 1867 — 1874. y. d. Gabelentz, C. u. s. Lehre, Lpz. 1888. Confucius,
Ta-hio. die erhabene Wissenschaft, übers, u. erkl. von Reinh. v. Plänckner,
Lpz. 1875. Confucius, Tschöng-Yong, der unwandelbare Seelengrund, von dem-
selben, Lpz. 1878. J. Legge. The life and writings of Confucius, Avith critical
and exegetical notes (aus dem Werke desselben Verfassers: The Chinese classics),
London 1867. Xew-York 1870. Lao-tse, Tao te king, der Weg zur Tugend,
übers, und erklärt von Reinhold v. Plänckner, Lpz. 1870. dass. übers., eingel.
u. komment. von V. v. Strauß, Lpz. 1870. Confucius et Mencius (Mengtse),
Les quatre livres de philos. morale et politiqtie de la Chine. Traduits du Chinois
par M. G. Pauthier, Paris 1874. Ernst Faber, Die Grundgedanken d. alten
chines. Sozialism. oder d. L. des Philos. Mi eins, zum ersten Male vollständig
aus den Quellen dargelegt, Elberf. 1877; ders., Der Naturalismus bei den alten
Chinesen oder die sämtl. Werke des Philos. Licius, zum ersten Male vollständig
übers, u. erklärt, ebd. 1877; ders., eine Staatsl. auf ethisch. Grundlage, oder Lehr-
gang des chin. Philos. Mencius, Lpz. 1870. J. Legge. The life and works of
Mencius. With essays and notes, London 1875 (Vol. II des Werkes: The Chinese
classics). Thai-Ejh-Thu, des Tscheu-tsi Tafel des Urprinzips mit Tschu-his
Kommentar hrsg. von Ge. v. d. Gabelentz, Dresden 1876. Grube, Ein Bei-
trag zur Kenntnis der chines. Philos. Tung-su des Ceu-tsi, Lpz. 1882. .1. M. de
Zu § 6. Die Orientalen. J5*
Oroot, The relig. system of China, its ancient forms, evolution, history and
])resent aspect etc., vol. V, book 2. part. 2. 3, Leiden 1907. F. Farjenel, La
morale chiuoise, Paris 1906. K u n g f u t s e -Gespräche (Lunyü), aus dem Chinas,
verdeutscht u. erläut. von Rieh. Wilhelm, Jena 1910. K Stube, Lao-tse,
Reügionsgesch. Volksbücher 3. Reihe 16. Heft, Tübingen 1912 (hier S. 32 Lite-
ratur'). Heinr. Mootz, Die chinesische Weltanschauung, dargest. auf Grund d.
eth. Staatslehre d. Philos. Mong dse, Straßb. 1912. Th. Bonner, Alte asia-
tische Gedankenkreise (vergleichende u. kritis. Betracht, v. sinolog. Standp. über
älteste babylon., indogerman. u. chines. Geistesbestrebungen u. Geistesgebilde),
Berlin-Steglitz 1912. W. Grube, D. chines. Philosophie, in: Kultur d. Gegen-
wart, Teill, Abt. 5; 2. Aufl., Lpz. 1913.
Inder: Jahresberichte s. unten zu § 7. Von Schriften allgemeinen
Inhalts, welche indische Religion und Philosophie berühren, seien er-
wähnt: Chr. Lassen, Indische Altertumskunde, 4 Bde., Lpz. 1847 — 1861,
1. Bd. in 2. Aufl. 1866, 2. Bd. 1873. Leopold von. Schröder, Indiens
Literatur und Kultur in historischer Entwicklung, Lpz. 1887. Mas Müller,
Beiträge zur Kenntnis der indischen Philosophie, Zeitschrift d. D. M. G.,
Bd. 6 u. 7, History of ancient sanskrit Literature, 2. ed., Lond. 1860. Th. Ben-
fey, Indica, in Ersch u. Grubers Enzyklopädie. A. Weber, Akad. Vorlesungen
über ind. Literaturgesch., Berlin 1852, 2. Aufl. 1876. H. H. Wilson, Essays
and lectures on the religions of the Hindus, coUected and edited by R. Rost,
Lond. 1861, 1862. Monier Williams, Indian Wisdom, Lond. 18v 6 (behandelt
nicht nur die brahmanische Philos., sondern alle wichtigeren Zweige der Sanskrit-
Literatur) ; ders.. Brahmanism and Hinduism, 4. ed., Lond. 1891. A. Barth,
Les reügions de Finde, Par. 1879. Max Müller, The six Systems of Indian
philnsophv, Lond. 1903. Ad. Dvroff , Eine indische Ästhetik, Arch. f. Gesch.
d. Philos.' 18 (1905), 113—134. G. Jacobi, Zur Frühgeschichte der indischen
Philosophie, Sitz. d. Berl. Akad. 1911 Kr. 35. H. W. Schomerus, Der Caiva
Sid thanta, eine Mystik Indiens, Leipzig (in Vorher.). Religiöse Stimmen der
Völker her. v. Walt. Otto; darin: die Religion d. alten Indiens, 4 Bde., Jena.
Herrn. Oldenberg, Die indische Philosophie, in: Kidtur d. Gegenwart, Teil 1,
Abt. 5; 2. Aufl., Lpz. 1913. Derselbe, Die indische Religion, ebenda, Teil 1,
Abt. 3, 1; 2. Aufl., Leipzig 1913. R. Pischel, Die indische Literatur, ebenda
Teil 1, Abt. 7, Lpz. 1906. L. Suali, Introduz. allo studio deUa filos. Indiana,
Pavia 1913. S. auch M. Horten, Der Skeptizismus des Sumanija nach der
Darst. des Räzi 1209 t ; ein Beitrag zur Gesch. der philos. Bewegung im Islam
u. ihrer Beziehung zu Indien, Arch. f. Gesch. d. Philos. 24 (1911), 141 — 166.
P. Deussen, Allg. Gesch. d. Philos. s. oben S. 6* f.
Zu den einzelnen indischen religiösen und philosophischen Systemen seien
genannt: Rig-Veda, übersetzt von H. Grassmann, 2 Teile, Leipzig 1876;
übersetzt, mit Kommentar u. Einleitung, von A. Ludwig, 5 Bände, Prag 1876
bis 1883. H. T. Colebrooke, Essays on the Vedas a. on the philosophy of the
Hindus, in den Miscellaneous Essays, Vol. I, Lond. 1837, neue Aufl. 1873, deutsch
teilweise von Poley, Lpz. 1847, besondere Aufl. d. Ess. on the rel. and phil. of
the H., Lond. 18.58. A. Kägi, Der Rigveda, Lpz. 1881 (sehr gut zur Orientie-
rung). Lucian Scherman, Philosophische Hymnen aus der Rig- u. Atharva-
Veda-Sahitä verglichen mit den Philosophemen der ältesten Upanishads, Straßb.
1887. Edm. Hardy, D. indisch-brahmanische Relig. des alt. Indiens, Münster
1893. H. W. Wallis, The cosmology of the Rigveda, London 1857. J. Muir,.
Original Sanski-it Texts, Vol. III (the Vedas: Opinions of their authors and of
later Indian writers on their origin, Inspiration and authority), 2. ed., London
1863. Hermann Oldenberg, Religion des Veda, Berlin 1895. Derselbe,
Vedaforschung, Stuttgart und Berlin 1905. Die Anfänge der eigentlichen
Philosophie sind in den auch noch zum Veda gerechneten L'panishads ent-
halten. L^panishad gehört zu dem Verbum upa-nishad sich nahen (einem
Lehrer) oder sich ihm zu Füßen setzen (um von ihm belehrt zu werden)
und bezeichnet die so empfangene Lehre, zuerst eine Geheimlehre, dann die in
den verschiedenen vedischen Schulen aufgezeichneten Schriften, welche diese
Lehren überliefern. Sie enthalten nicht systematische Philosophie, sondern einzelne
Gedankenreihen, hauptsächlich über das einzig Seiende, das Brahma, und den
Kern alles Seins, den atman, sie suchen die eigentliche, letzte Wahrheit haupt-
sächlich für den Menschen und sein geistiges Wesen. Sie wurden in Europa zu-
erst bekannt durch Anqiietil Duperrons Werk Oiipnekhat (id est, secretum
2(5* Literaturverzeichnis.
tegendum), Straßburg 1801, eine lateinische Übersetzung einer persischen Über-
setzung von fünfzig der wichtigsten Upanishads. Aus diesem Werke lernte sie
Schopenhauer kennen. Einige Upanishads ins Englische übersetzt zu den Aus-
gaben in der „Bibliotheca Indica" (Calcutta), die ältesten und wichtigsten ins
Englische übersetzt von M. Müller in Sacred Books of the East, Vol. 1 u. 15,
zwei davon kritisch ins Deutsche übersetzt von O. Böhtlingk, Lpz. 1889, vgl.
auch Berichte der Sachs. Gesellsch. d. W. 1890. An Duperrons Werk knüpfte
an: A. Weber, Indische Studien, Bd. I ff., Berlin (später Leipzig) 1850 ff.
P. Regnaud, Materiaux pour servir ä l'histoire de la philosophie de l'Inde,
Paris 1876 (behandelt die Upanishads). Paul Deussen, Sechzig Upanishads des
Veda, a. d. Sanskr. übers, u. m. Einleit. u. Anmerkung, versehen, Lpz. 1897; der-
selbe. Allgemeine Geschichte der Philosophie, 1. Bd., 1. u. 2. Abt., s. „ob. S. 6* f.
Der Verf. flicht in sehr dankenswerter Weise in seine Darstellung die Übersetzung
vieler poetischer und prosaischer Stücke ein, gibt auch als ,. Episode" eine solche
des Prasthänabheda von Madhusüdana („Mannigfaltigkeit der Methoden"), eine
Übersicht über die philosophische Literatur der Inder, vielleicht erst aus dem
17. Jahrh. n. Chr. stammend. Ders., Outlines of Indian philosophy, 1900; ders.,
On the philosophy of Vedanta in its relation to the Occidental Metaphysics,
Bombay 1893; ders., Das System des Vedänta, nach den Brahma-Sütras des Bä-
daräyana und dem Kommentar des Sankara über dieselben, Lpz. 1883 (Saükara
lebte im 8. od. 9. Jahrh. n, Chr.); ders.. Die Sütras des Vedänta od. die Särlraka-
Mimänsä des Bädaräyana nebst d. voUständ. Komment, des Sankara, aus d.
Sanskr. übers., Lpz. 1887. Eine englische Übersetzung von G. Thibaut in den
Sacred Books of the East, vol. 34. 38. Major G. A. Jacob, A Manual of Hindu
Pantheism. The Vedantasära, Lond. 1881. The Brahma Sütras (Vedänta), transl.
into English by Rev. K. M. Banerjea, Calcutta 1870 ff. (Bibl. Ind.). Sadänandas
Vedantasära, sanskrit und deutsch in Otto Böthlingks Sanskrit-Chrestomathie,
3. .\ufl., her. v. R. Garbe, Lpz. 1909. G. Thibaut . The Arthasamgraha,an elementary
treatise on Mimansa, Benares 1882. J. R. Ballantyne, The Sankhya Apho-
risms of Kapila translated, Calcutta 1865 (Bibliotheca Indica). Chr. Lassen,
Gymnosophista sive Indicae philosophiae documenta, Bonn 1832 (Sänkhya).
John Davies, Hindu Philosophy. The Sankhya Karika of Iswara Krishna.
Lond. 1881. R. Garbe, D. Mondschein der Sämkhya- Wahrheit, Münch. 1892;
Die Sämkhyaphilosophie, eine DarsteU. d. indisch. Rationalismus, Lpz. 1894;
Sämkhya u. Yoga, Grundr. d. indoarisch. Philol., 3 Bd., 4 H., Straßb. 1896, u. a.
Werke dess. Verfassers. Sadajiro Sugiüra, Hindu Logic as preserved in China
and Japan, Publications of the L'niversity of Pennsylvania, Philad. 1900. The
Yoga, Aphorisms of Patanjali with the commentary of Bhoja Raja and an english
translation by Rajendralala Mi tra, Calcutta 1883. D. psychol. Seite des Yoga
kehrt heraus D. Marcus. Die Yoga-Philosophie nach dem Räjamärtanda, Halle
1&S6. The Aphorisms of the Nyaya, 4 Hefte, bv J. R. Ballantyne, Allahabad
1850—1854. E. Windisch, Üb. d. Nyäyabäshya.'üniv. Pr., Lpz. 1889. E. Röer,
D. Lehrsprüche der Vaiseshika-Philosophie v. Kanada, a. d. Sanskr. übers, u.
erl., Ztschr. der Deutsch-Morgenl. G. 21 (1866), 309-420. A. Winter, Die
Saptapadarthi des Siväditya, Ztschr. d. D. M. G. 53, 328 ff. H. Jacobi, Die
indische Logik, in.d. Nachricht, d. K. G. d. Wissensch. zu Göttingen a. d. J. 1901.
E. Windisch, Über die brahmanische Philosophie, in der Zeitschr. „Im
Neuen Reich", 1878 No. 21; ders., Über d. Sitz der denkenden Seele bei Indern
u, Griechen, in d. Berichten d. Sachs. Gesellsch. d. W. 1892. P. Regnaud,
Etudes de Philosophie Indienne, Rev. philos. (ed. Ribot), 1876—1879. Goblet
d'Alviella, Ce que Finde doit a la Grfece, Paris 1897. A. W. v. Schlegel,
Bhagavad Gita, i. e. {^eojieaior ^lüog, Bonn 1823. W. v. Humboldt, Über die
unter dem Namen Bhagavad-Gita bekannte Episode des Mahabharata, Berlin 1826.
Bhagavad-Gita od. das Lied der Gottheit, übers, von Boxberger, Berlin 1870,
auch von Lorinser, der christl. Einfluß annimmt. Ph. Colinet, La Th^odicöe
de la Bhagavadgita, Par. 1885. The Arthasamgraha byLaugäkshi Bh.askara,
Benares 1882. The Sarva-Darsana-Samgraha by Madhava Acharija, transl.
by Cowell and Cough. London 1894. The Tarka- Samgraha of Annambhatta
by Athalyi-Bodai. Bombay 1897. Nyäyakosa or Dictionary of the technical
terms of the Nyaya philosophy by Bhimächärya. 2. edit., Bombay 1893.
Rieh. Garbe, Bhagavadgita, aus d. Sanskrit übers, mit einer Einleitung
über ihre ursprüngl. Gestalt, ihre Lehren und ihr Alter, Leipzig 1905. Vedanta-
Philos., herausg. von E. A. Kernwart, Leipzig 1906—1908. Charles John-
Zu § G. Die Orientalen. 17*
ston, Die Vedanta-Philosophie, Berlin 1907. H. Oldenber^, Vedaforschung,
Stuttg. 1905. Derselbe, Indien u. d. Religionswiss., ebenda 190G. L. v. Schroeder,
Mysterien u. Mimus im Rigveda, Leipz. 1908. Die Uttarä-Gita od. d. Initiation
Arjunas durch Sri Krislina in Yoga u. Inäna, deutsche Ansg. von E. A. Kern-
■\vart, Leipz. 1907. Bloomfield, The religion of the Yeda, the ancient religion
of India, New York 1908. T. W. E. Davids, Early Buddhism, London ]908.
S. A. Desai, A study of the Indian philosophy, London 1907. P. Deussen,
Outlines of Indian philosophy with an appendix on the philos. of the Vedänta in
its relatiotis to occident. metaphys., Berl. 1907. J. M. Mitchell, Great religions
of India, Lond. 1905. Die Bhagavad Gita etc. ins Deutsche übertr. u. mit erläut.
Annierk. usw. vers. v. Frz. Hartmann, Leipz. 1907 — nach der 6. amerikan.
Aufl. d. V. Will. Q. Judge veröff. Ausg. in d. deutsche Spr. übertr. v. Cour.
Joh. Glückselig, Nürnberg 1905. Annambhattas Tarkasaingraha, ein Kompen-
dium der Dialektik und Atomistik mit des Yerifassers eigenem Kommentar, ge-
nannt Dipikä. Aus dem Sanskrit übers, v. E. Hultzsch, Berlin 1907, Abh.
■d. Ges. d. Wiss. zu Gott., phil.-histor. Kl., N. F. Bd. 9, No. 5 (im Vorwort Lite-
raturangabe). Die Tarkakaumudi des Laugäkshi Bhäskara. Aus dem Sanskrit
übersetzt von E. Hultzsch (Zeitschr. d. Deutschen Morgenl. Ges., Bd. 61,
S. 763). Herrn. Jacobi, The Date of the Philosophical Sütras of the Brahraans,
Journ. of the Amer. Orient. Soc. vol. 31, part. 1 (1910). H. Oldenberg, Die
Lehre der Upanishaden u. d. Anfänge d. Buddhismus, Gott. 1915.
Übersetzung alter buddhistischer Texte in Sacred Books of the East,
voll. 10. 11. 13. 17. 20. 21. 35. 36. 42. Die kanonische Literatur des Buddhismus
M'ird von der PäliText Society, London, seit 1882 herausgegeben. C. Warren ,
Buddhism in translations, Harvard Oriental Series, vol. 3, Cambr.-Mass. 1896.
Während diese Übersetzung auf die südbuddhistische Paliliteratur geht, beschäftigen
«ich die Buddhist Text Society in Calcutta, seit 1893, und die Bibliotheca
Buddhica in St. Petersburg, seit 1897, namentlich mit der nordbuddhistischeu Lite-
ratur. Burnouf, Introduction ä l'histoire du bouddhisme Indien, Paris 1814
{auf nordindische Quellen gestützt), 2. ed., 1876. T. W. Ehys Davids, Buddhism,
being a sketch of the life and teachings of Gautama the Buddha, Lond. 1878
•(bes. auf die ceylonesische Pali-Literatur gestützt, sehr gut zur Einführung), ins
Deutsche übers, von A. Pfungst, Leipzig (Reclam) 1889. AV. Wassiljew, Der
Buddhismus, seine Dogmen, Geschichte und Literatur. Aus dem Russischen übers,
(von A. Schiefner), Lpz. 1860 (chinesische, tibetanische Quellen). S. Beal, The
Roman tic Legend of Sakya Buddha from the Chinese Sanscrit, Lond. 1875. Bi-
gaudet, The lifeor legend of Gaudama, the Buddha of the Burmese, 3. ed. Lond.
1880. Barthelemy St. Hilaire, Bouddha et sa Religion, 3. ed. Paris 1866.
C. F. Koppen, Die Religion des Buddha, 2 Bde., Berlin 1857—1859. Jam. de
Alwis, Buddhism, its origin, history and doctrines, its seriptures and their lan-
guage, London 1863. Emil Schlagintweit, Über den Gottesbegriff des Bud-
dhismus, Sitzungsber. der bayr. Akad. der Wiss. 1 (1864), 83—102. R, S. Hardy,
Eastern Monachism, Lond. 1850. The Legends and Theories of the Buddhists
compared Avith History and Science, with introductory Notices of the life and
System of Gotama Buddha, Lond. 1867. A Manuel of Buddhism in its modern
development, 2. ed., Lond. 1880. Max Müller, Über den Buddhistischen
Nihilismus, Vortrag, Kiel 1869. Täranatha, Geschichte des Buddhismus in
Indien, aus dem Tibetan. übersetzt von Ant. Schiefner, Lpz. 1869. A. Bastian,
Die Weltauffassung der Buddhisten, Vortrag, Berlin 1870. E. Senart, Essai sur
la legende du Buddha, Par. 1875, 2. ed. 1882 (faßt die Buddhalegende mythisch).
Herm. Oldenberg, Buddha, sein Leben, seine Lehre, seine Gemeinde, Berlin
1881, 5. Aufl. 1906. O. sucht den ursprüngl. Kern in Legende und Lehre herzustellen
und bestreitet die Herkunft des Buddhismus aus dem Sänkhya, welche namentlich
zu beweisen versucht hatte H. Jacobi, Der L'rsprung des Buddhismus aus dem
Sänkhya- Yoga, Nachricht, d. kgl. Gesellsch. d. W. zu Götting. 1896, 43 ff., Ztschr.
d. D. M. G. 52, 1 ff. S. Beal, Abstract of four Lectures on Buddhist Literature
in China, Lond. 1882. Hnr. Kern, Der Buddhismus u. seine Gesch. in Indien,
übers, aus dem Holländisch., Lpz. 1882 — 84 (die vollständigste Darstell, der
buddhist. Tradition ; die astronomisch-mythische Auffassung des Verf.s ist nur in
■den Anmerkungen niedergelegt); ders., Manual of Indian Buddhism, Straßburg 1896.
R. Seydel, Das Ev. von .Fesu in sein. Verh. zu Buddha-Sage u. Buddha-Lehre,
Lpz. 1882; ders., D. Buddha-Legende u. das Leben Jesu nach den Evangelien,
Ueberweg, Grundriß I. b
lg* Literaturverzeichnis.
Lpz. 1884, 2. Aufl. 1897. Edm. Hardy, Der Buddhismus, Münster i. W. 1890;
Monier Williams, Bnddhism in its connexion with Brahmanism and Hindüism
and in its contrast with Christianity, Lond. 1889. Jos. Dahlmann, S. J.,
Nirvana, e. Studie üb. d. Buddhismus, Berlin 1896. Waddel, The Buddhism of
Tibet or Lamaism, Lond. 1895. E. Windisch, Mara luid Buddha. Abh. d.
Kgl. S. Gesellsch. d. W. 15 (Lpz. 1895); derselbe, Die Komposition des Maha-
vastu; ein Beitr. z. Quellenk. d. Buddhismus, ebenda 27 (1909); derselbe, Buddhas
Geburt u. die Lehre v. d. Seelen^vanderung, ebenda 26 (1908). Th. Achelis,
Zur buddhistischen Psycholoo:ie, Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos. 18, 3b5.
R. Pischel, Bruchstücke d. Sanskritkanons d. Buddhisten aus Idykutsari,
Chinesisch-Turkestan, Sitz. d. Berl. Akad. 1904, 807— 827; derselbe, Xeue Bruchst.
usw., ebenda 1138—1145. Ü. Sehr ad er, Wille u. Liebe in der Lehre Buddhas,
2. Aufl., Berlin 1905. Jatakam, D. Buch d. Erzählungen aus früheren Existenzen
Buddhas, aus dem Pali z. ersten Male vollst, ins Deutsche übers, v. Jul. Dutoit,
Leipzig 1905 ff. S. Kuroda, Mahäyana. Die Hauptlehren des nördlichen
Buddhismus. Deutsche Ausg. v. K. B. Seidenst ücker, Leipzig 1904. Jul.
Dutoit, Das Leben d. Buddha, eine Zusammenst. alt. Berichte aus d. kanon.
Schriften d. südl. Buddhisten. Aus d...Pali übers, u. erl., Lpz. 1906. B. Näna-
tiloka, Das Wort d. Buddha. Eine Übersicht üb. d. ethisch-philos. System d.
Buddha in d. Worten d. Sutta Pitakam d. Piili-Kanons nebst Erläut. v. K. Seiden-
stück er, Leipz. 1906. E. Pischel, Leben u. Lehre des Buddha, Leipz. 1906,
2. Aufl. y. H. Lüders (Aus Xat. u. Geistesw. 109), Leipz. 1911. Frdr. Streißler,
D. Buddhismus, Lpz. 19i}6. Heilige Schriften d. Buddhisten, deutsch v. Karl
Seidenstücker, L, Leipz. 1907. P. L. Xarasu, The essence of Buddhism,
Lond. 1907. D. T. Suzuki, Outlines of Mahäyana Buddhism., Lond. 1907.
Der Buddhist. L'nabh. deutsche Monatsschr. f. d. Gesamtgeb. d. Buddhismus.
Her. u. redig. v. K. B. Seidenstücker, Jahrg. I. II, Leipz. 1905/07. Buddhos
Gotama Reden aus d. Sammlung d. Bruchstücke Suttanipato d. Pali-Kanons,
übers, v. Karl Eng. Neu mann, Leipz. 1905. Buddhos Gotamo Reden, aus d.
längeren Sammlung Dighanikayo des Pali-Kanons übers, v. Karl Euo;en Neu-
mann, München 1907. Khuddaka-Patho, Kurze Texte aus d. buddhistischen
Päli-Kanon, übers, v. Karl Seidenstücker, Breslau. Prdi- Buddhismus in
L'bersetzungen. Texte aus dem buddhistischen Pali-Kanon und dem
Kammaväcam, aus dem Päli übersetzt nebst Erläuterungen von Karl
Seidenstücker, Breslau 1911. M. Walleser, Die buddhistische Philo-
eophie in ihrer gesehichtl. Entwicklung, Heidelberg 1904 — 1912. H. L. Held,
Buddha, sein Evangelium u. seine AiLslegung, IMünchen u. Leipz. 1911. Nikäya
The Majjhima, The first fifty discourses from the collection of the medium-length
discourses of Gotama the Buddha. Freely rendered and abridged from the
Päli by the Bhikkhu Siläcära, vol. 1 part. 1. 2 (Veröff. d. deutschen Pali-
Gesellsch. Xr. 6 part. 2), Breslau 1912. M. Winternitz, Gesch. d. indischen
Liter.. 2. Bd. 1. Hälfte: Die buddhistische Liter. (Die Literaturen des Ostens in
Einzeldarstellungen, 9. Bd.), Leipz. 1913. Buddho Gotamo, Das Satipatthana-
Suttam; die Rede d. B. über d. Grundlagen des Eingedenkseius (Majjhima Xikäyo
Xr. 10), übers, u. ra. Anm. vers. v. Jul. v. Ott (Veröff. d. deutschen Päli-Ge-
sellsch.), Breslau 1913. Bhikkhu Siläcära, Das Ichproblem im Buddhismus;
ein Vortrag, übers, v. Alfr. Eichelberger, Breslau 1913. Die Fragen des Milindo,
ein histor. Roman, enthaltend Zwiegespräche zw. einem Griechenkönige u. einem
buddhist. Mönche üb. d. wichtigsten Punkte d. buddhist. Lehre. Aus d. Päli z.
ersten Male vollst, ins Deutsche über.s. v. Bhikkhu Xyäuatiloka (Veröff. aus
d. Gebiete d. Päli-Buddhismus [neue Folge d. Veröff. d. deutschen Päli-Gesell-
schaft]), Breslau 1914. Über den japanischen Buddhismus handelt H. Haas in:
Kultur d. Gegenwart, Teil 1 Abt. 3, 1; 2. Aufl. Leipz. 1913. Zeitschrift: Maha-
bodhi- Blätter, eine Zweimonatschrift für Buddhismus, Leipzig 1912 ff. Jakres-
herichte s. o. S. 14% unten zu § 7.
Die Philosophie wird auch berührt durch das Tanträkhyäyika, (Fürstenspiegel
und Lehrbuch der Staatskunst). Es ist Gegenstand folgender Schriften:
J. Hertel, Tanträkhyäyika, Die älteste Fassung des Paiicatantra, aus d. Sanskrit
übers., 2 Teile, Leipz. 1909; derselbe, „Das Pancatantra, seine Geschichte u. seine
Verbreitung, Leipz. 1913; derselbe. Über das Tanträkhyäyika, die kasmirische
Rezension des Pancatantra, Abh. d. sächs. Ges. d. 'Wiss.'philol.-hist. Kl. 1904
Xr. 22; derselbe, Das südliche Pancatantra, ebenda 1906 X^r. 24.
Zu § 6. Die Orientalen. 19*
Für die Lehre der Dschaina s. H. Jacobis Übersetziingen v. kanonisch.
BB. derselb. in Saered Books of the East, voll. 22. 45. Über das Verh. der
Dschaina zu den Buddhisten ist lehrreich die Einleitung von H. Jacobi zu:
The Kalpasutra of Badrabähu, Lpz. 1879. G. Bühler, Üb. d. indische Sekte der
Dschaina, Vortrag in d. Sitz. d. K. Akad., 26. Mai 1887, Wien. Verschiedene
Arbeiten von E. Leumann, z. B. in d. Ztschr. d. D. M. G., Bd. 46.
Lanier: Der Zendavesta — auch bloß Avesta ■= Grundtext, Zend = Aus-
legung — , Sammlung der alten ReUgionsbücher der Iranier, soweit sie in ßesten
noch vorhanden, zuerst in französischer Übersetzung von Anquetil-Duperron,
1771, herausgegeben; im Urtext von Friedr. Spiegel, Leipz. 1858—1863, Karl
Geldner, 3 Tle., Stuttg. 1886 — 1895. Übersetzung von Spiegel, Wien 1852
bis 1863, von D armesteter und Mills in den Sacred Books of the East
Vol. 4. 23. 31. W. Jackson, Zoroaster, the prophet of ancient Iran, NeAV York
1899. J. G. Rhode, Die heilige Sage oder das gesamte Religion ssystera der
alten Baktrer, Meder u. Perser oder des Zendvolks, Frankfurt a. M. 1820.
Abel Hovelacque, L'Avefeta Zoroastre et le Mazd^isme 1., Par. 1878 (hierin
besprochen Les etudes sur l'Avesta depuis Burnouf jusqu'a nos jours). James
Darmesteter, Ormuzd et Ahriman. Leurs origines et leur histoire (in Biblio-
th&que de l'ecole des hautes etudes), Par. 1877; ders., Le Zend-Avesta (übersetzt u.
erklärt), 3 vols., Par. 1892 — 1893. Hang, Essays on the sacred language,
writings and religion of the Parses, 3. Aufl. Lond. 1884. Brodbeck, Zoroaster,
Ein Beitr. zur vergl. Gesch. der Religionen und philos. Systeme des Morgen- und
Abendlandes, Lpz. 1893. K. F. Geldner, Die neunte Gätha d. Zarathushtra
u. d. Honover als Probe einer vollst. Übers, d. zarathushtrischen Reden, Sitz. d.
Berl. Akad. 1904, 1081—1097. S. A. Kapadia, Teachings of Zoroaster and
philosophy of Parsi religion, London 1905. L. H. Whitney, Life and teachings
of Zoroaster the great Persian, Chicago 1905.
Äcjypter : Über die ägyptischen Religionsanschauungen handeln neben den
grundlegenden älteren Werken von K. R. Lepsius, Das Totenbuch der Ägypter,
Leipz. 1842; Die ägyptischen Götterkreise, Berlin 1851, Chr. K. Josias v. Bunsen,
Ägyptens Stelle in der Weltgeschichte, Hamburg und Gotha 1845 — 1857, nament-
lich die neueren Arbeiten von Ed... Meyer, Gesch. d. Altertums, I 2*, Stuttg.
u. Berl. 1913, Geschichte des alten Ägypten, Berl. 1887, sowie von G. Maspero,
Etudes de mythol. et archeol. egyptiennes, I, II, III. Par. 1893 — 1898. Vgl. auch
noch P; Le Page Renouf, Vorlesungen über Ursprung u. Entwickl. d. ReUg. d.
alten Ägypter, Übers., Lpz. 1881. H. Brugsch, Relig. u. Mythol. der alten
Ägypter nach den Denkmälern, I, Lpz. 1884 — 1888, Alfr. Wiedemann, Religion
der alten Ägypter, Münster 1889, Amölineau, La morale ^gyptienne quinze
sifecles avant notre fere, Bibliothfeque de l'Ecole des hautes etudes 88, Par.
1892. G. Maspero, Histoire de rOrient classique, I— III, Par. 1895—1899.
A. Er man, Ägypten und ägyptisches Leben im Altertum, Tübingen 1885/88.
Derselbe, Die ägyptische Religion, 2. Aufl. 1909. Ch. W ad dington, Les idees
morales dans l'antique Egypte, in des Verfassers Werk: La philosophie ancienue
et la critique historique, Paris 1904, p. 12 — 48. Herm. Schneider, Kultur u.
Denken d. alten Ägypter (Entwicklungsgesch. d. Menschh. Bd. 1), Leipzig 1907.
Vielfach wird die religiös-philosophische Entwicklung Ägyptens namentlich der
hellenistischen Zeit in mehreren der zu § 7 G VII angeführten Werke, ins-
besondere denen Reitzensteins, berührt.
Juden: Über die jüdischen Religionsanschauungen handeln u. a. De Wette,
Beiträge zur Einl. ins Alte Testament, 2 Bde., Halle 1806, 1807, W. Vatke, D. bibl.
Theologie wissensehaftl. dargestellt, Berl. 1835, H. Ewald, Gesch. des Volkes
Israel, Götting. 1843 ff., 3. Aufl. 1864, A. Kuenen, Histor. kritische Einleit. i. d.
Bb. des a. T., aus d. Holländischen, Lpz. 1886, 1887, ders., Godsdienst von Israel,
2 Bde., Harlem 1869, 1870, Wellhausen, Prolegomena zur Gesch. Israels, 3. Aufl.,
Berl. 1886, E. Reuss, Gesch. d. heilig. Sehr. d. A. T., Braunschw. 1881, Stade,
Gesch. d. Volkes Israel, Berl. 1881—1888, R. Smend, Lehrb. der alttestamentl.
Religionsgesch., Frbg. i. Br. 1893, Rud. Kittel, Gesch. d. Volkes Isr., 2. Aufl. Gotha
1909—1912, Herm. Guthe, Gesch. des Volkes Isr., Freib. i. B., Leipz., Tüb. 1899,
J. Wellhausen, Die israelitisch-jüdische Religion. Kultur d. Gegenwart Teil 1
Abt. 4. 2. Aufl. Leipzig 1909 (hier auch frühere Lit.), Ad. Franck, La Kab-
bale ou Philosophie religieuse des Höbreux, nouv. edit., Paris 1889, Ch. Wad-
dington, La Kabbale, in: La philos. anc. et la crit. histor., Paris 1904, S. 341
bis 355 (Rezens. d. Buches von Ad. Franck, zuerst 1889 im Journ. d. Deb. er-
20* Literaturverzeichnis.
schienen). Über die jüdische Reflexion unter dem Einfluß der griechischen Philo-
sophie., s. unten d. Lit. zur jüdisch-hellenistischen Philosophie.
Über die jüdische Angelologie und Dämonologie in ihrer Abhängigkeit vom
Parsismus handelt insbesondere Alexander Kohut in d. Abhandl. für Kunde
des IMorgenlandes, hrsg. von Herrn. Brockhaus, auch bes. abgedruckt, Lpz. 1866.
Zu i; 7. Die Ouellen uud Hilfsmittel unserer Keuntuis der Philosophie
der Grieclieii.
I. Quellen (Textteil S. 17—31).
A. Direkte Quellen (erhaltene Schriften und Fragmente der
Philosophen). Die Literatur darüber ist jeweilen unter den betreffenden
Philosophen verzeichnet.
B. Berichte (Textteil S. 17 ff. bis 19 ff.).
Allgemeines : Die weitverzweigte philosophische Literatur über die in Betracht
kommenden antiken Schriftsteller kann hier nicht in auch nur annähernder Voll-
ständigkeit verzeichnet werden. Verwiesen sei auf die Prolegomena zu Diels
Doxographi Graeci (Textteil S. 18; grundlegend nicht nur für die im engsten
Sinne doxographische Literatur), die Angaben über die einzelnen Autoren bei
Susemihl, Gesch. d. griech. Lit. in d. Alexandrinerzeit, Christ-Schmid,
Gesch. d. griech. Literatur, u. die Artikel der Pauly-Wissowa-K rollschen
Kealenzyklopädie.
Piaton und Aristoteles als Quellen für frühere und gleichzeitige Philosophen
(Textteil S. 19): E. Zeller, Piatos Mitteilungen über frühere und gleichzeitige
Philosophen, Arch. f. Gesch. d. Philos. 5 (1892), 165—184 = Kl. Sehr. II S. I
bis 19. A. J. af Sillc'n, Piatonis de antiquissima philosoj^hia testimonia, Upsala
1880. A. Emminger, Die vorsokrat. Philosophen nach den Berichten des
Aristoteles, VVürzburg 1878. Steffens, Welcher Gewinn f. d. Kenntnis d. griech.
Philos. von Thaies bis Piaton läßt sich aus d. Schriften d. Aristoteles schöpfen ?
Zeitschr. f. Philos., Bd. 67. 68. 69. J. Burnet, Earlv Greek philosophy« p. 419 f.
(S. 329 d. Übers.). O. Gilbert, Arch. f. Gesch. d. Philos. 22 (1909j, 28-49;
145—165; PhUol. 68 (19U9), 368 ff.; Gott. gel. Anz. 1909, 1002 ff.
Besondere Oruppen der Berichte:
a) Biographie (Textteil S. 17. 20 ff.) einschließlich der der
Biographie dienenden chronologischen und anderweitigen Vor-
arbeiten: Überall zu vergleichen: Fr. Leo, Die griech. -röm. Biographie nach
ihrer literar. Form, Leipz. 1901. Die Literatur zu den im Textteil S. 17. 20 ff.
genannten Einxelviten s. unter den Philosophen, deren Leben beschrieben wird,
und den philosophischen Verfassern der Lebensbeschreibungen.
Apollodor: H. Diels, Chronol. Untersuchungen über Apollodors Chronika,
Rhein. Mus. 31 (1876), 1 ff. (grundlegend für die Chronologie d. antiken Philo-
sophen, wichtige Feststellungen über die den Ansätzen d. Apollodor zugrunde
liegende Methode). G. F. Unger, Die Chronik d. Apollodoros, Philol. 41 (1882),
602 ff . (verfehlt). Weiteres bei Lortzing, Jahresber. üb. d. Fortschr. d. klass.
Altertumswissensch. 96, S. 193 ff. W. A. Baehrens, Zu Apollodors Chronik,
Rhein. Mus. 68 (1913), 152 (betrifft die Angabe über Aristoteles S. 339 Jacoby).
S. auch die Einleitung zu der im Textteil S. 17 genannten Fragmentensammlung
Jacobys.
Hermippos : C. Fries, Zu H. von Alexandreia, Woch. f. klass. Philol. 1904,
1043—1046. (H. nach F. nicht Lügenschmied, sondern nur Sammler, dem es
eben lediglich auf das Sammeln, nicht auf kritische Sichtung ankam. F. ver-
weist auf die gleiche Auffassung bei Diels, Didymosscholien S. XXXVIII.
Satyros: U. v. Wilamowitz-Moellendorff , Hermes 34 (1899), 633ff.
Für Satvros' Methode ist lehrreich Fr. Leo, Satvros ßiog Evqi:ii6ov, Nachr. d.
Ges. d. Wiss. zu Gott, philol.-histor. Kl. 1912, 273—290.
Antigonos v. Karystos : U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Antigonos
v. Karystos (Philol. Unters, herausg. v. A. Kießling u. U. v. Wilamowitz-Moellen-
dorff 4. Heft), Berlin 1881. C. Robert, Antigonos 19 bei Paulv-Wissowa.
Zu § 7. Die <-iuellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis d. Philos. d. Griechen. 21*
Zu der Frage nach der Existenz von Philosophcnkanones (Listen philo-
sophischer Musterautoren) s. H. Rabe. Rhein. Mus. (12 (1907), 587—590; 65
(1910), 339— 344. A.Mayer, Byz. Zeitschr. 20 (1911), 64 ff., wo auch frühere
Arbeiten berücksichtigt sind. Antike Zusammenstellungen unfjlückltchcr Philo-
sophensciticksalc (insbes. Fälle von Vertreibung durch die Staatsgewalt): L. Rader-
ni acher, Rhein. Mus. 56 (1901), 214. Listen praktiscli-tiiliger Philosophen und
philosophiseher Tyrannenbekiunpfer : K.Pr aechter, Byz. Zeitschr. 14 (1905) 493.
b) Berichte nach dem Prinzip der ötado/j] (Textteil S. 17. 24 ff.),
Antisthenes aus Rhodos: P2. Zeller, Über Antisthenes aus Rhodos, Sitz. d.
Berl. Ak. 1883, 1067-1073 = KI. Sehr. I 291—298. E. Sehwartz, Antisthenes 9
bei Pauly-Wissowa. W. Crönert, Kol. u. Men. 8. 133 ff.
Alexander Polyhistor: E. Sehwartz, Alexandros 88 bei Pauly-Wissowa.
Diogenes Laertios: Zum Xamen: W. Crönert, Kolot. u. Mened. S. 185.
Zur Ülierliefernng : Herm. Diels, Jenaer Literaturz. 1877 S. 394 Anm. Kurt
Wachsmuth, Sillogr. reliquiae^ p. 51 ff., Usener, Epicurea p. VI ff. W. Volk-
manu, Quaestionum de Diogene Laertio cap. I. II, Breslau 1890, 1895. Edg. Mar-
tini, Analecta Laertiana, Habilitationsschr., Leipz. 1899. Alfr. Gercke, Deutsche
Lit.-Zeit. 1900, 170ff.; ders., Die Überl. d. Diog. L., Hermes 37 (1902>, 401-434.
E. Martini, Z. handschr. Überl. des L. D., Rhein. Mus. 55 (1900), 612—624.
H. ilutschmann, Vergessenes u. Übersehenes, Berl. phil. Wochenschr. 1908,
1328. S. auch die Einleitungen von Mutschmann u. den Baselern in den Text
S. 17 erwähnten Ausgaben. Die zahlreichen Beiträge zur ErKlärung und Emen-
dation einzelner Stellen können hier nicht verzeichnet werden. S. darüber den
Jahresber. üb. d. Fortschr. d. klass. Altertumsw. 96 (1898) S. 60f.; 108 (1901)
S. 205. Weiteres wird in der in Bearbeitung befindlichen Fortsetzung des Be-
richtes angegeben werden.
Die für die antike Philosophiegeschichte höchst wichtige Quellenfrage be-
handeln: Friedr. Bahnsch, Quaestionum de Diog. Laertii fontibus initia, diss.
inaug. Regiomont., Gumbinnae 1868. Frdr. Nietzsche, De Laertii Diog. fontibus,
Rhein. Mus. X. F. 23 (1868), 632—653 und 24 (1869), 181—228; ders., Beitr. zur
Quellenkunde und Kritik des Laertius Diogenes, Basel 1870; ders., Analecta
Laertiana, Rhein. Mus. N. F. 25 (1870), 217—231. Diese drei Abhandlungen
jetzt in Fr. Nietzsches Werken 17, 3. Abt. 1 (Philologica), Leipz. 1910. 8. da-
gegen J. Freudenthal, Hellenistische Studien, Heft 3, Exkurs 4: Zur Quellen-
kunde des Laertius Diog., Berl. 1879. Ern. Maaß, De biograj^his Graecis
quaestiones selectae, in: Philol. Untersuchungen, 3. Heft, 1880; dagegen die
Epistola ad Ernest. Maassium v. Wilamowitz - Moellendorf f, der auch
im Antigonos v. Karystos, Berlin 1881, die Frage behandelt. Vict. Egger,
Disputationis de fontibus D. L. Particula de successionibus philosophorum,
Bordeaux 1881, Thesis von Paris. Herm. Diels, Hermes 24 (1889), 324 (zu
Diog. Laert. 9, 109). Hrm. Usener, Die Unterlage des Laert. Diog., Sitzungs-
berichte der Akad. zu Berlin 1892, 1023—1034 = Kl. Sehr. III S. 163-175; der-
selbe, Epicurea, Praefatio S. XXII ff. AV. Volkmann, Quaest. de D. L.
c. 1 : de D. L. et Suida, Pr., Breslau 1890; derselbe, Untersuchungen zu Dio-
genes Laertius, Festschrift des Gymnasiums zu Jauer, Jauer 1890. Fr. Suse-
mihl, Jahrbb. f. klass. Philol. 141 (1890), 187-191; Philol. 54 (1895), 567 bis
574. A. Coyotti, Quibus libris vitarum in libro septimo scribendo Laertius
usus fuerit, Studi ital. di filol. class. 5 (1897), 65 — 97. E. Martini, Analecta
Laertiana, pars II, Leipz. Stud, 20 (1902), 147—166. A. Gercke, De quibusdam
Laertii Diogenis auctoribus disputatur, Greifsw. 1899 Pr. (hier S. 4—6 über
frühere Arbeiten). Fr. Leo, Diogenes Laertius, in: Die griechisch- röm. Biographie
nach ihrer literarischen Form, Lpz. 1901, S. 35—84. W. Crönert, Kolot. u.
Mened., Lips. 1906, 133 — 147. Rud. Helm, Lucian u. Menipp, Leipz. u. Berl.
1906, 231 ff. (Analyse der Vita des Kynikers Diogenes). O. Hense, Praef. zu
Teletis reliquiae* p. LVIII ff. (Vita des Bion). H. von Arnim, De Diogene
Laertio et Ario Didymo, in: Stoic. vet. fragm. I p. XXX ff. H. Schmidt,
Studia Laertiana, Bonn 1906 Diss. Ed. Sehwartz, Artikel Diogenes Laertios
(Diogenes Xo. 40) bei Pauly-Wissowa.
Über d. Verhältnis d. Suidas (S. 17. 19) zu Diog. Laert. s. u. a. W. Volk-
mann, Quaest. de Diog. Laert. I, Breslau 1890, über Pseudo-Hesychios Edg.
Martini, Analecta Laert. II, Leipz. Stud. 20 (1902), 147 ff.
22* Literaturverzeichnis.
cj Doxographische Berichte (Textteil S. 18. 29 f.).
Für das Gesanitgebiet dieser Literatur kommen vor allem in Betracht die
Prologomena in Diels" Doxogi'aphi Graeci sowie die S. 18 c) unter , .Ergänzungen"
angeführten Arbeiten. Die Beziehungen der doxogTaphischen Literatur zu Posei-
donios berührt auch P. Wendland, Arch. f. Gesch. d. Philos. 1 (1888), 207 f.
Doxographisches bei Späteren: Eud. Helm, Lucian u. Menipp S. 87. — A. Dö-
ring, Doxographisches z. Lehre vom re/.o;, Zeitschr. f. Philos. 101 (1893), Ißö
bis 203. Kritische Beiträge: Th. Goraperz, Wiener Studien 2 (1880), 12 ff.
= Hellenika II 253 ff.
Ärlios: H. Diels, Stobaios und Aetios, Rhein. Mus. 36 (1881), 343—350.
H. Usener, Aet. 2, 24. 8 p. 355 Diels, Jahrbb. f. klass. Philol. 139 (1889), 382
= Kl. Sehr. I 345. .
Ps.-Galen : S. Mekler, Festschrift für Th. Gomperz (1902) S. 300-302.
G. Vitelli, Stud. ital. di filol. class. 18, 284.
Hermeias : Andr. v. Di Pauli, Die Irrisio des Hermias (Forschungen z.
Christi. Lit.- u. Dogmengesch.. her. v. Ehrhard u. Kirsch Bd. 7 H. 2), Pader-
born 1907. Gerh. Loeschcke, Art. Hermias 15 bei Paulv-Wissowa-KroU 15,
Halbb. 832 f. S. auch Grundriß II i° S. 63. 65. 71. 41*.
Nemesios : s. unten unter Xemesios (besonders W. W. Jäger) und Grundriß
II *" (Stellen im Register).
Thcodord: s. Grundriß II '" (Stellen im Register).
d) Behandlung der Sekten in übersichtlicher "Weise; Dar-
stellung des einen oder andern Systems in seiner Gliederung
(Textteil S. 18. 30. S. dazu „Nachträge und Berichtigungen'').
Allgemein sind auch hier die Prolegomena zu Diels' Doxogr. Graeci heran-
zuziehen. S. auch Fr. Susemihl, Gesch. d. griech. Lit. in d. Alexandrinerz.
unter d. betreffenden Autoren.
Hipjwbotos : H. v. Arnim, Art. H. bei Pauly-Wissowa-Kroll.
Areios DidijDios : Büchsenschütz, Berlin 1881 Festschr. d. Friedr.-
Werd. Gymn. Susemihl, Gesch. d. gr. Lit. in d. Alex. II 254 f. Hans
Strache, De Arii Didymi in morali philosophia auctoribus, Berl. Diss. 1909 (ab-
weichend xMax Pohlenz, Berl. philol. Woch. 1911, 1497 ff).
Aristokles: s. unten bei den Peripatetikern des 2. Jahrh. nach Chr.
Cicero : s. miten.
e) Gelegentliche Berührung der Philosophen und ihrer Lehren
(in anderer Absicht als derjenigen der Berichterstattung, Textteil
S. 18 f. 30 f.).
Über die in Betracht kommenden Autoren, soweit sie als Philosophen in
diesen Band aufgenommen sind, s. die betreffenden Paragraphen. Über die
patristischen Schriftsteller orientieren Ad. Harnack, Gesch. d. altchristl. Lit. bis
Eusebius, 2 Teile, Leipz. 1893. 1897 und die im Text S. 19 genannten Werke von
Bardenhewer und Jordan, sowie Bd. 11^** dieses Grundrisses. Für die Aveiteren
Quellen (Athenaios, Gellius, Photios usw.) muß auf die Darstellungen der grie-
chischen, römischen und byzantinischen Literaturgeschichte verwiesen werden.
n. Hilfsmittel: Ai'beiteu Xeuerer ziir Oeschiehte der gTieehisehen Philo-
sophie (Text S. 16. 31).
Vorhemprkunrj : Die zu § 4 verzeichneten Arbeiten zur Gesamtgeschichte
der Philosophie, ihrer Richtungen und Probleme sind auch für die Geschichte der
griechischen Philosophie durchweg heranzuziehen.
A. Allgemeine Bibliographie.
Bibliotheca scriptorum classicorum her. v. Wilh. Engelmann.
8. Aufl. umfassend die Literatur von 1700 bis 1878, neu bearb. von E. Preuß:
I. Scriptores Graeci, IL Scriptores Latini, Leipzig 1S80/2. Bibl. Script, class.
et Graec. et Latin. Die Literatur von 1878 bis 1896 einschl. umfassend her.
Zu § 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis d. Philos. d. Griechen. 23*
T. Rud. Klußmann. I 1 u. 2 Script. Graeci, II 1 u. 2 Script. Lat, Leipzig
1909/lH. Beide Werke enthalten ein Verzeichnis der Literatur zu den antiken
Schriftstellern, darunter auch den Philosophen, in alphabetischer Anordnung (ein-
schließl. der Dissertationen, Programme und Zeitschriftenaufsätze). Allgemeineres
ist unter Scriptores nhilosophi gesammelt. Für die Zeit von I89G an entbehren
wir eines solchen Hilfsmittels. Einen teilweisen Ersatz bietet die vierteljährlich
in Leipzig erscheinende Biblioth. philol. classica, die jeweilen die Erschei-
nungen des abgelaufenen Quartals verzeichnet. Das Allgemeine ist hier in einem
besonderen Abschnitt „Philosophia antiqua" vereinigt. Dissertationen und Pro-
gramme i^^akadem. u. Schulprogramme) stellt nach Jahresabschnitten zusammen
E. Klußmann in d. Berliner philol. Wochenschrift. Zu vergleichen sind auch
die Verzeichnisse der deutschen u. d. schweizer. Universitiitsschriften. Eine .,Eevue
des revues'' veröffentlicht in Jahresabschnitten die Eevae de philologie. Be-
sprechung neuer Erscheinungen außer in den allgemeinen Rezensionszeitschriften
(Literar. Centralblatt, Deutsche Literaturzeitung) besonders in d. Berl. philol.
Wochenschr. u. d. Wochenschr. f. klass. Philologie u. im Arch. f. Gesch. d. Philos.
S. auch B. (Jahresberichte) und C. (Zeitschriften).
B. Jalireshericlile und Verwandtes.
Der Jahresbericht über die Fortschritte der klass. Altertums-
wissenschaft, begründet von Bursian, jetzt herausgegeben von Alfred Körte,
bringt besondere Berichte über einzelne antike Philosophen (wie Piaton, Lucrez
u. a.) und Gruppen von solchen (Vorsokratiker, Nacharistoteliker). Es bespricht
hier die Literatur über griech. Philosophie und grieeh. Philosophen bis auf
Aristoteles aus dem Jahre 1873 Susemihl Bd. 1, 511 ff., griech. Philosophie
und griech. Philosophen bis auf Theophrastos a. d. J. 1874/75 derselbe
3. 261 ff., die Vorsokratiker 1876/97 Lortzing 96, 156 ff.; 112, 132 ff.; 116,
1 ff., Ältere Sophistik 1876-1911 Lortzing 163, 84ff., 168, I ff., Xenophon
1873 Büchsenschütz 1, 161 ff.: 1874/77 Nitsche 9, 14ff.; 1879 K. Schenkl 17, 1 ff.;
1880/88 derselbe 54, 1 ff.; 1889/98 E. Richter 100, 33 ff.; 1899-1902 derselbe 117,
47 ff.; 1903 8 derselbe 142, 341 ff., Piaton 1876 Schanz 9, 167 ff. ; 1877/79 der-
selbe 17, 193 ff.; 1880/85 G. Schneider 50, 134 ff.; 1886/87 derselbe 67, 29 ff.;
83, 1 ff., (anschließend an Schanz und Schneider) Ritter 157, Iff.; 161, -1 ff..
Aristoteles, Theophrast und die älteren Peripatetiker 1876 Susemihl
5, 257 ff.; 1877 derselbe 9, 336 ff.; 1878/79 derselbe 17. 251 ff.; 1880/82 derselbe
30, 1 ff.; 1883 derselbe 34, ] ff.; 1884 derselbe 42, 1 ff.; 1885 derselbe 42, 230 ff.:
1886 derselbe 50, Iff.; 1886 91 derselbe 67, 78 ff.; 75, 55 ff.; 1892 derselbe 79,
79ff.; 1893 derselbe 79, 258ff.; 1894 derselbe 88, 3ff.; die nacharistote-
lische Philosophie 1873 M. Heinze 1, 187 ff.; 1874/75 derselbe 3, 555 ff.; 187680
derselbe 22, 1 ff.; 1881/86 derselbe 50, 34 ff.; 1887/88 Haas 79, Ift.; die nach -
aristotelischen Philosophen (mit Ausschluß der älteren Akade-
miker und Peripatetiker und von Lucrez, Cicero, Philon und Plu-
tarch) 1889 95 Praechter 96, Iff.; 1896/99 derselbe 108. 129 ff., Lucretius 1873
Brieger 2. 1097 ff.; 1874/76 derselbe 6, 159 ff.; 1877 derselbe 10, 62 ff.; 1878/79
derselbe 18. 186 ff.; 1880/81 derselbe 27, 149 ff.; 1882/84 derselbe 39, 171 ff.;
1885/89 derselbe 63, 207 ff.; 1890/95 derselbe 89. 120 ff.; 1896/98 derselbe 105,
Iff.; 1899/1900 derselbe 109, 145 ff.; 1901/03 derselbe 126, Iff., Ciceros philo-
sophische Schriften 1881/83 Schwenke 35, 74ff.; 1884/86 derselbe 47, 267 ff.;
1887/90 derselbe 76, 213 ff.; 1891/93 Deiter 84, 69 ff.; 1894/97 derselbe 101, 148 ff.,
1902 (f ür Avichtigere Erscheinungen 1898) —191 1 Lörcher 162, Iff., Varro 1898—1908
Mras143. 63—111, die j üdisch-hellenisti seh e Philosophie 1889/98 Wend-
land 98, 118 ff., Plutarchs Moralia 1873 H. Heinze 1, 320ff.; 1874/75 der-
selbe 3, 576 ff.; 1876/77 derselbe 9, 298 ff.; 1878/79 derselbe 13, 219 ff.; 1880/81
derselbe 26, 57 ff.; 1882/83 derselbe 30, 252 ff.; 1884/85 derselbe 42, 123 ff; 1885/88
Treu 62, Iff.; 1889/99 Dyroff 108, Iff.; 1899/1904 Weißenberger 129, 83 ff.;
190.5/10 Bock 152, 313 ff. Die in Rußland erschienenen Arbeiten über alte Philo-
sophie aus d. J. 1889 bespricht Lutoslawski 60, 438 ff., aus d. J. 1890 derselbe
69, 194 ff. In Betracht kommen auch die Berichte über die Literatur zur Mathe-
matik, Mechanik, Astronomie, zu den Naturwissenschaften, zur Medizin und zur
Musik im Altertum. Vielfach greifen auch die Berichte über die Literatur zur
griechischen Rhetorik und zur zweiten Sophistik ein.
Zu berücksichtigen sind ferner die Jahresberichte im Archiv f. Gesch. d.
Philos. Von den für die alte Philosophie Avichtigsten Berichten verzeichne ich
24* Literaturverzeichnis.
hier das Gebiet, die Berichtsperiode, den oder die Verfasser und die Fundstelle
im Archiv: Indische Philosophie 188" S9 Oldenberg- 1, 407 ff.; 3, 295 ff. —
1894,97 Handt 12, 211 ff. (Indische Ästhetik, Uvroff IS, 113 ff.). Yorsokra-
tiker 1886 Diels 1, 95 ff., 243 ff. — 1887 derselbe 2. 87 ff. — 1888 derselbe 2,
653 ff. — 1889 derselbe 4. 111 ff. — 1890 E. Wellmann 5, 87 ff . — 1891 derselbe
6, 259 ff. — 1892 93 derselbe 8, 284 ff. — 1894/1900 derselbe 15, 113 ff. — 1900/09
O. Gilbert 21, 419 ff., 23, 263 ff., 403 ff.' Sokratische, platonische
und aristotelische Philosophie 1886/87 Zeller 1, 252 ff., 412 ff.,
595 ff.; 2. 95 ff., 259 ff. — 1888 derselbe 2, 661 ff.; 3, 302 ff. — 1889 derselbe 4,
121 ff. ~ 1890 91 derselbe 5, 535 ff.; 6, 131 ff., 403 ff . — 1892 derselbe 7, 95 ff.;
8, 124 ff. — 1893 derselbe 8, 565 ff.; 9, 363 ff. — 1894 derselbe 9, 519 ff. - 1895
derselbe 10, 557 ff.; 11, 153 ff., 435 ff. — 1896 derselbe 12, 226 ff.; 13, 272 ff.,
597 ff. — 1897/98 Apelt 14, 273 ff., 403 ff . — 1899/191)0 H. Gomperz 15, 516 ff.;
16, 119 ff., 261 ff. — 1901/04 derselbe ]9, 227 ff., 411 ff., 517 ff. Einige wichtigere
Erscheinungen der deutschen Literatur über die sokratische, platonische und
aristotelische Philosophie 1905/08 derselbe 25, 226 ff., 345 ff., 463 ff. Nach-
aristotelische Philos. d. Griech. u. röm. Philos. I8S6 Stein 1. 422 ff,
— 1887/90 Stein und Wendland 4, 495 ff., 657 ff.; 5, 103 ff., 225 ff., 403 ff . —
1891/96 Joel 10, 539 ff . ; 11, 281 ff. Dvroff 13, 121 ff.; 14, 113 ff. — 1897/1905
derselbe 17, 144 ff., 275 ff. Semitiscli- griech. Philos. 1887/90 A. Müller 4,
519 ff. Verhältnis der Kirchenväter zur griech. Philos. 1886 87 Wend-
land 1, 627 ff. - 1888 derselbe 4, 154 ff. — 188<'V92 derselbe 7, 287 ff., 405 ff. —
1883/96 Lüderaann 11, 519 ff.; 12, 531 ff. — 1897/1900 derselbe 15, 403 ff., 493 ff. j
16, 401 ff., 547 ff.
Die meisten der angeführten Berichte des Archivs beschränken sich auf die
deutsche Literatur (s. im einzelnen die Überschriften). Es sind also überall die
umfassenderen Berichte über die philosophiegeschichtlichen Erscheinungen in
fremden Sprachen (Berichte über die Erscheinungen zur Gesch. d. Philos. bez. d.
alten Philos. in Frankreich, England, Rußland usw.) heranzuziehen. Jahres-
berichte (des philol. Vereins zu Berlin) über einige philosophische Schriftsteller
des Altertums (Xenophon, Piaton, Cicero, Plutarch) erschienen auch in der Zeit-
schrift, für das Gymnasialwesen.
Über die Arbeiten auf dem Gebiete der Gesch. der alten Philos. seit Buhle
und Tennemann bis auf Ritter u. Brandis handelt Zeller in den Jahrbüchern der
Gegenwart JuU 1843, über die Arbeit des letzten Vierteljahrhunderts auf dem
Gebiete der Geschichte der griechischen Philosophie zusammenfassend K. Praechter
bei W. Kroll, Die Altertumswissenschaft im letzten Vierteljahrhundert (Jahres-
ber. üb. d. Fortschr. d. klass. Alt. Bd. 124), Leipzig 1905. Die Behandlung der
griechischen Philosophiegeschichte durch Neuere betrifft auch W. Nestle,
Fr. Nietzsche und die griech. Philosophie, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw.
15 I, 554 ff.
C. Zeitseliriften.
Neben den die gesamte Geschichte der Philosophie berücksichtigenden
philosophischen Zeitschriften (oben S. 13*) kommen für die antike Philosophie
die Zeitschriften in Betracht, die ausschließlich oder vorzugsweise dem klassi-
schen Altertum gewidmet sind. Aus deren Zahl seien die folgenden genannt,
aus denen in diesem Bande zahlreiche Abhandlungen angeführt werden:
Hermes, Zeitschrift f. klassische Philol., herausg. von C. Robert u. G. Wissowa;
Rhein. Museum für Philologie, herausgegeben von A. Brinkmann; Philologus,
Zeitschr. f. d. klass. Altertum, herausg. von O. Crusius; Neue Jahrb. f. d.
klassische Altertum, Geschichte u. deutsche Literatur, herausg. von Joh. Ilberg;
ferner Zeitschr. f. d. österr. Gymnasien, Wiener Studien, The classical review,
The classical quarterly, Mnemosyne, Revue de philologie, Rivista di filologia,
Studi italiani di filologia classica, Classical philology, Harvard studies in
classical philology u. a. — Die Neuen Jahrbücher für Philol., her. von A. Fleck-
eisen haben aufgehört zu erscheinen. Über die Berliner philol. Wochenschr., die
Wochenschr. f. klass. Philol., die Bibliotheca philol. class. und die Revue des
revues der Revue de philologie s. o. unter A. — Für die späteste Periode der
antiken Philosophie ist auch zu berücksichtigen die Byzantinische Zeitschr., be-
gründet von K. Krumbacher, her. v. Aug. Heisenberg u. Paul Marc, die be-
sonders durch die kurzen Besprechungen der neuesten Literatur in ihrer III. Ab-
teilung dem Studium eine Hilfe bietet, wie wir sie in analoger Weise für die
Zu § 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis d. Thilos, d. Griechen. 25*
früheren Perioden des Altertums nicht besitzen. Vieles unser Gebiet Berührende
enthalten auch die Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie und andere theo-
logische Periodika, sowie die Publikationen der Akademien.
D. Lexikalische Werke.
Paulys Real-Enzyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft, neue
Bearb. von G. Wissowa. fortgef. von Wilh. Kroll u. Kurt Witte (erscheint
seit 1894, geht jetzt in der ersten Reihe bis Imperator, in der zweiten mit Ea
beginnenden Eeihe bis Eyton; dazu Suppl. 1 [zu A — D] 1903, Suppl. 2 [zu H]
1913) enthält ausführliche Artikel auch über die Philosophen.
Für Biographisches:
ProsoiJOgraphia Attica ed. J. Kirchner, 2 Bde., Berlin IßOl, 1903 (mit den
Nachträgen von Eoussel, Bull. d. corresp. hellen. 32 [1908], 303 — 444 und Sund-
wall, Öfversigt af Finska Vetenskaps-Societetens Förhandlingar 52 [1909/10]
Helsingf. 1910). Prosopographia imiserii Eomani saec. I. II. III.: pars I. ed.
Elim. Klebs, pars II. ed. Herrn. Dessau, pars III. ed. Paul, de Eohden et Herrn.
Dessau, Berlin 1897, 1898.
E. Gesamigeschichte der antiken Philosophie.
a. Zusammenstellung ausgewählter Quellenstellen:
Historia philosophiae Graecae et Eomanae ex fontium locis contexta. Locos
collegerunt, disposuerunt. notis auxerunt H. Ritter et L. Preller. Edidit
L. Preller, Hamburgi 1838. Ed. IX quam curav. Eduard. Wellmann,
Gothae 1913. (Eine sehr brauchbare Sammlung, die in den letzten Bearbeitungen
wieder wesentlich gewonnen hat.)
Mehr für elementare Zwecke, nicht so gründlich wie das eben erwähnte
Werk: Texts to illustrate a Course of elementary Lectures of Greek Philosophy
from Thaies to Aristotle, by J. Jackson, London 1901, und Texts etc. — after
Aristotlc by J. Adam, London 1902. Schulzwecken dient die Auswahl a. d.
griech. Philosophen (Piaton, Aristoteles, Epiktet, Mark Aurel, Epikur, Theophrast,
Plutareh, Lukianj von O. Weißenfels, 3. Aufl. von E. Grünwald, Leipzig
(Teubner).
b. Darstellungen:
a. Deutsche:
Chr. Meiners, Gesch. d. Ursprungs, Fortgangs u. Verfalls d. Wissen-
schaften in Griechenland u. Eom, Lemgo 1781 — 1782. Wilh. Traug. Krug,
Gesch. d. Philos. alter Zeit, vornehmlich unter Griechen und Eömern, Leipz.
1815, 2. Aufl. 1827. Christian Aug. ßrandis, Handbuch der Geschichte der
griechisch-römischen Philosophie, 1. T.: Vorsokratische Philosophie, 2. T., I.Abt.:
Sokrates, die einseitigen Sokratiker und Plato; 2. T., 2. Abt., 1. u. 2. Hälfte:
Aristoteles; 3. T. 1. Abt.: Übersicht über das aristotelische Lehrgebäude und Er-
örterung der Lehren seiner nächsten Nachfolger als Übergang zu der dritten
Entwickluugsperiode der griechischen Philosophie, Berlin 1835, 1844, 1853, 1857,
1860. — Geschichte der Entwicklungen der griechischen Philosophie und ihrer
Nachwirkungen im römischen Reiche. Erste Hälfte (bis auf Aristoteles), Berlin
1862. Zweite Hälfte (von den Stoikern und Epikureern bis auf die Neuplatoniker,
zugleich, nebst den 1866 erschienenen ,, Ausführungen", als 2. Abt. des 3. Teiles
des Handbuchs), ebd. 1864. (Das Handbuch beruht auf höchst sorgsamer und
umfassender gelehrter Forschung. Die „Geschichte der Entwicklungen" ist eine
kürzere, übersichtliche Darstellung.) Ed. Zeller, Die Philosophie der Griechen.
Eine Untersuchung über Charakter, Gang und Hauptmomente ihrer Entwicklung.
Erster Teil: Allg. Einleitung. Vorsokratische Philosophie. Zweiter Teil: Sokrates,
Plato, Aristoteles. Dritter Teil: Die nacharistotelische Philosophie. Tübingen
1844, 1846, 1852. — Zweite völlig umgearb. Aufl. unter dem Titel: Die Philo-
sophie der Griechen in ihrer gesch. Entwicklung dargestellt, in 5 Bdn., Tübing.,
später Lpz. 1859-1868. Erster Teil, 5. Aufl. in 2 Hälften, Lpz. 1892. Zweiter
Teil. 1. Abt.. 4. Aufl.: Sokrates und die Sokratiker, Plato und die alte Akademie,
Lpzl 1889. Zweiter Teil, 2. Abt., 3. Aufl.: Aristoteles und die alten Peripatetiker,
Lpz. 1879. Dritter Teil, 1. Abt., 4. Aufl. herausg. von Ed. Wellmann: Die
nacharistotelische Philosophie, 1. Hälfte, Leipzig 1909; 2. Abt., 4. Aufl.: Die
nacharistotelische Philosophie, 2. Hälfte, ebd. 1903. Register zu dem ganzen
Werke, ebd. 1882. Einige Teile sind in das Englische und Französische über-
26* Literaturverzeichnis.
setzt. (Die trefflichste Vereinigung von philosophischer Vertiefung und kriti-
schem Blick mit genauer Berücksichtigung der einschlägigen Literatur. Der
philosophische Standpunkt ist ein durch Empirie und Kritik modifizierter Hege-
lianismus.) Zellers „Philos. der Griech." ist grundlegend für die gesarate neuere
Behandlung der antiken Philosophie, und jede Weiterarbeit hat mit diesem Werke,
in dem das Material mit bewundernswerter Gründlichkeit gesammelt und gesichtet
und mit feinstem philologisch-historischem Takte verwertet ist, zu rechnen. Gleich-
wohl ist Zellers Darstellung nicht die Geschichte der griechischen Philosophie
schlechthin und ist am wenigsten von ihrem LTrheber selbst dafür gehalten worden.
Trotz umfassender eigener Kenntnis auch der späteren Philosophie hat Zeller aus
prinzipiellen Gründen davon Abstand genommen, durch Ausblicke auf die neuzeit-
liche philosophische Entwicklung und Hinweise auf parallele Erscheinungen inner-
halb dieser die antike Philosophie nach Möglichkeit dem Rahmen der gesamten
Philosophiegeschichte einzufügen. Ferner hängt es mit Zellers besonderer wissen-
schaftlicher Richtung zusammen, daß er zwar den inneren gedanklichen Zusammen-
hang der Systeme aufs eingehendste verfolgt hat, den Wurzeln aber, durch die
die griechische Philosophie aus dem gesamten Kulturleben der antiken Völker
ihre Nahrung zog, weniger tief nachgegangen ist, als es im Interesse des vollen
Verständnisses der philosophischen Gedankenwelt wünschenswert wäre. Besonders
aber verlangte der unlösbare Zusammenhang der antiken Philosophie mit Astronomie
und Xaturwissenschaften sowie mit religiösen Anschauungen (im späteren Altertum
besonders die Beziehungen zur ägyptischen Religion und zum Christentum) eine
stärkere Berücksichtigung. Zum Teil handelt es sich hier um Gebiete, die erst
durch die Forschungen der letzten Jahrzehnte mehr und mehr erschlossen wurden,
Forschungen, die in vollem Umfange zu verwerten Z. nicht mehr möglich war.
Auch sonst hat die großenteils auf Zeller fußende Weiterarbeit Ergebnisse ge-
zeitigt, die zu mehr oder minder erheblichen Umgestaltungen der einzelnen Teile
des Werkes (Vorsokratik, Piaton u. a.) führen müßten. — Eine treffende Würdigung
des Werkes nach seinen Vorzügen und Schwächen gibt H. Di eis in der Ge-
dächtnisrede auf Ed. Zeller (Abh. d. Berliner Akad. 1908) S. 21 f., 27 ff., ab-
gedr. in Zellers Kl. Sehr. 111 S. 485 f., 492 ff. Wesentlich als Hilfsmittel für
akademische Vorlesungen gedacht ist die kurze Bearbeitung: Ed. Zeller, Grund-
riß d. Gesch. d. griech. Philos., Leipz. 1883, 11. Aufl., bearb. von Franz Lortzing,
Lpz. 1914.
Karl Prantl, Übersicht der griechisch-römischen Philosophie, Stuttgart
1854, neue Auflage 1863. Albert Schwegler, Geschichte der griechischen
Philosophie, hrsg. von Karl Köstlin, Tübiug. 1859; dritte vermehrte Auflage,
Freibarg i. Br. u. Tüb. 1882, 2. Ausg. 1886. Auch in das Neugriech. übertragen,
mit vielen Zusätzen, Athen 1867. Ludwig Strümpell, Die Geschichte der
griechischen Philosophie, zur Übersicht, Repetition und Orientierung bei eigenen
Studien entworfen. 1. Abt.: Die theoret., 2. Abt.: Die prakt. Philosophie der
Griechen vor Aristoteles, Lpz. 1854 — 1861. (Mehr nicht erschienen. Herbartscher
Standpunkt.) W. Windelband, Geschichte der alten Philosophie nebst einem
Anhang: Abriß der Gesch. der Mathematik und der Naturwissenschaft im Altert,
von Siegm. Günther, Nördlingen 1888, I. v. Müllers Handb. d. kl. Altertums-
w'issensch. V 1, 1 (W. bringt manche neue Auffassungen) ; 3. Aufl. (ohne d. An-
hang) bearb. von Ad. Bon hoff er, München 1912 (hat in dieser Bearbeitung
sehr gewonnen). Th. Gomperz, Griech. Denker, Lpz. 1893—1909, 3 Bde., Bd. 1
und 2 in 3. Aufl. Leipz. 1911/1912. Auch ins Französische und Englische über-
setzt. Hehandelt die griech. Philos. bis auf Straton von Lampsakos. Sehr les-
bare, gefällige Darstellung, in der die griechische Philosophie in ihrem Hervor-
wachsen aus dem allgemein geistesgeschichtlichen Untergrunde betrachtet und ihr
Zusammenhang mit anderen Wissensgebieten mit tief- und weitgreifender Sach-
kenntnis verfolgt wird (in diesem Punkte Ergänzung zu Zeller s. o.). Vielfach
neue Auffassungen und Gesichtspunkte. Höchst geistvolles und anregendes
Werk. Eugen Kühnemann, Grundlehren der Philosophie. Studien über Vor-
sokratiker, Sokrates und Piaton, Stuttg. 1899. F. Jura n die, Prinzipiengesch.
d. griech. Philos., Agram 1905. K. Chr. Frdr. Krause, Abriß der Gesch. d.
griech. Philosophie, aus dem Nachlaß hrsg. von P. Hohlfeld u. A. ^\'ünsche,
Lpz. 1893. A. Kalthoff, Die Philosophie der Griechen, auf kulturgeschichtl.
Grundlage dargestellt, Berlin 1901. A. Mannheimer, Die Philosophie der
Griechen in übersichtl. Darstellung, Frankf. a. M. 1902. In 2. Aufl. u. d. Titel:
Gesch. d. Phil, in übersichtl. Darstellung. 1. Teil: I. Wesen und Aufgabe der
Zu § 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis d. Philos. d. Griechen. 27*
Philosophie. IT. Die Philosophie d. Griechen, Frankf. a. M. 1903. A. Döring,
•Gesch. d. griech. Philos., 2 Bde., Leipz. 1903 (über den Standpunkt des Verf. s.
oben S. 46 f.). Fr. Bortzler. Gesch. d. griech. Philos., Stuttg. 1905. Die Dar-
stellungen der antiken Philosophiegeschichte von H. v. Arnim und P. Deußen
s. 0. S. 6* '". Den Zwecken der Studierenden dient der Abriß von Alfr. Gercke
in: Gercke u. Norden, Einl. in d. Altertumswissenschaft II, zweite Aufl. 1912.
Die Gesch. d. Phil, berühren auch d. Arbeiten von K. Ch. Planck, Ziel u. Ent-
Avicklungsgesetz d. alten Philos. im Verh. zu dem der neueren, Stuttg. 1877, und
H. Hielscher, s. G IV.
ß. Französische:
N. J. Schwarz, Manuel de Fhistoire de la philosophie ancienne, Lifege 1842,
2. ^d. Lie^e 1846. Renouvier, Manuel de philos. ancienne, Paris 1845.
Charles Leveque, Etudes de philosophie grecque et latine, Paris 1864.
L. Lenoel, Les philosophes de i'antiquite, Paris 1865. M. Morel, Hist. de la
sagesse et du goüt chez les Grecs, Paris 1865. C. Benard, La philosophie
ancienne; histoire generale de ses syst^mes. I. partie (bis zu Sokrates und d.
Sophisten), Par. 1885.
y. Englische:
W. A. Butler, Lectures on the historv of ancient philosophv, Cambridge
1856; edited by W. H. Thomson, 2 vols.. London 1866; 2. ed., London 1874.
Lectures on Greek philosophy and other philosophical remains of James Fre-
derick Ferrier. ed. by AI. Grant and E. L. Lushington, 2 vols., Edinburgh
and London 1866. Jos. B. Mayor, A sketch of ancient philosophy from Thaies
to Cicero, Cambridge 1881. A. W. Benn, The Greek philosophers, 2 vols.,
Lond. 1882 (das letzte Kap.: Greek philosophy and modern thought, s. auch:
Mind 1882). Näheres s. unter J. Derselbe, The philosophy of Greece consid. in
rel. to the character and hist. of its people, Lond. 1898. J. D. Morell, Manual
of history of philos., Lond. 1883. J. Marshall, A short historv of greek philo-
sophv, Lond. 1'8S9. R. Adamson, The development of Greek philosophv, ed. bv
W. E. Sorley and E. P. Hardie, Lond. 1908. A. W. Benn, Hist. oif ancient
philosophv, London 1912. J. Burnet. Greek philosophv I: Thaies to Plato,
London 1914.
f>. Italienische:
Franco Fiorentino, Saggio storico suUa filosofia Greca, Firenze 1865.
R. Bobba. Saggio suUa filosofia greco-romana, Torino 1881.
Über die Einteihmfj rhr griechischen Philosophie handelt außer den Ver-
fassern von Darstellungen der griechischen Philosophiegeschichte auch A. Goe-
deckemeyer, Arch. f. Gesch. d. PhUos. 18 (1905), 303—314 (s. oben S. 46).
F. Organisation und äußere Verhältnisse der Pkilosophenschulen. Persönliches.
O. Müller, Quam curam respubl. apud Graec. et Rom. literis . . . impenderit,
Gott. 1S37. Progr. Weber, De academ. litt. Athen, saec. sec. p. Chr. constit.,
Marb. 1858. P. de Julleville, L"ecole d'Athenes au quatri&me siecle apr&s
J.-Chr.. Paris 18G8. L". v. AVilamowitz-Moellendorf f , Die Philosophen schulen
und die Politik. Exkurs I zu Antigonos v. Karystos (Philol. L'ntersuch., herausg.
von A. Kießling u. U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Heft 4), Berlin 1881. Ders.,
Die rechtliche Stellung der Philosophenschulen, Exkurs II desselben Werkes.
H. Usener, Organisation der wissenschaftl. Arbeit, Preuß. Jahrb. 53 fl884),
1 — 25 (abgedr. Vorträge u. Aufsätze S. 69—102). E. Heitz, J)ie Philosophen-
schulen Athens, Deutsche Revue 3 (1884), 326 -342. H. Di eis, Über die ältesten
Philosophenschulen d. Griechen,. .in: Philos. Aufsätze Ed. Zeller gewidm., Leipz.
1887, S. 239—260. Zumpt, Über den Bestand d. philos. Schulen in Athen u.
die Sukzession der Scholarchen, Abhandl. der Akad. d. Wiss. z. Berlin aus dem
Jahr 1842, Berlin 1844, philos. u. hist. Abt. S. 27—119. J. Bernays, Phokion
und seine neueren Beurteiler. Ein Beitrag zur Gesch. d. griech. Philosophie und
Politik, Berlin 1881. Erich Ziebarth, D. griech. Vereinswesen, Leipz. 1896,
S. 69 f f . Ludw. Keller. Die Akademien der Platoniker im Altertum, Monatsh.
d. Comeniusges. Berlin 1899 (betrifft auch die äußere Organisation). Wilh.
Kroll, Antike Universitäten, Grenzboten 1906, 718 — 725. Fr. Schemmel, Die
Hochschule von Konstantinopel im 4. Jahrh. p. Chr. n., Neue Jahrb. f. d. klass.
Alt. usw. 22 (1908), 147—168. Derselbe, Die Hochschule von Athen im 4. u. 5.
2j^* Literaturverzeichnis.
Jahrb. p. Chr. n. ebenda. 494 — 513 (darin über d. philos. Unterricht 505—513).
Derselbe, Die Hochschule von Alexandreia im 4. ii. 5. Jahrb. p. Chr. n., ebenda
24 (1909), 438—457. Derselbe, Die Hochschule von Konstantinopel vom 5.-9.
Jahrb.. Berlin 1912, Pr. Bouch6-Leclercq , Universit^ d'Athfenes sor.s le Bas-
Empire. Acad. des Inscriptions et Beiles- Lettres 1908. John W. H. Waiden,
The universities of ancient Greece, Xew York 1909. Vieles für die äußeren Ver-
hältnisse in Betracht Kommende aus der ersten Kaiserzeit bei L. Friedländer,
Darstell, aus d. Sittengesch. Roms, bes. in dem Abschnitt über die Philosophie
als Erzieherin zur Sittlichkeit (8. A. Leipz. 1910). Eine eingehende zusammen-
fassende Darstellung des philos. Unterrichtsbetriebes in seiner geschichtlichen
Entwicklung Aväre Avünschenswert. Manches auch von allgemeinerem Interesse
enthält die zunächst nur Epiktet betreffende Arbeit von Ivo Bruns, De
schola Epicteti, Kiel 1897, Univ.-Pr. zu Kais. Geb. * Daß sich aus des Gregor.
Thaumat. Panegyrikos auf Origenes ein Bild von dem gleichzeitigen Schulbetriebe
auch der stoischen und platonischen Schule ge^vinnen läßt, zeigt A. Brinkmann,
Rhein. Mus. 56 (1901), 55 f. Literatur über das Verhältnis der Philosophie zur
Rhetorik im Bildungswesen s. unter G V.
Über die Testamente der griech. Philosophen handeln G. Bruns, Zeitschr.
d. Savignvstift. 1 (1880), 1 — 52, Dareste, Annuaire des etudes grecques, 15
(1833), 1-^21, A. Hug, Zu d. Testam. d. griech. Philos., Festschr. z. Begrüß, d.
Zürirher Philologenversamml., Zürich 1887, Th. Gomperz, Die angebl. piaton.
Schiilhibliothek u. die Testamente der Philosophen (Piaton. Aufs. II), Sitzungsber.
d. Wiener Ai<ad. 141 (1899), 7. Abh.
Über die Porträts der griech. Philosophen handeln P. Schuster, Leipz.
1876 (durch neuere Funde u. Spezialarbeiten überholt), J. J. Bernoulli. Griech.
Ikonographie I. II, München 1901. Vgl. auch F. Hiller v. Gärtringen und
C. Robert, Hermes 37 (1902), 128 ff., Winter, Archäol. Anz. 1896, 74—87.
Jos. Poppelreuter, Das Kölnische Philosophen mosaik, Zeitschr. f. christliche
Kunst 1909, 231 — 244. F. Drexel, Das Philosophenmosaik von Torre Annunziata,
Mitt. d. archäol. Inst. Rom. Abt. 27 (1912), 234-240. Einzeldarstellungen s.
unter den betreffenden Philosophen.
I. Bruns, Das literarische Porträt d. Griechen im 5. u. 4. Jahrh. vor Chr.
Geb., Berlin 1896. Mit den Philosophen beschäftigen sich S. 201—424. Zum
literarischen Porträt d. Philosophen ist auch J. Fürst. Philol. 61 (1902), 384
zu vergleichen. — Zur komischen Darstellung griechischer Philosophen auf der
griechischen Bühne R. Helm, Lucian und Menipp S. 371 — 386, auf der römischen
Bühne s. E. Hau 1er, Die in Ciceros Galliana erwähnten Convivia poetarum ac
philosophorum u. ihr Verfasser, Wiener Stud. 27 (1905), 95 — 105. — Aegid. Me-
nagius, Historia mulierum philosopharum, Lugd. 1690 (wieder abgedr. in Aeg.
Menagii observat. et emendat. in Diog. Laert., Amstelod. 1692, auch bei Hübner,
Comra. in Diog. Laert. Lipsiae 1833, II p. 595 ff.). Jo. Christ. Wolf, Mulierum
Graec. quae oratione prosa usae sunt fragmenta et elogia, Lond. 1739. Zusammen-
stellung griech. Philosophinnen auch bei St. Wolf, Hypatia (s. d., S. 11 — 15).
Jos. Calas. Poestion, Griech. Philosophinnen, Norden 1882, 2. Aufl. 1885.
G. Geschichte einxelner Disxijüinen und Probleme der griechischen Philosophie.
I. Erkenntnistheorie.
P. Natorp, Forschungen zur Gesch. des Erkenntnisproblems im Altert.
Protagoras. Demokrit, Epikur u. d. Skepsis, Berl. 1884 (gründliche und scharf-
sinnige Untersuchungen, in denen aber spätere Ansichten früheren Philosophen
gewagterweise mehrfach zugesprochen werden). G. Cesca, La teoria della cono-
scenza nella filosofia greca, Verona 1887. J. Beare, Greek theories of elementary
Cognition from Alcmaeon to Aristotle. W. Freytag, D. Entw. d. griech. Er-
kenntnistheorie bis Aristoteles, Halle a. S. 1905. Rieh. Herbertz, Das Wahr-
heitsproblem in der griech. Philosophie, Berl. 1913.
II. Metaphysik.
Max Weiß, Die metaphysische Theorie der griechischen Denker nach ihren
Prinzipien dargestellt, Dresden 1873. Reinmüller, Die metaph. Anschauungen
der Alten vom Standp. der modernen Naturwissenschaft, Pr., Hamburg 1875.
Cl. Baeumker, Einige Gedanken üb. Metaph. u. üb. ihre Entwickl. i. d. hell.
Philos., in : Jahresb. d. Görres-Ges., Sekt. f. Philos., 1884.
Hugo Grotius, Philosophorum sententiae de fato et de eo „quod in
nostra est potestate collectae et de Graeco versae, Amstelod. 1648. Über die
Zu § 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis d. Philos. d. Griechen. 29*
Lehre vom Fatum bei Juden und Griechen handelt A. Vogel, Eostock 1869
Diss.
Über die Lehre von der Einheit handelt Wegener, De uno sive unitate
apud Graecorum philosophos, Kealschul-Progr., Potsdam 18G3.
Clem. Baeumker, D. Probl. d. Materie in d. griech. Philos,, München
1890. C. Deichmann. D. Problem d. Kauraes in d. griech. Philos., Diss.,
Halle a. d. S. 1893. F. H. Weber, Die genetische Entwickl. d. Zahl- u. Raum-
begriffe in d. griech. Philos. bis Aristoteles u. d. Begriff der Unendlichkeit,
Straßburg 1895. A. Rivaud, Le probleme du devenir et la notion de la matifere
dans la philosophie grecque depuis les origines jusqu'a Th^ophraste, Paris 1906.
0. Bertiin g, Gesch. d. alt. Philos. als Weg der Erforschung d. Kausalität (für
Stud., Gymn. u. Lehrer dargest.), Leipzig 1907.
Max Heinze. Die Lehre vom Logos in der griechischen Philosophie,
Oldenburg 1872. Anathon Aall, Geschichte der Logosidee in der griech. Philos.,
Lpz. 1896 (1. Teil des Werkes: Der Logos. Gesch. seiner Entwicklung in d.
griech. Philos. u. der christl. Literatur, 2. Teil 1899. S. X. Trubezkoj, Die
Lehre vom Aoyog in d. alten Phil, in ihrem Zusammenhang m. d. Entw. d.
Idealismus (russisch), "Woprosy filos. i iDsichol. 1897 I — IIL Th. Simon, D.
Logos. Leipz. 1902. Th. Zielinski, D. antike Logos in d. modernen Welt,
Neue Jahrb. f. d. klass. AUert. usw. 18 (1906), 529-544. F. E. Wal ton, Deve-
lopment of the Logos-doctrine in Greek and Hebrew thought, London 1911.
E. Hardy, D. Begr. der Physis in d. griech. Philos., 1. T., Berl. 1884.
Gust. Teich müller, Gesch. des Begriffs der Parusie (3. Teil der aristote-
lischen Forschungen), Halle 1873.
Carl Göring, Über den Begriff der Ursache in der griech. Philo-
sophie, Habilitationsschr., Lpz. 1874. C. Füßlein, Das metaphys. Problem der
Veränderung in der griech. Philos., G.-Pr., Merseb. 1881.
W. Capelle, Zur antiken Theodicee, Arch. f. Gesch. d. Philos. 20 (1907),
173—195. A. E. Haas, Ästhetische u. ^e/eo/o<3r^sc/?e Gesichtspunkte in der antiken
Phvsik, Arch. f. Gesch. der Philos. 22 (1909), 80—113. Gurt Leo v. Peter,
D. "Problem d. Zufalls in d. griech. Philos., Berl. 1910 (auch Diss. v. Jena 1909).
Max Wundt, Griech. Weltanschauung (Aus Natur u. Geisteswelt Nr. 329),
Lpz. 1910. Bruno Bauch, D. Siihstanxproblem in d. griech. Philos. bis zur
Blütezeit, Heidelb. 1910. J. Steffens, D. Entwicklung d. Zeitbecjriffs im vor-
philos. u. philos. Denken d. Griechen bis Piaton, Bonn 1911, Diss., auch als Buch
in Berlin erschienen. W. A. Heidel, Antecedents of Greek Corpiiscular theories,
Harv. Stud. in class. philol. 22(1911), 111 ff. Vito Fazio- Almayer, Studi
sull' atomismo Greco, Palermo 1911. Rud. Eisler, Gesch. des Monismus.
1. Altertum, Leipz. 1910. Arth. Drews, Gesch. d. Monismus im Altertum,
Heidelberg 1913. — S. auch H. b. (Terminologie).
in. Naturphilosophie, sowie Naturwissenschaften, Mathe-
matik und Zahlenspekulation, Astronomie und Astrologie, Geo-
graphie, Medizin, Technik, insofern diese Gebiete sich mit der
Philosophie berühren.
Ch. Huit, La philos. de la nature chez les anciens, Paris 1901. A. de Mar-
ge rie, La philos. de la nature dans l'antiquit^, Paris 1901. Ed. Gasc-Des-
fosses, La philos. de la nature chez les anciens, Ann. d. philos. chröt., 1901 Mai.
Siegm. Günther. Abriß d. Gesch. d. Mathematik u. d. Naturwissenschaften
im Altertum, Anhang zu W. Windelband, Gesch. d. alten Philos., 2. Aufl.,
München 1894. J. L. Heiberg, Naturwissenschaften u. Mathematik im klass.
Altertum (Aus Natur u. Geisteswelt Bd. 370), Leipz. 1912. Fr. Schnitze, Über
d. Verhältnis d. griech. Naturphilosophie zur modernen Naturwissenschaft,
Kosmos I, 1877 — 78, Heft 8. 9. 10. 11. H. Lackenbacher, Beiträge z. antiken
Optik (Sehtheorien v. Herakleitos. Alkmaion, Empedokles, Leukippos, Demokritos,
Piaton), Wiener Studien 35 (1903), 35 ff. A. E. Haas, Antike Lichttheorien,
Arch. f. Gesch. d. Philos. 20 (1907), 345—386. Derselbe, Ästhetische u. teleologische
Gesichtspunkte in d. antiken Physik, s. o. unter IL Max Heinze, Antiker Darwi-
nismus, Iiü neuen R. 1877 I. E. Zeller, Über die griech. Vorgänger Darwins,
Abhandl. d. Berliner Akademie 18i8 (Vortr. u. Abb., 3. Sammlung [Leipz. 1884],
S. 37 — 51). J. Schwertschlager, Die erste Entstehung der Organismen nach
den Philosophen des Altertums u. des Mittelalters mit besonderer Rücksichtnahme
auf Urzeugung, Progr., Eichstädt 1885. P. Tannery, Pour l'histoire de la
30* Literaturverzeichnis.
Science Hellene, Paris 1887. S. jetzt auch P. Tannery, Memoires scientifiques,
publ. par J. L. Heiberg et H. G. Zeuthen. I. Sciences exactes dans Tautiquit^, I,
1876 — 1884, Paris 1912. G. Loria, Le scienze esatte nell' antica Grecia, Memor..
de R. Accad. d. sc, lett. ed arti in Modena, 2. ser. 10 (1894), 3—168; 11 (1895),
3— :^37; 12, 2 (1902), 3—411. Robert Eisler, Weltenmantel u. Himmelszelt,
2 Bde., München 1910. M. Cantor, Vorlesungen über Gesch. d. Mathematik.
1. Bd. Leipz. 1880, 3. Aufl. 1907. C. A. Bretschneider , Die Geometrie u. die
Geometer vor Euklides, Leipz. 1870. P. Tannery, La g^ometrie grecque, Pari&
1887. Ch. Thurot, Recherches historiques sur le principe d'Archimede, Revue
archeologique 1869. M. Simon, Gesch. d. Mathematik im Altertum, Berlin 1909.
H. Usener, Dreiheit, Rhein. Mus. 58, 1-48; 161—208; 361-362. W. H. Röscher,
Die Hebdomadenlebren d. griech. Philosophen u. Arzte, Abhandl. d. i^hilol.-hist.
Kl. d. sächs. Ges. d. Wissensch. 24 Nr. 6 (1906). Derselbe, Enneadische Studien.
Versuch einer Gesch. der Neunzahl bei d. Griechen mit bes. Berücksicht. d. alt.
Epos, d. Philos. u. Ärzte, ebenda 26 Nr. 1 (1907) (bespricht in Kap. 3 d. Enneaden
d. älteren Pythagoreer, in Kap. 5 d. Enneaden bei Piaton u. seinen Schülern, in
Kap. 6 d. Enneaden d. späteren Philosophen. S. dazu Philol. 67 [1908], 158—160).
Derselbe, Die Tessarakontaden und Tessarakontadenlehren d. Griechen u. anderer
Völker, Berichte üb. d. Verh. d. sächs. Ges. d. Wiss. phil.-hist. Kl. 61 (1909),
21—206 (Über d. Lit. z. ps.-hippokr. Schrift .t. tßöouäöwv s. unten zu § 14).
Für die griech. Zahlensymbolik und die FiUation der sie vertretenden Schriften
ist wichtig Gerh. Borghorst, De Anatolii fontibus, Berlin 1904, Diss. Über die
Siebenzahl s. besonders Franz Boll, Artikel Hebdomas bei Pauly-Wissowa-Kroll,
wo auch weitere Literatur zu finden ist. Die Zahlenlehre auf einem begrenzten
Gebiete behandelt der prächtige Aufsatz von Franz Boll, Die Lebensalter; ein
Beitrag zur antiken Ethologie u. z. Gesch. d. Zahlen, Xeue..Jahrb. f. d. klass.
Altert, usw. 31 (1913), 89—145 (auch gesondert erschienen). Über das. Progr. v.
G. Höhn, D. Einteil. d. Lebens- u. Weltalter bei Griechen u. Römern s. Boll
a. a. 0. 91 Anm. 2. Edm. Hoppe, Mathematik u. Astronomie im klass. Altert.,
Heidelb. 1911. O. Apelt, Die Widersacher d. Mathematik i. Altert, in: Beitr.
z. Gesch. d. gr. Philos., Leipz. 1891. P. Tannery, Recherches sur Thistoire de
l'astronomie ancienne (Memoires d. 1. Societe d. sciences phys. et natur. de Bor-
deaux 4, sär. 1), Paris 1893. G. C. Lewis, An historical survey of the astronomy
of ancients. Th. H. I\Iartin, Memoire sur les hypothfeses astronomiques des
plus anciens philosophes de la Grfece, Paris 1878. M. Sartorius. Die Ent-
wicklung d. Astronomie b. d. Griech. bis Anaxagoras und Empedokles, Breslau
1883 Diss., vollst. Zeitschr. f. Philos. u. phil. Krit. 82 (1883), 197—231; 83(1883),
1 — 28 (auch S.-A. Breslau 1883). Schiaparelli, 1 precursori di Copernico nell'
antichitä, Milano e Xapoli 1873, deutsch v. M. Curtze. Leipz. 1876. Die in die
Lehren d. griech. Philosophen vielfach hereinspielende Astrologie behandelt
A. Bouche-Leclercq, L'astrol. grecque, Paris 1899. Vgl. dazu H. Usener,
Byzant. Zeitschr. 10 (1901), 246 ff. = Kl. Sehr. HI S. 372 ff. S. aurh Ri.eß,
Art. Astrologie bei Pauly-Wissowa, Hultsch, Art. Astronomie ebenda. Über
Entwicklung und Aufgaben der Forschung auf diesen Gebieten orientiert auf
Grund meisterlicher Beherrschung des Gegenstandes Franz Boll, Die Er-
forschung der antiken Astrologie, Neue Jahrbücher für das klassische
Altertum usw. 21 (1908 I), 103—126, und: Die Entwicklung des astronomischen
Weltbildes im Zusammenhang mit Religion und Philosophie, in Kultur der
Gegenwart III 3, Leipzig 1913 (hier auch reichere Literatur). Derselbe, Art.
Fmsternisse und FLxsterne bei Pauly-Wissowa. Das noch im Fortschreiten
begriffene große Werk Catalogus codicum astrologorum Graecorum ed. Bassi,
Boll, Boudreaux, Cumont, Heeg, Kroll, Martini, Olivieri, bringt in
reichen Auszügen aus astrol. Schriften auch viel für die Geschichte der Philo-
sophie Wichtiges. H. W. Schäfer, Die astronom. Geographie d. Griechen bis
auf Eratosthenes. Flensburg 1873, Progr. H. Berger, Gesch. d. wissenschaftl.
Erdkunde d. Griechen, 2. Aufl., Leipz. 1903. Th. H. Martin, La foudre,
relectrieite et le magnetisme chez les anciens, Paris 1866. O. Gilbert, Die
meteorolog. Theorien d. griech. Altert., Leipz. 1907. Wilh. Capelle, Auf
Spuren alter (fvoty.oi Hermes 45 (1910), 321—336. Derselbe, Aus d. Vorgeschichte
einer Fachwissenschaft [d. Meteorologie], Arch. f. Kulturgesch. 10 (1912), 1 — 24.
Derselbe, Zur meteorol. Literatur d. Griechen, Hamb. 1912. Pr. d. .Tohanneums.
Derselbe, Zur Gesch. d. meteorolog. Liter., Hermes 48 (1913), 321—358. G. Kaibel,
Antike Windrosen, Hermes 20 (1885), 579-624. Helm. Steinmetz, De ven-
Zu § 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis d. Thilos, d. Griechen. 31*
torum deseriptionibus ajnid Graecos Eomanosque, Gott. 1907, Diss. Vieles für die
hydrologischen Theorien der Philosophen Wichtige bietet Eug. Oder, Ein angebl.
Bruchstück Demokrits üb. d. Entdeckung unterirdischer Quellen, Philol. Suppl. 7
(1898), 231—384, für ihre Lehren über Erdbeben u. Vulkanismus Siegfr. Sud-
haus im Kommentar z. Gedichte Aetna. Leipz. 1898. F. Kam sauer, D. antike
Vulkankunde, Burghausen 1906, Pr. Wilh. Capelle, Erdbeben im Altertum,
Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 21 (1908), 603—633. Derselbe. Die Nil-
schwelle, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 33 (1914), 317—361 (in Betracht
kommen die Ansichten alter (/voty.oi 231 — 361). S. atich L. Chatelain. Melanges-
d'archeol. et d'histoire 29, S. 87—101. R. A. Fritzsche, D. Magnet u. d.
Atmung in antiken Theorien, Rh. Mus. 57 (1902), 363 — 391 (berührt Empedokles,
Demokrit, Epikur, Straten, Asklepiades v. Bithynien, Piaton, Lukrez u. a. Philo-
sophen). L. Philippson . '17>/ Ardgcorzir)) p. I: De interiorum humani corporis
partium cognitione Aristotelis cum Piatonis sententiis comparata, p. II: Philo-
sophorum veterum usque ad Theophrastum doctrina de sensibus, Berlin 1831.
E. Chauvet, La philosophie des mödecins grecs, Paris 1886. Fiir die mediz.
Lehren antiker Philosophen d. früheren Zeit ist wichtig: Diels, Über die Ex-
zerpte von Menons latrika in dem Londoner Papyrus 137. Hermes 28 (1893),.
407 — 434. Ad. Meyer, Wesen u. Geschichte d. Theorie v. Mikro- u. Makrokosmos,
Bern 19(X) Diss. Joh. Bapt. Egger, Begriff d. Gymnastik b. d. alten Philo-
sophen u. Medizinern. Freiburg i. d. Schweiz o. J. (1903?), Diss. Fragen der
Organisation d. raenschl. u. tierischen Körpers behandelt Sh. Owen Dicker-
man, De argumentis quibusdam apud Xenophontem, Platonem, Aristotelem obviis.
e structura hominis et animalium i^etitis, Halle a. S. 1909, Diss. Konr.
Ziegler, Menschen- u. Welteuwerden, ein Beitr. z. Gesch. d. Mikrokosmosidee,
Neue Jahrb. f. d. kl. Altert, usw. 31 (1913), 529 — 573 (auch separ. Leipz. u. BerL
1913). H. Diels, Wissenschaft u. Technik bei den Hellenen, Neue Jahrb. f. d. klass>
Altertum usw. .33 (1914 I), 1—17 = Antike Technik, Leipz.-Bcrl. 1914, S. 1—33.
IV. Psychologie.
A. E..Chaignet, Histoire de la psychologie des Grecs, 5 voll., Paris 1887
bis 1892. Über die Unsterblichkeit der Seele nach Ansichten der Alten handeln
K. Arnold, Straubing 18(54, Progr., erweitert Landshut 1870, Erw. Eohde,
Psyche, Seeleukult u. Unsterblichkeitsglaube d. Griechen, Freiburg i. B. u. Leipz.
1894, 5. u. 6. Aufl. Tüb. 1911 (darin sehr wertvolle Beiträge zur Kenntnis einzelner
Philosophen). J. F. Hückelheim, Über den L'nsterblichkeitsglauben bei d. alten
Griechen u. Eömern, Warendorf 1903. 1905 Progr. Über die Entwicklung der
Lehre vom Geist (Pneuma) in d. Wissenschaft d. Altertums handelt H. Sieb eck,
Zeitschr. f. Völkerpsychol. 12 (1880), S. 361—407. Derselbe, Über den Begriff d.
Bewußtseins in d. alten Philos., Zeitschr. f. Philos. n. philos. Kritik 80 (1882),
213—239. H. Volger, D. Lehre v. d. Seelenteilen in d. a. Philos. I. II, Plön.
1892 — 1893. G. L. Duprat, La psycho-physiologie des passions dans la philo-
sophie ancienue, Archiv f. Gesch. d.'Philos."l8 (1905), 395 — 412. P. Beck, Die
Ekstase, Ein Beitrag z. Psychol. u. Völkerkunde, Bad Sachsa 1908. E. Windisch,-
Über d. Sitz d. denkenden Seele, bes. b. d. Indern u. Griechen, u. eine Etymologie
von griech. TioaniÖe^, Ber. üb. d. Verh. d. sächs. Ges. d. Wiss. philol.-hist. Kl. 43-
(1891), 155—203. Th. Boreas, 'H boSa :TeQl rwr o:T/.dyyvcoi- (og eögag tj/,- yv/^iiSf
Festschrift f. Kontos, Athen 1909. Sh. Owen Dickerman, Some Stock iÜu-
strations of Animal Intelligence in Greek Psvchologv. Transact. of the Amer^
Philol. Associat. 42 (1912), 123—130. H. Hi'elscher, Völker- u. individual-
])sychol. Unters, üb. d. alt. griech. Philos., Arch. f. d. ges. Psychologie 5 (1905),
125 ff. R. Petsch, Die Lehre v. d. gemischten Gefühlen im Altert., Neue Jahrb..
f. d. klass. Altert, usw. 33 (1914), 377—389. H. Ringeltaube, Quaestiones ad
vet. philos. de affectibus doctrinam pertinentes, Gott. 1913 Diss. P. Rabbow,
Antike Schriften über Seelenheilung ii. Seelenleitung I : Die Therapie des Zorns,.
Leipzig u. Berhn 1914.
V. Sprachphilosophie. Philosophie und Rhetorik.
Über die Sprachphilosophie der Alten handeln Lersch, 3 Bände, Bonn
1838—1841, und H. Steinthal, Geschichte der Sprachw. bei den Griechen und
Römern, Berlin 1863—1864, 2. Aufl., 2 Bde., Berlin 1891. 1892. Vgl. Sehe-
rn au n. Die Lehre von den Redeteilen bei den Alten, Berlin 1862. O. Klotz,
Philosophoruni Graecorum de linguae natura sententiae. Stettin 1875. F. Muller.,
32* Literaturverzeichnis.
De vetcruni imprimis Romanorura studiis etymologieis I, Utreclit 1910 Diss. S.
auch die Liter, z. platonischen Kratylos. Die Beziehungen zwischen Philosophie
u. Rhetorik berühren mehrfach Fr. Blaß, D. attische Beredsamkeit, 2. Aufl.
18S7— 1898, Rieh. Volk mann, D. Rhetorik d. Griechen u. Römer, 2. Aufl.
1885, G. Thiele, Hermagoras, Straßburg 1893. E. Norden, D. antike Kunstprosa,
Leipz. 1898, 2. Abdr. 1909, H. Liers, Rhetoren u. Philosophen im Kampfe um die
Staatsweisheit, Waidenburg 1888 G.-Pr., H. v. Arnim, Sophistik, Rhetorik,
Philosophie in ihrem Kampf um die Jugendbildung, Einleitung z. d. Verf. Buch:
Leben u. Werke d. Dio v. Prusa, Berlin 1898, U. v. Wilamowitz-Moellen-
dorff, Asianisraus ii. Atticismus, Hermes 35 (1900), 1—52 (vgl. hier S. 15 ff.),
Wilh. Süß, Ethos, Studien z. älteren griech. Rhetorik, Leipz. 1910, Heinr.
Gomperz, Sophistik u. Rhetorik, Leipz. n. Berl. 1912, P. Wendland, Hellen.-
röm. Kult.2 S. 57 ff. S. auch Br. Keil. Hermes 42 (1-907), S. 549 Anm. 1, S. 560.
Vgl. zu diesem Abschnitt auch unten H. c. auf S. 39* f.
VI. Allgemeine Lebensauffassung, Ethik, Politik, Soziologie,
Rechtsphilosophie, Philosophie der Kulturentwicklung im all-
gemeinen.
Über die Verschiedenheit der ethischen Prinzipien bei den Hellenen
und ihre Erklärungsgründe W. Wehrenpfennig, Progr. d. Joachimsthalschen
Gymnasiums, Berlin 1856. Sonst handeln über antike Ethik: J. Denis, Histoire
des th^ories et des idees morales dans ,rantiquite, 2 vols., Paris 1852, 2. (unver-
änderte) ^d. Paris 1879. C. Martha, Etudes morales sur l'antiquite, Paris 1880.
L. Schmidt, Die Ethik der alten Griechen (nicht nur d. philos. Ethik), 2 Bde.,
Berlin 1881. Ad. Garnier, De la morale dans l'antiquite, Paris 1865.
Ch. Luthardt, Die antike Ethik in ihrer geschichtl. Entwicklung, als Ein-
leitung in die Geschichte der christlichen Moral, Lpz. 1887. Ed. Schwartz,
Probleme d. antiken Ethik, Jahrb. d. Hochstifts zu Frankfurt a. M. 1906. Max
Wundt, Gesch. d. griech. Ethik. I. Die Entstehung d. griech. Ethik. IL Der
Hellenismus, Leipz. 1908. 1911 („sucht d. Gesch. d. griech. Ethik ledigl. als einen
Teil d. allgemeinen Entwicklung d. griech. Geistes zu begreifen" u. gibt daher
einen breiten kulturgeschichtl. Unterbau; bedeutet dadurch einen wesentl. Fortschritt
über seine Vorgänger). Derselbe, Griechische Weltanschauung (Aus Natur u.
Geisteswelt Nr. 329), Leipz. 1910. G. L. Duprat, Morale des passions dans la
philos. anc, Paris 1909. J. Burnet, Law and nature in Greek ethics, Inter-
national Journal of Ethics 1897 April. H. Gomperz, Die Lebensauffassung d.
griech. Philosophen u. d. Ideal d. inneren Freiheit, Jena u. Leipz. 1904. Gius.
Modugno, II concetto della vita nella filos. greca, Bitonto 1907. A. E. Dobbs,
PhUosophy and populär morals in ancient Greece, Dublin 1907. E. Sigall, Der
Wert d. Lebens im Lichte d. antiken Philosophie, Czernowitz 1907 Pr. M. Mar-
quard, D. pessimistische Lebensauffassung d. Altertums, Erlang. 1905 Diss.
{Kempten 1905 Pr.). M. Heinz e, D. Eudämonismus in d. griech. Philos., Abh.
d. Sachs. Ges. d. ATissensch. 1883. M. Wundt, D. Intellektualismus in d.
griech. Ethik, Leipz. 1907. J. Walter, Die Lehre v. d. prakt. Vernunft in d.
griech. Philos., Jena 1874. L. Credaro, II problema della libertä di volere neila
filosofia dei greci, Rendic. dell' Istituto Lomb. ser. 2 vol. 25 fasc. 9, 10, p. 607
bis 660. Arm. Preis, De ethice Attica, Diss. Hai. 1872. Jahnel, Über den
Begriff Gewissen in der griechischen Philos., Gymn.-Pr., Glatz 1872. K. A.
Hasen clever, Die Berühr, u. Verwert, des Gewissens in d. Hauptsystemen der
griech. Philos., I.-D., Freiburg 1877. — A. Giesecke, De philosophorum veterum
quae ad exilium spectant sententiis, Leipz. 1891. E. Wolff , Philanthropie b. d.
alten Griechen, Berl. 1902 Pr. Max Schneidewin, Antike Humanität, Berl.
1897 (D. Scipionenkreis Ursprungsstätte d. Humauitätsprinzips). R. Reitzenstein,
Werden u. \Vesen d. Humanität im Altertum, Straßb. 1907 (D. Begriff geht auf
Panaitios zurück). Ed. Stettner, Antike Humanität in moderner Beleuchtung,
Bielitz 1912. 1913 Pr. J. Ilberg, Zur gynäkolog. Ethik d. Griech., Arch. f.
Religionsw. 13, 1 ff. Zum Liebesproblem (JFrauenliebe. Knabenliebe, Ehe) s. auch
K. Praechter, Hierokles d. Stoiker, Leipz. 1901, S. 121 ff., Fr. Wilhelm, Rhein.
Mus. 57 (1902), 55 ff. (hier S. 55 f. Zusammenstellung d. antiken Literatur). Ders.,
Rhein. Mus. 61 (1906), 104 f. E. Bickel, s. Nachträge Erich ßethe, D. dorische
Knabenliebe, ihre Ethik u. ihre Idee. Rhein. Mus. 62 (1907). 438—475. Vgl. z philo-
soph. Erotik auch Aug. Maver, Philol. Suppl. 11 (1910), 563. — W. Capelle,
Altgriechische Askeee, Neue 'Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 25 (1910), 681—708.
Zu § 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis d. Philos. d. Griechen. ;^;J*
Derselbe. Art. Ascetisin in d. Encvclop. of Relig. and Ethics by Hostings and
t?elbie 11, S. 80-87.
Weitere ethische lupoi : Affekte im allgemeinen: Ringeltaube, s. oben
S. 31* IV. Zorn: A. Schlemm, Hermes 38 (1903), 588 (Antike Schriften über
den Gegenstand u. ihre Fihation). J. Geffcken, Kynika S. 27. Rabbow. s.
o. S. 31' IV. Mitleid: 0. Herwegen, Das Mitleid in d. griech. Philosophie bis
auf d. Stoa, Bonn 1912, Diss. Anstrengung und Erholung: K. Praechter, D.
Topos ,T. G.iovSijg y.al :Tacdiä^, Hermes 47 (1912), 471 — 470. Freundschaft:
L. Dugas, L'araitie antique d'apr^s les moeurs populaires et les theories des
philosophes, Paris 1895. G. Bohnen blust, Beiträge z. Topos n. (pdlag, Berlin
1905, ßerner Diss. Ertragreich für die ethische Topik ist besonders die Literatur
über die kynisch-stoische Diatribe, s. unten zu § 59.
Das Verhältnis der Staatslehre zur Ethik behandelt Fr. Filomusi
Guelfi, La dottrina dello Stato nell' antiquitä greca nei suoi rapporti con l'etica,
Napoli 1874. Von Bedeutung auch für die Philosophie Rob. Pohl mann,
Geschichte des antiken Kommunismus u. Sozialismus, 2 Bde., München 1893 bis
1901, 2. Aufl. u. d. Tit.: Gesch. d. sozial. Frage u. d. Sozialismus i. d. antiken
Welt, 2 Bde., München 1912. J. Schvarcz, Die Anfänge einer politischen
Literatur bei d. Griechen, Anhang z. d. Schrift: Kritik d. Staatsformen d. Aristo-
teles, vermehrte Ausg., Eisenach 1890. R. Scholl, Die Anfänge einer polit.
Liter, bei d. Griech., München 1890. Herrn. Henkel, Lineamenta artis grae-
•corum politicae, Berol. 1847; Studien zu einer Geschichte der griechischen Lehre
vom Staat, Philologus 9 (1854), 401 ff. ; Zur Geschichte der griechischen Staats-
wissenschaft, G.-Pr., Salzwedel 1863 und 1866; G.-Pr. v. Seehausen i. d. A.,
Stendal 1867 u. 1869; Studien zur Geschichte der griechischen Lehre vom Staat,
Leipzig 1872. Hans v. Arnim, D. polit. Theorien d. Altert., Wien 1910. Jul.
Kaerst. Stud. z. Entwickl. u. theoret. Begründung d. Monarchie im Altert.,
Münch. u. Leipz. 1898 (Histor. Bibl. Bd. 6). V. Mittermann, Die Grund-
gedanken d. griech. Sozialphilos., Krems 1907 Pr. Heinr. Wolf, Gesch. d.
antik. Sozialismus u. Individualismus, Gütersloh 1909 (Gyran.-Bibl. Heft 50).
E. Burle, Essai historique sur le developpement de la notion de droit naturel
dans l'antiquit^ grecque, Trevoux 1908. L. E. Matt ha ei, The ijlace of arbitration
and mediation in ancient Systems of international ethics, The classic, quarterly
2 p. 241 ff. Henri Francotte, Melanges de droit public grec. Lütt. u. Paris
1910 (betrifft auch Fragen, die in der philos. Staatslehre viel behandelt wurden,
wie d. Verhältnis v. Königt. u. Tyrannis). Max. Hodermann, Quaestion.
oeconomic. specimen, Berl. Stud. f. klass. Philol. u. Arch. Bd. 16, Heft 4, Berlin
1896. — Hierher gehört auch die in der antiken philosophischen Literatur reich
vertretene Gattung der Fürstenspiegel. Vgl. darüber: G. Barner, Comparantur
inter se Graeci de regentium hominum virtutibus auctores, Marp. Catt. 1889 Diss.
K. Praechter, Antike Quellen d. Theophylaktos v. Bulg., Byz. Zeitschr. 1
(1892), 399—414; Antikes i. d. Grabrede d. Georgios Akropol. auf Johannes Dukas,
ebenda 14 (1905), 479 ff. Kurt Emminger, Stud. z. d. griech. Fürstenspiegeln I,
Münch. 1906 Pr., II u. III, Münch. 1913 Diss. S. auch d. oben angeführte
Arbeit von Kaerst. Für Weiteres s. d. Generalreg. d. Byz. Zeitschr. z. Bd. 1 — 12
unter ,, Fürstenspiegel" und d. Literatur z. Seneka, Dion Chrysost., Plutarch,
Julian, Themistios, Svnesios u. a. Ed. Zeller, Über d. Begriff d. Tvrannis bei
d. Griechen, Sitz, d! Berl. Akad. 1887, 1137-1146 = Kl. Sehr. I S". 398-409.
H. Swoboda. Zur Beurteilung d. griech. Tyrannis, Klio 12, 341 ff. (berührt auch
d. Stellung d. Tyrannis in d. philosoph. Konstruktion d. Staatsverfassungen).
A. Veder', Historia philosophiae juris apud veteres, Lugd. Bat. 1832.
R. Hirzel, "Aygaq^o; rouo;, Abhandl. d. philol.-hist. Kl. d. sächs. Gesellsch. d.
Wiss., 20. Bd., Leipz. 1900. Derselbe, Themis, Dike u. Verwandtes, ein Beitrag
z. Gesch. d. Rechtsidee bei d. Griechen, Leipz. 1907 (vgl. u. a. den Abschnitt
über d. Naturgesetz S. 387 ff., wo die hierher gehörigen Ansichten d. alten Philo-
sophen behandelt sind). Derselbe, Der Eid, Leipz. 1902. Derselbe, Die Talion,
Philol. Suppl. 11, 407—482. Derselbe, Der Selbstmord, Arch. f. Religionswiss. 11
S. 75—206. M. Voigt, Die Lehre vom jus naturale, aequum et bonum und jus
gentium der Römer, Leipz. 1856. (Darin über griechische Lehren, S. 81 — 175.)
Vgl. auch Jhe rings umfassendes Werk: Geist des römischen Rechts auf den
verschiedenen Stufen seiner Entwicklung, Leipz. 1852 ff. u. ö. V. Kirchner,
Der Lohn in der alten Philosophie, im bürgerl. Recht, bes. im Neuen Testa-
ment, Gütersloh 1908.
Ueberweg, Grundriß I. C
34* Literaturverzeichnis.
Ed. Norden, Beitr. i. Gesch. d. griech. Philos., Jahrbuch, f. klass. Philol.
Suppl. 19 (1892), 368 ff.: darin 411—428: Philosoph. Ansichten über die Ent-
stehung d. Menschengeschi., seine kulturelle Entw. u. d. goldene Zeitalter.
0. Apelt. Die Ansichten d. griech. Philosophen über d. Anfang der Kultur,
Eisenach 1901, Progr. Billeter, Griech. Anschauungen üb. d. Ursprünge d.
Kultur, Zur. 1901, Pr. E. Norden, Agnostos Theos. S. 370—374; 397—400,
Weitere Liter, über Entstehung u. erste Entwicklung d. Menschengeschlechtes
bei Herrn. Binder, Dio Chrysost. u. Posidonius. Borna-Leipz. 1905, Diss. v.
Tüb., !?. 26 Anm. 28. S. auch Rud. Hirzel, "Ayoa<fo:; vöuog S. 79ff. ii. dazu
K. Praechter, Hieroki. d. Stoiker S. 39 Anm. 2.
Zur Politik ist antiker Anschauung entsprechend auch die Pädagogik zu
stellen. Aus d. Lit. darüber sei hier angeführt: Ad. Busse, D. Anfänge d..
Erziehungswiss., Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw: 13. Jahrg. 2. Abt. S. 465
bis 477. K. Praechter, Die griech.-röm. Popularphilosophie u. die Erziehung,
Bruchsal 1886, Pr. Über die Stellung der Philosophie zu den enkyklischen
Fächern M. Guggenheim, Zur. 1893, Pr. d. Kantonssch., Ed. Norden, Ant.
Kunstprosa II S. 670 ff. A. Stamer, Die ayy.vy./.iog :TatÖ£ia in dem Urteil der
griech.. Philosophenschulen, Kaiserslaut. 1912, Pr.
U^ber einige für die Ethik wichtige Begriffe vgl. auch unten S. 38* f. H. b.
(Terminologie).
YII. Philosophie und Religion.
Bei den engen Beziehungen zwischen antiker Philosophie und Religion ist
der Aufschwung, den die rehgionsgeschichtliche Forschung in den letzten Jahr-
zehnten genommen hat, auch unserer Kenntnis der griechischen Philosophie in
hohem Maße zugute gekommen. Besonders nachhaltig haben hier die Arbeiten
von Erwin Rohde und Hermann Usener gewirkt. Z. T. durch sie angeregt
haben zahlreiche Gelehrte einer jüngeren Generation wie Franz BoU, Franz
Cumont, Albrecht Dieterich, "Wilh. Kroll, Ludw. Radermacher,
Rieh. Reitzenstein, Paul Wendland, Rieh. Wünsch u. a. durch For-
schungen auf deu Grenzgebieten der griechischen, orientaUschen, ägyptischen,
jüdischen und christlichen Religion einer- und der griechischen Philosophie
andererseits die Geschichte der letzteren in dankenswertester Weise gefördert.
Eine Fülle reichen Wissens auf diesem Gebiete enthalten auch die Arbeiten von
W. Röscher. Alle Berührungspunkte dieser weit ausgedehnten Literatur mit
der griechischen Philosophie zu verzeichnen ist unmöglich. Nur einiges sei er-
wähnt, das den Zugang zu Weiterem erschließen kann.
a. Allgemeines. Bexiehungen der griechischen Philosophie xii den Religionen
Griechenlands, des Orients nnd Ägyptens.
A. B. Krische, Forsch, auf dem Gebiet der alten Philos. I. Die theolog.
Lehren d. griech. Denker, Gott. 1840. C. M. Rechenberg, Entwicklung des
Gottesbegriffes in d. griech. Philos., Leipzig 1872, Gott. Diss. Herrn. Gilow.
Üb. d. Verh. d. griech. Philos. im allgem. u. d. Vorsokratiker im besondern zur
griech. Yolksreligion, Oldenburg 1876, Berl. Diss. Joh. Geffcken, Antike Kultur-
kämpfe, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 15. Jahrg. I S, 593 ff . Edw. Caird,
The evolution of theology in the Greek philosophers. Glasgow 1903, ins Deutsche
übers, von Hilm. Wilmanns, Halle a. S. 1909. C. du Prel, Die Mystik der
Griechen, Leipzig 1888. K. Kiesewetter, Der Okkultismus d. Altertums, bearb.
V. L. Kuhlenbeck, Leipzig 1896. Viel auch die Philosophie Berührendes bietet
das Archiv f. Religionswissenschaft, begr. v. A. Dieterich, unter Mitwirkung von
H. Oldenburg, C. Bezold, K. Th. Preuß, in Verb, n^it L. Deubner herausg. von
R. Wünsch, sowie die Religionsgesch. Versuche u. Vorarbeiten, begr. v. A. Die-
terich und Rieh. Wünsch, her. v. R. Wünsch und L. Deubner. In dieser Samm-
lung sind u. a. erschienen: Lud. Rtihl, De mortuorum itidicio (2. Bd., 2. H.
1903). Carl Thulin, Die Götter des Martianus Capeila und die Bronzeleber v.
Piacenza (berührt Nigidius Figulus) (3. Bd., 1. H. 1906), Henr. Schmidt,
Veteres philosophi quomodo iudicaverint de precibus (4. Bd.. 1. H. 1907), Eug.
Fehrle, D. kultische Keuschheit im Altertum (6. Bd. 1910), O. Weinreich,
Antike Heilungswunder (8. Bd., 1. H. 1909) u. a. Von H. Usener kommen vor
allem in Betracht seine Abhandlung über Dreiheit, sowie die im 4. Bde. seiner
Kleinen Schriften gesammelten Arbeiten zur Religionsgeschichte, von Erwin
Zu § 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis d. Philos. d. Griechen. 35*
Rohde yeine Psyche (s. o. 8. 31* lY) und seine Kleinen Schrifrcn. Von Albr.
Dieterich berühren die Philosophie besonders die Schriften Abraxas, Leipzig
1891, Nekyia, Leipzig 1893. 2. Aufl. 1914, Mutter Erde, Leipzig 1905, 2. Aufl.
1913, Eine Mithrasliturgie, Leipzig 1903, 2. Aufl. 1910, sowie Aufsätze seiner
Kleinen Schriften, Hierher gehören ferner: R. Rei tzenstein , Zwei rcligions-
geschichtl. Fragen, Straßb. 1901; Poimandres, Leipz, 19U4; Hellenistische Wunder-
erzählungen, Leipz. 1906; Die hellenistischen Mysterienreiigionen, Leipz. u. Berlin
1910; D. Märchen v. Amor u. Psyche bei Apuleius, Leipz. u. Berl, 1912 (berührt
kosmogonischo Vorstellungen) ; Hellenistische Theologie in Ägypten, Neue Jahrb.
für d. klassische Altertum usw. 13 (1904), 177—194, Fr. Cumont, La religion
et les philosophes en Grece, Journ. des sav. 1908, 113 — 126; Die Mysterien des
Mithra, deutsch v. G. Gehrich, 2. Aufl. Leipz. 1911 ; Les religions orientales
dans le paganisme romain, Paris 1907, ins Deutsche übers, v. G, Gehrich, 2. Aufl.
Leipz, 1913; Le mysticisme astral dans l'antiquit^. Bull, de l'Acad. royale de
Belgique, Classe d. lettr. Xr. 5, Bruxelles 1909, 256 ff.; La theologie solaire
du paganisme romain, in: M^moires pr($sent^s par divers savants a l'Acad. des In-
script. et Bell.-Lettr. t. 12 part. 2, Par. 1909; Astrology and religion among the
Greeks and Romans. New York and London 1912 (vgl. auch Arch. f. Religionsw,
9, 323 ff. ; P. Wendland, Berl, phil. Wochenschr. 1910, 39). Fr. Cumont-
Gehrich, Die Orient. Religionen in ihrem Einfluß auf d. europäische Kultur d.
Altert., in: Die Kult. d. Gegenw., Teil 1 Abt, 3, 1 ; 2, Aufl. Leipz. 1913. Otto
Gilbert, Griech. Religionsphilosophie, Leipz. 1911 (berücksichtigt d. Beziehungen
d. Philosophen zu den gegebenen Religionen zu wenig und geht auf die wichtige
Spätzeit der griech. Philosophie nicht ein). M. Louis, Doctrines religieuses des
philosophes Grecs, Paris (o. J.). Arth. , Fairbanks, A handbook of Greek
religion, New York 1911. J. Toutain, Etudes de mythologie et d'histoire des
religions antiques, Paris 1909. F. O. Hey, Der Traumglaube der Antike I,
München 1908, Pr. Fr id. Jaeger, De oraculis quid veteres philosophi iudica-
verint, Rostock 1910, Diss. K. Steinhauser, Der Prodigienglaube und das
Prodigienwesen d. Griechen, Ravensburg 1911, Tübing. Diss. C. Pascal, Le
credenze d'oltre.tomba nelle opere letterarie dell' antichita classica, Catania 1912.
W. Weber, Ägyptisch-griechische Götter im Hellenismus, Groningen 1912.
Literarische Fragen aus dem Gebiete der die Religion betreffenden philosophischen
Schriften behandelt Car. Reinhardt, De Graecor. theologia capita duo, Berlin
1910, Diss. (auch als Buch erschienen). Den für den Volksglauben wie für die
Philosophie bedeutsamen Däraonenglauben berühren u. a. Gust. Wolff in: Por-
phyr, de philos. ex oraculis haurienda libr. rel., Berol. 1856, p. 214—229, Curt
Wachsmuth, Die Ansichten der Stoiker über Mantik u. Dämonen, Berl. 1860,
Rieh. Heinze, Xenokrates, Leipzig 1892, S. 78—123, Jul. Tamborino,De
antiquorum daemonismo, Münster 1909, Diss., vollst, in: Religionsgesch. Versuche
und Vorarb. 7. Bd., S. 55 — 110; die Ansichten der Philosophen über Mantik
B. Mulder, Vetustissimorum philosophorum placita de divinatione, Roterod.
1S29. Das Grenzgebiet von Religion und Philosophie berühren vielfach auch
W. Capelle, Zur antiken Theodicee, Arch. f. Gesch. d. Philos. 20 (1907), 173
bis 195, sowie manche der oben S. 30* angeführten Arbeiten, so besonders die
von Boll, Eisler und Röscher. S. auch die Enzyklopädie von Hastings und
Selbie oben S. 13* unter F. Boussets. „Nachträge".
h. Oriechische Philosophie und Judentum s. unten: Hellenistisch-jüdische
Philosophie.
c. Griechische Philosophie und Christentwn.
Die große religions- und kulturgeschichtliche Bedeutung der Beziehungen
zwischen antiker Philosophie und Christentum hat zur Entstehung einer fast
unübersehbaren Literatur geführt, die sich mit den Fragen nach dem Anteil der
griechischen Philosophie an der Ausbildung der biblischen und der kirchlichen
Lehre, nach den spezifischen Eigentümlichkeiten antik-philosophischer und christ-
licher Weltanschauung, ihrem gegenseitigen Verhältnis und ihrem Werte be-
schäftigt. Neben höchst verdienstlichen Werken umfaßt diese Literatur auch
zahlreiche Erzeugnisse eines unberufenen Dilettantismus. Vielfach stand theo-
logische Einseitigkeit einer unbefangenen Auffassung im Wege. Doch haben
neuerdings auch Theologen in völlig vorurteilsloser Weise sich an den Verhand-
lungen beteiligt. Zunächst kommt die oben unter a. verzeichnete religions-
^g* Literaturverzeichnis.
geschichtliche Literatur großenteils auch hier in Betracht. So befaßt sich bei-
spielsweise Edw. Cairds Evolution of theology in the Greek philosophers auch
mit den Einwirkungen der griechischen Philosophie auf die christliche Theologie.
Sehr reich an Gelehrsamkeit und anregender Kombination sind die Arbeiten
Useners und Rei tzensteins. Aus der weiteren Literatur greife ich in chrono-
logischer Folge eine Reihe von Erscheinungen heraus, die verschiedene Stand-
pifnkte.. vertreten und, wie ausdrücklich bemerkt sei, an Wert sehr ungleich
«ind: Über das Verhältnis zwischen hellenischer und christlicher Ethik handelt
Neander in seinen wissenschaftlichen Abhandlungen, hrsg. von J. Jacobi, Berl.
1851 (vgl. auch Neanders oben S. 10* angeführte Vorlesungen). Die Ethik be-
trifft ferner Muth, Veterura philosophorum de summo bono sontentiae cum doc-
trina Christiana comparatae, Weilburg 1852, Pr. — F. Chr. Baur. Drei Abh. z.
Gesch. d. alten Philos. u. ihres Verhältnisses z. Christent., neu hrsg. v. E. Zeller,
Leipzig 1876. Ern. Havet, Le.. christianisme et ses origines'^, Paris 1873.
Karl Friedrich Aug. Kahnis, Über d. Verhältnis der alten Philosophie zum
Christentum, Leipzig 1S75, 1883 Pr., u. in Buchform Leipzig 1884. E. Hatch,
Griechentum u. Christentum, deutsch v. E. Preuschen, Freiburg i. B. 1892. G. v. Hert-
ling, Christentum u. griech. Philosophie, Philos. Jahrb. 13 (1901), 1 ff. Derselbe,
Le christianisme et la philosophie grecque, Annal. de philos. chr^tienne 1901.
G. Schelowskv, Der Apologet TertuUianus in seinem Verhältnis zu der griech.
Philos., Leipz. 1901, Dissert. P. Wendland. Christentum u. Hellenismus in
ihren literar. Beziehungen, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 9 (1902), 1-19.
C. Jentsch, Hellenentum u. Christentum, Leipz. 1903. J. Geffcken, Aus d.
literar. Kampfe zwischen Heidentum u. Christentum, Preuß. Jahrb. 114 (1903),
225—253. A. Naegele, Johannes Chrysostomos u. sein Verhältnis zum Helle-
nismus. Byzant. Zeitschr. 13 (1904), 73—113 (hier S. 97 f. weitere Literatur über
das Verhäitnis der Kirchenväter, insbesondere der großen Alexandriner u. Kappa-
dokier zur hellenischen Bildung). Max Pohlenz, Die griech. Philosophie im
Dienste d. christl. Auferstehungslehre, Zeitschr. f. wiss. Theol. 47 (1904), 241 —250.
Derselbe, Philos. Nachklänge in altchristlichen Predigten, ebenda 48 (1905), 72—95
(Einfluß der griechischen consolationes auf die großen Kappadokier, im besondern
von Plut. -T. Evdvfdag auf Basileios' Predigten u. zweiten Brief). J. P. Mahaffy,
The progress of Hellenism in Alexander's empire, Chicago 1905 (berührt auch
die Einwirkung des Hellenismus auf das Christentum). J. Geffcken, Altchristi.
Apologetik u. griech. Philosophie, Verh. d. 48. Versamml. deutsch. Philologen u.
Schulm. zu Hamb. 1905, Leipz. 1906, S. 27—29, Zeitschr. f. d. Gymnasialwesen
60 (1906), 1-13; vgl. auch die Einleitung in desselben Verf. Buch: Zwei griech.
Apologeten, Leipz. u. Berl. 1907. Derselbe, Antike Kulturkämpfe, Neue Jahrb. f. d.
klass. Altert, usw. 29 (1912), .593—611. P. Wendland, Die hellenistisch-
römische Kultur in ihren Beziehungen zu Judentum und Christen-
tum (Handb. z. Neuen Testament I 2), Tüb. 1907, 2. u. 3. Aufl. 1912 (vortreff-
liche Einführung in die gesamten Kulturverhältnisse, innerhalb deren auch die
Philosophie ein wichtiges Ferment bildet). H. Windisch, Taufe und Sünde im
ältesten Christentum bis auf Origenes, Tüb. 1908 (berücksichtigt auch die Ein-
wirkungen der griech. Philosophie auf die christl. Lehre). G. Sihler, Testi-
monium animae or Greek and Roman before Jesus Christ, New York 1908 (wird
der griech. Philosophie wie der Antike überhaupt nicht gerecht). Georg
Büttner, Basileios des Großen Mahnrede an die Jugend, München 1908,
Würzb. Diss. (vgl. dazu M. Pohlenz, Berliner philologische Wochenschrift 1911,
180 ff.). Derselbe, Beiträge zur Ethik Basileios' d. Großen, Landshut 1913, Pr.
Mark. J. Daskalakis, Die eklekt. Anschauungen des Clemens v. Alexandrien
und seine Abhängigkeit von der griechisehen Philosophie, München 1908, Diss.
Georg Heinrici, Hellenismus n. Christentum (Bibl. Zeit- u. Streitfragen, hrsg.
v. Franz Kropatschek, V 8), Gr.-Lichterfelde-Berlin 1909. Carl Giemen, Re-
ligionsgeschichtliche Erklärung des Neuen Testaments, Gießen 1909 (untersucht
die Abhängigkeit des ältesten Christentums von nichtjüdischen Religionen luid
philosophischen Systemen). Edv. Lehmann, Mystik im Heidentum und
Christentum, übersetzt von Anna Grundwitz, Leipz. 1908. Max Pohlenz, Vom
Zorne Gottes. Eine Studie über den Einfluß der griech. Philosophie auf das alte
Christentum, Gott. 1909. J. Geffcken. Aus der Werdezeit des Christentums,
2. Aufl. Leipz. 1909. Derselbe, Die christl. Martyrien, Hermes 45 (1910), 481 bis
505 (berührt Beziehungen zum philosophischen Märtyrertum [der Philosoph vor
dem Tyrannen] in der antiken Welt. S. Lublinski, Die Entstehung des
Zu § 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis d. Philos. d. Griechen. 37*
Christentums aus der antiken Kultur, Jena 1910. Ad. Bauer, Vom Griechen-
tum znini Christentum, Leipz. 1910. Gegen diese Darstellung wendet sich mit
Unrecht A. Kahr, Griechentum u. Christentum, Graz 1911. Aug. Dirking,
S. Basilii Magni de divitiis et paupertate sententiae quam habeant rationem cum
veterum philosophorum doctrina, Münster 1911, Diss. Wilh. Harloff, Unter-
suchungen zu Lactantius, Boma-Leipz. 1911, Diss. v. Rostock (bespricht die
Schrift de falsa sapientia u. behandelt 1. den Kampf gegen die einzelnen Pro-
bleme der Philosophie, 2. die Polemik gegen die einzelnen Systeme und deren
Vertreter). O. Pf leiderer, Die Vorbereitung des Christentums in der griech.
Philosophie, 2. Aufl. (Religionsgesch. Volksb. III 1), Tiib. 1912. Walt. Glawe,
Die Beziehungen des Christentums zum griech. Heidentum im Urteil der Ver-
gangenheit u. Gegenwart (Hibl. Zeit- u. Streitfr., 8. Ser. 8. H.), Berl.-Lichterf.
1913. Fr. Boll, Aus der Offenbarung Johannis, Leipzig-Berlin 1914. Über
antiken und christlichen P'nsterblichkeitsglauben handelt Ludwig Fried-
laender, Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms^ III 770 ff. Antike
Philosophie u. Christentum berührende stilistische Probleme erörtert in einer auch
für die sachlichen Zusammenhänge sehr fruchtbaren Weise Ed, Norden in den
beiden Werken, Die antike Kunstprosa u. Agnostos Theos (s. S. 38* H. a.), einem
für beide Gebiete in Betracht kommenden literarischen Motiv gilt Karl Holl,
Die schriftstellerische Form des griech. Heiligenlebens (s. u. S. 40*j. Lehrreich
für die philosophisch-religionsgeschichtlichen und literarischen Zusammenhänge
ist der Hinweis von R. Reitzenstein u. P. Wendland, Nachr. d. Gesellsch.
d. Wiss. zu Gott, philol.-hist. Kl. 1910, 324—334, auf ein heidnisches Gebet der
hermetischen Sammlung, das in eine Vereinigung christlicher Gebete aufge-
nommen wurde, und ein auf der Theodizee des Poseidonios beruhendes heid-
nisches Gebet, das eine christliche Umgestaltung erfuhr. — Von umfassenderen
theologischen Werken ist vor allem Ad. Harnack, Lehrbuch der Dogmen-
geschichte*, Tüb. 1909, zu nennen.
Die Literatur über den Einfluß bestimmter Schulen, ein-
zelner Philosophen und philosophischer Ausdrucksformen auf das
Christentum wird je an ihrem Orte verzeichnet werden. S. Piaton,
Stoa (Poseidonios, Epiktet, Seneca), kynisch-stoische Diatribe, Neuplatonismus; bei
letzterem auch über Rückwirkungen des Christentums auf die antike Philosophie).
S. auch Grundriß 11^" S. 21* f. und unter den einzelnen Vertretern der patristi-
fichen Philosophie.
VIIL Ästhetik.
Eduard Müller, Gesch. d. Theorie der Kunst bei den Alten, Breslau
1834 — 37. J. A. Härtung, Lehren der Alten über die Dichtkunst, durch Zu-
sammenstellung mit denen der besten Neueren erklärt, Hamburg und Gotha
1845. E. Egger, Essai sur l'histoire de la critifjue chez les Grecs, suivi de la
poetique d'Aristote et d'extraits de ses problemes, Paris., 1849. Vgl. die betreffen-
den Abschnitte bei Zimmermann. Geschichte der Ästhetik, XVien 1858, und
A. Kuhn, Die Idee des Schönen in ihrer Entwicklung bei den Alten bis in
unsere Tage. 2. Aufl.. Berlin 1865. J. Walter, Die Gesch. d. Ästhetik im Altert,
ihrer begriffl. Entwicklung nach, Lpz. 1893. O. Külpe, Anfänge psycho-
logischer Ästhetik bei den Griechen, Philos. Abhandl. f. Max Heinze S. 101 — 127.
Herm. Abert, Die Musikanschauung des Mittelalters und ihre Grundlagen,
Halle a. S. 1905 (handelt auch von der Musikästhetik d. ausgehenden Altertums).
Wilh. Börner, D. Künstlerpsychologie im Altertum; ein Beitrag z. Gesch. der
Ästhetik, Zeitschr. f. Ästhetik u. allgem. Kunstwissenschaft 7. Bd., S. 82—103.
A. E. Haas, Ästhetische u. teleol. Gesichtsp. in der antiken Physik, s. o. S. 29*.
E. Stemplinger, Mimesis im philosoph. u. rhetorischen Sinne, Neue Jahrb. f.
d. klass. Altert, usw. 21 (1913), 20-36. Gull. Eggerking, De Graeca artis
tragicae doctrina imprimis de affectibus tragicis, Berl. 1912, Diss. — S. auch die
Liter, zu § 53.
IX. Methodisches. Stellung der Philosophen zu Erschei-
nungen der Literatur und Geschichte.
U. V. Wilamowitz-Moellendorf f. De tragicorum Graec. fragmentis
coram., Götting. 1893, Pr. (Beziehungen der Philosophie zur griechischen Poesie).
G. Weltring, D. orj^eTov in der aristotelischen, stoischen, epikureischen und
3g* Literaturverzeichnis.
skeptischen Philosophie, Bonn 1910. Diss. E. Howald, Die Anfänge d. literar.
Kritik b. d. Griechen. Kirchhain N.-L. o. J., Züricher Diss. F. AVipprecht,
Zur Entwicklung der rationalistischen Mvthendeutung b. d. Griechen I. II, Pr.
V. Donaueschingen 1901,2. 19n7/8, Tüb. 1902. 190S. VV. O. Friedel. De philo-
Bophor. Graecor. studiis Homericis I, Merseburg 1879, Pr.; II, Stendal 1886, Pr.
Anne ßates Hersraan, Studies in Greek allegorical interpretation, Chicago
1906. Car. Reinhardt, De Graecor. theologia capita duo. Berol. 1910, handelt
in Kap. 1 de Honieri interpretatione allegorica. Franz Bertram, Die Tinion-
legende. Heidelb. 1906 (darin Kap. 3: Timons Weiterleben in der Geschichts-
schreibung u. der Philosophie). Werner Hoffmann, D. literarische Porträt
Alexanders des Großen im griech. u. röm. Altert , Leipz. histor. Abh. Heft 8,
Leipz. 1907 (betrifft auch die Stellung der Philosophie zu Alex.j. Lud. Eicke,
Veterum plülosophorum qualia fuerint de Alexandro Magno iudicia, Rostock 1909,
Diss. Franz Weber, Alexander d. Gr. im Urteil der Griechen und Römer bis
in die konstantinische Zeit, Gießen 1909, Diss. Beruh. Busch, De M. Porcio
Catone Uticensi quid antiqui scriptores aequales et posteriores censuerint, IMünster
1911. Diss. Vgl. auch A. Dvroff, Cäsars Anticato u. Ciceros Cato, Rhein. ÄIus.
63 (1908), .587—604.
H. Die Wcrl:e der antiken Philosophen tintei- formalen (sprachlich-stilistischen)
und literarischen Gesichtspunlden.
ff. Sprachlich-Stilistisches im allycnteincn.
Reich an wertvollen Beobachtungen ist Ed. Norden, Die antike Kunst-
prosa V. VI. Jahrh. vor Chr. bis in d. Zeit d. Renaissance. Leipz. 1898, 2. Abdr.
1909, sowie auch dessen Agnostos Theos, Leipz. u. Berl. 1913.
b. Terminologie (mit Berücksichtigung auch nesentlich begriff'sgeschichtl icher
Arbeiten).
An zureichenden terminologischen Untersuchungen, die eine wichtige Grund-
lage für die Gcschicljte der Philosophie bilden, herrscht noch großer Mangel, der
wie auf dem Gebiete der griechischen Philosophie selbst, so auch auf dem Grenz-
gebiete dieser Philosophie und der christlichen Patristik sich bemerkbar macht
(vt:l. Ad. Harnack, Dogmengesch.* 1 S. VIII; s. auch Praechter, Bvzant. Zeit-
schrift 21 [1912], 21 f. und Th. O. Achelis, Wochenschr. f. klass. Philol. 1912,
91). Die gangbaren Lexika sind für terminologische Forschungen unzulänglich.
Viel Treffliches bietet und verspricht der lateinische Thesaurus. Ein gleiches
Werk für die griechische Sprache ist in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Teil-
weisen Ersatz bilden SpeziaUexika und Wortindices zu einzelnen Schriften oder
Schriftengruppen. Sehr nützlich ist die Zusammenstellung von Herm. Schöne,
Repertorium griech. Wörterverzeichnisse u. Speziall exika, Lpz. 1907, ein Werk,
dem eine die notwendigen Mängel des ersten Wurfes ausgleichende und die
neuesten Erscheinungen berücksichtigende Neuauflage dringend zu wünschen
wäre. Eine analoge ü'bersicht bietet für die lateinische Lexikographie Paul
Rowald, Repertorium lateinischer Wörterverzeichnisse und SpeziaUexika, Leipz.-
Berlin 1914. Leiter den vorhandenen Wörterverzeichnissen hebe ich als für die
philosophische Terminologie besonders wertvoll hervor: H. Di eis, Index ver-
borum zu den Doxographen (Doxographi Graeci p. 707 ff.), W. Kranz, AVort-
index zu den Vorsokratikern (Diels, Fragmente d. Vorsokratiker II 2^; dazu
F. Lortzing, Berliner philol. V/ochenschr. 1912, 164ff.), H. Bonitz, Index
Aristotelicus (Bd. 5 d. akadem. Ausg.). Reiches, leider noch wenig ausgebeutetes
Material für die Spätzeit der griechischen Philosophie enthalten die Wortindices
zu den von der Berliner Akademie herausgegebenen Commentaria in Aristo-
telem Graeca. Für terminologische Einzeluntersuchungen ist vorbildlich
H. Diels, Elementum, Leipz. 1899 (behandelt den „Begriff elementum" und
berücksichtigt dementsprechend eingehend auch das griechische oTot/eTor). Von
anderen Arbeiten seien hier genannt: Bruno Jordan, Beiträge zu einer Gesch.
der philos. Terminologie {ioyi] bei den Vorsokratikern, die Termini bei Auaxi-
mander). Arch. f. Gesch. d." JPhilos. 24 (1911), 449 ff. E. Hardy, Der Begriff d.
Physis in d. griech. Philos. I, Berlin 1SS4 (von Thaies bis Sokrates. Sokrates u.
Xenophon. Piaton. Aristoteles), W. A. Heidel, Ileoi ffvaewg. A study of
the conception of Nature among the Pre-Socratics. Proceed. of the Americ. Acad.
of Arts and Scienc. 45 (1910), 77—133. K. Preise ndanz, (pvoi;, Philol. 67
Zu 5; 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis d. Philos. d. Griechen. ;][)*
<I908), 4741 (). Lagercrantz, Elementura, Uppsala (Leipz.) 1911. Wilhelm
Capelle, MsT£(ooo;-i(gT8(ooo/.oyia. Philol. 71 (1912), 414 — 448. Derselbe, IlFÖdoaiog-
/lErdooiog. ebenda 449 — 456. Ders., Artikel Ascetism u. Body (Greek and Roman)
in der Encyclopaedia of religion and ethics (s. S. 13'). H. J. Flipse, De vocis
quae est /.6yo; significatione atque usu, Leyden 1902, Diss. (die Geschichte des Be-
griffs Äöyo; betreffen die oben S. 29* angeführten Arbeiten von Aall, Trubezkoj u. a.
S. auch unten S. 45* |TurchiJ und unter Philon von Alex.). E. F. Thompson,
Msrarnso) and ufxa^if/.si in Greek läterature until 1*JÜ A. D. Histor. and Linguist,
^tud. in lit. relat. to the New Test. vol. 1 part. 5, Chicago 1908 (vgl. auch
W. VVrede, Mexävoiu Sinnesänderung, Zeitschr. f. neut. Wissensch. 1, 1, 42 ff.,
K. Pr aecht er, Byzant. Zeitschr. 21 [1912J, 24 u. E. Norden, Agnostos Theos,
^. 134 ff.). Über avrft'öijoi^ s. Praechter, Byzant. Zeitschr. 21 (1912), 26,
P. Ewald, De vocis avrei())'jaeo)g apud scriptores N. T. vi ac potestate, Lips.
1883, Norden, Agnostos Theos, S. 136 Anm. 1, E. Mulder, De conscientiae
notione quae et qualis fuerit Romanis, Lugd. Bat. 1908, Diss. v. Amsterdam.
Arth. Elias, De notione vocis clementiae apud philosophos veteres et de fonti-
bus Senecae librorum de dementia, Regimonti 1912. K. Koch, Quae fuerit ante
Socratem vocabuli äofr/j notio, Jena 1900, Diss. J. Ludwig, Quae fuerit vocis
o.o£rii) vis ac natura ante Demosthenis exitum, Leipz. 1906 (berücksichtigt die
Philosophen nur beiläufig!. Beachtenswert für die Begriffsentwicklung von doex}]
sind auch die Bemerkungen von Walter Seyffert, De Xenophontis Agesilao
qiiaestiones, Gott. 1909, Diss., cap. 2. Rud. Schultz, Aldojg, Rostock 1910,
Diss. Paul Stein, Teoa;, Marb. 1909, Diss. (Gebrauch bei Piaton, Aristoteles
M. a.). Mart. Rudolph", Tlögog, Marb. 1912, Diss. Rud. Hirzel, Ovola, Philol.
72 (1913), 42 — 64. Paul Shorey, <Pvac; ^leXsxi] ETriaxi'ifit], Transact. of the Amer.
philol. assoc. 40 (1910), 185 — 2C>1. Derselbe, 'AvxiarQocfi) ovv dvxißsosi, Class.
philol. 8. 228. W. H. S. Jones, A note on the vague use of &s6g, Class.
rev. 27 (1913), 2.52 ff. \V. Gundel, Beiträge z. Entwicklungsgesch. d. Begriffe
Ananke u. Heimarmene, Gießen 1914, Habil.-Schr. R. Fischer, De usu voca-
bulorum ap. Cicer. et Senecam philos. Graec. Interpret., Freib. i. Br. 1914, Diss.
Hierher gehören auch die Arbeiten über (püöoocfo;, 'fiKoooffla, ooqla, s. Liter, zu
•§1, ooffioTi'/;, s. 0. S. 2, unten zu § 27. Vgl. ferner Gillespie n. Ritter über
fldog und idea unter Piaton (zu § 40), P. van Braam über diiuoxiu bei Aristoteles
luiter Aristot. (zu § 47), R. H. Tukey über den stoischen Gebrauch von U'ii; und
tjodoig unter Stoa (zu § 56), O. Tescari über drxararx/./joconig und loomntu,
E. Bignone über S/ioiöxijzeg unter Epikureismus (zu § 60. 62). S. auch Welt ring
über o>jf(eTov oben S. 37* und vgl. die S. 12* f. aufgeführten lexikalischen
Werke. — Reiley s. Lukrez u. Cicero. Auch für die philos. Terminologie sind
zu berücksichtigen Leop. Schmidt, Register der ethischen Ausdrücke der
Griechen, in d. Verf. Ethik d. alten Griechen II S. 485 ff., Mart. Hoff mann.
Die ethische Terminologie bei Homer, Hesiod und den alten Elegikern und
lambographen, Tüb. 1914.
c. Literatur formen und Vencandtes.
Auch hier sind Ed. Nordens..zu a. angeführte Werke Ant. Kunstprosa und
Agnostos Theos fruchtbringend. Über eine Hauptform philosophischer Dar-
stellung, den Dialog, handeln Herm. Schlottmann, Ars dialogorum com-
ponendorum quas vicissitudines apud Graecos et Romanos subierit, Rostock 1889,
Diss. und Rud. Hirzel in dem ungemein anregungsreichen, auch die inhaltliche
Seite der Dialoge berücksichtigenden Werke: Der Dialog, 2 Bde., Leipz. 1895.
Hierher gehören ferner K. Fries, D. philos. Gespräch von Hiob bis Piaton,
Tüb. 1904, Vilh. Kiaulehn, De scaenico dialogorum apparatu capita tria,
Halis Sax. 1913, Diss. Die antike Predigt besprechen v. Wilamowitz, Der
kynische Prediger Teles (Antigonos von Karystos Exkurs 3, S. 292 ff.) und
P. Wendland, Hellen.-röm. Kultur^ S. 91 (griech.-philos. u. ehristl. Predigt).
Vielfach berühren die antike Predigt die später anzuführenden Arbeiten über
■die kynisch-stoische Diatribe. Von weiterer hierher gehöriger Literatur seien
genannt: K. Buresch, Consolationum a Graecis Ronianisque scriptarum
historia critica, Leipz. Stud. 9, 1, 1886 (vgl. dazu auch Skutsch bei Pauly-
Wissowa s. V. Consolatio ad Liviam; Li er. Philol. 62, S. 4.50, Anm. 7; Berl.
phil. Wochenschr. 1909, 469). P. Hartlich, De exhortationum a Graecis
Roraanisque scriptarum historia et indole, Leipz. Stud. 11 (1889), 207—333. Vgl.
zur Literatur der ITooroen:zt.y.oi auch die Arbeiten von Rainfurt (s. u.
40* Literaturverzeichnis.
Galen) und Wagner (De Sallust. prooem. fönt., s. ii. Poseidonios i, Ger-
häusser (s. u. Poseidonios). Eudo.lph Vetschera. Zur griechischen
Paränese , Rmichow 1912. Koepke, Über die Gattung der d:zof(r)j novsv-
/((iTu, Brandenburg 1S57. Ei)ü eHungen hi die Phil osoji/t ic bespricht
Ludw. Baiir, Domin. Gundissalinus, De divis. philosophiae, Münster 1903,
S. 325 ff. Vgl. auch Mommert in der Ausgabe von Porphyrios' äqpogfiai
S. XXVIII. Zur ^(o«;fo;>}-Literatur s. auch E. Norden, Hermes 40 (1905),
508 ff. (zur Philosophie 510). A. Baumstark, Aristoteles b. d. Syrern v. 5. bis-
8. Jahrh., Leipz. 1900, S. 133 ff. 'Ejrirofiai: Mommert in der Ausgabe von
Porphvr. äffOQ/iiai S. XXVIII. Aid/.e^i?, 8tu/.oyog: v. Arnim, Leben und
Werke des Dio v. Prusa, S. 279 ff. Aiä).e^ig, /ns/.szij: Dürr, Sprachl. Unter-
such, zu Maximus Tyrius, S. 5 ff . Nachgeschriebene Vorträge (Predigten
und Kathedervorträge. Kollegienhefte): Freuden tl\al , Hellenist. Stud. III
S. 303; V. Arnim, Leben u. Werke des Dio v. Prusa, S. 172 ff., 282 ff.; Wend-
land, Gott. gel. Anz. 1901, S. 780, 1; Praechter, Gott. gel. Anz. 1904,
S. 390; 1905, S. 5181; 1906, S. 903; Byzant. Zeitschr. 18 (1909), 523 ff.;
Hense, Praef. zu Musonius. Über das bei nachgeschriebenen Kollegien in
unseren Handschriften mehrfach in der Überschrift stehende uno qtov)']; c. gen.
(..nach dem mündlichen Vortrag des Professors x.") s. D. Serruys, Rev. de
philol. 35, "1 — 74. Zu dem für die Einleitung exegetischer Vorträge feststehenden
Dispositionsschema (d ny.o:T6c, z6 y_Qi']Otuov, t6 yvtJGior, y zd^ig T»)c drayrtöoscog , rj
curia rfjg ijTiygarf rjg, rj elg x£(pd).aia diaiosoig, i'.tö tioIoi' fiioog urö.yeTai zo rcagov
oi'yyoafi/.ia, 6 zo6:iog zfjg 8i8aoy.a/.iag) Vgl. O. Im misch, Philol. 63 (1904), S. 34,
Anm. 2; Brinkmann, Rhein. Mus. 61 (1906), 118; „64 (1909), .539 ff. 573.
579; Praechter, Byzant. Zeitschr. 18 (1909), 530. Über ein anderes zehn
Punkte umfassendes Schema, das den Kommentaren zu den arist. Kategorien
vorangestellt zu -werden pflegte, s. Baur, Gundissalinus S. 329, Praechter
a. a. O. 527 ff. Die Synkrisis in der antiken Literatur behandelt
O. Hense, Freib. i. Br. 1893, Pr. S. auch C. Waites, Harv. stud. in class.
philol. 23 (1912), 1 ff. (Prodikos' Allegorie und ihre Nachahmungen), J. Alpers,
Hercules in bivio. Gott. 1912 Diss., H. Scharold, D. Mythus v. Herakl. an»
Scheidewege, Blätter f. d. Gymnasialschulwesen 50 (1914), 209 ff . S. auch die
Literatur zu Prodikos. Philosophen- Aretalogien bespricht R. Reitzen-
stein, Hellen. Wundererzähl., Leipz. 1906, Erzählungen in der Popularphilo-
sophie R. Reitzenstein. D. Märchen von Amor und Psyche bei Apuleius,
Leipz.-Berl. 1912, S. 38 ff., Idealbilder in Form von Lebensbeschreibung eii
(bei den Pythagoreern ; Philostratos) Karl Holl, Die schriftstellerische Form des
griech. Heiligenlebens, Neue Jahrb. f. d. klassische Altertum usw. 29 (1912),
406—427. Eine besonders für die philosophische Darstellung wichtige Literatur-
form ist Gegenstand der Abhandlung von Friedrich L'llrich. Entstehung und
Entwicklung der Literaturgattung des Symposion, Würzburg 1908. 1909, Pr. —
J. Geffcken, Studien z. Gesch. d. griech. Satire. I. Grundlinien einer Gesch.
d. griechischen Satire, Neue Jahrb. f. d. klass. Altertum usw. 27 (1911), 393 ff.
II. Die menippische Satire, der satir. Roman, Lukian, Oinomaos' rot]rmr q}a>Qd,
Julian, ebenda S. 468 ff. Derselbe, Briefe antiker Philosophen an Frauen. Preuß.
Jahrb. 122 (1905), 427—444. Arnold. Schumrick, Observationes ad rem
librariam pertinentes de cvvzu'^ ic , ovvzay fxa, Tioay ftaz elu , vtt öf^ivt] jxa
vocabulis, Marburg 1909, Diss. I. Bruns, Das literarische Porträt d. Griechen
im fünften und vierten Jahrh. vor Chr. Geb., Berlin 1896; mit den Philosophen
beschäftigen sich S. 201—424. G. Misch. Gesch. d. Autobiographie, 1. Bd.:
Altertum, Leipz. 1907 (betrifft u. a. Heraklit, Seneka, Epiktet, Mark Aurel).
Plagiatvorwürfe auch auf dem Gebiete der philosophischen Literatur behandelt
Ed. Steraplinger, Das Plagiat in der griech. Liter., Leipz. u. Berlin 1912 (s.
auch K. Hosius, Neue Jahrb. 16 [1913], 176 — 193j. Vieles auch für die philo-
sophische Literatur Beachtenswerte gibt H. Mutschmann, Inhaltsangabe und
Kapitelüberschrift im antiken Buch, Hermes 46 (1911), 93 — 107 (hier u. a. auch
über Sammehcerhe, Kompendien, Eioaymyai). Dringendes Bedürfnis wäre eine
Geschichte des philosophischen Kommentars, wofür in der von der Berliner Aka-
demie veranstalteten Sammlung der griech. Aristoteleskommentare und anderen
neuerdings in gesichteten Texten edierten Kommentaren reiches Material bereit
liegt. Einige wesentliche Punkte sind berührt von K. Praechter, Bvzant. Zeit-
schrift 18 (1909), 520 ff. S. auch Leo, Nachr. d. Ges. d. Wiss. zu "Gott. 1904,
257 ff., Wendland, Gott. gel. Anz. 1906, 359 f.
Zu § 7. Die Quellen u. Hilfsmittel unserer Kenntnis d. Philos. d. Griechen. 4]^*
Vgl. zu diesem Abschnitt besonders auch das unten !§ 59) über die litera-
rische Form der hynisclicn Diatrihe Bemerkte. W. W. Jäger. K. Gronau und
W. Bousset s. „Nachträge".
(/. Die griechische Philosophie in syrischer, arabischer und armenischer
IJberiicfeninff.
Aug. Müller, Die griech. Philosophen in d. arab. Überl., Halle a. S. 1873,
Festschrift der Franckeschen Stiftungen. Job. Geo. Wen rieh, De auctorum
Graec. versionibus et commentariis Syriacis, Arabicis, Armeniacis Persicisque
commentatio, Lipsiae 1842. Ant. Baumstark, Aristoteles bei den Syrern vom
y.— VIII. Jahrh. I, Leipz. 19Ü0, S. V ff., wo auch ältere Literatur verzeichnet
ist. Derselbe, Oriens Christianus Bd. 5. Zwei neu aufgefundene Schriften der
graeco-svrischen Literatur, aus dem Svrischen übersetzt von Victor Rvssel,
Ehein. 'Mus. 51 (1896), 1-20; 318-320 (philos. Inhalts). Xeu aufgefundene
graeco-syrische Philosophensprüche über die Seele; aus dem Syrischen übersetzt
von Victor Ryssel, ebenda 529 — 543.
J. Sam)iiiin)(jen einzelner Beiträge.
Aus den Jahrbüchern verschiedener Akademien hat Michael Hissmann
in dem Magazin für die Philosophie imd ihre Geschichte, 6 Bde., Göttingen und
Lemgo 1778 — 1782, Abhandlungen zusammengestellt, wovon viele sich auf die alte
Philosophie beziehen, insbesondere über Thaies und Anaximander vom Abt von
Canaye, über Pythagoras von De la Nauze imd von J'reret, über Empedokles von
Bonamy, über Änaxagoras vom Abt le Batteux und von Heinius, über Sokrates
vom Abt Fraguier, über Aristippos von Le Batteux, über Piaton vom Abt Garnier,
über Kallisthenes von Sevin, über Euhemeros von Sevin, Fourmont und Foucher,
über Panaitios und über Athenodoros von Sevin, über Musonius und über Sextius
von De Burigny, über den Kyniker Peregrinus von Capperonier, über Proklos von
De Burignv. — H. Siebeck, Untersuchungen zur Philosophie der Griechen,
Halle 1873, 2. Aufl. Freiburg i. B. 1888 (enthaltend 1. Über Sokrates' Verhältnis
zur Sophistik, 2. Piatos Lehre von der Materie, 3. Zur Chronologie der piaton.
Gespräche, 4. Zu Aristoteles, 5. Zur Katharsisfrage, 6. Die Umbildung der aristot.
Naturphilos. in die der Stoiker). — Gust. Teichmüller, Studien zur Geschichte
der Begriffe, Berlin 1874 (enthaltend 1. Anaximandros, 2. Anaximenes, 3. Piaton,
Von der Unsterblichkeit der Seele, 4. Piaton und Aristoteles, 5. Anaximandros.
Zweite Untersuchung, 6. Xenophanes). — Neue Studien zur Geschichte der Be-
griffe, I— III, Gotha 1876—1879 (I. Herakleitos, II. Pseudohippokrates de diaeta,
Herakleitos als Theolog, Aphorismen, III. Die praktische Vernunft bei Aristoteles).
— Literarische Fehden im 4. Jahrhundert v. Chr., Bd. 1 u. 2, Breslau ISSl— 1884
(I. Chronologie der piaionischen Dialoge der ersten Periode. Plato antwortet in
den Gesetzen auf die Angriffe des Aristoteles. Der Panathenaikus des Isokrates.
II. Zu Piatons Schriften, Leben und Lehre. Die Dialoge des Simon). (T.s
Schriften sind anregend, voll neuer und fruchtbarer Gesichtspunkte, die Besultate
entbehren vielfach der festen Begründung.) — E. Zell er, Vorträge und Ab-
handlungen und Kleine Schriften s. o. S. 12=*. — Friedr. Nietzsche, Werke;
in Betracht kommt besonders Bd. 19 (Philologica Bd. 3): Unveröffentlichtes zur
antiken Religion und Philosophie, herausgegeben von O. Crusius und W. Nestle,
Leipzig 1913. — O. Apelt, Beiträge zur Geschichte der griechischen Philo-
sophie, Lpz. 1891 (1. Untersuchungen über den Parmenides des Plato, 2. Die
Ideenlehre in Piatos Sophistes, 3. Die Kategorienlehre des Aristoteles, 4. Zur
Metaphysik des Aristoteles, 5. Die AVidersacher der Mathematik im Altertum,
6. D. stoischen Def. der Affekte u. Posidonius, 7. Idee der allgemeinen Menschen-
würde u. die Kosmopolitiker im Altertum, 8. Der Sophist flippias). — E. Nor-
den, Beiträge zur Geschichte der griechischen Philosophie, Jahrbücher für
klassische Philologie, Supplem. 19 (1892), S. 368—462. — E. Dümmler,
Kleine Schriften, I. Bd. Zur griechischen Philosophie, Leipz. 1901. Ch. Wad-
dington, La philosophie ancienne et la critique historique, Paris 1904.
Hierher gehören ferner Jak. Bernays' Gesamm. Abhandlungen (heraus-
gegeben von H. Usener. 2 Bde., Berlin 1885), Vahlens Aeademica und
Gesamm. philolog. Schriften, Useners Vortr. u. Aufsätze (darin die Abhandlung
über die Organisation der wissensch. Arbeit), Th. Gomperz" Hellenika und die
Kleinen Schriften von Roh de. Usener, Dieterich u, a. Viel Anregendes
bieten Ed. Schwartz' Charakterköpfe aus der antiken Literatur, 1. Reihe,
4'2* Literaturverzeicliiiis.
4. Aufl. Lcipz. 1912 (darin: Sokrates und Plato; Polybios und Poseidonios;
Cicero). 2. Eeihe, 2. Aufl. Leipz. 1911 (darin: Dioo;enes der Hund und Krates
der Kvniker; Epikurl. K. C. Jebb, Hellenica; a eoUection of essays on Greek
poetry, philosophy, history and religion, Oxford and Cambridge ISSO" (darin über
die Erziehungstheorie in Piatons Staat, den aristotelischen Staatsbegriff, Epikur,
Xenophon). A. W. Benn, The greek philosophers, 2 Bde., London 1882 (Samm-
lung einzelner früher an anderen Orten erschienener Aufsätze).
Ä". Werke nicht speziell philosophiegeschichtlichen Inhaltes, die aber auch für
die Geschichte der Philosophie von Bedeutumj sind.
J. A. Eabricius, Bibliotheca Graeca sive notitia veterum scriptorum Grae-
corum, 14 Bde., Hamburg 1705—1728, ed. IV. cur. C. G. Harleß, 12 Bde., Ham-
burg 1790—1809. Derselbe. Biblioth. Latina, Hamb: 1697, nunc melius delecta
etc. diligentia J. A. Ernesti, 3 Bde., Leipzig 1773—1774 (als Materialsammlungen
auch heute noch von "Wert). Vgl. ferner die oben S. 22* f. unter A. angeführten
Werke von Engelmann-Preuß und Klußmann.
Berücksichtigt ist die Philosophiegeschichte in den Werken über Geschichte
d. griech. u. d. röm. Literatur u. einzelner die Philosophie berührender Zweige
derselben. Reiche zuverlässige Belehrung bietet insbesondere die in ihrer Neu-
bearbeitung treffliche Geschichte der griech. Literatur von Wilh. v. Christ,
unter Mitwirkung vcn Otto Stählin bearbeitet von Wilh. Schmid, P
.München 1912: II P München 1911; II 2^ München 1913. Geistvoll und anregend
durch eine Fülle neuer Auffassungen ist U. v. Wilamowitz-Moellendorf f s
Griech. Liter, d. Altert.^ in der Kultur der Gegenwart Teil 1 Abt. 8, Leipz. 1912.
Sehr förderlich sind ferner die Darstellungen der griech. u. röm. Literatur von
Erich Bethe, Paul Wendland imd Ed. Norden in der Einleitung in die
Altertumswissenschaft, her. von Alfr. Gercke u. Ed. Norden I-^. Vielfach besonders
für die Sophistenzeit betrifft auch die philosoph. Literatur Fr. Blaß, Die attische
Beredsamkeit*, Leipz. 1887 — 1898. Für eine bestimmte Periode d. griech. Liter,
bietet das Material in gewissenhaftester Sammlung und Verarbeitung Franz
Susemihl. Gesch. d. griech. Liter, in d. Alexandrinerzeit, Leipz. 1891 — 1892.
Für die Philosophie bei den Römern kommen in erster Linie die Geschichten der
römischen Literatur von Teuffei, 11'^ IIP neu bearb. von Wilh. Kroll und
Franz Skutsch, Leipz. u. Berl. 1910—1913. Mart. Schanz I^ IP München
1907—1913, IIP München 1905, IV 1^ München 1914, Fr. Leo (Kultur der
Gegenw. Teil 1 Abt. 8i in Betracht. Die spätantike Literatur berührt K. Krum-
bacher, Gesch. d. byzant. Lit.'^, München 1897, Die griech. Liter, d. Mittelalters,
Kultur d. Gegeuw. Teil 1 Abt. 8. Über die von der Forschung der neueren
Zeit zur antiken Philosophie in immer engere Beziehungen gerückte altchristliche
Literatur orientieren u. a. O. Bardenhewer, Gesch. d. altkirchl. Liter. 3 Bde.
(geht jetzt bis z. 4. Jahrh. einschl. [mit Ausschluß der Schriftsteller svrischer
Zunge]; wird fortgesetzt), Freiburg i. Br. 1902—1912; 1. und 2. Bd. in 2. Aufl.
1913. 1914. Derselbe, Patrologie^, Freiburg i. Br. 1910 (bis zum 8. Jahrh.),
Ad. Harnack, Geschichte der altchristlichen Literatur bis Eusebius (einschl.),
Leipzig 1893—1904, G. Krüger, Geschichte der altchristlichen Literatur in den
ersten drei Jahrh.*, Freib. i. B. 1898, H. Jordan, Gesch. d. altchristl. Liter.
Leipz. 1911, O. Stählin in dem .Abschnitt „Christi. Schriftsteller" in der Griech.
Literaturg. von Christ-Schmid, P. Wendland in seiner Gesch. d. griech. Prosa
bei Gercke- Norden. Von Arbeiten spezielleren Inhalts sei hier noch genannt:
Fr. Leo, Die griech.-röm. Biographie nach ihrer literarischen Form, Leipz. 1901.
L'nter den GeschichtsAverken ist Ed. Meyers Gesch. d. Altertums hervorzuheben.
Manchen Nutzen für das Verständnis der Bedeutung der Philosophie in der ersten
Kaiserzeit bringen Friedländers Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms,
8. Aufl. Leipz. 1910.
Zu § 8. Vorbereitunir der griechisdien Philosophie. Beziehungen zum Orient.
Theolosrische, kosmologisclie uud guomische Dichtung-. Die der Abhängigkeit der
griech. Philos. vom Orient gewidmeten Werke von Roth u. G ladisch s. unter
Liter, zu § 10. Zur Kritik vgl. Zeller, Phil. d. Griech. I P S. 27 ff. Eine weit-
gehende Beeinflussung der Griechen, insbesondere des Demokrit, durch die indische
Philosophie nimmt an Mabilleau iu seiner Histoire de la philosophie atoraistique
(vgl. dazu Lortzing, ßurs. Jahresb. 96 [1898] S. 212). Abhängigkeit der Griechen
von einer bei den Orientalen vertretenen ürweisheit behauptet O. Will mann in
Zu § 8. Vorbereitung der griechischen Philosophie usw. 48*
seiner Gesch. des Idealismus. Über den Zusammenhang der indischen Philosophie
mit d. europäischen handelt auch R. Garbe, Phil. Monatsh. 1893, 513—530.
S. auch A. Weber, Die Griechen in Indien, Sitzungsber. d. Berl. Akad. 1890.
V. Eckstein, Über d. Grundlagen d. indischen Philosophie u. den Zusammen-
hang mit den Philosophemen der westlichen Völker, Indische Studien II, S. 369
bis 388. L. v. Schröder, Pythagoras und die Inder (s. u. unter Pythagoras).
Fr. Schäfer, Quid Graeci de origine philosophiae a barbaris ducenda existima-
verint secundum Laertii Diogenis prooemium exponitur, Lpz. 1877, Diss. In die
antike Überlieferung von den ältesten Beziehungen der Barbaren zu griechischer
^Veisheit spielt auch die Anacliarsislegexde herein, der die kynische Schule ihr
Gepräge aufgedrückt hat: Rieh. Heinze, Anacharsis, Philol. 50 (1891), 458—468,
K. Praechter, Arch. f. Gesch. d. Philos. 11 (1898), 513 f., Pet. von der
Mühll, Das Alter d. Anacharsislegende, in: Festgabe Hugo Blümner überr.,
Zürich 1914, 425—433. Für das Verhältnis der ältesten griech. Wissenschaft
zum Orient bieten Vorzügliches die im Texte S. 14 genannten Arbeiten von
Franz Boll. Vgl. auch Burnet, Early Gr. philos.« p. 17 ff. (S. 13 ff. der
Übers.). Fr. Cumont, Babvlon u. die griech. Astronornie, Neue Jahrb. f. d.
klass. Altert, usw. 27 (1911), i — 10. F. W. v. Bissing, Ägyptische Weisheit u.
griech. Wissenschaft, Neue Jahrb. f. d. klass. Altertum usw. 29 (1912), 81 — 97.
W. Capelle, ebenda 33 (1914), 332 f.
Die reichhaltige Literatur, welche auf die vor der eigentlichen Philo-
sophie liegenden Spekulations formen geht, kann hier nicht in extenso angeführt
•werden. Für die prinzipielle Seite vgl Wilh. Wundt, Kult. d. Gegenw. Teil I
Abt. V S. 1 ff. Im übrigen mögen in Erinnerung gebracht werden : K. F.
Nägelsbach, Homerische Theologie, 2. Aufl. bearb. v. G. Anten rieth, Nürn-
berg 1861, u. dessen Nachhomerische Theologie des griech. Volksglaubens bis auf
Alexander, Nürnb. 1857, auch die betreffenden Schriften von Creuzer und von
Voß, die einschlägigen Partien in Grotes Geschichtswerk, die ,, Populären Auf-
sätze" von Lehrs, Prellers griechische Mythologie in der Bearbeitung von
Robert, Aufsätze, wie der von Ramdohr, Zur homerischen Ethik (in Pro-
grammen des Johanneums zu Lüneburg, 1865. 1867). Sehr lehrreich ist G. Eins 1er,
Homer, Leipz. u. Berl. 1908 (wichtig besonders die Abschnitte: Der homerische
jMensch S. 317 ff. [darin Psychologisches, Handlungsfreiheit u. Verantwortlichkeit,
Lebensanschauungen], die Religion S. 391 ff., Tod u. Jenseits S. 463 ff.); 2. Aufl.
1. Teil : Der Dichter u. seine Welt, Leipz.-Berl. 1913. Petersen, Ursprung u. Alter
<ier hesiodischcn Theogonie, Progr., Hamb. 1826. Die Reste der orphischen Lit.
sind herausgegeben von G. Hermann, Leipz. 1805, E. Abel, Prag 1885. S. auch
„Nachträge". Lobeck, De carminibus Orphicis, Königsb. 1824, De Orphei aetate,
ebd. 1826, Aglaophamus s. de theol. myst. Graecorum causis, 2 Bde., ebd. 1829.
K. Eichhoff, De Onomacrito Atheniensi, Gymn.-Progr.. Elberfeld 1810. Beruh.
Büchsenschütz, De hymnis Orph., diss. Berol. 1851. Gerhard, Über Orpheus
u. die Orphiker, in den Abh. der Berliner Akad. d. Wiss., hist.-philos. KL, 1861.
J. A. Härtung, Die Religion u. Mythologie der Griechen, Leipz. 1865 (der eine
Verdüsterung in Glaubenssachen durch Einführung ägyptischen, phönikischen
und phrygischen Aberglaubens in dem Treiben des Kreters Epimenides und des
Onomakritos erkennt). P. R. Schuster, De veteris orphicae theogoniae indole
atque origine, accedit Hellanici theogonia orphica, Leipz. 1869. O. Gruppe, Die
griech. Kulte u. Mythen in ihren Beziehungen zu den orientalischen Religionen.
i. Bd., Leipz. 1887. Derselbe, Griech. Mythologie u. Religionsgeschichte, in
Iw. v. Müllers Handb. d. klass. Altertumswiss. V 2. Otto Kern, De Orphei
Epimenidis Pherecydis theogoniis quaestiones crit., Berl. 1888 (vertritt die Ansicht,
<laß die sogen, rhapsodische Theogonie dem 6. Jahrh. angehört) ; Theogoniae Orphicae
fragmenta uova, Hermes 23 (18S8), 481—488. Th. Taylor, Orpheus, bis life,
writings and theology, in: The Piatonist, III, S. 441—448, 516—527. O. Gruppe,
D. rhapsod. Theogonie und ihre Bedeutung innerhalb der orph. Lit., Jahrb. f. kl.
Philol., Supplementb. 17 (1890), 689—747, F. Suse mihi, De theogoniae Orphicae
forma anticiuissima, Ind. schol. Gryphisw. 1890; Ders., Z. d. orph, Theogonien,
Jahrbb. f. Philol. 141 (1890), 820—826. Ferd. Dümmler, Zur orphisch. Kosmo-
logie, Aroh. f. Gesch. d. Ph. 7 (1894), 147-153. S. auch Roh de, Psyche,
S. 414 ff. ■^. Ernst Maaß, Orpheus. Untersuch, z. griech.-römischen, altehristl.
Jenseitsdicht, u. Relig., 1895, dazu Dümmler, Kl. Sehr.. II, S. 273—280.
E. Rohde, Kl. Sehr. 11 293—313. P. Tannery, Sur la premiere thäog. orphique,
44* Literaturverzeichnis.
A. f. G. d. l*h. 11 (1898). 13—17. W. F. Warren. The earliest cosmogonies,
New York 19Ci9. J. Dörfler. Vom Mythos zum Logos. Freistadt 1914.
über Pherekydcs handeln: Friedr. Wilh. Sturz Gerae 1789; 1798),
Leipzig 1824; L. Preller. Die Theogonie des Ph. v. S., Rhein. Mus. f. Philol.,
N. F. 4 (1846), 377 — 389. auch in Prellers ausgew. Aufs. hrsg. von E. Köhler,
Berl. 1864, S. 350—361. P. Zimmermann, Über die Lehre des Ph. v. S. und
ihr Verhältnis zu außergriechischen Glaubenskreisen, Zeitschr. f. Philos. 24 (1854),
wiederabgedr. in Z.s Stud. u. Krit., Wien 1870, S. 1 — 35. Joh. Conrad, De
Pherecydis Syrii aetate atque cosmologia, diss. Bonnensis, Confluentibus 1856. Aless.
Chiappelli, Della teogonia di Ferecide di Syros, Rom 1889. Dam. Spilioto-
pulos. rieol fptosy.vbov lov Hvoiov y.al t//, &£oyoria; uvtov, Erlang. 1890, Diss.
H. Diels, Zu Ph. v. S., A. f. G. d. Ph. 1 (1888), 11—15. Derselbe, Zur Pente-
mychos des Ph., Sitz. d. Ak. d. W., Berl. 1897, 144—156 (Behandlung eines neu
gefundenen längeren Stücks der Pentem.). Zum Pherekvdesfragment Bodl. ms.
Gr. class. f. 48 p Fr. Blaß, Rhein. Mus. 55 (1900), 101 f." C. Fries, Zu Phere-
kydcs von Syros, Wochenschr. f. klass. Philol. 1903, 47 — 50. Vgl. auch die oben
genannte Diss. von O. Kern.
Über Epimenides v. Kreta handelt H. Diels, Sitzungsber. d. Berl. Ak. 1891,
S. 387 — 403, vorher Schul t es s. De Epim. Crete, Bonn 1877. Demoulin,
Epimenide, Bruxelles 1901 (Bibl. de Tuniv. de Li&ge XII) p. 3 f f . Vgl. auch
O. Kern oben.
Sicbrn Weise: Karl Dilthey, Griech. Fragmente, Heft I: Fragmente der
sieben Weisen, ihrer Zeitgenossen und der Pythagoreer, Darmst. 1835. H. Wiske-
mann. De Lacedaemoniorum philosophia et philosophis deque septem quos dicunt
sapientibus. Lac. discipulis et imitatoribus, Herzfeld 1840. Otto Bernhardt,
Die sieben Weisen Griechenlands, Gymn.-Progr., Sorau 1864. Frc. Aem. Bohren,
De Septem sapientibus, Bonnae 1867. F. Lortzing, Zur Wiener Apophthegmen-
sammlung, I. Über die Quellen der den sogen. oo<foi beigelegten Aussprüche,
Philol. 43 (1884), 219—233. Gull. Brunco, De dictis VII sapientium a Demetrio
Phalereo collectis, in: Act. sem. Erlang. 1883, III, 299—397. E. Wölfflin,
Sprüche der sieben „Weisen, Sitzungsber. der bayr. Akad. 1886, S. 287—298.
W. Studemund, Über die Sprüche der sieben Weisen in den Codd. Paris.
1720 u. 1773, Wochenschr. f. klass. Philol. 3 (1886), 1584—1596. Zu :ioioiddov
z(öv L-TTÜ ooffOJi' i:-Toi'Jijy.ai bei Stob. III (florü.) 1, 173 p. 125. 3. H. F. W.
Hasluck, Joum. of Hellen, stud. 27 (1907), 62 f. O. Hense. Berl. phüol.
Woch. 1907, 765 ff. und in der Ausgabe des Stobaios IV 1 (floril. II) p. VIII f.
Erich Stechert, Rhein. Mus. 68 (1913), 155 f. Josephatus Mikolajczak,
De Septem sapientium fabulis quaestiones selectae, Breslau 1902 Diss. (vollst.
Bresl. philol. Abhandl.). H. Wulf, De fabeüis cum collegii septem sapientium
memoria coniunctis quaest. criticae, Halle 1896, Diss. (Diss. phUol. Hai. 13 [1897]
S. 101 — 216). — Über den Eudämonismus bei den älteren Diel/fern siehe
M. Heinze, Der Eudämonismus in der griechischen Philos., C. 2.
Zu ^ 10. Die erste Periode der griechischeu Philosophie. Jahresberichte
s. o. S. 23* f. D. Tiedemann, Griechenlands erste Philosophen oder Leben u.
Systeme des Orpheus, Pherekydes, Thaies u. Pythagoras, Leipz. 1781.
Sillen, Emrainger, Steffens, Burnet und Gilbert s. o. S. 20*.
H. Diels, Über die ältesten Philosophen schulen d. Griechen, Philos. Aufs.
Ed. Zeller gewidm. Lpz. 1887, S. 239—260. Derselbe, Die Anfänge der Philo-
logie bei d. Griechen, Neufe Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 25 (1910), 1—25 (be-
rührt u. a. Herakleitos, Parmenides, die Sophistik).
A. Fairbanks, The first philosophers of Greece. An edit. a. transl. of the
remaining fragm. of the presocratic phil., Lond. 1898.
H. Ritter. Gesch. der ionischen Philosophie, Berl. 1821. Chr. A. Brandis,
Über die Reihenfolge der ionischen Physiologen, Rhein. Mus. 3, 105 ff. Mallet,
Histoire de la philosophie ionienne, Paris 1842. K. F. Hermann, De philoso-
phorum lonicorum aetatibus, Gott. 1849. Ed. Roth. Gesch. unserer abendländ.
Philosophie, 2. Bd.: Griech. Philosophie. Die ältest. ionisch. Denker u. Pythagoras,
Mannheim 1858; 2. Aufl. 1862. Aug. Gladisch, Die Pythagoreer u. die Schi-
nesen, Posen 1841. Die Eleaten u. die Indier, ebd. 1844. Die Religion u. die Philo-
sophie in ihrer weltgeschichtlichen Entwicklung, Breslau 1852. Empedokles und
die Ägypter, Leipzig 1858. Herakleitos und Zoroaster, Leipzig 1859. Anaxagoras
und die Israehten, Leipzig 1864. Die Hyperboreer und die alten Schinesen, eine
Zu § 10. Die erste Periode der griechischen Philosophie. 45*
historische Untersuchung, Leipzig 1866. Die vorsokratisehe Philosophie, Jahrbb.
f. Philol. 1879, 721 ff. — John ßurnet, Early Greek philosophy, London 1892,
2. edit. Lond. 1908; dtsch. u. d. Titel: Die Anfänge d. griech. Philos., 2. Ausg.
aus d. Engl, übers, v. Else Schenkl, Leipz.-ßerl. 1913 (bedeutendes selbständiges
AVerk mit vielen beachtenswerten neuen Auffassungen). A. W. Benn, Early
Greek philosophy, London 1908. Karl Goebel, Die vorsokrat. Philosophie,
Bonn 1910. Ch. Wadding ton, Tableau historique de la philosophie grecque avant
Socrate. Extr. du Conipte rendu de l'Acad. d. sciences morales et politiques,
Paris 1900. L^. C. B. Montagni, L'evoluzione presocratica, Citta di Castello
1912. A. Fischer, Die Grundlehren d. vorsokr. Philosophie, in: E. v. Aster,
Große Denker, S. 7 f f . Ch. Waddington, La philos. grecque avant Socrate. in
d. Verf. La philos, anc. et la crit. historique, Paris 1904 (Akademievortrag aus
d. J. 1899. 1900). A. Ledere, La philosophie grecque avant Socrate, 2. ed.,
Paris 190S. Aug. Dies, Le cycle raystique. La divinite, origine et fin des
existences individuelles dans la philos. ant^socratique, Paris 1909, These.
Frdr. Nietzsche, D. Philosophie im tragisch. Zeitalter der Griechen (a. d.
Jahren 1872—75), Werke Bd. 10, 1896, S. 1—1.56 (viel Eigenartiges und Geist-
volles). iGuill. Breton, Essai sur la poesie philosophique en Grfece, Paris 1882.
S. A. Byk, Die vorsokrat. Philosophie der Griechen in ihrer organischen
Gliederung, L T., Die Dualisten, Lpz. 1875, 2. T., Die Monisten, 1877. Ernst
Chr. Hnr. Peithmann, D. Naturphilosophie vor Sokrates, A. f. G. d. Ph. 15
(1902). 211—263, 308—342. K. Joei, Der Ursprung der Naturphilosophie aus
dem Geiste der Mystik, Basel 1903, Univ.-Pr., 2. Aufl. Jena 1906. A. Körbel,
Beiträge z. Gesch. d. ion. Naturphilosophie mit bes. Betonung d. Quellen in d.
Werken d. Aristot., ßrüx 1903. G. Dandolo, L'anima nelle tre prirae seuole
filosofiche della Grecia, Eiv. di filos. scientif. 10 (1891), 257—282. W. A.
Heidel, Qualitative chauge in presocratic philosophy, Arch. f. Gesch. d. Philos.,
19 (1906), 333 — 379. Derselbe, The problem of äl/.oi'coai.g in presocratic philos.,
Proceed. of the Americ. philological associat. 35. p. XIV f. Wolfg. Schultz,
Altionische Mystik, Wien u. Leipzig 1907. A. Hromada, Die vorsokrat. Natur-
philos. der Griechen u. d. moderne Naturwissensch., Oberrealsch.-Progr., Prag
1878. W. A. Heidel, Ileoi (pvascog, a study of the conception of nature araong
the Presocratics, Proceed. of the Americ. Acad. of Arts and Sciences, vol. 45
(1910), p. 77—133. W. Kranz, Die ältesten Farbenlehren d. Griechen, Hermes
47 (1912), 126-140. R. B. English, The nature of the soul as set forth by
certain Pre-Socratic philosophers, Proc. of the Amer. philol. ass. 42 (1911) p. XXI
bis XXIII.
M. Schneide win. Über die Keime erkenntnistheoretischer und ethischer
Philosopheme bei den vorsokratischen Denkern, L, G.-Pr., Arnstadt 1868, voll-
ständig im 2. Bande d. ph. Monatsh., 1869. H. Siebeck, Die Anfänge der Er-
kenntnislehre in der griechischen Philosophie, Zeitschr. f. ex. Philos. B. 7,
S. 377 ff. A. Fischer, D. Verh. der Außenwelt z. uns. Vorstellung, in den
vorsokr. griech. Ph., Pr., Prag 1875. Beruh. Münz, Die Keime der Erkenntnis-
theorie in der vorsophistisch. Per. der griech. Philosophie, Wien 1880. Derselbe,
Die vorsokrat. Ethik, Zeitschr. f. Philos. 81 (1882), 245 ff. Th. Ziegler, Die
Anfänge einer wissenschaftl. Ethik b. d. Griechen, Pr., Tüb. 1879. Ant. Ga-
lasso, Le idee nelle seuole filosofiche prima di Piatone, Napoli 1886. W. A.
Heidel. The Logic of the Pre-Socratic Philosophy, Studies in Logical Theory
by John Dewry and others. Chicago 1903, p. 203—226. Ernst Arndt, Das Ver-
hältnis d. Verstandeserkenntnis z. sinnlichen in d. vorsokr. Philosophie, Halle
a. S. 1908 (Abh. z. Philos. u. ihrer Gesch., her. v. B. Erdraann). Nicol. Hart-
mann, Ü^ber d. Seinsproblem in d. griech. Philos. vor Plato, Marb. 1908, Diss.
(vollst.: Philos. Arb., her. v. Cohen u. Natorp, Bd. 3). N. Turchi, La dottrina
del Logos nei presocratici, Riv. stor.-crit. delle scienze teolog., Roma 1910.
P. Tannery, Pour l'histoire de la science hellfene. De Thalfes ä Empedocle,
Par. 1887. (T. rückt die naturwissenschaftliche Forschung der Vorsokratiker im
Gegensatze zu ihren im engeren Sinne philosophischen Lehren in den Vordergrund.)
Vgl. dazu P. Natorp, Zur Philos. u. Wissensch. der Vorsokratiker, Philos.
Monatsh., 25 (1889), 204—223. Karl Joel, Zur Gesch. der Zahlenprinzipien
in d. griech. Ph. Monismus u. Antithetik b. d. älteren loniern u. Pvthagoreern,
Ztschr. f. Ph. u. ph. Kr. 97 (1890), 161—228. Konr. Koch, Quae' fuerit ante
Socratem vocabuli doer?} notio, Diss., Jenae 1900. W. A. Heidel, On certain
46* Literaturverzeichnis.
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48 (1913), 681—734 (Beiträfre z. Erklärung u. Kritik von Vorsokratikerstellen).
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Aristotelem studiis Homericis. Partie. I. De philosophis antiquissimis. Hai.
1874, Diss.
Ad. Bauinann, Formen der Argumentation bei den vorsokrat. Philosophen,
Würzburg 1906, Progr. W. Nestle, Bemerk, z. d. Vorsokr. u. Sophisten, Philol.
67 (1908). 531—581.
H. Diels, Die Anfänge d. Philologie bei den Griechen, Neue Jahrb. f. d.
klass. Altertum usw. 25 (1910), 1 ff. Derselbe, Wissenschaft u. Technik bei den
Hellenen, ebenda 33 (1914), 1 ff. = Antike Technik, Leipz.-Berl. 1914, t>. 1—33.
Erw. Pfeiffer, Gestirne u. Wetter im griech. Volksglauben u. b. d. Vor-
sokratikern, Leipzig 1914, Heidelberger Diss.
O. Gilbert, lonier und Eleaten, Rhein. Mus. 64, 185 ff.
Bciirluje \u Diels' Vorsokratikeni : A. Vogliano, Atti della R. Accad.
delle scienze di Torino 1911/12 p. 91 — 107. A. C. Pearson, Class. rev. 23
(1909), 48—50 (s. auch Heidel S. 45* f.).
Bexiehiingen späterer Philosophen \u den Vorsokratikern : Martin Walther,
J. F. Herbart u. die vorsokrat. Philosophie, Halle 1908, Diss, Rieh. Oehler,
Fr. Nietzsche und die Vorsokratiker, Leipz. 1904.
Zu § 11. Die ältere ionische Naturphilosophie. K. Steinhart, Ionische
Schule, in: Allg. Enzyklop. der Künste und Wissensch. .Sekt. II, B. 22, S. 457
bis 490. Rud. Seydel, Der Fortschritt der Metaphysik innerhalb der Schule
des ionischen Hylozoismus, Leipz. 1860. H. Spitzer, Über L'rsprung und Be-
deut. des Hylozoismus, Graz 1S81. S. auch M. Sartori us, Die Entwickl. der
Astronomie bei den Griechen bis Anaxag. u. Empedokl., Diss., Breslau 1883;
vollst. Zeitschr. f. Philos. u. philos. Krit. S2, 197-231; 83, 1-28. (). Gilbert,
Spekulation u. Volksglaube in d. ionisch. Philos.. Archiv für Religionswiss. 13, 306.
Zu § 12. Thaies von Milet und Hippon. Über Thaies handeln ältere
Historiker, Avie namentlich Brucker, sehr ausführlich, aber großenteils ohne
die erforderliche Kritik. Die Abhandlung des Abtes von Canaye über Thaies
in den Memoires de litt^rature t. X. ist aus dem Französischen übersetzt,
s. 0. S. 41*. Ferner handeln über ihn Ploucquet (Tub. 1763], Harleß (Erlang.
1780 — 1784), Flatt (De theismo Thaleti Milesio abjudicando, Tub. 17S5i, Geo.
Fr. Dan, Goes (Über den Begriff der Geschichte der Philosophie, und über das
System des Thaies, Erlang. 1794\ und in neuerer Zeit F. Decker, De Thalete
Milesio, Inaug.-Diss., Halle 1865. Vgl. auch Krische, Forsch, auf dem
Gebiete der alten Phil. I, S. 34-42. G. Hofmann, Die Sonnenfinsternis des
Thaies am 28. Mai 585 v. Chr., Gymn. -Progr., Triest 1870. L. Schlachter,
Altes u. Neues über d. Sonnenfinsternis des Thaies u. d. Schlacht am Halys,
Bern 1898, Progr. Vgl. ferner Ginzel, Spezieller Kanon der Sonnen- u. Mond-
finsternisse f. d. Ländergeb, d, klass. Altertumswiss., Berlin 1899, S. 17). Boll,
Sonnen- u. Mondfinsternisse im Altertum (Pauly-^Vissowa, Realenzyklop, d. klass.
Altertumswiss. 12. Halbb. S. 2329 ff.). P. Schuster, Thaies ein Phönizier? in Acta
Phil. Lips. 4 (1875), 328-330. H. Diels, Th. e. Senüte? Arch. f. G. d. Ph., 2 (1889;,
165—170 (verneint). O. Immisch, Zu Thaies' Abkunft. Arch. f. G. d. Philos. 2
(1889), 515. P. Tannerv, Thaies de M.. ee qu'il a emprunte ä l'Egvpte, Rev.
phUos., Mars. 1880. A'. Döring, Thaies, Ztschr. f. Ph. u. ph. Kr. 109, 179
bis 195, der darzutun sucht, daß Th. nicht Materialist in der gewöhnlichen Be-
deutung des Wortes, sondern Hylozoist oder besser Hylopsychist sei, was aller-
dings die übliche Ansicht über die Lehre des Thaies schon war. Aless. Chiap-
pelli, Gli elementi Egizi nella cosmogonia di Talete (Atti del congr. internaz. di
scienze storiche [Roma 1903] vol. XI sez. VII), Roma 1904. J. Dörfler, Die
kosmogonischen Elemente in der Naturphilosophie des Thaies, Arch. f. Gesch. d.
Philos. 25 (1912). 305-331. A. Wilusz, Thaies von Milet. Pherekydes (polnisch),
Jaroslau 1911. Const. Ritter, Kleinigkeiten zu Thaies, Herakleitos, Gorgias,
Philol... 73 (1914), 237-243.
Über Hippon handeln: Schleiermacher, L'ntersuchung über den Philo-
sophen Hippon, gelesen in der Berliner Akad. d. \\'iss. am 14. Februar 1820, ab-
gedr. in Schi, säratl. Werken. Abt. III. Bd. 3, Berl. 1835, S. 403—410. Wilh.
Zu § 13. Anaxiraander. Zu § 14. Anaximenes ii. Diogenes v. Apollonia. 47*
Uhrig, De Hippoiie atheo, Giessae 1848. H. Diels, Über d. Genfer Fragmente
d. Xenophanes und Hippon, Sitz. d. Berl. Akad. 1891 II 575—583. Derselbe,
Neue Fragmente d. Xenophanes und Hippon, Arch. f. Gesch. d. Philos. 4 (1891),
052-653. E. Wellraann, Artikel Hippon 6 bei Pauly-Wissowa. W. Xestle,
Philol. 67 (1908), 544.
Zu i? 13. Anaxiniaiuler von Milet. Schleiermacher, Über Anaximandros,
in den Abh. der ßerl. Ak., Berl. 1815, auch im 2. Bande der III. Abt. der sämtl.
Werke, S. 171—296. Vgl. außer der älteren Abhandlung des Abbe de Canaye
(s. 0. S. 41*) auch Krische, Forschungen I, S. 42—52; ferner Büsgen, Üb. das
cineiQO}' Anaximanders, G.-Pr., Wiesbaden 1867. F. Michelis, De Anaximandri
infinito, Ind.Ject., Braunsb. 1874. G. Teichmüller, Studien, S. 1 — 70; 545—588,
F. Lütze, Üb. das u.-retoor Anaximanders, ein Beitr. zur richtig. Auffass. desselb.
als materiellen PrinzijDS, Leipz. 1878. Tannery, Anax., l'infini, l'evolution et
Tentropie, Revue philos. 1882. Jos. Neuhäuser, Dissertatio de Anaximandri
Milesii natura infinita, Partie, prior, Bounae 1879, Progr. Ders., Anax. Milesius,,
Bonnae 1883 (das ausführlichste, etwas zu breit gehaltene Werk über A.).
G. Spicker, De diclo quodam Anaximandri philosophi, Ind. lect., Münster 1883.
P. Natorp, Über d. Prinz, u. die Kosmologie An.s, Philos. Monatsh. 20(1884),
867 — 398. C. Baeumker, Vermeintliche aristotelische Zeugnisse über An.s
ä.-ietQov, Jahrbb. für klassische Phil. 131, 827—832. Th. Ziegler, Ein
Wort von Anax., Arch. f. G. d. Ph. 1 (1888), 16—27. Paul Tannery, Une
nouvelle hypothfese sur A.. ebd., 8 (1895), 443 — 448. H. Diels, Üb. An.s Kosmos,.
ebd. 10 (1897), 228-237. A. Döring, Zur Kosmogonie A.s, Ztschr. f. Ph. u..
ph. Kr., 114, 201 — 213. Guyot, Sur Vä.-rseoov d'Anaximandre, Revue de philo-
sophie 4, 708. W. M. Frankl, Über Anaximanders Hauptphilosophem, Arch..
f. Gesch. d. Ph. 24 (1911), 195—196. W. A_. Heidel, The luv/ in Anaximenea
and Anaximander, Class. Philol. 1 (1906), 2(9 — 282. Derselbe, On Anaximander,
Class. Philol. 7 (1912), 212—234. L. Ütten, Anaximander aus Milet, Münster
1912, Diss. E. Wellmann, Artikel Anaxiniandros bei Pauly-Wissowa.
Zu § 14. Anaximenes von Milet und Diogenes von Apollonia. Über Anaxi-
menes vgl. Krische, Forschungen I, S. 52 — 57. G. Teichmüller, Studien,
S. 71 — 104. P. Tannery, A. et l'unite de substance, Revue phil., 1883, 6. Ders.,.
Un fragment d'Anaximfene dans Olympiodore le chimiste (CoUection des anoiens
alchimistes grecs publiee par Berthelot et Ruelle, I, Par. 1887), A. f. G. d. Ph. 1
(1888), 314—321. Über die Chronologie A. Daub, Jahrbb. f. Phil., Bd. 121,
S. 24—26. A. Chiappelli, Zu Pythagoras u. A., A. f. G. d, Ph., 1 (1888), 582 bis
594. J. Dörfler, Zur Urstofflehre des Anaximenes, Freistadt in Ober-Österr.
1912, Pr. E. W^ellraaun, Artikel Anaximenes bei Pauly-Wissowa. S. auch,
W. A.. Heidel unter Anaximander.
Über Diogenes v. A. Schleiermacher, Abh. d. ph. Cl. d. Berl. Akad. 1814,
wieder abg. in Schleiermachers Werken, Abt. III Bd. 2, Berl. 1838, S. 149 — 170.
F. Panzerbieter, De Diogenis A. vita et scriptis, Meiningae 1823; Diogenes
ApoUoniates, Lips. 1830. Guil. Schorn, Anaxagorae Claz. et Diogenis Apoll, frag-
menta, Bonn 1828. Vgl. Krische, Forschungen I, S. 163 — 177. K. Steinhart,.
Diogenes von Apollonia, in : Allgem. Enzyklop. der Künste u. Wissensch. von Ersch
u. Gruber, Sekt. I, B. 25, S. 296—301. P. Natorp. D. v. Ap., Rhein. Mus.,.
41 (1886), 350—363; dagegen H. Diels, Leukippos u. Diog. v. Ap., Rhein. Mus.,
42 (1887), 1-14, und nochmals P. Natorp, D. u. Leukippos, Rhein. Mus., 42,
374—386. Weygoldt, Z. D. v. A., A. f. G. d. Ph., 1 (1888), 161—171, der nach-
weist, daß D. m einigen pseudohippokratischen Schriften stark benutzt ist.
G. Geil, Die schriftstellerische Tätigkeit des D. v. A., Philos. Monatsh., 26 (1890),.
257—270. Ernst Krause, Diogenes von ApoUonia, I.Teil, Beil. zum Jahresber.
d. Gymn. z. Gnesen, Posen 1908; II. Teil ebenda 1909, Progr. E. Wellmaun,
Artikel Diogenes 42 bei Pauly-Wissowa. Über Diogenes' Einfluß auf die hippo-
krat. Schrift .. .-r. (fvcwv. Axel Nelson, Die hippokr. Schrift .t. (pvaöjv, Upsala
1909, Diss. Über Diogenes als mögliche Quelle der später verbreiteten teleologi-
schen Ausführungen über die aufrechte Haltung des Menschen usw. Sh. Owen
Dickerman, De argumentis quibusdam ap. Xenophont. Piaton. Aristot. obviis^
e structura hominis et animal. petitis. Halis Sax. 1909. Diss., p. 46 ff. — Gunnar
Rudberg, Simplikios och Diogenes frän Apollonia, Eranos 13, 101 — 110. Zu
Diog. V, Apoll, fr. 5 s. A. Brinkmann, Rhein. Mus. 68 (1913), 320.
4^* Literaturverzeielinis.
Aus der Literatur über die von W. H. Koscher hierher gezogene pseudo-
hippokrat. Schrift ran der Siehenxahl (s. d. Text S. 65) sei das Folgende her-
vorgehoben; W. H. Röscher, Über Alter, Ursprung und Bedeutung der hippo-
krat. Schrift von der Siebenzahl. Ein Beitr. z. Gesch. d. ältesten griech. Fhdo-
sophie und Prosaliteratur. Abhandl. d. sächs. Ges. d. Wiss. 28 (1911) Nr. 5.
Derselbe, Das Alter d. Weltkarte in ,,Hippokrates'' .7. ißdotiäÖMv und die Reichs-
karte des Darius Hystaspis, Philol. 70 (1911), 529-538. H. Di eis. Die ver-
meintliche Entdeckung euier Inkunabel d. griech. Philos., Deutsche Literaturz.
1911 S. 1861—1866. W. H. Röscher, Die neuentdeckte Schrift eines altmilesischen
Naturphilosophen und ihre Beurteilung durch H. Diels in d. Dtsch. Lit. 1911
Nr. 30 (um Vorwort u. Register vermehrter Sonderabdruck aus „Memnon" Bd. 5
Heft 3 4), Stuttg. 1912. Für Röscher entscheidet sich W. Nestle, Wochenschr.
f. klass. Philol. 1912, 901—903, gegen ihn F. Lortzing, Berl. philol. Woch. 1912,
1374 — 1376. Die Beurteilung durch Lortzing hat zu einer Polemik zwischen
Röscher und Lortzing, Berl. philol. Woch. 1912, 1876—1880, Anlaß gegeben. Mit
schwerwiegenden Gründen gegen Roschers Hypothese Franz Boll, Zur Schrift
ji. eßSouäSoiv. im Anhang zu Bolls Abhandlung „Die Lebensalter", Neue Jahrb.
f. d. kiass. Altert, usw. 31 (1913), 89 f f . (auch separat ersch.). G. Helmreich,
Neue Fragmente zu Hippokrates .-rsol sßdouädcor, Hermes 46 (1911), 43. — 443.
W. H. Röscher, Die hippokratische Schrift von der Siebenzahl in ihrer vier-
fachen Überlieferung zum erstenmal herausgegeben und erläutert. Studien z.
Gesch. u. Kult. d. Altertums, her. von E. Drerup, H. Grimme u. J. P. Kirsch,
VI 3. 4. Paderborn 1913 (hier imd Wochenschr. f. klass. Philol. 1914,_ 96—98
auch Verteidigung der Ansicht Roschers gegen Lortzing und Boll). Zustimmend
W. Nestle, Wochenschr. f. klass. Philol. 1914, 649-651. Replik von Boll, Aus
d. Offenbar. Joh. S. 60 Anm. 1. S. auch Hans Philipp, Wochenschr. f. klass.
Philol. 1913, 666-669, Fr. Boll, ebenda 929.
Za § 15. Heraklit von Ephesos uud Kratylos von Athen. Schleier-
macher, Herakleitos der Dunkle von Ephesos, dargestellt aus den Trümmern
seines Werkes und den Zeugnissen der Alten, in: Wolfs und Buttmanns Museum
der Altertumswissenschaft, 1 (1807), 313—533, wieder abgedruckt in Schleier-
machers sämtl. Werken, Abt. 3, Bd. 2 (Berl. 1838), 1—146. Vgl. Th. L. Eich-
hoff, Disp. Heracliteae, I, Mogunt. 1824.
Jac. Bernays, Heraclitea, Bonn 1848. Heraklitische Studien, Rhein. Mus.,
N. F., 7 (1850), 90-116. Neue Bruchstücke des Heraklit, ebendas. 9 (1853), 241 bis
269. Diese drei Arbeiten abgedruckt in Bernays' Gesammelten Abhandlungen, hrsg.
von H. Usener, 1. Bd. 1885, in denen sich neu findet: Entwurf zur Fortsetzung der
herakl. Stud. und ein Vortrag Bernays' aus d. J. 1848: De scriptorum qui frag-
menta Heraclitea attulerunt auctoritate. Die heraklitischen Briefe, Berlin 1869.
Ferd. Lassalle, Die Philosophie Herakleitos des Dunkeln von Ephesos, 2 Bde.,
Berl. 1858, Anfang eines Neudrucks, Lpz. 1892. (Die ausführlichste Monographie,
freilich zu sehr hegeliauisierend. Lassalle nennt im Anschluß au Hegel die Lehre
des Heraklit „die Philosophie des logischen Gedankengesetzes von der Identität
des Gegensatzes". Vgl. über Lassalles Schrift Raffaele Mariano, Lassalle e
il suo Eraclito, Saggio di filosofia hegeliana, Firenze 1865.) A. Gladisch, Hera-
kleitos und Zoroaster. Lpz. 1859; vgl. dessen Abhandlungen über einen Ausspruch
des Herakl., in der Ztschr. f. Altertumswiss. 1846, Nr. 121 f. und Üb. die Grund-
ansicht d. H., ebd. 1848, 28 ff. Th. Bergk, De Heracliti sententia apud Aristo-
telem de mundo c...6, Halle 1861, auch in: Kl. philol. Schriften, 2, 1886, S. 83
bis 90. Rettig, Über einen Ausspruch Heraklits bei Plat. Conviv. 187, ind. lect.,
Bern 1865. P. Schuster, Heraklit von Ephesus, ein Versuch, dessen Frag-
mente in ihrer ursprünglichen Ordnung wieder herzustellen, in den Acta societat.
phil. Lipsiens. ed. Frider. Ritschelius, Tom. III. p. 1—394, Lips. 1873. (Trotz
alles aufgewandten Scharfsinns konnte es nicht gelingen, den einzelnen Bruch-
stücken ihre Stelle im Zusammenhange eines Ganzen anzuweisen, da ein solcher
Zusammenhang aller Wahrscheinlichkeit nach von vornherein nicht vorhanden
war, die Schrift vielmehr aus Aphorismen bestand [vgl. Diels, Herakleitos*
S. XIII ff.]. Auch die neuen Auffassungen von der Logoslehre, von dem ewigen
Werden, von der Erkenntnistheorie u. a. ermangeln der festen Begründung. Vgl.
die Rez. von E. Zeller in der Jenaisch. Literaturztg. 18.5, Art. 83.) Derselbe,
Herakht u. Sophron in platonischen Zitaten, Rhein. Mus., N. F., 29 (1874), 590
bis 632. Jak. Mohr, Die historische Stellung Heraklits von Ephesus, Würzb.
Zu § 15. Heraklit von Ephesos uiid Kratylos von Athen. 4'.)*
1876, Gott. Üissert. G. Teichmüller, Neue Studien zur Gesch. der Begriffe,
I. Heft, Herakleitos, Gotha 1876, ders., Herakl. als Theolog, in d. 2. Hefte der-
selben Studien, Gotha 1878, S. 103—253, und Heraklitisches, ebd.. S. 279—288.
(Teichmüller findet auffallende Übereinstimmung H.s mit der ägyptischen Welt-
anschauung, läßt es aber unentschieden, ob H. direkt von der Lehre der Ägypter
ausgegangen sei.) AI. Goldbacher, Ein Fragment des Herakl., Ztschr. f.
d. üsierr. Gymn., 1876, 496 — 500. L. Dauriac, De Heracl. Ephesio, Paris
1878. E. Mehler, Ad HeracUt. Miscellanea, Mnemosyne, N. F. 6 (1878), 402
bis 408. E. Petersen, Ein mißverstandenes Wort des Heraklit, Hermes 14
(1879), 304-.307. K. J. Xeumann, Herachtea, Hermes 15 (1880), 605-608, s.
auch 16. 159 f. A. Patin, Quellenstudien zu Herakl., Pseudohippokrat. Schriften
(d. Sehr. -T. Toorfij^ untersucht), aus: Festschr. f. Ludw. Urlichs, Würzb. 1880,
S. 46—82. Ders., Heraklits Einheitslehre, die Grundlage seines Systems und der
Anfang seines Buchs, München 1885, Pr. d. Ludw.-Gvran. Ders., Heraklitische
Beispiele, I u. II, Xeuburg a. D. 1892/93. A. Matin.?e, H^raclite d'Eph., Paris
1881. Tan nerv. Un fragment d'H., Annales de la Facult6 des lettres de Bor-
deaux, 1882, S. 331— 333. Ders., H. et le concept de Logos, Revue philos., 1883, 9.
Th. Davidson, Herakleitos fr. 36 Byw., American Journ. of Philol., 5, 503.
Aless. Chiappelli. Sopra alcuni frammenti delle XII tavole nelle loro relazioni
•con Eraclito e Pitagora, Archivio giuridico, Bologna 1885. Ders., Su alcuni fram-
jnenti di Eraclito, memoria letta all' Accad. di scienze mor. e polit. della Societä
Reale di Xapoli, Xap. 1887. E. Soulier, Eraclito Efesio. Roma 1885. E. Pflei-
derer. Was ist der Quellpunkt der heraklit. Philos.? Tübing. 1886. Ders., Die
Philosophie des H. v. Eph. im Lichte der Mysterienidee. Xebst Anhang über
iheraklit. Einflüsse im alttestamentl. Kohelet und besonders im Buche der Weis-
heit, sowie in der ersten christl, Lit., Berl. 1886. Ders., Die pseudoheraklit. Briefe
II. ihr Verfasser, Rhein. Mus., 42, 153—163. Ders.. Heraklitische Spuren auf
theologischem, insbesondere altchristlichem Boden, Jahrb. f. Protestant. Theol. 14,
177—218. (Xach Pfl.s verkehrter Ansicht ist die Mysterienidee, d. h. der Gegen-
satz zwischen Leben und Tod, der Zentralgedanke in der heraklitischen Philo-
sophie. Wertvoll sind die Xachweise vielfacher späterer Benutzung H.s im
Judentum u. Christentum.) Jak. Mohr, Heraklit. Studien, Pr., Zweibrücken
1886. G. Mayer, Her..y. Eph. u. A. Schopenhauer, Heidelb. 1886. Th. Gomperz,
Zu H.s Lehre u. den Überresten seines Werkes, Sitz. d. Wiener Akad.. 113 (1886),
99.-1057, auch separat erschienen, Wien 1887. G. T. W. Patrick, The frag-
ments of the work of H. of Ephesus of nature, translat. from the greek text of
Bywater, with an introduction historical and critical, Baltimore 1889 (zuerst in d.
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griech. Ph., 19. Supplementbd. zu den Jahrbb. f. klass. Philol., 1892. Joh.
Dräseke, Patristische Herakleitos-Spuren, A. f. G. d. Ph., 14 (1891), 158—172.
Ana t hon AaU, Der Logos bei H., ein Beitrag zu d. ideengeschichtlichen
Studien. Ztschr. f. Ph. u. ph. Kr., 106 (1895), 217-252, vgl. auch desselben Verf.s
Gesch. der Logosidee usw., ob. S. 29* (beachtenswert die Bekämpfung der Identi-
fikation von .-rt'o und ?.6yog). J. Dräseke, Herodot u. Herakl., Woch. f. klass.
Phil. 1894, 136 ff. A. Patin, Parmenides , im Kampf gegen H., Jahrbb. für
klass. Philol. 25 (1899), 491 ff. K. Praechter, Ein unbeachtetes Herakleitos-
iragm., Philol. 58 (1899), 473 f. P. Tannerv, Un nouv. fragm. d'H., Rev. de
philos. 1 (1900). G. Schäfer, Die Philosophie des Heraklit v. Ephes. u. die
moderne Heraklitforschung, Lpz. u. Wien 1902 (setzt sich mit den Erklärungen
anderer auseinander, bringt in seinen eigenen manches Verfehlte). H. Di eis,
Zwei Fragmente Heraklits, Sitzungsber. der Berlmer Akademie 1901, 188—201.
E. C. H. Peithmann, Heraklit (Biographia antiqua, Ser. II, Heft 1). Bitterfeld
■u. Leipz. 1901 (vom christl. Standpunkt; schief u. irreführend). A. Brieger,
Heraklit der Dunkle. Xeue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 13 (1904), 686-704.
Derselbe, D. Grundzüge d. herakl. Phvsik., Hermes 39, 182—223. W. Schultz,
Pvthagoras und Heraklit (Studien z. änt. Kultur, Heft I), Wien 1905 (verfehlt).
W. Xestle, Heraklit u. die Orphiker, Philol. 64 (1905), 367-384. 0. Spengler,
Heraklit, Halle a. S. 1904, Diss. C. Pascal, Sopra un punto della dottrina
Eraclitea, Rendiconti del R. Istit. Lomb. di sc. e lett. Ser. I vol. 39 (1906), 199
bis 205. W. Zilles. Zu einigen Fragmenten Heraklits, Rhein. Mus. 62 (1907),
-54 — 60. A. di Pauli, Quadratus Martyr, Der Skoteinologe. Ein Beitrag zu
Ueberweg. Grundriß I. A
5Q* Literaturverzeiehuis.
Herakleitos v. Ephesos, Arch. f. Gesch. d. Philos. 19 (]906). 504— 50S. Max
Wundt, Die Philosophie des Heraklit von Ephesus im Zusammenhang mit der
Kultur loniens. Arch. f. Gesch. d. Philos., 20(1907), 431—455. Zuretti. MiscelL
Salinas, Palermo 1.907 (vgl. Diels Herakl.* fr. 125a). Also ;-prach Herakleitos:.
Heraklits Schrift Über das All, deutsch v. M. Kohn. Hamb. 1907. Nestle,
Philol. 67 (1908), 533 ff . Br. Pressler, Die naturphilos. Anschauungen Heraklits
V. Ephesos, im Anschluß an Diels' Fragm. d. Vors. dargestellt, Magdeburg 19C8.
Pr. 0. Gilbert, Heraklits Schrift .t. Cfvoioc, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert.
tiBW. 23 (1909), 161—179. Em. Loew, Her. im Kampfe geg. d. Logos, Wien
1908, Pr. Derselbe, Ein Beitr. z. Herakl. Fragm. G7 und 4a. Arch. f. Gesch. d.
Phil. 23 (1910), 89—91. Derselbe, Die Zweiteilung in der Terminologie Heraklits,
ebenda 24 (1911), 1 — 21. Derselbe, Parmenides u. Heraklit im "Wechselkampfe,
ebenda 343-369. Derselbe, Das Fragm. 2 des Heraklit, ebenda 25 (1912), 456-462.
Vgl. zu den Arbeiten Loews die Besprechungen von W. Nestle, Wochenschr. f.
klass. Philol. 1909, 284-286, Fr. Lortzing, Berl. philol. Wochenschr. 1910,
1305—1310, die Polemik zwischen Loew und Nestle, Woch. f. klass. Philol. 1909,.
421 f., W. Nestle, War Heraklit „Empiriker", Arch. f. Gesch. d. Philos. 25 (1912),
275—304. W. Schultz. Die Kosmologie des Eauchopfers nach Herakl. fr. 67,
Arch. f. Gesch. d. Philos. 22 (1909), 196-229. Derselbe. 'EcfioLu und AF/.<fixä.
ygäftiiaza, Philol. 68 (1909), 210—228 (vermutet Beziehungen der heraklit. Physik
zu den 'Etfioia yoiutu., die durch sie kommentiert Averden sollen). Em. Bodrero,
Eraclito, Testimonianze e frammenti. Turin 1910. H. Gomperz, Zu Heraklit.
Zeitschr. f. d. österr. Gymn. 61 (1910), 961—973; 1057—1067. S. auch Theod.
Gomperz, Hellenika li 230 ff. H. Slonimsky, Heraklit und Parmenides.
Marb. 1912, Diss.. erweitert in: Philos. Arb. her. v. Cohen u. Natorp VII 1. Gießen
1912. Heraklits Sprache Norden, Kunstprosa', S. 18 ff. — Mas. Jos. Husung,.
Quaestiones Aeschyleae (Heraklit ti. d. aischyleische Feuergott Prometheus).
Gryphiae 1911, Diss. E. Wellmann, Artikel Herakleitos 10 bei Pauly-Wissowa.
Alfr. Herr, Beiträge zur Exegese der Fragmente des Her. v. Eph., Eger 1912.
Pr. N. Cuppini, Esposizione del sistema di Eraclito, Roma 1912. E. Arndt,
Zu H., Arch. f. Gesch. d. Philos. 26 (1913). 370. O. Crusius, H. und Pindar,
Blätter f. d. Gymn. (bayer.) 49 (1913), 227-231. B. Donati, 11 valore della
guerra e la filosofia di Eraclito, Genova 1913. P. L. C'iceri. Le stelle soggette
al giudizio universale (zti Herakl. fragm. 63), Atene e Koma 16, 310. Const.
Ritter, Kleinigkeiten usw. s. Thaies. M. Losacco, Eraclito e Zenone l'eleate.
Pistoia 1914. 0. Leuze, Zu H. Fragm. 26 (Diels), Hermes 50 (1915), 604-625.
Zu Ps.-Heracl. ep. 4 O. Weinreich. Arch. f. Eeligionswiss. 18 (1915h 18 ff.
Über Heraklits Freund Hermodoros s. Ed. Zeller, De Hermodoro Ephesio
et de Hermodoro Piatonis discipulo. Marb. a. L. 1859, Pr.
Ps. Hijppokraies .t. diaiTr/; (über dessen Verhältnis zu Heraklit s. d. Text):
P. Weygoldt, D. pseudo-hii)pokr. Schrift .t. Öiuitijc, Jahrbb. f. Philol. 125 (1862),
161 — 175. Joh. Ilberg. Studia Pseudippccrat6a, Leipz. 1SS3. Fredrich (s. d.
Test S. 73). Diels, Hippokr. Forschungen, Hermes 45 (1910), 12.5— 150. 320;
'46 (1911), 261—285. Proben einer neuen Textesrezension von Hippokrates .-real
dian7jg gibt H. Diels, Hippokrat. Forsch., Hermes 45 (1910), 138 tf.
Zu § 16. Pjthagoras und die Pjthagoreer. Unecht ist das dem I'ytha-
goras zugeschriebene Carmen auieum, ed. K. E. Günther, Breslau 1816;
Th. Gaisford in: Pcetae minores Graeci, Oxonii 1814-1820, Lips. 1823;
Mullach, Fiagmenta phil. Gr. I, 4C&if.; Sehn eeberger , Die goldnen Sprüche
des Pythagoras, ins Deutsche übertragen mit Einleitung und Anmerkungen,
Gymn.-Progr., ^lünnerstadt 1862. S. auch A. Nauck, Sur les sentences morales
de Pythagoras (unten S. 52=*). Nach Dicg. 8, 6 hat P. drei Schriften verfaßt:
natdtiTiy.ör, ao/.izty.6i\ (^votxöv. S. dazu H. Diels, Ein gefälschtes Pythagorasbuch,
A. f. G. d. Ph., 3 (1890), 451— 472. • Unecht sind ferner die angeblichen Schritten de&
Lnkaners Okellos (De rerum natura, ed. A. F. Guil. Rudolph, Lips. 1801;
ed. Mullach, in: Aristot. de JMelisso usw.. Eerol. 1845, auch in den Fraj;menta
philosophorum graec. vol. I; vgl. Jo. de Heyden-Zielewicz. Proleg. in
Fseudccelli de universi natura libellum. Bresl. philol. Abhandl. VIII 3. Breslau
1901, K. Praechter, Ein verkanntes Fragment d. angeblichen Pythagoreers Ok.,
Philol. 61 [1902], 266—270). des Lokrers Timaios (dem ein noch' erhaltenes
Schriftchen .Tfot yv/ßs xöoftco beigelegt wird, welches ein spät verfaßter modifi-
Zu § 16. Pythagoras und die Pythagoreer. 51*
zierender Auszug aus dem platonischen Timaios ist, ed. J. J. de Gelder, Lugd.
Bat. l836; vgl. Gu alter us Anton, De origine libelli inscr. -Ttot tpv/äg xöafico
nal (f^voecoc: p. I, Berol. 1851, p. II, Gynin.-Progr., Essen 1869. Ders., De origine
libelli „ji. y. H.'\ Numb. 1891), und die meisten philosophischen Fragmente des
Arehytas von Taren t (Fragm. ed. Conr. Orelli, im 2. Bande der Opuscula
Graecorum veterura sententiosa et moralia, Lips. 1829; vgl. Petersen, in den
hist.-philol. Studien, Hamb. 1832. S. 24; G. Hartenstein, De Archytae Taren-
tini fragmentis philosophicis, Lips. 1833; Petersen, in der Ztschr. f. Altertums-
wiss. 1836, S. 873; O. F. Gruppe, Über die Fragmente des Arehytas und der
älteren Pvthagoreer, Berl. 1840; Franz Beckmann, De Pvthagoreorum reliquiis,
Berol. 1844 [Diss] und 1850; Quaest. Pythag. I— IV, Braunsberg, Lect.-Kat., 1852,
55, 59, 6H; Fr. Blass, De Archytae Tarentini fragmentis mathematicis, M^langes
Graux 1884, S. 573—584; K. 'Praechter, Metopos, Theages u. Archvtas b.
Stobäus Flor. I. 64. 67 sq., Philol. .50, 49—57. Derselbe, Krantor ü. Ps.-
Archytas, Arch. f. Gesch. d. Philos. 10 [1897], 186—190. Fr. Schulte,
Archytae qui ferebantur de notionibus universalibus et de oppositis libellonim
reliquiae, Marb. Gatt. 1906, Diss. Jos. Nolle, Ps.-Archytae fragmenta, Tüb.
1914, Diss. V. Münster). S. auch Fr. Wilhelm, Die Öeconomica der Xeu-
pythagoreer Brvson, Kallikratidas, Periktione, Phintvs, Rhein. Mus. 70 (1915),
161—223.
Porpl/yrios' Lebe'nsbesclireibuny des Pythagoras : s. u. Porphyrios.
lumblichs Lebensbeschreibung des Pythagoras: Erw. Rohde, Die
Quellen des larablichus in seiner Biographie des Pvthagoras, Rhein. Mus.,
N. F. 26 (1871), 554-576; 27 (1872), 23-61 (Kl. Sehr. II 102 ff.), der zu dem
Resultate kommt, daß lamblichos nur die von Nikomachos und ApoUonios ver-
faßten Biographien des Pythagoras benutzt habe. C. G. Cobet, Observationes
criticae et palaeographicae ad lamblichi vitam Pythagorae, Mnemosyne 5 (1877),
338—384, wiederholt in Collectanea critica, 1878, 305 ff . E. Rohde, Zu lam-
blichus de vita Pythagorica, Rhein. Mus., 34 (1879), 260—271 (vgl. Kl. Sehr.
I S XIV). W. R. Paton, Ad lamblichi de vita Pythagorica librum, Philol. 51
(1892j, 182 — 184. Gull. Bertermann, De lambl. vit. Pythag. fontibus, Königsb.
1913, Diss.
Über den Pytharjoreismus überhaupt handeln namentlich: Meursius,
Denarius Pythagor. (Opera ex rec. Joa. Lami vol. IV, Florentiae 1744), Chr.
Meiners, in seiner Gesch. der Künste u. Wiss. in Gr. u. Rom, Bd. 1, S. 178 ff.,
Aug. Boeckh, Disp. de Platonico systemate coelestium globorum et de vera
indole astronomiae Philolaicae, Heideib. 1810, auch mit Zusätzen und Anhang,
in dessen Kl. Sehr. III, Lpz. 1866, S. 266-342; Philolaos des Pythagoreers
Lehren nebst den Bruchstücken seines Werkes, Berl. 1819. Heinr. Ritter,
Gesch. d. pythagoreischen Philosophie, Hamb. 1826. Chr. Aug. Brandis, Über
die Zahlenlehre der Pythagoreer und Platoniker, Rhein. Mus., Jahrg. 1828,
S. 208 ff. u. 558 ff. Aug. Beruh. Krische, De societatis a Pythagora in urbe
Crotoniatarum conditae scopo politico commentatio, Gottingae 1830, vgl. dessen
Forschungen I, S. 78 — 85. A. G ladisch, Die Pythagoreer u. die Schinesen,
Posen 1841. Ders., Die ägypt. Entstellung des Pythagor., Philolog. 39 (1879),
113—130. G. Grote, Gesch Griechenlands, deutsch von X. X. W. Meissner,
Bd. II, Lpz. 1851, S. 626—647. C. L. Hey der, Ethices Pythagoreae vindiciae,
Francof. ad M. 1854. Vermehren, Die pythag. Zahlen, G.-Pr., Güstrow 1863.
Ed. Zell er, Pythagoras und die Pythagorassage, in den Vortr. u. Abb., Leipz.
1865, S. 30-50. Georg Rathgeber, Großgriechenland u. Pythagoras, Gotha
1866. Adolf Rothenbücher, Das System der Pythagoreer nach den An-
gaben des Aristot., Berl. 1867. Mull ach. De Pythagora ejusque discipulis et
successoribus, in: Fragm. ph. Gr. II, 1867, S. 1— LVII. Ed. Baltzer, Pyth.,
der W>ise von Samos, Xordhausen 1868 (im Anschluß an Roth, s. o. S. 44*). Al6ert
Freih. v. Thimus, Die harmonikale Symboük d. Altertums, 1. Abt.: Die esoterische
Zahlenlehre und Harmonik der Pythagoreer in ihren Beziehungen zu älteren griech.
u. Orient. Quellen, Köln 1868. 2. Abt.: Der technisch-harmonikale u. theosophisch-
kosmographische Inhalt der kabbalist. Buchstabensymbole des althebr. Büchleins
Jezirah, die pythagorisch-platon. Lehre vom Werden des Alls und von der Bildung
der Weltseele in ihren Beziehungen zur semitisch-hebräischen wie chamitisch-alt-
ägyptischen Weisheitslehre und zur heiligen Überlieferung der Urzeit, ebd. 1876.
Vgl. auch L. Prowe, Über die Abhängigkeit des Kopemikus von den Gedanken
52* Literaturverzeichnis.
griechischer Philosophen und Astronomen, Thorn 1865, und die unten S. 53"
zitierten Schriften von Ideler, Boeckh und anderen. Alb. Heinze, Die meta-
physischen Grundlehren der älteren Pythagoreer, Diss., Lpz. 1871. Th. Henri
Martin, Hypothese astronomique de Pythagore, Bulletino di bibliografia e di
storia delle scienze matematiche e fisiche, publ. da B. Buoncompagni, Tomo ')
(1872), 99 — 126. A. Nauck, Sur les sentences morales de Pythagore. Bulletin de
i'acad. imp^r. des sciences de St. P^tersb., T. 18 (1873), 472 — öOl, vgl. auch das
Epimetrum in Naucks Ausgabe der vita Pythagorica des lamblichos. A. Ed.
Chaignet, Pythagore et la philosophie Pythagoricienne, contenant les fragments
de Philolaus et d'Archytas, 2 vols., Paris 1873. C. Huit, De priorum Pytha-
goreorum doctrina et scriptis disquisitio, Lutetiae Paris. 1873. R. Hirzel, Pytha-
goreisches in Piatons (Jorgias, in: Comment. in hon. Theod. Moramsen (1877),
11—22. Sobczyk, Das pythagoreische System in seinen Grundgedanken ent-
wickelt, L-D., Lpz. 1878. G. F. Unger, Zur Gesch. der Pythagoreier, Sitzungs-
ber. d. philos.-philol. u. hist. Kl. d. k. b. Ak. d. Wiss. zu München 1883, 140 bis
192. L. V. Schröder, Pythagoras u. d. Inder. Eine Untersuchung über Her-
kunft u. Abstammung der pythagor. Lehren, Lpz. 1884 (der Verf. will die Ab-
hängigkeit des Pyth. von den Indern erweisen ; der Versuch ist nicht gelungen,
jedoch viel vorsichtiger als die Untersuchungen von Gladisch und Roth). Dazu
siehe P. d'Ercole, L'origine Indiana del Pitagoreismo secondo L. v. Schröder,
Rivista ital. di filos. 6, 2 (1891), 184-206; 320-346. C. F. Lehmann, Beitr.
z. alten Gesch. 2, 1(36. A. Schmekel, De Ovidiana Pythagoreae doctrinae ad-
umbratione, D. I., Greifsw. 1885. M. Bobber, Pitagora, i suoi tempi ed il suo
istituto, Turin 1886. P. Tannerv, Sur le secret dans l'ecole de Pvthagore, Arch.
f. G. d. Ph., 1 (1888), 28—36. A. Chiappelli, Z. P. u. Anaxi'menes, s. oben
S. 47*. H. Schenkl, Pvthagoreeraussprüche in einer Wiener Handschr., Wiener
Studien 8 (1886), 262-281, Original der friiher im Hermes, Bd. 4, veröffent-
lichten svrischen Übersetzung. E. Zeller, Über die ältesten Zeugnisse der Ge-
schichte 'des Pythag., Sitzungsber. d. Berl. Akad., 1889, 983- -996 = Kl. Sehr. I
458 ff. Max Offner, Die pythagor. Lehre vom Leeren, in: Abh. W. Christ
gewidmet, München 1891, S. 386-396. A. Döring, Wandlungen in der pvtha-
goreischen Lehre, Arch. f. G. d. Ph , 5 (1892), 503—531. Meilhaud, Le con-
cept du nombre chez les Pythagoriciens et les Eleates, Rev. de Met. usw. 1893,
140 ff. Wilh. Bauer, D. ältere Pythagoreismus. Eine krit. Studie, Bern 1897.
W. A. Hei del, Uigag and "A.-i£ioor in the Pythagorean philosophy, Arch. f. G.
d. Ph., 14 (1901), 384—399. C. Hölk, De acusmatis sive svmbolis Pvthagoricis,
Diss., Kiel 1899. Wolf g. Schultz, Pythag. u. Herakl., s. o. S. 49* unter Heraklit.
K. A. Dowall, Pythagoras in: Papers of the British school at Rome, vol. 3.
Fr. Böhm, De svmbol. Pvthagor., Berlin. Diss. 1905. W. Schultz, Uvdayöoa;,
Arch. f. Gesch. d.' Philos. 21 (1908), 240—252. H. A. Naber, Das Theorem ~des
Pythagoras wiederhergestellt in seiner ursprüngl. Form u. betrachtet als Grund-
lage der ganzen pythagoreischen Philosophie, Haarlem 1908. Vgl. auch O. Lör-
cher. Korresp. f. d. höh. Schulen Württemb. 17, 425. O. Gilbert, Aristoteles'
Urteile über die pythagor. Lehre, Arch. f. Gesch. d. Philos. 22 (1909), 28—48;
145—165. Wolfg. Schultz, Rätsel aus dem hellen. Kulturkreise, Leipz. 1909,
behandelt I, S. 112 ff. die pythagoreischen Symbole. Helm. Zitscher, Philos.
Untersuchungen über die Zahl, Borna-Leipzig 1910, Diss. von Leipzig, bespricht
S. 9—29 die pythagor. Lehre von der Zahl. K. Lincke, Plato, Paulus und die
Pvthagoreer, Philol. 70 (1911), 511—519. P. Corssen, Die Sprengung des
pythagor. Bundes, Philol. 71 (1912), 332-352. Derselbe, Der Abaris des Hera-
klides Ponticus. Ein Beitrag zu der Gesch. der Pythagoraslegende, Rhein. Mus.
67 (1912), 20-47. Derselbe, D. Schrift d. Arztes Androkydes .tsoI IIvOayoQiy.ön'
ovfißö/Mv, Rhein. Mus. 67 (1912), 240—263. A. Delatte, Un teÖög /.6yo? pytha-
goricien, Rev. de philol. 34 (1910), 175—198. Derselbe, La lettre de Lysis ä
Hipparque, ebenda 35 (1911), 255 — 275. Über den Ursprung babylon. Zahlen -
Symbole in pythagor. Beleuchtung handelt F. X. Kugler, Klio 11, 481 — 496. Zur
pythagor. Harmonielehre s. Paul Maas, Hermes 48 (1913), 157 ff., zur pythagor.
Abgrenzung der Lebensstufen Franz Boll, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw.
31 (1913), 102 ff. — Georg Mühle, Ein Beitrag zur Lehre von den pythagor.
Zahlen, Wollstein 1913, Pr. Fr. Boehm, Die Schrift d. Giglio Gregorio Giraldi
über die Symbole des Pythagoras, Berlin 1913, Pr. H. Keller. Die Astronomie
d, Pythagoreer, in: Das'W eltall 12, 11. A. Gianola, Pitagora e le sue dottrine
negli scrittori latini del primo sec. a. C, Roma 1911. 1912. Giov. Pescenti,
Zu § 1(5. Pythagoras und die Pythagoreer. 53*
Pythagorica. Didaskaleion 1 (1912), 499—512. C. Pascal, II bivio della vita e
la Littera Pythagorae, Miscellanea Ceriani, Milano 1910, 57—67. E. Caporali,
La natura secondo Pitagora, Todi 1914. D. Fimmen, D. Entstehung der Seelen-
wanderungsl. d. Pythagoras, Arch. f. Religionsw. 17 (1914), 513—523. Über die
angeblich pythagoreische Briefformel vyiaivru' s. Ferd. Ziemann, De epistular.
Graec. formulis sollemn. quaest. sei. (Diss. philol. Hai. vol. 18, 4), Halis 1910,
Diss., p. 293, über die Verhöhnung der Pythagoristen und besonders des Diodoros
von Aspendos in der Komödie Geffcken, Kynika S. 54.
Zu den in § 1(3 berührten astronomischen Lehrmeinungen der Pythagoreer
und Späterer vgl. außer den bereits genannten Arbeiten: Th. ßergk, Aristarch
von Samos, in: Fünf Abhandl. z. Gesch. d. griech. Ph. u. Astron., Leipzig 1883.
Ludw. Ideler, Über d. Verh. d. Kopernikus z. Altertum, Wolfs u. Buttmanns
Mus. f. d. Altertumswiss. 2 (1810), 393—454. Boeckh, De Plat. svst. etc. (1810),
S. 12 (Kl. Sehr. III, S. 273), Philolaos S. 122, Das kosm. System des Piaton
S. 122 ff., 142. Sophus Rüge, Der Chaldäer Seleukos, Dresden 1865. Franz
Boll, Die Entwicklung d. astronom. Weltbildes im Zusammenh. mit Religion u.
Philosophie, Kult. d. Gegenw. III 3, Leipzig 1913.
Zu dem über die Lehre von der Sphärenharmonie Bemerkten s. auch
C. V. Jan, Philol. 52, 13—37. Pvthagoreer und Astrologie: Fr. Boll, Neue
Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 21* (1908), 119. Ethische Wirkung der Musik
vom pylhagor. Standpunkt betont durch Dämon: F. Buecheler, Rhein. Mus.
40 (1885), 309.
Philolaos : Die früher mitunter bezweifelte, seit Boeckhs Fragmentensammlung
(s. 0. S. 51*) aber fast allgemein für echt gehaltene Hauptschrift des Ph. hat,
nachdem Zeller u. a. Einzelnes angefochten, Val. Rose, Comment. de Arist. libr.
ord. et auctor., Berol. 1854, p. 2, das Ganze verworfen hatte, Carl Schaar-
schmidt, Die angebliche Schriftstellerei des Philol. u. d. Bruchstücke der ihm
zugeschriebenen Bücher, Bonn 18(54, als unecht zu erweisen unternommen und
ihre Abfassung in das letzte oder vorletzte Jahrhundert v. Chr. gesetzt. (S. auch
Heide 1. Proeeed. of the Amer. Ac. of Astr. and Scienc. 45, 4 p. 79. Burnet. Earl.
Gr. phil.'^ 327 ff. [258 ff. d. Übers.]). Vgl. dagegen Zeller, Philos. der Griechen
I 15 S. 287 Anm. 1, und dens., Aristoteles u. Philol., Hermes 10 (1876), 178-192
= Kl. Sehr. I 136 — 151, u. die Sichtung der Fragmente in Di eis' Vorsokr. —
S. auch die von Burnet a. a. O. angeführte Abhandlung von I. BvAvater,
.Tourn. of philol. 1. 21 ff. A. Rohr, De Philolai Pvthagorici fragmento .t. yv/Jig,
Berl. 1874. diss. Bern., dem der Beweis, daß dieses Stob. Ecl. I 172, 9 ff. "W.
sich findende Stück dem Philolaos gehört, nicht gelungen ist. P. Tannerv. Sur
un fragment de Ph., Arch. f. G. d. Ph., 2 (1889), 379-386. S. auch H. Diels,
Über die Exzerpte von Menons latrika, Hermes 28 (1893), 406 — 434. Über die
philolaisch-platonische Planetenreihe handelt Fr. Bell, Artikel Hebdomas bei
Pauly-Wissowa. R. Newbold, Philolaus, Arch. f. Gesch. d. Philos. 19 (1906),
176—217. G. Gundermann, Philolaos über das fünfte Element, Rhein. Mus.
59 (1904), 145—148. P. Tannerv, A propos des fragments philolaiques sur la
musique, Revue de philologie 28 (1904), 233-249. W. A. Heidel, Notes on
Philolaus, Amer. Journ. of Philol. 28 (1907), 77-81. W. Nestle, Philol. 67
(1908), 544 f.
Simmias: Eine Schrift des S. glaubte Fr. Blass (Eine Schrift des S. von
Theben, Jahrbb. f. Phil. u. Päd., 123 [1881], 739—740) entdeckt zu haben in den
von H. Stephanus im Anhange zu Diog. Laert. zuerst herausgegebenen 'Avcovvuov
Tivoc f)ia/J§Eig Acooixfj dia/Jxtfo (Diels, Vorsokr. c. 82). S. aber über dieses
Schriftchen oben § 31 a.
Alkmaion von Kroton: Krische, Forschungen I, S. 68—78. M. A. Unna,
De Alcraaeone Crotoniata, in: Philol.-hist. Studien von Chr. Petersen, Hamburg
1832, S. 41-87. R. Hirzel, Zur Philos. des Alkmaeon, Hermes 11 (1876), 240
bis 246. J. Sander, Alkm. v. Kr., Pr., Wittenb. 1893 (mit Sammlung der
Fragmente). E. Well mann, Art. Alkmaion 6 bei Pauly-Wissowa. J. Wachtier,
De Alcmaeone Crotoniata, Lpz. 1896 (auch mit Sammlung der Fragmente).
Ekphantos: P. Tannery, Arch. f. G. d. Ph. 11 (1898), 263—269. Vgl.
auch denselben, Sur Ecphante de Syracuse, Seance de I'associat. pour l'encourag.
d. etudes grecques du 7 janvier 1897. E. Wellmann, Art. Ekphantos 3 bei
Pauly-Wissowa.
Hippodamos von Milet : C F. Hermann, De Hippod. Milesio, ind. lect.,
Marb. 1841. L. Stein, Mohls Zeitschr. f. Staatswissenschaft, 1853, S. 161 ff.
54* Literaturverzeichnis.
Rob. V. Mohl, Gesch. u. Lit. der Staatswissensch., Bd. 1. Erlang. 1855, S. 171.
K. Hildenbrand, Gesch. u. System der Rechts- u. Staatsphilos., Bd. 1, 1860,
S. 59 ff. Über Hippodanios und PhaJeas Herrn. Henkel, Zur Gesch. der
griech. Staatswiss., II. (Progr.), Balzwedel 1866. Wilh. Oncken, Staatslehre des
Aristoteles, Lpz. 187L', S. 210—218. Fabricius, Art. Hippodamos 3 bei Pauly-
Wissowa.
Epicharmi fragmenta coli. H. Po Im an Kruseman, Harlemi 1834 u. 1847;
ed. Mullach, Fragm. ph. Gr. I p. 131 sqq. Vgl. Grvsar, De Doriensium
comoedia. S. 84 ff.; F. G. Welcker, Üb. Ep., Kl. Schritt. I, 271—356; Leop.
Schmidt, Quaestiones Epicharmeae, spec. 1: De Epicharrai ratione philoso-
phandi, Bonnae 1846; Jac. Bernavs, Epicharmos und der aviarofiet-o; löyn;,
Rhein. Mus 8 ^1853), 280 ff.; A. Ö. F. Loren z, Leben und Schriften des
Koers Ep. nebst einer Fragraentensammlung, Berl. 1804 (vgl. Leop. Schmidt, in :
Gott. gel. Anz. 1865, S. 931 — 958i; P>agmente und Testimonia bei Kaibel,
Comicor. Graecor. Fragm. I 1, Berl. 1899, S. 88—147, Diels, Vorsokrat. c. 13.
AI. Chiappelli, Di una epigrafe sepolcrale latina e della sua derivazione da un
epigramma greco attribuito ad Epicarmo, Atti della R. Accad. dei Lincei 1889
ser. 4, rendic. 5, 1 p. 586— .589. Wilh. Crönert, Die Sprüche d. Epicharm,
Hermes 47 (1912), 402 — 413. Ludw. Deubner, Kerkidas u. Epicharm, Hermes
47 (1912), 480. G. Kaibel, Artikel Epicharmos 2 bei Pauly-Wissowa.
Einfluß des Pythagoreismus auf die bildende Kunst (Kanon des Polyldeitos) :
Diels, Sitz. d. Archäol. Ges. Mai 1889 (Archäol. Anz. 4, 10), Vors. c. 28. auf
die schöne Literalur : Mart. Bock, De Aeschylo poeta orphico et orpheoj-ytha-
goreo, Weidae Thuring. 1914 Diss. v. Jena.
Zu J^ 17. Dii' Eleateii überhaupt. Über die eleatischen Philosophen und
ihre Lehre, namentlich auch über die pseudoaristotelische (von einem Eklektiker
römischer Zeit verfaßte) Schrift De i\lelisso Xenophane Gorgia handeln: Joh.
Gottfr. Walther. ■ Eröffnete eleatische Gräber, 2. Aufl., Magdeburg u. Leipzig
1724. Geo. Gust. Fülleborn, Liber de Xenophane, Zenone, Gorgia Aristoteli
vulgo tributus, passim illustr. commentario, Hai. 1789. Johann Gottl. Buhle,
Commentatio de ortu et progressu pantheismi inde a Xenophane primo ejus
auctore usque ad Spinozam, Gott. 179u, in: Comm. soc. Gott. vol. 10, p. 157 sqq.
G. Ludw. Spalding, Vindiciae philosophorum Megaricorum subjecto commen-
tario in jirimam partem libelli de Xenophane, Zenone, Gorgia, Berol. 1793.
Fülleborn, Fragmente aus den Gedichten des Xenophanes und des Parme-
nides, in den Beiträgen zur Gesch. der Philos., Stücke 6 und 7, Jena 1795.
Chr. Aug. Brandis, Comm. Eleat. pars I, Xenophanis, Parmenidis et Melissi
doctrina e propriis philosophorum reliquiis exposita, Alton. 1813. Sim. Karsten,
Philosophorum Graecorum veterum operum reliquiae, Amsterdam 1835 ff., vol. I 1:
Xenophanis Colophonii carm. rel.; I 2: Parmenid. Krische, Forschungen I,
S. 86 — 116. Theod. Bergk, Commentatio de Arist. libello de Xenophane,
Zenone et Gorgia. Marburgi 1843. Aug. Gladisch, Die Eleaten u. die Indier,
Posen 1844. S. Ferrari, Gli Eleati, Roma 1892 (Mem. della Accad. dei Lincei).
F. G. A. Mullach, Aristotelis de Melisso, Xenophane et Gorgia disputationes
cum Eleaticorum philos. fragmentis, Berol. 1845, auch in: Fragm. ph. Gr. I
p. 101 sqq. F. Ueberweg, Über den hist. Wert der Schrift de Melisso, Zenone,
Gorgia. Philol. 8 (1853), 104—112 (wo Ueberweg nachzuweisen gesucht hat, daß
der zweite Teil der Schrift, d. h. Cap. 3 u. 4, nicht einen zuverlässigen Bericht
über Xenophanes, wohl aber über Zenon enthalte) und ebd. 26 (1868), 709—711.
Conr. Vermehren, Die Autorschaft der dem Aristoteles zugeschriebenen Schrift
Ileol Ievo(füvovg, :iEoi Zt]vcoroi, n^sql Pooylov, Jena 1861. Fr. Kern, Symbolae
criticae ad libellum Aristotelicum de Xenoph. usw., Oldenburg 1867. S. über
diese Schrift besonders H. Diels, Doxogr. Gr., Prolegg. 108—113. Die Schrift ist
neuerdings wieder herausgegeben von H. Diels, Abh. der Akad. der Wiss. in
ßerhn, 19(X), Vorsokr. 11 A 28; 20 A 5 unter Xenophanes und Melissos. Otto
Gilbert, lonier und Eleaten, Rhein. Mus. 64 (1909), 185-201. Jos. Dörfler,
Die Eleaten u. d. Orphiker, Freistadt in O.-Öst. 1911, Pr. Vgl. dazu Berl. philol.
Wochenschr. 1912, 1433 ff. S. auch H. Diels, Philos. Aufs. Ed. Zeller gew.,
Leipz. 1887, S. 247. E. Wellmann, Artikel Eleatische Philosophie bei Pauly-
Wissowa.
Zi § 17. Die EleatL-.i. Zu § 18. Xenophanes. Zu § 19. Parmenides. 55*
Zu i; IS. Xenophaiies aus Kolophon. Vict. Cousin, X^nophane, fon-
•dateiir de T^cole d'Elee, abgedr. in: Nouveaux fragments philos., Paris 182S,
p. 9—95. E. Rein ho Id. De genuina Xenophanis disciplina, Jenae 1847.
P. Ruft er. De philos. Xenophan. Coloph. parte morali, Lips. 186S, Diss. (von
einer Moralphilosophie des X. kann aber nicht die Rede sein). Franz Kern.
■Qnaestionum Xenophanearum capita duo (Progr. schol. Portensis), Nuniburgi 1864.
Ders.. Beitrag z. Darst. d. Philosopheme d. Xenophanes, Danzig 1871, Gvmn.-Pr.
Ders., Üb. X! v. Kol., Stettin 1874, Gymu.-Pr. = Kl. Sehr. II S. 109—128.' Ders.,
Unters üb. d. Quellen f. d. Phil. d. X., ebenda 1877. Derselbe, Eine Vorlesung
über X . Kleine Schriften II, Berlin 1898 (K. tritt für die histor. Glaubwürdigkeit
des Abschnitts über X. in der Schrift de Xen. Zen. Gorg. ein und gelangt so
da/AI. die philos. Bedeutung des X. höher zu stellen als Zeller u. a.). G. Teich-
müller, Xenophanes, in: Studien z. Gesch. d. Begr., S. 591 — 623. G. F. Unger,
ApoUodor über Xenoph., Philol. 4.3 (188i), 209—210. .1. Freudenthal, Ueber
die Theologie des X., Breslau 1886; ders., Zur L. des X., Arch. f. Gesch. d. Ph.
1 (ISSSi. 322-347 (Fr. wendet sich in scharfsinniger, aber doch nicht über-
zeugender Weise dagegen, daß Xenophanes einen reinen Monotheismus gelehrt
habe). Aless. Chiappelli, Sopra una opinione fisica di Senofane, Rendiconti
-della E. Aecad. dei Liucei, 188S, 89—95. E. Zeller, 'Hyeaovia u. deajrorsla b.
X., Arch. f. G. d. Ph., 2 (1889), 1-5 = Kl. Sehr. I 454-457. H. Diels, Über
die Genfer Fragmente des Xenoph. u. Hippon, Ber. d. Berl. Ak. 1891, 5(5—583,
-3. auch Arch. f. G. d. Ph., 4 (1891), 625 f.; derselbe. Über X., Arch. f. G. d. Ph..
10 (1897). 530—535. H. Berger, Untersuchung über d. kosmische System des
X., Ber. d. G. d. W., Lpz. 1894. Orvieto, Filosofia di Senofane, Fir. 1899.
A. Döring. Xenophanes, Preuß. Jahrbb. 99 (1900), 282-299. M. Levi, Senofane
e la sua filosofia, Torino 1904. G. Voghera, Senofane e i cinici autori di Silloi?
Contributo alla storia della poesi sillografica, Studi ital. d. filol. class. 11 (1903), 1
bis 16. H. Richards, Xen. ap. Aristotle Rhet. 1377 a 20, Class. rev. 16 (1902),
395. Arth. Lud wich, Bemerkung, zu Xenoph.. M^langes Nicole, Genfeve 1'905,
p. 335—347. K. Praechter, Zu Xenoph., Philol. 64 (1905), 308-310. Ja-
cobs, De Xenophanis arte raetrica, Schneidemühl 1904, Progr. Xekt. IMavro-
kordatos. Dar Monotheismus d. Xenophanes, Leipz. 1910, Diss. P. Shorer,
Note on Xenoph. fr. 18 D., Class. Philol. 6 (1911), 88. Alf. Kurfes, Varia
•(darin Xenophanea), Mnemos. 41 (1913), 111 ff. Vgl. auch W. Nestle, Philol.
6v (19JS), .531 ff. Fragmente des Xenophanes auch bei Bergk Poetae lyrici,
ßergk - Hi Her- Cr usius Anthologia lyrica, Wachsmuth Sillographi Graeci,
jetzt in Diels' Poetae philos. und Vorsokr., s. Textteil S. 88.
Zu ^ 10. Parmenides aus Elea. Am ad. Peyron, Empedoclis et Parme-
nidis fragmenta, Lips. 1810. Hnr. Stein, D Fragmente des Parm. .-isgl rpvaso);,
in : Svmbola philologorum Bonnensium in honorem Frid. Ritschelü coli., Lips.
1864-^1867, S. 763-806 (der Text sehr willkürlich behandelt). Th. Davidson,
The fragments of Parm., The Journ. of specul. philos., St. Louis, 4, 1. Januar
1870. Riaux, Essai sur P. d'Elee, Par. 1840. E. F. Apelt, Farmen, et Empe-
doclis doctrina de mundi structura, Jenae 1856. The od. Vatke, Parmenidis
Veliensis doctrina qualis fuerit, diss. inaug , Berol. 1864. The od. Bergk, De
Parm. Veliens. versibus nobilissimis : ov yäo fu] .-zote toüt' ovdafxi) usw., Lect. cat..
Halls 1867. auch: Kleine philol. Sehr., 2 (1886'., 72—82. L. Dauriac, Les ori-
gines logiques de la doctrine de Parmenide, Revue philos. 15 (1883), 533—536.
Tannery. La physique de P., Revue philos. 18 (1884), 264-292. Cl. Baeumker,
Die Einheit des Parmenidischen Seienden, Jahrbb. f. Philol. 133 (1886), 541—561.
O. Kern. Zu P.. Arch. f. G. d. Ph. 3 (1890), 173-176. A. Döring, Das Welt-
system des P., Ztschr. f. Ph. u. ph. Kr. 104 (1894), 161—177; derselbe, Ein Wort
pro domo in bezug auf H. Diels, Parmenides Lehrgedicht, ebd. 111, 222 -230.
H Berg^er, D. Zonenl. des P., Gesellsch. d. W., Lpz. 1895, 57—108. J. Bidez.
Observation» sur quelques fragments d'Empädocle et de Parmenide, Arch. f.
G. d. Ph., 9 (1896), 190-207; 298-309. H. Diels, Parmenidea, Hermes 35
(1900), 196-201. Zum Namen vgl. Diels. Hermes 37 (1902), 480 f. Fr. Suse-
mihl. Zum zweiten Teil des Parmenides, Philol. 58 (1899), 205—214. A. Patin,
Parmenides im Kampfe gegen Heraklit, Jahrbb. f. klass. Philol., Suppl. 25
(1899). 49lff. U. V. Wilamowitz-Moellendorff. Hermes 34 (1899). 203.
H. Kösters. D. parmenid. Sein im Verh. zur plat. Ideenlehre, Pr., Viersen 1901.
E. C. H. Peithmann, Parmenides (Biogr. antiqua. Serie 2 Heft 2), Bitterfeld
56* Literaturverzeichnis.
11. Leipz. 0. -T. (christl. fc^tandpiinkt. Schief und irreführend i. E. de ^larchi^
Lontologia e la fenomenologia di Parmenide Eleate. Torino 1905. F. Äledicus,
Zur Physik des Parmenides, Philos. Abh. f. M. Heinze. S. 137 — 145. K. Lincke,.
Zu Parmenides .iroi 9 rofojc, Philol 65 (1906), 472 ff. 0. Gilbert. Die haluoiv
des Parmenides. Arch. f. Gesch. d. Philos. 20 (1907), 24-45. E. Ellis. Sbme
sugpestions on Diels' Poet, philos. fragm. (Parm. fragm. 16, 1. 2), Class. rev. 16-
(19(fe), 269 f. Visv. Sandejs, Der Idealismus des Parmenides. München 1910^
Diss. H. Mutschmaun , Über Parmenides B 1 D. u. Emped. B 137, 3 D., vgl.
Zeitgchr. f. d. Gvmnasialw. 66 (1912), 800 Alex. Rüstow, Parmenides. VerhandL
d. ,52. Vers, deutscher Philol. u. Schulm. zu Marb. (1913), 163-167. Textkritisch
A. Platt. 3IisceU., Class. quart. 5, 253 f., A. Covotti.' Riv. di filol. 36 (1908),.
424-427. Vgl. auch W. Nestle, Philol. 67 (1908), 537. E. Loew und
H. .Slonimsky s. unter Heraklit S. 50*.
Zu § 20. Zenon von Elea. C. H. E. Lohse, De argumentis, quibus Zeno-
Eleates nuUum esse motum demonstravit, Balis 1794. Ch. L. G erlin g, De-
Zenonis Eleatici paralogismis motum spectantibus. Marburgi 1S25. Ed. Well-
raann. Zenos Beweise gegen die Bewegung u. ihre Widerlegungen, Gvmn.-Pr.,.
Frankf. a. O. 1870. F. Schneider. Zeno aus Elea, Philol. 3.5 (I876j, 602-642.
E. Raab, Die zenonischen Beweise, Pr. d. Studienanst., Schweinf. 1S80. C. Du-
nan. Zenonis Eleatici argumenta, These de Paris, Nantes 1884. P. Tannerv, Le
concept scientif. du Continu. Zenon et G. Cantor. Rev. philos., Oct. 1885. ^iarg.
Evangelidis, Erklärung des zenonischen Fragments bei Simpl. Phys. 141,1 ff.,
in: 'Pü.pooffiy.ü /.if/.iTi'/uuTa, rev/og .towto»', ir/^ih'jv.. 1886, S. 78 — 96. G. Fron-
tera, Etüde sur les arguments de Zenon d"Elee contre le mouvement, Par. 1891.
ß. Petronievics, Zenos Beweise gegen die Bewegung, Arch. f. Gesch. d. Philos.
20 (1907). 56 — 80. R. Salinger, Kants Antinomien u. Zenons Beweise geg. d.
Bewegung, Arch. f. Gesch. d. Philos. 19 (1906), 99-122. C. E. Ruelle. Largu-
ment d'Achüle (Aristot. phys. 6. 9). Commentaire inedit de Theodore Metochite,
Revue de philol. 31 (1907), 105 — 110. Zu Zenons viertem Beweise gegen die Be-
wegung R. K. Gaye, On Arist. Phys. Z 9, 239b 33-240 a 18, Journ. of philoL
61. 95 — 117. Einige Abhandlungen über Zencn von G. Noel, V. Brochard,
G. Milhaud, G. Lechalas in d. Rev. de Metaph. et de Mor.l (1893). 107 bi&
125; 2CI9-215; 396— 40<J; 400—404. V. Brochard. Les arguments de Zenon
d'Elee contre le mouvement, Seanc. et trav. de Tacad. d. sc. mor. et pol. 129'
(1888), 555 — 568 (Etudes etc. s. 0. S. 12*. In dieser Sammlung auch der Aufsatz
Les pretendus sophismes de Zenon d'Elee aus der Rev. de Metaph.i. Losacco-
s. Heraklit S. 50'.
Zu § '21. Melissos von Sanios. Frz. Kern, Seoffoümov .-rroi Mf/.iooov,.
Philol. 26 (I&681, 271—289. Derselbe, Zur Würdigung des Melissos v. S., im
Festschr. des Stett. Stadtgymn. zur 35. Philologenvers.. Stettin 1880, S. 1—24.
(K. sieht in Melissos die höchste dogmatische Ausbildung des Eleatismus, d. h.
..der eigentümlichen philosophischen Richtung, die allein durch Anwendung des-
Identitätsprinzips das wirklich Seiende gewinnen will mit völliger Verleugnung;
des mit gleicher Macht in uns wirkenden Kausalitätsprinzips''.) O. Apelt, M.
bei Pseudo-Aristoteles, Jahrbb. f. kl. Philol., 1886, 729-766. A.Pabst, De
Melissi Samii fragmentis, Bonnae 1889. der zu beweisen sucht, daß die Fragmente
1 — 5 aus Simplikios, in denen sich feine Dialektik findet, eine ganz freie Para-
phrase der echten Fragmente 11—14 seien, also nicht dem Melissos angehörten.
M. Offner, Zur Beurteil, d. M., Arch. f. G. d. Ph. 3 (1890), 12—3.3. A. Chiap-
pelli, Sui frammenti e suUe dottrine di M. d. S., Rendic. dell' Acc. dei Lincei,
1890. A. Covotti, Melissi Samii reliquiae, Studi ital. di filol. class, 6 (^1898),.
213—227. Vgl. auch zu Melissos W. Nestle. Philol. 67 (1908), 537 ff.
Zu § 28. Empedokles von .4kragas. Frid. Gull. Sturz, De Empedoclis-
Agrigentini vita et philosophia expos., carminum reliq. coli., Lips. 1805. Ama-
deus Peyron. Empedoclis et Parmenidis fraginenta, Lips. 1810. H. Ritter,.
Über die philosophische Lehre des Empedokles, in Wolfs literarischen Analekten..
Bd. 2 (1820), 411 ff. B. H. C. Lommatzs ch. Die Weisheit d. Empedokles. Berl. 1830.
S. Karsten, Emp. Agrig. carminum reliquiae lals 2. Bd. der Reliquiae phiL
vet. Graec.j, Amst. 1838. Th. Bergk, Emp. fragmenta. in: Poet. lyr. Gr.; De
Zu § 20. Zenon v. Elea. Zu § 21. Melissos v. Samos. Zu § 23. Empedokles. 57*
prooemio Erapedoclis, Berol. 1839. Di eis' Poet, philos. u. Vorsokr., s. im Textteil
J?. 104. Kri sehe, Forschungen I. S. 110—129. Panzerbiettr, Beiträge z, Kritik u.
Erläuterung des Empedokles, Meiningen 1844. und Ztschr. f. A.-W. 1845, 883 ff.
K. Steinhart, Empedokles, in: Allgem. Enzvkl. d. Künste u. Wiss. von Ersch u.
Gruber, Sect. I, B. 34, S. 83—105. Mullach, De Emp. prooemio, Berol. 1850;
Quaestionum Emp. spec. sec, Pr. du Coli, fr., ebd. 1853; Philos. Gr. fragm. I,
XIV ff. 15 ff. 11. Stein. Emp. Agrig. fragmenta ed., praemissa disp. de Empe-
doclis scriptis, Bonnae 1852. W. Hollenberg, Empedoclea, Berlin 1853 (Gym-
nasial-Programm). E. F. Apelt, Parmenidis et Empedoclis.. doctrina de mundi
structura, Jenae 1856. A. G ladisch, Empedokles und die Ägypter, eine histor..
Untersuchung, mit Erläuterungen aus den ägypt. Denkmälern von H. Brugsch
und Jos. Passalacqua, Lpz. 1858; vgl. Gladisch, Emp. und die alten Ägvpter,
in Noacks Jahrb. für spekulat. Philos., 1847, ..H. 4, Nr. 32, H. 5, Nr. 41;
Das mystische vierspeichige Ead bei den alten Ägyptern und Hellenen, in der
Zeitsehr. der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Bd. 15, Heft 2, 406 f.
H. Winnefeld, Die Philosophie des Empedokles, Donaueschinger Gymn.-Pr.,
Rastatt 1862. F. Henneguy, Panth^ia, ^tude antique, Paris 1874. Reinach,
Le texte d'Empedocle, L'mstruction publ., Mars, Avril 187G. R. Schläger,
Emped. Agrigent. quatenus Heraclitum Ephesium in philosophia secutus sit,
Gymn.-Progr., Eisenach 1878. E. Baltzer, Emped., eine Studie zur Philos. d.
Griechen, Lpz. 1879. H. Di eis, Studia Empedoclea, Hermes 15 (1880). 161 bi';
179; ders., Gorgias u. Emp., Sitzungsber. der Berl. Akad. 1884, 343—368; ders..
Über ein Fragment des E., ebenda 1897 ; ders., Über die Gedichte des E., ebenda
1898, I, 396—415. G. F. Unger, Die Zeitverh. des Anaxagoras und Empe-
dokles, Philologus, Supplementband 1883, 511 — 550. O. Kern, Empedokles und
die Orphiker, Arch. f. Gesch. d. Ph. 1 (1888), 498—508, der vielfache Abhängig-
keit des E. von der rhapsodischen Theogonie des Orpheus zu erweisen sucht.
Fr. Knatz, Empedoclea, Schedae philol. H. Usener — oblatae, Bonn 1891,
S. 1-9. S. Ferrari, Empedocle. Riv. ital. di filos. 6 (1891), 165—190; der-
selbe, La filos. di E., ebenda 6 (1891), 52—79; 250-283; derselbe, Empedocle,
Roma 1891. J. Bidez, La biographie d'Empedocle, Recueil de travaux publi^s
par la faculte de philosophie et lettres, 12. fascic, Gand 1894; derselbe, Obser-
vations sur quelques fragments d'Empedocle et de Parmenide, Arch. f. Gesch. d.
Ph. 9 (1896). 190-207; 298-309. G. Thiele, Zu den vier Elementen des E.,
Hermes 32 (1897), 68 — 78. H. v. Arnim, D. Weltperioden bei Emp., in: Fest-
schrift Th. Gomperz dargebr., 1902, S. 16-27. E. C. H. Peithmann, Empe-
docles (Biographia antiqua Ser. 2, H. 3), Bitterfeld. E. Bodrero, II principio'
fondamentale del sisiema di Empedocle, Roma 1905. R. Ellis, Some suggestions
on Diels' Poet, philos., fragm. (Emped. fragm, 4. 9, 10, 11; fragm. 17. 20, 21. 25;
fragm. 64), Class. review 16 (1902), 269—270. C. Pascal, L'imitazione di Empe-
docle nelie Metamorfosi di Ovidio, Rendiconto dell' Accad. di archeoL, lettere e
belle arti, Napoli 1902. H. Diels, Symbola Empedoclea, in: M^langes Weil-
Empedokles berührt WilamoAvitz, Hermes 37 (1902), 326. W. Nestle, Der
Dualismus d. Emped., Philol. 65 (1906), 545-557. Clara Eliz. Millerd, On the-
interpretation of Erapedocles, Chicago 1908, Diss. Rob. Eisler, Bildopfer bei
Emped.. Arch. f. Religionswiss. 13 (1910), 625 (zu Vors. 21 ß 128, 5). W. Kranz,
Empedokles und die Atomistik, Hermes 47 (1912), 18—42. W. Mu tschmann,
Über Parmen. B 1 D. u. Empedokles B 137, 3 D. nach dem Berichte in der Zeit-
schrift f. d. Gymnasialwesen 66 (1912), 800. Emp. Fragments transl. into English'
verse by W. E. Leonard, Chicago 1910. B. L. Sangermano, E., frammentl
dei poemi — vita, Girgenti 1911. Th. Schar nagl, Der Philosoph E. in seiner Eigen-
schaft als Dichter, Komotau 1908. 1909. Vgl. auch W. Nestle, Philol. 67
(1908), 538 ff. E. Bignone, Boll. di filol. class. 21 (1915), 156—161 (Emp. und
Epikur). Fr. Jobst, s. Lucrez. E. Well mann, Artikel Empedokles 3 bei
Pauly-Wissowa. J. Piatek, Nietzsches Empedokles-Fragmente, Stryj 1910, Pr.
Empedokles in der neunni scJ/öncn Literatur: Hölderlin plante ein Drama:
Der Tod d. Empedokles, von dem Bruchstücke vorhanden sind. Theod. Curti,
Das Fest des Empedokles. Ein dramatisches Gedicht, Zürich 1909 (vgl. die Be-
sprechung von F. Lortzing, Berl. philo!. Wochenschr. 1911, 671 ff.).
Zu § 34. iuaxagoras, Archelaos und Metrodoros von Lanipsakos.
Anaxagoras: Friedr. Aug. Carus, De Anax. cosmotheologiae fontibus, Leipz.
,j8* Literaturverzeichnis.
1797. wiederabgedr. in Carus' Ideen z. Gesch. d. Philos.. Lpz. 1809, S. 688—762;
Anax. aus Klaz., in Fülleborns Beitr. z. Gesch. d. Philos.. St. 10, 1799. wieder-
iibgedr. in Carus' Ideen zur Gesch. der Philos., S. 395-478. J. T. Hemsen,
Anas. Claz., Gott. 1821. Ed. Schaubach, Anax. Claz. fragm., Lips. 1827.
<Tuil. Sehern, Anax. Claz. et Diogenis ApoUoniatae fragmenta, Bonnae 1829.
F. Panzerbieter, Seriptio de fragmentorum Anaxagorae ordine, Meiningen
1836. F. J. Clemens, De philosophia Anaxagorae Clazomenii, Berol. 1839.
Ch. Zeyort. Dissert. sur la vie et la doctrine d'Anaxagore, Par. 1843. Fr. Breier,
Die Philosophie des Anaxagoras von Klazomenae nach Aristoteles, Berlin 1840.
Kr i sehe. Forschungen I, S. 60-68. Franz Hoff mann, Über die Gottesidee
des Anaxagoras, Sokrates und Piaton, Würzburg 1860 (Glückwunsch-Progr. an
<lie Universität Berlin). Vgl. Michelet in der Ztschr.: Der Gedanke, Bd. 2,
Heft 1, S. 33—14, und Hoffraanns Entgegnung in Fiehtes Ztschr. f. Ph. u. ph
Kritik. X F. 40 (1862), 1-48. Aug. Gladisch, Anax. und die Israeliten,
Lpz. 1864; vgl. Gladisch, Anax. und die alten Israeliten, in Niedners Ztschr. f.
liistor. Theol. 1849, Heft 4, Nr. 14. C. Alexi, Anaxag. u. s. Philosophie, nach
den Fragmenten bei Siraplic. ad Arist., G.-Pr., Neu-Ruppin 1867. Heinrich
Beckel, Anax. doctrina de rebus animatis, diss. Monaster. 1868. M. J. Mon-
rad. Anax. og Atomistiken, Christiania 1870, E. Köhler, Die Philosophie des
Euripides, I. Anaxagoras u. Euripides. G.-Pr., Bückeburg 1873. G. F. Unger,
Die Zeitverh. des Anaxag. u. Emped., s. oben S. 57*. P. Tannery, La theorie
de la matiere d'Anaxagore, Revue philosoph. 1886, 255-271. H." Kothe, Zu
Anax. T. Klazoraenai, Jahrbb. f. kl. Philol. 133 (1886), 767 -771. S. Firmiani,
Alcune osservazioni su la ra?ione tra il vor; e la rpvyj] nella dottrina filosofica
di Anassagora, Riv. ital. di filos. 4 (1889i, 66-77. M. Heinze, Üb. d. ro?,- d.
A.. Berichte der Gesellsch. d. Wiss. zu Leipzig, 1890. F. Polle, Ovidius und
Anaxagoras, Jahrbb. f. klass. Philol. 145 (1892), 53—59. Emil Arleth, Die
Lehren des A. vom Geist und der Seele. Arch. f. Gesch. d. Ph. 8 (1895), 59—85;
190-205. Ed. Zeller, Zu Anax., ebd. S. 151 f. = Kl. Sehr. II S. 103. Der-
selbe (zu A. bei Simpl. Phvs. 156, 13 ff. 164, 21), Arch. f. Gesch. d. Philos. 5
(1892). 441 f. = Kl. Sehr. II S. 33 f. E. Dentler, Die Grundprinzipien der Philo-
sophie des .\., Diss., Müneh. 1897: derselbe, D. rov; nach .\.nax., Philos. Jahrb.
11 (1898». Heft 1. 2. 3. E. C. H. Peithmann, Anaxagoras (Biogr. antiqua
Ser. 2, Heft 4), Bitterfeld und Leipzig. J. Geffcken, Dle'doEßsia des Anaxa-
goras, Hermes 42 (1907), 127—133. Mary Mills Patrick. The birth of the
idea of spirit in Greek thought, Popul. science monthly, Oet. 1906. Lloyd, The
poetry of Anax. Metaphysics, Journ. of Philos., Psychol. and scient. Methods
1907 Xr. 4. F. Krohn, Der vov; bei Anaxagoras, Münster 1907, Pr. Wolfg.
Schultz, D. Text u. d. unmittelbare Umgebung von Fragra. 20 d. Anaxagoras,
Arch. f. Gesch. d. Philos. 24 (1911), 322-342. E. Neustadt, Des A. Lehre
vom Geist. Charlottenburg 1914, Pr. Vgl. zu Anaxagoras auch W. Nestle,
Philol. 67 (1908). 543, zum Plasiiat des Anaxagoras an Leukippos H. Diels,
Sitz. d. Berl. Akad. 1908, S. 710. E. Well mann, Artikel Anaxagoras 4 bei
Paulv-Wissowa. — Zu Archelaos s. E. Wellraann, Artikel Archelaos 36 bei
Paulv-Wissowa. — Metrodoros: W. Nestle, Metrodors Mvthendeutung, Philol.
<56. .503. E. Zeller, Kl. Sehr. II 40 (Xachtr. ■/.. Philos. d. Gr.). Th. Gomperz,
Hellenika 1 104.
Über die Sage von Hermotimos ans Klaxomenai (s. o. Text S. 113) handeln:
F. .\. Carus, in Fülleborns Baiträgen zur Geschichte der Philos., Bd. 3, St. 9,
1798. wiederabgedruckt in Carus' nachgel. Werken, Bd. 4: Ideen zur Geschichte
der Philosophie, Leipzig 1809. S. 330-392. Ign. Denzinger. De Hermot.
Clazomenio comment., Leodii 1825. E. Rohde, Psyche, II* S. 95 f.
Zu § 35. Die Atomiker : Leukippos und Demokritos.
Die Atomiker alUjemein: W. A. Heidel, Antecedents of Greek Corpuscular
Theories, Harv, stud. "in Class. Philol. 22 (1911), 111—172. Über das Erkenntnis-
problera bei den antiken Atomisten handelt H. J. Radermacher, Philos. Jahrb.
24 (1911). 327—350. — V. Fazio- A 1 raayer, Studi suU" atomismo greco,
Palermo 1911. Vgl. auch Hammer Jensen und P. Schanz unter Demokrit.
Leukippos: E. Rohde, Über L
logenvers. zu Trier. 1
iohde. Über Laucipp u. Demokrit, Verh. der 34. Philo-
S8.I (L-ipz. 1881), S. 61-89 = Kl. Sehr. I S. 205-245,
Zu § 24. Anaxagoraä, Archelaos u. Metrodoros. Zu § 25. Die Atomiker. 59*
der daran zweifelt, daß überhaupt ein Philosoph Leukippos gelebt habe. Da-
gegen H. Diels, Verhandl. der 35. Philologenversamml. in Stettin, S. 96 — 109.
Hierauf wieder E. Roh de, Nochmals Leuc. u. Demokrit, Jahrbb. f. Philol. u.
Päd. 123 (1881), 741—748 = Kl. Sehr. I S. 245-255. Vgl. weiter Diels, L. u.
Diogenes v. Apoll., Rhein. Mus. 1887, 1 — 14. P. Natorp, Nochmals Diogenes
u. Leukippos, Rhein. Mus. 1887, 374-386. E. Zeller, Zu Leucippus, Arch. f.
Gesch. d. Phil. 15 (1902). 137—140 = Kl. Sehr. II S. 185. S. auch Kl. Sehr.
II S. 36. P. Bokownew, Die Leukippfrage, Dorpat 1911. Beziehungen von
Leukipp und Galilei behandelt H. Diels. Alte u. neue Kämpfe um d. Freiheit
d. Wissenschaft. Sitz. d. Berl. Akad. 1908, 705 ff . (über Leukipp 709 f.).
Deiiiohritos: Schleiermacher, Über das Verzeichnis der Schriften des De-
mokrit bei Diog. L. (9. 45 ff.), gelesen den 9. Januar 1815, abgedr. in den sämtlichen
Werken, 3. Abt., Bd. 3, S. 292-305. A. H. C. Gef fers, Quaest. Dem., Gott. 1829,
Pr. J. F. W. Burchard, Democriti philosophiae de sensibus fragmenta, Minden
1830; Fragmente der Moral des Abderiten Democritus, Minden 1834. Papen-
cordt. De atomicorum doctrina, Berol. 1832. Frid. Heimsoeth, Democriti de
anima doctrina, Bonnae 1835. Krische. Forschungen I, S. 142 — 163. C. Ritter,
Demokrit, in : Allg. Enzvkl. d. Künste u. Wissensch. v. Ersch u. Gruber, Sekt. I,
Bd. 24. S. 35-42. Fr.* G. A. Mullach, Quaest. Demoer. spec. I— II, Berol.
1835 — 1842; Demoer. oper. fragm. coli., rec, vertit, explic. ac de philosophi vita,
scriptis et placitis commentatus est, Berol. 1844; Fragm. ph. Gr. I, S. 330 ff.
B. ten Brink, Anecdota Epicharmi, Democriti, cet., Philologus 6 (1851), 577
sqq.: Democriti de se ipso testimonia, ib. p. 589 sqq., 7 (1852), 354 sqq.: Demo-
criti liber neoi drdomrrov (/vaioc, ib. 8 (1853), 414 sqq.; Democritea, ib. 29 (1870),
605-620. Eduard Johnson, Der Sensualismus des Demokritos und seiner
Vorgänger, mit Bezug auf verwandte Erscheinungen der neueren Philosophie.
G.-Pr., Planen 1868. F. Lortzing, Über die ethischen Fragmente Demokrits, Pr.
des Soph.-Gvmn., Berl. 1873. L. Liard, De Democrito philosopho, Paris 1873.
R. Hirzel.".. Demokrits Schrift jt. sidv/uhjg, Hermes 14 (1879), 354—407.
Fr. Kern. Über D. v. A. u. d. Anfänge d. griech. Moralphilos., Ztschr. f. Phil,
u. philos. Kr. 1880, Ergänzungsh., S. 1 — 26. A. Brieger, Die Urbewegung der
Atome u. d. Weltentsteh, b. Leuk. u. Dem., Pr., Halle a. S. 1884. M. Berthelot,
Des origines d'alchömie et des oeuvres attribuees a D. d'Abd., Journ. des Sav.,
1884 Sept., 517 — 527. P. Natorp, Demokrit, in: Forschungen zur Gesch. des
Erkenntnisproblems im Altertum, S. 164 — 208; derselbe. Über D.s ynjaüj yvcöuf],
Arch. f. Gesch. d. Ph. 1 (1888), 348-356. H. C. Liepmann, Die Mechanik
der Leukipp.-Demokritischen Atome. I.-D., Lpz. 1885. Gust. Hart, Zur Seelen-
u. Erkenninislehre des D., G.-Pr., Mülhausen i. E. 1886. W. Kahl, D. in
Ciceros philos. Sehr., Pr., Diedenhofen 1889. K. Modritzki, Die atomistische
Ph. des D. in ihrem Zusammenhang mit früheren philos. Systemen, Stettin 1891.
V. Brochard, Protagoras et D., Arch. f. Gesch. d. Ph. 2 (1889), 368-378 (auch
in dessen Etudes, s. oben S. 12*). G. Ammon, Der Philos. Dem. als Stilist,
Xenien der 41. Philologenversammlung dargeboten vom histor.-philolog. Verein
München, München 1891, 3—11. P. Schanz, D. Atomistik u. die christl. Natur-
philosophie, Theol. Quartalschr. 73 (1891), 412—4.54. H. Diels, Über D.s Dämonen-
glauben. Arch. f. Gesch. d. Ph. 7 (1894), 154-157. P. Natorp, Die Ethika des
Demokritos, Text und Untersuchungen, Marb. 1893 (N. versucht, die demokri-
tische Ethik in systematische Form zu bringen und ihre Fortwirkung in der
philos. Ethik der Griechen nachzuweisen). Löwenheim, Der Einfluß D.s auf
Galilei. Arch. f. Gesch. d. Ph. 7 (1894), 230—268. K. Vorländer, D.s ethische
Fragmente. Ins Deutsche übertr., Ztschr. f. Ph. u. ph. Kr. 107 (1896), 253—272.
A. Goedeckemeyer. Epikurs Verhältnis zu D. in der Naturphilosophie, Diss.,
8traßb. 1897. Eug. Oder, Ein angebliches Bruchstück D.s über die Entdeckung
unterirdischer Quellen, Philol. Suppl. 7 (1898), 231—384. A. Dvrof f, Demokrit-
studien. München 1899. Gius. Zuccante, Da Democrito ad Epicuro, Rivista
di filos. etc. 3, 1900. A. Brieger, D. atomist. Syst. durch Korrektur des anaxa-
goreischen entstanden, Hermes 36 (1901), 161—186; derselbe. D.s angebl. Leug-
nung der Sinneswahrh., ebenda 37 (1902). 56 — 83; derselbe, Die L^rbewegung der
demokrit. Atome, Philol. 63 fl904), 584 — 596. Susemihl, Aphorismen zu D.,
Philol. BO (1901), 180—191. Über die Ethik D.s handeln auch M. Heinze, Der
Eudämonismus in d. griech. Ph.. c. 4; R. Hirzei, Untersuch, zu Ciceros philos.
Schriften, I. E. C. H. Peithraann, Demokrit (Biogr. antiqua Ser. 2, H. 5),
6(3* Literaturverzeichnis.
Bitterfeld u. Leipzig 1902 (wertlos). E. Bobba, Intorno il caso e la fortuna irr
Democrito, Atti d. K. Accad. di Torino 40, 381—408. S. Schneider, Die Ethik
des Demokritos und der Kedner Antiphon. Eos 8, 54- 64. W. FronmüUer,^
Deruokrit, seine Homerstudien u. Ansichten, Erlangen 1901, Dissert. M. Well-
mann. Pseudodemocritea. Vaticana, Sitz. d. Berl. Akad. philos.-hist. Kl. 1908^
G25 — 630. J. Ferber, Über die wissensch. Bedeutung der Ethik Demokrits,
Zeitschr. f. Philos. u. philos. Krit. 132 (]908),_ 82— 114. K. Lincke, Zu Demo-
kritos -T. fvdruüjg, Philo!. 68 (1909), 573—5(5. Über die älteste Atomenlehre
handelt J. Hammer Jensen, Kopenhagen 1908; über Demokrit u. Piaton der-
selbe. Areh. f. Gesch. d. Philos. 23 (1910), 92—105: 211—229. Ed. Luigi De
Stefan i, Zu Demokrits Fragmenten. Berl. phil. Wochenschr. 1911, 286. Karl
Reinhardt, Hekataios von Abdera und Demokrit, Hermes 47 (1912), 492—513
(dazu Ed. Norden, Agnostos Theos 397 ff.). Üher Demokrits' YTTndijy.ai handelt
P. Friedländer, Hermes 48 (1913), 603 ff. — J. Heeg, Pseudodemokritische
Studien, Abh. d. Berl. Akad. philos.-hist. Kl. 1913, Nr. 4. L. Löwenheim, Die
Wissenschaft Demokrits u. ihr Einfluß auf die moderne Xaturwissenschaft, Bei-
heft zum Arch. f. Gesch. d. Philos. 26 (1913). K. Praechter, Eine Demokritspur
bei Xenophon, Hermes 50 (1915), 144—150. Über Demokrits Stil Ed. Norden,
Kunstprosa S. 22. Vgl. auch W. Nestle, Philol. 67 (1908), 545 ff., Zeller,
Arch. f. Gesch. d. Philos. 5 (1892), 169. 445 = Kl. Sehr. II, S. 5. 37.—
E. Well mann, Artikel Demokritos 6 bei Pauly-Wissowa.
Demokriieer : Über Diogenes von Smyrna, Anaxarchos ro)i Abdera, Hekataios
i-(jU Ahlera, ApoUodoros ron Kij^ikos, Diotimos von Tyros, Bion von Abdera und
Bolos von Mendes Artikel bei Paulv-Wissowa (Diog. Nr. 43, Anaxarch. Nr. 1,
Hekat. Nr. 4, Apollod. Nr. 69, Diot. Nr. 21, Bion Nr. 11, Bolos Nr. 3). Zu
Anaxarchos s. Th. Gomperz, Hellenika II, 268f., zu Hekataios Reinhardt
oben unter Demokrit. Über Xausiphanes handelt S. Sudhaus, Nausi-
phanes, Rhein. Mus. 48 (1893), 321—341. Derselbe, Noch einmal Nausiphanes u.
Aristot. bei Philodem, in: Exkurse zu Philodem, Philol. 54 (1895), 80 ff. Über
Biotimos Rud. Hirzel, Hermes 17 (1882), 326—328. Weitere Literatur siehe
in den Artikeln bei Pauly-W^issowa.
Zu 4; 27. Die Sophistik überhaupt. Jahresberichte s. oben S. 23" f. Über
die Sophisten handelt ausführlich Grote in seiner Geschichte Griechenlands
(Hist. of Greece, VIII, 474— .544), der, nachdem Hegel hierin vorangegangen war,
ejne richtigere und günstigere Auffassung der Sophisten, wenn auch nicht ohne
Übertreibungen, zu begründen suchte; ferner K. F. Hermann, Gesch. u. Syst.
der piaton. Philos., S. 179 ff. u. 296 ff. Eine eingehende sine ira et studio ver-
faßte DarsteUung bei Zeller, Phil. d. Gr. I 2^, S. 1038 ff. Vgl. auch Groen
V. Prinsterer, Prosopographia Piaton., s. expositio iudicii, quod Plato tulit de
iis, qui in scriptis ipsius aut loquentes inducuntur aut quavis de causa comme-
morantur, Lugd. Bat. 1823. Jac. Geel, Historia critica sophistarum, qui So-
oratis aetate Athenis floruerunt, in: Nova acta litt, societ. Rheno-Trajectinae,
p. II, L"tr. 1823. Herrn. Roller, Die griechischen Sophisten zu Sokrates' und
Piatons Zeit und ihr Einfluß auf Beredsamkeit und Philosophie, Stuttgart 1832,
W. G. F. Röscher, De historicae doctrinae apud sophistas majores vestigiis,
Gott. 1838. W^. Baumhauer, Quam vim sophistae habuerint Athenis ad aetatis
suae disciplinam, mores ac studia immutanda, Trajecti Bat. 1844. Job. Frei,
Beiträge zur Geschichte der griechischen Sophistik, Rhein. Mus. 7 (^1850),
527 — 554 u. 8 (1853), 268—279. A. J. Vitringa, De sophistarum scholis quae
Socratis aetate Athenis floruerunt, Mnemosyne 2 (1853), 223—237. Valat, Essai
historique sur les sophistes grecs, in : L'investigateur, Paris 1859, Sept., p. 257
bis 267, Nov., p. 321—336, Dec, p. 353—361. Theod. Gomperz, Die griechi-
schen Sophisten, Deutsche Jahrbb., Bd. 7, Berl. 1863. N. W^ ecklein, Die So-
phisten und die Sophistik nach den Angaben Piatons, Inaug.-Diss., W^ürzburg^
1866. Martin Schanz, Beiträge zur vorsokrat. Philosophie aus Piaton, I.Heft:
Die Sophisten. Göttingen 1867. (Vgl. Susemihl, N. Jahrbb. f. Philol. 97
[1868], 513-528.) Mullach, Fragm. ph. Gr. II, 1867, S. LVIIIff.; Sophistarum
fragmenta, ebd. S. 130 ff. H. Siebeck, Das Problem des Wissens bei Sokrates
und der Sophistik, Realsch.-Progr., Halle 1870. S. desselben Untersuchungen zur
Philos. der Griechen, 2. A., Freib. i. B. 1888, I: Über Sokrates' Verhältnis zur
Sophistik. J. .L Bauer, De Sophistis, G.-Pr., Ansbach 1870. H. Sidgwick,
Zu § 27. Die Sophistik überhaupt. Zu § 28. Protagoras aus Abdera. ()1*
The Sophists, Journ. of philology 4 (1872), 288-30Ö; ö (1873), 66-80.
W. Bethe, Versuch einer sittlichen Würdigung der sophistischen Redekunst,
Stade 1873. G. O. Friedel, De sophistarum studiis Homericis, in: Dissertat.
philologae Halenses 1873, Tom. I, S. 130—188. E. Schnippel, Die Haupt-
epochen in der Entwicklung des Erkenntnisprobleras, I. Die Widerlegung der
sophistischen Erkenntnistheorie im Plat. Theätet, ßealsch.-Progr., Gera 1874.
Th. Funk-Brentano, Les sophistes grecs et les sophistes contemporains, Par.
1879. A. Chiappelli, Per la storia della Sofistica greca, Arch. f. Gesch. d.
Ph. 3 (1890), 1-21; 240-274. A. Espinas, La philos. de l'action au V. siecle
av. J. Chr., Arch. f. Gesch. d. Philos. 6 (1893), 491-508; 7 (1894), 193-223.
E. Bodrero, II sorgere della sofistica nella vita e nel pensiero greco del V. se-
■colo. Rassegna nazionale del 16. Luglio 1904. Max Saiomon, Der Begriff des
Naturrechts bei den Sophisten, Zeitschr. d. Savignystift. f. Rechtsgesch. 32, 129
bis 167. W. W. Jaeger, Das Ziel des Lebens in der griech. Ethik von der
Sophistik bis Aristoteles, Neue Jahrb. f. d. klass. Altertum usw. 31 (1913), 697
bis 705. Über Namen und Begriff des Sophisten s. auch Di eis, Vors. c. 73 b.
S. C. Bran dst ätter. De notionum jTo/urey.o; et aoqnari'j<; usu rhetorico, Leipz.
Stud. Bd. 15. Über 00^10x7]? und cpd6aoq?og L. Radermacher, Rhein. Mus.
i52 (1897). 18f. Wilamowitz, Aus Kydathen S. 215. Heinr. Gomperz,
Sophistik und Rhetorik, das Bildungsideal des ev Uysiv in seinem Verh. zur
Philos. des V. Jahrb., Leipz. u. Berl. 1912. Dagegen P. Wendland, Gott. gel.
Anz 1913, 53 ff., M. Pohlenz, Aus Piatos Werdezeit S. 193 ff. Zur Sophistik
(besonders Gorgias) s. auch W. Süß, Ethos, Lpz. u. Berl. 1910. Zur Frage einer
ionischen Sophistik: Ed. Schwär tz, Quaestiones lonicae, Ind. lect. Rostoch. aest.
1891, R. Reitzenstein,Philol. 57 (1898), 45 ff., Wilh. Nestle , Philol. 70 (1911),
242 ff. Zu vergleichen ist ferner W. Nestle, Bemerkungen zu den Vorsokra-
tikern und Sophisten, Philol. 67 (1908), 531-581. Derselbe, Politik u. Aufklärung
in Griechenland im Ausgang des 5. Jahrh. vor Chr., Neue Jahrb. f. d. klass.
Altertum usw. 23 (1909), 1-23. H. Diels, Die Anfänge der Philologie bei den
Griechen, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 25 (1910), 1—25. A. Busse, Die
Anfänge der Erziehungswissenschaft, ebenda 26 (1910), 469 ff.
Zu § 28. Protag-oras aus Abdera. Geist, De Protagorae sophistae vita,
Gissae 1827. Leonh. Spengel, De P. rhetore ejusque scriptis, indessen: 2"^»'«-
ycoyii Teyvwv, p. 52 f f . Ludw. Ferd. Herbst, Protagoras' Leben und Sophistik
aus den Quellen zusammengestellt, in: Philol.-hist. Studien, hrsg. von Petersen,
1. Heft. Hamb. 1832, S. 88-164. Krische, Forsch. I, S. 130—142. Job.
Frei, Quaestiones Protagoreae, Bonn 1845. O. Weber, Quaestiones Protagoreae,
Marb. 1850. Jak. Bernays, Die Kaxaßällovzsg des Protagoras, Rhein. Mus. 7
(1850), 464—468. A. J. Vitringa, De Protagorae vita et philos., Groningae
1852. Friedr. Blass, Die att. Beredsamkeit, Bd. I, 2. Aufl., Lpz. 1887, S. 23
bis 29. Emil Wolff, Num Plato, quae Pr. de sensuum et „sentiendi ratione
tradidit, recte exposuerit, G.-Pr., Jever 1871. Frdr. Lange, Über den Sensua-
lismus des Sophisten P. und die dagegen von Plato im 1. Teile des Theätet ge-
machten Einwürfe, Diss., Gott. 1873. Beruh. Münz, D. Erkenntnis- und Sen-
sati onstheorie d. Pr., Wien 1880. W. Halbfaß, Die Berichte des Plat. u. Aristot.
über Pr., mit besonderer Berücksichtigung seiner Erkenntnistheorie krit. unter-
sucht. Jahrbb. f. klass. Philol., 13. Supplementb., Lpz. 1882. P. Natorp, For-
schung, zur Gesch. des Erkenntnisproblems, s. ob. S. 28*. A. Harpf, D. Ethik
des Pr. und deren zweifache Moralbegründung kritisch untersucht, Heidelb. 1884.
E. Laas, Neue Untersuchungen über Prot., Viertel] ahrsschr. f. wissensch. Ph..
1884, 479—497. Fr. Sattig, D. protagoreische Sensualismus u. seine Um- und
Fortbildung durch sokratische Begriffsphilosophie, Zeitschr. f. Phil., 1885, 275 bis
320; 1886, 230-2.59. O. Gratzy, Über den Sensualismus d. Philosophen Prot,
und dessen Darstellung bei Plato, Pr., Laibach 1885. B. Münz, Protagoras und
kein Ende, Zeitschr. f. Philos. 92 (1887), 107—124. V. Brochard, Pr. et Demo-
crite, Arch. f. Gesch. d. Ph. 2 (1889), 368—378 (auch in des Verf. Etudes, s. ob.
S. 12*). P. Seliger, Des Pr. Satz über das Maß aller Dinge, Jahrbb. f. Philol.,
1889, 401 — 413. Beziehungen von Antiphons Tetralogien zu Pr. berührt U. v. AVi-
lamowitz-Moellendorff, Comm. gramm. IV, Gott. 1890, 16ff. Th. Gom-
perz. D. Apologie der Heilkunst, eine griech. Sophistenrede des 5. vorchristl.
Jahrh.s, bearb.. übers, u. eingeleitet, aus d. Sitzungsb. d. Akad. d. Wiss., philos. -
hist. Kl. Bd. 120. Abhandl. 9, Wien 1890, 2. Aufl. Lpz. 1910 (vgl. Text S. 130).
ß2* Literaturverzeiclinis.
Dagegen H. Diels, Hermes 48 (1913), o78ff. S. dazu ferner J. Ilberg,
Berl. philol. Wochenschr. 1890, 1165 ff., Ed. Schwartz, Quaestiones lonicae,
Rostock 1891, Pr., P. Natorp, Protagoras u. sein Doppelgänger, Philol. 50
(1891), 262—287, Fr, Lortzing, Berl. philol. Wochenschr. 1912. 129 ff.
H. Richards (üb. Prot, bei Diog. Laert. 9, 51), The class. rev. 16 (19(i2), 397.
Wilh. Jerusalem, Zur Deut, des Homo-mensura-Satzes, in: Eranos \'indo-
bonensis (1893), 153—162. E. Bodrero, Le opere di Protagora, Rivista di filol.
1903, 558 — 595. Derselbe, Le partizioni del köyog fatte da Protagora e il suo in-
segnamento retorico, BoUet. di filol. class. 10, 83—88. A. Levi, Contributo ad
un' interprelazione del pensiero di Protagora, Atti del R. istituto Veneto di
scienze, lettere ed arti, tom. 65, part. 2, p. 597—625, Venedig 1906. J. J. Jago-
dinsky, Der Sophist Pr. (russisch), Kasan 1906. 111 mann. Die Philosophie
des Protagoras nach der platonischen Darstellung, I.' Erkenntnistheorie. Fried-
land in Mecklenb. 1908, Pr. H. Diels, Hippokr. Forsch. (Beziehungen von
de victu zu Protagoras), Sitzungsber. d. Berl. Akad. 47 (1909), 18; s. auch
Diels. Hippokrat. Forschungen, zu § 29. Rud. Engel, Die „Wahrheit" des
Protagoras, Iglau 1910, Pr. A. Menzel, Protagoras als Gesetzgeber v. Thurii,
Verh. d. sächs. Ges. d. Wissensch., philol.-hist. Kl. 62 (1910), 189-229. Über d.
Götterbruchstück d. Prot, handelt Th. Gomperz, Wiener Studien 32, 4—6.
Eine Besserung des Textes dieses Stückes bietet aus dem Ancoratus des Epi-
phanios U. v. Wilamowitz-Moellendorf f , Sitzungsber. d. Berl. Akad. 1911.
XXXVIIl. Eine neue Auffassung des Homo-mensura-Satzes s. bei W. Xestle,
Wochenschr. f. klass. Philol. 1911, 1032. C. Frick, Die sozialhygienischen Be-
stimmungen in Piatons Staat und in der Lykurgischen Grundschrift in ihrem
Verhältnis zu den Antilogiai des Protagoras, Wochenschr. f. klass. Philol. 19 j 2,
808—814. Busse, Die Lebenszeit d. Protag.; Das erste Stasimon in d. Antigone
(berührt Protagor.), nach d. Bericht in d. Zeitschr. f. d. Gymnasialw. 68 (1912),
801 f. - H. Gomperz, Sophistik u. Rhetorik, S. 126 ff. Vgl. auch Ferd.
Dümmler, Akademika, Kap. III, ferner E. Laas, Idealismus und Posi-
tivismus, Bd. I, Berl. 1879. B. Lachmann, Protagoras, Nietzsche, Stirner,
ein Beitrag zur Philosophie des Individualismus u. Egoismus, Bibl. f. Philos.,
Bd. 9. E. Bodrero. Protagora, vol. 1, Bari 1914. Vgl. auch W. Nestle,
Philol. 67 (1908), 552 ff. S. ferner 8. 60* f. u. die Lit. zu Piatons Protagoras.
Zu § 36. Oorgias aus Leontiuoi. Car. Schönborn, De authentia decla-
mationum Gorgiae. Breslau 1826. Diss. H. Ed. Foß, De Gorgia Leontino com
184.5, p. 129 ff. J. Frei, Beitr. zur Geschichte der griechischen Soj^histik, Rhein.
Mus. 7 (1850), 527 ff.; 8 (1851), 268 ff. Fr. Suse mihi, Über das Verhältnis
des Gorgias zum Empedokles, Jahrbb. f. klass. Ph. 73 (1856), 40—42. A. Baum-
stark, Gorgias von Leontiura, Rhein. Mus. 15 (1860), _624— 626.; Fr. Kern,
Krit. Bemerk, zum 3. Teil der pseudo-aristot. Schrift .t* jier., .t. Zi']v., .t. Fagyiov,
^Jldenburg 1869. Fr. Blass, Die att. Bereds., Bd. 1. 2. Aufl., Lpz. 1887, S. 47
bis 91. M. Fränkel, Inschriften aus Olympia, Archäol. Zeitschr. 35 (1877), 43
bis 47. H. Diels, Gorgias u. Empedokles, Sitzungsber. d. Ak. d. Wissensch. zu
Berlin. 1884, 343—368. Antiphontis orationes et fragmenta adiunctis Gorgiae,
Antisthenis etc. declamationibus, ed. Frid. Blass, 2. ed., Lipsiae 1881.
O. Apelt, G. b. Ps.-Aristot. u. b. Sextus Empiricus, Rhein. Mus. 43 (1888), 203
bis 219. Aem. Scheel, De Gorgianae disciplinae vestigiis, Diss., Rostock 1890.
H. Diels, Hippokr. Forschungen, Hermes 45 (1910), 125-150. 320; 46 (1911),
261-285; 48 (1913), 378—407 (kommt in Betracht für den Zusammenhang von
de victu mit Gorgias und Protagoras). Karl Reich, Der Einfluß der griech.
Poesie auf Gorgias, den Begründer der att. Kunstprosa, München 1909, Diss.
(auch als Progr. Ludwigshafen a. Rh. 1908 erschienen). Zu Gorgias vgl. auch
W. Kroll, Rhein. Mus. 66 (1911), 166 ff. U. v. Wilamowj.tz- Moellen dorf f ,
De Gorgiae epitaphio ab Aristotele citato, Anh. zu Diels: Über das dritte Buch
d. aristot. Rhetor., Abh. d. Berl. Akad. aus d. J. 1886, Berlin 1887. G. Thiele,
Ionisch-attische Studien, Hermes 36 (1901), 218 ff. (handelt S. 218-222 über
Gorgias" Persönlichkeit, S. 223-245 über „Palamedes" und „Helena" [jeder
Zweifel an der Verfasserschaft des Gorgias wird mit Recht ausgeschlossen], 8. 245
Zu § 29—31. Gorgias. Hippias. I'rodikos. Zu § 31a. Anonymus Jamblichi. ()3*
bis 253 über Gorgias" Dialektik. Die Echtheit von „Helt-na" ujid „Palanitdes'"
verteidigi mit sehr guten Gründen auch Heinr. Gomperz. Sophistik u. Rhe-
torik S. 3 ff.). L. Bianchi. Sul frammento delF E.tik'k/ioc: /.öyog di Gorgia, E.o-
logna 1912. S. zu Gorgias auch W. Nestle, Philol. 67 (190ö), 559 ff. Const.
Kitt er, Philol. 73 (1914). 237-243. W. Süß, Ethos, Lpz. u. Berl. 1910,
S. 17 ff. u. ö. Ed. Norden. Antike Kunstprosa, S. 15 ff., 63 f f . E. Well-
mann, Art. Gorgias 8 bei Pauly-Wissowa. Heinr. Gomperz, Sophistik und
Rhetorik S. 1 f f.
Zu g 30. Ilippias aus Ells. Leonh. Spengel. De Hippia Eleo ejusque
seriptis, in: ^vrayojyij rf/rwr, Stuttg. 1828. Fr. Osann, Der Sophist Hippias als
Archäolog, Ehein. Mus. 2 (1843), 495 ff. C. Müller, Hipp. Elei fragmenta coli.,
in: Fragmenta historic. Graec, vol. 2, Parisiis 1848. Jac! ]\Iählv, Der Sophist
H. V. E., Ehein. Mus. 15 (1860), 514—535: 16 (1861), 38—49. Friedr. Blass,
Die alt. Bereds., Bd. 1, 2. Aufl., Lpz. 1887, S. .32—34. Otto Friedel, De
Hippiae studiis Homericis, in der Gratulationsschrift des hall, philolog. Sem. für
G. Bernhardy, Halle 1872, verarbeitet in dessen Dissert., s. zu § 27 S. 61*. vgl. auch
S. 38*. FeVd. Dumm 1er, H. d. Eleer, Akademika, Anhang III. O. Apelt,
D. Sophist Hippias v. Elis, Beitr. z. Gesch. d. griech. Philos. (Leipz. 1891), Xr. 8.
P. Leia, D. Sophist H., Pr., Sagan 1893 (versucht mehr als andere den Hippias
zur Anerkennung zu bringen). Gius. Vatovaz, Del sofista Ippia eleo. Capo-
distria 1909, Progr. W. Crön^ert. Die Hibehrede über die Musik, Hermes 44
(1909). 503-521 (s. Text S. 137), hier S. 503 Anm. 1 die Literatur über die
Frage. S. auch W. Nestle. Philol. 67 (1908), 566 ff. E. Wellraann, Artikel
Hippias 13 bei Paulv-Wissowa-Kroll. H. Gomperz. Sophistik und Ehetorik
S. t8 ff.
Zu § 31. ProdJkos aus Keos. L. Spengel, in: Iwaycoyij Ttyröjv, S. 46 ff.
F. G. Welcker. Prodikos, der Vorgänger des Sokrates, Ehein. Mus. 1 (1833),
1—39 und 533-643 (cf. 4 [1836], 355 f.), auch in Welckers kl. Sehr. II, S. 393
bis 541 (W. geht in seiner bestimmten Tendenz, dem Prod. große Bedeutung zuzu-
schreiben, nicht unparteiisch genug zu Werke). J. C. Hummel, De Prodieo so-
phista, Leyden 1847, Diss. E. Cougny, De Prodieo Ceio, Socratis magistro, Paris
1858. Diemer, De Prod. Ceio, G.-Pr., Corbach 1859. Kraemer, Die Allegorie
des Prodikos und der Traum des Lukianos, N. .Jahrbb. f. Ph. u. Päd. 94 (1866)
439—443. F. Blass, Die att. Bereds., Bd. 1, 2. Aufl., S. 29-32. M. Heinze,
Über Prod. aus Keos, Bericht, der phil.-hist. Kl. der Kgl. Sachs. Gesellsch. der
Wissensoh. 1884, 315—335. K. Joel behandelt sehr ausführlich die „Prodikos-
fabel" in seinem Werke: Der echte und der xenophon tische Sokrates, Bd. 2, 1,
S. 125-560. Franz Eiedl, D. Sophist Prodikus und die Wanderung seines
,.Herakles am Scheidewege" durch die römische und deutsche Literatur, Laibach
1908, Pr. Wolfg. Schultz, Herakles am Scheidewege, Philol,. 68 (1909), 488
bis 499. S. auch C. Pascal unter Pythagoras oben S. 53*. über die in der
späteren Ehetorschule geläufige Umformung der Prodikoserzählung H. Eabe,
Ehein. Mus. 64 (1909), 583 Anm. 1. Zu ihrem Fortleben auch A. Brinkmann,
Ehein. Mus. 66 (1911), 618 f. Joh. Alpers, Hercules in bivio, Gott. 1912, Diss.
S. auch C. Giemen, Eeligionsgeschichtl. Erklär, des N. T., S. 37 f., A. Bon-
höffer. Epiktet und das N. T., S. 891, sowie oben S. 40* (Waites, Scha-
rold) über die Synkrisis und W. Nestle, Philol. 67 (1908), 555. Über Nach-
wirkung der Erzählung von Herakles am Scheidewege bei Gregor von Nazianz
Th. Sinko, Studia Nazianzenica, Abhandl. d. Krak. Akad., phil. Kl. 41
(1906), 249—312. K. Kalbfleisch. Festschr. f. Th. Gomperz (Wien 1902), 94
bis 96. A. V. Kleemann, Piaton u. Prodikos, Wiener Eranos 38-54. Herm.
Mut seh mann. Zu Isokrates XIII 12 (berührt auch Pr), Hermes 48 (1913),
304—308. Herm. Mayer, Prodikos v. Keos u. d. Anfänge der Svnonymik bei
den Griechen, Ehetor. Studien her. von E. Drerup, 1. Heft. Paderborn 1913.
L. Eadermacher. Prodikos bei Aristophanes ? Rhein. Mus. 69 (1914), 87—94.
H. Gomperz. Sophistik u. Ehetorik, S. 90 ff.
Zu § 31a. Anonymus lauiblichi. Aiaooi Xöyoi (Dialexeis). F. Blass,
Comm. de Antiph. sophista lamblichi auctore, Kiliae 1889. K. Töpfer, D. sogen.
.ß4* Literaturverzeichnis.
Fragmente des Sophisten Antiphon bei lamblichos, Arnau 1902, Pr., Gmunden 1912,
Pr. Über den Zusammenhang mit dem an Homer .1/ 322 ff. anlcnüpfenden
Topos .T. fft'/.oipv/lug Brinkmann, Rhein. Mus. 63 (1908, 621. Zum Anonvm.
larabi. s. auch \V. Nestle, Philol. 67 (1908), .375 ff. Vgl. ferner Joel, Der
tum usw. 28 (1911), 174. H. Gomperz, Sophistik u. Rhetorik, Ö. 79 ff. über die
iior.oi /.oyoi handeln: Th. Bergk, Fünf Abh. z. Gesch. d. griech. Philos. u.
Astron.. Leipz. 1883, Abh. 3. C. Tri eher, Die dcaU^eig, Hermes 27 (1892), 210
bis 248. E. Weber, Jtaool /.öyot. Eine Ausgabe d. sogen. Dialeseis, in: Philol.
Beiträge C. Wachsmuth gew., Leipz. 1897, S. 34 ff. Derselbe, Über den Dialekt
der sogen. Dialexeis und Handschriften des Sextus E'mpirikus, Philol. 57 (1898),
S. 65 f.. 87 ff. Über die Herkunft der Aioaoi /.oyoi s. jetzt Diels, Vorsokr. zu
■c. 83. Vgl. zu den Aiaaol /.6yoi ferner U. v. Wilamo witz- Moellendorff ,
Comm. gram. III (1889), p. 7 ff., W. Nestle, Philol. 67 (1908), 579 ff..
M. Schanz, Hermes 19 (1884). 369-384, P. Shorev, Class. Philol. 3. 198,
H. Gomperz, Sophistik u. Rhetorik, S. 138 ff., M. Pohlenz, Aus Piatos Werde-
.zeit, S. 72 ff., 90 ff.
Zu § 32. Andere Sophisten. Über spätere Sophisten handeln: Leonh.
Spengel, De Polo rhetore, in seiner 2'v)'a;'w;';) is/rcör, Stuttgart 1828, S. 84— 88;
De Thrasi/marho rhetore, ibid. p. 93 -98. C. F. Hermann, De Thrasymacho
Chalcedonio sophista, Ind. lect., Gott. 1848/49. E. Schwartz, Comm. de Thra-
symacho Chaiced.. Rostock 1892. H. Gomperz, Rhetorik u. Sophistik, S. 49 ff.
S. auch Radermacher, Philol. 65 (1906), 150 ff., W. Schmid, Rhein. Mus. 59
.(1904), 512. 522. W. Nestle, Philol, 67 (1908), 559. Über Euthijdemos und
Dionysodoros s. die Ausg. des piaton. Euthyd. v. Winckelmann, S. XXIV ff.
und E. Wellmann, Art. Dionysodoros 16, Natorp, Art. Euthydemos 13 bei
Pauly-Wissowa; hier auch weitere Literatur. Über Kallildes s. Piatons Werke v.
Hieron. Müller u. Steinhart, II, 352 f. Draheim, Wer ist Kallikles?
Woch. f. klass. Philol. 1911, 364—366. Nie. Bach, Critiae Atheniensis tyranni
•carminum aliorumque ingenii monumentorum quae supersunt, Lips. 1827. Leonh.
Spengel, De Critia, in: ^rvaycoyi) re/rojr, Stuttg. 1828, S. 120 ff. F. Dümmler,
Die 'Ad>jvaicov .-To/.irsia des Kr., Hermes 27 (1892), 260—286 = Kl. Sehr. II,
S. 417—442. Kritias berühren auch W. Nestle, Neue Jahrb. f. d. klass. Alter-
tum usw. 11 (1903), 81 ff., 178 ff.; ders., Philol. 67 (1908), 573 ff., E. Norden,
Agnostos Theos, S. 370 ff. Vahlen, Der Sophist Lijkopkroii; Oorgias: Der
Rhetor Polykrates, Rhein. Mus. 21 (1866), 143—148 =' Gesamm. philol. Sehr. I
156—161. Über Polykrates auch Blass, Att. Beredsamk. 11"^ 365 ff. Rud.
Hirzel s. unter Sokrätes S. 68*. J. Mesk, Die Anklagerede des Polvkrates gegen
Sokrates, Wiener Studien 32 (1910), 56-84. Joh. Vahlen, "Der Rhetor
Alkidamas, Wiener Sitzungsber. 43 (1863) = Gesamm. philol. Sehr. I 117 bis
155. Alhid. i(. d. Ayon xwischen Homer u. Hesiod : Nietzsche, Der florent.
Traktat über Homer u. Hesiod usw., Werke XVII, 3. Abt., I. Philol., Leipzig
1910. A. Busse, Der Agon zw. Homer u. Hesiod, Rhein. Mus. 64 (1909), 108
bis 119. Hans Paeder, Alkid. u. Piaton als Gegner d. Isokrates, Rhein. Mus.
63 (1908), 495—511. Zum Üdysseus des Alkidamas U. v. Wilamowitz -Moel-
lendorff, Hermes 35 (1900), 534 ff. Zu Alkidamas s. ferner Susemihl, Neue
piaton. Forschungen, Greifswald 1898, S. 14—23; Gercke, Rhein. Mus. 54
.(1899), 404 f.; Susemihl, Rhein. Mus. 55 (1900i, 574—587. In diesen Abhand-
lungen auch weitere Literatur. — H. Auer, De Alcidamantis declamatione quae
inscribitur 'OdvoaEvg y.aru IJa/.au>']dovg jzgoSoaiag, Münster 1913, Diss. A. Gercke,
Die Replik des Isokrates gegen Alkidamas, Rhein. Mus. 62 (1907), 170—202.
S. auch Fr. Blass, Att. Bereds. IP, S. 345 ff. Brzoska, Artikel Alkidamas
4 bei Pauly-Wissowa. Über den Sophisten Polyxenos Clem. Baeumker, Rhein.
Mus. 34 (1879), 64—83. über Antiphon Spengel, ^vraycoyi] Ts/riöv, 114 f.,
• Sauppe in den Oratores Attici bei dem Redner Antiphon. Derselbe, De Anti-
phonte sophista. in den Ausgew. Schriften, her. von Conr. Trieber, Berlin 1896.
S. auch K. Töpfer oben S. 63* zu § 31a. J. Bernays, Rhein. Mus. 9, 255 ff. Über
• den Redner Antiphon handelt Blass a. a. O. ; derselbe, De Antiphonte sophista,
■Kiel 1889. Edg. Jacoby, De Antiphontis sophistae IIsol öiwrot'ag libro, Berol.
Zu § 32. Andere Sophisten. 65*
1908, Diss. Guil. Altwegg, De Antiphonte qui dicitur sophista quaestionum
Geschichte des Geizigen, Korresp. f. d. höheren Schulen Württembergs 18 (1911),
422 ff. — E. Wellmann, Artikel Antiphon 15 bei Pauly-Wissowa. Vgl. auch
W. Nestle, Philol. 67 (1908), 571 ff. Über Eucnos Spengel, ^vvayoiyi] xeyrö>v,
92 f.. Bergk, Poet. Lyr. Gr.* II 271 ff. W. Nestle, Philol. 67 (1908), 581.
F. Blass, Att.. Bereds. I^ S. 262. Reitzenstein, Art. Buenos 7 bei Pauly-
Wissowa. — Über Diagoras Münchenberg, De D. Melio, Diss., Halle 1878.
U. V. Wilamowi tz-Moel lendorff, D. v. Melos, in; Textgesch. der griech.
Lyriker. Abhandl. d. Ges. d. Wiss. in Göttingen, IV, 3, S. 80-84. Bergk.
Poet. Lyr. Gr.* III 562. E. Well mann, Art. Diagoras 12 bei Pauly-Wissowa.
Zu nennen wäre im Zusammenhange der Sophistik noch W. Süß, Theranienes
der Rhetor und Verwandtes, Rhein. Mus. 46 (1911), 183—189.
Einuirkung der Sophistik sowie der Philosophie ühertiaupt auf weitere Kreise
dieser Zeit.
Die philosophischen Ansichten des Euripides (6 oxtjvixog ävayoQsvßslg rpäö-
•ooqog, Sext. Emp. math. 1. 288) haben verschiedene Bearbeiter gefunden, u. a. :
Fr. ßouterwek. De philosophia Euripidea, 1817 (Corara. soc. reg. sc. Gott,
recent. vol. 4). J. A. Schneither, Disputatio de Euripide philosopho, Gro-
ningae 1828. Car. Hasse, Euripidis tragici poetae philosophia, quae et qualis
fuerit, Progr., Magdeb. 1843. Derselbe, Ursprung, Gegensatz und Kampf des
Outen und Bösen im Menschen, entwickelt aus der physischen Lehre des
Euripides und nachgewiesen an einzelnen Charakteren seiner Dramen, G.-
Pr.. Magdeburg 1859, Schluß 1870. J. Janske, De Euripidis philosophia,
P. I. Breslau 1857; P. II, ib. 1866. Frdr. Lübker. Beiträge zur Theologie
und Ethik des Euripides, G.-Pr., Parchim 1863. E. Köhler, Die Philos.
d. Euripides s. oben zu Anaxagoras. G. Feugfere, De Socraticae doctrinae
vestigiis apud Euripidem, Paris 1874, Thesis. Fr. Warmbold, Beiträge zur
euripideischen Ethik, I. G.-Pr., Zerbst 1875. H. Strobl, Eur. u. die Bedeutung
seiner Aussprüche über göttl. u. allgem. menschl. Wesen, Pr. des Josephst. G.,
Wien 1876. F. Lommer, In quantum E. Heracliti orationem auctoritatemque
«usceperit, Pr. d. G. Anst., Metten 1879. K. Kuiper, Wysbegeerte on godsdienst
in het drama van Euripides, Haarlem 1888. J. Berlage, Commentatio de E.
philosopho, Lugd. B. 188S. Herm. Hagen, Die Lebensweisheit des Euripides.
Bern 1897. Wilü. Nestle, Euripides, der Dichter der griechischen Aufklärung,
Stuttg. 1901 (s. dazu Th. Zielinski, Antike Humanität, Neue Jahrb. f. d. klass.
Altert, usw. 9 ( 1902), 635 —651). Derselbe, Untersuchungen über die philosophi-
schen Quellen des Euripides, Philol. Suppl. 8 (1902), 559 - 656 (hebt den Einfluß
Heraklits auf Euripides besonders hervor, aber überschätzt ihn etwas). Vgl. den-
■selben, Wochenschr. f. klass. Phil. 1908, 595 ff. U. v. Wilamowitz-Moellen -
■dorff, Euripides' Herakles, I. Bd., S. 22 ff. (die Abschnitte sind in die zweite
Auflage nicht aufgenommen, aber wiederabgedruckt in der Einleitung in die
griechische Tragödie, 2. Aufl. 1910), geht namentlich auch darauf ein, welche
, Philosophen E. kennt. Vgl. auch Valckenaer , Diatribe in Eurip. reliqu., S. 27 ff.
■ed. Lips. Albr. Dieterich, Artikel Euripides in Pauly-Wissowas Realenzy-
klopädie der klass. Altertumswiss. = Kl. Sehr. S. 363—408, wo auch weitere
Literatur verzeichnet ist. P. Masqueray, Euripide et ses idees, Paris 1908. Jul.
Bau mann. Neues zu Sokrates, Aristoteles, Euripides, Leipz. 1912. Friedr.
Haussleiter, über Fragen der Sittlichkeit bei Sophokles und Euripides, Er-
langen 1908, Diss. Vgl. auch M. Pohlenz. Aus Piatos Werdezeit, S. 154 Anm. 1.
Th. Klett, D. Verh. d. Isokrates z. Sophistik, Ulm 1880, Pr R. v. Scala, Zur
philos. Bildung des Isokrates, Pleckeisens Jahrbb. 143 (1801), 445 ff. Wilh.
Nestle, Spuren d. Sophistik b. Isokrates, Philol. 70 (1911), 1-51. R. v. Pöhl-
mann, Isokrates u. d. Problem d. Demokratie, Sitz. d. Münchener Akad., philos -
Mstor. KL, 1913. H. Gomperz, Isokrates u. d. Sokratik, Wiener Studien 27
(1905), 163 ff. (hier S. 163 frühere Lit.) ; 28 (1906), 1 ff. M. Pohlenz, Aus
Piatos Werdezeit S. 215 ff. (Berücksichtigung von Piatons Idealstaat in Isokrates'
Busiris). W. Nestle, Herodots Verh. z. Philos. u. Sophistik, Schönthal 1906 bis
1908, Progr. Derselbe, Politik und Aufklärung in Griechenland im Ausgang des
üeberweg, Grundriß I. o
()ß* Literaturverzeichnis.
5. Jahrh. vor Chr., Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 23 (1909). 1—22.
W. Nestle, .SV'^^"^^''-' "• die Sophistik, . Class. philol. 5 (1910), 129-157. Vgl.
auch Diels, Vors. 11 C, 51 C, 74 C. Über Aristophanes s. auch die Literatur
zu Sokrates und Platons Politeia. Das Philosophische im hippok rat lachen
.•^chriftenkorpus verzeichnet Diels, Vorsokr., s. d. Stellenregister unter Hippo-
crates; s. auch Diels, Hippokr. Forsch., oben unter Protagoras und Gorgias.
Axel Nelson, Die hippokr. Schrift Ilfoi r/vaür, L'ppsala 1909. Th. (Tomperz,
Philol. 70 (1911), 213ff. = Hellenika II 324ff. J. Hörn yänszky, A görög
felvUagosodas tudomanya. Hippokrates (Die Wissenschaft der griechischen Auf-
klärung. Hippokrates), Budapest 1910, Akad. d. Wiss. (berührt nach dem
Referat Beil. philol. Woch. 1912, 673 ff. die Beziehungen der Schriften des
Corpus Hippocraticum zur Philosophie). Wilh. Nestle, Thukydides und die
Sophistik, Neue Jahrb. 33 (1914). 649-f>85. Aischylol s. Bock S. 54*.
Zu § 33. Sokrates von Athen. Dan. Heinsius, De doctrina et moribus
Soeratis, Lugd. Bat. 1627.
Freret, Übservations sur les causes et sur quelques circonstance? de la
condamnation de Socrate, eine im Jahre 1736 gelesene Abhandl., abgedr. in den
Mömoires de TAcademie des inscriptions, T. 47 B, 209 ff. (Bekämpft die alte,
unkritische Ansicht von den Sophisten als Anstiftern der Anklage und A'er-
urteilung des Sokrates und weist die politischen Gründe nach.)
Sig. Fr. Dresig, Epistola de Socrate juste damnato, Lips. 173ö (Als
Gegner der gesetzlich bestehenden Demokratie wurde Sokrates mit Recht ver-
urteilt). Moses Mendelssohn, Leben und Charakter des Sokrates, als Ein-
leitiuig zu seinem Phädon, Berlin 1764. Joh. Luzac, Oratio de Socrate cive,
Lugd. Bat. 1796; vgl. lect. Atticae: De biyauia Soeratis, J>ugd. Bat. 1809 (worin
u. a. auch in der Abneigung der Peripatetiker gegen die Platoniker die unreine
Quelle mancher ungünstigen Erzählungen über Sokrates und Sokratiker aufgezeigt
wird). Ludolph Dissen, De philosophia morali in Xenophontis de Socrate
eomnientariis tradita, Gott. 1812, wiederabgedr. in D.s kl. Sehr., ebd 1839, S. .ö7
bis 8S (Dissen gibt eine systematische Zusammenstellung der von Xenophon mit-
geteilten sokratischen Gedanken, hält aber Xenophons Darstellung für einseitige
da derselbe seinen eigenen Nützlichkeitsstandpunkt dem Sokrates mit L'nrecht
beigelegt habe). Fried. Schleier macher. Über den Wert des Sokrates als
Philosophen, Abb. der Berl. Ak. philos. Kl. 1818, S. 50 ff., wiederabgedruckt in
Schleiei-machers sämtlichen Werken IH, 2, 1838, S. 287—308 (Die Idee des
Wissens ist der Kernpunkt der sokratischen Philosophie; der Beweis hierfür
liegt bei der Diskrepanz zwischen den Berichten der nächsten Zeugen, des zu
platten Xenophon und des idealisierenden Piaton, in der Verschiedenheit des
Charakters der griechischen Philosophie vor und nach Sokrates ; vor ihm wurden
von den einzelnen Gruppen von Philosophen einzelne Disziplinen ausgebilder, so-
fern nicht alle ungesondert ineinander flössen, nach ihm von jeder Schule alle
Disziplinen in logischer Sonderung. Sokrates selbst also muß zwar noch ohne
System sein, aber das logische Prinzip vertreten, welches die Ausbildung voll-
ständiger Systeme möglich macht, d. i. die Idee des Wissens). W. Süvern,
Über Aristophanes' Wolken, Berl. 1826 (Aristophanes hat nach Süvern den So-
krates mit den Sophisten verwechselt). Ch. A. Brandis, Grundlinien der Lehre
des Sokrates, Rhein. Mus. 1 (1827), 118—150. Heinr. Theod. Rötscher, Ari-
stophanes und sein Zeitalter, Berlin 1827 (Rötscher veröffentlicht in dieser Schrift
zuerst in ausführlicher und populärer Darstellung, besonders in dem Abschnitt
über die ,, Wolken", die Hegeische Ansicht über Sokrates als Vertreter des Prin-
zips der Subjektivität im Gegensatz zu dem Prinzip der „substantiellen Sittlich-
keit", auf welchem der antike Staat beruhe, und über den Angriff des Aristo-
phanes und die spätere Anklage und Verurteilung des Sokrates als Konflikt
dieser beiden Prinzipien. Die xenophontische Darstellung gilt ihm als das unbe-
fangenste Zeugnis der ursprünglichen sokratischen Lehre. Vgl. Hegel, Phäno-
menologie des Geistes, S. 560 f.: Ästhetik TU, S. 537 ff.; Vorl. über die Gesch.
d. Ph., II, S. 81 ff.). Ch. A. Brandis, Über die vorgebliche Subjektivität der
sokratischen Lehre, Rhein. Mus. 2 (1828), 85—102 (Gegen die von Rötscher ver-
tretene Ansicht über den Standpunkt des Sokrates und über die Treue der xeno-
phontischen Berichte). C. Rössel, De philosophia Soeratis, Gott. 1837. P. W.
Forchhammer, Die Athener und Sokrates, die Gesetzlichen und der Revo-
Zu § '53. Sokrates von Athen. fjj*
lutionär, Berlin 1837 (Forchhamnier geht in der Anerkennunj^ einer Berechtigung
der Athener zur Verurteilung des Sokrates bis zu einem ganz unhaltbaren Ex-
treme fort. Doch liegt ein Verdienst in seiner sjjeziellen Erörterung .der poli-
tischen Beziehungen. Vgl. in eben jener Streitfrage Bendixen, Über den
tieferen Schriftsinn des revolutionären Sokrates und der gesetzlichen Athener,
Husum 1838). C. F. Hermann, De Socratis magistris et disciplina juvenili,
Marb. 1837; derselbe, De Socratis accusatoribus, Götting. 1854. Ph. Gull, van
Heusde, Characterismi principum philosophorum veterum, Socratis, Piatonis,
Aristotelis, Amstelod. 1839; Über die Weitbürgerschaft des Sokrates, über
Xanthippe, über die Wolken des Aristophanes, in: Verslagen en Med. der K.
Akad. van W. IV, 3, 1859, s. die Referate Philologus 16 (1860), 383 f. und 566 f.
Ernst von Lasaulx, Des Sokrates Leben, Lehre und Tod, nach den
Zeugnissen der Alten dargestellt, München 1857. A. Chaignet, La vie de So-
crate, Paris 1868. E. Alberti, Sokrates, .ein Versuch über ihn nach den
Quellen, Göttingen 1869. Sig. Ribbing, Über das Verhältnis zwischen den
xenophontischen und den platonischen Berichten über die Persönlichkeit und die
Lehre des Sokrates, zugleich eine Darstellung der Hauptpunkte der sokratischen
Lehre, Upsala 1870. Antonio Labriola, La dottrma di Socrate secondo
Senofonte, Piatone, Aristotele, Napoli 1871 (der erste, der zur Erklärung der so-
kratischen Lehre soziale und ökonomische Verhältnisse mit heranzog). AI fr.
Fouillee, La philosophie de Socrate, 2 vols., Paris 1874. A. Krohn, Sokrates
und Xenophon, Halle 1874 (vrorin in hyperkritischer Weise der Nachweis versucht
wird, daß ein sehr großer Teil der Memorabilien aus späten Interpolationen be-
stehe); derselbe, Socratis doctrina Piatonis republica illustrata, Halle 1875.
T. Wildauer, Die Psychologie des Willens bei Sokrates, Piaton u. Aristoteles,
I. T. : Sokrates' Lehre vom Willen, Innsbruck 1877.
H. Buermann, Das legitime Konkubinat der Athener u. d. vermeintliche
Bigamie des Sokrates, in : Drei Studien auf dem Gebiet des attischen Rechts,
Jahrbücher f. klass. Philol., 9. Supplementb. 1877 — 1878 (B. sucht die Ansicht
zu beweisen, daß S. neben der Xanthippe noch die Myrto zur Frau gehabt habe,
cf. Diog. 2, 26: (f^-jal 6' ^ Agiorineh^g Ovo yvvmxag avrov äyayEodai, Jigoreoav fiEv
EavdiJiJirjv — ' Sevtsqui' di Mvqtoj, lijv 'AqiotsiSov xov Öiy.alov ■&vyaTEoa — • eviot,
ÖS xal diifforegag axsTv ouov). Widerlegt durch Rud. Zimmermann, De
nothorum Athenis condicione, Mederici 1886.
Die politischen Beziehungen in dem Prozesse des Sokrates erörtert sehr
umfassend und genau G. Grote in seiner Geschichte Griechenlands, Kap. 68
(Bd. 8, S. 551—684 im Original, Bd. 4, S. 621—696 in der Übersetzung von
Meißner). M. Lessona, Le cause del processo di Socrate, Riv. di filol. 14
(1886), 465-522.
Wilh. Windelband, Über Sokrates, in: Präludien^ I, Tübingen 1915,
S. 55-87.
Über die Anklagen gegen Sokrates vgl. M. Schanz, Einleitung zu Ausgew.
Dialogen Piatos, 3, Apologia, Lpz. 1893, über die (rhetorische) Anklagerede des
Polykrates gegen Sokrates Jos. Mesk, s. o, S. 64* und R. Hirzel, s. u. S. 68*.
K. Joel, D. echte u. d. xenophont. Sokrates, I. Bd., Berl. 1893, II. Bd.. 1. u. 2. Hälfte,
Berl. 1901. (S. Text S. 148 f.) Der köyog Icoy.fjaTixög, Arch. f. Gesch. d. Philos. 9
(1896), 50—67. A. Döring, Die Lehre des S. als soziales Reforrasystem. Neuer
Vers, zur Lösung des Problems der sokrat. Philosophie, München 1895. (S. Text
S. 149 ff.) Edm. Pf leiderer, Sokr., Plato u. ihre Schüler, Tübing. 1896. Rieh.
Kralik, Sokr., nach den Überlieferungen seiner Schule dargestellt, Wien 1899.
C. Piat, Socrate, Par. 1900. Deutsch unter d. Tit.: Sokrates. Seine Lehre und
Bedeutung f. d. Geistesgeschiehte u. die christl. Philos., v. E. Prinz zu Öttingen-
Spielberg, Regensburg 1903. Hub. Rock, Der unverfälschte Sokrates, der
Atheist u. ,, Sophist" u. d. Wesen aller Philosophie u. Religion, gemeinverständl.
dargest., Innsbruck 1903. Rob. Pohl mann, S. u. sein Volk. Beitr. z. Gesch.
d, Lehrfreiheit, Hist. Biblioth. VIII, Münch. u. Lpz. 1899. Gius. Zuccante,
Socrate, Torino 1909.
Heinr. Maier, Sokrates, sein Werk und seine geschichtliche Stellung,
Tübingen 1913. (S. Text S. 151 ff.) Adolf Busse, Sokrates (Die großen Er-
zieher, hrsg. V. R. Lehmann, 7. Bd.), Berlin 1914. (S. Text S. 153.)
Von den zahlreichen kürzeren Schriften und Abhandlungen über
Sokrates nennen wir hier noch folgende: A. Boeckh, De Socr. rerum phys. studio.
68* Literaturverzeichnis.
Ind. lect., Berol. 1838 = Kl. Sehr. Bd. IV (187-4), 430—436. J. D. van Hoeveli,
De Soor, philosophia, Gron. 1S40. H. Köchlv, Sokrates u. sein Volk, akadem.
Vortr. und Keden, I, Zürich 1859, S. 219-386. G. Mehring, Über Sokrates,
Fichtes Ztschr. f. Philos. 36 (1860), 81-119. F. Ueberweg, Über Sokrates,
Geizers protest. Monatsbi., Bd. 16, Heft 1. Juli 1860. Steffensen, ebd. Bd. 17,
Heft 2. A. Böhringer, Der philos. Standpunkt des Sokrates, Gymn.-Progr.,
Karlsruhe 18(30; Über die Wolken des Aristophanes, ebd. 1853. W. V. Volk-
mann. Die Lehre des Sokrates in ihrer histor. Stellung, Abb. d. Böhm. Ges. d.
Wiss., 5. Folge, Bd. 11 (Prag 1861), 199-222. M. Carriere, S. u. s. Stellung
in der Gesch. des menschl. Geistes, Westermanns Monatsh. 1864, Nr. 92. Ch. H.
Bertram, Der Sokrates des Xenophon und der des Aristophanes, Gymn.-Progr.,
Magdeb. 1865. Franz Dittrich, De Socr. seutentia, virtutem esse scientiam.
Indes lect. lyc. Hosiani, Braunsberg 1868. Joh. Peters, De Socrate qui est in
Atticorum antiqua comoedia disputatio (Progr. d. Gymn. zu Beuthen), Lpz. Ib69.
P. Montee, La philos. de S., Arras 1869. H.' Siebeck (s. oben zu § 27).
O. Weishaupt, Sokrates im Verh. zur Sophistik, G.-Pr., Böhm. Leipa 187U.
T. Lund, Om Sokrates's Läre og PersönHghed, Kjöbenhavn 1871. J. St. Blackie
(s. oben S. 10*). Vacherot, Kapport — sur le conoours relatif ä la question
de Socrate cousid^re surtout comme metaphysicien, Memoir. de l'Acad. des
sciences moral. et pol., T. 13, p. 165 — 219, Par. 1872. Georg Sauerwein,
Ostenditur, qui loci in superstite Nubium comoedia e priore . . . recensione . . .
servati sint. Praeraittuntur nonnulla de Socratis persona apud Aristophanem,
Rost. 1872. Ose. Mann, Quid censuerit Socrates de amicitia, Diss., Rost. 1873.
A. Gehring, Über den Sokrates in des Aristophanes Wolken, Gymn.-Pr., Gera
1873. J. Ogorek, De Socrate marito patreque familias, Rudolfswert 1877; der-
selbe, S. im Verh. zu s. Zeit, Lemberg 1888. Egg er, Socrate considerö comme
l'auteur d'un genre nouveau de composition ütteraire, Acad^mie des inscriptions,
s^ance du 13 juin 1879, Paris. M. Wohlrab, Vier geraeinverständl. Vorträge
über Piatons Lehrer u. Lehren, Lpz. 1879. J. Werner, Die Philos. des Sokr.,
Progr., Frankf. a. M. 1880. G. d 'Eichthal, Socrate et notre temps; Theologie
de S. : Dogme de la providence, Par. 1881. J. J. Guttmann, Über den wissen-
schaftl. Standpunkt des S., G.-Pr., Brieg 1881, G. Benseier, Der Optimismus
des S. bei Xenophon u. Piaton, Chemnitz 1882. C. B. Spruyt, Socr. als wys-
geer, Ztschr. de Gids, 1882. J. Sander, Bemerkungen zu Xen.s Berichten über
Leben u. Lehre des S., Pr., Magdeb. 1884. T. Mamiani, La morale di Socrate,
La filos. delle scuole Italiane 29 (1884), 43 — 53. M. Guggenheim, Die Lehre
vom apriorischen Wissen in ihrer Bedeutung für die Entwicklung der Ethik und
der Erkenntnistheorie in der sokratisch-platonischen Philos., Berlin 1885; ders.,
Zur Gesch. des induktionsbegriffs, Ztschr. f. Völkerpsych. 17 (1887), 52 — 61.
Aless. Chiappelli, 11 naturalismo di Socrate e le prime nubi d'Aristofane.
Rendiconti della R. Accad. dei Lincei 1886, 284—302. Derselbe, Xuove ricerche
sul naturalismo di Socrate, Arch. f. Gesch. d. Philos. 4 (1^91), 369 - 413. Marco
Lessona. La morale e il diritto in S., Roma 1886. C. Robert, Beitr. z.
griech. Festkai., die Festzeit d. Delien, Hermes 21 (1886), 161 ff. R. Pasqui-
nelli, La dottrina di S. nelle sue relazioni alla morale ed alla politica, Roma
1887. R. Hirzel, Polykrates' Anklage u. Lysias' Verteidigung des S., Rhein.
Mus. 42 (1887', 239—260. Über S.' Verh. zur Sophistik s. Siebeck, oben
S 41* J. Th Klett, Sokr. u d. xenoph. Meraorab.. Lpz. 1893. P. Natorp.
Über Sokrates, Philos. Monatsh. 30 (1894), 337 — 370 (bezieht sich namentlich auf
Joel, 1. Bd ). Mart. Schanz, S. als vermeintlicher Dichter, ein Beitrag zur Er-
klärung des Phaidon, Hermes 29 (1894), 597— 6(33. K. Lincke, Sokrates und
seine Apologeten, Zeitschr. f. d. Gymnasialw. 52 (1898), 417—441 (Erweiterung
eines auf der Philol.-Vers. zu Dresden 1897 gehaltenen Vortrags; s. Verhandlungen i.
Alfr. Gercke, Sokr. u. Piaton, Neue Jahrb. f. d klass. Altert, usw. 1 (1898i.
585 — .594. E. Rolf es, Moderne Anklagen gegen den Charakter u. die Lebens-
anschauungen Sokrates', Piatos und Aristoteles', Philos. Jahrb. 12 (1899), 1—18;
271—291. M. Wetzel, Haben die Ankläger des S. wirklich behauptet, daß er
neue Gottheiten einführe? Pr., Braunsberg 1899. W^. Nestle, Die Entwicklung
der griech. Aufklär, bis auf S., Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. u. Fädag.
4 (1S99, 2. Abt.), 177—203. F. Bev schlag, Die Anklage des S.. Krit. Untersuch.,
Progr., Neustadt a. d. H. 1899/1900. Ad. Harnack, Sokr. u. d. alte Kirche,
Gießen 1901. A. Menzel, Untersuchungen zum Sokrates-Prozesse, Sitzungsber.
der Wiener Akad. 1902. Giuseppe Zuccante, Intorno alle fonti della dottrina
Zu § 33. Sokrates von Athen. (39*
di Focrate, Pavia 1902; derselbe, Intorno al principio informatore e al metodo
della fjlosofia di Socrate (Riv. di filos. e scienze affini, 1902), Bologna 1902.
P. Landormy, Socrate, Paris 1900. G. Melli, Socrate, Atene e Roma
N. 49/50, 3—22. Derselbe, La morte di Socrate, ebenda 51, 69—76.
G. Zuceante, La donna nella dottrina di Socrate, Ausz. aus d. Rivista filosof.,
Pavia 1903. M. Baege, Sokrates in der geistigen Entwicklung Athens,
Schweidnitz 1904, Progr. Herrn. Nohl, Sokrates und die Ethik, Tübingen
und Leipzig 1904. K. Praechter, Die Zeit der Hinrichtung des Sokrates,
Hermes 39 (1904), 473-476. L. A. Rostagno, Ancora del naturalismo di So-
crate, Torino 1904. G. Uphues, Sokrates u. Piaton. Was wir von ihnen lernen
können, Osterwieck 1904. Derselbe, Der geschichtl. Sokr. kein Atheist und kein
Sophist, Pädag. Magaz. 324. Heft, Langensalza 1907. Galt), Socrate contro
Callicle, Atene e Roma N. 78, S. 179 — 188. A. Rivoiro. La figura di Socrate
in Aristofane, Classici e Neolatini 1, 3. G. Zuceante, Sul concetto del bene in
Socrate a proposito del suo asserito utilitarii^^mo, Rivista filos. 7, 453 ff. 537 ff.
A. Aall, Sokrates Gegner oder Anhänger der Sophistik? Philos. Abhandl. für
M. Heinze, S. 1 — 13. Edm. Lange, Sokrates, Gütersloh 1906 (Gymnasialbibl.
Heft 43). G. Chantillon, Socrate, Paris 1907. R. v. Pöhlmann , Sokratische
Studien, Sitz.-Ber. d. philos.-philol. u. d. bist. Kl. d. bayr. Akad. d. Wiss. 1906,
S. 49 — 142 (auch in: v. Pöhlmann, Aus Altertum u. Gegenwart, Neue Folge,
München 1911, S. 1-117. S. Text S. 153). J. Geffcken, Sokrates u. das alte
Christentum, Heidelberg 1908. F. Lettich, Cenni sulla filosofia di Socrate,
Triest 1908. Über die Ethik des S. s. auch M. Heinze, Der Eudämonismus in
der griech. Philos. C. 6. A. Lasson, Sokr. und die Sophisten, Berlin 1909.
R. Richter, Sokr. u. die Sophisten in: E, v. Aster, Große Denker, S. 75 ff.
K. Meiser, Zu den Deklamationen des Libanios über Sokr., Sitz. d. Münchener
Akad. d. Wiss. phil.-hist. Kl. 1910. Hieron. MarkoAvski, De Libanio Socratis
defensore, Bresl. philol. Abh. Heft 40, Breslau 1910. W. Nestle, Sokrates und
Delphi, Korresp. f. d. höh. Schulen Württembergs 17, 81—91. J. Cohn, So-
krates, in: Führende Denker, 2. Aufl., Leipz. 1911, S. 3—21 (Aus Natur und
Geistesw. Bd. 176). A. E. Taylor, Varia Socratica. First series, Oxf. 1911
(s. dazu F. Lortzing, Berl. philol. Wochenschr. 1912, 1306 ff.). Derselbe, Varia
Socratica once more, Class. philol. 7, 85—89. Shorey, ebenda 89—91. G. C.
Field, Sccrates and Plato; a criticism of prof. E. A. Taylor's Varia Socr., Oxf.
1913. H. Rock, Aristophanischer u. geschichtl. Sokr. Arch. f. Gesch. d. Philos.
25 (1912), 175-195; 251 — 274. Jul. ßaumann, Neues zu Sokr., Aristoteles,
Euripides, Leipz. 1912. Cl. Werner, La philos. de la valeur chez Socrate et
Piaton, Bericht über den III. Internat. Kongr. f. Philos. zu Heidelberg, S. 207
bis 213. U. Galli, Tratti comici di Socrate, Atene e Roma 15, 70 ff. J. Vürt-
heim, De Sophocl. Philoct. 388 (der Vers nach d. Verf. gegen Sokr. gerichtet),
Mnemos. 38, 111. Gull. Obens, Qua aetate Socratis et Socraticorura epistulae
quae dicuntur scriptae sint, Monast. Guestf. 1912, Diss. G. Natali, Socrate nel
giudizio dei padri apologisti, Ascoli Piceno 1912. W. Aly, Anvtos, der Ankläger
des Sokrates, Neue Jahrb. f. d. klass. Alt. usw. 31 (1913), 169—193.' Mesk s. S. 64* zu
§ 32 unter Polykrates. W. v. Goßler, Die analytische u. synoptische Begriffs-
bildung bei Sokrates, Piaton und Aristoteles, Heidelb. 1913, Diss. A. S. Fer-
guson. The impiety of Socrates, The class. quart. 7 (1913), 157 — 175. J. L.
Heiberg. Sokrates' Entwicklung (Vortrag, aus dem Dänischen übers.), Zeitschr.
Sokrates 1, 353. P. Bokownew, Sokrates' Philosophie in der Darstellung des
Aristoteles, Arch. f. Gesch. d. Philos. 27 (1914), 295 ff. V. Brochard, L'oeuvre
de Socrate, in dessen Etudes, s. oben S. 12*. G. Allievo, Gli ultimi giorni
di S., in: Rivista rosminiana, Voghera 1914.
Über den Entwicklungsgang des Sokrates und die Beziehung von Plat.
Phaid. 95e ff. auf denselben handeln: Boeckh im Sommerkat. der Berliner
Univ. 1838 ^ Kl. Sehr. Bd. VI, 1874. Krische, Forschungen I, S. 210.
Susemihl, Philol. 20 (1863), 226ff. Ueberweg, ebd. 21 (1864), 20ff. Vol-
quardsen, Rhein. Mu.s. 19 (1864), 505—520. Ed. Schwartz, Sokrates u. Plato,
in: Charakterköpfe aus der antiken Literatur (s. o. S. 41* f.). Über das sokratische
Daimo7iion handeln: F. Lelut, Du dömon de Socrate, Par. 1836. Raphael
Kühner in seiner Ausgabe der Memorabilien (Bibl. Graeca cur. F. Jacobs et
V. Chr. F. Rost, Scr. orat. ped., vol. 8), Gotha 1841, 18—25. wo auch ältere
Literatur nachgewiesen wird. C. R. Volquardsen, Das Dämonium des So-
70* Literaturverzeichnis,
krates und seine Interpreten, Kiel 1862, L. Breitenbach, Ztschr. f. d. Gym-
nasiahvesen 17 (1863), 499 — 511. Chr. Cron, in: Eos, süddeutsche Ztschr. für
Philol. u, Gymnasiahvesen (Würzburg 1864), 169^179. P. W. Freyniüller,
Progr., Metten 1864. Ferd. Friedr. Hügli, Das Dänaoniura des Sokrates,
Born 1864, Diss. v. Zürich. B. Cybic hows ki, Quae Socratis de diis et dae-
monio fuerint opiniones et quae Xenophonti Platonique in iis tradendis fides
adiungenda Sit, explicatur, Diss., Bresl. 1870. Sig. Ribbing, Über Sokrates'
Dainionion, Upsala 1870. Henry Edward (Manning), The Daeraon of So-
crates, London 1872. Sauer, Das D. des S. und seine Deutungen, Pr,, Heil-
bronn 1883. C. du Prel, D. Dämon des Sokr., in: D. Mystik d. alt. Griechen
Lpz. 1888, S. 121 — 170. Aug. Willing, De Socr. daemonio quae antiquis
temporibus fuerint opiniones, Comm. philol. Jenens. vol. 8 fasc. 2 (Leipz. 1909),
125 — 183. F. Bock, Untersuchungen zu Plutarchs" Schrift .t, tov ^'oj^ioaror,-
dai/iioviov, München 1910, Diss. Zum sokrat. Daimonion vgl. auch Herrn.
Mutschmann, Wochenschr. f. klass. Philol. 1911, 166.
Nachdem schon Christoph Aug. Heu mann eine Rehabilitierung der
Xanthippe versucht hatte (Acta philosophorum, 1. T. [1715] S. 103—125), hat
auch E. Zell er zur Ehrenrettung der X. geschrieben, in: Vortr. u. Abhandl.,
Lpz. 1865, S. 51—61.
Sokrates in der neueren schönen Literatur: Paul Gerhardt, Sokrates,
Dramat. Gespräch in einem Aufzug, Steglitz 1911, Pr, (nach dem piaton. Kriton).
Zu § 34. Die Sokratiker überhaupt. Xenophon. Aischiues. Sokraiikcr
im allgemeinen. Ad. Mannheimer, Die Ideenlehre bei den Sokratikern, Xeno-
krates und Aristoteles, Darmstadt 1875, Gott. Diss. Ferd. Dümmler, Aka-
demika. Beitr. zur Literaturgesch. der sokrat. Schulen, Gießen 1889 (Viele neue
anregende und scharfsinnige Aufstellungen über l-ieziehungen und Zusammen-
hänge, für die aber häufig die sichere Begründung fehlt). Geo. Epstein, Studien
zur Geschichte und Kritik der Sokratik, Berl. 1901. A. Cosattini, Quid So-
cratici senserint de reconditarum interiorumqne litterarum studiis inquiritur,
Rivista di filol. 32 (1904), S. 303—319. K. F. Hermann, Die philosophische
Stellung der älteren Sokratiker und ihrer Schulen, in dessen Ges. Abhandlungen,
GcHting. 1849, S. 227 — 255. Alfr. Rausch, Über die eth. Wertschätzung der
Eugeneia u. des Plutos bei den Sokratikern und Peripatetikern, Philos. Monatsh.
20 (1884), 449—491. Heinr. Gomperz, Isokrates und die Sokratik, Wiener
Studien 27 (1905), 163—207; 28 (1906), 1-42. Heinr. Dittraar, Aischines von
Sphettos, Studien zur Literaturgesch. d. Sokratiker (Philol. Unters., herausg. von
A. Kießling u. U. v. Wilamowitz-Moellendorff, 21. Heft), Berlin 1912.
Xenophon: -Jahresbericlite : Bursian, Arch. f. Gesch. d. Philos. s. oben
S. 23*f. R. Ullrich, Über die Xenophonliteratur der Jahre 1898-1900 in
den Jahresberichten des philol. Vereins zu Berlin 30 (1904), S. 63-224 (im An-
hang der Zeitschr. für das Gymnasialwesen 58 [1904]). Hier S. 63 Zusammen-
stellung der früheren Berichte. Nachtrag zu diesem Berichte im folgenden Bande
S. 333-347. Literatur verzeichnen auch Thalheim u. Ruehl in der Teubner-
schen Ausgabe von Xenophons kleinen Schriften (s. oben S. 164). Aus der un-
gemein reichen Xenophonliteratur können hier nur diejenigen Erscheinungen
berücksichtigt werden, die sich auf Xenophons Verhältnis zur Philosophie und
seine philosophischen oder doch wenigstens die Philosophie..berührenden Schriften
beziehen. Für die Arbeiten über Xenophons Leben, die Überlieferung, Chrono-
logie und Sprache seiner Werke, seine historischen und technischen Schriften
muß auf die Jahresberichte und die oben S. 22* ff. 42* verzeichneten bibliogra-
phischen und literaturgeschichtlichen Hilfsmittel verwiesen werden.
A. Boeckh, De simultate, quam Plato cum Xenophonte exercuisse fertur,
Berol. 1811 = Kl. Sehr., Bd. 4, S. 1 ff. Niebuhr, KL Schriften. Bd. 1,
S. 467 ff. Ferd. Delbrück, Xenophon. Zur Rettung seiner durch B. G. Nie-
buhr gefährdeten Ehre dargestellt, Bonn 1829. Lud. Georg Dissen, De phi-
losophia moraU in Xenophontis de Socrate commentariis tradita commentatio.
Gott. 1812 (in des Verf. Kleinen Schriften [Gott. 1839], S. 59—88). L. Breiten-
bach, Quaestionum de X. Oeconomico particula, Halae 1837, Diss. Hirschig,
De disciplinae Socraticae in vitara et mores antiquorum vi et efficacitate in
Xenophontis decem milia Graeconim ex Asia salvos in patriam reducentis exemplo
Zu § 34. Die Sokratiker überhaupt. Xenophon. Aischines. J\*
inaiiitcsta, in: Syrabolae litt. III, Amstelod. 1839. J. D. van Hoevell, De
Xenophontis philosophia, Groning. 1840. \V. Engel, Xea. polit. Stellung und
Wirksamkeit, G.-Pr., Stargard 1853. A. Garnier. Histoire de la morale: Xöno-
phon, Pari-s 1857. Vgl. auch Abhandlungen wie die von A. Hug, Philol. 7
<1852), G38-G9.\ K.F.Hermann, Philol. 8 (1853), 329 ff., Georg Ferd.
Ret t ig. Univ.-Pr.. Bern 1864 ;über das gegenseitige Verhältnis des xenophon-
tischen und dos platonischen Symposiums), ferner Arn. Hug, Die Unechtheit der
•dem Xenophon zugeschriebenen Apologie des Sokrates, in: Herrn. Köchly, Akad.
Vortr. u. Keden, Zürich 1859, S. 43ü — 439. H. Henkel, Xenophon u. Isokrates,
Progr.. Salzwedel 1806 (vgl. Sauppe in der Ztschr. f. Alt.-Wissensch., Jahrg. 2
(Darmstadt 1835], 404). A. Nicolai, X.s Cyrop. u. s. Ans. vom Staate, Progr.,
Eernburg 1867. L. Breiten bach. Wer ist der xaz/jyogog in X.s Commentarien?
Jahrbb. f. klass. Philol. 99 (1869), 801-815 (zu der Frage s. Text S. 161 f.i.
O. Fabricius, Zur religiösen Anschauungsweise des Xenophon, Pr. des Allst.
Oymn. zu Königsb. i. Pr., 1870. Beckhaus, Xenophon der Jüngere und So-
krates, oder über die unechten Schriften Xenophons, Berlin 1872, Fortsetz, in:
Ztschr. f. d G.-W., 26 (1872), 225-267. A. Croiset, Xenophon, gon caractfere
et son temps, Paris 1873. E. Po hie, Die angeblich xenophon teische Apologie in
ihrem Verh. zum letzten Kap. der Memorabilien, Gymn. -Progr., Altenburg 1874.
J Sitzler, De Xenophonteo qui fertur Hierone, Tauberbischofsheim 1874, Pr.
(spricht die Schrift dem Xen. ab. Dagegen Xitsche, Burs. Jahresb. 1877, I,
S. 25 ff.). K. Schenkl, Xenophont. Studien I (zu den Memor.), IL (zu Oikon..
Sympos. u. Apologie), Sitz. d. Wiener Akad. 80 (1875), 87-182; 83 (1876), 103
bis 1(8. A. Krohn, Sokrates u. Xenophon s. oben S. 67*. O. Immiscli, Xe-
nophon über Theognis u. das Problem des Adels, in: Commentat. philol. quibus
<). Ribbeckio . . . congratulantur discipp. (Leipzig 1888), 71—98. A. Döring,
Die Disposition von X.s Memorabilien als Hilfsmittel positiver Kritik, Arch. f.
•Gesch. d. Ph 4 (1891). 34—60. S. ebd. 5 (1892), 61-68; derselbe, D. Begriff
■der Dialektik in den Memorabilien, ebd. 5 (1892), 185-197. K. Lincke, De
Xenophontis libris Socraticis, Progr., Jena 1890. Ferd. Dümmler, Piaton,
Pausanias u. Xenophon (die beiden Symposien), in: Akademika (s. oben S. 70*).
Kap. III: derselbe, Die Vorsehungslehre der Memorabilien und die Physik
des Kratvlos, ebd. Kap. VI. H. Schacht, D. Xenophontis studiis rhetoricis,
Berl. 1890. G. Kaibel, X.s Kynegetikos, Hermes 25 (1890), 581-597, für
die Echtheit, dagegen L. Radermacher, Rhein. Mus. 51 (1896), 596—629; 52
(1897), 13—41: J. Mewaldt, Hermes 46 (1911), 70-92, trennt das sicher nicht
xenophonteische Proömium ab und hält das übrige nach dem Vorgang anderer
für eine Jugendschrift des X. E. Richter. Xenophonstudien, Jahrbb. f. kl.
Philol., 19. Supplementbd., 59—154 (die von Xenophon berichteten Gespräche des
Sokrates sind Erfindungen X.s). E. Zeller (über X.s Darstellung d. sokratischen
Philosophie). Arch. f. Gesch. d. Philos. 5 (1892), 446 ff. = Kl. Sehr. II, 38 f.
Th. Birt, De Xenophontis commentariorum Socraticorura compositione, Progr.,
INIarb. 1893; derselbe. Zu Antisthenes u. Xen., Rhein. Mus. 51 (1896), 153—157.
G. Vogel, Die Oekonomik des Xen. E. Vorarbeit zu einer Gesch. der griech.
Oekonomik, Erlang. 1895, Diss. F. Schurr, Xenophon quo consilio commen-
tariorum Socraticorum prioribus libris tribus adjecerit quartum et qua ratione
ipsius libri quarti argumentorum ordinem excogitaverit. Erlangen 1897, Diss.
U. V. Wilamowitz-Moellendorff , Die xenophontische Apologie, Hermes 32
(1897), 601 — 611. L. Radermacher (Berührung von X.s Apologie mit dem
Palamedes des Gorgias), Rhein. Mus. .52 (1897), 24, Anm. 2; Philol. 65 (1906), 149.
Lincke, Xenophons Hieron und Demetrios von Phaleron, Philol. 58 (1899), 224
bis 251. Derselbe. Xen. persische Politie, Philol. 60 (1901), 541—571. P. Dör-
wald, Gliederung von Xen. Memor. 1, 1 und 2, Lehrproben und Lehrgänge 58
(1899), 86 — 94. E. Rosenberg, Xen. raem. 1 und 2 in ihren Beziehungen zur
Gegenwart. Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 4 (1899), 94—104. Max
Hodermann, X.s Wirtschaftslehre unter dem Gesichtspunkt sozialer Tages-
fragen betrachtet, Wernigerode 1899, Progr. G. Sorof, Noraos u. Physis in
X.s Anaba.sis. Hermes 34 (1899), 568 f. Martin Wetzel u. Otto Imrnisch,
Die Apologie des Xenophon, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 5 (1900), 389
bis 415 (überzeugend für die Echtheit, auch auf Grund sprachlicher Untersuchung).
Fr. Bey_schlag, Die Apologie des Xenophon, Blätter f. d. Gymnasialschulw.
(bayr.) 37 (1901), 496 ff. ü. Frick, Xenophontis quae fertur apologia So-
-cratis nuni genuina putanda sit, Halle 1903, Diss., vollst. Diss. philol. Hai.
72* Literaturverzeichnis,
19 (1909), 1 ff. Edm. Lange, Xenophon. Sein Leben, seine Geistesart
und seine Werke, Gütersloh 19Ü0 (Gymnasialbibl. 9. Heft). Fr. Beyschlag,
Ein liierarischer Eückzug Xenophons, Blätter für das Gymnasialschulwesen
(bayr.) 87 (1901), 49 ff. (betrifft Xenophons Urteil über den Sokratesprozeß, an-
knüpfend an Kyrup. 3, 1, 38 — 40). A. Chavanon, p]tude sur les sources prin-
cipales des Mcniorables de X. (Bibl. de l'Ecole des hautes etudes fasc. 140), Paris
1903. Ph. Kolessa, Die Konaposition von Xenophons Memorabilien. Sambor
1904 (polnisch). E. Kaiinka, Zu Xenophons Leben und Schriften, Wien 1905.
Th. Thal heim, Zu Xenophons Oikonoraikos, Hermes 42 (1907), 630—642. Der-
selbe, Zu Xenophons kleineren Schriften (Hieron, Agesilaos, Apologie), Hermes
43 (1908\ 427—440. Paul Klimek, Krit. Studien zu Xenophons Memorabilien,
Breslau 1907, Pr.; 2. Teil ebenda 1912, Pr. O. M. Feddersen, De Xenophontis
Apologia Socratis et Isocratis Antidosi quaestiones duae Socratis litem attinentes,
Jena 1907, Diss. Sh. O. Dickerman, De argumentis quibusdam apud Xeno-
phontem, Platonem, Aristotelem obviis e structura hominis et animahum pelitis,
Halis Sax. 1909, Diss. E. Fried erici. Das persische Idealheer der Cyropädie,
Berlin 1909, Diss. H. Weißenborn, De Xenoph. in commentariis scrioendis
fide historica, Jena 1910, Diss. M. S ig all. De personis in Xenophontis Sym-
posio, Czernowitz 1910, Pr. L. Eobin. Les Memorables de X. et notre counais-
sance de la philosophie de Socrate, Annee philosophique 21 (1910), 1 — 47. GuiL
Prinz, De X. Cyri institutione, Gott. 1911, Diss. Wilh. Gemoll, Zur Kritik
lind Erklärung von Xenophons Kyrupädie, Liegnitz 1912, Pr. Car. Water-
mann, De Xenophontis Hierone dialogo quaestiones, Monast. Guestf. 1914^
Diss. K. Praechter, s. Demokrit o. S. QO^. Für Einzelbeiträge s. noch J.Jessen,
Quaestiiinculae criticae et exegeticae, Kiel 1901, Diss. (hier über Symp. 4, 31),
H. Eichards, The class. rev. 12 (1898), 193 ff. (Apologie); 16 (1902), 270 ff.
(Memor.), 293 f. (Sympos.); 18 (1904), 288 (Memor.), H. Jackson, ebenda
260 (Memor.), H. Eichards, Notes on Xenophon and others, London 1907.
L. Farmen tier. Eev. d. l'instruct. piibl. en Belg. 43 (1900), 244 (Svnip.),
Lincke, Philol. 59 (1900), 190 f., A. Eoemer. Blätter f. d. Gvmnasial-
schulwesen 36 (1900), ' 412 f., 640 f. (Memorabil.), Fr. Eosenstiel, Über
einige fremdartige Zusätze in Xenophons Schriften, Sondershausen 1908, Pr.
(betrifft Kvrupädie, Oikonomikos und Memorabilien), H. Lincke (Mem. 1, 1,
17-19), Philol. 69 (1910), 153-1(^0. Paul Klimek (Mem. 3, 5«. in: Beitr. zur
Sprach- u. Völkerkunde, Festschr. f. Alfr. Hillebrandt, Halle a. S. 1913, 81-92,
C. O. Zuretti, Varia (darin zu Mem. 3, 11), Eiv. di filol. class. 41 (1913). 1 ff.,
W. A. Oldfather (Mem. 4, 2, 10), Class. Philol. 6 (1911), 87, A. G. Laird. (Oecon.
20, 16), Class. rev. 26 (1912). 213 f. - Für die Frage nach der Bedeutung X.s
als Quelle für die sokrat. Lehre kommen viele der zu § 33 angeführten W^erke
in Betracht, so namentlich die von Joel, Döring, Maier, Busse, Pöhl-
mann (s. auch Text S. 148 ff.). Zur Erzählung von Herakles am Scheidewege
s. Joh. Alpers, Hercules in bivio, Gott. 1912, Diss., cap. III: De Xenophonte
Prodici imitatore; dazu auch o. S. 40* (Synkrisis) und 63* (Prodikos).
Nacinnrkwngen XenopJions: Wilamowitz, Antigonos von Karysto*
S. 110 Anm. 15. Schmekel, Philos. d. mittl. Stoa S. 440. Dyroff, Ethik d.
alten Stoa S. 345—349. Wegehaupt, De Dione Chrvsostomo Xenophontis sec-
tatore, Gott. 1896, Diss. Praechter, Hierokles d. Stoiker S. 55 ff. M. Well-
mann, Ein Xenophonzitat bei einem Arzte. Hermes 41 (1906), 632 f. K. Lincke,
Xen. und die Stoa, Xeue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 17 (1906), 673-691.
M. Barone, Senofonte e gli Stoici, Atene e Eoma Nr. 101, p. 145—151. Siehe
auch Text S. 159. Über das Verhältnis des xenophont. Symposions zum plato-
nischen s. weitere Literatur unter Piatons Symposion. J. Dahmen, s. unten
zu § 37 unter Antisthenes. S. auch die Schrift "Joels oben S. 67* f., die Dörings-
ebenda. P. Cesareo, I due simposi in rapporta all' arte moderna, Palermo 1901.
Vgl. zur Kvrupädie auch Ed. Schwartz, Fünf Vorträge über den griech. Eo-
man (Berlin 1896), S. 46 ff.
Aischines: Außer Dittmar in der oben S. 70* angeführten Arbeit und in
seiner Dissertation, De Aspasia Aeschinis Sccratici dialogo, Freiburg i. B. 1911.
seien genannt: K. F. Hermann. De Aeschinis Socratici reliquiis disp. acad.,
Gott. 1850. Welcker, Kl. Schriften, I, 417 ff. Eich. Meister, Aio-/h'tjg <>
2"*;.;.ov, Jahrbb. f. klass. Philol. 141 (1890), 673-678. P. Natorp, Über den
Dialog Aspasia, Philol. 52 (1892), 489 ff. Karl Meiser, Ein Zitat aus dem
Zu § 35. Eiiklciclcs. Vax § 36. Elisoh-eretr. Schule. Zu § 37. Alt. kyii. Schule. 73*"
..Alkibiades" des Sokratikers Aischines bei Maximos Tyrios, Bcr). philol. Wochen-
schrift 1912, 703 f. Natorp, Artikel Aischines 14 bei Pauly-Wissowa.
Über den „Schttsier Simon" handelt G. Tei chniüller, Literar. Fehden,.
11: Die Schusterdialoge des Simon, S. 97—134, und Übersetz, der Schusterdialoge
203—224. S. auch v. Wilamowitz in dem zu § 36 angeführten Aufsatz über
Phaidon von Elis. Vgl. im übrigen Test B. 168 f.
Zu Ji; 30. Eukleides von Megara und seine Schule. Georg Ludw. Spal-
ding, Vindiciae philcs. Megaricorum, Berol. 1793. Ferd. Deycks, De Megari-
corum doctrina, Bonn 1827. Heinrich Ritter, Bemerkungen über die Philos.
der AJegarischcn Schule, Ehein. Mus. f. Philol. 2 (1828), 295 ff. Henne, Ecole
de. Megäre, Paris 1843. C. Mallet, Histoire de Fecole de Megäre et des ecoles
d'Elis et d'Eretrie, Paris 1845. Hartenstein, Über die Bedeutung der Mega-
rischen Schule für die Geschichte der metaphysis^chen Probleme, Verhandl. der
Ffichs. Gesellsch. d. Wissensch., 1848, S. 190 ff., auch in: Historisch-philos. Ab-
handlungen, S. 127 ff. C. M. Gillespie, On the Megarians, Archiv f. Gesch..
d. Philos. 24 (1911), 218-241. Prantl, Gesch. der Logik I, S. 33 ff. Vgl. auch
K. Steinhart, in: Ersch u. Grubers Enzyklop., I. Sect., T. 39, S. 53—56. Für
Ahxinos s. auch v. Arnim u. Sudhaus (Text S. 170). Zu Diodor E. Zeller,.
Über den y.vgisvcov des Megarikers Dicdorus, Silzungsber. d. Berlin. Akad. 1882,.
151—159 = Kl. Sehr. 1 252-262. O. Apelt, Stilpori, Ehein, Mus. 53 (1898),.
621—625, Unter den Fangschlüs-sen ist der y^'evdö/usrog eingehend behandelt von
Alex. Bjüstow, Der Lügner; Theorie, Geschichte u. Auflösung, Lpz. 1910, Erlanger
Diss. Über den Stilponschüler KIcifarchos (Diog. Laert. 2, 113) s. P. Xatorp,.
Artikel Aristoteles 20 bei Pauly-Wissowa, Fr. Reuß, Rhein. Mus. 57 (1902),.
594; 63 (1908), 63 ff. Über das Verhältnis des Stoikers Persaios zu Stilpon
Ad. Dyroff. Ethik der alten Stoa, vS. 349 f. S. über die einzelnen bei Zeller
aufgezählten Megariker auch die entsprechenden Artikel bei Pauly-WissoAva, über
die letzten Megariker auch Fr. Susemihl, Gesch. der griech. Literatur in der
Alexandrinerzeit I, S. 15 ff.
Zu ij 36- Die elisch-eretrische Schule. L. Preller, Phaedons Lebens-
schicksale und Schriften. Ehein. Mus. 4 (1846), 391—399, revidiert in Ersch und
Grubers Enzykl., Sect. III, Bd. 21, S. 357 ff., jetzt auch in Prellers kl. Sehr.,
hrsg. von E. Köhler. U. v. Wil amowi tz'-Moellendorff , Phaidon von Elis,
Hermes 14 (1879), 187-193; 476 — 477. Zu Menedrwos vgl. auch v. Wilamo-
wi tz-Moellendorf f , Antigonos von Karystos. S. 86 ff., über Ktesibios, einen
Schüler des Menedemos. Jacoby, Apollodors Chronik S. 372. über Menedemos
und Pasiphon (wahrscheinlich Schüler des Menedemos) und ihr Verhältnis zun>
Stoiker Persaios Dyroff, Ethik der alten Stoa S. 350, über. Pasiphon auch
Susemihl, Gesch. d. griech. liter. in d. Alex. S. 20 f. Über Anchipylos
E. Well mann bei Pauly-Wissowa. über AsMepiades ^ditov^) ebenda (Askle-
piades 33), v. Wil am owitz-Moellendorff , Antigon. v. Karyst. S. 92 ff. Die
elisch-eretrische Schule betrifft auch die zu § 35 genannte Arbeit von Mallet.
Zu § 37. Die ältere kjiiische Schule. Manches lür die Kenntnis des
Kynisnivs ii/i allgemeinen Förderliche bieten die folgenden Arbeilen, obwohl
sie zum Teil zunächst späteren Stadien in der Entwicklung der Sekte gewidmet
sind: Jac. Bernays, Lucian u. d. Kyniker, mit einer Übersetzung der Schrift
Lucians über das Lebensende des Pereg'rinus, Berl. 1879. J. Vahlen, Ind. lect.
Berol., Wintersem. 1882/83. S. auch I. Bruns, Lucians philos. Satiren, Rhein.
Mus. 43 (1888), 86-103; 161-196. Ed. Norden, Zu den Briefen des Heraklit
u. der Kvniker, in: Beitr. zur Gesch. d. griech. Philos., 19. Suppl.-Bd. d. Jahrbb.
f. klass. Philol., 1892. W. Capelle, De Cynicorum epistolis, Diss., Gott. 1896,
nach dem die Briefe von verschiedenen Verfassern herrühren, der Mehrzahl nach
in dem ersten und zweiten Jahrh. n. Chr. verfaßt sind, und zwar um die kyni-
schen Ansichten zu verbreiten. E. Weber, De Dione Chrysostomo Cynicorum
sectatore, Lpz. Studien 1887 (geht auf zahlreiche Hauptgedanken des Kynismus
ein, für die er Belege aus der kynischen Literatur zusammenstellt'. Th. Gom-
perz, Die Kyniker, in: Cosmopolis 1&97 Sept. K. Praechter, Zur kynischen
74* Literaturverzeichnis
Polemik gegen die Bräuche bei Totenbestattung und Totenklage, Philol. 57 (1898),
504—507. K. Joel, D. Auffassung d. kyn. Sokratik, Arch. f. Gesch. d. Philos.
20 (.1907), 1—24; 145-170. Joh. Geffcken, Kynika u. Verwandtes, Heidelberg
1909. Hier sind viele für den Kynismus charakteristische Punkte berührt, so
S. 22 die Abneigung gegen die Athletik (dazu Eich. Heinze, Anacharsis,
Philol. 50 [1891], 458 ff . und die von Geffcken angeführten Arbeiten von Nor-
den fJahrbb. f. Philol. 18, 299], Wendland, Philo u. d. kyn.-stoische Diatribe
[s. u. § 59], S. 43 f.; vgl. auch Text S. 93), S. 23 f. das Odysseusideal, S. 24 f.
■die Preisgabe des Besitzes. S. 53 ff. die (besonders für den Kynismus in Betracht
kommende) Philosophen tracht, die Angriffe darauf und die Verteidigung der-
selben. Über die kvnische Tracht handeln auch U. v. Wilamowitz-Moel-
lendorff, Ind. lect. Gott. 1893,94 S. 16 und Fr. Leo, Hermes 41 (1906),
442 f. (der betont, daß die ßay.Ttjgia nichts spezifiscii Kynisches ist. Hervor-
gegangen ist die Bezeichnung des Stockes als eines Bestandteiles der kynischen
Ausrüstung wohl aus Stellen, an denen von einer Verwendung des Stockes zur
Züchtigung die Rede ist. Nach Diog. Laert. 6, 23 benutzte Diogenes den Stock
zunächst als Stütze während einer Krankheit, dann immer und ohne besonderen
Anlaß). Die Urteile der Kvniker über das Exil behandelt Gi es ecke, s. oben
S. 32*.
Antistlie7ies : Krische, Forschungen I. S. 234 — 246. Chappuis, Anti-
sthene, Paris 1854. Ad. Müller, De Antisthenis Cynici vita et scriptis, Progr.
des Vitzth.-G. zu Dresden u. Diss. v. JMarburg 1860. K. Barlen, Antisthenes u.
Platon, 1. T., G.-Pr., Neuwied 1881. K. Urban, Über die Erwähnungen der
Philosophie des Antisth. in d. platon. Schriften, G.-Pr., Königsb. 1882. Ferd.
Dumm 1er. Antisthenica, D. 1. Bonn., Halis 1882 = Kl. Sehr. I 10-78; ders.,
Ant., Archelaos u. die olympischen Festreden, Akademika (s. oben S. 70*), Kap. I, s.
auch Kap. IV: A. Protreptikos berücksichtigt von Isokrates, Platon u. Xenophon,
Kap. VIII: D. Streit zwischen Platon u. A. über die Ideenl.; ders.. Zum Herakles
des A., Philol. 50 (1891 ), 288— 296 = Kl. Sehr. I 140-149. R. Münzel, Antisthenis
fragmentum, Rhein. Mus. 40 (1885), 148. F. Susemihl, D. Idealstaat d. Ant.
und die Dialoge Archelaos, Kvros u. Herakles, .Tahrbb. f. kl. Philol., 135 (1887 1.
207—214. P. Hagen, Zu A.,' Philol. 50, 381-384. L. Radermacher, D. Aias
u. Odysseus des A., Rhein. Mus. 47 (1892), 569 — 576. E. Norden, Über einige
Schriften des A., Beiträge z. Gesch. d. griech. Ph., Jahrbb. f. kl. Ph., Suppl. 19
(1892), 368 — 385. J. D ahmen, Quaestiones Xenophonteae et Antistheneae, Diss.,
Marb. 1898. Susemihl, Die Aspasia des A., Philol. 59 (1900), 148-151 ; 469-471.
Am ausführlichsten handelt von Antisthenes und seinen Schriften Joel, Der echte
und der xenophontische Sokrates (o. S. 67*). der eine Art Ehrenrettung des Ky-
nismus und seines Stifters gibt, dabei aber den Einfluß des Antisthenes viel zu
hoch anschlägt. Guggenheim, Ant. in Piatons Politeia, Philol. 60 (1901), 149
bis L54. H. J. Lulolfs, De Antisthenis studiis rhetoricis, Amsterdam 19(X).
Luigi Andr. Eostagno, Le idee pedagogiche nella filosofia cinica e special-
mente in Antistene, parte I, Torino 1904. J. Bidez, Fragments d'un phüosophe
■öu d'un rheteur grec inconnu, Rev. de philol. 30 (1906), 161 — 172 (betrifft Pap.
Mus. Brit. 275. Nach einem vom Verf. mitgeteilten Briefe von Th. Gomperz
datiert dieser den Inhalt ins fünfte .Tahrh. vor Chr. und denkt an eine kynische
Schrift, beispielsweise den Kyros des Antisthenes. Dagegen C. Häberlin, Rhein.
Mus. 62 [1907], 154). W. Altwegg, Zum Aias u. Odysseus d. Antisthenes, in:
Juvenes dum sumus, Basel 1907, 52 — 61. Max Pohlenz, Antisthenicum, Her-
mes 42 (1907), 157 — 159. Ernst Thomas, Quaest. Dioneae, Lipsiae 1909, Diss.,
handelt in Kap. 1 (S. 6 ff.) de Antisthenis disciplina -Tfo« ßaodsiag. G. Rödler,
Note sur la PoUtique d'Antisth^ne, L'annee philosophique 22 (1911), 1—7. Aug.
Bachmann, Aiax et Ulixes declamationes utrum iure tribuantur Antistheni
necne, Münster i. W. 1911, Diss. C. M. Gillespie, The Logic of Antisthenes,
Arch. f. Gesch. d. Philos. 26 (1913), 479 ff.; 27 (1914), 17 ff. K. Holl, Die
schriftstellerische Form d. griech. Heihgenlebens, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert,
usw. 29 (1912), 406 ff. (Beziehungen zu A. und der Popularphilosophie). Über
Antisthenes" Stellung in der Geschichte der Rhetorik Fr. Blaß, Attische Bereds.
II'^ 332 ff.; über seine Rolle in der Protreptik P. Hartlich, De exhort. a Graec.
Rom. scnpt. bist, et ind. (s. oben S. 39*), S. 225 ff. Natorp. Artikel Anti-
sthenes 10 bei Pauly-Wissowa, wo weitere Literatur, insbesondere auch über die
Anspielungen Piatons auf A., verzeichnet ist.
Zu § 37. Die ältere kyuische Schule. 7")*
Doj(jc)ics: Karl Wilh. Göttling, D. der Kyniker oder die Philosophie
•des griechischen Proletariats, in dessen Ges. Abhandl. Bd. 1, Halle 1851, S. 251
bis 277. K. Steinhart, in Ersch u. Grubers Enzyklop., 1. Sekt., T. 25, S. 301
bis 306. Hugo A. Hermann, Zur Gesch.. u. Kritik des Diogenes von Sinope,
0;.-Pr., Heilbronn 1860. Th. Wehrmann, Über den Kyniker D.. Pädag. Archiv
3 (1861), 97—117 (auch in des Verf. Griechentum u. Christentum (Breslau 1888],
179-198). Ferd. Dumm 1er in: Antisthenica, S. 64—76 = Kl. Sehr. I 67—78.
Ch. Lt^veque, La vie socratique et la vie cynique, Seances et trav. de
PAcad. d. Sciences mor. et polit. 127 (1887), 199—221. Percy Gardner, D.
and Delphi, The class. rev. 7 (1893), 437 — 439. Th. Gomperz, Eine verschollene
Schrift des Stoikers Cleanthes, „Der Staat", und die sieben Tragödien des Kvnikers
Diog.. Ztschr. f. d. österr. Gyran. 29 (1878), 252—256. — Über d. pseudo-diog.
Briefe Ant. Westermann, De Diogenis epistolis, in d. Verf. Comment. de
epist. scriptor. Graecis part. 4 (1852) Nr. 60. I. F. Marcks, Symb. crit. ad
epistolographos Graecos, Bonn 1883, Diss. H. Schafstädt, De Diogenis
epistolis, Diss., Götting. 1892. Alfr. Gercke, Handschriftl. Ordnung der Dio-
genesbriefe, in des Verf. Senecastudien, Jahrbb. f. kl. Philol. Suppl. 22 (1896), 85
bis 86. Ed. Xorden, Der 28. Brief des Diogenes, in: Beiträge zur Gesch. der
griech. Philos., Jahrbb. f. klass. Philol. Suppl. 19 (1892 1, 392-410. A. Nauck,
Anal. crit.. Hermes 24 (1889), 447 ff. (zu epist. 35, 3; 46). S. auch Capelle,
De Cyn. ep., oben S. 73* zu § 37. Über Grußformeln in Diogenesbriefen F. Ziemann ,
De epist. Graec. form, sollemn. quaest. sei., Hai. Sax. 1910, p. 293—294.
K. Meiser, Der 21. Diogenesbrief, Blatt, f. d. Gymnasialschulw. (bayr.) 1905, 334 f.
O. Weinreich, De Diogenis quae fertur epist. 36, Arch. f. Religionswiss. I8 (1915).
S f f. — H. Diels, Aus dem Leben des Kynikers D., Arch. f. Gesch. d. Ph. 7
(1894), 313-316. Fr. Leo, Diogenes bei Plautus, Hermes 41 (19061, 441—446
(älteste Erwähnung des D. bei Plaut. Persa 120 — 126). K. AVessely, Neues über
D. den Kyniker (aus Papyri), Festschr. für Th. Gomperz S. 67 — 74. Ad. Wil-
helm, Parerga, im Wiener Eranos zur Grazer Vers, deutscher Philol. u. Schulm.,
Wien 1909. 125 — 136. — Zur Diogeneslegende: U. v. Wilamowitz-Moellen -
dorff, Gott. Ind. lect. 1893/94. K. Praechter, Hermes 37 (1902), 283 ff,
G. A. Gerhard, Arch. f. Religionsw. 15 (1912), 388 ff.; 17 (1914), 335 f. Der-
selbe. Phoinix von Kolophon S. 43 ff. — Zu den Apophthegmen des Diogenes
E. Ziebarth, Aus der antiken Schule (Bonn 1910) S. 17. W. Crönert, Kolotes
und Menedemos, S. 171. A. Packmohr, De D. Sinopensis apophthegmatis
quaestiones selectae, Monast. Guestf. 1913, Diss. — Zu Diogenes im allge-
meinen: Ed. Schwartz, Diogenes der Hund und Krates der Kyniker, in:
Charakterköpfe aus der antiken Literatur, 2. Reihe, S. 1 — 26. P. Natorp,
Artikel Diogenes 44 bei Pauly-Wissowa.
Moniiiws: V. v. Wilamowitz -Moellendorf f , Comment. gramm. II,
Greifswald 1880, S. 9. Fr. Susemihl, Gesch. der griech. Literatur in der
Alex. I, S. 31.
Onesikritos : Susemihl, Gesch. d. griech. Lit. in d. Alex. I 534 ff., wo
auch weitere Literatur angegeben ist.
Pltiliskos : Susemihl, Gesch. d. griech. Lit. in d. Alex. I 26 ff. (hier auch
weitere Ijiteratur).
Krates: Postumus, De Crat., Gron. 1823, auch Ed. Wellmann, in:
AUgem. Enzyklop. 2. Ser. 39, S. 288 f. A. Meineke, Kritische Bemerkungen
(darin: Krates' des Kvnikers Schwanengesang), Philol. 12 (1857), 369. E. Hiller,
Zu den Fragmenten des Kvnikers Krates, Jahrbb. f. Philol. 133 (1886), 249—252.
Th. Gomperz (zu Krat. frägm. 3 p. 810^ Nauck), Sitz. d. Wiener Akad. 116 (1888),
48 f. := Hellenika I 141. Zu den unechten Briefen: Ant. West ermann. De
Cratetis epistolis, in des Verf. Comment. de epist. Script. Graec. part. 4 (1852),
Nr. 52. A. Nauck, Anal, crit., Hermes 24 (1889), 447 ff. (zu epist. 12 u. 27, 1).
P. Shorev (zu epist. 19, p. 212 Hercher), Class. iphilol. 4, 323. A. Olivieri,
Le epistole del Pseudo-Cratete, Riv. di filol. 27 (1899), 406-421. S. auch Ca-
pelle, De Cyn. epist. oben S. 73* zu § 37. Susemihl, Gesch. d. griech. Liter,
in der Alex. I 29 f., II 600.
flippardna : H. v. Arnim, Artikel Hipparchia 1 bei Pauly-^rissowa-KroU.
MetroJdes: Susemihl, Gesch. d. griech. Lit. in d. Alex. I 31.
70* Literaturverzeichnis.
Zu § SS. Die kjreiiaische Schule. Kijrenaiher im allgemeinen: Amadeu&
Wendt, De philosophia Cyrenaica, Gott. 1841. Henr. de Stein, De philo-
sophia Cyrenaica, part. I: De vita Aristippi, Gott. 1855. (Vgl. dessen Sieben
Bücher z.* Gesch. des Platonismus IL Gott. 1864, S. 60—64.) G. V. Lvng, Om
den Kyrenaiske Skole, navnlig Annikeris og Theodoros, Christiania 186ö.
Aristippos: C. M. Wieland, Aristipp und einige seiner Zeitgenossen^
4 Bde., Lpz. ISCO— 1802. J. F. Thrige, De Aristippo philosopho Cyrenaico
aliisque Cvrenaicis, in dessen: Bes Cyrenensium, Copenh. 1828. E. Zell er.
Zu A., Arch. f. Gesch. d. Philos. 1 (1888), 172—177 = Kl. Sehr. I 419—424.
Ferd. Dümmler. Zu A. u. zur Gesch. der Hedonik u. des Sensualismus, Aka-
deniika, S. 166 — 188. P. Natorp, A. in Piatons Theaitet, Arch. f. Gesch. d. Ph.
3 (1890), 347—362. Sigmar Knospe, A.s Erkenntnistheorie im piaton. Theaitet^
Pr.. Groß-Strehlitz 1902. H artlich. De exhort. etc. (o. S. 39*), S. 228 f.
Über einzelne Kyrenaiker existieren ältere Monographien, insbesondere
über Arete von J. G. Eck, Leipzig 1776, über Hegesias .-reiaidärazog von J. J.
Bambach, Quedlinburg 1771, und von J. C. Murray, An ancient Pessimist,.
The philosoph. rev. 2 (1893), 24 — 34. Über Theodoros bei Polvbios s. B. v. Scala,
Bhein Mus. 45 (1890), 474-476.
Die Fragmente der 'Isoä uvuygaq)) des Eit/ie?neros^ hat Wesseling ge-
sammelt (in : Diod. Sic. bibl. hist., tom. II, p. 623 sqq.). Über Euheraeros handelt
mit Bücksicht auf Enniiis Krahner, Grundlin. z. Gesch. des Verfalls der röm.
Staatsreligion, G.-Progr., Halle 1837, ferner K. Steinhart in Ersch u. Grubers
Enzyklop. I. Sekt., T. 39, S. 50—52, Ganß, Quaestiones Euhemereae, G.-Progr.,
Kempen 1860, Otto Sieroka, De Euhemero, Diss. inaug. Eegimont. 1869, und
B. Block, Euhemere, son livre et sa doctrine, Mons 1876. A. Dumeril,
Evhemfere et l'Evh^merisme, Memoires de l'Acad. d. scienc., inscript. et belL-
lettr. d. Toulouse, 9. s^rie, 5 (1893), 476-488. A. Patin, Apollonius Martyr,
der Skoteinologe. Ein Beitrag zu Heraklit u. Euemerus, Arch. f. Gesch. d. Ph.
12 (1899), 147—158. P. J. M. van Gils, Quaestiones Euhemereae, Amsterdam
1902. Fried r. Zucker, Euhemeros u. seine 'hga arayQacf}) bei den christlichen
Schriftstellern, Philol. 64 (1905), 465 — 472. Benutzung des Euhemeros durch den
christliehen Dichter Kommodian: Jos. Bevay, Commodians Leben, Werke und
Zeitalter (ungarisch), Budapest 1909 (nach Kerl. phil. W^ochenschr. 1911, 1430).
S. auch Erw. Kohde, Der griech. Eoman u. seine Vorläufer"^ S. 236 ff. und da*
Verzeichnis der Euhemerosliteratur bei Nemethy (vgl. oben im Text) S. 89 ff.
Zu den bei Zeller mit den antiken Belegstellen verzeichneten Kyrenaikern
lind Euhen.cros sind jetzt auch Susemihl, Gesch. d. griech. Lit. in der Alex.,
und die entsprechenden Artikel bei Pauly-W^ssowa-Kroll einzusehen.
Zu S 39. Platou: Allgemeines. Piatons Leben. Jahresberichte und
A'erAvanates: Allgemeines über platonische Forschung:
W. S. Teuf fei, Übersicht der piaton. Literatur, Tüb. 1874. Berichte in
Bursians Jahresbericht und im Archiv f. Gesch. d. Philos. s. Literaturverzeichnis
S. 23* f., von E. Hoffmann (Literatur von 1904tf.) in den Jahresberichten des
philol. Vereins zu Berlin 35 (1909) ff. im Anh. d. Zeitschr. f. d. Gymnasial«-. 63
(1909) ff. H. Eaeder, Platonforskningens nuvaerende Standpunkt. Nord. Tidskrift
f. Filol. 9, 125 — 137. O. Immisch, Zum gegenAvärtigen Stande der piaton.
Frage. Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 3 (1899), 440—465; 549—561; 612 bis
G28. P. Wen dl and. Die Aufgaben der platonischen Forschung, Nachr. d. Ge-
sellsch. d. Wissensch. zu Gott. 1910, 96—114. P. Natorp, Zur platonischen
Frage, Deutsche Literaturz. 1911, 1669—1677. W. Nestle, Ritters Platon-
forschungen, ebenda 1910, 3269 — 3276.
Allgemeine Literatur über Platou:
Anonymus, Eemarks on the Life and Writings of Piaton. Edinb. 1760,
deutsch mit Anm. u. Zusätzen v. K. Morgenstern, Lpz. 1797, W. G. Tenne-
mann. System der piaton. Philosophie, 4 Bde., Leipzig 1792—1795 (Der erste
Band beginnt mit einer Darstellung von Piatons Leben). Friedr. Ast, Piatons
Leben und Schriften, Lpz. 1816.
Zu § 38. D. kyrenaische Schule. Zu § 39. Piaton : Aligemeines. Pl.s Leben. 77*
J. Combes Dounous, Essai historique sur Piaton, Paris 1809. Dacier,
Piatons Leben mit einer näheren Angabe seiner philos. Lehrsätze, aus d. Französ.
übersetzt von Joh. Kasp. Goetz, Augsburg u. Leipzig 1829. K. F. Hermann,
■Geschichte und System der piaton. Philosophie, erster (allein erschienener) Teil,
Heidelb. 1839 {S. 1—126: Piatons Lebensentwicklung und Verhältnis zur Außen-
welt; S. 127 — 340: Piatons Vorgänger u. Zeitgenossen in ihrer Bedeutung für
•seine Lehre; S. 341—713: Piatons schriftstellerischer Nachlaß als Quelle seines
Systems gesichtet und geordnet). George Grote, Piaton and the other Com-
panions of Socrates. London 1865, new ea. 1885. Heinrich von Stein, Sieben
Bücher zur Gesch. des Piatonismus, 3 Teile, Gott. 1862—1875. A. E. Chaignet,
La vie et les ecrits de Piaton, Paris 1871. Ch. Huit, La vie et l'oeuvre de PI.,
•2 voll., Paris 1893. Van Cordt, Plato and his times, Oxford 1895. E. Pflei-
•derer, Sokrates, Plato u. ihre Schüler, Tüb. 1896. Wilh. Windel band, Piaton
(Frommanns Klassiker der Philosophie Bd. 9. Zur Einführung in die platonische
Philosophie sehr geeignet, wenn auch nicht alle Auffassungen sicher begründet.
Die theologische und sozialpolitische Seite Pl.s mit Recht betont), Stuttgart 1898,
5. Aufl. 1910. D. G. Ritchie, Plato, London 1902. M. Renault. Piaton, Paris.
G. Uphues, Sokrates u. Piaton; s. unter Sokrates S. 69"*. W. Pater, Plato and
Platonisra, London 1893, deutsch unter dem Titel: Plato und der Piatonismus,
Vorlesungen, aus dem Engl, übertr. von Hans Hecht, Jena u. Leipzig 1904.
A. Riehl, Plato, populärwissen seh. Vortrag, Halle 1905; 2. Aufl. 1912. U. Piat,
Piaton, Paris 1906. Jul. Reiner, Piaton, Leben u. Werke, Berlin u. Leipzig
■o. J. (fördert nicht). A. E. Taylor, Plato, London 1909. K. Pelant, Plato
Prag 1909. Const. Ritter, Piaton, sein Leben, seine Schriften, seine Lehre
<auf zwei Bände berechnet), 1, München 1910. J. Cohn, Piaton, in: Führende
Denker (Aus Natur u. Geisteswelt 176), 2. Aufl. Leipz. 1911. P. Natorp, Piaton,
in: E. v. Aster, Große Denker, S. 91 ff. Max AVundt, Piatons Leben u. Werk.
Jena 1914. Vgl. auch Wilamowitz, Kult. d. Geg. I 8', 124 ff.
Zu den antiken Berichten über Piatons Leben:
Zur Entwicklung der antiken Tradition ist durchweg zu vergleichen Leo, Die
griech.-röm. Biogr. nach ihrer literar. Form, Leipz. 1901. S. hier besonders den
Abschnitt über die platonische Biographie bei Diog. Laert. S. 54 ff. Auch die
übrige Literatur zu Diog. Laert., Literaturverz. S. 21*, ist heranzuziehen. Zu
den im Texte genannten Quellen s. noch Ad. Busse, Zur Quellenkunde von
Piatons Leben, Rhein. Mus. 49 (1894), 72 ff. Leop. Skowronski, De auctoris
Heerenii et Olympiodori Alexandrini scholis cum universis tum iis singulis quae
ad vitam Piatonis spectant, Vratisl. 1884, Diss. Theophil Roeper, Lectiones
Abulpharagianae alterae : De Honaini ut fertur vita Piatonis, Danzig I8t)7,
Progr. Aug. Müller, Die griech. Philosophen in d. arab. Überlieferung, Halle
1873, S. 6 ff. 39 ff. Über Diog. Laert. 3, 28 handelt C. Ritter, Platoniea.
Philol. 68 (1909), 332 ff. (Liter, zu den für Pl.s Leben in Fra^e kommenden
piaton. Briefen s. u. Liter, zu § 40). Zu der Lebensbeschreibung des Olympiodor
K. Pra echter, Byz. Zeitschr. 12 (1903), 224-230; 15 (1906), 588—589. Zu den
antiken Angaben über Pl.s Xamemvechsel Fr. Bechtel, Spitznamen S. 4. Zur
DarsteUioig Pl.s bei seinen Gegnern R. Fenk, Adversarii Piatonis quomoda de
indole ac moribus eius iudicaverint, Jena 1913, Diss.
Zur Sage von Piatons tvimderbarer Oeburt vgl. die von P. Wendland,
Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, nsw. 9 (1902), 5 erwähnte Literatur, ferner Eug.
Fehrle, Die kultische Keuschheit im Altertum, Naumburg a. S. 1908, Heidel-
berger Diss., S. 21 ff. (auch in den religionsgesch. Vers. u. Vorarb. Bd. 6, Gießen 1910,
S. 3 ff.). P. Saintyves, Les vierges mferes et les naissances miraculeuses, Bibl. de
■critique religieuse, Paris 1908. Zur Schilderung von Piaions Äußerem bei Diog.
Laert. 3, 28 C. Ritter, Platoniea, Philol. 68 (1909), 334—336, zu den Berichten
über Piatons Familienverhältnisse und Tod C. Ritter, ebenda, 332 — 334.
Arbeiten über Piatons Lebensumstände, Persönlichkeit, Fami-
lienverhältnisse, Verkehr, Schultätigkeit u. dgl.:
Marsilius Fieinus, Vita Piatonis, vor dessen Übersetzung der Schriften
Piatons (Florenz 1483 u. ö.). Andere ältere Literatur verzeichnet Tennemann,
System der piaton. Philos. I, S. XXVIL Gull. Groen van Prinsterer,
73* Literaturverzeichnis.
Platonica prosopographia sive expositio iudicii quod Plato tiüit de iis qiii in
scriptii« ipsius aul lo(|uentes indiicuntur aut quavis de causa commemorantur^
Lugd. Bat. 1823. K. Steinhart, Piatons Leben, Leipz. 1873 (sucht die zu scharfe
Kritik v. Steins [Sieb. Bücher z. Gesch. d. Platonism.) u. Schaarschmidts
iDie Samml. d. plat. Schriften, s. u,] an der Überlieferung auf das richtige Maß
zurückzuführen). A. Boeckh, Charakteristik Pl.s, aus Boeckhs Nachlaß her. von
M. Hoffmann, Ztschr. f. d. Gymnasialw. 58 (1904), 614—620. K. Joe 1 , Zur Erkenntnis
d. geistigen Entw. u. d. Schriftsteller. Motive Pl.s, Berl. 1887. Die Gründung der
Akademie durch Piaton behandelt E, Lübbert in einer Eede, Kiel 1876, ferner
C. Huit, Plat. ä l"Academie, fondation de la premifere ecole de philosophie en
Grfece, Paris 1882; derselbe, La vie de PI., in: Annuaire des etudes grecques, lö'
(1883), 191 — 236; derselbe, Les voyages de PL, Comptes rendus de l'Acad. des
sciences, 1883; derselbe, PI. et Xenophon, Annuaire des etudes grecques 20, 63
bis 76. A. Eichter, Wahrheit und Dichtung in Pl.s Leben, Berl. 1887.
Spengel, Isokr. u. PL, Abhandl. d. :\lünch. Akad. 7 (1855), 729—769. Emil
Pluntke, Pl.s Urteil über Isokrates I, Jena 1871, Diss. Ferd. Dümmler,
PL u. Isokrates, Akademika, Kap. IV. Benno de Hagen, Num simultas inter-
cesserit Isocrati cum Piatone, Lips. 1906, Diss. Vgl. zu dieser Frage H. Gom-
perz, Isokr. u. d. Sokratik, Wiener Stud. 27 (190.5), 163-207; 28 (1906). 1-42.
Th. Gomperz, Die angebl. piaton. Schulbibliothek u. d. Testamente d. Philo-
sophen (piaton. Aufs. II), Sitzuugsber. der Wiener Akad. 141 (1899), 7. Abh. u.
die übrigen S. 28*.. angeführten Arbeiten über die Testamente d. Philosophen.
M. Jezienicki, Über die platonische Akademie, ihre Organisation und wissen-
schaftliche Wirksamkeit, Eos 6 (1900), 140--162 (s. auch die S. 27* unter F.
genannten Abhandlungen von Wilamowitz und Usener). Ernst Howald,.
Der alte Piaton. Festgabe f. Hugo Blümner, Zürich 1914, 272—286.
TjWX platonischen Prosoj)ographie bietet G. P. Oikonomos, Ath. Mitt. 37, 226-
einen Beitrag, indem er über eine Grabstele mit der Inschrift 'lo&f^oriy.rj Arniöog
Aii(ovfo); berichtet; dieser Lysis ist wohl der Plat. Lys. 205 c genannte Groß-
vater der platonischen Dialogperson, deren Vater nach Lys. 204 e aus dem Demos
Aixone stammte. — Den Zusammenhang der platonischen Schriften mit der Lehr-
tätigkeit ihres Verfassers behandeln Ed. Zell er, Hermes 11 (1876), 84—91 =
KL Sehr. I 152—160, und L. v. Sybel, Pl.s Technik an Symposion und Euthy-
dem nachgewiesen, Marb. a. L. 1889, Pr. (die genannten Gespräche sollen den
Zusammenhang zwischen Pl.s LTnterricht in der Akademie und seinen schrift-
stellerischen Arbeiten erkennen lassen; v. Sybel versucht aus ihnen das Schema
des Lehrgangs zu rekonstruieren. S. dagegen Zeller, Arch. f. Gesch. d. Philos.
2 [1889], 690 ff.). Vgl. auch v. Sybels unten beim Symposion zu nennende
Arbeit. Beziehungen Pl.s xu Zeitgenossen berühren außer den oben genannten
Arbeiten H. Raeder, Alkidamas u. PI. als Gegner des Isokrates, Khein. Mus.
63 (1908), 495— 511, O. Probst. Eine Episode aus des Demosthenes Schüler-
jahren, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert^ usw. 31 (1913), 307 fL Über Pl.s Ver-
hältnis zu Antisthenes s. o. zu § 37 S. 74*.
Historischer Roman: E. Welper. Piaton und seine Zeit; histor.-biograph»
Lebensbild, Kassel 1866.
Zu § 40. Piatons Schriften. Arbeiten zur Überlieferung und
Textesk'onstitution des Corpus Platonicum:
Auf ägyptischen Papyri, die wahrscheinlich dem 3. Jahrhundert v. Chr.
entstammen, sind neuerdings Fragmente aus dem Laches und dem Phaidon
entdeckt und veröffentlicht worden : The Flinders-Petri Papyri with transcriptions,
commentary and index, by John„P. Mahaffy, Dublin, P. I 1891, P. II .1893.
Über Wert oder Unwert 'dieser Überreste, die mannigfach von unserer Über-
lieferung abweichen, gehen die Meinungen auseinander. Hier kommen folgende
Arbeiten in Betracht: H. Usener, Unser Piatontext, Gott. gel. Anz. 1892, 25
bis 50; 181—215 = Kl. Sehr. III 104—162 (der Text des Papyrus weit schlechter
als der unserer besten Handschriften). J. J. Hartman, De emblematis
in Platonis textu obviis. Lugd. Bat. 1898. Th. Gomperz, Die jüngst ent-
deckten Überreste einer den piaton. Phaedon enthaltenden Papyrusrolle, Sitzungs-
berichte der Wiener Akad. 1892, Bd. 125; s. dazu < ). Immisch, Berl. philol.
Wochenschr. 1892, Nr. 36, 48, 49. P. Couvreur, Rev. de phUoL 17 (1893), 14
Zu § 40. Piatons Schriften. 79*
bis 27. L. Campbell. On the papyrus fragni. of the Phaedon, Class. leview 5
(1891), 363—365; 404 — 457. K. Keinhardt, D. neuentdeckte Phaedonpapyrus,
Ber. des freien deutsch. Hochstifts 10, 138 — 149. J'rdr. Blaß, Zur ältesten
Gesch. des piaton. Textes, Ber. d. Kgl. Sachs. Ges. d. Wiss. zu Lpz. 1898, li)7
bis 217, Nachträge, ebd. 1900, 161 — 164. Geringen Wert mißt dem Phaidon-
papyrus auch Burnet in der Vorrede zu Bd. 1 seiner Platonausgale bei.
Anders Ervin. Korkisch, De papyri, qua Phaedonis Platonici partes quaedani
continentur, fide et auctoritate (Diss. philol. Vindob. vol. 9 pars 1, p. 1—1 IS).
Wien u. Leipz. 1910. Andere Papyrusreste, zu Gorg., Rep., Leg., Laches und
Phaidon, sind viel jünger und nicht wichtig f. d. Textgesch. Näheres W. Crö-
nert, Arch. f. Papyrusforschung 1, 115. 521 f.; 3, 294. 496. Besonders umfang-
reiche Stücke (Sympos. 200 e av n'ÖFta — 213 e fiefiqctjiai ön und 217 b \-o}y:]ou-
Ts? bis zum Schluß des Sympos.) in: The Oxyrhynchus Papyri Part. 5, ed. by
Grenfell and Hunt, London 1908. Stücke aus Lysis 208 c' und Euthyd. 301 c
ebenda 6 (1908), verschiedene Papyri mit Stücken aus dem Phaidros (Anfang bis
2,30 e; 238 c bis 240 d; 245 a bis 248 b, Partien von 250 u. 251) ebenda 7 (1910).
Dazu M. Croiset, Journ. d. savants 1910, 320 ff. H. Alline, L'histoire et la
critique du texte Platonicien et les papyrus d'Oxyrhynchus 1016 — 1017 [die eben
genannten des Phaidros], Rev. de philol. 34 (1910), 251 ff.
Aus der weiteren sehr umfangreichen Überlieferung und Text betreffenden
Literatur seien noch die folgenden Arbeiten erwähnt: Mart. Schanz , Ad Plat. et
Censorinum, Gott. 1867, Würzb. Diss.; Novae commentationes Platonicae, Würzburg
1871; Studien z. Gesch. des piaton. Textes, Würzburg 1874; Mor. Vermehren.
PI. Stud.. Lpz. 1870; Alb. Jordan, De codicum Platonicorum auctoritate,
Jahrbb. f. klass. Philol., Suppl. 7 (1875). 607—640; O. Apel.t, Observationes
criticae in PI.s dialogos, Pr., \Veimar 1880; Mart. Wohlrab, Über die neueste
Behandlung des Piatontextes, Jahrbb. f. klass. Philol. 113 (1876), 117—130; 123
(1881), 721 — 731; ders., Die Piatonhandschriften u. ihre gegenseitigen Beziehungen,
ebenda Suppl. 15 (1887), 641—728; Usener, Unser Piaton text (s. o. S. 78'^ zu
§ 40. VVichtig auch für die Geschichte der Platoaüberlieferung im allgemeinen).
Kral, Über den Piatonkodex der Wiener Hofbibliothek, Wiener Stud. 14 (1893),
161 — 208. Codices Graeci et Latini photographice depicti III et IV: Plato.
Codex Oxoniensis Clarkianus 39 phototypice editus. Praefatus est Thom. (.4uil.
Allen. P. I, II, Leiden 1898f. A. Schäffer, Quaestiones Platonicae, Diss.,
Straßb. 1898 (geht auf die zu den handschriftlichen Überlieferungen in griechi-
schen Schriftstellern vielfach hinzutretenden Nebenüberlieferungen für den Text
Piatons ein). U. v. Wilamowitz-Moellen dorff , Hermes 35 (1900), 544 f
(weist zur Stütze seines ungünstigen Urteils über die Zuverlässigkeit unserer-
Platonüberlieferung darauf hin, daß in dieser gelegentlich glossematische ^Vorte
durch gewöhnliche ersetzt wurden [so las Sophist. 221 a Herodian legd/nwai, wo-
für unsere Hss. bieten gäßboig y.ai xalu^wig]). O. Immisch, Philolog. Studien
zu Plato, 2. Heft: De recensionis Platonicae praesidiis atque rationibus, Leipzig
1903. Vgl. auch E. H. Gifford, The Class. rev. 16 (1902), 16 f., J. Burnet
(A neglected ms. of Plato) ebenda 98—101, (Arethas and the Cod. Clark.) ebenda
2r6. H. Stuart Jones (The „Ancient Vulgate" of Plato and Vind. F.) ebenda
388-391, E. H. Gifford ebenda 391-393, J. Burnet, ebenda 17 (1903), 12—14,
R. Hensel, Vindiciae Platonicae, Berl. 1906, Diss. W. Norvin, Einige Be-
merkungen über die „Platonüberlieferung, Nord. Tidskr. f. Filol. 1908, 129—151.
— Zur indirekten Überlieferung: E. Bickel, De loannis Stobaei excerptis
Platonicis de Phaedone, Bonn 1902, Diss.; vollständig Neue Jahrb. Supplem. 28
(1903), 409-501. E. Diehl, Der Timaiostext des Proklos, Rhein. Mus. 58, 246
bis 269. (Diehls Ausgabe des prokl. Timaioskommentars ist inzwischen er-
schienen. S. unter Proklos.) — Hugo Rabe, Die Platon-Handschrift Q, Rhein.
Mus. 63 (1908), 235-238. Vgl. auch G. Pasquali, Studi ital. di filol. class.
16 (1908i, 447 ff. J. Burnet, Class. quart. 8 (1914), 230 ff.
Arbeiten zur Beschäftigung des Altertums mit Piatons
Schriften:
Über die SchoHeti zu PI. handeln: Fr. Giesing, De scholiis Platonicis
quaestiones selectae, P. I : De Aeli Dionysi. et Pausaniae Atticistarum in scholiis
fragmentis, D. L, Lpz. 1883. Schäfers. Über ein Fragment aus d. Kommentar
des Porphyrius zu PI.s Timaios, 1. T., Sigmaringen, Pr., 1884. Th. Mettau er.
:j^(J* Literaturverzeichnis.
De scholiorum PI.s fontibus, D. I., Zürich 1880. Leop. Cohn, Untersuchungen
über die Quellen der Platoscholien, Jahrbb. für Philol., 13. Supplem.-Bd. 1884.
Timaci Lcxicon voc. Platonic, ed. ü. Ruhnken, Lujjd. Bat. 1754, auch 1789;
it. ed., cur. G. A. Koch, Lips. 1828. Zu der besonders lebhaften antikeyi Be-
schäftigung mit dem piaton. Timaios vgl. Hans Krause, Studia Neoplatonica,
Lipsiae 1904, Diss., p. 46 ff. (De antiquis Tiraaei interpretibus), der 41 Männer
verzeichnet, die z. T. das ganze Werk, z. T. größere oder kleinere Abschnitte
daraus kommentierten. Einem verlorenen Kommentar gilt E. Hiller, De
Adrasti Peripatetici in Plat. Timaeum commentario, Rhein. Mus. 26 (1871), 582
bis 589. Neuere Arbeiten über Poseidonios' Timaioskoramentar s. u. unter Poseido-
nios. Herb. Holtorf, Plutarchi Chaeronensis studia in Piatone explicando
iposita, Greifsw. 1913, Diss. Mit antiken Plalonsiudicn beschäftigt sich auch O. I ra-
misch, Philol. Studien zu Plato II, Leipz. 1903; 'AtiixoI i-^rjyijrai, Philol. 63
(1904), 31—40. Zur antiken Bezeugung und Athetese platonischer Schriften Ed.
Zeller, Hermes 15 (1880), .547—553 = Kl. Sehr. I 228-235 (jetzt berücksichtigt
in Philos. d. Gr. II 1*). — Über den von einem Mittelplatoniker verfaßten anonym
■erhaltenen Theaitetkommentar und die neuplatonischen Kommentare zu verschie-
denen Schriften s. unter dem mittleren Piatonismus und Neuplatonismus.
Arbeiten, die sich auf Erklärung, Echtheit, Reihenfolge und
Abfassungszeit der platonischen Schriften im allgemeinen be-
ziehen (vielfach greifen hier die unten S. 83* ff. zusammengestellten Arbeiten
über Piatons Sprachgebrauch ein):
Die Werke über Piaton von Ast, K. F. Hermann siehe zu § 39. Jos.
:Socher, Über Piatons Schriften, München 1820. Ed. Zell er, Platonische
-Studien (über die Leges, den Menexenos und Hippias minor, den Parmenides und
• die Darstellung der platonischen Philosophie bei Aristoteles), Tübingen 1839.
Fr. Susemihl, Prodromus piaton. Forschungen, Greifsw. Hab.-Schr., Götting.
3852. Derselbe, Die genet. Entwicklung der piaton. Philosophie, einleitend dar-
gestellt, 2 Teile, Lpz. 1855—1860 (Vgl. des Verf. zahlreiche Rezensionen neuerer
.Schriften zu Piaton in mehreren Jahrgängen von Jahns Jahrbb. f. Phil. u. Päd.
:und seine Abhandlungen ebd. und im Philologus, namentlich die piaton. For-
schungen im zweiten Supplementbande zum Phüologus [1863] and im Philologus
;20 [1863J ferner die Einleitungen zu seinen Übersetzungen mehrerer plat. Dia-
loge). G. F. W. Suckow. Die wissenschaftliche und künstlerische Form der
platonischen Schriften in ihrer bisher verborgenen Eigentümlichkeit dargestellt,
Berlin 1855. Ed. Munk, Die natürliche Ordnung der platonischen Schriften,
Berlin 1856. Sigurd Ribbing, Genetisk framställning af Piatons ideelära
jemte bifogade undersökningar om de Platonska skrifternas äkthet och inbördes
sammanhang, Upsala 1858, deutsch Lpz. 1863—1864. Hermann Bonitz, Pla-
tonische Studien, I u. II, 1858-1860, 3. Aufl., Berlin 1886 (zu Gorg., Theait..
Euthyd., Soph., Laches, Euthyphr., Charmid., Protagor., Phaidr., Phaidon.
Bonitz legt in meisterhafter Weise den Gedankengang der einzelnen Dialoge dar.
weist die Gliederung sorgsam nach und sucht durch diese Mittel die Absicht
der Dialoge zu bestimmen. Zur Einführung in die einzelnen Gespräche von
großem W^ert). Fr. Ueberweg, Untersuchungen über die Echtheit und Zeit-
folge platonischer Schriften und über die Hauptmomente aus Piatons Leben,
"Wien 1861; Über den Gegensatz zwischeji Genetikern und Methodikern und
dessen Vermittlung, Zeitschr. f. Philos. 5( (1870). 55—85. Ed. Alberti, Die
Frage nach Geist und Ordnung der piaton. Schriften, beleuchtet aus Aristo-
teles, Leipzig 1864. G. Grote, Piaton usw.; s. o. zu § .39, S. 77*. (Vgl. über
diese Grotesche Schrift St. Mi 11 in Edinb. review, April 1866, Gh. de Re-
musat, Revue des deux mondes 73 [1868]. 43-77, D. Peipers in den Gott,
gel. Anz. 1869, 81—120, und ebd. 1870, 561—610.) K. Schaarschmidt, Die
Sammlung der platonischen Schriften zur Scheidung der echten von den unechten
untersucht, Bonn 1866. Alfr. Day, Suramary and analysis of the dialogues of
PI. With an analvtical index, London 1870. Gegen die Athetesen Ueberwegs
und Schaarschmidts: Steinhart, Platonisches, Ztschr. f. Philos. 51 (1867), 224
bis 266; 58 (1871), 32-102; 193 -250. H. Siebeck, Untersuchungen zur Philo-
sophie der Griechen s. o. S. 41* unter J. Die platonische Philosophie betreffende
Nachträge zur ersten Aufl. Jahrbb. f. klass. Philol. 131 (1885), 225-256 (aufge-
.Dommen in die zweite Aufl.). S. verwertet namentlich die Berücksichtigung der
Zu § 40. Piatons Schriften. 81*
eigenen Werke Platous in seinen Schriften zur Feststellung der Zeitverhältnisse
der Dialoge. Herrn. Schmidt, Beiträge zur Erklärung platonischer Dialoge,
Wittenb. 1874. P. Neumann, De locis Aegyptiacis in operibus Platonicis, Vra-
tisl. 1874, Diss. Cl. Blüral, Bemerkungen über das philos. Drama Piatons in
seinem Verh. zum mythischen Drama der Griechen im Hinblick auf Aristot.
Poetik, Waidhofen 1875. Fr. Schultess, Piaton. Forschungen (1. Pl.s Lehre
V. d. Teilen der Seele, II. Phaidon u. Phaidros), Bonn 1875. Franz Schedle,
Die Reihenfolge der piaton. Dialoge Phaidros, Phaidon, Staat, Timaios, Innsbruck
1876. Feiice Tocco, Ricerche Platoniche, Catanzaro 1876 (beziehen sich auf
Sophistes, Parmenides, Philebos, für deren piaton. Ursprung der Verf. eintritt;
auch soll Piaton in diesen Dialogen schon auf die aristotelischen Einwendungen
gegen die Ideenlehre Rücksicht nehmen). E. Zeller, Über den Zusammenhang
Her piaton. und aristotelischen Schriften mit der persünl. Lehrtätigkeit ihrer
Verfasser, Hermes 11 (1876), 84—96 = Kl. Sehr. 1 152—165. G. Teich-
müller, D. piaton. Frage; eine Streitschr. gegen Zeller, Gotha 1876; derselbe,
Über die Reihenfolge der piaton. Dialoge, Dorpat (Lpz.) 1879; derselbe, Literar.
Fehden im vierten Jahrhundert v. Chr., 1. Bd. (Chronologie der piaton. Dialoge
der ersten Periode. PI. antwortet in den Gesetzen auf die Angriffe des Arist.),
Breslau 1881, 2. Bd. (zu Pl.s Schriften, Leben und Lehre), Breslau 1884.
A. Krohn, Die platonische Frage, Sendschreiben an Herrn Prof. E. Zeller,
Halle 1878. H. Bertram, Pl.s Alkibiades I, Charmides. Protagoras, Pr. von
Pforta, Naumburg 1881. F. Poschenrieder, D. piaton. Dialoge in ihrem Verh.
zu den hippokrat. Schriften, Pr., Metten 1882. Joh. Nusser, Inhalt u. Reihen-
folge von sieben platonischen Dialogen, Pr., Amberg 1883. F. Tocco, Quistioni
Platoniche, Filos. delle scuole Itahane 32 (1885), 247—272. \V. Christ, Plat. Studien,
Münch. Akad. Abh. 1886. Ch. Waddington, Memoire sur raiithenticite des Berits
de Piaton, Möm. lu ä l'Acad. d. sciences mor. et polit. en 1886, jetzt in des Ver-
fassers Buch La philos. anc. et la critique historique, Paris 1904, S. 101—144.
Karl Joel, Zur Erkenntnis der geistigen Entwicklung und der schriftstellerischen
Motive Pl.s, Berl. 1887, Leipziger Diss. S. auch dessen Werk: Der echte u. der
xenophon tische Sokrates (oben S. 67*). P. Janet, Les dial. de PI., Söances de
l'Acad. des sciences morales, 1887. Th. Gomperz, Plat. Aufsätze I, Zur Zeit-
folge piaton. Schriften, Sitz. d. Wiener Akad. 1887, 741 ff. Edm. Pf leiderer, Zur
Lösung d. piaton. Frage, Freiburg i. B. 1888 (bezieht sich namentlich auf die
Republik, in der drei Gruppen scharf voneinander gesondert werden), siehe auch
dessen Sokrates u. Piaton, Tübingen 1896. Const. Ritter, Untersuchungen
über Piaton, Stuttg. 1888 (gruppiert die Dialoge nach sprachlichen Indizien).
P. Meyer, Quaestiones Platonicae, M. -Gladbach, 1889, Pr. Henry Pierre
Cazac, Polemique d'Aristote contre la theorie Platonicienne des idees. Essai
philos., Tarbes 1889. F. Susemihl, Neue piaton. Forschungen. Greifsw. 1898.
H. Siebeck, PI. als Kritiker aristotelischer Ansichten, Ztschr. f. Ph. u. ph. Kr. 107
(1896), 1—28; 161-176; 108 (1896), 1-18; 109-110. F. D ümmler. Chronologische
Beiträge zu einigen platonischen Dialogen aus den Reden des Isokrates, "Basel
1890, Progr. = Kl. Sehr. I 79—189 (D. geht hier, wie auch in den Anti-
sthenica und Akademika, besonders den Beziehungen zwischen den Reden des
Isokrates ixnd den Gesprächen Pl.s nach). Ferd. Hörn, Piatonstudien, Wien
1893 (bestimmt die Reihenfolge der mehr ethischen Dialoge nach dem Inhalt).
Derselbe, Piatonstudien, N. F. : Kratylos, Parmenides, Theaitetos, Sophist, Staats-
mann, Wien 1904 (Eine neue Gruppierung versucht A. Döring in der Be-
sprechung dieser Schrift Wochenschr. f. klass. Philol. 1905, 214). K. Liebhold,
Jahrbb. f. klass. Philol. 1897 und in anderen Jahrgängen (verschiedene Konjek-
turen zu einer Anzahl von Dialogen). H. v. Arnim, Die Verwertbarkeit der
sprachstatistischen Methode zu chronologischen Schlüssen, Zeitschr. f. d. österr.
Gymn. 51 (1900), 481—492. N. Wecklein, Plat. Studien, Sitz, der Münchener
Akad., philos.-philol. u. histor. Kl. 1901. Const. Ritter, Piatons Dialoge. In-
haltsdarstellungen 1. der Schriften des späteren Alters, Stuttgart 1903 (behandelt
Parmenides, Sophistes, Politikos, Philebos, Timaios und Kritias); 2. der Schriften
des reifen Mannesalters, 1 Teil: Der Staat, Stuttgart 1909 (Sehr förderlich zur
Einführung. Nützliche Register. S. auch des Verfassers Arbeit zu den „Gesetzen").
M. Hoff mann , Zur Erklärung plat. Dialoge, I. Laches u. Charmides, Ztschr. f. d.
■Gymnasialwesen 1903, 525—537; II. Euthvphron, ebenda 1904, 87—92; III. Die
beiden Hippias, ebenda 279-288; IV. Gorgias, ebenda 1904, 478-490; V. Menon,
«benda t09-614; VI. Phaidros; VII. Menexenos, ebenda 1905, 321—335. Ivo
TJeberweg, Grundriß I. f
}>v2* Literaturverzeichnis.
Bruiis, Attische Liebestheorien u. die zeitliche Folge des piaton. Phaidros sowie
der beiden Symposien, Neue Jahrb. ,'> (190Ü), 17 ff. Fr. Blass, Über die Zeit-
folge von Plätons letzten Schriften, in: Apophoreton, Berlin 1903. H. Raeder,
Piatons philosophische Entwicklung, I^eipzig 1905 (behandelt die Haujitpunkte
der platonischen Frage und geht auf Inhalt und Reihenfolge der einzelnen
Dialoge ein; zur Einführung sehr geeignet). Aug. Ritter von Kleemann,
Platonische Untersuchungen II, Arch. f. Gesch. d. Philos. 21 (1908), 50—75,
G. L. Radice, Studi Platonici, Arpino 1906. Ludw. Radermacher berührt
im Rhein. Mus. 63 (1908), 531 ff. Stellen platonischer Dialoge und des ps. -piaton.
Axiochos im Zusammenhang der Mythen von Strafen im Hades. S. A. Naber,
Platonica, Mnemos. 36, 1 ff. 217. 448; 37, 1 ff. Const. Ritter, Platonica,
Philol. 67 (1908), 311—314; 68 (1909), 332—343 (zum 13. Brief d. piaton. Brief-
sammlung, zur Schilderung des Äußern Piatons [Diog. Laert. 3, 28], zu den
Piatonporträts). H. Richards, Platonica, in The class. review, The class. quar-
terly und gesondert London 1911. Alb. Goedeckemever, Die Reihenfolge
d. plat. Schriften, Arch. f. Gesch. d. Philos. 22 (1909)', 435—455. Fr. Th.
Olzscha, Pl.s Jugendlehre als Kriterium f. d. Chronologie s. Dialoge, Zwickau
1910, Pr. Const. Ritter, Neue Untersuchungen über Piaton, München 1910
(darin 1. Bemerkungen zum Sophistes; 2. Beiträge zur Erklärung des Politikos;
3. Bemerkungen zum Philebos: 4. Timaios cap. I ; 5. Die Sprachstatistik in An-
wendung auf Piaton und Goethe; 6. Eldog, loht und verwandte Wörter in den
Schriften Pl.s; 7. Die dem PI. u. Speusippos zugeschriebenen Briefe). Ludov.
Gadelle, Quaestiones Platonicae, Straßb. 1910, Diss. Otto Apelt, Platonische
Aufsätze, Leipz. u. Berl. 1912 (darin 1. Der überhimmlische Ort; 2. Wahrheit;
3. Disharmonien ; 4. Über Piatons Humor ; 5. Die Taktik des platonischen So-
krates; 6. Das Prinzip der platonischen Ethik; 7. Die Lehre von der Lust:
8. Der Wert des Lebens; 9. Die Aufgabe des Staatsmannes; 10. Piatons Strat-
theorie; 11. Die beiden Hippiasdialoge; 12. Piatons Sophistes in geschichtlicher
Beleuchtung).
H. V. Arnim, Sprachliche Forschungen zur Chronologie der platonischen
Dialoge, Sitzungsber. d. Wiener Akad. 169 (1912j, 3. Abhandl., Wien 19J2.
J. Stenzel, Über zwei Begriffe d. plat. Mystik, Zcbov und y.iyijoic, Breslau 1914.
Pr. J. J. Beare, A new eine to the order of the Piatonic dialogues, Presen-
tation volume to prof. Will. Ridgeway 1913. Derselbe, The Piatonic canon,^
Amer. journ. of philol. 35, Heft 3. Max Pohlenz, Aus Piatos W^erdezeit,
Berlin 1913 (A. Die Entstehung des piaton. Dialoges und die Frage nach seiner
historischen Treue. B. Piatons sokratische Periode [I. Die Apologie, II. Laches,
III. Charmides, IV. Der kleine Hippias (dazu Anhang: Die Aioaoi /.öyoi),
V. Protagoras (dazu Anhang: zum siebenten Brief), VI. Abschluß: kein pla-
tonischer Dialog ist vor Sokrates' Tod geschrieben. Unechtheit des großen
Hippias]. C. Die Krisis [VII. Gorgias, VIII. Menon (dazu Anhang: Sophistik
imd Rhetorik nach Pl.s Auffassung)]. D. Die sozialpolitischen Gedanken
[IX. Die erste Ausgabe des Staates. Pl.s Stellung zur athenischen Demokratie.
X. Kritik des perikleischen Ideals. Plato und Thukydides. XL Kritik der aus-
wärtigen Politik Athens. Menexenos]. E. Die neue Weltanschauung [Phaidon,
Phaidros, Lysis und Symposion (dazu Exkurs: Pausaunias' Erotikos. Pl.s und
Xenophons Symposion)]. F. Aus Pl.s Werdezeit). Hans v. Arnim, Piatos
Jugenddialoge und die Entstehungszeit des Phaidros, Leipzig-Berlin 1914 (er-
gänzt des Verfassers Sprachliche Forschungen zur Chronologie der platonischen
Dialoge [siehe oben] durch eine inhaltliche Untersuchung, die zu den gleichen
Ergebnissen führt. Besonders bemerkenswert: v. Arnim erkennt im Protagoras
Pl.s ersten Dialog, rechnet den Lysis zu den Jugenddialogen und
läßt ihn früher verfaßt sein als Charmides, Euthyphron und Euthydem, die ein-
ander in dieser Ordnung folgen. Das protreptische Gespräch des Euthydem setzt
nach V. A. den Charmides fort, der seinerseits jünger ist als Protagoras, Laches
und Lysis. Der Euthydem geht dem Menon voraus. Das erste B. der
Politeia ist als selbständiger Dialog über die Gerechtigkeit vor dem
Gorgias verfaßt und zwischen Protagoras und Laches einerseits, Lysis anderer-
seits anzusetzen. Der Phaidros erhält seinen Platz zwischen Parmenides
und Sophistes. Gegenüber der seit K. Fr. Hermann herrschenden Auffassung,
daß sich durch Vergleichung des dogmatischen Standpunktes der verschiedenen
Dialoge ein Bild der philosophischen Entwicklung Pl.s gewinnen lasse, neigt
Zu § 40. Piatons Schriften. 83*
T. A. der Schleiermacherschen Annahme eines der Abfolge der Schriften
zugrunde liegenden methodiscli-didaktischen Planes zu).
Vgl. auch den ausführlichen Abschnitt über PI. von E. Heitz in K. (),
Müllers Gesch. d. griech. Lit. und die betreffenden Partien der Gesch. d. ^riech.
Lit. von Th. Bergk. v. Wilamowitz und Christ-Sehmid. Dazu Hirzel.
D. Dial. I, S. 174—271, sowie Ivo Bruns, D. liter. Porträt d. Gr., S. 261 bis
360 (feinsinnige Würdigung der piaton. Charakterzeichnung, aber unrichtige Be-
urteilung von Pl.s Verhältnis zu Sokrates, s. A. Gercke, Neue Jahrbb. für das
klass. Altertum usw. 1 [1898!, 585 ff.).
Arbeiten über Piatons Sprachgebrauch und Verwandtes (Sprach-
liches wird auch vielfach in den S. bO* ff. zusammengestellten Arbeiten, namentlicb,
denen über die Reihenfolge der piaton. Dialoge, berührt):
Frid. Gull. Engelhard t, Anacoluthorum Piatonicorum spec. I. II. IIL
Gedani 1834. 1838. 1845, Pr. Derselbe, De periodorum Platonicarum structura
diss. I. IL, ebenda 1853. 1864, Pr. Gust. Kopetsch, De verbalibus in rög et
Tfo? Platonicis diss., Lyck 1860, Pr. J. Eiddel, Digest of Piatonic idioms, in
Riddels Ausg. d. piaton. Apologie, Oxford 1867. L. Campbell, The Sophistes
and Politicus of PI. with . . . notes, Oxford 1867, Untersuchungen über sprach-
liche Indizien für die Zeitbestimmung platonischer Dialoge, übersetzt von J. Gol-
ling, Ztschr. f. Philos. u. philos. Kr., 111; Golling, L. Campbell über Pl.s
Sprachgebrauch in Sophistes u. Politicus, Zeitschr. f. d. österr. Gymn. 1897; desgl.
C.s wichtiger Aufsatz On Plato's use of language (Plat. Eep. ed. Jowett-Campbell
t. 2 p. 165—340), übers, von Mekler, Ztschr. f. Ph. usw. 111, 222 ff. Die For-
schungen Campbells, mit denen die Sprachstatistik im Dienste der Chronologie
der piaton. Schriften ihren Anfang nimmt, blieben in Deutschland lange unbekannt
IS. jedoch Otto Apelt, Berl. philol. 'W^ochenschr. 1889, 883), bis W. Lutoslawski
nachdrücklich auf sie hinwies. Mehr als zehn .Jahre nach Campbells Forschungen
wurden ähnliche Untersuchungen in Deutschland ohne Kenntnis der englischen
angestellt; s. unten besonders die Arbeiten von Dittenberger, Schanz, Ritter,
Lutoslawski u. v. Arnim. Zur prinzipiellen Beurteilung der sprachstatistischen
Methode s. namentlich Ritter, Iveue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 11 (1903),
241 ff. 313 ff. = Neue Untersuch, über Piaton 183 ff., und Philol. 73 (1914),
321 — 373. Mart. Schanz, Über die Bifurcation der hypothetischen Periode nach
Piaton, Jahrbb. f. klass. Philol. 101 (1870), 225—245. Aug. Roeper, De dualis
usu Platonico, Gedani 1878, Bonner Diss. W. Dittenberger, Sprachliche
Kriterien f. d. Chronologie der piaton. Dialoge, Hermes 16 (1881), 321 — 345.
R. Jecht, De usu parriculae »jdtj in Piatonis dialogis, Halle 1881, Diss.
H. Hoefer, De particulis Platonicis capita selecta, Bonn 1882, Diss.
Ph. Weber, D. Absichtssatz bei PL, Würzb. 1884. M. Schanz, Zur Entwick-
lung des piaton. Stils, Hermes 21 (1886), 439 — 459. P. Droste, De adjectivorum
in eidt'jg et in ojdtj^ desinentium ap. Platonem usii, Marb. 1886, Diss. F. Kugler,
De particulae roi eiusque compositorum ap. Platonem usu, Trogen 1886, Diss.
Const. Ritter, LTntersuchungen über PL, Stuttg. 1888. S. dagegen Freder-
king, Sprachl. Kriterien f. d. Chronol. d. piaton. Dialoge, Jahrbb. f. Philol. 125
(1882), 534—541; Zeller, Philos. d. Griech. II 1*, S. 512 ff.; derselbe, Sitz.-Ber.
der Berl. Akad. 1887, S. 216 ff. = Kl. Sehr. I 392 ff., Arch. f. Gesch. d. Philos.
2 (1889), 672 f. 677 ff.; 10 (1897), 592 ff.; 11 (1898), 1—12 = Kl. Sehr. II 109
bis 119. E. Walbe, Syntaxis Platonicae spec, Bonn 1888, Diss. (sprach-
statistische Untersuchungen über .-rag, änag, ^vfijiag, ^vrdnag und ihre Derivate;
Ergebnis: Sophist, Politikos, Philebos, Timaios, Gesetze sind die letzten Werke
Piatons [dagegen Zeller, Arch. f. Gesch. d. Philos. 2 (1889), 686 f.]). Th. Lina,
De praepositionum usu Platonico, Marb. 1889, Diss. Car. Baron, De Piatonis
dicendi genere, Paris 1891, Diss. I. ab Arnim, De Piatonis dialogis quaestiones
chronologicae, Ind. lect., Rostock 1896 (will die Zeit bestimmen nach den Aus-
drücken für die Bejahung). L. Campbell. On the place of the Parmenides
in the order of the Piatonic dialogues, Class. Rev. 10 (1896), 129—136, s. Siegfr.
Mekler, L. Campbell üb. d. Stelle des Parmenides in d. chronolog. Reihe der
platon. Dialoge, Ztschr. f. Ph. u. ph. Krit. 112, 17—34. W. Lutoslawski,
Über die Echtheit, Reihenfolge u. logische Theorien von Pl.s drei ersten Tetra-
logien, Arch. f. Gesch. d. Phil. 9 (1896), 67 — 114, eine Selbstanzeige, in welcher
der Verf. die Ergebnisse seines früher veröffentlichten Werkes: O pierwzvch
f*
g4* Literaturverzeichnis.
trzech tetralogiach dziet Platona, Cracov 189fi. ziisaraiuenfaßt. Vorher schon war
von ihm herausgegeben: O logice Platona, I u. II, Krakow 1891 u. Warszawa
1892. Vgl. Extrait du Bulletin de l'Acad. des Sciences de Cracovie, Octobre a
Nov. 1895; Lutoslawski, Sur une nouvelle methode pour d^terminer la Chrono-
logie des dialogues de PI., Memoire lu le 16 mai 1896 a l'Institut de France
devant I'Aead. des Sciences mor. et polit., Paris 189ö; derselbe, The Ürigin
and Growth of Pl.s Logic with an account of PI.s Style and of the
Chronology of his writiugs, London. New York and Bombay 1897. Neue
Ausg. London 1905. Besprechungen des Werkes von Frdr. Blass, Att. Bered-
samkeit, IIP, 2, 383 ff., Kühnemann. Ztschr. f. Ph. u. ph. Krit. 116. 117.
Susemihl, Wochenschr. f. klass. Philol. 1898, 17 f.. Immisch. Zum gegenw. Stande
der plat. Frage (s. o. S. 76* zu § 39), u. a. Auszug aus dem 3. Kap. dieses Werkes
(The style of Plato) übers, von P. Meyer, Ztschr. f. 'Phil. u. ph. Krit., 110, 171
bis 217. Nachtrag zu dieser Abhandlung von Lutoslawski, ebd. 217 — 219.
E. Zeller (in den oben S. 83* angegebenen Ausführungen) zeigt sich sehr skep-
tisch betreffs der Sprachstatistik. V. Lutoslawski, Piaton. Forschungen (pol-
nisch), Eos 6, 134—139. Paul Natorp, Über die Methode der Chronologie
platonischer Schriften nach sprachlichen Kriterien, Arch. f. Gesch. d. Philos. 11
(1898), 461—464; derselbe, Untersuchungen über Pl.s Phaidros u. Theaitet, Arch.
f. Gesch. d. Philos. 12 (1899), 1—49; 159-186; 13 (190U), 1—22, der die Sprach- und
Formkriterien, auch die Stilkriterien Lutoslawskis sorgfältigst untersucht und
kritisiert. Eine geradlinige Stilentwicklung bei PI. anzunehmen, ist nach N. sehr
gewagt. Zur Beurteilung der Methode Lutoslawskis s. jetzt namentlich Raeder,
Pl.s Philosoph. Entw. S. 34 ff., v. Arnim, Sprachl. Forsch, z. Chronol. d. piaton.
Dial. S. 3 f. Otto Immisch, Zum gegenw. Stande der piaton. Frage, s. o. S. 76*
zu § 39 (geht genauer auf die Republik und den Phaidros ein). W. Janeil,
Quaestiones Platonicae, Diss., Rostock 1901 (genaue Untersuchungen namentlich
über den Hiatus b. PL). P. Trense, De attributi eiusque collocationis usu Pla-
tonico, Rostock 1901, Diss. H. L. Ebeliog, Some statistics on the order of
words in Greek, Studies in honour of B. L. Gildersleeve, Baltimore 1902, S. 229
bis 240 (betrifft die Wortfolge im piaton. Protagoras). J. Elraore, On the pro-
nominal use of d avzog in Plato, Class. philol. 3, 184 ff. ; dagegen P. Shorey,
Varia, ebenda 198. Const. Ritter, Die Sprachstatistik in Anwendung auf
Piaton und Goethe, Neue Jahrb. 11 (1903), 241-261; 313—325 (abgedr.: Neue
Unters, über PL S. 183— 22« )• S. auch Ritter unter dem „Phaidros". W. Ka-
luscha, Zur Chronologie der piaton. Dialoge, Wiener Studien 26 (1904), 190 bis
204 (prüft den Rhythmus am Satzschlusse). A. N. Jannaris, Plato's testimony
to quantity and accent, Amer. journ. of philol. 23, 75—83 (über den Gebrauch
von jigoacüdia, aQuovia und ufjy.og). G. O. Berg, Metaphor and comparison in
the dialogues of Piaton, Berlin 1904, Diss. H. K. Faire lough, A study of the
forras of interrogative thought in Plato, Proceed. of the Amer. philolog. associat.
35, p. XCIV, Transact. and proc. of the Am. philol. ass. 40 (1909), p. XCIX f.
G. Gardikas. 'H .-raoä WAtcovi roo:ny.i] W~ig, ' Aütjvä 17 (1905), 65-149.
G. Vailati, The study of Piatonic terminology, Mind 1906, 473-485. G. N.
Hatzidakis, Antilegomena über die Orthographie Pl.s, \4i)ip'ä20 (1908). 61 — 101.
Kurt Gleisberg, De vocabulis tragicis qnae apud Platonem inveniuntur, Berlin
1909, Breslauer Diss. Const. Ritter, EiÖog. iöia u. verwandte Wörter in den
Schriften Pl.s, in: Neue Untersuchungen über PL, München 1910, 228 — 326.
Car. Franc. Nelz, De faciendi verborum usu Platonico, Bonn 1911, Diss. —
Unter den hier eingreifenden sprachstatistisch-chronologischen Arbeiten sei noch
besonders auf Ritters und v. Arnims eindringende Forschungen (oben S. 81* ff.)
hingewiesen. S. auch Th. Gomperz oben S. 81*.
Hierher gehören auch einige der oben S. 38* verzeichneten terminologischen
Arbeiten; so bespricht H. Di eis, Elementum 17 ff. den piaton. Gebrauch von
oToixsTov, Rud. Schultz das Vorkommen des Wortes alöojg in den verschiedenen
Perioden der piaton. Schriftstellerei.
Außerdem sind hier noch zu nennen: van Cleef, De attractionis in enun-
tiationibus relativis usu platonico, Diss., Bonn 1890. C. Baron (über jtsqi) Rev.
des ^tud. gr. 10 (1897), 264 ff. W. Berdolt, D. Folgesatz b. PL Mit histor.-
grammatischer Einleitung, Diss., Erlangen 1896. Reiter, De Piatonis proprietate
quadam dicendi, Pr., Braunsberg 1897 (über den Gebranch von xcvdvrsvsir bei
PL). I. Vahlen, Grammat. Bemerkungen zum PL. Zeitschr. f. d. österr. Gymn.
23 (1872), 499 ff. = Ges. philol. Abh. I 342—364. Derselbe, Observationes ser-
Zu § 40. Piatons Schriften. 85*
monis Graeci ad Platonem maximam partem spectantes, Ind. Icct., Berlin 1900.
— Frdr. Blass glaubt Rhythmen, und zwar nicht an die Kola gebundene, bei
Piaton, so im Phaidros, entdeckt zu haben: Die Rhythmen d. att. Kunstprosa:
Isokrates, Demosthenes, Piaton, Lpz. 1901; Fortsetz. Hermes 36 (1902), 580 ff. u.
in Festschrift f. Gomperz, S. 53 f. L. Meridier, Le mot fifiJodog chez Piaton,
Rev. des ^tudes grecques 22 (1909), 234—240. Aug. Di 6s, La transposition
Platonicienne, Annales de l'Instit. super, de philos. de Louvain 2 (1913). Alb.
Nolte, Sprachstatistische Pieispiele aus den früheren platonischen Schriften und
aus Ariosts Orlando furioso, Gott. 1914. H. Kallenberg, "On und oj? bei PI.
als Hilfsmittel zur Bestimmung der Zeitfolge seiner Schriften, Rhein. Mus. 68
(191.3). 465—476. F. Novotny, "Ott und wg in Pl.s Briefen, Rhein. Mus. 69
(1914), 742—744. Für PI. kommt noch in Betracht C. M. Gillespie. The use
of eiSog and i8sa in Hippocrates, Class. quart. 6 (1912), 179.
Lexika: Joh. Jac. Wagner, Wörterbuch der piaton. Philosophie, Gott.
1799. Chr. G. L. Großmann, Lexici Platonici specimen I (de voce ägsr»]),
Altenburg 1828, Pr. F. Mitchell, Index Graecitatis Platonicae; accedunt in-
dices historici et geographici (2 Bde.), Oxonii 1832. G. A. Fr. Ast, Lexicon
Platonicum sive vocum Platonicarum index (3 Bde.), Lipsiae 1835 — 1838
(ohne Fiigennamen). Zweite (durch anastatischen Neudruck hergestellte) Auflage
Berlin 1908 (unzulänglich, aber vorläufig unentbehrlich). Wissenschaftlichen An-
forderungen zu genügen verspricht das in der Ausarbeitung befindliche Lexicon
Platonicum edited by Levvis Campbell and John Burnet (auch die Eigen-
namen enthaltend). Vgl. die Mitteilung Berl. philol. Wochenschr. 1909, 669 ff.
Arbeiten über Piatons Methode und Darstellungsf orra. Ein-
zelne Fragen seiner Schriftstellerei:
Methode: Kars Eichhoff, Logica trium dial. PI. explic. (Menon, Kriton,
Phaidon), G.-Pr., Duisb. 1854. Ed. Alberti, Zur Dialektik des PL, vom Theait.
bis zum Parm., Lpz. 1856, bes. abgedr. aus dem Suppl.-Bd. 1 zu den Jahrbb. f.
Phil. 109—1(38. H. Druon, An fuerit interna s. esoterica PI. doctr., Paris 1859.
P. Jan et, Etudes sur la diaJectique dans Piaton et dans Hegel, Paris 18(50.
W. Weicker, Amor Platonieus et disserendi ratio Socratica qua necessitudine
inter sese contineantur, G.-Pr., Zwickau 1869. Herm. Üldenberg, De IMatonis
arte dialectica, Gott. 1873. Frz. Lukas, D. Methode d. Einteilung bei Platon.
Halle 1888. L. v. Sybel, Pl.s Technik, an Symposion und Euthydem nachge-
wiesen, Marb. a. L. 1889. M. Altenburg, Die Methode der Hypothesis bei
Platon, Aristoteles und Proklus, Marburg 1905, Diss. Zu Pl.s Dialogkomposition
s. Hirzel o. S. 39*, Ivo Bruns (D. liter. Portr...[o. S. 28*] S. 231 ff.) und
Kiaulehn (o. S. 39*), ferner Friedr. Thiersch, Über die dramat. Natur der
platon. Dialoge, Abh. d. philos.-philol. Kl. d. bayer. Akad. d. Wiss. 2. Bd. 1. Abt.
(1837), 1—59, M. Pohlenz, Aus Pl.s Werdezeit S. 1 ff., zu seiner polemischen
]\Iethode E. Höttermann, Zeitschr. f. d. Gymnasialw. 63, 81 ff.; 64, 65 ff.,
O. Apelt, Die Taktik des platonischen Sokrates, in: Platon. Aufsätze (Leipz. u.
Berl. 1912) S. 96-108. A. Difes, La transpos. Platon. s. o.
Myilienhildung : Henr. Ph. Conr. Henke, De philosophia mythica Plat.
praecipue observationes variae, Helmstadii 1776. C. Crome, De mythis PI.,
impr. de Necyiis, Düsseldorf 1835, Fr. Alb. Jahn, Diss. Platonica qiia tum de
causa et natura mythorum Platonieorum disputatur tum raythus de amoris ortu,
Sorte et indole a Diotima in convivio narratus explicatur. Acced. scholia et enar-
ratio eorura quae inde a Plutarcho ad illustrandum mvthum allata fuerunt,
Bernae 18.39. Schwanitz, Die Mythen des PL, Lpz. 1852. Jul. Deuschle,
Die plat. M., besonders der Mythus im Phaidros, Hanau 1854. Alb. Fischer,
De mythis Platonicis, Diss. inaug., Königsberg 1865. Volquardsen, Piatons
Theorie vom Mythus und seine Mythen, G.-Pr., Schleswig 1871. E. Forster,
Die platon. Mythen, G.-Pr., Rastatt 1873. P. Gregoriades, 77. xwv fiv9iov
jiaQCL JJXdzon'i, D. inaug. Götting. 1879. Couturat, De platonicis mvthis, Par.
1896. S. auch Stewart, The myths of Plato, ,oben Text §40. BVochard,
Les mythes dans la philos. de PL in des Verf. Etudes (oben S. 12*). Zu den
eschatologischen Mythen s. auch A. Dieterich, Nekyia S. 113 ff., L. Rader-
macher, Das Jenseits im Mythos d. Hellenen S. 78 ff.'
gt(3* Literaturverzeichnis.
Bilder, Vercfleiche, Sprichwörter : Lingenberg, Platonische Bilder und
Sprichwörter. Köln 1872, Pr. J. P. Huber, Zu den platonischen Gleichnissen,
Passau 1879, Pr. Eug. Crrünwald, Sprichwörter u. sprichwörtl. Redensarten
bei PI., Berl. 1893. Pr. Heinr. Bertram, Die Bildersprache Pl.s, Naumburg
a. S. 1893. 1895, Pr. S. auch G. O. Berg oben S. &4*.
Piaton lind die Rhetorik: Rud. Hirzel, Über das Rhetorische und seine
Bedeutung bei PL. Leipz. 1871. J. V. Noväk, Piaton u. die Rhetorik, Jahrbb. f.
klass. Philol. Suppl. 13 (1883), 441—540. Vgl. auch die Literatur über die Pl.s
Verhältnis zur Rhetorik am meisten berührenden Dialoge, den Gorgias (S. 89* f.)
und den Phaidros fS. 95* ff.), sowie zu Piatons Kunstlehre unten § 44. S. auch
oben S. 31* f. unter V.
Piaton und die Poesie: Fr i edr. Thiersch, Über die dramatische Natur
der piaton. Dialoge, s. o. S. 85*. Korn. Fischer, Über die Dichterstellen bei
PI., Lemberg 1877, Pr. Th. Heine, De ratione quae Piatoni cum poetis Grao-
corum intercedit qui ante eum floruerunt, Breslau 1880, Diss. A. Maier, Über
das Dichterische bei PL, Krems 1904, Pr. L. Dyer, Plato as a playwright,
Harv. studies in class. philol. 12 (1901), 165 ff. Gull. Langbein, De Piatonis
ratione poetas laudandi. Jenae 1911, Diss. S. auch die Liter, zu § 44, Pl.s
Kunstlehre.
Zu Piatons seliriftstellerischem Ethos: O. Apelt, Über Pl.s Humor, Neue
Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 19 (1907), 247 ff., wieder abgedr.: Piaton. Aufs.
(Leipzig u. Berlin 1912), 72 — 95. Wilh. Eckert, Dialektischer Scherz in den
früheren Gesprächen Pl.s, Nürnberg 1907, Pr. v. Schwabach u. Diss. v. Erlangen
1911. Willv Moog, Das Naturgefühl bei PL, Arch. f. Gesch. d. Philos. 24
(1911), 167— i94.
Varia: E. Zeller, Über die Anachronismen in den piaton. Gesprächen.
Abh. d. Berl. Akad. philos.-hist. Kl. 1873, S. 79—99 = Kleine Schriften I 115
bis 135. R. Schlägl, Beiträge zu den Anachronismen bei PL. Teschen a. E.
1901. Pr. Ed. Stern plinger. Das Plagiat in der griech. Lit., Leipzig u. Berlin
1912, bespricht S. 25 ff. die antiken Nachrichten über Pl.s angebliche Plagiate.
Arbeiten über die einzelnen Schriften und Schriftengruppen
Piatons:
Vorbemerkung: Für alle Schriften sind außer den großen Werken von
E. Zeller u. Th. Gomperz insbesondere einzusehen: H. Raeder, Pl.s philos.
Entwicklung, Leipzig 1905, und Const. Ritter, Piaton, München 1910 (bis jetzt
nur der erste Band erschienen).
Platotis .hnjenddialoge insgesamt: Max Pohlenz, Aus Pl.s Werdezeit,
Berlin 1913 (s. o. S. 82*). Hans v. Arnim, Pl.s Jugenddialoge und die Ent-
stehungezeit des Phaidros, Leipzig, Berlin 1914 (s. o. S. 82*)
Apologie: G. A. Kahler, Götting. Diss., Tilsit 1871 (Gedankengang der
Apologie). K. Mendl, D. plat. Apologie d. wirkl. Verteidigungsrede Sokr., Pr..
Kaaden 1891. E. Vaihinger, Neutestamentl. Parallelen zu Pl.s Apologie des
Sokr.. Pr.. Blaubeuren 1901. Schanz in d. Einleit. zur ApoL, oben Text § 40.
W. Vollnhals, Über d. Verhältnis der Rede des Isokrates 77. dvriööoefo; zu
P1.S Apologie des S., Bamb, 1897, Pr. I. Vasold, Diss., Erlang. 1898, behandelt
dasselbe Thema. Th. Gomperz, Vortrag .über d. Apologie, in d. Verhandl. der
43. Philologenvers.. Lpz. 1896. Wetzel, Üb. d. Komposition, d. literar. Char. u.
die Tendenz der piaton. ApoL, Gymnasium 14, 23 ff . H. St. Sedlmayr, Piatos
Verteidigungsrede des Sokrates, Wien 1899. J. Tralka, Die methodisch-rheto-
rische Analyse der Platonischen Schrift u. d. Tit. Die Apologie des Sokrates,
Stryi 1901, Pr. J. Stiglmayr, Das antike Tugendideal in der plat. Apologie
des" Sokr., Stimmen aus Maria' Laach 1902, Nr. 3. 4. K. Linde, Ist die Apologie
des Sokrates eine Dichtung Plalons? Zeitschr. f. d. Gymnasialw. 1902, 493—498.
A. Geißler. über die Idee der piaton. Apologie des " Sokrates, Würzburg 1905.
Diss. Derselbe, Der Strafantrag in der piaton. ApoL d. Sokr., Blatt, f. d. Gvmn.
(bayer.) 1906, 381— .391. VgL auch R. J. Bonner. The legal setting of Piatos
Apology, Class. philol. 3, 169. J. Elmore. Note on the Episode of the Delphic
(Oracle in Plato's Apology, Transact. and Proceed. of the Americ. philol. Assoc.
Zu § 40. Piatons Schriftpn. 87*
38(1907). p. XXXIII. .T. M. Fraenkel, De yocratis apoloe;ia Platonica, Sertum
Nabericum, Lugd. Bat. 1908, p. 95 — 103 (für Sohanz" Auffassung). Karl Ors-
zulik, DispoR. u. Gedankeng. v. PI. Apologie u. Kriton, Teschen 1909. G.-Pr.
F. Schön, Der Strafantrag in d. plat. Apol. d. Sokr., Waidhofen a. d Th. 1909,
Fr. S. Linde (zu Apol. 22a), Eranos (Act. philol. Suec.) 12 (1912), 170.
A. Lau dien, PI.s Apol. d. Sokr., Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 34
<1914). 180—191. Beiträge zu Kritik und Erklärung einzelner Stellen: Th. Gom-
perz. Rhein. Mus. 32 (1877), 478 = Hellen. II 232 (zu Apol. 37b). A. de
Bamberg, Quaestiones criticae in Piatonis quae fertur Apologiam, Gotha 1899,
Pr. (verwirft u. a. K. 18 und 32). H. T. Johns tone, On Plato's Apology,
€Iass. review 16 (1902), 176 f. E. Fritze, Zu PI.s Apologie p. 26 D, Neue philol.
Rnndschau 1903, 433 — 437. Friedr. Beyschlag, Das 32. Kap. d. piaton. Apo-
logie, Philol. 62 (1903), 196-226 (gegen v. Bamberg). H. Schickinger, Zu
Piatons Apologie c. 26, Wiener Studien 26, 340 f. Fr. Vogel, Zu Piatons Apo-
logie, Blatt, f. d. Gvmn. (baver.) 1906, 391-398. G. Adam, Zu Plat. apol. 39 B.
Neue philol. Rundschau 1907, 505 f. P. Shorey, Varia, Class. Philol. 3, 198.
A. Steinberger (zu Apol. p. 38 b i'acog ö'av dwaititjv xtL). Blatt, f. d. Gyran.
<bayer.) 45 (1909), 540—543. S. Linde, Eranos 12, 175. Zum Verhältnis" von
Isokrates' Rede .t. dnidooeojg zur plat. Apol. vgl. auch O. M. Feddersen, De
Xenoph. apol. etc., s. unter Xenophon S. 72*. M. Pohlenz, Aus Piatons
Werdezeit, S. 18 ff.
Kriton: Den Dialog Kr. hat gegen Ast als einen echten Dialog Piatons J. H.
Bremi in seinen .,Philos. Beiträgen aus der Schweiz" I (Zürich 1819), 131 — 142
verteidigt. Über ihn handeln außerdem Herrn. Stier, Erläuterungen, Be-
trachtungen und Parallelen zu Piatons Kriton, G.-Pr., Mühlhaus, in Thür. 1874.
K. Mewes, Ist PI.s Kr. ein philos. wichtiger Dial.?, Pr., Magdeb. 1888. Gegen
die Echtheit auch K. Meiser in: Kritische Beiträge, München 1891. A. Rabe,
PI.s Apologie u. Kriton. logisch-rhetorisch analysiert, Pr., I — II, Berl. 1897 — 1898.
Heinr Gomperz. Über die Abfassungszeit des piaton. Kriton, Ztschr. f. Ph.
n. ph. Kr., 109, 176 — 179 (setzt den Kr. nach dem Gorgias, Menon, Phaidon vor die
Republik). Fr. Groh, Datovani Platonova Kritoua, Listy filologicke 1902, 371
bis 373. J. Tralka, Methodisch-rhetor. Analyse von Piatons Kriton, Stryj 1906
(polnisch). L. Farmen tier, Sur le Cr. de PL, in: Philologie et Linguistique
(Melanges Havet), Paris 1909, S. 333 (der Kr. verf. nach d. ersten siz. Reise).
G. Sachse, PI.s Kriton, Zeitschr. f. d. Gymnas. 65 (1911), 257—265. S. auch
Orszulik unter Apologie. Kritischer Beitrag: K. Hude, Piatons Kriton 54a,
Nordisk Tidskrift for filol. 16, S. 128.
Ion: Herrn. Scherff, PI.s Ion, Inhalt und Tendenz des Dialogs, G.-
Pr., Oberschützen 1862. Jan eil im letzten Kapitel seiner Quaestiones Plato-
nicae (für die Echtheit, die überhaupt neuerdings mehr anerkannt wird;
siehe auch Ed. Meyer, Forschungen II S. 174). Ulr. v. Wilamowitz-
Moellendorff (textkrit. zu Ion p. 532 d; hält den Ion nicht für platonisch: „die
Schaustellung antiquarischer Gelehrsamkeit weist ihn zu Minos und Hipparchos"),
Hermes 44 (1909), 458, Arist. u. Ath. I 188, 4. Rud. Neuhöfer, Platonüv Ion,
Brunn 1908, Pr. d. tschech. G.; über den Inhalt dieser Abh. berichtet Jos. Pavlu,
Zeitschr. f. d. österr. Gymn. 60 (1909), 668 ff., der sich im Gegensatze zu Neuhöfer
für die Unechtheit entscheidet. M. Pohlenz, Aus PI.s Werdezeit, S. 186 ff.
Protagoras : W. Nattmann, De PI. Prot., Emmerich 1854. Kroschel,
Zu den chronolog. Verh. des piaton. Protag., Zeitschr. f. d. G.-W. 11 (1857), 561
bis 567. und G.-Pr., Erfurt 1859. Richard Schöne, Über Plat. Prot., ein
Beitrag zur Lösung der pl. Frage, Lpz. 1862. Meinardus, Wie ist PI.s Protag.
aufzufassen? G.-Pr., Oldenburg 1865. W al.de ck, Analyse des plat. Protag.,
G.-Pr., Corbach 18(58. H. Kirschstein, Über Platons Protagoras, Progr. der
Bürgersch., Gumbinnen 1871. Phil. Hannw.acker, Über Platons Protagoras,
O.-Pr., Kempten 1871. Franz Schmied, Über die Rede des Protagoras im
gleichnamigen plat. Dialog, G.-Pr., Teschen 1873. Ambros. Mayr, Charakter-
bilder aus Protag., Komotau 1876, Pr. C. Schirlitz, Zu PI.s Prot., Ztschr. f.
d. Gvmnasialw. 30 (1876), 401 — 446. A. Westermaver, Der Mvthus in PI.s
Prot', Nürnb. 1877; derselbe, Der Protagoras des Plato," Erlang. 1882. L. Spiel -
mann. Protagoras im Hause des Kallias, Sarnen 1878. Pr. H. v. Kleist, Die
methodolog. Bedeutung des piaton. Dialogs Protagor., Philolog. 39 (1879), 1 — 32.
^<;* Literaturverzeichnis.
F. Ramorino. In Piaton. Protagor. explanationes, Turin 1880. E. Joyau, Pl.s
Prot., s. Socratica de natura virtutis doctrina. Paris 1880. A. (^roßmann, D.
philos. Probleme in Pl.s Prot., Pr., Neumark i. W.-Pr. 1883. W. Müuscher,
Gliederung des plat. Prot, usw., Jauer 1883, Pr. Kariowa, Zu Pl.s Protagoras,
Pleß 1896, Pr. I. Böhme, Zur Protagorasfrage, Hamb. 1897, Pr. C. Sehir-
litz, Der Beweis f. d. Identität der Tapferkeit u. d. Wissens in Pl.s Prot.. Star-
gard i. P. 1901, Pr. R. Biese, Zu Piatons Protagoras, Essen 1903, Pr. J. Ja-
kob, Studien zu Piatons Protagoras, Aschaffenburg 1904, Pr. H. Jurenka^.
Des Simonides Siegeslied auf Skopas in Piatons Protagoras, Zeitschr. f. d. österr.
Gyran. 1906, 865-875. D. Mason (zu Prot. 355 d), Class. review 25 (1911),
164 f. J. L. Stocks. The argument of PI. Protag. 351 b— .356 c, Class. quart.
7 (191.3), 100—104. Zum Mythos des Pr. b. auch Sh. Owen Dicker man. De
argumentis etc. (s. unter Xenophon S. 72*), S. 85 ff. u. ö. (s. d. Register), Wilh.
Nestle, Wochenschr. f. klass. Philol. 1910, 891, und Ed. Norden, Agnostos
Theos, S. 368 ff. — Alfr. Gercke, Eine Niederlage des Sokrates, Abhandl. der
.52. Vers, deutsch. Philol. u. Schulm. in Marburg 1913, S. 3.5— 37. M. Pohlenz,
Aus Pl.s Werdez.. S. 77 ff . H. v. Arnim, Pl.s Jugenddialoge usw., S. 1 ff. S.
auch Ebeling oben unter Sprachgebrauch.
Loches: Ch. Cron, D. piaton. Dial. Laches nach Form u. Inhalt be-
trachtet, Sitzungsber. d. Münch. Akad. 1881, 145-200. A. Hausenblas, Zur
Erklärung von Piatons Laches, Ztschr. f. d. österr. Gymn. 36, 893 — 907. A. T.
("ihrist, Beitr. zur Kritik des piaton. Laches, Prag 1895, Pr. Landwehr, Über
die Echtheit des piaton. Dialogs L. usw., Ravensburg 1895, Pr. Ed. Turner,
Quaestiones criticae in Piatonis Lachetem, Halis Sax. 1904 (Diss. philol. Hai.
vol. 16, pars 2, p. 89 — 141). S. Trubetzkoi, Zur Erklärung des Laches, Her-
mes 40 (1905), 636—638. K. Joel, Zu Piatons Laches. Hermes 41 (1906), 310
bis 318. Dazu W. Di tt enberger, ebenda 473 — 475. K. Joel, Nochmals Pia-
tons Laches, ebenda 42 (1907), 160. Konst. Horna (zu Laches p. 187 e). Philol.
65 (1906), 156. A. Kornitzer (Laches c. 31 p. 201a und c. 14 p. 189a vgl. mit
Sophocl. Ant. 726 ff.), Zeitschr. f. d. österr. Gymn. 63 (1912), .594. Für den L.
kommt auch in Betracht v. Kleemann, Pl. u. Prodikos, Wiener Eranos zur
.50. Vers, deutscher Philol. u. Schulm., Wien 1909, S. 38—54. S. auch Bern dt
unter Hippias S. 90*. M. Pohlenz, Aus Pl.s Werdez. 23 ff. H. v. Arnim,
P1.S Jugenddial. 24 ff. 95 ff. u. ö.
Charmides : J. (Jchmann, Comment. acad., Breslau 1827. E. Wolff,
Piatons Dialog Charmides für den philos. -propädeut. Unterricht skizziert, G.-Pr.,
Hildesheim 1875. Spiel mann, Die Echtheit des platon. Dialogs Charmides,
Innsbruck 1875. Th Becker, Piatons Charmides inhaltl. erklärt, Halle 1879.
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Schönborn, Zur Erkl. v. Pl.s Ch., Pr., Pless 1884. J. Ohse, Zu Pl.s Charm.
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des Ch. im Besonderen, Fellin 1886 (tritt f. d. Echtheit des Ch. eini. K. Troost,
Inhalt u. Echtheit d. platon. Dialoge auf Grund logischer Analyse (Berl. Stud. f.
klass. Philol. u. Arch. 9, 2), Berl. 1889. A. Sauer, D. acofpooovv)] in Pl.s Char-
mides, Pr., Wien 1894. C. Schirlitz, Der Begriff des Wissens vom Weissen in
Pl.s Ch., Jahrbb. f. klass. Philol. 155 (1897), 451—476; 513-537. A. Goldbacher,
Zur Krit. u. Erklär, d. platon. Dial. Charmides, Wiener Stud. 16 (1894), 1—7.
J. Kohm, Die Beweisführung in Piatons Charmides, Festschrift für Gomperz,
S. 37 ff. Jul. Stiefel, Gedankenentwicklung d. unter Pl.s Namen erhaltenen
Dialogs Ch., Bayreuth 1908, Pr. Herrn. Mutschmann, Zu Pl.s Ch., Hermes
46 (1911), 473—478 (Abfassung 403 oder wenig später). S. auch Berndt unter
Hippias S. 90*. M. Pohlenz, Aus Pl.s Werdezeit, S. 40 ff. H. v. Arnim.
Pl.s Jugenddialoge, S. 109 ff. Kritische Beiträge: Ulr. v. Wilamowitz-Moel-
lendorff, Comment. gramm. IV, Gott. 1890, p. 27 (zu Charm. p. 157c).
P. Shorey (zu p. 168 b), Class. philol. 1907, 340.
Politeia B. I: s. unter PolUeia S. 94* f.
Eiiihyphron : O. Ries er. De PI. Euthyphrone, D. I. Bern., Frauenfeld 1880.
J. Wagner, Zur Athetese des Dialogs Euth., Brunn 1882. J. Lechthaler,
Über d. ooiözrj? b. Plat. mit Rucks, auf Schaarschmidts Athetese d. Dial. Euth.,
G.-Pr., Meran 1879. Suman, Beitrag zur Erklär, des plat. Dialogs Euthvphr.,
Zeitschr. f. d. österr. Gymn. 45 (1894), 681—694. E. W' agner. Über Pl.s E., zur
Zu § 40. Piatons Schriften. 89*^^
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S. 438ff. K. Meiser, Über Pl.s Euth., Pr., Regensb. 1901. W. A. Heidel, On
Plato's Euthyphro, Proceed. of the Amer. philol. associat. 31, 163 — 181. Aug.
V. Kleemann, Die Stellung d. Euth. im Corpus Platonicum, Wien 1908, Pr.
E. Höttermann, Pl.s Polemik im E. u. Kratylos, Zeitschr. f. d. Gymn. 64
(1910), 65 ff. S. auch U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Aus Kydathen,
S. 219 (über die Veranlassung zur Abfassung der Schrift). Th. Gomperz, Mcl.
Graux S. 50 = Hellen. II, S. 267 f. (zu Euth. p. 3 a). H. v. Arnim, Pl.s-
Jugendd.. S. 141 ff. J. Burnet, Class. quart. 8 (1914), 230 ff.
Lt/sis : Ad. Westermayer, Der Lysis des Plat. zur Einführung in das Ver-
ständnis der Sokrat. Dialoge, Erlang. 1875. St. Wecleski, Pr.. Conitz 1875.
H. Backs, Über Inhalt u. Zweck des piaton. Dialogs Lysis, G.-Pr., Burg 1881..
A. Goldbacher, Zur Erklärung u. Kritik des piaton. Dialogs Lysis, Analecta
Graeciensia, Graz 1893, S. 123 — 140. Zur Frage nach seiner Echtheit K. Schi-
mek, Pr., Wien 1875. A. Wirth, Pl.s Lvsis nach 894 v. Chr. entstanden, Arch.-
f. Gesch. d. Ph. 9 (1896), 163—164. A. Kolar, Novy pokus v datoväni Plato-
nova Lysida, Listy filol. 1907, 177—202. W. E. J. Kuiper, De Lysidis dialogi
oi'igine " tempore consilio, Zvvolle 1909, Diss. von Amsterdam (der Lysis nach d.
Sympos. verfaßt). Leon Robin, La th^orie platonicienne de l'amour, Paris
1908 (gibt chronol. Untersuchungen über Lysis. Symposion u. Phäidros, setzt
den Lysis vor das Symposion). M. Schuster, Wiener Studien 30 (1908), 341
(ZU Lysis p. 205c d). S. auch Berndt unter Hippias S. 90*. M. Pohlenz,
Aus Pl.s Werdezeit, S. 358 ff. 365 ff. (setzt den Lysis hinter den Phäidros und
vor das Symposion etwa in die gleiche Zeit mit dem Menexenos, in erheb-
lich spätere Zeit als v. Arnim). H. v. Arnim, Pl.s .Jugenddial. S. 37 ff.,
(rechnet den Lysis zu den Jugenddialogen und setzt ihn zwischen Republ. B. 1
und Charmides).
fjoryias : Joh. Bake, De Gorg. Plat. cons. et ingenio, in dessen: Scholica^
hypomncmata, III, Lugd. Bat. 1844, p. 1—26. W. Münscher, Über die Zeit-
bestimmungen in Pl.s Gorgias, G.-Pr., Hersfeld 1855. Ludw. Paul, Ist die
Szene für den Gorg. im Hause des Kallikles? Festgruß an die (27.) Philologen-
Vers, zu Kiel, 1863, S. 13 — 43. Chr. Cron, Beiträge zur Erklärung des piaton.
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Zeitschr. f. d. Gymn. 30 (1876), 593—603. R. Hirzel, Pythagoreisches in Pia-
tons Gorgias, in: Comraent. in honorem Theod. Moramsen, 1877, 11 — 22. J. Mär-
kinger, Die Rhetorik nach dem platonischen Dialoge Gorgias, G.-Pr., Seiten-
stetten 1877. L. Paul, Die religionsphilos. Gedanken in der Lehrdichtung des
Gorgias S. 523— 527, Zeitschr. f. d. Gymnasialwesen 33 (1879), 753 — 768.
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etude sur le style de PI. et suivi d'un appendice sur les mythes de ce phil., Par.
1884. K. J. Liebhold, Die Bedeutung des plat. Gorg. u. dessen Beziehungen
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P. Natorp, Über Grundabsicht und Entstehungszeit von Pl.s Gorgias, Arch. f.
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Gorg. u. der Repubhk, Rhein. Mus. 44 (1889), 52—64. E. Friedrichs, Pl.s L.^
V. d. Lust im G. u. Philebos, Diss., Halle 1890. C. Schirlitz, Noch einmal
die Gliederung des piaton. Dialogs Gorgias, Jahrbb. f. klass. Philol. 151 (1895),
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Diss. Celso Osti, De mytho in Piatonis Gorgia, Capodistria 1911, G.-Pr. Jos..
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Siegfr. Kriegbaum, Der Ursprung der von Kallikles in Pl.s Gorgias ver-
tretenen Anschauungen (Stud. z. Philos. u. Relig. her. v. Rem. Stölzle, 13. Heft),
Paderborn 1913. S. auch W. Süß, Ethos, Leipz. u. Berl. 1910, S. 99 ff..
t)()* Literaturverzeichnis.
M. Pühlenz, Aus Pl.s Werdezeit, S. 129 ff. Siehe auch die p]inleitungen von
Stender u. Gercke in den im Text § 40 genannten Spezialausgaben des Dialogs.
Kritische Beiträge: K. Fuhr. Rhein. Mus. 57 (1902), 422 f. A. Kornitzer, Zeit-
schrift f. d. österr. Gymn. 61 (1910), 411 ff. (zu Gorg. 465b). S. auch Perrin.
Amer. Journ. of Archaeol. 15, 168 f. (zu Gorg. 472 a). Zum eschatologischen
Mythos des Gorgias s. oben S. 85* (Mythcnbildiiny).
Mction: Über ihn handehi Schleiermacher, Ast (der den Dialog Menon
dem Piaton abspricht), C. F. Hermann (ind. lect. Marb. 1837, Aviederabgedr. in
Jahns Archiv 1837, 51 -65); Alberti in der Zeitschr. f. d. Gymn. -Wesen 21 (1867).
177 — 196 und (für die Echthe.it gegen Schaarschmidt argumentierend) ebd. 817
bis 832. Paul Proschko, Über Piatons Dialog Menon (Gedankengang und
Gliederung des Dialogs), G.-Pr. von Kremsmünster, Linz 1872. .A. Gottschick,
Über Piatons Menon u. Philebus, Berl. 1875. Ad. Beneke, Über die geometr.
Hypothesis in Pl.s Menon, Elbing 1867, Pr. A. Favaro, Sulla ipotese geo-
nietrica nel Menone di Piatone. Padova 1875. A. Gercke, Die Hypothesis in
PI.S Menon, Arch. f. Gesch. d. Ph. 2 (1889), 170—174. C. Demme, D. Hypo-
thesis in Pl.s Men., Pr., Dresden 1888. Ferd. Dumm 1er, Akademika, Kap. IL
s. auch das. Anhang IV: Ein mathemat. Lehrsatz in Pl.s Menon u. d. Elementen-
lehre des Tiniaios. P. Tannery, L'hypothfese geom^trique du Menon de PL,
Arch. f. Gesch. d. Ph. 2 (1889), 509—514. H Theissen, Logischer Zusammen-
hang in Pl.s Dialog Menon, Pr., Emmerich 1894, K. Lüddecke, Die Termino-
logie im Menon in ihrer Bedeutung für die Frage der Echtheit und der Ab-
fassungszeit des Dialogs, Pr., Celle 1900. 0. Apelt, Die mathemat. Stelle im
M., Festschr. f. Gomperz, 1902, 290—297. J. C. Wilson, On the geometrical
Problem in Plato's Meno 86 E sqq., Journ. of philol. 28 (56), 222—240. A. Ritter
V. Kleemann, Piaton. Unters. II: Menon, Arch. f. Gesch. d. Phil. 21 (1908|, 50
bis 7.'i. E. Höttermann, Pl.s Polemik im Menon, Euthydemos u. Menexenos,
Zeitschr. f. d. Gymn. 63 (1909), 81 ff. Natorps Ansicht über das chronologische
Ycrh. des Menon zum Gorgias s. in dessen oben zum Gorgias angeführtei- Arbeit.
L. Radermacher (zu Men. p. 91 c), Rhein. Mus. 65 (I9l0), 472 ff. P. Corssen,
In Piatonis Men. p. 85c, Berl. philol. Wochenschr. 1913, 1II8. M. Pohlenz,
Aus Pl.s Werdezeit, S. 167 ff. S. auch M. Hoff mann S. 81* und zu § 41 die
Liter, über das Mathematische bei PI. Über Menon, nach dem das Gespräch
benannt ist, E. Bruhn, Xägusg, Berlin 1911, S. 1 — 7.
Kleiner und (jroßer Hippias : S. Samolewicz, Denkschr. der Krakauer
Akad. 1 (1874). Jos Klinger, Hippias minor und Hippias maior, I, Wiener
Neustadt 1884, Pr. Herm. Backs, Zur Erklärung der Dialoge Hippias minor
und Hippias maior, Burg 1891, Pr. Ernst Horneffer, De Hippia maiore qui
fertur Piatonis, Gott. 1895, Diss. F. W. Röllig, Zum Dialoge Hippias maior,
Wiener Studien 22 (1900), 18—24. J. Kracik, O pravosti Platonova dialogu
Hippias maior, Mähr.-Ostrau 19CK3, Pr. O. Apelt, Die beiden Dialoge Hippias,
.Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 19 (1907), 630—658, abgedr. in des Verfassers
Piaton. Aufs. (Leipz. u. Berl. 1912), 203-237. R. Bernd t, Der innere Zu-
sammenhang der in den piaton. Dialogen Hippias minor, Laches, Charmides und
Lysis aufgewiesenen Probleme, Königsb. i. Pr. 1908, Pr. von Lyck. O. Kraus,
Pl.s Hippias minor: Versuch einer Erklärung, Prag 1913. M. Pohlenz, Aus
Pl.s Werdezeit, S. 57 ff. (über d. kl. H.) ; S. 123 ff. (über d. gr. H., den der Verf.
für unecht hält und in die Zeit des Aristoteles setzt).
Menexenos: Über ihn handeln außer Schleiermacher, Zeller in den
., Piaton. Studien'-, Stallbaum, Steinhart usw. insbesondere noch: Carl
iSchönborn, Pr., Guben 1830. V. Lörs, Quae ratio inter Plat. Menexenum et
Lysiae laudationem sive epitaphium intercedat, Pr., Trier 1846. Jos. Tu eil -
mann. De Piatonis qui vulgo fertur Menexeni consilio et origine. Greifst. 1859,
Diss. Knöll. Sind Beziehungen zwischen dem Epitaphios im Menexenos und
dem sogen. Lvsianischen nachgewiesen? Pr., Krems 1873. Kalmus, De Piatonis
Menexeno, G.-Pr., Pvritz 1875. Theod. Berndt, De ironia Menexeni Platonici,
D. L, Münster 1881"; derselbe, Bemerkungen zu Pl.s Menex., Pr., Herford 1888.
Fr. Roch, Die Tendenz des plat. Men., Pr., Görz 1883. H. Diels, Über d.
dritte B. d. arist. Rhetorik, Abh. d. Berl. Akad. 1886 (d. Menexenos eine Satire
auf d. übüche Rhetorik). Otto Perthes, D. plat. Sehr. M. im Lichte der Er-
ziehungsl. Pl.s, Pr., Bielefeld 1886. Ferd. Dümmler, Akademika, Kap. II.
Zu § 40.. Piatons Schriften. 91 =
P. Wendland, D. Tendenz des plat. Menexenos, Hermes 25 (1890), 171 — 195
'(für die Echtheit. Der M. zwischen 387 u. 380 verfaßt. Isoer. Paneg. 53 gegen
M. 244 e. Xen. mem. 3, 5, 8. 10. 12 weisen auf den M.). Ad. Trend elen bürg,
Erläut. zu Pl.s M., ßerl. 1905, Pr. (für die Echtheit). Gegen die Echtheit
Ed. Schwartz. Hermes 35 (1900), 124—126, Ivo Bruns, D. liter. Portr., 8. 350
bis 3()0 (vermag ,, vorläufig an seine Echtheit nicht zu glauben"). M. Pohlenz.
Aus Pl.s Werdezeit, f^. 256 ff . (für die Echtheit). A. Croiset, Sur le Menexene
•de Piaton, in Melanges Perrot, Paris 1903. P. Shorev (zu Menex. 238 d1, Class.
Philol. 5. 361. A. Hallströra (zu Menex. 243a), Eranos (Suec.) 12, 203. Vgl.
auch Herm. Schneider, Unters, über die Staatsbegräbnisse und den Aufbau
der öffentl. Leichenreden bei den Athenern in der klass. Zeit, Berlin 1912, Berner
Diss., und Höttermann oben S. 90* unter Menon.
Euthjjdem: K. Fischer, Über die Person des Logographen in Pl.s Euth., Pr.,
Lemberg 1880. S. Sudhaus, s. bei dem Dialog Gorgias S. 89*. Cron, Zu Pl.s
Euth.. Sitz, der philos.-philol. u. histor. Kl. der Akad. in München, 1891, 556-6.38.
K. Lüddeeke, Die Fragen der Echtheit u. Abfassungszeit des Euthydem, Pr.,
Celle 1897 (hält den Euth. für unecht, von Aristoteles oder wenigstens aus dem
aristotelischen Kreis herrührend!. T. Snetivv, Platonuv Euthydemos, Pelhri-
move 1902. Ulr. v. Wilamo wi tz-Moellendorff, Hermes 40 (1905), 146 (zu
Euthydem 286 b). S. auch Höttermann S. 90^^ unter Menon. Unter dem Gesichts-
punkte der Protreptik bespricht den Euthydem P. Hartlich, De exhort. a
Graec. Romanisque script. hist. S. 224 f. — M. Pohlenz, Aus Pl.s Werdezeit,
S. 361. 363 Anm. 1. H. v. Arnim, Pl.s Jugenddial., S. 123 ff.
Kratylos: Ü^ber ihn handelt einerseits, die Unechtheit behauptend, Schaar-
schmidt. Über die Unechtheit des Dialogs Kratylus, Rhein. Mus. 20 (1865), 321
bis 356. und in seiner Schrift: Die Sammlung usw., S. 245 ff., andererseits
Albert 1, Rhein. Mus. 21 (1866). 180-209, und ebd. 22 (1867), 477-499, wie
auch in den Gott. gel. Anz. v. 8. Mai 1867, und besonders Theodor Benfey,
Abhandlungen der Königl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, 12. Bd., aus den Jahren
1864—1866 (auch separat. Götting. 1866, veröffentlicht), Lehrs, Rhein. Mus. 22
(186i ), 436-440, wiederabg. bei Lehrs, Übers, d. I'haidros u. Gastm., Lpz. 1870,
im Anhang. Ch. Lenormant, Comment. sur le Cratvle de Piaton. Äthanes
1861. R. Luckow, De Plat. Cratylo, G.-Pr., Treptow 1868. Woldem. Hay-
•duck. De Cratvli Platonici fine et consiiio, Breslau 1868. Herm. Schmidt,
Piatons Crat. erläutert, Halle 1869. Dreykorn, Der Grat, ein Dia). Pl.s, Pr.,
Zweibrücken 1869. K. Uphues, Die Definition des Satzes, nach den piaton.
Dialogen Kratylus, Theaetet, Sophistes, Landsberg a. W. 1882. Ch. Cucuel.
Quid sibi in dialogo qui Cr. inscribitur proposuerit F., Far. 1887; ders., L'origine
du langage dans le Cr. de PL, Annales de la faculte des lettres de Bordeaux
1890, 4. F. Dum ml er, Die Vorsehungsl. der Memorabilien u. die Physik des
Kratylos, Akademika, Kap. VI. Fr. Schau blin, Über d. piaton. Dialog Kr., Diss.,
Basel 1891. H. Kirchner, Die verschiedenen Auffassungen des plat. Dialogs
Kr., Pr., I-IV, Brieg 1892-1901. P. Rosenstock, Pl.s Kratylos und die
Sprachphiios. der Neuzeit, Pr., Strasburg W.-Pr. 1893. Ulr. v. Wilamowitz-
Moellendorff, Hermes 40 (1905), 144 ff. (zu Krat. 412b). H. Jackson in: Prae-
lections delivered before the Senate of the Univers, of Cambridge 1906. K. L^r-
banek. Die sprachphiios. u. sprachl. Bedeutung d. plat. Dial. Kratyl., Kruma
(Böhmen) 1912, Pr. Alex. Kiock, De Cratyli Platonici indole ac fine, Vratisl.
1913, Diss. S. auch Fred. Muller, De veterum imprimis Romanorum studiis
etymologicis I, Utrecht 1910, Diss., S. 15 ff. u. Höttermann oben unter Euthyphron.
Oroßer Hippias: s. o. S. 90*.
Symposion: F. A. Wolf, in dessen Verm. Schriften S. 288—339. Carl
Fortlage, Philos. Meditationen über Pl.s Sympos., Heidelb. 1835. Ders., Über
•das (iastm. des Piaton, in: Sechs philos. Vorl., Jena 1869. Ferd. Delbrück,
De PI. symp., Bonn 1839. Alb. Jahn (zum Diotimamythus, s. oben S. 85*).
Gust. Schwanitz, Observationes in PI. Conviviura, Eisenach 1842, Progr.
Albert Schwegler, Über die Koraiiosition des pl. Sympos., Hab.-Schr., Tübing.
1843. Franz Susemihl, Über die Kompos. des plat. Gastm., Philol. 6 (1851),
177 ff. (nebst nachträgl. Bem. ebd. 8 [1853J, 153—159). Deinhardt, Über den
Zusammenhang des piaton. Symposion, G.-Pr.. Bromberg 1875. Lindemann,
De Agathonis oratione, quae est in convivio Piatonis, G.-Pr., Dresden 1871.
92* Literaturverzeichnis.
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platonischen Symposion vorkommenden Reden zur Rede des Sokrates und ins-
besondere zu der Lobrede des Alkibiades, Brody 1886. M. Koch, Die Rede
des Sokrates in Piatons Svmposion und das Problem der Erotik, Berlin 1886^
H. Was, Pl.s Svmposion, Arnheim 1887. D. Woloott, The Symp. of PI., in:
The Platonist 3, 148—162. R. Hochegger. Über die piaton. Liebe, Berl. 1887..
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V. Sybel, Pl.s Symposion, ein Programm der Akademie, Marb. 1888; derselbe,
Pl.s Technik an Sympos. und Euthydem nachgewiesen, ebd. 1889; derselbe, De
Piatonis prooemiis academicis, ebd. 1889; Pl.s akadem. Schriften. Preuß. Jahrbb.
(>4 (1889), 696—716. J. Zannetos, ^vftßoXal (fdoaoqiy.al sh rö toH U'/Äron:
ov^irr., Erlangen 1888, Diss. C. Schirlitz, Beiträge' zur Erklär, der Rede des
Sokr. in Pl.s Symp., Neustettin 1890, Pr. ; ders.. Die Reihenfolge der fünf ersten
Reden in Pl.s Symp., Jahrbb. f. klass. Philol. 147 (1893), 561— .ö85; 641—665; 721
bis .47. H. Sauppe, Piatons Symposion, in Sauppes Ausgew. Schriften, her,
von Conr. Trieber, Berlin 1896. Das Verhältnis des piaton. Gastmahls zum xeno-
phontischen betreffen : Cornarius, De conviviis Piatonis et Xenophontis. Basil,
1.548. Boeekh, De simiütate, quam Plato cum Xenoph. exercuisse fertur, Berfil.
1811, Kl. Sehr., Bd. IV, S. 1 ff. (vgl. Boeekh in v. Raumers antiquar. Briefen,
Lpz. 1851. S. 40ff., Kl. Sehr., Bd. VII, S. 585 f.). K. F. Hermann, Xum PI.
an Xenoph. Conviv. suum prius scripserit, atque de consil. horum libell., Ind.
lect. Marb. 1834; Vermutung, daß Piatons Sympos. älter sei als das Xen., ge-
rechtfertigt, ebd. 1841 (efr. Ind. lect. Götting. 1844. 1845); Zur Frage über das
Zeitverhältnis der beiden Symposien, Philol. 8 (1853), 329 — 333. A. J. F. Hen-
richsen, Dissertatio de consilio et arte convivii Xenophontei eiusque cum Pla-
tonico necessitudine, Flenopoli 1840. Derselbe, Epistola critica ad Car. Fr. Her-
mannum de consilio convivii Xenophontei eiusque cum Platonico necessitudine,
Slesvici 1844. Arn. Hug (für die Priorität des xen. Gastm.), Phil. 7 (1852), 638-
bis 695 und S. XXIII ff. seiner Ausg. des Symposion. Georg Ferd. Rettig
(für die Priorität der xenoph. Schrift; handelt speziell über die Reden des So-
krates u. Pausanias), Pr., Bern 1864 (derselbe, Kritische Studien u. Rechtferti-
gungen zu Piatons Symp., ebd. 1876; derselbe, Knabenliebe u. Frauenl. in Pl.s
S.. Philol. 41 [1882], 414—444). V. Palmer, Zur Frage über das gegenseitige
Verhältnis der Symposien des Xenophon u. Piaton, Pr., Baden (Österr.) 1878.
J. J. Hartman, Analecta Xenophontea, Leiden 1887, S. 214 ff. (für die Priorität
Xenophons). Ferd. Dümmler, Akademika, Kap. III (ebenso). C. Lüd-
decke, Über Beziehungen zwischen Isokrates' Lobrede auf Helena u. Pl.s Sym-
posion, Rhein. Mus. 52 (1897), 628—632. A. Graef, Ist Piatons oder Xenophons
Symposion das frühere? Pr., Aschaffenburg 1898 (für die frühere Abfassung des
piatonischen). Ivo Bruns. Attische Liebestheorien u. d. zeitl. Folge d. piaton.
Phaidros sowie der beiden Symposien, Neue Jahrb. 5 (1900), 17 ff. (für die
Priorität Piatons). Gomperz, Griech. Denker II, S. 543, Anm. zu S. 102 (eben-
falls für Piaton). G. Fahnberg, De Xenophonte Piatonis imitatore, Bergedorf
bei Hamburg 1900, Pr. Über die prinzipiellen Gesichtspunkte für die Ent-
scheidung der Prioritätsfrage s. auch M. Pohlenz, Aus Piatos Werdezeit,
S. 399 f. (für Piaton). In polnischer Sprache handelt über das Verhältnis der
beiden Symposien J. Cermak, Olmütz 1892. 1894, Pr. — B. L. Gildersleeve,
Studies i'n the Symp. of PI., The John Hopkins Univ. Circul. 6, Nr. 55 (1887),
49 f. St. Siedlecki, Die L'nsterblichkeit der Seele in Piatons Symposion, Eos
11 (1905), 115. A. V. Kleemann, Das Problem des plat. Sympos., Wien 1906,
Pr. L. Stein berger, Zur Kritik und Exegese von Piatons Symposion, Blatt, f.
d. Gymnas. (bayr.) 42 (1906), 524— .528. S. auch die unter „Phaidros" angeführte
Arbeit von Crain. P. Cesareo, I due simposi in rapporto all' arte moderna,
lalermo 1901. W. Gilbert, Der zweite Teil des Logos der Diotima in Piatons
Gastmahl (c. 24-29. p. 204c-2l2a), Philol. 68 (1909), 52-70. Kon rat
Ziegler, Die Rede des Aristophanes in Pl.s Symposion, Verh. d. 51. Versa.mml.
deutscher Philol. u. Schulm,„in Posen 1911, Leii'jzig 1912, 41—42. L^lr. v. Wila-
mowitz-Moellendorf f. Über das Svmposion des PI., Sitzungsber. d. Berl.
Akad. 1912, 333. Joh. Vahlen (zu Svmp. p. 176b), Hermes 43 (1908), 511 f.
R. G. Burv (zu p. 219c), Class. rev. 22 (1908), 123. Ulr. v. Wilamowitz-
Moellendbrff (zu p. 202c, 204b, 208c), Hermes 44 (1909), 457 f. P. Corssen
(ZU p. 174b), Berl. philol. Wochenschr. 1913, 221 f.; (zu 200d) ebenda 702 f.
Zu § 40. Piatons Schriften. 93*
■§iehe auch Kobin unter Lysis. V. Brochard, >Sur le Banquet de PI., in dessen
Etudes, 6. 0. S. 12'.
Phaüion: C. F. Herraajin, De Piat. Phaedonis argumento, Index lect.,
Marburg 1835. Suse mihi, Über Zweck u. Gliederung des Phaidon, Philol. 5
(1850), 385 ff. (Weitere Beiträge Suseiuihls: Philol. 6 1 1851 1, 112 ff., .lahrbb. f.
klass. Philol. 73 [1856J, 236 ff.). Herrn. Schmidt, Duorum Ph. PI. locorura
explic. Wittenb. 184(5, Pr.; Krit. Kommentar zu Pl.s Ph., Halle 1850—1852;
Beitr. z. Erkl. v. Pl.s Ph., Zeitschr. f. d. Gymnasial w. 6 (1852), 372-378; 433—449 :
513-528; Pl.s Ph. sachl. erkl., G.-Pr., Wittenb. 1854; diese Arbeiten auch in:
H. Schmidt, Gesammelte kl. Sehr., Wittenb. 1874. Alb. Bischof, Pl.s Ph.,
eine Reihe von Betracht, z. Erkl. u. Beurt. d. Gesprächs, Erlangen 18(J6. K. ,1.
Liebhold, Über Bedeutung des Dialogs Phaidon f. d. piaton. Erkenntnistheorie
und Ethik, Rudolst. 187(); derselbe, Zu Piatons Phaidon, Jahrbb. f. Philol. 133
<1886), 683-691. C. Schiri itz, „Zu Pl.s Ph. 62a, 67e, Jahrbb. f. Phüol. 113
(1876), 193 — 204. Dieckmann, Über einige Umstellungen in Pl.s Ph., G.-Pr.,
Bückeburg 1877. A. Homma, Erörterung der künstlerischen Form des piaton.
Dial. Ph. u. Prüfung der Gültigkeit der ebend. entwickelten Beweise f. d. Un-
sterblichkeit der Seele, G.-Pr., Budweis 1880. Aless. Chiappelli, Panezio di
Rodi e il suo giudizio sulla aütenticita del Fedone, La filos. delle scuole ital. 26
(1882), 223—242. Derselbe, Ancora sopra Panezio di Rodi e il suo dubbio sulla
aütenticita del Fedone platonico, ebenda 30 (1884), 337 — 357. G. Lamparter,
Noch einmal zu Pl.s Ph. 62a, Pr., Stuttgart 1886. A. Seelisch, Die ethischen
Partien im piaton. Phaidon, Philos. Monatsh. 22 (1886). 321—352. Jul. Bau-
naann, PLs Ph. philos. erklärt u. durch die späteren Beweise f. d. Unsterblich-
keit ergänzt, Gotha 1889. J. J. Hartman, Ad Piatonis Phaedonem, Mnemosyne
20 (1892), 152—167. A. Wilder, A study of the Ph., Bibliotheca Platonica, 1,
S. 274—283. G. Glogau, Gedankengang von Pl.s Phaidon, Arch. f. Gesch. d.
Ph. 7 (1894), 1 — 27. M. Schanz, Sokr. als vermeintl. Dichter; ein Beitrag zur
Erklär, d. Ph., Hermes 29 (1894), 597—603. A. Espinas, Du sens du mot
■<poovod, Phaid. 62b, Arch. f. Gesch. d. Ph. 8 (1895), 443-448. G. Pölzl, Die
Beweise für die Unsterblichkeit der Seele in Pl.s Ph., Pr., Marb. 1897. O. Biltz,
D. Phaedo Piatons u. Mendelssohns, Diss., Erlang. 1897. P. J. B. Egger, Pl.s
Ph. ästhetisch gewürdigt. I. Die Idee im Ph., Pr., Sarnen 1898. W. Windel-
band, Zu Pl.s Phaidon, in: Straßb. Festschr. zur 46. Yersamml. deutsch. Philol.
u. Schulm.. Straßb. 1901, S. 287—297. C. Baensch, Die Schilderung der Unterwelt
in Piatons Phaidon, Arch. f. Gesch. d. Philos. 16 (1903), 189-203. G. Schneider,
Bemerkungen zur Komposition u. zum Inhalte von Piatons Phaidon, Zeitschr. f. d.
österr. Gymn. 55(1904), 392-402. J. Kopacz, Piatons Phaidon, Eos 11 (1905),
19 — 29. Em. Prüm, Der Phaidon über Wesen und Bestimmung des Menschen,
Archiv f. Gesch. d. PhUos. 21 (1908), 30—49. E. Goldbeck, Das Weltbild in
Piatons Phaidon, Neue Jahrb. f. d. klass. Altertum usw. 30 (1912), 165 — 179.
P. Friedländer, Das Erdbild des Phädon, Sitz. d. philol. Ver. zu Berlin 1914,
Zeitschr. Sokrates 2, 628 ff. Zum Mythos des Phaidon s. o. S. 85*. — Kritische
Beiträge: F. A. Ztjxidijc . AiogO-waeig sig 77/arcoi'oc ^aidoiva, 'Äojuovia 1901, 497
bis 512. T. D. Sevmour, Note on Plat. Phaedo 115 D, Class."" rev. 16 (1902),
202. K. Linde, N^och einmal Piatons Phaidon S. 62a, Gvmnas. 1903, 265-272.
E. Meyer und K. Linde, Zu Plat. Phaedo (52a, ebenda S. 665—667. W. J.
Goodrich, On Phaedo 9(5 A— 102 A and on the devzsooc ji/.ovg 99 D, Classic,
review 17 (1903), 381-384; 18 (1904), 5—11. K. Gomolinski, Zu Plat. Phai-
don 62 A, Gymn. 22 (1904), 193-202. W. Dörpfeld. Über Verbrennung und
Bestattung der Toten (betrifft Plat. Phaidon p. 115), in: Melanges Nicole, Genfeve
1905; vgl. dazu Wochenschr. f. klass. Philol. 1905, 1213 ff. K. Linde, Bei-
träge zur Erklärung und Kritik des Piaton. Phaidon, Philol. 65 (1906), 397-409.
Ed. Philipp, Drei Textesstellen in Piatons Phaidon, Wiener Studien 28 (1906),
103 — 110. E. Bickel, De loann. Stobaei excerpt. Piaton. de Phaedone, s. oben
S. 79*. J. E. Harry, Plato Phaedo 66 B, Transact. and proceed. of the
Amer. philol. assoc. 39 (1908), XXXIII; Class. rev. 23 (1909), 218-221. F. M.
Cornford, Note on Plato Phaedo 105a, Class. quarterly 3 (1909), 189-191.
E. Grünwald, Zeitschr. f. das Gymnasialw. 64 (1910), 257—263 (Simmias und
Kebes im Phaidon). M. Valgimigli, Plat. Phaedo 115a, Bollet, di filol. class.
17 (1911), 135. K. S. Kövxog, 'Adrjvä 21 (Misz. Nr. 118 zu Phaed. IWb).
M. Hoff mann (zu Ph. c. 29), Zeitschr. Sokrates 1, 715 ff. E. J. Taylor, Note
<)4* Literaturverzeichnis.
on PI. Ph. 62a, Class. rev. 27 (1913), 193. Derselbe, Notes on two suspected
passages in the Phaedo (72d; 74c), ebenda 28 (1914), 85 — JM. Pohlenz, Aus-
Pl.s Werdezeit S. 310 ff. Vgl. die zu § 42 zitierten Abhandlungen und Gust.
Schneider, Die Weltanschauung Pl.s, zu § 41.
Polilria: C. V. Tchorzewski, Kasan 1847. Die chronologischen Ver-
hältnisse haben Boeckh und C. F. Hermann in mehreren Programmen (Berlin
1838, 1839, 1840, Marburg 1839) behandeil; s. ferner C. Fr. Hermann, De loco
Piatonis de Rep. VI p. 505 sqq., Marb. 1832, Pr. — Jahns Archiv 1 (1833), 622-632.
Georg Ferd. Rettig, Über Steinharts, öusemihls und Stallbaums Einleitungen
zu Pl.s Staat, Rhein. Mus. 16 (1861), 161—197. W. Wiegan d, Über die Einheit
u. Einteilung der piaton. Politie, G.-Pr., Worms 1840; Einleit. in Piatons Gottes-
staat, Beil. zum G.-Pr., Worms 1858; Gedankengang \i. Plan der piaton. PoUtie,
Anhang zu der Übersetzung der 5 letzten BB.. S. 419—453, Stuttg. 1857; Ver-
deutschung der 5 ersten BB., Worms 1870. Hölzer, Grundzüge d. Erkenntnis-
lehre in Pl.s Staate, Cottbus 1861, Pr. Bacher, Die dramat. Kompos. u. rhetor.
Disposition d. Rep., G.-Pr., 1. Teil, Augsburg 1869; 2. T., ebd. 1874; 3. T., 1875.
W. Oncken, D. Staatslehre d. Arist., Lpz. 1870, S. 105 ff . H. Heller, Curae
criticae in Plat. de republ. libros, Berl. 18.4, Pr. A. Krohn, Der platonische
Staat, Halle 1876 (1. Bd. von : Studien zur platon.-sokrat. Literatur. Kr. legt
das erhaltene Werk in mehrere zu verschiedenen Zeiten und in anderer als der
überlieferten Reihenfolge entstandene Partien auseinander. Dagegen Beruh.
Grimmelt, De Reipublicae Piaton. compositione et unitate, Berlin 1887, Diss.
Car. Westerwick, De Republica Platonis comm., Münster 1887, Diss. Weitere
Literatur über diese viel behandelte Frage bei Paeder, Pl.s philos. Entwicklung.
S. 187 f.). Kutzner, Die innere Gliederung des platonischen Dialogs vom
Staate, Bunzlau 1877, Pr. R. Kunert, Quae inter Clitophontem dialogum et
Piatonis Rempublicam intercedat necessitudo, Greifswald 1881, Diss. H. Was,
De dichter en zyne vaderstad, eene inleiding tot d. Staat v. PI., Leiden 1881 ;
derselbe, Pl.s Politeia, Arnhem 1885. Aless. Chiappelli, Le Ecclesiazuse di
Aristofane e la repubbl. di Piatone, Rivista di filologia 11 (1883), 161—273; der-
selbe, Ancora sui rapporti fra l'Ecclesiazuse e la Repubblica Plat., Riv. di fil. 15
(1887), 343—352. (Oh. nimmt mit Teichmüller an, daß die aristophanische Ko-
mödie gegen Piatons Staat gerichtet sei, von dem also ein Teil bei der Abfassung
des Stücks — Aufführung 391 oder 390 v. Chr. — hätte veröffentlicht sein müssen ;
vgl. zu dieser Frage auch Ivo Bruns, Frauenemanzipation in Athen, Kiel 19CX),
U. v. W^ilamoM itz-Moellendorf f , Hermes 35 [19CK)], 548 f.) Für Berück-
sichtigung eines ersten Entwurfs der Politeia durch Aristophanes tritt ein Max
Pohlenz, Aus Piatos Werdezeit, S. 223 ff. Job. Nusser, Pl.s PoUteia, nach
Inhalt und Form betrachtet, Amberg 1882. Guggenheim, Zur Komposit. d. pL
Rep. in ihrem Verh. zur Entwickl. d. plat. Ethik, Zeitschr. für Völkerpsyeh. 15
(1884), 136—164. Aless. Chiappelli, Sopra i capitoli terzo, quinto e decimo
della vita di Dione di Plutarco e i primi libri della Repubblica di Piatone, Riv.
di filol. 12 (1S84), 156-180. A. Dreinhöfer, Pl.s Schrift über den Staat nach
Disposition und Inhalt, Pr., Berhn 1886. Ferd. Dümmler, Prolegomena zu
Pl.s Staat und der platonischen und aristotelischen Staatslehre, Pr., Basel 1891
= Kl. Sehr. I 150-228. H. K. Jones, Key to the rep. of PL, Bibliotheca Pla-
tonica, 1 4 (1890), 2.55—273. R. Kunert, D. doppelte Rec. des piaton. Staats,
Pr., Spandau 1893. O. Apelt, Zu Pl.s Politeia, Jahrbb. f. Philol. 147 (1893),
555 f. H. Dietzel, D. Ekklesiaz. des Aristoph. u. d. piaton. Pol., Zeitschr. f.
Lit. u. Geschichte d. Staatswissensch. 1 (1893), 1-26; 373-400. B. Jowett u.
L. Campbell in der Ausgabe der Republ.: Essays by the late Prof. Jowett
(nicht vollendet) and by Prof. L. Campbell, 1—340; Notes in Vol. III. S. dazu
Gomperz, Die Jowett-Campbellsche Ausgabe des „Staates" u. die Piaton. Chro-
nologie, Zeitschr. f. Ph. u. ph. Kr. 109. A. Backhaus, D. Gedankengang des
ersten Buchs des platonischen Staats, Pr., Köln 1894. J. Nusser, Über das
Verhältnis der piaton. Politeia zum Politikos, Philol. 53 (1894), 13—37. P. Na-
torp, Pl.s Staat u. die Idee der Sozialpädagogik, Archiv f. sozial^ Gesetzgebung
u. Statistik 8 (1895), 140 — 171. J". Dümmler, Zur Komposition des piaton.
Staates m. e. Exkurs über die Entwicklung der piaton. Psychologie, Pr., Basel
1895 = Kl. Sehr. I 229—270. J. Hirmer, Entstehung und Komposition der
piaton. Politeia, gekrönte Preisschrift, München 1897 (für die Einheit der Republ.)..
loh. ab Arnim, De reipublicae Piatonis compositione ex Timaeo illustranda,.
Zu § 40. Piatons Schriften. Hö*
Pr.. Rostock 1898. K. L. Nettleship, Lectures on the Kepublic of Plato, eil.
by G. R. Benson, 2. edition, Lontl. 1901. Krockenberger, Piatos Behandlung
der Frauenfrage im Rahmen der l'oliteia, Ludwigsb. 19Ü2, Pr. G. R. Nielsen,
Om forholdet mellem Aristophanes' Ekklcsiazusai og Piatons btat, Nord. Tidskrift
f. Filol. 9, 49 — 73. J. E. Adamson, The theory of education in Pl.s Republic,
London 1903. A. Lombard, La poösie dans la Rdpublique et dans les Lois de
Piaton, Nancy 1903. W. ßoyd, Introduction to Republic of Plato, Lond. 1904.
Th. Sinko, Sententiae Platonicae de philosophis regnantibus (Rep. 473 d) quae
tuerint lata. Podgorze ad Cracoviani 1904, Pr. (vgl. auch K. Praechter, Byz.
Zeitschr. 14 [190öJ, 482 ff.). K. Joel, Zur Entstehung von Piatons Staat, in:
Festschr. zur 49. Vers, deutscher Philol. und Schulni. in Basel, Leipzig 1907.
A. Sorrentino, Omero condannato da Piatone. Osservazioni su alcuni hioghi
della Repubblica, Napoli 1908. G. Lüdke, Über d. Verh. von Staat u. Erziehung
in Pl.s .-Tokneiu, Erlangen 1908, Diss. Const. Ritter, Pl.s Staat, Darst. des
Inhalts, Stuttg. 1909 (s. oben S. 8l*j. D'Arcy Wentworth Thompson, The
game of Ilohg (zu p. 422 ej, Glasgow 1911. C. Frick, Die sozialhygienischen
Bestimmungen in Pl.s Staat und in der lykurgischen Grundschrift in ihrem Ver-
hältnis zu den Antilogiai des Protagoras, Wochenschr. f. klass. Philol. 1912, b08
bis 814. F. M. Cornford, Psychology and social structure in the Republic of
Plato, Class. quarterly li (1912), 246—265. Max Pohlenz, Die erste Ausgabe
des Staates, in: Aus Pl.s VVerdezeit, Berlin 1913, S. 207 ff. (s. auch oben
S. 82*. 94*). G. E. Burckhardt, Individuum und Allgemeinheit in Pl.s
Politeia, Halle a. S. 1913 (Abhandl. zur Philos. und ihrer Gesch. herausg. von
B. Erdmann). R. Hackforth, The modification of plan in Pl.s Republic,
Class. quart. 7 (1913), 265 ff. B. v. Hagen, Das Glücksproblem in Pl.s ..Staat",
Jena 1914, Pr. H. v. Arnim, Pl.s Jugenddial., S. 71 ff. (s. oben S. 82'=).
Kritik und Exegese einzelner Stellen: J. Adam, On Plato Rep. 10, 616 E,
Class. review 15 (1901), 391—393. E. Wüst, Beiträge zur Textkritik u. Exegese
der piaton. Politeia, München 1902, Diss. J. C. Wilson, Plato Rep. 616 e,
Class. rev. 16 (1902), 292 f. T. D. Sevmour, ün Plato's ship of fools, ebenda
385-388 (betrifft Plat. resp. 6, p. 488). L. Campbell, Ün Plato's Republic
p. 488, ebenda 17 (1903), 79 f.; derselbe, On the Interpretation of Plato Rep. b. 6,
p. 503 C, ebenda 106 f. R. G. Bury, Textual notes on Plato's Republic, ebenda
295 f. J. Burnet, Platonica I. The Republic, ebenda 18 (1904), 199-204. Ant.
Prandtl, Analecta critica ad Piatonis de republica übros, München 1903, Diss.
P. Shorey, Note on Plato Republ. 566 E, Class. rev. 19 (1905), 438 f. Derselbe,
Note on Plato Rep. 488 D, ebenda 20 (1906), 247 f. H. W. Garrod, Two pas-
sages of the Rep., ebenda 209—212. J. H. Wright, Plato's simile of the cave,
Proceed. of the Amer. philol. associat. 35, p. XXII. Derselbe, The origin of Pl.s
Cave. Harv. stud. in class. philol. 17 (1906), 131—142. Const. Ritter, Plato-
nica, Philol. 67 (1908), 311 ff. Gercke, Die Analyse als Grundlage d. höheren Krit.,
Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 7 (1901),' 89 ff. (prinzipielle Verteidigung
der Zerlegung [gegen Gomperz] und Einzelbeiträge). H. D. Naylor, Varia (darin
zu Staat 1, 331a), Class. rev. 23 (1909), 111. D. A. Slater, ebenda 248 (zu 365e).
J. J. Beare, ebenda 250 (zu 440 b). A. Platt, ebenda 25 (1911), 13 (zu 614b).
G. B. Hussev, The word xovooxoeXv in the Republ. of PI. (450 b), Class. quarterlv
3 (1909), 192-194. J. L. Stocks, The divided line of Plato rep. VI (508 äff.),
ebenda 5 (1911), ^3—88. I. Bywater, "'Axaxra II (darunter zu PI. Ilohreta
342 ff.), Journ. of philol. 31 (1910), 198-204. C. Bonner, Note on PI. rep. III 387 c,
Class. philol. 3 (1908;, 446. P. Shorev, Hom. II. 24, 367 and PI. Rep. 492c,
ebenda 5 (1910j, 220. Derselbe, The meaning of xvxXoi in PI. Rep. 424a, ebenda
505. E. G. Schauroth (zu 616c), Harv. stud. in class. philol. 22 (1911), 173.
S. A. Naber, Platonica (zu Staat B. 3 u. 4), Mnemos. N. S. 36 (1908), 435—440.
J. L. V. Hartman, ebenda 42 (1914), 223. J. G. van Pesch, Ad Plat. civit. 3,
392 c— 398 b, Sertum Nabericum, Leiden 1908, 305 ff . J. Chr. Vollgraff (zu
373 a), ebenda 425 f. P. Corssen, De Piatonis Rei publ. p. 515 b et p. 516 c,
Beri. phil. Wochenschr. 1913, 286—288. Derselbe (zu p. 510 b), ebenda 446 f.
S. auch Sudhaus oben S. 89* zum Gorgias, Die de rieh unten zum Politikos,
und die Literatur über die platonische Staatslehre unten zu § 44. — Vgl. ferner
Guggenheim zu Antisthenes oben S. 74*.
Phaidros: Literaturübersicht bei Const. Ritter, Pl.s Dial. Ph. übers., er-
läutert usw., Leipzig 1914, S. 24—28. Aug. Bernh. Krisch e, Über Piatons
'9ß* Literaturverzeichnis.
Phaidros (aus deu ,.CTÖttinger Studien", 1847, abgedr.), Götting. 1848. Spengel.
Isokrates u. Plato, Abh. d. Münch. Ak. 1855, 762 f. Philol. 19, 59:Hf. Julius
Dense hie, Über den innern Gedankenzusammenhang im Phaidr., Z. f. d. Alter-
"■tumswiss. 1854, 25—44; Die plat. Mvthen, insbesondere der Mythus im Phaidr.,
Hanau 1854. C. R. Volquardsen,' Pl.s Phaidr.; erste Schrift Pl.s, Kiel 1862.
E. ßratuschek, Plat. Phaedri dispositio, Berl. 1866, Diss. Karl Schmelzer,
Zu Pl.s Phaidros, Guben 1868, Pr. F. Schedle. Einleit. zu Piatons Phaidros,
Oörz 1869, Pr. j. Werber, Die Rede des Isokrates gegen die Sophisten in ihren
Beziehungen zur Frage..über die Abfassungszeit des plat. Phaidros, Teschen 1872,
Pr. Wilh. Hinze, Über Plan und Gedankengang in Pl.s Phaidros, Regim.
1874, Diss. A. Hosek, Wie hängen die Unterredungen des zweiten Teils des
piaton. Dialogs Phaidros mit jenen des- ersten Teils zusammen ? Chrudim 1875.
Fr. Rausch, Quaeritur, quid ex vaticinio de Isocrate a Socrate in extrema parte
Phaedri Platonici facto elici possit ad definiendum tempus quo.dialogus exaratus
esse existimandus sit, Budweis 1875. Otto Steinwender, Über den Grund-
gedanken des plat. Phaidros, Pr. des Mariahilf er Gymn. zu Wien 1876. Ziwsa.
-Der ägypt. Mythus im Phaidros des PI. und seine Konsequenzen, Zeitschr. f. d.
• österr. Gyran. 29 (1878), 241—252. H. Usener, Abfassungszeit des piaton. Ph..
Jlhein. Mus. 35 (1880), 131—151 = Kl. Sehr. III 55-74. Fr. Susemihl, Die
Abfassungszeit des pl. Ph., Jahrbb. f. klass. Philol. 121 (1880), 707-724, u. ebd.
123 (1881). 657—670; Neue piaton. Forschungen I, Index lect., Greifswald 1898.
Th. Kinde 1 mann, D. philos. Gehalt des Mythus in Pl.s Ph., Kremsier 18S1,
Pr. H. Hahn, D. gegenseit. Verh. der plat. Dialoge Ph. u. Syrnp., Birkenfeld
J882, Pr. Fr. Thedinga, Die Bedeut. der Reden in Pl.s Ph.,'Pr. d. Realsch.,
Hagen 1883. C. Wenzig, Die Konzeption der Ideenl. im Ph. bildet den ein-
heitlichen Grundgedanken dieses Dialogs und liefert den Schlüssel zur piaton.
Ideenlehre überhaupt, Breslau 1883, Diss. F. Muche, Der Dialog Phaidros u.
die piaton. Frage, Posen 1885, Pr. J. Bury, Qiiestions connected with PI. Phai-
dros, Joum. of Philol. 15 (1886), 80 — 85. Schönborn, Zur Erklärung des pl.
Phaidros, Pleß 1887. Pr. F. Susemihl, De Plat. Phaedro et Isocratis contra
sophistas oratione, Ind. lect.. Greifs w. 1887. Fr. Lukas, D. große Mythos in
Pl.s Phaidros. Philos. Monatsh. 24 (1887), 292—315. P. Seliger', Pl.s Ph., Arch.
f. Gesch. d. Ph. 4 (1891), 215-238. P. Natorp, Pl.s Ph., Philol. 48 (1889), 428
bis 449; 583—628; derselbe, Untersnchung. zu Pl.s Phaidros u. Theaitet, Arch. f.
•Gesch. d. Ph. 12 (1889), 1—49; 159—186; 13 (1900) 1—22; derselbe, Pl.s Phaidros,
Hermes 35 (19CX)), 385 -436 (hält den Ph. für jünger als die ganze sokratisierende
Periode Pl.s, älter aber als den Theaitet, Kratylos. Phaidon, das Gastmahl, den
Staat, Abfassungszeit etwa 390, auch später). E. Holzner, Pl.s Ph. und die
Sophistenrede des Isokrates, Prager Studien .a. d. Gebiet der klass. Altertums-
wissensch., IV, Prag 1894. v. Holzinger. Über Zweck, Veranlass, u. Datier,
des plat. Ph., Festschr. f. Joh. Vahlen, I9üÜ, 667 ff. Fr. Gada, Datoväni Plato-
nova Faidra (über die Datierung des piaton. Phaidros), Listy filologicke 28 (1901),
173—193; 342—359; 401—439. J. Vahlen, Über die Rede des Lysias in Piatos
Phaedrus, Sitzungsber. d. Berl. Akad. 1903, 788-816. O. Immisch. Die an-
tiken Angaben über die Entstehungszeit des piaton. Phaidros, Ber. üb. d. Verh. d.
Sachs. Gesellsch. d. Wiss. philol.-hist. Kl. 1904, 213-251. P. Crain, De ratione
quae inter Piatonis Phaedrum Symposiumque intercedat, Jena 1905, Diss. (Comm.
philol. Jenens. yol. 7 fasc. 2 [Lip.siae 1906J, S. 1 — 78). K. Joel, Platos sokra-
tische Periode und der „Phaidros", Philos. Abhandl. f. M. Heinze, S. 78—91.
G. Lumbroso. Lett. al sign. prof. Wileken, Arch. f. Papyrusk. 5, 24 ff. (Pa-
rallele zu Phaedr. 274c bei dem Araber Hadj Khalifa). Th. Gomperz, Die
hippokratische Frage u. der Ausgangspunkt ihrer Lösung, Philol. 70 (1911), 213
bis 241 (berührt die Erwähnung des Hippokrates im plat. Phaidros 270c).
E. Höttermann, Die Polemik Pl.s im Phaidros, Zeitschr. f. d. Gymnasialw. 65
(1911), 385—410. H. Alline, Rey. de philol. 35 (1911), 203 f. (Plat. Phaedr.
246a b, 246 e— 247 a bei Psellos). Henr. Wein stock. De Erotico Lysiaco (Plat.
Phaedr. 231-234 c), Monast. Guestf. 1912, Diss. Gar. Bar wi ck, De Piatonis Phaedri
temporibus in: Comment. philol. Jenenses vol. 10 fasc. 1, Lipsiae 1913. J. Stenzel,
Über Pl.s Lehre von der Seele, zur Erklärung v. Phaedr. 245 c ff., Festschr. z. Jahr-
hundertfeier d. Univ. Breslau, Breslau 1911, 85—92. V. Potempa, D. Phaidros in
d. Entwickl. d. Ethik u. d. Reformgedanken Pl.s, Breslau 1913, Diss. H. v. Arnim,
Zur Abfassungszeit von Pl.s Phaidros, Zeitschr. f. d. österr. Gyran. 64 (1913),
97—127. K. Barwick, Zum Phaidrosproblem, ebenda 818—835. H. v. Arnim
Zu § 40. Piatons Schriften. 97*
'(gegen Barwick), ebenda 835 — 850. G. Zu cc ante, Isocrate e PI. a proposito d'un
giudizio del ,.Fedro", Rendic. d. R. istit. Lomb. di sc. e lett. ser. 2, 44, 533—549.
Die Phaid rossteile wird auch in der weiteren Literatur über das Verhältnis von
Fl. zu Isokrates berührt (s. o. S. 65*. TS"". 96*). Den 'Eq^ncxög d. Lysias im Ph.
bespricht W. Süß, Ethos, 11 f., die Stellung des Dialogs zur Rhetorik Iv. Mras.
Wiener Stadien 36 (1014), 295 ff. — M. Pohlenz, Aus Pl.s Werdezeit, S. 326 ff.
(setzt den Ph. vor Symposion [und Lysis]). H. v. Arnim, Pl.s Jugenddial. u.
d. Entstehungszeit des Fhaidros, S. 155 ff. (s. o. S. 82*). Const. Ritter, Die
Abfassungszeit des Phaidros, ein Schibboleth der Piatonerklärung, Philol. 73 (1914),
321 — 373. O. Immisch, Neue Wege d. Piatonforschung, Neue Jahrb. f. d. klass.
Altert, usw. 35 (1915), 545 — 572. — Kritisch-exegetische Beiträge: Fr. Blass, Krit.
Bemerkungen zu Piatons Phaidros, Hermes 36 (1901), 580—596 (auf Grund der
Ehythmik). L. Parmentier, Piaton Phedre 257 D, Revue de l'instruct. publ.
•en ßelgique 44, 257—259. Derselbe, L'adiectif i^drztjg (Plat. Phedre 244 E), Revue
■de philol. 26 (1902), 354—359. H. Richards, Class. review 21 (1907), 197 ff.
(über Phaidros 244 C). J. C. VoUgraff, Coniectanea in Plat. Phaedrum, Mne-
mos. 3. (1909), 433—445. Joa. Vahlen, Varia (darunter zu Plat. Phaedrus
:236a). Hermes 45 (1910), 301. H. G. Viljoen, Emend. in Pl.s Phaidr., Class.
quart. 8 (1914), 7.
Theaitetos: L. G. Disseu, De arte combinatoria in Plat. Theaet., in
Dissens Kl. Sehr., Götting. 1830, S. 151—160. Max Schneidewin, Disquis.
philos. de PI. Theaeteti parte priore specimen, Götting. 1865, Diss. Ose.
Schulze, Der platon. Wissensbegr. im Dialog Theaitet, Naumburg 1873, Pr.
J. Kreienbühl, Neue Untersuchungen über den Theaitet des Platon, Luzern
1874, Pr. E. Schnippel, Die Widerlegung der sophist. Erkenntnistheorie im
platon. Theaitet, Gera 1874, Pr. Fr. Schultess, Die Abfassuiigszeit des platon.
Theaitet, Straßb. 1875. H. Schmidt, Krit. Kommentar zu Piatons Theaitet,
Jahrbb. f. klass. Philol. Supi^l. 9 (1877), 403—465; auch separat Leipzig 1877.
Derselbe. Exegetischer Kommentar zu Pl.s Th., Jalirbb. f. kiass. Philol. Suppl. 12
(1881), 77 — 190; auch separat Leipzig 1880. H. Crede, Die Kritik der Lehre des
Protagoras in Pl.s Th., Offenbach 1880, Heidelberger Diss. F. Michelis, Pl.s Th.
mit spezieller Bez. auf den Kommentar von Dr. H. Schmidt — , sowie auf Cartesius'
Meditationen u. Kants Krit. d. reinen Vernunft als Grundlage einer richtigen Er-
kenntnislehre bearb., Freib. i. Br. 1881. S. auch das zu § 41 zitierte Werk von
Peipers. Theod. Bergk, Wann ist Pl.s Th. abgefaßt? in: Fünf Abhandl. zur
■Gesch. der griech. Ph. u. Astronomie, Lpz. 1883. S. dazu F. Kroier, Zu Pl.s
Theaetet u. Th. Bergks Abhandl.: „Wann ist usw.?", Wien 1894, Pr. J. Horo-
witz. Über Pl.s Theait., seine Bedeut. u. Stellung innerhalb der platon. Lehre
und seine Abfassungszeit, Thorn 1884, Pr. E. Zeller, Über d. zeitgeschicht-
lichen Beziehungen des platon. Theaitet, Sitzungsber. d. JBerl. Akad. 1886, 631 bis
647 == Kl. Sehr. I 348—368. M. Jeziniecki, Über die Abfassungszeit der plat.
Dial. Theaitet u. Sophistes, mit Einleitung über die Versuche der Gelehrten, die
Zeitfolge platon. Schriften zu bestimmen, Lemberg 1887, Pr. C. Würz, Die
sensualist. Erkenntnisl. der Sophisten u. Pl.s Widerlegung ders., Trier 1888, Pr.
<;3onst. Ritter, Gedankengang u. Grundanschauungen von Pl.s Th., in: Unter-
suchungen über PI., Stuttg. 1888. P. Natorp, Aristipp in Pl.s Th.,«Arch. f.
Gesch. d. Ph. 3 (1890), 347—362. E. Rohde, Die Abfassungszeit des plat. Th.,
Jahrbb. f. klass. Philol. 123 (1881), 321 ff.; 124 (1882), 81 ff.; Philol. 49 (1890), 230 ff.;
50 (1891), 1 ff.; 51 (1892 1, 474 ff.: sämtliche Artikel abgedr. in Rohdes Kl. Schriften,
Tüb. u. Lpz. 1901, I, 256—308, gegen Köstlin u. ZeUer. E. Zeller, Die Ab-
fassungszeit des plat. Th., Arch. f. Gesch. d. Ph. 4 (1891), 189-214 = Kl. Sehr.
I 473 — 498. Derselbe, Noch ein Wort über die Abfassungszeit des plat. Th., ebd.
5 (1892), 289-301 = Kl. Sehr. II 20-32. H. Rick, Neue Untersuchungen üb.
den plat. Th., Mülheim a. Rh. 1891, Pr., Fortsetzung Kempen a. Rh. 1896, Pr.
W. Brinkmann, Die Erkenntnistheorie in Pl.s Theaitet, Bergedorf 1896, Pr.
P. Natorp, Untersuchungen über Pl.s Phaidros u. Theaitet, Arch. f. Gesch. d.
Ph. 12 (1899). 1-49; 159-186; 13 (1900), 1—22. Auf die Abfassungszeit des
Phaidros u. Theaitet geht: Susemihl, Neue platonische Forschungen, 1. Stück,
Univ.-Pr., Greifsw. 1898; das 2. Stück, Rhein. Mus. 53 (1898), 448-459; 526—540,
auf das Verh. d. Theaitet zur Schrift des Protagoras. A. Brandstätter. Das
Wissen nach Pl.s Dialog Th., Salzb. 1900, Pr. S. Knospe, Aristipps Erkenntnis-
theorie im platon. Theaitet, Großstrelitz 1902, Pr. A. Chiappelli, Über die
^Spuren einer doppelten Redaktion des platon. Theaitet, Arch. f. Gesch. d. Ph.
U«berweg,, Grundriß I. „
gg* Literaturverzeichnis.
17 (1904), 320—333. K. Schirlitz, Der Begriff der 6d|a in Piatons Theaitetos,
Tl. I, Stargard i. P. 1905. Pr. Ernst Stoelzel, D. Behandlung d. Erkenntnis-
problems im plat. Theätet, Tl. I : Gedankengang u. Analyse d. Behandlung des-
Problems bis zum Ende der ersten Definition, Berlin 1908, Diss. Derselbe, Die
Behandlung d. Erkenntnisproblems bei PI. ; eine Analyse des plat. Theätet, Halle
1908. F. C. S. Schiller, Plato or Protagoras? Being a critical examin. of the
Protagoras speech in the Theaetetus with some remarks upon error, London 1908.
W. J. Alexander, The aim and results of Plato's Theaetetus, Studies in honour
of B. L. Gildersleeve, Baltimore 1902, S. 169—180. J. Eberz, Die Tendenzen d.
plat. Dialoge Theaitetos, Sophistes, Politikos, Arch. f. Gesch. d. Philos. 22 (1909),.
252 — 263; 456—492. Jos. Geyser, Das Verhältnis von ai'adtjoig und dö^a in
dem Abschnitt 151 e — 187a von Piatons Theätet, in: Studien z. Gesch. d. Philos.,
Festg. zum 60. Geburtstag Gl. Baeumker gewidmet. Münster i. W. 1913, S. 1—23.
— Exeget.-krit. Einzelbeiträge: R. D. Archer-Hind, Plat. Theaet. 179E— 180A,
Journ. of Philol. 28 (1903), 15. L. Lalov, Notes sur le „Th^etfete", Rev. de
philol. 26 (1902), 158—163. H. Richards (zu p. 167c), Class. quarterlv 2
(1908), 93. A. Difes, Platonica (zu Th. p. 166 f.), Rev. de philol. 37 (1913),' 62
bis 69. — S. auch Schirlitz unter dem Dialog Gorgias. — Über den Mathe-
matiker Theaitetos, nach dem der Dialog benannt ist, handelt Eva Sachs, De
Theaeteto Atheniensi mathematico, 1914, Berliner Diss.
Parmemdes: Frid. Guil. Gust. Suckow, De PI. Parraenide, Vratisl.
1823, Diss. Ed. Zeller in den „Plat. Studien". Kuno Fischer, De Parm. Plat.,
Stuttg. 1851. Daß dieser Dialog nicht von Piaton, sondern von einem Megariker
verfaßt worden sei, sucht S och er darzutun in seiner oben S. 80* angeführten
Schrift ; daß derselbe nicht von Piaton, sondern von einem zum Skeptizismus
sich hinneigenden Platoniker stamme, Ueberweg in den platonischen Unter-
suchungen, S. 176 ff., und besonders in der Abhandlung „der Dialog Parm." in
den Jahrbb. f. klass. Phil. 89 (1863), 97 — 126, wie auch Schaarschmidt und
Werner Luthe, De Parm. qui Piatoni tribuitur, Monasterii 1867, Diss. Die Un-
eehtheit behauptet auch C. Huit, De l'authenticit^ du P., Paris 1873. Die Echt-
heit suchen darzutun: Den sc hie in den Jahrbb. f. klass. Philol. 85 (1862), 681
bis 699. Neu mann. De Platonico quem vocant Parmen., Berlin 1863, Diss.
Franz Susemihl, Einleit. zu seiner Übers, des Parm. in der Metzlerschen
Samml. Vgl. Mehring, Die griech. Dialektik in ihrem Höhepunkte, Zeitschr. f.
Philos. 45 (1864), 11—49; 173—204 (wo der unhaltbare Versiich gemacht wird,
den Dialog dem Aristoteles zu vindizieren); ferner Schramm, Über Pl.s Dial. F.,
Bamberg 1869, Pr. Ant. Frz. Schnitze, Gedanken über Pl.s P., Rostock 1870,
Diss. K. Chr. Planck, Über die Bedeut. u. Echtheit des plat. P.. N. Jahrbb.
1 Ph. 105 (1872), 433—463; 529—561. O. Apelt, Untersuch, üb. d. P. des PI.,
Weimar 1879. K. Göbel, Über d. plat. P., Gütersloh 1880. v. Kirchmann,
Über Pl.s P., Philos. Monatsh. 17 (1881), 1—27. A. Keil, Über den plat. DiaL
Parm., Stolp 1884, Pr. K. Schirlitz, D. Pl.s Parmenide, Neustettin 1884, Pr.
R. Jecht, Welche Stellung nimmt der Dialog Parmenides zu der Tdeenlehre
Piatons ein? Görlitz 1885, Pr. W. Ribbeck, Über PL P., Philos. Monatsh. 23
(1886), 1—35, der zu erweisen sucht, daß ein Aristoteliker der Verf. des Parm. sei.
Ch. Waddington, Le Parm. de PL; mem. lu ä lAcad. des scienc. mor. et polit.
en 1888, abgedr. in des Verf. Buch: La philos. ancienne et la crit. histor., Paris
1904, 145—175. F. Tocco, Del Parmenide, del Sofista e del Filebo, Studi ital. di
filol. class. 2 (1894), 391—469, auch gesondert her. Firenze 1893. A. E. Tavlor,
On the Interpretation of Pl.s Parmenides, Mind N. s. 5 (1896), 297—326; 483—507;
6 (1897). 9—39. E. Raab, Bemerkungen z. d. erst. T. d. P., Schweinf. 1899,
Pr. J. Eberz, Die Einkleidung des piaton. Parmenides, Arch. f. Gesch. d. Ph.
27 (1904). 81—95. Wilh. Dietrich, Der plat. DiaL P. u. die Ideenlehre, Er-
langen 1910, Diss. Ad. Dyroff, Zu Pl.s P., Festg. f. Mart. v. Schanz, Würz-
burg 1912, S. 83—158. P. Schmitfranz, Die Gestalt d. plat. Ideenlehre in d.
Dialogen „P." u. „Sophistes", Philos. Jahrb. d. Görresges. 26, 125—145.
V. Brochard, La th^orie piaton. de la participation d'aprfes le Parm. et le So-
phiste, in des Verf. Etudes etc. (oben S. 12*). Const. Ritter (Inhaltsdarstellung)
oben S. 81*.
Sophistes: Die Unechtheit des S. u. des Politikos sucht Schaarschmidt
zu erweisen: Sind die beiden dem PL zugeschriebenen Dialoge Sophistes und
Politikos echt oder unecht? Rhein. Mus. 18 (1863), 1—28; 19 (1864), 63-96;
Zu § 40. Piatons Schriften. 99*
dagegen vgl. M. Hay duck, ..Über die Echtheit des Soph. u. l'ol., I, Greifsw. 1864,
G.-Pr., und Ed. Alberti, Über die Frage nach der Echtheii, oder Unechtheit der
dem PI. zugeschriebenen Dialoge Soph., Politikos u. Kratylos, Khein. Mus. 21
(1866), 180— 2U9; andererseits aber -wiederum Schaarschmidt in: Samml. der
piaton. Schriften, S. 181—245. Paul Deussen, De Piatonis Sophista, Mar-
burgi 1869, Diss., wo in Note 1 und 2 die auf den Soph. bezügliche Literatur
(Monographien imd Stellen in umfassenderen Werken) zusammengestellt ist.
Robert Pilger, Die Athetese des piaton. Sophistes, Berlin 1869, Gymn.-Progr.
Karl Waldfogl, Über den piaton. Dial. ,,Der Sophist", oder ,,Yom Sein",
Rostock 1870, Diss. K. Uphues, Elemente d. plat. Philosophie, auf Grund d.
Elaton. Sophistes und mit Rücksicht auf die Scholastik entwickelt, Soest 1870.
►erselbe, Die philos, Untersuchungen d. piaton. Dialoge Sophistes u. Parmenides,
im Auszuge dargest. u. mit Erläuter. begleitet, Münster 1875, Diss. (s. auch unter
dem Kratylos). H. Petersen, De Sophistae, dialogi Piatonis, ordine, nexu, con-
siüo, Kiel 1871, Pr. Ch. Huit, Le Sophiste est-il l'oeuvre de Piaton? Seanc. et
trav. de l'Ac. des scienc. mor. et polit., 1879 u. 1880. Panck, Gliederung und
Inhalt des plat. S., Stralsund 1876, Pr. Ernst Appel, Zur Echtheitsfrage des
Dialogs S., Arch. f. Gesch. d. Ph. 5 (1892), 55-60. O. Apelt, Pl.s S. und die
Ideenl., Jahrbb. f. klass. Phil. 145 (1892), 529—540; ders., Die Definition des ON
in Pl.s Soph., Jahrbb. f. klass. Philol. 151 (1895), 257—272; derselbe, Pl.s Soph.
in geschichtl. Beleuchtung, Rhein. Mus. 50 (1895), 394—452, abgedr. in d. Verf.
Plat. Aufsätzen, Leipz. u. Berl. 1912, 238—290. Const. Ritter, Bemerkungen
zum Sophistes, Arch. f. Gesch. d. Ph. 10 (1897), 478—503; 11 (1898), 18-57
(wieder abgedr. in des Verf. Neuen Untersiich. über PL, München 1910, 1 — 65);
159 — 186. P. Hensel, Zu Pl.s Sophist., Festschr. f. Gomperz S. 61 — 6(i. Aug.
Difes, La d6finition de l'etre et la nature des idees dans le Sophiste de PI.,
Paris 1909 (CoU. histor. des grands philosophes). L. Rougier, La correspon-
dance des genres du Sophiste, du Philfebe et du Tim^e, Arch. f. Gesch. d. Philos.
27 (1914), 305 ff . Kritiscli-exegetisches : H. Jackson, On some passages in PI. 's
Sophist (218e, 225a, 244c), Journ. of philol. 32 (1913), 136. J. Cook Wilson,
Class. quarterly 7 (1913), 52 f. (zu 244 c). S. auch Eberz unter dem Theaitet
S. 98*, Tocco unter dem Parmenides S. 98*. Const. Ritter (Inhaltsdarstelluug)
oben S. 81*.
Politikos: Ch. Huit, Etudes sur le Politique attribu^ ä PI., S^ances et
trav. de l'Acad. d. sciences. mor. et polit. N. S. 28 (1887), 569-623; 29 (1888),
167 — 201. L. G. Myska, Über das Verhältnis des von PI. im Pol. entwickelten
Staatsbegriffes zu der Stellung desselben in der Politeia u. den Nomoi, Alienstein
1892, Pr. B. Diederich, Die Gedanken der plat. Dialoge Politikos u. Republik,
Jahrbb. f. klass. Phüol. 151 (1895), 577-599; 680-694. Const. Ritter, Pl.s
Politicus, Beiträge zu seiner Erklärung, Ellwangen 1896, Pr., abgedr. in des Verf.
Neuen Untersuch, über PI. S. 66-94. W. J. Goodrich, Plat. Politic. 269 e bis
270a, an allusion to Zoroastrianism, Class. rev. 20 (1906), 208 f. E. Bignone,
PI. Pol. 266 b f., Boll. di filol. class. 18 (1911). 53-55. Die Stelle von der Fried-
fertigkeit der Tierwelt 271 d f. berührt in weiterem Zusammenhange S. Sud-
haus, Rhein. Mus. 56 (1901), 47 f. B. C. Stephanides, Die Stellung von Pl.s
Politikos zu seiner Politeia und den Nomoi, Heidelberg 1913, Diss. Siehe auch
Eberz unter dem Theaitet S. 98*, Schaarschmidt, Hayduck, Alberti
unter dem Sophistes. Const. Ritter (Inhaltsdarstellung) oben S. 81*.
Philebos: Auch ihn sucht Schaarschmidt als unecht zu erweisen. Gegen
ihn argumentiert L. Georgii, N. Jahrbb. f. Phil. u. Päd., 97 (1868), 297—325.
F. A. Trendelenburg, De PI. Philebi consilio, Berol. 1837. Fr. Susemihl,
Über die Gütertafel im PhU., Philol. Suppl. 2 (1863), 97-132. R. Hirzel, De
bonis in fine Ph. enumeratis, Lips. 1868, Berl. Diss. H. Siebeck, De doctrina
idearum qualis est in Piatonis Philebo, in: Quaestiones duae de philosophia Grae-
corum, Hai. 1872, Diss. Gust. Schneider, Die Ideenlehre in Piatons Philebos,
Phdos. Monatsh. 10 (1874), 193—218, jetzt verändert in: Piaton. Metaph.; ders.,
Beiträge zur Erklärung des Ph., Gera 1883, Pr. G. F. Rettig, über ahia im
Phileb.. Ztschr. f. Philos. u. philos. Kr. 72 (1878), 1—43. Aless. Chiappelli,
Del vero senso dell' ahla nel Filebo Platonico, La filos. delle scuole Italiane 22
(1880), 197-223. W. H. Thompson, Introductory remarks on the Phil., Journ.
of Phüol. 11 (1882), 1—22. K. Reinhardt, Der Phüebos des PI. u. des Aristot.
nikomach. Eth., G.-Pr., Bielefeld 1878. C. B. Spruyt, Over de beteekenis der
woorden äjietoov en jisgag in Pl.s Ph., Verslagen en Mededeelingen d. Koniiikl.
XOO* Literaturverzeichiiis.
Ak., Arasterd. 1885. C. Huit, Etudes sur le Philebe, Par. 1886. H. Hoff-
mann, Pl.s Ph. erläutert u. beurteilt, Offenburg 1888, Fr.; derselbe, D. i)laton.
Ph. über d. Ideenl., Arch. f. Gesch. d. Ph. 4 (1891), 239-242. F. Bülte, Pl.s
Standp. im Ph., Bonner Studien R. Kekule gewidmet, Berl. 1890, 158 — 165.
O. Apelt, Die neueste Athetese des Phil., Arch. f. Gesch. d. Ph. 9 (1896), 1—23
(gegen Hörn, Piatonstudien, S. 359—408). Ferd. Hörn, Zur Philebosfrage,
Arch. f. Gesch. d. Ph. 9 (1896), 271-297. J. M. Schulhof, Notes on the onto-
logy of the Philebus, Journ. of phüol. 28 (1903), 1—14. O. Apelt, Zu Pl.s Phile-
bos, Rhein. Mus. 55 (1900), 9—17. J. Eberz, Über den Philebos des Piaton,
Würzburg 1902, Diss. A. Döring, Eudoxos v. Knidos, Speusippos u. der Dialog
Philebos, Viertel], f. wiss. Philos. 27 (1903), 113-129. G. Rödler, Remarques sur
le Philfebe, Rev. des etudes anciennes 1900, 281—303. C. Ritter, Bemerkungen
zum Philebos, Philol. 62 (1903), 489—540, abgedr. in "d. Verf. Neuen Unters, üb.
PI. S. 95-173. K. Harth, Pl.s Philebos, Magdeb. 1908. Pr. Kritisch-exegetische
Einxel beitrage : R. D. Archer-Hind, Note on PI. Phileb. 15 a b, Journ. of
philol. 27 (1901). 229—231. R. G. Bury, Plato Philebus 15 A B, Arch. f. Gesch.
d. Philos. 21 (1908), 108 f. J. Lac heller, Note sur le Ph., Rev. de Mötaph. etc.
10 (1902), 218—224. D. Mason, Note on PI. Phil. 31c, Class. quart. 3 (1909),
13 ff. C. Wilson, ebenda 125 f. (zu 31 e). P. Shorey, Class. philol. 3, 343.
S. auch Friedrichs beim Dial. Gorgias S. 89*, Rougier beim Sophistes
S. 99*. Const. Ritter (Inhaltsdarstellung) oben S. 81*.
Timaios: (außer Boeckhs, Stallbaums, Martins [Etudes sur le Timee
de Piaton, 2 Bde., Paris 1841], Steinharts usw. Abhandlungen) J. Lade vi -
Roche, Le vrai et le faux Piaton ou le Timee demontre apocryphe, Bordeaux
1867. Gumlich, Zur Würdigung u. zum Verständnis des Tim., G.-Pr., Berlin
1869. E. Hiller, De Adrasti Peripatetici in Plat. Timaeum commentario, Rhein.
Mus. 26 (1871), 582—589. Aug. Hopf, Üb. die Einleit. des Timaios, Pr. der
Studienanstalt in Erlangen, 1884. Jul. Graham, Interpretation of the Timaeus,
in: The Piatonist, 1887, S. 435—441; 455—464; 505-516; 636—642. P. Rawack,
De Piatonis Tim. quaestiones crit. I, Berl. 1888, Diss., vollständig ebendort als
Buch. Sartorius, Ruht oder bewegt sich die Erde im Timaios? Zeitschr. f.
Philos. u. philos. Krit. 93 (1888), 1—25. Th. Häbler, Über zwei Stellen
in Piatons Timaios und im Hauptwerke von Coppernicus, Grimma 1898, Pr. ;
dazu Berlin, philolog. Wochenschr. 1911, 1176. J. C. Wilson, On the Inter-
pretation of PI. Timaeus, London 1889. Derselbe (zu Tim. 37 c), Journ. of philol.
32 (1913), 123 f. 166. M. E. Hirst (zu Tim. 37 c), Class. philol. 8 (1913), 93.
C. Giambelli, Sul passo interpolato di Piatone Timeo p. 42 ß, Bollet. di filol.
class. 8, 131-135. C. Ritter, Timaios cap. I, Philol. 62 (1903), 410—418, ab-
gedruckt in des Verf. Neuen Untersuch, über PL, S. 174—182. E. Diehl, Der
Timaiostext des Proklos, Rhein. Mus. 58 (1903), 246-269. J. Eberz, Die Be-
stimmung der von PL entworfenen Trilogie Timaios, Kritias, Hermokrates, Philol.
69 (1910), 40—50. E. Bignone, II pensiero Platonico e il Timeo, Atene e Roma
N. 139/40, 215—244. Die Person d. Hermokrates im Timaios berühren H. Stein,
Rhein. Mus. 55 (1900), 564 und J. Steup ebenda 56 (1901), 460f. Rougier
s. S. 99*. Vgl. über Staat u. Tim. auch unten zu §§ 43 u. 42. Const. Ritter
(Inhaltsdarstellung) oben S. 81*.
Kritias: O. Kern, Zu der platonischen Atlantissage, Arch. f. Gesch. d.
Philos. 2 (1889), 175 ff. F. Sander, Über die piaton. Insel Atlantis, Bunzlau
1893, Pr., wiederh. in des Verf. Buche Deo patriae litteris, Ges. Vortr. u. Aufs. I,
Breslau 1894. G. Demm, Ist die Atlantis in Piatons Kritias eine poetische Fiktion?
Straubing 1905, Pr. Ph. Nögris, La question de l'Atlantis de Piaton, Paris
1905. G. Wörpel, Hat Piatos Atlantis existiert? Kieler Zeitung Nr. 23 3(1
(v^L Herm. Singer, Frankf. Zeitung, 6. April 1913). Fr id. Kluge, De Plat.
Critia, Haus 1909, Diss. H. Philipp, Zur Chonologie d. piaton. Dialoges
Kritias, Beri. philol. Wochenschr. 1913, 1119 f. K. T. Frost, The Critias and
Minoan Crete (zum Atlantismythos), Journ. of HelL Stud. 33 (1913), 189 ff.
S. auch Eberz, Stein und Steup unter dem Dialog Timaios. Const. Ritter
(Inhaltsdarstellung) oben S. 81*.
Xomoi: Über die N. handeln: A. Boeckh, Comm. in Plat. qui fertur
Minoem eiusdemque libros priores de Legibus, Hai. 1806. Carl Dilthey,
PL libr. de legibus examen, quo iure Piatoni vindicari possint, Gott. 1820.
Ed. Zeller, der in den „Piaton. Studien" die Echtheit bezweifelt, dieselbe jedoch
Zu § 40. Piatons Schriften. 101*
in der „Phil. d. Gr." anerkennt; ferner Susemihl, Steinhart. Schaar-
sehmidt usw.; Oncken, Staatsl. d. Arist., S. 194—199. G. Teichmüller,
Fehde des Isokrates gegen Aristoteles und gegen die platon. Gesetze, in: Literar.
Fehden I S. 259 — 285. I. Bruus, De legum Platonicarum compositione quae-
stiones selectae. Bonn 1877 ; derselbe, Pl.s Gesetze vor und nach ihrer Heraus-
gabe durch Philippns von Opus, Weimar 1880. Theod. Bergk, Pl.s Gesetze,
in: Fünf Abhandlungen zur Gesch. d. griech. Ph. und Astron., Lpz. 1883.
E. Praetorius, De legg. Platonicis a Philippo Opuntio retractatis, Bonn 1884,
Diss. Fr. Blass, Naturalismus und Materialismus in Griechenland zu Pl.s Zeit,
Kiel 1887 (die ,, Gesetze" für Dionys II. von Syrakus verfaßt, um durch ihn
praktisch eingeführt zu werden). J. Tiemann, Krit. Analyse von B. 1 u. 2 d.
platon. Gesetze, Osnabrück 1888, Pr. (gegen Bruns, der in den betreffenden
Büchern zwei unabhängig voneinander entstandene Entwürfe erkennt, die nicht
in innere Übereinstimmung miteinander gebracht sind. Vgl. dazu E. Zeller,
Arch. f. Gesch. d. Ph. 2 [1889], 695 ff.). Const. Ritter, Pl.s Gesetze, Darstellung
des Inhalts, Lpz. 1896; ders., Pl.s Gesetze, Kommentar zum griech. Text, Lpz.
1896 (genau und gründlich: sehr nützliche Register). M Krieg, D. Überarbeit,
d. platon. Gesetze durch Philipp von Opus. Heidelb. 1896, Diss. M. Pantazes,
Texf.ir)oia zov rödoi' riov TI/mt. t'öucor ey. xov y ßiß/.lov y.al eTtavoQdojxixa elg avzo,
\4§}}vä 13, 2 — 4, p. 143 — 213. J. Rentzsch, De 8ih)] ii'EvöojuagrvQicöv in iure Attico
comparatis Piatonis imprimis legum libris cum orationibus Atticis, Lips. 1901,
Diss. Th. Gomperz, Platon. Aufsätze III. Die.. Komposition der „Gesetze",
Sitzungsber. d. Wiener Akad. 1902. Fr. Blass, Über die Zeitfolge von Piatons
letzten Schriften, in: Apophoreton, Festschr. d. Graeca Halensis zur 47. Philologen-
versamml., Berlin 1903, S. 52 — 66 (nimmt den vom Verf. in seiner Kieler Schrift
[s. oben] geäußerten Gedanken wieder auf: die Gesetze „sind für Sizilien be-
stimmt und alsbald begonnen, als PI. sich [366] den Dingen dort zu widmen an-
fing". Die Gesetze sind nach Bl. nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, Pl.s
letztes Werk). Car. Richter, De legum Platonicarum libris I II III, Gryphiae
1912, Diss. J. O. Eberz, Pl.s Gesetze u. die sizil. Reform, Arch. f. Gesch. d.
Philos. 25 (1912), 162—174. O. Apelt, Zu Piatons Gesetzen, Jena 1907, Progr.
A. Hoff mann, De Piatonis in dispositione Legum consilio, Greifswald 1907,
Diss. J. Schulte. Quomodo Plato in Legibus publ. Athen, instituta respexerit,
Münster 1907, Diss. Fr. Döring, De legum Platonicarum compositione, Lipsiae
1907, Diss. Leop. Schröer, Die allgem. strafrechtl. Grundsätze in Pl.s Ge-
setzen, Münster 1910, Diss. K. Lincke, Die Anfänge d. Kultur; ein Stück plat.
Geschichtsphilosophie (nach den Gesetzen B. 3 u. 4), Ztschr. f. d. Gvmnasialw. 66
(1912), 718-725. Joh. Ferber. Der Lustbegriff in Pl.s Ges., Neue Jahrb. f. d.
klass. Altert, usw. 31 (1913), 338—349. V. Brochard, Les Lois de PI. et la th^orie
des id^es, in des Verf. Etudes usw. (oben S. 12*). P. Shorev, Pl.s Laws and the
unity of Pl.s thought I. Class. philol. 9 (1914), 345 ff. S. auch die zur Politeia
angeführte Arbeit von Lombard. Kritisch-exegetische Beiträge: D. Peipers,
Quaest. crit. de PI. leg., Gott. 1863, Diss. Konst. Horna, Philol. 65 (1906),
156 f. (zu 794a b). S. Arvanitopullos, 'Ecfr^fi. äoyaiol. 1909, 43 f. (zu 947b— e).
W. R. Paton, Notes on PI. Laws I— VI, Class" quart. 3 (1909), 111—113.
U. V. Wilamowitz-Moellendorff, Lesefrüchte, Hermes 45 (1910), 398 ff . (zu
734 e ff. ; berührt auch die allgemeine Frage der Komposition der „Gesetze"
S. 404 ff. ; erklärt sich gegen die zeitliche Ansetzung des Kritias nach den Ge-
setzen, S. 405 Anm. 1). Franz Boll, Ajch. f. Religionswiss. 13 (1910), 575
(zu 914 b).
Epinomis : s. unten S. 102*.
Zweifelhaftes und Unechtes.
Im allgemeinen s. W. A. Heidel unten S. 105* unter: Vermischte Beiträge.
A. In die thrasyllischen Tetralogien aufgenommen, aber
a) schon von antiken Kritikern angezweifelt oder verworfen:*)
Kleinerer Alkibiades: B. Andreatta, De libro qui Alcibiadis secundi
noraen in fronte gerit Piatoni abiudicando disput., Trient 1870, Pr. E. Bickel,
*) Die angebliche Verwerfung des Phaidon durch Panaitios und die Athetese
der Politeia und der Nomoi durch Proklos bleiben hier unberücksichtigt.
]^Q2* Literaturverzeichnis.
Ein Dialop; aus d. Akademie des Arkesilaos, Arch. f. Gesch. d. Philos. 17 (1904),
460 — 479 (sucht mit im fjanzen wenig einleuchtenden Gründen wahrscheinlich zu
machen, daß der II. Alkibiades in der Schule des Arkesilaos entstanden sei und
diesem Umstände die Aufnahme in das Korpus der Tetralogien zu verdanken
habe. Die Annahme antikynischer Polemik, auf die B. Gewicht legt, scheint mir
nur für den Abschnitt über aqpoorsg fiaivö/m'oi 139 d ff. nahe zu liegen). Der-
selbe. Piaton. Gebetsleben, ebenda 21 (1908), 535— .ö54 (setzt S. 539 ff. die Ver-
werfung des Gebetes um Einzelgüter [Ale. II 141 a ff.] zu hedonistischer Literatur
in Beziehung). Über sprachliche Abweichungen des Dialogs von den sicher plat.
Schriften Ritter, I^nters. über PI. S. 88, Usener, Unser Piaton text, Nachr.
d. Ges. d. Wiss. zu Gott. 1892 S. 48 f. = Kl. Sehr. III 127 f. (der Verf. des
Dialogs Xordgrieche). Henr. Brünne cke. De Ale. II qui fertur Plat., Gott.
1912, Diss. (handelt eingehend über Komposition, Quellen, Vorbilder u. Tendenz
der Schrift, die vom Verfasser bekämpften Gegner und das Verhältnis des
Werkchens zu anderen echten und unechten [Theages, Alkib. I, Erasten] Schriften
des piaton. Korpus; hält den Alkib. II für nach Begründung der aristotelischen
Schule [335] vor dem Theages entstanden).
Hipparch: U. v. Wilamowitz-Moellendorff. Aristot. und Athen. I
118 ff. schließt sich der allgemeinen Verwerfung des Werkes an, wendet sich
aber gegen die Annahme unmittelbarer Beziehungen von Hipp. 229 b zu Aristot.
civ. Athen. 16, 7. Dagegen erkennt Jos. Pavlu, Die pseudo-platon. Zwillings-
dialoge Minos u. Hipparch, Wien 1910. Pr. (hier S. 1 ein kurzer Abriß der Ge-
schichte des Problems) in der Hipparchstelle eine Polemik gegen Aristoteles (be-
achtenswert, scheint mir aber nicht so sicher, wie Raeder, Berl. philol. Wochen-
schrift 1911. 1019, annimmt) und vermutet, daß die Schrift nicht lange nach 320
vor Chr. von einem Anhänger der Akademie verfaßt wurde. Einzelbeitrag:
H. Jackson, Class. rev. 15 (1901), 375 (zu p. 2.30 a).
Erastai lAnterastai) : Guil. Werner, De Anterastis dialogo Pseudo-
platonico, Darmstadiae 1912, Gießener Diss. (hier S. 1 ff. die frühere Literatur),
kommt zu dem Ergebnis, daß der Dialog nach dem Tode des Xenokrates (315/4),
aber vor der Wirksamkeit des Arkesilaos verfaßt wurde, und findet, daß die
Schrift ihrer Tendenz nach gut in die Zeit Polemons passe. S. auch Brün-
necke unter dem Kleineren Alkibiades.
Epinomis: Über die sprachliche Übereinstimmung mit sicher platonischen
Schriften C. Ritter, Unters, über PI. S. 91 f., über die sachliche Überein-
stimmung Krieg, Die Überarbeitung der piaton. Gesetze (s. o. S. 101*) S. 14.
Gleichwohl haben die wenig besagende antike Tradition über die Beziehungen des
Phiüppos von Opus zu dem Werke und die ungenügend begründete Athetese
des Proklos bei den meisten Neueren den Glauben an die Echtheit nicht auf-
kommen lassen. Ausnahmen machen Th. Gomperz, Griech. Denker II',
.563 f., Hans Raeder, Pl.s philos. Entw. S. 413 ff., Herm. Reuther, De
Epinomide Platonica, Lips. 1907, Diss. Anders urteilt unter einem neuen Ge-
sichtspunkt O. Immisch, Philol. 72 (1913), 17. Gegen die Echtheit auch
V. Wilamowitz-Moellendorff, Kultur der Gegenwart, Teil 1 Abt. 8* S. 129.
Daß der Verf. der Epinomis orientaUsche astronomische Theorien kannte, be-
merkt F. Cumont, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 27 (1911), 4. Eine
eingehendere Behandlung der Epinomis und ihres Verhältnisses zu Philippos
von Opus ist von W. W. Jäger zu erwarten; vgl. Abhandl. d. Berl. Akad.
phüos.-hist. Kl. 1914, S. XVIII f.
b) ohne an ti k en Vorgang mit beachtenswerten Gründen^) von
neueren Kritikern angezweifelt oder verworfen:
Größerer Alkibiades: C. G. Cobet, Platonica, ad Piatonis qui fertur Alci-
biad. pr., Mnemosvne, Nov. Ser. 2 (1874), 369—385. Frz. Hubad, D. erste
Alcibiad., Pr. d. Realgvmn. zu Pettau 1876. Benjam. Andreatta, Süll'
autenticitä dell' Alcibiade primo, Pr. del ginnasio di Roveredo 18<6 (letzterer für
*) Die Hyperkritik Schaarschmidts u. a. lasse ich außer Betracht.
Zu § 40. Piatons Schriften. 103*
die Fkhtheit). R. Hirzel, Aristoxenos und Pl.s erster Alkib., Rhein. Mus. 4.5
(1891), 419 — 435. Rudolf Adam. Über die Echtheit und Abfassungszeit des
piaton. Alcib. I, Arch. f. Gesch. d. Philos. 14 (1901), 40-65 (für die Echtheit).
J. Pavlu, Alcibiades prior quo iure vulgo tribuatur Piatoni (Dissert. philol.
Vindob. vol. 8 pars 1), Wien 1905. H. Arbs, De Alcibiade I qui fertur Pia-
tonis, Bonn 1906, Diss. S. auch Brünnecke unter dem Kleineren Alkibiades.
Theacjes: U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Hermes .'52 (1897), 103
Anm. 2, stimmt hinsichtlich der Unechtheit des Theages dem allgemeinen Urteil
bei; nach seiner Ansicht ist die Schrift nicht vor 370 von einem Verfasser ge-
schrieben, der. sich in lebendigem Kontakt mit der sokratischen Gemeinde befand.
W. Jan eil, Über die Echtheit u. Abfassungszeit des Theages, Hermes 36 (1901),
427 — 439 (setzt den Dialog etwa 369—366 an und hält für den Verfasser einen
Sokratiker). Jos. Pavlu, Der pseudoplat. Theages, Wiener Studien 31 (1909),
13—37 (hält den Th. für eine harmlose, auf keinerlei Täuschung berechnete Arbeit
•eines Schülers, dem der erste Alkibiades [nach Pavlu wahrscheinlich 340/39
verfaßt] bereits fertig vorlag). S. auch Brünnecke unter dem Kleineren
Alkibiades, H. Gomperz, Arch. f. Gesch. d. Phil. 19 (1906), 540 ff.
Kleifophon: E. F. Yxem, Über Pl.s Klitopho, BerUn 1846, Pr. G. M.
Bertini, Saggio sul Clitophonte dialogo attribuito a Piatone, Riv. di filol. 1
<1873), 457—480. R. Kunert, Quae inter Clitophontem dialogum et Piatonis
Rempublicam intercedat necessitudo, Greifswald 1881, Diss. K. ebenso wie Joel
u. Dümmler, Zur Kompos. des piaton. Staates (s. o. S. 94*) halten den Kleito-
phon für platonisch. Dagegen hält Jos. Pavlu, Der pseudoplat. Kl., Znaim
1909, Pr., für wahrscheinlich, daß die Schrift um die Wende des 4. und 3. Jahr-
hunderts vor Chr. in der aristotelischen Schule entstand. — H. Brünnecke,
Kleitophon wider Sokrates, Arch. f. Gesch. d. Philos. 26 (1913), 449. — Zur
Kleitophonfrage s. auch die im Jahresber. üb. d. Fortschr. d. klass. Altertums wiss.
■96 (1898 I), S. 43 f. besprochenen Arbeiten und v. Arnim, Leben und Werke
des Dio von Prusa, Berlin 1898, 256 ff. Über den Kleitophon unter dem Gesichts-
punkte der Protreptik und seine Berücksichtigung durch Spätere P. H artlich,
De exhortat. a Graec. Romanisque Script, bist. S. 229 ff. 247. 278. 314. 331.
Minos: Aug. Boeckh, Comment. in Piatonis qui vulgo fertur Minoem
«iusdemque libros priores de legibus, Halae 1806. Jos. Pavlu, Die pseudo-
platonischen Zwillingsdialoge Minos und Hipparch, Wien 1910, Pr. (der Verfasser
•aes Minos identisch mit dem des Hipparch, s. o. S. 102*).
Außer den genannten Dialogen werden der Ion und der Größere Hippias
von manchen für unecht gehalten. Auch über den Menexenos herrscht keine
völlige Übereinstimmung. S. die Literatur oben S. 87*. 90* f.
Die Briefe: Neben älteren Untersuchungen kommen besonders in Betracht:
Herrn. Thom. Karsten, De Piatonis, quae feruntur, epistolis, praecipue tertia,
■septima, octava, Traj. ad. Rhen. 1864, dessen Verwerfungsurteil H. Sauppe bei-
stimmt in seiner Rec. in den Götting. Gelehrt. Anzeigen, 1866, 881 — 892. Gust.
Rohrer, De septima quae fertur Piatonis epistula, Jen. 1874, Diss.; Pars II,
G.-Pr., Insterburg 1874. H. Stössel, Epistolae Platonicae et Dionis vita Plut-
archea quomodo cohaereant, Cassel 1876. A. Heinrich, Verwertung des
siebenten pseudo-platonischen Briefes als Quelle für Pl.s sizilische Reisen, Pr.
des Staatsgymn., Cilli 1880. H. Reinhold, De Plat. epistulis, Quedlinburg
1886, sucht die Echtheit sämtlicher Briefe zu erweisen, Christ, Platonische
■Studien S. 25 ff., die des 13. Ebenso Unger, Philol. 50 (1891), 191 ff.
U. V. Wilamowitz-Moellendorff (gegen Echtheit von epist. 13), Hermes 33
(1898), 496. Dagegen Fr. Blass, Rhein. Mus. 54 (1899), 36. H. A. Sill,
Untersuchungen über die piaton. Briefe, I. T., Prolegomena, Halle 1901, Diss.
(Anfänge einer rein histor. Krit. der Briefe). S. auch Ed. Meyer, Gesch. des
Altertums, V (1902), S. 500 ff.; dieser hält die Briefe im allgemeinen für echt,
jedoch nicht ep. 12 [= Diog. Laert. 8, 801], vgl. Meyer § 826 Anm. Plutarch
benutzt nach Meyer § 987 Anm. die Briefe, nicht umgekehrt. R. Adam, Über
die Echtheit der piaton. Briefe, Berl. 1906, Pr. M. Od au, Quaestionum de
septima et octava Piatonis epistola capita duo, Regimonti 1906. H. Paeder.
Über die Echtheit der platonischen Briefe, Rhein. Mus. 61 (1906), 427—471; 511
ibis 542. Fr. Novotny (Ein Beitrag zur Lösung der Frage über die Echtheit
1(J4* Literaturverzeichnis.
der piaton. Briefe), Listy filologick^ 33 (1906), 193—210; 336—347. loan.
Bertheau, De Piatonis epistula septlma, Hai. 1907 (Dissert. philol. Hai. vol. 17
pais 2). Vgl. P. Wendland, Berliner philol. Wochenschr. 27 (1907), 1014 ff.
Th. Blunk, De sept. ep. qu. f. Plat. adnominationibus, Greifswald 1906, Diss.
R. Adam, Über die piaton. Briefe, Aroh. f. Gesch. d. Philos. 23 (1910), 29—52
(gibt eine Liste der Entlehnungen aus echten und unechten Schriften des piaton.
Korpus und verwertet den nach seiner Ansicht echten 7. und den unechten aber
zuverlässigen 13. Brief für die Chonologie einiger piaton. Dialoge). C. Ritter,
Brief 7 u. 8, im Anhange zu des Verf. Kommentar zu den Gesetzen (oben S. 101*)-
367-378. Derselbe, Philol. 68 (1909), 332 ff. (über den 13. Brief). Derselbe, Die
dem PI. und Speusippos zugeschriebenen Briefe, in: Neue Untersuchungen über PI.,
München 1910, S. 327—424: (13 unecht, danach auch 2 und 6 zu verwerfen; alle
drei vielleicht von demselben Verf., dem auch 12 gehören könnte. 4 trägt keine
Zeichen der Unechtheit, ist aber vielleicht speusippisch, ebenso möglicherweise 5.
Unecht 1 [ungeschickte Fälschung], 11, 14, wahrscheinlich auch 15—18, echt da-
gegen 3, 7 und 8 bis auf eine größere Interpolation 341 a b— 345 c\ Vgl. zu
Ritters Ergebnissen auch Jos. Pavlu, ßerl. philol. Wochenschr. 1911, 543 ff.
A. Brinkmann, Ein Brief Pl.s. Rhein Mus. 66 (1911), 226— 230 (für die Echt-
heit des 6. Briefes). O. Immisch, Der erste piaton. Brief, mit einer Einleitung^
über den Zweck und einer Vermutung über die Entstehung der plat. Briefsamm-
lung, Philol. 72 (1913), 1—41 (DieBriefsamralung gilt nachlmm. nicht historischem,
sondern dogmatischem Zwecke: die Briefe sollen die Ges. 739 e angekündigte
Toiit] .-To/.iTst'u ersetzen. Xr. 1 ist nach Imm. ein Brief des Spartaners Dexippos,
umstüisiert durch den Historiker Timaios, aus dessen Werk ihn der Sammler
entnahm, wieder in der dogmatischen Absicht einer Ergänzung der plat. Staats-
lehre. Die Sammlung muß also nach Imm. etwa in der ersten Hälfte des 3. Jahr-
hunderts, zwischen Timaios und Aristophanes von Byzanz, der sie in seine Tri-
logien aufnahm, entstanden sein). Ferd. Ziemann, De epistularum Graee.
formulis sollemnibus quaest. select., Halis Sax. 1910 (Diss. philol. Hai. vol. 18, 4)
S. 290f. (Die Grußformel der piaton. Briefe als Indiz ihrer Unechtheit). Der
Frage nach der Echtheit der platonischen Briefe im allgemeinen gilt R. Haek-
forth, The authorship of the Plat. epistles, New York 1913. Die Echtheit und
Tendenz des 7. Briefes behandelt M. Pohlenz, Aus I*l.s Werdezeit S. 113 — 122,.
der für die platonische Verfasserschaft eintritt und auch die Ausscheidung von
Teilen des Briefes als Interpolation bekämpft. Fr. Juroszek, Comment.
crit. de PI. quae feruntur epistolis, Diss. philol. Vind. 11, pars 3, Vind. 1913;
dazu Raeder, Berl. philol. Wochenschr. 1915, 744 ff. M. Pieper. Piatons
7. Brief, Sitz. d. Philol. Vereins zu Berlin 1914, in Zeitschr. Sokrates 2, 628 ff.
P. Shorey, Note on the sixth Piatonic epistle, Class. philol. 10 (1915), 87 ff.
Über ozi und w? in Pl.s Briefen handelt F. Novotny, Rhein. Mus. 69 (1914),
742—744. Kritischer Beitrag zu ep. 2, p. 310 C von H. Richards, Class. rev. 16
(1902), 396; zu epist. 2, p. 313 A von J. Burnet, Rhein. Mus. 62 (1907j, 312 f.
B. Nicht in die thrasyllischen Tetralogien aufgenommen, von
der alten und neueren Kritik verworfen, fraglos unecht:
Einige dieser Schriften versuchte A. Boeckh in der Ausgabe: Simonis So-
cratiei dialogi quatuor etc. (s. o. Text § 40) auf Grund der Angaben bei Diog.
Laert. 2, 122 einem Zeitgenossen des Sokrates, dem Schuster Simon (s. o. § 34
S. 165) zuzuweisen.
Axior-hos: Har. Feddersen, Über den pseudoplaton. Dialog Axiochus,.
Cuxhav. 1895, Pr. O. Immisch, Philol. Studien zu PL, I, Lpz. 189*6 (nach
Imm. ist der A. die Schrift eines Akademikers gegen Epikur, aus den letzten
Jahren des 4. Jahrhunderts). U. v. Wilamowitz -Moellendorff , Gott. gel.
Anz. 1895, 977 ff. A. Brinkmann, Beiträge zur Krit. u. Erklär, des Dial. A.,
Rhein. Mus. 51 (1896), 441—454. Mart. Meister, De Axiocho dialogo,.
Breslau 1915, Diss. (Übersicht über die Geschichte der Axiochosfrage. Der Ax.
kurz vor Chr. Geburt verfaßt, abhängig von Poseidonios).
Eryxias : O. Schrohl, De Eryxia qui fertur Piatonis, Gott. 1901, Diss.
Älkyon : A. Brinkmann, Quaestionum de dialogis Piatoni faLso adscriptis
spec, Bonn 1891, Diss.
Zu § 40. Piatons Schrifton. 105*
Tlsgl Sixaioi' und Tlegl aosTfjg: Jos. Pavlu, Die pseudoplaton. Gespräche
über Gerechtigkeit und Tugend, Wien 1913, Pr.
"Oqoi: Zur Überlieferung H. Mutschmann, Vergessenes und Übersehenes,
Berl. philol. Wochenschr. 1908. 1328.
Vennisclite Beiträge xu den unechten Schriften: W. A. Heidel, Pseudo-
Platonica, Diss. Univ. of Chicago, Baltimore 1896. H.Richards, Platonica IX,
Tct yoöfvö/igva, Class. quarterly 3 (1909), 15 (zu "Oqoi, Ueiu 8iy.aiov, Ai]fi6öo>iog,
^iavyog, 'Egv^iag, '^^in/og).
Über einen angeblichen Philosophos des Piaton, den Chalcid. in Tim S. 128
zitiert, s. A. Dyroff , Blätter f. d. (bayr.) Gymnas. 32 (1896), 18—21. Über die
AiuiQeoeig s. Mutschmann zu § 47.
Eine besondere Stellung nehmen die Epigramme ein, die als Parerga nicht
philosophischen Inhaltes keinen Platz in den Tetralogien zu beanspruchen hatten.
Vgl. über sie die (ungenügende) Einleitung von Fava in seiner im Texte ge-
nannten Ausgabe, der die Epigramme alle als unecht verwirft. Mit größerem
Rechte urteilt v. Wilamowitz, daß sie z. T. für echt zu halten seien. Auch
auf den , .wahrhaft göthischen'' Charakter des 24. Epigramms hat v. Wilamowitz
sehr mit Recht hingewiesen (Aus Kydathen S. 222. Antigen, v. Karystos S. 48).
AV^eitere Literatur verzeichnet G. Wörpel in der Besprechung des Favaschen
Buches, Wochenschr. f. klass. Philol. 1902, 1225. Vgl. auch Reitzenstein,
Artikel Epigramm bei Paulv-Wissowa. Knaack, Berlin, philol. Wochenschr.
1895, 1156.
Kritische und exegetische Beiträge zu verschiedenen Schriften Piatons geben
u. a. Th. Gomperz in mehreren Abhandlungen der Sitzungsber. d. phil.-histor.
Klasse d. Wiener Akademie (s. dort die piaton. Aufsätze und die Beiträge zur
Kritik griechischer Schriftsteller [139 (1898), 9 ff.; 143 (1901), 14 ff. u. a.]),
U. V. Wilamowitz-Moellendorff . Hermes 40 (1905), 144—146, Herwerden,
Naber u. a. in der Mnemosvne (N. S. 34 [1906], 136—147; 317—330; 35 [1907],
118—126; 143—177 u. a.), R^ichards, Burnet, Burv, Walker, Webb u. a.
in zahlreichen Artikeln der Classical review (15 [1901]', 25. 110. 295; 16 [1902],
10; 17 [1903], 14. 351; 18 [1904], 4.32; 19 [1905], 99. 296; 20 [1906], 6. 12. 2l2,
Class. quart. 3 (1909), 15 u. a.), H. Jackson, Journal of philol. 28 (1903), 186
bis 194, K. Horna, Philol. 65 (1906), 156, Nusser, Blätter f. d. Gymnasial-
schulw. 1904, 341, Gratsiates, Aiagdonixa y.al eQfxrjvevxixä (slg ID.äzcova),
'Ady^vä 18, 262, Billia, Vetilles d'un lecteur de Piaton, Arch. f. Gesch. d. Philos.
18 (190.5), 253-264, Vetchy, Zur Erklärung einiger piaton. u. sophokl. Stellen.
Wien 1906, Pr., Const. Ritter, Platonica, Philol. 67 (1908), 311-314, I. By-
Avater, \-izuy.Tu, Journ. of philol. 31 (1910), 197 — 2()6, Aug. Dies, Platonica
(zu Theait. und Symp.), Rev. de philol. 37 (1913), 62-69. Zahlreiche Einzel-
beiträge in Vahlens Opusc. acad. S. auch oben S. 80* ff .
Zu § 41. Piatons Philosophie I: Allgemeines. Dialektik (Meta-
physik, Ideenlehre, Zahlenlehre, Erkenntnistheorie). Methodo-
logie. Sprachphilosophie.
Über das „Syste??i" Piatons überhaupt sind außer den schon S. 76* f. angeführten
Werken von Tennemann, Karl Friedrich Hermann usw., wie auch den
Gesamtdarstellungen von Ritter, Brandis, Zeller, Gomperz noch zu er-
wähnen: Phil. Gull, van Heus de, Initia philosophiae Platonicae, Traj. ad
Rhenum 1827-1836; ed. TI, Lugd.-Batav. 1842. C. Beck, Piatons Philos. im
Abriß ihrer genet. Entwicklung, Stuttgart 1853. A, Arnold, System d. piaton.
Phil, als Einleit. in das Studium des Plat. u. der Phil, überhaupt, Erfurt 1858
(bildet den dritten Teil von : Plat. Werke, einzeln erklärt u. in ihrem Zusammen-
hang dargest., Erfurt 1836 ff.). AI fr. Fouillee, La philosophie de PI., exposit.
I ( )f)* Literaturverzeichnis.
hist. et oritique de la theorie des id^es, Par. 1879, jetzt z. T. in 3., z. T. in 2, Be-
arbeitung vorliegend: t. I: Theorie des idees et de l'amour, Paris 1904; t. II:
Esthetique, morale et religion platoniciennes, Paris 1906; t. III: Histoire du
Platonisme et de ses rapports avec le Christianisme, Paris 1909; t. IV: Essais de
Philosophie j^latonicienne, Paris 1912. Ch. Benard, PI., sa philos., pr^c4d6 d'un
aperyu de sa vie et de ses ecrils, Par. 1892. Dav. Peipers, Untersuchungen
über das System Platons, I. T. : Die Erkenntnistheorie Piatons mit besonderer
ßücksicht auf den Theaitet untersucht, Lpz. 1874; ders., Ontologia Platonica, ad
notionum terminorumque historiam symbola, Lpz. 1883. Joh. Wolff, Die plat.
Dialektik, ihr Wesen und ihr Wert für die menschl. Erkenntnis I, Zeitschr. f.
Philos. u. philos. Kritik 64 (1874), 200-253 (zugleich Diss. v. Gott., Halle a. S.
1874); II ebenda 65 (1874), 12-34; 66 (1875), 69—85;^ 185—220. M. Wohlrab,
Vier gemeinverständliche Vorträge über Platons Lehrer und Lehren, Lpz. 1879.
Ohristfr. Alb. Thilo, Einige Bemerkungen über den Entwicklungsgang der
theoret. Ph. Pl.s, Ztschr. f. exakte Ph. 12 (1883), 19-51. G. P. Weygoldt,
Die piaton. Philos. nach ihrem Wesen und ihren Schicksalen für Höhergebildete
aller Stände dargestellt, Lpz. 1885. Gust. Schneider, Die Weltanschauung
Pl.s dargestellt im Anschluß an den Dialog Phaidon, Berlin 1898. Derselbe,
Piatos Philosophie in ihren wesentlichen Zügen durch ausgewählte Abschnitte
aus seinen Schriften dargestellt, Stuttgart o. J. P. Shorey, The unity of Plato's
thought, Universitv of Chicago decennial publications, 1. Ser., Vol. 6 (vgl. Class.
philol. 9 [1914], 345 ff.). H. Guvot, Philosophes et philosophie d'aprfes PI.,
Rev.de philos. 4, 316 ff. H. Was, Pl.s Wetten, Tijlers Theol. Tijdschr. 1
(1903). R. D. Archer -Hind, Some remarks on the later Platonism, Journ.
of philol. 29 (1904), 266-272. Hans Paeder, Platons philosophische Ent-
wicklung, Leipzig 1905 (sehr gute Einführung). J. Adam, The vitality of
Platonism and other essays, Cambridge 1911. M. Pohlenz, Aus Pl.s Werde-
zeit. Berl. 1913. H. v. Arnim, Pl.s Jugenddialoge und die Entstehungszeit des
Phaidros, Leipzig u. Berlin 1914. — W. M Frankl, Piatonismus, Arch. f. Gesch.
•d. Philos. 23 (1910), 512 ff. P. Höfer, Die Bedeutung der Philosophie für das
Leben nach PI., Göttingen 1870. Otto Weishaupt, Pl.s Lob der Philosophie,
Böhm. Leipa 1872, Pr. Rieh. Wähle, Beiträge zur Erklärung plat. Lehren u.
zur Würdigiuig des Aristoteles. Arch. f. Gesch. d. Philos. 14 (1901), 145—155.
Auf das Ganze der platonischen Philosojikie in ihrem Verhältnis xu
Hpllenentum, Judentum und Chrisientu>n gehen: Car. Frid. Stäudlin, De
philosophiae Platonieae cum doctrina religionis Judaica et Christiana cognatione,
Gott. 1819. 0. Ackermann, Das Christliche in Piaton und in der platonischen
Philosophie, Hamb. 1835. Ferd. Christ. Baur, Das Christliche des Piatonismus
oder Sokrates und Christus, Zeitschr. f. Theol. 1837, Heft 3, 1—154, auch in: Drei
Abhandl. zur Gesch. d. alten Ph. u. ihres Verh. zum Christentum, herausg. von
Zeller, Leipz. 1876. S. W. Me ade n hall, Plato and Paul, or philosophy and
<?hristianitv, Cincinnati 1886. A. Neander, Wiss. Abhandlungen, herausg. von
.T. L. Jacobi, Berl. 1851, S. 169 ff. I. Döllinger, Heidentum und Judentum,
Regensb. 1857, S. 295 ff. H. N. Clausen, Apologetae ecclesiae Christianae
Antetheodosiani Piatonis eiusque philosophiae arbitri, Hafniae 1817. R. Ehlers,
De vi ac potestate, quam philosophia antiqua, imprimis Platonica et Stoica, in
doctrina apologetarum saec. II. habuerit, Gott. 1859. F. Michelis, Die Philo-
sophie Platons in ihrer inneren Beziehung zur geoffenbarten Wahrheit, Münster
1859-1860. K. Krogh-Tonning, Essays I, Plato als Vorläufer des Christen-
tums, Kempten 1906. E. Zeller, Piatos Mitteilungen über frühere und gleich-
zeitige Philosophen, Arch. f. Gesch. d. Philos. 5 (1892), 165-184 = Kleine Sehr.
II 1—19. J. Meissner. Erläuterung und Würdigung des Urteils Platons über
die Sophistik, Solingen 1898, Pr. Heinr. v. Stein, Sieben Bücher zur Ge-
schichte des Piatonismus, Teil I— III, Götting. 1862-1875. S. A. Byk, Der
Hellenismus und der Piatonismus, Lpz. 1870. Karl Urban, Platons Verh. zur
griech. Volksreligion, G.-Pr., Görhtz 1871. E. Bratuschek, Die Bedeutung der
piaton. Philos. f. d. relig. Fragen d. Gegenwart, Berl. 1873. F. M. Cornford.
Plato and Orpheus, Classic, review 17 (1903), 433— 445. R. H. Woltjer,
De Piatone praesocraticorum philosophorum existimatore et iudice, Levden 1904.
P. Xatorp, Demokrit- Spuren bei PL, Arch. f. Gesch. d. Ph. 3 (1890), 515-531.
J. Hammer Jensen, Demokrit u. PI., Arch. f. Gesch. d. Ph. 23 (1910), 92 ff.
211 ff. H. Hoff ding, (PI. u. Demokritos,) Nordisk Tidskr. for füol. 3. R. 18
Zu § 41. Piatons Philosophie I: Allgemeines. Dialektik usw. 107*
S. 1 ff. H. Raeder (PL u. d. Atomenlehre), ebenda S. 8ff. Derselbe, Alki-
damas und PI. als Gegner des Isokrates, Rhein. Mus. 63 (1908), 495 — 511.
Ch. Huit, PI. et Isocrate, Rev. des ^tudes grecques 1 {1888j, 49—60 (= La vie
■et I'oeuvre de PI. I, Paris 1893, 303—316). Über Pl.s Verhältnis zu Isokrates s. auch
oben S. 65'". 78*. 96*. 97*. Aug. R. v. Kleemann, PI. u. Prodikos, Wiener Eranos
zur 50. Versammlung deutscher Philol. und Schulmänner, Wien 1909. S. 38—54.
Hartmann, Pl.s Widerlegung des protagoreischen Sensualismus, Stargard 1883,
Pr. Ch. Huit, PI. et Aristote, Annuaire de l'assoc pour l'encour. des 4tudes
grecques en France 21 (1887), 159 — 174. Ch. Waddington, PI. et Aristote,
leur accord fundamental (extr. du Journ. des D^bats du 6 d^c. 1885), in: La
philos. ancienne et la critique hist., Paris 1904, S. 250 — 259. Alb. Hafner. PI.
et Stoicorum de virtutibus primariis doctrina, Zürich 1850. Diss. Iw. Müller,
Galenus Piatonis Imitator, Act. semin. Erlang. 4 (1886), 260. H. Marko wski.
De Libanio Socratis defensore, Vratisl. 1910. Diss. (sprachl. Abhängigkeit von PL).
E. Horneffer, Piaton gegen Sokrates, Leipzis: 1904. A. Di^s, Le Socrate de
Piaton, Rev. des sciences philos. et thöol. 7 (1913), 412—431.
Die Beziehungen der plat. Philosophie xu den Anschauungen von Vorgängern
und Zeitgenossen Pl.s und xii denen Späterer behandeln ferner: Herrn. Siebeck,
PL als Kritiker aristotelischer Ansichten. Zeitschr. f. Ph. u. ph. Krit. 107 (1896).
1—28, 161—176; 108 (1896), 1- 18, 109 f. (Parmenides, Philebos und Sophistes
sollen besonders Bezug auf Aristoteles nehmen, s. oben S. 81". S. dazu schon
Ueberweg, Untersuchungen über die Echtheit und Zeitfolge platonischer
Schriften, S. 182. Teichmüller, Studien zur Geschichte der Begriffe. III,
S. 363 ff. FeL Tocco, Ricerche Platoniche [vgL S. 81*]. AI. Chiappelli,
Interpretazione panteistica di PL, Firenze 1881, S. 152U P. Shorey, Plato,
Lucretius and Epicurus, Harvard studies in classic, philol. 12 (1901), 201 ff.
Benno v. Hagen, Eine Piatonreminiszenz bei Plotin, Philol. 67 (1908), 475 ff.
K. Lincke, Piaton, Paulus und die Pythagoreer. Philol. 70 (1911), 511—519.
G. H. Maeurdy, Traces of the influence of PLs eschatolog. rayths in parts
of the Book of revelation and the Book of Enoch, Transact. and proc. of
the Amer. philoL assoc. 41 (1910), 6.5—70. J. M. Pf attisch, Der Einfluß
Pl.s auf die Theologie Justins des Märtyrers (Forschungen zur christl. Literatur-
und Dogmengesch. herausg. von A. Ehrhard und J. P. Kirsch). Paderborn 1910.
P. Shorey, Plato and Minucius Felix. Class. review 18 (1904j, 302 f. J. P.
Waltzing, Piaton, source directe de Minucius Felix, Musee Beige 8, 424 — 428.
Fl. Clark, Citations of Plato in Clement of Alexandria, Proceed. of the Americ.
philol. associat., vol. 33. Ad. Wallerius, Piatonismen hos Klemens af Alex-
andria, Comment. philol. in honor. Joh. Paulson, Gotoburgi 1905. Alb. Jahn,
S. Methodius Platonizans sive Piatonismus SS. patrum ecclesiae Graecae S. Me-
thodii exemplo illustratus, Halis Sax. 1865. Th. L. Shear, The influence of
PL on Saint Basil, Baltimore 1906, Diss. d. Johns Hopkins Univ. Ric. Gott-
Avald, De Gregorio Nazianzeno Platonico, Vratisl. 1906, Diss. C. Gronau, De
Basilio, Gregorio Nazianzeno Nyssenoque Piatonis imitatoribus, Gott. 1908, Diss.
Pl.s Einwirkung auf Themistios s. Pohlschmidt unter Themistios. Steph.
Sikorski , De Aenea Gazaeo (Bresl. philol. Abb. her. v. Rieh. Förster, Bd. 9, H. 5),
Breslau 1909 (handelt auch über die sprachl. und sachl. Benutzung Pl.s durch
Aineias). Frid. Fenner. De Basilio Seleuciensi quaest. selectae, Marp. Catt.
1912, Diss. (S. 19 über Pl.s Einwirkung auf ihn). Alb. Jahn, Dionysiaca,
Sprachl. u. sachl. piaton. Blütenlese aus Dionysios dem sog. Areopagiten, Altona
u. Leipzig 1889. Über Pl.s Einwirkung auf die Entwicklung der Dämonenlehre
vgl. außer Heinze, Xenokrates S. 89 ff. auch Friedr. Pfister, PhiloL 69
(1910). 421 ff. David Neumark, Gesch. d. jüdischen Philosophie d. Mittel-
alters 2. Bd. 1. Teil, Berlin 1910 (S. 240-473 über Pl.s Einfluß auf diese Philo-
sophie). J. L. Heiberg, Theodoricus Platonicus, Berl. philol. Wochensehr.
1909, 93 f. (Th., ein Platoniker des 12. Jahrh., versuchte u. a. den biblischen
Schöpfungsbericht mit dem piaton. Timaios in Einklang zu bringen). Leopold
Gaul, Alberts d. Gr. Verhältnis zu PL, Straßb. 1913, Diss. (Beitr. z. Gesch. d.
Philos. d. Mittelalt. Bd. 12 H. 1). Ludw. Keller, Die Akademien d. Platoniker
im Altertum, nebst Beiträgen z. Gesch. d. Piatonismus in d. christlichen Zeiten,
Monatsh. der Comeniusges., Beriin 1899. J. Dräseke, Zu Piaton und Plethon,
Arcb. f. Gesch. d. Philos. 27 (1914), 288 ff . Gius. Folchieri, Influenze piaton.
nella poesia del Pascoli, Cultura 1913, 641 — 654. E. Gothein, Pl.s Staatslehre
108* Literaturverzeichnis.
in der Renaissance, Sitziingsber. d. Heidelb. Akad. philos.-hist. Kl. 1912. Kurt
Schroeder, Platonisnuis in der englischen Renaissance vor und bei Lyly nebst
Neudruck von Sir Thomas Eliot's ,,Disputaeion Flatonike" of that knowlage whiche
maketh a Avise man, 1533, Kap. 1 — 4, Berlin 1907, Diss., vollst, als Palaestra
LXX. Theod. Häbler s. oben S. 100*. Emil Wolff, Francis Bacons Ver-
hältnis zu PL, Berlin 1908, Münchener Diss. Vgl. auch des Verf. Buch: Francis^
Bacon u. seine Quellen, I: B. u. d. griech. Philosophie, Berlin 1910 ( Literarhist.
Forsch, her. von Schick u. v. VValdberg, 40. Heft). A. L. Kyni, Piaton et Spi-
noza devant ]a science moderne in : Biblioth. univers. et Revue Suisse 47 (1873),
5-33. S. auch dessen Metaphys. Untersuchungen, München 1875, S. 384—414:
Piaton und Spinoza, ein geschichtlicher Gegensatz im Lichte unserer Zeit.
J. Hardy (Über Pascal und PI.), Rev. de l'instr. publ. en Belg. 50 (1907), 8-15.
Gh. Huit, Le Platonisme dans les temps modernes," Annales de philos. chr^t.
1907. E. Reich, Plato as an hitroduction to modern criticism of life. London
1906. 0. Lieb mann, Platonisnuis u. Darwinismus, Philos. Monatsh. 9 (1873),
441—472, auch in dessen Buche: Zur Analysis d. Wirklichkeit, 2. Aufl., Straßb.
1880. L. Zur linden, Gedanken Pl.s in der deutschen Romantik (Untersuch, z.
neueren Sprach- u. Literaturgesch. her. von Osk. F. Walzel, N. F.), Leipz. 1910.
Elis. Rotten, Göthes Urphänomen u. d. piaton. Idee (Philos. Arbeiten her. von
Cohen u. Xatorp 8, 1), Gießen 1913. Fritz Mösehler, Piatons Eroslehre und
Schopenhauers Willensphilosophie, Lpz. 1907, Diss. H. Schwarz, Über die Gottes-
vorstellungen von Plato, Leibniz und Fechner. Monatshefte der Comeniusgesellsch.,
16. Jahrg. Für eine Reihe älterer Arbeiten von Ch. Huit über PI. und Aristo-
phanes, PI. und die Kirchenväter, PI. im Mittelalter, in der Renaissance, im Frank-
reich des 19. Jahrb., muß auf Klußmanns Bibl. seript. class. verwiesen werden. Über
Pl.s Verhältnis zu Kant s. unten S. 109*. — Nachwirkung einzelner Stellen: Phaedr.
230 bc: Kiaulehn. De scaen. dial. apparatu (s. S. 39*) p. 237 (Nachahmungen
innerhalb der Dialogliteratur). Theaet. 176 ab: s. oben Text S. 6. Tim. 47b:
C. Weyman: Die Wissenschaft der Wissenschaften, Festgabe f. Frh. v. Hertling,
Frcib. i. Br. 1913. 376 f. — Ein auch nur annähernd vollständiges Verzeichnis
der neueren Erscheinungen über Pl.s Einwirkungen auf Spätere ist im Rahmen der
vorliegenden Darstellung durch den gewaltigen Umfang dieser Literatur aus-
geschlossen. S. auch in T. II — IV dieses Grundrisses die Register unter Plato,
Platoniker.
Monographien über Pl.s Idecnlchre gibt es aus dem 18. Jahrhundert von
Jak. Brucker, Gottlob Ernst Schulze, .Toh. Friedrich Damman,
Th. Fähse u. a. (s. Teunemanns Grdr. § 132, Engelmann-Preuß, Bibl. seript.
class. I unter Plato), aus dem 19. Jahrhundert von Herbart, De Platonici
.systematis fundamento, Gott. 1805, wieder abgedr. im 12. Bde. der sämtl. Werke
(1852), 61 ff. (vgl. Boeckhs Ree. in der Jen. L.-Z. 1808, Nr. 224 f., Kl. Sehr.
Bd. 7, 80f.). Christian Aug Brandis, Diatribe academica de perditis Aristo-
telis libris de ideis et de bono, Bonnae 1823. Fr. Ad. Trendelenburg, Piatonis
de ideis et numeris doctrina ex Aristotele illustrata, Lips. 1S2(>. C. F. Her-
mann, Vindiciae disputationis de idea boni ap. PI., Marburg 1839. Herrn.
Bonitz, Disp. Platonicae duae; de idea. boni; de animae mundanae apud Plat.
elementis, Dresden ]837. E. Zell er, Über die aristot. Darstellung der piaton.
Philosophie, in dessen Plat. Studien, Tübing. 1839, S. 197—300. J. Fei. Nou-
risson. Quid PI. de ideis senserit, Paris 1852, Expos, de la th^orie platonicienne
des idfe, Par. 1859. Bournot, Platonica Aristotelis opera, Putbus 1853, Pr.
S. Ribbing (s. oben S. 80*). Ad. Trendelenburg, Das Ebenmaß, ein
Band der Verwandtschaft zwischen der griechischen Archäologie und Philosophie.
Festgruß an Ed. Gerhard, Berlin 1865. Th. Maguire, An essay on the Pia-
tonic idea, Lond. 1S(56. Herrn. Cohen, Die plat. Ideenlehre, psychologisch ent-
wickelt, Zeitschr. f. Völkerpsvchologie u. Sprachwiss. 4 (1866), 403—464. Ders.,
Pl.s Ideenl. u. d. Mathematik, Marb. 1879, Akad. Pr. O. Stack el, Der Begriff
der Idee bei Kant und bei Piaton, Rostock 1869, Diss. F. Michelis, Vindi-
ciarum Platonicarum ex Aristotelis metaphvsicis petitarum speeimen, Braunsberg
1870. Wilh. Biehl, Die Idee des Guten "bei Piaton, Graz 1871. Vinc. Papa,
Idea del buono in Piatone, Torino 1872. Ch. Leveque, Rapport relatif ä la
question de la theorie des Id^es de Piaton, Memoires de Facad. des sciences mor.
et pol. T. 13, Paris 1872. G. Schneider, Das materiale Prinzip der piaton.
Metaph., Gera 1872, G.-Pr. Derselbe, Das Prinzip des Maßes in der plat. Philos.,
Zu § 41. Piatons Philosophie I: Allgemeines. Dialektik usw. 109*
■Gera. 1878. Beide Abhandlungen auch in des Verf. Buche: Die plat. Metaphysik,
Leipz. 1884, t?. 1 — 14;, 126— 172. V. Brochard, Le devenir dans la philosophie
de PI., in des Verf. Etudes usw. (s. S. 12*j. G. Behnke, Piatons Ideenlehre
im Lichte d. aristot. Metaphysik, Berl. 1873, Pr. d. Fr.-W.-Gynm. Th. Achelis,
Über Piatons Metaphysik, Gütting. 1873. Otto Schneider, Versuch einer
genetischen Entwicklung des piaton. uyaOäv, Brandenburg 1874, Pr. d. Ritt.-Akad.
K. Rohling, Die Ideenlehre des Piaton nach seinen Dialogen charakterisiert u.
beurteilt, Mies 1875, Realsch.-Pr. Dieck, Untersuchungen zur plat. Ideenlehre,
Naumb. 1876, Pr. d. Landessch. Pforta. G. M. Bertini, Nuova interpretazione
-delle idee platoniche, Torino 1877. Em. Kraram, De ideis Piatonis a Lotzei
iudicio defensis, Halle 1879 (Die Ansicht Lotzes s. in dessen Logik, Lpz. 1874,
Buch 3, Kap. 2). .1. Wagner, Zu Pl.s Ideenlehre, Nikolsburg 1831, G.-Progr.
Derselbe, Die Idee des Guten u. d. Gotth. b. PI., Nikolsb. 1883. Th. Achelis,
Krit. DarsteU. d. piaton. Ideenl., Zeitschr. f. Ph. u. ph. Kr. 79 (1881), 90—103.
Aless. Chiappelli, Della interpretazione panteistica di Piatone, Firenze 1881.
H. Jackson, Pl.s later theorv of ideas. Journ. of Philol. 10 (1882), 253-299;
11 (1882), 287-311; 13 (1884)," 1-41, 242—272; 14 (1885), 173-230; 16 (1888),
280 — 305, dagegen E. Zell er, Über die Unterscheidung einer doppelten Gestalt
der Ideenl. in den plat. Schriften, Sitz. d. Berl. Akad. 1887, 197—220 = Kleine
Schriften I 369—397. C. Fuchs, Die Idee bei PI. und Kant, Wiener-Neustadt
1887, G.-Pr. J. Pajk, Piatons Metaphysik im Grundriß, ^V^ien 1888, Progr.
A. Beckmann, Num Plato artefaetorum ideas statuerit, Bonn 1889, Diss.
F. Dümmler, Der Streit d. PI. u. Autisthenes über die Ideenl., Akad., Kap. 8.
Fr. Schmitt, D. Verschiedenh. der Ideenl. in Pl.s Republ. u. Philebus, Gießen
1891, Diss. Dickinson, Pl.s later theory of the ideas, Journal of Philol. 29
(1904), 121-133. A.Auffahrt, Die platbn. Ideenlehre, Berlin 1883. Gust.
Schneider, Die plat. Metaphysik auf Grund der im Philebus gegebenen Prin-
zipien in ihren wesentl. Zügen dargestellt, Lpz. 1884. P. Shorey, De Piatonis
idearum doctrina atque mentis humanae notionibus commentatio, Münch. 1884.
H. Tietzel, Die Idee d. Guten in Pl.s Staat u. d. Gottesbegriff, Wetzlar 1894,
Pr. Jos. Xassen, Über den platou. Gottesbegriff, Philos. Jahrb. 7 (1894), 144
bis 154, 367-380; 8 (1895), 30-51. F. Klaschka, Die Ideen Pl.s nach den
prakt. Ideen Herbarts. Mies 1897. 1898, Pr. R. Rolf es. Neue Untersuchungen
über die platonischen Ideen, Philos. Jahrb. 13-15 (1900-1902). R. P. Hardie,
Pl.'s earüer Theorv of Ideas, Muid N. S. 5 (1896), 167—185. Chr. An-
•drutsos, T6 y.uxov .-raoä IUdzcori. TfA.a , "Ervoia rov xay.ov, Athen 1896;
Tfi.ß', 'Agy^ij rov y.ay.ov, Constant. 1897. R. Wilbrandt, Piatons Ideen-
lehre in der Darstellung und Kritik des Aristoteles, Berlin 1899. J. Horo-
vitz. Das platonische No)]i6v lwov und der philonische Köa/tios votjtö;, Marburg
1900, Diss. (s. auch die erweiterte Arbeit: Horovitz, Untersuchungen usw., unten
S. 112*). P. Natorp, Piatos Ideenlehre, eine Einführung in den Ideahsmus,
Leipzig 1903. G. Lombardo-Radiee, Osservazioni suUo svolgimento della
dottrina delle idee in Piatone, Firenze 1903. H. Gomperz, Piatos Ideenlehre,
Arch. f. Gesch. d. Philos. 18 (1905), 441 ff. (gegen Natorp). E. Hohmann, PI.
ein Vorgänger Kants? Krit. Bemerkungen zu P. Natorp, Pl.s Ideenlehre, eine
Einf. in d. Ideal., Rössel 1906. Pr. A. Görland, Natorps Einf in d. Ideal,
durch Pl.s Ideenl., Kantstud. Bd. 11 S. 240-247. G. Falter, Pl.s Ideenl., Arch. f.
Gesch. d. Philos. 21 (1908), 357—372. J. A. Stewart, Plato's doctrine of ideas,
Oxf. 1909. A. W. Benn , The later ontology of Plato, Mind N. S. 11 (1902), 31—53.
F. F. Long, Outlines from Plato, an introduction to Greek raetaphysics, Oxf. 1905.
E. Gans, Psych. Untersuch, zu der von Arist. als plat.„überlief. Lehre von den
Idealzahlen aus dem Gesichtsp. der plat. Dialektik und Ästhetik, Wien 1901, Pr.
L. Robin, La th^orie platonicienne des iddes et des nombres d'apres Aristote,
Paris 1908. C. Ritter, Pl.s Ideenlehre nach den späteren Schriften, Verhandl.
der 49. Vers, deutsch. Philol. und Schulm. in Basel 1907, Leipzig 1908, S. 51 f.
Mor. Hartmann, Darstellung des Unterschiedes zwischen der plat. Idee u. der
aristot. Entelechie, Hattingen (Ruhr) 1908, Pr. A. Difes, La definition de l'etre
et la nature des idäes dans le Sophiste de Piaton, Paris 1909. F. A. Cavanagh,
The ethical end of Pl.s theory of ideas, Oxford 1909. Giamb. Grassi Ber-
tazzi, Storia genetica deU' idealismo Platonico e dei suoi significati. Vol. 3:
Periodo postsocratico, fasc. 1, Rom und Mailand 1909 (die beiden ersten Bände
nicht erschienen). Krist. B.-R. Aars, Pl.s Ideen als Einheiten: Transzendenz
und nicht Kritizismus, Arch. f. Gesch. d. Philos. 23 (1910), 518—531. Siegfr.
wo* Literaturverzeichnis.
Marck, Erkenntniskritik, Psychologie und Metaphysik nach ihrem inneren Ver-
hältnis in der Ausbildung der piaton. Ideenlehre, Breslau 1911, Diss. Derselbe,
Die piaton. Ideenlehre in ihren Motiven, München 1912. O. Apelt, Der über-
hiuHulische Ort, in: Flaton. Aufs., Leipzig u. Berlin 1912, S. 1 — 30 (berührt die
Grundfragen der Ideenlehre; gegen die Aulfassung der Marburger Schule).
P. Natorp, Über Pl.s Ideenlehre (Philos. Vorträge veröff. v. d. Kantges. Xr. 5).
Berlin 1914. Zu vergleichen ist auch die Literatur zu den für die Ideenlehre in
Betracht kommenden platonischen Dialogen. S. auch H. Küsters, S. 55* zu § 19.
Eine Diskussion über die zentrale oder nicht zentrale Bedeutung der platonischen
Ideenlehre zwischen Selchau und Paeder in Nord. Tidskr. f. filol. 1901.
Paul Mabille, De causa quae finis dicitur apud Platonem et Plotinum
cum locis excerptis, Dijon 1879, Thesis. J. Lindsay, Piaton and Aristotle on
the problem of efficient causation, Arch. f. Gesch. d. Philos. 19 (1906), 509 — 514.
Über die mathnnaiischen Nclleft in Piatons Schriften schrieben im Altertum
Theodoros von Soloi (Plutarch de def. orac. c. 32) undTheon von Smyrna
(r£Dv >cuTu ftad)jiiaTc>iriv /ot]ai/nojv eig zrjv zov Il/.üziovog aräyvojaiv). Pl.s Verdienste
um die Mathematik berührt Philodem, Academ. philos. ind. Herc. col. 1' p. lä
Mekler, wozu die von M ekler gesammelten Stellen zu vergleichen sind. Unter
den Neueren handeln über das Mathematische bei PL: Mollweide, Gott. 1805
und Lpz. 1813. C. E. Chr. Schneider, De numero Plat., Breslau 1822. J. J.
Fries. Pl.s Zahl (Rep. 546), Heidelberg 1823. C. F. Wex, De loco mathem. in
Piatonis Menone, Halle 1825. .loh. Wolfg. Müller, Kommentar über zwei
Stellen in Pl.s Menon und Theaet., Nürnb. 1797, Prüfung der von Wex ver-
suchten Erklär., ebenda 1826. C. F. Hermann, De numero Piatonis, Ind. lect.,
Marburgi 1838. E. F. August, Zwei Abhandl. physik. u. mathem. Inhalts (über
Pl.s Menon 22 d), Berl. 1829. Derselbe, Zur Kenntnis d. geometr. Methode der
Alten, in besonderer Beziehung auf die piaton. Stelle im Menon p. 22 d, Berlin
1844. S. auch die Literatur zum Menon ob. S. 90*. B. Rothlauf, Die Mathem.
zu Piatons Zeiten und seine Beziehungen zu ihr, nach Piatons eigenen \\'erken
und den Zeugnissen älterer Schriftsteller, Jena 1878, Diss. Platous Verdienste
um die Förderung der Mathematik haben (freilich z. T. ohne zureichende Kritik
der Quellen) die Historiker derselben, wie namentlich Montucla, Bossut,
Chasles, Arneth, Cantor, und monographisch C. Blass, De Plat. mathe-
matico, Diss. inaugur., Bonn 1861, erörtert; vgl. auch Nie. The od. Reimer, Hist.
problematis de cubi duplicatione, Götting. 1798; Finger, De primordiis geo-
metriae apud Graecos, Heidelbergae 1831; Bretschn eider (s. oben S. 30*).
Milhaud, Les philosophes g6om^tres de la Grfece — Piaton et ses pred^cesseurs,
Paris 1900. G. Rodler, Les mathömatiques et la Dialectique dans le svstfeme
de Piaton, Arch. f. Gesch. d. Ph. 15 (1902), 479-490. Vgl. Görland' (unter
der Literatur zu § 50), der ausführlich über Piatons mathematische Verdienste
handelt. J. Dupuis, Le nombre geometrique de Piaton, Par. 1881, ferner in:
Annuaire des Etudes gr., 1885, S. 218 — 255, u. III. Memoire, Par., 1885. Derselbe,
Le nombre geometrique de Piaton (Postscriptum), Revue des P^tudes grecques
Nr. 65/66 (1902), S. 288—301 (Nachtrag zu dem früheren Aufsatze Le nombre
geom. d. PL, zu Plat. Rep. 8 p. 546 b c). J. Adam, The arithmetical Solution of
Plato's number, Class. review 16 (1902), 17—23. P. Tannery, Y a-t-il un
nombre geometrique de Piaton, Revue des Etudes grecques Nr. 70 (1903), 173
bis 179. J. C. Wilson, On the Piatonist doctrine of the dov/nßÄt]Toi agidj-ioi,
Class. rev. 18 (1904), 247—260. Zimmern, Mathematische Zahlen bei Piaton
und den Babyloniern, in: Die Wissenschaften, Beilage der Nationalzeitung vom
8. Febr. 1907, Philol. u. Geschichte. Georg Albert, D. plat. Zahl usw., Wien
1896. Derselbe, Der Sinn der plat. Zahl, Philol. 66 (1907), 153-156. Derselbe,
Die plat. Zahl als Präzessionszahl (3600. 2592) und ihre Konstruktion, Leipzig u.
Wien 1907. Fr. Hultsch, Die geometr. Zahl in Pl.s 8. B. vom Staat, Ztschr.
f. Math. u. Phys. 1882, Heft 2, S. 41-61; derselbe in Schölls u. Krolls Aus-
gaben V. Proklos in Remp. C. Damme, D. plat. Zahl, Journ. f. Math. u. Phys.
1887, 2, S. 81—99 u. 4, S. 121—132. James Gow, The nupt. number, Journ.
of phil. 12 (1883), 91-102. .1. Adam, The nuptial number of PL, London 1891.
Rud. Ebeling, Mathematik und Philosophie bei PL, Hann.-Münden 1909, Pr.
H. Vogt, Die Entdeckungsgeschichte des Irrationalen nach PL und anderen
Quellen des 4. Jahrb., Bibl. math. 3. Folge 10. Bd. (1910), 97—155. E. Ditt-
rich, s. Orient. Bibliogr. 23/24 (1912—1915), S. 435. F. Rock, Die plat. Zahl
Zu § 42. Piatons Philosophie II: Theologie. Naturphilosophie. Psychologie. Hl*
u. d. altbabvl. Urspr. d. indischen Yuga-Systems, Zeitschr. f. Assvriol. 24 (1910),
318 ff. G. Kafka, Zu J. Adams Erklärung der piaton. Zahl, Philol. 73 (1914),
109-121. Sieh auch C. H. W. Johns, Class. rev. 21 (1907), 246 f.
Joh. Jac. Engel, Versuch einer Methode, die Vernunftlehre aus Piatons
Dialogen zu entwickeln, Berl. 1780. 1805. Th. Wilhelm Danzel, Plato quid
de pmlosophandi methodo senserit ex eius libris exaravit ac disponendo explicavit.
Hamb. 1841. Derselbe, Plalo philosophiae in disciplinae formam redactae parens
et auctor, Leipzig 1845, Hab.-Schr. Chr. Herrn. Weisse, Piatonis de natura
doctrinae philosophicae sententia e libro VII. de republ. exposita, Lipsiae 1847.
Ferd. Faber, De universa cognitionis lege qualem Plat. statuit cum Aristotelea
comparata I, Vratisl. 1865, Diss. R. A. R. Kleinpaul, Der Begr. d. Erk. in
Piatons Theaet., Diss. Lips., Gotha 1867. Josef Steger, Plat. Studien I, Inns-
bruck 1869. Heinr. Dittel, Piatons Ansichten über die Methode des Avissen-
schaftl. Gesprächs, Salzb. 1869, Pr. Karl Uphues, Elem. der piaton. Ph. auf
Grund des Soph. und mit Rücksicht auf die Scholastik, Soest 1870; ders., Die
Definition des Satzes nach den plat. Dialogen Krat., Theaet., Soph., Landsberg
a. d. W. 1881; ders., Das Wesen des Denkens nach Piaton, Landsberg a. d. W.
1881. O. Ihm, Über den Begriff der plat. dö^a u. deren Verhältnis zum Wissen
der Ideen, Leipz. 1877, Diss. Saueressig, Über die Definitionslehre Pl.s,
Uberehnheim 1884, Pr. C. Bötticher, Eros u. Erkenntnis bei PI., Berlin 1894,
Pr. E. Halövy, Theorie Platonicienne des sciences, Paris 1896. Chr. An-
drutsos, 'H zov TIX. ßsojgia ifjg yvwoewg xad' eavztjv xai iv oyjosi jigog zovg jioo
aviov (pdoaocprjoavrag, iv '^drjr. 1902. Marie V. Williams, Six essays on the
Platonic theory of knowledge as expounded in the later dialogues and reviewed
by Aristotle, Cambridge 1908. E. Stoelzel, Die Behandlung des Erkenntnis-
problems bei Piaton, Halle a. S. 1908. S. auch Stoelzel unter dem Theaitet, oben
te. 98*. Nicolai Hartmann, Piatons Logik des Seins (Philosophische Arbeiten
her. von H. Cohen und P. Natorp 3. Bd.), Gießen 1909. Willi Lewinsohn,
Gegensatz und Verneinung. Studien zu PI. und Aristoteles, Berlin 1910, Diss.
N. Turchi, La dottrina del Logos in Piatone, Roma 1910 (Riv. stor.-crit. delle
scienze teolog.). K. B. R. Aars, Die intellektuelle Anschauung im System Pl.s,
Zeitschr. f. Philos. u. philos. Krit. 143 (1911), 190—199. Jos. Dorn,' Pl.s Ver-
dienste um die Logik u. Erkenntnistheorie mit Berücksichtigung der Lehren vor-
platon. Philosophen, Ostrowo 1912, Pr., auch in: Festschr. d. höh. Lehranst. d.
Prov. Posen zur 51. Versamml. deutscher Philol. u. Schulm. A. L. Crespi, La
figurazione mitica della dottr. gnoseolog. d. PI., Lodi-Milano 1913. P. E. Gohlke,
Die Lehre von der Abstraktion bei Plato und Aristoteles, Halle a. S. 1914, Berl.
Diss. Ad. Jacobus, Plato und der Sensualismus, Berlin 1914, Erlanger Diss.
Arbeiten zur Lehre von der dväfivrjoig s. unter der platonischen Unsterblichkeits-
lehre. W. V. Goßler s. imter Sokrates S. 69*.
Über die platonische Sprachphilosophie handeln außer den oben S. 31* f.
angeführten allgemeinen Werken über die griechische Sprachphilosophie: Fried-
rich Michelis, De enunciationis natura sive de vi quam in gramraaticam
habuit Plato, Bonnae 1849, Diss. Jul. Deuschle, Die plat. Sprachphilosophie,
Marb. 1852, Diss. u. Pr. Charles Lenormant, Commentaire sur le Cratyle
de PI., Äthanes 1861. Vgl. Ed. Alberti, Die Sprachphilosophie vor Piaton,
PhUol. 11 (1856), 681—705, und die oben S. 91* erwähnten Schriften über den
Kratylos.
Zu § 43. Piatons Philosophie II: Theologie. Naturphilosophie.
Psychologie.
Über die platonische Gotteslehre handeln (außer den Herausgebern und
Kommentatoren des Timaios und den Historikern der griechischen Philosophie)
insbesondere: Marsilius Ficinus, Theologia Platonica, Florent. 1482.
Pufendorf, De theol. Plat., Lpz. 1653. Oelrichs, Doct. PI. de deo, Marburg
1788. Theoph. Hartmann, De diis Tim. PI., Breslau 1840. Krische, For-
schungen I, S. 181 — 204. J. ßilharz, Ist Piatons Spekulation Theismus?,
Karlsruhe u. Freiburg 1842. H. L. Ahrens, De duodecira deis PI., Hann. 1864.
G. F. Rettig, Ahia im Philebus, die persönl. Gottheit des Piaton, oder: Piaton
kein Pantheist, Bern 1866; De pantheismo quem ferunt Piatonis comment. I,
Bernae 1875. Karl Stumpf, Verhältnis des pl. Gottes zur Idee des Guten,
W-2* Literaturverzeichnis.
Ztschr. f. Philos. u. philos. Krit. 54 (1869), 83—128, 198-261, auch als Göttin^.
Diss. besonders erschienen. Joann. Hennesy, De deo Piatonis, Monast. 1872,
Diss. B. Pansch, De deo Platonico, Götting. 1876. AI. Spielmann, Piatons
Pantheismus, Brixen 1877. Theophil. Boreas, D. weltbildende Prinzip in der
Piaton. Philos., Lpz. 1899, Diss. J. Nassen, Über den plat. Gottesbegr., s. ob.
S. 109*. P. Bovet, Le dien de Piaton d'apres l'ordre chronologique des dia-
logues, Gen^ve 1902, th^se. Cl. Piat, Dien d'apres Piaton, Revue neo-scolastique
1905, 194. 306. E. Bickel, Platonisches Gebetsleben, Areh. L Gesch. d. Philos.
.21 (190S), 535—554. Vgl. auch die oben zu § 41 S. 108* ff. angeführten Schriften
zu Piatons Ideenlehre.
Über Piatons Xaturlehre handeln die Herausgeber und Übersetzer des
Timaios; aus dem Altertum ist die Übersetzung des Chalcidius nebst dem
Kommentar teilweise erhalten, s. unter Chalcidius. Unter den neueren Heraus-
gebern ist Henri Martin (Etudes sur le Timde de Piaton, 2 tom., Paris
1841) der bedeutendste. Ferner sind hier zu nennen: Aug. Boeckh,
De Platonica corporis mundani fabrica conflati ex elementis geometrica ratione
concinnatis, Heidelb. 1809, und: De Plat. System, coelestium globorum et de
vera indole astronomiae Philolaicae, ebenda 1810, beide Abhandlungen auch
im 3. Bde. der gesammelten Schriften Boeckhs, herausgegeben von F. Ascher-
son, Lpz. 1866, mit mehrfachen Zusätzen wieder abgedruckt; Untersuchungen
über das kosmische System des Piaton mit Bezug auf. Gruppes „Kosmische
Systeme der Griechen", Berlin 1852. J. S. Könitzer, Über Verhältnis, Form
und Wesen der Elementarkörper nach Piatons Timaeus, Xeu-Ruppin 1846, G.-Pr.
W. Hocheder, Das kosmische System des Piaton mit Bezug auf die neuesten
Auffassungen desselben, Aschaffenburg 1855, Progr.; vgl. dagegen Susemihl,
Jahrbb. f. klass. Philol. 75 (1857), 598—602. A. Hundert, De Piatonis altero
rerum principio, Cleve 1857, Pr. Susemihl, Zur piaton. Eschatologie u. Astro-
nomie, Philol. 15 (1860), 417 — 434. G. Grote, Piatons doctrine respecting the
rotation of the Earth and Aristoteles' Comment. upon that doctrine, Lond. 1860,
deutsch von Jos. Holzamer, Prag 1861; vgl. darüber Fr. U eher weg, Zeitschr. f.
Philos. u. philos. Krit. 42 (1863), 177 — 182, und besonders Boeckh im 3. Bande
seiner gesammelten kleinen Schriften, 186f5, S. 294 — 320. F. Bobertag, De
materia PI. quam fere vocant meletemata, Breslau 1864. K. Göbel, De coe-
lestibus apud Plat. motibus, Wernigerode 1869, G.-Pr. H. Siebeck, Piatons
Lehre von der Materie, in : Untersuchiingen zur Philos. der Griechen, 2. Aufl.,
Halle 1888, S. 49—106. F. S. Petz, Kosmos und Psyche oder philos. Unter-
suchungen über die Welt u. die Seele, über deren Wesen, L'rsprung, Bestimmung
u. Dauer, mit besonderer Rücksicht auf Piaton, Aristoteles u. Thomas v. Aquin,
Mainz 1879. Herrn. Hoeppe, Untersuch, d. Frage, ob PI. einen zeitl. Anfang
der Welt angenommen, hat, Zeitschr. f. Philos. u. philos. Krit. 80 (1883), 52—74.
Jac. ßass freund. Über das zweite Prinzip des Sinnlichen oder d. Materie bei
PL. Breslau 1885, Dis«. v. Jena, vollst. Lpz. 1886. M. Sartor ins. Die Realität
der Materie bei PL, Philos. Monatsh. 22 (1886), 129—167; derselbe. Ruht oder
bewegt sich die Erde in Pl.s Timaeus?, Ztschr. f. Philos. u. phil. Krit. 93 (1888),
1—25. CL Baeumker, Die Ewigkeit der Welt bei PL, Philos. Monatsh. 23
(1887), 513—529. B. Rothlauf, Die Phvsik Piatos, Pr., 1. u. 2, München 1887
u. 1888. J. A. Kilb, Pl.s Lehre v. d. Materie, Marb. 1887, Diss. C. Heb 1er,
Zu Pl.s Timaeos S. 34 B t, Arch. f. Gesch. d. Ph. 3 (1890), 532-540. C. Lind-
roos, Quaestiones Platonicae ad Metaphysicam et Physicam pertinentes, Diss.
Lips., Helsingforsiae 1891. Alfr. Benn, The idea of nature in Plato, Arch. f.
Gesch. d. Ph. 9 (1896). 24—49. Jak. Horovitz, Untersuchungen über Philons
u. Piatons L. v. d. Weltschöpfung, Marb. 19(X). S. namentlich CL Baeumker,
D. Probl. d. Materie, S. 110-209. F. Tocco, Della materia in Piatone, Stud.
ital. di filol. class. 4 (1896), 1—5. J. R. Lichtenstäd t, Pl.s Lehren auf dem
Gebiete der Xaturforschung u. der Heilkunde, Leipzig 1826. P. de Mely, PL et
l'origine des min^raux, Rev. de philol. 25 (1901), 102—109. R. A. Fritzsche,
Der Magnet u. d. Atmung in antiken Theorien, Rhein. Mus. 57 (1902), 363—391,
handelt S. 374 ff. über Piatons Atmungstheorie. D'Arcv "W. Thompson, On
Pl.s theory of the planets rep. 10, 616 e, Class. rev.' 24 (1910), 138—142.
P. Fried 1 ander, Die Anfänge der Erdkugelgeographie [zu Pl.s Phaidon und
Timaios], Jahrb. d. deutsch, archäol. Instit. 29, 98 ff. Über die philolaisch-plato-
nische Planetenreihe s. Boll, Artikel Hebdomas bei Pauly-Wissowa-Kroll
Zu § 42. Piatons Philosophie II: Theologie. Naturphilosophie. Psychologie. 113*
S. 2566 f. Anthropologisches u. Zoologisches bei PI. berührt Sh. O. Dickerman,
s. 0. S. 31*, Technisches Diels, Über Pl.s Nachtuhr, Sitz. d. Berl. Ak. 1915, 824 ff.
Über Piatons Seelenlehre handeln: Aug. Boeckh, Über die Bildung der
Weltseele im Tiinaeus, in: Daub und Creuzer, Studien, Bd. 3 (1807), 1—95, auch
im 3. Bande der ges. kl. Sehr., Lpz. 18()6, S. 109—180. Herrn. Bonitz, Disput.
Plat. II. de an. raund. elem. (s. oben zu § 41). F. Ueberweg, Über die pla-
tonische Weltseele, Rhein. Mus. 9 (1854), 37—84. Franz Susemihl, Platonische
Forschungen III, Philol., Suppl. 2 (1861), 219—250. Chaignet, De la Psycho-
logie de Piaton, Paris 1862, s. auch oben S. 31*, u. Siebeck oben S. 9*. J. P.
Wohlstein, Materie u. Weltseele in dem piaton. System. Marburg 1863, Diss.
Härtung, Auslegung des Märchens von der Seele, Erfurt 1866. Jos. Steger,
Piaton. Studien III, D. piaton. Psychol., Innsbruck 1872. Mart. Wohlrab,
Quid Plato de animae mundanae elementis docuerit, Dresden 1872, Gymn.-Pr.
T. Wildauer, Ob Piaton ein Begehrun gsvermögen angenommen habe, Philos.
Monatsh. 9 (1873), 229 — 245. E. Trommershausen, Darstellung u. Beurteilung
■der Ansicht Piatons über das Wesen der Seele und ihr Yerh. zum Leibe, Bonn
1873, Lpz. Diss. Charis. Papamarku, De tribus animae partibus apud Pla-
tonem. Gott. 1875, Diss. V. Perathoner, Zur Würdigung der Lehre von den
Seelenteilen in der piaton. Psychologie, Innsbruck 1875 (will nachweisen, daß
keine Widersprüche vorhanden sind). Petr. Meyer, 'O dvnog ap. Aristotelem
Platonemque, Bonn 1876, Diss. C. A. Funke, Die Lehre Pl.s von den Seelen-
vermögen nach den Quellen dargest. u. beurt., Paderborn 1878. T. Wildauer,
D. Psychol. des Willens bei Solo-at., PI. u. Aristot., IL T. : Piatons Lehre vom
Willen, Innsbruck 1879. R. D. Archer-Hind, On some difficulties in the
Piatonic psychology, Journal of philology 10 (1881), 120-131. E. W. Simson,
D. Begr. der Seele bei PI., Lpz. 1889. G. Geil, Die L. v. d. /.ieqii r?)? ipvyj]?,
Comment. in hon. G. Studemund, Straßb. 1889, 29—46. P. Brandt, Zur Ent-
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hängenden Lehren von der Präexistenx, und Wieder er inner ung handeln: Joach.
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die Unsterblichkeit im plat. Phaedon, kritisch beleuchtet, Bern 1870, Kantonssch.-
Pr. Fr. Schedle, Über die Unsterblichkeitslehre Piatons, Triest 1871, G.-Pr.
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keit der Seele, welche in Piatons Phaedon entwickelt werden, Inowraclaw 1860
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animarum ex corpore egressarum finxerit, Münster 1872, Indd. lect. aest. et hib^
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Realsch.-Pr. G. Teichmüller, Piaton von der Unsterblichkeit der Seele, in:
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trag zu einer genet. Entwickl. d. Unsterblichkeitslehre Pl.s, Würzb. 1883, Pr..
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Pr. G. Stanger. Die piaton. är(i/.iv)]oig, Rudolfswerth 1886, Pr. L, Carrau,
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l'immortalite de l'äme humaine, Seances et trav. de l'Acad. d. sc. mor. et pol.
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tality of the soul, The Piatonist 3 (1887), 606—610. Kalmus, Piatons Vor-
stellungen über den Zustand der Seele nach dem Tode, Pyritz 1888. Progr,
Th. Ingenbleek, In welchem Zusammenhang steht Pl.s Lehre v. d. drä/.iv)]oig
mit seiner Ideen theorie ?, Sigmaringen 1890, Pr. K. Thiemann, Die piaton.
Eschatologie in ihrer genet. Entwickl., Berlin 1892, Pr. A. Döring. Die escha-
tolog. Mythen Pl.s, Arch. f. Gesch. d. Ph. 6 (1893), 475-480. E. Rolfes, Die
Unsterblichkeit der Seele nach der Beweisführung bei Plato u. Aristoteles, Philos.
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La vie future d'apr^s Piaton, Revue n^oscolast. 3, 2. R. D. Archer-Hind ,
Metempsychosis and Variation of species in PI., Journ. of philol. 31 (1910), 84—94.
Ernst Müller, Die Anamnesis. Ein Beitrag zum Piatonismus, Arch. f. Gesch.
d. Philos. 25 |1912), 196—225. J. Duchon, Die eschatologischen Vorstellungen
bei PI. (mir nur aus Wochenschr. f. klass. Philol. 1909, 587. 644 bekannt). Sieh
auch die Literatur zum Phaidon o. S. 93* f. und vgl. A. Dieterich, Nekvia,
2. Aufl. Leipzig 1914.
Zu § 43. Platons Philosophie III: Ethik, a) Allgemeines. Ethik
des Individuums.
Über Platons Ethik it» allgemeine» sowie speziell über ihr Verhältnis zum
Christentum handeln (außer den allgemeinen Werken über die Ethik der
Griechen [oben S. 32* f.] und den zu § 41 angeführten Schriften): Grote-
fend, Commentatio, in qua doctrina Piatonis ethica cum christiana comparatur
ita, ut utriusque tum consensus, tum discrimen exponatur, Gott. 1821. Adalb.
Schmidt, Piatonis philos. moralis quomodo cum doctrinae christ. praeceptis
concinat, Halle 1840, Pr. W. Wehren pfentiig. Die Verschiedenheit der ethischen
Prinzipien bei den Hellenen, Berlin 1856, S. 40 f f . Em an. Grundey, De Plat.
principiis ethicis, Berol. 1865, Diss. Brede, Die Ethik des pl. Sympos. u. das
Christent., Eckernförde 1870, Diss. von Rostock. A. B. Cook, The metaphysic.
Basis of Pl.s Eth., Cambr. 1895. R. Holsten, Pl.s Ethik in ihrem Verh. zum
griech. , Volksglauben, Stettin 1899, Pr. V. Brochard, La morale de PL, in des
Verf. Etudes usw. (s. S. 12*). F. Seidel, Intellektualismus u. Voluntarismus
in der plat. Ethik, Lpz. 1910, Diss. K. I. Aoyo^snjg, 'H ijdixi] (piloaocpia zov
II/MTcorog fv ayjasi jioog zovg nooöoofiovg xal t)]v ettI tä fiszs.-retza ijßixü qdo-
ao(pt']fiaza Fmdgaaiv avzijg, iv ^Adip'aig 1913. G. H. Putz n er. Die ethischen
Systeme Pl.s u. der Stoa in ihrem gegenseitigen Verhältnis, Berlin 1913, Leipz. Diss.
Fr. Scheuffler, Die Entwicklung der ethischen Anschauungen Pl.s bis zum
1
Zu § 43. Piatons Philosophie IIT: Ethik. 115*
Gorgias, Jahresber. d. Philolog.-Ver. zu Berlin, im Anh. d. Zeilschr. Sokr. 3
(1915), 187 ff. F. A. Cavanagh sieh oben zu § 41 S. 109*.
Über spezielle Probleme der plaionisclien Ethi/:, zunächst die Lehre von dem
höchsten (hd, handeln: Theod. Wehrmann, Plat. de summo bono doctrina,
Berol. 1843, Diss. Wenkel, Piatons Lehre v. h. Gut und der Glückseligkeit,
Sondershausen 1857, Pr. J. Steg er, PI. de beatitudine hum. doctr., Marburg
i. Steierm. 1858, Pr. G. Löwe, De bonorum apud PI. gradibus, Berol. 1861,
Diss. V. Halle. Karl Stumpf, s. ob. § 42, S. 111*. Thom. Maguire, Essays
on the Piatonic Ethics, Dublin 1870. Paul Höfer, Die Bedeutung der Philo-
sophie f. d. Leben nach Platou, Götting. 1870. G. Schneider, Pl.s Auffassung
von der Bestimmung des Menschen, Festschr., Gera 1883. C. Plat, L'etre et le
bien d'aprfes Piaton, Arch. f. Gesch. d. Philos. 19 (1906j, 486—494. Leignes-
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Begriff des Charakters bei Piaton u. Aristoteles, Wien 1909. Gust. Entz, Pessi-
mismus u. Weltflucht bei PL, Tüb. 1911. Otto Apelt. Das Prinzip d. piaton.
Ethik, in: Plat. Aufsätze (Leipzig u. Berl. 1912), 109-120. Wilh. Sesemann,
Die Ethik PI s u. das Problem des Bösen, Philos. Abh. Herrn. Cohen dargebr.,
Berl. 1912, 170—189.
Über Piatons Lehre von der Lust handeln: O. Kalmus, Halberstadt 18.57.
H. Anton, Fichtes Zeitschrift f. Phil., X. F. 33 (1858), 65-81; 213-238.
W. R. Kranichfeld, PI. et Arist de rfiov]] sententiae quomodo tum consentiant,
tum dissentiant. Berol. 18.59, Diss. W. Küster, Pl.s Ansicht vom Wesen u. Werte d.
Lust, Berl. 1868, Pr. d. Sophien-G. A. Gröger, Üb. d. Begr. u. d. Wesen der
Lust b. PL, Mährisch- VVeißkirchen 1892, Pr. A. Lafontaine, Le plaisir d'aprfes
Piaton et Aristote, Paris 1902, These. Job. Ferber. Pl.s Polemik gegen die
Lustlehre, Zeitschr. f. Philos. u. philos. Kritik 148 (1912), 129—181. Otto
Apelt, Die Lehre von der Lust, in: Platonische Aufsätze (Leipz. u. Berl. 1912),
121 — 146. Vgl. zu Pl.s Güter- und Lustlehre insbesondei'e auch die Literatur zum
Philebos S. 99* f.
Über den platonischen Eros handeln u. a. : Ad. Ostendorf, Der piaton.
Eros, Schleswig 1874, Pr. W. Wiegand, Die wissensch. Bedeutung der piaton.
Liebe, Berlin 1877. H. Hille, Über die piaton. Lehre vom Eros, Liegnitz 1891,
Pr. O. Kiefer, Pl.s Stellung zur Homosexualität, Jahrb. f. sex. Zwischenst.
1905, 109 — 127. L. Robin, La theorie platonicienne de l'amour, Paris 1908.
S. auch Bötticher oben S. 111*.
A. Scheiding, Pl.s Ansichten über die Tugend, T. 1, Waldenb. 1880, Pr.
Fabian d. Wie unterscheidet sich der piaton. Tugendbegr. in den kl. Dialogen
von dem in der Republik?, Greiffenb. 1883, Pr. G. Auermann, Pls Kardinal-
tugenden vor und nach Abfassung des Euthyphron, Jena 1876, Diss. K. Nuss-
baumer, Darstell. d. gegenseit. Verh. d. piaton. Haupttugenden u. Begründung
derselben durch Pl.s Psychol. u. PhysioL, Görz 1884, Pr. W. A. Haramond,
On the notion of virtue in the dialogues of PL with particular reference to those
of the first period and to the third and fourth books of the RepubL, Lpz. 1891,
Diss., und in Harv. stud. in class. pliilol. 3 (1892, 131—180. G. Michaelis,
Die Entwicklungsstufen in Pl.s Tugendlehre, Barmen 1893, Pr. J. Schmidt,
Wie verhält sich der Tugendbegriff bei Schleiermacher zu dem platonischen?,
Aschersleben 1873, Pr. E. Thiel, Über den Tugendbegriff Pl.s in den Dialogen
der ersten Periode mit bes. Berücksichtigung von Protagoras u. Menon, Philos.
Jahrb. d. Görresges. 23 (1910), 322—351. Über Piatons Lehre von der Gerechtig-
keit handeln: Ogienski, Welches ist der Sinn des platonischen xa iaviov jtqüt-
Tsiv!, Trzemeszno 1845, Pr. W. Jahns, De justitia in PL civ. exposita, Breslau
1851, Diss. J. J. Amen, PL de justitia doctrina, Berlin 1854, Pr. Über Piatons
Lehre von der ooxpgoovvrj handelt K. Hoffmeister, Essen 1827, Pr. des
Progymn. Mors. R. Hirzel, Über den Unterschied der dixaioavvi] und der
oMffoooi'vr) in der piaton. Rep., Hermes 8 (1874), 379—411. Ose. Knuth,
Quaestiones de notione z/)? oax/gonvvtjg Platonica criticae, Halle 1874, Diss.
Meinke, D. piaton. tmd neutestamentl. Begr. der öaiöztjg, Theol. Stud. u. Krit.
57 (1884), 743-768. Otto Apelt, Der Werf des Lebens nach Piaton, Abhand-
lungen der Friesschen Schule, 2. Bd., 1. Heft. Gott.. 1907. abgedr. in des Verf.
Piaton. Aufsätzen, Leipz. u. Berl. 1912, 147 — 167. Über Piatons Lehre von der
WQ* Literaturverzeichnis.
Lüge handelt Th. Kelch, Disqu. in PL de mendacio doctr. (de rep. II, III),
Elbing 1820. Über den Selbst niord bei Piaton Aless. Chiappelli, Del suicidio
nei dialoghi Platonici, Reale Accad. dei Lincei, Koma 1885, 222 — 233. Riid.
Hirzel, Der Selbstmord (o. S. 33*) S. 134. 140 u. ö.
Zu i? 44. Piatons Philosophie III: Ethik, b) Ethik des Gemein-
wesens. Staats- und Gesellschafts-, Erziehungs- und Kunstlehre.
Piatons Staatslehre nach ihren geschichtlichen Elementeji und ihrer geschicht-
lichen Stellung besprechen: K. F. Hermann, Die histor. Elemente des piaton.
Staatsideals, Ges. Abb., Gott. 1849, S. 132 — 1.59. P. F. Stuhr, Vom Staatsleben
nach piaton., aristotelischen und christlichen Grundsätzen, Teil I, Berlin 1850.
Ed. Kretzschmar, Der Kampf des Piaton um die religiösen und sittlichen
Prinzipien des Staatslebens, Lpz. 1852. Ed. Zeller, Der piaton. Staat in seiner
Bedeutung für die Folgezeit, v. Sybels hist. Zeitschr. 1 (1859), 108 — 126, wieder-
abgedruckt in Zellers Vortr. und Abb. gesch. Inhalts: Leipzig 1865, S. 62 — 81.
Hildenbrand, Gesch. u. Syst. der Rechts- u. Staatsphilos., Leipzig 1860, I.
S. 151 ff. 156 ff. 166 ff. S. Lommatzsch, Quomodo PI. et Arist. rehg. ac reip.
principia coniunxerint, Berol. 1863, Diss. Bertrand Robidou, La rep. de
Platoü comparee aux idees et aux etats modernes, Paris 1869. Vgl. v. Kirch-
manns kritische Anm. zu Piatons Staat, bei der in der .,Philos. Bibl.", Bd. 27,
wiederabgedruckten Schleiermacherschen Übersetzung, Berlin 1870, und Oncken,
Die Staatsl. d. Aristot. S. 105 ff . A. Haack, Über das Reich Gottes nach der
Lehre Christi und dem Idealstaat Piatons, Osterode i. Pr. 1883, Pr. d. Realsch.
Über Piatons Staatslehre im allgemeinen iind ihre besonderen Probleme
handeln ferner u. a. : Chr. C. Morgenstern, De Plat. rep. commentationes tres,
Halle (Braunschweig) 1794. Friedrich Koppen, Politik nach plat. Grund-
sätzen mit Anwendung auf unsere Zeit, Lpz. 1818. Derselbe, Rechtslehre nach
plat. Grundsätzen mit Anwendung auf unsere Zeit, ebenda 1819. Voigtland,
Die ethischen Tendenzen des piaton. Staats, Gotha 1853, Pr. von Schleusingen.
R. Pöhlmann in: Geschichte des antiken Kommunismus und Sozialismus, I,
München 1893, S. 184—198, 269—581; 2. Aufl. (s. S. 33*) I S. 546-559,
II S. 10 — 311. Mit vergleichender Beziehung auf die aristotelische Staats-
lehre: Gust. Pinzger, De iis, quae Ar. in PI. Politia reprehendit, Lpz. 1822,
und andere (s. unten zu § .52). Das Verhältnis der platonischen Politik zur Ethik
überhaupt wird ferner in den Abhandlungen erörtert, welche die Tendenz der
platonischen Dialoge Politeia, Politikos und Xomoi betreffen, namentlich in
den Einleitungen von Schleiermacher, Stallbaum und Steinhart, bei
Zeller, Philos. d. Griechen II 1 * S. 892 ff., Susemihl, Genet. Entwickl. der
piaton. Philos. II S. 58 ff., und in Monographien von A. G. Gernhard, De
consilio quod PI. in Politiae libris secutus est, Acta soc. Graecae 1 (Lipsiae 1836),
209 — 228. Comparantur Piatonis et Ciceronis sententiae de iustitia philosophis
propter veri investigationem et bonorum imperiique contemptionem tribuenda,
Wimariae 1837, Pr. G. F. Rettig, Prolegom. ad Plat. remp., Bern 1845 (vgl.
die oben S. 94* angef. Abb. im Rhein. Mus. 16 [1861], 161—197). Radebold,
Das piaton. Staatsideal im Zusammenhang mit seinen wissenschaftlichen Voraus-
setzungen, Dortmund 1877, Pr. C. Liebhold, Quo iure Plato partes civitatis
ab animae humanae partibus repetiisse videatur, Rudolstadt 1876 u. Leipz. 1877.
Carl Xohle, Die Staatslehre Pl.s in ihrer geschichtl. Entwicklung, Jena 1880.
P. Märkel, Die leitenden Gedanken der in Pl.s Politie entwickelten Staats-
ansicht, dargestellt und mit besonderer Rücksicht .auf den modernen Stand-
punkt beurteilt, Halle 1881, Diss. M. Heinze, Über den bleibenden Wert
platonisch-aristotelischer Grundgedanken in der Staatslehre, Wissenschaftliche
Beilage der Leipziger Zeitung 1885, Nr. 34 S. 197—201. Job. Müller,
Pl.s Staatslehre u. d. moderne Soziaiismus, Sondershaus. 1886, Pr. Ed. Zeller,
Über den Begriff der Tvrannis bei den Griechen, Sitzungsber. d. Berl. Akad.
1887, 1137—1146 = Kl. Sehr. I 398-409 (der ursprüngliche Begriff der Tvrannis
ist der [rein staatsrechtliche] einer verfassungswidrigen Alleinherrschaft; PI. setzt
an seine Stelle den [moi'alischen] einer selbstsüchtigen und gemeinschädlichen
Regierung; s. übrigens oben S. 158). W. Lutoslawski, Erhalt, u. Untergang
der Staatsverfassungen nach PI., Aristoteles und Machiavelli, Breslau 1888.
S. Blaschke, Der Zusammenh. der Familien- und Gütergemeinsch. des piaton.
Zn § 44. Piatons Philosophie III: Ethik. 117*
Staates mit d. polit. n. philos. Syst. Pl.s, Ecrl. 1893, Pr. K. Bohuc, Wie ge-
langt PI. znr Aufstell, seines Staatsideals, n. \vie erklärt sich das Urteil über die
Poesie in demselben?, Berl. 1893, Pr. Fairbanks. The Stoical vein in Pl.s
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Gedanken handelt auch M. Pohlenz, Aus Pl.s Werdezeit, S. 207 ff. S. auch
die Liter, zu § 40 (Politeia S. 94* f., Politikos S. 99^ Nomoi S. 100* f.).
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ungen über Gymnastik, Graudenz 1886, Pr. S. J. Lengsteiner, PL als Er-
zieher, Kalksburg 1898, Pr. Anth. Mazarakis, Die platonische Pädagogik
systematisch u. kritisch dargestellt, Zürich 1900. G. Deile, Vergleichende Dar-
stellung der piaton. u. aristotel. Pädagogik L, Pädagog. Stud. N. F. 23, 229 bis
238. J. Pol ach, Erziehungsideale bei Piaton und Aristoteles, Brunn 1904, Pr.
G. Dantu, L'^ducation d'apr&s Piaton, Paris 1907. W. Schroeder, Piaton.
Staatserziehung, Geestemünde 1907. J. E. Adams.pn, The theory of education
in Plato's Republic, London 1903. Georg Lüdke, Über das Verhältnis von Staat
W^* Literaturverzeichnis.
u. Erziehung in Pl.s riolnela. Erlangen 1908, Diss. K. Stube, PI. als politisch-
pädagogischer Denker, Arch. f. Gesch. d. Philos. 28 (1910), 53—88. Kam.
Hucnier, PI. als Erzieher, Zeitschr. f. d. österr. Gymn. 62 (1911), 289—302.
Jegel, Pl.s Stellung zu Erziehungsfragen, Arch. f. Gesch. d. Philos. 26 (1913),
405-430.
Über Piatons Kunsilehre handeln: Ed. Müller, Über das Nachahmende in
der Kunst nach Piaton. Eatibor 1831; Geschichte der Theorie der Kunst bei
den Alten. I. Bd., Breslau 1834, S. 27—129. Arnold Rüge, Die plat. Ästhetik,
Halle 1832. Wilh. Abeken, De fii/ntjaswg apud Platonem et Arist. notione,
Gott. 1836. Herrn. Rassow, Über die Beurteilung des homerischen Epos bei
Piaton und bei Aristoteles, Stettin 1850, Pr. Gh. Leveque, Piaton considere
coranie fondateur de l'esthetique, Paris 1857. K. Justi, Die ästhet. Elemente in
der piaton. Philos., Marburg 1860. Th. Sträter, Studien zur Geschichte der
Ästhetik, Hett 1: Die Idee des Schönen bei Piaton, Bonn 1861. Jos. Reber,
PI. u. die Poesie, München 1864, Diss.; vgl. auch Jos. Reber, Piatons Kritik
eines Liedes des Simonides, Zeitschr. f. d. Gymnasialw. 20 (1866), 417—428.
]\Iax Remy, Plat. doctrina de artibus liberal., Hai. 1864, Diss. A. H. Raabe,
De poetica Plat. philos. natura praesertim in amoris expositione conspicua, Rotter-
dam 1866. C. von Jan, Die Tonarten bei Piaton, N. Jahrbb. f. Philol. u.
Päd. 95 (1867), 815-826. B. Haushalter, PI. als Gegner d. Dichter, Rudol-
stadt 1875, Pr. E. GrünÄvald, D. Dichter, insbesond. Homer, im plat. Staat,
Berlin 1890, Pr. G. Finsler, Piaton u. die aristotelische Poetik, Leipzig 1900.
Fr. Stählin, D. Stellung der Poesie in der piaton. Philos., Nördl. 1901, Erlang. Diss.
A. Lombard, La poesie.dans la Republique et dans les Lois de Platon^ Nancy
1903. Franz Königs, Über Piatons Kunstanschauung, Saargemünd 18(9, 1881,
Pr. R. Westphal. Pl.s Beziehmigen zur Musik, Berl. philol. Wochenschr. 4
(1884), Nr. 17—22. F. Montargis, De Piatone musico, Paris 1886, Thesis.
C. Vavra, Pl.s Urteil und Lehre über die Redekunst (böhmisch), Brunn 1884.
Th. Rühl, Die Aufgabe der Beredsamkeit nach Piaton, Erlangen 1892, Diss.
J. Zurek. Das Ideal des Redners bei Piaton und Cicero, Kremsier 1904.
St. Pötsch, Pl.s Bedeutung für die Redekunst u. Redekunstlehre, Mariaschein
1911. Pr. S. auch Novak oben S. 86*. \V. Süß, Ethos S. 71 ff. M. Poh-
let)z. Aus Pl.s Werdezeit, S. 193 ff. M. Sartorius, PI. u. die Malerei, Arch.
f. Gesch. d. Philos. 9 (1896), 123-148. Wilh. Börner. Die Künstlerpsychologie
im Altertum: Piaton, Zeitschr. f. Ästhetiken, allgem. Kunstwissensch. 7, 92 ff.
S. namentlich auch J. Walter, Gesch. d. Asth. im Altert., S. 168—476.
Zu § 45. Die ältere Akademie. Jahresberichte s. o. S. 23* f.
Zu de?! auf ihn Berichten über Lehen und Lehre der älteren Alademiher :
Über Herkunft und gegenseitiges Verhältnis der Berichte des Diog. Laert. und
des Academ. ind. Hercul. s. v. Wilamowitz-Moellendorff , Antigonos von
-Karystos (o. S. 20*) S. 45 ff.
Allgemeineres: Zur Organisation und rechtlichen Stellung der Schule vgl.
die oben S. 27* f. verzeichnete Literatur. Th. Gomperz. D. Akademie u. ihr
vermeintlicher Philomacedonismus, Wiener Studien 4 (1882), 102-120. O. Im-
misch, Die Akademie Piatons und die modernen Akademien, N. Jahrbb. f.
klass. Philol. 150 (1894), 421-442.
Zu den einzelnen Vertretern der älteren Akademie:
Philippos von Opus: W. A. Oldfather, Lokrika. Tüb. 1908, Münch. Diss.
= Philol. 67 (1908), 411 ff. (Anhang A über Phil. v.. üp. und Aristoteles;
hier S. 452 Anm. 137 die neuere Literatur über ihn). Über die neuplatonische
Fälschung auf den Namen des Philippos s. auch Mün scher, Artikel Heliodoros
15 bei Pauly-Wissowa-Kroll S. 25 f. Eine geschichtliche Beleuchtung des Phd.
V. Opus ist von W. W. Jäger zu erwarten; vgl. Abh. d. Berl. Akad. philos.-
histor. Kl. 1914, S. XVIII f.
Speusippos: Ravaisson, Speusippi placita, Par. 1838._ M. A. Fischer,
De Speus. vita, Rast. 1845. Krische, Forschungen I, S. 24. -258. über seine
Schriften s. die Dissertation von P. Lang, oben Text § 45. Const. Ritter, Neue
Unters, über Piaton S. 327 ff. (Briefe). Über die Angabe des Diog. Laert. 4, 4,
Zu § 45. Die ältere Akademie. 119*
daß nach Plutarch Bp. an Phtheiriasis gelitten habe, s. A. Gercke, De quibus-
<lani LaQi'tii Diogenis auctoribus, Greifswald 1899, Pr., S. 7. Vgl. auch A. Dö-
ring unter Piatons Philebos oben S. 100*.
Xeno/irates : Wynpersse, Diatribe de Xen. Chalcedonio, Lugd. Bat. 1822.
Krise he, Forschungen I, S. 311 — 324. Ad. Mannheimer, Die Ideenlehre
bei den Sokratikern, Xenokrates u. Arist., Darmst. 1875. Rieh. Heinze, Xeno-
krates, Darstell, der L. u. Samml. der Fragmente, Lpz. 1892. Henr. Jackson,
On a detail in the ethical Systems of Xenocr. and Polemo, Proc. of the Cambridge
Philol. Soc, Michaelmas terra 1893. 14 f. Eine christliche Parallele zu der X.-
Legende bei Acro zu Horaz sat. 2, 3, 254. Diog. Laert. 4, 7 s. bei P. Wend-
land. De fabellis antiquis earumque ad Christianos propagatione, Gott. 1911, Pr.
S. auch P. Maas, Berl. philol. Wochenschr. 1911, 1157.
Herakleides Pontikos : Roulez. De vita et scriptis Heracl. Pontici, Lovanii
1828. E. Deswert, De Heraclide Pontico, Lovanii 1830. Franz Schmidt,
De Heraclidae Pont, et Dicaearchi Messenii dialogis deperditis, Diss. inaug., Vra-
tisl. 1867. Leop. Cohn. De H. P. etymologiarum scriptore antiquissimo, in:
Commentat. philol. in hon. Reifferscheidii, 1884, S. 84 ff. Herm. Schrader,
Heraclidea, Philologus 44 (1885), 236—261. F. Hultsch, D. astronom. System
des Herakl. v. P., Jahrbb. f. klass. Philol. 153 (1896), 305-316. O. Voss, De
Herachdis Pontici vita et scriptis, Rostock 1896, Diss. H. Staigmüller, Her.
Pont. u. das heliokentrische System, Arch. f. Gesch. d. Philos. 15 (1902), 141 bis
165. Vgl. Müller, Fragni. bist. Gr. II, S. 197 ff.; Krische, Forschungen I,
S. 324 — 336. W. A. Heidel, The äraofioi oyy.oi of Heraclides and Asclepiades,
Trausact. of the Americ. philol. assoc. 40 (1910), 5 — 21. Zu H.' Behandlung der
Aharislegende A. Dyroff, Philol. .59 (1900), 610 ff. (Abaris idealisiertes Bild des
peripatetischen Philosophen, Gegenbild des kvnisch geprägten Anacharsis).
P. Corssen, Rhein. Mus. 67 (1912), 20—47. A" Rehm, ebenda 417 ff. Her.'
i^tellung innerhalb der Entwicklung der geozentrischen und der heliozentrischen
Hypothese: F. Boll, Die Entw. d. astron. Weltbildes (Kultur d. Gegen w. III 3)
S. 35. — Daebritz, Artikel Herakleides 45 bei Pauly-Wissowa-Kroll.
Ewiuxos: L. Ideler, Abh. d. Berl. Akad. der Wiss. 1828 u. 1830. Aug.
Boeckh, Über die vierjährigen Sonnenkreise der Alten, vorzüglich den eudoxi-
schen, Berl. 1863. Vgl. G. C. Lewis, Historical Survey of the ancient Astro-
nomv. c. III, sect. 3, S. 146 ff. Künssberg, D. Astronom, Mathematiker und
Geograph Eudox. v. Knidos. I u. II, Dinkelsbühl 1889/90. Fr. Susemihl, Die
Lebenszeit des Eudoxos v. Knidos, Rhein. Mus. 53 (1898), 626 — 628. Eine unter
dem Xamen Eudoxios (gemeint ist jedenfalls der Astronom Eudoxos) überlieferte
Dodekaeteris bespricht Fr. Boll, Catal. cod. astrol. Graec. VII (Brüssel 1908),
181 ff. S. auch A. Döring unter Piatons Philebos oben S. 100*. — Hultsch,
Artikel Eudoxos 8 bei Pauly-Wissowa.
Hermodoros: Ed. Zeller, De Hermodoro Ephesio et Hermodoro Piatonis
discipulo, JMarb. 1859. — Natorp, Artikel Hermodoros 5 bei Pauly-Wissowa-
Kroll.
PulciiiOH : R. Förster, De Polemonis physiognomonicis, Kiel 1886, Pr.
Th. Gomperz, Die herkulanische Biographie des Polemon, Philoso23h. Aufs.,
E. ZeUer gewidmet, Lpz. 1887.
Kranior : F. Schneider, De Crantoris Solensis philosophi Academicorum
philosophiae addicti libro, qui aegl .-rerdov? inscribitur, comnientatio, Zeitsclir. für
die Altertumswiss. 1836, Nr. 104—105. M. Herm. Ed. Meier, Über die Schrift
des Krantor .-rsgi Jisv&ovg, Halle 1840. C. Buresch, Consolationum a Graecis
Romanisque Script, bist, crit., Lpz. Stud. 9 (18861, 38 ff. Frid. Kayser, De
Crantore Academico diss., Heidelb. 1881, worin die Fragmente enthalten sind.
K. Praechter, Krantor und Ps.-Archytas, Arch. f. Gesch. d. Philos. 10 (1897),
186—196. K. Kuiper. De Crantoris fragmentis moralibus, Mnemos. N. F. 29
(1901), 341—362. Dnzu G. Wörpel, Wochenschr. f. klass. Philol. 1902, 284 ff.
Vgl. auch B. Lier, Philol. 62 (1903), 450. Max Pohlenz, De Crantoris libro
.-Tfgt .T£)'(9oiv in: De Ciceronis Tusc. disp., Gott. 1909, Pr.
Chion: Über die unter dessen Namen überlieierten unechten Briefe Car.
Burk, De Chionis epistulis, Darmstadiae 1912, Gießener Diss. Jo. Goertz, De
] 20* ^ Literaturverzeichnis.
Chionis quae feruntur epistulis, Straßb. 1912, Diss. Weitere Literatur bei Burk,
Chris t-Schraid ^ II 366 und Natorp, Artikel Chion 2 bei Pauly-Wissowa.
Daß Ilrnnias von Atarneus (Näheres über ihn bei Xatorp, Artikel Her-
mias 11 bei Pauly-Wissowa-Kroll) in den Listen der Schüler Piatons fehlt und
(entgegen dem Zeugnis Strabons) Piaton nicht gehört hat, bemerkt A. Brink-
mann, Khein. Mus. 66 (1911), 228 ff .
Über weitere hier nicht genannte Mitglieder der alten Akademie s. Zell er
11 1* S. 982 ff., Susemihl, Gesch. d. griech. Liter, in d. Alex. I S. 116 ff.
Zu § 46. Ai'istoteles. Allgemeines. Sein Leben. Jahresberielife sieh
oben S. 23*f. Vgl. auch W. W. Jäger in: Geisteswissenschaften 1913, 403—406.
BibliograpJne : Mse Schwab, Bibliographie d'Aristote, Paris 1896 (auto-
graphiert; für ihre Zeit beinahe vollständig mit über 3700 Nummern). Vgl.
ferner: S. Jankelevitch, Proceed. of the Aristot. Society, New series vol. I,
1900—1901; PhUos. ßev. 1902, S. 205-215.
Zti den antilen Viten. In Betracht kommt die oben S. 20* f. verzeichnete
Literatur, insbesondere Leo, Die griech. -röm. Biogr., S. 52 ff. und die dort genannten
früheren Arbeiten. Vgl. auch A. Baumstark, Aristot. bei den Syrern vom V.
bis VIII. Jahrb., Leipz. 1900 (hierin: Syrisch-arab. Biographien des Aristoteles).
Ferner A. Busse, Die neuplaton. Lebensbeschreibung des Aristoteles, Hermes 28-
(1893), 252—276.. S. auch S. Sudhaus, Arist. in d. Beurteilung d. Epikur u.
Philodem, Khein. Mus. 48 (1893), 552—564.
Xeuere Arbeiten über A. im allgemeinen, sein Leben und seine Persönlich-
leit: J. G. Buhle, Vita Aristotelis per annos digesta, im ersten Bande, der
Bipontina der Werke des Aristoteles, S. 80—104. Ad. Stahr, Aristotelia,
T. I: Das Leben des Aristoteles von Stagira, Halle 1830. Blakesley, Life
of Aristotle, Cambridge 1839. G. H. Lewes, Aristotle, a chapter from the
history of science, London 1864, aus dem Englischen übersetzt von Julius Victor
Carus, Leipzig 1865; erstes Kapitel: Das Leben des Aristoteles. E. Essen. Ein
Beitrag zur Lösung d. aristot. Frage, Berl. 1884. Ch. Waddington, Quelques
points a eclaircir dans la vie d'Aristote (Extr. des Annales de philos. chretienne
1893), abgedr. in des Verf. Buch: La philos. ancienne et la critique historique,
Paris 1904, S. 176 — 207. Derselbe, Aristote ecrivain et moraliste (memoire lu ä
l'Acad. des sciences mor. et polit. en 1898), abgedr. ebenda S. 208 — 249»
H. L'Arronge, A. als Menschenkenner, Diss.. Jena 1897. Herm. Siebeck,
Aristoteles, Frommanns Klass. d. Philos., Bd. 8, Stuttgart 1899, 3. Aufl. 19] 0.
R. Eucken, Eine Einführung in Aristoteles, Münch. AUg. Ztg. Beil. 1S99, Nr. 140.
P. Alfaric, Aristote, Paris 1905. Aug. Boeckh, Herraias von Atarneus, Abh.
d. Akad. d. Wiss., hist.-phil. Kl.. Berl. 1833, 133-157, Kl. Schriften VI 185-210.
Th. Bergk, Rhein. Mus. 37 (1882), 355 ff. (begründet einen Zwischenaufenthalt
in Athen. Dieser ist wichtig für gewisse chronologische Fragen, namentlich in
der Politik). Franz Brentano, Aristoteles, in: E. v. Aster, Große Denker,,
S. 153 ff. Derselbe, Aristoteles u. seine Weltanschauung, Lpz. 1911. Jul. Bau-
mann, Neues zu Sokrates, Aristoteles, Euripides, Leipzig 1.912. J. C. Wilson,
Aristotelian studies, Reissue, Oxf. 1912. Ad. Dyroff, Über A.' Entwickliuig,
in: Festg. f. G. Frh. v. Hertling (s. oben S. 12*). S. auch die unten zu § 50
(unter Psychologie) angeführte Schrift von Chaignet und v. Wilamowitz-
Moellendorff, A. u. Athen, I 311 ff. A. Gercke, Artikel Aristoteles 18 bei
.Pauly-Wissowa.
Über das Verhältnis des Aristoteles zu Alexander handeln insbesondere::
K. Zell, Aristot. als Lehrer des Alexander; in: Ferienschriften, Freiburg 1826.-
F. W. C. Hegel,.. De Arist. et Alex, magno, Diss. inaug., Berlin 1837. P. C.
Engelbrecht, Über die wichtigsten Lebensumstände des Aristoteles und seia
Verhältnis zu Alexander dem Großen, besonders in Beziehung auf seine Natur-
studien, Eisleben 1845. Rob. Geier, Über Erzieh, u. Unterr. Ales. d. Gr., I,.
Halle 1848; Alexander und Aristoteles in ihren gegenseitigen Beziehungen, Halle
1856. Egg er, Aristote, consider4 comme pr^cepteur d'Alexandre, Caen 1862
(Extrait des Mem. de l'Acad. de Caen). Mor. Carriere, Alexander u. Aristot.,
Zu § 46. Aristoteles. Allgeraeines. Sein Leben. Zu §47. Aristoteles' Schriften. 121*
in Westermanns Monatsh., Febr. 1865. F. Koepp, Aristoteles und Alexander,
Preuß. Jahrbücher 113. 83—100. '
Zu § 47. Ai'istotolos' Schriften. Siehe die S. 120* zitierte Bibliotjraphic
d' Aristote. Jahresberichte oben S. 23* f.
Zur Beschäftigung des Altertums und Mittelalters mit den
aristotelischen Schriften.
Zum Schviftenverxeichnis des Ptolemaios : A. Baumstark, Aristoteles bei
den Syrern 1 S. 53-104.
Über die Bedeutung der antiken Kommentare und über den Wert der aka-
demischen Ausgaben derselben nach verschiedenen Seiten s. H. Usener, Gütt.
gel. Anz. 1892, 1001 ff. = Kl. Sehr. III S. 193-214. K. Praechter, Götting.
gel. Anz. 1903, 513 ff.; 1904, 374 ff.; 1906, 861.ff.; 1908, 209 f f . ; Byzant. Zeitschr.
18 (1909), 516 — 538. F. Schleiermacher, Über die griech. Schollen z. Nikom.
Ethik d. A., Abh. d. Berl. Akad. a. d. J. 1816/17, histor.-phil. Kl., Berlin 1819,
263 ff., abgedr. in Schl.s Sämtl. W. III 2,_S. 309-326. Val. Rose, Über d.
griech. Komm. z. Ethik d. A., Hermes 5 (I8il), 61—113. G. Heylbut, Schollen
z. nikomach. Ethik, Rhein. Mus. 41 (1886), 304—307. M. Wallies, Die griech.
Ausleger d. arist. Topik, Berlin 1891, Pr. S. auch Kopp unten unter a und
Brandis unten S. 122* unter c zu den logischen Schriften.
Ed. Sachau, Zu den Aristoteles- Studien im Orient, Genethliakon zum
Buttmannstage 1899, S. 50-64.
Zur Erklärung des scholastischen Aristoteles ist von Wert das Werk des
Silv. Maurus S. J., nach der römischen Ausgabe von 1668 jetzt neu heraus-
gegeben : Aristotelis Opp. omnia (lateinisch) — brevi paraphrasi et litterae perpetuo
inhaerente espositione illustrata a. S. M. ed. Fr. Ehrle, S. J., Par., Ratisb. 1885. 1886.
Am. Jourdain, Recherches critiques sur Tage et Forigine des traductions latines
d'Aristote et sur les commentaires grecs ou arabes employes par les docteurs
scolastiques, Paris 1819 (2. ed. 1843), deutsch von Ad. Stahr, Halle 1831. Sieh
auch K. Rolfes, Die Textauslegung des Ar. bei Thomas v. A. u. den Neueren,
Jahrb. f. Philos. u. spek. Th. 9, 1 — 33, sowie Teil II *" dieses Grundrisses (s. dort
das Register unter Aristoteles).
Arbeiten Xeuerer über verschiedene die aristotelischen
Schriften betreffende Fragen:
a) Beihen von Beiträgen eines und desselben Verfassers.
J. G. Buhle, Commentatio de distributione librorum Aristotelis in exotericos
et acrcamaticos, Gott. 1788. auch im ersten Bande der Buhleschen Ausgabe des
Arist., Biponti 1791, S. 105—152; Über die Echtheit der Metaph. des Aristoteles,
in: Bibl. f. alte Liter, u. Kunst, 4. St., Gott. 1788, S. 1—42; Über die Ordnung
und Folge der aristqt. Schriften überhaupt, ebenda 10. Stück, 1794, S. 33—47.
Ch. A. Brandis, Über die Schicksale der aristotelischen Bücher und einige
Kriterien ihrer Echtheit, Rhein. Mus. 1 (1827), 236—254: 259—286 (vgl. dazu
J. Kopp, Nachtrag zur Unters, über die Schicksale der aristotelischen Bücher,
ebenda 3 [1829], 93—106); Über die Reihenfolge der Bücher des arist. Organons
und ihre griech. Ausleger, Abhandl...der Berliner Akad. der Wiss. 1833: Über
die arist. Metaphysik, ebenda 1834; Über Aristoteles' Rhetorik und die griech.
Ausleger derselben, Philologus 4 (1849), 1 f f . Ad. Stahr, Aristotelia, Bd. 2:,
Die Schicksale der arist. Schriften usw., Lpz. 1832 ; Aristoteles bei den Römern,
Lpz. 1834. Leonh. Spengel, Über Aristoteles' Poetik, Abh. d. Münch. Akad.
1837; Über das 7. Buch der Physik, ebenda 1841; Über das Verhältnis der drei
unter dem Xamen des Aristoteles erhaltenen ethischen Schriften, ebenda 1841 bis
1843; Über die Politik des Aristoteles, ebenda. 1849; Über die Reihenfolge der
naturwiss. Schriften des Arist., ebenda 1849; Über die Rhetorik des Aristoteles,
ebenda 1851; Über y.üdaoai: rwr 7iaß}]uÜT0)r bei Arist., ebenda 18.59; Arist.
Studien : Nikom. Ethik, Eudem. Ethik, ' Große Ethik, Politik und Oekonomik,.
Poetik, ebenda 1863—1868. Vgl. darüber Bonitz, Zeitschr. f. d. österr. Gymn.
1866, 777 — 804. Jakob Bernays, Ergänzung zu Aristoteles' Poetik, Rhein-
Mus. 8 (1853), 561 — 596. Grundzüge der verlorenen Abhandlung des Aristoteles-
'['22* Literatlirverzeichnis.
über Wirkung der Tragödie, Abhandl. der hist.-phil. Gesellsch. zu Breslau 1 (1858).
13S ■• 202. Diese beiden Abhandlungen wieder abgedruckt in: Zwei Abh. über die
arist. Theorie des Drama. Berlin 1880. Oratio de Aristotele Atheiiis poregrinante
et de libris eius politicis, in: Ges. Abhandl. I, lü.5— 178. Bernavs' Abhandlung über
die Dialoge des Aristoteles s. unten. Herrn. Bonitz, Aristotelische Studien,
I-V. Wien 1862—1867. Rud. Eucken, De Arist. dicendi ratione, p. I: Ob-
servaliones de particularum usu, Gott. 1866; ders., Über den Sprachgebrauch des
Arist., Beobachtungen über die Präpositionen, Berlin 1868. Beiträge zum Ver-
ständnis d. Arist., X. Jahrbb. f. Philol. u. Pädag. 99 (1869). 243-252; 817—820.
J. Vahlen, Aristotelische Aufsätze. 1 — 3. Sitzungsber. der Wiener Akad. 71
<1S72), 419-434; 72 (1872), 5— 54; 75 (1873), 220-224; 77 (1874), 293—298.
Diese und eine Reihe anderer Arbeiten Vahlens zu Aristoteles jetzt abgedruckt
in Vahlens Gesammelten philol. Schriften I, Leipzig und Berlin 1911. Beiträge zu
Aristoteles' Poetik s. unten S. 128* zur Poetik, ^"ahlens Aristotelesarbeiten sind zu-
sammengestellt von H. Schöne, Neudruck von Vahlens Beiträgen zu Aristoteles'
Poetik (s. u. S. 128*) S. VII f. E. Zeller, Über den Zusammenhang der platonischen
und aristotelischen Schriften mit der persönlichen Lehrtätigkeit ihrer Verfasser,
Hermes 11 (1876), 84-96 = Kleine Sehr. I 152—165. Derselbe, Zur Geschichte
der piaton. und aristot. Schriften, Hermes 15 (1880), 547—556 = Kleine Sehr. I
228-238. Wilh. Hertz, Gesammelte Abhandlungen, her. v. Fr. v. der Leyen,
Stuttg. u. Herlin 1905 — großenteils Vorarbeiten zu einem von Hertz geplanten
Werke „Aristoteles im Mittelalter". Nicht aufgenommen ist das Material zu der
Sage von Aristoteles und Phyllis, da hierüber inzwischen eine Monographie von
Borgold, Aristoteles en Phyllis, Groningen 1902, erschienen war. Emil
Szanto, Ausgewählte Abhandlungen, her. von H. Swoboda, Tüb. 1906 (darin
auch Aufsätze zu Arist., besonders zur Politik und zur Uo/uieia 'Ad}]vakor).
Vollständigeres Verzeichnis der Aristotelesarbeiten von Buhle, Brandis,
Stahr, Spengel, Bernays. Eucken, Zeller in den oben S. 22* f. genannten
Bibliographien von Engelmann-Preuß und Klußmann. Hier auch V'erzeich-
nisse der Arbeiten von O Apelt, Ol. Baeumker, J. Barthelemy Saint-
Hilaire, Th. Bergk, Fr. Brentano, A. Busse, I. Bywater, H. Diels.
Th. Goraperz, W. Öncken, K. Prantl, P. Tannery. G. Teichmüller,
F. A. Trendelenburg, H. Sieb eck, Fr. Susemihl, Fr. Ueberweg,
H. L'sener, U. v. Wilamowi tz-Moellendorff u. a. Für ZeUer s. auch das
Schriftenverzeichnis in Zellers Kl. Sehr. III 518 ff.
b) AUgemeine Frayen der aristotelischen Scitriftstellerei. Einteilung und
Geschichte des aristotelischen Korpus. Sprache taid Stil. Terminologie.
Fr. X. Titze, De Ar. operum serie et distinctione, Lpz. 1826. R. Shute,
Un the history of the process by which the Aristotelian writings arrived at their
present form," Oxf. 1888. Rud. Eucken, De A. dicendi ratione, s. oben.
G. Kai bei, Stil u. Text d. 'Aß)]v. jzohr. d. A., Berlin 1893. Sehr Bemerkens-
wertes bietet die Besprechung dieses Buches durch H. Diels, Gott. gel. Anz.
1894, 293—307. M. Kappes", Aristoteles- Lexikon, Erkl. d. philos. termini teeh-
nici d. A. in aiphabet. Reihenfolge, Paderborn 1894. J. Freuden thal. Über
den Begriff des Wortes cpanaoia bei A., Gott. 1863. J. C. Wilson, On the use
of u/.)! >"j in Arist.. Class. quarterly 3 (1909), 121 — 124. P. van Braam, A.'s
use of auaoTia, Class. quart. 6 (1912). 266. R. Hirzel (zum Terminus svts-
/.i/Fia), Philol. 72 (1913), 43 Anm. 5. J. L. Stocks, On the Aristotelian use of
/.öyoc, Class. quart. 8 (1914), 9 ff. S. dazu die S. 126* unter den Ethiken angeführten
Bemerkungen von Wilson, Lord und Burnet. G. Rudberg, Peripatetica I
[Sprachliches zu A.j, Eranos (Acta philol. Suecana) 14, 21 ff. Ein treffliches
Hilfsmittel für terminologische Forschungen bietet aer Index Aristotelicus von
H. Bonitz in der Aristoteles-Ausgabe der Berliner Akademie Bd. 5. S. auch
die zu § 49 angeführten Arbeiten über tö ti >])■ ehat und andere Termini.
c) Arbeiten xu den einxelnen Schriften imd Schriftgruppen.
Logische Schriften: Ch. A. Brandis, Über die Reihenfolge der Bücher des
aristot. Organons u. ihre griech. Ausleger nebst Beitr. zur Gesch. des Textes jener
Bücher d. A. u. ihrer Ausgaben, Abh. d. Berl. Akad. 1833. F. Th. Waitz, De
Ar. libri .-r. eojnp-Fiag cap. decimo, Hab. -Sehr., Marb. 1844. Ad. Textor, De
herm. Ar., Diss. inaug., Berl. 1870. Hur. Maier, Die Echtheit der Aristotelischen
Zu § 47. Aristoteles' Schriften. 12B*
Hermeneutik, Aroh. f. Gesch. d. Ph. 13 (1900), 2.3—72. Imelmann, Zur arist.
Topik, Berlin 1871. E. Schmidt, Die aristotelischen Kate<;orien in St. Gallen,
Erlangen 1874. Werner Luthe, Beiträtre zur Logik, 11 (Die aristotelischen
Kategorien und die Syllogistik des A.), Berl. 1877. L. Haas, Zu den logischen
Forinalprinzipien des A., Burghausen 1887, Pr. J. C. Vollgraff. Emendatur
Aristotelis .i. tomjv. c. 10 § 5, Mnemos. N. S 30 (1902), 15. A. Gcrcke.
Ursprung d. aristot. Kategorien, Arch. f. Gesch. d. Philos. 4 (1891 1, 424-441.
E. Witten. Die Kategorien des A., Arch. f. Gesch. d. Ph. 17 (1904), 52-59.
loannes Pflug, De Arist. Topicorum libro quinto. Leipz. 1908. Diss. E. Du-
preel, Aristote et le traitö des Cat^gories, Arch. f. Gesch. d. Philos. 22 (1909).
230—251. G. E. Underhill, Aristotle, prior, anal. 2, 23, Class. rev. 28 (1914),
33 — 35. Ch. H. Haskins, Mediaeval versions of the Posterior Analytics, Har-
vard studies vol. 25 (1914). Vgl. auch die Lit. zu § 48.
Meto p////s /'/,■: C. L. Michelet, Examen critique de l'ouvrage d'Aristotc in-
titule Metapliysique, Par. 183t). F. Ravaisson, Essai sur la Metaphysique
■d'Aristote, Par. 1837 — 1846. J. C. Glaser, Die Metaph. des Arist. nach Kom-
position, Inhalt u. Methode. Berlin 1841. Herrn. Bonitz, Observ. criticae in
Arist. libros metaphysicos, Berolini 1842. W. Christ, Studia in Aristot. libr.
metaph. collata, Berlin 1853. Derselbe, Krit. Beiträge z. Metaphys. d. Aristot.,
Sitzungsber. d. philos.-philol. u. hist. Kl. d. Münchener Akad. 1885, 406—423. K. G.
Michaelis. Z. Erklär, v. A. Metaph. Z 9, Neustrelitz 1866, Pr. E. Zeller, Über
d. Benutz, d. arist. Metaph. in d. Schriften d. älteren Peripatetiker, Abh. d. Berl.
Akarl. philos.-hist. Kl. 1877, 145-167 = Kl. Sehr. I 191— 214. G. Schramm.
D. .Metaphvs. des Arist. nach ihrem Inhalte, Bamberg 1877, Pr. P. Natorp, Thema
u. Disposition d. aristot. Metaphysik, Philos. Monatsh. 24 (1888), 37—65; 540 bis
ii74. K. Goebel, Bemerkungen zu A. Metaphysik, Soest 1889, Pr. Derselbe,
Übersetzung von B. A der Metaphys. des Arist., Soest 1896, Pr. J. Zahl-
fleisch. Die Metaphysik des Arist. das einheitliche Werk eines Autors, Philol.
55 (1896). 123—153. Derselbe, Einige Gesichtspunkte für die Auffassung u. Be-
urteilung d. aristot. Metaphysik, Arch. f. Gesch. d. Ph. 12 (1899), 434-492; 13
<1900l, 502—540. O. Apelt, Zur Metaph. des A., Beiträge usw. (s. oben S. 41*
unter J), S. 217 — 2.52. H. Jackson, Oii sorae passages in Aristotle's Meta-
physies J, Journal of philology 29 (1904), 1,39—144. Alb. Goedeckemeyer, Ge-
dankengang u. Anordnung d. aristotel. Metaphysik, Arch. f. Gesch. d. Philos. 20
(1907), 521—542: 21 (1908), 18-29. W. A. Heidel, Zu Aristoteles' Metaphvsik,
Hermes 43 (190S), 169-172. H. Richards, Varia, Class. rev. 21 (1907). 197 ff.
(zu Arist. Metaph. 1, 2 p. 982b 28). P. Eusebietti, II probleraa metafisico
secondo Aristotele e l'interpretazione d'un passo della Metafisica (A 10, 1075 b 17
bis 24). Arch. f. Gesch. d. Phdos. 22 (1909), 536 ff. M. L. de Gubernatis [zu
Metaph. 981 a 12], Boll. di filol. class. 16(1909), 160 f. Const. Sauter, Avi-
cennas Bearb. d. aristot. Metaph., Münch. 1912, Diss., als Buch Freib. i. B. 1912.
W. \V. Jaeger, Zu Aristot. Metaph. 0 9, 1051a 32 ff., Rhein. Mus. 67 (1912),
304 — 305. Derselbe, Studien z. Entstehungsgesch. d. Metaphysik d. Arist., Berlin
1912 (I. Die Komposition der Met. II. Die literar. Stellung u. Form der Met.).
P. Shorev [zu Metaph. 1086b 32—37], Class. philol. 8 (1913). 90—92. J. C.
Wilson [zu. Metaph. 1048 a 30 ff.], Journ. of philol. 32 (1913), 300. Zur hand-
schriftlichen Überlieferung K. Kalbfleisch, Hermes 30 (1895), 631; H. Mutsch-
mann. Berl. philol. Wochenschr. 1908, 1328. 1456. Vgl. Krische, Forschungen
auf dem Gebiete der alten Philosophie I 263—276, wie auch Bonitz und
Schwegler in ihren Kommentaren zur aristotelischen Metaphvsik. S. auch die
Lit. zu § 49.
Naturphilosophisclie und uaturicissenschaftliche Schriften: R. Ru brich i,
Osservazioni critiche al nsgl odgarov di Aristotele, Rivista di storia antica e
scienze affini, N. S. 9, 203—210; 385-392. J. Zahlfleisch, Zur Meteorologie
des Aristoteles, Wiener Studien 26 (1904), 43-61. C. Prantl, De Ar. librorum
ad hist. animal. pert. ordine atque dispositione, Monachii 1843 ; Symbolae criticae
in Arist. phys. auscultationes, Berol. 1843. H. Thiel, D. zool. Ar. 1. ordine ac
distrib., Breslau 1855, G.-Pr. Langkavel, Scholien zu A.' Werk de partibus
animaliura, Berl. 1863, Pr. Ch. Thurot, Obs. crit. sut le traite d'Ar. de part.
animalium, Revue arch. N. S. 16 (1867), 196—209; 233—242; 305-313; 17 (1868),
72—88: sur les Met^orol., ebd. 20 (1869), 415-420; 21 (1870), 87—93; 249—255;
\'24* Literaturverzeichnis.
3o9— 346; 396—407. M. Hayduck, Bemerkungen zur Phvs. des Arist., Greifsw,
1871, G.-Pr. E. Gottsthlich, Zur Phys. des Arist., X.'jahrbb. f. Philol. 105
(.18721. 618-620. H. Di eis, Zur Textgeseh. der arist. Phys., Abb. d. Beri. Akad.
aus d. Jahre 1882, Abh. 1. H. Bon itz , Zur Erklär, einiger Stellen aus x\.r. Sehr, über
die Seele, Hermes 7 (1873), 416 — 436. W. Streb Ike, De commentario anonymo
in Arist. de anima libros conscripto, Berlin ]876, Diss. P. Shorev, Aristoteles
de anima, Amcr. journ. of philol. 22, 149—164. A. Stapfer, Studia in A. de
anima libros eoUata, Landshut 1888, Diss. von Erlangen. Derselbe, Kritische
Studien zu Ar.' Schrift von der Seele, Landshut 1890, Pr. J. Freu de n thal,.
Zu A. de mem. 2, 452 a 17 f., Arch. f. Gesch. d. Philos. 2 (1889), 5—12. J. L
Beare. A. de anima 2, 83, 419b 22-25; de sensu 7, Hermathena 30, 73—76.
G. Eodier, Note sur un passage du De anima d'Aristote [3, 2, 426b 3],
Revue des ^tudes anciennes 1901, 313 — 315. P. Tan*nery, Sur la composition
de la Phys. d'A., Arch. f. Gesch. d. Ph. .7 (1894), 224—229; 9 (1896), lir>— 118
(für Scheidung des 5. u. 6. Buchs aus der Physik, als einer vielleicht früher ab-
gefaßten besonderen Schrift); gegen ihn G. JRodier ebd. 8 (1895), 454 — 460; 9
(1896), 185 — 189. Barth^lemy St. Hilaire, Memoire sur le trait^ de la gen^-
ration des animaux d'Aristote, Seances de TAcad. des sciences morales et pol.
1886. 1887. L. Dittmever, Die Unechtheit des 9. Buches der Aristotel. Tier-
geschichte, Blätter f. d. (bayr.) Gymn. 23 (1887), 16-29; 65-79; 145—162. Derselbe,
Unters, über einige Handschriften n. lat. Übersetzungen der Aristotelischen Tier-
geschichte, Würzb. 1902, Pr. E. L. De Stefani, Per l'Epitome Aristotelis de
animalibus di Aristofane di Bizanzio, Studi ital. di filol. class. 12 (1904), 421 — 445.
F. Poschenried er , Die naturwissejischaftlichen Schriften des Arist. in ihrem
Verhältnis zu den Büchern der hippokrat. San)mlung, Bamberg 1887, Pr. Ernst
Hoff mann. De Aristotelis Physicorum libri septimi origine et auctoritate,
pars I, Berliner Dissert, 1905 (das siebente Buch Best eines größeren rein physi-
kaüschen Werkes, das dem in den übrigen Büchern erhaltenen naturphilosophischen
Werke voranging und für Anfänger bestimmt war). Derselbe, De Aristot. Physi-
corum libri septimi duplici forma, I. II, Charlottenb. 1908. 1-909, Pr. C. Bitter-
auf, Quaestiunculae criticae ad Aristotelis Parva Naturalia pertinentes, München
1900. P. Wendland, Die Textkonstitution der arist. Schrift IIeoI uioß/jOEtog y.ai
uiaOrfzchv, Festschrift f. Th. Gomperz, Wien 1902, S. 173—184. J. G. Smvlv . Arist. de
mem. 452a 17—26, Class. rev. 20 (1906), 248-249. E. Richter, De Ar. proble-
matis, Bonn 1885, Diss. Karl Stumpf, Die pseudoaristotelischen Probleme üb.
Musik, Abh. d. ßerl. Ak. 1896. G. Tischer, Die aristotelischen Musikprobleme,
Berlin 1902, Diss. C. E. Ruelle. Aristote Probl. 19, 3, Revue de philol. 27
(1903), 272. Derselbe, Aristote Probl. 4, 13, 878 a 14-15, ebenda 33 (1909), 224.
Derselbe, Aristote Phys. 11, 38, ebenda 34 (1910), 172. R. K. Gaye. On Aristotle
Phvs. Z 9 p. 239 b 33— 240 a 18 (Zeno's fourth argnment against motion), Journ.
of philol. 31 (1910), 95—116. Sh. Ow. Dickerman, Transact of the Amer.
philol. assoc. 42 (1912), 128 (berührt Phys. 2, 8, 199 a 22). Wilh. Capelle, Das
Proömium der Meteorologie, Hermes 47 (1912), 514-535. F. H. Fobes. A preli-
minarv studv of certain mss. of Aristotle's Meteorology, Class. rev. 27 (1913),
249 ff! Derselbe (zum Texte d. Met. u. mittelalt. Übers.), Class. philol. 10,
188 ff. 297 ff. ^y. W. Jäger, D. Sehr. .t. Cqkoi' y.irrjoscog, Hermes 48 (191.3),
31 ff. — G. Rudberg, Textstudien zur Tiergeschichte des Aristot., Uppsala
Univers, arsskrift 1908 (Ergänzung dazu: G. Rudberg, Adnotationes in quos-
dam Codices Moerbekenses, Eranos 12 [1912], 32 ff.). Derselbe, Kleinere Aristo-
teles-Fragen, I. Die Übersetzung des Michael Scotus und die Paraphrase des
Albertus Magnus im 10. B. der Tiergeschichte, Eranos 8 (1908), 151—160;
IL Die Tiergeschichte des M. Scotus u. ihre mittelbare Quelle, ebenda 9 (1909),
92 - 128. HI. Zu den Aderbeschreibungen d. Aristot., ebenda 13 (191.3), 51—71.
Derselbe, Zum sog. zehnten Buche d. aristot. Tiergeschichte, Uppsala u. Leipzig
1911. A. Platt (zu bist. an. 8, 28), Class. quart. 3 (1909), 241-243. H. W.
Greene, MexeoiooOrjoos (zu hist. an. 9, 36, 620a 30), Class. rev. 27 (1913), 194.
H. Richards, "Aristot. hist. an. 4,8, 5.33b 17, Class. rev. 27 (1913), 163.
H. Jackson (zu hist. anim. 4, 533b 15), Journ. of philol. 32 (1913), 302.
P. Shorev, On Aristotle de part. anim. 4, 10, 68, a 13, Class. philol. 4, 203.
Derselbe (zu de anima 403 a 23 und 405 a 3l, Class. philol. 9, 191. 316.
A. Platt, On Aristotle de anim. incessu, Journ. of philol. 32 (1913), 37—42.
J. L. Stocks, Äöyog and fisoÖTTjg in the de anima of A., Journ. of philol. 33,
182 ff. K. E. Bitterauf, Der Schlußteil der aristot. Biologie, Beiträge zur
Zu § 47. Aristoteles' Schriften. 125*
Textgeschiclite und Textkritilc der Schrift de generatione animalium, Kempten
1913, Pr. Derselbe, Neue Textstud. z. Schlußteil d. arist. 15iol., Kempten 1914,
Pr. — E. Neustadt, Ps.-Aristot. nsgi .-irEv/naTo? c. 9 und Athenaios von
Attaha, Hermes 44 (1909), 60—69. J. Partsch, Des Aristot. Buch „Über das
Steigen des Nil", Abhandl. d. sächs. Ges. d. Wissensch., philol.-hist. Kl. Bd. 27,
Nr. 16, S. 553—600, Leipz. 1910. P. Bolchert, Liber Aristot. de inund. Nili,
Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 27 (1911), 150—155. Vgl. auch W. Ca-
pelle. Die Nilschwelle, ebenda 33 (1914), 317 ff. F. Masci, Su alcuni luoghi
della Fisica d'A., Atti d. R. Acc. di sc. mor. e pol., Napoli 1912. A. Mansion,
Introduction a la Physique aristotelicienne, Louvain-Paris 1913. J. Hammer-
Jensen, Das sog. IV. Buch der Meteorologie des A., Hermes 50 (1915), 113—136
(das Buch stammt nicht von Aristot., sondern ist ein Jugendwerk, wahrschein-
lich das erste, des Straton). M. Wallies, Zur doppelten Rezension des siebenten
Buches d. aristot. Physik, Rhein. Mus. 70 (1915), 147 — 149. S. auch Spengel
o. S. 121* und die Liter, zu § 50.
De lineis msecabilibus: O. Apelt, Die Widersacher der Mathematik im
Altertum, in: Beitr. zur Gesch. der griech. Philos., Leipz. 1891, mit Übers, d.
Schrift (271 — 286). J. C. Wilson, On the geometrical problem in Plato's Meno
86 e sqq., with a note on a passage in the treatise de lineis insecab. 970 a 5,
Journ. of philol. 28 (1903), 222—240. M. Havduck, Jahrbb. f. klass. Philol.
1874, 161 ff.
De mirab. uuscult.: K. Praechter, Ps.-Aristot. rr. Oavin. dy.ovaiii. 39, Philol.
64 (1905), 386 f. Derselbe, Byz. Zeitschr. 13 (1904), 2 ff. (Verhältnis zu Paulos Silen-
tiarios). W. Headlam, A marvelous pool [Arist. Mirab. p. 38 Westerm.], Class:
Tev. 19 (1905), 439. Max Radin, Zu den pseudaristotel. Mirabiles ausciüta-
tiones, Berl. philol. Wochenschr. 1913, 541. Vgl. auch Ch. Du gas. Bull, de
corr. heU^n. 34. 116—121; A. J. Reinach, Rev. de philol. 35 (1911), 34;
Henr. Oehler, Paradoxogr. Florent. anon. opusc. de aquis mirab. Tub. 1914,
Diss. (s. dort die Stellen im Index S. 187).
Quaestiones mechanicae: F. Th. Poselger, Über A.' mechan. Probleme,
Abhandl. d. Berl. Akad. 1829. Dieselbe Abhandlung mit einem Vorworte von
Mor. Rühlmann, Hannover 1881.
Die Ethiken: Wilh. Gottlieb Tennemann, Bern. üb. die sogen, große Ethik
des Arist., Erfurt 1798. F. Schleiermacher, Über die ethischen Werke des
Aristoteles, gelesen am 4. Dez. 1817, abgedr. in den Sämtl. Werken III 3 (1835),
306 — 333. Herm. Bonitz, Obs. crit. in Arist. quae feruntur Magna Moralia et
Eth. Eudemia, Berol. 1844. Ad. Trendelenburg, Über Stellen in der nikom.
Ethik, in den Monatsber. der Berliner Akad. 1850 und in den Hist. Beiträgen zur
Philos. II (Berlin 1855); Zur arist. Ethik, in den Hist. Beitr. III (1867). J. B en-
dixen, Comm. de Ethicorum Nicomacheorum integritate, Ploenae 1854; Be-
merkungen zum 7. Buch der nikom. Ethik, Philol. 10 (1855), 199—210; 263 bis
292; Übersicht über die neueste, die aristotelische Ethik und Politik betreffende
Literatur, ebenda 11 (1856), 351-378, 544-582; 14 (1859), 332—372; 16 (1860),
465—522; vgl. 13 (1858), 264—301. H. Hampke, Über das fünfte Btich der
nikom. Ethik, ebenda 16 (1860), 60—84. Christian Pansch, De Ethicis Nico-
macheis genuino Arist. libro, Bonn 1833, Diss. (vgl. Trendelenburg s Rez.
dieser Schrift, insbesondere seine Verteidigting der von Pansch angefochtenen
Echtheit des zehnten Buches der nikom. Ethik, Jahi'bb. f. wissensch. Kritik 1834,
358 ff., und Spengel, Abh. der bayer. Akad. 3, 518 ff.); Chr. Pansch, De Ar.
Eth. Nie. 7, 12—15 et 10, 1 — 5, Eutin 1858, Pr. H. S. Anton, Quae intercedat
ratio inter Eth. Nie. 7, 12—15 et 10, 1—5, Dantisci 1858. F. Mün scher,
Quaest. crit. et exeget. in Arist. Eth. Nicom., Marburgi 1861 (dazu J. Vahlen,
Philol. 21 [1864], 153 f. = Ges. philol. Schriften I 286 f.). R. Noetel. Quaest.
Ar. (de libro V. Eth. Nie), Berol. 1862, G.-Pr; Das 4. Kap. im 1. B. der nikom.
Eth., Jahrbb. f. Philol. 119 (1879), 25—38; Aristotehs Ethicorum Nie. libri 3
■cc. 9. 10. 11. 12, quae sunt de fortitudine, enarr., Berl. 1884, Pr. z. 50jähr.
Jubelf. d. Fr.-Wilh.-Gymn. Posen. F. Hacker, Das 5. Buch der nikom. Ethik,
Zeitschr. f. das G.-W. 16, 513—560; Beitr. z. Krit. u. Erklär, des 7. Buches der
nikom. Ethik, Berl. 1869, G.-Pr. H. Rassow, Obs. crit. in Aristotelem, Berlin
1858, Pr.; Emend. Aristoteleae, Weimar 1861, Pr.; Beitr. zur Erklär, und Text-
kritik der nikomach. Ethik des Arist., Weimar 1862, Pr. und (zum 7. B.) 1868, Pr. ;
126* Literaturverzeichii is.
Forschungen über die nikomach. Ethik des Aristot., Weimar 1874. Joh. Iinel-
mann. Ubs. er. in Ar. E. N., Hai. 18G4, Diss. Moritz Vermehren, Aristot.
}?chriftstellen untersucht, Heft I: Zur nikom. Ethik, Lpz. 18ö4. Fr. SusemihI, Über
die nikom. Ethik des A., Verhandl. der 35. Versammlung deutsch. Philol. u. 8chuhn.
1881. J. Wiggert, De Arist. ethicorum Nie. lib. 7, 12—15, Stargard 1871, G.-
Pr. E. Bösser, Commentarius ad Aristot. Ethicorum Nie. libr. 8 et 9, Eutin
1873, G.-Pr. L. Diederichsen, In welchem Verh. stehen das 5., 6. u. 7. B.
der nikomach. Ethik zu den vorhergehenden u. die erste Behandlung der ijöovt)
u. /.i'.T/; zur zweiten ? Flensburg 18<7, Pr. J. Coo k Wilson , Aristotelean studies, 1.
On the structure of the 7. book of the Nicom. Ethics Ch. 1— K), Oxford 1879.
Ch. Schwanebach, Zur Frage nach der Überlieferung des 7. Buches der niko-
mach. Ethik, Petersb. 1883, Pr. d. reform. Kirehensch. I. By water, Contri-
butions to the textual criticism of A.s Nicom. Ethics, Oxf. 1892!^ J. L. Heath,
Od the probable order of certain parts of the Nie. Ethics, Journ. of philol. 1884,
41—55. E. Arleth, Über Arist.' Ethik 1, 5. 1097b 16ff., Zeitschr. f. Ph. 90
(1887), 88—110. J. Stewart, Notes on the Nicomachean Ethics, 2 vols., Oxf.
1893. S. Ferrari, L'Etica a Nicomaco in relazione alle dottrine greche anterior! ed
al pensiero moderne, Mantova 1887. J. Zahl fleisch. Die in den drei unter
dem Namen des Arist. uns erhaltenen Ethiken angewandte Methode, Jahrb. f.
PhUos. u. spek. Th. 10 (1896), 1-22; 149—174. Petrus van Braam. De
tribus libri.s, qui sunt Ethicis Nicomacheis communes cum Ethicis Eudemiis. Traj.
ad Rh. 1901. 0. Apelt, Zur Endemischen Ethik, Jahrbb. f. klass. Philol. 149
(1894), 729—752. Derselbe, Zur eudem. Ethik, Eisenach 1902, Pr. Eich. Noetel,
Aristotelis Ethic. Nicom. libri 4. capp. 1. 2. 3 enarrantur, Jahrbb. f. klass. Philol. 155
(1897), 433—450. Henry Jackson, On some passages in the seventh book of
the P^udemian Ethics attributed to Aristotle, Cambridge 1900. J. C. Wilson,
On Arist. Nie. Eth. 7, 14, 2 [1154a 8 ff.] aud 12, 2 []152b 33 ff.J, Class. rev.
16(1902). 23-28. Derselbe, Nie. Eth. .5, 8, 7, 1135 b 19, ebenda 17 (1903),
384f. H. Richards, Arist. Eth. 8, 5, Class. rev. 16 (1902), .896. St. Schin-
dele, Die aristot. Ethik, PhUos. Jahrb. 15 (1902), 121 ff. 315 ff.; 16 (1903),
149 ff. 380 ff. J. B. Beare, The meaning of Aristot. Nicom. Eth. 1095a 2,
Hermathena 28. 40--43. R. G. Burv, Arist. Eth. 1, 6, Class. rev. 18 (1904),
17. N. Kaufmann. Zur Aristot. Ethik, Philos. Jahrb. 17 (1904), 375 ff.
C. Marchesi, L'Etica Nicom. nella tradizione latina medievale, Messina 1904.
L. H. G. Greenwood, Suggestions on the Nicom. Ethics, Class. rev. 19 (1905),
14-18. H. Jackson, On Nicom. Ethics 6, 1, 1139 a 3—6, Class. rev. 19 (1905),
299-300. J. S. Phillimore, A correction in Aristotle Nie. Eth. 4, 1128a 27.
Class. rev. 20 (1906), 15. T. D. Seymour (zu Eth. Nie. 1113a), Class. rev. 20
(1906), 338 f. C. E. Ruelle. Un faux aiguillage philologique ä propos d'un
passage_ d"Aristote (Eth. Nicom. 5, 8, 1132 b 31), Revue des etudes grecques
20 (1907), 171—175. Peter von der Mühll, Zum 1. Buch der Nikom. Ethik, in:
Juvenes dum sumus S. 88—90, Basel 1907 (hält Eth. Nie. 1, 4. 1095 a 14-7, 8,
1097 b 21 und 7, 9, 1907 b 22- c. 11 für Dubletten). A. Lasson, Einige Be-
merkungen zur Nikom. Ethik, Bericht über den dritten internation. Kongreß f.
Philos. zu Heidelb., Heidelb. 1909, S. 214-226. J. Mac Innes (zu Eth. Nie.
4, 3, 15, 1123b 31), Class. rev. 24 (1910), 48. 228. J. C. Wilson (zur gleichen
Stelle gegen Mac Innes). ebenda 24 (1910), 144; 25 (1911), 132-135. Derselbe,
On the meaning of käyog in certain passages in Aristotle's Nie. E)th., ebenda 27
(1913), 113-117. W. J. Goodrich (zu Eth. Nie. 4. 3, 15, 1123 b 31', ebenda 25
(1911), 197 f. A. R. Lord, On the meaning of '/.öyog in certain passages in Ari-
stotle's Nie. eth., ebenda 28 (1914), 1 f f . Über die gleiche Frage J. Burnet
ebendort 6 f. P. Shore y , On Ar. Nie. eth. 7, 7, 1149 b 31 ff., Class. philol. 8 (1913),
.357. Derselbe, Note on Ar. eth. 2, 3, 5, 1104 b 21, ebenda 477 f. Ad. Dyroff,
Ein Tragikerfragment (betrifft Eth. Nie. 1, 4, 1096 a 16), Festg. f. Mart. v. Schanz,
Würzb. 1912, 79—81. T. O. Achelis, Aris.t. Eth. Nie. 1094 a 22, Beri. philol.
Wochenschr. 1914, 798. K. .Uhlemann, Zu Arist. Eth. Nie. 3, 1, Hermes 49
(1914), 137—142. S. auch das Literaturverzeichnis in der SusemihI- Apeltschen
Ausgabe (ed. III., Lips. 1912), p. XIX— XXIX. — Petrus von der Mühll, De
Arist. Ethicorum Eudemiorum auctoritate, Gott. 1909, Diss. Ernst Kapp, Das
Verhältnis der eudem. zur nikomach. Ethik, Berlin 1912, Diss. von Freiburg i. B.
H. Jackson (zur eudem. Eth. B 8, 1225 a 14, H 13, 14, 1246 a 26 — 1248 b 7,
Journ. of philol. 32 [1913], 170. 302; derselbe (zu 1215 a 29, b 20, 1224 b 2),.
ebenda 33 (1914), 298. Spengel s, S. 121*. Vgl. auch d. Lit. zu § 51.
Zu § 47. Aristoteles' Schriften. 127*^
rolitik und Politien: W. van Swinderen, De Ar. Pol. libris, Groningen
1824. G. Teichmüller, Zur Frage über die Reihenfolge der Bücher in der
arist. Politik, Philol. 16 (1860). 164 — 166. Herrn. Rassow, Bemerkungen über
einige Stellen d. Politik d. Arist., Weimar 1864, Pr. W. Oncken. Die Wieder-
belebung der arist. Politik in der abendländischen Lesewelt, in: Festschrift zur
Begrüßung der 24. Philol. -Versamnil. zu Heidelberg, Leipzig 1865, S. 1 — IS.
Ew. Bücker. De quibusdam Pol. Arist. locis, Greifsw. 1867, Diss. F. Suse-
mi hl, Über die Komposition der Polit. des Ar., Verh. der 30. Philol.-VersammL
1875, Lpz. 1876, S. 17—29. H. Henkel, Zur Polit. des Arist., Seehausen 1875,
G.-Pr. Fr. Diebitsch, De rerum conexu in Aristotelis libro de republ., Vratis-
laviae 1875, Diss. A. Lang. The Politics of Aristotle. Introductory essays.
Lond. 1886. G. Heylbut, Zur Überlieferung der Politik des A., Rheiji. Mus.
42 (1887), 102 — 110. F. Susemihl, De Politicis Aristoteleis quaestiones criticae,
Jahrbb. f. klass. Philol.. Suppl. 15 (1886), 3.S1 — 4.50 (eine überarbeitete Sammlung
seiner früher in verschiedenen Zeitschriften und bei verschiedenen Gelegenheiten
erschienenen kritischen Bemerkungen). U. v. Wilamowitz-Moellendorff,
Comment. gramm. IV.,^ Gott. 1890, S. 27 (zu Poht. 4, 1289 a 1). Peter Meyer,
Des A. Politik u. die 'Adtjvaiojv jTo/uiela, Bonn 1891. H. Nissen, D. Staats-
schriften des A., Rhein. Mus. 47 (1892), 161—206. 'Ico. 'Aoyvoiddtjg, Aioodchoeig
eis xä 'AoioTore/Mvg Ilo/.iriy.ü. Ath. 1893. J. Zahlfleisch, Die ursprüng-
liche Ordnung der aristoteüschen Politik, Zeitschr. f. d. österr. Gymn. 45
(1894), 385—405; 481-497. F. Susemihl, Zur Pol. des A., Jahrbb. f. klass.
Philol. 149 !1894), 801—817. Cook Wilson, Zu Arist. Politik 1, 11, 1258b 27
bis 31, Arch. f. Gesch. d. Philos. 11 (1898), 246-262; 12 (1899), 50-54.
C. V. Holzinger, Aristoteles' u. Herakleides' lakonische und kretische Politien,
Philol. 52 (1894), 58-117. T. D. Sevmour, Note on Arist. Politics 13.38a 24,
Class. rev. 17 (1903), 22f. R. M. E. Meister, Eideshelfer im griech. Recht,
Rhein. Mus. 63 (190«), 573 ff. (berührt Polit. 2, 8, 1269 a 1). H. Rabe, Berl.
philol. Wochenschr. 1909, 4 f. (Benutzung von Arist. Politik bei Späteren). .1. C.
Bojatzidis, ebenda 1910, 733-735 (zu Pol. ]290b 22). X. A. Bit^g (Lesungen
einer Hs. saec. XV. des Meteoronklostersi, "Aßrivä 23 (1911), 34—43. Beiträge
Vahlens s. jetzt in dessen Ges. philo!. Schriften I, S. 177 ff. 288 ff. und vgl.
Schönes Zusammenstellung von Vahlens Aristotelesarbeiten (oben S. 122"').
S. auch das Literaturverzeichnis in der Ausgabe von Immisch (Leipzig 1909),
S. XXXVI-XXXIX. Spengel, s. o. S. 121*. Vgl. auch d. Lit. zu § 52.
Von bedeutenderen Schriften über die üolizeia 'AdrjvaUov, über deren
Berhner Fragmente vor der Wiederauffindung des Werkes H. Diels in den
philol. u. histor. Abhandl. der Berl. Akad. 1885 gehandelt hatte, sind zu
nennen: G. Kaibel, Stil u. Text der ' A&. noKneia des A., Berlin 1893, s. dazu
die Besprechung von Diels. Götting. Gelehrt. Anz. 1894, 293 — 307. Ausführ-
liche Analyse und geschichtliche Beleuchtung des Inhalts bei U. v. Wila-
mowitz-Moellendorf f, Aristoteles und Athen, 2 Bde., Berl. 1893. Im Zu-
sammenhange mit der politischen Schriflstellerei Athens wird das Werk betrachtet
von A. V. xMess, Rhein. Mus. 66 (1911), 356 ff. Im übrigen muß für diese mit
der aristotelischen Philosophie in keinem engeren Zusammenhange stehende, in
ihren Einzelheiten seit ihrer Wiederauffindung außerordentlich viel behandelte
Schrift auf die Jahresberichte, und die Literaturzusammenstellungen in den Aus-
gaben 'so in der von Thalheim fBibl. Teubn.J p. X ff.) verwiesen werden.
Zur 'O-Towricov ^To/.izFia Oldfather S. 451 ff. der S. 118'' unter Philippos
von Opus genannten Arbeit.
Ökonomik: E. Egger. Question de propriete litteraire: I.es Economiques
d'Aristote et de Theophraste, Annales de la faculte des lettres de Bordeaux,
T. I 4 (1879). 363—379. U. Wilcken, Zu den pseudoaristotelisch. Oekonomika,
Hermes 36 (1901), 187—200. Zum dritten (nach dem latein. Texte zweiten) Buche
vgl. K. Praechter, Hierokles d. Stoiker (Leipz. 1901), S. 131 ff. K. Riezler,
Das zweite Buch der pseudoaristot. Ökonomik, Berlin 1906, Münchener Diss.
Pet. Schneider, Das zweite Buch der pseudoaristot. Ökonomika, Würzburg
1907, Diss., Bamberg 1907, Pr. R. Bloch, Liber secundus yconomicorum Ari-
stotilis, Arch. f. Gesch. d. Ph. 21 (1908), 333-351; 441—468. Otto Schlegel,
Beiträge zur Untersuchung über die Quellen u. die Glaubwürdigkeit der Beispiel-
sammlung in den pseudoaristot. Ökonomika, Berlin 1909, Diss. Willy Krämer,.
J^28* Literaturverzeichnis.
De Aristot. qui fertur Oeconomicorum libro prinio, Leipzig 1910, Diss. von
Gießen.
h'lietorik: Auf sie beziehen sich außer der schon S. 121* angeführten Ab-
handhing von Spengel u. a. noch: Max Schmidt, De tempore quo ab
Arist. hbri de arte rhet. conscr. et ed. sint, Halae 1S37. H. Diels, Über das dritte
Buch der aristotelischen Rhetorik, Abhandl. d. Berl. Akad. 1886. A. Koemer,
Zur Rhetorik des Arist., Blätter f. d. Gymnasialschulwesen 36 (1900). 209—220, s. auch
denselben in der ausführlichen Praefatio seiner 2. Ausgabe der Rhetorik, worin
er versucht nachzuweisen, daß die jetzige Rhetorik aus zwei Exemplaren ent-
standen sei. H. Schütz, Krit. Bemerkungen z. A.' Rhetorik, Jahrbb. f. Philol.
137 (1888), 681 — 695. Herm. Sauppe, Bedeutung der Anführungen aus Aristo-
teles' Rhetorik bei Dionysios v. Halikarnaß f. d. Kritik d. Aristoteles, in Sauppes
Ausgew. Schriften, herausgeg. v. Conr. Trieber, Berl. 1896. U. v. Wilamowitz-
Moellendorff, Arist. rhet. 2, 6, p. 1384 b 13, Hermes 34 (1899), 617 f. Der-
selbe (ZU Rhet. 1, 9, 1368 a 17), ebenda 35 (1900), 533 f. Frdr. Marx, Aristo-
teles' Rhetorik, Berichte der Gesellsch. d. Wissensch. in Leipzig 1900. 241 — 328.
Heinr. Stein (zu Rhet. 3, 9, 1409 a 28), Rhein. Mus. 56 (19(J1), 629. J. Vahlen,
Über einige Zitate in Arist. Rhetorik, Sitzungsber. d. Berl. Akad. 1902, 166 — 194.
Weitere Beiträge Vahlens sind jetzt abgedruckt in dessen Gesammelten jihilolog.
Schriften 1, Lpz. u. Berl. 1911 (vgl. auch die Übersicht über Vahlens Aristoteles-
arbeiten bei Schöne oben S. 122*). R. M. E. Meister, Eideshelfer im griech.
Recht, Rhein. Mus. 63 (1908), 560 f. (berührt Rhet. 1, 15, 1376 a 23 ff.). F. M.
Cornford, Class. quart. 3 (1909), 281-284 (zu Rhet. 2, 24, 1401a 12 ff.).
H. P. Breiten bach, The De compositione of Dionysius of Halicarnassus con-
sidered with reference to the Rhetoric of Aristotle, Class. philol. 6 (1911), 163 ff.
Ad. Kantelhardt, De Arist. rhetoricis, Gott. 1911, Diss. A. Kappel-
macher (zu Rhet. 3, 9, 1409b), Wiener Studien 34 (1912), 67—73. H. Richards,
Notes on the Rhetoric of A., Journ. of philol. 33, 172ff. Otm. Schissel von
Fieschenberg, Av^ijoi^ im ersten u. zweiten Buch d. arist. Rhetorik, in: Aus
der Werkstatt des Hörsaals, Innsbruck 1914, 87 — 119. S. auch P, Wendland,
Anaximenes von Lampsakos, Berlin 1905, S. -32 ff. 35 ff. 60. 65 ff. W. Süß,
Ethos, Lpz. u. Berl. 1910, S. 125 ff. — O. Angermann, De Aristotele rhetorum
auctore, Lipsiae 1904, Diss. P. Thielscher, Ciceros Topik u. Aristoteles, Philol.
66 (1908), 52 - 67. Nachwirkungen der aristotelischen Rhetorik berührt H. Rabe,
Aus Rhetorenhandschriften, Rhein. Mus. 64 (1909), 539 ff. S. auch d. Lit. zu § 52.
Rhetorik an Alexander: Leonh. Spengel, Aristoteli abiudicanda est ars
rhetorica ad Alexandrum, in des Verf. Svrayoiyrj tsyrojv, Stuttg. 1828, 183—191.
Derselbe, Die 'PtjTogiy.i] jtqog ' AW^avögov ein Werk des Anaximenes, Zeitschr. f.
d. Altertumsw. 184Ö, Nr. 144. 145. Derselbe, Die Rhetorica (des Anaximenes) ad
Alexandrum kein Machwerk der spätesten Zeit, Philol. 18 (1862), 604— 64().
H. Usener, Quaestiones Anaximeneae, Gott. 1856, Univ.-Schr. = Kl. Sehr. 1.
2 ff. Adalbert Ipfelkofer, Die Rhetorik des Anaximenes unter den Werken
des Aristoteles, Würzburg 1889, Diss. von Erlangen und Würzburger Pr. Suse-
mihl, Gesch. d. griech. Literatur in d. Alexandr. II 451 ff. P. Wendland,
Anaximenes, Berlin 1905 S. 26 ff. R. Wilke, Zur Überlieferung der 'Ptjzooiy.ii
aoog "Ali^avbqov, Hermes 46 (1911), 33—56. Fr. Eisemann, Anaximenea, Lpz.
1912, Diss. W. Süß, Ethos, S. 107 ff.
Poetik: Fr. Susemihl, eine Reihe von Studien zur aristotelischen Poetik
im Rhein. Mus. und in den Jahrbb. f. klass. Philol. (s. d. Verzeichnis bei Engel-
mann-Preuß und Klußmann). Joh. Vahlen, Zur Kritik aristot. Schriften
{Poetik u. Rhetorik), Sitz. d. Wiener Akad. 38 (1861), 59—148 ; Arist. Lehre von
der Rangfolge der Teile der Tragödie, in : Symbola philologorum Bonnensium in
honorem Frid. Ritschelii coUecta, Leipz. 1864, S. 155—184, beide Abhandlungen
jetzt mit anderen Beiträgen Vahlens zur Poetik abgedruckt in des Verfassers
Gesammelten philologischen Schriften I, Leipzig und Berlin 1911. Beiträge zu
Aristoteles' Poetik, Wien 1865—1867 (aus d. Sitzungsber. d. Akademie). Neu-
druck besorgt von Herm. Schöne, Leipzig und BerUn 1914. Hier S. VII f. die
weiteren Abhandlungen Vahlens zur aristotelischen Poetik. Gustav Teich-
müller, Arist. Forschungen, I: Beitr. zur Erklärung der Poetik des Aristoteles,
Halle 1867; II: Arist. Philos. der Kunst, ebd. 1869. Aug. Krohn, Zur Kritik
aristotelisch. Schriften, I: Zur Poetik, Brandenburg 1872, Pr. d. Ritter- Akademie.
W. Friedrich, Quaestiones in Aristot. libr. qui inscriptus est n. jioirjx., Mühl-
Zu § 47. Aristoteles' Schriften. 1211*
haiLsen 1872, G.-Pr. II commento inedio di Averroe alla poet. di Arist. per la
prima volta pubbl. in Arabo e in Hebraico e recato in Italiano da Fausto La-
sinio, r. 1 u. II, Pisa 1872. R. Büchsenschütz, Studien zu Arist.' Poetilc,
Berl. 1881, Festschr. des Friedr. Werderschen Gymn. D. Margoliouth, Ana-
lecta orientalia ad Poeticam Aristoteleam, Lond. 1887. Averrois paraphrasis in
libr. poeticae Ar. ed. Fr. Heide nhain, Lpz. 1889. H. Oniont, La Poetique
d'Ar., manuscrit 1741 . . . de la Bibliothfeque nationale, Par. 1891. Th. Gom-
perz, D. Schlußkapitel der Poetik, Eranos Vindobonensis, 1893, S. 71 — 82 (Text,
Uebersetz. u. Erklär.). R. P. Hardie, The Poetics of A., Mind N. S. 4 (1895i,
350 — 361. O. Immisch, Kvklos bei A., Griech. Studien H. Lipsius dargebr., 1894,
S. 108—119; derselbe, Zur arist. „Poetik, Philol. 55 (1896), 20-38 (ein Kapitel dem
Text nach geprüft an einer Übersetzung des arabischen Textes der Poetik).
Th. Gomperz, Zu Ar.' Poetik, I. II. III, Sitzungsber. d. Wiener Akad. 1888.
1896. Jon. Vahlen, Hermeneutische Bemerkungen zu Ar.' Poetik, Sitzungsber.
d. Berliner Akad. 1897, 626-643; 1898, 258—277 (gegen Gomperz). Th. Gom-
perz, Beiträge zur Krit. u. Erklär, griech. Schriftsteller, Sitz. d. Wiener Akad.
1898. Margoliouth (zu Poet. 1455 a 34), Class. rev. 15 (1901), 54. J. C.
Wilson, On Arist. Poetics 8, p. 1451a 22ff., Class. rev. 15 (1901), 148 f.
A. Elter, De Aristotelis arte poetica, in: A. Elter et L. Radermacher, Analecta
Graeca, Bonnae 1899, Pr., Sp. 28 ff. Aristot. locum de poetica 19, 1456 a 33 bis
1456 b 8, explicavit et emendavit Valent. Wröbel, Leopoli 1900. J. Tkac,
Über d. arab. Kommentar des Averroes zur Poetik des Aristoteles, Wiener Studien
1902, 70 — 98. L. E. Lord, Literary criticism of Euripides in the earlier scholia
and the relation of this criticism to A.'s poetics and to Aristophanes, 1908, Diss.
der Yale-L'niv. B. P. Kurtz (zu Poet. 24), Transact. and proceed. of the Amer.
philol. assoc. 39 (1908), p. LV. Siegm. Gay er, Wie verhalten sich die griech.
Tragiker zu den Worten in der Poetik des Aristoteles 1455 b 15„ sv /nh ovv ror,-
SgaiiuGi TU e.-T£ia68ia oüvrofial Dillingen 1908, Pr. J. Vahlen, Über eine Stelle
in Aristot.' Poetik (1, 1447 a 28), Sitzungsber. d. Berl. Akad. 1910, 951—959.
St. Haupt, Die zwei Bücher des A. JJeoI noitjziy.rj^ t^y.vt]?, Philol. 69 (1910),
252—263. S. H. Butcher (zu Arist. poet. c. 1), Class. rev. 24 (1910), 165.
W. H. Fyfe, Seven passages in A.'s poetics, ebenda 233—235. A. D. Cope und
Ham. Fyfe (zu 1458b 9 la/ußojioDjoag), ebenda 25 (1911), 30. B. Pennaccnietti,
Osservazioni suUa Poetica d'A., Catania 1911. W. Ridgeway, Three notes on
the poet. of Ar., Class. quart. 6 (1912), 235—245. P. van Braam, ebenda 266
bis 272 (berührt Poet. 13, 1453a 10. 16). N. Terzaghi, De duobus Ar. de arte
poet. locis, Boll. di filol. class. 18 (1912), 231—233. J. C. Wilson (zu 8, 1451a
22 ff.; 1, 1447 b 13-16), Class. rev. 27 (1913), 7—9. G. M. Willis, A.'s poet. 20,
ebenda 217 ff. D. S. Margoliouth, Some notes on A.'s poetics, ebenda 220 ff.
B. Perrin (zu den Arten der a%-ayv(öoiaig, Poet. 16, 1454 b 19 ff.), Amer. journ.
of philol. 30, 371. O. Immisch, Ad"A. poet. c. 18, Rhein. Mus. 69 (1914), 744.
De Melissa, Xenopkane, Oorgia : S. Text S. 87 f. A, Kurfess, Varia,
Mnemos. 41 (1913), 111 ff. (zu 977 a 20).
Divisiones : S. die Vorrede von Mutschmanns Ausgabe. P. Boudreaux,
Un nouveau manuscrit des Divisiones Aristoteleae, Rev. de philol. 33 (1909), 221
bis 224. S. auch E. Hambruch, Logische Regeln d. piaton. Schule in der
aristotel. Topik, Berl. 1904, Pr.
Fragmente. Verlorenes. Fälschungen (außer den oben bereits beriicksiclit igten).
Emil Heitz, Die verlorenen Schriften des Ar., Leipzig 1865. Jak. Bernays,
Die Dialoge des A. in ihrem Verhältnis zu seinen übrigen Werken, Berlin 1863.
Derselbe, Aus dem aristotelischen Dialog Eudemos, Rhein. Mus. 16 (1861), 236
bis 246 = Ges. Abhandl. I 130—140. Derselbe, Aus Aristot.' Schrift .Tcot cfdo-
oocpiag, ebenda 18 (1863), 148-149 = Ges. Abhandl. I 148—150. Ingr. By-
water, A.'s dialogue „on philosophif , Journ. of philol. 7 (1877), 64 — 87. Joh.
Vahlen, Zum aristot. Dialog Eudemos, Rhein. Mus. 22 (1867), 145 ff. = Ges.
philol. Sehr. I 295 ff. A. Kail, De A. dialogis qui inscribuntur „de philo-
sophia" et „Eudemus", Diss. philol. Vindob. vol. 11 pars 2, Vindob. 1913. Zum
'Eocoriy.ö; Th. Gomperz, Wiener Studien 2 (1880), 8 f. = Hellenika II, S. 248 f.
P. W. Forchhara mer, A. n. die e.xoterischen Reden, Kiel 1864. H. Diels,
Über die exoterischen Reden des Arist., Sitz. d. Berl. Akad. 1883 I, 477—494.
R. Hirzel, Der Dialog I 272 ff. I. Bywater, On a lost dialogue of A., Journ.
Ueberweg, Grundriß I. i
1 3Q* Literaturverzeichnis.
of philol. 2 (18(59), 55—69 (A.' Protrcptikos Quelle eines Abschnittes im Pro-
treptikos des lamblich und benutzt in Boeth. de cons. philos.). H. Usener.
Vergessenes, II, Rhein. Mus. 28 (1873), 392 ff. = Kl. Sehr. III 11 ff., Anecd'.
Holderi S. 51 (A.' Protreptikos verwertet von Cicero im Hortensius u. dem 6. B.
de republica, von lamblich im Protr. u. Boethius in seiner Trostschrift). Rud.
Hirzel, Über d. Protr. des A., Hermes 10 (1876), 61—100, 256. H. Diels, Zu
A." Protr. und Ciceros Hortensius, Arch. f. Gesch. d. Philos. 1 (1888), 477—497.
Vom Protreptikos handeln ferner Jak. Bernays, Die Dialoge des A., 116—122,
P. Hart lieh, De exhort. a Graecis Romanisque script. hist. et indole, Leipzig.
Stud. 11 (1889), 236 ff., U. v. Wilamowitz-Moel lendorff, Arist. u. Athen I
327. Otto Schumann, De Aristotelis quae feruntur fragmentis dialogi de no-
bilHate, Älagdeburg 1911, in: Festschr. z. 25jähr. Bestehen d. Kön.-Wilh.-Gymn.
zu Magdeburg. Theod. Preger, Zum arist. Peplos, Abh. W. v. Christ dargebr.,
München 1891, 53—62. E. Wendung, De peplo Aristotelico, ötraßburg 1891,
Diss. (die Schrift aristotelisch mit Ausnahme der Epigramme). G. Jachmann ^
De Arist. Didascaliis, Gott. 1909, Diss. G. Ammendola, I probletni (hnerici
di Aristotele, Xapoli 1907. W. A. Oldfather, Die Quellen d. aristotelischen
'Oziovvxloiv zxohzEia, Philol. 67 (1908), 451 — 457. Jak. Bernays, Grundz. d.
verlorenen Ahhumllung des Aristoteles über die Wirkung der Tragödie, s. oben
S. 121* f. Derselbe, Aristoteles' Elegie an Eudemos [fr. 673 Rose ed. min.],
Rhein. Mus. 33 (1878), 232-237 = Ges. Abhandl. I S. 141 ff. Dazu Th. Gom-
perz, Wiener Studien 2 (1880), 1 f. = HeUenika II S. 239 f. O. Immiseh,
Ein Gedicht des Aristot., Philol. 65 (1906), 1—23 (S. 2 die frühere Literatur).
O. Wein reich, Em Gedicht des A., Philol. 72 (1913), 546. Zu den Angaben
der Aristoteleserklärer über die von Artemon herausgegebenen und mit einer Ein-
leitung versehenen Briefe des A. vgl. Hugo Rabe, Rhein. Mus. 64 (1909), 290
Anm. 1. Eine (unhaltbare) Vermutung über Beziehungen des Byzantiners Arethas
zu den aristotelischen Briefen äußert J. Dräseke, Bvzant. Zeitschr. 20 (1911),
141. S. dazu A. Baumstark, Byzant. Zeitschr. 22 (1913), 60—62. A. Hilka,
Zur Alexandersage. Zur Textkritik von Alexanders Brief an Aristoteles über die
Wunder Indiens, Breslau 1909, Pr. Joh. Brinkma.nn, Die apokryphen Gcsinid-
lieitsregeln des Arist. für Alexander d. Gr. in der Übers, d. Johann von Toledo,
Leipzig 1914, Diss. R. Förster, De Aristot. quae feruntur seeretis secreiorum
comm., Kiel 1888, Pr. Zur Überlieferung der Schrift derselbe, Zentralbl. f.
Bibliotheksw. 6, 11 f.. . Vgl. dazu Rhem. Mus. 55 (1900), 455. G. Kriesten.
Über eine deutsche Übersetzung d. pseudo-aristotelischen ,,Secretum secretorum''
aus dem 13. Jahrh., Berl. 1907, Diss. Über die Phijsiognamoniha s. Rieh. Foer-
ster, De Aristotelis quae feruntur Phvsiognomonicorum indole ac condicione,
Philol. Abhandlungen, M. Hertz zum 70.\4eburtst. dargebr., Berl. 1888, 283—303
(s. auch die Proleg. d. Ausg. d. Script, physiogn. [oben Text S. 17]). Ed. Taube, Arist.
de arte physiogn. ad Alexandrum scriptor, Gleiwitz 1866, Pr. I gn. Henrychowski.
Aristotelis, Polemonis, Adaraantii doctrinae physiogn. in harmoniam redactae et
emendatae, Vratisl. 1868. X. Kaufmann, Die Physiognomik des Arist., Luzern
1893 (mit unzureichenden Gründen für die Echtheit). Jul. Ruska, Unter-
suchungen über das Steinbuch des Aristoteles, Heidelb. 1911, Habil.-Schrift; als
Buch Heidelberg 1912.
Über die dem Neuplatonismus (Auszug aus Biotins Enn. IV, V u. VI) ent-
stammte pseudo-aristotelische Schrift: Theologia, .die, im neunten Jahrhundert
n. Chr. ins Arabische übersetzt, in lateinischer Übertragung den Scholastikern
bekannt war, zuerst in Rom 1519 gedruckt wurde und sich u. a. auch in Du
Vals Ausgabe des Arist. 1629, II, S. 1035 ff. und 1639, IV, S. 603 ff. abgedruckt
findet, von Fr. Dieterici aus arabischen Handschriften 1882 herausgegeben und ins
Deutsche 1883 übersetzt ist, handeln: Val. Rose, Deutsche Literaturzeitung 1883,
843-846; Haneberg, Sitzungsber. der Münch. Akad. 1862, I, S. 1-12; der-
selbe bespricht ebenda 1862, I, S. 361 — 388 das in früheren lateinischen Ausgaben
des Aristoteles, Venet. 1496 und 1550 — 1552 als ein aristotelisches Werk mit ab-
gedruckte, aus neuplatonischen Schriften, insbesondere der Institutio theologica
des Proklos geflossene Buch De causis. Über diese Schrift handelt besonders
O. Bardenhewer, Über den Ursprung des von den Scholastikern benutzten
Textes des Buches De causis, Jahresber. d. Görresges. für das Jahr 1878 (Köln
1879), 50 — 77 ; Die pseudoaristot. Schrift über das reine Gute, bekannt unter dem
Namen Lib. de causis, Freib. i. Br. 1882. Über beide pseudaristot. Schriften
Zu § 48. Aristoteles' System im allgemeinen. 131*
vgl. auch Grundriß II >", 8. 3G9 f . Für den Verfasser des syrischen Originals
der ..Theologie'- hält Ant. Baumstark. Oriens Christianus II, Heft 1, den
.Tohannän von Euphemeia (Referat von Joh. Dräseke, Woohenschr. f. klass.
rhilol. 1902, 1270 f.).
Zu Aristot. frag tu. 507 (Flut, quaest. Gr. 14) E. Herkenrath, Berhn.
philol. Woch. 1910, 1270.
Von weiteren Arbeiten, die sich auf Stellen bei A. beziehen, seien hier noch
erwähnt: H.Rassow, Zu A., Rhein. Mus. 4.3 (1888), 583-596. E. Zeller , Über die
richtige Auffassung einiger aristot. Zitate, Sitzungsber. d. Berl. Ak. 1888, Nr. 51
= Kl. Sehr. I 445 — 453. F. Suse mihi, Quaestionum Aristotelearum criticarum et
exegeticaram p. II, III u. IV, Greifsw. 1891. 1895. J. Zahlfleisch, Aristotelisches,
Philol. 53 (1894). 38—45. I. Bvw ater, Anstotelia, Journ. of philol. 14 (1885), 40 ff.;
28 (1903), 241 ff.; 32 (1913), 107 ff. (bes. zu Metaph. u. Rhetorik). H. Richards,
Varia, Class. rev. 21 (1907), 197. Kappelmacher, Die A.-Zitate des Pseudo-
Demetr. .t. igfiijr., Wiener Studien 24 (1902), 452 — 456. H. Diels, Aristotelica:
1. Ein neues und ein altes AVort {/nvQvxo'nsQov [Metaph. A 10 (dazu Pr aechter,
Hermes 42 [1907], 647)], .-raXdaasiv). 2. Ein falsches Experiment (Olvmp. zur
Meteor, p. 158, 27 Stüve), Hermes 40 (1905), 301—316. G. Ammen dola, Note
critiche ad Aristotele, Napoli 1907. Vern. Gull. Jaeger, Emendationum Ari-
stotelearum specimen, Berol. 1911, Diss. H. Jackson, Journ. of philol. 32 (1913),
302. J. C. Wilson, ebenda 137 ff. A. Platt, ebenda 274 ff.
Zu t; is. Aristoteles' System im allgemeinen. Einteilung der Philosophie.
Logik. Neuere Schriften über das gesamte Sgsieiu, die Methode und die Bedeutung
des Aristoteles sind außer den allgemeinen ausführlichen Werken, namentlich
denen von Brandis, Zeller und Gomperz: Franz Biese, Die Philosophie
des Aristoteles, Bd. I: Logik und Metaphysik, Bd. II: Die besonderen Wissen-
schaften, Berlin 1835—1842. A. Rosmini-Serbati, Aristotele esposto ed esa-
minato. Turin 1858. G. Grote, Aristotle, ed. by Alex. Bain and G. C. Robertson,
2 vols.' (nicht vollendet), London 1872, 3. ed. 1884. E. Wallace, Outlines of
the philos. of Arist., Oxf. 1875, 3. ed. 1883. A. Grant, Aristoteles, autorisierte
Übersetzung von I. Imelraann, Berlin 1878 (aus der Sammlung: Ancient classics
for english readers, Edinburg und London). Rudolph Eucken, Die Methode
der aristotel. Forschung, Berl. 1872. Derselbe, Über die Bedeutung der aristotel.
Ph. f. d. Gegenwart, Beri, 1872. Salvat. Talamo, L'Aristotelismo nella storia
della filosofia, Napoli 1873. Derselbe, L'Aristotelismo della Scolastica, Napoli
1875. Math. Schneid, Aristoteles in der Scholastik, Eichstädt 1875. Ch. Wad-
dington. De Fautorite d'Aristote au moven äge, Söances et trav. de l'Acad._d.
sc. mor. 'et poUt. N. s. 8 (1877), 455—484; 753—758; separat Paris 1878.
Ch. Gidel, La legende d'Aristote au moyen äge, in: Nouvelles ^tudes sur la
litterat. grecque moderne, Paris 1878, S. 331—384. Conr. Hermann, Aristo-
teles in seiner Bedeutung f. d. Philosophie der Gegenwart, Philos. Monatshefte
10 (1874), 241 — 248. Besondere Beziehungen des Arist. fassen ins Auge: K. Zell,
Ansichten der Alten über die gemischte Staatsverfassung. Aristoteles in seinem
Verh. zur griech. Volksreligion, in : Ferienschriften N. F. 2. Hälfte, 2. Aufl.,
Heidelberg 1873, S. 291—392. A. Bullinger, Des Aristot. Erhabenheit über
allen Dualismus und die vermeintlichen Schwierigkeiten seiner Geistes- und
Unsterblichkeitsl., München 1878; derselbe, Arist. u. Prof. Zeller in Berlin, Mün-
chen 1881; ders., Metakrit. Gänge, betr. Ar. u. Hegel, Münch. 1887. E. Bren-
tano, Aristophanes und Aristoteles, Frankfurt a. M. 18(3, Pr. C. Schwabe,
Aristophanes u. Aristotejes als Kritiker des Euripides, Crefeld 1878, Realsch.-Pr.
J. P^ohschammer, Über die Prinzipien der aristot. Philos. u. die Bedeut. der
Phantasie in derselben, München 1881. Azarias, Ar. and the Christian church,
Lond. 1887. Ed. Zeller, A. u. Philolaos, Hermes 10 (1876), 178—192 = Kl.
Sehr. I 136—151. O. Gilbert, A. u. die Vorsokratiker, Philol. 68 (1909), 368
bis 395. Derselbe, A.' Urteil über die pvthagor. Lehre, Arch. f. Gesch. d. Philos.
22 (1909), 28-48; 145—165. P. Natorp, A. u. d. Eleaten. Philos. Monatshefte
26, 1-16; 147—169 (es wird hier namenthch Phys. 1. 184 b 25-187 a 10 be-
sprochen). Das Verhältnis der aristotelischen Philosophie zur platonischen be-
handelt besonders, betont aber dabei die Abhängigkeit der ersteren von der
letzteren zu stark G. Teichmüller in seinen Studien zur Gesch. d. Begr., Berl.
132* Literaturverzeichnis.
1874, S. 226—543: Piaton u. Aristoteles. J. Bulliot, Aristote et Piaton suivant
Zeller, Rev. de philos. 4, 201 ff. J. M. Watson, Ar.'s criticisms of Plato, Ox-
ford 1909. Oll. Werner, Aristote et l'idealisme Platonicien, Paris 1910.
A. Descharaps, Seanc. et trav. de l'Acad... des seienc. raor. et pol. 1912, 538 ff.
(zu Ar.' Kritik d. piaton. Kommunismus). Über das Verhältnis des A. zu Piaton
s. auch die zu § 49 verzeichneten Arbeiten über seine Stellung zur Ideenlehre und
A. ^lannheimer oben S. 119* unter Xenokrates. C. Huit, Aristote a-t-il connu le
„Sophiste'"? Eev. de philosophie 4, 209 ff. A. E. Taylor, Aristotle and his prede-
cessors, London 1907. Ad. Dyroff, Über die Abhängigkeit des Aristoteles von
Demokritos, Philol. 63 (1904), 41—53. Aus der umfangreichen Literatur über
Aristoteles' Einwirkungen auf Spätere seien hier außer den S. 131* verzeichneten
Abhandlungen von Eucken, Talamo, Schneid, Waddington, Gidel und
Hermann folgende Arbeiten genannt: A. Baumstark, A. bei den Syrern vom
Y. — VIII. Jahrh., Leipz. 1900. C. Pascal, Aristotele e Lucrezio (es'tr. d. Atti
del Congr. intern, di scienze storiche, Eoma 1903, vol. II seg. 1), Koma 1905.
O. Angermann, De Aristotele rhetorum auctore, Lipsiae 1904, Diss. O. Al-
berts. Aristotelische Philosophie in der türkischen Literatur des 11. Jahrh.,
Halle a. S. 1899, neue Folge, ebenda 1900. J. Maridtan, Lc probleme de la
Classification des sciences d' Aristote et St. Thomas, Paris 1902. C. Piat, Ari-
stote, Paris 1903; deutsch von Emil Prinz zu Ottingen- Spielberg, Berlin 1907.
Mart. Grabmann, Gesch. d. scholastischen Methode I, Freib. i. B. 1909; hierin
S. 92—116: Aristotelismus d. christl. griech. u. Orient. Literatur. Th. G. Ad.
Kater, J. L. Vives u. seine Stellung zu A., Erlangen 1908, Diss. Alb. Gör-
land, A. u. Kant bezügl. d. Idee d. theoret. Erkenntnis, Gießen 1909 (Philos.
Arb. her. von Cohen u. Natorp II 2). Em. Wolff, Francis Bacon und seine
Quellen I: Bacon u. d. griech. Philosophie, Berlin 1910, S. 161-238. S. Horo-
vitz, Die Stellung d. A. bei d. Juden d. Mittelalters, Leipz. 1911. Ch. Sent-
roul, Kant u. A., ins Deutsche übertr. von Ludw. Hemrichs, Kempten und
München 1911. P. Petersen, Goethe u. Aristoteles, Braunschweig 1914. Ig-
naz Goldziher, Kultur d. Gegenwart Teil I Abt. V S. 72 ff . (Einfluß d. arist.
Philosophie auf die jüdische). P. Petersen, Die Philosophie ¥t. Ad. Trendelen-
burgs; ein Beitrag z. Gesch. d. Aristoteles im 19. Jahrh., Hamburg 1913. —
F. 5lauthner, Aristoteles, ein unhistor. Essay, Berlin 1904 (nicht ernst zu
nehmen). Rud. Burckhardt, Mauthners Aristoteles, Basel 1904. Fr. Bren-
tano, A, u. seine Weltanschauung, Leipz. 1911. Alb. Goedeckemeyer , Die
Gliederung der aristot. Philosophie, Halle a. S. 1912. Über A.' Einfluß auf
Mittelalter und Neuzeit sind auch Band 2 — 4 dieses Grundrisses zu vergleichen
(s. dort die Register unter Aristoteles).
Über die aristotelische Politik, Dialektik und Rhetorik handelt Ch. Thurot,
Etudes sur Aristote, Paris 1860. Vgl. F. Meunier, Ar. a-t-il eu deux doctrines,
l'une ostensible, l'autre secr&te? Paris 1864. Auf den Piatonismus und Aristote-
lismus, insbesondere auf die Ideenlehre und Wesenslehre, geht der Hauptinhalt
der Abhandlung von O. Caspari, Die Irrtümer der altklass. Philosophie in
ihrer Bedeutung für das phil. Prinzip, Heidelberg 1868. — E. Arleth, Beiträge
zur Erklär, des Ar., in: Symbolae Pragenses, 1893.
Von neueren Spezialschriften, welche die Logik und Erkenntnistheorie be-
treffen, sind zu nennen: F. Joh. Chr. Francke, De Arist. iis argumentaudi
modis, qui recedunt a perfecta syllogismi forma, Rostockii 1824. Ad. Tren-
delenburg. De Arist. categoriis prolusio academica, Berol. 1833; Geschichte der
Kategorienlehre. Berlin 1846, S. 1 — 195, 209-217; Elementa logices Aristoteleae,
Berol. 1836; ed^ 9., 1892; dazu: Erläuterungen, BerUn 1842, 3. Aufl. 1876. Phil.
Gumposch, Über die Logik und die logischen Schriften des Aristoteles, Leipz.
1839. Herm. Rassow, Aristotelis de notionis defmitione doctrina, Berol. 18 i3.
H. Hettner, De logices Aristotelicae speculativo principio, Hai. 1843. A.Vera,
Piatonis, Aristotelis et Hegelii de medio termino doctrina, Paris 1845. A. L.
Gastmann, De methodo philos. Arist., Groning. 1845. C. L. W. Heyder,
Kritische Darstellung und Vergleichung der aristotelischen und hegelschen Dia-
lektik, 1. Bd., 1. Abt.: Die Methodologie der arist. Philosophie und der früheren
Systeme, Erlangen 1845. G. Ph. Chr. Kaiser, De logica Pauli Apostoli
logices Aristoteleae emendatrice, Erlangae 1847, Progr. Karl Prantl, Über die
Entwicklung der aristotelischen Logik aus der platonischen Philosophie, in den
Abhandl. der Münch. Akad., phil.-hist. KL, Bd. 7, Abt. 1 (1853), 129—211 (zu
* Zu § 48. Aristoteles" System im allgemeinen. 133*
vergleichen sind die betreffenden Abschnitte in Prantls Geschichte der Logik).
H. Bonitz. Über die Kategorien des Aristoteles, Sitz. d. Wiener Akad., histor.-
philol. Kl. 10 (1853), 591—645. A. F. C. Kersten, Quo jure Kantius Aristot.
categorias reiecerit, Progr. des Kölln. Realgymn., Berlin 1853. E. Essen, Die
Definition nach Aristoteles, G.-Pr., Stargard 1864. J. Hermann, Quae Arist. de
ultimis cognoscendi |)rincipiis docuerit, Berol. 1864. Wilh. Schuppe, Die
aristotelischen Kategorien, Gymn.-Pr., Glei^itz 1866, Berlin 1871. A. Wentzke,
Die Kategorien des Urteils im Anschl. an Arist. erl. u. begründet, G.-Pr.. Culm
1868. Fried r. Zelle, De discrimine inter Aristotelicam et Kantianam logices
notionem intercedente, Berlin 1870, Hallesche Diss. (deutsch geschr.). Fr. Ferd.
Kampe, Die Erkenntnistheorie des Aristoteles, Leipzig 1870. Luthe, Die
aristotelischen Kategorien, Realschul-Pr., Euhrort 1874. Gl. Baeumker, Des
Aristot. Lehre von dem äußeren und inneren Sinnesvermögen, Leipz. 1877, Diss.
V. Münster. R. Biese, Die Erkenntnisl. des Arist. u. Kants in Vergleichung ihrer
Grundprinzipien hist.-krit. dargestellt, Berlin 1877. A. Tegge, De vi atque
notione dialecticae Aristoteleae, Treptow 1877. J. Neuhäuser, Aristoteles' L.
von dem sinnl. Erkenntnisvermögen und seinen Organen. Leipz. 1878. G. Zill-
genz, De praedicamentorum quae ab Ar. auctore categoriae nominabantur, fönte
atque origine, in: Festschrift f. Urlichs, Würzb. 1881, S. 83—105. A. Casalini,
Le Categorie dl Arist., Firenze 1881. G. L. Fonsegrive, Theorie du syllogisme
catägorique d'aprfes Aristote, Annales de la Fac. d. lettres d. Bordeaux 3 (1881),
395—410. G. Bauch, Aristotelische Studien. I. Der Ursprung der aristotel.
Kateg. IL Zur Charakteristik der aristot. Schrift y.arijyoQt'ai, Doberan 1884, Pr.
L. Mabilleau, La logique d'A., Cours de la Facult^ des Lettres de Toulouse,
1884. M'Leod Innes, On the universal and particular in A.'s theory of knoAV-
ledge, Cambr. 1886. L. Haas, Z. d. logisch. Formalprinzipien des A., Burg-
hausen 1887, Pr. M. Consbruch, 'Erraycoy/j u. Theorie der Induktion bei A.,
Arch. f. Gesch. d. Ph. 5 (1892), .302—321. Paul Leuckfeld, Zur logischen
Lehre von der Induktion. Geschieht!. Untersuchungen. L Aristoteles. Arch. f. Gesch.
d. Ph. 8 (1895), 33 ff. O. Apelt, D. Kategorienl. des Arist., Beiträge (s. oben
S. 41*), S. 101 — 216. Alfr. Gercke, Urspr. d. arist. Kategorien, Arch. f. Gesch. d.
Ph. 4 (1891), 424-441. K. Wotke, Üb. d. Quelle der Kategorienlehre des A.,
in: Serta Hartehana, Wien 1896, S. 33—35. P. Tannerv, Sur un point de la
möthode d'Ar., Arch. f. Gesch. d. Ph. 6 (1893), 460—474." G. Caldi, Metodo-
logia generale della interpretazione scientifica (la logica di A.), Torino-Palermo
1893. Pleinr. Maier, D. Syllogistik des Arist. 1. T.: Die logische Lehre des
Urteils, Tübing. 1896; 2. T. : Die logische Theorie des Syllogismus u. die Ent-
stehung der arist. Logik. 1. Hälfte: Formenlehre und Technik des Syllogismus;
2. Hälfte: Die Entstehung der arist. Logik, ebd. 1900 (sehr gründliche und weit
ausgeführte Untersuchungen). Piat, Les cat^gories d'Aristote, Rev. de philos. 1
(1901). Ch. Willems, Die obersten Seins- und Denkgesetze nach Ar. u. d. hl.
Thomas v. Aquin, PhUos. Jahrb. 15 (1902), 30-39; 150-160. W. A. Ham-
mond, Aristoteles über Imagination, Proceed. of the Americ. philol. associat.
XXXIL p. XXX— XXXI (1901). E. Thouverez, La IVmo figure du syllo-
gisme, Arch. f. Gesch. d. Philos. 15 (1902), 49—110 (berührt mehrfach die arist.
Syllogistik). R. Witten, Die Kategorien des Arist., Arch. f. Gesch. d. Philos.
17 (1904), 52—59. M. Consbruch, Die Erkenntnis der Prinzipien {äg/ai') bei
Arist., in : Festschrift des Stadtgymn. zu Halle zur 47. Philologenvers., Halle
1903, S. 75—98. E. Hambruch, Logische Regeln der piaton. Schule in der arist.
Topik, Berlin 1904, Pr. G. Razzoli, L'immaginazione nella teoria aristotelica
della conoscenza, Milano 1903. P. Czaja, Welche Bedeutung hat bei A. die sinn-
liche Wahrnehmung und das innere Anschauungsbild f. d. Bildung des Begriffes,
Philos. Jahrb. 17 (1904), 404-415; 18 (1905), 45-60. W. Andres, Die Prin-
zipien des Wissens nach Aristoteles, Breslau 1905, Diss. M. Alten bürg. Die
Methode der Hypothesis b. Piaton, A. u. Proklus, Marb. 1905, Diss. I. Husik,
Arist. on the law of contradiction and the basis of the syllogism, Mind N. S.
15 (1906), 215—222. Heinr. Maier, Zur Syllogistik des Arist., Arch. f.
Gesch. d. Philos. 20 (1907), 46—55. Heinr. Gomperz, Zur Syllogistik des
Arist., Arch. f. Gesch. d. Philos. 20 (190*), 171 f. Lukasiewicz (über den
Satz des AViderspruchs bei A.\ Bulletin de l'Acad. des sciences de Cracovie 1908.
M.-D. Roland-Gosselin, De l'induction chez A., Rev. d. sciences philos. et
th^ol. 4 (1910), 39 — 48. W. Lewinsohn, Zur Lehre von Urteil u. Verneinung
bei Aristot., Arch. f. Gesch. d. Philos. 24 (1911), 197—217. U. della Seta, La
234* Literaturverzeichnis.
dottrina del sillojrismo in Aristotele e le obbiezioni a cui fu fatta segno a coniin-
ciare dagli scettici antichi fino ai logici moderni. specialmente inglesi, Roma 1911.
A. Cappellazzi, Le categorie di A. e la filosot'ia classica, Crema 1911. P. Er-
cole. La logiea aristotelica, la logica kantiana ed hegeliana etc., Mem. della R.
Acead. delle scienze, Torino 1912. P. E. Gohlke, Die Lehre von der Ab-
straktion bei Plato und A., Halle a. S. 1914, Berliner Diss. W. v. Goßler s.
unter Sokrates S. 69*. Zu A.' Sprachphilosophie Muller (oben S. 31* unter Y)
S. 34 ff.
Zu i^ tO. Die aristotoliselie ^letaphysik oder erste Philosophie. (Zu berück-
sichtigen sind die oben S. 123* aufgeführten Arbeiten zur arist. ,, Metaphysik'".) Als
Einleitung in die aristotelische Metaphysik zu erwähne^: J. Barthelemy St. Hi-
laire, De la metaphysique, sa nature et ses droits dans ses rapports avec la
religion et avec la science. Pour servir d'introduction a la Metaphys. d'Aristote,
Paris 1879. übers, von E. P. Görgens, Berlin 1880. W. Luthe, Begi-. u. Aufg.
der Metaphysik (ooqca) des Ar., Pr. von Düsseldorf, Lpz. 1884. A. Bnll.inger,
Ar.' IMetaph. in bezug auf Entstehungsweise, Text u. Gedanken, München 1892.
A. Mos ses. Zur Vorgesch. der vier aristotelischen Prinzipien bei Piaton, Bern
1893, Diss. J. Watson, The Metaphysic of Aristotle, Philos. Review 7 (189S(,
23 — 42. C. Sentroul, L'objet de la metaphysique selon Kant et selon
Aristote, Louvain 1905. F. Ravaisson, Essai sur la metaphvsique d'Aristote,
Paris 1913.
Über das Verliältnis der aristotehsdten Gnindleliren %u den platonisclien
handeln: Chr. Herrn. Weisse, De Piatonis et Aristotelis in constituendis sum-
mis philos. principüs differentia, Lips. 1828, und stellenweise in den Erläuter. zu
sein. Übers, d. Psychol. u. Kosraol., Lpz. 1829. M. Carrifere, De Aristotele
Piatonis amico einsque doctrinae iusto censore, Gott. 1837. Th. Waitz, Piaton
und Aristoteles, Verhandl. der 6. Philologen- Versammlung in Cassel 1843, Cassel
1844. S. 7.i — 78. F. Michelis, De Aristotele Piatonis in idearum doctrina ad-
verf?ario, Braunsberg 1864. Vgl. Ed. Zeller, Piaton. Studien, Tübingen 1837,
S. 197—300: Die Darstellung der piaton. Philosophie bei Aristoteles. Ueber-
weg, Piaton. Untersuchungen, AVien 1861, S. 177 — 180. W. Rosenkrantz, Die
platonische Ideenlehre und ihre Bekämpfung durch Aristoteles, Mainz 1869 (aus
Rosenkrantz, Wissenschaft des Wissens, Mainz 1868 — 1869, besonders abgedruckt).
P. Blume, Wie beurteilt Arist. Eth. Xic. I die piaton. Ideenlehre? Rostock
1869, Diss. A. Spielmann, Die aristot. Stellen vom Tohog ärdoo).-To?, Brixen
1891. O. Kluge, Darstellung und Beurteilung der Einwendungen d. Aristot.
gegen die platonische Ideenlehre, Greifswald 1905, Diss. S. auch oben S. 107*.
109* f., insbesondere über die Darstellung der platonischen Ideenlehre bei Arist.
Natorp und seine Gegner. L. Robin, La theorie platonicienne des idees et
des nombres d'aprfes Aristote, Paris 1908.
Mit der indischen Philosophie bringt die aristotelische in Verbindung:
C. B. Schlüter, Aristoteles' Metaphysik eine Tochter der Sankhya-Lehre d.
Kapila, Münster 1874. Job. Zahl fleisch. Einige Gesichtspunkte f. d. Auf-
fassung: und Beurteilung der aristotelischen Metaphvsik, Arch. f. Gesch. d. Ph.
12 (1899), 434-492; 13 (1900 , 81—118, 502—540. Vviad. Tatarkiewicz, Die
Disposition d. arist. Prinzipien. Marb. 1910, Diss. (Philos. Arb. her. v. H. Cohen
u. P. Xatorp IV 2, Gießen 1910).
Bedeutung des Seienden: Franz Brentano, Von der mannigfachen Be-
deutung des Seienden nach Arist., Freiburg i. Br. 1862. Hayd, Die Prinzipien
aUes Seienden bei Aristoteles und den Scholastikern, Freising 1871, Gymn.-Pr.
Bernard. Weber, De ovaiag ap. Aristot. notione eiusque cognoscendae ratione,
Bonnae 1SS7, Diss. H. Dimmler, Aristot. Metaph. auf Grund der Usia-Lehre
entwicklungsgeschichtlich dargest., Kempten 1904.
Begriff des Einen: G. v. Hertling, De Aristotelis notione Unius comment.
Freiburg 1864, Berliner Diss.
Fonn und Materie: F. A. Trendelenburg, Tö hl slvai, zo ayadä ehai,
xo xi >})• dvai bei Aristoteles, Rhein. Mus. 2 (1828), 457 ff. (vgl. dessen Ausg. der
Schrift de anima, S. 192 ff., 471 ff.; Gesch. der Kategorienlehre, S. 34 ff.); ferner
Biese, Heyder, Kühn, Rassow, Waitz und Schwegler in den oben an-
Zu § 49. Die aristotelische Metaphysik oder erste Philosophie. Iß."")*
geführten Schriften (die Stellen weist Schwegler zur Metaph., Bd. 4, S. 369 f.
nach). P. Natorp, Piatos Ideenl. S. 2. Th. Gomperz, Griech. Denker II
S. 149. C. Th. Anton, De discrimine intcr Aristotelioum xi eotl et ri >yr elvai,
Görlitz 1847, Pr. A. de Roaldes. Les penseurs du jour et Aristote, traite des
etres substantiels, Meaux 1868. G. v. Hertljng, Materie und Form und die
Definition der Seele bei Arist., Bonn 1871. Über den aristotelischen Terminus
■o noze ov (der auf das Substrat, vnoy.siuEvov, geht, ?.. B. 6 .Tor« ov r/roöiisröv
ioTi, was irgend seiend, etwa ein Stein, ein Holzstüek, ein Punkt usw. seiend, ein
sich Fortbewegendes ist) handelt Ad. Torstrik, Rhein. Mus. 12 (1857), 161 bis
178. G. Teichmüller, Aristotelische Forsch. III: Gesch. des Begriffs der
Parusie. Halle 18>3. Erich Neubauer, Der arist. Forrabegriff, Heidelb. 1909,
Diss. Is. Husik, A recent view of matter and form in A., Bericht über den
IIL internat. Kongreß f. Philos., Heidelb. 1909, 227—232; Arch. f. Gesch. d.
Philos. 23 (1910), 447—471. Derselbe, Matter and form in Arist.. Berhn 1912.
D. Neumark, Materie u. Form bei Arist., Arch. f. Gesch. d. Philos. 24 (1911),
271 ff., 391 ff. Derselbe, Materie u. Form bei Arist., Berlin 1913 (Anhang zu des
Verf. Gesch. der jüd. Philos. des Mittelalters). Derselbe (gegen Husik), Arch. f.
Gesch. d. Philos. 26 (1913), 195 ff.
Bedeutung der vbj: G. Engel, Rhein. Mus. 7 (1850), 391—418. Joh.
Scherler, Darstellung u. Würdigung des Begriffs der Materie bei Arist., Pots-
dam 1873, Diss. V. Jena. J. Reitz, Die aristot. Materialursache, Philos. Jahrb.
7 (1895). 281—294. S. namentlich Gl. Baeumker. Probl. der Materie (oben
S. 29*), S. 210-302.
Das Unstoffliche : A. Mager, Der Begriff des Unstofflichen bei A., Arch.
f. Gesch. d. Philos. 27 (1914), 385-400.
Entelechie: Ancillon (Pere), Recherches critiques et philosophiques sur
l'entelechie d"Aristote, Abh. der Berl. Akad. philos. Kl. aus den Jahren 1804 bis
1811, Rerl. 1815. G. Teichmüller, Begriff u. Arten der Entelechie, in: Arist.
Forsch. III, Gesch. des Begr. der Parusie, -S. 95—123. Rud. Hirzel, Über
Entelechie und Endelechie, Rhein. Mus. 39 (1884), 169—208. Bändln, L'acte
et la puissance dans Aristote (extrait de la rev. Thomiste), Paris 1900. F. C. S.
Schiller, Sur la conception de Vt-rFoyeia dy.irtjaiag, Bibl. du Congr. internat. de
philos. tom. 4, Paris 1902.
NotuciidigkeH und Zufall: Ferd. Küttner, Quaestio necessitatis quam
definitionem quem finem ultimum A. statuerit, Berol. 1853, Diss. Eug. Pappen-
lieim, Quaestionis de necessitatis apud A. notione partes quaedam, Berol. 1856,
Diss. Derselbe, Disputationes Aristoteleae, Berol. 1864, Pr. Ose. Weißenfels,
De casu et substantia Arist., Berol. 1866, Diss. G. Heyne. De Arist. casu et
contingente. Halis 1866, Diss. J. Zahlfleisch, Über die aristot. Begriffe
v:Tcig/etr, Ivdeysadai ynägysiv und e^ aväyy.i]g vjidoxsiv, Ried 1878, Gymn.-
Progr. A. Torstrik, IJ. rv/)]? y.ai uvxoiuaov, Hermes 9 (1874), 425—470.
G. Milhaud. Le hasard chez Aristote et chez Cournot, Rev. de m^taph. et de
mor. 1902, 667—687. W. A. Heidel, The Xecessary and the Contingent in the
Aristotelian System, Chicago 1896. J. Chevalier, La notion du Necessaire
chez A., Paris 1915.
Kausalüät und Zweck: M. Carriere, Teleologiae Arist. lineamenta, Berlin
1838, Diss. Gustav Schneider, Quae sit causae finalis apud Arist. vis atque
natura, Berol. 1865, Diss., und ausführlicher: De causa finali Aristotelea, Berol.
1865. Konr. Adrian, Aristotelis systema causarum ad motum circularem
refertur, Münster 1886, Diss. Vgl. Trendelen bürg. Log. Untersuch., 2. Aufl.,
Lpz. 1862, II, S. 65 f. J. Lindsav, Plato and A. on the problem of efficient
causation, Arch. f. Gesch. d. Philos. 19 (1906), 509—514. L. Robin, Sur la
conception aristot^licienne de la causalite, ebenda 23 (1910), 1 — 28; 184—210.
Raum und Zeit: G. R. Wolter, De spatio et tempore praecipue Aristo-
telis ratione habita, Bonn 1848, Diss. E. Dühring, Abhandl. über Raum, Zeit
und Kausalität, Berlin 18fil. .^d. Torstrik, Über des Arist.' Abhandl. von der
Zeit (Phys. .J, lOff.), Philol. 26 (1867), 446-523. E. Gottschlich, Über Ein-
heit und Verschiedenheit der Zeit bei Arist., Philos. Monatsh. 9 (1873), 285—290.
K. Sperling, Über Arist.' Ansicht von der psychol. Bedeutung der Zeit, Mar-
;[36* Literaturverzeichnis.
biirg 1888, Diss. G. Wnnderle, Die Lehre des Arist. von der Zeit, Fulda 1908,
Münchener Diss. H. Bergson, Quid A. de loco senserit, Paris 1889, Thesis.
Über die Gotieslelire des Aristoteles handeln: Vater. Vindiciae theologiae
Arist.. Hai. 1795. Jul. Simon, De deo Arist., Paris 1839; ders., Etudes sur la
th^odicde de Piaton et d'Aristote, Paris 1840. Krische, Forschungen I, S. 285
bis 311. C. Zell, De Arist. patriarum religionum aestimatore, Heidelb. 1847, L^niv.-
Schr. = Zell, Opusc. aead. Latina, Frib. 1857, 8. 157—179; Arist. in seinem Verhältnis
zur griech. Volksreligion (s. oben S. 131* zu § 48); Das Verhältnis der arist. Philos.
zur Religion, Mainz 1863. E. Rein hold, Arist. theologia contra falsani Hegelianam
interpretationem defenditur, Jen. 1848, Pr. O. H. Weichelt, Theologumena
Aristotelia, Berol. 1852, Diss. E. v. Reinöhl, Darstellung des aristot. Goltes-
begriffs, Vergleichung desselben mit dem platonischen usw. in d. Verf. Kleineren
philos. Schriften, Jena 1854. A. L. Kym, Die Gotteslehre des Aristoteles und
aas Christentum, Zürich 1862; auch in dessen Metaphys. L'ntersuch. Abh. 6.
J. P. Romang, Die Gottesl. des Arist. u. d. Chr., Protest. Kirchenzeitung 1862,
Xr. 42. F. G. Starke, Aristotelis de unitate Dei sententia, Xeu-Ruppin 1864,
G.-Pr. Phil. Bloch, De notione dei Arist., Vratisl. 1865, Diss. L. F. Goetz,
Der arist. Gottesbegi-iff, in : Festgabe den alten Crucianern zur Einweihung des-
neuen Schulgeb. gewidmet usw., Dresden 1866, S. 37 — 67 ; 2. Abschn., Dresden
1870, G.-Pr. Derselbe, Der aristot. Gottesbegr., mit Bezug auf die christliche-
Gottesidee, Lpz. 1871. Konr. Eis er, Die Lehre des Aristot. über das Wirken
Gottes, Münster 1893. E. Rolf es. Die aristot. Auffass. vom Verh. Gottes zur
Welt und zum Menschen, Berlin 1892. Derselbe, Die angebliche Mangelhaftigkeit
der arist. Gotteslehre, Jahrb. f. Ph. u. spek. Theol. 11 (1897), 129—139; 333 bis
351. Gloßner, Die arist. Gotteslehre in doppelter Beleuchtung, Jahrb. f. Ph.
u. spek. Theol. 13 (1899), 274—301. G. Wunderle, Zur Lehre des A. von
der Ewigkeit Gottes, Festschr. für Cl. Baeumker, Münster i. W. 1913, 8. 25—34.
A. Boehm, Die Gottesidee bei Arist., Straßb. 1915, Diss.
Zu § 50. Die aristotelische Natnrphilosopliie. Über den Inhalt der
naturwissenschaftlichen Schriften des Aristoteles handelt G. H. Lew es,
Aristotle, a chapter from the history of science, London 1864, deutsch von Jul.
Victor Carus, Leipzig 1865; vgl. den Bericht darüber von J. B. Meyer in den
Gott. gel. Anz. 1865, 1445 — 1474. A. Mansion, Introduction ä la physiqua
aristotölicienne, Louvain 1913.
Über den Charakter der aristotelischen Physik überhaviii : C. M. Zevort,
Comm. in Aristot. plac. de physica auscultatione, Paris 1846. Barthelemy St.
Hilaire, in der Einleitung zu seiner Ausgabe der Phys., Paris 1862. Ch. Le-
veque, La physique d'Aristote et la science contemporaine, Paris 1863. C. Piat,
Le naturalisme Aristoteücien, Arch. f. Gesch. d. Philos. 16 (1903), 530 — 544.
Über die Lehre des Aristoteles von der Eicigkeit der Welt: H. Siebeck, Ztschr.
f. ex. Philos. 9 (1869), 1—33; 131—154 (auch in dessen Untersuch, z. Philos. d.
Griech., Halle 1873, in der 2. Aufl. weggefallen). E. Zeller, Über die Lehre
des Ar. von der Ewigkeit der Welt, Abhandl. der Berl. Akad. philos. -hist. Kl.
1878, 97 — 109, mit Zusätzen in: Vorträge u. Abhandlungen, 3. Sammlung, S. 1—36.
Über das Unendliche: J. Theodor, Der Unendlichkeitsbegr. bei Kant u. Arist.
Eine Vergleichung der kantischen Antinomien mit der Abhandlung des Aristot.
über das a.Tf<oor, Breslau 1876. R. Stölzle, Über die Lehre vom Unendlichen
bei Arist., Würzburg 1882. Leo Reiche, Das Problem des L^nendlichen bei
A., Breslau 1911, Diss. Die Schrift von F. S. Petz, Kosmos u. Psyche, s. oben
S. 112*. Die Arten des Werdens und der Veränderung bei Aristoteles behandelt
C. Hüttig, G.-Pr., Züllichau 1874. Die Lehre des Ar. von dem Leben und der
Beseelung des Universwns H. Sieb eck, Ztschr. f. Phil., X. F. 60 (Halle 1872),
1 — 89. H. Wernekke, Giordano Brunos Polemik gegen die aristot. Kosmologie,
Dresden 1871, Leipziger Diss. N. Kaufmann, Die teleolog. Naturphilosophie
bei A. u. ihre Bedeutung in der Gegenwart, Pr., Luzern 1883,* 2. Aufl., Paderb.
1893. J. Schmitz, De rfvaeiog ap. Arist. notione eiusque ad animara ratione,.
Bonn 1884, Diss. Joh. Zahlfleisch, Zur Kritik der Anschauungen des Arist.
in bezug auf physikal. Wissen, Ztschr. f. Ph. u. ph. Kr. 100 (1892), 177—202.
A. V. Rüpplin," Die Zu-echiätigkeit der Xatur nach Arist. Phys. 2, 8, 9, in:
Zu § 51 >. Die aristotelische Naturphilosophie. V](*
Xatur u. Offenbarung 31 (18S41. Alb. Görland, A. ii. die Aritlimdil:, Marb.
]S98, Diss.; A. u. die Mathcu/adk, Marb. 1899. G. Milhaud, Aristote et les
mathematiques, Arch. f. Gesch. d. Philos. 1(5 (1903), 3G7— 392. J. L. Heiberg,
.Mathematisches zu Aristot.. in: Abhandlungen zur Geschichte der niathemat.
Wissenschaften 18. Heft. Hans Meyer, Der EntwicMiDigsgedanke bei Aristot.,
München 1909, Habil.- Schrift (auch als Buch Bonn 1909 erschienen). Theorie
lom .-rrevfia: G. L. Duprat, Arch. f. Gesch. d. Thilos. 12 (1899), 805-321.
W. W. Jäger, Hermes 48 (1913), 43 ff. Bedeiifuvy von oyy.og bei Ärist.: E. Ar-
leth. Wiener Studien 22 (1900), 11-17.
Bcueijiiny : M. Kappes, Die arist. Lehre über Begriff u. Ursache d. y.hn^oi^,
Freib. i. B. 1887, Diss. Continuum : G. Schilling, Arist. de continuo doctr.,.
Gießen 1840, Diss. Mathematische Kenntnisse des Aristoteles: A. Burja, Mem.
de l'acad. de Kerlin 1790 — 1791. Mechanik: Ruelle, Etüde sur un passage
d'Aristote relatif a la m^canique, Eevue archeolog. 14 (1857), 7 — 21. Meteoro-
logie: J. L. Ideler, Meteorologia veterum Gr. et Rom., Berl. 1832, und Suhle,.
G.-Pr., Bernburg 1864. O. Gilbert und W. Capelle s. oben S. 30*. Mehr-
fach berührt., ist die Meteorologie auch in der S. 31* genannten Abhandlung
E. Oders. Über A.' Stellung zur Astrometeorologie Erw. Pfeiffer, Studien z..
antiken Sternglauben [iToiyela. Heft II), Leipz. Berlin 1916, S. 47. Lehre vom
Licht: E. F. Eberhard, Pr., Coburg 1836, und Prantl, Arist. über die-
Farben, erläutert durch eine Übersicht der Farbenlehre der Alten, München 1849;
J. Ziaja, Die aristot. Anschauung von dem Wesen und der Bewegung des-
Lichtes, Breslau 1896, Pr. S. auch Haas oben S. 29*. Gestirnkunde: A. Plu-
zanski, Aristotelea de natura astrorura opinio, Paris 1887. S. auch Pfeiffer
unter Meteorologie. Geographie: Bernh. L. Königs mann, De Arist.
geographia prolusioues VI,' Schleswig 1803—1806. G. Sorof, De Arist. geo-
graphia capita duo, Halle 1886, Diss. P. Bolchert, A.' Erdkunde von Asien-
u. Libven (Quellen u. Forschungen zur alten Gesch. u. Geogr., herausgegeb. von
W. Sieglin, Heft 15), Berlin 1908 (auch Diss. v. Straßb. 1908). E. Goldbeck,
Die geozentrische Lehre des Arist. u. ihre Auflösung, Berl. 1911, Pr. F. Ange-
litti, La forma della terra secondo Aristotele nel trattato De caelo, Eiv. di'
astron. e scienze affin.,- Torino 1913. P. Friedländer, Die Anfänge der Erd-
kugelgeographie [betrifft Piaton und Aristoteles], Jahrb. d. archäol. Instit. 29*
1914), 98 ff. H. Berger s. oben S. 30*.
Natnruissenschaften : Th. E. Lones, A.'s researches in natural science,.
Avondon 1912. Im besonderen Chemie: J. Lorscheid, A.' Einfluß auf die Ent-
Licklung der Chemie, Münster 1872, Pr. H. H. Joachim, A.'s conception of
chemical combination, Journ. of philol. 29 (1904), 72 — 86. Botanik: F. Wimmer,.
Phvtologiae Arist. fragm., Breslau 1838. Jessen, Über des Aristot. Pflanzen-
werke, Pvhein. Mus. 14 (1859), 88—101. Biologie: H. Philibert, Le prin-
cipe de la vie suivant A., Chaumont 1865. Royer, De vita secundum A., Dijon
1879, Thesis von Paris. G. Po liehet, La biologie aristotelique, Paris 1885.
H. Stadler, Biologie einst und jetzt (eingehend über die Biologie des A.), Blätter
f. d. Gymnasialschulw. 45 (1909), 409 ff. D'Arcy W. Thompson, On A. as a
biologis't, London 1913. A. Thienemann, A. und die Abwasserbiologie, in:
Festschr. der Medizin. -naturw. Ges. in Münster zur 84. Vers, deutscher Naturf,
und Ärzte, Münster i. W. 1912. Die aristotelische Zoologie betreffen (außer den>
von Joach. Gottlob Schneider seiner Ausgabe der Historia animalium, Lpz.
1811, beigefügten Erläuterungen): A. F. A. Wiegmann, Observ. zoologicae-
criticae in Arist. historiam animalium, ßerol. 1826. Joh. Müller, Über den
glatten Hai des Arist. und über die Verschiedenheiten unter den Haifischen und
Rochen in der Entwicklung des Eies, Abh. der Akad. d. Wiss. zu Berlin aus d. J..
1840, Berl. 1842, 187 — 257. Jürgen Bona Meyer, De principiis Arist. in distribut.
animahum adhibitis, Berol. 1854, Diss.; Arist. "Tierkunde. Berl. 1855. C. J. Sun-
deval. Die Tierarten des Arist., Stockholm J863. Aubert, Die Kephalopodeu'
des Arist. in zoologischer, anatomischer und geschichtlicher Beziehung, Ztschr. f.
wiss. Zoologie 12 (Lpz. 1862), 372 ff. K. Hammerschmidt, Die Ornithologie-
des A., Speier 1897, Pr. Derselbe, A. als Zoologe, Blätter f. d. Gvmnasialschuhv.
35 (1899), 561—577. Th. Watzel, Die Zoologie des Arist,, Reichenb. 1878, 79,
80 (drei Programme). L. Heck, Die Hauptgruppen des Tiersystems bei Aristo-
teles und seinen Xachfolgern, Lpz. 1885, Diss. N. Polek, Die Fischkunde des-
138* Literaturverzeichnis.
A. u. ihre Nachwirkung in der Literatur, in : Primitiae Czernovicieuses, Czerno-
Avitz 1909, 31-45. A. Platt, On the Indian dog (zu Aristot. de part. anim.
1, 3, G43b 6), Class. quart. 3 (1909), 241. A. Steier, Arist. u. Plinius, Studien
z. Gesch. d. Zoologie, Würzburg 1913 (S.-A. aus d. Zoolog. Annalen 5 [1913],
221 — 30.'i). W. Reese, Die griech. Nachrichten über Indien bis zum Feldzuge
Alex. d. Gr., Lpz. 1914. M. K. Stephan] dis, Ilsoi :Tey'eü}; y.ar ' Aoir,zoTi/.>jy,
\lO>jr(l 23 (1911), 68 — 72. Sh. Ow. Dickerman, De argumentis quibusdam
apud Xenophontem, Platonem, Aristotelem obviis e structura hominis et ani-
malium petitis, Halis Sax. 1909, Diss. G. Rudberg (Kleinere Aristoteles fragen
III: Zu den Aderbeschreibungen des A.), Eranos (Acta philol. Suec.) 13, 51 ff.
Anthropologie: Andr. Westphal, De anatomia Aristotelis, imprimis num cada-
vera secuerit humana, Gryphiswaldae 1745. L. M. Philippson, '}/?; arßoo)-
TTifij. s. oben S. 31*. Franz Boll, Die Lebensalter, Neue Jahrb. f. d klass.
Altert, usw. 31 (1913). 89 ff., auch gesondert erschienen Leipz. u. Berl. 1913 (hier
S. 98 ff. über die aristot. Theorie).
Psychologie: Karl Zell, Aristot. über den Sinn des Geschmackes, in:
Ferienschriften, 3. Sammlung, Freib. 18.33, S. 1-31. J oh. Heinr. Dein-
hardt. Der Begriff der Seele mit Rücksicht auf Aristoteles, Hamburg 1840.
Gust. Hartenstein, De psvchologiae vulgaris origine ab Aristotele repetenda.
Lips. 1840 (auch in H.s Hist.-philos. Abhandl., Leipz. 1870, S. 107—126 wieder-
abgedruckt). Barthelemy St. Hilaire bei seiner oben Text § 47 angef. Ausg.
nebst Übersetzung der Schrift de anima. Paris 1846. Wilh. Schrader, Arist.
-de voluntate doctrina, Brandenburg 1847, G.-Pr. ; Die Unsterblichkeitslehre des
Aristoteles. N. Jahrbb. f. Philol. u. Päd. 81 (1860), 89—104. W. Wolff, Von
dem Begr. des Aristot. über die Seele und dessen Anwendung auf die heutige
Psvchologie. Bavreuth 1848, Pr. C h. Wadding ton, La psvchologie d'A., Paris
1848. J. T. Gsell-Fels, Psychol. Plat. et Arist., Würzburg 1854, Diss. Hugo
Anton, Doctrina de nat. hom. ab Arist. in scriptis ethicis proposita, Berol. 1852,
Diss.; De hominis habitu naturali quam Arist. in Eth. Nie. proposuerit doctri-
nam. Erf. 1860, Pr. W. F. Volkmann, Die Grundzüge der aristot. Psycho-
logie, Prag 1858, Verh. d. böhm. Ges. d. Wiss. 10, Prag 1859. Herrn. Beck,
Arist. de sensuum actione, Berol. 1860, Diss. K. Pansch-, De Aristotelis animae
•definitione, Gryphisw. 1861, Diss. Wilh. Biehl, Die aristot. Definit. der Seele,
Verh. der Augsburger Philologen-Vers, vom Jahre 1862, Lpz. 1863, S. 94 — 102.
A. Gratacap, Aristot. de sensibus doctrina, Diss. philos., Montpellier 1866.
Leonh. Schneider, Die Unsterblichkeitslehre des Aristot., Passau 1867.
Eug. Eberhard, Die arist. Def. der Seele u. ihr Wert für die Gegenwart, Berl.
1868. H. Siebeck, Aristotelis et Herbarti doctrinae psychologicae quibus rebus
inter se congruant, Halle 1872, Diss. Herm. Schell, Die Einheit des Seelen-
lebens aus den Prinzipien der aristot. Philos. entwickelt, Freiburg i. B. 1873.
K. Schlottmann, Das Vergängliche u. Unvergängliche in der menschl. Seele
nach Aristot.. Ost.-Pr. d. L^nivers. Halle 1873. Is. Baumann, Quae de anima
eiusque partibus Aristot. in libris Ethicorum Nie. proposuerit, Halle 1874, Diss.
P. ]\Ieyer. 'O üv/ifk ap. Aristot. Platonemque, Bonn 1876, Diss. E. Maillet,
De voluntate ac libero arbitrio in moralib. A. opp., Paris 1877. I. A. Bare las,
'0 ootoiiog Tijg i/'v/rjg y.axa ra; ' Aqiotots'/.eiovc äoyüg, Lpz. 1878, Diss. J. Ziaja,
Die aristot. Lehre vom Gedächtnis u. v. d. Assoziation der Vorstellungen, Leob-
schütz 1879, G.-Pr. G. B. Barco, Aristotele: esposizione critica della psicologia
Greca, Tur. u. Rom 1879. B. Ritter, Die Grundprinzipien der aristot. Seelen-
lehre, Jena 1880, Diss. Joh. Schmidt, Die psycholog. Lehren des Aristot. in
seinen kleinen naturwissensch. Schriften, Prag 1881, G.-Pr. J. Zahlfleisch,
.Anmerkungen zur Seelenlehre des Aristot. mit besonderer Berücksichtigung des
Trendelen burgschen Kommentars, Ried 1881, Pr. Joh. Dembowski, Quaestiones
Aristotelicae duae, I. de y.oivov alo&tjTijoi'ov natura et notione, II. de natura et
notione tov Oviiov, quatenus est pars ooe^ecog, Regiom. 1881, Diss. K. E. Güth-
l.ing, Die Lehre des Aristot. von den Seelenteilen, Liegn. 1882, Pr. E. Zeller,
Über die Lehre des Arist. von der Ewigkeit des Geistes, Sitz. d. Berl. .Ak. 1882,
1033-1055 = Kl. Sehr. I, 263-290. Fr. Brentano, Über den Creatianismus
des Arist., Sitz. d. Wiener Ak. 1882, I, 95—126; derselbe. Offener Brief an Herrn
Prof. E. Zeller aus Anlaß seiner Schrift über die L. des Arist. v. d. Ewigkeit des
■Geistes. Lpz. 1883. A. E. Chaignet, Essai sur la psychologie d'Aristote, con-
tenant Ihistoire de sa vie et de ses toits. Par. 1883. Fr. O. Schieboldt, De
Zu § 51. Die aristotelische Ethik. 139*
imaginatione disquisitio ex A. libris repetita, Lpz. 1S82. H. Hildebrand, Ari-
stoteles' Stellung zum Determinismus u. Indetermin., Lpz. 1884, Diss. E. De-
co nitre, Essai sur la psychologie des actions humaines d'apres les systemes
d'Aristote et de St. Thomas d'Aquin, Paris 1884, Thfese. V. Knauer, 'Grund-
linien zur aristot.-thomistischen Psychologie, Wien 1885. C. F. He man. Zur
Geschichte der Lehre von der Freiheit des menschlichen Willens. I: Des
Arist. Lehre von der Freiheit des menschl. Willens, Lpz. 1887. Aug. EH er,
Aristotelis doctrina de mente humana ex comraentariorum Graecorum sententiis
eruta, pai's prior Alexandri Aphrod. et loannis Grammatici Philoponi comnien-
tationes contineus, Bonn 1887, Diss. F. Susemihl, Zu Ar.' Psychol., Philol.
46 (1887), 86. Joh. Schmidt, Aristotelis et Herbarti praecepta quae ad
psychologiam spectant inter se comparantur, Wien 1887, Pr. V. Wrobel, Arist.
de perturbationibus animi doctrina, Pr. von Sanok ]S86, Lpz. 1887. W. Clood-
win, Plato's and Ar.'s doctrines of the immortality of the soul, in: The Pintonist
3 (1887), 606—610. A. Biach, Ar.' L. von d. sinnl. Erkenntnis in ihrer Ab-
hängigkeit von Piaton, Philos. Monatsh. 26 (1890). 270—287. H. l'oppel-
reuter, Zur Psychol. d. Ar., Theophra.st, Straton, Leipz. 1891, Pr. E. Rolfes,
Der Beweis des A. f. die Unsterblichkeit der Seele, Jahrb. f. Ph. u. spek. Theol.
9 (1895), 181—200; derselbe, Die vorgebliche Präesistenz des Geistes bei Arist..
Philos. Jahrb. 8 (1895), 1—19, 284—30(3; derselbe, Die substantiale Form u. der
Begriff der Seele bei Arist., Paderborn 1896. P. Marcht, Des Arist.' Lehre
von der Tierseele I— IV, Pr., Metten 1897-1900. F. Regener, aristot. als
Psychologe, Pädagog. Magazin Heft 161. S. auch J. Freudenthal, Über den
Begriff des AVortes qm%taaia oben S. 122* unter b.
Die Lehre vom vovg behandeln u. a.: F. H. Chr. Ribbentrop, Aristo-
telis vovg, Bresl. 1840, Diss. Jul. Wolf, Arist. de intellectu agente et paiiente
doctrina, Berol. 1844. Wilh. Biehl, G.-Pr., Linz 18G4. Franz Brentano,
Die Psychologie des Aristot., insbesondere seine Lehre vom vovg :rou]Tiy.6g, nebst
einer Beilage über das Wirken des arist. Gottes, Älainz 1867. Ant. ßullinger,
Ar.' Nus-Lehre, Pr. d. k. Stud.-Anst. zu Dillmgen 1882: derselbe. Zu Ar.' Xus-
Lehre, München 1884. Vgl. auch Prantl, Gesch. d. Log. I, S. 108 ff., und
F. F. Kampe, Die Erkenntnistheorie des Aristot., Leipz. 1870, S. 3— (50.
O. Weißenfels, Quae partes ab Ar. zw reo tribuantur, Pr. d. Französ G., Berlin
187<3. Michaelis, Zur arist. L. vom Xus, X'eu-Strelitz 1888, Pr. R. Bobba,
La dottrina dell' Intelletto in A., Torino 1896. W. A. Hammond, The signi-
ficance of the creative reason in A.'s philosophy, Philos. rev. 11 (1902), 238-248.
Wilh. Andres, Die Lehre des A. vom vovg, Groß-Strehlitz 1906. P. Bokow-
new, Der rovg nady^rixog bei A., Archiv f. Gesch. d. Philos. 22 (1909), 493-510.
Franz Brentano, A.' Lehre vom Ursprung des menschlichen Geistes, Leipzig
1911, H. Kurfess, Zur Gesch. d. Erklärung d. aristot. Lehre vom sog. vovg
:joc)jTiy.fjg und .-raütjTiy.ög, Tüb. 1911, Diss. Benzion Kellermann, Das Xus-
problem, Philos. Abhandlungen Herrn. Cohen zum 70. Geburtstag dargebracht,
Berlin 1912, S. 152-169.
Zu § 51. Die aristotelische Ethik. Über die aristotelische El/ii/i im
nllgememen handeln: Schleiermacher an verschiedenen Stellen., seiner
Grundlinien einer Krilik der bisherigen Sittenlehre, Berl. 1803 (vgl.: Über die
Aviss. Behandlung des Tugendbegriffs, in den Abhandl. der Akad., Berlin 1820).
K. L. Michelet, Die Ethik des Aristoteles in ihrem Verhältnis zum Svstem
der Moral, Berl. „1827 (vgl. dessen System der philos. Moral, 1828, S. 195—237).
Hartenstein, Über den wiss. Wert der arist. Ethik, Berichte über die Verhand-
lungen der K. Sachs. Gesellsch. der Wiss. zu Leipzig, philol. -bist. Kl. 1859, 49
bis 107, wiederabg. in H.s Hist.-i^hilos. Abhandl., Lpz. 1870. Trendelenburg,
Über Herbarts praktische Philos. u. die Ethik der Alten, Abh. der Berl. Akad.
a. d. J. 1856, auch im 3. Bande der Hist. Beitr. z. Philos., S. 122—170; vgl. ebd,
Bd. 2 die 10, Abhandlung: Über einige Stellen im 5. u. 6. Buche der nikomach.
Ethik, und in Bd. 3 die 9. Abb.: Zur arist. Ethik, S. 399—444. Ch. E. Lut-
hardt. Die Ethik des Arist. in ihrem LTnterschied von der Moral des Christen-
tums, Lpz. 1869, 70, 76. E. Moore, Introduction to Aristotle's Ethics, London
1871. R. P. Paul, An analysis of Aristotle's Ethics, Lond. 1874. Joh. Klein,
Das Empirische in der nik. Ethik des Arist., Pr. d. Ritterakad., Brandenb. 1875.
]4U* Literatlirverzeichnis.
P. R(?e, Tov xa/.ov notio in Aristotelis ethicis quid sibi velit. Halle 1875, Diss.
F. M. Zanotti, La filos. niorale di A.; compendio con note, Torino 1882. 2. ed.
1883. A. Hägerstrüm, Aristoteles etisca Grandtankar och deras teoretisca
J'örutsättningar, Upsala 1893, Diss. L. Filkuka, Die metaphys. Grundlagen
der Ethik des A., Wien 1S95. E. Arleth, Die metaphys. Grundlagen der arist.
Ethik. Prag 1903. M. Gillet, Du fondement intcilectuel de la morale d'apres
Aristote. Freiburg i. d. Schweiz 190.5, Diss. St. Schindele, Die arist. Ethik,
Philos. Jahrb. 15 (1902), 121-139, 315-330; IG (1903), 149-162, 380-395.
J. M c. Cunn, The ethical doctrine of Aristotlc, Intern. Journ. of Ethics 16,
288—311. Th. Marshall, Aristotle'stheory of conduet, London 1906. P. R.
Trojano, Ateologia teleologia ed umanismo nell' etica aristotelica, Eiv. di filos.
190^^). 35—44. — Über das Verhältnis der kantischen Moral zur aristotelischen
handeln: Traug. Brückner, De tribus ethices locis, quibus differt Kantius ab
Aristotele, Berl. 1866. Diss., und Trendelenburg im 3. Bde. seiner Historischen
Beitr., S. 171-214.
Über die effiischen Prinxipicn des Aristoteles handeln: üeberweg. Das
arist., kantische und herbartsche Moralprinzip, Fichtes Z. 24 (HaUe 1854), 71 ff.,
L. Olle-Laprune, De Aristoteleae ethices fundamento, Par. 1880, J. Muenzer,
Aristotelis Ethica cum Stoicorum collata, Berol. 1873, Mar ja n Makarewicz,
Die Grundproblerae der Ethik bei Aristot., Lpz. 1914; über die Methode und die
GnimUaijeti der aristot. Ethik: Rud. Eucken, G.-Pr., Frankfurt a. M. 1870;
über die Werttheurie bei Arist. und Thomas von Aquino: Joh. Zmavc, Arch. f.
Gesch. d. Ph. 12 (1899), 407 — 433; über Bexiehmigen ■xtcischcn der Ethil; und
Politik: J. Munier, G.-Pr., Mainz 1858, Schütz, Potsd. 1860; über das höchste
Gilt: H. Kruhl, Pr., Breslau 1832, 1838, Axel Nybläus, Lund 1863,
Wenkel, Die Lehre des Arist. über das höchste Gut oder die Glückseligkeit, G.-Pr.,
Sondershausen 1864; über die Eiidänionie : Herrn. Hampke, De eudaemonia,
Arist. moralis disciplinae lirincipio, Brandenb. 1858, Berliner Diss., E. Laas, Evdai-
iiorlag Ar. in ethicis principium quid velit et valeat, Berl. 1859, Diss. (vgl. dessen
Aristotelische Textesstudien, Pr. d. Fried.-G. u. R.-Sch., Berlin 1863), G. Teich-
müller, Die Einheit der a,i'istot. Eudämonie. aus den M^langes gr^co-romains,
t. IL St. Petersb. 1859, S. Krüger, Aristot. Lehre über menschl. Glücksehskeit,
Rostock 1860, Chr. A. Thilo. Ztschr. f. exakte Philos. 2 (1861), 271—309,
Karl Knappe, Grundzüge der arist. Lehre von der Eudämonie, "NTittenb. 1864
bis 1866, G.-Pr., G. Riva, II concetto di A. sulla felicitä terrestre secondo il
lib. 1 e 10 deir Etica Nie., Prato 1883, van der Wyck, Over het begrip der
eudaimonia by A., Verslagen en Mededeelingen der koninkl. Akad., Amsterdam
1892. Emil Arleth, Blog xE/.siog in der arist. Ethik, Arch. f. Gesch. d. Philos.
2 (1889). 13-21, S. Hub er. Die Glückseügkeitslehre des A. u. des hl. Thomas
V. A., Freising 1893, Diss. v. Münster; über die Lust: O. Kalmus, Ar. de
volupt. doctr., Pyritz 1862, G.-Pr., Leonh. Diederichsen , In welchem Verh.
stehen das 5., 6. u. 7. B. d. nik. Eth. zu den vorhergehenden und die erste Be-
handlung der /.t'rr>; u. tjöori'j zur zweiten?, Flensb. 1877, G.-Pr., G. Kaas, Die
Lehre des Arist. v. d. Lust, Graz 1878. G.-Pr., Demetr. Olympios, 'Agioro-
Ts/.ovg didaoy.a/u'a .t. {jdovrjg, Lpz. 1879, Diss., S. v. Mons terberg-Münckenau,
De concentu trium Aristotelis de voluptate commentat. (Eth. Nie. 7, 12 — 15;
ebd. 10, 1 — 5; Rhet. 1, 11), Breslau 1889, Pr., A. Lafontaine, Le plaisir d'apres
Piaton et Ar., Paris 1902; über die e^n (de e^si Aristotelea) : C. Butzki, Malis
1881, Diss.; über die Turjend : H. Kruhl, Lauban 1839, Pr., und Nieländer,
Herford 1861, G.-Pr.; über die Lehre von den Pflichten: Carl Aug. Mann, Berol.
1867, Diss.; über lueaÖTtjg und ogdog /.öyog: G. Glogau, Hai. 1869, Diss., G. A.
Exham, Aristotle's doctrin of the mean, Hermathena 30, 110 — 128, Hermann
Kalchreuter, Die /ufoozijg bei und vor Aristoteles, Tüb. 1911, Diss.; über die
Sinnlichkeit: Roth, Theol. Stud. u. Krit. 1 (1850), 225 ff.; über die Gerechtig-
keit: A. G. Kästner, Lips. 1737, Clem. Aug. v. Droste-Hülshoff , Bonn
1826, Diss., Herrn. Ad. Fechner, Lpz. 1855, Breslauer Diss., Trendelenburg
(in den oben S. 125* angeführten Abhandlungen), Freyschmidt, Die arist. Lehre
von der Gerechtigkeit u. das moderne Staatsrecht, Berl. 1867, G.-Pr., M. Wetzel.
Die Lehre des Ar. v. d. distributiv. Gerechtigk. u. die Scholastik, Warb. 1881,
Pr.; vgl. auch die Abhandlungen von H. Hampke, Philol. 16 (1860), 60—84,
und F. Hacker, Ztschr. f. d. G.-W\ 16 (1862), 514—560 über das fünfte Buch
der nikom. Ethik, das von der Gerechtigkeit handelt; über die praktische Klug-
Zu § 52. Die aristotelische Politik. 141*
heit : Lüdke, Stralsund 18G2; über iieya/.o.-Tos.-reia und /(Kya/.otpv/i'a: J. C. Wil-
son, Class. rev. 16 (1902), 203; über das Euiteilang),- u. A)i<jrdnu)i(jsprin\ip ilcr
moralischen Tugend reihe in der nikom. Etliik: F. Hacker, Pr. d. Kölln. Real-
Gynin.. Berl. 1863, und Ztschr. f. d. G.-W. 17 (1863), 821—843; über die dia-
noelischcn Tugenden: Prantl, Glückwunschschritt an F. v. Thiersch, München
1852, und A. Kühn, Berl. 1860, Diss., auch Dielitz in seinen Quaestiones Ari-
stoteleae, Berl. 1867. Pr., L. Eberlein, D. dianoet. Tugend, d. nik. Ethik nach
ihrem Sinne u. ihrer Bedeut., Lpz. 1888, Diss., J. Arns, (iuam rationem A. inter
virtutes ethicas et dianoeticas intercedere statuerit, Bonn 1893, Diss., W. Luthe,
Begriff u. Aufgabe d. jMetaphysik {aoq lu) d. Aristoteles, Lpz. 1884, Pr. v. Düssel-
dorf; über das 6. Buch der nikom. Ethik handelt besonders: Jul. Walter, Die
Lehre v, d. prakt. Vern., s. oben S. 32*, ders.. Über eine falsche Auffassung des
vov? 7Toay.Tiy.6g, Vorbemerkungen zur Einleitung in das 6. B. d. nik. Eth. des Ar.,
Jena 1873, Habil. -Schrift (zum größten Teil wieder aufgenommen in das eben
erwähnte Werk), G. Teichmüller, Über die prakt. Vern. bei Arist., in: Neue
Studien z. Gesch. d. Begr. III, s. oben S. 41* ; Über die Verdienste der aristot.
Ethik um das Prinzip der Persönlichkeit, Jena 1895, Diss.; über die Zurechnung :
Afzelius, Upsalae 1841, G. Höpel, De notionibus voluntarii (tyovoiov) ac con-
sili (rroocuoeaig) sec. Ar. eth. Nie. III, 1 — 7, Hai. 1887, Diss., Joyau, La doc-
trine du übre arbitre chez Ar.. Annales de la fac. des lettres de Bordeaux, 1887,
257 — 269. G. L. Fonsegrive, Doctrine d'Aristote sur le libre arbitre. Bull, de
la Fac. d. lettr. de Poitiers, annee 1887, 17 — 25, J. Aumüller, Vergleichung der
drei aristotelischen Ethiken hinsichtlich ihrer Lehre über die Willensfreiheit, des
1. Teils 1. u. 2. Abschnitt, Pr., Landshut 1899, Schluß 1900, Kastil, Zur Lehre
von der Willensfreiheit in d. Nikom. Ethik, Prag 1901. Rieh. Loening, Ge-
schichte der strafrechtl. Zurechnungslehre, 1. Bd. Die Zurechnungslehre d. Ari-
stoteles, Jena 1903, W. Witwicki, Die WiUenstheorien bei Aristot. (polnisch),
Osk. Kraus, Die Lehre von Lob, Lohn, Tadel u. Strafe bei Ar., Halle a. S.
1905: über die Freundschaft : Fr. Breier, De amic. principum (zu Ar. Eth.
Nie. 1158a 27 ff.), G.-Pr., Lübeck 1858, E. Krantz, De amicitia ap. Arist.,
Paris 1882, Thesis, R. Eucken, Arist.' Anschauung von Freundschaft und von
Lebensgütern, Berlin 1884 (Virch.-Holtz. Nr. 452); derselbe, Ar.' Urteil über d.
Menschen, Arch. f. Gesch. d. Ph. 3 (1890), 541—558; über die Sklaverei: W. T.
Krug. Lips. 1813, C. Göttling, Jenae 1821, S. L. Steinheim, Hamburg 1853,
und Wilh. Uhde, Berlin 1856, Diss.; über die Ehe: F. Bock, Arist., Theo-
phrastus, Seneca de matrimonio, Leipz. 1898, Diss. (Leipz. Stud. 19 [1899], 1 ff.j,
E. Bickel, De Arist. apud Senecam et Hieronymum memoria, in: Diatr. in
Senecae philosophi fragmenta, Lips. 1915; über d. Koivoyria: Franz v. Tessen-
Wesierski, Jahrb. f. Philos. u. spekul. Th. 9 (1895), 35-49. — J. Perk-
mann. Der Begriff des Charakters bei Piaton u. Arist., Wien 1909, Pr. Max
Heinze, Ethische Werte bei Ar., Abh. d. sächs. Ges. d. Wiss., philol.-hist. KI.
27 (1909), Nr. 1. S. auch die Lit. zu den Ethiken oben S. 125* f.
Zu § 53. Die aristotelische Politilf (vgl. auch zur , »Politik" S. 127*). Von dem
Verhältnis der aristotelischen Politik xur platonischen und von der durch Aristoteles
■an Piatons Politik geübten Kritik handeln: P. F. St (ihr (s. oben § 44 S. 11 ß*).
W. Pierson, Rhein. Mus. 13 (1858), 1—48 u. 209—247. Fr. Guil. Engelhardt,
Loci Platonici, quorum Aristoteles in conscribendis Politicis videtui* memor fuisse,
Danzig 1858, Pr. Siegfr. Lommatzsch, Quomodo Plato et Arist. religionis et
reip. principia coniunxerint, Berol. 1863, Diss. Rassow, Die Republik des Piaton
und der beste Staat des Arist., Weimar 1866, Pr. Gust. Goldmann, De Ar. in
Plat. Politiam iudicio, Berl. 1868. Diss. Adolf Ehrlich, De iudicio ab Ar. de
rep. PI. facto, Hai. 1868, Diss. Herm. Henkel, Piatons Ges. u. die Politik des
Arist., Pr. d. Gyran. zu Seehausen in d. Altmark, Stendal 1869. Karasiewicz,
Die Kritik der platpn. Politik bei Ar., Neisse 1886, Pr.
Über A.' politische Prinzipien handeln: F. G. Starke, Das aristot. Staats-
prinzip, Pr., Neu-Ruppin 1838 u. 1850, Ad. Holm, De ethicis Politicorum
Aristotelis principiis, Berol. 1851, Diss., E. van der Rest, Piaton et Aristote:
Essai sur les commencements de la science politique, Paris 1875, Bruxelles 1876,
N. Kazazis, 'H do/aia :To/.iteia yai ai :ieoI oit»),- üecooiat tov JJ/.äTmvog y.al xov
°AotoTOTE/.ov5, er Aß/jvaig 1877, Stamm, Die Staatsl. des Piaton u. des Aristot.,
Hössel 1877, Gymn.-Pr. ; über den aristotelischen Begriff der Politik: Jul. Find-
142* Literaturverzeichnis.
eisen, Diss. inaug.. Berl. 1863; über den Staat des Aristoteles: J. Bendixen.
Der alte Staat des Arist., Hamb. 1868, Fr. v. Plön, W. Oncken, I). Staatslehre
des A., 2 Bde., Leipz. 1S70. 1875, A. C. Bradley, D.„ Staatslehre des A., übers.
V. J. Iraelraann, 2. Aufl. Berlin 1886, M. Heinze. Über den bleibenden Wert
piaton. -aristot. Grundgedanken in d. Staatslehre. Wissensch. Beil. d. Leipz. Zeit.
1885, Nr. 34, S. 197 — 201; über die aristotelische Einteiliiufj der ]'erfussun()s-
formen: G. Teichraüller, Pr. der St. Annenschule in Petersburg, auch bes.
abgedr., Petersb. u. Berl. 1859; über die Staatsforniailehre des Aristoteles ?(nd die
vioderne Stantsicisscnscltaft : J. Schvarcz, Leipzig 1884; derselbe, Kritik der
Staatsfornien des Ar., mit Anhang: Die Anfänge der pol. Lit. bei den Griechen,
Eisenach 1890, 2. (Titel-jAusg. 1901; über die Lehre des Arist. von der Ti/ratinis:
H. Oertel, Kaiserslautern 1890, Pr., E. Zeller, Sitz. d. Berlin. Akad. 1887,
1142 f. = Kl. Sehr. I, S. 404 f.; über die Quellen des Aristoteles in der Be-
schreibung des Ttjrannen: J. Endt, Wiener Studien 24 (1902), 1—69; über
des Arist. Urteil über die Demokratie : P. Cauer, Jahrbb. f. Philol. 145 (1892),
581 — 593; über staatsirirtschaftliehe Le/tren des Aristoteles: Ludwig Schnei-
der. G.Pr., Deutsch-Crone 1868, 2. T., G.-Pr., Neu-Ruppin 18(3, Ernst
Szanto, Zur antiken Wirtschaf tsgesch., Serta Harteliana, Wien 1896. S. 113
bis 116. Ch. A. Elhvood, Aristotle as a sociologist, Annal. of the Amer. Acad.
of polit. and social science vol. 19, 2, Rieh. Sehne tger, Die Anfänge der
Quantitätstheorie, Halle a. S. 1908, Diss. S. 18 ff. — 0. Weißenfels. Aristo-
teles' Lehre vom Staat (Gymnas.-Bibl. Heft 40), Gütersloh 1906. E. Bark er,
The political thought of Plato and Aristotle, New York London 1908. A. Abba-
raondi, La politica in Aristotele e Machiavelli, Rossano 1911. J. Kinkel, Die
sozialökonomischen Grundlagen der Staats- u. Wirtschaftslehren von A., Leipzig
1911. Eine eingehende Erörterung der aristotelischen Politik bietet "W. L. Xew man
im 1. Bde. seiner Ausgabe der Politika. S. auch K. Zell oben S. 131* zu § 48
imd die Werke über Geschichte der Staats- und Wirtschaftslehre ob. S. 10*. 33*.
Über die aristotelische Erxiehimgslehre handeln besonders: J. Casp. Orelli
in seinen Philol. Beitr. aus d. Schweiz, Zürich 1819, I, S. 61 — 130. Alex. Kapp,
Aristot. Staatspädagogik, Hamm 1837. Fr. Chr. Schulze, G.-Pr.. Naumburg
1844. Frid. Alb. Janke, Aristoteles doctrinae paedagogicae pater, Hai. 1866,
Diss. K. A. Mann, Die Grundlinien der aristot. Erziehungstheorie, R.-Sch.-Pr.,
Brandenb. a. H. 1873. W. Biehl, Die Erziehungsl. des Arist., Innsbruck 1877,
Pr. A. Zamarias, Die Grundzüge der arist. Erziehungstheorie, Lpz. 1877, Diss.
H. Schmidt, Die Erziehungsmethode des Arist., Halle 1878, Diss. I. David-
son, Arist. and ancient educational Ideals, Lond. 1892. Passamonti, Le idee
pedagogiche d"A., Riv. Ital. di Filos. 1891. A. Danvsz, Die Erziehungslehre d.
Arist.. Eos 10 (1904), 42—56. J. Polach, Erziehungideale bei Piaton a. Aristo-
teles, Brunn 1904. Otto Willmann, A. als Pädagog u. Didaktiker, Berl. 1909
(in der Sammlung: Die großen Erzieher).
Über die JihetorU; des Aristoteles in ihrem Verhältnis zu Piatons Gorgias
handelt H. S. Anton, Rhein. Mus. 14 (18.59), 570—598, und in ihrem Verhältnis
zu Piatons Phaidros und Gorgias G. R. "Wiechniann, Piatonis et Arist. de arte
rhetorica doctrinae inter se comparatae, Berol. 1864, Diss., auch bereits Spengel,
Über das Studium der Rhetorik bei den Alten, in den Abhandl. der ]Müncli. Akad.
1842, und: Über die Rhetorik des Aristoteles, ebd. 1851. Sal. Kalischer, De
Arist. Rhetoricis et Ethicis Nie. quo et„cur inter se quum congruant tum diffe-
rant, Halae 1868, Diss. O. Kraus, Über eine altüberlieferte Mißdeutung der
epideictischen Redegattung bei Aristoteles, Halle 1905. Derselbe, Neue Studien
zur arist. Rhetorik, insbesondere üher das yivog kTtibEiy.zixöv, Halle 1907. S. da-
gegen P. Wendland, Deutsche Literaturz. 1906, 537; 1907, 2654 ff. und vgl. zu
der Polemik ferner Ammou, Berl. philol. Wochenschr. 1909, 65 ff . und Kraus,
ebenda 1551 f. R. C. Seaton, The Aristotelian enthymeme. Glass. rev. 28 (1914),
113 ff. Die aristotelische Rhetorik berührt auch W. Süß, Ethos, Leipzig und
Berün 1910. S. auch die Lit. zur ,.Rhetorik" S. 128*.
Zu § 5S. Die aristotelische Kimstlehre. Über die aristotelische Lehre
von der Poesie und der Kunst überhaupt: Lessing, Hamburg. Dramaturgie,
Stück 37 ff.. 46 ff., 74 ff.. Ed. Müller, Gesch. d. Theorie d. Kunst b. d. Alten,
II, S. 1 — 183; 346—395; 417, Wilh. Schrader, De artis apud Aristot. notione
Zu § 53. Die aristotelische Kunstlehre. 14')*
ac vi, Berol. 1843, Diss.; vgl. H artung, Egger, Walter (S. 477— 735) in ihren
oben (S. 37* unter VIlIj angeführten Schriften; P. W. Forchhammer, De Arist.
arte poet. ex. Plat. ill., Kiel 1848, Ind. schol., Franz Suseraihl, Die Lehre
des A. vom Wesen der schönen Künste, Vortrag, Greifswald 1802, Th. Strüter,
Studien z. Gesch. der Ästhetik. Die aristot. Poetik, Fichtes Z. f. Ph., X. F.,
40 (1862), 219-247; 41 (1862), 204—223, Jos. Hub. Reinkens, Aristot. über
Kunst, besond. über Tragödie, exeget. u. krit. Untersuchungen, Wien 1870,
Fr. Heidenhain. De doctrinae artium Aristotelicae principiis, Halle 1875, Diss.,
A. Döring, Die Kunstlehre des A., Jena 1876 (hier die frühere Literatur über
den Ausdruck y-udagac; .TaO>j!iÜTcoi', S. 263 — 306), A. Silberstein, Dichtkunst
des A., 1. Bd., Budapest 1876, C h. Benard, L'esthetique d'Ar. et de ses sueces-
seurs, Paris 1889, Extr. du Compte rendu d. seances et trav. de l'Acad. d. sc.
raor. et polit. 128 (1887), 667-689, 8.54—879; 129 (1888), 422-450; 130 (1888),
892—906, A. O. Prickard, A. on the art of poetrv, Lond. 1891, Christ.
Beiger, De Ar. etiam in arte poetica componenda Piatonis discipulo, Berl. 1872,
Diss., B. Bräun ing, Über das Gebiet der aristotelischen Poetik, Festschrift des
Stadtgymnasiums zu Halle zur 47. Philologenvers., Halle a. S. 1903, 8. 29 — 58,
U. V. Wilamowitz-Moellendorff, Einleit. in d. griech. Tragödie, Bresl. 1907,
S. 48 f., 107 ff. G. Galati Moseila, La genesi e il carattere fondamentale della
poetica di A., Palermo 1910; über den Begriff der Xachalimuncj : Ed. Müller,
a. a. O. II, S. 1—23 u. 346—361; Die Idee der Ästhetik in ihrem hist. Ursprung,
Ratibor 1840, W. Abeken, De //t^*. notione, Gott. 1836, Diss.; über dir Poi'tik
im Verhältnis xii den neueren Dramatikern : F. v. Raum er. Abh. d. Berl. Akad.
a. d. J. 1828, Berl. 1831, auch Histor. Taschenbuch, Leipzig 1842, S. 136-247,
Gerh. Zillgenz, Arist. u. das deutsche Drama, Würzburg 1865, Joh. Jacob,
Über das Verh. der Hamburg. Dramaturgie zur Poetik des Ar., Pr., Colb. 1872;
die Lehre des Arist. von der epischen tmd tragischen Dichtung: F. G. Starke,
Arist. de trag. pers. honestate, Pr., Xeu-Ruppin 1830, Ernst Schick, Über die
Epopöe u. Trag, mit Rucks, auf Arist., Lpz. 1833, G. W. Nitzsch, De Arist.
tragoediae suae potiss. aetatis existimatore, Ind. schol., Kiel 1846, G. F. Schö-
raann, De Ar. censura carm. epicorum, Greifsw. 1853, Joa. Klein, De partibus
t'ormisque quibus trag, const. vol. Arist., G.-Pr., Bonn 1856. Em. Gott schlich,
Üb. d. Begr. d. eth. Trag. u. d. eth. Epos b. Ar., Jahrbb. f. Phil. 109 (1875, 614
bis 619, Th. Heine, Studia Aristotelica, I: Über die Arten der Tragödie, Pr.,
Kreuzn. 1887, P. Weideubach, Ar. u. die Schicksalstragödie, Pr., Dresd. 1887,
Fr. Heidenhain, D. Arten d. Tr. b. Ar., Pr., Straßb. Westpr. 1887, Adam,
D. aristot. Theorie vom Epos nach ihrer Entwickl. b. Griech. u. Rom., Wiesb.
1889, J. v. Haupt, Von d. Verh. der Dichtung u. Geschichte nach Ar, Almanach
d. Wiener Akad. d. Wiss. 31 (1881), 213-225, E. Jerusalem, Über die aristot.
Einheiten im Drama, Lpz. 1885, Diss.; vgl. auch Herrn. Rassow, Über die Be-
urteilung des homer. Epos bei PI. u. Arist., G.-Pr., Stettin 1850, R. Wachs-
muth. De Arist. studiis Homericis, Berol. 1863, Diss., J. M. Stahl, De tragoe-
diae primordiis et incrementis ab A. adumbratis, Ind. lect., Münster 1881, Carl
Schwabe, Ar. als Kritiker des Euripides, Jahrbb. f. Philol. 109 (1874), 97—108,
ferner die Beiträge zur Kritik und Erklärung der aristot. Poetik von Vahlen,
Susemihl, Teichmüller u. anderen (s. oben S. 128* f.), auch Schriften wie
M. Enk, Melpomene oder über das trag. Interesse, Wien 1827. Rob. Springer,
Lessings Kritik der franz. Trag., in: D. Museum, 1863, Nr. 15, Gustav Frevtag,
Die Technik des Dramas, Lpz. 1863, 4. Aufl. 1881, Th. Lipps, Der Streit über
die Iragödie, Beitr. z. Ästhetik II, Hamb. u. Leipz. 1891, A. Trendelen bürg ,
Grammaticorum Graec. de arte trag, iudiciorum rel., Bonn 1867, Diss.; über
Lessings Auffassung der aristot. Lehre von der Tragödie handelt K. A. F. Sun-
delin, Upsala 1868. — M. Carroll, A. on the faults of poetrv, or Poetics c. 25
in the light of Homeric scholia, Transact. of the Amer. philol. Assoc. 26 (1895),
p. XXII— XXIV (auch Diss. d. Johns Hopkins Univ., Baltimore 1895). I. By-
water, Milton and the Aristotelian definition of tragedy, Journ. of philol.
27 (1900), 267 — 275. V. Wrobel, Aristotelis de epopoeae et tragoediae generibus
quae fuerit doctrina, Eos 17 (1911), 14—35. H. J. Browne, A.'s Theory of
Poetic Metre, Presentation volume to Prof. Will. Ridgeway, 1913. Jos. Sedlacek
(zur aristotel. Definition der Tragödie) in: Festschrift für Prof. Jos. Kral, Prag
1913, S. 58—76 (böhmisch). M. P. Xilsson, Der Ursprung der Tragödie, X^'eue
Jahrb. f. d. klass. Altertum usw. 27 (1914), 609 ff., 673 ff., behandelt auch die
aristot. Theorie. Th. Gomperz. Skylla in d. aristot. Poetik u. d. Kunstform d.
144* Literaturvei'zeichuis.
Dithyrarabos, Jahrbb. f. klass. Philol. 1S8G, 771 ff. = Hellenika I, S. 85 ff.
S. zur literarischen Ästhetik des A. auch Butchers oben genannte Ausgabe der
Poetik und Roemer, Philol. ü5 (1906), 56 ff.
Die aristot. Lehre von der Wirlunrj der Trafjödic, insbesondere von der Katharsis,
betreffen außer den angeführten Arbeiten namentlich die folgenden: Heinr. Weil,
in: Verhandi. der 10. Vers, deutscher Philologen, Basel 1848, S. 134 — 141 (vgl.
iiuch schon Boeckh, Ges. kl. Sehr. I, S. 180). Epoche machte die Abhandlung
von Jak. Bernays, Grundzüge d. verlorenen Abhandlung d. A. über Wirkung
d. Tragödie, Abhandl. d. hist.-philol. Ges. in Breslau 1. Bd. S. 135 — 202, Breslau
1857. ferner desselben Brief an Leonh. Spengel üb. d. trag. Katharsis bei Arist..
Ehein. Mus. 14 (1859), 367 — 377 (diese beiden Arbeiten wiederabgedr. in: Zwei
Abhandl. usw. [s. oben S. 122*]), und seine Bemerkungen Zur Katharsisfrage,
ebenda 15 (1860), 606 f. Ad. Stahr, Arist. u. d. Wirkung d. Trag., Berl. 18o9,
und in den..Anm. zu seiner Übersetzung der Poetik, Stuttg. 1860. Leonh.
Spengel, Über die xädaooig twv .-ruOijfiäzoyr, Abh. d. München. Akad. d. Wiss.
:9 (1859), 1—80; vgl. Rhein. Mus. 15 (1860), 458-462. Über diese Schriften, wie
auch über die von Liepert (Arist. u. der Zweck der Kunst, Gymn.-Pr., Passau
1862), Geyer, Gerh. Zillgenz, Paul Graf York von Wartenburg,
Ad. Silberstein u. a. haben kritisch berichtet F. Ueberweg, Ztschr. f. Philos.
36 (1860). 260—291 (vgl. desselben Abh.: Die Lehre des Aristot. von dem Wesen
u. der Wirkung der Kunst, ebd. ,50 [1867], 16—39, und die Anm. zu Ueberwegs
Übers, u. Ausg. d. Poetik), Franz Susemihl, N. Jahrbb. f. Phil. 85 (1862),
595-425; 95 (1867), 221—236, 844—846, und in s. Ausg. u. Übers, der Poetik.
A. Döring, Philol. 21 (1864), 496—534 u. 27 (1868), 689—728. — J. Walser.
Lessings u. Goethes charakteristische Anschauungen über die aristot. Katharsis,
Stockerau 1869, Pr., Berlin 1872. Herrn. Baumgart, Pathos u. Pathema im
aristot. Sprachgebrauch, zur Erläuterung von Aristoteles' Definit. der Tragödie
dargelegt, Königsberg 1873; derselbe. Der Begriff der trag. Katharsis, N. Jahrbb.
f. Philol. 111 (1875), 80—118; derselbe, Aristoteles, Lessing u. Goethe, über. das
ethische u. das ästhetische Prinzip der Tragödie, Leipzig 1&77. E. Wille, Über
i/fos u. (fößog in Aristoteles' Poetik, Berlin 1879. A. Bullinger, Der endlich
entdeckte Schlüssel zum Verständnis d. arist. L. v. d. trag. Katharsis, Münch. 1878.
Derselbe. Der Katharsis-Frage tragikomisches Ende, Slünchen 1900. H. Sie-
beck, Zur Katharsisfrage. Jahrbb. f. Philol. 125 (1882), 225—337 (= Unter-
suchungen z. Philosophie d. Griechen, 163—180). P. Majins, Die Lehre des A.
von der trag. Katharsis und Hamartia erklärt, Karlsruhe und. .Leipzig 1883.
J. Egger, Katharsis-Studien, Pr.. Wien 1883. G. Buning, Ü^ber die trag.
Furcht in der Poetik des A., Pr., Coesfeld 1884. Th. Stisser, Üb. d. Kath. in
der Poetik des A., Pr., Norden 1884. K. Tumlirtz, D. trag. Affekte Mitleid
u. Furcht nach A., Pr., Wien 1886. C. M eis er, Ein Beitrag zur Lösung der
Katharsisfrage, Blätter für das (bayr.) Gymnasialschulwesen 23 (1887), 211—214.
Th. Gomperz, Zu A.' Poetik, Sitzungsber. d. Ak. zu Wien, 1888. A. Döring,
D. aristot. Def. von ovvdsafiog u. äo&oor, Poetik c. 20, Arch. f. Gesch. d. Philos.
3 (1890), 363-369. K. Göbel, ZV Katharsis des Arist., Jahrbb. f. Philol. 137
(1888), 102. W. Feller, Die trag. Kath. in der Auffass. Lessings, Pr., Duisb.
1888. C. Schön ermarck , Quos affectus comoedia soUicitari voluerit Ar. quae-
ritur. Lpz. 1889, Diss. ; derselbe. Die trag. Affekte bei Arist., I. u. IL, Pr., Lieg-
nitz 1901. 1902. H. Baumgart, Zur Lehre des A. vom Wesen der Kunst und
der Dichtung, in: Festschrift f. L. Friedländer, Lpz. 1895, S. 1—66. W. Pesch,
Einige Bemerk, über das Wesen u. die Arten der dramatischen Poesie, angeknüpft
an die Poetik des A., Pr., Trier 1895 u. 1896. H. Lahr, Die Wirkung d. Tra-
gödie nach Arist., ßerl. 1896. E. Anhut, Zum Verständnis der aristotelischen
Tragödiendefinition, Pr., Bereut 1897. G. Lehnert, Zur arist. Katharsis, Rhein.
Mus. 55 (1900), 112—120. G. Finsler,_ Piaton u. die arist. Poetik, Leipz. 1900.
N. Festa, SuUe piü recenti interpretazioni della teoria Aristotelica della catarsi
nel dramma, Fireuze 1901. Derselbe, ..La teoria della catarsi nella tragedia, La
Cultura 1. 4, 241—2(30. C. Hebler, Über die ari.stot. Definition der 'Tragödie,
Arch. f. Gesch. d. Philos. 17 (1904), 1—27. F. Knoke. Begriff d. Tragödie nach
Aristoteles, Berlin 1906 (Pr. von Osnabrück 1906). Derselbe, Über die Katharsis
der Tragödie bei A., Osnabrück 1908, Pr. Steph. Haupt, Disposition d. arist.
Theorie des Dramas u. Erklärung einiger Hauptpunkte derselben, Znaim 1907.
Derselbe, Die Lösung der Katharsis frage, Znaim 1911. Derselbe, Wirkt die Tra-
Zu § 54. Die älteren Peripatetiker. 145*
gödie auf das Gemüt oder den Verstand oder die Moralität der Zuschauer? oder
Der aus den Schritten des Aristoteles erbrachte wissenschaftliche Beweis, für die
intellektual. Bedeutung von „Katharsis", Berlin 1915. \V. Schwan, Über die
Idee des Tragischen u. die Katharsis des Arist., Philos, Wochenschr. u. Literaturz.
3, 3. J. Baranek, Die y.ädaooig bei Aristoteles, in: Bemerkungen zu Stellen
Terzaghi, Sulla Katharsis di Aristot., Class. e Neolatini 8 (1912), 384—395.
■G. Rosenthal, Anmerkungen zur tragischen Katharsis, Wochenschr. f. klass.
Fhilol. 1913, 246—254; 272—280. K. Mederle, Die aristot. Affekte und das
Moment der Erhabenheit im tragischen Eindruck, München 1913, Pr. A. W.
Benn. A.'s theorv of trag, emotion, Mind 23 (1914). Vgl. zur Katharsisfrage
iiuch A. Roemer', Rhein. Mus. 63 (1908), 361 ff.
Amlere Gebiete der arisfuielischen Kiinstlelire behandeln: Mitchell Car-
roU, Aristotle's Aesthetics of Painting and Sculpture, Washington, publ. by the
University 1905. H. Abert, Die Lehre vom Ethos in der griechischen Musik,
Lpz. 1899, 13 ff. AI. Kahl, Die Philosophie d. Musik nach Arist., Leipz. 1902,
Diss. K. Töpfer. Die musikalische Katharsis bei Aristot., Zeitschr. f. d. österr.
Oymn. 62 (1911), 961—979; 1057—1072. — Wil.h. Börner, Die Künstlerpsycho-
logie im Altertum (darin über A.), Zeitschr. f. Ästhet, u. allgem. Kunstwissensch.
7. Bd. S. 96 ff.
Einen Rhetorik tind Poetik berührenden Gegenstand behandelt Th. Fitz
Hugh, A.'s Theory of Rhythm, Proc. of the Amer. philol. Assoc. vol. 44.
23—26.
Zu i; .>!:. Die älteren Peripatetiker. Jahresherichte s. oben S. 23* f. Zum
Peripatos der älteren Zeit im allgemeinen vgl. besonders Zeller, Philos. d. Griech.
II 2^ und III 1* und Susemihl, Gesch. d. griech. Lit. .in der Alexandrinerzeit
in den die Peripatetiker betreffenden Abschnitten. Zur Überlieferungsgeschichte
der Schule v. Wilamowitz, Antigonos von Karystos (o. S. 20*) S. 78 ff. Leo,
Griech.-röm. Biogr. (o. S. 20*) S. 52. Hier S. 99 ff., 187 ff., 316 ff., 320 auch
über die biographische Tätigkeit der Peripatetiker. S. auch oben S. 20 ff.
A. Hug, Zu den Testamenten der griech. Philos., Zürich 1887, worin außer den
Testamenten Piatons und Epikurs die des Aristoteles, Theophrast, Straton und
Lykon behandelt werden. S. auch die übrigen Arbeiten über griechische
Philosophentestamente oben S. 28* und Fr. Kraus, Die Formeln des griech.
Testaments, Gießener Diss. 1915, S. 24 f. Persönliches Bücheier, Rhein. Mus.
63 (1908), 190. Wilh. Lyng, D. peripat. Seh., in: Philos. Studien, Christiania
1878, S. 1 — 8. A. Trendelenburg, Über die Darst. d. peripat. Ethik beim Sto-
bäus, Monatsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1858, 155 — 158. H. Meurer, Peripateti-
coruni philos. mor. secundum Stobaeum enarratur, Weimar 1859. H. St räche,
De eclogis Peripateticis [bei Stobaios] in d. Verf. Diss. : .De Arii Didymi in mo-
rali philos. auctoribus, Berl. 1909, S. 30 ff. E. Zeller, Über die Benutzung der
aristot. Metai^hys. in den Schriften der älteren Peripatetiker, Abh. d. Akad. d.
Wiss. Berl. 1877, 145—167 = Kl. Sehr. I 191-214. F. Dümmler, Zu den
historischen Arbeiten der ältesten Peripatetiker, Rhein. Mus. 42 (1887), 179—197
= Kl. Sehr. II 463—481. Vgl. Meineke in Mützells Ztschr. f. d. G.-W. 1859,
563 f. G. L. Hendrickson, The Peripat. mean of style and the three stvlistic
characters, Amer. journ. of philol. 25, 125 — 146. Zur peripatetischen Rhetorik
s. Wilh. Kroll, Rhein. Mus. 62 (1907), 86-101 (Dionys v. Hai. .t. ovvd.
oro/i. von altperipatetischen Quellen abhängig); 64 (1909), 50—56. Sternglaube
Pfeiffer (oben S. 137*) S. 48 ff. W. W. Jaeger, Das :ivevfia im Lvkeion,
Hermes 48 (1913), 29 — 74. Den Einfluß des peripatetischen Interesses für das
Charakteristische auf die epigrammatische Dichtung berührt Job. Geffcken,
Kynika S. 1. Polemik Späterer gegen die peripatetische Metriopathie P. Rab-
bow, Seelenheilung u. Seelenleitung (s. oben S. 31*), S. 84 ff., 163 ff., 181 ff.
Theophrastos : Herm. Usener, Analecta Theophrastea, Diss. Bonnensis,
Lips. 1858 = Kl. Schriften I 50—87 (darin: I. De Theophrasti librorum tabula
Laertiana. II. Theophrasti de phvsicorum opinionibus reliquiae). Derselbe, Zu
Th.s metaphysischem Bruchstück,' Rhein. Mus. 16 (1861), 259—281 = Kl. Sehr.
Ueberweg, Grundriß I. k
-[_[(',* Literaturverzeichnis.
I 91—111. Derselbe, Th.s Bücher über die Gesetze, Rhein. Mus. 16 (1861), 47ii
bis 472 = Kl. Sehr. I 114—116 (in diesem Abdruck auch weitere Literatur zu
der in Rede stehenden Schrift). H. Diels, Theophrastea. 1883, Fr.; über seine
Phvtologie Kurt Sprengel und E. Meyer in ihren Darstellungen der Ge-
schichte der Botanik, vgl. O. Kirchner, De Theophrasti Eresii libris phyio-
logicis, part. I, Vratisl. 1874, Diss. ; derselbe, Die botanischen Schriften des-
menschlicher Charaktere u. a. Carl Zell, De Th. char. indole, Freiburg i. Br.
1823-1825; Pinzger, Ratibor 1838—1839; H. E. Foß, Halle u. Altenburg, Pr.,
1834. 1836. 1861; Fr. Hanow, Diss. Bonn.. Lpz. 1858; Leop. Schmidt, Cora-
mentat. de emcovog notione ap. Aristonem et Theophrast., Ind. lect. Marb. 1873:
P. Wendland, Zu Theophrasts Charakteren, Philol. 57 (I898j, 103-122;
O. Immisch, Über Th.s Charaktere, ebd. 193-21?; Frz. Rühl, Die .Ab-
fassungszeit von Th.s Charakteren, Rhein. Mus. 53 (1898), 324—327. Über
sonstige Schriften und Lehren Theophrasts Max Schmidt. De Th. rhetore,
Halis 1839. Jak. Bernays, Theophrastos' Schrift über Frömmigkeit, ein Bei-
trag zur Religionsgesch., mit krit. u. erklär. Bemerkungen zu Porjjhyrios' Schrift
über Enthaltsamkeit, Berl. 1866. G. Heylbut, De Th. libris .TfO( (fi'/.lug, Bonn
1876. Diss. E. Zeller, Der Streit Theophrasts gegen Zenon über die Ewigkeit
der Welt, Hermes 11 (1876), 422-429 = Kl. Sehr. 1 166-174; derselbe, Der
pseudophilon. Bericht über Theophrast,. Hermes 15 (1880), 137—146 = Kl. Sehr.
I 215-225. S. dazu H. v. Arnim, Über die pseudophilon. Sehr. .t. äcfßaordag
y.oouor, in: Quellenstudien zu Philo v. AI.; derselbe, Der angebl. Streit des Zena
und Theophrastos, Jahrbb. f. klass. Philol. 147 (1893), 449-467. E. Xorden,
L'ber den Streit des Th. u. Zeno bei Ph. .t. u(fi). v.., in: Beiträge zur Gesch. d. griech.
Philos.. Jahrbb. f. klass. Philol. Suppl. 19 (1892), 440 ff . J. Böhme, De Theo-
phrasteis quae feruntur .t. aijaskor excevj^tis, Hamb. 1884, Hallesche Diss.
G. Heylbut, Zur Ethik des Theophr. von Eresos, Arch. f. Gesch. d. Philos. 1
(1888 1, '194— 199, vgl. dazu auch A. Gercke, Ein angebl. Fragm. des Th., ebd,
357 f. Th. Gomperz, Über die Charaktere Th.s, Sitz. d. Wiener Akad. 117
(1888) (dazu O. Ribbeck, Rhein. Mus. 44 [1889], 305-307; 473—474. Th. Gom-
perz ebenda 472—4*3). Ferd. Dümmler, Ein stoischer Gegner Th.s, in dessen
Akademika Anhang L H. Rabe, De Theophr. libris .t. /.f;foj;, Bonn 1890, Diss.
Über diese Schrift auch H. Liers, Jahrbb. f. klass. Philol. 131 (1885), 578-589,
W. Schmid, Rhein. Mus. 49 (1894), 133 ff., L. Radermacher, ebenda 54 (1899),,
374 ff. H. Joachim, De Theophrasti libris .t. Concor, Bonn 1892, Uiss. F. Bock,
Aristoteles, Th., Seneca de matrimonio, Lpz. 1898, Diss. (Leipz. Stud. 19 [1899J.
1 ff.). P. Wirtz, De Theophrasti Eresii libris phytologicis, Straßb. 1898, Diss.
A. Zingerle, Zu Theophrast, Zeitschr. f. d. österr. Gymn. 54 (1903), 202,
W.Roberts, Eine unbekannte Theophrastausgabe, Athenaeum 4045. P. Grain-
dor, Quelques passages des caract^res de Theophraste. Rev. de l'instruct. publ.
en Belgique 48, 163 — 168. Hugo Bretzl, Botanische Forschungen des Alexander-
zuges, Leipzig 1903 (sehr fördernd für das Verständnis der tozooiai tcuv (fviMv).
S. Koujeas, uoy.og-nihy.v; (zy Theophr. char. 5), Hermes 41 (1906), 478—480.
M. Wellmann, Zu Th. .tto< vbaro:, Hermes 35 (1900), 355 ff. (hier auch frühere
Literatur), ü. v. Wilamow i tz-Moellendorf f (zu Th. Char. 30, 11), Hermes
37 (1902), 328. P. Jahn, Eine Prosaquelle Vergils u. ihre Umsetzung in Poesie
durch den Dichter, Hermes 38 (1903), 244 — 264 (über Benutzung einer aus Th.s
Werk über die Pflanzen abgeleiteten Quelle durch den Dichter). L. Rader-
macher, Philol. 65 (1906), 152 (Verhältnis des Dionys von Halikarnaß zu Th.).
J. M. Edmonds, Contributions to a new text of the Characters of Th., Class.
quart. 2 (1908), 119—122, 166-169. Ludw. Hindenlang, Sprachl. Unter-
suchungen zu Th.s botan. Schriften, Straßb. 1909, Diss. (vollst. Diss. philoL
Argent. Bd. 14). F. Bersanetti. Appunti critici e esegetici ai Caratteri di
Teofr., Riv. di fUol. 37 (1909), 206-229. D. Bassi, II testo piü autico dell'
' Aoiny.Eia di Teofr. in un papiro Ercolanese, ebenda 397 — 405. W. Capelle, Zur
Ge'sch. d. griech. Botanik, Philol. 69 (1910). 264—291. Joh. Kays er, Theophr.
u. Eustathios tieoI vnoy.oioecog, Philol. 69 (1910), 327—358. Th. O. Achelis,
Theophr. de pietate, Class. quart. 5 (1911), 236 f. Gualth. Großgerge, De
Senecae et Theophrasti libris de matrimonio, Regim. 1911, Diss. K. Meiser, Zu
Th.s Charakteren, Philol. 70 (1911), 445—448. Jo. Stroux, De Th. virtutibus.
Zu § 04. Die älteren Peripatetiker. J47*
dicendi. Lips. 1912. Rud. Xoll, Zu Th. Char. IV, Berl. philol. Wochenschr.
1914, 767 f. A. Zingerle, Kleine Beiträge zur Kritik u. Erklär, einiger griech.
u. rüni. Schriftst., Innsbrucker Festgr. zur 50. Versamml. deutscher Philol. und
Schulm.. Innsbruck 19U9, 159-166 (darin Beitr. zu Th. Char. 4, 15). D. H.
Müller, Die niinäisch-griech. Inschr. von Delos, Anz. d. kais. Akad. d. Wiss.
Wien 46 (1909), I 6 ff. (zu Th. hist. plant. 9, 4, 2). A. Jardii, Aineia ou Ainos,
Rev. des et. anc. 14, 277 f. (zu Th. bist, plant. 8, 4, 4 u. caus. plant. 4, 11, 4).
Ol. Ferrari, Un libro di Teofr. sul matrimonio, in: Studi crit. offerti a Carjo
Pascal, Catania 1913. Gust. Kafka, Zu Theophrasts de sensu, Philol. 72
(1913), 65—82. M. Stephanides (zu Ji. aviiKov 58), Beri. philol. Woch. 1914,
1472. E. Bickel, De Theophrasti [.Tfpt yütiov\ apud Senecam et üieronymum
memoria, in: Diatribe in Senecae philosophi fragmenta, vol. I: Fragmenta de
matrimonio, Lipsiae 1915. — Th.s Leben berühren Fr. AI. Hoff mann. De lege
contra philosophos, inprimis Theophrastum, auctore Sophocle Amphiclidae fdio
Athenis lata, Karlsr. 1842, G. F. Unger, Das Sophistengesetz des Demetrius
Phalereus, Jahrbb. f. klass. Philol. 1887, 755—763. Über die Bedeutung des
Theophrast für die doxographische Literatur s. Diels, Doxogr. Graec, S. 102 ff.
Vgl. auch oben S. 29. 22*.
Eudeiiios: A. Th. Fritzsche, De Eud. Ehodii philosophi Peripatetici vita
et scriptis, in seiner Ausgabe der Eud. Ethik, Regensburg 1851. Ed. Zeller
Arch. f. Gesch. d. Philos. 5 (1892), 442 f. = Kl. Sehr. II S. 34 f. (zur Physik).
Martini, Art. Eudemos 11 bei Pauly-Wissowa.
Aristoxenos: W. L. Mahne, Diatribe de A. philosopho Peripatetico. Am-
sterdam 1793. Ch.-Em. Ruelle, Etüde sur A. et son ecole, Rev. arch. 14
(1858), 413-422; .528—555. Hirsch, Ar. u. s. Grundzüge der Rhythmik, Thorn
1859, Gym.-Pr. P. Marquardt, De Ar. Tarentini elementis harmonicis, Bonn
1863, Diss. Carl von Jan, Die griech. Musik, 1. Die Harmonik des A., 2. Die
Exzerpte des A., Philol. 29 (1869), 300-318; 30 (1871), 398-419. Bernhard
Brill, Ar. rhythm. u. metr. Messungen, mit einem Vorwort von K. Lehrs, Lpz. 1870.
Theod. Reinach, Aristoxfene, Aristote et Theophraste, Festschrift für Th. Gomperz,
Wien 1902. S. 75 — 79. loannes Mewaldt, De Aristoxeni Pythagoricis sen-
tentiis et vita Pythagorica, Berlin 1904, Diss. L. Laloy, Aristoxene de Tarente,
disciple d'Aristote et la musique de l'antiquite, Paris 1904, These. Derselbe,
Lexique d'Aristoxfene, Paris 1904, These. G. dell* Valle, La teoria dell' anima-
armonia di Atistosseno e repifenomenismo contemporaneo, Rivista filosofica 8,
210—231. C. F. A. Williams, The Aristoxenian theory of musical rhythm,
Cambridge 1911. H. Abert, Die Lehre v. Ethos in d. griech. Musik, S. 17ff.
Vgl. auch Ger. Seydel, Symbolae ad doctrinae Graecorum harmonicae histo-
riam, Lipsiae 1907, Diss. A. v. Mess, Rhein. Mus. 71 (1916), 79 f f . (Aristox. als
Biograph), v. Jan, Artikel Aristoxenos 7 bei Pauly-Wissowa.
Dikaiarchos: Über ihn handeln außer M. Fuhr in seiner Fragmentsamra-
lung: Aug. Buttmann, Berol. 1832. F. Osann, in: Beitr. z. griech. u. röm.
Literaturgeschichte, Bd. II, Kassel 1839. A. F. Näke, in Opusc. philol. I, Bonn
1842. Franz Schmidt, De Heraclidae Pontici et Die. Messenii dialogis deper-
ditis, Breslau 1867, Diss. A. Ferri, Dicearco di Messenia, Rendiconti dell' Acc.
dei Lincei, IV, 7, S. 236—246. Martini, Artikel Dikaiarchos 3 bei Pauly-
Wissowa.
Der Dichter Theodektes, ein Schüler und Freund des Aristoteles: C. E. T.
Märcker, De Theodectis vita et scriptis, Breslau 1835 (vgl. Welcker, Die gr.
Tragödien, III, S. 1070 ff. *.
Klearchos: J. Bapt. Verraert, Gandavi 1828, Diss. Maxim. Weber,
De Clearchi Sol. vita et opp., Vratisl. 1880, Diss.
Phanias aus Ercsos: Aug. Voisin, Gandavi 1824, Diss. J. F. Ebert,
in dessen Diss. Siculae, Königsberg 1825, S. 76—90. A. Boeckh in: Corp.
inscr. Graec. vol. II, Berol. 1843, p. 304 f.
Chamaileoyi : Köpke, De Chamaeleonte Heracleota, Berol. 1856. Hart-
lich, De exhortat. usw. (oben S. 39* unter c), 273 f. Wendung, Artikel
Chamaileon 1 bei Pauly-Wissowa.
Detnetrios der Phalereer : Über ihn existieren Abhandlungen v. H. Dohrn,
Kiel 1825, Th. Herwig, Rinteln 1850, Chr. Ostermann, Hersfeld 1847 und
k*
148* Literaturverzeichnis.
Fulda 1S57; vgl. Grauert, Hist. u. philol. Analekten T, S. 310ff., Susemihl,
Gesch. d. griech. Lit. in d. Alex. I, S. 135 ff. Martini, Artikel Demetrios 85
bei Pauly-NVissowa, wo auch weitere Literatur angegeben ist; zu S. 2839 s. jetzt
A. Brinkmann, Rhein. Mus. 64 (1909), 310-317.
Praxiphanes : L. Preller, Disput, de Praxiphane Peripatetico inter anti-
quissimos graramaticos nobili, Dorpat 1842, l*r., auch in des Verf. Ausgew. .Aufs.
a. d. Geb. d. klass. AUertumswiss. (1864). S. i)4-n2.
Zu S; 'Aa. Die hellenlstiseh-röniische Philosophie im allgemeinen. Ihre
kulturgeschichtlichen (irundlagen: Zeller, Die Philos. d. Gr. IH, 1*, S. 1—26.
Derselbe, Religion und Philosophie bei den Römern, Virchow-Holtzendorffsche
J?amml. wissensch. Vortr. Öer. 1 Heft 24 = Zeller, Vortr. u. Abh. 2. iSamml.
S. 93 — 135. A. Schmekel, Die hellenistisch-römische Philosophie, in: E. v. Aster,
Große Denker, S. 209 ff . E. Zingg, La philos. pendant la periode de Uempire
romain, Brunn 1907, Pr. D. G. tSunne, Some phases in the development of
the subjective point of view during the post-Aristotelian period, Chicago 1911.
P. Wendland, Die hellenistisch-römische Kultur s. oben S. 36*. Christ -
Schmid, Gesch. d. griech. Liter. IP S. 1 f f . M. Pohlenz, Die hellenistische
Poesie u. d. Philosophie, in: Xüoite^, Berl. 1911, S. 76 — 112. J. Kaerst, Gesch.
d. heilenist. Zeitalters II 1: Das Wesen des Hellenismus, Leipzig u. Berlin 1909;
darin S. 92—167: Die Philosophie des Hellenismus. O. Seeck, Gesch. d. L'nter-
gangs d. antiken Welt, Berlin 1895 ff. (z. T. in 2. u. 3. Aufl. erschienen). Rud.
Glaser, Griech. Ethik auf röm. Boden (1. die Epikureer; 2. die Stoiker), Bens-
heim 1914, Pr. E. Neustadt, Die religiös-philosophische Bewegung des Helle-
nismus u. der Kaiserzeit, Lpz. 1914. Berta fS chlesinger, Über philosophische
Einflüsse bei den römischen Dramendichtern der republikanischen Zeit, Bonn
1910, Diss. H. Durand de Laur, Mouvement de la pensee philosophique de-
puis Ciceron jusqu'a Tacite, Versailles 1874. H. W. J. Thiersch, Politik und
Philosophie in ihrem Verhältnis zur Religion unter Trajanus, Hadrianus und den
beiden .Antoninen, Marburg 1853. K. Praechter, Die griech.-röm. Popularphil.
u. d. Erziehung s. S. 34*.
Zu i; 55. Die Stoa im allgemeinen. Die alte Stoa: Die Philosophen der
alten Stoa.
Die Stoa im aligemeinen.
Jahresberichte s. oben S. 23* f. (nacharistot. Philos.). Zu den antiken ße-
richteti : Th. Gomperz, Besprechung des Papiro Ercolanese inedito usw. in der
Jenaer Liter. Zeit. 1875, 603—608. U. v. Wilamowitz-Moellendorf f , Anti-
gonos V. Karystos (s. oben S. 20*), S. 103 ff. H. v. Arnim in der Praefatio zur
Fragmentsammlung. A. Bonhöffer, Deutsche Literaturzeit. 1907, Xr. 22.
H. Strache, De Ötoicorum moralis philosophiae compendio in: De Arii Didvmi
in mor. philos. auctoribus, Berliner Diss. 1909, S. 71 ff. Zu den Schriften dir
Stoiker: A. Dvroff, Über die Anlage der stoischen Bücherkataloge, Würzburg
1896, Pr. Dazu Xachtr.: Ethik d. alt. Stoa S. 380. H. Mut seh mann , Herme^s
46 (1911), 96 Anm. 1 (Anteil der Stoa an den Literaturgattungen: Sammelwerk,
Kompendium, Eisagoge). Äußere Geschirhte und Lehreniicickhing der Schule im
alhjemnnen : Neben Zellers großem Werke (über den Stoizismus ist hier ge-
handelt III 1*, S. 27 ff., 572 ff., 706 ff.; III 2*, S. 254 f f ) ist besonders wertvoll
Fr. Susemihl, Gesch. d. griech. Lit. in d. Alexandrinerzeit, Lpz. 1891. 1892, 1 S. 48 ff.
II S. 62 ff. 238 ff. (Das Hauptgewicht ruht hier auf dem Persönlichen u. Literarischen).
Ferner kommen in Betracht: .Justus Lipsius, Manuductio ad Stoicani philo-
sophiam, Antv. 1604 u. ö. Dan. Heinsius in seinen ürationes, Lugd. Bat. 1627.
Gataker, De disciplina Stoica cum sectis aliis collata, vor seiner Ausgabe de*
Antonin, Cantabrig. 1653, Dietr. Tiedemann, System der stoischen Philo-
sophie, 3 Bde., Lpz. 1776. Eine Übersicht über den gesamten Entwicklungsgang
des Stoizismus gibt L. Noack, Aus der Stoa zum Kaiserthron, ein Blick auf
den Weltlauf der stoischen Philosophie, in: Psyche 5 (1862), 1 — 24. — Alb.
Hafner, Piatonis et Stoicorum de virtutibus primariis doctrina, Turici 1850, Diss.
F. Ravaisson, Essai sur le stoicisme, Paris 1856. L. v. Arren, Quid ad in-
formandos mores valere potuerit priorum St. doctrina, Colmar 1859. F. Le-
ferri?;re. Memoire concernant l'influence du stoicisme sur la doctrine des juris-
Zu § 54a. Die hellen. -rüni. l'hilos. Zu § 55. Die alte Stoa: ihre Philosophen. 14()*
consultes romains, Paris 1860 (Weitere.s über diesen Punkt hei A. Seh m ekel. Die
Philos. tl. mittleren Stoa |s. unten S. ]75^ zu i; &\\ S. 451 ff.). G. P. Weygoldt,
Die Philosophie der Stoa nach ihrem Wesen und ihren Schicksalen, Leipzig 1883
(populär). F. Ogereau, Essai sur le Systeme philosophi([ue des Stoiciens, Paris
1885. J. d'Avenel, Le Stoicisme et les Stoiciens, Paris 1886. O. Weißen-
fels, De Platonicae et Stoicae doctrinae affinitate, Pr., Berlin 18'.)1 (namentlich
I'^piktet und der piaton. Phaidon berücksichtigt). Aiäyouitim Zjouy.fji; r/ üomxi lu^
rvTÖ Sfoeiuvov , \, \loyaia ^jnä, ir Ttgyt'nTjj 1892. J.Stern, Homerstudien der
Stoiker, Lörrach 1893, Pr. Aless. Chiappelli, I caratteri orientali dello Stoi-
cismo. Atti d. R. Accad. di Scienze morali etc. di Napoli vol. 26 (1895>. Die
Frage nach dem Ursprung des Stoizismus und seinem Verhältnis zum Orient
besprechen auch C. Huit, S^anc. et trav. de l'Acad. d. sc. mor. et pol. 1899,
462—504; A. Dvroff, Eth. d. alt. Stoa S. 316ff. P. Wendland, Theol. Lite-
raturz. 1896, Nr. 9, Berl. philol. Wochenschr. 1897, 1384 f. Nachwirkungen der
Stoa: Barth, Die Stoa'^ (s. u.) S. 209 ff. S. auch: Kvnisch-stoischc Diatribe
zu § 59. (Nach^virkungen der mittleren Stoa zu § 66. ' Stoa und Christentum
zu ^ 68.) A. Rausch, Die Stoa; ein ßeitr. z. philos. Pi-opäd., Neue Jahrb. f.
d. klass. Altert, usw. u. f. Pädag. 12 (1903), 241—265. P. Barth, Die Stoa
(Frommanns Klassiker d. Philos. her. v. R. Falckenberg, Bd. 16), 2. Aufl. Stutt-
gart 1908. W. L. Davidson, The Stoic creed, Edinburgh 1907. A. C. Pear-
son, Frustula Stoica, Journ. of Philol. 30 (1907), 211—222. Edw. Bevan,
Stoics and Sceptics, Oxford 1913.
Rud. Hirzel," Untersuchungen zu Ciceros philosophischen Schriften,
T. I — III, Leipzig 1877 — 1883, liefert auch für die Stoa höchst wichtige Ergeb-
nisse und geht insbesondere II, S. 1 — 566 auf die Entwicklung der stoischen
Philosophie ein. Die drei Werke von Ad. Bonhöffer: Epiktet und die Stoa,
Stuttgart 1890, Die Ethik des Stoikers Epiktet, Stuttgart 1894, und Epiktet und
das Neue Testament, Gießen 1911 (Religionsgesch. Versuche und Vorarbeiten
Bd. 10) betreffen in erster Linie ein Mitglied der neueren Stoa, sind aber gleich-
wohl auch hier zu nennen, da sie auch für die Gesamtschule die Resultate tief-
dringendster Forschungen bieten und zum Besten gehören, was über die Lehre
der stoischen Schule jemals geschrieben -worden ist. In dem zweiten Werke sind
u. a. die Exkurse des Anhangs von besonderem Werte (I. die stoischen Telos-
formeln; IL die stoische Lehre vom Selbstmord; IIL das xadfjxor und xaröo-
ilcoficr, IV. die stoische Lehre vom Erwerb; V. der stoische Pantheismus).
Die alte Stoa: Die Philosophen der alten Stoa.
Allfjrinein : Zeller u. Susemihl s. o. S. 148*. H. Ryner, Les premiers
Stoiciens (Suppl. aux Cahiers de l'Universit^ popul.), Paris 1906. Zur antiken
Überlieferung s. die Vorrede zu v. Arnims Fragmentsammlung, zur Anlage der
Fragmentsammlung und dem Text der Fragmente A. Bonhöffer, Wochenschr.
f. klass. Philol. 1903, 1049 ff. 1108 f.; 1905, 238 ff., J. Toi k lehn, Wochenschr.
f. klass. Philol. 1905, 1157—1160, O. Apelt, Krit. Bemerkungen (u. a. zu den
Stoikerfragmenten), Jena 1906, Pr., W. Schmid, Philol. 69'' (1910), 440-442,
und die weiteren oben S. 148* verzeichneten Arbeiten. Zur Lehre der Philo-
sophen sind überall die zu § 56 — 58 anzuführenden Arbeiten, insbesondere zur
Ethik Ad. Dyroffs Ethik der alten Stoa zu vergleichen.
Zeuon: Zur antiken Überlieferung U. v. Wilamowitz-Moellendorff ,
Antig. V. Karystos (o. S. 20*) S. 103 ff. 340 ff. P. Weygoldt, Zeno v. Cittium und
seine Lehre, Jena 1872, Diss. Ed. Well mann, Die Philos. des Stoikers Zenon, Lpz.
1873, Diss., auch in: N. Jahrbb. f. Philol. 107 (1873). 433—490 (die Arbeiten
Weygoldts u. WeUmanns machen beide den Versuch, letztere mit mehr Erfolg,
festzustellen, was Zenon, das Haupt der Stoiker, gelehrt hat); ders.. Zur Philos.
d. Stoikers Zenon. N. Jahrbb. f. Philol. 115 (1877), 800—808. C. Wachsmuth,
Commenlat. I et II de Zenone Citiensi et Cleanthe Assio, Gott. 1874 (schätzbare
Bereicherung des Materials an Fragmenten). G. J. Diehl, Zur Ethik des
Stoikers Z. v. K., Mainz 1877. K. Troost, Zenonis de rebus physicis doctrinae
fundamentum ex adiectis fragm., Berlin 1891 (Berliner Studien zur klass. Philol..
12. Bd.). E. Rohde, Die Chronologie des Zenon v. K., Rhein. Mus. 33 (1878),
622-625 = Kl. Sehr. I 189-19.3. Th. Gomperz, Zur Chronologie des Zenon
und Kleanthes, Rhein. Mus. 34 (.1879), 154—156. F. Susemihl, Zenon v. K...
2 ")( )* Literaturverzeichnis.
Jahrbb. f. klass. Philol. 1882, 737—740. F. Uli gor, Die Zeiten des Z. v. Kition
11. Antigönos Gonatas, Sitzungsber. d. bayr. Aljad. 1887. 101—169. K. Brinlier,
Das Geburtsj. des ttoikers Z. v. 0. ii. dessen Briefwechsel mit Antigonus Gon..
Schwerin 1888, Pr. F. Suse mihi, Das Geburtsj. des Z. v. K., Jahrbb. f. klass.
Philol. 1889, 745—751. H. Poppelreuter, Die Erkenntnislehre Zenos und
Kleanthes'. Koblenz 1891, Pr. K. Pöhlmann, D. soziale Weltstaat d. Stifters
der Stoa, in: Gesch. des antiken Kommunismus und Sozialismus I', München
1893, S. lilO-618 = IP (s. oben S. 33*) S. 340-348. Th. Gouiperz, Zur
Chronologie des Stoikers Zeiion, Sitzungsberichte der Wiener Akademie 1903.
(). Crusius, Z>]vü)ytor, Philol. (i6 (1907), 599. Zur Chronologie des Zenon,
Kleanthes und Chrysippos in Anknüpfung an Ps.-Lukians May.ooßiot Fr. Eühl,
Rhein. Mus. (32 (1907), 429 f. — Aug. Mayer, Die Chronologie des Zenon und
Kleanthes, Philol. 71 (1912), 211—237. — Zu dem Anophthegma Stob. flor.
4, 1U7 H. Richards, Class. rev. 21 (1907), 199... — Über Zenons Gotteslehre
handelt Krische, Forschungen I, S. 365—404. Über seinen Streit mit Theo-
phrast betreffs der Uuvergänglichkeit der Welt s. bei Theophrast oben S. 140*.
Vgl. auch W. Crönert, Kolotes und Menedemos (s. Text § 60) S. 28 f.
Ai'lston voll Clüos: Altere Abhandlungen von G. Buchner, Lips. 1725,
J. B. Carpzow, ebenda 1742. und J. F. Hiller, Yiteb. 1761, und eine aus dem
19. Jahrh. von X. Saal, De Aristone Chio et Herillo Carthaginiensi Stoicis
.comnientatio. Coloniae 1852, nur P. I üb. Ar. erschienen. Aus neuerer Zeit:
Rieh. Hcinze, A. v. Chios b. Plutarch u. Horaz, Rhein. Mus. 45 (1890),
497—523. O. Hense, A. b. Plutarch, ebd. 541-554, A. Gercke, Arch. f. G. d.
Ph. 5 (1892), 198-216. A. Giesecke, Der Stoiker A. v. Ch., Jahrbb. f. klass.
Phil., 145 (1892), 206-210 (vgl. auch dessen S. 32* unter VI zitierte Schrift).
H. Weber, Zu Arist. v. Chios, Rhein. Mus. 51 (1896), 630-632; derselbe handelt
in seiner Dissertat. De Senecae philos. dicendi ratione..Hionea, Marp. Catt. 1895. von
dem Verhältnis des Ariston zu Bion. A. Dyroff, Über Ariston von Chios, Ethik
d. alt. Stoa (s. u. S. 154*) Exkurs III, S. 356 ff. Job. Tolkiehn, Ar. v. Chios
bei Marius Victorinus, Wochenschr. f. klass. Philol. 1905, 1157 ff. W. Schmid,
Nachtr. z. d. Fragm. Stoic. vet., Philol. 69 (1910), 440-442. Aug. Maver,
Aristonsttidien, Philol. Suppl. Il..il910), 483-610. K. Praechter, Zu A. v.Ch.,
Hermes 48 (1913), 477—480. Über die Gotteslehre des A. handelt Krische,
Foischungen I, S. 404 — 415, über seine Stellung zur protreptischen Literatur
P. Hartlich, De exhort. a Gr. R. Script, hist. 275 f. — H. v. Arnim, Artikel
Ariston 56 bei Pauly-Wissowa.
Hefi/fos: W. Tr. Krug, Herilli de summo bono sententia exploaa, non
explodenda, in: Symb. ad hist. philos. p. III, Lips. 1822. H. v. Arnim, Artikel
Herillos bei Pauly-Wissowa-KroU.
Diont/sios von Herahleia [6 uF.TaOe^ievog): H. v. Arnim, Artikel
Dionysios 119 bei Pauly-Wissowa.
Persniofi: Krische, Forschungen I, S. 436—443. Über sein Verhältnis zu
Stilpon, Menedemos und Pasiphon Ad. Dyroff, s. oben S. 73* zu § 35. 30.
Klennihe.s: Krische, Forschungen I, 415—436. Th. Gomperz, Eine
verschollene Sehr, des Stoikers Kleanthes, d. Staat u. d. sieben Tragödien des
Diogenes, Zischr. f. d. österr. Gyran. 29 (1878), 252 — 256 Derselbe, Zur Chrono-
logie des Zenon u. Kleanthes, (s. oben unter Zenon). Zur Chronologie auch
E. Rohde, Rhein. Mus. 33, 622 = Kl. Sehr. I 189, Rühl u. Mayer (oben unter
Zenon 1. U. v. Wil amowitz- Moellendorff , Kleanthes und Aristarch, Hermes
20 (1885), 631. Derselbe, Cleanth. hymn. in Jovem, in: Comment. gramm. III,
Gott. 1889. Pr. K. Praechter, Z. Kleanthes, Fragm. 91 Pears., Arch. f. Gesch.
d. Philos. 12 (1899), 303 f.; Philol. 67 (1908), 154—158. .Dasselbe Fragment be-
rührt A. Brinkmann, Rhein. Mus. 60 (1905), 630. Über KL' Protreptikos
Hartlich, De exhort. etc. 277. Zum Hymnos Jam. Adam, The vitality of
Platonism and other essays, Cambridge 1911. S. auch Poppelreuter unter
Zenon; W. Crönert, Kolotes und Menedemos S. 47 f.
Chrysippos: Über die antiken Berichte H. v. Arnim in der ..Vor-
rede zu der Sammlung der Fragmente der alten Stoa (bemerkenswert das Über-
wiegen der chrysippischen Lehre in den späteren Berichten über Gemein-
.•^toisches). F. N. G. Baguet, De Chrysippi vita. doctr. et reliquüs comm., Annales
Zu § '}'). Die alte Stoa: ihre Philosophen. 151*
ticacl. Lov., Lovanii 1822 (die Fragmente sehr unvollständig). Chr. Petersen.
Philüsophiae Chrys. fundamenta, Altena u. Harab. 1827. Krisehe, Forschungen I,
S. 443—481. Th. Bergk, De Chrvsippi libris .tfo« a.-rni/ aTi?:o)r, Cassel 1841, auch
in; Kl. philol. Sehrifteu 2 (1SS6). ■llO-14(). Ni"colai, Do logicis Chry*?- ü^ris,
(^uedliiib. 1859. Alfr. Gercke, Chrysippea, Jahrbb. f. klass. Philol., 14. ^upple-
mentbd. (1S85), GS9 — 781 (d. Fragmente aus Chr.s Schriften .t. .-rgorolu^ u. .t.
fiii((gttsy>jg). Christos Aronis, Xovoi:t.-to; rouiuKaiy.ög , Jena 1885, Diss.
H. V. Arnim, Über einen stoischen Papvrus d. herkulanensischen Bibliothek,
Hermes 25 (1890), 473-495 (vgl. Stoic. vet. fragm. II, Xo. 131). M. Pohlenz,
De Posidonii libris Jifoi nrn&cöv, Jahrbuch, f. klass. Philol. Suppl. 24 (1898),
535—634 (Ausscheidung d. chrysippischen Eigentums). \V. Crönert, Die /.o-/iy.ä
^>]T>lii(aa des Chrysippos und die übrigen Papyri logischen Inhalts aus der herkula-
nensischen Bibliothek, Hermes 36 (1901), 548—579. J. Adam, On a fragment of
Chrysippus, Class. rev. 16 (1902), 120. A. Schlemm, Hermes 38 (1903), 587—607
(Chrys. bei Plutarch :reoi donytjoi'og). M. Pohlenz, Reste einer Schrift Chry-
sipps?, Berl. philol. Wochenschr. 1904, 1502 f. Br. Keil. Chrvsippeum, Hermes
40 (1905), 155-158. M. Pohlenz, Hermes 41 (1906), 321 ff.' (Anteil Chrysipps
am dritten und vierten Buch der ciceronischen Tusculanen); 352—355 (Chrysipps
dsoarrevTiy.fk eine besondere Schrift). O. Hense, Rhein. Mus. 61 (1906). 17 f.
(Chr. möglicherweise Quelle für Varros Satire tt. s6EOf.i6.rcov). W. Kroll, Rhein.
Mus. 62 (1907), 91 Anm. 2 (führt Dionys .t. avvd. orofi. 5 auf Chrys. v.-rko ri];
m'VTd^eco; rwr lov AÖynv /(oofVor zurück [Arnim Stoic. vet.fr. 111204]). P. Melcher,
Chr.s Lehre von den Affekten, Hohensalza 1908, Pr. E. Brehier, Chrysippe,
Paris 1910. G.-L. Duprat, La doctrine stoicienne du monde, du destin et de
la providence d'apr^s Chrysippe, Arch. f. Gesch. d. Philos. 23 (1910), 472—511.
P. Shorey, Class. philol. 6, 477 (zu fragm. 574 v. Arn.). A. Dyroff, Eine
Schrift d. Chrys. als Vorlage der pseudoplutarchischen Schrift über die Kinder-
erziehung, Ethik d. alten Stoa (s. u. S. 154*) S. 239 ff. E. Seebach. Die Lehre
von der bedingten Unsterblichkeit in ihrer Entstehung u. geschichtl. Entwicklung,
Krefeld 1898, Gießener Diss. (behandelt Chrysipps Lehre von der auf den Weisen
beschränkten L'nsterblichkeit). Über Chr. Bedeutung f. d. Florilegienliteratur
s. A. Elter, De gnomologiorum Graecorum hist. atque origine, Bonn 1893 ff.,
Progr., über seine Stellung zur Protreptik Hartlich, De exhort. usw. S. 277 ff.
— H. V. Arnim, Artikel Chrysippos 14 bei Pauly-Wissowa. — Chrysippos'
Schwestersohn An'sfoheon : U. v. Wilamowitz-iMoellendorf f , Hermes 24
(1889), 332; s. jetzt Dittenberger, Syll. inscr. Graec. 13 Nr. 474. 475 mit
Anm. 4 zu 474.
Diof/enes ans Seleuheia („der Babt/fonier^*): Zur Chronologie Fr. Rühl ,
Rhein. Mus. 62 (1907), 435. Car. Franc. Thierry, De Diog. Bab., Lovan.
1830. Krische, Forsch. I, S. 482— 491. A. Döring, Zwei bisher nicht genügend
beachtete Beiträge z. Gesch. d. Güterlehre aus Cicero de finibus, Zeitschr. f.
Philos. u. philos.' Krit. 128 (1906), 16-33. Ad. Bonhöffer, Die Telosforrael des
Stoikers D., Philol. 67 (1908), 582 — 605. Über seine Bedeutung für den Streit
zwischen Philosophen- und Rhetorenschule v. Arnim, Dio von Prusa, S. 88. 90.
Die Beziehungen des D. zur Rhetorik berühren auch L. Radermacher, Studien
z. Gesch. d. ant. Rhetorik III, Rhein. Mus. 54 (1899), 285 ff. (dazu Wilamo-
witz, Hermes 35 [19(J0], 44 Anm. 1), Fritz Scholl, Rhein. Mus. 57 (1902),
312—314, L. Radermacher ebenda 314, seine Stellung zur Musik H. .^bert,
Die Lehre vom Ethos S. 23. — H. v. Arnim, Artikel Diogenes 45 bei Pauly-
Wissowa.
Antipatro.^ von Tarsos: A. Waillot, De A. Tarsensi philos. Stoic, Leodii
1824. F. Jacobs, De A. fragmentis ex libro rre^t yd/nor ab loanne Stobaeo
servatis, in dessen Lect. Stobenses, Jenae 1827. H. Cohn, Antipater von Tarsos,
Berlin 1905, Gießener Diss. (hier auch die frühere Literatur). H. v. Arnim, Art.
Antipatros 26 bei Pauly-Wissowa.
Boethon von Sklon: J. F. Dobson, Boethos of Sidon, Class. quart. 8
<1914), 88 ff. H. v. Arnim, Art. Boethos 4 bei Pauly-Wissowa.
Für Archedenios, Basileides, Eudronios und Krinis sei auf Zeller,
Susemihl und die entsprechenden .Artikel bei Pauly-Wissowa verwiesen.
Reste eines AltstoiJiery (Zenon? Ariston?) in Plutarch .t. ti-/_>]?:
F. Dümmler, Akademika (Gießen 1889), S. 211 ff. A. Schlemm. De fönt.
]^52* Literaturverzeichnis.
Plut. comin. de aud. poet. et de fort.. Gott. 1893, Diss., S. 85 ff. 100. A. Elter,
De giiomol. Graec. bist, atque orig. part. II, Sp. 97 ff. (S. auch Dyroff, Eth,
d. a. Stoa, S. 326, Anm. ü, der an Poseidonios denkt.)
Stoisch Beeinflußte:
At'fitos: E. Schwartz. Deutsche Literaturz. 1893, 745 f. Fr. Susemihl,
Jahrbb. f. kl. Fhilol. 147 (1893), 42 f.; 149 (1894). 93 ff. E. Maaß, Gott. gel.
Anz 1893, 642. E. Zeller, Arch. f. Gesch. d. Philos. 9 (1896), 382. G. Pas-
quali, Das Proömium d. Arat, Xäotrf?, Berlin 1911, 113—122. E. Pfeiffer,
Stnd. z. ant. Sterngl. S. 51 f. Knaack, .Art. Aratos 6 bei PaulyWissowa.
Kvates von Mallos: Kurt Wachsmuth, De Gratete Mallota, Leipz. 1860,
E. Maaß, De Gratete Mallota in: Aratea, Berlin 1892, b. 165—207. J. Helck,
De Gratetis Mallotae studiis criticis quae ad Iliadem spectant. Leipzig 1905. Diss.
Derselbe, De Cr. M. stnd. crit. quae ad Odysseam spectant, Dresden 1913, Pr.
A. Balsamo, Gratete di Mallo e la sua interpretazione di Gmero, Kiv. d. filoL
31 (1903), 193 — 219. H. Schrader, Ergänzungen und Bemerkungen zu dem
Krates-Exzerpt des Scholion Genevense *? 195, Hermes 43 (1908), 58 ff. Gar. Rein-
hardt, De Cr. M. in: De Graecorura theologia capita duo, Berol. 1910, S. 59-80.
Über seine Bedeutung für die stoischen Bücherkataloge A. Dyroff, Über die
Anlage d. stoisch. Bücherkataloge, Würzburg 1896.
Apolfofloros i'on Athen : Rob. Münzel, De Apollodori .-tf(ji Ofmv libris,
Bonnae 1883, Diss. E. Hefermehl, Prolegomenon in scholia veterrima quae sunt
de Iliadis libro </* specimen. Studia in Apollodori .-if^ol dsiov fragmenta Genevensia,
Berlin 19(}5, Diss. F. Zucker, Spuren von ApoUodoros :nsoi ßeöjv bei christlichen
Schriftstellern der ersten fünf Jahrhunderte, Nürnberg 1904, Münchener Diss.
Gar. Reinhardt, De A. Atheniensis opere .-reoi deöir. in: De Graec. theol. cap.
duo, Berol. 1910, S. 81 — 121. Börtzler (Beziehungen des Porphyrios und der
Vergilscholien zu A.) s. unter Porphyilos. Über die uns unter anderem Gesichts-
punkt interessierende Chronik des ApoUodor s. o. S. 21. 20*. Ed. Schwartz,
Artikel ApoUodoros 61 bei Pauly-Wissowa.
Blofisiiis: Marcus Renieris, Tlegi B'/.oooiov y.ai Aiotfärov?: FOfi'vai y.al
elxaniui. ev Af'iy't'a 1873, auch ins Italien, übers, unter dem Titel: Tiberio Gracca
e i suoi amici Blossio e Diofane, Venezia 1875. Klebs, Artikel Blossius 1 bei
Paulv-Wissowa.
Vorbemerkung zu §§56—58: Zu vergleichen sind die Arbeite»
über die Stoa im allgemeinen und über die einzelnen Altstoiker,
insbesondere über Chrysippos (zu § 55).
Zu § '}{'). Die alte Stoa: Das System, I: Einteilung der Philosophie. Logilc
(einschließlich Grammatik und Rhetorik): Von dem stoischen Begriff der
jigö/.ij^'i; handelt Roorda, Lugd. Bat. 1823 (abg. aus den Annales Acad. Lugdun.
1822—23), von der stoischen Kategorien/ehre Trendelenburg, Gesch. der
Kategorienlehre, Berl. 1846, S. 217 — 232; vgl. Prantl in s. Gesch. d. Logik, auch
I. H. Ritter, De Stoic. doctr., praesertim de eorura logica, Breslau 1849, Diss.
V. Brochard, De assensione Stoici quid senserint, Nancy 1879. Rud. Hirzel,
De logica Stoicorum (commentatio ex satura philologa Hermanne Sauppio oblata),
Berlin 1880. V. Brochard, Sur la logique des Stoiciens, Arch. f. Gesch. d.
Philos. 5 (1S92), 449—468. Hamelin, Sur la logique des Stoiciens, Annee philos,
12 (1902), 23. M. Heinze, Zur Erkenntnislehre d. Stoiker, Lpz. 1880. Univers.-
Pr. Wern. Luthe, D. Erkenntnisl. d. Stoiker, Progr. v. Emmerich, 1890.
L. Stein, D. Erkenntnistheorie der Stoiker, s. unt. zu § 57. F. L. Ganter,
Das stoische System der al'adr^oig m. Rücksicht auf die neueren Forschungen,
Philol. 53 (1894), 465—504. Grammatik : R. Schmidt. Stoicorum grammatica,
Halle 1839, auch Lersch und Steinthal in ihren S. 31* zitierten Schriften.
R. Reitzenstein, M. Terent. Varro u, Joh. Mauropus v. Euchaita, Leipz. 1900,
S. 24 ff., 75, 1. 78. 79. H. Schrader, Hermes 39 (1904). 589 ff. Zur stoischen
Etymologie Fred. Muller, De veterum imprimis Romanorum stud. etvmol.-
rtrecht 1910, Diss., S. 42 ff. Bhctorik: F. S tri Her, De Stoicorum studiis
Zu i; 5G — 58. Die alte Stoa: ihr System. 153*
rhetorieis. Bresl. philol. .-\bhandlungen, Bd. I, Breslau 1886. G. Thiele. Herma-
jioras. Straßburg 1893. L. Radermacher, Studien z. Gesch. d. griech. Rhetorik I,
Rhein. Mus. 52.(1897), 412 ft. Wilaniowitz, Hermes 35 (1900), 44. R. Reitzen-
stein, Seipio Aniilianus u. d. stoische Rhetorik, Slraßburger Festschr. z. 46. Philo-
logenvers., Straßb. 1901. Ch. Newton Sniiley, Latinitas and 'K/./.)ji(nuög~
The influence of the Stoic theory of .style as shown in the writings of Dionysius,
Quintilian, Pliny the younger, Tacitus, Fronte, Aulus Gellius and Sextus Empiricus,
Diss. V. Madison (Wisconsin) 1906 (Bulletin of the Univers, ot Wisconsin Nr. 143).
Derselbe, Ulpian ö KfiTovy.Fnns, Amer. Jourii. of Philol. 29, 322 (Einfluß stoischer
Stillehre bei Athenaios). R. H. Tukey, The Stoic use of /J^i? and f/oäoig,
Class. philol. 6 (1911), 444^449. S. ferner oben S. 151* zu Diogenes von Seleukeia.
Zu ^ 57. Die alte Stoa: Das System, II: Physik: Über die Theoloi/ie,
Natiirlelire und Psychologie der Stoiker handeln: Justus Lipsius, Physiologia
Stoicorum, Antv. 1610. Jac. Thomasius, De Stoic. mundi exustione, Lips. 1672.
C h. Meiners, Comm. de Stoicorum sententia de animorum post mortem statu
et factis, in deesen Verm. philos. Schriften, Lpz. 1775—1776, Bd. II S. 205 ff.
I. de Villoison , De theol. physica Stoicor. commentatio, in der Ausg. des Cornutus
V. Frdr. Osann, Götting. 1844, S. XVII ff. O. Heine, Stoicorum de fato doctrina,
Comm. Portensis, Numburgi 1859. C. Wachsmuth, Die Ansichten der Stoiker
über Mantik und Dämonen, Berl. 1860. F. Winter, Stoicorum pantheisraus et
principia doctr. ethicae quomodo sint inter se apta et conexa, Wittenb. 1863,
G.-Pr. Ludw. Stein, D. Psychologie der Stoa, 1. Bd.: Metaphysisch-anthropol.
Th., Berl. 1886, 2. Bd.: D. Erkenntnistheorie d. St. Vorangeht: Umriß der Gesch.
d. griech. Erkenntnisth. b. auf Aristot. 1888; s. auch dens , Antike u. mittelalterl.
Vorläufer des Occasionalismus, Arch. f. Gesch. d. Philos. 2 (1889), 198-207.
A. Bonhöffer, Zur stoisch. Psychologie, Philol. 54 (1895), 403—429. Ad.Dyroff,
Zur stoischen Tierpsychologie, Blatt, f. d. Gymnasialschulw. (bavr.) 33 (1897),
399-404; 34 (1898),' 416—430 (I. Plutarchs 'Schrift über d. T'ierverstand als
Quelle f. d. stoische Tierpsychologie. IL Inhalt d. stoischen Tierpsychologie).
Herm. Siebeck, Die Umbildung der peripatetisch. Naturphilosoj^hie in die der
Stoiker, Unters, z. Philos. d. Gr.«, Frb. i. Br. 1888. A. Häbler, Zur Kosmogonie
der Stoiker, Jahrbb. f. Philol. u. Päd. 147 (1893), 298-300. \\\ E. Voigt, Ge-
schichte der Unsterblichkeitsidee in der Stoa, Erlangen 1901, Diss. E. Brehier,
La theorie des incorporels dans I'ancien Stoicisme, Arch. f. Gesch. d. Philos. 2?
(1909), 114—125. Über den stoischen Logos handeln M. Heinze, Die Lehre vom
Logos S. 79 — 172, A. Aall, Gesch. d. Logosidee in d. griech. Philosophie S. 98
bis 167, über die stoische Theodizee P. Barth, Die stoische Theodizee bei Philo,
in: Philos. Abhandlungen M. Heinze zum 70. Geb. gew., Berl. 1906, S. 14—33
(ein Teil verkürzt in d.'Verf. Buche Die Stoa'^ S. 62 ff.), Wilh. Capelle, Arch.
f. Gesch. d. Philos. 20 (1907), 176 ff. S. auch P. Wendland, Philos Schrift
über die Vorsehung S. 71 ff., K. Praechter, Hierokles der Stoiker S. 16 ff.
W. Gundel, Die Aufnahme u. Deutung von Ananke wwi. Heimarmene bei den
Stoikern, in: Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Begriffe Ananke und
Heimarmene, Gießen 1914, Hab.-Schr., S. 61 ff. Sieh auch v. Arnim zu § 58.
— Stoa und Sternglaube: Pfeiffer s. oben S. 137*. Stoische Ausführungen
über den menschlichen und tierischen Organismus und die stoische Tier-
psychologie berührt Sh. O. Dick er man in den S. 31* unter III und IV
genannten Arbeiten, ein Motiv der stoischen Physik in einer bildlichen Darstellung.
A. Knauth, Das Kind <Pvaig auf d. Reliefbild d. Archelaos v. Priene, Blätter f.
d. Gymnasialschulw. (bayer.) 47, 107 ff. Zur stoischen Lehre von den Affekten
s. die S. 31* unter IV und S. 33* genannten Arbeiten von Ringeltaube,
Rabbow n. a. und die Literatur zu § 58.
Zu t^ 58. Die alte Stoa: Das System, III: Ethilc: Ethica secundum Stoicos
composita per D. Barlaamum (herausg. v. Henr. Canisius in Lect. antiqu.
tora. 6 [1604J u. in Biblioth. Script, eccles. Leid. tom. 26 [1675]). C. Scioppius,
Elementa Stoicae philosophiae moralis, Mogunt. 1606. Jos. Franz Budde, De
erroribus Stoicorum in j^hilosophia morah, Halae 1695 — 1696. C. A. Heu-
mann. De avTo/etoia .. philosophorura, maxime Stoicorum, Jen. 1(03.
Christoph Meiners, Über die Apathie der Stoiker, in dessen Vermischten
philosophischen Schriften, Leii>zig 1775-1776, 2. Teil, S. 130 ff. Christian.
254* Literaturverzeichnis.
•Garve, Über die Ethik der Stoiker, in der einleitenden Abh. zu seiner Übersetzung
der Ethik des .Arist., Bd. I, Breslau 1798, 8. 54— S9. Wilh. Trauo. Krug,
Zenonis et Epicuri de sunimo bono doctrina cum Kantiana comp.. Viteberg. 18U0;
ders., De formulis, quibus philosophi htoici suninium bonum definienuit, Lips.
1834. M. M. von Baumhauer, Tlfoi ifjg Fv/.dyov tiayoyri;. Veterum philos.,
praeciipie Stoic, doctrina de morte voluntaria, Trajecti ad Kh. 1842. Munding,
Die Grundsätze der stoischen Moral, Rottweil 1846, Pr. F. Ravaisson, De la
niorale des St., Paris 1850. Guil. Gidionsen, De eo quod Stoici naturae con-
v'.nienter vivenduni esse principium ponunt. Lips. 1852. M. Heinz e, Stoicoruni
de affectibus doctrina, Berol. 1861, Diss. ; Stoicorum ethica ad origines suas relata,
Naunih, 1862, G.-Pr. von Schulpt'orta. Winter, Stoicorum pantheismus et prin-
•cipia doctrinae ethicae quomodo sint iiiter se apta et conexa, Witttenb. 1863,
G.-Pr. Küster, Die Grundzüge d. stoisch. Tugendlehre. Berl. 1864, Progr. des
Fr.-Werderschen Gymn. C. Fortlage, Über die Glückseligkeitsl. der Stoiker,
in: Sechs philos. Vorträge. Jena 1867. D. Richter, Die Überliefejuing der sto-
ischen Definitionen über die Affekte, Halle 1873, Pr. 'E. Hannot, Essai sur la
niorale stoicienne et ses consequences au point de vue de la civilisation, Brux.
1880. W. T. .Jackson, Seneca and Kant, or an exposition of stoic and ratio-
nalistic ethics, 1881. Raym. Thamin. Un problfeme moral dans l'antiquite, ^tude
sur la casiiistique Stoicienne, Paris 1884. O. Apelt, D. stoisch. Definitionen der
Affekte u. Poseidonios, Jahrbb. f. klass. Philol. 1885, 513— 550 (auch in des Verf. ,, Bei-
trägen" p. S. 41*). H. Lauret, De perturbationibus animi Stoici quid senserint,
Nancy 1S86. Pariser Thesis. Mm^- Jules Favre, La morale Stoicienne, Paris 1888
(Auszüge aus stoisch. Schriften in franz. Übers.). X. Kreuttner, D. stoischen
Def. d. Affekte b. Suidas, Philol. 46(1888), 755—757. C. Gawauka, De summo
bono (juae fuerit Stoicorum sententia. Osterode 1889, Pr. A. Haake. Die Ge-
sellschaftslehre der Stoiker, Berl. 1887. Üb. d. sozialen Weltstaat des Stifters d.
Stoa s. Pöhlmann, Gesch. d. ant. Komm. u. Soz., s. o. S. 150*, über d. stoische
Auffassung d. Monarchie Jul. Kaerst, Stud. z. Entw. u. theor. Begründ. d.
Monarchie im Altert., Münch. u. Leipz. 1898, S. 63—78; Gesch. d. hellen. Zeit-
alt. II 1 S. 314 ff. Jos. Kargl, D. Lehre d. Stoiker vom Staat, Eriangen 1913,
Diss Ad. Dyroff, Die Ethik der alten Stoa, Berl. J897 (Hauptwerk); ders.,
Zur Ethik der alt. Stoa. 1. Zur Einteilung der stoischen Ethik, Arch. f. Gesch.
d. Philos. 11 (1898), 491—504; ders.. Zur Ethik der Stoa, 2. Zur Vorgeschichte,
Arch. f. Gesch. d. Philos. 12 (1899), 55 — 67. Fairbanks, The stoical vein in
Plato's republic, Philos. Rev. 1901. H. v. Arnim, D. stoische Lehre v. Fatum
u. Willensfreiheit, Wissenschaftl. Beil. zu den Jahresber. d. philos. Gesellsch. an
d. Univ. z. Wien (1904—1907). W. Kutschbach, Das Verhältnis d. stoischen
Ethik zur Ethik Piatons, Halle a. S. 1912, Leipziger Diss. G. Bohnenblust,
Die Entstehung des stoischen Moralprinzips, Arch. f. Gesch. d. Philos. 27 (1914).
171—187. Ungemein fördernd für die Beurteilung der stoischen Ethik sind die
Arbeiten von Ad. Bon hoff er, s. oben S. 149*. Zur stoischen Lehre vom Selbst-
mord vgl. auch R. Hirzel, Der Selbstmord, Arch. f. Religionswiss. 11, 75 — 206,
zur Eroslehre .Aug. Mayer, Philol. Suppl. 11 (1910), 563 ff., zum Ehetopos
K. Praeehter, Hierokles d. Stoiker, Leipzig 1901, S. 121 ff., sowie die S. 141'.
146". 147* zu Theophrast angeführten Arbeiten von F. Bock, W. Großgerge
und E. Bickel, zur Pädagogik A. Dyroff, Ethik der alten Stoa S. 239 ff.,
AV. Schick, Favorin Jieg'i naibcov Tonf/ijg und die antike Erziehungslehre, Leipz.
1911, Freiburger Diss., zur ethischen Musiktheorie H. Abert, Die Lehre von,
Ethos in der griech. Musik (Samml. musikwiss. Arbeiten II), Leipz. 1899, S. 22 ff.
— F. Rosiger, Lessings Heldenideal u. d. Stoizismus, Neue Jahrb. f. d. klass.
Altert, usw. 19 (1907), 347—355. — Zur Lehre von der Behandlung der Affekte
s. die S. 31* unter IV und S. 33* angeführten Arbeiten von Ringeltaube,
Rabbow u. a. Über das Verhältnis der stoischen Ethik zur platoni.schen
■G. H. Putzner. s. zu § 48 S. 114*.
Über die mittlere Stoa s. zu § 66.
Zu § 59. Die kynische Schule im erste» Abschnitt der hellenistisch-
rönüsohen Periode (Kyiiisinus IL Teil, Fortsetzung' zu § 3<).
Über die Reihe der Kvniker von Bion l>i.s Meleagros (mit Ausschluß des
Kerkidas) s. außer Zeller,' Phil. d. Gr. II 1^ S. 342. 2861, auch Fr. Suse-
Zu § 59. Die kynische Schule im ersten Abschn. d. hellen. -römisch. Periode. 155*
mihi, Gesch. der grieeh. Lit. in der Alex. I S. 32—47. K. Hirzel, Dialog- I
S. 374 ff. 367 ff. 38Ü ff. 385 ff.
Jiioii: Hoogvliet, De vlta, doctr. et scriptis Bionis, Leiden 1821. (). Hense
in den Prolegoniena zu Teles (s. unter Teles); ders., B. b. Philon, Ehein. Mus.
47 (1892), 219—240. Rieh. Heinze, De Horatio Bionis imitatore, Bonn 1889,
Diss. H. Weber, De Senecae philosophi dicendi genere Bioneo, Älarb. 1895, Diss.
H. Lucas, Die Herkunft Bions u. Horazens, Philol. .ö8 (1899), S. 622—624.
P. Wendland, Philol. r,7 (1898), 118. 122 (Beziehungen zu Theophrasts „Oharak-'
teren'"). H. v. Arnim, Artikel Bion 10 bei Paidy-Wissowa.
Teles: O. Hense in den Prolegomena seiner Ausgabe. L^ v. Wilamowitz-
IMoellen dorff, Der kvnische Prediger Teles, 3. Exkurs zu Antigonos v. Karvstos
(Philol. Untersuchungen Heft 4 [1881]). S. 292—319. Dagegen G. Süpfle,'Zur
Gesch. d. kyn. Sekte, Arch. f. Gesch. d. Philos. 4 (1891), 414—423 (verfehlt).
H. de Mueller, De Teletis elocutione, Frib. Brisig. 1891, Diss. W. Crönert,
Eine Telesstelle, Ehein. Mus. (i2 (1907), 620—625. Derselbe, Kolot. u. Mened.
(Text § 60) S. 37 ff.
Menippos : Fr. Ley, De vita scriptisque M. Cynici et de satiris M. Terentii
Varronis, Colon. 1843. F. V. Fritzsche, De scriptor. satiricis spec. IIL IV, V,
Rostock 1865. 1866. Derselbe, M. u. Horaz, (Güstrow 1871. Festschr. Derselbe,
M. u. Horaz, Philol. .32 (1873), 744—748. E. Wildenow. De M. Cvnieo, Halle
1881, Diss. G. Knaack, xM. u. Varro, Henues 18 (1883), 148-1.50. 'H. Arndt,
Horatius sitne iraitatus M., Harburg 1884, Pr. E. Eowe, Quaeritur quo iure
Horatius in saturis M. imitatus esse dicatur, Halle 1888, Diss. C. Wachsmut h,
Sillogr. Graec. rel. (Lips. 1885), S. 78 — 84. S. auch A. Dieterich, Nekyia
S. 142 f. J. Geffcken, Kynika S. 3 ff. Derselbe, Studien z. Gesch. d. griech.
Satire, s. o. S. 40*. W. Knauer, De Luciano Menippeo, Halle 19i)4, Diss.
O. Hense, Eine Menippea des Varro, Rhein. Mus. 61 (1906), 1—18. Derselbe,
Zu Lucian . und M., in: Festschr. f. Th. Gomperz, Wien 1902, S. 185—196.
E. Helm, Lucian u. Menipp, Leipz. u. Berlin 1906. Vgl. auch zu § 65 S. 167* f.
unter Varro die Literatur zu dessen Satiren, sowie Christ- Schmid, Gesch. d.
griech. Lit. II ^ S. 66 f.
KerAidas: Aug. Meineke, Kerkidas, der Dichter u. Gesetzgeber von
Megalopolis, Abb. d. Berl. Akad. 1832, S. 91—97 (auch Anal. Alexandr. |1843],
Epimetr. 12, S. 385 — 394). Derselbe, Miscellanea (hierin: Ein Fragm. d. K. aus
Megalopolis b. Greg. Naz. de virt. 595), Jahrbb. f. klass^ Philol. 87 (1863), 387
(über dasselbe Fragment Mor. Haupt, Varia, Hermes 5 [18(1], 182 — 183; vgl. auch
Geffcken unten). An Meinekes Epimetr. knüpft an A. Xauck, Krit. Bemerkungen,
Bull, de l'ac. d. scienc. de St. Petersb. 12 (1868*, .520—523. Jak. Bernays,
Lucian und die Kyniker, S. 25. 92 f. G. Kaibel zu Athen 8, 347 de. Jak. Sitz-
ler, Zu d. griech. lambographen, Jahrbb. f. klass. Philol. 125 (1882), 155 ff. (darin
zu Kerkidas 7). G. Süpfle, Zur Gesch d. kynischen Sekte I, Arch. f. Gesch.
d. Philos. 4 (1891), 414 — 423, Kap. III: Ist Cercidas aus Megalopolis ein Cvniker?
(verkehrt, vgl. Burs. Jahresb. 96 [1898 1], 18 Nr. 55). \V. Headlam", Var.
coniect. II, Journ. ot philol 21 (1893), 75 ff. (darin zu Stob. flor. 4, 42 [Kerkidas]).
Fr. Leo, Zum Kyniker K., Hermes 41 (1906), 444. Guil. Crönert, Cercidae
fragmentum, Ehein. Mus. 62 (1907), 311 f. Joh. Geffcken, Kynika S. 19.
G. A. Gerhard, Phoinix von Kolophon, S. 205—210 (mit ausführlicher Literatur-
aiigabe). M. Croiset, Kerkidas de Megalopolis, Journ. d. sav. 11, 481 — 493.
M. Lenchantin de Gubernatis, De Horatio Cercidae imitatore, lioll. di filol.
^•lass. 19 (1912), 52—56. A. Mayer, Zu K. fr. 5, Berl. philol. Wochenschr. 1911,
1421 f. H. v. Arnim, Zu den Gedichten des K.. Wiener Studien 34 (1912),
1—27. L. Eadermacher, Mythica (darin zu Kerkidas' '/.sßtjzoyäoMv [Fragment
0 B]), ebenda 28—36. L. Deubner, K. u. Epicharm, Hermes 47 (1912), 480.
Franz Eühl, Zu K., Rhein. Mus. 67 (1912), 167 ff. A. Platt, Cerc. fra^m.
2, 11. 12 (oj'/.eaUuonog). Class, quart. 6 (1912), 43. J. H. Powell, Cercidas,
Class. rev. 27 (19l3), 264. G. A. Gerhard, Cercidaea, Wiener Studien 37
(1915), 1—26.
Menedeinos: W. Crönert, Kolotes und Menedemos (s. Text § 6C)).
Meleagt'os: C. Wachsmuth, Sillogr. Graec. rel. S. 84f. H. Ouvre,
Meleagre de Gadara, Paris 1894, Thfese. K. Eadinger, Meleagros v. Gadara,
Innsbruck 1895.
\~){)* Literaturverzeichnis.
Kyni seh -stoische Dintrihe: Unsere Kenntnis der kynisch-stoischen
Diatribe nach ihren inhaltlichen Motiven, literarischen Ausdrucksformen, ihrer
Verbreitung und Fernwirkung ist in den letzten Jahrzehnton aus der eingehenden
Beschäftigung mit einer ganzen Reihe von Schriftstellern erwachsen. Es muß-
daher auf die Literatur über die Kyniker dieser und der folgenden Perioden, über
die Stoiker namentlich der Kaiserzeit (Seneca, Musonios, Epiktet, Hierokles) und
die stoisch oder kynisch beeinflußten Autoren verwiesen werden. Hier stelle ich
einige Arbeiten zusammen, die sich teils mit der Entwicklung der kynisch-stoischen
Diatribe in ihrem Gesamtverlaufe, teils mit ihren wesentlichen Motiven und
stilistischen Eigentümlichkeiten im ganzen oder im einzelnen befassen: P. Wend-
land. Die philosophische Propaganda und die Diatribe, in: Die hellenistisch-
römische Kultur"^ (Tüb. 1912), S. 75 ff. Derselbe, Philo n. d. kynisch-stoische
Diatribe, in P. Wendland n. O. Kern, Beiträge z. Gesch. d. griech. Philos. u-
Beligion, Berlin 1895. J. Geffcken, Kynika und Verwandtes. Heidelberg 1909'
(Die beiden letztgenannten Arbeiten sehr ergebnisreich für die sachlichen Topol
u. d. Stil der Diatribe). G. A. Gerhard, Phoinix Von Kolophon, Leipz. u.
Berl. 1909 (fleißige Sammlung). Rud. Bultmann, Der Stil der paulinischen
Predigt u. die kynisch-stoische Diatribe (Forschungen z. Relig. u. Liter, d. Alt.
u. Neuen Testam., her. v. W. Bousset u. H. Gunkel, Heft 13), Gott. 1910 (handelt
zunächst vom Stil d. Diatribe). E. Norden, D. antike Knnstprosa I, S. 129 f.
H. V Arnim, Leben u. Werke d. Dio von Pnisa, Berl. 1898 (wichtig f. Anlage,
Vortragsweise u. literarische Verarbeitung d. kyn. Predigt u. daraus zu erklärende
Besonderheiten d. Überlieferung"). H. Weber, De Seneeae philosophi dicendi
genere Bioneo, I\Lirp. Catt. 1895 (gibt in Kap. II eine Übersicht über d. Eigen-
tümlichkeiten d. Diatribenstils). R. Schuetze, Juvenalis ethicus. Grvphiae
1905, Diss. S. 89 ff. (Stil d. Diatribe). W'. Schmid, W^ochenschr. f. klass. PhiloL
1901, 602. K. Praechter, Hieroki. d. Stoik., Leipz. 1901, S. 95. Wenkebach,
Hermes 43 (1908), 84 f. 99. Für den Inhalt kommen auch mehrere der oben.
S. 33* angeführten Arbeiten über populär-philosophische Topoi in der antiken-
Literatur soMie die oben S. 73* f. für den Kynismus im allgemeinen verzeichneterv
Abhandlungen in Betracht. S. auch O. Ribbeck, Kolax (Leipz. 1883), S. lO:]-
bis 105. A. Schlemm, Hermes 38 (1903), .590 ff.
Über den hedonischen Kynismus orientieren (). Hense, Rhein. Mus. 47
(1892), 239 f.; 61 (1906), 13 Anm. 1. Derselbe in: Festschrift f. Th. Gomperz,.
W^ien 1902, S. 192. Proleg. zu Teles--! S. XLIII f. G. A. Gerhard, Phoinix
von Kolophon (s. u.), S. 41 ff. 175 f. S. auch die Arbeiten zur Diogeneslegende-
oben S. 75*.
Einflüsse der kyniscli-stoisclien Diatrihc (iiißcrlialh des Kreises der klinischen
und stoischen Philosophen:
a) Philosophen: s. besonders die Liter, zu Vurro, P/nlo», Pliitarch, Galen^
Maximos von Tyros, Julian.
1>I Außerhalb der philosojt/tischen Sehnlen Stehende (es kann hier nur einiges
Wichtigere verzeichnet werden): Hellenistische Poesie: Joh. Geffcken, Leonidas
von Tarent, Jahrbb. f. klass. Philol. Suppl. 23 (1896), 1—164 (s. dazu aber
M. Pohlenz, Xdone; [s. u.] S. 81, und B. Hansen, De Leonida Tarentino,.
Lpz. 1914, Diss.). Ders., Kynika u. Verwandtes (s. oben S. 74*) I 1: Diatriben in
der hellenistischen Dichtung. G. A. Gerhard, Phoinix von Kolophon, LeijDzig
Berlin 1909 (dazu Ü. Hense, Berl. philol. W^och. 1910. 1065 f., P. Vallette,
Phönix de Colophon et la po^sie cynique, Rev. de philol. 37 [1913], 162-182,.
D. Serruys, ebenda 183—190). Max Pohlenz, Die heilenist. Poesie und die
Philosophie, in: Xuoirrg, Berl. 1911, 76 — 112. L. Escher, De Sotadis Maronitae
reliquiis, Darmstadt 1913, Gießener Diss. Ders., Berl. philol. Woch. 1914, 860 f.
izu Sotades auch Gerhard, Phoinix v. Kol. S. 244). Lucilius: L. Deubner.
Hermes 45 (1910), 313. Rorax: L. Deubner s. zu § 77. Tibidl: F. Jacoby,
Rhein. Mus. 64 (1909), 623 ff. Manilius: Edw. Müller, Philol. 62 (1903), 85.
Phaedrus: G. Thiele, Phaedrusstudien, Hermes 41 (1906\ 562—592. Für
mittelbare Einflüsse in späterer Zeit vgl. auch desselben Verf. Werk: D. lat,
Asop des Romulus und die Prosafassungen d. Phädrus, Heidelb. 1910. Martial:
K. Prinz, Martial und die griechische Epigrammatik I, Wien 1911. ■hirenul:
Schuetze, Juvenalis ethicus, s. oben. Lidian : s. zu § 77. Nentestamcntliche
Schriften: Wendland, Hellen.-röm. Kult. s. o. Ad. BÖnhöffer, Epiktet u. d.
Neue Testament, Gießen 1911. Bultmann, s. oben. Joh. Geffcken. Kynika
Zu § 60. Die ei)ikurei8che Schule im ersten Abschn. d. hell.-n'mi. Periode. 157*
•(s. o. S. 74*) 12: ,Ial<obus 3, 1 — 11. l'ulristiscIiL' Literatur i)it (illfjciiiciiicti : Wend-
land, Hell. -röin. Kult. S. 92. Kbmens v. Alex.: Wendland s. Lit. zu Musonios
izn § 68j. TcrtuUidii : Geffcken,Kynika, S. 80 ff. Basilfiot> : Büttnei' u. Dirking
s. 0. S. 36*. .37*. Greqor r. Xa\iatn : J. R. Asmus, Greg. v. Naz. und sein
Verh. z. Kynismus, Theol. Stud. u. Krit. 67 (1894), 314—339. Geffcken a. a. O.
8. 18 ff. Johannes ClirijsostnuKis : Geffcken a. a. O. S. 37 f. Vgl. auch
A. Naegele. Bvz. Zeitschr. 13 (1904), 106 f. SilnjUinlsche Orakel: Ge'ffcken
a. a. O. S. 39 ff." Grabinschriften : Br. Li er, Philol. 62 (1903), 450 ff . Diatrilje
und christliche Prcdi(/t : U. v. Wilamo witz- M oellendorf f , Antig. v. Karvst.
S. 313 ff. P. Wend'land, Hellen.-röni. Kulf^- » S. 92 ff. Ad. Bretz, Texte u.
Unters, z. Gesch. der altchristl. Liter. 40. Bd. 1. Heft, Leipz. 1914, S. 49 ff.
Zu J; (>(). Die epikiu'eisehe Schule. Die eiuzelneu Vertreter der Schule
im ersten Abschnitt der hcUeuistisch-römischen Periode. Gesamtdarstellungen
von Zeller III 1^ S. 373 ff., Susemihl, Gesch. d. griech. Lit. in d. Alex, (für
die in die alexandrin. Zeit fallenden Epikureer) I S. 87 ff. II S, 257 ff.
Epi/eur (Lehen, Persönlichkeit, Schriften und Jjehre. Arbeiten, in denen über
-die IViilosophie Epiknrs und der Epikureer ohne wesentliche Be^.ielmnr) auf Person
oder Schriften des Schulgründers gehandelt wird, s. m ^i; 61 — 63): P. (lassend i,
Exercitatiouura paradoxicarum adv. Aristoteleos liber I., Gratianopol. 1624. II. Hag.
•Com. 1659; De vita, moribus et doctrina Epicuri, Lugd. 1647; Animadv. in Diog.
L. X, Lugd. Bat. 1649; Syntagma philosophiae Epicuri, Hag. Com. 1655. Sam. de
Sorbiere, Paris 1660. Batteux, Paris 1758. L. Preller, Über E. und seine
Philosophie, Philol 14 (1859), 69-90 (= Ausgew. Aufs, aus d. Geb. d. klass.
Altertumsw. [1864], S. 330—349). G. Trezza, Epicuro et TEpicureisrao, Firenze
1877, 2. ed., Milano 1885. G. Kern, Bemerk, zum 10. B. des Diog. Laert.,
Prenzlau 1878, G.-Pr. F. v. Gizycki, Über d. Leben u. d., Moralphilos. des
Epikur, Halle 1879, Diss. P. Hoffmann, Sur les öia:ioolui d'Epicure, Revue de
l'instruction publ. en Belgique 28, 73—79. Jos. Kr eibig, E., s. Persönlichk. u.
s. Lehren, Wien 1886. U. v. Wilamowitz-Moellendorf f , Comm. gramm.
III, Gott. 1889, S. 13 ff. P. Cassel, Ep. d. Philos. verteid. u. erkl., Berl. 1892.
Emil Thomas, E. bei Seneca, ep. 16, 7—9, Arch. f. Gesch. d. Phil. 4 (1891),
560 — 567; Epikur. Anklänge b. Seneca, De tranqu. an. 9, 2 usw., ebd. 568 — 570.
O. Weißenfels, De Seneca Epicureo, Berlin 1886, Pr. S. Sudhaus, Aristoteles
in d. Beurt. d. E. u. Philodem, Rhein. Mus. 48 (1893), 561 ff. Derselbe, Eine
Szene aus Epikurs Gastmahl, Philol. 54 (1895), 85—88. A. Döring, E.s philo-
sophische Entwicklung, Zeitschr. f. Philos. u. philos. Krit. 119, 1 — 10. K. Praech-
ter. Zur ej^ikurischen Spruchsammlung, Philol. 56 (1897), 551 f. W. A. Heidel,
Epicurea, Amer. journ. of philol. 23 (1902), 185 — 194; dazu W. Crönert, Rhein.
Mus. 61 (1906), 417. Marcel Renault, Epicure, Paris 1903. Paulus Linde,
De Epicuri vocabulis ab optima Atthide alienis, Breslau 1906, Diss.; dazu
W. Crönert, Rhein. Mus. 61 (1906), 415. — W. Crönert, Kolot. u. Mened.
(s. dort das Register unter Epikur). O. Tescari, Nota Epicurea: ava:Th)o(oaig,
Bollett. di filol. class. 13, 74 — 76. Derselbe, Nota Epicurea: di'tiy.o.-tr'], ebenda
14 (1907), 11 — 16. Derselbe, Postilla Epicurea, ebenda 15, 155 — 157. Derselbe,
^j4vTava.-Th']OMaig e iaovonia in Epicuro, Riv. di filol. 39 (1911), 481 — 503. E. Bi-
gnone, Sulla discussa autenticita della raccolta delle Kvqiui öö'^ai di E., Rendic.
d. Istituto Lombard, di sc. e lett., Ser. 2 vol. 41 (1908), 792—819. E. Joyau,
Epicure, Paris 1910. J. H. Leopold, Uit den tuin van Epicurus, Rotterdam
1910. Derselbe, Ad gnomologium Epicureum Vaticanum, Mnemos N. 8. 38 (1910),
65—68. 8. Sudhaus, E. als Beichtvater, Arch. f. Religionswiss. 14, 647 f.
E. Bignone, Epicurea (Pap. Herc. ined. 168 col. 1; Schol. in Epic. epist. ad
Her. 42 f. = Usener Epic. 8. 7, 17 ff.), Atti d. Accad. d. sc. di Torino 1912,
670—690. Derselbe, Boll. di filol. class. 21 (1915), 156-161 (Empedokles u. E.).
Gualth. Arndt, Emendationes Epicureae, Berlin 1913, Diss. H. Mutschmann,
Seneca und Epikur, Hermes .50 (1915), 321—356. I. H. Leopold, Ad Epi-
curum, Mnemos. 43 (1915), 268—285. 8. auch die grundlegende Einleitung zu
Useners Epicurea (Text § 60). Hirzel, Dialog I 363 f. Norden, Ant. Kunst-
prosa 123 ff. Hartlich, De exhort. usw. 8. 281 f. v. Arnim, Leben u. Werke
des Dio von Prusa 8. 73 ff. L. Radermacher, Rhein. Mus. 54 (1899), 364ff.
E. Hauler. Wiener Studien 27 (1905), 95—105 (Epikur auf d. römischen Bühne).
Diels, Elementum 8. 10* ff. (zu Ps. -Epikurs Brief an Pythokles). v. Arnim,
Artikel Epikuros bei Pauly-Wissowa.
J ,",1^* Literaturverzeichnis.
Über die Briefe der unnüttclhareii SchiÜcr E.s, Metrodoros. Polyainos und
Nennarc/ios und das aus diesen Briefen abj^eleitete Gnomoiogion handelt ET. Usener,
Epicurea S. LIV ff.. Epikurische Spruchsammhin«; (Wiener Studien 10, 175 ff.;
11. 170; 12, 1 ff.).
^fetrodoros: Emil Thomas. Über Bruchstücke griech. Philosophie b. d.
Philos. L. Ann. Seneca: das Brieffragment des M. v. Lamps. 1). Sen. ep. 99.25, Arch.
f. Gesch. d. Phil. 4 (1891). 70-73. S. Pellini. Problema di Metrodoro, Classic!
e Xeolatini 1. 1. S. Sudhaus. Eine erhaltene Abhandlung des Metrodor, Hermes
41 (1900), 45 — 58 Derselbe. MijZQoöcooog .-rtol .-t/.oviov, Hermes 42 (1907), 645— 647.
S. auch die Arbeiten von Düning und Körte im Texte.
Folifftinos: s. Text.
Ilerniarchos: W. Crönert, Rhein. Mus. 56 (1901). 619; Kolotes u.
Menedemos 8. 109. H. v. Arnim. Artikel Hermarchos 1 bei Paulv-Wissowa-
KroU.
Kolotes: W. Crönert, K. u. Menedemos, s. Text.
KarneisJkOs: s. Text.
Idomeiieus : Jacoby, Artikel Idomeneus 5 bei Pauly-Wissowa-KroU.
Pol 1/ Stratos: R. Philippson, P.' Schrift über die grundlose Verachtung
der Volksmeinung, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 23 (1909), 487-509.
Kpihureer in Si/n'en, Basileides aus Tt/ros, Philouides aus
Laodikeia, Li/slas aus Tarsos, Zenon aus Sidon, Philodemos aus
Gadara: W. Crönert, Die Epikureer in Syrien, Jahreshefte d. österr. archiiol.
lustit. 10, 145.
Philouides: H. Usener. Philonides. Rhein. 3Ius. .56 (1901), 145—148
= Kl. Sehr. III S. 188—191. W. Crönert, Kol. u. Men. S. 88. 181 f. S. auch
Dikaiomata herausg. v. d. Graeca Halensis, Berl. 1913, S. 188 f.
Apollodoros 6 Kt]:ioTvgafvog : H. Diels, Sitz. d. Berl. Akad. 1897, 1063
(gelehrte Richtung d. A.). W. Crönert, Kolot. u. Mened., s. dort d. Reg. u.
d. W. H. V. Arnim, Artikel Apollodoros 65 bei Pauly-Wissowa.
Pliaidros: Ph. gemeinsame Quelle d. parallelen Darstellungen bei i'hilodem
.TfO( svaeßela? und Cic. de nat. deor. I: H. Diels, Doxogr. Graeci S. 126, Sitz.
d.'ßerl. Akad. 1893, 116. L. Gurlitt, Ciceroniana: D. Epikureer Ph. als Quelle
in Ciceros philosophischen Schriften, Philol. 57 (1898), 398-403.
Zeuou V. Sidon: W. Crönert, Kol. u. Men. S. 175 f. S. auch R. Hirzel,
Unters, z. Ciceros phil. Sehr. I S. 27 ff., Diels, Doxogr. Graeci S. 126 f.
Schwenke, Jahrbb. f. klass. Philol. 119 (1879), 49 ff.
Denietrios Lahon: H. v. Arnim, Artikel Demetrios 89 bei Pauly-
Wissowa. Vgl. Text.
Siron: S. Text.
P/iilodetnos (durchweg sind die im Texte verzeichneten Ausgaben zu
vergleichen): D. Coraparetti, La bibliotheque de Ph., Melanges Chatelain,
Paris 1910. — A. Körte, .Augusteer bei Philodem, Rhein. Mus. 45 (1890), 172
bis 177; dazu W. Crönert, Kol. u. Men. S. 127. S. Sudhaus, Nausiphane«,
Rhein. Mus. 48 (1893). 321—341. Derselbe, Aristoteles in d. Beurteilung des
Epikur u. Ph.. ebenda 552—564. Derselbe, Exkurse z. Ph., Philol. 54 (1895),
80 — 92. — Fr. Bahnsch, Des Epikureers Ph. Schrift Ilfgi oi/aeicov y.ai oijiieKÖaeojv;
eine Darlegung ihres Gedankengehalts, Lyck 1879. R. Philippson, De Ph. hbro
qui est .Tfot otjueiojv y.ai atj/^ieiwoscoi' et Epicureorum doctrina logica, Berlin 1881,
Diss. — Ilegi ßsüv I: nach den verschiedensten Seiten ertragreich Diels' Er-
läuterungen zu seiner Ausgabe, s. Text. — J. Dietze, Die mythologischen
QueUen für Ph.' Schrift ^regl svaeßsiag, Jahrbb. f. klass. Philol. 153 (1896), 218
bis 226. Zu :t£oI evaeßsiag s. auch Diels ..oben unter Phaidros und Lengnick
unten S. 171* unter Cicero de nat. deor. Über einige mit Philod. rregt evasßtiag
inhaltlich verwandte Bruchstücke der Vol. Herc. als Belege für die epiku-
reische Polemik gegen die mythologische Tradition G. Lippold, Philol. 68
(1909), 152 ff. A. Schober," Ein Homerzitat bei Ph. ji. evo., Rhein. Mus.
Zu § i')(). Die. epikureische Schule im ersten Abschn. d. hell.-iöm. Periode. 15*)*
70 (1915), 638 f. Philod. .t. eva. berührt auch O. Höfer. Mvthologisch-Epi<rra-
phisches, Dresden 1810, Fr. — S. Sudhaus. Rhein. Mus. (J4 (1909), 475 f. (zu
.T. Tur y.ui'y "OiiUjoor uy. [iun. 10, 27; 25, 16. 17). — Th. (jomperz, Ph. u. die
aristote!. Poetik, Wiener Eranos z. 50. Vers, deutscher Philologen u. Schulmänner,
Wien 1909, S. 1 — 7 (in .t. .-Ton/iidroyv Bekämpfung einiger Sätze d. aristot. Poetik).
— H. V. Arnim, De Aristonis Peripatetici apud Ph. vestigiis, Rostock 19uO, Pr.
Darüber auch A. Mayer, Philol. Suppl. 11 (1910), 522 ff., Chr. Jensen, Hermes
46 (1911), 393 — 406. — Zu .t. unvoiy.)']: s. H. Abert, D. Lehre vom Ethos in d.
griech. Musik, S. 27 ff. - Fr. Wilhelm, Rhein. Mus. 61 (1906), 93 (z. Epigramm
Anlhol. Palat. 11, 44). — C. Buresch, Consol. a Graecis Romanisciue Script, hist.^
crit. S. 142 ff. (dePh. .Tee»' d(a-äxov libro). — Zum Inhalte u. d. Quellenbeziehungen
von .T. 6oyi)g H. Ringeltaube. Quaest. ad vet. philosoph. de affect. doctr. pertin.,
Ciött. 1913, Diss., S. 38 ff. P. Rabbow, Ant. Sehr. üb. Seelenheilung u. Seelen-
leitung, Leipz. Berl. 1914, s. dort d. Register. — Zu den Quellenbeziehungen des
Index Academ. u. des Index Stoic. s. U. v. Wilamowitz-Moellendorff ,
Antig. V. Karvst. S. 61 ff. 123 ff. — Beziehungen zur Rhetorik, Grammatisches:
U. V. Wilamowitz-Moellendorff, Hermes 35 (1900), 30. 43, 2. P. Wend-
land. Hermes 39 (1904), 503, 3. R. Reitzenst ein, Straßburger Festschr. z.
46. Vers, deutscher Philol. u. Schulm., her. v. d. philos. Fak. d. Kais.-Wilh.-
Univ.. Straßb. 1901, S. 145 f. H. Schrader, Hermes 39 (1904), 591. W. Kroll,
Rhein Mus. 62 (1907). 89, 2. W. Crönert, Philol. 61 (1902), 168 f. 185 ff..
G. Strathmann, De hiatus fuga quam invenimus apud Ph. Epicureum, Viersen
1S92, Pr. (dazu Crönert, Hermes 38 [1903], 389). A. Glatzel, De optativi
apud Ph. . . . usu, Trebnitz 1913, Breslauer Diss. Vieles hierher Gehörige bei
W. Crönert, Memoria Graeca Herculanensis. Lipsiae 1903.
Lnvretiics: Jahresberichte s. oben S. 23* f. S. auch R. Pichon, „Les
travaux recents sur la biographie de Lucrece, Journ. d. sav. 1910. 70 — 84. Über
sein Leben, seine Schrift und Lehre handeln: A. J. Reisacker, Bonn 1847 u.
Köln 1855. Herm. Lotze, Philol. 7 (18.52), 696-732. F. A. Mä reker, BerL
1853. W. Christ, München 1855. E. Hallier. Jena 185^. E. de Suckau,
De Lucr. metaphysica et morali doctr., Paris 1857. T. Montee, Etüde sur L.
cons. c. moraliste, Paris 1862. H. Sauppe, De Lucretii codice Victoriano, Index
schol. hibern., Gott. 1864 (H. Sauppes AusgeAv. Schriften S. 423 ff.). Ders.. Zu
Lucretius 1, 24 f., Philol. 22 (1865), 182. Ders., Quaestiones Lucretianae, Index
schol. hib., Gott. 1880 (diese beiden Arbeiten ebenfalls abgedruckt in des \'erf.
Ausgew. Schriften S. 438 f. 717 ff.). H ildebrandt, T. Lucr. de primordiis do Irina,
Magdeb. 1864, G.-Pr. Th. Bindseil, Ad Lucr. de rerum nat. carm. libr. I et II.
qui sunt de atomis. Halle 1865, Diss.; Quaest. Lucr., Anclam 1867, G.-Pr.; Xon-
nulla ad Lucretii de omnis infinitate doctr., Eschwege 1870. Realsch.-Pr. Jac.
Mähly, Der röm. Dichter Lucr., Neues Schweiz. Mus. 5 (1865), 167—188.
Halmschlag, Über Lucx-. Verh. zu seinen Quellen, Wien 1866, G.-Pr. Frdr.
PoUe, De artis vocabulis quibusdam Lucr., Dresden 1866, Pr. Fr. Sieme-
ring, Quaest. Lucr. part. I et II, Königsb. 1867, Di.ss. (I. De philosophia Epi-
curea ... IL De aliorum philosophorum quae apud Lucr. Epicureum occur-
runt sententiis vocabulisque technicis;. E. Klußmann, Arnob. u. Lucr., Philol.
26 (1867), 362—366. H. Purmann. Quaest. Lucr., Cottbus 1867, Gvmn.-Pr.
H. Usener, Rhein. Mus. 22 (1867), 444 ff. = Kl. Sehr. II 156 ff. (über Lncrez"
Geburtsjahr und Marcus [nicht Quintus] Cicero als Redaktor und Herausgeber
des Gedichtes). Jul. Jessen, Quaest. Lucr., Gottingae 1S68. Diss.; Zu Lucr., in:
Kieler .Festgruß, 1869, S. .52-60; Lucr. im Mittelalter^ Philol. .30 (1871), 236 bis
238; Über Lucr. und sein Verh. zu Späteren, Kiel 18(2. Pr. d. Gelehrtenschule.
C. Martha, Le poeme de Luerfece, morale, religion, science, Paris 1868, 7. edit.
avec un appendice sur Lucr&ce et Cic^ron, Paris 1909. Derselbe, Lucrk;e
et Ciceron, in d. Verf. M^langes d. litt^r. ancienne, Paris 1896, S. 157—177.
Fr. Bockemüller, Lucretiana, Stade 1869, G.-Pr. Ders., Studien zu Lucrez u.
Epikur, autographiert, Stade 1877. Ders., Lose Blätter, Beilage der Studien zu
Lucr. u. Epik., Stade 1877. Herrn. Hempel, D. Ethik d. Lucrez, Salzwedel
1872. G.-Pr. Ferd. Höfer, Zur L. v. d. SinnesMahrnehmung im 4. B. d. Lucr.,
Stendal 1872, G.-Pr. von Seehausen. A. B ästlein. Quid Lucretius debuerit
Empedocli Agrigentino, Schleusing. 1875, G.-Pr. A. Weingärtner, De Horatio
Lucretii imitatore, Halis 1876. Diss. R. Wohle r, Einfluß des L. auf die Dichter
d. august. Zeit, I (Vergil), Greifswald 1876, G.-Pr. J. W^oltjer, Lucretii philo-
IßO* Literaturverzeichnis.
Sophia cum fontibus comparata .... inquiritur, quatenus Epicuri philosophiatn
tradklerit Lucretius, Groniugae 1877. Guil. Hoerschelmann , Observ. crit. in
L. libr. alterum, Lips. 1S74, Diss. Ders., Observat. Lucr. alterae (üb. das inaiie),
Lips. Ib77. Pr. v. Dorpat_. G. Teichmüller, Die Begründung des Raumes bei
Lucr., Rhein. Mus. 33 (lS78j, 310—313. A. Kannengießer, De Lucretii versibus
transponendis, Gott. 1878, Diss. Ders., Zum fünften Buche des L., Jahrbb. f.
klass. Philol. 125 ll882), 833—837. L. Corner, Del sentimento della natura nel
poema di L., Venezia 1882. P. Rusch, De Posidonio L. Cari auctore in
•oann. de rer. nat. VL, Greifsw. 1882, Diss. G. Xohmann, Quaestionum Lucre-
tianarum capp. duo, Brunsvigae 1882, Diss. Ders., Analyse des Lucrez. Gedichts
de r. n., I. T., Helmstedt 1889, Pr. J. B. Royer, Essai sur les arguments du
matcrialisme dans Lucrfece, Paris 1883. J. Massen, Lucretius' argument for
freewill, Journal of Philol. 12 (1883), 127—135. Ders., The atomic theory of L.
contrasted with modern doctrines of atoms and evolution, Lond. 1884. M. Eichner,
Annotationes ad Lucretii Epicuri interpretis de animae natura doctrinam, Berl.
1884, Diss. L Bruns, Lucrezstudien, Frbg. i. Br. i884. Fr. Susemihl. De
•carminis Lucretiani prooemio etc.. Greifst. 1884, Pr. Derselbe, Neue Bemerkungen
z. ersten Buche des L., Philol. 44 (1885), 61 — 87. Derselbe, Zum Proömium des
L.. ebenda 745—749. H. Xettleship, Cicero's opinion of L., Journ. of philol.
13 (1885), 85. Diebitsch, Die Sittenlehre des L., Ostrowo 1886, Pr. P. Rusch.
Lucretius u. d. Isonomie, Jahrbb. f. klass. Philol., 133 (1886), .70—780. F. Marx,
De aetate Lucretii, Rh. Mus. 43(1888), 13H— 141. (). Weissenfeis, L. und
£pikur, Analyse des Lehrgedichts de r. n. u. Darstell, der darin verherrlichten
Welt- und Naturanschauung, sowie der auf dieselbe gegründeten Sittenl., Neues
Lausitzisch. Magazin 65 (1889), 1—149. Th. Tohte, Lucr. I, v. 483-598, e. Beitr.
zur Krit. u. Erklär, des Dicht. L., Wilhelmshav. 1889, Pr. H. Pullig, Ennio
quid debuerit L., p. I, Leipzig 1889, Diss. Ludw. Büchner, E. antiker Frei-
denker, Dtsche. Reviie 1889. H. Th. Karsten, Locus Tullianus de poemate
Lucretiano, ad ^uint. fratr. 2, 9, 3, Mnemos. 17 (1889), 387. Fr. Marx, D.
Urteil des M. Cicero über Lukrez, Berl. philol. Wochenschr. 11 (1891), 834 f.
F. Siemering, D. Behandl. d. Mvthen u. d. Götterglaubens b. L., Tilsit 1891 Pr.
f?am. Brandt, Lactantius u. L.,* Jahrbb. f. klass. Philol. 143 (1891), 225—259.
H. Frerichs, Quaestiones Lucretianae, Oldenb. 1892, Pr. K. Hachez, L. als
Dichter, Eutin 1892, Pr. H Fe u stell. De comparationibus Lucretianis, Halle
1893. Diss. S. V. Raumer, D. Metapher b. L., Erlang. 1893, Pr. R. Reitzen-
stein. Drei Vermutungen zur Gesch. der röm. Liter., III: Lucr. u. Cicero, in:
Festschr. Theod. Mommsen zum .50jähr. Doktorjub. überr., Marb. 1893 (auch
separat). G. Castellani, Qua ratione traditum sit M. TuUium Ciceronem L.
carminis emendatorem fuisse, Venetiis 1894. C. Giussani, I quattro elementi
nella polemica Lucreziana (zu 1, 803 — 829), Rend. d. R. istit. lomb. ser. 2,
vol. 28, 1132—1140. Derselbe, 11 suicidio di' L., Palermo 1895. J. van Leeu-
wen, Ciceronis de L. iudiciura, Mnem. 23 (1895), 301. Rob. Fritzsche, Zur
Biographie des Lucretius, Jahrbb. f. klass. Ph. 153 (1896), 555 — 559. G. Giri.
Ancora del suicidio di Lucrezio, Palermo 1896. AV. A. Merrill, L. and Cicero,
Class. rev. 10 (1896), 19. H. Schröder, L. u. Thukydides, Straßburg 1898, Pr.
F. Marx, Der Dichter Lucretius, X. Jahrbb. f. d. klass. Altert, usw. 2 (1899),
532—548. L. Cisorio, Per un saggio di versione di Lucr., Riv. Cremonese ,,il
Torazzo" 1901, 22—25 nov. G. Giri, Due questioni Lucreziane, Riv. di filol. 29
(1901). 30—44. Derselbe, II giudizio dei due Ciceroni sul poema di Lucrezio,
ebenda 36 (1908), 440-449. R. A. Fritzsche, Der Magnet und die Atmung in
antiken Theorien (Lucr. 6, 906—1089 L.), Rhein. Mus. 57 (1902), 363-391.
C. Pascal, La declinazione atomica in Epicuro e Lucrezio, Riv. di filol. 30
(1902), 235 ff. G. L. Hendrickson, Cicero's judgement of Lucretius, Amer.
journ. of philol. 22, 438—439. J. van der Valk, De Lucretiano carmine a
poeta perfecto atque absoluto, Kampen 1902. Lindsay, Rhein. Mus. 57 (1902),
196 (L. Quelle d. Xonius Marcellus). A. Counson, Lucrece en France. L'Auti-
Lucr^ce, Mus^e Beige 6, 403—422. C. Curcio, De conversionibus Lucretianis,
Catania 1903 (s. auch Atti del congr. internaz. di scienze stör. 1903). C. Pascal,
Studii critici sul poema di Lucrezio, Roma-Milano 1903. Derselbe, Lucrezio e
Cipriano, Riv. di filol. 31 (1903), 555— .557. Derselbe, Aristotele e L., s. S. 132*.
Joh. Tolkiehn, Lukrez und Memmius, Wochenschr. f. klass. Philol. 1904,
362—366. Ad. Dyroff, Zur Quellenfrage bei Lukretius (V. Gesang), Bonn
3904. Progr. M. Lehnerdt, Lucretius in der Renaissance, in: Festschrift
Zu § ()Ü, Die epikureische Schule im ersten Abschn. d. hell.-röm. Periode. ](>!*
^ur PY'ier des üLKJjiihrigen Jubiläums des Kiieiphöf. Gymiiasiunis zu Königs-
berg, Königsberg 1904. Ad. Dyroff, Das 5. Buch des Lukrez, Zeitschr. f.
•d. Gymnas. 59 (1905), 184 f. W. A'. Mer.rill, Notes on the influence of J^uoretius
-on Vitruvius, Proceed. of the Amer. philol. associat. XXX\', S. XVI— XXI.
•C. Pascal, Aristotele e Lucrezio, Atti del Congr. internaz. di scienze storichc
1903. vol. 2, part. 4. Derselbe, Lucrezio e l'eta che fu sua, Atene o Koma,
N. 81/82, 279— 29S. Derselbe, Carmi perduti di Lucrezio? Kiv. di filol. 34
•(1906), 257-268. Derselbe, Figure e carattcri: Lucrezio, Palermo 1908. \V. A.
Merrill, On the influence of Lucretius on Horace, University of California
public., classical philol., Berkeley 1905. Derselbe, Cicero's knowledge of J^.s
poem, ebenda (vol. 3 no. 2 p. 35—42) 1909. Derselbe, Studies in the text of L.,
«benda (vol. 2 no. 6 p. 93—150) 1911. Derselbe, The archetype of L., ebenda
(vol. 2 no. 10 p. 227—235) 1913. Derselbe. Corruption in the manuscripts of L.,
ebenda (vol. 2 no. 11 p. 237-253) 1914. Derselbe, Proposed eniendations of L.,
■ebenda 1915_. R. Wreschniok, De Cicerone Lucretioque Ennii imitatoribus,
Breslau 1907, Diss. P. E. So.nnenburg, De Lucreti prooemiis, Rhein. Mus. (52
(1907), 33—45. F. .Tobst, Über das Verhältnis zwischen Lukretius iind Emj^e-
■dokles, Erlangen 1907, Münchener Diss. Joh. Tolkiehn, Hieronymus' Angaben
über den Wahnsinn und Selbstmord des Lukrez, Wochenschr. i. klass. Philol.
1907, 1356 — 1358 (tritt gegen Brieger für Sueton de viris illustr. als Quelle ein).
A. Balsamo, Sul poema di Lucrezio, Riv. di filol. 35 (1907), 500 — 505.
H. Thurae, D. Quellen d. L. f. sein Lehrgedicht de rer. nat., I. Teil, Reichen-
berg 1907, Pr. L. Woll, De poetis Latinis Lucreti imitatoribus, Freiburg i. B.
1907, Diss. E. Cocchia, Un giudicio di Cicerone intorno a L., Miscell. dedic.
al prof. Salinas, Roma (». J. (früher Palermo 1907). J. Mewaldt, Eine Dublette
in B. IV des Lukrez, Hermes 43 (1908), 286-295. Ad. Brieger, Die Unfertig-
keit des lukrez. Gedichtes, Phüol. 67 (1908), 279-303. J. Masson, L., Epi-
•curean and poet, London 1909. K. Hartmann, D. Verhältnis d. Lucretius
Carus z. Musik, Philol. 68 (1909), 529-586. Kath. C. Reiley, Studies in the
philosophical terminology of L. and Cicero, New York 1909. Ivo Norreri,
Studi Lucreziani. I. Sulla dottrina dei sensi in L., Firenze 1909. E. v. Filek,
Die geograph. Anschauungen des T. Lucretius Carus, Wien 1910, Pr. W. A.
Hei del. Die Bekehrung im klass. Altertum, mit besonderer Berücksichtigung
<les L., Zeitschr. f. Religionspsychologie 3 (1910) Heft 11 S. 1—26. H. Lacken-
bacher. Zur Komposition v. Buch 1 d. Lucrez, Wiener Studien 32 (1910), 208
bis 212. Derselbe, Zur Disposition u. Quellenfrage v. Lucr. 4, 1 - 521, ebenda
213 ff. Car. Landi, Quaestiones doxographicae et paradoxographicae ad L. et
Ovidium praecipue spectantes I II, Atti e mem. d. K. Acc. di sc, lett. ed arti in
Padova 22, 209-231 (dazu W. Capelle, Berl. philol. Wochenschr. 1913, 1288
bis 1294); 26, 61 -87. E. Cocchia, L'epicureismo di Gaio Memmio l'amico di
L. ; contributo ermeneut. al proemio di L. etc., Atti d. R. Accad. di arch., lett. e
b. arti di Napoli, N. S. 2 (1910), 177—200. J. S. Reid, Lucretiana, Harv. stud.
in class. philol. 22 (1911), 1—53 (Text kritisches, Parallelen aus der späteren Lit.,
sachl. u. sprachl. Erläuterungen zu B. 1 u. 2). Derselbe, Class. rev. 25 (1911),
202 f. (zu Lucr. 5, 311 f.). G. Santayana, Three philosophical 230ets, Lucretius,
Dante and Goethe, Harv. stud. in comparat. liter. I. H. Rösch, Manilius und
Lucrez, Kiel 1911, Diss. G. Giri, Questioncelle Lucreziane, Boll. di filol. class.
17 (1911 j, 182 — 186 (Anrede an Memmius; Sinn von sperata voluptas suavis
amicitiae 1, 140 f.). 206 f. (tutemet 1, 102). Derselbe, Intorno al proemio del
primo libro di Lucrezio, Riv. di filol. 40 (1912), 87-112. J. Mussehl, De Lu-
-cretiani libri primi oondicione ac retractatione, Tempelhof b. ßerl. 1912, Greifs-
walder Diss. C. Pascal, Un accenno a credenze orfiche in L., Riv. di filol.
class. 40 (1912), 444 (zu Lucr. 3, 912—918). J. Tolkiehn, L. und Carm. epigr.
lat. 1061, Wochenschr. f. klass. Philol. 1912, 1245 f. M. E. Hirst, The gates of
Virgil's underworld, a reminiscence of L., Class. rev. 26 (1912), 82. U. Mo-
ricca, Questioni lucreziane, Class. e neol. 8 (1912), 62—74. Derselbe, Sulla
•composizione del libro I di L., Riv. di filoL 41 (1913), 106—120. L. Volk-
mann, Lucretius, d. Jünger Epikurs, Gütersloh 1913 (Gvmnasialbibl. Heft 55).
H. W. Litchfield, Harv. stud. in class. philol. 24 (1913), 147-159 (Ciceros
Urteil über d. Gedicht des L.). E. Bignone, Per la fortuna di L. e dell' epicu-
Teismo nel medio evo, Riv. di filol. 41 (1913), 230--262. Derselbe, L. e Erodoto,
Boll. dl filol. class. 16, 57-60 (Lucr. 2, 37 ff. Herod. 7, 44). F. Claflin, Class.
journ. 6, 305 (Lucr. 5, 207; Verg. Aen. 2, 5991. Georg. 1, 198; 2, 411). K. Ho-
Uebcrweg. Grundriß I. 1
\(\2* Literaturverzeichnis.
sius, Z. italienischen Überlieferung d. Lucrez, Rhein. Mus. G9 (1914), 109—122,
H. A. Strong, Cicero and L.. Class. rev. 28 (1914), 142. Ad. Koenig, Lucreli
de simulacris et de visu doctrina cum fontibus comparata, Gryphiae 1914.
Diss. H. Bachmann. Zur Arbeitsweise des L., Zeitschr. Sokrates 3 (1915),
27-34. F. Münzer, Rhein. Mus. 69 (1914), 629 (.Cicero und Lucr.). P. J.
Majgur. Die Poesie des L. (russisch), Moskau 1914. W. A. Merrill, Cicero'&
judgment of L., Class. philol. 10 (1915), 217. Zur Terminologie und Quellen-
frage H. Diels. Elementum IS. öff.; zur Quellenfrage W. Capelle, Herl.
philol. Wochenschr. 1913, 1294. Vgl. auch Einleitung und Kommentar in den
Ausgaben von Lachmann, Munro, Merrill, Heinze, s. Text. Beiträge zu Kritik
und Exegese einzelner Stellen lieferten ferner u. a. : R. Ellis (zu 3. 493; 6. 508.
765), Journ. of philol. 28 (1903), 18 f.; C. Pascal (zum ersten Buch), Riv. d,
fiiol. 30 (1902), 545—557: 31 il903). 1 20; (zu 3, 869), Bibl. d. scuole ital. 1904;.
,zu 3, 843-846), Riv. d. filol. 32 (1904), 589-600; G. Wörpel (zu 3, 43 ff.),
Woch. f. klass. Philol. 1902, 365 f.; (zu 3, 189—195). Berl. philol. Woch. 1902,
1340 f.; E. Stampini (zu 3, 79 ff. 359 ff. 490 ff.), Riv. di filol. 30 (1902), 315-339:.
W. A. Merrill (zu 5, 1442), Class. rev. 16 (1902), 169; 22 (1908), 49; Proceed. of
the Am. philol. assoc. vol. XXXV, p. LXII ; Berl. philol. Wochenschr. 1906, 25ä
(ZU 5. 13U8), Araer. journ. of philol. 1907, 66-76 (zu 5, 1006); G. Giri (zu
Stellen des 5. B.), Riv. d. filol. 30 (1902), 209-234; Fr. Härder (zu 1. 878),
Woch. f. klass. Philol. 1902, 166 f.; J. P. Postgate (zu 5, 380 ff. 1009 ff. ;
6, 80 ff.), Class. rev. 17 (1903), 30—32; Class. philol. 10, 26 ff.; G. Birdwood
(zu 3, 544), Athen. 3937, 466; A. Cartault (zu 1, 566 ff.; 2, 573 f.; 3, ö8ö f f.),
Rev.de phil. 29 (1905), 33-35; Ch.N.Cole (zu 5, 34 ff.), Class. rev. 19 (1905), 205 f.;
J. van Wageningen (zu 2, 679—681), Mnem. N. S. 34 (1906), 147 f.; G. D. Had-
zsits (The Lucretian invocation of Venus), Class. philol. 2 (1907), 187-193;
O. Probst (zu 4, 990), Arch. f. latein. Lexikogr. u. Gramm. 1907, 212;
E. Hignone, Riv. d. filol. 35 (1907), 95-112; 38 (1910), 402 ff.; 41 (1913), 121 f.
(zu 2. 801 ff.); N. H. (Parallele zu Lucr. 4, 588 [Anthol. 4, 12]), Class. rev. 21 (1907),
234; G. Ammon (zu 3, 84). Blatt, f. d. Gjmnasialschulw. 43 (1907j, 662; E. W.
Fav, Classic, philol. 2 (1907). 461 f. W. T. L(endrum), Class. rev. 22 (1908),
26ff. (ZU 1, 599 ff. 749ff.); dazu C. B. ebenda 23 (1909), 62 f. H. W. Garrod,
Journ of philol. 31 (1908), 57 ff. O. Tescari. Boll. d. filol. class. 15 (1908),
108 ff. (ZU 4, 181 ff. 242 ff.). C. Brakman. Rev. d. l'instr. publ. en helg. 52
(1909). 18 ff. (zu 6, 1213 ff.). L. Butler, Class. rev. 23 (1909), 253 (zu 5, lOKJ).
A. E; Housman, Class. quart. 3 (1909), 63 ff . (zu 3, 717). C. Bailey, Class.
rev. 24 (1910), 120 (zu 2, 907-913). L. Havet, Rev. d. philol. 35 (1911), 306
(zu 6, 1132). G. W. Moonev, Class. rev. 25 (1911), 73 (zu 5, 312). A. C.
Clark, ebenda 74 (zu 3, 687 ti.;. H. Williamson , Class. quart. 5 (1911), 179 f.
(zu 5, 737 ff.). W. R. Hardie, ebenda 104 ff. (zu 2, 241; 5, 43j ; Journ. of
philol. 33, 102 (zu 5, 1009 f.). P. Shorey , Class. philol. 7 (1912j, 353 ff. (zu 3, 59 ff.).
F. M. Foster, Class. journ. 5, 171 (zu 2, 160). S. van der Valk, Class. rev.
26 (1912), 123 (zu 3. 691 ff.). A. J. Richards, ebenda 27 (1913), 54 (zu 5, 1010).
A. Platt, Class. quart. 7 (1913), 282 (zu 4, 1223 ff.). J. W. Beck, Mnem. 41
(1913), 207 (zu 5, 200 ff.). E. Stampini, Lucretiana IL Riv. di filol. 43 (1915),
263 ff.
Ashlejtiades von Bithynien : G. M. Raynaud, De Asclepiade Biihyno
medico ac philosopho, Paris 1862, Thesis. K. Lasswitz, Die Erneuerung der
Atomistik durch Dan. Sennert (s. über diesen Grundriß III" S. 23) und sein
Zusammenhang mit Askl. v. Bith., Vierteljahrsschr. f. wissensch. PhUos. 3 (1879),
408—434. H. V. Vi las. Der Arzt und Philosoph Askl. von Bith.. Wien 1893.
E. A. Fritzsche, Rhein. Mus. 57 (1902), 372 ff. (hier S. 372 Anm. 15 frühere
Liter.). W. A. Heidel, The ävaonoi oyxoi of Heraclides and Asclepiades,
Transact. of the Amer. Philol. Assoc' 40 (1910), 5—21. M. Wellmann, Askl.
aus Bith. von einem herrschenden Vorurteil befreit. Neue Jahrb. f. d. klass.
Altert, usw. 21 (1908), 684—704. S. auch M. Well mann. A. Cornelius Celsus
(Philol. L'nters. herausg. von A. Kiessling und U. v. Wilamowitz-Moellendorff
Heft 23), Berlin 1913, S. 64 (Askl. und seine Schule), sowie denselben. Hermes
24 (1889), 584 f. und Artikel Asklepiades 39 bei Pauly-Wissowa.
L. Saufeius: F. Münzer, Ein römischer Epikureer, Rhein. Mus. 69'
(1914), 625-629.
Vellehis : F. Prechac, Quel fut le maitre de philosophie de Trebatius.
Rev. de philol. 37 (1913), 121—131.
Zu § 61. ()2. Das epikureische System, I: Allgemeines. Kanonik. II: Physik. 1(53*
Eitihnrcer des Auf/nsfeerkreiseft : A. Körte, Augustecr bei Philodem,
Rhein. Mus. 45 (1890), 172-177. W. Crönert, Kolot. und Mened. S. 127.
Fr. Leo, Hermes 37 (1902), 49.
Vorbemerkung zu § 61-63: Zu berücksichtigen ist auch die
Literatur über die einzelnen Vertreter des Epikureismus (zu § 60),
besonders über Epikur und Lucrez.
Zu i? (51. Das epikureische System, I: Ailgremeiiies. Kanonik (Log'ik,
Erkenntnistlieorie, Sprachphilosoi>Iiie)l.
Allgeniei/ies : Gesamtdarstellung bei Zeller III 1 •* 8. 390 ff.
R. Hirzel, Differenzen in der epikureischen Schule, in: Untersuchungen zu
Ciceros philosophischen Schriften I (1877), 98—190. A. Conti e G. Rossi,
Esame della filosofia Epicurea nelle sue fonti e nella sua.storia, Firenze 1878.
W. Wallace, Epicureanism, Lond. 1880. B. Schwen, Über griech. u. röm.
Epikureismus, Tarnowitz 1881, Pr. H. Pach nicke. De philosophia Epicuri,
Halle 1882, Diss. A. Stahl, Mensch u. Welt. Epikur u. d. Stoa, Wesel 1909,
Progr. — Epikureische Einuirkungen: C. Pascal, La dottrina Epicurea nel
egloga VI. dl Vergilio, Atti d. R. accad. d. sc. di Torino 37 (1901/02), 168—177.
P. Kohler, E. u. d. Stoa bei Horaz, Freib. i. B. 1911, Diss. — F. Skutsch,
Gallus u. Vergil (Leipz. 1906). Fr. Leo, Hermes 37 (1902), 49. Li er. Philol.
63 (1904), 59. 9. M. Pohlenz. Hermes 40 (1905), 275—300 u. a. - C. Pascal,
Epicurei e Mistici, Catania 1911, 2. ed. 1914. W. Schink, Kant und Epikur,
Arch. f. Gesch. d. Philos. 27 (1914), 257 ff.; Kant und die griech. Naturphilo-
sophen, ebenda 401 ff. S. auch Grundriß IL III. IV (Register unter Epikur,
Epikureer, Epikureismus).
Kanonik: Über die Prolcpsis bei Epikur haben geschrieben: Joh. Mich.
Kern, Gott. 1756, und Roorda, Epicureorum et Stoicorum de anticipationibus
doctrina, Lugd. Bat. 1823, abgedr. aus den Annal. Acad. Lugd. 1822—1823.
C. Gi am belli, La rrpo/j/y«? epicurea e la gnoseologia conforme ad essa (presso
Cic. de nat. deor. 1, 16-17, 43-44; 19, 49), Riv. di filol. 22 (1894), 348-385
(ohne philol. Grundlage; unbrauchbar). Über die Lehre der epikur. Schule von
dem analo(jischen und indnktiren Schließe^i handeln Gomperz in seinen herkul.
Stud. und Bahn seh (s. o. § 60, S. 158* unter Philodemos), über die Erkenntnislehre
•Theod. Tohte, Epikurs Kriterien der Wahrheit, Clausthal 1874, Pr. P. Natorp
(Erfahrungslehre d. Epikureer) in : Forschungen z. Gesch. d. Erkenntnisprobl. im
Altertum S. 209-255. P.-F. Thomas, De Epicuri canonica, Paris 1889 (verfehlt).
Frid. Merbach, De Epicuri Canonica, Weida 1909, Leipziger Diss. W. A.
Heidel, Note on Merbach's De E. Can., Berl. philol. Wochenschr. 1911, 1046.
Fr. Sandgathe, Die Wahrheit der Kriterien E.s, Bonn 1909, Diss. 8. auch
R. Hirzel, Unters, z. Ciceros philos. Sehr. I S. 110 ff., S. Sudhaus, Rhein.
Mus. 48 (1893), 341. G. Giussani, La questione del linguaggio secondo Pia-
tone e secondo E., Milano 1896. Fr. Billicsich, E.s Sprachphilosophie, Lands-
kron i. B. 1912, Pr. C. A. R. Sanborn, Harv. stud. 20, 165 (epik. Lehre von
d. Entstehung d. Sprache bei Vitruv 2, 1, 1 [schreibt S. 32, 17 Rose * profunde-
bant naturaliter]). Über epikureische Etvmologie F. Muller (oben S. 31* f.)
S. 67 f.
Zu § 62. Das epikureische System, II: Physik (Metaphysik, Theologie,
Kosmolog:ie, Naturphilosophie, Psyehologie). G. Charleton, Physiologia Epicureo-
Gassendo-Charletoniana, Lond. 1654. G. Ploucquet, De cosmogonia Epicuri, Tub.
1755. A. Brieger, De atomorum Epicurearum motu principah, in: Philol. Abh.
Mart. Hertz zum 70. Geburtstage dargebracht, Breslau 1888, S. 215—228. Vgl.
auch F. A. Lange, in seiner Gesch. des Mat., und in seinen N. Beitr. zur Gesch.
des Mat., Winterthur 1867. F. v. Gizycki, Einleit. Bemerkungen zu einer
Unters, über d. Wert d. Naturphilos. d. Epikur, Berl. 1884, Pr. M. Schneide-
win. Ein zusammenfassender Rückblick usw., s. Cicero. C. Giussani, Cinetica
epicurea (Luer. 2, 125—141), Rend. d. R. Istit. Lomb. di sc. e lett., 2. serie 2r
(1894), 433—450 = Studi Lucrez. (in des Verf. Lucrezausg. I, 97—124).
Alb. Goedeckemeyer, Epikurs Verhältnis zu Demokrit in der Naturphilos.,
1*
2 (',_{.* Literaturverzeichnis.
f?traßb. Ibü7, Diss. G. Zuccante, Da Demoerito ad E. ovvero perche raioniismo
fu per piu di iin secolo messo in disparte come dottrina filosofica, Reudic. d. R.
Istit. Lomb. di sc. e lett. ser. 2a vol. 33 fasc. 1819 (Riv. di filos. 3 [19C»0]).
A. Briefi;er, E.s Lehre vom Raum, vom Leeren u. vom All u. die lucrezischen
Beweise f. d. Unendlichkeit des Alls, des Raumes u. des Stoffs, Philol. C>0 (1901).
510 — 540. C. Pascal, La declinazione atomica in Epicuro e Lucrezio. Riv. di
filol. 3i» (1902), 235 ff. J. Masson, Theories concerning Epicurean theoiogy and
metaphysics. Class. rev. 16 (1902), 453—459. C. Krüelce, Unklarheiten im Be-
griff der Xatur bei Epikur, Gott. 1906, Diss. H. v. Arnim, Epikurs Lehre
vom Minimum, Wien I9u7. E. Bignone, Delle öuoiötijtf; nella filosofia di E.,
Boll. di filol. class. 17 (1911), 135—138. Derselbe, Boll. di filol. class. 21 (1915),
1.56 -Itjl (Erapedokles u. Epikur). E. Pfeiffer, Stud. z. antik. Sterngl. (2'roi/fm
Heft II), I^eipzig. Berlin 1916. S. 61 f. 76 f. (Stellung zum Sternglauben, Meteoro-
logie). — Gotteslehrc: .Joh. Fausti, Argent. 1685. J. H. Kronmaver. Jen.
1713. J. C. Schwarz, Cob. 1718. J. A. F. Bielke. Jen. 1741. Christoph
Meiners in: Verm. philos. Schriften, Lpz. 1775—1776, 41, S. 45 f f. G. F. Schoe-
mann, Schedia'sraa de Epicuri theologia, Greifswald 1864, Ind. schol. W. Scott,
The physical Constitution of the Epicurean gods, Journ. of Philol. 12 (1883), 212
bis 247. C Pascal, La venerazione degli dei in Epicuro, Riv. di filol. 34 (1906),
241-256. G. D. Hadzsits, Significance of worship and prayer among the
Epicureans, Transact. and proc. of the Amer. philol. assoe. .39 (1908), 73-88.
— Lehre von der Seele I Sterblichkeit ff er Seele u. a./: .Tob. Reisacker, Der
Todesgedanke bei den Griechen, eine historische Entwicklung, mit besonderer
Rücksicht auf Epikur und den römischen Dichter Lucrez, Trier 1862, Pr.
A. Brieger, E.s Lehre von der Seele, Halle a. S. 1893, Progr. M. Guyau, La
theorie d'Epicure sur la mort et ses rapports avec les doctrines contemporaines,
Seances et trav. de l'Acad. d. sc. raor. et pol. 111. X. s. 11 (1879), 350—377.
C. Giussani, Psicologia Epicurea; al libro III di Lucrezio vv. 136 — 416. Rend.
d. R. Istit. Lomb di sc. e lett.. 2. serie 26 (1893), 227—239 = Studi lucrez. in
des Verf. Lucrezausg. I, 183—21.. S. auch R. Heinze, Einl. u. Komment, z.
3. B. d. Lucrez (s. Text unter Lucrez).
Zu i5 63. Das epikureische System, III: Etliik (Individnalethik, Politik,
Reclitsphilosophie). Über die epikureische Moral handeln speziell: Des Con-
tures, Paris 1685, vermehrt von Rondel, Haag 1686. Batteux, Paris 1758,
deutsch (von Joh. Gottfr. Bremer). Mitau 1774, Halberst. 1792. Garve bei seiner
Cbers. der arist. Ethik, Bd. I, Breslau 1798, S. 90-119. E. Platner, Über die
stoische und epikureische Erklärung vom Ursprung des Vergnügens, in : Xeue
Bibl. der schönen Wiss., Bd. 19. M. Guyau, La morale d'Epicure et ses rap-
ports avec les doctrines contemporaines, Paris 1878, 3. ed. 1886. P. v. Gizycki,
s. oben S. 157*. J. Watson, Epicurus, in des Verf. Hedonistic theories from
Aristippus to Spencer, Glasgow. London. Xew York 1895. A. Falchi, II pensiero
giuridico, d'Epicuro, Sassari 1902. V. Brochard, La theorie du plaisir
d'apres Epicure, Journal des savants 1904, 156 ff. 205 ff. 284 ff. Derselbe, La
morale d'Epicure, ComjJte rendu de l'Acad. de sc. mor. et polit. 1905, 635 — 649
(beide Abhandlungen auch in: Brochard, Etudes usw. [s. oben S. 12*J).
E. Bignone, II concetto della vita intima nella filosofia di Epicuro, Atene e
Roma 11, 305 ff . S. auch E. Bignone unter Cicero. R. Philippson, Die
Rechtsphilosophie d. Epikureer, Arch. f. GJesch. d. Philos. 23 (1910), 289-337;
433—446. Über das Verhältnis der epikureischen Ethik zur demokritischen
P. Xatorp, Die Ethika des Demokritos, S. 127—141. — A. Haas. Über den
Einfluß der epikureischen Staats- und Rechtsphilosophie auf die Philosophie des
16. u. 17. Jahrhunderts, Berlin 1896, Diss.
Zu i; (>4. Die skeptische Schule. Aligemeiues. Die ältere Skepsis.
Allgemeines: Zeller, Philos. d. Griech. III 1 * S. 494 ff. Susemihl,
Gesch. d. griech. Liter, in der Alex. I S. 10. ff. J. R. Thorbecke, Quid inter
academicos et scepticos interfuerit. Lugd. Bat. 1821. Xorman Maccoll, The
Greek Sceptics from Pyrrho to Sextus, Lond. and Cambridge 1869. P. Lean-
der Haas, De philosophorum scepticorura successionibus eorumque usque ad
Sext. Empir. scriptis, Würzb. 1875, Diss. Rud. Hirzel^ Untersuchungen zu Ciceros
Zu § 63. Das epikiir. Systeii), III: Ethik. Zu § (U. Die skeplischo Schule. ](;,-)*
philos. Schritten, 3. T.. I. Die verschiedenen Formen des Skeptizismus. 1. Ur-
sprung der Skepsis, a) Ursprung der pyrrhonischeu Skepsis. b) l'rsprung der
akademischen Skepsis. 2. Die weitere Entwicklung der Skepsis, a) Die Ent-
wickhing der pyrrhonischeu Skepsis. b) Die Entwicklung der akademischen
Skepsis. P. Natorp, Die Ert'ahrungslehre der Skeptiker und ihr Ursprung, in:
Forschungen zur Gesch. des Erkenntnisprobl. S. 127 — 163. Derselbe, Neue
Schriften zur Skepsis des Altertums, Philos. Monatsh. 26 (1890), 61—75.
E. Pappenheim, Die Tropen der griech. Skeptiker, Berl. 1885, Pr. Simon
Sepp, Pyrrhonische Studien. I. Die philosoph. Richtung des Cornelius Celsus.
II. Untersuchungen auf dem Gebiete der Skepsis, Frei.«ing 1893 (gelehrte
Arbeiten, die manches Haltbare, aber auch manches Fragliche bringen i.
K. Praechter, Skeptisches bei Lukian, Philol. 51 (1892), 284—293 (vgl. auch
Arch. f. Gesch. d. Philos. 11 [1898], 505 ff.). Raoul Richter, Die erkenntnis-
theoretischen Voraussetzungen des griechischen Skeptizismus, Philos. Studien 20
(1902|. 246—299. M. Pohlenz, Das Lebensziel der Skeptiker, Hermes 39 (1904),
15—29 Raoul Richter, Der Skeptizismus in der Philosophie I "(behandelt
den griechischen Skeptizismus), Leipz. 1904. Albert Goedeckemeyer, Die
Geschichte d. griech. Skeptizismus, Leipz. 1905. Fr. Conrad, Die Quellen der
älteren pvrrhonischen Skepsis, Danzig 1913, Königsb. Diss. E. Bevan. Stoics
and Sceptics, Oxf. 1913.
Ptfrron: Job. Arrhenius, Ups. 1708. G. Ploucquet, Tüb. 1758.
J. G. Münch, De notione atque indole scepticismi, nominatim Pyrrhonismi,
Altd. 1796. Ch. Waddiiigton, Pyrrhon et le Pyrrhonisme, Mera. lu ä l'Acad.
d. sc. mor. et pol. en 1876, abgedr. in des Verf. Buch La philos. anc. et la crit.
bist. (Paris 1904), S. 260 — 340. P. Natorp, Ursprung der pyrrhon. Skepsis, in:
Forsch, z. Gesch. d. Erkenntnisprobl. im Alt. S. 286 — 290; Entwickl. d. pyrrhon.
Skepsis, ebenda S. 291 — 302. V. Brochard, Pyrrhon et le scepticisme primitif,
Revue philos. 19 (1885), 517 — 532; derselbe, Les sceptiques grecs, Paris 1S87.
D. Zimmermann, Darstellung der pyrrh. Philos., Erlangen 1841; Über Ursprung
u. Bedeutung der pyrrhon. Philos. ebenda 1843. E. Pappen hei m, Der Sitz der
Schule der pyrrhon. Skeptiker, Arch. f. Gesch. d. Philos. 1 (1888), 37—52.
Fr. Picavet, Un document important pour l'histoire du Pyrrhonisme, Seances
et travaux de l'Acad. d. sc. mor. et pol. 130 (1888), 885—891. Derselbe, Expli-
cation d'une inscription importante pour l'histoire du Pyrrhonisme, Rev. de
])hilol. 12 (1888). 185 f. Gius. Caldi, Lo scetticismo critico della scuola Pirro-
niana, Udine 1896.
Pyrronischer Verein: U. v. Wilamowi tz-Moellendorff, Antig. v.
Kar. (s. S. 20*) S. 290 f.
Tinioti : Über ihn s. die im Texte § 64 angeführten Fragmentsammlungen
von Langheinrieh, Wachsmuth und Diels (vgl. über die Sillen bei den
Griechen überhaupt Fr. A. Wölke, Warschau 1820, und Fried. Paul, Berlin
1821; die antiken Belege für Gattung u. Namen bei Diels Poet, philos. S. 181 f.);
ferner D. Zimmermann, Commentatio qua Timonis Phhasii sillorum reliquiae
a Sexto Empirico traditae explanantur. Erlangen 1865, Pr. Arth. Ludwich,
De quibusdam Timonis Phliasii fragmentis, Königsberg 1903, Univ.-Schrift.
G. Voghera, Timone di Fliunte e la poesia Sillografica, Padova 1904. Derselbe,
Postille critiche ad alcuni frammenti dei Silloi di Timone, Riv. d. storia antica
N. S. 10. 92-99. H. Richards (zu Tim. bei Diog. Laert. 3, 7 [fragm. 30 Diels]),
CIas.sic. rev. 21 (1907), 197—199.
Zu § 65. Die mittlere und neuere Akademie.
Gesatntdarstelltingen und Allgemeines : Zeller, Philos. d. Gr. III H
S. 507—546; 609-632; 671-699. Susemihl, Gesch. der griech. Liter, in der
Alexandrinerzeit 1 122 ff. 12, ff. ; II 279 ff. Vgl. auch die entsprechenden Partien in
Hirzels Dialog. — Fr. Dor. Ger lach, Commentatio exhibens Academicorum
iuniorum, imprimis Arcesilae atque Carncadis, de probabilitate disputationes, Gott.
1815. J. Rud. Thorbecke, fn dogmaticis oppugnandis numquid inter acade-
micos et scepticos interfuerit, Zwollae Batav. 1820, Ch. Huit, Philosophie des
Academiciens, Arces'ilas. Carneade, Philon et Antiochus, L'instruct. publ. 11
(1882), 238—240; 256—2.58. V. Brochard, Les sceptiques grecs (Paris l8S7j,
\QQ* Literaturverzeichnis.
livre II: La nouvelle Acaderaie. L. Credaro, Lo scetticismo degli accademici,
2 voll., Milano 18S9, 1893. Theod. Goraperz, Eine Schülerliste der neueren
Akademie, Festschrift für Otto Benndorf, 1898, S. 256 ff. Rud. Hirzel, Ur-
sprung der akad. Skepsis, in: L'ntersuchungen zu Ciceros philos. Schriften, III,
S. 22-39, u. Entwiekh der akad. Sk., ebenda S. 149—250. Ch. Waddington,
Le scepticisme apr^s Pyrrhon. La nouvelle academie. Enösidfeme et les nouveaux
Pyrrhoniens, in des Verf. Buche La philosophie ancienne et la critique historique
S! 356-379.
Arkenildos: Rieh. Broders en. De Arcesilao philosopho acadcraico,
Altonae 1821. Aug. Gaffers, De Arcesila, Gott. 1841, Pr. Ch. Huit, Pole-
niique d"Arc^silas contre les Stoieiens, L'instruct. publ. 14 (1885), 414—416, 430
bis 432, 448—450. E. Bickel, Ein Dialog..aus d. Akademie d. Arkesilas, Arch.
f. Gesch. d. Philos. 17 (1904), 460—479. Über die Stellung des Arkesilaos und
des Karneades in dem Kampfe zwischen Philosophie 14. Sophistik H. v. Arnim,
Leben und Werke des Dio v. Prusa S. 84. 88. H. v. Arnim, Artikel Arkesilaos
19 bei Pauly-Wissovra.
Arkesilaos^ nächste y achfolg er : Aug. Gef fers. De Arcesilae suc-
cessoribus, Gott. 1845, Pr. Lahjdes: R. Hirzel, Hermes 18 (1883), 1—16.
H. Usener, Epicurea LXVIIIf. Fr. Gada, Der Akademiker Lakydes, Fest-
schrift f. Jos. Kral, Prag 1913, S. 94—106 (böhmisch). Die Schuh xiiischen
Lakydes und Karneades : U. v. Wilamowitz-Moellendorf f , Hermes 45 fl910),
406—414. Arkesilaos' Schiller Arideikcs: F. Hiller v. Gärtringen, Bull, de
corresp. hellen. 36 (1912), 230 ff.
Körnendes: Roulez, Commentatio de Carneade Cyrenaeo philosopho.
Annal. Gandav. 1824 — 1825. Verbürg, De C. Romara legato, Arastelod. 1827.
C. Gouraud, De C. Academici vita et placitis, Paris 1848, Th^se. C. Martha,
Le philosophe C. a Rome, Rev. d. deux mondes 48 (1878), 71 — 104, wiederabgedr.
in d. Verf. Etudes morales sur l'antiquit^, Paris 1883. F. Picavet, Le ph^no-
m^nisme et le probabilisme dans l'^cole platonicienne, Carneade, Rev. philos. de
la France et de l'^tranger 23 (1887), 378-399, 498-513. A. Döring, Doxo-
graphisclies z. Lehre vom rf/.og, T. Die Carneadea divisio, Zeitschr. f. Philos. u.
philos. Krit., X. F. 101 (1893), 165—203. H. Doege, De Carneadis apud Anti-
ochiim vestigiis, Exkurs in des Verf. Dissertation: Quae ratio intorcedat inter
Panaetium et Antiochum Ascalonitam in morali philosophia, Halis Sax. 1896.
C. Vick, Quaestiones Carneadeae, Rostock 1901, Diss. (über das Leben und die
Schule des K.). Derselbe, Karneades' Kritik der Theologie bei Cicero und Sextus
Empiricus, Hermes 37 (1902), 228—248. B. Detmar, K. und Hume, ihre
Wahrscheinlichkeitstheorie, Berl. 1910, Diss. H. Mutschmann, Die Stufen der
Wahrscheinlichkeit bei K., Rhein. Mus. 66 (1911), 190—198. Zur Bekämpfung
des Dogmatismus durch K. vgl. H. Usener, Epicurea S. LXVI ff., und be-
sonders A. Schmekel, Die Philosophie d. mittleren Btoa (s. dort die Stellen im
Xamenverzeiehnis). Zur Sage von der Verfinsterung der Sonne oder des Mondes
bei K.' Tode H. Usener, Rhein. Mus. 55 (1900), 286 f. = Kl. Sehr. IV S. 307 f.
S. auch H. V. Arnim unter Arkesilaos.
Kleitomachos : A. Schmekel, Die Philos. d. mittl. Stoa (s. d. die
Stellen im Xamenverzeiehnis). Mehrfach greift ein die Literatur zu Ciceros
philosophischen Schriften (de nat. deor., de div.).
Charmndas: H. v. Arnim, Artikel Charmadas 1 bei Pauly-Wisso\va.
S. auch \V. Kroll oben im Texte.
Philon von Lnrisa: C. J. Grysar, Die Akademiker Philon und
Antiochus, Köln 1849, G.-Pr. C. F. Hermann, Disputatio de Philone La-
rissaeo, Gott. 1851, disput. altera, ibid. 1855; vgl. Krise he, in: Gott. Stud. II,
1845, S. 126 — 200. P. H artlich. De exhort. a Graecis Romanisque Script, bist.
S. 3()0 f f. Philon sucht als Quelle von Cicero de orat, zu erweisen H. v. Arnim,
Leben u. Werke des Dio v. Prusa S. 97—111. Dagegen W. Kroll, s. Antiochos.
S. auch A. Schmekel, Die Philos. d. mittl. Stoa S. 385 ff., R. Büttner, Por-
cius Licinus u. d. literarische Kreis des Q. Lutatius Catulus, Leipz. 1893, S. 144
l)is 159, und die Literatur zu Cicero (Academ.).
Antiochos von Ashalon: Grysar s. Philon. C. Chappuis, De
Antiochi Asc. vita et scrii:)tis, Paris 1854.' Rud. Hoyer, De Antiocho Ascalo-
Zu § 65. Die mittlere und neuere Akademie. H)7*
iiita, Bonnae 1883, Diss. Henr. Doege, Quae ratio intercedat inter Panactium
«t Antiochuni etc., s. oben unter Karneades. W. Kroll, Studien über Ciceros
Schrift De oratore, Rhein. Mus. 58 (1903), 552—597 (erweist A. als Quelle der
■Ciceronischen Schrift). H. Strache, De Arii Didymi in morali philosophia
auctoribus, Berlin 1909, Diss. (Antiochos bei Areios Didymos und Albinos).
P Rabbow, Antike Schriften über Seelenheilung und Seelenleitung, Leipzig-
Berlin 1914, S. 142 ff. Vgl. auch Krische, Götting. Stud. II, 160—170,
Scbmekel, Philos. der mittleren Stoa. S. 385 ff., H. v. Arnim, Artikel
Antiochos 62 bei Pauly-Wissovva, und die Literatur zu Cicero (de leg., Acad., de
fin., Tr.sc. disp., de nat. deor., de fato).
Vfirro: L. H. Krahner, Comment. de M. Varrone ex Marciani Capellae
satura supplendo, cap. 1: De Varronis philosophia, Friedland 1846. Fr. Bü-
cheier, Hemerkungen über die varron. Satiren, Rhein. Mus. 14 (1859), 419— -152
= Kl. Sehr. I 169 -198. Derselbe, Ein varron. Satirentitel, ebenda 19 (lSf)4),
475 = Kl. Sehr. I 508. Derselbe, Über V.s Satiren, ebenda 20 (1865), 401—443
= Kl. Sehr. I 534- 580. Derselbe, Zu V.s Satiren, ebenda 21 (1866), 308—309
= Kl. Sehr. I 612—613. Joh. Vahlen, Zeitschr. f. d. österr. Gymn. 12 (1861)
= Ges. philol. Sehr. I 528 f.; Rhein. Mus. 18 (1863), 319 = Ges. philol. Sehr.
I 528. H. Kettner, Varronische Studien, Halle 1865. P. Glaesser, De
Varronianae doctrinae apud Plutarchum vestigiis, Leipz. 1881, Diss. V. Henry,
De sermonis humani origine et natura M. Terentius Varro quid senserit, Paris
1883, Thesis = Mem. d. la Soc. d. sc. de l'agric. et d. arts de Lille, ser. 4, 12,
5. 1—94. G. Knaack, Menipp und Varro, Hermes 18 (1883), 148—150.
U. V. Wilamowitz-Moellendorf f, Varro, Cato de educ. Mb. ap. Macrob. 3,
6, 5, in: Coniectanea, Ind. schol. aest., Gott. 1884. Erdmann Schwarz, De
M. Terentü Varronis apud sanctos patres vestigiis cap. duo, Jahrbb. f. klass.
Philol. Suppl. 16 (1888), 405—499 (Varro bei Tertullian u. Augustin). F. Leo,
Varro und die Satire, Hermes 24 (1889), 67—84 (Beziehungen Varros zu Me-
iiippos). E. Norden, In Varronis saturas Menippeas observationes selectae,
Jahrbb. f. klass. Philol. Suppl. 18 (1892), 265—352 (vgl. u. a. den Abschnitt über
■die kynisch-stoische Opposition gegen die Athletik S. 298 ff.). Derselbe, Varro-
niana II, Rhein. Mus. 48 (1893), 529 ff . (Abhängigkeit von Poseidonios, vgl.
S. 541 ff.). Derselbe, D. varron. Satura Prometheus, ein Kap. aus d. Lehre v. d.
jToövoia, Beitr. z. Gesch. d. griech. Ph., im 19. Supplem. d. Jahrbb. f. kl. Philol.
(1893), 428—439. E. Wendung, Zu Posidon. u. Varro, Hermes 28 (1893), 335-353
(Abhängigkeit von Poseidonios). A. Gercke, Varros Satire Andabatae, Hermes
28 (1893), 135—138. A. Döring, Doxographisches zur Lehre v. Ts/.og: II 6:
Varro, Zeitschr. f. Philos. u. phUos. Krit. N. F. 101 (1893), 165 ff. R. Agahd,
Quaestiones Varronianae, in der Einleitung zu seiner Ausgabe der Bücher 1. 14.
15. 16 der Antiqu. rer. div., Jahrbb. f. klass. Philol. Supplem. 24 (1898). 1-220,
367—381 (Poseidonios Quelle Varros). E. Oder, Ein angebl. Bruchstück Demo-
krits über die Entdeckung unterirdischer Quellen, Philologus Suppl. 7 (1898),
231 — 384 (vgl. hier 310. 363. Varro Brücke zwischen Poseidonios einer-, Plinius
und Vitruv andererseits). R. R eitzenstein, M. Terentius Varro und Johannes
Mauropus von Euchaita. Eine Studie zur Gesch. d. Sprachwissenschaft, Leipzig
1901. W. M. Lindsay, Rhein. Mus. 57 (1902), 197 (Menipp. Satiren Varros
Quelle des Nonius Marcellus). H. Peter, Rhein. Mus. 57 (1902). 235 ff. (Varros
Verhältnis zum Pythagoreismus). O. Hense, Eine Menippea des Varro, Rhein.
Mus. 61 (1906), 1—18. O. Hempel, De Varronis rerum rusticarum auctoribus
qnaestiones selectae, Leipz. 1908, Diss. (berührt u. a. Varros Verhältnis zu Arche-
laos, Xenophon, Aristoteles, Theophrast). L. Sontheimer, Vitruvius und seine
Zeit, Tüb. 1908, Diss. W. Poppe, Vitruvs Quellen im zweiten Buche de archi-
tectura, Kiel 1909, Diss. (zu den beiden letztgenannten Arbeiten, die sich auch
mit dem Verhältnis Vitruvs zu Varro beschäftigen, s. H. Degering, Berl.
philol. Wochenschr. 1912. 581 ff.). G. Zottoli, Boll. di filol. class. 16 (1910),
185 f. (zur Ta(pii Mn'injtov p. 222 Riese). Fr. Pfister, Philol. 69 (1910), 423.^1
(vier Arten der Divinatiou zusammenhängend mit den vier Elementen nach V.).
W. B. Anderson, Class. quart. 5 (1911), 181 (Sat. Menipp.). K. Praechter,
Eine Stelle V.s zur Zahlen theorie, Hermes 46 (1911), 407—413. A. Gianola,
Pitagora e le sue dottrine negli scrittori lat. del primo sec. a. C: 1. Framm. d.
dottr. d. P. desunti dalle opere di M. Ter. V., Estr. dTltra 1911. K. Mras,
V.s menippeisehe Satiren u. d. Philosophie, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usm*.
Jßj^* Literaturverzeichnis.
33 (1914). 3!)il-420. V-il. auch H. Diels. Doxogr. Gr. (s. dort d. Index unter
Varro), A. Schmekel, D. Philos. d. mittl. Stoa (s. dort das .Namenverzeichnis),
R. Hirzel, D. Dialog (I ??. 43G ff. V.s menippische Satiren. Für Weiteres s. das-
Register des Werkes). J. Geffcken, Kynika (s. dort d. Register), und in der oben
S. 40* genannten Abhandlung. V.s etymolog. Theorie: Muller, De veter. inipr.
Roman, stud. etyraol. S. 115 ff. Zu V.s Zahlenlehre s. auch G. Borghorst^
De Anatolii fontibus, Berl. Diss. 1905, S. 45—55. — Die unter Varros Namer>
gehenden Sentenzen behandeln P. Germann, Die sog. Sententiae Varronis,
Paderborn 1910 (Stud. z. Gesch. u. Kultur d. Altertums III 6), C. Weyman,
Rhein. Mus. 70 (1915), 154 (Sentenz 45 augustinisch-scholastischi. K. Fries s.
zu § 85 Favonius Enlogius.
Cicero: Jahreshericlitc s. oben S. 23* f.
AllgotU'iiit's : Ciccros Slellumi xu Pliüomplien und P/n/osnphcHscIiuleit. Sein
plnlosophisclies Bekouitnis. Cicero als Bericliterstatter über pliilosopltisclie Systeme
und als Förderer philosophischer Studien in Rom. Seine philosophisclien Sciirijien
und ihre Quellen im allgemeinen. Terminologisches und Stilistisches. Ciccros
rhetorische Lehren in ihrer Beziehung xur Philosophie. Xachnirhung seiner
philosophischen Schriftsteller ei im allgemeinen bei Späteren (Nachu-irkung der
einzelnen Schriften s. unter diesen):
Xeben den Einleitungen und Anmerkungen von Herausgebern philo-
sophischer Schriften Ciceros, wie Madvig usav., und neben älteren Arbeiten, wie
Chr. Meiners, Grat, de philos. Ciceronis eiusque in universam philos. meritis,
in: Verm. philos. Schriften, Bd. I, 1775, S. 274ff., H. C. F. Hülsemann, De
indole philosophica Ciceronis, Lüneb. 1799, Gedikes Zusammenstellung der
auf die Geschichte der Philosophie bezüglichen Stellen des Cicero, Berlin 1782.
1801, 1814 (s. oben S. 18), die noch mehr für die Charakteristik der ciceronischen
Auffassung als für die Geschichte der älteren Philosophie selbst Wert hat, ferner
neben Krisches Forschungen, Göttingen 1840, und Ritters ausführlicher Dar-
stellung der Philosophie des Cicero in seiner Geschichte der Philosophie IV,
S. 106 — 176, sowie derjenigen Zellers, III 1 * S. 672—692, seien hier noch be-
sonders erwähnt: J. F. Herbart, Über die Philosophie des Cicero, gelesen 1811,,
abgedruckt in den Werken, Bd. 12, S. 167 — 182. Raph. Kühner, M. TuUii
Ciceronis in philosophiam eiusque partes merita, Hamb. 1825. J. A. C. van
Heusde, I\I. Tu) lius Cicero (füon/.ÜTcov, Traj. ad Rhen. 1836. M. M. v. Baum-
hauer, De Aristotelis vi in Cic. scriptis, Ultraj. 1841. Legeay, M. TuUius
Cicero philosophiae historicus, Lugd. Bat. 1846. H. Ritter, Bemerk, zu Cic.
Tusc. 1, 10, 22, ein Beitrag zu den Untersuchungen über C.s Bekanntschaft mit
der aristotelischen Philosophie, Zerbst 1846. A. Desjardins, De scientia civili
apud Cic, Beauvais 1857. Burmeister, Cic. als Neu-Akademiker, Oldenburg
1860, G.-Pr. W. Thomas, De Aristotelis F^cozeQcy.oTg /.öyoig deque Ciceronis
Aristotelio more, Gott. 1860. C. M. Bernhardt, De Cicerone Graecae philo-
sophiae interprete, Berlin 1865, Progr. des Fr.-Wilh.-Gymn. Hugo Jentsch,
Aristotelis ex arte rhetoriea quaeritur quid habeat Cicero, Berol. 1866, Diss. Der-
selbe, De Aristotele Ciceronis in rhetoriea auctore. Pars I. IL, Guben 1874. 1875,
G.-Pr. G. Barzellotti, Delle dottrine filosofiche nei libri di Cicerone, Firenzc
1867. J. Walter, De an. immort. quae praec. Cic. trad., Prag 1867. K. Hart-
felder, De Cic. F.picureae doctrinae interprete, Heidelb. 1875, Diss. Gloel,.
Über Ciceros Studium des Piaton, jNIagdeb. 1876, Pr. M. B rasch, Cicero al&
Ehilos. Schriftsteller, In: Brasch, D. Klassiker d. Philos. I, Leipz. o. J., S. 346
is 403. Rud. Hirzel. Untersuchungen zu Ciceros philosophischen Schriften,
Lpz. 1877 — 1883 (über die Teile des Werkes s. unten bei De nat. deor., De fin..
De off., Acad. priora, Tusc. disp.). Derselbe, Der Dialog, Lpz. 1895, I S. 457 ff.
Jos. Walter, M. Tullii Ciceronis philos. moralis, I, Prag 1878, II — IV, Prag-
1879 — 1882, V, Böhm. Leipa 1883. G. Behncke, De Cic. Epicureorura philo-
sophiae existimatore et iudice, Berl. 1879, Pr. W. Wiegand s. unten S. 171* zu
De nat. deor. P. Ewald, Der Einfluß der stoisch-ciceronianischen Moral auf
die Darstellung der Ethik bei Arabrosius, Leipzig 1881, Diss. E. Havet,
Pourquoi C. a professe la philos. academ., Seances et trav. de l'Acad. d. sc.
rnorales et polit. 121 (1884), 660-671. F. Gnesotto, Della difficoltä di poter
giudicare del merito di C. conie scrittore di filosofia, Atti e mem. d. Accad. cli sc,
lett. cd arti in Padova 1884/85. nuov. ser. 1, 74—77. C. Thiaucourt, Essai
Zu {j 05. Die nuttlere und neuere Akademie. KiU*
sur les traites pLilosophiques de Cic^ron et leurs sourees greeques, l'ar. 1SS5.
Fr. .Saltzmaun, Über L'iceros Kenntnis der platonischen Schriften. Nebst
einer Untersuchunj^ über die Quellen des 1. Buchs der Tuscul., Cleve 18S5. 1886, Pr.
W. Kahl, Demokritstudien, I. Demokrit in C.s philos. Schrift., Dicdenhufen
1&89. Pr. C. Gianibelli, Appunti suUe fonti delle opere filosofiehe di C, luv. d.
filol.' IG (1SS8), 430-444, 552—563; 17 (1889), 116-134, 222-246. M. Morlais,
Les doclrines niorales de Ci in d. Verf. Etudes morales sur les grands eerivains
lalins, 2. ed., Lvon 1889. L. Credaro, Quäle uso C. abbia fatto delle fonti filo-
.sofiche greche, 'Riv. ital. d. filos. 4 (1889), 285-292. M"'c .Jules Favre. La
morale de Cicöron, Paris 1890. O. Weißenfels, Einleit. in d. Schriftstellerei
C.s und in die alte Philosophie, Leipz. 1891. Fr. Smreka, Quae ]\I. Tüll. Cic.
de philosophia nierita sibi paraverit, Pisecae 1892. A. Desjardins, Les dcvoirs.
Essai sur la uiorale de C, 2. ed., Paris 1893. S. Sepp, Anesidem bei C, in d.
Verf. Pyrrhonischen Studien, Freising 1893. G. Stoerling. Quaestiones Cicero-
nianae ad religioneni spectantes, Jena 1894, Diss. J. Ki zanic. De M. Tüll. Cic.
philosophiac studiis, Oeniponte 1896. J. Masson, Cicero on the Epicurean gods,
Class. rev. 16 (1902), 277—281. C. Thiaucourt, Les traites de philosophie
religieuse et les opuscules philosophiques de Ciceron, Paris 1902 (Universitätsschr.
V. Nancy). B. Bart hei. Über die Benutzung d. philosophischen Schriften C.s
durch Lactanz I, Strehlen 1903, Pr. C. Thiaucourt, Les premiers apologistes
chretiens a Korne et les traites philos. de C, Rev. d. cours et Conferences, Paris
1904 (s. anch Rev. de Tinstr. publ. en Belg. 53 [1910], 2-18). W. Kroll. Cicero
und die Rhetorik, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 11 (1903), 681—689 (von
Wichtigkeit auch für Ciceros Verhältnis zu griech. Philosophen [Antiochos von
Askalon Quelle Ciceros]). Fr. Cauer, C.s politisches Denken, Berlin 1903 (darin
über C.s philosophisches Ideal). A. Degert, Les id^es morales de Ciceron, Paris
1907. I^. Laurand, De Ciceronis studiis rhetoricis, Paris 1907, These. C. Atzert,
De Cicerone interprete Graecorum, Gott. 1908, Diss. B. Jansen, C. als Philo-
soph, Philos. Jahrb. 22 (1909), 359—377. Kath. C. Reiley, Studies in the philo-
sophical terminology of Lucr. and C, New York 1909. C. Morawski. De
metajAoris Tullianis observationes, Eos 16 (1910), 1—5. Karl Müller, C. als
Philosoph, Zug 1911, Pr. Th. Ziel ins ki, C. im Wandel d. Jahrhunderte, 3. Aufl.
F^eipz. Berl. l9l2. H. Ranft, Quaestiones philosophicae ad orationes Ciceronis
pertinentes, Leipz. 1912, Diss. Fr. Feßler, Benutzung d. philos. Schriften C.s
durch Lactanz, Leipz. Berl. 1913. C. Cimegotto, Frammenti di dottrine cosmo-
antropiche degli antichi scrittori nelle opere di M. TuU. Cic, Roma 1913.
Rob. Fischer, De usu vocabulorum apud Ciceronem et Senecam Graecae philo-
sophiac iiitei-pretes, Freib. i. B. 1914, Diss. H. U^ri^ C. und d. epikureische
Philosophie, München 1914, Diss. W. Sc hink, C. als Philosoph, Neue Jahrb. f.
d. klass. Ahert. usw. u. f. Pädag. 34 (1914), 513-,522. L. Gurlitt, Über Quellen
zu C.s philos. Schnften (zu epist. ad Att. 12, 6, 2; 13, 39, 2), Philol. 73 (1914),
419—425. — Für die Frage nach den Quellen von Ciceros philosophischen Schriften
ist außer Hirzels oben S. 168* genanntem Werke besonders A. Seh m ekel. Die
Philosophie der mittleren Stoa, Berlin 1892, zu berücksichtigen (eingehende Unter-
suchungen zu de offic, de leg. I, de rep. 1 — III, Tusc. I, de fato). Über Ciceros
Verfahren bei Abfassung seiner philos. Schriften s. auch H. Usener, Epicurea
S. LXV ff., über sein Verhältnis zur Placita-Literatur Diels, Dox. Gr. 119 ff.
202 f. 2111, über seine Beziehungen zu Poseidonios' Protreptikos Gerhäußer,
s. unter Poseidonios. Bedenken gegen grundsätzliche Auffassungen der meisten
neueren Forscher äußert A. Lörcher, Jahresb. über d. Fortschr. d. kl. Alter-
tumswiss. 162 (1913 II), 2 ff. Als Hilfsmittel für die Erforschung der philo-
sophischen Terminologie Ciceros ist von großem Werte H. Merguet, Lexikon zu
den philosophischen Schriften C.s mit Angabe sämtlicher Stellen, 3 Bde.,^ Jena
1887 — 1894. — Die Literatur über Ciceros Beziehungen zu Lucrez (Usener.
Martha, Nettleship, Karsten, Marx, Reitzenstein, Castellani, Leeuwen, Giri,
Hendrickson, Merrill, Cocchia, Litchfield, Strong, Münzer) s. S. 1.59* ff. unter
Lucrez. Mehrfach greift in ciceronische Fragen ein die Literatur zu Phaidros,-
Philodemos (S. 158* f.), Kleitomaehos, Philon v. Larisa, Antiochos v. Askalon
(S. 166* f.), Panaitios, Poseidonios (S. 176* ff.).
Die einxelneyi philosophischen Schriften:
De republica : K. S. Zachariae, Staatswissenschaftl. Betrachtungen üb. C.s
wiedergefundenes Werk vom Staate, Heidelberg 1823. H. Usener, Khein. Mus.-
1 70* Literaturverzeichnis.
28 (1873), 397 ff. - Kl. Sehr. III S. 16 ff. (Abhängigkeit C.s im Somnium
Scipionis von Aristot. Protref)t.. von dem ein Kefiex auch de rep. 1, 17, 26 — 29
vorhanden ist); dazu K Fries, Rhein. Mus. 55 (190iJ), 22. P. Corssen. De
Posidonio Rhod. M. Tullii Cic. in libro 1. Tusc. disp. et in Somnio Scipionis auctore,
Bonn 1878, Diss. R. J Schubert, Quos C. in libro I. et II. de republ. auctores
secutus esse videatur, Lips. 1883, Würzb. Diss. C. Wachsmuth, Zu C.s Schrift
de rep., Leipz. Stud. z. klass. Philol. 11 (1889j, 197-206. L. Ziehen, Ad Cic.
de rep. libri 2. § 18., in: Schedae philol. H. Usener a sodal. semin. reg. Bonn.
obl., Bonnae 1891, S. 138—144. S. Brandt, Ad Cic. de rep. libros adnotaliones,
Festschr. z, 350jähr. Jubelf. d. Gvmn., Heidelb. 1896. H. Usener. Rhein. Mus.
56 (1901), 312 f. = Kl. Sehr. II S. 317 f. A. Beltrami, II Sogno di Scipione
di M. Tnllio Cicerone e le sue imitazioni nella letteratura italiana, Comm. del
Ateneo di Brescia 1901. C. Pascal, Di una fönte greca del ,, Somnium Scipionis"
di Cicerone. Rend. d. Acc. d. arch., lett. e belle arti di Napoli 1902. W. Volkmann,
Die Harmonie d. Sphären in C.s Traum d. Scipio, 85. Jahresber. d. Sehles. Ge-
sellsch. f. vaterl. Kultur, 4. .A.bt., Breslau 1908. A. W. van Buren, in: Supplem.
papers of the Amer. school of classical studies in Rome, vol. 2, New York, London
1908 (Umschrift d. Palimpsestes von Cic. d. rep,); dazu Th. S tan gl, Woch. f.
klas_s. Philol. 1908, 1201 ff. F. Boll, Philol. 69 (1910), 170 ff. (zu Somn. Scip.
§ L: Cic. Quelle d. Firmicus Maternus). X. Tcrzaghi, Boll. di filol. class. 18
(1911), 55 — 58 (zu de rep. 4, 11). Giov. Galbiati, Inquiritur in M. Tullii
Ciceronis librorum qui manserunt De rep. et De leg. fontes. Classici eXeolatini 1911,
203—210; 275-338. Derselbe, De M. Tullii Cic. in libris de rep. et de leg.
fontibus, Augustae Praetoriae 1913. H. Skassis, Quo tempore scripti et editi
fuerint libri de republica, Athen 1915. K. Ziegler, Zu C. de republ.. Hermes
51 (1916), 261 ff. Für d. Somnium Scipionis kommt auch die unten zu § 66 an-
zuführende Literatur über Poseidonios' Einfluß auf die religiösen Anschauungen
-der hellenistischen Welt in Betracht. S. auch P. Corssen S. 171* unter den
Tusculanen und A. Seh m ekel oben S. 169*.
De legibus: E. Horrmann, De tempore quo Cic. libros de legibus scripsisse
videatur, Detmold 1845, Pr, Em an. Hoff mann, Z. zweiten B. v. Cic. de legibus,
Jahrbb. f. klass. Philol. 117 (1878), 709—720. L. Lange, Zum zweiten B^ von
Cic. de legibus, ebenda 851. J.X.Madvig, De eraendandis C. libris de legibus disp.,
in des Verf. Opusc. acad., Havniae 1887, S. 504— 532. Eman. Hoffmann, ZuC.de
legibus, Jahrbb. f. klass. Philol. 153 (1896). 421— 426. Alfr.Gudeman, Zur Chrono-
logie von Cic. de leg., Berl. philol. Wochen sehr. 12 (1892), 930-932. Frid. Boesch,
l'e Aelio et Posidonio Ciceronis in libro de legibus secuudo auctoribus, in d. Verf.
Diss. De XII tabul. lege a Graecis petita, Gott. 1893. R. Reitzenstein, Die
Abfassungszeit d. 1. B. Ciceros de legibus, in: Drei Vermutungen z. Gesch. d.
röm. Lit. (aus: Festschr. Theod. Mommsen z. 50 jähr. Doktorjub. überr.), Marburg
1893. Joh. Vahlen, Zeitschr. f. d. österr. Gvmn. 11 (I86O1, 1 ff.; 12 (1861),
2 ff.; 19 (1868), 104; Rhein, Mus. 21 (1866), 158 (diese der Kritik u. Erklärung
■einzelner Stellen gewidmeten Arbeiten auch in des Verf. Ges. philol. Schriften I
S. 530-566). Derselbe, Hermes 35 (1900), 135 ff. G. Lazie, De Ciceronis librorum
■de legibus tempore et libri primi compositione, Karlowitz 1900/01, Pr. Derselbe,
De compositione secundi et tertii Ciceronis librorum de legibus, ebenda 1903 4, Pr.
Derselbe, Über die Entstehung v. C.s Schrift de legibus, Wien 1912. Th. Bögel,
Inhalt u. Zerlegung d. zweiten Buches v. Cic. de legibus, Kreuzburg 1907, Pr.
Derselbe. Zum zweiten und dritten Buch v. C.s Schrift de legibus, in A'ao/rf?,
Berlin 1911, S. 297—321. Arth. Laudien. Die Komposition u. Quelle v. C.s
1. Bnch der Gesetze, Hermes 46 (1911), 108—143. S. Eitrem, Xord. tidskr. f.
filol. 4. R. III 55 (zu 2, 24). A. E. Housman, Journ. of philol. 32 (1913),
261 ff. A. Schmekel, Phüos. d. miltl. Stoa S. 47 ff. H. v. Arnim. Stoic.
vet. fragm. I S. XIX f. S. auch Galbiati unter De republ.
Paradoxa: Morgenstern, Proleg. in Cic, Paradoxa, Dorpat 1819, auch in
Seebodes Mise, crit 1 (Hildesheim 1822), 386. O. Heine, Krit. Bemerk, zu Cic.
Paradoxa, Philol. 10 (1855), 116 — 125. J. Ogorek, Quae ratio sit Ciceronis
Paradoxis Stoicorum cum Horatii stoicismo satiris epistulisque eins contento I,
Lemberg 1901, Pr,, II ebenda 1902, Pr.
Academica: A. C. Ranitz, De libr. Cic. Acad. comm., Leipz. 1809 (dazu
Acta soc. Lips. 2 [1812], 165). Brandis, Einige Bern. üb. Cic. Acad. und Topica,
Rhein. Mus. 3 (1829), 542. Krische, C.s Academica, Gott. Stud. (1845), 126 ff.
Zu § 65. Die mittlere und neuere Akademie. 171*
€. J. H. E n gs t ra n d t , De libris C. Acad , Upsala 18ü0. H. D i e 1 s , De Theophrasti
Opinionum apud Ciceronem vestigiis [Acad. prior. 2, 37, 118J in: Doxogr. Gr.
S. 119 ff. R. Hirzel, Unters, z. C.s philos. Sehr. III: Acad. priora, Leipz. 1883.
C. Thiaucourt, Les Acadt5miques de Ciceron et le Contra Academicos de Saint
Augustin. in: M^langes Boissier, Paris 1903. L. Delaruelle, Rev. de philol. 36
(1912), 299 (Textkrit.). A. Lörcher, Das Fremde u. das Eigene in C.s Büchern
de finibus bonorum et malorum u. den Academica, Halle a. S. 1911.
De finihna l/oiioriiiH et tualoriim: R. Hirzel, Untersuchungen zu ("iceros
philosophischen Schriften II: De finibus, Leipzig 1882. Hoyer, De Antiocho
Ascal. (s. oben S. 166* f.), S. 1 ff. C. Giambelli, Gli stiidi Aristotelici e la
dottrina d'Antioco nel de finibus, Riv. di filol. 19 (1891), 242-276; 397—426;
20 (1892), 282—299; 465-488; auch separat Turin 1892. Dazu P. Wend-
land, Berlin, philolog. Wochenschr. 1893, 1383. M. Schneide win, Studien zu
•C.s philosophischen Schriften. Ein zusammenfassender und textkritisoher Rück-
blick auf C.s Beurteilung d. epikureischen Ethik in seinem zweiten Buche de
finibus, Hameln 1893, Pr. A. Hefter, Hauseritne Seneca in dialogo secundo e
Ciceronis de finibus tertio et Tuscul. disp. quinto libro quaeritur, St. Paul 1902,
Pr. J. Klaussen, De Cicerone et Torquato Epicureo, in: Beitr. z. klass. Philol.
Alfr. Schöne dargebr., Kiel 1903 (über d. Verh. v. Cic de fin. 1, 29—71 und 2,
18—118 zu der griech. Vorlage). G. Rödler, Rev. de philol. 31 (1907), 202.
H. Bignone, Qua fide quibusque fontibus instructus moralem Epiciiii philo-
■sophiam interpretatus sit Cicero in primo de finibus libro, Riv. d. filol. 37 (1909),
.54—84. Dagegen R. Philippson, Zu C.s erstem Buche de finibus, Rhein. Mus.
•66 (1911), 231—236. A. Lörcher s. Academica. J. Mac lunes, Class. quart.
5 (1911). 98 ff. (zu 2, 17, 56). A. Gandigüo. Atenee Roma 14, 346 (zu 4, 26. 72).
A. E. Housman s. De legibus. H. v. Arnim, Stoic. vet. fragm. I S. XXVIII f.
H. Strache, De Arii Didymi in morali philos. auct.. Berl. Dis?. 1909, S. 79 f.
< Poseidonisches im 3. Buche).
Tusciilanae disputationes : H. Ritter s. o. ü. Heine, De fontibus Tusc.
disp., Weimar 1863, Pr. (s. auch die Einl. z. d. Verf. Ausg. d.Tusc). G. Zietsch-
mann. De Tusc. disput. fontibus, Halle 1868, Diss. P. Corssen, De Posidonio
Rhodio M. TuUii Ciceronis in libro I. Tusc. disp. et in Somnio Scipionis auctore,
Bonn 1878, Diss. Derselbe, C.s Quelle f. d. erste B. d. Tusculanen, Rhein. Mus.
36 (1881), 506—523. H. Diels, Doxogr. Gr. S. 202 f. Derselbe, Zu Cic. Tusc.
1, 19. 43, Rhein. Mus. 34 (1879), 487-491. R, Hirzel, Unters, z. C.s philos.
Sehr. III: . . . Tusc. disp., Leipz. 1883. P. H. Poppelreuter, Quae ratio
intercedat inter Posidonii nsoi .-ra&cöv jTQayfiazsi'ag et Tusc. disp. Ciceronis, Bonn
1883, Diss. Fr. Saltzmann s. o. S. 169*. L. Reinhardt, Nachlese zur Frage
nach den Quellen C.s im ersten B. der Tusculanen, Jahrbb. f. klass. Philol. 153
(1896), 473—485. R. Rubrichi, Riv d. filol. 33 (1905), 568—576. E. Mever,
Gymnasium 1906, 435-438. H. Deiter, Philol. 65 (1906), 319 (zu 1, 25" 60;
5. 11, 33: 5, 21, 61). P. H. Darastö, Mnemos. N. S. 34 (190()), 58. M. Pohlenz,
D. dritte u. vierte B. d. Tusculanen, Hermes 41 (1906), 321 — 355. Derselbe, Das
zweite B. d. Tusculanen, ebenda 44 (1909), 23—41. Derselbe, De Ciceronis Tusc.
■disp., Gott. 1909, Pr. Derselbe, Die Personenbezeichnungen in C.s Tusculanen,
Hermes 46 (1911), 627-629. A. C. Clark, A Bodleian fragm. of Cic. Tusc.
quaest., M^langes Chatelain, Paris 1910, S. 169 — 173. S. Linde, Ad Platonem
et Ciceronem, Eranos (Act. philol. Suec.) 12 (1912), 175 ff. (zu Tusc. 3, 66).
J. E. Granrud, Class. journ. 7 (1911/12), 212 f. (zu 2, 27. 5()). P. Corssen. In
€ic. Tusc. 2, 60 et De rep. 1, 9, Berl. phil. Woch. 1914, 29 f. S. auch Car.
Buresch, Consol. a Graecis Romanisque Script, hist. crit. S. 95 ff. A. Schmekel,
Philos. d. mittl. Stoa S. 132 ff. H. v. Arnim, Stoic. vet. fragm. I S. XX ff.
P. Rabbow, Antike Schriften über Seelenheilung u. Seelenleitung I, Leipzig
BerHn 1914, S. 142 ff. (zu ß. 3 u. 4). A. Hefter s. zu De finibus.
De natura deonon : B. Lengnick, Ad emendandos explicandosque Ciceronis
libros de nat. deor. quid ex Philodemi scriptione rrfo( Fvoeßsiu? redundet, Halle
1871, Diss. Rud. Hirzel, Unters, z. Ciceros philos. Sehr. I: De nat. deor.,
Leipz. 1877, P. Schwenke, Über C.s Quellen in d. Büchern de nat. deor.,
Jahrbb. f. klass. Philol. 119 (1879), 49-66; 129-142. Derselbe, Zu C. de nat.
deor., ebenda 125 (1882), 613—633. W. Wiegand, Ährenlese der Kritik u. Erklär,
d. drei Bücher C.s de nat. deor., nebst einem Nachwort über dessen Verdienste
] 72* Literaturverzeichnis.
um die Philosophie überhaupt, Zeitschr. f. Philos. u. philos. Kril. X. F. ~U |1881)^
211-226. A. Goethe (zum Texte), Jahrbb. f. klass. Philol. 129 (1884), 30—34;
133 (188G), 137—138; 137 (1888), 481-482. Lcop. Pvcinhardt, Die Quellen v
Cic.s Sehr, de deor. nat., Breslau 1888 (ßreslauer philol. Abh. 3, 2). O. Dieck-
hoff, De Ciceronis libris de nat. deor. recensendis, Gott. 1895. J. Gaßner,
M. Tullii Ciceronis lil)r. de nat. deor. argumentum explicatur, Salzb. 1896, Pr.
R. Hoyer, Quellenstudien z. C.s Büchern de nat. deor., de div., de fato, Rhein.
Mus. 53 (1898), 37- 6;") F. Kotek, Anklänge an C.s de nat. deor. bei Minucius
Felix und TenuUian, Wien 1901, Pr. C. Vick, Karneades" Kritik d. Theologie
bei Cicero und Sextus Empiricus, Hermes 37 (1902), 228-248. A. Gianola, De
compositione et fontibus C. libror. qui sunt de nat. deor., Bologna 1904.
Fr. Stabile, in M. Tullii Ciceronis de nat. deor. 1 c. 1 — 3, Neapel 1904.
M. L. Earle, Proceed. of the Araer. philol. assoc. 34, 35 (zu de nat. deor. I).
H. Deiter, l'hilol. 65 (1906), 318 f. (zu 2, 53, 132; 2, 57, 143). P. Cropp, De-
auctoribus, quos secutus C. in libris de nat. deor. Academicorum novorum theo-
logiam reddidit. Gott. 1909, Diss., Bergedorf b. Hamb. 1909, Pr. J. E. B. Mayor..
Class. rev. 24 (1910). 145 (zu 2, 69). J. van Wageningen. Mnem. 39 (1911)^
135-140 (zu 1, 25. 26. 80). L. Delaruelle, Rev. d. philol. 36 (1912), 299-308.
E. Kagarow (Quelle u. Komposition v. C.s Dialog d. nat. deor., russisch), Russ.
Zeitschr. Hermes 1912. 309-312. K. Praechter, Hermes 48 (1913), 315-318
(zu 2. 33, 83). J. A. Kleist, Class. journ. 8, 81 ff. (zu 1, 1). S. auch Einleitung
u. Kommentar d. Ausgabe von J. B. Mayor, ferner zu B. 1 H. Diels, Doxogr.
Gr. S. 121 ff., Sitz. d. Berl. Akad. 1893, 116, zu B. 2 H. üsener, Epicurea
S. LXVll f., dem H. v. Arnim, Stoic. vet. fragm. I S. XXX beistimmt,
P. Wendland, Posidonius' Werk ITfoI decov, Arch. f. Gesch. d. Philos. 1 (1888).
200—210, Philos Sehr. üb. d. Vorsehung, Berlin 1892, S. 84 Anm. 1, H. Diels,
Elementum, Leipzig 1899, S. 2 ff. 12, Sh. O. Diekerman, Some Stock lUustr,
(oben S. 31* unter IV), S. 127.
Cato inaior de scnncftdc: P. J. van der Ton, Cato maior explicatur et e
Graecis potissimum fontibus illustratur, Löwen 1821 (Annal. acad. Lovan. 3 |1822J,
1 ff.). X^assau, Adnotationes in libr. Cic. de sen., Groningen 1829. Gust. Schnei-
der, Das Platonische in §§ 77 u. 78 v. C.s Cato maior, Zeitschr f. d. Gymnasialw,
33 (1879), 689—707. Th. Maurer, D. Abfassungszeit von C.s Cato maior, Jahrbb.
f. klass. Philol. 129 (1884), 386—390. K. Meißner. Zu C.s Cato maior, Jahrbb. f.
klass. Philol. 131 ( 1 885), 209 - 220. Bast. Dahl, Zur Handschriftenkunde u. Kritik
des ciceron. Cato maior, Forhandlinger i videnskabsselskabet i Christiania Aar
1885. 1886. Aug. Otto, Die Interpolationen in C.s Cato maior, Philol. AbhandL
M. Hertz z. 70. Geb. dargebr., Berl. 1888, 94-104. Alfr. Gercke, Die Hand-
schriften von C.s Cato maior, in d. Verf. Seneca-Studien, Jahrbb. f. klass. Philol.
Suppl. 22 (1896), 50—53. L. Havel, Acad. d. inscr. 1901. 1902 (textkritisch).
Derselbe. Les lignes transpos^es du Cato Maior, Journ. d. sav. 1902, 370—382;
401—412. M. L. Earle, Ad Ciceronis Catonem Maiorem, Rev. d. philol. 28 (1904),
123 f. A. Äußerer, De clausulis Minucianis et de Ciceronianis quae quidem
inveniuntur in libello de senectute, Innsbruck 1906 (Commentat. Aenipont. I).
Kath. Allen, The date of Cicero's Cato maior de senectute, Am. journ. of
philol. 28 (1907), 297-300. G. R. Throop, A new ms. of Ciceros de senectute.
Class. philol. 3 (1908), 28,5—302. Derselbe (zu §§ 10. 37), ebenda 6 (1911), 483.
E. Stettner, Cato maior, eine politische Tendenzschrift, Zeitschr. f. d. österr.
Gymn. 61 (1910), 684-698; 86.5-877. M. E. Hirst, Class. rev. 24 (1910), 50
(zu 16, 56). Joh. Schröter, De Ciceronis Catone maiore, Weidae Thuringorum
1911, Leipziger Diss. Car. Simbeck, De Ciceronis Catone maiore, München
1911, Diss., Kempten 1912, Pr. ; vollständig in Simbecks Ausgabe des Cato maior.
H. Kroeger, De Ciceronis in Catone maiore auctoribus, Rostochii 1912, Diss.
S. auch Sh. O. Diekerman, Some Stock Illustr. (oben S. 31* unter IV),
S. 126 f. (Quelle von §§ 52 f.). Fr. Wilhelm, Die Schrift des Juncus :^sqI
yr)Q(og und ihr Verhältnis zu Ciceros Cato maior, Breslau 1911, Pr.
De divinatione: J. Vahlen, Rhein. Mus. 27 (1872), 186 = Ges. philol. Sehr. I
S. 573 f. (zu 1, 19, 36; 2. 28, 62). Th. Schiche, De fontibus librorum Ciceronis
qui sunt de divinatione, Jena 1875, Diss. F. Zöchbauer, Zu Ciceros Büchern
de divinatione, Hernais 1877. 1878, Pr. K. Hartfelder, Die Quellen von C.s
zwei Büchern De divinatione, Freib. i. B. 1878, Pr. Vald. Thoresen, In Cic.
de divin. libr. comm. crit., Nord, tidskr. for filol., 3. raekke 2 il893— 1894), 24-43.
Zu § ()5. Die mittlere und neiiero Akademie. 173*
E. Hoyer t-. zu L)e nat. deor. K. Duraud, La dato du De divinatione, in:
Melanges Boissier, Paris 190ii. D. Heerinjra, (.^naestiones ad Ciceronis de
■divinatione libros duos pertinentes, Groningen lOUü, Diss. Derselbe, Noch einmal
•de divinatione, Philol. 68 (1909), 5()0— 568. H. Deiter, Philol. ß') (190(1). 319
(zu 1, 43, 95). Guil. Sander, Quaestiones de Ciceronis libris quos scripsit de
divinatione, Gott. 1908, Diss. Fr. Boll, Philol. 69 (1910), 167 ff. fzu 1, 121).
L. Delaruelle, Etudcs critiques sur le texte du De divinatione, Rev. de philol.
35 (1911), 231—253. Henr. Skassis, Observ. crit. in quosdam locos primi
libri qui est de divinatione. Athen 1915. S. auch Schniekel, Philos. d. niitll.
Stoa S. 17(5, und H. v. Arnim, Stoic. vet. fragm. I S. XXX.
De fato: G. Fonsegrive, Les trait^s de fato, Aniiales d. 1. Faculte des
lettr. d. Bordeaux, 7. annee, N. s. 2 (1885), 311—320. A. Gercke (Abhängigkeit
von Antiochos von Askalon), Jahrbb. f. klass. Philol. Suppl. 14 (1885), t93.
M. Meinecke, De fontibus, quos C. in libello de fato secutus esse videatnr,
Marien^verder 1887, Pr. W. Stüve, Ad Ciceronis de fato librnm observationcs
variae, Kiel 1895, Diss. R. Hoyer, s. zu De nat. deor. A. Schmekel, Philos.
■d. mittl. Stoa, S. 155-184. A. Lörcher, De compositione et fönte libri Ciceronis
-qui est de fato, Halis Sax. 1907, Diss. (Diss. philol. Hai. 17, 4). S. auch
M. Pohlenz, Beil. philol. Wochenschr. 1910, 327—329. Henr. Skassis, Ad-
not. crit. ad Cic. libr. qui de fato inscr., Athen 1915.
Timaens: C. F. Hermann, De interpretatione Timaei dialogi a Cicerone
relicta, Gott. 1842, Pr. Fr. Hochdanz, Quaestiones crit. in Timaeum Ciceronis
•e Piatone transcriptnm, Xordhausen 18.80, Pr. C. Fries, Unters, z. Cic. Timaeus,
Rhein. Mus. 54 (1899), 555—592: 55 (1900), 18-54. Derselbe, Zu C.s Timaeus.
Wochenschr. f. klass. Philol. 1901, 246 — 252. Derselbe, Zum ciceronischen Timäus-
fragment, ebenda 1903, 1075 — 1077. A. Engelbrecht, Zu C.s Übersetzung aus
•dem piaton. Timäus, AViener Studien 34 (1912), 216-226. L\ Atzert, De Cicerone
interprete Graecoruni, Gott. 1908, Diss., Kap. 2: De Timaco.
Laelius: K. F. W. Müller, Zu C.s Laelius, Zeitschr. f. d. Gymnasialw. 33
(1879), 14—24; 34 (1S80), 612-617. Edra. Weißenborn, Gedankengang u.
Gliederung von C.s Laelius, Mühlhausen 1882, Pr. K. Meißner, Zu C.s Laelius,
Jahrbb. f. klass. Philol. .135 (1887), 545 — 557. C. Marchesi, Giorn. storico della
letter. lat. vol. 43 (zur Überlieferungsgeschichte). AV. Fox, Neue philol. Rund-
schau 1904, 289 — 293 (z. handschr. Überlieferung). Maxim. Hoppe, De M. TuUii
•Ciceronis Laelii foutibus, Yratisl. 1912, Diss. Salv. Sabbadini, De Socratica
philosophia a Cicerone in Laelio adhibita dissertatio, Tergesti 1912. J. Blum,
De compositione numerosa dialogi Ciceronis de amicitia, Innsbruck 1913 (Comment.
Aenipont.). Vgl. auch R. Fr. Braxator, Quid in conscribendo Ciceronis Laelio
valuerint Aristotelis Ethicon Xicomacheorum de amicitia libri, Halle 1871, Diss.,
Oust. Heylbut, De Theophrasti libris jisqI (piUag, Bonn 1876, Diss., Gottfr.
Bohnenblust, Beiträge z. Topos .TEot (pi/Jag, Berlin 1905, Berner Diss.,
M. Pohlenz, Berl. phUol. Wochenschr. 1906, 1391 f.; 1913, 1351 ff.. Fei. Scheuer-
pflug, Quaestiones Laelianae, Weidae Thuring. 1914, Jenaer Diss.
De officiis: Chr. Garve, Anmerkungen u. Abhandlungen z. seiner Übers.
Ton De off., Breslau 1783, 6. Ausg. 1819. F. Hasler, Über d. Verhältnis d.
heidnischen u. christl. Ethik auf Grund einer Vergleichung d. ciceron. Buches
De officiis mit dem gleichnamigen d. heil. Ambrosius, München 1866. R. Hirzel,
Unters, zu C.s philos. Schriften II: ... De officiis, Leipz. 1882. P. Klohe, De
•Ciceronis librorum de off. fontibus, Greifsw. 1889, Diss. Leop. Reinhardt,
Untersuchungen, über C.s Offizien (mit einer Einl. üb. d. Mangel an Idealismus
b. d. Römern), Öls 1893, Pr. R. Thamin, Saint Ambroise et la morale chr^tienne
au IV. siecle. Etüde comparee des trait^s ,.Des devoirs" de C et de saint
Ambroise, Paris 1895, These de Lyon. R. Hoyer, Die Urschrift v. Cic. de officiis
I — III. Kreuznach 1898, Pr. A.Gnesotto, Atti e memor d. R. Accad. d. sc,
lett. ed arti in Padova X. S. vol. 18, 3; vol. 20, 3. 4; vol. 25, 3; vol. 27, 1 (zur
Überlieferung). Derselbe, Contributo alla critica del testo del De off. di Cicerone
(libr. 1), Padova 1902. Derselbe, II cod. Crespanese del De off. di C, Padua 1912.
Derselbe, II testo del De off. di Cic. nel cod. di Troyes 552, Padua 1912 (zu
•dieser Hs. auch Marchesi, Boll. di filol. class. 20, 134—136). A. Grumme,
Disposition d. ersten Buches d. Schrift C.s über die PfUchten, Gera 1904, Pr.
M. Mollweide, Wiener Studien 27 (1905), 35-61; 28(1906), 263-282; 29 (1907),
J ^ 4* Literaturverzeichnis.
116—129. Ch. Knapp, Aiuer. journ. uf philol. 1907, r)9— 05 (zu 1, 7. 8).
H. Juugblut, Die Arbeitsweise C.s im ersten Buche üb. d. PfHchten, Frankf a. .M.
1907, Pr. Derselbe, C. und Panaetius im zweiten Buche üb d. Pflichten, ebenda
1910, Fr. N. Vianello. BoU. di filol. class. 14 (1908), 200 f. (zu 1, 22, 75).
A. W. Verrall, Class. rev 23 (1909), 36—40 (zu 3, 11. 48). C. Atzert, Hand-
schriftliches z. Cic. de off.. Hhein. Mus. 68 (1913), 419. Derselbe, De C. librorum
de off quibusdam codicibus. 1. De cod. Harl. 2716, Osnabrück 1914, Pr. S. Vassis,
'Aüijvä 16, 230 (zu 1, 22). Ch. Knapp, Amer. journ. of philol. 31. 66 (zu
2, 10). A. Schniekel, Philosophie der mittleren Stoa S. 18-46. Vgl. auch
G. iSiefert. Plutarchs Schritt .tfo/ fvßvfii'ag, Naumburg a. S. 190S, l'r. von
Pforta, S. 43 ff.
Consolatio: Frid. Schneider, De Cons. Cic Breslau 1835, Diss. B. A. Schulz,
De Cic. Cons., Greifsw. 1860. K. Halm, Beiträge zur Berichtigung u. Ergänzung
der cieeron. Fragmente, Sitz. d. Münchener Akad. 2 (1862), 1 ff. K. Schenk),
Zu C.s Cons., Wiener Studien 16 (1894), 38—46. C. Corssen, Rhein. Mus. 36
(1881 1, 520 ff. (C. abhängig von Poseidonios). Hirzel, Unters, zu C.s philos.
Sehr. III, S. 353 (Krantor Quelle; s. auch Schmekel, Philos. d. mittler. Stoa
S. 150 ff.). K. Buresch, Consolationum a Graecis Romanisque script. bist, crit.,
S. 47 ff. 97 ff. Schrnekel a. a. ( ). S. 152 f. S. auch Pohlenz zu den Tusc.
disput. (S. 171"*). — Über die in der Renaissancezeit auf C.s Namen gefälschte
Consolatio handeln R. Ellis, On the ps.-cicer. Cons., Class. rev. 7 (1893), 197,
Evan T. Sage, The ps.-cicer. Cons., Chicago 1910, Disg. d. Rockfeller-Universität.
Hortensms : I. Bywater, On a lost dialogue of Aristotle, Journ. of philol.
2 (1869) 55-69. H. Usener. Rhein. Mus. 28 (1873), 395 ff. = Kl. Sehr. 111
S. 13 ff. R. Hirzel, Über den Protreptikos des Aristoteles, Hermes 10 (1876),
61 — 100. 256. H. Di eis, Zu Aristoteles' Protreptikos u. C.s Hortensius, Arch f.
Gesch. d. Phüos. 1 (1888). 477—497. O. Piasberg. De M. TuUii Cieeronis Hor-
tensio dialogo, Berlin 1892, Diss. Dazu H. Usener, Gott. gel. Anz. 1892, 377-389
= KI. Sehr. II S. 353-365. Th. Stangl, Zu C.s Dialog Hortensius, Jahrbb.
f. klass. Philol. 147 (1892), 224. P. Hartlich, De exhort. a Graecis Roma-
nisque cript. hist. S. 240 ff. 291 ff. W. Ger h äußer, D. Protrept. d. Poseidonios,
s. dort das SteUenregister. R. D ienel. Zu C.s Hortensius. Wien 1912, 1913, 1914, Pr.
Derselbe, C.s Hortensius und S. Augustins De beata vita, Wien 1914, Pr. Ver-
hältnis von Augustin contra Acad. zu C.s Hortensius: D. Ohlmann, De S. Aug.
dial. in Cass. scriptis, Straßb. 1897, Diss. P. Drewnick, De Aug. contra Acad.
libris III, Breslau 1913, Diss. (dazu R. Philippson, Berl. philol. Woch. 1915,
1366 ff.). — S auch E. Badstübner, Beitr. z. Erkl. u. Krit. d. philos. Sehr.
Senecas, Hamb. 1901, Pr., S. 10.
De f/loria : Fr. Schneider, Meletemata in C. de gloria libros, Zeitschr. f.
Altertumswiss. 1839 Nr. 28 f. Fr. Osann, Beitr. z. griech. u. röm. Literatnr-
gesch. II, Cassel u. Leipz. 1839, S. 30—34.
De virtutihus: H. Knoellinger, Berl. philol. Wochenschr. 1905, 942. Der-
selbe, De Cic. de virt. libro, Gießen 1908, Diss., vollständig in d. Ausg. der
Fragmente. R. Sabbadini, 11 trattato „de virtutibus" di C., Atene e Roma
12, 2-6.
Oeeonomicus: K. Schenkl. Sitz. d. Wiener Akad. 83 (1876), 105. K. Fries,
Rhein. Mus. 55 (1900), 51 ff. (Art der Wiedergabe der Fragmente durch Colu-
mella). V. Lundström, C.s Übers, v. Xenophons Oikonomikos (schwedisch),
Eranos (Act. philol. Suec.) 12 (1912), 1-31. Car. Virck, Cic. qua ratione
Xenophontis Oeconomicum latine verterit, Weimar 1914, Berl. Diss.
Protagoras : J. A. C. van Heusde, M. Tüll. Cic. (fi/.o:T/.uTO)r (s. o. S. 168*),
S. 92. 274. R. Philippson, Ciceroniana ... II: Die Protagorasübersetzung,
Jahrbb. f. klass. Phüol. 133 (18S6), 423-425.
Laudatio Catonis ( Verherrlichung d. stoischen Tugendideals'^) : Fr. Schnei-
der, De Cieeronis Catone minore, Zeitschr. f. d. Altertumswiss. 1837 Nr. 140 f.
C. Göttling. De Cieeronis laud. Catonis et de Caesaris Anticatonibus, Jena
1865 = Opusc. acad., Leipz. 1869, S. 153—166. A. Dyroff, Zu d. Anticatonen
d. Cäsar, Rhein. Mus. 50 (1895), 481—484. Derselbe, Cäsars Anticato u. Ciceros
Cato, Rhein. Mus. 63 (1908), 587—604.
Zu § ()B. Die mittlere Stoa. 175*
Die rliclorisclien Schriften in ihren lk\iehungen Kiir PhUosopliie: M. A\'allies,
De foiitihus Topicoruni Ciceronis, Berlin 1878, Hallesche l)iss. R. Philippson,
Ciceroniaiia I: De inventione, Jahrbb. f. klass. Philol. 133 (1886), 417—423.
P. Thielscher, C.s Topik u. Aristoteles, Philol. 67 (1908), 52-67. H. v. Arnim,
Leben xi Werke des Dio v. Prusa, Berlin 1898, S. 97-111 (sucht Philon von
Larisa als Quelle von C. de oratore zu erweisen). \V. Kroll, Studien über C.s
Schritt de oratore, Rhein. Mus. 58 (1903), 552—597 (verficht gegen v. Arnim mit
Glück die Ansicht, daß Antiochos von Askalon C.s Vorbild sei). Derselbe, C.
u. die Rhetorik. Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 11 (1903). 681-689. P. Stern -
köpf. De M. TuUii Ciceronis Partitionibus oratoriis, Münster 1914, Diss. (C. folgt
Antiochos v. Askalon).
Beitrüge je xu mehreren philosophischen Schriften (soweit nicht schon unter
den einzelnen Schriften erwähnt): Joh. Vahlen, Zu C, Zeitschr. f. d. österr.
Gymn. 19(1868), 104; derselbe, Zu C.s philos. Schriften, ebenda 24 (1873), 241- 247;
beide Arbeiten abgedr. in des Verf. Ges. philol. Schriften I 565—573. Brieger,
Beitr. z. Krit. einiger philos. Schriften C.s, Posen 1873, Pr. A. AVeidner, Z.
Kritik der rhetor. u. philos. Schriften C.s, Philol. 38 (1879), 63—90. Derselbe,
AdversaHa TüUiana, Dortmund 1885, Pr. W. Friedrich, Zu C.s philos. Schriften,
Jahrbb. f. klass. Philol. 127 (1883), 421-434. H. Gilbert, Zu Cic. de off.
u. de leg., ebenda 129 (1884), 773—775. Fr. J. Drechsler, Testkrit. Vonschi,
z. C. Zeitschr. f. d. österr. Gymn. 37 (1886), 721—726. H. Deiter, Krit. Bern,
z. C.S philos. Schriften^ Philol. 46 (1888), 174—177; 57 (1898), 346—348; 65 (1906),
318 — 319. H. Anz, Krit. Bern. z. C.s Cato maior, Paradoxa, Somnium, in: Fest-
schrift z. Feier d. 350jähr. Bestehens d. Gymn. Quedlinburg 1890. Em. Spanoghe,
Emendationes TuUianae, Lugd. Bat. 1890. A. Werth, De Ciceronis et Senecae
locis aliquot, in: Schedae philol. H. Usener a sodal. semin. reg. Bonn. obl.. Honnae
1891, S. 35-46. J. C. G. Boot, Coniectanea Tulliana, Mnemos. 23 (1895), 199 bis
220. Joh. Vahlen (zu philos. Schriften C.s^ Ind. lect. hib.. Berol. 1899. S.
auch W. M. Lindsay, Rhein. Mus. 57 (1902), 197 ff. (philos. Schriften C.s als
Quellen d. Nonius Marcellus).
Zu J; 66. Die mittlere Stoa (Stoische Schule IL Teil, Fortsetzuuir zu
§§ 55 — 5^). Jahresberichte s. o. S. 23* f. (nacharistotelische Philosophie/.
Die mittlere Stoa hn allf/eineinen: Hauptwerk: A. Schmekel. Die
Philosophie der mittleren Stoa in ihrem geschichtlichen Zusammenhange, Berlin
1892. Äußere Geschichte und System der mittleren Stoa sowie ihr Zusammen-
hang mit Vergangenheit und Folgezeit sind hier in gründlicher und ergebnis-
reicher Weise behandelt, auch ihr Einfluß auf die allgemeine Kultur, auf
Dichtung, Recht und Fachwissenschaften ins Licht gesetzt. Die eingehende
Quelleuanalyse bietet insbesondere für Ciceros philosophische Schriften und ihre
Beziehungen zur jVIittelstoa wichtige Resultate. Den Anregungen dieses ver-
dienstlichen VVerkes ist die seitdem durch zahlreiche Einzelforschungen gewonnene
Kenntnis der Mittelstoa und ihrer Nachwirkungen zu einem guten Teile zu ver-
danken. (Otto Wetzstein, Die Wandlungen der stoischen L. unter ihren
späteren Vertretern, I u. II, Neu-Strelitz 1892/94, ist wertlos.) Neben Schmekel
und Zeller , Philos. d. Gr. III 1* S. 572 ff. sind überall Susemihl, Gesch. d. griech.
Liter, in der Alexandrinerzeit II S. 62 f f . und Cichorius, Rhein. Mus. 63 (1908),
197 — 223 heranzuziehen. Zur Behandlung der Tugend- und PfHchtenlehre in der
Mittelstoa L. Radermacher, Rhein. Mus. 60 (1905), 549 ff. Über den in dieser
Periode einsetzenden Einfluß des Stoizismus auf die Römer handeln Hollen-
berg, Lipsiae 1793, P. Montöe, Le stoicisme ä Rome, Paris 1865, D. Zimmer-
mann, Quae ratio philosophiae Stoicae sit cum religione Romana, Erlangen
1858, Pr., Zeller III 1 * S. 550 ff., derselbe, Religion u. Philos. bei den Römern,
in: Vortr. u. Abh. 2. Samml. S. 93—135, Schmekel S. 439 ff. (hier S. 454ff.
über die vielbesprochene Frage nach dem Einfluß des Stoizismus auf das römische
Recht), E. V. Arnold, Roman Stoicism, Cambridge 1911 (dazu W. Capelle,
Berl. philol. Wochenschr. 1913, 395—403). S. auch Wendland, Hellen.-röm.
Kult. ■^- » S. 57 ff. 137 ff., sowie die Literatur zu Panaitios, insbesondere Reitzen-
stein und Wissowa. Beziehungen zwischen Stoizismus und ägyptischer Spe-
kulation: R. Reitzenstein, Zwei religionsgeschichtl. Fragen, ll. Schöpfungs-
mythen und Logoslehre, Straßb. 1901. S. auch die Literatur zu Poseidonios.
'['({')* Literaturverzeichnis.
Pauaitios: C. G. Ludovici, Panaetii iunioris Stoici philosophi vitain et
inerita in Romanoriuu cum philosophiam tum iurisprudentiam illustr., Lips. 1734,
ausführlicher ¥. G. van Lynden, Disput, historico-critica de P. Rhodio philos.
Stoico. Lu<;'d. Bat. lSu2. E. Zell er, Beiträge zur Kenntnis des Stoikers Fan.,
in: Comment. in honorem Theod. Mommsen, ]877, !S. 402 — 410 = Kl. Sehr. I
S. 179—190. Aless. Chiappelli, Panezio di Rodi e il suo giudizio sulla
autenticita del Fedone, in: Filosofia deile scuole italiane 26 (18S2), 223—242.
Henr. Doege, Quae ratio intercedat inter Panaetium et Antiochum Ascalonitam
in morali philos., Halle 1896, Diss. R. Reitzenstein , Werden und Wesen der
Humanität im Altertum, Straßb. 1907 (dazu J. Kaerst, Gesch. d. heilenist. Zeit-
alters II 1 8. 372 ff.). M. Pohlenz, Das zweite Buch der Tuskulauen. Hermes
44 (1909], 23—40. G. Wissowa, Religion und Kultus der Römer '^, München
1912. S. 69. Über Panaitios' Einfluß auf Polvbios sind R. v. Scala, Die Studien
•des Polvbios, Stuttg. 1S90, S. 250 ff. iind Susemihl II, S. 81. 96 ff. zu ver-
gleichen. — S. auch V. Mess zu Poseidonios (unter Plittarcli) und die Literatur
zu Cicero (^de rep., de leg., Tusc. disp., de divin., Lael.' de off.).
Über den Schüler des P. Q. Aelius Tubero als Verfasser eines astronomisch-
meteorologischen Werkes handelt O. Cunz in: ZrocofiaTsTg, Grazer Festg. zur
50. Versamml. deutscher Philol. u. Schulmänner, Graz 1909, S. 49 — 57. S. auch
Klebs. Artikel Aelius 1.55 bei Pauly- Wissowa.
Hekaton: S. außer Zeller III 1* S. 590, Schmekel S. 14 f. 290—296,
Susemihl II S. 240—242 auch H. v. Arnim, Artikel Hekaton 1 bei Pauly-
Wissowa- Kroll.
Dfovf/fiios: S. außer Zeller III 1 * S. 590, Schmekel S. 16f. 298-303,
Susemihl II 244. 711 f. auch H. v. Arnim, Artikel Dionysios 122 bei Pauly-
Wissowa.
Mnesarchos: Zeller III 1* S. 591, Schmekel S. 16. 296 f., Suse-
mihl II S. 238 f.
Poseidonios : Paul Töpelmann, De Pos. Rhodio rerum scriptore, Bonn
1867, Diss. R. Scheppig, De Posidouio Apamensi rerum gentium terrarum
•scriptore, Berl. 1870. Paul Rusch, De Posidonio Lucreti Cari auctore in car-
mine de rer. nat. VI., Greifswald 1882, Diss. C. F. Arnold, Untersuchungen
über Theophanes von Mytilene u. Pos. von Apamea, Leipz. 1882. O. Apelt, Die
stoischen Definitionen der Affekte u. Poseidonios, Jahrbb. f. kl. Philol. 131 (1S85),
513 — 550. aufgenommen in: Beiträge usw., s. oben S. 41*. P. Wendland,
Posidonius' Werk rreoi ßscor, Arch. f. Gesch. d. Philos. 1 (1888), 200-210. Sieh
auch P. Hartlich, De exhortationum a Graecis Romanisque script. historia et
indole. Leipziger Studien 11 (1889\ 282 ff. E. Schwartz, Hermes 32 (1897), 561
(P.' Historiographie im Zusammenhange mit seiner ganzen geistigen Richtung).
M. Pohlenz, De Posidonii libris n. noMcov, Jahrbb. f. kl. Philol., Supplementbd. 24
■(1898), 535—634. E. Martini, Quaestiones Posidonianae, Lpz. J895, Diss. =
Leipz. Stud. 17, 341 — 401; derselbe, Lucubr, Posidon. spec. I, Philol. -histor.
Beitr. C. Wachsmuth zum 60. Geburtst. überr., Leipz. 1S97, 1.55—160; spec. II,
Rhein. Mus. 52 (1897), 348—376. F. Schühlein, Studien zu Pos. Rh., Frei-
sing 18S6. 1891, Pr.; derselbe, Untersuchungen über des Posidonius' Schrift nsol
"Qy^euvov, Freising 190< >. 1901, Pr. ; Erlangen 1902, Diss. H. Di eis, Elementura,
Leipzig 1899, S. 10 f. (Berossos' Theorie der Mondphasen und verwandte Lehren
in Poseidonios' Meteorologie benutzt; vgl. dazu jedoch Fr. Boll, in: Aufsätze
zur Kultur- und Sprachgeschichte, vornehmlich des Orients, Ernst Kuhn zum
70. Geb. 7. IL 1916 gewidmet, S. 235). H. Richards, Posidonius ap. Athen.
234A, Class. rev. 16 (1902), 396. M. Arnold, Quaestiones Posidonianae (Spe-
■cim. U, Lipsiae 1903. Ed. Schwartz, Zu Clem. Tk 6 aot';. :r).ova., Hermes 38
(1903),' 75—100 (das Zenonische bei Athen. 6 p. 233 b f. durch P. vermittelt).
Derselbe. Polvbios u. Poseidonios, in: Charakterköpfe aus der antiken Literatur,
Leipz. 1903, S. 68—95. R. Reitzenstein, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw.
13 (1904). 180 (nimmt Einwirkung griechisch-ägyptischer Apokalypsen auf P. an).
W. Capelle, Der Physiker Arrian und Poseidonios, Hermes 40' (1905), 614 — 635
(dazu Wilamowitz,*Der Physiker Arrian. Hermes 41 [1906], 157 f.). G. Alt-
mann, De Posidonio Timaei Piatonis commentatore, Berlin 1906, Diss. (Zu
Poseid. Timaioskommentar vgl. auch Röscher, Philol. 67 [1908], 15S— 160 und
Zu § GG. Die mittlere Stoa. 17(*
die unten anzuführende Literatur über Poseidonios" Nachwirkun^eu bei Späteren).
H. Steinmetz, De ventorura descriptionibus apud Graecos Romanosque, Gott.
1907. Diss. (darin Kap. 6 De Posidonio). Wilh. Gerbäußer, Der Protreptikos
des P., ^lünchen 1912, Heidelberger Dis.s. (zu dem hier vermuteten Einflüsse des
Demokrit auf P. vgl. M. Pohlenz, Berl. philol. Wochenschr. 1913, 41). W. IT.
Röscher. Über Alter, Urspruns; u. Bed. d. hippokr. Sehr. v. d. Siebenz., Abh.
d. Sachs. Ges. d. Wiss., philol.-hist. Kl. 1911 (S. 118 ff.), Die hippokr. Sehr, von
der Siebenzahl, I*aderborn 1913 (vermutet Abhängigkeit des P. von der Schrift
-T. fßöofiudcor). P. Rabbüw. Antike Schriften über Seelenheilung und Seelen-
leitung I, Leipz. Berl. 1914 (P.' Affektenlehre u. Psychotherapie). H. Ringel-
taube, Quaest. ad veter. philosophor. de affect. doctrin. pertinentes, Gott.
1913, Diss., S. 2 ff. O. Viedebantt, Eratosthenes, Hipparchos, Poseidonios,
Klio 14 (1914), 207— 25G. P.' geographische Anschauungen: H. Berger, Gesch.
d. Avissensch. Erdkunde d. Griech.*, Leipz. 1903, S. 550 ff. P.' meteorologische
Theorien: O. Gilbert. Die meteorol. Theorien d. griech. Altertums, Leipz. 1907
(s. dort das Register unter Poseidonios). W. Capelle in den S. 30* f. genannten
Abhandlungen. P.' Stellung zum Sternglauben: Erw. Pfeiffer, Stud. z. ant.
Sternglauben {^ror/eia Heft 2), Leipzig. Berlin 191G, S. 63 ff. 77 ff. P.' Dämonen-
lehre: R. Heinze, Xenokrates (oben S. 119".) S. 98 ff. — Zur Geschichte der
Familie des P.: A. Gercke, War der Schwiegersohn des Poseidonios ein Schüler
Aristarchs? Rhein. Mus. G2 (1907), 116 — 122; hier auch Chronologisches zu
Poseidonios (anders Fr. Rühl, Rhein. Mus. 62 [1907], 432 f.). Auf die Literatur
über Poseidonios' Geschichtswerk, soweit sie nicht seine Philosophie berührt,
kann hier nicht eingegangen werden.
Sehr lebhaft und ertragreich war die Forschung, die in den letzten Jahr-
zehnten dem Einfluß dcf Poseidonios auf die grieehiscli-römische PlnlosopJne und
die Fac/ncissenschaften gewidmet wurde. Der Nachweis poseidonischer Lehren
bei zahlreichen anderen Autoren war dann -wieder für die Rekonstruktion der
eigenen Gedankenwelt des Philosophen von großem Werte. Ein lückenloses Ver-
zeichnis der hierher gehörigen Literatur würde die dieser Darstellung gezogenen
Grenzen überschreiten. Das Wichtigere stelle ich hier zusammen. Voraus be-
merkt sei. daß die zu den einzelnen Schriftstellern verzeichneten Arbeiten großen-
teils zugleich auch die innerhalb des nämlichen Gebietes (Astronomie, Meteoro-
logie. Paradoxographie usw.) benachbarten Autoren berühren. Überall ist
auch hier Schmekel. Die Philosophie der mittleren Stoa, heranzu-
ziehen. Die unmittelbare und mittelbare Einwirkung von P.s Pro-
treptikos auf zahlreiche Schriftsteller, die im Folgenden nur z. T.
genannt werden können, behandelt W. Gerhäußer, D. Protr. d. P.
(s. oben). Die wichtigeren Erscheinungen von 1889—1899 sind von K. Praechter
in Bursians Jahresbericht 96 (1898 I) S. 25 f.; 108 (1901 I) S. 148 ff. be-
sprochen.
Einfhiß des Poseidonios auf die antike Berichterstattunfj über philosophisclie
Lehren (Vetusta placita usw.) s. oben S. 18 unter c, 29. Di eis, Doxogr. Gr.
S. 100. 224, Eleraentum S. 11. W. Capelle s. Arrian (u. S. 180*). P. Wend-
land, Arch. f. Gesch. d. Philos. 1 (1888), 201 ff. H. v. Arnim, Einleitung zu
Stoic. vet. fragm. S. XLIV f. H. Strache, De Arii Didvmi in mor. philos.
auctorib., Berol. 1909, Diss., S. 80. Vgl. auch Cicero u. S. 178*.
Äsklepiodotos: Diels, Dox. Gr. S. 19. E. Oder, Philol. Suppl. 7 (1898),
290. 302. K. K. Müller, Artikel Äsklepiodotos 10 bei Pauly-Wissowa. A. Bren-
necke S. 5 f f . der unter Seneca (S. 179*) zu verzeichnenden Dissertation. Hier
ist auch die frühere Literatur angegeben.
Heron von Alexandreia : Clermont Ganneau, H^ron d'Alexandrie et P.
le Stoieien, Rev. crit. 1899, 501 f. K. Tittel, Artikel Heron 5 bei Paulv-Wissowa-
KroU (S. 998. 1059).
Geminos : Diels, Dox. Gr. S. 19. K. Manitius im Anhange seiner Aus-
gabe: G. elementa astronomiae, Lij^siae 1898, wo auch die frühere Literatur zu
finden ist. K. Tittel, Artikel Geminos 1 bei Pauly-Wissowa-KroU. Erw.
Pfeiffer, Studien zum antiken Sternglauben {Ixor/_era Heft 2), Leipzig. Berlin
1916, S. 54 ff, S. auch Malchin unter Manilius (S. 179*), Martini unter
Xleomedes (S. 180*).
Ueberwog, Gnmdriß I. m
278* Literaturverzeichnis.
Anonym. II xn Amt. (E. Maaß, Comm. in Arat. reliquiae S. 102 ff.):
außer den Nachweisen von E. Maaß s. W. Capelle unter Arrian (S. 180*).
Xigidhis Figulus: J. Geffcken, Hermes 49 (1914)., 327 ff.
Ps.-Epikur, Brief an PyÜiokles: Diels, Eleraentum S. 10 f.
LukrcK: P. Rusch, De P. Lucreti Cari auctore in carni. de nat. rer. VI.,
Oreifsw. 1882, Diss. Diels, Eleraentum S. 10 f.
SalJnst : E. Wendung, Zu Poseid. und Varro, Hermes 28 (1893), 345.
E. Schwartz, Hermes 32 (1897), 561. 565. Car. Wagner, De Salhistii pro-
oemiorum fontibus, Lips. 1910, Diss., S. 13 ff. (berührt auch das Verhältnis von
Oicero, Seneca, Manilius, Firmicus Maternus zu P.' Protreptikos. Vgl. auch
Gerhäußer, D. Protrept. d. Pos., s. dort das Stellenregister unter Sallustius).
Gull. Theissen, De Sallustii, Livii, Taciti digressionibus, Berlin 1912, Diss.
Jos. Morr, Die Entstehung der Einleitungen von S.s Bell. Cat. und Bell. Jug.,
Troppau 1914, Pr. S. auch Wendung unter Varro.
Varro: E. Norden, Varroniana II, Rhein. Mus. 48 (1893), 529 ff. (Varros
Marius de fortuna und die entsprechenden Stellen bei Livius [Valerius Maximus),
Diodor und Plutarch von P. abhängig). E. Wendung. Zu P. und V., Hermes
28 (1893), 335—353 (Das Ined. Vatic. [v. Arnim, Hermes 27 (1892), 118 ff.:, sowie
die Parallelen bei Sallust, Strabon, Diodor und Athenaios hängen von P. ab;
Varro scheint Vermittler zwischen P. und Sallust zu sein). R. Agahd, Quaes-
tiones Varronianae in des Verf. Ausgabe: M. Terenti Varronis antiquit. rer. div.
libri I, XIV, XV, XVI, Jahrbb. f. klass. Philol. Suppl. 24 (1898). 1—220; 367
bis 381. E. Oder, Philol. Suppl. 7 (1898), 304 ff . 363 (Varro ist in der Hydro-
logie die Brücke zwischen Poseidonios einer-, Plinius und Vitruv andererseits).
G. Wissowa, Religion u. Kultus d. Römer ■^ S. 69 (Anschluß V.s an P. in der
Religionsphilosophie). — G. Kaibel, Antike Windrosen, Hermes 20 (1885), 579
bis 624, nimmt Benutzung Varros durch P. an. Dagegen mit Recht E. Oder,
Philol. Suppl. 7 (1898), 363, W. Capelle, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw.
15 (1905), 16.
Cicero: Hier muß auf die Literatur zu Cicero (S. 168* ff.), insbesondere zu
dessen Schriften De republica (Somnium Scipionis), De finibus bonorum et malorum
(s. dort Strache), Tusculanae disputationes, De natura deorum, De divinatione,
De fato, Timaeus, De officiis (das dritte Buch kommt in Frage), Consolatio
(Corssen), Hortensius und De inventione (s. rhetorische Schriften, S. 175*) ver-
wiesen werden.
Androyiikos von Rhodos: F. Littig, A. v. Rhod. II. III., Erlangen 1894.
1895, Progr.
Diodor: E. Norden und E. Wendung s. unter Varro. G. Busolt, D.s
Verhältnis zum Stoizismus, Jahrbb. f. klass. Philol. 139 (1889), 297-315.
W. Capelle, Berlin, philol. Wochenschr. 1908, 668-672 (zu Diod. 32, 12, 1).
Dionys v. Ealikarnass: E. Wendung in dem unter Varro angeführten
Aufsatz S. 351 f.
Strabon: R. Zimmermann, Pos. und Strab., Hermes 23 (1888), 103-130.
E. Maaß, Aratea, Berlin 1892 (Phil. Unters, her. v. A. Kiessling u. U. v. Wila-
mowitz-Moellendorff, 12. Heft), S. 192 ff. E. Wendling s. oben unter Varro.
E. Oder, Philol. Suppl. 7 (1898), 319 f. G. D. Ohling, Quaestiones Posido-
nianae ex Str. conlectae, Gott. 1908, Diss.
Vergü: Schmekel a. a. O. S. 450 f. W. Volkmann, Die Nekyia im
6. B. d. Äneide V.s, Jahresber. d. Schles. Ges. f. vaterländ. Kultur, Breslau 1903.
E. Norden, P. Vergilius Maro Aeneis Buch VI, 2. Aufl. Leipzig. Berlin 1916;
s. Register Ib unter Stoa. J. Geffcken, Hermes 49 (1914), 321 ff. (dagegen
J. Kroll, ebenda 50 [1915], 137 ff.). Erw. Pfeiffer, Stud. zum antiken Stern-
glauben S. 66 ff.
Horax: Schmekel a. a. O. S. 453.
Ovid: Schmekel a. a. O. S. 288 Anm. 4, S. 451 f. Geffcken, Hermes
49 (1914), 328 f.
Zu § 66. Die mittlere Stoa. 179*
Liiiiis und von ihm Äbhän(ji(je: E. Norden, Rhein. Mus. 48 (1893), 543.
Cornificius (Macrob. Sat. 1, 23, 2. 7, Coram. in Somn. Scip. 2, 10, 10 ff.):
K. Reinhardt, De Graec. theol. cap. duo S. 70, 1.
Ps.-Platon, Axiochos : Mart. Meister s. oben S. 104*.
Cornelius Labeo : Benno Boehm, De Com. Lab. aetate, Königsb, 1913,
Diss. W. Bousset, Arch. f. Religionswiss. 18 (1915), 139 Anno. 1.
Viiruv: G. Kaibel, Hermes 20 (1885), 613 ff. M. Thiel, Quellen-
kritisches zu Yitruvius, Jahrbb. f. klass. Philol. 155 (1897), 366 — 368. Derselbe,
Quibus auctoribus Vitruvius quae de rairabilibus aquis refert debeat, in: Philol. -
hist. Beiträge C. Wachsmuth zum 60. Geburtstag überr., S. 92 — 106. E. Oder
s. unter Varro. A. Rainfurt, Zur Quellenkritik von Galens Protreptikos,
Freib. i. Br. 1905, S. 54 f. C. Watziuger, Vitruvstudien, Rhein. Mus. 64
(1909), 202 ff.
Po7npeius Trogus: S. Sudhaus, Aetna S. 70.
Philon V. Alexandreia: H. Diels, Doxogr. Gr. S. 107. P. Wendland,
Philos Schrift über die Vorsehung, Berlin 1892. Derselbe, Philol. 57 (1898), 267.
Mathilda Apelt, De rationibus quibusdam quae Philoni Alex, cum Posidonio
intercedunt, Lipsiae 1907, Diss. v. Jena (Comm. philol. Jenens. vol. 8, fasc. 1,
S. 89—141).
HeraUeiios der Stoiker: K. Reinhardt, De Graec. theologia capita duo,
S. 5 ff.
Manilius: H. Diels, Rhein. Mus. 34, 487 ff. Fr. IVIalchin, De aucto-
ribus quibusdam qid Posidonii libros meteorologicos adhibuerunt, Rostochii 1893,
Diss. Derselbe, Rhein. Mus. 53 (1898). 493—495. Fr. Boll, Stud. über Claud.
Ptolem. (s. unten zu Ptolemaios), S. 218 ff. E. Müller, De Posidonio Manila
auctore spec. I, Lipsiae 1901, Diss. S. auch den Kommentar in der Ausgabe des
Manilius von Th. Breiter, Leipzig 1908, und A. Kraemer, Bursians Jahres-
bericht 139 (1908), 234 ff. Wagner oben S. 178* unter Sallust.
Seneca: H. Diels, Doxogr. Gr. S. 225 f. S. Sudhaus, Aetna (s. dort
das Register unter Seneca). E. Oder, Philol. Suppl. 7 (1898), 283-299.
E. Badstübner, Beiträge zur Erklärung und Kritik der philosophischen
Schriften S.s, Hamburg 1901, Pr. W. Cap eile. Zu S.s Nat. quaest., Berliner
philol. Wochenschr. 1908, 668—672, Derselbe, s. Arrian (S. 180*). Rud. Hart-
mann, De Senecae Xat. quaest. libro septimo, Münster 1911, Diss. A. Brennecke,
Animadversiones ad fontes naturalium quaestionum Senecae, Gryphiae 1913, Diss.
P. Rabbow s. oben S. 177* unter Poseidonios. Mittelbar durch P. beeinflußt ist
eine Anzahl von Senecas Nat. quaest. abhängiger Autoren; s. A. Gercke,
Seneca-Studien, Jahrbb. f. klass. Philol. Suppl. 22 (1896), 90—110.
Kornutos: Car. Reinhardt, De Graec. theol. cap. duo, Berol. 1910,
S. 119 f.
Lucan: H. Diels, Seneca und Lucan, Abhandl. der Berl. Akad. 1885.
J. Baeumer, De Posidonio Megasthene ApoUodoro Lucani auctoribus, Münster
1902, Diss.
Aetna- Gedicht: Aetna erklärt von S. Sudhaus, Leipz. 1898 (s. dort das
Register unter Posidonius).
Plinins (der üttere) : E. Martini s. unter Kleomedes S. 180*. E. Oder s.
oben unter Varro S. 178*, W. Capelle unter Seneca (oben) und Arrian (S. 180*).
Dion von Prusa (Ckrysostomos) : P. Wendland, Arch. f. Gesch. d. Philos. 1
(1888), 208 f. K. Praechter, Berl. philol. Wochenschr. 1894, 710 f.; Hermes 37.
(1902), 289 f. R. Hirzel, Der Dialog II S. 92, 2. H. Binder, Dio Chr. u.
Pos.; Quellenuntersuchungen z. Theologie d. Dio v. Prusa, Borna-Leipzig 1905,
Tübinger Diss. W. Schmid, Phüol. 65 (1906), 564.
Plutarch: De facie in orbe lunae: R. Heinze, Xenokrates, Leipzig 1892,
S. 123 ff. K. Praechter, Hierokles d. Stoiker, Lpz. 1901, S. 109 ff. E. Norden,
Komm. z. Verg. An. B. 6, 2. Aufl., S. 24 f. Herm. Schrader, Hermes 43 (1908),
180="
Literaturverzeichnis.
62 f R Kunze, Ehein. Mus. 64 (1909), 635 f. M. Adler, Quibus ex fontibus PI.
libellum De facie in orbe lunae hauserit 1, Diss. philol. ^'lndob. 10. Bd. 2 Helt
,1910) 87—180. K. Gronau, Pos. u. d. jüd. christl. Genesisexegese, b. 2bb tt.
— De def orac. 11: W. H. Röscher. Philol. 67 (1908), 1.59, 3. — De coh. ira:
P. Rabbow (s. oben S. 177* unter Poseidonios) S. 56 ff. Vgl. auch E. Norden
S. 178* unter Vano. — De genio Socr.: R. Hemze, Xenokr. b. 102 tt. —
Biographien: v. Mess, s. zu § 70 unter Plutarch.
Ps.-Phdarch, Vita Hotncri: K. Reinhardt, De Graec. theologia capita
duo, S. 5 ff.
Taeitus: Schmekel a. a. O. S. 452 f.
Ps.-Äristot. de mundo: W. Capelle, Die Schrift von der Welt, Neue
Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 15 (1905), 529-568 (auch' gesoudert als Festschr.
d. klass.-philol. Ges. zu Hamburg zur 48. Philologenvers, erschienen). Hier
S. 533, 4 die frühere Literatur. S. auch Capelle unter Arrian.
Arrian der Physiker: W. Capelle und v. Wilamowitz s. oben S. 1.6*
unter Poseidonios.
Adrastos: B. W. Switalski fs. unten Chakidius) S. 58 ff. Zur Ver-
zwei'niuo- der auf Pos. zurückgehenden Zahlenspekulation vgl. auch Borghorst
(s. zu § 86 unter AnatoHos), K. Fries, Rhein. Mus. 58 (1903), Hoff..
K. Praechter, Hermes 46 (1911), 407 ff .
Ptolemaios: Fr. Boll, Studien über Claudius Ptoleraäus, Jahrbb. f. klass.
Philol. Suppl. 21 (1894), 51-244.
Luhian ff) mol r/),- daToo/.oyhjc : Fr. Boll, Jahrbb. f. klass. Philol. Suppl.
21 (1894), 151 ff.
Kleomedes: Fr. Boll, Stud. üb. Cl. Ptol. S. 133 f. E. Martini, Quaest.
Posid. und Lucubr. Posid., Arnold, Quaest. Posid. s. S. 176^^ unter Poseidonios.
M. Adler s. oben unter Plutarch.
Albinos: B. W. Switalski (s. unter Ckalcidius) S. 97 ff.
Apidems: A. Eathke, De A. quem scripsit de deo Socratis libello, Berlin
1911, Diss. (Abhängigkeit vermittelt durch einen Platoniker).
Marcus Aurelius: M. Dibelius. Neue Jahrb. f. d. klass. Alt. usw. 35
(1915), 224 ff.
Maximos von Tyros: R. Heinze, Xenokrates S. 99 ff.
Sextos Emp.: P. Wendland. Arch. f. Gesch. d. Philos. 1 (1888), 205 ff .
W. Capelle, Hermes 48 (1913), 327 ff.
Galenos: M. Pohlenz s. oben S. 176* unter Poseidonios. A. Rain fürt.
Zur Quellenkritik von G.s Protreptikos, Freib. i. B. 1905.
Ailios Aristeides: O. Weinreich, Neue Jahrb. f. d. klass. Altertum usw.
33 (1914), 605.
Athenaios: s. E. Wendung S. 178* unter l'arro. Richards und
Ed. Seh war tz oben S. 176*.
Achilleus (Arathommentator) : H. Di eis, Doxogr. Gr. S. 19 (Vermittler
Diodor von Ales.). E. Maaß, Aratea S. 21 ff. S. auch die oben S. 179*. 176=^=
erwähnten Arbeiten von Malchin und Martini.
Klenmis v. Alex.: P. Wendland, Arch. f. Gesch. d. Philos. 1 (1888), 203 f.
Tertullian: E. Badstübner (s. S. 179* unter Seneca) S. 3 (durch Vermitt-
lung des Soran, Di eis Doxogr. Gr. S. 207).
Anatolios: Gerh. Borghorst, De A. fontibus, Berl. Diss. 1905, S. 55 ff.
Ckalcidius: B. W. Switalski, Ch. und Pos. in: Des Ch. Kommentar zu
Piatos Timaeus (Beitr. zur Gesch. der Philos. des Mittelalters, her. von Clemens
Baeumker und G. Freih. v. Hertling, Bd. 3, Heft 6), Münster 1902, S. 109 ff.;
vgl. auch S. 86 ff.
Firmicus Maternus : Fr. Boll, Stud. über Cl. Ptol. S. 146 ff. 182, 3. Der-
selbe, Artikel Firmicus bei Pauly-Wissowa (S. 2368).
Basileios: K. Gronau, P. eine Quelle für Basüius Hexahemeros, Braun-
schweig 1912, Pr. S. auch K. Gronau, P. und die jüdisch-christliche Genesis-
exegese, Leipz. Berl. 1914.
Zu § 67. Die Peripatetiker im ersten Abschnitt der bellenist.-rüm. Teriode. 181*
Vcrjeiius: M. Thiel, Jahrbb. f. klass. Philol. 155 (1897), 367, 2.
Xemcsios: W. W. Jaeger, N. von Emesa, Quellenforschungen zum Xeu-
platonismus u. seinen Anfängen bei P., Berlin 1914 (wichtig auch für die Rekon-
struktion der Weltanschauung des P. selbst und die Erkenntnis ihres gesamten
Fortwirkens im späteren Altertum).
loannes Lydos: AV. Capelle, Hermes 40 (1905), 021 ff.
Boethius: E. Badstübner (s. o. S. 179*), S. 14 f.
Hermetische Schriften (Hermes trismegistos) : s. die Liter, zu § 72.
Joh. Katrarios "Eofiirr.iog y .Tfot aarooXoyiag: Kroll, Artikel Hermippos 9
bei Pauly-Wissowa-Kroll, S. 855 f. (über die Abfassungszeit s. jetzt auch Fr. Boll,
Eine arabisch-byzant. Quelle des Dialogs H., Sitz. d. Heidelb. Akad., philos.-
histor. Kl. 1912).
Poseidonios' Einfluß auf die religiösen Ansdtauumjen der hellenistisch-heid-
nischen und christlichen Welt beleuchten besonders die S. 35* ff. verzeichneten
Arbeiten Bolls, Cumonts, Dieterichs, Xordens, Reitzensteins und
Wendlandö (über seine Eschatologie s. insbesondere R. Heinze, Xenokrates
S. 126, Dieterich, Mithrasliturgie ^ S. 57 ff. 202, Norden s. S. 178* unter Vergil.
Badstübner s. S. 179* unter Seneca, Math. Apelt s. S. 179* unter Philon),
K. Gronau (s.S. 180* unter Basileios), M. Dibelius S. lSO*iinter Marc. Aur., seine
untereinander eng zusammenhängenden Xachwirkungen auf den Gebieten der Astro-
nomie, Kliniatologie, Geographie, Meteorologie, Hydrologie, Seismologie, Vulkanknnde
and Paradoxographie namentlich die zu Geminos und den folgenden Autoren ange-
führten Abhandlungen von Boll, Capelle (s. auch dessen Abhandlungen zur
Meteorologie oben S. 30*), Malchin, Manitius, Martini, Oder, Sudhaus
(zur Paradoxographie vgl. auch H. Öhler, Paradoxographi Florentini anonymi
opusc. de aquis mirabil., Tüb. [1914] Diss. [s. dort die Stellen im Register unter
PosidoniusJ). Das Fortleben der Ansicht des Poseidonios über die Anfänge der
menschliehen Kidtur (goldenes Zeitalter, die Philosophen Begründer der Civili-
sation) besprechen E. Norden, Beitr. z. Gesch. d. griech. Philos., Jahrbb. f.
klass. Philol. Suppl. 19 (1893), 425 ff., F. Boll, Stud. üb. Gl. Ptol. (s. oben S. 180*
unter Ptolemaios) S. 221 ff., R. Hirzel, "Ayoacfog vö/uog, Abh. d. sächs. Ges. d.
AViss., philol.-hist. Kl. 20 (1900), 86 f. (hier und bei X'orden Überblick über das
Fortleben bei den Römern), H. Binder, Dio Chrys. u. Pos. (s. oben S. 179 ),
S. 27 ff., W. Gerh äußer, Der Protrept. d. P. (s. oben S. 177*), S. 16 ff.
Eine nach den vielverzweigten Einzelforschungen dringend notwendige Ge-
samtdarstellung der philosophischen und fachwissenschaftlichen Lehren des Posei-
donios und ihrer Nachwirkungen ist von W. Capelle zu erwarten.
Asidepiodotos : S. oben S. 177*.
Geminos : S. oben S. 177*.
Jason: A. Gercke, Rhein. Mus. 62 (1907), 116 ff. F. Jacoby, Artikel
Jason 11 bei Pauly-Wissowa-Kroll.
Zu § 67. Die Peripatetiker im ersten Abschnitt der liellenistisch-rönilsehon
Perio<le (Peripatetische Schule IL Teil, Fortsetzung- zu § 54).
Für sämtliche Peripatetiker dieser Beihe ist außer Zell er, Philos. d. Gr.
II 2" S. 897 ff. Susemihl, Gesch. der griech. Liter, in der Alexandrinerzeit zu
vergleichen.
Straf on von LanipsaJcos: C. Nauwerck, Berolini 1836, G. Rodier,
La physique de Str. de L., Paris 1891, Th^se. H. Poppelreuter, Zur Psychol.
des Aristot., Theophr., Strato, Leipz. 1891, Pr. H. Di eis, Über das physikal.
System des Str., Sitz, der Berliner Akad. 1893, 101—127. H ammer-Jensen ,
Das sog. IV. Buch der Meteorologie des Aristoteles, s. oben S. 125*. Vgl. auch
Krische, Forschungen I, S. 349—358.
Über Stratons Schüler Aristarchos von Sanios s. Hu lisch, Artikel
Aristarchos 25 bei Paulv-Wissowa, wo auch die frühere Literatur zu finden ist.
Fr. Boll, Die Entw. d.' astron. Weltbildes (oben S. 30*). Thom. Heath, A.. of
JgO* Literaturverzeichnis.
Samos the ancient Copernieus, Oxf. 1913; dazu W. A. Heidel, Amer. journ. of
pliilol. 35 (1914), 446 ff.
Lifhon: Creuzer. Wiener Jahrb. 61 (1833), 209 f. U. v. Wilamowitz-
Moellendorff, Antigonos von Karyst., S. 78 ff. 197. 286.
Hieroni/inos von Shodos : F. Hiller v. Gaertringen, Arideikes und
H. V. Rh., Bull, de corr. hellten. 36 (1912), 230—239.
Ariston von Keos: J. G. Hub mann, Jahns Jahrbb., 3. Suppl. (1834),
102 ff. Ritschi, Rhein. Mus. 1 (1842), 193 ff., auch in: Opusc. I (1866), S. 551 ff .
Krische, Forschungen I, S. 405 ff. H. v. Arnim, De Aristonis Peripatetici
apud Philodemum vestigiis, Rostock 19()0, Pr. Chr. Jensen, A. v. Keos bei
Philodem, Hermes 46 (l9ll), 393—406. Über die verschiedenen Peripatetiker des
Namens Arist. Alfr. Gercke bei Paulv-Wissowa Artikel Ariston 52—55. Aug.
Mayer, Aristonstudien, Philol. Suppl. 11 (1910), 483—610. H. Mutschmann,
Eine peripatetisehe Quelle Lukians. Rhein. Mus. 70 (1915). 551— 56« . Hartlich,
Exhort. (s. oben S. 39*), S. 274 ff.
Kritolaos: F. Olivier, De Grit. Peripatetico, Berlin 1895, Diss. L. Ra-
dermacher, Grit. u. die Rhetorik, in: Philod. vol. rhet. ed. S. Sudhaus, Suppl.,
Leipzig 1895, S. IX ff. (mit einleitenden Bemerkungen von S. Sudhaus).
H. V. Arnim, Leben u. Werke des Die von Prusa, S. 90.
Hermippos: A. Lozynski (s. Text). Preller, Jahrbb. f. klass. Philol.
17 (1836), 159—184. Müller, Fragm. bist. Graec. III, S. 35 ff . Heibges,
Artikel Hermippos 6 bei Pauly-Wissowa. Weiteres oben S. 20*.
Sotion: Panzerbieter, Jahns Jahrbb. Suppl. 5 (1837), 211 ff. Sieh
oben S. 24.
Safi/ros: S. oben S. 20*. CrÖnert, Rhein. Mus. 57 (1902), 295. Leo.
Hermes 49 (1914), 152. H, Richards, Class. rev. 27 (1913), 47 f. K. Fl.
Smith, Amer. journ. of philol. 34 (1913), 62 ff.
Agatharchides : Em. Aug. Wagner, A. und der mittlere Peripatos,
Annaberg 1901, Pr. Ed. Schwartz, Art. Agatharchides 3 bei Pauly-Wissowa.
HeraMeides Lenibos und Antisthenes von Rhodos: S. oben
S. 26. 21*.
Denietrios von Bt/zanz: Martini, Art. Demetrios 87 bei Pauly-Wissowa.
U. V. Wilamowitz-Moellendorff, Hermes 44 (1909), 451.
Zu § 68. Die spätere Sloa (Stoische Sehnle IIL Teil, Fortsetzung- zu
§ 66). JahresbericJttc s. oben S. 23* f. (nacharistotelische Philosophie).
Die spätere Stoa itn allgemeinen: Zell er, III 1*, S. 606 ff. 711 ff.,
III 2*, S. 254 ff. Zu den dort in den Anmerkungen aufgeführten einzelnen Männern
s. auch die betreffenden Artikel bei Pauly-Wissowa. J. A. L. Wegscheid er,
Ethices Stoicorum recentionmi fundamenta cum principiis ethices Kantianae
compar., Hamburg 1797. C. Aubertin, D. sap. doctoribus, qui a Cic. morte
ad Neronis princ. Romae vig., Paris 1857. Ferraz, De Stoica disciplina apud
poetas Romanos, Paris 1863. C. Martha, Les moralistes sous Tempire Romain,
philosophes et poetes, Paris 1864, 6. ed. Paris 1894. Herrn. Senil 1er, Die
stoische Opposition unter Nero, Wertheira 1867. 1868, Pr. Dav. Neman ic, De
Stoicorum Romanorum primi Caesarum saeculi factione etc., Görz 1880, Pr. von
Midderbg. G. Gentile, Studio sullo stoicismo romano del I. s. d. C. Parte
prima, Yecchi 1904. E. V. Arnold. Roman Stoicism .... with special refe-
rence to its development within the Roman empire, Cambridge 1911 (s. dazu
W. Capelle, Berl. phUol. Wochenschr. 1913, 395 ff.). E. Br^hier, La cosmo-
logie stoicienne ä la fin du paganisme, Rev. de l'hist. des relig. 64, 1 — 20.
Athenodoros Eoi'di/lion: Susemihl, Gesch. d. griech. Literat, in der
Alexandrinerzeit II S. 246. H. v. Arnim, Artikel Athenodoros 18 bei Pauly-
Wissowa.
Antipatros von Tyros : Susemihl, Gesch. der griech. Literatur in der
Alexandrinerzeit II S. 247. H. Cohn, Antipater von Tarsos, Berlin 1905,
Zu § 68. Die spätere Stoa. 183*
Gießener Diss. Exkurs (S. 87 ff.) : Antipater von Tyros. H. v. Arnim, Artikel
Antipatros 27 bei Pauly-Wissowa.
ApoUonios von Tyros: Susemi hl, Gesch. der griech. Literatur in der
Alexandrinerzeit II S. 247. H. v. Arnim, Artikel Apolionios 94 bei Pauly-
Wissowa.
Cato: G. Natali, Catone Uticensi e lo Stoieismo romano, Pisa 1910.
S. ferner über das stoische Catoideal Busch und Dyroff oben S. 38*. Ps.-Cata
s. Stechert S. 187* unten.
Athenodoros des Sandon Sohn: O. Hense, Seneca und Athenodorus.
Freiburg i. B. 1893, Pr. Conr. Hense, Ein Fragment des A. von Tarsos, Rhein.
Mus. 62 (1907), 313—315. Fr. Kühl, Rhein. Mus. 62 (1907), 424 (zur Chrono-
logie). K. Pr aecht er, Zum Topos rrsol arrovdijg y.ai :Tui&iä<;, Hermes 47 (1912),
471—476. H. V. Arnim, Artikel Athenodoros 19 bei Pauly-Wissowa.
Areios Didymos : S. oben S. 22*.
T/ieou: G. Reich el. Quaestiones progymnasmaticae, Leipzig 1909, Diss.
(Identität des Rhetors mit dem Stoiker); hier S. 20 f f . Kap. 3: De Theonis vita
et scriptis. Christ-Schmid, Gesch. d, gr. Lit. IP S. 746 f.
Germanicns: E. Maaß, Hermes 31 (1896), 419. Über G.' Aratea sieh
Teuffel-Kroll-Skutsch, Gesch. d. röm. Lit. § 275.
Stra.bon: G. Fritz, De Strabone Stoicorum disciplinae addicto, Münster
1906, Diss. S. ferner oben S. 178*.
Herakleitos : Fr. Oelmann, Prolegomena zu der im Texte genannten
Bonner Ausgabe. Th. Gomperz, Wiener Studien 2 (1880), 5 f . = HeTlenika II
S. 245 f. R. Münzel, De Apollodori .-tsqI »^ewr libris, Bonnae 1883, Diss., cap. 1:
De Heraclito. Derselbe, Animadv. in H. allegorias Hom.. Rhein. Mus. 40 (1885),
632—636. A. Platt, Class. rev. 23 (1909), 190 (zu Älleg. Hom. 35). Car.
Reinhardt, De Graec. theol. cap. duo, Berol. 1910, S. 5 ff. (Frage nach den
Quellen und dem Verhältnis zu Kornutos). K. Meiser, Zu H.' Homer. AUeg.,
Sitz. d. Münch. Akad., philos.-philol. u. hist. Kl., 1911. H. Richards, Class.
quart. 5 (1911), 262 f. A. Brinkmann, Rhein. Mus. 67 (1912), 614 ff. Rein-
hardt, Artikel Herakleitos 12 bei Pauly-Wissowa- Kroll.
Attalos: H. v. Arnim, Artikel Attalos 21 bei Pauly-Wissowa.
Cfiairetnon: E. Zeller, Die Hieroglvphiker Chäremon und Horapollon,
Hermes 11 (1876), 430-433 = Kl. Sehr. I S. 175—178. P. Wendland, Jahrbb.
f. klass. Philol. Suppl. 22 (1896), 754 ff. Vielfach wird Ch. berührt von
R. R ei tzen stein in seinen oben S. 35* genannten religionsgeschichtlichen
Schriften. S. dort die Register. E. Schwartz, Artikel Chairemon 7 bei
Pauly-Wissowa.
Seneca : Aus der sehr umfangreichen Literatur seien folgende Arbeiten ange-
führt: E. Caro, Quid de beata vita senserit Seneca, Paris 1852, Thesis. Wölfflin.
Philol. 8 (1853), 184 ff. H. L. Lehmann, L. Annans Seneca und seine philos.
Schriften, Philol. 8 (1853), 309-328. F. L. Böhm, Annans Seneca und sein
Wert auch für unsere Zeit, Berlin 1856, Pr. C. R. Fickert, L. Sen. de nat.
deorum. Breslau 1857, G.-Pr. H. Doergens, Antoninianae cum L. Annaei Se-
necae philosophia ethica contentio et comparatio. Lipsiae 1857. Holzherr, Der
Philosoph Annans Seneca, Tübing. 1858 und 1859, Pr. Rieh. Volkmann, Zur
Gesch. der Beurteilung Senecas, Päd. Archiv 1 (Stettin 1859), 589-610. W. Bern-
hardt. Die Anschauung des Seneca vom Universum, Wittenberg 1861, Grat.-Schr.
Oct. Gr^ard, De litteris et litt, studio quid censuerit L. A. S., Paris 1867, Thesis.
Ed. Goguel, Senfeque, Strasbourg 1868 (Extrait du Bulletin de la Soc. litt, de
Strasbourg). Frdr. Jonas, De ordine librorum L. Annaei Senecae philos.,
Berol. 1870, Diss. Alfr. M arten s. De L. A. S. vita et de tempore, quo scripta
eins philosophica, quae supersunt, composita sint, Altona 1871. F. Schult ess.
De Senecae quaest. nat. et ep., Bonn 1872, Diss. A. Nehring, Die geologisch.
Anschauungen des Philos. Seneca, Wolfenbüttel 1873, 2. Teil 1876, Pr.
Kl. Kickh, Gott, Mensch. Tod u. Unsterblichkeit, Blütenlese aus den Schriften
des L. Ann. S., Wien 1875, Pr. Br. Kru czkiewicz, Über die Philos. des L. Ann.
Seneca. Sitzungsber. der phil. Abt. der Krakauer Akad. 3 (1875), 123—219.
ISJ^* Literaturverzeichnis.
H. Siedler, De L. Annaei Seiiecae philosophia niorali, Jena 1878, Diss.
E. Probst, L. Ann. S. aus seinen Schriften, Basel 1879, Pr. H. Wunder,
L. A. S. quid de dis senserit exponitur, Grimma 1879, Pr. W. Allers, De L. Ann.
Senecae libroruni de ira fontibus, Götting. 1881, Diss. O. H. R. Wetzstein,
L. A. S. quid de natura humana censuerit, Xeustrelitz 1881, Leipziger Diss.
O. Rossbach, Disquisitionum de S. filii scriptis criticarum capita duo, Vratisl.
1882, Diss. Derselbe, De S. philos. libr. recens. et emend. (Bi'esl. philol. Abb,
II 3), Hresl. 1888. C. A. Bjolen, De philosophia Senecae, Upsala 188t) (Upsala
univers. ärsskr. ; filos., spräkvet. och histor. vetensk.). Binde, L. A. S. quid
senserit de rerum natura ac de vita humana, Glogau 1883, Pr. J. Pit, La mort
et la vie future dans S., Montauban 1884, These. Geo. Müller, De L. A. S.
<luaestionibus naturalibus, Bonnae 1880, Diss.; s. dagegen Fr. Schultess, An-
naeana studia, Hamburg 1S88, Gratulationsschr. G. Gundermann, Die Buch-
folge in Senecas Naturales quaestiones, Jahrbb. f. klass. Philol. 141 (1890i, 351
bis 360. W. Allers, Xoch einmal die Buchfolge in S.s nat. quaest., Jahrbb. f.
klass. Philol. 145 (1892), 621—632. Alb. Rehm, Anlage und Buchfolge von
Senecas Nat. quaest., Philol. 66 (190« ). 374—395. S. auch A. Gercke in der
Praefatio s. Ausg. d. Nat. quaest. S. VII ff. J. Meuer, Die Buchfolge in S.s
Nat. quaest., Rumburg 1911, Pr. O. Weissenfeis, De Seneca Epicureo, Berlin
1886. Pr. A. Fiegl, De S. paedagogo, Bozen 1886, Pr. ; vgl. zu diesem Thema
auch K. Praechter, Die griech.-röm. Popularphilosophie und die Erziehung,
Bruchsal 1884, Pr. W. Ribbeck, L. A. S. d. Philosoph u. s. Verh. zu Epikur,
Plato u. dem Christentum, Hannover 1887. Rieh. Pfennig, De librorum qijoe
scripsit S. de ira corapositione et origine, Greifsw. 1887, Diss. E. Thomas, Üb.
Bruchstücke griech. Philosophie bei d. Philos. L. A. S., Arch. f. Gesch. d. Philos.
4 (1891), 557-573. Fr. Schinnerer, Über S.s Sehr, an Marcia, Hof 1889, Pr.
K. Ilgen, Animadversiones ad L. A. S. scripta, Jena 1889, Pr. (Unechtheit der
Schrift de reraediis fortuitorum soll nachgewiesen werden). O. Hense, S. und
Athenodorus, Freiburg 1893, Pr. J. A. Heikel, S.s Charakter und politische
Tätigkeit aus seinen Schriften beleuchtet (Acta soc. scient. fennicae 16 [Helsing-
fors 1888], 1—25), Berhn 1886. L. L^vy-Bruhl, Quid de Deo S. senserit,
Paris 1884, These. C. Corsi. Lo Stoicismo romano considerato particolarraente
in Seneca, Prato 1884. M. Zimmermann, De Tacito Senecae philosophi imi-
tatore; pars prior, Breslau 1889, Diss., vollständig: Bresl. philol. Abh. 5 Heft 1.
P. Hochart, Etudes sur la vie de S., Paris 1885. H. Diels, S. und Lucan,
Abh. der Berl. Akad. aus dem Jahre 1885, Berlin 18S6. H. Hosius, Lucan u.
S., Jahrbb. f. klass. Philol. 145 (1892), 337—3,56. H. Hilgenfeld, L. Annaei
Senecae epistolae morales quo ordine et quo tempore sint scriptae collectae editae,
Jahrbb. f. klass. Philol. Suppl. 17 (1890), 599-684. J. Müller, Über die Originalit.
der Nat. qu. Senecas, in: Festgruß aus Innsbruck an die Philol.- Vers, in Wien, Inns-
bruck 1893, S. 1 — 20. Dorison, Quid de dementia senserit L. Annaeus Seneca.
Cadomi 1892, Thesis von Paris. Frz. Becker, Die sittlichen Grundanschauungen.
Senecas. Ein Beitrag zur Würdigung der stoischen Ethik, Köln 1893, Pr.
A. Nehruig, Über die Originalität von S.s Naturales quaest., Jahrbb. f. klass.
Philol. 14( (1893), 718 — 720. K. Wünsch, Über die Naturales Quaestiones des-
Philosophen S., Prag- Altstadt 1894, Pr. W. Capelle, Zu Senecas Nat. quaest., Berl.
philol. Wochenschr. 1908, 668—672. Vgl. O. Roßbach, Berl. philol. AV'ochenschr.
1908. 799 f. O. Hense, Zu Seneca de tranqu. animi, Rhein. Mus. 49 (1894),
174 f. H. Weber, De Senecae philosophi dicendi genere Bioneo, Marburg 1895,
Diss. A. Gercke, Seneca-Studien, Jahrbb. f. klass. Philol., Suppl. 22 0^96),
1 — 333. Derselbe, Studia Annaeana, Greifsw. 1900, Pr. Fr. Scharren broich\
Erlaubtheit des Selbstmordes, dargestellt nach den Lehren des Philosophen
Seneca, Rheinbach 1897. J. Dartigue-Peyrou, Quae sit apud Senecam con-
solationum disciplina vis ratioque, Paris 1897, These. Georges Lafave. Seneque,
Dialogi, Rev. de philol. 21 (1897), 174—176. V. Carlier, Minucius Fdix et
Sen^que, Mus^e beige 1 (189* ), 258—293. F. Bock, Aristoteles Theophrastus
Seneca de matrimonio, Leipziger Studien 19 (1898), 1—70 (s. auch unten S. 185*'
Großgerge). L. Friedländer, Der Philosoph S., Sybels histor. Zeitschr. 49 (19(>J),
193-249. E. Spie, De philosophiae Annaeanae gradibus mutationibusquCv
Halle 190ö,.Diss. S. Rubin, Die Ethik Senecas in ihrem Verhältnis zur älteren
lind mittleren Stoa, Bern 1901, Diss. E. Badstübner, Beiträge zur Erklärung-^
und Kritik der jibilosoph. Schriften Senecas, Hamburg 1901, Pr. A. Hefter,
Häuseritne Seneca in dialogo secundo e Ciceronis de finibus tertio et TuscuL
Zu § (18. Die spätere Stoa. 185*
dispiit. qiiinto libio quaeritur, St. Paul 1902, Pr. J. Breuer, Senecas Ansichten
von der Verfassung des Staates, Arch. f. Gesch. d. Philos. 16 (1903), 51.5—529.
A. Counson, L"ijit'luence de S^neque le philosophe, Musee beige 7, 132 — 167.
F. X. Burger, Über das Verhältnis des Minucius Felix zu dem Philosophen
Seneca, München 1!)04, Diss. A. Xottola, La prosa di Seneca filosofo, Bergamo
1904. L. Cantarelli, l'n j^refetto di Egitto zio di Seneca, Mitteil, des kaiscrl.
deutschen archäol. Instit., roni. Abt. 19, S. 15—22. O. Binder, Die Abfassungs-
zeit von Senecas Briefen. Tübingen 1905, Diss. F. von Hagen, Zur Metaphysik
des Philosophen L. Ann. Seneca, Erlangen 1905, Diss. E. Bickel, Zu Senecas
Schrift über die Freundschaft, Rhein. Mus. 60(1905), 190—201. Derselbe, Die
Fremdwörter bei dem Philosophen Seneca, Arch. f. lat. LexikogT. u. Gramm. 14
(1906), 189—209. Derselbe, De Merobaude imitatore Senecae, Rhein. :Mus. 60
(1905t, 317. ¥. I. Merchant, Seneca the philosopher and his theorv of style,
Amer. journ. of philol. 26 (1905), 44 — 59. O. Hev, Zu Senecas Dialogen, Blätter f.
das Gyranasialschulw. 41 (1905), 496-498. M. Adler, Senecas Schrift ,,De
dementia" und das Fragment des Bischofs Hildebert, Wiener Studien 27 (1905),.
242—250. W. Isleib, De Senecae dialogo undecimo qui est ad Polybium de
consolatione, Marp. Catt. 1906, Diss. (gegen die Unechtheitserklärung). ' J. E. B.
.Mayor, Corruption of the text of Seneca, Journ. of philol. 30 (1907), 208-210.
0. Pascal (über die Proverbia Senecae in cod. Ambros. 0. 60 sup.), Riv. di filol.
36 (1908), 63 — 69. Derselbe, Seneca. Catania 1906. Derselbe, L'epitaffio di Seneca,
Atene e Roma N. 97/98, 22— 35. Derselbe, La religione di Seneca e il pensiero
epicureo, Rendiconti di R. istit. Lomb. ser. 2 vol. 39. E. Rolland, De l'influence
de S^neque le pere et des rh^teurs sur Senfeque le philosophe, Gand 1906.
Gar. Preisendanz, De L. Annaei Senecae rhetoris apud philosophum filium
auctoritate, Philol. 67 (1908), 68—112; hier S. 68 auch frühere Literatur über die
literarischen Beziehungen zwischen S. Vater und Sohn (den größten Teil der Arbeit
enthält auch die Heidelb. Diss. des Verf.: De L. Annaei Senecae patris ves,tigiis
in Senecae philosophi scriptis deprehendendis (Tüb. 1908J). D. Steyns, Etüde
sur les metaphores et les comparaisons dans les oeuvres en prose de Seneque le
philosophe, Gand 1907. E. Bickel. De epitaphio Senecae, Rhein. Mus. 63
(1908), 392—405 (das bei Riese Anthol. Lat. carm. 667 erhaltene Epitaphium
entstammt späterer christlicher Zeit). F. Mewis, De S. philosophi studiis litte-
rarum, Königsb. 1908, Diss. F. Ramorino, II carattere moi'ale di S., Atene e
Roma N. 100, 115 — 121. Henr. Schendel, Quibus auctoribus Romanis L. Ann.
Sen. in rebus patriis usus sit, Greifswald 1908, Diss. I. H. Leopold, in: Sertum
Xabericum, Leiden 1908, S. 234 f. (medizinische Kenntnisse des S.). R. Waltz, Vie de
.Sen&que, Paris 1909. H. de la Ville de Mirmont, La date du voyage de S.
en Egypte, Rev. de philol. 33 (1909), 163 — 178. Guil. Friedrich, De Senecae
libro qui insoribitur de constantia sapientis, Darmst, 1909, Gießener Diss. (dazu
Wochenschr. f. klass. Philol. 1911, 1098 ff.). Gh. Burnier, La morale de S. et le
n^o-stoicisme. Lausaune 1909, Diss. P. Schäfer, De philosophiae Annaeanae in
Senecae tragoediis vestigiis, Jenae 1909, Diss. W, Capelle, S. und die Huma-
nität, Monatshefte d. Comeniusges. 18 (1909), 37 — 41. C. Brak man, Ammianea'
et Annaeana, Leiden 1909. Derselbe, Annaeana nova, Leiden 1910. R. Renner.
S. und die Jugend, Blätter f. das Gymnasialschulw. (bayr.) 46 (1910). 333 ff .
Gust. Friedrich, Zu S. u. Martial, Hermes 45 (1910), 583—594 (Beeinflussung
^Ls durch S.). A. Bourgery, Sur la prose metrique de S. le philosophe, Rev.
de philol. 34 (1910), 167— 172. Aem. Herfurth, De S. epigrammatis quae
fenintur, pars I., Jenae 1910, Diss. P. Stephanie, Zur Frage der Echtheit des
Dialogs S.s Ad Polybium de consolatione, Wiener Studien 32 (1910), 89 — 96..
G. H. Müller, Animadversiones ad L. Annaei S. epistulas quae sunt de oratione
spectantes, Weida 1910, Leipziger Diss. Gualth. Großgerge, De S. et Theo-
phrasti libris de matrimonio, Königsberg 1911, Diss. A. Castiglioni, Electa
Annaeana. Tiferni 1911. Rud. Hartmann, De S. Nat. quaest. libro septimo..
Münster 1911, Diss.' J. Marinescu, Die stoischen Elemente in der Pädagogik:
S.s, München 1911, Diss. A. Bourgery, Les lettres ä Lucilius sont-elles de
vraies lettres? Rev. de philol. 35 (1911), 40—55. H. Bernhardt, L. Ann. Sen..
ein moderner Mensch, in: Hum. Gvmn. und modernes Kulturleben, Erfurt 1911.
Th. Birt, Seneca. Preuß. Jahrbb. 144 (1911), 282—307. Derselbe, Was hat
Seneca mit seinen Tragödien gewollt?. Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 27
<1911), 336—364. Derselbe, Senecas Trostschrift an Polybius u. Bittschrift an
Messalina, ebenda 596—601. C. Marchesi, II dubbio suU' anima immortale in
lg(j* Literaturverzeichnis.
due liioghi di S., Riv. d'Ital. 13 (lull), 177—183. R. Pichon, Les travaux
recents sur la Chronologie des oeuvres de S., Journ. des sav. 1912, 212-225.
Derselbe, Les sources de Lucain, Paris 1912 (S. Vermittler des Stoizismus an L.).
Henr. Gualth. Müller, De L. Annaei S. librorum de ira compositione, Leipz.
1912, Diss. Für die gleiche Schrift Senecas sind auch die Arbeiten von
H. Ringeltaube, Quaest. ad vet. philosophorum de affectibus doctr. pertin., Gott.
1913, Diss., und P. Rabbow, Antike Schriften über Seelenheilung u. Seelenleitung,
L Die Therapie des Zorns, Leipz. Berl. 1914, heranzuziehen. S. auch Geffcken,
Kynika S. 27 ff. A. Elias, De notione vocis clementiae apud philos. veteres et de
fontib. S. libr. de dem., Königsb. 1912, Diss. Jos. Mesk, S.s Apocolocvntosis
u. Hercules furens, Philol. 71 (1912), 361—375. R. Reich, Quid e S. philos.
eiusque patris scriptis de luxuria illius aetatis colligi queat et quid de his rebus
censuerit philosoplius, Lundenburg (Mähren) 1912, Pr. A. Siegmund, De S.
consolationibus, Böhm. Leipa 1912. 1913. 1914, Pr. Dom. Bassi, S. a Lucilio,
Studi e saggi, Firenze 1912. Derselbe, Seneca morale, ebenda 1914. M. Sonn-
tag, L. Ann. Sen. de beneficiis libri explanantur, Leipz. 1913, Diss. A. Bren-
Tiecke, Animadversiones ad fontes natur. quaest. S., Greifswald 1913, Diss.
J. Hemsing, De S. nat. quaest. libro primo, Münster 1913, Diss. Gaet.
■d'Amico, Süll' autenticita del De remed. fortuit. di L. Ann. Sen., in: Studi
crit. off. a C. Pascal, Catan. 1913. V. Ussani, Seneca, Atene e Roma 16,
X. 169 f., 1 ff. 84 ff. Derselbe, Sul Ludus de morte Claudii, Riv. di fUol. 41
(1913), 74 — 80. R. M. Gummere, The modern note in S.s letters, Class. philol.
10, 139 ff. Fr. Streich, De esemplis atqne comparationibus quae exstant apud
Senecam, Lucanum etc., Breslau 1913, Diss. Fr. Steiner, Der „moderne" Stil
des Philosophen S., Rosenheim 1913, Pr. Wilh. Ludw. Friedrich, Zu Cass.
Dio 61, 10 u. Sen. de const. 9, 2; ein Beitrag zur Erklärung der politischen
Schriften des Philosophen Seneca, Darmstadt 1913, Pr. Derselbe, Zu S.s Nat.
quaest. IV praef. 7 u. 8, Berl. philol. Wochenschrift 1914, 1213-1216. Derselbe,
Burrus u. S., Reichsverweser unter Nero, ebenda 1342 — 1344. Derselbe, Die Ab-
fassuugszeit von S.s Werk de beneficiis, ebenda 1406—1408. Derselbe, Die Ab-
-fassungszeit von S.s Werk über die Wohltaten (besonders auf Grund von 1, 9 f.
erörtert)^ ebenda 1501—1503, 1533—1536; (auf Grund von 2, 7 f. erörtert) 1629
Jois ]632. Wilh. Kaiser, Beiträge zur Erläuterung von S.s Trostschrift an
Marcia, lierl. 1914, Pr., auch als Buch, Berl. 1914. Herm. Steiner, Theodizee
bei S., Erlangen 1914, Diss. Herm. Mutschmann, S. und Epikur, Hermes 50
(1915), 321 — 356. Thomas, Stilkritisches zum Philos. S., Sitz. d. philol. Vereins
zu Berlin, Zeitschrift Sokrates 1 (1913), 715 ff. Rob. Fischer, De usu vocab. etc..
s. unter Cicero, S. 169*. E. Bickel, Diatribe in Senecae philosophi fragmenta, vol. I:
Fragmenta de matrimonio, Lipsiae 1915. E. Howald, Die Weltanschauung S.s,
Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 35 (1915), 353 ff. T. O. A c helis , Aus einer alten
Ausg. v. Seneca de moribus, Rhein. Mus. 71 (1916), 155—159. — Senecas Verhältnis
xuni Christentnni und sein anfjebliclier Briefn-echsel mit Paulus: Am. Fleurv,
.St. Paul et S., 2 vol., Paris 1853. C. Aubertin, S. et St. Paul; ötude sur les
rapports supposes entre le philosophe et l'apötre, Paris 1857. 1869. F. Chr.
Baur, S. und Paulus, das Verhältnis des Stoizismus zum Christentum nach den
Schriften S.s, Zeitschrift f. wissensch. Theol. 1 (1858), wieder abgedr. in: Drei
Abh. zur Gesch. der alten Philos., her. von Zeller, Leipzig 1875. Rud. Burg-
mann, S.s Theologie in ihrem Verhältnis zum Stoizismus und zum Christentum,
Berlin 1872, Jenaer Diss. J. B. Light foot, St. Paul's epist. to the Philipp.,
4. ed., London 1878. E. Westerburg, Der Ursprung der Sage, daß S. Christ
.gewesen sei, Berlin 1881. J. Kreyher, S. und seine Beziehungen zum LV
•christentum. Berlin 1887. Mich. Baumgarten, L. Ann. S. und das
'Christentum in der tief gesunkenen antiken Weltzeit, Rostock 1895 (kritiklos
•und ohne geschichtliches Verständnis). A. Codara, S. filosofo e S. Paolo,
Riv. ital. di filos. 12 (1898). Tissot. St. Paul et S., Le chr^tien evang.
35, 7. C. Pascal, La falsa corrispondenza tra S. e Paolo, Riv. di filol. 35
(1907), 33—42 mit dem Zusatz ebenda 93-94. H. Böhlig, Das Gewissen
bei S. und Paulus, Theol. Studien u. Kritiken 87 (1914), 1—24. — Zur Über-
lieferutigsgeschichte : J. Bück, S. de ben. und de dem. in der Überlieferung,
Tüb. 1908, Diss. A. Macek, De S. epistularum cod. Graeciensi, Cilli 1909, Pr.;
-vgl. auch Festschrift der 50. Philologen-Versammlung darg. von Mittelsch. der
Kronländer Steiermark usw., Graz 1909. 162 ff. Gull. Kieke busch, De Pin-
ciani in S. philos. de benef. et de dem. libros castigationibus. Greifsw. 1912, Diss.
[Zu § 68. Die spätere Stoa. 187*
J.'Marouzejau, Ce qiie valent les manuscrits des Dialogi de S., Rev. de philol.
37 (1913), 4(— 52. H. Wagen voort, De cod. S. Angelico (Ms. Lat. 1856j,
Mnem. 41 (1913), 153 ff. A. Beltrami, Un nuovo codice delle epist. mor. di B..
Eiv. di filol. class. 41 (1913), 549 ff.; 42 (1914), 1 ff. Derselbe, 11 cod. Quiriniano
delle epist. mor. di S., ebenda 455 ff. O. Hense, Eine Senecahandschrift der
Quiriiiiana in Brescia, Berl. philol. Wochenschr. 1914, 125—127, 604-608, 635—639.
C. Cipolla, II cod. Quirin. d. epist. mor. di S., Riv. di filol. 42 (1914), 93 ff .
H i er. Geist , De L. Ann. S. Xat. quaest. codicibus, Bambergae 1914, Erlanger Diss.
Im übrigen s. z. Überlieferung Teuffel-KroU-Skutsch, Gesch. d. röm. Liter.« II § 289,
2 ff. Kleinere Beiträge zumeist textkritiseheji Inhaltes lieferten u. a.: R. EUis, Journ
of philol. 28 (1903), 19-23 (zu de provid. und ad Marc). U. v. Wilamowitz-
Moellendorff, Hermes 37 (1902), 307 (de dem. 1, 8). W. C. K. Capel,
Mnemos. N. S. 31 (1903), 33—46 Th. St an gl (de provid.), Phüol. 64 (1905),
SlOff. L. Radermacher, Rhein. Mus. 60 (1905), 250-253 (epist. 89. 22);
Wiener Studien 32 (1910), 205 f. F. Leo, Hermes 40 (1905), 608 ff . L. Val-
maggi (de benef. 1, 3, 5), Rollet, di filol. class. 12, 160. C. Pascal, Glosse
giuridiche ai Dialoghi di Seneca, ebenda 13, 13—16; Süll' uso della parola
,,caro' in S., ebenda 83 f. Löfstedt (epist), Eranos 7, 108. A. J. Kronen-
berg (epist. 14—122), Class. quarterlv 1 (1907), 205 ff., (de benef. u. de dem.)
284-289. (dialogi), ebenda 2 (1908), 34-40. W. C. Summers (epist.), ebenda
22—30. 170—174; 3 (1909), 40-43, 180—188. A. Engelbrecht (ein vermeint-
liches Zeugnis des Seneca über des Livius philosophische Schriften), Wiener
Studien 26 (1604), 62—66. J. Tolkiehn (epist. 107, 10 f.), Wochenschr. f. klass.
Philol. 1905, 555 ff. Ch. P. Parker, Harv. stud. 17 (190(5), 149 ff. (ep. 41).
JT. Bdoij; (Quaest. nat.), 'E.-rioTijuoviy.ij i;z£T7]ok 5—6 (1907 — 1909). E. A. Son-
nenschein, Class. rev. 22 (1908), 216 f.; 23 (1909). 11 f. (epist. 31, 11).
R. Ellis, Journ. of philol. 31 (1908), 44 ff. (Apocol.). S. Rossi, Riv di filol.
36(1908), 531 f. J. van Wageningen, in: Sertum Nabericura, Leiden 1908,
S. 445 ff.. Mnemos. 39 (1911), 137 ff. (epist. 2, 2; 4, 3; 15, 4). R. Pichon. Rev.
d. philol. 34 (1910), 122 f. (de otio 4, 2; 5, 5) ; Acad. d. inscript. 30. Juni 1911 (de vit.
beat.). A. Bourgerv, Rev. de philol. 37 (1913), 95—109 (dialogi u. a.). C. Brak-
man. Hermes 45 (1910), 37 (nat. quaest.); Mnemos. 42 (1914), 389 (10. Dialog);
Rev. de l'instr. publ. en Belgique 52, 18 ff. (Apocol.). R. Waltz, Rev. d. philol.
38 (1910), 98. J. E. B. Mavor, Class. rev. 24 (1910), 84 (de benef. 6, 3, 1).
H. Lebfegue, Rev. d. philol. 36 (1912), 297 f. O. Roßbach, Berl. philol.
Wochenschr. 1913, 1309 ff. (Apocol.). T. G. Tucker, Class. quart. 7 (1913),
54 ff. (epist.). P. Rasi, Berl. philol. Wochenschr. 1913, 1661 f. W. Gemoll,
Hermes 49 (1914), 621—623 (epist.). C. Weyman , Arch. f. lat. Lexikogr. 15 (1908).
5<4 (de tranqu. an. 4, 5). Derselbe, Rhein. Mus. 70 (1915), 152 (de prov. 3, 12).
H. L. Wilson . Amer. journ. of philol. 32 (1911), 168 f. A. Caputi, Atene e Roma
14, 182 ff. (epist 101, 10). C. Schiavi, ebenda 286 ff. W. Gemoll, Zu S.s Epist.
morales, Hermes 49 (1914), 621 — 623. K. Busche, Krit. Beiträge zu S.s Nat
quaest., Rhein. Mus. 70 (1915), 568 — 583. — Vgl. zu Seneca auch G. Boissier, La
religion Romaine, Bd. 2, Paris 1874, sowie Hirzel, Der Dialog II S. 24 ff .
S. fenaer Const. Martha, La morale pratique dans les lettres de S., in des
Verf. Werk Les moralistes sous l'empire romain, und denselben, Seneque, in
seinen Melauges de litt anc, Paris 1896, 215 — 252. Car. Buresch, Consola-
tionum a Graecis Romanisque scriptarum historia critica (Leipz. Studien 9 [1886]).
108 — 120 (über Senecas Trostschriften und -briefe). P. Hartlieh, De exhor-
tationum a Graecis Romanisque scriptarum historia et indole (Leipz. Studien
11 [1889]), 305—308 (über Senecas Exhortationes). A. Giesecke, De philoso-
phorum veterum quae ad exilium spectant sententiis (Lipsiae 1891, Diss.), S. 100
(ZU ad Helviara matr.). E. Bickel, Die Schrift des Martinus von Bracara For-
mula vitae honestae, Rhein. Mus. 60 (1905), 505—551 (der dem Seneca zuge-
schriebene Traktat de quattuor virtut gehört Martin von Bracara, der Senecas
uns verlorene Schrift de officiis benutzte. Martin de ira gibt uns ein neues
Fragment von Seneca de ira). A. Gercke, Jahrbb. f. klass. Philol. Suppl. 22
(1896), 90—110 (antike Schriftsteller, für die sich Bekanntschaft mit S.s Natur,
quaest nachweisen läßt). C. Weyman, Novatian imd Seneca über den Früh-
trunk. Philol. 52 (1893), 728—730. Senecasprüche in Verbindung mit anderem
Material enthalten die sog. Disticha Catonis; darüber E. Stechert, De Catonis
quae dicuntur distichis, Greifsw. 1912, Diss. Ed. Stemplinger, Martin Opitz
u. der Philos. S., Neue Jahrb. f. d. klass. Altertum usw. 15 (1905), 334—344. —
\ <^* Literaturverzeioliuis.
H. Geist, Blatt, f. d. Oymnasialschuhv. 52 (191B), 177 ff. (Baco). S. auch die
Literaturverzeichnisse iu den Ausgaben von Hermes, Hosius'^, Gercke und
H e n s e '.
Kornutos: Martini, De L. Annaeo Cornuto, Lugd. Bat. 1825. Rob.
^lüiizel, De Apollodori .Tfo/ üewr libris. Bonnae 1883, Diss., cap. III: De Cornuto.
Rud. Reppe, De L. Annaeo Cornuto, Lips. 1906, Diss. Vgl. auch O. Jahn in der
Vorrede zu seiner Ausgabe des Persius. W. Kroll, Adversaria Graeca, Philol. 53
(1894). 422. W. Weinberger, Ad Cornutum, Wiener Studien 14 (1892), 222-226.
Arth. Ludwich, Krit. Miszellen (darin Nr. 23 zu Corn. theol. c. lö p. 25, 2
Lang), Königsb. 1901, Pr. Car. Reinhardt, De Graec. theol. cap. duo, Berol.
]9]0 (s. dort das Register). C. Marchesi, Gli scoliasti di Persio, Riv. di filoL
dass. 39 (1911), 564ff.; 40 (1912), 1 ff. 193 ff. O. Imraisch, Arch. f. Religions-
wissenschaft 14 (1911), 454, 2 (zu Com. 35 p. 75, 12 L.). Br. Schmidt, De C.
theologiae Graecae compendio capita duo (Diss. philol. Hai. vol. 21 pars 1),
Halle a. S. 1912. Über seine rhetorischen Schriften J.. Graeven, Cornuti artis
rhetoricae epitome, Berlin 1891, Praef. p. XXVIII. — H. v. Arnim, Artikel
Annaeuä 5 bei Pauly-Wissowa.
Persius: Franz Knickenberg, De ratione Stoica in Pei'sii satiris appa-
rente, Monasterii 1867. Diss. Vinc. Papa, Lo stoicismo in Persio, Torino lw2.
AI. Bucciarelli. L'trum Aulus Persius doctrinae Stoicae sit sectator idem et
interpres, Romae 1888. M. E. Houck, De ratione Stoica in Persii satiris con-
spicua, Deventer 1894, Leidener Diss. Lod. Simioni, Alcune questioni relative ad
A. Persio Flacco, Verona-Padova 1895 (darin II: Persio seguace dello stoicismo).
Ch. Burnier. Le röle des satires de Perse dans le developpement du neo-
stoicisme, La Chaux-de-Fonds 1909, Pr. S. auch: Const. Martha, L"n poete
stoicien. Perse, in: Les moralistes sous l'empire Romain.
Liicanus : H. Diels, Seneca und L., Abh. der Berl. Akad. aus dem Jahre
1885, Berl. 1886. M. Spuriau, De deorum ministeriis in Pharsalia, Paris 1885,
Th^se; dazu J. Girard, Du role des dieux dans la Phärsale, Journ. des sav.
1888, 192—207, 315—330. Fr. Oettl, Lucans philos. Weltanschauung, Brixen
1888. Pr. J. Englandus Miliard, Lucani sententia de deis et fato, Trai. ad
Rhenum 1891, Diss.; dazu Hosius, Berlin, philol. Wochenschr. 1892, 209. Rob.
Fritzsche, Quaestiones Lucaneae, Gothae 1892. Jenaer Diss. (darin: De Lucani
doctrina. De Nigidio Figulo L. auctore et de rebus subliniibus in Pharsalia).
C. Hosius, L. und Seneca, Jahrbb. f. klass. Philol. 145 (1892), 337—356. Der-
selbe, L. und seine Quellen, Rhein. Mus. 48 (1893), 380 — 397 (Beziehungen zu
Maniliusj. R. Pichon, Les sources de Lucaiu, Paris 1912. Fr. Streich,
s. Seneca S. 186*.
Mtisonios : G. G. Moser, Einleitung zur Ausgabe von vier Fragmenten
des M., in Daub und Creuzers Studien 6. Teil (1811), 74 ff. J. J. Bäbler, Mu-
sonius Rufus, X. Schweiz. Museum 6 (1864), 23 — 37. O. Bernhardt, Zu Mus.
Rufus, Sorau 1866, G.-Pr. E. Baltzer, M., Charakterbild aus der römischen
Kaiserzeit, Xordhausen 1871. G. Hevlbut, Zu M. und Sotion, Rhein. 3Ius. 39
(1884), 310—312. Fr. Bücheier ," Musonius Rufus apud Julian. Caes. 2,
p: 608, 18 Hertl., Rhein. Mus. 41 (1886), 1 ff . P. Wendland, Quaestiones Mu-
sonianae. De Mus. Stoico Clementis Alexandrini aliorumque auctore, Berlin 1886
(Benutzung des M. bei Klem. Alex, im Paidagogos; s. dazu O. Heuse, Praef.
seiner Ausgabe des Musonios S. VI ff.). C. Reinach, Sur un t^moignage de
Suidas relatif a Mus. R., Paris 1886 (extrait des Comptes rendus de l'Acad. des
inscr.). P. Wendland, Philo u. d. kynisch-stoische Diatribe (Anh. Musonius u.
Clemens Alexandr.), in: P. Wendland und O. Kern, Beitr. zur Gesch. d. griech.
Philos. und Rehgion, Berlin 1895 (dazu Berl. philol. Wochenschr. 1906, 198).
Ch. P. Parker, Musonius the Etruscan, Harvard studies in class. phil. 7 (1896),.
123 ff. (s. dagegen O. Hense, Praef. seiner Ausg. S. XVIII f.). T. Pflieger, Mu-
sonius h. Stobaeus, Tauberbischofsheim 1897, Pr. C. Sc hm ich, De arte rhe-
torica in Musonii diatribis conspicua, Friburgi Brisig. 1902, Diss. J. E. B.
Major, Musonius and Simplicius, Class. review 17 (1903), 23 ff. Über die Über-
lieferung der Gespräche des M. (Lukiosfrage), sein Leben und seine Schüler
handelt in trefflicher Weise O. Hense in der Praef atio seiner Ausgabe. Zum
Stil des M. vgl. E. Xorden, Antike Kunstprosa I, S. 391 Anm. 1. Analyse der
dem Topos .Tf ot (fvyi)g gewidmeten Erörterungen bei Giesecke, De philos. vet.
Zu § 68. Die spätere Stoa. 18*1*
• quae ad exil. spect. sentent. (Lipsiae 1891, Diss.), S. 32 ff. (vgl. aiu-h S. 100).
Kritische und exegetische Beiträge von H. van Herwerden, Mnem. 27 {1899),
398, F(ranz) B(ücheler), Rhein. Mus. 53 (1898), 166 f., A. J. Kronenberg,
Class. rev. 20 (1906), 394 f., K. Praechter, Berl. philol. Woehenschr. 1913, 28 f.
Über die pseudoniusonisclien Briefe Ant. West er mann, De M. epistolis, iu
des Verf. Comm. de epist. scriptor. Graec. 6 (1854) Nr. 105.
Eptktetos: Joh. Fr. Beyer, Über Ep. und sein Handbuch der stoischen
Moral, [Marburg 1795. F. Ch. G. Perlett, Dictaminum Stoicorura et Christia-
uorum quorundam ab una parte ex Epicteto, ab altera vero e novo tcstamento
desumptarum comparatio, Eriurti 1798. J. Spangenberg, Die Lehre Epiktets
nach seinem Manual entwickelt. Hanau 1849, Pr. Winnefeld, Die Philosophie
• des E. ; ein Beitrag zur Geschichte des Eklektizismus der römischen Kaiserzeit,
Zeitschr. f. Philos. u. philos. Kritik 49 (1866), 1~32, 193-226. Gust. Grosch,
Die Sittenlehre des Epiktet. Wernigerode 1867, Pr. A. Braune, Epiktet und
das Christentum, Zeitschr. f. kirchl. Wissensch. 5 (1884), 477 — 488. J. Stuhr-
mann. De vocabulis notionum philosophicarum in Epict. libris, Neustadt 1885,
Jenaer Diss. Ed. Maria Schranka, Der Stoiker E. und seine Philosophie,
Frankfurt a. d. O. 1885 (ganz wertlos). H. Scheukl, Die epiktetischen Frag-
mente, eine Untersuchung zur Überlieferungsgeschichte der griech. Florilegien,
Wien 1887. E. Mücke, Zu Arrians und Epiktets Sprachgebrauch, Nordhausen
1887, Pr. von llfeld. ß. As raus, Quaestiones Epicteteae (betrifft ebenfalls die
Fragmente), Freiburg i. Br. 1888. A. Bonhöffer, Epiktet und die Stoa, Unter-
suchungen zur stoischen Philosophie, Stuttg. 1890; ders., Die Ethik des Stoikers
Epiktet, Anhang: Exkurse über einige wichtige Punkte der stoischen Ethik (sieh
oben S. 149*), Stuttg. 1894 (enthält auch die Indices zu: Epiktet und die Stoa).
F. L. Ganter, Das stoische System der ai'adijoi; mit Eücksicht auf die neueren
Forschungen, Philol. 53 (1894), 465 — 504 (knüpft an Bonhöffers ,, Epiktet und die
Stoa'' an). Dagegen A. Bonhöffer, Zur stoischen Psychologie, PhUoI. 54 (1895),
403 — 429. C. Hilty, Glück, Leipzig 1891 und öfter (betont an der Hand des
Encheiridions, das er übersetzt, den Wert, den Epiktet für die praktische ethische
Erziehung auch in der Gegenwart besitzt). T. Zahn, Der Stoiker Epiktet und
sein Verhältnis zum Christentum, Erlangen 1894, Prorektoratsrede, 2. Aufl. 1895
(macht den gänzlich mißglückten Versuch, zu erweisen, daß Epiktet durch die
christliche Lehre beeinfhißt sei). K. Vorländer, Christliche Gedanken eines
heidnischen Philosophen, Preuß. Jahrb. 89 (1897), 193—222. L Bruns, De
schola Epicteti, Kiel 189 v, Festschr. E. Zeller, Über eine Berührung des jüngeren
■Cynismus mit dem Christentum, Sitzungsber. der Berl. Akad. 1893, 129 — 132 =
Kl. Sehr. II S. 41—45. Braun, Epiktets Moral nach seinem Handbüchlein,
Philos. Woehenschr. 5, 9. Th. Colardeau, Etüde sur Epictete, Paris 1903.
R. Renner, Epiktet und seine Ideale, Amberg 1903, Pr. Derselbe, Zu Epiktets
Diatriben: I. Epiktet und seine Ideale. IL De Epicteteorum titulis, München
1904, Diss. Derselbe, Das Kind, ein Gleichnismittel bei Epiktet, Festschrift zum
25jährigen Stiftungsfest des histor.-philol. Vereins d. Univ. München, München 1905,
S. 54 ff. K. Hart mann, Arrian u. Epiktet, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 15
(1905), 248 — 275. K. Kuipe r, Epictetus en de christelijke moraal, Versl. en mededeel.
der Kon. Akad. van Wetenschappen, Letterkunde, 4. Reeks, Deel 7, Amsterdam
1906 (vertritt im -wesentlichen Zahns Ansicht; dageo;en Bonhöffer, E. und das
Neue Testament S. 44 ff.). L. Weber, La morale d'Epict&te et les besoins presents
de l'enseignement moral, Rev. de m^taph. et de morale 1905 ff. (s. zum Gegenstande
■oben Hilty). P. M elcher, De sermone Epicteteo, quibus rebus ab Attica regula
discedat (Dissertat. philol. Halens. vol. 17 pars 1). O. Haibauer, De diatribis
Epicteti, Lips. 1911, Diss. S. auch die Praefatio zu Schenkls Ausgabe,
R. Hirzel, Dialog II S. 245 ff., Const. Martha, La vertu stoique, Epictete,
in des Verf. Buche Les moralistes sous l'empire Romain, P. Hartlich, De ex-
hort. a Gr. Romanisque Script, hist. et ind. S. 308 ff., H. v. Arnim, Artikel
Epiktet bei Pauly-Wissowa. Epiktets Verhältnis xum Christenfuin behandeln
außer den angeführten Arbeiten u. a.: G. A. van den Bergh van Eysinga,
Epictetus en het Nieuwe Testament, Museum, Maanblad voor Philologie en Ge-
schied enis 14 (1907), 439—441. F. Mörth, in: Festschrift der 50. Vers, deutsch.
Philol. u. Schulm. dargebr. von den Mittelsch. der Kronländer Steiermark usw.,
Graz 1909, S. 182 ff. (zum Verbot des Schwörens, Epict. euch. 33, 5). In gründ-
lichster Weise untersucht das Verhältnis Epiktets und des Stoizismus überhaupt
|(((>* Literatxirverzeichnis,
zum Neuen Testament und bietet eine vorurteilslose Bewertung der stoischen und
der christlichen Moral und Religion Ad. Bonhöffer, E. und das Neue Testa-
ment (Religionsgesch. Versuche und Vorarbeiten 10. Bd.), Gießen 1911, wo auch
frühere Literatur angeführt und berücksichtigt ist. Im Gegensatz zu Bonhöffers
Buche behandelt die Frage aus einseitig christlich- theologischem Standpunkte
R. Bultmann, Das religiöse Moment in der ethischen Unterweisung des E. und
das Neue Testament, Zeitschr f. d. neutestam. Wissensch. u. d. Kunde d. Urchrist.
13 (1912), 97—110, 177—191, treffend zurückgewiesen von Bonhöffer, E. und das
Neue Testament, ebenda 281- 292. Über den gleichen Gegenstand handelt M. J.
Lagrange, La philosophie religeuse d'E. et le christianisme, Rev. biblique Inter-
nat., Nouv. ser., 9. annee, tom. 9 (Par. 1912), 5—21, 192—212. Vgl. auch P. Wen d -
land, HeUen.-röm. Kult.'- "• 3 S. 95. 356, 4; 357, 1. Kleinere Beiträge lieferten
Richards, Class. rev. 19 (1905), 106—108; Praechter, Bvzant. Zeitschr. 14
(1905), 271, Philol. 64 (1905), 387 f. A. J. Kronenberg, Class. rev. 20 (1906),
15—19, 104-109; Class. quart. 3 (1909), 195—202, 258-265; 5 (1911), 91 f.; Berl.
philol. Wochenschr. 1910, 1623; Mnem. N. S. 38 (1910), 156—166. K. Meiser,
Hermes 44 (1909), 159; 45 (1910), 160. P. Corssen, Berl. philol. Wochenschr.
1910, 832. Zu der von Meiser und Corssen behandelten Stelle Epict. diss. 4, 7, ö
s. Bonhöffer, E. u. das N. T. S. 44, 1. H. Richards, Platonica, London
1911 (hier auch Bemerkungen zu E.).
Arrian: E. Bolla, Arriano di Nicomedia, Torino e Palermo 1890
(Kap. II: A. discepolo d'Epitteto, Kap. X: Scritti filos. di A.). K. Hartmann,
Arrian und Epiktet, Neue Jahrb. f. d. klass. Altertum usw. 15 (1905), 248 bis
275. Derselbe, Zu den Schriften und Fragmenten des Flavius Arrianus, Berl.
philol. Wochenschr. 1910, 603 ff. Im übrigen s. E. Schwartz, Artikel Flavius
Arrianus (9) bei Pauly-W^issowa, Christ- Schmid, Gesch. d. griech. Lit. 11^
S. 583 ff. S. auch die Epiktetliteratur, in der vielfach der Herausgeber der
epiktetischen Gespräche berührt wird.
Hierokles : K. Praechter, Hierokles der Stoiker, Lpz. 1901. N. Festa,
Un filosofo redivivo, Jerocle, Atene e Roma N. 96, S. 354—367. Georg. Pas-
quali, Marginalia, Studi ital. di filol. class. 16 (1908), 441—446. H. v. Arnim,
Artikel Hierokles 17 bei Pauly-Wissowa-Kroll.
Kleoniedes: H. Ziegler, De vita et scriptis Cleomedis, Meißen 1878,
Leipziger Diss. Alexis Boericke, Quaestiones Cleomedeae, Pegau 1905, Leip-
ziger Diss. S. auch die Literatur zu Poseidonios S. 180*.
Marcus Aurelius: N. Bach, DeM. Aurel. Ant. imperatore phUosophante,
Lips. 1826. H. Doergens (s. oben S. 183* bei Seneca). M. E. de Suckau,
Etüde sur Marc Aurele, sa vie et sa doctrine, Paris 1858. M. Noel des V er-
gers, Essai sur Marc Aurele, Paris 1860. Max Königsbeck, De Stoicismo
Marci Antonini, Regiomonti 1861, Diss., auch G.-Pr., Konitz 1872. Ed. Zeller,
Marcus Aurelius Antoninus, in ZeUers Vortr. u. Abhandl., Lpz. 1865, S. 82 — 107.
Arn. Bodek, M. Aurel. Ant. als Freund und Zeitgenosse des Rabbi Jehuda
ha-Nasi, Lpz. 1868. J. Schuster, Ethices stoicae apud M. A. A. fundamenta
(Schriften der Univ. zu Kiel aus dem Jahre 1868, Bd. 15), Kiel 1869. E. For-
ster, M. Aurel. Anton, vita et philos., Rastadii 1869, Pr. A. Braune, M. Au-
rels Meditationen in ihrer Einheit u. Bedeutung, Altenburg 1878, Leipziger Diss.
F. Pollock, M. Aurelius and the Stoic philosophy, Mind 4 (1879), 47—68.
Ch. E. Luthardt, Die Moral in M. Aureis Meditationen, Zeitschr. f. kirchliche
Wissensch. 2 (1881), 324—335. E. Renan, M. A. et la fin du raonde antique,
2. ^d., Paris 1882. Ch. Huit, Le stoicisme de Marc-Aurfele, Annales de ph.
chr^tienne 53 (1882/83), 69—77. Derselbe, Philosophie de M. A., L'instruct. publ.
13 (1884), 350 f. 366 f. 382 f. 398 f. P. B. Watson, The life of Marc. Aur. An-
toninus, Lond. 1884. A. Nauck, De M. Antonini commentariis, in: M^langes
gr.-rom. 5 (1884/88), 1 — 21. Bassano Gabba, Di M. A. Antonino imperatore,
Milano 1884. H. J. Polak, In M. Antonini commentarios analecta critica,
Hermes 21 (1886), 321—356. E. de Suckau bei H. Taine, Stud. zur Kritik u.
Gesch., übers, von P. Kühn u. A. Aall, Paris, Leipzig, München 1898, S. 402 ff.
(über Mark Aureis Charakter und die Grundzüge seiner Ethik). J. Dartigue-
Peyrou, Marc-Aurfele dans ses rapports avec le christianisme, Paris 1897, Thfese.
J. Lindsay, The ethical philosophy of Marcus Aurelius, Arch. f. Gesch. d.
Philos. 16 (1903), 252—258. G. G. Fusci, La filosofia di Antonino in rapporto
Zu § 68. Die spätere Stoa. 191*
con ]a filosofia di Seiieca, Musonio e di Epitteto, Modica 1904. R. Müller,
Antoninus Philosophus ein Protektor der Christen? Eine Einführung in die
Selbstgespräche Mark Aureis, Teschen 1904, Pr. H. Stich, Mark Aurel, der
Philosoph auf dem röm. Kaiserthrone, Gütersloh 1904 (Gymnasialbibl. Heft 38).
R. Ellis, Correspondence of Fronto and M. Aurelius, Oxf. 1904. B. Gabba,
Un parallelo storico (Marco Aurelio e Gregorio Magno), Rendiconti d. R. Istituto
Lombardo di scienze e lettere, N. S. 37, 9. Ad. Dyroff, Arch. f. Gesch. d.
Philos. 1 7 (1904), 146 f. (Senecas und M. A.s Stellung zum Materialismus).
L. Als ton. Stoic and Christian in the second Century. A comparison of the
ethical teaching of M. A. with that of contemporary and antecedent christianity,
London 1906. Hoff mann, Les lüttes morales d'un empereur romain, Bull, de
la Soc. pour le progr. d. ^t. philol. et histor., Brux. 1908, 44—52. C. C. Bush-
uell, A Classification according to the subject-matter of the comparisons and
illustrations in the Meditations of Marc. Aur. Ant., Refei'at: Transact. and Pro-
ceed. of the Amer. philol. assoc. 3y (1908), Proceed. S. XIX. I. H. Leopold,.
De vocabulis medicis apud M. Antoninum obviis, Sertum Nabericum, Leiden
1908, S. 233-285. F. W. Russell, M. A. and the later Stoics, Edinburgh 1910.
H, Schenkl, Zum ersten Buche der Selbstbetrachtungen des Kaisers M. A.,
Wiener Studien 34 (1912), 82—96. P. Maas, Das Epigramm auf Marcus El-
mvrov, Hermes 48 (1913), 295—299. G. Breithaupt, De M. Aur. Ant. com-
mentariis quaestiones selectae, Gott. 1913, Diss. Hellm. Eberlein, Kaiser
M. A. und die Christen, Breslau 1914, Diss. C. R. Haines, The composition
and chronology of the Thoughts of M. A., Journ. of philol. 33, 278 ff. Kleinere
Beiträge insbesondere zur Geschichte der Ü'berlieferung und zur Textkritik:
H. Schenkl (Zur handschriftlichen Überlieferung von M. Antoninus El? savröv),
Eranos Vindob. S. 163—167. A. Sonny (Zur Überlieferungsgeschichte von
M. Aurelius Ek iavrör), Philol. 54 (1895), 181—183. VV. VVyse (zu Marc. Aur.
4, 33), Class. rev. 7 (1893), 21. H. J. Polak in: Sylloge comm. quam v. cl.
Const. Conto obtul. philol. Bat., Leiden 1893. G. H. Rendali, Journ. of philol.
23 (1895), 116—160. A. Elter, De gnom. Graec. hist. atque orig. IH, S. 109 f.
(Benutzung eines Gnomologions durch M. A.). C. Denig, Mitt. aus dem griech.
Miscellancodex 2773 d. Großh. Hofbibl. zu Darmstadt, Mainz 1899, Pr. I. H.
Leopold, Mnemos. X. S. 31 (1903), 341—364; (zu 9, 42) ebenda 33 (1905), 154
bis 156; 35 (1907), 63—82; Berl. phUol. Wochenschr. 1910, 893 (zu cod. Vat.
1950); 1914, 1567 f. (Konj. und Xot. in cod. 403 Bibl. Publ. Lat. Lugd. Bat.).
P. Hoffmann, Rev. de l'instruct. publ. en Belgique 47, 11—23. H. Richards,
Class. rev. 19 (1905), 18-26. A. J. Kronenberg, ebenda 301—303; Class.
quart. 3 (1909), 110. K. F. W. Schmidt, Hermes 42 (1907), 595—607.
K. Meiser, Hermes 43 (1908), 643 (zu 10, 15). P. Fournier, Rev. d. 4t. anc.
13 (1911), 313—316 (zu 7, 31). H. Richards, Platonica, Lond. 1911 (auch Be-
merkungen zu M. A.). P. Corssen, Berl. philol. Wochenschr. l9ll, 1390
(ZU 2, 1); 1912, 734 (zu 3, 6; 3, 11; 4, 3;. W. Weyland, ebenda 1914, 1180
lais 1184. — Vgl. auch Const. Martha, L'examen de conscience d'un empereur
romain; Marc-Aurfele, in des Verf. Buche Les moralistes sous l'empire romain.
R. Hirzel, Der Dialog 11, S. 262 ff. G. Misch, s. oben S. 40*. M. Dibelius
s. oben S. 180*. H. v. Arnim, Artikel Annius 94 bei Pauly-Wissowa.
Kehes: Drohsin, Die Zeit des Tilva^ Keßrjtoc, Neustettin 1873, G.-Pr.
K. K. Müller, De arte crit. Ceb. tabulae adhibenda, Würzburg 1877, Diss.
Derselbe, Philol. Anzeiger 9 (1878), 269 f., Zeitschr. f. d. österr. Gvmn. 30 (1879),
241—252, PhUol. Rundschau 4 (1884), 1417—1424 (neuere Literatur über Kebes).
K. Praechter, Cebetis tabula quanam aetate conscripta esse videatur, Marburg
1885, Diss. Anderer Ansicht sind Susemihl, Gesch. d. griech. Liter, in der
Alexandrinerzeit I, S. 23 ff., II, S. 657 f., und Hirzel, Der Dialog II, S. 255 fL
Dagegen Praechter, Burs. Jahresber. 96 (1898 I), 46. Vgl. auch W. Capelle,
De Cvniconim epistulis, Gott. 1896, Diss., S. 32. K. Joel, Der echte und der
xenophon tische Sokrates II, S. 322 ff . Alpers, Hercules in bivio, Gott. 1912,
und die sonstige Literatur zu Synkrisis und Prodikosfabel, oben S. 40*. 63*; s. auch
O. Kern, Deutsche Literaturz. 1909, 1888. Einzelbeiträge: H. van H(erwerden),
Ad Gebet. Tab., Mnem. 22 (1894), 263. L. Radermacher, Rhein. Mus. 55
(1900) 149. J. van Wageningen, Festschrift für Herwerden (Utrecht 1902).
C. Taylor, Hermas and Cebes, Journ. of philol. 28 (1903), 24-38. Derselbe
(nach hinterlassenen Papieren von J. M. Cotterill), Plutarch, Cebes and
"292* Literatiir Verzeichnis.
Herraas, ebenda 31 (1910), 14—41. A. Brinkmann, Rhein. Mus. 06
(19111, 621 f.
Stoische Einflüsse auf Männer der Kaiserzeit, die uns In der
erhaltenen Literatur nicht in erster Linie als Philosophen ent-
ffcgentreten, behandeln u. a. E. Korne mann, Jahrbb. f. klass. Philol.
"Suppl. 22 (1896), 615—620 (bringt den P^atalismus in der Geschichtsschreibung
des C. Äsinius Pollio mit dem Stoizismus in Verbindung). H. Gumraerus.
De Cohtmella philosopho. Öfversigt af Finska Vetenskaps-Societetens Förhand-
lingar 52 (1009 10), Helsingfors 1910. Über den älteroi Plinius s. die Literatur
bei Teuffel-Kroll-Skutsch II« S. 293 und vgl. oben unter Poseidonios S. 179'\
Herm. Rau benheimer, Quintilianus quae debere videatur Stoicis populari-
busque qui dicnntur philosophis, Würzburg 1911, Diss. C. Wunderer,
Tacitus nach seiner Biographie des Agricola, Blätter f. d. Gymn. (bayer.) 33
(1897), 209—225 (S. 212 über Stoisches). S. auch A. Gudeman, Chrysippos
and Varro as sources of the Dialogus of Tacitus, 'John Hopkins University
oirculars vol. 12, Xo. 102, Jan. 1893, p. 25, und Zimmermann oben S. 184' im
Literaturverzeichnis zu Seneca. Reinold. Schuetze, luvenalis ethicus, Grv-
phiae 1905, Diss. S. auch E. Bickel, Rhein. Mus. 67 (1912), 145. G. Re'i-
•chardt. De Artcmidoro Daldiano librorum oniroci'iticorum auctore, Comment.
Jenens. vol. 5 (1894), auch als Jenaer Diss. in Leipzig 1893 erschienen (weist
nach, daß der Traumdeuter Art. von der Stoa abhängig ist). Über Avien sieh
F. Marx, Artikel Avienus bei Pauly-Wissowa. R. v. Scala, Doxographische u.
stoische Reste bei Ammianiis Marcellinus, in: Festgaben f. Büdinger, Innsbruck
1898. Franc. Müller, De Claudio Futitio Naviaticuw Stoico, Soltiquellae 1882,
Pr. (der Beweis für den Stoizismus des Rut. Namat. ist nicht gelungen). Literatur
über den Einfluß des Stoizismus auf die Homererl-lürer bei Christ-Schmid I*
S. 85 ff . 11^ S. 691, 9. S. besonders G. Lehnert, De scholiis ad Hom. rheto-
ricis, Leipzig 1896, Diss., S. 99ff., H. Schrader, Hermes 37 (1902), 571 ff.
(über den stoisch beeinflußten Rhetor Telephos von Pergamon), und die Literatur
über die pseudoplutarchische Vita Homeri unten zu § 70 (Plutarch). Stoischen
Einfluß erkennt nach dem Vorgange von Marcks in den unter dem Namen des
Platonikers Chion erhaltenen Briefen K. Burk, De Chionis epistulis, Darmstadtiae
1912, Gießener Diss., S. 41 ff. (s. oben S. 119*). Stoisches enthalten ferner die
sog. Sententiae Varronis, s. P. Germ an n oben S. 168*. Stoisch ist jedenfalls
letzten Endes auch der Allegorismus der Homerdeuterin Demo, ob unmittelbar
oder durch neuplatonische Vermittlung, ist strittig; s. unten zu § 78. S. auch
A. Schmekel, Die Philos. der mittl. Stoa, S. 439 ff. (verfolgt die Einwirkungen
der Mittelstoa auch in der Kaiserzeit und berücksichtigt u. a. Horaz, Vergil,
Ovid und Tacitus). A. Gercke, Stoizismus im Piatonismus, Rhein. Mus. 41
(1886), 287—291. Ein Schriftsteller, dessen Verhältnis zum Stoizismus einer ge-
naueren Untersuchung bedarf, ist der Astrologe Veüius Valens (Vettii Valentis
Anthologiarum libri, primum ed. Guil. Kroll, Berol. 1908|. Vgl. auch oben
zur kynisch-stoischen Diatribe (S. 156* f.), Poseidonios (S. 177' ff.) und Seneca
. (S. 18t*). Über Vergil, Horaz und Ovid s. unten zu § 77.
Der Stoizismus in seiner Stellung zu Judentum und Christen-
tum : R. Ehlers, De vi ac potestate quam philosophia antiqua, iraprimis
Platonica et Stoica, in doctrina apologetarum saec. II. habuerit, Gott. 1859.
J. Dourif, Du stoicisme et du christianisme considär^s dans leurs rapports, leur
difference et l'influence respective qu'ils ont exerc^e sur les moeurs, Paris 1863.
Jam. H. Bryant, The mutual influence of Christianity and the Stoic school,
Lond. 1866. F. Wevers, Quid Paulus, quid Stoici de virtute doeuerint, Meursiae
1876. H. Winckler, Der Stoizismus eine Wurzel des Christentums, Lpz. 1878,
Diss. E. Wadstein, Über den Einfluß des Stoizismus auf die älteste christl.
Lehrbildung, Theol. Stud. u. Krit. 53 (1880), 587-665. H. Thiersch, Die Stoa des
Zeno und die Halle Salomonis. Vergleichung der stoischen und der christlichen Ethik,
Allg. konseryat. Monatsschr. 1880, 261—280. W. W. Capes, Stoieism, London
(Society for promoting Christian knowledge) 1880. Th. Keim, Rom und das
Christentum, herausg. von H. Ziegler, Berlin 1881. A. Talamo, Les origines du
Christianisme et la philosophie Stoicienne, Annales de philosophie chretienne
1885. A. Chollet, La morale stoicienne en face de la morale chretienne, Paris
1899. H. Usener, Rhein. Mus. 55 (1900), 293 = Kl. Sehr. IV S. 313 (Stoa und
Monarchianismus). A. Medved, De philosophia Stoica eiusque relatione ad Chri-
Zu § 69. Die Kyniker im zweiten Abschnitte der hellenist.-röm. Periode. lOri*
«tianismura, Marb. 1901, Pr. E. Schwartz, Hermes 38 (1903), 90ff. (Klemens
von Alexandria und die Stoal. P. Feine, Stoizismus und Christentum, Theol.
Literaturbl. 26 (1905), 65-69, 73-80, 89-92, 97-102. J. Leipoldt, Christen-
tum u. Stoizismus, Zeitschr. f. Kirchen^esch. 27 (1906). 129—165. Bergmann,
Die stoische Philosophie und die jüdische Frömmigkeit, in: Judaica, Festschrift
zu H. Cohens 70. Geburtst., Berhn 1912, S. 145-166. Vgl. auch oben S. 35* f.,
S. 156" f. (kynisch-stoische Diatribe), S. 180* f. (Poseidonios), S. 186* (Seneca),
^. 188" (Musonios), S. 189* f. (Epiktet), S. 190* f. (Mark Aurel), unten S. 209* ff.
<PhiIon). Gute Orientierung besonders bei Bonhöffer, Epiktet und das Neue
Testament, oben S. 190*, und Wendland, Die hellen.-röm. Kultur in ihren
Beziehungen zu Judentum und Christentum, oben S. 36*.
Zu § 6J). Die Kyniker im zweiten Abschnitte der hellenistisch-römischen
Periode (Kynismus III. Teil, Fortsetzung: zu § 59).
Allgemein: Jahresberichte s. oben S. 23* f. Zeller III 1* S. 793 ff.
A. Caspari, De Cynicis qui fuerunt aetate Imperator. Komanor., Chemnitz 1896,
Pr. Ed. Norden, Jahrbücher f. klass. Philol. Suppl. 19 (1893), 393 f. 404 ff.
Ed. Zeller, Über eine Berührung des jüngeren Cvnismus mit dem Christentum,
Sitz. d. Berl. Akad. 1893, 129—132 = Kl. Sehr. 11 41-45.
Kynilterhriefe : F. Marcks, Svmbolae ad epistolographos Graecos,
Bonn 1883, Diss. W. Capelle s. oben S. 73* zu § 37. Über den 4., 7. und
9. pseudoheraklitischen und den 28. Diogenesbrief s. E. Norden, Jahrbb. f.
klass. Philol. Suppl. 19 (1893), 386 ff. 395 ff. (dazu Jahresb. über die Fortschritte
der klass. Altertumsw. 96 [1898 I], S. 47), P. Wendland, Philo und die kyn.-
stoische Diatr. S. 39. O. Stählin bei Christ-Schmid II« 477 f.
Demetrios : H. v. Arnim, Artikel Deraetrios 91 bei Pauly-Wissowa.
Dion Chrysostonios : E. Weber, De Dione Chrysostomo Cynicorum
sectatore, Leipziger Studien 10 (1887), 79 — 268. P. Hagen, Quaestiones Dio-
neae, Kiel 1887, Diss. Arno Breitung, Das Leben des D. Chr., Gebweiler
1887, Pr. U. V. Wilamowitz, Comm. gramm. III, Gott. 1889, S. 10 ff.
Joh. Stich, Ad D. Chr. orationes, Blätter f. das Gymnasialschul w. (bayr.) 26
(1890), 400—404. H. v. Arnim, Entstehung und Anordnung der Sehriften-
sammlung Dios von Prusa, Hermes 26 (1891), 366—407; derselbe, Leben und
Werke des D. v. Pr., mit einer Einleitung: Sophistik, Rhetorik, Philosophie in
ihrem Kampf um die Jugendbildung, Berlin 1898. Ivo Bruns, De Dione
Chrysostomo et Aristotele, Kiel 1892, Pr. K. Praechter, Dion Chrysostomos
als Quelle Julians, Arch. f. Gesch. d. Philos. 5 (1892), 42—51. Chr. Ehemann,
Die 12. Rede des D. Chr., Kaiserslautern 1895, Pr. (geht auf Ästhetisches bei
Dion). W. Clausen, De Dionis Chrysostomi Bithynicis, quae vocantur, oratio-
nibus quaestiones. Kiel 1895, Diss. Joh. Rud. Asraus, Julian und Dion Chi'.,
Tauberbischofsheim 1895, Pr. J. Wegehaupt, De Dione Chrysost. Xenophontis
sectatore, Gott. 1896, Diss. C. Hahn, De Dionis Chrys. orationibus, quae in-
scribuntur Diogenes, Homburgi in monte Tauno 1896, Gott. Diss. Athaulfus
Sonnv, Ad Diouem Chrvsostomum analecta, Kioviae 1896. J. R. Asmus,
Synesius u. D. Chr., Byz. Zeitschr. 9 (1900), 85—151. P. Fischer, De Dionis
Chrysostomi orationis tertiae compositione et fontibus, Bonnae 1901, Diss.
K. Praechter, Zur Frage nach der Komposition der sechsten Rede des Dion
Chrysostomos, Hermes 37 (1902), 283-291. Herm. Binder, Dio Chrysostomns
und Posidonius, Quellenuntersuchungen zur Theologie des Dio von Prusa, Borna-
Leipzig 1905, Tüb. Diss. _L. Parmentier, Dion Chrys. 12, § 43, Rev. de l'instr.
publ. en Belgique 45, 387 f. G. Lumbroso, Süll' orazione di Dione Cris. .t^.
'A).eEav8ofT;, Festschr. für Otto Hirschfeld, S. 108—112. F. Heege, Die 43. u.
48. Rede des Dion von Prusa, Blaubeuren 1905, Pr. K. Praechter, Zu or.
15, 12, Philol. 63 (1904), 155 f.. zu or. 12, 59 ebenda 64 (1905), 389 f. E. Wenke-
bach, Beiträge zum Text und Stil der Schriften Dions von Prusa, Hermes 43
(1908), 77—103. Ders., Philol. 66 (1907), 231 ff. H. van Her werden, Ad D. Prus.,
in : Sertum Nabericura, Leiden 1908, S. 139—142. E. Thomas , Quaestiones Dioneae',
Lipsiae 1909, Diss. (behand. das Verhältnis des Dion zu Antisthenes). M. Valgi-
migli, La critica letteraria di D. Cr. (Contrib. alla storia dellacrit. lett. in Grecia I),
Bologna 1913. Ders., La oraz. 58 {l-iy_duv?) di Dione Crisost , Boll. di filol. class. 18
(1912), 207—210. Derselbe, La oraz. 53 , {nsol 'Oiojqov) di D. Cr., in : Classici e
Ueberweg, Grundriß I. n
294* Literaturverzeichnis.
Xeolatini 7, 191 ff. 387 ff. K. M eis er, Über den Charidemos des Dion von-
Prusa, Sitz. d. Münch. Akad. 1912, 3. Abh. Job. Schärold, Dio Chrysost. u.
Themistius, Burghausen 1912, Pr. J. Morr, D. Lobr. d. j. Pliniiis ii. d. Königsr.
d. D. V. Prusa, Troppau 1915, Pr. W. Schmid, Artikel Dion 18 bei Pauly-
Wissowa. Neuere Literatur über Dions rhetorische Schriften in den Jahres-
berichten von W. Schmid, Jahresb. üb. d. Fortschr. d. klass. Altertumsw. 108
(1901), 212 ff.; 129 (1906), 220ff. (über die Erscheinungen von 1894—1904) und
K. Münscher, ebenda 149 (1910^, 1 ff. (über die Erscheinungen von 1905 — 1909),
170 (1915), 45 ff. (über die Erscheinungen von 1910—1915). Zur Bynkrisis von
Baaüsia und TvquvvI? in der ersten Rede sind auch G. Bohnen blust, Beiträge
z. Topos jtsqI (fdiag, Bern 1905, Diss., S. 17 ff., und Jo. Alpers, Hercules in
bivio, Gott. 1912, Diss., S. 39 ff., sowie die sonstige Literatur über die antike
Synkrisis (S. 40'. 63*. 191* f. [Kebes]), zu Dions schriftstellerischer Tätigkeit über-
haupt R. Hirzel, Der Dialog II S. 75 ff., S. 84 ff. u. ö. zu vergleichen. S. auch
oben unter Poseidonios (S. 179*).
Oinotnaos : Theod. Saarmann, De Oenomao Gadareno, Lipsiae 1887,
Tüb. Diss. Derselbe, Adnotatt. ad O. Cvnici fragmenta, Dortmund 1889, Progr.
O. Crusius, Die Kin'og nvrofpcovla des" O., Rhein. Mus. 44 (1889), 309-312.
Ivo Bruns, Lucian und Oenomaus, Rhein. Mus. 44 (1889), 374—396 (auch in
des Verf.s Vorträgen und Aufsätzen, S. 252 — 280). P. Vallette, De Oenomao
Cynico, Paris 1908, Th^se. Einzelbeiträge von O. Guenther, H. Lewy,
H. Usener, U. v. Wilamowitz-Moellendorff s. in Klußmanns ßibl. Script,
class. Vgl. auch J. Geffcken, Studien zur Gesch. der griechischen Satire
(s. oben S. 40*).
Detnonax: A. Recknagel, Comm. de Demonacte philos., Nürnberg.
1857, Pr. F. V. Fritzsche, De fragm. Demonactis philos., Rostock 1866,
Ind. lect. A. Schwarz, Über Lukians D., Wien 1878 (= Zeitschr. f. d.
österr. Gvmn. 29 [1878], .561—594), hält D. für eine Fiktion Lukians; dagegen
E. Zieg'eler, Zu Lukian, Jahrbücher f. klass. Philol. 123 (1881), 327—335,
K. Funk, Untersuchungen über die Lukianische Vita Demonactis, Philol. Suppl.
10 (1907), 559-674. A. Elter, ryco/iu>iä ofioicüfiaia (des Sokrates, Plutarch,
Demophilus, Demonax, Aristonymus), Bonn 1900, Univ.-Pr. (hier S. 44 ff. über
ein Gnomologium AtjfKüraxrog). H. v. Arnim, Artikel Demonax 1 bei Pauly-
Wissowa.
Peregrinos : E. Zeller, Alexander (von Abonuteichos) und Peregrinus, ein
Betrüger und ein Schwärmer, in: Deutsche Rundschau Jan. 1877, S. 62—83,
auch in: Vorträge u. Abhandl. II, 1877, S. 154 — 188. Jak. Bernays, Lucian
und die Kyniker, Berlin 1879. Joh. Vahlen, Luciani de Cynicis iudicium.
Lucianus de Peregrini morte, Berol. 1882, Pr. = Vahlen, Opusc. acad. I (Lips.
1907), 181—197. Maur. Croiset, Un a.scfete paien au si&cle des Antonins,
Peregrinus Protze, Acad. d. sc. et lettr. de Montpelher, sect. d. lettr. 6 (1880),
455—491. Dan. Völter, Die apostol. Väter neu untersucht, II 2: Polykarp und
Ignatius und die ihnen zugeschriebenen Briefe, Leiden 1910, ist der Ansicht, daß
Peregr. Prot, um 150 die dem Ignatius zugeschriebenen sechs kleinasiatischen
Briefe verfaßt habe. S. darüber E. Preu sehen, Berl. philol. Wochenschrift
1911, 462.
Anzuführen ist noch die Vermiitung von A. Elter (Prolegomena zu Minu-
cius Felix, Bonn 1909), daß der in dem Dialoge des Minucius Felix auftretende
Octavius Kyniker gewesen sei.
Zu § 70. Der mittlere Platonisnms. Über den Charakter dieser Phase
des Piatonismus im allgemeinen orientieren Zeller III 1* S. 632 ff. 831 ff.,
III 2* S. 175 ff., Freudenthal (s. u. Albinos), Hobein (s. u. Maximos von
Tyros), Di eis (s. u. Anonym. Kommentar zu Piatons Theaitet), Praechter (s..
ebenda). Über die einzelnen Männer s. Zeller a. a. O. und die betreffenden
Artikel bei Pauly-Wissowa-KroU.
Derkf/lkles : W. Christ, Thrasylos und D., in des Verf. Platonischen
Studien, Abhandl. d. Münch, Akad., philos.-philol. Kl. 17 (1886), 451 ff. Suse-
mihl, Gesch. der griech. Literatur in der Alexandrinerzeit II S. 292. Kroll,.
Artikel Derkylides 2 bei Pauly-Wissowa.
Zu § 70. Der mittlere Piatonismus. 195*
EufJoros: Röper. Philol. 7 (1852), 534 f. Diels, Doxogr. Gr. (s. dort
das Register). Susemihl, Gesch. der griech. Lit. in der Alexandr. II S. 293 f.
Hartlich, De exhort. a Graecis Romanisque Script, hist. S. 303—305. Goe-
deckemeyer, Gesch. des griech. Skept. S. 201—205. Martini, Artikel Eu-
doros ]0 bei Pauly-Wissowa.
Thra.si/llofi: Sdvin, Mem. de l'acad. des inscript., tom. 10. Martin,
Theonis Astron. S. 69 f. K. F. Hermann, De Thr. grammatico et mathematico,
Gott. 1852, Pr. Müller, fragm. hist. Gr. III, 501. Fr. Susemihl, Über
Thrasvllos, Philol. 54 (1895), 5(37—574. H. Usener, Unser Piatontext, Göttinger
Xachf. 1892, S. 25-50, 181-215 (besonders S. 209 ff.) = Kl. Sehr. III S. 104
bis 162 (bes. S. 157 ff.). Derselbe, Ein altes Lehrgebäude der Philologie, Sitz,
d. Münch. Akad., philosoph.-philol. u. hist. Kl. 1892, 582-648 = Kl. Sehr. II
5. 265—314. Diels, Didyraos' Komm, zu Demosth., Berlin 1904, S. XXI.
St. Pa-.vlicki, De Thr. operum Piatonis editore, in. Analecta Graecolatina
(Festschrift zur Wiener Philologen vers.), Cracoviae 1893, S. 60—68. W. Christ
6. u. Derkylides.
Plutarchos: Jahresberichte s. oben S. 23* f. Ed. Müller in seiner Ge-
schichte der Theorie der Kunst bei den Alten, Bd. 2, Berlm 1837, S. 207—224.
G. W. Nitzsch, Kiel 1849, Ind. lect. Pohl, Die Dämonologie des Plutarch,
Breslau 1861, G.-Pr. Bazin, De Plutarcho Stoicorum adversario, Xice 1866,
Thesis Parisiensis. O. Greard, De la morale de Plutarque, Paris 1867; 6. id..
1902. Rieh. Volkmann, De consol. ad Apoll. Pseiidophit., Jauer 1867, Fest-
schrift zur Philologenvers, in Halle a. S. Derselbe, Leben, Schriften und Philo-
sophie des Plutarch, 2 Teile, Berlin 1869; neue Ausg. ebenda 1872. Ed. Rasmus,
De Plutarchi libro, qui inscrib. de comm. notit. commentat., Frankf. a. O. 1872, Pr.
Herm. Heinze, Plutarch. L^ntersuchungen, I. Heft, Berlin 1873. Derselbe, Sachl.
Kommentar zu Phit. .t. dSoÄsa/tng, Marienburg 1873, Pr. Berth. Müller, Plut.
über die Seelenschöpf. im Timäus, Breslau 1873, Pr. d. Elis.-G. R. C. Trench,
Plutarch, his life, his lives and his morals, Lond. 1873, 2. ed. 1874. M. Dinse,
Beiträge z. Kritik d. Trostschrift Plutarchs an ApoUonius, Berl. 1874 (aus der Fest-
s.chrift zur dritten Säkularfeier des Berliner Gymn. zum Grauen Kloster). W.Möller,
Über die Religion Pl.s, Kiel 1881, Rektoratsrede. Julia Wedgwood, PI. and
the inconscious Christianity of the first tAvo centuries, Contemp. Rev. 1881, 44
bis 60. O. Crusius, Ein Lehrgedicht des PI., Rhein. Mus. 39 (1884), 581-606.
Karl Giesen, De Plutarchi contra Stoicos disputationibus (Comm. philol. Mo-
nast. Guestf.), Monast. 1889. E. Dassaritis, Psychol. u. Pädagog. des Plut.,
Gotha 1889, Diss. von Erlangen. R. Schmertosch, De PL sententiarum quae
ad divinationem spectant ongine. Accedit epimetrum de PI. qui fertur -t. ei/nao-
fiivtj? libello, Lpz. 1889, Diss. Rieh. Heinze, Ariston von Chios bei Plutarch
und Horaz, Rhein. Mus. 45 (1890), 497—523. O. Hense, Ariston bei Plutarch,
ebenda 541—554. Beruh. Baedorf, De Plutarchi quae fertur vita Homeri
(Comm. philol. Monast. Guestf.), Siegburg 1891 (hält einen Teil davon für echt).
Eug. Las sei. De fortunae in PI. moralibus notione, Marb. 1891, Diss. C. O.
Zuretti, Stud. di filol. gr. II: Süll' El rtQtaßvTSQO} :rohzevTEOv di Plut. e la sua
fönte, Riv. di filol. e d'istruz. class. 19 (1891), 341—378. A. Schlemm, De
fönt. Plut. commentationum de aud. poet. et de fortuna, Göttingen 1893, Diss.
Gull. Nachstädt, De Plutarchi declamationibus quae sunt de Alexaudri for-
tuna (Berl. Beitr. zur klass. Philol. II), Berol. 1895. G. Siefert, De aliquot
Plutarchi scriptorum moralium compositione atque indole, Lipsiae 1896, Diss. von
Jena (Comm. philol. Jenenses 6 fasc. 1) (hält einige Schriften, z. B. IIöxeQov rä
xrjg ifvxfjg i} rä tov acouarog ^jiddt] x^iQova, für Materialiensammlungen zu größeren
Arbeiten). M. Pohlenz, Über Pl.s Schrift :ieqI dogyyjoiag, Hermes 31 (1896),
321—338. A. Dyroff, Die Tierp.sychologie des PI. v. Ch., Würzburg 1897, Pr.
Derselbe, Eine Schrift des Chrysippos als Vorlage der pseudoplutarchischen Schrift
über die Kindererziehung, in: Ethik der alten Stoa (Berlin 1897), S. 239 ff .
Herm. Seh rader. De Plutarchi Chaeronensis '0,uj]QixaTg nekhaig et de eiusdem
quae fertur Vita Homeri., Gothae 1899 (vgl. auch des Verf. Abhandl. :_Telepho8
d. Pergamener tteoI zr]g xaff "Ofirjoov orjrooixTjg, Hermes 37 [1902], 530—581).
Gust. Wörpel, l)e Plut. consol. ad Apoll, quaest., Berol. apud C. Salewski 1899.
Über diese Schrift auch K. Kuiper s. oben S. 119*. Gegen diesen G. Wörpel,
Wochenschr. f. klass. Philol. 1902, 285 f. W. Christ, Pl.s Dialog vom Dai-
monion des Sokrates, Sitz. d. phüos.-philol. u. d. hist. Kl. d. Münch. Akad. 1901,
196* Literaturverzeichnis. i
59—110. U. V. WilamoAvitz-Moellendorff, Hermes 37 (1902), 326 (zu Pl.s
schriftstellerischer Methode). Curt. Hubert, De Plutarchi Amatorio, Kirch-
hainii Lusat. 1903, Berliner Diss. A. Schlemm, Über die Quellen der Plutarch.
Schrift -Tfot dooyijoini:, Hermes 38 (1903), 587 — 607. Eisele, Zur Dämonologie
Plutarchs von Chäronea, Arch. f. Gesch. d. Philos. 17 (1904), 28—51. K. H. E.
de Jong, Plutatchus en het antieke Christendom, S.-A. aus: Theologisch Tijd-
schrift 0. J. O. Apelt, Zu Plutarch und Piaton, Jena 1905, Pr. M. Poh-
lenz, Plutarchs Schrift .tfo« ej'&vuiag, Hermes 40 (1905), 275—300. Jos. Seidel,
Vestigia diatribae qualia inveniuntur in aliquot Plutarchi scriptis moralibus, Vratisl.
1906, Diss. O. Kolfhaus, Plutarchi de communibus notitiis librum genuinum
esse demonstratur. Marb. 1907, Diss. P. Frisch, De compositione libri Plutarchei
qui inscribitur IJsol "Iaido; y.al 'Oalgidog, Leipzig 1907, Gott. Diss. W. H. S.
Jones, Quintilian, Plutarch |.T«^t :Taidoir äycoy)~jg] and the early humanists, Class.
rev. 21 (1907), 33—43. G. Siefert, Plutarchs Schrift .Tfg« ev&vfiiag, Naum-
burg a. S. 1908, Pr. von Pforta (dagegen M. Pohlenz; Hermes 44 [1909], 39, 1).
Eob. Jeuckens, PI. von Chäron. und die Rhetorik (Diss. philol. Argentor. sei.
vol. 12 fasc. 4), Straßb. 1908. G. Y öl sing, PL quid de pulchritudinis vi ac
natura senserit, Marburg 1908, Diss. W. Scherer, Der Gottesbegriff Pl.s von
Chär. im Lichte der christl. Weltanschauung. Regensb. 1908, Pr. A. Danvsz,
Zur Pädagogik des Pseudo-PL, Eos 14 (1908), 188—204. J. Favre, La mbrale
de PL, Paris 1909. Th. Sinko, Plutarchea, Eos 15 (1909), 113—122 (Unechtheit
der pythagoreisierenden Schriften de esu carn., de soll, anim., GrylL, praec. sanit.,
sept. sap. conv.). G. Mair, Pytheas' Tanais und die Insel des Kronos in Pl.s
Schrift „Das Gesicht im Monde", Marb. a. D. 1909, Pr. P. D. Scott- Mon-
crieff, De Iside et Osiride, Journ. of HelL Studies 29 (1909), 79-90 (piaton.
Einfluß auf Pl.s Auffassung). M. Adler, Quibus ex fontibus PL libellum De
fac. in orbe lun. hauserit (Diss. philol. Vind. vol. 10 pars 2), Wien und Leipzig
1910 (dazu M. Pohlenz," Berl. philoL Wochenschr. 1912, 648 ff.). Friedr.
Bock, Untersuchungen zu Pl.s Schrift IIsqI tov ^my.oaTovg Öai/noriov, München
1910, Diss. E. Kessler, Pl.s Leben d. Lykurgos (Quellen und Forschungen zur
alten Geschichte und Geographie her. von W. Sieglin, Heft 23), Berlin 1910 (be-
rührt ebenso wie die Besprechung dieser Schrift durch C. Frick, Wochenschr.
f. klass. PhiloL 1912, 281 ff. 317 ff., auch die philosophischen Quellen der Vita).
W. Abernetty, De PL qui fertur de superstitione libello, Königsb. 1911, Diss.
(PL abhängig von der kynischen Diatribe). K. Mittelhaus, De PL praeceptis
gerendae reipublicae, Berl. Diss. 1911. K. Hubert, Zur Entstehung der Tisch-
gespräche Pl.s, Xägiieg, Berlin 1911, S. 170 — 187. H. Wegehaupt, PL IIÖTSQor
vÖcoQ ')} nvQ yot]aiiiio}Tsoov, ebenda 146 — 169. Joh. Schröter, Pl.s Stellung zur
Skepsis (Abh. z. Gesch. d. Skeptiz. her. von Goedeckemever, Heft 1), Lpz. 1911.
E. Hirzel, Plutarch (Das Erbe der Alten, Heft 4), Lpz.'l912 (vortreffliche Dar-
stellung von Pl.s Leben, Charakter, politischer Stellung, Wirksamkeit und Schrift-
stellerei; sehr eingehende Behandlung seiner Nachwirkungen bis in die neueste
Zeit). C. Kahle, De PL ratione dialogorum componendorum, Gott. 1912, Diss.
H. Holtorf, PL Chaer. studia in Piatone explicando posita, Stralesundiae 1913.
Greifswalder Diss. L. Parmentier, Recherches sur le trait^ d'Isis et d'Osiris
de PL, Memoires publ. par la classe d. lettr. et d. scienc. mor. et polit. et 1. cl.
d. beaux-arts de l'Acad. de Belg., 2. serie 11, Brux. 1913. Car. Brokate, De
aliquot PL libellis, Gott. 1913, Diss. (betrifft De adul. et am., De amic. mult.. De
fratr. am., De ut. ex in. cap.. De prof. in virt.. De rat. aud. und die Beziehungen
zwischen De adul. et am. luid einigen Parallelbiographien). Th. Stangl, Zu Pl.s
Gastmahl, Berl. philol. Wochenschr. 1913, 447. Derselbe, Nochmals zu Pl.s Gast-
mahlgesprächen, ebenda 671. v. Mess, Verhandl. d. 52. PhiloL- Vers, in Marburg
1913, Leipz. 1914, S. 161 (D.' ethische Charakter d. Biographien beeinflußt durch
Panaitios u. Poseidonios). Fr id. Glaeser, De Ps.-Plutarchi libro jreQi uTalöor
aycoyfjg, Dissert. philol. Vindob. vol. 12. J. J. Hartman, De Plutarcho scriptore
et philosopho, Lugd.-Bat. 1916. Günth. Hein, Quaest. Plut. Quo ordine PL
nonnuUa scripta moralia composuerit agitur, Berl. Diss. 1916. Von überlieferungs-
geschichtlichen, kritischen und exegetischen Arbeiten sind ferner u. a. zu nennen:
H. Demoulin, La tradition manuscrite du Banquet des sept sages de Plutarque,
Mus^e beige 8, 274—288. Derselbe, Note sur les manuscrits des Moralia de
PL, ebenda 17, 65. Vict. Hahn, De Plut. Moralium codicibus quaestiones
selectae, 1905, Krakauer Diss. H. Wegehaupt, Beiträge zur Textgeschichte der
Moralia Plutarchs, PhiloL 64 (1905), 391—413. Derselbe, Plutarchstudien in
Zu § .0. Der mittlere Platonismus. 107*
Italien. Bibliotheken, Cuxhaven 1906, Pr. Derselbe, Die Entstehung des Corp.
Planudeum von Pl.s Moralia, Sitz. d. Berl. Akad. 1909, 1030— 104Ü. Derselbe, Der
Florentiner Plutarchpalimpsest, Abh. d. Berl. Akad. philos.-hist. Kl. 1914 Nr. 2.
Konr. Ziegler (über den dem Katalog der plutarchischen Schriften vorangehen-
den Brief des Lamprias), Rhein. Mus. 63 (1908), 239—244. G. Behr, Die hand-
schriftl. Grundlage der im Corpus der plutarch. Moralia überl. Sehr. 77. .-racdojv
dycoyi]^, Freising 1911, Würzb. Diss. M. Adler (PI. Mor. 398 b. 921b. 925 f.
942 a. 957 c. 958 d), Wiener Studien 31 (1909), 305 ff. Zwei Beitr. z. plut. Dialog
De fac. in orbe lunae, Nikolsb. 1910, Pr. O. Apelt, Philol. 62 (1903), 276—291.
Krit. Bemerkungen, Jena 1906, Pr. E. Bruhn, Genethl. Gott., Halle a. S. 1888,
1-7. Fr. Büeheler (Quaest. conv. 8, 6, ed. Teubn. IV 331), Rhein. Mus. 56 (1901),
321 f. I. Bvwater, "AraxTu II, Journ. of Philol. 31 (1910), 197—206. L. Casti-
glioni, Mise. Plut., Studi Ital. d. filol. cl. 20 (1913), 112-144. I. Montesi, Saggio
di studi Plutarchei, ebenda 12—54 (De liberis educ,. De poet. aud.). W. Ditten-
berger (An virt. doc. poss. 3, 440b), Hermes 38 (1903), 313 f. J. J. Hart-
man, Mnem. 35 (1907). 385. 439 (De tranqu. an. 1); 36 (1908), 125 (Praec. ger.
reip. 823 b). 186 (Stoic. rep. 1084 e), 210 (De cap. ex in. ut. 90 f.). 215 f. (De lib.
ed., De prof. in virt., Praec. ger. reip.); 37 (1909), 65. 76. 111. 112 (Mor. 10a.
8 a. 803 c. 816 a. 824 c). 161. 201. 229 f. (De adul. et am.). 236 (Mor. 8 f. 13 a.
24 e. 33 c. 34 e). 272. 309. 321. 340 (Mor. 71 d. 63 d. 68 b. 816 e. 38 e. 68 d. 72 b).
445. 448 (Mor. 42 a. 43 e); 38 (1910), 50 ff. (Mor. 74 a. 820 d). 126 (Mor. 77 f.);
40 (1912), 237 (De lib. educ). 329 (De poet. aud.). 400 (De adul. et am.. De
prof. in virt. u. a.); 41 (1912), 64 ff. 209 ff . 333. 341 (De glor. Ath. u. a.); 42
(1913), Iff. 119 (De coh. ira u. a.). 273. 424ff. (De garr.). W. A. Heidel,
Class. philol. 6 (1911), 86 (zu Ps.-Plut. Strom. 2). H. van Herwerden, Mnem.
37 (1909), 202—223. Hubert, Zeitschr. f. d. Gymnasialw. 66 (1912), 800 (zu d.
Svmposiaka). C. Hude, Nord, tidskr. for filol. 19, 108. R. M. Jones, Class.
philol. 7 (1912), 76 (zu Quaest. conv. 720c). Aug. Willing (zu De genio 579 f
bis 580 c; 581 b—d), Comm. philol. Jenenses vol. 8 fasc. 2, Lips. 1909, S. 175 ff.
R. Kunze, Rhein. Mus. 64 (1909), 635 (zu De fac. in orbe hin. 932c).
H. Lämmerhirt, Genethl. Gott, Halle a. S. 1888, 172 f. Bas. Michael,
Wochenschr. f. klass. Philol. 1914, 541, Berl. philol. Wochenschr. 1914, 541—543.
C. Pascal, Riv. di filol. 37 (1909), 382—384 (De lat. viv. 7, 1130c). W.R. Paton,
Class. rev. 27 (1913), 131 (De adul. et am. 68b, Coni. praec. 141b). A. Platt,
Miscellanea, Class. quart. 5 (1911), 253—257. K. Praechter, Hermes 47 (1912),
159 f. (De coh. ira 1). L. Radermacher, Rhein. Mus. 63 (1908), 533 (Conv.
sept. sap. 160b im Zusammenhange der Mvthen von Hadesstrafen). Th. Rei-
nach, Hermes 45 (1910), 150 (De rect. rat', aud. 46b). K. Fr. W. Schmidt,
Berl. philol. Wochenschr. 1909, 413 f. (De gen. Socr. 596 d), Wochenschr. f. klass.
Philol. 1911, 932 (De Alex. fort. 1, 328 f., De def. orac. 414 d). H. Schultz,
Hermes 46 (1911), 632 (Aqua an ignis ut. 957 1). H. Stein, Rhein. Mus. 56
(1901), 629 (De exil. 13). C. Taylor (nach J. M. CotteriU), PL, Cebes and
Hermas, Journ. of Philol. 31 (1910), 14 fl T. G. Tucker. Class. quarterly 3
(1909), 99—103. M. Valgimigli, Boll. di filol class. 17 (1910), 12 1 U.v. Wi-
lamowitz-Moellendorff, Comment. gramm. III, Götl 1889, S. 231 25 (de
fort. 3), Hermes 25 (1890), 196—227 (Conv. sept. sap.); 29 (1894), 152 (De coh.
ira), Gott. gel. Anz. 1896, 330 (De cupid. divit.), Hermes 33 (1898), 532 f. (Consol.
ad Apoll); 37 (1902), 324 (De superst. 10). 326 (Cum princip. philos. 777c). 327
(De exil. 10); 40 (1905), 128 (De EI Delph. 394 b). 149 fl (De prol in virl 7).
152 1 (Erotic). 161—165 (An vitios. ad infel sufl, Animine an corp. affect. sint pei.).
165-170 (De carn. esu). W. F. W., Class. rev. 25 (1911), 1661 (De fac. in orb.
hin.). H. Blümner, Hermes 51 (1916), 415 fl — S. zu Plutarch auch
H. V. Stein, Gesch. des Platonismus II, S. 260-281, und R. Hirzel_, D.
Dialog (s. dort das Register). Zu IIeoI Tvyt]? vgl. auch die oben S. 151* 1
angeführten Arbeiten von Düram 1er," Schlemm, Elter und Dyroff, zu
77c5? ÖEi rov veov jtou}i.iäxcov dxovetv Elter, De Gnomol. Graec. hist. atque
orig. part. 1 S. 34 fl, zu IIsqI cfvyi)? und verwandten Ausführungen in Tlegl
fv§vi.dag A. Gi es ecke. De philosoph. vet quae ad exil. spect sentent., Leipz. 1891,
S. 32 fl 56 fl (hier S. 107 fl auch über 77w? öeX z6v veov xxX., S. 111 fl über 77o-
TEQov T« TfJQ rin'xy? xzX.), zu ÜEgi rov EI rov iv AEX(foTg W. H. Roscher, Philol.
59 (1900), 21 fl, O. Lagercrantz, Hermes 36 (1901), 411—421, W. H. Ro-
scher ebenda 470 — 489. Die ins Gebiet der protreptischen Literatur gehörenden
plutarchischen Schriften bespricht H artlich, De exhort. etc. S. 311 fl, Pseudo-
198* Literaturverzeichnis.
Plutai-ch .T. .-rcu'dojv dycoyi}; derselbe ebenda S. 3151, die Trostschriften C. Bu-
resch, Consol. a Graec. Romanisqiie script. hist. crit. 64 ff. Die Abhandhing
De facie berühren außer den oben Angeführten auch R. Heinze, Xenokrates S. 123
(auch andere NVerke Pl.s kommen hier mehrfach in Betracht; s. das Register),
K. Praechter, Hierokles der Stoiker S. 109 ff., E. Norden, Komm, zu Verg.
Aen. B. 6^, S. 23 f., K.Gronau, Poseidonios und die jüd.-christl. Genesisexegese
S. 266 ff. Plut. .Tfot dooytjot'ag analysiert P. RabboAV, Antike Schriften über
Seelenheilung und Seelenleitung auf ihre Quellen untersucht, 1. Die Therapie des
Zorns, Leipz. Berlin 1914, S. 56 ff. Zur pseudoplutarchischen Vita Homeri vgl.
auch Car. Reinhardt, De Graec. theol. capita duo, Berol. 1910, S. 3 ff . (hier
S. 3 f. Geschichte des Problems und frühere Literatur), zu De soll. anim. Sh. O.
Dicker man, Trausact. of the Amer. Philol. Assoc. 42 (1912), 125 (hier Anm. 2
frühere Literatur; zu Plutarchs Tierpsychologie s. auch H. Hobein, De Maximo
Tyrio quaest. ]ihilol. sei. S. 70 ff.) Zur Quellenfrage für De defect. orac.
\V. H. Röscher, Philol. 67 (1908), 158 ff. Über Pl.s Verhältnis zu Ariston von
Chios und Ariston von Keos Aug. Mayer, Philol. Suppl. 11 (1910), 486. 488 ff.
zu Theophrast ebenda 495 ff . Zu Ps.-Plut. .t. tiuaonertjQ sieh Gercke. Rhein.
Mus. 41 (1886), 266 ff. — Nachwirkungen Plniar'chs : s. Hirzel, Plutarch.
S. 74—206, Avo auch die Einzelliteratur zu finden ist.
Theou von Sint/rna : P. Tannery, Sur Thfon de Smyrne, Rev. de
philol. 18 (1894), 145 — 152. Derselbe, Sur un passage de Thäon de Smvrne, Rev.
de philol. 19 (189.5), 67-69 (zu S. 99, 13—88 Hiller). G. Borghorst", De Ana-
toUi fontibus, Berl. Diss. 190p, S. 11 ff. In Cod. Esc. 5' 1, 13 erhaltene Kapitel
über Musik verzeichnet Ch. Em. Ruelle, Rapp. s. une mission litt, et philol. en
Espagne, in: Archives d. missions scientif. et litt., 3. serie, tom. 2 (1875), 497
bis 627 § 6. Zur Überlieferung s, auch H. Mutschmann, Vergessenes und
Übersehenes. Berl. philol. Wochenschr. 1908, 1328.
Gaios: Th. Sinko s. unter Albinos. K. Praechter, Zum Platoniker G.:
L Die Piatonvorlesung des G. IL G. und die stoische oiy.Ei'coaii, Hermes 51
(1916), 510—529. Derselbe, Artikel Gaios Platoniker bei Paulv-Wissowa-Kroll.
Suppl.
Albinos: Alberti, Über des Alb. Isagoge, Rhein. Mus. 13 (1858), 76—110.
J. Freudenthal, Hellenistische Studien, Heft 3: Der Platoniker Albinos imd
der falsche Alkinoos, Berl. 1879. Thadd. Sinko, De Apulei et Albini doctrinae
Platonicae adumbratione, Dissert. philol. classis Acad. litter. Cracoviensis 41 (1905),
129 — 178 (dazu K. Praechter, s. unter Gaios). H. Diels in der Einleitung
der Ausgabe des anonvmen Kommentars zu Piatons Theaitet (s. unten)
S. XXVI ff. S. auch E. Hiller, Hermes 10 (1875), 323 ff. Verhältnis zu
Areios Didymos: H. Diels, Doxogr. Gr. S. 76f. H. Strache, De Arii Didymi
in morali philosophia auctoribus S. 84 — 100. Emendationen zum Albinostexte
ebenda S. 121 ff. P. Shorey. Notes on the text of Alcinous' Eiaaywy)), Class.
phüol. 3 (1908), 97-98.
Apuleins: Prantl, Gesch. der Logik I, S. 578—591. G. F. Hilde-
brand, De vita et scriptis Ap., vor seiner Ausgabe, Leipzig 1842. AI. Gold-
bacher, Zur Krit. u. Erklär, v. L. Apul. de dogmate Piatonis, Sitzungsber. der
Wiener Akad. phil.-hist. Kl. 66 (1871), 159—192; Zur Krit. v. Ap. de mundo u.
über das Verhältnis dieser Schrift zur pseudo-arist. .-r. xöotiov, Ztschr. f. d. österr.
Gymn. 24 (1873). 670—716. J. Bernays, Über den unter den Werken des Ap.
stehenden hermet. Dialog Asklepios, Monatsber. der Berl. Akad. 1871, 5(X)— 519.
H. v. Kleist, De L. Apulei Madaurensis libro, qui inscribitur de philosophia
morali, Göttingen 1875, Diss. H. Becker, Studia Apuleiana, Berlin 1879.
E. Roh de. Zu A., Rhein. Mus. 40 (188.5), 66-95 = Kl. Sehr. II S. 43-74 (zur
Chronologie des Lebens und der Werke des A.). Carl Weyman, Studien zu
A. u. seinen Nachahmern, Sitz. d. Münch. Akad. philos.-philol. u. hist. Kl. 1898,
321—392 (berührt auch Stellen der philosoph. Schriften). AV. Kroll, Apuleiana.
Rhein. Mus. 53 (1898), 575—584. F. Gatscha, Quaest. Apuleianarum capita
tria, Diss. philol. Vindob. 6, Wien 1898. P. Thomas, Remarques critiques sur
les Oeuvres philosophiques d'Apul^e, Bruxelles 1898. 1900. 1905. Weitere über-
lieferungsgeschichtliche und textkritische Arbeiten desselben Gelehrten siehe in
dessen Ausgabe der philosophischen Schriften des Apuleius (1908), wo S. XV f.
auch sonstige seit der Goldbacherschen Ausgabe (1876) erschienene Literatur zu-
Zu § 70. Der mittlere Piatonismus. 199*
sammengestellt ist. M. Kawczynski, Apuleius' oratorische und philoso])hische
Schriften (Referat im Anz. d. Akad. d. ^Vi!^sensc•h. in Krakau 1899, 497—502. — »
Fördert Avenij^). 11. Helm, De prooemio Apuleianae quae est de deo Socratis
orationis. Philol. 59 (1900), 598—604. M. Martini, Osservazioni al trattato
Apuleiano de deo Socratis, Conferenza letta nel coUegio Flores in Valetta (Malta),
Firenze. R. Novak, Quaestiones Apuleianae (Sprachgebrauch, Textkritik),
■Oeske rauseum filologicke 10 (1904). Derselbe, Wiener Studien 33 (1911), 101
bis 136. Th. Sinko, De Apulei et Albini doctrinae Platonicae adumbratione, s.
luiter Albinos. Max. Leky, De syntaxi Apuleiana, Münster 1908, Diss.
Fl". Hanke, De Apuleio libri qui iuscribitur -Tfo/' fotojvstuc auctore, Breslau
1909, Diss. Arth. Rathke, De Apulei quem scripsit de deo Socratis libello, Berl.
1911, Diss. S. Braun (De deo Socr.), Egyetcmes Philologiai Közlöny 35, 138 ff. ;
(Ps.- Apuleius, Asclepius), ebenda 36, 240 ff . Joh. v. Geisau, De Apulei syntaxi
poetica et Graecanica, Monast. Guestf. 1912, Diss. (s. dort d. Einleit.). Fr. Norden,
Ap. von Madaura und das römische Privatreeht, Leipz. Berl. 1912. Weitere Bei-
träge lieferten u. a. Ch. Justice, Rev. de rinstr. publ. en Belg. 42 (1899), 263 (zu
De Plat. et eins dogm. p. 70, 9 f f . Goldb.); A. Kronenberg, Arch. f. lat.
Lexikogr. u. Gramm. 14, S. 210 (zu De deo Socr. e. 7); Brakman, Mnem. 34,
345: 35, S3; 36,29 u. a. J.H.Schmalz, Berl. philol. Wochenschr. 1908,
1133 f. Erdmann, Rev. de l'instr. publ. en Belg. 53 (1910), 381 f. R. Ellis,
Hermathena 36, 144. W. A. Baehrens, Rhein. Mus. 67 (1912), 112-134; 264
bis 275. Th. Sinko, Eos 18 (1912), 137—167. L. C. Purser, Hermathena 37,
248—263: 38,51—61. A. Klotz, Berl. philol. Wochenschr. 1912, 1203—1206.
C. Morelli. Studi ital. di filol. class. 20 (1913), 161 ff. Vgl. aiich Ed. Nor-
den, Antike Kunstprosa II, S. 603 f. Schwabe, Artikel Apuleius 9 bei Pauly-
Wissowa.
Kalvisios Tauros: Beziers, Le philosophe Taurus, Havre 1868.
€1. Baeumker, Zum Platoniker Taurus, Jahrbb. f. klass. Philol. 135 (1887), 388.
H. Krause, Studia Neoplat.. Lipsiae 1904, Diss., S. 49 f.
Faroi'inus (Phahorinoa): Marres, De Favorini Arelatensis vita studiis
scriptis, Utrecht 1853. J. Freudenthal. Zu Phavorinus und der mittelalter-
lichen FlorilegienHteratur, Rhein. Mus. 3.5 (1880), 408—430, 639-640. Über seine
Bedeutung für I'iogenes Laertios s. die Literatur über dessen Quellen oben
S. 21" (vgl. Text S. 28). T. Colardeau, De Favorini Arelatensis studiis et
scriptis. Grenoble 1903, These. J,. Gabrielsson, Über Fav. u. seine UarzodaTrl]
larogt'a, Upsala 1906. Derselbe. Über die Quellen des Clemens Alexandr., I II,
Upsala u. Leipzig 1906. 1909. S. dazu O. Stählin, Berl. philol. Wochenschr.
1908, 387 ff.; 1911, 603 ff . Wilh. Schick, F. rreol .-zaiScor rgofijg und die antike
Erziehungslehre, Freiburg i. Br. 1911, Diss., als Buch Leipzig 1912. S. auch
A. Goedeckemever, Gesch. d. griech. Skeptizismus, S. 248 ff . R. Hirzel,
Dialog II 119 ff." E. Norden, Antike Kunstprosa 376 f. 422 ff. 919 f.
W. Schmid, Artikel Favorinus bei Pauly-Wissowa. Vgl. ferner die Berichte
von W. Schmid, Jahresber. über die Fortschr. d. klass. Altertumswissensch. 129
(1907), 235 f., K. M uns eher, ebenda 149 (1911), 23—28; 170 (1915), 54-58.
Hevodcs Attikos: S. besonders W. Schmid, Herodes .Tf^t jio'/.aeia;,
Rhein. Mus. 59 (1904), 512 — 524, wo auch H.' Stellung zur Philosophie besprochen
ist. Im übrigen vgl. Münscher, Artikel Herodes 13 bei Pauly-Wissowa-KroU
(hier auch die frühere Literatur). W. Schmid, Jahresber. über die Fortschr. d.
klass. Altertumswiss. 129 (1907). 237. K. Münscher, ebenda 149 (1911), 38—42;
170 (1915), 64—66.
Nigriiioft: S. unten zu § 77 die Literatur über Lukians nach N. be-
•nannle Schrift.
Attikos: S. außer Zell er und Freudenthal, Art. Atticus 18 bei Pauly-
Wissowa, Praechter, Hermes 48 (1913), 480, 2.
Harpokration: Zeller III 1* S. 833 Anm., III 2* S. 242, v. Arnim,
Art. Harpokration 2 bei Pauly-Wissowa-KroU.
Celsiis (Kelsos) : F. A. Philippi, De Celsi, adversarii Christianorum,
philosophandi genere, Berol. 1836. C. W. J. Bindemann, Über Celsus und seine
Schrift gegen die Christen, Ztschr. f. d. bist. Theol. 12 (1842) 2. H., 58—146.
«Gull. Baumgarten -Crusius, De scriptoribus saeculi IL p. Chr., qui novam
0(JQ* Literaturverzeichnis.
religionera impugnanint, Meißen 1845. E. R. Redepenning, Origenes, Bd. 2, Bonn
184t), S. 130—15(5. F. Chr. Baur , Das Christentum in den drei er.st. Jahrh., S. 38ü bis
395. von Engelhardt, Celsus oder die älteste Kritik bibl. Gesch. u. christl. Lehren
vom Standpunkte des Heidentums, Dorpater Zeitschr. f. Th. u. K. 11 (1869). 287
bis 344. The od. Keim, s. oben Text. B. Aub6, Histoire des persecutions de
Feglise — Fronton, Lucien, Celse et Philostrate, Paris 1878. E. Pelagaud,
]']tude sur Celse et la premiere escarmouche entre la philosophie antique et le
christiauisme naissant, Lyon 1878, Thfese, auch unter dem Titel: Un conservateur
au second siecle. Celse et les premieres lüttes entre, la philosophie antique et le
ehristianisme naissant, Paris 1879 erschienen (darin : Ecole philosophique de Celse).
Geo. Loesche. Haben die späteren neuplatonischen Polemiker gegen da&
Christentum das Werk des C. benutzt? Zeitschr. f. wissensch. Theol. 27 (1883),
257—302. Fr. X. Funk, Die Zeit des ,. Wahren Wortes" von Celsus, Theol.
Quartalschr. 68 (1886), 302—315 (s. auch des Verf. Kirchengesch. Abhandl. und
Untersuch. IL Paderb. 1899, 152—161). O. Heine, Über Celsus' dbid»/; h',yo^.
in: Philolog. Abh. M. Hertz dargebr., Berlin 1888, S. 197—214. P. Koetschau,
Die Gliederung des äh]di]? ?.6yo; des Celsus, Jahrbb. f. protest. Theol. 18 (1892),
604—632. Friedr. M. Müller, Die Wahre Geschichte des Celsus, Deutsche
Rundschau 84 (1895), 79—97. J. F. S. Muth, Der Kampf des heidnischen
Philosophen Celsus gegen das Christentum, Mainz 1899. Von christl.-theolog.
Staudpunkte auch O. Bardenhewer, Gesch. d. altkirchl. Lit. I^ (1902) S. 159 f..
H. Jordan, Gesch. d. altchristl. Lit. (1911) S. 226, sowie die Dogmen- und
Kirchengeschichten. — K. J. Xeumann, Art. Celsus 20 bei Pauly-Wissowa.
Maxinios von Ti/ros: Ric. Rohdich, De Maximo Tyrio theologo,
Bythomiae in Sil. sup. 1879, Breslauer Diss. Herrn. Hobein, De Maximo Tyrio
-qiiaestiones philologae selectae, Jena 1895, Gott. Diss. (hier S. 6 ff. de vita et
scriptis Maximi, S. 32 ff . de fontibus Maximi). Karl Dürr, Sprachliche Unter-
suchungen zu den Dialexeis des Maximus von Tyrus, Leipzig 1899 (aus dem
8. Suppl. d. Philol., mit kurzer Einleitung über Leben und literarischen Charakter
des M.). K. Meiser, Studien zu Maximos Tyrios, Sitz. d. Münch. Akad. philos.-
philol. u. histor. Kl. 1909, 6. Abh.; dazu Th. Gomperz, AV^iener Studien 31
(1910), 181—189 = Hellenika II 313—323. H. Hobein, Zweck u. Bedeutung
der ersten Rede des M. T., in: Xacaeg, Berl. 1911, S. 188-219. H. Mutsch-
mann. Die Überlieferungsgeschichte des M. T., Rhein. Mus. 68 (1913), .jöC» — 583.
Fr. Schulte, De Max. Tyr. codicibus, Gott. 1915, Diss. Sein Verhältnis zu
Dion Chrysostomos und anderen Vertretern der Synkrisis (Prodikos, Xenophon,
Themistios u. a.) berühren Gull. Capelle, De Cynic. epist., Gott. 1896, Diss.,
S. 48, Gott fr. ßohnenblust, Beitr. z. Topos .Tfot qi/.iag, Berlin 1905, Berner
Diss.. S. 16 f., Jo. Alpers, Hercules in bivio, Gott. 1912, Diss.. S. 40 f f . Kritische
und exegetische Beiträge boten außer den Genannten Konst. Kontos, —v/iiny.ra
y.oiTiy.ü, Bull, de corr. hellen. 2 (1878), 229 ff. (or. 9, 7), U. v. Wilamowitz-
Moellendorff , Coniectanea, Gott. 1884, Pr. (or. ., 1), Ed. Schwartz, Observ.
prof. et sacr., Rostock 1888. Pr. (p. 168 R.), L. Radermacher, Varia. Rhein.
Mus. 50 (1895), 475—478 (or. 1 p. 3 R.), K. Meiser, Berl. philol. Wochenschr.
1912. 573. S. auch K. Funk, Philol. Suppl. 10 (1907), 626 Anm. Vgl. auch
-M uns eher, Jahresb. über d. Fortschr. d. klass. Altertumswissensch. 170 (1915),
111—114.
Hierax: K. Praechter, H. der Platoniker. Hermes 41 (1906), .593—618.
Derselbe, Artikel Hierax 9 bei Pauly-Wissowa-Kroll.
Junkos: R. Hirzel, Dialog II S. 2.52 f. J. An t. AI. Faltin, Die
Juncus-Fragmeute bei Stobaeus, Freiburg i. B. 1910, Diss. Fr. Wilhelm, Die
Schrift des J. :tsoI yi'jocog und ihr Verhältnis zu Ciceros Cato maior, Breslau
1911, Pr. S. auch O. Hense, Teletis reliquiae* p. LXXXIX 1. Textkritische
Beiträge Henses und Früherer s. in Henses Apparat zu Stobaios. K. Praechter,
Hermes 50 (1915), 626-629. M. Wallies, Berl. philol. Wochenschr. 1916, 702—704.
Anont/mer Theaitetkoininentar : Diels' Einleitung zur Ausgabe.
K. Praechter, Gott. gel. Anz. 1909, 530—547; Hermes 51 (1916) 518. 520 ff.
Papyrus Jßerolinensis JV. <S'; K. Praechter, Hermes 42 (1907). 150
bis 153.
Severus (Seberos): Zeller III 1* S. 836. 841 f.
Zu § 71. Die Peripatetiker im zweiten Abschnitte der hellen. -röm. Periode. 201*
Die Quelle des Diogenes lyuertios für die platonische Lehre:
Freuden thal s. unter Albinos. A. Gercke, De quibusdam Diogenis Laertii
auctoribus, Greifswald 1899, Pr., S. 69 f f .
Apollonios Sf/ros: S. Text.
Eltlektischer Platoniker bei Ps.-lHut. €le fato, Chalcidiiis, Xe-
mesios: S. Text.
Zu § 71. Die Peripatetiker im zweiten Absehiütto der hellenistiscli-
römischen Perlode (Peripatetisclie Schule III. Teil, Fortsetzung zu ij 67).-
Jaliresberichte S. 23* f.
Gesamtdarstellung bei Zell er, Philos. d. Gr. III 1* S. 611—671, 804-831..
Im einzelnen vgl. zu den dort angeführten Philosophen die betreffenden Artikel
bei Pauly-Wissowa-KroU.
Andromhos: Frz. Littig, A. v. Rhodos, I. T, (Das Leben des A. und'
seine Anordnung d. aristot. Schriften), München 1890, Pr.; IL T. (Die schrift-
stellerische Tätigkeit des A.), Erlangen 1894, Pr.; III. T. (Die philosophischen An-
schauungen des A.), ebenda 1895, Pr. Br. Rosen er, Bemerkungen über die dem
A. V. Rhodos mit Unrecht zugewiesenen Schriften, Schweidnitz 1890 — 1893, Pr.
F'ranz Susemihl, Die Lebenszeit des Andronikos von Rhodos, Jahrbb. f.
klass. Philol. 151 (1895), 225—234. Alfr. Gercke, Artikel Andronikos 25 bei
Pauly-Wissowa. Schuchardt und Kreuttner s. Text.
Niholaos von Datnashos : C. Müller, Fragm. bist. gr. III, 343 ff.
Conr. Trieber, Quaest. Laconicae, pars I: De Nie. Dam. Laconicis, Gott.
1866, Diss. Über seine Stellung zur Philosophie Zeller, Philos. d. Gr. III 1*
S. 651. E. R ei mann, Quo ex fönte fluxerit Nicolai Damasceni :TaQad6^cor
fdöyv ovvaycoyt], Philol. 54 (1895), 654—709. U. Höfer, Rhein. Mus. 59 (1904),
547. Die Literatur über seine geschichtlichen Werke muß hier unberücksichtigt
bleiben.
Alexander von Aigcvi: Martin, s. S. 203* u. Alex. v. Aphrodisias.
Pfoletnaios Chennos: \I. v. Wilamowitz-Moellendorf f , Antigonos
von Karystos S. 27, 2. A. Baumstark, Aristoteles bei den Syrern, S. 13 f.
A. Chatzis, Der Philosoph und Grammatiker Pt. Gh., I. Teil: Einleitung und
Text (Stud. z. Gesch. u. Kult. d. Altert. 7. Bd., 2. H.), Paderborn 1914.
Die ScJirift nsol y.öo/iiov: Fr. Osann, Beiträge zur griech. u. römischen
Literaturgesch. I, Darmstadt 1835, S. 143 ff., der Chrysippos für den Verfasser hält.
Ideler, Aristot. Meteorol. II, 286 f., der das Buch nach früheren dem Poseidonios
zuschreibt. Adam, De auctore libri pseudoaristotelici .t. y.., Berol. 1861, Diss., der
(wie schon Stahr, Aristoteles bei den Römern, S. 163 ff., und später Barthe-
lemy Sain t-Hilaire, Meteorologie d'Aristote, S. 88 der Einleit.) Apuleius für
den Autor hält. Theod. Bergk. Der Verfasser der Schrift .t. x. (mit Zusatz
von Fr. Bücheier), Rhein. Mus. 37 (1882), 50—53, der auf Nikolaos von Da-
maskos als den Urheber verfällt. Es sind dieses alles unhaltbare Hypothesen,,
die mit triftigen Gründen zurückgewiesen sind. Von weiterer Literatur sei
erwähnt: Heinr. Becker, Eine neue Ansicht über den Verfasser der Schrift
.T. y.., Zeitschr. f. d. österr. Gymn. 33 (1882), 583-587. Fr. Bücheier, Der
Verfasser der Schrift n:soi y.oofiov, Rhein. Mus. 37 (1882), 294. Jak. Ber-
nays. Über die fälschlich dem Aristoteles beigelegte Schrift IIeoI y.öa/nov, in;
Ges. Abhandl. II, S. 278—282 (mit Nachwort von H. Usener). ' E. Zeller,
Über den Ursprung der Schrift von der Welt, Sitzungsber. d. Berliner Akademie
1885, 399-415 = Kleine Schriften I S. 328-347. Derselbe, Philos. d. Griech.
III 1* S. 653 ff. S. auch M. Heinze, Lehre vom Logos, S. 174 ff. Wilh. Ca-
pelle, Die Schrift von der Welt, ein Beitrag zur Geschichte der griech. Popular-
philosophie. Neue Jahrbb. f. d. klass. Altertum usw. 15 (1905), 529—568. Hier
S. 532 ist auch die frühere Literatur über die Frage nach dem Verfasser und
dem Adressaten der Schrift besprochen. J. Morr, Der Verf. der Schrift .Tsor
yJofwv, Wien 1910, Pr.
Aspasios : H. Richards, Varia, Class. rev. 21 (1907), 197 — 199 (zu Asp.
in Eth. Nie. 4, 14). A. Gercke, Artikel Aspasios 2 bei Pauly-Wissowa.
0( )0* Literaturverzeichnis.
Adrastos: Verhältnis zu Theon von Smyrna und Chaleidius: Martin,
Theonis 8niyrnaei über de astrouoraia, Paris 1849, S. 74 ff. E. Hiller, De
Adrasti Peripatetici in IMat. Tim. comnientario, Ehein. Mus. 2G (1871), 582 — 589.
B. W. Switalski, Des Chaleidius Kommentar zu Fiat. Tim. (Beitr. z. Gesch.
d. Thilos, d. Mittelalters Bd. 3 Heft G), Münster 1902, S. 58 ff. G. Borg-
horst, De Auatolii foutibus, Berlin 1905. Diss., S. 29 ff. Verhältnis zu Varro:
K. Praechter, Eine Stelle Varros zur Zahlen theorie, Hermes 46 (1911), 407
bis 413. A. Gercke, Artikel Adrastos 7 bei Pauly-Wissowa.
Herniinos: Henr. Schmidt, De H. Peripatetico. Marp. Catt. 1907, Diss.
H. V. Arnim, Art. Herminos 2 bei Pauly-Wissowa-Kroll.
Klaudios Pfoleniaios : Franz Boll, Studien über Claudius Ptolemäus ;
• ein Beitrag zur Gesch. der griech. Philos. u. Astrologie, Jahrbb. f. klass. Philol.
Suppl. 21 (1894). 51—244. A. Brinkmann, Rhein. Mus. 67 (1912), 619 ff.; 68
(1913), 157 (Überlieferung vmd Texteskonstituierung von Usgl y.oizt]oiov xal iiyef.io-
riy.ov). L. Schönberger, Studien zum ersten Buch d. Harmonik d. Claudius
Ptolemäus, Metten 1914, Pr. Im übrigen s. Christ-Schmid, Gesch. d. griech.
Lit II 5^ 717 ff.
Galenos: Kurt Sprengel, Beitr. zur Gesch. der Mediziu, I, S. 117—195.
•Ch. Daremberg, Fragments du coramentaire de Galien sur le Tim4e de Piaton,
— suivis d'un essai sur Galien considere comme philosophe, Paris-Leipzig 1848.
E. Chauvet, La psychologie de Galien, L Caen 1860; IL 1867; La theologie
de Galien. Caen 1873; Galien, deux chapitres de la morale pratique choz les
.anciens, Caen 1874 ; La logique de Gal., Säanc. et trav. de l'Ac. d. sc. mor. et
pol. 117 (N. S. 17 [1882]), 430-451. 580-609; auch in des Verfassers Buche La
philos. d. medecins grecs, Paris 1886. Von demselben Verfasser existieren noch
•einige andere kleinere Schriften über G. Vgl. auch dessen Abhandlung über La
medecine grecque et ses rapports ä la philos., Rev. phil. 16 (1883), 233 — 263.
0. Crusius, Ein Lehrgedicht des Plutarch (Echtheit von Galens Protreptikos.
— Galen und Plutarch), Rhein. Mus. 39 (1884), 581-606. S. über den Pro-
treptikos auch Hart lieh, De exh. usw. S. 316—326 u. Kai bei in seiner Ausg.
L. 0. Bröcker, Die Methoden.. Galens in der literar. Kritik, Rhein. Mus. 40
(1885), 415 — 438. J. Ilberg, Über die Schriftstellerei des Klaudios Galenos I.
Rhein. Mus. 44 (1889), 207-239; IV, ebenda 52 (1897), 591-623 (diese beiden
Teile Avichtig für Galens philosophische Schriftstellerei). I. Mülle.r, Gal. Pia-
tonis Imitator, Acta seminarii Erlang. 4 (1886), 260. Derselbe, Über Galens
Werk vom wissenschaftl. Beweis, Abh. d. Münch. Akad. phil. Kl. 20 II (1895),
403—478. Derselbe. Über die dem Gal. zugeschriebene Abhandl. .t. r>)s dgioTtj^
■niofoecog, Sitz. d. Münch. Akad. 1898 I, 53-162. Jo. Petersen, In Gal. de
plac. Hippocr. et Plat. libros quaest. crit., Gott. 18S8, Diss. M. Pohlenz.
•Quemadmodum G. Posidonium in libris de placitis Hippocratis et Piatonis secutus
sit, Leipz. 1898. Diss. (erschien auch in den Jahrbb. f. klass. Philo'. Suppl. 24
[1898], 535 — 634 unter dem Tit.: De Posidonii libris rrsgl .Tai9wr). Karl Kalb-
fleisc.h, In Gal. de plac. Hipp, et Plat. libros observ. crit., Berol. 1892, Diss. Der-
selbe, Über G.s Einleitung in die Logik, Jahrbb. f. klass. Philol. Suppl. 23 (1897),
•679—708. Derselbe (zu Gal.l, in: Festschr. f. Th. Gomperz, Wien 1902, 96-98.
Derselbe, „Claudius" Galenus, Berl. philol. Wo.chenschr. 1902, 413. H. Schöne,
Eine Streitschrift G.s gegen die empirischen Arzte, Sitz. d. Berl. Akad. 1901 I.
1255-1263. O. Apelt, Krit. Miszellen (darunter zu G.), Eisenach 1901, Pr. Otto
Hen nicke, Observationes criticae in Cl. Galeni Pergameni commentarios ^sgi
yr-Z>j~ rradiöv xai auaoT }} aar ojv, Potestampü 1902. H. Schöne (Überlieferungs-
geschichtliches), Rhein. Mus. 57 (1902), 627 ff., Sitz. d. Berl. Akad. 1902, 442—447.
E. Thouverez, Arch. f. Gesch. d. Philos. 15 (1902), 62 (G. als Begründer der
vierten Schlußfigur). M. Wellmann, Zu G.s Schrift n. y.oäa. y. öw. r. a:T/.on-
■ffUQiiüytor, Hermes 38 (1903), 292—304. A. Brinkmann," Zu Galens Streit-
schrift gegen die Empiriker, Rhein. Mus. 59 (1904), 317—320. G. Helmreich,
•Galen.Tfo« röjv iriuT; xoocpaT^ 8vvä.uE0)v\, 13, Philol. 63 (1904 1, 310 f. A. Rainfurt,
Zur Quellenkritik von Galens Protreptikos, Freiburg i. B. 1904, Diss. J. Ilberg,
.Sextus bei Galen, Neue Jahrbb. f. d. klass. Altertum usw. 15 (1905), 624.
Fr. Paetzolt, Adn. crit. ad Lucian. impr. pertin. (berührt auch Galen), Berlin
1905, Pr. Jo. Gossen, .De G. libro qui ovroyu; .Tfo/' affvynwr inscribitur, Berlin
1907, Diss. K. Koch (Überlieferungsgeschichtliches). Sitz. d. Berl. Akad. 1907,
.Zu § 71 . Die Peripatetiker im zweiten Abschnitte der hellen. -röm. Periode. 203*
J. Mewaldt, G. über echte und unechte Hippokratika, Hermes 44 (1909), 111
bis 134. F. Brenner, Die Seelenlehre des G.. Primitiae Czernovicienses, Czerno-
witz 1909. G5— 86 (unzureichend). K. S. Kontos, Ainoüonixü (darunter zu Galen)
in 'Emrjxijiioviy.i] IrErijoi; (der Universität Athen) Bd. 4 u. 5, 1907—1909. E. O.
Hartlich, Eine Blattversetzung in G.s 'Vyti-irü, Berl. philol. Wochenschr. 1910,
1656. Siegfr. Vogt, De G. in libell. yaz' ujxqsTov commentariis, Marp. Catt.
1910. Diss. I. Bywater, "Aray.ra II (darunter zu Galen), Journ. of philol. 31
(1910i. 197 — 206. 'I.'E. Xovaäq>ij, AI :teqI yvuvaoitySj? do^aoiai zov Fuh^rov,
Athen 1910. Wilko de Boer, In G. Pergameni libros -t^. y)vy/i? jraüwv y.al
äuagT>judT(oy observationes criticae, Marp. Catt. 1911, Diss. Joh. Lacken -
bacher, Quas actiones G. putaverit sensuum instruraentis perfici, "Wien 1911,
Pr. Alb. Minor, De G. libris TTeot dva.-rvoiag , Marb. Catt. 1911, Diss. A. Oli-
vieri, Osservaz. sopra un' opera morale di G.. Atti d. R. Accad. di arch., lett.
etc. di Xapoli X. S. 1 2 (1911). 95-110. Th. Mever-Stei neg. Studien z. Phvsiol.
d. G. I. Arch. f. Gesch. d. Medizin 5 (1912), 172—224. H. Diels, Über die hand-
schriftl. L'berl. des Galenschen Kommentars z. Prorrhet. d. Hippokr., Abh. d.
Berl. Akad. phil. Kl. 1912 I, Berl. 1912. J. Mewaldt, Die Editio princ. v. G.
In Hipp, de nat. hominis, Sitz. d. Berl. Akad. I9l2, 892-918. Gotth. Berg-
sträßer. Die bisher veröffentlichten arab. Hippokr.- u. G -Ü^bersetzungen, Lpz.
1912. Habilit. -Schrift (als Buch unter dem Titel Hunain ibn Ishäk und seine
Schule. Leiden). Joh. Mewaldt, Eine Fälschung Chartiers in G.s Schrift über
d. Koma, Sitz. d. Berl. Akad. 1913, 256-270. 0. Hartlich, De G. 'YyieivMr
libro quinto, Marb. Catt. 1913, Diss., und Grimma 1913, Pr. E. Noll, Zu G.s
Schrift El y.uxa ffvoiv kv uonjQiuig aifia :ieoir/etai, Berl. philol. Wochenschr.
1913. 1246 f. Über G. als Quelle für den chrysippischeii Stoizismus Stoic. vet.
iragm. ed. Jo. ab Arnim I p. XVI, über Benutzung G.s bei Xemesios Krause,
Stud. Xeoplat. S. 20 f. W. W. Jaeger, G.s Wissenschaftslehre und der Neu-
platonismus, in des Verf. Xemesios von Eraesa, Berlin 1914, S. 4 — 67. Über
Pseiido-G. Hist. phil. s. H. Diels, De G. hist. phil., Bonnae 1870, Diss., und
Diels, Doxogr. Graeci (oben S. 18. 22*). Vgl. auch Ps. -Galen S. 22* unter c. Zum
Fortwirken G.s: H. Heinrichs, Die Überwindung der Autorität G.s durch
Denker der Renaissancezeit, in: Renaissance und Philosophie Heft 12. — J. ]\Ie-
-waldt, Art. Galen 2 bei Pauly-Wissowa. — Belletristisch: Th. Meyer-Steineg,
Ein Tag im Leben des Galen, Jena 1913. — Weiteres bei Christ- Sc hmid,
Gesch. d. griech. Lit. 11^ (s. dort das Register).
Avistohles: U. v. WilamoAvitz-Moellendorf f , Antigonos v. Karystos
S. 27. A. Gercke, Art. Aristokles 15 bei Pauly-Wissowa (wo aber die Ver-
gleichung mit Theophrast nicht zu der irrigen Meinung verleiten darf, es handle
sich um doxographische Darstellungsweise).
Alexander von Aphvodisias : J. Freude nthal. Die durch Averroes
erhaltenen Fragmente Alexanders zur Metaphysik des Aristot. untersucht u. über-
setzt, mit Beiträgen zur Erläuterung des arabischen Textes von S. Fränkel, Abh.
der Berl. Akad. 1885. Vgl. zur Frage nach der Herkunft des unechten Teils. des
Metaphysikkommentars auch K. Praechter, Gott. gel. Anz. 1906, 882 ff. Über
Alexander von Aphrodisias handeln ferner: J. F. Xourrisson, De la liberte et du
Jiasard; essai sur AI. dAphr., suivi du traite du destin et du libre pouvoir trad.
en fr., Paris 1870. Th. H. Martin, Questions connexes sur deux Sosig^ne . . .
•et sur deux peripateticiens Alexandre, Tun d'Eg^e et l'autre d'Aphrodisias, An-
uales de la faculte des lettr. de Bordeaux 1 (1879), 174 — 187. 0. Apelt, Die
Schrift des AI. v. Aphr. über die Mischung, Philol. 45 (1886), 82-98. Derselbe,
Die kleinen Schriften des AI. v. Aphr., Rhein. Mus. 49 (1894), 49 -72. Derselbe,
Kiit. Bemerkungen, Jena 1906, Pr. (darunter zu A.). A. Günsz s. Text. Ivo
ßruns. Studien zu A. v. Aphr., Rhein. Mus. 44 (1889), 613-630; 45 (1890), 138
bis 145: 223—235. C. Ruelle, A. d'Aphr. et le prdtendu Alexandre d'Alexandrie,
Eevue des et. grecques 5 (1892), 101—107. Joh. Zahlfleisch, Die Polemik
A.s v. Aphr. gegen die verschied. Theorien des Sehens, Arch. f. Gesch. d. Philos.
:8 (1895), 373-386, 498—509; 9 (1896), 149-162. Georges Volait, Die
Stellung des Alexander von Aphrodisias zur aristotelischen Schlußlehre, Halle a.S.
1907, Bonner Diss., vollst, in: Abhandlungen zur Philosophie u. ihrer Geschichte
v)(j_j.* Literaturverzeichnis.
Heft 27. H. V. Arnim, Textkritisches zu Alexander von Aphrodisias, Wiener
Studien 22 (1900), 1—10. E. Thouverez, Arch. f. Gesch. d. Philos. 15 (1902),
."i8 (Bericht des A. über die peripatet. Syllogistik). H. v. Arnim, Stoic. vet.
fragm. I p. XVI f. (A. als Quelle für den chrysippischen Stoizismus).
H. Mut seh mann, Divisiones quae vulgo dicuntur Aristot., Lipsiae 1906,
p. XXIV, XXXVI f. (Benutzung der dtatgioFt; durch A.). W. Ca pelle.
Die Alexanderzitate bei. Olympiodor, XägnEg, Berlin 1911, S. 220—248,
H. Wegehaupt. Zur Überlieferung der Problemata des sog. Alex. v. Aphro-
disias, Berl. philol. Wochenschr. 1915, 95 f. Über A.s verlorene Schrift .teoi
>pvyjl? vgl. R. D. Hicks" Einleitung zu seiner Ausgabe von Aristot. .Tfot ij'vxijg.
Kleinere Beiträge: L. "Radermacher, Philol. 59 (1900), 597 (Probl. mor.'l47, 11).
G. Kodier, Eev. de philol. 25 (1901), 66—71 (De fato). A. Brinkmann,
Rhein. Mus. 57 (1902), 488 (77. >:oda. y.. av^,]a. 226, 30 ff.). H. Diels. Hermes
40 (1905), 301 ff. (Zur Metaph. [1, 5, 987a 10] 46, 23 f.; dazu K. Praechter,
Hermes 42 [1907J, 647). Fr. Bücheier, Rhein. Mus. 63 (1908), 190 (De anima
151. 30). W. A. Heidel, Hermes 43 (1908), 170 (Zur ^letaph. 123, 4j.
O. Cunz, Qu, Aelius Tubero, in ^ToomaxeTg, Grazer Festgabe zur 50. Philologen-
versamml. (Zu Meteor. 3. 4, 373b 13). S. auch Crönert, Philol. 61 (1902j, 175.
181. 183. 184. Gercke, Art. Alexandros 94 bei Pauly-Wissowa. Weiteres in
den Jahresberichten. S. auch unten zu § 83 bei Simplikios.
Zu i;; VI. Die Xeupythagoreer. Die hermetische Literatui-, Die chaldäi-
sfheii Oraliel. Jahresberichte s. o. S. 23* f. (nacharist. Philosophie).
Gesamtdarstellung bei Zell er III 2 * S. 92 ff . Über die Richtungen des
Neupythagoreismus und ihre Entstehung A. Schmekel, Philosophie der mittleren
Stoa S. 403—439. — Th. Gärtner, Neopythagoreorum de beata vita et virtute
doctrina eiusque fontes, Leipz. 1877, Diss. H. Jülg, Studien zur neupythagor.
Philos., Baden in Österr. 1891. 1892, Pr. ; unter dem Titel: Xeupvthagor. Studien,
Wien 1892.
Über die unter aUpijthagoreiscIien Namen auftretende Literatur dieser
Richtung s. oben S. 50* f.
Nignlius Figulvs: M. Hertz, De P. Xig. Fig. studiis atque operibus,
Berl. 1845. Lutt erbeck, Die neutestam. LehrbegTiffe, Bd. I, 1852, S. 270 ff.
A. Brevsig, De Xig. Fig. fragmentis apud Schol. Germanici servatis, Berl. 1854,
Diss.; vgl. Bücheier, Zu Xig. Fig. Rhein. Mus. 13 (1858), 177—188 = Kleine
Schriften I 108 — 117. .1. Klein, Quaestiones Xigidianae, Bonn 1861, Diss.
H. Röhrig, De P. Xig. Fig. capita 2, Coburg 1887, Diss. A. Swoboda,
Quaestiones Xigidianae, Diss. Vind. 2 (1890), S. 1 — 63, auch in des Verf. Ausgabe
der Fragmente, s. Text. K. Fries, Rhein. Mus. 55 (1900), 30 ff. 38 ff. (X." Auf-
fassung der Laren. X.' Beziehungen zu Cicero). D. Detlefsen, Hermes 36
(1901), 18 (Verhältnis des Plinius in den zool. Büchern zu Xig. Fig.). A. Gia-
nola, Publio Xigidio Figulo astrologo e mago, Roma 1905. Nig. Fig. als Ver-
mittler etruskisch-astrologischer Aufstellungen an Martianus Capella: C. Thulin,
Die Götter des Martianus Capella u. der Bronzeeber von Piacenza. Religionsgesch.
Versuche u. Vorarb. 3. Bd. 1. Heft, Gießen 1906. S. auch R. Reitzenst ein,
Hellenist. Mvsterienrel. S. 12. 90. B. Boehm, De Cornelii Labeonis aetate,
Königsb. 1913, Diss., S. 30. J. Geffcken, Hermes 49 (1914), 327 ff. Fr. Boll,
Sphaera, Leipz. 1903, S. 849 ff. Rob. Fritzsche s. unter Lucanus S. 188*".
Apollonios ron Tijana: J. C. Herzog, Philos. pract. Apoll. Tyan. in
sciagraphia, Lips. 1719. Sig. Chr. Klose, De Ap. et de Philostrato, Viteb.
1723-24. J. L. Mosheim, in: Comment., Hamb. 1751, S. 347 ff. J. B. Lüder-
Avald, Anti-Hierokles, Halle 1793. Ferd. Chr. Baur, Apollonius und Christus,
Tübinger Zeitschr. f. Th. 1832, auch in : Drei Abhandl. zur Gesch. der alten
Philos. u. ihres Verhältnisses zum Christentum v. F. Chr. Baur, neu herausg. von
Ed. Zeller, Leipz. 1876. A. Wellauer, Ap. v. T.. Jahns Archiv 10 (1844), 41S
bis 467. Rieckher, Studien der evang. Geistl. Württembergs 19, 2, 1 ff . Xe-
ander, Gesch. der christl. Relig., T. 1, S. 172. L. Xoack, in: Psyche, Bd. 1,
Heft 2, Gießen 1858. Ed. Müller, War Ap. v. T. ein Weiser oder ein Betrüger
oder ein Schwärmer und Fanatiker? Liegnitz 1861, Pr. P. M. Mervoyer, Paris
1862. A. Chassang, Le merveilleux dans l'antiquit^: A. de T., sa vie etc. par
Zu § 72. Die Xeupythagoreer. Die hermet. Literatur. Die chald. Orakel. 2U~)*
PhUostrate, et ses lettres, ouvrages traduits du grec, avec introduction, notes et
^claixcissemeiits, Paris 1862, 2. i^d. 1864. Vgl. Iwan Müller, Zur Ap.-Literatur,
Zeitschr. für luth, Theol. u. K., hrsg. von Delitzsch und Guericke, 24 (1865), 412
bis 423 und 592. Reville, Le Christ Paien du troisit'me siecle, Revue des deux
mondes 1865, I, 59. Ge. Hoff mann, Über Ap. v. T. u. zwei in seinem Leben
berichtete Erscheinungen am Himmel, Triest 1871, G.-Pr. C. H. Pettersch,
Ap. V. T. der Heidenheiland, Reichenberg 1879. Chr. L. Nielsen. Apollonius
fra Tyana, Kjöbenh. 1879. A. Dum^ril, Apoll, d. T., Annales de la faculte des
lettres de Bordeaux, 5. annee, 2, S. 133 — 168. J. Jessen, Ap. v. Tyana u. sein
Biograph Philostr., Hamb. 1885, Pr. Jean Guiraud, La vie d'ApoU. de Tyana,
Montauban 1886. D. M. Tredwell, A. sketch of the Life of Apollonius of Tyana,
New York 1886. Joh. Göttsching, A. v. T., Leipzig-Reudnitz 1889, Leipz.
Diss. J. Miller, Die Beziehungen der Vita Apollonii des Philostratos zur Pytha-
gorassage, Philol. 51 (1892), 137 — 145; derselbe, Zur Frage nach der Persönlichkeit
des A. v. T., ebenda 581 — 584. G. R. S. ;Mead, Apollonius of Tyana, the philo-
sopher-reformer of the first Century A. D., London 1901 (iiis Franz. übersetzt Paris
1906). E. Strazzeri, ApoUonio di Tyana e la cronologia dei suoi viaggi (con
una tavola cronologica), Terranova 1901. T. Whittaker, Ap. of T., other essays,
London 1906. M. Wim dt, Ap. v. T., Prophetie u. Mvthenbildung, Zeitschr. f. wiss.
Theol. 49, X. F. 14 (1906), 309—366. R. Meyer-Krämer, A. v. T., Monatshefte d.
Comenius-Gesellschaft 15 (1906), 1-41. F. W. Gr. Campbell, Ap. of Tyana;
a study of bis life and times, Lond. 1908. S. auch das S. 200* bei Celsus zitierte
Werk von ß. Aube, ferner E. Rohde, Griech. Roman^ S. 467 ff. (Berührungen des
Romanschriftstellers HeUodor mit A. v.T.); Rhein. Mus. 26 (1871), 567 ff . = Kl.
Schriften II 116 ff. (Erzählung des Ap. über Pythagoras und die Pythagoreer
bei lambl. vit. Pyth. 254 ff.). E. Norden, Agnostos Theos S. 45ff. 337 ff.
J. Miller, Artikel Apollonios 98 bei Pauly-Wissowa. — S. auch die Literatur
zu Philostratos.
Moder atos: Fr. Bücheier, Rhein. Mus. 37 (1882), 335 f.
Nikomacho.s : Persönliches: Fr. Bücheier, Rhein. Mus. 63 (1908), 192.
— Fr. Hultsch, Zur Literatur des N. von Gerasa, Jahrbb. f. klass. PhUol. 97
(1868), 762—770. P. Tannery, Miscellan^es, Rev. de philol. 13 (1889), 66 ff.
(darin zu Xicom. Lntrod. arithm. 1, 1 [p. 2, 15—19 HocheJ). Über die verlorenen
Theologumena s. die Vermutung von P. Tannery bei J. L. Heiberg, Anatolius
sur les dix premiers nombres (s. Text unter Anatolios).
Philostratos : Iwan Müller, Comm. qua de Philostr. m compon. memoria
Aiiollonii Tyan. fide quaeritur, Biponti 1858—1860. Theod. Bergk, Fünf Abb.
zur Gesch. d. griech. Philos. u. Astron., Leipzig 1883. J. Fertig, De Philo-
stratis sophistis, Bamberg 1894, Würzb. Diss. (über den Verfasser der Apollonios-
vita S. 51). Ed. Schwartz, Fünf Vorträge über den griech. Roman, Berlin
1896, S. 126 ff. (dazu Erw. Rohde, Lit. Centralbl. 1897, 301 = Kl. Sehr. II
S. 6). L. Ziehen, Rhein. Mus. 57 (1902), 498—505 (zu vit. Ap. 138, 4 ff . Kays.).
K. Münscher, Die Philostrate, PhUol. Suppl. 10 (1907), 469-557. J. Miller, Die
Damispapiere in Philostr.' Apolloniosbiogr., Philol. 66 (1907), 511 ff. I. BvAvater,
Atakta II, Journ. of Philol. 31 (1910), 198 (zu vit, Ap. 6, 11). H. Richards, Class.
<\\\&xi. 3 (1909), 104 ff. A. Pia tt, Miscell., Class. quart. 5 (1911), 253 f. (darin zu vit.
Ap.). H. 0. de Jong, in: Sertum Nabericum (Leiden 1908), S. 185 ff. (vit. soph.).
R. Reitzens tein, Hellen. Wundererz. S. 41 ff. K. Holl, Die schriftstellerische
Form des griech. Heiligenlebens, X^eue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 29 (1912).
406—427. "^D. Ghezzi, Stud. suUa vita di ApoUonio Tianeo di Filostr., Ascoli
Piceno 1912. E. Norden, Agnostos Theos, S. 35 ff. Th. Plüss, A. v. T. auf
•dem Nil u. der unbekannte Gott zu Athen, Festgabe für Hugo Blümner, Zürich
1914, S. 36—48. Th. Birt. Rhein. Mus. 69 (1914), 342 ff . Fr. Boll, Aus der
Offenb. Joh. S. 141, 4. O. Wein reich. De dis ignotis, Arch. f. Religionsw. 18
(1915), 2 ff. H. Lietzmann, Rhein. Mus. 71 (1916), 280 f. S. auch die Berichte
von W. Schmid und K. Münscher, Jahresber. über die Fortschr. der klass.
Altertumsw. 108 (1901), 260 ff., 129 (1906), 256 ff., 149 (1911), 105 ff., 170 (1915),
121 ff. und die Literatur zu Apollonios von Tyana oben S. 204* f.
Numenios : Frid. Thedinga, in der Einleitung der oben im Textteil
verzeichneten Fragmentsammlung. Dazu H. Usener, Jenaer Literaturzeitung
1875, 775—777 r= Kl. Sehr. I S. 366-372. Clem. Baeumker, Eine angebliche
Schrift und ein angebliches Fragment des X'umeu., Hermes 22 (1887), 156—158.
-J[ H5* Literaturverzeichnis.
Simon Sepp, Pyrrhoneische Studien, Freisiug 1893, Abschn. VI: Der Xeupyth.
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des Xeniesios zu Numenios s. Holeslaus Domariski, Die Lehre des Nemesius
über das Wesen der Seele, Münster i. W. 1897, Diss., und: Die Psychol. d. Xe-
niesius, Münster 1900. S. auch R. R ei tzen stein, Poimandres S. 305, E. Nor-
den, Agnostos Theos S. 72 f. 109.
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Clem. Baeumker, Das pseudo-hermetische Buch der vierundzwanzig Meister
(Lib. XXIV philosophorum), in : Abh. aus d. Geb. d. Philos. u. ihrer Gesch.,
Festg. f. G. Freih. v. Hertling, Freib. i. Br. 1913, S. 17 — 40. Mehrere Hermetica
beleuchtet Fr. Boll, Aus der Offenb. Joh. (s. dort das Register); Zeitschr. f. d.
neutest. Wissensch. u. d. Kunde d. Urchristent. 17 (1916), 141 (zu den Kyraniden).
P. Carolidis, Anubis, Hermes, Michael; ein Beitrag zur Gesch. des religiös-philos.
Synkretismus im griechischen Orient, Straßb. 1913. Jos. Kroll, Die Lehren des
H. Tr., Münster i. Westf. 1913, Diss., vollständig in: Beitr. zur Gesch. d. Philos.
d. Mittelalt. Bd. 12, Heft 2—4, Münster 1913 (s. dazu W. Bousset, Gott. gel.
Anz. 1914, 697—755). W. Kroll, Artikel Hermes Trismegistos bei Pauly-Wis-
soM'a-KroU. Auch sonst hat sich die philosophie- und religionsgeschichtliche
Forschung der letzten Zeit lebhaft mit den hermetischen Schriften beschäftigt:
s. die weiteren oben S. 35* angeführten Schriften Reitzensteins und die eben-
dort verzeichneten Arbeiten A. Dieterichs. Vgl. auch J. Bernays u. Lit. zu
Apuleius S. 198*.
Chaldäische Orakel: W. Kroll s. Text.
Sextos- Florilegiuni : Gildemeister und Elter im Vorwort ihrer oben
im Text genannten Ausgaben. Zeller III 1 * S. 701 Anm. 4, wo auch die
frühere Literatur berücksichtigt ist. Fortleben der Sextossprüche in der christ-
lichen Welt: O. Harnack, Gesch. der altchristl. Liter. I S. 765 ff. II 2 S. 192.
P. Wendland, Theol. Literaturz. 1893, 492 ff . 0. Bardenhewer, Gesch. d.
altkirchl. Lit. II S. 581, III S. 97. S. auch § 73.
Sekundos: J. Bach mann. Die Philosophie des Neupythagoreers S.,
Berlin 1888. Derselbe, Latein. Secundus-Handschriften, Philol. 46 (1888), 385
bis 400. H. Sauppe, Griech. Papyrus. Zu Diodorus, dem Philosophen Secun-
dus u. anderen, in des Verf. Ausgew. Schriften, Berl. 1896, S. 307 — 312.
Weitere neupythagoreische Spruchliteratur berühren A. Elters
Abhandlungen De Gnomol. Graec. bist, et origine, Bonn 1893—1897, Pr., und
Gnomica homoiomata, Bonn 1900 ff., Pr. (s. hier besonders S. 88).
Neupgthayoreisch Beeinflußte :
Vergil: S. zu § 77 Vergil. Ovid: S. zu § 77 Ovid. Lukian: S. zu § 77
Lukian, 'AXrjdfj ditjyi^fiata.
Ck)lumella: Fr. Bücheier, Rhein. Mus. 37 (1882), 335 (dagegen H. Gum-
Zu §73. Die Sextier. Potamons eklekt. Schule. Zu § 74. Die jüd.-hell.Philos. 2U7*
merus, De C. philosopho, Helsingfors 1910 [Ofversigt af Finska Vetenskaps-
Societetens Förhandiingar, Bd. 52]).
Ncu})ijtlH((jorcisch beeinflußte Uiiferhaliutnjslitcrafur: R. Reitzen stein,
Hellenist. Wundererz. S. 32 f. u. ö. Fr. BoU", I'hilol. 66 (1907), 1 ff.; Aus d.
Offenb. Joh. S. 145 f. (zu S. 104); Zeitschr. f. d. neutest. Wiss. u. d. Kunde d.
Urchristentums 17 (1916), 145 f. Heliodor: E. Rohde, Griech. Rom.-^ S. 467 ff..
(s. oben S. 205*).
Neiiputhogorcer und Mönchstum : R. Reitzenstein, Hist. Monach. u. Bist.
Laus. (Forsch, z. Relig. u. Lit. d. Alten u. Neuen Test., N. F. Heft 7, Gott..
1916), S. 94 f. 97 ff. 105 ff.
Zu § 73. Dio Soxtier. Potamons eklektische Schule.
Die Sextier: O. Jahn, Ber. über die Verhandl. d. sächs. Ges. d. Wiss. 2'
(1850), 277 ff. De Burigny, Mem. de l'Aead. des inscript. XXXI, deutsch in
Hissraanns Magazin (s.o. S.41*), Bd. 4, S. 301 ff. Zeller III 1* S. 699 ff., auf dea
auch für die Literatur über die einzelnen Mitglieder der Schule verwiesen sei. Be-
ziehungen des Sextus-Gnomologions (s. S. 206*) zur Sextierschule nehmen u. a. an
Lasteyrie, Sentences de Sex tius, Paris 1842, Meinrad Ott, Charakter u. Ursprung
der Sprüche des Philosophen Sextius, Rottweil u. Tübingen 1861, Pr., Die syrischen
,, Auserlesenen Sprüche des Herrn Xistus, Bischofs von Rom", nicht eine Xistus-
schrift, sondern eine überarbeitete Sextiusschrift, Rottweil u. Tüb. 1862 u. 1863,.
Pr., Die Huraanitätslehren heidnischer Philosophie um die Zeit Christi, Theol.
Quartalschr. 52 (1870), 355—402 (390 ff.). Weitere Literatur hierüber bei Zell er,
Philos. d. Griechen III 1 *, S. 701 Anm. 4, der die Annahme, daß zwischen den
Sex tos Sprüchen und der Sextierschule irgend ein Zusammenhang bestehe, mit
Recht abweist. S. auch Teuf f el-Kroll-Skutsch, Gesch. d. röm. Lit. § 266, 6..
Über Sextius Xu/er, einen der Schule angehörigen Arzt, M. Wellmann, Hermes
24 (1889), 530 ff.'; 42 (1907), 614 f.
Fotmnons eklektische Schule: Zeller III 1* S. 639 ff., III 2^^
S. 500. Diels, Dox. Gr. S. 81 Anm. 4. Susemihl, Gesch. der griech. Liter,
in der Alexandrinerzeit II, S. 295.
Zu § 74. Die jüdisch-helleuistisehe Philosophie. Jahresberichte s. oben
S. 23* f.
Das Judentum unter dem Einfluß der griechischen Bildung
im cUlgenieinen : I. M. Jost, Gesch. des Judentums I, Lpz. 1857, S. 99—108,.
344-361 usw. H. Grätz, Geschichte der Juden III, Leipz 1856, S. 298—342.
Abr. Geiger, Das Judentum u. seine Geschichte, Breslau 1865. H. Schultz,.
Die jüdische Religionsphilosophie bis zur Zerstörung Jerusalems, Geizers protest..
Monatsbl. Bd. 24, Heft 4, Okt. 1864. E. Schürer, Gesch, des jüd. Volkes im
Zeitalter Jesu Christi*, Lpz. 1901 — 1911. W. Bousset, Die Religion des Juden-
tums im neutestamentl. Zeitalter 2, Berlin 1906. G. Karpeles, Gesch. d. jüd..
Literatur, Berlin 1909. H. Gunkel, Die Israel. Literatur, in: Kultur der Gegen-
Avart Teil 1 Abt. 7, Lpz. 1906. P. Wendland, Die hellenistisch- römische Kultur
in ihren Beziehungen zu Judentum und Christentum 2 u. 3^ -püb. 1912 (s. hier be-
sonders S. 187 ff.). P. Krüger, Hellenismus und Judentum im neutestamentl.
Zeitalter, Leipzig 1908. L^on Bouillon, L'eglise apostolique et les juifs philo-
sophes jusqu'a Philon I, Paris 1913. O. Stählin, Die hellenistisch-jüdische
Literatur, bei ( hrist-Schmid, Gesch. d. griech. Lit. 11^, München 1911, S. 405 ff.
Vgl. auch die oben S. 19* f. angeführten Werke. Th. Ziegler, Über die Ent-
stehung der alexandrin. Philosophie, Verhandl. der Philologen vers. zu Karlsruhe-
(1882), 136—145. H. Bois, Essai sur les origines de la philosophie jud^o-
alexandrine, Toulouse 1890. E. Zeller, Die Philosophie der Griechen III 2*,
S. 261 ff. El. Benamozegh, Storia degli Esseni, Firenze 1865. Harnisch-
macher. De Essenorum apud Judaeos societate, Bonn 1866, G.-Pr. Wilh.
Clemens, Die Therapeuten, Königsb. 1869, Pr. Derselbe, De Essenorum moribus
et institutis, Königsb. 1867, Diss. Derselbe, Die Quellen für die Gesch. der
Essener, Zeitschr. f. wiss. Theol. hrsg. von HUgenfeld, 12 (1869), 328—352; Die
essenisch. Gemeinden, ebenda 14(1871), 418 — 431. J. Freudenthal, Zur Gesch.
d. Anschauungen üb. d. jüd.-hell. Religionsphilosophie, Breslau 1869. P. E..
•908* Literaturverzeichnis.
Lucius, Der Essenismus in seinem Verh. zum Judentum, Straßb. 1881. Weitere
Literatur über die Essäer (und TJierapeuten) in den oben angeführten Haupt-
werken (bei Zeller a. a. O. S. 307 Anm. 2). Vgl. besonders Wendland in
den unter Philon anzuführenden Abhandlungen: Die Essäer bei Philon und Die
Therapeuten und die philon. Schrift vom beschaul. Leben. Bergmann, Die
stoische Philosophie u. d. jüdische Frömmigkeit, in: Judaica, Festschr. f. H. Cohen,
Berlin 1912, S. 145 -16t).
Hellenistische Philosophie tmd alttestainentliclie Schriften:
P. Menzel, Der griechische Einfluß auf Prediger und Weisheit Salomos, Halle
1889. M. Friedländer, Griech. Philosophie im A. T., Berl. 1904. E. SeUin,
Die Spuren griech. Philosophie im A. T., Leipzig 1905. P. Heinisch, Die
griech. Philosophie im Buche der Weisheit, Breslau 1908, Habilitationsschrift,
vollständig in: Alttestara. Abhandl. her. von Nikel 1, 4. P. Barth, Die Stoa^
Stuttg. 1908, S. 226 ff. : Die Nachwirkung in der jüdischen Philos. des Altertums
(Koheleth; die Weisheit Sal. ; das 4. Makkabäerb.; Philo v. Alex.). E.Gärtner,
Komposition u. Wortwahl des Buches der Weisheit, Berlin 1912, W^ürzb. Diss.
(berührt auch die Frage nach dem Verhältnis zur griechischen Philosophie).
Fr. Focke, Die Entstehung der Weisheit Salomos (Forsch, z. Rel. u. Lit. d. A.
u. X. T. her. von Bousset u. Gunkel, X. F. Heft 5), Gott. 1913 (S. 86-95: Ver-
hältnis z. griech. Philosophie; S. 95 — 101 : Verhältnis zu Philon. Vgl. auch
5. 101 — 109). P. Heinisch, Griech. Philosophie u. A. T., 1: Die palästinischen
Bücher: 2: Septuag. und Buch der Weisheit (Bibl. Zeitfr. gemein verst. erörtert,
6. Folge, 6. u. 7. Heft; 7. Folge, 3. Heft), 1. u. 2. Aufl.. Münster 1913. 1914
(s. dazu Stählin bei Christ-Schmid 11^ S. 426; hier Anm. 1 Liste der wich-
tigsten philosophischen Einfluß verratenden Stellen).
Über das sogen. Vierte Buch der Makkabäer handeln Freudenthal, Die
Flav. Josephus beigelegte Schrift über die Herrschaft der Vernunft, eine Predigt
aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert, Breslau 1869, Aemil. Wolscht,
De Ps.-Josephi oratione quae inscribitur :teoI avroy.odxooog /.oyiaaov, Marburg!
1881, Diss. E. Norden, Ant. Kunstprosa I 416 ff.
Hellenistische Philosophie tind jüdische Schriften außerhalb
des A. T.:
Aristeas. Aristohtilos: Gerh. Jo. Voss, De hist. Graec, Franeof. ad
M. 1677, I, c. 10, p. 55 ff. Is. Voss, De LXX Interpret., Hag. Com, 1661;
Observ. ad Pomp. Mel., Lond. 1686. Fabricius- Harless, Bibl. Gr. III,
p. 469 f., 660 ff, (nouv. ed. Rotterd. 1685). Rieh. Simon, Hist. crit. du
V. T, Par. 1678, II 2, p. 189; III 23, p. 479. H. Will rieh, Judaica, Gott.
1900. Humfred Hody. Contra historiam Aristeae de LXX interpre-
tibus etc., Oxon. 1685; De bibliorum text. orig., versionibus etc., ibid. 1705.
P. Wendland in der Praefatio seiner Ausgabe des ArLsteasbriefes (Lpz. 1900)
S. XXVI ff. E. Lefebvre, Aristee, Algier 1903. L. C. Valckenaer, Diatr.
de Aristobulo Judaeo, philosopho Peripatetico Alexandrino, s. oben Text. Vgl,
Lobeck, Aglaophamus I, S. 447, Matter, Essai histor. sur l'ecole d'Ale-
xandrie, Par. 1820, t. II, p. 121 ff., und die unten unter Philon angef. Schriften
von Gfrörer (11, S. 71 ff.), Dähne (II, S. 73 ff.) und Georgii (in: Illgens
Ztschr. f. die hist. Theol. 1839, Heft_3, S.86j. Rob. Binde, Aristobulische Studien I,
Glogau 1869, Pr.; II, ebenda 18<0, Pr. H. Graetz, Der angebliche judäische
Peripatetiker Aristobul und seine Schriften, Monatsschr. f. Gesch. u. Wissensch. des
Judentums 27 (1878), 49—60, 98-109. M. Joel, Blicke in die Religionsgesch.
zu Anfang des 2. christl. Jahrhunderts, I, Der Talmud und die griech. Sprache,
nebst 2 Exkursen: a. Aristobul. der sogenannte Peripatetiker. b. Die Gnosis,
Breslau 1880. F. Suse mihi, Gesch. d. griech. Lit. in der Alexandrinerzeit, II,
S. 629— 634. S. auch Freudenthal, Hellenist. Studien, Heft 2 (Breslau 1875),
S. 110 ff. und Ant. Elter in: De gnomologiprum Graecorum historia atque
origine comment. part. 5 — 9, Bonn 1894 ff. Übersicht über die Geschichte der
Aristobulosfrage bei Stählin (Christ-Schmid, Gesch. d. griech. Lit. 11^) S. 459
Anm. 3.
Ps.-PhoJii/lides : Jak. Bernays, Über das phokylideische Gedicht, ein
Beitrag zur hellenistischen Literatur, iBerlin 1856, jetzt auch in des Verf. Ges.
Abh. 1 (1885), 192—261. Leop. Schmidt, Jahns Jahrbb. 75 (1857), 510 ff.
Zu § 74. Die jüdisch-hellenistische Philosophie. 209*
(der hellenistische oder alexandrinisch-jüdische und rein-jüdische Elemente in der
Hauptstelle voneinander zu sondern sucht und die ersteren als interpoliert aus-
scheidet). O. (iorarn, De rseudo-Phocylide, Philo). 14 (1859j, fJl-HL>.
W. Kroll, Zur Überhef. d. Pseudophocylidea, Rhein. Mus. 47 (1892), 457-459.
A. Lud wich, Lectioncs Pseudophocvlideae, Köniüsb. 1892, Pr. N. G. Dossios
(zur Überlieferung), Philol. 56 (1897),' 61()-620. A. A. ZanoUi, Pseudophocy-
lidea, Venedig 1902. A. Lud wich, Über das Spruchbuch des falschen Phoky-
lides I, Königsb. 1904, Pr. Derselbe, Quaestionum Pseudophocylidearum pars IL,
Königsb. 1904. A. Beltrami, Ea quae apud Ps.-Phocyl. Veteris et Novi Testa-
menti vestigia deprehendnntur, Riv. di filol. class. 3() (1908), 411—424. Derselbe, 8tudi
Pseudofocilidei, Firenze 1913. Dei-selbe, Spirito giudaico e specialmente essenico
della Silloge Pseudofocilidea, Riv. d. filol. class. 41 (1913), 513-548. K. Lincke,
Phokylides, Isokrates u. der Dekälog, Philol. 70 (1911), 438 ff. M. Rossbroich,
De Pseudo-Phocylid.eis, Münster i. W. 1910, Diss. L Raspante, Sulla corapo-
sizione e suU' autore del Carnie pseuddfocilideo, Catania 1913. F. Rudisch,
Zur Überlieferung d. Pseudophocylidea, Wiener Studien 35 (1913), 387 f. S. auch
Suse mihi, Gesch. d. griech. Lit. in d. Alex. II 639 ff. (hier auch frühere Lite-
ratur): Christ-Schmid I ^ S. 177; ebenda (O. Stählin) 11^ 4751 (Überblick
über die Geschichte der Ps.-Phokylides-Frage).
Philon: A. Gfrörer, Philon und die alexandrische Theosophie, Stuttgart
1831, 2. Aufl. ebenda 1835 (auch unter dem Titel: Kritische Geschichte des Ur-
christentums, erster Band). A. F. Dähne, Geschichtüche Darstellung der
jüdisch-alexandrinischen Religionsphilosophie, Halle 1834. J. Chr. L. Georgii,
Über die neuesten Gegensätze in Auffassung der alexandrinischen Religions-
IDhilosophie, insbesondere des jüdischen Alexandrinismus, Illgens Zeitschr. f. hist.
Th. 1839. 3, S. 3-98 und 4, 8. 3—98. Eme Reihe von Abhandlungen über
Philon hat Chr. G. L. Groß mann verfaßt, Leipz. 1829. 1830 tf. Fr. Creuzer,
Zur Kritik der Schriften des Juden Philon, UUmanns und Umbreits theol. Stud.
u. Krit. 1 (1832), 3—43, auch in Cr.s Schi-iften zur Gesch. d. griech. u. röm.
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Philo-Haudschriften in Oxford u. Paris, Philol. 51 (1892), 266-275. Derselbe,
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latest researches on Ph. of Alex., The Jewish quarterly rev. 5 (1893), 24 — 50..
Derselbe, Ivritisch-exegetische Beiträge zu Philo, Hermes 31 (1896), 107—148.
Derselbe, Diassorinos und Turnebus, ein Beitrag zur Textgeschichte der philon.
Schriften, S.-A. aus 8atura Viadrina, Festschr. zum 25jähr. Bestehen des philol.
Vereins zu Breslau, Breslau 1896, S. 110—121. P. Wendland, Die Therapeuten
u. die philon. Schrift vom beschaul. Leben, Jahrbb. f. klass. Philol. Suppl. 22
;^1896), 693-772. Derselbe, Philo und Clemens Alexandrinus, Hermes 31 (1896),
435—456. Derselbe, Eine doxographische Quelle Phüos, Sitzungsber. d. Berl.
Akad. 1897, 1074 — 1079. Derselbe, Krit. u. exeget. Bemerkungen zu Philo, Rhein.
Mus. 52 (1897), 465—504; 53 (1898), 1-36. An. Aall, Gesch. der Logosidee in der
griech. Philosophie, Leipzig 1896, S. 184 ff. L. Cohn, Einteilung u. Chronologie
der Schriften Philos, Philol. Suppl. 7 (1899), 387—436. Jak. Horovitz, Unters,
über Philons und Piatons Lehre von der Weltschöpfung, Marb. 19U0. Derselbe,
Das platonische Aotjiov Qcoov und der philonische Kooiiog votjzöi, Marb. 1900,
Diss. X. Radermacher (zu de ehr. 22), Rhein. Mus. 55 (1900), 150. E. Nestle,
Zu Philo de somn. 2, 44, PhUol. 61 (19U2), 311 f. F. J. A. Hort, J. O. T. Mur-
ray (sv/aoiozia u. svyaoioxelv bei Ph.). Journ. of theol. stud. 3 (1902), 594 598;
vgl. Th." Scherraann," Philol. 69 (1910), 375. 385 f. L. Cohn, Beiträge zur
Textgeschichte u. Kritik der philonischen Schriften, Hermes 38 (1903), 498 — 545.
E. Sachsse, Die Logoslehre bei Philo und bei Johannes, Neue kirchl. Zeitschr.
15 (1904), 747 — 767. L. Treitel, Der Nonnos, insonderheit Sabbat u. Feste, in
philon. Beleuchtung an der Hand von Philos Schrift de septenario, Monatsschr..
f. Gesch. und Wissenschaft des Judentums 47, N. F. 11 (1903), 214-231, 317—321,
399—417, 490—514. Derselbe, Die religions- und kulturgesch. Stellung Philos,
Theol. Studien u. Kritiken 77 (1904), 380-401. L. Cohn, Ein Philo- Palirapsest
(Vat. gr. 316), Sitzungsber. der Berl. Akad. 1905, 36-52. P. Barth, Die
stoische Theodicee bei Philo, Philos. Abhandl. f. M. Heinze, Berlin 1906, S. 14
bis 33; der erste Teil der Abhandlung mit Kürzung wiederholt in des Verfassers
Werk: Die Stoa^ Stuttg. 1908, S. 62-75. L. Massebieau et E, Bröhier,
Essai sur la Chronologie de la vie et des oeuvres de Philon L, Revue de l'histoire
des religions 53 (1906), 25-64, 164-185, 267—288. H. Guyot, L'infinitö divine
depuis Philon le juif jusqu'ä Plotin. Avec une introd. sur le meme sujet dans la
Philosophie grecque avant Philon le juif, Paris 1906. G. Falter, Beiträge zur
Gesch. der Idee, I. Teil: Philon u. Plotin (Philos. Arb. herausg. von H. Lohen
und P. Natorp, 1. Bd. 2. Heft), Gießen 1906. P. Krüger, Philo und Josephus
•als Apologeten des Judentums, Leipzig 1906. Aug. Schröder, De Philonis
Alexandrini Vetere Testamento, Gryphiae 1907, Diss. Mathilda Apelt, De rationi-
bus quibusdam quae Philoni Alexandrino cum Posidonio intercedunt, Lipsiae
Zu §§ 74 — 76. Jüd.-hellen. Philosophie. Spät. Epikur. Spät. Skept. 211*
1907, Jenaer Diss. L. Cohn, Neue Beiträge zur Textgeschichte u. Kritik der
philon. Schriften, Hermes 43 (1908), 177-219. Paul Heinisch, Der Einfluß
Philos auf die älteste christliche Exegese (Barnabas, Justin u. Kleraens v. Alex.),
Münster i. W. 1908 (Alttest. Abh. her. von J. Nikel, 1. u. 2. Heft). E. Brehier,
Les idfe philosophiques et religieuses de Philon d'Alex., Paris 1908. H. Win-
disch, Die Frömmigkeit Philos u. ihre Bedeutung f. d. Christentum, Lpz. 1909.
H. Gregoire, Zur Textkritik Philons, Hermes 44 (1909), 318-320. D. Neu-
mark, Gesch. d. jüd. Philos. des Mittelalters, 2. Bd. 1. Teil, Berl. 1910 (S. 391
bis 4(3 über die Philosophie Philons). E. Bröhier, Ph. d'Alex. de spec. leg.
1, 82 C, Rev. d. philol. 34 (I9l0i, 235—237. M. Louis. Philon le juif, Paris
1911. M. L'araccio. Filone d'Aless. e le sue opcre, Padova 1911. B. .Alotzo,
Un' opera perduta di Filone, Ileol ßlov rroay.nxov )] hfoI 'Eaaai'ojv, Atti d. R.
Accad. d. scienze, Torino 1911. H. Leisegang, Die Raumtheorie im späteren
Piatonismus, insbesondere bei Ph. und den Neuplatonikevn, Straßb. 1911, Diss.
K. Herzog. Spekulative psycholog. Entwicklung der Grundlagen U.Grundlinien
des philon. Systems, Leipzig 1912. L. Cohn, Zur Lehre vom Logos bei Philo,
in: Jndaica, Festschrift zu H. Cohens 70. Geburtstag, Berlin 1912, S. 303—331.
L. Treitel, Die alexandr. Lehre von den Mittelwesen oder göttl. Kräften, insbes.
bei Philo, geprüft auf die Frage, ob und welchen Einfluß sie auf das Mutter-
land Palästina gehabt, ebenda S. 177 — 184. J. Heinemann, Philos Lehre vom
Eid, ebenda S. 109 — 118. J. Horowitz, Entw. d. alexandr. Judent. unter d. Einfl.
Philos, ebenda S. 535-567. G. Tappe, De Philonis libro qui inscribitur 'AU^av-
ÖQog f] Tiegi zov Xöyov k'yeiv rä äkoya 4'<wa, quaestiones selectae, Gott. 1912, Diss.
P. Shorey, Emend. of Phil, de praem. et poen. I (V p. 336 Cohn), Class. philol.
7 (1912), 248. B. Motzo, Le 'Y.-roßsny.d di Filone, Torino 1912. Derselbe, Per
il testo del Quod omnis probus über di Filone, Torino 1912. Leop. Treitel,
Philonische Studien, herausgegeben von M. Brann, Breslau 1915. VV. Bousset,
Jüdisch-christl. Schulbetrieb in Alexandria und Rom; literar. Unters, zu Philo
u. Clemens v. Alex., Justin und Irenäus (Forsch, zur Rel. u. Liter, des Alten u.
Neuen Test., N. F. Heft 6), Gott. 1915. L. Cohn, Krit. Bemerkungen zu Ph.,
Hermes 51 (1916), 161 ff. Zu Ph.s Zahlenspekulation (de opif. m. 15, 47 p. 15.
9 ff. C.) s. A. Schmekel, Die Philos. d. mittl. Stoa S. 409 ff., G. Borghorst,
De Anatolii fontibus (Berlin. Diss. 1905) S. 4 ff., zu seiner Tierpsychologie (de
animalibus), Sh. O. Dickerman, Transact. of the Amer. philol. assoc. 42 (1912),
124 ff. Über die Frage nach dem Verhältnis des johanneischen Logos zum
philonischen handeln außer Reville (s. o. S. 209*) u. a. Ed. Schwartz, Aporien im
vierten Evangelium IV., Nachr. d. Gott. Ges. d. Wissensch.,,philol.-hist. Kl. 1908,
497 — 560, J. d'Alma, Philon d'Alex. et le quatrifeme Evangile, Paris 1910,
A. Bonhöffer, Epiktet u. das Neue Testament S. 183 ff., wo auch weitere Literatur
berücksichtigt ist.
Über die seit Bernays, Die herakl. Briefe (Berlin 1S69), Luc. und die
Kyniker (Berlin 1879) S. 36. 96 ff. vielfach auf jüdische (oder christliche) Ver-
fasser zurückgeführten Briefe des Ps.-HeraMit (4, 7 und 9) und des
rs.-Diof/enes (28) s. oben S. 75*. 193*.
Zu § 75. Der spätere Epiktireismus.
Epikureerinschrift 'E(pt)fi. dgx- 1890 S. 143: H. Di eis, Arch. f.
Gesch. d. Philos. 4 (1891), 486—491.
Diogenes von Olnonnda: H. v. Herwerden in: Syll. comment. quam
y. cl. Const Conto obt. philol. Bat. (Leiden 1893). H. Diels, Sitz, der ßerl.
Akad. 1897, 1063. Th... Gomperz, Zur philosophischen Inschrift von Oenoanda,
Arch.-epigr. Mitt. aus Österr.- Ungarn 20 (1897), 171 f. A. Körte, T. Lucretius
Carus bei Diogenes von Oinoanda?, Rhein. Mus. 53 il898), 160—165. W. Crö-
nert, Rhein. Mus. 54 (1899), 593-601. Derselbe, Kolot. u. Mened. S. 174. 182.
183. S. Sudhaus, Rhein. Mus. 65 (1910), 310-313. Vgl. auch Usener (s. Text)
und die Praefatio in Williams Ausgabe (s. Text).
Za § 76. Der spätere Skeptizismus.
Über die Schule im allgemeinen und ihre einzelnen Vertreter s. Zell er
III 2* S. 1 ff., Goedeckemeyer, Gesch. des griech. Skeptizismus S. 209 ff.
212* Literaturverzeichnis,
Vgl. auch die betreffenden Artikel bei Pauly-Wissowa-Kroll. — Ch., Wadding-
ton, Le scepticisme apr&s Pyrrhon. Les nouveaux academiciens, En^sidcme et
les nouveaux Pyrrhoniens, Ö^ances et travaux de l'Acad. des sciences morales
1902 aoüt, p. 223 — 243 (auch in des Verf. Werk La philos. ancienne et la crit.
histor. S. 356—379).
Ainesldemos : E. Saisset in seiner Schrift: Le scepticisme: Aenesid&me,
Pascal, Kant, 2. dd. Paris 1867. Karl Goebel, Die Begründung der Skepsis
des Aenesidemos durch die zehn Tropen, Bielefeld 1880, Pr. P. Matorp, Unters,
über die Skepsis im Altertum, Rhein. Mus. 38 (1883), 28—91; Forschungen zur
Gesch. des Erkenntnisproblems im Altertum, Berlin 1884, S. 63—126 (Aenesidera);
256 — 285 (die Skepsis Aenesidems in ihrem Verhältnis zu Demokrit und Epikur).
H. V. Arnim, Philo und Aenesidem, in des Verf. Quellenstudien zu Philo von
Alexandr. (Philol. Unters. 11. Heft), Berhn 1888, S. 53—100. E. Pappenheim,
Der angebl. Heraklitisraus des Skeptikers Aiuesidemos, Berlin 1889. AI. Patin,
A. und die Einheitslehre, in des Verf. Herakl. Beispielen, Xeuburg a. D. 1893,
Pr., S. 30 — 36. S. Sepp, A.s Lebenszeit; A. bei Cicero, in des Verf. Pyrrhon.
Studien, Freising 1893, S. 60-63, 133-141. A. de Ürazio, Enesidemo e lo
scetticismo greco, Cultura 21, 5. H. v. Arnim, Artikel Aiuesidemos 9 bei
Pauly-Wissowa.
Sextos der Empiriker : L. Kayser, Über Sextus Erapir. Schrift .t^öc
'/.oyiHovg, Rhein. Mus. 7 (1850), 161—190. C. Jourdain, S. Emp. et la philos.
seolastique, Paris 1858, auch in des Verf. Excursions histor. et philos. a trav. le
moyen äge, Paris 1888, S. 199—217. Eng. Pappenheim, De Sexti Empir.
librorum numero et ordine, Berlin 1874, Pr. d. KöUn. Gymn. ; Lebensverh. des
Sext. Emp., Berlin 1875, Pr. d. Kölln. Gymn. Erläuterungen zu des Sext. Emp.
Pyrrhon. Grundzügen (Philos. Bibl Heft 296—300), Leipzig 1881. K. Hart-
f eider, Die Kritik des Götterglaubens bei S. E., Rhein. Mus. 36 (1881), 227-234.
L. Haas, Leben des Sext. Emp., Burghausen 1882, Pr. ; derselbe, Über die
Schriften des S. E., Freising 1883, Pr. C. Hartenstein, Über die Lehren der ant.
Skepsis, besonders des S. E., in Betr. der Kausalität, Ztschr. f. Philos. 93 (1888),
217 — 279. Gl. Baeumker, Eine bisher unbekannte mittelalterl. lat. Übersetzung
der Ilvggojr. v.tot. des Sext. Emp., Arch. f. Gesch. d. Philos. 4 (1891), 574—577.
E. Weber, Über den Dialekt der sog. Dialexeis und Handschriften des Sextus
Empiricus, Philol. 57 (1898), 65 f., 87—102 (vgl. auch Philol.-histor. Beiträge
C. Wachsmuth zum 60. Geburtstag überreicht, S. 34 ff.). W. Vollgraf f, La vie
de Sextus Empiricus, Rev. de philol. 26 (1902), 195— 2l(). J. Ilberg. Sextus bei
Galen, Neue Jahrb. f. d. klass. Altertum usw. 15 (1905), 624. M. M. Patrick,
Sext. Empiricus and Greek scepticism, Cambridge 1899, Berner Diss.
H. Mutschmann, Die Überlief, der Schriften des Sext. Emp., Rhein. Mus. 64
(1909), 244-283, 478. A. Nebe, Zu Sext. Emp., Beri. philol. Wochenschr. 1909,
1453-1456 (zur Textgeschichte). Arth. Kochalsky, De S. E. adv. logicos
libris quaest. criticae, Marp. Chatt. 1911, Diss. E. Brehier, Le mot votjzov et
la critique du Stoicisme chez S. E., Rev. d. et. anc. 16 (1914), 269 ff. Zum Namen
'Euneiqiy.öi M. Wellmann, Artikel Empirische Schule bei Pauly-Wissowa.
Em. Loew, Das heraklit. Wirklichkeitsproblem u. seine L^radeutung bei Sextus,
Wien 1914, Pr. O. Höfer, Jahrbb. f. klass. Philol. 153 (1896), 316 (zu adv.
math. 11, 191). Ad. Dyroff, Ethik der aUen Stoa S. 147, 5. Über Sext. Emp.
im christlichen Altertum, im Mittelalter und in neuerer Zeit A. Elter et
L. Radermacher, Analecta Graeca, Bonner Univ.-Schrift 1899, H. Mutsch-
mann, Die Überlieferung usw. (s. oben), A. Nebe, Zu Sext. Emp. (s. oben).
Textkritische Beiträge: M. Schanz, Philol. 39 (188(3), 32. U. v. Wilamowitz -
Moellendorff, Coniectanea, Gott. 1884, Pr. (zu adv. mus. 18 p. 751 B.).
E. Weber, Advers. crit. in Dion. Chrys. et Sext. Emp., in: Comment. philol.
quibus O. Ribbeckio . . . congratulantur . . ., Lips. 188S, S. 500 ff . H. Usener,
Jahrbb. f. klass. Philol. 139 (1889), 383 = Kl. Sehr. I S. 345 f. (zu adv. math.
7, 135. 137; 9, 132; 1, 253. 269. 278; 7, 90). H. Mutschmann, Rhein. Mus.
69 (1914), 414-415 .adv. log. 1, 339, p, 263, 19 B.). A. Nebe, Textkr. z. d.
Buche des S. E. Hoo? aazooX., Rhein. Mus. 71 (1916), 102-116. S. auch den
Bericht von K. M uns eher, Jahresber. über die Fortschr. d. klass. Altertums-
wiss. 149 (1910 III), 101 ff.; 170 (19151), 114 ff.
Über Favorinus (Phabormos) s. den Mittleren Piatonismus, S. 199*.
Zu § 77.- Durch versch. Schulen philos. Beeinlhißte dieses reriodenabschn. 218*
Meiiodotos : A. Favier, Un mädecin grec du II. siede apres J.-Chr.,
precurseur de la ni^thode experimentale moderne, jM^nodote de Nicomedie,
Paris 19ÜÜ.
Zu § T7. Durcli verschiedene Schulen philosophisch Beeinflußte dieses
Periodenabsclnnttos.
Veigll: P. Jahn s. unter Theophrast S. 146*. R. Wöhler, M. E. Hirst
und F. Claflin unter Lucrez S. 159*. 161*, C. J'ascal unter Epikureismus,
S. 163*, A. Sehniekel, W. Volkmann, E. Norden, J. Geffcken, W. Kroll
und E. Pfeiffer zu Vergil unter Poseidonios, S. 178*. E. Norden, Vergilstudien,
Hermes 28 (189;}), 36()-406. A. Dvroff, Philol. 63 (1904), 43 Anm. 13 (ato-
mistische Anschauungen bei V.). A. Dieter ich, Nekyia S. 150 ff. L. Rader-
ra acher, Das Jenseits im Mythos der Helleneu S. 13 ff. Ferd. Postma. De
numine divino quid senserit Verg., Amsterdam 1914, Diss.
Pfs.-Verffil, Ciris : Skutsch, Aus Vergils Frühzeit, Lpz. 1901. Fr. Leo,
Vergil u. die Ciris, Hermes 37 (1902), 49. E. Eeitzenstein, Krit. Bem. zum
Eingange der Ciris, Hermes 48 (1913), 250—268.
Horaz : J. Berger, De philosophia Horatii, Vitemb. 1704. Pflugradt
(praeside J. E. J. Walch), De philosophia H. stoica, Jenae 1764. B. Fortlage,
De praeceptis H. ad artem beate vivendi spectantibus, Osnabrück 1835, Pr. Kayss-
1er, Über den Tugendbegriff des H., Oppeln 1855, Pr. Th. Vogel, Die Lebens-
weisheit des H.. Meißen o. J. Leipz. 1869. A. J. Eeisacker, PI. in seinem Verh. zu
Lucrez und in seiner kulturgeschichtlich. Bedeutung, Breslau 1873, Pr Ad. Kirch-
hoff, Die Stellung des Horaz zur Philosophie, Hildesheim 1873, G.-Pr. H. Wiedel,
De Horatio poeta philosoi^ho, Hildesiae 1875, Jenaer Diss. H. Weise, De Horatio
philosopho, Colberg 1881, Pr. Mass. Dagna, Saggio sopra la morale epicurea di Q.
Urazio FL, Maddaloni 1882. K. Mayer, Darstellung d. philos. Standpunktes des
Horaz, Kremsier 1888, Pr. Eich. Heinze, De Horatio Bionis imitatore, Bonn
1899, JDiss. Derselbe, Aristo von Chios bei Plutarch und Horaz, Rhein. ]\Ius. 45
(1890), 497—523. Derselbe, Zu Horaz' Briefen, Hermes 33 (1898), 423—491.
Vgl. auch die Einleitungen und Anmerkungen der von E. Heinze besorgten Neu-
auflagen der Kießlingschen Horazausgabe. M. Schneidewin, Die horazische
Lebensweisheit . . ., Hannover 1891. Th. Arnold, Die griechischen Studien des
II., neu herausg. von Wilh. Fries, Halle a. S. 1891 (hier S. 122 ff.: Studium der
griech. Philosophen). U. v. Wilamowitz-Moellendorff, De tribus carminibus
Latinis, Gott. 1893, Pr.. S. 3 ff . A. Gercke, Die Komposition der ersten Satire
des H., Ehein. Mus. 48 (1893), 41 — 52 (dazu Jahresber. über die Fortschr. der
klass. Altertumswiss. 96 [1898 I], S. 15 f.). H. T. Karsten, De Horatii carmi-
iiibus ad rempublicani et Caesarem pertinentibus, Mnemos. 25 (1897), 237 — 260.
Derselbe. De H. odis ad remp. pertin., ebenda 26 (1898), 125—171 (vgl. hier be-
sonders 129 ff.). G. Eosenthai, De sententiis Ploratianis, Berlin 1897, Diss.
G. Kettner, Die Episteln des Horaz, Berlin 1900. E. Ehwald, Hör. carm. II
2 und 3, Philol. 60 (1901), 635 (der schroffe Wechsel stoischer [II 2] und ari-
stippischer [II 3] Anschauung Beleg für die ep. 1, 1, 16 ff. gegebene Selbst-
charakteristik des Dichters). K. Meiser, Der Brief des Horaz an Bullatius
(I 11), Berl. philol. Wochenschr. 1909, 414 (stoische Reminiszenzen). Derselbe,
Griech. Parallelstellen zu H.. Berl. philol. Wochenschr. 1909, 1581 (Hör. sat. 1, 6,
122, Epict. 3, 24, 38 ff. - sat. 1, 6, 127, Xenoph. oec. 11, 18 - epist. 2, 2, 183,
Xenoph. symp. 4, 35 — sat. 2, 1, 24, Philostr. v. Apoll. 2, 36 — sat. 1, 10, 32,
Philostr. V. Ap. 2, 37 — sat. 2, 5, 90, Epict. euch. 33, 11). M. Siebourg, Horaz
und die Ehetorik, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 25 (1910), 267 — 278 (be-
rührt auch sein Verhältnis zur Philosophie). P. Kohler, Epikur und die Stoa bei
Horaz, Freiburg i. B. 1911, Diss. E. Philippson, Horaz' Verhältnis zur Philo-
sophie, in: Festschr. d. König-Wilhelmsgvmn. zu Magdeburg 1911. K. Prinz,
Zu Hör. sat. 1, 2, 121 und Martial epigr. '9, 32, Wiener Studien 34 (1912), 227
(Philodem gemeinsames Vorbild). G. Friedrich, Q. Horatius Flaccus, Neue
Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 31 (1913), 261-268. G. Showerman , Horace the
philosopher of life, Class. joum. 6 (1911), 275 — 289. W. Kroll, Horaz' Oden und
die Philosophie, Wiener Studien 37 (1915), 223-238. Nohl, Zu Hör. carm. 1, 1,
Wochenschr. f. klass. Philol. 1915, 45 — 48. O. Wein reich (Verh. z. Satura
Menippea [Sat. II 5], Hermes 51 [1916], 412 f.). S. auch H. Arndt und E. Eowe
214* Literaturverzeichnis.
unter Menippos, S. 155*, M. Lenchaiitin de Gubernatis unter Kerkidas,
S. 155*, L. Deubner, Hermes 45 (1910), 313 f. (Kynlsches in der 2. Sat. des
1. Buches). A. Weingärtner und W. A. Merrill s. unter Lucrez, S. 159*,
J. Ogorek unter Cicero, Paradoxa, S. 170*, A. Schmekel unter Poseidonios,
S. 178*.
Ovid: C. Pascal s. unter Empedokles S. 57", F. Polle unter Anaxagoras
S. 58*. A. Schmekel, De Ovidiana Pythagoreae doctrinae adumbratione, Berlin
1885, Greifswalder Diss.; Philos. der mittleren Stoa, S. 288, Anra. 4; S. 451 f.
A. Bernardini, Ad Ovidi Metani. locos controversos II, Bell, di filol. class. 17,
208 — 210 (gemeinsame [stoif^che] Quelle von Ov. metam. 1, 42ö ft'., Pomp. Mela
1, 9. 52, Diod. 1, 10). F. E. Robbins, The creation story in Üv. met. I, Class.
philol. 8 (1913), 401. J. Geffcken, Hermes 49 (1914), 328. Friedr. Wilhelm,
Ehem. Mus. 71 (1916), 136 f.
Luhinn: Jahresberichte: W. Schmid, im Jahresber. über die Fortschr.
d. klass. Altertumsw. 108 (1901 I), 212-279 (für 1894—1900); 129 (1906 I), 220
bis 300 (für 1901-1904). K. Münscher, ebenda 149 (1910 III), 44 -95 (für 1905
bis 1909); 170 (1915), 67—103 (fiu: 1910-1915).
Lukians Beziehungen zur griechischen Philosophie werden sowohl in den
umfassenderen Arbeiten über ihn (s. Christ- Schmid^ S. 550 Anm. 7), wie in
der sehr ausgebreiteten Literatur über Einzelfragen des lukianischen Schrifttums
wieder imd wieder berührt. Hier seien nur einige Arbeiten genannt, die sich
eingehender mit diesen Beziehungen befassen.
Allgemeineres :
J. Chr. Tiemann, Ein Versuch über L.s Philosophie und Sprache, Zerbst
1804. Guil. Chlebus, De L. philosopho, Berün 1838, Diss. Ad. Planck,
Quaestiones Lucianeae, Tüb. 1850, Pr. von Urach. Eycken, De.L. philosopho. Trai.
ad Rhen. 1859. Keim s. Celsus (Text §70). S. Hahndel, Über die gegen den
Götterglauben gerichteten Schriften Lukians von Samosata, St. Poelten 1875, Pr.
F. W.Eoderich, De L. philosopho, Prüm 1878, Pr. A. Polzer, Die Philosophen
im 2. Jahrh n. Chr., vorzugsweise nach L. geschildert, Graz l879,.Pr. Jac. Bernays,
L. und die Kyniker. Mit einer Übersetzung der Schrift L.s Über das Lebensende
des Peregrinus, Berlin 1879. I. Bywater, Bernays' Lucian and the Cynics, .Journ.
of hellen, studies 1 (1880), 301 — 304. Joh. V'ahlen, Luciani de Cynicis iudicium.
Lucianus de Peregrini morte, Berlin 1882, Pr. = Opusc. acad. I (Lips. 1907),
S. 181—197 (gegen Bernavs; s. zu Bernavs' Buch auch K. Meiser unten).
I. Bruns, L.s philosophische Satiren, Rhein. Mus. 43 (1888), 86-103, 161-196;
der erste Teil wiederabgedruckt in des Verf. Vorträgen u. Aufsätzen, München
1905, S. 228—251. Derselbe, L. und Oenomaus, ebenda 44 (1889), 374-396 =
Vortr. u. Aufs. S. 252 -280. W. Schmid, Bemerkungen über L.s Leben und
Schriften, Philol. 50 (1891), 297—318. P. Schulze, Bemerkungen zu L.s philos.
Schriften, Dessau 1891. Pr. P. M. Boldermann, Studia Lucianea, Lugd. Ba-
tav. 1893, Diss. (darin u. a. über die gegen die Philosophen gerichteten satirischen
Dialoge); dazu E. Schwär tz, Berl. philol. Wochenschr. 1896. 353—361.
K. Praechter, Skeptisches bei L., Philol. 51 (1892), 284-293 (zum Hermo-
timos und dem Parasiten). Derselbe, Zur Frage nach L.s philosophischen Quellen,
Arch. f. Gesch. d. Philos. 11 (1898), 505—516. R. Helm, L. u. die Philosophen-
schulen, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 9 (1902), 188-213, 263-278, 351
bis 369. Derselbe, L. und Menipp, Leipzig und Berlin 1906 (kommt auch für
weitere Beziehungen L.s zur Philosophie in Betracht). K. Meiser, Studien zu
L., Sitzungsber. d. philos.-philol. u. d. histor. Kl. d. Münchener Akad. 1906, 281
bis 325; darin: 1. L. und Jakob Bernays (s. oben); 2. L. und die Christen.
Th. Sinko, De Lticiani libellorum ordine et mutua ratione, Eos 14 (1908), 113
bis 158. Th. Litt, L.s philos. Entwickliuig, Cöln 1909, Pr. E. Guimet, L.
de Samosate philosophe, Annales du Mus4e Guimet 35 (1910), 1 — 66. W. Ca-
pelle, Der Spötter von Samosata, Zeitschr. Sokrates 2 (1914), 606—622. Vgl. auch
C. Martha, Le scepticisme religieux et philosophique : Lucien. in des Verf.:
Les moralistes sous l'empire romain, 7. ed. Paris 1900. Bernh. Schwarz, L.s
Verhältnis zum Skeptizismus, Tilsit 1914, Königsb. Diss. R. Hirzel, Der
Dialog II S. 269 ff. R. Reitzenstein , Hellenist. Wuudererzählungen (s. dort
d. Register). J. Geffcken, Kynika (berührt vielfach L.s Beziehungen zum
Kynismus; s. dort d. Register).
;Zu § 7.. Durch versch. Schulen philos. Beeinflußte dieses Perioden abschn. 512*
Zu den einzelnen Schriften :
IIsQi Tov ivvTiviov: Kraemer s. 8. 63* unter Prodikos. Vgl. die S. 40*
verzeichnete Literatur über die antike Synkrisis.
Menippische Satirev: Seybold, Über L.s Fischer oder die Wiederauf-
lebenden. Bnchswoiler 1784. Fr. V. Fritzsche, De Necyomantia dialogo Lii-
-liani genuino, Kostock, Ind. lect. 1864/65, wiederabgedruckt in des Verf. Imkian-
ausgabe III 2 (1882). Jak. Walser, L.s Dialog ,,Der Traum oder der Hahn",
mit Berücksichtigung anderer stoffverwandten Schriften jenes Autors, Linz 1871,
Progr. E. Wasmannsdorff, Luciani scripta ea quae ad Menippum spectant
inter se comparantur et diiudicantur, Jenae 1874. Diss. Fr. Boll, Zeitschr. f.d.
nentest. Wissensch. und d. Kunde d. Urchristent. 17 (1916), 139 ff. (zur Nekyo-
mantie). S. auch Knauer, Hense, Helm, Dieterich zu Menippos oben
S. 155'. L. Ruhl oben S. 34* unter VII. a., Geffcken oben S. 40*, Bernays
und die an seine Schrift sich anschließende Literatur, sowie Bruns und
Helm oben S. 214*.
Lylinosdialoge: Fr. V. Fritzsche, Comraent. de L. Hermotimo spec. I,
Rostock 1868. Derselbe, Prolegomena de Hermotimo, in seiner Lukianausgabe
II 2 (1869), S. XIII ff. A. Schwarz, Über L.s Hermotimos, Hörn 1877, Pr.
H. Riehard, Über die Lvkinosdialoge des Lukian, Hamburg 1886, Pr.; dazu
W. Schmid, Philol. 50 (1891), 306 ff . J. Bridge, On the authorship of the
„Cynicus" of L., Transact. of the Amer. philol. assoc. 19 (1888), 33 ff. J. Bie-
ter, Über die Echtheit des lukian. Dialogs Cynicus, Hildesheim 1891, Progr.
F. Hahne, Über L.s Hermotimus, Braunschweig 1900, Pr. K. Praechter s.
oben S. 214* (zum Hermotimos); Berl. philol. Wochenschr. 1896, 869 f. (zum
Sympos.l; Hierokles der Stoiker (Leipzig 1901) S. 148 f. (zu den "Egcoisg).
R. Bloch, De Ps.-Luciani amoribus, Straßb. 1907, Diss. (Diss. philol. Argentor.
sei. vol. 12 fase. 3); dazu A. Bon hoff er, Deutsche Literaturz. 1908, ^706 ff.,
Iv. Münscher im .Tahresb. üb. d. Fortschr. d. kl. Altertumsw. 149 (1910 III), 91,
Fr. Wilhelm, s. oben S. 32* unter VI.
ITqo; tov u:^aidevzov y.al TiokXk ßißlla mvov i^tsrov. Christ -
fSchmid, Gesch. d. griech. Lit. II ^ S. 561, 3.
'AväxaoGig: Rieh. Heinze, K. Praechter und P. von der Mühll
■5. oben S. 43*.
4>i/.oy'Fiö)'jg: L. Radermacher, Festschr. f. Th. Goraperz, Wien 1902,
S. 203 ff.; Das Jenseits im Mythos d. Hellenen, Bonn 1903, S. 5 f.; Rhein.
Mus. 60 (1905). 315 ff. R. Rei tzenstein, Hellenistische Wundererzählungen,
Leipzig 1906, S. 1 ff.
Jleoi TTaoaa iTov: K. Praecht er s. oben S. 214*. L. Radermacher und
S. Sudhaus in: Philod. vol. rhetor. ed. S. Sudhaus, Supplementum, Lips. 1895,
S. XXIII ff. XXVI ff. XXXIV ff. R. Helm, Luc. und Menipp, S. 357—364
(gegen die Echtheit). J. Mesk, Berl. philol. Wochenschr. 1914, 157—160 (gegen
Helms Athetese).
nsQi Tiivdovg: E. Norden, Jahrbb. f. klass. Philol. Suppl. 18 (1891),
297 f. K. Praechter, Philol. 57 (1898), 504 ff. R.Helm, Luc. und Menipp,
S. 348 ff.
neol droiwr: E. Xorden. Jahrbb. f. klass. Philol. Suppl. 18 (1891), 271.
R. Helm, Luc. und Menipp, S. 350 ff.
JJsol Ti']; uaznokoy i)jg: Fr. Boll, s. ZU Poseidonios oben S. 180*.
IJegl TOV fii] gadiojg i^iaisveir Siaßo/.ij: H. Mutschmann, s, zu
Ariston von Keos obea S. 182*.
Jij/iwray.rog ßiog: O. Wich mann. Zu L.s Demonax, Jahrbb. f. kla.ss.
Philol. 123 (1881), 841-849. Ad. Thimme, Quaest. Lucian. capita IV, Gott.
1884, Diss.; darin c. 4: De Demonacte philosopho. Weiteres oben S. 194* unter
Demonax.
JIsol TTjg IIe oFygirov rskEvri/g: J. C. S. Gerraar, Symbolae ad Luc.
Samos. de morte Per. libellum rectius aestimandum, Thorn 1789, Pr. E. Aem.
Struve, De Peregrini morte quae tradidit L. num ad veritatem exhibita vide-
216* Literaturverzeichnis.
antur, Görl. 1851, Pr. Jos. M. Cotterill, Peregr. Prot.: An invcstigation inta
certain relations subsistiiig between De morte Per., the two epistles of Clement
to the Corinthians, the ej^istle to Diognetns, the Bibl. of Photius and other wri-
tings, Edinburgh 1879. Aqu. Cleisz, Etüde sur le Peregr. de Lucien, Paris
1880, Thfese. R. Reitzenstein, Hellenistische Wundererzählungen, S. 37 f. 50.
Weiteres oben S. 194* unter Peregrinos.
XtygTfog: A. Schwarz, Über L.s X., Zengg 1863, Pr. M. Croiset, Un
episode de la vie de L. Le Nigrinus, Acad. d. sc. et lettr. de Montpellier, sect. d.
lettres 6 (1880), 357—381. L. Hasenclever, Über L.s N., München 1907, Diss.
= Pr. des MaximiHansgvmn. München 1908. Th. Litt, L.s Nigr., Rhein. j\Ius.
64 (1909), 98-107. J. Mesk, L.s Nigr. und Juvenal, Wiener Studien 34 (1912),
373—382; 35 (1913), 1 — 33. S. auch R. Schuetze, Juvenalis ethicus, Grvph.
1905, Diss., S. 7. 91 f. 62. Christ-Schmid, Gesch. d. griech. Literat.^ S. o52,
Anm. 3 a. E.
\Alt]drj 8i)]y y/iaza: Fr. Boll, Zum griech. Roman, Philol. 66 (1907),
7 ff. (Einwirkung pythagoreischer Anschauungen). Derselbe, Zeitschr. f. d. neutest.
Wissensch. und d. Kunde d. Urchristent. 17 (19l6j, 145 f.
Zu § 78. Die Xeiiplatouiker üherhaupt. Jahresberichte s. oben S. 23'-' f.
Axißer der Gesamtdarstellung bei Zeller, Philos. d. Griech. III 2 •* S. 468
bis 931 kommen n. a. folgende Arbeiten in Betracht: G. Olearius bei seiner
Übersetzung von Stanleys Geschichte der Philosophie, Leipzig 1711, S. 1205 ff.
.T. A. Dietelmaier, Programma, quo seriem veterum in schola Alexandrina
doctorum exponit, Altd. 1746. Histoire critique de l'eclecticisme ou des nouveaux
Platoniciens, Avign. 1766. Mein er s, Betr. über die neuplat. Phil., Leipz. 1782.
C. A. G. Keil, De causis alieni Plat. recentiorum a relig. christ. animi, Leipzig
1785. J. G. A. Oelrichs, Doctr. Piatonis de deo a Chr. et rec. PL varie cxpL
et corr., Marb. 1788. G. G. Fülleborn, Neuplat. Philos., in: Beitr. z. Gesch.
d. Philos. III 3, S. 70 ff. Imm. Herrn. Fichte, De philos. novae piaton. origine,
Berol. 1818. F. Bouterwek, Philosophorum Alexandrinorum ac Neoplatonicorura
recensio accuratior, in: Coram. soc. reg. Gotting. recent. 5 (1821), 227 — 258.
Tzschirner, Der Fall des Heidentums, Leipzig 1829. K.Vogt, Neoplatonismus
u. Christentum, Berlin 1836. Matter, Sur l'ecole d'Alexandrie, Paris 1820, 2. od.
1840-48. Jules Simon, Histoire de l'ecole d'Alex., Paris 1843-45. Barth. St.
Hilaire, Sur le concours ouvert par l'Acad. des sciences morales et politiques
sur l'ecole d'Alexandrie, Paris 1845. E. Vacherot, Histoire critique de l'ecole
d'Alexandrie, Paris 1846—51. Steinhart, Neuplat. Philosophie, in Paulys Real-
enzykl. des. klass. Altertums. Rob. Hamerling, Ein Wort über die Neuplato-
niker mit Übersetzungsproben aus Plotin, Triest 1858, Pr. Heinr. Kellner,
Hellenismus und Christentum oder die geistige Reaktion des antiken Heidentums
gegen das Christentum, Köln 1866. Franz Hipler, Neuplat. Studien, ()?terr.
X^ierteljahrsschrift f. kath. Theol., 7. Jahrg. (auch bes. abgedruckt), Wien 1868.
S. auch die 1. Beigabe in Harnacks Lehrb. der Dogmengesch. : Der Neuplato-
nismus, zuerst englisch in der Encyclopaedia Britannica. Michelis, Über die
Bedeut. des Neuplat. f. d. Entwicklung der christl. vSpekulation, in: Philos. Vor-
träge, N. F., 8. H., Halle 1885, Bakhoven, Platonisten van den laatsten
Tijd, in: Tijdspiegel 1885. A. Gercke, Eine piaton. Quelle des Neuplatonismus,
Rhein. Mus. 41 (1886), 266-291 (1. Quellen des Neuplatonismus. 2. Chalcidius
und Pseudoplutarch. 3. Vorsehung und Naturgesetz des Platonikers (S. 201*) und der
Neuplatoniker. 4. Stoizismus im Piatonismus). M. J. Monrad, Über den sach-
lichen Zusammenbang der neuplaton. Philosophie mit vorhergehenden Denk-
richtungen, besonders mit dem Skeptizismus, Philos. Monatsh. 24 (1888), 159 bis
193. Ad. Busse, Die neuplaton. Ausleger der Isagoge des Porphyrios, Berlin
1892, Pr. Th. Whit taker, The Neo-Platouists, a study in the histöry of Helle-
nism, Cambridge 1901. W. Barewicz, Die Dämonologie der Neuplatoniker und
des Origenes (polnisch), in : Symbolae in honorem Cwikliiiski, Leopoli 1902.
H. Krause, Studia Neoplatonica, Leipzig 1904. Diss. Paul R. E. Güuther,_
Das Problem der,Theodizee im Neuplatonismus, Borna — Leipzig 1906, Leipz. Diss.
R. Berthelot, Evolutionnisme et platonisme (Bibl. de philos. contempor.), Paris
1908. St. Schindele, Aseität Gottes, Essentia u. Existentia im Neuplatonismus,
Philos. Jahrb. 22 (1909), 3—19, 159-170. Konr. Ziegler, Zur neuplat. Theologie,,
Zu § 7S. Die Xeuplatoniker überhaupt. 217*
Arch. f. EeligionsAviss. 13 (1910), 247—269. K. Praechter, Richtungen und
Schulen im Xeuplatonisnius. in: Genethliakon, Berlin 1910, 8. 105 — 156. C. Tra-
vaglio, L"estetica degli Alessandrini, Atti d. R. Accad. delle scienze, Torino
1912. H. Leisegang, Die Raumtheorie im späteren Piatonismus, insbes. bei
Philon und den Xeuplatonikern, Straßb. 1911, Diss. Derselbe, Die Begriffe der
Zeit -und Ewigkeit im späteren Piatonismus (Beiträge zur Gesch. der Philos. des
Mittelalters Bd. 13 Heft 4). Münster 1913. Zur Beurteilung der neuplat. Ekstase
s. P. Beck, Die Ekstase. Ein Beitrag zur Psychologie u. Völkerkunde. Bad Sachsa
im Harz 1906. IC. H. E. de Jong (Lehre v. d. Astralkörpern ), Actes du IV. congr.
intern, d'hist. d. relig.), 128 ff. Entstehimg iles Xeuplato7ii!<iniiü : W. W. Jaeger,
Nemesios von Emesa. Quellenforschungen zum Xeuplatonisnius und seinen An-
fängen bei Poseidonios, Berlin 1914. riaionüherUefcrung der Xeiiplatoiii/:cr:
0. Immisch, Philol. Studien zu Plato, 2. Heft. Leipzig 1903. Kovimenticrende
Tätigkeit: K. Praechter, Byzant. Zeitschr. 18 (1909), 520ff. Xcuplatonisclie
Bestrebungen. Piaion und Aristoteles in Einhiang xu bringen: Busse, Hermes
28 (1893), 268. K. Praechter, Gott. gel. Auz. 1903, 526. O. Immisch, Philol.
65 (1906), 3 f f . W. \V. Jaeger, Xemesios von Emesa, S. 44 f. .59 ff.
Fernicirku)igen des Xeiiplafonismus. Bexieimngen xur christliclien Welt
/Vollständigkeit ist bei der Fülle des Stoffes im Fahmen dieser Darstrllnng ai(s-
fjeschlossen) : (Firmieris Maternus:) Bell, Artikel Firm. Mat. bei Paulv-Wissowa.
S. 2374. (Demo:/ H. Tsener, Rhein. Mus. 28 (187.3), 414 ff. = Kl.' Sehr. III.
.S. 33 ff. A. Lud wich, Die Homerdeuterin Demo, Festschr. z. öOjähr. Doktorj.
L. Friedländers, Leipzig 1895, S. 296 — 321. Derselbe, AUegoriae Homericae ex
cod. Vindob. primum editae, Königsb. i. Pr. 1895, Pr. (über den Inhalt der Alle-
gorien orientiert F. Sander, Beil. d. Münch. Allg. Zeitg. 1896, Xr. 17, S. 1—4).
Derselbe. Die Horaerdeuterin Demo. 2. Bearb. ihrer Fragmente, Königsb. i. Pr.
1912 — 1914, 3 Progr. Gegen Ludwichs Zurückführung der Homerscholien des cod.
Vind. 49 auf Demo K. Reinhardt, De Graecor. theolog. cap. duo p. 49 ff., gegen
Verbindung der Demo mit dem Xeuplatonisnius W. Kroll, Artikel Demo, Homer-
deuterin, bei Pauly-Wissowa-KroU, Supplement. Vgl. auch S. 192*. — (Aineias von
Gaxa :) G. Schalkhauser, A. v. G. als Philosoph, Erlangen 1898. St. Sikorski.
De Aenea Gazaeo (Breslauer philol. Abh. IX 5), Breslau 1909 S. 22 ff. (daß A.
Hierokles' Schüler gewesen sei [S. 1], ist unbeweisbar). — (Anomjmus n:Eol jio/.t-
Tiy.f); i.-Tiazt'i lujc:/ K. Praechter, Byzantin. Zeitschr. 9 (1900), 621— (i32. —
(Dialog "E Ott in: -tog y .tfo« äorgoÄoy tag:) "W. Kroll, Artikel Hermippos 9 bei
Pauly-Wissowa-Kroll. iChristcntnm im allgemeinen:) Ch. Elsee, Xeoplatonism
in relation to Christianity, Cambridge 1908. S. auch Harnack oben. — lyeu-
ptatoniker christlicli heeinfhißt:) K. Praechter, Christlich-neuplatonische Be-
ziehungen, Byzant. Zeitschr. 21 (1912), 1—27. — (Patristih :) .T. Dräseke, Xeu-
platonisches in des Gregorios von Xazianz Trinitätslehre, Byz. Zeitschr. 15 (1906),
141—160. C. van Crombrugghe, La doctrine christologique et soteriologique
de Saint Augustin et ses rapports avec le X'eo-Platonisme, Rev. d'hist. eccles. 5
(1904), 237—257. H. T. Karsten (Augustins Briefe und seine Beziehungen zum
Xeuplatcnismus), Versl. en Mededeel. d. kon. Akad. van Wetensch. 4. Reeks
10. Deel (1911), 226—258. Th. J. Parry, Augustine's Psychology during his
first period of literarv activity with special reference to his relation \o Platonism,
Straf:'>b. 1913, Diss. H. Koch, Ps.-Dionysius Areopag. in seinen Beziehungen zu
Xeuplatonismus u. ^Ivsterienw. (Forsch, z. christl. Literatur- u. Doemengesch.
1. Bd. 2. u. 3. H.), Mainz 1900. — (Miitelalter :) C. Sauter, Der Xeuplatonismus.
seine Bedeutung f. d. antike u. mittelalterl. Philosophie, Philos. Jahrb. 23 (1910),
183-195, 367—380, 469 bis 486. Cl. Baeumker, Der Platoni.smus im Mittel-
alter, München 1916, Festr. geh. in d. Münch. Akad. (hier S. 35 f. frühere Lite-
ratur). — (Bgxanx :) K. Krumbacher, Gesch. d. byzant. Literat."^ S. 432 ff.
K. Praechter, Byz. Zeitschr. 19 (1910), .321 ff. S. auch das Generalregister zu
Bd. 1 (1892) — 12 (1903) der Byz. Zeitschr. unter Xeuplatonismus. — fAbetid-
ländische Scholastik:! M. Jacquin, Le Xeo-Platonisme de Jean Scot, Rev. d.
sciences philos. et theol. 1 (1907), 674—685. L. Bauer, Dominicus Gundissalinus
(s. oben S. 1*). Jos. Stiglmavr, Xeuplatonisches bei Dionvsius dem Karthäuser.
Histor. Jahrb. d. Görresges. 20 (1899), 367 -.388. — (Islayn und Judentum :i
Ign. Goldziher, Die islamische und die jüdische Philosophie, in: Kultur d.
Gegenw. Teil 1 Abt. ÖK Hier. Geist, Berl. philol. Wochenschr. 1913, 124. 1088
(Al-Kindi de radiis). — (Xeuxeit:! K. P. Hasse, Von Plotin zu Göthe. Die
EntAv. d. neuplat. Einheitsged. z. Weltansch. d. Xeuzeit, Leipzig 1909, Jena 1912..
l^JS* Literaturverzeichnis.
,1. G übel (Neupiaton. Dämonologie in Goethes Faust), Proceed. of the 37. annual
meeting of ihe Amer. philol. assoc, Ithaca New York 1905.
Vgl. für die Patristil^ und Scholastik auch Bd. II i", für die Neuzeit Bd. III"
■dieses Grundrisses (s. dort die Register unter Neuplatonismus. Neuplatoniker).
Zu i< 7',). Aniinouios Sakkas und seine unniittclbareii Schüler außer
Plotiiios.
Über Ammonios Salchas handelt L. J. Dehaut, Bruxelles 1836, ferner
G. Y. Lyng, Die Lehre des Amnion. Sakkas (aus den Abhandlungen der Ge-
sellschaft d. Wissensch. zu Christiania), 1874. H. v. Arnim, Quelle der Über-
lieferung über A. S., Rhein. Mus. 42 (1887), 276-285. E. Zeller, Ammon. S.
und Plotinus. Arch. f. Gesch. d. Philos. 7 (1894), 295—312 = Kl. Sehr. II S. 91
bis 107. F. Thedinga, De Numenio (s. S. 205* Numenios) S. 23 f. H. Usener,
Jenaer Literaturz. 1875, 775 = Kl. Sehr. I S. 367 f. B. Domaüski, Die Lehre
des Nemesius über das Wesen der Seele, Münster in Westf. 1897, Diss., S. 17.
H. Krause, De Ammonii Saccae memoria apud Xemesium conservata, in: Stud.
X'eopl. (s. oben S. 216"^), S. 5 ff. Freudenthal, Artikel Ammonios 14 bei
Pauly-Wissowa.
Origenes der Heide: G. A. Heigl, Der Bericht des Porph. über Orig.,
Regensburg 1835, dazu Zell er, Phil. d. Gr. III 2* S. 513 Anm. 4.
Oriftenes der Christ: s. Grundriß II i» S. 102 ff. 54* ff. O. Stählin
bei Christ-Schmid II ^ S. 1093 ff. und die sonstigen Hilfsmittel für Patristik und
Dogmengeschichte.
Uerennios: E. Heitz, Die auüebliche Metaphvsik des Herennios, Sitz,
■d. Berl. Akad. 1889, S. 1167—1190. Zur Überlieferungsgeschichte R. Förster,
Zu Herennios' Metaphysik, Wochenschr. f. klass. Philol. 1901, S. 221 f. und die
dort berücksichtigte Literatur. Y. Hahn, ebenda 223 f. G. Pasquali, La cosi
detta Metafisica di Ereniiio c Andrea Darraario, in Xenia Rom., 1908, S. 23 — 27.
K. Pr aechter, Artikel Herennios 1 bei Pauly-VVissowa-KroU.
Longinos: Dav. Ruhnken, Diss. de vita et scriptis Longini, Lugd. Bat.
1..6, abgedr. in Ruhnkens Opuscula, Lugd. Bat. 1807 und in Weiskes Ausg. v.
Ps. -Longin :rsQl vyjovg. Charakteristik Longins bei G. Kai bei, Cassius Longinus
und die Schrift IJeoi vrpovg, Hermes 34 (1899), 107 ff. Im übrigen scheidet die
reiche Literatur über die Schrift Tlegl i'ij>ov; aus, nachdem durch G. Kai bei
a. a. O. und Br. Keil, Longinfragmente, Yerhandl. der Philologenversammlung
in Halle 1903 (Leipzig 1904), S. 54 f. endgültig erwiesen ist, daß das Werk mit
Longin nichts zu tun hat.
Zu i; SO. Plotluos, Amelios und Porphjrios.
Plotinos; Jahresberichte außer den oben S. 23* f. angegebenen: H. F.
Müller, Philol. 38 (1879), 322-349; 39 (1880), 148—160; 46 (1888), 354—370.
Gottl. Wilh. Gerlach. Disp. de differentia, quae inter Plotini et Schellingii
doctrinam de numine summo intercedit, Yiteb. 1811. Lindeblad, Plot. de
pulcro, Lundae 1830. Steinhart, De dialectica Plotini ratione, Numburgi 1829,
Pr. V. Pforfa; Meletemata Plotiniana, Numburgi 1840, Pr. v. Pforta, und Artikel
Plotin in Paulvs Realenz. d. kl. Alt. Ed. Müller, Plotin, in: Gesch. der Theorie
der Kunst bei 'den Alten, II, S. 285-315, Berlin 1837. J. A. Neander, Über
Ennead. II 9: gegen die Gnostiker, Abh. d. Berl. Akad. 1843, 299 ff. F. Gren-
zer in den Prolegom. zu der Pariser Ausg. der Werke Plotiiis. Ferd. Grego-
re vi us. Grundlinien einer Ästhetik des Plotin, Fichtes Zeitschr. f. Ph. 26 (1855),
113—147. Rob. Zimmermann, Gesch. d. Ästh., Wien 1858, S. 122—147.
•C. Herrn. Kirchner, Die Philosophie des Plotin, Halle 1854. F. G. Starke,
Plotini de amore sententia, Neu-Ruppin 1854, Pr. Rob. Hamerling, Ein
Wort über die Neuplatoniker mit Übersetzungsproben aus Plotin, Triest 1858.
R. Volkmann, Die Höhe d. antiken Ästhetik, oder Plotins Abh. vom Schönen,
Stettin 1860. Emil Brenning, Die Lehre vom Schönen bei Plotin, im Zu-
sammenhange seines Systems dargestellt, ein Beitrag zur Geschichte der Ästhetik,
Zu § SO. Plotinos, Amelios und Porphyrios. 219*
<.4öttingen 1864. A. J. Vitringa, De egregio quod in rebus corporeis constituit
Plotinus pulohri principio, Amst. 1864. l)erselbe. Annotationes criticae in Plotini
euneadum pa.rtem priorem, Deventer 1876. C. A Valentiner, Plotin u. seine Enne-
aden, nebst Übersetzung von Enn. II 9, in: Theol. iStudien.und Kritiken 37 (1864).
118 — 140. Arthur Richter. Neuphit. Studien. Hei't 1: Über Leben und Geistes-
entwicklung des Plotin. Heft 2: Plotins Lehi-e vom Sein und die metaphys.
Grundlage seiner Philosophie. Heft 3: Die Theologie und Phvsik des Plotin. Heft 4:
Die Psychologie des Plotin. Heft 5: Die Ethik des Plotin. Halle 1864—1867.
E. Grucker. De Plotinianis libris, qui inseribuntur cregl tov y.a'/.ov et .Tfot rov
rotjTov y.ä'/j.ovc, Straßb. u. Paris 1866, Diss. Herrn. F. Müller, Ethices Plot.
lineamenta, Berl. 1867, Diss. Derselbe, Für und über Plotin, Verh. d. 28. Versamm-
lung deutscher Philologen u. Schulmänner hi Leipzig 1872 (Lpz. 1873) S. 64—82.
Derselbe, Zur Lehre des Schönen bei Plotin, Philos. Monatsh. 12 (1876), 211-227.
Derselbe, Plotin u. Schiller über die Schönheit, ebenda 38.Ö — 393. Derselbe, Plotins
Forschung nach der Materie, Nordhausen 1882, Pr. von Ilfeld. Dersellje, Dis-
positionen zu den drei ersten Enneaden des PL, Bremen 1883. H. v. Kleist, Pl.s
Krit. des Materialismus, Philos. Monatsh. 14 (1878), 129—146. Derselbe, Der Ge-
dankengang in Pl.s erster Abhandl. über die Allgegenwart der intelligibeln in der
wahrnehmbaren Welt, Flensb. 1881, Pr. Derselbe, Zu Pl.s zweiter Abh. über die
Allgegenw. der int. in der Avahrnehmb. Welt, Philol. 42 (1883), .54-71. Derselbe,
Plotin. Studien. I. Studien zur 4. Enneade, Heidelb. 1883. Derselbe, Zu Pl.s
Enn. TU 1, Philol. 45 (1886), 34-53. Derselbe, Zu Pl.s Enn. III 4, Hermes 21
(1886), 475-482. A. Matinee, Piaton et Plotin, Paris 1879. P. MabiUe, De
causa, quae finis dicitur apud Platonem et Plot., Dijon 1880, Thesis. G. Lösche
Plotin u. Augustin, Ztschr. f. kirchl. Wissensch. 5 (1884), 337—346. P. Pabst'
Plotins Enn. 1, B. 1, c. 1 — 6, exegetisch u. kritisch untersucht, Philologus 43 (1884)'
'662—677. M. Besobrasof, Über Pl.s Glückseligkeitslehre, Leipzig 1SS7. J. A'-
Lyly, Plootinos sielun substantsiaalisuudesta, Helsingfors 1889, Diss. Struve'
Die neuplat. Ethik des Plotin u. ihr Verh. zur platonischen, Kirchl. Monatsschr-
11 (1892), 467—478. L. Pisynos, Die Tugendlehre des PL mit besonderer Be-
rücksichtigung der Begriffe des Bösen u. der Katharsis, Lpz. 1895, Diss. A. Co-
votti. La cosraogonia plotiniana e l'interpretazione panteisto-dinamica dello
Zeller, Rendic. della R. Accad. dei Lincei, classe di scienze mor., stör, e filol.,
Serie 5, vol. 4 (Roma 1895), 371— .393, 469-488. Derselbe, II Cösmos Noetos di
Plotino nella sua posizione storica, Riv. ital. di filos. 12, 2. F. Scharren-
broich. Plotini de pulchro doctrina, Halle 1898, Diss. E. Rocholl, PI. u. das
Christentum, .Jena 1898, Diss. Theod. Goli witzer, Plotins Lehre von der
Willensfreiheit. L, Kempten 1900, Pr., IL, Kaiserslautern 1902, Pr. Jam. Lind-
say, The philosophy of PI., Arch. f. Gesch. d. Philos. 15 (1902), 472—478.
Carl Schmidt, Plotins Stellung zum Gnostizismus und kirchlichen Christentum.
Texte u. Unters, zur Gesch. d. altchristl. Liter. 20, N. F. 5 (1901), H. 4. W. Lutos-
lawski, L'esthetique de Plotin en relation avec la conception classique du beau,
Anz. d. Akad. d. Wiss. in Krakau 1903, 79—86. „F. Picavet, Plotin et les mysteres
d'Eleusis, Paris 1903. Karl Horst, Plotins Ästhetik, Vorstudien zu einer Neu-
luitersuchung I, Gotha 1905. K. Alvermann, Die Lehre Plotins von der All-
gegenwart des Göttlichen, Jena 1905, Diss. H. Guyot, Plotin et la generatio»
de rintelUgenee par Tun, Revue ueo-scolastique 1905, 55—59. Derselbe, Les
reminiscences de Philon le juif chez Plotin, Paris 1906. Arthur Drews, Plotin
und der Untergang der antiken Weltanschauung, Jena 1907. Vgl. auch
M. Heiuze, Die Lehre vom Logos, S. 306—329. A. Aall, Gesch. d. Logosidee
in der griech. Philos., S. 238—251. J. Walter, Gesch. d. Ästh. im Altertum.
S. 736 — 786... W. Börner, Die Künstlerpsychol. im Altertum (darin: Plotin),
Zeitschr. f. Ästhetik u. allgem. Kunstw. 7, 102 f. H. A. Overstreet, The dia-
lectic of PI., Berkeley 1909, Diss. Ch. J. Whitbv, The wisdom of PI., London
1909. K. 's. Guthrie, PL, his hfe, times and philosophy, Chicago 1909.
C. Travaglio, La vera conoscenza secondo PL, Mem. della R. Accad^ delle
scienze di Torino, Ser. 2 tom. 61 (1911), sc. mor., stör, e filol., 197 — 250.
F. Lettich, Della sensazione al pensiero nella filosofia di PL, Triest 1911, Pr.
Gas. Dreas, Die Usia bei PL, Borna-Leipzig 1912, Jenaer Diss. E. Thiel, Die
Ekstasis als Erkenntnisform bei PL, Arch. f. Gesch. d. Philos. 26 (1913), 48 ff.
B. A. G. Füller, The problem of evil in PL, Cambridge 1912. H. F. Müller,
Plotinos. Ein Charakterbild, Zeitschr. Sokrates 2 (1914), 94—110. Derselbe, Fl.
■über die Vorsehung, Philol. 72 (1913), 338—357. Derselbe, Plotinische Studiea
•2'20* Literaturverzeichnis.
I: Ist die Metaphysik des PI. ein Emanationssystem?, Hermes 48 (1913), 40S bis
425. II: Orientalisches bei PI.?, ebenda 49 (1914). 70—89. III: Enn. 1, 1 Ihm
jor tI t6 Zoior y.ai Ti 6 fußoiorroc:, ebenda 51 (1916), 97 — 119. Derselbe. PL über
Notwendigkeit u. Freiheit, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. .33 (1914), 4G2 bis
4S8. Derselbe. PI. über ästhetische Erziehung, ebenda 36 (1915), 69 — 79. Derselbe,
(Goethe u. Plotinos. Gernian.-rom. Monatsschr. 1915, 45—60. Derselbe, Zur Gesch,
des Begriffs „schöne Seele", ebenda, 236—249. Derselbe, Die Lehre vom Schönen
bei PL, Zeitschrift Sokrates 3 (1915), 593-602. Derselbe, Zu Pl.s Metaphysik,
Hermes 51 (1916), 319 f. Derselbe, Zur Ethik des PL, Zeitschr. Sokrates 4 (1916).
177-187. Derselbe, (pvo,; bei PL. Rhein. Mus. 71 (1916), 232—245. O. Walzel,
Pl.s Begriff der ästhetischen Form, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 37
(1916). 186—225. Ernst Schröder, Plotins Abhandl. Tlodtr tu y.ay.ü (Enn. I
8), Rostocker Diss. 1916. Plotins Stellung zum Sternglauben: Erw. Pfeiffer,.
Studien zum antiken Sternglauben {SroiyeTa II), S. 68 f. Kritisch- exegetische
Beiträge: R. Marcellino, Philol. 51 (1892), 45 (zu 5, 6. 6). I. Bruns, Internret.
variae, Kiliae 1893, Pr., S. 11 bis 14 (zu 3 cap. 1 — 7). ß. v. Hagen, JEine
Piatonreminiszenz bei PI., Philol. 67 (1908), 475 f. Th. Gollwitzer, Beiträge
zur Kritik u. Erklär. Pl.s, Kaiserslautern 1909, Pr. (hier S. 5 ff. Literatur).
H. F. Müller, Glosseme und Dittographien in den Enneaden des PL. Rhein.
Mus. 70 (1915), 42—55. Derselbe, Ein Aristoteleszitat bei PL, Hermes 51 (1916),
320. Derselbe. Kritisches und Exegetisches zu PL, Berl. philol. Wochenschr.
1916. 917-919, 1221—1224. Derselbe, Ein Distichon Schillers erläutert durch
PL, Hermes 51 (1916), 629 f. — Emflüsse Plotins auf Spätere: A. Jahn, Basilius
j\Iagn. plotinizans, Bern 1838. Carl Schmidt, Texte u. Unters. Bd. 20 H. 4
(1901) S. 86 f. (Porphyr, geg. d. Christen auf Anregung Pl.s). Kratzer (Be-
ziehungen d. Seelenlehre Augustins zu PL), Arch. f. Gesch. d. Philos. 28 (1915),
369 ff. K. H. E. de Jong, Hegel und Plotin, Leiden 1916 (ungenügende Be-
handlung Plotins in Hegels Vorlesungen über d. Gesch. d. Philos.). Vgl. ferner
Grundriß II ^», III" und IV" (s. d. Register unter Plotinus).
Amelios: Freudenthal, ^^tikel Amelius bei Pauly-Wissowa. Ferner
kommen aus der Literatur zu Ammonios Sakkas die Arbeiten von Thedinga.
Usener, Domanski und Krause in Betracht.
Porphyrios: Lucas Holsten, De vita et scr. P., in der Vorrede zu
seiner Ausgabe pori^hyrianischer Schriften, Romae 1630, Cantabrig. 1655, auch
Fabric.-Harles, Bibl. Gr. tom. 5 p. 725 ff. C. L'llmann, Parallelen aus den
Schriften des Porph. zu neutest. Stellen, Theol. Stud. u. Krit. 5 (1832), 376—394.
Brandis, Abh. d. Berl. Akad. d. Wiss., phil.-histor. KL. 1833, 279 ff. Gustav
Wolff , über das Leben des Porph. u. über die Abfassungszeit seiner Schriften,
bei der Ausgabe der Schrift De philos. ex orac. haur., Berlin 1856, S. 7 — 13, 14
bis 37. Über seine Bedeutung innerhalb des Neuplatouismus: N. Bouillet,
Porphyre, son role daus l'ecole neoplatonicienne, sa lettre ä Marcella, traduite en
fr., Extr. de la Revue crit. et bibliogr., Paris mars 1864, über sein Verhältnis
zum Christentum: H. Kellner in der von Kuhn herausg. Theol. Quartalschr. 47
(1865), 60 — 102. — Jak. Bernays, Theophrastos' Schrift über Frömmigkeit, ein
Beitrag z. Religiousgeschichte, mit kritischen und erklärenden Bemerkungen zu
Pörphyrios' Schrift über Enthaltsamkeit, Berlin 1866. Ad. Schäfers, De Porph.
in Plat. Tim. commentario, Bonn 18(38, Diss. Zu den aus Kyrill ausgezogenen
Fragmenten, die in zwei Handschriften erhalten sind, s. Diels, Comment.„Honnens.
in hon. Buecheleri et Useneri 1873, p. 61 ff.. Doxogr. S. 11, Anm. 1. Über Por-
phyr, als Geschichtsschreiber der Philosophie Diels, Dox., s. dort den Index.
Herrn. Schrader, Zu den Fragmenten der (fi'/.ooorfog hzooia des P., Arch. f.
Gesch. d. Philos. 1 (1888), 359 — 374. A. Georgiades, nsgi tojv y.azo. Xoiaxm-
rojv u:Too.-Taoiiurcov tov Jloocfvoiov, ir Aeujüa 1891, Erlanger Diss. (z. T. Plagiat
nach ZeUer)! A. J. Kleffner, Porphyrius, der Neuplatoniker u. Christenfeind,
Paderborn 1896. W. Purpus. Die Anschauungen des Porphyrius über die Tier-
seele, Ansbach 1899, Erlanger Diss. Fr. Börtzler, Porphyrius' Schrift von den
Götterbildern, Erlangen 1903. Diss. Über eine syrische Vita des Pörphyrios
handelt A. Baumstark in den Philol.-hist. Beitr. C. AVachsmuth zum 60. Geburtstag
überr., Leipzig 1897, über syrische Kommentare., zur Etaaycoy}'/ des P. derselbe,
Aristoteles bei den Syrern (s.o. S. 41'') S. 133 ff. Über Apollonios, den Lehrer des
Pörphyrios E. Hefermehl im Anhange des Artikels Menekrates v. Nvsa u. di&
Schrift vom Erhabenen, Rhein. Mus. 60 (1905), 283—303. — H. Krause, De
Zu § 80. Porphyrios. Zu § 81. larablichos u. die syrische Schule. 2'2i*
Porphyrii conimixtis quaestionibus in des Verf. Studia Neoplat. Kap. 2 S. 12 ff.
<Auch* die folfrenden Kapitel der Arbeit kommen für Porphyrius in Betracht).
F. H eseler, Zu P.' Schrift 'Acfooiiai .-roö; tu foijzü, Kreuznach 1909, Pr. (gegen
Mommerts Ausgabe gerichtet). A. Delatte, Un legög '/.öyo-; pythagoricien (zur
Pythagorasvita d. P.). Rev. de philol. B4 (1910), 175—198. K. Praechter, in: Ge-
nethliakon, Berl. 1910, S. 122 ff. (über P." allegorisierende Interpretationsmethode).
J. Bidez, Vie de P. le philosophe n^oplatonicien, Gand. Leipz. 1913. W. ßous-
set. Zur Dämonologie der späteren Antike, Arch. f. Eeligionswiss. 18 (1915),
134 ff. S. auch R. Keitzen stein, Historia Monachorum und Historia Lausiaca
{Forsch, zur Relig. u. Liter, des Alten u. Neuen Test., N. F. Heft 7), Gott. 191(>,
S. 98 ff. u. ö. Zu P." Schrift gegen die Christen s. ferner U. v. Wilamowitz-
Moellendorf f , Zeitschr. f. neutestam. Wiss. 1 (1900), 101 ff., C. Schmidt o. S.220^
und diesen Grundriß 11^" S. 138.63*. Kritisch-exegetisches u.a.: E. Bethe, Philol.
47 (1889), 554 f. (zu de antro nvmph.). G. Schepss, Blätter f. d. Gymnasialschidw.
29 (1893), 116 f. W. Kroll, Rhein. Mus. 52 (1897), 286—289. H. Diels, Hermes
33 (1898), 334 f. G. Lehnert. Rhein. Mus. 55 (1900), 112 ff. O. Crusius, Philol.
59 (1900), 315 f. Fr. ßoll, Philol. 66 (1907), 12. R. Reitzenstein, Zwei reli-
^ionsgesch. Fragen S. 80, 1; 92, 2; 95. H. Usener, Rhein. Mus. 58 (1903), 347.
L. Radermacher, Rhein. Mus. 63 (1908), .533. P. Corssen, Berl. philol.
Wochenschr. 1911. 1390; 1912, 733. C. Frick, Wochenschr. f. klass. Philol.
1912, 809, 1. P. Shorey, Class. philol. 6 (1911), 351 f. A. Dieterich. Mithras-
liturgie - S. 63. 68, 1. — Für die Zusammenhänge zwischen Porphyrios, lam-
büchos, Cornelius Labeo, Arnobius, Macrobius, Praetextatus, Proklos. Joannes
Lydos sind (außer der S. 220"* genannten Arbeit von Fr. Börtzler) Fr. Xiggetiet,
De Cornelio Labeone, Münster 1908, Diss., Car. Reinhardt, De Graecorum
theol. cap. duo, Berol. 1910, S. 94 ff. und B. ßoehm, De Corn. Lab. aetate,
Königsb. 1913, Diss., S. 30, sowie die zu lamblich (unten § 81) und Macrobius
(unten § 85) anzuführenden Arbeiten von Wissowa und Traube zu vergleichen.
Für P.' philologische und historische Schriften sei auf Christ-Schmid II*
•S. 678 ff. verwiesen.
Zu § 81. lamblichos und die syrische Schule.
larnblichos: G. F.. Hebenstreit, Diss. de lamblichi, philosophi Syri,
doctrina Christianae religioni, quam imitari studet, noxia, Lips. 1764. R. Her-
cher, lamblich. .t. zfjg yiy.onäyov doißLujriy.fjg eiauvor/fj;, Hermes 6 (1872), 59
bis 67. Fr. Blass, Commentatio de Antiphonte sophista lamblichi auctore, Kiliae
1889. Univ.-Schr. H. Pistelli, lambüchea, Studi ital. di filol. class. 1 (1893),
25—39. Fr. Hultsch, Erläuterungen zu dem Berichte des lambl. über die
vollkommenen Zahlen, Nachr. d. Ges. d. Wissensch. zu Gott., phil.-hist. Kl. 1895.
246—255. K. Praechter, in: GenethUakon, Berlin 1910, S. 108 f. (äußere
Schulgeschichte), 113 ff. (lamblichs phUosophischer Charakter und allegorisierende
Methode). lamblichs Schrift Ilegi Seon-: G. Wissowa (s. S. 229* zu § 85 unter
Macrobius). L. Traube, Varia libamenta critica, Monach. 1883, Diss.
Fr. Börtzler (s. S. 220* unter Porphyrios). F. Niggetiet, De Cornelio
Labeone, Münster 1908, Diss., S. 46ff. K. Reinhardt (s. oben). Protreptikos :
I. Bv water, Journ. of philol. 2 (1869), 55 ff . H. Usener, Rhein. Mus. 28
(1873), 400 = Kl. Sehr. III S. 19. R. Hirzel, Hermes 10 (1875), 61 ff.
H. Diels, Arch. f. Gesch. d. Philos. 1 (1888), 477 ff. P. Hartlich, De
exhort. etc. S. 241 ff. E. Badstübner (s. unter Seneca S. 184*) S. 9 f.
H. Mutschmann, Divisiones quae vulgo dicuntur Aristot. p. XXXIX.
S. Ei t rem, Varia (darin über das pvthag. Svmbol bei lambl. Protr. S. 118 P.),
Nord. Tidskr. f. filol. 3. R. 18, 50 f f . Pythagorasvita: Ch. Michel (zu vit.
Pvth. 255), in: Melanges Havet, Paris 1909, S. 279. A. Delatte (zu vit. Pvth.
2.04—264), Rev. de l'instr. publ. en Belg. 52 (1909), 90—97. Weiteres oben S. bl*.
Theologumena arithmeticae : E. Pistelli, Studi ital. di filol. class. 5 (1897), 425
bis 428; 11 (1903), 432. W. H. Röscher, Philol. 60 (1901), 82. R. Laqueur,
Hermes 42 (1907), 530—532. De mysteriis Aeyyjytiormn : Meiners, Comment.
soc. Gotting. 4 (1782), 50 ff . Harless, Das Buch von den ägyptischen Mysterien,
München 1858. Heinr. Kellner, Analyse der Schrift des lamblichus de my-
steriis als eines Versuches, eine Aviss. Theol. des Heidentums aufzustellen, Theol.
Quartalschr. 49 (1867), 359—396. Car. Rasche, De lambHcho libri qui inscribitur
•de mysteriis auctore, Monast. Guestf. 1911, Diss. Textkritische Beiträge:
222* LiteratiuTerzeichiiis.
W. Kroll. Philol. 53 (1894), 423; Rhein. Mus. 52 (1897), 289 (zu lambl. h. Stob-
ecl. I, 376, 5; II, 173, 8; 175, 20; 176, 1). Th. Gomperz, Sitz. d. Wien. Akad.
134 (1896), 2. Abb. S. 2 (zu Protr. S. 97, 2. 21; 98, 24; 100, 13; 104, 4 Pist.).
H. van Her werden, Mnem. 27 (1899), 390 (zu lambl. b. Stob. fl. 5, 48
|.5, 64 M.]); S. 395 (zu lambl. b. Stob. ecl. I, S. 363, 11; 367, 6; 378, 21). I. Bv-
water, Journ. of philob 31 (1910),.. 197 ff. — G. Mau, W. Kroll, Art. lamblichos
3 bei Pauly-Wissowa-Kroll. — Über den Anonymus lamblichi s. oben § 31a,
über lambiichs Lehrer Änatolios Zeller, Philos. d. Gr. III 2* S. 7:>6 Änm. 1
und Riess, Artikel Anatolius 12 bei Pauly-Wissowa.
Tfieocloros von Asine: Zell er III 2* S. 783.
Sopntros: Frid. Focke, Quaestiones Plutarcheae, Monast. 1911, Diss.,
S. 57 ff.
Dexippos: Ad. Busse, Der Historiker und der Philosoph Dexippos,.
Hermes 23 (1888), 402—409.
Über Theodoros von Asine, üexipjws und Sopatros s. auch Praechter in:
Genethliakon, S. 108 f.
Zu § 83. Die perg'amenisehe Schule. Über die geschichtliche Stellung und
den Charakter der Schule handelt K. Praechter in: Genethliakon, S. 109 f. 117 f.
Für ihre einzelnen Mitglieder (außer dem zweiten Hierios und Hilarios) sind
alle aus den antiken Nachrichten zu gewinnenden wesentlichen Tatsachen bei
Zeller III 2 * S. 787 ff. vermerkt. Für Aidesios vgl. auch Freudenthal,
Art. Aidesios 4, für Chryaanthios und Eusebios Kroll, Art. Chrysanthios und
Eusebios 35, für Diogenes Hartmann, Art. Diogenes 31, im Hierios den Lehrer
des Maximus und einen von ihm wohl zu unterscheidenden xireiten Hierios sowie
für Hilarios Praechter, Art. Hierios 8 und 9, Hilarios 1 bei Pauly-Wissowa-
Kroll. Weitere Literatur ist hier nur für Julian, Sallust und Eunapios zu ver-
zeichnen.
Julian: Gibbon in C. 22—24 seines Geschichtswerkes. Gust. F. Wig-
gers, De Jul. apostata diss., Rostock 1810,., und in der Zeitschrift f. d. histor.
Theol. 7 (1837), 115 — 158. Aug. Neander, Über den Kaiser Julian und sein Zeit-
alter, Leipzig 1812, 2. Aufl., Gotha 1867. H. Schulze, De philos. et moribus Jul.,
Stralsund 1839, Pr. W. S. Teuf fei. De Jul. imp. Christianismi coutemtore et
osore, Tübingen 1844, Hab.-Schr. David Friedr. Strauss, Julian der Ab-
trünnige, der Romantiker auf dem Thron der Cäsaren, Mannheim 1847, auch in :
Gesamm. Schriften I (1876), 177—216. Auer, Kaiser Julian der Abtr., Wien
18.55. Wilh. Mangold, Jul. der Abtr., Vortrag, gehalten in Marburg, Stuttg.
1862. Carl Semisch, Jul. der Abtr., ein Charakterbild, Breslau 1862.
Fr. Lübker, Kaiser Julians Kampf und Ende, Hamb. 1864. J. F. Alph. Mücke,
Flav. Claud. Jul. nach den Quellen, IL .Abt. (Julians Leben u. Schriften), Gotha
1868. A. XaviUe, J. l'Apostat et sa philosophie du polytheisme, Neuchatel 1877.
F. Rode, Gesch. der Reaktion J.s gegen die christl. Kirche, Jena 1877, Diss.
Vgl. Baur, Die christl. Kirche vom 4.-6. Jahrhundert, S. 17—43, und Phil.
Schaff, Gesch. der alten Kirche, Lpz. 1867, §§ 136 und 141 (auch in der
Zeitschrift f. die bist. Theol. 37 [1867], 425-444). G. Schwarz, De vita
et scriptis J. imperatoris, Bonn 1888, Diss. King, J. the emperor, London
1888. F. Cumont, Sur rauthenticite de quelques lettres de Juhen (Recueil d.
trav. publ. par la fac. d. philos. et lettr.), Gand 1889. L. Bartenstein, Zur
Beurteilung des Kaisers Julianus, Bayreuth 1891, Pr. F. Cumont, Fragments
ineditsde Julien, Rev. de philol. 16 (1892), 161-166. Dazu R. Förster, Rhein.
Mus. 49 (1894), 168. F. C(umont), Les lettres de JuUen au philosophe Eusta-
thios, Rev. de l'instr. publ. en Belgique 35 (1892), 1—3. W. Schwarz, Julian-
studien, Philol. 51 (1892), 623—653. K. Praechter, Dion Chrysostomos als
Quelle Julians, Arch. f. Gesch. d. Philos. 5 (1892), 42—51. J. R. Asmus, Theo-
dorets Therapeutik und ihr Verhältnis zu J., Byz. Zeitschr. 3 (1894), 116—145.
A. Gardner, Julian philosopher and emperor and the last struggle of Paga-
nisme against Christianity, Lond. 1895. J. R. Asmus, J. u. Dio Chrysostomus,
Tauberbischofsheim 1895, Pr. W. C. France, The Emperor Juhan's Relation
to the New Sophistic and Neo-Platonism; with a Study of bis Style, Lond. 1896,
Diss. von Chicago. J. R. Asmus. Ein Bindeglied zwischen der pseudojustinischen
Zu § 82. Die pergamenische Schule. 228*
Cohortatio ad Graecos und Julians Polemik gegen die (4aliläer (Dion Clirys. or.
12), Zeitschr. f. wiss. Theol. 40 (1897), 268-284. J. G. Branibs, Studien zu
den Werken Julians des Apostaten, I, Eichstiitt 1897, Pr.; II, ebenda 1899, l'r.
J. Bidez et Fr. Cumont, Recherches sur la tradition nianuscr. d. lettres de
l.'emper. Julien, Bruxelles 1898. W. Vollert, Kaiser J.s religiöse und philos.
Überzeugung, Gütersloh 1899 (in: Beiträge zur Förderung christlicher Theologie,
3. Jahrg. ti. Heft). E. Cochet, J. l'apost., Montauban 1899. P. Allard,
Julien T'Apostat, 3 Bde., Paris 1900—1903. G. Negri, L'inineratore Giuliano
l'Apostata, Milano 1901, 3. ediz. 1914. E. Müller, Kaiser Flav. Claud. Jul.,.
Hannover 1901. R. Asmus, Jiüians Brief an Dionvsios, Arch. f. Gesch. d.
Philos. 15 (1902), 425—441. Derselbe, Julians Brief an Oroibasios, Philol. (il (1902),
577—592. Derselbe, Julians Brief über Pegasius, Zeitschr. f. Kirchengosch. 2:i
(1902), 479—495. Derselbe, Julians Galiläerschrift im Zusammenhang mit .'meinen
übrigen Werken, Freiburg i. ß. 1904. Pr. Derselbe. Die Invektiven des Gregorius v.
Nazianz im Lichte der Werke des Kaisers J., Zeitschr. f. Kirchengeseh. 31 (1910),
325 — 367. M. Landau, Kaiser J. u. sein Reformheidentum, Beil. zur AUgem.
Zieit. 1903 Nr. 198. 199. C. Parsons, Sir Julian the Apostate, London 19(J3.
L. du Soraraerard, Jul. l'Apostat, Rev. des deux mondes 29 (1905), 619 — ()55.
Schulte, Das Verhältnis von Theodorets Therapeutik zu den Schriften Kaiser
JuHans, Theol. Quartalsschr. 88 (1906), 492 f. Georg Mau, Die Religionsphilo-
sophie Kaiser Julians in seinen Reden auf König Helios und die Göttermutter.
Mit einer Übersetzung der beiden Reden, Leipzig und Berlin 1907. C. Gladis^
De Themistii Libanii Julian! in Constantium orationibus, Breslau 1907, Diss.
.Ich. Geffcken, Kaiser Julianus und die Streitschriften seiner Gegner, Neue
Jahrb. f. d. kiass. Altert, usw. 21 (1908), 161—195. J. Geffcken, Der röm..
Kaiser J., Preuß. Jahrb. 146(1911), 1—22. C. Barbagallo, Giuliano l'Apostata,
Genova 1912. Joh. Geffcken, Kaiser Juhanus (Das Erbe der Alten, Heft 8),
Leipzig 1914. S. auch Barner oben S. 33*. Exegetische, text- und quellen-
kritische u. ä. Beiträge veröffentlichten ferner: P. Thomas (zu den Briefen),
Rev. de l'instruct. publ. en Belg. 32 (1889), 149-152; (zu ep. 16, S. 495, 10'
Hertl.), Mnem. 18 (1890), 403. F. Cumont (zum Misopogon 444, 8 u. 436, 13),
Rev. de l'instr publ. en Belg. 32 (1889), 82—84. O(tto) C(ru8ius) (zum 8. Br.),
Philol. 55 (1896), 38. Th. Gomperz (zur 6. Rede S. 201 b), Sitzungsber. d,
Wiener Akad. 139 (1898), 1. Abh. S. 7. Mansion (Überlieferung der 8. Rede).
Rev. de l'instruct. publ. en Belg. 41 (1898), 246—255. E. Sonneville (Be-
nutzung Plutarchs), ebenda 42 (1899), 97—101. J. Bidez, Rev. d. l'instr. publ.
en Belg. 44 (1901), 1*7 — 181. Derselbe, Notes sur les lettres de l'empereur J.^
Bull, de l'Acad. roy. de Belg., classe d. lettr. 1904, 493— .506. A. Platt, Class. rev.
17 (1903), 150-152 (1. Rede); 18 (1904), 21 f. (Misopogon): 19 (1905), 156-159
(Reden U.Briefe); Class. quart. 3 (1909), 289 f. (Briefe). R. Äsmus (zur 4. Rede),
Rhein. Mus. 63 (1908), 627—631 — dazu A. Brinkmann ebenda 631 — ; (zur
5. Rede),ebenda 64 (1909), 318-336; (zum 59. Briefe), Philol. 71 (1912), 376 bis
389; (zum 3.' u. 35. Br.), ebenda 72 (1913), 115—124. K. Praechter (zur 4. Rede),
Rhein. Mus. 68 (1913), 153 f. A. Puech, Jul. et Tertullien, Didaskaleion 1 (1912),
48— ,53. P. Shorey (zur 5. Rede), Class. phUol. 8 (1913), 229. S. auch R. As-
mus, Philol. 65 (1906), 410 ff. (Physiognomonisches). Ältere Beiträge von
Cobet, Naber, Hertlein, Klimek u. a. s. bei Engelmann- Preuß und Kluß-
mann. — Zu den Bildnissen Julians: S. Rein ach, Un portrait authentique de
l'empereur J., Revue archeol. 38 (1901), 337 — 359. G. Negri, L'iraperatore
Giuliano l'Apostata, s. oben. E. Michon, La pretendue statue de J. l'Apost. au
Mus. du Louvre, Revue archeol. 39 (1901), 259-280. Rieh. Delbrück, Zeit-
schr. f. bild. Kunst, N. F. 14 (1902), 17—21. P. Allard, L'iconographie de
Julien l'Apost., Revue des questions historiques 31 (1904), 580 — 586. Vgl. auch
E. Babelon, Acad. des inscript. 31. Jan. 1902 (über einen geschnittenen
Stein mit dem Bilde Julians); L'iconographie monetaire de .7. l'Apost., Rev.
numismat. 1903, 130—163. S. auch Spyr. P. Lambros, Byz. Zeitschr. 1 (1892),
194. P. H, Webb, Numism. chron. 1910, 238. — Julian in der schönen Lite-
ratur: Rieh. Förster, Kaiser J. in der Dichtung alter und neuer Zeit, Studien
zur vergl. Literaturgesch., 5 (1905), 1—120. Dazu Nachträge von R. F. Arnold
und K. Kipka, Studien zur vergl. Literaturgesch. 5 (19(35), 330—336, und von
R. Asmus, Wochenschr. f. klass. Philol. 1905, 833 ff. R. Asmus, Schiller u,
Julian, Zeitschr. f. vergl. Literaturgesch. 17 (1909), 71—114. Derselbe, Eichen-
dorffs „Juhan", Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 21 (1908), 634—662. —
224* Literaturverzeichnis.
S. mich die Berichte über d. zweite Sophistik im Jahresb. üb. d. Fortschritte d.
klass. Ahertumswissenschaft.
Sallustios: E. Passamonti, La dottrina dei miti di Sallustio filos. neo
phit., Eeudiconti dell' Accad. dei Lincei, Cl. di sc. mor., stör, e füol., ser. 5, vol. 1
;1892). 643—664. Derselbe, Le dottrine mor. e relig. di S. filos. neopl., ebenda
< 12- 727. F. Cumont, S. le philosophe, Revue de philol. 16 (1892), 49— .56.
G. Muccio, Studi per un" edizione critica di S. filosofo, IStudi ital. di filol.
elass. 3 (1895), 1 ff . Derselbe, Osservazioni su Sallustio filosofo, Studi ital. di fil.
class. 7 (1899), 45—73 (dazu Wendlaud, Berl. philol. Wochenschr. 1899.
1409 ff. Praechter, Wochenschr. f. klass. Philol. 1900, 182 ff.). Über die
Persönlichkeit des S. und den Zweck seiner Schrift Zeller III 2*, 793, I,
L". V. Wilamowitz-Moellendorff, Eurip. Heracl. I (1889). 197; Die griech.
Liter, d. Altertums (Kultur d. Gegenw. Teil 1 Abt. 8 3), S. 282, F. Cumont
(s. oben), Mau, Die Keligiousphilos. Kaiser Julians (s. S. 223" unter Julian),
S. 5 ff . Praechter, Art. Sallustios Neuplatoniker bei' Pauly-Wissowa- Witte.
Eunapios : Altere Ausführungen über Leben und Schriften (von Junius
imd Fabricius) sind in Boissonades Ausgabe dem Texte vorangeschickt.
Y. Lundström, Prolegomena in Eunap. vitas sophist. et philosoph., Skrifter
utgifna af k. humanist. Vetenskaps-Samfundet i L'psala 6, 2 (1897). Derselbe.
Adversaria Eunapiana, Eranos 5 (1903), 45—52. B. Keil. Hermes 42 (1907),
553, 2 (zur Chronologie des E.). K. Meiser, Hermes 45 (1910), 486; 46 (1911).
312 f. Über E. als Sophisten und Historiker Christ- Schmid IP S. 532. 8421
K. M uns eher, Jahresb. üb. d Fortschr. d. klass. Altertums w. W. Schmid,
Art. Eunapios 2 bei Pauly-Wissowa.
Zu § 83. Die athenische Schule. Schuck, Die letzten heidnischen
Philosophen imter Justinian, Jahrbb. f. Philol. u. Pädag. 126 (1892;, 426-440.
P. Tannery, Sur..la periode finale de la philosophie grecque, Rev. philos. 42
(1896), 266 — 287. Über die geschichtliche Stellung und den Charakter der Schule
K. Praechter in: Genethliakon, S. 119 ff. Für ihre einzelnen Vertreter findet
man, was an Positivem über deren Leben, Schriften und Lehren aus der Über-
lieferung zu gewinnen ist, bei Zeller III 2 * S. 805 ff . (wo aber die athenische
und die alexandrinische Schule nicht auseinandergehalten sind) zusammengestellt.
Für Aristokles (17), Asklepiades (35), Asidepigeneia (1), Datnaskios (2), Domninoi>
(4), Hegias (5), Heratskos, Hierios (10) hegen Artikel bei Pauly-Wissowa-Kroll
vor. Über die von Syrian zu Hermog. II S. 56, 21 Rabe erwähnten (neuplaton.J
Philosophen Euagoras und AquUa Br. Keil, Hermes 42 (1907), 548 ff. Den
Kreis des Proklos berührt K. Praechter, Byz. Zeitschr. 21 (1912), 426 ff.,
die Erklärer des platonischen Timaios H. Krause, Stud. Xeoplat. S. 46 ff.
Zur exegetischen Tätigkeit der Schule s. auch O. Immisch, 'ATny.ol ii>]y7]Tat,
Philol. 63 (1904), 31—40.
Syrian: Bach, De Svriano philosopho neoplatonico, part. I., Lauban
1862, Pr. K. Praechter, Gott. gel. Anz. 1903, 513—530.
Domninos: P. Tannery, D. de Larissa, Bull. d. sc. math. et astron.
2. ser. 8 (1884), 288 — 298. Derselbe, Le manuel d'introduction arithmetique du
philosophe D. de Larissa, Rev. d. et. grecqu. 19 (1906), 359—382. Sam. Krauß,
D., a jewish philosopher of antiquitv, Jewish quart. rev. 7 (1895), 270 — 277.
F. Hultsch, Emendationen zu D., Jahrbb. f. klass. Philol. 155 (1897), 507 ff.
Prohlos: A. Berger, Proclus, exposition de sa doctrine, Paris 1840.
Hermann Kirchner, De Prodi neoplatonici metaphvsica, Berol. 1846.
Knoche, Die Schollen des Pr. zu Euklid, Herford 1862. 1865_, Pr. L. Majer,
Proklus über die Petita u. Axiomata bei Eukhd. Tübingen 18(5, Pr. J. Freu-
denthal, Zu Proklos u. d. jüngeren Olympiodor, Hermes 16 (1881), 201—224;
über Abfassungszeit und Reihenfolge der ^Verke des Proklos s. ebenda S. 214 ff.,
über die Lebenszeit des Pr., Rhein. Mus. 43 (1888), 486—493. Joh. Dräseke,
Zwei Bestreiter des Pr., Arch. f. Gesch. d. Phüos. 4 (1891), 243-250.
M. Schneider, Die Hvmnen des Proklos in ihrem Verhältnis zu Nonnos, Philol.
51 (1892), 593—601. E. Diehl, Der Timaiostext des Proklos, Rhein. Mus. 58
(1903), 246—269. J. Bidez, Psellus et le commentaire du Timee de Proclus,
Eev. de phüol. 29 (1905), 321—327. M. Alten bürg. Die Methode der Hypo-
Zu § 83. Die athenische Schule. 225*
thesis bei Piaton, Aristoteles u. Proklos, Marburg 1905, Diss. U. v. Wilamo-
witz-Moellendorf f , Die Hymnen des Proklos und Synesios, Sitz. d. Berl.
Akad. 1907, 272—295. Friedr. Stein, De Prodi chrestomathia grammatica
quaestiones seleetae, Bonnae 1907, Diss. (für die Identität des Verfassers der Chresto-
mathie mit dem Neuplatoniker, auf den auch die JTQo/.syofiEva Tiegl xcojuodiag II
Kaibel zurückgehen; vgl. auch G. Kai bei. Die Prolegomena jisqI x<o/itoSiai,
Abh. d. Ges. d. Wiss. zu Gott., philol.-hist. Kl., N. F. Bd. 2, Nr. 4, Berlin 'l898,
Kap. 3: Die Chrestomathie des Proklos u. ihre Quellen; Kap. 4: Prokl. über das
Drama). O. Immisch, Beitr. zur Chrestomathie des Pr. u. zur Poetik d. Alter-
turas. Festschr. Th. Gomperz darg., Wien 1902, S. 237-274. Zu Procl. in Eucl.
vd. auch P. Tannery, Rev. de philol. 22 (1898), 93—97, K. Tittel, Rhein.
Mus. 56 (1901), 408 ff., Nicolai Hartmann, Des Prokl. Diadochus philos.
Anfangsgründe der Mathem.atik nach den zwei ersten Büchern des Euklid-
kommentars dargestellt, Marb. 1909, Habilitationsschr. (Philos. Arb. her. v.
Cohen u. Natorp, 4. Bd. 1. Heft), H. Vogt, Zur Entdeckungsgeschichte des
Irrationalen, Bibl. mathem. 14 (1914), 9—29. — K. Manitius, Des Pr.
Leben u. Lehre, in des Verf. Ausgabe der Hypolyp. astronom. posit. S. 276 ff.
Über das Verhältnis des Proklos zu Pseudo-Dionysius Areopagita handeln:
H. Koch, Proklus als Quelle des Pseudo-Dionysius Areopagita in der Lehre
vom Bösen, Philol. 54 (1895), 438—454; J. Stiglmayr, Der Neuplatoniker Pro-
klus als Vorlage des sog. Dionysius Areopagita in der Lehre vom Übel, Histor.
Jahrb. 16 (1895), 253—273, 721—748 (die Priorität des Proklos ist durch diese
Arbeit schlagend bewiesen). Zur EinAvirkung des Pr. auf die folgende Zeit vgl.
auch H. Siebeck, Über die Entstehung der Termini natura naturans und natura
naturata, Arch. f. Gesch. d. Philos. 3 (1890), 370—378, und diesen Grundriß II i»
(s. dort das Register unter Proklus). — Textkritische Beiträge: P. Tannery,
Rev. d. philol. 13 (1889), 73 ff. (zu in prim. Eucl. elem.). Arthur Ludwich,
Berlin, philol. Wochenschr. 10 (1890), 812 (zu hymn. 7, 51). W. Kroll, Philol.
53 (1894), 416 ff. (zu theol. Piaton., in Parmen., in Tim. und in rempubl.).
L. Raderraacher, Philol. 60 (1901), 493 (zu in remp. II 327, 2; 334, 17).
Georg. Pasquali, Studi italiani di filol. class. 16 (1908), 449 f. (zu in Cratyl.
p. 17, 11 Pasqu.). Derselbe, Una glossa . . . nel comment. di P. al Cratilo, in:
Xenia (Roma), S. 22-23. O. Apelt, Krit. Misz., Eisenach 1901. W. Headlam
Journ. of phUol. 31 (1908), 1 ff. (zu Prokl. Hymn. 2, 12). — Über Proklos'
Timaioskommentar auch K. Praechter, Gott. gel. Auz. 1905, 505 — 535. — Ps.-
Proklos (Briefsteller): C. Denig, Mitt. aus dem griech. Misz. -Kodex 2773 d.
Gr. Hofbibl. zu Darmstadt, Mainz 1899, Pr. Er. Klostermann s. unten
Nachtr. zu S. 197* (Benutzung von Plut. de sera num. vind. durch Proklos),
H. F. Müller s. oben S. 653 Anm. 2.
Marinos: Textkritisch behandeln J. Pflug k, Schedae crit., Gedani 1835,
und A. Nauck, Analecta critica, Hermes 24 (1889), 464 f., einige Stellen.
O. AVeinreich, Hermes 51 (1916), 624—629 (zu c. .32).
Isidoros: Kroll, Art. Isidoros 17 bei Pauly-Wissowa-KroU. Is. wird
berührt durch Asmus' Rekonstruktion der Isidorosbiographie des Damaskios.
S. unter diesem.
. Damaskios: C. E. Ruelle, Le philosophe Damascius, etude sur sa vie
et ses ouvrages, Paris 1861 ; D., son traite des premiers principes, Arch. f. Gesch.
d. Philos. 3 (1890), 379—388, 559—567. Notice des manuscrits de Damascius
jieol aqywv, Rev. de philol. 14 (1890), 135 — 145. A. Ed. Chaignet, Dam., frag-
ment de son commentaire sur la troisieme hypothfese du Parmönide, Seances et
travaux de l'Acad. d. scienc. mor. et polit. 1897, 772 — 812. E. Heitz, Der
Philos. Damascius, Straßburger Abhandlungen zur Philos., Ed. Zeller zu seinem
70. Geburtstag, Freib. i. Br. u. Tüb. 1884, S. 1—24. J. R. Asmus, Zur Rekon-
struktion von D.' Leben des Isidorus, Byzant. Zeitschr. 18 (1909), 424—480 (hier
S. 4241 frühere Literatur); 19 (1910), 265 — 284. Beiträge zu einzelnen Stellen:
A. Nauck, Hermes 24 (1889), 465. Fr. Bucherer, Krit. Beiträge zu D.' Leben
des Isidoros, Wertheim 1892, Pr. W. Kroll, Advers. Graec, Philol. 53 (1894),
424—428. Derselbe, Rhein. Mus. 52 (1S97), 289 (zu I 316, 18 ff. Ruelle).
Th. Gomperz, Sitzungsber. d. Wiener Akad. 134 (1896), 2. Abh. S. 5 (zu I
p. 322 Ruelle). F. Cumont, Rev. de l'instr. publ. en Belg. 1900, 385 f. (zu I
p. 322 Ruelle). A. Ostheide, Zu Damaskios' Vita Isidori § 98 W., BerUner
philol. Wochenschr. 1907, 1182 — 118.']. P; Cor^sen. In Damascii Diadochi
Ueberweg, Grundriß I. p
22ß* Literaturverzeichnis.
Dubit. et Sohlt., Berl. philoL Wochenschr. 1911, 1046 f. Derselbe, In Dam,
Piaton. de orbe lacteo disputationem a loanne Philopono relatam aniniad-
versiones, Rhein. Mus. 66 (1911), 493-499. Kroll, Art. Damaskios 2 bei Pauly-
Wissowa.
Sirnplihios : Jo. Gott 1. Buhle, De Simplicii vita, ingenio et meritis^
Götting. gel. Anz. 1786, 1977 ft. J. Zahlfleisch, Die Polemik des Simplicius-
(Coroll. p. 601—645 des Kommentars, ed. Diels) gegen Aristoteles Phvs. 1 1 — 5
über den Raum dargest., Arch. f. Gesch. d. Philos. 10 (1897), 85—109." Derselbe,
Die Polemik des S. gegen Alexander u. a. in dem Kommentar des ersteren zu d.
aristot. Sehr, de coelo dargest., ebenda 191-227. Derselbe, Einige CoroUarien
des S. in seinem Kommentar zu Aristot.' Physik, ebenda 15 (1902), 186 — 214.
F. Rudio, Der Bericht des Simplicius über die Quadraturen des Antiphon und
des Hippokrates, Bibl. math. 3. Folge, III, 3. J. Zahlfleisch, Variae lectiones
zur Physik E-Z des Aristoteles bei Simplikios. Philol. 59 (1900), 64—89.
K. Kalbfleisch, Griech. Misz. IV, Festschr. f. theod. Gomperz, Wien 1902,
S. 98 f. John E. B. Mayor, Musonius and Simplicius, Class. rev. 17 (1903),
23 f. Gh. "Waddington, Simplicius, in: La philos. anc. et la crit. hist. (s. o.
S. 41*), S. 380 ff. (= Ad. Franck, Dictionn. d. sc. philos. Artikel SimpL).
P. Shorev, On Simpl. de caelo 476, 11 sqq., Class. rev. 19 (1905), 205. Derselbe
(zu de caelo), Class. Philol. 3 (1908), 345. P. Corssen, In S. in Aristot. libr.
de caelo 2, 9 comment., Berl. philol. Wochenschr. 1911, 1143. S. anch G. Rud-
berg zu Diog. v. Apoll, oben S. 47*. Zu Fragmenten des Anaxagoras und des
Eudemos bei Simpl. Zeller, Arch. f. Gesch. der Philos. 5 (1892), 441-444 =
Kleine Schriften II, S. 33- 35.
Zu i? >>J-. Die alexandiinische Schule. Über die geschichtliche Stellung
und den philosophischen Charakter der Schule K. Praechter in: Genethliakon,
S. 110 ff. 144 ff. Das Wesentliche, was über Leben, Schriften und Lehrmeinungen
der einzelnen Philosophen festzustellen ist, gibt Zeller III 2* S. 801 ff. 812 ff.
890 ff . 909, 1. 917 ff. (doch sind hier die Alexandriner nicht als eine besondere
Schule von den anderen Neuplatouikern geschieden). Über Alcxandros (104) von
Lijkopolis, Ammonios (15), Asklepiades (35), AskJepiodotos (11), Asklepios den
Kommentator (5) und Asklepios den Arxt (6), David, Elias (2), Heliodor (13),
Heraiskos, Hermeias (13),.. Hierax (10), Hierokles (18) und Hypalia Artikel bei
Pauly-WissoAva-Kroll. Über die kommentierende Tätigkeit der Alexandriner
K. Praechter, Byzant. Zeitschr. 18 (1909), 520 ff., Genethl. S. 146 ff. S. auch
P. Tannery, Sur la periode finale de la philosophie grecque, Rev. philos. 42
(1896), 266-287. Zur Schulgeschichte F. Schemmel, Die Hochschule von
Alexandria usw. s. oben S. 28*.
Hypatia: Jo. Chr. W^olf f in: Fragmenta et elogia mulierum Graecarum,
quae orat. prosa usae sunt, Gott. 1739. Jo. Ch. Wernsdorf, Dissert. acad.
I— IV de Hvpatia philosopha Alexandrina, Vitembergae 1747—1748. Richard
Hoc he, Hypatia, die Tochter Theons, Philol. 15 (1860), 435—474 (hier S. 438
Anm. 1 u. 2 ältere Literatur). St. Wolf, Hypatia, die Philosophin v. Alexandr.,
. Czernowitz 1879, Progr. H. Li gier, De H^iiatia philosopha et eclecticismi
Alexandrini fine, Dijon 1879, Th^se. Wolfg. AI. Meyer, Hyp. v. Alexandria;
ein Beitrag zur Gesch. des Xeuplat., Heidelberg 1886. Guido Bigoni, Ipazia
Alessandrina, Atti del R. Istituto Veneto di sc, lett. ed arri, tom. 5 serie 6
(1886/87), 397—437, 495—526, 681—710. C. Pascal, Figure e caratteri (darin:
Ipazia), Palermo 1908. K. Praechter, Art. Hypatia bei Pauly-Wissowa-KrolL
Hypatia in Leyende und schöner Litcratttr : H. v. Schubert, H. v. Alex, in
Wahrheit u. Dichtung, Preuß. Jahrbb. 124 (1906), 42—60 (Vergleichung der ge-
schichtlichen Überlieferung über H. mit Kingsleys Roman). Rud. Asmus, Hyp.
in Tradition und Dichtung, Studien zur vergleichenden Literaturgeschichte 7
(1907), 11-44.
Synesios: Aem. Theod. Clausen, De S. philosopho Libyae Pentapoleos-
metropolita, Havniae 1831. Fr. Rees, Der griech. Hymnendichter S. v. Cyr.,
Konstanz 1848, Pr. Fr. Xav. Kraus, Studien über S. von Kyr., Theol. Quartal-
schrift 47 (1865), 381-448, 537—600; 48 (1866), 85—129. Rieh. Volkmann,
S. von Cyr., Berlin 1869 (hier S. V ff. ältere Literatur). C. Schmidt, Synesii
philosophumena eclectica, Hahs Saxon. 1889, Diss. O. Seeck, Studien zu Sy-
Zu § 84. Die alexandrinischc Schule. 227*
nesios, Philol. 52 (1893), 442—483. W. Fritz, Die Briefe des Bischofs Synesius
von Kyrene, Leipzig 1898. Derselbe, Die handschr. Überl. der Ikiefe des Bisch.
Syn., Abh. d. Münch. Akad. philos.-philol. Kl. 23. Bd. (19U9) 2. Abt. (1905), 321-398.
Derselbe, Unechte Synesiosbriefe, Byz. Zeitschr. 14 (1905), 75 — 86. J. R. Asmus,
Synesius und Die Chrysostomus, Byz. Zeitschr. 9 (1900), 85—151 (hier S. 85 Anra.
weitere Syncsiosliteratur). W. S. Crawford, Synesius the Hellen, London 1901.
N. Terzaghi, Sul commeuto di Niceforo Gregora al .Tf^t irv.-rrüov di Sinesio,
Studi ital. di filol. class. 12 (1904), 181—217. Derselbe handelt in mehreren
Aufsätzen (Studi ital. di filol. class. 18 [1910], 32—40; 19 [1911J, 1—7; 20 [1913J,
450—497; Didaskaleion 1 [1912], 11 — 29) über Fragen der Überlieferung und die
Vorarbeiten zu der von ihm geplanten Ausgabe der kleineren Werke, sowie
(Didaskaleion 1 [1912], 205—225, 319—360) über die rhythmischen Klauseln in
diesen Werken. U. v. Wilamowitz-Moellendorf f , Die Hymnen des Proklos
und Synesios, Sitz. d. Berl. Akad. 1907, 272—295. J. Geffckcn, S.' qa'/.aHoiag
syxcoLiiov, in: Kynika u. Verwandtes S. 149 — 151. B. SoUert, Die Sprichwörter
(u. sprichwörtl. Redensarten) bei Syn. von Kyr. I. IL, .\ugsburg 1909. 1910, Pr.
Alb. Hauck, Welche griech. Autoren d. klass. Zeit kennt u. benützt S. v. Cyr.?
Friedland in Meckl. löll, Pr. G. Grützmacher, S. v. Kyr., Leipzig 1913.
G. Baracconi, L'ultimo grand' uomo della Cirenaica, Nuova Antologia 48
(1913), 288-296. P. Maas, Hesychios,^ Vater des S. v. Kyr., Philol. 72 (1913),
450 f. A. Ludwig, Die Schrift .Tfgt ivvjTvüov d. S. von Kyrene, Theologie u.
Glaube, Jahrg. 7, Paderborn 1915. S. auch Norden, Die antike Kunstprosa I,
S. 405. Textkritische Beiträge: A. Xauck (zu epist. 154, p. 291 d), Hermes 24
(1889), 462. P. Klimek, Kritische Bemerkungen zum Texte der prosaischen
Schriften des Synesius, Breslau 1891, Pr. S. A. Naber, Mnem. 22 (1894), 93 bis
124. W. G. Headlam, Emendations and explanations, Journ, of philol. 30
(1907), 308 f. Zu Syn. enc. calv. 19, p. 1197 D Migne s. W. Schmid, Philol.
65 (1906), 558 ff. — Vgl. auch Grundriß II '« S. 77* f.
Hierokles: A. Elter, Zu H. d. Neuplat., Rheki. Mus. 65 (1910), 175—199.
H.' wahrscheinliche Beeinflussung durch christliche Lehren behandelt K. Praech-
ter, Byz. Zeitschr. 21 (1912), 1—27, seinen philosophischen Standpunkt überhaupt
derselbe, Art. Hierokles 18 bei Pauly-Wissowa- Kroll.
Hermeias: Zur Chronologie des H. und seiner Söhne P. Tannery, Bull,
d. sc. math. et astroii. 19 (1884), 319 ff. — M. Schanz, Zu Herm., Hermes 18
(1883), 129—136. Ch. E. Ruelle. Note sur un passage du N^oplat. H. relatif
ä la musique (p. 107 Ast), Rev. de philol. 14 (1890), 123—126. K. Praechter
fzu p. 48, 3 f. 70, 4 Couvr.), Hermes 46 (1911), 480. Über H.' Phaidrosexegese
derselbe, Art. Hermeias 13 bei Pauly-Wissowa-Kroll. S. auch J. R. Asmus,
Byz. Zeitschr. 18 (1909), 455 f.; 19 (1910), 271.
Atnmonios : Den sprachphilosophischen Abschnitt im Kommentar zu
Aristot. n:eQl sQi.np-Eius p. 34, 10 ff. Busse beleuchtet R. Reitzenstein, M. Terent.
Varro u. Joh. Mauropus v. Euch. S. 24 f.
loannes JPMloponos: A. E. Haas, Über die Originalität der physika-
lischen Lehren des Johannes Philoponus, Biblioth. mathem. 3. Folge 6, 337—342.
P. Tannery. Notes critiques sur le traite d'astrolabe de Ph., Rev. de philol. 12
(1888), 60— <'3. S. auch Baumstark in: Philol.-hist. Beiträge C. Wachsmuth
überr., Leipz. 1897, S. 148 ff.; Aristot. bei den Syrern vom 5.-8. Jahrb.. Leipz. 1900,
S. 156 ff. (Kommentar zur £'('öayc/j;'?; des Porph.; Bedeutung für die orient. Tradition i,
und P. Tannery, Sur laperiode finale de la philos. grecque, Rev. philos. 42 (1896),
272-275. L. Radermacher, Philol. 59 (1900), 177. 185 (zu de aet. mundi p. 54,
24; 108, 6; 233, 13). K. Burkhard, Auszüge aus Philoponus als Randbemerkungen
in einer Nemesiushandschrift, W^iener Studien 34 (1912), 135 ff. A.Brinkmann
(zur Textkritik von de opif. mundi und zum Stil des Autors), Rhein. Mus. 67
(1912), 611 ff. W. Crönert. Philol. 61 (1902), 176 f. 190. — Über Ph.'
grammatische Schriften s. Christ-Schmid IP S. 883 f., und Krumbacher,
Gesch. d. byzantin. Liter.^ S. 581, über seine christlich-theologische W^irksamkeit
Ehrhard bei Krumbacher a.a.O.S.51. 53. — Gu dem an, Artikel loannes (No. 21)
Philoponus bei Pauly-W^issowa-KroU und dazu W'. Kroll ebenda. — Vgl. aiich
den Jahresbericht über die das Verhältnis der Kirchenväter zur griechischen
Philosophie betreffende Literatur (oben S. 24*), das Generalregister zur Byzantin
Zeitschrift Bd. 1—12 unter Philoponos loannes und diesen Grundriß II *"
228* Literaturverzeichnis.
S. 176. 81*. — Pg.-Philoponos (Busse, Comment. in Aristot. Graec. vol. 4, pars 1,
p. XXXVIII): Cr. Mercati, Rhein. Mus. 69 (1914), 415-416. — Ps.-P/nlopouos
= loannes niedicus Alexandrinus des 7. Jahrh. : Val. Rose, Hermes 5 (1871),
20.5 ff.
Olympiodovos: J. Freudenthal, Der Laertier Diogenes u. O.s Prolego-
mena, in des Verf. Hellenist. Studien 3, Berlin 1879, S. 304 f. Derselbe, Zu
Proklus und dem jüngeren 0., Hermes 16 (1881), 201 — 224. E. Maass, O. de
itineribus Piatonis, Philol. Unters, her. von A. Kießling u. U. v. Wilamowitz-
Moellendorff, 3. Heft, Berlin 1880, S. 136f. L. Skowronski, De scholiis O.,
in: Comment. philol. in honorem A. Reifferscheidii, Breslau 1884, S. 54 ff. Der-
selbe, De auctoris Heerenii et O. Alex, scholiis cum universis tum iis singulis
quae ad vitam Piatonis spectant capita selecta, Breslau 1884, Diss. K. Praechter,
Olympiodor und Kedren, Byzant. Zeitschr. 12 (1903), 224-230. Derselbe, Olym-
piodor und Synkellos, ebenda 15 (1906), 588 f. W. Capelle, Die Alexander-
zitate bei O.i in: Xäoixe^, Berlin 1911, 220—248. • K. Fuhr, Demosthenes
in 0.8 Phaidonkommentar, Berl. philol. Wochenschr. 1914, 29. Zum Texte:
J. Freudenthal, Hellen. Studien 3, 315 f. C. G. Cobet, Mnem. 11 (1883),
350. 386; 12 (1884), 148. 282. 292. Ch. E. Ruelle, Rev. de philol. 13 (1889),
154. P. Shorey, Class. PhUol. 8 (1913), 90. S. auch V. Rose, Hermes 5
(1871), 206. A. Baumstark in: Philol. -histor. Beitr. C. Wachsmuth überreicht
S. 148 ff. K. Praechter. Gott. gel. Anz. 1904, 374-391. O. vielleicht Christ:
Tannery. Arch. f. Gesch. d. Philos. 1 (1888), 316, 1; Sur la p^r. finale (s. S. 227*)
S. 277. Zu Xorvins Ausg. d. Phaidonkommentars vgl. J. L. Heiberg, Nord,
tidskr. for fUol. 4. R. 5, 15 ff. W. Xorvin, Ol. fra Alexandria og hans Com-
mentar til Piatons Phaidon, Kobenhavn og Kristiania 1915.
David: Missak Khostikian, David der Philosoph, Leipzig 1907, Berner
Diss. K. Praechter, Götting. gelehrt. Anzeig. 190S, 209—239; Hermes 46
(1911), 3l6f.
Stephaiios von Alexandreia: H. üseuer, De Stephane Alexandrino,
Bonn 1879, Pr., vollständig Bonn 1880 = Kl. Sehr. III 247-322. Derselbe,
in: Monum. German. histor.; auctor. antiquiss. tom. 13, Berlin 1898, S. 362 ff.
A. Baumstark, Aristot. bei den Syrern S. 181 .ff. Ps.-Stephcnios : Riess, Art.
Alchemie bei Pauly-Wissowa S. 1349 f.
Alexandras von Lykopolis: A. Brinkmann in der Praefatio seiner
Ausgabe (über Person und Zeit S. XII ff.). O. Bardenhewer, Gesch. der alt-
kirchl. Lit. III S. 1U2 f. K. Pre achter, Byz. Zeitschr. 21 (1912), 9 ff.
AsMepiodotos : R. As raus, Der Neuplatouiker Asklepiodotos d. Gr.,
Arch. f. Gesch. d. Medizin 7 (1914), 26—42.
Xeinesios: Marg. Evangelides, Zwei Kapitel aus einer Monogr. über
X. u. seine Quellen, Berlin 1882, Diss. K. J. Burkhard, Die handschrifthche
Überlieferung von Xemesius nsoi qrvosoi? dvdoo'j.rov, Wiener Studien 10 (1888), 93
bis 135; 11 (1889), 143—152, 243-267; Zu Xemesius. Wiener Studien 15 (1893i,
192—199; 26 (1904), 212—221; Scholia verbis X. adiecta e cod. Dresd., Serta
Harteliana, Wien 1896, 84—88; Krit. u. Sprachl. zu X., Wiener Stud. 30 (1908),
47 — 58; Joh. v. Damask. Auszüge a. X., Wiener Eranos zur 50. Philologen vers.,
Wien 1909, 89 — 101 ; Zur Kapitelfolge in X. .t. qvoscog drdgw.-rov, Philol. 69
(1910), 35—39. L. Dittmeyer, Zur vetusta transl. des X., ßl. f. d. Gymnasial-
öchulwesen (bayer.) 24 (1888), 454 f. J. Dräseke, Apollinarios in den Anfüh-
rungen des X., Zeitschr. f. wissensch. Theol. 29 (1886), 26 — 36. E. Teza, La
Xatura dell' uomo di Xemesio e le vecchie traduzioni in italiano e in armeno,
Atti del R. Istituto veneto di scienze, lettera ed arti ser. 7 tom. 3 (1892), 1239
bis 1279. Derselbe, Xemesiana. Sopra alcuni luoghi della ., Xatura dell' uomo''
in armeno, Rendic. della R. Accad. dei Lincei, cl. di scienze mor.. stör, e füol. ser. 5
vol. 2 fasc. 1 (1893), 3 — 16. Cl. Baeumker, Die Übersetzung des Alfanus von
Xemesius Usoi civoeo}; dri/oco.Tor, Wochenschr. f. klass. Philol. 13(1896), 1095 — 1102.
D. Bender, Untersuchungen zu Xemesius von Emesa, Heidelberg 1898, Diss.
Boleslaus Domaiiski, Die Lehre des Xemesius über das Wesen der Seele.
Münster i. W. 1897, Diss. Derselbe. Die Psychologie des Xemesius, Münster
1903 (hier S. VII ff. über das Leben des X., die Ausgaben von .t. q-va. avi)o. u.
Literatur über X.). A. Zanolli, Osservazioni sul codice Marciano di Xemesio,
Zu § 85. Die Neuplatoniker des lateinischen Westens. 229*
Riv. di filol. 34 (1906), 472—476; Osserv. sulla traduz. armena dcl -t. 7 ('o. d>i}Q.
dl N., Giorn. della Societa Asiat. Ital. vol. 19. Über das Verhältnis des X. zu
seinen Quellen s. M. Pohlenz, De Posidonii libris .lEgi .Tto^wv, Jahrbb. f. klass.
Philol. Suppl. 24 (1898), 597 ff. H. Krause, Studia Neoplat., besonders Cap. 4
(S. 37 ff.): De Piatonis apud Nemesium memoria atque de fontibus capitum 5 et
88 Nemesii. W. \V. Jaeger, N. von Emesa, Berlin 1914 (wichtig für die philo-
soph. Entwickelung von Poseidonios bis Nemesios). Über das Verhältnis des N.
zu Aineias von Gaza Sikorski, De Aenea Gazaeo (s. 0. S. 217*) S. 41. N. wird
berührt durch die Streitfrage über die Bedeutung des Aramonios Sakkas für den
Neuplatonisraus. S. oben die Literatur zu Ammonios Sakkas. Vgl. auch Grund-
riß II»» S. 172 f. 78*.
Joannes Lydos: Über ihn s. im allgemeinen Christ-SchmidlP S. 849 ff.
Über seine Beziehungen zu anderen Vertretern neuplatonisch-antiquarischer Ge-
lehrsamkeit vgl. die zu lamblichos (S. 221*), Cornelius Labeo und Macrobius (§ 85)
angeführten Arbeiten von VVissowa, Traube, Börtzler, Niggetiet und
ßoehm, zu Philosophie und Religion E. Norden, Agnostos Theos, S. 58 ff. 80 ff.
Bruchstilch Tf]? Xaoixkeiat f.Q i.ir}VEv f.ia USW.: Oldfather, Philol.
67 (1908), 457 ff.
Zu § .S5. Die Xeuplatoniker des lateinischen Westens. Über ihre ge-
schichtliche Stellung und ihren philosophischen Standpunkt K. Praechter in:
Genethhakon, S. 113. 154, über die einzelnen Vertreter Zeller III 2 * S. 919 ff.
Für Albinus (5), Boefhius (3), Chalcidius, Co)-nelius (168) Labeo und Favonnis (2)
Eidogius Artikel bei Pauly-Wissowa. Vgl. auch Schanz, Gesch. d. röm. Lit. IV
und Teuffel-Kroll-Skutsch, Gesch. d. röm. Lit. III, diesen Grundriß II
und Cl. Baeumker (oben S. 217*). S. ferner F. Bitsch, De Platonicorum
quaestion. quibusd. Vergilianis, Berol. 1911, Diss.
Cornelius Labeo: G. Kettner, C. L., Pforta 1877, Pr. W. Kahl,
C. L., Philol. Suppl. 5 (1889), 717—807. J. Muelleneisen, De C. L. frag-
raentis, studiis, adsectatoribus, Marb. Catt. 1889, Diss. Fr. Niggetiet, De C. L.,
Münster 1908, Diss. Weiteres Wissowa, Art. Cornel. (168) Labeo bei Pauly-
Wlssowa. Gegen Kahl K. Praechter, Jahresber. über die Fortschr. d. klass.
Altertumsw. 96 (1898 I) S. 104 und B. Boehm, De C. L. aetate (darin Kap. 2:
Quid de L. studiis philosophicis statuendum sit), Regimonti 1913, Diss. (hier
S. 5 ff . Geschichte der Labeofrage). W. A. Baehre.ns, Corn. Lab. atque eius
commentarius Vergilianus, Gent u. Leipzig 1918. Über die Lebenszeit s. jetzt
Kroll u. Baehrens oben S. 674 Anm. 1.
Chalcidius : A. Gercke. Ch. und Ps.-Plutarch, Rhein. Mus. 41 (1886), 269 ff.
B. W. Switalski, Des Chalcidius Kommentar zu Piatos Timaeus (Beitr. zur Gesch.
d. Philos. d. Mittelalt., her. von Baeumker und v. Hertling, Bd. 3, Heft 6), Münster
1902. D. Tamilia, De Chalcidii aetate, Studi italiani di filol. class. 8 (1900),
79 f. G. Borg hör st, De Anatolü fontibus, Berl. Diss. 1905, S. 26 ff. E. Stein -
he im er, Untersuchungen über die Quellen des Ch., Aschaffen bürg 1912, Würz-
burger Diss. und Pr. des Gymn. zu Aschaffenburg. S. auch Skutsch unter
Favonius Eulogius. W. Kroll, Art. Ch. bei Paulv-Wissowa. Einfluß des Ch. auf
das Mittelalter: Cl. Baeumker (s. oben S. 217*) S. 9 ff .
Marius Victorinus: H. Usener, Anecd. Holderi S. 59 (dazu Sam.
Brandt, Philol. 62 [1903J, 623—625). G. Koffmane, De M. V. philosopho
Christiano, Vratisl. 1880, Diss. G. Wissowa, De Macrob. Saturn, fönt. S. 41
(dagegen Fr. Niggetiet, De Corn. Lab. S. 50 f.). G. Geiger, C. Marius Victo-
rinus Afer, ein neuplaton. Philosoph, 1. II, Metten 1887/8. 1888/9, Pr. P. Mon-
ceaux, L'Isagoge Latine de M. V., in: Melanges Havet, Paris 1909, S. 289 ff .
Vettius Agorins Praetextatus : Q. Aurelii Svmmachi quae supersunt
ed. O. Seeck (Mon. Germ, bist., auct. antiqu. 6, 1^, Berol. 1883, S. LXXXIII ff.
Fr. Niggetiet, De Conielio Labeone S. 58 ff. J. Nistler, V. A. Pr., Klio
10 (1910), 462-475.
Macrobius: H. Linke, Quaestiones de M. SaturnaHorum fontibus.
Vratisl. 1880, Diss. Derselbe, Über M.' Komm, zu Ciceros Somn. Scip., Philol.
Abh. M. Hertz zum 70. Geb. dargebr., Berlin 1888, S. 240-256. G. Wissowa.
230* Literaturverzeichnis.
De AI. ^aturnalioruin fontibus capita tria, Vratisl. 1880, Diss. Derselbe, Analecta
Macrobiana, Hermes 16 (1881), 499—505. Derselbe, Athenaeus und Macrobius,
Nachr. d. Gott. Ges. d. Wiss., philol.-hist. Kl., 1913, 325—337. Die in den beiden
erstgenannten Arbeiten Wissowas behandelten Beziehungen des M. zu lamblich
u. a. werden auch berührt in den oben S. 221*. 229* angeführten Arbeiten von
L. Traube, F. Börtzler. F. Niggetiet, K. Keinhardt und B. Böhm.
M.' Verhältnis zu Anatolios bespricht G. Borghorst, De Anatolii fontibus (Berl.
1905) S. 38 ff., sein Verhältnis zu Apollodor Rob. Münzel, De ApoUodori .t. dscor
libris (Bonnae 1883), Kap. 2. — R. Reitzen stein, Zwei' religionsgesch. Fragen
S. 58. 1; 80, 1. U. v. Wilamo w itz- Moellendorf f , Hermes 37 (1902), 303 f.
S. Eitrem, Nord. Tidskr. f. Filol. 4. R. 3, 55. F. Bitsch a. a. O. S. 21 ff.
Matth. Schedler, Beiträge z. Philosophie des M., Freiburg 1913^ Diss., voll-
ständig unter dem Titel: Die Philosophie des .M. und ihr Einfluß auf die
Philosophie des christlichen Mittelalters, in: Beiträge zur Gesch. der Philosophie
des Mittelalters, Bd. 13, H. 1, Münster 1916. H. Skassis, De Macrobii placitis
philosophicis eorumque fontibus, Athen 1915. Für Macrobius' Einfluß auf das
Mittelalter s. namentlich auch ("1. Baeumker, oben S. 217*.
Favonius Ettloghts: F. Skutsch, Zu Favonius Eulogius und Chal-
cidius, Philol. 61 (1902), 193-200. P. de Winterfeld, Der Satzschluß bei
Favonius Eulogius, Philol. 61 (1902), 623—626. C. Fries, De M. Varrone a
Favonio Eulogio expresso, Rhein. Mus. ,ö8 (1903), 115—125. G. Wissowa, Art.
Favonius 2 bei Paulv-Wissowa. S. auch K. Praechter, Hermes 46 (1911),
407 ff. F. Bitsch a! a. O. S. 9ff.
Martianus Capella: Sieh Teuffei -Kroll -Skutsch § 452 S. 397 ff.
Grundriß II i» S. 190. 84^
BoethUis: Sieh Teuffel-Kroll-Skutsch §478 S. 475 ff. Grundriß II i"
S. 190—193; 84* — 86*. Notiert seien noch: G. Schepss, in: Comment. Woelff-
linianae, Lips. 1891, S. 277—280. G. Lehnert, Eine rhetor. Quelle für B.' Kom-
mentare zu Arist. n. £Ofi)]VEia;, Philol. 59 (1900), 574—577. G. Bednarz, De
svntaxi B. II. III, Striegau 1907. 1910. W. A. Edwards, The last of the
Romans, Class. journ. 7 (1911/12), 252—262. E. Ursoleo, La teodicea di B. in
rapporto al cristianesimo ed al neoplatonismo, Napoli 1910. Greg. A. Müller,
Die Trostschrift des B. ; Beitrag zu einer literarhist. Quellenuntersuchung, Berhn
1912, Gießener Diss. Beziehungen zu Aristoteles' Protreptikos : Bywater, U se-
il er, Di eis, s. oben S. 129* f. zu Aristot. Protr. Beziehungen zu Poseidonios: Bad-
stübner, Beitr. z. Erkl. u. Krit. d. philos. Sehr. Senecas (s. o. S. 179*) S...14f.
Zur Übersetzungsliteratur : S. Kug^as, Ist Holobolos oder Planudes der Über-
setzer der Schrift des Boethius „De dialectica'^ ? Byzant. Zeitschr. 18 (1909), 12» >
bis 126. H. Naumann, Notkers Boethius, Straßfe. 1913 (Quellen u. Forsch, z.
Sprach- u. Kulturgesch. german. Völker 121). K. Schummer, John Waltons
metr. Übers, d. Consol. philos. (Bonner Studien z. engl. Philol. her. von K. D.
Bülbring 6. Heft), Bonn 1914. Kritisch-exegetische Beiträge: C. Brak man,
Sidoniana et Boethiana, Utrecht 1904. D. P. H., Ad Boethium (Cons. philos.
4, 7, 43), Mnem. N. S. 33 (1905), 332. P. Shorey (terminologisch: conversio
per contrapositionem), Class. philol. 8 (1913), 228. Einiges Weitere im Jahresber.
üb. d. Fortschr. d. klass. Altertumsw. 96 (1898 I), 98 f., 108 (1901 I), 201 f. Ein-
fluß auf das Mittelalter: Gl. Baeumker (s. oben S. 217*) S. 9 ff.
Zu 4? M). Die Peripatetiker im dritten Abschnitt der hellenistiseh-
rönilscheu Periode (Peripatetisehe Schule H'. Teil, Fortsetzung zu § 71).
Über Heliodor, Atnmonios, Ploleniaios, Prosenes s. Zeller III 1*, 830, 1.
Gercke, Art. Ammonios 13 bei Pauly- Wissowa.
Anatolios: Zeller III 1^, 830, 2. Hultsch, Art. Anatolios 15 bei
Pauly- Wissowa. Gerh. Borghorst, De Anatolii fontibus, Berlin 1005, Diss.
Über seine christlich-theologische Betätigung Bardenhewer II 191 ff., Jor-
dan 311. 340.
Themistios: Über eine angebliche Paraphrase des Themistios zur ersten
Analytik handelt Val. Rose, Hermes 2 (1867), 191—214, der dieselbe ver-
mutungsweise dem Mönche Sophonias aus dem 14. Jahrhundert zuschreibt.
Über den Kommentar zu den Parva naturalia ebenda und bei Freudenthal,
Zu § 8ü. reripatetik. im 3. Abschn. usw. Zu §87. Kynik. im 3. Abschn. usw. 231*
Ehein. Mus. 24 (1869), 89. 90. Die Frage ist jetzt durch Wendland in der Vorrede
seiner Ausgabe fs. oben S. 365) • entschieden. H. Sehen kl, D. handschriftl.
Überl. d. Reden d. Th., Wiener Studien 2n (1898), 205—243; 21 (1899), 80—115.
225—263; 23 (1901), 14—25. K. Kalbfleisch, Festschr. f. Theod. Gomperz,
Wien 1902, S. 94-96 (zu or. 30 p. 349 a b). L. Möridier, Le phiiosophe The-
mistios devant l'opinion de ses contemporains, Rennes 1906, Thfese. O. Seeck,
Eine verlorene Rede des Themistius, Rhein. Mus. 61 (1906), 554—560, mit ergänzen-
den Bemerkungen von H. Sehen kl, ebenda 560 — 566. C. Gladis, De Themistii,
Libanii, luliani in Constantium orationibus, Breslau 1908, Diss. Gull. Pohl-
schmidt, Quaestiones Themistianae, Münster 1908, Diss. (1. De Th. Piatonis
sectatore. 2. (^uae Th. communia sint cum panegyricis Latinis. 3. Quae Th.
cum Seneca atque epistulae pseudaristotelicae auctore communia sint). Henr.
Scholze, De teraporibus librorum Themistii, Gott. 1911. Diss. J. Scharold,
Dio Chrysost. u. Th., Burghausen 1912, Pr. Vgl. zu Themistios auch A. Elter,
De gnomol. Graec. hist. atque origine comment. ramenta Sp. 13 ff., Norden,
Ant. Kunstprosa I, S. 404. 378, P. Hart lieh, De exhortat. a Graecis Roma-
nisque scriptarum historia et indole S. 326—332, G. Bohnen blust, Beiträge z.
Topos -Tfot (fiUug, Berl. 1905, Bern. Diss., S. 16, Jo. Alpers, Hercules in bivio,
Gott. 1912, Diss., S. 41 ff. H. B. Dewing, Amer. Journ. of Philol. 31 (1910),
321 ff. W. Crönert, Philol. 61 (1902), 176. 190. Testkritisch: G. M. Sakor-
raphos, Mnemos. 20 (1892), 306—310. A. Baumstark, Jahrbb. f. klass. Philol.
21 (1894), 464 ff. K. Denig, Mitt. aus dem griech. Miszellankod. 2773 d. Gr.
Hofbibl. zu Darmstadt, Mainz 1899, Pr. P. Shorey, Cläss. philol. 3 (1908),
447 ff. (z. Paraphr. v. Aristot. Physik). S. auch die Berichte über die zweite Sophistik
im Jahresb. üb. d. Fortschr. d. kl. Altertumswissenschaft.
Bor OS : Zell er III 1*, 831, 3.
Per ipate fische Philosophie bei den Syrern und Araber)} : Ant. Baumstark,
Aristoteles bei den Syrern vom 5.-8. Jahrhundert I, Leipzig 1900. Derselbe.
Oriens Christianus 2 (1902), 212 f. Const. Sauter, Die peripatet. Philosophie
bei den Syrern u. Arabern, Arch. f. Gesch. d. Philos. 17 (1904), 516—533.
Zu § 87. Die Kyniker im diltteii Abschnitt der heilenistisch-röinischeii
Periode (Kynismus IV. Teil, Fortsetzung zu § 69). Zeller III 1* S. 803 f.
E. Norden, Jahrbb. f. klass. Philol. Suppl. 19 (1893), 398 ff. 459.
Maxinios: Joh. Dräseke, Maximus philosophus? Zeitschr. f. wissensch.
Theol. 36 (1893), 290-315. Konr. Lübeck, Die Weihe des Kynikers M. zum
Bisehof von Konstantinopel in ihrer Veranlassung dargestellt, Fulda 1907, Pr.
loann. Sajdak, Quaestiones Nazianzenicae, pars I: Quae ratio inter Gregorium
Nazianzenum et M. Cynicum intercedat, Eos 15 (1909), 18 — 48.
Ueron: Seeck Art. Heron 2 bei Paiüy-Wissowa- Kroll. Sajdak in der
unter Maximos angeführten Abhandlung (Heron nicht, wie auf Grund einer
Angabe des Hieronymus gewöhnlich angenommen wird, mit Maximos identisch).
Salltistios: R. Asmus, Der Kvniker S. bei Damascius, Neue Jahrb. f.
d. klass. Altert, usw. 25 (1910), 504-.o22. K. Praechter, Art. Sali. Kyniker
bei Pauly-Wissowa- Witte.
Einflüsse des Kynismus in dieser Epoche: s. oben S. 156* f. kynisch-
stoische Diatribe. Über Gregor von Nazianz vgl. außerdem J. Sajdak oben unter
Maximos, über Julian und Synesios Praechter und Asmus oben S. 193* unter
Dion Chrys. — Kynismus und Mönchstum: R. Reitzenstein, Hellenist. Wunder-
erz. S. 67 ff. Historia Monachorum und Historia Lausiaca (Forsch, z. Relig. u.
Liter, d. Alten u. Neuen Testam., N. F. Heft 7), S. 256 f. P. Wendland,
Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 37 (1916), 234 ff. Ad. Bretz, Stud. u.
Texte zu Asterios von Amasea (Texte u. Unters, z. Gesch. d. altehristl. Liter.
3. Reihe 10. Bd. 1. Heft), Leipz. 1914, S. 46 ff. 93 ff. u. ö.
Berichtigungen und Nachträge.
I. Berichtigungen.
S. 6 Z. 18 V. u. lies: Theaet. p, 176 B. — Z. 11 v. u. lies: Weyman in:
Festg. — S. 17 Z. 29 v. o. : Nicoles Vermutung, der Papyrustext sei apollodo-
rischen Ursprungs, ist unhaltbar. Vgl. über den Text jetzt C. Robert, Sitz. d.
Berl. Akad. 1914, 806 ff. — S. 18 (unter d) sind die Zeilen 28. 27 v. u. durch
Folgendes zu ersetzen: Ps.-Galen, Hist. philos. c. 7: Diels Doxogr. Gr. p. 603 f.
— Areios Didymos: Diels Doxogr. Gr. p. 69 ff. (über den Unterschied zwischen
der Methode des Areios und der des Aetios S. 73), 447—472; Stob. Ecl. II p. 37,
16—152, 25. — Aristokles bei Euseb. Praep. ev. 11, 3, 1—9; 14, 17—21; 15, 2.
14. — S. 30 Z. 11 V. u. füge man hinzu: Eme Darstellung der philosophischen
Hauptsysteme lieferte auch der im zweiten Jahrhundert nach Chr. lebende Peri-
patetiker Aristokles in seinem zehn Bücher umfassenden Werke IJegi rfdo-
aocfiag, aus dem bei Eusebios Auszüge erhalten sind. — Vor Z. 7 v. u. (vor e)
ist einzufügen: Zu diesen vier Gruppen eigentlicher philosophen- und philosophie-
geschichtlicher Arbeiten gesellt sich eine fünfte, anders geartete: — S. 43 Z. 3
V. 0. ist nach S. 430 Z. 7 ff. v. u. zu berichtigen. — S. 75 Z. 11 und Z. 33 v. o.
lies 72 statt 69. — S. 87 Z. 2 v. o. 1. : vermittelst. — S. 130 Z. 18 ff. v. u. ist
nach S. 302 Anra. 1 zu berichtigen. — S. 143 Z. 20 v. u. I. 84, 16 ff. Hayduck
statt 62. — S. 1(>4 Z. 17 v. u. lies F. K. statt K. F. — S. 170 Z. 9 ff. v. u. ist
nach S. 310 Z. 17 ff. v. u. zu berichtigen. — S, 205 Z. 13 v. u. lies J. (statt
M.) Barthelemy. — S. 512 Z. 20 v. o. 1. Drosihn statt Drohsin.
S. 3* Z. 12 V. o. 1. iMÜBchen statt Zürich. — S. 19* Z. 11 v. u. 1. van
statt von. — S. 37* Z. 8 v. u. 1. 31 statt 21. — S. 41* Z. 9 v. u. 1. F. (statt E.)
Düminler. — S. 57* Z. 15 v. u. 1. H. (statt W.) Mutschmann. — S. 60* Z. 16 f.
v. o. ist statt: Beiheft z. Arch. f. Gesch. d. Phil. 26 (1913) zu lesen: hrsg. von
Leop. Löwenheim, Berl. 1914. — S. 73* Z. 12. 11 v. u. sind die Worte: „Über
das Verhältnis Symposion" zu streichen. (Das platonische Symposion ist
das ältere. Literatur über die Frage S. 92*). — S. 76* Z. 25 v. o. 1. R. de Block.
— S. 77* Z. 24 V. u. 1. scholiis — S. 89* Z. 17 v. o. 1.: 34 (1907), 177-202,
333-344, 418—425. - S. 90* Z. 25 v. o. 1. 28 (1903), 222-240. - S. 90*. 91*
sind die Dialoge folgendermaßen zu ordnen: Menon, Euthydem, Kleiner und
Großer Hippias, Kratylos, Menexenos, Symposion. S. 91* Z. 11 v. u. (Großer
Hippias) fällt fort. — *S. 94* Z. 30. 29 v. u. sind die Worte „von dem also . . .
. . . sein müssen" zu streichen ; vgl. Chiappellis ersten Artikel S. 209. —
S. 97* Z. 23 V. u. 1. Jezienicki. — S. 108* Z. 16 v. u. 1. Nour-. — S. 109*
Z. 3 V. 0. 1. Behncke statt Behnke. — S. 111* Z. 23 v. u. ist nach „Diss." ein-
zufügen: (Abh. z. Philos. u. ihrer Gesch. hrsg. von Benno Erdmann XLIV). —
S. 115* Z. 2 V. 0. ist statt 187 ff. zu lesen 212-233. — S. 119* Z. 8 t. u. lies
1841 statt 1881. — S. 122* Z. 24 v. o. 1 Borgeld. — S. 129* Z. 3 v. o. lies B.
(statt R.) Büchsen schütz. — S. 157* Z. 26 v. o. lies P. (statt F.) v. Gizycki. —
S. 158* haben Phaidros und Zenon von Sidon ihren Platz zu wechseln. —
Nachträge. 233*
S. 163* Z. 18 V. n. lies C. (statt G.) Giussani. — Z. (1 v. u. lies P. (statt F.)
V. Gizycki. — „S. 171* Z. 23 v. o. I. 57 statt 54. - S. 177* vor Z. 19 v. u.
füge man als Überschrift ein: Einiiirhunijoi des Poseidonins. — S. 1S4* Z. 28
V, u. 1. C. (statt H.) Hosiiis. — S. 1J)1* Z. 16 v. u. 1. Drosihn statt Drohsin. —
S. 201* ist Z. 4 V. 0. hinter Z. 6 v. o. zu stellen. — S. 206* Z. 14 v. u. 1. A.
(statt O.) Harnack. — S. 224* Z. 23 v. o. ist hinter „Altertumsw." einzufügen:
149 (1910 III), 161; 170 (1915 I), 167.
II. Nachträge.
S. 17 Z. 8 V. 0. (Corp. medic. Gr.) füge hinzu: Vgl. unten S. 570 Z. 8 v. u.
— Z. 8 V. 0. f. h.: Corpus medicorum Latin, editum consilio et auctoritate instituti
Puschmanniani Lipsiensis, Erschienen I: A. Cornelii Celsi quae supersunt rec.
Frid. Marx, Leipz.u.Berl. 1915. — Z. 12 v.u. f. h.: Tliva^ zwv Seocfgäoiov ßiß/Jojv (Diog.
Laert. 5, 42 — 50) in Useners Analecta Theophrastea = Kl. Sehr. I S. 52—60. —
S. IS (unter c) f. h.: Hippolytos' Werke, III. Bd.: Refutatio omnium haeresium
hrsg. V. Paul Wendland (Die griech. christl. Schriftst. d. ersten drei Jahrb.,
hrsg. V. d. Kirchenväter-Komra. d. K. preuß. Akad. d. Wiss.), Leipz. 1916. —
S. 32 Z. 22 V. 0.: Die orphischen Fragmente Diels Vors. IP S. 175 ff. No. 17
bis 20 auch in: Lamellae aureae Orphicae, ed. commentario instrux. AI. Olivieri,
Bonn 1915 (Kleine Texte No. 133). S.. 75 Z. 19 v. o. hinter lamblichos f. h.:
(Vgl. S. 623, 638 [Ausgaben]). — S. 141. Z. 17 v. u. f. h. : H. Diels, Ein neues
Fragment aus Antiphons Buch Über die Wahrheit, Sitz. d. Berl. Akad.
1916, 931 — 936. — S. 145 Z. 7 v. u. f. h. : Einen syrisch erhalten_en pseudo-
sokratischen Dialog über die Seele veröffentlichte in deutscher Übersetzung
V. Eyssel, Rhein. Mus. 48 (1893), 175—195. — Die unter Sokrates' Namen über-
lieferten Vergleiche (A. Elter. Fvconixa dfioioj/naia, Bonn 1900, Pr.) sind spätere
Fiktion. — S. 145 Z. 3 v. u. f. h. : Nach G. Loeschcke, Das Bildnis des Sokrates,
Sokrates 4 (1916), 593 f. (hier auch Früheres). — S. 165 Z. 5 v. o. f. h. : Unechte
Dialoge und Aspasia-Fragraent nebst Vita: Aeschinis Socratici dialogi tres Graece
et Latine, ad quos accessit quarti Latinum fragmentum; vertit et notis illustr. loa.
Clericus, Amstelodami 1711. — S. 174 Z. 27 v. o. (Diogenesporträt) f. h. : J. Babelon,
Diog^ne le Cynique, Revue numismat. 18, 14 ff. (Bronzemünze). — Z. 21 v. u,
Antisthenesfragment b. Themist. Ji. do^^oecog, Rhein. Mus. 27 (1872), 450 f. Anti-
sthenes' Physiognomonikos : R. Foerster, Script, physiogn. I S. XL CXC. — S. 195
Z. 30 v. o. : Antike Zeugnisse f. Piatons Leben auch in Diels' Vorspkratikern ;
s. dort das Namenregister II 1^ S. 849. — S. 206 Z. 14 f. v. o.: In Übersetzung
von Otto Apelt sind jetzt auch Euthydemos, Hippias I und II, Ion, Alkibiades
I und II, Staat (4. Aufl.), Gesetze, ' Briefe sowie Charmides, Lysis und Mene-
xenos, in Übersetzung von G. Schneider (hrsg. von B. v. Hagen) Laches und
Euthyphron erschienen. — S. 341 Z. 18 v. o. : Sieh auch Diels Vorsokr. II 1*
S. 849 f. — S. 369 nach Z. 5 v. o.: De inundatione Nili. Lateinische
Übersetzung von Tlsgl tfjg xov Nsllov dvaßäoscog aus dem 13. Jahrh. bei Val.
Rose, Aristoteles Pseudepigr. S. 633 ff. = Aristot. qui fereb. libr. fragm.
No. 248. — S. 372 Z. 22 v. o.: Protreptikos s. Gudeman oben S. 492 Z. 15
V. o. — S. 424 Z. 8 V. 0.: Neue meteorologische Fragmente des Theophrast
arabisch und deutsch hrsg. von Gotth. Bergsträsser, mit Zusätzen vorgelegt
von Franz Boll, Sitz. d. Heidelb. Akad,, philos.-hist. Kl., Jahrgang 1918.
9. Abhandl., Heidelberg 1918. — S. 433 Z. 24 v. o. (Bildnis des Chrvsippos)
füge hinzu: P. Wolters, Archäol. Anz. 1917, 117 f. — S. 456 Z. 13 v. u.:
U. V. Wilamowitz-Moellendorff, Kerkidas, Sitz. d. Berl. Akad. 1918, 1138—1164.
— S. 460 Z. 14 V. u. f. h.: R. Philippson, Der Epikureer Timasagoras, Berl.
philol. Wochenschr. 1918, 1072 (Timasagoras identisch mit dem bei Cicero
Lucullus 80 und Aetios 4, 13, 6 S. 403, 22 Diels genannten . Timagoras). Hier
(S. 1073) auch Weiteres über die Schule des Nikasikrates. Über den Epikureer
lolaos Diels. Philodemos Über d. Götter Euch III (s. Text S. 463 unten) Erläut.
S. 46 f., und Philippson a. a. O. — S. 462 (Epikuros) f. h.: J. Tolkiehn, Epiku-
reisches. Wochenschr. f. kl. Philol. 1918, 185 f. — S. 462 Z. 33 v. o. f. h.: Text-
kritisches zu diesem Fragment: P. Maas, Rhein. Mus. 72 (1918), 311. — S. 463
(Hermarchos) f. h.: A. Brinkmann, Rhein. Mus. 71 (1916), 581 ff. — S. 463 Z. 3
V. u. f. h.: S. zu dieser Schrift auch R. Philippson, Hermes 53 (1918), 358—395;
54 (1919), 216 f. — S. 464 Z. 15 v. o. f. h.: Herstcliungsvorschläge bei R. Phi-
234* Nachträge.
lippsou, Hermes 53 (1918), 3S7 ff. — S. J-(>5 (Philodem Ihol rToiij/iuzon'): Chr.
Jensen, Xeoptolemos und Horaz, Abhandl. d. Berl. Akad. Jahrg. 1918, phil.-hist.
Kl. Xo. 14 (Berlin 1919) S. 5 ff. — S. 490 Z. 19 v. o.: Grabepigramm auf Telekles bei
Kaibel, Epigr. Gr. ex lap. coli. Xo. 40. — Z. 7 v. u.: Bruchstück eines Papvrustextes
vielleicht aus der Akademie Üxyrh. Pap. Bd. 6 (1908) Xo. 869. — S. 505 Z. 20'v. o. f. h. :
Vgl. den X'achtrag zu S. 460. — Z. 22 und 15 v. u. (Hermippos und Herakleides
Lembos): Oxyrh. Papyri Bd. 11 (1915) Xo. 1367 (Auszug d. Herakl. L. aus Herm.
über Gesetzgeber, sieben Weise und Pythagoras). — 8. 509 vor Z. 10 v. u. f. h. :
Cato: Fälschlich unter seinem X'amen gehen ,,Disticha Catonis" (s. iS. 187*
Z. 8 V. u.). Ausgaben von G. X^methv*, Budap. 1895. Aem. Baehrens, Poet.
Lat. min. III S. 205—242. Dazu M. Boas, Xeue Catobruchstücke, Philol. 74
(1917), 313-351; 75 (1919), 156—177. Apokryphe Catosentenzen, Berl. phUol.
Wochenschr. 1919, 232—240. — S. 571 Z. 7 v."o. nach „7" füge man ein: 15, 2.
1-14. 15; 1.5, 14.
S. 3* Z. 8 V. 0. (Dessoir u. Menzer;: 4. Aufl.", Stuttg. 1917. — S. 7*
Z. 5 V. 0. (Deußen 1. Bd. 1. Abt.): 3. Aufl., Leipz. 1915. — Z. 30 v. u. (De-
ter-Frischeisen-Köhler): 12. neu bearb. Aufl., Berl. 1918, — Z. 14 v. u.
(Messer): 2. Aufl. 1916. — J. Cohn, Führende Denker. Geschichtl. Einl. in
<1. Philosophie. 3. Aufl., Leipz. Berl. 1917 (Aus X'atur u. Geistes^velt Bd. 176). —
S. 8* Z. 6 V. u.: E. Cassirer, Gesch. d. Erkenntnisproblems, 2. Aufl., Berlin
1911. — S. 9* Z. 10 V. 0.: A. Schmekel, Die positive Philosophie in ihrer
geschichtlichen Entwicklung. 2. Bd.: Isidorus von Sevilla, sein Svstem und
seine Quellen, Berl. 1914 (der 1. Bd. erscheint später). — S. 10* Z. 20 v. u.
lEleutheropulos): 3. Aufl. unter d. Titel: Die Philos. u. d. sozialen Zustände
(materielle und ideelle Entwicklung) des Griechentums, Zürich 1915 (vgl. dazu
W. X'estle, Berl. phUol. Wochenschr. 1916, 1207 ff. 1572 ff.). — S. 12* Z. 2.^
V. 0. (Wundt): 7. Aufl. 1918. — S. 13* Z. 8 v. o.: P. Thormeyer, Philo-
sophisches Wörterbuch, Leipzig 1916. — S. 13* Z. 18 v. u.: H. Bavinck, Ethik
und Politik, Verslagen en mededeel. d. kon. Akad. van wetensch. V 2, 1 (8. X'ov.
1915). — 0. Baumgarten, Politik und Moral. Tübingen 1916. — S. 15* Z. 11
V. 0.: J. J. M. de Groot, Universismus. Die Grundlage der Eeligion und
Ethik, des Staatswesens und der ^Wissenschaften Chinas, Berlin 1918. — Z. 12
V. u. nach „1895" f. h.: 2. Aufl., Stuttg. u. Berl. 1917. — S. 16* Z. 30 v. u.
nach ,,1894-' f. h.: 2. Aufl., Leipz. 1917. — S. 17* Z. 6 v. o.: K. Geldner, Zur
Erklärung des Rigveda, Zeitschr. d. Deutsch, morgenl. Ges. 71 (1917), 315—346.
— P. Deussen, Vedänta, Piaton und Kant, Wien 1917. — P. Schwarzkopff,
Vedantismus u. Unsterblichkeit, Arch. f. Gesch. d. Philos. 31 (1918), 91 — 105. —
Z. 21 V. 0.: A. Hillebrandt. Textkrit. Bemerkungen z. Käthaka- und Prasna-
Upauisad, Zeitschr. d. Deutsch, morgenl. Ges. 68 (1914), 579—582. Derselbe.
Weitere Bemerkungen zu den Upanisads, ebenda 69 (1915), 104—106; 71 (1917),
313 f. — H. Lüders, Zu den Upanisads, Sitz. d. Berl. Ak. 1916, 278-309. —
S. 18* Z. 1 V. o. nach ,.1890'' f. h.: neue Ausg. bes. v. Eich. Schmidt, Münster i. W.
1919. — G. Grimm, Die Lehre d. Buddha. Die Religion d. Vernunft. 2. Aufl..
München 1917. Derselbe. Die Lebenskraft u. ihre Beherrschung nach d. Lehre
d. Buddha, Augsb. 1918. H. Beckh. Buddhismus, Berl. 1916. H. Hack-
mann, Der Buddhismus, 3 TeUe, Halle 1905. 1906; 2. Aufl., Tüb. 1917 (Reli-
gionsgesch. Volksb. 4. H. I/II). — R. O. Franke, Die Buddhalehre in ihrer
erreichbar-ältesten Gestalt (im Dighanikäva). Zeitschr. d. Deutsch, morgenl. Ges.
€9 (1915), 455—490; 71 (1917), 50-98. — H. L. Held, Deutsche Bibliographie
d. Buddhismus, München u. Leipz. 1916. — Fr. Heiler, Die buddhistische
Versenkung, München 1918. — Vavahära u. X^islha-Sutta, hrsg. v. W. Schub-
ring, Leipzig 1918. — S. 20* (§ 6): A. Bert hol et. Die Israel. Vorstellungen
vom Zustand nach dem Tode, 2. Aufl., Tübingen 1914. — J. Schef telowitz,
Der Seelen- und Unsterblichkeitsglaube im A. T., Arch. f. Religionswiss. 19
• 1919), 210-232. — Z. 20 v. u.: A. v. Hess. Die Anfänge der Biograj^hie und
der psychologischen Geschichtsschreibung in der griech. Literatur, Rhein. Mus.
70 (1915), 337—357; 71 (1916), 79—101. — S. 21* Z. 7 v. o.: Philosophen als
Erfinder: W. Schmid, Art. Favorinus bei Pauly-Wissowa S. 2082. Vgl. zur
Literatur irceot tvotjudTmv auch E. Wendling, Hermes 28 (1893), 341. 349. Der
Philosoph als Wetiermacher : Erw. Pfeiffer, Studien z. antiken Sternglauben,
^. 93 ff. Ankläger von Philosophen: W. Schmid, Art. Favorinus bei Paulv-
Wis.sowa S. 2082. — S. 21* (Diog. Laert.): Const. Ritter. Philol. 68 (1909),
Nachtrüge. 235*
334 f. (zu Diog. L. 3, 28); dazu Jul. Czebc, Philol. 75 (1919), 178—182.
E. Howald, Handbücher als (Quellen des Diogenes Laertius, Philol. 71 (1917),
119—130. — S. 2N* Z. 17 V. 0.: K. Hubert, Leben u. Unterricht in d. Aka-
demie, Sokrates 2 (1914), 256—2(53. — W. Bousset, Jüdisch-christlicher Schul-
betrieb in Alexandreia und Rom; Forsch, z. Relig. u. Lit. d. Alten und Neuen
Testaments, N. F. Heft 6 S. 1 ff. (Gott. 1915). — Z. 19 v. o. (G. Bruns): auch
in des Verf. Klenieren Schriften II (Weimar 1882) S. 192-237. — Z. 31 v. o. :
Ulr. Wilcken. Jahrb. d. Deutscheu Archäol. Instituts 32 (1917), 1()2 ff. —
ß. SS* vor Z. 17 V. u. ist einzufügen das umfassendere problem-geschichtliche
Werk von R. Hoenigswald, Die Philosophie des Altertums, München 1917. —
8. 29* Z. 18 V. u.: Hans Keller, Des Weltalls Werden, Wesen und Vergehen
in d. griech. Philosophie, S.-A. aus d. Zeitschr.: Das Weltall, 13. Jahrg. 1913. —
S. 30* Z. 20 V. 0.: O. Weinreich, Triskaidekadische Studien, Gießen 191(5
(Religionsgesch. Vers. u. Vorarb. Bd. 16 H. 1). — Z. 14 v. u.: Fr. Boll, Stern-
glaube und Sterndeutung. Die Geschichte und das Wesen der Astrologie. Unter
Mitwirkung von C. Bezold. (Aus Natur und Geisteswelt Bd. 638.) Leipz. Berl.
1918, 2. Aufl. 1919. Erw. Pfeiffer, Studien z. antiken Sternglauben {Exor/eTa,
Heft 2), Leipz. Berl. 1916 (Eingehende Berücksichtigung der Beziehungen zur
Philosophie). Paul Capelle, De luna, stellis, lacteo orbe animarum sedibus,
Halle 1917, Diss. — S. 31* Z. 9 v. o.: W, Capelle, Berges- u. Wolkenhöheii
bei griechischen Physikern {ZxoiyeTu, Heft 5), Leipz. Berl. 1916. — Alb. Rehm,
Griech. Windrosen, Sitz. d. Münchener Akad. philos. -philol. u. hist. Kl. 1916,
5. Abhandl. Dazu Diels, Deutsche Lit.-Zeit. 1917, 363—366 und W. Ca-
pelle, Neue Jahrb. 43 (1919), 97. — J. van Wageningen, De quattuor
temperamentis, xMnemos. N. S. 46 (1918), 374—382. — Z. 7 v. u.: Seelen-
lehre und Sternglaube: Erw. Pfeiffer, Studien zum antiken Sternglauben
(s. Nachtr. zu S. 30*), S. 113 ff. — S. 33* Z. 6 v. o. (E. Norden): I, 3. Abdr.
1915. — Z. 13 v. o.: R. Philippson, Berl. philol. Wochenschr. 1917. 504.
Vielfach berührt das Verhältnis von Philosophie und Rhetorik W. Schmid,
Die sogenannte Aristidesrhetorik, Rhein. Mus. 72 (1918), 113 ff., 238 ff. ;
s. besonders 243 ff. Man vergleiche auch die Literatur zu den einzelnen für
■die Beziehungen zwischen Philosophie und Rhetorik in Betracht kommenden
Philosophen. — Interesse der Philosophen für Eigennamen: R. Hirzel, Abh. d.
philol.-hist. Kl. d. sächs. Ges. d. Wiss. Bd. 36 Nr. 2 (Leipz. 1918) S. 7. -
Z. 33 V. o. (M. Wundt): 2. Aufl., Leipz. Berl. 1917. — Z. 27 v. u. (H. Gom-
perz), 2, Aufl., Jena 1915. — Z. 8 v. u.: Siegfr. Lorenz, De progressu notionis
ffdav&ocojiiag, Leipz. 1914, Diss. — Z. 4 v. u.: E. Bickel s. S. 186* Z. 26 v. u.
— S. 33* Z. 2 V. 0.: E. Bickel, Das asketische Ideal bei Ambrosius, Hiero-
nvmus und Augustin, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 37 (1916), 4:)7— 474
(hier S. 448 ff. über antike Askese). — Z. 10 v. o. (Dugas): 2. edit., Paris 1914.
— Zi 11 V. o.: Ernst Mever, Der Emporkömmling. Ein Beitrag z. antiken
Ethologie, Gießen 1913, Diss., S. 69 ff.: Die Philosophie. — Wilh. Meyer,
Laudes inopiae, Gott. 1915, Diss. — Z. 17 v. u.: Fr. Wilhelm, Der Regenten-
spiegel des Sopatros, Rhein. Mus. 72 (1918), 374 — 402 (mit reicher Parallelen-
sammlung). — Z. 14 V. u.: W. Nestle, Politik und Moral im Altertum, Neue
Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 41 (1918), 225—244. Vgl. auch W. Nestle,
Berl. philol. Wochenschr. 1917, 449 ff. H. Bavinck und O. Baumgarten
s. Nachtr. zu S. 13* Z. 18 v. u. — H. v. Arnim, s. Nachtrag zu S. 65* Z. 7 v. o.
— Z. 6 V. u.: R. Hirzel, Die Person, Begriff u. Name derselben im Altertum,
Sitz. d. IMünch. Akad., philos.-philol. u. hist. Kl. 1914, 10. Abh. — S. 34*
Z. 10 V. o. : Edw. B. Tylor, Primitive culture. Researches into the development
of mythology, philosophy, religion, language, art and custom, 2 voll., 5. edit.,
Lond. 1913."^ — Die antike philosophische Literatur über die Kulturanfänge be-
rührt auch Wilh. Meyer, Laudes inopiae, Gott. 1915, Diss. — Z. 18 v. o. :
B. Bischof, Die körperl. Erziehung bei den Griechen im Lichte d. griech.
Philosophie, Freudenthal i. Österr. 1911/2, Pr. — Z. 10 f. v. u. : Herausgeber des
Archivs f. Religionsw. ist jetzt O. Weinreich, der Religionsgesch. Vers. u. Vorarb.
L. Malten u. O. Weinreich. — S. 35* Z. 23 v. u. : Den Däraonenglauben berührt
auch Carl Fries, Rhein. Muis. 55 (1900), 28 ff. S. ferner Fr. Andres, Nachtr.
zu S. 37". — Z. 15 V. u.: W. Bousset, Zur Dämonologie der späteren Antike.
Arch. f. Religionswiss. 18 (1915), 134—172. — B. v. Borries. Quid veteres phi-
losophi de idololatria senserint, Gott. 1918, Diss. — S. H. Newhall, Quid de
somniis censuerint quoque modo eis usi sint antiqui quaeritur, Diss. d. Harv.
236* Nachträge.
Univ. 1912'13; Referat: Harv. stud. in Class. philol. 24 (1913), 163 f. — Job.
Geffcken, Der ßilderstreit d. heidn. Altertums, Arch. f. Religionsw. 19 (1919),
286—315. — Conr. Lackeit, Aion, Zeit u. Ewigkeit in Sprache u. Religion
d. Griechen, Köiiigsb. 1916, Diss. — Gillis P: son Wetter, 4>cog. Eine Unter-
suchung über hellenistische Frömmigkeit, zugleich ein Beitrag zum Verständnis
des Manichäisnnis (Skrifter utgil'na af K. Humanistiska Vetenskapssamfundet i
Uppsala 17, 1), 1915. Dazu M. P. Nilsson, Götting. gel,. Anz. 1916, 40 ff. —
S. 36* Z. 17 V. 0.: E. de Faye, Clt-ment d'Alexandrie. Etüde sur les rapports
du christianisme et de la philosophie grecque au II. sifecle, Paris 1898 (Bibl. de
l'Ecole des hautes ^tudes, sciences relig. 11). — S. 37* Z. 26 v. o. : Fr. Andres,
Die Engellehre d. griech. Apologeten d. 2. Jahrh. und ihr Verhältnis z. griech.-
röm. Dämonenlehre (Forsch, z. christl. Literatur- u. Dogmengesch. hrsg. von
Ehrhard und Kirsch, 12. Bd. 3. H.), Paderborn 1914. — M. Dibelius, Die
Christianisierung einer hellenistischen Formel, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert,
usw. 35 (1915), 224 ff. — E. Stemplinger, Hellenisches im Christentum, Neue
Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 42 (1918), 81—89. — R. R ei tzen stein, Historia
monachorum und Historia Lausiaca (Forschungen z. Rel. u. Lit. des Alten und
Neuen Testaments, N. F. Heft 7), Gott. 1916. — Joh. Geffcken, Der Ausgang
d. griech.-römischen Heidentums, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 41 (1918),
93 — 124. — Max Wundt, Der Zeitbegriff bei Augustin, Neue Jahrb. f.d. klass.
Altert, usw. 41 (1918), 32 — 37. — Arbeiten z. Religionsgesch. d. Urchristentums
(Aus d. Forschungsinstitut f. vergleich. Religionsgesch., neutestam. Abt.); s. Nach-
trag zu S. 206* (Hermes Trismeg.). — Christentum und antiker Sternglaube:
Erw. Pfeiffer (s. Nachtrag z. S. 30*), S. 71 ff. — S. 38* Z. 24 v. o. (Norden,
D. ant. Kunstpr.) : I, 3. Abdr. 1915. — S. 39* Z. 17 v. o. hinter „1912" f. h.: Diss.
— Z. 21 V. u.: H. Diels, Zeitschr. f. vergleich. Sprachforsch. 47 (1916), 200 ff.
iivTs/J/eia). — Hans Kramer, .Quid valeat ofwroia in literis Graecis, Gott.
1915. Diss. — Ed. Schwartz, Über den hellenischen Begriff der Tapferkeit,
Straßb. 1915, Rektoratsrede. Vgl. auch S. 137* Z. 7. 8 v. o. {:ivsvi^ia — öyxog).
— Z. 3 V. u. (Trostschriften): R. Philippson, Berl. philol. Wochenschr. 1917,
501 ff. — S. 40* Z. 11 v". o.: AiäXs^ig, o^uUa K. Münscher. Philol. Suppl. 10
(1907), 514. 520 f. — Z. 33 v. o. {Sijnkrisis): A. Brinkmann, Rhein. Mus. 66
(1911), 616 ff. — O. Weinreich, Hermes 50 (1915), 315 f. A. Bretz,
Asterios von Amasea (Texte und Untersuchungen zur altchristlichen Literatur
3. R. 10. Band 1. Heft), Leipzig 1914, S. 46 ff. Vgl. auch S. 4.59 unten
(Meleagros). — Z. 33 v. o. hinter ,. Prodikos" füge man ein : (unten S. 63*),
Kebes (191*), Dion Chr>-s. (194*), Maximos v. Tyros (200*), Pythagoras (206*),
Lukian (215*) und Themistios (231*). — Z. 23 v. u. (Symposienliteratur):
G. Wissowa, Athenaeus und Macrobius, Nachr. d. Gott. Ges. d. Wiss. 1913,
333. — S. 41* Z. 2 v. 0. : Die Diatribe und angrenzende Literaturformen be-
spricht O. Haibauer, De diatribis Epicteti, Leipzig 1911, Diss., S. 3 ff. Vor-
lesungskonzepte (im Unterschiede von den zur Herausgabe bestimmten Literatur-
werken) u. dgl. : W. W. Jaeger, Stud. z. Entstehungsgesch. d. Metaph. d.
Aristot., Berl. 1912, S. 135 ff. K. Gronau, Poseidonios und die jüdisch-christl.
Genesisexegese, Leipz. Berl. 1914, S. 294 ff. W. Bousset, Jüdisch-christlicher
Schulbetrieb in Alexandria und Rom (Forsch, z. Rel. u. Lit. d. Alten u. Neuen
Test. N. F. Heft 6), Gott. 1915, S. 1 ff. — Zur Unterscheidung der Gattungen
ethischer Schriftstellerei bei Seneca Epist. 95, 65 E. Bickel, Rhein. Mus 60
(1905), 543 ff. — Onomologien: A. Elter, De Gnomologiorura Graec. historia
atque origine, Bonn 1893—1897, Univ -Prr. — Chrien: Text S. 184 f. Christ-
Schmid, Gesch. d. griech. Liter. II ^ S. 40. — Eitixelmotiv hiUUieher Dar-
stellung sie eise: P. Wendland, Das Gewand der Eitelkeit, Hermes 51 (1916),
481—485. — S. zu den Literaturformen der Popularphilosophie auch Christ-
Schmid, Gesch. d. griech. Liter. 11^ S. 38 ff. — S. 41* nach Z. 15 v. o. füge
man ein: e. Papijrusfunde philosophischer Werke: A. Körte, Neue Jahrb. f. d.
klass. Altert, usw. 39 (1917), 281 ff. W. Schub art, Einführung in die Papyrus-
kunde, Berlin 1918, S. 472 ff. — Z. 20 v. u. : Th. Bergk, Fünf Abhandlungen
z. Gesch. d. griech. Philosophie u. Astronomie, Leipz. 1883. — S. 43* Z. 20 v. o. :
A. Chiappelli, L'Oriente e le origini della filosofia greca, Atene e Roma 17,
263 ff. und Arch. f. Gesch. d. Philos. 28 (1915), 199 ff. C. Fries, Arch. f.
Gesch. d. Philos. 28 (1915), 162 ff. — Z. 27 v.u.: O. Rossbach, Hesiods
Weltbild und zu seinen neuen Bruchstücken, Berl. philol. Wochenschr. 1917,
1501 ff. — Z. 25 V. u. s. Nachtrag zu S. 32. — S. 46* (§ 10) : Beziehungen
Nachträge. 237*
der pseudohippokratischeu Schriften rtFol öf^wr vSdtMi' töiron', tteqI ior]g
voi'oov, :ieqI (/vawv, negl aaoxöjv zu vorsokratischen Philosophen behandelt
F. Willerding, Studia Hippocratica, Gott. 1914, Diss. Zu Tieol dtahrig
s. S. 50*. — (§11): Die ionische Kosmologie wird mehrfach berührt von
Erw. Pfeiffer, Stud. z. antiken Sternglauben {^^zotxsTu Heft 2), Leipz. Berlin
1916. — (§ 12): Wolf Aly, Ionische Wissenschaft in' Ägypten, Rhein. Mus. 70
(1915), 479 f. — S. 47*: Jos. Dörfler, Über den Ursprung der Naturphilo-
sophie Anaximanders, Wiener Studien 38 (1916), 189 ff. — Fr. Drtina, Eine
Studie über die Philosophie des Anaximandros, Festschr. f. Jos. Kral, Prag 191'{,
S. 1 — 11 (böhmisch). — Z. 9 v. ii. (E. Krause): III. Teil, Auszug a. d. Janus
(Archives internationales pour l'histoire de la m^decine et la g^ographie m^di-
cale), Leiden 1914, IV. und V. Teil, Auszug a. d. Janus 1915 (s. d. Besprechung
V. Fr. Lortzing, Berl. philol. Wochenschr. 1916, 1017 ff.). — S. 48* (Schrift v. d.
Siebenzahl): s. auch Erw. Pfeiffer, Berl. philol. Wochenschr. ]914, 1413 ff. —
S. 50* Z. 13 V. 0. f. h. : Derselbe, Das heraklitische Wirklichkeitsproblem und seine
Umdeutung bei Sextus, Wien l9l4, Pr. Derselbe, Die Bedeutung des Berichtes
bei Sextus für die Heraklitforschung, Wiener Studien 39 (1917), 234 ff. Der-
selbe, Ein Beitrag zum heraklitisch-parmenideiscLen Erkenntnisproblem, Arch. f.
Gesch. d. Philos. 31 (1918), 63 ff. 125 ff. — Gull. Yollgr äff. De duobus He-
racliti fragmentis, Mnemos. N. S. 44 (1916), 423-427; 45 (1917), 166-180. —
Ad. Dyroff, Zu Herakleitos, Berl. philol. Wochenschr. 1917, 1211-1216. -
Ernst Howald, Heraklit und seine antiken Beurteiler, Neue Jahrb. f. d. klass.
Altert, usw. 41 (1918), 81—92. — S. 51*: Zur äußeren Geschichte des Pytha-
goreismus A. Rostagni, Pitagora e i Pitagorei in Timeo, Atti d, R. Accad. delle
scienze d. Torino vol. 49 (1913/4), p. 373 ff. 554 ff . U. Kahrstedt, Hermes 53
(1918), 180 ff. — S. 53* Z. 22 y. o.: ß. Eibern, Die pythagoreischen Er-
ziehungs- und Lebensvorschriften im Verhältnis zu ägyptischen Sitten und Ideen,
Fulda 1916, Bonner Diss. — Fortwirkung pythagoreischer Zahlenspekulation
(Bedeutung der Siebenzahl): O. Weinreich, Triskaidekadische Studien (Reli-
gionsgesch. Vers. u. Vorarb. Bd. 16 H. 1), Gießen 1916, S. 95 ff. — Eva Sachs.
s. Nachtr. zu S. 100*. — S. 55*: Dav. Einhorn, Xenophanes. Ein Beitrag z.
Kritik d. Grundlagen d. bisherigen Philosophiegeschichte. Wien u. Leipz. 1917
(vgl. dazu H. F. Müller, Berl. philol. Wochenschr. 1917, 1545 ff.). Derselbe,
Zeit- u. Streitfragen der modernen Xenophanesforschung. Arch. f. Gesch. d.
Philos. 31 (1918), 212 ff. — S. 56* Z. 13 v. o. : K. Reinhardt,.. Parmenides und
d. Gesch. d. griech. Philosophie, Bonn 1916. — W. Kranz, Über Aufbau und
Bedeutung des Parmenidei sehen Gedichtes, Sitz. d. Berl. Akad. 1916, 1158—1176.
— Hoffmann, Untersuchungen zu Parmenides, Sokrates 4 (1916), 621 (Referat).
— Zum Weltbild des Parmenides: E. Pfeiffer, Stud. z. ant. Sternglauben, S. 117 ff.
— S.*56* (Zenon): M. Schneidewin, Von griech. Trugschlüssen, Sokrates 4
(1916), 193—196. J. Hart, Von den griech. Trugschlüssen, ebenda 342— 345.
— S. 57*: R. B. English, Empedoclean Psychologv, Transact. and Proceed.
of the Amer. Philol. Assoc, Bd. 45 (1914) S. XVI (Auszug). — S. 5S*: Fei.
Löwy-Cleve, Die Philosophie des Anaxagoras, Wien 1917. Vgl. dazu H, F.
Müller, Berl. philol. Wochenschr. 1917,1513 ff. Ä. E.Taylor, On the date of the
trial of Anaxagoras, Class. Quarterlv 11, 81 ff. — W. Capelle, Anaxagoras, Neue
Jahrb. f. d; klass. Altert, usw. 43 (1919), 81—102, 169—198. — S. 60* (Demokrit
[Briefroman]): H. Diels, Hippokratische Forschungen V: Eine neue Fassung
des XIX. Hippokratesbriefes, Hermes 53 (1918), 57—87. — R. Eis 1er ^ Babylon.
Astrologenausdrücke bei Demokrit, Arch. f. Gesch. d. Philos. 31 (1918), 52 — 54.
— Derselbe, Zu D.s Wanderjahren, ebenda 187 ff. — U. v. Wilamowitz-
Moellendorff, Hermes 54 (1919), 49. — S. 61*: C. P. Gunning, De so-
phistis Graeciae praeceptoribus, Amsterdam 1915, Diss. H. Raeder (Was ist
ein Sophist?), Kort üdsigt over det philologisk-historiske Samfunds Virksomhed,
Oktober 1914 bis Oktober 1916, Kopenhagen 1918. Vgl. Berl. philol. Wochenschr.
1918, 1082 f. - H. v. Arnim s. Nachtr. z. S. 65* Z. 7 v. o. — S. 63* (Hippias):
W. Zilles, Hippias aus Elis, Hermes 53 (1918), 45-56. — S. 65* Z. 7 v. o.
(Antiphon): H. Diels, Ein antikes S.ystem des Naturrechts, Internat. Monatsschr.
f. Wissensch., Kunst u. Technik 11 (1916), 81—102. — H. v. Arnim, Gerechtig-
keit und Nutzen in der griech. Aufklärungsphilosophie, Frankf. a. M. 1916,
Univ.-Rede. — Z. 2 v. u. (Herodot und die Sophistik): H. Diels, Hermes 22
(1887), 424. — E. Norden, Kunstprosa S. 27 f. — S. 66* oben {Ewijyides und
die Sophistik): E. Norden. Kunstprosa S. 28 f. — iThnkydidcs): Fr. Rittel-
238* Nachträge.
iiieycr, Thukydidos und die Sopbistik, Borna-Leipz. 1915, Diss. v. Erlangen. —
S. (»0* ff. (Sokratesliteratur): Hoffmann, Der aristophanische Sokrates, Sokratea
4 (191()), 620 (Referat).— P. Hensel,Sokrat es, ebenda 5 (1917). 407. — Fr. Vogel,
Aus den Lehrjahren des Sokrates, ebenda 6 (1918), 10 ff. — P. K. Bizukides,
7/ ^Ixt] Tov ^loxQdrovg, Berün 1918. — Ruppersberg, Der Tod des Sokrates
in juristischer Beurteilung, Das human. Gymn. 29 (1918), 20 — 22 (gegen Jos.
Kohler im „Tag" 1917 Nr. 156). — H. Raeder, Das sokratische Evangelium,
Nord. Tidskr. f. Filol. 4. R. VII 1, 1 ff. — Jul. Stenzel, Zur Logik des So-
krates, 95. Jahresber. d. Schles. Ges. f. vaterl. Cultur, Bresl. 1917. — H. Otter,
De soliloquiis quae in litteris Graecorum et Romanorum occurrunt observationes,
Marburg 1914, Diss. (hier über das sokratische Daimonion). — W. Nestle,
Friedr. Nietzsche u. d. griech. Philosophie, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw.
29 (1912), 563 ff. — H e in r. Hasse, Das Problem des Sokrates bei Friedr.
Metzsche, Leipz. 1918 (dazu W. Nestle, Berl. philol. Wochenschr. 1918, 1057 ff.).
— S. 73* Z. 25 V. u.: W. Gemoll, Wochenschr. f. klass. PhUol. 1917, 964 (zum
Üikonomikos). — W. Bannier, Rhein. Mus. 72 (1918>, 227 (Memor. 2, 1, 30 1).
A. W. Persson, Zur Textgeschichte Xenophons, Lund 1915, Diss. (hier S. 16
bis 51 über die Xenophonpapvri). — (Berücksichtigung Xenophons bei Späteren):
W. Schmid, Rhein. Mus. 72 (1918), 243. W. Gemoll, Hermes 53 (1918), 105
bis 10( (Xenophon bei Clemens Alexandr.). Über Xenophonzitate bei Späteren
handelt A. W. Persson, Zur Textgesch. X.s (s. oben) S. 52 — 158. — W. Ge-
moll, X. und d. Sapientia Salomonis, Wochenschr. f. klass. Philol. 1918, 573 f.
(gegen Benutzung X.s). — S. 76*: Natorp, Artikel Aristippos 8 bei Pauly-
Wissowa. — S. 77*: U. v. Wilamowitz -Moellendorff , Piaton. I. Bd.:
Leben u. Werke, IL Bd.: Beilagen u. Textkritik, Berl. 1919. — (Antike
Berichte über Piatons Leben): E. HoAvald, Philol. 74 (1917), 126 ff. —
S. 78*: K. Hubert, s. Nachtrag zu S. 28*. — S. 80* Z. 12 v. o.: K. Kalb-
fleisch (Galen zu platonischen Schriften, besonders der Politeia), Festschrift
für Gomperz (Wien 1902) S. 96 f. - S. Si* Z. 10 v. u.: H. Schöne, Piatons
unvollendete Tetralogien, Berlin 1900. — S. 83* oben: H. D. Verdam, De
ordtne quo Piatonis dialogi inter se succedunt. ]Mnemos. 44 (1916), 255 — 294. —
S. 8(>*: Jul. Stenzel, Literarische Form und philosophischer Gehalt des plato-
nischen Dialogs, Jahresber. d. Schlesischen Gesellsch. für vaterländische Cultur
1916. — W. Saupe, Die Anfangsstadien der griech. Kunstprosa in der Be-
urteilung Piatons, Weida i. Thür. 1916, Leipz. Diss. — S. 87*: H. Kruse,
Fremde Zusätze in Piatons Apologie, Sokrates 3 (1915), Anh. (Jahresber.). 299
bis 311. — F. Li 1 Ige, Ein rhetorisches Schema in Piatons Kriton, Sokrates 4
(1916), 331—338. — J. Berlage, Crito p. 44 a, Mnem. N. S. 45 (1917), 338. —
S. 88* Z. 16 V. 0. füge hinzu: Der Vortrag liegt in erweiterter Ausführung jetzt
vor: A. Gercke, Eine Niederlage des Sokrates, Neue Jahrb. 41 (1918), 14ä — 191.
— H. Pestalozzi, Zur Auffassung von Pl.s Protagoras, Zürich 1913, Diss. —
S. auch Busse, Sokrates 5 (1917), 536. — (Laches, Definition der äy6oEia\:
A. Kornitzer, Zeitschr. f. d. österr. Gymn. 66 (1915), 937 f. — (Charmides):
H. Rick, Der Dialog Charmides, Arch. f. Gesch. d. Philosophie 29 (1916), 211
bis 234. — S. 89* (Lvsis): M. Pohlenz, Gott. gel. Anz. 1916, 252 ff. H. v. Ar-
nim, Rhein. Mus. 71 (1916), 364 ff. M. Pohlenz, Nachr. d. Ges. d. Wiss. z.
Gott., philol. -hist. Kl., 1917, 560 ff. — H. Mutschmann, Zur Datierung d.
piaton. Lysis, Wochenschr. f. klass. Philol. 1918, 428-431. — (Gorgias): P. Wend-
land. Das Gewand der Eitelkeit, Hermes 51 (1916), 481 ff. (zum Schlußmythos).
— H. Mutschmann, Die älteste Definition der Rhetorik, Hermes 53 (1918),
440 ff. (zu Gorg. 453 a). — S. 90* (Menon): U. v. Wilamo witz-Moellen-
dorff, Sitz. d. Berl. Akad. 1916, 1157. P. Cauer, Pl.s Menon und sein Ver-
hältnis zu Protagoras und Gorgias, Rhein. Mus. 72 (1918), 284—306. E. Metz-
ger, Die mathematische Stelle in Pl.s Menon, Sokrates 7 (1919), Anhang S. 10 ff.
— (Menexenos): Ern. Pflugmacher, Locorum communium specimen, Greifs-
wald 1909, Diss. K. Hude, Les oraisons funebres de Lysias et de Piaton. Det
Kgl. Danske Videnskabernes Selskab. Historisk-filologiske 3Ieddelelser, I 4,
Kopenhagen 1917. — S. 91* (Kratvlos): Ad. Steiner, Die Etvmologien in Pl.s
Kratvlos, Arch. f. Gesch. d. Philos: 29 (1916), 109—132. — S. 93* (Symposion):
H. Weil, Joum. d. sav. N. S. (1908), 308. - S. 94* Z. 2 v. u.: Hirrliers Arbeit
ist in den Jahrbb. f. klass. Philol. Suppl. 23 (1897), 579—678 und als Diss.
München 1898 erschienen. — S. 9ö* (Politeia): A. S. Ferguson, Marriage
Regulations in the Republic (zu Buch 5), Classical Quarterly 10 (1916), 177 ff. —
Nachträge. 239*
H. Holten-Bech tolsheini, (Zu Piatons Staat,) Xordisk Tidskritt for Filologi
4. R. VI 1, 21 ff. — J. L. V. Hartman, Ad. PI. Remp., Mnem. N. S. 45 (1917),
383— 41Ü; 4(5 (1918), 38—52. — G(uil.) Viollgraff), Ad Piaton. de rep. p. 421 c,
Mnem. 46 (1918), 171. S. auch Groag, Nachtrag zu S. 96^ — S. 96* f. (Phai-
dros): E. Groag, Zur Lehre vom Wesen der Seele in Pl.s Phaedrus und im
X. Buche der Republik, Wiener Studien 37 (1915), 189—222. — G. W. Bulter-
M'orth, Clement of Alexandria's Protrepticus and the Phaedrus of Plato, Class.
Quarterlv 10 (1916), 193 ff. — A. Schwind, Der Mvthus in Pl.s Phaidros,
Bayer. Blatt, f. d. Gymnasialschulw. 53 (1917), 25—34. — H. D. Verdam, Quo
tempore Phaedrus Platonicus scriptus sit, ]\Inem. N. S. 46 (1918), 383—402. —
Rieh. Foerster, Pl.s Phaidros und Apuleius, Philolog. 75 (1919), 134—155. —
5. 97* Z. 11 V. 0.:.. Dazu Pohlenz, Gott. gel. Anz. 1916, 272 ff. — S. 9S*
(Theaitet) : Sachs, Über die Komposition von Pl.s Theaetet, Sokrates 5 (1917), 531 f. ;
Zur Entstehung von Pl.s Theaetet, ebenda 535 f. (Referate). — J. H. Anderhub,
Zur Erklärung von Pl.s Theait. p. 147 d, Wochenschr. f. klass. Philol. 1918, 598 f.
— Draheim, Über die Abfassungszeit von Piatons Theaetet, Sokrates 5 (1917),
534. — (Parmenides) : M. Schneidewin, Ein Versuch über die Rätsel des pla-
tonischen Parmenides, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 37 (1916), 379 — 401.
— S. 99* (Politikos): H. v. Arnim, Ein altgriech. Königsideal, Frankf. a. M.
1916, Univ.-Rede. K. Praechter, Plat. Politikos 311 bc, Hermes 52 (1917),
155 f. — S. 100* (Timaios): Eva Sachs, Die fünf platonischen Körper. Zur
Geschichte der Mathematik und der Elementenlehre Piatons und der Pythagoreer
(Philolog. unters, herausg. von A. Kiessling und U. v. Wilamowitz-Moellendorff,
24. Heft), Berlin 1917. Xachu-irlamfjen des Timaios: s. Grundr. 11^" Register
unter Piaton. Cl. Baeumker, Der Piatonismus im Mittelalter, München 1916,
Akad.Festrede, S. 8ff. - L ack ei t, s. oben S. 236* Nachtrag zu S. 35*. - O.Wein-
reich, Aion in Eleusis, Arch. f. Keligionswiss. 19 (1919), 174-190. - S. 103*
oben: J. J. Hartman, De Piatonis qui dicitur priore Alcibiade, Mnem. N. S.
44 (1916), 163—176. — S. 104* (Axiochos): Zur Arbeit Meisters vgl. Rob. Phi-
lippson, Deutsche Lit.-Ztg. 1917, 376-380. — S. 105* (Beiträge zu verschie-
denen Schriften): G. B. Hussev, Archeological notes on Plato, Amer. journ.
of arch. 1900, 176 (zu Svmp. 190'd, Politeia 450b, Phaidros 264c). W. Nestle
(zu Protag. 340 d und Phaidros 230 a), Berl. philol. Wochenschr. 1916, 415 f. —
8. 100*: XV. M. Fr an kl, Dialog: Piaton oder Über die ersten Dinge z. Einf. in
die Methode des Piatonismus, Arch. f. Gesch. d. Philos. 30 (1917), 78—84. —
S. 100* ff. (Beziehungen '.irischen Piaton und anderen Schriftstellern): M. Poh-
lenz, Piaton u. Demokrit, Hermes 53 (1918). 418 ff. — V. Costanzi, Una proba-
bile concordanza tra Tucidide e Piatone, Riv. di filol. 32 (1904), 225—230. —
M. Pohlenz, Aus Pl.s Werdezeit S. 238 ff. (Plat. u. Thukydidesi. — M. Pieper,
PI. u. Thukydides, Sokrates 4 (1916), 617 (Referat). — H. D. Verdam, Quo ordine
Isocratis Busiris, Adversus soj^histas, Helena orationes inter se succedant et quid
Plato ad eas responderit, Mnemos. N. S. 44 (1916), 373 ff. Derselbe, Quid PI.
responderit ad Polycratis orationem in Socratem, Mnemos. N. S. 45 (1917), 189
bis 204 (findet die Antwort nicht im Gorgias, sondern im Hipp. min.,,. Ion, in der
Apologie, im Kriton, Menexenos und Euthyphron). — K. Urban, Über die Er-
wähnungen der Philosophie des Antisthenes in den platonischen Schriften, Königs-
berg 1882, Pr. — Eberh. Richtsteig, Libanius qua ratione Piatonis operibus
usus sit, Lignitziae 1918, Breslauer Diss. — Leo Bayer, Isidors von Pelusium
klassische Bildung, in : Forschungen z. christl. Literatur- u. Dogmengesch., hrsg.
von A. Ehrhard und J. P. Kirsch, XIII 2. Paderborn 1915 (s. dazu K. Fuhr,
Berl. philol. Wochenschr. 1916, li68 f.). — Gl. Baeumker, Der Piatonismus
im Mittelalter, München 1916, Akad. Festrede (hier S. 35 Anm. 16 frühere Lite-
ratur). Derselbe, Mittelalterl. u. Renaissancepiatonismus, in: Beiträge zur Gesch.
der Renaissance u. Reformation, Jos. Schlecht gewidmet, München u. Freising
1917. — J. H. Hanford, A Piatonic passage in Shakespeare's Troilus and
Cressida, Studies in Philology, Chapel HiU, Univers, of North Carolina XIII 2. —
P. Deussen, Vedänta, Piaton und Kant, Wien 1917. — Fr. Boll, Goethe und
Piaton über die Tragödie, Berl. philol. Wochenschr. 1916, 1380 f. — Zu Pl.s Bedeutung
f. d. Gegenwart s. auch H. F. Müller, PL u. d. philos. Propädeutik, Sokrates l
(1913), 65—82. — S. 108* ff.: Fr. Barn 1er, Das Irrationale bei Piaton, Gotha 1916,
Diss. von Erlangen. — 8. 111* (Piatons Logik): Lutoslawski s. oben S. 84*
Z. 6 f. V. o. — Heinr. Maier, Die Syllogistik d. Aristoteles II 2 S. 23 ff. —
Const. Ritter, Ein Kapitel aus der platonischen Logik: die Wortbezeichnung,
240* Nachtrüge.
Wochenschr. f. klass. Philol. 191G, 1187— 1195. Derselbe, Piatons Logik, Philol.
75 (1919), 1 — 07. — Jul. Stenzel, Studien z. Entwickl. d. platon. Dialektik von
Sokrates zu Aristoteles. Arete und Diairesis. Mit einem Anhang: Literar. Form
u. Philosoph. Gehalt des platon. Dialogs. Breslau 1917. — S. 113* oben: Const.
Kitter, Pl.s Gedanken über Gott u. d. Verhältnis der Welt u. des Menschen z.
ihm, Arch. f. Religionsw. 19 (1919), 233—272. — S. 113* ff.: Eva Sachs, Die
fünf platon. Körper (s. Nachtr. zu S. 103*). — Zu den Beziehungen zwischen
Platon und der Medizin M, Pohlenz, Hermes 53 (1918), 405 ff. — O. Wich-
mann, Pl.s Lehre von Instinkt und Genie, Berlin 1917 {Kantstudien, Erg.-H. 40).
— S. 113*: K. Epp, Zur Erkenntnis des u'/.oyov in der Seele bei PI., Basel 1913,
Diss. — S. 117*: W. Schink, Platon und die Frauenbewegung, Sokrates 3
(1915), 432—444. — S. 119* imten: S. J. Warren, Chion, Coberus et Cobetus
in: Sertum Nabericum, Leiden 1908, S. 457—460. — 8. 131*: M. Grabmann,
Forschungen über die latein. Aristotelesübersetzungen des XIII. Jahrhunderts,
Münster i. W. 1916 (Beitr. z. Gesch. d. Philos. d. Mittelalters, hrsg. von
Cl. Baeumker Bd. 17 Heft 5—6). — S. 133* Z. 23 v. ü.: Val. Rose, De Aristo-
telis librorum ordine et auctoritate, Berol. 1854. — H. Di eis, Über die exoteri-
schen Reden d. Aristot., Sitz. d. Berl. Akad. 1883, 477—494 (s. oben Text S. 375).
— In die Fragen der Komposition der Lehrschriften und der Gesch. d. aristot.
Corpus greifen überall ein W. W. Jaegers Studien z. Entst. d. Metaph. (s. oben
Text S. 373 ff.). — S. 133* (Metaphvsik) : Vgl. die Besprechung früherer Arbeiten
bei W. W. Jaeger, Stud. z. Entsteh, d. Metaph. S. 3 ff. (s. oben Text S. 373).
— W. Jaeger, Emendationen z. aristot. Metaph. A — A, Hermes 52 (1917), 481
bis 519. — S. 135* (De mirab. ausc): A. Brinkmann, Ps.-Arist. &avfi. axovofA.
137, 844a 35 ff., Rhein. Mus, 71 (1916), 159 f. — U. v. Wilamowitz-Moellen-
dorff, Hermes 54 (1919), 68 f. (zu c. 49). — S. 137*: R. Meister, Zu Aristot.
Polit. 1288 a 13, Wiener Studien 37 (1915), 368-371. — J. Mesk, Die Buch-
folge in der aristotelischen Politik, Wiener Studien 38 (1916), 250 - 269, —
Ad. Busse, Zu Aristoteles' „Politik", Wochenschr. f. klass. Philol. 1916, 834
bis 838. — (Ökonomik): E. v. Stern, Zur Wertung der pseudo-aristotelischen
zweiten Ökonomik, Hermes 51 (1916), 422—44(3. — S. 138* (Rhetorik an Ale-
xander): P. Wendland, Zu Anaximenes Rhetorik, Hermes 51 (1916), 486-490,
— S. 139* (Poetik): A. Gercke, Aristoteles' Poetik (seit Vahleus Bearbeitung),
Deutsche Literaturztg. 1915, 797—805. — S. 130* Z. 15 v. o. (Peplos): W. Ban-
nier, Rhein. Mus. 72 (1918), 234 (zu Arist. fragm. ed. Rose S. 402, Anthol. ed.
Hiller-Crusius* S, 369), S. 131*: Bas. Michael. Zu Aristoteles, Wochenschr.
f. klass. Philol. 1916, 859-861; 1917, 702 f. (textkritisch zu Stellen der Magn.
]\[oral, und der Metaph.). — M. Wallies, Aristotelea, Berl. philol. Wochenschr.
1917, 1605—1607 (zu den von Bas. Michael behandelten Stellen). -_ S. 133*:
L. Rader m acher, Ein Nachhall des Aristoteles in römischer Kaiserzeit, Wiener
Studien 38 (1916), 72—80. — A. Schneider, Die abendländische Spekulation
■des 12. Jahrhunderts in ihrem Verhältnis zur aristotelischen und jüdisch-ara-
bischen Philosophie, Münster i. W. 1915 (Beitr. z. Gesch. d, Philos. d. Mittelalt.,
hrsg. V. Cl. Baeumker Bd. 17 Heft 4). - S. 134* (§ 48): J. Geyser, Die Er-
kenntnistheorie des Aristoteles, Münster i. W. 1917. — S. ISö* (Entelechie):
_H. Diels, Zeitschr. f. vergl. Sprachforsch. 47 (1916), 200 ff. — S. 136* (Schluß
von § 49) f. h.: Derselbe, Die Gottesidee bei Arist. auf ihren religiösen Charakter
untersucht, Köln 1915. — S. 143*: R. Meister, Aristoteles als ethischer Be-
urteiler des Krieges, Neue Jahrb. f, d, klass. Altert, usw, 36 (1915), 481 — 494, —
S. 145*: Fr. Boll, Goethe und die tragische Katharsis, Berl. philol. Wochenschr.
1916, 886-888, — Z. 7 v. o. (hinter „1912-') f. h.: dagegen H, Fischl, Kennt
Aristoteles die sogenannte tragische Katharsis? Zeitschr, f. d, österr, Gymn. 67
(1916), 504 — 508. — Z. 8 V. 0. : H. Otte, Zur y.üdaooig miß>]fidzcov, Zeitschr. f.
d, österr, Gvmn. 68 (1917), 145 ff. — J, Mesk, Wo hat Aristoteles den Ausdruck
Katharsis erklärt? Wiener Studien 39 (1917), 1 ff. — A. H. R. Fairchild,
Aristotle's Doctrine of Katharsis, Class. Journ, 12, 44 ff, — Ad. Dvrof f , Über
d, aristotelische Katharsis, Berl. philol. Wochenschr. 1918, 615-624; 634-644.
J. J. Hartman, Käüagoig nov n^adtjiidzon', Mnem. 46 (1918), 271-280. —
Pfaff, Die Kädagaig auf Grund der syrisch-arabischen Übersetzung, Sokrates 6
{1918), 361 f. (Referat). — Die aristotelische Katharsisfrage berührt auch E. Ho-
wald, Eine vorplatonische Kunsttheorie, Hermes 54 (1919), 187—207. —
E. Tische, Der Dithvrambos in der aristotelischen Kunstlehre, Bern 1916 (Neu-
jahrsbl. d. Liter. Ges. in Bern auf d. Jahr 1917). — S. 147* (Theophrast) :
Nachträge. 241*
R. Wagner, ,,Der diiinme Kerl" uach Theophrasts Charakteren, Wochcnschr. f.
klass. Philol. 1918, 8ö— 94. — (Aristoxeuos): A. Brinkmann, Ehein. Mus. 71
(1916), 288 (zu 'PvOtnxä aToi^eia S. 270 Mor.). — 11. Pfeiffer, Zu Übersetzungen
der theophrastisfhen Charaktere, Bayer. Blatt, f. d. Gynuiasialschulw. 54 (1918 j,
122 ff. — S. 14.S* (vj 54a): Hans Meyer, Gesch. d. Lehre von d. Keimkräften
von d. Stoa bis zum Ausgang d. Patristik, Bonn 1914. — Gnomische Poesie der
hellenistischen Zeit: G. A. Gerhard, Phoinix v. Kolophon S. 228 ff. Derselbe,
Sitz. d. Heidelb. Akad. 1912 Abhandl. 13, Wiener Studien 38 (1916), 35 ff. —
O. Hense, Rhein. Mus. 72 (1918), 14 ff. — H. W. Litchfield, National
exempla virtutis in Roman literature, Harvard studies in Class. Philol. vol. 25
(Verhältnis der Epikureer [Lucrez] zu Pati-iotismus iind Kosmopolitismus u. ä.l.
— R. Hirzel, Philosophie im Zeitalter des Augustus, bei Gardthausen, Augustus
u. seine Zeit I 3 S. 1296 — 1317. — L. Friedländer, Darstell, aus der Sitten-
gesch. Roms IV ^ S. 283 ff. — P. Tann er y, Sur la p^riode finale de la philo-
soi^hie grecque, Rev. philos. 42 (1890), 266—287. — H. Leisegang, Der
heilige. Geist, Das Wesen und Werden der mystisch-intuitiven Erkenntnis
in der Philosophie mid Religion der Griechen. L Bd. 1. Teil: Die vor-
christlichen Anschauungen und Lehren vom Ttvevfia und der mystisch-
intuitiven Erkenntnis, Leipzig, Berlin 1919. — S. 151* (Antipatros von
Tarsos): M. Wellmann, Hermes 52 (1917), 133 ff. — S. 153*: Unter den
stoisch Beeinflußten uäre noch besonders der Grammatiker und Lehrer Ciceros
L. Aelius Stilo zu nennen. Über ihn G. Goetz, Artikel Aelius 144 bei Pauly-
Wissowa. — S. 153* (§ 57): H. Meyer, Gesch. d. Lehre von den Keimkräften,
s. Nachtr. zu S. 148*. — Zur stoischen Tierpsychologie M. Well mann, Hermes
52 (1917), 130 ff. — S. 154* (§ 58): Aus. Frey, Das Problem der Menschenliebe
{(pdavdoco^ia) in der älteren Stoa, Heiligenstadt (Eichsfeld) 1908, Pr. von Münner-
stadt. — (Diatribe): 0. Haibauer, De diatribis Epicteti, Lips. 1911, Diss. (ab-
weichend von der gewöhnlichen Ansicht über Wesen und Begriff der Diatribe). —
Th. Sinko [Über die sogen, kynisch-stoische Diatribe], Eos 21 (1916), 21 — 63
(polnisch, Referat Wochenschr. ^f. klass, Philol. 1917, 791—793). — S. 156*
(Hedonischer Kynismus): s. auch F. Dümmler, Akademika S, 172 f. 208. 282.
— S. 157* Z. 6 V. 0. f. h.: Asterios von Amasca: Ad. Bretz (s. S. 231* unten)
S. .50 ff. u. ö. — (§ 00): Wilh. Nestle, Bemerkungen zu Epikuros, Berl. philol.
Wochenschr, 1917, 1089—1094. — S. 159*: J, Vahlen, Über d. Proömium des
Lucretius, Monatsber. d. Berl. Akad. 1877, 479-499. - S. 163*: W. A. Merrill,
Proposed Emendations of Lucretius, Univers, of California Public, in Classic.
Philol. 11 No. 12. 255. 256, Berkeley 1914. Derselbe, Criticism of the Text of
Lucretius with Suggestions for its Improvement, ebenda III No. 1. 2, ßerkelev
1916. - H. Di eis, Lukrezstudien I, Sitz. d. Berl. Akad. 1918, 912—939. —
J. Mussehl, Über eine Aporie in der Lehre von den Aggregatzuständen bei
Lukrez (II 444—477), Hermes .53 (1918), 197 ff. — Zu Lucret. 5, 28 ff. W. Ban-
nier, Rhein. Mus, 72 (1918), 234 ff. — S. 164* (§ 62): Rob. Philipps on, Zur
epikureischen Götterlehre, Hermes 51 (1916), 568—608; 53 (1918), 358—395. —
S. 166* Z. 8 V. 0.: G. Paleikat, Die Quellen der akademischen Skepsis (Ab-
handl. z. Gesch. d. Skeptizismus, hrsg. v. A. Goedeckemeyer, Heft 2), Leipz. 1916,
Königsb. Diss. — Z. 23 v. o. (Arideikes): F. Hiller v. Gärtringen, Hermes
54 (1919), 106 f. — S. 168* Z. 7 v. o. (Nachwirkungen Varros) : R. Reeh, De
Varrone et Suetonio quaestiones Ausonianae, Halle a. S. 1916, Diss. — S. 169*
Z. 24 V. u. (zur Dissert. v, H. Uri): R. Philippson, Bei'l. philol. Wochenschr.
1916, 103 ff. - S. in* (Tusc. disp. 3, 34, 81. 83; 5, 32, 89 ff.): R. Philippson,
Berl. philol. Wochenschr, 1917, 503. — S. 173* oben: Th. Birt, Kritische Be-
merkungen zu Cicero De deor. nat. Buch 1, Berl. philol. Wochenschr. 1918, 545
bis 552; 569—576. — S. 173* (Cic. de div.) : E. Norden, Vergils Aeneis
Buch VI^'S. 41 f. — S. 174* (De officiis): R. Philippson (zu 1, 83), Berl.
philol. Wochenschr. 1917, 127 f. — (Consolatio) : Jacob van Wageningen,
De Ciceronis übro consolationis, Groningen 1916; dazu R. Philippson, Berl.
philol. Wochenschr. 1917, 496 ff. — (Hortensius): St an gl, Berl. philol. Wochen-
schr. 1915, 392. — S. 175* (Cic. de invent.): R. Philippson, Berl. philol.
"Wochenschr. 1918, 630 f. — (Cic. de part. orat.): Chr. Jensen, Abh. d. Berl.
Akad, Jahrg. 1918 phil.-hist. Kl. No. 14 (Berl. 1919), S. 46 f. — S. 177*:
W. Kroll, Poseidonios' Ästhetik, Sokrates 6 (1918), 96-98, - H. Mutschmann,
Poseidonios' Ästhetik, Sokrates 6 (1918), 318 f. — G. Rudberg, Forschungen zu
Poseidonios, Upps., Leipz. 1918. — S. 1 ü'fi* (Varro): Vermittlung poseidon, Zahlenlehre
Ueberweg, Grundriß I. q
242* Nachträge.
an Spätere (Gelliiis, Macrobius, Martianus Capella, Censorinus, Augustinus, Favonius
Eulogius u. a.): Schmekel, Philos. d. mittl. Stoa S. 409 ff., Fries u. Praeohter s. S. 180*
unter Adrastos. (Strabou) : Ferd. S trenger, Strabos Erdkunde von Libyen (Quellen
u. Forsch, z. alten Gesch. u. Geogr. hrsg. von W. Sieglin, Heft 28), Berlin 1913
(Vgl. d. Besprechung von W. Capelle, Berl. philol. Wochensehr. 1917, 289 ff.,
321 ff.). — R. Münz, Quellenkrit. Unters, z. Strabos Geogr. mit bes. Eücksicht
auf die poseidonianische Sprachtheorie, Basel 1918, Diss. — S. 179* Z. 6 v. o.
füge man ein: s. aber unten Text S. 673 f. — Nach Z. 21 v. o. f. h.: Verfasser
ron IJsQi i'yovg: Christ-Schmid, Gesch. d. griech. Lit. II* S. 364. —
H. Mutschmann, Tendenz, Aufbau u. Quellen d. Schrift v. Erhabenen, Berlin
1913, S. 69. Derselbe, Hermes 52 (1917), 161 (dagegen Kroll, Sokrates 6 [1918],
96 ff.). — Z. 9 V. u. (Pli7iins): H. Diels, Philodem über die Götter Buch 3 (s.
oben S. 463) Erläuterungen S. 20. — Nach Z. 9 v. u. f. h.: Silius Italiens:
M. Forstner, Silius Italicus und Poseidonios, Bayer. Blätter f. d. Gymnasial-
schulwesen 54 (1918), 79 ff. — S. ISO* (TacüusJ: Tjicitus de Germania erklärt
von A. Gudeman, Berlin 1916. G. Wissowa, Gott. gel. Anz. 1916, -658. —
(Ptolemaiosl : F. Lammert, s. Nachtrag zu S. 202*. — (Maximos von Tyros):
W. Capelle, Arch. f. Gesch. d. Philos. 20 (1907), 1S4, 47. — H. Mutsch-
mann. Sokrates 5 (1917), 189. 191. 194, 1. 195. 196, 1. — (Ailios Aristeides —
sog. Aristddestechne): W. Seh m id. Rhein. Mus. (2 (1918), 249. — (TertitUian) :
E. Norden, Vergils Aeneis Buch Yl'>' S. 41 ff. — Nach Z. 11 v. u. f. h.: Por-
plnjrios : K. Gronau, Berl. philol. Wochensehr. 1915, 143. — Z. 3 v. u. füge
man zu Basileios hinzu: und Gregor von 2\yssa, Z. 1 v. u.: K. Gronau, Berl.
philol. Wochensehr. 1915, 131 ff. Nach Z. 1 v. u. füge man hinzu: Macrobius:
W. W. Jaeger, Nemesios S. 94 f. 135. M. Schedler (s. unten S. 230=-^ Z. 8
V. 0.) S. 23. 101 11. ö. — S. 181* Z. 19 v. o.: W. Kroll, Die religionsgeschicht-
liche Bedeutung des Poseidonios, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 39 (1917),
145—157. — Z. 29 V. u.: Poseid. Auffassung der Naturvorgänge unter dem Ge-
sichtspunkte der Theodizee: W. Capelle, Arch. f. Gesch. d. Philos. 20 (1907),
182 ff. — S. 182* (tiatyros): H. Gerstinger, Satyros' ßio? Evoi:Tidov, Wiener
Studien 38 (1916), 54—71. — (Demetrios von Byzanz): Chr. Jensen, Abhandl.
der Berliner Akademie Jahrgang 1918, phil.-hist. Kl. No. 14 (Berlin 1919), S. 9
Anm. 3. — S. 183* (Cato): A. Barriera, SulF autore e sul titolo dei Disticha
Catonis, Riv. d'Italia 14 (1911), 909-925. S. auch M. Boas, Berl. philol.
Wochensehr. 1919 S. 232 Anm. 3, S. 232 ff. und die dort verzeichneten früheren
Arbeiten von Boas. — (Germanicus) : W. Kroll, Art. Julius No. 138 bei Pauly-
Wissowa-Kroll S. 458 ff. _— S. 185*: Jos. Meuer, Die Buchfolge in Senecas
Nat. quaest., Eumburg i. Österr. 1911, Pr. — S. 186*: J. G. Bering er, Moderne
und antike Willensbildung; ein Beitrag z. Vergleich heutiger Willenspädagogik
mit jener Senecas, Freising 1915, Pr. — J. J. Hartman, De ludo de morte Claudü.
Mnemos. N. S. 44 (1916), 295—314. — J. van Wageningen, Seneca et luve-
nalis. Mnemos. N. S. 45 (1917), 417—429. — Kurt Deissner, Paiüus und Seneca,
Beitr. z. P^örderung christl. Theologie, 21. Bd. 2. H., Gütersloh 1917. — S. 187*:
F. Muller J. fil., Ad Senecae naturales.. quaestiones observatiunculae, Mnemos.
N. S. 45 (1917), 319—337. — H. Dessau, Über die Abfassungszeit einiger Schriften
Senecas, Hermes 53 (1918), 188 ff. — H. Wagen voort H, fil., Quaestiunculae
Annaeanae, Mnemos. N. S. 44 (1916), 149-162; 46 (1918), 216—224. — J. Ber-
lage, Ad Sen. epist. 27, Mnemos. N. S. 46 (1918), 327 f. — S. 188* Z. 3 v. o.
f. h.: O. Rossbach, Art. Annaeus 17 bei Paulv-Wissowa, Z. 24 v. u. (Lucanus):
F. Marx, Art. Annaeus 9 ebenda. — S. 190* (Epiktet) : W. Scher er, Das
Gleichnis, ein Bildungsmittel bei E., Baver. Blätter f. d. Gvmnasialschulw. 53
(1917), 204 ff. — S. Eitrem, Varia, Nord. Tidskr. for Filol. 4. R. VI 2, 81. —
(Hierokles): M. Wellmann, Hermes 52 (1917), 130 ff. - S. 193* Z. 2 v. o.
(Kebes): M. Boas, De Nederlandsche Cebes-Literatur, Tijdschr. voor Boek- en
Bibliotheekwesen. 2. reeks VII (1918). — Z. 9 v. o.: Autor nsol vipovg:
Mutschmann, Tendenz, Aufbau und Quellen der Schrift vom Erhabenen,
Berlin 1913 (zusammenfassend S. 113). — Z. 16 v. o. (Tacitus) : s. Nachtrag
zu S. 180* und Gudeman in der Ausgabe des taciteischen Dialogus, 2. Aufl.,
Leipz. 1914. — S. 193* (§68): E. Ulrich, Die Bedeutung der stoischen Philo-
sophie f. d. ältere christhche Lehrbildung, Karlsbad 1914, Pr. — (Dion Chry-
sost.): s. auch S. 223* Z. 1 v. o. - S. 194* Z. 1 v, o. füge man ein: Derselbe,
La critica omerica presso Dione Crisost., Studi Falletti. Bologna 1916 (nach Berl.
philol. Wochensehr. 1918, 1187). — (Demonax): s. auch Lukian unten S. 214*
Nachträge. 243*
(Jahresberichte) und S. 21.-)* Z. 7 ff. v. u. — S. 19G* Z. 9 v. n.: J. J. Hart-
m a n , De avondzon des heidendoms. Het leven en werken van den Mijze van
Chaeronea, Leiden 1910, 2. Aufl. 1915. Dazu M. Pohlenz, Gott. gel. Anz.
1918, 321-343. — S. 197*: W. Capelle, Philol. ö9 (1910), 264 ff. (zu Plüt.
Quaest. symp.). — Er. Klosterniann , Späte Vergeltung. Aus d. Gesch. d.
Theodizee.' Schriften d. Wissensch. Gesellsch. Straßb., Heft 26 S. 1—45, Straßb.
1916 (zu de sera num. vind.). — Max Schuster, Untersuchungen z. Pl.s Dialog
De sollertia animalium mit besonderer Berücksichtigung d. Lehrtätigkeit Pl.s,
Augsburg 1917, Münchener Diss. — Bas. Michael, Zu Pl.s Moralia (Bernard.
vol. III), Berl. philol. Wochenschr. 1917, 282-288. 313-315. - J. H. W.
Strijd, AdPlut. de ser. num. vind., Mnem. N. S. 45 (1917), 227. 229 f. — U.v. Wi-
lamowitz-Moellendorff, Hermes 54 (1919), 71 f. — S. 198* Z. 13 v. u. f. h.:
= Ges. Abhandl. I 327 ff. — S. 199* (Apuleius): s. R. Foerster, oben S. 239'
Xachtr. zu S. 96*. -- (Celsus): Zell er, Vortr. u. Abhandl. II 202 ff. — S. 200*:
H. Mutschmann, Das erste Auftreten des Maximus von Tyrus in llom,
Sokrates 5 (1917), 185—197. — S. 203* (Klaudios Ptoleraaios): F. Lammert,
Ptolem. jtsqI y.QLtrjoiov xal rjyFjtwriy.ov und die Stoa, Wiener Studien 39 (1917),
249 ff. Derselbe, Zu Ptolemaios, Berl. phil. Wochenschr. 1919, 332-336. —
(Galenos): G. Helmreich, Handschriftliche Verbesserungen zu dem Hippo-
kratesglossar des Galen, Sitz. d. Berl. Akad. 1916, 197—214. — H. Schöne,
Zu Galens Schrift Ilegi roD .-rag' 'hjToxgdzet xcö^iarog, Rhein. Mus. 71 (1916), 388
bis 405. — G. Helmreich, Kritische Bemerkungen zu Galen, Bayer. Blätter f.
d. Gymnasialschulw. 53 (1917), 276-294. Derselbe, Zu Galen, Philol. 75 (1919),
77 — 94. — Aem. Issel, Quaestiones Sextinae et Galenianae, Marp. Chatt. 1917,
Diss. — (Ps.-Galen): E. Wenkebach, Ps.-galenische Kommentare z. d. Epi-
demien d. Hippokrates, Abh. d. Berl. Akad. phil.-hist. Kl. -No. 1, Berl. 1917. —
S. 20Ö* (Apollouios von Tyana) : Ed. Meyer s. oben S. 583 Anm. 2. — (Phiiostratos ;
'Ayvwoxog deöc): Ad. Harnack, Texte u. Unters, z. Gesch. d. altchristl. Lit. 3. R.
IX 1 S. 1 ff. — P. Corssen, Zeitschr. f. neutest. Wissensch. 14 (1913), 309 ff. —
Ed. Mever, Hermes 52 (1917), 400. — W. Schmid, Wochenschr. f. klass.
Philol. 191S, 256 ff. — W. Bannier, Rhein. Mus. 72 (1918), 231 ff. — (Nume-
nios): Fr. Thedinga, Biotin oder Num., Hermes 52 (1917) 592-612. — S. 206*
(Pythagoras): s. auch Ö. 53* Z. 1 v. o. — (Hermes Trisraegistos) : C. F. Georg
Heinrici, Die Hermes-Mystik und d. Neue Testament; hrsg. von E. v. Dob-
schütz, Leipz. 1918 (Arbeiten z. Religion sgesch. d. Urchristentums 1. Bd.
1. Heft). — S. 207* zu § 73 (Sotion): P. Rabbow, Antike Schriften über
Seelenheilung u. Seelenleitung S. 82 f. 94 f. 97 ff. — Z. 24 v. u. f. h.: 3. Aufl.
1878. — S. 208* Z. 25 v. o.: W. GemoU, Nachtr. zu S. 72* (Weish. Salom.).
— (Aristeas, Aristobulos): Jülicher, Artikel Aristeas No. 13 bei Paulv-Wissowa.
— Gercke, Artikel Aristobulos No. 15 ebenda. — S. 211* (Philon):*M. Well-
mann, Hermes 52 (191<), 128 f. (Benutzung durch Ps.-Eustathios z. Hexae-
meron), — A. Brinkmann, Rhein. Mus. 72 (1918), 319 f. (zu de aetern. m. 2, 4
VI S. 73, 7 ff. C.-W.). — U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Hermes 54
(1919), 72 ff. ^ H. Leisegang, s. oben S. 241* Nachtrag zu S. 148*. —
Zur Nachwirkung Philons s. Grundriß 11^" Register. Fenn er, De Basilio
Seleuc. (oben S. 107*) S. 30. — (Diogenes von Oinoanda): W. Nestle, Berl.
philologische Wochenschrift 1917, 1093 f. (zu fr. 36. 63). — S. 212* (Sextos):
Aem. Issel, Quaestiones Sextinae et Galenianae, Marp. Chatt. 1917, Diss. —
S. 213* (Vergil): R. Heinze, Virgils epische Technik *, Leipzig 1915, s. dort
den Index unter Stoa. — L. E. Matthaei, The Fates, the Gods and the
Freedom of man's will in the Aeneid, Class. Quarterly 11 (1917), 11 ff. —
(Ps.-Vergil, Ciris): S. Sudhaus, Hermes 42 (1907), 471 ff. — (Horaz):
Stern plinger, Art. Horatius No. 10 bei Pauly-Wissowa-KroU S. 2351 f. —
W. Kroll, Hellenistisch-römische Gedichtbücher, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert, usw.
37 (1916), 93—106 (hier S. 103 ff. über Philosophisches bei Horaz). Derselbe,
Die historische Stellung von Horazens Ars poetica, Sokrates 6 (1918). 81—98. —
Jensen s. Text S. 614 Anm. — S. 215* (Lukian tisqI rov ivvm'iov): O. Weinreich,
Hermes 50 (1915), 316, 2. — Th. O. Achelis, Berl. phUol. Wochenschr. 1918, 717
bis 719. — S. 217* Z. 20 v. o. (Firmicus Maternus): K. Ziegler, Arch. f. Reli-
gionswiss. 13 (1910), 247—269. — Z. 15 v. u. (Dionys. Areop.): H. F. Müller,
Dionysios. Proklos. Plotinos. Ein hist. Beitr. z. neuplat. Philosophie (Beiträge z.
Gesch. d. Philos. d. Mittelalt. Bd. 20 Heft 3-4), Münst. i. W. 1918. — S. 220*
Z. 3 V. o. (H. F. Müller, Biotin. Studien): IV: Zur Ethik des PI., Hermes 52
244* Nachträge.
(1917), 57— 7G. V: Tlsoi svdaiuoriac (Ennead. I 4), ebenda 77-91. — Z. lOv. o. :
H. F. jNIüller, Etymolog. Spielereien bei Plot., Hermes 52 (1917), 151. Der-
selbe, Wortspiele bei Plot., ebenda 62(5-628. Derselbe, Die Lehre vom I^ogos
bei l'lot., Arch. f. Gesch. d. l'hilos. 30 (1917), 88—65. — Derselbe, Plot. u. d.
Apost. Paulus, Hermes 54 (1919), 109. S. auch Nachtr. z. S. 217* Z. 15 v. u. —
Z. 14 V. 0.: Fr. Thedinga, Plotin oder Numenios, I, Hermes 52 (1917), 592
bis 612. — Z. 22 v. o. (H. F. Müller, Kritisches und Exegetisches zu Plot.):
Berl. philol. Wochenschr. 1917, 1261'. 974—976. ia>7 f. 1055. 1375-1377; 1918.
2L-24. 1S5 f. 210—212. 500 f. 1028; 1919, 309-312. 450-454. — Z. 23 ff. v. o.
(Einflüsse Plotius auf Spätere): Max \Vuudt, PI. und die Romantik, Neue
Jahrb. f. d. klass. Altert, usw. 35 (1915), 649—672. Derselbe, Noch einmal
Goethe und PL, ebenda 41 (1918), 140 f. H. F. Müller, Shaftesbnrv und PI.,
Berl. philol. Wochenschr. 1918, 670 f.; dazu T. O. Achelis ebenda 1919, 48. —
S. auch oben S. 243* Nachtrag zu S. 217* Z. 15 v. u. (H. F. Müller, Dionvsios
usw.). — Z. 27 v.o.: vor „369" füge man ein: 310 ff. — S. 231* (§80):
P. Corssen, Paulus und Porphvrios, Sokrates 7 (1919), 18 — 30. — O. Kern,
Verschollenes von Porphvrios, Hermes 54 '1919), 217—219. — (§ 81): Rud. As-
mus, s. oben S. 646 Anm. — S. 333* (Sopatros); Fr. Wilhelm, s. S. 630. —
S. 333* (zur Frage der Echtheit der Briefe Julians): Geffcken, Kaiser Julian
S. 144 ff. zu S. 77. - Z. 36 ff. (zu Epist. 35 Hertl.): Br. Keil. Ein ?.6yog
ovaraziy-ög, Nachr. d. Gesellsch. d. Wiss. z. Gott, philol.-hist. Kl. 1913, 1-41. —
5. 334* (Domninos): Hultsch, Artikel Domninos No. 4 bei Paulv-Wissowa
(dort frühere Literatur). —
S. 33 Z. 13 V. u. ist der Zweifel an der Urheberschaft des Lukian zu be-
seitigen. — S. 369 Z. 7 V. o. lies Joannes statt Toachim. — S. 434 Z. 13 v. u. lies
Phainias (Phanias). — S. 580 Z. 1 v. o. lies Pvthagorei. — S. 43* Z. 11 v. o. lies
Harles. — S. Ö3* Z. 32 v. o. 1. Milhaud statt Meilhaud. — S. 63* Z. 19 v. o. 1.
Leja statt Leia. — S. 105* Z. 9 v. o. ist statt S. zu lesen Kap. — S. 114* Z. 9
V. o. 1. Winiewski. — 8. 138* Z. 18 v. u. 1. K. (statt R.) Wilke. - S. 147* Z. 26
V. 0. I. Marquard. Z. 8 v. u. 1. Phainias. — 8. 188* Z. 5 v. u. 1. Mayor.
8. 146 Z. 18 V. 0. (Sokrates' angebliche Chariten): C. Robert, Hermes 50
(1915), 160. Mit Sokrates' Tätigkeit als Bildhauer befaßt sich Ad. Busse, So-
krates 7 (1919), 86-90 (gegen Vogel, s. o. S. 238* Nachtrag zu S. 66* ff.). —
8. 368 Z. 18 V. u.: Aristoteles' Sophistische Widerlegungen, neu übersetzt u. mit
einer Einl. u. erkl. Anni. vers. v. Eng. Rolfes (Philos. Bibl. Bd. 13), Leipz. 1918.
— 8. 511 (Epiktet): M. Boas, De oudste Nederlandsche Verteling van Epic-
tetus' Enchiridion en haar auteur, Tijdschr. voor Xederl. Taal- en Letterkunde,
Deel 37 Afh 4 (1918). — 8. 35* Z. 7 v. u. (Zeller, Philos. d. Gr.): I. Teil 1. Hälfte,
6. Aufl. mit Unterst, v. Frz. Lortzing hrsg. v. W. Nestle, Leipz. 1919. —
8. 70* O. Schering, Symb. ad Socratis et Socraticorum epistulas explicandas.
Greifsw. 1917, Diss. — 8. 72*: P. Klimek, Die Gespräche über die Gottheit
in Xenophons Memorabilien auf ihre Echtheit untersucht, Breslau 1918.
K. Löschhorn, Kleine kritische Bemerkungen zu Xenophons Oeconomicus.
Conviviura, Hiero, AgesUaus, Apologia Socratis und Memorabilien, Berl. philol.
Wochenschr. 1919, 116—120. 475—480. Erw. Scharr, Xenophons Staats- und
GeseUschaftsideal und seine Zeit, Halle a. S. 1919, Diss. — 8. 95* Joh.
Haack, De Reip. Plat. priore editione, Greifsw. 1917, Diss. — 8. 107* Z. 11
V, o.: Hans Meyer, Plat. u. d. aristot. Ethik, München 1919. — Z. 19 v. u.
f. h. : Eb. Rieht steig, Das Piatonstudium des Rhetors Himerios, Jahresber. d.
Schles. Ges. f. vaterl. Cultur 1918, IV. Abt. — 8. 140* Hans Meyer s. Nachtr.
z. S. 107*. — 8. 155*: O. Immisch, Zu Kerkidas, Berl. philol. Wochenschr.
1919, 598—600. — 8. 174* (Consolatio) : Carol. Kunst, De S. Hieronymi
studiis Ciceronianis (Diss. philol. Vind. vol. 12, pars 2, S. 111 ff.), Wien, Leipz.
1918. — 8. 188* oben: K. Busche, Zu Senecas Büchern de beneficiis und de
dementia, Rhein. Mus. 72 (1918), 464-472.
Ee^ister.
Das Eegister enthält die Xamen der Philosophen und Philosophenschulcn und
der Literaturen so'wie eine Auswahl weiterer Namen und Sachen. Ein der Seiten-
zahl nachgesetztes t deutet auf eine Hatiptstelle.
A.
AaU, A. 29* 49* 69* 153* 210* 219*.
Aars, B. E. 109* 111* 117*.
Äbaris 52*.
Abbamondi, A. 142*.
Abeken, W. 118* 143*.
Abel, E. 43*.
Abernettv, W. 196*.
Abert, H. 37* 145* 147* 151* 154* 159*.
Abraham ben Tibbon 371.
Achelis, Th. 18* 109*.
Achelis, Th. O. 38* 126* 146* 186*
243* f.
Achilleus d. Held d. Jlias 100 (Argu-
ment d. Eleaten Zenon). 268 f.
Achilleus (Araticommentator) 180*.
Ackermann, O. 106*.
Acri, F. 2*.
Adam, A. M. 207.
Adam, Frz. 201*.
Adam, G. 87*.
Adam, J. 207 f. 25* 95* 106* 110* 143*
150* f.
Adam, E. 103* f.
Adamson, J. E. 95* 117*.
Adamsou, E. 27*.
Adeimantos 196.
Adler, G. 10*.
Adler, M. 180* 185* 196* f.
Adrastos 33 569 574 f.f 625 6r4 67^
681 180* 202* f.
Adrian, K. 135*.
Aegvpter 14 33 42 76 289 f. 57* u. ö.
Aelius Stile, L. 495 241*.
Aelius Tubero, Q. 176*.
Aetios 29 22* 232* und passim.
Aetna- Gedicht 179*.
Afzelius, F. G. 141*.
Agahd, E. 491 167* 178*.
Agamestor 695.
Agapios 648 671.
Agatharchides 505 507 182*.
Agathias 648 659.
Agathen 142.
Agni 13.
Agrippa 607-609.
Ahrens, H. 13*.
Ahrens, H. L. 111*.
Ahriman 13.
Ahuramazda 13.
Aidesios 617 638 644t 645.
Ailianes 31 194 366.
Ailies Aristeides ISO* 235* 242*.
Aineias v. Gaza 661 667 107* 217*.
Ainesidemes 42 486 607 ff.t 169*
212*.
Aischiues d. Sekratiker 163 ff. 167 f.S-
173 72* f. 233*.
Aischvles 50* 54* 66*.
Aithiops 187.
Akademie, Ältere 352 ff. 118* ff. Mitt-
lere u. neuere 489 ff.t 612 165* ff.f
234* 241*. S. auch Platenisnius
(Mittlerer) und Neuplatenisnms
' " (Orientierung 353 imten).
Akademie, Berliner: Comment. in Arist.
Graei^a 365 f.; Supplem. Aristot.
366; Aristoteles- Ausgabe 368.
AkusUaos 36.
Akusmatiker 77.
Alaux, I. E. 8*.
Albert, G. 110*.
Alberti, E. 1* 67* 80* 85* 90* f. 99*
111* 198*.
Alberts, O. 132*.
Albertus Magnus 382 10 r*.
24()='
Register.
Albinos 41 43 205 537 f 539 553 ff.t
563 f. 56G f. 627 ()74 180* 198*-;-.
Albrecht, Friedr. 570.
Alexander d. Gr. 125 693 38* 120*.
Alexander, ^\^ J. 98*.
Alexandriner 20 41.
Alexandrinifiche vSchule der Neuplato-
iiiker 659 ff. 226* ff.
Alexandristen 577.
Alexandros v. Aigai 569 573 t 201*.
Alexandros v. Aphrodisias 41 87 365 f.
386 393 399 568 1 571 573 576 f. t
619 625 645 651 690 203*.
Alexandros v. Damaskos 690.
Alexandros v. Lvkopolis 660 j 669 226*
228*.
Alexandros Polyhistor 26 578 t 579
582 t 21*.
Ale^ci, C. 58*.
Alexinos 169 f. 171 73*.
Alfaric, P. 120*.
Alfenus, N. 662.
Alkibiades 147 162 168.
Alkidamas 142 224 64* 78* 107*.
Alkmaion 74 1 75 79 84 f.t 295 53*.
Allard, P. 223*.
AUatius, Leo 645.
Alleeorese 34 176 180 443 513 516 549
6(30 641 f. 38*.
Allen, K 172*.
Allen, Th. W. 79*.
Allers. W. 184*.
Allievo, G. 69*.
Alline, H. 79* 96*.
Alma, J. d' 211*.
Alpers, J. 40* 63* 72* 191* 194* 200*
231*.
Aiston, L. 191*.
Altenburg, M. 85* 133* 224*.
Altes Testament und griechische Philo-
sophie 590 ff. 208*. Vermeintliche
Abhängigkeit Piatons vom A. T.
585 595 603 668.
Altmann, G. 176*.
Altwegg, W. 65* 74*.
Alvermann, K. 219*.
AlvieUa, Goblet d' 16*.
Alwis, jam. de 17*.
Aly, W. 69* 237*.
Amafinius 497.
Ambrosius 168*.
Am^lineau 19*.
Amelios 617 620 622 t 625 635 t 639 220*.
Amen, J. J. 115*.
Amenophis IV. 14.
Amico, Gaet. d' 186*.
Ammendola, G. 130* 131*.
Amraianus Marcellinus 192*.
Amnion 14.
Ammon, G. 491 59* 142* 162*.
Ammonios Hermeiu 17 365 386 617
623 636 639 660 1 661 663 f. 667 f
669 226* 227* t.
Ammonios, Lehrer d. Plutarch v. Chai-
roneia 544 690.
Ammonios d. Peripatetiker 680 684 690
230*.
Ammonios Sakkas 618 f.t 620 624
218*.
A^itivkIrs 1 1t
Anacharsis 36 174 527 692 43*.
Anatolios 639 680 f. t 180* 230*.
Anaxagoras 32 37 39 50 51 53 64 f. 70
73 74 99 103 105 108 110 ff. t
119 f. 146 160 168 394 615 629 692
41* 57* f.t 59* 237*. Homöomerien
110 112. Xus 110 113 f. Urzustand
und Entwicklung der Dinge 113 f.
Weltbild 114 f. Beschränkung auf
die Aufsuchung mechanischer Ur-
sachen 110 116. Sinnesempfindung
durch Ungleichartiges 115.
Anaxarchos von Abdera 124 f. 487 60*.
Anaximandros 36 37 53 58 ff. t 73 95
99 692 41* 47* t- "A.-reioov 58 61 f.
Weltbild 58 f. 60. Gestalt d. Erde
61. Entstellung der Tiere und
Menschen, Verhältnis z. Deszendenz-
theorie 61. Himmelskugel u. Erd-
tafel 59. .
Anaximenes v. Milet 37 53 59 62 ff. t
92 99 114 f. 692 41* 47* f. Luft
als Prinzip, .Ti';<rwo/c und aoaUomg
62 f. Weltbild 64.
Anaximenes v. Lampsakos 384.
Anchipylos 173 73*.
Ancillou (Pfere) 135=^.
Anderhub, J. H. 239*.
Anderson, W. B. 167*.
Andreatta, B. 101* f.
Andres, Fr. 235* f.
Andres, W. 133* 139*.
Androkvdes 52*.
Andron'ikos von Rhodos 23 41 359 364
376 380 568 t ^^^^ 571 f.t 6S3 f.
178* 201* t-
Androtion 126.
Andrutsos, Chr. 109* 111*.
Anecdoton Hierosolvmitanum 366.
Anecdoton Holderi 679 130*.
AngeUtti, F. 137*.
Angermann, O. 128* 132*.
Anhut, E. 144*.
Annambhattas Tarkasaingraha 17*.
Annikeris der Hedoniker 1867 187
191 t 485.
Annikeris der Befreier Pjatons 199.
Anonymus II zu Arat lv8*.
Anonymus z. d. Analyt. post. d. Aristo-
teles 365.
Anonymus z. d. Kategorien d. Aristo-
teles 366.
Anonymus z. Nikom. Ethik 366 561.
Anonymus z. Rhetorik d. Aristoteles 366.
Anonymus z. d. Sophist, elenchoi des
Aristoteles 366.
Register.
247=*
Anonymus lamblichi 126 139 f. y 63' f.
Anonymus Londinensis 366 372.
Anonymus Menagii 358 364 376.
Anonymus zu Piatons Parmenides 649.
Anonymns zu Piatons Theaitet s.
Theaitetkoramentator.
Anonymus, Vita Piatonis 194.
Anonymus (Edinb. 1760) über Piaton
76 .
Anonymus, Vita Pythagorae 23.
Anonymus :jTeQi jto?.crixijg i:jiozt'i/()jg
217*.
Anquetil-DupeiTon, A. H. 15* 19*.
Antakolutliie der Tugenden 452 556
563 5G4.
Antigonos Gonatas 434.
Antigonos y. Karystos 17 23 20 ^
Antimoiros 142.
Antiochos v. Askalon 48 405 489 f. f
494 f. t 496 ff. 541 560 636 689
166'^ 169* 173* 175*.
Antipatros, Freund des Diogenes yon
Oinoanda 605.
Antipatros der Kyrenaiker 187.
Antipatros v. Tarsos 172 432 f 436 1
450 501 689 151- t 241*.
Antipatros y. Tyros 509 512 689 182*.
Antiphon der Redner 618 64*.
Antiphon der Sophist 126 141 f. 64*
233*.
Antiphon, Stiefbruder Piatons 196.
Antisthenes der Kyniker 42 125 138
149 163 165- 173 ff. f 181 223 266
268 273 308 ff. 528 f. 685 74* t
233* 239*.
Antisthenes v. Rhodos der Diadochen-
schriftsteller 26 505 21* 182*.
Anton, C. Th. 135*.
Anton, H. S. 115* 125* 138* 142*.
Anton, W. 51*.
Anytos 144 161 f. 69*.
Anz, H. 491 175".
Apellikon y. Teos 376.
Apelt, E. F. 55* 57*.
Apelt, Mathilde 503 179* 181* 210*.
Apelt, 0. 205-209 235 369 f. 2* 24*
30* 34* 41* 56* 62* f. 73* 79* 82* f.
85* f. 90* 94* 98*- 101* 115* 117*
122* f. 125* f. 133* 149* 154* 176*
196* f. 202* f. 225* 233*.
ApoUinarios y. Laodikeia 637.
Apollodoros y. Athen, der Chronograph
17 21 437 20* 152* und passim.
Apollodoros von Athen, der Stoiker
(Apollod. „Sillis", 'A;to?2öö. 6
"Ecfd/.o;) um 100 y. Chr. 689.
Apollodoros der Garten tyrann 30 460
463 471 606 689 158*.
Apollodoros y. Kyzikos 60*.
Apollodoros y. Seleukeia 436.
Apollonides d. Grammatiker y. Xikaia
608.
Apollonides der Stoiker 512.
ApoUonios, der Lehrer d. Porphyrios
220*.
ApoUonios Syros 540 568 201*.
ApoUonios V. Tyana 78 578 t 579 583 t
587 204* 243*.
ApoUonios V. Tvros 433 434 509 512
183*.
Apologie der Heilkunst Gl*.
Apotaktiten 687.
Appel, E. 99*.
Apuleius 41 145 194 537 t 539 557 f. t
564 180* 198* f. t 243*. Ps.-Ap.
Asclepius 558 580.
Aratos 436 152*.
Arbs, H. 103^.
Archedemos v. Tarsos 436 151*.
Archelaos 64 73 110 t 116 146 57* t
167*.
Archer-Hind, R. D. 208 f. 98* 100*
106* 113* f.
Archippos <8.
Archytas 74 t 75 78 f. 84 1 193 51*.
Areios Didymos 18 30 405 509 t 513 t
22* t 167* 171* 183* 232*.
Arens 117*.
Aresas 78.
Aretalogien 40*.
Arete 186 f. 76*.
Arethas 527.
Argyriades, Joh. 127*.
Arideikes 166* 241*.
Arion 74.
Aristarchos y. Samos 82 356 506 181*.
Aristeas 590 592 594 f. 208* 243*.
Aristippeer 301 304.
Aristippos y. Kyrene 125 163 185 ff. t
199 201 41* 76* t 97* 238*.
Aristippos /^itjrQodidaarog 187.
Aristippos Tiegi nakaiäg rgvcfi]; 22 f.
Aristobulos 590 592 595 f. 208* 243*.
Aristokles v. Messene 566 569 571 576 1
690 22* 203* t 232*.
Ariston y. Alexandreia 569 572 f. j.
Ariston v. Chios 432 1 433 435 t 498
517 150*.
Ariston y. Keos 358 435 458 498 505
507 688 182*.
Aristophanes der Komödiendichter 64
143 f. 153 160 f. 222 223 66* 108*
131*.
Aristophanes y. Byzanz 41 236 366
(Suppl. Aristot. II).
Aristos V. Askalon 689.
Aristoteles 5 19 20 38 40 72 75 80
358 f f. 1 120* f f. t 240* 244* u. passim.
Sein Leben 358 ff, 120* f. Antike
Viten 358 f. 120* f. Antike Bildnisse
und Angabe über sein Äußeres 359.
Herkunft 359. Studium in Athen,
Verhältnis zu Piaton und der Aka-
demie, Aufenthalt bei Hermias von
Atarneus 360. Erzieher Alesanders
d. Gr. 361. Schulgründung und
048*
Register.
Lehrtätigkeit 3l51 f. Aufenthalt u.
Tod in t'halkis. Testament 3G2 2&".
— Schriften 363 ff. 121-' ff. Antike
Aristotelesstudien 864 ff. 121*. (S.
auch unten: Aristoteles im Xeii-
platonisnius.) Neuere Ausgaben ii.
Übersetzungen 367 ff. Die Schriften
iin allgemeinen 372 ff. 121* f. Die
einzelnen Sehriftgruppen und
Schriften 377 ff. 122* ff. — Lehr-
svstem 381 ff. (s. Inhaltsverzeichnis
zu §§ 48-53) 131* ff. Begriff der
Philosophie 5. Ihre Einteilung 384
386 f. Logik u. Erkenntnistheorie
385 388 ff. 132* f. Kategorien 388 f.
133* f. Syllogismus 390 f. In-
duktion 391. Satz des Wider-
spruchs und des ausgeschlossenen
Dritten 390. Metaphysik 392 ff.
134* ff. Erste Philosophie 393.
Vier Prinzipien 392 393 f. 396.
Verhältnis zu Piaton 386. 134*.
Bekämpfung d. j^laton. Ideenlelire
.394 f. 134*. Das Allgemeine und
das Einzelne 395. T6 xl »/r sivai
396 134*. Potentialität U.Aktualität
.392 396. Entelechie 392 396 135*
240*. Gottheit 393 397 136*. Natur
398 399. Bewegung 398 399 f. 137*.
Ort (Raum) und Zeit 398 400 135*.
Ewigkeit d. Welt 398 f. 136*. Fünf
Elemente 399 401. Mathematik,
Astronomie, Geographie, Natur-
kunde 137* f. 401. Psychologie
401 ff. 138*. Nus 403" f. 139*.
Stellung zur Unsterblichkeitsfrage
403 138*. Glückseligkeit 404 405
140*. Willensfreiheit und Zurech-
nung 406 141*. Ethische Tugenden
404 f. 406 ff. Dianoetische Tugen-
den 404 f. 410 f. Das Leben in
der dscoQi'a 405 411. Gerechtigkeit,
austeilende und ausgleichende 404
409 140*. Billigkeit 405 410. Lust
404 406 140*. Freundschaft 411 f.
141*. Weiteres zur Ethik 140* f.
Aufgaben der Staatstheorie 413 f.
417 f. no'/.iriy.ov 'Crßov 414. Haus-,
Dorf- und Staatsgemeinschaft 414.
Begriff des Bürgers u. des Staates
415. Staatsverfassungen 412 f. 414 ff.
Idealstaat 412 417. Erziehung 417
142*. Rhetorik 413 418 f. 142*.
Kunstlehre 419 ff. 142* ff. Defi-
nition der Tragödie, Katharsis
420 ff. 143* ff. 240*. — Aristoteles
als Quelle über frühere und gleich-
zeitige Philosophen 19 279 20*.
Aristoteles im mittleren Piatonismus
541 551 553 ff. u. ö., im Neuplato-
nismus 660 664 672 678 u. ö. Be-
kämpfung des Aristoteles durch Atti-
kos 560 f. Aristoteles u. Piaton von
Späteren harmonisiert 5G0 618 636
651 f. 658 664 678 6S3. Aristoteles'
Schule in ihrer weiteren Entwick-
lung: s. Peripatetische Schule. —
Ps.-Aristoteles' Schrift von der
Welt 569 t 574 f ISO* 201* f. Die
Schrift über Melissos, Xenoi^hanes
und Gorgias 87 f. 54*.
Aristoxenos der Peripatetiker 20 f. 75
77 f. 80 119 194 423 + 424 426 1
147* 241*.
Arkesilaos 50 428 489t 490 492 f. t e88
694 f. 102* 166*.
Arleth, E. 58* 126* 132* 137* 140*.
Arndt, E. 45* 50*.
Arndt, H. 155* 213*.
Arndt, W. 157*.
Arneth 9* 110*.
Arnim, H. v. 17 27 46 49 f. 170 203
229 231—233 235 237 242 254
432 f. 456 464 f. 511 522 527 529 ff.
606 f. 7* 21* f. 27* 32* f. 40* 57*
73* 75* 81*-84* 86* 88* f. 91*
94*- 97* 103* 106* 146* 148*— 151*
153*— 159* 164* 166* f. 170* -173*
175*- 177* 182* f. 188*- 191* 193* f.
199* 202* -204* 210* 212* 218* 235*
237* 239'.
Arnobius 6i3.
Arnold, A. 105*.
Arnold, C. F. 176* ISO*.
Arnold, E. V. 175* 182*.
Arnold, K. 31*. .
Arnold, M. 176*.
Arnold, R. F. 223*.
Arnold, Th. 213*.
Arns, J. 141*.
Aronis, Chr. 151*.
Arren, L. v. 148*.
AiThenius, Joh. 165*.
ArrheniTis, Svante 9*.
Arrianos der Schüler Epiktets 511 51S
521 f.t 190*.
Arrianos der Phvsiker 176* ISO*.
Arronge, H. L' 120*.
Artemidoros der Traumdeuter 192*.
Arvanitopullos, S. 101*.
Asclepius (hermetischer Traktat) 558 580.
Asinius Pollio-192*.
Asklepiades v. Bithynieu 356 466 470 t
485 162*.
Asklepiades der Eretriker 172 f. 73*.
Asklepiades der Neuplatoniker 2_26*.
Asklepiodotos der Stoiker 504 17** 181*.
Asklepiodotos der Neuplatoniker 660 t
669 f. t 226* 228*.
Asklepios, neuplatonischer Arzt 226*.
Asklepios, iieuplatonischer Kommen-
tator 365 393 660 1 661 664 667 t
226*.
Asmus, J. R. 17 644—646 650 661 663
684 f. 686 157* 189* 193* 222* f.
225*- 228* 231* 244*.
Register.
249"
Asnuis. r. 14*.
Aspasios 366 405 569 574 f 625 690
201*.
Ast. F. 170 208 f. 579 638 4* 76* 85*
87* -90*.
Aster, E. v. 7* 69*.
Asterios v. Amasea 241*.
Astrologische Dichtung 51.
Astronomie und Astrologie 30* ii. ö.
Asiilanus, Andr. 650.
Athalyi-Bodai 16*.
Athenaios, Verf. d. Deipnosophisten 19
31 22* 180*.
Athenaios, Stoiker um 230 n. Chr. 690.
Athenische Schule der Neupiator iker
647 ff.
Athenodoros Kordylion 512 182*.
Athenodoros des Sandon Sohn 509 513
41* 183*.
Athenodoros, Anhänger des Proklos 687.
Atomiker 50 74 103 117 ff.f 29* 58* ff.f.
Attalos 513 183*.
Atticus 689.
Attikos 41 43 537 1 560 f. j 625 637
690 199*.
Atzert, C. 491 169* 173' f.
Aube, B. 200* 205*.
Aubert, H. 368 f. 137*.
Aubertin, C. 182* 186*.
Auer 222*.
Auer, H. 64*.
Auerinann, G. 115*.
Auffahrt, A. 109*.
August, E. F. 110*.
Augustinus 31 606 673 675 f. 680 685
217* 242*.
Aumüller, J. 141*.
A.urelios Herakleides Eupyrides 690.
Aurelius Antoninus, M. 41 43 428 508 t
512 523 ff.f 531 550 691 180*
190* f. t-
Ausfeld, E. 209*.
Äusserer, A. 172*.
Austen, G. E. 424.
Autenrieth, G. 43*.
Auvergne, Durand d' 384.
Avenel, J. d' 149*.
Averroes 367 576 129*.
Avienus 192*.
Azarias 131*.
B.
Babelon. E. 223*.
Babelon, J. 233*.
ßabvlonier 14 33 58 59 f.
Baccelli, G. 570.
Bach, N. 64* 190*.
Bach, Th. 224*.
Bacher. Th. E. 94*.
Bachmann. Aug. 74*.
Bachmann, H. 162*.
Bachmann, J. 581 206*.
Backhaus, A. 94*.
Backs, H. 89* f.
Bacon, Fr. 108* 132*.
Bädarävana 16*.
Badham, Ch. 209.
Badstübner. E. 109 503 174 179* bis-
181* 184* 221* 230'.
Bäbler, J. J. 188*.
Baedorf, B. 195*.
Baege, M. 69*.
Baehrens, Em. 234*.
Baehrens, W. A. 674 20* 199* 229*.
Baensch, O. 7* 93*.
Bästlein, A. 159*.
Baeumer, J. 179*.
Baeumker, Gl. 326 580 2* 7* 12* 28* f,
47* 55* 64* 112* 122* 133* 135*
199* 205* f. 212* 217* 229* f. 239*.
ßagolino, H. 649.
Baguet, F. X. G. 150*.
Bahnsch, Fr. 473 21* 158* 163*.
Bailey, C. 162*.
Baiter, J. G. 205 62*.
Bake, I. 501 511 89*.
Bakhoven, H. G. 216*.
Baldwin, T. M. 12*.
Balforeus, Eob. 511.
Ball, A. P. 510-
Ballantvne, I. K. 16*.
Balsamb. A. 152* 161*.
Baltazzi, D. 486.
Baltzer, E. 580 623 51* 57* 18S*.
Bamberg, A. v. 206 f. 87*.
Bamler, Fr. 239*.
Banerjea, K. M. 16*.
Bannier, W. 240* f. 243*.
Baracconi, G. 227*.
Baranek, J. 145*.
Barbagallo, C. 223*.
Barco, G. 369 138*.
ßardenhewer, O. 19 580 618 681 42*
130* 200* 206* 228* 230*.
Bardy, G. 206*.
Barelas, I. A. 138*.
Barewicz, W. 216*.
Barker, E. 117* 142*.
Barlaam, D. 153*.
Barlen, K. 74*.
Barner, G. 33* 223*.
Baron, K. 83* f.
Barone, G. 512.
Barone, M. 72*.
Barriera, A. 242*.
Bartels, J. 424.
Bartenstein, L. 2-2*.
Barth. A. 15*.
Barth; P. 149* 153* 208* 210'.
Barthel, B. 169*.
Barthelemv Saint-Hilaire, .T. 205 f.
368 ff! 17* 122* 124* 134* l;;6-
138* 201* 216*.
25ü*
Eegister.
Barwick, K. 96*.
Barzellotti, G. 168*.
Bases, S. IST*.
Basileides d. Epikureer 460 689 158*.
BasUeides der Stoiker 151* -r.
Basileios d. Große 36* 37* 107* 157*
180* 242*.
Basileios v. Seleukeia 107*.
Bassfreuud, J. 112*.
ßassi, D. 17 461 462 464 ff. 30* 146*
186*.
Bastet 14.
Bastian, A. 17*.
Batteux, Le 41* 157* 164*.
Bauch, B. 29*.
Bauch, G. 133*.
Baudin 135*.
Bauer, Ad. 37*.
Bauer, J. J. 60*.
Bauer. L. 217*.
Bauer, W. 6* 52*.
Baumann, Ad. 46*.
Baumann, Is. 138*.
Baumann, Jul. 6* 8* 9* 65* 69* 93*
120^
Bauragart, H. 371 144*.
Baumgarteu, M, 186*.
Baumgarten, O. 234* f.
Baumgarteu-Crusius, L. F. O. 206*.
Baumgart en-Crusiu8, Wilh. 117* 199*.
Baumgartner, M. 7*.
Baumhauer, M. M. v. 154* 168*.
Baumhauer. W. 60*.
Baumstark, A. 18 359 365 569 573
622 f. 40* f. 62* 120* f. 130*— 132*
201* 220* 227* f. 231*.
Baunard, L. 117*.
Baur, F. Chr. 86* 106* 186* 200* 204*
222*;
Baur, L. 1* 40*.
Bavinck, H. 234* f.
Baver, Leo 239*.
Bavle. Pierre 102 3* 13*.
Bazin 19-")*.
Beal, S. 17*.
Beare. J. 28*.
Beare, J. B. 126*.
Beare, J. I. 370 82* 95* 124*.
Bechtel, Fr. 424 77*.
Beck, C. 105*.
Beck, H. 138".
Beck, J. W. 162*.
Beck, P. 31* 217*.
Beckel, H. 58*.
Becker, Frz. 184*.
Becker, H. 198^ 201*.
Becker, Th. 88*.
Beckh, H. 372.
Beckh, H. 234*.
Beckhaus 71*.
Beckmann, A. 109*.
Beckmann. Frz. 51*.
Beckmann. J. 369.
Bednarz, G. 230*.
Beer, Rud. 570.
Bees, X. A. 127.
Behncke, G. 109^ 168*.
Behr, G. 197*.
Bekker, Imm. 19 205 368 370 607.
Beiger, Christ. 369 143*.
Beltrami, A. 170* 187* '209'.
Benamozegh, EI. 207*.
Benard, Ch. 27* 106* 143".
Bender, D. 228*.
Bender, H. 368.
Bender, W. 9*.
BendLxen. J. 67" 125* 142.
ßeneke, Ad. 90*.
Beneke, F. E: 6*.
Benfev, Th. 15* 91*.
Benn,A.W. 27* 42* 45* 109* 112* 145*.
Benndorf, O. 195.
Benoist. E. 466.
Benrath, K. 117*.
Benseier, G. 68*
Berdolt, W. 84*.
Berg, G. O. 84* 86*.
Berger, A. 224*.
Berger, Alfr. v. 371.
Berger, H. 64 30* 55* 137* 177*.
Berger, J. 213*.
Berger, Imm. 11*.
Bergh van Evsinga, G. A. van den 189*.
Bergk, Th. 209 217 592 48* .53*— 56*
64* f. 83* 97* 101* 120* 122* 151*
201* 205* 236;.
Bergk-Hiller-Crusius (Anthologie) 592.
Bergmann 193* 208*.
Bergmann, Jul. 6*.
Bergson, H. 136*.
Bergsträsser, G. 570 203* 233*.
Beringer, J. G. 242*.
Berlage, J. 65* 238* 242^
Bernardakis, G. N. 538.
Bernardini, A. 214*.
Bernays, Jak. 370 375 378 398 424 462
466 583 593 637 649 27" 41" 48*
54* 61* 64* 73* 121* 129* f. 144*
146* 155* 194* 198* 201* 206*
208* f. 211* 214* f. 220*.
Berudt, E. 88*— 90*.
Berudt, Th. 90*.
Bernhardt, C. M. 168*.
Bernhardt, H. 185*.
Bernhardt, O. 44* 188*.
Bernhardt, W. 183*.
Bernhardy, G. 17.
Bernier, D. 510.
Bernoulli, J. J. 170 174 186 195 353
28* u. ü.
Bersanetti, F. 146*.
Bertazzi, Gi. Gr. 109*.
Bertermann, Wilh. 51*.
Bertheau, J. 104".
Berthelot, M. 662 9* 59*.
Berthelot. R. 216*.
Register.
251*
Bertholet, A. 234'.
Bertini, G. M. 103* 109*.
Bertling, O. 29*.
Bertram, Ch. H. GS*.
Bertram, Fr. 38* 114*.
Bertram, H. 207 81* 86*.
ßesobrasof, M. 219*.
Bethe, E. 32* 42* 221*.
Bethe. W. 61*.
Bevan, Eclw. 149* 165*.
Bever, J. Fr. 189*.
Beyschlair, F. 68* 71* f. 87*.
B^ziers 199*.
Bhagavadgita 13 16* f.
Bhaskara, Laugakshi 16*.
Bhikkhu Nyänatiloka 18*.
Bhikkhu Siläcära 18*.
Bhimacharya 16*.
Biach, A. 139*.
Bianchi, L. 63*.
Blas V. Priene 36.
Bickel, E. 510 79* 93* 101* 112* 141*
147* 154* 166* 185*— 187* 192*
235* f.
Bidez. J. .540 622-624 635 645 55* 57*
74* 221* 223* f.
Biedermann, G. 2*.
Biehl, W. 369 f. 108* 138* f. 142*.
Bieler, J. 215*.
Bielke, J. A. F. 164*.
Biese, F. 131* 134*.
Biese, R. 88* 133*.
Bigaudet 17*.
Bigg, Ch. 512.
Bignone, E. 39* 57* 99* f. 157* 161*!.
164* 171*.
Bigoni, G. 226*.
Bilharz, J. 111*.
ßilleter 34*.
Billia 105*.
Billicsich, Fr. 163*.
Biltz, O. 93*.
Binde, R. 184* 208*.
Bindemann, C. W. J. 199*.
Binder, H. 109 531 34* 179* 181* 193*.
Binder, O. 185*.
Binder, W. 466.
Bindseil, Th. 159*.
Bion V. Abdera 60*.
Bion V. Borysthenes 456 ff. f 614 155*.
Birdwood, G. 162*.
Birt, Th. 382 71* 185* 205* 241*.
Bischof, B. 235*.
Bischoff, A. 113*.
Bissing, F. W. v. 43*.
Bitsch. F. 229* f.
Bitterauf, K. 64* 124*.
Bizukides. P. K. 238*.
Blackie, J. 8t. 10* 68*.
Blakesley 120*.
Blakev, R. 8* 10*.
Blanc; E. 12*.
Blaschke. S. 116*.
Blass, C. 110*.
Blass, Fr. 137 139 165 174 200 215
233 371 32* 42* 44* 51* 53* 61*
bis 64* f. 74* 79* 82* 84* f. 97*
101* 103* 221*.
Bloch, Ph. 136*.
Bloch. R. 127* 215*.
Block, R. de 76* 232*.
Bloomfield 17*.
Blossius, C. 437 152*.
Blüml, Gl. 81*.
Blümner, H. 197*.
Blum, J. 173*.
Blume, P. 134*
Blunk, Th. 104*.
Boas, M. 539 234* 242* 244 .
Bobba, R. 8* 27* 60* 139*.
Bobber, M. 52*.
Bobertag, F. 112*.
Bock, Fr. 23* 70* 141* 146' 154-^ 184*
196*
Bock, M. 54*.
Bockemüller, F. 466 159*.
Bodek, Arn. 190*.
Bodrero, Em. 50* 57* 61* G2".
Böcker, Ew. 127*.
Boeckh, A. 52 146 168 209 51*— 53*
67* 69* f. 78* 92* 94* 100* 103* f.
108* 112* f. 119* f. 144* 147*.
Bügel, Th. 170*.
Böhlig, H. 186*.
Boehm, A. 136*.
Boehm. B. 179* 204* 221* 229* f.
Böhm, F. L. 183*.
Böhm, Fr. 52*.
Böhme, J. 146*.
Böhringer, A. 68*.
Bölke, A. 114*.
Bölte, F. 100*.
Bonner. Th. 15*.
Boer, W. v. 203*.
Boericke, AI. 190*.
Börner, Wilh. 37* 118* 145* 219*.
Börtzler, Fr. 677 27* 152* 220* f. 229* f.
Boesch, Fr. 170*.
Bössart-Oerden. G. 466.
Bösser, E. 126*.
Boethius 49 366 386 617 636 672 f 673
678 ff. t 181* 230* f.
Böthlingk, O. 16*.
Boethos der Akademiker 696.
Boethos der Peripatetiker 572 t 577.
Boethos der Stoiker 436 501 f. 151*.
Bötticher, C. 111* 115*.
Bohne, R. 117*.
Bohnenblust, G. 33* 1.54- 173* 194*
200* 231*.
Bohren, Fr. Em. 44*.
Bojatzidis, J. C. 127=*=.
Bois, H. 207*.
Boissevain, U. Ph. 645.
Boissier. G. 187*.
Boissonade, J. Fr. 17 645 649 f.
252*
Register.
Bükowiiew, P. 59'= 69* 139*.
Bolchert, P. 125* 137*.
Boldermaiin, P. M. 214*.
Boll, Frz. 14 17 22 33 54 f. 58 61 64 f.
109 115 321 575 579 f. 616 14' 30*
34* 37* 43* 46* 48* 52* f. 101* 112*
119* 138* 170* 173* 176* 179* bis
181* 202* 204*— 207* 215*- 21 7=^
221* 235* 239* f.
Bolla, E. 190*.
Bolos von Mendes 60*.
Bonamy 41*.
Bonghi, Rugg. 206.
Bonhöffer, A. 45 440 451 452 518 ff.
26* 63* 148* f. 151* 153* f. 156*
189* f. 193* 211* 215*.
ßonitz, H. 212 368 373 571 38* 80*
108* 113* 12P-125* 133*.
Bonner, C. 95*.
Bonner, R. .1. 86*.
Bonnet, M. 570.
Boor, C. de 645.
Boot, J. C. G. 175*.
Boreas, Th. 31* 112*.
Borgeld 122* 232*.
Borghorst. G. 30* 168* 180* 198* 202*
211* 229* f.
Bornemann, A. 164.
Borries, B. v. 644 235*.
Bossut 9* 110*.
Bouche-Leclercq, A. 28* 30*.
Bouchier, E. S. 368.
Boudreaux, P. 580 30* 129*.
Bouillet, X. 623 220*.
Bouillon, L6on 207*.
Bourgery. A. 185* 187*.
Bonmot/ A. 108*.
Bousset, W. 41* 179* 206* f. 211* 221*
235* f.
BouterAvek, F. 65* 216*.
Bovet, P. 112*.
Boxberger 16*.
Bovd, W. 95*.
Braam, P. van 39* 122* 126* 129*.
Bradley, A. C. 142*.
Bräiining, B. 143*.
Brahmamimänsa 13 13*.
ßrahmanen 535.
Brahmanismus 13 15* 16*.
Brakman, C. 162* 185* 187* 199* 230*.
Brambs, J. G. 223\
Brandis, Chr. Aug. 44 87 170 368 373
424 623 25* 44* 51* 54* 66* 105*
108* 121* f. 131* 170* 220*.
Braudseheid, Fr. 371.
Brandstätter, A. 97*.
Brandstätter, S. C. 61*.
Brandt, P. 113*.
Brandt. S. 673 160* 170* 229*.
Braniss, Jul. 5*.
Braseh, M. 370 6* 168*.
Bratuschek, E. 96* 106*.
Braun 189*.
Braun, Jul. 14*.
Braun, O. 7*.
Braun, S. 199*.
Braune, A. 189* f.
Braut, J. W. 113*.
Braxator, E. Fr. 173*.
Brede 114*.
Bröhier, E. 593 151== 153* 182* 210*
bis 212*.
Breier, Fr. 58* 141*.
Breitenbach, H. 17.
Rreitenbach, H. P. 128*.
Breiten bach. L. 164 70* f.
Breiter, Th. 5i0 179*.
Breithaupt, G. 191*.
Breitung, A. 193*.
Bremi, J. H. 87*.
Brennecke, A. 177* 179* 186*.
Brenner, F. 203*.
Brenning, E. 218*.
Brentano, E. 131*.
Brentano, Frz. 7* 120* 122* 132^ 134*
138* f.
Breton, Guill. 45*.
Bretschneider, C. A. 9* 30* 110*.
Bretz, Ad. 157* 231* 236* 241*.
Bretzl, H. 146*.
Breuer, J. 185*.
Breysig, A. 510 204*.
Bridge, J. 21.5*.
Brieger, A. 462 466 23* 49* 59* IGl*
163* f. 175*.
Brül, ß. 147*.
Brink, B. ten 59*.
Brlnker, K. 150*.
Brinkmann, A. 525 568 570 580 586
645 650 24* 28* 40* 47* 63* f. 104 =
120* J48* 150* 183* 192* 202* 204*
206* 223* 227* f. 233* 236* 240* f.
243*.
Brinkmann, J. 130*.
Brinkmann, W. 97*.
Brochai-d, V. 10* 12* 56* 59* 61== bd*
85* 93* 98* 101* 109* 114* 152*
164* f.
Brodbeck 19*.
Brodersen, Rieh. 166*.
Bröcker, L. 0. 202*.
Brokate, K. 196*.
Brolen, C. A. 184*.
Browne, H. J. 143*.
Brucker, J. J. 43 639 3* 46* 108*.
Brückner, Tr. 140*.
Brünnecke, H. 102=^= f.
Brugsch, H. 19*.
Bruhn, E. 90* 197='-.
Brunco, W. 44*.
Bruns, G. 28* 235*.
Bruns, I. 41 366 649 28* 40* 73* 82* f.
85* 91* f. 94* 101* 160* 189* ]93*f.
203* 214* f. 220*.
Brutus, M. 689.
Bruyere, La 426.
Register.
253='
Bryant, J. H. 192\
Brvson der Megariker 487.
Bryson der Xeui)vthagoreer 51'.
Brzoska 6-4*.
Bucciarelli, A. 188*.
Buchenau, A. 9"*^.
Bücher 113=^.
Bucher, J. 209*.
Bucheier, Fr. 225*.
Buchner, G. 150*.
Bück, J. 186*.
Budde. .J. Frz. 153*.
ßuddenhagen, Fr. 17.
Buddhismus 13 13* 17* f. 234*.
Bude, Guy de 527.
Bücheier; "Frz. 463 464 f. 491 510 539
676 681 53* 145* 167* 188* f. 197'
201* 204*— 206*.
Büchner. L. 160*.
Büchsenschütz, B. 164 22* f. 43*, 129*.
Büchting, Ad. 2'*,
Bühler, G. 19*.
Buermaun, H. 67*.
Büsgen. F. 47*.
Büttner, G. 36* 157*.
Büttner, E. 166*.
Büttner- Wobst, Th. 645.
Buhle, .). G. 87 367 2* 4* 54* 120^' f.
Bulle, H. 145.
BuUialdus, J. 539 570.
Bullinger, A. 131* 134* 139* 144*.
BuUiot, J. 132='.
Bultmann, R. 156* 190*.
Buning, G. 144*.
Bunsen, Chr. K. J. v. 19*.
Burchard, J. F. W. 59*.
Burckhardt, G. E. 95*.
Burckhardt, R. 132*.
Buren, A. W. van 170*.
Bureseh, K. 39* 119^ 159* 171* 174*
187* 198*.
Burger, F. X. 185*.
Burgraann, Rud. 186*.
Burgundio 662.
Burignv, de 41* 207*.
Burja. A. 137*.
Burk, K. 119* f. 192*.
Burkhard, K. J. 662 227* f.
Burle, E. 33*.
Burmeister 168*.
Burnet, J. 33 54—60 77 79 151 205
20S 283 370 20* 27* 32* 43* bis
45* 53* 79* 85* 89* 95* 104* f.
122* 126*.
Burnier, Ch. 185* 188*.
Burnouf 17*.
Bursian, K. 23*.
Burv, J. 96*.
Bun-, R. G. 208 f. 95* 100* 105* 126*.
Busch, B. 38* 183*.
Busche, K. 187* 214*.
Buschmann 209*.
Bushnell, C. C. 191*.
Biisolt, G. 178*.
Busse, A. 153 195 365 f. 370 623 636
662 34* 61* f. 64* 67* 72* 77* 120*
122* 216* f. 222* 238* 240" 244*.
Bussen, F. W. 191*.
Bussemaker 368.
Butcher, S. H. 371 129* 144".
Butler, A. 12* f.
Butler, L. 162*.
Butler, W. A. 27*.
Butterworth, G. "\V. 239*.
Buttmann, A. 147 \
Buttmann, Ph. 206.
Butzki, K. 140*.
Bvk, S. A. 45* 106*.
Bvwater, I. 17 66 366 370 f. 651 2* 53*
95* 105* 122* 126* 129* 131" 143*
174* 197* 203* 205* 214* 221* f.
230*.
Gada, Fr. 166*.
Caird, Edw. 34* 36= .
Caldi, G. 133* 165*.
Calo 69*.
Camerarius, J. 570.
Camotius, Giov. B. 367 662.
CampbeU, L. 208 229 231 79* 83* 85*
94* f.
Campbell. F. W. Gr. 205*.
Camus, M. 369.
Canaye, de 46* f.
Cantarelli, L. 185".
Cantoclarus, Car. 645.
Cantoni, C. 8*.
Cantor, M. 30* 110*.
Capel, W. C. K. 187*.
Cappellazzi, A. 134*.
Capelle, P. 235*.
CapeUe, W. 511 569 29*— 32* 35* 39*
43* 73* 75* 124* f. 137* 146* 153*
161* f. 175*— 182* 184* f. 191* 193*
200" f. 204* 214* 228* 237* 242* f.
Capes, W. W. 192*.
Caporali, E. 53*.
Capperonier 41*.
Caputi, A. 187*.
Caraccio, M. 211*.
Cardiui, M. 570.
CardweU 370.
Carlier, V. 184*.
Carlill, H. F. 208 f.
Caro, E. 183*.
CaroUdis, P. 206*.
Carpzow, J. B. 150*.
Carrau, L. 114*.
Carriere, M. 68* 120* 134* 135*.
CarroU. M. 143* 145*.
254*
Kegister.
Cartault. A. Ui2*.
Carus, Fr. A. 2- 4* 9* 57=^ 58^
Casalini, A. 133*.
Casaubouus, Is. 17 19 367.
Caspari, A. 193.
Caspari, O. 132*.
Cassel, P. 581 157*.
Cassiodorius 679.
Cassirer, E. 234*.
Castellani, G. 160*.
Castiglioni, A. 185*.
Castiglioni, L. 197*.
Cato der ältere 436.
Cato Uticensis 509 513 589 38* 183*. —
Ps.-Catonis Disticha 187* 234* 242*.
Cauer, Fr. 169*.
Cauer, I'. 142* 238*.
Cavanagh, F. A. 109* 115*.
Cazac, H. P. 81*.
Celsus der Arzt 233*.
Celsiis der Christengegner 31 537 1
539 f. 562 t 656 199* 243*.
Censorinus 495 677 242*.
Cermak, J. 92*.
Cesareo, P. 72* 92*.
Cesca, G. 28*.
Chaignet, A. E. 211 650 31* 52* 67*
77* 113* 120* 138* 225*.
Chairemou 509 f. 513 183*.
Chairephon 154.
Chalcidius 205 566 569 575 617 636
672 1 673 674 f. j 675—677 679 f.
112* 180* 202* 229*.
Chaldäer 33 651.
Chaldäisehe Orakel 578 t 580 587 +
206*.
Charaaileon 427 147* f.
Chambers, J. D. 580.
Chantülon, G. 69*.
Chappuis, Ch. 74* 166*.
Charleton, G. 163*.
Charmadas 490 494 696 166*.
Charmides 142 196 245.
Charterius, R. 570.
Chase, D. P. 370.
Chasles 9* 110*.
Chassang, A. 204*.
Chatelain, E. 466.
Chatelain, L. 31*.
Chatzis 359 365 569 574 201*.
Chauvet, E. 206 31* 202*.
Chavanon, A. 72*.
Chevalier, J. 135*.
Chiappelli, Aless. 195 223 645 2* 44*
46* f. 49* 52* 54*— 56* 61* 68*
93* f. 97* 99* 107* 109* 116* 149*
176* 236*.
Chinesen 12 f. 14* f. 234*.
Chinnock, E. J. 645.
Chion 353 358 119* 192*.
Chlebüs, Wilh. 214*.
Chnum 14.
ChoUet, A. 192*.
Chosroes 366 659.
Chrie 184 f. 236*.
Christ, A. Th. 206 f. 88*.
Christ, AV. 368 371 42* 81* 103* 123*
194* f. — Christ-Hchraid (Gesch. d.
griech. Lit.) passim.
Christentum und griech. Philosophie
35* ff. 236*, — und Piaton 106*,
— und Stoizismus 192* f. 242*, —
und Seneca516 186*, — und Epiktet
519 189* f., — und der mittlere Plato-
nismus 568, — und Plutarch 196*, —
und Philon 604, — und derNeuplato-
nismus im allgemeinen 217*, — und
der alexandrinische Meuplatonismus
663 f. (Hierokles 666 f.), — und die
Neuplatoniker des latein. \Vestens
672 ff. (ßoethius 679), — und späte
Kyniker 684 ff. — Christi. Predigt
und kynisch-stoische Diatribe 156* f.
— Christen gegn er: 31, Celsus 562,
Porphvrios 637, Julian 646 f.
Chrvsanthios 617 644 f.
Chr\-saphes, I. E. 203*.
ChrVsippos41 172 428 432 t 433 436 1 440
'446 450 f. 453-455 468 493 497
518 567 .576 606 675 688 694 f.
150* 233*.
Chrystal. G. W. 512.
Ciceri, P. L. 50*.
Cicero 30 428 490 t 491 f. 496ff.t676 678
689 22* 168* ff. t 178*241*. QueUen
seiner philos. Schriften 497 ff. An-
schauungen 499 f.
Cichorius, C. 501 175*.
Cimegotto, C. 169*.
Cipolla, C. 187*.
Ciris s. Vergil.
Cisorio, L. 160*.
Claflin, F. 161* 213*.
Clark, A. C. 162* 171*.
Clark, Fl. 107*.
Claudius Eutilius Namatianus 192*.
Claudius Severus, Peripatetiker 523.
Clausen, E. Th. 226*.
Clausen, H. X. 106*.
Clausen, W. 193*.
Cleef, F. L. van 84*.
Cleisz, Aqu. 216*.
Giemen, Carl 36* 63*.
Clemens, F. J. 58*.
Clemens, W. 207*.
Clericus, lo. 233*.
Clodius (gegen die Enthaltung von
Fleischkost) 583.
Cobet, C. G. 17 162 464 51* 102* 223*
228*.
Cocchia, E. 161*.
Cochet, E. 223*.
Codara, A. 186*.
Cohen, H. 11* f. 108*.
Cohn, G. 89*.
Cohn, H. 509 151* 182*.
Register.
255*
Cohu, J. d* 17* 234*.
Cohn, Leop. 569 .592 f. 598 80* 119*
210* f.
Colardeau. T. 189* 199*.
Cole, Ch. N. 162*.
Colebrooke, H. T. 15*.
Colinet, Ph. 16*.
Columella 192=^ 206*.
Combes Dounous, J. 77*.
Commeliiius, Hier. 645.
Conimentaria in Aristotelem Graeca
365 f. und passim.
Comparetti, D. 433 461 f. 466 158*.
Congreve, R. 370.
Conrad, Fr. 165^
Conrad, Joh. 44 '.
Coming, H. 370.
Consbruch, M. 133*.
Consolf, S. 511.
Constantius 682.
Conti, A. 8* 163*.
Contures, des 164*.
Conybeare, F. C. 579 f. 593 598 210*.
Conz, K. 206.
Cook, A. B. 114*.
Cooper, L. 372.
Cooper, W. V. 673.
Cope. A. D. 129*.
Cope, E. M. 371.
Copernicus 30* 51* 53*.
Coray, A. 370.
Cornarius 92*.
Cornelius 1*.
Cornelius Celsus 589.
Cornelius Labeo 617 672— 674 t 179*
229*.
Corner, L. 160*.
Cornford, F. M. 11* 93* 95* 106* 128*.
Corniiicius 179'\
Corsi, C. 184*.
Corssen, P.. 657 52* 90* 92* 95* 119*
170* f. 174* 190* f. 221* 225* f.
243* f.
Cosattini, A. 461 f. 70*.
Costanzi, V. 239*.
Cotterill, J. M. 191* 216*.
Couat, A. 512.
Cougnv, E. 63*.
Counson, A. 160* 185*.
Courdaveaux, V. 511.
Courtnev, W. L. S"".
Cousin, G. 604.
Cousin, V. 206 649 3* f. 7* 55*.
Coutuxat, L. 85*.
Couvreur.'P. 661 78*.
Covotti, A. 21* 56* 219*.
CoweU 16*.
Crain, P. 96*.
Cramer, Fr. 10*.
Crassicius, L. 589.
Crawford, W. S. 227*.
Credaro. L. 32* 166* 169*.
Crede, H. 97*.
Crespi, A. L. 111*.
Creuzer, Fr. 622 649 651 662 14* 43*
182* 209* 218*.
Crönert, W. 145 195 353 433 456 459 ff.
490 501 PI* 54* 63* 75* 79* 150* f.
155* 157*-159* 163* 182* 204*
211* 227* 231*.
Croiset, A. 71* 91*.
Croiset, M. 164 79* 1.55* 194* 216*.
CroU, G. Chr. 205.
Croraaziano, A. 3*.
Crombrugghe, C. van 217*.
Crome, C. 85*.
Cron, Chr. 206 49* 70* 88* f. 91*.
Cropp, P. 172*.
Crossley, H. 512.
Cnisius, G. Chr. 164.
Crusius, O. 24* 50* 55* 150* 194* f.
202* 221* 223*.
Cucuel, Ch. 91*.
Cuers 117*.
Cumont, Frz. 17 593 645 30* 34* f. 43*
102* 181* 222*— 225*.
Cunn, J. Mc. 140*.
Cunz, O. 176* 204*.
Cunz, Th. 7*.
Cuppini, X. 50*.
Curcio, C. 160*.
Curterius, J. 661.
Curti, Th. 57*.
Cvbichowski, B. 70*.
Czaja, P. 133*.
Czebe, J. 235*.
D.
Dacier 77*.
Dacque, Edg. 9*.
Daebritz 119*.
Dähne, A. F. 593 208* f.
Dämon, Dämonen 99 122 276 335 346
355 523 f. 548 550 555 558 655 666
35* 59* 107* 153* 177* 235*.
Dagna, M. 213*.
Dagneaux, H. 8*.
Dahl, Bast. 172*.
Dahlmann, J. 18*.
Dahmen, J. 72* 74*.
Dahn, Fei. 13*.
Damaskios 23 49 205 617 619 641
648 1 649 f. 652 657 f. f 663 f. 667
669 684 687 691 225*.
Damman, Joh. Fr. 108*.
Damstd. P. H. 171*.
Dandolo, G. 45*.
Dante 161*.
Dan tu, G. 117*.
Danjsz, A. 142* 196*.
Danzel, Th. W. 111*.
Dardanos 689.
:2.j6*
Eesister.
Daremberg, Ch. 570 202*.
L'areste, R. 28*.
Darmesteter, J. 19*.
Darligue-Pevrou, J. 184* 190*.
Darwin 107 'l2* 29* 108*.
Dashian, Jac. 581.
Daskalakis, Mark. J. 36*.
Dassaritis, E. 19.5".
Daiib. A. 47*.
Dauriac, L. 49* 55*.
David der Neuplatoniker 366 38(d 623
G60t 662 f. 667 7 226* 228*.
Davids, T. W. R. 17*.
Davidson, I. 142*.
Davidson. Th. 623 49* 55*.
Davidson, W. L. 149'.
Davies. John 16*.
Davies, J. L. 208.
Davisiiis, Jo. 540.
Dawis, H. W. C. 371.
Day. A. 80*.
Debrunner, Alb. 17.
Decker, F. 46*.
Deg^rando 4*.
Degering, H. 167*.
Degert, A. 169*.
Dehaut, L. J. 218*.
Deichert 114*.
Deichmann, C. 29*.
Deüe, G. 117*.
Deinhardt, J. H. 91* 138*.
Deissner, Kurt 242*.
Deiter, H. 23* 171*— 173* 175*.
DelarueUe, L. 171*- 173*.
Delatte, A. 52* 221*.
Delaunav, F. 209*.
Delbos, V. 12*.
Delbrück, F. 200 70* 91*.
Delbrück, E. 223*.
Dembowski, Job. 138*.
Demetrios v. Bvzanz 507 182* 242*.
Demetrios d. Kyniker 526 ff. 193*.
Demetrios Lakon 463 158*.
Demetrios v. Magnesia 22 28.
Demetrios v. Phaleron 20 54 111 145
424 427 t 598 147*.
Demm, G. 100*.
Demme, C. 90* 110*.
Demo die Homerdeuterin 192* 217*.
Demokriteer 124 613.
Demokritos 37 51 103 108 117 f. t
119 ff. t 129 143 487 606 692 f.
58* t 132* 164* 169* 237* 239*.
Mechanische Welterklärung 118.
Die Atome u. das Leere 118 120 f.
Bewegung der Atome 121. Ent-
stehung der Organismen 122. Seelen-
atome 118 122. Seele u. Atmung
122. Sinneswahrnehmimg durch
Ausflüsse von den Dingen 122.
Ethische Anschauungen 123.
Demonas 526 f. t 533 f. t 615 194* 242*.
Demosthenes 618.
Demoulin, H. 44" 196'.
Denig, C. 191* 225* 231*.
Denis, J. 32*.
Dentler, E. 58*.
Denzincrer, Jan. 58*.
Derkylides 41 538 -i- 542 f. f 194*.
Desai, S. A. 17*.
Descartes 122.
Deschamps, A. 132".
Desfosses, E. G. 29*.
Desjardius, A. 168* f.
Deslandes 3*.
Dessau, H. 25* 242*.
Dessoir, M. 3* 9* 234*.
Desv.ert, E. .119*.
Deter, Chr. G. J. 7'.
Detlef sen. D. 204*.
Detmar. B. 166*.
Deubner, L. 638 54* 155* f. 214*.
Deuschle, J. 206 85* 96* 98* 111*.
Deussen, P. 47 2* 6* 15*-17* 27* 99*
234* 239*.
Deutiuger, ]M. v. 6*.
Dewing, H. B. 231*.
Dexippos 365 386 572 617 638+ 639
644 t 222*.
Devcks, F. 170 73*.
Diagoras 143 65*.
Dialektiker 169, _
Dialexeis sieh Dissoi logoi.
Dialog, philosophischer 39* u. ö.
Diatribe, kvnisch-stoische, s. Kynismus.
DibeUus, M. 180* 191* 236*.
Dick, A. 673.
Dickerman. Sh. Ow. 31* 47* 72* 88*
113* 124* 138* 153* 172* 198* 211*.
Diekinson 109*.
Didvmos 205.
Diebitsch, Fr. 127" 160*;
Dieck 109*.
Dieckhoff, O. 172*.
Dieckmann 93*.
Diederich, B. 95* 99*.
Diederichsen, L. 126* 140*.
Diehl, E. 6]8 650 79* 100* 224*.
Diehl, G. J. 149*.
Dieütz, Th. 141^
Diels, H. passim.
Diemer 63*.
Dienel, R. 174*.
Difes, A. 45* 85* 98* f. 105* 107* 109*.
Dietelmaier, J. A. 216*.
Dieterich, Albr. 36 109 34* f. 41* 65*
85* 114* 155* 181* 206* 213* 215*
221*.
Dieterici, Fr. 130*.
Dietrich, W. 98*.
Dietze, J. 158*.
Dietzel, H. 94*.
Dikaiarchos 216 423 f 424 426 t 147*.
Dilthev, K. 44* 100*.
DUtheV, W. 1* 2* 12*.
Dimmier, H. 134*.
Register.
257''
Dill dort", L. 164 5-27 645.
Dindorf, W. 19 681.
Diiise, M. 195*.
Diodoros v. Aspendos 78 t 586 53*.
Diodoros Kronos 169 f. 172 434 73*.
Diodoros aus Sizilien, der Historiker
178^
Diodoros v. Tvros 505 t 507 t 689.
Diodotos d. Stoiker 496 512.
Diogenes v. Apollonia 53 62-65 70 116
119 47* 59*.
Diogenes d. Babylonier s. Diogenes v.
Seleukeia.
Diogenes Laertios 17 21—24 27 ff. t 30
194 358 364 376 3* 21* und passim.
Seine Quelle f. d. Lehre Piatons
540 565 f. 201*.
Diogenes v. Oinoanda 42 462 469 604 1
605 f. t 211* 243*.
Diogenes v. Seleukeia 432 1 436 t 439
445 450 689 151*.
Diogenes v. Sinope 174 t 182 ff. t 528
685 42* 75* t 233*. - Ps.-Diogenes'
Briefe 527 211*.
Diogenes v. Srayrna 124 60*.
Diogenianos 604 606.
Diokles v. Magnesia 23 27.
Diokles der Pythagoreer 78.
Dion, Schwager Dioiivsios' I. 193 199
201 354 358.
Dion V. Prusa (Chrvsostomos) 42 526 t
527 529 ff. t 564 682 f. 179* 193*t
242*.
Dionysios d. Altere v. Syrakus 193 199.
Dionvsios d. Jüngere v. Svrakus 193
200 f. 215 218.
Dionvsios (Pseudo-D.) Areopagites 653
107* 217* 243*.
Dionysios d. Epikureer, Nachf. d. Poly-
stratos 689.
Dionysios v. Halikarnassos 358 178*.
Dionvsios v. Herakleia (d fiszaß'Sfievog)
432 435 150*.
Dionysios v. Kyrene 502 176*.
Dionvsios d. Stoiker (um 50 v. Chr.)
689.
Dionysius Cartusianus 673.
Dionysodoros 141 f. 265 64*.
Diotiraos v. Tvros 60*.
Di Pauli, Andr. v. 22* 49*.
Dipikä 17*.
Dirking, A. 37* 157*.
Dissen, L. G. 66* 70* 97*.
Dissoi logoi (Dialexeis) 73 126 139-1-
140 f. t 156 168 64*t 82*.
Dittel, H. 111*.
Dittenberger, W. 217 229-232 353 359
538 579 604 83* 88* 151* 197*.
Dittmar, H. 164 168 70* 72*.
Dittmever, L. 369 124* 228*.
Dittrich, E. 110*.
Dittrich, Frz. 68*.
Dobbs, A. E. 32*.
Ueberweg, Grundriß I.
Dobschütz, E. V. 243*.
Dobson, J. F. 151*.
Doege, H. 166* 167* 176*.
Döllinger, I. 106*.
Dörfler, J. 44* 46* f. 54* 89* 237*.
Doergens, H. 183* 190*.
Döring, Aug. 46 148 ff. 1* 22* 27*
46* f. 52* 55* 67* 71* f. 81* 100*
114* 119* 143* f. 151* 157* 166* f.
Döring, Fr. 101*.
Dörpfeld, W. 93*.
Dörwald, P. 71*.
Dohrn. H. 147*.
Domanski, B. 670 206* 218* 220* 228*.
Dominicus Gundissalinus 1*.
Domninos 580 648+ 649 652 t 691
224* 244*.
Donati, B. 50*.
Dorison, L. 184*.
Dorn, J. 111*.
Dorn, J. Chr. 2*.
Dorner, A. 10*.
Doros 680 684 231*.
Dossios, N. G. 209*.
Dougan, Th. W. 491.
Dourif, J. 192*.
Dowall, K. A. 52*.
DowdaU 369.
Doxographie 18 29 22* und passim.
Dräseke, J. 569 684 49* 107* 130* 217*
224* 228* 231*.
Draheim, H. 64* 89* 239".
Dreas, C. 219*.
Drechsler, Fr. J. 175*.
Dreinhöfer, A. 94* 117*.
Drerup, E. 63*.
Dresig, S. F. 66*.
Drewnick, P. 174*.
Drews, A. 29* 219*.
Dreyer, J. L. E. 9*.
Drevkorn, J. 91*.
Drexel, F. 28*.
Drosihn 512 113* 191* 232* f.
Droste, P. 83*.
Droste-Hülshoff, K. A. v. 140*.
Drovsen, J. G. 428.
Drti'na, Fr. 237*.
Drummond 463.
Drummond, J. 209* f.
Druon, H. 85*.
Drygas, A. 117*.
Dsehainismus 13 13* 19*.
Duchon, J. 114*.
Dübner, Fr. 368 424 465 511 538 540.
Dühring, E. 6* 135*.
Dümraler, Ferd. 107 139 149 174 2*
41* 43* 62*— 64* 70* f. 74*- 76*
78* 81* 89*-92* 94* 103* 109*
14.')* f. 151* 197* 241*.
Düning, H. H. A. 462 158*.
Dürr, K. 40* 200*.
Duff, J. D. 466.
Dufour, M. 371.
258*
Register.
Dugas, Ch. 125* 235*.
Dllgas, L. 33*.
Dumeril, A. 76* 205*.
Duraontier, J. 6-19.
Dunan, C. 56*.
Diincker, Max 14*.
Duprat, G. L. 31* f. 137* 151*.
Dupreel, E. 123*.
Dupuis, J. 539 110*,
Durand, R. 173*.
Durand de Laur, H. 148*.
Dutoit, J. 18*.
Dver, L. 207 86*.
Dyroff, Ad. 547 2* 12* 15* 23* f. 38*
59* 72* f. 98* 105* 119* f. 126* 132*
148*— 154* 160* f. 174* 183* 191*
195* 197* 212* f. 237* 240*.
Earle, M. L. 172*.
Eaton 370.
Ebeling, H. L. 84* 88*.
Ebeling, R. 110*.
Eberhard, E. F. 137*.
Eberhard, Eng. 138*.
Eberlein, H. 191*.
Eberlein, L. 141*.
Ebert, J. F. 147*.
Eberz, J. 98* 100* f.
Echekrates 74 78.
Eck, J. G. 76*.
Eckert, W. 86*.
Eckstein, v. 48*.
Edmonds, J. M. 424 146*.
Edwards, G. M. 164.
Edwards, W. A. 230*.
Egan of King Williams Town 466.
Egger, E. 371 37* 68* 120* 127* 143*
Egger, J. 144*.
Egger, Joh. Bapt. 31*.
Egger. P. J. B. 93*.
Egger, Yict. 21*.
Eggerking, Wilh. 37*.
Ehemann, Chr. 193*.
Ehlers, R. 106* 192*.
Ehrhard, A. 227*.
Ehrlich, Ad. 141*.
Ehwald, R. 213*.
Eibl, H. 113*.
Eichhoff, K. 43* 85*.
Eichhoff, Th. L. 48*.
Eichner, M. 160*.
Eichthal, G. d' 68*.
Eicke, L. 38*.
Einhorn, Dav. 237*.
Eisele 196*.
Eisemann, Fr. 128*.
Eisenmann 1*.
Eisler, Rob. 30* 57* 237*.
Eisler, Rud. 1* f. 13* 29*.
Eitrem, S. 170* 221* 230* 242*.
Ekklesiastes 594.
Eklektische Schule desPotaraon588 207*.
Ekphantos 74 81 356 53*.
Ekstase 48 616 f. 634 643 656 663 669
31*.
Eibern, B. 237*.
Eleaten 32 37 50 f. 85 86 f f .f 170 54*.
Piaton und die Eleaten 299 304 ff.
Elektra (Faugschluß) 171.
Eleutheropulos, Abr. 10* 234*.
Elfer, Aug. 139*.
Elias der Neuplatoniker 175 366 386
623 660 t ö62f. 667 t 675 685 226*.
Elias, A. 39* 186*.
Eliot, Thom.' 108*.
Elisch-eretrische Schule 163 172 f.t 73*.
Ellis, R. 465 56* f. 162* 174* 187^ 191*
199*.
Ellwood," A. 142*.
Elraore, J. 84* 86*.
Elsee, Ch. 217*._
Eiser, Konr. 136*.
Elster, A. 174,
Elter, A. 19 436 511 527 581 587 592
595 597 129* 151* f. 191* 194* 197*
206* 208* 212* 227* ZSl* 233* 236*.
Embser, J. Val. 205.
Emminger, A. 20* 44*.
Emminger, K. 33*.
Erapedokles 32 36 37 50 69 73 76 99
103 104 ff. t 110 111 113 115 117
119 f. 134 394 476 606 615 629 692 f.
41* 56* t 62* 237*. Elemente 104
106. Liebe und Haß 104 105 f.
Sphairos, Urzustand, Entstehung der
Wesen 106 f. Verhältnis zum Dar-
winismus 107. Sinneswahl-nehmung
durch Ausflüsse aus den Dingen
107 f. Erkenntnis durch Gleich-
artiges 108. Religiöses 106 109.
Seelenwanderung, Fleischverbot 109.
Verhältnis z. anderen Vorsokratikern
110.
Empirische Arzte 613.
Endt, J. 142*.
Engel, G. 135*.
Engel, Joh. Jak. 111*.
Engel, Rud. 62*.
Engel, W. 71*.
Engelbrecht, A. 173* 187*.
Engelbrecht, P. C. 120*.
Engelhardt, v. 200*.
Engelhardt, Fr. W. 83* 141*.
Engelhardt, J. G. V. 623.
Engelmann, W. (Engelmann-Preuss) 22*
und passim.
Euglish, R. B. 45* 237*.
Engstrandt, C. J. H. 171*.
Enk, K. 511 650.
Enk, M. 143*.
Enkratiten 687.
Ennius 85 192 76*.
Register.
259=^
Entelechie 396 135* 240*.
Entz, G. 115*.
Epicharmos 72 — 75 85 54*.
Epiktetos 41 43 508 t 511 518 ff. t 531
533 f. 659 667 28* 189* 242* 244*.
Epikureer 38 40 f. 163 460 ff. f 604 ff .t
614 f. 157* 211*. Begriff d. Phi-
losophie 6 4i2. Einteilung d. Phi-
losophie 471 f. Induktion 471 473.
Wahrnehmung 472 475 478. Pro-
lepsis 471 f. Mechanische Welter-
klärung, Atome und Leeres 474 ff.
Deklination d. Atome u, Willens-
freiheit 474 476. Gegen die Pronoia
476. Gegen die Heimarmene 478.
Götter 474 477. Kein naturwissen-
schaftl. Interesse 477. Psychologie
478, Keine öeelenfortdauer 478.
Lust als Ziel 479 481 ff . Unter-
schied von den Kvrenaikern 485.
Einsicht 480 482. Tugend 480 482.
Einteilung dev i.-tidvfuai 4SI. Begriff
der t]6o%'>i 481, ihre Arten 482 f.
Metretik der Lust- und L^nlustge-
fühle482. Freundschaft 483. Staats-
k-ben 484 f. Recht 485. Der Weise
482. — Schulstreitigkeiten 468 604.
Gelehrte ilethode 480. Doxogra-
phisches Interesse 404 406.
Epikuros 6 118 124 129 428 430 460ff.t
466ff.t 515 683 694 f. 42* 59^
157*ff.t 168* ff. 178* 186* 233*.
Epimenides 35 36 692 43* f.
Epp, K. 240*.
Epstein, Geo. 70*.
Erasistratos 506.
Erasmus 367.
Erastos 353.
Eratosthenes 21 30 76.
Ercole, P. 134*.
Ercole, P. d' 52*.
Erdmann 199*.
Erdmann, Benno 2* 6*.
Erdmann, Joh. Ed. 6*.
Erdmann, M. 371.
Eretriker 172 73*.
Erhabenen, Schrift vom 618 620 218^=
242*.
Eristik 127 142 169 171 176 265 ff.
Erman, A. 19*.
Ersch 2*.
Erymneus 689.
Eryximachos 142.
Escher, L. 156*.
Esdaile, K. A. 359.
Espinas, A. 61* 93*.
Esra, Buch E. 594.
Essäer 590 592 597 207* 210*.
Essen, E. 369 120* 133*.
Euandros 490 493 688 695.
Eubulides 169 f. 171.
Eubulos V. Ephesos 695.
Eubulos V. Ervthrai 695.
Eubulos, Platoniker des 3. Jahrh. nach
Chr. 691.
Eucken, R. 2* 10* 12* 120* 122* 131* f.
140* f.
Eudemos 57 79 82 383 423 t 424 425 t
147*.
Eudoros 41 537 t 538 542 543 t 195*.
Eudoxo^ aus Knidos 188 352 1 353 357 t
693 119*.
Eudromos 151* t-
Euenos 143.
Eugenios 681.
Euhemeros 186 t 191t 594 41* 76* t.
Eukleides der Mathematiker 170.
Eukleides v. Megara 125 163 169 ff. t
193 197 487 73*.
Eunapios 23 617 622 636 644 1 645 647 t
224*.
Eupolis der Komiker 129.
Euripides 64 117 129 58* 65^ 237*.
Eurytos 74 78 84.
Eusebietti, P. 123*.
Eusebiosder Kirchenschriftsteller 31 619
637 681 232* u. ö.
Eusebios der Neuplatoniker 617 645.
Eustathios: Ps.-Eustathios zum Hexae-
meron 243*.
Eustochios 624 f.
Eustratios 366 386 405.
Euthydemos 141 f. 265 ff. 64*.
Euthvphi-on 249 ff. 272.
Evangelides, M. 8* 56* 228*.
Ewald, H. 19*.
Ewald; P. 39* 168*.
Exham, G. A. 140*.
Exter, Fr. Chr. 205.
Eycken 214*.
Eymin, A. 9*.
Evssenhardt, Frz. 650 673.
Eyth, Ed. 206.
F.
Faber, E. 14*.
Faber. F. 111*.
Fabianus Papirius 588 f.
Fabricius, E. 54*.
Fabricius, J. A. 607 650 673 42* 208*
224*.
Fabricius, O. 71*.
Fachwissenschaften 1 53 430 f. 660 u. ö.
Fähse, Th. 108*.
Fahland, B. 115*.
Fahnberg, G. 92*.
Fairbanks, A. 35* 44* 117* 154*.
Fairchild, A. H. R. 240*.
Fairclough, H. R. 84*.
Falchi, A. 164*.
Falkenheim, H. 7*.
Falter, G. 109* 210*.
260=»
Register.
Faltin, J. A. A. 540 200*.
Farjenel, F. 15*.
Farquharson, S. L. 809.
Fausti, J. 164*.
Fava, D. 209 105*.
Favaro, A. 90*.
Favier, A. 213*.
Favonius Eulogius 495 672 f 673 677 f
23Q*-j- 242*.
Favorinus 537 f 539 558 f.t 607 199* f
212*
Favre, J. 154* 169* 196*.
Fav, E. W. 162*.
FaVe, E. de 236*.
Fazio-Almaver, V. 29* 58*.
Fechner, G." Th. 108*.
Fechner, H. A. 140*.
Feddersen, H. 104*.
Feddersen, O. M. 72* 87*.
Fehrle, E. 34* 77*.
Feme, P. 193*.
Feller, W. 144*.
Fenner, F. 107* 243*.
Fenk, E. 77*.
Ferber, J. 60=^ 101* 115*.
Ferguson, A. S. 69* 238*.
I errai. E. 206 f.
Ferrari, Ol. 14i*.
Ferrari, S. 54* 57* 126*.
Ferraz 182*.
Ferri, A. 147*.
Ferrier, J. Fr. 27*.
Ferrini, C. 371.
Fertig, J. 205*.
Feßler, Fr. 169*.
Festa, X. 638 144* 190*.
Feuerlein, E. 10*.
Feugere, G. 65*.
Feussner, H. 424.
Feustell, H. 160*.
Fichte, J. G. 7 12*.
Fichte, 1. H. 13* 216*.
Ficinus, MarsUius 205 622 77* 111*.
Fickert, C. R. 510 183*.
Fiegl, A. 184*.
Field, G. C. 69*.
Fi'erens-Gevaert 11*.
Filek. E. v. 161*.
Filkuka, L. 140*.
Fimmen, D. 53*.
Finckh, Chr. Eb. 662.
Findeisen, J. 141*.
Finger, F. A. UÜ'.
Finsler, G. 33 f. 43^ 118* 144*.
Fiorentino, Fr. 27*.
Firmiani, S. 58*.
Firmicus Maternus 180* 217* 243*.
Fischer, A. 7*.
Fischer, A. 45*.
Fischer, Alb. 85*.
Fischer, J. Fr. 208.
Fischer, Korn. 86* 91*.
Fischer, Kuno 98*.
Fischer, K. Ph. 113*.
Fischer, M. A. 118*.
Fischer, P. 193*.
Fischer, R. 39* 169* 186*.
Fischl, H. 240*.
Flagg, J. 207.
Flatt, I, F. 46*.
Fleckeisen, A. 24*.
Fleurv, Am. 186*.
Flipse, H. J. 39*.
Flügel, O. 6*.
Fobes, F. H. 124*.
Focke, Fr. 638 208* 222*.
Förster, Aur. 369.
Foerster, Rieh, 369 372 119* 130* 218*
222* f. 233* 239* 243*.
Folchieri, Gius. 107*.
Fonsegrive, G. L. 9* 133* 141* 173*.
Forchhammer, P. W. 66* 129* 143*.
Forster, E. 85* 190*.
Forstner, M. 242*.
Fortlage, B. 213*.
Fortlage, C. 91* 154*.
Foss, H. E. 424 62* 146*.
Fester, F. M. 162*.
Foucher, 41*.
Fouill^e, Alfr. 8* 67* 105*.
Fourmont 41*.
Fournier, P. 191*.
Fowler, H. X. 501.
Fox. W. 173*.
Fraccaroli, G. 207-209.
Fraenkel, J. M. 424 87*.
Fränkel, M. 62*.
Fränkel, S. 203*.
Fraguier 41*.
France, W. C. 222*.
Franck, Ad. 12* 19*.
Francke, F. J. Chr. 132*.
Francotte, Henri 33*.
Franke. Alfr. 606.
Franke, R. O. 234*.
Fränkel, Z. 209*.
Frankl, W. M. 47* 106* 239*.
Frantzius, A. v. 368 f.
Frazer, J. G. 9*.
Frederking, A. 83*.
Fredrich, (). 73 50*.
Frei, Job. 60*— 62*.
Freret 41* 66*.
Frerichs, H. 160*.
Freuden thal, J. 539 571 576 21* 40* 55*
122* 124* 139* 194* 198* f. 201*
203* 207* f. 218* 220* 222* 224*
228* 230*.
Freudenthal, M. 210*.
Frev, Ans. 241*.
Freymüller, P. W. 70*.
Freyschmidt 140*.
FreVtag, Gust. 143*.
FreVtag, W. 28*.
Frick, C. 62* 95^= 196* 221*.
Frick, O. 71*.
Register.
26r
Friedel, W. O. 38* 61* 63*.
Friederici, E. 72*.
Friedländer, L. 604 28* 37* 42* 184*
241*.
Friedländer, M. 208*.
Friedländer, P. 60* 93* 112* 137*.
Friedlein, Gottfr. 649.
Friedrich, G. 491.
Friedrich, G. 213*.
Friedrich, Gust. 185*.
Friedrich, W. 128* 175*.
Friedrich. Wilh. 185*.
Friedrich. Wilh. Lud^v. 186*.
Friedrichs, E. 89*.
Fries, J. F. 4*.
Fries, J. J. 110*.
Fries, K. 20* 39* 44* 168* 170* 173* f.
180* 204* 230* 235* f. 242*.
Fries, W. 213*.
Frisch, P. 196*.
Frischeisen-Köhler, M. 7* 234*.
Fritz, G. 183*.
Fritz, W. 661 227*.
Fritze, E. 87*.
Fritzsche, A. E. 205.
Fritzsche, Ad. Th. H. 370 147*.
Fritzsche, Fr. 527.
Fritzsche, F. V. 155* 194* 215*.
Fritzsche, R. A. 31* 112*.
Fritzsche, Rob. 160* 162* 188* 204*.
Frohschammer, J. 131*.
Fronmüller, W. 60*.
Frontera, G. 56*.
Frost, K. T. 100*.
Fuchs, C. 109*. ■
FiUleborn, G. G. 87 12* 54* 216='.
Fürst, J. 28*.
Fürstenspiegel 176 531 639 (Sopatros) 644
646 665 683 33* 235* 239*.
Füßlein, C. 29*.
Fuhr. K. 90* 228*.
Fuhr, M. 424 147*.
FuUer, B. A. G. 219*.
Funk, Fr. X. 200*.
Funk, K. 527 194* 200*.
Funk-Brentano, Th. 61*.
Funke, C. A. 11.3*.
Fusci, G. G. 190*.
Fyfe. W. H. 129*.
Gabba, ßass. 190* f.
Gabelentz, Ge. v. d. 14*'.
Gabler, K. 570.
Gabrielsson, J. 199*.
Gadelle, L. 82*.
Gärtner, E. 208*.
Gärtner, Th. 204*.
Gaios 41 537 t 553 t 558 564 625 198*
Gaisford. Th. 19 650 661 50*.
Galasso, A. 45*.
Galati Mosella, G. 143*.
Galbiati, Giov. 170*.
Gale, Th. 623 638.
Galenos 18 30 92 205 569 t 570 f. 576 1
670 180* 202* f.j 243-^ — Ps.-Galen.
Hist. philos. 26 29 f. 22* 232* u. ö.
— UsqI zov jiwg ifitpvxoviai rä
e/iißQva 623 636.
Galilei 59*.
Galli, U. 69*.
Gallienus 624.
Gandiglio, A. 171*.
Ganneau, Gl. 177*.
Gans, E. 109*.
Gauss 76*.
Ganter, F. L. 152* 189*.
Garbe, R. 16* 43*.
Gardikas, G. K. 205 84*.
Gardner, A. 222*.
Gardner, P. 75*.
Garfein-Garski, St. 1*.
Garnier 41*.
Garnier, A. 32* 71*.
Garrod, H. W. 95* 162*.
Garve, Chr. 370 154* 164* 173*.
Gasc-Desfosses, Ed. 29*.
Gass, W. 10*.
Gassendi, P. 157*.
Gaßner, J. 172*.
Gastmann, A. L. 132*.
Gataker, Th. 512 148*.
Gatscha, F. 198*.
Gatti, G. 604. '
Gaul, L. 107*.
Gawanka, K. 154*.
Gaye, R. K. 56* 114* 124*.
Gayer, S. 129*.
Gaza, Schule von 668.
Geh 14.
Gedike, Fr. 168*.
Geel, J. 60*.
Geffcken, J. 592 639 f. 644 685 33* 36*
40* 53* 58* 69* 74* 145* 155*-157*
168* 178* 186* 194* 204* 213*— 215*
223* 227* 236* 244*.
Geffers, Aug. 59* 166*.
Gehring, A. 68*.
Geier, R. 120*.
Geiger, Abr. 207*.
Geiger, G. 675 229*.
Geil. G. 47* 113*.
Geisau, J. v. 199*.
Geissler 2*.
Geißler, A. 86*.
Geist 61*.
Geist, H. 187* f. 217*.
Gelder, J. J. de 539 51*.
Geldner, K. 19* 234*.
Gellius, A. 19 31 495 536 558 677 690
22* 242* u. ö.
Geminos 501 504 t 177* 181*.
Gemoll, W. 164 187* 238* 24.3*.
262*
Register.
Genesisexegese 576 636 668 670 180*.
Genethlios 100.
Gentile, G. 182*.
Georgiades, A. 220*.
Georgii, J. Chr. L. 208* f.
Georgii, L. 206 99*.
Georgios Pachymeres 366 619.
Gercke, Alfr. 17 24 26 28 162 206 224
358 f. 377 f. 424 510 540 566 568
595 604 606 624 21* 27* 64* 68*
75* 83* 88* 90* 95* 119* f. 123*
133* 146* 150* f. 167* 172* f. 177*
179* 181* f. 184* 187* f. 192* 198*
201*— 204* 213* 216* 229*1 238*
240* 243*.
Gerhüußer, W. 497 f. 501 40* 169* 174*
177* f. 181*.
Gerhard, E. 43*.
Gerhard, G. A. 75' 155* f. 241*.
Gerhard, P. 70*.
Gerlach, Fr. Dor. 165*.
Gerlach, G. W. 218*.
Gerling, Ch. L. 56*.
Germanicus 509 f. 513 183* 242*.
Germami, P. 491 168* 192*.
Germar, J. C. S. 215*.
Gernhard, A. G. 116*.
Gerstinper. H. 242*.
Gertz, M. C. 510.
Gevaert, F. A. 370.
Gever, Ph. J. 144*.
Gevser, J. 98* 240*.
Gfi-örer, A. 208* f.
Ghezzi, D. 205*.
Giambelli, C. 491 100* 163* 169* 171*.
Gianola, A. 52* 167* 172* 204*.
Gibbon, Edw. 222*.
Gidel, Ch. 131^^ f.
Gidionsen, W. 154*.
Giesecke, A. 32* 74* 150* 187* f. 197*.
Giesen, K. 195*.
Giesing, Fr. 79*.
Gifford, E. H. 207 79*.
Gilbert, H. 175*.
Gilbert, O. 2* 20* 30* 35* 44* 46* 50*
52* 54* 56* 131* 137* 177*.
Gilbert, W. 164 92*.
Gilderaeister, J. 539 581 681 206*.
Gildersleeve, B. L. 92*.
Gillespie, C. M. 39* 73* f. 85*.
Gillet, M. 140*.
Gilow, H. 34*.
Gils, P. .T. M. van 76*.
Ginzel, F. K. 46*.
Giovanni, Vinc. di 8*.
Girard, .1. 188*.
Giri, G. 160*— 162*.
Giussani, C. 466 160* 163* f. 233*.
Gizvcki, P. V. 157* 163* f. 232* f.
Gladis, C. 223* 231*.
Gladisch, A. 32 44* 48* 51* f. 54* 57* f.
Glaeser, Fr. 547 196*.
Glaesser, P. 167*.
Glaser, J. C. 123*.
Glaser, E. 148*.
Glatzel, A. 159*.
Glaukon 196.
Glaukos V. Rhegion 105.
Glawe, Walt. 37.
Gleichen-Russwurm, A. v. 4(50 466 510 ff.
Gleisberg, K. 84*.
Gloel, F. 114* 168*.
Glogau, G. 89* 93* 140*.
Gloßner 136*.
Gloth, Ch. M. KH.
Glückselig, C. J. 17*.
Gnesotto, A. 173*.
Gnesotto, F. 1^8*.
Gnomische Poesie 241*.
Gnomische Prosa 51.
Gnomologien 236''.
Gnosis 585 587 626 633 3*.
Gobineau, J. A. 14*.
Göbel, J. 218*.
Goebel, K. 368 45* 98* 112* 123* 144*
212*.
Goedeckemeyer, A. 46 493 27* 59* 82*
123* 132* 163* 165* 195* 199* 211*.
Goens, R. M. van 623.
Göring, C. 29*.
Görland, A. 109* f. 1.32* 137*.
Goertz, Joh. 119*.
Goes, G. F. D. 46*.
Goethe, A. 491 172*.
Goethe, .Toh. Wolfg. v. 109 132 202 363
108* 117* 132* 161* 239*.
Göttling. K. AV. 370 464 75* 141* 174*.
Göttsching, .J. 205*.
Goetz, G. 241*.
Goetz, L. F. 136*.
Gogavinus, A. 570.
Goguel, E. 183*.
Gohlke, P. E. 111* 134*.
Goldbacher. A. 539 49* 88* f. 198*.
Goldbeck, E. 93* 137*.
Goldenes Gedicht 578 t 582 t 597 öO\
Goldenes Zeitalter s. Kulturanfänge.
Goldmann, Gust. 141*.
Goldziher, Ign. 7* 217*.
GoUing. J. 83*.
GoUwitzer, Th. 219* f.
Gomolinski, K. 93*.
Gomperz, Heinr. 135 137 140 168 220 f.
2* 24* 32* .50* 61*— 65* 70* 78* 87*
103* 109* 133*.
Gomperz, Th. 107 130 162 223 f. 231
233 237 242 310 371 389 461 ff. 490
22* 26* 28* 41* 49* f. .58* 60*— 62*
66* 73*— 75* 78* 81* 84* 86* f. 89*
92*94* 96* 101* f. 105* 118* f. 122*
129*-131* 13.5* 143* f. 146* 148*
bis 150* 159* 163* 166* 183* 200*
211* 222* f. 225*.
Gonzalez, C. 8*.
Goodrich, W. J. 93* 99* 126*.
Goodwin, W. 114* 139*.
Register.
263^
Goram, O. 209*.
Gorgias 4 73 87 126 134ff.t 142 168
175 255 ff. 692 f. 62* f 64*.
Gossen, Joh. 202*.
Gossler, W. v. 69* 111* 134*.
Gothein, E. 107*.
Gottschiek, A. 90*.
Gottschlich, E. 124* 135* 143*.
Gottverähnlichiing als philosophisches
Telos 537 542 f. 552 f. 555 621 634
636 f. 683.
Gottwald, R. 107*.
Goiigh 16*.
Gouraud. C. 166*.
Gow, J. 110*.
Grabisch, J. 511.
Grabmann. M. 8* 132* 240*.
Graef, A. 92*.
Grätz. H. 597 207* f.
Graeven, J. 188*.
Graham, J. 100*.
Graindor. P. 146*.
Grannid, J. E. 171*.
Grant, A. 370 27* 131*.
Grassi-Bertazzi, G. 113*.
Grassmann, H. 15*.
Gratacap, A. 138*.
(iratsiates 105*.
Gratzv, O. 61*.
Grauert 148*.
Graux, Ch. 580.
Graves, Ch. E. 208.
Gröard, O. 183* 195*.
Greene. H. W. 124*.
Greenwood, L. H. G. 370 126*.
Grdgoire, H. 211*.
Gregoriades, P. 85* 114*.
Gregorios v. Nazianz 682 684—686 107*
157* 217* 223*.
Gregorios v. Nyssa 107* 242*.
Gregorios Thaumaturgos 568 28*.
Gregorovius. Ferd. 218*.
Grenfell, P.' 137.
Grimm, G. 234*.
Grimmelt, B. 94*.
Grimmelt, G. 207.
Groag, E. 113* 239* f.
Gröger. A. 115*.
Groeneboom, P. 424.
Groh, Fr. 87*.
Gronau, K. 576 636 670 676 41* 107*
180* f. 198* 236* 242*.
Groot, J. M. de 15* 234*.
Gros, E. 465.
Grosch, G. 189*.
Großgerge, W. 146* 185*.
Großmann, A. 88*.
Großmann, Chr. G. L. 85* 209*.
Grote, G. 211 43* 51* 60* 67* 77* 80*
112* 131*.
Grotefend. F. A. L. A. 114*.
Grotius, Hugo 28*.
Grube, Wilh. 7* 14* f.
Grucker, E. 219*.
Griinwald, E. 25* 86* 93* 118*.
Grützmacher, G. 227*.
Grumme, A. 173*.
Grundey, Em. 114*.
Gruppe, O. 43*.
Gruppe, O. F. 51* 112*.
Grynaeus. S. 205 367 649.
Grvsar, C. J. 54* 166*.
Gsell-Fels, J. T. 138*.
Gubernatis, IL L. de 123* 155* 214*.
Gudeman, A. 492 661 f. 170* 192* 227*
233* 242*.
Guelfi, Fr. Filom. 33*.
Günsz, Ar. 571 203*.
Günther, K. E. 50*.
Guenther, O. 194*.
Günther, P. R. E. 216*.
Günther. S. 9* 29*.
Güthling, K. E. 138*.
Güthhng, O. 164 205 466 538.
Guggenheim. M. 34* 68* 74* 94* f. 117*.
Guimet, E. 214*.
Guiraud, J. 205*.
Gumlich 100*.
Gummere, R. M. 186*.
Gummerus. H. 192* 207*.
Gumposch, Ph. 132*.
Gumposch, V. Ph. 2* 4*.
Gundel, W. 39* 153*.
Gundermann, G. 53* 184.
Gunkel, H. 207*.
Gunning, C. P. 237*.
GuTlitt, L. 158* 169*.
Gustafsson, F. 510.
Guthe, H. 19*.
Guthrie, K. S. 219*.
Guttmann, J. J. 68*.
Guyau, M. 164*.
Guyot, H. 47* 106* 210* 219*.
Gyrnnosophisten 184; s. auch Brah-
manen.
H.
Haack, A. 116*.
Haack, J. 244*.
Haake, A. 154*.
Haakh 510.
Haas, A. 164*.
Haas, A. E. 29* 37* 137* 22^
Haas, H. 18*.
Haas, L. 23* 123* 133* 212*.
Haas, P. L. 164*.
Haase, F. 510.
Hachez, K. 160*.
Hackforth, R. 95* 104*.
Hackmann, H. 234*.
Hadzsits, G. D. 162* 164*.
Haeberlin, C. 540 568 74*.
2(^4'
Register.
Häbler, A. 153*.
Häbler. Th. 100* lOS*.
Hacker, F. 125* 140* f.
Häperström, A. 140*.
Haftner, P. 6*.
Hafner, Alb. 107* 148*.
Hagen, B. v. 209 78* 95* 107* 220*.
Hagen, F. v. 185*.
Hagen, H. 65*.
Hagen, P. 74* 193*.
Hahn 117*.
Hahn, C. 193*.
Hahn, H. 96*.
Hahn, V. 196* 218*.
Hahndel, S. 214*.
Hahne, F. 215*.
Haines, R. 512 191*.
Haibauer, O. 457 189* 236* 241*.
Halbfass, W. 61*.
Hal^vy, E. 111*.
Halüer, E. 159*.
Hallström, A. 91*.
Halm, K. 673 174*.
Halmsehlag 159*.
Hambruch, E. 129* 133*.
Hamelin 152*.
Hamelin, O. 368.
Hamerling, R. 216* 218*.
Hammer, C. 371 618.
Hammer, M. 7*.
Hammer- Jensen, J. 58* 60* 106* 125*
181*.
Hammerschmidt, K. 13(*.
Hammond, W. A. 370 115* 133* 139*.
Hampke, H. 125* 140*.
Handt 24*.
Haneberg, D. B. 130*.
Hanford, J. H. 239*.
Hanke. Fr. 199*.
Hannot, E. 154*.
Hann-wacker, Ph. 87*.
Hanow, Fr. 570 146*.
Hansen, B. 156*.
Hap 14.
Härder, Chr. 206.
Härder, Frz. 162*.
Hardie, R. P. 27* 109* 129*.
Hardie, W. R. 162*.
Harduinus, J. 681.
Hardv, E. 15* 18* 29* 38*.
HardV, J. 650 108*.
HardV. R. S. 17*.
Harles, C. G. 42* 46* 208* 221* 244*.
Harloff, Wilh. 37*.
Harms, F. 8*— 10*.
Harnack, Ad. 597 618 624 657 681 22*
37* f. 42* 68* 206* 216* f. 243*.
Harnischmacher 207*.
Harpf, A. 61*.
Harpokration 562 199*.
Harpokration (astrol.-botan. Schrift) 580.
Harrv, .7. E. 93*.
Hart; G. 59*.
Hart, J. 237*.
Hartenstein, C. 212*.
Hartenstein, G. 12* 51* 73* 138* f.
Hartfelder, K. 168* 172* 212*.
Harth. K. 100*.
Hartlich, E. O. 203*.
Hartüch, P. 176 39* 74* 76* 91* 103*
130* 147* 150* f. 157* 166* 174*
176* 182* 187* 189* 195* 197* 202*
221* 231*.
Hartman, J. J. 78* 92* f. 196* f. 239* f.
242 f.
Hartman, J. L. V. 95* 239*.
Hartmann 107* 222*.
Hartmann, Ed. v. 8* f.
Hartmann, Frz. 17*.
Hartmann, K. 161* 189* f.
Hartmann, M. 109*.
Hartmann, N. 45* 111* 225*.
Hartmann, R. 179* 185*.
Hartmann. Th. 111*.
Härtung, J. A. 424 464 37* 43* 113*
143*.
Hase, Ludw. 113*.
Hasenclever, K. A. 32*.
Hasenclever, L. 216*.
Haskins, Ch. H. 123*.
Hasler, F. 173*.
Hasluck. F. W. 44*.
Hasse, H. 238*.
Hasse, K. 65*.
Hasse. K. P. 217*.
Haslings, Jam. 11* 13*.
Hatch, E. 36*.
Hatzfeld, A. 371.
Hatzidakis, G. N. 84*.
Hauck, A. 227*.
Hauck, P. 510.
Haug 19*.
Hauler, E. 28* 157*.
Haupt, H. 206*.
Haupt, J. V. 143*.
Haupt, St. 129* 144*.
Hausenblas, A. 88*.
Haushalter, B. 118*.
Hausrath, A. 465.
Haussleiter, Fr. 65*.
Haven, J. 8*.
Havet, E. 36* 168*.
Havet, L. 162* 172*.
Hawkins, E. L. 370.
Havd, H. 134*.
Havduck, M. 365 f. 650 661 f. 99* 124* f.
HaVduck, W. 91*.
Hayes, B. J. 164.
Havm, R. 1*.
Hekdiam, W. 125* 155* 225* 227*.
Heath. J. L. 126*.
Heath, Th. 181*.
Hebenstreit, G. E. 221*.
Heberdev, R. 6<'J4.
Hebler, C. 1* 112* 144*.
Heck, L. 137*.
Eegister.
265^
Hedonische Schule 163.
Heeg 30*.
Heeg, J. 570 60*.
Heege. F. 193\
Heeren, A. H. L. 19.
Heeringa, D. 492 173*.
Hefermehl, E. 152* 220*.
Hefter, A. 171* 184*.
Hegel, F. W. C. 120*.
Hegel, G. W. F. 7 11 44 389 2* 5* 66*
132*.
Hegesias'l86f 191t 485 76*.
Hegesinus 493 689.
Hegias 691.
Heiberg, J. L. 79 365 540 570 650 681
29* 69* 107* 137* 228*.
Heibges 182*.
Heidel, W. A. 79 207 356 470 29* 38*
45*_47* 02* f. 58* 89* 101* 105*
119* 123* 13.5* 157* 161*— 163*
182* 197* 204*.
Heidenhain, Fr. 129* 143*.
Heigl, G. A. 622 218*.
Heikel, J. A. 184*.
HeUer, Fr. 234*.
Heimsoeth, Fr. 59*.
Hein, G. 196*.
Heindorf. L. Fr. 206 f.
Heine, O. 491 f. 153* 170* f. 200*.
Heine, Th. 86* 143*.
Heinemann, J. 211*.
Heinisch, P. 208* 211*.
Heinrich, A. 103*.
Heinrichs, H. 203*.
Heinrici, G. 36* 243*.
Heinsius, D. 569 66* 148*.
Heinze, A. .52*.
Heinze, H. 23* 195*.
Heinze, M. 45 49 594 12* 23* 29* 32*
44* 58* f. 63* 69* 116^ f. 141* f. 150*
152*— 155* 164* 201* 200* 219*.
Heinze, R. 365 466 548 558 35* 43* 74*
107* 119* 177* 179*- 181* 195*
198* 213* 215* 243*.
Heisenberg, A. 24*.
Heitz, E. 168 368 27* 83* 129* 218*
225*.
Hekataios v. Abdera 60*.
Hekataios v. Milet 59.
Hekaton 498 501 f. 176*.
Heibig, W. 59 195.
Helck, J. 152*.
Held, H. L. 18* 234*.
Heliodoros der Neuplatoniker 226*.
Heliodoros der Peripatetiker 680 684
230*.
Heliodoros v. Prusa 366 405 569.
Heliodoros d. Romanschriftsteller 060
671 205* 207*.
Hellenismus 40 ff. 428 ff. 148*.
Heller H. 94*.
Helm. 'r. "21* f. 28* 155* 199* 214* f.
Helmreich, G. 570 48* 202* 243*.
Helvidius Priscus 509 526.
Heman, C. F. 139 .
Hempel, H. 159*.
Hempel, O. 167*.
Hemsen, J. T. 58*.
Hemsing, J. 186*.
Henderson, T. 372.
Hendrickson, G. L. 145* 160*.
Henke, H. Ph. C. 85*.
Henkel, H. 33* 54* 71* 127* 141*.
Henne, D. 73*.
Henneguy, F. 57*.
Hennesy, J. 112*.
Hennicke, O. 202*.
Henning, L. v. 10*.
Henrichsen, A. J. F. 92*.
Henry, V. 167*.
Henry chowski, I. 130*.
Hense, Conr. 183*.
Hense, O. 19 456 458 510 f. 21* 40* 44*
150* f. 155* f. 167* 183* f. 187*f.
195* 200* 215* 241*.
Hensel, P. 99* 238*.
Hensel, R. 79*.
Heraeus, W. 510.
Heraiskos der Neuplatoniker 226*.
Herakleides der Klazomenier 217.
Herakleides Lembos 26 173 505 182*
234*.
Herakleides der Pontiker 19 77 81 129
352 t 353 356 f. t 423 470 .506 52*
119* t-
Herakleios der Kaiser 668.
Herakleitos von Ephesos 2 3 32 3< 50
53 56 65ff.T 81 85 88 92 95 97
99 110 119 131 273 f. 304 443 527
629 686 692 41* 48* ff . f 65* 211*.
Feuer Prinzip 66 68 f. Fluß der
Dinge 66 70. Krieg Vater aller
Dinge 66 69. Logos 66 71. "Avco und
Piarft) 6ö6g 68 f. Weltbildung und
Weltverbrennung 66 68 f. Ver-
einigung d. Gegensätzlichen 70 f.
Weltbild 69 f. Verachtung d. Menge
71. Praktisches Verhalten 72. Nach-
wirkungen Heraklits 72 f.
Herakleitos der Stoiker 509 f 510 513 -J-
516 179* 183* t-
Herakles ky nischer Heros 176 184 535
686; H. am Scheidewege 137 63*
72*.
Herbart, J. F. 7 102 108* 139* 168*.
Herbertz. R. 2* 28*.
Herbst, L. F. 61*.
Herbst, W. 570.
Hercher, R. 67 164 174 209 538 623
661 f. 221* u. ö.
Herennios 618 f. 218*.
Herfurth, E. 185*
Herillos 432 435 150*.
Herkenrath, E. 131*.
Hermann, C. 6* 131* f.
Hermann, G. 371 43*.
2m*
Resrister.
Hermann, H. A. 75*.
Hermann, J. 133*.
Hermann. K. F. 111 165 170 203 205
226 232 234 236 539 44* 53* 60*
64- G7* 70*- 72* 77* 80* 90* 92* bis
94* 105* 108* 110* 113* 116* 166*
173* 195*.
Hermarchos 460 r 461 f. 467 469 j 688
158*.
Hermeias der Apologet 18 22 \
Herraeias der Xeuplatoniker 145 205
617 656 660 t 661 663 665 667 +
226* 227* •^.
Hermes. Emil'siO 188*.
Hermes Trismegistos 586 206* 243*.
Hermetische Literatur 578 j 580 586 f , -{-
181*.
Herrn ia-s v. Atarneus 353 358 360 693
120*.
Herminos 570 575 t 690 202*.
Hermippos 22 505 507 593 20* 182*
234*.
Hermippos Dialog 181* 217*.
Hermodoros der Freund Heraklits 67
50\
Hermodoros der Akademiker 194 f. 354
357-;- 543 119*.
Herraotimos v. Klazomenai 113 58*.
Herodes Attikos 536 539 559 t 588 690
199*.
Herodotos 55 57 76 126 49* 65*.
Heron der Kyniker 684-686 231*.
Heron der Mechaniker 506 177*.
Herr, A. 50*.
Hersman, Anne Bates 38*.
Hertel, J. 18*.
Hertlein, F. K. 164 645 223* 232*.
Hertling, G. v. 12* 36* 134* f.
Hertz. M. 19 204*.
Hertz. W. 122*.
Hervetus, Gentianus 607.
Herwegen, O. 3:P\
Herwerden. H. van 206 371 465 105*
189* 191* 193* 197* 211* 222*.
Herwig. Th. 147*.
-Herzog, J. C. 204*.
Herzog, K. 211*.
Heseler, P. 22r .
Hesiodos 32 f. 62 67 91 586 43* 236*.
Hess, G. 510.
Hesvchios 24 358 364. — Pseudo-H. 24
^1*.
Hettner, H. 132*.
Heumann. Chr. A. 3* 70* 153*.
Heusde, J. A. C. van 168* 174*.
Heusde, Ph. W. van 67* 105*.
Heußner, A. 9=.
Hewitt, J. W. 117*.
Hey, F. O. 35* 185*.
Heyden-Zielewicz, J. v. 50*.
Hevdenreich, C. 3*.
HeVder, C. 9^
Heyder, C. L. W. 51* 132* 134*.
Hevibut. G. 366 569 121* 127* 146*
■ 173* 188*.
Hevler, L. H. 645.
Heyne, G. 135.
Hibehrede über die Musik 137 63*.
Hicks. R. D. 369 f. 204'.
Hielscher, H. 27'' 31*.
Hierax der Mittelplatoniker 537 f 540
563 -;- 200*.
Hierax der Neuplatoniker 226*.
Hierios 224*.
Hieroklcs der Christengegner 31.
Hieroklrs der Neuplatoniker 49 61 7 f.
636 656 659 660 f 661 663 665 ff. t
669 f. 678 226* 227* t.
Hierokles d. Stoiker 448 508 t 511 522t
190*+ 242*.
Hieronymos v. Rhodos 505 f. f 688 182*.
Hieronvmus der Kirchenvater 686.
Higginson, Th. ^^^ 511.
Hiketas 74 81.
Hildebrand, G. F. 539 198*.
Hildebrand, H. 139*.
Hildebrandt 159*.
Hildebrandt, K. 206 208.
Hildenbrand, K. 13" 54* 116*.
Hilgenfeld, H. 184*.
Hilgers, B. J. 206'=.
Hilka, A. 581 130*.
Hille, H. 115*.
Hillebrandt, A. 234*.
Hillen, W. 209*.
Hiller. E. 505 539 55* 75* 80* 100* 198*
202^
HUler, J. F. 150*.
Hiller v. Gaertringen. F. 353 28* 166*
182* 241*.
Hilty, C. 521 189=.
Hindenlang, L. 146*.
Hinduismus 15*.
Hinze, W. 96*.
Hipler, Frz. 216*.
Tlipparchia 174 184 75*.
Hippasos V. Metapont 74 79.
Hippias 126 268 ff. 137 t 140 142 41*
63* t 237*.
Hippobotos 27 30 22*.
Hippodamos v. Milet 74 86 53* f.
Hippokieides 688.
Hippokrates: Ps.-hippokratische Schrif-
ten 65 73 130 41* 47* 50* 66*
237* f.
Hippolytos 18 30 233*.
Hippon 53 54 + 58 1 46*.
Hirmer, J. 94* 238*.
Hirsch 147".
Hirschig, A. C. I. 70*.
Hirschig, R. B. 205.
Hirst, M. E. 100'= 161* 172* 213*.
Hirt des Hermas 525.
Hirzel, R. 251 525 529 13* 33* f. 3;)*
52* f. 59* f. 64* 67* f. 83* 85* f. 89*
99* 103* 115* f. 122* 129*f. 135*
Register.
2(\V
149* 154* f. 157* f. 163*— 166* 168*
171* 173* f. 179* 181* 187* 189*
191* 194* 196*— 200* 214* 221* 235*
241*.
Hissmann, M. 41'.
Hobein, H. 540 563 194* 198* 200*.
Hochart, P. 184*.
Hochdanz, Fr. 173*.
Hoche, R. 580 662 226*.
Hocheder, W. 112*.
Hochegger, R. 92*.
Hodermann, M. 33* 71*.
Hodv, H. 593 208*.
Höfer, F. 159*.
Hoefer, H. 83*.
Höfer. Ü. 159* 212*.
Höfer, P. 106* 115*.
Höfer, U. 201*.
Höffding, H. 10* 106*.
Hölderlin 57*.
Hölk, C. 52*.
Hölzer 94*.
Hönigswald, R. 7* 235*.
Höpel, G. 141*.
Hoeppe, H. 112*.
Hoerschelmanii, W. 160*.
Höttermann, E. 85* 89*— 91* 96*.
Hoevell, I, D. van 68* 71*.
Hoffmann 191*.
Hoffmann, A. 101*.
Hoffmann, E. 76* 113* 238*.
Hoffmann, Eman. 170^'.
Hoff mann, Ernst 124*.
Hoffmann, Ferd. 46*.
Hoffraann, Frz. 58*.
Hoffmann, Frz. AI. 147*.
Hoffmann, G. 205*.
Hoffmann, H. 100*.
Hoffmann, M. 81* 90* 93*.
Hoff mann, Mart. 39*.
Hoff mann, P. 157* 191*.
Hoff mann, W. 38*.
Hoffmeister, K. 115*.
Hofmann, G. 46*.
Hohmann, E. 109*.
Holden. H. A. 164 492.
Holder, A. 673.
Holl, K. 12* 37* 40* 74* 205*.
Hollenberg 175*.
Hollenberg, W. 57 .
Holm, A. 141*.
Holstein, H. 491.
Holsten, Luc. 623 220*.
Holsten, R. 114*.
Holten-Bechtolsheim, H. 239*.
Holtorf, H. 80* 196*.
Holzer, E. 465.
Holzherr 183*.
Holzinger, K. v. 662 96* 127*.
Holzner, E. 96*.
Horaeros 32 f. 67 43*. Homerstudieu d.
Philosophen, allegorisierende Aus-
deutung 110 115 f. 117 651 38* 60* f.
149* 152* 192*. Homer und Xeno-
phanes 91. Homer im piaton. Staat
293 118*.
Homma, A. 93*.
Honain llt4.
Hoogvliet, I. M. 155*.
Hopf, A. 100*.
Hoppe, E. 30*.
Hoppe, M. 173*.
Horatius 613 f. t 156* 159* 161* 170*
178* 213* t 243*.
Hörn, F. 81* 100*.
Horna, K. 88* 101* 105*.
Horneffer, A. 208 424.
Horneffer, E. 207 90* 107 .
Hornvanszkv, J. 66*.
Horovitz, J: 109* 112* 210* f.
Horovitz, S. 132*.
Horowitz, J. 97*.
Horrmann, E. 170*.
Horst, K. 219*.
Hort, F. J. A. 210*.
Horten, M. 15*.
Hosek, A. 96*.
Hosius, Bischof von Corduba 675.
Hosius, K. 19 5101 40* 161* 184*
1 88*
Houck, M. E. 188*.
Housman, A. E. 162* 170* f.
Hovelacque, A. 19*.
Howald, E. 38* 78* 186* 235* 237* f.
240*.
Hoyer, R. 166* 171*- 173*.
Hromada, A. 45*.
Hubad. Frz. 102*.
Huber, J. P. 86*.
Huber, S. 140*.
Hubert, K. 196* f. 235* 238*.
Hubmann, J. G. 182*.
Hude, K. 371 87* 197* 238*.
Hübner, H. G. 17.
Hückelheim, J. F. 31*.
Hügli, F. Fr. 70*.
Hülsemann, H. C. F. 168*.
Huemer, K. 206 118*.
Hüttig, C. 136*. .
Hug, A. 164 206 208 28* 71* 92*
145*.
Hugh, Th. Fr. 145*.
Huit, Ch. 29* 52* 77* f. 89* 98* f. 100*
107* f. 132* 149* 165* f. 190*.
Hultsch, Fr. 651 681 30* 110* 119* 181*
205* 221* 224* 230* 244*.
Hultzsch, E. 17*.
Humboldt, AV. v. 16*.
Hume, D. 133 166*.
Hummel, J. C. 63*.
Hundert, A. 112*.
Hundt, Magn. 510.
Hunt, A. S. 137.
Husik, I. 133* 135*.
Hussey, G. B. 95* 239*.
Husung, Max Jos. 50*.
268"
Register.
91* 99* 102*
126* 131*.
Hutchinson. W. M. L. 491.
Hvlüzoismus 50 53 64 f. 68 72 46*.
Hvpatia 617 660 t 661 664 f. f 226*
I. J.
Jachmann, C. R. 539.
Jachraann, G. 130*.
Jackson, H. 370 72*
109* 119* 123=^ f.
Jackson, J. 512 25*.
Jackson. W. 19* 154*.
Jacob. G. A. 16*.
Jacob, J. 143*.
Jacobi, G. 15*.
Jacobi, H. 16* f. 19*.
Jacobs 55*.
Jacobs, F. 151*.
Jacobus, Ad. 111*.
Jacobv, Edg. 64*.
Jacoby, Fei. 17 186 f. 192 68
156* 158* 181* und passim.
Jacquiii, M. 217*.
Jaeger, Fr. 35*.
Jaeger. W. W. 227 279 353 360
373 ff. 576 636 670 674 41*
102* 118* 123* f. 131* 137* f.
105*
f. 692
369
61*
145*
236* 240* 242*
107*
188^
220*
207^
181* 203* 217* 229*
Jagodinskv, J. J. 62*.
Jahn. A. 650 662 85* 91=^
.Jahn, O. 208 509 511 618
Jahn, P. 146* 213*.
Jahnel, J. 10* 32*.
Jahns, W. 115*.
Jakob, J. 88*.
Jakob, L. H. 3*.
lamblichos 17 23 48 75 617 637 f. t
639 ff. t 646 ff. 651 653 656 658 f.
663—667 669 671 f. 675-677 679
bis 682 51* 221* f. f.
lamblichos der Jüngere 639.
James, H. R. 673.
Jan, K. V. 370 53* 118* 147*.
.ran, L. V. 673.
Janell. W. 84* 87* 103*.
Janet, P. 8* 10* 81* 85*.
Janke, Fr. A. 142*.
Jankelevitch, S. 120*.
Jankowski, J. 511.
Jannaris, A. N. 84*.
Jansen, B. 169*.
Janske, J. 65*.
Jarde, A. 147*.
lasen V. Kyrene 594.
Jason V. Nysa (bez. Rhodos) 27 .504
181*.
Jatakam 18*.
Ibn Abi Oseibiam 365.
Ibn el-Kifli 365.
Idaios 53 62 t 64 t.
Ideler, J. L. 369 137* 201*.
Ideler, L. 52* f. 119*.
Idomeneus 460 462 158*.
Jebb, R. C. 371 424 42*.
Jecht, R. 83* 98*.
Jegel 118*.
Jehuda ben Salomo Alcharisi 570.
Jelf, W. E. 370.
Jellinek, A. 570.
Jensen, Chr. 464 614 159* 182* 234*
241*- 243*.
Jentsch, C. 36*.
Jentsch, H. 168*.
Jerram, C. S. 512.
Jerusalem,. E. 143*.
Jerusalem, W. 62*.
Jessen, C. 137*.
Jessen, J. 72* 159* 205*.
Jeuckens, R. 196*.
Jezienicki, M. 78* 9?*.
Jhering 33*.
Ihm, O. 111*.
Ilberg, J. 24* 32* 50* 62* 202* 212*.
Ilgen, K. 184*.
lUmann 62*.
Imelmann, J. 123* 126*.
Immisch, O. 55 209 '233 237 370 636
40* 46* 71* 76* 78*-80* 84* 96* f.
102* 104* 118* 127* 129* f. 146*
188* 217* 224* f. 244*.
Inder 13 33 43* f. 52*.
Indra 13.
Ingenbleek, Th. 114*.
Innes, J. Mac. 126* 171*.
Innes, M'Leod 133*.
Joachim, H. H. 369 137* 146*.
loannes Chrysostomos 36* 157*.
loannes Eugenikos 672.
loannes Italos 366.
loannes Katrarios 181*.
loannes Lydos 648 660 t 662 671 t 674
181* 229* t-
loannes Philoponos 92 365 f. 386 399
617 660+ 661 f. 667 f. t 669 227* t-
loannes Stobaios 19 29 31 und i)assim.
loannes v. Thessalonike 645.
Jobst, F. 57* 161*.
Jockers, E. 510.
Jodl, Fr. 10*.
Joel, K. 138 148 f. 165 182 597 2* 45*
63* f. 67* 72* 74* 78* 81* 88* 95* f.
103* 191*.
Joel, M. 208*.
Johannes: Evangelium 211*. Offenbarung
37* 207*.
Johns, C. H. W. 111*.
Johnson, E. 59*.
Johnson, Th. 650.
Johnston, Ch. 17*.
Johnstone, H. T. 87*.
lolaos 233*.
Ion V. Chios 86.
Ion V. Ephesos 217 239 f.
Register.
269='
Jonas, F. 183*.
Jones, H, K. 94'.
Jones, H. St. 79*.
Jones, R. M. 197*.
Jones, W. H. S. 39* 196*.
Jong, H. O. de 205*.
Jong, K. H. E. de 196* 217* 220*.
Inouye, Tetsujiro 7*.
Ionische Xaturphilosophen 50 53 ff.
46* ff.
Jonsius, J. 2*.
Jordan, A. 79*.
Jordan, B. 38*.
Jordan, H. 19 618 681 42* 200* 230"
u. ö.
Jost, I. M. 207*.
Jouidain, Am. 121*.
Jourdain, C. 212*.
Jowett, B. 206 208 371 94*.
Jovau, E. 88* 141* 157*.
Ipfelkofer, A. 128*.
Isengrin 367.
Isidoros der Neuplatoniker 648 f 657 +
687 691 225*. '
Isidorus v. Sevilla 234*.
Isleib. W. 185*.
Ismenias 217.
Isokrates 76 126 168 219 f. 268 997
64* f. 71* f. 74* 78* 81* 107* 239*.
Issel, Em. 243*.
Juden 15 19* f. 132*. Jüdisch-helle-
nistisehe Philosophie 590 ff. 207* ff
Judsce, W. Q. 17*.
Jülg, H. 204*.
Jülicher, Ad. 243*.
Julianus Apostata 31 48 f. 532 606 617
639 644 1 645 646 f. f 676 680 682
685 222* f. 244*.
lulios Zosimianos 690.
Julleville, P. de 27*.
Jung, A. 208.
Jungblut, H. 174*.
Junuis, H. 645 224*.
lunkos 540 564 t 200*.
Jurandic, F. 26*.
Jurenka, H. 88".
Juroszek, Fr. 104*.
Justi, K. 118*.
Justice, Ch. 199*.
Justinianus (Edikt v. J. 529) 659 673
Justinus Martvr 31 73 107*.
luvenalis 156*^192'.
Kaas, G. 140*.
Kägi, A. 15*.
Kahler, G. A. 86*.
Kahler, M. 10*.
Kaerst, J. 455 33* 148* 154* 176*.
Kästner, A. G. 140*.
Kafka, G. 111* 147*.
Kagarow, E. 172*.
Kahl, A. 145*.
Kahl, W. 59* 169* 229*.
Kahle, K. 196*.
Kahnis, K. F. A. 36*.
Kahr, A. 37*.
Kahrstedt, U. 237*.
Kaibel, G. 19 371 466 570 30* 54* 71*
122* 127* 155* 178* f. 202* 218*225*
234*.
Kail, A. 129*.
Kaiser, G. Ph. Chr. 132*.
Kaiser, W. 186*.
Kalbfleisch, K. 365 570 623 650 63*
123* 202* 226* 231* 238*.
Kaichreuter, H. 140*.
Kaiinka, E. 604 72*.
Kalischer, S. 142*.
Kallenberg, H. 85*.
Kallias 142.
Kallietes 690.
KaUikles 141 64* 89*.
Kallikratidas 51*.
Kallimachos 20 .55.
Kallisthenes 359 361.
Kalmus, O. 90* 114* f. 140*.
Kalthoff, A. 26".
Kaltwasser 588.
Kaluscha, W. 84*.
Kalvisios Tauros 41 43 537 f 558+ 690
199*.
Kampe, Fr. F. 133* 139*.
Kannengießer, A. 160*.
Kant 7 889 56* 108* 133* f. 136* 154*
163* 234*.
Kantelhardt, Ad. 128*.
Kanter, H. 117*.
Kapadia, S. A. 19*.
Kapila 13 134*.
Kapp, A. 117* 142*.
Kapp, E. 126*.
Kappelmacher, A. 128* 131*.
Kappes, M. 122* 137*.
Karasiewicz, AVI. 141*.
Kargl, J. 154*.
Kariowa, O. 88*.
Karmamlmänsä 13 13*.
Karneades, Sohn des Epikomos (Philo-
komos) 50 428 489 t 490 493 f. +
611 689 695 f. 166*.
Karneades, Sohn des Polemarchos 689
6%.
Karn eiskos 428 158*.
Karpeles, G. 207*.
Karsch, A. 368 f.
Karsten, H. Th. 103* 160* 213* 217*.
Karsten, S. 650 54* 56*.
Kassner, R. 206—208.
Kastil 141*.
Katechetenschule, christliche in Alexan-
dreia 663.
270"
Eegister.
Kater, Th. G. A. 132*.
Katharsis, tragische 420 ff. 41" 144* f.
240^
Kaufmann, N. 126* 130* 136*.
Kawczynski, M. 199*.
Kayser. C. L. 580.
Kavser, Fr. 119*.
KaVser. J. 146*.
Kayser, L. 212*.
Kayssler 213*.
Kayssler, A. B. 117*.
Kazazis, X. 141*.
Kebes der Pvthagoreer 74-]- 78 f 172
282 — angebl. Verf. d. Pinax (Cebe-
tis Tabula) 509 t 525 t 586 191*
242*.
Kedrenos 228 \
Keferstein. Fr. 209*.
Keil, A. 98*.
Keil. Br. 618 1* 32* 151* 218* 224*
244*.
Keil, C. A. G. 216*.
Keil, H. 673.
Keil, J. 580.
Keim, Th. 539 192* 200*.
Kekuie v. Stradonitz, R. 145.
Kelch, Th. 116*.
Keller, H. 52* 235*.
Keller, L. 27* 107*.
Kellermann, B. 139*.
Kellner, H. 21 6* 220* f.
Kellogg, M. Fr. 164.
Kelsos s. Celsus.
Kemke, I. 465.
Kennedy, B. H. 208.
Kensington, A. M. 117*.
Kenvon, F. G 366 371.
Kerkidas 456 459 155* 233* 244*.
Kern, Frz. 54*— 56* 59* 62*.
Kern, G. 157*.
Kern, H. 17*.
Kern, J. M. 163*.
Kern, O. 43* f. 55* 57* 100* 191* 244*.
Kernwart, E. A. 16* f.
Kersten, A. F. C. 133*.
Kessler, E. 196*.
Kettner, G. 673 213* 229*.
Kettner, H. 167*.
Khostikian, Missak 228*.
Kiaulehn, W. 39* 85* 108*.
Kickh, Kl. 183*.
Kiefer, O. 164 206—209 512 623 115*.
Kiekebusch, W. 186*.
Kiesewetter, K. 34*.
Kiessling, Ad. 371.
Kießling, Gottl. 623 638.
Kilb, J. A. 112*.
Kindelmann, Th. 96*.
King 222*.
King, Ch. W. 645.
Kinkel. J. 142*.
Kinkel, W. 7*.
Kintrup 639.
Kiock, A. 91*.
Kipka, K. 223*.
Kirchenväter 19 108*; s. auch Christen-
tum, Patnstische Literatur.
Kirchhoff, A. 622 f. 213=.
Kirchmann, J. H. v. 208 98* 116*.
Kirchner, 0. H. 218*.
Kirchner, F. 6* f. 12*.
Kirchner, H. 91* 224*.
Kirchner, J. 195 f. 353 460 25*.
Kirchner, O. 146*.
Kirchner, V. 33*.
Kirschstein, H. 87*.
Kittel, R. 19*.
Klaschka, F. 109*.
Klasen, F. "209*.
Klaudios Ptolemaios s. Ptolemaios.
Klaussen. J. 171*.
Kleanthes 82 172 432 t 433 435 f. t 438
440 445 448 450 f. 521 688 694 f.
150*.
Klearchos 423 f. 426 147*.
Klebs, E. 25* 152* 176*.
Kleemann, A. v. 63* 82* 88*— 90* 92*
107*. ■
Kleffner, A. J. 220*.
Klein, G. B. 117*.
Klein, J. 139* 143* 204*.
Kleinias 119.
Kleinpaul, R. A. R. 111*.
Kleist, H. V. 87* 198* 219*.
Kleist, J. A. 172*.
Kleitarchos 73*.
Kleitomachos 30 489 r 490 494 j 497 f.
689 695 f. 166* t 169*.
Klemens v. Alexandreia 31 517 36* 107*
157* 180* 188* 236* 239* u. ö.
Klemm, O. 9*.
Kleomedes .509 t 511 522 f.t 180* 190* t-
Klett, Th. 65* 68*.
Kleuker, H. 208.
Klimek, P. 72* 223* 227* 244*.
Künger, J. 90*.
Klohe, P. 173*.
Klose, S. Chr. 204*.
Klostermann, Er. 225* 243*.
Klotz, A. 1* 199*.
Klotz, O. 31*.
Klotz, R. 491.
Kluge, Fr. 100*.
Kluge, O. 134*.
Klußmann, E. 159*.
Klussmann, R. 23* und passim.
Knaack, G. 105* 152* 155* 167*.
Knapp, Ch. 174*.
Knappe, K. 140*.
Knatz, Fr. 57*.
Knauer, V. 7* 139*.
Knauer, W. 155* 215*.
Knaus, J. M. 114*.
Knauth, A. 153*.
Knebel, L. v. 466.
Knickenberg, Frz. 188*.
Register.
271*
Knoche, I. H. 224 \
Knöll. P. 90\
Knoellinger, H. 370 492 174*.
Knoke, F. 144*.
Knospe, S. 76* 97*.
Knuth, O. 115*.
Koch, G. A. 164 80*.
Koch, H. 217^ 22ö*.
Koch, H. A. 510.
Koch, K. 39* 45* 202*.
Koch. L. 207.
Koch, M. 92*.
Kochalsky, A. 460 212*.
Koeber, R. 5*.
Köchlv, H. 68*.
Köhler, E. 58* 65*.
Köhler, U. 463.
Köler 510.
Koenig, A. 162*.
Königs, Fr. 118*.
Königsbeck, M. 190*.
Königsmann. B. L. 137*.
Könitzer, J. S. 112*.
K<ipke, E. 40* 147*.
Köpke, R. 17.
Koei'p, F. 121*.
Koppen, C. F. 17*.
Koppen, Fr. 116*.
Körbel, A. 45*.
Körte, A. 462 466 23* 158* 163* 211*
236*.
Kösters, H. 55* 110*.
Köstlin, K. 10* 26*.
Koetschau, P. 540 200*.
Koffmane, G. 229*.
Kohelet 73 49*.
Kohler. J. 238*.
Kohler, P. 163* 213*.
Kohm, J. 88*.
Kohn, :M. 50*.
Kohut, A. 20*.
Kolar, A. 89*.
Kolessa, Ph. 72*.
Kolfhaus, O. 196*.
Kolotes 459 460 f 462 158*.
Kommentare 41 49 40* u. ö. — zu Ari-
stoteles 365 f. u. ö.
Konfuzius 12 13*— 15*.
Konstantinos Porphvrogennetos 366 645.
Kontos, K. S. 93* 200* 203*.
Kopacz, J. 93''.
Kopetsch, G. 83*.
Koponios Maximos, T. 690.
Kopp, J. 650 121*.
Korax 134.
Koriskos 353.
Korkisch, E. 79*.
Kornemann, E. 164 192*.
Kornitzer, A. 492 88* 90* 238*.
Kornutos 509 t 511 516 179* 188* f.
Kosmologische Dichtung und Prosa 51.
Kosmopolitismus 40 429 449 519 524
534 605 41*.
Kotek. F. 172*.
Kothe, H. 58*.
Kotzias, N. 8*.
Koujeas, S. 146*.
Krabinger, J. G. 661.
Kracik, J. 90*.
Kraemer 63* 215*.
Kraemer, A. 179*.
Krämer, W. 127*.
Krahner 76*.
Krahner, L. H. 167*.
Kral, J. 207 79*.
Kralik, R. 67*.
Kramer, G. 510.
Kramer, H. 236*.
Kramm, E. 109*.
Kranichfeld, W. R. 115*.
Krantor 41 352 t 35:3 357 t ^92 497
119* t 174*.
Krantz, E. 141*.
Kranz, W. 51 38* 45* 57* 237*.
Krates v. Athen, d. Akademiker 352 t
353 357 t 457 492 688 695.
Krates v. Mallos 437 152*.
Krates v. Tarsos, d. Akademiker 689
696.
Krates v. Theben, d. Kyniker 174 t 184
185 t 434 457 527 f. 685 42* 75* t-
Kratinos 58.
Kratippos v. Pergamon fi73 689.
Kratvlos 66 t 72 1 197 271 ff.
Kratzer 220*.
Kraus, Fr. 145*.
Kraus, Fr. Xav. 226*.
Kraus, O. 90*.
Kraus, Osk. 141* f.
Krause, E. 47* 237*.
Krause, H. 205 80* 199* 203* 216* 218*
220* 224* 229*.
Krause, K. Chr. Frdr. 26*.
Krauss, Fr. S. 512.
Krauß, H. 164.
Krauß, S. 224*.
Kreibig, J. 157*.
Kreienbühl, J. 97*.
Krell, E. 210*.
Kretzschmar, E. 116*.
Kreuttner, X. 569 154* 201*.
Kreuz, F. A. 368.
Krevher, J. 186*.
Krieg, M. 101* f.
Kriegbaum, S. 89*.
Kriesten, G. 130*.
Krinis 151*.
Krische, A. B. 34* 46* f. 51* 53* f. 57*
bis 59* 61* 69* 74* 95* 111* 118* f.
123* 136* 146* 150* f. 166*— 168*
170* 181* f.
Kritias 126 141 f. t 162 168 192 196
326 64*.
Kritolaos 505 507 688 f. 182*.
Kriton 172 239.
Krockenberger 95*.
d7'2*
Register.
Kroeger, H. 172*.
Krogh-Tonning. K. 106*.
Krohn, A. 222 67* 71* 81* 94* 128*.
Krohn, F. Ö8*.
Kroier, F. 97*.
Kroll. J. 178* 181* 206*.
Kroll, W. 17 36.5 490 580 587 649 f.
661 f. 674 27* 30* 34* 42* 62* 145*
151* 159* 166*1 169* 175* 188* 192*
194* 198* 206* 209* 213* 217* 221* f.
225*— 227* 229* 241*— 243*.
Kronenberg, A. 199*.
Kronenberg, A. J. 187* 189*— 191*.
Kronios 562 625 206*.
Kronraaver, J. H. 164*.
Kroschei, J. S. 205 87*.
Kruczkiewicz, Br. 183*.
Krücke, C. 164*.
Krüger, G. 618 42*.
Krüger, P. 207* 210*.
Krüger, S. 140*.
Krug, \V. T. 12* 25* 141* 150* 154*.
Kruhl, H. 140*.
Krumbacher, K. 581 24* 42* 217* 227*.
Krusch, Br. 681.
Kruse, H. 238*.
Krzanic, J. 169*.
Ktesibios 73*.
KühB 134*.
Kühn, A. 141*.
Kühn, C. G. 570.
Kühnemann, E. 26* 84*.
Kühner, Raph. 164 69* 168*.
Kühner, Rud. 164.
Külb, Ph. H. 368.
Külpe, O. 1* 37^
Kuenen, A. 597 19*.
Künssberg, H. 119*.
Küster 1.54*.
Küster, W. 115*.
Küttner, F. 135*.
Kugeas, S. 280*.
Kugler, F. 83*.
Kugler, F. X. 52*.
Kuhn, A. 11* 37*.
Kuhn, E. 7* 14*.
Kuhn, L. 10*.
Kuiper, K. 65* 119* 189* 195*.
Kuiper, W. E. J. 89*.
Kumanudes 604.
Kulturanfänge 34* 181* 235*.
Kunert, R. 94* 103*.
Kunze, R. 180* 197'.
Kurfess, A. 55* 129*.
Kurfess, H. 139*.
Kuroda, S. 18*.
Kurtz, B. P. 129*.
Kutschbach, W. 154*.
Kutzner, 94*.
Krm, A. L. 2* 108* 136^
Kynismus: Alterer 163 173 ff. f 73* ff.f.
Kvnismus d. hellenistisch-römischen
Zeit, I. Abschnitt 4.56 ff.+ 1.54"= ff.+.
II. Abschnitt 42 f. 526 ff.t 193* ff.f,
III. Abschnitt 680 684 ff.f 231*t. —
Kynismus bei Horaz 614, bei Lukian
615. — Kynismus und Pytha-
goreismus 77 f. 586 f. — Hedo-
nischer Kynismus 456 458 685 156*
241*. — Kynikerbriefe 526 f. 193*.
— Kvnisch-stoische Diatribe 456 f.f
156* t 529 560 563 597 614 647 683
241* ^ Kynikerlegende 184 75*
526 528 f. 536. — Kynismus und
Christentum 684 ff 156* f.
Kvrenaische Schule 163 185 ff. f 76*.
Kyrillos 31 .664.
Kyros der Altere 165 f. (bei Xenophon)
176 (bei Antisthenes).
I..
Laas, E. 132 12* 61* f. 140*.
Labriola. A. 67*.
Lachelier, J. 8* 100*.
Laches 244 f.
Lachmann, B. Qi"".
Lachmann, K. 466.
Lachmann, K. H. 117*.
Lackeit, Conr. 236* 23H*.
Lackenbacher, H. 29* 161* 203*
Lactantius 31 37* 169*.
Ladevi-Roche, J. 100*.
Lahr, H. 144*.
Laelius 501.
Lämmerhirt, H. 197*.
Lafaye, G. 184*.
Lafontaine, A. 115* 140'.
Laforet, X. J. 7*.
Lagenpusch, Emil 7*.
Lagercrantz, O. 39* 197'.
Lagrange, M. J. 190 .
Laird, A. G. 72*.
Lakydes 490 493 688 695 166*.
Lalov, L. 98* 147*.
Lambros, Sp. P. 366 223*.
Laminne 368.
Lammert, F. 242* f.
Lamparter, G. 93*.
Lampriaskatalog 538.
Landau, M. 223'.
Landauer, S. 365.
Landgraf, G. 491.
Landi. C. 161*.
Landormv, P. 69*.
Landwehr, Pet. 88*.
Lang, Alb. 13*.
Lang, Andr. 127*.
Lang, K. 511.
Lang, P. 118*.
Langbein, W. 86*.
Lange, Edm. 69* 72*.
Lauere, Fr. ßV .
Register.
273="
Lange, Fr. A. IV 163*.
Lange, L. 170*.
Lange, Wich. 10".
Langheinrich, Is. F. 165*.
Langkavel, B. 36i» 123*.
Lantoine, H. 4:66.
Lao-tse 12 14* f.
Laplace 116.
Laqueur. R. 75 f. 221*.
Largajolli, D. 645.
Lasaulx, E. v. 67 .
Lasinio. F. 129*.
Lask. E. 13*.
Lassalle, F. 48*.
Lassei, E. 195*.
Lassen, Chr. 15* f.
Lassen, A. 368 370 69* 126*.
Lasswitz, K. 162*.
Lastevrie 207*.
Laudien, A. 87* 170*.
Launcelot 369.
Laurand, L. 169*.
Lauret, H. 154*.
Lazic, G. 170*.
Lebegue, H. 187*.
Lechalas, G. 56*.
Lechthaler, J. 88*.
Lecifere, A, 45*.
Lecoultre, E. 139*.
Leeuwen, J. van 17 37] 160*.
Lefebvre, E. 208'.
Leferriöre, F. 148'.
Legeay 168*.
Legge, J. 14*.
Lehmann, C. F. 52*.
Lehmann, Ed. 11* 36*.
Lehmann, H. L. 183*.
Lehmann, R. 7*.
Lehnerdt. M. 160*.
Lehnert, G. 144* 192* 221* 230*.
Lehrs, K. 208 43* 91*.
Leja, P. 63* 244*.
Leibniz 445.
Leigh, Ast. 8*.
Leignes-Bakhoven 115*.
Leipoldt, J. 193*.
Leisegang, H. 211* 217* 241* 243*.
Leissner, A. 113*.
Lekv, M. 199*.
Löhit, F. 69*.
Lemercier, A. P. 512.
Lendmm, W. T. 162'.
Lengnick, B. 158* 171*.
Lengsteiner, S. J. 117*.
Lenoel, L. 27*.
Lenormant, Ch. 91* lir.
Leo, Fr. 22 24 28 195 511 20* f. 40* 42^
74*1 77* 120* 145'^ 163* 167* 182=^
187* 213*.
Leonard, W. E. 57 .
Leonteus 467 469.
Leontion 469.
Leopold, I. H. 512 157* 185* 191*.
Ueberweg. Cnindriß I.
Lepsius, K. R. 19 .
Lersch, L. 31* 152*.
Lessing, G. E. 142*.
Lessona. M. 67* f.
Lettich, F. 69* 219*.
Leuckfeld, P. 133*.
Leukippos 37 51 103 117 ff. f 375 .58*.
Leumann, E. 19*.
Lenze, ü. 12* 50*.
Leveque, Ch. 27* 75* 108* 118* 136*.
Levi, A. 62*.
Levi, M. 55*.
Levy-Bruhl, L. 184*.
Lewes, G. H. 8* 120*. 136*.
Lewis. G. C. 30* 119*.
Lewinsohn, W. 111* 133*.
Lewy, H. 194*.
Ley, Fr. 155*.
Liard, L. 59*.
Libanios 145 639 644 647+ 680 107*
239*.
Lichtenstädt, J. R. 112*.
Licius 14*.
Lichtleib {avyosidsg zij? yv/j}^ o/j)iia)
656 679.
Liebhold, K. J. 81* 89* 93* 116*.
Liebmann. O. 108*.
Liepert, J. 144*.
Liepmann, H. C. 59*.
Lier, B. 39* 119* 157* 163*.
Liers, H. 32* 146*.
Lietzmanu, H. 205*.
Lightfoot, J. B. 186*.
Ligier, H. 226*.
Litlge, F. 238*.
Lina, Th. 83*.
Liucke, H. 72*.
Lincke, K. 145 209 52* 56* 60* 68*
71* f. 101* 107* 209*.
Lincke, K. F. A. 592.
Linde, K. 208 86* 93*.
Linde, P. 157*.
Linde, S. 87* 171*.
Lindeblad 218*.
Lindemann, M. 91*.
Lindroos, C. 112*.
Lindsay, J. 14* 110* 185* 190* 219*.
Lindsay, W. M. 160* 167* 175*.
Lingenberg, 86*.
Linke, H. 676 229*.
Lippert, J. 372.
Lippold, G. 67 158*.
Lipps, Th. 143*.
Lipsius, J. 148* 153*.
Litchfield, H. W. 161* 241*.
Literaturformen, philosophische 39* f.
236* 456 ff. 156* f. u. ö.
Litt, Th. 214* 216*.
Littig, F. 569 178* 201*.
Livius 179*.
Lloyd 58*.
Lobeck, A. 43* 208*.
Locke, J. 122 442.
274*
Register.
Lüfstedt 187".
Loening, R. 141".
Lörche£ Ä. 23* 169" 171 173*.
Lörcher. O. 52*.
Loers, V. 208 90*.
Loeschcke, G. 233*.
Loeschcke, Gerh. 22*.
Loesche, Georg 200* 219*.
Löschhorn. K. 244*.
Loew, E. 50* 56* 212*.
Löwe. G. 115*.
Löwenheim, L. 59* f
Löwy-Cleve, Fei. 237*.
Logothetes, K. LJ14*.
Lohmann, G. .1 60*.
Lohse, C. H. E. 56*.
Lombard, A. 95* 101* 118*.
Lombardo-Radice, G. 109*.
Lommatzsch. B. H. C. 56*.
Lommatzsch, S. 116* 141*.
Lommer, F. 65*.
Lones, Th. E. 137*.
Long 511.
Long, F. P. 109*.
Long, G. 512.
Longinos 618 f. 6-20 f 625 630 f. 635 691
218*.
Lord. A. R. 122* 126*.
Lord, L. E. 129*.
Lorenz, A. 0. F. 54*.
Lorenz, S. 235*.
Loria, G. 30*.
Lorinser 16*.
Lorscheid, J. 137*.
Lortzing, Frz. 151 207 20* 23* 26* 38*
44* 48* 50* 57* 59* 62* 69* 237* 244*.
Losacco, M. 50* 56*.
Lotze. H. 279 109*.
Louis. M. 35* 211*.
Lowe, W. D. 466.
Lozynski, A. 505 182*.
Luber, A. 117*.
Lublinski, S. 36*.
Lucanus 509 f 511 516 f 179" 188* f
242*.
Lucas, H. 155*.
Lucilius 156*.
Lucius, D. E. 597.
Lucius, P. E. 208*.
Luckow,R. 91*.
Lucretius 112 428 460 t 466 469 -j- 486
615 155* ff. t 169* 178* 241*.
Ludovici, C. G. 176*.
Ludwich, A. 650 55* 165* 188* 209*
217* 225*.
Ludwig, A. 15* 227*.
Ludwig, J. 39*.
Lübbert, E. 78*.
Lübeck, K. 231*.
Lübker, Fr. 65* 222*.
Lüddecke, K. 90*- 92*.
Lüdemann, H. 2* 24*.
Lüders, H. 18* 2.M*.
Lüderwald, J. B. 204*.
Lüdke 141".
Lüdke, G. 95* 117*.
Lütze, F. 47*.
Lukas, Frz. 85* 96*.
Lukasiewicz 133*.
Lukianos 23 456 459 533 f. 539 559
eist 615 t 156* 180* 214 ff. t
243* f.
Lulolfs, H. J. 74*.
L'umbroso, G. 96* 193*.
Lund, T. 68*.
Lundström, V. 164 645 174* 224*.
Lushington, E. L. 27*.
Luthardt, Ch. E. 32* 139* 190*.
Luthe, W. 98* 123* 133* f. 141* 1.52*.
Lutoslawski 226 231f. 237 23* 83* f. 116*
219* 239*.
Lutterbeck 204*.
Luzac, J. 592 66*.
Lykiskos (Peripatetiker) 688.
Lvkon der Ankläger des Sokrates 144
162.
Lvkon der Peripatetiker 505 506 t 688
694 f. 182*.
Lvkophron der Sophist 142 64*.
Lyly, J. A. 219*.
Lynden, F. G. van 176*.
. Lyng, G. V. 76* 218*.
Lvng, W. 145*.
Lvsias der Redner 126 145 219 294
296 f. 618 68* 97*.
Lysias aus Tarsos, der Epikureer 158*.
Lysis der Pythagoreer 74 78 52*.
Lysis,i:)latonische Dialogperson 251 ff. 78*.
Maas, P. 456 52* 119* 191* W27* 233'.
Maaß, E. 28 1* 21" 43" 152* 178* 180*
183* 228*.
Mabille, P. 110* 219*.
Mabilleau, L. 11* 42* 133*.
MaceoU, N. 164*.
Macdonald, G. 579.
Macek, A. 186*.
Macgregor, M. 207.
Machiavelli, X. 166.
Mackintosh; J. 10*.
Macran, H. 8. 424.
Macrobius 495 617 672 t 6'?3 675 676 t
680 229* 242" f.
Macurdy, G. H. 107*.
Madhusüdana 16*.
Madvig, J. N. 491 168* 170*.
Mählv, J. 538 63* 159*.
Mähr. F. 89*.
Märcker, C. E. T. 147*.
Märcker, F. A. 159*.
Märkel, P. 116*.
Register.
275^
Märkinger, J. 89*.
Mager, A. 135*.
Maguire, Th. 208 108- 115^
Mahaffy, J. P. 208 30* 78*.
Mahan, Asa 8*.
Mahne, W. L. 147*.
Mai, Aug. 496 618 623 649.
Maja 13.
Maier, A, 86**
Maier, Heinr. 135 15rff. IGl 67* 72*
122* 133* 239*.
Majer, L. 224*.
Maillet, E. 138*.
Mair, G. 196*.
Makarewicz, Marj. 140*.
Makarios Mägnes 624 687.
Makkabäer, Bücher der 594.
Malalas 648.
Malchin, Fr. 177* 179*- IST.
Mallet, C. 170 44* 73*.
Malten, L. 235*.
Malusa, P. 117*.
Mamiani, T. 68*.
Mancini, F. F. 424.
Mungcv, Th. 592.
xMangold, W. 222*.
Manichäisinus 669 236*.
ManUius 108 .509 t 510 513 t 156* 179* t-
Manitius, K. 501 570 650 177* 181* 22.5*.
xMann, K. A. 140* 142*.
Mann, O. 68*.
Mannheimer, A. 7* ^G"".
Mannheimer, Ad. 70* 119* 132*.
Manning, Henr. Edw. 70*.
Manns, P. 144*.
Mansion, A. 125* 136* 223*.
Manutius, Aldus 205.
Marbach, G. O. 5*.
Marburger 8chule 278 f. 572.
Marc, P. 24*.
Marc Aurel s. Aurelius Antoninus.
Marceliino, R. 220*.
Marchant, E. C. 164.
Marchesi, C. 126* 173* 185* 188*.
Marchi, E. de 56*.
Marcht, P. 139*.
Marck, S. 110*.
Marcks, J. F. 75* 192* f.
Marcus, D. 16*.
Margerie, A. de 29*.
Margoliouth, D. S. 371 129*.
Mariano, Raff. 48*.
Marietan, J. 132*.
Marinescu, J. 185*.
Marinos 17 23 648 t 650 652 656 657 t
663 691 225*.
Marius Victorinus s. Victorinns.
Markland, J. 540.
Markowski, H. 69* 107*.
Marletta, F. 117*.
Marouzeau, J. 187*.
Marquard, M. 32*.
Marquard, P. 424 147*.
Mar([uardt, J. 570.
Marres, I. L. 539 199*.
Marshall, J. 27*.
MarshaU, Th. 140*.
Marson, Ch. L. 207.
Martens, A. 183*.
Martha. C. 32* 159* 166* 182* 187*
bis 189* 191* 214*.
Martialis 156*.
Martianus Capeila 495 672 t 673 677 t
230* 242*.
Martin, L. A. 14*.
Martin, Th. H. 209 539 30* 52* 100*
112* 195* 201*-203*.
Martini 188 \
Martini, E<i^;. 27 43;'. 538 21* 147* f.
176* f. 179*— 182* 195*.
Martini, Em. 17 30*.
Martini, M. 199*.
Martinius, Petr. 645.
Martinus v. Bracara 187*.
Marx A. 510.
Marx,' Fr. 384 128* 160* 192* 233* 242*.
Masci, F. 125*.
Mason, D. 88* 100*.
Maspero, G. 19*.
Masqueray, P. 65*.
Massebieau, L. 210*.
Massen, J. 160* f. 164* 169*.
Matinee, A. 49* 219*.
Matter, J. 208* 216*.
Matthaei, Chr. Fr. 662.
Matthaei, L. E. 33* 243*.
Mau, G. 639 645 222*— 224*.
Maurer, Th. 172*.
Maurus, Silv. 121*.
Mauthner, F. 13* 132*.
Mavrokordatos, N. 55*.
Maximinus 586.
Maxi mos der Kyniker 684 t 685 686 t
231*.
Maximos der Neuplatoniker 617 644 t
645.
Maximos v. Nikaia 28.
Maximos v. Tvros 145 537 t 540 562 f.t
682 180* '200* t 24-2* f.
Mav, B. 11*.
May, O. 510.
Maver, A. 424 465 507 21* 32* 150*
"154*1 159* 182* 198*.
Mayer, G. 49*.
Maver, H. 63*.
MaVer, K. 213*.
MaVor, J. B. 491 27*.
Mayor, J. E. B. 172* 185* 187* f. 226*
244*.
Mayr, A. 87*.
Mazarakis, Ant. 117*.
Mead 580.
Mead, G. R. St. 623 205*.
Meadenhall, S. W. 106*.
Mederle, K. 145*.
Medicus, F. 7* 56*.
276"
Rearistei:,
Medicus. W. 581.
Medved, A. 192 .
Mefjariker 163 169 ff. t T3\
Hehler. E. 510 49*.
Mehring, G. 68* 98*.
Meibom, M. 580.
Meier, M. H. E. 119*.
Meinardus 87*.
^leinecke. M. 173'.
Meineke, A. 19 30 510 75* 145* 155*.
Meiners. Chr. 4* 10* 25^ 51* 153* 164*
168" 216* 221*.
Meinke, E. 115*.
Meiser, K. 673 69* 72* 75* 87* 89* 144*
146* 183* 190* f. 194* 200* 213* f.
224*.
Meiss, Ph. 539.
Meissner, J. 106*.
Meißner, K. 491 f. 172* f.
Meister, M. 104= 179* 239*.
Meister, E. 72* 240*.
Meister, R. M. E. 127* f.
Mekler, S. 464 f. 490 688 22* 83* 110*.
Melanchthon. Ph. 570.
Melcher, P. 151* 189*._
Meleagros 456 459 155 .
Meletos 144 161 f.
Melissos 87 89 96 102 f. f 692 56* f.
Mein, G. 69*.
Mely, P. de 112*.
Meiiagius, Aegid. 17 28 \ Anonymus
Menagii s. Anonymus.
Menandros (Ehetor) lOO.
Menard, L. .580 206*.
Mencius (Mengtse) 14*.
^Mendelssohn, L. 592.
Mendelssohn, M. 66* 113*.
Mendl, K. 86*.
Menedemos der Eretriker 172 f. 73*.
Menedemos der Kyniker 456 459 155*.
Menekles der Pvrroniast 486.
Menephylos 69(J.'
Menexenos 274 f.
Menippos 4567 458 f. 7 .527 615 155*_.
— Saturae Menippeae 459 490 495
514 614 646 6771 167* f. 215*.
Menodotos 613 213*.
Menon (latrika) 54 58 866 372 53*.
Menzel, A. 62*.
Menzel, A. 68*.
Menzel, P. 208*.
Menzel, W. 14*.
Menzer, P. 1* 3=^= 7* 234*.
Merbach. Fr. 163*.
Mercati, G. 228*.
Merchant, F. I. 185".
Merguet, H. 169*.
Meridier, L. 8.5* 231*.
Merklen, E. A. 8*.
Merrill, W. A. 466 160*— 162* 214*241*.
Mervover, P. M. 204*.
Merzdbrf, I. F L. T. 433.
Mesk, .T 64" 67* 69* 186* 215* f. 240*.
Mesuil, A. du 491.
Mess, A. V. 127* 176* 180* 19li* 234*.
Messer, A. 7* 234*.
Methodios 637 107*.
Metopos 51*.
Metrodoros v. Chios 118 124.
Metrodoros v. Lampsakos d. Anaxagoreer
110 117 58*.
Metrodoros v. Lampsakos d. Epikureer
460 t 462 469 t 483 158*.
Metrodoros v. Skepsis 490.
Metrokies 174 184 75*.
Mettauer, Th. 79*.
Metzger, E. 238*.
Meuer, J. 184* 242*.
Meimier, F. 132*.
Meurer, H. 145*.
Meursius, J. 678 51*.
Meutzner, G. 463.
Mewaldt, J. 570 71* 147* 161" 203*.
Mewes, K. 87*.
Mewis, F. 185*.
Äleyer, Ad. 31*.
Mever, E. 93* 146* 171*.
MeVer, E. H. F. 569.
MeVer, Ed. 153 218 467 579 583 f. 19*
- 42* 87* 103* 243*.
Mever, Ernst 235*.
MeVer, Hans 9* 137* 241* 244*.
Meyer, J. B. 7* 136* f.
Mever, M. 164.
Uexer, P. 81* 138*.
Mever. Pet. 113* 127*.
Mever, Wilh. 235*.
Meyer, Wolfg. Ales. 226*.
MeVer-Krämer, E. 579 205*.
Mever-Steineg, Th. 203*.
Michael, Bas. 197* 240* 243*.
Michael v. Ephesos 366 386 393 399 405
577 662.
Michaelis, C. 13*.
Michaelis, G. 115*.
Michaehs, K. G. 123* 139*.
Michaut. G. 512.
Michel. Ch. 221*.
Michelet 58*.
Michelet, K. L. 370 123* 139^
Michelis, F. 368 6" 47* 97* 106* 108*
111* 134* 216*.
Michon, E. 223*.
Micius 14*.
Migne 661 673 684 ff.
Mikolajczak, Jos. 44*.
]\Iilchhöfer, A. 145.
Milesische Schule 50 53 ff.
MUhaud. G. 9* 52* 56* 110* 135* 137*
244*.
Mill, J. St. 133 389.
Mill. St. 80*.
Miliard, J. E. 188*.
Miller, E. 205.
Miller, J. 205". .
Millerd, Gl. El. 57*.
Register.
277*
Mills 19*.
Mills, T. R. 207 f.
Mimansa 13.
Minor, Alb. 203-.
Minucius Felix 107* 172- 194^
Misch, G. 40* 191*.
:Mitchell, F. 85*.
Mitchell, J. M. 17*.
Mitra, Rajeiidralala 16*.
Mittelhaus, K. 196*.
Mittermann, V. 33*.
.Mnesarchos 502 f 689 176*.
Moderatos 578 t 579 584 t 205*.
.Afodritzki, K. 59*.
^Nlodügno, Gius. 32*.
Müller, W. 195*.
Mönchstum 685 687 207* 231*.
Moerbeke, W. v. 366 652.
Mörth, F. 189*.
Möschler, Fr. 108*.
Mohl, R. V. 54*.
Mohnike, G. Chr. Fr. 433.
Mohr, Jak. 48* f.
Moiragenes 583.
Moll weide, C. Br. 110*.
.Molhveide, R. 173*.
Mommert, B. 623 40*.
Mommsen, Th. 461.
Monceaux, P. 229*.
Mong dse 15*.
Monimos 174 184 f. 75*.
Monrad, M. J. 2* 58* 216*.
Monsterberg-Münckenau, S. v. 140*
Montagni, U. C. B. 45*.
Montargis, F. 118*.
Montee, P. 68* 175*.
Montee, T. 159*.
Moiitesi. I. 197*.
Montucla 9* 110*.
Moog, W. 86*.
Mooney, G. W. 162*.
Moore, E. 139*.
Moore, F. G. 491.
Mootz, H. 15*.
Moraites, Sp. 117*.
Morawski, K. 169*.
Morel, M. 27*.
Morell, J. D. 27*.
Morelli, C. 199*.
Morellus, F. 661.
Morgenstern, Chi". C. 116*.
Morgenstern, K. 76* 170*.
Moricca, U. 161*.
Morlais, M. 169*.
Morr, J. 178* 194* 201*.
Moschion 695.
Moschos 173.
xMoser, G. G. 188*
Moser, G. H. 510 622 651.
Mosheim, J. L. 204*.
Mosses. A. 134*.
Motzo, B. 211*.
Mras, K. 97* 167*.
Äluccio, G. 645 224*.
Mache, F. 96*.
Mucius Scaevola, Q. 502.
Mücke, J. F. Alph. 222 =.
Mücke, R, 164 491 510 189*.
Mühle, G. 52*.
Muehll, Fr. v. d. 17.
Mühll, P. V. d. 43* 126* 215*.
Müllen eisen, J. 673 229*.
Müller, A. 14* 24*.
Müller, Ad. 74*.
Müller, Aug. 41* 77*.
Müller, ßerth. 538 195*.
Müller, D. H. 147*.
Müller, E. 179* 223*.
Müller, Ed. 37* 118* 142* 143* 156*
195* 204* 218*.
Müller, Em. 145.
Müller, Ernst 114*.
Müller, Frz. 192*.
Müller, Fr. M. 200*.
Müller, G. H. 185*.
Müller, Geo. 184*.
Müller. Greg. A. 280*.
Müller, H. v. 155*.
MüUer, Heiiir. Walth. 186*.
Müller, Herrn. Friedr. 622 f. 653 218*
bis 220* 225* 237* 239* 243* f.
Müller, Hieron. 64*.
Müller, Joh. 116*.
Müller, Joh. 137*.
Müller, Joh. 184*.
Müller, J. G. 593.
Müller, Joh. Wolfg. 110*.
Müller, Iw. 570 107* 202* 2ii5*.
Müller, Karl 17 63* 119* 182* 195* 201*
u. ö.
Müller, Karl 169*.
MiUler, K. K. 512 177* 191*.
Müller, K. F. W. 491 173*.
Müller, K. O. 27* 83*.
Müller, L. H. O. 113*.
Müller, M. 16*.
MüUer, Max 14* f. 17*.
Müller, R. 191*.
Münch, J. G. 165*.
Münch, W. 11*.
Münchenberg, Th. 65*.
Münsch, I. G. 165*.
Münscher, F. 125*.
Münscher, K. 539 118* 194* 199* f. 205*
212* 214* f. 224* 236*.
Münscher, W. 88* f.
Münz, B. 45* 61*.
Münzel, Rob. 74* 152* 183* 188* 230*.
Münzer, F. 162*.
Münzer, J. 140*.
Muir, I. 15*.
Mulder, B. 35*.
Mulder, R. 39*.
Mullach, F. W. A. 16 und passim.
Muller, F. 31* 91* 134* 152* 163* 168*
242*.
2TS'
Register.
IMuiuling, M. 154*.
Munier, J. 140*.
Munk, Ed. 219 80*.
Munro, H. A. J. 466.
Münz, R. 242*.
Murr, Ch. G. v. 465.
Murrav, I. C. 76*.
MurraV, J. O. T. 210*.
Musonios 508 t 511 51 6 ff. t 41* 188*ft.
Musonios (Stoiker um 230 n Chr.) 690.
Mussehl, J. 161* 241*.
Mustoxydes, Andr. 662.
Musuras, M. 205.
Muth 36*.
Muth, J. F. S. 200*.
Mutschmann, H. 17 209 218 369 372
5(i3 607 21* 40* 56* f. 63* 70* 88*
105* 123* 129* 148* 157* 166* 182*
I8fi* 198* 200* 204* 212* 215* 221*
238* 241*— 243*.
Myska, L. G. 99*.
N.
Naber, H. A. 52*.
Naber, S. A. 82* 95* 105* 223* 22T .
Nachstädt, W. 195*.
Naegele, A. 36* 157*.
Nägelsbach, K. F. 43*.
Näke, A. F. 147*.
Nagel, E. 11*.
Namatianus, Claudius Rutilius, s. Clau-
dius.
Nänatiloka, B. 18*.
Narasu, P. L. 18*.
Nassau, H. I. 172*.
Nassen, J. 109* 112*.
Natali, G. 69* 183*.
Natorp, P. 124 133 149 231 f. 237 278f.
1* f. 7* 28* 45* 47* 59* 61* f. 64*
68* 72*— 77* 84* 89* f. 94* 96* f.
106* 109* f. 119* f. 123* 131* 134* f.
163*- 165* 212* 238*.
Nattmann, W. 87*.
Naturphilosophen 50 ff. 103 ff. 46* ff.
56* ff.
Nauck, A. 174 464 623 638 50* 52* 75*
155* 190* 225* 227*.
Nauck, C. W. 492.
Naumann, H. 230*.
Nausiphanes 124 467 488 60*.
Nauwerck, K. 181*.
Nauze, de la 41*.
Naville,A. 222*.
Naylor, H. D. 95*.
Neander, J. A. 10* 36* 106* 204* 218*
222*.
Neanthes v. Kyzikos 20.
Nebe, A. 212*.*
Needham, P. 661.
Neel, J. 210*.
Negri, G. 223*.
Nögris, Ph. 100*.
Nehring, A. 183* f.
Neikostratos 538.
Neleus aus Skepsis ;^76.
Nelson, Axel 47* 66*.
Nelz, K. Fr. 84*.
Nemanic, D. 182*
Nemesios 29 566 619 636 660 t 662
667 670 f. t 676 679 22* 181*
228* f .f.
Nömethy, G. 186 76* 234*.
Neoptolemos v. Paros 614 23;-i*.
Nessas 124.
Nestle, E. 21t)*.
Nestle, W. 51 206 24* 46* -50* 53* 55*
bis 58* 60*— 66* 68* 76* 88* 234* f.
238* f. 241* 243* f,
Nettleship, H. 160*.
Nettleship, R. L. 95*.
Neubauer, E. 135*.
Neues Testament und kynisch-stoische
Diatribe 156* — und Hermes-Mystik
243*. S. auch Christentum.
Neuhäuser, J. 47* 133*.
Neuhaus, K. 114*.
Neuhöfer, R. 207 87*.
Neuraann 98*.
Neumann, K. E. 18*.
Neumann, K. J. 569 645 49* 200*.
Neumann, P. 81*.
Neumark, D. 107* 135* 211*.
Neuplatonismus 18 39 43 48 163 428
576 616ff.t 3* 216t ff.t-
Neupythagoreismus 42" 74 f. 430 541
543 f. '547 578 ff. t 204* ff. Neu-
pythagoreisch beeinflußte Unter-
haltungsliteratur 588 207*.
Neustadt, E. 58* 125* 148*.
Newbold, R. 53*.
Newhall, S. H. 235*.
Newman, ^V. L. 370 142*.
Newt 14.
Nicolai 151*.
Nicolai, A. 71*.
Nicolas, M. 210*.
Nicolaus V. Rhegium 607.
Nicole, J. 17 661 232*.
Niebuhr, B. G. 200 70*
Nieländer 140*.
Nielsen, Chr. L. 205*.
Nielsen, G. R. 95*.
Nietzsche, Fr. 28 21* 24* 41* 45* 64*
238*.
Nieuwlandius, Petr. 511.
Niggetiet, Fr. 676 221* 229* f.
Nigidius Figulus 578 t 579 582 674 178*
204*.
Nigrinos 539 559 t 615 199*.
Nikasikrates 460 505 233*.
Nikephoros Blemmydes 366.
Nikias von Nikaia 27 f.
Register.
279*
Nikolaos von Damaskos 87 569 573 t
2or=.
Nikomachos Vater d. Aristoteles 358.
Nikomachos Sohn des Aristoteles 362
375 ;S82 f.
Nikomachos aus Gerasa 82 578 f 579
584 -i- 205*.
Nilsson, M. P. 143* 236*.
Nissen, H. 372 127*.
Nistler, J. 229*.
Nitsche. W. 164 23* 71*.
Nitzsch, G. W. 207 143* 195*.
Noack, L. 6* 12* 148* 204* 209*.
Nobbe, C. Fr. A. 580.
Noel, G. 56*.
Noel des Vergers 190*.
Noetel, R. 369 125* f.
Nohl, Herrn. 69* 213*.
Nohle, K. 208 116*.
Noire, L. 6*.
Noll, R. 570 147* 203*.
Nolle, J. 51*:
Nolte, Alb. 85*.
Norden, Ed. 468 503 528 583 614 685
13* 32* 34* 37*- 42* 50* 60* 63* f.
73*- 75* 88* 146* 156* f. 167* 178*
bis 181* 188* 193* 198* f. 205* f.
208* 213* 215* 227* 229* 231* 236* f.
241* f.
Norden, Fr. 199*.
Norreri, Ivo 161*.
Norvin, W. 662 79* 228*.
Nottola, A. 185*.
Nourrisson. J. F. 571 7* 108* 203*.
Novak, J. V. 86* 118*.
Novak, R. 199*.
Novatianus 187".
Novotny, F. 85* 103* f.
Nüßlin,* Fr. Aug. 208.
Numenios 32 562 578 t 579 f. 585 f. t
619 625 627 635 674 205* f. t 243*.
Nussbaumer, K. 115*.
Nusser, J. 207 81* 94* 105*.
Nycäya 13 13* 16*.
Nvbläus, A. 140*.
O.
Obens, Wilh. 69*.
Ochmann, J. 88*.
Octavius (bei Minucius Felix) 194*.
Octavius Secundus, P. 604.
Odau, M. 103*.
Oder, E. 31* 59* 137* 167* 177*— 179*
181*.
Üdysseus 268 f. — Kynischcs Odys-
seusideal 528 74*." — Odysseus,
Schrift des Alkidamas 64*.
Ohler, H. 125* 181*.
Oehler, R. 46*.
Oelmann, Fr. 510 183*.
Oelrichs, J. G. A. 111* 216*.
Oertel, H. 142*.
Oettl, Fr. 188*.
Offner, M. 52* 56*.
Ogereau, F. 149*.
Ogienski, Imm. 115*.
Ogle, W. 369.
Og6rek, J. 68* 170*.
Ohling, G. D. 178*.
Ohlmann, D. 174*.
Ohse, J. 88*.
Oikeiosis 448 454 522 553 564.
Oikonomos, G. P. 78*.
Oinoanda, Inschrift von, s. Diogenes
V. Oinoanda.
Oinomaos 43 527 t 532 f. t 194*.
Okkelos 74 578 t 582 t 50*.
Oldenberg, H. 2* 7* 15* 17* 24* 85*.
Oldfather, W. A. 672 72* 118* 127*
130* 229*.
Olearius, G. 580 3* 216*.
Olivier, F. 182*.
Olivieri, A. 17 464 f. 30* 75* 203* 23;!*
Ollä-Laprune, L. 140*.
Olsen, W. 207.
Olympiodoros der Altere 652.
Olvrapiodoros der Jüngere 17 23 92 145
194 205 365 386 399 617 660 t 661
bis 663 667 t 670 228*.
Olvmpios, Dem. 140*.
Olzscha, Fr. Th. 82*.
Omont, H. 371 129*.
Oncken, W. 54* 94* 101* 116* 122* 127*
142*.
Onesikritos 174 184 75*.
Oordt, J. W. G. van 77*.
Opitz, M. 187*.
Opizzone, I.-B. 570,
Oporinus, Joach. 113*.
Oporinus, Joh. 205.
Oppenheim, 8. 9*.
Oracula Sibyllina 592 594.
Orazio, A. de 212*.
Orelli, Joh. Kasp. 205 539 571 623 661
673 142*.
OreUi, Joh. Konr. 164 461 581 645.
Orient und griechische Philosophie 31 ff.
42* f. u. ö.
Origenes der Kirchenvater 31 516 5f^2
618 f. 656 218*.
Origenes der Neuplatoniker 618 f. f 620
218*.
Orion der Epikureer 27
Ormuzd 13.
Orphik 32 35 52 89 204 255 261 265
587^ 614 651 43* 49* 57* 233*.
'legog ?.6yo? 595.
Orszulik, K. 87*.
Ortloff, J. A. 2*.
Orvieto 55*.
Osann, Fr. 511 63* 147* 174^= 201*.
Osiris 14.
280*
Register.
Osius G75.
Ostendorf, Ad. 115*.
Ustermaiin, Chr. 424 147'-.
Ostheide, A. 225*.
Osti, C. 89-.
Ott, J. V. 18*.
Ott, M. 207*.
Otte. H. 145* 240*.
Otten, L. 47*.
Otter, H. 238*.
Otto, A. 172*.
Otto, W. 15*.
Oudendorp, Fr. 539.
Ouvr^, H. 155*.
Overstreet, H. A. 219*.
Ovidius 613 t 615 f 58* 178* 214* f-
Ovink, B. J. H. 89*.
Owen, A. S. 207.
Owen, S. J. 11*.
P.
Pabst, A. 56*.
Pabst, P. 219*.
Pachnieke, H. 163*.
Packmohr, A. 174 75*.
Padelford, Fr. Morg. 538.
Paetus Thrasea 509 526 589.
Paetzolt, Fr. 202*.
Pajk, J. 109*.
Palaeokappa, Konstantin 569.
Paleikat, G. 241*.
PaUadas 606.
Palmer, V. 92*.
Pamphile 57.
Pamphilos 467.
Panaitios 30 173 210 451 495 497 501f.t
6S9 41* 169* 176* f.
Pancatantra 18*.
Panck 99*.
Pansch, B. 112*.
Pansch, Chr. 125*.
Pansch, K. 138*.
Pantazes, M. 101*.
Pantazides, Ch. G. 117*.
Panzerbieter. F. 47* 57* f. 182*.
Paoh, U. E. 464.
Papa, Vinc. 108* 188*.
Papadopulos Kerameus, Äthan. 645.
Papamarku, Char. 113*.
Papencordt, Fei. 59*.
Pappenheira, E. 607 135* 165* 212*.
Papvrusfunde philosophischer Werke
'236* u. ö.
Papvrus Berol. N. 8: 540 565 t 200*.
Papyrus Berol. 9766: 205.
Papyrus Berol. 9782: s. Theaitetkom-
mentar.
Parisio, P. 645.
Parker, Ch. P. 187* f.
Parmenides 36 65 67 72 86 89 94 ff. f
100 108—110 114f. 117 120 131 146
171 304 ff. 629 692 49* 55*t 98* 237*.
Einheitliches Sein. Kein Werden
und Vergehen 94 98. Kein Xicht-
seiendes 94 96. Wahrheit u. Trug
95 ff. Bekämpfung des Heraklit 97.
Erkenntnis durch Gleichartiges 99.
Weltbild 99. Umdeutung der Volks-
gottheiten 100.
Parmenideskommentar, neuplaton ischer
64J.
Parmentier, L. 72* 87* 97* 193* 196*.
Parry, Th. J. 217*.
Parsische Religion 13 f.
Parsons, C. 223*.
Parthev, G. 580 623 639.
Partsch, J. 125*.
Pascal 108*.
Pascal, C. 466 35* 49* 53* 57* 63^ 132*
160*— 164* 170* 185*— 187* 197*
21 3* f. 226*.
Pasdera, A. 491.
Pasikles v. Rhodos 380.
Pasiphon 73*.
Pasquali, G. 18 649 79* 1-52* 190* 218*
225*.
Pasquinelli, R. 68*.
Passamonti, E. 142* 224*
Pater, W. 77*.
Patin, A. 73 49* 55* 76* 212*.
Paton, W. R. 538 51* ]01* 197*.
Patricias, F. 662.
Patrick, G. T. W. 49*.
Patrick, M. M. 58* 212*.
Patristische Literatur 157* 217*. S. auch
Christentum.
Patron 689.
Paul, Fr. 165*
Paui; L. 89*.
Paul, O. 673.
Paul, R. P. 139*.
Paulos Silentiarios 125*.
Paulsen, Fr. 7 1* 13*.
Paulson, J. 466.
Paulus der Apostel 516 52* 156* 186*
242* 244*.
Pauly, A. 510.
Pauly-Wissowa- Kroll- Witte (Realenzy-
klopädie) 25* und passim.
Pausanias, Anhänger d. Prodikos 142.
Pauthier, G. 14*.
Pavlu, J. 87* 102*— 105 .
Pawlicki, St. 195*.
Pawlitschek. A. 88*.
Pearson, A. C. 433 46* 149*.
Pearson, Jam. 661.
Peiper, R. 510 673.
Peipers, D. 80* 97* 101* 106*.
Peithmann, E. C. H. 45* 49* 55* 57*
Pelagaud, E. 200*.
Pelant, K. 77*.
Register.
28r
Pellini, S. ISA 158^
Pennacchietti, B. 129*.
Pcrathoner, V. 113'*.
Perdelwitz, R. 9 -.
Peregriiios Proteus 43 527 f .534 ff. j 616
6«5 12* 41* 194* t-
Perez. Fr. 209*.
Pergamenische Schule der Neuplatoniker
644 ff.
Periandros 166 692.
Perikles 111 115 117 129.
Periktione 51*.
Peripatetische Schule 20 38 41. Ältere
125 423 ff. t 145* ff. In der helle-
nistisch-römischen Periode, I. Ab-
schnitt 504 ff. t 181* f. II. Ab-
schnitt 568 ff. t 201* ff. in. Ab-
schnitt 680 ff. t 230* f.
Perkmann, J. 115* 141*.
Perlett, F. Ch. G. 189*.
Perrin, B. 90* 129*.
Perron, H. 404.
Persaios 432 t 435 f G95 73* 1.50* f.
Persius 509 511 516 188*.
Persson, A. W. 238*.
Perthes. O. 90*.
Pescenti, Giov. 52*.
Pesch. J. G. van 95*.
Pesch. W. 144*.
Pestalozzi, H. 238*.
Petaviiis, Dion. 645 661 681.
Peter. C. L. v. 29 \
Peter, H. 167*.
Peters J. 68*.
Petersen, Chr. 170 433 463 43* 151*.
Petersen, E. 353 424 40* 51*. "
Petersen, H. 206 99*.
Petersen, J. 202*.
Petersen. P. 132*.
Petitmangin 164.
Petrescu, Xic. 1*.
Petronievics, B. 56*.
Petsch, R. 31*.
Pettersch, C. H. 205*.
Petz, F. S. 112* 136*.
Petzhold, J. 2*.
Petzoldt, J. 9*.
Peyron, Am. 55* f.
Pfänder, A. 7*.
Pfättisch, J. M. 107 .
Pfaff 240*.
Pfeiffer, A. F. 592.
Pfeiffer. Erw. 535 46* 137* 145* 152* f.
164* 177* f. 213* 220* 234*-237*.
Pfeiffer, R. 241*.
Pfennig, R. 184*.
Pfister, Fr. 107* 167*.
Pfleiderer, E. 594 49* 67* 77* 81*.
Pfleiderer, O. 37*.
Pfliesrer. T. 188*.
Pflug, J. 123*.
Pflugk, J. 225*. •
Pflugmacher, E. 238 .
Pfluuradt 213*.
Pfordten, Ü. v. d. 10".
Pfungst, A. 17*.
Phaedrus 156*.
Phaidon aus Ehs 163 168 172 f. f
280 ff. 73*.
Phaidros, Zeitgenosse Piatons (Plat.
Prot. 315 c und im Phaidros) 142
294.
Phaidros d. Epikureer 460 t 463 470 f.
496 498 689 158* t.
Phainias d. Peripatetiker 360 423 f. 427
147* 244*.
Phainias d. Stoiker 501 504.
Phaleas 86 54*.
Phanton 78.
Pherekvdes v. Svros 32 t 36 -r 62 73
629 692 43* f.
Philemon 64.
Philibert, H. 137*.
Philipp, E. 93*.
Philipp, H. 48* 100*.
Philippi, F. A. 199*.
PhUippos V. Opus 194 215 326 336 f.
352 t 353 f. 672 102* 118* t.
Philippson, L. M. 31* 138*.
Philippson, R. 433 456 460 463 ff. 468
472 f. 474 492 497 505 547 146*
158* 164* 171* 174* f. 213* 233*
235* f. 239* 241*.
Philiskos 174 184 75*.
Phillimore. J. S. 580 126*.
Philodemos 17 27 194 198 359-361
384 460 f 461 463 ff. 469 t 473 f.
497 110* 158* ff. t 163* 169* 233*.
Philolaos 3 74 t 75 78 f. 81 f. 83 f. v
281 f. 325 515 51* 53* t-
Philolog. Gesellsch. zu Leipzig 424.
Philon von Alexandreia 42 73 81 581
585 f. 590 f. T 592 f. 598 ff. t 619
627 179* 209* ff. t 243*.
Philon von Athen 488.
Philon von Larisa 489 i" 490 492 494 -r
496 f. 689 166* t 169* 175*.
Philonides 463 158*.
Philoponos s. loannes Philoponos.
Philosophie: ihr Begriff 1 ff. 1* f. 438
472 553; ihr Telos 6 182 188 537
.541 .543 553 555 566 634; ihre Ein-
teilung 188 341 355 386 ff. 437 f.
470 ff. 543 553 f.; ihre Gesamtent-
wicklung im griechisch-römischen
Altertum 37 ff. Philosophie und
Fachwissenschaften 1 ff. 53 f. 429
431 663 u. ö. — und Rhetorik 127
255ff. 296 f. 319 3511 418 f. 437 f.
474 .529 ff. 562 f. 682 32* u. ö. —
Popularphilosophie 431 563 u. ö.
Philosophenkanones 21*. Philo-
sophen als Begründer der Kultur
und Erfinder 181* 234*, als Wetter-
macher 234*, als Tyrannenbekämpfer
21 ". Philosophenschicksale 21*. Phi-
282*
Register.
losophenschulen und Politik 27*.
Philosophischer Unterrichtsbetrieb
27* f. 667 u. ö. Philosophentesta-
raente 201 358 362 5Ü5 507 28* t.
Philosophenporträts 28* (Porträts
der einzelnen Philosophen s. unter
diesen). Philosophen tracht (kynische)
177 7-t* u. ö. Philosophen in der
Komödie 28 . Philosophinnen 28*.
l'hilostorgios 637.
Philostratos 23 578 j 579 584 f. f 205*
243*.
Phintys 51*.
Phoinix v. Kolophon 156*.
Phokos 3-2 55.
Phokvlides: Ps.-Phokvlides 590 t 592
597 t 208*.
Phorinion (Peripatetiker) 688.
Photios 19 31 22* und passim.
Piat, C. 67* 77* 112* 114* f. 132* f.
136*.
Piatek, J. 57*.
Picavet, F. 165* f. 219*.
Pichon. R. 159* 186*— 188*.
Pieper, M. 104* 239*.
Pierleoni, G. 164.
Pierson, W. 141*.
Pietschmann, R. 206*.
I'ilger, R. 99*.
Pinzger. G. 116* 146*.
Pischel, R. 15* 18*.
Piso, L. 461.
PisteUi, K. 580 638 221*.
Pisvnos, L. 219*.
Pit; J. 184*.
Pitra. J. B. 649.
Pittakos 36 692.
Plänckner. R. v. 14*.
Planck, A'. 214*.
Planck. K. Ch. 27* 98*.
Piasberg, O. 491 174*.
Plath, J H. 14*.
Platner, E. 117* 164*.
Piaton 2 4 19 38 40 72 78 95 f. 99 101
108 116 119 f. 124 f. 126 ff. 129 f.
134 192 ff. T 76* ff. T 134* 139* 154*
- 168* 233* 238* f. und passim. Sein
Leben 192 ff. 76* ff . Antike Viten
20 23 193 f. 77* 238*. Seine Briefe
als Quelle für sein Leben 194.
Antike Bildnisse und Angaben über
sein Äußeres 195 77*. Geburtsjahr
195. Herkunft 196. Legende von
wunderbarer Geburt 196 77*. An-
geblicher Xamenswechsel 196 77*.
Jugendbildung, dichterische Ar-
beiten, Verkehr mit Sokrates 197.
Reisen 197 ff. 78*. Beziehungen zu
Dionysios I. und IL und zu Dion
l!'9 ff. Schulgründung und Lehr-
tätigkeit 199 ff. 78*. Testament 201
28*. Schriften 202 ff. 78* ff. Ihre Ver-
teilung auf Piatons Lebensperioden
203 f. 237. Überlieferung, antike
Platonstudien204ff.78*ff.238*{antike
Kommentare auch 357 543 558 560
562 564 f. 575 620 635 f. 639 643 652
670 674 u. ö.) Neuere Ausgaben
und Übersetzungen 205 ff. I'chtheit
210 ff. 80* ff. (Übersicht 214 f.).
Abfassungszeit und chronologische
Ordnung 215 ff. 80* ff. 238* (Über-
sicht 233). Gruppierung 235 f. (Te-
tralogien des Thrasvllos 236). Dar-
stellungsform 212 228 239 255
276 300 85* f. 238*. Mythen 255
u. ö. 85*. Bilder, Vergleiche 294
u. ö. 86*. Sprichwörter, Humor,
Anachronismen, angebliche Plagiate
. 86*. Schriften im einzelnen (eChte,
unechte und zweifelhafte): Alki-
biades I und II 210 212 214 101* f.
102* f. 239*. Alkyon 210 215 104*.
Anterastai s. Erastai. Apologie 202
203 207 214 237 239 86* f. 238.*
Axiochos 139 209 210 215 101* 105*
239*. Briefe 194 202 209 210 2i;:>
103* f. Charmides 203 207 214 21s
237 245 f. S- 88* 238*. Demodokos
210 215 105*. Epinomis 204 21 ü
215 233 237 334 ff. + 102*. Erastai
209 210 213 214 102*. Ervxias 168
209 210 214 215 104* 105*. Euthvde-
mos 203 207 214 220 ff. 237 265ff.-;-
91*. Euthvphron 203 207 214 237
249 ff. t 88* f. Gorgias 203 207
214 224 255 ff. + 89* f. 238*. Hip-
parchos 210 214 102*. Hippias,
größerer 203 207 214/5 237 255
270 f. t 90*. Hippias, kleinerer 203
207 215 237 255 268 ff. t 90*. Ion
203 207 215 217 237 239f.87*. Kleito-
phon 215 529 103*. Kratvlos 203
208 214 237 254 271 ff. t 91* 238 .
Kritias 204 215 237 299 326 t 100 .
Kriton 203 207 214 237 239 1 87^
238^ Laches 203 '/Ol 214 237 238
244 f. t 88* 238*. Lvsis 203 207
214 237 238 251 ff. t 89* 238*. Me-
nexenos 203 208 215 237 254 274f.r
90* f. 238*. Menon 203 207 214
216 f. 237 254 262ff. 90* 238*.
Minos 215 103*. Xomoi 200 204
209 210 211 215 231 237 326 ff. v
100* f. "Oooi 209 210 215 105^
Parmenides" 204 208 214 237 299
304 ff. t 98* 239*. Hegi äoft/;? 210
215 105*. Ileol biy.aiov 210 215 105 \
Phaidon 204 208 210 214 237 280ff.t
93* f. Phaidros 204 208 214 219 ff.
237 275 294 ff. T (Zeitansat/ 297 ff.)
95* ff. 239*. Philebos 204 209 214
237 299 314 ff. t 99* f. Philosophos
105*. PoUteia 208 210 211 215 226
94* f. t 238*, Buch I 203 217 237
238 246 ff. t 261, Bücher II— X
Register.
•>s^*
'2t}i 284 ff. r. Politikos 204 208 2U
22-5 237 299 311 ff. t 99* 239*
rrotagoras U2 203 207 214 237 238
240fi-r 87* f. 238*. Sisyphos 210
21.5 105*. Sophistes 170 204 208
214 220 237 299 .307 ff. t 633 98* f.
Svmpoäion 204 208 214 217 237
275 276 ff. V 91* ff. 238*. Theages
212 213 214 103*. Theaitetos 204
208 214 218 225 299 300 fl t 97* f.
239^ (Theaitetos 176 b in späterer
Verwendung 6 .543 553 555 -566
603». runaios 204 209 215 225 f.
237 319 ff. -r 100* 2.39* (peripateti-
sierende Auffassung der Scnöpfupgs-
darsteliung 356 .>49 .5-58 562 -565
637 666). —Poetisches 2(ß 2rj9 105*.
— 'Ayoaffa doyuaza 210. Jiaigeoet-;
209 lÖö*. Lehre Piatons in gene-
tischer Darstellung 238 ff., in sjste-
matischer Darstellung 337ff. 10.5* ff.
239* f. (s. das Inhaltsverzeichnis zu
§§ 41—44 sowie die Stichworte
341 f. Uöt. .348 f. .3.51 f. j. Piaton
als Quelle über ältere und gleich-
zeitige Philosophen 19 20* 106*
— über .Sokrates 147 ff. t 162. Be-
ziehungen zu Früheren und Zeit-
genossen: allgemein 78* 106* f..
zu Herakleitos 273 ff. 301 f. 3'j4
341 f., den Pvthagoreem 193 199
204 2.>4f 259*261 265 275 f. 281 ff.
299 319 -324 f. 333 f. 337 342. den
Eleaten 275 299 .304 ff., Demokritos
271 10e*f. 239*, den Sophisten
überhaupt 128 242 t 2-54 ff. 265 ff.
307 ff., Protagoras 240 ff. 271 f. 300 ff.
304, Gorgias 2.55 ff-, Prodikos 138,
Hippias 268 ff.. Polvkrates ^3 f.,
Alkidamas 224, Sökrates 218 f.
2.38 ff. passim, Xenophon 215 78*
92 , Antisthenes 181 f. 223 266
.303 f. 308 ff., den Kvnikem allge-
mein 318, den Hedoniiern 241 f. 261
316 318 328, den Megarikem 310
318 (Eukleides 197j, Isokrates 219 ff.
107* Lysias 221 294 296 f 96* f.,
Aristoplianes 222, Aristoteles .300
319 325 334 (s. auch Aristoteles).
Einwirkungen atif Sp>ätere 107* f.
239* ttnd passim (s. auch Akademie,
Platonismus [Mittlerer], yeuplatonis-
mus>. Stellung zur Ehetorik 255 ff.
274 2961 319 351 f. 86*, zur Eristik
2-55 262 ff., zur Dichtkunst 239 f.
292 ff. .327 .330 .333 8^* (Ästhetik
der Tragödie und Komödie 316 352,
ihr Verhältnis zur aristotelischen
Theorie 422 f. Anm.), zu Mathematik,
Astronomie, Naturwissenschaften u.
3Iedizin 286 299 342 .344 346 110*
112* 240* u. ö. Bekämpfung der
Ideenlehre durch Aristoteles. Har-
monisierung von Piaton und Aristo-
teles bei Späteren s. unter Aristo-
teles. Piaton angeblich abhängig
vom Alten Testament .585 595 603
668. Entwicklung der platonischen
Schule .3-53.
Platoniker de fato .540 .566 ff. 201*.
PlatonLsmus. Mittlerer 353 536 ff. t
679 l&4*ff.+.
Platonopolis 624.
Platt, A. 369 56* 95* 124* 131* 138*
15.5* 16-2* 183* 197* 205* 223*.
Plethon 107*.
Plmius der Ältere 495 167* 179* 192*
242*.
Plotina 605.
Plotinos 48 f. 109 116 617 f. 620ff -r
624 ff.-}- 63.5 W7 6-53 666 672—676
678 L 218* ff. 243* f. Leben 624 f.
Die Enneaden 625 ff. Da> Eine
und der Xus 627 ff. Hervorgang
des Vielen aus dem Einen 62y f.
Die Ideen 628 630 f. Die Seele
631 f. Die IMaterie 632. Theodizee
633. Kategorien 633. Das Schöne
6.33. Sittliches Ziel, Tugenden 634.
Ekstase 634 f.
Ploucquet, G. 46* 163* 16-5*.
Plüss, Th. 20.5*.
Pluntke. Em. 78''.
Plutarchos v, Adien 48 617 648 f 651 +
66::$ 691.
Plutarchos von Chaironeia 18 30 41
145 205 428 5-37 f 538 544 ff. -r 627
637 690 167* 179* f. 19-5* ff. "r 243*.
Ps.-Plut. Placita philosophorum 2-^
und passim ; s. auch Aetios. Ps.-Plut.
de fato 540 566ff. 667 679 201.
Ps.-Plut. de vitaHomeri.547 ISO* 19-5'
198*. Ps.-Plut. Consol. ad Apoll.
.547 198*: s. auch Trostschriften.
Ps -Plut. d- educ. puer. .547.
Pluzanski. A. 137*.
Pöhlmann. E. v. 1.53 33* 6b* 67* 69*
72* lie* 150*.
PöM, G. 9.3*.
Poestion. J. C 28*.
Pötsch, St. 118*.
Pötter. Fr. Chr. 6^.
Pohl 19-5*.
Pohle, E. 71*
Pohlenz, 31. 222 ff. 233 2:J7 246 2.53 ff.
275 486 491 497 .547 '2r 36* 61*
64* f. 74* 82* 85* -92* 94* f. 97'
104* 106* 117*-119* 148* 151* 154'
1-56* 163* 16.5* 171* 173* f. 176 f.
180* 195* f. 202* 229* 238* -^0*
243*.
I^ohlschiiiidt, W. 107* 231*.
Poimandres -587 3-5* 206*.
Polach, J. 117* Ur.
Polak, H. J. Wr i.
Polek. N. 137*.
l^s4='
Eegister.
Polemon 352 i- 354 357 r 434 492 688
694 f. 119^
PoUak, I. 368.
Folie, F. 58* 159* 214*.
PoUio 517.
Pollius Felix 604.
Pollock, F. 190\
Polinan Krusenian, H. 54*.
Polos 141 64'.
Polvainos 460 462 158=^.
Polvbios 42' 176*.
PolVkleitos 86 54*.
Polvkrates der Sophist 145 162 223 254
"64* 68* 239*.
Polvmnastos 78.
PolVstratos 460 462 688 158*.
Polyxenos 143 305 394 64*.
Folz 9*.
Polzer, A. 214 \
Pompeius Trogus 179*.
Poratow, J. 372 592.
PoiitrervÜle, de 466.
Poppe, W. 167*.
Poppelreuter, H. 139* 150* 171*
181*.
Poppelreuter, J. 28*.
Porphvrios 17 18 23 48 75 81 365 386
• il7 619 f. 622 t 623 f. 635 ff. t 641
644 646 f. 657 661 667 670—672
674-678 680 51* 220* f. t 242* 244*.
Gelehrte Arbeiten 635f., insbesondere
Eisagoge , Aristoteleskommentare,
Timaioskommentar, Ivuucy.Tu Crjzt)-
uuru, Pythagorasvita u, a. 636.
Schrift gegen die Christen 636 f.
Verhältnis zu Ethik und Religion
636 f. Tugendlehre 637. Methode
der AUegorese 641.
Portus. AemU. 649.
Poschenrieder, F. 81* 124*.
Poseidonios 42 108 428 451 501 ff. t 519
42'" 176* ff. f. Einwirkung auf Doxo-
graphie, Philosophie und Fach-
wissenschaften 430 471 490 495 ff.
509 514 517 523 531 545 5471. 550
563 574 f. 581 f. 587 614 f. 670 678
160* 167* 169*— 172* 174* 17 <* bis
181* 241* f. Timaioskommentar 205
326 636 674 676 f. 681.
Poselger, F. Th. 12.5*.
Poste, Edw. :568.
Postgate, J. P. 162*.
Postma, F. 213 .
Postumus, N. 75*.
Potamon .588 f. t 625 207*.
Potempa, V. 96*.
Pouchet, G. 137*.
Powell, J. H. 155*.
J^raechter. K. 465 512 522 538—540 593
23* f.' 32* f. 34* 38*— 40* 43* 49*
bis 51 * 55* 60* 69* 73'* 75* 77* 95* 119*
121* 125* 127* 131* 150* 153* f.
156* f. 167* 172* 179* 189*— 191*
193* f. 197*-200* 202*-204* 214*f.
217* f. 221* -231* 239"' 242*.
Praetextatus (Veltius Agorius Praetex-
tatus) 672 T 673 676 t 682 229*.
Praetorius, E. 101*.
Prandtl A. 95*.
l'rantl, K. 170 206 368 f. 379 381 8* 26*
7.3* 122* f. 132* 137* 139'' 141* 152*
198*.
Praxiphanes 221 423 427 688 148*.
Praxiteles (Peripatetiker) 688.
Prechac, F. ]ii2*.
Predigt, philosophische 39*. S. auch
Kvnisch-stöische Diatribe.
Preger, Th. J30*.
Preis, A. 32*.
Preisendanz, K. 206—208 510 38* 185*.
Prel, C. du 34* 70*.
Preller, L. 25* 43* f. 73* 148* 157* 182*.
Premerstein, A. v. .580
Pressler, Br. 50*.
Preuschen, E. 194*.
Preuss, E. (Engelmann-Preuss) 22 " und
passim.
Prickard, A. O. 538 143*.
Prinsterer, Gull. Gr. van 60* 77*.
Prinz, K. 156* 213*.
Prinz, W. 72*.
Priskianos 366 636 648 t 650 65;).
Priskos 645 691.
Probst. E. 184*.
Probst; O. 78* 162*.
Prodikos 3 126 137 ff. t 142 146 168
176 459 63* t 107*. Prodikosfabel
137 f. 459 .586 40* 63"=.
Proklos 18 31 48 57 145 205 210 f. 575
617 (:-41 643 647 f. t 649 ff. 652 ff.f
663—665 668 671 679 687 691 41*
224* f. t.
Proschko, P. 90*.
Prosenes 680 684 691 230*.
Protagoras 86 126 t 127 128 ff. t 136
138 f. 142 f. 240 ff. 692 f. 61*f.t 107*.
Protarchos 689.
Prowe, L. .öl*.
Prüm, Em. 93*.
Prvtanis 507 688.
l'seUos 366 682.
Ptah 14.
Ptolemaios Chennos 359 365 573 f. j
201*.
Ptolemaios, Klaudios, der Astronom
.569 t 570 575 t 180* 202* f 242* f.
Ptolemaios d. Peripatetiker des 3. Jahrh.
nach Chr. 680 684 230= .
Ptolemaios Soter (Lagu), Ptol. Phila
delphos, Ptol. Euergetes 20 f. 593.
Puech, A. 223.
Pufendorf 111*.
Pullig, H. 160*.
Purmanu, H. 159*.
Purpus, W. 220*.
Purser, L. C. 190*.
Register.
285^
Putzner, G. H. 114^ 154*.
Pyrron 38 40 48 124.172 428 486ff. t
607 f. 694 1(35* t-
Pythagoras 2 57 65 67 TMf. t 82 88 126
685 692 12* 41* 44' 50* f. f u ö.
Pvthagoras der Neupythagoreer 580 586t
20ü*.
Pvthagoreer 32 37 50 f. 74 ff. t -'ö f. 91)
120 50*ff. t 237*. u. ö. Bund und
Lebensordnung 76 f. Politische Tä-
tigkeit 78. Wissenschaftliche Be-
strebungen 78 ff. Altpythagoreische
Lehre im allgemeinen 79 ff. Mathe-
matisches 11. Metaphysisches 79 ff.
Weltbild 81 f. Psychologisches 32.
Ethisches 82 f. Lehren einzelner
Altpythagoreer und pythagoreisch
beeinflußter Männer 83 ff. Kvni-
sierende Richtung 77 f. 586 587 f.
Litera Pvthagorica 525 586 53*.
Pvthagoreer u. Piaton 193 199 204
254 f. 259 261 265 275 f. 281 ff. 299
319 324 f. 333 f. 337 342. Pytha-
goreer u. Alte Akademie 352 354 f.
Spätere Wirkungen des Pvthagoreis-
mns 562 588 f. 614—616 629 642
677 681. S. auch Neupythagoreis-
mus.
Pvthagoristen 77 53*.
n.
Quadratus Martyr 49*.
Quadrivium 610 677.
R.
Raab, E. 56* 98*.
Raabe, A. H. 118*.
Rabbow, P. 31* 33*145* 153-f. 159* 167*
171* 177* 179* f. 186* 198* 243*.
Rabe, A. 87*.
Rabe, H. 366 369 372 424 649 662 21*
63* 79* 127* f. 180* 146*.
Rabirius 497.
Radebold 116*.
Radermacher, H. J. 58*.
Radermacher, L. 21* 34* 61* 63* f. 71*
74* 82* 85* 90* 146* 151* 153* 155*
157* 175* 182* 187* 191* 197* 200*
204* 210* 212* f. 215* 221* 225*
227* 240*.
Radice, G. L. 82*.
Radin, M. 125*.
Radinger, K. 155*.
Paeder, H. 208 210 228 f. 231 f. 235 237
304 310 64* 76* 78* 82* 84* 86*
94* 102*— 104* 106* f. 110* 237* f.
Raffael 202 363.
Ragnisco, P. 8*.
Rainfurt, A. 39* 179* f. 202*.
Rambach, J. J. 76 \
Ramdohr, E. 43*
Ramorino, F. 491 88* 185*.
Ramsauer, F. 31*.
Ramsauer, G. 370 382.
Randlinger, S. 10*.
Ranft, H. 169*.
Ranitz, A. C. 170*.
Rasche, K. 221*.
Rasi, P. 187*.
Rasmus, E. 195*-
Raspante, L 209*.
Rassow, H. 118* 125* 127* 131* f. 134*
141* 143*.
Rathgeber, G. 51*.
Rathke, A. 180* 199*.
Rationalistische Mvthendeutung 100 109
117 192 549 38*. S. auch Allego-
rese, Volksreligion.
Raubenheimer, H. 192*.
Raumer, F. v. 10* 143*.
Raumer, K. v. 10*.
Raumer. S. v. 160*.
Rausch, A. 70* 149*.
Rausch, Fr. 96*.
Eavaisson, F. 118* 123* 134* 148* 154*.
Rawack. P. 100*.
Raynaud, G. M. 162*.
RazzoH, G. 370 133*. -
Re 14.
Reber, J. 118*.
Rechenberg, C. M. 34*.
Recknagel, A. 194*.
Redepeuning, E. R. 200*.
Ree, P. 140*.
Eeeh. R. 241*.
Rees, Fr. 226*.
Reese, W. 138*.
Regener, F. 139*.
Regnaud, P. 16*.
Rehm, A. 119* 184* 235*.
Rehmke, J. 7*.
Reich, E. 108*.
Reich, K. 62*.
Reich, R. 186*.
Eeichardt, W. 662 192*.
Reiche, L. 136*.
Reichel, G. 183*.
Reicke, R. 581.
Reid, J. S. 491 f. 161*.
Reiley, K. C. 39* 161* 169*.
Reimann. E. 201*.
Reimer, N. Th. 110*.
Reinach 57*.
Reinach, A. J. 125*.
Reinach, C. 188*.
Reinach, S. 223*.
Reinach. Th. 147* 197*.
Reiner, J. 7* 13* 77*.
Reinhardt, Karl 79* 99*.
2^
Register.
Reinhardt, Karl 35'' 38* 60* 152* 179* f.
183* 188'' 198* 217* 221* 230* 237*.
Reinhardt, Leop. 171*— 173*.
Reinhold, E. 4* 55* i:'>6'.
Reinhold, H. 103*.
Reiukens, J. H. 143*.
Reinmüller, P. 28*.
Reinöhl, E. v. 136*.
Reisacker, A. J. 159* 164* 213*.
Reiske. J. J. 540.
Reiter 84*.
Reitz. J. 135*.
Reitzenstein. R. 14 36 192 539 649 657
687 19* 32* 34*- 37* 40* 61* 65'
105* 152* f. 159* f. 167* 170* 175* f.
181* 183* 204*— 207* 213*— 216*
221* 227* 230* f. 236*.
Remusat, Ch. de 80*.
Remv, M. 118*.
Renan, E. 190*.
Renault, M. 77* 157*.
Rendali, G. H. 191*.
Renieris, M. 152*.
Renner, R. 185* 189*.
Renouf, P. Le Page 19*.
Renouvier 27*.
Rentzsch, J. 101*.
Reppe, R. 188*.
Resl W. 92*.
Rest, E van der 141*.
Rettig, G. F. 208 48* 71* 92- 94* 99*
111* 113* 116*.
Reuss, E. 19*.
Reuss. F. 73*.
Reuther, H. 102*.
Revav, J. 76*.
Reville 205*.
Reville. J. 209*.
Revillout, E. 581.
Revmond, A. 466.
Rhode, J. G. 19*.
Rhoer, Jac. de 623.
Riaux, Fr. 55*.
Ribbeck, O. 146* 156*.
Ribbeck, W. 98* 184*.
Ribbentrop, F. H. Chr. 139\
-Ribbing. S. 67* 70* 80*.
Richard, H. 215*.
Richards. A. J. 162*.
Richards, H. 55* 62* 72* 82* 97* f. 104* f.
123* f. 126* 128* 131* 1,50* 165*
176=^ 180* 182* f. 190* f. 201* 205*.
Richter, A. 78* 219*.
Richter, C. E. 592.
Richter, D. 154*.
Richter, E. 23* 71* 124*.
Richter, G. 510.
Richter, K. 101*.
Richter, R. 7* 11* 69* 165*.
Richtsteig, Eb. 647 239* 244*.
Rick, H. 97* 238*.
Rickert, H. 1*.
Riddel, J. 207 83*.
Ridgewav, W. 129^
Rieckher, J. 368 204*.
Riedl, Frz. 63*.
Riehl, AI. 1* 12" 77*.
Riese, AI. 456 491 676.
Rieser, O. 88*.
Riess 30* 222* 228*.
Riezler, K. 127*.
Rigveda 13 17* 234*.
Ringeltaube, H. 460 31* 33* 153* f. 159*
177* 186*.
Rippner 209*.
Ritchie, D. G. 77*. ■
Ritschi, Fr. 182*.
Rittelmeyer, Fr. 237/8*.
Ritter, Bernh. 138*.
Ritter, Bernh. 209*.
Ritter, C. 59*.
Ritter, Const. 195 206 208 213 f. 226
229 231—233 237 23* 46* .50* 63*
77*81*-84* 86*95* 97*-102* 104*f.
109* 11 7* f. 234* 239* f.
Ritter. Frz. 371.
Ritter; H. 168* 171*.
Ritter, Heinr. 43 61 88 170 5* 25* 44*
51* 56* 73* 105* 168*.
Ritter, J. 117*. •
Ritter, I. H. 152*.
Ritzenfeld, A. 649 203*.
Riva, G. 140*.
Rivaud, A. 29*.
Rivoiro, A. 69*.
Rixner, Th. A. 4*.
Roaldes, A. de 135*.
Robbe. L. 359.
Robbins, F. E. 214*.
Robert, C. 174 195 353 359 464 512 20*
24* 28* 43* 68* 232* 244*.
Roberts, W. 146*.
Robertson, .1. M. 11*.
Robertv, E. de 12*.
Robidou, B. 116*.
Robin, L. 72*89* 109* 115* 117* 134* f.
Robinson, R. 645 661.
Roch, Fr. 90*.
Rocholl, E. 219*.
Rode, F. 222^
Roderich. F. W. 214*.
Rodler, G. 369 74* 100* 110* 124* 171-"
181* 204*.
Rock, F. 110*.
Rock, H. 1* 67* 69*.
Röder 13*.
Röer, E. 16*.
Röhl, H. 206.
Rohling, K. 109*.
Röhrig, H. 204*.
Röllig,' F. W. 90*.
Römer, ihr Verhältnis zur Philosophie
12 49 428 ff. 148*.
Roemer, A. 72* 128* 144* f.
Roemer, E. A. 371.
Roeper, A. 83*.
Register.
1^87^
Roeper, G. 465 487 ö(>9 77' 195^
Rösch, H 161*.
Röseiier, Br. 201'.
Rosiger. F. 207 154*.
Rößler 13*.
Roth. Ed. 32 14* 44* 52\
Rutscher, H. Th. 6ü*.
Roeers, J. E. Th. 370.
Rogers. R. A. P. 10*.
Rohde, Erw. 218 535 31* 34* f. 41- 43*
51* 58* f. 76*97* 149* f. 198* 205*
207*.
Rohdeu, P. v. 25*
^Rohdich, R. 200*.
'Rohr, A. 53*.
Rohrer, G. 103*.
Roland-Gosselin, M.-D. 133*. "
Rolfes, E. .368 370 68* 114* 136* 139*
244*.
Rolfes, K. 121*.
Rolfes, R. 369 109*.
Rolland. E. 185*.
Roller. H. CO*.
Roiuajig. J. P. 1^6*.
Romantik, Deutsche JOS*.
Roniizi, A. 424.
Rondel 164*.
Roorda, T. 152* 163*.
Röscher, W.H. 54 65 30* 34*48* 176* f.
18Q* 197* f.
Röscher, W. G. F. 60*.
Rose, Val. 27 359 365 368 372 569 53*
121* 130* 228* 230* 233* 240*.
Rosenberg, E. 71*.
Rosenkrantz, W. 134*.
Roseustiel, Fr. 72*.
Rosenstock, P. 91*.
Rosenthal. G. 424 145* 213 .
Rosmini-Serbati, A. 131*.
Ross. G. R. T. 370.
Ross, W. D. 368.
Rossbach. O. 184* 187* 230* 242*.
Rossbroich. M. 209*.
Rössel, C. 66*.
Rossi, G. 163*.
Rossi, S. 187*.
Rossignol, J. P. 456.
Rostagni, A. 237*.
Rostagno, L. A. 6!»* 74*.
Roth 140*.
Roth, K. L. 368.
Rothenbücher. A. 7' 51*.
Rothlauf, B. 110* 112*.
Rotten, Elis. 108*.
Rougier, L. 99* f.
Roulez, I. I. G. 119* 166*.
Rouse 208.
Roussel 25*.
Rouvüle, St. de 645.
Rowald, P. 38*.
Rowe, E. 155* 213*.
Rover 137*.
Royer, J. B. 160*.
Rubin. S. 184*.
Rubrichi, R. 123* 171*.
Rudberg, G. 47* 122* 124* 128^ 226*
241*.
Rudio, F. 650 226*.
Rudisch. F. 209*.
Rudolph, A. F. W. 50*.
Rudolph, M. 39*.
Rüffer, P. 55*.
Rühl, Frz. 54 75 88 164 505 70* 146
1.50* f. 155* 177* 183*.
Rühl, Th. 118*.
Rühlmann, M. 125*.
RueUe, Ch. E. 370 623 649 f. 56 124
126* 137* 147* 198* 203* 206* 225^
227* f.
Rüpplin, A. V. 136*.
Rüstow, Alex. 56* 73*.
Rufinus V. Aquileia 587.
Rüge, A. 2* 118*.
Rüge, S. 53*.
Ruhl, L. 34* 215*.
Ruhnken, D. 618 80* 218*.
Runze, G. 7*.
Ruppersberg 238*.
Rusch, P. 160* 176* 178*.
Ruska, J. 372 130*.
Rvner, H. 149*.
Ryssel, V 581 41* 23 i*.
S.
Saal, N. 150*.-
Saarmann, Th. 194*.
Sabbadini, R. 492 174*.
Sabbadini, S. 89* 173*.
Sachau, Ed. 359 364 366 121*.
Sachs, Eva 98* 237* 239* f.
Sachse, G. 87*.
Sachsse, E. 210*.
Sage, E. T. 174*.
Sainte-Croix 569.
Saintvves. P. 77*.
Saisset, A. 206.
Saisset, E. 11* 212*.
Sajdak, J. 684-686 231*.
Sakorraphbs, G. M. 231*.
Salinger, R. 56*.
Sallustios der Kyniker 684 686 f. 231*.
Sallustios der Xeuplatoniker 644 t 645 f.
647 t 224*.
Sallustius der Historiker 178".
Salmasius, Cl. 650.
Salomo s.- Weisheit Salomos.
Salomon, Max 61*.
Salonina 624.
Saltzmann, Fr. 169* 171*.
Samolewicz, S. 90*.
Sanbom, C. A. R. 163*.
Sander. F. 100* 217*.
288=^
Register.
Sander, J. 53'' 68*.
Sander, \V. ll'd*.
Sanders, V. 56*.
Sandgathe, Fr. 163*.
Sandys, J. E. 371 424.
Sangermano, B. L, 57*.
Salikara 16*.
Sänkhya 13 13^' 16* 134*.
Santavana, G. 161*.
Sartorius, M. 30* 46* 100* 112* 118*.
Sathas, K. X. 510.
Satire, philosophische 40*. S. auch Lu-
icianos, Menippos, Varro.
Sattig, Fr. 61*.
Saturninos der Skeptiker 609.
Satvros 22 182 505 507 20'^ 182* 242*.
Sauer, A. 88*.
Sauer, W. 70*.
Saueressig, Alb. 111*.
Sauerwein, G. 68*.
Saufeius, L. 162*.
Saupe, W. 238*.
Sauppe, G. 164.
Sauppe, H. 206 464 581 62* 61* 71* 92*
103* 128* 159* 206*.
Sauter, C. 123* 217* 231*.
Scaevola s. Mucius.
Scala, R. v. 18 65'^ 76* 176* 192*.
Schaarschmidt, K. 210 53* 78* 80* 91*
. 98* f. 101*.
Schacht, H. 71*.
Schäfer, Fr. 43*.
Schäfer, G. 49*.
Schäfer, H. W. 30*.
Schäfer, P. 185".
Schäfer, W. 571 203*. •
Schäfers, A. 79* 220".
Schäffer, A. 79*.
Schäublin, Fr. 91*.
Schaff, PhU. 222".
Schafslädt, H. 75=^.
Schalkhauser, G. 217*.
Schanz, M. 205—207 231 23* 42* 60*
64* 67* f. 79* 83* 86* 93* 212* 227"
229*.
Schanz, P. 58* f.
Scharnagl, Th. 57*.
Scharold, H. 40* 63".
Scharold, J. 194* 231".
Scharrenbroich, Fr. 184" 219*.
Schasler, M. 11*.
Schaub, G. 114*.
Schaubach, E. 58*.
Schauroth, E. G. 95*.
Schedle, Frz. 81* 114*.
Schedler, M. 676 230* 242".
Scheel, E. 62*.
Scheftelowitz, J. 234*.
Scheiding, A. 115*.
Schell, H. 138*.
Schelling 7.
Schelowsky, G. 36*.
Schemmel, F. 27* 220*.
Schendel, H. 185*.
Schenki, H. 365 511 f. 518 f. 521 681
52* 189* 191* 231* f.
Schenki, K. 162 164 23* 71* 174*.
Scheppig. R. 176*.
Schepss, G. 673 221* 230*.
Scherer, W. 196* 242*.
Scherff, H. 87*.
Schering, O. 244*.
Scherler, Joh. 135*.
Scherman, Luc. 14* f.
Scheuerpfiug, F. 173*.
Scheuffler, Fr. 114*.
Schewczik, R. 113*.
Schiaparelli 30*.
Schiavi, C. 187*.
Schlehe, Th. 491 f. 172*.
Schick, E. 143*.
Schick, W. 154* 199*.
Schickinger, H. 87".
Schieboldt, Fr. O. 138*.
Schier, I. A. 581.
Schiller, F. C. S. 98* 135".
Schiller, H. 10* 182*.
Schillmg, G. 137*.
Schimek, K. 89*.
Schinas, Dem. 662.
Schindele. St. 126* 140* 216*.
Schink. W. 163* 169* 240*.
Schinnerer, Fr. 184*.
Schirlitz, C. 87*— 89* 92* f.
Schirlitz, K. 98*.
Schissel v. Fieschenberg, Otm. 128*.
Schlachter, L. 46*.
Schläger, R. 57*.
Schlägl, R. 86*.
Schlagintweit, E. 17*.
Schlegel, A. W. v. 16".
Schlegel, O. 127".
Schieiden, M. J. 56.
Schleiermaeher. F. 44 51 148 203 205 f.
208 226 234 236 5* 12* 46"-48* 59*
66* 83" 90* 116* 121* 125* 139*.
Schlemm, A. 33* 151* 156* l;ij bis
197*.
Schlesinger, A. 9*.
Schlesinger, B. 148".
Schlesinger, M. 8".
Schlottmann, H. 39*.
Schlottmann, K. 138*.
Schlüter, C. B. 134*.
Schmalz, J. H. 199*.
Schmekel, A. 48 498 517 582 676 2* 7*
9* .52* 72* 148* f. 166*— 171* 173*
bis 178* 180* 192* 204* 211* 213* f.
234 ' 242*.
Schmelzer, C. 206 96*.
Schmertosch, R. 195*.
Schmich, K. 188*.
Schmid, K. A. 11*.
Schmid, Wilh. 439 42* 64* 146* 149* f.
1.56* 179* 193* 199* 205* 214* f.
224" 227* 234* f. 238* 242* f. —
Register.
289"
Christ-."?chinid (Gesch. der griech.
Lit.) passim.
!?fhniid aus Schwarzenberg, F. 6*.
Schmidt,, Adalb. 113*.
Schmidt, Br. 188*.
Schmidt, C. 219*- 221* 226*.
Schmidt, Frz. 119* 147*.
Schmidt, H. 21*.
Schmidt, Heinr, öl Off.
Schmidt, Heinr. 570 202*.
Schmidt, Heinr. :54*.
Schmidt, Herrn. 81* 91* 93* 97* 142*.
Schmidt, Joh. 1:58* f.
Schmidt, Jiil. 115*.
Schmidt, Karl 10*.
Schmidt, K. F. W. 191* 197*.
Schmidt, Leop. 24^7 251 280 32* 39* 54*
208*.
Schmidt, Max 128* 14(i*.
Schmidt, Mor. 371.
Schmidt, P. V. 209*.
Schmidt, R. 123* 152*.
Schmied, Frz. 87*.
Schmitfranz, P. 98*.
Schmitt, Eug. H. 7*.
Schmitt, Fr. 109*.
Schmitz, J. 136*.
Schneeberger, Hier. 50*.
Schneid, Math. 131* f.
Schneider, A. 240".
Schneider, C. E. Chr. 205 208 f. 53*J (350
110*.
Schneider, F. 119*.
Schneider, Ferd. 56*.
Schneider, Fr. 174*.
Schneider, F. C. 512.
Schneider, Gust. 206 f. 368 23* 93* f. 99*
106* 108* f. 115* 135* 172* 233*.
Schneider, Herrn. 19* 91*.
Schneider, J. ü. 164 3691. 424 137*.
Schneider, Leonh. 138*.
Schneider, Ludw. 142*.
Schneider, Max 491 224*.
Schneider, Otto 109*.
Schneider, Pet. 127 .
Schneider. S. 60* 64* f.
Schneidewin, M. 45*.
Schneidewin, Max 492 32* 97* 163*
171* 213* 237* 239*.
Schneidewin, W. 465.
Schneither, J. A. 6.ö*.
Schnetger, R. 142*.
Schnippel, E. 61* 97*.
Schnitzer, C. F. 368.
Schober, A. 158*.
Schöber, E. 117*.
Scholl, Rud. 649 33*.
Schömann, G. F. 464 491 31* 143*
164*.
Schön, F. 87*.
Schön berger, L. 202*.
Schönborn, C. 62* 90*.
Schön born, E. 88* 96*.
Ueberweg, Grundriß I.
Schöne, H. 206 208 570 38* 122* 127* f.
202* 238* 243*.
Scheine, R. 87*.
Schönermarck. K. 144*.
Schölten, .T. H. 6*.
Scholze, H. 231*.
Schomerus, H. W. 15*.
Schopenhauer 49* 108*.
Schorn, W. 47* 58*.
Schrader, H. 381 623 119* 1.52* 159*
179'= 192* 195* 220*.
Schrader, O. 18*.
Schrader, W. 138* 142*.
Schramm, G. 98* 114* 123 .
Schranka, E. M. ISO*.
Schreiner, M. 2*.
Schröder, A. 210*.
Schrr.der, E. 623 220*.
Schrr.der, H. 160*.
Schroeder, K. 108*.
Schroeder, L. v. 15* 17* 43* 52*.
Schroeder, W. 117*.
Schr/ier, L. 101*.
Schröter, J. 172* 196*.
Schrohl, O. 104*.
Schubart, W. 204 511 540 236*.
Schubert, H. v. 226*.
Schubert, R. J. 170*.
Schubring, W. 234*.
Schuchardt, K. 569 20 i*.
Schuck, J. 224*.
Schühlein. F. 17ö'\
Schummer, K. 230*.
Schürer, E. 207*.
Schütz, G. H. 140*.
Schütz, H. 128*.
Schütze, R. 156* 192* 216*.
Schulhof, J. M. 100*.
Schulte 223*.
Schulte, Fr. 51*.
Schulte, Fr. 200*.
Schulte, J. 101*.
Schultess. F. 183* f.
Schultess, Fritz 81* 97*.
Schultess, Karl 44*.
Schulthess, G. 207.
Schultz, H. 197*.
Schultz, H. 207*.
Schultz, Herm. 650.
Schultz. J. M. 511 f.
Schultz, Rud. 39* 84*.
Schultz, Wolfg. 45* 49* f. 52* 58* 63*.
Schnitze, Ant. Frz. 98*.
Schultze, Fr. 6* f.
Schnitze, Fritz 13* 29*.
Schulz, B. A. 174*.
Schulze, Fr. Chr. 142*.
Schulze, G. E. 108*.
Schulze, H. 222*.
Schulze, O. 97*.
Schulze, P. 214*.
Schumann, O. 130*.
Schumrick, A. 40*.
t
2[)\f
Reirister.
Schuppe, W. 133'.
Schurr, F. 71*.
Schuster, J. 190*.
Schuster, M. 89^
Schuster. Max 243^
Schuster, P. 28" 4(i* 48*.
Schuster, P. R. 43*.
Schvarcz, J. 33* 142*.
Schwab, Müise 120*.
Schwabe 199*.
Schwabe. Carl 131* 143*.
Schwabe, J. H. A. 433.
Schwan, \V. 145*.
Schwanebach, Ch. 126*.
Schwauitz. G. 85* 91*.
Schwartz, ■ Ed. 26-29 153 510 21* 32*
41* 61* f. 64* 69* 72* 75* 91* 152*
176' 178^' 180* 182* f. 190* 193* 200*
205* 211* 214* 236*.
Schwarz, Aiit. 194* 215* f.
Schwarz, Beruh. 214'-.
Schwarz, Erdm. 16r'.
Schwarz, Fr. H. Chr. lU*.
Schwarz. H. 9* 11* 108*.
Schwarz, J. C. 164".
Schwarz, N. J. 27'\
Schwarz. W. 222*.
Schwarzkopff. P. 234*.
Schwegler, A. 368 373 2* 5* 26* 91*
123* 134*.
Schweighäuser, J. 19 5 10 ff. 650.
Schwen, B. 163*.
Schwenk 14*.
Schwenke, P. 23* 158* 171*.
Schwert Schlager, J. 29*.
Schwind, A. 239*.
Scioppius, C. 153*.
Scipio der Jüngere 501.
Scott. ^V. 461 463 164*.
Scott-Moncrieff, P. D. 196*.
Scottus. A. 462.
Seailles. G. 8*.
Seaton, R. C. 142*.
Sedläcek. J, 143*.
Sedlraaver, H. St. 207 86*.
Seebach, E 9* 151*.
Seeck, O. 682 148* 226* 229* 231*.
Seelisch, A. 93*.
Segre. G. 492.
Seidei F. 114*.
Seidel, J. 196*.
Seidenstücker, K. B. 18*.
Seifert, E. 114*.
Sekundos 579 581 1 587 f. t 206*.
Selbie, J A. 11* 13* .83*.
Selbstmord 28 L 453 626 33*.
Selchau 110*.
Seien kos v. Seleukeia 82 53*.
Seliger, P. 61* 96*.
SelUn, E. 208*.
Semisch, C. 222*.
Senart, E 17*.
Seneea 41 43 428 450 459 508 t 510
513 f f. T 531 .551 169* 171* 179*
183* f f. t 242*.
Sennert, D 162*.
Sentroul, Ch 132* 134*.
f^epp, S. 165* 169* 206* 212*.
Septuaginta 593 f.
Serranus, J. 205.
Serruys, D. 40* 156*.
Sesemann, W 11.5*.
Seta, U. della 133*.
Seth. A. 2*.
Severus 565 t 625 631 200*.
Sevin 41*
Sevin 195*.
Sextierschule. 588 f. 207*.
Sextius Niger 207*.
Sextius, Qu. 588 f 41*!
Sextos der Empiriker 18 30 143 607 t
608 609 ff. -r 172* 18u* 212* 243*.
Sextos-Florilegiura 581 587 t 206*.
Sevbold 215*.
Seybold, C. F. 372.
Sevdel, G. 147*.
SeVdel, M. 46(j.
SeVdel, R. 17*.
Sevdel, Rud. 46*.
Seyffert, W. 39*. .
Sevmour, D. 207
Seymour, T. D. 93* 126 = f.
Shaftesbuin- 244*.
Shahrastäni 18 29.
Shawver, J. A 208.
Shear. Th. L. 107*.
Shorev, P. 235 39* 55* 64* 89* 75* 84*
8Y*f 91* 95* 100* f. 104* 106* f.
109* 123* f. 126* 151* 162* 198* 211*
221* 2^3* 226* 228* 230* f.
Showerman. G. 213*.
Shute. R. 368 122*.
Sibvllinische Orakel 157*.
Sidgwick. H. 10* «0*.
Siebeck. H. 2* 9* 3r- 41* 45* 60* öS*
80* f. 99* 107* 112*1. 120* 122* 136*
138* 144* 153* 225*.
Sieben Weise 36 r 63 126 692 44* 234*.
Siebenzahl, Schrift von der 65 48* 177*
237*.
Sieboury, M. 213*.
Siedlecki, St. 92*.
Siedler, H. 184*.
Siefert, G. 174* 195* f.
Siegert, Th. 206.
Siegfried, C. 209*.
Siegmund, A. 186*.
Siemering, Fr. 159* f.
Sieroka, O. 76*.
Sigall. E. 32*.
Sigall, M. 72*.
Sigwart, Chr. W. 2* 5*.
Sihler, G. 36*.
Sikorski. St. 107* 217* 229*.
Silberstein, A. 143* f.
Silius Italiens 242''.
Register.
29r
fSill. H. A. 103*.
Sillen (des Xonophanes) 88 55 \ (des
Timon) 487 f. 165*.
Sillen, A. J. af 20^ 4-i*.
Simbeck. K. -191 172*.
Bimioni, L. 188*.
Simmias 74 f 78 f 82 282 53*.
Simon der angebliche Sokratiker 168 209
41 • 73*.
Simon, Jul. 136* 216*.
Simon, M. 570 30*.
Simon, R. 593 208*.
Simon, Th. 29*.
Simon Simonides 618.
Simonides v. Keos 137.
Simplikios 18 31 49 87 89 365 386 399
617 636 641 648 f 649 f. 653 658 f. t
663 f. 667 670 226*.
Simson, E. W. 113*.
Singer, H. 100*.
Sing-li 13.
Sinke, Th. 457 63* 95* 196* 198* f. 214*
241*.
Siron 463 613 158*.
Sitzler, J. 71* 155*.
Siva 13.
Skassis, H. 170* 173* 230*.
Skeptizismus 38 40 42 48 486 ff. f
606 ff. t 615 11* 164* f. t 2ll*f.t
214*.
Skowronski, L. 661 77* 228*.
Skutsch, F. 39* 42* 163* 213* 229* f.
Skythen 288 290.
Slater, D. A. 95*.
Sloninisky, H. .50* 56*.
Smeud, R. 19*.
Smiley, Ch. N. 153*.
Smith, G. 207.
Smith, J. A. 368.
Smith, K. FI. 182*.
Srareka, Fr. 169*.
Smyly, J. G. 124*.
Sne'tivv, T. 91*.
Sobczyk. P. 52".
Sobek 14.
Socher, J. 80* 98*.
Soiiliano, A. 195.
Sokolowski, P. 13*.
Sokrates 37 40 116 f. 125 138 143 ff. t
692 f. 41* 66*ff.t 233* 238* 244*
u. ö. Quellen 145. Ihre ßewertnng
147—154. Leben 145-147. Philo-
spphische Methode, Induktion u.
Definition 154-156. Ethik 156 f.
PoHtik 157 f. Teleologie 158. Reli-
gion 159. Daimonion 145 153 160 t
212 .558 69* f. 238*. Sokrates und
die Sophistik 143—145 155—157
160 ff. Anklage und Verurteilung
161 ff. 67* ff. 238*. Verhältnis Pia-
tons zu ihm 238 ff. 254 ff. Sokrates
u. die platonische Ideenlehre 341 f.
Sokratiker 125 163 ff. f 70* f f .
Sollert, R. 227*.
Solon 126 ()92.
Sommerard, L. du 223 .
Sommerbrodt, ,1. 491 f.
Sonnenburg, P. E. 161*.
Sonnenschein, E. A. 187'.
Sonneville, E. 223*.
Sonntag, M. 186*.
Sonny, A. 191* 193*.
Sontlieimer, L. 167*.
Sopatros 638 1 639 643 f. f 222* 244*.
Sophistik 2 37 39 51 125 ff. t 146 254 ff.
307 ff. 60* ff. t 237*. Einwirkungen
der Sophistik 65* f. 237*. Sokrates
u. die Sophistik 143—145 155—157
160 ff. Piaton u. die Sophistik 128
242 f. 254 ff. 265 ff. 268 ff. .300 ff.
(Protagoras) 307 ff .
Sophokles 65* f.
Sophonias 365 f. 399 682.
Scranus 608.
Sorbifere, S. de 157*.
Sorley, W. R. 27*.
Sorot, G. 137*.
Sorot, M. 71*.
Sorrentino, A. 95*.
Sosigenes 690.
Sosikrates 27 182.
Sotades 156*.
Sotion d. Peripatetiker 24 505 507 182*.
Sotion d. Lehrer des Seueca 588 f. 243*.
Soulier, E. 49*.
Soulier, H. 209*. .
Souriau, M. 188*.
Soury, J. 11*.
Spät, Frz. 372.
Spalding, G. L. 87 54* 73*.
Spangenberg, J. 189*.
Spanheim, Ez. 645.
Spanoghe, Em. 175*.
Spengel, L. 220 f. 368 371 379 382
424 463 ff. 509 571 618 681 61*— 65*
78* 96* 121* 125*— 128* 142* .144*.
Spengler, O. 49*.
Spens, H. 208.
Sperling, K. 135*.
Speusippos 19 194 196 352 t 3.53 354 f. t
360 566 688 693 f. 118*.
Sphairos 432 436.
Spicker, G. 47*.
Spie, E. 184*.
Spiegel, Fr. 19*.
Spielmann, A. 88* 112* 134*.
Spielmann, L. 87*.
Spiliotopulos, Dam. 44*.
Spinoza 108*.
Spiro, F. 491.
Spitzer, H. 46*.
Sprengel, K. 146* 202*.
Springer, R. 143*.
Spruyt, C. B. 68* 99*.
Staatsverfassung, gemischte 327 329 '.V.U
416 418 455 500.
t'
292*
Register
Stabile. Fr. 172 .
Stade 19*.
Stadler, H. 137^
Stadtmüller, H. 17 592.
Stäckel. (). 108*.
Stählin, Fr. 118*.
Stählin. O. 571 592 595 42* 193* 199*
207* -209* 218*.
Stäudlin. K. Fr. 10* f. 106*. '
Stahl 13*.
btahl. A. 163*.
Stahl, J. M. 143*.
Stahr. Ad. 36S 370 1201 144* 201*.
Stahr. K. 368.
Staigmiüler. H. 119*.
StaUbaum, G. 205 208 f. 649 662 9u^
100* 116*.
Stamer, A. 34*.
Stamm 141*.
Stampini, E 162*.
Stanger. G. 114*.
Stangl, Th. 673 170* 174* 187* 196* 241*.
Stanley. Th. 3*.
Stapf ei-, A. 124^
Starke, F. G. 136* 141* 143*218*.
Staseas 573.
Stearns, W. N. 592.
Steehert, E. 44* 183* 187*.
Steele, Eob. 372.
Stefani, E. L. De 60* 124*.
Steffens, Fr. 20* 44*.
Steffens. J. 29^
Steffen sen 68'.
Steger. J. 111^^ 113* 115*.
Steier, A. 138*.
Stein, Fr. 225*.
Stein, H. KXJ* 197*.
Stein, Heinr. 55* 57*.
Stein. Heinr. 128*.
Stein, Heinr. v. 187 76*— 78* 106* 197*.
Stein. L. 53*.
Stein. Ludw. 2* 24* 152* f.
Stein, Paul 39*.
Steinberger, A. 87*.
Steinberger, I/. 92*.
Steiner. A. 2.38\
Steiner, F. 186*.
Steiner, H. 186*.
Steinhart. K. 205 46* f. 57* 64* 73*
75' f. 78* SO* 90* 100* f. 116* 216*
218*.
Steinhauser, K. 35*.
Steinheim, S. L. 141*.
Steinheimer, E. 229*.
Steinmetz, H. 30* 177*.
Steinmüller, Frz. 10*.
Steinthal, H. 31* 152*.
Steinwender, O. 96*.
Stemplinger, E. 37* 40* 86* 187* 236*
243*.
Stender, J. 207 f. 90*.
Stenzel. J. 2.S0 82" 96* 113^^ 238* 240*.
Stephanides, B. C. 99*.
Stephanides, M. 147*.
Stephanidis, M. K. 13S*.
Stei^hanie, F. 185*.
Stephanos v. Alexandroia 48 366 386
660 -r 662 668 228*.
Stephanos (später Byzantiner) z. Rhetorik
d. Aristoteles 366
Stephanus, Henr. 205 607.
Stern, E. v. 217 240*.
Stern, J. 149*.
Stern bach, L. 174.
Sternkopf. P. 175*.
Stettner, E. 32* 172*.
Steup J. 100*.
Stewart, J. A. 206 85* 109* 126*.
Stevns, D. 185*.
Stich, Hans 511 f. 191* 193*.
Stiefel. Jul. 88*.
Stier. H. 87*.
Stiglmavr, J. 86* 217* 225*.
StUpon'l69t 170 172 t 434 487 73*.
Stisser, Th. 144*.
Stobaios s. Toannes Stobaios.
Stock, St. G. 207 492.
Stocks, J. L. 88* 95* 122* 124*.
Stöckl, A. 6* 9*.
Stöhr, A. 13*. .
Stoelzel. E. 301 98* 111*.
Stölzle, R. 136^
Stoerling. G. 169*.
Stössel, H. 103*.
Stoizismus 5 38 401 43 72 f. 163 427
431 ff. f 148* t u. ö. Alte Stoa.
Ihre :Männer 432 ff. t 149* ff. +. Ihr
System 437 ff. t 152* ff. r Be-
griff und Einteilung der Philosophie.
Logik (einschließl. Grammatik und
Rhetorik) 5 f. 437 ff. 152* f. Phvsik
442 ff. 153* 241*. Ethik 448 ff .
153* f. 241*. Mittlere Stoa 430
500 ff. t 175*ff.t. Spätere Stoa
508 ff.T 182* ff. f. Stoische Einflüsse
436 f. 504 ,589 614 615 616 621 631
632 634 655 679 152* 177* ff. 192'
241* f. Im mittleren Piatonismus
Beeinflussung durch die Stoa und
Polemik gegen sie 543 545 547 552
553 ff. 558 561 563 ff. Stoizismus
und Römertum 500 502 513 526 589
175*. Stellung des Stoizismus zu
Judentum und Christentum 192* f.
Stoa und Xenophon 72*.
Stov. C. 117*.
Sträbon 509 f. 513 178* 183* 241*.
Strache, H. 30 22* 145* 148* 167* 171*
177* 198*.
Sträter, Th. 118* 143*.
Straszewski, M. v. 14*.
Strathmann, G. 159*.
Stratokies 433.
Straton der Physiker 82 356 35S 444
.504 ff. t 507 568 571 577 688 694
181^
Register.
298^
Ötrauss, D. F. 222*.
Strauß, V. V. 14*.
Strazzeri, E. 205*.
Strehlke, \V. 124.
Streich, Fr. ISß* 18s*.
Streißler, F. 18*.
Streuger, F. 242*.
Strijd, J. H. W. 243*.
Striller, F. 152*.
Strobl, H. 65*.
Stroug, H. A. Iü2*.
Stroux, J. 146*.
Strümpell. L. 1'= 12* 26*.
Strunz, Frz. 9*.
Struve 219*.
Struve, E. E. 215*.
Studemund, W. 44*.
Studniczka, Frz. 359.
Stube, R. 15* 118*.
Stüve, ^\^ 365 173*.
Stuhr, P. F. 116* 141*.
Stuhrmann, J. 189*.
Stumpf. K. 7* 111* 115* 124*.
Sturm, J. B. 194 539.
Sturz, Fr. W. 433 44* 56*.
Stutzmann, J. J. 209.
Suali, L. 15*.
Suckau, E. V. 1.59* 190*.
Suckow, Fr. W. G. 80* 98*.
Sudhaus, S. 170 359 361 462 464 ff. 614
31* 60* 73* 89* 91* 95* 99* 120*
157*— 159* 163* 179* 181* f. 211*
215* 243*.
Süpfle, G. 155*.
Süß, W. 32* 61* 63* 65* 89* 97^- 118*
128* 142*.
Süvern, W. 66*.
Sugiüra, Sadajiro 16*.
Suhle, B^ 137*.
Suidas 1. 23 21* und passim.
Suman, J, 88*.
Sumanija 15*.
Summers, W. C. 510 187*.
Sundelin, K. A. F. 143*.
Sundeval, C. J. 137*.
SuudAvall 25*.
Sunne, D. G. 148*.
Supplementum Aristotelicum 366.
Susemihl, Frz. 24 26 206 234 368 3701.
463 20*— 23* 42* f 55* 59* f. 62*
64* 69* 73*— 76* 80* f. 84* 91* 93*
96*— 99* 101* 112* f. 116* 119* f.
122* 126*— 128* 131* 139* 143*— 145*
148*— 1.52* 154* 157* 160* 164*1.
175* f. 181*— 183* 191* 194* f. 201*
207*— 209*.
Suzuki, D. T. 18*.
Swinderen, W. v. 127*.
Switalski, B. W. 674 180* 202* 229*.
Swoboda, A. 579 204*.
Swoboda, H. 33*.
Svbel, L. V. 78* 85* 92*.
Sydenham 208.
Sylburg, Fr. 367.
Symons, G. J. 424.
Symposienliteratur 40* 236* u. ö.
Synesios 49 527 617 660 t 661 663 665 t
' 226*.
Synkellos 228*.
Synkrisis 138 459 40* 191* 194* 236*.
S. auch Kebes, Prodikosfabel, Py-
thagoras der Neupythagoreer, Py-
thagorcer (Litera Pythagorica).
Syrianos 365 .393 617*641 648 t 649
651 1 052 f. 656 063 f. 667 691 224*.
Syrische Schule der Neuplatoniker r)17
637 ff. t 644 221* f.
Syrische Philosophenschulon des Mittel-
alters 684.
Szanto, E. 122* 142*.
T.
Tabulski. A. 9*.
Taoitus 180* 192* 242*.
Tafel, J. E. T. IV .
Taine, H. 190*.
Talamo, A, 192*.
Talamo, S. 131* f.
Talbot, E. 045.
Tamborino, J. 35*.
Tamilia, D. 229*.
Tannery, P. 54 580 049 6.52 662 2" 29* f.
43* 45*— 47* 49* 52* f. 55* f. 58*
90* 110* 117* 122* 124* 133* 198*
205* 224*-228* 241*.
Tanträkhyäyika 18*.
Tao 12. ' ■
Tappe, G. 490 211*.
Taranätha 1<*.
Tarkakaumudi 17*.
Tatarkiewicz, Wl. 134*.
Taube, E. 130*.
Tauros s. Kalvisios.
Taylor 208.
Taylor, A. E. 151 69* 77* 98* 132* 237*.
Taylor, C. 191* 197*.
Taylor, E, J. 93*.
Taylor, Th. 623 ö39 43*.
Tchorzewski, C. V. 94*.
Tegge, A. 133*.
Teichmüller, G. 168 29* 41* 47* 49* 55*
73* 81* 101* 107* 114* 122* 127* f.
131* 135* 140*— 143* 160*.
Telekles 493 688 695 234*. •
Teiephos von Pergaraon 192*.
Teles 456 458 155*.
Temiieramentenlehre 291 314 329 345
347 349 235*.
Tennemann, W. ii. 43 2* 4* 70* f. 105*
125*.
TertuUianus 31 008 30* 157* 172* I8ü*
242*.
Terzaghi, X. 129* 145* 170* 227*.
1>1)4^
Reßistcr
Tescari, O. 3U^ 157* 162*.
Tcssen-Wesierski, Frz. v. Ml*.
Teuffei, W. S. 206 42* 70* 222*. Teiiffel-
Kroll-Skutsoh (Gesch. d. röm. Lit.)
42" und passim.
Tex, Anne de 117*.
Textor 207.
Toxtor. A. 122*.
Teza, E. 66 228*.
Thaies 37 53 54 ff. t (53 692 41* 4(5* f. f-
Thalheim, Th. 164 371 70* 72*.
Thamin, ß. 151^ 173'=.
Theages 51*.
Theaitetkomnientar, anonymer 204 205
225 537 t 510 564 f. t 200*.
Theaitetos der Mathematiker 98*. Theai-
tetos, piaton. Dialog 300 ff .
Thedinua. Fr. 580 9(5* 205* 218* 220*
243* f.
Theissen, E. 90*.
Theissen, W. 178*.
Themista 469.
Themistios 365 f. 386 393 399 646 676
680 ff. t 230*.
Theodektes 145 423 426 147* f-
Theoderich 678.
Theodor, J. 136*.
Theodoretos 29 '.M 22*.
Theodoricus Platonicus 107*.
Theodoros v. Asine 617 638 t ß39 643 t
653 222*.
Theodoros Atheos 185 1 191 1 457 485
76*.
Theodoros der Mathematiker 142 198.
Theodoros Metochites 366 527 56*.
Theodoros v. Soloi 110*.
Theodosins 682.
Theodotos (190 f.
Theognis '■'>2.
Theogoiiie, rhapsodische 35 57*.
Theologie, dreifache 495 502 531 549.
Theomnestos 689.
Theon v. Alexandreia der Khetor und
Stoiker 509 513 183*.
Theon v. Antiocheia der Stoiker 145.
Theon v. Smvrna 33 205 .537 t 539
- 544 .552 f.t 554 569 575 677 110*
198* 202*.
Theophrastos 29 81 87 89 94 f. 1 IS 384
423 f f.t 457 492 498 566 576 688
693 f. 145* ff. t 171* 173* 233* 240*.
Theosebios 659 667 669.
Theramenes 65*.
Therapeuteji 590 592 597 208*.
Thereianos 149*.
Thespis der Epikureer 460.
Thiaucourt, C. 168* f. 171*.
Thibaut, G. 16*.
Thiel, E. 115* 219*.
Thiel. Elisab. 89*.
Thiel, H. 123*.
Thiel, M. 179* 181*.
Thiele, G. 32* 57* 62* 153* 156*.
Thielseher, P. 128 175*.
Thiemann, K. 114*.
Thienemann, A. 137*.
Thierry, K. Fr. 151*.
Thiersch, Fr. 85* f.
Thiersch, H. 192*.
Thiersch, H. W. J. 148*.
Thilo, Chr. A. 6* 106* 113* 140".
Thimme, A. 215*.
Thimus, A. v. 51*.
Thoraas 186*.
Thomas, Emil 4(52 157* f. 184*
Thomas, Ernst 74* 193*.
Thomas, P.-F. 163*.
Thomas, Paul 510 539 580 198* 223*.
Thomas, W. T68*.
Thomasius, Chr. 3* 4* 8*.
Thomasins, Jac. "5* 8* 153*.
Thompson, D'Arcy Wentworth 369 95*
112* 137*.
Thompson, E. F. 39*.
Thompson, E. S 207.
Thompson, H. W. 208.
Thompson, J. 164.
Thompson, W, H. 207 27'= 99*.
Thonissen 117*.
Thorbecke, J. E. 164* f.
Thormever, P. 234*.
Thouverez, E. 8* 133* 202* 204*.
Thraker 288 290.
ThrasvUos 21 41 119 202 210 f. 216 236
537 j. 538 544 + 195-.
Thrasvm'achos 126 141 246 ff. 559 64*.
Thrige, I. F. 76*.
Throop, G. R. 172*.
Thukydides 66* 237* 239*.
Thulin, C. 34* 204*.
Thume, H. 161*.
Thurot 511.
Thurot, Ch. 571 30* 123* 132*.
TibuUus 156*.
Tieche, E. 240*.
Tiedemann, D. 205 4* 44* 148*.
Tiemann, J. 101*.
Tiemann, .J. Chr. 214*.
Tietzel, H. 109*
Tiktin, S. 210*.
Timagoras 233*.
Timaios der Lokrer 74 50*. Timaios,
piaton. Dialog 319 ff.
Timaios v. Tauromenion der Historiker
104*.
Timaios, Verf. d. Piaton lexikons 205.
Timasagoras 460 505 233*.
Timon der Misanthrop 38*.
Timon der Skeptiker 89 486 t 488 f. t
(507 f. 165*.
Timotheos jreoi ßkov 195.
Timotheos der Zoologe 366.
Tischendorf, C. 581 593.
Tischer, G. 491 124*.
Tisias 134.
Tissot 186*.
Register.
29:
Tittel, K. 177^^ 227^*.
Titze, Fr. N. 122*.
Tkac J. 129*.
Toccö,,Fef 2* 81* 98^^ 107* 112*.
Töpelmann, P. 17ö*.
Töpfer, K. 63* f. 145*.
Tohte, Th. 160* 163*.
Tolkiehn, J. 149* f. 100* f. 187* 233*.
Ton, P. J. van der 172*.
Torquatus, L. jManlius, der Epikureer
171*.
Torstrik, A. 369 135*.
Toutain. .1. 35"'.
Tralka, J. 86* f.
Traube, L. 677 221* 229* f.
Traugott, F. 7*.
Travaglio, C. 217* 219*.
Tredwell, D. M. 205*.
Treitel, L. 209*-211*.
Trench, R. C. 195*.
Trendelenburg, Ad. 91*.
Trendelenburg, Ad. 143*.
Trendelenburg, F. A. 369 382 389 12* f.
99* 108* 122* 125* 132* 134* f.
139* f. 14.5* 152=^.
Trense, P. 84*.
Tretter, L. 164.
Treu, M. 23*.
Trezza, G. 157*.
Trieber, K. 64* 201*.
Trimurti 13.
Trincavellus, Yict. 662 681.
Triviura 677.
Troels-Lund 9*.
Trojano, P. R. 140*.
Trommershausen, E. 113*.
Troost, K. 433 88* 149*.
Trostschriften 39* 236*.
Trubetzkoi, S. 88*.
Trubezkoj. S. X. 29*.
Tscheu-tsi 12 14*.
Tschu-hi 13 14*.
Tubero, L. Aelius 608.
Tucker, T. G. 371 187* 197*.
Tuellmanii, J. 90*.
Tukev, R. H. 39* 153*.
Tumlirtz, K. 144*.
Turchi, N. 45* 111*.
Turner, B. D. 207.
Turner, E. 88*.
Turner, W. 8*.
Tylor, Edw. H. 235*.
Tyrannion 211 376 542.
Tyszka, A. 11*.
Tzschirner 216*.
Ueberweg, F. 45 49 146 210 234 371
1* 54* 68* f. 80* 98* 107* 112*f.
122* 134* 140* 144*.
Uhde, W. 14] .
Uhle, H. 2(j6.
Uhlomann, K. 126 .
Uhrig, VV. 47*.
Ullmann, C. 220*.
Ullrich, Fr. 40*.
Ullrich, R. 70*.
Ulrich, E. 242*.
Underhill, G. E. 123*.
Unger, G. E. 20* 52* 55' 57^ t. K«*
147* 150*.
Unna. M. A. 53*.
Unterhaltungsliteratur, neupythagoreisch
beeinflußte 207*.
Upanishaden 7* 13* 15* 17* 234*.
Uphues, G. 7* 69* 77*.
Uphues, K. 91* 99* 111*.
Urban, K. 74* 106* 239*.
Urbanek, K. 91*.
Uri, H. 169*.
Ursoleo, E. 230*.
Usener, H. 17 27 f. 199 208 211 366
368 424 460 462 542 571 590 604
649 662 679 21* f. 27* 30* 34* 36*
41* 78* f. 96* 102* 121* f. 130* 145*
1Ö7*— 159* 166* 169* f. 172* 174*
192* 194* f. 205* 211* f. 217* f.
220* f. 228*- 230* 233*.
Ussani, V. 186*.
Ussing, J. L. 424.
Uttarä-Gitä 17*.
V.
Vacherot, E. 68* 216*.
Vahlen. Joh. 187 371 384 491 618 41*
64* 73*84* 92* l-G* f. 105* 122* 125*
127* f. 129* 143* 167* 170* 172*
175* 194* 214* 241*.
Vaihinger, E. 86*.
Vailati, G. 84*.
Vaiseshika 13* 16*.
Val, du 367.
Yalat 60*.
Valckenaer, L. C. 592 65* 208*.
Valdanius, Jos. 649.
Valentiner, C. A. 219*.
Valentin ianer 585.
Valgimigli, M. 93* 193* 197*.
Valk, J. van der 466 160*.
Valk, S. van der 162*.
Valla, G. 680.
Valle. G. della 147*.
Vallette, P. 527 156* 194*.
Valmaggi, L. 187*.
Varro 30 456 459 490 1 495 f. f 674 677
167* 178* 202* 241*. Varronis sen-
tentiae 168* 192*.
Vasold, I. 86*.
2m'
Register.
Vassis, S. 174*.
Vater, I. S. 136*.
Vatke, Th. 5ö*.
Vatke, W. 19*.
Vatovaz, G. 63*.
Vaucher, L. 618.
Vaughan, D. J. 208.
Vavra. C. 118*.
Vedantasvsteni 13 7* 13* 15- ff. 234*.
Veden 13.
Veder, A. 33*.
Vegetius 181*.
Velleius der Epikureer 162*.
Velsius, Justus 649.
Venhuizen, J. 511.
Vera, A. 114* 132*.
Verbürg 166*.
Verdam, H. D. 238* f.
VergUius 613 f. t 178* 213* 243*.
Ps.-Verg. Ciris 614 213* 243*.
Vermehren,' C. 51* 54*.
Vermehren. M. 79* 126*.
Verraert, J. B. 147*.
Ven-all, A. W. 174*.
Vetchy 105*.
Vetschera, E. 40*.
Vettius Agorius Praetextatus s. Prae-
textatus.
Vettius Valens 192*.
Vetusta placita 177*.
Vianello, N. 174''.
Vick, C. 166* 172*.
Victorinus (Marius Vict.) 617 672 j 6<3
675 t 676 229*.
Viedebantt, O. 177*.
VUas, H. V. 162*.
Viljoen, H. G. 97*.
Ville de Mirmont, H. de la 185*.
Vüloison, J. de 511 638 153*.
Virck, K. 174*.
Vischer, Fr. 11*.
Vitelli, G. 366 571 22*.
Vitringa. A. J. 60*1 219*.
Vitruviiis 495 161* 167* 179*.
Vögelin, S. 207.
Völsing, G. 196*.
Völler, D. 194*.
Voemei. J. Th. 649.
Vogel, A. 11* 29*.
Vogel, Aug. 7".
Vogel. Fr. 87* 238*.
Vogel, G. 71*.
Vogel, Th. 213*.
Voghera, G. 55* 165*.
Vogliano, A. 46*.
Vogt. H. 110* 22.5*.
Vogt, K. 216*.
Vogt, S. 203*.
Voigt. A. 10*.
Voigt, M. 33*.
Voigt, W. E. 153*.
Voigtland 116*.
Voisin. A. 147*.
Volait, G. 203*.
Volger, H. 31*.
Volkmann, L. 161*.
Volkmann, R. 622 32* 183* 195* 218*
226".
Volkmann, W. 21* 170* 178* 213*.
Volkmann, W. F. 68* 138*. _
Volksreligion und Philosophie 34 90 93
100 109 292 443 476 f. 654 34* f.
u. ö. S. auch AUegorese, Ratio-
nalistische Mythendeutung, Theo-
logie.
Vollbehr, Ed. 650.
Vollert, W. 223*.
Vollgraff, J. C. 208 370 95* 97* 123*.
Vollgraff, W. 212* 237* 239*.
Vollnhals, W. 86*.
Volquardsen, C. R. 69* 85* 96* 117*.
Voorthuvsen, E. v. 117*.
Vorländer, K. 7* 59* 189*.
Vorsokratiker 50 ff. 44* f. 23**.
Vorträge, philosophische, in Nachschrift
517 f. 529 667 40* j.
Voss, G. J. 208*.
Voss, J. H. 43*.
Voss, Is. 208*.
Voss, O. 119*.
Vürtheim, .J. 69*.
W.
Wachsmuth, Kurt 17 19 433 456 662
21* 35* 55* 149* 152* f. 155* 165*
170*.
Wachsmuth, R. 143*.
Wachtier, J. 53*.
Waddel 18*.
Waddell, W. W. 208.
Waddington, Ch. 19* 41* 45* 81* 98*
107* 120* 131* f. 138* 165* f. 212*
226*.
Wadstein, E. 192*.
Wageningen, J. van 492 512 162* 172*
187* 191* 235* 241* f.
Wagenvoort, H. 187* 242*.
Wagner, E. 88*.
Wagner. E. A. 182*.
Wagner, H. 5i0.
Wagner, J. 88* 109*.
Wagner, J. J. 85*.
Wagner,. K. 40* 178* f.
Wagner, R. 241*.
Wähle, R. 106*.
Waillot, A. 151*.
Waites, C. 40* 63*.
Waitz, Th. 368 122* 134*.
Walbe, E. 83*.
Waldeck, A. 87*.
Register.
297^
Waiden, J. W. H. 28*.
Waldfogl, K. 99*.
Walker 10.^*.
Wallace, E. 369 131*.
Wallace, W. 163*.
Wallerius, A. 107*.
Walleser, M. 18*.
Wallies, M. 365 f. 121* 125* 175* 200*
240*.
Wallis, H. W. 15*.
Wallis, J. 570 623.
Walser, J. 144* 215*.
AYalter, Jos. 168*.
Walter, .Tul. 32* 37* 118* 141* 143*
219*.
Walther, J. G. 54*.
Walther, j\I. 4(1*.
Walton. F. E. 29*.
Waltz, R. 510 185* 187*.
Waltzing, J. P. 107*.
Walz, Chr. 368 509 618.
Walzel. O. 220*.
Warmbier. E. 49*.
Warnibold, Fr. 65*.
Warnkcinig 13*.
Warren, C 17*.
Warren, R. 661.
Warren, S. J. 240*.
Warren, W. F. 44*.
Waruna 13.
Was. H. 92* 94* 106*.
Wasniannsdorif, E. 215*.
Wassiljew, W. 17*.
W^assmer, J. 117*.
Watermann, K. 72*.
Watson, J. 132* 134* KU*.
Watson, P. B. 190*.
Watt, A. F. 207.
Watzel, Th. 137*.
Watzinger, C. 179*.
Webb 105*.
Webb, P. H. 223*.
Weber 27*.
Weber, A. 15* f. 43*.
Weber, Alfr. 8*.
Weber, B. 134*.
Weber, E. 529 64* 73* 193* 212'\
Weber, F. 117*.
Weber, Frz. 38*.
Weber, F. H. 29*.
Weber, H. 150* 155* f. 184*.
Weber, L. 189*.
Weber, M. 147*.
Weber, O. 61*.
Weber, Ph. 83'.
Weber, W. 35*.
Wecklein, N. 60* 81*.
Wecleski, St. 89*.
Wedgwood, J. 195*.
Wegehaupt, H. 532 72* 193* 196* 204*.
Wegener 29*.
Wegecheider, J. A. L. 182*.
Ueberweg, Grundriß I.
WehrenpfenniL', W. 32* 114*.
Wehrmann, Th. 75* 115*.
Weichelt, (). H. 136*.
Weicker, W. 85*.
Weidenbach, P. 143*.
Weidner, A. 175*.
Weil, H. 462 238*.
Weil, Heinr. 144*.
Weinberger, W. 188*.
Weingärtner, A. 159* 214*.
Weingarten 597.
Weinreich, O. 34* .50* 75* 130* 180*
205* 213* 225* 235*- 237* 239* 243*.
Weinstock, H. 294 96*.
Weise, H. 213*.
Weishaupt, O. 68* 106*.
Weisheit Salomos 73 590 594 49* 208*
238* 243*.
Weisheit des Öiraciden 594.
Weiske, B. 618.
Weiß, M. 28*.
Weisse, Chr. H. 111* 134*.
Weißenberger, B. 23*.
Weißen born, E. 173*.
Weißenborn, H. 72*.
Weißenfels, O. 206 491 25* 135* 139*
142* 149* 157* 160* 169* 184*.
Weicker, F. G 54* 63* 72* 147*.
Wellauer, A. 204*.
WeUdon, J. 370.
Welldon, J. E. C. 371.
Wellhausen, J. 19*.
Wellmann, E. 368 570 2* 24* f. 47* 50*
53* f. 56*-58* 60* 63*- 65* 73* 75*
149\
Wellmann, M. 490 613 60* 72* 146* 162*
202* 206* f. 212* 241*-243*.
Wells, G. H. 207 f.
Welper, E. 78*.
Welt, Schrift von der 569 574 201*.
Weltring, G. 37* 39*.
Wendland, P. 18 498 365 f. 531 569
592 f. 597 f. 2* 22*— 24* 32* 34* 36* f.
39* f. 42* 61* 74* 76* f. 91* 104*
117* 119* 124* 128* 142* 146* 148*1.
153* 155*— 157* 171* f. 175*-177*
179*— 181* 183* 188* 190* 193* 206*
bis 210* 224* 231* 233* 236* 238*
240*.
Wendling, E. 130* 147* 167* 178* 180*
234*.
Wendt, Am. 2* 4* 76*.
Wenkebach, E. 570 156* 193* 243*.
Wenkel 115* 140*.
Wenrich, J. G. 41*.
Wentzke, A. 133*.
Wenzig, C. 96*.
Werber, J. 96*.
AVernekke, H. 136*.
Werner, Ch. 132*.
Werner, Cl. 69*.
Werner, J. 68*.
298*
Reyiister.
Werner, K. 10*.
AVenior, W. 102*.
Wernicke, K. 195.
Wernsdorf, J. Ch. 226*.
Werth, A. 175*.
Wesseliug, P. 76*.
Wesselv, K. 75* 206*.
Wessner, P. 491 f.
Westen berger, J. 570.
Westcrburg, E. 186*.
Westermann, A. 17 66 :?58 f. 580 623
638 75* 189*.
Westermarck-, E. 10*.
Westerraayer, A. 87* 89*.
Westerwick, K. 94*.
Westphal, A. 138*.
Westphal, R. 424 650 U8\
Wette, de 19*.
Wetter. Gill. P:son 236*.
Wetzel, M. 68* 71* 86* 140*.
Wetzstein, O. 17.5*.
Wetzstein, O. H. R. 184*.
Wevers, F. 192*.
Wex, C. F. 110*.
Wevgoldt. G. P. 47* 50* 106* 149*.
WeVTand, W. 191*.
Weyman, C. 6 1* 108* 168* 187* 198*
232*.
WheweU'. W. 10*.
Whitbv, Ch. J. 219*.
Whitnev, L. H. 19*.
Whittaker, T. 205* 216*.
Wichmann, Osk. 215*.
Wichmann, Ottoni. 240*.
Wiechmann, G. R. 142*.
Wiedel, H. 213*.
Wiedemann, A. 19*.
Wiegand, Th. 59.
Wiegand, W. 206 94* 115* 168* 171*.
Wiegmann, A. F. A. 137*.
Wieland, C. M. 76*.
Wiese 117*.
Wiggers, G F. 113* 222*.
Wiggert, .T. 126*.
Wilamowitz-Moellendorff, U. v. passim.
Wilbrandt, R. 109*.
Wilcken, U. 127* 235*.
Wildaiier, T. 67* 113*.
Wildenow, E. 155*.
Wilder, A. 93*.
AVilhelm, A. 466 75*.
Wilhelm, Fr. 540 639 32* 51* 159* 172*
200* 214* f. 235* 244*.
Wilhelm, R. 15*.
Wilke, K. 462 465 128* 244*.
WiUe, E. 144*.
Willems, Ch. 133*.
Willerding, F. 237*.
Wilham, .T. 462 604 606 211*.
WiUiams, C. F. A. 147*.
Williams, Marie V. 111*.
Williams, Monier 15* 18*.
Williamson, H. 207 f. 162*.
Willing, A. 70* 197^
Willis. G. M. 129*.
Willmann, O. 11* f. 42 142*.
Willrich, H. 20S*.
Wilson, C. 100*.
Wilson, H. H. 15*.
Wilson, H. L. 187*.
Wilson, J. C. 90* 95* 99* f. 110* 120*
122* f. 125*— 127* 129* 131* 141*.
Wihisz, A. 46*.
Winniier, Fr. 3(58 f. 424 650 137*.
Winckelmann, A. W. 174.
Winckelmann, AV. 205 64*.
Winckler, H. 14* 192*.
Windelband, W. 8 45 1* f. 6* f. 12* 26*
67* 77* 93*.
Windisch, E. 16* 18* 31*.
Windisch, H. 36* 211*.
Windischraann, K. J. H. 14*.
Winiewski, Frz. 114* 244*.
Winnefeld 189*.
Winnefeld, H. 57' .
Winter, A. 16*.
Winter, F. 153* f.
Winter, Fr. 186 195 28*.
Winterfeld, P. v. 230*.
Winternitz, M. 18*.
Wipprecht, F. 38*.
Wirth, A. 89*.
Wirtz, P. 146*.
Wischnn 13.
Wiskemann, H. 44*.
Wissowa, G. 549 674-677 24* 175* f.
178' 221* 229* f. 236* 242*. S. auch
Paulv.
Witten, R. 123* 133*.
Wittnianu. L. 117*.
Wittstock, A. 512.
WitM-icki, W. 141*.
Wöhler, R. 159* 213*.
Wölfüin, E. 510 44* 183*.
Wölke, Fr. A. 165*.
Wörpel, G. 100* 105* 119* 162* 195*.
Wohlrab, M. 205 f. 68* 79* 92* 106*
113*.
Wohlstein, J. P. 113*.
Wolcott, D. 92*.
Wolf, Fr. A. 207 f. 91*.
Wolf, Heinr. 33*.
Wolf, Hieron. 623 6.50.
Wolf, J. Chr. 28*.
Wolf, Jiil. 139*.
• AVolf, St. 28* 226*.
Wolff, Chr. 7 12^
Wolff. E. 32*.
Wolff, Emil 61* 88*.
Wolff, Emil 108* 132*.
Wolff, F. K. 208.
Wolff, G. 623 35* 220*.
Wolff, Joh. 106*.
Wolff, Joh. Chr. 226*.
Keüibter.
299=*
Wolff, M. 209 \
Wolff, W. 138\
AVolI, L. 16r .
AVolscht, E. 208^
Wolter. G. R. 135^
Wolters, P. 233*.
Woltjer, J. 159*.
Woltjer. R. H. 10(r.
Wood, M. H. 113*.
Wotke, K. 462 133*.
Wovte, C. 164.
Wrede, W. 39*.
Wrescbiiiok, R. IVA*.
AVrighi, .T. H. 95*.
AVright, W. C. 645.
Wrobel, J. 673.
Wrobel, V. 129* 139=" 143*.
Wünsch, K. 184*.
Wünsch, R. 662 34*.
Würz, C. 97*.
Wüst. E. 95*.
Wulf, H. 44*.
Wunder, H. 184*.
Wunderer, C. 192*.
AVunderie. G. 136*.
Wundt, M. 206 29^^ 32* 50* 77* ■ 205*
235* f. 244*.
Wundt, W. 7 1* 7* 12* f. 43*.
Wuttke, A. 14*.
Wyck, van der 140*.
Wvnpersse, D. van den 119*.
AVyse, W. 191*.
Wyttenbach, D. 208 538 622 645.
Xanthippe 168 12*.
Xenarchos v. Seleukeia 573 689.
Xeniades 126 141 143 t.
Xenokrates 194 352 t 353 355 f.t 360
434 547 f. 688 693 f. 119*.
Xenophanes 65 67 75 86 88 f f.t 94 f f .
100 102 106 143 148 692 41* 55* -i-
237*. Identität von Gottheit und
Welt 88 f. Bestreitung von Poly-
theismus und Anthropomorphismus
90 f. Angebliche Lehre von der
Kugelform der Gottheit 91. Welt-
bild 92 f. Angeblicher Skeptizis-
mus 93 f.
Xenophilos 78.
Xenophon 3 138 163 f f.t 693 70* ff.t
238* 244*. Kyrupädie 165 f. Me-
raorabilien, Apologie, Oikonomikos
(vgl. für diesen auch .174*), Sym-
posion, Hieron 167. Frage der
Priorität des xenophon tischen oder
des platonischen Symposions 92*
232*. Xenophon als Quelle über
Sokrates 19 147 ff.t 67* f. 71* f.
Nachwirkungen Xenophons 159 532
72* 174* 238*.
Xylander 538 545.
Y.
Yoga 13 13* 16*.
York v. Wartenburg, P. 144*.
Yxeni, E. F. 103*.
Z.
Zachariae, K. S. 169*.
Zaeharias v. Mytilene (Scholastikos) 661
667.
Zahlfleisch, J. 123* 126* f. 131* 134*
bis 136* 138* 203* 226*.
Zahn, T. 189*.
Zamarias, A. 142*.
Zannetos, J. 92*.
Zanolli, A. 209* 228*.
Zanotti, F. M. 140*.
Zarathustra 13 13* 19* 48* 99*.
Zekides, G. A. 93*.
Zell, K! 368 370 120* 131* 136* 138*
142* 146*.
Zelle, Fr. 133*.
Zeller, Ed. 25* f. 244* und passim.
Zendavesta 19*.
Zenker, J. Th. 368.
Zenodotos der Neuplatoniker 691.
Zenon der Eleate 86 f. 100 ff.t lOö 119
171 692 56* 237*.
Zenon der Epikureer 460 1 463 470 f.
473 f. 496 ff. 689 158*.
Zenon der Stoiker aus Kition 172 428
432 t 433 ff.t 439 f. 450 453 f. 492
688 694 f. 149*.
Zenon der Stoiker aus Tarsos 432 436
689.
Zevort, C. M. 136*.
Zevort, Ch. .58*.
Ziaja, J. 370 137* f.
Ziebarth, E, 27* 75*.
Ziegeler, E. 194*.
Ziegler, H. 511 190*.
Ziegler, K. 491 538 31* 92* 170* 197*
216* 243*
Ziegler, Th. 10* 45* 47* 207*.
Ziehen, L. 170* 205*.
Zielinski, Th. 29* 65* 169* 206*.
Ziemann, F. 53* 75* 104*.
Zietschmann, G. 171*.
Zilch, G. 464.
Zilles, W. 49* 237*.
Zillgenz, G. 133* 143* f.
m)*
Register.
Zimmermann. D. Ißö* 175*.
Zimmermann, M. 184* 192*.
Zimmermann, P. 114*.
Zimmermann, E. 44 \
Zimmermann. Rieh. 178*.
Zimmermann, Rob. 11* 37* 218*
Zimmermann, Rud. 67*.
Zimmern 110*.
Zimpel, H. 207.
Zingerle, A. 146* f.
Zingg, E. 148^
Zitscher, H. r)2'-.
Ziwea, C. 96*.
Zmavc, J. 140*.
Zöchbauer, F. 172*.
Zöckler 666.
Zoroaster s. Zarathustra.
Zottoli, G. 167*.
Zuccante, G. 59* 67*— 69* 97* 164*
Zucker, F. 76* 152*.
Zumpt, K. 651 688 27*.
Zurek, J. 118*.
Zuretti, C. O. 207 50* 72* 195*.
Zurlinden, L. 108*.
E. S. Mittler & Sohn. Berlin SW 68, Koclistr. 08—71.
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und stark vermehrte, mit
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