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Full text of "Friedrich Ueberwegs Grundriss der Geschichte der Philosophie des Altertums"

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Friedrich  Ueberwegs 
Grundrifs 

der 

Geschichte  der  Philosophie 

fortgeführt  von  Max  Heinze 


Erster  Teil 

Das  Altertum 


Elfte,  Tollständig  neubearbeitete  und  stark  vermehrte,  mit  einem 
Philosophen-  und  Literatorenregister  versehene  Auflage, 

herausgegeben 


Dr.  Karl  Praechter 

ord.  Professor  der  klassischen  Philologie  an  der  rniversität  Halle 


Berlin  1920 

Ernst  Siegfried  Mittler  und  Sohn 

Kochstraße  GS— 71 


Friedrich  Ueberwegs 
Griiiidrifs 

der 

Geschichte  der  Philosophie 

des  Altertums 


Elfte,  vollständig  neubearbeitete  und  stark  vermehrte,  mit  einem 
Philosophen-  und  Literatorenregister  versehene  Auflage, 

herausgegeben 


Dr.  Karl  Praechter 

ord.  Professor  der  klassischen  Philologie  an  der  Universität  Halle 


Berlin  1920 
Ernst  Siegfried  Mittler  und  Sohn 

KochstraCe  68—71 


Alle  Rechte  aus  dem  Gesetze  vom  19.  Juni  1901 

sowie  das  Übersetzungsrecht  sind  vorbehalten. 
Copyright  1919  by  E.  S.  Mittler  &  Sohn,  Berlin. 


9  Of  UBdi^ 

LIBRARY 

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GEDENKTAFEL 

ZU  EHREN   DER  HERAUSGEBER. 


FRIEDRICH  UEBERWEG 

Zuerst  Privatdozent  an  der  Universität  Bonn,  zuletzt  ord.  Professor 

an  der  Universität  Königsberg 

*  22.  Januar  1826,  f  9.  Juni  1871 

verfaßte  auf  Antrag  und  nach  dem  Plan  des  Verlagsbuchhändlers  Dr.  Theodor 
ToECHE-MiTTLER  diesen  Grundriß  in  drei  Bänden  (1862 — 1866)  und  bearbeitete 
auch  die  nächsten  beiden  Auflagen. 

Der  erste  Band  erschien  1862,  der  zweite  1864,  der  dritte  1866. 


RUDOLF  REICKE 

Dr.  phil.  und  Bibliothekar  an  der  Universität  Königsberg 
*  5.  Februar  1825,  f  16.  Oktober  1905 

besorgte  die  Bearbeitung  der  4.  Auflage  (1871— 1875). 


MAX  HEINZE 

k.  sächsischer  Geheimer  Rat  und  ord.  Professor  an  der  Universität  Leipzig 
''13.  Dezember  1835,  t  ^7-  September  1909 

übernahm  im  Jahre  1875  auf  Wunsch  der  Verlagsbuchhandlung  die  Bearbeitung 
des  Grundrisses  und  besorgte  sie  von  der  5.  bis  9.  x\uflage  (1876 — 1906). 

Die  Abtrennung   der  Philosophie   der  Gegenwart    von  den   drei  frühe»- 
erschienenen  Bänden  in  einen  vierten  Band  erfolgte  im  Jahre  1901. 


VI 


Als  im  Jahre  1907  Geheimrat  Heinze  aus  Altersrücksichteri  von  der 
weiteren  Bearbeitung  des  Werkes  zurücktrat,  sah  sich  der  Verlag  veranlaßt, 
sie  fortan  in  die  Hände  mehrerer  Gelehrter  zu  legen,  weil  die  mit  jeder 
neuen  Durchsicht  eines  Bandes  verbundene  Arbeit  in  ständigem  Wachsen 
begrififen  ist.  Auch  bietet  diese  Teilung  den  Vorteil,  daß  neue  Auflagen 
mehrerer  Bände  gleichzeitig  in  Angriff  genommen  werden  können. 

Seit  dem  Jahre  1907  besorgt  die  Bearbeitung  des 

I.  Bandes,  Das  Altertum: 

Karl    Praechter,     ordentlicher    Professor    an    der    Universität 
Halle. 

Von  seiner  Hand  bearbeitet,  erschien  die  zehnte  Auflage  des  I.  Bandes  im 
Jahre  1909,  die  elfte,  vollständig  neubearbeitete  und  stark  vermehrte  im  Herbst   1919. 

In  die  Bearbeitung  der  übrigen  Bände  teilen  sich: 

IL  Band,     Die      mittlere     oder     die    patristische    und 

scholastische  Zeit: 

Matthias     Baumgartner,       ordentlicher     Professor     an     der 

Universität  Breslau. 

Die  zehnte,  vollständig  neubearbeitete  und  stark  vermehrte  Auflage  wurde 
im  Winter  1 914/15  ausgegeben. 

III.  Band,  Die  Neuzeit  bis  zum  Ende  des  achtzehnten 

Jahrhunderts: 

Max  Frischeisen-Koehler,  Professor  an  der  Universität 
Berlin. 
Die  zehnte  Auflage  erschien  19 14. 

IV.  Band,  Das     neunzehnte     Jahrhundert    und     die 

Gegenwart: 

Konstantin    Oesterreich,    Dr.    phil.    und    Privatdozent    an 
der  Universität  Tübingen. 

Die  elfte,  völlig  neubearbeitete  und  vermehrte  Auflage  erschien  191 5- 


Vorwort. 


Der  erste  Band  des  „Ueberweg"  hat  in  seiner  elften  Auflage 
eine  tiefgreifende  Umgestaltung  seines  Inhaltes  und  eine 
Vermehrung  seines  Umfanges  auf  nahezu  das  Doppelte  der 
nächst  vorangegangenen  Ausgabe  erfahren  und  erscheint 
als  ein  neues  Buch.  Bei  der  Bearbeitung  war  mein  Be- 
streben darauf  gerichtet,  neben  der  Vervollständigung  des 
Literaturverzeichnisses,  die  bei  diesem  Grundriß  nach  alter  Tra- 
dition selbstverständlich  ist,  vor  allem  auch  den  Textteil  den 
jetzigen  Ergebnissen  und  Forderungen  der  Wissenschaft  anzu- 
passen. Dazu  schien  mir  zunächst  eine  veränderte  Einteilung 
des  geschichtlichen  Stoffes  vonnöten.  Die  in  den  früheren 
Auflagen  einseitig  unter  die  Kategorien:  Welt,  Mensch,  Gott, 
gezwungene  Periodisierung  mußte  einer  natürlicheren  und 
der  Gesamtentwicklung  besser  Rechnung  tragenden  den  Platz 
räumen.  Für  die  Ausführung  im  einzelnen  kann  auf  S.  37  ff.  und 
47  ff.  verwiesen  werden.  Auch  sonst  erfuhr  die  Anordnung  viel- 
fache Änderungen,  z.  T.  im  Zusammenhange  mit  der  größeren 
Ausführlichkeit  der  Darstellung,  die  es  u.  a.  ermöglichte,  die 
früher  nur  in  knappen  Notizen  berührten  späteren  Stadien  des 
Kynismus  sowie  der  peripatetischen  und  epikureischen  Lehre  in 
besonderen  Paragraphen  unter  den  verschiedenen  zeitlichen  Ab- 
schnitten zu  behandeln  und  dabei  das  Charakteristische  in  ihrer 
Entwicklung  hervortreten  zu  lassen.  Das  Einteilungsprinzip  der 
Schulzugehörigkeit  wurde  straffer  durchgeführt  und  demgemäß 
das  dieses  Prinzip  durchbrechende  Kapitel  „Eklektizismus"  (§  66 
der  10.  Aufl.)  beseitigt.  Varro  und  Cicero  erhielten  ihre  Stelle 
In  der  Akademie  des  Antiochos  (§  65),  Lukian  bildet  mit  anderen 
zur  Philosophie  nur  in  loser  Beziehung  Stehenden  eine  Gruppe 
der  „durch  verschiedene  Schulen  philosophisch  Beeinflußten"  (§  77). 
Daß  Cicero  vor  die  mittlere  Stoa,  die  er  voraussetzt,  zu  stehen 
kam,  ist  ein  Ubelstand,  der  sich  nicht  wohl  vermeiden  ließ,  da 
eine  Zerlegung  der  Akademie,   deren  Polemik  ihrerseits  wieder 


Yin  Vorwort. 

ZU  den  Entstehimgsgründen  des  mittleren  Stoizismus  gehört,  aus 
Kücksichten  der  Übersichtlichkeit  ausgeschlossen  war. 

Die  Umgestaltung  beschränkte  sich  aber  nicht  auf  Änderungen 
der  Disposition.  Läßt  man  die  übernommenen  Bestandteile 
der  Ausgaben-  und  Literaturverzeichnisse  aui.jer  Rechnung,  so 
wurde  der  überwiegende  Teil  des  Bandes  von  Grund  aus  neu 
geschrieben.  Der  Hauptanteil  entfiel  dabei  auf  Piaton  und  die 
hellenistische  Philosophie.  Der  letzteren  suchte  ich  im  Gegen- 
satze zu  ihi'er  immer  noch  stiefmütterhchen  Behandlung  in  den 
meisten  neueren  Handbüchern  zu  dem  Rechte  zu  verhelfen,  das 
ihr  angesichts  ihrer  immensen  Bedeutung  nicht  nur  für  das  spät- 
antike, sondern  auch  für  das  mittelalterliche  und  neuzeitliche 
Kulturleben  zukommt.  Schon  die  sich  immer  enger  knüpfenden 
Beziehungen  der  christhch -theologischen  und  der  allgemein 
rehgionswissenschafthchen  Forschung  zur  hellenistischen  Philo- 
sophiegeschichte verlangten  eine  eingehendere  Behandlung  dieses 
Gebietes,  ganz  abgesehen  davon,  daß  sich  trotz  der  klassizistischen 
Beschränktheit  unseres  Schulkanons  auch  in  weiteren  Kreisen 
ein  wachsendes  Interesse  für  philosophische  Erscheinungen  der 
späteren  Antike,  wie  Epiktet,  Plutarch  und  den  Neuplatonismus, 
bemerkbar  macht.  Der  namentlich  bei  Piaton  sehr  starken 
Lockung,  mich  Schritt  für  Schritt  mit  der  intensiven  Forschung 
der  letzten  Jahi'e  auseinanderzusetzen,  durfte  ich  in  Rücksicht 
auf  die  dem  L'mfange  des  Werkes  gezogenen  Grenzen  nicht  in 
vollem  Maße  nachgeben.  Immerhin  wird  das,  was  nach  dieser 
Richtung  geschehen  ist,  genügen,  um  einen  Einblick  in  die 
Probleme  und  ihre  verschiedenartige  Lösung  zu  geben  und  den 
Leser  zur  Stellungnahme  auf  Grund  eigener  Prüfung  anzuregen. 
Gerade  darauf  aber  kam  es  mir  in  erster  Linie  an,  da  ein  Buch 
wie  das  vorliegende  nur  dann  wirklich  fördert,  wenn  es  zum 
Quellenstudium  den  Anreiz  gibt  und  den  Weg  zeigt.  Es  wurden 
deshalb  zur  Kontrolle  und  weiteren  Verfolgung  det  Vorgetragenen 
zahlreiche  Zitate  von  Autorenstellen  eingefügt  und  —  größtenteils 
nach  dem  Vorgange  der  früheren  Bearbeitungen  —  mancher  Passus 
ausgeschrieben,  wobei  ich  mich  der  landläufigen  Graecophobie 
zum  Trotz  ganz  und  gar  nicht  scheute,  den  griechischen  Wort- 
laut als  solchen  zu  belassen.  Nur  bei  den  schwierigeren  Vor- 
sokratikertexten  glaubte  ich  dem  Verständnis  durch  Beigabe 
einer  deutschen  Übersetzung  zu  Hilfe  kommen  zu  sollen.  In 
FäUen,  in  denen  dies  besonders  bemerkt  ist,  wurde  Diels'  Über- 
setzung übernommen,  da  jede  Abweichung  von  ihr  als  Ver- 
schlechterung erschien.     Selbstverständlich  ist  aber  auch  in  allen 


Vorwort  JX 

anderen  Fällen  diese  Übersetzung,  die  zugleich  den  besten  Kom- 
mentar bietet,  zu  Rate  gezogen  worden. 

Die  äußere  Einrichtung  des  Buches  ist  die  gleiche,  wie  sie 
schon  in  der  zehnten  Auflage  bestand,  und  beruht  in  der  Haupt- 
sache auf  der  von  der  Verlagsbuchhandlung  für  alle  Bände  des 
Grundrisses  getroffenen  Anordnung,  wonach  Text  und  Lite- 
raturverzeichnis als  gesonderte  Teile  des  Bandes  auftreten  und 
die  Ausgaben  nebst  Übersetzungen  dem  Textteile  zugewiesen 
werden.  Den  Ausgaben  ließ  ich  —  immer  wieder  in  Rücksicht  auf 
die  eigene  Arbeit  des  Lesers,  zu  der  das  Buch  anleiten  soll  — 
den  Nachweis  des  Materials  vorangehen,  das  für  die  selbständige 
Beschäftigung  mit  dem  Philosophen  oder  der  Philosophenschule^ 
in  Betracht  kommt,  in  erster  Linie  der  antiken  QueUen  für  Leben, 
Schriften  und  Lehre.  Die  unmittelbare  Angabe  dieses  Materials- 
ist gegebenen  Falles  ersetzt  durch  den  Hinweis  auf  Stellen  neuerer 
Arbeiten,  an  welchen  es  zusammengestellt  zu  finden  ist.  Die 
Scheidung  zwischen  „Literatur"  und  „Ausgaben"  war  nicht  über- 
all leicht  durchzuführen.  Besonders  bei  den  auf  Papyrus  er- 
haltenen Schriftstellern  bieten  mehrfach  die  ihnen  gewidmeten 
Abhandlungen  in  weiterem  Kontexte  zugleich  auch  mehr  oder 
minder  umfassende  Editionen.  In  solchen  Fällen  wurde  zu- 
gunsten der  „Ausgabe"  entschieden.  Man  wird  also  beispiels- 
Aveise  für  Philodem  zunächst  S.  463  ff.  und  dann  erst  S.  158*  f. 
nachzuschlagen  haben.  Bei  den  Vorsokratikern  erschien  mir  ab- 
gesehen von  dem  Bywaterschen  Heraklit  die  Aufnahme  der 
älteren  Editionen  neben  Diels'  Ausgaben  nur  als  eine  störende 
Belastung  des  Textes.  Sie  wurden  daher,  wie  schon  in  der 
letzten  Auflage,  ausnahmsweise  in  das  Literaturverzeichnis  ver- 
wiesen. 

Im  Textteile  bildet  in  der  Regel  das  Kleingedruekte  die  lei- 
tende Darstellung.  Die  großgedruckten  Abschnitte  zu  Anfang 
der  Paragraphen  sollen  daraus  zur  Orientierung  und  Rekapitu- 
lation das  Wichtigste  hervorheben.  Eine  Ausnahme  machen  die 
§§  41—44  über  die  Lehre  Piatons.  Hier  bestand  die  Schwierig- 
keit, daß  einerseits  das  Verständnis  dieser  Lehre  nur  erreichbar 
ist,  wenn  man  sie  im  Flusse  ihrer  an  Wandlungen  reichen  Ent- 
wicklung betrachtet,  andererseits  aber  der  Zweck  des  Buches  auch 
eine  systematische  Übersicht  über  die  Philosophie  Piatons  als 
wünschenswert  erscheinen  ließ.  Der  ersteren  Aufgabe  konnte  die 
Besprechung  der  platonischen  Schriften  in  §  40  S.  238  ff.  genügen, 
die  ohne  weiteres  auch  zu  einer  genetischen  Behandlung  seiner 
Theoreme  führte.    Der  zweiten  Aufgabe  suchte  ich  in  der  Weise. 


X  Vorwort. 

gerecht  zu  werden,  daß  ich  in  dem  großgedruckten  Texte  der 
§§  41 — 44  die  Haiiptlehren  des  Philosophen  in  sachlicher  Grup- 
IDierung  und  in  knappster  Form  wiedergab,  im  Kleingedruckten 
aber  unter  Stich  Worten  auf  die  in  Frage  kommenden  Stellen  der 
ausfühiiicheren  genetischen  Darstellung  verwies.  Ich  verkenne 
die  leicht  ersichtlichen  Nachteile  nicht,  die  auch  mit  dieser 
Lösung  der  Schwierigkeit  verknüpft  sind,  sah  aber  keinen 
besseren  Weg,  das  genetische  und  das  systematische  Verfahren 
zu  verbinden,  ohne  durch  Wiederholungen  d^n  Umfang  der  Dai-- 
stelhmg  über  Gebühr  anwachsen  zu  lassen. 

Eine  durchgehende  Revision  aller  Titel  in  den  älteren  Teilen 
der  Ausgaben-,  Übersetzungen-  und  Literaturverzeichnisse  erwies 
sich  als  untunlich.  Doch  habe  ich  da,  wo  L'nvollständigkeit 
einer  Angabe  oder  sonstige  Umstände  Bedenken  erweckten,  keine 
Mühe  der  Nachforschung  und  Berichtigung  gescheut.  Auch  eine 
Ergänzung  dieser  älteren  Literaturnachweise  zu  lückenloser  ^'oll- 
ständigkeit  war  ausgeschlossen.  Schon  ein  Blick  in  die  Bibliotheca 
scriptorum  classicorum  von  Engelmann-Preuss  und  Klussmann 
belehrt,  daß  dadurch  der  Rahmen  eines  Grundrisses  gesprengt 
worden  wäre.  So  wurde  nur  nachgetragen,  was  an  Bemei'kens- 
wertem  zu  fehlen  schien,  im  übrigen  aber  nach  Möglichkeit  auf 
die  Stellen  neuerer  Arbeiten  verwiesen,  in  denen  auch  die  ältere 
Literatur  verzeichnet  ist.  Dagegen  fiel  alles  Gewicht  auf  die  Ver- 
öffentlichungen der  neueren  und  neuesten  Zeit,  für  welche  Zu- 
sammenstellungen teils  überhaupt  nicht  vorhanden,  teils  nur  sehr 
unbequem  zu  benutzen  sind.  Ich  war  darauf  bedacht,  dabei  je- 
weilen  auch  solche  Erscheinungen  zu  nennen,  die  sich  durch  ihren 
Titel  nicht  ohne  weiteres  als  in  Frage  kommend  verraten.  Leitend 
Avar  auch  hier  das  Bestreben,  dem  Arbeitenden  nach  Kräften  zur 
Hand  zu  gehen  und  ihm  mehr  zu  bieten,  als  eine  einfache  biblio- 
graphische Zusammenstellung  der  einschlägigen  Titel  zu  geben 
imstande  ist.  Unter  diesem  Gesichtspunkte  wurde  es  auch  nicht 
vermieden,  die  gleiche  Arbeit  an  verschiedenen  Stellen  anzuführen, 
sofern  ihre  Kenntnis  in  jedem  einzelnen  Falle  für  die  Beschäf- 
tigung mit  dem  betreffenden  Philosophen  oder  der  in  Rede 
stehenden  Schule  förderlich  sein  konnte. 

Die  chronologische  Ordnung  der  Literatur  ist  im  wesenthchen 
beibehalten,  mehrfach  aber  der  Überblick  durch  Einführung  neuer 
sachlich  orientierter  Unterabteilungen  erleichtert  worden.  So 
wurde  bei  Cicero  die  Literatur,  soweit  sie  nicht  allgemeineren  In- 
haltes ist,  nach  den  einzelnen  Schriften,  denen  sie  gilt,  gesondert, 
ebenso  bei  Philodem   die  nach  dem  oben  Bemerkten   unter  den 


Vonvort.  XI 

Ausgaben  zu  verzeichnenden  Erscheinungen,  und  bei  der  stark 
angeschwollenen  Produktion  über  Poseidonios,  die  großenteils 
seine  Einwirkungen  auf  Spätere  betrifft,  boten  die  verschiedenen 
von  ihm  beeinflußten  Schriftsteller  ein  gut  benutzbares  Ein- 
teilungsprinzip. Für  manche  anderen  Autoren  mit  reicher 
moderner  Literatur,  wie  Seneca  und  Luerez,  wird  es  Aufgabe 
späterer  Auflagen  sein,  durch  eingehendere  Scheidung  nach  sach- 
lichen Kategorien  die  Übersicht  über  die  für  den  jeweiligen  Zweck 
zu  berücksichtigenden  Arbeiten  zu  fördern. 

Als  Beihilfen  für  Auffindung  und  Kontrolle  des  Literatur- 
materials wurden  neben  den  Bibliographien  von  Engelmann- 
Preuss  und  Klussmann  die  Jahresberichte,  die  Bibliotheca  philo- 
logica  classica  und  die  Rezensionszeitschriften  mit  Dank  benutzt. 
Persönlichen  Dank  schulde  ich  zalilreichen  Fachgenossen,  be- 
sonders den  Herren  Dr.  Th.  0.  Achelis  und  Dr.  A.  Rüstow,  für  Hin- 
weise auf  Unrichtigkeiten  und  Lücken  in  der  Literatursammlung 
der  früheren  Auflagen.  Den  Kollegen  Hultzsch,  Robert  und 
V.  Stern  verdanke  ich  freundliche  Auskunft  in  Fragen  ihrer  engeren 
Forschungsgebiete.  Weiterer  Dank  gebührt  den  Herren  candd.  phil. 
E.  Fritz,  Fr.  Kegler,  AV.  Friedemann,  Fr.  Gabelick  und  P.  Raue, 
die  mich  nacheinander  bei  der  Druckkorrektur  und  der  Verzette- 
lung des  Registermaterials  unterstützten.  LTnter  ihnen  hat  sich 
für  den  weitaus  größten  und  schwierigsten  Teil  des  Werkes 
Hr.  Raue  in  den  Stunden,  die  ihm  Studium  und  vaterländischer 
Hilfsdienst  übrig  ließen,  mit  nie  ermüdender  Sorgfalt  dieser  Auf- 
gabe gewidmet. 

Die  Drucklegung  zog  sich  infolge  der  mannigfachen  durch 
den  Krieg"  verursachten  Schwierigkeiten  über  fünf  Jahre  hin. 
Das  hatte  mancherlei  Ungleichmäßigkeiten  in  äußerlichen 
Dingen  —  der  Wiedergabe  griechischer  und  lateinischer 
Namen,  der  Zitierweise  u.  dgl.  —  zur  Folge,  von  denen  ich 
hoffen  darf,  daß  sie  nicht  als  allzu  störend  empfunden  werden. 
Schwerer  wiegt,  daß  manche  neueren  Erscheinungen,  da  der  be- 
treffende xlbschnitt  schon  in  Reindruck  vorlag,  nicht  mehr  an 
ihrem  Platze  eingehend  berücksichtigt,  sondern  nur  noch  mit 
kurzer  Titelangabe  am  Schlüsse  des  Bandes  nachgetragen  werden 
konnten.  So  war  es,  um  nur  Wichtigeres  zu  erwähnen,  nicht 
mehr  möglich,  zu  Reinhardts  Buche  über  Parmenides  Stellung 
zu  nehmen  —  zu  einer  tiefer  greifenden  Umarbeitung  der  Vor- 
sokratik  hätte  es  mich  übrigens  auch  bei  früherem  Erscheinen 
nicht  veranlaßt  — .  Das  von  Diels  beleuchtete  neue  Antiphon- 
fragment ließ  sich  für  die  Sophistik   nicht  mehr    verwerten  und 


XII  Vorwort. 

V.  Wilamowitz'  bedeutsames  Piatonbuch  konnte  eben  noch 
unter  den  Nachträgen  genannt,  Xestles  Bearbeitung  des  ersten 
Zellerbandes  bei  der  letzten  Korrektur  der  Nachträge  angefügt 
werden.  Von  §  37  an  gab  ich  um  des  leichteren  Verweisens 
willen  das  gesamte  weitere  Literaturverzeichnis  vor  dem  Texte 
zum  Druck,  der  im  Spät.jahr  1916  beendigt  wurde.  Die  unge- 
ahnt lange  Dauer  des  Krieges  und  in  ihrer  Folge  die  Yerlang- 
samung  des  Weiterdi'uckes  ließ  die  Nachträge  stark  anschwellen, 
brachte  aber  auf  der  andern  Seite  den  VortQÜ,  daß  dem  Bande, 
der  nun  gleichzeitig  mit  dem  Wiedereinsetzen  intensiverer  wissen- 
schaftlicher Friedensarbeit  erscheint,  die  Veröffentlichungen  bis 
in  die  erste  Hälfte  d.  J.  1919  beigegeben  werden  konnten,  freilich 
nicht  ohne  Lücken,  namentlich  in  der  großenteils  schwer  erreich- 
baren ausländischen  Literatur. 

Möge  das  Buch,  das  seinem  Bearbeiter  während  der  Stürme 
des  Weltkrieges  ein  Mittelpunkt  stiller  Sammlung  und  zuletzt 
in  bitterster  Enttäuschung  ein  Trost  gewesen  ist,  an  seinem  kleinen 
Teile  dazu  mithelfen,  die  geistigen  Interessen  aus  Deutschlands 
großer  Zeit  hinüberzutragen  in  eine  noch  dunkle  und  wenig  ver- 
heißungsvolle Zukunft. 

Halle  a.  S.  im  Herbst  1919. 

K.  Praechter. 


Inhaltsyerzeiehiiis. 


Seite 

Gedenktafel  zu  Ehren  der  Herausgeber V — VI 

Vorwort VII-XII 

Einleitung. 

Über  den  Begriff,  die  Methode  und  die  allge- 
meinen Quellen  und  Hilfsmittel  der  Geschichte 
der  Philosophie. 

§  1.     Der  Begriff  der  Philosophie 1—8 

§  2.    Der  Begriff  der  Geschichte 8 

§  3.     Die  Methoden  der  Geschichtsbetrachtung 8 — 10 

§  4.     Die  Quellen  und  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  der  Geschichte  der 

Philosophie       10 


Die  Philosophie  des  Altertums. 

§  5.     Der  allgemeine    Charakter   des    vorchristlichen,   insbesondere  des 

griechischen  Altertums  und  seiner  Philosophie       11 

§  (3.     Verschiedene    Stellung  der  Griechen,  Eömer  und  Orientalen  zur 

Philosophie.     Die  Philosophien  des  Orients 11—15 


Die  Philosophie  der  Griechen. 

§  7.     Die  Quellen  und  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  der  Philosophie  der 

Griechen       16—31 

A.  Direkte  Quellen  (Werke  der  Philosophen  selbst)  S.  16 
bis  17.  B.  Berichte  S.  17—31.  a)  Biographische  Berichte 
S.  17.  20 — 24.  bj  Arbeiten  nach  dem  Prinzip  der  diaöoyj'i 
S.  17—18.  24 — 29.  c)  Doxographische  Berichte  S.  18. 
29 — 30.  d)  Behandlung  der  Sekten  in  übersichtlicher 
Weise;  Darstellung  des  einen  oder  andern  Systems  in 
seiner  Gliederung  S.  18.  30  (dazu  S.  232*).  e)  'Gelegent- 
liche Behandlung  philosophischer  Lehren  S.  18—19.  30 
bis  31.  —  Hilfsmittel  S.  31. 

§  8.     Vorbereitung  der  griechischen  Philosophie.  Beziehungen  zum  Orient. 

Theologische,  kosmologische  und  gnomische  Dichtung  ...      31-37 

§  9.     Die  Perioden  der  griechischen  Philosophiegeschichte 37—50 


Erste  Periode. 

Die  vorattisclie  Philosophie 

etwa   von   Anfang  des  6.  bis  Mitte  des   5.  Jahr- 
hunderts vor  Chr. 

§  10.     Überblick  über  die  Systeme  dieser  Periode 50—52 

§  11.     Die  ältere  ionische  Naturphilosophie.    Überblick 53—54 

§  12.    Thaies  von  Milet  und  Hippon 54—58 


Xl\  Inhaltsverzeichnis. 

fcieite 

§  13.    Anaxiniandros  von  Milet 58—62 

§  14.    Anaximenes  von    ^lilet,   Idaios  von   Himera   und  Diogenes   von 

ApoUonia.     Anhang:  Ps.-Hippokrates  von  der  Siebenzahl      .  62—65 

§  15.    Herakleitos  von  Ephesos  und  Kratylos  von  Athen 65  —  73 

§  16.    Pythagoras  von  Samos  und  die  Pythagoreer       73 — 86 

Äußere  Geschichte  S.  75—78.  Altpythagoreische  Lehre 
im  allgemeinen  (Mathematisches  und  Metaphysisches. 
Weltbild,  Psychologisches,  Ethisches)  S.  79—83.  Lehren 
einzelner  Altpythagoreer  und  pythagoreisch  beeinflußter 
Männer  (Philolaos,  Eurytos,  Archytas,  Alkmaion,  Epi- 
charmos,  Hippodamos  und  Phaleas,  Ion  v.  Chios,  Polv- 
kleitos)  S.  83—86. 
§   17.    Die  Eleaten.     Überblick.    Ps.-Aristoteles  de  Melisse  Xenophane 

Gorgia ■  .     .     .     .      86-88 

§  18.    Xenophanes  von  Kolophon 88 — 94 

§  19.    Parmenides  von  Elea 94—100 

§  20.    Zenon  von  Elea 100—102 

§  21.    Melissos  von  Samos       102—103 

§  22.    Die  jüngeren  Naturphilosophen.     Überblick 103 — 104 

§  23.    Empedokles  von  Akragas 104—110 

§  24.    Anaxagoras  von   Klazomenai,  Archelaos  von  Athen   und  Metro- 

doros  von  Lampsakos 110-117 

§  25.     Die  Atomiker:    Leukippos  von  Milet,    Demokritos  von  Abdera 

und  die  Demokriteer 117 — 125 


Zweite  Periode. 

Die  attische  Philosophie 

etwa  Mitte  des  5.  bis  Ende  des  4.  Jahrhunderts  vor  Chr. 

§  26.    Überblick  über  die  Philosophie  dieser  Periode 125 — 126 

§  27.    Die  Sophistik  im  allgemeinen 126—128 

§  28.    Protagoras  von  Abdera 128—134 

§  29.    Gorgias  von  Leontinoi 134—137 

§  30.    Hippias  von  Elis 137 

§  31.    Prodikos  von  Keos 137—139 

§  31a.  Der  Anonymus  lamblichi.     Die  Ataooi  köyot. .    139 — 141 

§  32.    Die  späteren  Sophisten 141 — 143 

§  33.    Sokrates  von  Athen 143—163 

Leben  bis  zur  Anklage  S.  145 — 147.  Quellen  für  Persön- 
lichkeit und  Lehre  S.  147.  Quellenbewertung  bei  Schleier- 
macher. ZeUer  u.  a.  S.  148,  Joel  S.  148—149,  Döring 
S.  149-151,  ßurnet  und  Taylor  S.  151,  Maier  S.  151-153, 
Busse,  Ed.  Schwartz,  Ed.  Meyer,  Pöhlmann  S.  15:5.  Philo- 
sophische Methode  und  Lehre  S.  154—160.  Verhältnis 
zur  Sophistik  S.  160 — 161.  Anklage,  Verurteilung  und 
Tod  S.  161—163. 

§  34.     Die  Sokratiker  überhaupt.    Xenophon,  Aischines  u.  a 163 — 169 

Xenophon  S.  165—167.  Aischines  S.  167— 1  GS.  Xritias 
und  Alkibiades  S.  168.    Der  „Schuster  Simon"  S.  168—169. 

§  35.     Die  megarische  Schule       169 — 172 

Eukleides  von  Megara  S.  170—171.      Eubulides,   Alexinos 
S.  171.     Diodoros  Kronos,  Stilpon  S.  172. 
§  36.     Die  elisch-eretrische  Schule.       Phaidon    von    Elis,    Menedemos 

und  Asklepiades 172— lv3 


Inhaltsverzeichnis.  XV 

Seite 

§  37.    Die  ältere  kynische  Schule  (Kynismus  I.  Teil) 173—185 

Allgemeines  S.  174—175.  Antisthenes  S.  175—182.  Dio- 
genes S.  182—184.  Monimos,  Onesikritos,  Philiskos, 
Krates,  Metrokies,  Hipparchia  S.  184—185. 

§  88.     Die  kyrenaische  Schule.     Euhemeros 185—192 

Aristippos  S.  187 — 191.  Theodoros  Atheos,  Hegesias.  An- 
nikeris  S.  191.     Euhemeros  S.  191-192. 

§  39.    Piatons  Leben 192—202 

§  40.    Piatons  Schriften       202—337 

Überlieferung  S.  204.  Beschäftigung  des  Altertums  mit 
Piatons  Schriften  S.  205.  Ausgaben  und  Übersetzungen 
S.  205—209. 

A.  Piatons  Schriften  im  allgemeinen  S.  209—237: 
I.  Die  Echtheit  der  einzelnen  als  platonisch  überlieferten 
Schriften  S.  210—215.  Echtheitskriterien:  1.  Über- 
lieferung S.  211,  2.  antike  Zeugnisse  S.  211  —  212,  3.  Lehr- 
gehalt S.  212,  4.  künstlerische  Darstellung  S.  212—213, 
5.  Sprachgebrauch  S.  213 — 214.  Übersicht  über  den 
Bestand  unseres  Corpus  Platonicum  mit  Be- 
rücksichtigung der  Echtheitsfrage  S.  214 — 215. 
IL  Die  Abfassungszeit  und  chronologische  Reihenfolge 
der  platonischen  Schriften  S.  215 — 237.  Kriterien:  1.  An- 
gaben aus  dem  Altertume  S.  215—216,  2.  Anspielungen 
auf  Personen  und  Ereignisse  der  äußeren  Zeitgeschichte 
S.  216—218,  3.  Beziehungen  Piatons  auf  Männer  der  Phi- 
losophie und  Literatur  seiner  Zeit  und  umgekehrt  S.  218 
bis  224  (Isokrates  S.  219-222,  Aristophanes  S.  222—223, 
Antisthenes  S.  223,  Polykrates  S.  223—224,  Alkidamas 
S.  224,  Aristoteles  S.  2-;4),  4.  Hinweise  einer  Schrift  auf 
eine  andere  S.  225  —  226,  5.  der  philosophische  Inhalt  der 
Dialoge  S.  226-228,  6.  ihr  künstlerischer  Aufbau  S.  228 
bis  229,  7.  ihre  Sprache  S.  229—232.  Methodische  Norm 
für  Anwendung  der  Kriterien  S.  232.  Ergebnisse,  Streit 
iiber  die  Entstehungszeit  des  Phaidros  S.  232-233. 
Übersicht  über  Piatons  Schriften  nach  ihrer 
zeitlichen  Reihenfolge  S.  233.  III.  Das  Verhältnis 
der  Reihenfolge  der  Schriften  zu  Piatons  eigener  geistiger 
Entwicklung  S.  234 — 235.  IV.  Verteilung  der  einzelnen 
Schriften  auf  zeitüch  oder  sachlich  bestimmte  Gruppen 
S.  235-287.    Übersicht  S.  237. 

B.  Piatons  Schriften  im  einzelnen.  Genetische 
Darstellung  seiner  Philosophie  an  Hand  dieser 
Schriften  S.  238-337:  I.  Die  Jugendschriften  S.  238 
bis  254:  Allgemeines  S.  238—239.  Apologie  und  Kritou 
S.  239.  Ion  S.  239—240.  Protagoras  S.  240—244.  Laches 
S.  244-245.  Charmides  S.  245—246.  Das  erste  Buch 
der  Politeia  (der  Thrasymachos)  S.  246  —  249.  Euthvphron 
S.  249—251.  Lysis  S.  251—254.  —  II.  Die  Schriften  der 
Übergangszeit  S.  254 — 275:  Allgeraeines  S.  254—255. 
Gorgias  S.  255—262.  Menon  S.  262-265.  Euthvdemos 
S.  265-268.  Kleinerer  Hippias  S.  268—270.  Größerer 
Hippias  S.  270-271.  Kratylos  S.  271—274.  Menexenos 
S.  274—275.  —  HL  Die  Schriften  der  reifen  Mannesjahre 
S.  275-299:  Allgemeines  S.  275—276.  Symposion  S.  276 
bis  280  (Xatorps  Auffassung  der  Ideenlehre  S.  278—280). 
Phaidon  S.  280-284.  Politeia  B.  II— X  S.  284-294.  . 
Phaidros  S.  294-299.  —  IV.  Die  Schriften  der  Alters- 
jahre S.  299—337:  Allgemeines  S.  299  -300.  Theaitetos 
S.  300—304.  Parmenides  S.  304-307.  Sophistes  S.  307 
bis  311.  Politikos  S.  311—314.  Philebos  S.  314-319. 
Timaios  S.  319-326.  Kritias  S.  326.  Nomoi  S.  326  bis 
334.    Epinomis  S.  334-337. 


^VI  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 

Systematischer  Überblick  über  Piatons  Philosophie. 

§  41.     Piatons    Philosophie    I:    Allgemeines.       Dialektik    (^Metaphysik. 
Ideenlehre,    Zahlenlehre,    Erkenntnistheorie).     Methodologie. 

Sprachphilosophie 337—342 

§  42.     Piatons  Philosophie  II:    Theologie.     Naturphilosophie.    Psycho- 
logie     ■  .     .    343-346 

§  43.    Piatons    Philosophie   III:    Ethik,     a)   Allgemeines.     Ethik   des 

Individuums 347—349 

§  44.     Piatons  Philosophie   IV:    Ethik,     b)  Ethik    des    Gemeinwesens: 

Staats-  und  Gesellschafts-,  Erziehungs-  und  Kunstlehre     .     .    349 — 352 

■§  45.     Die  ältere  Akademie 352—358 

Allgemeines  S.  353  —  3.54.  Speusippo's  S.  354—355.  Xeno- 
krates  S.  355—356.  Herakleides  Pontikos  S.  356— .357. 
Eudoxos.  Polemon,  Krates,  Krantor,  Hermodoros  S.  357. 
Chion  S.  3.58. 

§  46.     Aristoteles'  Leben 358—363 

§  47.    Aristoteles'  Schriften 363—384 

Überlieferung  S.  364.  Beschäftigung  des  Altertums  mit 
Aristoteles'  Schriften:  Antike  Schriftenverzeichnisse,  Ein- 
teilung des  Corpus  Aristotelicum,  Kommentare  S.  364  bis 
366.  Commentaria  in  Aristotelem  Graeca  und  Supple- 
mentum  Aristotelicum  der  Berliner  Akademie  S.  365—366. 
Aristoteles  in  Mittelalter  und  Neuzeit  S.  306 — 367.  Aus- 
gaben und  Übersetzungen  S.  367 — 372. 

A.  Aristoteles'  Schriften  im  allgemeinen  S.  372 — 377. 
Dialoge  und  Lehrschriften  S.  372—374.  'E'^oiXEoiy.ol  köyoi 
S.  374—375.  Aristoteles'  Schriften  und  die  aristotelische 
Schule  S.  375.  Der  Keller  von  Skepsis  S.  375  -  376. 
Chronologie  der  aristotelischen  Schriften  S.  376—377. 

B.  Aristoteles'  Schriften  im  einzelnen  S.  377 — 384. 
a)  Dialoge  S.  378.  b)  Lehrschriften  S  378-384.  a)  Logische 
Schriften  S.  378—379.  ß)  Die  Metaphysik  S.  379-380. 
r)  Schriften  zur  Naturphilosophie  und  Naturwissenschaft, 
Mathematik,  Psychologie.  Die  Probleme  und  Wunder- 
erzählungen S.  380—381.  d)  Schriften  zur  Ethik,  Politik, 
Ökonomik,  Poetik  und  Ehetorik  S.  381—384.  —  Verlorene 
Monographien  zur  Philosophiegeschichte  S.  384. 

^  4Ö.     Aristoteles'  Svstem  im  allgemeinen.    Einteilung  der  Philosophie. 

Logik       .' 384-392 

§  49.     Die  aristotelische  Metaphysik 392—398 

S  .50.     Die  aristotelische   Naturphilosophie   feinschüeßlich  der  Psycho- 
logie) .     . ■  .     .    39S-404 

§  51.    Die  aristotelische  Ethik 404—412 

§  52.     Die  aristotelische  Politik 412—419 

§  53.     Die  aristotelische  Kunstlehre 419—422 

§  54.    Die  älteren  Peripatetiker 423—427 

Theophrastos  und  Eudemos  S.  425—426.  Aristoxenos  und 
Dikaiarchos  S.  426.     Demetrios  der  Phalereer  S.  427. 


Dritte  Periode. 
Die  hellenistiseh-rö mische  Philosophie 

etwa  von  Ende  des  4.  Jahrhunderts  vor  bis  gegen 
Mitte  des  6.  Jahrhunderts  nach  Chr. 

§  54a.    Die    hellenistisch-römische    Philosophie    im    allgemeinen.      Ihre 

kulturgeschichtliche  Grundlage  und  Bedeutung 427—432 


Inhaltsverzeichnis.  XVII 

Seite 

Erster  Abschnitt. 

Kampf  zwischen  Stoizismus,  Epikureismus 
1111(1  Sliepsis.    Elilektizismiis 

etwa  von  Ende  des  4.  bis  Mitte  des  1.  Jahrhunderts  vor  Chr. 

§  55.     Die  Stoa  im  allgemeinen.     Die  alte  Stoa.     Die  Philosophen  der 

alten  Stoa 432—437 

Antike  Nachrichten,  Chronologie,  Bildnisse,  Schriften 
S.  432-433.  Zenon  von  Kition  S.  433-435.  Ariston  von 
Chios,  Herillos,  Dionysios  von  Herakleia,  Persaios  S.  435. 
Kleanthes  S.  435 — 436.  Chrysippos,  Sphairos,  Zenon  von 
Tarsos,  Diogenes  von  Seleukeia,  Antipatros  von  Tarsos, 
Boethos,  Apollodoros  von  Seleukeia,  Archedemos  S.  436. 
Stoisch  Beeinflußte:  Aratos  S.  436,  Krates  von  Mallos, 
Apollodoros  von  Athen,  C  Blossius  S.  437. 

§  56.    Die  alte  Stoa:  Das  System,  I:  Einteilung  der  Philosophie,  Logik    187-442 

§  57.    Die  alte  Stoa:  Das  System,  II:  Physik 442—448 

§  58.    Die  alte  Stoa:  Das  System,  III:  Ethik 448—455 

§  59.     Der  Kynismus  im  ersten    Abschnitt   der  hellenistisch-römischen 

Periode  (Kynismus  II.  Teil,  Fortsetzung  zu  §  37)      ....    456—459 
Allgemeines.     Die  Diatribe  S.  456-457.     Bion  von  Bory- 
sthenes  S.  457-458.    Teles  S.  4.58.    Menippos  von  Gadara 
S.  458—459.     Kerkidas  von  Megalopolis,  Menedemos,  Me- 
leagros  von  Gadara  S.  459. 

§  60.     Die  epikureische   Schule.      Ihre  Vertreter    im    ersten    Abschnitt 

der  hellenistisch-römischen  Periode 460—470 

Antike  Nachrichten,  Chronologie,  Bildnisse  S.  460 — 461. 
Ausgaben  usw.  S.  461—466.  Epikur  S.  466—469.  Metro- 
doros  von  Lampsakos,  Hermarchos,  Philodemos  S.  469. 
Lucretius  S.  469 — 470.    Asklepiades  von  Bithynien  S.  470. 

§  61.     Das  epikureische  System,  I:  Allgemeines.     Kanonik  (Logik,  Er- 
kenntnistheorie, Sprachphilosophie,  Rhetorik) 470 — 474 

§  62.     Das    epikureische  System,  II:    Physik    (Metaphysik,    Theologie, 

Kosmologie,  Naturphilosophie,  Psychologie) 474—479 

§  63.     Das  epikureische  System,    III:   Ethik  (Individualethik,   Politik, 

Rechtsphilosophie) 479-486 

§  64.     Die  Skepsis  im  allgemeinen.     Die  älteren  Skeptiker 486—489 

Antike  Nachrichten  usw.  S.  486 — 487.  Pyrron  von  Elis 
S.  487—488.  Philon  von  Athen,  Nausiphanes  von  Teos 
S.  488.     Timon  von  Phlius  S.  488-489. 

§  65.     Die  mittlere  und  neuere  Akademie 489—500 

Antike  Nachrichten  S.  490.  Ausgaben  S.  490—492.  Arke- 
silaos  S.  492 — 493  Lakydes,  Telekles,  Euandros,  Hege- 
sinus S.  493.  Karneades  von  Kyrene  S  493 — 494.  Kleito- 
machos,  Charmadas.  Philon  von  Larisa  S.  494.  Antiochos 
von  Askalon  S.  494-495.  Varro  S.  495—496.  Cicero 
S.  496 -.500. 

§  66.     Die    mittlere    Stoa    (Stoische    Schule    II.    Teil,    Fortsetzung    zu 

§§  55—58) 500-504 

Antike  Nachrichten  usw.  S.  501.  Panaitios  S.  501—502. 
Hekaton,  Dionysios  von  Kyrene,  Mnesarchos  S.  502.  Po- 
seidonios  S.  502— 504.  Asklepiodotos,  Geminos,  Phainias, 
lason  S.  504. 

§  67.     Die  Peripatetiker  im  ersten  Abschnitt  der  hellenistisch-römischen 

Periode  (Peripatetische  Schule  II.  Teil,  Fortsetzung  zu  §  54)    .504-507 
Antike  Nachrichten  usw.  S.  505.     Straton  von  Lampsakos 
S.  505 — 506.     Aristarchos  von   Samos,    Lykon  von  Troas, 
üeberweg,  Grundriß  I.  b 


XVIII  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 
Hieronymos  von  Rhodos  S.  506".     Ariston  von  Keos,  Piy- 
taiiis,  Kritolaos,   Diodoros  von  Tyros,    Hermippos,    Sotion, 
Satyros.    Herakleides   Lenibos,    Antisthenes    von    Rhodos, 
Agatharchides,  Demetrios  von  Byzanz  S.  507. 


Zweiter  Abschnitt. 

Eklektizismus  und  erneute  Ortliodoxie,  gelehrte 
Beschäftigung  mit  den  Werken  der  Schul- 
begründer, religiöser  3Iystizismus 

etwa   von   Mitte  des  1.  vorchristlichen   bis  Mitte 
des  3.  christlichen  Jahrhunderts. 

§  68.     Die    spätere    Stoa    (Stoische    Schule    III.  Teil,    Fortsetzung   zu 

§  66) 508-526 

Antike  Nachrichten,  Bildnisse  S.  509.  Ausgaben  S.  509 
bis  512.  Athenodoros  Kordylion,  Antipatros  von  Tyros, 
ApoUonides,  Diodotos,  Apollonios  von  Tyros  S.  512.  Cato, 
Athenodoros  des  Sandon  Sohn,  Areios  Didymos,  Theon 
von  Alexandreia,  Manilius,  Geriuanicus,  Strabon,  Hera- 
kleitos,  Attalos,  Chairemon  S.  513.  Seneca  S.  513—516. 
Kornutos,  Persius,  Lucanus  S.  516.  Musonios  S.  516  bis 
518.  Epiktetos  S.  518-521.  Arrianos  S.  521-522.  Hie- 
rokles  S.  522.  Kleomedes  S.  522  -  .523.  Marc  Aurel 
S.  523—525.  Pinax  des  Kebes  S.  525.  Paetus  Thrasea, 
Helvidius  Priscus  S.  526. 

§  69.     Die  Kyniker  im  zweiten  Abschnitt    der   hellenistisch-römischen 

Periode  (Kynismus  III.  Teil,  Fortsetzung  zu  §  59)    .     .     .     .    526—536 
Antike    Nachrichten    usw.    S.  527.      Kynikerbriefe    S.  527 
bis    528.      Demetrios    S.    528—529.       Dion    Chrysostomos 
S.  .529—532.      Oinomaos    S.  532—533.      Demonax    S.  533 
bis  534.     Peregrinos  Proteus  B.  534 — 536. 

§  70.     Der  mittlere  Piatonismus 536—568 

Antike  Nachrichten,  Bildnisse,  Ausgaben  usw.  S.  538  bis 
540.  Der  mittlere  Piatonismus  im  allgemeinen  S.  540  bis 
542.  Derkylides  S.  542—543.  Eudoros  S.  543  544. 
Thrasyllos  S.  544.  Plutarchos  von  Chaironeia  S.  544  bis 
552.  Theon  von  Smyrna  S.  552 — 553.  Gaios  S.  553. 
Albinos  S.  553-557.  Apuleius  S.  557  — .558.  Kalvisios 
Tauros  S.  558.  Favorinus  S.  558  -  559.  Herodes  Attikos 
♦  S.   559.      Nigrinos    S.    559-560.      Attikos    S.   560-561. 

Harpokration,  Celsus  S.  562.  Maximos  von  Tyros  S.  562 
bis  563.  Hierax  S.  563-564.  lunkos  S.  564.  Anonymer 
Theaitetkommentar  (Papyr.  9782)  S.  564  -  565.  Papyrus 
Berolinensis  N.  8,  Severus  S.  565.  Die  Quelle  des  Dio- 
genes Laertios  für  die  platonische  Lehre  S.  565  -  566. 
Ausführungen  über  die  Heimarmene  bei  Ps.-Plutarch  de 
fato,  Chalcidius  und  Nemesios  S.  566  —  568.  Apollonios 
Syros  S.  568, 

§  71.    Die  Peripatetiker  im  zweiten  Abschnitt   der  hellenistisch-römi- 
schen Periode   (Peripatetische  Schule  III.  Teil,    Fortsetzung 

zu  §  67)       .568-577 

Antike  Xachrichten,  Bildnisse,  Ausgaben  usw.  S.  569  bis 
571.  Die  peripatetische  Schule  dieser  Epoche  im  allge- 
meinen S.  571.  Andronikos  von  Rhodos  S.  571  —  572. 
Boethos  von  Sidon  S.  572.  Ariston  von  Alexandreia 
S.  572—573.  Staseas,  Kratippos,  Xenärchos,  Nikolaos 
von  Damaskus,  Alexandros  von  Aigai  S.  573.  Ptolemaios 
Chennos  S.  573 — 574.    Die  pseudaristotelische  Schrift  von 


Inhaltsverzeichnis.  XIX 

Seite 

der  Welt,  Aspasios  8.  574.  Adrastos  r?.  .574:— 575.  Her- 
minos  S.  575.  Klaudios  Ptolemaios  S.  575.  Galenos, 
Aristokles  von  Messene  S.  57f).  Alexandros  von  Aphro- 
disias  S.  576—577. 

§  72.     Die  Neupythagoreer.      Die    Hermetische  Literatur.      Die  Chal- 

däischen  Orakel .'j78— .")88 

Antike  Nachrichten,  Bildnisse,  Ausgaben  usw.  S.  579  bis 
581.  Der  Neupythagoreismus  im  allgemeinen  S.  581  —  582. 
Alexandros  Polyhistor,  Nigidius  Figulus,  Fälschungen  auf 
altpythagreische  Namen,  das  Goldene  Gedicht,  Okellos 
Ö.  582.  Apollonios  von  Tyana  S.  583.  Moderatos,  Niko- 
raachos  S.  584.  Philostratos  S.  584 — 585.  Numenios 
S.  585—586.  Kronios,  Pythagoras  (Inschrift  von  Ala- 
schehir)  S  586.  Die  Hermetische  Literatur  S.  586—587. 
Die  Chaldäischen  Orakel,  das  Sextos-P'lorilegium  S.  587. 
Sekundos  S.  587—588.  Neupythagoreische  Spruch-  und 
Unterhaltungsliteratur  S.  588. 

§  73.     Die  Sextier.    Potamons  eklektische  Schule 588 — 590 

Die  Sextier  .588—589.     Potaraon  589—590. 

§  74.     Die  jüdisch-hellenistische  Philosophie 590—604 

Antike  Nachrichten,  Ausgaben  S.  592—598.  Septuaginta 
S.  593  f.  Apokryphen  des  Alten  Testaments  S.  594. 
Aristeas  S.  594  f.  Aristobulos  S.  595 — 597.  Das  Pseudo- 
phokylideische  Gedicht  S.  597.  Essäer  und  Therapeuten 
S.  597-598.    Philon  von  Alexandreia  S.  598—604. 

§  75.     Der  spätere  Epikureismus 604—606 

Antike  Nachrichten,  Ausgaben  usw.  S.  604.  Der  spätere 
Epikureismus  im  allgemeinen  S.  605.  Diogenes  von 
Oinoanda  S.  605-606.     Diogenianos  S.  606. 

§  70.     Der  spätere  Skeptizismus 606-  (il3 

Antike  Nachrichten,  Ausgaben  usw.  S.  607.  Der  spätere 
Skeptizismus  im  allgemeinen  S.  607 — 608.  Ainesidemos 
S.  608.  Die  zehn  Tropen  S.  608—609.  Sextos  der  Em- 
piriker, Saturninos,  die  fünf  Tropen  S.  609—610.  Die 
zwei  Tropen  S.  610.  Skeptische  Argumente  gegen  die 
syllogistische  Beweisführung,  gegen  den  Begriff  der  Ur- 
sache, gegen  die  Gotteslehre  S.  610—612.  Das  praktische 
Verhalten  des  Skeptikers  S.  612.  Die  pyrronische  und 
die  akademische  Skepsis  S.  612—613.  Favorinus  S.  613. 
Die  empirischen  Ärzte,  Menodotos  S.  613. 

§  77.     Durch   verschiedene    Schulen    philosophisch   Beeinflußte    dieses 

Periodenabschnittes       613  —  616 

Vergil  S.  613-614.  Horaz  S.  614.  Ovid  S.  615.  Lukian 
S.  615    616. 

Dritter  Abschnitt. 
Die  Herrschaft  des  Neuplatonismus 

etwa  von  Mitte  des  3.  bis  Mitte  des  6.  Jahrhunderts  nach  Chr. 

§  78.     Die  Neuplatoniker  überhaupt 616—617 

§  79.    Ammonios    Sakkas    und     seine    unmittelbaren    Schüler    außer 

Plotinos 618—620 

Antike  Nachrichten ;  Ausgaben  S.  618.  Ammonios  Sakkas 
S.  618—619.  Origenes  der  Heide  und  Origenes  der  Christ 
S.  619.     Herennios  S.  619—620.     Longinos  S.  620. 

§  80.    Plotinos,  Amelios  und  Porphyrios 620—637 

Antike  Nachrichten;  Ausgaben  und  Übersetzungen  S.  622 
bis  624.     Plotinos:   Leben  S.  624-625.     Schriften  S.  625 

b* 


^X  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 
bis  (r27.    Metaphysik  S.  627—633.    Kategorienlehre  S.  633. 
Ästhetik  S.  633.'    Ethik  8.  633-634.      Ekstase  S.  634  bis 
635.  —  Amelios  S.  635.     Porphyrios  S.  635  —  637. 

§  81.     lamblichos  und  die  syrische  Schule .    637  —  644 

Antike  Nachrichten;  Ausgaben  8.  638  —  639.  lamblichos: 
Schriften  S.  639.  Metaphysik  S.  639—641.  Exegetische 
Methode  S.  641—642.  Ethik  S.  642-643.  —  Theodoros 
von  Asine  S.  643.  Sopatros  S.  643—644.  Dexippos 
S.  644. 

^  82.     Die  pergamenische  Schule B 14— 647 

Antike  Nachrichten;  Ausgaben  S.  644—645.  Die  perga- 
menische Schule  im  allgemeinen  S.  645  —  646.  Julian 
S.  646—647.     Sallustios,  Eunapios  S.  647. 

-§  83.     Die  athenische  Schule ü47— 659 

Antike  Nachrichten;  Schriftenverzeichnisse;  Ausgaben 
S.  648—651.  Plutarchos  von  Athen,  Syrianos  S.  651. 
Domninos  S.  652.  Proklos :  Schriften  S.  652,  Metaphysik 
S.  652—655,   Anthropologie  S.  655—656,  Ethik  S.  656*  bis 

657.  —  Marinos,    Isidoros   S.  657       Damaskios  S.  657  bis 

658.  Simplikios  S.  658—659.     Priskianos  S.  659. 

§  84.     Die  alexaudrinische  Schule 659-672 

Antike  Nachrichten;  Schriftenverzeichnisse;  Ausgaben 
S.  661-  662.  Die  alexandrinische  Schule  im  allgemeinen 
S.  662—664.  Hypatia  S  664—665.  Synesios  S.  665. 
Hierokles  von  Aiexandreia  S.  665—667.  Hermeias  von 
Alexandreia  S.  667.  Ammonios  Hermeiu,  Joannes  Philo- 
ponos.  Asklepios,  Olympiodoros,  Elias,  David  S.  667—668. 
Stephanos  von  Alexandreia  S.  668.  —  Anhang :  Alexandros 
von  Lykopolis  S.  669.  Asklepiodotos  von  Alexandreia 
S,  669—670.  Nemesios  S.  670—671.  Joannes  Lydos  S,  671. 
Tij;  XaoiyJ.eiag  ig/iujvevua  ttj?  aäxpQOvo?  ex  q^covijg  ^>t?ujiJTov 
rov  q^i'/.ooöffov  S.  671  —  672. 

§  85.     Die  Neuplatoniker  des  lateinischen  Westens 672— (580 

Antike  Nachrichten;  Ausgaben  S.  672-673.  Cornelius 
Labeo  S.  673-674.  Chalcidius  S.  674—675.  Marius 
Victorinus  S.  675.  Vettius  Agorius  Praetextatus  S.  676. 
Macrobius  S.  676—677.  Favonius  Eulogius,  Martianus 
Capeila  S.  677.     Boethius  S.  678  -  680. 

§  86.     Die    Peripatetiker  im  dritten    Abschnitt    der   hellenistisch-römi- 
schen  Periode   (Peripatetische  Schule  IV.  Teil,    Fortsetzung 

zu  §  71) .    680-684 

Antike  Nachrichten;  Ausgaben  S.  680—681.  Anatolios 
S.  681.    Themistios  S    681—684.    Doros  S.  684. 

§  87.     Die    Kvniker  im  dritten    Abschnitt    der   hellenistisch-römischen 

Periode  (.Kynismus  IV.  Teil,  Fortsetzung  zu  §  69)    .     .     .     .    684—687 
Antike    Nachrichten  S.  684.      Der  Kynismus    dieser   Zeit 
im   allgemeinen   S.  684  -685.      Maximos  von  Alexandreia, 
Heron  von  Alexandreia  S.  686.     Sallustios  S.  686—687. 

Anhang  I:  Tabelle  über  die  Sukzession  der  Scholarchen  in  Athen    .     .    688—691 

Anhang  II:      Apollodors     chronologische    Angaben     über    griechische 

Philosophen 692—696 

Literaturverzeichnis       1* — 231* 

Berichtigungen  und  Nachträge .     •      232'*— 244* 

Kegister 245^^-300* 


Einleitung. 

über 

<ien  Begriff,  die  Methode  und  die  allgemeinen  Quellen  und 

Hilfsmittel  der  Geschichte  der  Philosophie. 

§  1.  Die  Philosophie  ist  erst  spät  zur  Stellung  einer  beson- 
deren Disziphn  mit  eigenartigem  Inhalte  innerhalb  des  Gesamt- 
kreises der  Wissenschaft  gelangt.  Im  Altertum  fanden  zur  Ab- 
grenzung ihres  Gegenstandes  von  dem  der  Fachwissenschaften, 
insbesondere  der  Naturwissenschaften,  nur  Anläufe  statt.  Nach 
allgemeiner  Anschauung  deckte  sich  ihr  Inhalt  mit  dem  des 
mensclilichen  Wissens  ohne  Einschränkung,  soweit  man  über- 
haupt Philosophieren  als  theoretisches  und  nicht  als  praktisches 
Verhalten  betrachtete :  manchen  war  Philosophie  gleichbedeutend 
mit  vernunftgemäL^em  Leben.  Die  Neueren  zeigen,  so  sehr  auch 
über  die  Begriffsbestimmung  der  Philosophie  im  einzelnen  Streit 
herrscht,  doch  im  aUgemeinen  die  Neigung,  die  Philosopliie  von 
den  übrigen  Wissenschaften  durch  das  spezifische  Merkmal  zu 
unterscheiden,  daß  sie  nicht  auf  irgendein  beschränktes  Gebiet 
und  auch  nicht  auf  die  Gesamtheit  aller  Gebiete  nach  deren 
voUem  Umfange,  sondern  auf  das  Wesen,  die  Gesetze  und  den 
Zusanmienhang  alles  Wirklichen,  aUes  Seienden  und  Werdenden, 
so'VN'ie  auf  die  Gesetze  des  Handelns  und  Erkennens  gehe.  Diesem 
gemeinsamen  Grundzuge  in  den  mannigfachsten  neueren  Auf- 
fassungen der  Philosophie  entspricht  die  Definition,  die  von  aUen 
Philosopliierenden  am  ehesten  angenommen  werden  kann:  die 
Philosophie  ist  die  Wissenschaft  der  Prinzipien. 

Die  Worte:  cpi).6ooq.og,  (fü.oootpia,  (püooorfsiv  finden  sich  bei  Homer  und 
Hesiod  noch  nicht.  Der  herrschende  Ausdruck  für  jede  auf  Sachkunde  be- 
ruhende Tüchtigkeit  ist  hier  aorfla.  Dieses  Wort  gebraucht  Homer  (II.  15,  412) 
von  der  Kunst  des  Zimmermanns.  Bei  Hesiod  steht  in  gleichem  Sinne  (Op.  651) : 
vavzdirjg  asoocpiafiEfog.  Spätere  gebrauchen  oocpia  auch  von  der  Tüchtigkeit  in  der 
Tonkunst  und  Dichtung,     Auch   bei  Herodot   heißt  ao(p6;  ein  jeder,   der  sich 

Ueberweg,  Grundriß  I.  1 


9  §  1.    Der  Begriff  der  Philosopliie. 

durch  irgendeine  Kunst  oder  Geschicklichkeit  vor  der  Menge  hervortut.  Die- 
sogenannten  sieben  Weisen  werden  von  ihm  (1,  29  u.  ö.)  als  oocpioTai  bezeichnet;, 
auch  Pythagoras  ist  ihm  (4,  95)  ein  oocpioxi]?.  Das  Wort  (püdoocpog  ist  zuerst  nach- 
weisbar bei  Herakleitos.  fr.  35  D.  (vgl.  dazu  Diels,  der  mit  Recht  unter  Hin- 
weis auf  die  Übereinstimmung  von  Klemens  von  Alexandreia  und  Porphyrios  den 
Ausdruck  für  Heraklit  selbst  in  Anspruch  nimmt),  das  Verbum  (fi/.oaoq:£h'  bei 
Herodot  (1,  30).  Die  Geschichte  dieser  Worte  hat  auszugehen  von  ihrer  populären, 
der  Etymologie  entsprechenden  Bedeutung,  die  sich  freilich  gleich  bei  Heraklit 
in  auffallender  Weise  verengt  findet  (s.  u.  S.  3):  (fi'/.ooocfia  ist  Weisheits-  (Wissens-) 
Liebe,  (fdöoorpog  der  Weisheits-(Wissens-)Freund  im  allgemeinsten  Sinne.  So  sagt 
bei  Herod.  1,  30,  Kroisos  zu  Solon :  ich  habe  gehört,  'daß  du  (pü.oaofpson'  viele 
Länder  um  der  Betrachtung  (decoQirjg  el'vey.ev)  willen  durchwandert  hast.  Ebenso- 
Avenig  wie  Herodot  denkt  Thukydides  2,  40  an  eine  technische  Bedeutung  des- 
Wortes, wenn  er  Perikles  von  sich  und  den  Athenern  sagen  läßt:  rfü.oy.a'/.ov^iEv 
fier"  evTF/.Eiag  y.ul  <fü.ooo(fovuEv  avev  ftcüay.iag.  Auch  hier  ist  (fü.oaocfla  ganz  all- 
gemein das  Streben  nach  geistiger  Bildung.  So  bestätigt  sich  für  diese  Zeit  der 
Ausspruch  des  Cicero:  omnis  rerum  optimarum  cognitio  atque  in  iis  exercitatio 
phUosophia  nominata  est.  Diese  allgemeinere  Bedeutung,  wonach  der  cpdöaofpog 
mit  demjenigen  gleichgesetzt  wird,  der  fi£xei'/.rj(fe  .-laidsiag  diacpÖQov  y.al  nsQixxfjg, 
hat  das  Wort  auch  später  neben  derjenigen,  die  es  als  Terminus  gewann,  noch, 
lange  behalten.  Eine  bemerkenswerte  Ausfühi-ung  hierüber  und  über  die  frühere 
Geschichte  des  Wortes  überhaupt,  insbesondere  sein  Verhältnis  zu  dem  Parallel- 
worte aof/  loxtjg,  bietet  der  im  2.  Jahrh,  nach  Chr.  lebende  Ehetor  Ailios  Aristeides 
(or.  46,  II  p.  407  f.  Dind.).  Seine  Gegner,  so  führt  er  aus,  die  hinter  dem  Ehren- 
namen der  Philosophie  sich  decken,  wüßten  nichts  vom  ursprünglichen  Gebrauche 
des  Wortes.  Herodot  habe  Solon  und  Pythagoras  Sophisten  genannt,  mit  dem- 
selben Xamen  habe  Androtion  (Historiker  um  350  vor  Chr.)  die  sieben  Weisen 
und  Sokrates  belegt.  Dann  habe  wieder  (der  Redner  und  Politiker)  Isokrates  mit 
dem  Worte  „Sophist''  die  Eristiker  und  Dialektiker,  mit  „Philosoph"  sich  selbst 
sowie  überhaupt  die  Redner  und  Politiker  bezeichnet,  und  ebenso  seien  einige 
Zeitgenossen  des  Isokrates  verfahren.  Auf  Piaton  und  Aischines  habe  Lysias  das 
Wort  „Sophist''  angewandt.  „Sophist"  war  eben,  bemerkt  Aristeides,  eine  recht 
weitreichende  Allgemeinbezeichnung,  und  unter  Philosophie  wurde  verstanden  q)iXo- 
xa'/.ia  xig  xal  biaxoißtj  Jtegl  Äöyovg  yal  oi'x  o  vvv  xqönog  ovxog,  d?./.ä  aaiöeia 
y.oirojg,  wie  Demosthenes  und  tausend  andere  Schriftsteller  in  gebundener  und 
ungebundener  Rede  bewiesen.  Auch  bei  Piaton  erkennt  Aristeides  diese  allgemeine 
populäre  Bedeutung  neben  der  speziellen  technischen:  xovg  xe  yäg  (pdoy.ä'/.ovg  xai 
(fi/.ofiadeig  i:zieiHci}g  evqoi  xig  av  avxov  Cfi/.oo6(fovg  ovo^iuQovxa  eyyvg  xi  xijg  xcöv 
jI  o '/.'/.  ü)v  y./.ii]aeiog,  y.al  n:d/uv  nov  öiaiQOVfievog  xovxovg  lÖin  ^iQoascgfjue  (pi/.oa6(povg 
xovg  ziSQi  xag  iöeag  nQuy/iiaxevofievovg  xal  xcöv  oco/näxcov  vjteQOQwvxag. 

Altester  Vertreter  einer  engeren  Wortbedeutung,  nach  der  (pi?.6oo(pog  den 
nach  der  Xatur  der  Dinge  Forschenden  bezeichnet,  wäre,  wenn  wir  einer  auf  den 
Piatonschüler  Herakleides  Pontikos  zurückgehenden,  von  zahlreichen  Autoren  (Diog. 
Laert.  prooem.  12;  Cic.  Tusc.  5,  3,  9;  dem  Diadochenschreiber  Sosikrates  bei  Diog^ 
Laert.  8,  8 ;  lambl.  vit.  Pyth.  12 ,  58  f.)  berücksichtigten  Erzählung  glauben 
dürften,  Pythagoras,  dem  auch  die  Bildung  des  Wortes  zuzuschreiben  wäre  (vgl. 
auch  Aetios  1,  3,  8  [Diels  Vorsokr.  45  B  15,  I»  p.  349,  20],  Herm.  in  Plat.  Phaedr. 
p.  204,  12  f.).  Nach  dieser  Tradition  hätte  Pythagoras  im  Gespräch  mit  dem 
ßikyonischen  oder  phliasischen  Tyrannen  Leon  das  Leben  mit  einem  Feste  ver- 
glichen, zu  dem  die  einen  kommen,  um  durch  Handelsgeschäfte  mit  den  Fest- 
besuchern Geldgewinn  zu  erzielen,  andere,  um  ihre  Künste  zu  zeigen,    eine  dritte 


§  1.    Der  Begriff  der  Philosophie.  3 

Kategorie  —  den  Philosophen  entsprechend  —  um  zu  schauen.  Bei  dieser  philo- 
sophischen Schau  hätte  Pythagoras  an  die  Betrachtung  des  Himmels  und  der 
Stempelt  und  der  damit  verbundenen  Probleme  gedacht  (lamblich  a.  a.  ü. : 
Ha/.^v  fiiv  ovv  eivai  Tt]v  zov  cvunavTOS  ovQavov  diav  y.al  xojv  iv  avzcö  (fooovfiercov 
uGiegcov  ei' rig  xadoQför]  Tt]v  xä^iv  ht/..  Cicero  a,  a.  O. :  raros  esse  quosdam,  qui 
ceteris  omnibus  pro  nihilo  habitis  rerum  naturam  studiose  intuerentur;  hos  se 
appellare  sapientiae  studiosos,  id  est  enim  philosophos).  Die  Xeuschöpfung  des 
Wortes  cfüöooffog  zur  Bezeichnung  dieser  Menschenkategorie  an  Stelle  des  bis 
dahin  üblichen  oor^og  wäre  von  Pythagoras  damit  begründet  Avorden,  daß  nur  Gott, 
aber  kein  Mensch,  weise  sei. 

Daß  diese  Erzählung  historische  Wahrheit  habe,  ist  sehr  unwahrscheinlich; 
ohne  Zweifel  ist  sie  nur  eine  von  Herakleides  ausgegangene  Übertragung  eines 
Bokratisch-platonischen  Gedankens  (s.  unten)  auf  Pythagoras,  Zu  dem  ungebrochenen 
Vertrauen  des  Pythagoreismus  auf  die  Kraft  wissenschaftlicher  Forschung  stimmt 
nicht  wohl  die  sokratische  Bescheidenheit  des  Verzichts  auf  die  Weisheit,  noch 
auch  zu  der  ungetrennten  Einheit  seiner  theoretischen  und  praktischen  Tendenz 
die  platonisch -aristotelische  Bevorzugung  der  reinen  Theorie  vor  jeder  Praxis. 
Auch  der  später  ungemein  beliebte  Vergleich  des  Lebens  mit  einem  Feste  stünde 
in  der  Zeit  des  Pythagoras,  wie  es  scheint,  vereinzelt.  Ferner  ist  bemerkenswert, 
daß  der  Pythagoreer  Philolaos  zur  Bezeichnung  der  astronomisch-philosophischen 
Erkenntnis  der  Ordnung,  die  im  Weltall  herrscht,  nicht  das  AVort  (pdooocpia, 
sondern  ootfia  brauchte  (Aet,  2,  7,  7,  Diels  Vorsokr.  32  A  16;  vgl.  Boeckh,  Philolaos, 
S.  95  und  102  f.). 

Mit  einiger  Sicherheit  ist  eine  engere  Wortbedeutung  bei  Heraklit,  unserem 
ältesten  Zeugen  für  das  Wort  (fü.öoocfog  (s.  o.  S.  2),  nachweisbar.  In  Fragm.  35  heißt 
es:  xoh  7^Q  ^^'  /'ö/.a  7io'/.'/.ü)v  lorogag  <fi'/.ooö(fovg  ävdoag  sivai  aad'  'Hoäy.'/.sirov.  Die 
bloße  Weisheitsliebe  im  allgemeinsten  Sinne  erfordert  noch  nicht,  daß  man  vieler 
Dinge  kundig  sei.  Daraus  folgt,  daß  unter  Philosophen  hier  mehr  oder  minder 
berufsmäßige  Vertreter  der  Wissenspflege  oder  Vertreter  einer  Wissenschaft  ver- 
standen sein  müssen,  die  ihrerseits  fachliche  Einzelstudien  zux  Voraussetzung 
hat,  wie  Xaturphilosophie  Studien  in  den  naturwissenschaftlichen  Fachdis- 
ziplinen erfordert.  Möglich  auch,  daß  Heraklit  mit  dem  Ausdruck  die 
Männer  bezeichnen  wollte,  die  das  mit  der  Gottheit  und  dem  ).6yog  identische 
Weise  lieben;  denn  zur  Erkenntnis  des  ).6yog  gelangt  nach  Heraklit  nur  der 
Gereifte,  der  jegliches  nach  seiner  Xatur  zu  zerlegen  weiß  (vgl.  Diels,  Herakl."^ 
S.  X).  Auf  festeren  Boden  gelangen  wir  in  der  Sophistik  imd  Sokratik. 
Hier  begegnet  uns  das  Wort  Philosophie  zunächst  in  der  Bedeutung  einer 
systematisch  geübten  theoretischen  Betätigung.  Der  Sophist  Prodikos  stellte 
nach  Plat.  Euthyd.  305  c  (Diels  Vorsokr.  77  B  6j  den  (fü.öooq^og  avrjo  dem 
:to)uxi>'.6g  gegenüber  und  Piaton  läßt  ebenda  Sokrates  den  prodikeischen  Ausdruck 
fteOÖQia  (fi/.oo6(fov  zs  drdoog  y.al  ao'/.iziy.ov  auf  eine  bestimmte  Persönlichkeit  an- 
wenden. Plat.  Euthyd.  307  a,  Gorg.  485a  erscheint  (pdooocpia  als  Sache  des  Jugend- 
imterrichtes.  Ahnlich  Plat.  Menex.  234  a,  wo  jtaiSevotg  und  (fi/.ooo(fia  verbunden 
werden  und  die  Vorstufe  zu  höherer,  politischer  Tätigkeit  bilden.  Wie  wenig 
dabei  „Philosophie"  auf  ein  begrenztes  Gebiet  beschränkt  ist,  zeigt  Plat.  Theaet. 
143  d:  et  ziveg  avzödi  Tiegl  yemuezotav  yj  ziva  ä/.'/.rjV  (f  i/.oooq lav  eiol  zcöv  vioiv  e.Tt- 
ILi£/.eiav  noiovuevoc  (vgl.  auch  Tim.  88c  /uovoiy^  y.al  jidot]  (fi/.ooo<fiq}.  Was  bei 
Xenoph.  memor.  4,  2,  23  Euthydem  als  seine  (fü.ooocfia  bezeichnet,  ist  nach  4,  2,  1 
die  im  Jugend  unterrichte  herkömmliche  Beschäftigung  mit  Dichtern  und  Sophisten, 
und  in  ähnlicher  Weise  ist  in  Xenophons  Symposion  1,  5  (füooo(fia  eine  Bildung, 
die  Kallias  von  den  Sophisten  Protagoras,   Gorgias,  Prodikos  u.  a.  für  Geld  ein- 

1* 


4  §  1.     Der  Begriff  der  Philosophie. 

zuhandehi  sucht,  während  sie  Sokrates  sich  selbst  erarbeitet.  Auch  hier  werden 
die  in  diesem  Sinne  Gebildeten  den  Männern  des  praktischen  Lebens  wie  Strategen 
und  Hipparchen  gegenübergestellt  (1 ,  4).  (Vgl.  auch  Aristot.  Pol.  1,  7, 
1255  b  37.)  Auch  dieser  Gebrauch  von  qdoao<pia  im  Sinne  von  wissen- 
schaftlicher Beschäftigung  überhaupt  hat  sich  durch  die  Jahrhunderte  hin- 
durch erhalten.  Der  Mathematiker  Theon  heißt  bei  Suidas  (pd6aoq?og.  von 
dessen  Tochter  Hypatia  sagt  der  gleiche  Autor  (nach  Damasc.  vit.  Isid.): 
ov>{  rjQXEO'drj  xoig  dia  tmv  fia&r]uär(ov  Tzaidev/uaaiv  vtio  reo  nazQi,  aXXa  xal  qnXo- 
aocpiag  rjyjaro  xfjg  aXXijg  ovx  ayevvwg^  Andererseits  zeigt  sich  auch  schon  im 
Kreise  der  Sophisten  und  Sokratiker  der  Übergang  zu  der  später  geläufigen  tech- 
nischen Verwendung  von  qdoooqüa  und  fpiX6oo(po?.  Gorg.  Helen.  13  (Diels 
Vorsokr.  76 B  11,  13,  II»  S.  253,  4  ff.)  führt  als  Beweis  für  die  Macht  der  nei^d) 
neben  den  Reden  der  fisrecoooX.oyoi  und  den  Redekämpfen  der  politischen  Be- 
redsamkeit auch  an  (pdoaöqcor  X.öywr  ä/iiüJ.ag,  fv  alg  beiy.vviai  xal  yvo'jfit^g  rd/og 
(bg  evuEzdßoXov  noiovv  rijv  xfjg  do^tjg  niaxiv.  Dabei  ist  aber  bemerkenswert,  daß 
hier  die  Philosophen  von  den  (isxscoQoXöyoi  geschieden  und  ihr  Gebiet  auf  die  im 
sophistischen  Unterrichte  stark  betonte  Eristik  beschränkt  wird,  die  auch  im  plato- 
nischen Euthydem  (304  e  f.)  als  Probe  philosophischer  naidsia  eine  Rolle  spielt. 
Näher  führt  an  den  üblichen  technischen  Gebrauch  durch  Einschluß  der  Natur- 
forschung Plat.  apol.  23  d.  Die  Vorwürfe,  die  gegen  alle  (piXoootpovvxeg  erhoben 
zu  werden  pflegen,  sind  nach  dieser  Stelle,  daß  sie  rä  /ierecoga  xal  xä  vjio  yfjg 
erforschen,  keine  Götter  anerkennen  und  (durch  rabulistische  Redekunst)  der 
schlechteren  Sache  zum  Siege  verhelfen.  Bei  Xenoph.  mera.  1,  2,  19  sind  oi 
q>daxopxsg  (pdoaoqsTv  Vertreter  einer  psychologisch-ethischen  These. 

Neben  dieser  Entwicklung  des  Wortgebrauches  geht  eine  andere  einher,  bei 
welcher  dem  ersten  Bestandteil  der  Ausdrücke  ff  iXöoorpog,  cpiXoooq  ia,  (ptXoooq'slv 
sein  volles  Gewicht  erhalten  bleibt,  Philosophie  also  Weisheitst streben  bedeutet. 
In  diesem  Sinne  bewundert  der  jilatonische  Sokrates  Protag.  335  d  die  (pd.oaorfla 
des  Kallias,  der  dem  Disput  zwischen  Sokrates  und  Protagoras  das  größte  Inter- 
esse entgegenbringt  (vgl.  auch  Rep.  2  p.  37Gb,  9  p.  581b,  5  p.  475  b).  Eine 
solche  q)iXoao(pia  kann  zur  ooqüa,  der  <p iXöaocpog  zum  oo(p6g  in  Gegensatz  gerückt 
werden,  wie  es  die  oben  berührte  Anekdote  für  Pythagoras  in  Anspruch  nimmt, 
tatsächlich  aber  wahrscheinlich  von  Sokrates,  jedenfalls  von  Piaton  geschehen  ist. 
Nach  Plat.  apol.  21a  hat  das  delphische  Orakel  erklärt,  niemand  sei  norpdnenog 
als  Sokrates.  Im  Verkehr  mit  Menschen  aller  Art  prüft  Sokrates  dieses 
Orakel  auf  seine  "Wahrheit  und  erkennt  es  schließlich  als  insofern  gerecht- 
fertigt, als  er  im  Unterschiede  von  den  anderen  wisse,  daß  er  keine  aocpia 
besitze,  die  tatsächlich  nur  der  Gottheit  zukomme  (23  a  f.).  Dadurch  erhält 
es  seine  besondere  Beleuchtung,  wenn  Sokrates  die  ihm  zuteil  gewordene  Mission 
28 e  mit  den  Worten  bezeichnet:  (piXoaotpovvxd  fis  dsTv  !^fjv  xal  i^sxä^orxa  e^iavxov 
xal  xovg  a/j.ovg.  In  gleichem  Sinne  läßt  Plat.  Phaedr.  278  d  Sokrates  sagen :  T6 
(.lEV  aocföv  .  .  .  xaXeTr  e'/toiys  /.leya  Eirai  ÖoxsT  xal  dso)  i^iövco  Jigeirsiv  x6  8e  t)  (piXöoo- 
<por  rj  xoiovxöv  xt  /.läXXöv  xe  är  avxco  ägfiöxrot  xal  ijuiiie/.saxgQcog  t'/oi  Im  Symposion 
wird  dieser  Gegensatz  mit  der  Eroslehre  verflochten  und  so  zu  zentralen  Teilen 
des  platonischen  Systems  in  engste  Beziehung  gesetzt.  Der  Eros  steht  zwischen 
Besitz  und  Nichtbesitz  des  Schönen  in  der  Mitte.  Dementsprechend  „philosophiert" 
weder  wer  schon  aoq)6g  ist,  noch  auch  sein  Gegensatz,  der  dfiadi'ig.  sondern  wer 
zwischen  beiden  in  der  Mitte  steht  (Sympos.  203 e  f.;  vgl.  auch  Lysis  218a).  Die 
aoq>la,  die  das  Ziel  dieser  qnXoooqüa  bildet,  ist  identisch  mit  der  Inioxfmri  (Theaet. 
p.  145e;  vgl.  auch  Euthyd.  p.  288 d:  »/  hk  ys  (pd.oaorpia  xxi]aig  EJiiaxf'jfirjg).  Diese 
geht  auf  die  Ideen  als  auf  das,  was  wahrhaft  ist,   die  Meinung  oder  Vorstellung 


§  ].     Der  Begriff  der  Philosophie.  5 

(dö^a)  dagegen  auf  das  Sinnliche  als  auf  das,  was  dem  Werden  und  dem  Wechsel 
unterworfen  ist  (Rep.  5  p.  477  a).  Demgemäß  definiert  Piaton  (Rep.  5  p.  480a):  lovg 
uvxö  (iga  k'xaoxov  i6  uv  doTraCoftivorg  <fi/.oo6(fovg  y.h^reov,  oder  (ibid.  6  p.  484  b): 
ffi}.6ao(foi  Ol  Tov  del  xaxä  ravrä  loaavzcog  K/ovzog  Svrd/Aeroi  iffäjtTso&ai.  Terminus 
für  den  Vertreter  einer  bestimmten  wissenschaftlichen  Disziplin  ist  das  Wort 
<ftX6oo<pog  eigentlich  auch  hier  nicht.  'Pdoaocpoi  sind  vielmehr  die  Anhänger  der 
wahren  Wissenschaft  überhaupt;  ihnen  stehen  gegenüber  die  'fdöSo^oi  und  if 
jio'/.'/.oTg  xai  mlvzcog  lo/ovoc  ji?.ava)/iievoi.  Immerhin  läßt  sich  aus  solchen  Stellen 
verstehen,  wie  sich  die  spätere  Begriffsbestimmung  der  Philosophie  als  Metaphysik 
und  Prinzipienlehre  ausbilden  konnte. 

Einen  Fortschritt  auf  dem  Wege  zur  späteren  Umgrenzung  der  Philosophie 
zeigt  Aristoteles  mit  der  Ansetzung  einer  :jQa>rr]  cpiÄoaorft'a.  Die  (füooocpia  im 
weiteren  Sinne  (Metaph.  5,  1,  1026 a  18  u.  ö.),  wofür  selten  (Metaph.  3,  3,  1005b  1: 
eoTt  ds  ao(pia  xig  xal  fj  (fvoix)),  d/./f  ov  nocoxr],  vgl.  Metaph.  10,  4,  1061b  32)  ooffia 
vorkommt,  ist  die  Wissenschaft  überhaupt,  wozu  auch  die  Mathematik  und  Physik, 
die  Ethik  und  die  Poetik  gehören;  die  ^iQwxrj  (pdoao(pia  aber  (Metaph.  5,  1, 
1026  a  24  und  30;  10,  4,  1061b  19),  die  Aristoteles  auch  oocpia  (Ethic.  Nicom.  6,  7, 
1141a  16  ff.;  Metaph.  1,  1,  981b28;  1,  2,  982a  6)  nennt,  und  die  er  vorzugsweise 
als  die  Wissenschaft  des  Philosophen  {>;  xov  (pdoaöqov  sjiioxrjfxt],  Metaph.  3,  3, 
1005  a  21,  vgl.  (pdoaofpia  Metaph.  10,  4,  1061b  25)  bezeichnet,  ist  ihm  diejenige 
Doktrin,  die  wir  heute  Metaphysik  zu  nennen  pflegen,  nämlich  die  Wissen- 
schaft, welche  auf  das  Seiende  als  solches  {x6  ov  fj  ov,  Metaph.  5,  1,  1026a  31; 
vgl.  10,  3,  1060b 31;  10,  4,  1061b 26),  nicht  auf  irgendein  einzelnes  Gebiet  allein 
gerichtet  ist,  also  die  ersten  Gründe  oder  die  Prinzipien  (insbesondere  die  Materie, 
die  Form,  die  wirkende  Ursache  und  den  Zweck)  von  allem  Existierenden  be- 
trachtet. Metaph.  1,  2,  982b  9:  8el  yuQ  xavxrjv  (xijv  ejxiazrjjxrjv)  xcjv  :jqojzojv  dg/cöv 
xal  alziöJv  eivai  {fscoQr]ziHi]v.  Im  Gegensatz  zu  deTJZQcozrj  (pdoaocpia  heißen  Äletaph.  3, 
1,  1003a  25  die  Spezialdoktrinen  ijziazyjtiai  iv  ^egei  ?.sy6/:ievai.  Den  Plural  (pd.oao(fiai 
gebraucht  Aristoteles  teils  in  dem  Sinne:  philosophische  Doktrinen  (Metaph.  5,  1, 
1026a  18,  wo  die  i.iaßt]^axixr],  rfvoix})  und  deoloyixr]  als  die  drei  <fd.oao(fiai  ßem- 
Qtjxixai  bezeichnet  werden,  vgl.  Ethic.  Xicomach.  1,  4,  1096b  31,  wo  von  der 
Ethik  eine  andere  philosophische  Doktrin,  ällrj  (pd.ooorfia,  unterschieden  Avird,  die 
nach  dem  Zusammenhange  der  Stelle  die  Metaphysik  sein  muß),  teils  in  dem 
Sinne :  philosophische  Richtungen  oder  Systeme ,  Weisen  des  Philosophierens 
(Metaph.  1,  6,  987a  29;  [Xträ  8'e  xdi  eiQrj/nivag  cfdooocpiag  fj  UXdxoivog  e:zsysrsxo 
Jigayf^axeia). 

Bei  den  Stoikern  tritt  in  der  Begriffsbestimmung  der  Philosophie  bald  eine 
theoretische,  bald  eine  praktische  Seite  mehr  hervor,  über  deren  Zusammenhang 
Bonhöffer,  Epictet  u.  d.  Stoa  Iff.  zu  vergleichen  ist.  Sie  definieren  (Aet.  1  prooem.2, 
vgl.  Galen  hist.  phil.  5  [Diels,  Doxogr.  273.  602;  v.  Arnim,  Stoic.  vet.  fragm.  II 
No.  35.  36J),  die  Weisheit  {aorfia)  als  die  Wissenschaft  der  göttlichen  und  mensch- 
lichen Dinge,  die  Philosophie  {(pi'/.ooocfia)  aber  als  äoxrjoig  ijxirtjSeiov  reyrtjg  und 
setzen  diese  iTzat'jdsiog  xi/itj  der  oofft'a  (=  xaxd'/.tjrpig  ßeimv  xe  xal  drdgojn-ivcov 
jzQayudxco%-)  gleich  oder  verstehen  darunter  die  dgex/j,  wobei  sie  dann  wieder  der 
üblichen  Einteilung  der  Philosophie  entsprechend  eine  physische,  ethische  und 
logische  doExfj  unterscheiden  (vgl.  auch  Cic.  de  fin.  3,  21,  72).  Einfacher  ist  die 
Definition  bei  Sext.  Emp.  math.  9,  13  xijv  cpdooocfiav  (faolv  E7xixt'j8evair  slvai 
oofpiag,  xrjv  de  coq^iav  i:zioztj/urjv  üeUov  xe  xal  dvßQCOJzivojv  crgay/^dzcov;  Senec.  Epist. 
89,  4:  philosophia  sapientiae  amor  est  et  affectatio  (ähnlich  schon  Piaton,  Politeia 
475b:  ovxovv  xal  xov  (fÜMOoqov  aoffi'ag  qr'joofiev  i:jidi\utjxijv  ehat ;)  .  .  .  sapientiam 


6  §  1.     Der  Begriff  der  Philosophie. 

quidani  ita  finierunt,  ut  dicerent  divinorum  et  humanorum  scientiani.  Anders 
Seneka  ebenda  5:  alii  Studium  illam  virtutis  (s.  o.)  esse  dixerunt,  alii  Studium 
corrigendae  mentis,  a  quibusdam  dicta  est  adpetitio  rectae  rationis  (vgl.  papyr. 
HercT  1020  [Stoie.  vet.  fragra.  ed.  Arnim  II  zu  S.  15,  12,  vgl.  S.  41,  28;  ähn- 
lich wie  bei  Seneka  steht  hier  die  allgemeinere  Auffassung  der  speziell  theoretischen 
ge^'enüber:  (/H?.oao(fia,  ehs  ijiiTt'jd.  ).6y.  6od6T}]T.  eli'  eniozi)u7f\  ennr^^evaiv  löyov 
ogdÖTtjTog;  ebenso  Stoic.  vet.  fragm.  III  No.  293;  die  Definition  ist  chrysippisch 
nach  Alex.  Peius,  bei  Migne  Patrol.  Gr.  78,  1637.  Zunutze  gemacht  hat  sie  sich 
der  Verfasser  des  gefälschten  Musoniosbriefes  S.  141,  2  f.  Hense).  Ebenda  8 :  philo- 
sophia  Studium  virtutis  est,  sed  per  ipsara  virtutem.  Im  Anschluß  an  diese 
stoisch-praktische  Auffassung  bezeichnet  auch  Cicero  de.fin.  3,  2,  4  die  Philosophie 
als  ars  vitae.  Auch  in  diesen  Definitionen  fehlt  die  Grenze,  welche  bei  Aristo- 
teles die  „erste  Philosophie''  von  den  übrigen  Doktrinen  scheidet,  die  Philosophie 
umfaßt  vielmehr  die  Gesamtheit  der  wissenschaftlichen  Erkenntnis  nebst  ihrer 
Beziehung  zum  sittlichen  Leben. 

Epikur  erklärt  die  Philosophie  für  das  rationelle  Erstreben  der  Glückselig- 
keit. Sext.  Empir.  adv.  math.  11,  169:  ^Eniy.ovQog  sÄsys  rijv  (pü.ooocinar  ir^gysiav 
elvai  Xöyoig  xai  SialoyiafioTg  rov  svöaUiova  ßiov  negiTioiovoav. 

Die  Einleitungen  in  die  Philosophie,  wie  sie  im  5.  und  6.  Jahrh.  nach  Chr.  in 
Alexandreia  exegetischen  Vorlesungen  voran  geschickt  wurden,  stellen  sechs  z  umTeil 
sehr  verschiedenartige  Definitionen  der  Philosophie  nebeneinander 
(Ammon.  in  Porph.  Isag.  [Comm.  in  Aristot.  Graeca  IV,  3]  p.  1  ff.,  David  Prol.  [Comm. 
in  Arist.  Gr.  XVIII,  2]  p.  20,  25  ff.,  Elias  [Comm.  in  Arist.  Gr.  XVIII,  1]  p.  7, 
26  ff.;  vgl.  auch  Julian  or.  ü  p.  237,  2  ff.  Hertl.);  die  Philosophie  ist  danach 
1.  yvwoig  rcöv  övTmr  f/  orra  earl  (der  jiocori]  rpd.  des  Aristot.  sich  nähernd) ;  2.  yvöyaig 
■&SIIOV  re  y.al  a.v&QO>:iiroiv  :roayitäT(or ;  3.  fisXht]  darärov;  4.  6/ioioiatg  {^eoi  y.axa  x6 
övvazov  ardociiTico;  5.  rsyvr)  zsyröjv  xal  sjiiaTrjfit]  e;TiaTt]ficöv;  6.  (pcXia  aocpiag.  Die 
beiden  ersten  Definitionen  sind  vom  Gegenstande  der  Philosophie  (ouio  rov  vno- 
y.etfisvov)  hergeleitet,  die  beiden  folgenden  von  ihrem  Ziel  fix  rov  xiXovg),  die  fünfte 
von  ihrer  Überlegenheit  (ey.  rijg  v.-tsqo/jj;),  die  sechste  aus  der  Etymologie.  Die 
beiden  ersten  und  die  letzte  werden  auf  Pythagoras  zurückgeführt,  sind  aber  selbst- 
verständlich viel  jünger  (zur  zweiten  vgl.  das  oben  zur  Stoa  Bemerkte),  die  dritte 
und  die  vierte  auf  Piaton  (Phaedo  p.  64  A,  Theaet.  p.  176  A;  die  erstere  Stelle  hat 
schon  der  Platoniker  des  2.  Jahrh.  nach  Chr.  Albinos  im  Auge,  wenn  er  Isag.  1, 
p.  152  Herm.  die  Philosophie  definiert  als  ?.vaig  y.al  Tisoiaycoyi]  ipvyf]g  ä;rö  acofiaTog; 
die  TheaetetsteUe  ist  zur  Bestimmung  des  rilog  vom  ersten  Jahrhundert  vor  Chr. 
an  unzählige  Male  verwertet  worden ;  vgl.  Gott.  gel.  Anz.  1906  S.  904),  die  fünfte 
auf  Aristoteles.  Diese  Definitionen  haben  sich  ins  Mittelalter  hinein  fortgepflanzt. 
Zur  Definition  re/v)]  Tsyrcör  y.al  i.-riazi^fa]  i.-TioTij/iicör,  die  auf  die  Seelsorgekunst 
des  christlichen  Priesters  übertragen  wurde,  vgl.  C.  Weyman,  Festg.  z.  70.  Ge- 
burtst.  V.  Georg  Frh.  v.  Hertling,  Freib.  i.  B.  1913,  S.  371  ff.  Die  angeführte 
Zusammenstellung  dieser  Begriffsbestimmungen  bei  den  Exegeten  des  5.  und  6. 
Jahrh.  zeigt  nun,  wie  weit  man  von  einer  prinzipiellen  Abgrenzung  der  Philosophie 
von  den  Einzelwissenschaften  auch  in  diesem  späteren  Stadium  der  griechischen 
Philosophiegeschichte  entfernt  war,  so  sehr  auch  einzelne  Stellen,  wie  z.  B.  David 
Prol.  21,  12  ff.  (yal  yäg  rj  <pi?.ooo(pia  fit'jifjg  tcbv  reyvütv  y.al  iTTiaztjiimr  koriv  i^ 
avrtig  yäg  rag  dgyäg  xal  ai  rsyrai  xal  al  sjrioTTjfiai  ).a;ißärovaiv)  an  die 
moderne  Begriffsbestimmung  erinnern,  an  die  auch  aus  der  vorangehenden  Zeit 
Philons  Bemerkung  anklingt  (de  congr.  erud.  grat.  26,  146  p.  102,  15  W.)  ov8e 
Tovrö  Tig  ayvoeT  an  tjdoaig  raTg  xaxa.  fisoog  (den  fachwissenschaftlichen  Disziplinen) 


§  1.    Der  Begriff  der  Philosophie.  7 

zag  dgxag  y.al  rä  a:TEOi(aTa,  i^  o)v  diaß?.aaTsTv  £Öo$s  rä  &scoo7'juaTa,  fpiXoaofpia 
Sedcoorjxai.  Vgl.  auch  Dav.  proleg.  philos.  p.  40,  13  ff.  Aus  der  Sphäre  des 
Neuplatonisraus  sei  noch  der  Satz  des  Ammonios  (in  Porphyr.  Isag.  p.  2,  12  ff.) 
angeführt:  laxiov  ovv  oxi  ai  fikv  aXlai  ijiioiijfiai  xai  zsyvai  negi  nva  /^sQixä  xaxa- 
yivovxai,  otov  jy  xExxoviy.t]  jisgl  fiova  xä  ^vXa,  ^  doxoovof^iia  jxeoi  fiöva  xä  ovQavia, 
^lövrj  8e  ■))  (p  ikooocp  ia  tieqI  jzdvxa  xä  ovxa  y.axayivexai  (ganz  im  Einklang 
mit  modernen  Begriffsbestimmungen,  vgl.  z.  B.  Zeller,  Philos.  d.  Gr.  I  1^  S.  6). 

Da  spätere  Bestimmungen  des  Begriffs  der  Philosophie  bis  auf  die  neuere 
Zeit  hin  sich  immer  wieder  an  die  angeführten  angelehnt  haben  und  deshalb  hier 
übergangen  werden  dürfen,  so  ist  zunächst  die  in  der  Leibniz-Wolffschen  Schule 
geltende  Definition  zu  erwähnen.  Christian  Wolff  stellt  (Philos.  rationalis, 
disc.  praelim.  §  6)  folgende  Erklärung  als  eine  von  ihm  selbst  gefundene  auf: 
(cognitio  philosophica  est)  cognitio  rationis  eorum,  quae  sunt  vel  fiunt,  unde 
Intelligatur,  cur  sint  vel  fiant,  und  (ebend,  §  29):  philosophia  est  scientia 
possibiliura,  quatenus  esse  possunt.  Offenbar  ist  diese  Definition  der  platonischen 
und  aristotelischen  verwandt,  sofern  sie  auf  den  vernunftgemäßen  Grund  (ratio) 
und  auf  die  Ursachen,  durch  welche  die  Objekte  und  Vorgänge  möglich  werden, 
die  Philosophie  bezieht;  sie  enthält  nicht  die  Einschränkung  auf  die  primitiven 
Ursachen,  so  daß  Wolffs  Begriff  der  Philosophie  der  weitere  ist,  worin  aber 
-wiederum  (wie  bei  Piaton  und  Aristoteles,  sofern  diese  q:ü.oaorfia  im  weiteren 
Sinne  als  mit  snioxyiu]  gleichbedeutend  gebrauchen)  die  Abgrenzung  gegen  die 
positiven  Wissenschaften,  insbesondere  gegen  die  mathematischen,  fehlt.  In  dieser 
letzteren  Beziehung  sucht  Kant  eine  schärfere  Bestimmung  zu  gewinnen. 

Kant  teilt  (Krit.  der  reinen  Vern.,  Methodenl.,  3.  Hauptst.)  die  Erkenntnis 
überhaupt  ihrer  Form  nach  ein  in  die  historische  (cognitio  ex  datis)  und  die 
rationale  (cognitio  ex  principiis),  und  die  letzte  wiederum  in  die  mathematische 
(Vemunfterkenntnis  aus  der  Konstruktion  von  Begriffen)  und  die  philosophische 
•(Vernunfterkenntnis  aus  Begriffen  als  solchen).  Die  Philosophie  nach  ihrem 
Schulbegriff  ist  ihm  das  System  aller  philosophischen  Erkenntnisse,  nach 
ihrem  Weltbegriff  aber  die  Wissenschaft  von  der  Beziehung  aller  Erkenntnis 
auf  die  wesentlichen  Zwecke  der  menschlichen  Vernunft  (teleologia  rationis 
humanae). 

Her  hart  definiert  (Einl.  in  d.  PhUos.  §  4  f.)  die  Philosophie  als  Bearbeitung 
•der  Begriffe.  Diese  Bearbeitung  ist  teils  Verdeutlichung,  teils  Berichtigung, 
teils  Ergänzung  durch  Wertbestimmungen  ;  die  Hauptzweige  der  Philosophie  sind 
demnach  Logik,  Metaphysik  und  Ästhetik.  Die  Ästhetik  im  Herbartschen  Sinne 
umfaßt  teils  die  Ethik,  die  nach  Herbart  auf  Geschmacksurteilen  über  Willens- 
verhältnisse beruht,  teils  die  Ästhetik  in  dem  engeren  Sinne,  wie  das  Wort  sonst 
üblich  ist,  die  nach  ihm  auf  Urteilen  des  Gefallens  oder  Mißfallens  über  andere 
Verhältnisse  beruht. 

NTach  Hegels,  formell  durch  Fichte  und  materiell  durch  Schelling  an- 
gebahnter Lehre  (Enzykl.  §  14)  ist  die  Philosophie  die  Wissenschaft  des  Absoluten 
in  der  Form  dialektischer  Entwicklung  oder  die  Wissenschaft  der  sich  selbst  be- 
greifenden Vernunft. 

Viel  zu  weit  ist  die  Definition  Paulsens,  der  die  Philosophie  faßt  als 
Inbegriff  aller  wissenschaftlichen  Erkenntnis,  bestimmter  die  Wundts,  nach  dem 
sie  ist  „die  allgemeine  Wissenschaft,  welche  die  durch  die  Einzelwissenschaften 
vermittelten  Erkenntnisse   zu  einem  widerspruchslosen  System  zu  vereinigen  und 


8  §  2.     Der  Begriff  der  Geschichte. 

die  von  der  Wissenschaft   benutzten  allgemeinen  Methoden  und  Voraussetzungen» 
des  Erkennens  auf  ihre  Prinzipien  zurückzuführen  hat". 

Definitionen,  welche  die  Philosophie  auf  ein  bestimmtes  Gebiet  einschränken, 
wie  namentlich  die  in  neuer  Zeit  öfters  aufgestellte  Erklärung,  die  Philosophie 
sei  die  Wissenschaft  des  Geistes,  entsprechen  mindestens  nicht  dem  universellen 
Charakter  der  bisherigen  großen  Systeme  der  Philosophie.  Ebensowenig  würde 
sich  zur  Xorm  einer  geschichtlichen  Darstellung  der  Philosophie  eignen  die  auf 
Kant  basierende  Erklärung  Windelbands,  der  unter  Philosophie  versteht:  die 
kritische  Wissenschaft  von  den  allgemein  gültigen  Werten,  die  sie  nicht  als  Tat- 
sachen, sondern  als  Normen  behandelt. 

Über  andere  Definitionen  neuerer  Philosophen  s.  d.  Literatur  zu 
diesem  Paragraphen. 

Die  oben  aufgestellte  Definition  der  Philosophie  wird  auch  den  zu  ein- 
seitigen Fassungen  wenigstens  gerecht  und  kann  sogar  auf  solche  Eichtungen, 
welche  die  Prinzipien  für  nicht  erkennbar  erklären,  insofern  Anwendung  finden, 
als  dieselben  eben  diese  Unerkennbarkeit  zu  beweisen  suchen,  da  die  Untersuchung 
über  die  Erkennbarkeit  der  Prinzipien  gerade  der  Wissenschaft  von  den  Prin- 
zipien selbst  angehört,  und  diese  Wissenschaft  demnach  auch  dann  noch  besteht, 
wenn  sie  sich  auf  den  Versuch  des  Nachweises  der  Unerkennbarkeit  der  Prinzipien 
reduziert. 

§  2.  Die  Geschichte  im  objektiven  Sinne  ist  der  Ent- 
wickhmgsiDrozeß  der  Natur  und  des  Geistes.  Die  Geschichte  im 
subjektiven  Sinne  ist  die  Erforschung  und  Darstellung  dessen,, 
was  der  Geschichte  im  objektiven  Sinne  angehört. 

Die  griechischen  Worte  larogia  und  larogeTv,  die  mit  eIöevui  wurzelverwandt 
sind,  bezeichnen  nicht  die  Geschichte  im  objektiven  Sinne,  sondern  die  subjektive 
Tätigkeit  des  Erforschens  der  Tatsachen.  Das  deutsche  Wort  geht  auf  das  Ge- 
schehene, hat  also  ursprünglich  die  objektive  Bedeutung.  Die  Entwicklung 
läßt  sich  definieren  als  die  sukzessive  Realisierung  des  Wesens  in  einer  Stufen- 
folge von  Erscheinungen.  Ihre  Form  ist  häufig  das  Auseinandertreten  in  Gegen- 
sätze und  deren  Aufhebung  und  Vermittlung  zu  einer  höheren  Einheit,  was  sich 
z.  B.  in  der  Entwicklungsreihe  von  Sokrates,  den  sogenannten  einseitigen  Sokra- 
tikern,  und  Piaton  deutlich  bekundet.  Doch  muß  man  sich  hüten,  in  Hegelscher 
Manier  den  freien  geschichtlichen  Verlauf  gewaltsam  in  dieses  Schema  zu  pressen. 

Durch  das  Studium  der  Geschichte  erneuert  sich  in  dem  einzelnen  gleichsani 
in  verjüngtem  Maßstabe  das  Gesamtleben  des  Geschlechts.  Der  geistige  Besitz, 
der  jedesmaligen  Gegenwart  ruht  gleich  dem  materielleii  auf  dem  Erwerbe  der 
Vergangenheit;  einen  gewissen  Anteil  an  diesem  Gemeingut  erlangt  ein  jeder  auch 
ohne  das  historische  Bewußtsein,  aber  der  Gewinn  ist  um  so  umfassender  und 
gediegener,  je  mehr  dieses  sieh  erweitert  und  vertieft.  Den  wahrhaften  Fortschritt 
zu  höheren  Stufen  begründet  nur  diejenige  Produktion,  welche  die  aneignende 
Reproduktion  der  vorangegangenen  Arbeit  des  Geistes  zur  Voraussetzung  hat. 

§  3.  Die  Methoden  der  Geschichtsbetrachtung  (von 
Hegel  in  die  naive,  reflektierende  und  spekulative  eingeteilt)  lassen 
sich  nach  dem  Vorwiegen    der  einfachen  Zusammenstellung  des 


§  3.    Die  Methoden.  9 

Stoffes  oder  der  Prüfung  der  Glaubhaftigkeit  der  Überlieferung 
oder  des  Strebens  nach  dem  Verständnis  der  Ursachen  und  der 
Bedeutung  des  Geschehenen  als  die  empirische,  kritische  und 
philosophische  bestimmen.  Die  philosophische  Betrachtung 
schließt  in  sich:  die  Erklärung  des  Zusammenhangs  und  die  Be- 
urteilung des  Wertes  der  geschichtlichen  Erscheinungen.  Auf 
den  kausalen  Zusammenhang  geht  die  genetische  Betrachtung. 
Auch  die  sogenannte  materialistische  Geschichtsauffassung, 
die  namentlich  die  wirtschaftlichen  Verhältnisse  als  Faktoren  der 
geschichthchen  Entwicklung  ins  Auge  faßt,  ist  in  der  Behand- 
lung der  Philosophiegeschichte  zur  Geltung  gekommen. 

Die  Beurteilung  des  Wertes  findet  den  Maßstab  entweder 
unmittelbar  in  dem  Bewußtsein  des  urteilenden  Subjekts,  oder  in 
der  eigenen  Tendenz  des  zu  beurteilenden  Objekts,  oder  endlich 
in  der  Gesamtentwicklung,  welcher  sowohl  das  historische  Objekt, 
als  auch  das  Bewußtsein  des  urteilenden  Subjekts,  jedes  auf  seiner 
Stufe,  angehört;  es  läßt  sich  hiernach  die  materiale,  die  formale 
und  die  geschichtsphilosophische  (spekulative)  Würdigung  unter- 
scheiden. Die  vollendete  Geschichtsdarstellung  beruht  auf  der 
Vereinigung  aller  jener  methodischen  Elemente. 

Die  Geschichtsschreiber  der  Philosophie  im  späteren  Altertum,  wie  auch  die 
frühesten  unter  den  neueren,  befolgen  vorwiegend  die  Methode  der  bloßen  empi- 
rischen Zusammenstellung  des  Materials.  Die  kritische  Sichtung  ist  zu- 
meist in  der  neueren  Zeit  durch  Philologen  und  Philosophen  geübt  worden.  Die 
Einsicht  in  den  Kausalzusammenhang  und  in  den  Wert  der  verschiedenen 
Systeme  wurde  von  Anfang  an  und  schon  vor  den  Versuchen  ausführlicher  Ge- 
samtdarstellung erstrebt  und  für  die  ältesten  Philosophen  bereits  durch  Piaton 
und  Aristoteles  begründet;  ihre  Erweiterung  und  Vertiefung  aber  ist  eine  Aufgabe^ 
zu  deren  Lösung  jedes  Zeitalter  seinen  Beitrag  zu  liefern  versucht  hat  und  auch, 
weiterhin  wird  versuchen  müssen.  Die  subjektive  Würdigung  nach  der  unmittel- 
bar als  Maßstab  angelegten  philosophischen  (und  theologischen)  Doktrin  des 
Historikers  ist  in  der  neueren  Zeit  besonders  durch  Leibnizianer,  wie  Brucker  u.  a., 
Kantianer,  wie  namentlich  Tennemann,  und  Herbartianer,  wie  Strümpell,  Thilo u.  a.^ 
die  formale  Kritik,  welche  die  einzelnen  Sätze  eines  Systems  an  dessen  Prinzip 
und  dieses  Prinzip  selbst  an  seiner  Durchführbarkeit  prüft,  durch  Schleiermacher 
(besonders  in  seiner  „Kritik  der  bisherigen  Sittenlehre")  und  seine  Nachfolger, 
namentlich  durch  Brandis,  weniger  durch  Eitter,  der  mehr  auch  materiale  Kritik 
übt,  die  spekulative  Betrachtung  endlich  durch  Hegel  in  seiner  Geschichte  der 
Philosophie  und  Philosophie  der  Geschichte  und  durch  seine  Schule  geübt  worden. 

Die  öfters  verhandelte  Frage,  ob  die  Geschichte  der  Philosophie  vermittelst 
unseres  eigenen  philosophischen  Bewußtseins  zu  verstehen,  oder  umgekehrt  diese?^ 
vermittelst  des  historischen  Studiums  zu  bilden,  zu  enveitern  und  zu  berichtigen 
sei,  erledigt  sich  dahin,  daß  in  naturgemäßer  Wechselwirkung  beides  geschehen 
müsse,  jedes  zu  seiner  Zeit.  Die  philosophische  Bildungsstufe,  die  der  einzelne 
vor  seiner  Bekanntschaft  oder  doch  vor  seiner  genaueren  Vertrautheit  mit  der  Ge- 
schichte der  Philosophie  schon  erreicht  hat,  soll  das  Verständnis  dieser  Geschichte 


10         §  4.     Die  Quellen  und  Hilfsmittel  der  Geschichte  der  Philosophie. 

ermöglichen,  jedoch  ebensowohl  auch  durch  das  historische  Studium  erhöht  iind 
geläutert  werden ;  danach  aber  muß  wiederum  das  bereits  mittels  der  Geschichte 
und  Systematik  durchgebildete  philosophische  Bewußtsein  für  ein  tieferes  und 
■wahreres  Verständnis  der  Geschichte  sich  fruchtbar  erweisen. 

s?  4.  Quellen  unserer  Kenntnis  der  Geschichte  der 
Philosoi3hie  bilden  L  die  eigenen  Ausführungen  der  Philosophen, 
wie  sie  uns  a)  in  deren  vollständig  oder  doch  zum  großen  Teil 
erhaltenen  Werken  oder  b)  in  gelegentlichen  Anführungen  Späterer 
(Fragmenten)  vorliegen,  IL  die  Berichte  anderer  über  die  Lehren 
der  Philosophen.  L^^nter  den  Berichten  über  philosophische  Lehren, 
die  uns  nicht  in  der  eigenen  Darstellung  ihrer  Urheber  zugäng- 
lich sind,  hat  man  diejenigen  für  die  gesichertsten  zu  halten, 
welche  unmittelbar  auf  die  Schriften  der  Philosophen  sich  gründen, 
wie  auch  die  Berichte  unmittelbarer  Schüler  über  mündliche 
Aussagen.  Ist  die  Tendenz  des  Schriftstellers,  dessen  Angaben 
uns  als  Quelle  dienen  (oder  des  sogenannten  „Zeugen"),  nicht  die 
historische  der  Berichterstattung,  sondern  die  philosophisch-kri- 
tische der  Prüfung  der  Wahrheit  der  von  ihm  erwähnten  Lehren, 
so  ist  bei  der  Benutzung  eines  solchen  Zeugnisses  besondere  Vor- 
sieht vonnöten.  da  die  Kritik  vom  Standpunkte  des  Beurteilers 
leicht  dazu  führt,  die  Lehren  des  zu  beurteilenden  Systems  in 
falscher  Perspektive  zu  schauen  und  deren  Sinn  und  Zusammen- 
hang anders  zu  deuten,  als  es  der  Meinung  ihres  Urhebers  ent- 
■sp rieht.  Nächst  den  Quellen,  woraus  der  „Zeuge"  schöpfte,  und 
■der  Tendenz  seiner  Sclirift  ist  seine  eigene  philosophische  Durch- 
bildung und  Befähigung  zum  Verständnis  der  betreffenden  Lehren 
das  wesentlichste  Kriterium  seiner  Glaubwürdigkeit. 

Der  Wert  der  Hilfsmittel  zur  Erlangung  der  Kenntnis  und 
«des  Verständnisses  der  Geschichte  der  Philosophie  bestimmt  sich 
teils  nach  dem  Maße  der  Genauigkeit  in  der  Mitteilung  und  der 
Schärfe  in  der  Prüfung  des  Materials,  teils  nach  dem  Maße  der 
Einsicht,  mit  welcher  in  denselben  aus  der  Gesamtheit  der  philo- 
.sophisehen  Gedanken  das  Wesentlichste  ausgehoben  und  sowolil 
der  Zusammenhang  des  einzelnen  Systems  in  sich  als  auch  die 
Entwicklungsfolge  der  verschiedenen  philosophischen  Standpunkte 
dargelegt  wird. 


Die  Philosophie  des  Altertums. 


§  5.  Als  allgemeiner  Charakter  des  vorchristlichen 
und  insbesondere  des  hellenischen  Altertums  läßt  sich  die 
vergleichsweise  noch  unmittelbare  Einheit  des  Geistes  in  sich  und 
mit  der  Natur  bezeichnen.  Die  Philosophie  des  Altertums,  wie 
einer  Jeden  Periode,  teilt  ihren  zeitlichen  xlnfängen  und  ihrer 
bleibenden  Grundlage  nach  mit  Notwendigkeit  den  Charakter 
ihrer  Zeit,  strebt  jedoch  nach  ihrer  wesentlichen  Tendenz  frei 
über  denselben  hinaus  und  bahnt  so  auch  den  Fortgang  der  all- 
gemeinen Bildung  zu  neuen  und  höheren  Stufen  an. 

Um  die  Lösung  der  schwierigen,  jedoch  unabweisbaren  Aufgabe  einer  all- 
gemeinen geschichtsphilosophischen  Charakteristik  der  großen  Periode  des  geistigen 
Lebens  der  Menschheit  hat  sich  besonders  die  Hegeische  Philosophie  bemüht. 
Sie  hat  einer  geistigen  Durchdringung  großer  Zusammenhänge  in  mannigfacher 
Weise  vorgearbeitet,  andererseits  aber  durch  die  gewaltsame  Einzwängung  des  ge- 
schichtlichen Verlaufes  in  einen  aus  rein  logischen  Kategorien  abgeleiteten  Schema- 
tismus viel  Unheil  gestiftet.  Die  Begriffe,  welche  sie  zu  ihren  geschichtsphilosophi- 
schen Zwecken  anwendet,  sind  solche,  von  denen  sie  annimmt,  daß  sie  sich  auf  das 
Wesen  der  geistigen  Entwicklung  überhaupt  gründen  und  bei  einem  historischen 
Überblick  über  die  einzelnen  Erscheinungen  in  den  verschiedenen  Perioden  auch 
empirisch  als  sachgemäß  und  zutreffend  erweisen.  Nicht  zu  billigen  ist  aber  u.  a. 
jedenfalls  die  Ansicht,  daß  die  Philosophie  jedesmal  nur  dem  allgemeinen  Be- 
wußtsein der  Zeit  seinen  reinsten  Ausdruck  gebe;  sie  erhebt  sich  vielmehr  auch 
über  den  Inhalt  des  Bewußtseins  ihrer  Zeit  durch  die  Macht  des  freien  Ge- 
dankens, erzeugt  und  entwickelt  neue  Keime  und  antizipiert  theoretisch  den 
wesentlichen  Charakter  von  Bildungen,  die  in  einer  späteren  Zeit  zum  Dasein 
gelangen  (wie  z.  B.  der  platonische  Staat  wesentliche  Grundzüge  der  Form  der 
christlichen  Kirche,  das  Xaturrecht  in  seiner  Entwicklung  seit  Grotius  den  Kon- 
stitutionalismus des  Staates  der  Neuzeit). 

§  6.  Die  Philosophie  des  Abendlandes,  mit  der  es  der  Grund- 
riß vornehmlich  zu  tun  hat,  konnte  als  Wissenschaft  nicht  bei 
den  durch  körperliche  Kraft  und  Mut  hervorragenden,  aber  mehr 
oder  minder  kulturlosen  nordischen  Völkern,  sondern  nur  bei  den 


J2  §  ß-     I^i^  Orientalen. 

geistige  Kraft  und  Empfänglichkeit  harmonisch  in  sich  ver- 
einigenden Hellenen  ihren  Ursprung  nehmen.  Die  Römer^ 
praktischen  und  insbesondere  politischen  Aufgaben  zugewandt, 
haben  an  der  Philosophie  fast  nur  durch  Aneignung  hellenischer 
Gedanken  und  kaum  irgendwie  durch  eigene  Produktivität  sich 
beteihgt. 

Die  Orientalen  waren  zwar  befähigt  genug,  eine  höhere 
Kultur  hervorzubringen,  bewahrten  aber  die  erworbene  mehr 
passiv  auf,  als  daß  sie  imstande  gewesen  wären,  sie  in  geistiger 
Tätigkeit  fort-  und  auszubilden.  Ihrer  Philosophie  felilt  vielfach 
die  Tendenz  zu  strenger  Beweisführung  und  so  der  wissenschaft- 
hche  Charakter;  auch  ist  sie  häufig  mit  den  religiösen  Vorstel- 
lungen so  eng  verwachsen,  daß  eine  gesonderte  Darstellung  von 
ihr  kaum  möglich  ist.  Als  eigentliche  Parallele  zu  der  abend- 
ländischen Philosophie  kann  allein  die  indische  bezeichnet 
werden,  in  der  vielfach  tiefe  hervorragende  Spekulation,  logische 
und  dialektische  Schärfe  sich  finden.  Da  aber  ein  Einfluß  der 
einen  auf  die  andere  kaum  nachzuweisen  ist,  die  indischen  Philo- 
sopheme  also  nicht  in  direkte  Verbindung  mit  den  griechischen 
zu  bringen  sind,  ist  hier  von  einer  ausführlicheren  Darstellung 
derselben  abzusehen;  es  muß  genügen,  wie  über  die  morgen- 
ländische Philosophie  überhaupt,  so  auch  über  die  indische  allge- 
meinere Angaben  zu  machen,  trotzdem,  daß  man  über  sie  in  den 
letzten  Jahrzehnten  allmählich  mehr  Klarheit  gewonnen  hat.  Auf 
die  einzelnen  Theorien  kann  hier  nicht  näher  eingegangen  werden. 

Die  Lehre  des  Konfuzius  (Kliung-tse,  551—479  v.  Chr.),  wie  auch  seiner 
Nachfolger  (Meng-tse,  geb.  371  v.  Chr.,  u.  a.)  macht  im  Großen  die  chinesische 
Staatsreligion  aus.  Sie  richtet  sich  zwar  vomehmlich  auf  das  Praktische,  ist  aber 
nicht  von  besonders  utilitaristischer  Tendenz ;  sie  weiß  das  wahrhaft  Nützliche 
mit  dem  Sittlichen  in  schönen  Einklang  zu  bringen.  Jeder  Mensch  ist  in  sitt- 
licher Vollkommenheit  geboren,  und  diese  wieder  zu  erlangen,  ist  die  sittliche 
Aufgabe.  Die  einige  Tugend  ist  Wissen  und  kann  durch  Denken  erreicht  werden. 
Die  umfassendste  Menschenliebe  ist  die  nächste  Forderung.  Die  theoretische 
Spekulation  (die  auf  der  verallgemeinerten  Anschauung  von  dem  Gegensatze  des 
Männüchen  und  Weiblichen,  des  Himmels  und  der  Erde  usw.  beruht)  ist  bei 
Konfuzius  nicht  wissenschaftlich  durchgebildet,  doch  fehlt  es  ihm  nicht  an 
logischer  Schärfe.  Nach  seinen  Schülern  reicht  das  Wissen  über  die  Erscheinungen 
nicht  hinaus.  Gleichzeitig  mit  Konfuzius  lebte  der  Theosoph  und  pantheistische 
Mystiker  Lao-tse,  dessen  Schüler  annahmen,  daß  der  phänomenalen  Welt  ein 
unerkennbares  Urwesen,  Tao,  zugrunde  liege.  —  Einen  großen  Aufschwung  nahm 
die  chinesische  Philosophie  wieder  unter  der  Sung-Dynastie  (960—1280  n.  Chr.), 
und  hier  ist  zunächst  zu  nennen  Tscheu-tsi,  Verfasser  der  Tafel  vom  Urprinzip, 
die  Doch  jetzt  dem  gebildeten  Chinesen  unentbehrlich  ist.  Er  versuchte,  eine 
letzte   höchste  Einheit    aufzufinden    und   zu  erkennen .  wie  die  Zweiheit   daraus 


§  6.     Die  Orientalen.  13 

■werden  mußte.  Sein  Kommentator  ist  der  berühmte  Tschu-hi  (1 129 — 1200  n.  Chr.), 
Verfasser  des  Sing-li,  der  das  Verdienst  einer  mehr  systematischen,  fast  dialeii- 
tischen  Darstellung  der  früheren  Lehren  hat. 

Die  reiche  Phantasie  der  Inder  hat  auf  dem  Grunde  einer  pantheistischen 
Weltansicht  eine  Fülle  von  Göttergestalten  erzeugt,  ohne  denselben  harmonische 
Form  und  individuellen  Charakter  zu  verleihen.  Schon  im  Rigveda,  dem  ältesten 
Teile  der  Veden,  finden  wir  Anfänge  philosophischen  Denkens.  Die  Götter,  von 
•denen  die  Vedas  handeln,  gruppieren  sich  um  drei  oberste  Naturgottheiten :  Indra, 
Waruna  und  Agni.  Später  ward  die  höchste  Verehrung  den  drei  Götterwesen  zu- 
teil, welche  den  indischen  Trimurti  bilden:  Brahma  als  Urgrund  der  Welt,  die  ein 
durch  die  täuschende  Maja  bedingtes  Spiegelbild  in  seinem  Geiste  ist,  Wischnu 
als  Erhalter  und  Regierer,  Siva  als  Zerstörer  und  Erzeuger.  Von  den  sechs 
großen  bra;hmanischen  Systemen  sind  Vedanta  und  Sankhya  jetzt  recht  wohl 
bekannt  (s.  d.  Literatur).  Das  älteste  Lehrgebäude  der  Brahmanen  ist  die 
Mimansa,  welche  in  einen  theoretischen  Teil,  die  Brahmamimansa  oder  Vedanta, 
und  einen  noch  mit  dem  Ritual  eng  zusammenhängenden  Teil,  die  Karmamimansa, 
zerfällt.  Die  Grundauffassung  des  Vedantasystems  ist,  daß  alles  physische 
empirische  Wissen  ein  Nichtwissen  ist,  welchem  die  Metaphysik  des  Vedanta  als 
•das  Wissen  von  dem  wahrhaft  Seienden,  das  freilich  nur  negativ  bestimmt  werden 
kann,  entgegentritt.  Kapila  setzte  der  (universalistischen)  Mimansa  (Untersxichung) 
die  (individualistische,  nicht  eine  Weltseele,  sondern  nur  Einzelseelen  anerkennende) 
8ankhya  (Überlegung,  Kritik?)  entgegen.  (In  welchem  Sinne  dieses  System 
8ankhya  heißt,  ist  immer  noch  nicht  sicher  ausgemacht.)  Nahe  verwandt  mit  dem 
Sankhyasystem  ist  die  Yogalehre,  die  eine  abstrakte  Meditation  (Yoga)  als 
Mittel  zur  Erlösung  noch  über  die  philosophische  Erkenntnis  setzt.  Am  meisten 
formal  wissenschaftlich  verfährt  die  Nyayalehrc,  welche  den  Syllogismus  kennt 
und  überhaupt  schon  eine  ausführliche  und  spitzfindige  Logik  enthält;  bereits  in 
der  Sankhya  findet  sich  eine  Lehre  von  den  Arten  und  Objekten  der  Erkenntnis. 
Eine  naturphilosophische  Ergänzung  zum  Nyayasystem  ist  die  Vaiseshikalehre,  so 
genannt  nach  dem  Prinzip  der  Differenz  (visesha),  das  auch  in  der  Atomlehre 
dieses  Systems  zutage  kommt.  Das  Alter  dieser  Lehren  ist  ungewiß,  doch  kann 
man  sie  bis  in  die  ersten  Jahrhunderte  unserer  Zeitrechnung,  ja  darüber  hinaus, 
zurückverfolgen.  —  Die  L^ichtung  Bhagavadgita  (aus  Mahabharata)  setzt  sich 
zusammen  aus  Vedanta-  und  Sankhya-Lehre  und  Theismus  und  erregt  als  späteres 
Produkt  jetzt  weitaus  nicht  mehr  dasselbe  Interesse  wie  früher. 

Der  Brahma-Religion  trat  (um  480  v.  Chr.)  der  Buddhismus  als  Versuch 
einer  moralischen  Reformation  entgegen,  den  Kasten  feindlich,  aber  eine  neue 
Hierarchie  begründend.  Als  letztes  Ziel  gilt  ihm  die  Erhebung  über  die  bunte 
Welt  des  wechselnden  Scheins  mit  ihrem  Schmerz  und  ihrer  eitlen  Lust,  aber  nicht 
sowohl  durch  positive  sittliche  und  intellektuelle  Geistesbildung,  als  vielmehr 
durch  den  die  Qual  der  Seelen  Wanderung  aufhebenden  Eingang  in  das  Nirwana 
zur  bewußtlosen  Einheit  des  Individiuums  mit  dem  All.  Neben  dem  Buddhismus 
steht  der  Dschainismus  (Jainismus),  der  ungefähr  gleichzeitig  mit  dem  Buddhis- 
mus entstanden  ist  und  wie  dieser  ein  asketisches,  heiliges  Leben  empfiehlt. 

Die  pars is  che  Religion,  von  Zarathustra  (Zoroaster)  begründet  oder 
reformiert,  steht  in  Opposition  zu  der  altindischen,  deren  Götter  ihr  als  böse 
Dämonen  erscheinen.  Dem  Reiche  des  Lichtes  oder  des  Guten  steht  dualistisch 
das  Reich  der  Finsternis  oder  des  Bösen  entgegen,  physisch  und  ethisch : 
Ahuramazda,  später  Ormuzd,  der  gute,  weise  Geist,  ist  Schöpfer  und  Regierer  der 
Welt,    ihm  gegenüber  steht  der   böse   Geist,    Anromainyu,    später   Ahriman,   der 


14  §  ^^-    ßie  Orientalen. 

Urheber  alles  Schlechten  in   der  "Welt.    Nach   langem  Kampf   wird   endlich   da& 
Gute  siegen. 

Die  Religion  der  Ägypter  -war  ursprünglich  keine  einheitliche,  vielmehr 
wurden  in  den  verschiedenen  Gauen  und  Ortschaften  verschiedene  Lokalgottheiten 
verehrt:  so  in  Memphis  der  Gott  Ptah,  den  man  hier  als  ., Vater  der  Götter'  und 
„Schöpfer  des  Himmels  und  der  Erde"  verehrte,  in  Bubastis  die  Göttin  ßastet,  in 
Theben  der  Erntegott  Amnion,  in  Elephantine  der  Kataraktengott  Chnum,  in 
Abydos  der  Gott  Osiris,  im  Faijum  der  Krokodilgott  Sobek  u.  a.  m.  Meist  wurden 
diese  Lokalgötter  als  Tiere,  aber  auch  in  Steinen,  Bäumen,  Pfählen  gedacht. 
Neben  ihnen  genossen  die  großen  kosmischen  Mächte,  der  Erdgott  Geb,  die 
Hiramelsgöttin  Newt,  der  Xilgott  Haj),  vor  allem  der  Sonnengott  Re  allgemeine 
V^erehrung.  Die  von  der  Priesterschaft  von  Heliopolis  lOn)  ausgebildete  Lehre 
von  dem  Sonuengotte  und  seiner  Allmacht  (die  Könige  selbst  nannten  sich  „Söhne 
des  Sonnengottes")  drang  überall  durch  und  hatte  zur  Folge,  daß  die  Lokal- 
gottheiten dem  Sonnengotte  gleich  gesetzt  und  so  selbst  zu  Lichtgöttern  wurden. 
Doch  ließ  man  trotz  dieser  Identifikation  der  verschiedenen  Götter  die  verschie- 
denen Namen  nicht  fallen  und  kam  nicht  dazu,  den  einen  Gott  überall  unter 
einem  Namen  zu  verehren.  Ein  Versuch  dieser  Art,  den  König  Amenophis  IV. 
(um  1400  v.  Chr.)  unternahm,  indem  er  den  Kultus  der  Sonnenscheibe  als  alleinige 
Religion  durchführte,  ist  bald  am  Widerstände  der  Priesterschaft  gescheitert. 
Auch  über  das  Fortleben  des  Menschen  nach  dem  Tode  gingen  die  Ansichten 
vielfach  auseinander.  Man  glaubte,  daß  der  Mensch  aus  verschiedenen  Teilen 
zusammengesetzt  sei,  dem  Körper,  der  Seele,  und  daß  von  der  Erhaltung  dieser 
Teile  die  Fortexistenz  im  Jenseits  abhängig  sei.  Der  Körper  Avurde  deshalb 
sorgfältig  einbalsamiert,  damit  die  Seele  beliebig  zu  ihm  zurückkehren  könne.  Im 
wesentlichen  führte  der  Mensch  nach  dem  Tode  dasselbe  Dasein  wie  zu  seinen 
Lebzeiten,  nur  nicht  auf  der  Erde,  sondern  im  „Westlande",  das  man  sich  später 
von  dem  Totengotte  Osiris  beherrscht  dachte.  Speise  und  Trank  galten  auch  für 
die  Toten  als  die  notwendigsten  Existenzmittel;  sie  wurden  von  den  Hinter- 
bliebenen am  Grabe  dargebracht,  wo  sie  die  Statue  des  Toten  in  Empfang  nahm. 
Auch  die  Lehre  von  einem  Gericht  über  die  Abgeschiedenen  scheint  allgemein 
verbreitet  gewesen  zu  sein.  Von  einer  Seelenwanderung,  wie  sie  Herodot  (2,  123) 
schildert,  wissen  die  ägyptischen  Texte  nichts.  Zu  einem  systematisch  geordneten 
religiösen  System  haben  es  die  Ägypter  aus  eigener  Kraft  nicht  gebracht.  Auch 
von  einer  einheimischen  Philosophie  der  Ägypter  ist  uns  nichts  bekannt;  sie 
haben  nur  eme  Art  von  Spruchpoesie  gepflegt,  in  der  ähnlich  wie  bei  den  bib- 
lischen Spruchbüchern  praktische  Regeln  der  Lebensklugheit  imd  des  guten  Tons- 
gegeben  werden.  Aber  als  in  der  hellenistischen  Zeit  die  Ägypter  mit  der  griechi- 
schen Bildung  in  engere  Berührung  kamen,  traten  auch  ihre  religiösen  Vor- 
stellungen mit  der  griechischen  Philosophie  in  regste  Wechselbeziehung.  Die 
ägyptische  Religion  wurde  mittelst  der  griechischen  Spekulation  philosophisch  be- 
gründet, vertieft  und  systematisiert,  und  auf  griechischer  Seite  bereicherte  sich  der 
religiös-philosophische  Synkretismus  mit  den  neu  gedeuteten  Gestalten  und  Sagen 
der  ägyptischen  Mythologie.  (Man  vergleiche  über  diese  Verhältnisse  besonders. 
R.  Reitzenstein  in  den  im  Literaturverzeichnis  angeführten  Schriften.)  In  ältester 
Zeit  mögen  auch  astronomische  Beobachtungen  der  Ägypter  den  Griechen  zugute 
gekommen  sein.  Mehr  haben  diese  freiüch  von  den  Babyloniern  erhalten,  deren 
Einfluß  aber  auch  nicht  überschätzt  werden  darf  (vgl.  Boll,  Die  Erforschung  der 
antiken  Astrologie,  Neue  Jahrb.  21  [1908J  S.  115  f.,  Die  Entw.  d.  astron.  Welt- 
bildes im  Zusammenh.  mit  Rehgion   u.  Philosophie,   Kultur  d.  Gegenwart  1113, 


§  6.    Die  Orientalen.  15- 

S.  27  f.).  Einzelne  geometrische  Sätze  scheinen  die  Ägypter  nur  empirisch  bei  der 
Messung  der  Felder  gefunden,  nicht  aber  wissenschaftlich  bewiesen  zu  haben.  Die 
Aiiffindung  der  Beweise  und  die  Aufstellung  eines  Systems  der  Geometrie  war 
ein  Werk  der  Griechen. 

Der  jüdische  Monotheismus,  der  nicht  philosophisch  begründet  oder  aus- 
gebildet war,  wird  von  der  Zeit  des  Neupythagoreismus  an,  nachdem  Juden  durch 
Mitaufnahme  griechischer  Bildungselemente  eine  Richtung  auf  wissenschaftliches- 
Denken  gewonnen  haben,  ein  in  den  Entwicklungsgang  der  griechischen  Philo- 
sophie bedeutsam  miteingreifendes  Moment. 


Die  Philosophie  der  Griechen. 


v^  7.  Die  Quellen  unserer  Kenntnis  der  Philosophie  der 
Griechen  hegen  teils  (A)  in  den  auf  uns  gekommenen  Original- 
schriften der  Philosophen  und  deren  Fragmenten,  teils  (B)  in  Be- 
richten, biographischen  Darstellungen  sowie  dogmengeschicht- 
hchen  (doxographischen)  Übersichten  und  gelegentlichen  Erwäh- 
nungen. 

Als  Hilfsmittel  dienen  die  neueren  Bearbeitungen  der  Ge- 
schichte der  griechischen  Philosophie  (an  welche  sich  die  römische 
ohne  wesentliche  Eigentümlichkeiten  anschließt)  und  einzelner  Aus- 
schnitte derselben.  Diese  Bearbeitungen  haben  sich  fortschreitend 
von  lediglich  referierender  Zusammenstellung  des  bio-  und  doxo- 
graphischen Materials  zur  schärferen  historischen  Kritik  und  zum 
reineren  und  tieferen  philosophischen  Verständnis  erhoben. 

Ausgaben. 

A.  Direkte  Quellen  (Werke  der  Philosophen  selbstj. 

1.  Vollständig  oder  größtenteils  erhaltene  Werke.  S.  unter  den 
einzelnen  Philosophen. 

2.  Fragmente. 

Bruchstücke  philosophischer  Werke  finden  sich  fast  in  der  gesamten  griechi- 
schen und  römischen  Literatur  verstreut.  Einige  besonders  wichtige  Fundstätten 
s.  unten  unter  e). 

F  r  a  g  m  e  n  t  s  a  m  m  1  u  n  g  e  u : 

Fragmenta  philosophorum  Graecorum,  ed.  F.  W.  A.  Mullach,  Vol.  I.,  Paris 
Ib&J  (poeseos  philosophicae  caeterorumque  ante  Socratem  philosophorum  quae 
supersunt).  Vol.  II,  ib.  1S67  (Pythagoreos,  Sophistas,  Cynicos  et  Chalcidii  in 
priorem  Timaei  Platonici  partem  commentarios  continens),  Vol.  III,  ib.  1S81 
(Platonicos  et  Peripateticos  contLnensj.  Durchaus  ungenügende,  auch  die  be- 
scheidensten Ansprüche  nicht  befriedigende  Fragmentsammlungen  mit  ebenso  un- 
genügenden, unkritischen  Einleitungen  über  die  Philosophen. 

Poetarum  philosophorum  fragmenta.  Ed.  Herrn.  Diels,  Berl.  1901, 
-als  voluminis  III.  fasciculus  prior  der  Poetarum  Graecorum  fragmenta  auctore 
Udalr.  de  Wüamowitz-Moellendorff  coUecta  et  edita.  Enthalten  sind  in  den  Poe- 
tarum philos.  fragmenta  Thaies,  Cleostratus,  Xenophanes,  Parmenides,  Empedocles, 
Scythinus,  Menecrates,  Sminthes,  Timon,  Grates,  Demetrius,  Die  Fragmente  sind 
sehr  sorgfältig  mit  kritischem  und  exegetischem  Apparat  und  Wortindex  heraus- 
gegeben; vorangeschickt  sind  ihnen  die  Testimonia  vitae,  scripturae  (carminum), 
doctrinae  (in  Auswahl  >.  In  der  Rekonstruktion  der  Texte  herrscht  behutsamste 
jede    Willkür   ausschließende   Methode.    Tiefgründende    Sachkenntnis   ermöglicht 


§  7.    Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  der  Philosophie  der  Griechen.   17 

aber  gleichwohl  Sinn  und  Zusammenhang  oft  in  überraschender  Weise  zutage 
treten  zu  lassen.  Das  Werk  ist  für  jede  Sammlung  von  Philosophenfragmenten 
vorbildlich. 

Philosophenfragmeute  finden  sich  ferner  auch  in  den  Sammlungen:  Frag- 
menta  historicorum  Graecorum  coli,  dispos.  notis  et  prolegomenis  illustravit  Carol. 
Müllerus,  4  voll.  Parisiis  1841  —  1851;  vol.  V  1870.  Corpus  medicorum  Graec.  ausp. 
academiarum  associatarum  ed.  acaderaiae  Berol.  Havn.  Li})s.  Bis  jetzt  zwei  Bde. 
•erschienen.  Übersicht  über  den  Plan  der  Sammlung  am  Schlüsse  von  Y  9,  1. 
Scriptores  physiognomonici  Graeci  et  Latini  rec.  Eich.  Foerster,  2  Bde.,  Leipzig 
1893  (dazu  R.  Asmus,  Vergessene  Physiognomonika,  Philol.  65  [1906],  410 — 424». 
Vieles  die  Philosophie  Angehende  auch  im  Catalogus  codicum  astrol.  Graec.  ed. 
Bassi,  Boll,  Cumont,  Kroll,  Martini,  Olivieri. 

Die  Sammlungen  der  Fragmente  einzeln  er  Philosophen,  Schulen 
amd  zeitlich  abgegrenzter  Gruppen  (Epikur,  Stoiker,  Vorsokratiker 
usw.)  s.  unten  an  ihrem  Orte. 

B.  Berichte.    (Das  Nähere  über  die  Einteilung  s.  unten  S.  20  ff.) 

a)  Biographische. 

Erhaltene  Viten  des  Piaton  und  Aristoteles  und  Suidasartikel  über  weitere 
Philosophen  bei  A.  Westermann,  Vitar.  Script.  Graec.  min.,  Brunsv.  1845  lib.  VII. 
Fragmente  bei  Müller,  Fragm.  hist.  Graec.  Im  übrigen  s.  d.  Ausgaben  der  er- 
haltenen Einzelviten  unter  den  Philosophen,  denen  sie  gelten,  oder  ihren  Ver- 
fassern, soweit  diese  als  Philosophen  in  diesen  Band  mit  aufgenommen  sind. 
Suidas  ist  zu  benutzen  in  der  Ausgabe:  Suidae  Lexicon  rec.  Godofr.  Bernhardv. 
2  voll.,  Halis  et  Brunsvigae  1834—1853. 

Apollodors  Chronik.  Eine  Sammlung  der  Fragmente  von  Felix  Jacoby 
(Philol.  Untersuch,  herausg.  von  A.  Kießling  und  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorff 
16.  Heft)  Berlin  1902.  S.  auch  Diels  unter  Literatur.  Neues  Fragment  bei  Jules 
Nicole,  Le  proc^s  de  Pheidias  dans  les  Chroniques  d'Apollodore.  D'ajires  un 
pa23yrus  inedit  de  la  coUection  de  Genfeve,  Geneve  1910.  J.  van  Leeuwen,  Apollo 
dori  chronicorum  fragmenta  nova,  Mnemos.  38,  278. 

Antigonos  von  Karystos.  Fragmente  bei  E.  Köpke,  De  Antigono  Carystio, 
Berün  1862,  S.  34  ff.     S.  auch  Wilamowitz  unter  Literatur. 

b)  Arbeiten  nach  dem  Prinzip  der  Öiadoyj]. 
Fragmente  bei  Müller,  Fragm.  hist.  Graec. 

Über  die  erhaltenen  Stücke  aus  Philoderas  Zvvia^ig  zojr  cfüooocpcor  s.  unter 
Philodem. 

Diogenis  Laertii  jieqI  jUcov  doy/idrcoi'  xai  ä::ioq  üey/^äzcov  (oder  .t.  ßi'cor  y.ai 
yvo/iicöv)  x<x)v  er  (pilooofjHu  svdonifu^advKOv  ßißUa  öey.a.  Ed.  Hübner,  2  voll.,  Lips. 
1828—1831;  dazu  Comm.'  vol.  I.  und  IL,  Lips.  1830-1833  (u.  a.  die  Noten  des 
Is.  Casaubonus  und  des  Aegid.  Menagius  enthaltend).  Der  Kommentar  des  Mena- 
gius  zum  Diog.  Laert.  ist  zuerst  1652  erschienen.  Diog.  L.  de  vitis  etc.  ex 
Italicis  codicibus  nunc  primum  excussis  recensuit  C.  Gabr.  Cobet.  Accedunt 
Olympiodori,  Ammonii,  lamblichi,  PorjDhyrii  et  aliorum  vitae  Platouis,  Aristotelis, 
Pythagorae;,  Plotini  et  Isidori  Ant.  Westermanno  et  Marini  vita  Prodi  J.  F. 
Boissonadio  edentibus.  Graece  et  latine  cum  indicibus,  Parisiis  1850.  Der  Text 
•dieser  Ausgaben  ist  ungenügend.  Kritische  Bearbeitung  einzelner  Partien : 
C.  Wachsmuth,  Sillographorum  Graecorum  reliquiae,  Lipsiae  1885.  Das  10. 
Buch  bei  Usener,  Epicurea  S.  2  ff.  Zahlreiche  andere  zumeist  Vorsokratiker 
betreffende  Abschnitte  bei  Diels,  Poetarum  philosophorum  fragmenta.  und 
Vorsokratiker,  sowie  in  der  Ausgabe  des  Herakleilos.  Das  Stück  3 ,  SO 
dii'/osi  —  109  'AgioToie/.ijv  bei  H.  Mutschmann,  Divisiones  quae  vulgo  dicuntur 
Aristoteleae,  Lipsiae  1906.  I)as  ganze  dritte  Buch  in  der  Ausgabe:  Diogenis 
Laertii  vita  Piatonis,  recensebant  Herm.  Breitenbach,  Frid.  Buddenhagen,  Alb. 
Debrunner,  Frid.  von  der  Muehll,  Basel  1907.  Die  die  alten  Stoiker  betreffenden 
Partien  bei  v.  Arnim,  Stoic.  vet.  fragm.  (vgl.  dort  I  p.  IV).  Über  eine  anonym 
■erschienene  Ausgabe  Bywaters  'ÄQioxoTeXovg  ßiog  iy.  tojv  Aaeortov,  Oxonii  1879  s. 
■<^Tercke,  Hermes  37  (1902)  S.  402.  Drei  Epigramme  aus  Diog.  Laert.  3,  32  bei  Stadt- 
müller,    Anthol.  Pal.   5,    77—79   (nach  Diels'  Kollationen,   vgl.  Praefat.  zu  vol.  I 

Ueberweg,  Grundriß  I.  2 


18    §  7.    Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  der  Philosophie  der  Griechen^ 

p.  XIV).  Eine  neue  Ausgabe  des  ganzen  Laertios  plant  Edg.  Martini.  Vgl.  auch 
Sp.  Laiupros,  'AvFxSora  d.-iardiofiara  Atoysvovg  zov  Aargrlov,  Neog  'Elhp'Ofrvi^fuov 
III  257-376;  IV  121  und  ÄManges  Nicole  p.  639—651. 

c)  Doxographische  Berichte. 

üoxographi  Graeci.  Collegit,  recensuit,  prolegomenis  indicibusque  in- 
strusit  Herrn.  Diels,  ßerolini  1879.  Piacitorum  scriptores  insunt:  Aetii  de  Pia- 
citis  reliquiae  (Plutarchi  epitome,  Stobaei  excerpta),  Arii  Didymi  epitomes  frag- 
menta  physica,  Theophrasti  physic.  opinionum,  de  sensibus  fr.,  Ciceronis  ex  1.  I, 
de  natura  deorum,  Philodemi  ex  1.  1.  de  pietate,  Hippolyti  philosophumena,  Plu- 
tarchi stromateon  fr.,  Epiphanii  varia  excerpta,  Galeni  historia  philosopha,  Hermiae 
irrisio  gentilium  philosophorum.  Kritische  Bearbeitung  aller  dieser  Texte.  Grund- 
legendes Werk  für  die  gesamte  antike  Tradition  über  *die  physikalischen  Lehren 
der  griechischen  Philosophen.  Die  Prolegomena  (8.  1—263)  geben  auf  Grund 
eindringendster  Untersuchungen  einen  genauen  Einblick  in  die  Filiation  innerhalb 
der  ganzen  doxographischen  Literatur.  Die  scharfsinnige  Aufdeckung  der  viel- 
verschhuigenen  Wege,  auf  denen  das  doxographische  Material  zu  unseren  sekun- 
dären Quellen  gelangt  ist,  führt  zu  den  wichtigsten  Ergebnissen  auch  für  die 
Quellenkritik  des  Cicero,  Diog.  Laert.,  Klemens  v.  Alexandreia  u.  a.  Sehr  ein- 
gehende Indices  erleichtern  die  Orientierung.  Ergänzungen:  P.  Wendland, 
Eine  doxographische  Quelle  Philos,  Sitzungsber.  d.  Berl.  Akad.  1897  S.  1074—1079' 
(weist  Reste  der  Vetusta  plaeita  bei  Philon  nach  und  stellt  Einfluß  des  Poseidonios 
auf  die  Vetusta  plaeita  fest).  R.  v.  Scala,  Doxographische  und  stoische  Reste  bei 
Ammianus  ]\Iarcellinus,  Festg.  zu  Ehren  M.  Büdingers,  Innsbruck  1898.  A.  Baum- 
stark, Zi]irj^iaTu  ßaQßuQiy.ä,  Philol.-histor.  Beitr.  C.  Wachsmuth  z.  60.  Geb.  überr,, 
Leipz.  1897,  S.  145—154  (al  Shahrastäni  in  seinen  Schriften  über  Religionen  und 
Philosophenschulen  von  den  pseudo-plut.  Plaeita  abhängig).  Giorgio  Pasquali,- 
Doxographica  aus  Basiliusscholien,  Nachr.  d.  Ges.  d.  Wiss.  z.  Gott.,  phil.-histor. 
Kl.  1910,  S.  194-228. 

d)  Behandlung  der  Sekten  in  übersichtlicher  Weise;  Dar- 
stellung des  einen  oder  andern  Systems  in  seiner  Gliederung. 

Ps.-Galen,  Hist.  philos.:  Diels  Doxogr.  p.  595—648.  Areios  Didymos:  Diels 
Doxogr.  p.  445—472. 

Über  Ciceros  philosoph.  Schriften  s.  unten.  Hier  zu  erwähnen  ist:  Ciceronis- 
historia  philosophiae  antiquae  ex  omnibus  illius  scriptis  collegit  Fr.  Gedike,  Berhn 

1782,  1801,  1814. 

e)  Gelegentliche  Behandlung  philosophischerLehren  (in  anderer 
Absicht  als  derjenigen  der  Berichterstattung). 

Von  Plutarchs  erhaltenen  Schriften  sind  besonders  diejenigen,  in  welchen 
er  sich  mit  den  Lehren  der  Stoiker  und  Epikureer  auseinandersetzt,  wichtige 
Fundgruben  für  die  Lehren  dieser  Philosophen :  TJfp*  ^tcoixwv  harz loji^mr cor,  "Ort 
nagado^öreoa  ot  ^kolhoI  tcov  jioirjzcov  liyovoir  [nur  im  Auszug  erhalten],  iTs^t 
Tföj'  Hoii'Mi-  fvvouov  -Tpös  zoh?  Szcoinovg,  "Ozi  ovhi  Lfjr  f'oztv  tjSsco;  xaz'  'Ettixovqox', 
flgog  Ko/.wziji',  El  xa/.cog  Etgi/zai  z6  ^läds  ßicooag).  Aber  auch  sonst  bieten  die 
„Moralia"  und  einige  der  Vitae  (wie  die  des  Dion  zur  Lebensgeschichte  Piatons) 
reiches  Material.  Eine  Anzahl  philosophiegeschichtlich  wichtiger  Schriften  de& 
Plutarch  ist  verloren.    Ausgaben  s.  unter  Plutarch. 

Galen  greift  in  seinen  philosophischen  und  medizinischen  Schriften  in  unser 
Gebiet  vielfach  ein.  Erwähnt  sei  hier  die  Schrift  IJfoI  zwv  'Injioy.QäzovQ  xal 
n/MZ(ovog  doy^mzMv.    Ausgaben  der  Schriften  d.  Galen  s.  unter  Galen. 

Über  Sextus  Empirikus  s.  unten. 

Unter  den  Neuplatonikern  sind  als  besonders  ertragreich  für  die  Philo- 
sophiegeschichte Porphyrios  (außer  den  oben  schon  genannten  Resten  der  4>d6oo(fog 
lozoQt'a  die  Schriften  IJegi  djropjg  efixjwxiov ,  Utgl  zov  ev  'OSvaoeia  vvfi(föJr  ävzgovy 
die  Quaestiones  Homericae  u.  a.)  und  Proklos  (Kommentar  zum  platonischen 
Timaios)  zu  nennen  (Ausgaben  unter  Porphyrios  u.  Proklos).  Sehr  ergiebig  sind 
einige  Aristoteleskommentatoren,  unter  denen  Simplikios,  namenthch  in  seinem 
Kommentar  zur  Physik,  durch  seinen  Reichtum  an  Vorsokratikerfragmenten  her- 
vorragt (Ausgaben  der  Kommentatoren  s.  unter  Aristoteles). 


§  7.    Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  der  Philosophie  der  Griechen.     19 

Die  Ausgaben  der  hier  in  Betracht  kommenden  Schriften  der  Kirchenväter 
8.  11.  a.  bei  Bardenhewer,  Gesch.  d.  altkirchl.  Lit.  I— III,  Freiburg  i.  B.  1902 — 
1912,  Jordan,  Gesch.  d.  altchristl.  Lit.,  Leipzig  1911. 

A.  Gellii  Xoctium  Atticarum  libri  XX  ex  recensione  Martini  Hertz,  Berol. 
1883,  1886.     Editio  minor,  Lipsiae  1853,  1886.     Rec.  C.  Hosius,  Lipsiae  1903. 

Athenaei  Deipnosophistae.  Ed.  Casaubonus  1598 — 1600;  ed.  Schweighäuser, 
Argentorati  1801—1807;  ed.  G.  Dindorf,  Lips.  1827;  ed.  Aug.  Meineke,  Lips.  1858 
bis  1867;  rec.  G.  Kaibel,  3  voll.,  Lips.  1887—1890. 

Photios.  Bibliotheca  ed.  Iram.  Bekker,  Berol.  1824.  Migne,  Patrol.  Graec. 
101-104,  Paris  1860. 

Ig.  Stobaei  Florilegium,  ed.  Thom.  Gaisford,  Oxon.  1822;  Lips.  1823—1824; 
ed.  Aug.  Meineke,  Lips.  1855  —  1857.  Eclogae  physieae  et  ethicae,  ed.  Arnold 
Herm.  Lud.  Heeren,  Gott.  1791 — 1801;  ed.  Thom.  Gaisford,  Oxonii  1850;  ed.  Aug. 
Meineke,  vol.  I.  Lips.  1860,  vol.  IL  ib.  1864.  Stobaei  Anthologium  rec.  C.  Wachs- 
niuth  et  Ü.  Hense.  Vol.  I.  et.  IL:  Libri  duo  priores  (Eclogae  physieae  et  ethicae), 
rec.  C.  Wachsmuth,  Berl.  1884.  Libri  duo  poster.  rec.  O.  Hense,  Vol.  I  1894. 
Vol.  II  1909,  Vol.  III  1912.  Auch  die  Gnomica,  die  Anton  Elter  (Leipzig  1892) 
herausgegeben  hat,  sind  hier  zu  nennen. 

A.  Über  die  erhaltenen  Schriften  und  Fragmente  einzelner  Philosophen 
und  Schulen  s.  an  ihrem  Orte. 

B.  Was  die  Angaben  Dritter  betrifft,  so  sind  die  Erwähnungen  älterer 
Philosopheme  bei  Piaton  und  Aristoteles  nicht  bloße  Berichterstattungen  in 
historischer  Absicht,  sie  finden  vielmehr  zumeist  in  kritischem  Sinne  statt  und 
dienen  so  der  Ermittlung  der  philosophischen  Wahrheit.  Piaton  entwirft  mit 
historischer  Treue  in  den  wesentlichen  Grundzügen,  aber  zugleich  mit  poetischer 
Freiheit  in  der  Ausführung  und  L'mmodelung  nach  seinen  Zwecken  anschauliche 
Bilder  von  den  philosophischen  Richtungen  und  auch  von  der  Persönlichkeit  ihrer 
Vertreter.  Die  Benutzung  der  platonischen  Schriften  als  Quelle  für  Sokrates' 
Philosophie  begegnet  jedoch  großen  Schwierigkeiten,  da  der  Verfasser  großenteils 
seine  eigene  Lehre  Sokrates  in  den  Mund  legt  (s.  unten  §  33).  Wie  weit  die  Sophisten 
im  einzelnen  von  Piaton  naturgetreu  geschildert  und  nicht  zu  Typen  ausgestaltet 
worden  sind,  ist  strittig.  Außer  über  Sokrates  und  die  Sophisten  finden  sich  bei 
Piaton  zahlreiche  Angaben  über  vorsokratische  Philosophen  (s.  das  Stellenregister 
bei  Diels,  Vorsokr.  II  l'^  S.  778  ff.).  In  Aristoteles'  erhaltenen  Schriften  fehlt 
die  künstlerisch  freie  dramatische  Charakterisierung  der  Philosophenpersönlich- 
keiten. Er  berichtet  vorzugsweise  als  Kritiker,  aber  eben  deshalb  sind  auch  seine 
Angaben  nicht  überall  unbedingt  zuverlässig,  besonders  da  er  an  fremde  Lehren 
den  Maßstab  seiner  eigenen  Grundbegriffe  legt.  Neben  Piaton  ist  für  die  Sokra- 
tik  Xenophon  (besonders  in  den  Memorabilien)  die  bedeutendste  Quelle.  Auch 
er  schrieb  nicht  um  der  bloßen  Berichterstattung  willen,  sondern  verfolgte  eine 
apologetische  Tendenz  (s.  den  Anfang  der  Memorabilien).  Von  Piatons  Schülern 
handelten  einige  über  ihren  Lehrer  (s.  unter  Piaton);  ferner  haben  manche  unter 
ihnen  zu  den  Lehren  früherer  Philosophen  in  historischen  oder  polemischen 
Schriften  Stellung  genommen;  so  schrieb  Speusippos  einen  Dialog  'Agion.-T.Tog, 
Xenokrates  Jlegl  zwv  IlagfieviÖov  und  Uvidayögsia,  Herakleides  der  Pon- 
tiker  Ugo?  xa  Z^vcovog,  'HQaxÄeizov  l^rjyrjoeig,  Hqo?  zov  Atj/iÖHQizov  i^rjy^asig,  JIsqI 
zMv  Tlvßayoofliov.  Planmäßig  aber  wurde  die  Geschichte  wie  der  Einzelwissen- 
schaften so  auch  der  Philosophie  erst  von  Aristoteles  in  Angriff  genommen. 
Durch  das  Streben  nach  urkundlicher  Begründung  sowie  nach  umfassender 
Sammlung  und  kritischer  Sichtung  des  Materials  gab  er  der  Philosophiegeschichte 
eine  feste  Basis.    Die  von  ihm  ausgehenden  Anregungen  haben  die  folgende  Zeit 

2* 


20    §  7,    Die  Quellen  ii.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  der  Philosopliie  der  Griechen. 

beherrscht,  so  wenig  auch  eine  weitverbreitete  Richtung  innerhalb  seiner  Schule  den 
aristotelischen  Grundsätzen  der  Forschung  und  Darstellung  treu  geblieben  ist. 

Innerhalb  der  an  Aristoteles  anschließenden  philosophiegeschichtliehen  Lite- 
ratur kann  man  im  allgemeinen  vier  Gruppen  luiterscheiden,  ohne  daß  sich 
zwischen  diesen  überall  durchaus  scharfe  Grenzen  ziehen  Hessen: 

a)  Die  biographische  Gruppe.  Im  Vordergrunde  steht  die  Einzelpersön- 
lichkeit, die  nach  ihren  äußeren  Lebensschicksalen,  ihrer  Lehre  und  literarischen 
I'roduktion  behandelt  wird.  Begründer  dieser  Methode  ist  Aiistoteles'  Schüler 
Aristoxenos  durch  seine  Bloi.  Sie  ist  auch  weiter  zunächst  in  der  peripatetischen 
Schule  heimisch  geblieben.  Von  Aristoteles  übernahmen  seine  Nachfolger  das  Inter- 
esse und  die  feine  Empfindung  für  das  ethisch  Charakterfstische.  Es  galt  von  Philo- 
sophen wie  von  anderen  geschichtlichen  Persönlichkeiten  ein  möglichst  scharfes 
und  anschauliches  Charakterbild  zu  zeichnen.  Das  urkundliche  Material  versagte 
für  diesen  Zweck  so  gut  wie  völlig.  So  sah  man  sich  auf  eine  legendenhafte 
Tradition  angewiesen,  der  man  signifikante  aber  unverbürgte  Züge  entnahm  und 
der  man  durch  willkürliche  Ausgestaltung  und  freie  Erfindung  nachhalf.  Dabei 
machte  sich  ein  starker  Hang  zu  gehässiger  Nachrede  geltend.  Das  Temperament 
des  Aristoxenos,  der  für  diese  literarhistorische  Richtung  den  Ton  angab,  weiter- 
hin wohl  auch  die  Rücksicht  auf  die  Sensationslust  des  Lesepublikums  bewirkte, 
daß  aus  dem  Privatleben  der  großen  Männer  vor  allem  angebliche  Tatsachen  mit- 
geteilt wurden,  die  in  den  Bereich  der  chronique  scandaleuse  gehörten.  Typisch 
wurde  dabei  die  Verkehrung  der  Beziehungen  von  Lehrer  und  Schüler  in  ein 
päderastisches  Verhältnis.  In  dieser  böswilligen  Weise  waren  bei  Aristoxenos  So- 
krates  und  Piaton  behandelt.  Im  Gegensatze  dazu  hegte  er  für  Pythagoras  leb- 
hafte Sympathie,  die  in  seiner  Schrift  IIvdayoQov  ßt'og  oder  IIsol  IIvßayÖQov  xal 
töjv  yvcoQiucov  avxov  zum  Ausdruck  kam  und  ein  wichtiges  Ferment  für  die 
weitere  Ausgestaltung  der  Pythagoraslegende  bildete.  Von  anderen  Biographen 
der  perii^atetischen  Richtung  sei  noch  Neanthes  von  Kyzikos  (um  300  vor  Chr.) 
genannt,  in  dessen  Werk  Usol  srböiiov  ärbowv  von  Philosophen  jedenfalls  Pytha- 
goras, Heraklit,  Empedokles,  Piaton  und  Antisthenes  behandelt  waren. 

Die  peripatetische  Arbeit  fand  ihre  Fortsetzung  in  der  hterarhistorischen 
Tätigkeit  der  Alexandriner.  Das  Verbindungsglied  zwischen  den  an  den  alten 
Stätten  griechischer  Gelehrsamkeit  heimischen  peripatetischen  Studien  und  der 
Arbeit  in  dem  neuen  Gelehrtenzentrum  des  ptolemäischen  Ägyptens  bildete  der 
Schüler  des  Theophrast  Demetrios  von  Phaleron,  der  297  vor  Chr.  oder  wenig  später 
nach  Alexandreia  kam.  Ihre  Nahrung  fanden  die  gelehrten  Bestrebungen  in  den 
alexandrinischen  Biljliotheken,  deren  Gründung  Demetrios  bei  Ptolemaios  I.  Soter 
angeregt  und  des  letzteren  Nachfolger  Ptolemaios  II.  Philadelphos  bald  nach 
seinem  Regierungsantritte  (285)  ausgeführt  hatte.  Durch  die  an  diese  Bibliotheken 
sich  knüpfende  exakte  philologische  Tätigkeit  erhielt  die  geschichtüche  Behandlung 
der  Philosophen  namentlich  hinsichtlich  der  Chronologie  und  der  literarhistorischen 
Bearbeitung  ihres  schriftstellerischen  Nachlasses  —  Verzeichnis  und  Einteilung 
ihrer  Werke,  Entscheidung  über  Echtheit  und  Unechtheit  einzelner  Schriften  u. 
dgl.  —  eine  stärkere  Richtung  auf  das  Urkundliche,  neben  der  freilich  die  alte 
Verwendung  des  Legendenhaften  auch  weiter  einherging.  Aus  dem  Bereich  der 
vielseitigen  gelehrten  Arbeit  der  Alexandriner  wäre  hier  manches  Erzeugnis  zu 
nennen,  das  ohne  unmittelbar  Philosophen biographie  zu  sein  doch  als  Grundlage 
und  Vorarbeit  biographischer  Darstellung  von  bestimmender  Bedeutung  war.  So 
entwarf  Kalli machos  aus  Kyrene,  der  etwa  von  310—235  vor  Chr.  lebte,  wahr- 
scheinlich als  alexandrinischer  Bibliothekar  an  der  Hand  der  Bibliotheksbestände 
Verzeichnisse  berühmter  Schriftsteller  und  ihrer  Werke   —   Ilivay.s;  tojv  Iv  .-räai) 


§  7.    Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unstrcr  Kenntnis  der  Philosophie  der  Griechen.    21 

jTaidein  Sui/.afiipdrzcov  xal  (ov  avreyoay'av  —  ein  Riesenwerk  in  120  Büchern, 
das  neben  den  nnnmgänglichen  Angaben  eines  Bibliothekskatalogs  auch  bio- 
graphische Nachrichten  über  die  einzelnen  Schriftsteller  und  Mitteilungen  über 
den  Umfang  ihrer  literarischen  Produktion  sowie  Bemerkungen  über  Eehtheits- 
fragen  enthielt.  Dieses  Werk,  in  dem  eine  besondere  Abteilung  den  Philosophen 
gewidmet  war,  bildete  den  Ausgangspunkt  einer  weitverzweigten  literarhistorischen 
Tätigkeit,  die  z.  T.  wohl  von  Kallimachos  selbst  veranlaßt  und  organisiert  wurde. 
Wir  verdanken  dieser  Tätigkeit  u.  a.  die  Schriftenverzeichnisse  philosophischer 
Autoren,  die  in  dem  philosophiegeschichtlichen  Werke  des  Diogenes  Laertios  er- 
halten sind.  Ein  Hauptbestreben  galt  dabei  einer  brauchbaren  Einteilung  der 
oft  umfangreichen  Schriftenkorpora.  Bekannt  ist  die  trilogische  Einteilung  eines 
Teiles  des  platonischen  Nachlasses  (unterschieden  wurden  fünf  Trilogien,  das 
übrige  blieb  ungeordnet)  durch  den  Kallimachosschüler  und  (seit  etwa  195  vor 
Chr.)  alexandrinischen  Bibliothekar  Aristophanes  von  Byzanz,  eine  Einteilung, 
der  in  der  Zeit  des  Kaisers  Tiberius  Thrasyllos  eine  umfassendere  tetralogische 
Gruppierung  entgegenstellte. 

Für  die  Chronologie  waren  bahnbrechend  die  XoovoyQucfiai  des  Era- 
tosthenes  von  Kyrene  (etwa  276—194  vor  Chr.),  der  von  Ptolemaios  III.  Euer- 
getes  um  235  vor  Chr.  als  Bibliothekar  nach  Alexandreia  berufen  wurde.  Dieses 
Werk  wurde  frühzeitig  verdrängt  durch  die  in  iambischen  Trimetern  abgefaßten 
und  dadurch  das  Auswendiglernen  erleichternden  XQoviy.d  des  Apollo doros  von 
Athen,  deren  erste  bis  145/4  vor  Chr.  herabreichende  Ausgabe  später  von  dem 
Verfasser  um  einen  jedenfalls  bis  120/19,  vielleicht  bis  etwa  110  vor  Chr.  gehen- 
den Nachtrag  vermehrt  wurde.  In  seiner  ersten  Hälfte  stützte  sich  das  Werk 
auf  Eratosthenes'  Chronographie,  so  freilich,  daß  der  Verfasser  sich  im  einzelnen 
die  Freiheit  des  Urteils  wahrte;  der  zweite,  die  Fortsetzung  des  Eratosthenes 
bildende  Teil  war  durchaus  geistiges  Eigentum  ApoUodors.  Dieser  sowohl  wie 
Eratosthenes  schenkten  den  Philosophen  besonderes  Interesse.  Die  Angaben  der 
apollodorischen  Chronik,  aus  der  u.  a.  Diogenes  Laertios  mittelbar  geschöpft  hat, 
bilden  für  die  Chronologie  der  Philosophen  das  beste  Material,  das  Avir  besitzen, 
und  sind  überall  in  erster  Linie  zu  berücksichtigen.  Urkundlich  gesicherte  posi- 
tive Angaben  über  Geburts-  und  Todesjahr  der  Philosophen,  die  Zeitpunkte  ihrer 
Lebensereignisse  und  des  Erscheinens  ihrer  Werke  standen  zwar  auch  Apollodor 
nicht  in  irgend  ausreichendem  Maße  zur  Verfügung.  Er  war  daher  genötigt  seine 
Ansätze  zu  errechnen,  was  man  berücksichtigen  muß,  um  nicht  seinen  bestimmten 
Angaben  mehr  Gewicht  beizrJegen,  als  sie  der  Natur  der  Sache  nach  beanspruchen 
können.  Bei  dieser  Rechnung  kam  eine  eigenartige  Methode  zur  Verwendung. 
Ein  datierbares  ungefähr  in  die  reifen  Lebensjahre  eines  Mannes  fallendes  Ereig- 
nis diente  zur  Bestimmung  von  dessen  Blütezeit  —  anf-iri  (ob  Apollodor  den  Ausdruck 
selbst  gebraucht  hat,  ist  zweifelhaft).  Diese  wurde  nach  einer  volkstümlichen,  von 
den  Pythagoreern  aufgenommenen  Anschauung,  in  deren  biographischer  Ver- 
wendung sich  Apollodor  wohl  an  Aristoxenos  anschloß,  in  das  vierzigste  Lebens- 
jahr verlegt.  Durch  Rückrechnung  ergab  sich  darnach  das  Geburtsjahr.  So  gab 
beispielsweise  die  von  Thaies  vorausgesagte  Sonnenfinsternis  von  585/4  den  Anlaß, 
in  dieses  .Jahr  die  «>«,«»;  des  Philosophen  anzusetzen  und  seine  Geburt  ins  Jahr 
624/3  (das  Jahr,  das  den  Ausgangspunkt  der  Rechnung  bildet  [585/4],  zählt  mit, 
daher  nicht  625/4)  zu  verlegen.  Gewisse  Epochejahre,  wie  das  der  Gründung  von 
Thurioi  444/3,  waren  als  feste  Punkte  für  die  Bestimmung  der  uxi.ir)  besonders  be- 
liebt. Protagoras  verfaßte  für  Thurioi  Gesetze,  Empedokles  besuchte  die  neu  ent- 
standene Stadt:  Grund  genug,  beider  uHf^it)  ins  Jahr  444  anzusetzen.  In  eben 
dieses  Jahr  wurde  auch  die  durch  das  Erscheinen  der  Schrift  .Tfg<  (fvosco?  markierte 


22    §  7.    Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  der  Philosophie  der  Griechen. 

Blüte  des  Gorgias  verlegt  —  um  nur  die  für  die  Geschichte  der  Philosophie 
wichtigen  Männer  zu  nennen,  die  mit  diesem  Epochejahr  in  Verbindung  gebracht 
wurden.  Für  die  Berechnung  des  Todesjahres  emj^fahl  sich,  soweit  nicht  positive 
Angaben  über  das  erreichte  Lebensalter  vorlagen,  die  Verdoppelimg  der  bis  zur  d«/«/ 
verlaufenen  Lebenszeit,  wieder  in  Anlehnung  an  volkstümliche  und  pythagoreische 
Vorstellungen,  nach  denen  ein  menschliches  Volleben  80  Jahre  umfaßt.  Auch  die 
chronologische  Fixierung  von  Lehrer  und  Schüler  in  ihrem  gegenseitigen  Verhält- 
nis war  von  dieser  Methode  beherrscht:  Lehrer  und  Schüler  sind  voneinander 
durch  eine  Akmeperiode  getrennt,  der  Schüler  40  Jahre  jünger  als  der  Lehrer. 
So  besteht  beispielsweise  zwischen  den  axuai  des  Xenophanes,  Parmenides  und 
Zenon  je  ein  Abstand  von  40  .Jahren  (vgl.  über  die  volkstümlich-pythagoreischen 
Grundlagen  der  apollodorischen  Methode  Franz  BoU,  Die  Lebensalter,  Neue 
Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  31  [1913],  S.  102  ff.;  über  Apollodors  Werk  und 
Methode  die  Arbeiten  von  Diels  und  Jacoby,  s.  Literatur). 

Eine  bedeutsame  gelehrte  Vorarbeit  anderer  Art  für  die  philosophische  Bio- 
graphie leistete  Demetrios  von  Magnesia  im  1.  Jahrh.  vor  Chr.  Eine  crux  jeder 
literargeschichtlichen  Arbeit  war  die  Gleichnamigkeit  verschiedener  Schriftsteller. 
Die  Zahl  literarisch  tätiger  Männer  —  darunter  auch  Philosophen  —  mit  Namen 
wie  Apollonios,  ApoUodoros  usw.  war  schier  unübersehbar.  Demetrios  erwarb  sich 
durch  sein  Werk  über  gleichnamige  Dichter  und  Prosaiker  (IIeqI  6i.ioivviio}v 
TioitjTtöv  TS  y.al  avyygacpiwr)  das  Verdienst,  hier  durch  Scheidung  der  Namens- 
vettern Ordnung  begründet  zu  haben.  Er  begnügte  sich  aber  nicht  mit  den  zur 
L^nterscheidung  der  Gleichnamigen  nötigsten  Angaben,  sondern  trug  darüber  hinaus 
für  die  einzelnen  Personen  in  verschiedenem  Umfange  biographisches  und  literar- 
historisches Material  zusammen  (Näheres  Leo,  Griech.-röm.  Biogr.  S.  40  ff.j  und 
arbeitete  so  der  Biographie  noch  in  weiterem  Maße  in  die  Hände.  Eine  spätere 
von  Diogenes  Laertios  benutzte  Bearbeitung  fügte  zu  den  literarischen  Personen 
auch  solche  anderer  Tätigkeitskreise,  wie  Ärzte  und  Künstler.  Analoge  Zwecke 
auf  geographischem  Gebiete  verfolgte  —  ebenfalls  nicht  ohne  Nutzen  für  die 
Biographie    —     Demetrios'     Werk    über    gleichnamige    Städte    {Ileoi   ofum'Vfioiv 

-TO/fW)'). 

Das  für  die  Philosophengeschichte  wichtigste  biographische  Werk  der  Alexandriner, 
dieÄot  des  KalUmacheers  Hermippos  aus  Smyrna  (um  2(X)  vor  Chr.),  war  wohl  zu- 
nächst als  Ergänzung  der  nivuy.E^  des  Kallimachos  gedacht.  Es  vereinigte  aber 
mit  der  urkundlich  fundierten  alexandrinischen  Gelehrsamkeit  in  charakteristischer 
Weise  die  Art  der  alten  peripatetischen  Biographie,  wie  denn  Hermippos  auch  als 
Peripatetiker  bezeichnet  wurde.  Er  gab  auf  Grund  der  alexandrinischen  Biblio- 
theksbestände geordnete  Schriftenverzeichnisse  der  behandelten  Autoren,  war  aber 
auf  der  anderen  Seite  in  der  Aufnahme  und  Erfindung  böswilligen  Klatsches  der 
würdige  Nachfolger  des  Aristoxenos.  In  ähnhcher  Weise  kreuzten  sich  in 
den  ßloi  des  Satyros,  der  gleichfalls  Peripatetiker  genannt  wird  (unter  Ptole- 
maios  Philopator  221 — 204),  die  peripatetische  Richtung  auf  das  ethisch  Charak- 
teristische und  die  gelehrte  Art  der  kallimacheischen  Schule.  Einseitig  auf  die 
Spitze  getrieben  wurde  die  Manier  des  Aristoxenos  in  einer  wahrscheinlich  um 
die  Mitte  des  3.  Jahrhunderts  vor  Chr.  entstandenen  Schrift,  die  von  ihrem  uns 
unbekannten  Verfasser  'AoioT injiog  tieqI  rcalaiäg  r ovtpfj?  betitelt  wurde,  indem 
er  den  Namen  des  Hedonikers  Aristippos  zum  Aushängeschild  für  seine  Erzäh- 
lungen von  Genußsucht  der  Alten  wählte.  Der  Verfasser  war  von  dem  Be- 
streben geleitet,  die  geistig  Großen  Griechenlands,  darunter  auch  Philosophen 
wie  Sokrates,  Piaton,  Aristoteles,  Theophrast,  durch  Beleuchtung  ihrer  besonders 
auf  geschlechtlichem  Gebiete  hervortretenden  angeblichen  TQV(ptj  henmterzuziehen 


§  7.    Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  der  Philosophie  der  Griechen.    23 

und  so  dem  Ungeschmaeke  eines  alles  Große  benörgelnden  und  nach  pilianten  Ent- 
hüllungen lüsternen  Lesepublilcums  entgegenzukommen.  Das  Nähere  über  diese 
Schrift  bei  v.  Wilamowitz-Moellendorff,  Antig.  v.  Karyst.  S.  48  ff. 

Die  alexandrinischen  gelehrten  Arbeiten  bildeten  das  große  Sammelbecken, 
aus  dem  die  spätere  Tradition  über  Leben  und  Schriften  der  Philosophen  gespeist 
wurde.  Einen  Hauptkanal,  durch  den  das  alexandrinische  Material  den  Späteren 
zufloß,  boten  die  Einleitungen  der  Schriftstellerausgaben  und  -kommen tare,  in 
denen  ähnlich  wie  es  heute  noch  zu  geschehen  pflegt  das  AVissenswerteste  über 
Leben  und  Werke  des  Autors  dem  Texte  und  seiner  Erklärung  vorausgeschickt 
wurde.  Auf  diesem  Wege  sind  —  aus  der  von  Andronikos  veranstalteten  Ari- 
stotelesausgabe —  Viten  des  Aristoteles  auf  uns  gekommen.  Der  Neuplatoniker 
•Olympiodor  begann  seinen  Kommentar  zum  platonischen  Alkibiades  mit  biogra- 
phischen Mitteilungen  über  den  Verfasser.  Auch  für  nach  der  alexandrinischen 
^eit  lebende  Philosophen  wurde  der  Brauch  beibehalten.  So  schickte  im  dritten 
Jahrhundert  nach  Chr.  der  Neuplatoniker  Porphyrios  der  Ausgabe  der  Werke 
seines  Lehrers  Plotin  Nachrichten  über  dessen  Leben  und  die  Ordnung  seiner 
Werke  voraus. 

Abseits  der  Reihe  der  peripatetisch-alexandrinischen  Biographen,  unter  denen 
noch  Diokles  von  Magnesia  mit  seinen  Bloi  cpi'/.oa6(fo)v  (falls  dieses  Werk  nicht 
identisch  war  mit  der  später  zu  nennenden  'E^ridooiiij  xdv  (pü.ooöcfoiv)  hier  erwähnt 
sein  mag,  steht  Antigonos  von  Karystos,  der  nicht  lange  nach  225  vor  Chr. 
ßioi  von  Philosophen  verfaßte.  Auch  sein  Interesse  gilt  dem  für  den  persönlichen 
Gharakter  Bezeichnenden  mehr  als  den  philosophischen  Lehren  und  den  äußeren 
Lebensereignissen.  So  konnte  auch  er  der  Mitteilung  anekdotenhafter  für  den 
Charakter  der  einzelnen  Philosophen  signifikanter  Züge  nicht  entraten.  Aber  sein 
Orundstreben  geht  auf  Überlieferung  des  Wahren.  Seine  Hauptquelle  waren 
•eigene  Erinnerungen  an  berühmte  Philosophen,  die  er  kennen  gelernt  hatte,  und 
«die  er  in  seinen  Aufzeichnungen,  abweichend  von  der  aristoxenisch-hermippischen 
Art,  mit  Wohlwollen  besprach.  Für  uns  ist  er  besonders  als  Quelle  des  Diogenes 
Laertios  (s.  u.)  von  Interesse.  Vgl.  über  ihn  v.  Wilamowitz-MoeUendorff,  siehe 
Literatur. 

Die  bisher  genannten  Werke  sind  bis  auf  im  ganzen  spärliche  Fragmente 
verloren.  Aber  ein  reicher  Niederschlag  dieser  und  verwandter  biographischer 
Literatur  findet  sich  in  den  erhaltenen  Schriften  Späterer,  so  besonders  in  der 
Philosophiegeschichte  des  Diogenes  Laertios.  Ein  günstigeres  Geschick  waltete 
über  zahlreichen  biographischen  Werken  und  kleineren  Abrissen  der  nachalexan- 
drinischen  Zeit.  Von  Viten  des  Piaton  und  Aristoteles  und  der  von  Porphyrios 
verfaßten  Lebensbeschreibung  Plotins  war  bereits  die  Rede.  Hierher  gehören 
weiter  das  unter  dem  Verfassernamen  des  Lukian  (2.  Jahrh.  nach  Chr.)  über- 
lieferte, für  die  typische  Form  der  Philosophen-  wie  sonstiger  Biographie  inter- 
essante Leben  des  Kynikers  Demonax,  die  romanhaften  Pythagorasviten  des  Por- 
phyrios (erhaltener  Teil  einer  sonst  bis  auf  Bruchstücke  verlorenen  bis  auf  Piaton 
herabreichenden  Philosophiegeschichte  \^i).6oorpo!;  toioQia]),  lamblichos  (4.  Jahrh. 
nach  Chr.)  und  eines  Anonymus,  das  gleichfalls  romanhafte  Leben  des  Apollonios 
von  Tyana  von  der  Hand  des  Philostratos  (Anfang  des  3.  Jahrh.  nach  Chr.),  die 
von  Wunderglauben  beherrschten  Neuplatonikerbiographien  in  des  Eiuiapios  (um 
400  nach  Chr.)  Bt'oi  rpdoaöq^oyv  xal  aocpioxöiv,  die  Vita  des  Proklos  aus  der 
Feder  des  Marinos  (Ende  des  5.  Jahrh.  nach  Chr.),  die  von  Damaskios  (im  6. 
Jahrh.  n.  Chr.)  verfaßte  Lebensbeschreibung  des  Isidoros,  die  auch  für  das  Leben 
anderer  zeitgenössischer  Philosophen  eine  wichtige  Quelle  bildet,  die  biographischen 
Artikel  in   dem  Lexikon   des  Suidas  (im  10.  Jahrh.  nach  Chr.).     Für  letztere  ist 


24    §  "•    l^ie  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  der  Philosophie  der  Griechen^ 

durch  Vermittlung  des  uns  verlorenen  Hesychios,  'Ovoiiaro/.öyog  >}  :Tirn^  twv 
iv  :rai8ein  dvo/iiaoTwv  (6.  Jahrh.  nach  Chr.;  das  unter  Hesychs  Namen  erhaltene 
Behriftchen  ITsgi  tc5»'  iv  :Tat8et'a  öia^.nfiipdvrcov  oocfcov  ist  eine  zwischen  dem  10.  und 
13.  Jahrh.  verfertigte  Kompilation  aus  Diog.  Laert.  und  Suidas)  die  Vorlage 
des  Laertios  benutzt;   aber  auch  Laertios  selbst  wurde  von  Suidas  herangezogen. 

Vgl.  zu  den  Philosophenbiographien  besonders  die  im  Literaturverzeichnis 
angeführten  Arbeiten  von  Wilamowitz  und  Leo.  für  die  alexandrinischen  Arbeiten, 
auch  Susemihl,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  in  d.  Alexandrinerzeit. 

b)  Die  bisher  besprochene  Methode  ließ  sich  erweitern.  Einzelbiographieii 
gruppierten  sich  zur  Geschichte  einer  philosophischen  Schule  mit  be- 
sonderer Betonung  des  äußeren  Verlaufes  ihrer  Entwicklung,  der  für  die  Schule 
wichtigen  Handlungen  und  Erlebnisse  ihrer  Mitglieder,"  der  Abfolge  von  Lehrern 
und  Schülern.  Der  Faden  für  diese  Darstellung  ergab  sich  aus  der  Verfassung 
der  Schulen,  insofern  mit  ihrer  Ijeitung  wechselnde  Schuloberhäupter  betraut 
waren.  Wie  für  die  politische  Geschichte  monarchischer  Staaten  die  Eeihe  ihrer 
Herrscher  ein  bequem  brauchbares  Gerüste  abgibt,  so  lieferte  für  die  äußere  Ent- 
wicklungsgeschichte der  Philosophenschulen  die  Kette  der  Schulleiter,  die  sich  mit 
der  Kette  von  Lehrer,  Schüler,  Enkelschüler  usw.  zu  decken  pflegte,  ein  nahe- 
liegendes Dispositionsprinzip.  Als  Sukzedierender  ist  das  Schulhaupt  ein  Scddo/o?^ 
und  Schulgeschichten  nach  dem  Sukzessionsprinzip  pflegen  den  Titel  hadoyal 
<fi/.0G6(f(ov  zu  führen.  Die  Anwendung  dieser  Methode  ist  so  selbstverständlich, 
daß  es  sich  nicht  lohnt,  nach  einem  Erfinder  derselben  zu  suchen.  Wohl  aber 
ist  Sotion  aus  Alexandreia  als  derjenige  zu  nennen,  der  in  seiner  zwischen  200 
und  170  vor  Chr.  verfaßten  Aiaöo/Jj  tojv  cpi'/.ooöcfcov  durch  Ausgestaltung  dieses  Ver- 
fahrens die  gesamte  Geschichte  der  griechischen  Philosophenschulen  in  ein  großes- 
System  zu  bringen  suchte  und  damit  den  Grund  für  die  folgende  Diadochen- 
schriftstellerei  legte.  Das  Eigentümliche  seines  Verfahrens  bestand  darin,  daß  er  nicht 
nur  innerhalb  der  einzelnen  Schule  die  Abfolge  von  Lehrer  und  Schüler  zum  leiten- 
den Faden  machte,  sondern  auch  die  Schulen  untereinander  in  den  gleichen  Suk- 
zessionszusammenhang brachte,  indem  er  das  tatsächliche  oder  ad  hoc  angenom- 
mene Schülerverhältnis  eines  Schulgründers  zu  einem  Mitgliede  einer  älteren  Schule 
zur  Verbindung  benutzte.  Zu  dem  äußersten  Ziele,  die  ganze  griechische  Philosophie 
von  einem  letzten  L'rheber  herzuleiten  und  die  gesamte  Entwicklung  in  einem 
einheitlichen  Stammbaum  darzustellen,  schritt  er  nicht  fort,  sondern  beließ  es  bei 
der  Aufstellung  zweier  paralleler  Entwicklungsreihen.  Da  sein  System  in  der 
Folgezeit  an  der  Herrschaft  geblieben  und  über  Mittelstufen  auch  in  die  Philo- 
sophengeschichte des  Diogenes  Laertios  übergegangen  ist,  so  ist  es,  schon  um  des 
Verständnisses  des  Diogenes  willen,  nötig  ihm  näher  zu  treten.  Es  läßt  sich  aus 
der  Übersicht  in  Diogenes'  Prooem.  13 — 15  im  wesentlichen  herstellen,  wenn 
man  die  Erweiterungen  des  Diogenes  tilgt  (vgl.  Alfr.  Gercke,  De  quibusdam  Laert. 
Diog.  auctor.,  Greifsw.  1899  S.  52)  und  einige  in  dieser  Übersicht  nicht  genannte 
Avohl  aber  in  der  späteren  Ausführung  von  Diogenes  berücksichtigte  Philosophen 
ergänzt.  Festzuhalten  ist  dabei  allerdings,  daß  die  Diadoche  des  Diogenes  nicht 
in  allen  ihren  Einzelheiten  für  Sotion  in  Anspruch  genommen  werden  darf.  Da 
es  aber  hier  nur  auf  das  System  im  ganzen  und  seine  Beziehungen  zu  Diogenes 
ankommt,  mag  es  gestattet  sein,  die  Differenzen  zurücktreten  zu  lassen  und  nur 
an  einigen  Punkten  kurz  darauf  hinzuweisen.  Zur  Orientierung  füge  ich  jeweilen 
die  Zahl  des  Buches,  in  welchem  die  betreffenden  Philosophen  bei  Sotion  be- 
handelt waren  (S,  I,  II  usw.,  vgl.  die  Rekonstruktion  bei  Diels  Doxogr,  S,  147, 
Gercke  a.  a.  O.  S.  51)  und  die  entsprechende  Buchzahl  des  Diogenes  Laertios 
(D.  I.  II  usw.)  bei.     Sotions  System  war  folgendes: 


§  7.    Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  der  Philosophie  der  Griechen.    25 


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Die  Quellen  u,  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  der  Philosophie  der  Griechen. 


II.  Italische  Reihe 

(Diogenes  zufolge  so  benannt  nach  Pythagoras'  Aufenthalt  in  Italien.    Ebendorthin 
wiesen  auch  die  Eleaten). 

(  Pvthagoras.  ) 

S.  IX.  /X  [  D.  VIII. 

l   Telauges.         Erai)edokles  (vgl.  Diog.  8,  50;  nach  einigen  J 
Abhängigkeit  von  Pythagoras  durch 
Telauges  vermittelt;  vgl.  Diels  Vors. 
21  A  2.  8). 


S.  X. 


Xenophanes. 

I* 
Parmenides. 

I 
Zenon. 

I 
Leukippos. 

Demokritos. 


Herakleitos  (vgl.  Diels  Doxogr.  152.  178).        D.  IX. 


D.  IX. 


Protagoras.    D.  IX.    Mittelglieder  Diels  Vors.  56  A  1.  2;  57  A  1. 

I 
S.  XI.     Pvrron  und  Pvrroneer.      D.  IX. 

I 
Nausiphanes. 
I 
S.  XII.    Epikuros.     D.  X. 

S.  XIII.     Ein  Anhang  enthielt  die  Philosophen  der   niehtgriechischen 
Völker  (vgl.  D.  prooem.). 

""  Diese  Verbindungen  hält  E.  Schwartz,  Pauly-Wissowa  Art.  Diogenes  40  Sp. 
75(3  für  nicht  sotionisch.  Diogenes  berücksichtigt  in  der  Ausführung  (9,  18  ff.) 
die  Abhängigkeit  des  Xenophanes  von  Telauges  nicht,  und  nach  Diog.  9,  20  be- 
zeichnete Sotion  den  Xenophanes  als  ersten  Vertreter  der  Akatalepsie,  also  als 
Skeptiker,  was  freilich  seiner  Verbindung  mit  einem  pythagoreischen  Lehrer  so 
wenig  wie  der  Anknüpfung  der  schließlich  in  den  Pyrronismus  ausmündenden 
eleatisch  demokritischen  Reihe  an  seine  Person  unbedingt  im  Wege  steht.  Für 
Parmenides  berichtete  Sotion  nach  Diog.  9,  21  von  einem  Schülervernältnis  zu  dem 
Pythagoreer  Ameinias,  der  auf  ihn  größeren  Einfluß  als  Xenophanes  gewonnen 
habe  {iy.oircövtjos  öi  y.al  'JuEivia).  Wie  Gercke  a.  a.  O.  S.  55  f.  mit  Recht  bemerkt, 
verträgt  sieh  diese  Angabe  wohl  mit  der  Einreihung  des  Parmenides  in  die 
Sukzession  des  Xenophanes. 

Vgl.  zu  dem  ganzen  Stemma  auch  Ps.-Galen  Ilsoi  cfüooöcpov  iatogia^  3  (Diels 
Doxogr.  598  ff.)  und  Clem.  Alex.  Strom.  1,  14,  62-64  II  p.  39  ff.  Stählm,  Diels 
Doxogr.  p.  244. 

Aus  dem  Werke  des  Sotion  machte  um  150  vor  Chr.  Herakleides  Lembos 
einen  Auszug,  den  er  mit  einer  Epitorae  aus  den  Bioi  des  Satyros  (Diels  Dox.  149) 
und  anderer  biographischer  Literatur  (Wüamowitz,  Antigonos  v.  Kar.  88  f.,  Suse- 
mihl.  Gesch.  d.  griech.  Lit.  in  d.  Alex.  I  503  f.)  zusammenschweißte.  Von  Sotion  oder 
Herakleides  waren  vermutlich  die  sonstigen  uns  bekannten  nach  dem  Prinzip  der 
diado/ai  arbeitenden  Philosophiehistoriker  sämtlich  mehr  oder  weniger  abhängig. 
Doch  ist  fraglich,  ob  nicht  Antisthenes  von  Rhodos  —  derselbe,  den  Polybios 
16,  14,  2;  15,  8  als  Verfasser  einer  Zeitgeschichte  erwähnt  —  mit  seinen  Aiadoyal 
<fi/.oo6(fcov  Herakleides  Lembos  zeitlich  voranging.  Von  anderen  sind  zu  nennen 
Alexander  Polyhistor   (zur  Zeit  Sullas),    Verfasser   von  ^iXoaötpmv   diadoxai, 


§  7.    Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  der  Philosophie  der  Griechen.    27 

lason  von  Rhodos  (nur  von  Suidas  erwähnter  Neffe  und  Nachfolger  des 
Stoikers  Poseidonios,  schrieb  4H).oa6(po}v  dtado/ai),  Philode  mos  von  Gadara, 
aus  dessen  ^vria^ig  zwv  qi).oo6(f(av  in  den  herkulanensischen  Rollen  die  Abschnitte 
über  die  Akademiker  und  Stoiker  erhalten  sind,  Sosikrates  (etwa  130  vor  Chr.), 
Nikias  von  Nikaia  (wohl  erst  unter  Nero),  beide  Verfasser  von  Aiaöoyal,  Hippo- 
botos  (vermutlich  zu  Ende  des  3.  oder  zu  Anfang  des  2.  Jahrh.  vor  Chr.,  vgl. 
V.  Arnim  bei  Pauly-Wissowa  s.  v.),  der  ein  Philosophenverzeichnis  (Twv  (pdooorpon- 
■avayoa(frj)  wahrscheinlich  nach  dem  Diadochensystem  verfaßte.  Ahnlich  war  wohl 
auch  die  ' E^iiSoo/ui]  qidooöqmyv  des  Diokles  von  Magnesia  (im  1.  Jahrh.  vor 
■Chr.)  angelegt,  doch  waren  hier,  wie  wohl  auch  bei  anderen  Diadochenschreibeni, 
in  die  äußere  Schulgeschichte  zusammenhängende  Abschnitte  über  die  Lehren 
der  Schulen  eingefügt  (Diog.  L.  7,  48  ff.). 

Das  wichtigste  Werk  dieser  ganzen  Literatur,  das  einzige,  das  uns  im  wesent- 
lichen vollständig  vorliegt,  ist  des  Diogenes  Laertios  im  dritten  Jahrhundert 
nach  Chr.  verfaßte  Schrift  Bioi  xat  yvoöfiac  twv  kv  opiXocorpm  svöoxi^r]odvT(oi'  xal 
T&v  Exäaii]  aiQsaei  äoeay.ovxcov  sv  ijtizö^o)  ovvaywyrj  in  10  Büchern  (der  Titel  er- 
scheint auch  in  anderer  Form,  und  es  ist  fraglich,  ob  er  vom  Verfasser  selbst 
herrührt,  vgl.  E.  Schwartz  bei  Pauly-Wissowa  s.  v.  S.  739).  Über  die  Ein- 
teilung des  Werkes  s.  o.  S.  24  ff.  Die  Geschichte  der  Akademie  ist  bis  auf 
Kleitomachos,  die  der  aristotelischen  Schule  bis  auf  Lykon,  die  der  Stoa  in 
unserem  Texte  bis  auf  Chrysippos  herabgeführt;  letztere  reichte  aber  ur- 
sprünglich bis  auf  Kornutos  (vgl.  Eose,  Hermes  1  [1866],  370  ff.,  Usener,  Epicurea 
p.  XI  Anm.  2,  Martini,  Leipziger  Studien  19  [1899],  86  ff.).  Die  namhaftesten 
Epikureer  nennt  Diogenes  bis  auf  Zenon  von  Sidon,  Demetrios  Lakon,  Diogenes 
von  Tarsos  und  Orion.  Nur  die  Geschichte  des  Skeptizismus  führt  er  bis  gegen 
200  nach  Chr.  herab.  Diogenes'  'W'erk  enthält  ein  überaus  reiches  in  vielfacher 
Schichtung  zusammengetragenes  Material,  das  nach  Herkunft  und  Art  sehr  ver- 
schieden ist.  Neben  Biographischem  im  engeren  Sinne  bietet  es  eingehende  Be- 
richte über  die  Schullehren  (vgl.  den  Titel),  Apophthegmensammlungen,  Schriften- 
verzeichnisse einzelner  Autoren,  Homonymenlisten,  Urkunden  (Testamente,  Briefe) 
U.S.  f.,  neben  wertloser  Tradition  Stücke  auserlesenster  Gelehrsamkeit.  Die  Vereinigung 
dieses  Materials  hat  sich  nicht  etwa  in  der  Weise  vollzogen,  daß  sich  an  eine 
einheitliche  dtaöop'j  das  fremdartige  Material  angerankt  hätte.  Der  gesamte  Stoff 
setzt  sich  von  Hause  aus  vielmehr  aus  Stücken  sehr  verschiedenen  Charakters  zu- 
sammen. Das  ganze  Material  wurde  aber  schließlich  nach  dem  Prinzip  der 
diadoyi'!  geordnet,  und  insofern  gehört  das  Werk  in  die  hier  in  Rede  stehende 
Gruppe  von  Quellen.  Für  uns  ist  die  Schrift  des  Diogenes  das  Hauptwerk  über 
antike  Philosophiegeschichte,  und  in  ihrer  Erklärung  und  Verwertung  laufen  die 
Fäden  der  Forschung  zusammen.  Dabei  bietet  aber  gerade  die  Analyse  dieses 
Werkes  nach  Quellen  und  Kompositionsweise  eine  Reihe  eigenartiger  Probleme, 
deren  Lösung  um  so  schwieriger  ist,  als  es  uns  noch  immer  an  einer  für  wissen- 
schaftliche Zwecke  brauchbaren  Ausgabe  fehlt.  Denn  die  Fragen  nach  der  Her- 
kunft der  einzelnen  Teile  der  Schrift  und  der  Art  ihrer  Vereinigung  sind  hier  wie 
überall  von  der  Einzelkritik  des  textlichen  Wortlautes  untrennbar.  Den  besten 
Beleg  dafür  bietet  der  von  L'^sener  erbrachte  von  anderen  weiter  verfolgte  Nach- 
weis, daß  zahlreiche  für  die  Frage  der  Komposition  schwierige  Stellen  nichts 
anderes  sind  als  Zusätze,  die  im  letzten  Schichtungsstadium  des  Stoffes  als  Rand- 
bemerkungen beigefügt  und  von  den  Schreibern  in  den  Text  eingesetzt  wurden, 
wo  sie  nun  den  Zusammenhang  stören. 

Das  Diogenesproblem  läßt  sich  in  doppelter  Weise  anfassen.  Man  kann  die 
in  dem  Werke  vereinigten  Schichten  von  oben  nach  unten  abzuheben  versuchen: 


9^    §  7.   Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  der  Philosophie  der  Griechen. 

d.  h.  man  kann  fragen,  vrelches  die  von  Diogenes  selbst  als  letztem  Bearbeiter  der 
Kompilation  beigegebenen  Zutaten  seien,  und  nach  deren  Ausscheidung  den  zurück- 
bleibenden Stoff  wieder  hinsichtlich  seines  sukzessiven  Anwachsens  analysieren. 
^lan  kann  aber  auch  von  unten  nach  oben  fortschreitend  von  einzelnen  in  die 
Kompilation  eingegangenen  primären  Quellen  unter  Ausnützung  alles  verfügbaren 
Materials  ein  möglichst  adäquates  Bild  zu  gewinnen,  ihi-en  Anteil  an  der  Ent- 
stehung und  Ausgestaltung  des  Gesamtwerkes  zu  verstehen  und  ihren  Weg  vom 
Verfasser  bis  zu  Diogenes  zu  verfolgen  suchen.  Beide  Wege  sind  zu  beschreiten,  nur 
muß,  werden  ei-sten  begeht,  sich  davor  hüten,  auf  einen  bestimmten,  benannten  oder 
tmbenannten  Autor  als  nächste  Vorlage  des  Diogenes  zti  fahnden.  Nietzsche  suchte 
als  solche  Diokles,  Maaß  Favorinus  zti  erweisen,  beide  mit  geringem  Glück.  Usener 
schloß,  an  eine  Beobachtung  von  Diels  anknüpfend,  aus  Diog.  Laert.  9,  109  'A^to/./m- 
vibtjg  6  Nixaevg,  6  :iag'  r)iiu>v  („unser  Landsmann")  auf  Nikias  von  Nikaia  als 
Unterlage  des  Diogenes.  Nur  sollte  ihm  Xikias  in  verkürzter  Bearbeitung  vor- 
gelegen haben,  Gercke,  der  auf  die  der  Hypothese  Useners  entgegenstehenden 
Widersprüche  zwischen  Nikias  und  Diogenes  hinwies,  nahm  seinerseits  einen 
nicht  mit  Sicherheit  namhaft  zu  machenden  zwischen  125  und  145  nach  Chr. 
blühenden  Platoniker  als  Diogenes'  nächste  Quelle  in  Anspruch;  er  denkt,  indem 
er  in  der  Erklärung  der  Stelle  9,  109  Diels  und  Usener  folgt,  an  einen  Schrift- 
steller aus  Nikaia,  und  zwar  an  den  von  Proklos  im  Komm.  z.  piaton.  Rep.  II 
96,  12  Kroll  genannten  Maximos.  Aber  so  förderlich  die  von  Gercke  heran- 
gezogenen Tatsachen  für  die  weitere  Diogenesforschung  auch  sind,  so  reichen  sie 
doch  zu  einer  genügenden  Stützung  seiner  These  nicht  aus.  Was  Diogenes  vor 
sich  hatte,  waren  verschiedenartige  einer  einheitlichen  Verarbeitung  entbehrende 
Kompilationen,  die  er  vergleichend,  ausscheidend  und  zusammenklitternd  für  sein 
Sammelwerk  verwertete  (vgl.  Schwartz,  Artikel  Diogenes  Laert.  bei  Pauly-Wissowa). 
Aus  der  so  vereinigten  Gesamtmasse  lassen  sich  einige  Partien  als  Produkte  einer 
gesonderten  Entwicklung  herausheben,  so  die  Bücher  3  (Piaton),  4  (die  Akademie), 
5 — 10  (Aristoteles  und  seine  Nachfolger,  Kynismus,  Stoa,  Pythagoras  imd  die 
Pythagoreer,  die  Eleaten,  Atomiker,  Skeptiker,  Epikur).  Vgl.  über  diese  Gruppen 
V.  AVüamowitz,  Antigonos  von  Karystos  S.  320  ff.  u.  ö-,  Leo,  Griech.-röm.  Biogr. 
S.  37.  Zu  der  traditionellen  Stoffmasse  fügte  Diogenes  selbst  auf  Grund  eigener 
Sammelarbeit  neben  anderem  Auszüge  aus  Favorins  '^.-roi.irijfiovEVfiaTa  und  Ilay- 
Toda.-T>j  lüiooia  und  Diokles'  Bloi  und  ^Eniögo/ii]  Twr  <fi/.oaö(pcor,  in  das  EiDikurbuch 
legte  er  drei  Lehrbriefe  als  Dokumente  epikurischer  Lehre  sowie  die  y.voiai  bö'^ai 
ein  und  gab  an  verschiedenen  Stellen  eingehende  in  letzter  Linie  auf  Theophrast 
zurückreichende  (s.  u.  S.  29)  doxographische  Mitteilungen  bei  (über  weiteres  Zu- 
satzmaterial Schwartz,  a.  a.  O.  S.  742  ff.,  758  ff.).  Freilich  ist  auch  bei  diesem 
hier  als  Zusatzstoff  bezeichneten  Material  nicht  mit  Sicherheit  festzustellen,  daß 
es  sich  in  der  Tat  um  Zufügungen  des  Diogenes  handelt  tmd  das  IMaterial  nicht 
bereits  vor  ihm  in  die  Kompilationsmasse  eingegangen  war. 

Auf  dem  zweiten  der  oben  beschriebenen  Wege  haben,  um  nur  Wichtigstes 
zu  nennen,  Diels  durch  die  Bearbeitung  der  doxographischen  Literatur,  Diels  und 
Jacoby  durch  ihre  Forschungen  über  ApoUodors  Chronik,  v.  Wilamowitz  durch 
die  Behandlung  des  Antigonos  von  Karystos  und  Leo  durch  die  Durchforschung 
der  biographischen  Literatur,  die  Verfolgung  der  Spuren  des  Demetrios  von 
Magnesia  u.  s.  f.  sich  um  die  Quellenkritik  des  Diogenes  im  höchsten  Maße  ver- 
dient gemacht. 

Weiteren  Bemühungen  wird  es,  besonders  wenn  einmal  die  versprochene  kri- 
tische Ausgabe  vorliegt,  gelingen,  über  die  rohe,  aber  durch  das  in  ihr  enthaltene 
Gut  kostbare  Kompilation  des  Diogenes  noch  helleres  Licht  zu  verbreiten.    Dann 


5)  7.    Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  der  Philosophie  der  Griechen.    29 

uird  auch  der  Mann,  der  dem  ^^'erke  seinen  Namen  gegeben  hat,  hinsichtlich 
«einer  Art  und  Arbeitsweise  klarer  hervortreten.  Vorläufig  hat  8chwartz,  a.  a.  O. 
S.  762  f.  mit  Recht  gegen  die  übliche  übertreibende  Auffassung  des  Diogenes  als 
■eines  ganz  unpersönlichen,  am  Stoffe  nicht  interessierten,  rein  mechanisch  ar- 
beitenden Zusammenschreibers  Einspruch  erhoben. 

c)  In  den  beiden  bisher  besprochenen  Gruppen  philosophiegeschichtlicher 
Arbeiten  bildete  der  äußere  Verlauf  des  Philosophenlebens  oder  der  Schulentwick- 
lung zwar  keineswegs  den  einzigen  Inhalt  der  Darstellung,  aber  doch  einen  wesent- 
lichen Teil  derselben  und  vor  allem  den  Faden,  an  dem  die  Erzählung  aufgereiht 
wurde.  In  den  beiden  folgenden  Gruppen  sind  die  Lehren  der  Philosophen  das 
Maßgebende.  Grundlegend  war  auch  hier  wieder  Aristoteles,  der  in  seinen 
Schriften  den  Grundsatz  befolgte,  bei  einem  jeden  Problem  zunächst  in  geschicht- 
licher Übersicht  festzustellen,  was  seine  Vorgänger  geleistet  hatten.  In  diesem 
Sinne  gibt  er  insbesondere  im  Eingange  seiner  Metaphysik  einen  kritischen  Über- 
blick über  die  Prinzipienlehren  der  früheren  Philosophen  von  Thaies  bis  auf 
Piaton  (Metai^h.  1  c.  3  —  10).  Solche  Übersichten  ließen  sich  zu  einer  Geschichte 
■der  Philoso])hie  nach  Problemen  ausgestalten:  Probleme  wurden  aufgestellt 
und  jeweilen  die  Lehrmeinungen  (do^ai)  der  verschiedenen  Philosophen  darüber 
mitgeteilt;  so  gelangte  man  zur  doxographischen  Methode.  Grundwerk  waren 
hier  die  ^voiy.cöv  dö^ai  (in  18  Büchern)  des  Aristotelesschülers  Theophrast, 
eine  erste  Geschichte  der  Philosophie,  freilich  ohne  Berücksichtigung  der  Logik 
luid  Ethik  (das  daraus  Erhaltene,  dariuiter  ein  größeres  Fragment  jisqI  aiodi'joeorv, 
bei  Diels  Doxogr.  S.  475—527.  Vgl.  auch  den  Index  zu  Diels'  Ausgabe  von 
Bimplikios'  Kommentar  zur  Physik  S.  14-47).  Das  theophras tische  Werk,  das  nach 
■den  Problemen:  Prinzipien  {dg^al),  Gottheit,  Kosmos,  Meteora,  Psychologisches, 
Physiologisches  geordnet  war,  bildete  den  Ausgangspunkt  und  die  Hauptquelle  einer 
weitverzweigten  doxographischen  Literatur,  deren  Sammlung  und  Sichtung  Diels 
in  seinen  Doxographi  Graeci  in  meisterhafter  Weise  vollzogen  hat. 

Die  beiden  wesentlichsten  doxographischen  Zusammenstellungen,  die  wir  be- 
sitzen, sind  Pseudoplutarc  hs  Placita  philosoi^horum  {UeQi  ra>r  aoeoy.6rzo)v  qnlo- 
oöcfoig  (fvoiy.öjv  doy^iäicov)  und  die  entsprechenden  Exzerpte  im  1.  Buche  dev'EyJ.oyai  des 
Johannes  von  Stoboi  (Stobaeus,  frühestens  um  400  n,  Chr.).  Beide  gehen,  wie 
Diels  in  den  Prolegomena  zu  den  Doxographi  nachgewiesen  hat,  auf  eine  gemeinsame 
Quelle  zurück,  aus  der  auch  manche  Angaben  in  der  'E?.h]riy.ä)r  Tradtjfmrojv  i)eQa- 
TiEvrixri  (Graecarum  affectionum  curatio)  des  457  verstorbenen  Bischofs  Theodoretos 
sowie  des  Bischofs  Nemesios  von  Emesa  (um  400)  in  seinem  Werke  Ileoi  ffwoeco; 
ävdQo'mov  entstammen.  Als  diese  QueUe  erweist  Diels  die  Placita  eines  gewissen 
Aetios  (um  100  nach  Chr.),  der  von  Theodoret  neben  Plutarch  und  Porphyrios 
erwähnt  wird  als  Verfasser  einer  2'wj'avcoy>)  Tcör  aoeoHovxcov.  Dieser  Aetios  fußte 
nach  Diels  auf  den  Aö'^ui  (,,Vetusta  placita")  eines  Unbekannten  (Posidonianers) 
aus  der  1.  Hälfte  des  1.  Jahrh.  v.  Chr.;  der  wertvollste  Teil  ihrer  Nachrichten 
stammt  aus  den  fpvoixöjv  do^ai  des  Theophrast.  Das  Schriftchen  des  Pseudo- 
Galen  IIsqI  (fi/.oo6(pov  lozogiag  ist  in  seinem  größten  Teil  (c.  25  bis  zum  Schluß) 
lediglich  Exzerpt  aus  den  pseudoplutarchischen  Placita,  im  ersten  Teile  benutzt 
der  Verfasser  ein  Kompendium,  das  auch  Sextus  Empirikus  (s.  u.)  vorgelegen  hat. 
Ebenso  wurde  Ps.-Plutarch  von  anderen  Autoren  späterer  Zeit  ausgebeutet,  so 
dem  Interpolator  bei  Philon  Tiegl  jiQoroiag  1,  22,  Athenag.  Jigsaß.  tio.  Xqiox., 
Ps.-Justin  Xöyog  :raQaiv.  .-rg.  "Elhp'.,  der  wieder  dem  Hermeias  für  seinen  Aiaovo/uog 
Tcör  f'^o)  (pdooö(pcov  vorgelegen  hat,  dem  Aratkommentator  Achilleus,  Eusebios  in 
der  jiQOJtuQaoy.  svayy.,  Kyrillos,  loannes  Lyd.  .t.  /ojvcör.  Über  einen  späten  Aus- 
läufer dieser  Tradition  (al-Shahrastani)  s.  o.  S.  18.    Wertvolle  doxographische  Nach- 


30    §  7.   Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  der  Philosophie  der  Griechen. 

richten,  die  ebenfalls  auf  Theophrast  zurückgehen,  finden  sich  femer  im  ersten 
Buche  (fpi/.ooo(fovfieva)  der  Refutatio  oninium  haeresium  CE/.ey/og  xam  jtaowv 
uigioEcov,  in  10  BB.,  B.  2  und  3  fehlen),  die  den  um  220  nach  Chr.  lebenden 
Kirchenlehrer  Hippolytos,  einen  Schüler  des  Irenaeus,  zum  Verfasser  hat; 
bis  1842  war  nur  jenes  erste  Buch  bekannt  und  galt  fälschlich  als  Werk  des 
Origenes. 

d)  Man  konnte  aber  auch  die  Darstellung  nach  Problemen  verlassen  und  die 
Sekten  in  übersichtlicher  Weise  nach  ihrem  philosophischen  Zu- 
sammenhange und  der  gegenseitigen  Abgrenzung  ihrer  Lehren  be- 
handeln oder  das  eine  oder  andere  System  in  seiner  Gliederung  dar- 
stellen. Hierher  gehört  wohl,  so  wenig  uns  von  den  einschlägigen  Werken  im 
einzelnen  bekannt  ist,  die  Literatur  tieqI  [tcov  y.ara  (pi/.ocoqi'av  oder  tojv  q  i/.ooö(pcov) 
aiQEoeiov.  als  deren  Vertreter  uns  Eratosthenes,  Hippobotos,  der  Akademiker 
Kleitomachos,  der  Stoiker  Panaitios,  der  Epikureer  ApoUodoros  („der  Garten- 
tyrann"; seine  Schrift  IIeqI  twv  (füooötpiov  uIqeoewv  ist  wohl  mit  der  anderwärts 
angeführten  ^waycoyi]  nov  doy/närcov  identisch)  und  ein  sonst  nicht  bekannter 
Theodoros  genannt  werden,  aus  der  uns  ferner  bei  Ps.  Galen  hist.  philos.  7 
p.  603  f.  Diels  und  bei  Diog.  Laert.  1,  18  ff.  Auszüge  vorliegen,  und  deren  Nach- 
wirkungen noch  in  Varros  Klassifizierung  der  philosophischen  Sekten  (Cic.  Acad. 
1,  2,  4  ff.,  vgl.  auch  Varros  Satire  JJeoI  aloioEcov  fr.  1  Riese)  zu  erkennen  sind. 
Eine  Probe  dieser  übersichtüch-systematischen  Darstellung  mag  Diog.  Laert.  1,  18  f. 
bieten.  Es  gibt,  so  heißt  es  hier,  drei  Teile  der  Philosophie,  den  physikalischen, 
den  ethischen  und  den  dialektischen.  Nach  der  näheren  Charakterisierung  dieser 
drei  Teile  wird  weiter  ausgeführt,  bis  Archelaos  habe  (nur)  die  Physik  bestanden, 
mit  Sokrates  die  Ethik,  mit  dem  Eleaten  Zenon  die  Dialektik  begonnen.  In  der 
Ethik  seien  zehn  Sekten  entstanden,  die  akademische,  kyrenaische,  elisehe,  mega- 
rische,  kynische  u.  s.  f.  Alsdann  werden  die  Gründer  der  verschiedenen  Sekten 
bzw.  ihrer  verschiedenen  Entwicklungsphasen  (der  alten,  mittleren  und  neuen 
Akademie)  aufgezählt  und  besondere  Auffassungen  hinsichtlich  einzelner  Punkte 
dieses  AiQEOEig-Qystems  berührt. 

Eine  eingehende  zusammenhängende  Darstellung  der  platonisch-akademischen, 
der  aristotelisch-peripatetischen,  der  zenonisch-stoischen  und  vielleicht  der  epiku- 
reischen Lehren,  innerhalb  deren  jeweilen  das  Logische,  Physikalische  und  Ethische 
geschieden  waren,  gab  der  zu  Augustus'  Zeit  lebende  Stoiker  Areios  Didymos 
aus  Alexandreia  in  seiner  'Ertiroiia]  (der  Titel  ÜEgl  aigioEcov  ist  zweifelhaft).  Zu 
diesem  Werke  gehören  außer  physikaüschen  Fragmenten  (Diels  Doxogr.  p.  447 — 
472)  die  Prolegomena  sowie  die  Abschnitte  über  die  stoische  und  die  peripatetische 
Ethik  bei  Stob.  ecl.  II  p.  37,  16—152,  25,  eine  Feststellung,  die  im  wesentlichen 
Meinekes  Verdienst  ist.  Über  die  Quellen  und  die  geschichtliche  Stellung  dieser 
Darlegungen  ist  die  treffliche  Dissertation  von  Hans  Strache  zu  vergleichen  (siehe 
Literatur). 

In  der  Form,  daß  er  im  Gespräch  größere  Abschnitte  aus  den  Systemen  der 
einzelnen  Schulen  erörtern  läßt,  führt  Cicero  in  die  wichtigsten  Partien  der 
philosophischen  Dogmatik  ein. 

e)  Mehrfach  sind  spätere  Philosophen  ohne  von  der  Absicht  der  Bericht- 
erstattung geleitet  zu  werden,  durch  kritische  Auseinandersetzungen  mit 
früheren  Philosophen  veranlaßt  worden,  über  deren  Lehren  nähere  Angaben  zu 
machen.  So  hat  Plutarch  in  mehreren  Schriften  stoische  und  epikureische 
Lehren  bekämpft  und  in  diesem  Zusammenhange  wertvolle  Nachrichten  über  die 
bekämpften  Thesen  gegeben.  Ebenso  war  Galen  durch  die  Kritik  früherer  Philo- 
sophen zu  Referaten  über  diese  veranlaßt,  und  Sextus  Empirikus  stützte  seine 


§  8.     Vorbereitung  der  griech.  Philos.     Verh.  z.  Orient.  }]\ 

Skepsis  auf  eingehende  Analyse  der  dogmatischen  Systeme.  Nur  auf  diesem  Wege 
sind  wir  über  die  von  griechischen  Philosophen  gegen  das  Christentum  gerichteten 
Ausführungen  unterrichtet,  deren  Fortpflanzung  die  Kirche  verhinderte,  die  uns 
aber  in  den  Gegenschriften  ihrer  christlichen  Bestreiter  z.  T.  noch  vorliegen.  So 
sind  uns  die  Schriften  des  Celsus,  Hierokles,  Julian  durch  die  apologetischen  Er- 
örteningen  des  Origenes,  Laktanz,  Eusebios  und  Kyrillos  bekannt.  Weiter  ist 
hier  der  zahlreichen  gelegentlichen  Erwähnungen  zu  gedenken,  durch  die 
sich  Stellen  der  philosophischen  Literatur  sowie  Reste  biographischer  und  doxo- 
graphischer  Literatur  erhalten  haben.  Durch  solche  Erwähnungen  sind  beispiels- 
weise die  Kommentare  des  Proklos  und  Siraplikios  wichtige  Fundgruben  für  Vor- 
Bokratikerfragmente.  Mancherlei  z.  T.  sehr  Wertvolles  enthalten  u.  a.  Gellius 
(um  150  nach  Chr.)  in  den  Xoctes  Atticae,  Athenaios  (um  200  nach  Chr.)  in  den 
A'-i.-Trooo<)  toTai,  Ailian  (um  200  nach  Chr.)  in  der  IJoiy.i/.t]  larogia  und  eine  Reihe 
von  christlichen  Schriftstellern  wie  Justinus  Martyr,  Klemens  von  Alexandreia 
{IjQOTQeinTiHÖg,  UacSaycoyög  und  ürgcofiarsTg),  Origenes,  Eusebios  (besonders  wichtig 
dessen  Evayyshy.rj  .TQOJiagaoitevt] ,  praeparatio  evangelica),  Theodoret  {'E?M]viy.cöv 
ßeQa.-ievTiy.i)  jradtjfidTcor),  Tertullianus,  Lactantius,  Augustinus  u.  a.  Von  be- 
sonderem Werte  sind  endlich  die  großen  Exzerptensammlungen  des  loannes- 
Stobaios  {\4vd-o/.öytov.  jetzt  geteilt  in  I.  Eclogae  physicae  und  ethicae,  IL  Florile- 
gium)  und  des  Photios  (um  850.  Biß/.iodi)>ofj. 

Die  neueren  Hilfsmittel  zum  Studium  der  antiken  Philosophie- 
geschichte s.  u.  Literatur. 

§8.  Vorbereitung  der  griechischen  Philosophie.  Be- 
ziehungen zum  Orient.  Theologische,  kosmologische 
und  gno mische  Dichtung.  Die  Griechen  der  späteren  Zeit 
waren  geneigt,  die  griechische  Philosophie  aus  dem  Orient  her- 
zuleiten. Dem  Verkehr  mit  den  Weisen  des  Ostens  sollten  die 
bedeutendsten  griechischen  Philosophen  der  früheren  Jahrhunderte 
ihre  Systeme  verdanken.  Diese  Annahmen  beruhen  teils  auf 
dem  Glauben  an  eine  überlegene  uralte  Weisheit  der  orientalischen 
Völker,  teils  auf  den  das  spätere  Altertum  beherrschenden 
Bestrebungen,  griechische  und  orientalische  Weisheit  in  einem 
allumfassenden  religiös-philosophischen  SjTikretismus  zu  mischen 
und  auszugleichen;  sie  sind  ebenso  wie  die  entsprechenden  Hypo- 
thesen neuerer  Gelehrten,  die  sich  auf  teils  nur  vermeintliche,  teils 
wirkhche,  aber  in  ihrer  Bedeutung  überschätzte  Übereinstimmungen 
zwischen  orientahschen  und  griechischen  Anschauungen  stützen, 
geschichtlich  unbegründet  und  nötigen  bei  ihrer  Durchführung, 
dem  natürhchen  Entwicklungsgange  der  griechischen  Philosophie 
Gewalt  anzutun.  Was  che  Griechen  von  fremden  Völkern  über- 
kamen, waren  im  wesentlichen  nur  aus  der  Praxis  gewonnene 
und  für  die  Praxis  bestimmte  mathematische  Sätze  und  astro- 
nomische Beobachtungen,  denen  in  der  Gestalt,  in  der  sie  den 
Griechen  zukamen,  jede  Beziehung  zur  Philosophie  abging.   Inner- 


32  §  ö.    Vorbereitung  der  griech.  Philos.    Die  Dichtung. 

halb  des  einheimischen  griechischen  Geisteslebens  bilden  die 
Versuche  der  dichtenden  Phantasie,  sich  das  Wesen  und  die 
Entwicklung  der  göttlichen  und  mensclilichen  Dinge  zu  A^er- 
anschaulichen,  eine  Vorbereitung  der  philosophischen  Spekulation. 
Die  theogonischen  und  kosmogonischen  Anschauungen  des  Homer 
undHesiod  üben  nur  einen  entfernteren  und  geringen,  vielleicht 
aber  gewisse  orphis che  Dichtungen,  welche  dem  sechsten  Jahr- 
hundert Y.  Chr.  anzugehören  scheinen,  wie  auch  die  Kosmologie 
des  Pherekydes  von  Syros  (der  einer  der  ersten  Prosaschrift- 
steller war,  wahrscheinlich  in  der  Mitte  des  6.  Jahrhunderts ),  und 
andererseits  die  beginnende  ethische  Reflexion,  die  sich  in 
Sprüchen  und  Dichtungen  des  Theognis  u.  a.  kund  gibt,  einen 
näheren  und  wesentlichen  Einfluß  auf  die  Entwicklung  der 
ältesten  gi'iechischen  Philosophie. 

Übe  rlieferuiig  über  die  die  Philosophie  berührende  älteste  Lite- 
ratur und  erhaltene  Fragmentebei  Diels,  Vorsokratiker,  im  Anhange  Kap.  66 
— 73a  (11^  S.  163  ff.):  Kosiuologische  Dichtung  des  sechsten  Jahrhunderts: 
Orpheus,  Musaios.  Epimenides,  Kap.  66-68  (II^*  S.  163—194).  Astrologische 
Dichtung  des  sechsten  Jahrhunderts:  Hesiodos,  Phokos,  Kleostratos,  Kap. 
68—70  (11^  8.  194—198).  Kosmologische  und  gnomische  Prosa:  Phere- 
kydes von  Svros,  Theagenes,  Akusilaos.  Die  sieben  Weisen,  Kap.  71— 73a  (11^ 
S.  198-217).* 

Verhältnis  zum  Orient.  Im  späteren  Altertum  waren  es  besonders 
Juden,  Xeupythagoreer,  Neui^latoniker  und  Christen,  die  die  Sage  von  der  orien- 
talischen Herkunft  der  griechischen  Philosophie  verbreiteten.  Bekannt  ist  die  Be- 
hauptung des  Neupythagoreers  Numenios  (2.  Jahrh.  nach  Chr.),  Piaton  sei  nichts 
anderes  als  ein  attisch  redender  Moses.  Die  neuere  Kritik  hat  schon  früh  be- 
gonnen, solche  Annahmen  zu  beseitigen  und  immer  mehr  aus  einem  inneren  Ent- 
wicklungsfortschritt des  hellenischen  Geistes  die  Philosopheme  zu  verstehen  ge- 
sucht. In  neuerer  Zeit  ist  die  Annahme  einer  tiefgehenden  Beeinflussung  durch 
die  Orientalen  am  schärfsten  vertreten  durch  Roth  und  Gladisch.  Ersterer  läßt 
die  griechische  Philosophie  aus  der  ägyptischen  Religion  und  beigemengten  zoro- 
astrischen  Lehren  entstanden  sein.  Gladisch  geht  zunächst  mehr  auf  Vergleichiuig 
griechischer  Philosopheme  mit  orientalischen  Religionslehren,  als  auf  Nachweisung 
der  Genesis  aus;  sofern  er  sich  über  die  letztere  erklärt,  will  er  nicht  eine  un- 
mittelbare Überlieferung  des  Orientalischen  zur  Zeit  der  ersten  griechischen  Philo- 
sophen behaupten,  sondern  hält  allein  den  Gedanken  für  zulässig,  daß  dasselbe 
durch  Vermittlung  der  griechischen  Religion  in  die  Philosophie  gekommen  sei; 
die  Überlieferung  müsse  bereits  im  höheren  Altertum  in  religiöser  Form  von  den 
Hellenen  aufgenommen  worden  imd  in  ihr  geistiges  Leben  verschmolzen  sein;  die 
Wiedergeburt  des  indischen  Bewußtseins  bei  den  Eleaten,  des  chinesischen  bei  den 
Pythagoreern,  des  persischen  bei  Heraklit,  des  ägyptischen  bei  Empedokles,  des 
jüdischen  bei  Anaxagoras,  sei  zunächst  aus  dem  hellenischen  Wesen  selbst  hervor- 
gegangen. Aber  die  Richtigkeit  dieser  Annahme  ist  dadurch  ausgeschlossen,  daß 
in  der  Religion  der  Griechen  die  Spuren  altorientalischen  Ursprungs  durch  den 
ethisch-anthropomorphistischen  Charakter,  den  die  Dichter  ihrer  Mythologie  auf- 
geprägt haben,  durchaus  verwischt,  am  wenigsten  aber  die  Einflüsse  verschiedener 


I 


§  8.    Vorbereitung  der  griech.  Philos.    Die  Dichtung.  33 

orientalischer  Völker  gesondert  zu  erkennen  sind,  und  daher  die  gesonderte  Re- 
j)roduktion  derselben  durch  verschiedene  Philosophen  schwer  begreiflieh  wäre. 
Die  Hauptsache  ist,  daß  die  religiösen  Vorstellungen  des  Orients,  selbst  wenn 
:8ie  von  den  Griechen  übernommen  worden  wären,  nicht  genügen  würden,  um  ge- 
rade das  Wesentliche  und  Eigenartige  der  gi-iechischen  Philosophie,  die  freie 
iSpekulation  über  das  AVesen  der  Dinge,  zu  erklären.  Eine  Philosophie  aber 
hatte  außer  den  Indern  keines  der  in  Betracht  kommenden  Völker.  Bei  den 
Indern  aber  wäre  zunächst  die  Frage  zu  entscheiden,  ob  nicht,  wie  neuere  For- 
:scher  annehmen,  ihre  großen  Systeme  jünger  als  die  entsprechenden  griechi- 
:schen  Lehren  und  aus  diesen  abgeleitet  sind.  Was  die  Griechen  von  den  Ägyptern 
«nd  Babyloniern  empfangen  konnten  und  wohl  auch  tatsächlich  empfingen,  waren 
mathematische  und  astronomische  Kenntnisse.  Wiewohl  sich  nun  in  Griechenland 
•die  Philosophie  in  unlösbarem  Zusammenhange  mit  Mathematik  und  Astronomie 
•entwickelt  hat,  so  ist  doch  das,  was  die  griechische  Philosophie  auf  diesem  Wege 
■den  fremden  Völkern  verdankt,  sehr  gering.  Denn  Mathematik  und  Astronomie 
wurden  bei  den  Ägyptern  und  Orientalen  in  der  den  Anfängen  der  griechischen 
Philosophie  vorangehenden  Zeit  wesentlich  nur  in  empirisch-praktischer  Weise  be- 
trieben. Erst  die  Griechen  verwerteten  das  Überkommene  in  theoretischem  Inter- 
<esse  zum  Aufbau  der  Wissenschaft.  Das  wurde  schon  bei  den  Griechen  selbst 
trotz  ihrer  Ehrfurcht  vor  der  vermeintlichen  Urweisheit  jener  alten  Kulturvölker 
von  nüchternen  Betrachtern  erkannt.  So  heißt  es  bei  dem  auf  den  gelehrten  Peri- 
patetiker  Adrastos  zurückgehenden  Platoniker  Theon  von  Smyma  in  seinem  Werke 
über  das  Mathematische  bei  Piaton  (S.  177,  11  ff.  Hiller),  daß  die  Babylonier, 
Chaldäer  und  Ägypter  jroög  zä  (p airSfiera  uovov  y.ai  rag  y.uzä  avjii ßsßijxog 
ycrofiivag  twv  jT/.arcofdrcov  y.ivrjoeig  ihr  Augenmerk  richteten,  indem  sie  von  der 
Natur  ihrer  Länder  begünstigt  lange  Perioden  hindurch  Beobachtungen  anstellten ; 
■es  wird  ihnen  auch  zugestanden,  daß  sie  zur  Kontrolle  ihrer  Beobachtungen  und 
zum  Zwecke  der  Voraussage  künftiger  Erscheinungen  ^TQo&vuoyg  do/dg  nvag  xal. 
vjTodsaeig  äve^i]zo>n-  aig  irpag/iiöCsi  rä  cpaivöjiei'u,  aber,  SO  wird  betont,  sie  wandten 
•dabei  nur  arithmetische  und  geometrische  Methoden  an,  jiävzeg  [ih>  ävsv  q^vaio- 
loylag  äzs/.sig  :zoiovfisroi  zag  /iie&oöovg ,  deor  äf^ia  aal  (pvaixcog  jibqI  zovzoiv 
■t7tiay.o::TEiV)  on:eo  ol  jragä  zoTg  "E'/.h]oiv  aozQO/.oyrjoavzeg  ijtsigcövzo  jIOisXv  zag  Tzaoä 
zovziov  Äaßörze;  äq/ag  y.al  zöiv  (paivonercov  ztjg/jaeig.  Theon  beruft  sich  dabei  auf 
die  platonische  Epinomis,  wo  es  (S.  987  d)  heißt :  '/.äßo^iiev  bs  wg  ozijreo  «r  "E/./.yrsg 
ßaoßäocov  :Taoa/.dßcoai,  y.äl'/uor  zovzo  sig  rs/.og  d:isgyd^orzai.  Eine  Bestätigung 
solcher  antiker  L'rteile  bringt  die  neuere  Forschung,  vor  der  das  lange  gepflegte 
Phantasiegebilde  einer  altorientalischen  Weltanschauung  mehr  und  mehr  zerrinnt. 
Vgl.  Boll  an  den  o.  S.  14  genannten  Stellen.  S.  zu  der  Frage  nach  dem  Verhält- 
mis  der  griechischen  Philosophie  zum  Orient  auch  Burnet,  Early  Greek  philosophy*, 
■S.  17  ff.  (S.  13  ff.  der  Übersetzung). 

Vorbereitung  der  Philosophie  in  Griechenland  selbst.  Dich- 
tung und  Philosophie.  Homer  und  Hesiod  haben  die  im  Volke  herrschenden 
religiösen  Anschauungen  nicht  einfach  poetisch  verarbeitet  und  weitergegeben, 
sondern  vielfach  in  neue  Formen  gegossen  und  umgestaltet.  Nach  einer  viel- 
zitierten Stelle  des  Herodot  (2,  53)  waren  sie  es,  die  den  Griechen  eine  Theogonie 
«chufen,  den  Göttern  ihre  Namen  gaben,  ihre  Würden  und  Künste  schieden  und 
ihre  Gestalten  bezeichneten.  In  der  Konstruktion  der  Götterfamilie  durch  die 
Ilias  (vgl.  Finsler,  Homer  1'^  S.  235)  liegt,  so  unphilosophisch  auch  die  anthro- 
pomorphistische  Umformung  der  der/erezai  in  Stammväter  und  -mütter  und  Ab- 
kömmlinge sein  mag,  doch  ein  philosophischer  Zug  zur  Systematisierung,  der  uns 
«och  weit  stärker  in  dem  großen   Götterstammbaum  der   hesiodischen   Theogonie 

Ueberweg,  Grundriß  I.  3 


34  §  8.     Vorbereitung  der  griech.  Philos.     Myth.  Kosmogonien. 

entgegentritt.  Die  Auffassung  der  Ilias  vom  Weltregiment  (vgl.  Finsler,  a.  a.  O., 
S.  281)  verrät  ferner  den  Trieb  zu  einer  einheitlichen  Weltanschauung,  die  freilich 
noch  ganz  mit  den  Mitteln  des  alten  Götterglaubens  aufgebaut,  aber  doch  von 
dem  Suchen  nach  einer  Ratio  im  Geschehen  der  Dinge  beherrscht  ist.  Diese 
homerisch-hesiodische  Götterwelt  bildet  aber  nicht  nur  durch  das  in  ihr  ver- 
körperte erste  Aufkommen  der  Spekulation  eine  Vorstufe  der  griechischen  Philo- 
sophie. Sie  hat  diese  Philosophie  auch  weiterhin  vielfach  angeregt  und  befruchtet. 
Durch  die  Jahrhunderte  hindurch  von  Xenophanes  über  Piaton  und  die  Kyniker 
zu  den  Epikureern  und  Skeptikern  zieht  sich  in  ununterbrochener  Linie  der 
Kampf  gegen  die  unwürdigen  und  widerspruchsvollen  Vorstellungen  der  dichte- 
rischen Mythologie,  und  eben  dieser  Gegensatz  drängt  zur  Ausbildung  einer  mög- 
lichst reinen  und  konsequenten  philosophischen  Theologie.  Neben  diesen  Kampf 
tritt  in  der  Folge  der  Kompromiß.  Spätere  Schulen,  vor  allen  die  Stoa  und  der 
Neuplatonismus,  bemühen  sich,  den  zu  einem  untilgbaren  Bestandteil  der  griechi- 
schen Anschauungswelt  gewordenen  Götterhimmel  durch  allegorische  Umdeutung. 
mit  ihren  Philosophemen  in  Einklang  zu  bringen. 

Noch  näher  als  durch  seine  Systematisierung  der  Götterwelt  rückt  Hesiod 
an  die  beginnende  Philosophie  durch  seine  in  den  Versen  Theog.  116  ff.  ent- 
haltene Kosmologie: 

H  TOI  ukv  agcörioTa  Xäog  yh'sr  ,  aizäo  ejzeira 

Faf  evovoTsgvog,  :Tävrcüv  söog  do(fa/.eg  alei 

aßavätoiv,  oi  eyovai  xägt]  vitföevrog  ^OkvfXTtov, 

Tägragä  t    TjegoEVTa  f^vx^  -/.^ovog  evQvodei'tjg 

»/(5'  "Eoog,  og  xd/./.iazog  ev  ä&avdroiai  deoioi, 

Xvoii(e/.i]g,  crävTCOv  de  &ewv  n^dvrwv  t    dv&QMJicov 

bdfxvaxai  ev  orrjdEooi  vöov  xai  £n:i(fQOva  ßov/.rjv. 

EX  Xdsog  8'  "Egeßäg  ze  fiE/.aivd  ze  Xv^  iyEvovzo, 

Nvxzog  b  avz'  Aid  1)0  ze  xal  'U/HEOt]  e^eyivovzo, 

ovg  ZE/CE  y.voauEvrj  'Egeßsi  cfi'/.6zr]zi  fiiyEioa. 

Paia  Öe  zoi  .-zgcözov  fiev  iyEi'vazo  loov  iavzfj 

Ovgavov  dozEQÖErd' ,  Iva  uiv  jieqI  nidvza  xaXvjizoi, 

otpo'  £11}  /uaxdQEoai  "^Eolg  ISog  do(pa).Eg  ahi. 

YEivazo  6' Oi'gea  jxaxgd,  dEcöv  yagi'Evzag  £vav?.ovg, 

Ni'ft(fEcov,  ai  valovGiv  dv    oi'gea  ßtjooijsvza, 

rj  Se  xai  dzgvyezov  n:e/.ayog  zdxev  oi'dftari  dvTov, 

IIövzov,  äzEg  <pik6zrjzog  £(fifi£got\  avzäg  ejiEiza 

Ovgar-qj  Evi-t^ßEioa  zix  ' Qxeavov  ßadvdi'vijv  .... 
Diese  Kosmogonie  läßt  sehr  deutlich  die  Eigenart  dieser  noch  ganz  an  die 
Mythologie  gebundenen  ersten  Spekulation  erkennen.  Philosophisch  ist  in  ihr  die 
Frage  nach  einem  Zustande,  der  herrschte,  ehe  die  uns  jetzt  umgebenden  Dinge 
waren,  und  aus  dem  sich  eben  diese  Dinge  entwickelten.  Philosophisch  ist  auch 
das  Problem  der  bewegenden  Kraft,  die  die  Entwicklung  in  die  Wege  leitete  (vgl. 
zur  Beurteilung  der  Stelle  in  diesem  Sinne  auch  Aristot.  Metaph.  1,  4,  984b  29ff.). 
Aber  alles  Nähere  über  das  ., Gähnende"  ist  noch  unausgedacht,  die  Kraft  erscheint 
ebenso  wie  das  ..Gähnende"  selbst  und  die  weiteren  Produkte  der  Entwicklung. 
("Egeßag^  iW'|,  Ovgavdg  usw.)  sofort  in  Gestalt  einer  mythischen  Person  und  der 
Entwicklungsprozeß  selbst  in  Form  der  geschlechtlichen  Zeugung. 

Außer  der  hesiodischen  Kosmogonie  kannte  das  Altertum  noch  andere  ähn- 
lichen Charakters.  Als  in  spätantiker  Zeit  die  philosophische  Spekulation  der 
ältesten  Dichtung  die  oberste  Autorität  zuzugestehen  geneigt  war,  fand  die  schon 
früh  aufgekommene  Annahme  vielen  Beifall,  daß  der  homerischen  und  hesiodischen» 


§  8.    Vorbereitung  der  griech.  Philo?.    Myth.  Kosmogonien.  ;35 

Dichtung  eine  andere  von  mehr  spekulativer  Haltung,  nämlich  die  orphische, 
vorangegangen  sei.  Nach  der  ursprünglichen  Sage  ist  Orpheus  der  Stifter  des 
thrakischen  Dionysosdienstes.  Bei  den  sogenannten  Orphikem  handelt  es  sich  im 
wesentlichen  um  eine  sich  im  6.  Jahrh.  erhebende  religiöse  Bewegung  (s.  Kohde, 
Psyche,  IP  S.  103—  136).  Schon  früh  wurden  Orpheus  kosmogonische  Dichtungen 
durch  Ononiakritos,  der  bei  den  Pisistratiden  lebte,  und  andere  untergeschoben. 
Herodot  sagt  2,  53:  „Die  Dichter,  die  früher  als  diese  Männer  (Hesiod  und  Homer) 
gewesen  sein  sollen,  lebten  nach  meiner  Ansicht  später";  2,  81  (vgl.  123)  erklärt  er 
die  sogenannten  orphischen  und  bacchischen  Bräuche  für  ägyptisch  und  pytha- 
goreisch. Die  orphischen  Kosmogonien,  von  denen  wir  Näheres  wissen,  stammen 
größtenteils  aus  einer  noch  viel  jüngeren  Zeit  und  sind  unter  dem  Einfluß  der 
späteren  Philosophie  entstanden.  Die  Neuplatoniker  von  Syrians  Zeiten  an  er- 
klärten eine  iv  r«r,-  ouii'ojSt'atg  'Ooffixai?  deo'/.oyia  (rhapsodische  Theogonie),  die 
in  der  von  ihnen  gebrauchten  Redaktion  späterer  Zeit  angehört,  aber  einen  alten 
Kern  enthält.  Von  einer  der  Kosmogonien  läßt  sich  wahrscheinlich  machen,  daß 
sie  aus  einer  ziemlich  frühen  Zeit  stammt.  Der  Neuplatoniker  Damaskios,  der 
drei  Theogonien  unterscheidet,  berichtet  (de  princ.  124,  I  p.  319,  8  ff.  R.,  Diels 
Vorsokr.  66  B  12  (II^  S.  171,  7  ff.),  daß  der  Peripatetiker  Eudemos,  ein  unmittel- 
barer Schüler  des  Aristoteles,  den  Inhalt  einer  orphischen  Theogonie  angebe,  in 
welcher  (von  dem  Intelligibeln  als  einem  durchaus  Unsagbaren,  wie  Damaskios 
von  seinem  Standpunkte  aus  deutet,  geschwiegen  und)  mit  der  Nacht  der  Anfang 
gemacht  werde.  Gewiß  dürfen  wir  voraussetzen,  daß  auch  Aristoteles  diese  Theo- 
gonie gekannt  hat  (vgl.  auch  Plat.  Tim.  p.  40e).  Nun  sagt  Aristoteles  Metaph. 
13,  4,  1091a  34  ff.,  die  alten  Dichter  und  wiederum  die  jüngsten  (philosophischen) 
^eoköyoi  ließen  das  Höchste  und  Beste  nicht  der  Zeit  nach  das  Erste  sein,  sondern 
ein  Späteres,  ein  Resultat  fortschreitender  Entwicklung.  Diejenigen  aber,  welche 
(der  Zeit  und  der  Denk-  und  Darstellungsweise  nach)  zwischen  den  Dichtern 
und  Philosophen  in  der  Mitte  stehen  (oi  fiefuyuh'oc  avTcöf),  wie  namentlich  Phere- 
kydes.  der  nicht  mehr  durchaus  mythisch  redet,  ferner  auch  die  Magier  und 
einige  griechische  Philosophen  betrachteten  das  Vollkommenste  als  das  Erste  der 
Zeit  nach.  Welche  ,. alten"  Dichter  (äo/aToi  jroirjTai.  deren  Zeit  übrigens  zum 
Teil  noch  bis  in  das  sechste  Jahrhundert  v.  Chr.  herabreichen  kann)  gemeint  seien, 
deutet  Aristoteles  nur  an  in  der  Bezeichnung  ihrer  Prinzipien :  oTov  Nvy.xa  xai 
Ovgarov  t}  Xdog  f]  'üxeavöv.  Hiervon  ist  Xäo?  unzweifelhaft  auf  Hesiod  zu  be- 
ziehen (s.  0.),  'Qyeai'og  auf  Homer  (Qxeavöv  re,  deöJv  yh'eaiv,  xal  /ntjrsga  Ttjßvv, 
II.  14.  201;  'Qxearov,  öo^ieg  yh-eoi?  jrävreaoi  zhvxtai,  II.  14.  246),  Nr^  xai  Ovoavog 
demnach  auf  eine  andere  namhafte  Theogonie,  und  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
auf  eben  jene  orphische,  von  der  Eudemos  berichtet  hat.  Dann  also  muß  diese, 
da  Aristoteles  ihren  Verfasser  den  uoyuToi  :toit]xai  zurechnet,  spätestens  im  sechsten 
Jahrhundert  vor  Christo  entstanden  sein.  Aber  eben  diese  Theogonie  und  über- 
haupt alle  diejenigen,  welchen  durch  das  aristotelische  Zeugnis  ein  verhältnismäßig 
hohes  Alter  zuerkannt  wird,  teilen  auch  nach  eben  diesem  Zeugnis  die  homerische 
und  hesiodische  Religionsanschauung  im  wesentlichen.  Als  der  ewige  Herrscher 
im  All  und  als  die  Seele  der  Welt  erscheint  Zeus  in  dem  Verse,  auf  den  wohl 
schon  Piaton,  Leg.  4,  715e  als  einen  na).aiog  /.6yog  anspielt:  Zevg  xecfuh],  Zevg 
f.ieaoa,  Aiog  d'  ex  advra  Thvxrai. 

Eine  dem  zur  Zeit  des  Solon  lebenden  Weihepriester  Epimenides  aus  Kreta 
zugeschriebene  Kosmologie,  Qeoyovia,  nach  dem  Inhalt  auch  XQrjofioi  genannt, 
läßt  aus  der  Luft  (dem  arig)  und  der  Nacht  (der  vi^),  die  zuerst  den  Tartaros 
erzeugt  haben,  vermittelst  des  Welteies  die  Welt  hervorgehen.  Der  Verfasser 
gehört  somit  zu  den    von    Aristoteles    sogenannten    rx    wxrdg  ytfvcövreg  deo'/.öyoi. 

3* 


36  §  8.    Vorbereitung  der  griech.  Philos.    Myth.  Kosmogonien. 

Die  Schrift  stammte  nach  Diels  aus  dem  Kreise  des  Ouomakritos  und  wurde 
Endo  des  sechsten  Jahrhunderts  vor  Christi  Geb.  verfaßt.  Bei  Akusilaos  in  den 
rerfn/.oyiai  ist  das  Chaos  das  Erste;  aus  demselben  gehen  der  P>ebos  und  die 
Nyx  hervor. 

Selbstverständlich  läßt  sich  zwischen  mythischer  und  philosophischer  Kos- 
mogonie  keine  haarscharfe  Grenze  ziehen,  am  wenigsten  in  der  Weise,  daß  man 
die  mythische  lediglich  als  Vorstufe  auffaßt,  die  zu  Ende  wäre,  sobald  die  philo- 
sophische beginnt.  Nicht  nur  ist  bei  Parmenides  in  dem  vom  Standpunkte  der 
f>o;«  gezeichneten  Weltbilde  die  Daimon,  die  alles  lenkt  und  überall  zu  geschlecht- 
licher Vereinigung  und  Zeugung  anregt,  ein  mythisches  Wesen  und  ihre  erste 
Schöpfung  wieder  der  Eros  (Diels  Vorsokr.  18  B  12.  13),  auch  bei  Erapedokles 
haben  Xeikos  und  Philia  mythisches  Gepräge,  von  dem  religiös-philosophischen 
Synkretismus  des  späteren  Altertums  ganz  zu  schweigen,  der  in  weitestem  Maße 
Mythus  und  Spekulation  verschmolz  (vgl.  die  von  Dieterich,  Abraxas,  und  Reitzen- 
stein,  Zwei  religionsgeschichtl.  Fragen,  S.  47  ff.  behandelten  Schöpfungsmythen). 
Wie  sich  die  kosmologische  Sagenbildung  an  die  philosophische  Weltanschauung 
anschließen  und  diese  sich  dienstbar  machen  konnte,  zeigt  für  die  ältere  Zeit  in 
lehrreicher  Weise  Pherekydes  von  Syros,  der  im  sechsten  Jahrhundert  vor 
Chr.  in  Prosa  eine  Kosmogonie  verfaßte  unter  dem  Titel  IlEvrsuvyog  („Fünf- 
schluft''.  Suidas  gibt  als  Titel  'EjTzäftvyog  und  erklärt :  eon  de  ßsoXoyta  iv  ßißUoig  i' 
[Buchzahl  zweifelhaft,  vgl.  Diels,  Vorsokr.  71  A  2J).  Ihr  Anfang  lautete:  Zäg 
fuv  y.al  Xoövoq  -fjoav  ael  xai  X&orä].  Xdovi'»]  8k  ovo/iia  lyevexo  Fr],  EJistSi]  avxi} 
Zag  yijv  ysgag  didoT.  Veranlassung  zu  diesem  Ehrengeschenk  ist  die  Hochzeit  des 
Zas  (=  Zeus)  mit  der  Chthonie:  die  Erde  ist  die  von  Zeus  gespendete  Hoch- 
zeitsgabe. Am  dritten  Tage  der  Hochzeit  macht  Zas  ein  großes  schönes  Gewand, 
so  wird  ausgeführt,  und  stellt  darauf  dar  die  Erde,  den  Ogenos  (=  Okeanos) 
und  den  Palast  des  Ogenos  (vgl.  Hom.  II.  18.  483.  607).  Dieses  Gewand  spannt 
er  über  einen  geflügelten  Baum,  d.  i.  die  freischwebende,  baumstammartig  gedachte 
Erdmasse,  die  mit  der  mannigfache  Erscheinungen  zeigenden  Oberfläche  be- 
kleidet ist.  Beides,  das  freie  Schweben,  wie  auch  die  hier  angenommene  Gestalt 
der  Erde,  setzt  das  Weltbild  des  Anaximander  voraus.  Bei  der  Ersetzung  der 
Säulentrommel  des  Anaximander  durch  den  Baumstamm  hat  wohl  die  Erinnerung 
an  Vorgänge  ähnlicher  Art  wie  den  der  Panathenäenprozession  eingewirkt,  bei 
der  der  Peplos  der  Athena  segelartig  an  einem  Mastbaum  aufgespannt  wurde  (vgl. 
Diels.  Vorsokr.  Anm.  zu  76  B  2).  Auch  die  alte  freilich  Anaximander  wider- 
sprechende Vorstellung  von  den  Wurzeln  der  Erde  (Hesiod  oper.  19,  Xenophanes 
b.  Diels,  Vorsokr.  11  A  47)  mag  Einfluß  geübt  haben  (vgl.  Diels,  Arch.  f.  Gesch. 
d.  Phüos.  1  [1888],  S.  15). 

Als  zu  den  sogenannten  ,, sieben  Weisen"  gehörend  werden  überall  genannt: 
Thaies,  Blas  von  Priene,  Pittakos,  Tyrann  von  Mytilene,  und  Solon;  die  Namen 
der  übrigen  schwanken;  bei  Piaton  gehören  dazu:  Kleobulos,  Myson  und  Chilon. 
Sonst  werden  erwähnt:  Periander,  Anacharsis,  Epimenides  und  noch  andere,  im 
ganzen  22.  Diese  Männer,  denen  Sinnsprüche  beigelegt  wurden  (Thaies:  yvw&i 
aavzöt',  oder:  ri  övoy.olor ;  zo  kavzov  yvwvar  zi  ös  evy.oXov ;  z6  äV.co  VTtozidsa&ai, 
Selon:  f^ü]  if'Evöov  zä  anovSala  fislha'  ägx^  tiqwzov  fiadoav  agysodar  ovfißovlevs 
fii]  zä  ydiara,  dV.ä  zä  xd?J.iaza'  /Lirjdsv  äyav,  Blas:  OLQjri]  ärÖQU  dsi^si,  angef.  von 
Arist.  Eth.  Nie.  5,  3,  1130a  1;  auch  oi  TtlsTozoi  y.axol,  Anacharsis:  ylmaoijg, 
yuoxQog,  alboknv  y.oazsTv  etc),  sind  Repräsentanten  praktischer  Lebensweisheit  auf 
einer  Reflexionsstufe,  die  noch  nicht  Philosophie  ist,  aber  eine  philosophische 
Forschung  nach  ethischen  Prinzipien  anbahnen  kann.     Als    Repräsentanten    lake- 


§  9.    Die  Perioden  der  Entwicklung  der  grieeh.-röniischeii  Philosophie.      37 

diünonisther  Bildung,  die  sich  in  ethischen  Kcrnsprücheu  bekunde,  werden  sie  bei 
Plat.  Protag.  p.  343a  bezeichnet  ((-Jcüi];  6  Mi/.i'/oiog  ....  orroc  jrdiTc,  ^7j/.onai 
xai  fguorai  xal  fiadtjiai  ijoav  t;)?  ^laxeSatuoyüop  :jaid£i'ag).  Der  Aristoteliker 
Dikaiarehos  (bei  Diog.  Laert.  1,  40)  nennt  diese  Männer  mit  Recht  ovis  oocpovg 
ovTE  (f. uoo6(povg ,  ovvETovg  öe  rii'ag  y.<u  vo/no&eTcxovg.  Thaies,  der  mitunter  der 
Weiseste  dieser  sieben  Weisen  genannt  wird,  ist  zugleich  Astronom  und  Begründer 
der  ionischen  Xaturphilosophie. 

^  9.  Perioden  der  griechischen  Philosophiege- 
schichte.   Wir  unterscheiden 

I.  die  vorattische  Philosophie  (etwa  von  Anfang  des 
().  bis  Mitte  des  5.  Jahi'hunderts  vor  Chr.).  Ihr  Forschungs- 
objekt ist  im  wesentlichen  die  Entstehung  und  Entwicklung  des 
Alls.  Sie  fragt  nach  den  Urgründen,  aus  deren  Entfaltung  und 
Wirken  die  jetzt  bestehende  Welt  zu  erklären  ist.  Diese  Speku- 
lation steht  mit  faehwissenschaftlichen  Studien  im  engsten  Bunde. 
So  ist  dieses  früheste  Denken  eine  Vereinigung  von  Kosmologie 
(einschheßlich  der  Astronomie),  Mathematik,  Meteorologie  und  Phy- 
siologie, greift  aber  in  den  durch  die  kosmologische  Forschung 
angeregten  Fragen  nach  Sein,  Werden  und  Vergehen,  nach  Ein- 
heit und  Vielheit  auch  in  das  Gebiet  der  ^letaphysik.  Hingegen 
zeigen  sich  zu  Erkenntnistheorie  und  Ethik  nur  erste  Anläufe. 
Seiner  Methode  nach  ist  dieses  Denken  ein  naiver,  noch  nicht 
durch  den  Zweifel  zu  rationeller  Selbstbegründung  erweckter 
Dogmatismus.  Schauplätze  der  philosophischen  Tätigkeit  in  dieser 
Periode  sind  teils  im  Osten  des  griechischen  Kulturgebietes  die 
von  loniern  besiedelten  Landstriche  an  der  Westküste  Kleinasiens 
(Thaies,  Anaximander  und  Anaximenes,  Heraklit),  teils  im  Westen 
ünteritahen  (Pythagoreer  und  Eleaten)  und  Sizihen  (Empedo- 
kles),  teils  im  Norden  Abdera  an  der  thrakischen  Küste  (Leukipp 
und  Demokrit).  Doch  greift  die  Philosophie  auch  jetzt  schon  in 
Anaxagoras  nach  dem  zentralen  Schauplatze  der  griechischen 
Geistesentwicklung,  Athen,  hinüber. 

IL  die  attische  Philosophie  (etwa  Mitte  des  5.  bis  Ende 
des  4.  Jahrhunderts  vor  Chr.).  In  ihr  wendet  sich  das  Denken 
zunächst  dem  Menschen  als  erkennendem  und  handelndem  Sub- 
jekte zu  und  entfaltet  sich  in  Erkenntnistheorie  und  Ethik. 
Seinem  prinzipiellen  Standpunkte  nach  kennzeichnet  es  sich  bei 
den  philosophisch  bedeutsamsten  unter  den  am  Anfange  dieser 
Periode  stehenden  Sophisten  als  Relativismus  und  Skeptizismus, 
an  deren  Stelle  in  der  sokratischen  Begriffsphilosophie  ein  be- 
wußter auf  wissenschaftlicher  Basis  ruhender  Dogmatismus  tritt. 
Unter  Sokrates'  nächsten  Nachfolgern  begnügen  sich  die  meisten, 
unter  Festhaltung  des  sokratischen  Prinzips  seine  Gedanken  nach 


38      §  9.    Die  Perioden  der  Entwicklung  der  griech.-röniischen  Philosophie. 

der  ethischen  oder  begrifllieh-logischen  Seite  weiter  auszugestalten. 
Dagegen  schreiten  Piaton  und  Aristoteles,  ebenfalls  auf  sokra- 
tiscliem  Boden  stehend,  zugleich  aber  auch  an  die  Interessen  und 
Ergebnisse  der  vorsokratischen  Philosophie  anknüpfend  zum 
Bau  großer,  Metaphysik,  Kosmologie  und  Physiologie  wie  auch 
Ethik  und  Erkenntnistheorie  umfassender  Systeme,  deren  weitere 
Ausführung,  Fortpflanzung  und  ]Modifizierung  die  Arbeit  ihrer 
Schulen,  der  akademischen  (Piatons)  und  der  peripatetischen  (des 
Aristoteles)  bildet.  Schauplatz  der  Tätigkeit -ist  in  dieser  Periode 
in  der  Hauptsache  Athen. 

III.  die  hellenistisch-römische  Philosophie  (etwa  vom 
Ende  des  4.  Jahrhunderts  vor  bis  gegen  Mitte  des  6.  Jahrhunderts 
nach  Chr.)  sondert  sich  ihrer  inneren  Entwicklung  nach  in  drei 
Unterabschnitte : 

1.  Epoche  (etwa  vom  Ende  des  4.  bis  zur  Mitte  des  1.  Jahrh.  vor 
Chr.):  Kampf  zwischen  Stoizismus,  Epikureismus  und 
Skepsis.  Eklektizismus.  Die  neu  in  Erscheinung  tretenden 
Systeme  der  Stoa  und  Epikurs  legen  das  Hauptgewicht  auf  die 
durch  richtige  Lebensauffassung  und  -führung  zu  gewinnende 
innerhche  Beglückung  des  Subjektes  und  betonen  damit  die  Be- 
ziehungen der  Philosophie  zur  Praxis.  Ihren  Dogmatismus  be- 
kämpft die  SkejDsis  Pyrrons  und  der  mittleren  und  neuen  Akademie. 
Die  praktische  Richtung  und  die  Berührungen  der  Schulen  unter- 
einander führen  in  der  Stoa,  der  im  ersten  Jahrhundert  vor  Chr. 
zum  Dogmatismus  wieder  zurückgekehrten  Akademie  und  dem 
Peripatos  zu  einer  teilweisen  Absclileifung  ihres  Sondergepräges 
und  damit  zur  Ausbildung  des  Eklektizismus. 

2.  Epoche  (etwa  von  Mitte  des  1.  vorchristlichen  bis  zur 
Mitte  des  3.  christlichen  Jahrhunderts):  Eklektizismus  und 
erneute  Orthodoxie,  gelehrte  Beschäftigung  mit  den 
Werken  der  Schulbegründer,  religiöser  Mystizismus. 
Neben  dem  Eklektizismus  macht  sich  eine  an  die  Anfänge  der 
Schulen  wieder  anknüpfende  orthodoxe  Richtung  geltend.  Re- 
trospektives Interesse  betätigt  sich  auch  in  gelehrter  Beschäfti- 
gung mit  den  Werken  der  Schulgründer  (Edition,  Ordnung  der 
Werke,  Kommentierung).  Mit  dieser  nach  Autoritäten  zurück- 
blickenden Tendenz  geht  Hand  in  Hand  eine  Berücksichtigung 
griechischer  und  fremder,  besonders  orientalischer  und  ägyptischer, 
rehgiöser  Tradition,  deren  Offenbarungen  die  unzulänglich  er- 
scheinende verstandesmäßige  Erkenntnis  stützen  soUen.  Die  ver- 
schiedenen Elemente  des  philosophischen  und  religiösen  Synkre- 
tismus gruppieren  sich  in  den  mannigfachen  Schul-  und  Einzel- 


§  9.    Die  Perioden  der  Entwicklung  der  grieeh.-römischen  Philosophie.     39 

bekenntnissen  in  buntester  Weise.  Im  Gegensatze  hierzu  unter- 
nimmt es  in  der 

3.  Epoche  (etwa  von  Mitte  des  3.  bis  Mitte  des  6.  Jahr- 
hunderts nach  Chr.)  der  Neuplatonismus,  in  einen  durch 
ein  neues  metaphysisches  Prinzip  gebotenen  einheit- 
lichen Grundril^  den  ganzen  überlieferten  Bestand  philo- 
sophischer und  religiöser  Anschauungen  griechischen 
und  orientalischen  Ursprungs  einzuzeichnen.  Seine 
■durch  konsequente  Systematik  hervorragende  Lehre  verdrängt  im 
wesentlichen  alle  anderen,  seine  Philosophie  ist  die  Philosophie 
■des  ausgehenden  Altertums. 

Der  Entwicklungsboden  der  griechischen  Philosophie  in  der 
dritten  Periode  ist  neben  dem  griechischen  Mutterlande  zunächst 
der  seit  Alexander  dem  Großen  und  den  Diadochen  mit  griechi- 
schem Wesen  durchtränkte  Osten  —  die  griechische  Philosophie 
wird  zu  einem  Teile  der  „hellenistischen"  Kultur  — ,  erstreckt 
sich  aber  alsdann  infolge  der  immer  intensiver  werdenden  Be- 
ziehungen Roms  zu  Griechenland  und  dem  Orient  auch  über 
Italien  und  die  römisch  kultivierten  Länder  und  umfaßt  schließ- 
hch  das  gesamte  Gebiet  der  zivilisierten  Oikumene. 

Anfang  aller  Philosophie  ist  nach  einer  richtigen  Bemerkung  des  Piaton 
(Theaet.  155  d)  und  Aristoteles  (Metaphys.  1,  2,  982  b  12)  das  dav/tidiieir.  In 
unserer  Umgebung  auf  und  über  der  Erde,  die  der  gewöhnliche  Mensch  als  be- 
stehend einfach  hinnimmt,  sieht  der  philosophisch  Veranlagte  Auffallendes,  der 
Erklärung  Bedürftiges  und  stellt  Probleme.  Nur  diese  Außenwelt  und  seine 
•eigene  physische  Natur  ist  für  den  zum  philosophischen  Denken  erst  Erwachen- 
den Gegenstand  eigentlicher  wissenschaftlicher  Problemstellung.  Wert  und  Un- 
wert menschlicher  Handlungen  waren  zwar  jederzeit  Objekt  des  Nachdenkens,  die 
Eeflexion  verließ  aber  hier  erst  sj^ät  die  von  der  Vätersitte  gebotenen  Normen, 
um  zu  unabhängigen  ethischen  Theorien  fortzuschreiten.  Erst  recht  bedurfte  es 
gereifterer  Denkkraft,  um  den  eigenen  Geist  als  Quelle  der  Erkenntnis  zu  objek- 
tivieren. So  ist  die  griechische  Philosophie  zunächst  Kosmologie,  Meteorologie 
und  Physiologie.  Die  Kosmologie  mündet  aus  in  die  Behandlung  der  großen 
ontologischen  Fragen  nach  Einheit  und  Vielheit,  Werden  und  Vergehen. 
Die  Schauplätze  dieser  ersten  Forschungstätigkeit  liegen  wesentlich  an  der  Peri- 
pherie des  griechischen  Kulturgebietes  im  kleinasiatischen  lonien,  in  Unteritalien 
und  Sizilien,  in  Abdera  an  der  thrakischen  Küste,  Gegenden,  in  denen  durch 
enge  Berührung  mit  Griechen  anderer  Stämme  und  mit  nichtgriechischen  Be- 
völkerungen, z.  T.  auch  durch  einen  ausgedehnten  Seeverkehr,  geistige  Regsamkeit 
und  Forschersinn  gefördert  wurden.  Erst  gegen  Ende  dieser  Periode  wird  die 
Philosophie  durch  Anaxagoras  auch  in  Athen  heimisch. 

Nachdem  die  philosophische  Spekulation  sich  in  einer  Reihe  z.  T.  weit  aus- 
einandergehender Versuche  zur  Lösung  kosmologisch-ontologischer  Fragen  be- 
tätigt hatte,  trat  in  der  Sophistik  —  mit  der  übrigens  das  letzte  Stadium  der 
kosmologisch-ontologischen  Forschung  zeitlich  zusammenfällt  —  eine  Wendung  in 
•Gegenstand  und  Methode  des  Philosophierens  ein.    Der  Mensch  nach   der   Seite 


40      §  9,    Die  Perioden  der  Entwicklung  der  griech.-romischen  Philosophie. 

seines  Ei'kennens  und  Handelns  wird  Objekt  der  ^Spekulation :  es  beginnen  Er- 
kenn tnistheorie  und  Ethik.  Dabei  wird  der  naive  absolute  Dogmatismus, 
der  durch  die  Vielheit  und  den  gegenseitigen  Widerspruch  der  bisherigen  Welt- 
anschauungen ad  absurdum  geführt  zu  sein  schien,  durch  Kelativismus  und  Skeptizis- 
mus verdrängt.  Mit  dieser  Wandlung  vollzieht  sich  zugleich  auch  ein  Wechsel- 
des  Schauplatzes.  Athen,  das  im  fünften  Jahrhundert  in  den  Mittelpunkt  des. 
griechischen  Geisteslebens  tritt,  wird  die  Hauptstätte  auch  der  philosophischen 
Entwicklung.  Die  Beschränkung  der  Philosophie  auf  die  menschlichen  Dinge- 
wird  auch  von  Sokrates  beibehalten.  Aber  er  stellt  dem  skeptisch-destruktiven 
Verfahren  der  Sophistik  in  seiner  Begriffsphilosophie  eine  konstruktive  Methode 
entgegen  und  begründet  so  einen  neuen,  aber  auf  wissenschaftlich  kritischer  Basis- 
beruhenden Dogmatismus.  Mittelst  dieser  Methode  errichten  die  an  Sokrates  an- 
knüpfenden Schulen  ihre  Lehrgebäude.  Der  in  der  sokratischen  Begriffsphilosophie 
liegende  obtologische  Keim  wurde  von  Piaton  unter  Berücksichtigung  vor- 
sophistiseher  Lehren  (des  Heraklit  und  Parmenides)  zu  einer  umfassenden  Meta- 
physik entwickelt,  deren  Herrschaft  Erkenntnistheorie,  Psychologie,  Ethik  und 
Politik  sowie  die  wieder  aufgenommene  Kosmologie  unterstellt  wurden.  Auf 
Piatons  Wegen  geht  seine  Schvde  in  ihrem  früheren  Entwicklungsstadium  (die 
alte  Akademie).  Auch  Aristoteles  verfolgt,  freilich  unter  wesentlicher  Ver- 
änderung des  metaphysischen  Ausgangspunktes,  die  von  seinem  Lehrer  ein- 
geschlagene Bahn,  wendet  aber  sein  Interesse  in  umfassenderer  Weise  allen  Ge- 
bieten menschlichen  Wissens,  insbesondere  auch  den  Naturwissenschaften,  der 
Geschichte  und  Literatur  zu. 

In  der  Zeit  nach  Aristoteles  empfängt  die  Philosophie  ein  neues  Gepräge 
unter  dem  Einfluß  der  seit  Alexanders  Perserzuge  und  der  Gründung  der  Dia- 
dochenreiche  über  den  ganzen  Orient  verbreiteten  hellenistischen  Kultur,  die 
sich  seit  der  ersten  Hälfte  des  zweiten  vorchristlichen  Jahrhunderts  mehr  und  mehr 
auch  westwärts  erstreckt  und  zu  einer  hellenistisch-römischen  erweitert.  Mit 
der  Gesaratkultur  erhielt  auch  die  Philosophie  die  weitesten  Gebiete  der  bewohnten. 
Erde  zum  Schauplatz  ihrer  ferneren  Entwicklung.  Ein  großer  Teil  ihrer  Ver- 
treter entstammt  neu  hellenisierten  Gegenden.  Für  die  Philosophie  wesentlich, 
in  dem  neuen  Kulturverlaufe  ist,  daß  der  bisher  herrschende  griechische  Nationa- 
lismus jetzt  dem  Kosmopolitismus  das  Feld  räumt.  Nur  eine  Kehrseite  dieses- 
Kosmopolitismus  ist  der  praktische  Subjektivismus.  Der  Unterschied  zwischen 
Griechen  und  Barbaren  trat  zurück,  die  politischen  Grenzen  verloren  ihre  Be- 
deutung. An  Stelle  des  Bürgers  trat  der  Mensch.  Mit  dem  Zurückweichen  des- 
Interesses  für  den  Staat  rückte  das  Glücksstreben  des  Individuums  in  den  Vorder- 
grund. Die  Philosophie  soll  nun  die  Wege  weisen,  auf  denen  der  Einzelne  zur 
inneren  Befriedigung  gelangt.  Auf  diese  praktische  Aufgabe  legen  die  in  An- 
knüpfung an  frühere  Bekenntnisse  neu  entstehenden  Systeme  des  Stoizismus 
lind  Epikureismus  den  Nachdruck.  Daneben  bleiben  die  alten  erkenntnis- 
theoretischen, metaphysischen  und  naturphilosophischen  Probleme  bestehen,  mit 
denen  sich  neben  der  Stoa  und  der  Schule  Epikurs  auch  die  Nachfolger  des 
Aristoteles  (die  peripatetische  Schule)  befassen,  die  letzteren  zugleich  auch  die  eifrigen 
Förderer  fachwissenschaftücher  Gelehrsamkeit.  Dem  Dogmatismus  dieser  Schulerk 
tritt  die  Skepsis  Pyrrons  und  seiner  Anhänger  sowie  der  mittleren  und  neueren. 
Akademie  gegenüber.  Ihre  Opposition  übt  auf  die  Fortbildung  jener  dogmatischen 
Systeme  starken  Einfluß  aus.  Das  Ergebnis  des  Reibungsprozesses  der  Sekten 
ist  eine  gegenseitige  Annäherung  der  Stoa  (im  mittleren  Stoizismus),  des  Peripatos 
und  der  wieder  zum  Dogmatismus  zurückkehrenden  Akademie  durch  eklek- 
tische Vermischung  und  Ausgleichung  ihrer  Lehren,   ein   Prozeß,  zu  dem    auch 


§  9.     Die  Perioden  der  Entwicklung  der  grioch.-rümischen  Philosophie.     41 

der  Eintritt  der  Philosophie  in  den  Gesichtskreis  des  praktisch  gerichteten,  gegen 
strenge  philosophische  Systematik  gleichgültigen  Röraertums  das  Seinige  beiträgt. 

So  ist  dieser  Zeitabschnitt  durch  Neugründung  von  Schulen,  gegenseitige 
JBefehdung  und  innere  Umgestaltung  der  Systeme  von  regstem  schaffendem  und 
kämpfendem  Leben  . erlullt.  Anders  in  der  nächstfolgenden  Epoche.  Da» 
Erhalten  überwiegt  jetzt  das  Neuschaffen,  das  Nebeneinander  obsiegt  über  da& 
Gegeneinander  der  Sekten.  Der  Eklektizismus  lebt  fort,  neben  ihm  freilich  auch 
der  Skeptizismus  als  Widerpart  der  dogmatischen  Systeme.  Das  Bestimmende  in 
dem  neuen  Bilde  sind  zwei  Züge,  deren  Prägung  scnon  in  der  vorangehenden  Zeit 
begonnen  hat,  die  aber  jetzt  erst  ihre  volle  Schärfe  erreichen  Der  eine  ist  retro- 
spektiv. Es  erwacht  ein  lebhafteres  Interesse  für  die  Begründer  der  Schulen, 
ihr  Leben,  ihre  Werke  und  Lehren.  So  entsteht  neben  dem  Eklektizismus  und 
z.  T.  in  bewußtem  Gegensatze  zu  ihm  eine  neue  Orthodoxie.  Die  Stoa 
zeigt  neben  den  Eklektikern  Seneka  und  Mark  Aurel  den  auf  die  alte  Lehre 
zurückgreifenden  Epiktet,  die  Akademie  neben  Gaius,  Apuleius,  Albinos  und  ihren 
eklektisch  philosophierenden  Bekenn  tu  isgenossen  Männer  wie  Taiirus,  der  die 
Unterschiede  der  platonischen,  aristotelischen  und  stoischen  Lehre  betont,  und 
Attikus,  der  zwar  stoizisiert,  aber  auf  scharfe  Scheidung  der  platonischen  und 
aristotelischen  Dogmen  dringt.  Hand  in  Hand  mit  diesem  rückblickenden  Inter- 
esse geht  eine  lebhafte  gelehrte  Tätigkeit.  Es  galt,  die  Werke  der  Begründer 
und  ältesten  Vertreter  der  Schulen  neu  herauszugeben,  zu  ordnen  und  durch  Ein- 
leitung und  Erklärung  dem  Verständnis  zu  erschließen.  Die  Wahrheit  galt  ais- 
in jenen  Werken  beschlossen;  die  Aufgabe  war,  sie  durch  Interpretation  ihnen  ab- 
zugewinnen. So  rückt  die  in  kleinerem  Umfange  freilich  schon  längst  (so  in  der 
platonischen  Schule  bereits  durch  Krantor)  geübte  Exegese  in  den  IMittelpunkt 
des  philosophischen  Unterrichtes,  und  der  Kommentar  wird  zur  Haupterscheinung 
der  philosophischen  Literatur.  Neben  dem  fortlaufenden  v.-röiu'tjua  und  den  den 
Text  begleitenden  G/ö/.ta  gehen  einher  eiaaycoyai,  ^tjzt'juuTa,  d.-TOQiai  xai  /.vosi;  und 
eingehendere  Abhandlungen  über  einzelne  exegetische  Probleme,  wie  Plutarchs 
Schrift  über  die  Psychogonie  im  platonischen  Timaios.  Mit  dem  philosophi- 
schen Interesse  paart  sich  das  durch  die  Tätigkeit  der  Alexandriner  hoch  ent- 
wickelte philologische.  Die  alexandrinische  Vorarbeit  bot  der  Philosophenschule 
vielfach  Material  und  Methode.  Für  die  Biographie  der  philosophischen  Schrift- 
steller, die  Verzeichnisse  ihrer  Schriften,  die  Scheidung  des  Echten  und  Unechten, 
war  hier  ein  Grund  gelegt.  Der  Platoniker  Thrasyllos  knüpft  in  seiner  tetralo- 
gischen Einteilung  der  platonischen  Werke  durch  die  Vermittelung  des  Gramma- 
tikers Derkyllides  im  Prinzip  an  die  trilogische  Gruppierung  des  alexandrinischea 
Philologen  Aristophanes  von  Byzanz  an.  Auch  in  der  Methode  der  Einleitungen, 
und  Kommentare  Avaren  die  Alexandriner  vorangegangen. 

Diese  gelehrte  Tätigkeit  dauert  in  den  Schulen  des  Piaton  und  Aristoteles  in. 
ununterbrochener  Tradition  bis  zum  Ausgange  des  Altertums.  Die  Akademie  ist 
hier  in  unserer  Epoche  durch  Eudoros,  Thrasyllos,  Plutarch,  Gaius,  Albinos.  Apu- 
leius u.  a.  vertreten,  denen  sich  in  dem  folgenden  Zeitabschnitte  die  lange  Kette 
neuplatonischer  Kommentatoren  anschließt.  Im  Peripatos  legt  schon  zu  Ende  der 
vorangehenden  Epoche  Andronikos  von  Rhodos  durch  seine  dem  aristotelischen 
Schriftenkorpus  gewidmeten  Studien  einen  neuen  Grund.  Auch  hier  spiegelt  sich 
die  Weiterarbeit  der  Schule  in  der  durch  eine  stattliche  Reihe  von  Kommen- 
tatoren, unter  denen  hier  nur  Alexander  von  Aphrodisias  genannt  sei,  geübten 
Exegese.  Weniger  augenfällig  ist  für  uns  die  kommentierende  Tätigkeit  in  der 
Stoa.  Gleichwohl  läßt  auch  hier  Epiktet  erkennen,  daß  der  Exegese  Chrysipps 
und  anderer  Altstoiker  im  Unterrichte   große    Bedeutung    zukam   (vgl.   I.  Bruns, 


42     §  y«    Die  Perioden  der  Entwicklung  der  griech.-römischen  Philosophie. 

De  schola  Epicteti  p.  13  ff.).  Für  den  Kynismus  sei  beispielshalber  auf  die  Tle- 
pristination  eines  /.6yo;  doyaTog  des  Antisthenes  in  der  dreizehnten  Rede  des  Dien 
von  Prusa.  für  den  Epikureisraus,  bei  dessen  jederzeit  stagnierendem  Wesen  sich 
die  Orthodoxie  auch  in  unserer  Epoche  von  selbst  versteht,  auf  die  Verwertung 
altepikureischen  Älaterials  in  der  Inschrift  von  Oinoanda  hingewiesen.  Die  Tra- 
<lition  erloschener  Schulen  wird  in  der  Skepsis  Ainesidems  und  im  Neupytha- 
goreismus  wieder  aufgenommen.  So  stark  auch  beide  von  der  geistigen  Be- 
wegung der  Zwischenzeit  beeinflußt  sind,  so  knüpfen  sie  doch  ausdrücklich, 
Ainesidem  in  der  Betitelung  seiner  IIvQQojrsiot  Xöyot,  die  Xeupythagoreer  in  der 
Ausgestaltung  des  Pythagorasideals,  an  die  Person  der  alten  Schulbegründer  aii. 

Zu  der  nüchtern  gelehrten  Behandlung  alter  Schulschriften,  wie  sie  die 
Philosophenschulen  zu  einem  großen  Teile  beschäftigt,  steht  das  zweite  Kennzeichen 
11  n  serer  Epoche  auf  den  ersten  Blick  in  einem  auffallenden  Gegensatze.  Es  ist 
•die  zunehmende  mystisch-religiöse  Färbung  des  philosophischen  Denkens. 
Auch  sie  setzt  nicht  plötzlich  ein.  An  der  AVende  des  zweiten  und  ersten  vor- 
<-hnstlichen  Jahrhunderts  hatte  Poseidonios  eine  innige  Verbindung  religiöser 
Mystik  und  philosophischer  Spekulation  in  sich  verkörpert.  Aber  neu  ist  die 
mehr  und  mehr  zunehmende  Intensität  und  Verbreitung  dieser  Färbung.  Sie 
bildet  einen  Grundton  in  dem  Bilde  der  neuen  Zeit.  Ihre  Erklärung  liegt  ein- 
mal in  der  philosophischen  Entwicklung  selbst.  Auf  Perioden  produktiver  Speku- 
lation und  lebhaften  Meinungskampfes  pflegt  ein  Rückschlag  zu  folgen.  Die 
frohe  Zuversicht,  mittelst  verstandesmäßiger  Erwägung  die  Wahrheit  zu  ergründen, 
geht  verloren.  Schon  der  Eklektizismus  mit  seiner  Preisgabe  streng  konsequenter 
Dogmatik  war  ein  Zurückweichen  vor  dem  Skei^tizismus.  Ein  anderer  Weg  des 
Rückzugs  führt  zur  Anlehnung  an  göttliche  oder  menschliche  Autorität.  So 
haben  archaisierende  Schulphilologie  und  religiöse  Mystik  trotz  ihrer  scheinbaren 
Heterogenität  doch  den  gleichen  Ursprung.  Dort  sollen  die  von  der  Glorie  alter 
Weisheit  umstrahlten  Schulhäupter  in  ihren  Werken,  hier  die  Götter  selbst  in 
ihren  Offenbarungen  die  Wahrheit  spenden,  und  die  Grenzen  zwischen  beiden 
Richtungen  verschwimmen,  wenn  im  Neupythagoreismus  der  Schulbegründer 
Pythagoras  als  der  mit  besonderen  Kräften  begnadete  übermenschliche  Heros  er- 
scheint. Die  Neigung  zur  Mystik,  die  so  mit  der  inneren  Entwicklung  der  Philo- 
sophie selbst  gegeben  war,  wurde  noch  unterstützt  durch  das  auch  im  gemeinen 
Leben  hervortretende  mystisch-reUgiöse  Empfinden  der  Zeit,  das  seinerseits  wieder 
angeregt  wurde  durch  die  wachsende  Bekanntschaft  mit  den  Religionen  des 
Orients  und  Ägyptens.  Diese  wirken  in  solcher  Weise  mittelbar  ein  auf  die 
philosophische  Bewegung.  Ihr  Einfluß  ist  zugleich  aber  auch  ein  unmittelbarer. 
Man  suchte  sich  auf  griechischer  Seite  der  fremden  Anschauungen  dadurch  zu 
bemächtigen,  daß  man  sie,  gerade  wie  es  die  Stoa  schon  längst  mit  der  griechi- 
schen Volksreligion  getan  hatte,  in  das  Fachwerk  der  philosophischen  Systeme 
einfügte :  Götter  und  Göttergeschichten  unterliegen  der  Umdeutung  in  meta- 
I^hysische  oder  physische  Potenzen  und  Prozesse.  Dieselbe  Methode  befolgen  aber 
-auch  Orientalen  und  Agyjjter  selbst,  teils  in  der  apologetischen  Tendenz,  die  Ab- 
neigung oder  Gleichgültigkeit  der  Griechen  gegen  die  ihnen  innerlich  fremden 
Vorstellungen  zu  überwinden,  teils  in  scholastischer  Absicht,  um  ihre  religiösen 
Anschauungen  mittelst  der  griechischen  Philosophie  zu  systematisieren  und  speku- 
lativ zu  festigen.  Das  greifbarste  Beisj^iel  dieses  Verfahrens  zeigt  die  jüdisch- 
hellenistische Philosophie  des  Philon  von  Alexandreia. 

Blickt  unsere  Epoche  mit  ihren  rekonstruktiven  und  philologischen  Be- 
strebungen in  die  Vergangenheit  zurück,  so  eröffnet  sie  andererseits  durch  ihren 
Mystizismus  den  Ausblick  in  die  folgende  Zeit,  die  des  Neuplatonismus.    Sie   ist 


§  9.    Die  Perioden  der  Entwicklung  der  griech.-römischen  Philosophie.     43 

<cine  Übergangsperiode,  reich  durch  ein  großes  Erbe  philosophischer  Gedanken 
und  Strömungen.  Aber  die  Bahnen,  auf  denen  sie  kombinierend  und  umgestaltend 
■dieses  Erbes  waltet,  durchkreuzen  sich  mannigfach,  und  so  bietet  die  Epoche,  wie 
•es  bei  Übergangszeiten  der  Fall  zu  sein  pflegt,  kein  einheitliches  Bild.  Eklekti- 
zismus und  Orthodoxie  behaupten  nebeneinander  das  Feld,  Gelehrsamkeit  und 
Mystik.  Platonisches,  Aristotelisches,  Stoisches  mischen  sich  bald  in  verschieden- 
artigster Weise,  bald  sondern  sie  sich  und  stoßen  sich  ab.  Die  Schulen  bestehen 
weiter,  aber  ihr  traditionelles  Gepräge  verwischt  sich.  In  jedem  ihrer  Angehörigen 
vereinigen  sich  die  gegebenen  Elemente  in  neuer  Xuancierung.  Im  Kynismus 
•steht  neben  dem  Freigeist  Oinomaos  der  Mystiker  Peregrinos,  und  der  Stoizismus 
birgt,  wie  schon  oben  berührt  wurde,  in  Seneka,  Epiktet  und  Mark  Aurel,  der 
Platouismus  in  Albmos,  Attikus  und  Taurus  ähnliehe  Gegensätze.  Das  Ziel,  den 
•ererbten  Schatz  einheitUch  zu  ordnen  und  jedes  Stück  philosophischer  und  reli- 
giöser Tradition  als  Baustein  in  entsprechender  Bearbeitung  dem  Riesengebäude 
eines  allumfassenden,  durch  ein  neues  metaphysisches  Prinzip  zusammengehaltenen 
Systems  einzufügen,  verfolgt  in  der  nächsten  Epoche  der  Neuplatonism  us. 
Seinen  Erfolg  beweist  die  Tatsache,  daß  er  alle  Sekten  im  wesentlichen  absorbiert 
und  Jahrhunderte  hindurch  die  philosophische  Entwicklung  allein  beherrscht  hat. 

Historischer  Rückblick  auf  die  bisherigen  Versuche  einer 
Periodisierung  der  griechischen  Philosophiegeschichte. 

Vorbereitung  und  Anknüpfungspunkte  boten  die  o.  S.  20  ff.  besprochenen  an- 
tiken Arbeiten  zur  Philosophiegeschichte.  Indes  lag  eine  eigentliche  Periodi- 
sierung dieser  Geschichte  dem  Altertum  fern,  in  dessen  Arbeiten  überhaupt  das 
Interesse  für  die  innere  Entwicklung  der  Philosophie,  den  gegenseitigen  Zusammen- 
hang und  den  Charakter  der  Systeme  gegenüber  der  Erforschung  der  äußeren 
Oeschichte  der  Schulen  und  der  Feststelliuig  des  Tatsächlichen  ihrer  Dogmatik 
im  allgemeinen  zurücktritt.    Unter  den  Neueren  folgt 

Brücke r  im  wesentlichen  der  Anordnung  des  Diogenes  Laertios  (s.  o.  S.  24 ff.), 
läßt  aber  mit  der  Philosophie  unter  den  Römern  eine  neue  Periode  beginnen, 
-welcher  er  außer  den  römischen  Philosophen  die  Erneuerer  älterer  Richtungen, 
■wie  namentlich  die  Neupythagoreer  und  die  (von  ihm  im  Anschluß  an  die  Notiz 
des  Diogenes  Laertios  1,  21  über  Potamon  als  Begründer  einer  eklektischen 
Richtung  sogenannte)  „eklektische  Sekte",  d.  h.  die  Neuplatoniker,  auch  die 
späteren  Peripatetiker,  Kyniker  usw.,  dann  auch  die  jüdischen,  arabischen  und 
■christlichen  Philosophen  bis  zu  dem  Ausgang  des  Mittelalters,  der  Wieder- 
herstellung der  Wissenschaften  und  dem  Beginn  der  Philosophie  der  Neuzeit  zu- 
rechnet. 

Tennemann  setzt  drei  Abschnitte  der  griechisch-römischen  Philosophie: 
1.  von  Thaies  bis  Sokrates  (ausgehend  von  fragmentarischen  Spekulationen  über 
<lie  Außenwelt);  2.  von  Sokrates  bis  zum  Ende  des  Streits  der  Stoa  und  der 
Akademie  (Rückgang  der  Spekulation  auf  den  menschlichen  Geist  als  die  Quelle 
aller  Wahrscheinlichkeit);  3.  von  der  Philosophie  unter  den  Römern  und  dem 
neuen  Skeptizismus  des  Ainesidemos  bis  auf  Johannes  von  Damaskos  (Vermählung 
mit  dem  orientalischem  Geiste;  der  Geist  sucht  außer  sich  die  Quelle  der  Ge- 
wißheit und  zerfällt  in  Synkretismus  und  Schwärmerei). 

In  ähnlicher  Weise  unterscheidet  H.  Ritter  drei  Perioden  der  philosophischen 
Entwicklung:  die  vorsokratische  Philosophie,  die  sokratischen  Schulen  (wozu  er 
auch  die  älteren  Skeptiker,  Epikureer  und  Stoiker  rechnet)  und  die  Philosophie  in 
der  späteren  Zeit  bis  zum  Neuplatonismus.    Die  erste  Periode  iimfaßt  „das  erste 


44      §  ö.     Die  Perioden  der  Entwicklung  der  grieoh.-römischen  Philosophie. 

Aufwachsen  des  philosophischen  Geistes",  die  zweite  „die  vollkommenste  Blüte 
der  philosophischen  Systeme",  die  dritte  „den  Verfall  der  griechischen  Philosophie". 
Näher  betrachtet  ist  der  Charakter  der  ersten  Periode  das  Ausgehen  der  philo- 
sophischen Forschung  von  einem  einseitigen  wissenschaftlichen  Interesse,  wobei 
die  Verschiedenheit  der  Richtungen  sich  an  die  Stammesverschiedenheit  gebunden 
zeigt.  Der  Charakter  der  zweiten  Periode  ist  die  vollständige  systematische 
Verzweigung  der  Philosophie  (oder  doch  „dessen,  was  den  Griechen  überhaupt 
Philosophie  war"),  wobei  nicht  mehr  die  einzelnen  Stämme  jeder  in  seiner  Weise 
philosophierten,  sondern  ,, gleichsam  die  geistige  Gesamtheit  des  griechischen  Volkes- 
diese  Philosophie  hervorbrachte".  Der  Charakter  der  dritten  Periode  ist  der  Verlust 
des  Verständnisses  der  systematischen  Anordnung  der  griechischen  Philosophie 
dem  Wesen  nach,  wenngleich  die  Überlieferung  sich  erhielt,  zugleich  mit  dem 
Verfall  der  Eigentümlichkeit  und  Kräftigkeit  des  griechischen  Geistes  bei  fort- 
schreitender Extension  der  wissenschaftlichen  Bildung  über  einen  größeren  Kreis- 
von  Erfahrungen  und  einen  größeren  Kreis  von  Menschen.  (Ritters  Einteilung 
beruht  im  wesentlichen  auf  der  Schleiermacherschen  Ansicht  von  der  philosophischen 
Bedeutung  des  Sokrates,  der  durch  sein  Prinzip  des  Wissens  die  Vereinigung 
der  früher  vereinzelten  Zweige  der  philosophischen  Forschung  zum  allumfassenden 
philosophischen  System  ermöglicht  habe,  die  dann  zuerst  von  Piaton  realisiert 
worden  sei.  Schleiermacher  nimmt  hiernach  in  seinen  von  Ritter  herausgegebenen 
Vorlesungen  zwei  Perioden  der  griechischen  Philosophie  an,  eine  vorsokratische  und 
eine  von  Sokrates  bis  auf  die  Neuplatoniker  herabreichende;  doch  hat  auch 
Schleiermacher  selbst  bereits  mitunter  die  Zeit  seit  Sokrates  in  zwei  Perioden, 
nämlich  die  der  Blüte  und  die  des  Verfalls,  zerlegt.) 

Brand is  teilt  im  ganzen  die  Rittersche  Aiilfassung  der  Entwicklung  der 
griechischen  Philosophie,  jedoch  mit  der  Abweichung,  daß  er  die  Stoiker  und 
Epikureer  und  die  pyrronischen  und  akademischen  Skeptiker  aus  der  zweiten 
Entwicklungsperiode  (der  Zeit  männlicher  Reife)  in  die  dritte  (die  Periode  der 
Dekreszenz)  versetzt. 

Hegel  unterscheidet  drei  Perioden:  1.  von  Thaies  bis  Aristoteles;  2.  die 
griechische  Philosophie  in  der  römischen  Welt;  3.  die  neuplatonische  Philosophie. 
Die  erste  Periode  stellt  den  Anfang  des  philosophierenden  Gedankens  dar  bis  zu 
seiner  Entwicklung  und  Ausbildung  als  Totalität  der  Wissenschaft  in  sich  selbst. 
Die  zweite  Periode  ist  das  Auseinandergehen  der  Wissenschaft  in  besondere 
Systeme;  durch  das  Ganze  der  Weltvorstellung  wird  ein  einseitiges  Prinzip  hin- 
durchgeführt; jede  Seite  ist,  im  Extrem  gegen  die  andere,  in  sich  zur  Totalität 
ausgebildet  (Systeme  des  Stoizismus  und  Epikureismus,  gegen  deren  Dogmatismus 
der  Skeptizismus  das  Negative  ausmacht).  Die  dritte  Periode  ist  hierzu  das  Affir- 
mative, die  Rücknahme  des  Gegensatzes  in  eine  göttliche  Gedankenwelt.  Die 
erste  Periode  zerlegt  Hegel  in  drei  Abschnitte:  a)  von  Thaies  bis  Anaxagoras, 
vom  abstrakten  Gedanken,  der  in  unmittelbarer  Bestimmtheit  ist,  bis  zum  Gedanken 
des  sich  selbst  bestimmenden  Gedankens;  b)  Sophisten,  Sokrates  und.  Sokratiker; 
der  sich  selbst  bestimmende  Gedanke  ist  als  gegenwärtig,  konkret  in  mir  auf- 
gefaßt ;  das  ist  das  Prinzip  der  Subjektivität ;  c)  Piaton  und  Aristoteles ;  der 
objektive  Gedanke,  die  Idee,  gestaltet  sich  zum  Ganzen  (bei  Piaton  nur  in  der 
Form  der  Allgemeinheit,  bei  Aristoteles  in  wirklicher  Durchführung). 

Zeller  führt  die  erste  Periode  von  Thaies  bis  einschließlich  zur  Sophistik^ 
rechnet  der  zweiten  Sokrates  und  die  unvollkommenen  Sokratiker,  Piaton  und  die 
ältere  Akademie,  Aristoteles  und  die  älteren  Peripatetiker  zu,  der  dritten  die  ge- 
samte nacharistotelische  Philosophie.     In    der  ersten  Periode   ist  alle  Philosophie 


I 


§  9.     Die  Perioden  der  Entwicklung  der  griech. -römischen  Philosophie.     45 

■unmittelbar  auf  das  Objekt  gerichtet.  In  der  zweiten  Periode  bildet  die  Grund- 
anschauung der  objektive  Begriff,  der  an  und  für  sich  seiende  Gedanke,  in  welchem 
•Sokrates  das  alleinige  Älittel  zur  Erreichung  wahren  Wissens  und  wahrer  Tugend, 
Piaton  die  absolute,  substantielle  Wirklichkeit,  Aristoteles  nicht  bloß  das  Wesen, 
«ondern  auch  das  formende  und  bewegende  Prinzip  des  empirisch  \\'irklichen  er- 
kennt. In  der  dritten  Periode  konzentriert  sich  alle  selbständige  Spekulation  in 
■der  Frage  nach  der  Wahrheit  des  subjektiven  Denkens  und  der  subjektiv  be- 
friedigenden Weise  des  Lebens:  der  Gedanke  zieht  sich  aus  dem  Objekt  in  sich 
zurück.  „Der  Geist,  können  wir  sagen"  —  so  wird  Philos.  d.  Griech.  I,  1^  g.  160  f. 
ausgeführt  —  ,.ist  sich  auf  der  ersten  Stufe  des  griechischen  Denkens  unmittelbar 
in  dem  natüi'lichen  Objekt  gegenwärtig,  auf  der  zweiten  unterscheidet  er  sich  von 
ihm,  um  im  Gedanken  des  übersinnlichen  Objekts  eine  höhere  Wahrheit  zu  ge- 
winnen, und  auf  der  dritten  behauptet  er  sich  im  Gegensatz  gegen  das  Objekt, 
in  seiner  Subjektivität,  als  das  höchste  und  unbedingt  berechtigte".  Auch  der 
Neuplatonismus,  dessen  wesentlicher  Charakter  in  der  durch  den  vorangegangenen 
Skeptizismus  bedingten  transzendenten  Theosophie  liegt,  ist  nach  Zellers  Ansicht, 
da  es  demselben  durchgängig  um  die  Gemütsbefriedigung  des  Subjekts  zu  tun 
sei,  noch  unter  eben  diesen  Begriff  des  Subjektivismus  zu  subsumieren. 

Eine  Dreiteilung,  aber  nach  wesentlich  anderen  Gesichtspunkten,  ist  auch  in 
■den  bisherigen  Auflagen  des  Ueberweg- Heinzeschen  Grundrisses  durch- 
geführt. Es  werden  hier  folgende  Perioden  unterschieden:  .,1.  Vonviegende  Rich- 
tung der  philosophischen  Forschung  auf  das  Ganze  der  Xatur  und  Welt,  oder 
Vorherrschaft  der  Kosmologie  (kosmozentrischer  Standpunkt).  Von  Thaies 
bis  auf  Anaxagoras  und  die  Atomiker.  2.  Vorwiegende  Richtung  der  philo- 
sophischen Forschung  auf  den  Menschen  als  wollendes  und  denkendes  Wesen, 
oder  Vorherrschaft  der  Ethik  und  Logik,  jedoch  mit  allmählicher  AViederaufnahme 
und  zunehmender  Begünstigung  der  Naturphilosophie  (anthropozentrischer 
Standpunkt).  Von  den  Sophisten  bis  auf  die  Stoiker,  Epikureer  und  Skeptiker. 
3.  Vorwiegende  Richtung  der  philosophischen  Forschung  auf  die  Gottheit  und 
das  Verhältnis  der  Welt  und  des  Menschen  zu  ihr,  oder  Vorherrschaft  der 
Theosophie,  jedoch  unter  Mitaufnahme  der  Physik,  Ethik  und  Logik  (theo- 
zentrischer  Standpunkt).  Vom  Neupythagoreismus  bis  zum  Ausgang  der 
iilten  Philosophie  in  der  neuplatonischen  Schule."  Vgl.  auch  die  Überschriften 
vor  §  10,  26.  67. 

Windelband  nimmt  zwei  große  Teile  an:  die  griechische  und  die  helle- 
nistisch-römische Philosophie,  einschließlich  der  Patristik,  welche  beide  durch  das 
Todesjahr  des  Aristoteles  voneinander  getrennt  sein  sollen.  In  seiner  Geschichte 
■der  antiken  Philosophie  (ich  zitiere  nach  der  dritten  von  Ad.  Bonhöffer  bearbeiteten 
Aufl.,  München  1912)  S.  3  führt  er  aus :  ,,Die  griechische  Philosophie  beginnt 
mit  der  Verselbständigung  des  Erkenntnistriebes,  sie  bewegt  sich  durchgängig  um 
■eine  von  Nebenzwecken  freie  Erstrebung  des  W^issens  und  vollendet  sich  in 
Aristoteles  teils  durch  die  allgemeine  Theorie  der  W^issenschaft  (Logik),  teils  durch 
den  Entwurf  eines  daraus  entwickelten  Systems  der  Wissenschaften.  Die  Energie 
dieses  rein  theoretischen  Interesses  erlischt  in  der  Folgezeit  und  erhält  sich  nur 
teilweise"  (Bonhöffer  fügt  hinzu:  „jedoch  mit  um  so  reiferer  und  fruchtbarerer 
Betätigung'')  .,in  der  stillen  Arbeit  der  sachlichen  Einzelwissenschaften:  für  die 
,. Philosophie"  dagegen  tritt  in  den  Mittelpunkt  die  praktische  Frage  nach  der 
Lebensweisheit;  das  Wissen  wird  nicht  mehr  um  seiner  selbst  willen,  sondern  nur 
als  ein  Mitiel  zur  rechten  Einrichtung  des  Lebens  gesucht.  Dadurch  gerät  die 
hellenistisch-römische  Philosophie  in  eine  Abhängigkeit  von  den  allgemeinen  Zeit- 


46     §  9-    Die  Perioden  der  Entwicklung  der  griech. -römischen  Philosophie. 

Strömungen,  wie  es  bei  der  rein  griechischen  niemals  der  Fall  gewesen  war,  und 
so  verwandelt  sich  ihre  anfänglich  ethische  Tendenz  mit  der  Zeit  vollständig  in 
das  Bestreben,  mit  den  Mitteln  des  wissenschaftlichen  Denkens  der  religiösen 
Sehnsucht  Genüge  zu  tun.  Im  Griechentum  ist  die  Philosophie  die  zur  Selb- 
ständigkeit reifende  Wissenschaft ;  im  Hellenismus  und  im  römischen  Reich  tritt 
sie  mit  Bewußtsein  in  den  Dienst  der  sittlichen  und  religiösen  Bestimmung  de& 
Menschen."  Windelband  betont,  daß  diese  Gegensätze  keine  absolute,  sondern 
nur  eine  relative  Geltung  haben. 

Nach  Döring  ist  die  antike  Philosophie  wesentlich  Güter-  und  Glückselig- 
keitslehre. Unter  dieser  Voraussetzung  gelangt  er  in  seiner  Geschichte  der  grie- 
chischen Philosophie  (Leipz.  1903)  S.  6  zu  folgender  Periodeneinteilung:  „I.  All- 
gemeinwissenschaftliche Vorbereitungszeit  (ca.  600  bis  gegen  300  vor  Chr.)^ 
II.  Übergänge  zur  eigentlichen  Philosophie  als  wissenschaftlich  begründeter  Güter- 
lehre (ca.  450  bis  nach  300  vor  Chr.).  III.  Herrschaft  der  wissenschaftlich  be- 
gründeten Güterlehre  (ca.  360  vor  Chr.  bis  nach  200  nach  Chr.).  IV.  Auflösung 
der  Philosophie  als  Güterlehre  (ca.  lüO  vor  Chr,  bis  550  nach  Chr.)."  Zur  ersten 
Periode  rechnet  er  die  Vorsokratiker  mit  Ausschluß  der  Sophisten,  zur  zweiten 
die  Sophisten,  Sokrates  und  die  reinen  Sokratiker  (Xenophon.  Aischines,  Eukleides 
und  Phaidon).  die  kleineren  sokratischen  Schulen  und  Piaton,  die  dritte  umfaßt  die 
alte  Akademie,  Aristoteles  und  die  Peripatetiker,  die  pyrronische  Skepsis  und  die 
des  Ainesidemos  und  seiner  Nachfolger,  die  mittlere  und  neuere  Akademie, 
Stoizismus  und  Epikureismus,  die  vierte  den  Xeupythagoreismus,  die  jüdisch- 
alexandrinische  Philosophie,  die  vom  Xeupythagoreismus  beeinflußten  Platoniker 
und  den  Neuplatonismus. 

Zwei  durch  den  Tod  des  Aristoteles  geschiedene  Perioden  nimmt  wieder 
Goedeckemeyer  an  in  dem  Aufsatze:  Einteilung  der  griechischen  Philosophie. 
Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  18  (1905),  303—314.  In  der  Hauptsache  mit  Zeller 
und  Windelband  zusammentreffend  bemerkt  er  von  der  nacharistotelischen  Philo- 
sophie: „In  ihr  Avendet  sich  das  philosophische  Denken  nicht  mehr  wie  bisher  in 
erster  Linie  der  Erkenntnis  des  wahrhaft  Seienden  zu,  sondern  macht  die  Frage 
nach  dem  Erreichen  der  Glückseligkeit  zu  seinem  Hauptproblem  und  behandelt 
alle  übrigen  Fragen  nur  insoweit,  als  sie  unmittelbar  oder  mittelbar  mit  dieser 
wichtigen  Frage  in  Zusammenhang  stehen."  Sein  Schema  ist  dieses:  I.  Die  onto- 
logische  Periode:  1.  Der  naive  Ontologismus  (die  vorsokratische  Xaturphilosophie) ; 

2.  die  Sophisten  und  der  methodische  Ontologismus  (Sokrates,  Piaton,  Aristoteles). 
II.  Die  eudämonologische  Periode:  1.  Die  pyrronische  Skepsis  und  Epikur  und  die 
Stoa;  2.  die  karneadeische  Skepsis  und  die  Korapromißphilosophie  (Eklektizismus); 

3.  die  änesidemische  Skepsis  und  die  Offenbarungsphilosophie  (der  Neuplatonismus) 
und  der  Positivismus  (die  Schule  der  empirischen  Ärzte). 

Nach  dem  Schauplatze  der  jeweiligen  Entwicklimg  und  dem  die  Philosophie 
nährenden  Kulturboden  unterscheidet  v.  Arnim  in  seiner  Darstellung  der  euro- 
päischen Philosophie  des  Altertums  (Kultur  d.  Gegenwart,  Teil  I,  Abt.  V  S.  115  ff.,^ 
Berl.  u.  Leipz.  1909)  S.  117  eine  vorattische  (6. — 5.  Jahrh.  v.  Chr.),  attische 
(5.-4.  Jahrh.  v.  Chr.)  und  hellenistische  (4.-2.  Jahrh.  v.  Chr.)  Periode  und  läßt 
sich  der  letzteren  das  Nachleben  der  Philosophie  in  der  römischen  Epoche  an- 
schließen. Zur  ersten  Periode  zieht  er  die  Vorsokratiker  ausschließlich  der 
Sophisten,  zur  zweiten  Sophistik  und  Sokratik,  Piaton,  Aristoteles,  die  peripa te- 
tische und  altakademische  Schule,  zur  dritten  die  pyrronische  Skepsis,  den  Epi- 
kureismus, den  Stoizismus  und  die  mittlere  Akademie,  zur  römischen  Epoche 
Kameades,    Philon  von  Larisa  und  Antiochos  von  Askalon,  Ainesidem,  den  Neu- 


§  9.    Die  Perioden  der  Entwicklung  der  griec-h.-römischcn  Philosophie.      47 

pythagoreismus    und    pythagoreisierenden   Piatonismus,    Philon    von    Alexandreia 
und  den  Neuplatonismus. 

Eine  Vermischung  verschiedener  Gesichtspunkte,  des  lokalen  und  des  inner- 
lich sachlichen,  liegt  der  Periodisierung  Deussens  (Die  Philosophie  der  Griechen, 
Leipzig  1911,  S.  6)  zugrunde,  wenn  er  scheidet:  ,,I.  Die  Philosophie  der  Stämme  bis 
auf  Sokrates;  II.  die  Zentralisation  der  griechischen  Philosophie  ni  Attika:  Sokrates, 
Piaton,  Aristoteles;  III.  die  großen,  auf  das  Praktische  und  die  Lebensführung 
gerichteten  Systeme  der  nacharistotelischen  Zeit:  Stoiker,  Epikureer  und  Skep- 
tiker, Alexandriner  [die  jüdisch-alexandrinische  Philosophie)   und  Xeuplatoniker". 

Eine  Aufführung  aller  in  neueren  Darstellungen  der  antiken  Philosophie- 
geschichte zugrunde  gelegten  Einteilungen  ist  an  diesem  Orte  nicht  möglich.  Die 
beschriebenen  Averden  genügen,  um  die  verbreitetsten  Prinzipien  der  Periodi- 
sierung erkennen  zu  lassen.  Es  gilt  in  kurzem  dazu  Stellung  zu  nehmen  (ich 
berücksichtige  dabei  nur  Zeller  und  die  Späteren)  und  damit  zu  begründen,  wes- 
halb ich  diese  Einteilungen  oben  durch  eine  teils  anders  orientierte, 
teils  im  einzelnen  verschiedene  glaubte  ersetzen  zu  sollen.  Vorwegnehme 
ich  dabei  das  von  allen  übrigen  stark  abweichende  Schema  Dörings.  Ich  sehe  dabei 
ab  von  den  formalen  Bedenken  gegen  eine  Einteilung,  deren  Perioden  nicht  nur  in 
ihren  Enden  und  Anfängen  zeitlich  übereinandergreifen  —  bei  einer  nach  sachlichen 
Kriterien  angelegten  Periodisierung  wird  sich  das  nur  selten  vöUig  vermeiden 
lassen  — ,  sondern  einander  im  größten  Teile  ihres  Verlaufes  decken.  Schwerer 
wiegt  ein  sachlicher  Fehler.  Wie  oben  (§  1)  ausgeführt  wurde,  kannte  das 
Altertum  keine  grundsätzliche  Scheidung  von  Philosophie  und  Fachwissenschaften. 
Der  Historiker  der  alten  Philosophie  muß  deshalb,  wenn  er  nicht,  was  in  innigstem 
Zusammenhange  erwuchs,  gewaltsam  auseinanderreißen  will,  seinen  Standpunkt 
möglichst  hoch  wählen.  Er  muß  Naturwissenschaft  und  Mathematik,  Astronomie, 
Medizin  und  die  sonstigen  Einzelwissenschaften  insgesamt  in  ihrer  Verbindung 
mit  dem  eigentlich  Philosophischen  fort  und  fort  im  Auge  behalten  und  damit 
das  Gebiet  der  Philosophiegeschichte  über  die  üblichen  Grenzen  hinaus  erweitern. 
Döring  geht  gerade  den  entgegengesetzten  Weg.  Er  verengt  das  Gebiet  und  be- 
trachtet mit  willkürlicher  Beschränkung  den  gesamten  Verlauf  unter  dem  Ge- 
sichtspunkte der  Glückseligkeits-  und  Güterlehre,  den  höchstens  einige  Schulen 
innerhalb  der  nacharistotelischen  Philosophie  als  allein  maßgebend  anerkannt 
haben  würden.  Welch  verzerrtes  Bild  auf  diesem  Wege  entstehen  mußte,  zeigt 
sich  am  besten  darin,  daß  Piaton  nach  Döring  einer  Periode  des  Überganges  von 
der  allgemeinwissenschaftlichen  Vorbereitung  zur  eigentlichen  Philosophie  an- 
gehört. 

Die  übrigen  oben  beschriebenen  Einteilungen,  mit  Ausnahme  derjenigen  von 
Arnims,  zeigen  mehr  oder  minder  deutlich  das  Bestreben,  innerhalb  der  Haupt- 
perioden gewisse  entscheidende  Hauptrichtungen  zu  erkennen,  die  einander  ent- 
gegengesetzte begriffliche  Kategorien  (Objekt  —  Subjekt,  Welt  —  Mensch  — 
Gott,  Theorie  —  Praxis,  Ontologismus  —  Eudämonologismus)  in  sich  verkörpern, 
imd  die  Perioden  dementsprechend  durch  kurze  Stichworte  zu  charakterisieren. 
Dabei  pflegt  man  die  Eigentümlichkeit  der  nacharistotelischen  Philosophie  in  der 
praktischen  Tendenz  auf  Beglückung  des  Subjektes  zu  erkennen  —  im  Gegen- 
satz zu  der  theoretischen  Hinwendung  auf  das  Objekt  in  der  vorhergehenden 
Zeit  —  und  so  das  Vorwiegen  des  praktisch-ethischen,  bzw.  religiös- 
ethischen Interesses  als  das  wesentliche  Kennzeichen  dieser  Periode  zu  be- 
trachten. Nun  steht  außer  Zweifel,  daß  in  gewissen  Richtungen  der  nacharisto- 
tehschen  Philosophie,  vor  allem  dem  Stoizismus  und  Epikureismus,  der  praktische 


4b!     §  9.    Die  i'erioden  der  Entwicklung  der  griech.-römischen  Philosophie. 

■Gesichtspunkt  in  letzter  Linie  der  bestimmende  ist  —  obwohl  man  sich  beim 
Stoizismus  vor  einer  allzu  einseitigen  Hervorkehrung  der  praktischen  Seite  hüten 
muß  (das  Richtige  liegt  wohl  zwischen  Zellers  und  Schmekels  fPhilos.  d.  mittl- 
Stoa  S.  473]  Auffassung  in  der  Mitte).  Ebenso  unzweifelhaft  ist  die  Bedeutung 
des  Religiösen  für  die  ganze  Spätzeit  der  griechischen  Philosophie  (s.  auch  oben 
^.  42).  Gleichwohl  eignen  sich  diese  Züge  nicht,  um  darauf  eine  allgemeine 
■Charakteristik  der  nacharistotelischen  Periode  zu  begründen.  Unzutreffend  wäre 
■diese  zunächst  für  den  Skeptizismus.  Obwohl  Pyrron  seiner  Skepsis  in  der 
Ataraxie  eine  praktische  Spitze  gegeben  hat,  liegt  doch  der  Antrieb  zu  seiner 
Spekulation,  wie  schon  seine  persönliche  Entwicklung  zeigt,  und  ihr  Vollgewicht 
im  erkenntnistheoretischen  Problem,  nicht  in  der  Ethijj:.  Gleiches  gilt,  trotz  der 
Berücksichtigung  des  Praktischen  in  der  Wahrscheinlichkeitslehre,  von  der 
skeptischen  Akademie.  Unzutreffend  wäre  die  Charakteristik  auch  für  den 
■das  antike  Denken  Jahrhunderte  hindurch  beherrschenden  Neuplatonismus. 
Gewiß  tritt  bei  manchen  Neuplatonikern,  wie  Porphyrios  und  Plutarch,  das 
Ethische  stark  in  den  Vordergrund.  Gewiß  stellen  Julian  und  ihm  nahe- 
stehende Xeuplatoniker  die  Philosophie  in  den  Dienst  der  polytheistischen 
Religion  und  geben  ihr  so  ein  praktisches  Ziel.  Aber  das  ist  nicht  die 
Richtung  des  Neuplatonismus  im  allgemeinen.  Sein  Schwerpunkt  liegt  wie  der- 
jenige des  platonischen  Systems  in  der  Metaphysik.  Sein  Interesse  gilt  in  erster 
Linie  der  Lösung  ontologischer  Problen?e,  ist  also  theoretisch.  Der  Neuplatonismus 
•will  Piatonismus  sein,  er  will  die  platonische  Lehre  erklären  und  weitergeben. 
Dabei  stellen  sich  freilich  die  Ergebnisse  der  gesamten  zwischenliegenden  philo- 
sophischen Entwicklung  ein,  die  er,  der  seit  Antiochos  in  der  Akademie  herr- 
schenden eklektischen  Richtung  getreu,  in  den  Piatonismus  hineinarbeitet,  in  der 
Meinung,  ihn  so  im  Sinne  seines  Urhebers  auszudeuten.  Auch  der  inzwischen 
•erstarkte  religiöse  Mystizismus  erhält  seinen  hervorragenden  Anteil.  Griechische 
und  außergriechische  religiöse  Tradition  wird  in  die  Philosophie  einbezogen. 
Offenbarungen  bilden  die  Quellen  der  Erkenntnis.  Mit  dieser  Betonung  religiöser 
Anschauungen  und  Überlieferungen  im  Zusammenhange  der  philosophischen  Theorie 
tritt  nun  allerdings  auch  ein  starkes  Moment  subjektiven  religiösen  Empfindens  und 
Strebens  in  die  philosophische  Betätigung  ein,  das  in  Askese  und  Katharsis  auch 
•ethisch  bedeutsam  wird.  Männer  wie  Plotin,  lamblich  und  Proklos  sind  fromme 
Gottesverehrer,  Pfleger  des  Kultus  und  Verkörperungen  heiliger  Reinheit.  Die 
Ekstase,  ihrem  AVesen  nach  ein  unmittelbares  Schauen  und  Erfassen  des  Ersten 
«nd  somit  eine  jenseits  des  bewußten  Denkens  gelegene  Vollendung  theoretischen 
Verhaltens,  befriedigt  auch  ein  religiöses  Sehnen.  Aber  an  der  prinzipiellen  Auf- 
fassung der  Aufgabe  der  Philosophie  wird  dadurch  nichts  geändert.  Ausgangs- 
punkt und  Ziel  sind  hier  die  alten  platonisch-aristotelischen.  Die  Dialektik  ist 
bei  Plotin  (1,  3,  4  ff.)  ganz  im  Sinne  Piatons  der  xar^  F^oyrjv  wertvolle  Teil  der 
Philosophie  und  steht  über  der  Ethik,  wie  die  durch  sie  vermittelte  theoretische 
coi^ia  über  der  praktischen  (fgortjoig.  Ganz  im  Sinne  des  Aristoteles  gilt  das 
theoretische  Leben  höher  als  das  praktische  (1,  1,  12).  Die  theoretische  Schau 
■des  Urgrundes  der  Dinge  ist  das  letzte  Ziel  des  Lebens.  Nirgends  wird  gesagt,  daß 
sie  lediglich  die  Unterlage  und  Voraussetzung  einer  nur  dem  Gefühlsleben  angehö- 
rigen  religiösen  Beglückung  sei.  Und  das  sind  nicht  etwa  alte  Formulierungen, 
zu  denen  der  wahre  Gehalt  der  neuen  Philosophie  nicht  mehr  paßte.  Wir  sind 
in  der  glücklichen  Lage,  an  der  Hand  einer  ziemlich  reichen,  von  Plotin  bis  zu 
Stephanos  von  Alexandreia  sich  erstreckenden  Literatur  die  Kontrolle  zu  üben. 
Nimmt  man  eine  beschränkte  Zahl  individuellen  Interessen  und  Zwecken  ent- 
sprungener Schriften   aus,   wie  beispielsweise  Porphyrios'  Schreiben   an    MarceUa, 


§  9.     Die  Perioden  der  Entwicklung  der  griech.-römischen  Philosophie.     49 

«inige  Reden  des  Julian  und  Synesios,  die  Kommentaro  des  Hierokles  zum 
Ooldenen  Gedichte  und  des  Simplikios  zu  Epiktets  Encheiridion,  ßoethius'  Trost- 
schrift, so  tritt  uns  hier  keineswegs  der  Geist  einer  wesentlich  auf  ethische  Leitung 
oder  religiöse  Befriedigung  des  Subjekts  abzielenden  Spekulation  entgegen.  In 
so  umfangreichen  und  für  das  Wesen  der  Schule  charakteristischen  Werken  wie 
Plotins  Enneaden  und  Damaskios'  Aporien  sind  es  in  erster  Linie  die  höchsten 
Hypostasen  und  ihre  theoretische  Erfassung  und  Systematisierung,  sowie  der 
ganze  Komplex  ontologischer,  kosmologischer,  psychologischer  und  erkenntnis- 
theoretischer Grundfragen,  die  die  Verfasser  beschäftigen.  Man  durchmustere 
insbesondere  die  durch  die  Sammlung  der  Berliner  Akademie  zugänglich  ge- 
wordenen neuplatonischen  Kommentare  zu  aristotelischen  Schriften  sowie  die  z.  T. 
gleichfalls  durch  neue  Ausgaben  uns  näher  gebrachten  Kommentare  zu  plato- 
nischen Dialogen,  wie  beispielshalber  des  Proklos  voluminöses  Werk  über  den 
platonischen  Tiniaios.  Überall  gilt  es  dem  Philosophen,  die  Anschauungen  der 
beiden  großen  Schulstifter  über  die  in  Frage  kommenden  Probleme  ins  Licht  zu 
•setzen,  zu  verteidigen  oder  zu  berichtigen,  kaum  je  in  größerem  Zusammenhange, 
für  die  praktische  Lebensführung  Wegeleitung  zu  bieten  oder  für  religiöses 
Sehnen  Genüge  zu  finden.  Und  dabei  sind  diese  Kommentare  nicht  etwa  Parerga, 
sondern  führen  in  den  Mittelpunkt  der  philosophischen  Arbeit  der  Schule  (siehe 
oben  S.  41). 

Nicht  das  gleiche  Bedenken  ist  es,  daß  der  Ueberweg-Heinzeschen  Periodisie- 
rung  entgegensteht.  Da  sich  die  Metaphysik  der  Neuplatoniker  in  erster  Linie 
mit  den  göttlich  gedachten  höchsten  Hypostasen  beschäftigt,  so  ginge  es  wohl  an, 
ihre  Spekulation  als  wesentlich  theologisch  zu  bezeichnen.  Aber  unmöglich  ist 
Anthropologie  als  Stichwort  für  die  mittlere  Periode.  Der  Gedanke,  Piatons  und 
Aristoteles"  vor  allem  auf  Metaphysik  gerichtete  und  durch  ihre  Metaphysik  be- 
deutsame Philosophie  einer  vorwiegend  anthropologischen  Periode  zuzuweisen, 
•wäre  schwerlich  erwacht,  hätte  nicht  auch  hier  wieder  das  Suchen  nach  einem 
begrifflichen  Schematismus  dazu  geführt,  zwischen  eine  kosmologische  und  eine 
theologische  Periode  eine  anthropologische  einzuschieben.  Nur  gestreift  sei  der 
fernere  Übelstand,  daß  bei  dieser  Abgrenzung,  die  mit  Piaton  und  Aristoteles  die 
Stoa  und  den  Epikureismus  in  eine  und  dieselbe  Periode  zusammenrückt,  tief- 
gehende Richtungsunterschiede  nicht  zu  ihrem  Rechte  kommen. 

Die  oben  vorgeschlagene  und  im  Folgenden  durchgeführte  Einteilung 
nimmt  davon  Abstand,  in  der  beschriebenen  Weise  im  Verlaufe  der  grie- 
•chischen  Spekulation  begriffliche  Kategorien  sich  darstellen  zu  lassen.  Sie 
sucht  ohne  Tendenz  auf  irgendwelchen  logischen  Schematismus  die  Haupt- 
richtungen und  Wendepunkte  im  äußeren  und  inneren  Lebenslaufe  der 
griechischen  Philosophie  festzustellen  und  danach  die  Marksteine  zwischen  den 
Perioden  zu  setzen.  Dabei  betont  sie  insbesondere  den  auch  die  innere  Ent- 
wicklung wesentlich  berührenden  äußeren  Schauplatz  der  philosophischen  Tätig- 
keit. Sie  trifft  in  diesen  Punkten  mit  v.  Arnims  Darstellung  zusammen,  von 
der  sie  sich  aber  im  einzelnen  dadurch  unterscheidet,  daß  sie  die  Philosophie  der 
römischen  Epoche  von  der  hellenistischen  Philosophie  nicht  abtrennt.  Es  ist  zwar 
richtig  und  seit  Zellers  Ausführungen  anerkannt,  daß  der  Eintritt  der  Philosophie 
in  den  Gesichtskreis  der  Römer  auf  ihren  Inhalt  und  ihre  Darstellung  nicht  ohne 
Rückwirkung  geblieben  ist,  die  besonders  in  der  mittleren  Stoa  und  der  eklek- 
tischen Akademie  zutage  tritt.  Aber  diese  Wirkung  ist  doch  nicht  derart,  daß  sie 
■die  ganze  Folgezeit  bis  zum  Ausgange  des  Altertums  beherrschte  und  Erschei- 
nungen wie  die  jüdisch-griechische  Philosophie  und  der  Neuplatonismus  als 
spezifische  Erzeugnisse  römischen  Wesens  angesehen  werden  könnten.    Was  diese 

Ueberweg,  Grundriß  I.  4 


50  §  10-     Di^  vier  Hauptabschnitte  der  ersten  Periode. 

Erscheinungen  mit  Rom  verbindet,  ist  nur  das  äußerliche  ^Moment,  daß  sie- 
in die  Zeit  fallen,  in  der  Rom  die  Weltherrschaft  übte,  wie  denn  auch  v.  Arnim 
mit  Änderung  der  Formulierung,  zugleich  aber  auch  mit  Verschiebung  des- 
Kriteriums, der  ..hellenistischen  Philosophie"  die  „Philosophie  der  römischen 
Epoche"  gegenüberstellt.  Dazu  kommt,  daß  v.  Arnims  Scheidung  der  helle- 
nistischen lind  der  römischen  Periode  die  unlösbare  Kontinuität  der  akademischen- 
Skepsis  zerschneidet:  die  Fuge  fällt —  und  sie  kann  kaum  anders  gelegt  werden  — 
z  wischen  Arkesilaos  und  Karneades.  Wird  hier  Zusammengehöriges  auseinander- 
gerissen, so  bleibt  auf  der  andern  Seite  die  wichtige  Rückwendung  der  Akademie 
zum  Dogmatismus  und  die  auch  in  anderen  Schulen  im  ersten  Jahrhundert  vor 
Chr.  einsetzende  retrospektive  Entwicklung  für  die  Periodisierung  außer  Be- 
tracht. Ich  ziehe  es  deshalb  vor,  die  hellenistisch-römische  Periode  unzertrennt 
zu  lassen,  innerhalb  ihrer  aber,  wie  es  oben  geschehen  ist,  nach  Gesichtspunkten 
der  inneren  Entwicklung  drei  Unterabteilungen  zu  sondern.  Daß  sich  die  hier 
gegebene  Periodisierung  in  den  meisten  der  von  ihr  angenommenen  Wendepunkte 
mit  der  von  Tannery.  Pour  l'histoire  de  la  science  hellene,  p.  1  ff.,  unter  dem 
Beifall  von  Gomperz,  Griech.  Denker  I  *,  S.  420  f.  für  die  griechische  Wissenschaft 
überhaupt  empfohlenen  teils  deckt,  teils  nahe  berührt,  sei  erwähnt. 


Erste  Periode  der  arrieehischen  Philosophie. 

Die  vorattische  Philosophie. 

fSiehe  die  allgemeine  Charakteristik  oben  Seite  37.  39.) 

§  10.  Der  ersten  Periode  der  griechischen  Philosophie 
gehören  an:  1.  die  älteren  ionischen  Naturphilosophen  (die 
Schule  von  Milet.  Heraklit).  2.  die  Pythagoreer,  3.  die  Eleaten, 
4.  die  jüngeren  Naturphilosophen  (Empedokles,  Anaxagoras^ 
die  Atomiker).  Die  ionischen  Physiologen  forschen  nach 
dem  stofflichen  Urgründe  der  Dinge  und  der  Weise  ihrer  Ent- 
stehung und  ihres  Untergangs.  Dabei  unterscheiden  sie  nicht 
den  Stoff  von  einem  ihn  belebenden  oder  ordnenden  Prinzip^ 
sondern  lassen  den  Stoff  infolge  einer  immanenten  ewigen  Be- 
wegung zu  den  Dingen  sich  gestalten,  sei  es,  daß  sie,  wie  nach 
Aristoteles  anzunehmen  wäre,  eine  solche  Bewegung  ausdrücklich 
behaupteten,  sei  es,  daß  sie  sie  nur  stillschweigend  voraussetzten. 
Die  Neueren  nennen  eine  solche  Lehre  Hylozoismus.  Die  Pytha- 
goreer richten  ihre  Spekulation  auf  ein  formales,  aber  von  ihnen 
doch  zugleich  auch  als  substantiell  vorgesteUtes  Prinzip;  sie 
finden  dieses  Prinzip  in  der  Zalil  und  Gestalt.  Die  Philosophie 
der  Eleaten  behauptet  ein  einheitliches  unwandelbares  Sein  und 
bestreitet  Vielheit,  Werden  und  Vergehen. 

Die  jüngeren  Naturphilosophen  werden  durch  den 
Gegensatz   der   eleatischen  Spekulation   gegen   die  ältere  Natur- 


§  10.    Die  erste  Periode  der  griechischen  Philosophie.  51 

Philosophie  zu  Vermittlungsversuchen  veranlaßt;  sie  nehmen  mit 
den  Eleaten  die  Unveränderlichkeit  des  Seienden,  mit  den  vor- 
eleatisehen  Philosophen  aber  eine  Vielheit  des  Seienden  an  und 
erklären  die  anseheinenden  Veränderungen  für  Verbindungen  und 
Trennungen  unwandelbarer  Urstoffe.  Bei  den  letzten  Vertretern 
der  Naturphilosophie  bahnt  sich  bereits  der  Übergang  in  die 
folgende  Periode  an,  insbesondere  in  der  Lehre  des  Anaxagoras 
von  der  selbständigen  Existenz  und  der  weltordnenden  Macht 
des  Novg,  den  er  als  erster  Vertreter  eines  entschiedenen  Dualismus 
dem  Stoffe  gegenüberstellt. 

Antike  Angaben  über  Leben,  Lehre  iind  Schritten  der  Philo- 
sophen; Fragmente:  Die  Fragmente  der  Vorsokratiker.  Griechisch  und  deutsch 
von  Hermann  Diels.  Berlin  1903.  Dritte  Aufl.  Berl.  1912.  Bd.  I  und  II  S.  1— 
160  (hier  Leukipp,  Demokrit  und  ihre  Anhänger)  enthalten  die  Vorsokratiker. 
Voran  geht  jeweilen  das  antike  bio-,  biblio-  und  doxographische  iMaterial  in  Aus- 
wahl des  Wesentlichen  (,,A").  Es  folgen  die  Fragmente  mit  kritischem  Apparat 
und  deutscher  Übersetzung  in  möglichster  Scheidung  des  Echten,  Zweifelhaften 
und  L'nechten  (,,B'').  Den  Schluß  bilden  Imitation  (,.C")  und  sonstige  je  nach 
Lage  der  Dinge  gebotene  Abschnitte.    Auf  die  Vorsokratiker  folgen  als  Anhänge: 

1.  Kosmologische  Dichtung  des  sechsten  Jahrhunderts  (II  S.  163 — 194).  IL  Astro- 
logische Dichtung  des  sechsten  Jahrhunderts  (II  S.  194  —  198).  III.  Kosmologische 
und  gnomische  Prosa  (II  S.  198-217).  IV.  Ältere  Sophistik  (II  S.  218—345). 
Die  Anordnung  (,.A'' ,,ß"  ,,0")  ist  in  den  Anhängen  die  gleiche  wie  bei  den  Vor- 
sokratikern.     Die  in  der  3.  Aufl.  noch  nicht  erschienenen  Register  sind  nach  der 

2.  zu  benutzen  (Seitenzahlen  der  2.  Aufl.  in  der  3.  am  Eande):  Stellen-  und 
Namenregister  II,  1.  Hälfte  (Berlin  1907)  S.  735-864;  Wortindex  verf.  von 
Walther  Kranz  II,  2.  Hälfte  (Berlin  1910).  Grundlegendes  Werk  für  das  gesamte 
Gebiet.  Das  riesenhafte  Material  ist  hier  auf  Grund  einer  staunenswerten  Be- 
herrschung der  ganzen  in  Betracht  kommenden  antiken  Literatur  gesammelt  und 
gesichtet.  Für  die  Texte  der  in  gebundener  Rede  schreibenden  Philosophen  bietet 
durch  Beigabe  des  kritischen  Apparates  eine  Ergänzung  der  ..Vorsokratiker"  das 
Werk:  Poetarijm  philosophorum  fragmenta  edid,  Herm.  Diels.  Berolini  1901,  s.  o. 
S.  16  ff.  Eine  Übersetzung  d.  Vorsokratiker  in  Auswahl  mit  Einleitung  bietet  Wilh. 
Nestle,  Jena  1908. 

Diels'  Vorsokratiker  werden  im  Folgenden  so  zitiert  werden:  Vors.  c.  1  = 
Diels  Vorsokr.  Kap.  1  (Thaies).  Vors.  12  A  1,  1  =  Vorsokr.  Kap.  12  (Hera- 
kleitos)  A  (Leben  u.  Lehre)  No.  1  (Diogenesstelle)  §  1.  Vors.  12  B  1  =  Vorsokr. 
Kap.  12  (Herakleitos)  B  (Fragmente)  Nr.  1.  Entsprechend  ist  Vors.  12  0  1  usw. 
zu  verstehen. 

Im  Unterschiede  von  ihrer  mythischen  Vorstufe  ist  die  eigentliche  griechische 
Philosophie  in  ihren  Anfängen  dadurch  gekennzeichnet,  daß  in  ihr  das  Welt- 
geschehen nicht  mehr  auf  die  Willkür  sagenhafter  Persönlichkeiten,  sondern  auf 
das  gesetzmäßige  Wirken  unpersönlicher  Faktoren  zurückgeführt  wird  und  die 
Hauptfrage  nicht  mehr  ist:  Was  geschah  einmal?  W^as  war?  sondern:  Was  ge- 
schieht fort  und  fort  und  wie  ist  das  jetzt  Seiende  zu  erklären  ?  Das  war  zunächst 
ein  kosmologisches  Problem.  Aber  mit  der  Natur  der  kosmologischen  Prinzipien 
bei  den  Pythagoreern  und  Eleaten  hängt  zusammen,  daß  bereits  die  Ethik  bei 
jenen  und  die  Dialektik  bei  diesen  keimartig  erwuchs.  Aber  darum  ist  doch  nicht 
(mit  Schleiermacher)  in  die  Ethik  und  Dialektik  der  Grundcharakter  dieser  Philo- 
sophien zu  setzen;  sie  sind  vielmehr,  gleichwie  die  ionische  Spekulation,  wesentlich 
Kosmologie,  und  es  folgt  nur  aus  der  Art,  wie  sie  das  kosmologische  Problem 
zu  lösen  suchen,  die  ethische  und  dialektische  Tendenz.  Die  Pythagoreer  haben 
nicht  die  Ethik,  sondern  nur  die  mathematisch-philosophische  Naturbetrachtung 

4* 


52  §  10.    Die  erste  Periode  der  griechischen  Philosophie. 

auf   eine    wissenschaftliche    Form    gebracht,    und   die   Eleaten   haben    keine 
Theorie  der  Dialektik  entworfen. 

Die  verschiedenen  Richtungen  in  der  ersten  Periode  der  griechischen  l'hilo- 
sophie  setzt  Boeckh  (in  seiner  Schrift:  Philolaos  des  Pythagoreers  Lehren,  S.40ff.) 
zu  den  Stamraescharakteren  so  in  Beziehung,  daß  er  annimmt,  der  lonier 
Sinnlichkeit,  ihr  Befangensein  in  dem  Äußern,  ihre  Empfänglichkeit  für  die  Ein- 
drücke desselben  und  ihre  lebendige  Beweglichkeit  darin  stelle  sich  uns  in  der 
materialistischen  Ansicht  von  den  Gründen  der  Dinge  und  dem  mannigfaltigen 
Leben  und  Treiben  der  Stoffe  dar,  die  innere  Tiefe  der  Dorer  dagegen,  aus  welcher 
die  kräftige  Tat  hervorbreche,  und  ihr  ruhiges  Beharren  in  festen,  fast  unzerbrech- 
lichen Formen  erscheine  in  den  ethischen  Bestrebungen,  obgleich  diese  nicht  bis 
zu  einer  ausgebildeten  Theorie  durchgedrungen  seien,  vorzüglich  aber  darin,  daß 
die  dorischen  Denker  das  Wesen  der  Dinge  nicht  in  einem  eigentlich  materialen, 
sondern  formalen,  Einheit  und  Ordnung  gebenden  Grunde  suchten,  wie  denn 
Pythagoras  zuerst  die  Welt  Kosmos  genannt  haben  solle,  und  angemessen  der 
Eigentümlichkeit  der  Dorer  und  selbst  ihrem  bürgerlichen  Leben  habe  sich  die 
äußere  Erscheinung  der  dorischen  Philosophie  in  einem  streng  geregelten  Bunde 
oder  Orden  gestaltet.  Dagegen  ist  aber  einzuwenden,  daß  Pythagoras  selbst 
ionischen,  nicht  dorischen  Stammes  war,  daß  der  pythagoreische  Bund  seine  Tätigkeit 
■wesentlich  unter  achäischer  Bevölkerung  ausübte,  und  daß  sein  politisches  Wirken 
mit  dem  spezifisch  dorischen  Aristokratismus  wenig  gemein  hat.  Auch  das  Wesen 
des  pythagoreischen  Bundes  ist  nicht  aus  dorischer  Eigenart  zu  erklären,  sondern 
hat  seinen  nächsten  Anknüpfungspunkt  in  den  gerade  in  Attika,  also  auf  ionischem 
Boden,  besonders  gepflegten  orphischen  Verbindungen  (vgl.  auch  Burnet,  Early 
Greek  philosophy^  S.  97  |S.  77  der  Übersetzung]).  Auch  der  Annahme  Boeckhs 
von  einer  stufenförmigen  Entwicklung  der  griechischen  Philosophie  bis  auf  Piaton 
stehen  Bedenken  entgegen.  Die  Philosophie,  sagt  Boeckh,  ging  von  dem  sinn- 
lichsten Anfang  bei  den  loniern  durch  die  pythagoreische  Mittelstufe  (der  mathe- 
matischen Anschauung)  bis  zu  der  unsinnlichen  Ansicht  des  Piaton  über,  welcher 
an  den  Eleaten  geistreiche,  aber  zu  einseitige  Vorarbeiter  hatte  und  sowohl  diese 
einseitige  Betrachtungsweise  als  die  übrigen  vor  ihm  durch  die  gehörige  Einschrän- 
kung und  Begrenzung  der  einen  durch  die  andere  mittels  der  sokratischen  Kj:itik 
zu  der  vollkommensten  Ansicht  erhob,  deren  der  hellenische  Geist  fähig  war. 
Diese  Konstruktion  eines  kontinuierlichen  Aufsteigens  zu  einer  immer  abstrakteren 
reiner  geistigen  Anschauungsweise  innerhalb  der  vorplatonischen  Philosophie  wird 
aber  der  Bedeutung  nicht  gerecht,  die  dem  Materiellen  selbst  bei  Parmenides,  vor 
allem  aber  bei  Empedokles,  Anaxagoras  und  den  Atomikern  zukommt.  Ein  geist- 
reiches Spiel  ist  es  auch  nur,  wenn  Boeckh  die  historische  Stufenfolge  der  Lehren 
von  den  Prinzipien  der  Dinge  mit  der  von  Piaton  (s.  unten  §  41)  angenommenen 
dialektischen  Stufenfolge  folgendermaßen  in  Parallele  setzt:  die  der  eigentlichen 
Philosophie  vorangehenden  poetisch-mythischen  Symbole  entsprechen  der  8l>caota,  die 
lonier  erforschen  das  Sinnliche,  die  aladtjrä,  die  Pythagoreer  das  Mathematische, 
die  diarotjTÜ,  die  Eleaten  bereits  rein  Geistiges,  Intelligibles,  vorjxöv.  Tatsächlich 
sind  weder  die  Gestalten  und  Vorgänge,  von  denen  der  Mythus  berichtet,  im  all- 
gemeinen Abbilder  und  Symbole  der  Dinge,  noch  handelt  es  sich  im  Eleatismus 
um  rein  Geistiges.  —  Die  Bedingtheit  der  Lehren  der  späteren  Naturphilosophen 
durch  den  Eleatismus  hat  namentlich  Zell  er  nachgewiesen  (der  jedoch  auch 
Heraklit  von  den  älteren  loniern  absondert  und  nach  den  Eleaten  behandelt). 

Über  die  Pflege  der  Philosophie  in  Schulverbänden  vgl.  H.  Diels,  Über  die 
Philosophenschulen  der  Griechen  (s.  Liter.). 


§  11.     Die  ältere  ionische  Naturphilosophie.  53 

i?  11.  Die  ältere  ionische  Naturphilosophie.  Ihr  ge- 
hören an  die  milesische  Schule  (Thaies,  Anaximander  und  Anaxi- 
menes)  und  Heraklit.  Ihre  Lehre  ist  sog.  Hylozoismus ;  d.  h.  sie 
nimmt  einen  Uistoff  an  —  Thaies  das  Wasser,  Anaximander  das 
arceiQOv,  x\naximenes  die  Luft,  Heraklit  das  Feuer  — ,  aus  dem 
alle  Dinge  entstanden  sind  (durch  Ausscheidung  nach  Anaxi- 
mander, durch  Verdichtung  und  Verdünnung  nach  Anaximenes 
und  Heraklit),  und  zwar  so,  daß  mit  dem  Urstoffe  dessen  Ent- 
wicklung zu  den  Dingen  (infolge  seiner  ewigen  Bewegung)  ohne 
weiteres  gegeben  ist,  ohne  daß  ein  zweites  dem  Stoffe  gegenüber- 
stehendes bewegendes  und  ordnendes  Prinzip  anzusetzen  wäre. 
Bei  der  milesischen  Schule  fällt  auf  den  stofflichen  Urgrund,  bei 
Heraklit  auf  den  Prozeß  des  Werdens,  des  Entstehens  und  Ver- 
gehens, das  Hauptgewicht.  Dabei  erweitert  Heraklit  den  Kreis 
altionischer  Xaturanschauung  durch  Ansätze  metaphysischer  und 
ethischer  Spekulation. 

Mit  der  philosophischen  Betätigung  gehen  in  der  mile- 
sischen Schule  naturwissenschaftliche  und  astronomische  Studien 
Hand  in  Hand,  die  auch  die  Richtung  des  philosophischen  Denkens 
beeinflußt  haben. 

Der  milesischen  Schule  lassen  sich  einige  Denker  späterer 
Zeit  (Hippon,  Idaios,  Diogenes  von  ApoUonia)  anfügen,  die  in 
den  Grundprinzipien  mit  ihr  übereinstimmen ,  wenn  sie  auch 
teilweise  schon  Einflüsse  der  nachfolgenden  Spekulation  erkennen 
lassen. 

Zur  Rechtfertigung  der  Mitaufnahme  des  Heraklit  in  diese  erste  Entwick- 
lungsreihe vgl.  unten  §§15  und  22. 

Der  Ausdruck  Hylozoismus  —  ,, Stoff lebenstheorie"  —  kann  leicht  zu  einem 
Mißverständnis  führen,  wie  er  einem  solchen  wohl  auch  seine  Entstehung  ver- 
dankt, der  Annahme  nämlich,  diese  Philosophen  hätten  sich  den  Stoff  nach 
Analogie  eines  organischen  AVesens  belebt  oder  beseelt  vorgestellt  und  überhaupt 
die  Kategorien  Stoff  und  Leben  bewußt  geschieden,  beide  aber  in  derselben  Sub- 
stanz verwirklicht  und  vereinigt  gedacht.  Hylozoismus  im  Sinne  einer  solchen 
Vereinigung  ist  nur  denkbar  als  Rückschlag  gegen  eine  dualistische  Weltanschauung 
wie  die  des  Anaxagoras,  die  dem  Stoffe  eine  belebende  und  ordnende  Macht  zur 
Seite  setzt,  und  trat  tatsächlich  in  der  Lehre  des  Diogenes  von  Apollonia  in  Er- 
scheinung. Das  Charakteristische  der  altionischen  Anschauung  ist  dagegen,  daß 
auch  innerhalb  der  Materie  selbst  das  Moment  des  Stoffliehen  und  das  Moment 
des  Bewegenden  und  EntAvickelnden  nicht  geschieden  und  einander  koordiniert, 
sondern  die  Bewegung  als  mit  dem  Stofflichen  gegeben  betrachtet  wird  (vgl.  auch 
Burnet,  Early  Gr.  phil.«  S.  15  f.  [S.  12  d.  Übersetzung)). 

Den  engen  Zusammenhang  zwischen  den  eigentlich  philosophischen  und  den 
astronomischen  und  anderen  fachwissenschaftlichen  Interessen  innerhalb  der 
ionischen  Schule   muß   im  Auge  behalten,  wer   zu  einem  wirklichen  Verständnis 


54  §  12.    Thaies  von  Milet  und  Hippoii, 

ihrer  Theorien  gelangen  will.  In  neuerer  Zeit  haben  Gelehrte  wie  Diels,  Tannery, 
Koscher,  BoU,  Buruet  u.  a.  durch  Eingehen  auf  die  fachwissenschaftlichen  Lehren 
unsere  Einsicht  in  das  Wesen  der  ionischen  Philosophie  ungemein  gefördert. 
Versuche,  deren  Systeme  auf  abstrakt  begrifflichem  Wege  zu  rekonstruieren,  sind 
aussichtslos. 

§  12.  Tliales  von  Milet,  aus  thebanischem  Gesclilecht, 
blühte  um  585  vor  Chr.  Er  wird  von  Aristoteles  als  der  Ur- 
heber der  ionischen  Naturphilosophie  (und  demnach  mittelbar 
auch  der  gesamten  griechischen  Philosophi-e)  bezeichnet.  Seine 
naturphilosophische  Lehre  lautet:  Aus  Wasser  ist  alles  ge- 
worden. Er  hat  damit  die  Frage  nach  dem  letzten  Grund  der 
Dinge  auf  natürliche  Weise  zu  beantworten  versucht,  alles  My- 
thische beiseite  lassend  und  die  vielgestaltige  Welt  der  Erschei- 
nungen auf  eine  Einheit  zurückführend. 

Auch  der  spätere  Philosoph  Hippon  aus  Samos  oder  aus 
Rhegion,  ein  Physiker  der  perikleischen  Epoche,  der  eine  Zeitlang 
zu  Athen  gelebt  zu  haben  scheint,  sieht  in  dem  Wasser  oder 
dem  Feuchten  das  Prinzip  aller  Dinge. 

Thaies.  Antike  Überlieferun  g  über  Leben  und  Lehre,  angebl. 
Fragmente:  Diels,  Poet,  phil,  S.  3  ff.,  Vorsokr.  c.  1.  Chronologie:  Jacoby 
Apollod.  Chronik,  S.  175  ff.     Fr.  Eühl,  Rhein.  Mus.  62  (1907),  426. 

Hippon.  Antike  Uberlieferung_  über  Leben  und  Lehre,  Frag- 
mente: Diels,  Vorsokr.  c.  26.  Diels,  Üb.  d.  Genfer  Fragmente  des  Xeno- 
phanes  u.  Hippon,  Ber.  d.  Berl.  Akad.,  1891,  S.  575—583;  s.  auch  denselben  üb. 
d.  Exzerpte  von  Menons  latrika,  Hermes,  28  (1893),  406-434. 

Den  Anhaltspunkt  für  die  Bestimmung  der  Lebenszeit  des  Thaies  bietet 
seine  vielgerühmte  Vorhersage  der  Sonnenfinsternis,  die  während  der  Schlacht 
zwischen  Lydern  und  Medern  am  Halysflusse  eintrat  (Herod.  1,  74).  Die  Zeit- 
ansätze der  neueren  Gelehrten  für  diese  Sonnenfinsternis  bewegen  sich  in  dem 
Spielraum  von  626-581  (vgl.  Franz  BoU,  Artikel  Finsternisse  bei  Pauly-Wissowa 
Sp.  2353).  Die  zu  den  antiken  Angaben  am  besten  stimmende  und  von  den 
Neueren  gewöhnlich  angenommene  Identifizierung  mit  der  Finsternis  vom 
28.  Mai  585  wird  dadurch  unterstützt,  daß  nach  einer  wohlbegründeten  Ver- 
mutung von  H.  Diels  ApoUodor  in  dieses  Jahr  (allerdings  nicht,  wie  es  dem  Datum 
entspräche,  in  Olymp.  48,  3,  sondern  48,  4)  die  «;<////  des  Thaies  verlegt  zu  haben 
scheint  (Jacoby,  Apollod.  Chron.  S.  179).  Demetrios  von  Phaleron  ließ  in  seinem 
Archontenverzeichnis  Thaies  unter  dem  Archonten  Damasias  (582/1)  den  Namen 
oo(f^6?  erhalten.  Über  die  hier  zugrunde  liegende  Berechnung  s.  Jacoby  a.  a.  0. 
S.  182  f.  (vgl.  auch  ßurnet,  Early  Greek  phil.^  S.  43  [s.  33  der  Übers.]).  Die 
Geburt  des  Philosophen  setzte  ApoUodor  nach  seinem  gewöhnlichen  Verfahren 
40  Jahre  vor  der  äy.nij  an  und  gelangte  so  (unter  Mitzählung  des  den  Ausgangs- 
punkt der  Berechnung  bildenden  Akmejahres)  zum  Jahre  624/3  (Diog.  Laert.  1,  37 
mit  Diels'  Emendation),  seinen  Tod  in  Olymp.  58  =  548/5  vor  Chr.,  d.  h.  in  das 
wichtige  Epochejahr  der  Zerstörung  von  Sardes  Ol.  58,  3  =  546/5  vor  Chr.  (Jacoby 
a.  a.  S.  178),  womit  seine  Lebensdauer  auf  78  Jahre  bestimmt  ist  und  so  dem 
Volleben  von  80  Jahren  (gleich  der  Verdoppelung  der  Zeit  bis  zur  dxfj,i^,  Jacoby 


§  12.    Thaies  von  Milet  und  Hippon.  55 

a.  a.  Ü.  44  f.,    ßoll,  Lebensalter   [Neue  Jahrb.  f.  d.   klass.  Altert,  usw.  31  (1913)J 
,S.  102)  nahekommt. 

Thaies  war  nach  Diog.  L.  1,  22  aus  dem  Geschlecht  der  Theliden  (iy.  löiv 
St]).i8cov),  die  von  Kadmos  abstammten  und  nach  Herod.  1,  146  aus  Theben  nach 
lonien  auswanderten.  Wenn  Thaies  von  Herodot  als  Phönizier  —  also  Semite  — 
bezeichnet  wird,  so  beruht  dies  auf  der  Sage,  daß  Kadmos  aus  Phönizien  in  Theben 
-eingewandert  sei.  Der  Name  von  Thaies'  Vater  Examyes  ist  karisch,  der  seiner 
Mutter  Kleobuline  griechisch.  Vgl.  zu  der  Frage  Diels,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  2 
-(1889),  165—170,  Immisch,  ebenda  515  f.  Daß  die  Erwähnung  der  phönizischen  Ab- 
kunft bei  Herodot  durch  gewisse  Vervollkommnungen  im  Schiffahrtswesen  veranlaßt 
■worden  sei,  die  Thaies  nach  allgemeiner  Meinung  aus  Phönizien  eingeführt  haben 
.sollte  (Kallimachos,  Vorsokr.  1  A  3a),  glaubt  Burnet,  Early  Greek  philos."^  S.  40 
{S.  31  der  Übers.).  Wie  als  Forscher ,  so  hat  sich  Thaies  auch  als  Politiker  aus- 
gezeichnet; er  soll  insbesondere  den  Milesiern  geraten  haben,  sich  nicht  mit 
Kroisos  gegen  Kyros  zu  verbünden  (Diog.  L.  1,  25,  Vorsokr.  1  A  1,  25)  imd  den 
loniern  überhaupt,  in  Teos  als  dem  Mittelpunkte  von  lonien  eine  gemeinsame 
Eatsversammlung  zu  begründen  und  ganz  lonien  zu  einer  politischen  Einheit 
zusammenzufassen  (Herod.  1,  170,  Vors.  I  A  4).  Dem  Kufe  seiner  praktischen 
Weisheit  entspricht  seine  Aufnahme  unter  die  sieben  Weisen  (s.  o.  S.  36).  Im 
Gegensatze  zu  dieser  Vorstellung  von  Thaies'  PersönUchkeit  entwickelte  sich  eine 
andere,  die  in  ihm  die  weitabgewandte  gelehrte  Forschung  verkörpert  sah,  wie  die 
Anekdote  bei  Piaton,  Theaet.  174a  (Vors.  l.A  9)  zeigt.  Gegen  diese  Auffassung 
richtet  sich  wieder  die  von  Aristoteles,  Polit.  1,  11,  1259  a  6  (Vors.  1  A  10)  u.  a. 
wiedergegebene  Erzählung. 

Eine  philosophische  Schrift  scheint  Thaies  nicht  hinterlassen  zu  haben. 
•Geschah  es  doch,  so  war  sie  jedenfalls  bald  verschollen.  Ein  unter  seinem  Namen 
«ralaufendes  astronomisches  Handbuch  für  Seefahrer  {vuvzixr]  aozoo/.oyla)  wurde 
schon  im  Altertum  von  manchen,  und  zwar  vermutlich  mit  größerem  Rechte,  einem 
Phokos  aus  Samos  zugeschrieben.  Anderes,  darunter  auch  zwei  Briefe,  ist  sicher 
gefälscht  (Vors.  1  B). 

Aus  dem  Fehlen  schriftlicher  Darstellung  erklärt  sich  die  frühzeitige  Un- 
gewißheit über  alles  Nähere  in  Thaies'  Lehre.  Schon  Aristoteles  konnte  über 
•die  Gründe,  auf  die  der  Philosoph  seine  These  vom  Wasser  als  dem  Grundstoff 
stützte,  nur  Vermutungen  bringen ,  die  dann  Spätere  als  sichere  Tatsachen  wieder- 
holten. Er  berichtet  Metaph.  1,  3.  983b  7  ff.  (Vors.  1  A  12),  von  denen,  welche  zuerst 
philosophierten,  hätten  die  meisten  bloß  materielle  Urgründe  (aQyal,  Prinzipien) 
angenommen,  aus  denen  sie  alles  entstehen,  und  in  die  sie  aUes  wieder  vergehen 
ließen,  und  fährt  dann  (20  ff.)  fort:  „Thaies,  der  Urheber  dieser  Eichtung  [Salt]; 
6  lijg  zoiumrjg  dg/rjydg  (pi?.oao(fiag),  erklärt  das  Wasser  für  das  Prinzip.  Er 
schöpft  diese  Meinung  vielleicht  aus  der  Beobachtung,  daß  die  Nahrung  von  allem 
feucht  ist,  und  daß  das  Warme  selbst  hieraus  wird  und  hierdurch  lebt,  —  das, 
woraus  sie  werden,  ist  aber  für  alle  Dmge  ihr  Prinzip;  —  ferner  aus  der  Be- 
obachtung, daß  der  Same  seiner  Natur  nach  feucht  ist;  das  Wasser  aber  ist  für 
das  Feuchte  das  Prinzip  seiner  Natur."  Möglicherweise  leiht  hier  Aristoteles  dem 
ersten  Begründer  der  Lehre  vom  Wasser  als  der  aop]  der  Dinge  Argumente,  die 
.später  dessen  medizinisch  interessierter  Nachfolger  Hippon  vorbrachte  (vgl.  Zeller 
I  1-^  S.  188  Anm.  1,  Burnet ^  S.  49  [S.  38  f.  d.  Übers.]).  Suchen  wir  selbst  nach 
möglichen  kosmologischen  oder  meteorologischen  Beweggründen  für  jene  Lehre, 
.150  läßt  sich  auf  die  in  der  täglichen  Erfahrung  gegebene  Wandelbarkeit  des 
Wassers  hinweisen,  kraft  deren  es  für  die  RoUe  des  allen  zugrunde  liegenden 
ürstoffes  besonders  geeignet   scheinen  mochte.     In  seiner  normalen  Gestalt  zeigt 


56  §  12.     Thaleß  von  Milet  und  Hippon. 

es  sich  in  flüssiger,  als  Eis  in  fester  (erdartiger),  als  Dampf  in  luftartiger  Form, 
Verdampftes  Wasser  schwebt  über  der  Erde  als  Wolke,  die  als  Eegen  wieder  zur 
Erde  herabkommt.  Durch  Zurückweichen  des  Meeres  besteht  jetzt  vielfach  da 
Erde,  wo  früher  Wasser  war.  Auch  geognostische  Beobachtungen  (wie  etwa  von 
Seemuscheln  in  Gebirgen)  ließen  sich  verwerten,  und  Schleidens  Deutung  (in 
seiner  Schrift  über  die  Geschöpfe  des  Meeres)  mag  in  Frage  kommen:  „Das  Meer 
ist  die  Mutter  und  die  Wiege  alles  Lebendigen."  Andererseits  erhebt  sich  Feuch- 
tigkeit aus  der  Erde,  und  Quellen  springen  aus  ihr  hervor,  Prozesse,  die  es  nahe 
legten,  wie  vorher  Erde  aus  dem  Wasser,  so  jetzt  Wasser  aus  der  Erde  entstehen 
zu  lassen.  Selbst  das  Feuer  entzog  sich  diesem  Zusammenhange  nicht.  Das- 
,, Wasserziehen"  der  Sonne  ist  eine  so  sinnenfällige  Erscheinung,  daß  schon  Thales^ 
auf  den  nachweislich  freilich  erst  von  Späteren  geäußerten  Gedanken  kommei» 
mochte,  die  Sonne  nähre  sich  vom  Wasser  (vgl.  Burnet^  S.  49  f.  [S.  39  d.  Übers.  |, 
s.  auch  Zeller  I  1^  S.  188). 

Zu  Thaies'  Prinziplehre  stimmt  es,  wenn  er  die  Erde  auf  dem  Wasser  ruhen 
läßt  (Aristot.  Metaph.  1,  3,  983  b  21  f.,  de  caelo  2,  13,  294  a  28,  Vors.  1  A  12- 
['  p.  10,  5  f.].  14).  Weitere  die  Kosmologie  und  Meteorologie  des  Thaies  betreffende- 
antike Angaben,  auf  die  im  Rahmen  dieser  Darstellung  nicht  eingegangen  werder» 
kann,  s.  Vors.  1  A  1,  37;  1  A  13  ff. 

Weitgehende  Folgerungen  hat  man  schon  im  Altertum  aus  dem  von  Thale» 
berichteten  Ausspruch  gezogen,  alles  sei  voll  von  Göttern  (die  Stellen  Vors.  1  A  22; 
vgl.  auch  23).  Schon  Aristoteles  schloß  aus  dem  Satze  vermutungsweise,  Thaies- 
lasse  dem  All  Seele  beigemischt  sein  (de  anima  1,  5,  411a  7  f.:  fcal  iv  tw  oho  de 
Tiveg  avzr/y  iieuT/dai  ffuaiv,  oßer  looi?  xal  ßa/.fjg  ojrjdt]  mirra  .t/?;o?/  üecöv  eivai). 
Viel  weiter  gingen  Spätere.  Am  letzten  Ende  führte  der  Ausspruch  dazu,  die 
Dinge  völlig  auf  den  Kopf  zu  stellen  und  Thaies  zum  Dualisten  zu  machen,  wie 
es  bei  Cicero  de  nat.  deor.  1,  10,  25  geschieht,  wenn  es  heißt:  Thaies  enim  Milesius, 
qui  primus  de  talibus  rebus  quaesivit,  aquam  dixit  esse  initium  rerum,  deum 
autem  eam  meutern  quae  ex  aqua  cuncta  fingeret  (den  Zusammenhang  dieser 
Auffassung  mit  dem  Satze  Tidvxa  :i).riQr]  ßswv  zeigt  eine  Vergleichung  mit  Aet. 
1,  7,  11,  Vors.  1  A  23).  Tatsächlich  ist  der  Satz  in  seiner  aphoristischen  Iso- 
lierung viel  zu  unbestimmt,  um  Schlüsse  auf  Thaies'  Weltansioht  zu  gestatten. 
Dazu  kommt,  daß  der  gleiche  Gedanke  bei  Diog.  Laert.  9,  7  (Vors.  12  A  1,  7,  zu 
vergleichen  mit  Act.  1.  7,  11 ;  s.  auch  Aristot.  de  part.  anim.  1,  5,  645  a  17,  Vors, 
12  A  9)  Heraklit  zugeschrieben  wird  und  so  an  die  herrenlosen  Apophthegmen 
erinnert,  die  bald  diesem  bald  jenem  berühmten  Manne  geliehen  werden  (hierauf 
weist  hin  Burnet,  Early  Gr.  philos.*  S.  51  [S.  40  d.  Übers.],  der  im  übrigen  für 
wahrscheinlich  hält,  daß  das  Diktum  Thaies  als  einem  der  sieben  Weisen  zu- 
geschrieben wurde).  Ebensowenig  ergiebig  für  Thaies'  allgemeine  Weltanschauung 
ist  die  Angabe,  er  habe  den  Magneten  und  den  Bernstein  wegen  ihrer  Anziehungskraft 
für  beseelt  erklärt  (Aristot.  de  anima  1,  2,  405a  19;  Diog.  Laert.  1,  24.  Vors.  1  A22;  1  A 
1,  24).  Wenn  Diogenes  bemerkt,  nach  Aristoteles  und  Hippias  habe  Thaies  xat 
TOI?  a.y)v-/oi?  an  Seele  Anteil  gegeben,  so  ist  das  eine  mißverständliche  Ausdrucks- 
weise oder  eine  unberechtigte  Verallgemeinerung,  die  auch  Neuere  begehen,  wenn 
sie  auf  Grund  jener  Angabe  annehmen,  Thaies  habe  seinen  Urstoff  allgemein  für 
beseelt  erklärt.  Aus  der  Angabe  selbst  folgt  das  Gegenteil.  Denn  die  beiden 
Körper  galten  dem  Philosophen  Avegen  ihrer  eigentümlichen  Kraft  als  seelen- 
begabt —  er  sah  in  der  Seele  y.ivr)zi>i6v  n,  meint  Aristoteles,  daher  ihre  An- 
ziehungskraft als  Folge  ihrer  Beseeltheit  —  und  unterschieden  sich  eben  dadurch 
von  anderen,  die  diese  Kraft  nicht  besitzen  (^s.  aiTch  Burnet  a.  a.  O.  S.  51  f, 
TS.  41  d.  Übers.]). 


§  12.    Thaies  von  Milet  und  Hippon.  57 

Nach  dem  auf  Eudemos,  einen  Schüler  des  Aristoteles,  zurückgehenden  Be- 
richte des  Neuplatonikers  Proklos  hätte  Thaies  die  wissenschaftliche  Geometrie 
in  Griechenland  begründet.  In  seinem  Kommentar  zu  Eukleides  (p.  65,  3  ff. 
Friedl.,  Vors.  1  A  11)  sagt  er,  die  Arithmetik  sei  unter  den  Phöniziern,  die  Geo- 
metrie unter  den  Ägyptern  aufgekommen,  ßalfjg  8s  jiqcöxov  elg  Al'yvjirov  sÄdöjv 
HExriyaytv  tig  xrjv  'E/.?.dda  xi]v  Oewotuv  xuixrjv  xul  jio}.}.a.  f.i£v  avxog  evge,  7io)J).Giv  bk 
xag  aQ'/ag  xoXg  i.itx  avxöv  vcfy^yrjouxo,  xoTg  /.tkv  xado'/.iy.onsQov  Emßä'/.'/.ojv,  xoTg  Sk 
ataOijxiy.MTFoor.  Im  einzelnen  legt  ihm  Proklos  (und  zwar,  wie  er  bei  3  und  4 
ausdrücklich  sagt,  wahrscheinlich  aber  auch  bei  1  und  2,  im  Anschluß  an  Eude- 
mos)  vier  Sätze  bei:  1.  daß  der  Kreis  durch  den  Diameter  halbiert  werde  (ebd. 
p.  157,  10  Friedl.,  Vors.  1  A  20),  2.  daß  die  Winkel  an  der  Basis  des  gleich- 
scheukeligen  Dreiecks  einander  gleich  seien  (p.  250,  20  Fr.,  Vors.  a.  a.  O.),  3.  daß 
die  Scheitelwinkel  einander  gleich  seien  (p.  299,  1  Fr.,  Vors,  a.  a.  O.),  4.  daß  Drei- 
ecke kongruent  seien,  wenn  eine  Seite  und  die  beiden  anliegenden  Winkel  des 
einen  den  entsprechenden  Stücken  des  andern  gleich  seien  (p.  352,  14  Fr.,  Vors. 
a.  a.  O.),  Xach  dem  Zeugnis  der  Pamphile  bei  Diog.  Laert,  1,  24  (Vors.  1  A  1, 
24)  war  Thaies  auf  Grund  seiner  in  Ägypten  betriebenen  geometrischen  Studien 
der  erste,  der  dem  Kreise  (Halbkreise?)  das  rechtwinklige  Dreieck  aufzeichnete, 
d.  h.  erkannte,  daß  ein  über  dem  Durchmesser  des  Kreises  errichtetes  Dreieck, 
dessen  Spitze  in  der  Peripherie  liegt,  rechtwinklig  ist  (., Lehrsatz  des  Thaies")  ;^ 
andere  schrieben,  wie  Diogenes  berichtet,  dieses  Verdienst  Pythagoras  zu.  Es 
spricht  nicht  für  die  Zuverlässigkeit  der  Angaben  des  Eudemos,  daß  die  Kenntnis 
des  Kongruenzsatzes  unter  4  von  ihm  zugestandenermaßen  aus  der  Methode  er- 
schlossen ist,  nach  der  Thaies  die  Entfernung  zur  See  fahrender  Schiffe  gemessen 
haben  sollte  (xijv  yäg  xöJv  h  i)a/.dxx)/  :t/.occov  a:t6oxaoiv  f)i  ov  ro6:Tov  (faotv  avxoi' 
öeifivvvai,  xovxci)  (sc.  rw  OecoQ^/uaxi,  gemeint  ist  der  vorher  erwähnte  Kongruenz- 
satz) .looa/gija&fH  (prjoiv  dvayxaZov).  Solche  Messungsmethoden  lassen  sich  aber, 
nachdem  sie  einmal  gefunden  sind,  rein  empirisch  und  ohne  jedes  theoretische 
mathematische  Wissen  handhaben.  Das  Gleiche  gilt  von  der  Messung  der  Höhe 
der  Pyramiden,  die  Thaies  ebenfalls  zugeschrieben  wird  (Diog.  Laert.  1,  27,  Plin. 
nat.  bist,  36,  82,  Plut.  conv.  sept.  sap.  2  p.  147  a,  Vors.  1  A  1,  27;  1  A  21).  Diese 
praktischen  Fertigkeiten  mag  Thaies  in  der  Tat  den  Ägyptern  abgelernt  haben, 
und  sie  trugen  ihm  den  berechtigten  Ruf  eines  tüchtigen  Ingenieurs  ein,  der  auch 
in  der  Erzählung  Herodots  (1,  75,  Vors,  1  A  6)  von  der  Ableitung  des  Halys- 
flusses  zutage  tritt.  Für  die  Annahme,  daß  sich  Thaies  auch  um  die  wissen- 
schaftliche Mathematik  verdient  gemacht  habe,  bieten  sie  keine  genügende  Grund- 
lage (vgl,  auch  Burnet  a,  a.  O,  S.  45  [S.  35  der  Übers.J). 

Ähnlich  verhält  es  sich  mit  Thaies'  Stellung  zur  Astronomie.  An  der  Tat- 
sache, daß  er  die  Sonnenfinsternis,  die  während  der  Schlacht  zwischen  den 
Lydern  und  Medern  eintrat  (s,  o.),  voraussagte,  ist  nicht  zu  rütteln.  Um  eine  genaue 
Angabe  von  Tag  und  Stunde  handelte  es  sich  dabei  freilich  nicht.  Nach  Herodot 
1,  74  bezeichnete  als  er  Grenze  für  den  Eintritt  der  Finsternis  das  Jahr,  in  welchem 
diese  dann  tatsächlich  ei"folgte  (ovgov  jigodiiievog  iviavxöv  xovxov,  er  xcö  Sl)  y.al 
iyevsxo  rj  fX£xaßo/.7j).  Immerhin  steht  die  Vorhersage  in  diesem  Umfange  fest. 
Aber  daß  Thaies  von  der  Ursache  der  Sonnenfinsternisse  ein  Wissen  besessen  und 
darauf  seine  Berechnung  aufgebaut  habe,  ist  kaum  denkbar.  Es  bliebe  unerklär- 
lich, daß  seine  Nachfolger  die  gewonnene  Erkenntnis  wieder  aufgegeben  haben 
sollten,  um  zu  den  unzulänglichsten  Erklärungen  der  Finsternisse  zurückzukehren. 
Ein  Rückschritt  in  astronomischen  Vorstellungen  erfolgte  freilich  auch  auf  dem 
Wege  von  Anaximander  zu  Anaximenes.  Aber  es  handelt  sich  dabei  nicht  um 
Dinge,  die  in  gleicher  Weise  durch  die  Beobachtung  zu  kontrollieren  waren,  wie 


^^  §  13.    Anaximandros  von  Milet. 

die  einmal  gefundene  richtige  Erklärung  der  Sonnenfinsternisse.  Ohne  Zweifel 
verfuhr  Thaies  auch  hier  rein  empirisch,  indem  er  sich  auf  die  von  den  Babvloniern 
nach  jahrhundertelangen  tatsächlichen  Beobachtungen  aufgestellten  Finsternis- 
perioden stützte  (Boll  bei  Pauly-Wissowa,  Art.  Finsternisse  S.  2341  f.,  Burnet 
a.  a.  O.  S.  40  f.  [S.  31  d.  Übers.].  Diels,  Vorsokrat.  Anm.  zu  1  A  5  [»  S.  7,  23|). 
—  Die  in  der  antiken  Tradition  Thaies  zugeschriebenen  astronomischen  Ent- 
deckungen s.  bei  Diels,  Yorsokr.  1  A  1,  23.  24;  1  A  2.  3.  3  a.  5.  13  e. 

Von  Hippon,  den  nach  den  Schollen  zu  Aristoph.  Wölk.  96  Kratinos  in 
•den  Ilarö.-iTui  verspottet  hat,  spricht  Aristoteles  selten  und  nicht  ehrend.  Er 
nennt  ihn  ffoony.onsno;,  berichtet,  daß  er  auch  die  Seele  für  Wasser  —  richtiger 
-wohl  für  etwas  Feuchtes  —  gehalten  habe  (de  anima  1,  2,  405  b  1),  und  meint, 
man  könne  ihn  um  seiner  Einfalt  willen  (diä  zijv  Evifleiar  avxov  zfjs  biavoia;)  kaum 
den  Philosophen  zurechnen  (Metaph.  1,  3,  984a  3).  In  einem  uns  bekannten 
Fragment,  Vors.  26  B  1,  spricht  er  die  Ansicht  aus,  auch  das  Süßwasser  stamme 
aus  dem  Meere,  da  das  Meer  tiefer  liege  als  die  Brunnen.  Hippon  scheint  stark 
Ton  medizinischen  Interessen  beherrscht  gewesen  zu  sein.  Nach  den  Excerpta 
Menonia  11,  22  ff.,  Vors.  26  A  11,  wo  wenigstens  höchstwahrscheinlich  Hippon 
7.\x  lesen  ist,  hat  er  gelehrt,  Gesundheit  und  Wahrnehmung  richte  sich  nach  der 
Feuchtigkeit  in  uns.  Trete  Trockenheit  ein,  so  werde  das  lebende  Wesen  un- 
empfindlich und  sterbe.  Worauf  sich  der  Vorwurf  des  Atheismus  stützt,  der  ihm 
im  Altertum  öfters  gemacht  wird,  läßt  sich  nicht  ermitteln.  Als  äoeßt'ig  kenn- 
zeichnete ihn  schon  Kratinos  nach  dem  Schol.  zu  Klem.  Protr.  2,  24,  2  I  p.  304, 
28  f.  St.,  Vors.  26  A  2,  vgl.  4.  8  und  9. 

Die  weiteren  anthropologisch-medizinischen  Sätze  des  Hippon  s.  bei  Diels, 
Vorsokr.  26  A  12  ff. 

§  13.  Anaximandros  von  Milet,  geboren  um  Olymp.  42,  3 
<=  610/9  V.  Chr.),  verfaßte  unter  den  Griechen  zuerst  eine  philo- 
sophische Schrift  über  die  Natur.  Er  lehrt:  ,, Woraus  die  Dinge 
■entstehen,  in  eben  dasselbe  müssen  sie  auch  vergehen  nach  der 
Notwendigkeit:  denn  sie  müssen  Buße  und  Strafe  einander  geben 
um  der  Ungerechtigkeit  willen  nach  der  Ordnung  der  Zeit.''  Ana- 
ximander  nennt  zuerst  ausdrücklich  das  materielle  Urwesen  Prinzip 
iaoyjj).  Er  setzt  als  solches  einen  der  Qualität  nach  unbestimmten 
und  der  Masse  nach  unendlichen  Stoff,  das  aneiQov,  welcher 
^,unsterblich  und  unvergänglich"  ist,  und  aus  dem  durch  die 
•ewige  Bewegung  die  Gegensätze  sich  aussondern  und  so  die 
Dinge  entstehen.  Unendlich  muß  der  Stoff  sein,  damit  das 
Werden  nicht  aufhöre.  Die  Entstehung  dieser  Welt  vollzieht  sich 
in  der  Weise,  daß  sich  aus  dem  Urstoffe  zunächst  ein  Teil  aus- 
sondert, der  aus  sich  den  Gegensatz  des  Warmen  und  Kalten 
erzeugt.  Das  Warme  umgibt  als  feurige  Kugel  das  Kalte,  d.  h. 
die  Erde  mit  der  um  sie  gelagerten  Luft,  wie  die  Rinde  den 
Baum.  Durch  Zersprengung  dieser  Feuerkugel  und  Einschließung 
des  Feuers  in  Radkreise,  die  auf  der  inneren  Seite  Öffnungen 
zeigen,  entstehen  Sonne,  Mond  und  Sterne.    Die   Erde   war   ur- 


§  13.    Anaximandros  von  Milet.  59 

spi'üiiglieh  rings  von  Feuchtigkeit  umgeben.  Der  bei  dem  Aus- 
trocknungsprozeß verbliebene  Rest  ist  das  Meer.  Aus  dem  Feuch- 
ten sind  unter  dem  Einfluß  der  Wärme  in  stufenweiser  Entwick- 
lung die  lebenden  Wesen  hervorgegangen.  Auch  die  Landtiere 
waren  anfangs  fischartig  und  haben  erst  mit  der  Abtrocknung 
der  Erdoberfläche  ihre  jetzige  Gestalt  gewonnen.  Die  Seele  soll 
Anaximander  als  luftartig  bezeichnet  haben. 

Antike  Zeugnisse  über  Leben  und  Lehre:  Diels,  Vorsokr.  c.  2. 
Chronologie:  Jacoby,  Apollod.  Chron.  S.  189  ff.  Porträts:  Relieffragment  des 
Thermenmuseums,  nach  Heibig  Führer"^  II  No.  1097  von  einem  hellenistischen 
Künstler  frei  erfunden.  —  Unterer  Teil  einer  Gewandstatue  in  Milet,  ['Ar']  a^i/iärSoo, 
zweifelhaft,  ob  den  Philosophen  darstellend.  Vgl.  Milet,  Ergebnisse  d.  Ausgrab, 
herausg.  v.  Theod.  Wiegand  II,  Berlin  1908,  S.  112. 

Die  Bestimmung  der  Geburtszeit  des  Anaximander  beruht  auf  der 
Angabe  des  ApoUodoros  (bei  Diog.  L.  2,  2,  Vors.  2,  1,  2),  daß  er  im  zweiten 
Jahr  der  58.  Ol.  (547/546  v.  Chr.)  ein  Alter  von  64  Jahren  gehabt  habe,  woraus 
sich  unter  Berücksichtigung  der  Rechnuugsmethode  des  ApoUodor  Ol.  42,  3  =  610/9 
vor  Chr.  als  Geburtsjahr  ergibt.  Dieser  Ansatz  scheint  zuverlässig.  Er  ist  wohl 
mit  Diels  so  zu  erklären,  daß  Apollodor,  dem  nach  Diog.  Laert.  a.  a.  O.  Anaxi- 
manders  Schrift  noch  vorlag,  in  dieser  autobiographische  Angaben  fand,  aus  denen 
sich  64  Jahre  als  Alter  des  Verfassers  ergaben,  das  Datum  der  Schrift  selbst  aber 
durch  Erwähnung  astronomischer  Tatsachen  bestimmbar  war  (anders  Jacoby 
S.  190;  vgl.  auch  Burnet,  Early  Greek  philos.S  S.  53  [S.  42  der  Übers.]).  Ge- 
storben ist  Anaximander  nach  Apollodor  bald  nach  547/6,  der  Chronograph  ver- 
legte seinen  Tod  also  wohl  ins  Epochejahr  der  Zerstörung  von  Sardes,  546/5. 

Anaximander  war  Schüler  und  Nachfolger  des  Thaies.  Wie  diesem  so 
wurden  auch  ihm  praktisch  nützliche  Kenntnisse  und  Erfindungen  zugeschrieben. 
Nach  Cic.  de  divin.  1,  50,  112  (Vors.  2,  5  a)  suchte  er  die  Lakedaimonier  durch 
Vorhersagung  eines  Erdbebens  vor  großem  Schaden  zu  bewahren.  Ergebnisse 
seiner  astronomischen  und  geographischen  Studien  waren  eine  von  ihm  ent- 
worfene Himmelskugel  und  eine  die  bcAvohnte  Erde  darstellende  Tafel, 
■die  dann  sein  vielgereister  Landsmann  Hekataios  genauer  ausarbeitete  und  zur 
Berühmtheit  brachte  (Diog.  Laert.  2,  2;  Eratosthenes  bei  Agathem.  1,  1  imd  Strab. 
1  p.  7,  Vors.  2,  1.  2;  2,  6).  In  einer  möglicherweise  auf  einem  Versehen  be- 
ruhenden (s.  Diels  z.  d.  St.)  Angabe  bei  Diog.  Laert.  2,  1  wird  ihm  auch  die  Er- 
findung der  Sonnenuhr  zugeschrieben,  die  nach  Herodot  2,  109  von  den  Baby- 
loniern  zu  den  Griechen  kam,  nach  Plin.  2,  186  (A^ors.  3  A  14)  ein  Werk  des 
Anaximenes  ist. 

Seine  Ansichten  legte  Anaximander  in  übersichtlicher  Form  in  einer  Schrift 
nieder,  die.  wie  eben  erwähnt,  von  Apollodor  noch  gelesen  wurde,  Simplikios  aber  nicht 
mehr  vorgelegen  zu  haben  scheint.  Sie  galt  als  älteste  philosophische  Schrift  der 
Oriechen.  In  der  Angabe  des  Themistios  or.  86  p.  317  (Vors.  2,  7)  sßäoo)jos 
jioojTog  MV  i'o/.iEv  'E/J.tp'Mr  ?.6yov  e'Seveyaelr  tteoI  (pvoecog  avyyeygafA/nivov  braucht  tieqi 
<pvascog  nicht  als  Titel  verstanden  zu  werden.  Wahrscheinlich  aber  wurde  seinem 
Werke  wie  anderen  Werken  der  ältesten  Philosophen  von  Späteren  dieser  Titel 
gegeben.  Die  von  Suidas  (Vors.  2,  2)  angeführten  Aufschriften  verschiedener 
Werke  beruhen  auf  willkürlicher  Konstnxktion.  Von  der  an  Heraklit  erinnernden 
Gedankentiefe  der  Schrift  gibt  das  gleich  zu    erwähnende   Fragment   eine   Vor- 


6Q  §  13.    Anaximandros  von  Milet. 

Stellung.  Es  hat  sich  nämlich  aus  ihr  der  (wohl  von  dem  Berichterstatter  in  die 
indirekte  Kede  umgesetzte)  Satz  erhalten  (bei  Simpiic.  in  Arist.  Phys.  24,  18, 
Vors.  2,  9):  i^  ibv  de  »/  ysvsai's  eoxi  xoTg  ovoi,  xal  ttjv  (pdogäv  elg  Tuvra  yiveoüac 
xarä  t6  ygecöv  öiSöt-ai  yäo  uvrä  8iy.y]v  y.al  rioiv  d/./.rj/.oig  (fehlt  in  der  Aldina,  auch 
Ziegler  will  es  streichen ;  zur  Erklärung  vgl.  Diels,  Voi^sokr.  z.  d.  St.)  rfjg 
dSiy.iag  y.ard  tiji-  tov  yoövov  rü^iv.  Die  bestimmte  individuelle  Existenz  aU 
solche  erscheint  als  eine  äöiy.i'a,  die  nach  strengem  Gesetz  durch  den  Untergang 
gebüßt  werden  muß,  und  zwar  zahlt  ,,das  Untergehende  dem  Überlebenden  und 
dieses  wieder  untergehend  dem  künftig  Entstehenden"  (Diels)  Buße.  In  der  Stelle 
Arist.  Phys.  3,  4,  203b  6  (Vors.  2,  15),  wo  von  dem  ä:isigor  gesagt  wird:  y.al 
jiSQisyeiv  (LTcavia  y.al  :iävza  y.vßeQväv,  tög  (paaiv  oooi  f.irj  Tioiovai  rragä  t6  äjisigov 
ä/.Äag  ahiag  oiov  vovv  rj  (fiXiav.  y.al  rovr  eirai  ro  deiov  dßävaTor  yäg  y.al 
dvcü/.sd  oov ,  öog  (ptjaiv  6  ^Ara^ifiarSgog  y.al  ol  jr/.sTazoi  rtov  q  voio/.öywr  sind  die 
Worte  uddvaxov  nal  d r <w /.£ ö o o  r  mit  Sicherheit  dem  Anaximander  zuzuschreiben, 
bei  ntoif/fiv  äziavxa  y.al  .-rdvxa  y.i'ßsoräv,  die  man  in  der  Regel  auch  für  anaxi- 
raandrisch  hält,  und  noch  mehr  bei  xovt  dvai  x6  ßeiov  muß  der  anaximandrische 
Ursprung  zweifelhaft  bleiben. 

Anaximander  nahm  eine  unendliche  Eeihe  nebeneinander  bestehender  und 
aufeinander  folgender,  in  ewigem  Wechsel  entstehender  und  vergehender  Welter» 
an  (s.  d.  Zeugnisse  Vors.  2,  lü.  11.  14.  17).  Die  Gestirne  entstehen  nach  ihn> 
dadurch,  daß  Luftmassen  von  der  Erde  her  gegen  die  feurige  Sphäre  andrängen 
und  diese  zerteilen.  Das  Feuer  sammelt  sich  in  Schläuchen,  deren  Wandung  aus 
Luft  besteht,  und  die  in  Gestalt  gewaltiger  Radkränze  die  Erde  umgeben,  durch 
die  Luft  zu  kreisender  Bewegung  angetrieben.  Auf  der  inneren  Seite  dieser 
Schläuche  befinden  sich  Öffnungen.  Die  durch  diese  sichtbaren  Feuerteile  er- 
scheinen uns  als  Sonne,  Mond  und  Gestirne.  Wenn  diese  Öffnungen  sich  ver- 
stopfen, entstehen  Finsternisse.  Auf  analoge  Weise  erklären  sich  die  Mondphasen 
(s.  d.  Stellen  Vors.  2,  11,  4  f.;  2,  18.  21.  22).  Diese  Theorie  empfahl  sich  dem 
noch  ungeübten  astronomischen  Denken  wohl  dadurch,  daß  die  Regelmäßigkeit  in 
Abständen  und  Bewegungsbahnen  der  Gestirne  auf  diesem  Wege  erklärbar  schien. 
Daß  Anaximander  sich  mit  den  Abständen  der  Gestirne,  ihrer  Größe  und  der 
Größe  ihrer  Kreise  beschäftigte,  überliefert  die  antike  Doxographie  ausdrücklich 
(Vors.  2,  11,  5;  2,  18.  19.  21.  22).  An  die  oberste  Stelle  setzte  er  die  Sonne, 
d.  h.  er  gab  ihrem  Kreise  den  größten  Durchmesser;  er  bemaß  ihn  27mal  so 
groß  als  den  des  Mondes.  Es  folgt  der  Mond,  dessen  Kreis  19mal  so  groß  ist  als  die 
Erde.  Am  tiefsten  stehen  mit  kleinsten  Kreisen  die  Fixsterne  und  Planeten. 
Daß  die  Milchstraße  den  Anstoß  zur  Ausbildung  der  Rädertheorie  gegeben  hat, 
liegt  nahe  zu  vermuten.  Xeben  ihr  nahm  aber  Anaximander  zweifellos  noch 
■weitere  Radkreise  an,  denen  Fixsterne  zugehören.  Bei  dieser  Auffassung  fällt  der 
Grund  weg,  mit  Burnet,  Early  Gr.  philos,^,  S.  69  f.  [S.  55  d.  Übers.]  in  den 
außerhalb  der  ]Milchstraße  gelegenen  Fixsternen  nicht  feuerzeigende  Radkranz- 
öffnungen im  Sinne  der  anaximandrischen  Theorie,  sondern  die  zahllosen  von 
Anaximander  angenommenen  Welten  zu  erkennen,  von  denen  jede  mit  ihrer 
feurigen  L'mhüllung  umgeben  wäre. 

Bemerkenswert  ist,  daß  Anaximander  der  erste  gewesen  zu  sein  scheint,  der 
die  unserm  Auge  sich  darstellende  Halbkugel  des  Himmels  zur  Vollkugel  er- 
gänzte. Daß  er  das  tat,  zeigt  eben  seine  Rädertheorie  (vgl.  auch  die  ihm  zu- 
geschriebene offaloa).  Daß  er  nicht  etwa  eine  schon  bei  den  Babyloniern  ein- 
gebürgerte Kugelanschauung  vorfand,  wird  durch  die  primitiven  Vorstellungen 
seines  Nachfolgers  von  der  Sonnen-  und  den  Sternenbahnen  wahrscheinlich  (Boll, 
Entw.  d.  astron.  Weltbildes,  S.  31). 


§  13.    Anaximandros  von  Milet.  ßl 

Wie  in  diesem  Punkte  so  zeigt  sich  auch  in  zwei  weiteren  Anaximander  als 
genialer  Neuerer.  Einmal  ist  ihm  die  Erde  nicht  mehr  eine  flache  Scheibe. 
Er  hält  sie  für  zylindrisch  und  vergleicht  sie  einem  Säulenstumpf;  ihre  Höhe 
verhält  sich  zur  Breite,  Mie  1  zu  3  (Vors.  2,  10;  2,  11,  3;  2,  25).  Ihre  Oberfläche 
ist  gewölbt  (so  ist  Hippel.  1,  6,  3  [t6  ds  oyiifia  avTtjg  yrgöv,  atQoyyv/.ov,  xlovi  ).i'Do> 
jTaQaJt).r}oiov]  das  j'i'oor  zu  verstehen,  soll  es  sich  nicht  zu  otQoyyv/.or  rein  tautologisch 
verhalten;  vgl.  Diels  Doxogr.  p.  218).  Wir  treffen  also  hier  schon  eine  An- 
näherung an  die  Kugelgestalt.  Zweitens  wird  die  Frde  nicht  mehr  vom  Wasser 
getragen.  Sie  ruht  überhaui^t  auf  keiner  Stütze,  sondern  schwebt  frei  infolge 
ihrer  Lage  in  der  Mitte  der  Welt  und  infolge  des  gleichen  Abstandes  von  deren 
•Grenzen,  wodurch  —  wie  Aristoteles  wohl  im  Sinne  des  Anaximander  erklärt  — 
ihre  Bewegung  nach  irgendeiner  Seite  ausgeschlossen  ist  (Aristot.  de  caelo  2,  13, 
295  b  10  ff.,  Vors.  2,  26,  vgl.  2,  11,  3;,  Es  ist  als  ob  Anaximander  das  Wirken 
■der  Attraktion  schon  geahnt,  aber  ihr  Wesen  imd  ihren  Begriff  noch  nicht  zu 
voller  Klarheit  ausgestaltet  habe  (vgl.  auch  Boll,  Entw.  d.  astron.  Weltb.,  S.  31). 

In  Anaximanders  Lehre  über  die  Entstehung  der  Tiere  hat  man,  nicht  ganz  mit 
Unrecht,  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  der  Deszendenztheorie  zu  finden  geglaubt. 
Nicht  nur  sucht  Anaximander  die  frühesten  tierischen  Organismen  im  Meere,  wie 
manche  anderen  alten  Philosophen  die  organischen  Bildungen  aus  dem  Erdschlamm 
hervorgehen  ließen,  sondern  er  redet  auch  davon,  daß  die  Menschen  aus  Lebewesen 
anderer  Art  entstanden  seien  (Ps.-Plut.  Strom.  2  [Vors.  2,  10] :  n  aD.oeiöwr  i;d>oyv 
■d  ard(io)nog  iyeyy/jdtj),  lind  hier  bringt  er  sogar  als  Beweis  vor,  daß  der  Mensch 
«iner  langen  Pflege  bedürfe  und  sich,  als  Mensch  geboren,  nicht  hätte  erhalten 
können.  Erst  als  diese  Wesen,  die  sich  zu  Menschen  entwickelten,  oder  in  deren 
fischartiger  Hülle  menschliche  Organismen  sich  gebildet  hatten,  fähig  waren,  sich 
selbst  weiter  zu  helfen,  wurden  sie  ans  Land  geworfen  (Plut.  Quaest.  symp.  8,  8, 
4:  er  lydvoir  syysvso&ai  ro  :TQCöror  dvdQomovg  —  xai  zgatpsviag  —  xal  yevofierovg 
ixavovg  iavtoTg  ßorjßgZv  ey.ßhiOfjvai  np'ixavTa  xai  yijg  laßiodai.  Vgl.  Aet.  |  Ps.- 
Plut  plac]  5,  19,  4;  Vors.  2,  30). 

An  das  ämiQov  des  Anaximander,  das  als  das  „Unendliche",  nicht  etwa  als 
■das  ,UInbestimmte",  zu  fassen  ist,  knüpfen  sich  mehrere  Streitfragen.  Die  wich- 
tigste ist,  ob  dasselbe  für  eine  Mischung  aller  bestimmten  Elementarstoffe  zu 
halten  sei,  woraus  mechanisch  die  einzelnen  Objekte  sich  ausgeschieden  hätten 
(wie  Ritter  will),  oder  für  einen  einfachen,  der  Qualität  nach  unbestimmten 
Stoff,  in  welchem  nur  potentiell  die  Unterschiede  der  bestimmten  Stoffe  enthalten 
seien  (wie  Zeller  und  die  meisten  anderen  neueren  Historiker  annehmen).  Die 
aristotelischen  Zeugnisse  könnten,  für  sich  genommen,  mehr  auf  die  erste  Ansicht 
zu  führen  scheinen.  Aristoteles  sagt  Phys.  1,  4,  187a  20,  Vors.  2,  9:  ol  h'  ex  xov 
evog  fvovaag  lug  iravKOTijTag  exxQt'reo&ai  (Isyovoir),  woJieQ  ^Ava^i/iavSQog  cprjai 
xai  oaoi  ö'  IV  aal  Jiollä  (paoir  eivai,  Üojieq  'E/njredoxkfjg  xal  ^ Ava^ayöoag'  ex  rov 
liet'yfiarog  yäo  xal  ovzoi  exxQivovoi  t&Um.  Der  Gegensatz  liegt  in  der  Ansicht  (des 
Anaximenes  und  anderer  Naturphilosophen),  daß  durch  Verdichtung  und  Ver- 
dünnung aus  dem  Einen  das  Mannigfache  hervorgehe.  Vgl.  auch  Metaph.  11,  2, 
1069  b  20  (Vors.  46  A  61)  xul  rovr  sorl  ro  'Ava^ayÖQOV  er  .  .  .  xal  ^ Ei-ijreboxXiovg  ro 
fiely^ia  xal  'AvaSiuärÖQov.  Theophrasts  Worte  bei  Simplic.  (in  Arist.  Phys.  154, 
19,  Vors.  2,  9a),  daß,  wofern  man  die  von  Anaxagoras  behauptete  Mischung  als 
eine  Substanz  auffasse,  die  nach  Art  und  Größe  unbestimmt  sei,  dann  durch  die- 
selbe ein  uTteioov  gebildet  werde,  welches  dem  des  Anaximander  gleiche  {el  de 
xi;  rljv  f^iT^iv  xcöv  ajxdvrcov  (bei  Anaccagoras)  vicokdßoi  fiiar  elrai  cpvair  dÖQiaxov  xal 
xax  sldog  xal  xaxä  fiiyedog,  otieq  av  öö^eie  ßovXeadai  leyen>,  ovfißaivei  ovo  xäg  aQydg 
avxcö  ksysiv  x'^v  xs  xov  änsiQOV  <pvoiv  xal  xov  vovv,  &axe  Tidvxcog  (paivsxai  xä  aoifiaxixd 


()2  §  14.    Anaximenes  von  Milet. 

oToi/sTa  ^aganh^oko?  :toi<ov  \4ra:iiiür6f>(o).  begünstigen  jedoch  entschieden  die 
zweite  Ansicht.  Diese  allein  aber  entspricht  der  Konsequenz  des  Systems.  Denn 
nach  der  ersten  würde  man  einen  vovc  neben  dem  Gemische  fordern,  den  doch 
Anaximander  nicht  annimmt;  sein  Hylozoismus  ist  im  Altertum  vielfach  bezeugt, 
auch  Arist.  Phys.  3,  4,  203  b  12  f.,  Vors.  2,  15.  Das  Wahrscheinliche  ist,  daß  er 
sich  über  die  Xatur  seines  ä:TeiQov  ebensowenig  mit  voller  Bestimmtheit  aus- 
gesprochen hatte,  wie  Hesiod  über  die  Xatur  seines  Chaos,  und  hieraus  möchte 
auch  das  Schwankende  in  den  Angaben  der  Berichterstatter  sich  erklären  lassen» 
Eine  zweite  Streitfrage  ist,  ob  das  uTreioov  des  Anaximander  eine  Mittel- 
substanz zwischen  Luft  und  Wasser  sei.  wie  die  alten  Kommentatoren  des- 
Aristoteles glauben,  oder  nicht.  Nach  Aristoteles  de  caelo  3,  5,  303b  13  ff.^ 
Vors.  c.  50,  ist  anzunehmen,  daß  alle  Physiker,  welche  eine  solche  Mittelsubstanz 
ansetzten,  aus  derselben  die  Dinge  durch  Verdichtung  und  Verdünnung  ent- 
stehen ließen;  dem  Anaximander  aber  spricht  Aristoteles  (Phys.  1,  4,  187a  12  ff., 
Vors.  2,  16)  die  Annahme  dieses  Entstehungsprozesses  ab;  also  kann  er  da& 
äjTEigor  desselben  nicht  als  eine  solche  Mittelsubstanz  betrachtet  haben,  um  so- 
weniger,  wenn  es  ihm.  nach  dem  Obigen,  als  usTyuu  galt.  Wer  die  seien,  die  ein 
Mittleres  zwischen  Wasser  und  Luft,  und  auch,  wer  die  seien,  die  nach  Phys.  1.  4 
ein  Mittleres  zwischen  Luft  und  Feuer  annahmen,  ist  unbekannt.  Wahrschein- 
lich ist  an  jüngere  Physiologen  zu  denken,  deren  Lehre  vielleicht  aus  der  de& 
Anaximenes  erwachsen  war,  und  zwar  wohl  unter  dem  Miteiufluß  der  Doktrin 
des  Empedokles  von  den  vier  Elementen.  Vgl.  zu  der  Frage  Zeller,  Philos.  d. 
Gr.  I  15,  S.  208  ff.,  Diels.  Vors.  Anm.  zu  2,  16  und  c.  .50. 

Über  Anaximanders  Einwirkung  auf  Pherekydes  s.  oben  S.  36. 

i?  14.  Anaximenes  von  Milet,  jünger  als  Anaximander 
und  vielleicht  auch  persönlich  ein  Schüler  desselben,  setzt  als 
Prinzip  die  Luft,  die  er  für  unendhch  hält,  und  läßt  daraus  ver- 
mittels der  Verdichtung  (Tivy.viooic)  und  Verdünnung  (uävcoaig 
oder  doaiojotg)  Feuer,  Wind,  Wolken,  Wasser  und  Erde  werden. 
Der  Erdkörper,  eine  zylinderförmige  Platte,  wird  von  der  Luft 
getragen.  ,,Wie  unsere  Seele,  die  Luft  ist,  uns  zusammenhält, 
so  umfaßt  Hauch  und  Luft  auch  die  gesamte  Weltordnung." 

Wie  Anaximenes  erklärt  auchldaios  aus  Hi nie ra  die  Luft 
für  den  Urstoff.  Diogenes  von  Apollonia,  ein  jüngerer  Zeit- 
genosse des  Anaxagoras  und  von  diesem  beeinflußt,  geht  insofern 
über  Anaximenes  hinaus,  als  er  nicht  nur  in  der  Luft  den  Ur- 
grund der  Dinge  sieht,  sondern  ihr  auch  geistige  Eigenschaften, 
Vernunft  und  Wissen  zuspricht. 

Anaximenes.  Antike  Angaben  über  Leben  und  Lehre,  Frag- 
mente: Diels,  Vorsokr.  c.  3.  Chronologie:  Jacoby,  Apollod.  Chronik 
S.  193  ff. 

Idaios.    Das  Material  bei  Diels,  Vorsokr.  c.  50. 

Diogenes  von  Apollonia.  Antike  Angaben  über  Leben,  Schrift- 
stellerei  und  Lehre,  Fragmente:  Diels,  Vorsokr.  c.  51. 

Anaximenes.  Die  Daten  Apollodors,  die  unser  Text  des  Diogenes  Laertios 
verwirrt  wiedergibt,  sind  nach  unzweifelhaft  richtiger  Herstellung  546/5  (Einnahme 


§  14.     Anaximcncs  von  Milet.  ß3 

von  Sardes)  für  die  uxftr]  und  528/5  (Olymp.  G3)  für  den  Tod  des  Philosophen. 
Sie  benihen  auf  einer  Kombination,  bei  der  die  Absicht  leitete,  das  Geburtsjahr 
(40  Jahre  vor  der  äxfir],  nach  apollodorischer  Rechnungsmethode  585/4)  mit  der 
Epoche  der  sieben  Weisen  und  der  uxut)  des  Thaies,  die  äxf^ir]  des  A.  außer  mit 
der  Epoche  von  Sardes  auch  mit  dem  Todesjahr  des  Thaies  und  wohl  auch  des 
Anaximander  in  synchronistische  Verbindung  zu  bringen.  Auch  für  die  An- 
setzung  des  Todes  scheint  eine  ähnliche  Absicht  maßgebend  gewesen  zu  sein  (vgl. 
Jacoby  a.  a.  0.  S.  194  f.).  Diog.  L.  2,  3  und  Simplikios  (nach  Theophrast)  nennen 
Anaximenes  Schüler  des  Anaximander  (Vors.  3  A  1.  5).  Der  Dialekt  in  seiner 
Schrift  war  (nach  Diog.  L.  2,  3)  der  ionische. 

Aristoteles  bezeugt  Metaph.  1,  3.  984a  5:  Anaximenes  und  Diogenes 
halten  die  Luft  für  früher  als  das  Wasser  (das  erst  durch  Verdichtung  aus  der 
Luft  entstanden  ist)  und  setzen  sie  vor  allen  anderen  einfachen  Körpern  als  Prin- 
zip. Weder  das  Kalte  noch  das  Warme  —  so  gibt  Plut.  de  prim.  frig.  7  p.  947  f.. 
(Vors.  3  B  1)  die  Lehre  des  Anaximenes  der  Sache  nach  zutreffend,-  wenn  auch 
in  den  Wendungen  späterer  Zeit,  wieder  —  sind  wesenhaft,  sondern  beide  sind 
nur  durch  Veränderungen  herbeigeführte  Gemeinzustände  der  Materie.  Was  näm- 
Mch  von  der  Materie  sich  zusammenzieht  und  verdichtet,  ist  das  Kalte,  das  Dünne 
und  Schlaffe  {xu'/mo6v,  der  Ausdruck  wird  an  dieser  Stelle  als  anaximenisch  be- 
zeugt) aber  ist  das  Warme.  Anaximenes  glaubte  dafür  einen  Beleg  aus  der  täg- 
lichen Beobachtung  beibringen  zu  können:  die  Luft,  die  wir  mit  einander  ge- 
näherten Lippen  [wie  etwa  beim  Blasen  einer  heißen  SpeiseJ  dem  Munde  ent- 
strömen lassen,  also  zusammendrängen  und  verdichten,  ist  kalt,  die  Luft  hingegen, 
die  wir  mit  geöffnetem  Munde  [wie  etwa  beim  Auftauen  gefrorener  Fenster- 
scheiben] aushauchen,  also  verdünnen,  ist  warm  (daß  der  Beweis  auf  einem  Miß- 
verständnis beruht,  war  nach  Plutarch  a.  a.  O.  schon  in  einer  aristotelischen  [oder 
pseudaristotelischen]  Schrift  bemerkt).  Durch  Verdünnung  wird  aus  der  Luft 
Feuer,  durch  Verdichtung  Wind,  dann  Gewölk,  weiterhin  Wasser,  dann  Erde, 
dann  Steine,  und  was  aus  diesen  Stoffen  besteht.  Die  Lehre  von  nvy.vmnig  und 
uQauooig  berichtete  Theophrast  nach  Simpl.  zu  Aristot.  Phys.  149,  32  (Vors.  3  A  5) 
von  Anaximenes  allein  (dagegen  Aristot.  Phys.  1,  4,  187  a  12,  Vors.  2,  16:  ot  ixkv 
yag  ev  jioii^oavxsg  x6  ov  ocö/na  x6  vjioxeijusvov  rj  xcöv  xgiöjv  [Wasser,  Luft,  Feuer] 
XI  7]  äXXo,  d  iaxi  nvQog  fikv  tivxvoxeqov  df.Qog  8s  äsjixöxsqov,  xäl/.a  ysvvoioi  jxvxvöxtjxt 
xai  fiavöxrjxi,;  die  beiden  Stellen  sind  wohl  so  auszugleichen,  daß  Theophrast  nur 
die  älteren  ionischen  Philosophen  im  Sinne  hat,  Aristoteles  aber  verallgemeinert, 
ohne  eine  entsprechende  ausdrückliche  Lehre  von  Thaies  bezeugen  zu  können). 
Als  Ursache  der  Veränderung  nimmt  auch  Anaximenes  eine  ewige  Bewegung  an. 
Wie  Anaximander  erklärt  auch  er  seinen  Urstoff  für  unbegrenzt  (Vors.  3  A  1. 
5.  6.  7,  1).  Die  Welt  ist,  wie  sie  geworden  ist,  so  auch  vergänglich.  Welt- 
entstehung und  Weltzerstörung  folgen  einander  in  nie  aufhörendem  Wechsel 
(Vorsokr.  2,  17;  3  A  11,  B  2). 

Ein  Fortschritt  des  Anaximenes  gegen  seine  Vorgänger  liegt  teils  in  dem 
Versuche,  in  nvxvmoig  und  dgakoaig  einen  bestimmten  Weg  für  die  Verwandlung 
der  Urstoffs  in  die  uns  umgebenden  Dinge  aufzuzeigen,  teils  auch  darin,  daß  er  mit 
der  Luft  ein  Prinzip  aufstellte,  das  durch  seine  Beweglichkeit  und  Leichtveränder- 
lichkeit zum  Urstoff  besonders  geeignet  und  infolge  seiner  Feinheit  mit  der 
lebendigen  und  belebenden  Seele  leicht  in  Analogie  zu  bringen  war.  Aus  seiner 
Schrift  ist  bei  Aet.  1,  3,  4  (Vors.  3  B  2)  der  Satz  erhalten:  olov  fj  yjv/Ji  t)  ytie- 
xiga  di]Q  ovaa  ovyxQaxsT  ■^(A.äg,  xal  oAov  xov  xöo^iov  :tv£Vfia  xai  drjQ  Tiegieyei.  Damit 
ist    ein    neuer   fruchtreicher   Gedanke   ausgesprochen :   diese   Parallelsetzung   von 


(54  §  14.    Anaxhuenes  von  Milet. 

Welt  und  Individuum,  Luft  und  Seele  enthält  den  Keim  der  später  ausgebildeten 
Lehre  von  Makro-  und  Mikrokosmos, 

Diesen  Fortschritten  steht  aber  in  Anaximenes'  Weltbild  ein  entschiedener 
Rücksehritt  hinter  Anaximander  gegenüber.  Die  Erde  gilt  ihm  wieder  als  flache 
Scheibe,  ähnlich  einer  Tischi>latte.  Auch  eine  Stütze  ist  wieder  vorhanden.  Wie 
bei  Thaies  auf  dem  Wasser  ruht  sie  bei  Anaximenes  auf  der  Luft.  Wie  er- 
fahrungsgemäß Körper  mit  breiter  Fläche  vpn  der  Luft  getragen  werden,  statt 
sie  zu  durchschneiden,  so  auch  die  Erde.  Der  unter  ihr  befindlichen  Luft  fehlt  der 
genügende  Kaum  zum  Entweichen  und  so  verbleibt  sie  in  Ruhe  (Vors.  3  A  20). 
Dasselbe  gilt  von  Sonne,  Mond  und  den  übrigen  Gestirnen.  Entstanden  sind 
sie  aus  der  Erde:  die  aus  ihr  aufsteigende  Feuchtigkeit  wird  durch  Ver- 
dünnung zu  Feuer,  dieses  steigt  empor  und  bildet  die  Gestirne.  Aber  auch  erd- 
artige Stoffe  schweben  in  der  Sternregion  (Vors.  3  A  7).  Letzteres  nahm  Anaxi- 
menes vermutlich  an,  um  aus  der  Verdeckung  der  Sonne  und  des  IMondes  durch 
diese  erd artigen  Körper  die  Finsternisse  zu  erklären.  Ist  das  der  Fall,  so  hat  er  in 
■diesem  Punkte  wenigstens  astronomisch  richtiger  gedacht  als  sein  Vorgänger  (vgl. 
Boll  bei  Pauly-Wissowa  Art.  Finsternisse  S.  2342).  Im  übrigen  gab  er  dessen  Ansicht 
von  der  Kreisbewegung  der  Gestirne  und  der  Vollkugelgestalt  des  Hmimels  wieder 
auf.  Sonne  und  Sterne  setzen  zur  Zeit  ihrer  Unsichtbarkeit  ihren  ^Veg  nicht  unter- 
halb der  Erde  fort,  sondern  bewegen  sich  bis  zu  ihrem  Aufgangspunkte  seitlich 
um  die  Erde  herum,  ,,wie  der  Hut  um  den  Kopf  sich  dreht".  (Eine  besondere 
Annahme  über  die  genauere  Richtung  dieser  Drehung  im  Sinne  des  Anaximenes 
s.  bei  H.  Berger,  Gesch.  d.  wissensch.  Erdkunde  d.  Griechen*,  S.  79.)  Daß  wir 
die  Sonne  zu  dieser  Zeit  nicht  sehen,  erklärte  Anaximenes  teils  mit  einer  großen 
Zahl  alter  iiezEcooo'/.öyoi  daraus,  daß  sie  durch  Erhöhungen  im  Norden  der  Erde 
verdeckt  Averde,  teils  aus  ihrer  vergrößerten  Entfernung.  Große  Entfernung  ist 
auch  die  Ursache,  daß  die  Sterne  nicht  wärmen  (Vors.  3  A  7,  6;  3  A  14). 

Idaios.von  Himera  ist  nur  aus  Sext.  Emp.  adv.  math.  9,  360  bekannt,  wo 
er  als  Vertreter  des  Luftprinzips  mit  Anaximenes,  Diogenes  von  Apollonia  und 
Archelaos  von  Athen,  dem  angeblichen  Lehrer  des  Sokrates,  zusammengestellt 
wird. 

Diogenes  von  Apollonia  (Stephanos  v.  Byzanz  denkt  an  die  kretische, 
Ailian  an  die  phrygische  Stadt  dieses  Namens)  war  Zeitgenosse  des  Anaxagoras, 
<Diog.  L.  9,  57,  Vors.  51  A  1,  57)  und  muß  in  Athen  wohl  bekannt  gewesen  sein, 
da  Aristophanes  in  den  Wolken  verschiedentlich,  namentlich  225  ff.,  auf  ihn 
Rücksicht  nimmt  und  ebenso  Euripides  einmal  in  den  Troades,  884  ff.  Noch  im 
4.  Jahrhundert  vor  Chr.  durfte  der  Komiker  Philemon  auf  seine  Lufttheorie  als 
eine  bekannte  Lehre  anspielen  (vgl.  Vors.  51  C  4).  Seine  Schrift  trug  den  Titel 
Uegi  (pvazoiq  und  wurde  in  hellenistischer  Zeit  in  mindestens  zwei  Bücher  ge- 
teilt. Erhalten  ist  uns  daraus  außer  anderen  Fragmenten  der  Anfangssatz,  in 
welchem  der  Verfasser  für  jede  Darlegung  einen  unbestreitbaren  Ausgangspunkt 
und  eine  einfache  und  würdige  Sprache  verlangt.  Die  Lehre  des  Diogenes  scheint 
als  ein  Versuch  aufgefaßt  werden  zu  müssen,  den  monistischen  Standpunkt  des 
Hylozoismus  gegenüber  dem  Dualismus  des  Anaxagoras  aufrecht  zu  erhalten,  zu- 
gleich aber  auch  die  Lehre  von  der  Einheitlichkeit  des  Urstoffes  durch  einen 
anaxagoreischen  Gedanken  zu  stützen.  Nachdem  Anaxagoras  den  vovg  als  geisti- 
ges, wissendes  und  wirkendes  Prinzip  dem  Stoffe  zur  Seite  gestellt  hatte,  kehrte 
Diogenes  zu  der  Annahme  eines  Prinzips  zurück,  verlieh  diesem  aber  zugleich 
Eigenschaft  und  Wirkung  des  zweiten.  Das,  woraus  alles  wird  und  worein  alles 
wieder  zurückkehrt,  ist  ihm  ^ikya  xal  loyvoor  y.al  dtdiör  ts  y.ul  uflüruTov  xal  .-To?^?.ä 
£id6g  (Vorsokr.  51  B  8i,  es  kann  nicht  ohne  vörjoig  gedacht  werden;  und  weiter 


§  14.  Anaxinienes,  Idaios,  Diogenes  v.  Apollonia.    §  15.    Heraklit  v.  Ephesos.    ()5 

heißt  es:  xai  1.101  ÖoxeT  16  rijv  röijoiv  e/or  eivai  6  dijo  y.alovfievoi  v.tu  z(j)v  uvdooj:TOjr 
y.al  v.-TO  rovTov  Trävtag  y.ai  y.vßeoväodai  y.ai  :iävT(av  y.ouieiv  amo  v«j>  /<ot  toi'tu  üso; 
■doy.ei  eJrai  xni  tTzi  jtür  nr/T/Oai  y.ai  n-«)T«  Öiariüerac  xal  er  .-ravTi  ErfTvat  (Simpl.  in 
Arist.  Phys.  152,  22,  Vorsokr.  51  B  5).  Diogenes  ist  damit  Begründer  eines 
,.Hylozoisraus''  in  dem  eigentlichen  Sinne  des  Wortes,  in  dem  es,  wie  oben  S.  53  be- 
merkt wurde,  auf  die  älteren  ionischen  Physiologen  nicht  anwendbar  ist.  Wenn 
Diogenes  die  Luft  für  das  Feinste  erklärt  und  doch  durch  Verdichtung  und 
Verdünnung  das  Übrige  werden  läßt,  so  kann  dies  offenbar  nicht  heißen,  daß 
auch  die  Urluft  selbst  sich  verdünne,  sondern  nur,  daß  der  Bildungsprozeß  über- 
haupt auf  :Tvy.r(oöi:  und  uoakooig  beruhe,  SO  daß  jene  dieser  vorangegangen  sein 
muß,  gleichwie  bei  Heraklit  die  y.üxo}  666^  der  lirco  6()6g.  Für  die  Theorie  von 
•der  Einheit  des  Urstoffs  muß  nun  zugleich  Anaxagoras  das  Hauptargument  liefern. 
Er  hatte  geschlossen,  daß  alles  in  allem  sei,  weil  alles  aus  allem  werde.  Der 
Übergang  eines  Dinges  in  ein  anderes  erschien  ihm  nur  denkbar,  wenn  beide 
nicht  von  Grund  aus  wesens verschieden  sind,  sondern  die  Stoffteile  des  einen  sich 
auch  in  dem  andern  finden,  wobei  der  Unterschied  der  Dinge  sich  aus  der 
wechselnden  Quantität  der  verschiedenen  Stoffteile  erklärt.  Diogenes  erschließt 
aus  der  in  der  nämlichen  Weise  begründeten  Wesensgleichheit  der  Dinge  die 
Einheithchkeit  des  Urstoffes,  indem  er  bemerkt  (Vors.  51  B  2) :  et  yäg  zä  er  twös 
TO)  y6a/.iq)  iövza  vvr,  yij  y.ai  vÖcoo  y.ai  aijQ  y.ai  jivo  y.ai  rä  äV.Aa  00a  cpairezai  ir  XMÖe 
xoi  >c6aficp  eörza,  si  zovxcor  zi  t'jr  k'xsQor  zov  ezsgov,  szeqov  ov  zfj  Idia  qpvoei,  xal  juij 
rö  amo  ior  i^iezejzijtzs  TZoU.a^wg  xal  ezeqoiovxo,  ovSafifj  ovze  /nioyEoßai  äkXrj- 
}.oig  vjdvvazo  ovze  UKpekrjaig  xm  ezepcj  (yEvia&ai  dno  zov  izEgov}  ovze 
ß/.dßtj,  oi'd'  av  OVZE  cpvzor  ex  zi]?  yfjg  q'vvai  ovze  ^ojor  ovze  ä)./.o 
yereodat  ovöer,  ei  fti]  ovzoi  ovviozazo  &oze  zavro  sirai. 

Andere  Physiologen  bildeten  die  l^ehre  des  Anaximenes  dahin  um,  daß  der 
Urstoff  an  Dichtigkeit  zwischen  Luft  und  Wasser  oder  zwischen  Feuer  und  Luft 
stehe.  Auch  sie  ließen  aus  dem  Urstoff  die  anderen  Stoffe  durch  Verdünnung 
und  Verdichtung  entstehen.  S.  d.  Stellen  bei  Diels,  Vorsokr.  c.  50  imd 
vgl.  oben  S.  62. 

Ein  noch  vorhandenes  Dokument  aus  dem  Kreise  der  Milesier  Anaximan- 
■dros  und  Anaximenes  glaubte  W.  H.  Röscher  in  den  ersten  elf  Kapiteln  der 
pseudo-hippokratischen  Schrift  von  der  Siebenzahl  {.-renl  fßdojuddcor) 
nachweisen  zu  können.  Seine  scharfsinnigen  und  gelehrten  Ausführungen  haben 
eine  reiche  teils  zustimmende  teils  ablehnende  Literatur  hervorgerufen.  Im  wesent- 
lichen abschließend  ist  die  Untersuchung  von  Franz  BoU,  der  durch  Prüfung  der 
Geographie,  der  Windlehre  und  des  Weltbildes  der  Schrift  negl  ißdofiddcor  im 
Gegensatze  zu  Röscher  zu  dem  Ergebnisse  gelangte,  daß  sie  einem  um  450  vor 
Chr.  oder  später  lebenden  Verfasser  zugehört,  der  in  unklarer  und  unkonsequenter 
Weise  zusammenstellte,  was  ihm  zur  Durchführung  des  Prinzips  der  Siebenzahl 
•dienlich  schien,  und  dabei  auch  Lehren,  wie  die  von  der  Kugelgestalt  der  Erde, 
•die  den  Milesiern  noch  fremd  waren,  voraussetzte,  ohne  sie  als  neue  Entdeckung 
zu  kennzeichnen.    (S.  das  Literaturverzeichnis.) 

§  15.  Herakleitos  von  Ephesos,  wahrscheinlich  Jünger  als 
Pythagoras  und  Xenophanes,  welche  er  nennt  und  bekämpft,  aber 
als  Schriftsteller  früher  denn  Parmenides,  der  seinerseits  auf  ihn 
Bezug  nimmt  und  mit  Polemik  gegen  ihn  sein  metaphysisches 
Prinzip  durchführt,   gibt  der  in  den  ionischen  Lehren  hegenden 

Ueberweg,  Grundriß  I.  5 


ßg  §  15.     Heraklit  von  Ephesos  und  Kratylos  von  Athen. 

Anschauung-  einer  fortwährenden  Wandlung  des  Urstoffs  durch 
seine  Sätze  vom  Feuer  als  dem  Urwesen  und  vom  be- 
ständigen Flusse  aller  Dinge  den  schärfsten  Ausdruck.  AI» 
substantielles  Prinzip  setzt  Herakht  das  Feuer.  Gegen  Feuer 
wird  alles  umgesetzt  und  Feuer  gegen  alles  in  dem  Doppel- 
prozesse des  Weges  nach  unten,  der  vom  Feuer  (welches  mit 
der  reinsten  Luft  identisch  ist)  zum  Wasser  und  zur  Erde  herab- 
führt, und  des  Weges  nach  oben,  der  von  der  Erde  und  dem 
Wasser  zum  Feuer  hinaufführt.  Beide  Seiten  des  Doppelprozesses 
sind  miteinander  verflochten.  Doch  bewegt  sich  die  Entwicklung- 
überwiegend  bald  in  der  einen,  bald  in  der  andern  Richtung: 
Krieg  und  Streit  führen  aus  dem  Urfeuer  zum  Werden  der  Welt 
—  „Krieg  ist  aller  Dinge  Vater,  aller  Dinge  König"  — , 
Eintracht  und  Friede  zur  Rückkehr  der  Welt  ins  Urfeuer 
{ex:riQiooig).  So  baut  sich  die  Welt  und  geht  wieder  in  Feuer 
auf,  um  sich  dann  wieder  aufs  neue  zu  bauen. 

Das  Feuer  als  rastlos  bewegtes  Element  genügt  zugleich  am 
besten  einem  von  Herakht  betonten  metaphysischen  Ge- 
sichtspunkte: es  gibt  kein  beharrendes  Sein,  sondern  nur  ein 
stets  wechselndes  Werden.  Was  uns  als  Seiendes  erscheint,, 
sind  nur  augenblickliche  Kreuzungen  und  Schnittpunkte  ver- 
schiedener Werdeströmungen.  Alles  fließt.  In  denselben  Fluß 
steigen  wir  kein  zweites  Mal  hinab.  Kein  Ding  befindet  sich  in 
einem  bestimmten  Zustande,  jedes  trägt  zugleich  auch  den  ent- 
gegengesetzten Zustand  in  sich.  Alles  ist  identisch  und  nicht 
identisch.  Aller  Wechsel  aber  ist  beherrscht  von  einem  einheit- 
hehen  Weltgesetze  (/o/o5\  das  zugleich  auch  für  den  Menschen 
die  Norm  seines  Handels  abgeben  muß.  Der  Erkenntnis,  daß  die 
wenigsten  von  diesem  Weltgesetze  wissen  und  wissen  wollen, 
entspricht  die  fih'  Heraklit  charakteristische  Menschenver- 
a  c  h  t  u  n  g. 

Unter  den  Anhängern  Heraklits  ist  Kratylos,  Platons 
Lehrer  in  Athen,  der  bekannteste,  der  den  Satz  des  Heraklit  vom 
Flusse  der  Dinge  auf  die  Spitze  trieb  und  in  seine  äußersten 
Konsequenzen  verfolgte.  Er  bestritt  die  Zulässigkeit  irgend  eine» 
Urteüs,  da  man  über  das  absolut  Veränderliche  nichts  Wahres- 
aussagen  könne. 

Heraklit.  Antike  Angaben  über  Leben  und  Lehre.  Fragmente: 
Heracliti  Ephesii  reliquiae  reo.  I.  Bywater,  Oxonii  1877  (mit  kritischem  Apparat, 
Quellen-  und  Wortregister).  Herakleitos  von  Ephesos,  griech.  und  deutsch  von 
H.  Diels.  Berlin  1901  (mit  Anmerkungen  u.  Wortregister  [Auswahl]),  2.  Aufl. 
1909.  Diels,  Vorsokr.  c.  12.  Diels'  Übers,  ins  Italien,  übertr.  v.  Em.  Teza,  Parole 
di  Eraclito,  Padova  1903.  —  Die  unechten  Briefe:  Heracliti  epistolae  quae  feruntur 
ed.  Ant.  Westerraann.    Lipsiae  1857.      Dieselben    auch    bei  Bywater    und    in    der 


§  15.    Heraklit  von  Ephesos  und  Kratylos  von  Athen.  ßj 

Sammlung  Epistolographi  Graeci  reo.  Rud.  Hercher.  Chronologie:  Jacoby, 
ApoUodors  Chronik,  8.  227  ff.  Porträt:  Kupfermünzen  mit  d.  Bilde  d.  H.:  s. 
die  Titelvignetten  von  Diels'  Herakleitos  ^  und  '^  (verschiedene),  Vorsokr.  II.  Er- 
klärung u.  Verzeichnis  weiterer  Münzen  Diels  Herakl.*  S.  Xi  f.,  *  S.  83.  Vors. 
I»  S.  72,  113  s_  VI.  G.  Lippold.  Das  Bildnis  d.  Herakht  {Marmorstatue  von 
Gortvn,  die  mit  den  ephesischen  Münzen  Ähnlichkeit  zeigt),  Athen.  Mitteil.  36, 
153  ff. 

Kratylos.    Dosographie:  Diels,  Vorsokr.  c.  52. 

Andere  Herakliteer:  Diels,  Vorsokr.  c.  53. 

Die  Zeit  der  Blüte  Heraklits  fiel  nach  Diog.  L.  9,  1  ^Vors,  12  A  1),  der 
dem  Apollodoros  folgt,  in  Ol.  69  (504—501  v.  Chr.),  nach  einer  andern,  weniger 
glaubhaften  Nachricht  des  Euseb.  (Chron.)  und  des  sog.  Chronicon  Romanum  in 
Ol.  SO,  1  (460/59)  oder  81,  1  (456/5).  Beide  Ansätze  beruhen  nach  dem  üblichen 
Verfahren  auf  Synchronismen.  Für  Apollodor  waren  wohl  die  angeblichen  per- 
sönlichen Beziehungen  des  Philosophen  zum  König  Dareios  Hystaspis  ein  Grund, 
seine  ax^n)  etwa  in  die  Mitte  von  dessen  Eegierungszeit  zu  verlegen.  Dazu  paßte 
gut,  daß  Heraklit  auf  diese  Weise  40  Jahre  jünger  wurde  als  Xenophanes,  für 
dessen  Schüler  er  galt,  und  gleichaltrig  mit  einem  andern  Schüler  des  Xeno- 
phanes, seinem  eigenen  Gegner,  Parmenides  (so  Jacoby  S.  228  f.).  Die  Er- 
klärung des  zweiten,  späteren  Ansatzes  ist  strittig.  Apollodors  Angabe  mag 
ungefähr  das  Richtige  treffen,  der  andere  Ansatz  ist  sicher  falsch. 

Heraklit  stammte  aus  einem  vornehmen  ephesischen  Geschlechte.  Die 
Stammesrechte  eines  ßaodsvg  (Opferkönigs),  welche  sich  im  Geschlechte  des 
Kodriden  Androklos,  des  Stifters  von  Ephesos,  forterbten,  soll  er  seinem  jüngeren 
Bruder  abgetreten  haben.  Sein  Aristokratismus  steigerte  sich  bei  der  Verbannung 
seines  Freundes  Hermodoros  bis  ziun  bittersten  Hasse  gegen  den  Demos.  Auch 
über  Denker  und  Dichter  von  abweichender  Richtung  äußerte  er  sich  schroff, 
sofern  er  bei  ihnen  mehr  ein  Vielwissen  als  vernünftige  Einsicht  und  Verständnis 
der  das  All  leitenden  Vernunft  fand.  Er  sagt  (bei  Diog.  L.  9,  1,  Vors.  12  B  40): 
jioXi'fHidi?]  röov  P'yeiv  ov  Siddoxsi'  'Hoiodov  yäg  äv  iöt'öu^s  xai  IIvüay6gt]y,  avzig 
TS  Esvocfävsa  xal  'ExazaTov.  Auch  den  Homer  traf  sein  Tadel  (Vors.  12  B  42) : 
röv  re  "OfirjQOV  k'cfaoxev  ä^iov  ex  löjv  aywvwv  ixßä/./.eodai  xal  ^asriCeo&ai  xal  '^g/i- 
Xo^ov  ö/noicog. 

Seine  in  Prosa  etwa  im  ersten  Jahrzehnt  des  fünften  Jahrhunderts  verfaßte 
Schrift  führte  im  Altertum  den  nicht  vom  Verfasser  herrührenden  Titel  JIiqI 
(pvaecog.  Ebenso  wie  die  Authentizität  des  Titels  ist  ausgeschlossen,  daß  die  Ein- 
teilung der  Schrift  in  drei  Abschnitte,  welche  die  Sondertitel  .legl  rov  .-raviög, 
jTohrixog,  deokoyixog  geführt  haben  sollen  (Diog.  L.  9,  5,  Vorsokr.  12  A  1,  5),  von 
ihm  selbst  getroffen  wurde.  Die  .\  nordnung  der  Gedanken  innerhalb  dieser  Schrift 
war  möglicherweise,  wie  Diels  annimmt,  aphoristisch.  Jedenfalls  entziehen  sich 
unsere  verhältnismäßig  wenigen  Fragmente  jeder  auch  nur  einigermaßen  sicheren 
Aufreihung  an  einem  einheitlichen  Gedankenfaden,  und  Diels  hatte  Recht,  im 
Gegensatze  zu  allen  in  dieser  Richtung  unternommenen  Versuchen  die  Fragmente 
nach  den  sie  überliefernden  Queilenschriftstellern  zu  gruppieren.  —  Damit  ist  nicht 
gesagt,  daß  die  Gedanken  Heraklits  selbst  nicht  in  gutem  Zusammenhang  ge- 
standen hätten  und  sich  nicht  leicht  in  eine  Art  System  bringen  ließen.  Die 
Schrift,  von  der  wir  130  Fragmente  (dazu  noch  einiges  Zweifelhafte ;  auch  falsche 
und  gefälschte  Fragmente  gehen  unter  Heraklits  Namen)  noch  besitzen,  war  im 
Altertum  hochgeschätzt.  Viel  beklagt  aber  wurde  ihre  Dunkelheit,  die  ihrem 
Verfasser  den  Beinamen  6  oxoreivög  eintrug.  Dieser  Beiname  läßt  sich  aus 
Livius  39,  3  (215  vor  Chr.)  schon  für  das  Ende  des  dritten  Jahrhunderts  vor  Chr. 
erschließen  (Zeller,  Phil.  d.  Gr.  I  2^  S.  628/9  Anm.);    die  ältesten  ausdrücklichen 


{^  §  15.     Heraklit  von  Ephesos  und  Kratylos  von  Athen, 

Belege  finden  sich  bei  Cicero  de  fin.  2,  5,  15,  Strabo  14  p.  642  und  Ps.-Aristot. 
de  mundo  5,  396  b  20.  Doch  deutet  bereits  das  dritte  Buch  der  aristotelischen 
Khetorik  (Arist.  Rhet.  3,  5,  1407  b  11 ;  Vors.  12  A  4)  an,  daß  die  syntaktische 
Beziehung  der  Worte  sich  nicht  immer  leicht  ergebe,  und  von  dem  Sillographen 
Timon  (um  250  v.Chr.)  wird  H.  alvixz'/]?  genannt  (Timon  fragm.  43  D.;  Vors.  12  A 
1,  6).  Diese  Dunkelheit  ist  möglicherweise  nicht  unbeabsichtigt.  Von  einer  Ab- 
sicht spricht  ausdrücklich  Cicero  a.  a.  O.,  wo  es  heißt,  es  sei  in  zwei  Fällen  ent- 
schuldbar unverständlich  zu  reden:  si  aut  de  industria  facias,  ut  Heraclitus, 
cognomento  qui  oy.oTEirög  perhibetur,  quia  de  natura  nimis  obscure  memoravit, 
aut  cum  rerum  obscuritas  non  verborum  facit  ut  non  intellegatur  oratio,  qualis  est 
in  Timaeo  Piatonis.  Die  verderbte  Stelle  Clem.  Alex.  Strom.  5, 13,  88,  II  384  St.  ist 
möglicherweis6  mit  Diels  zu  Herakl.  fr.  86  so  herzustellen,  daß  Heraklit  selbst  es 
für  ein  gutes  Werk  erklärte,  den  Logos  möglichst  zu  verhüllen,  da  er,  wenn  er 
keinen  Glauben  finde,  der  Kenntnis  des  Pöbels  sich  entziehe.  Vgl.  auch  fragm. 
92  u.  93.  Doch  lag  es  auch  in  der  damaligen  angeregten  und  religiös  aufgeregten 
Zeit,  worauf  Diels  (Herakl.'^  Einleit.  VII)  mit  Recht  aufmerksam  macht,  einen 
hieratischen,  gewissermaßen  gotterfüllten  Stil  anzuwenden,  wie  es  auch  bei  Pindar 
und  Aischylos  geschieht.  Sokrates  soll  gesagt  haben,  es  bedürfe  zum  Verständnis 
Heraklits  eines  delischen  (tüchtigen)  Tauchers.  Doch  lag  die  Dunkelheit,  anders 
als  bei  Parmenides,  nur  in  der  Form,  nicht  im  Inhalt,  über  den  bei  Heraklit 
selbst  keine  Unklarheit  herrschte,  und  dessen  Verständnis  der  denkende  Leser 
erreichen  konnte.  Unecht  sind  die  Briefe,  die  uns  unter  Heraklits  Namen  über- 
liefert sind,  wenn  auch  ihr  Inhalt  zum  Teil  auf  gute  Quellen  zurückgehen  mag. 
Aristoteles  stellt  in  seiner  historischen  Übersicht  über  den  Entwickhmgsgang 
der  älteren  griechischen  Philosophie  (Metaph.  1,  3  ff.,  984  a  2  ff.)  Heraklit 
einfach  mit  den  früheren  loniern  zusammen,  ohne  einen  Unterschied  der  An- 
schauungsweise und  einen  Fortschritt  bei  Heraklit  hervorzuheben,  indem  er  nach 
den  Angaben  über  das  Prinzip  des  Thaies  und  das  des  Anaximenes  und  Diogenes 
fortfährt:  "IjiJiaooc  de  jivq  6  Msrajroi'iTvog  xai  'Hgafikstzog  6  'EqTsaiog  (Vors.  8,  7). 
In  der  Tat  ist  Heraklit  von  Hause  aus  Hylozoist.  Auch  er  stellt  einen  Grund- 
stoff auf,  aus  dem  er  alles  werden,  und  in  den  er  alles  zurückkehren  läßt.  Darin 
liegt  die  Berechtigung,  ihn  hier  den  Milesiern  anzuschließen,  so  sehr  sich  auch 
sein  Gesichtskreis  über  den  der  früheren  ionischen  Kosraologen  hinaus  erweitert 
und  den  Ausblick  in  metaphysisch-ontologische  Probleme  eröffnet.  Wie  Thaies 
das  Wasser,  Anaximenes  die  Luft,  so  erklärt  Heraklit  das  Feuer  für  den  Urstoff. 
Feuer  setzt  sich  um  in  alles,  und  alles  in  Feuer  (Diels  Vors,  12  ß  90):  jivQÖg  zs 
m'zuj-ioißrj  zä  Jiävra  xal  jivq  anävzoiv  okojojieq  xqvoov  ygrjfJLaza  xal  yQrjßäzoiv  XQ^oog 
(„Austausch  für  Feuer  sind  alle  Dinge  und  Feuer  für  alle  Dinge,  wie  Waren  für 
Gold  und  Gold  für  Waren").  Kna/jor  zövds,  z6v  avzöv  äjidvTOiv,  ovze  zig  ßsön' 
ovze  ävdoo)jio)r  ijioiijogv,  aXl'  ijv  dsl  xal  eaziv  xal  sozai  jivq  dsi^coor  a7rzö/isro%' 
fiizga  xal  d.-ioaßevrvftErov  /netga  (Vors.  12  B  30:  „Diese  Weltordnung,  die 
dieselbe  ist  in  allen  Dingen,  hat  weder  der  Götter  noch  der  Menschen 
einer  geschaffen,  sondern  sie  war  immer  und  ist  und  wird  sein  ein  ewig 
lebendes  Feuer  >.nach  Maßen  erglimmend  und  nach  Maßen  erlöschend«"; 
Schluß  der  Übersetzung  nach  Diels).  Das  Feuer  verwandelt  sich  zunächst 
in  Meer,  vom  Meere  wird  die  Hälfte  Erde,  die  Hälfte  Gluthauch,  d.  h. 
diese  Hälfte  wird  durch  Verdunstung  zu  Feuer  (Vors.  12  B31 :  nvQog  tQojrai  .-tqmzoi' 
düluaaa,  daMaotjg  de  z6  /lev  y/iiai'  yij,  z6  Se  {j/iiov  7tqi]özijq).  Das  ist  nicht  so  zu 
verstehen,  als  ob  neben  dem  weiteren  Kreislaufe  (Feuer  Meer  Erde  Meer  Feuer) 
noch  ein  engerer  (Feuer  Meer  Feuer)  bestände,  sondern  so,  daß  im  Meere  als  der 
mittleren  Etappe   die   beiden  Richtungen  der  Wandlung  (»y  em  ro  xdro)  ödög  und 


§  15.     Heraklit  von  Ephesos  und  Kratylos  von  Athen.  f)9 

{]  e.Ti  10  uyto  odög  Vors.  12  A  1,  9;  B  60)  sich  begegnen:  in  einem  gegebenen 
Momente  ist  die  Hälfte  des  Meeres  ein  Stadium  in  der  Entwickhing  vom  Feuer 
zur  Erde,  die  andere  Hälfte  ein  Stadium  in  der  Entwicklung  der  Erde  zu  Feuer. 
Auch  ist  mit  dem  Satze  nicht  gesagt,  daß  das  ^leer  durch  seine  Verwandlung 
teils  in  Erde  teils  in  Feuer  verschwinden  werde;  vielmehr  wird  diese  Zwischen- 
stufe durch  immer  neues  Zufließen  von  Feuer,  das  Erde,  und  von  Erde,  die  Feuer 
werden  soll,  in  seinem  Bestände  erhalten.  Auf  alle  Zeit  halten  sich  freilich  die 
beiden  Prozesse  nicht  die  Wage.  In  Perioden  löst  sich  die  Welt  wieder  in  das 
Urfeuer  auf,  es  findet  nach  späterer  Terminologie  eine  iy.m'gojoig,  eine  Verfeuerung 
der  Welt  oder  Weltverbrennung  statt  (Vors.  12  A  1,  8;  12  A  5;  B  31.  65).  Daß 
diese  Lehre  schon  Heraklit  angehörte  und  von  ihm  zu  den  Stoikern  gelangte, 
haben  nach  Schleiermachers  Vorgang  manche  neueren  Gelehrten  mit  Unrecht  be- 
zweifelt. Aristoteles  decaelo  1,  10,  279  b  12  ff.,  Phys.  .3,  5,  205a  3  (Vors.  12  A  10), 
Metaph.  10,  10,  1067  a  4  ('Hoäy./.eir6g  rftjoiv  ü:iavza  yiyvEodai  tiote  :ivq)  kennt  sie. als 
herakliteisch,  und  auch  Heraklit  selbst  deutet  sie  an  in  dem  (später  bekannt  ge- 
wordenen) Bruchstück  Hippol.  9,  10  (Vors.  12  B  66):  nävxa  yäg  x6  jivq  ijiE/.dov 
xoirn  y.ai  >tuTa/.7jrf)siai  („denn  das  Feuer  wird  kommen  und  alles  richten  und  er- 
greifen"), wo  der  Zusammenhang  bei  Hippolytos  die  Beziehung  auf  die  iy.m'ocooig 
ausdrücklich  bestätigt.  Die  Weltbildung  nennt  Heraklit  Mangel  {■/otjouoovvt]),  den 
Weltbrand  Sättigung  {xöoog):  Vors.  12  B  65.  Eintracht  und  Friede  {6iiio?.oyia  xai 
Eiot'ivt])  führen  zur  kxnvQOiaig,  Kiieg  und  Streit  (rro'/£/.<o?  y.al  egig)  zum  Werden 
der  Welt  (Vors.  12  A  1,  8),  So  ist  der  Krieg  Vater  und  König  aller  Dinge 
(.To/.feto?  Tidvrcov  /iiev  :Tazr)Q  iati,  Jidvzcov  ös  ßaoiXevg,  Vors.  12  B  53).  Nichts 
törichter  als  der  Wunsch,  den  Homer  (II.  18,  107)  seinem  Achill eus  in  den  Mund 
legt,  daß  der  Streit  aus  der  Welt  der  Götter  und  Menschen  verschwinde.  Denn 
dieses  Verschwinden  würde  nichts  anderes  bedeuten  als  das  Aufhören  alles  Ein- 
zelnen (Vors.  12  A  22). 

Die  Dreiheit  der  Elemente:  Feuer  (mit  Einschluß  der  Luft),  Wasser, 
Erde  (Vors.  12  A  1,  9),  entspricht  den  drei  heute  sogenannten  Aggregatzuständen; 
erst  Empedokles  ist  durch  strengere  Scheidung  zwischen  Feuer  und  Luft  zu  der 
Vierzahl  der  sogenannten  Elemente  gelangt. 

Auch  der  Hergang  bei  der  Verwandlung  des  Feuers  in  Wasser 
und  Erde  imd  der  Rückverwandlung  dieser  Stoffe  in  Feuer  ist  uns  aus  der 
ionischen  Schule  bekannt.  Der  Prozeß  vollzieht  sich  durch  Verdichtung  und 
Verdünnung  (Simpl.  phys.  23,  33  nach  Theophrast:  ex  jivgög  :jotovoi  [Hippasos 
und  Herakleitos]  rä  clvza  jivy.vcooet  y.al  fiavcooei  y.ai  dta/.vovoi  .-lä/.iv  elg  tivo, 
Vors.  12  A  5;  vgl.  auch  Diog.  Laert.  [ebenfalls  nach  Theophrast]  ebenda  12  A  1, 
8f. ;  in  Aetios'  [1,  3,  11]  freilich  stoisch  beeinflußtem  Berichte  [ebenda  12  A  5] 
erinnert  das  ävaxoL^^<o(isvriv  zrjv  yfjv  vjio  zov  nvQog  rpvati  vöcoq  d}zozs?.sTadai  an 
das  xa/.ugöv  des  Anaximenes  [s.  oben  S.  63]). 

Auch  das  Weltbild  Heraklits  schließt  sich  an  das  des  Anaximenes  an, 
trotz  aller  Verschiedenheit  im  einzelnen.  Von  Erde  und  Meer,  so  lehrte  er  nach 
Theophrast  (bei  Diog.  Laert.,  9,  9  ff.,  Vors.  12  A  1,  9  ff.),  steigen  zweierlei  Aus- 
dünstungen auf,  die  einen  hell  und  rein,  die  anderen  dunkel.  Die  ersteren  mehren 
das  Feuer,  die  zweiten  die  Feuchtigkeit.  Die  hellen  Ausdünstungen  sammeln  sich 
in  nachenartigen  Gebilden,  die  uns  ihre  hohle  Seite  zuwenden,  und  erzeugen  dort 
Flammen.  Das  sind  die  Gestirne.  Am  heilsten  und  wärmsten  ist  die  Flamme 
der  Sonne;  denn  die  übrigen  Gestirne  sind  weiter  von  der  Erde  entfernt  und 
leuchten  und  wärmen  deshalb  weniger  (vgl.  hierzu  Anaximenes  oben  S.  64).  Der 
Mond  freilich  ist  der  Erde  näher,  bewegt  sich  aber  in  weniger  reinem  und  durch- 
sichtigem    Eaume    als     die    Sonne.      Sonnen-     und    Mondfinsternisse    erklärte 


JQ  §  IT.     Heraklit  von  Ephesos  und  Kratylos  von  Athen. 

Heraklit  aus  einer  Umdrehung  des  Sonnen-  und  Mondnachens,  infolge  deren  sie 
ihre  hohle  (Feuer-)  Seite  nach  oben  kehren.  Eine  allmähliche  Drehung  sollte 
die  Mondphasen  bewirken.  Den  Wechsel  von  Tag  und  Nacht,  Monaten,  Jahres- 
zeiten, Jahren  und  meteorologischen  Erscheinungen  leitete  er  ebenfalls  aus  der 
Verschiedenheit  der  Erd-  und  Meeresausdünstungen  ab:  die  in  der  Sonne  ent- 
zündete helle  Ausdünstung  bewirkt  Tag,  obsiegt  die  entgegengesetzte,  so  entsteht 
Nacht;  die  erstere  bringt  durch  Mehrung  der  Wärme  den  Sommer,  die  letztere 
durch  Mehrung  der  Feuchtigkeit  den  Winter  hervor. 

Diese  an  die  milesische  Spekulation  anknüpfende  Kosmologie  steht  nun  aber 
bei  Heraklit  in  Wechselbeziehung  zu  metaphysischen  Gedanken,  die  sie  beein- 
flussen und  in  ihr  wieder  ihre  Stütze  finden.  Das  zeigt  sich  schon  in  der 
Wahl  des  Feuers  als  Urstoffs.  Mehr  als  Wasser  und  Luft  verrät  das  Feuer 
schon  dem  oberflächlichen  Beobachter  seine  Beweglichkeit  und  Wandelbarkeit. 
Züngelnd,  fort  und  fort  Körper  ergreifend,  in  sich  selbst  umsetzend  und  dann 
als  Asche  zurücklassend  zeigt  es  keinen  Augenblick  Stillstand  und  ruhiges  Be- 
harren. Diese  Beweglichkeit  mochte  —  vielleicht  neben  anderem,  der  erzeugenden 
Kraft  der  Sonne,  der  Bedeutung  der  Wärme  für  die  Organismen  und  des  Feuers 
für  das  menschliche  Kulturleben  —  das  Feuer  für  die  Rolle  des  Urstoffs  als  be- 
sonders geeignet  erscheinen  lassen.  Für  Heraklit  aber  verbindet  sich  damit  sofort 
ein  metaphysischer  Gedanke.  In  der  Unrast  des  Feuers  stellt  sich  die  Tat- 
sache dar,  daß  es  keine  Ruhe  und  kein  Bestehen,  sondern  nur  eine  ewige  Be- 
wegung —  kein  Sein,  sondern  nur  ein  Werden  —  gibt.  Alles  ist  in  fort- 
währendem Flusse.  Wir  können  nicht  zweimal  in  denselben  Strom  steigen,  denn 
zwischen  dem  ersten  und  zweiten  Male  ist  der  Strom  ein  anderer  geworden  und 
ebenso  wir  selbst  (Plat.  Cratyl.  p.  402  a,  Vors.  12  A  6:  Uysi  ttov  'HoäyJ.siro;  ort 
nävta  ycOQei  xai  ovöh'  f^isrsi  xal  Tioraiiov  gofj  antixu^tor  tu  ovxa  }.£yei  wg  Ölg  i;  tov 
avTor  Troiaixov  ovx  av  ifißahjg.  Vgl.  Vors.  12  A  1,  8;  B  12.  49  a.  91).  In  diesem  all- 
gemeinen Fließen  schwinden  auch  die  festen  Grenzen  zwischen  Gegensätzlichem. 
Alles  liegt  auf  der  Linie  kontinuierlichen  Fortganges  von  einem  Zustande,  den 
wir  als  a,  zu  einem  andern,  den  wir  nicht  mehr  als  a,  sondern  als  b  zu  bezeichnen 
gewohnt  sind.  Einen  Scheidepunkt,  bei  dem  a  aufhört  und  b  beginnt,  gibt  es 
nicht,  und  so  hat  aUes  noch  a  und  schon  b  in  sich,  es  ist  a  und  b  zu  gleicher 
Zeit.  Tag  und  Nacht,  Lebendes  und  Totes,  Wachendes  und  Schlafendes,  Junges 
und  Altes  sind  ein  und  dasselbe  (Vors,  12  B  57.  88).  Dieser  Theorie  kam  die 
ionische  Lehre  vom  Urstoffe  entgegen,  dem  gegenüber  alles  Einzelne  nur  ver- 
schiedene Erscheinungsformen  einer  und  der  nämlichen  Substanz  darstellt  (vgl. 
auch  Vors.  12  B  67).  Bewußt  oder  unbewußt  mag  auch  der  später  von  Anaxagoras 
und  Diogenes  von  Apollonia  (s.o.S.65)  zur  Bedeutung  erhobene  Gedanke  hereingespielt 
haben,  daß  die  qualitative  Identität  (der  Bestandteile)  von  a  und  b  die  Voraus- 
setzung für  den  Übergang  des  einen  in  das  andere  bildet  (vgl.  Vors.  12  B  88: 
ravTÖ  X  EVI  fwv  y.al  z£&vj]xog  y.al  lo  iyQ}]yoQd;  xai  x6  xadevöor  y.ai  rsor  yal  y>]oai6v' 
räde  yäg  uexanEoövxa  iyeTrü  iaxi  xaysTvu  Ttä/.ir  fiexaneaövra  ruvxa). 

Der  das  Paradoxe  begünstigende  ürakelton  des  Philosophen  bestimmt  ihn 
nun  aber,  die  Identität  des  Gegensätzlichen  auch  für  Fälle  zu  behaupten,  die 
logisch  anderer  Art  sind  als  die  erwähnten,  für  Fälle  nämlich,  in  denen  ein 
Gegensatz  nur  dadurch  hervortritt,  daß  man  denselben  Gegenstand  an  Verschiedenem 
mißt  oder  einem  Worte  verschiedenen  Sinn  unterlegt.  So  sagt  er  (Vors.  12  B  6i): 
das  Meer  ist  das  reinste  und  das  abscheulichste  Wasser.  Die  Erklärung  enthält 
sein  eigener  Zusatz:  für  Fische  ist  es  trinkbar  und  erhaltend,  für  Menschen  un- 
trinkbar und  verderblich.  Vors.  12  B  49  a  heißt  es:  in  dieselben  Fluten  steigen 
wir  und  steigen  wir  nicht;  wir  sind  es  und  sind  es  nicht  (nach  Diels'  Übersetzung, 


§  15.     Heraklit  von  Ephesos  und  Kratylos  von  Athen.  71 

<ler  die  m.  E.  richtige  Auffassung  der  Stelle  zugrunde  liegt) —  je  nach  dem  Sinne^ 
•den  mau  mit  den  Worten  , .dieselben'-  und  ,.wir"  verbindet. 

Alles  geschieht  y.at'  gvavtiöxijTa,  nach  der  :ia}.ivioo:Tia,  der  iravzia  Qot)  (Plat. 
Orat.  413  e),  der  Ivamorooni)  (Diog.  L.  9,  7)  oder  ivamodooiua  (Aet.  1,  7,  22, 
Vors.  12  A  8  [iyaiTtodoofuag  stellt  Diels  Vors.  12  A  7  auch  bei  Diog.  Laert.  9,  7  her] ) : 
vgl  Arist.  Eth.  Nicom.  8,  2  (Herakl.  fragm.  8):  'Hquh'/.eiio;  x6  uvzi^ow  av/urpsijov 
■xai  ex  zöjv  8ia(fEQ6vzcov  xa?Maz7]v  aQuoviav  y.ai  nävxa  yaz'  k'Qiv  yivsodat.  In  jeg- 
lichem ist  Entgegengesetztes  vereint,  wie  Leben  und  Tod,  Wachen  und  Schlaf, 
Jugend  und  Alter,  und  jedes  Glied  des  Gegensatzes  schlägt  in  das  andere  um. 
Unerwartetes  steht  nach  dem  Tode  den  Menschen  bevor,  Sext.  Emp.  Pyrr.  hy]io- 
typ.  3,  230:  6  de  'Hgäx/.eizo.;  q)joir  ozi  y.ul  zö  i^rjv  y.al  z6  UTiodaveh'  y.al  ev  zcZ  ^fji' 
■jj^ds  iazi  y.ai  iv  zw  zedrdvai,  oze  juer  yäg  rifiEi?  Cojfier,  zäg  y^'V/ag  ^fitöv  zsitvävai 
.y.al  Iv  rjulv  zedärpdac  oze  bk  ^/tel;  djio'dri'/ayofisv,  zäg  xpvyihg  avaßiovv  y.al  Cfjv- 

Von  der  Menge  der  Menschen  heißt  es  (fragm.  51) :  ov  ^vnäaiv  oy.mg  diarpsoöfisfov 
■toivzM  ouo/.oyiei'  :ja/.irzoo.i:og  uoiiori?]  oy.oia:n:eo  zö^ov  ;<at  Ai'O?;?  (,, sie  verstehen  nicht, 
wie  es  [das  Eine]  auseinander  strebend  ineinander  geht:  gegenstrebige  Vereinigung 
wie  beim  Bogen  und  der  Leier"  Diels). 

Wie  in  der  Lehre  vom  ewigen  Fluß  der  Dinge  und  der  Vereinigung  des 
■Gegensätzlichen,  so  greift  Heraküt  auch  in  der  Lehre  vom  Logos  ins  Gebiet  des 
Metaphysischen.  Allen  Fluß  und  Wechsel  der  Dinge  beherrscht  ein  einheitliches, 
■ewiges  Weltgesetz  {löyog),  dessen  Erkenntnis  alle  Weisheit  umschließt  (fragm. 
41 :  eJvat  vüq  ev  z6  oocpöv,  sniazaodai  yv(ö[j,t}v,  ozet]  Ey.vßEovt]aE  Jiävza  biä  jravrwv), 
das  aber  freiüch  der  Menge  unbekannt  ist  (fragm.  1 :  zov  de  Xöyov  zovd'  iövzog 
del  d^vfezoi  ycvovzai  avdooiTioi  y.al  noöodev  tj  dyovoai  xal  dxovaavzEg  z6  noönov. 
yirofiEvwv  yuo  Tzdvzwr  y.azd  zov  z.öyov  zövde  djiEiooiocv  iolxaac  y.z)..  „von  diesem 
Weltgesetze  aber,  obwohl  es  e^ig  ist,  gewinnen  die  Menschen  kein  Verständnis 
weder  ehe  sie  davon  gehört,  noch  sobald  sie  davon  gehört  haben.  Denn  obwohl 
alles  nach  diesem  Weltgesetze  geschieht,  gleichen  sie  doch  solchen,  die  nichts 
■davon  erfahren  haben").  Dieses  Weltgesetz  ist  für  alle  verbindüch  (fr.  114:  '^vv  v6q> 
}.Eyovzag  lo/ygi^Eodai  -/QV  ^V  ^vvco  jzdvzcov  oy.oJOJiEO  vöfxoi  nöhg,  y.al  jzo?.v  loyvoozeoog. 
Trotz  seiner  allgemeinen  Verbindlichkeit  leben  aber  die  meisten  dahin,  als  ob  sie 
•eine  eigene  Einsicht  hätten  (fragm.  2).  Auch  wenn  sie  von  dem  '/.oyog  vernommen, 
.so  gleichen  sie  doch  tauben  Menschen :  wie  es  im  Sprichwort  heißt,  anwesend  sind 
:sie  abwesend  (fragm.  34j.  Ein  gleicher  Ton  klingt  auch  aus  anderen  Urteilen 
Heraklits  über  die  Menge.  Die  meisten  hegen  gesättigt  da  wie  Vieh  (fragm.  29j. 
Insbesondere  gilt  seine  Verachtung  den  religiösen  Vorstellungen  und  Gepflogen- 
heiten der  Menschen:  sie  beten  zu  den  Götterbildern,  wie  werm  einer  sich  mit 
Häusern  unterhalten  wollte  (fragm.  5).  Angesichts  der  Torheit  der  Menge  zählt 
Einer  für  zehntausend,  wenn  er  von  hervorragender  Tüchtigkeit  ist  (fragm.  4üj. 
Bloßes  Vielwissen  fördert  nicht.  Fragm.  107:  y.ay.ol  fidozvoEg  dvi)ooj:zoion'  6(p&a/.iiol 
^cal  toza  ßaoßüoovg  yn'/dg  iyörrojv,  d.  h.  wenn  sie  Seelen  haben,  welche  die 
Sprache  von  Augen  und  Ohren  nicht_verstehen.  Bei  Diog.  L.  9,  1  (fragm.  40): 
7T0/.viiadnj  vöov  {eyEir)  ov  öiddoy.ei  (bei  Prokl.  in  Tim.  I,  p.  102,  24  Diehl  .-TO/.vaai}EÜ] 
vöor  ov  ffVEi).  Sextus  sagt  (adv.  math.  7,  131,  Vors.  12  A  16,  131),  nach  Heraklit 
sei  diese  gemeinsame  und  göttliche  Vernunft,  an  der  Teil  habend  wir  i.oyixoi 
würden,  das  Zeichen  der  Wahrheit,  und  fährt  fort:  o^ev  x6  h'ev  xoivfj  näai  qpaivö- 
fiEvov,  zovz'  slvai  niazöv  (zu  y.oivco  yäo  y.al  ßeioi  }.6yo)  ?.a/ißdvFzai),  zö  Öi  zivi  iiovco 
7iQoojiT:izov  ä:ziozov  v:iäoyeiv  biä  zrjv  ivavzt'av  aizlav  dem,  was  die  einzelnen  durch 
die  Sinne  aufnehmen,  ist  nicht  zu  trauen. 

Das  allgemeine  Weltgesetz  ist  es  auch,  das  die  himmlischen  Körper  in  ihren 
Bahnen  erhält.    Die  Sonne,   sagt  Heraklit,    wird   ihre  Maße   nicht  überschreiten. 


yo  §  15-     Heraklit  von  Ephesos  und  Kratylos  von  Athen. 

Sollte  sie  es  dennoch  tun,  so  werden  die  Erinnyen,  die  Helferinnen  der  Dike,  sie- 
ausfindig machen  (fragni.  94).  Für  den  Menschen  gibt  es  die  Norm  auch  seines- 
praktischen Verhaltens.  Fragm.  112:  rö  (fgorsTy  (so  Diels  für  ooHf: ooreTv) 
doFTt)  ueyloTi]  y.ai  aotfitj  d/.tj^sa  /Jyetv  y.al  :zoieTv  y.arä  qpvaiv  (d.  h.  nach  dem  ge- 
meinsamen Gesetz,  dem  /.öyog)  Liatovra?.  Ein  Absenker  des  Weltgesetzes  ist  das 
staatliche  Gesetz  (fragm.  114:  Toiq-ovrai  yäo  .Tavre?  ol  dvdoojjteioi  röfioi  v:i6  h6<; 
rov  Oei'ov),  für  das  ein  Volk  kämpfen  muß  wie  für  seine  Mauer  (fragm.  44).. 
Die  vßgi?,  die  eigenmächtige  Auflehnung  gegen  das  Gesetz,  muß  man  in  höherem 
Maße  löschen    als    eine  Feuersbrunst  (fr.  43). 

Das  höchste  Ziel  des  Lebens,  das  jedenfalls  nur  dem  zu  erreichen  gelingt,^ 
der  sich  dem  allgemeinen  Gesetze  fügt,  ist  eine  gewisse  Gemütsstimraung,  die- 
evagioTtjoig,  „das  Wohlgefallen"  (die  Zufriedenheit  mit  dem  Weltgeschehen)  (Clem. 
Strom.  2,  130,  II  184,  6  St.  [Vors.  12  A  21],  falsch  gedeutet  von  Theodor.  Graec. 
äff.  cur.  11,  7,  S.  273  f.  Raeder). 

Nach  dem  Satze  des  Heraklit:  .Tdvza  gel  nennt  Piaton  (Theaet.  181a;  cf. 
Cratyl.  p.  402a:  ort  rrci»Ta  yooeT  y.ai  ovöev  usrei)  die  Herakliteer  scherzweise 
Tov;  grovTuc,  indem  er  zugleich  auf  ihr  unstetes  Wesen,  das  jede  ernste  philo- 
sophische Diskussion  mit  ihnen  unmöglich  mache,  tadelnd  hindeutet.  Kratylos, 
ein  Lehrer  des  Piaton,  überbot  den  Satz  des  Heraklit,  daß  man  nicht  zweimal  in> 
denselben  Fluß  hinabsteigen  könne,  durch  seine  Behauptung,  auch  nicht  ein- 
mal könne  dies  geschehen  (Arist.  Metaph.  3,  5,  1010a  7,  Vors.  52  A  4),  ein 
Extrem,  als  dessen  äußerste  Konsequenz  Aristoteles  bezeichnet,  Kratylos  habe 
nichts  mehr  sagen  zu  dürfen  geglaubt,  sondern  nur  den  Finger  bewegt. 

Die  Veränderlichkeit,  die  nach  Heraklit  der  Gesamtheit  alles  Wirklichen, 
eignet,  beschränkt  Parmenides  auf  die  Sphäre  des  Sinnenscheins.  Piaton  auf  die- 
der  ytvtaig.  untenvorfene  Erscheinungswelt.  Aber  eben  darum,  weil  Heraklit  kein 
zweites  Gebiet  annimmt,  fällt  sein  y.oauo?  mit  der  bloßen  Sinnenwelt  späterer 
Denker  nicht  zusammen,  denn  Heraklit  scheidet  davon  nicht  das  Göttliche  und 
Ewige  als  ein  anderes  ab. 

Die  heraklitische  Lehre  ist,  sofern  sie  die  ewige  Vernunft  dem  Indivi- 
duellen und  Veränderlichen  selbst  immanent  sein  läßt,  als  eine  m onis tisch e- 
und,  sofern  sie  allen  Stoff  als  bewegt  denkt,  als  eine  hylozoistische  zu  be- 
zeichnen ;  nur  erhebt  sie  sich  über  den  Hylozoismus  vor  ihr  eben  dadurch,  daß  sie  den- 
Stoff  nicht  nur  als  schlechthin  bewegt  darstellt,  sondern  ihn  sich  auch  nach  ver- 
nünftigen Gesetzen,  nach  dem  Logos,  bewegen  läßt.  Piaton  erkennt  dem  Ideellen 
eine  selbständige  und  vom  Sinnlichen  gesonderte  Existenz  zu.  Diesen  platonischen 
//ogioark  bekämpft  Aristoteles,  der  das  Allgemeine  dem  Einzelnen,  das  Ideelle 
dem  SinnUchen  innewohnen  läßt;  doch  erkennt  auch  er  dem  Geist  (rov;)  eine  von 
aller  Materie  gesonderte  Existenz  zu.  Die  Stoiker  haben  in  ihrer  Xaturj)hilo- 
sophie  und  Theologie  die  Lehre  Heraklits  wieder  aufgenommen,  die  ihnen  auch 
für  ihre  Ethik,  obwohl  diese  wesentlich  von  Sokrates  und  Antisthenes  stammt. 
Anknüpfungspunkte  bot.  Die  Schrift  Heraklits,  der  sie  mit  das  Beste  ihrer  eigenen 
Philosophie  verdankten,  wurde  von  ihnen  mehrfach  kommentiert. 

Auch  auf  weitere  Kreise  hat  Heraklit  zeitig  gewirkt,  so  daß  man  annehmen 
muß,  daß  seine  Schrift  oder  wenigstens  viele  seiner  Aphorismen  vielleicht  schoiii 
zur  Zeit  seines  Lebens,  sicher  aber  bald  nach  seinem  Tode,  verbreitet  waren.  So 
hat  der  Komiker  Epicharmos  (um  470  am  Hofe  Hierons)  Heraklits  Lehre 
nicht  nur  schon  berücksichtigt,  sondern  sich  auch  über  den  Fluß  der  Dinge 
lustig  gemacht  (vgl.  Vorsokr.  13  A  6).  Daß  Parmenides  heraklitische  Gedanken 
bekämpft  und  dabei  auf  bestimmte  Sätze  und  Worte  deutlich  anspielt,  insbesondere 
auf  die  Lehre    von    der  Koinzidenz   der  Gegensätze    und    der    sich    in   sich  selbst 


§  15.     Horaklit  von  Ephosos  usw.    §  16.    Pythagoras  und  die  Pythagoreer.    J/} 

zurückwendenden  Harmonie  der  Welt,  die  Heraklit  als  .-Tu/JvTorog  oder  :raUvxoo:ro<; 
bezeichnet,  hatte  schon  Steinhart  (AUgem.  Lit.-Ztg.,  Halle  1845,  S.  892  f.)  und 
haben  nach  ihm  Schuster  und  Patin  gezeigt.  Starke  Benutzung  Heraklits  ver- 
raten die  pseudohippokratischen  Schriften  UfoI  TQocf^g  und  TIfoI 
dtaix)]?,  beide  abgedruckt  bei  Diels  (Herakl.  und  Vorsokr.).  über  die  Quellen 
von  77.  8tatT>jg  vgl.  besonders  0.  Fredrich,  Hippokratische  Untersuchungen  (Phi- 
loJog.  Unters,  hrsgeg.  von  Kießling  und  v.  Wilamowitz,  Heft  15,  Berlin  1899). 
So  heißt  es  u.  a.  in  der  Schrift  77.  TQorffjg  1  :  Tgocf!)  xai  zgocpfjg  eldog  ;nu  y.al 
7T0Ä/.ai  („Nahrung  [und  Nahrungsart]  ist  eine  und  viele").  9:  do/y  dk  Ttävxoiv 
fu'n  xal  TF/.evT7]  ;rd)TWf  fiia  xal  r)  uvtrj  Tsksvzij  y.al  doyt]  („der  Anfang  von  allem 
ist  einer  und  das  Ende  von  allem  ist  eines,  und  das  nämliche  Ende  ist  auch  der 
Anfang").  17:  ,Mta  qi'Oig  iazl  jiävia  ravza  xal  ov  i-iia'  tioDmI  cpvoiig  etoi  .Trirra 
zavrn  xal  [.da  („eine  Natur  ist  das  alles  und  nicht  eine;  viele  Naturen  sind  das 
alles  und  eine").  45 :  686g  aro>  xüzm  um  („der  Weg  nach  oben  und  unten  ist  einer"). 
Unter  den  heraklitischen  Anklängen  der  Schrift  77£o<  öiuirqg,  die  wie  zu  Heraklit  so 
auch  zu  Epicharm,  Erapedokles,  Anaxagoras,  Archelaos,  Gorgias  und  den  Aiaaol  /Jyoi 
(Dialexeis)  Beziehungen  aufweist,  seien  etwa  hervorgehoben :  6 :  jiqIovoiv  avdqoinoi  '^vlov 
6  fikv  e'/.xfi,  6  8e  cbflsT,  x6  8s  avzo  xovzo  Tioiovai '  fisTov  Ss  jzoiovvxeg  jxXeov  txoiovoi  („es 
sägen  Leute  Holz;  der  eine  zieht,  der  andere  stößt,  sie  tun  aber  damit  das  näm- 
liche: durch  ^Minderung  vermehren  sie  [die  Holzscheite]");  (vgl.  7.  16).  11:  nävra 
yag  ö'fioca  drofioia  sövza  xal  Gv^icfoqa  :i.ävxa  8iä(p0Qa  lövxa,  Scaksyö/^isva  ov  8ia- 
XeyöfiEva,  yvwfitjv  s'/ovxa  ayv(ü^io%'a,  v.-xevavxiog  6  zoojzog  Exdozcov  o/noXoyeofisvog'  röftog 
yäfj  xul  (fvotg,  oioi  ::xdvza  8ia:xqi}Go6uEda,  ovy^  oaoXoyeTxai  ofioloyediieva  (,,denn  alles 
ist  gleich  indem  es  ungleich  ist,  zusammentreffend,  indem  es  in  Zwist  ist,  redend 
indem  es  nicht  redet,  vernünftig  indem  es  unvernünftig  ist.  Entgegengesetzt  ist 
die  Art  des  einzelnen,  indem  sie  übereinstimmt.  Denn  Gesetz  und  Natur,  durch 
die  wir  alles  wirken,  stimmen  übereinstimmend  nicht  überein").  17:  01x0861101  Ix 
8ia(fÖQ0iv  ovucfooa  igydCovxai'  zä  [isv  ^ijgä  vyQalvovzeg  zd  8k  vygd  '§i]oalrovzeg,  xd 
fAEv  o?M  8taiQ£orx£g ,  xd  Se  8it]Qt]fiEva  avrzidsvzEg.  fit]  ovx<o  8e  iyövxMV  ovx  är  e^oi. 
fl  8eT  („die  Bauleute  machen  Zusammenpassendes  aus  nicht  Zusammenpassendem,. 
indem  sie  das  Trockne  befeuchten,  das  Feuchte  aber  trocknen,  das  Ganze  ausein- 
andernehmen und  das  Getrennte  zusammensetzen.  Wenn  sie  nicht  so  verführen,. 
so  würde  nicht  so  verfahren  wie  es  geschehen  muß").  Die  Bauleute  bieten  damit, 
wie  im  Folgenden  ausgeführt  wird,  ein  Bild  des  gesamten  menschlichen  Lebens. 
An  weitreichender  Nachwirkung  wurde  Heraklit  von  keinem  der  übrigen 
Vorsokratiker  übertroffen.  Wichtig  ist  vor  allem  sein  Fortleben  im  Stoizismus. 
Aber  auch  von  Juden,  so  von  dem  Verfasser  des  Buches  Kohelet,  des  Buches  der 
Weisheit,  ferner  von  Philon  und  ebenso  von  Christen  bis  in  das  vierte  Jahr- 
hundert wurde  die  Schrift  Heraklits  viel  gelesen  und  benutzt;  von  Justin  dem 
Märtyrer  wurde  Heraklit  samt  Sokrates,  Abraham  u.  a.  zu  denen  gerechnet, 
die  mit  dem  Logos  gelebt  hätten  und  als  Christen  anzusehen  wären.  Der  tiefe- 
und  religiös-mystische  Ernst,  der  sich  in  vielen  seiner  Sprüche  kund  gab,  ließ  ihn 
leicht  als  melancholisch,  traurig  gelten,  so  daß  er  als  der  „weinende"  Philosoph 
erschien  im  Gegensatz  zu  dem  „lachenden"  Demokrit. 

i^  IB.  Pythagoras  von  Samos,  des  Mnesarchos  Sohn^ 
blühte  nach  dem  Chronologen  ApoUodor  Ol.  62,  1  =  532/1  vor 
Chr.  Nach  einigen  Angaben  ein  Schüler  des  Pherekydes  und  des 
Anaximander  und  mit  den  Lehren  der  ägyptischen  Priester  be- 
kannt, stiftete  er  zu  Kroton  in  Unteritalien,  wo  er  sich  ansiedelte, 


Y4  §  16.    Pythagora^  und  die  Pythagoiecr. 

einen  cthiscli-religiüsen  Bund,  der  in  Kroton  und  anderen  unter- 
italischen Städten  auch  puhtisch  großen  Einfluß  ge^vann  und  zu- 
gleich auch  wissenschaftliche  —  zunächst  mathematische  und  im 
Anschluß  daran  philosophische  —  Studien  pflegte.  Feindselig- 
keiten einer  gegnerischen  (demokratischen)  Partei  gegen  seinen 
Bund  sollen  Pythagoras  veranlaßt  haben,  von  Kroton  nach  Meta- 
pontion  auszuwandern,  avo  er  Ol.  70,  4  =  497/6  vor  Chr.  ge- 
storben wäre.  Auf  ihn  selbst  läßt  sich  mit  Sicherheit  nur  die 
Lehre  von  der  Seelen  Wanderung  und  die  Aufstellung  gewisser 
religiöser  und  sittlicher  Vorschriften  zurückführen,  vielleicht 
auch  die  erste  Grundlegung  der  später  sehr  ausgebildeten  mathe- 
niatisch-i)hilosophischen  SjDekulation.  Im  ganzen  können 
wir  heute  nur  noch  von  einer  Philosophie  der  altpythagoreischen 
Schule  im  allgemeinen  reden,  die  von  ihrer  eklektischen  Um- 
formung im  Neupythagoreismus  zu  sondern  ist.  Nur  wenige 
Sehulhäupter  wie  Philolaos  heben  sich  in  etwas  faßbarerer  indi- 
vidueller Gestalt  von  dem  allgemeinen  Hintergrunde  ab. 

Pythagoras  selbst  hat  kein  Werk  hinterlassen.  Als  der  erste 
Pythagoreer,  der  das  johilosophische  Schulsystem  in  einer  Schrift 
■dargestellt  habe,  gilt  Philolaos,  etwa  ein  Zeitgenosse  des  Sokra- 
tes.  Von  dieser  Schrift,  die  den  Titel  trug  üegl  q^voiog,  sind  uns 
beträchtliche  Bruchstücke  erhalten. 

Unter  den  älteren  Pythagoreern  sind  außer  Philolaos  be- 
i?onders  seine  Schüler  Eurytos,  Simmias  und  Kebes  (die 
beiden  letzteren  nach  Piatons  Phaidon  mit  Sokrates  befreundet), 
ferner  Okkelos  der  Lukaner,  Timaios  von  Lokroi,  Eclie- 
krates  und  Arion,  Archytas  von  Tarent  und  Lysis  be- 
kannt. Der  Arzt  Alkmai on  aus  Kroton,  ein  jüngerer  Zeit- 
o'enosse  des  Pythagoras,  der  die  Lehre  von  den  Gegensätzen  mit 
den  Pythagoreern  teilte,  ferner  Hippasos  von  Metapont,  der 
mit  Herakht  im  Feuer  das  materielle  Prinzip  der  Welt  fand, 
Ekphantos,  der  mit  der  pythagoreischen  Zahlentheorie  die 
Atomistik  und  die  anaxagoreische  Lehre  von  dem  welt- 
ordnenden Geiste  kombinierte  und,  ebenso  wie  Hiketas,  die  Axen- 
drehung  der  Erde  lehrte,  Hippodamos  von  Milet,  ein  iVrchi- 
tekt  und  Politiker,  und  andere  werden  als  Vertreter  verwandter 
Richtungen  genannt.  Der  Komödiendichter  Epicharmos,  der 
mitunter  philosophische  Streitfragen  erwähnt,  scheint  von  ver- 
schiedenen philosophischen  Richtungen  und  darunter  auch  vom 
Pythagoreismus  berührt  worden  zu  sein. 

Die  Lehre  der  Pythagoreer  gipfelt  in  dem  Satze,  daß  die 
!Zahl  das  Wesen  der  Dinge  sei,  wobei  nicht  nur  an  die  P^orm 


§  16.    Pythagoras  und  die  Pythagoreer.  75 

ZU  denken  ist.  Gleichbedeutend  damit  ist  der  Satz,  daß  die  Prin- 
zipien der  Zahlen,  d.  h.  das  Gerade  und  das  Ungerade,  oder  das 
Unbegrenzte  und  das  Begrenzte,  zugleich  die  Prinzipien  aller 
Dinge  seien.  Die  nähere  Ausführung  dieser  Lehre  steht  nach 
den  zuverlässigsten  Berichten  nicht  sicher.  Jedenfalls  haben  die 
Pythagoreer  das  Verdienst,  den  ionischen  Philosophen  gegenüber, 
■die  nur  nach  der  Qualität  fragten,  auf  die  quantitativen  Verhält- 
nisse der  Dinge  das  Augenmerk  gerichtet  zu  haben. 

Die  altpythagoreische  Schule  erlischt  in  der  zweiten  Hälfte 
des  vierten  Jahrhunderts  vor  Chr.  Über  ihre  Wiedererstehung 
im  Neupythagoreismus  s.  §  69. 

Einen  Katalog  der  bekannteren  Pythagoreer  gibt  laniblich.  de  vit. 
Pythag.  267,  abgedruckt  bei  Diels,  Vors.  45  A.  Antike  Angaben  über  Leben, 
Schriften  und  Lehre  sowie  die  Fragmente  bei  Diels  Vors.  I.  S.  hier 
insbesondere  über  Pythagoras  c.  4,  ältere  Pythagoreer  c.  5  ff.,  Epicharm  c.  13, 
Alkmaion  c.  14,  Philolaos  c.  32,  Archytas  c.  35,  Pythagoreische  Schule  (anonyme 
Pythagoreer)  c.  45. 

Die  erhaltenen  neuplatonischen  Pythagorasviten  des  Porphyrios  und 
■des  lamblichos  sind  wertvoll  für  die  Kenntnis  der  Pythagoraslegende  und  der 
religiösen  und  philosophischen  Anschauungen  des  Neupythagoreismus  und  Neu- 
platonismus.  Geschichtlich  brauchbare  Nachrichten  über  Pythagoras  und  den 
älteren  Pythagoreismus  können  aus  jenen  Darstellungen  nur  mit  Behutsamkeit 
herausgeschält  werden.  Aus  der  ersten  Aufzeichnung  der  Pythagoraslegende  in 
Aristoteles'  Buch  Tlern  tojv  IIvdayogEicor  ist  uns  ein  Exzerpt  erhalten  (Diels  Vors. 
c.  4  Nr.  7).  Für  ihre  Weiterentwicklung  und  -Verbreitung  war  besonders  ent- 
scheidend der  für  Pythagoras  begeisterte  Peripatetiker  Aristoxenos  durch  zwei 
Schriften,  die  die  Lebensführung  der  Pythagoreer  darstellen  sollten,  Ilv&ayooiy.al 
<x.-TO(päo£i?  und  Uegi  JJvdayoQixov  (Ui'dayoQstov)  ßi'ov,  sowie  das  biographische  Werk 
Bt'og  Uvdayooov  (oder  JTeoi  ITvdayöoov  y.al  tojv  yvo)Qiuo>v  avtov).  Vgl.  Diels,  Vors. 
zu  45  D  1. 

Das  meiste  von  dem,  was  uns  unter  altpythagoreischen  Namen  er- 
halten ist,  erweist  sich  als  neupythagoreische  Fälschung  und  wird  später  beim 
Neupythagoreismus  (§  69)  besprochen  werden. 

Chronologie  (Pythagoras) :  Jacobv.  Apollodors  Chronik,  S.  215  ff.  Laqueur, 
Hermes  42  (1907),  530 ff.,  Kühl,  Ehein.' Mus.  G2  (1907),  435  (Epicharm).  Por- 
trät (Pythagoras):  Samische  Kupfermünze  mit  dem  Bilde  des  P.,  s.  Diels,  Vor- 
sokr.  I.  Titelvignette,  Erklärung  S.  XIV,  Weiteres  im  Jahrb.  d.  deutschen 
archäol.  Jnstit.  I  72.  77.  78. 

,,Über  den  Pythagoreismus  und  seinen  Stifter  weiß  uns  die  Überlieferung 
um  so  mehr  zu  sagen,  je  weiter  sie  der  Zeit  nach  von  diesen  Erscheinungen  *ab- 
liegt,  wogegen  sie  in  demselben  Maße  einsilbiger  wird,  in  dem  wir  uns  dem 
Gegenstand  selbst  zeitlich  annähern"  (Zeller).  Doch  besitzen  wir  über  Pytha- 
goras einige  sehr  alte  und  durchaus  zuverlässige  Angaben.  Xenophanes,  der 
Gründer  der  eleatischen  Schule,  verspottet  (bei  Diog.  L.  8,  36,  Vors.  11  B  7)  die 
Lehre  des  Pythagoras  von  der  Seelen  Wanderung  in  den  Versen : 
Kai  .Tore  /iiir  oivq^e/.iQofjiivov  ay.v).axog  :naQiövia 

^aaiv  eTtoixziQai  xai  roöe  (päa&ai  STiog' 

IJavaai  fiT]8k  QOLJiii^^ ,  i:rei  /;  qeü.ov  dreoog  iazl 

Wv/y'j,  lijv  eyvojv  qp^ey^a/iisrrjg  dttor. 

(„Und  als  er  einst,  da  ein  junger  Hund  geschlagen  wurde,  vorbeiging,  wurde  er, 

so  erzählt  man,  von  Mitleid  ergriffen  und  sprach  so:  Höre  auf  und  peitsche  ihn 

nicht,  denn  es  ist   [in  ihm]    eines   Freundes   Seele,   die   ich   an   der   Stimme   er- 


jß  §  16.    Pythagoras  und  die  Pythagoreer. 

kannte.")    Ebenso  spielt  aller   Wahrscheinlichkeit   nach   Empedokles  auf   Pytha- 
goras'  Seelenwanderungslehre  an  in  den  Versen  (Vors.  21  ß  129   4  ff.): 

o.T.To're  yao  jtÜoijocv  oQs^ano  jtQa:ji8eoair, 

oeV  o  ye  zöjv  ovzojv  jidvTiov  Xevaoeoxsv  exaarov 

y.ai  Tf  ÖF-yJ  dvdQio.-rcov  xai  x  El'y.oaiv  uubvEaoiv. 
(..Denn  sobald  er  nur  mit  allen  seinen  Geisteskräften  sich  reckte,  schaute  er  leicht 
in  seinen  zehn  und  ZAvanzig  Menschenleben  [mit  Anspielung  auf  Pythagoras'  an- 
gebliche Metempsychosen]  jedes  einzelne  Ding  in  der  ganzen  Welt."  Diels).  Der 
Vorwurf  unfruchtbarer  jioAvixaßit],  den  Heraklit  fragm.  40  dem  Pythagoras  macht,^ 
läßt  erkennen,  daß  letzterer  nicht  nur  religiöse  oder  ethisch-politische,  sondern 
auch  wissenschaftliche  Ziele  verfolgte  (fragm.  129,  in  welchem  ebenfalls  von  der 
jTo/.rfia&i>]  des  Pythagoras  die  Kede  ist,  kann  jedenfalls  in  der  vorliegenden  Form 
nicht  echt  sein;  s.  Diels  z.  d,  St.).  Was  Herodot  (der  4,  95  [Vors.  4,  2]  von 
Pvthagoras  ehrend  als  'Elh'jvcoi'  ov  toj  uoOFVEOTära)  ooqtoifi  IIvß^ayoQj]  redet)  über 
gewisse  Anschauungen  und  religiöse  Vorschriften  sagt  (2,  123.  81,  Vors.  4,  1), 
scheint  eine  Reise  des  Pythagoras  nach  Ägypten  vorauszusetzen,  allerdings  nicht 
mit  Notwendigkeit,  sofern  Pythagoras  durch  Vermittlung  älterer  Griechen  zu 
Lehren  und  Gebräuchen  von  ägyptischem  Ursprung  gelangt  sein  kann.  Soll  doch 
nach  Herod.  2,  49  schon  Melampus  den  ägyptischen  Dionysoskultus,  von  dem  er 
durch  Kadmos  und  dessen  Begleiter  Kunde  gehabt  habe,  in  Griechenland  ein- 
geführt haben.  Richtig  ist  jedenfalls,  was  Herodot  von  der  Herkimft  der  pytha- 
goreischen Seelenwanderungslehre  aus  Ägypten  andeutet,  schon  deshalb  nicht, 
•vveil  die  Ägypter  eine  solche  Lehre  tatsächlich  nicht  gekannt  haben.  Ausdrück- 
lich redet  erst  Isokrates  von  einer  solchen  Reise,  aber  nur  in  einer  Prunkrede- 
(Lob  des  Busiris  28,  Vors.  4,  4),  deren  Angaben  zugestandenermaßen  keine  histo- 
rische Glaubwürdigkeit  beanspruchen.  Wenn  Isokrates  hier  von  Pythagoras  sagt: 
uqixöfiEfog  Eig  Al'yvjizov  xui  /laütjtfjg  exeivwv  y£v6f.isvoi;  ttjv  t  ä?.?.'>]v  q?  i/.oaocp  lav 
jTOiOTog  Eig  roi'g  "EÄkrjvag  iy.öfiioE  y.ul  zu  .t£o<  zag  övoi'ug  xal  zag  äyioisiag  zag  ev  zoTg 
lEQotg  .  .  .  EOJiovdaoEv,  so  ist  dies  wie  alles  was  Spätere  über  Reisen  des  Pytha- 
goras zu  Ägyptern,  Phönikern,  Persern,  Indern,  Arabern  usw\  und  über  die  von 
diesen  Völkern  an  Pythagoras  übermittelten  Kenntnisse  zu  melden  wissen,  nach 
dem  oben  S.  31  ff.  Bemerkten  zu  beurteilen. 

Nach  der  ägyptischen  Reise  läßt  die  Legende  Pythagoras  in  seine  Vaterstadt 
Samos  zurückkehren,  da  er  aber  dort  den  Tyrannen  Polykrates  im  Regimente  vor- 
fand, nach  der  griechischen  Kolonie  Kroton  in  Unteritalien  auswandern  (Diog. 
Laert.  8, 3 ;  vgl.  Porphyr,  vit.  Pyth.  9  [Vors.  4,  8]).  Diese  Legende  benutzte  Apollodor 
zur  Bestimmung  der  äy.fit]  des  Pythagoras,  die  er  in  die  Epoche  des  Polykrates  (ol.  62, 
1  =  532/1  V.  Chr.)  setzte.  Eratosthenes  identifizierte  den  Philosophen  mit  einem 
Pythagoras,  der  Ol.  48  (588)  in  Olympia  im  Faustkampfe  siegte  (Diog.  Laert.  8. 
47).  Er  ließ  diesen  zur  Zeit  seines  Sieges  18  Jahre  alt  sein  und  gelangte  so  zu 
606  als  dessen  Geburtsjahr.  Eine  dritte  Berechnung  führte  auf  538  als  Epoche- 
jahr und  fixierte  Pythagoras'  Tod  auf  503.  Indem  man  dieses  Todesjahr  mit  dem 
eratosthenischen  Geburtsdatum  kombinierte,  kam  man  zu  einer  Lebensdauer  von 
104  Jahren.  Vgl.  über  diese  Ansätze  Jacoby  a.  a.  O.,  Laqueur  a.  a.  O.,  Diels 
Vors.  zu  c.  4  Nr.  8  (^  S.  30,  1). 

In  Kroton  gründete  Pythagoras  einen  Bund,  der,  den  orphischen  Vereinen 
vergleichbar,  sittlich-religiöse  Ziele  verfolgte.  Diesem  Zwecke  entsprechend 
herrschte  in  dem  Bunde  eine  strenge  Lebensordnung  (der  IIvdayÖQeiog  zQÖJiog 
zov  ßiov,  den  schon  Piaton  Rep.  10,  p.  600b  erwähnt).  Die  Berichte  über  die 
Einzelheiten  dieser  Ordnung  haben  wenig  Gewähr  und  vieles  darin  ist  tendenziöser  Aus- 
schmückung dringend  verdächtig.    Der  Aufnahme  in  den  Bund,  so  heißt  es,  ging 


§  IG.    Pythaporas  und  die  Pythagoreer.  77 

<?inc  Prüfung  der  Würdigkeit  voraus;  die  h^ehüler  waren  lange  zum  schweigenden 
•dehorsani  und  zur  unbedingten  Unterwerfung  unter  die  Autorität  der  überlieferten 
Lehre  verpflichtet;  durch  die  Berufung  auf  den  Meister  mit  dem  bekannten  avrög 
■ecj'a  galt  die  Tradition  als  gesichert;  strenge  tägliche  Selbstprüfung  wurde  von 
allen  gefordert  (.tj)  ^aoißtjr ;  ri  ö'  e'ge^a;  zi  fioi  8sov  ovx  he}.ead)y,  Diog.  Laert. 
8,  22).  Die  Verbreitung  der  Lehren  (insbesondere  wohl  der  theosophischen  Speku- 
lation) unter  das  Volk  war  veri^önt.  Mit  diesem  Geheimniswesen  steht  die  Ein- 
kleidung ethischer  Vorschriften  in  symbolische  Formeln  in  Verbindung,  wie  z.  B. 
ti'j'ör  ////  vTiEoßaivsiv,  nicht  Über  eine  Wage  schreiten  =  nicht  auf  (ungerechten) 
Gewinn  ausgehen;  //?)  ro  jtvo  tjj  fiayaiQn  oy.a/.svsir .  das  Feuer  nicht  mit  dem 
Messer  schüren  =  den  Zornigen  nicht  mit  scharfen  Worten  reizen;  oxEqmvov  fii] 
TÜ.Xeiv,  einen  Kranz  nicht  zeqjflücken  =  die  Gesetze  (die  den  Kranz  der  Staaten 
bilden)  nicht  verletzen;  /<»)  y-agöcuv  sadisir,  nicht  Herz  essen  =  sich  nicht  be- 
trüben; ^ir]  Ejcl  xoiviy.og  xads^Eodai,  nicht  auf  dem  Scheffel  sitzen  =  nicht  in  Un- 
tätigkeit leben ;  /«)  djiodijuovvTa  E.-riarQErfea&ai,  sich  nicht  beim  Verreisen  um- 
kehren =  im  Sterben  nicht  am  Leben  hängen;  zag  lEoicpöqovg  fxi]  ßaöl'QEiv,  die 
Landstraßen  nicht  gehen  =  den  Meinungen  der  Menge  nicht  folgen  u.  a.  (s.  die 
Sammlung  Diels,  Vors.  45  C  6).  Gegen  Freunde  und  Genossen  des  Bundes  wurde 
•die  aufopferndste  Treue  geübt.  Zu  der  Lebensordnung  gehörte  Mäßigkeit  im  Ge- 
nuß von  Nahrungsmitteln  und  Einfachheit  in  der  Kleidung.  Nach  einer  w^eit 
verbreiteten  Überlieferung  enthielten  sich  die  Pythagoreer  aller  animalischen  Kost. 
Dagegen  war  nach  Aristoteles  fragm,  194  und  Aristoxenos  bei  Diog.  Laert.  8,  20 
{Vors.  4,  9)  der  Fleischgenuß,  wenn  auch  unter  gewissen  Einschränkungen,  ge- 
fitattet.  Nur  dem  Pflugochsen  und  dem  Widder  gegenüber  verlangte  Pythagoras 
nach  Aristoxenos'  Zeugnis  Enthaltung.  Ebensowenig  erkennt  Aristoxenos  das  viel- 
berufene Bohnen  verbot  als  pythagoreisch  an.  Wenn  er  nun  aber  nach  Gell.  4,  11, 
5  f.  behauiJtete,  Pythagoras  habe  die  Bohne  aus  sanitären  Gründen  allen  anderen 
Früchten  vorgezogen  und  sich  von  Delikatessen  wie  dem  Fleisch  ganz  junger 
Ferkel  und  zarter  Böckchen  genährt,  so  erweckt  das  sehr  den  Anschein  einer  ten- 
denziösen und  daher  übertreibenden  Opposition  gegen  einen  schon  damals  ver- 
breiteten Glauben  an  ein  pythagoreisches  Verbot  der  Fleisch-  und  der  Bohnen- 
kost —  vom  Bohnenverbot  wußte  übrigens  schon  Herakleides  der  Pontiker  nach 
Lyd.  de  mens.  4.  42  p.  99  W.;  ebenso  setzen  Dichter  der  mittleren  Komödie 
imi  die  Mitte  des  vierten  Jahrhunderts  mit  ihrem  Spott  über  die  der  Fleischkost 
sich  enthaltenden  IJvdayotji'CovTEg  (die  Stellen  bei  Diels,  Vors.  45  Ej  zum  min- 
desten voraus,  daß  bei  der  Zuhörerschaft  die  Annahme  einer  solchen  Enthaltung 
bestand.  Erwägt  man  nun,  daß  das  Gebot  der  Meidung  animalischer  Kost  eine 
nahe  liegende  Folgerung  aus  der  Seelenwanderungslehre  ist  (vgl.  das  Xenophanes- 
fragment  oben  S.  75),  so  empfiehlt  sich  die  Annahme,  daß  in  der  Tat  im  weiten 
Kreise  der  Pythagoreer  eine  solche  Enthaltung  beobachtet,  von  einer  gewissen 
Richtung  aber  in  Anbequemung  an  die  Praxis  des  gewöhnlichen  Lebens  auf  den 
von  Aristoteles  berichteten  Umfang  beschränkt  wurde,  daß  Aristoxenos  aber  sich 
zum  Anwalt  einer  zeitgenössischen,  ihm  befreundeten  Pythagoreergruppe  machte, 
die  sich  gegen  den  Mystizismus  und  Symbolismus  der  alten  Schule  verwahrte. 
Man  geht  vielleicht  nicht  fehl,  wenn  man  mit  solchen  Divergenzen  die  mehrfach 
überlieferte  L^nterscheidung  verschiedener  Klassen  von  Pythagoreern,  wie  Mathe- 
matiker und  Akusmatiker,  Esoteriker  und  Exoteriker,  Pythagoreer  und  Pytha- 
goristen  in  Verbindung  bringt  (vgl.  Burnet,  Early  Gr.  philos.^,  S.  96.  102  ff. 
[S.  70.  81  der  Übers.]). 

Die   asketische  Tendenz    veranlaßte    nach   dem  Aufkommen    des    Kynismus 
manche    Pythagoreer   kynische   Tracht   und   Lebensweise   anzunehmen.     So   ver- 


7g  §  16.    Pythagoras  und  die  Pythagoreer. 

einigten  sich  schon  damals  wie  später  wieder  in  den  ersten  Jahrhunderten  der 
christlichen  Zeitrechnung  der  religiöse  Mystizismus  und  der  ihm  von  Hause  aus 
ganz  entgegengesetzte  Kynismus,  Eine  solche  Eichtung  war  jedenfalls  schon  den 
Komikern  Antiphanes  und  Aristophon  in  der  ersten  Hälfte  und  um  die  Mitte  des- 
vierten  Jahrhunderts  bekannt  (Vors.  4.ö  E  1.  2.  .3).  Als  ihr  Inaugurator  galt 
Diodoros  von  Aspeados,  ein  Schüler  des  Pythagoreers  Aresas.  (Über  ihn  vgl, 
P.  Tannery,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  9  [1896J,  S.  176  ff.  und  dazu  Jahresber. 
über  d.  Fortschr.  d.  Altertumsw.  108  [1901  I],  S.  188.) 

Der  pythagoreische  Bund  gelangte  allmählich  in  Kroton  und  anderen 
Städten  Unteritaliens  auch  zu  großer  politischer  Macht,  die  er  seinen  reli- 
giösen Voraussetzungen  entsprechend  im  konservativ-aristokratischen  Sinne  aus- 
übte. Das  erregte  die  Opposition  der  demokratischen  Partei.  Schon  Pytha- 
goras  soll,  nachdem  er  gegen  zwanzig  Jahre  in  Kroton  gelebt  hatte,  durch  eine 
Gegenpartei  unter  Kylon  vertrieben,  nach  Metapont  übergesiedelt  und  dort  bald 
darauf  gestorben  sein.  Der  ursächliche  und  zeitliche  Zusammenhang  der  kylo- 
nischen  Unruhen  mit  dem  Siege  der  Krotoniaten  über  die  unter  der  Alleinherr- 
schaft des  Telys  stehenden  Sybariten  und  der  Zerstörung  von  Sybaris  im  Jahre 
510  V.  Chr.  beruht  nur  auf  der  Angabe  des  ganz  unsicheren  Gewährsmanns  Apol- 
lonios  von  Tyana,  und  es  läßt  sich  also  daraus  kein  Anhalt  für  die  Zeit  der  Aus- 
wanderung und  des  Todes  von  Pythagoras  gewinnen.  Die  Verfolgungen  wieder- 
holten sich  mehrmals.  In  Kroton  standen,  wie  es  scheint,  noch  lange  nach  dem 
Tode  des  Pythagoras  seine  Anhänger  und  die  „Kyloneer"  als  politische  Parteien 
einander  gegenüber,  bis  endlich,  geraume  Zeit,  vielleicht  fast  ein  Jahrhundert 
später,  die  Pythagoreer  bei  einer  Beratung  im  ,, Hause  des  Milon"  (welcher  selbst 
längst  nicht  mehr  lebte)  überfallen  wurden  und,  da  die  Gegner  das  Haus  an- 
zündeten und  umstellt  hielten,  fast  sämtlich  mit  Ausnahme  der  Tarentiner 
Archippos  und  Lysis  umkamen.  Xach  anderen  nicht  glaubwürdigen  Nach- 
richten hat  die  Verbrennung  des  Versammlungshauses  der  Pythagoreer  schon  bei 
der  ersten  Reaktion  gegen  den  Bund  zu  Lebzeiten  des  Pythagoras  stattgefunden. 
Lysis  ging  nach  Theben  und  war  dort  bald  nach  400  v.  Chr.  Lehrer  des  jungen 
Eparainondas.  Er  soll  nach  Diog.  L.  8,  7  (Vors.  34,  3)  der  Verfasser  einer  ge- 
wöhnlich dem  Pythagoras  beigelegten  Schrift  sein.  In  Theben  hielt  sich  gegen 
Ende  des  fünften  Jahrhunderts  auch  Philolaos  auf  und  hatte  dort  Simmiaa 
und  Kebes,  die  aus  dem  platonischen  Phaidon  bekannt  sind,  zu  Schülern.  Später 
kehrte  er  nach  Unteritalien  zurück.  Hier  war  inzwischen  der  Verein  trotz  des 
erlittenen  Schlages  nicht  ausgestorben.  In  Tarent,  avo  Archippos  sich  wieder  nieder- 
gelassen hatte,  genoß  in  der  ersten  Hälfte  des  vierten  Jahrhunderts  Archytas  ein 
großes,  durch  seine  politischen  und  militärischen  ebenso  wie  durch  seine  wissenschaft- 
lichen Verdienste  und  seinen  persönlichen  Charakter  begründetes  Ansehen  und 
stand  lange  Zeit  an  leitender  Stelle  im  Gemeinwesen.  Auch  die  Krotoniaten 
Philolaos  und  Eurytos  werden  in  dem  Sinne  als  Tarentiner  bezeichnet  sein 
(Vors.  32  A  4.  6;  83,  1),  daß  sie  dort  wirkten.  Mit  ihnen  und  Archytas  ver- 
kehrte Piaton  iVors.  32  A  5;  35  A  5>.  Ihre  Schüler  waren  Xenophilos  aus  dem 
thrakischen  Chalkis,  Phanton,  Echekrates,  Diokles  und  Polymnastos  aus  Phlius, 
alle  dem  Aristoxenos  persönlich  bekannt.  Xenophilos  lebte  nach  Aristoxenos  bi& 
zu  einem  Alter  von  über  105  Jahren  in  Athen  (Vors.  32  A  4;  c.  39).  Diese 
Männer  werden  die  letzten  der  Pythagoreer  genannt.  Mit  ihnen  erlosch  in  der 
zweiten  Hälfte  des  vierten  Jahrhunderts  der  Pythagoreismus,  um  erst  im  letzten 
vorchristlichen  Jahrhundert  im  Xeupythagoreismus  wieder  aufzuleben. 

Der  pythagoreische  Bund  verfolgte  neben  seinen  religiös-sittlichen  Be- 
strebungen auch  wissenschaftliche  Ziele.     Über  die  Art  des  Zusammenhanges 


§  16.    Pythagoras  und  die  Pythagorecr.  79' 

zwischen  dem  primären  religiösen  Charakter  und  der  sekundären  wissenschaftlichen 
Betätigung  läßt  sich  ein  sicheres  Urteil  nicht  fällen.  Der  allgemeine  Gedanke,  daß  die 
religiöse  Reinigung  und  Loslösung  vom  leiblichen  Leben,  nach  der  der  Verein 
strebte,  sich  am  besten  durch  Pflege  der  Wissenschaft  vollzieht  (Burnet  a.  a.  O., 
8.  108  [S.  86  der  L^bers.]),  bietet  keine  genügende  Erklärung  dafür,  daß  im  Pytha- 
goreisraus  mehr  als  in  anderen  religiösen  Vereinen  ähnlicher  Tendenz  wissenschaft- 
liche Forschung  betrieben  wurde.  Daß  darin  schon  Pythagoras  selbst  seiner 
Schule  vorangegangen  sein  muß,  ist  oben  bemerkt  worden.  Eine  Scheidung  der 
eigenen  Lehren  des  Schulbegründers  von  denen  seiner  Nachfolger  war  schon  im 
Altertum  nicht  durchführbar,  da  für  Pythagoras  der  sichere  Untergrund  einer 
schriftstellerischen  Hinterlassenschaft  fehlte  und  die  Lehren  der  engeren  Schule 
bis  auf  Philolaos  nur  mündlich  fortgepflanzt  wurden.  In  eine  Erörterung  darüber, 
was  etwa  aus  inneren  Gründen  außer  der  Seelenwanderungslehre  dem  Schul- 
stifter selbst  zuzuschreiben  ist,  kann  hier  nicht  eingetreten  werden.  Im  all- 
gemeinen gilt  abgesehen  von  jener  Lehre  jedenfalls  der  Satz,  daß  wir  nur  von 
einer  Philosophie  der  Pythagoreer,  nicht  des  Pythagoras  sprechen  können,  wie 
dies  in  der  Tat  auch  schon  bei  Aristoteles  geschieht. 

Unter  den  Zeugnissen  über  die  Lehre  der  Pythagoreer  sind  die  aristote- 
lischen die  bedeutendsten;  zuverlässig  sind  auch  die  Mitteilungen  des  Piaton  und 
der  ersten  Aristoteliker,  spätere  nicht.  Wertvoll  sind  ferner  die  Fragmente  aus 
des  Philolaos  Schrift  77?^«  (fvoiog.  Philolaos  ist  nach  glaubwürdiger  Tradition  der  erste 
Pythagoreer  der  eigentlichen  Schule,  der  eine  im  engeren  Sinne  philosophische 
Schrift  veröffentlichte  (Neanthes  bei  Diog.  Laert.  8,  55;  Vors.  21  A  1,  55;  die 
angebliche  Publikation  des  Hippasos,  Vors.  8,  4,  war  mathematischen  Inhalts, 
Alkmaion  schrieb  wesentlich  als  Arzt).  Daß  er  dabei  aber,  wie  Spätere  sich  vor- 
stellten, nur  herausgegeben  haben  sollte,  was  von  Pythagoras  selbst  aufgezeichnet 
oder  nach  dessen  Vorträgen  von  Schülern  niedergeschrieben,  aber  bis  auf  Philo- 
laos sorgsamst  geheim  gehalten  worden  wäre,  ist  ausgeschlossen.  Gleichwohl  sind 
die  Fragmente  seiner  Schrift  als  Dokumente  für  die  Lehre  eines  älteren  Pytha- 
goreers  für  uns  unschätzbar,  ihre  Echtheit  vorausgesetzt,  gegen  die  wie  früher  so 
auch  neuerdings  wieder  erhebliche  Bedenken  geäußert  worden  sind  (so  von  Heidel 
[s.  Literatur]  und  Burnet,  Early  Gr.  philos.«,  S.  326  ff.  [S.  247  ff.  der  Übers.]). 
Was  den  dorischen  Dialekt  der  Schrift  betrifft,  so  ist  die  auf  den  gleichen  Dia- 
lekt des  Arehytas  gegründete  Verteidigung  von  Burnet  m.  E.  nicht  entkräftet). 
Unter  den  sonstigen  Resten  altpythagoreischer  Literatur  sind  die  Fragmente  des 
Alkmaion  und  des  Arehytas  hervorzuheben. 

Wir  behandeln  zunächst  die  altpythagoreische  Lehre  im  allgemeinen  und 
fügen  dann  bei,  was  von  einzelnen  Pythagoreern  und  pythagoreisch  Beeinflußten 
Besonderes  zu  sagen  ist. 

Altpythagoreische  Lehre  im  allgemeinen. 

Maihematisehes  und  Metaphysisches. 

Den  Ausgangspunkt  der  Philosophie  der  Pythagoreer  bildeten  ihre  mathe- 
matischen Studien,  durch  die  sie  die  Begründer  der  wissenschaftlichen  Mathe- 
matik der  Griechen  geworden  sind  (vgl.  J.  L.  Heiberg,  Xaturwiss.  u.  Mathem.  im 
klass.  Altertum,  S.  8  ff.).  Allbekannt  ist  aus  dem  Kreise  dieser  Studien  der 
„pythagoreische  Lehrsatz"  vom  Verhältnis  der  Quadrate  der  Hypotenuse  und  der 
Katheten  des  rechtwinkligen  Dreiecks.  Alte  Tradition  führte  den  Satz  auf  Pytha- 
goras selbst  zurück,  der  nach  seiner  Auffindung  eine  Hekatombe  geopfert  haben 
sollte  (Diog.  Laert.  8,  12).  Auch  den  Satz,  daß  die  drei  Winkel  des  Dreiecks 
zwei  Rechten  gleich  sind,  leitete  der  Peripatetiker  Eudemos  von  den  Pythagoreern 
her    (die    Belege    für    dieses     und    anderes   Mathematische   Vors.   45  B  19  ff.). 


v<()  §  16.     Pythagoras  und  die  Pylhagoreer. 

Über  den  Zusammenhanii  der  pythagoreischen  metaphysischen  Grundlage  mit 
ihrer  mathematischen  Beschäftigung  berichtet  Aristoteles  Metaph.  1,  5,  985  b 
23  ff.  (Vors.  45  B  4)  wohl  im  ganzen  richtig  folgendermaßen:  „Die  Pythagoreer 
varen  die  ersten,  welche  sich  mit  der  Älathematik  ernstlich  beschäftigten  und  sie 
förderten.  Aus  der  Vertrautheit  mit  dieser  Wissenschaft  entwickelte  sich  ihre 
Ansicht,  die  Prinzipien  des  Mathematischen  seien  auch  die  Prinzipien  alles  Seien- 
den. Da  nun  in  dem  Mathematischen  die  Zahlen  der  Natur  nach  das  Erste  sind, 
die  Pythagoreer  aber  in  den  Zahlen  viele  Ähnlichkeit  mit  dem  Seienden  und 
Werdenden  zu  erblicken  glaubten,  mehr  als  in  Feuer,  Erde  und  Wasser,  so  war 
ihnen  der  eine  arithmetische  Vorgang  [t6  rotordl  twv  dQiOfuor  :Täßog)  Gerechtig- 
keit, der  andere  Seele  und  Verstand,  wieder  ein  anderer  der  rechte  Zeitpunkt  und 
so  Aveiter.  Außerdem  sahen  sie  in  den  Zahlen  die  Eigenschaften  und  Ver- 
hältnisse der  Harmonie,  und  da  ihnen  alles  andere  seiner  Natur  nach  den  Zahlen 
nachgebildet  zu  sein  schien,  die  Zahlen  aber  das  Erste  in  der  ganzen  Natur,  so 
nahmen  sie  auch  an,  die  Elemente  der  Zahlen  seien  die  Elemente  alles  Seienden, 
und  der  ganze  Himmel  sei  Harmonie  und  Zahl.  Was  sie  nun  für  Ähnlichkeiten 
in  den  Zahlen  und  Harmonien  mit  den  Vorgängen  am  Himmel  und  seinen  Teilen 
und  der  gesamten  Weltordnung  finden  konnten,  das  gebrauchten  sie,  wo  aber 
etwas  fehlte,  da  suchten  sie  etwas  hinzu,  damit  ihre  ganze  Darstellung  einen 
(abgeschlossenen)  Zusammenhang  bilde."  Aus  dieser  Darstellung  des  Aristoteles 
ersehen  Avir,  wie  die  Pythagoreer,  entzückt  von  der  Natur  der  Zahlen  und  von  der 
apodeiktischen  Erkenntnis  der  den  Dingen  innewohnenden  mathematischen 
Ordnung,  die  Kraft  des  mathematischen  Prinzips  in  ihrer  die  exakte  mathe- 
matische Wissenschaft  überschreitenden  Zahlen  Spekulation  überspannten  und 
die  quantitativen  Verhältnisse  als  das  eigentlich  Konstituierende  der  Dinge  an- 
sahen. Nicht  nur  die  Eigenschaften  der  Dinge,  sondern  auch  ihren  Stoff  finden 
sie  in  den  Zahlen. 

Die  Prinzipien  der  Zahlen,  Grenze  und  Unbegrenztheit,  oder  Un- 
gerades und  Gerades  (ungerade  Zahlen  sind  die,  welche  der  Teilung  durch 
zwei  eine  Grenze  setzen),  galten  demnach  den  Pythagoreern  nicht  als  Prädikate 
einer  anderen  Substanz,  sondern  selbst  als  die  Substanz  der  Dinge  (Aristot. 
Metaph.  1,  5,  986b  6,  Vors.  45  B  5:  ioiaaoi  d'  wg  Iv  vh]g  el'dei  rä  otoiyeTa  [d.  h. 
die  Gegensätze  äonor  —  Tregazüj'  usw.]  Täzxeiv  •  ex  tovtcov  yag  (bg  srvjiaQ/urrMr 
ovvsozärat  y.ul  nesx'/MoOai  quol  rijv  ovoiav.  Vgl,  ebenda  987  a  15,  Vors.  45  B  8; 
12,  8,  1083  b  11,  Vors.  45  B  10).  Zugleich  aber  Avurden  die  Dinge  auch  Avieder 
als  Abbilder  dieser  Prinzipien  und  der  Zahlen  angesehen.  Der  pythagoreische 
Ausdruck  für  dieses  Verhältnis  ist  nach  Aristoteles  Metaph.  1,  6,  987  b  11  (Vors. 
45  B  12)  {.äfiijaig  gewesen  {oi  fih'  yäg  IJvdayögfioi  fiifujoei  rä  oviu  (paolv  aivat  iwr 
aoiOficör.  Vgl.  auch  Aristoxenos  bei  Stob.  1,  1  prooem.  6  [Vors.  45  B  2J:  yrärza 
zä  :ioüyuaxa  utts ly.ü'Cmv  [sc.  Ilv&ayöoag]  zoTg  dotßfioTg).  Es  scheint  nicht,  daß 
diese  beiden  Angaben  auf  verschiedene  Parteien  der  Pythagoreer  zu  beziehen 
seien  ;  vielleicht  legte  die  Redeweise  der  einen  diese,  die  der  andern  jene  Aus- 
deutung näher,  doch  konnten  die  nämlichen  in  gewissem  Sinne  beides  annehmen. 
Schwerlich  hat  irgend  einer  der  alten  Pythagoreer  sich  genau  jener  aristotelischen 
Bezeichnungen  bedient;  vielmehr  scheint  Aristoteles  zum  Teil  Anschauungen,  die 
«r  nur  imi^licite  bei  ihnen  fand,  in  seiner  eigenen  Sprache  auszudrücken.  Die 
Stufenfolge  der  Erzeugungen  wird  durch  die  Reihenfolge  der  Zahlen  symbolisiert, 
Avobei  die  Vierzahl  (jerouxzvg,  bekannt  ist  der  SchAvur  bei  der  Tetraktys)  und  die 
Zehnzahl  (bfy.üg)  eine  hervorragende  Rolle  spielen.  Die  letztere  ist  die  Zahl  der 
Vollendung  und  faßt  die  Natur  aller  Zahlen  in  sich  (Arist.  Metaph.  1,  .5,  9S6a 
S,  Vors.  45  B  4,  vgl.  32  A  13).   —   Die  Welt   soll  Pythagoras  zuerst  Avegen   der 


§  1(5.     Pythagoras  und  die  Pythaj^oreer.  gj[ 

Ordnung    und    Harmonir   in    ihr   y.öo/io;    genannt   haben    (Aet.  2,    1,   1 ;    Diels, 
Dox.  327,  8). 

Den  Gegensätzen:  Begrenztes  und  Unbegrenztes,  Ungerades  und  Gerades 
fügten  manche  Pythagoreer  noch  weitere  bei,  die  sie  ohne  ein  durchgreifendes 
•einheitliches  Prinzip  einfach  aus  den  im  Leben  ihnen  begegnenden  Gegensätzen 
in  der  Weise  auswählten,  daß  die  Gesamtzahl  der  Gegensatzpaare  mit  der  heiUgen 
iiehnzahl  zusammenfiel.  Diese  Tafel  der  Gegensätze,  unter  denen  ein  Paar  das 
ethische  Gebiet  berührt,  macht  daher  den  Eindruck  einer  ziemlich  willkürlichen 
zufälligen  Zusammenstellung.  Sie  verdient  nicht  den  Namen  einer  Kategorientafel, 
mit  dem  sie  öfter  bezeichnet  worden  ist,  da  sie  nicht  allgemeinste,  gleichmäßig 
auf  Natur  und  Geist  bezügliche,  formale  Grundbegriffe  enthält.  Die  Tafel  ist 
folgende  (Arist.  Metaph.  1,  5,  986a  22  ff.,  Vors.  45  B  5): 

.TEoag  y.ai  ä:Tsioor  (Grenze  und  Unbegrenztheit), 

.-isoirtör  y.ai  agriof  (Ungerades  und  Gerades), 

er  y.ai  jt/SjOo;  (Eins  und  Vieles), 

Senior  y.ai  aQtmeoöv  (Rechtes  und  Linkes), 

aQQEv  y.ai  ß^/.v  (Männliches  und  Weibliches), 

t}osjjovv  y.ai  y.ivov/iisrov  (Ruhendes  und  Be\vegtes), 

svdv  y.ai  y.afiTtv/.oy  (Geradliniges  und  Gebogenes), 

(pwg  y.ai  oy.özog  (Licht  und  Finsternis), 

dyaßdr  y.ai  ya>eör  (Gutes  und  Böses), 

rsrgdyoiyor  y.ai  hsQÖ/^ajxsg  (Quadrat  und  Oblongum). 

^Vier  Gegensatzpaare:  Tag  und  Nacht,  Winter  und  Sommer,  Krieg  und  Frieden, 
♦Sättigung  und  Hunger,  gibt  Herakl.  fr.  67.  IVIischung  eines  heraklitischen  imd 
■eines  pythagoreischen  mit  anderweitigen  Gegensatzj^aaren  bei  Porphyr,  de  antro 
iiymph.  29.  Auf  Philo  quis  rer.  div.  her.  207  [III  47  ff.  Wendl.J  als  vollständigste 
Tafel  der  Gegensätze  verweist  Diels  zu  Herakl.  fr.  67). 
Weltbild. 

Daß  die  Lehre  von  einer  der  Erde  gegenüberliegenden  Gegenerde  {dvTi/ßcov), 
■die  der  Zehnzahl  zu  Liebe  zu  den  neun  übrigen  Himmelskörioern  hinzugefügt 
wurde,  und  die  Lehre  von  der  Bewegung  beider  um  das  ruhende  Zentralfeuer 
•den  älteren  Pythagoreern,  sei  es  allen  oder  einzelnen,  angehört  hat,  wissen  wir  aus 
•dem  vermutlich  auf  Theophrast  zurückgehenden  Bericht  des  Aet.  2,  7,  7  über 
Philolaos  (Diels,  Vors.  32  A  16;  vgl.  auch  Aet.  3.  11,  3,  Diels  ebenda  17)  und  aus 
Aristoteles  (De  caelo  2,  13,  293  a  18,  Diels,  Vors.  45  B  37,  und  Metaph.  1,  5,  986  a 
10,  Diels,  Vors.  45  B  4.  Vgl.  auch  unten  S.  83  unter  Philolaos).  Von  Hiketas  be- 
zeugt Aet.  3,  9,  2  (Vors.  37,  2),  daß  er  eine  doppelte  Erde  angenommen  habe, 
<iie  unsere  und  die  Gegenerde.  Diog.  L.  sagt  (8,  85,  Vors.  32  A  1 ;  vgl.  Aet.  3, 
13.  1.  2,  Vors.  32  A  21j,  die  kreisartige  Erdbewegung  (um  das  Zentralfeuer)  habe 
zuerst  Philolaos,  nach  andern  aber  Hiketas  gelehrt.  Hingegen  erscheint 
letzterer  bei  Cic.  Acad.  pr.  2,  39,  123  (Vors.  37,  1)  als  Vertreter  der  Theorie  von 
der  Axendrehung  der  Erde  (mit  Ausschluß  der  Bewegung  um  das  Zentralfeuer): 
Hicetas  Syracusius,  ut  ait  Theophrastus,  caelum  solem  lunam  Stellas,  supera  deni- 
•que  omnia  stare  censet  ueque  praeter  terram  rem  uUam  in  mundo  rnoveri:  quae 
cum  circum  axem  se  summa  celeritate  convertat  et  torqueat,  eadem  effici 
orania  quae  si  staute  terra  caelum  moveretur.  Die  gleiche  Axen- 
drehung geben  der  Erde  auch  der  Schüler  Piatons  Herakleides  der  Pontiker  und 
der  Pythagoreer  Ekphantos  (Vors.  38,  5:  ' Hoay./.eidijg  6  TIorziy.oQ  y.ai  "Ey.rpavro;  6 
JlvOayöosiog  y.ivovoi  inr  tijv  yijr,  ov  jn/jv  ys  fjExaßariy.öjg  [d.  h.  sie  verändert  ihren 
Platz  im  Weltenraume  nicht],  dU.ä  ros:iziy.ü>g  Tooyov  öly.tp'  errj'^oviofisvrjv,  d:^6  6vo- 
Ueberweg,  Grundriß  I.  6 


^O  §  16.    Pythagoras  und  die  Pythagoreer. 

fiiör  rn  drnTo/.nc  .tfoI  to  ('dio7-  «fr/}^  yJrToov).  Eine  doppelte  Bewegung  der  Erde, 
ihre  Axendrehung  und  ihren  Lauf  in  der  Ekliptik,  lehrte  Aristarchos  von  Samos^ 
(um  281/0  vor  Chr.).  der  Schüler  des  Perii^atetikers  Straten  von  Lampsakos. 
Seine  in  Form  einer  bloßen  Hypothese  geäußerte  Ansicht  wurde  von  dem  Koper- 
nikus  des  Altertums,  Seleukos  von  Seleukeia  (um  150  vor  Chr.),  wissenschaftlich 
begründet  (Flut,  de  fac.  in  orbe  lunae  6,  Piaton.  quaest.  8,  2,  Aet.  2,  24,  8; 
3,  17.  9,  Diels.  Doxogr.  p.  355,  l  ff.,  383  a  17  ff.  b  26  ff.).  Es  fehlte  jedoch  der 
Lehre  von  der  Erdbewegung  schon  im  Altertum  nicht  an  Verketzeniugen,  wie 
z.  B.  der  Stoiker  Kleanthes  den  Aristarchos  von  Samos  um  seiner  astronomischen 
Ansichten  willen  der  Gottlosigkeit  beschuldigte  (Plut.  de  fac.  6). 

Die  Lehre  von  der  Sphären  harmonie,  über  die  Aristot.  de  caelo  2,  9, 
290b  12  ff.  (Diels,  Vors.  45  B  35)  berichtet,  beruht  auf  der  Beobachtung,  daß  alle 
schnell  bewegten  Körper  einen  Ton  erzeugen.  Das  soll  auch  von  den  Gestirnen 
(zunächst  den  Planeten)  gelten,  und  zwar  soll  die  Höhe  der  von  den  einzelnen 
Gestirnen  hervorgebrachten  Töne  der  Entfernung  der  Gestirne  und  diese  Ent- 
fernung der  Distanz  der  Töne  in  der  Oktave  analog  sein.  Xikomachos  (Harm.  (>.. 
33  f.)  macht  Mitteilung  von  einem  System  der  Sphärenharmonie,  in  welchem  die 
sieben  Planeten  in  ihren  Entfernungen  und  in  ihren  Tönen  genau  den  sieben 
Saiten  der  Lyra  entsprechen  und  dem  Mond  als  dem  niedrigsten  Planeten  der 
höchste,  dem  Saturn  als  dem  höchsten  Planeten  der  tiefste  Ton  zugeschriebe» 
wird.  Daß  wir  diese  Sphärenharmonie  nicht  wahrnehmen,  erklärten  die  Pytha- 
goreer nach  Aristot.  de  caelo  2,  9,  290  b  24  daraus,  daß  dieselbe  von  unserer  Ge- 
burt an  unausgesetzt  unser  Ohr  trifft,  Tonempfindungen  uns  aber  nur  dann  zum. 
Bewußtsein  kommen  können,  wenn  sie  durch  Zeiten  der  Stille  unterbrochen, 
werden. 

P.^ycli  0  log  iscli  es. 

Ob  eine  von  Piaton  (Phaedo  85 e  ff.;  Simraias,  der  Schüler  des  Philolaos. 
spricht)  und  Arist.  d.  anima  1,  4,  407  b  30,  Polit.  8,  5,  1340  b  18  (Vors.  32  A  23) 
erwähnte  psychologische  Theorie,  nach  welcher  die  Seele  die  Harmonie  des  Leibes 
ist  (von  Harmonie  schlechtweg  spricht  Macrob.  somn.  Scip.  1,  14,  19  [Vors.  ebenda] 
unter  ausdrücklicher  Nennung  des  Pythagoras  und  Philolaos^,  auf  Pythagoreer 
zurückzuführen  sei,  ist  zweifelhaft;  zum  pythagoreischen  Unsterblichkeits-  und 
Seelenwanderungsglauben  würde  diese  Lehre,  die  die  Annahme  der  Vergänglich- 
keit der  Seele  zur  notwendigen  Folge  hat,  schlecht  passen.  Daß  yv/yj  und  rof? 
als  ngiducöv  jrctjJog  bezeichnet  werden  (Aristot.  Metaph.  1,  5,  985b  30.  Vors.  4» 
B  4),  stimmt  zu  den  allgemeinen  metaphysischen  Voraussetzungen  des  Pythago- 
reismus.  Bemerkenswert  ist,  daß  nach  Aristot.  de  anima  1,  2,  404  a  17  (Vors.  4ä 
B  40)  einige  unter  den  Pythagoreern  die  in  der  Luft  spielenden  Sonnenstäubchen, 
andere  das,  was  diese  Stäubchen  bewege,  für  Seele  hielten,  wie  Aristoteles  ver- 
mutet wegen  ihrer  auch  bei  Windstille  sich  bewährenden  Lebendigkeit. 

Nach  der  Angabe  des  Aristotelikers  Eudemos  in  seinen  Vorträgen  über  die 
Physik  (bei  Simplikios  zur  Physik  des  Arist.  732,  Vors.  45  B  34)  haben  die 
Pythagoreer  angenommen,  daß  dieselben  Personen  und  Ereignisse  in  verschiedenen 
Weltperioden  wiederkehren:  et  ös  zig  thoxevoeie  roT?  IIvßayoQeioig  üoie  jtdhv  rä 
avzä  uQidiKp,  y.ayoi  uvüo/.oy>]ao}  t6  oaßSi'ov  eyoiv  viiiv  y.ad)jfth-oig  ovrco,  y.al  rä  ä/.'/.a 
jiävTu  ouoicog  i^ei  ....  Die  gleiche  Lehre  findet  sich  später  bei  den  Stoikern,  bei 
diesen  aber  in  Verbindung  mit  der  heraklitischen  ßy.-rvQcooig.  s.  unten. 

Ethisches. 

Pythagoras  war  nach  dem  Verfasser  der  Magna  moraüa  (1,  1,  1182  a  11 
[Vors.  45  B  4])  der  erste,  der  es  unternahm  über  die  Tugend  zu  sprechen,  und 
zwar  führte  er  die  Tugenden  auf  Zahlen  zurück.     Überhaupt  trugen  die  ethischen 


§  16.    Pythagoras  und  die  Pythagoreer.  83 

Begriffe  bei  den  Pythagoreern  eine  mathematische  Form,  so  daß  Symbole  die 
Stelle  der  Definitionen  vertraten.  Die  Gerechtigkeit  war  ihnen  zoiordi  tmv 
aQt&ftcöv  mido;  (Arist.  Metaph.  1,  5,  985  b  29;  Vors.  45  B  4)  und  zwar  näher 
dgidiiog  loüy.ig  l'oog  (Magna  mor.  a.  a.  O.)  d.  i.  die  Qiiadratzahl.  Maßgebend  für 
diese  Bestimmung  wie  auch  für  die  andere,  nach  welcher  tö  dt'xaiov  t6  övr<.Tf.-ro)'- 
06?  «//r.j  (Aristot.  Eth.  Mcom.  5,  8,  1132b  22,  Diels,  Vors.  45  B  4),  war  die  An- 
schauung, daß  die  Gerechtigkeit  Gleiches  mit  Gleichem  vergelte. 

Lehren  einzelner  Alt  pythagoreer  und  pythagoreisch  beein- 
flußter Männer. 

Philolaos  erkennt  in  dem  Unbegrenzten  und  dem  Begrenzenden  die  Prin- 
zipien aUer  Dinge  (Diels  Vors.  32  A  9.  B  1.  2).  Die  Weltordnung  war  nur  da- 
durch möglich,  daß  zu  diesen  Prinzipien  die  Harmonie  hinzutrat  und  sie  zu- 
sammenschloß (ebenda  B  6).  Diese  Harmonie  ist  .-ro/.cuiynov  n-coaig  y.nl  biya 
qffooreövTcor  ovu(fg6r)]aig  (ebenda  B  10).  Auf  Zahlen  werden  wie  die  rätimlichen 
Bestimmtheiten  der  Körper,  so  auch  deren  weitere  Eigenschaften  zurückgeführt: 
dem  Mathematischen  liegt  die  Vierzahl  zugrunde  (Punkt,  Linie,  Fläche,  Körper), 
der  Qualität  und  Färbung  die  Fünfzahl,  der  Beseelung  die  Sechszahl,  der  Ver- 
nunft, Gesundheit  und  dem,  was  Philolaos  das  Licht  nannte  (entweder  allgemein 
eine  glückliche  Verfassung  des  Menschen  oder  intellektuell  der  Zustand  erleuchteten 
Verstandes),  die  Siebenzahl,  der  Liebe,  Freundschaft,  Klugheit  und  Gabe  glück- 
lichen Einfalls  die  Achtzahl  (Vors.  32  A  12).  L^nbegrenztes  und  Begrenzendes 
und  die  Zahl  sind  auch  die  Prinzipien  der  Erkennbarkeit  der  Dinge  (Diels,  Vors. 
32  B  3.  4.  6.  11):  ..Die  Natur  der  Zahl  ist  erkenutuisspendend,  führend  und  lehrend 
für  jegüchen  in  jeglichem  Dinge,  das  ihm  zweifelhaft  oder  unbekannt  ist.  Denn 
nichts  von  den  L>ingen  wäre  irgendwem  klar  weder  in  ihrem  Verhältnis  zu  sich 
noch  zu  anderen,  wenn  die  Zahl  nicht  wäre  und  ihr  Wesen"  (Übers,  von  Diels). 
Die  musikalische  Harmonie  beruht  auf  Zahlenverhältnissen  (nämlich  der  Saiten- 
längen, welchen  bei  gleicher  Dicke  und  Spannkraft  die  Höhe  der  Töne  umgekehrt 
proportional  ist),  insbesondere  die  Oktave  oder  die  Harmonie  im  engeren  Sinne 
auf  dem  Verhältnis  1  :  2,  welches  die  beiden  Verhältnisse  der  Quarte  (3  :  4)  und 
Quinte  (2  :  3  oder  4:6)  in  sich  schließt  (fragm.  6).  Die  fünf  regelmäßigen 
Körper:  Kubus,  Tetraeder,  Oktaeder,  Ikosaeder,  Dodekaeder  sind  die  Grund- 
formen der  Erde,  des  Feuers,  der  Luft,  des  Wassers  und  des  fünften  Elementes, 
das  die  Weltkugel  trägt  (Vors.  32  B  12  verglichen  mit  A  15). 

Die  Welt  besteht  aus  folgenden  Teilen:  die  Mitte  nimmt  das  Feuer  ein,  das 
Philolaos  koila  (xov  jtavTÖg)  nennt  (32  B  7)  und  auch  mit  anderen,  mythischen, 
Namen,  wie  Jiog  olxog.  ti/]T>]g  &ecov  belegt.  Es  folgt  die  Gegenerde  und  auf  diese 
unsere  bewohnte  Erde-,  die  bei  der  Drehung  um  das  Feuer  sich  stets  der  Gegen- 
erde gegenüber  befindet,  so  daß  letztere  für  uns  nicht  sichtbar  ist.  Weiter  folgen 
Mond,  Sonne  und  die  fünf  Planeten,  alsdann  die  Fixsternsphäre.  Letztere  hat 
den  Namen  Olyrapos,  die  Sphäre  der  Planeten,  der  Sonne  und  des  Mondes  heißt 
Kosmos,  die  Region  unterhalb  des  Mondes  und  im  Umkreis  der  Erde  Uranos. 
Für  die  Welt  bestimmend  als  ihr  Grund  und  Halt  ist  das  Feuer  der  Mitte,  das 
für  die  Welt  das  Gleiche  bedeutet  wie  der  Kiel  für  das  Schiff  und  in  dem  Be- 
richt des  Aetios  (2,  4,  15)  unter  Anwendung  stoischer  Terminologie,  aber  dem 
Grundgedanken  nach  richtig,  als  >)ysuovty.öi'  bezeichnet  wird  (Diels  Vors.  32  A  16. 
17,  zu  vergleichen  mit  den  Berichten  über  die  Kosmologie  der  Pythagoreer  im 
allgemeinen,  Vors.  45  B  37).  Die  Welt  ist  einer  Zerstörung  in  doppelter  Weise 
unterworfen,  durch  vom  Himmel  niederströmendes  Feuer  und  durch  vom  Monde 
ausfließendes  Wasser  (Aet.  2,  5,  3,  Vors.  32  A  18). 

6* 


^^  §  16.     Fythagonis  und  die  Pythagoreer. 

Was  die  Seele  und  ihr  Verhältnis  zum  Leibe  betrifft,  sagt   Philolaos  (Vors. 

32  B  14):  fiagrvogorTai  de  y.al  oi  nu).aiol  üsoXöyot  zt  y.al  fiämig  dig  biä  iivag  zi/uoi- 
o/a,'  d  yv/ä  tiT>  oio/inTi  ovrE^Fvy.TUt  xui  yaÜdjreo  er  aäuaxt  tovto)  reOuTixat.  Wir 
leben  wie  in  einem  Gefängnis,  in  welchem  uns  als  ein  Stück  ihres  Besitztums  die 
(tottheit  umschlossen  hält  (B  15).  Im  einzelnen  lehrt  Philolaos  über  die  psychischen 
und  vitalen  Funktionen  das  Folgende :  „Hirn  ist  das  Prmzip  des  Verstandes,  Herz 
das  der  Seele  und  Empfindung,  Nabel  das  des  Anwurzeins  und  Emporwachsens 
des  Embryo,  Schamglied  das  der  Sameuentleerung  und  Zeugung.  Das  Hirn  aber 
bezeichnet  das  Prinzip  des  Menschen,  das  Herz  das  des  Tieres,  der  Nabel  das  der 
Pflanze,  das  Glied  das  aller  zusammen.  Denn  alle  blühen  und  wachsen"  (B  13 
in  Diels'  Übersetzung). 

Medizinische  Theorien  des  Philolaos  enthält  der  Anon.  Londin.  (Su2)pl.  Arist. 
cd.  Acad.  Bor.  III  1)  18,  8  p.  31  (Vors.  32  A  27).  Stark  betont  wird  hier  die  Be- 
deutung der  Wärme  für  den  menschlichen  Körper  [<PiX6laog  dk  KQoron'iätijg  awe- 
orärai  q?t]aiv  rn  tjfiheQa  ocöfiara  ey.  ßegfiov  y.zk.).  Ein  weiterer  Abschnitt  handelt 
über  die  Ursachen  der  Krankheiten.  In  seinen  medizinischen  Ansichten  zeigt  sich 
Philolaos  als  Eklektiker. 

Eurytos,  Philolaos'  Schüler,  suchte  die  Gleichsetzung' der  Dinge  mit  Zahlen 
konsequent  und  erschöpfend  durchzuführen.  Während  sich  die  meisten  darauf 
beschränkten,  gewisse  allgemeine  Begriffe  aus  Zahlen  herzuleiten  und  z.  B.  den 
Raum  und  das  leere  Unendliche  auf  die  unbegrenzte  Zweiheit,  die  Seele  u.  a.  auf 
bestimmte  Zahlen  und  die  Einheit  zurückführten,  um  das  Konkretere,  Einzelne 
aber  sich  nicht  kümmerten,  setzte  Eurytos  eine  Zahl  an  für  den  Menschen,  eine 
andere  für  das  Pferd  usw.  (die  Stellen  bei  Diels  Vors.  c.  33). 

Archytas  berührt  in  den  erhaltenen  Bruchstücken  seines  'Aq^wny.ög  (Vors. 

33  B  1  ff.)  in  erster  Linie  akustische  und  musikalische  Fragen,  streift  aber  auch 
das  Gebiet  der  Soziologie  und  —  ebenso  wie  in  dem  Fragment  der  AiaxQißal  — 
der  Wissenschaftslehre,  wobei  natürlich  die  pythagoreische  Hochschätzung  der 
Mathematik  hervortritt.  Da  die  Mathematiker,  so  wird  ausgeführt,  über  die  Natur 
der  Gesamtheit  der  Dinge  zu  guten  Kenntnissen  gelangt  sind,  so  mußten  sie 
auch  in  die  Beschaffenheit  der  Einzeldinge  einen  guten  Einblick  gewinnen,  und 
so  gaben  sie  uns  denn  über  die  Geschwindigkeit  und  Auf-  und  Untergänge  der 
Gestirne,  sowie  über  Geometrie,  Arithmetik,  Sphärik  und  nicht  zum  wenigsten 
über  Musik  sichere  Kenntnis.  Denn  diese  Wissenschaften  scheinen  Schwester- 
wissenschaften zu  sein.  Sie  befassen  sich  nämlich  mit  den  beiden  schwesterUchen 
Erstgestalten  des  Seienden  (Zahl  und  Größe).  Unter  diesen  Schwesterwissen- 
schaften hat  aber  nach  dem  Diatribenfragment  wieder  die  elementarste,  die  Arith- 
metik, den  Vorrang.  Denn  wo  die  anderen  Wissenschaften  versagen,  beweist  die 
Geometrie,  wo  aber  die  Geometrie  versagt,  beweist  die  Arithmetik  (nach  Diels' 
Ergänzung  der  Stelle,  Vors.  35  B  4). 

Alkmaion,  der  Krotoniate  (nach  Arist.  Metaph.  1,  5,  98üa  29,  Vors,  14  A  3), 
jüngerer  Zeitgenosse  des  Pythagoras  (dessen  Schüler  er  nach  Diog.  Laert.  8, 
83  war),  verfaßte  eine  Schrift:  IleQi  cpvaeojg  und  war  als  Arzt  und  Anatom 
bahnbrechend.  Er  stellte  nach  Arist.  a.  a.  O.  die  Lehre  auf,  slrat  dvo  zd  nolld 
r(7)r  urüoox-rivon'  (vgl.  0.  S.  81  die  pythagor.  Tafel  der  Gegensätze),  fixierte  aber  nicht 
eine  bestimmte  Zahl  von  Gegensätzen,  sondern  gab  die  ihm  jedesmal  gerade  auf- 
stoßenden an,  wie  weiß  und  schwarz,  süß  und  bitter,  gut  und  schlecht,  groß  und 
klein.  Er  fand  den  Sitz  der  Seele  im  Gehirn,  zu  dem  alle  Emj^findungen  von 
den  Sinnesorganen  aus  durch  Kanäle  {:^6()oi)  hingeleitet  werden  (Theophrast.  de 
sensu  25  f.;  Act.  4,  17,  1,  Vors.  14  A  5.  8;  vgl.  auch  Plat,  Phaedo  p.  96  b,  Vors. 
14  A  11)  und   bemühte  sich,    die   Vorgänge   der   Sinneswahrnehmungen    aus   der 


§  16.    Pythagoras  imd  die  Pylhagorecr.  g5 

eigentümlichen  Beschaffenheit  der  Sinnesorgane  zu  erklären.  Dabei  betonte  er 
den  Unterschied  der  sinnlichen  Wahrnehmung  und  des  Denkens:  der  Mensch 
unterscheidet  sich  dadurch  von  allen  anderen  Wesen,  daß  er  allein  versteht 
(^vt'i'>]c,i),  während  alle  anderen  nur  wahrnehmen  ohne  zu  verstehen  (Vors.  14  B 
la).  Hinsichtlich  der  Seele  äußerte  er  einen  später  von  Flaton  zu  großer  Be- 
deutung erhobenen  Gedanken :  ihr  Wesen  ist  ewige  Bewegung,  die  sie  mit  allem 
Göttlichen,  dem  Mond,  der  Sonne,  den  Sternen  und  dem  gesamten  Himmel  ge- 
mein hat,  imd  so  ist  sie  unsterbhch  (Vors.  14  A  12).  Die  Gesundheit  beruht 
nach  Alkmaion  auf  einem  Gleichgewicht  der  Kräfte,  des  Feuchten  und  Trocknen, 
Kalten  und  Warmen,  Bitteni  und  Süßen  usw.,  einem  Gleichgewicht,  das  er  unter 
einem  der  Politik  entnommenen  Bilde  als  Gleichberechtigung,  loovoitlu,  bezeichnete, 
während  er  das  Krankheit  herbeiführende  Überwiegen  einer  Kraft  Alleinherrschaft, 
/Koragyia,  nannte.  Nach  Aetios'  (5,  30,  1)  vielleicht  spätere  Systematik  ein- 
mengendem Berichte  hätte  er  dabei  das  vqp'  ov  der  Krankheit  (Übermaß  von 
Wärme  oder  Kälte)  von  dem  i^  ov  (Fülle  oder  Mangel  an  Nahrung)  und  dem  iv 
oFc  iBlut,  Mark,  Gehirn)  geschieden  (Vors.  14  B  4).  Hervorhebung  verdient  noch 
das  sinnvolle  2.  Fragment :  die  Menschen,  so  heißt  es  da,  gehen  darum  zugrunde, 
weil  sie  den  Anfang  nicht  an  das  Ende  anknüpfen  können.  Alkmaion  geht  dabei 
aus  von  der  Vorstellung  einer  Kreislinie,  bei  der  es  kein  Aufhören  gibt,  weil 
hier  überall  neben  dem  Ende  der  Anfang  liegt.  Eine  solche  Kreislinie  ist  unser 
(leibliches)  Leben  nicht,  wir  vermögen  nicht  an  den  Tod  die  Geburt  anzuknüpfen. 
Veranlassung  zu  der  Bemerkung  bot  vielleicht  die  Parallele  der  Seele  mit  den 
Gestirnen:  während  diese  auch  körperlich  in  ihren  Kreisbahnen  ewig  bestehen,  ist 
das  Gleiche  dem  Menschen  nach  seinem  leiblichen  Wesen  nicht  vergönnt. 

Epicharmos  aus  Kos,  der  Sohn  des  Elothales,  geb.  um  550,  gest.  zu  Syrakus 
um  4(i0,  läßt  in  der  ersten  der  von  Diog.  Laert.  (3,  9 — 17)  angeführten  Dich- 
tungen einen  mit  eleatischer,  pythagoreischer  und  besonders  mit  heraklitischer 
Philosophie  bekannten  Mann  mit  einem  der  Philosophie  fernstehenden  Anhänger 
der  religiösen  Vorstellungen  der  alten  Dichter  und  des  Volkes  sich  unterreden. 
In  einem  andern  der  dort  erhaltenen  Fragmente  wird  der  Unterschied  erörtert,  der 
zwischen  der  Kunst  und  dem  Künstler  bestehe,  wie  auch  zwischen  der  Güte  und 
dem  Manne,  der  gut  sei,  und  zwar  in  Ausdrücken,  die  an  die  platonische  Ideen- 
lehre erinnern,  aber  doch  nicht  ganz  im  platonischen  Sinne  zu  nehmen  sind, 
der  auf  den  Unterschied  zwischen  dem  Allgemeinen  und  Individuellen  geht,  sondern 
vielmehr  im  Sinne  der  Unterscheidung  zwischen  Abstraktem  und  Konkretem.  Ein 
drittes  Fragment  folgert  aus  Kunstfertigkeiten  der  Tiere,  daß  auch  sie  Vernunft 
haben.  Ein  viertes  enthält  in  seinen  Ausdrücken  über  die  Verschiedenheit  des 
Geschmacks  Anklänge  an  die  Verse  des  Eleaten  Xenophanes  über  die  Verschieden- 
heit der  Göttervorstellungen.  Ein  philosophisches  System  läßt  sich  dem  Epichar- 
mos nicht  zuschreiben.  Piaton  sagt  Theaet.  p.  152  a,  der  Komiker  Epicharmos 
huldige,  gleich  wie  Homer,  der  von  Heraklit  auf  ihren  allgemeinsten  philosophischen 
Ausdruck  gebrachten  Weltanschauung  (die  in  dem  Wahrnehmbaren  und  Ver- 
änderhchen  das  Eeale  finde).  Klassische  Aussprüche  des  Epicharmos  sind:  iw/s 
H(u  uhirao  d.-Ttozeiv,  äoüoa  tuvtu  xäv  (foeviov  (,,sei  nüchtern  und  vergiß  nicht  zu 
mißtrauen;  das  sind  die  Gelenke  [die  für  jede  Bewegung  entscheidenden]  des 
Geistes";  anders  Diels:  „Nüchternheit  und  Mißtrauen,  das  sind  des  Geistes  Arme" 
Vors.  13  B  13)  und:  vovg  oorj  xai  vov?  ay.ovei,  rä'/J.a  y.cocpä  xai  xvtpXa  („der  Ver- 
stand sieht  und  der  Verstand  hört:  alles  andere  ist  taub  und  blind"  Vors.  13  B 
12).  Der  römische  Dichter  Ennius  hat  ein  pythagoreisierendes  Lehrgedicht  einem 
(angeblich)  epicharmischen  nachgebildet.    Es  gab  frühzeitig  mancherlei  Fälschungen 


36    §  16.    Pythagoras  und  die  Pythagoreer.     §  17.     Die  Eleateu  überhaupt. 

unter  dem  Namen  des  Epicharmos.  Zur  Frage  nach  der  Echtheit  der  die  Philo- 
sophie berührenden  Fragmente  s.  Diels,  Vors.  13  B  Vorbemerkung. 

Hippodamos  aus  Milet,  ein  Zeitgenosse  des  Sokrates,  Architekt,  der  die 
Straßenanlage  im  Peiraieus  geleitet,  den  Plan  zur  Xeuanlage  der  Stadt  Rhodos  aus- 
gearbeitet und  sich  auch  in  Thurioi  aufgehalten  hat,  ist  (nach  Arist.  Polit.  2, 8,  1267  b 
22  ff.,  Diels,  Vors.  27,  1)  ebenso  wie  (nach  Arist.  Polit.  2,  7,  1266  a  36,  Diels  ebenda) 
Phaleas,  der  Chalkedonier,  und  (nach  D.  L.  3,  37  und  57)  der  Sophist  Protagoras,  ein 
Vorgänger  Piatons  in  der  Bildung  politischer  Theorien.  Er  war  nach  der  Angabe  des 
Aristoteles  der  erste  Privatmann,  der  es  unternahm,  etwas'über  die  beste  Staatsver- 
fassung zu  sagen.  Das  Gebiet  des  Landes  soll  in  drei  Teile  zerfallen:  das  heilige 
für  den  Gottesdienst,  das  Gemeinland  für  den  Unterhalt  des  Wehrstandes  und 
das  Privatgebiet.  Es  soU  drei  Arten  von  Gesetzen  geben,  nämlich  in  bezug  auf 
vßgig,  ß^Mßt],  ■davajo?.  Den  Gerichtshöfen  soll  ein  Appellationsgericht  über- 
geordnet sein.  Ob  und  wie  weit  Hippodamos  zum  Pythagoreismus  in  Beziehung 
stand,  ist  nicht  sicher.  Zu  den  späteren  Fälschungen  unter  den  Namen  von  Alt- 
pythagoreern  gehörte  auch  eine  unter  dem  von  ,, Hippodamos  dem  Pythagoreer-' 
und  eine  unter  dem  von  ,, Hippodamos  dem  Thurier",  womit  der  nämliche  gemeint 
zu  sein  scheint.  Fragmente  dieser  Fälschungen  sind  bei  Stobaios  erhalten  (Flori- 
leg.  43,  93—95;  98,  71;  103,  26).  Phaleas  strebte  danach,  der  Ungleichheit 
des  Besitzes  der  Staatsbürger  vorzubeugen,  die  leicht  zu  revolutionären  Bewegungen 
führe;  er  forderte,  imd  zwar  zuerst,  l'aag  elrai  läg  y.n'joeig  tojv  -rolixöir  (Arist.  Pol. 
2,  7,  1266  a  40). 

Auch  der  tragische  Dichter  Ion  von  Chios  in  der  zweiten  Hälfte  des 
fünften  Jahrhunderts  vor  Chr.  zeigte  sich  in  einer  rgiayfwg  („Dreisieg'')  oder 
ronr-iioi  betitelten  Prosaschrift  von  pythagoreischer  Lehre  beinflußt.  Und  zwar 
knüpfte  er  an  die  Hochhaltung  der  Zahl  drei  an,  die  als  Anfang,  Mitte  und  Ende 
umfassend  von  den  Pythagoreern  als  die  bestimmende  Zahl  für  das  All  betrachtet 
wurde  (Vors.  45  A  17).  So  schrieb  er  in  dem  angeführten  Werke:  „Alles  ist  drei 
und  nichts  ist  mehr  oder  weniger  als  diese  drei.  Eines  jeden  einzelnen  Trefflichkeit 
ist  eine  Dreiheit,  Verstand  und  Kraft  und  Glück"  (Vors.  25  B  1 ;  zu  der  hier  dem 
Glück  angewiesenen  Stellung  vgl.  auch  25  B  3).  Neben  einer  Erwähnung  des 
Pythagoras  in  dem  Triagmos  (Vors.  25  B  2)  liegt  auch  eine  Anspielung  auf  dessen 
Unsterblichkeitslehre  in  einem  Epigramm  vor,  dessen  Echtheit  freilich  nicht  un- 
zweifelhaft ist  (Vors.  25  B  4). 

Pythagoreische  Gedanken  haben  auch  auf  den  Bildhauer  Polykleitos 
eingewirkt,  der  in  einer  Kcwmv  betitelten  Schrift  über  die  normalen  Maßverhält- 
nisse zwischen  den  Teilen  des  menschlichen  Körpers  handelte  und  die  hier  dar- 
gelegte Theorie  in  einer  gleichfalls  Kunöv  benannten  Musterstatue  veranschaulichte. 
Er  begründete  seine  Lehre  auf  die  ov/tfieTgia  der  Körperteile  untereinander  (für 
den  pythagoreischen  Begriff  der  Symmetrie  vgl.  das  Wortregister  zu  Diels'  Vor- 
sokratikern  u.  d.  W.  avfifXFToi'u)  und  behauptete:  rö  ev  naga  fuyoov  biä  7io).).ö)y  agtdnwv 
yiv£Tui  („das  Gelingen  [eines  Kunstwerks]  hängt  von  vielen  Zahlenverhältnissen 
ab,  wobei  eine  Kleinigkeit  den  Ausschlag  gibt",  Übers,  von  Diels  28  B  2). 

i^  17.  Die  eleatische  Lehre  von  der  Einheit  des  Alls 
wurde  in  engerer,  theologischer  Form  von  Xeno]Dhanes  aus 
KolojDlion  begründet,  allgemeiner  als  Lehre  vom  Sein  durch 
Parmenides  von  Elea  weiter  entwickelt,  dialektisch  in  der 
Polemik  gegen  die  gewöhnliche  Annahme  einer  Vielheit  von  Ob- 
jekten  und   eines  Werdens   und  Wechseins    durch   Zenon   von 


§  17.    Die  Eleaten  überhaupt.  gj 

Elea  in  der  Weise  verteidigt,  daß  die  gangbaren  Anschauungen 
vermittels  eines  indirekten  Beweis  Verfahrens  ad  absurdum  ge- 
führt wurden,  während  Melissos  aus  Samos  die  eleatischen 
Grundlehren  wieder  auf  direktem  Wege  zu  festigen  suchte. 

Daß  die  unter  den  aristotelischen  Schriften  auf  uns  gekommene,  von  einigen 
gewiß  mit  Unrecht  dem  Theophrast  zugeschriebene,  sicher  erst  von  einem  späteren 
eklektischen  Peripatetiker  (nach  Diels,  Abh.  der  Berliner  Ak.  1900,  ungefähr  zur 
Zeit  der  Geburt  Chi-isti)  vielleicht  mit  Benutzung  von  Aristoteles  Tlgog  za  Sevoqm- 
rovg  ä  ITgo;  rä  Msllooov  ä  verfaßte  Abhandlung  „De  Xenophane,  Zenone,  Gorgia" 
in  ihrem  ersten  Abschnitt  (Kap.  1  und  2)  nicht  von  Xenophanes,  sondern  von 
MeUssos  handle,  hat  bereits  Buhle  in  der  (unter  Liter,  zu  §  17  angeführten) 
Abhandlung  über  den  Pantheismus  bemerkt,  das  Gleiche  hat  Spalding  nachge- 
■wiesen,  und  nimmt  mit  ihm  auch  Fülleborn,  der  früher  anders  geurteilt  hatte,  in 
den  ,,Beitr."  an,  ebenso  auch  Brandis  und  alle  späteren  Forscher,  da  es  aus  der 
Vergleichung  mit  den  anderweitig  uns  bekannten  Lehren  des  Melissos  sich  ganz 
evident  ergibt.  Auf  wen  der  zweite  Abschnitt  (Kap.  3  und  4)  geht,  ob  auf  Xeno- 
phanes oder  auf  Zenon,  ist  lange  Zeit  unentschieden  gewesen.  Doch  kann  jetzt 
als  gesichert  gelten,  daß  die  Lehre  des  Xenophanes  darin  dargestellt  wird.  Der 
letzte  Abschnitt  (Kap.  5  und  6)  handelt  unzweifelhaft  von  Gorgias. 

Die  Frage  ist,  wie  weit  die  Schrift  in  den  Abschnitten  über  die  beiden 
Eleaten  Zuverlässiges  bietet.  Hier  erregen  nun  die  Ausführungen  über  Xeno- 
phanes die  größten  Bedenken,  auf  die  Zeller,  Phil.  d.  Gr.  I  P,  507  ff.  hingewiesen 
hat.  Jenen  Ausführungen  zufolge  hätte  der  Philosoph  u.  a.  gelehrt,  die  Gottheit 
sei  weder  unbegrenzt  noch  begrenzt.  Unbegrenzt  sei  das  Nichtseiende.  Denn 
dieses  habe  weder  Anfang  noch  Mitte  noch  Ende  noch  sonst  einen  Teil.  Derart 
aber  sei  das  Unbegrenzte.  Das  Seiende  aber  (die  Gottheit)  sei  nicht  wie  das 
Nichtseiende.  Andererseits  setze  das  Begrenzte  eine  Mehrheit  voraus  (jede  Grenze 
trennt  mindestens  zwei  Dinge).  So  widerspreche  die  Begrenztheit  der  Einheit  der 
(mit  dem  All  identischen)  Gottheit.  Ferner  hätte  Xenophanes  behauptet,  die 
Gottheit  sei  weder  bewegt  noch  unbewegt.  Unbewegt  sei  das  Nichtseiende  (dem 
das  Seiende  nicht  gleiche).  Die  Bewegung  aber  setze  mit  der  Veränderung  wieder 
die  Mehrheit  voraus  (Vors.  11  A  28,  8—11).  Diese  Angaben  widersprechen  nun 
den  sichersten  Zeugnissen  über  Xenophanes'  Lehre.  Er  selbst  erklärt  mit  deut- 
lichen Worten  Gott  für  unbewegt  (Vors.  11  B  26):  aiel  d'  sr  zavro)  fu'firei  xivov- 
fievog  ovdsv  ovös  UEzeQyeodat  /iiv  ejiijiqejzei  äkloze  ä?J.ij:  „immer  am  gleichen  Orte 
verbleibt  er  sich  gar  nicht  bewegend,  und  es  ziemt  ihm  nicht  bald  hier-  bald 
dorthin  zu  gehen").  Ferner  sagt  Aristoteles  Metaph.  1,  5,  986  b  18  ff.  (Vors.  11  A 
30),  Xenophanes  habe  sich  über  die  begriffliche  oder  materielle  Natur  des  Einen 
und  im  Zusammenhange  damit  über  seine  Begrenztheit  oder  Unbegrenztheit  nicht 
näher  geäußert  {UuQ/nevidijg  fiev  yäg  eoixe  zov  xaza  zov  Xöyor  kvog  obirea&ai, 
MeXiooo?  8e  zov  y.aza  ztjv  vlt]V  8i6  xai  6  (.ihr  jiEJZEQaojiiErov,  6  8'  ä:iecQÖv  q^ijaiv 
■Birai  avzö.  Zevo(pdv7]g  8k  jzgönog  zovzcov  sviaag  ....  ovSkr  SiEaaqirjvioEV  ov8e  zijg 
•fpvasoig  zovzcov  ov8EZEQag  eoixe  dr/Eiv,  a).)'  eig  zov  o).ov  ovquvov  d:zoßXB^'ag  z6  ev 
■slvai  (ft]oi  zöv  dsöv).  Dazu  stimmt,  daß  man  auch  in  späterer  Zeit  darüber  stritt, 
ob  Xenophanes  sein  Seiendes  als  unbegrenzt  oder  begrenzt  gedacht  habe:  Niko- 
laos  von  Damaskos  war  der  ersteren,  Alexander  von  Aphrodisias  der  letzteren 
Ansicht.  Danach  läßt  sich  mit  Sicherheit  annehmen,  daß  Simplikios  seine 
mit  De  Mel.  Xenoph.  Gorg.  übereinstimmende  Angabe  (Phvs.  22,  26  ff.,  Vors. 
11  A   31,   2)    nicht    aus  Theophrast  hat,    auf  den    er    sich   beruft.     Er  hat  viel- 


gj^  §  18.    Xenophanes  aus  Kolophon. 

mehr  Theophrast,  den  er  durch  Vermittlung  des  Alexander  benutzte,  mit  den» 
betreffenden  Abschnitt  der  Schrift  De  Mel.  Xen.  Gorg.  kombiniert  (s.  Diels,  Vors. 
z.  d.  Stelle)  und  den  Widerspruch  mit  Xenophanes  Fragm.  26  durch  eine  künst- 
liche Interpretation  des  letzteren  auszugleichen  versucht  (Vors.  11  A  31,  7).  Auch 
die  in  fortlaufender  Aufstellung  von  Dilemmen  und  Widerlegung  beider  Glieder 
der  Dilemmen  sich  bewegende  Darstellung  in  dem  Xenophanes  behandelnden  Ab- 
schnitt von  De  Mel.  Xen.  Gorg.  paßt  nicht  zu  der  Vorstellung,  die  wir  uns  von 
der  Weise  des  Xenophanes  machen  müssen,  besonders  da  er  und  Melissos  von. 
Aristot.  Metaph.  1,  5,  986  b  26  (Vors.  11  A  30)  als  /luxqov  dygotnÖTsgoi  bezeichnet 
werden.  ]\fan  wird  also  diese  Quelle  für  die  Lehre  unserer  Philosophen  nur  mit 
größter  Vorsicht  zu  benutzen  haben. 

§  18.  Xenophanes  aus  Kolof)hon  in  Kleinasien,  geb. 
etAva  580/77,  der  später  nach  Elea  in  Unteritalien  übersiedelte,, 
bekämpft  in  seinen  Gedichten  die  anthropomorphischen  und 
anthropopathischen  Göttervorstellungen  des  Homer  und  Hesiod 
und  stellt  die  Lehre  von  der  einen,  allwaltenden  Gottheit 
auf.  Dieser  einige  Gott  ist  ihm  aber  zugleich  die  Welt,  ist  nicht 
geworden  —  denn  das  Seiende  kann  nicht  werden  — ,  ist  ohne 
Bewegung  und  Veränderung,  den  ganzen  Raum  ausfüllend.  Er 
ist  ganz  Auge,  ganz  Ohr,  ganz  Denkkraft;  mühelos  bewegt  und 
lenkt  er  alle  Dinge  durch  die  Macht  seines  Gedankens.  Mit 
diesen  Sätzen  von  dem  einen  und  allein  Seienden  ist  Xenophanes 
der  Stifter  der  eleatischen  Schule  und  zugleich  der  erste  Meta- 
physiker. 

Antike  Überlieferung  über  Leben,  Schriften  und  Lehre.  Frag- 
mente: Diels,  Poet."philos.  fragm.  p.  20  ff.,  Vors.  c.  11.  (Frühere  Sammlungerfc 
s.  im  Literaturverzeichnis  zu  §§  17.  18.)  Chronologie:  Jacobv,  Apollod.  Chron.. 
8.  204  ff.    Kühl.  Rhein.  Mus.  62  (1907),  427. 

Xenophanes  hat  nach  seiner  eigenen  Aussage  (bei  Diog.  L.  9,  18,  fragni^ 
8  Diels)  im  Alter  von  25  Jahren  seine  Wanderungen  durch  Hellas  begonnen  und 
ist  nach  dem  gleichen  Zeugnis  jedenfalls  mehr  als  92  Jahre,  nach  der  Angabe- 
des  Censorinus  (Vors.  11  A  7)  über  100  Jahre  alt  geworden.  ApoUodoros  bei 
Klem.  AI,  Strom.  1,  64  (fragm.  22  Jacoby,  Diels  Vors.  11  A  8)  setzt  nach  Ritters 
sicherer  Emendation  eines  von  Klemens  schon  aus  seiner  Quelle  übernommenen 
Fehlers  seine  Geburt  in  Ol.  50  (580/77  v.  Chr.);  seine  Blüte  verlegt  Apollodor 
(Diog.  Laert.  9,  20,  fragm.  21  b  Jacoby,  Vors.  11  A  1,  20)  in  Ol.  60  (540/37). 
Daß  er  Pythagoras  überlebt  hat,  wie  gewöhnlich  angenommen  wird,  läßt 
sich  nicht  nachweisen;  jedenfalls  berücksichtigt  er  in  fragm.  7  dessen  Seelen- 
wanderungslehre. Auch  Diog.  Laert.  9,  18  (Vors.  11  A  1,  18)  erwähnt  die  Be- 
kämpfung des  Pythagoras  durch  ihn.  Er  wird  seinerseits  bereits  von  Heraklit 
genannt,  der  ihm  .-To/.v^ai9it]  zuschreibt  ebenso  wie  dem  Pythagoras.  In  seinem 
höheren  Alter  lebte  er  in  Elea  {'EXea,  '  Yfhj,  Velia),  einer  540_vor  Chr.  gegründeten 
Kolonie  der,  um  der  Perserherrschaft  zu  entgehen,  ausgewanderten  Phokäer. 
Seinen  Lebensunterhalt  erwarb  er  sich  durch  den  Vortrag  seiner  Gedichte.  Vo]> 
seinen  Elegien  haben  sich  längere  Fragmente,  von  den  philosophisch  aggressiver* 
Zi'/J.oi,  den  Uuoojfilat,    die    mit  den  Sillen  vielleicht  identisch  sind,    und  dem  Gc- 


§  18.    Xenophancs  aus  Kolophon.  ^\) 

dicht  rffgi  f/  voecoc  nur  kürzere,  und  auch  nur  wenige,  erhalten.  Seine  Dichtung 
trägt  durchweg  einen  sittlich-religösen  Charakter.  In  einem  von  Athenaios  (11, 
p.  402)  erhaltenen  längeren  Fragmente  (1  Diels),  wo  er  ein  heiteres  Gastmahl 
schildert,  fordert  er  auf,  zuerst  die  Gottheit  (die  Xenophanes  bald  durch  Osög, 
bald  durch  Oeoi  bezeichnet)  mit  reinen,  heiligen  Worten  zu  preisen,  mäßig  zu  sein, 
von  Beweisen  der  Tugend  zu  reden,  nicht  von  Titanenkämpfen  und  ähnlichen 
Fabeln  der  Alten  {.-i/.dnuuTa  tcD»'  :;iqotsqcov);  in  einem  anderen  Fragmente  (bei 
Athen.  10,  p.  413  f.,  Vors.  11  B  2)  warnt  er  vor  Überschätzung  der  Überlegen- 
heit in  den  Kampfspieleu  und  hält  es  nicht  für  billig,  dieselbe  der  Geistesbildung 
vorzuziehen  {ovde  Sixaiov  :rooy.qiveiv  §o\u>jv  rf/g  dyadt'jg  on'fi);g). 

Daß  der  Gott  des  Xenophanes  die  Welt  selbst  oder  das  Weltganze,  seine 
Einheit  die  Einheit  der  Welt  sei,  ist  schon  früh  angenommen  worden.  Zwar 
finden  wir  diese  Lehren  von  der  Identität  Gottes  und  des  Weltganzen  und  von 
der  Einheit  der  Welt  nicht  in  den  auf  uns  gekommenen  Fragmenten  des  Xeno- 
phanes selbst,  aber  sie  sind  doch  sonst  aufs  sicherste  bezeugt.  In  dem  ])lato- 
nischen  Dialog  Sophistes  (p.  242  c  d,  Vors.  11  A  29)  sagt  der  Leiter  der  l'nter- 
redung,  ein  Gast  aus  Elea,  in  zusammenfassendem  Ausdruck:  die  von  uns  aus- 
gegangene Eleatensekte,  von  Xenophanes  her  und  seit  noch  früherer  Zeit,  macht 
in  ihren  philosophischen  Vorträgen  die  Voraussetzung,  daß  dasjenige  eins  sei, 
was  mau  alles  zu  nennen  pflegt  (oS?  irog  orrog  xwv  jiärrojv  y.a'/.oviiiviov).  Die 
j.noch  Früheren"  sind  wohl  gewisse  Orphiker,  die  den  Zeus  als  die  allein- 
herrschende Macht,  als  Anfang,  Mitte  und  Ende  aller  Dinge  preisen.  Aristoteles 
sagt  Metaph.  1,  5,  986  b  21:  „Xenophanes,  der  erste  Einheitslehrer  unter  den 
eleatischen  Philosophen  —  Farmenides  wird  sein  Schüler  genannt  — ,  hat  sich 
über  das  Wesen  des  Einen  nicht  deutlich  erklärt  (so  daß  man  nicht  sieht,  ob  er 
begriffliche  und  daher  begrenzte  Einheit,  wie  später  Parmeuides,  oder  eine  mate- 
rielle und  daher  unbegrenzte,  wie  später  Melissos,  meint;  er  scheint  diesen  Unter- 
schied noch  nicht  ins  Auge  gefaßt  zu  haben),  sondern  sagt  nur,  auf  das  AU 
blickend,  das  Eine  sei  der  Gott'"  {Esrocfdrtjg  dk  jzQ'Jörog  tovtmv  kvioag  —  etg  Tor  o/.ov 
ovQuvöv  d7ioß?Jtfag  x6  ev  slvai  (fr]ai  zöv  üeöv).  Auch  liegt  kein  Grund  vor,. 
Xenophanes  von  dem  zusammenfassenden  Ausdruck  bei  Aristoteles  Metaph.  1,  5^ 
986  b  10:  elol  8s  iivsg,  ot  rrtot  rov  .Tarrö?  cbg  dr  fiiäg  oi'ofjg  (fi'aso)c  drrFffi'jvavro, 
auszunehmen,  zumal  er  unmittelbar  darauf  unter  den  Betreffenden  genannt  wird. 
Simplikios  sagt  zur  aristotelischen  Physik,  S.  22  Diels  (Vors.  11  A  31):  IV  t6  ov 
Hai  :i:uv  Esvorfdvrjv  .  .  .  vjiOTidsadai  <prjoiv  6  Oeörpouarog  und  weiter:  ro  yuQ  sv 
Tovro  y.al  miv  rov  dsov  sleyev  o  Eevo(pdvrjg  (aus  dieser  Stelle  scheint  der  für  das 
eleatische  Seiende  übliche  Ausdruck:  ev  y.al  näv  entnommen;  ebenso  bemerkt 
Theophrast  nach  Alexand.  z.  Metaph.  p.  31  Hayd.  [Vors.  18  A  7]  von  Parmenides: 
xar'  dh]deiav  f.iev  ev  z6  Tiäv  y.al  dysvfjzov  Hat  offaioosiöeg  i'n:o/.aiißdro}r).  Die  Ein- 
heit Gottes  bewies  Xenophanes  daraus,  daß  Gott  das  Beste  von  allem  sei  (Simpl.. 
ebendas. :  oV  [öedrj  sva  fikr  öeiyvvoiv  ey.  rov  ndvTon'  y.oäriorov  eiruf  :i}.ei6yior  ydo, 
(pt]Oiv,  ovTcov  6/.coicog  vjtÜQxeiv  dvdyy.rj  nüoi  ro  y.oarsTv'  ro  8s  :rdvro)v  y.odrtoror  y.al 
doiorov  Osog,  was  aus  De  Mel.  Xen.  Gorg.  3,  3  f.  hergeleitet  sein  kann,  aber  nicht 
unglaubwürdig  klingt).  Der  SUlograph  Timon  (bei  Sext.  Empir.  hypotyp.  Pyrron, 
1,  224,  Timon  fragm.  59  D.,  s.  auch  Vors.  11  A  35)  legt  ihm  die  Worte  in  den 
Mund,  wohin  er  auch  seinen  Blick  wenden  möge,  löse  sich  ihm  alles  in  eine  Einheit 
auf  (o.T.'zt)  yäg  sfiov  vöov  sigvoai/xt,  elg  sv  ravzö  ze  näv  dvs'/.vsro,  cräv  8'  sdv  alsi  ndvit] 
dvs/.HÖfierov  fit'av  stg  (fvoiv  iozad'  ouoi'tjv).  —  Wenn  Xenophanes  öfters  von  Göt- 
tern redet,  so  will  er  sieh  damit  nicht  etwa  selbst  zum  Polytheismus  bekennen,, 
sondern  er  braucht  die  Mehrzahl  in  herkömmlicher  Weise,  wie  das  bei  entschiedenen 
Monotheisten  häufig  vorkommt. 


t)(l  §  18.    Xenophanes  aus  Kolophon. 

Von  dieser  einheitlichen,  ewigen  und  unveränderlichen  Gottheit,  besonders 
in  ihrem  Gegensatze  zu  den  polytheistischen  und  anthropomorphistischen  Vor- 
stellungen der  Volksreligion,  handeln  zahlreiche  unter  den  erhaltenen  Fragmenten 
des  Xenophanes,  darunter  manche  von  großer  poetischer  Schönheit  und  Kraft. 
So  heißt  es  bei  Clem.  Alex.  Strom.  5,  109  (II  p.  399,  16  Stähl.;   Vors.  11  B  23): 

Eig  deo;  er  zs  &£oToi  xai  avÜQWJToioi  /liyiorog, 
ovTE  dsfiag  ßvrjToiaiv  S/uouog  ovre  r6)]fia 

(,,[Es  ist  nurj  Ein  Gott,  unter  Göttern  und  Menschen  der  größte,  weder  an 
Gestalt  den  Sterblichen  gleich  noch  an  Gedanken,"  Mit  den  Worten  „unter  Göttern 
und  Menschen  der  größte"  soll  dieser  Gott  nicht  etwa  mit  anderen  Göttern  ver- 
glichen, sondern  es  soU  nur  —  m  Anbequemung  an  herkömmliche  Ausdrucks- 
weise —  seine  alles  überragende  Größe  bezeichnet  werden); 
bei  Sextus  Empir.  adv.  math.  9,  144,  vgl.  Diog.  L.  9,  19  (Vors.  11  B  24): 
Ov?m;  oqu,  ov}.og  de  vosT,  ov?m;  Öe  r'   äy.ovf.i 

(„[Die  Gottheit]  ist  ganz  Auge,  ganz  Geist,  ganz  Ohr"  Diels); 
bei  Simplic.  ad  Arist.  phys.  p.  22,  9  (Vors.  11  B  26): 

AIeI  ?>    fv  ravTO)  ^i/irei  y.i)..  (s.  oben  S.  87); 
«bendaselbst  p.  23,  19  (Vors.  B  25): 

^AkV  ajrävevdE  Tiövoio  vöov  qoev'i  Trävia  y.Qa8aivEi 
i.,Doch  sonder  Mühe  schwingt  er  das  All  mit  des  Geistes  Denkkraft"  Diels); 
bei  Clem.  Alex.  Strom.  5,  109  (II  p.  399,  19  Stähl.;  Vors.  11  B  14): 

^A)J'   Ol  ßQOToi  boxEOvai  yEvväodai  deovg, 

xrjv  arpEiEOijv  d'  Eodrjxa  e/eiv  q^wvt)v  te  ds/nag  re 

(„Aber  die  Sterblichen  glauben,   die  Götter  würden  geboren  und  hätten  ihre 
[der  Sterblichen]  Kleidung  und  Stiraeie  und  Gestalt"); 
ebenda  (.II  401  Stähl,  Vors.  11  B  15;  Text  nach  Diels): 

'^?J.'  El  yEiQa?  E/or  ßÖE?   (Jtijioi  t')  yk  ).eoviE?, 

i)  (1.  xail)  YQayai  ysigEoai  xai  EQya  xeXeTv  Üjteq  ävÖQES, 

i'jTJTOi  fiEV  #'   i'jrjioiai,  ßÖFg  ds  te  ßovair  o^ioiag 

Hai  {he)  {^EÜiv  IÖeus   syQaqov  y.ai  adi^iar    i.-toiovv 

Toiavß'  otör  TTEQ  y.avrol  dsfiag  Eiyov  (^Ey.aoxoi) 
(„Aber  wenn  die  Ochsen  und  Pferde  und  Löwen  Hände  hätten  oder  [und?] 
malen  könnten  mit  ihren  Händen  und  Werke  schaffen,  wie  die  Menschen,  dann 
würden  die  Pferde  pferdegleiche,  die  Ochsen  ochsengleiche  Götterbilder  malen  und 
<ler  Götter  Leiber  je  ihrer  eigenen  Gestalt  entsprechend  bilden"). 
Vgl.  Clem.  Alex.  Strom.  7,  22  (III  p.  16,  6  Stähl.;  Vors.  11  B  16;  Text  nach 
Diels):    üg   rprjaiv  o  Eevo(pä%'i]g' 

AWioTTEg  TE  (ßEovg  aq)EXEQovg}  oifiovg  fiü.aväg  xe 

OQfjxEg  XE  ylavxovg  xai  ixvQQOvg  (ifmai  TXEha&ai} 
(.,Die  Athiopen  sagen  von  ihren  Göttern,   sie  seien  stumj^fnasig  und  schwarz^ 
die  Thraker  von  den  ihrigen,  sie  seien  blauäugig  und  rothaarig"). 
Bei  Sext.  Empir.  adv.  math.  9,  193  (Vors.  11  B  11)  heißt  es  ferner: 

IJärxa  ßsoTo'   drs^tjyav  "0/iT]oög  ??'  'Hoiodög  xe, 

oooa  Jiao'   dv&gcojxoiair  ovEiÖEa  y.al  yöyog  ioxiv, 

>i?JjrxEiv  fioi/Evsir  xe  y.ai  a).h']/.ovg  ajTaxEVEtr 


§  18.    Xenophanes  aus  Kolophoii.  91 

(„Alles  haben  Homer  und  Hesiod  den  Göttern   zugeschrieben,   was  bei  Men- 
schen Schimpf  und  Tadel  ist,  stehlen,  ehebrechen  und  einander  betrügen"); 
ebendaselbst  1,  289  (Vors.  11  B  12): 

{"OfiTjQOg  dk  y.al  'HaloÖog  aazä  xov  Koloff^wrior  EFrnii'ävrfi 

cos  TiXelax    l(p^iy^avzo  -^swv  dde/niaTia  egya, 

xXejixsiv  ^loiyevsiv  re  xal  älXi^?.ovg  aTiaxevsiv 

(,,Wie   SO   gar   viele   frevelhafte  Taten    haben    Homer   und  Hesiod   von    den 
Göttern  erzählt,  stehlen,  ehebrechen  und  einander  betrügen'*). 

Arist.  Ehet.  2,  23, 1399  b  6,  Vors.  IIA  12,  bemerkt :  Esvof:'dvi]g  ehyev,  Sri  o/^wloig 
•aoeßovaiv  oi  yevsoOai  (pdoyorreg  xovg  ■dsovg  xoTg  dnodavsTv  ksyovoiV  dnqiOTEnojg  yaQ 
<fv/iißuirEi  uij  elvai  xovg  deovg  hote  („Nach  Xenophanes  ist  es  die  gleiche  Irre- 
ligiosität zu  sagen,  die  Götter  würden  geboren,  wie  zu  behaupten,  sie  stürben;  denn 
in  beiden  Fällen  folgt,  daß  die  Götter  zu  einer  gewissen  Zeit  nicht  sind").  Als 
■Gegner  der  widerspruchsvollen  landläufigen  reügiösen  Anschauungen  und  Kult- 
gebräuche erscheint  Xenophanes  auch  in  der  ebenda  26,  1400  b  5,  Vors.  11  A  13, 
berührten  Anekdote :  Zsyoq-ävijg  'E/.Eäxaig  eQcoxcäaiv,  sl  ßvcooi  xfj  Aevxo&eu  y.ai  &(j>j- 
1'cöoii'  7]  fitj,  ovvEßov).EVEV,  El  fiEV  d^Eov  VjioXafißävovoiv ,  fii]  ■dQtjreir,  sl  d'  ärdoojTTOv, 
ftij  dvsir  („Als  die  Eleaten  Xenophanes  fragten,  ob  sie  der  [aus  einer  mensch- 
lichen Frau  zur  Göttin  gewordenen]  Leukothea  opfern  und  sie  [als  Tote]  betrauern 
sollten,  riet  er  ihnen,  wenn  sie  sie  für  eine  Göttin  hielten,  sie  nicht  zu  beklagen, 
wenn  aber  für  einen  Menschen,  ihr  nicht  zu  opfern"). 

Nach  einer  weitverbreiteten  Überlieferung  hätte  sich  nun  Xenophanes  seine 
Gottheit  als  kugelförmig  vorgestellt  (s.  d.  Stellen  Vors.  11  AI,  19 ;  11  A  28, 
3,  7.  11:  11  A  31,  9;  11  A  33,  2.  34.  35.  36).  Diese  Angabe,  die  sich  auch  in 
■der  aus  Theophrast  hergeleiteten  (s.  Diels  z.  d.  Stelle)  Doxographie  bei  Diog.  Laert. 
9,  19  findet,  widerspricht  aber  der  oben  angeführten  Stelle  der  aristotelischen 
Metaphysik,  nach  der  sich  Xenophanes  über  Begrenztheit  oder  Unbegrenztheit 
seines  sr  nicht  erklärt  hat.  Sie  muß  auf  einem  Mißverständnis  beruhen:  aus  der 
Lehre  des  Xenophanes  von  der  Gleichmäßigkeit  der  Gottheit  (Vors.  11  A  28,  3,  11; 
11  A  33.  35),  d.  h.  der  Unveränderlichkeit  und  Unterschiedslosigkeit  des  allem 
wechselnden  Einzelnen  immanenten  ei>,  schloß  man  auf  eine  mathematische  Gleich- 
mäßigkeit ihrer  Gestalt,  die  man  als  Charakteristikum  der  Kugel  zu  betrachten 
pflegte  (vgl.  etwa  Plat.  Tim.  33  b :  öi6  y.al  arpaiQostdeg  ex  ftsaov  Träri)]  noog  rag 
XE/.EVxag  l'oov  ujxiyov  xvyJ.oxEQEg  avro  ixogvEvoaxo,  jrdvxcor  xsXEOJxaxov  6 /^loiöx  axov 
xe  avro  iavxM  ayi] fiäxcov ,  voiiloag  fivoico  xä)J.iov  ofioior  dvofwiov ;  Vgl.  auch 
Cic.  de  nat.  deor.  2,  18,  47).  Dazu  kam  die  parmenideische  Lehre  von  der  Kugel- 
gestalt des  Seienden,  die  es  nahe  legte,  auch  Xenophanes  in  diesem  Sinne  zu 
verstehen  (vgl.  auch  ZeUer  I  1»  S.  537  ff.). 

Nur  scheinbar  ist  ein  ^V^iderspruch   zwischen  Xenophanes'    eigenen   Worten 
und  der  schon   mehrfach  erwähnten  Metaphysikstelle.     Xenoph.  fragm.  28  lautet: 
rah]g  fikr  xods  Tieioag  ävo)  Jiagd  jroaoir  ooäxai 
■fjEOi  nooojtkd^ov ,  x6  xdxco  5'   lg  äjiEioov  ixrEixai 

(„Von  der  Erde  ist  eine  Grenze  hier  oben  zu  unseren  Füßen  sichtbar  und  stößt  an 
4ie  Luft,  ihr  unterer  Teil  aber  erstreckt  sich  ins  L^nbegrenzte").  Hier  ist  dneit^ov 
im  Sinne  von  „unbegrenzt",  nicht  von  „grenzenlos",  „unendlich"  zu  fassen,  d.  h. 
eine  Grenze  läßt  sich  hier  —  im  Gegensatze  zu  der  unseren  Augen  sichtbaren 
oberen  Grenze  —  nicht  ziehen  („ins  Unermeßliche"  übersetzt  Diels  und  erklärt 
aTTEiooi'  als  ,,indefinitum  nicht  infinitum";  s.  auch  Zeller  I  P  S.  539  f.). 

Im  Sinne  einer  Fortsetzung  der  altionischen  Urstofflehre  ist  viel- 
fach fragm.  27  verstanden  worden: 


92  §  18.    Xcnophanes  aus  Kolophon. 

^ Ey.   yaii/g  yay  .Tärrn  xal  eig  yfjv  rruvTd  Tfkei'To. 

(,,Denii  aus  Erde  ist  alles  und  zur  Erde  kehrt  alles  am  Ende  zurück").  Ho 
schon  im  Altertum  Olympiodor  de  arte  sacr.  24  p.  82,  21  (Vors.  11  A  36):  ri/v 
ftfy  yn(J  yfji-  ovfict;  iöo^aaFv  nvai  uoytjv,  ei  tilj  Eerocpdvt]?  6  KoXocpcjrtog.  In  einer 
Doxographie  scheint  die  gleiche  Angabe  der  unter  Hadrian  lebende  Sophist  Sabinos 
gefunden  zu  haben,  wenn  er  nach  Galen,  in  Hippocr.  d.  nat.  hom.  15,  25  K. 
(Vors.  ebenda)  schrieb:  ovxe  yäg  Jid/njiav  dega  PJyco  zöv  ardQCOjiov  mojteq  '^va^i/nivtjg^ 
oi'TE  v(i(og  cog  ßa/.t]g  ovxe  yfjv  cog  ev  xivi  (geraeint  ist  wohl  die  Stelle,  aus  der  unser 
F'ragment  stammt)  EEvoffdvtjg.  Dagegen  bemerkt  schon  Galen,  daß  sich  von  einer 
solchen  Lehre  des  Xenophanes  doch  etwas  in  Theojjhrasts  (Pvoiy.wv  dötai  finden 
müßte.  Wir  können  noch  hinzusetzen,  daß  Aristot..  Metaph.  1,  8,  989  a  5  aus- 
drücklich sagt,  niemand  unter  denen,  die  einen  Urstoff  aufstellten,  habe  die 
Erde  als  solchen  bezeichnet.  Xenophanes'  Worte  können  demnach  nur  in  dem 
Sinne  verstanden  werden,  daß  alles,  was  in  der  uns  umgebenden  Welt  entsteht 
und  vergeht,  von  der  Erde  seinen  Ausgang  nimmt  und  wieder  zu  Erde  wird, 
woraus  nicht  folgt,  daß  die  Erde  der  1  e t z t erreichbare  Stoff,  der  Urstoff,  wäre. 
Der  Philosoph  knüpft  hier  wohl  an  alte  volkstümliche  Vorstellungen  von  der 
Erde  als  der  Allerzeugerin  an  (vgl.  Albr.  Dieterich,  Mutter  Erde^  S.  66). 

Ahnliches  gilt  von  zwei  Aveiteren  Sätzen  des  Philosophen,  aus  denen  gleich- 
falls falsche  Schlüsse  auf  seinen  philosophischen  Standpunkt  gezogen  worden  sind. 
Fragm.  29  lautet: 

r>]  HUI  vötOQ  Jidvx''  iad^  oaa  yivovxai  ^8e  cfvovxai 
(„Erde  und  Wasser  ist  alles  was  entsteht  und  wächst").    Fragm.  33: 

nävxEg  yuQ  yairjg  xe  xal  vSaxog  ixyEvö/nEO&a 
(„Denn  wir  alle  sind  aus  Erde  und  Wasser  entstanden"). 

Danach  machten  antike  Berichterstatter  Xenophanes  zum  Vertreter  einer 
Lehre  von  zwei  Grundstoffen,  der  Erde  und  dem  Wasser  oder  dem  Trocknen  und 
Feuchten,  so  u.  a.  Porphyrios  bei  Philopon.  in  Arist.  Phys.  125,  27  Vit.  unter  Be- 
rufung auf  den  in  Fragm.  29  erhaltenen  Vers.  Philoponos  setzt  dazu  Homer 
Ilias  7,  99  («/A'  v/nEig  ixev  jxdvxsg  vScoq  xal  yala  yEvoiaÜE)  in  Parallele.  Die  Zu- 
sammenstellung, für  die  auch  Fragm.  33  zu  berücksichtigen  wäre  (wie  es  vom 
Schol.  zu  Hom.  II.  7,  99  geschieht),  ist  lehrreich.  Nur  werden  wir  daraus  nicht 
mit  Porphyrios  schließen,  daß  schon  Homer  das  Dogma  von  jenen  beiden  Prin- 
zipien vertreten  habe,  sondern  umgekehrt,  daß  die  beiden  Sätze  des  Xenophanes 
wie  der  homerische  Vers  durchaus  undogmatisch  und  als  Anlehnung  an  die 
populäre  Beobachtung  aufzufassen  sind,  daß  alle  organischen  Wesen  aus  trocknen 
und  flüssigen  Stoffen  bestehen.  So  bleiben  auch  diese  Fragmente  im  Einklang 
mit  Aristoteles,  nach  dessen  Bemerkungen  über  Xenophanes  in  seinem  Verhältnis 
zu  Parmenides  (Metaph.  1,  5,  986  b  21—34)  eine  Lehre  des  ersteren  von  zwei 
o-QY.ai  völlig  ausgeschlossen  ist. 

Aus  Xenophanes'  physikalischen  Theoremen  ist  hervorzuheben,  daß  die 
Gestirne  nach  ihm  aus  entzündeten  Wolken  entstehen.  Im  letzten  Grunde  ist 
also  auch  bei  ihm  wie  bei  Anaximenes  und  Heraklit  die  Ausdünstung  der  Erde 
der  Entstehungsgrund  für  die  Gestirne.  Die  Entzündung  der  W^olken  erfolgt 
durch  ihre  Bewegung.  Die  Gestirne  verlöschen  täglich  (Untergang)  und  entzünden 
sich  wieder  aufs  neue  (Aufgang).  Die  Bahn  der  Sonne  ist  geradlinig;  ihre  Kreis- 
bewegung ist  eine  durch  die  große  Entfernung  zu  erklärende  optische  Täuschung 
(s.  die  Stellen  Vors.  11  A  38  ff.  33).  Auch  die  Iris  war  ihm  ein  rE(iog  (Vors. 
11  B  32).     Die  Beobachtung,   daß   sich    Versteinerungen    von    Seetieren    in    den 


§  18.    Xenoi^hanes  aus  Kolophon.  93 

syrakusischeii  Bergwerken,  auf  der  Insel  Faros  in  den  Marmorbrüchen  und  über- 
haupt vielfach  inmitten  des  Landes  und  auf  Bergen  fanden,  erklärte  Xenophanes 
(nach  Hippol.  Ref.  1,  14,  Vors.  11  A  33)  durch  die  Annahme,  daß  einst  das 
Meer  das  Land  bedeckt  habe,  die  sich  ihm  sofort  zur  Theorie  eines  periodischen 
Wechsels  zwischen  einer  Mischung  und  Sonderung  von  Erde  und  Wasser  er- 
weiterte. Nicht  nur  Wolken  und  Büßwasser  bilden  sich  nach  Xenophanes  aus  den 
Dünsten  des  Meeres,  sondern  auch  der  Wind,  wie  die  Verse  aus  den  Genfer 
Schollen  zur  Ilias  (Vors.  11  B  30)  bezeugen  (Text  nach  Diels'  Herstellung): 

^'ly'l  '^'  *'^'^'  i)a.)Maa    vÖaiog,  Tirjyi)  S' dve^ioio. 
ovze  yoLQ  er  vecpeaiv  {jiroiai  y    dvefioio  qpi'oi.vro 
iHTtvelovrog)  eacoßsv  ävsv  tiövtov  /usynloio 
ovze  ooai  Troraficjv  ovz'  aldsgog  o/ißgiov  vdcog, 
äD.d  ftsyag  rrorzo;  yFvhcüo  req^icor  arefixov  zf 
xal  TTOzaiKor 

(„Quelle  ist  das  Meer  für  das  Wasser,  Quelle  für  den  Wind.  Denn  es  würde 
weder  in  den  Wolken  das  Wehen  des  AVindes,  der  von  innen  herausfährt,  ent- 
stehen ohne  das  große  Meer,  noch  die  Ströme  der  Flüsse  noch  des  Äthers 
Eegenwasser,  vielmehr  ist  das  große  Meer  Erzeuger  der  Wolken  und  Winde  und 
Flüsse"). 

Die  philosophische  Bedeutung  des  Xenophanes  liegt  lediglich  in  seiner 
Einheitslehre  und  seiner  Bekämpfung  des  landläufigen  Götterglaubens.  Hier  steht  er 
am  Anfang  einer  langen  durch  die  ganze  griechische  Geistesgeschichte  sich  hindurch- 
ziehenden Entwicklung  (s.  o.  S.  34).  Ethiker  und  Erkenntnistheoretiker  ist  er  nicht. 
Zwar  finden  sich  in  seinen  Fragmenten  manche  recht  verständigen  Gedanken,  die 
Wert  und  Unwert  menschlicher  Handlungen  berühren  (so  betont  er  in  Fragm.  2  in 
sehr  beherzigenswerter  Weise  den  auch  hinsichtlich  des  Staatswohls  bestehenden 
Vorrang  geistiger  Verdienste  vor  Leistungen  des  Sports  —  auch  hier  Inaugurator 
•einer  von  späteren  Philosophen  wieder  aufgenommenen  Kritik  an  volkstümlichen 
Anschauungen),  aber  eine  wissenschaftlich  argumentierende  systematische  Wert- 
lehre liegt  ihm  noch  fern.  Ein  erkenntnistheoretisches  Dogma  glaubte  man  aus 
Sätzen  ableiten  zu  dürfen,  in  denen  sich  Xenophanes  über  die  Unsicherheit  des 
Wissens  ausspricht.    So  sagt  er  (fragm.  34): 

Kai  z6  /itkr  oi'r  narpi^  ovzig  m'i]o  yh'EZ    ovÖs  zig  eazai 

Eidcog  aiKpi  deöjv  zs  y.ai  äooa  Xsyco  jisqI  nävzoiv. 

ei  yao  xal  zä  iiäXioza  zv/oi  zezelsofierov  eijtxöv, 

ai'zog  ofiog  ovx  aide,  dösiog  S"  sjtI  jiäai  ZEZvxzai 
(„Und  ein  Mann ,  der  das  Sichere  wüßte  über  die  Götter  und  alle  Dinge, 
von  denen  immer  ich  rede,  hat  nie  gelebt  und  wird  auch  nie  leben.  Denn  wenn 
einer  auch  zu  allermeist  in  seiner  Rede  einmal  das  Vollendete  [d.  h.  das  Wirk- 
liche; Hom.  II.  1,  388;  8,  286  u.  a.  St.J  träfe,  so  weiß  er's  doch  selbst  nicht, 
sondern  bloßes  Meinen  herrscht  überall"). 

Ebenso,  wohl  als  Abschluß  einer  Erörterung  (fragm.  35): 

Tavza  bebo^äa&oi  fihv  eoixöza  zöig  ezv^ioioi 
{„Das  nun  als  das  Wahrscheinliche  soll  für  meine  Meinung  gelten"). 

Antike  Berichterstatter  aus  der  Zeit  des  ausgebildeten  Skeptizismus,  vor  allem 
Anhänger  der  Skepsis  selbst,  sahen  in  Xenophanes  den  vollendeten  Skeptiker. 
So  erklärte  nach  Diog.  Laert.  9,  20  (Vors.  11  A  1,  20)  Sotion  .-toojzov  avzov  (näml. 
Xenophanes)  eI:zfTv  axazä.h]:iza  elvai  zä  jrävza,  und  nach  Diog.  Laert.  9,  72  rech- 
neten die  Pyrroneer  Xenophanes   zu  den  Vertretern  der  Skepsis.     Andere  ließen 


C)^  §  19-     Parmcnidcs  aus  Elca. 

ihn  den  Zweifel  auf  die  sinnlichen  Wahrnehmungen  und  die  Vorstellungen  be- 
schränken, hingegen  dem  Verstände  vertrauen  (Vors.  11  A  49),  oder  die  wissen- 
schaftliche und  unfehlbare  Erkenntnis  bestreiten,  die  mutmaßliebe  hingegen  auf- 
rechterhalten; die  letzteren  leiteten  daraus  in  seinem  Sinne  einen  (W=aoi6s  ).öyog 
als  xQirriQiov  ab  (Sext.  Empir.  adv.  math.  7, 110).  Auch  abgesehen  von  Ausdrücken 
einer  späteren  Terminologie,  wie  äxaraXriTiTog.  können  wir  mit  Bestimmtheit  sagen, 
daß  hier  aus  gewissen  Äußerungen  des  Philosophen  zu  weitgehende  Folgerungen 
gezogen  worden  sind.  Von  einem  wissenschaftlich  begründeten  Skeptizismus  de& 
Xenophanes  würden  wir  ohne  Zweifel  durch  Aristoteles  oder  aus  Theophrast 
schöpfende  Autoren  Näheres  hören.  Zudem  verraten  mehrere  unter  denen,  die 
den  Philosophen  für  den  Skeptizismus  in  Anspruch  nehmen,  mit  deutlichen 
Worten,  daß  sie  die  Berechtigung  dazu  nur  aus  den  in  fragm.  34  erhaltenen 
Versen  herleiten  (so  Diog.  Laert.  9,  72;  Sext.  Empir,  adv.  math.  7,  49.  110). 
Diese  enthalten  aber  doch  nur  allgemeinere  Erwägungen,  wie  sie  sich  jedem  Nach- 
denkenden aufdrängen,  auch  ehe  er  zur  Stellung  eines  erkenntnistheoretischen 
Problems  und  einem  Versuche  zu  seiner  wissenschaftlichen  Lösung  vorgeschritten 
ist.  (S.  auch  Zeller  I  1^  S.  548  ff.).  Dem  Skeptizismus  widersprechen,  ab- 
gesehen von  dem  dogmatischen  Tone,  in  dem  er  seine  Einheitslehre  vorträgt,  auch 
die  Verse  (fragm.  18): 

OvTOi  ari  oLQxijg  jidvia  deol  &v}]zoTa'  vjiedei^av, 

dA/ct  yiQÖvo)  ^rjTOVvxeg  ecpevQioxovoiv  äfiEivov 

(, .Nicht  von  Anfang  an  haben  die  Götter  den  Sterblichen  alles  gezeigt,  sondern 
erst  mit  der  Zeit  finden  sie  suchend  das  Bessere''). 

§  19.  Parmenides  aus  Elea,  geboren  etwa  540/39  v.  Chr.,, 
so  daß  seine  Jugend  in  die  reifen  Jalire  des  Xenophanes  fällt^ 
führte  die  Behauptung  der  Einheit  des  Seienden  nicht  wie  Xeno- 
phanes mit  Beschränkung  auf  die  Gottheit  und  das  All,  sondern 
in  voller  Allgemeinheit  durch,  so  daß  er  auch  die  Vielheit  des 
Einzelnen  innerhalb  der  einheitlichen  Welt-Gottheit  aufhob.  Da 
diese  Vielheit  ebenso  wie  Werden  und  Vergehen  uns  aber  durch 
die  Sinne  dargeboten  wird  und  Inhalt  der  gewöhnlichen  Meinung 
ist,  so  ergab  sich  die  Notwendigkeit,  den  Gegensatz  zwischen 
dem  einheithchen  unwandelbaren,  wahren  Sein,  das  durch  das 
Denken  ergriffen  und  begriffen  wird,  und  dem  trügerischen  Schein 
der  Vielheit  und  des  Werdens,  welchen  die  Sinne  bieten,  und 
infolgedessen  auch  den  Gegensatz  zwischen  Wissen  und  Meinen 
in  voller  Schärfe  aufzustellen.  Er  lehrt:  Nur  das  Sein  ist, 
das  Nichtsein  ist  nicht.  Es  gibt  kein  Werden  und  kein 
Vergehen.  Denn  das  Werden  setzt  als  Übergang  vom  Nicht- 
sein ins  Sein  das  Nichtsein  voraus,  ebenso  das  Vergehen  als 
Übergang  vom  Sein  ins  Nichtsein.  Das  Seiende  dachte  sich 
Parmenides  als  räumlich  und  begrenzt.  Es  hat  die  Gestalt  einer 
einheithchen  und  ewigen  Kugel,  deren  Raum  es  kontinuierlich 
erfüllt.  Das  Viele  und  Wechselnde  ist  ein  nichtiger  Schein.  Das 
Denken   ist   mit   dem  Sein   identisch,  d.   h.  nur   Seiendes   kann 


§  19.    Parmenides  aus  Elca.  95 

Gegenstand  des  Denkens  sein:  was  nicht  ist,  ist  undenkbar.  Von 
dem  Einen,  das  allein  wahrhaft  ist,  kann  das  Denken  eine  über- 
zeugungskräftige Erkenntnis  gewinnen ;  der  Sinnentrug  aber  ver- 
führt die  ^lenschen  zu  der  ^Meinung  und  zu  dem  trügerischen 
Schmuck  der  Rede  von  den  vielen  und  Avechselnden  Dingen. 

Dieser  seiner  Meinung  nach  den  Anforderungen  des  Denkens 
allein  entsiDrechenden  Lehre  stellt  Parmenides  eine  zweite,  hypo- 
thetische, zur  Seite.  Er  will  zeigen,  wie  die  Welt  vom  Stand- 
punkte der  gewölinlichen  in  den  Grundfragen  des '  Seins  und 
Werdens,  der  Einheit  und  Vielheit  irregehenden  ^leinung  erklärt 
werden  müßte.  Dabei  geht  er  von  zwei  einander  entgegen- 
gesetzten Prinzipien  aus,  die  innerhalb  der  Sphäre  der  Erschei- 
nungen ein  Verhältnis  zueinander  haben,  das  dem  ähnhch  ist, 
welches  zwischen  dem  Sein  und  Nichtsein  besteht,  nämlich  Licht 
und  Nacht,  woran  sich  der  Gegensatz  von  Feuer  und  Erde  an- 
schließt. 

Antike  Überlieferung  über  Leben,  Schrift  u.  Lehre.  Fragmente: 
Diels,  Poet,  philos.  fragm.  p.  48  ff.,  Vors.  c.  18.  Fragmente:  Parmenides'  Lehr- 
gedicht, griech.  ii.  deutsch  von  Herrn.  Diels.  Mit  einem  Anhang  über  griech. 
Türen  und  Schlösser.  Berlin  1897  (mit  methodisch  u.  literarhistorisch  hoch- 
bedeutsamer Einleitung,  kritischem  Apparat,  Kommentar,  Sach-  und  Wortregister), 
(Altere  Sammlungen  im  Literaturverzeichnis  zu  §§  17  und  19.) 

Chronologie:  Jacoby.  ApoUodors  Chronik,  S.  231  ff. 

Daß  Parmenides  durch  Xenophanes  die  für  sein  eigenes  Denken  maßgebenden 
philosoi:)hischen  Anregungen  empfangen  habe,  müssen  wir,  auch  abgesehen  von 
späteren  Zeugnissen,  schon  nach  der  Zusammenstellung  in  dem  platonischen  Dialog 
Sophistes  (p.  242 d)  annehmen:  „das  eleatische  Philosoijhengeschlecht ,  das  mit 
Xenophanes  und  noch  früher  begann".  Aristoteles  sagt  (Metai^h.  1,  5,  986  b  22): 
6  yäg  Ilaguevidt];  tovtov  (nämlich  tov  Eevo<fävov:)  /JysTai  ftaßijxi]g,  wobei  das 
XeysTcu  nicht  auf  eine  Unsicherheit  des  Aristoteles  über  das  historische  Faktum 
gedeutet  werden  darf,  sondern  in  der  nicht  ungewöhnlichen  AVeise  steht,  nach 
welcher  /Jyetai,  üg  cpaoiv  gebraucht  werden,  wo  von  ganz  zweifellosen  Tatsachen 
die  Rede  ist.  Theophrast  Phys.  Opin.  fr.  6  (Diels,  Dox.  p.  482,  7 ;  Vors.  18  A  7) 
bezeichnet  das  Verhältnis  des  Parmenides  zu  Xenophanes  durch  den  Ausdruck 
sjiiyevofisi'og:  tovtco  dk  srriyevöusi'o;  Ilagiisri'd»];  UrgtjTog  6  'E/.edrtjg.  Andere  An- 
gaben bringen  Parmenides  mit  Anaximander  und  mit  der  pythagoreischen  Schule 
in  Verbindung  (Vors.  18  A  1,  21;  18  A  2.  3.  4.  12).  Das  Schülerverhältnis  zu 
Xenophanes  war  auch  für  den  von  ApoUodor  gegebenen  Ansatz  der  dy.faj  des  P. 
(50l;0,  danach  fällt  seine  Geburt  540/39,  d.  h.  in  die  Zeit  der  äy.fitj  des  Xeno- 
phanes) maßgebend.  Der  geschichtlichen  Wahrheit  kommt  dieser  Ansatz  jeden- 
falls am  nächsten.  Die  damit  im  Widerspruch  stehenden  Angaben  bei  Piaton 
(Parm.  p.  127  b.  Theaet.  p.  183  e,  Soph.  p.  217  c)  gehören  zu  den  Anachronismen, 
die  sich  dieser  Schriftsteller  mit  dichterischer  Freiheit  erlaubt,  und  fallen  dem 
Ansätze  ApoUodors  gegenüber  nicht  in  Betracht.  S.  Jacoby  a.  a.  O.  S.  232  f.,  234  f. 
Auch  die  Polemik  des  Parmenides  gegen  Herakht  ist  kein  Hindernis,  beider 
dy.ft/j  in  die  gleiche  Zeit  zu  setzen.  Parmenides'  Schrift  mag  etwa  480  vor  Chr. 
verfaßt  sein. 


<-(()  §  19.    Parmenides  aus  Elcii. 

Auf  die  Gesetzgebung  und  Sitte  seiner  Vaterstadt  soll  Parmenides  wohltätig 
eingewirkt  haben  im  Anschluß  an  die  ethisch-politische  Richtung  der  Pytha- 
goreer.  Diog.  L.  sagt  (9,  23;  Vors.  18  A  1,  23):  ksyetat  bs  y.al  rö/iov.;  Oelvai 
ToT^  noUraig.  Ws  fp>]oi  I!:Tevai7iTcog  er  reo  jisqI  c^H).oö6q^o)r.  —  Dem  sittlichen  Cha- 
rakter und  der  Philosophie  des  Parmenides  zollt  Piaton  die  höchste  Achtung;  im 
Sophist.  237  a  heißt  Parmenides  —  allerdings  im  Munde  des  eleatischeu  Fremd- 
lings —  ö  usyuc,  und  im  Theaetet  183  e  wird  das  homerische  aidoTög  re  äfia  dstvög  xe 
auf  ihn  angewandt  und  weiter  von  ihm  gesagt:  y.al  fioi  irfänj  ßddog  n  f'/fiv 
miriärtnoi  yevraior.  Seine  Lebensführung  setzte  man  der  pythagoreischen  zur  Seite 
(Ceb.  Tab.  2.  2  Ilvßayooeior  Tira  y.al  Uaoitsribstoi'  iuj/.oyy.cog  ßt'ov).  Aristoteles 
stellt  seine  Lehre  und  Argumentation  weniger  hoch,  erkennt  aber  doch  auch 
seinerseits  in  ihm  den  tüchtigsten  Denker  unter  den  Eleaten  und  soll  seiner  Lehre 
eine  eigene  Widerlegungsschrift  gewidmet  haben  (Vors.  18  A  vor  22).  Xeno- 
phanes  und  ^lelissos  gegenüber,  die  er  beide  ungünstig  beurteilt,  nennt  er  den 
Parmenides  ^Nletaph.  1,  5,  986  b  28  uä/./.or  ß?.E.-ro)v. 

Das  Lehrgedicht  des  Parmenides,  dessen  dichterisches  und  philosophisches 
Verständnis  im  wesentlichen  erst  durch  Diels  erschlossen  worden  ist,  führt  bei 
Simpl.  de  caelo  p.  556,  25  (vgl.  auch  Sextus  Empir.  adv.  math,  7,  111,  wo  aber 
in  der  Handschrift  C  das  rov  fehlt  und  damit  die  grammatische  Beziehung  eine 
andere  ist)  den  wahrscheinlich  nicht  vom  Verfasser  selbst  gegebenen  Titel  Ueol 
(f  vnscog.  Es  zerfällt  deutlich  in  zwei  ungleiche  Hälften,  in  die  Lehre  von  der 
Wahrheit  (>}  ä/.tjdirhj  oder  to.  :TQÖg  Ttjr  d/.ijd^tijr)  und  die  Lehre  vom  Schein 
(rä  8o?uarä  oder  rä  .Toog  öo^av).  Das  uns  Erhaltene  im  Umfange  von  154  voll- 
ständigen Versen  (von  denen  sechs  nur  in  lateinischer  Übersetzung  vorliegen) 
und  einigen  Versstücken  findet  sich  bei  Piaton,  Aristoteles,  Sext.  Empir.  adv. 
math.  7,  111,  Diog.  Laert.  9,  22,  Klem.  Strom.,  Proklos  zu  Piatons  Timaios 
und  Parmenides,  Simplikios  zu  Arist.  Phys. ,  Cael.  Aurelianus  de  morbis 
chron.  4,  9  u.  a.  Der  Philosoph  läßt  sich  in  diesem  Gedicht  durch  die  Göttin, 
zu  deren  Sitz  ihn  Rosse  führen,  gelenkt  von  heliadischen  Jungfrauen,  die  zwei- 
fache Einsicht  erschließen,  sowohl  in  die  überzeugungskräftige  Wahrheit,  als 
in  die  trügerischen  Meinungen  der  Sterblichen  (fr.  1,  28ff. :  XQ^*^  ^^  '^^  Jidna 
sTv&ia&ai,  rjuiv  'Alr]i')£i>]g  Evy.vyJdog  dxQEfisg  fjtoQ  fjds  ßgorcov  öö^ac,  raig  ovx  eri 
srinrig  ä/.)jd))g\  Die  Wahrheit  liegt  in  der  Erkenntnis,  daß  das  Sein  ist  und 
das  Nichtsein  nicht  ist;  der  Trug  in  der  Meinung,  daß  auch  das  Nichtsein 
sei  und  sein  müsse.  Parmenides  läßt  fragm.  4,  3  ff.  Diels  die  Göttin  sagen  (Text 
hier  wie  im  Folgenden  durchweg  nach  Diels'  Vors.): 

'U  /iikr  ojccog  eatir  xs  xai  (hg  ovh  eoxi  /nij  elvai, 

Uei&ovg  eoTi  y.sXtvdog,  'AXrjdsh]  yäg  on^dsT, 

fj  b'  d)g  oi'H  Fnzir  xe  xal  <hg  XQ^^^'  ^"^^  /*')  £*''««! 

xr]v  btj  xoi  (fQÜ^w  ^uvajiEvdea  k'iijiev  axaQjiov 

ovxs  ycLO  av  yi'ohjg  xö  ys  firj  gor  (ov  yao  avvaxöv) 

ovxF  fj  oäoaig 
(..Der  eine  Weg  [unter  den  beiden  unmittelbar  vorher  unterschiedenen  einzig 
denkbaren  Wegen  der  Forschung],  daß  es  [das  Seiende]  ist  und  unmöglich  nicht 
sein  kann,  ist  der  Überzeugung  Bahn  (denn  er  folgt  der  Wahrheit);  der  andere 
aber,  daß  es  nicht  ist  und  notwendigerweise  nicht  sein  muß,  dieser  Pfad  ist,  sage 
ich  dir,  ganz  unerkundbar.  Denn  du  kannst  das  nicht  Seiende  weder  erkennen 
—  es  ist  ja  unvoUführbar  —  noch  sagen"), 

woran  sich  unmittelbar  die  Worte  angeschlossen  zu  haben  scheinen  (fragm.  5  Diels), 
in  welchen  eine  Identität  des  Denkens,  genauer  des  Gedachtwerdens,  mit  dem 
Sein  behauptet  wird: 


§  19.    Parmenides  aus  Elea.  97 

rö  yf'-'J  uvTO  roeir  iozt'v  re  y.ai  elvni 
(„Denn  ein  und  dasselbe  ist  denken  und  sein"), 
<1.  h.  was  gedacht  wird,  ist  auch,  es  läßt  sich  nichts  mit  dem  Denken  erreichen, 
was  nicht  Existenz  hätte,  da  das  Nichts  kein  Objekt  des  Denkens  sein  kann;  das 
Nichtseiende  ist  eben  nicht  zu  denken.   —    Diese  Bedeutung  der  Worte  geht  aus 
dem  Zusammenhange  und  auch  aus  folgenden  Versen  hervor  (fragm.  8,  34  ff.): 
Tavrör  d'   iar'i  voslv  ze  y.al  ovveyJv  inzi  ror/ua' 
ov  yäg  ävsv  lov  eövzog,  iv  a>  jisrpaziof^ievor  snziv, 
EVOTjösig  z6  vosTi''  ov8sv  yäg  (i))  foziv  ij  f'ozai 
ä).).o  Tzäge^  zov  eövxog 
(„Ein  und  dasselbe  ist  denken  und  das  was  der  Grund  des  Gedankens  [sein 
Objekt]  ist.     Denn    du  wirst  das  Denken  nicht  ohne  das  Seiende  finden,  in  dem 
es  ausgesprochen  ist.    Denn  es  gibt  nichts  anderes  und  wird  nichts  geben  außer- 
halb des  Seienden"). 

Die  Lehre,  daß  das  Nichtsein  nicht  ist,  spricht  Parmenides  auch  in  fragm. 
7,  1  aus: 

oi)  yao  /.irjjroze  xovzo  öafifj  eivai  f.ii]  iovza 
(„Denn  das  kann  niemals  erzwungen  [d.  h.  zwingend  erwiesen]  werden,  daß 
nicht  Seiendes  sei"). 

Zur  Wahrheit  führen  nicht  die  Sinne,  die  uns  Vielheit  und  Wechsel  vor- 
spiegeln, sondern  nur  die  Vernunft,  welche  das  Sein  des  Seienden  als  notwendig, 
die  Existenz  des  Nichtseins  aber  als  unmöglich  erkennt.     Fragm.  1,  33  ff.: 
'A/./.ä  Gv  zrjod'   acp    ööov  öiCfjoiog  sloye  viirjua, 
firjös  a    k'dog  :TO/.v:^eigov  odor  xuxä  zrjvÖE  ßiäaüoi, 
vwfiäv  äayojTOv  ofiua  xat  fjyjjEooav  äy.ovrjv 
y.al  y/.cöaaav  y.oXvai  f>i  /.6yq>  :jo/.vö}]oiv  F/.eyyov 
ig   kuidcv  orjßsvza 

(„Doch  du  halte  von  diesem  Wege  der  Forschung  [dem  Wege  der  unzu- 
verlässigen menschlichen  Meinungen,  V,  30]  deinen  Gedanken  fem,  und  lass'  dich 
nicht  durch  die  vielerfahrene  Gewohnheit  auf  diesen  Weg  zwingen,  walten  zu 
lassen  den  ziellosen  Blick  und  das  schallvolle  Gehör.  Vielmehr  entscheide  mit 
dem  Verstände  die  vielumstrittene  Prüfung,  von  der  ich  redete"). 

Viel  feindlicher  noch,  als  dem  naiven  Beharren  im  Sinnentrug,  tritt  Parme- 
nides einer  philosophischen  Lehre  entgegen,  die,  wie  er  annimmt,  eben  diesen 
Sinnentrug  (und  zwar  nicht  als  Trug,  in  welchem  Sinne  Parmenides  selbst  eme 
Theorie  des  Sinnlichen  aufstellt,  sondern  als  vermeintliche  Wahrheit)  auf  eine  den 
Gedanken  selbst  fälschende  Theorie  bringt,  indem  sie  das  Nichtsein  für  identisch 
mit  dem  Sein  erklärt.  Es  ist  als  sicher  anzunehmen,  daß  die  heraklitische  Theorie 
gemeint  ist,  wie  sehr  auch  Heraklit  der  6//.o/.oidooog  selbst  diese  Gleichsetzung 
derselben  mit  dem  Vorurteil  der  im  Sinnenschein  befangenen  Menge  mit  Ent- 
rüstung abgewiesen  haben  würde.  Das  L'rteil  des  Aristoteles  (de  anima  1,  2, 
405  a  28:  iv  yivt'jGei  5'  eivai  zä  öna  y.ay.ETrog  mezo  y.al  oi  :io/.koi)  kommt  in  dem 
angegebenen  Betracht  mit  dem  parmenideischen  überein.  Parmenides  sagt  (fragm. 
6,  1  ff.): 

Xof]  z6  f.EyEiv  ZE  vosTv  X    iov  E^/j.Evar  k'ozi  yäo  Etvai, 

urjdkv  d'   oi'y.  ioziv  zä  o    iyw  rfod^sodai  ävcoya.  — 

Tzo(l)zrjg  yäo  d   äcp    68ov  zavT7]g  6iCi]Oiog  (etoj-o)), 

avzäo  Ejisa    ojto  xfjg,  fjv  8t]  ßoozol  stbozEg  ovÖev 

rr/.äoaovzat,  öiy.oavof  dfiTj/avirj  yäo  iv  avzöiv 

ozrjßEaiv  idvvei  ::i}.ay.z6v  vöov,  oi  ös  cpOQOvvxai 
üeberweg,  Grundriß  I,  7 


9j^  §  ^9-    Parraenides  aus  Elea. 

xwtpol  6(Ai05  TV(f/.oc  xe,  Tedr^n-oreg,  äxQiza  (pvka, 
oJg  x6  jisXsiv  XE  xal  ovx  eivai  xavxov  vevo/niaxai 
xov  xavxöv,  Tiävxcov  8e  :t a/.irx Qon:6g  (vgl.  Herakl.  fragra.  51)  iaxc 

xiÄEvdog 

(..Das  Sagen  luid  Denken  ist  notwendig  ein  Seiendes.  Denn  möglich  ist  das 
Sein,  das  Nichts  aber  ist  unmöglich;  das  heiße  ich  dich  bedenken.  Zuerst  näm- 
lich muß  ich  dich  von  diesem  Wege  der  Forschung  zurückhalten  [der  Annahme 
nämlich,  daß  neben  dem  Seienden  auch  Xichtseiendes  existiere].  Dann  aber  auch 
von  dem,  auf  dem  die  nichtswissenden  Sterblichen  umherirren,  Doj)pelköpfe.  Denn 
Eatlosigkeit  lenkt  in  ihrer  Brust  den  irrenden  Sinn,  sie  aber  treiben  dahin  taub 
zugleich  und  blind,  staunend,  urteilslose  Haufen,  denen  das  Sein  und  das  Nicht- 
sein für  ein  und  dasselbe  gilt  und  nicht  für  dasselbe  [vgl.  Heraklit],  und  denen 
es  in  allem  einen  gegenläufigen  Weg  gibt"). 

Dem  wahrhaft  Seienden  erkennt  Parmenides  (fragm,  8,  1  ff.)  alle  die 
Prädikate  zu,  die  sich  an  den  abstrakten  Begriff  des  Seins  knüpfen,  setzt  es- 
dann  aber  doch  auch  wieder  einer  wohlgerundeten  Kugel  gleich,  worin  wir  keines- 
wegs ein  bloß  vergleichsweises  Hinübergreifen  ins  Gebiet  des  Eäumlich-stofflichen 
zu  sehen  berechtigt  sind.  Er  stellt  sich  vielmehr  nach  seinen  klaren  Worten  das- 
Seiende  wirklich  als  eine  raumerfüllende  und  räumlich  begrenzte  Masse  vor.  Das- 
wahrhaft  Seiende  ist  ungeworden  und  unzerstörbar,  ein  einheitliches  Ganzes,  ein- 
geboren, unbeweglich  und  ewig;  es  war  nicht  und  wird  nicht  sein,  sondern  ist^ 
als  ein  Kontinuum: 

Movvog  ö"  exi  (xvdog  68010 
XeiTiejai  log  eoxiv  xavrtj  ö'  istl  orjixax'  saoi 
jioXXa  fid/.\  (bg  ay Evrjxov  lov  xal  ävo) /.e^qöv  eoxiv, 
ovXov  novvoyEvig  xe  xal  dxQEfieg  ?}6'   dz eIeoxov, 
ovSe  Jiox'  rjv  ovo'   k'axai,  e:xeI  vvv  eoxiv  6/xov  :xäv, 
Ev ,  ovvE'/^Eg'  xiva  ydg  yivvav  di^i^oEac  avxov; 
nfj  Tiödsv  av^rjdiv;  (...)  ovx    ex  ni]  iövxog  idooco 
(pdodai  d  ovde  voeZv  ov  ydo  cpaxov  ovdk  vorjxöv 
EOiiv  o:i(og  ovx  k'axi.  xi  8'  äv  fiiv  xal  XQ^c?  (oqoev 
VOTEQOV   t]   JIQÖO&EV   XOV   fiTjSsvog   aQ^d/HEVOV   (pvv ; 
ovxwg  rj  :idu:zav  tie'/.evui  XQECov  eoxiv  ?}  ov^i. 
42  ff. :  avxÖQ  e:xeI  rrsTgag  Tivfiaxov,  xexe/.£o/.i£VOV  ioxc 
jiävxodEv  Evxvx/.ov  OffaiQYjg  iva/.cyxiov  öyxco 
fiEoaö^EV  ioo:ra/.Eg  ^rävxtj.  x6  yciQ  ovxe  xi  fiEi^ov 

OVXE    XI    ßaiÖXEQOV   :iE/.EVaL    YQEÖV    EOXl    xfj    rj    xfj 

(.,Es  bleibt  nur  noch  eine  Wegesrede  [d.  h.  eines  Weges  Darstellung],  daß 
es  [näml.  das  Seiende]  ist.  Auf  diesem  Wege  aber  sind  gar  viele  Zeichen,  daß- 
es  als  Ungewordenes  auch  imvergänglich  ist,  ganz,  eingeboren  und  unbewegt  und 
unendlich  [letzteres  in  zeitlichem  Sinne;  räumlich  ist  das  Seiende  begrenzt,  s.  u,].. 
Und  es  war  nicht  einstmals  noch  wird  es  sein,  da  es  jetzt  ist  insgesamt  als  ein 
Ganzes,  Einiges,  [unimterbrochen]  Zusammenhängendes.  Denn  welche  Entstehung 
willst  du  dafür  [für  das  Seiende]  suchen?  Wie  und  woher  soll  es  angewachsen 
sein?  [Aus  dem  Seienden  kann  es  nicht  geworden  sein,  denn  es  ist  selbst  das 
Seiende],  noch  werde  ich  zugeben,  daß  du  sagst  oder  (auch  nur)  denkst,  es  stamme 
aus  dem  Xichtseienden.  Denn  es  ist  weder  sagbar  noch  denkbar,  daß  es  nicht 
sein  sollte.  Welche  Pflicht  sollte  es  denn  auch  getrieben  haben,  eher  später  als  vorher 
mit  dem  Nichts  beginnend  zu  wachsen?  So  muß  es  notwendigerweise  entweder 
ein   für   allemal   sein   oder  gar  nicht.     (42 :)  Aber   da    eine  Grenze  am  äußerstere 


§  19.    Parmcnides  aus  Elea.  99 

Ende  vorhanden  ist,  ist  es  von  allen  Seiten  vollendet,  gleich  der  Masse  einer 
wohlgerundeten  Kugel,  von  der  Mitte  überall  gleich.  Denn  es  darf  Aveder  größer 
noch  kleiner  sein  hier  oder  dort''). 

Die  Göttin  geht  von  der  Lehre  des  Seins  zu  der  des  Scheins  mit  fol- 
genden Versen  über  (fragni.  8.  50): 

'üV  TW  aot  :Tavco  :tioz6v  loyov  rjSe  v6t]fia 

fiävdavE,  xöo/iiov  Fficov  sjtecov  dnaiif/.ov  dxovtov 

(,, Damit  beschließe  ich  mein  verläßliches  Reden  und  Denken  über  die  Wahr- 
heit. Von  hier  ab  lerne  die  menschlichen  Wahngedanken  kennen,  indem  du 
meiner  Verse  trüglichen  Bau  anhörst"  Diels). 

Diese  Lehre  vom  Schein  ist  nun  eine  teils  an  Anaximanders  Lehre  von  dem 
Warmen  und  Kalten  als  den  zuerst  hervortretenden  Gegensätzen  und  an  Heraklits 
Wandlungen  des  Feuers,  teils  an  die  pythagoreische  Entgegensetzung  des  :iEoag 
und  ä.-TEiQov  und  an  die  pythagoreische  Lehre  von  den  Gegensätzen  überhaupt 
erinnernde  Kosmogonie,  die  auf  der  Annahme  einer  durchgängigen  Mischung  des 
Warmen  und  Kalten,  Lichten  und  Dunkeln  beruht.  Das  Warme  und  Helle  ist 
das  ätherische  Feuer,  ■welches  als  das  positive  und  wirkende  Prinzip  innerhalb  der 
Sphäre  des  Scheins  die  Stelle  des  Seienden  vertritt ;  das  Dunkle  und  Kalte  ist  die 
Luft  und  die  aus  ihr  durch  Verdichtung  entstandene  Erde:  Theophr.  0va.  86^. 
durch  Vermittlung  von  [Plut.]  Strom,  bei  Euseb.  praepar.  evang.  1,  8,  5  (Vors.  18  A 
22):  /Jyei  8s  ztjv  yijv  rov  :ivxvov  y.azaQQVsvzog  degog  ysyovevai.  Die  Mischung  der 
Gegensätze  wird  durch  die  alles  beherrschende  Gottheit  bewirkt  (Aaiftcov,  t)  .-rdvia 
xvßfovä,  fragm.  12,  3);  diese  hat  als  ersten  der  Götter  den  Eros  entstehen  lassen 
{.-Tu<öziazov  fiiv  "Eocoza  deöjv  utjzlaazo  nävzcov,  fragm.  13).  Wie  die  Glieder  ge- 
mischt sind,  so  ist  die  Denkweise  der  Menschen  (fragm.  16).  Die  Erkenntnis- 
weise richtet  sich  nach  dem  Überwiegen  des  einen  oder  des  anderen  der  beiden 
im  Menschen  und  allem  Seienden  vorhandenen  Elemente:  je  nachdem  das  W^arme 
oder  das  Kalte  die  Oberhand  hat,  ist  die  geistige  Tätigkeit  verschieden,  besser 
und  reiner  aber  ist  die  auf  der  Wärme  beruhende.  Aber  auch  sie  bedarf  des 
richtigen  Maßes.  Der  Leichnam  empfindet  die  Kälte  und  die  Stille,  aber  nicht 
das  Licht,  die  Wärme  und  die  Stimme,  weil  ihm  das  Feuer  fehlt.  Theophrast  de 
sensu  1  ff.  (Vors.  18  A  46)  unterscheidet  hinsichtlich  der  Wahrnehmung  zwei 
Grundansichten:  die  einen  lassen  sie  durch  den  (mit  dem  wahrzunehmenden 
Stoffe)  gleichen,  die  anderen  durch  den  entgegengesetzten  Stoff  (in  dem  wahr- 
nehmenden Subjekte)  zustande  kommen  (nach  der  ersteren  Ansicht  nehmen  Avir 
also  z.  B.  Feuer  wahr  durch  das  in  uns  befindliche  Feuer,  Wasser  durch  Wasser 
usw.,  nach  der  zweiten  nehmen  wir  beispielsweise  durch  das  Kalte  das  in  uns 
befindliche  Warme  und  umgekehrt  wahr).  Zur  ersten  Gruppe  zählt  er  Parmenides 
unter  Berufung  auf  das  oben  Bemerkte  sowie  Empedokles  und  Piaton,  zur  andern 
Anaxagoras  und  Heraklit. 

Unter  den  Einzelheiten  des  von  Parmenides  gezeichneten  Weltbildes  ver- 
dient Erwähnung,  daß  ihm  die  Beleuchtung  des  Mondes  durch  die  Sonne  nicht 
fremd  war  (fragm.  14.  15).  Wahrscheinlich  ist,  daß  er  diese  Entdeckung  nicht 
selbst  machte,  sondern  sie  von  Anaximenes  oder  den  Pythagoreern  übernahm 
(vgl.  BoU  bei  Pauly-Wissowa,  Art.  Finsternisse  S.  2342). 

Als  zutreffendes  Gesamturteil  über  die  Entstehung  von  Parmenides' 
Lehre  ist  die  Bemerkung  des  Aristoteles  Metaph,  1,  5,  986b  28  (Vors.  18  A  24)  von 
Interesse:  da  Parmenides  die  Existenz  eines  Nichtseienden  neben  dem  Seienden 
bestritt,  sei  er  mit  Notwendigkeit   zu   der  Annahme   gekommen,   das  Seiende   sei 


l(\0  §  19.     Parnicuides  aus  Elea.     §  20.     Zeaon  aus  Elea. 

einheitlich  und  sonst  sei  nichts.  Er  sei  aber  andrerseits  auch  genötigt  gewesen, 
den  Erscheinungen  zu  folgen,  und  so  habe  er  zwar  gemäß  der  Vernunft  das  Eine, 
gemäß  der  sinnlichen  Wahrnehmung  aber  Mehreres  angenommen.  In  dieser 
Weise  sei  seine  physikalische  Lehre  entstanden. 

Von  philosophisch-religionsgeschichtlicher  Bedeutung  ist.  daß  Parmenides  in 
der  später  besonders  von  den  Stoikern  geübten  rationalistischen  Umdeutung  der 
Volksgottheiten  auf  Naturkörper  und  Naturkräfte  voranging.  In  der  gewöhnlich 
dem  Menander  zugewiesenen,  richtiger  dem  Genethlios  zuzuteilenden  Schrift  UfoI 
e.-iiörtxTiy.idv  1,  5,  2  (Vors.  18  A  20)  ist  von  physiologischen  Hymnen  die  Rede, 
deren  Eigenart  so  beschrieben  wird :  verfaßt  man  einen  Hymnus  auf  Apollon,  so 
erklärt  man  diesen  für  die  Sonne  imd  erörtert  nun  deren  Natur;  gilt  der  Hymnus 
Hera,  so  setzt  man  diese  der  Luft  gleich,  gilt  er  Zeus,  so  erkennt  man  in  ihm 
das  Warme.  Als  Vertreter  dieser  Art  Hymnen  nennt  der  Verfasser  u.  a.  Par- 
menides. 

Eine  Unterscheidung  zwischen  Schein  und  Erscheinung  hat  Parmenides  noch 
nicht  aufgestellt.  Zwischen  Sein  und  Schein  fehlt  bei  ihm  die  philosophische 
Vermittlung;  die  Entstehung  eines  Scheins  ist  nicht  erklärt  und  mit  dem  obersten 
Prinzip  der  parmenideischen  Doktrin  unverträglich. 

§  20.  Zenoii  der  Eleate,  der  um  464/60  v.  Chr.  blühte, 
verteidigt  die  parmenideische  Lehre  durch  eine  indirekte  Beweis- 
führung, indem  er  zu  zeigen  sucht,  daß  die  Annahme,  es  sei 
Vieles  und  Wechselndes,  auf  Widersprüche  führe.  Insbesondere 
richtet  er  gegen  die  Realität  der  Bewegung  vier  Argumente: 
1.  Die  Bewegung  kann  nicht  beginnen,  weil  der  Körper  nicht 
an  einen  andern  Ort  gelangen  kann,  ohne  zuvor  eine  unbegrenzte 
Zahl  von  Zwischenorten  durchlaufen  zu  haben.  2.  Achilleus 
kann  die  Schildkröte  nicht  einholen,  weil  dieselbe  immer,  so  oft 
er  an  ihren  bisherigen  Ort  gelangt  ist,  diesen  schon  Avieder  ver- 
lassen hat.  3.  Der  fliegende  Pfeil  ruht;  denn  er  ist  in  jedem 
Moment  nur  an  einem  Orte.  4.  Der  halbe  Zeitabschnitt  ist  gleich 
dem  ganzen;  denn  ein  sich  bewegender  Körper  durchläuft  die 
nämliche  durch  eine  Reihe  anderer  Körper  bezeichnete  Strecke 
bei  gleicher  Geschwindigkeit  in  dem  ganzen  und  dem  halben 
Zeitabschnitt,  je  nachdem  diese  Körper  ruhen  oder  in  einer  gleich 
raschen  gegenläufigen  Bewegung  begriffen  sind. 

Antike  Überlieferung  über  Leben,  Schrift  und  Lehre;  Apo- 
phthegmatik;  Fragmente:  Diels,  Vors.  c,  19.  (Ältere  Sammlungen  s.  im 
Literaturverzeichnis  zu  §  17.) 

Chronologie:  Jacoby,  Apollodors  Chronik  S.  231  ff. 

Für  die  Datierung  Zenons  bei  Apollodor  war  sein  Schülerverhältnis  zu  Par- 
menides maßgebend.  Wie  zwischen  Xenophanes  und  Parmenides,  so  erscheint 
auch  wieder  zwischen  Parmenides  und  Zenon  der  vierzigjährige  Abstand. 

Als  Parmenides'  Schüler  und  Freund  soll  sich  Zenon  (nach  Strabon  6, 1  p.  252) 
auch  an  dessen  ethisch-politischen  Bestrebungen  beteiligt  haben  und  zuletzt  (nach 
Herakleides  Lembos  u.  a.  [s.  die  Stellen  Vors.  19  A  1,  26  f.;  19  A  6.  7.  8.  9J)  bei 


§  20.    Zenoii  aus  Elea.  101 

einem  verunglückten  Unternehmen  gegen  den  Tyrannen  Nearch  (andere  nennen 
andere  Namen)  ergriffen  worden  und  unter  Martern,  die  er  standhaft  erduldete, 
gestorben  sein. 

Im  platonischen  „rarmenides"  (127  c  f.,  Vors.  19  A  11)  wird  eine  in  Prosa 
verfaßte  Schrift  (yoduftaza)  des  Zenon  erwähnt,  welche  in  mehrere  Argumen- 
tationsreihen (?.6yoc)  zerfiel,  deren  jede  mehrere  Voraussetzungen  (v.-coüiaEig)  auf- 
stellte, um  dieselben  ins  Absurde  zu  führen  und  so  indirekt  die  Wahrheit  der 
Lehre  von  dem  einen  Sein  zu  erweisen.  Wohl  wegen  dieser  (indirekten)  Beweis- 
führung aus  Voraussetzungen  hat  Aristoteles  (fragm.  65,  Vors.  19  A  10)  den  Zenon 
den  Erfinder  der  Dialektik  {svqettjv  rfj?  dialexrixt'jg)  genannt.  Piaton  bezeichnet 
ihn  wegen  seiner  dialektischen  Kunststücke  als  den  eleatischen  Palamedes  (Phaedr. 
261  d,  Vors.  19  A  13). 

Wenn  Vieles  wäre,  argumentiert  Zenon  (Vors.  19  B  1),  so  müßte  es  zu- 
gleich unendlich  klein  und  unendlich  groß  sein,  jenes  wegen  der  Größelosigkeit 
der  letzten  Teile,  dieses  wegen  der  unendlichen  Vielheit  derselben  (wobei  Zenon 
das  bei  der  fortschreitenden  Teilung  beständig  sich  erhaltende  umgekehrte  Ver- 
hältnis zwischen  Größe  und  Vielheit  der  Teile,  wodurch  stets  das  gleiche  Produkt 
sich  herstellt;  außer  acht  läßt  und  die  beiden  Momente:  Kleinheit  und  Vielheit 
gegeneinander  isoliert).  Das  Viele  müßte,  zeigt  Zenon  in  ähnlicher  Weise,  der 
Zahl  nach  begrenzt  und  doch  auch  unbegrenzt  sein. 

Ferner  argumentiert  Zenon  (s.  d.  Stellen  Vors.  19  A  24)  gegen  die  Realität 
des  Raumes:  Wenn  alles  Seiende  in  einem  Räume  wäre,  so  müßte  der  Raum 
auch  wieder  in  einem  Räume  sein,  und  so  fort  ins  Unendliche. 

Gegen  die  Wahrheit  der  Sinnes  Wahrnehmung  richtete  Zenon  (s.  Vors. 
19  A  29)  noch  folgende  Argumentation:  Bringt  ein  fallender  Kornhaufe  ein 
Geräusch  hervor,  so  müßte  auch  jedes  einzelne  Korn  und  jeder  kleinste  Teil 
eines  Kornes  noch  ein  Geräusch  hervorbringen;  ist  aber  das  letztere  nicht  der 
Fall,  so  kann  auch  der  ganze  Kornhaufe,  dessen  Wirkung  nur  die  Summe  der 
Wirkungen  seiner  Teile  ist,  kein  Geräusch  hervorbringen  (Verwandtschaft  mit 
dem  Sorites,  s.  u.  §  35).  Die  Argumentationsweise  ist  der  im  ersten  Beweise 
gegen  die  Vielheit  analog. 

Die  Realität  der  Bewegung  leugnet  Zenon  nach  Diog.  h,  9,  72  (Vors. 
19  B  4)  durch  die  kurze  Begründung:  z6  Hivovfievov  ovzs  Iv  co  sau  zötzo)  xiveTzai. 
ovze  iv  w  firj  k'oziv.  Die  ausführlichei'en  Argumentationen  finden  sich  bei  Arist. 
Phys.  6,  2,  233  a  21  und  9,  239  b  5  ff.  und  den  Kommentatoren  (Vors.  19  A  25  ff.). 
Es  haben  diese  Beweise  in  älterer  und  neuerer  Zeit  auf  die  Entwicklung  der 
Metaphysik  nicht  unbedeutend  eingewirkt.  Sie  beruhen  auf  der  Unmöglichkeit, 
das  Unendliche  als  zu  Ende  gebracht,  d.  h.  als  abgeschlossen  vorzustellen,  wonach 
es  auch  nicht  möglich  ist,  die  Teilung  einer  endlichen  Größe  in  unendliche  Teile 
als  ausgeführt  zu  denken.  Aristoteles  beantwortet  die  beiden  ersten  Beweise 
(ebd.  c.  2)  mittels  der  Bemerkung  (p.  233a  11  ff.):  xäg  avzäg  yÜQ  xai  zag  Xaag 
öcaiQsoeig  6  xQÖvog  öiaigsTzui  xai  x6  /Lisyedog,  denn  beide,  Zeit  und  Raum,  seien 
etwas  Kontinuierliches  (awexeg);  der  ins  Unendliche  teilbare  Weg  könne  daher 
allerdings  in  einer  begrenzten  Zeit  durchlaufen  werden,  da  auch  diese  ebenso  ins 
Unendliche  teilbar  sei  und  der  Zeitteil  dem  Raumteil  entspreche;  das  a:TEiQov 
xazä  SiaiQsoiv  sei  von  dem  ins  Unendliche  sich  Erstreckenden,  dem  ä.-zeioov  zoTg 
Eoxäzoig,  zu  unterscheiden ;  das  dritte  Argument  aber  (c.  9)  durch  die  Bemerkung, 
die  Zeit  bestehe  nicht  aus  den  einzelnen  (diskontinuierlich  gedachten)  unteil- 
baren Zeitpunkten  oder  den  „Jetzt"  (239  b  8:  ov  yaq  ovyxsizai  6  xQÖyog  ex  rcör 
vvv  zöjv  ufSiaiQEzcov).    Bei  dem  vierten  Argumente  zeigt  er  die  (wie  es  scheint,  bei 


102  §  21.    Mclissos  von  Samos. 

Zenon  schlecht  versteckte)  Verschiedenheit  der  Messung  auf  (240  a  2 :  ro  iisv  nagä 
y.troi'iisyov,  ro  de  nao'   TJosiiovv). 

Ob  bei  den  drei  ersten  Argumenten  (denn  bei  dem  vierten  ist  der  Para- 
logismus  offenbar)  die  aristotelischen  Antworten  völlig  genügen,  kann  bezweifelt 
werden.  Bayle  hat  dieselben  in  seinem  Dictionnaire  hist.  et  crit,  (Artikel  Zenon) 
bekämpft.  Hegel  (Geschichte  d.  Phil.  I,  S.  316  ff.)  verteidigt  gegen  ihn  den 
Aristoteles.  Aber  auch  Hegel  selbst  findet  in  der  Bewegung  einen  Widerspruch ; 
gleichwohl  gilt  ihm  dieselbe  als  existierend,  Herbart  spricht  ihr  um  des  Wider- 
spruchs willen,  den  sie  involviere,  die  Realität  ab. 

ij  21.  Melissos  von  Samos,  dessen' Blüte  um  Ol.  84  (444/1 
vor  Chr.)  anzusetzen  ist,  versucht  durch  eine  direkte  Beweis- 
führung die  Wahrheit  des  eleatischen  Grundgedankens,  daß  nur 
das  Eine  sei,  darzutun,  und  führt  denselben  rein  und  konsequent 
durch,  ohne  wie  Parmenides  den  Sinnen  irgendwelche  Konzession 
mit  einer  Scheinlehre  zu  machen.  Das  Seiende  ist  ewig,  un- 
endlich, einheitlich,  durchaus  sich  selbst  gleich,  unbewegt 
und  leidlos. 

Antike  Überlieferung  über  Leben,  Schrift  und  Lehre;  Frag- 
mente: Diels,  Vors.  c.  20.  (Frühere  Sammlungen  s.  im  Literaturverzeichnis  zu 
§  17.)    Chronologie:  Jacoby,  Aj^oUod.  Chron.  S.  270  f. 

Melissos,  der  Philosoph,  spielte  auch  in  der  politischen  Geschichte  Griechen- 
lands eine  Rolle.  Er  befehligte  die  Flotte  der  Samier  bei  ihrem  Siege  über  die 
Athener  (441/ü  v.  Chr.\  s.  die  Stellen  Vors.  20  A  1—3,  Jacoby  S.  270.  Diese 
Tatsache  bestimmte  ApoUodor,  die  Blüte  des  M.  in  Ol.  84  (444/1  vor  Chr.)  an- 
zusetzen. 

Mehrere  Fragmente  aus  der  in  ionischer  Prosa  verfaßten  Schrift  des 
Melissos  „Über  die  Natur  oder  über  das  Seiende"  finden  sich  bei  Simplikios  zur 
arist.  Physik  p.  29.  109  ff.  162  Diels  und  zur  arist.  Schrift  de  caelo  p.  557  Hei- 
berg (Vors.  20  B  1  ff.);  mit  denselben  stimmt  der  erste  Abschnitt  der  pseudo- 
aristotelischen Schrift  De  Melisso  Xenophane  Gorgia  (Vors.  20  A  5). 

Ewig  ist  das  Seiende;  denn  wäre  es  geworden,  so  hätte  vor  seiner  Ent- 
stehung nichts  sein  können.  Wenn  aber  nichts  war,  so  hätte  aus  dem  Nichts 
auch  nichts  werden  können  (Vors.  20  B  1). 

Als  ungeworden  und  unvergänglich  hat  das  Seiende  keinen  (zeitlichen)  An- 
fang und  kein  (zeitliches)  Ende.  Nun  begeht  Melissos  aber  den  logischen  Fehler 
des  quaternio  terrainorum,  indem  er  die  Doppeldeutigkeit  der  Ausdrücke  ag//j  und 
rsleviy)  (Anfang  und  Ende  im  zeitlichen  und  räumlichen  Sinne)  benutzt,  um  das 
Seiende  für  räumlich  unendlich  (uTreioor)  zu  erklären  (Vors.  20  B  2—4),  ein 
Verfahren,  das  wohl  wesentlich  dazu  beigetragen  hat,  ihm  seitens  des  Aristoteles 
den  Vorwurf  des  ungeübteren  und  plumpen  Denkens  zuzuziehen:  Phys.  1,  3,  186  a  6 : 
6  Me/.iooov  {/.öyog)  (pooiixög  (Vors.  20  A  7).  Metaph.  1,  5,  986  b  26  (Vors.  ebenda) 
werden  übrigens  Melissos  und  Xenophanes  zusammen  nixoor  dyooiy.ÖTegoi  genannt. 

Als  unendlich  ist  das  Seiende  eins;  denn  zwei  oder  mehrere  Seiende  würden 
einander  gegenseitig  begrenzen,  also  nicht  unendlich  sein  (Vors.  20  B  5.  6). 

Als  einheitlich  ist  das  Seiende  unveränderlich;  denn  jede  Veränderung 
setzt  ein  Vergehen  von  etwas  Vorhandenem  und  ein  Entstehen  von  etwas  nicht 
Vorhandenem  voraus.    Es  ist  auch  leid  los.     Denn  was  Schmerz  empfindet,  kann 


§  21.    Melissos  von  Samos.    §  22.     Die  jüngeren  Naturphilosophen.      1Q3 

«icht  ewig  sein  und  hat  nicht  gleiche  Kraft  wie  das  Gesunde.  Auch  müßte  der 
•Schmerz  durch  ein  Schwinden  oder  Hinzukommen  hervorgerufen  sein,  würde  also 
veine  Veränderung  voraussetzen.  Das  Seiende  ist  ferner  unbewegt;  denn  es  gibt 
kein  Leeres,  in  welchem  es  sich  bewegen  könnte,  da  das  Leere  ein  existierendes 
Nichtseiendes  wäre  (Vors.  20  B  7).  Wird  die  Vielheit  und  die  Bewegung  geleugnet, 
•so  ist  auch  die  Mischung  der  Stoffe  unmöglich,  die  Melissos  auch  ausdrücklich 
bestreitet  (Vors.  20  A  1,  7),  wahrscheinlich  gegen  Empedokles,  wie  er  überhaupt 
auf  die  Physiker  Kücksicht  nimmt.  Die  Sinne,  welche  Vielheit  und  Bewegung 
uns  vorspiegeln,  täuschen  (Vors.  20  B  8). 

Die  unendliche  Ausdehnung,  die  Melissos  dem  Seienden  zuschreibt,  und  die 
Bestreitung  des  Leeren  nötigen,  das  Seiende  als  stofflich  zu  denken  (vgl.  auch 
Arist.  Metaph.  1,  5,  986  b  19,  Vors.  11  A  30).  Gleichwohl  behauptete  Melissos 
(Vors.  20  B  9)  —  an  und  für  sich  vollkommen  richtig  —  das  Seiende  könne, 
■wenn  es  eines  sei,  keinen  Körper  besitzen.  Denn  wenn  ihm  Dicke  zukäme  (die 
mit  der  Körperlichkeit  gegeben  ist),  so  hätte  es  auch  Teile  und  wäre  damit  nicht 
mehr  eines. 


§  22.  Die  jüngeren  Naturphilosophen  behaupten  mit 
den  Eleaten  die  Unveränderlichkeit  der  Substanz  und  bestreiten 
Werden  und  Vergehen  im  absoluten  Sinne,  neiimen  aber  im 
Gegensatz  gegen  die  Eleaten  eine  Vielheit  unveränderlicher  Sub- 
-stanzen  an,  die  entweder  in  ihrer  Qualität  identisch  sind  oder  sich 
nach  dieser  voneinander  unterscheiden,  und  führen  auf  die  Ver- 
■einigung  solcher  Substanzen  miteinander  und  ihre  Sonderung 
voneinander  alles  Werden  und  Geschehen,  alles  anscheinende 
Entstehen  und  Vergehen  zurück.  Um  diesen  Vereinigungs-  und 
Sonderungsijrozeß  zu  erklären,  erkennen  Empedokles  und 
Anaxagoras  eine  bewegende  Macht  neben  den  materiellen  Sub- 
stanzen an,  dieAtomiker  aber,  Leukippos  und  Demokritos, 
suchen  aus  der  Materie  und  der  nicht  auf  ein  besonderes 
Prinzip  zurückgeführten  Bewegung  allein  alle  Erscheinungen  zu 
verstehen.  Der  Hylozoismus  der  älteren  Naturphilosophen  wird 
bei  Empedokles  und  Anaxagoras  durch  die  Scheidung  der  be- 
wegenden Ursache  von  dem  Stoff  prinzipiell  aufgehoben,  wirkt 
aber  tatsächlich  noch  sehr  beträchtlich  nach,  zumeist  in  den 
Anschauungen  des  Empedokles,  doch  auch  in  denen  des  Anaxa- 
goras, obschon  Anaxagoras  und  in  gewissem  Sinne,  sofern 
Liebe  und  Haß  als  selbständige,  von  den  materiellen  Elementen 
getrennte  Mächte  vorgestellt  werden,  auch  Empedokles,  im  Prinzip 
zum  Dualismus  zwischen  Geist  und  Stoff  fortgehen.  Die 
Atomiker  hingegen  lehren  den  konsequenten  mechanischen 
Materialismus,  während  der  Materialismus  der  Hylozoisten, 
namentlich  wenn  man  Herakht  zu  ihnen  rechnet,  als  ein  orga- 
nischer zu  bezeichnen  ist. 


1(34      §  22.    Die  jüngeren  Naturphilosophen.     §  23.    Empedokles  von  Akragas, 

Von  der  sinnliehen  Anschauung  aus  sind  die  ersten  griechischen  Philosophea 
allmählich  mehr  und  mehr  zu  Abstraktionen  vorgeschritten ;  nachdem  man  aber 
auf  diesem  Wege  in  der  eleatischen  Philosophie  zu  dem  abstraktesten  aller  Be- 
griffe, dem  Begriff  des  Seins,  gelangt  war,  dabei  jedoch  die  Möglichkeit  einer 
Erklärung  der  Erscheinungen  eingebüßt  hatte,  ging  die  Tendenz  der  Späteren 
dahin,  das  Prinzip  selbst  so  zu  fassen,  daß  ohne  Verleugnung  der  Einheit  und 
Konstanz  des  Seins  doch  wiederum  ein  Weg  zu  der  Vielheit  und  dem  Wechsel 
der  Erscheinungen  sich  eröffne.  Demgemäß  haben  sie  die  Prozesse  des  Werdens 
und  Vergehens,  in  denen  die  naive  Kosmologie  der  älteren  Philosophen  noch  keine 
ontologischen  Probleme  erkannt  und  die  sie  daher  einfach  als  Tatsachen  gesetzt 
hatte,  begrifflich  zu  bestimmen  gesucht,  und  zwar  in  der  Weise,  daß  sie  durch 
Reduktion  des  Werdens  und  Vergehens  auf  Verbindung  und  Trennung  unver- 
änderlicher Substanzen  zugleich  den  ontologischen  Anforderungen  an  den  Seins- 
begriff und  den  in  der  Erfahrung  gegebenen  Tatsachen  der  Entwicklung  und 
Veränderung  gerecht  zu  werden  suchten.  Die  Grenze  zwischen  beiden  Entwick- 
hmgsreihen  liegt  in  der  eleatischen  Philosophie,  besonders  in  der  bestimmteren 
Ausführung  derselben  durch  Parmenides.  Heraklit,  der  später  als  Xenophanes, 
aber  früher  als  Parmenides  gelehrt  hat,  gehört  auch  dem  Charakter  seiner  Lehre 
nach  zu  den  früheren  Denkern,  hat  aber  zweifellos  mit  seiner  These  vom  ewigen 
Fluß  der  Dinge  und  mit  der  Verdrängung  des  Seins  durch  das  Werden  zur  An- 
regung der  ontologischen  Frage  beigetragen  und  so  die  weitere  Entwicklung 
gefördert. 

§  23.  Empedokles  von  Akragas,  geboren  etwa  Ol.  74,  2 
=:  483/2  V.  Chr.,  stellt  in  seinem  Lehrgedicht  über  die  Natur, 
auf  den  loniern  fußend,  die  vier  Elemente:  Erde,  Wasser,  Luft 
und  Feuer,  als  materielle  Prinzipien  oder  „AVurzeln"  der  Dinge 
auf  und  fügt  denselben  zwei  Kräfte  als  Prinzipien  der  Bewegung 
bei:  die  Liebe  als  das  Vereinende  und  den  Haß  als  das  Trennende. 
Innerhalb  der  ursprünglichen  Mischung  aller  Elemente  tritt  durch 
den  Haß  eine  Sonderung  ein,  die  zur  Entstehung  der  einzelnen 
Dinge  führt.  Die  Liebe  bewirkt  die  Aufhebung  des  Einzelnen 
und  die  Wiederherstellung  des  ursprünglichen  ^lischungszustandes. 
Die  wechselnden  Perioden  der  Weltbildung  und  Weltauflösung 
beruhen  auf  dem  wechselnden  Übergewicht  von  Liebe  und  Haß: 
es  gibt  Zeiten,  in  welchen  durch  den  Haß  alles  Verschiedenartige 
voneinander  getrennt,  andere,  in  welchen  es  durch  die  Liebe 
überall  vereinigt  ist.  Wir  erkennen  die  Dinge  in  ihren  Ele- 
menten vermöge  der  gleichartigen  Elemente,  die  in  uns  sind. 

Antike  Überlieferung  über  Leben,  Schriften  und  Lehre;  Apo- 
phthegmatik;  Fragmente:  Diels,  Poet,  pliilos.  fragm.  p.  74  ff.,  Vors.  c.  21. 
(Ältere  Sammlungen  im  Literaturverzeichnis  zu  diesem  Paragraphen.)  Chrono- 
logie: Jacoby,  Apollod.  Chronik  S.  271  ff. 

Apolk)dor,  auf  den  Diog.  Laert.  8,  74  (Vors.  21  A  1,  74)  zurückgeht,  setzte 
die  Blüte  des  Empedokles  in  die  Epoche  von  Thurioi,  Ol.  84,  1,  444/3  vor  Chr.^ 
jedenfalls  auf  Grund  der  Nachricht  des  kurz  nach  Empedokles  lebenden  Literar- 


§  23.    Eiupedokles  von  Akragas.  105 

historikers  Glaukos  von  Rhegion,  daß  E.  bald  nach  Gründung  von  Thurioi  diese 
Stadt  besucht  habe  (Diog.  Laert.  8,  52,  Vors.  21  A  1,  52,  Apoll,  fragm.  43  Jacoby). 
Nach  apollodorischer  Rechnungsweise  ergibt  sich  danach  als  Geburtsjahr  Ol.  74, 
2,  483/2  vor  Chr.,  und  mit  diesem  Ansatz  verträgt  sich  sehr  wohl  die  Angabe  des 
Aristoteles,  Metaph.  1,  3,  984  a  11,  daß  (der  499/98  geborene)  Anaxagoras  r//  fiev 
fiXiptia  .-TQÖieQOi,  ToTg  S'  sQyotg  voiegog  gewesen  sei  als  Empedokles.  Gestorben  ist 
dieser  nach  Aristoteles  und  Herakleides  (Arist.  fragm.  71  [bei  Apollodor  fr.  43  = 
Diog.  Laert.  8,  52.  74] ;  Vors.  21  A  1,  52.  74)  im  Alter  von  sechzig  Jahren.  Die 
Familie  gehörte  der  demokratischen  Partei  zu  Akragas  (.Agrigentum)  an,  für  die 
auch  Empedokles  gleich  seinem  Vater  jMeton  erfolgreich  wirkte.  Die  ihm  an- 
gebotene königliche  Würde  soll  er  verschmäht  haben.  Durch  griechische  Städte 
in  Sizilien  und  Italien  zog  er  hochgeehrt  als  Arzt,  Sühnepriester,  Redner  und 
Wimdertäter  umher;  er  selbst  schrieb  sich  magische  Kräfte  zu.  Wahrscheinlich 
starb  er  im  Peloponnes,  nachdem  er  sich  in  der  Heimat  die  Mißgunst  des  Volkes 
zugezogen  und  seine  Vaterstadt  hatte  verlassen  müssen.  Andere  Berichte  verlegten 
die  späteste  Zeit  seines  Lebens  nach  Sizilien.  Eine  Version,  nach  der  er  als  Ver- 
bannter nach  Syrakus  gekommen  wäre  und  sich  dort  am  Kriege  gegen  Athen 
(415—413)  beteiligt  hätte,  wurde  von  Apollodor  wegen  ihrer  chronologischen  Un- 
wahrscheinlichkeit  zurückgewiesen.  Über  seinen  Tod  waren  verschiedene  z.  T. 
abenteuerliche  Sagen  im  Umlaufe.  So  hieß  es,  er  sei  nach  einem  Opfermahl 
plötzlich  verschwunden,  wie  die  einen  berichteten,  weil  er  zu  den  Göttern  entrückt 
wurde,  nach  anderer  Angabe,  um  sich  in  den  Krater  des  Ätna  zu  stürzen  und 
durch  sein  Verschwinden  den  Glauben  an  seine  Göttlichkeit  zu  befestigen,  was 
durch  eine  seiner  ehernen  Sandalen,  die  der  Berg  wieder  auswarf,  vereitelt  wurde 
(s.  die  Stellen  Vors.  21  A  1,  69;  21  A  2.  16;  Luc.  de  morte  Peregr.  1).  Aristote- 
les soll  ihn  (nach  Diog.  Laert.  8,  57;  9,  25;  Sext.  Emp.  7,  6)  den  Erfinder  der 
Rhetorik  in  gleicher  Weise  genannt  haben  wie  den  Zenon  den  der  Dialektik 
(Vors.  21  A  1,  57;  21  A  19). 

Von  den  Schriften  des  Empedokles  (Vors.  21  A  21  ff.)  sind  uns  nur  zwei 
durch  sichere  Fragmente  bekannt:  JIsqI  cpvastog  in  zwei  Büchern  und  Kaßagfioi; 
des  weiteren  sind  noch  zu  erwähnen  ein  'laxgixog  löyog  und  Tragödien,  die  ihm  aber 
schon  im  Altertum  von  einer  Seite  abgesprochen  wurden.  (Der  gleichnamige  Enkel 
des  E.,  der  nach  Suidas  s.  v.  Emped.  [2.  Artikel]  24  Tragödien  verfaßt  haben  soll, 
ist  wohl  nur  nach  einer  auch  in  neuerer  Zeit  geübten  Methode  erfunden,  um  die 
unter  Empedokles'  Namen  umlaufenden  Tragödien  einem  Empedokles,  und  doch 
nicht  unserm  Philosophen,  zuschreiben  zu  können.)  Aus  seinen  Gedichten  sind 
uns  gegen  450  Verse  erhalten, 

Empedokles  bekämpft  die  Annahme,  daß  etwas,  was  vorher  nicht  war,  ent- 
stehen, und  daß  etwas  in  nichts  vergehen  könne;  es  gibt  nach  ihm  nur  Mi- 
schung und  Trennung,  Entstehung  ((pvoig)  aber  ist  ein  leerer  Name. 
Fragm.  8: 

'ÄXko  8s  zoi  eoew  (pvoig  ovösvög  sariv  äjiävicov 
OfTjzcöv  ov8e  rig  ov?.ofiEvov  d'aväxoio  zeXevirj, 
a'ÜM  /Liövov  fii^ig  rs  8i6.lka^ig  xe  /xiyevxcov 
iaxt.  (fVGig  d'  im  xoTg  ovo/LiäCsxai  äv&Qcbjioioiv 

(„Ein  anderes  will  ich  dir  künden  :  Entstehung  gibt  es  bei  keinem  unter  allen 
sterblichen  Dingen  noch  auch  ein  Ende  im  vernichtenden  Tode,  sondern  |es  gibt| 
nur  Mischung  und  Sonderung  des  Gemischten,  Entstehung  aber  ist  nur  ein  Aus- 
druck der  Menschen"). 

Die  Mischung  beruht  auf  der  Li  ehe  (^<;.or>;?,  (Püla  (fragm.  17,  7,  Vors.  21  A  28. 


j^yi)  §  23.    Empedokles  von  Akragas. 

W.  32.  33.  37  u.  ö.].  'Acpnoötr)]  [fragm.  22,  5  u.  ö.,  Vors.  21  A  29J;  mit  Ver- 
•wischiuig  des  Mythologisch-persönlichen  atoQyt),  fragm.  109,  3),  die  Trennung  auf 
dem  Haß  {XsTxoc,  fragm.  17,  8  u.  ö. ;  mit  Verwischung  des  Persönlichen  fragm. 
109,  3);  jene  nennt  er  fragm.  35,  13  d/isiiqi]g,  ihren  Drang  ■t):ji6q)f)0iv,  das  Nsixo? 
hingegen  ov/.öntvoy  (fragm.  17,  19),  Ivyoöv  (fragm.  109,  3),  iiaivöiusrov  (fragm.  115, 
14),  so  daß  ihm  offenbar  der  Gegensatz  dieser  Kräfte  in  gewissem  Sinne  auf  den 
des  Guten  und  Bösen  hinausläuft,  wie  Aristoteles  Metaph.  1,  4,  984  b  32  (Vors. 
21  A  39)  bemerkt.  Die  Urstoffe.  welche  in  aller  Mischung  und  Trennung  unver- 
ändert beharren,  sind  die  erstmals  von  Empedokles  aufgestellten  und  durch  ihn 
in  die  allgemeine  Anschauung  übergegangenen  vier  Elemente,  Feuer,  Wasser,  Erde 
und  Luft:  (fragm.  17,  18)  ttvq  y.al  vÖmo  y.ui  yaia  xau  7)eoo;  u:T?.£Tor  vipo;;  (fragm. 
71,  2)  vfiaTog  yaitjg  re  y.al  aldeQog  i)e}.Iov  zs  ytovafiercor;  (fragm.  22,  2)  rjUy.xwo  re 
'/dcör  re  y.al  ovgarog  tjSs  ßälaaoa ;  (fragm.  6,  2)  Zehg  ägy>ig  [der  schimmernde  Z. 
=  das  Feuer]  "Ho7]  xs  q^eosoßio;  [die  lebenbringende  H.  =  die  Luft]  »}(i'  'Aidon'svg 
\=  die  Erde]  Nfjaxig  d'  [=  das  Wasser;  eigentlich  Name  einer  sizilischen  Wasser- 
göttin] .  .  .  (Eine  andere  antike  Deutung  bezieht  Here  auf  die  Erde  und  Aido- 
neus  auf  die  Luft.)  Mit  Wechsel  in  der  Bedeutung  des  alßi)o  fragm.  38,  3  f.: 
yaTä  re  y.al  :x6vrog  7ro?.vyvfiio%'  tjÖ'  vyoog  ai]o  Tixäv  yh'  alOijo  (..luid  der  Titane 
Äther")  offiyycov  :reol  y.vy./.ov  änavxa.  Andere  Bezeichnungen  sind  für  das  Feuer 
"Hffuiaro:,  fragm.  96,  3;  98,  2,  für  das  Wasser  ofißgog,  fragm.  98,  2.  Empedokles 
nennt  diese  Elemente  die  vier  Wurzeln  aller  Dinge  {reaaaoa  ro>v  nävxoiv  qiCoj- 
jnura,  fragm.  6,  1). 

Im  Urzustände  sind  die  Elemente  sämtlich  untereinander  gemischt  zu 
einem  alles  in  sich  befassenden  ZqpaToog ;  es  herrscht  darin  nur  Liebe,  der  Haß 
hat  nicht  teil  an  ihm.  Allmählich  findet  er  aber  Eingang  und  wird  groß  gezogen; 
nun  trennen  sich  durch  ihn  die  Elemente  voneinander,  und  so  entstehen  die 
Einzelwesen.  Es  kommt  zu  einem  Extrem  der  Trennung,  in  welchem  der 
Haß  allein  herrscht  und  die  Liebe  gleichsam  unwirksam  ist;  in  diesem  Zustande 
-existieren  wiederum  keine  Einzelwesen  mehr.  Dann  gewinnt  die  Liebe  wieder 
Macht  und  vereinigt  das  Getrennte,  wodurch  aufs  neue  Einzelwesen  ent- 
-stehen,  bis  es  zuletzt  zur  Alleinherrschaft  der  Liebe  kommt,  worin  wieder  die 
Einzelwesen  aufgehoben  sind,  und  der  anfängliche  Zustand  hergestellt  ist. 
Aus  diesem  gehen  dann  allmählich  wieder  die  anderen  Zustände  hervor  und  so 
fort  in  periodischem  Wechsel.  Vgl,  Plat.  Soph.  242  d  e,  Arist.  Phys.  8,  1,  252  a  7 
<Vors.  21  A  29.  38). 

Daß  Empedokles  den  Sphairos  als  Gott  bezeichnet,  ergibt  sich  aus  öimpl. 
Phys.  1184,  2  (Vors.  21  B  31):  {do^a/nevov  de  7ia/.tv  xov  Neixovg  emy.oareu'  röte 
srd/.iv  y.ivrjOLg  ev  xoj  2(paiQq)  yivsrai). 

jrdvxa  yäg  e§ei7]g  neXeiii'Qexo  yvTa  deoTo 
{„Denn  alle  Glieder  des  Gottes  der  Reihe  nach  wurden  in  heftige  Bewegung  ver- 
setzt").   Vgl.  auch  Vors.  21  B  30,  1 ;  27,  4. 

Trotz  dieser  Ausdrucksweise  bekämpft  Empedokles  in  der  Weise  des  Xeno- 
phanes  den  Anthropomorphismus  der  griechischen  Volksreligion,  so  in  Fragm.  22: 

Oi)  ydo  djto  vojroio  Ovo  y.'/.dboi  di'aaorxai, 

ov  nööeg,  ov  dod  yovv(a),  ov  fi7jdea  yevvrjevia, 

dD.d  orpaTgog  erjv  y.al  (jidvxo&ev)  loog  eavxqi 
{„Denn   nicht   springen   ihm    vom   Rücken   zwei  Zweige   vor,   nicht  Füße,   nicht 
schnelle  Kniee,  nicht  zeugende  Schamglieder,  sondern  er  war  eine  Kugel  und  von 
^Uen  Seiten  sich  selbst  gleich"). 

Xoch  näher  steht  dem  Xenophanes  eine  andere  Stelle,  an  welcher  zwei  dieser 


I 


§  23.    Empedokles  von  Akragas.  107 

Verse  in  einem  neuen  Zusammenhange  wiederkehren.  Den  Gegensatz  zu  den 
populären  anthropomorphischen  Göttern  bildet  hier  ein  rein  geistiger  in  Gedanken 
sieh  betätigender  Gott.    Die  schönen  Verse  lauten  (fragm.  134) : 

Ovdk  yäg  drÖQOfii)]  y.sfpa).}]  xarä  yvTa  y.ey.aaxat, 

ov  fiev  ojial  rcoroio  bvo  y.Xäboi  aiaaovxai, 

ov  Tiöds;,  ov  doa  yovvla),  ov  f-irfbea  Xayvijevxa, 

a.}.}.a  (poip'  Isoi]  y.al  adeafpazog  £7T?.eT0  ftovvov 

f)  oorilai  y.öauor  ä.-TavTn  yarataaovaa  dorjcin' 
(„Denn  er  ist  nicht  in  seinem  Gliederbau  mit  einem  Menschenhaupt   ausgerüstet, 
nicht  springen  ihm   vom  Eücken   zwei  Zweige  vor,   nicht   Füße,   nicht   schnelle 
Kniee,  nicht  behaarte  Schamglieder,  sondern  ein   heiliger    und   unaussprechlicher 
Geist  nur  war  es,  mit  raschen  Gedanken  die  ganze  Weltordnung  durcheilend''). 

Von  den  organischen  Wesen  sind  zuerst  die  Pflanzen  aus  der  noch  im 
Entwicklungsprozeß  begriffenen  Erde  hervorgekeimt,  danach  die  Tiere,  indem 
deren  einzelne  Teile  sich  zuerst  selbständig  bildeten  und  dann  durch  die  Liebe 
vereinigten ;  später  trat  an  die  Stelle  der  Urzeugung  die  Wiedererzeugung  (Aet.  5, 
19,  5  fVors.  21  A  72,  vgl.  Diels,  Doxogr.  S.  189]  und  5,  26,  4  [Vors.  21  A  70J). 
Es  gab  Wesen,  die  nur  Augen,  andere,  die  nur  Köpfe,  Arme  usw.  waren  nach 
Fragm.  57.  59 : 

^Hi  :To}.).al  fisr  y.öooat  avavyEVEg  ißldatt^aay, 

yv(.i%'ol  8'  en).aCovzo  ßoa/iovs?  evvideg  ojfiojv. 

ofi/nard  z"  oV  t7i}.aväzo  Ttsrrjzevovza  /nezo)rron'. 

—  avzäg  stzeI  y.aza  fiei^ov  iftiayszo  daiiiori  öaifiojv, 

zavzd  zs  avft:zi:TzeGyov,  o:j7)  avvsy.VQöev  e'yaaza, 

ä).).a  ze  :jQ6g  zoTg  no).).d  bitjveytj  e^syerovzo. 
(„Ihr  [der  Erde,  vgl.  Diels]  sproßten  viele  halslose  Köpfe,  und  bloße  Arme  irrten 
umher  ohne  Schultern,  und  Augen  schweiften  allein,  die  der  Stirnen  entbehrten. 
—  Aber  als  der  eine  Gott  mit  dem  andern  (die  Liebe  mit  dem  Streite)  in  größerem 
Umfange  handgemein  wurde  [so  Diels],  vereinigten  sich  diese  Glieder,  wo  sie  ge- 
rade im  einzelnen  sich  trafen,  und  viel  anderes  entstand  außerdem  [durch  weiteres 
Hervorsprossen  von  Gliedern]  in  fortlaufender  Reihe"). 

Bei  dieser  Vereinigung  ergaben  sich  nun  vielfach  Wesen,  die  nicht  von  Be- 
stand waren,  wie  Bildungen  mit  doppeltem  Gesicht  und  doppelter  Brust  oder  Ver- 
bindungen von  Ochsenleibern  und  Menschengesichtern  und  umgekehrt.  Erhalten 
blieben  nur  die  Verbindungen,  die  —  obwohl  durch  Zufall  zustande  gekommen, 
wie  alle  anderen,  doch  —  so  beschaffen  waren,  wie  wenn  bei  ihnen  ein  Zweck 
(Ausübung  gewisser  leben  erhalten  der  Funktionen)  leitend  gewesen  wäre,  eine  Lehre, 
die  Aristoteles  Phys.  2,  8,  198  b  29  (Vors.  21  B  61)  überliefert  und  durch  die 
Bemerkung  bekämpft,  daß  die  zweckmäßig  gebildeten  Organismen  nicht  vereinzelt 
vorkommen,  wie  bei  zufälliger  Entstehung  zu  erwarten  wäre,  sondern  /;  dsi  rj  d)g 
em  z6  jTO^.t').*) 

Die  Wirkungen  entfernter  Körper  aufeinander,  insbesondere  auch  die  Sin- 
neswahrnehmung, erklärt  Empedokles  mittels  der  Annahme  von  Ausflüssen 


*)  Es  kann  diese  Lehre  mit  der  Lamarck-Darwinschen  Deszendenztheorie  verglichen 
und  als  Vorläuferin  dieser  angesehen  werden;  doch  findet  letztere  den  Grund  des  Fort- 
schritts mehr  in  sukzessiver  Differenzierung  einfacherer  Formen,  die  erapedokleische  Doktrin 
dagegen  mehr  in  der  Verbindung  heterogener  miteinander ;  allerdings  ist  dieser  Unterschied 
nur  ein  relativer.  Über  das  Verhältnis  dieser  erapedokleischen  Lehren  zu  denen  Darwins 
nnd  anderer  Vertreter  der  modernen  Naturwissenschaft  s.  auch  die  im  Literaturverzeichnis 
zu  §  7  angegebenen  Arbeiten  von  Heinze,  Zeller  u.  a.  Vgl.  auch  Diimmler,  Akademika 
S.  217  ff.,  Zeller,  Phüos.  d.  Gr.  P,  S.  795  f.,  Gomperz,  Griech.  Denker  I,  S.  19G.  448. 


JQg  §  23.     Empedokles  von  Akragas. 

{d.^ooooal,  Vors.  21  B  89)  aus  allen  Dingen  und  von  Poren  (ttöooi),  in  -welche  die 
Ausflüsse  eintreten  können;  von  den  Ausflüsssen  seien  einige  bestimmten  Poren 
adäquat,  andere  aber  kleiner  oder  größer;  so  kommt  es,  daß  nicht  jedes  Sinnes- 
organ aller  Art  Ausflüsse  aufnehmen  kann,  sondern  nur  gewisse  seiner  Struktur 
entsprechende  (Theophr.  de  sensu  7,  Vors.  21  A  86).  Bei  dem  Sehen  findet  ein 
zweifaches  Ausströmen  statt;  teils  nämlich  gehen  Ausflüsse  von  den  sichtbaren 
Dingen  zum  Auge  hin  (Plato  Meno  76c  d,  Vors.  21  A  92),  teils  treten  durch 
die  Poren  des  Auges  Ausflüsse  des  inneren  Feuers  hervor  (Arist.  de  sensu  2, 
437  b  11  ff.,  Vors.  21  A  91),  und  indem  beide  Ausflüsse  zusammentreffen,  entsteht 
das  Wahrnehraungsbild.  Feine  Netze  halten  im  Auge  die  Masse  des  umher- 
schwimmenden Wassers  zurück,  die  Feuerteilchen  aber  springen  in  langen  Strahlen 
hindurch  wie  die  Lichtstrahlen  durch  die  Laterne  (fragm.  84),  wogegen  Aristoteles 
de  sensu  2,  437  b  13  (Vors.  21  A  91)  einwendet,  wir  müßten  dann  auch  im 
Dunkeln  sehen  können.  Die  Töne  entstehen  in  dem  trompetenförmigen  Gehör- 
gang beim  Einströmen  der  bewegten  Luft.  Auch  die  Empfindung  des  Geruch» 
beruht  auf  dem  Eindringen  feiner  Stoffteilchen  in  das  Geruchsorgan  beim  Einatmen. 
Über  Geschmacks-  und  Tastempfindung  äußerte  sich  Empedokles  nach  Theophrast 
nicht  näher,  doch  sollte  auch  hier  das  Hineinpassen  (von  Stoffteilchen)  in  die 
Poren  Bedingung  für  die  Sinnesempfindung  sein  (Theophr.  de  sensu  9,  Vors. 
21  A  86).  Empfindung,  Begierde  und  Verstand  schrieb  Empedokles,  wie  Anaxa- 
goras  und  Demokrit,  auch  den  Pflanzen  zu  (Pseudo-Arist.  UfoI  q-vzwv  1,  1,  815  a 
15.  Vors.  21  A  70). 

Wir  erkennen  jedes  Element  der  Dinge  durch  das  entsprechende  Element 
in  uns.  Gleichartiges  durch  Gleichartiges;  Empedokles  huldigt  also  wie 
Parmenides  (s.  o.  S.  99)  der  ersten  unter  den  beiden  von  Theophr.  de  sensu  1 
(Vors.  21  A  86)  unterschiedenen  Theorien.     So  in  fragm.  109: 

raitj  /.isv  yoLQ  yaiav  ojicönafxsv,  vdati  ö'  vöojq, 
aidsQi  ö'  aldiga  8iov,  äzäg  nvgl  :ivq  aidrjkov, 
OTOo}'>]v  de  OTOQyfj,  veTxog  de  zs  vsixe'i  kvygcö 

(.,Denn  mit  der  Erde  in  uns  erkennen  wir  die  Erde,  mit  dem  Wasser  das 
Wasser,  mit  der  Luft  die  göttliche  Luft,  mit  dem  Feuer  aber  das  verderbliche 
Feuer,  die  Liebe  mit  der  Liebe,  den  Haß  aber  mit  dem  traurigen  Haß"). 

In  diesem  Sinne  ist  auch  fragm.  107   zu  verstehen: 

Ex  zovzoiv  (/'«ß)  :iiävza  jiEJirjyaoiv  äQfxooßävza, 
xai  zovzoti  (fiQOviovoi  xal  rjdovz'   rj8'   ävuövzai 

(„Denn  aus  diesen  [den  Elementen]  ist  alles  in  harmonischer  Fügung  gebaut 
und  durch  diese  denken,  freuen  und  betrüben  sie  [die  Menschen]  sich"). 

Der  in  diesem  Gedanken  liegende  poetische  Reiz  und  die  aus  ihm  zu  ziehende 
Folgerung  vom  Göttlichen,  das  im  Menschen  liegen  muß,  insofern  er  die  Gottheit 
erkennt,  hat  ihm  in  der  folgenden  Zeit  großen  Anhang  verschafft.  Piaton  nennt 
im  „Staat"  6  p.  508  a  b  das  Auge  rjXioeidkozazov  zü>v  jieqI  zäg  alo&rjosi?  ÖQyävcov. 
Mit  Erweiterung  des  Gedankens  behauptete  dann  (nach  Sext.  Emp.  adv.  math. 
7,  93)  der  Stoiker  Poseidonios  in  seinem  Kommentar  zum  platonischen  Timaios: 
CO?  z6  h'ev  (füjs  vjio  zrjg  (pojzoeiöovg  öipeiog  xaza).a^ßävEzai,  i]  Si  (fcovij  vjio  zyg 
aEQOEiSovg  axofjg,  ovzco  xal  fj  zcöv  oXcov  (fvaig  vno  ovyyEvovg  offsiXEi  xaza/.a/ußävEoßat 
rov  /.oyov.  Von  Poseidonios  beeinflußt  sagt  der  Verfasser  der  pseudo-aristoteUschen 
Schrift  IJeqI  xöofiov  1,  391  a  14  von  der  Seele:  gadicog  oliiai  zä  ovyysvi]  yrcoQioaaa 
xal  Oeüo  ^)vxfjg  ofifiazi  zä  ßEia  xaza/.aßovoa.  Unter  demselben  Einfluß  dichtete 
Manilius  Astron.  2,  115: 


§  23.    Empedokles  von  Akragas.  109 

Quis  caeliim  possit  iiisi  caeli  inunere  nosse 
et  reperire  deum,  nisi  qui  pars  ipse  deoriim  est, 
und  4,  905  ff.: 

(Der  Mensch  im  Gegensätze  zu  den  Tieren) 

stetit  unus  in  arcem 
erectus  capitis  victorque  ad  sidera  mittit 
sidereos  oculos. 

Im  Anschluß  an  Piaton  schrieb  der  Neuplatoniker  Plotin  Ennead.  1,  6,  9: 
Ov  yäo  UV  nwnors  sISef  6q)^aXfi6g  tjXiov  TJXtosiSijg  fir]  yeyfi'fjfisvo;  ovds  rö  y.a/.ov  äv 
l'8oi  tfi'xh  f'-h  '^o/r;  ysvofiEvr). 

Unter  den  Neueren  nahm  Goethe  den  plotinischen  Gedanken  auf  (Zahme 
Xenien  IJI): 

War'  nicht  das  Auge  sonnenhaft, 
Die  Sonne  könnt'  es  nie  erblicken. 
Lag'  nicht  in  uns  des  Gottes  eigne  Kraft, 
Wie  könnt'  uns  Göttliches  entzücken! 

Auch  die  Verse  aus  dem  zweiten  Buch  des  Manilius  waren  Goethe  bekannt :  er 
schrieb  sie  am  4.  Sept.  1784  ins  Brockenbuch.  Vgl.  über  diese  und  weitere  Nach- 
wirkungen des  empedokleischen  Satzes  Franz  Boll,  Studien  üb.  Claud.  Ptolem. 
(Jahrb.  f.  Uass.  Philol.  Suppl.  21  [1894]),  S.  228  (hier  auch  ParaUelen  aus  der 
altchristlichen  Literatur),  Em.  Badstübner,  Beiträge  z.  Erklär,  u.  Kritik  d.  philo- 
soph.  Schriften  Senecas,  Hamburg  1901  Pr.,  S.  13  f.,  Albr.  Dieterich,  Eine  IMithras- 
liturgie-,  Leipz.  u.  Berl.  1910,  S.  55  ff.  (Zusammenhang  mit  weiterer,  auch  nicht- 
griechischer, religiöser  Literatur),  Herm.  Binder,  Dio  Chrysostomus  und  Posidonius, 
Borna-Leipz.  1905,  Tüb.  Diss.,  S.  24. 

Von  Empedokles'  religiösen  Lehren  ist  aus  seine  Bekämpfung  des  Anthro- 
pomorphismus  schon  oben  begegnet.  Hierher  gehört  auch  die  Umdeutung  von 
Volksgottheiten  in  Naturerscheinungen,  die  wie  für  Parmenides  (s.  o.  S.  100)  so 
auch  für  Empedokles  bezeugt  ist  (Vors.  21  A  23).  Ebendahin  führt  die  Benennung 
der  Elemente  mit  Götternamen ;  s.  o.  S.  106.  Im  übrigen  scheint  Empedokles  seine 
religiösen  Lehren  mit  seiner  Philosophie  nicht  in  engere  Verbindung  gebracht  zu 
haben.  Bemerkenswert  ist  besonders  seine  Seelenwanderungslehre.  Wer  von 
den  langlebigen  Dämonen  sich  mit  Mord  befleckt  oder  einen  Meineid  geschworen 
hat,  der  muß  nach  altem  Götterbeschluß  dreimal  zehntausend  Hören  hindurch 
fern  von  den  Sitzen  der  Seligen  umherirren  und  im  Laufe  der  Zeit  in  allerlei 
Gestalten  sterblicher  Wesen  eingehen.  Zu  diesen  Verurteilten  rechnet  Empedokles 
auch  sich  selbst  (fragm.  115)  und  berichtet  von  sich  (fragm.  117): 

"Hdrj  yÜQ  JTOi'   iyü)  yevö/xrjv  y.ovQÖg  xs  xoQi]  if. 
&dftvog  T    oloivög  re  xai  k'^aXog  eXkonog  iyßvg 

(„Denn  ich  war  schon  einmal  Jüngüng  und  Jungfrau  und  Busch  und  Vogel 
und  meerentsprungener  stummer  Fisch"). 

Aus  dem  Dogma  der  Seelen  Wanderung  fließt  auch  bei  Empedokles  das  strenge 
Verbot,  Fleisch  zu  essen  und  Tiere  zu  töten,  da  man  ja  seine  eigenen  Eltern  ver- 
zehren könnte  (fragm.  137): 

Mooq?Tjv  ö' dXkä^avta  Jiazi]Q  (plXov  viov  deioag 
aqpdCsc  enevxönevog  (isya  vjjjtiog'  — 
wg  ö'avTO)g  naxBQ    vlog  eXcov  xal  fxrjtsQa  naXdsg 
^vuov  oiTtooQaiaavTs  qpiXag  xazä  aäoxag  edovaiv 


2j^(j  §  24.    Anaxagoras,  Arehelaos,  Metrodoros. 

{,.Den  lieben  Sohn,  der  seine  Gestalt  verändert  hat,  hebt  der  Vater  empor 
und  schlachtet  ihn,  während  er  dazu  noch  betet,  der  gar  törichte!  —  Ebenso 
aber  faßt  den  Vater  der  Sohn  und  fassen  die  Mutter  die  Kinder,  rauben  ihnen  das- 
Leben  und  verzehren  das  Fleisch  ihrer  Lieben"). 

In  der  Lehre  von  der  Seelenwanderung  ist  ein  Zusammenhang  des  Empedokles 
mit  den  Pythagoreern  anzunehmen.  In  den  philosophischen  Lehren  hat  er  sich 
einesteils  an  die  Eleaten.  namentlich  an  Parraenides,  andern  teils  an  Heraklit  an- 
geschlossen und  bildet  so  eine  Vermittlung  zwischen  der  Lehre  vom  ab- 
soluten alles  Werden  und  Vergehen  ausschließenden  Sein  und  der- 
jenigen vom  ewigen  alles  Sein  ausschließenden  Werden. 


§  24.  Anaxagoras  aus  Klazomenai  (in  Kleinasien),  dessen 
Lebenszeit  sich  etwa  von  OL  70,  2  =  499/8  vor  Chr.  bis  Ol.  88,  1 
=  428/7  vor  Chr.  erstreckt,  führt  alles  Entstehen  und  Vergehen,, 
wie  Empedokles,  auf  Mischung  und  Entmischung  zurück,  setzt 
aber  als  letzte  Mischungselemente  eine  unbegrenzte  Vielheit 
qualitativ  bestimmter  und  voneinander  verschiedener  Urstoffe,. 
die  von  ihm  Samen  der  Dinge,  von  Aristoteles  in  sich  (in 
allen  ihren  Teilen)  gleichartige  Elemente,  von  Späteren  (mit  einem 
im  Anschluß  an  den  aristotelischen  Ausdruck  gebildeten  Terminus) 
Homöomerien  genannt  werden.  Ursprünglich  bestand  eine 
ordnungslose  Mischung  dieser  Teilchen:  „aUe  Dinge  waren  zu- 
sammen". Der  Geist  (voig)  aber,  welcher  als  das  feinste  unter 
allen  Dingen  einfache,  ungemischte  und  leidlose  Vernunft  ist,  trat 
ordnend  hinzu  und  bildete  aus  dem  Chaos  die  Welt.  Mit  dieser 
Lehre  tritt  an  die  Stelle  des  mythisch  gefärbten  Dualismus  des 
Empedokles  ein  rein  philosophischer.  Einem  solchen  begegnen 
wir  hier  zum  erstenmal  in  der  abendländischen  Philosophie.  In 
der  Erklärung  des  Einzelnen  aber  beschränkte  sich  Anaxagoras 
nach  dem  Zeugnis  des  Piaton  und  Aristoteles  auf  die  Aufsuchung 
der  mechanischen  Ursachen  und  griff  nur  da,  avo  er  diese  nicht 
zu  erkennen  vermochte,  auf  die  Wirksamkeit  der  götthchen  Ver- 
nunft zurück.  Die  Entwicklung  der  Welt  geht  ins  Endlose  fort, 
ohne  daß  wieder  einmal  zu  deren  Anfang  (.,6{.iov  Tiävxa")  eine  Rück- 
kehr stattfände.  —  Außer  der  Philosophie  widmete  sich  Anaxa- 
goras sehr  eifrig  der  ^lathematik  und  Astronomie. 

Aus  der  anaxagoreischen  Schule  ist  uns  Archelaos  von 
Athen  (nach  anderer  Angabe  von  Milet)  als  Vertreter  einer  in 
den  Grundzügen  mit  der  des  Lehrers  übereinstimmenden  Philo- 
sophie bekannt.  Ein  anderer  Schüler,  Metrodoros  von  Lamp- 
sakos,  pflegte  die  aUegorisierende  Homerausdeutung,  besonders 
in  physikalischer  Richtung,  wobei  er  an  ethische  Homerinter- 
pretation des  Anaxagoras  angeknüpft  haben  soll. 


§  24.    Anaxagoras,  Archelaos,  Metrodoros.  1  [  1 

Anaxagoras.  Antike  Überlieferung  über  Leben,  Schrift  und 
Lehre;  Apophthegmatik ;  Fragmente:  Diels,  Vors.  c.  46.  (Frühere  Samm- 
lungen im  Literaturverzeichnis  zu  diesem  Paragraphen.)  Chronologie:  Jacoby, 
Apollod.  Chron.  S.  244  ff.  Porträt  (Münzen  von  Klazomenai):  Diels,  Vors. 
40  A  27.  Der  erste  der  dort  besprochenen  beiden  Typen  abgebildet  Vors.  II  2  *■ 
S.  III  (vgl.  S.  XIV). 

Archelaos.    Antike  Überlieferung:  Diels,  Vors.  c.  47. 

Metrodoros.    Antike  Überlieferung:  Diels,  Vors.  c.  48. 

Anaxagoras  stammte  aus  einem  angesehenen  Geschlecht  in  Klazomenai,. 
begab  sich  aber  später  nach  Athen  und  lebte  dort  lange  als  Freund  des  Perikles,. 
bis  er  von  politischen  Gegnern  des  großen  Staatsmannes  auf  Grund  seiner  philo- 
sophischen Anschauung  —  es  handelte  sich  dabei  um  den  Satz,  die  Sonne  sei 
eine  glühende  Masse  (Vors.  46  A  1,  12;  vgl.  42  A  35)  —  der  Gottlosigkeit  an- 
geklagt wurde.  Er  fand  sich  genötigt,  den  Folgen  der  Anklage  durch  Aus- 
wanderung nach  Lampsakos  auszuweichen,  wo  er  nicht  lange  nachher  gestorben, 
sein  soll.  Die  chronologischen  Angaben  über  ihn  weichen  zum  Teil  sehr  von- 
einander ab.  Die  Anklage  fiel  nach  Diodor  12,  39  (Vors.  46  A  17)  unter  Archon^ 
Euthydemos  431,  nach  Plur.  Perikl.  32  (Vors.  ebenda)  in  die  Zeit  um  den  Beginn 
des  peloponnesischen  Krieges.  Schon  hiernach  ist  es  unstatthaft,  mit  K.  F.  Her- 
mann (De  philos.  lonic.  aetatibus,  Gott.  1849,  S.  13  ff.)  die  Geburt  des  Philo- 
sophen in  Ol.  61,  3  (534  v.  Chr.)  zu  setzen;  vielmehr  ist  wahrscheinlich  die  Angabe 
des  Apollodor  (bei  Diog.  L.  2,  7,  Vors.  46  A  1,  7,  fragm.  36  Jacoby)  richtig,  er 
sei  Ol.  70  (500—497)  geboren.  Sein  Tod  fällt  nach  dem  Texte  des  Diog.  Laert- 
2,  7  Ol.  78,  1  (468/7),  was  nach  dem  eben  über  die  Zeit  der  Anklage  Bemerkten 
und  nach  dem  von  Apollodor  selbst  gegebenen  Ansatz  seiner  Lebensdauer  auf 
72  Jahre  in  Ol.  88,  1  (428/7)  zu  ändern  ist.  Danach  wäre  seine  Geburt  nach 
apollodorischer  Rechnungsmethode  499/8  anzusetzen.  In  Athen  soll  er  30  Jahre 
gelebt  haben  (wohl  von  461—431).  Die  von  Diog.  L.  2,  7  auf  Demetrios  Phale- 
reus  zurückgeführte  Angabe,  er  habe  in  seinem  zwanzigsten  Lebensjahre  zu  Athen,^ 
als  Kallias  (Abkürzung  für  Kalliades)  Archon  war  (Kalliades  war  480  Archon. 
Eponymos,  ein  Kallias,  der  aber  schwerlich  in  Frage  kommt,  456),  zu  philo- 
sophieren begonnen,  ist  wohl  aus  einer  Mißdeutung  der  Notiz  hervorgegangen,, 
er  habe,  als  Kalliades  zu  Athen  Archon  war,  angefangen  zu  philosophieren  (vgl,. 
Zeller  I  1^  S.  969).  Wenn  Aristoteles  (Metaph.  1,  3,  984a  11,  Vors.  21  A  6)  sagt. 
Anaxagoras  sei  dem  Lebensalter  nach  früher  als  Empedokles,  komme  aber  mit 
seinen  (philosophischen)  Leistungen  nach  ihm  (r?)  /uh  i)}.iHia  .-roöiegog,  toi;  6'  eoyoig 
voTSQog),  so  läßt  sich  zweifeln,  ob  hier  varegog  auf  ein  chronologisches  Verhältnis,, 
oder  auf  eine  qualitative  Inferiorität  der  Philosophie  des  Anaxagoras  zu  beziehen, 
ist  (s.  Diels  z.  d.  St.).  Der  Unterschied  des  Alters  kann  nicht  groß  gewesen  sein.. 
Anaxagoras  scheint  bereits  die  empedokleischen  Lehren  gekannt  und  umgebildet 
zu  haben. 

Die  philosophische  Schrift  des  Anaxagoras  (IleQi  (fvaecog?)  Avird  von 
Piaton  (Apol.  26  d.  vgl.  Phaedo  97  b)  und  anderen  (vgl.  die  Stellen  Vors.  46  A 
35  ff.)  erwähnt.  Bei  Diog.  L.  2,  6  (Vors.  46  A  1,  6)  heißt  sie  ein  ovyyoauiua, 
ö  EOTiv  rjöecog  xal  fteycü.ocfQÖrtog  ^Qfxtjrsvfierov. 

Anstatt  der  vier  Elemente  des  Empedokles  nimmt  Anaxagoras  unendlich 
viele  Urstoffe  an.  Alles,  was  Teile  hat,  die  qualitativ  das  sind,  was  das  Ganze 
ist  (wie  z.  B.  ein  Teilquantum  Wassers  quaütativ  dasselbe  ist  wie  das  Wasser  über- 
haupt), ist  nach  der  Lehre  des  Anaxagoras  (wie  Aristoteles  Metaph.  1,  3,  984  a  11,. 
Vors.  46  A  43  bezeugt)  dadurch  entstanden,  daß  diese  Teile,  die  von  Anfang  an 
vorhanden,   aber   unter   anderes   zerstreut   waren,   sich  zueinander   gesellt   haben 


112  §  24.    Anaxagoras,  Archelaos,  jSIetrodoros. 

{avyy.oioi;).  Diese  Verbindung  des  Gleichartigen  sei  dasjenige,  was  bei 
dem  sogenannten  Werden  wirklich  geschehe;  jedes  Teilchen  bleibe  dabei  an  sich 
unverändert.  Ebenso  sei,  was  man  Zerstörung  nenne,  in  der  Tat  nur  Tren- 
nung {ötdpiQiois).  Anaxagoras  bei  Sirapl.  in  Arist.  Phys.  163,  18,  Vors.  46  B  17: 
T6  dk  yivFadai  y.al  anöD.vodai  ovy.  ogOw;  vofiii^ovaiv  ol  "EV.tp'Fg"  ovSev  yno  ygrii^ia 
yivetai  ovds- ü:i6}j.viai,  d/J.'  d^rö  iövicov  ygiii-iäxcoy'  ov^if-ilayEiai  zt  xai  biay.oiverai,' 
y.al  ovTOig  äv  oQ^cög  xaXoTer  x6  te  yivsadai  av/n/iiioysa&at  xai  to  dn6).}.va^ai 
(iiayoivea&ai  (,, Werden  und  Vergehen  sind  unrichtige  Vorstellungen  der 
Griechen.  Denn  kein  Ding  wird,  noch  vergeht  es,  sondern  es  mischt  sich  aus 
bereits  vorhandenen  Dingen  oder  zerscheidet  sich  wieder  [d.  h.  löst  sich  wieder 
auf  in  diese  ursprünglichen  Bestandteile].  Und  so  könnte  man  richtigerweise  das 
Werden  einen  Mischungs-  und  das  Vergehen  einen  Zerscheidungsprozeß  nennen";. 
Das,  was  dem  Ganzen  gleichartige  Teile  hat  (z.  B.  Fleisch,  Blut.  Knochen,  Gold, 
Silber),  nennt  Aristoteles  in  seiner  Terminologie  Sfioio/negsg  im  Gegensatz  zu 
dem  diOf^oiouEQeg  (z  B.  dem  Tier,  überhaupt  dem  Organismus  als  Ganzem),  dessen 
Teile  verschiedene  Qualitäten  haben.  Der  Ausdruck  tö  öfioiofiEQsg,  lä  öfioio/nEQfj 
geht  ursprünglich  nicht  auf  die  gleichartigen  Teile  selbst,  sondern  auf  das  Ganze, 
dessen  Teile  einander  gleichartig  sind;  er  kann  aber  auch  auf  die  Teile  selbst  als 
kleinere  Ganze  bezogen  werden,  da  bei  einem  Wesen,  welches  in  sich  selbst  durch- 
gängig von  gleicher  Qualität  ist,  auch  die  Teile  eines  jeden  Teils  wiederum  ein- 
ander gleichartig  sein  müssen.  Metaph.  1,  3,  984a  11  nennt  Aristoteles  die  nach 
Anaxagoras  durch  Zusammenmischung  der  gleichartigen  Teile  entstandenen 
Ganzen  6uoio/a.eq^',  an  anderen  Stellen  aber  auch  die  Teile,  z.  B.  de  caelo  8, 
3,  302  b  1  (Vors.  46  A  43)  heißt  es  von  Luft  und  Feuer:  elvat  .  .  .  sydiEgov  avxwv 
Fi  doodzwr  ofioiojiiEOüir  jidvzoiv  ijdooiofiivov,  cf.  de  gen.  et  corr.  1,  1,  314  a  19, 
Vors.  46  A46:  Anaxagoras  setzt  die  gleichteiligen  Substanzen,  z.  B.  Knochen  usw., 
als  Urstoffe  {zd  SfioioiiEoi]  aror/ela  rldrjoir,  olov  oazovv  y.ui  aägya  y.ui  f(VE?.6r  y.al 
zcör  d/./.(ov  cor  kydazov  avrojvv/Lior  zd  /^isoog  eozlv  [dfioioßEoig  also  hier  das  Ganze]). 
Später  bildete  mau  das  Substantivum  ouoiofiEQEia,  dessen  Singular  Lukrez  an- 
wendet, wenn  er  sagt  (1,  834  ff.,  Vors.  46  A  44),  nach  Anaxagoras  entstehe  jede 
rerum  homoeomeria,  z.  B.  Knochen,  Eingeweide  usw.,  aus  kleinsten  Substanzen 
derselben  Art.  Den  Plural  öfwiofiEoeiai  gebrauchten  Spätere  als  Bezeichnung  der 
Urteilchen  selbst,  z.  B.  sagt  Plut.  Pericl.  c.  4  (Vors.  46  A  15)  von  Anaxagoras: 
vovr  ETiEattjOE  y.adaQov  y.al  äy.gazor  er  /nE/myjiih'oi;  :räai  zoig  aD.oig  d^oyQivorza  raj 
onoiouEOEiag;  Vgl.  auch  Vors.  46  A  1,  8;  46  A  45  a.  E. ;  46  A  46;  46  B  5;  Sext. 
Emp.  adv.  math.  10,  252  {ol  ydg  dzöuovg  eljtövzEg  i)  ofioio/negetag  7}  oyy.ovg).  Anaxa- 
goras selbst  nennt  diese  Urbestandteile  der  Dinge  otie Qy.aza  (püvzwv  yotjimzcov): 
fragm.  4,  oder  auch  unbestimmter  (wie  die  Dinge  selbst)  ;j;e/5^tara:  so  am  An- 
fange des  Werkes  (fragm.  1):  öuov  Jtdvza  yqrjfiaza  f]v  äizEiQU  xal  :i).fjdog  yal 
oifiygöz7]za.  Die  Annahme,  daß  schon  Anaxagoras  selbst  das  Wort  ofioio/iEQsiai 
gebraucht  habe,  kann  sich  auf  eine  Stelle  des  Simplikios  zu  Aristot.  Phys.  1123,  21 
(Vors.  46  A  45)  stützen,  wo  es  heißt:  rd  eI'öi],  ünsg  SuoiofiEQEiag  y.a'/.El  (seil,  n 
'Ava'iayÖQag).  Gleichwohl  ist  es  sehr  unwahrscheinlich,  daß  der  Ausdruck,  der 
allem  Anschein  nach  in  der  aristotelischen  Terminologie  wurzelt,  wirklich  eine 
Schöpfung  des  Anaxagoras  sein  sollte.  Es  ist  kaum  zu  bezweifeln,  daß  Simplikios, 
obwohl  ihm  Anaxagoras'  Werk  noch  vorlag,  gleichwohl  dem  Philosophen  den 
dort  nicht  vorkommenden,  aber  später  allgemein  gangbaren  Terminus  zugeschrieben 
hat.  Vgl.  auch  Diels,  Vors.  z.  d.  St.  Eberiso  ist  über  die  Angabe  des  Aetios 
1,  3,  5,  Vors.  46  A  46,  (ö/wiofiEgeiag  avzdg  Eyd'/.Eos)  zu  urteilen. 

Nicht  alles,  was  anscheinend   gleichteilig   ist,   hält  Anaxagoras   für  wirklich 
gleichteilig.    Aristoteles  führt  zwar  einmal  (Metaph.  1,  3,  984  a  11,  Vors.  46  A  43), 


I 


§  24.    Anaxagoras,  Archelaos,  Metrocioros.  113 

Tom  Bericht  über  Empedokles  herkommend,  Wasser  und  Feuer  als  Beispiele  gleich- 
teiliger  Substanzen  an;  avo  er  sich  aber  genauer  über  die  Ansicht  des  Anaxagoras 
erklärt  (de  gen.  et  corr.  1,  1,  314  a  24,  de  caelo  3,  3,  302  a  28,  Vors.  46  A  43), 
sagt  er  ausdrücklich,  daß  dieser  gerade  die  dem  Empedokles  für  elementar 
geltenden  Stoffe:  Feuer,  Luft,  Wasser  und  Erde,  nicht  für  glcichteilig,  sondern 
für  Gemenge  aus  vielen  verschiedenartigen  Teilchen  gehalten  habe. 

Die  Entwicklung  der  Dinge  aus  den  Urstoffen  läßt  Anaxagoras 
nicht  etwa  nach  Art  der  altionischen  Kosmologen  mit  der  ewigen  Bewegung  der 
Urstoffe  ohne  weiteres  gegeben  sein,  sondern  er  nimmt  eine  bewegende  und  ge- 
staltende Kraft  an.  Diese  erkeiint  er  aber  nicht  mit  Empedokles  in  bald  mythisch 
personifizierten,  bald  unpersönlich  gedachten  psychischen  Mächten,  wie  Liebe  und 
Haß,  sondern  in  einem  weltordnenden  Geist  [vovg).  So  sagt  er  in  fragm.  12: 
o.-zoia  f//£//fr  saeo&ai  y.al  6:ioTa  fjv,  äaoa  rvv  fi!)  sati,  y.ai  ojtola  k'oti,  näi'xa  disxöa/iajos 
vovi  („Und  alles  in  der  Beschaffenheit  wie  es  werden  sollte  und  wie  es  war,  sofern 
es  jetzt  nicht  mehr  ist,  und  alles  m  der  Beschaffenheit  wie  es  jetzt  ist,  ordnete  der 
Geist").  Der  Geist  unterscheidet  sich  von  den  materiellen  Wesen  durch  Einfachheit, 
Selbständigkeit,  Wissen  und  Obmacht  über  den  Stoff.  AUes  andere  ist  vermischt 
mit  Teilen  von  allem  andern,  der  Geist  aber  ist  rein,  nicht  mit  anderm  verflochten 
und  nur  sich  selbst  unterworfen.  Der  Geist  ist  das  feinste  und  reinste  unter  allen 
Dingen,  ).e7ci6xar6v  xe  jxdvxcov  '/^()i]uäx<x)v  nal  y.a&agdcixaxov  (fragm.  12j.  Diese  letztere 
Stelle  zeigt  zugleich,  daß  es  A.  nicht  gelungen  ist,  in  seiner  Auffassung  des 
Geistigen  den  prinzipiellen  Gegensatz  zwischen  Geistigem  und  Körperlichem  voll 
zur  Geltung  zu  bringen :  es  genügt  ihm,  den  Geist  als  feinsten  und  reinsten  Stoff 
den  gröberen  zusammengesetzten  Stoffen  entgegenzusetzen.  —  Anaxagoras  ist  der 
Begründer  dieser  Lehre  vom  Nus  als  ordnendem  Prinzip.  Hermotimos  von  Klazo- 
menai,  der  nach  Aristot.  Metaph.  1,  3,  984  b  19  (Vors.  46  A  58j  für  seinen  Vor- 
gänger galt,  ist  eine  ganz  sagenhafte  Gestalt.  Seine  angebliche  Nuslehre  wurde 
wohl  aus  der  Verwendung  herausgesponnen,  die  sein  Landsmann  Anaxagoras  von 
der  Hermotimoslegende  zur  Stütze  seiner  eigenen  Nustheorie  machte.  Das  Nähere 
s.  bei  Diels  z.  d.  St. 

Im  Urzustände  waren  nach  Anaxagoras  die  verschiedenartigsten  Stoffe 
miteinander  gemischt.  Den  Anfang  seines  Werkes  bildete  der  oft  angeführte  Satz 
(fragm.  1):  'Ofiov  ndvxa  yQifjuaxa  ^v  (,,Alle  Dinge  waren  zusammen").  Diese 
Dinge  waren  äjxstga  xal  TxXfj^og  xai  OfiixgöxTjxa-  xal  yäg  x6  Ofiiy.qov  äjxeigov  fjv^ 
xai  jxdi'xcov  dfxov  iovxcov  oi'dsv  k'vdtjkov  fp'  vjxo  a/niHQÖxtjxog .  nävxa  yäg  di'jQ  xe  xai 
aid>/Q  xaxei'^sv,  d/nq?6x£Qa  äixsiQa  eövxa.  xavxa  yäg  /.isyiaxa  evsoxiv  sv  xoig  ovnjxaai 
y.al  :xh']d£L  y.al  (.leyedei  („unendlich  an  Menge  sowohl  wie  an  Kleinheit.  Denn  auch 
die  Kleinheit  war  unendlich.  Und  da  nun  alles  zusammen  war,  war  infolge  der 
Kleinheit  nichts  deutlich  zu  erkennen.  Denn  Dunst  und  Äther,  beides  unendliche 
Stoffe,  hielten  alles  andere  nieder.  Denn  dies  sind  die  nach  Menge  und  Größe 
hervorragendsten  Stoffe,  die  in  der  Gesamtmasse  enthalten  sind''  [die  beiden  letzten 
Sätze  in  Diels'  Übersetzung]).  Nachdem  der  Stoff  so  eine  unbestimmbare  Zeit 
hindurch  geruht  hatte,  wirkte  der  Geist  bewegend  und  ordnend  auf  ihn  ein.  Diog. 
Laert.  2,  6  (Vors.  46  A  1,  6)  gibt  referierend  den  Eingang  der  Schrift  in  folgender 
Form:  Udvxa  yQtjfiaxa  ^v  öfiov'  eixa  rovg  i/.&u>v  avxä  8  cey.6afii]osv.  (.  .  .  „dann 
kam  der  Geist  und  ordnete  sie").  Näher  Arist.  Phys.  8,  1,  250 b  24:  4'rjoi  yäg 
iy.Eivog  ( ^va^ayögag),  o/nov  Tcdvrcov  ovxcov  xai  tjgef.iovvxo)v  xor  äi^sigor  xgdvov,  xivtjocv 
Efxjioirjaai  xov  vovv  xai  dtaxgtvai  („als  alle  Dinge  zusammen  waren  und  die  un- 
gemessene  Zeit  hindurch  in  Ruhe  sich  befanden,  habe  der  Geist  eine  Bewegung 
unter  ihnen  bewirkt  und  sie  gesondert").  Eine  Einwirkung  der  eiinagfisvtj  ist  aus- 
geschlossen; diese  ist  nur  ein  leeres  Wort  (Vors.  46  A  66). 

Ueberweg,  Grundriß  I.  8 


224  §  24.     Anaxagoras,  Archelaos,  Metrodoros. 

Näher  stellte  sich  Anaxagoras  den  Hergang  der  durch  den  Nus  vollzogenen' 
Ordnung  folgendermaßen  vor.  Der  Geist  bewirkte  (nach  fragm.  12)  einen  Um- 
schwung zunächst  an  einem  einzelnen  Punkte;  in  diesen  Umschwung,  der  an 
Schnelligkeit  um  ein  Vielfaches  alle  jetzt  in  der  Menschenwelt  vorhandenen  Dinge 
übertrifft  (fragm.  9),  wurden  allmählich  immer  größere  Massen  hineingezogen, 
und  noch  immerfort  verbreitet  sich  diese  Bewegung  weiter  in  dem  unendlichen 
Stoffe.  Infolge  des  Umschwunges  schieden  sich  «>/{>  (Dunst)  und  aWrjQ  (nach 
Aristoteles  de  caelo  1,  3,  270  b  25;  3.  3,  302  b  4  [Vors.  46  A  73.  43]  identisch  mit 
dem  Feuer)  aus  der  umgebenden  Masse  aus  (fragm.  2.  12).  Der  urjQ  ist  das 
Dichte,  Feuchte,  Kalte  und  Dunkele,  der  ald^t'jg  das  Dünne,  Warme  und  Trockene 
(fragm.  15,  verglichen  mit  Theophr.  de  sensu  59,  Vors.  46  A  70).  Ersteres  „drängte 
sich  auf  die  Stelle  zusammen,  wo  jetzt  die  Erde  ist",  letzteres  „aber  drang  hinaus 
in  das  Weite  des  Äthers".  Aus  den  Wolken  (die  zum  Dunst  gehören)  ,, scheidet 
sich  das  Wasser  aus,  aus  dem  Wasser  die  Erde,  aus  der  Erde  gerinnen  die  Steine 
unter  Einwirkung  der  Kälte"  (fragm.  15.  16  nach  Diels'  Übers.).  Hiermit  war 
noch  keineswegs  eine  durchgängige  Sonderung  der  ungleichartigen  Körperchen 
und  Verbindung  der  gleichartigen  erreicht;  sondern  innerhalb  einer  jeden  dieser 
Massen  vollzog  sich  aufs  neue  eine  Sonderung  der  in  ihr  enthaltenen  ungleich- 
artigen Teile  und  Verbindung  der  gleichartigen,  und  erst  hierdurch  konnten  Dinge 
entstehen,  deren  Teile  wirklich  untereinander  gleichartig  sind,  wie  z.  B.  Gold, 
Blut  usw.  Aber  auch  diese  bestehen  noch  nicht  durchweg,  sondern  nur  über- 
wiegend aus  gleichartigen  Teilchen;  im  Gold  z.  B.,  wie  rein  es  uns  auch  er- 
scheinen möge,  sind  doch  nicht  bloß  Goldteilchen,  sondern  auch  Teilchen  von. 
anderen  Metallen  und  allen  anderen  Dingen;  die  Benennung  aber  geschieht  nach 
dem  Vorwiegenden  (fragm.  6.  12).  Wenn  nicht  Alles  in  Allem  wäre,  könnte  auch 
nicht  Alles  aus  Allem  werden.  Arist.  Phys.  3,  4,  203a  22  (Vors.  46  A  45):  'O  /nkv 
(^Ava^ay.)  oziovv  xwv  fiOQl(o%'  eivat,  /iieiyfia  6/noiu>g  reo  uiavxi  öiä  ro  ogäv  oxiovv  e^ 
otovovv  yiyvo/xsvov  („Anaxagoras  erklärte  jedes  Teilchen  [der  ursprünglichen 
Mischung]  für  eine  Mischung  so  gut  wie  das  Ganze,  weil  er  jedes  aus  jedem 
entstehen  sah".  Vgl.  auch  die  Erklärung  des  Simplikios  z.  d.  St.,  Vors.  ebenda), 
woraus  Aristoteles  Metaph.  3,  4,  1007  b  26;  3,  7,  1012  a  26;  10,  6,  1063  b  25  den 
ungerechtfertigten  Schluß  zieht,  daß  es  nach  Anaxagoras  keine  Wahrheit  gebe. 
Rein  und  unvermischt  ist  nur  der  Geist,  was  natürlich  nicht  hindert,  daß  in 
manchem  andern  Geist  enthalten  ist  (fragm.  11).  In  dieser  Reinheit  des  Nus 
erkennt  Anaxagoras  eine  notwendige  Voraussetzung  der  Herrschaft  des  Nus  über 
alle  Dinge.  Aus  der  Unvermischtheit  des  Geistes  folgt,  daß  jeder  Geist,  sei  er  größer 
oder  kleiner,  gleichartig  ist,  während  dies  sonst  von  keinen  zwei  Dingen  gilt,  da 
auch  in  anscheinend  und  der  Benennung  nach  gleichartigen  Stücken,  z.  B.  Goldes, 
die  Mischungsverhältnisse  verschieden  sind  (fragm.  12). 

In  dem  Weltbilde  des  Anaxagoras  erinnert  an  Anaximenes  die  Vorstellung, 
daß  die  Erde  in  der  Gestalt  eines  Tympanon,  d.  h.  als  flache  Scheibe,  in 
der  Mitte  der  W'elt  ruhe,  von  der  Luft  getragen,  die  wegen  der  Breite  der 
Erde  nicht  (nach  oben)  entweichen  kann  (Vors.  46  A  88,  vgl.  Anaximenes  oben 
S.  64).  Die  Gestirne  sind  nicht  etwa  (einer  verbreiteten  Anschauung  ent- 
sprechend) lebende  Wesen  (göttlicher  Natur),  sondern  unbeseelte  Körper  (Vors. 
46  A  12.  79).  Der  Mond  hat  Ebenen,  Berge  und  Täler  und  Flüsse  und  ist  be- 
wohnt gleich  der  Erde  (Vors.  46  A  1,  8;  46  A  42,  10;  46  A  77),  die  Sonne  ist 
eine  glühende  Steinmasse  {/nvdgog  did-ivgog,  Diog.  L.  2,  8.  12).  Der  Mond  erhält 
sein  Licht  von  der  Sonne  (Vors.  46  A  76.  B  18;  vgl.  ob.  S.  99  [ParmenidesJ ).  Im 
Zusammenhange  damit  erklärteer  die  Mondfinsternisse  richtig  aus  der  Verdunklung 
des  Mondes    durch    den   Erdschatten,    nahm   aber   dabei   wohl   im  Anschluß    an 


§  24.    Anaxagoras,  Archelaos,  Metrodoros.  115 

Anaxiinenes  an,  daß  bisweilen  auch  andere  unterhalb  des  Mondes  sich  bewegende 
Körper  die  Verdunklung  herbeiführen  (Vors.  46  A  42,  9 ;  46  A  77).  Ob  Anaxa- 
goras wirklich  der  Entdecker  der  Ursache  der  Mondfinstemisse  ist  (Hippol.  ref. 
1,  8,  10,  Vors.  46  A  42,  10,  nach  Theophrast),  läßt  sich  bezweifeln.  Jedenfalls 
ist  die  (mit  dieser  Behauptung  ebendort  verbundene)  Angabe,  daß  er  zuerst  die 
Beleuchtung  des  Mondes  durch  die  Sonne  gelehrt  habe,  nachweislich  falsch,  da 
ihm  hierin  Parmenides  und  Empedokles  vorangingen.  Sicher  aber  hat  Anaxagoras 
schon  durch  die  besondere  Beachtung,  die  er  als  Freund  des  Perikles  fand,  zur 
Verbreitung  der  richtigen  Anschauung  und  damit  zur  Aufklärung  und  zur  Be- 
siegung des  an  die  Mondfinsternisse  sich  knüpfenden  Aberglaubens  am  meisten 
beigetragen,  so  wenig  er  auch  bei  der  großen  Masse  Beifall  erlangte  (Plut.  Nie.  23). 
Die  Erzählung,  wie  Perikles  einem  durch  plötzliche  Verfinsterung  der  Sonne  in 
Sehrecken  versetzten  Steuermann  das  Wesen  der  Sonnenfinsternis  dadurch  demon- 
striert, daß  er  ihm  seinen  Bock  vors  Gesicht  hält,  ist  bei  Plut.  Pericl.  35  von  dem 
Zusatz  begleitet  ravza  fikv  ovv  iv  xaTg  axo^aTg  kiysrai  xwv  (ptkoaöqxuv,  was  zweifellos 
darauf  deutet,  daß  dabei  auch  Anaxagoras  als  der  Lehrer  des  Perikles  erwähnt 
wurde.  Ähnliches  wird  auch  von  der  Mondfinsternis  gelten,  obwohl  hier  nach 
Plut.  Nie.  23  das  Richtige  schwerer  Eingang  fand.  Vgl.  Boll,  Art.  Finsternisse 
bei  Pauly-Wissowa  (hier  S.  2342  f.  über  den  Anspruch  des  Anaxagoras  auf  die 
Priorität  in  der  Erklärung  der  Mondfinsternisse).  Der  Himmel  ist,  so  lehrte 
Anaxagoras  weiter,  voller  Steine,  von  denen  einzelne  zur  Erde  niederfallen,  wenn 
die  Kraft  des  Umschwungs  nachläßt  (Vors.  46  A  1,  12).  Den  Meteorstein  von 
Aigospotamoi,  dessen  Fall  er  vorausgesagt  haben  sollte,  ließ  er  von  der  Sonne 
herabgekommen  sein  (Vors.  46  AI,  10;  46  A  11.  12). 

Bezüglich  der  irdischen  Wesenheiten  lehrte  Anaxagoras,  schon  die  Pflanzen 
seien  beseelt;  sie  trauern  und  freuen  sich,  sie  haben  Verstand  und  Einsicht 
Sie  sind  ursprünglich  dadurch  entstanden,  daß  die  feuchte  Erde  von  den  in  der 
Luft  enthaltenen  Keimen  befruchtet  wurde  (Ps.-Aristot.  de  plant.  1,  1,  815  a  15, 
b  16;  Theophr.  bist,  plant.  3,  1,  4;  de  causis  plantarum  1,  5,  2,  Vors.  46  A  117). 
Auch  die  Tiere  sind  ursprünglich  aus  der  feuchten  Erde  unter  dem  Einfluß  der 
Wärme  vermöge  der  vom  Himmel,  d.  h.  aus  dem  Äther,  herabgefallenen  Keime 
entstanden.  So  nach  Iren.  adv.  haer.  2, 14, 2 :  Anaxagoras  dogmatizavit  facta  animalia 
decidentibus  e  caelo  in  terram  seminibus  (Vors.  46  A  113);  Diog.  Laert.  2,  9:  tw« 
yiveadai  e^  vygov  xal  deofiov  xai  ysojSovg,  varegov  ds  s^  alh'fuov  (ebenda  46  A  1,  9). 

Unsere  Sinne  empfinden  die  Dinge  nicht  durch  Gleichartiges,  sondern 
durch  Ungleichartiges,  z.  B.  W'ärme  durch  Kälte,  Kälte  durch  Wärme;  was 
mit  uns  gleich  warm  usw.  ist,  macht  keinen  Eindruck  auf  uns  (Vors.  46  A  92). 
Seine  Lehre  ist  also  in  diesem  Punkte  der  des  Parmenides  (s.  o.  S.  99)  und 
Empedokles  (s.  o.  S.  108),  die  sagen :  Gleiches  durch  Gleiches,  entgegengesetzt.  Die 
Sinne  sind  zu  schwach,  die  Wahrheit  zu  erkennen;  sie  unterscheiden  nicht  ge- 
nügend die  Bestandteile  der  Dinge  (fragm.  21):  i'.t'  drpavoÖTtjTog  aviojv  (sc.  rcör 
ulod/joeiov)  Ol'  övraroi  iaiiev  ypiveiv  rälrj&sc:  (,,infolge  ihrer  [der  Sinne]  Schwäche 
sind  wir  nicht  imstande  die  Wahrheit  zu  erkennen").  Der  Geist  erkennt  die 
Objekte;  alles  ist  erkannt  von  der  weltordnenden  Vernunft  (fragm.  12):  xul  zä 
ovfi/^iiayöusrä  re  xai  oaioy.QivofiEva  xal  diaxgivöfisva  jidvza  k'yvco  vov;.  Die  höchste 
Befriedigung  liegt  in  der  (denkenden)  Betrachtung  des  Himmels  und  der  ge- 
samten Weltordnung  (Vors.  46  A  30;  46  A  1,  10). 

Wie  die  philosophische  Betrachtung  in  dieser  Weise  nach  Anaxagoras  das 
gesamte  Leben  beherrscht,  so  rückte  er,  wenn  auf  das  Zeugnis  des  Favorinus  (Vors. 
46  A  1,  11)  Verlaß  ist,  auch  die  klassische  Literatur  unter  diesen  Gesichtspunkt: 
als  erster  stellte  er  den  Satz  auf,  die  homerische  Poesie  bezwecke  ethische  Unter- 


]  Iß  §  24.    Aüaxagoras,  Archelaos,  Metrodoros. 

Weisung  {rijv'Oin'jQov  Jioirjaiv  slvai  negl  dgeri/g  xal  dixaioavvt]?),  und  eröffnete  damit 
einen  zwar  in  die  Irre  führenden,  aber  für  die  weitere  Entwickhing  der  griechischen 
Dichtererklärung  und  Philosophie  ungemein  wichtigen  Weg. 

Die  Erklärung  der  Erscheinungen,  welche  Anaxagoras  suchte,  war  wesentlich 
die  genetisch-physikalische;  das  Wesen  der  Ordnung,  die  er  auf  den  roP^ 
zurückführte,  hat  er  nicht  erforscht.  Aus  diesem  Grunde  werfen  ihm  Piaton  und 
Aristoteles  (an  welche  Plotin  Ennead.  1,  4,  7  sich  anschließt)  vor,  daß  der  vovg 
bei  ihm  eine  ziemlich  müßige  Rolle  spiele.  Piaton  läßt  im  Phädon  (p.  97  b.  98  b, 
Vors.  46  A  47)  Sokrates  sagen,  er  habe  sich  gefreut,  den  vovg  als  Ursache  der 
Weltordnung  bezeichnet  zu  sehen,  und  geglaubt,  als  Ursache,  warum  ein  jedes 
so  sei,  wie  es  sei,  werde  die  Zweckmäßigkeit  aufgezeigt  werden;  aber  in  dieser 
Erwartung  sei  er  durchaus  getäuscht  worden,  da  Anaxagoras  von  seinem  vov? 
keinen  Gebrauch  mache  und  nur  mechanische  Ursachen  angebe.  Vgl.  auch 
Leg.  12,  967  b  c.  Aristoteles  Metaph.  1,  3,  984  b  15  (Vors.  46  A  58)  rühmt 
Anaxagoras  wegen  seines  Prinzips:  er  sei  durch  Aufstellung  des  Begriffs  eines 
weltordnenden  Geistes  wie  ein  Nüchterner  iinter  Trunkene  getreten;  tadelt  aber 
!Metaph.  1,  4,  985  a  18  (Vors.  46  A  47),  er  wisse  dieses  Prinzip  nicht  zu  verwerten, 
sondern  gebrauche  den  rovs  nur  wie  einen  deus  ex  machina  als  Lückenbüßer, 
wo  ihm  die  Erkenntnis  der  Xaturursachen  fehle.  Hielt  sich  nun  ein  anderer  Denker 
nur  an  das,  was  der  vovg  dem  Anaxagoras  wirklich  war,  nicht  an  das  Wort 
und  den  möglichen  Inhalt  des  Begriffs,  so  mußte  er  einen  vovg  als  bewegende 
Ursache  neben  den  materiellen  Objekten  für  entbehrlich  halten  (in  ähnlichem  Ge- 
dankengange, wie  in  späterer  Zeit  Laplace  imd  andere  den  „nur  von  außen 
stoßenden  Gott''  älterer  Astronomen)  und  wisseuschaftücher  zu  verfahren  glauben, 
wenn  er  mit  Aufhebung  des  anaxagoreischen  Dualismus  in  dem  Stofflichen  selbst 
oder  einem  rein  mechanischen  Geschehen  die  zureichenden  L'rsachen  der  Be- 
wegungen finde.  In  solchem  Sinne  stehen  die  Lehren  des  Diogenes  von  Apollonia 
(s.  o.  S.  64  f.)  und  der  Atomistik  der  des  Anaxagoras  gegenüber.  Ander- 
seits konnte  der  Begriff  des  vovg  zu  einer  wirklichen  Erforschung  des  Geistes  ver- 
anlassen und  somit  über  die  bloße  Kosmologie  hinausführen.  In  dieser  Weise 
hat  das  anaxagoreische  Prinzip  aber  erst  später  in  der  Sokratik  fortgewirkt  und 
ist  von  großer  Tragweite  für  die  fernere  Entwicklung  der  Philosophie  namentlich 
bei  Piaton  und  Aristoteles  gewesen. 

Archelaos,  der  namhafteste  unter  den  Schülern  des  Anaxagoras  und, 
wie  es  liieß,  der  Lehrer  des  Sokrates,  verfaßte  eine  vermutlich  UeqI  (pvoeoig  betitelte 
naturphilosophische  Schrift,  aus  der  uns  ein  kurzes  Fragment  erhalten  ist 
(Vors.  47  B  1).  Er  scheint  das  ursprüngliche  Gemisch  aller  Stoffe  der  Luft 
gleichgesetzt  und  den  Gegensatz  zwischen  Geist  und  jMaterie  abgeschwächt  zu 
haben,  indem  er  eine  Mischung  von  Geist  und  Materie  annahm,  so  daß  er 
auch  die  Luft  und  den  Geist  als  Gott  bezeichnet  (Vors.  47  A  4.  7.  12).  So 
näherte  er  sich  der  älteren  ionischen  Naturphilosophie  wieder,  und  in  diesem  Be- 
tracht war  seine  Stellung  zu  Anaxagoras  eine  ähnliche  wie  die  seines  Zeitgenossen 
Diogenes  von  Apollonia.  Eine  sehr  beachtenswerte,  weil  auf  Theophrast  zurück- 
gehende Tradition  (Vors.  47  A  5)  läßt  ihn  freilich  in  der  Prinzipienlehre  mit 
Anaxagoras  übereinstimmen  und  nur  in  der  weiteren  Ausgestaltung  der  Theorie, 
insbesondere  in  der  Lehre  von  der  Weltentstehung,  eigene  Wege  gehen.  Nach 
einigen  Berichten  philosophierte  er  auch  .Tf^t  vöfiojv  xai  y.aXwv  xai  dixaiwv  und 
war  als  Ethiker  Vorläufer  des  Sokrates.  Insbesondere  wurde  ihm  die  nach 
sonstiger  Tradition  in  der  Sophistik  aufgekommene  Lehre  zugeschrieben,  Recht 
und  Unrecht  seien  nicht  von  Natur  (q^vaei),  sondern  durch  Satzung  (fofio))  be- 
stimmt (Vors.  47  A  1,  16;  47  A  2.  6). 


§  24.    Aiiaxagoras,  Archelaos,  Metrodoros.    §  25.    Atomiker.  117 

Metrodoros  von  Lampsakos  hatte  einen  Namen  als  Hauptvertretcr  der 
schon  von  Anaxagoras  geübten  und  in  dessen  Schule  fortgesetzten  philosophischen 
Homerinterpretation.  Wie  diese  Schule  im  allgemeinen,  so  deutete  auch  er  die 
homerischen  Götter  und  Helden  in  allegorischer  Weise  auf  Naturkörper  und 
geistige  Begriffe.  So  verstand  er  unter  Zeus  den  vovg,  unter  Athena  die  reyvt], 
unter  Agamemnon  den  Äther,  unter  Achilleus  die  Sonne,  unter  Helena  die  Erde, 
unter  Alexander  die  Luft,  unter  Hektor  den  Älond  usw.  (Vors.  c.  48).  Neben 
Anaxagoras  mochten  hier  auch  Parmenides  und  Empedokles  mit  ihrer  physika- 
lischen Mytheninterpretation  (s.  o.  S.  100.  109)  einwirken. 

Die  Philosophie  des  Anaxagoras  hat  wie  auf  Perikles  so  auch  auf  Euri- 
pides  und  Sokrates  (welcher  letztere,  obschon  er  die  Naturforschung  als 
solche  abwies,  den  teleologisch- theologischen  Grundgedanken  des  Anaxagoras. 
daß  die  Naturordnung  auf  einen  ordnenden  Geist  zurückweise,  mit  vollster 
Überzeugung  sich  aneignete  und  fortbildete)  einen  mächtigen  Einfluß  geübt,  ohne 
daß  diese  für  Einwirkungen  von  anderen  Seiten  unzugänglich  gewesen  wären.  Die 
schönen  anapästischen  Verse  des  Euripides,  welche  die  Glückseligkeit  des 
Forschers  in  unverkennbarem  Hinblick  auf  Anaxagoras  (s.  o.  S.  115)  preisen 
(fragm.  910  N.,  Vors.  46  A  30),  mögen  hier  eine  Stelle  finden : 

"OXßiog  oGzig  xfjg  laxogiag 
s'oxs  fiä&tjaiv,  fir/rs  jioXircöv 
i::ii  jTt]/joovvi]v  fitji    sig  döixovg 

Jiga^eig  ÖQiiiöiv, 
dAA'  a&aväxov  xa^ogcüv  (pvoeag 
y.oai^iov  ayrjocov,  7/   rs  avveozT] 

XOJJI])  ioi:j(üg- 
ToXg  ds  Toiovxoig  ovSsjtox'  aloyoöiv 
egycov  /^slsdrjfta  jiqooI'Qei 
(„Glücklich  wer  forschen  gelernt  hat,  weder  auf  seiner  Mitbürger  Leid  noch 
[sonst]    auf    ungerechte  Taten   ausgehend,  sondern  die  nichtalternde  Ordnung  der 
unsterblichen  Natur  betrachtend,  wie  sie  ist  und  auf  welchem  Wege  und  wie  sie 
zustande  kam.     Solchen  Männern  wohnt  niemals  inne  die  Sorge  um  schimpfliche 
Werke"). 

Hinsichtlich  physikalischer  Lehre  stellt  Aet.  5,  19,  3  (Vors.  46  A  112) 
Anaxagoras  und  Euripides  zusammen  und  führt  von  letzterem  die  Verse  an  (aus 
der  Tragödie  Chrysippos,  Eurip.  fragm.  839): 

&vfioxEi  6'  ovdkv  xcöv  yiyvo/iievcov, 
diaxQivöfisvov  d'   äkko  JtQog  ä).).ov 
uoQ(p)]V  EXEQav  äjiedei^sv 
(„Es  stirbt  nichts  von  dem  was  entsteht.    Es  trennt  sich  vielmehr  nur  das 
eine  vom  andern  und  bildet  eine  andere  Gestalt"). 

Vgl.  dazu  Anaxag.  fragm.  17.      S.   auch  Vors.  46  A   1,    10;    46  A   20a  und 
b;  46  A  48.  62.  91.  105.  112. 

§  25.  Leukipp  OS  von  Milet  (als  angeblicher  Schüler  des 
Parmenides  auch  Eleate,  als  Lehrer  Demokrits  Abderite  genannt) 
und  Demokrit  von  Abdera,  welch  letzterer  um  Ol.  90,  1, 
420/19  vor  Chr.,  blühte,  begründen  die  Atomistik,  einen  weiteren 
Versuch,  die  großen  Gegensätze  der  eleatischen  und  der  hera- 
khtisehen  Philosophie,  die  des  erfahrungsmäßigen  Werdens  und 


\1^  §  25.     Die  Atomiker:  Leukippos  und  Demokritos. 

der  anscheinenden  metaphysischen  UnmögHchkeit  desselben,  zu 
vermittehi,  und  geben  eine  streng  konsequente  mechanische 
Weherklärung  unter  Ausscliluß  jedes  Duahsmus,  die  für  aUe 
späteren  Zeiten  von  größter  Bedeutung  gewesen  ist.  Sie  setzen 
als  Prinzipien  das  Volle  und  das  Leere  und  identifizieren 
diese  mit  dem  Seienden  und  Nichtseienden  oder  dem  Etwas  und 
Nichts;  auch  von  dem  letztern  behaupten  sie,  es  existiere.  Sie 
bestimmen  das  Volle  näher  als  unteilbare  Urkörperchen  oder 
Atome,  welche  sich  voneinander  nicht  nach  inneren  Qualitäten, 
sondern  nur  geometrisch  durch  Gestalt,  Lage  und  Anordnung 
unterscheiden.  Die  runden  Atome  bilden  das  Feuer  und  die 
Seele.  Die  Wahrnehmung  entsteht  durch  materielle  Bilder, 
welche  von  den  Dingen  ausgehen  und  durch  die  Sinne  zu  der 
Seele  gelangen. 

Das  sittliche  Ziel  des  Menschen  hegt  in  der  Glückselig- 
keit, einer  aus  richtig  gewälilten  Lustgefühlen  sich  ergebenden 
gleichmäßigen  Gemütsstimmung.  Erlangt  wird  sie  durch  Gerech- 
tigkeit und  Bildung. 

Demokrits  Lehren  wirkten  in  einer  Reihe  unmittelbarer  und 
mittelbarer  Schüler  fort,  unter  denen  besonders  Metrodoros  von 
Chios  Erwähnung  verdient. 

Antike  Überlieferung  über  Leben,  Schriften    und  Lehre;  Frag- 
mente:   Diels,    Vorsokr.  c.  54    (Leukipp),  55    (Demokrit),    56  ff.    (Demokriteer). 
(Frühere  Sammlungen  s.  im  Literaturverzeichnis  zu  diesem  Paragraphen.) 
Chronologie  (Demokrit):  Jacoby,  Apollod.  Chron.  S.  290ff. 

Über  das  Alter  und  die  Lebensverhältnisse  des  Leukippos  erfahren  wir 
wenig  Bestimmtes.  Schon  im  Altertum  scheint  die  nähere  Kenntnis  von  ihm  bald 
verschwunden  zu  sein,  so  daß  Epikur  (Vors.  54  A  2)  behaupten  konnte,  es  habe 
niemals  emen  Philosophen  L.  gegeben.  Das  war  nur  dadurch  möglich,  daß  L. 
auch  als  Schriftsteller  bald  aufhörte,  eine  individuelle  Sonderexistenz  zu  führen. 
„Die  Schriften  der  älteren  Abderiten  scheinen  im  vierten  Jahrhundert  bereits 
ohne  L'nterschied  der  Verfasser  in  einem  a  potiori  genannten  Corpus  Democriteum 
vereinigt  gewesen  zu  sein.  Aristoteles  und  Theophrast,  die  in  Makedonien  wie  in 
Assos  mit  der  Schule  der  Abderiten  in  Verbindung  getreten  zu  sein  scheinen, 
hatten  Genaueres  von  dieser  über  den  Stifter  und  seine  Schriftstellerei  erfahren. 
Daher  erscheint  bei  ihnen  und  fast  nur  bei  ihnen  eine  deutüche  Sonderling  des 
leukippischen  und  demokritischen  Nachlasses.  Auch  konnte  vermutlich  aus  der 
Klage  wegen  Plagiats,  die  Demokrit  im  Miy.gog  6iay.ooi.iog  gegen  Anaxagoras  er- 
hoben zu  haben  scheint  (Demokr.  fragm.  5),  die  Autorschaft  des  Leukippos  für 
den  Msyag  diaHoofiog  und  ITeqI  vov  bestätigt  werden"  (Diels,  Vors.  zu  54  B).  In 
den  auf  die  Arbeiten  der  Alexandriner  zurückgehenden  Schriftenverzeichnissen 
standen  auch  der  Meyag  diäy.oaiiog  (bei  Laert.  Diog.  9,  46  mit  dem  Zusatz  6V  ol 
Tieoi  OEÖrfoaozov  Asvyi.i.-iov  cpaolv  slvat)  imd  die  Schrift  UsqI  vov  unter  den  Werken 
des  Demokrit  (vgl.  Vors.  55  A  33).  Bei  Aristoteles  wird  Leukipp  gewöhnlich  mit 
Demokrit  zusammen  genannt.  Durch  den  Charakter  seiner  Lehre  erhält  die  Nachricht 


§  25.     Die  Atoniiker:  Leukippos  und  Demokritos.  119 

•eine  Stütze,  daß  er  den  Eleaten  Zenon  gehört  habe  (Vors.  54  A  1,  30  u.  ö.).  Daß 
er  an  die  eleatische  Doktrin  angeknüpft  habe,  bezeugt  auch  Arist.  de  gen.  et 
corr.  1,  8,  325a  2(3  (Vors.  54  A  7).  —  Leukippos  scheint  auf  Enipedokles  und 
Diogenes  von  Apollonia  Einflute  gehabt  zu  haben. 

Deniokrit  von  Abdera  hat  (nach  Diog.  L.  9,  41  [Vors.  55  A  1.  41,  B  5J) 
in  seiner  Schrift  Miy.Qog  Siuy.oofw^  gesagt,  er  sei  noch  jung  gewesen,  als  Anaxa- 
goras  schon  bejahrt  war.  ApoUodor  setzte  daher  nach  der  bei  ihm  üblichen 
Methode  den  Altersunterschied  auf  vierzig  Jahre  an  und  gelangte  so  zu  Ol.  80,  1, 
460/59  vor  Chr.  als  Geburtsjahr,  indem  er  wie  gewöhnlich  Anfangs-  und  End- 
jahr der  Rechnung  voll  einrechnete.  Thrasyllos  (unter  Kaiser  Tiberius)  schob  in 
seiner  Einleitung  in  Demokrits  Werke,  vielleicht  weil  er  auf  Grund  einiger  ari- 
stotelischer Stellen  glaubte  Demokrit  älter  machen  zu  sollen  als  Sokrates,  das  Ge- 
burtsdatum um  zehn  Jahre  zurück.  Unter  den  Ansätzen  für  Demokrits  Lebensdauer 
geht  der  auf  neunzig  Jahre  lautende  wahrscheinlich  auf  Apollodor  zurück.  Wie 
gewöhnlich,  so  wird  auch  bei  Demokrit  Apollodor,  obwohl  seine  bestimmten  An- 
sätze auf  Kombination  beruhen,  doch  im  ganzen  das  Richtige  getroffen  haben. 
Aus  Wißbegierde  unternahm  Demokrit  ausgedehnte  Eeisen,  auch  nach  Ägypten  und 
dem  Orient.  Piaton  nennt  ihn  nirgends,  berücksichtigt  ihn  aber  öfter;  von  der 
materialistischen  Doktrin  redet  er  nur  geringschätzig.  Nach  der  Erzählung  des 
Aristoxenos  bei  Diog.  L.  9,  40,  Vors.  55  A  1,  40.  soll  er  Demokrits  Schriften 
haben  verbrennen  wollen,  jedoch  auf  den  Rat  der  Pythagoreer  Kleinias  und  Amy- 
klas  die  Demonstration  unterlassen  haben.  Aristoteles  erwähnt  Demokrit  häufig, 
spricht  von  ihm  mit  voller  Achtung  und  hat  ihn  vielfach  benutzt.  Betreffs  der 
romanhaften  Ausschmückung,  der  Demokrits  Leben  unterworfen  worden  ist,  s.  d. 
Stellen  Vors.  55  A  Uff.  C  2  ff . 

Als  Verfasser  eines  Verzeichnisses  der  (in  der  alexandrinischen  Bibliothek 
vorhandenen  oder  sonst  damals  nachweisbaren)  Schriften  Demokrits  ist  uns 
Kallimachos  bekannt,  der  damit  eine  Zusammenstellung  und  Erklärung  der  dem 
Demokrit  eigentümlichen  Ausdrücke  verband.  Auf  dieses  Verzeichnis  geht  ein 
uns  bei  Diog.  Laert.  9,  45  ff.  (Vors.  55  A  33)  erhaltenes  zurück,  das  die  Werke 
mit  Ausschluß  einer  Gruppe  von  davvza>cza  in  tetralogischer  Anordnung  aufführt. 
Diese  Anordnung  wird  auf  Thrasyllos  zurückgeführt,  ist  tatsächlich  aber  älter 
(vgl.  Diels'  Anmerk.  zu  Vors.  55  A  33).  Der  Ruf  des  Naturforschers  y.cn  l^oyjjv, 
den  D.  im  Altertum  genoß,  hat  Veranlassung  geboten,  vieles  auf  seinen  Namen 
zu  fälschen  (Vors.  55  B  298  b  ff.).  Die  echten  Schriften  behandelten  die  verschieden- 
artigsten Gegenstände  aus  den  Gebieten  der  Ethik,  der  Physik  im  weitesten 
Sinne  des  Wortes,  der  Mathematik,  der  Musik,  der  angewandten  Wissenschaften 
und  der  Künste  (so  schrieb  D.  beispielsweise  über  Medizin,  Landbau,  Malerei, 
Taktik,  Hoplomachie)  und  zeigten  die  staunenswerte  Vielseitigkeit  des  Mannes. 
Ein  gefälschtes  Fragment,  das  aber  seine  Bedeutung  gut  charakterisiert,  läßt  um 
von  sich  sagen,  er  sei  unter  den  Zeitgenossen  am  weitesten  gereist,  habe  am 
meisten  geforscht,  die  größte  Zahl  von  Himmelsstrichen  und  Ländern  gesehen, 
die  meisten  Gelehrten  gehört  und  sei  in  der  Geometrie  nicht  einmal  von  den 
ägyptischen  Landvermessern  übertroffen  worden  (Vors.  55  B  299  mit  Diels'  Anm.). 
Sein  Forschungseifer  findet  einen  schönen  Ausdruck  in  fragm.  US:  "EXeys  ßovXs- 
o&ai  fiäXXov /u.iav  svqsTv  ahioXoyiav  i)  rijvIIsQowr  oi  ßaatlsiav ysvec&m  („er  sagte,  er  wolle 
lieber  einen  einzigen  Beweis  finden  als  Perserkönig  Averden").  Der  Stil  seiner 
Schriften  wurde  gerühmt.  Nach  dem  Urteil  mancher  stand,  wie  Cicero  berichtet, 
seine  Sprache  wie  auch  die  Piatons  der  Poesie  näher  als  die  der  komischen 
Dichter.     Cicero   hebt  an  ihr   im  Gegensatze  zu  derjenigen   Heraklits  ihre  Klar- 


220  §  2j.     Die  Atomiker:  Leukippos  und  Demokritos. 

heit  hervor.     Dionys    von    Halikarnaß   aennt    ihn    neben  Piaton    und   Aristoteles- 
ais beachtenswerten  Vertreter  des  mittleren  Stils  (Vors.  55  A  34). 

Das  atomistische  System  ist  von  Demokrit,  der  es  durchgebildet  und 
zu  anerkannter  Bedeutung  erhoben  hat,  jedenfalls  dem  anaxagoreischen 
(in  dem  oben  S.  116  bezeichneten  Sinne)  entgegengestellt  worden.  Das  Ver- 
hältnis zwischen  Leukippos  und  Anaxagoras  ist  unsicher.  Daraus,  daß- 
Demokrit  von  Aristoteles  (Metaph.  1,  4,  985  b  4  f.)  haTgog  des  Leukippos  genannt 
■wird,  läßt  sich  nicht  mit  Sicherheit  entnehmen,  daß  der  Altersunterschied  kein 
bedeutender,  daß  also  Leukippos  ebenso  wie  Demokrit  jünger  als  Anaxagoras  ge- 
wesen sei,  aber  wenn  Leukippos  wirklich  den  Eleaten  Zenon  gehört  hat,  muß  er 
beträchtlich  später  als  Anaxagoras  angesetzt  werden.  Wenn  Anaxagoras  nicht 
in  frühem  Lebensalter  mit  seinen  philosophischen  Leistungen  hervortrat,  so  wäre 
denkbar,  daß  Leukippos  (der  unmittelbar  an  die  Lehre  des  Parmenides  polemisch 
anzuknüpfen  scheint)  ihm  darin  vorangegangen  sei.  Mit  Sicherheit  läßt  sich  dies 
freilich  aus  einigen  Stellen  des  Anaxagoras  nicht  erschließen,  worin  derselbe 
Ansichten  (insbesondere  die  Annahme  leerer  Zwischenräume)  bekämpft,  die  zwar  bei 
den  Atomikern  sich  finden,  aber  wohl  schon  von  Früheren  (nämlich  von  Pytha- 
goreern)  geäußert  worden  waren  und  teilweise  auch  schon  von  Parmenides  und 
Empedokles  bestritten  werden.  Bei  dieser  Ungewißheit  über  Leukippos  und  der 
unzweifelhaften  Bezugnahme  des  Demokrit  auf  Anaxagoras  lassen  wir  die  Dar- 
stellung des  atomistischen  Systems  der  des  anaxagoreischen  nachfolgen.  Auch 
steht  dem  Wesen  nach  die  Homöomerienlehre,  die  gleichsam  ein  qualitativer 
Atomismus  ist,  in  der  Mitte  zwischen  der  Vierzahl  qualitativ  verschiedener  Elemente 
bei  Empedokles  und  der  Reduktion  aller  anscheinenden  qualitativen  Verschiedenheit 
auf  die  bloß  formale  der  unendlich  vielen  Atome  des  Leukippos  und  Demokritos. 
In  dem  Bericht  über  die  Prinzipien  der  älteren  Philosophen  im  ersten  Buche 
der  Metaphysik  sagt  Aristoteles  (c.  4,  985  b  4,  Vors.  54  A  6),  Leukippos  und  sein 
Genosse  Demokritos  setzten  als  Elemente  das  Volle  (jikf/geg,  oiegeor,  Simpl.  Phys^ 
p.  28,  de  caelo  p.  242.  294  [Vors.  54  A  8.  14;  55  A  37;  vgl.  auch  Aet.,  Vors.  55  A  4C. 
47.  125J  gebraucht  dafür  vaaröi')  und  das  Leere  (xevöv,  fiavör),  und  hießen  jenes 
ein  Seiendes  (6V),  dieses  ein  Nichtseiendes  (int]  dv);  sie  behaupteten  demgemäß 
auch,  es  existiere  ebensowohl  das  Nichtseiende  wie  das  Seiende.  Nach  einem 
andern  Berichte  (Plutarch  adv.  Col.  4,  Demokr.  fragm.  156)  drückte  sich  Demo- 
krit so  aus:  fii]  fiäUov  zd  dh  rj  x6  //.rjösv  sTvai,  indem  er  mit  dem  seltsam  ge- 
bildeten Worte  div  das  Etwas  bezeichnete  („es  gebe  ebensowohl  das  Nichts  wie  das 
Ichts'').  Die  Ausdrucksweise  erklärt  sich  aus  der  Anknüpfung  an  die  eleatische- 
Lehre,  die  die  Atomiker  bekämpfen.  Parmenides  hatte  nur  das  Körperliche  als. 
Seiendes  anerkannt,  den  leeren  Raum  als  Nichtseiendes  betrachtet.  Wer  sich  den 
von  den  Eleaten  gezogenen  Folgerungen  aus  dieser  Auffassung  entziehen  wollte, 
konnte  einen  doppelten  Weg  einschlagen.  Er  konnte  dem  Umfang  des  eleatischen 
Seinsbegriffes  bestreiten  und  fordern,  daß  der  Ausschluß  des  Leeren  aus  diesem 
Begriffe  aufgegeben  werde:  das  Körperliche  und  das  Leere,  so  konnte  er  behaupten, 
sind  Seiendes.  Oder  er  konnte  den  Umfang  des  Seinsbegriffes  in  der  eleatischen 
Begrenzung  bestehen  lassen,  aber  seinen  Inhalt  neu  bestimmen:  das  Körperliche 
ist  das  Seiende,  das  Leere  das  Nichtseiende,  aber  Seiendsein  und  Nichtseiendsein 
fallen  nicht  mit  Sein  (Existenz)  und  Nichtsein  (Nichtexistenz)  zusammen. 
Das  kann,  soll  darin  nicht  ein  Widerspruch  enthalten  sein,  nur  so  verstanden 
werden,  daß  die  eleatLsche  Seins-  und  Nichtseinsbestimmung  im  Sinne  einer  kon- 
ventionellen Terminologie  beibehalten,  ihrem  Wesen  nach  aber  aufgehoben  wird. 
Aus  der  Beibehaltung  ergab  sich  der  Vorteil  einer  paradoxen  Zuspitzung  der 
neuen  Lehre  und  einer  scharfen  Prägung  ihres  Gegensatzes  gegen  den  Eleatismus^ 


§  25.    Die  Atoniiker:  Leukippos  und  Dcmokritos.  121 

Es  gibt  unendlich  viele  Seiende;  jedes  derselben  ist  unteilbar  {ätoiiov). 
Zwischen  ihnen  ist  der  leere  Raum.  Für  die  Annahme  des  letzteren  stellte  Denio- 
krit  nach  Arist.  Phys.  4,  ü,  213  b,  Vors.  54,  19,  folgende  Gründe  auf:  1.  die  Be- 
wegung fordert  ein  Leeres;  denn  das  Volle  kann  kein  anderes  in  sich  aufnehmen; 
2.  die  Verdünnung  und  Verdichtung  wird  nur  durch  leere  ZAvischenräume  mög- 
lich; 3.  das  Wachstum  beruht  auf  einem  Eindringen  der  Nahrung  in  die  leeren 
Stellen  der  Körper;  4.  ein  Gefäß,  mit  Asche  gefüllt,  faßt  (obschon  weniger 
Wasser,  als  wenn  es  leer  wäre)  nicht  um  ebensoviel  weniger  Wasser,  wie  der 
Raum  beträgt,  den  die  Asche  einnimmt;  das  eine  muß  also  zum  Teil  in  die 
Zwischenräume  des  andern  eintreten. 

An  den  Atomen  ist  (nach  Arist.  Metaph.  1,  4,  985  b  14  ff.,  Vors.  54  A  6) 
ein  Dreifaches  zu  unterscheiden:  Gestalt  (ö;u^^a,  von  den  Atomikern  selbst  nach 
der  Angabe  des  Aristoteles  ovo/.i6g  genannt),  Ordnung  {rd^ig,hei  den  Atomikern 
öia&iyr'j)  und  Lage  (dioig,  bei  den  Atomikern  room]).  Zur  Erläuterung  führt 
Aristoteles  als  Beispiel  des  Gestaltungsunterschiedes  die  Schriftzüge  A  und  N  an, 
des  Unterschiedes  der  Ordnung  oder  Folge  AN  und  NA,  des  Lagenunterschiedes 
endlich  IX  (alte  Form  des  Z)  und  H.  Als  wesentlich  durch  die  Gestalt  bestimmt 
scheint  Demokrit  die  Atome  auch  Idsag  genannt  zu  haben  (Plut.  adv.  Col.  8, 
Vors.  55.  57;  Hesych.  s.  v.  Idea).  Diese  Unterschiede  reichen  nach  den  Atomikern 
zu,  die  ganze  Mannigfaltigkeit  der  Erscheinungen  zu  erklären ;  es  werde  ja  auch, 
aus  den  nämlichen  Buchstaben  die  Tragödie  und  Komödie  (Arist.  de  gen.  et  corr. 
1,  2,  315  b  6  ff.,  Vors.  54,  9).  Die  Größe  der  Atome  ist  verschieden;  der  Größe 
eines  jeden  aber  entspricht  seine  Schwere  (Vors.  55  A  60). 

Nach  einer  Ursache  der  Atome  und  ihrer  Eigenschaften  darf  man  nicht 
fragen,  denn  sie  sind  ewig,  also  ursachlos.  Arist.  Phys.  8,  1,  252a  35  (Vors. 
55,  65;  vgl.  Alex,  zur  Metaph.  36,  21,  Vors.  54,  6):  (Ar}fA.6xQizog)  xov  dei  ovh  d^ioi 
doxrjv  ^t]Tstv.  (Wohl  nicht  die  Atomiker  selbst,  sondern  erst  Spätere  haben  die 
L'rsachlosigkeit  zu  einer  Art  von  Ursache  oder  wirkendem  Wesen,  rd  avtöuarovf 
hypostasiert.)  Den  Zufall  leugnet  Leukipp  auf  das  bestimmteste  in  den  Worten 
(fragm.  2):  ovSh'  yQijua  itdztjv  ylvEzai,  dXXd  Jidvia  eh  Xöyov  ze  xai  vtc  dvdyy.i}g, 
wobei  man  unter  '/.6yoc  nicht  etwa  eine  vernünftige  Kraft  zu  verstehen  hat,  son- 
dern nur  einen  Grund,  ohne  den  nichts  geschieht. 

Auch  die  Bewegung  der  Atome  soll  Demokrit  für  ursprünglich  und  ewig 
erklärt  haben.  Sehr  ungewiß  ist  es,  ob  er  hiermit  die  Annahme  verbunden  hat, 
daß  die  Schwere  die  größeren  Atome  rascher  nach  unten  getrieben  habe,  wodurch 
die  kleineren  und  leichteren  nach  oben  gedrängt  und  zugleich  durch  den  Zu- 
sammenstoß auch  Seitenbewegungen  bewirkt  worden  seien.  Daß  es  in  dem  un- 
endlichen Raum  kein  Oben  und  Unten  gebe,  wendet  gegen  diese  Theorie  schon 
Aristoteles  ein,  Phys.  4,  8,  214  b  28  ff.  u.  ö.,  aber  es  ist  nicht  ausgemacht,  daß 
hier  die  Lehre  Demokrits  bekämpft  wird.  AVahrscheinlich  hat  Demokrit  trotz  der 
Schwere  der  Atome  eine  Ursache  für  die  Urbewegung  ev  ziZ  xevoj  xai  zco  djieiQco, 
die  nicht  in  einem  Fallen,  sondern  in  einer  ungeordneten  Bewegung  nach  allen 
Seiten  bestand,  nicht  angegeben,  und  wird  auch  deshalb  von  Aristoteles  getadelt. 
An  irgendeinem  Orte  des  dnEigov  häuften  sich  nun  Atome  von  den  verschieden- 
sten Seiten  kommend  zusammen  xaz'  dvdyxrjv,  es  entstand  hierdurch  ein  Wirbel 
{^ivr)),  der,  indem  er  sich  weiter  und  weiter  ausbreitete,  eine  Weltenbildung  her- 
beiführte. Das  Gleichartige  tritt  dabei  zueinander  (nicht  infolge  der  Einwirkung 
einer  (pdörr^g  und  eines  rsixog,  oder  eines  vovg,  sondern)  vermöge  der  Natur- 
notwendigkeit, wonach  das,  was  an  Schwere  und  Gestalt  gleich  ist,  an  die  gleichen 
Orte  gelangen  muß  (Vors.  55  A  38):  jtscfvxevai  yüo  z6  ofioiov   vtio  zov  6/iioiov  xi- 


122  §  25.    Die  Atomiker:  Leukippos  und  Demokritos. 

veiadai  y.al  (fFQEoOai  rä  ovyyerfj  jigög  älh]).a ;  vgl.  55  A  165  und  Demokrits  eigene  Worte 
55  B  164,  in  denen  er  auf  die  Erscheinungen  beim  Durchsieben  verschiedener 
Samenarten  (Linse  ordnet  sich  zu  Linse,  Gerste  zu  Gerste)  und  bei  der  Sammlung 
von  Steinen  durch  den  Wogenschlag  der  Brandung  (die  länglichen  Steine  gesellen 
sich  zu  den  länglichen,  die  runden  zu  den  runden)  hinweist.  Indem  bei  dem 
Umschwung  manche  Atome  sich  dauernd  miteinander  verflechten  (r?/  zovicov  {lütv 
aro/zcor]  avfi:i'/.oySj  xai  -reguiaXätEi  jrdvza  yEvväaßai,  Arist.  de  caelo  3,  4,  303  a  4), 
bilden  sich  größere  zusammengesetzte  Körper  und  ganze  Welten.  Seit  Ewigkeit 
entstehen  und  vergehen  nach  Notwendigkeit  solche  Welten,  die  der  unsern  teils  ähn- 
lich, teils  unähnlich  sind.  Vgl.  über  diese  Weltbildung  Vors.  54  AI,  31;  54 
A  10.  11.  14.  24;  55  A  1,  44;  55,  43;  über  die  Zahllosigkeit  der  Welten  54  A  21 ; 
54  A  24,  89;  55  A  40,  2 ;  55  A  43. 

Die  Erde  war  ursprünglich  in  Bewegung,  solange  sie  noch  klein  und  leicht 
war;  allmählich  gelangte  sie  zur  Ruhe  (^'^ors.  55  A  95).  Aus  der  feuchten  Erde, 
aus  dem  Erdschlamm,  sind  die  Organismen  hervorgegangen.  Die  Seele  be- 
steht aus  den  feinen,  glatten  und  runden  Atomen,  welche  zugleich  die  Feuer- 
atome sind.  Solche  Atome  sind  durch  den  ganzen  Leib  verbreitet;  zwischen  je 
Äwei  anderen  Atomen  findet  sich  ein  Seelenatom,  welches  Bewegung  hervor- 
bnngt.  In  besonderen  Organen  üben  die  Seelenatome  besondere  Funktionen;  so 
ist  das  Gehirn  der  Sitz  des  Denkens,  das  Herz  der  des  Zornes,  die  Leber 
der  der  Begierde.  Durch  das  Einatmen  schöpfen  wir  Seelenatome  aus  der 
Luft,  durch  das  Ausatmen  geben  wir  solche  an  sie  ab,  und  das  Leben  besteht 
so  lange,  als  dieser  Prozeß  andauert  (Vors.  54  A  28;  55  A  101). 

Die  Sinneswahrnehmung  erklärt  sich  durch  Ausflüsse  von  Atomen 
aus  den  Dingen,  wodurch  Bilder  {El'doAa)  erzeugt  werden,  die  unsere  Sinne  treffen. 
So  lehrte  schon  Leukippos,  daß  durch  das  Eindringen  der  sl'öcola  in  das  Auge 
■das  Sehen  bewirkt  werde  (Vors.  54  A  29;  55  A  118).  Die  Sinnesempfindung  be- 
ruht auf  einer  durch  den  äußern  Eindruck  in  uns  hervorgebrachten  Veränderung 
(Vors.  54  A  29.  30).  Die  Frage,  ob  die  Sinnesempfindungen  durch  Gleiches,  wie  Parme- 
nides  und  Empedokles  wollten  (s.  o.  S.  99.  108  f.),  oder  durch  Entgegengesetztes,  wie 
nach  Anaxagoras  (s.  o.  S.  115),  zustande  kommen,  ließ  D.  unentschieden  (Vors.  55  A 
135).  Auch  die  Götter  bekunden  sich  uns  durch  solche  sl'dcoX.a,  die  wir  von  ihnen 
erhalten.  Freilich  hat  Deraokrit  unter  diesen  Göttern  nur  eine  Art  Dämonen  ver- 
standen, die  nicht  unsterblich  sind,  sondern  nur  länger  leben  als  die  Menschen. 
Sie  sind  teils  gut-,  teils  bösartig.  Auf  der  Erscheinung  solcher  Dämonen  beruht 
die  Vorstellung  einer  Gottheit.  In  der  Tat  gibt  es  nach  den  Atomikern  keine 
Gottheit  —  zu  deren  Begriff  die  UnvergängUchkeit  gehört  —  und  kann  auch  nach 
den  Grundvoraussetzungen  ihres  Systems  keine  geben.  Wohl  aber  sind  diese  el'öojXa 
höherer  Wesen  wenn  auch  nicht  unzerstörbar  (äffdagra),  so  doch  schwer  zerstörbar 
{8vo(pdaQza).  Durch  ihre  Erscheinungen  und  stimmlichen  Äußerungen  verkünden 
sie  den  Menschen  die  Zukunft.  Die  Wahrnehmung  hat  nicht  volle  Wahrheit, 
sondern  bildet  die  empfangenen  Eindrücke  um.  Die  Atome  sind  wegen  ihrer  Klein- 
heit unsichtbar.  Atome  und  Leeres  sind  das  Einzige,  was  an  sich  existiert,  quali- 
tative Unterschiede  gibt  es  nur  für  uns,  in  der  sinnlichen  Erscheinung.  Nöf^co 
ykvy.v  y.ai  vöfiq)  jIixqÖv,  vo/lko  degfiöv,  vöfiip  xpry^oör,  vofiqj  XQoirj'  izsfj  8k  äzofia  xal 
xevöv  (Deraokr.  fragm.  9.  125).  Vgl.  auch  Aet.  4,  9,  8  (Vors.  54  A  32):  firjökv  6' 
elvai  aXrideg  /j,7]8s  xaxaXrjmov  ixrog  zcjv  ngcörcov  ozoiy^sicov,  dzöficov  xai  xsvov'  xavza 
yäg  Bivai  /aöva  qpvosc,  zä  ö'  ex  zovzcov  ■&Eaei  xai  zd^si  xai  a)(^riixazi  8iaq?sQovza  dAA^- 
Xcov  avjußeßt]x6za.  Es  tritt  hier  schon  die  Unterscheidung  zwischen  sogenannten 
primären  und  sekundären  Qualitäten  hervor,  wie  sie  in  neuerer  Zeit  besonders  von 
Descartes  und  Locke  vorgenommen  wurde.  —  Auf  die  sinnliche  Erscheinung  muß 


§  25.     Die  Atomiker:  Leukippos  und  Demokritos.  123 

wohl  der  Ausspruch  des  Demokrit  bei  Diog.  L.  9,  72  (fragm.  117)  beschränkt 
werden:  hffj  Sf  ov()yr  i'öiisv,  h'  ßvdcö  yag  fj  ahj{)sta,  denn  auf  die  Atomenlehre 
selbst  kann  bei  der  Zuversicht,  mit  welcher  Demokrit  sie  vorträgt,  diese  skeptische 
Äußerung  nicht  gehen,  und  Demokrit  hat  auch  ausdrücklich  (nach  Sext.  Empir. 
adv.  math.  7,  138,  fragm.  11)  von  der  Sinneswahrnehmung  als  der  dunklen  Er- 
kenntnis iaxnrirj)  die  echte  (yvjjöitj),  die  der  Verstand  durch  Forschung  gewinne, 
iinterschieden.  Das  philosophische  Denken,  durch  welches  über  die  Binneswahr- 
nehmung  hinausgegangen  und  die  Kealität  der  Dinge  in  den  Atomen  erkannt 
wird,  hat  Demokrit  geübt,  aber  nicht  selbst  Avieder  eigens  zum  Objekt  philo- 
sophischer Reflexion  gemacht,  und  die  Weise,  wie  es  zustande  komme,  ohne 
eingehende  Erklärung  gelassen ;  erst  der  folgenden  Periode,  deren  frühester  Ver- 
treter freilich  Demokrit  gleichzeitig  ist,  gehört  die  strengere  Eeflexion  auf  das 
Denken  selbst  an.  Doch  folgt  aus  den  demokritischen  Grundlehren,  daß  das  Denken 
nichts  von  dem  sinnlichen  Empfinden  oder  der  vovg  nichts  von  der  yv/i]  Unab- 
hängiges sein  kann,  und  diese  Konsequenz  hat  Demokrit  auch  ausdrücklich  ge- 
zogen (Aet.  4,  8,  10  [Vors.  54  A  30]:  ^IsvyL-rjiog  Ar][i.6xQizog'Eniy.ovQog  zijv  aVoßrjoir 
y.  al  xrjv  vörjotv  ylveodai  eidcö/.OJV  s^coßsv  Tigoocövrcov  fi7]8svl  yag  ijiißä/J.eiv  u)]ös- 
TEoav  xoiQig  zov  jiooo.-Ti.-norzog  slöcÖÄov.  Vgl.  Cic.  de  fin.  1,  6,  21).  Nur  insofern 
scheint  sich  Demokrit  über  das  Zustandekommen  der  echten  Erkenntnis  ausge- 
sprochen zu  haben,  als  er  in  Übereinstimmung  mit  Anaxagoras  forderte,  daß  aus 
■den  Erscheinungen  ((paiv6/j.sva)  auf  das  Verborgene  {ä8r]?.a)  zu  schließen  sei  (Sext. 
Emp.  adv.  math.  7,  140,  Vors.  55  A  111),  und  lehrte,  daß  das  q^goveTv  entstehe 
tjvfiftizQCüg  eyovoi}g  xf]g  xfv/Jjg  xazä  xijv  y.ofjoiv  (Theophr.  de  sensu  58,  Vors. 
55  A  135). 

Die  ethischen  Sätze  Demokrits  sind  zwar  von  einem  Gedanken  und  einer 
und  derselben  Stimmung  beherrscht,  aber  bei  dem  Philosophen  selbst,  soweit  uns 
die  Fragmente  ein  Urteil  gestatten,  nicht  wissenschaftlich  abgeleitet  und  ebenso- 
wenig in  sicherstehende  Verbindung  mit  der  Atomistik  gebracht. 

Das  höchste  Gut  ist  die  Glückseligkeit  {evdamoviT]),  die  in  der  andauernden, 
sicheren  Heiterkeit  des  Gemüts  besteht  (evßvf.a'i],  svsazco).  Das  Beste  für  den 
Menschen  ist  es,  sich  so  viel  als  möglich  zu  freuen  und  sich  so  wenig  als  mög- 
lich zu  betrüben,  fragm.  189:  "Aoiazov  uvßomno)  zov  ßiov  dinysiv  oj?  .-z/.eToza  Ev&v^tj- 
§erzi  yal  eläyiaza  dvi7]dh'ci.  Ist  hiermit  der  Hedonismus  auch  bestimmt  aus- 
gesprochen, so  ist  Demokrit  doch  weit  entfernt  von  allen  unsittlichen  Konse- 
quenzen, im  Gegenteil  nimmt  er  an  Reinheit  der  moralischen  Lehren  unter  den 
griechischen  Philosophen  eine  hohe  Stelle  ein.  In  unmittelbarem  Anschluß  an  die 
oben  angeführte  Stelle  heißt  es:  zovto  ö'  äv  el'r],  el' zig  /«)  sjzl  zoTg  ■&v}]zoioi  zag 
ijdorag  tioloTzo.  Nicht  äußere  Güter,  Reichtum,  Ruhm,  die  ohne  Verstand  un- 
sicherer Besitz  sind,  schaffen  die  Glückseligkeit:  ihr  Sitz  ist  die  Seele  (fragm.  170): 
evdaiuoriT]  tf'v/fjg  y.nl  y.ay.oÖaiuovlt] ;  fragm.  171 :  svöacttovit]  ovx  iv  ßooy/j/iiaoiv  oly.El  ovös 
SV  xQvoM-  xpvyj]  oiy>]Z7]oiov  daiuovog).  Diese  ist  der  edelste  Teil  des  Menschen.  Wer  ihre 
Güter  liebt,  liebt  das  Göttliche  und  das  Dauernde,  wer  die  Güter  des  Leibes  liebt,  der 
das  Zelt  {oy.ijvog  fragm.  223)  der  Seele  ist,  liebt  das  Menschliche  und  Vergäng- 
üche.  Aus  sich  selbst  seine  Freuden  zu  schöpfen,  muß  sich  der  Mensch  gewöhnen. 
Einsicht  gehört  dazu,  die  richtigen  Freuden  zu  wählen  (Vors.  167:  avviozaoßai 
ö'  avzTjv  [die  der  ovufiezQia  und  dzaga^ia  gleichgesetzte  svdaifwvia]  ix  zov  öiogi- 
G/^ov  xal  Z7]g  öiaxgioeojg  zcöv  lijdovcöv  y.ai  zovz  eivai  z6  xäkXiozöv  zs  xal  avucpogo'na- 
zov  dvdQwjzoig);  die  Unverständigen  können  daher  ihr  Leben  nicht  recht  genießen. 
Um  eine  gleichmäßig  freudige  Stimmung  zu  haben,  muß  man  sich  Mäßigung  im 
Oenusse   auferlegen:   das  Zuviel  oder  Zuwenig  nach  irgendeiner  Seite  ist  nicht 


124  §  25.     Die  Atomiker:  Leukii^pos  und  Demokritos. 

dauernd  und  bringt  die  Seele  aus  ihrem  Gleichgewicht;  sobald  das  Maß  über- 
schritten wird,  entsteht  aus  Lust  die  größte  Unlust  (fragra.  191:  dvßQcojroim  yaQ- 
tvdvidr]  yivEzai  (lEXQiorrjzi  xsQxpiog  xai  ßlov  avitfisigh],  rä  d'  E/J.eiJiovTa  y.ai  vtieq- 
ßäXÄoria  fisrajii'jTzeiv  tb  cpclsT  y.al  jueyd/.ag  y.ivrjoiag  etijroiETv  rfj  yjv/jl).  Gestört  wird 
das  Gleichmaß  der  Stimmung  durch  Begierden,  die  der  Mensch  nicht  befriedigen 
kann.  Deshalb  soll  man  das  erstreben,  was  zu  erreichen  möglich  ist,  oder,  was 
man  hat,  benutzen  und  sich  daran  genügen  lassen,  nicht  auf  die  schauen,  denen 
es  besser,  sondern  auf  die,  denen  es  schlechter  geht  (Vors.  55  B  191). 
Die  Götter  geben  den  Menschen  nur  Gutes;  durch  den  eigenen  Unverstand  ziehen 
sich  die  letzteren  Übel  zu.  Durch  das  Zuviel  in  den  Begierden  und  in  den  Ge- 
nüssen geht  die  Seele  der  äzaga^irj  und  äüafißirj  (Vor^.  55  A  167;  62  B  3)  verlustig,, 
welche  die  Vorbedingungen  für  die  Glückseligkeit,  aber  nicht  das  höchste  Ziel 
selbst  sind.  Das  Vaterland  des  Weisen  und  Guten  ist  das  AVeltall  (ärdgi 
ao(p(Ö  näou  yi]  ßazj'y  r/'v/jjg  yäg  äyadr'jg  jrazotg  6  ^vfjjiag  y.öofiog,  Vors.  55  B  247). 
Doch  fordert  Demokrit  uneigennützige  Hingabe  an  das  Gemeinwesen  imd  legt 
großen  Wert  auf  eine  gute  Staatsverwaltung. 

Die  Reinheit  der  demokritischen  Ethik,  deren  hedonistischer  Charakter  trotz. 
mancher  gegenteiligen  neueren  Auffassung  nicht  zu  bestreiten  ist,  zeigt  sich  nament- 
lich in  Sätzen,  wie:  Nicht  die  Tat  als  solche,  sondern  die  Gesinnung  bestimmt 
den  sittlichen  Charakter  (fragm.  62:  äyaßov  ov  z6  firj  uSixeTv,  d/.kä  ro  utjök  edü.eiv, 
vgl.  auch  fragm.  89.  —  fragm.  96:  laQioziy.og  o«'/  o  ßliznov  ngog  zi]v  ä/iwiß^v, 
dkX'  6  £v  ÖQüv  .-TooijorjfiEvog).  Unrecht  tun  macht  unglücklicher  als  Unrecht  leiden. 
Sich  selbst  zu  überwinden,  ist  der  schönste  von  allen  Siegen,  sich  selbst  zu  unter- 
liegen aber  das  Schimpflichste  und  Schlechteste.  Nicht  aus  Furcht,  sondern 
weil  es  nötig  ist.  soU  man  sich  des  Schlechten  enthalten  [nrj  öiä  (pößov,  dX?.ä  Siä 
z6  ösov  XQsojv  dTie/eodai  äfiaQZ7]/ndzcov). 

In  den  ethischen  Sätzen  des  Demokrit,  wie  auch  in  den  zur  Erkenntnislehre 
gehörenden  über  den  Unterschied  zwischen  der  Realität  und  der  subjektiven  Auf- 
fassung bekundet  sich  die  fast  bei  keinem  der  älteren  Philosophen  ganz  fehlende, 
besonders  aber  am  Ende  der  ersten  Periode  natürliche  Tendenz  zur  Überschrei- 
tung der  Grenzen  der  Kosmologie;  Demokrit,  der  Zeitgenosse  des  Sokrates,  ist  in 
dieser  Richtung  beträchtlich  weiter  gegangen  als  Anaxagoras  und  als  irgendeiner 
der  früheren  Denker. 

Daß  Piaton  nicht  nur  öfter  mit  Demokrit  zufällig  übereinstimmt,  sondern 
sich  auch  „bewußter  und  erklärter  Maßen  an  ihn  angeschlossen"  und  sich  ihn 
in  wichtigen  Dingen,  namentlich  in  der  Ethik,  zum  Führer  gewählt  habe  (Natorp, 
Die  Ethika  des  L).),  können  wir  nicht  annehmen. 

Demokriteer.  Die  antike  Tradition  verknüpft  einerseits  durch  die  Suk- 
zessionsreihe Demokrit,  Nessas,  Metrodoros  von  Chios,  Diogenes  von  Smyrna, 
Anaxarchos,  Pyrron  die  pyrronische  Skepsis,  andererseits  durch  den  Demokriteer  und 
Pyrronschüler  Nausiphanes  (den  Lehrer  Epikurs)  den  Epikureismus  mit  Demokrit, 
mit  dem  auch  als  unmittelbarer  Schüler  Protagoras  in  Verbindung  gebracht  wird 
(Vors.  c.  56  ff.;  55  A  9j.  Von  den  Nachfolgern  Demokrits  scheinen  einige  in  der 
Tat  die  skeptischen  Elemente,  die  besonders  in  Demokrits  Lehre  von  der  sinn- 
lichen Wahrnehmung  lagen,  stärker  betont  und  weiter  ausgebildet  zu  haben. 
Metrodoros  von  Chios  begann  seine  Schrift  Ilsoi  (pvosojg  mit  der  Erklärung 
(fragm.  1):  Ovösig  fjfxwv  ovder  olSev  ovo'  avzo  zovzo,  jiözeqov  oiSafiEv  rj  ovx  oida/uEv 
(ov8'  6'?.(og  jtozeqov  eozi  zi  tj  ovy.  k'oziv),  und  von  Nausiphanes  berichtet  Seneka 
epist.  88,  43  (Vors.  62,  4):  Nausiphanes  ait  ex  his  quae  videntur  esse  nihil  magis 
esse   quam   non   esse.     Auch   Anaxarchos   wurde   zu   den    Skeptikern   gerechnet 


§  26.    Die  Philosophen  der  zweiten  Periode.     *  125 

^Vors.  59  A  15).  Andererseits  betonte  Anaxarchos,  wohl  an  Demokrit  anknüpfend,  die 
■svöaifioi'i'a  als  Ziel  (Vors.  59  A  14)  und  erhielt  wahrscheinlich  daher  den  Beinamen 
Evdaiuoriy.ög  (Vors.  59  A  4.  8.  9),  der  ihm  nach  Diog.  Laert.  9,  60  (Vors.  59,  1, 
60)  freilich  diä  Tt/v  djiäOeiav  y.al  svy.oUar  xov  ßi'ov  gegeben  Morden  wäre.  Diesem 
seinem  Leben  verdankte  Anaxarchos  wesentlich  seinen  Ruhm  bei  Späteren.  Im  Verkehr 
mit  Alexander  d.  Gr.  bekundete  er  eine  Verbindung  von  Freimut  und  einer  durch 
ethischen  Nihilismus  getragenen  Schmeichelei.  Am  Ende  seines  Lebens  ertrug  er 
■einer  verbreiteten  Überlieferung  zufolge  die  Martern,  denen  er  von  Nikokreon 
unterworfen  wurde,  standhaft  mit  den  Worten:  Uziaas  jiziaos  tov  'Ava'^äoyov 
-dvXaxov,  'Arä^aoyov  ö'e  ov  Ttrioaei?.  Aus  Anaxarchos'  Schrift  Ufoi  ßaoihiag  sind 
zwei  kleinere    Fragmente  erhalten  (Vors.  59  ß). 


Zweite  Periode  der  griechischen  Philosophie. 

Die  attische  Philosophie. 

Die  Sophisten,  Sokrates  und  die  kleineren  von  ihm  aus- 
gehenden Philosophen  und  Schulen,  Piaton,  Aristoteles 
und  die  älteren  Akademiker  und  Peripatetiker. 

(Siehe  die  allgemeine  Charakteristik  oben  Seite  37  f.  39  f.) 

§  26.  Der  zweiten  Periode  der  griechischen  Philosophie 
gehören  an:  die  Sophisten,  Sokrates,  die  konservativen  und  die 
einseitigen  Sokratiker,  Piaton  und  Aristoteles  und  ihre  älteren 
Nachfolger. 

Die  Sophisten,  soweit  sie  philosophisch  von  Bedeutung  sind, 
bringen  der  Philosophie  die  Neuerung  einer  wesentlich  auf  den 
Menschen  als  erkennendes  und  wollendes  Subjekt  gerichteten 
Reflexion  (Erkenntnistheorie  und  Ethik).  Ihr  Ergebnis  ist  dabei 
Relativismus  und  Skeptizismus,  an  deren  Stehe  Sokrates  einen 
auf  Erarbeitung  und  Verwertung  von  Begriffsbestimmungen  ge- 
gründeten Dogmatismus  setzt,  ohne  diesen  jedoch  zu  einem 
System  auszugestalten.  Der  dogmatische  Aufbau  großer  Systeme 
auf  sokratischer  und  vorsokratischer  Grundlage  ist  das  Werk 
des  Piaton  und  Aristoteles,  die  dabei  neben  der  Erkenntnis- 
theorie und  Ethik  auch  die  Naturphilosophie  wieder  aufnehmen. 
Andere  Schüler  des  Sokrates  verharren  auf  seinem  Stand- 
punkt ohne  das  Bestreben  einer  Weiterbildung  seiner  Lehre 
(Aischines,  Xenophon),  wieder  andere  suchen  diese  Weiterbil- 
dung in  einseitiger  Ausgestaltung  einzelner  Züge  in  Sokrates' 
Wesen  und  Philosophieren  (Antisthenes,  Aristippos,  Eukleides). 

Der  Geschichte  der  Literatur  und  der  allgemeinen  Bildung  muß  die  Dar- 
stellung der  ethisch-religiösen  Ansichten  der  Dichter,  Historiker,  Eedner  usw. 
dieser  Periode,  bei  denen  sich  viel  Philosophisches,  aber  nicht  in  wissenschaftlicher 
Form,  findet,  vorbehalten  bleiben. 


126  •      .        §  27.    Die  Sophistik  überhaupt. 

Athen  wurde  in  dieser  Periode  zum  Zentralpunkt  der  hellenischen  Bildung 
und  insbesondere  der  Philosophie.  Als  eine  Bildungsschule  für  Griechenland  wird 
es  von  Perikles  bei  Thukyd.  (2,  41)  bezeichnet.  In  dem  platonischen  Dialog 
Protagoras  (p.  337  d)  nennt  der  Sophist  Hippias  von  Elis  Athen  t/)?  'EUäöog  z6 
jTQviavFTov  zi)g  aocfiag.  Isokrates  sagt  (Panegyr.  .50),  der  athenische  Staat  habe 
bewirkt,  daß  der  Name  Hellenen  viel  mehr  eine  Bezeichnung  der  geistigen  Bildung 
als  der  Abstammung  sei.  Vorzugsweise  an  die  Empfänglichkeit  der  Athener  für 
Kunst  und  Wissenschaft,  an  ihre  Neigung  zu  philosophischem  Denken  und  danach 
an  den  Bestand  der  philosophischen  Schulen  zu  Athen  hat  sich  während  der 
zweiten  Periode  die  Philosophie  der  Griechen  geknüpft. 

§  27.  In  der  Sophistik  treten  an  die  Stelle  der  Kosmologie 
als  bevorzugte  Teile  der  Philosophie  Erkenntnistheorie  und  Ethik. 
Angesichts  dieser  tief  eingreifenden  und  folgenreichen  Wandlung 
ist  man  —  im  Gegensatze  zu  manchen  neueren  DarsteUungen  — 
berechtigt,  mit  der  Sophistik  die  zweite  Periode  der  griechischen 
Philosophie  zu  beginnen.  Eine  Unvollkommenheit  der  sophisti- 
schen Theorie  liegt  nun  aber  darin,  daß  es  ihr  nicht  gelingt,  für 
das  theoretische  und  jDraktische  Verhalten  des  ^Menschen  objek- 
tive Normen  zu  gewinnen.  So  vermag  sie  Erkenntnis-  und 
Sittenlehre  durch  Erschütterung  der  naiven  Dogmatik  und  Auf- 
rollung der  Probleme  in  Wirklichkeit  nur  anzubahnen,  aber  noch 
nicht  iDOsitiv  zu  begründen.  Die  Hauptvertreter  der  Sophistik 
sind:  Protagoras  der  Individualist,  Gorgias  der  Rhetor  und 
..Nihilist",  Hippias  der  Polyhistor  und  Prodikos  der  Moralist 
und  Synonymiker.  Den  Standpunkt  dieser  Sophistengeneration 
zeigen  im  wesenthchen  auch  der  sog.  Anonymus  lamblichi  und 
die  Jioa Ol  löyoi  (Dialexeis).  An  jene  Männer  schließt  sich  eine 
jüngere  Sophistengeneration  an,  welche  das  philosophische 
Prinzip  des  Subjektivismus  mehr  und  mehr  auf  die  Spitze  treibt 
und  ethisch  destruktive  Folgerungen  daraus  zieht. 

Das  gesarate  Material  für  die  ältere  Sophistik  (Protagoras,  Xeniades, 
Gorgias,  Prodikos,  Thrasymachos,  Hippias,  Antiphon  den  Sophisten,  Kritias,  den 
Anonymus  larabUchi,  die  Aioool  löyoi  [die  sog.  Dialexeis])  bei  Diels,  Vors.  c.  73  b  ff. 
S.  die  einzelnen  Sophisten. 

Das  Wort  „Sophist"  ist  von  Hause  aus  kein  Terminus  für  eine  bestimmte 
philosophische  Richtung,  noch  weniger  für  eine  philosophische  Schule.  Zoifiozt'ig 
bedeutet  zunächst  nur  einen  Mann,  der,  sei  es  auf  praktischem,  sei  es  auf  theore- 
tischem Gebiete  durch  Können  oder  AVissen  sich  auszeichnet  oder  auszuzeichnen 
bestrebt.  So  nannte  Herodot  (1,  29;  4,  95)  den  Solon  und  Pythagoras  Sophisten, 
Androtion  (fragm.  39)  wandte  das  Wort  auf  die  sieben  Weisen  und  Sokrates  an, 
Lysias  (fragm.  281)  auf  Piaton  (Vors.  73  b  1).  Daneben  entwickelte  sich  in  der 
zweiten  Hälfte  des  fünften  Jahrhunderts  vor  Chr.  eine  engere  Bedeutung  des 
Wortes,  durch  die  die  ältere  und  weitere  mehr  und  mehr  verdrängt  wurde.  Das 
Aufblühen  Athens    nach   den  Perserkriegen  hatte   eine  ungemeine  Steigerung  des 


§  27.    Die  Sophistik  überhaupt.  127 

geistigen  und  politischen  Lebens  zur  Folge.  Die  Demokratisierung  der  athenischen 
Politik  machte  den  Erfolg  des  einzelnen  Bürgers  wesentlich  von  seinem  persön- 
lichen Auftreten,  nicht  von  seiner  Herkunft  abhängig.  So  entwickelte  sich  das 
Bedürfnis  nach  einem  systematischen  Unterrichte  hauptsächlich  in  den  Zweigen 
des  Wissens  und  Könnens,  die  für  die  politische  Tätigkeit  in  Betracht  kamen. 
Die  Männer,  die  diesem  Bedürfnisse  entsprachen,  hießen  Sophisten.  Plutarch 
Themist.  2  sagt,  Sophisten  seien  diejenigen  genannt  worden,  welche  die  bis  dahin 
durch  das  politische  Leben  selbst  begründete,  durch  Familientradition  und  durch 
Anschluß  an  ausgezeichnete  Staatsmänner  angeeignete  und  praktisch  ausgebildete 
politische  Einsicht  {deivönjra  jioXmxrjv  xal  dguoTriQiov  avreoiv)  mit  den  öixavixai 
zExvai  —  den  Wissenschaften  und  Künsten  der  gerichtlichen  Praxis,  insbesondere 
der  gerichtlichen  Beredsamkeit  —  vermischt  und  an  die  Stelle  der  praktischen 
Vorbildiuig  die  theoretische  gesetzt  hätten  (fisiayayövieg  ujio  twv  n:Qd^Ecov  ri]v 
äoxt]oiv  ijTi  Toi'g  köyovg).  Diese  Sophisten  hielten  umherziehend  bald  in  dieser, 
bald  in  jener  Stadt  Kurse  und  pflegten  dabei  neben  dem,  was  zur  politischen 
Tätigkeit  in  unmittelbarer  Beziehung  stand,  Bildung  im  weitesten  Sinne,  Kos- 
mologie (ohne  hier  bedeutsame  neue  Theorien  aufzustellen),  Grammatik  und 
Dichtererklärung,  Mythologie,  Sittenkunde  u.  s.  f.  Polymathie  und  Polyhistorie 
sind  charakteristisch  für  die  Sophisten.  Nicht  mit  Unrecht  hat  man  sie  die  Enzy- 
klopädisten Griechenlands  genannt.  In  erster  Linie  aber  stand  in  ihrem  Unter- 
richte die  Kunst,  deren  geschickte  Ausübung  vor  allem  politische  Erfolge  ver- 
bürgte, die  Rhetorik.  Wichtig  ist  nun,  daß  es  in  dieser  nicht  auf  Darstellung  der 
^\  ahrheit,  sondern  nur  auf  Erregung  eines  Scheines  ankam.  Analoges  gilt  von 
der  Schwesterkunst  der  Ehetorik,  der  Eristik,  die  ebenfalls  von  den  Sophisten 
gepflegt  wurde.  Durch  die  Ausbildung  dieser  Künste  trat  die  Sophistik  in. 
Gegensatz  zu  der  unbeirrt  durch  äußere  Rücksichten  die  Wahrheit  suchendea 
Philosophie,  einen  Gegensatz,  den  Piaton  im  Gorgias  in  prächtiger  Weise  dar- 
gestellt hat. 

Noch  in  einem  zweiten  Punkte  bestand  ein  Gegensatz  zwischen  der  Sophistik 
und  der  Philosophenschule:  der  sophistische  Unterricht,  der  dem  Schüler  äußere 
Erfolge  versprach,  wurde  gegen  Bezahlung  erteilt  und  unterschied  sich  dadurch 
von  der  ohne  Rücksicht  auf  materielle  Vorteile  des  Lehrers  und  Schülers  geüblen 
Unterweisung  der  Philosophenschule.  Indem  nun  auf  philosophischer  Seite  neben 
dem  ersten  auch  dieser  zweite  Gegensatz  stark  betont  wurde,  erschienen  die 
Sophisten  als  gewinnsüchtige  Händler  mit  Schein-  und  Trugweisheit.  Damit 
erhielt  das  Wort  „Sophist"  in  philosophischen  Kreisen,  besonders  bei  Piaton  und 
Aristoteles,  eine  tadelnde  Nebenbedeutung,  die  ihm  von  Hause  aus  nicht  eignet. 
So  heißt  es  in  Xenophons  Kyneg.  13,  8  (Vors.  73  b  2  a):  ot  aotpiozai  ö'  ijzl  xü> 
e^anaxäv  Xsyovoi  xul  yoäfpovoiv  Inl  rcp  iavrcöv  xegSsi  aal  ovdsva  ovö'ev  cjcfeXovotv. 
ovoE  yäg  oocpog  avxwv  iyEveio  ovösig  ovo'  soziv,  d/J.ä  y.ai  ägasi  Exäoico  oocpioxtjv 
x/.t]&fjvut,  ö  soTiv  ovEiöog  Tiagd  ys  (zoTg)  ev  (poovovoiv  —  ganz  im  Gegensatze  zu 
dem  stolzen  Bekenntnis  des  Protagoras  bei  Plat.  Prot.  p.  317  b  ö/Aoloyü)  zs  aocpiozijg 
Eivai  y.al  Tiaiösveiv  dr&Qcöjiovg  und  zu  dem  hohen  Ansehen,  das  z.  B.  Protagoras 
nach  dem  gleichnamigen  platonischen  Dialog  bei  der  Mehrzahl  der  Gebildeten 
und  Bildungsuchenden  genoß,  einem  Ansehen,  das  freilich  doch  wieder  durch  die 
dem  Griechen  eigentümliche  Verachtung  aller  auf  Gelderwerb  abzielenden  Tätig- 
keit geschmälert  wurde  (vgl.  Plat.  Protag.  312  a,  wo  Sokrates  den  jungen  Hippo- 
krates,  der  den  Unterricht  des  Protagoras  genießen  will,  fragt:  Würdest  du  dich 
nicht  schämen,  wenn  du  dich  den  Hellenen  als  Sophisten  zeigtest:  worauf  Hippo- 
krates  antwortet:  Ja  wahrhaftig,  Sokrates,  wenn  ich  sagen  soll,  was  ich  denke). 


128         §  -"•    ^'^  Sophistik  überhaupt.    §  28.    Protagoras  aus  Abdera. 

Wer  die  Sophistik  geschichtlich  beurteilen  will,  darf  sich  nicht  etwa  durch 
Plaion  ohne  weiteres  zu  einem  Verdamm ungsurteil  bestimmen  lassen.  Wir  danken 
es  Piaton,  daß  er  den  G^ensatz  bis  in  seine  letzten  Prinzipien  verfolgt  und  von 
der  Folie  des  Scheinwesens  und  des  Egoismus  der  Sophistik  das  wundervolle 
BUd  des  selbstverleugnenden,  nur  der  Wahrheit  lebenden  Philosophen tums  sich 
hat  abheben  lassen.  Aber  wir  dürfen  nicht  vergessen,  daß  es  sich  bei  Piaton  eben 
um  eine  prinzipielle  Ausgestakimg  des  Gegensatzes  handelt,  imd  daß  Piaton  zu 
diesem  Zwecke  genötigt  war,  die  verdienstlicheren  Seiten  der  Sophistik  zurück- 
treten zu  lassen.  Zudem  ist  der  Unterschied  zwischen  der  älteren  ethisch  konser- 
vativen und  der  jüngeren  destruktiven  Sophistengeneration  nicht  aus  dem  Auge 
zu  verlieren.  Piaton  greift  im  wesentlichen,  abgesehen.von  den  persönlichen  Eigen- 
schaften der  Sophisten,  ihrer  Eitelkeit  und  Selbstüberschätzung,  die  Ehetorik  in  ihrer 
unsittlich  egoistischen  Handhabung.  Eristik  und  bezahlten  Unterricht  heraus  und 
läßt  den  großen  Fortschritt,  der  durch  die  Sophistik  im  philosophischen  Denken 
überhaupt  erfolgt  war.  nicht  in  gleicher  Weise  hervortreten.  Begreiflich,  da  ihm 
das  durch  die  Sophistik  gewonnene  Xeue  unmittelbar  in  der  Lehre  des  Sokrates 
vor  Augen  stand,  dieser  aber  so  weit  über  die  Sophistik  hinausgeschritten  war,  daß  er 
Ton  seinen  Anhängern  eher  als  ihr  Antipode,  denn  als  ihr  Vertreter  angesehen  wurde. 
Einen  Fortschritt  aber  bezeichnet  die  Sophistik  in  der  Tat,  Der  sensuaüstische 
Subjektivismus  des  Protagoras  hat  einen  Vorzug  vor  dem  Denken  des  Parmenides ; 
denn  dieses  ist  nur  ein  Denken  über  das  Seiende  überhaupt,  nicht  (oder  doch  nur 
nebenbei»  ein  Denken  über  das  Wahrnehmen  und  Denken;  der  sophistische 
Sensualismus  aber  ist  nicht  selbst  sinnliche  Wahrnehmung,  sondern  wesentlich 
ein  Denken  über  die  Wahrnehmung  und  Meinung,  mithin  die  nächste  Vorstufe 
zu  dem  durch  Sokrates,  Piaton  und  Aristoteles  b^ründeten  Denken  über  das 
Denken.  Diese  „Philosophen"  hätten  ohne  jene  „Sophisten''  nicht  werden  können, 
was  sie  geworden  sind. 

Sieht  man  in  der  Sophistik  Tomehmlich  Kritik  und  Auflösung  der  kosmo- 
logischen  Philosophie,  so  muß  man  sie  (mit  Zeller  und  anderen)  der  ersten 
Periode  zurechnen;  berücksichtigt  man  bei  ihr  aber  besonders  die  Keflexion  über 
gewisse  Seiten  des  subjektiven  Lebens,  so  gehört  sie  bereits  der  zweiten 
Periode  an.  Jedenfalls  steht  sie  an  der  Grenze  der  beiden  Perioden;  beachtet 
man  aber  den  eigentlichen  philosophischen  Fortschritt,  der  diuch  sie  ge- 
schehen ist,  so  wird  man  sie  der  zweiten  Periode  zuteilen.  Auch  Zeller,  der  sie 
der  ersten  zurechnet,  erkennt  an  (Ph-  d.  Gr.  II  1*.  S.  14(.t:  vgl.  auch 
I  2^,  S.  lOWi.  daß  „die  Sophisten  zuerst  die  Philosophie  von  der  objektiven 
Forschung  zur  Ethik  und  Dialektik  übergeführt,  daß  sie  zuerst  die  Entscheidung 
über  Wahr  und  Falsch,  Eecht  tmd  Unrecht  der  subjektiven  Überzeugung  anheim- 
gestellt haben". 

§  28.  Protagoras  aus  Abdera,  ein  älterer  Zeitgenosse  des 
Sokrates  —  seine  Blüte  fäUt  um  444  3  vor  Chr.  —  wii-kte  als 
Lehrer  der  Redekunst  in  vielen  giieehischen  Städten,  besonders 
auch  in  Athen,  und  stellte,  wohl  indem  er  Herakhts  Lehre  vom 
ewigen  Pluß  aller  Dinge  auch  auf  das  erkennende  Subjekt  als 
solches  übertrug,  die  Behauptung  auf:  der  Mensch  ist  das 
Maß  aller  Dinge,  der  seienden,  daß  sie  sind,  der  nichtseienden, 
daß  sie  nicht  sind.  Wie  einem  jeden  ein  jeghches  scheint,  so  ist 
es  für  ihn.    Es  sribt  nur  relative  Wahrheit.    Auf  dem  ethischen 


§  28.    Protagoras  aus  Abdera.  129 

Gebiete  machte  Protagoras  seinen  Subjektivismus  nic-lit  bestimmt 
geltend.    Die  Existenz  der  Götter  ist  nach  ilmi  ungewiß. 

Antike  Überlieferung  über  Leben  und  Lehre;  Fragmente:  Diels, 
Tors.  c.  74. 

Chronologie:  Jacoby,  Apollodors  Chronik,  S.  266  ff. 

Nach  Plat.  Protag.  317  c  war  Protagoras  beträchtlich  älter  als  Sokrates; 
Protagoras  sagt  dort,  er  könne  dem  Alter  nach  aller  Anwesenden  Vater  sein,  was 
freilich  nicht  im  strengsten  Sinne  zu  nehmen  sein  mag.  ApoUcdor  (bei  Diog.  L.  9,  56, 
Vors.  74  A  1,  56)  setzt  seine  Blüte  in  Ol.  84  (444 — 440  v.  Chr. ;  er  meint  die  Epoche  von 
Thurioi  444/3;  s.  unten^.  Xach  einer  Angabe  in  dem  platonischen  Dialog  Menon 
(p.  91  e),  woraus  die  gleiche  Angabe  des  ApoUodor  (bei  Diog.  L.  9,  56,  Vors. 
74  A  1,  56j  geflossen  zu  sein  scheint,  ist  er  gegen  70  Jahre  alt  geworden  und  davon 
40  Jahre  als  Sophist  tätig  gewesen,  nach  einer  andern  Angabe  (bei  Diog.  L.  9,  55) 
lebte  er  gegen  90  Jahre.  Von  Pythodor,  einem  von  den  Vierhundert,  wurde  er 
wegen  seiner  Schrift  über  die  Götter  auf  Atheismus  angeklagt  fDiog.  L.  9,  54). 
Man  kann  aus  dieser  Nachricht  mit  Wahrscheinlichkeit  schließen,  daß  ihm  unter 
der  Herrschaft  der  Vierhundert  im  Jahre  411  vor  Chr.  der  Prozeß  gemacht  worden 
ist,  und  daß  er  also,  wenn  er  70  Jahre  alt  geworden  ist,  481  geboren  war.  Er 
ertrank  nämlich,  nachdem  er  verurteilt  war,  auf  der  Flucht  nach  Sizilien;  seine 
Schrift  über  die  Götter  wurde  zu  Athen  auf  dem  Markte  verbrannt.  Daß  Prota- 
goras ein  Abderite  war,  sagt  Piaton  (Protag.  p.  309  c ;  Rep.  10  p.  600  c) ;  die  gleiche 
Angabe  hat  Diog.  L.  (9,  50)  aus  der  Schrift  des  Herakleides  Pontikos  Ileol 
vöuoiv  entnommen.  Der  Komiker  Eupolis  hat  den  Protagoras  in  den  (Ol. 
89,  3  aufgeführten)  Kö/.ay.s;  einen  Teier  genannt;  doch  steht  diese  Bezeichnimg 
mit  jener  Angabe  nicht  im  Widerspruch,  da  Abdera  nach  seiner  Zerstörung 
durch  die  Thraker  543  von  teischen  Auswanderern  neu  gegründet  wurde. 
Für  die  Pflanzstadt  Thurioi  soll  Protagoras  die  Gesetze  ausgearbeitet  haben 
(Herakleides  bei  Diog.  L.  9,  50).  In  Athen  war  Protagoras  vielleicht 
zuerst  zwischen  451  und  445  vor  Chr.,  dann  wohl  um  432,  auch  Ol.  89,  3  = 
422/421  V.  Chr.  und  kurz  vor  seinem  Tode.  Piaton  hat  wohl  in  seinem 
Dialog  Protagoras  einzelne  Umstände  aus  422  in  432  mit  dichterischer  Freiheit 
verlegt.  Die  Annahme,  die  u.  a.  auch  Epikur  vertrat,  daß  Protagoras  Demokrits 
Schüler  gewesen  sei  (Vors.  55  A  9;  Diog.  Laert.  10,  8),  ist  nicht  mit  den  Alters- 
verhältnissen vereinbar.  Anderseits  wird  mehrfach  und  zuverlässig  bezeugt,  daß 
Demokrit  in  seinen  Schriften  den  Protagoras  erwähnt  und  bekämpft  habe  (Diog. 
L.  9,  42;  Plutarch.  adv.  Coloten  4,  2;  Sext.  Emp.  adv.  math.  8,  389  f.).  Zu  denen, 
welche  in  Athen  die  Nähe  des  Protagoras  suchten,  gehörten  auch  Perikles  und 
Euripides.  Wie  sehr  er  verehrt  wurde,  sieht  man  aus  dem  platonischen  Dialog 
Protagoras,  besonders  aus  p.  310  d  ff.  Vgl.  Plat.  Theaet.  p.  161c:  »'j/ifJ;  usv  avrov 
woneo  ÜEov  iOavud^ouEv  l^l  oorplq.  Als  Honorar  für  den  Unterricht  verlangte  er 
bedeutende  Summen,  wenn  auch  die  Angabe  von  1(X)  Minen  für  einen  Kursus, 
Diog,  L.  9.  50,  zu  hoch  gegriffen  sein  mag.  Nach  Plat.  Prot.  p.  328  b  und  Arist. 
Eth.  Nie.  9,  1,  1164  a  25  forderte  er  zwar  eine  bestimmte  Summe,  stellte  es  aber 
doch  dem  Schüler  anheim,  wenn  sie  ihm  nach  empfangenem  Unterricht  zu  hoch 
erscheinen  sollte,  selbst  zu  bestimmen,  wie  viel  der  Unterricht  wert  sei,  und  diese 
Summe  zu  geben. 

Protagoras'  Hauptschrift    waren   die  Karaßcü/.ovrsg  (sc.  /.6yoi ,    d.  h.   die 
[falsche   Auffassungen]    niederwerfenden   Untersuchungen),    die    auch    unter   dem 
Titel  '^/.rjüeia  zitiert  wurden  (als  Anfang  der  Karaßä}.}.ovteg  wie  der  'AX-q^Eia  wird 
üeberweg,  Gnmdriß  I.  9 


130  §  28.    Protagoras  aus  Abdera. 

der  Satz  vom  Menschen  als  Maß  aller  Dinge  angefühi;jt,  was  für  die  Identität 
beider  Werke  spricht).  Vgl.  Plat.  Theaet.  152  a,  Sext.  Emp,  adv.  math.  7,  60 
(Vors.  74  B  1 ;  s.  dort  auch  Diels'  Vermutung  über  die  Entstehung  des  Titels 
\4h'idfia).  Vielleicht  identisch  mit  den  Karaßäkkovieg  sind  auch  die  Schriften 
77fot  Tov  ovTog,  Miyag  /.oyog  und  '^vnXoyi'ai  [^AviiXoyixä).  Aus  letzterer  Schrift 
sollte  nach  Aristoxenos  bei  Diog.  Laert.  3,  37  (vgl.  57)  Piaton  fast  seine  ganze 
IIo/uTFia  entnommen  haben,  was  bei  der  Verschiedenheit  des  prinzipiellen  Stand- 
punktes der  beiden  Männer  und  dem  innigen  Zusammenhang  der  Ilohxeia  mit 
der  Piaton  eigentümlichen  Ideenlehre  tatsächlich  ausgeschlossen  ist.  Ein  weiteres- 
protagoreisches  Zitat  rührt  aus  der  Schrift  UsqI  dsiov  her.  Ein  unvollständiges, 
nur  einen  Nachtrag  enthaltendes  Schriftenverzeichnis  gibt  Diog.  Laert.  9,  55 
(Vors.  74  A  1,  55;  vgl.  Diels  z.  d.  St.).  Glücklich  wären  wir  daran,  wenn  wir  in 
der  pseudohippokratischen  Schrift  IIeqI  riivrjg  noch  ein  vollständiges  Werk  des- 
Protagoras  oder  eines  seiner  Anhänger  besäßen.  Es  ist  aber  Theod.  Gomperz, 
der  diese  Ansicht  in  einer  geistvollen,  um  der  trefflichen  Edition  und  Erklärung 
der  Schrift  sowie  um  zahlreicher  Beobachtungen  willen  höchst  dankenswerten  Ab- 
handlung vertritt,  nicht  gelungen,  seine  These  wahrscheinlich  zu  machen  (s.  Lite- 
ratur). 

Nach  Diog.  L.  9,  51  (Vors.  74  A  1,  51;  B  1)  lautete  der  Fundamentalsatz, 
des  Protagoras  (fragm.  1):  jiavxwv  XQVI^^^'^^  fiezoov  ioziv  är'  dg  corrog , 
Tcov  /L(kv  ovTio%'  w  ?  fö  T  t ,  X  (ö  V  ök  ovx  övxcov  (bg  ovy.  saxiv  (sog.  Homo- 
mensura-Satz).  Und  zwar  ist  hier  der  Mensch  nicht  als  Gattung  gemeint,  sondern 
als  Individuum,  wie  die  aus  des  Protagoras  Schrift  entnommenen  Worte  (Plat. 
Theaet.  152a,  Vors.  74  B  1)  beweisen:  ola  jukv  Exaoxa  i/nol  (paivexai,  xoiavxa  fikv 
eoxcv  i/Lioi,  ola  de  ooi,  xoiavxa  8s  av  ooi'  ävOgoinog  8s  ov  xs  xayd).  Eine  allgemein 
gültige  Wahrheit  ist  hiernach  nicht  möglich,  nicht  einmal  für  denselben  Menschen 
ist  dasselbe  zu  verschiedenen  Zeiten  wahr,  und  es  kann  von  keinem  Dinge  das- 
eine  mit  mehr  Recht  ausgesagt  werden  als  das  andere  (Plut.  adv.  Col.  4,  2). 
Mit  diesem  Subjektivismus  hängt  der  Relativismus  eng  zusammen.  Es  ist  nichts- 
an  und  für  sich,  sondern  alles  ist  ein  Relatives,  ein  -t£>o?  xi,  es  ist  nur  für  das 
wahrnehmende  Subjekt.  Eine  reale  Außenwelt  wird  damit  von  Protagoras  nicht 
geleugnet,  aber  wir  erkennen  diese  nicht,  wie  sie  ist,  sondern  wie  sie  von  uns 
wahrgenommen  wird.  Keine  Vorstellung  ist  wahrer  als  eine  andere.  Mit  diesem 
Wahrheitsunterschiede  soll  nun  aber  nicht  jeder  Qualitätsunterschied  zwischen  den 
verschiedenen  Annahmen  und  damit  auch  nicht  der  Unterschied  von  weise  und 
imweise  wegfallen:  weise  ist,  wer  in  demjenigen  unter  uns,  dem  Schlechtes  erscheint 
und  (daher  auch)  ist,  eine  Wandlung  hervorruft,  so  daß  ihm  Gutes  erscheint  und 
ist:  Plat.  Theaet.  166d  (Vors.  74 A  21a):  xal  oo<piav  xai  ao(p6v  äv8Qa  TxokXov  8sco 
x6  /^ifj  (pävai  slvai,  dkk'  avxov  xovxov  xai  Xsyo)  oocpöv,  ög  äv  xivi  t]/iicöv,  w  cpaivexai 
xal  s'oxi  xaxd,  /nsxaßdkkcov  jioirjat]  dyax)d  <paivEO&ai  xs  xai  slvai.  Der  Gesunde  hat 
über  den  Reiz  und  Geschmack  der  Speisen  kein  wahreres  Urteil  als  der  Kranke; 
der  Gesunde  ist  nicht  etwa  weise,  der  Kranke  töricht.  Gleichwohl  ist  der  Zustand 
des  einen  der  bessere,  und  der  des  andern  muß  nach  Mögüchkeit  in  ihn  verwandelt 
Averden.  Dasselbe  gilt  auf  geistigem  Gebiete.  Was  der  Arzt  mit  Heilmitteln  er- 
reicht, das  leistet  der  Sophist  durch  Reden,  und  so  wird  Plat.  Theaet.  167  b  (Vors. 
74  A  21a)  die  Aufgabe  der  Rhetoren  im  Sinne  des  Protagoras  so  bestimmt: 
xovg  .  .  .  oo<povg  xs  xai  dya&ovg  Qtjxogag  xaig  itölsoi  xä  '/^Qrjaxd  dvxi  xwv  novrjQcöv 
Sixaia  8oxsiv  xai  sivai  jioislv. 

Über  Protagoras"  Anschauung  von  der  Entstehung  der  Wahrnehmung 
sind  wir  nicht  unterrichtet.     Piaton  entwickelt  Theaet.  152  ff.  eine  Theorie,  nach 


§  28.    Protagoras  aus  Abdera.  131 

welcher  jede  Wahrnehmung  das  Ergebnis  einer  doppelten  Bewegung  ist,  einer 
Bewegung  nämlich  des  wahrnehmenden  Subjektes  und  einer  solchen  des  wahr- 
genommenen Objektes:  bei  der  Richtung  des  Sinnesorgans  auf  die  ihm  ge- 
mäße Bewegung  (jigoaßoXr}  rcöv  ofi/^idtcov  jigog  zrjv  Jigoarjxovaav  (foodv)  entstehe 
durch  das  Zusamiben treffen  einer  äußeren  und  inneren,  aktiven  und  passiven, 
besser:  agierenden  und  reagierenden  Bewegung  Wahrnehmbares  (ala^rirov)  und 
Wahrnehmung  (moürjoig,  zu  der  jedoch  außer  dem  Sehen,  Hören,  Riechen, 
dem  Fühlen  der  Kälte  und  Hitze,  auch  Lust-  und  Schmerzempfindung,  Begierde, 
Furcht  usw.  gerechnet  wb-d);  so  sei  z.  ß.  die  weiße  Farbe  im  Objekt  und  das 
Sehen  derselben  im  Auge  das  gemeinsame  Erzeugnis  des  Auges  und  des  ihm 
adäquaten  Objekts  (Theaet.  156).  Wir  sind  aber  nicht  berechtigt,  diese  Lehre, 
obwohl  sie  bei  Piaton  im  Zusammenhange  mit  protagoreischen  Theoremen  auf- 
tritt, ohne  weiteres  für  Protagoras  in  Anspruch  zu  nehmen.  —  Nach  Diog.  L.  9, 
51  soll  Protagoras  auch  gelehrt  haben:  liirjdh  elvaiipvxrjv  jiaQa.  zag  alo'&rjoeig,  und 
damit  hätte  er  der  Seele  die  Substantialität  abgesprochen.  Doch  scheint  diese 
Angabe  aus  dem  Urteil  Piatons  über  die  Sphäre  der  Gültigkeit  der  protagoreischen 
Doktrin  hervorgegangen  zu  sein,  da  Diogenes  hinzusetzt:  y.u&a  y.al  W.drwv  (prjolv 

iv    OsaiTl^Tq}. 

Nach  dem  Zeugnis  des  Aristoteles  (Metaph.  2,  2,  32,  998a  3) :  wojisq  Iloona- 
yogag  sXeyev  i?Jy^cot'  xovg  yecofiergag,  ov8'  ai  xivijosig  y.al  skixeg  tov  ovgavov  ouoiui, 
.legi  MV  rj  dorgoXoyia  jioiEirai  xovg  Xöyovg,  ovte  tä  arj/neia  xoTg  äargoig  zijv  avztjv 
y/_Ei  (fvaiv,  scheint  es,  daß  Protagoras  der  Einwendung  gegen  seinen  sensualistischen 
Subjektivismus,  die  aus  der  von  individuellem  Dafürhalten  unabhängigen  Gültig- 
keit der  geometrischen  Sätze  zu  entnehmen  war,  durch  die  Bemerkung  vorzubeugen 
suchte,  diese  Sätze  seien  nur  subjektiv  gültig,  da  es  in  der  objektiven  Realität 
überhaupt  nicht  reine  Punkte,  gerade  Linien,  geometrische  Kurven  gebe. 

Die  Lehre  des  Protagoras  bringt  Piaton  (Theaet,  152  ff.)  mit  Hera- 
klit,  aber  nicht  nur  mit  diesem,  sondern  mit  der  großen  Zahl  der  Philosophen  und 
Dichter  —  Parmenides  ausgenommen  —  in  Verbindung :  alle  sollen  sich  darüber 
einig  sein,  daß  nichts  ist,  sondern  alles  nur  wird.  Tatsächlich  ist  Protagoras 
wohl  von  Heraklit  beeinflußt,  wenn  sich  auch  dieser  Einfluß  nicht  strikte  er- 
weisen läßt.  Von  einer  protagoreischen  Annahme  des  Flusses  der  Materie  redet 
Sext.  Emp.  hyp.  Pyrr.  1,  217  (Vors.  74  A  14):  qpTjalv  ovr  6  dvrjQ  xrjv  vhjv  gevor/jv 
elvai.  Objekt  wie  Subjekt  der  Wahrnehmung  unterliegen,  so  heißt  es  dort  weiter, 
fortwährender  Veränderung;  das  Objekt  erfährt  unaufhörlich  Abnahme  und 
Wiederersatz,  und  die  sinnliehen  Wahrnehmungen  des  Subjektes  ändern  sich 
nach  dem  Lebensalter  und  der  körperlichen  Konstitution  des  Wahrnehmenden. 
Piaton  gesteht  der  protagoreischen  Lehre  in  bezug  auf  die  al'adrioig  Gültigkeit  zu, 
weist  aber  jede  Ausdehnung  derselben  über  dieses  Gebiet  hinaus  als  eine  un- 
berechtigte Verallgemeinerung  der  Relativitätstheorie  ab.  (Übrigens  liegt  in  dem 
Satze,  daß  alles  Wahre,  Schöne  und  Gute  nur  für  das  erkennende,  fühlende  und 
wollende  Subjekt  wahr,  schön  und  gut  sei,  eine  bleibende  Wahrheit,  die  nur 
Protagoras  durch  Verkennung  des  objektiven  Faktors  einseitig  überspannt  hat.) 

Für  das  dialektische  Verfahren  ließ  sich  aus  Protagoras'  Grundvor- 
aussetzung ein  Doppeltes  folgern:  Wenn  für  jeden  wahr  ist,  was  ihm  wahr  er- 
scheint, ist  jeder  Widerspruch  grundlos;  denn  was  ein  jeder  meint  und  sagt,  ist 
Wahrheit  (Vors.  74  A  19;  74  A  1,  53).  So  ergibt  sich  die  von  Aristoteles  (Metaph. 
3,  4,  l(X)7b  18,  Vors.  74  A  19)  für  den  protagoreischen  Standpunkt  gezogene 
Folgerung,    (hg    cbiarta    eazai    ev.    e'ozai     yäg    z6    avzo    xai    zgt^grjg   xal    zoTyog    y.al 

9* 


2^32  §  28.    Protagoras  aus  Abdera. 

ärdQ(o:jo;,  st  y.arü  jrarzö;  ri  t)  xazaq^tiaai  7}  a.-ioqv'/aai  Ivbey/iai.  Ebenso  aber  ergibt 
sich  aus  dem  Mangel  einer  erkennbaren  objektiven  Wahrheit  zugleich  auch,  daß 
über  kein  Ding  nur  ein  Satz  Gültigkeit  hat,  sondern  jeder  Behauptung  eines  A 
sich  die  eines  Non-A  mit  gleichem  Rechte  entgegenstellen  läßt  (Vors.  74  A  20; 
74  A  1,  51),  eine  These,  mit  der  jedenfalls  auch  der  Titel 'Avii'/.»yiai  in  Verbindung 
zu  setzen  ist.  Selbstverständlich  zeigte  Protagoras  diesen  Sachverhalt  auch  an 
Beispielen  auf  und  trug  so  wesentlich  zur  Ausbildung  des  dialektischen  Ver- 
fahrens bei,  in  dem  er  auch  seine  Schüler  übte  (s.  die  angeführten  Stellen 
und  Steph.  Byz.  s.  "AßStjoa,  Vors.  74  A  21 ;  vgl.  auch  Plat.  Phaedo  101  d  e). 
In  der  Sammlung  der  protagoreischen  svo/juaia,  die  nach  der  Gepflogenheit 
antiker  Biographie  bei  Diog.  Laert.  9,  53  (Vors.  74  A  1,  53)  zusammengestellt 
"werden,  findet  sich  auch  die  Angabe:  ^tqwxo?  xarsSsi^e  xäg  :TQ6g  rag  deasig  ijiixsi- 
Qijasi?,  d.  h.  er  zeigte,  wie  die  Behandlung  eines  gestellten  Themas  in  Angriff  zu 
nehmen  (oder  wie  eine  von  einem  andern  aufgestellte  These  zu  bekämpfen)  sei.  In 
diesem  dialektisch-rhetorischen  Unterrichte  soUten  theoretische  Lehre  und  praktische 
Übung  miteinander  verbimden  sem :  Stob.  flor.  29,  SO  (Vors.  74  B  10) :  IlQcozayÖQag 
e/.eys  fitjdkv  sh'ai  fi/jte  zt-/vt]r  ärsv  /iis/Jzijg  fii'/ze  ixt}.iz}]v  urev  zf/j')]g  (das  Lehrbuch 
ist  wertlos  ohne  Übung  und  die  Übung  ohne  das  Lehrbuch).  Am  glänzendsten 
bewährte  sich  die  dialektisch-rhetorische  Tüchtigkeit,  wenn  es  ihr  gelang,  die 
schwächere,  d.  h.  weniger  aussichtsreiche  Sache  zur  stärkeren  zu  machen  (rör 
{jzzoj  '/.öyov  y.oeizzco  ttoisTv,  Arist.  rhet.  2,  24,  1402  a  23,  Vors.  74  A  21),  d.  h.  ihr 
zum  Siege  zu  verhelfen.  Die  Opposition  gegen  die  Sojahistik  hat  dieser  Wendung 
einen  moralisch  destruktiven  Sinn  untergelegt  und  sie  in  dieser  Bedeutung  zum 
geflügelten  Worte  gemacht:  nach  ihr  besagt  der  Ausdruck:  der  nach  Recht  und 
Moral  schlechteren  Sache  den  Sieg  gewinnen  (vgl.  Aristoph.  Wolken  112  ff.,  Vors. 
74  C  2:  fh>ai  nag  avioTg  qpaoiv  äficpoi  rw  koyco,  xov  y.oEizzov  ,  oozig  iazi,  xal  rov 
riZTora.  xovzoiv  lov  s'zeqov  xoiv  koyoir,  rov  ijxrova,  rixäv  /.eyovzd  qaai  zädt- 
y.dixsQo).  Diese  engere  Bedeutung  haftet  dem  Ausdruck  von  Hause  aus  nicht 
an.  Auch  wer  die  gerechte  Sache  eines  schutzlosen  Schwachen  gegen  einen 
Mächtigen  mit  Erfolg  verficht,  übt  das  xov  >"jzz(o  ?.6yor  y.osi'zxoj  tzoisiv.  Aber  die 
Folgerungen,  die  die  spätere  Sophistik  aus  dem  protagoreischen  Relativismus  zog, 
ihr  ethischer  Indifferentismus  und  die  rücksichtslose  Verfolgung  des  eigenen  Inter- 
esses, der  die  Rhetorik  dienstbar  gemacht  wurde,  legten  die  ungünstige  Deutung 
des  Ausdrucks  nahe. 

Zur  Erläuterung  des  protagoreischen  Grundgedankens  mag  eine  verwandte 
(die  Deutung  der  aristotelischen  Lehre  von  der  AVirkung  der  Kunst  betreffende) 
Äußerung  Goethes  (Goethe-Zelterscher  Briefwechsel,  V  354)  verglichen  werden, 
durch  welche  ebensowohl  die  relative  Wahrheit  desselben,  wie  auch  die  Einseitig- 
keit des  Verzichtes  auf  eine  objektive  Norm  anschauhch  werden  kann:  „Ich  habe 
bemerkt,  daß  ich  den  Gedanken  für  wahr  halte,  der  für  mich  fruchtbar  ist, 
sich  an  mein  übriges  Denken  anschließt  und  zugleich  mich  fördert;  nun  ist  es 
nicht  allein  möglich,  sondern  natürlich,  daß  sich  ein  solcher  Gedanke  dem  Sinn 
des  andern  nicht  anschließe,  ihn  nicht  fördere,  wohl  gar  hindere,  und  so  wird  er 
ihn  für  falsch  halten ;  ist  man  hiervon  recht  gründlich  überzeugt,  so  wird  man  nie 
kontrovertieren."  Vgl.  ferner  Goethes  Ausspruch  in  den  , .Maximen  und  Reflexionen" : 
„Kenne  ich  mein  Verhältnis  zu  mir  selbst  und  zur  Außenwelt,  so  heiße  ich's 
Wahrheit.  Und  so  kann  jeder  seine  eigene  Wahrheit  haben,  und  es  ist  doch 
immer  dieselbige." 

E.  Laas  sieht  in  seinem  Werk  „Idealismus  und  Positivismus"  (Bd.  I  S.  183) 
mit  einer  gewissen  Berechtigung  den  Protagoras  als  eigentlichen  Urheber  des  Posi- 


§  28,    Protagoras  aus  Abdera.  133 

tivismus  an,  sofern  man  unter  diesem  verstehe  „diejenige  Philosophie,  welche 
keine  anderen  Grundlagen  anerkennt  als  positive  Tatsachen,  d.  h.  äußere  und 
innere  Wahrnehmung,  welche  von  jeder  Neuerung  fordert,  daß  sie  die  Tatsachen, 
die  Erfahrungen  nachweise,  auf  denen  sie  ruht".  Man  müsse  in  der  Geschichte 
der  Philosophie  weit  emporsteigen,  nämlich  bis  zu  Hume,  um  den  Standpunkt 
des  Protagoras  wieder  zu  treffen ;  es  sei  dies  im  wesentlichen  auch  der  J.  Stuart 
Mills.  Dabei  vertritt  Laas  allerdings  eine  von  der  oben  vorgetragenen  abweichende 
Auffassung  des  Homo-mensura-Satzes,  wonach  es  sich  dabei  um  den  Menschen 
nicht  als  Individuum,  sondern  als  Gattung  handelt  (so  auch  Th.  Gomperz).  Als 
Urheber  des  Erfahrungs  begriff  es  wurde  Protagoras  hingestellt  von  P.  Natorp, 
Forschungen  S.  148  ff. 

Für  das  Handeln  des  Menschen  hat  Protagoras  die  Konsequenzen  aus 
seinem  erkenntnistheoretischen  Subjektivismus  nicht  voll  gezogen.  Er  bestritt,  wie 
wir  oben  S.  130  sahen,  ausdrücklich  den  Schluß  von  der  gleichen  Richtigkeit  ver- 
schiedener Vorstellungen  auf  ihre  Gleichwertigkeit  und  stellte  den  Rednern  die 
sittliche  Reform  der  Staaten  als  Aufgabe  (Plat.  Theaet.  166  d  ff.,  Vors.  74  A  21a). 
Er  wollte  selbst  ein  Lehrer  der  Tugend  sein,  und  zwar  ist  ihm  diese  etwas  Fest- 
stehendes ;  bei  ihr  sollte  Willkür  und  das,  was  dem  einzelnen  gerade  gefällt,  nicht 
Geltung  haben.  In  dem  Mythus,  welchen  Piaton  den  Protagoras  im  gleich- 
namigen Dialog  (320  c  ff.)  vortragen  läßt,  und  der  in  seinen  wesentlichen  Grund- 
gedanken wohl  dem  Sophisten  angehört,  sind  alöwg  und  bUt]  den  Menschen  von 
den  Göttern  verliehen.  Nur  diese  Gaben  ermöglichen  es  den  Menschen,  dauernde 
Staaten  zu  bilden  und  zu  gegenseitiger  Erhaltung  vereinigt  zu  bleiben.  Allen 
müssen  sie  demnach  eigen  sein,  und  wer  sie  nicht  besitzt,  den  soll  man  töten  wie 
eine  Krankheit.  Recht  und  Gesetz  sind  für  den  Staatsbürger  durchaus  verbind- 
lich, wenn  auch  hinsichtlich  der  staatlichen  Gesetze  gewissermaßen  ein  kollektiver 
Subjektivismus  —  Subjekt  ist  nicht  das  Individuum,  sondern  der  Staat  —  herrscht, 
der  aber  wieder  die  Qualifikation  von  gut  und  schlecht  und  damit  im  einzelnen 
Falle  auch  die  Reformbedürftigkeit  des  Gesetzes  nicht  ausschließt:  Plat.  Theaet. 
I67c  (Vors.  74  A  21  a):  oiä  y  av  ly.äox]]  n^o/.ei  dixaia  y.al  xaXä  8oxfj,  ravxa  y.ai 
sivai  avzfj,  scos  ur  aviä  vofiiLi].  a?S  6  aocpog  ävxl  :tov?]qü}v  ovrcov  avxoTg  sxäoroiv 
/QrjoTa  EJTohjosv  slvui  y.al  doy.eTv. 

Ein  erhebliches  wissenschaftliches  Verdienst  hat  sich  Protagoras  durch 
seine  sprachlichen  Untersuchungen  erworben.  Er  hat  über  den  rechten 
Wortgebrauch  {dodosTreia)  gehandelt  (Plat.  Phaedr.  267  c,  Vors.  74  A  26).  Ferner  hat 
er  zuerst  solche  Satzformen,  auf  denen  verbale  Modi  beruhen,  unterschieden.  Diog. 
L.  9,  53  (Vors.  74  A  1,  53):  dislke  öe  t6v  löyoi'  TTQÖJxog  etg  xhxaga'  EV'j^wh'jv, 
iodntjaiv,  ajiöy.oiair,  irxoh'jt'  (wobei  ihn  freilich  der  Gebrauch  des  Imperativus  an 
Stellen,  wie  Ilias  init.:  Mrjrn'  aEcds,  ^sä,  wo  nicht  ein  Befehl,  sondern  eine  Bitte 
auszudrücken  war,  in  eine  Verlegenheit  setzte,  aus  der  er  sich  nur  durch  einen 
Tadel  des  homerischen  Ausdrucks  zu  retten  gewußt  hat,  s.  Arist.  Poet.  19,  1456  b  15, 
Vors.  74  A  29).  Nach  anderen  unterschied  er,  wie  Diogenes  an  der  gleichen 
Stelle  §  54  mitteilt,  sieben  Formen:  Sn'jyrjoig,  EQCoxtjaig,  djioygtotg,  svxoh),  änayyEUa, 
Evx^Kr],  yXfjaig.  Auch  die  Genera  des  Nomens  hat  Protagoras  gesondert;  Aristot. 
Rhet.  3,  5,  1407  b  6  (Vors.  74  A  27):  w?  JlgmxayoQag  xä  yivt]  zcor  oi'o/udxcov  öu'jqei, 
aQQEva  Hai  drj).Ea  y.ai  oxEirrj. 

Von  den  Göttern  erklärte  Protagoras  in  seiner  Schrift  Usgi  üeojv  nicht 
zu  wissen,  ob  sie  seien  oder  nicht  seien;  denn  vieles  verhindere,  es  zu  wissen,  die 
Dunkelheit  der  Sache  und  die  Kürze  des  menschlichen  Lebens  (fragm.  4:  Uegi 
fiEv  öecöv  ovy  Eyco  Eiöfvat    oi'-d'    d)g    eloiv  o{'t9'   log   ovx  eIgIv  oi'd'   oj-oToc    xivsg    löfav. 


]^34  §  2^'    Gorgias  aus  Leontinoi. 

7T0/./.ä  yäg  rä  yoi/.vorra  Eiöevat,  tj  z    döij/.önjg  aal  ßoa/vg  ojv   6   ßio;    zov    dv&QOjjiov. 
Vgl.  Plat  Theaet.  162  d). 

§  29.  Gorgias  aus  Leontinoi  (in  Sizilien),  der  427  v.  Chr. 
als  Gesandter  seiner  Vaterstadt  nach  Athen  kam,  ein  älterer 
Zeitgenosse  des  Sokrates,  jedoch  diesen  noch  überlebend,  lehrte 
hauptsächlich  die  Redekunst.  In  der  Philosophie  kannte  man 
von  ilim  eine  nihilistisch-skeptische  These,  die  er  in  drei  Sätzen 
formulierte:  1.  es  ist  nichts;  2.  wenn  aber  etwas  wäre,  so  würde 
es  unerkennbar  sein:  3.  wenn  auch  etwsrs  wäre  und  dieses  er- 
kennbar wäre,  so  wäre  doch  die  Erkenntnis  nicht  mitteilbar  an 
andere. 

Antike  Überlieferung  über  Leben  und  Lehre.  Fragmente:  Diels, 
Yorsokr.  c.  76. 

Chronologie:  Jacoby,  Apollod.  Chron.  S.  261  ff. 

Daß  Gorgias  Ol.  88,  2  im  Sommer  (427j  an  der  Spitze  einer  leontinischen 
Gesandtschaft  die  Athener  zur  Hilfeleistung  gegen  die  Syrakusaner  zu  über- 
reden suchte,  sagt  Diodor  12,  53.  Piaton  vergleicht  ihn  (Phaedr.  261  c)  dem 
Nestor  wegen  seiner  Rednergabe,  wohl  auch  mit  Rücksicht  auf  sein  hohes  Alter. 
Sein  Leben  mag  etwa  (nach  Frei)  zwischen  483  und  375  fallen  (über  andere 
Ansätze  vgl.  Jacoby  a.  a.  O.  besonders  S.  265  Anm.  10).  Nach  Athenaios  11. 
505  d  soll  er  das  Erscheinen  des  platonischen  Dialogs  Gorgias  noch  erlebt  und 
den  Verfasser  desselben  als  einen  veog  'Ag/Jz-oyog  bezeichnet  haben.  Die  letzte  Zeit 
seines  Lebens  scheint  er  in  dem  thessalischen  Larisa  zugebracht  zu  haben.  Durch 
seinen  Unterricht  soll  er  sich  viel  Geld  erworben  haben  und  sein  Auftreten 
prunkvoll  gewesen  sein. 

In  früherer  Zeit  hat  sich  Gorgias  mit  Physik,  wohl  namentlich  mit  Optik 
beschäftigt,  vielleicht  auch  eine  eigene  physikalische  Schrift  verfaßt.  Nach  dem 
platonischen  Dialog  Menon  (p.  76  c)  nahm  Gorgias  mit  Empedokles  Ausflüsse  aus 
den  Objekten  an  und  Poren,  durch  welche  die  Ausflüsse  eindringen;  er  ist  über- 
haupt in  der  Naturphilosophie  als  ein  Schüler  des  Empedokles  zu  betrachten. 
Die  Definition  der  Farbe  im  Menon  ist  gorgianisch  und  erinnert  zugleich  an 
Empedokles. 

In  der  Rhetorik  waren  Korax  und  vielleicht  auch  Tisias,  der  Proleg.  zu 
Hermogenes,  Rhet.  gr.  ed.  Walz  IV  14,  sein  Lehrer  genannt  wird,  seine  Vor- 
gänger. Auch  die  rednerische  Weise  des  Empedokles,  den  Satyros  bei  Diog.  L. 
8,  58  und  Quintilian  3,  1  als  seinen  Lehrer  bezeichnen,  scheint  von  Einfluß  auf 
ihn  gewesen  zu  sein.  Die  Redekunst  galt  ihm  als  Bewirkerin  der  Überzeugung 
{jieißov?  d»]iuiovoy6g).  Die  Tragödie  hat  Gorgias  als  einen  wohltätigen  Trug  be- 
zeichnet, Plut.  de  gloria  Athen.  5;  cf.  de  aud.  poet.  1  (fr.  23):  FoQyiag  de  xr}v 
roayqjdiav  eiJiev  u7iäTt]v,  /;r  o  re  äjiaxi'jaag  biy.aiözsoog  zov  /liij  djraz/joavzog  xai 
6  a.jrazrj'dslg  ooqjojzsoog  zov  /.irj  dTtazrj-ßh'zog. 

Im  Dialog  Gorgias  (p.  462  ff.)  bezeichnet  Piaton  die  oorpioziyJ)  (im  engeren 
Sinne,  wobei  er  vorzugsweise  die  politische  und  ethische  Richtung  des  Sophisten 
Protagoras  im  Auge  zu  haben  scheint)  als  eine  Entartung  der  rouoßezix//,  und  die 
ijtfzooixt)  (wie  sie  vorzugsweise  von  Gorgias  und  seinen  Nachfolgern  gelehrt  wurde) 
als  eine  Entartung  der  öixaioovri]  (deren  Begriff  hier  ein  engerer  als  in  der  Rep., 


§  29.    Gorgias  ans  Leontinoi.  135 

nämlich  der  der  Vergeltung,  des  dvTmsjiovOog,  ist)  zur  Schmeichelei  (y.o^ay.sia) ; 
•er  fii)det  in  solcher  Entartung  nicht  eine  rex't'Vi  sondern  nur  eine  ifiTTsigia  y.ai 
TQißt'j.  Piaton  parallelisiert  die  beiden  genannten  rsyvai,  die  er  unter  dem  einen 
Namen  .-toXitix/j  zusammenfaßt,  und  ihre  Entartungen,  welche  sämtlich  auf  die 
Seele  sich  beziehen,  mit  ebensovielen  auf  den  Leib  bezüglichen  r.jTiTt]ÖEvaeig,  näm- 
lich die  Gesetzgebungskunst  mit  der  Gymnastik,  die  öixaioavvrj  mit  der  Heilkunde, 
die  Sophistik  mit  der  Putzkunst  und  die  Rhetorik  mit  der  Kochkunst.  Doch 
will  Piaton  von  dieser  herabsetzenden  Begriffsbestimmung  nicht  im  vollen  Sinn 
auf  das  Verfahren  des  Gorgias  selbst  Anwendung  machen,  wohl  aber  auf  das 
Treiben  einiger  seiner  Nachfolger,  welche  rücksichtsloser  als  Gorgias  selbst  die 
Bedingtheit  der  echten  Redekunst  durch  die  Erkenntnis  des  wahrhaft  Guten  und 
■Gerechten  hintansetzten,  um  ausschließlich  der  x<^Q^^  *^«'  ySovy  nachzujagen. 

Den  Hauptinhalt  der  Schrift  des  Gorgias  Ilsot  xov  iilj  dvrog  i)  nsol 
(fvascog,  von  der  wir  bei  Piaton  keine  Spur  entdecken,  finden  wir  bei  Sext.  Emp. 
adv.  math.  7,  65  ff.  (Vors.  76  B  3)  und  im  ö.  und  6.  Kapitel  der  pseudo-aristo- 
telischen  Schrift  De  Melisso,  Xenophane,  Gorgia.  Folgende  wesentliche  Gedanken 
seien  daraus  hervorgehoben.  1.  Es  ist  nichts,  denn  wenn  etwas  wäre,  so  müßte 
■dasselbe  geworden  sein  oder  ewig  sein;  geworden  sein  aber  kann  es  weder  aus 
■dem  Seienden,  noch  aus  dem  Nichtseienden  (nach  den  Eleaten);  ewig  kann  es 
nicht  sein,  denn  sonst  müßte  es  unendlich  sein,  das  Unendliche  aber  ist  nirgends, 
da  es  weder  in  sich  noch  in  einem  andern  sein  kann,  und  was  nirgends  ist,  ist 
nicht.  2.  Wäre  etwas,  so  könnte  doch  das  Seiende  nicht  erkannt  werden;  denn 
gäbe  es  Erkenntnis  des  Seienden,  so  müßte  das  Gedachte  sein  und  das  Nicht- 
Seiende  auch  nicht  einmal  gedacht  werden  können;  dann  aber  gäbe  es  keinen  Irr- 
tum, auch  dann  nicht,  wenn  jemand  sagte,  auf  dem  Meere  sei  ein  Wagenkampf: 
das  aber  ist  absurd.  3.  Gäbe  es  Erkenntnis,  so  könnte  diese  doch  nicht  mitgeteilt 
werden;  denn  jedes  Zeichen  ist  von  dem  Bezeichneten  verschieden;  wie  kann  je- 
mand durch  Worte  die  Vorstellung  von  der  Farbe  mitteilen,  da  doch  das  Ohr 
nicht  Farben  hört,  sondern  Töne?  Und  wie  kann  die  nämliche  Vorstellung  in  zwei 
Personen  sein,  die  doch  voneinander  verschieden  sind? 

Über  den  Sinn  dieser  Argumentation  ist  mehrfach  gestritten  worden. 
Während  die  einen  in  Gorgias'  Thesen  einen  völlig  ernst  gemeinten  Nihilismus 
■als  philosophische  Überzeugung  des  Sophisten  erkannten,  sahen  andere  darin  nur 
■einen  Scherz  oder  ein  Bravourstück  sophistisch-rhetorischer  Dialektik  oder  eine 
Parodie  auf  die  eleatische  Doktrin  vom  Nichtseienden  (Maier,  Sokrates  S.  223  f.). 
Neuerdings  hat  Heinr.  Gomperz  auf  Analogien  zwischen  der  Schrift  ITsgl  (pvaeoig 
und  den  beiden  rhetorischen  Virtuosenstücken  des  Gorgias,  der  „Helena" 
und  dem  „Palamedes",  in  sehr  treffender  Weise  hingewiesen  und  die  Meinung 
geäußert,  daß  es  sich  bei  der  Schrift  Uegl  (pvaeoyg  um  eine  rhetorische  Scherzrede 
•ohne  alles  philosophische  Interesse  handele  (Sophistik  und  Rhetorik  S.  1  ff.). 
Er  vermutet,  die  Absicht  der  Schrift  sei  „nicht  eine  sachliche,  sondern  auch  sie 
diene  lediglich  dem  Zwecke  der  Epideixis:  es  sei  dem  Gorgias  nicht  darum 
zu  tun  gewesen  zu  beweisen,  daß  nichts  existiert,  nichts  erkannt  und  mitgeteilt 
werden  kann,  sondern  vielmehr  darum,  zu  zeigen,  seine  dialektische  Technik  sei 
von  solcher  Unwiderstehüchkeit,  daß  sie  auf  jedem  Gebiete,  also  auch  auf  dem 
philosophischen,  auch  das  Absurdeste  mit  dem  Scheine  der  Plausibilität  zu  um- 
geben vermöge".  So  glänzend  nun  auch  der  Scharfsinn  ist,  mit  dem  H.  Gomperz 
•seine  These  verteidigt,  so  bleiben  gegen  die  philosophische  Indifferenz  der  gorgia- 
nischen  Beweise  doch  wesentliche  Bedenken.  Zunächst  scheint  mir  das  Zeugnis 
•des  Isokrates,    der  (Hei.  3)  Gorgias'  Sätze  mit  solchen   des  Zenon   und  Melissos, 


136  §  29.     Gorgias  aus  Leontinoi. 

also  philosophisch  ernst  zu  nehmender  Mäuner,  zusammenstellt,  durch  Gomperz 
S.  31  so  wenig  aus  dem  Wege  geräumt,  wie  die  Schrift  des  Aristoteles  (nach 
Gomperz'  Vermutung  des  Theophrast)  Ilgog  za  Fo^yiov,  der  also  Gorgias  einer 
philosophischen  Widerlegung  für  wert  hielt,  durch  das  von  Gomperz  S.  34  Anm. 
Bemerkte  hinsichtlich  ihrer  Beweiskraft  beseitigt  ist.  Weiterhin  spricht  für 
philosophisches  Interesse  sowohl  Gorgias'  eigene  Entwickhing  (s.  o.  S.  134),  Avie 
die  Analogie  anderer  Sophisten,  unter  denen  freilich  Gomperz  nur  Protagoras  als 
philosophisch  interessiert  gelten  läßt.  Auch  wäre  eine  Schrift  Ueol  q-voFOig 
als  rhetorische  Epideixis  ohne  Beispiel  und  der  Gegenstand  dazu  schlecht  ge- 
wählt. Sagen  wie  die  von  Helena  und  Palamedes  waren  allgemein  bekannte 
Die  Rhetorschule  hat  sich  solcher  Stoffe  bemächtigt,  .und  es  gehörte  bei  der  ver- 
breiteten Kenntnis  und  der  Leichtverständlichkeit  derartiger  Gegenstände  kein 
fachliches  Interesse  oder  Wissen  dazu,  um  Ausführungen  wie  die  der  beiden 
gorgianischen  Deklamationen  zu  verstehen  und  zu  bewerten.  Mit  dem  Thema  .-rfpt 
(pvoeiog  wurde  ein  davon  weitabliegendes  Gebiet  betreten.  Hier  spielten  Gedanken, 
wie  sie  die  schärfsten  philosophischen  Köpfe  beschäftigt  hatten,  eine  Rolle  (vgl.. 
das  Eleatische  in  der  ersten  Argumentationsreihe),  Gedanken,  die  z.  T.  tiefe  philo- 
sophische Probleme  berührten  und  mit  Sachkunde  erwogen  und  gewürdigt  sein 
wollten.  In  dieser  Beziehung  ist  die  Schrift  Tlegl  (pvoEwg  von  den  beiden  Dekla- 
mationen unleugbar  durch  eine  tiefe  Kluft  getrennt  und  wandte  sich  jedenfalls 
nicht  an  die  landläufige  Zuhörer-  oder  Leserschaft  rhetorischer  Epideixeis,  son- 
dern an  solche,  denen  philosophische  Probleme  am  Herzen  lagen. 

Daß  nun  freilich  Gorgias  alles  Ernstes  gemeint  haben  sollte,  er  habe  mit 
der  ersten  Argumentationsreihe  bewiesen,  daß  nichts  existiert,  ist  schwer  glaub- 
lich. Dagegen  ist  kein  Grund  an  seiner  Skepsis  hinsichtlich  Erkennbarkeit  der 
Dinge  und  Mitteilbarkeit  der  Erkenntnisse  zu  zweifeln.  Der  Nihilismus  der  ersten 
Argumentationsreihe  ist  eine  paradoxe  Fortführung  und  Übertrumpfung  dieser 
Skepsis,  an  der  gewiß  das  Streben  nach  einer  dialektischen  Bravourleistung  seinen 
Anteil  hat,  die  aber  wohl  so  wenig  wie  etwa  Zenons  vierter  Beweis  gegen  die  Be- 
wegung, wie  die  Fehlschlüsse  im  platonischen  Protagoras  und  Sophisten  (248  d  f.) 
und  wie  der  stoische  Schluß  aus  der  Existenz  von  deorum  interpretes  auf  die 
Existenz  von  dei  einfach  unter  das  Dilemma:  Ernst  oder  Scherz  gestellt  werden 
darf.  Die  griechische  philosophische  Diskussion  hat  ihren  LVsprung  in  einem 
disputierfreudigen  Volke  und  ihr  Aufblühen  in  der  Zeit  sophistischer  Eristik 
darin  nicht  verleugnet,  daß  sie  da  und  dort  Beweisgründe  und  Beweise  in  die 
Debatte  warf,  die  bei  allem  Mangel  innerer  Überzeugungskraft  durch  ihre  Para- 
doxie  den  Gegner  blenden  und  durch  ihre  scheinbare  Unwiderleglichkeit  in  Ver- 
legenheit setzen  sollten.  Die  Frage,  ob  der  Urheber  solcher  Argumente  sich 
innerlich  zu  ihnen  bekennt,  spielt  dabei  keine  Rolle.  So  wenig  wie  von  Ernst 
kann  aber  in  solchen  Fällen  von  Scherz  die  Rede  sein.  Es  handelt  sich  nicht 
darum,  lachenden  Mundes  Dinge  vorzutragen,  über  deren  Untriftigkeit  hüben  wie 
drüben  kein  Zweifel  besteht  und  die  nur  durch  ihre  Erfindung  und  Zurüstung 
dem  Können  ihres  L^rhebers  Ehre  machen  sollen.  Es  handelt  sich  vielmehr  um 
Argumente,  die  in  der  Debatte  als  deren  integrierende,  den  triftigen  Beweisgründen 
völlig  gleichgestellte  Bestandteile  figurieren  und  mit  denen  der  Gegner  sich  ab- 
finden mag,  so  gut  er  kann. 

In  gewissem  Sinne  ist  nach  Protagoras  jede  Meinung  wahr,  nach  Gorgias 
jede  Meinung  falsch;  beides  läuft  aber  gleich  sehr  auf  die  Negation  der  Wahr- 
heit als  der  Übereinstimmung  des  Gedankens  mit  einer  objektiven  Realität 
hinaus,  so  daß  durchweg  bloße  Überredung  an  die  Stelle  der  Überzeugung 
treten  muß. 


§  30.    Hippias  aus  Elis.    §  31.   Prodikos  aus  Keos.  137 

Die  von  manchen  bezweifelte  Echtheit  der  zwei  unter  dem  Namen  des 
Gorgias  uns  überUeferten  Deklamationen,  der  Verteidigung  des  Palamedes 
und  des  Lobes  der  Helena,  ist  in  neuerer  Zeit  mit  guten  Gründen  verteidigt 
worden.     S.  besonders  H.  Gomperz.  Sophistik  u.  Rhetorik  S.  3  ff. 

§  30.  Hii^pias  aus  Elis,  ein  jüngerer  Zeitgenosse  des 
Protagoras,  mehr  durch  Redefertigkeit  und  durch  mathematische, 
astronomische,  grammatische  und  archäologische  Kenntnisse  als 
durch  philosoi)hische  Lehren  berühmt,  bekundet  den  ethischen 
Standpunkt  der  Sophistik  in  dem  von  Piaton  ihm  zugeschriebenen 
Satze,  das  Gesetz  sei  der  Tyrann  der  Menschen,  da  es  sie  zu 
manchem  Naturwidrigen  zwinge. 

Antike  Überlieferung  über  Leben  und  Lehre.  Fragmente:  Diels, 
Vorsokr.  c.  79. 

Hippias  erscheint  in  dem  Sophistenkongreß,  der  nach  der  Szenerie  des 
platonischen  Dialogs  Protagoras  kurz  vor  dem  Anfang  des  pelopcnnesischen 
Krieges  im  Hause  des  Kailias  stattfand,  als  ein  Mann  im  mittleren  Lebensalter, 
beträchtlich  jünger  als  Protagoras.  Nach  p.  318 e  pflegte  er  in  der  Arithmetik, 
Geometrie,  Astronomie  und  Musik  zu  unterrichten;  in  dem  platonischen  Dialog 
Hippias  maior  wird  p.  285  c  d  von  ihm  gesagt,  er  habe  die  genaueste  Kenntnis 
nfoi  T£  ygafifiärcov  Svrdjuecog  xul  av?./.ußcov  xal  gvd/Licöv  xal  aQ/novicöv.  Auch  mit  der 
Ausbildung  der  Gedächtniskunst,  die  Simonides  von  Keos  erfunden  haben  soll,  hat 
er  sich,  wie  es  scheint,  erfolgreich  abgegeben. 

Prot.  337  d  läßt  Piaton  den  Hippias  sagen :  6  8's  vo/uog  zvoavvog  oh'  tojv 
ävßQwjTcov  JTo/./M  :iaQa  x)]v  cpvoiv  ßtd^ezai  (vgl.  Herodot  3,  38  a.  E.  [Pindar.  fragm. 
169  Sehr.];  7,  104).  Er  findet  naturwidrig,  daß  die  Differenz  der  Staaten  und 
ihrer  Gesetze  Gebildete  einander  entfremde,  die  doch  <fvasi  ovyyevsTg  seien.  Bei 
Xenophon  (Memor.  4,  4,  5  ff.,  Vors.  79  A  14)  bestreitet  er  die  Hochsehätzung  der  Ge- 
setze durch  Hinweisung  auf  ihre  Verschiedenheit  und  Wandelbarkeit.  Doch  scheint 
sieh  Hippias  in  seinen  ethischen  Vorträgen  ebensowenig  wie  andere  Sophisten  in  einen 
bewußten  und  prinzipiellen  Widerstreit  mit  den  griechischen  Volksanschauungen  ge- 
setzt zu  haben.  Er  gibt  zu,  daß  auch  Gesetze  von  den  Göttern  stammen;  das 
sind  die  allgemein  gültigen,  z  B.  yovsag  rtinav.  Ermahnungen  und  Lebensregeln, 
wie  die,  welche  nach  der  Darstellung  des  Dialogs  Hippias  maior  (p.  286  b,  Vors. 
79  A  9)  Hippias  den  Nestor  dem  Neoptoleraos  erteilen  läßt,  mögen  ziemlich  un- 
verfänglich gewesen  sein. 

Blaß  vermutete  in  Hippias  den  Verfasser  einer  gegen  gewisse  Musiktheore- 
tiker gerichteten  Rede,  deren  Anfang  uns  in  The  Hibeh  papyri  part.  I  ed.  by 
Bern.  P.  Grenfell  and  Arthur  S.  Hunt,  London  1906,  No.  13  p.  45—48  (2.  Jahrh. 
vor  Chr.)  erhalten  ist.    S.  dagegen  Diels,  Vors.  zu  c.  79  a.  E, 

§31.  Prodikos  aus  Keos  verdient  erwähnt  zu  werden 
wegen  seiner  paränetischen  Moralvorträge,  unter  denen  „Herkules 
am  Scheidewege"  am  bekanntesten  geworden  ist,  und  wegen 
seiner  Unterscheidung  sinnverwandter  Worte.  Durch  beides  hat 
er  Sokrates  vielleicht  angeregt.  Doch  geht  er  nicht  wesenthch 
über  den  Standpunkt  der  älteren  Sophisten  hinaus. 


]^38  §  31-    Prodikos  aus  Keos. 

Antike  Überlieferung  über  Leben  und  Lehre.  Fragmente:  Diels, 
Yors.  c.  77. 

Prodikos  war,  wie  aus  Piatons  Dialog  Protag.  zu  schließen  ist,  jünger 
als  Protagoras  und  dem  Hippias  ungefähr  gleichalterig.  Sokrates  hat  seinen 
Unterricht  öfters  jungen  Männern  empfohlen,  freilich  solchen,  die  er  selbst  zu 
■dialektischer  Bildung  ungeeignet  fand  (Plat.  Theaet.  151  b),  und  er  nennt  sieh 
auch  mitunter  (Plat.  Protag.  341  a;  vgl,  Charm.  163  d,  Meno  96  d)  einen  Schüler 
des  Prodikos,  dies  jedoch  'mehr  scherzhaft  als  in  strengem  Ernst.  Crat.  384  b 
sagt  er,  die  50  Drachmen  kostende  sjiidfiiig  habe  er  nicht  bei  Prodikos  gehört, 
«ondern  nur  die  1  Drachme  kostende,  und  zwar  scheinen  dies  Vorträge  über 
Synonymik  gewesen  zu  sein.  Piaton  schildert  ihn  im  Protagoras  als  weichlich 
und  etwas  pedantisch  in  seiner  Wortunterscheidung  und  behandelt  Um  mit  Vorliebe 
ironisch.  Eine  prächtige  Persiflage  prodikeischer  Synonymik  gibt  er  Protag. 33 7a  f.: 
KaXöJg  fioi,  e(p)]  (d  Ugödixog),  doxsTg  Xsysir,  w  Kgiria.  XQV  Y^Q  ''^ovg  kr  roioTads  köyoig 
jiaQayiyvofiivovg  xoivovg  fisv  elrai  a.fi<f)oTv  xoTr  öia).eyoftEvoiv  axQoaTäg,  l'oovg  dk 
lAr].  e'ati  ycig  ov  zavzör.  xoivfj  fikv  yctQ  dxovaai  Öel  dfiqpoisocor,  /nij  i'aov  Sk  vsTfiai 
ixareooj,  d/./.ä  tm  /aev  ooqpcozsQO)  tiXeov,  toj  ös  dfiaßEaisQoj  s/.airoy.  syio  /iikv  xal  avrog,  o> 
IlQCOxayÖQu  ze  xal  2(üXQazeg,  d^icö  vfxäg  ovy/cogsiv  nal  dlliqkoig  n:sQl  ziör  Xöyoiv 
d fi(pcaßr]z sTv  iJ,ev,  eqU^eiv  8e  [it].  di.i(piaßt]Tovoi  fisv  yag  xal  8i  svvoiav  ot  q)ikoi 
zoTg  cpiXoig,  igiCovai  de  oi  8id<poQoi  ze  xal  ix'&Qol  dXXr]Xoig.  y.ui  ovzcog  av  xaXXi'ozij 
fjUty  fj  avvovaia  ylyvoixo'  vfielg  ze  ydg  oi  XiyovzEg  /^dXtoz  av  ovzcog  ir  rjiiiTt'  zoTg 
dy.ovovaii'  ev  öoxifioTzs  xal  ovx  ettuiv  oZa&e.  ev8oxt/^£Tv  f.iEv  ydg  eazi.siaQa  zaig 
ipv/alg  zcöv  dxovövzcov  ävsv  djidzTjg,  EJiaivEiadai  ök  ev  Xöyo)  rioXXdxig  Jiagä  d6$av  tpsv- 
SojiiEvcoi'.  ^fiEcg  z  av  oi  dxovovreg  [.lälioz  äv  ovzojg  Ev<pQaivoi jjiEß a,  ovy^  fjdoi^ei^a. 
svifQuivEodai  fisv  ydg  sazi  fiav&dvovzd  zi  xal  q)oori]0£wg  (A.ExaXa(AßdrovTa  avrf/  z>~ 
Siaroia,  ijdeodai  de  iodiorid  zi  7}  äXXo  ^ör  jTdoyovra  avzM  tm  aojfiazc.  Obwohl  die 
Vorträge  des  Prodikos  beliebt  waren,  so  ist  doch  keine  einzige  Wortunterscheidung 
desselben  zur  Zeit  Piatons  allgemein  anerkannt  gewesen,  und  noch  weniger  hat 
sich  eine  als  zutreffend  in  späteren  Zeiten  erhalten.  —  Von  Geldgier  scheint 
Prodikos  ebensoAvenig  frei  gewesen  zu  sein,  wie  andere  Sophisten. 

Bemerkenswert  sind  Prodikos'  religionsphilosophische  Anschauungen, 
mit  denen  er  einen  später  von  anderen  weiter  verfolgten  Weg  beschritten  hat. 
Was  den  Menschen  nützte,  meinte  er,  ward  als  Gottheit  verehrt.  So  geschah 
es  mit  Sonne  und  Mond,  Flüssen  und  Quellen.  So  ward  das  Brot  als  Demeter 
verehrt,  der  Wein  als  Dionysos,  das  Wasser  als  Poseidon,  das  Feuer  als  Hephai- 
stos  usw.  (Vors.  77  B  5;  vgl.  zum  Standpunkte  auch  Philod.  de  piet.  6  c  p.  71  G.). 

Den  Mythus  von  dem  zwischen  Tugend  und  Lust  wählenden  Herakles 
enthielt  eine  Schrift  mit  dem  Titel  ^ügai ;  außer  dieser  Schrift  wird  von  Prodikos 
noch  eine  zweite  unter  dem  Titel  UeoI  <pva£0)g  angeführt.  Den  genannten  Mythus 
hat  Xenophon  (Memor.  2,  1,  21  ff.)  nachgebildet.  Die  Tugend  wird  hier  nicht 
als  um  ihrer  selbst  willen  begehrenswert  empfohlen,  sondern  als  die  nach  göttlicher 
Ordnung  notwendige  Voraussetzung  zur  Erreichung  der  Lebensgüter.  —  Joel 
(s.  Lit.)  sucht  in  ausführlichster  Weise  darzutun,  daß  alles  in  diesem  Mythus, 
die  Heraklesfigur,  das  Bild  der  Wege,  Sokrates  als  Prodikeer,  die  gorgianische 
Rhetorik  im  Dialog,  der  moralische  urkynische  Inhalt  der  Synkrisis  dgezy  ejiitto- 
vog  gegen  xuxia  (piXrjdovog  und  vieles  andere  ganz  deutlich  auf  Antisthenes  als 
eigentlichen  Autor  der  Prodikosfabel  hinweise.  Prodikos  soll  nach  Joel  hier  nicht 
der  historische,  sondern  eine  überlieferte  literarische  Figur  sein.  Xenophon  kon- 
kurriert dabei  mit  einem  ungenannten  Vorbild,  und  dies  ist  der  Herakles  des 
Antisthenes    —    eine  Hypothese,  die  mit  Joels  später  noch  zu  berührender  Ten- 


§  31.    Prodikos  aus  Keos.     §  31  a.    Anonymus  lamblichi.     Aiaaol  löyoi.      ]^39 

denz  zusammenhängt,  bei  Xenophon  au    die  Stelle  des  Sokratcs    den  Antisthenes 
zu  substituieren,  und  einer  genügenden  Grundlage  entbehrt. 

Den  Tod  soll  Prodikos  für  wünschenswert  erklärt  haben,  um  den  Übeln  des 
Lebens  zu  entgehen;  die  Furcht  vor  dem  Tode  sei  unbegründet,  da  der  Tod 
weder  die  Lebenden  noch  die  Gestorbenen  angehe,  die  erstereu  nicht,  weil  sie 
noch  lebten,  die  letzteren  nicht,  weil  sie  nicht  mehr  lebten:  [Plat.J  Axioch.  366c. 
Doch  ist  es  sehr  unsicher,  ob  die  pessimistischen  Betrachtungen  in  dem  pseudo- 
platonischen Dialog  dem  Sophisten  angehören;  sie  scheinen  mit  dem  Eudämonis- 
mus  des  Herakles-Mythus  schlecht  übereinzustimmen,  wiewohl  die  Verbindung 
des  Pessimismus  mit  Eudämonismus  nicht  undenkbar  ist.  Aber  die  Zurück- 
weisung der  Furcht  vor  dem  Tode  im  Axiochos  entspricht  zu  genau  einem  später 
7X\  erwähnenden  Ausspruch  Epikurs,  als  daß  man  nicht  annehmen  sollte,  sie  sei 
diesem  entlehnt.  —  Ohne  sichere  Belege  hat  man  neuerdings  den  Schriften  des 
Prodikos  „einen  bedeutenden  dogmatischen  Gehalt"  zugesprochen  und  sie  als 
Quelle  für  manche  späteren  Aufstellungen  in  Anspruch  genommen  (Dümmler, 
Akademika;  s.  hier  das  Register  unter  ,, Prodikos"). 

§  31a.  Mit  dem  Namen  Anonymus  lamblichi  bezeichnet 
man  den  Verfasser  eines  nach  Sprache  und  Inhalt  der  zweiten 
Hälfte  des  5.  Jahrh.  vor  Chr.  zuzuweisenden  ethiscli-pohtischen 
Traktates,  aus  dem,  wie  zuerst  Friedr.  Blaß  bemerkt  liat,  Auszüge 
in  dem  Protreptikos  des  Neuplatonikers  lamblichos  erhalten  sind. 
Der  Standpunkt  ist  der  des  Protagoras  und  Prodikos,  doch 
scheinen  auch  die  destruktiven  Tendenzen  der  jüngeren  Sopliisten- 
g'eneration  polemisch  berücksichtigt  zu  sein. 

Die  Jioool  Xöyoi  sind  die  z.  T.  nur  ein  Exzerpt  darstellende 
Niederschrift  von  Vorträgen  eines  wesenthch  auf  protagoreischem 
Boden  stehenden,  um  400  vor  Chr.  lebenden  Sophisten,  von  be- 
sonderem Interesse  dadurch,  daß  hier  u.  a.  Fragen,  wie  wir  sie 
im  sokratischen  Kreise  behandelt  finden,  wie  die  nach  der  Lehr- 
barkeit  der  Tugend,  der  Berechtigung  der  Einsetzung  der  Be- 
amten durch  das  Los,  erörtert  werden. 

Überlieferte  Texte:  Diels,  Yors.  c.  82  (Anonymus  lamblichi);  c.  83 
{^ilioool  }.6yoi). 

Die  Auszüge  aus  dem  Anonymus  lamblichi  lassen  die  pädagogischen 
Interessen  der  Sophistik  und  die  ethische  Richtung  der  älteren  Sophistengeneration 
erkennen.  Allgemeine  Weisungen  für  den  Erwerb  der  Bildung  und  des  Ansehens 
bei  den  Mitbürgern,  die  Aufforderung,  gewonnene  Fähigkeiten  nur  zu  guten  und 
gesetzlichen  Zwecken  zu  benutzen,  Bekämpfung  der  rpilo^pv/ia,  q:r/.oyotyiaTia  und 
:n!/.so%'E^ta  sind  leitende  Gesichtspunkte.  Den  Schluß  bildet  eine  Gegenüberstellung 
der  Vorzüge  der  svvoiiia  und  der  Nachteile  der  ävofua.  Ist  es  auch  im  ganzen 
triviale  Weisheit,  die  hier  geboten  wird,  so  interessieren  uns  doch  die  Anklänge 
an  Protagoras  und  die  Ablehnung  einer  egoistischen  Moral,  wie  sie  von  der 
späteren  Sophistengeneration  vertreten  wurde.  In  c.  6  erinnern  die  Ausführungen 
über  die  Notwendigkeit  des  menschlichen  Gemeinlebens,  dem  alle  Kunstfertig- 
keiten  dienen  und  das  die  dvoula  ausschließe,  an  den  Mythus  des  platonischen 


240  §  31a.     Anonymus  lamblichi.     Jioaol  /.öyoi. 

Protagoras.  An  die  Bekämpfung  der  Sophisten  im  platonischen  Gorgias  und  der 
Republik  mahnt  in  c.  6  die  Aufforderung:  sn  roiwv  ovy.  em  :r?.£ovs^iav  oofiäv  deV 
ovde  ro  xoÜTog  t6  irrt  Ttj  rr/.eove^ia  rjynadai  agezi^v  sivai,  to  de  zcöv  vöiicov  vjia- 
y.ovFiv  öediar.  Ebenso  wenn  in  der  Mitte  des  gleichen  Kapitels  ein  Übermensch 
vorausgesetzt  wird  (uTOCozog  zov  yowza  ävooög  re  y.ai  d.Taj?»/?  xul  v:j£oqvr]g  xal 
ädniidtzirog  zö  zs  ocöua  y.al  zr]v  i^'v^tp'),  der  zum  Träger  einer  auf  jrleove^la  ge- 
gründeten Macht  geeignet  erscheinen  könnte  [zöv  yäg  zoiovzov  zw  völkoiiIj  vjiobvrovza 
övvuaßai  udipov  sivai,  vgl.  den  piaton.  Gorgias  473  b),  tatsächlich  aber  der  Feind- 
schaft der  Menge  der  Gesetzlichen  nicht  standzuhalten  vermag;  vgl.  etwa  Plat. 
Gorg.  483  b  f.  (Über  mögliche  Beziehungen  des  Anonymus  zu  Hippias  s.  Heinr. 
Gomperz,  Sophistik  u.  Rhetorik  S.  79  ff.). 

Die  Aiaooi  löyoi  (dieser  Titel  nach  dem  Anfange  öioooi  /.oyot  Xkyovzai,  Iv  zff 
'E/./.äöi  y.z/..;  der  Titel  Aia/J^sig  ist  willkürlich)  stellen  in  antilogistischer  Weise 
Thesen  und  Gegenthesen  einander  gegenüber  und  verfechten  jede  in  zusammen- 
hängender Argumentation.  So  beginnt  der  erste  Abschnitt  („Über  das  Gute  und 
Schlechte"):  „Zweierlei  Reden  werden  in  Griechenland  von  den  Philosophierenden 
hinsichtlich  des  Guten  und  Schlechten  vorgebracht:  die  einen  nämlich  sagen, 
das  Gute  sei  etwas  anderes  als  das  Schlechte,  die  anderen  aber,  es  sei  dasselbe, 
und  für  die  einen  sei  es  gut,  für  die  anderen  aber  schlecht,  iind  für  einen  und 
denselben  Menschen  bald  gut  bald  schlecht."  Es  folgt  die  Ausführung  zu- 
nächst der  zweiten,  dann  der  ersten  These.  Bei  der  Verfechtung  der  Identität 
von  gut  und  schlecht  wird  nun  , .dasselbe"  im  Sinne  des  Relativismus  verstanden: 
das  nämhche  Ding  ist  mit  einem  Maßstabe  gemessen  und  im  Verhältnis  zu  einem 
Gegenstande  gut,  mit  einem  andern  Maßstabe  gemessen  und  im  Verhältnis  zu  einem 
andern  Gegenstande  schlecht:  die  Schwelgerei  ist  für  die  Schwelger  etwas 
Schlechtes,  für  die,  die  ihnen  die  Hilfsmittel  dazu  verkaufen,  etwas  Gutes,  die 
Krankheit  für  die  Kranken  schlecht,  für  die  Ärzte  gut  usw.  Bei  der  Gegeuthese 
hingegen  —  ä/./.o  fiev  zäya&öv,  ä/./.o  ds  z6  y.ay.öv  —  wird  die  bestrittene  Identität 
von  gut  und  schlecht  als  absolut  vorausgesetzt  und  die  Verfechter  dieser  Identität 
durch  -Argumentationen  ad  absurdum  geführt  wie  die  folgende:  deine  Eltern 
haben  dir  viel  großes  Gute  erwiesen ;  also  schuldest  du  ihnen  viel  großes  Schlechte, 
wenn  anders  Gutes  und  Schlechtes  identisch  sind.  In  analoger  Weise  wie  über 
Gutes  und  Schlechtes  wird  in  c.  2—4  über  Schönes  und  Häßliches,  über  Gerechtes 
und  Ungerechtes  und  über  Wahres  und  Falsches  gehandelt.  Nach  einigen  weiteren 
kürzer  besprochenen  Motiven  aus  dem  Thema  zavröv  —  ov  zavzöv  (Identität  der 
Handlungen  der  Wahnsinnigen  und  der  Vernünftigen  u.  a.  c.  5)  geht  der  Ver- 
fasser in  c.  6  zu  der  Frage  nach  der  Lehrbarkeit  der  Tugend  über.  Er  wUl  sie 
nicht  im  positiven  Sinne  entscheiden,  aber  dartun,  daß  die  gegen  diese  Lehr- 
barkeit ins  Feld  geführten  Beweisgründe  (zu  denen  z.  T.  der  platonische  Prota- 
goras zu  vergleichen  ist),  nicht  stichhaltig  seien.  C.  7  enthält  eine  scharfe  Pole- 
mik gegen  die  VV'^ahl  der  Beamten  durchs  Los,  die  gleich  unvernünftig  sei,  wie 
wenn  gelegentlich  der  Wagenlenker  durchs  Los  zum  Koch  und  der  Koch  zum 
Wagenlenker  bestimmt  werde  (übereinstimmend  mit  Sokrates;  vgl.  etwa  Xen. 
Mem.  1,  2,  9;  3.  9,  10).  Nicht  einmal  volksfreundlich,  wie  man  behaupte,  sei 
das  Verfahren,  denn  es  gebe,  wenn  das  Los  es  so  füge,  Volksfeinden  die  Macht 
zur  Vernichtung  des  Demos.  C.  8  verfolgt  den  Gedanken,  daß  die  Kunst  der 
Dialektik  vom  Wissen  über  alle  Dinge  und  der  praktischen  Kunst  des  Richters 
und  Staatsmannes  untrennbar  sei,  c.  9  erhebt  den  Wert  des  Gedächtnisses  als 
des  /niyiazov  y.al  yäl/.iozov  i^evofjfia  yai  ig  jzdvza  /^qtjoihov,  ig  zav  oocpiav  zs  y.al  ig 
zöv  ßt'ov  und  gibt  einige  Ratschläge  hinsichtlich  der  Art  seiner  Betätigung. 


§  31  a.    Anonymus  lamblichi.    Atoool  löyoi.    §  32.    Spätere  Sophisten.     141 

So  wenig  die  Aiaaol  koyoi  einen  Verfasser  von  bedeutender  philosophischer 
Begabung  verraten,  so  sind  sie  doch  für  uns  insofern  von  Interesse,  als  sie  Ge- 
danken vereinigen,  die  sonst  in  unserer  Überlieferung  wesentlich  als  sophistisch, 
und  solche,  die  durchaus  oder  wesentlich  als  sokratisch  erscheinen.  Sie  bilden  so 
für  uns  eine  Art  Brücke  zwischen  Sophistik  und  Sokratik.  An  die  Sophistik  er- 
innert neben  dem  Problem  des  ravTo  und  ov  zavio  auch  das  mythologische,  ge- 
schichtliche und  ethnologische  Material  (1,  8  ff.;  2,  9  ff.),  das  im  Zusammenhang 
dieser  Probleme  verwertet  wird,  an  Hippias  insbesondere  die  Betonung  des  Ge- 
dächtnisses (vgl.  Plat.  Hipp.  mai.  285  e,  Xenoph.  Symp.  4,  62).  Als  mit  Eifer 
von  Sokrates  behandelt  ist  aus  dem  platonischen  Protagoras  und  Menon  die  Frage 
nach  der  Lehrbarkeit  der  Tugend  bekannt,  und  mehrfach  erwähnt  wird  Sokrates' 
Opposition  gegen  die  athenische  Beamtenerlosung. 

§  32.  Von  den  späteren  Sophisten,  in  denen  immer  mehr 
der  Fortschritt  vom  erkenntnistheoretischen  zum  morahschen  Sub- 
jektivismus —  was  jeder  begehrt,  mag  er  unbeirrt  durch  ein  als 
aUgemein  verbindhch  angesehenes  Gesetz  mit  aUen  behebigen 
Mitteln  zu  erreichen  suchen  —  und  damit  destruktive  Tendenzen 
zu  Tage  traten,  sind  die  bekanntesten:  der  Rhetor  Polos,  ein 
Schüler  des  Gorgias,  Thrasymachos,  der  das  Recht  mit  dem 
Vorteil  der  Machthaber  identifiziert,  Kallikles  und  die  pseudo- 
dialektischen Gaukler  Euthydemos  und  Dionysodoros.  Zum 
eleatischen  Standpunkte  neigten  in  Erkenntnistheorie  und  Meta- 
physik Antiphon  und  vielleicht  Xeniades.  Viele  der  ge- 
bildetsten Alänner  in  Athen  und  anderen  griechischen  Städten 
(wie  namenthch  Kritias,  der  an  der  Spitze  der  dreißig  ohgar- 
chischen  Gewaltherrscher  stand)  huldigten  sophistischen  Grund- 
sätzen,  ohne  doch  selbst  berufsmäßig  als  Sopliisten  aufzutreten. 

Antike  Überlieferung  über  Leben  und  Lehre.  Fragmente:  Diels, 
Yorsokr.  c.  78  (Thrasymachos);  c.  80  (Antiphon);  c.  7.5  (Xeniades):  c.  81  (Kritias). 
Über  Polos,  Kallikles,  Euthydemos  und  Dionysodoros  s.  die  alsbald 
anzuführenden  Platonstellen. 

Bei  den  meisten  der  späteren  Sophisten  können  wir  uns  fast  nur  an  die 
Charakteristik  halten,  die  Piaton  in  seinen  Dialogen  von  ihnen  gibt.  Polos  und 
Kallikles  treten  im  Dialog  Gorgias,  Thrasymachos  in  der  Eepublik  auf. 
Den  Kallikles  für  eine  von  Piaton  erdichtete  Persönlichkeit  zu  halten,  gibt  es 
keinen  hinreichenden  Grund.  Alle  drei  äußern  extreme  Ansichten  auf  dem  ethisch- 
politischen  Gebiete:  das  natürliche  ßecht  geht  dahin,  die  Begierden  des  Einzelnen 
nicht  einzuschränken,  sondern  sie  wachsen  zu  lassen  und  soviel  als  möglich, 
gleichgültig  mit  welchen  Mitteln,  zu  befriedigen.  Die  meisten  Menschen  sind 
freilich  zu  ohnmächtig,  um  ihren  Begierden  freien  Lauf  zu  lassen,  und  so 
hat  man  sich  gewöhnt  die  Schrankenlosigkeit  zu  tadeln.  In  Wahrheit  ist 
es  aber  für  jemanden,  der  die  Macht  hat,  das  Schimpflichste  und  Schlech- 
teste, Maß  zu  halten,  der  Mächtige  im  Staate  kann  an  nichts  gehindert 
werden,  und  der  Unrecht  Tuende  ist  besser  als  der  Unrecht  Leidende;  wer 
Unrecht  tun  kann,  ohne  zu  leiden,  ist  töricht,  wenn  er  sich  dessen  enthält. 
Für  den  Starken    ist    das  Recht,    was   ihm   nützt    (Plat.   Rep.    338c:    lö    dly.aiov 


142  §  32.    Spätere  Sophisten.  • 

oi-y.  a'/.'/.o  Ti  j)  tö  tov  y.oeiTTovoc  ^viKpegov).  Die  Tyrannis,  die  man  in  der  Regel 
für  die  größte  Ungerechtigkeit  hält,  macht  den,  der  sie  ausübt,  zu  dem  Glück- 
seligsten. So  ist  der  Makedonier  Archelaos,  der  die  verabscheuungswürdigsten 
Verbrechen  verübte,  ein  glücklicher  Mensch.  Um  zu  der  Machtstellung  im 
Staate  zu  gelangen,  muß  man  die  richtigen  Mittel  finden;  eines  der  vorzüglichsten 
ist  die  Redekunst;  denn  die  Redner  sind  im  Staate  mächtig,  sie  berauben,  ver- 
bannen, töten,  wen  sie  wollen  (Plat.  Gorg.  466b f;  471a).  Die  Brüder  Euthy- 
demos  und  Dionysodoros  werden  in  dem  Dialog  Euthydemos  mit  ihren 
eristischen  Kunststücken  von  Piaton  vorgeführt  und  verspottet.  Kamen  sophi- 
stische Albernheiten,  wie  sie  hier  geboten  werden,  auch  in  Wirklichkeit  vor  — 
man  vergleiche  Aristoteles  UsqI  aocpionxwv  lliyioiv  — \  so  ist  das  Ganze  doch  als 
persiflierende  Übertreibung  aufzufassen,  durch  die  Piaton  das  Treiben  der  eristischen 
Sophisten  zu  kennzeichnen  sucht  (vgl.  die  persiflierende  Charakteristik  des  Prodikos 
0.  S.  138). 

Zu  dem,  was  wir  aus  Piaton  über  diese  späteren  Sophisten  schöpfen  können, 
kommen  noch  einige  Notizen  bei  Aristoteles  und  anderen,  z.  B.  Aristot.  Polit.  3,  9, 
1280b  11,  daß  der  Sophist  Lykophron  das  Gesetz  kyyviizrjQ  rwv  biy.aimv  ge- 
nannt habe  (über  Lykophrons  Ausdrucksweise  vgl.  Arist.  Rhet.  3,  3,  1405  b  35, 
1406  a  7);  Rhet.  1,  13,  1373  b  18  erwähnt  Aristoteles  den  Alkidamas,  der  in 
seiner  messenischen  Rede  von  dem  natürlichen  Recht  gehandelt  habe;  aus  dieser 
Rede  führen  die  Schollen  zur  Rhetorik  den  Satz  an:  i/.EvOegovg  äq)7jxs  nävxaz  6  ■dtö^' 
ovösra  dovÄov  t)  (pvoig  :rc£jioir)y.Ev.  Alkidamas  erscheint  also  hier  als  Gegner  der 
Sklaverei,  bezeichnend  für  den  Radikalismus,  mit  dem  sich  die  Sophistik  zu  alt- 
hergebrachten Anschauungen  und  Gepflogenheiten  in  Gegensatz  stellte.  Alkidamas 
hat  ein  Lob  des  Todes  und  ein  Lob  der  Armut  geschrieben.  Er  scheint,  wie  auch 
Lykophron,  der  Schule  des  Gorgias  angehört  zu  haben. 

Kr  it  ias  erklärte  (in  seiner  Tragödie  Sisyphos,  Nauck,  Fragm.  trag.  Gr.  2,  S.  771 ; 
Vors.  81  B  25)  den  Götterglauben  für  die  Erfindung  eines  weisen  Staatsmannes, 
der  die  Menschen  auch  in  der  Verborgenheit  zu  freveln  abhalten  wollte,  indem 
er  ihnen  den  Glauben  an  alles  sehende  und  hörende  Beobachter  eingab  (ßtday- 
fidzcov  ägiarov  eiorjyrjoazo,  ifsvöeZ  naXvipag  ttjv  aXrj&eiav  Xöyw).  Die  Seele  identifi- 
zierte Kritias  mit  dem  Blut  (Vors.  81  A  23):  aTfia  yuQ  dv&QcoTtoig  ^eQiy.aQÖiöv 
eozi  rörjfiu. 

Nach  der  Darstellung  Piatons  im  Protag.  (p.  314  e  ff.)  schlössen  sich  aus 
dem  Kreise  der  im  Hause  des  Kallias  versammelten  gebildeten  Athener  die  einen 
enger  an  Protagoras  an  (wie  Kallias  selbst,  Charmides  u.  a.),  andere  an  Hippias 
(Eryximachos,  Phaidros  u.  a.),  andere  endhch  an  Prodikos  (Pausanias,  neben 
welchem  als  ein  veov  ezi  fiEigäxiov  Agathon  sitzt,  der  spätere  Dichter,  geb.  um  448, 
dessen  Stil  aber  den  Einfluß  des  Gorgias  bekundet,  s.  Plat.  Sympos.  198c), 
ohne  im  vollen  Sinne  für  Schüler  derselben  gelten  zu  können  und  ausschließlich 
imter  ihrem  Einfluß  zu  stehen.  Als  ein  Schüler  des  Protagoras,  der  sich  am 
meisten  ausgezeichnet  und,  um  selbst  Sophist  zu  werden  {im  zsxvij),  gelernt  habe, 
wird  von  Piaton  (Protag.  315  a)  Antimoiros  aus  Mende  in  Makedonien 
(AvxifiotQog  6  Mevbalo?)  genannt.  Auch  der  von  Piaton  im  Theaitet  erwähnte 
Theodoros  war  ein  Schüler  des  Protagoras,  wandte  sich  aber  bald  von  der  reinen 
Philosophie  ab  und  der  Mathematik  zu. 

Der  Sophist  Antiphon  (von  dem  Redner  Antiphon  wohl  zu  unterscheiden) 
zeigt  sich  von  der  eleatischen  Lehre  beeinflußt.  In  seinem  Werke  'Akrj&sia  schrieb 
er:  („Alles  ist  für  den  Logos  [den  Verstand]  eins).  Hast  du  dies  verstanden,  so 
weißt  du,  daß  für  ihn  nichts  Einzelnes  existiert,  weder  von  dem,  was  der  Weitest- 


§  32.    Spätere  Sophisten.    §  33.    Sokrates  von  Athen.  143'. 

blickende  mit  dem  Auge  erschaut,  noch  von  dem,  was  der  Weitestdenkende  mit 
der  Denkkraft  erdenkt"  (Übersetzung  von  Diels,  Vors.  zu  80  ß  1).  Andere  Frag- 
mente sind  mathematischen  und  naturwissenschaftlichen  (meteorologischen,  anthro- 
pologischen) Inhaltes.  Bruchstücke  der  Rede  TIfqI  ofiovolag  verraten  eine  pessi- 
mistische Lebensauffassung;  so  heißt  es  in  Fragm.  51:  „Das  gesamte  Leben  bietet, 
auch  wenn  es  (verhältnismäßig)  wunderbar  glücklich  ist  [so  nach  der  Textes- 
herstellung von  Diels],  guten  Grund  zur  Anklage;  es  enthält  nichts  Ausgezeich- 
netes, noch  Großes  und  Erhabenes,  sondern  alles  ist  klein  und  schwach  und  kurz- 
dauernd und  mit  großer  Trübsal  vermischt".  Ahnlich  Fragm.  50:  „Das  Dasein 
gleicht  einer  eintägigen  Haft  und  die  Länge  des  Lebens  sozusagen  einem  einzigen 
Tage,  an  dem  wir  eben  zum  Lichte  emporschauen,  um  ihn  (sogleich)  anderen  nach- 
kommenden weiterzugeben".  Ein  längeres  Stück  (Fragm.  49)  ist  der  Beurteilung 
der  Ehe  von  diesem  Standpunkte  aus  gewidmet.  Interessant  für  Antiphons  ethische- 
Auffassung  ist  Fragm.  59:  „Wer  das  Häßliche  oder  das  Schlechte  weder  begehrt 
noch  berührt  hat,  ist  nicht  selbstbeherrschend;  denn  es  gibt  nichts,  durch  dessen 
Überwindung  er  sich  als  sittlich  zeigen  könnte." 

Euenos  aus  Faros,  ein  Zeitgenosse  des  Sokrates,  wird  Plat.  Apol.  20a,. 
Phaedr.  267  a,  Phaedo  60  d  als  Dichter,  Rhetor  und  Lehrer  der  aosri]  dvßgw.^ivt] 
T£  xai  jioXizixri  erwähnt. 

Der  Zeit  und  der  Richtung  der  Sophisten  gehört  auch  Xeniades  au& 
Korinth  an,  den  Sextus  Empirikus  (Hypotyp.  Pyrron.  2,  18;  adv.  math.  7,  53- 
[Vors.  c.  75];  8,  5,  vgl.  auch  adv.  math.  7,  48)  den  Skeptikern  zurechnet  und 
(in  der  Skepsis)  mit  Xenophanes  dem  Eleaten  übereinstimmen  läßt.  Xeniades 
behauptete  (nach  Sext.  adv.  math.  7,  53),  alles  sei  Trug,  jede  Vorstellung  und  Mei- 
nung sei  falsch  (.Tavt'  elvai  xpevdf},  xai  :iäoav  (favzaoiav  xai  öö^ar  ipsvöeaßai),  was 
werde,  werde  aus  nichts,  was  vergehe,  vergehe  in  nichts.  Nach  der  Angabe  des 
Sextus  (adv.  math.  7,  53)  hat  Demokrit  auf  Xeniades  Bezug  genommen. 

Polyxenos  war  ein  Zeitgenosse  des  Piaton  und  lebte  längere  Zeit  am  Hofe 
zu  Syrakus  bei  Dionysios  dem  Jüngeren.  Er  hat  nach  Phanias  (Alex.  Aphrod. 
in  Arist.  Metaph.  S.  62)  gegen  die  platonische  Ideenlehre  schon  das  Argument  des 
Toizog  äv^Qcojio?  vorgebracht. 

Zu  den  Sophisten  ist  nicht  zu  rechnen  der  Dithyrambendichter  Diagoras  aus 
Melos,  der  zum  Atheisten  geworden  sein  soll,  weil  er  fand,  daß  ein  schreiendes 
Unrecht  von  den  Göttern  unbestraft  blieb.  Öfter  wird  er,  aber  wahrscheinlich  mit 
Unrecht,  der  Schule  des  Demokrit  zugezählt.  Da  Aristophanes  auf  die  Verurteilung 
des  Diagoras  in  den  „Vögeln"  (v.  1073)  anspielt  (die  414  aufgeführt  wurden),  sa 
liegt  die  Kombination  nahe,  daß  jenes  Unrecht  die  Ermordung  der  Melier  durch 
die  Athener  (416)  gewesen  sei  (Thucyd.  5,  116);  die  Anspielung  des  Aristophanes 
auf  den  Atheismus  des  Meliers  in  den  „Wolken"  (v.  380)  muß  dann  der  zweiten 
Redaktion  dieses  Stückes  angehören.  Vielleicht  stand  die  Verurteilung  des  Diagoras 
im  Zusammenhang  mit  der  Verfolgung  von  Rehgionsfreveln  nach  der  Verstümme- 
lung der  Hermesbilder  im  Jahre  415.  Auf  der  Flucht  soll  Diagoras  bei  einem 
Schiffbruch  umgekommen  sein;  aber  wahrscheinhch  ist  in  dieser  Angabe  Diagoras 
mit  Protagoras  verwechselt. 

§33.  Sokrates,  der  Sohn  des  Sophroniskos  und  der  Phai- 
narete,  geb.  Olymp.  77,  3,  470/69  vor  Chr.,  oder  wenig  früher, 
teilt  mit  den  Sophisten  die  allgemeine  Tendenz  der  Reflexion 
auf  das  Subjekt,  tritt  aber  zu  ihnen  dadurch  in  Gegensatz,  daß 
seine  Reflexion   nicht   zu  Relativismus    und  Skeptizismus   führt, 


\[[  §  33.    Sokrates  von  Athen. 

sondern  eine  ^letliode  ergibt,  vermittelst  deren  sieh  feste  allgemein 
gültige  Wahrheiten  gewinnen  lassen.  Die  wesenthehen  Bestand- 
teile dieser  Methode  sind  Induktion  und  Definition,  zwei 
Yerfahrungsweisen,  deren  Begründer  Sokrates  nach  dem  durch 
Xenophons  imd  Piatons  Darstellungen  bestätigten  Zeugnisse  des 
Aristoteles  gewesen  ist.  Die  Prüfung  der  einzelnen  Erscheinungs- 
formen eines  Dinges  fühi-t  zur  Bestimmung  seines  Wesens  und 
Begriffes:  die  Untersuchung  der  Einzelfälle  des  Gerechten  oder 
Ungerechten  ergibt  die  Wesens-  und  Begriffsbestimmung  des 
Gerechten  oder  Ungerechten  überhaupt.  Aus  der  Erkenntnis  des 
Wesens  und  Begriffes  lassen  sich  nun  bestimmte  Sätze  gewinnen, 
die  dem  subjektiven  ^Meinen  und  Zweifeln  nicht  unterworfen  sind. 
Induktion  imd  Definition  füliren  so  zum  begrifflichen  Wissen: 
wer  Wesen  und  Begriff  des  Feldherrn  kennt,  kann  daraus  über 
dessen  Obhegenheiten  feste  allgemein  gültige  Sätze  ableiten.  Aus 
Wissen  und  sittlicher  Einsicht  fheßt  mit  Notwendigkeit  die 
Tugend.  Wer  das  Rechte  erkennt,  kann  nicht  anders  als  dem- 
entsprechend handeln  (Ethischer  Intellektuahsmus).  Ein  Wider- 
spruch zwischen  Einsicht  imd  Handeln  ist  ausgeschlossen.  Als 
auf  dem  Wissen  beruhend  ist  die  Tugend  lehr  bar. 

Auf  der  Virtuosität  im  Gebrauche  der  dialektischen  Methode 
in  Unterredungen  über  philosopliische  und  besonders  über  mo- 
ralische Probleme  bei  noch  mangehidem  systematisch  entwickelten 
Inhalte  des  Wissens  beruht  die  sokratische  Mäeutik  und  Ironie. 

Das  dämonische  Zeichen  ist  die  von  Sokrates  als  Stinmie  der 
Gottheit  aufgefaßte,  auf  praktischem  Takt  beruhende  Überzeugung 
von  der  Angemessenlieit  oder  Unangemessenheit  gewisser  Hand- 
lungsweisen (auch  in  sitthcher  Hinsicht).  Im  WeltaU  waltet  eine 
höchste,  göttliche  Vernunft,  die  sich  in  der  zweckmäßigen 
Einrichtung  der  Welt  offenbart. 

Die  Anklage,  welche  ün  Jahre  399  v.  Chr.  (Ol.  95,  1) 
durch  Meletos  erhoben  und  von  dem  demokratischen  Pohtiker 
Anytos  und  dem  Redner  Lykon  unterstützt  wurde,  stimmt  mit 
den  Beschuldigungen,  welche  früher  Aristophanes  in  den 
..Wolken"  gegen  Sokrates  erhoben  hatte,  nur  in  ihrer  Grundtendenz 
überein.  Sie  lautete:  „Sokrates  tut  Unrecht,  mdem  er  die  Götter, 
welche  der  Staat  annimmt,  nicht  gelten  läßt,  sondern  neue  dämonische 
Wesen  einfühi't:  er  tut  auch  Unrecht,  indem  er  die  Jugend  ver- 
dirbt." Diese  Anklage  beruht  ihrem  tieferen  Grunde  nach  auf  der 
richtigen  Voraussetzung  einer  wesenthchen  Verwandtschaft  des 
Sokrates  mit  den  Sophisten,  die  in  der  gemeinsamen  Tendenz 
einer  Verselbständiguns:  des  Einzelnen  und  in  dem  gemeinsamen 


§  33.    Sokrates  von  Athen.  145 

Gegensätze  gegen  eine  unmittelbare  reflexionslose  Hingebung  an 
•die  Sitte,  das  Gesetz  und  den  Glauben  seines  Volkes  und  Staates 
lag,  verkennt  aber  teils  das  Berechtigte  in  dieser  Tendenz  über- 
haupt, teils  und  hauptsäclilich  die  spezifische  Differenz  zwischen 
dem  sokratischen  Standpunkte  und  dem  sophistischen,  das 
Streben  des  Sokrates  nach  einer  neuen,  tieferen  und  vor 
allen  Dingen  festeren  Begründung  der  Wahrheit  und 
Sittlichkeit. 

Nach  der  Verurteilung  unterwarf  Sokrates  sein  Verhalten, 
aber  nicht  seine  Überzeugung  dem  Urteilsspruche  der  Richter. 
Sein  Tod,  von  seinen  Schülern  mit  Recht  verherrlicht,  hat  seiner 
idealen  Tendenz  die  allgemeinste  und  dauerndste  Anerkennung 
gesichert. 

Antike  Berichte  über  Leben  und  Lehre:  Vieles  bieten  für  Sokrates'  Leben 
Xenophon  (namentlich  in  den  Memorabilien  und  der  Apologie)  und  Piaton.  Viten  bei 
Diogenes  Laertios  (2,  18  ff.)  und  Suidas  (die  des  letzteren  abgedruckt  bei  Wester- 
raann,  Vit.  Script.  Graeci  S.  440  ff.).  W.  Crönert,  Herkulanen sische  Bruchstücke 
■einer  Geschichte  des  Sokrates  und  seiner  Schule,  Rhein.  Mus.  57  (1902),  285—300 
(Hermes  38  [1903],  394).  Für  Sokrates'  Prozeß  und  Verteidigungsrede  kommen  nur 
Xenophons  Memorabiüen  und  Apologie  und  Piatons  Apologie  in  Betracht,  die  zwar 
auch  nicht  die  geschichtliche  Verteidigungsrede  wiedergeben,  aber  doch  Wesent- 
liches aus  ihr  entnommen  haben  und  in  ihrem  Geiste  gehalten  sind.  Apologien 
•des  Sokrates  waren  ein  beliebtes,  rhetorisch  ausgenütztes  Thema.  Zur  CJiarakte- 
ristik  solcher  Reden  vgl.  Procl.  in  Tim.  1  p.  65,  22  ff.  Diehl.  Bekannt  sind  uns 
Apologien  des  Sokrates  außer  von  Xenophon  und  Piaton  auch  von  Lysias  (Blaß, 
Attische  Bereds.  I'^  351),  dem  Isokrateer  Theodektes  aus  Phaseiis  (ebenda  11^  447), 
Demetrios  d.  Phalereer  (Diog.  Laert.  9,  15.  57),  dem  Stoiker  Theon  von  Antiocheia 
(Suid.  s.  Oecov),  Plutarch  (Lampriaskatalog  189),  Libanios  (declam.  1,  vol.  5 
p.  1  ff.  Foerster).  Ein  Pamphlet  gegen  Sokrates  verfaßte  nicht  vor  393  vor  Chr. 
•der  Sophist  Polykrates  (s.  unten).  Für  die  Lehre  sind  Xenophon,  Piaton  und 
Aristoteles  (Hauptstelle  Metaph.  12,  4,  1078b  27  ff.)  wichtigste  Quellen.  Doxo- 
graphie  s.  in  Diels"  Doxogr.  Gr.  (vgl.  dort  den  Index  unter  Socrates).  Mehrfach 
gehandelt  wurde  über  das  Daimonion  des  S..  so  von  Xenoph.  Memor.  1,  1,  2  ff ., 
Apol.  12  ff.,  Plutarch  TIsol  rov  ZtoxQärovg  8aifj.oviov,  Apuleius  De  deo  Socratis, 
Maximus  Tyr.  Ileol  zov  ^ojxQazov?  dai/noviov,  or.  8  und  9  Hobein  (vgl.  auch  Pro- 
klos' Kommentar  zum  I.  Alkib.  S.  387,  15  ff.  d.  Ausg.  v.  1864,  Olympiodors  Komm, 
zum  I.  Alk.  S.  21  Creuzer,   Hermeias'  Komm.  z.  Phaidr.   S.  65,  26  ff.  Couvreur). 

Die  Sokrates  berührenden  Schriften  Xenophons  und  Piatons  s.  unter 
diesen.  Veröffentlichungen,  die  aus  beiden  Autoren  ein  Bild  des  Sokr. 
zu  vermitteln  suchen:  Eine  Sammlung  apologetischer  Schriften  Xenophons  und 
Piatons,  mit  einer  Einleitung  her.  von  Karl  Lincke,  Halle  a.  S.  1896.  Sokr.  ge- 
schildert von  seinen  Schülern.  Übertrag,  u.  Erläuter.  v.  Emil  Müller.  I.  Xenophon 
Erinn.  an  Sokr.  u.  d.  Kunst  d.  Haush.,  Plato  Protag.  u.  Gastm.  II.  Plato  Gorgias, 
Verteid.  d.  Sokr.,  Kriton  u.  Phädon,  Xenoph.  Gastmahl,  Leipz.  1911. 

Chronologie:  Jacoby,  Apollodors  Chronik  S.  284 ff. 

Schriften  hat  Sokrates  nicht  hinterlassen.  Ob  die  Plat.  Phaedo  60d  er- 
wähnte poetische  Fassung  der  äsopischen  Fabeln  und  der  ebendort  genannte 
Hymnus  auf  Apollon  jemals  veröffentlicht  worden  sind,  ist  fraglich.  Die  er- 
haltenen Briefe  sind  Fälschung J Ausgaben  s.  §  34). 

Porträt:  A.  Milchhöfer,  Über  ein  Köpfchen  des  S.,  Verh.  d.  Philologen- 
vers. 1899  S.  56  f.,  Kekule  v.  Stradonitz,  Die  Bildnisse  des  S.,  Abh.  d.  Berl. 
Akad.  1908,  H.  Bulle,  D.  Bildnis  des  S.,  BeU.  d.  Münch.  Neuest.  Nachr.  1908 
Nr.  29. 

Die  Zeit  der  Geburt  des  Sokrates  läßt  sich  aus  der  Zeit  seines  Todes 
und  der  Zahl   seiner  Lebensjahre  bestimmen.     Sokrates  trank  den  Giftbecher 

Ueberweg,  Grundriß  I.  10 


146  §  33.     Sokrates  von  Athen. 

im  Monat  Anthesterion  oder  im  Anfang  Elaphebolion  des  Jahres  Ol.  95,  1  (März 
399).  Er  war  bei  seiner  Verurteilung,  wie  er  selbst  bei  Plat.  Apol.  17  d  sagt, 
70  Jahre  alt  (IV>/  ysyaroj;  fß8oi.ii']y.oviu  die  beste  Überlieferung;  iV;;  yeyoviog  .T/f/co 
Eßöoin)y.oiTa  die  Hs.  T).  Dazu  stimmt  Plat.  Crito  52  e.  Das  führt  auf  Ol.  77,  3, 
370/69  vor  Chr.,  oder  das  Ende  des  vorhergehenden  Jahres  als  Geburtsjahr.  Apollodor 
gelangt  von  demselben  Ausgangspunkte  aus,  indem  er  nach  seiner  Methode  das 
Geburts-  und  Todesjahr  mit  einrechnet,  auf  Ol.  77,  4,  369/8  vor  Chr.  Als  Geburts- 
tag wird  (von  Apollodor  bei  Diog.  L.  a.  a.  O.  und  von  anderen)  der  6.  des  Monats 
Thargelion  (in  der  zweiten  Hälfte  des  Mai)  angegeben,  und  dieser  Tag  wurde  von 
Platonikem,  wie  der  7.  desselben  Monats  als  Geburtstag  Piatons,  alljährlich  gefeiert. 
Schon  die  unmittelbare  Folge  dieser  Tage  aber  und  noch  mehr  das  Zusammen- 
treffen mit  den  Tagen,  an  welchen  die  Delier  die  Geburt  der  (mäeu tischen)  Artemis 
(6.  Thargelion)  und  des  Apollon  (7.  Thargelion)  feierten,  macht  wahrscheinlich, 
daß  die  angegebenen  Geburtstage  beider  Philosophen  nicht  historisch,  sondern  zum 
Behuf  der  Feier  wülkürlich  angenommen  sind. 

Der  Vater  des  Sokrates  war  Bildhauer,  und  auch  er  selbst  soll  sich  eine 
Zeitlang  in  gleicher  Weise  betätigt  haben:  eine  am  Eingange  der  Akropolis  zu 
Athen  aufgestellte  Gruppe  bekleideter  Chariten  führten  im  Altertum  manche  — 
fraglich  ob  mit  Eecht  —  auf  unsem  Sokrates  zurück  (Diog.  Laert.  2,  19;  Pausan. 
1,  22,  8;  9,  35,  7;  Suid.  s.  Icoy.oäzt^g).  Der  Mutter  läßt  ihn  Piaton  Theaet.  149  a 
gedenken,  wo  er  sich  nennt:  vlog  iiiatag  fidÄa  ysvvaia?  le  y.al  ß'/.oavoäg,  'Paiv- 
aghtjg,  i;nd  von  sich  selbst  aussagt,  daß  auch  er  die  Kunst  derselben,  die  Ent- 
bindungskunst,  übe,  indem  er  die  Gedanken  seiner  Mitunterredner  ans  Tageslicht 
hervorlocke  und  ihre  Echtheit  und  Haltbarkeit  prüfe.  Sokrates  erhielt  die  in 
Athen  gesetzlich  vorgeschriebene  Jugendbildung  (Plat.  Crito  50 d).  Daß  er 
sich  auch  mit  Geometrie  und  Astronomie  bekannt  gemacht  habe,  läßt 
sich  aus  Xen.  Mem.  4,  7,  2  ff.  schließen.  Zum  ,, Hörer"  des  Anaxagoras 
oder  auch  des  Archelaos  machen  ihn  nur  unzuverlässige  Zeugen;  Piaton 
führt  (Phaedo  97  f.)  seine  Bekanntschaft  mit  den  Sätzen  des  Anaxagoras  auf  die 
Lektüre  von  dessen  Schrift  zurück.  Auch  mit  anderen  naturphilosophischen 
Lehren  war  Sokrates  bekannt  (Xen.  Mem.  1,  1,  14;  4,  7,  6),  obschon  er  sie  nicht 
billigte;  er  las  prüfend  (nach  Xen.  Mem.  1,  6,  14;  vgl.  4,  2,  1  u.  8)  Schriften  der 
alten  Weisen  (rovg  ßrjauvoovg  tcov  n:ä}.ai  aofpwv  dvdgoji;  ovg  i^sTvoi  xatiXiTtov  iv 
ßiß/.ioi;  yoäipavxEg,  ävE/.irroiv  y.oivfi  avv  TÖig  fpi/.oig  biEQyoiiai,  y.ai  av  ti  ooöJiiEV 
uyadöv,  iy/.EyöuEda).  Die  von  Platon  erwähnte  Zusammenkunft  mit  Parmenides 
kann  aus  chronologischen  Gründen  nicht  für  geschichtlich  gehalten  werden.  Einen 
wesentlichen  Einfluß  übten  auf  seine  philosophische  Bildung  auch  die  Sophisten, 
deren  Vorträge  er  zuweilen  hörte  und  mit  denen  er  oft  verhandelte,  an  die  er 
auch  nicht  selten  andere  wies  (Plat.  Theaet.  151b).  Platon  läßt  ihn  sich  mitunter 
(Protagoras  341a;  vgl.  Meno  96  d;  Charmides  163d;  Cratyl.  384  d;  Hipp.  mai. 
282  c)  als  einen  Schüler  des  Prodikos  bezeichnen,  jedoch  nicht  ohne  Ironie,  die 
sich  namentlich  gegen  dessen  subtile  Wortunterscheidungen  kehrt  (s.  ob.  S.  138). 
Ein  platonisches  Zeugnis  über  den  Bildungsgang  des  Sokrates  dürfen  wir  an  der 
Stelle  Phaedo  96a  ff.  im  wesentlichen  finden,  obschon  die  platonische  Auf- 
fassung und  Darstellung  des  Sokrates  hier  wie  überall  —  abgesehen  von  den 
Schriften  aus  Piatons  Frühzeit  —  durch  die  nicht  sokratische,  sondern  erst  plato- 
nische Ideenlehre  mitbedingt  ist  (s.  Boeckh  im  Sommerkatalog  der  L^niv.  Berlin 
1838,  kl.  Sehr.  Bd.  IV,  femer  Uebenvegs  Plat.  Untersuchungen,  Wien  1861, 
S.  92 — 94,  und  die  späteren,  im  Literaturverzeichnis  zu  diesem  Paragraphen  an- 
geführten, den  Entwicklungsgang  des  Sokrates  betreffenden  Abhandlungen).  Platon 
kann  aber  nicht   wohl  seinen  eigenen  Bildungsgang,   der  zudem  nachweisbar  ein. 


§  33.    Sokrates  von  Athen.  147 

anderer  als  der  an  jener  Stelle  geschilderte  war,  dem  Sokrates  als  dessen  eigenen 
beigelegt  haben. 

Sokrates  hat  sich  (nach  Plat.  Apol.  28  e)  an  drei  Feldzügen  beteihgt:  er 
nahm  teil  an  den  Kämpfen  bei  Potidaia  (zwischen  432  und  429,  vgl.  Plat.  Sympos. 
219  e  und  Charm.  init.),  Delion  (424,  vgl.  Symp.  221a,  Lach.  181a)  und  Amphi- 
pohs  (422;  Diog.  Laert.  2,  22).  Bei  Potidaia  rettete  er  dem  verwundeten  Alkibiades 
Leben  und  Waffen.  Ein  glänzendes  Lob  seines  Verhaltens  in  diesen  Kämpfen 
ist  Plat.  Symp.  220  d  ff.  dem  Alkibiades  in  den  Mund  gelegt.  Abgesehen  von 
diesen  Feldzügen  hat  Sokrates  Athen  nie  verlassen.  Seinen  gesetzestreuen  Sinn 
bewährte  er  unter  Demokraten  und  Oligarchen  (Plat.  Apol.  32).  Das  höchste  Opfer 
brachte  er  seiner  Gesetzestreue  durch  Verschmähung  der  Flucht  aus  dem  Gefäng- 
nisse (Plat.  Crito  44  ff.).  Im  Jahre  406  nahm  er  sich  als  Prytane  der  Feld- 
herren in  der  Angelegenheit  der  Seeschlacht  bei  den  Arginusen  mutvoll  an.  Jm 
übrigen  hielt  sich  Sokrates  von  der  Politik  fern:  er  fand  seinen  Beruf  in  der 
mittelst  der  dialogischen  Lehrweise  geübten  Einwirkung  auf  die  sittliche  Einsicht 
und  das  sittliche  Verhalten  der  Einzelnen,  überzeugt,  daß  diese  Wirksamkeit  für 
ihn  selbst  und  für  seine  Mitbürger  die  ersprießlichste  sei  (Plat.  Apol.  29  ff.). 
Diesem  Beruf  ging  er  in  größter  Uneigennützigkeit  unverdrossen  nach,  im  höchsten 
Grade  bedürfnislos  und  einfach  in  seiner  Lebensweise,  von  strengster  Sitten- 
reinheit und  wahrer  Frömmigkeit  gegen  die  Götter,  sich  selbst  völlig  beherrschend, 
im  Umgang  mit  anderen  stets  heiter  und  geistreich.  PlatOn  nennt  ihn  am  Ende 
des  Phaidon  den  besten,  besonnensten  und  gerechtesten  Mann  seiner  Zeit,  und 
Xenophon  bezeichnet  ihn  am  Schluß  der  Memorabiüen  als  den  besten  und  glück- 
seligsten Mann.  Über  Sokrates'  Prozeß  und  Hinrichtung  wird  in  anderem  Zu- 
sammenhange unten  S.  161  f.  zu  reden  sein. 

In  den  erhaltenen  Schriften  der  Sokratiker  erscheint  Sokrates  fast  immer  nur 
als  ein  schon  bejahrter  Mann,  wie  sie  selbst  ihn  gekannt  hatten.  Bei  der  Schilderung 
desselben  bildet  den  Grundzug  die  durchgängige  Diskrepanz  zwischen  dem 
Innern  und  Äußern,  die  dem  an  Harmonie  gewöhnten  Hellenen  ein  äxonov 
war,  die  Ähnlichkeit  mit  den  Silenen  und  Satyrn  in  der  persönlichen  Erscheinung, 
hinter  der  sich  die  reinste  Gediegenheit  eines  sittlichen  Charakters,  die  vollste 
Selbstbeherrschung  in  Genuß  und  Entbehrung  und  eine  seltene  Meisterschaft  in 
philosophischer  Unterredung  barg  (Xen.  mem.  4,  4,  5;  4,  8,  11  u.  ö.;  Sympos.  4, 
19;  5,  5;  Plat.  Symp.  215.  221). 

So  fraglos  die  grundlegende  Bedeutung  des  Sokrates  für  die  gesamte  Philo- 
sophie der  Folgezeit  ist,  so  gehen  doch  die  Meinungen  über  das  Wesentliche 
seiner  Persönlichkeit  und  seines  Philosophierens  sehr  weit  auseinander. 
Der  Grund  dafür  liegt  in  der  Beschaffenheit  unserer  Quellen.  Als  solche  kom- 
men in  der  Hauptsache  —  sieht  man  von  der  bekannten  Stelle  der  aristopha- 
nischen ,, Wolken"  ab  —  Xenophons  Memorabilien  und  dessen  zu  Unrecht  viel- 
fach als  unecht  verdächtigte  Apologie,  das  xenophon  tische  Symposion,  die  plato- 
nischen Schriften  und  einige  aristotelische  Angaben  in  Betracht.  Nim  ist  die  all- 
gemeine Annahme  (eine  abweichende  Ansicht  wird  uns  alsbald  begegnen),  daß 
Piaton  —  abgesehen  von  den  Schriften  seiner  ersten  „sokratischen"  Periode  —  seine 
eigenen  Lehren  Sokrates  in  den  Mund  lege.  Gibt  Piaton  in  dieser  Weise  So- 
krates mehr  als  ihm  geschichtlich  zukommt,  so  erhebt  sich  gegen  Xenophon  das 
entgegengesetzte  Bedenken,  daß  er  als  Mann  rein  praktischer  Interessen  dem  So- 
krates als  Philosophen  nicht  voU  gerecht  werde  und  seine  Schilderung  hinter 
dem  geschichtlichen  Sokrates  zurückbleibe.  Xenophon  interessiert  im  ganzen  nur 
die  Anwendung  sokratischer  Maximen  auf  die  Moral  und  Ordnung  des  täglichen 
Lebens.    So  ist  es  zum  größten  Teil  eine  sehr  hausbackene  und  triviale  Weisheit, 

10* 


148  §  33.     Sokrates  von  Athen. 

die  hier  als  sokratische  Philosophie  erscheint,  und  philosophisch  Tiefergehendes 
läßt  sich  nur  auf  dem  Wege  ahnender  Rekonstruktion  aus  Xenophons  an  der 
Oberfläche  haftendem  Berichte  gewinnen.  Man  fragt  sich:  wie  kann  ein  Mann 
wie  der  xenophontische  Sokrates  der  Ausgangspunkt  für  die  gesamte  folgende 
Entwicklung  der  Philosophie  gewesen  sein,  der  der  historische  Sokrates  nach  dem 
einstimmigen  Urteil  der  Späteren  in  der  Tat  gewesen  ist,  wie  konnte  insbesondere 
eine  so  tiefe  philosophische  Natur  wie  Piaton  ihm  eine  solche  Verehrung  zollen 
und  ihn  als  den  Meister,  dem  er  alles  dankt,  in  seinen  Dialogen  seine  eigenen 
Lehren  vertreten  lassen?  Dieser  Sachverhalt  hat  dazu  geführt,  das  richtige  BUd 
des  historischen  Sokrates  von  einer  Kombination  Xenophons  und  Piatons  zu  er- 
warten. Schleiermacher  (Werke  III  2,  S.  297  f.  =  ■  Abh.  d.  Berl.  Akad.  philos. 
Kl.  1818)  stellte  den  Satz  auf,  man  müsse  fragen:  Was  kann  Sokrates  noch  ge- 
wesen sein  neben  dem,  was  Xenophon  von  ihm  meldet,  ohne  jedoch  den  Charakter- 
zügen imd  Lebensmaximen  zu  widersprechen,  welche  Xenophon  bestimmt  als 
sokratisch  aufstellt,  und  was  muß  er  gewesen  sein,  um  dem  Piaton  Veranlassung 
und  Recht  gegeben  zu  haben,  ihn  so,  wie  er  tut,  in  seinen  Gesprächen  aufzu- 
führen ?  Dieser  Kanon,  dem  man  zur  Ergänzung  noch  den  Hinweis  auf  den  Wert 
der  aristotelischen  Angaben  für  die  Beurteilung  des  geschichtlichen  Sokrates  bei- 
fügte, hat  bei  vielen  Beifall  gefunden  —  so  auch  bei  Zeller  II  1*,  S.  99  — ,  so 
unleugbar  es  auch  ist,  daß  seine  praktische  Anwendung  erheblichen  Schwierig- 
keiten begegnet  und  dem  Streite  der  Meinungen  weiten  Spielraum  läßt.  Neuere 
haben  diesem  Korapromißverfahren  eine  Auswahl  unter  den  Quellen  entgegen- 
gestellt, unter  denen  sie  die  eine  als  allein  oder  doch  vorzugsweise  maßgebend  be- 
trachteten, andere  als  völlig  unzuverlässig  verwarfen,  und  zwar  ist  es  bald  Ari- 
stoteles, bald  Xenophon,  bald  Piaton,  der  als  allein  sicheres  Fundament  für  den 
Aufbau  sokratischer  Lehre  betrachtet  wurde.  Wie  verschieden  die  auf  diese  Weise 
gewonnenen  Sokratesauffassungen  sind,  läßt  sich  zunächst  an  dem  Beispiele 
zweier  zu  annähernd  gleicher  Zeit  entstandener  Werke  dartun,  die  zu  diametral 
entgegengesetzten  Anschauungen  von  Sokrates'  philosophischem  Charakter  ge- 
langen, ich  meine  die  Werke  von  Karl  Joel  (s.  Liter.)  und  Aug.  Döring  (s.  Liter.). 
Joel  glaubt  beweisen  zu  können,  daß  der  xenophontische  Sokrates  von  dem  ge- 
schichtlichen grimdverschieden  sei.  Dieses  Ergebnis  wird  gewonnen  durch  die 
Herausarbeitung  zweier  Typen.  Zunächst  des  Sokrates  als  Typus  des  InteUek- 
tualisten  und  Rationalisten.  Als  Intellektuahst  erscheint  Sokrates  bei  Aristoteles, 
dessen  Angaben  für  Joel  die  Grundlage  seiner  Sokratesauffassung  bilden.  Er 
wird  danach  in  Joels  Auffassung  nur  bestimmt  durch  Intellekt  und  ratio;  er  ist 
durchaus  Theoretiker  und  Dialektiker,  auch  seine  Ethik  ist  lediglich  intellektuell, 
sie  geht  nicht  aus  von  Gefühl  und  WUlen.  Sokrates  ist  darin  Vertreter  des  atti- 
schen Geistes  im  Gegensatze  zum  spartanischen,  der  der  Theorie  gegenüber  das 
Praktische,  dem  Intellekt  gegenüber  den  WiUen  betont.  „Sokrates  heißt  der  zur 
Methode,  als  logisches  Gewissen  erwachte  attische  Volksgeist"  (II  1,  S.  2).  Zu 
diesem  Urtypus  des  reinen  Rationalisten  steht  der  xenophontische  Sokrates  im 
Gegensatz.  Er  ist  Wiliensethiker.  So  betont  er  das  Prinzip  der  Übung.  Seine 
Haupttugend  ist  die  eyngdrsta,  die  nach  Joel  insonderheit  eine  WiUenstugend  sein 
soll.  ^EzTifif/.eia,  TTovog,  sgyov,  die  bei  Xenophon  besonders  hervortreten,  sind 
Grundbegriffe  der  Wülensethik.  Also  ist  der  xenophontische  Sokrates  nicht  der 
geschichtliche. 

Hier  sei  gleich  eingewendet,  daß  dieser  typische  Rationalist  eine  reine  jjhilo- 
sophische  Konstruktion  ist,  die  sich  gegen  eine  positive  geschichtliche  Über- 
lieferung nicht  ausspielen  läßt.  Nichts  hindert,  daß  Sokrates,  wenn  auch  Ratio- 
nalist, so  doch  kein  exklusiver  Rationalist  war,  und  daß  in  ihm  auch  die  Willens- 


§  33.    Sokrates  von  Athen.  149 

ethik  Vertretung  fand.  Der  ausschließende  Gegensatz  beruht  auf  einer  will- 
kürlichen Abstraktion,  die  der  tatsächlichen  Kompliziertheit  der  lebendigen  ge- 
schichtlichen Persönlichkeiten  nicht  Rechnung  trägt.  Auch  die  Charakterisierung 
der  h/xQÜisia  als  einer  spezifischen  Willenstugend  ist  willkürlich.  Man  kann  die 
iyxQdreia  ebensogut  wie  die  anderen  Tugenden  intellektuell  ableiten  und  moti- 
vieren. 

Das  vom  geschichtlichen  abweichende  Bild  des  Sokrates  bei  Xenophon  ist 
nun  nach  Joel  nicht  dessen  eigenem  Geiste  entsprungen.  Es  ist  kynisch,  und 
zwar  antisthenisch.  Hier  wird  nun  der  zweite  Typus  ausgestaltet,  Antisthenes. 
Dieser  ist  nur  Halbattiker.  Er  gibt  dem  sokratischen  Attizismus  eine  dorische 
Färbung.  „Er  ist  im  Gegensatz  zu  dem  Denker  Sokrates  ein  Willensromantiker, 
aber  doch  so  weit  angesteckt  vom  sokratischen  Subjektivismus,  der  mit  dem  Wissen 
nach  innen  weist,  daß  er  in  der  eyxQäzsia  auch  den  Willen  nach  innen  schlägt.  Diese 
syxQÜTsia  ist  die  dorische  Übersetzung  der  attischen  Wissenstugend"  (II  1  S.  10). 
Diesen  Antisthenes  nimmt  sich  Xenophon  zum  Führer.  Wie  Antisthenes  durch  die 
Geburt,  so  wurde  Xenophon  durch  das  Leben  zum  Halbattiker  gemacht;  Praxis 
und  Erfahrung  führten  ihn  zum  Dorismus.  Dem  Nachweise,  daß  der  xenophon- 
tische  Sokrates  wesentlich  kynisch-antisthenische  Züge  zeige  —  einem  Nachweise, 
den  für  gewisse  Partien  der  Memorabilien  schon  Dümmler,  Akad.  S.  153  ff.  zu 
führen  versucht  hatte;  vgl.  auch  Natorp,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  3  (1890), 
S.  347  Anm.  — ,  ist  ein  großer  Teil  des  weit  angelegten  Joeischen  Werkes  ge- 
widmet. Die  Menge  dessen,  was  hier  der  Verfasser  über  Antisthenes  und  sein 
Verhältnis  zu  Sokrates  zu  sagen  weiß,  steht  zu  der  Spärlichkeit  der  Überlieferung 
in  einem  schroffen  Gegensatze.  Weitaus  das  Meiste  beruht  auf  einem  hohen, 
schwanken  Hypothesen  bau,  der  beim  leisesten  Hauche  der  Kritik  zusammenbricht. 
Antisthenes  wächst  sich  unter  der  Hand  Joels  zu  einem  gewaltigen  Eiesen  aus, 
dessen  Bedeutung  und  Einfluß  ins  Ungeheure  gehen:  ,,Al8  erster  Prediger  auf 
griechischem  Boden,  als  erster  reiner  Moralist  und  erster  Willensphilosoph,  als 
Geistesbrücke  zwischen  Hellas  und  dem  Orient  und  als  ahnender  Vorläufer  wich- 
tigster nachantiker,  ja  moderner  Denk-  und  Lebenswege  erhob  sich  hier  Anti- 
sthenes" (II  1  S.  VIII). 

Gleichwohl  ist  Joels  Werk  nicht  wertlos.  Der  Verfasser  hat  mit  großem 
Fleiße  und  Scharfsinn  auf  dem  Wege  positiv-philolog-iseher  Forschung  mancherlei 
Ergebnisse  gewonnen,  die  von  bleibendem  Werte  sind. 

Ganz  im  Gegensatze  zu  Joels  These  ist  nach  Döring  Xenophon  derjenige 
Autor,  der  allein  das  urkundliche  Material  für  die  Lehre  des  Sokrates  bietet  und 
an  den  wir  uns  daher  ausschließlich  zu  halten  haben.  Die  Angaben  des  Aristoteles 
leitet  Döring  nicht  aus  unabhängiger  Information  des  Philosophen  über  die  So- 
kratik  und  selbständigem  Eindringen  in  ihr  Wesen  her.  Soweit  sie  nicht  aus  be- 
stimmten platonischen  Stellen  geschöpft  sind,  wiederholt  Aristoteles  nach  Dörings 
Annahme  nur  das  summarische  Urteil  der  alten  Akademie  über  Sokrates'  histo- 
rische Bedeutung  (a.  a.  O.  S.  556).  Piaton  aber  hat  stets  nur  zur  Feder  ge- 
griffen, um  eigenen  Gedanken  Ausdruck  zu  geben,  niemals  um  bloß  historisch  zu 
referieren.  „Es  gibt  von  vornherein  gar  kein  Kriterium,  nach  dem  man  bei  ihm 
echt  Sokratisches  nachweisen  könnte,  sondern  erst  wenn  das  echt  Sokratische  auf 
anderem  Wege  festgestellt  worden  ist,  wird  es  möglich  sein,  die  Übereinstimmungen 
wie  die  Umformungen,  die  das  Überkommene  im  Geiste  Piatos  erfahren  hat,  zu 
verfolgen  und  so  vielleicht  Bestätigungen  für  den  gefundenen  Lehrgehalt,  zugleich 
aber  auch  einen  Leitfaden  für  die  Verfolgung  der  platonischen  Geistesentwicklung 
zu  gewinnen"  (a.  a.  0.  S.  57  f.).  Im  Gegensatze  dazu  hält  Döring  Xenophon 
für  einen  Berichterstatter  mit  objektiv  historischem  Sinne,  „der  ihn  befähigt,   die 


]^qQ  §  33.    Sokrates  von  Athen. 

Lehre  des  Meisters  unabhängig  von  seinen  eigenen  Überzeugungen  als  ein  ge- 
schichtlich gegebenes  Gebilde  darzustellen"  (a.  a.  O.  S.  76).  Was  ihm  hingegen 
fehlt,  ist  die  philosophische  Befähigung,  die  ihn  instand  setzen  könnte,  das  histo- 
risch aufgefaßte  und  festgehaltene  Material  in  seiner  Tiefe  und  seinem  syste- 
matischen Zusammenhange  zu  erfassen.  „Er  ist  ein  Spediteur,  der  uns  eine 
Ware  überliefert,  deren  wahre  Beschaffenheit  er  selbst  nur  unvollständig  kennt, 
die  er  aber  ehrlich  imd  zuverlässig  Aveiterbefördert ;  seine  Mitteilungen  werden 
80  teilweise  zu  einer  Art  von  unbeabsichtigter  Geheimschrift,  zu  der  erst  der 
Schlüssel  entdeckt  werden  muß''  (a.  a.  O.  S.  78). 

Zu  den  Hindernissen,  die  in  Xenophons  mangelhaftem  Können  liegen,  kom- 
men nach  Döring  noch  zwei,  die  in  seinem  Wollen-  den  Ursprung  haben.  Es 
handelt  sich  dabei  einmal  um  die  apologetische  Tendenz,  die  ihn  den  trivialen 
Gesichtspunkt  hervorkehren  läßt,  daß  das  Wirken  des  Sokrates  durchaus  nütz- 
lich und  heilsam  gewesen  sei.  Ferner  aber  scheine  es,  daß  Xenophon  die  eigent- 
liche letzte  praktische  Grundtendenz  des  sokratischen  Wirkens,  die  auf  Verbesse- 
rung des  gesamten  sozialen  Zustandes  abzielte,  absichtlich  nicht  deutlich  habe 
hervortreten  lassen  (a.  a.  O.  S.  79). 

Damit  ist  der  Weg,  der  nach  Döring  zur  Rekonstruktion  der  sokratischen 
Philosophie  einzuschlagen  ist,  gegeben.  Zu  fußen  ist  auf  Xenophon,  der  allein 
das  brauchbare  Material  gibt.  Dieses  Material  muß  aber  erst  bearbeitet  werden. 
Es  gilt,  das  einheitliche  System,  die  feineren  Begriffe  und  Gedankenzusammen- 
hänge, die  Xenophon  nicht  erfassen  konnte,  herauszugestalten.  Der  leitende  Ge- 
danke dieses  Systems  ist  die  Sozialeudämonie.  Döring  gewinnt  ihn  aus  einer 
Reihe  von  Stellen  der  Memorabilien.  So  heißt  es  1,  2,  64  von  Sokrates:  qyavegdg 
rjv  Tcöv  avvovTWV  tovg  novrjoäg  e::nßv/iiia?  kyoitag  zovzoiv  f^kv  Tiavcov,  rr}g  8e  xaXXioz^g 
y.al  ixeyalo:TO£:TEaräT}}g  doerfjg,  fj  :x6/.sig  zs  xal  oly.oi  ev  oly.ovai,  jioozoEJioiv  eJziditfisTr. 
Nach  1,  2,  48  ist  der  Zweck  des  Verkehrs  mancher  jungen  Leute  mit  Sokrates 
Iva  y.aXoi  zs  y.ayadol  yevöfiEvoi  y.al  ol'y.co  y.al  olxezaig  y.al  oiy.si'oig  y.al  ffü.oig  y.al  nöksi 
y.al  jToUzaig  dvvaivzo  y.a?.ojg  ygijaßai.  Nach  1,  1,  16  untersucht  Sokrates  u.  a.  zi 
7i6).ig,  xi  3io}.iziy.6g ,  zi  aoyj]  dvdgdjjroiv ,  zi  äo/jxög  ärd gcöjrmi'.  Zweck  der  sokra- 
tischen Lehrtätigkeit  ist  demnach  Döring  zufolge  „die  Erziehung  zur  wahren,  auf 
das  Gemeinwohl  abzielenden  Herrscherfähigkeit  in  Haus  und  Staat,  also  die  Her- 
stellung eines  normalen,  das  AVohl  aller  gewährleistenden  Zustandes  in  beiden 
Formen  der  menschlichen  Gemeinschaft  durch  Regeneration  der  Leitenden".  So- 
krates arbeitet  hin  .,auf  eine  Reform,  eine  Veredlung  des  gesamten  GeseUschafts- 
zustandes  im  Sinne  des  Wohlseins  aller,  einen  sozialeudämonistischen  Kulturfort- 
schritt, und  zwar  durch  wahre  Tüchtigkeit  der  Leitenden"  (4,  1,  2 :  olyiav  zs  yaXcög 
oly.eTv  y.al  :x6).iv  xal  z6  o/.ov  dvdQCOJioig  zs  y.al  zoTg  dvOooinivoig  Tiody/iiaaiv  ev  yorjadai, 
vgl.  a.  a.  0.  S.  365).  Mit  den  angeführten  Stellen  werden  von  Döring  noch 
andere  kombiniert,  die  zugleich  den  materiellen  Inhalt  des  sozialeudämonistischen 
Ideals  und  die  Wege  zu  seiner  Verwirklichung  näher  bestimmen  sollen. 

Dörings  Einseitigkeit  ist  nicht  minder  verfehlt  als  diejenige  Joels.  Ein  Miß- 
griff ist  vor  allem  die  Verwerfung  des  Aristoteles.  Ohne  allen  Zweifel  hatte 
dieser  noch  eine  ungemein  reichere  Literatur  über  Sokrates  zur  Verfügung 
als  Avir.  Er  war  ferner  Schüler  Piatons,  der  mit  Sokrates  Jahre  hindurch  ver- 
kehrt hatte.  Es  scheint  ausgeschlossen,  daß  er  nicht  bei  seinem  Lehrer  nähere 
Kunde  über  das  Wesentliche  in  Sokrates'  Persönlichkeit  und  Wirken  gesucht  und 
auch  wirklich  gefunden  haben  sollte.  Aber  auch  die  Folgerungen  Dörings  aus  den 
Memorabilien  sind  unhaltbar.  Gewiß  spielen  hier  Begriffe  wie  nöhg,  doxsir  usw. 
eine  große  Rolle.  Das  versteht  sich  aber  bei  einer  Schrift  aus  dieser  Zeit  und 
aus  der  Feder  Xenophons  ganz  von  selbst.    Selbst  bei  Piaton,  obwohl  seine  Philo- 


§  33.     Sokrates  von  Athen.  151 

«ophie  in  gewissem  Sinne  weitabgewandt  ist,  finden  Staat  und  Gesellschaft  weit- 
gehende Berücksichtigung.  Viel  mehr  mußte  das  bei  Xenophon,  dem  Manne  des 
praktischen  Lebens,  der  Fall  sein.  Gerade  diese  Sphäre  des  sokratischen  Ge- 
dankenkreises interessierte  ihn  am  meisten,  viel  mehr  als  das  Logisch-dialektische. 
Dazu  kam  die  apologetische  Tendenz  nachzuweisen,  daß  Sokrates  kein  Jugend- 
verderber  war,  vor  allem  in  dem  Sinne,  daß  er  die  jungen  Leute  nicht  zu 
schlechten  Staatsbürgern  und  unbrauchbaren  Gliedern  der  Gesellschaft  machte. 
Daraus  folgt  aber  nicht,  daß  Xenophon  mit  dieser  Betonung  des  Politisch-sozialen 
das  Wesentliche  des  sokratischen  Interessenkreises  erschöpfte  und  nur  dem  tieferen 
«ystematischen  Zusammhange  der  sokratischen  Gedanken  nicht  gerecht  wurde. 
Xenophons  Schwäche  liegt  vielmehr  darin,  daß  bei  ihm  die  verschiedenen  Seiten 
<ier  sokratischen  Gedankenwelt  ungleichmäßig  betont  werden  und  das  Logisch-dia- 
lektische zugunsten  des  Ethischen  verkümmert  ist.  Unerklärlich  bleibt  es  ferner 
bei  Dörings  Auffassung,  weshalb  Xenophon,  der  ehrUche  und  zuverlässige  Ge- 
dankenspediteur, die  eigentliche  letzte  praktische  Grundtendenz  des  sokratischen 
Wirkens  absichtlich  nicht  sollte  deutlich  haben  hervortreten  lassen. 

]^ußt  Joel  auf  Aristoteles,  Döring  auf  Xenophon,  so  haben  auch  die  plato- 
nischen Dialoge  als  Norm  für  die  Kekonstruktion  der  sokratischen  Lehre  ihre 
Befürworter  gefunden.  John  Burnet  (in  seiner  Ausg.  d.  piaton.  Phaidon,  Ox- 
ford 1911)  und  A.  E.  Taylor  (Varia  Socratica,  s.  Lit.)  identifizieren  den  histo- 
rischen Sokrates  mit  dem  der  platonischen  Schriften,  und  zwar  nicht  nur  der 
frühplatonischen,  sondern  auch  der  Dialoge  der  mittleren  und  späteren  Jahre  Piatons. 
Xeben  den  platonischen  Schriften  gesteheu  sie  nur  der  aristophanischen  Schilde- 
rung in  den  „Wolken"  den  Wert  einer  selbständigen  Quelle  zu.  Sie  brechen  also 
mit  der  sonst  allgemein  herrschenden  Annahme,  daß  Piaton  in  den  meisten 
seiner  Schriften  —  die  seiner  sokratischen  Frühperiode  ausgenommen  —  Sokrates 
zum.  Sjirecher  seiner  eigenen,  der  platonischen,  Theoreme  mache.  Natürlich  weicht 
das  mit  diesen  Mitteln  gezeichnete  Sokratesbild  von  dem  üblichen  beträchtlich 
ab.  Es  genügt,  nur  darauf  hinzuweisen,  daß  die  Ideenlehre  nach  dieser  Auf- 
fassung schon  sokratisches  und  nicht  erst  platonisches  Eigentum  ist.  Gerade 
hierdurch  aber  setzt  sich  die  Burnet-Taylorsche  Hypothese,  der  auch  sonst  erheb- 
liche Bedenken  im  Wege  stehen  (vgl.  Lortzing,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1912, 
1309  ff.)  mit  der  ausdrücklichen  Angabe  des  Aristoteles,  die  zu  bezweifeln  kein 
Grund  ist,  in  Widerspruch. 

Wieder  eine  andere  Lösung  der  Quellenfrage  als  Grundlage  einer  Sokrates- 
rekonstruktion  bietet  H.  Maiers  eingehendes  Werk  „Sokrates",  auf  dessen  reichen 
Inhalt  hier  nur  hingewiesen  sein  möge.  In  Xenophons  Memorabüien  scheidet 
Maier  zwei  ihrem  Quellenwert  nach  sehr  ungleiche  Teile,  die  Schutzschrift  zu- 
gunsten des  Sokrates  (Mem.  1,  1  und  2),  die  am  ehesten  noch  den  Wert  eines 
historischen  Dokumentes  hat  und  der  die  Apologie  in  dieser  Hinsicht  nahe  steht, 
und  den  Rest  des  Werkes,  der  wie  Maier  nach  dem  Vorgang  anderer  mit  Recht 
annimmt,  frei  erfundene  Sokratesgespräche  enthält,  die  ebenso  wie  das  Symposion 
und  der  Oikonomikos  hinsichtlich  ihres  fiktiven  Charakters  nicht  anders  auf- 
zufassen sind  als  die  platonischen  Dialogdichtungen,  mit  dem  Unterschiede  jedoch, 
daß  Xenophon  den  geschichtlichen  Sokrates,  so  wie  er  sich  ihm  darstellt, 
zeichnen  will. 

Erkennt  Maier  den  xenophon  tischen  MemorabiUen,  abgesehen  von  ihrem  An- 
fangsteile, die  Zeugniskraft  ab,  so  findet  er  dafür  eine  Quelle  allerersten  Ranges 
in  den  frühplatonischen  Schriften  (Apologie,  KJriton,  kl.  Hippias,  Ion,  Laches, 
■Charmides,  Protagoras,  Euthyphron),  in  denen  er  den  geschlossenen  sokratischen 
Gedanken-    und    Interessenkreis   erkennt,   während   mit   dem  Gorgias   eine  neue 


152  §  33.     Sokrates  von  Athen. 

spezifisch  platonische  Welt  beginnt;  doch  gehört  aus  diesen  Schriften  der  plato- 
nischen Reifezeit  die  Sokratesdarstellung  des  Symposions  zu  den  in  erster  Linie 
brauchbaren  geschichtlichen  Quellen,  Daneben  sind  nun  aber  nach  Maier  die 
Sokratesauffassungen  der  Sokratiker  erster  Ordnung,  Piaton,  Antisthenes,  Aristipp, 
Ellkleides  und  nebenbei  Aischines  in  der  Weise  fruchtbar  zu  machen,  daß  man 
von  diesen  Auffassungen  als  Wirkungen  auf  Sokrates'  Lehre  als  Ursache  zurück- 
schließt. Dieser  Rückschluß  und  die  Ausnutzung  der  frühplatonischen  Werke 
bieten  dann  die  Norm  für  die  Ermittlung  des  echt  Sokratischen  in  den  xenophon- 
tischen  Schriften. 

Liegen  in  den  bisher  berührten  Punkten  Maiers  Anschauungen  von  der 
quellenmäßigen  Begründung  unserer  Kunde  von  Sokrates  nicht  allzuweit  ab  von 
der  gangbaren  Auffassung,  so  steht  es  anders  mit  seiner  Beurteilung  der  aristote- 
lischen Notizen,  denen  er,  hier  mit  Döring  zusammentreffend,  jeden  selbständigen 
Quellenwert  abspricht.  Sie  sind,  wie  er  eingehend  darzutun  sucht,  teils  aus  dem 
platonischen  Protagoras,  teils,  und  zwar  gilt  dies  von  der  für  die  aristotelische 
Sokratesauffassung  grundlegenden  Stelle  Metaph.  12,  4,  1078  b  17  ff.  (  .  .  .  .  ovo 
yäo  EOTiv  ä  rtg  av  a:io8oü]  2coy.oüiei  öiy.uUog ,  rovg  x  Ijxaaxiy.ovg  koyovg  y.ul  ro 
ogi^eo&ac  y.adu/.ov  .  .  .)  und  ihren  Parallelen,  aus  Xen.  Memor.  4,  6  1  ff.  hergeleitet, 
welch  letztere  Stelle  wieder  auf  Piaton  zurückgeht.  Diese  Abhängigkeit  des 
Aristoteles  von  Xenophon  scheint  mir  aber  durch  Maier  keineswegs  erwiesen.  Sie 
glaubhaft  zu  machen,  wäre  eine  viel  weitergehende  Übereinstimmung  zwischen 
den  in  Frage  kommenden  Stellen  nötig,  als  die  von  Maier  z.  T.  erst  durch  eine 
vermittelnde  Interpretation  Xenophons  erschlossene.  Wenn  der  genannte  Gelehrte 
insbesondere  S.  98  behauptet:  „Daß  Sokrates  grundsätzlich  das  zi  ioitv  der  Dinge 
(zwv  öVrcöj')  aufgesucht,  tatsächlich  sich  aber  auf  ethische  Begriffe  beschränkt 
habe,  das  konnte  Aristoteles  in  der  Memorabilienstelle  —  und  nirgends  sonst  — 
finden",  so  steht  von  einer  solchen  Beschränkung  in  der  Memorabilienstelle  nichts. 
Die  Begriffsbestimmungen  des  fvoeßy)?,  biy.uiog  usw.  werden  vielmehr  nur  ais- 
in ihrer  Zahl  genügende  Beispiele  des  sokratischen  Verfahrens  aufgeführt  [jiävta. 
(.liv  ovv  f]  dicogi^eio  tioXv  sgyov  äv  eh]  öis^eldBiv,  iv  oaotg  de  xov  xqo.-tov  xT/g  sjxi- 
oxsipsoyg  drjlwasiv  olfiai,  xoaaviu  ?J^u>),  das  hinsichtlich  seiner  Objekte  keinerlei 
Auswahl  kennt  [oxoticöv  ain'  xoTg  ovrovai  xi  sxaaxov  sl't]  xwv  ovxtav  ovde.^ox'  shjys, 
vgl.  auch  Maier  S.  271).  Tatsächlich  fallen  auch  das  dyadöv  und  das  xakov 
(§  8.  9)  in  der  hier  obwaltenden  Auffassung  aus  dem  Rahmen  des  rein  Ethischen 
heraus,  und  auch  die  Klassifizierung  der  Staatsverfassungen  in  §  12  ist  vielmehr 
von  dem  Interesse  an  politischer  Systematik  als  von  ethischen  Gedanken  be- 
herrscht, wenn  auch  letztere  besonders  in  der  Charakterisierung  von  ßuothla  und 
xvQuvvig  nicht  fehlen. 

Entsprechend  der  QueUenbewertung  gestaltet  sich  auch  die  Maiersche  Sokrates- 
auffassung. Hervorzuheben  ist  in  dieser  vor  allem,  daß  Sokrates  nach  Maier  nicht, 
wie  von  vielen  auf  Grund  des  Aristoteles  angenommen  wird,  Begründer  der  Be- 
griffsphilosophie gewesen  ist  und  dadurch  seine  Bedeutung  für  die  weitere  Ent- 
wicklung der  Philosophie  gewonnen  hat.  Er  ist  vielmehr  wesentlich  ethischer 
Protreptiker.  ,,Die  , Philosophie ',  der  Sokrates  sein  Leben  geweiht  hat,  ist  nicht 
Metaphysik,  weder  dogmatische  noch  skeptische,  nicht  Logik,  nicht  Ethik  und 
nicht  Rhetorik;  sie  ist  überhaupt  nicht  Wissenschaft,  am  wenigsten  , populäre'. 
Sie  ist  ein  Suchen  nach  persönlich  sittlichem  Leben"  (Maier  a,  a,  O.  S.  294  f.). 
Da  aber  derselbe  Gelehrte  doch  das  definitorische  und  induktive  Verfahren  wie 
auch  die  Analogieschlüsse  als  wesentliche  Faktoren  der  sokratischen  protreptischen 
Dialektik  anerkennt,  die  ihr  von  der  technischen  Seite  her  ihr  eigentümliches 
Oepräge  verleihen  (a.  a,  O,  S.  374),  so  verringert  sich  damit   wieder  der  Abstand 


§  33.     !?okrates  von  Athen.  153 

zwischen  ihm  und  denen,  die  ihr  Sokratesbild  wesentlich  aus  Aristoteles  gewinnen 
um  einiges. 

Kann  nach  Döring  und  Maier  Aristoteles  als  eine  Hauptquelle  für  Sokrates 
nicht  in  Betracht  kommen,  so  stimmt  mit  ihnen  hierin  Ad.  Busse  in  seinem 
., Sokrates''  überein.  Nach  ihm  bilden  die  Grundlage  für  unsere  Kenntnis  des 
Sokrates  die  platonischen  Dialoge,  in  erster  Linie  die  der  platonischen  I'rühzeit, 
aber  auch  die  späteren  insofern,  als  auch  hier  Piaton,  obwohl  er  Sokrates  seine  eigenen 
Gedanken  leiht,  gleichwohl  manche  Charakterzüge  seines  Lehrers  mit  geschicht- 
licher Treue  hervortreten  läßt.  Xenophon  und  Aristoteles  haben  nur  einen  sub- 
sidiären Wert,  sind  aber  insoweit  sehr  wichtig,  ,,als  sie  erstens  Piatons  Angaben  in 
vielen  Punkten  ergänzen ,  zweitens  zur  Scheidung  zwischen  sokratischem  und 
platonischem  Lehrgut  beitragen,  drittens  zum  klaren  Erfassen  und  scharfen  For- 
mulieren gewisser  Lehrsätze  anleiten". 

Es  ist  im  Rahmen  dieser  Darstellung  unmöglich,  die  in  neuerer  Zeit  ge- 
äußerten Anschauungen  über  Sokrates  und  seine  Tätigkeit  auch  nur  in  an- 
nähernder Vollständigkeit  aufzuzählen.  Besondere  Beachtung  verdienen  unter  den 
neueren  Sokrateszeichnungen  noch  die  von  Ed.  Schwartz  in  dessen  Charakter- 
köpfen aus  der  antiken  Literatur  und  von  Ed.  Meyer  in  der  Gesch.  d.  Altert.  IV'^, 
435  ff.  (Eine  nach  Gruppen  geordnete  Übersicht  über  die  für  die  Sokratesdar- 
stellung  entscheidende  Stellung  neuerer  Philosophiehistoriker  zu  der  Quellenfrage 
bietet  Busse,  Sokrates  S.  1  Anm.  2.)  Das  Angeführte  kann  genügen,  von  den 
bei  der  Frage  leitenden  Gesichtspunkten  und  den  je  nach  der  Quellenbeurteilung 
einander  oft  diametral  entgegengesetzten  Sokratesauffassungen  eine  Vorstellung  zu 
geben.  Erwähnt  sei  noch,  daß  Eob.  v.  Pöhlmann,  Das  Sokratesproblem  (Sitzungs- 
berichte der  Münchener  Akademie  philos.-philol.  und  histor.  Klasse  1906,  Heft  1; 
abgedruckt  in:  Aus  Altert,  und  Gegenw.  Neue  Folge,  München  1911,  S.  1 — 117), 
Sokrates'  religiösen  Konservatismus  für  ein  ungeschichtliches  Moment  der  Dar- 
stellung hält,  die  durch  zwei  selbst  so  ausgeprägt  religiöse  Naturen  wie  Piaton 
und  Xenophon  aufgebracht  und  verbreitet  wurde.  Wir  können  uns  dieser  Auf- 
fassung nicht  anschließen.  Einmal  fragt  man  sich,  wie  es  unter  Pöhlmanns 
Voraussetzungen  kommen  konnte,  daß  religiöse  Naturen  wie  Piaton  und  Xenophon 
sich  so  tief  innerlich  von  Sokrates  angezogen  und  festgehalten  fühlten.  Femer 
aber  fehlt  hier,  mag  man  auch  die  große  Bedeutung  des  üblichen  antiken  Heroen- 
kultus für  die  Fälschung  geschichtlicher  Bilder  zugeben,  doch  jeder  Hebel,  um 
die  platonisch-xenophontische  Darstellung  aus  den  Angeln  zu  werfen.  Da  Ari- 
stoteles für  Sokrates'  Stellung  zur  Theologie  nichts  bietet,  so  ließe  sich,  wiU  man 
nicht  in  Aristophanes'  Scherzen  historisches  Material  suchen,  der  platonisch- 
xenophontischen  Sokratesauffassung  nur  eine  solche  entgegenstellen,  die,  ohne 
auf  ausdrücklicher  antiker  Überlieferung  zu  fußen,  aus  einem  rationalistischen 
Grundzuge  des  sokratischen  Wesens  Folgerungen  für  sein  Verhalten  zum  Götter- 
glauben zieht,  also  selbst  wieder  typisiert  und  idealisiert  und  zu  diesem  Zwecke 
gezwungen  ist,  positive  Angaben  aus  apriorischen  Gründen  in  methodisch  bedenk- 
licher Weise  umzudeuten,  wie  denn  bei  Pöhlmann  y)  yao  elojdvTä  uoi  uavxiy.i]  >;  xov 
datuoviov  (Plat.  apol.  40a)  als  symbolische  Ausdrucksweise  auf  die  „geniale  In- 
tuition" und  den  „eminenten  sittlichen  Takt"  des  Sokrates  bezogen  wird. 

Die  folgende  Darstell img  wird  in  erster  Linie  die  aristotelischen  Angaben, 
besonders  die  bekannte  Metaphysikstelle  verwerten,  die  sie  freilich  nicht  so  ver- 
steht, daß  Sokrates  der  Begründer  der  Philosophie  des  Allgemeinen  gewesen 
sei  und  sich  die  Bedeutung  dieses  Allgemeinen  in  ihrer  vollen  Tragweite  zu  Be- 
wußtsein gebracht  und  metaphysisch-  oder  logisch-theoretisch  darüber  reflektiert 
habe,  sondern  nur  in  dem  Sinne  —  der  auch  allein  nach  Aristoteles'  Worten  be- 


2, "34  §  33.     Sokrates  von  Athen. 

rechtigt  ist  — ,  daß  Sokrates  als  erster  praktisch  in  seinen  Gesprächen  das  induk- 
tive und  definitorische  Verfahren  als  unentbehrliches  Hilfsmittel  der  Forschung 
konsequent,  vor  allem  in  ethischen  Fragen,  zur  Anwendung  brachte.  Neben 
Aristoteles  dienen  uns  die  xenophontischen  und  platonischen  Schriften  —  besonders 
die  Schriften  aus  Piatons  Friihzeit  —  soweit  als  Unterlage,  als  der  Geschichtlich- 
keit ihrer  Angaben  im  einzelnen  nach  Prüfung  aller  Umstände  kein  Bedenken  im 
Wege  steht,  wobei  zuzugeben  ist,  daß  hier  die  Kriterien  für  die  Scheidung  des 
GeschichtUchen  und  Un  geschichtlichen  vielfach  äußerst  unzuverlässig  und 
sehwankend  sind.  Auch  der  übrigen  sokratischen  Literatur  erkennen  wir  ihren 
Wert  als  Ausgangspunkt  für  geschichtliche  Rückschlüsse  im  Sinne  Maiers  zu. 

Im  ganzen  richtig  bezeichnet  Ciceros  bekannter  Ausspruch  (Acad.  post. 
1,  4,  15;  Tusc.  5,  4,  10;  vgl.  Diog.  L.  2,  21),  daß  Sokrates  die  Philosophie 
Tom  Himmel  auf  die  Erde  herabgerufen,  in  die  Städte  und  Häuser  ein- 
geführt und  genötigt  habe,  über  das  Leben,  die  Sitten  und  die  Güter  und 
Übel  zu  forschen,  den  Fortgang  von  der  kosmologischen  Naturphilo- 
sophie der  Früheren  zur  anthropologischen  Ethik.  Sokrates  besaß 
aber  nicht  ein  fertiges  System,  sondern  nur  eine  Methode,  mittelst  deren  Systeme 
gebildet  werden  konnten.  Was  er  bot,  war  kein  Bau,  sondern  nur  die  Anweisung. 
Avie  beim  Bauen  zu  verfahren  sei.  Im  Zusammenhange  damit  steht,  daß  er  keine 
fortlaufenden  Lehrvorträge  hielt,  wie  sie  sich  für  die  Mitteilung  eines  fertigen 
Systems  empfohlen  haben  würden.  Für  die  Demonstration  und  Übung  der 
Methode  war  der  bessere  Weg  der  des  Wechselgesprächs  mit  denen,  die  in 
diese  Methode  eingeführt  werden  sollten.  Dieses  Gesprächsverfahren  ist  charakte- 
ristisch für  die  sokratische  Lehrtätigkeit.  Von  ihm  an  galt  der  Dialog  als  typische 
Form  philosophischer  Unterweisung  und  fand  als  solche  —  zunächst  durch 
Wiedererzählung  und  Nachahmung  sokiatischer  Gespräche  —  auch  seine  Stelle 
in  der  philosophischen  Literatur,  innerhalb  deren  freilich  seine  Herrschaft  mit  dem 
Zurücktreten  attischer  Darstellungskunst  wesentlich  eingeschränkt  wurde.  Im 
Dienst  philosophischer  Belehrung  ist  Sokrates'  Kunst  der  Gesprächsführung  eine 
geistige  Hebammenkunst  {fiacevTiy.rj  rsxv?],  Plat.  Theaet.  p.  184  b  u.  ö.).  Sie  bringt 
die  Gedanken,  mit  denen  der  Mitunterredner  schwanger  geht,  ans  TagesHcht, 
prüft  sie,  weist  sie  zurück  oder  modifiziert  und  bessert  sie  und  führt  so  der 
Wahrheit  entgegen.  Sokrates  will  nicht  selbst  unmittelbar  belehren,  sondern  seine 
Mitunterredner  anregen  und  im  Verkehre  mit  ihnen  selbst  lernen.  An  sein  ein- 
gestandenes Nichtwissen,  welches  doch,  auf  dem  strengen  Bewußtsein  von  dem 
Wesen  des  wahren  Wissens  beruhend,  höher  stand  als  das  vermeintliche  Wissen 
der  Mitunterredner,  knüpft  sich  die  sokratische  Ironie  (elocovela,  Selbstverkleine- 
rung), die  scheinbare  Anerkennung,  die  der  überlegenen  Einsicht  und  Weisheit 
des  andern  so  lange  gezollt  wird,  bis  dieselbe  bei  der  dialektischen  Prüfung, 
die  das  behauptete  Allgemeine  an  feststehendem  Einzelnem  mißt,  sich  in  ihr  Nichts 
auflöst.  In  dieser  Weise  übte  Sokrates  den  nach  seiner  Überzeugung  von  dem 
delphischen  Gotte  durch  den  von  Chairephon  hervorgerufenen  Orakelspruch,  daß 
er  der  Weiseste  sei,  ihm  auferlegten  Beruf  der  Menschenprüfung  (i^haaig, 
Plat.  Apol.  p.  20  e  ff.),  obgleich  er  durch  diesen  Spruch  sicherüch  nicht  erst  ver- 
mocht wurde,  sich  diesen  Beruf  zu  wählen.  Vorzugsweise  lebte  er  der  Jugend- 
bildung, führte  die  sich  mit  ihm  Unterredenden  zur  Wahrheit  und  Tugend 
heran,  ein  wahrer  Quell  der  Sittlichkeit,  indem  er  den  sgcog,  an  das  sinnliche 
Element  anknüpfend,  zur  Seelenleitung  und  gemeinsamen  Gedankenentwick- 
lung  veredelte. 

In  der  aristotelischen  Metaphysik  (12,  4,  1078  b  27  ff.)  wird  gesagt,  Sokrates 
habe  das  (vom  Einzelnen  aus  zur  Begriffsbestimmung  gelangende)  induktive  und 


§  33.    Sokrates  von  Athen.  155 

defini torische  Verfahren  aufgebracht  (rov;  t  fTfaxnxovi;  /.öyovg  xai  rö  oQi'Qea&ai 
jcado/.oi'j.  In  dem  Begriff,  der  sich  nicht  verändert,  weder  in  der  Zeit  noch  bei 
■den  verschiedenen  Individuen,  in  der  Formulierung  des  Begriffes,  der  Definition, 
fand  er  dem  zu  weit  gehenden  Subjektivismus  der  Sophisten  gegenüber,  für  den 
es  nichts  Allgemeingültiges  gibt,  das  Feststehende,  Bleibende.  Als  das  For- 
schungsgebiet, auf  welchem  Sokrates  diese  Methode  zur  Anwendung  gebracht 
habe,  bezeichnet  Aristoteles  Metaph.  1,  6,  987  b  1  ff.  das  ethische:  ZoixoaTovg 
Ss  nsgi  fisr  rn  rjd'ixä  jigayfiazevousvoi',  jrsgl  8s  fi]g  ö'hjg  (fvosoig  ovdev,  sv  [if.vzoi 
rovroig  x6  y.adö/.ov  i^rjxom'zog  y.al  jieqI  ogto/UMV  i.-rtortjaavrog  ttoojtov  ttjv  öcävoiav.  . .  . 
So  konnten  die  Fundamente  zu  einer  Wissenschaft  der  Ethik  gelegt  werden.  Die 
Fnndamentalanschauung  des  Sokrates  war  nach  Aristoteles  die  untrenn- 
bare Einheit  der  theoretischen  Einsicht  und  der  praktischen  Tüchtig- 
keit auf  dem  ethischen  Gebiete:  Arist.  Eth.  Nicora,  6,  13,  1144b  191: 
^ZoiXQarrjg)  (poov^asig  qjsro  stvai  rrdoag  rag  agsräg  ...  29  f.  koyovg  rag  doeräg  ^)ezo 
^Ivai '  tniozr)i.iag  yäo  slvai  :TÜaag.  Diese  Angaben  finden  sich  in  den  Darstellungen 
des  Xenophon  und  des  Piaton  durchaus  bestätigt.  Als  Beispiel  der  sokratischen 
Induktion  mag  hier  etwa  Xenoph.  Mem.  3,  3,  9  dienen:  exsTvo  fikr  d/jjrov  olaßa, 
■ort  EV  .larzl  :ToäynaTi  oi  ärßQco:^ot  rovzoig  fiä'/uoza  ids/Mvai  JiEidsaßai,  ovg  uv  rjyoxvzai 
ßsXziozofg  sivai '  xai  yaQ  sv  vöaoj  ov  av  rjycövzai  iazQix(ozazov  sivai,  zovzo)  fiäXioza 
jiei&ovzai,  xai  er  :x/.oUo  oi  7i}.io%'Teg  6V  av  xvßsQvi]zixdizarov,  xai  iv  ysojgyia  ov  av 
ysojgyixwzazov,  wonach  dann,  wenn  der  allgemeine  Satz  induktiv  gewonnen  ist, 
auf  einen  neuen  Spezialfall  die  Anwendung  (syllogistisch)  gemacht  zu  werden 
pflegt,  so  daß  das  Ganze  einen  Analogieschluß  bildet:  ovxovv  slxog  xai  iv  mjiixfj 
bg  av  iiü/.iara  slduig  fpaivtjzai  ä  8eT  noieTv,  xovzco  itdÄioza  edi/.fiv  zovg  aV.ovg  :rsi&Eaßat. 
Ganz  gleicher  Art  ist  in  Piatons  Dialog  Gorgias  (p.  460  b)  folgender  Induktions- 
schluß: o  zä  zexzovixa  ^isua&t]x6jg  zsxzovixog,  ...  6  za  /iioi>aixä  ^lovatxog,  .  .  . 
•6  tÖ  iazgcxä  lazgixög,  also  überhaupt  6  fieiiadrjxcog  exaoza  zoiovrög  iozcv  olov  >/ 
ijziazrifiri  Exaozov  djisgyd^ezai,  wonach  dann  von  dem  induktiv  gewonnenen  all- 
gemeinen Satze  (syllogistisch)  die  Anwendung  gemacht  wird:  ovxovv  xaza  zovxov 
xbv  Xöyov  xai  6  zd  Sixaia  fisf^a^rjxcog  dixaiog. 

Das  definitorische  Verfahren  bezeugt  Xenoph.  Memor.  1,  1,  16:  avzog  8e 
jzsgl  zöjv  dvdgm.Tsüov  dsl  8is?Jyszo,  axo.iöJv,  zi  evosßsg,  xi  doeßsg'  zi  xaXöv,  zi  alojrQov 
ZI  dtxaiov,  ZI  äöixov  zi  oaxpgoavvr],  xi  fiavia'  zi  dvdgsia,  zi  dei/Ja'  zi  TtöXig,  zi 
Tiolizixög'  zi  dg/J]  dvögÜTtoiv,  zi  dg/jxog  dt'ßpcoTTOiv,  xai  Jisgl  zcöv  dXloiv,  d  zovg  fikv 
€i86zag  ■^ysTzo  xa/.ovg  xdyadovg  elvai,  zovg  8'dyvoovvzag  dvögaTtodcödscg  av  dixaimg 
x£x/Sjo&ai.  Ibid.  4,  6,  1 :  oxoitwv  ovv  zoig  avvovai ,  zi  exaazov  sir)  zöiv  ovzoiv, 
ovdejxcöjioz'  eXrjyev.  Bei  Platon  (Phaedr.  p.  265  d  e)  erklärt  Sokrates,  die  Definitionen 
und  Einteilungen  zu  lieben;  doch  ist  die  Neigung  zu  Einteilungen  mehr  plato- 
nisch als  sokratisch. 

Beide  Verfahrungsweisen ,  Induktion  und  Definition,  stehen  in  enger  Be- 
ziehimg  zueinander.  Die  Induktion  büdet  die  Grundlage  der  Definition,  insofern 
diese  aus  einer  Reihe  von  Einzelerscheinungen  abgeleitet  und  an  weiteren  Einzel- 
erscheinungen auf  ihre  Richtigkeit  geprüft  wird.  Im  Verkehre  mit  anderen 
nimmt  die  induktiv-definitorische  Methode  die  Form  der  oben  erwähnten  Menschen- 
prüfung (i^haaig)  an.  Sokrates  verlangt  von  seinem  Mitunterredner  eine  Defi- 
nition, wie  beispielsweise  die  der  Tapferkeit,  des  Schönen  usw.  Er  erhält  in  der 
Tat  eine  leichter  Hand  gegebene  Begriffsbestimmung,  aber  diese  erweist  sich, 
an  einem  einzelnen  Falle  gemessen,  als  ungenügend  und  empfängt  aus  diesem 
Falle  eine  Korrektur.  Die  so  verbesserte  Definition  wird  wieder  an  einem  neuen 
Falle  geprüft,  wieder  berichtigt  usw.,  bis  sich  eine  stichhaltige  Begriffsbestimmung 
ergibt  oder  das  Verfahren,   ohne  ein  befriedigendes  positives  Resultat  erreicht  zu 


256  §  33.     Sokrates  von  Athen. 

haben,  abgebrochen  wird.  Die  Methode  nimmt  so  durch  wiederholte  Zurückweisung 
fremder  Aufstelhmgen  die  Form  der  Elenxis  an.  Schöne  Beispiele  bieten  die 
unten  zu  besprechenden  Dialoge  Piatons  aus  dessen  frühester  („sokratischer") 
Periode,  m  der  er  sich  in  Inhalt  und  Form  des  Philosophierens  seinem  Lehrer 
eng  anschloß.  Auch  aus  Xenophon  läßt  sich  eine  Anschauung  des  Verfahren» 
gewinnen.  Lehrreich  ist  z.  B.  Memor.  4,  2,  14  ff.,  wenn  auch  hier  nicht  in  aller 
Form  eine  Definition  der  aöixla  gesucht  wird.  Die  Stelle  ist  um  so  interessanter, 
als  hier  auch  a)iderswo  (vgl.  Aiaooi  /.öyoi  [Diels,  Vors.  c.  83],  3,  2  ff.,  H.  Goraperz,. 
Sophistik  und  Rhetorik  153  f.)  verwertete  Fälle  des  praktischen  Lebens  zum  Zwecke 
des  sokratischen  Definitionsverfahrens  gruppiert  und  verwendet  werden.  Als  ädry<a 
erscheinen  da  zunächst  täuschen,  übeltun,  in  die  Sklaverei  schleppen  usw.  Nun 
aber  zeigt  sich,  daß  diese  Handlungen,  wenn  sie  im  Kriege  den  Feinden  gegen- 
über vollzogen  werden,  nicht  unter  den  Begriff  der  abiy.ia  fallen.  Also  muß  die 
Bestimmung  eingeschränkt  werden:  nur  in  der  Anwendung  auf  Freunde  sind 
sie  abiy.a.  Aber  weitere  Prüfung  ergibt,  daß  die  Bestimmung  auch  so  nicht  genügt. 
Wer  z.  B.  seinen  kranken  Sohn  durch  Täuschung  dazu  bringt,  ein  Heilmittel  ein- 
zunehmen, wer  dem  verzweifelnden  Freunde  das  Schwert,  mit  dem  er  Selbstmord 
begehen  will,  heimlich  oder  mit  Gewalt  wegnimmt,  verübt  keine  äbiy.ia.  Also  sind 
jene  Handlungen  nur  äbiy.a,  wenn  sie  gegen  Freunde  mit  der  Absicht, 
ihnen  zu  schaden,  vollzogen  werden. 

Die  ethische  Fundamentalanschauung  des  Sokrates  enthält  der  Satz 
Xenoph.  Memor,  3,  9,  4  f.:  „Weisheit  {oo(fia  [theoret.j)  und  Sitthchkeit  (acoq-go- 
avvt],  Mäßigimg,  Zucht  [prakt.J)  schied  er  nicht,  sondern  fand  das  Kriterium 
des  Weisen  und  Sittlichen  darin,  daß  er  das  Schöne  und  Gute  erkenne  und  an- 
wende und  darin,  daß  er  das  Häßliche  wisse  und  meide.  Als  man  aber  weiter 
fragte,  ob  er  diejenigen,  die  wüßten,  was  zu  tun  sei,  das  Entgegengesetzte  aber 
ausübten,  für  weise  und  selbstbeherrschend  halte,  sagte  er:  Ebensowenig  wie  für 
unweise  und  zuchtlos  [denn  solche  Leute  gibt  es  nicht].  Denn  ich  glaube,  daß 
alle  unter  dem  Möglichen  wählen,  was  sie  für  das  ihnen  Nützlichste  halten,  und 
das  zur  Ausführung  bringen.  Ich  glaube  also,  daß  diejenigen,  die  nicht  richtig 
handeln,  weder  weise  noch  sittlich  sind.  Er  erklärte  aber  auch  die  Gerechtigkeit 
und  alle  sonstige  Tugend  für  Weisheit.  Denn  das  Gerechte  und  (überhaupt) 
alles,  was  durch  Tugend  vollführt  wird,  sei  schön  und  gut;  und  weder  würden 
diejenigen,  die  dies  kennen,  dafür  etwas  anderes  wählen,  noch  seien  die,  die  es 
nicht  kennen,  zur  Ausführung  imstande,  sondern  wenn  sie  es  versuchten,  gingen 
sie  fehl.''  Insofern  die  Tugend  mit  dem  Wissen  ohne  weiteres  gegeben  ist,  muß  sie 
lehrbar  sein.  Als  Wissen  vom  richtigen  Handeln  kann  sie  ferner  nur  eine 
sein.  Richtig  ist  allein  das  Handeln,  das  den  wahren  Nutzen  des  Menschen, 
d.  h.  dessen  Glückseligkeit  (evSaifiovia),  bezweckt  und  bewirkt,  und  so  ist  die 
Tugend  schließlich  die  Einsicht  in  das,  was  den  Menschen  glückselig  macht.  Der 
von  Sokrates  eingenommene  Nützlichkeitsstandpunkt  ist  so  keineswegs  der  einer 
platten  niedere  Zwecke  verfolgenden  UtUitätsmoral  (vgl.  z.  B.  Plat.  apol.  28  b  und 
Sokrates'  persönüches  Verhalten  nach  dem  platonischen  Kriton;  s.  auch  Maier, 
Sokr.  S.  305  ff.),  so  sehr  auch  Xenophons  Bericht  auf  diese  Anschauung  führen 
könnte:  der  Einsichtige  erkennt,  daß  es  dem  Enthaltsamen  besser  geht  als  dem 
Unmäßigen,  daß  der  Gerechte  größeren  Vorteil  hat  als  der  Ungerechte,  und  er  ver- 
steht die  wirklichen  Gefahren  von  den  scheinbaren  zu  unterscheiden;  so  hat  er 
zugleich  die  Tugenden  der  Enthaltsamkeit,  der  Gerechtigkeit  und  der  Tapferkeit 
(Xen.  ^lem.  4,  5,  9;  3,  12,  1  ff.;  4,  4,  17  u.  ö.).  Wie  Sokrates  gegenüber  dem  Relati- 
vismus der  Sophistik  den  Nutzen  als  feste  ethische  Norm  verwendet,  zeigt  u.  a. 
Xen.  Mem.  4,  4,  14  ff.  Hippias  spricht  hier  den  Gesetzen  und  der  Gesetzestreue  jeden 


§  33.    Sokrates  von  Athen.  157 

Wert  ab  im  Hinblick  auf  den  Wechsel  der  Gesetze  innerhalb  eines  und  desselben 
Staates.  Dem  tritt  Sokrates  entgegen  mit  dem  Hinweis  auf  den  Nutzen,  den  die  Ge- 
setzestreue dem  Gemeinwesen  wie  den  einzelnen  Gehorchenden  selbst  gewähre.  Hippias 
erkennt  ferner  (§  19  ff.)  als  (allgemein  verbindliche)  ayQacpoi  vofioi  nur  solche  an, 
die  in  jedem  Lande  gleicherweise  in  Geltung  stehen.  Auf  das  Verbot  des  Ge- 
schlechtsverkehrs zwischen  Eltern  und  Kindern  trifft  das  nicht  zu.  Hier  findet 
Sokrates  wieder  im  Nützlichkeitsprinzip  das  Kriterium.  Die  Minderwertigkeit  der 
Easse,  die  aus  einem  solchen  Verkehre  hervorgeht,  macht  die  Enthaltung  von 
demselben  zum  Gesetz.  So  wird  alles,  auch  das  Verhalten  zu  anderen  Menschen 
und  zu  den  Göttern,  an  dem  Nutzen  gemessen.  Die  rein  theoretische  Beschäfti- 
gung mit  den  Fragen  des  Universums  verwirft  Sokrates,  teils  weil  es  sich  zieme, 
zunächst  die  näher  liegenden  menschlichen  Dinge  zu  erkunden,  teils  weil  wir  über 
physikalische  und  kosmische  Fragen  keine  sichere  Kenntnis  erlangen  könnten, 
wie  dies  die  Uneinigkeit  unter  den  früheren  Physikern  zeige,  teils  aber  auch, 
weil  sie  keinen  Nutzen  bringe  (Xen.  Mem.  1,  1,  11  ff.,  vgl.  4,  7,  2  ff.).  Das  Nütz- 
iichkeitsprmzip  wird  so  von  ihm  auf  das  unzweideutigste  anerkannt:  das  Gute 
(dya§6v)  ist  nicht  nur  mit  dem  Schönen  (y.aXöv),  sondern  auch  mit  dem 
Zuträglichen  {chqpihiAov,  yo^oiixov)  identisch  (Xen.  Memor.  4,  6,  8  und  9; 
Plat.  Protag.  333  d ;  353  c  ff.).  So  kommt  es,  daß  niemand  freiwillig  und  wissent- 
lich schlecht  sein  kann,  da  niemand  wissentlich  gegen  seinen  eigenen  Vorteil 
handeln  wird  (Xen.  Memor.  3,  9,  4 f.  [s.  oben];  Plat.  Apol.  25c);  wer  aber  das 
Rechte  weiß,  muß  es  auch  tun  (ethischer  IntellektuaUsmus).  Mit  der  Glückselig- 
keit sind  auf  das  engste  verbunden,  wenn  sie  nicht  vielmehr  die  vSubstanz  derselben 
bilden,  intensive,  aber  zugleich  dauernde  angenehme  Gefühle.  Das  fj8v  tritt  bei 
Sokrates  stark  hervor,  ohne  daß  dadurch  seine  Ethik  einen  niedrigen  Charakter 
bekäme:  durch  äußere  Güter  schafft  man  sich  nicht  die  dauernde  Glückseligkeit, 
die  nicht  in  der  svrvyiu  besteht,  vielmehr  sv.iQa^ia  infolge  bewußten  Strebens  ist 
nnd  auf  Einsicht  und  Übung  beruht  (Xen.  Memor.  3,  9, 14).  Die  Selbsterkenntnis,  die 
Erfüllung  der  Forderung  des  delphischen  Apollon :  yvöi&t  oavtöv,  ist  die  Bedingung 
praktischer  Tüchtigkeit  (Xen.  Memor.  4,  2,  24).  Die  höchste  Lust,  um  deren  willen 
wir  niederer  Lüste  uns  standhaft  enthalten  sollen,  liegt  in  dem  Bewußtsein,  selbst 
besser  zu  werden  und  Freunde  zu  haben,  die  im  Verkehr  mit  uns  besser  werden 
(Xen.  Memor.  1,  6,  9).  Nichts  zu  bedürfen,  ist  göttlich;  möglichst  wenig  zu  be- 
dürfen, kommt  der  göttlichen  Vollkommenheit  am  nächsten  (Xen.  Mem.  1,  6,  10). 
Daß  dem  Einsichtigen  (ijiiozd/nsvog),  der  das  Wissen  besitze,  die  Herrschaft 
gebühre,  ist  der  politische  Grundgedanke  des  Sokrates  (Xenoph.  Memor.  3,  9, 
10;  vgl.  3,  4,  6;  3,  6,  14).  Der  gute  Herrscher  muß  gleichsam  der  Hirt  der 
Beherrschten  {jioifiijj'  kacöv  nach  Homer)  sein ;  seine  Tugend  ist,  diese  glücklich 
zu  machen  (ro  svdai'/iovag  jtocsTv  ojv  är  tjyrjzat,  Memor.  3,  2,  4;  vgl.  1,  2,  32). 
Sokratfes  tadelte  die  Ernennung  von  Beamten  durch  Volkswahl  und  Los:  Memor. 
1,  2,  9;  3,  9,  10.  Könige  und  Archonten  („Herrschende"),  heißt  es  an  der  letzt- 
genannten Stelle,  sind  nicht  diejenigen,  welche  das  Szepter  führen,  noch  auch 
die,  welche  durch  die  ersten  besten  Leute  gewählt  sind,  noch  auch  die,  welche 
durchs  Los  oder  durch  Gewalt  oder  Täuschung  ihre  Stellung  erlangt  haben, 
sondern  diejenigen,  die  zu  herrschen  wissen.  Das  wird  wieder  durch  eine  Induktion 
bewiesen,  die  der  oben  S.  155  aus  Xen.  Mem.  3,  3,  9  mitgeteilten  nahe  verwandt 
ist:  im  Schiffe  herrscht  der  der  Schiffahrt  Kundige,  ein  analoges  Verhältnis  be- 
steht in  der  Landwirtschaft,  am  Krankenbette,  in  der  Ringschule;  in  der  Wolle- 
spinnerei führen  als  Sachverständige  Weiber  über  Männer  den  Befehl.  —  Bemerkens- 
wert ist,  daß  nach  Xen.  Mem.  4,  6,  12  die  später  von  Piaton,  Aristoteles  u.  a. 
vorgenommene   Systematisierung   der  Hauptstaatsverfassungen  schon 


258  §  33.     Sokrates  von  Athen. 

in  sokratischer  Lehre  einen  Anknüpfungspunkt  fand.  Hervorzuheben  ist  dabei 
besonders  die  Art,  wie  ßuadeiu  und  Tvgavvig  unterschieden  Averden.  Während 
staatsrechtlich  diese  beiden  Staatsformen  nur  dadurch  voneinander  abwichen, 
daß  die  eine  auf  gesetzlicher  Grundlage,  die  andere  auf  dem  Staatsstreich  beruhte, 
ging  die  Staatsphilosophie  darauf  aus,  zwischen  beiden  einen  ethischen  Unter- 
schied aufzustellen.  Das  geschah  mit  Abweichungen  im  einzebien  im  ganzen  in 
der  Weise,  daß  dem  Königtum  der  Charakter  der  moralisch  guten,  der  Tyranni& 
derjenige  der  moralisch  schlechten  Monarchie  aufgeprägt  wurde.  Die  letztere  ist 
Gewalt-  und  Willkürherrschaft.  Einen  Ansatz  dazu  zeigt  die  erwähnte  Xeno- 
phonstelle,  wenn  es  hier  heißt:  ßaoileiav  8e  y.ai  xvQuvviöu  dg/äg  fxlv  ä/ncporegag 
■fiyelxo  Eivai,  Siacpigeiv  8s  dkk^loiv  Ivöjxii^e.  trjv  jxev  yäg.ixövtcov  rs  rä>7'  dvdgcojKov 
y.al  y.azd  vöfiovg  r(bv  Ji6?.sa>r  dg/>]v  ßaaiXeiav  i'jysito,  ri]v  8e  dx6r>z  oiv  rs  y.ai  iirj 
yarcL  vojxovg,  d)X  ojicog  6  ägycov  ßovkoixo,  zvgavrida.  Die  Übrigen  Verfassungs- 
formen werden  folgendermaßen  gekennzeichnet:  y.ai  ojiov  fikv  iy  icöv  zä  vö/ziiua 
E:iixeXov%'Z(io%'  al  ugyal  y.udiozavzai,  ravztjv  ukv  zijv  Jio/.izeiav  dgiozoxgaziav  iröfiiCsv 
Eivai,  07Z0V  ö'ix  zifujfidTcoi'  7i/.ovToyoazia7',  ötiov  6' iy  ndvzwv  Srjfioygaziav. 

Wenn  es  auch  Sokrates  unterließ,  über  das  Universum  in  der  Weise  der 
früheren  Philosophen  Untersuchungen  anzustellen  (s.  das  aristotelische  Zeugnis 
[Metaph.  1,  6,  987  b,  1  ff.  oben  S.  155],  vgl.  auch  Xen.  Meni.  1,1,11  oben  S.  157),  so  ist 
er  doch  der  eigentliche  Begründer  der  Teleologie  in  der  Betrachtung  der  Welt. 
Freiüch  ist  diese  Teleologie  höchst  einseitig,  da  alles  auf  den  Xutzen  des  Menschen 
berechnet  sein  soU.  Vermittelst  einer  von  der  zweckmäßigen  Tätigkeit  de& 
Menschen  genommenen  Analogie  begründet  er  auch  die  Annahme  von  der  Ein- 
sicht und  Vernunft  der  weltordnenden  Ursache,  indem  er  auf  den  Bau  der  Orga- 
nismen hinweist,  deren  Teile  den  Bedürfnissen  des  Ganzen  dienen,  gestützt  auf 
den  allgemeinen  Satz :  jzgsuEi  /ukv  za  in  uxpEAstW  yiyvöfieva  yvcofirjg  s'gya  sivai 
(Xen.  Mem.  1,  4,  4).  Dem  Nachweise  der  auf  das  Wohl  der  Menschen  abzielenden 
Zweckmäßigkeit  im  menschlichen  Organismus  und  der  Welteinrichtung  überhaupt 
hat  Xenophon  im  Sinne  des  Sokrates  eingehende  Erörterungen  gewidmet,  mit  denen 
er  für  unsere  Kenntnis  der  Anfangspunkt  einer  verbreiteten,  durch  die  ganze  weitere 
Geschichte  der  antiken  Philosophie  sich  hindurchziehenden  und  im  Christentum 
sich  fortspinnenden  Literatur  über  die  götthche  Vorsehung  geworden  ist,  einer 
Literatur,  deren  letzter  Ursprung  tatsächlich  allerdings  wohl  in  einer  Sokrates 
und  Xenophon  vorausliegenden  Zeit  zu  suchen  ist  (vgl.  Sh.  O.  Dickerman, 
De  argumentis  quibusdam  apud  Xenoph.,  Piaton.,  Aristot.  obviis  e  struct. 
homin.  et  animal.  petitis,  Hai.  Sax.  1909,  Diss.).  Augen  und  Ohren,  heißt 
es  Xen.  Mem.  1,  4,  5  ff.,  ermöglichen  uns  die  entsprechenden  Sinnesemp- 
findungen ;  die  Wahrnehmung  von  Gerüchen,  die  Empfindung  des  Süßen  und 
Herben  und  alles  den  Geschmack  angenehm  Berührenden  wäre  nicht  möglich 
ohne  Nase  und  Zunge.  Das  empfindliche  Auge  ist  durch  die  Augenlider  ge- 
schützt, die  beim  Gebrauche  des  Auges  sich  öffnen,  beim  Schlafe  sich  schließen;; 
zum  Schutze  gegen  den  Wind  (und  die  von  ihm  mitgeführten  Fremdkörper) 
dienen  die  als  Sieb  wirkenden  Augenwimpern,  während  die  Augenbrauen  den  von 
der  Stirne  rinnenden  Schweiß  abhalten.  Die  vorderen  Zähne  sind  zum  Zer- 
schneiden, die  Backenzähne  zum  Zermahlen  der  Nahrung  eingerichtet.  Der  Mund, 
durch  den  die  Nahrung  eingeht,  befindet  sich  in  der  Nachbarschaft  der  (kontrollie- 
renden) Gesichts-  und  Geruchsorgane,  die  widerlich  berührenden  Entleerungen  finden 
auf  der  den  Sinnen  möglichst  abgewendeten  Seite  statt.  Fortpflanzungstrieb, 
Elternliebe  und  Selbsterhaltungstrieb  sind  Veranstaltungen  der  göttlichen  Vor- 
sehung. Ebendahin  gehört  die  den  Menschen  im  Gegensatze  zu  den  Tieren  ver- 
liehene   aufrechte  Haltung,    die  ihn  befähigt,    weiter    vorwärts    und    aufwärts    zu 


§  33.     Sokrates  von  Athen.  159' 

schauen,  die  kunstfertige  Hand,  das  Sprach  vermögen  und  die  mit  der  voll- 
kommneren  körperlichen  Organisation  harmonierende  höhere  seelische  Beanlagung 
des  Menschen,  die  Vorausverkündung  der  Zukunft  durch  die  Mantik.  Ähnlichen 
Erörterungen  ist  Mem.  4,  3,  3  ff.  eine  zum  gleichen  Ziele  führende  Argumentation 
aus  kosmischen  Einrichtungen  und  Verhältnissen  der  irdischen  Natur  voraus- 
geschickt: die  Götter  spenden  uns  das  zum  Sehen  notwendige  Licht,  die  Dunkel- 
heit der  zur  Ruhe  geschaffenen  Nacht  erhellen  sie  durch  Mond  und  Sterne,  deren 
Leuchten  der  Zeiteinteilung  dient.  Die  göttliche  Fürsorge  zeigt  sich  ferner  in  der 
Nahrung,  die  uns  der  Boden  spendet  und  mit  deren  Erzeugung  die  Beschaffenheit 
der  Jahreszeiten  im  Einklang  steht,  im  Nutzen  des  Wassers  und  Feuers,  in  der 
Einrichtung  der  Bahn  der  Sonne,  die  nie  durch  aUzugroße  Erdennähe  oder  übermäßige 
Entfernung  alles  ausdörrt  oder  zur  Erstarrung  bringt,  in  den  den  Anforderungen 
des  menschlichen  Organismus  entsprechenden  allmählichen  Übergängen  von  Hitze 
zu  Kälte  und  von  Kälte  zu  Hitze,  in  der  Verwendbarkeit  der  Haustiere  zu 
Nahrung  und  anderem  Gebrauch. 

Mit  diesen  teleologischen  Anschauungen  sind  auch  schon  Sokrates'  Beziehungen 
zur  Religion  berührt.  Wie  er  sich  in  seinem  praktischen  Verhalten  dem 
üblichen  Kultus  anschloß  (Xen.  Mem.  1.  1,  2;  vgl.  1,  3,  1;  4,  3,  16),  so  setzte 
er  sich  auch  in  seinen  theoretischen  '  Anschauungen  in  keinen  ausdrück- 
lichen Gegensatz  zum  griechischen  Volksglauben.  Und  doch  macht  sich 
ein  Streben  bemerkbar,  über  diesen  Glauben  hinaus  zu  reineren,  philosophisch 
haltbareren  Auffassungen  aufzusteigen.  So  entfernt  sich  seine  Theologie 
innerlich  weit  mehr,  als  es  zunächst  den  Anschein  hat,  von  der  volkstüm- 
lichen. Auch  Sokrates  redet,  wenn  hierin  auf  Xenophon  Verlaß  ist,  gewöhnlich 
von  Göttern  in  der  Mehrzahl  und  meint  damit  die  Götter  der  Volksreligion 
(z.  B.  Memor.  1,  1,  19 ;  4,  3,  3).  Dabei  streift  er  aber  unwürdige  Vorstellungen 
des  landläufigen  griechischen  Polytheismus  von  diesen  Göttern  ab.  Die  Menge 
glaubt,  so  bemerkt  Xen.  Mem.  1,  1,  19,  an  ein  beschränktes  Wissen  der  Götter; 
nach  Sokrates  wissen  sie  alles,  was  geredet  und  getan  und  im  Stillen  geplant 
Avird,  sie  sind  überall  gegenwärtig  und  geben  den  Menschen  Zeichen  hinsichtlich 
aller  menschlichen  Angelegenheiten.  Sie  wissen  am  besten,  was  gut  ist.  Deshalb 
soll  man  sie  nur  bitten,  das  Gute  zu  verleihen,  ohne  bestimmte  Wünsche  nach 
Geld,  Herrschermacht  und  dgl.  zu  äußern  (Mem.  1,  3,  2).  Wo  es  sich  um 
Schöpfung  und  Weltregiment  handelt,  erscheint  zuweilen  der  Gedanke  an  eine 
einheitliche  Gottheit  (Mem.  1,  4,  5.  7).  Mem.  4,  3,  13  gehen  Polytheismus  und 
Monotheismus  einen  Kompromiß  ein,  insofern  die  Gottheit,  „die  die  ganze  Welt 
ordnet  und  zusammenhält",  von  den  anderen  Gottheiten  unterschieden  wird. 
Fürsorge  für  die  Menschen  und  Vernimft  sind  die  wesentlichen  Eigenschaften  der 
Gottheit.  Xen.  Mem.  1,  4,  17  erscheint  sie  in  Analogie  zu  dem  den  Körper  be- 
herrschenden menschlichen  vov?  als  personifizierte  (pQÖvrjoig  (  .  .  .  6  aog  vovg  hiov 
TO  oov  oiöfia  ojioig  ßovXsxai  ^ie%a%EiQit,Exai.  ol'soßai  ovv  XQV  '^"^  ''■V^  ^^  ^V  ^o.vxi  (pQO- 
vtjoiv  xä  m'tvxa  oVrco?  äv  avx>~j  -^dv  f]  ovxco  Siaxi&eoßat).  Die  Analogie  der  mensch- 
lichen Vernunft  diente  zum  Beweise  für  das  Dasein  einer  Weltvernunft:  wie  der 
Mensch  nach  seinem  körperhchen  Bestände  aus  den  in  der  Welt  im  großen  vor- 
handenen Stoffen  zusammengesetzt  ist,  so  muß  auch  seine  Vernunft  ein  Teil 
einer  im  Universum  enthaltenen  Vernunft  sein  (Xen.  Mem.  1,  4,  8).  Diese  Form 
eines  Gottesbeweises  war  fruchtbar:  die  Stoa  verwendete  sie,  z.  T.  in  ausdrück- 
licher, z.  T.  in  auch  ohne  Zitat  erkennbarer  Anlehnung  an  die  XenophonsteUe 
(Cic.  de  nat.  deor.  2,  18;  3,  27;  Sext.  Emp.  adv,  math.  9,  87;  Marc.  Aur.  4,  4,  3). 
Die  Analogie  der  menschlichen  Seele  diente  auch  zur  Erklärung  der  Unsichtbar- 
keit  der  Götter.  Wie  die  Seele  sich  der  sinnlichen  Wahrnehmung  entzieht,  aber 
in  ihren  Wirkungen  sichtbar  ist,  so  auch  die  Gottheit  (Xen.  Mem.  4,  3,  14). 


1(50  §  33.    Sokrates  von  Athen. 

In  der  logisch-strengen  Reflexion  über  moralische  Fragen,  in  dem  Suchen 
und  Zweifeln,  in  der  dialektischen  Vernichtung  des  Scheinwissens  und  der  Leitung 
zu  echtem  Wissen  Hegt  die  eigen tümUche  philosophische  Bedeutung  des 
Sokrates.  Da  aber  die  Reflexion  ihrer  Natur  nach  auf  das  Allgemeine  geht,  und 
das  Handeln  doch  in  jedem  bestimmten  Falle  auf  Einzelnes,  so  bedarf  es  zum 
Behuf  praktischer  Tüchtigkeit  neben  der  Reflexion  noch  des  praktischen 
Blickes  oder  Taktes,  der  auch  den  sittlichen  Takt  einschließt,  ohne  jedoch 
ausschließUch  oder  auch  nur  in  erster  Linie  sittlicher  Takt  zu  sein ;  er  geht  vor- 
wiegend auf  den  zu  erwartenden  günstigen  oder  ungünstigen  Erfolg.  Sokrates 
erkannte  die  Reflexion  als  des  Menschen  eigene  Aufgabe;  jene  unmittelbare,  der 
Gründe  sich  nicht  bewußte  Überzeugung  von  der  Angemessenheit  oder  L^n- 
angemessenheit  gewisser  Handlungen  aber  führte  er,  ohne  sie  psychologisch  zu  zer- 
gliedern, indem  er  sich  ihrer  als  eines  Zeichens,  das  ihn  recht  leite,  bewußt  war, 
mit  frommem  Sinne  auf  die  Gottheit  zurück.  Diese  göttliche  Leitung  ist  das, 
was  er  als  sein  dai^iönor  bezeichnet,  wie  er  überhaupt  den  Glauben  seiner 
Volksgenossen  an  göttliche  Willensäußerungen  und  andere  Offenbarungen  keines- 
wegs venvarf  (Xen.  Mem.  1,  4,  15;  4,  3,  12).  In  der  plat.  Apologie  (p.  31  d)  sagt 
Sokrates:  daß  ich  nicht  öffentlich  auftrete,  geschieht  darum,  on  noi  ßsTöv  n  xal 
dcu^öviov  yiyrsTai,  und  erläutert  dies  so,  von  Jugend  an  habe  er  immer  eine 
Stimme  vernommen,  die  jedoch  jedesmal  nur  warne,  nicht  antreibe.  Eben  diese 
Stimme  nennt  er  im  Phaidros  242  b  ro  daifiöviöv  rs  y.al  t6  elo&oi  o7]fieTo%\  Nach 
Xen.  Mem.  4,  8,  5  trat  dieses  baiuöviov  ihm  warnend  entgegen,  als  er  im  voraus  auf 
die  Verteidigungsrede  vor  Gericht  zu  sinnen  beabsichtigte  (sein  praktischer  Takt 
sagte  ihm,  daß  eine  reine  Hingabe  an  den  Ernst  des  Momentes  würdiger  und 
zuträglicher  sei  als  eine  diese  Hingabe  beeinträchtigende  rhetorische  Vorbereitung), 
Weniger  genau  scheint  sich  Xenophon  mitunter  über  diesen  Punkt  auszudrücken, 
wenn  er  sagt,  durch  das  daifiöviov  werde  dem  Sokrates  angezeigt,  ä  xe  ygl}  n:oisTv 
y.al  ä  fu]  (Mem.  4,  3,  12).  Die  Macht,  von  welcher  diese  innere  Stimme  ausgeht, 
ist  6  ■&£6g  (Mem.  4,  8,  6)  oder  ot  deoi  (Mem.  4,  3.  12),  dieselben  Götter,  welche 
auch  durch  die  Orakel  zu  den  Menschen  reden. 

Aristophanes  legt  in  den  „Wolken"  (welche  in  der  ersten  uns  nicht 
mehr  vorliegenden  Bearbeitung  423  v.  Chr.  aufgeführt  wurden)  dem  Sokrates 
außer  solchen  Charakterzügen  und  Lehren,  die  ihm  in  Wirklichkeit  angehörten, 
auch  anaxagor  eische  Lehren  und  sophistische  Tendenzen  bei.  Die  Möglich- 
keit dieser  Mißdeutung  (oder,  wenn  man  will,  dieser  poetischen  Lizenz)  war  von 
selten  des  Sokrates  nicht  nur  darin  begründet,  daß  er  als  Philosoph  gegen 
das  Volksbewußtsein  überhaupt  in  einem  gewissen  Gegensatze  stand,  und  daß  die 
anaxagoreische  Gotteslehre  nicht  ohne  tiefen  Einfluß  auf  ihn  geblieben  war, 
sondern  auch  insbesondere  noch  darin,  daß  er  als  ein  auf  das  Subjekt  reflek- 
tierender und  dieser  Reflexion  das  Handeln  unterwerfender  Philosoph  mit  den 
Sophisten  auf  dem  gleichen  allgemeinen  Boden  sich  bewegte  und  nur  im 
Besonderen  durch  die  Richtung  seines  Philosophierens  sich  von  ihnen  unterschied: 
von  selten  des  Aristophanes  aber  darin,  daß  er  als  nicht  philosophierender 
Dichter  und,  soweit  es  ihm  Ernst  damit  war,  antisophistischer  Moralist  und  alt- 
bürgerlich  patriotischer  Politiker  die  Bedeutung  der  spezifischen  Differenzen 
innerhalb  der  Philosophie  bei  seiner  Überzeugung  von  der  Verkehrtheit  und  Ge- 
fährlichkeit aller  Philosophie  kaum  seiner  Aufmerksamkeit  würdigte,  geschweige 
deren  Wesentlichkeit  zu  erkennen  vermochte.  Und  auch  wenn  Aristophanes  selbst 
tiefer  blickte,  so  war  für  ihn  doch  die  Rücksicht  auf  sein  Publikum  bestimmend. 
Sokrates  war  durch  seine  ganze  Persönlichkeit  und  Lebensweise,  durch  sein  Um- 
hergehen auf  Markt  und  Straßen  und  in  den   Werkstätten    und    sein  Disputieren 


§  33.    Sokrates  von  Athen.  Kjl 

mit  jedermann  unter  allen  Vertretern  der  modernen  Richtung  der  auffälligste  und 
populärste,  und  das  Publikum,  dem  feinere  Unterscheidungen  fern  lagen,  über- 
trug daher  auf  ihn  alle  Züge,  die  ihm  in  dem  Gesamtbilde  des  modernen  Wissens 
und  Könnens  entgegengetreten  waren,  die  Naturwissenschaft  so  gut  wie  die  Kunst 
•des  rov  tjxTCO  koyov  hqsittco  jioieTv. 

Die  Ansicht  von  Sokrates  als  Sophisten  und  sittengefährlichem  Neuerer  hegten 
auch  die  Ankläger,  wenngleich  bei  ihrem  Vorgehen  z.  T.  auch  mehr  oder  minder 
persönliche  Motive  im  Spiele  gewesen  zu  sein  scheinen.  Meletos  wird  im  Dialog 
Euthyphron  (p.  2  b)  als  ein  junger,  wenig  bekannter,  dem  Sokrates  persönlich  ganz 
fernstehender  Mann  bezeichnet,  und  in  der  platonischen  Apologie  heißt  es  von  ihm, 
er  habe  die  Anklage  eingebracht,  verletzt  durch  den  sokratischen  Nachweis,  daß  die 
Dichter  das  Wesen  ihrer  Kunst  nicht  kennen :  v:i£q  tcöv  noirjrwv  ä/d6fisvo;  (Apol. 
p.  23  e) ;  vielleicht  war  er  ein  Sohn  des  Dichters  Meletos,  den  Aristophanes  in  den 
„Fröschen"  (v.  1302)  erwähnt.  Anytos,  ein  reicher  Lederhändler,  war  ein  einfluß- 
reicher Demagog,  der  unter  der  Herrschaft  der  Dreißig  geflohen  und  an  der  Seite 
Thrasybuls  kämpfend  zurückgekehrt  war.  Sokrates  sagt  in  der  Apologie  (a.  a.  O.), 
er  habe  an  der  Klage  sich  beteiligt  v.-tsq  tcöv  drjfj^covgycöv  xai  tcöv  jTolniy.öJv  dy&ö- 
fterog,  und  im  Meuon  (p.  94  e)  \vird  angedeutet,  er  habe  dem  Sokrates  die  herab- 
setzenden Urteile  über  die  athenischen  Staatsmänner  verübelt;  nach  der  xeno- 
phontischen  Apologie  (29  f.)  grollte  er  dem  Sokrates,  weil  dieser  seinen  Sohn  zu 
etwas  Besserem  als  dem  Lederhandel  bestimmt  glaubte  und  dem  Vater  geraten 
hatte,  ihm  eine  höhere  Bildung  zuteil  werden  zu  lassen.  Lykon  zürnte  (Plat. 
Apol.  a.  a.  O.)  vjteq  tcöv  qtjtöqcov.  Die  Anklage  lautete  —  freilich  sind  die  Berichte 
darüber  nicht  genau  —  (Plat.  Apol.  p.  24  b;  Xen.  Mem.  1,  1,  1;  Favorin  bei 
Diog.  L.  2,  40):  rdde  tygätpaTO  xal  äv&couokoyrjaazo  (?  dvTco/.i6oaT0  konj  Menagius) 
Mi/.rjTog  ]\Ish]Tov  JTnßevg  Stöy.Qäxei  Zcocpooviaxov  'A?.C0JTsxTJdsv  ddixel  ^coxgaTtjg  ovg  /iisv 
■)]  :xöXig  vo/iuCsi  dsov?  ov  vo/niCcov,  etsqu  de  xaivä  öai/itovca  siarjyovfievog,  ddixEi  8s 
y.ul  rovg  vsovg  diacp^eiQcov.  Tifirjfia  d^dvaxog.  Die  stehenden  Vorwürfe  gegen  die 
Philosophen  überhaupt  wurden  ohne  besondere,  eingehende  Untersuchung  auch 
gegen  Sokrates  gekehrt  (Apol.  23  d).  Sokrates  war  unter  den  modernen  Eeformern 
der  bekannteste  und  einflußreichste.  In  ihm  galt  es  die  ganze  Richtung  zu  treffen. 
Viel  gestritten  ist  über  die  formal-juristische  Berechtigung  seiner  Verurteilung. 
Man  wird  hier  kaum  umhin  können,  mit  Maier,  Sokr.  S.  492  f.,  zuzugeben,  daß 
trotz  der  von  Xenophon  hervorgehobenen  Korrektheit,  mit  der  Sokrates  seinen 
religiös-kultischen  Bürgerpflichten  nachkam,  der  Tatbestand  der  Asebie  insofern 
gegeben  war,  als  die  sokratischen  Götter  in  ihrem  Wesen  von  denen  des  Volks- 
glaubens innerlich  verschieden  waren,  seine  Anschauung  von  der  Wirksamkeit 
seines  Daimonion  mit  den  herrschenden  religiösen  Vorstellungen  nicht  im  Ein- 
klang stand  und  vor  allem  durch  Sokrates  —  wie  auch  durch  die  Sophisten 
—  der  von  altersher  bestehende  Zusammenhang  der  staatlichen,  sozialen  und 
sittUchen  Ordnung  mit  der  Väterreligion  gelockert  worden  war.  Da  ferner 
Sokrates  seine  Anschauungen  unter  der  Jugend  verbreitete,  so  Avar  damit  vom 
Standpunkte  des  religiösen  Konservatismus  auch  der  Tatbestand  der  Jugend- 
verführung gegeben.  Selbstverständlich  ist  von  dieser  Frage  nach  der  Berechtigung 
des  Urteils  vom  Standpunkte  des  positiven  athenischen  Rechtes  die  andere  Frage 
ganz  unabhängig,  wie  weit  Sokrates  durch  höhere  Rücksichten  berechtigt  war,  sich 
zu  dem  positiven  Rechte  in  Widerspruch  zu  setzen,  und  wie  weit  seine  Tätigkeit, 
die  der  athenische  Richter  verurteilen  mußte,  aus  dem  Gesichtspunkte  des  Kultur- 
und  Geistesfortschrittes  gepriesen  zu  werden  verdient  (vgl.  auch  Maier  S.  497). 
Die  Anschuldigungen,  welche  Xenophon  Mem.  1  c.  2  mit  den  Worten  sq^i]  6 
y.axrjyoQog  anführt  und  bekämpft,  sind  von  Xenophon  wohl  zunächst  aus  der  um 
Ueberweg,  Grundriß  I.  11 


162  §  33.    Sokrates  von  Athen. 

das  Jahr  393  zur  Rechtfertigung  der  im  Jahre  399  erfolgten  Verurteilung  des 
Sokrates  von  dem  Rhetor  Polykrates  verfaßten  Anklageschrift  entnommen  worden 
und  scheinen  zum  Teil  von  diesem  zuerst  und  nicht  sämtlich  bereits  von  den 
Memorab.  1,  1,  1  erwähnten  Anklägern  (oi  ygmfufis7-oi)  vorgebracht  worden  zu 
sein  (wie  Cobet,  Novae  Lectiones,  Lugd.  Bat.  1858,  S.  662 — 682  nachweist,  indem- 
er  sich  stützt  auf  die  Vergleichung  von  Mem.  1,  2,  12  mit  Isokr.  Lob  des  Busiris  5, 
nach  welcher  Stelle  Polykrates  zuerst  ausgesprochen  hat,  daß  Alkibiades 
durch  Sokrates  erzogen  worden  sei,  von  Mem.  1,  2,  58  mit  Schol.  zu  Aristid. 
vol.  III,  p.  480  Dind.,  wonach  Polykrates  dem  Sokrates  die  antidemokratische 
Benutzung  der  Stelle  Hom.  IL  2,  188  ff.  vorgeworfen  hat,  ferner  auf  die 
UnWahrscheinlichkeit,  daß  in  einer  durch  Anytos,  den  Freund  des  Alkibiades, 
vertretenen  Anklage  Sokrates  wegen  seines  Einflusses  auf  diesen  für  strafwürdig 
erklärt  worden  sei,  und  auf  den  das  Nichtvorhandensein  dieses  Anklagepunktes 
voraussetzenden  Charakter  der  von  Piaton  wahrscheinlich  in  den  Grundgedanken 
treu  überlieferten  Verteidigungsrede  des  Sokrates.  Vgl.  auch  K.  Schenkl,  Xenoph. 
Stud.  [Wien  1875]  1  ff.  A.  Gercke,  Einleit.  z.  Ausg.  d.  piaton.  Gorgias  von  Sauppe- 
Gercke  [BerUn  1897]  S.  XLIIIff.;  Gomperz,  Griech.  Denker  11^  S.  569).  Mög- 
licherweise ist  der  Ausdruck  6  xarir]yoooc  in  kollektivem  Sinne  zu  nehmen:  Meletos, 
Anytos.  Lykon  oder  Polykrates,  oder  wer  sonst  in  dieser  Sache  den  Sokrates  an- 
geschuldigt hat.  Xenophon,  der  bei  der  gerichtlichen  Verhandlung  nicht  zugegen 
war,  würde  dann  nicht  unterscheiden  wollen,  wem  die  einzelnen  Punkte  der  An- 
klage augehören.  Das  Verhalten  des  Sokrates  schildert  Piaton  in  den  wesentlichen 
Grundzügen  mit  historischer  Treue  in  der  Apologie,  im  Kriton  und  in  den  ersten 
und  letzten  Partien  des  Phaidon.  Das  offene,  rückhaltslose  Auftreten  des  Philosophen 
erschien  den  Richtern  als  Übermut,  seine  philosophische  Reflexion  als  Verletzung  der 
sittlich-religiösen  Grundlagen  des  athenischen  Staates,  denen  die  wiederhergestellte 
Demokratie  zu  neuer  Geltung  zu  verhelfen  bemüht  war.  Der  frühere  Umgang 
des  Sokrates  mit  Männern,  die  für  volksfeindlich  galten,  besonders  mit  dem  ver- 
haßten Kritias,  machte  mißtrauisch  gegen  seine  Tendenzen.  Dennoch  erfolgte  die 
Verurteilung  nur  mit  dem  Übergewicht  weniger  Stimmen ;  Sokrates  wäre  nach. 
Plat.  Apol.  p.  36  a  freigesprochen  worden,  wenn  (bei  500  oder  501  Geschwornen) 
nur  dreißig  (nach  anderer  Lesart  drei)  Stimmen  anders  gefallen  wären.  Da  er 
aber  nach  der  Verurteilung  sich  selbst  nicht  durch  eine  Gegenschätzung  schuldig 
bekennen  wollte,  sondern  sieh  als  Vv^ohltäter  der  Stadt  der  Speisung  im  Prytaneion 
für  würdig  erklärte  und  sich  zuletzt  nur  auf  Zureden  seiner  Freunde  zu  einer 
Geldbuße  von  30  Minen  verstand,  so  wurde  er  (nach  Diog.  L.  2,  42)  von  einer 
um  80  Stimmen  höheren  Majorität  zum  Tode  verurteilt.  Die  Vollstreckung  des 
L'rteils  mußte,  weil  gerade  Tags  zuvor  das  heilige  Festschiff  nach  Delos  gesandt 
worden  war,  um  .30  Tage,  bis  zu  dessen  Rückkehr,  verschoben  werden.  Sokrates 
verschmähte  die  durch  Kriton  ihm  möglich  gemachte  Flucht  als  ungesetzlich 
(vgl.  den  platonischen  Dialog  „Kriton").  Er  trank,  wie  im  platonischen  ..Phaidon" 
geschildert  wird,  im  Gefängnis,  umgeben  von  seinen  Schülern  und  Freunden,  mit 
vollkommener  Festigkeit  und  Seelenruhe  den  Giftbecher,  voll  der  Zuversicht,  daß 
der  Tod,  der  seine  Überzeugungstreue  bewährte,  für  ihn  und  sein  Werk  das  Zu- 
träglichste sei. 

Die  Athener  sollen  bald  darauf  Reue  über  die  Verurteilung  empfunden 
haben.  Doch  scheint  ein  allgemeinerer  Umschwimg  der  Ansicht  zugunsten  des 
Sokrates  erst  infolge  der  Wirksamkeit  seiner  Schüler  eingetreten  zu  sein.  Daß 
die  .Ankläger  teils  verbannt,  teils  getötet  worden  seien,  wie  Spätere  erzählen 
(Diodor  14,  37,  6;  Plut.  de  invid.  c.  6;  Diog.  L.  2,  43;  6,  9  f.),  ist  wohl  nur  eine 
Fabel,  die  sich  jedoch  an  die  Tatsache  anzulehnen  scheint,  daß  Anytos,  vielleicht 


§  34.    Die  Sokratiker  überhaupt.    Xenophon.    Aischines.  163 

aus  politischen  Motiven  verbannt,  nicht  in  Athen,  sondern  in  Herakleia  am  Pontos 
gestorben  ist,  wo  noch  in  späteren  Jahrhunderten  sein  Grabmal  gezeigt  wurde. 

t^  34.  Sokrates'  Schüler.  Von  Sokrates'  persönlichen 
Verehrern,  die  sich  als  Schriftsteller  betätigten,  blieben  die  einen 
philosophisch  in  allem  Wesentlichen  auf  dem  Standpunkt  des 
Meisters  stehen  und  beschränkten  sich  darauf,  das,  was  in  seinem 
Wesen  und  seiner  Philosophie  besonders  auf  sie  eingewirkt  hatte, 
in  ihren  AVerken  in  populärer  Form  zu  verarbeiten.  Dies  gilt 
von  Xenophon,  Aischines  u.  a.  Andere  fühlten  sich  getrieben, 
die  sokratische  Lehre  weiterzubilden.  Durch  das  von  Sokrates 
gewonnene  Prinzip  des  Wissens  und  der  Tugend  war  seinen 
Nachfolgern  die  Aufgabe  vorgezeichnet,  die  philosophischen 
Doktrinen  der  Dialektik  und  Ethik  zu  fördern.  Von  seinen 
unmittelbaren  Schülern,  sofern  dieselben  philosophische  Bedeutung 
haben,  wenden  sich  nun  die  meisten  als  „einseitige  Sokratiker" 
vorwiegend  der  einen  oder  anderen  Seite  dieser  Aufgabe  zu,  in- 
dem namentlich  die  megarische  oder  eristische  Schule  des 
Eukleides  und  die  elische  des  Phaidon  fast  nur  die  dialek- 
tischen Untersuchungen,  die  kynische  Schule  des  Anti- 
sthenes  und  die  hedonische  oder  kyrenaische  des  Ari- 
stippos  dagegen  vorwiegend  die  ethischen  Aufgaben  in  ver- 
schiedenem Sinne  behandeln,  und  zwar  mit  Anknüpfung  an 
bestimmte  einzelne  Richtungen  der  vorsokratischen  Philosophie. 
Die  verschiedenen  Seiten  des  sokratischen  Geistes  aber  und  zu- 
gleich die  sämthchen  berechtigten  Elemente  der  früheren  Stand- 
punkte hat  Piaton  fortgebildet  und  zu  der  Einheit  eines  um- 
fassenden Systems  zusammengefaßt. 

Abgesehen  von  diesen  unmittelbaren  Nachfolgern  des  Sokrates 
ist  aber  die  Sokratik  von  größtem  Einfluß  auch  auf  die  weitere 
Entwicklung  der  griechischen  Philosophie  gewesen:  die 
ganze  begriffliche  Philosophie,  wie  sie  namentlich  von  Aristoteles 
ausgebildet  worden  ist,  ebenso  die  Richtung  auf  das  Praktische, 
die  sich  in  erster  Linie  bei  den  Stoikern  und  Epikureern  zeigte, 
ferner  die  starke  Betonung  des  Teleologischen  bei  Aristoteles 
und  den  Stoikern  knüpfen  an  Sokrates  an,  wenn  sich  auch  vor 
ihm  schon  Anfänge  dazu  zeigten.  Auch  die  Neuplatoniker  sind, 
insofern  sie  sich  als  Platoniker  geben,  mittelbar  von  Sokrates 
abhängig.  Man  konnte  um  so  eher  diesen  zum  Ausgangspunkt 
nehmen  und  die  ihm  zugeschriebenen  Ansichten  nicht  nur  in 
den  loyoL  ItoY.Qari/.oi  weiter  führen  und  verschiedentlich  aus- 
bilden, als  schrifthche  Aufzeichnungen  von  ihm  nicht  vorhanden 

11* 


Iß4  §  34.    Die  Sokratiker  überhaupt.    Xenophon.    Aischines. 

waren.  Sokrates  und  die  Sokratik  wirken  bis  auf  die  Gegen- 
wart noch  fort:  er  ist  der  einzige  unter  den  Hellenen,  der 
mit  dem  Stifter  des  Christentums  wegen  gar  mancher  Ver- 
gleichungspunkte bis  auf  die  neueste  Zeit  öfter  zusammengestellt 
worden  ist. 

Sokratiker  im  allgemeinen:  Die  erhaltenen  Briefe  von  Sokrates  und 
Sokratikern  sind  Fälschung.  Ausgaben  veranstalteten  J.  C.  Orelli  in:  Coli, 
epistol.  Graec,  Lpz.  1815,  und  Hercher  in:  Epistolographi  Gr..  Par.  1873. 

Xenophon:  Antike  Viten:  Diog.  Laert.  ?,  48 — 59  (über  die  Quellen 
Wilamowitz.  Antig.  v.  Kar.  S.  330 ff.).  Suidas  s.  v.  Esvocpojv.  Chronologie: 
Jacoby,  Apollodors  Chronik  S.  302  ff.  Schriften:  Aus  dem  xenophontischen 
Schriftenkorpus  gehören  hierher:  'Ajio/tivtj/iiorsv/nara  Swxgaxovg  (die  „Memorabilien"), 
'A:TO/.oyia  ScoxQazov?  iiQog  zovg  dixaaxäg,  Olxovofxixöi;,  ^v/ijroaiov,  Kvqov  Jtaideia, 
'Ieqcov.  Auch  der  KvnjyEzixög  rückt  seinen  Gegenstand,  die  Jagd,  unter  ethische 
Gesichtspunkte.  (Die  Briefe  sind  gefälscht.)  Hinsichtlich  der  Frage  der  Textüber- 
lieferung, die  für  die  einzelnen  Schriften  eine  verschiedene  ist,  muß  auf  die 
Einleitungen  der  Ausgaben  verwiesen  werden.  Ausgaben  der  gesamten  Werke 
Xenophons  veranstalteten  u.  a.  J.  G.  Schneider  (Leipzig  1790  ff.),  A.  Bornemann, 
R.  Kuehner  und  L.  Breitenbach  (Gotha  1828  ff.),  L.  Dindorf,  G.  Sauppe  (Leipzig 
1867-1870),  K.  Schenkl  (Berlin  1869-1876),  E.  C.  Marchant  (Oxford  1900  ff., 
mit  kurzem  kritischem  Apparat).  Für  die  außerordentlich  zahlreichen  Spezial- 
ausgaben  der  einzelnen  hier  in  Betracht  kommenden  Schriften  sei  auf  die  Dar- 
stellungen der  griechischen  Literaturgeschichte,  die  Jahresberichte  und  sonstigen 
bibliographischen  Hilfsmittel  verwiesen.  Erwähnt  seien  hier:  Xen.  opusc.  pol  it. 
equestr.  et  venat.  rec.  G.  Pierleoni.  X.  comraentarii  (die  „Memorabilien'')  reo. 
W.  Gilbert,  Leipzig  (Teubnersche  Sammlung).  X.  Memorabilien,  erkl.  v.  Breiten- 
bach, 6.  Auflage  von  Mücke.  Berlin  1889.  Für  den  Schulgebr.  erklärt  von 
Raph.  Kühner,  6.  Aufl.  von  Eud.  Kühner,  Leipzig  1902,  The  Memorabiha  of 
X.,  book  I,  edit.  by  G.  M.  Edwards,  Cambridge  1903.  The  Memorabilia  ed. 
by  B.  J.  Hayes,  "London  1903.  Indices  zu  den  Memorabilien  verfaßten 
Crusius  und  Koch,  4.  Aufl.  von  Güthling;  ferner  Ch.  M.  Gloth  and  M.  Fr. 
Kellogg,   New  York  1900,   letzterer  Index  durch  große  Genauigkeit  ausgezeichnet. 

—  Xenophontis  quae  fertur  Apologia  Socratis  rec.  L.  Tretter,  Graz  1903,  Fr. 
(hier  S.  XIV  Verzeichnis  der  früheren  Ausgaben  [dazu  kommt  die  von  Sauppe, 
Leipzig  1886];  am  Schlüsse  vollständiger  Wortindex).  Rec.  Lundström.  Con 
note  italiane  per  cura  di  S.  Pellini.  —  Oeconomicus  rec.  L.  Breitenbach,  Leipz. 
(Teubnersche  Sammlung).  The  Oecon.  of  Xenophon  with  introduction  summaries, 
critical  and  explanatory  notes  and  füll  Indexes  by,  Hubert  Ashton  Holden  5  ed. 
Lond.  1895  (hier  S.  XXIV  ff.  frühere  Ausgaben,  Übersetzungen  und  sonstige  den 
Oikonomikos  betreffende  Literatur).  Avec  introduction  et  notes  par  Petitmangin, 
Paris  1906.  Chapters  1—10  ed.  by  J.  Thompson  and  B.  J.  Hayes.  —  Institutio 
Cyri  (Kyrupädie)  rec.  A.  Hag,  Leipz.  (Teubnersche  Sammlung).  Mit  Anmerk. 
V."  L.  Breitenbach  (1.  Heft  in  4.  Aufl.  von  B.  Büchsenschütz),  Leipzig  (Teubner). 
Von  K.  F.  Hertlein  (1.  Bd.  in  4.  Aufl.  von  W.  Nitsche  1886,  2.  Bd.  3.  Aufl. 
1876).  Berlin.    Rec.  Guil.  Gemoll,  edit.  maior  und  minor,  Leipzig  (Teubner)  1912. 

—  Symposion  u.  Hieron  mit  dem  Oikon.  u.  a.  in  Xenoph.  scripta  minora 
rec.  iL.  Dindorf,  Leipzig  (Teubnersche  Sammlung).  Xenoph.  scripta  minora 
fasc.  I  Oecon.,  Conviv.,  Hier.,  Agesil..  Apol.  Socr.  conlin.  post.  Lud.  Dindorf  ed. 
Th.  Thalheira,  Lipsiae  1910;  fasc.  II  opusc.  polit.  equestr.  venat.  contin.  post 
Lud.  Dindorf  ed.  Franc.  Ruehl,  Lipsiae  1912  (Teubner).  —  Papyrus  Über- 
lieferung: Archiv  f.  Papyruskunde  1,  473—475  (Fragm.  aus  den  Memora- 
bilien, d.  Kyrupädie,  dem  Oikonomikos).  Griech.  Papyri  im  Mus.  z.  Gießen, 
herausg.  v.  E.  Kornemann  u.  M.  Mever.  E.  Kornemann,  Eine  neue  Xenoph.- 
Handschr.  auf  Papyrus,  Philol.  67  (1908),  321-324  (Fragm.  aus  Symp.  8,  15—18). 
M.  Croiset,  Journ.  des  sav.  1910.  320  ff.  (zu  d.  Bruchst.  v.  Oxyrhynch.  part.  VII 
[1910]  aus  d.  Kyrupädie  1,  6,  27—29).  -  Neuere  Übersetzungen:  Memorab., 
von  O.  Kiefer  "(Jena  1906),  Gastmahl,  von  Benno  von  Hagen  (Jena  1911), 
Kvrupädie,  von  Curt  Wovte  (Leipzig,  Reclam). 

Aischines:  Antike  Vita;  Diog.  Laert.  2.  60—64.  Vgl.  Suidas  s.  v. 
Atoyjvrjg.     Weitere  Zeugnisse   bei  Krauß  und  Dittmar  in   den  gleich   anzuführen- 


I 


§  34.    Die  Sokratiker  überhaupt.    Xcnophon.    Aischines.  Iß5 

den  Werken.  Schriften  (s.  unten):  Fragmente  bei  Hermann,  De  Aeschinis 
Socratici  rehquiis,  Göttingen  1850.  Aesch.  Socratici  reliquiae  ed.  et  commentario 
instr.  Heinr.  Krauß,  Lips.  1911.  Heinr.  Dittmar,  Aischines  von  Sphettos,  Stud. 
z.  Literaturgesch.  d.  Sokratiker;  Untersuchungen  u.  Fragmente,  Berlin  1912 
(Philol.  Unters.,  Heft  XXI).  Eine  Rede  gegen  Aischines  verfaßte  Lysias  (Dittmar 
a.  a.  O.  S.  256  ff.;  vgl.  auch  Blaß,  Attische  Bereds.  I«,  S.  630). 

„Simon  der  Schuster:"  Antike  Vita:  Diog.  Laert.  2,  122 f.  Schriften 
(s.  unten)  nicht  erhalten. 

Andere  Sokratiker:  Verzeichnis  mit  Angabe  der  antiken  Quellenstellen 
bei  Zeller.  Phil.  d.  Gr.  II,  1*  S.  233  Anm.  1. 

Xeiiophon.  Wenn  Diog.  Laert.  2,  55,  wie  es  wahrscheinlich  ist,  auf  Apollodor 
zurückgeht,  so  setzte  dieser  Xenophons  axfi?}  Ol.  94,  4,  401/0  vor  Chr.,  d.  h.  ins  Jahr 
des  Kyroszuges.  Danach  müßte  X.  440/39  geboren  sein.  Aber  in  der  Anabasis 
erscheint  er  als  jüngerer  Mann.  Mau  darf,  durch  ein  anderes  antikes  Zeugnis 
(Athen.  5  p.  216  d)  unterstützt,  ihn  mit  Piaton  ungefähr  gleichaltrig  ansetzen. 
Seine  Lebensdauer  wurde  bald  auf  80,  bald  auf  90  Jahre  angegeben.  Sein  Leben, 
auf  dessen  Verlauf  im  einzelnen  hier  nicht  eingegangen  werden  kann,  zeigt  uns 
mehr  den  Mann  der  Praxis,  den  Offizier  und  Landwirt,  als  den  spekulativen 
Philosophen,  und  damit  stimmt  auch  seine  Auffassung  der  sokratischen  Lehre, 
an  der  ihn  vor  allem  ihr  für  das  Leben  verwertbarer  moralischer  Gehalt  interessiert 
(s.  0.  S.  147  ff.).  Verrät  er  hierin  Verwandtschaft  mit  dem  Kynismus,  so  wäre  es  doch 
viel  zu  weit  gegangen  (mit  Joel,  D.  echte  u.  d.  xenoph.  S.,  s.  zunächst  B.  II 
Vorrede  S.  VII),  nicht  nur  die  Memorabilien,  sondern  auch  die  anderen  den 
Sokrates  behandelnden  Schriften,  auch  vor  allem  die  Kyrupädie,  den  Hieron 
u.  a.  als  durchaus  kynisierende  Werke  zu  betrachten.  Wie  X.  als  Kriegsmann  und 
Politiker  sokratische  Gedanken  zur  Ausgestaltung  seiner  Ideale  verwertet,  zeigt 
die  Kyrupädie.  Diese  ist  ein  philosophischer  Staatsroman,  der  den  sokratischen 
Satz,  daß  der  Einsichtige  als  der  Tüchtige  zur  Herrschaft  berufen  und  allein 
wahrhaft  befähigt  sei  (s.  o.  S.  157),  in  der  Weise  veranschauUcht,  daß  ein  solcher 
Herrscher  einem  nur  durch  äußere  Umstände  auf  den  Thron  gelangten  Fürsten 
gewöhnhchen  Schlages  gegenübergestellt  und  seine  durch  Tüchtigkeit  errungenen 
kriegerischen  Erfolge  und  seine  musterhafte  Regierung  im  Frieden  geschildert 
werden.  Zum  Vertreter  dieses  Fürstenideals  wählte  X.  den  älteren  Kyros,  der  sich 
als  Beherrscher  des  fernen  und  durch  seine  großen  Verhältnisse  für  die  Griechen 
imposanten  persischen  Reiches  zu  romantischer  Behandlung  besonders  eignete  und 
vielleicht  schon  vor  Xenophon  durch  Antisthenes  in  dessen  Kvgoc  zum  Idealtypus  im 
sokratisch-kynischen  Sinne  umgeschaffen  worden  war.  Mit  ihm  floß  der  von  X. 
hochverehrte  spartanische  König  Agesilaos  in  eins  zusammen.  Xenophon  fordert  im 
sokratischen  Sinne  von  dem  Herrscher  das  Zweifache,  daß  er  selbst  besser  sei 
als  die  ihm  Untergebenen,  und  daß  er  dafür  Sorge  trage,  daß  diese  so  tüchtig 
wie  möglich  werden.  Der  rechte  Herrscher  ist  der  Vater  und  Hirt  seines  Volkes;  er 
macht  seine  Untertanen  glückhch  und  findet  freiwilligen  Gehorsam.  Wenn  in  dieser 
Weise  beim  Herrscher  das  Kriterium  aus  dem  Äußeren  in  den  Charakter  verlegt 
wird,  so  findet  eine  ähnliche  Verinnerlichung  auch  in  den  Anforderungen  an  die 
Beherrschten  statt.  Ihr  richtiges  Verhalten  soll  nicht  durch  gebietende  und  ver- 
bietende Gesetze,  sondern  durch  die  Ausbildung  eines  sittlichen  Charakters  herbei- 
geführt werden,  der  sie  auch  ohne  allen  äußeren  Zwang  auf  der  richtigen  Bahn 
erhält  (vgl.  Kyrup.  1,  2,  2  f.).  Wir  begegnen  hier  dem  freilich  noch  nicht  in  feste 
begriffliche  Form  gebrachten  Gegensatz  von  Moralität  und  Legalität.  Auf  den 
ersten  Blick  höchst  auffallend  ist  7,  5,  37  ff.  die  Erzählung  von  der  Weise,  wie 
sich  Kyros  in  dem  unterworfenen  Lande  einrichtet.  Die  Prinzipien,  die  ihn 
hierbei  leiten,   scheinen  zu  dem   sokratischen  Herrscherideale  schlecht  zu  passen. 


2(5(3  §  34.    Die  Sokratiker  überhaupt.    Xenophon.    Aischines. 

Statt  der  Menschenliebe  und  Sorge  für  das  allgemeine  Beste  heiTscht  die  kluge 
Staatsraison,  deren  Ziel  nur  die  Aufreehterhaltung  der  Herrschaft  ist  und  die  sich 
hierzu  aller  irgend  zweckdienlichen  Mittel,  der  Gewalt,  der  Täuschung,  insbesondere 
der  künstlichen  Erzeugung  eines  den  Herrscher  umgebenden  Nimbus  bedient. 
Kvros  zeigt  sieh  selten,  und  die  äußeren  Umstände  seines  Auftretens  müssen 
dazu  dienen,  ihn  möglichst  imix)sant  erscheinen  zu  lassen.  IVIit  kluger  Berechnung 
wird  die  Schuld  au  der  Schwerzugänglichkeit  des  Fürsten  seinen  freunden  zu- 
geschoben und  damit  der  Unpopularität  des  Königs  vorgebeugt  (7,  5,  37:  fdo^sv 
avTM  Tovro  [die  des  Königs  würdige  Lebenseinrichtung  |  avv  zfj  xöiv  (/i'/.oiv  yvcöfu] 
Tioifjoai,  log  Sri  i'jy.iaTa  fjTiffßöro):  OTräriö;  tf  y.al  aeuvog  qpareit]).  Be- 
sonders charakteristisch  ist  die  8,  3,  1  ff.  beschriebene  erste  Ausfahrt  des  Königs. 
Hier  soll  alles,  von  der  Kleidung  des  Herrschers  und  seiner  Umgebung  bis  zur 
Ausstattung  der  Festwagen,  der  Schmückung  der  Eosse  und  dem  Größen- 
verhältnis zwischen  dem  Fürsten  und  dem  neben  ihm  stehenden  Wagenlenker,  den 
Glanz  der  königlichen  Erscheinung  und  damit  wieder  die  Sicheruug  seiner  Macht 
fördern  (8,  3,  1:  avzfjg  zfjg  i^s/.dasojg  i)  oeuvÖTjjg  7]/iiir  öoy.Ei  fiia  zöjr  zsyröjv  sivai 
zwr  jiisutj/m'tjfierojy  zip'  doyjjv  ili))  svyaza(fgört]zor  elvui;  Vgl.  auch  8,  1,  40:  ov 
Tovzqj  fiövoi  ivd/niCe  yofjvai  zovg  äoyovrag  zcöv  doyofiivon'  öiacpfoeiv,  zw  ßs/.ziorag 
avzön'  Eivai,  d}.).d  y.ai  y.azayorjz Eveiv  wEzo  yoiivai  avzovg).  Bei  der  anbetenden 
Verehrung,  die  alle  dem  König  bei  seiner  Fahrt  erweisen,  wird  die  Möglichkeit 
ins  Auge  gefaßt,  daß  einige  angestellt  sind,  den  übrigen  darin  voranzugehen 
(8,  3, 14).  Dieselbe  berechnende  Staatsklugheit  zeigt  sich  auch  in  anderen  Maßregeln. 
So  wird  z.  B.  Chrysantas  belohnt,  weil  er  den  Verbündeten  günstige  Angaben  über 
die  Person  des  Königs  macht,  die  dieser  selbst  zu  machen  sich  geniert  (8,  4,  11). 
Manche  Veranstaltungen  erinnern  in  ihrem  Wesen  und  ihrer  Begründung  an  die 
von  Aristoteles  Polit.  8,  11.  1313  a  37  ff.  auf  Periandros  von  Korinth  und  das 
Perserregiment  (auf  dieses  vielleicht  eben  in  Berücksichtigung  von  Xenophons 
Kyrupädie)  zurückgeführten  aoqiaftaza  zvoawixä  und  die  von  Machiavelli, 
jedenfalls  z.  T.  im  Anschluß  an  antike  Vorbilder,  empfohlenen  Regierungsmaximen. 
So  hält  sich  K^TOs  eine  Leibwache  aus  Eunuchen  und  neben  dieser  eine  per- 
sische Schutztruppe.  Die  AVahl  beider  wird  mit  Sicherheitsgründen  eingehend 
motiviert  (7,  5,  58 — 68).  Babylon  erhält  eine  besondere  Besatzung.  Die  Bürger 
müssen  sie  besolden,  um  dadurch  möglichst  in  Armut  und  infolgedessen  um  so 
leichter  im  Gehorsam  erhalten  werden  zu  können  (7,  5,  69).  Während  es  für  die 
Perser  bei  der  alten  Erziehung  zur  Tapferkeit  bleibt,  werden  die  neu  L'nterworfenen 
von  Waffenbesitz  und  Waffenübung  ausgeschlossen  (7,  5,  70.  79;  8,  1,  43).  Kampf- 
spiele werden  veranstaltet  und  Preise  ausgesetzt,  um  dem  Fürsten  das  Lob  ein- 
zutragen, daß  ihm  die  Pflege  der  Tapferkeit  am  Herzen  liege,  auf  der  andern 
Seite  aber  die  Wettkämpfenden  untereinander  und  mit  den  Kampfrichtern  in 
Eifersucht  und  Hader  zu  versetzen,  so  daß  sie  mehr  zu  dem  Könige  halten  als 
zueinander  (S.  2,  26  ff.:  vgl.  8,  1.  48). 

Dieser  anscheinende  Abfall  vom  sokratischen  Herrscherideal  hat  neuere  Be- 
urteiler zu  herbem  Tadel  veranlaßt.  Man  hat  dabei  die  schriftstellerische  Absicht 
verkannt,  die  Xenophon  in  diesem  Teile  seines  Werkes  leitete.  Es  galt  zunächst 
Akkommodation  an  die  Verhältnisse  des  Orients,  wie  sie  tatsächlich  bestanden,  in 
der  Vorstellung  des  griechischen  Volkes  lebten  und  dem  Verfasser  selbst  in  seinen 
asiatischen  Kriegsjahren  nahegetreten  waren.  Hat  sich  auch  Xenophon  in  seiner 
Kyrupädie  ohne  Bedenken  tiefgreifende  Abweichungen  vom  Geschichtlichen  er- 
laubt, so  blieb  doch  die  Frage,  ob  nicht  doch  das  aus  der  Geschichte  gewonnene 
landläufige  Bild  des  orientalischen  Herrschers  für  seine  Darstellung  ebenfalls 
verwendbar  sei.     Da    bot  sich    von    selbst    die  Unterscheidung  des  Verhältnisses 


§  34.    Die  Sokratiker  überhaupt.    Xenophon.    Aischines.  IßJ 

zwischen  Kyros  und  seinen  Persern  und  desjenigen,  das  zwischen  ihm  und  den 
im  Kriege  unterworfenen  Völkern  bestand.  Das  Regiment  über  die  Perser  wurde 
idealisiert,  die  Herrschaft  über  die  Unterworfenen  gab  (Jelegenheit,  das  geschicht- 
liche Kolorit  des  Orients  zu  wahren.  Diesen  Unterworfenen  gegenüber  ist  die 
Herrschaft  nur  eine  Fortsetzung  des  Kriegs  mit  seinen  Gewaltsamkeiten  und 
Listen,  und  so  konnte  der  Kriegsraanu  hier  mit  Behagen  ein  Regiment  ausmalen, 
dem  er  auf  seinen  östlichen  Kriegsfahrten  begegnet  war  und  als  aqyixoc,  a.vi]Q 
sein  Interesse  zugewandt  hatte.  So  kreuzt  sich  in  der  Kyrupädie  der  Idealismus 
des  Philosophen  mit  dem  Realismus  des  Beobachters  und  Mannes  der  Praxis. 
Zudem  übersehen  die  Tadler,  daß  es  sich  bei  einem  guten  Teile  der  gerügten 
Maßregeln,  namentlich  denen,  die  sich  auf  die  aeiivozjjg  des  Herrschers  beziehen, 
um  Maximen  handelt,  die  die  Staatsklugheit  aller  Zeiten  befolgt  und  befolgen 
muß.  Einen  Vorwurf  kann  man  Xenophon  höchstens  daraus  machen,  daß  er  die 
prinzipielle  Unterscheidung  zwischen  Perser-  und  Unterworfenenreginient  nicht 
überall  konsequent  durchgeführt  und  Widersprüche  nicht  vermieden  hat.  Be- 
sonders lehrreich  ist  in  dieser  Beziehung  eine  Vergleichung  von  8,  3,  4  mit 
S,  3.  13. 

Die  wichtigste  unter  Xenophons  philosophischen  Schriften  sind  die  Memora- 
bilien.  Sie  befassen  sich  in  apologetischer  Absicht  (zunächst  gegen  die  Anklagerede 
des  Sophisten  Polykrates,  s.  o.  S.  162)  mit  Leben  und  Lehre  des  Sokrates,  mit 
letzterer  fast  durchweg  in  der  Weise,  daß  Unterredungen  zwischen  ihm  und  anderen 
mitgeteilt  werden.  Über  die  Bedeutung  der  Schrift  als  QueUe  für  Sokrates  s.  o.  S.  147  ff. 
Ergänzungen  der  Memorabilien  bilden  die  Apologie  (A:rol.  Zioy.Quxovg  ngog  tovg 
Sixaoräg)  und  der  Oikonomikos,  welch  letzterer  ähnlich  wie  die  Kyrupädie 
•ein  dem  Verfasser  besonders  naheliegendes  Gebiet,  diesmal  die  Hauswirtschaft  und 
Guts  Verwaltung,  unter  den  Gesichtswinkel  sokratischer  Denkweise  rückt,  mit  dem 
L'nterschiede  jedoch,  daß  es  ihm  im  Oikonomikos  nicht  gelingt,  einen  spezifisch 
sokratischen  Gedanken  zum  Leitmotiv  der  ganzen  Darstellung  zu  machen.  „So- 
krates beim  Weine"  könnte  man  die  anmutige  Szene  des  Symposions  betiteln. 
Während  in  den  letztgenannten  vier  Schriften  Sokrates  persönlich  das  Wort  führt, 
ist  ihm  im  Hieron  keine  Rolle  übertragen.  Aber  die  hier  mit  ethisch-psycho- 
logischer Argumentation  behandelten  Themen,  die  Vorzüge  des  Privatlebens  vor 
dem  des  Tyrannen  und  die  Mittel  als  Tyrann  doch  glücklich  zu  leben  und  segens- 
reich zu  wirken,  berechtigen  dazu,  dieses  Gespräch  mit  den  Sokratesschriften  und 
der  Kyrujjädie  zu  einer  philosophischen  Gruppe  zu  vereinigen.  In  der  Erörterung 
der  unglücklichen  Lage  des  Tyrannen  sowohl  wie  in  der  Behandlung  der  Be- 
dingungen einer  glücklichen  und  heilbringenden  Fürstenherrschaft  ist  die  Schrift 
die  Vorläuferin  zahlreicher  populärphilosophischer  Abhandlungen  späterer  Ver- 
fasser. Ihre  Spitze  liegt  in  dem  dem  Tyrannen  erteilten  Rate,  der  Tyrannen- 
lerrschaft  dadurch  ihre  Gefahren  zu  nehmen,  daß  er  sie  zu  einer  auf  das  Wohl 
der  gesamten  Bürgerschaft  abzielenden  Herrschaft  umgestaltet  und  sich  so  die 
Liebe  der  Untergebenen  sichert.  Zu  diesem  Prinzip  vgl.  Arist.  Polit.  5,  11,  1314  a  34: 
....  rr/g  ivourvcdog  ocorrjgia  jtoisiv  uvxrjv  ßaoiXixcoxEoav.  Die  Staatsraison  fehlt 
^uch  hier  nicht  ganz.  So  wird  9,  3  der  auch  in  späteren  politischen  Traktaten 
nicht  selten  vorkommende  Grundsatz  ausgesprochen,  Strafen  seien  durch  andere  zu 
vollziehen,  Belohnungen  hingegen  vom  Fürsten  selbst  zu  spenden,  um  so  das 
Odium  zu  vermeiden    und  Sympathie   zu  gewinnen   (vgl.  auch  Kyrup.  8,  1,  18). 

Aischines.  Die  sieben  für  echt  gehaltenen  Dialoge  des  Aischines,  die 
einen  rein  sokratischen  Charakter  an  sich  trugen  (rö  ^ojy.QaxLKov  i']}%g  djiofie- 
payuevoi),  waren  betitelt  (nach  Diog.  L.  2,  61):  Mütiades,  Kallias,  Axiochos, 
Aspasia,   Alkibiades,  Telauges,   Rhinon.      Suidas    rechnet    auch    den    gewöhnlich. 


2ßg  §  34.     Die  Sokratiker  überhaupt.     Xeriophon.     Aischines. 

Piaton  zugeschriebenen  Eryxias  zu  den  aischineischen  Dialogen  (vgl.  dazu  Dittmar 
8.  198,  47).  Über  einige  zwischen  Phaidon  und  Aischines  strittige  Dialoge  s.  §  3ö. 
Ganz  unsicher  ist.  ob  der  Sokratiker  bei  Aristophanes  (Wesp.  325  f.  u.  ö.)  gemeint 
ist  mit  dem  Aia/inj^  6  l'e/./.ov,  so  genannt  als  großprahlerischer  Bettler.  Diesen 
Dialogen  des  Aischines  wurde  (von  dem  Rhetor  Aristeides  or.  45  p.  35  Cant, 
u.  a.)  eine  besondere  Treue  in  der  Darstellung  des  sokratischen  ^i9oc  nachgerühmt, 
so  daß  die  Sage  entstand,  er  habe  mehrere  von  Sokrates  selbst  verfaßte  Dialoge 
für  die  seinigen  ausgegeben,  was  ihm  durch  Xanthippe  ermöglicht  worden  sein 
sollte  (Diog.  L.  2,  60).  An  scharfen  Ausfällen  fehlte  es  in  diesen  Dialogen  nicht. 
Zunächst  an  sie  knüpft  Athen.  5  p.  220  a  die  Bemerkung,  die  meisten  Philosophen 
pflegten  bösere  Zungen  zu  haben  als  die  Komödiendichter.  So  verspottete  er  in 
seinem  Kallias  den  Prodikos  und  Anaxagoras  und  machte  gegen  sie,  gerade  wie  es 
von  Polykrates  gegen  Sokrates  geschehen  war,  die  Geringwertigkeit  ihrer  Schüler 
geltend.  Bezeichnend  ist,  daß  dabei  Prodikos  und  Anaxagoras  unter  der  Be- 
zeichnung „Sophisten"  zusammengefaßt  werden.  Anaxagoras"  Weisheit  steht  eben 
für  den  Sokratiker  auf  derselben  Stufe,  wie  die  der  sophistischen  Weisheitslehrer 
(vgl.  auch  Dittmar  S.  190). 

Politiker,  Avie  Kritias  und  AI kibiades,  suchten  durch  den  Verkehr 
mit  Sokrates  ihren  Blick  zu  erweitern  und  an  dialektischer  Ausbildung  zu 
gewinnen,  ohne  sich  dauernd  seiner  sittlichen  Einwirkung  zu  unterwerfen. 
Auch  der  Eedner  Isokratcs  (436—338)  sollte  in  seiner  Jugend  dem 
sokratischen  Kreise  angehört  haben  (dagegen  mit  Recht  H.  Gomperz,  Wiener 
Studien  28  [1906],  26).  In  der  Redekxmst  war  er  ein  Schüler  des  Gorgias 
und  des  Prodikos.  Von  der  Philosophie  glaubte  er  nicht  den  Vorteil  gehabt 
zu  haben,  den  man  der  Beschäftigung  mit  ihr  nachrühmte  (de  soph.  11).  Er 
behauptet,  daß  alle  seine  Reden  auf  Tugend  und  Gerechtigkeit  abzwecken  (Antid. 
67),  setzt  aber  das  Motiv  der  Gerechtigkeit  in  den  davon  seitens  der  Götter  und 
Menschen  zu  erwai'tenden  Lohn  und  bekämpft  ausdrücklich  (Panath.  117  f.),  wie 
es  scheint,  die  platonische  Lehre,  daß  unrecht  tun  ein  größeres  Übel  sei,  als 
unrecht  leiden.  Ob  im  übrigen,  wie  es  mehrfach  geschah,  eine  durch  da* 
Leben  der  beiden  Männer  sich  hindurchziehende  gegenseitige  Feindschaft  an- 
zunehmen ist,  unterliegt  starkem  Zweifel  (s.  Heinr.  Gomperz,  Wiener  Studien  28 
[1906],  27  ff.).  Xaeh  dem  Vorgange  des  Gorgias  mahnte  Isokrates  die  Griechen 
zum  gemeinsamen  Kampfe  gegen  die  Barbaren,  da  ihnen  die  Herrschaft  gebühre. 
—  Wenige  aus  der  großen  Zahl  der  Genossen  des  Sokrates  haben  sich  die  Ent- 
wicklung seiner  philosophischen  Gedanken  zur  Lebensaufgabe  gesetzt. 

Als  Anhänger  des  Sokrates  wird  auch  genannt  ein  Schuster  Simon,  dessen 
Werkstätte  Sokrates  öfter  besucht  habe;  derselbe  soll  dann  die  bei  solchen  Ge- 
legenheiten gehaltenen  Gespräche  des  Sokrates  nach  Möglichkeit  aufgezeichnet 
haben  und  der  erste  gewesen  sein,  der  Sts/J/dt]  toic  köyof-g  roig  Scoy.qanxov^.  Die 
ihm  zugeschriebenen  33  kleinen  Dialoge  füllten  ein  Buch  und  wurden  8iä'/.oyoi 
axvziy.oi  (Schusterdialoge)  genannt,  Diog.  L.  2,  122  f.  Die  ganze  Gestalt  dieses 
Simon  ist  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  erdichtet  (vgl.  Zeller,  Ph.  d.  Gr.  II, 
1«,  243,  6.  auch  Heitz,  K.  O.  Müllers  Gesch.  d.  griech.  Lit.  II,  2,  25).  Jedenfalls 
sind  die  Versuche  ihm  noch  vorhandene  Schriften  zuzuweisen  nicht  geglückt. 
So  hat  Boeckh  in  einigen  kleinen  pseudo-platonischen  Dialogen  Machwerke  Simons 
zu  erkennen  geglaubt,  und  TeichmüUer  in  den  ob.  S.  139.  140  f.  erwähnten  \iaaol 
'/.öyoi  {Aia?J^£ig),  deren  Inhalt  Ähnlichkeit  zeige  mit  dem  einiger  von  Diogenes  dem 
Simon  zugeschriebenen  Dialoge,  wobei  er  freilich  genötigt  ist,  aus  den  einzig 
überUeferten  Titeln  der  Schusterdialoge  auf  deren  Inhalt  ungerechtfertigte 
Schlüsse  zu  ziehen.     Der  TeichraüUerschen   Hypothese  steht  ferner  die  dorische 


§  35.    Die  megarische  Schule.  169 

Mundart  der  Aiaaoi  köyoi  entgegen,  für  die  Teichmüller  nur  eine  völlig  in  der 
Luft  schwebende  Erklärung  zu  bieten  vermag.  Endlich  enthalten  die  Aiaanl 
loyoi  eine  fortlaufende  Darstellung,  während  die  Schriften  des  Simon  ausdrück- 
lich als  Dialoge  bezeichnet  werden. 

Die  einseitigen  Sokratiker. 

Vorbemerkung.  Der  Ausdruck  „einseitige  Sokratiker"  ist  nicht  so 
zu  verstehen,  als  hätten  diese  Männer  gewisse  Seiten  des  sokratischcn  Philo- 
sophierens nur  reproduziert;  sie  sind  vielmehr,  jeder  auf  einem  bestimmten 
Gebiete  und  in  einer  bestimmten  Richtung,  als  Fortbildner  anzuer- 
kennen, und  auch  ihre  Wiederaufnahme  früherer  Philosopheme  ist  vielmehr  eine 
aneignende  Umbildung  derselben  als  eine  bloße  Kombination  mit  sokratischcn 
Lehren.  In  dem  gleichen  Verhältnis  steht  Piaton  zu  dem  Ganzen  der 
sokratischcn  und  vorsokratischen  Gedankenbildung.  Während  von  den  übrigen 
Genossen  Ciceros  Ausspruch  gilt  (de  orat.  3,  16,  61):  „ex  illius  (Socratis)  variis  et 
diversis  et  in  omnem  partem  diffusis  disputationibus  alius  aliud  apprehenderat", 
vereinigte  Piaton  in  sich  die  verschiedenen  Momente  und  gleichsam  die  prismatisch 
gebrochenen  Strahlen  des  sokratischcn  Geistes  zu  einer  neuen,  höheren  und 
reicheren  Einheit. 

§  35.  Die  megarische  Schule.  Eukleides  von  Megara 
kombiniert  das  ethische  Prinzip  des  Sokrates  mit  der  elea- 
ti sehen  Theorie  von  dem  Einen,  das  allein  wahrhaft  sei.  Er 
lehrt:  das  Eine  ist  das  Gute,  wiewohl  es  mit  vielen  Namen 
benannt  wird,  bald  Einsicht,  bald  Gott,  bald  Vernunft.  Das  dem 
Guten  Entgegengesetzte  ist  ein  Nichts  elendes.  Das  Gute  bleibt 
stets  unwandelbar  sich  selbst  gleich.  Die  Annahme,  daß  Eu- 
kleides unbeschadet  der  Einheit  des  Guten  oder  Seienden  und 
der  Einheit  der  Tugend  auch  eine  Mehrheit  unveränderlicher 
Wesen  behauptet  habe,  ist  sehr  unwahrscheinlich.  Die  Beweis- 
führung des  Eukleides  war  gleich  der  des  Eleaten  Zenon  die 
indirekte. 

Unter  den  Nachfolgern  des  Eukleides,  die  zunächst  Megariker, 
dann  Eristiker  und  Dialektiker  genannt  wurden,  sind  besonders 
die  folgenden  zu  nennen:  Eubulides  aus  Milet,  der  Erfinder  der 
Fangschlüsse:  der  Lügner,  der  Verhüllte,  der  Kornhaufe,  der 
Kahlkopf:  Alexinos,  der  Vertreter  einer  sehr  streitfrohen  Eristik, 
und  Diodoros  Kronos,  der  mit  neuen  Argumenten  die  An- 
nahme einer  Bewegung  bekämpfte  und  behauptete,  daß  es  kein 
Mögliches  gebe.  Stilpon  aus  Megara  kombiniert  die  megarische 
Philosophie  mit  der  kjoiischen.  Gleich  dem  Antisthenes  pole- 
misierte er  gegen  die  Ideenlehre.  Gleich  ihm  bestritt  er,  daß 
etwas  von  einem  andern  ausgesagt,  also  ein  Prädikat  mit  einem 
Subjekt  verbunden  werden  könne.  Mit  ihm  und  den  übrigen 
Kynikern  stimmte  er  auch  in  der  ethischen  Lehre  überein,  daß 
der  Weise  über  den  Schmerz  erhaben  sei. 


2  7( )  §  35.    Die  megarische  Schiüe. 

Antike  Angaben  über  Leben,  Lehre  und  Schriften  desEukleides, 
Eubulides,  Alexinos,  Diodoros  Kronos  und  Stilpon:  Diog.  Laert.  2. 
100—120.  Für  Eukleides  und  Stilpon  auch  Artikel  des  Suidas.  ^Veitere  Quellen 
bei  ZeUer,  Phil,  der  Gr.  II,  1^  S.  245,  Anm.  1  ff.  [Gal.|  hist.  philos.  3  p.  G(JO, 
13  ff.;  7  p.  604,  15  f.  Diels.    Porträt  d.  Eukleides  Bernoulli  II  S.  7. 

Schriften  nicht  erhalten.  Titel  bei  Diogenes  Laertios.  Bruchstücke  in  den 
soeben  angeführten  Quellen.  Für  Alexinos  vgl.  auch  v.  Arnim,  Hermes  28 
.aS93),  65—72,  Sudhaus,  Khein.  Mus.  48  (1898),  152—154. 

Andere  Megariker:  Zeller,  Philos.  d.  Gr.  II,  1*  S.  246  ff. 

Eukleides  der  Megariker  (nicht  zu  verwechseln  mit  dem  Mathematiker 
Eukleides,  der  um  mehr  als  hundert  Jahre  später  unter  den  beiden  ersten  Ptole- 
mäem  zu  Alexandreia  gelebt  und  gelehrt  hat)  soU  nach  Gell.  Xoct.  Att.  6,  10 
zu  der  Zeit,  als  die  Athener  den  Megarern  bei  Todesstrafe  das  Betreten  ihrer  Stadt 
untersagt  hatten,  den  Verkehr  mit  Sokrates  fortgesetzt  und  gewagt  haben,  oft  in  der 
Abenddämmerung  in  Frauenkleidung  nach  Athen  zu  kommen.  Da  nun  jenes  Verbot 
in  Ol.  87,  1  (432/1  vor  Chr.)  fäUt,  so  muß  Eukleides,  wenn  die  Erzählung  historisch 
ist.  zu  den  ältesten  Schülern  des  Sokrates  gehört  haben.  Bei  dem  Tode  des 
Sokrates  war  er  zugegen  (Platon  Phaedo  p.  59c),  und  zu  ihm  nach  Megara  sollen 
sich  gleich  nachher  Platon  und  andere  Sokratiker  begeben  haben,  vielleicht  um 
nicht  auch  ihrerseits  dem  Hasse  der  demokratischen  Machthaber  in  Athen  gegen 
■die  Philosophie  zum  Opfer  zu  fallen  {SsiaatTeg  rtjv  (hiiörijra  tojv  tvoÜvvojv  Diog. 
L.  2,  106;  vgl.  3,  6).  Eukleides  scheint  noch  mehrere  Jahrzehnte  nach  dem  Tode 
des  Sokrates  gelebt  und  der  von  ihm  selbst  gegründeten  Schule  vorgestanden  zu 
haben.  Früh  mit  der  eleatischen  Doktrin  vertraut,  modifizierte  er  dieselbe 
unter  dem  Einfluß  der  sokratischen  Ethik  dahin,  daß  er  das  Eine  als  das 
Gute  auffaßte. 

Platon  erwähnt  im  Dialog  Sophistes  (p.  246  b  ff.)  eine  Ansicht,  der  zufolge 
eine  Mehrheit  von  unkörperlichen,  durch  den  Gedanken  zu  erfassenden  und 
schlechthin  unveränderlichen  Gestalten  (fldtj)  das  wahrhaft  Seiende  ausmache. 
Viele  Forscher  (insbesondere  Schleiermacher,  Ast,  Deycks,  Brandis,  K.  F.  Hermann. 
Zeller,  Prantl  und  andere)  schreiben  diese  Ansicht  den  Megarikern  zu;  andere 
(namentlich  Ritter  [s.  Literaturverz.]  und  Petersen  in  der  Ztschr.  f.  Altertumswiss. 
1836,  S.  892,  auch  Mallet  [s.  Literaturverz.j,  S.  XXXIV)  bestreiten  dies.  Gegen 
die  Beziehung  auf  die  Megariker  spricht  vor  allem  die  bedeutende  Inkonsequenz, 
in  welche  nach  dieser  Annahme  Eukleides  verfallen  wäre.  Er  oder  seine  Schule 
müßte  dann  wenigstens  erst  allmählich  von  der  aus  der  sokratischen  Begriffs- 
wissenschaft hervorgehenden  Ideenlehre  zu  der  eleatischen  Annahme  des  Einen 
vorgeschritten  sein,  da  sich  kaum  denken  läßt,  daß  zu  gleicher  Zeit  derartig  wider- 
sprechende Theorien  in  der  Schule  existiert  haben  sollten.  Sodann  verbietet  an 
die  Megariker  bei  dieser  Lehre  zu  denken  das  Zeugnis  des  Aristoteles  (Metaph.  1, 
6.  987  b  8),  wonach  Platon  für  den  L^rheber  der  Ideenlehre  überhaupt  gehalten 
werden  muß,  also  dieselbe  nicht  in  irgendeiner  Form  schon  von  Eukleides  auf- 
aufgesteUt  worden  sein  kann.  Der  „Sophistes"  richtet  sich  vielmehr  gegen  eine 
frühere  Form  der  platonischen  Ideenlehre,  bzw.  die  Folgerungen,  zu  denen  nach 
Piatons  jetziger  Ansicht  seine  früheren  Aufstellungen  über  die  Ideen  führen 
mußten.  Daß  Platon  dabei  sein  eigenes  Geisteserzeugnis  ironisch  behandelt,  wie 
er  es  p.  246  a  b  tut,  ist  kein  Gegenargument  gegen  die  Gleiehsetzung  der  an- 
gegriffenen Lehre  mit  der  platonischen  Ideenlehre.  ]\Iöglichemeise  ist  die  Be- 
zeichnung Eidöjr  (fi/.oi  so  zu  erklären,  daß  seine  frühere  Theorie  Anhänger  gefunden 
hatte,  die  bei  ihr  stehen  blieben,  während  Platon  in  seiner  mündlichen  Lehrtätig- 
keit   schon    vor  längerer  Zeit    von    ihr    abgewichen    war.     (Wer  den    ,. Sophistes" 


i 


§  35.    Die  raegarische  Schule.  171 

Piaton  abspricht,  hat  natürlich  erst  recht  keinen  Grund,   von  der  nächstliegenden 
Beziehung  der  Polemik  auf  die  platonische  Ideenlehre  abzugchen.) 

Diogenes  Lacrtios  2,  108  nennt  Eukleides  als  Verfasser  von  sechs  Dialogen, 
an  deren  Echtheit  aber  Panaitios  nach  Diog.  Laert.  2,  64  zweifelte.  Die  Lehre 
des  Eukleides  faßt  Diog.  L.  2,  106  in  den  Worten  zusammen :  orrog  sv  x6  äyadov 
dL.-Tt(pai'rsTO  .in/./.oT-;  orönaoi  y.ukovuyvor'  öik  fih'  yäg  rpoovtjoiv,  ore  (ie  ■&s6v  xal  aX'/.ori; 
vorr  xal  tu  koi:j6..  zu  de  dvTiy.si/uEva  zo)  dyu&t[i  (h'i'/gec  firj  eivui  fpäoHon'.  (,, Dieser 
erklärte  das  Gute  für  Eines,  das  mit  vielen  Namen  benannt  werde:  denn  bald 
heiße  es  Einsicht,  bald  Gott  und  ein  andermal  Vernunft  und  wie  die  sonstigen 
Bezeichnungen  lauten.  Das  dem  Guten  Entgegengesetzte  aber  hob  er  auf,  indem 
er  seine  Existenz  bestritt.'')  Was  Parmenides  von  dem  Seienden  aussagte,  legten 
€r  und  seine  Schule  als  Prädikate  dem  Guten  bei;  Cic.  Acad.  2,  42, 129 :  qui  id  bonum 
solnm  dicebant,  rjuod  esset  unum  et  simile  et  idem  semper.  Vgl.  Aristokles  bei 
Euseb.  praep.  ev.  14,  17,  1:  i^n^bk  ysvyäoOut  n  /itjÖk  ffßEiQFodai  ^it]dk  xiveiadai  x6 
jzagd-zai-  (,, weder  Averde  etwas  erzeugt  noch  vernichtet  noch  bewege  es  sich  überhaupt"). 
Ein  solches  Prinzip  war  nicht  der  positiven  Entfaltung  zu  einem  philosophischen 
Systeme  fähig;  es  konnte  nur  zu  einer  fortgehenden  Polemik  gegen  die  gangbaren 
Ansichten  veranlassen,  die  durch  deductio  ad  absurdum  aufgehoben  werden  sollten 
^nach  Zellers  Auffassung  von  Diog.  L.  2,  107  :  zuTg  8k  a.:joÖEl^soiv  iviozaro  ov  y.azä 
/.rjiifiata,  u/./.ä  xaz  ejiicpooäv  [d.  h.  Eukleides  griff  nicht  die  Prämissen,  sondern 
den  Schlußsatz  an]).  In  dieser  Tendenz  liegt  die  philosophische  Bedeutung  der 
megarisehen  Eristik,  als  deren  Begründer  Eukleides  von  dem  Sillographen 
Timon  fragm.  28  Diels  bezeichnet  wird: 

'A)J'  ov  fioi  zovTOJv  (pksdoi'on'  /Liskei'  ovdk  yag  äkloi' 
ovSsvog,  ov  ^aiöoivog,  ozig  yivtx ,  ovd'  igiddvzsoj 
Ev^AsiÖEO),  Meyagevocv  6g  sfißa/.e  Ivoaav  egio/xoT'. 

(,,Aber  ich  kümmere  mich  nicht  um  diese  Schwätzer;  denn  es  schiert  mich 
weder  bei  einem  andern  noch  bei  Phaidon,  wer  er  Avar,  noch  bei  dem  Streitmann 
Eukleides,  der  die  Streitwut  den  Megarern  einpflanzte.") 

In  ihren  Fangschlüssen  hat  diese  Eristik  viel  Ähnlichkeit  mit  der  Sophistik, 
knüpft  aber  zugleich  an  Zenon  an. 

Diese  Fangschlüsse  werden  bei  Diog.  Laert.  2,  108  dem  Eubulid es  zn- 
geschrieben.  Der  Lügner  {ipevdöfiEvog)  lautet:  Wenn  du  ein  Lügner  bist  und  sagst 
dabei,  daß  du  lügst,  so  lügst  du  und  redest  zugleich  die  Wahrheit.  Der  Ver- 
hüllte [iyy.ey.a'/.vf^iiiEvog  oder  biu/.avdüvmv)  oder  die  Elektra:  Elektra  kennt  Orestes 
als  ihren  Bruder,  den  vor  ihr  stehenden  Orestes,  der  sich  verhüllt  hat,  kennt  sie 
nicht  als  ihren  Bruder,  also  kennt  sie  zugleich  nicht,  was  sie  kennt.  Der  Korn- 
haufe {acogii>]g):  Ein  Korn  macht  keinen  Haufen  {oojgög)  aus;  wenn  du  noch  ein 
Korn  hinzutust,  gibt  es  auch  noch  keinen  Haufen,  wann  fängt  der  Haufe  an? 
Ahnüch  lautet  der  Kahlkopf  {(fu'/.uy.gng).  Der  Gehörnte  (y.Eoazivtjg):  Was  du  nicht 
verloren  hast,  hast  du  noch.  Hörner  hast  du  nicht  verloren,  also  hast  du  sie  noch. 
(Der  EyyEy.a/.v/LtfiEvog  und  der  yegaxivi^g  wurden  nach  Diog.  Laert.  2,  111  von  einigen 
auf  Diodoros  Kronos  zurückgeführt.  Auch  sonst  schwanken  die  Eigentums- 
bestimmungen. Ein  Sorites  ist  schon  das  Argument  vom  Kornhaufen  bei  Zenon 
[oben  S.  101 1).  Einigen  Wert  hat  nur  der  Sorites,  da  in  ihm  die  Bedeutung  der 
Quantität  für  gewisse  Begriffe  hervortritt  und  damit  in  der  Tat  eine  begriffliche 
Schwierigkeit  erfaßt  wird. 

Ein  Bruchstück  des  Alexinos  aus  der  Schrift  nsgi  dyojyijg  ist  uns  in  der 
Rhetorik  des  Philodemos  erhalten.  Er  ging  als  ein  uvrjo  (pi'/.ovEiy.öxaxog  darauf  aus, 
jede  bestimmte  philosophische  Ansicht  in  eristischer  Weise  zu  bestreiten,  was  die 
scherzhafte  Verkehrung  seines  Namens  in  'Ekey^Tvog  zur  Folge  hatte. 


17'^       §35.    Die  megarische  Schule.     §36.    Die  elisch-eretrische  Schule. 

Der  Beweis  des  Diodoros  Kronos  (gest.  307  v.  Chr.)  betreffs  des  Möglichen 
hieß  o  xvoievwv,  war  sehr  berühmt  und  gab  Veranlassung  zu  Abhandlungen  be- 
kannterer Philosophen,  z.  B.  des  Chrysippos,  Kleanthes,  Antipater.  Der  Satz,  daß 
nichts,  was  nicht  ist  oder  sein  wird,  mögüch  ist,  wird  begründet  durch  den, 
daß  aus  einem  Möglichen  nichts  Unmögliches  folgen  kann.  Ist  von  zwei  sich 
ausschließenden  Fällen  der  eine  wirklich  geworden,  so  ist  der  andere  unmöglich; 
wäre  er  möglich  gewesen,  so  wäre  aus  einem  Möglichen  ein  Unmöghches  geworden. 
Vgl.  über  ihn  namentlich  Epikt.  Diss.  2,  19,  1,  Cic.  de  fato  7,  13. 

Dem  Stilpou  (der  um  320  v.  Chr.  in  Athen  lehrte)  schreibt  Diog.  L.  2,  119 
eine  Polemik  gegen  die  Ideenlehre  zu  (dr/josi  y.al  lä  siSt]),  welche  in  der  Kon- 
sequenz der  exklusiven  Einheitslehre  lag,  die  er  (nach  Aristokles  bei  Euseb.  pr. 
ev.  14,  17,  1)  mit  den  früheren  Megarikern  teilte.  Der  Ethik  wandte  er  sich  mehr 
zu  als  Eukleides,  und  zwar  huldigte  er  hier  dem  Kynismus.  Für  das  höchste 
Ziel  des  sittlichen  Strebens  erklärte  Stilpon  die  djiä&sia.  Senec.  ep.  9,  3 :  hoc  inter 
nos  (Stoicos)  et  illos  (sc.  Stilbonem  et  eos  quibus  summum  bonum  visum  est  animus 
impatiens  §  1)  interest:  noster  sapiens  vincit  quidem  incommodum  omne.  sed 
sentit;  illorum  ne  sentit  quidem.  Der  Weise  ist  in  dem  Maße  selbstgenügsam, 
daß  er  auch  des  Freundes  zur  Glückseligkeit  nicht  bedarf.  Nach  der  Plünderung 
von  Megara  von  Demetrios  Poliorketes  gefragt,  was  er  verloren  habe,  antwortete 
Stilpon:  Ich  habe  niemanden  die  Wissenschaft  forttragen  sehen.  Ein  Schüler 
Stilpons  war  Zenon  von  Kition,  der  Gründer  der  stoischen  Schule  (s.  unten). 
Von  der  Doktrin  der  Megariker  scheinen  andererseits  auch  die  Skeptiker  Pyrron 
und  Timon  ausgegangen  zu  sein  (s.  unten). 

§  36.  Die  elisch-eretrische  Schule.  Phaidon  aus 
Elis,  ein  Lieblings schüler  des  Sokrates,  begründete  nach  dessen 
Tode  in  seiner  Vaterstadt  eine  philosophische  Schule,  deren 
Richtung  mit  der  der  megarischen  verwandt  gewesen  zu  sein 
scheint.  Menedemos  und  Asklepiades,  Schüler  von  Plato- 
nikem,  von  Stilpon  und  von  Schülern  des  Phaidon,  verpflanzten 
die  elische  Schule  in  ihre  Vaterstadt  Eretria,  von  der  ihre  An- 
hänger den  Namen  Eretriker  erhielten.  Nach  anderen  (unrich- 
tigen) Angaben  war  Menedemos  ein  Schüler  Piatons  selbst. 

Antike  Nachrichten  über  Leben  und  Schriften  des  Phaidon: 
Diog.  Laert.  2, „105,  Suidas  s.  v.  ^at'Öcov.  Vita  des  Menedemos:  Diog.  Laert. 
2,  125—144.  Über  Asklepiades  ebenda.  Weitere  Quellen  Zeller,  Philos.  d. 
Griech.  II,  l^  S.  275  Anm.  2  ff. 

Schriften  des  Phaidon  (Diog.  Laert.  2,  105)  nicht  erhalten.  Fragmente 
Sen.  ep.  94,  41,  Theon  Progymn.  I  p.  177  Walz  (aus  dem  Zopyros).  Menedemos 
hinterließ  nichts  Schriftliches  (Diog.  Laert.  2,  136). 

Andere  Vertreter  dieser  Schule:  Zeller,  Philos.  der  Griech.  II,  1*, 
S.  276  f. 

Phaidon,  der  Gründer  der  elischen  Schule,  ist  derselbe,  welchen  Piaton  in 
dem  nach  ihm  benannten  Dialoge  die  letzten  Unterredungen  des  Sokrates  mit 
seinen  Freunden  dem  Echekrates  mitteilen  läßt.  Er  geriet  bei  der  Einnahme 
seiner  Vaterstadt  in  Kriegsgefangenschaft  und  mußte  in  Athen  als  Prostituierter 
dienen,   bis  ihn  auf  Betreiben  des  Sokrates  Kriton  (oder  Kebes)  loskaufte.     Seine 


§  36.    Die  elisch-eretrische  Schule.     §  37.   Die  ältere  kynische  Schule.     173 

Schriften  bezeichnet  Gellius  als  admodum  elegantes.  Von  den  unter  seinem 
Namen  gehenden  Dialogen  werden,  bei  Diog.  Laert.  2,  105  zwei  (Zopyros  und 
Simon)  als  anerkannt  echt  angeführt,  vier  andre  als  angezweifelt.  Als  Verfasser 
kam  für  mehrere  unter  den  letzteren  Aischines  in  Frage.  Panaitios  muß  nach 
Diog.  Laert.  2,  64  die  Echtheit  sämtlicher  Dialoge  bezweifelt  haben.  Von  Phaidons 
Lehre  wissen  wir  wenig.  Daß  er  von  Timon  in  dem  oben  S.  171  angeführten  fr.  28 
als  Schwätzer  mit  dem  Eristiker  Eukleides  zusammengestellt  wird,  läßt  darauf 
schließen,  daß  auch  er  wesentlich  als  Dialektiker  erschien. 

Menedemos ,  der  278  v.  Chr.  oder  wenig  später  74jährig  starb,  und  sein 
P'reund  Äsklepiades  hingen  (nachdem  sie  zunächst  der  platonischen  Schule 
angehört  hatten,  vgl.  Diog.  Laert.  2,  125.  134;  Piaton  selbst  ist  chronologisch 
unmöglich)  dem  Megariker  Stilpon  und  alsdann  den  Phaidonschülern  Anchipylos 
und  Moschos  an.  Nachdem  sie  bis  dahin  'W.eiay.ol  genannt  worden  waren,  er- 
hielten sie  in  ihre  Vaterstadt  Eretria  zurückgekehrt  den  Namen  'EoszoixoL 
Hinsichtlich  des  philosophischen  Standpunktes  erfahren  wir  nur  von  Menedemos 
einiges  Nähere.  Danach  war  auch  er  stark  in  eristischer  Dialektik.  Er  ließ  nur 
einfache  bejahende  Sätze  zu,  verwarf  hingegen  die  zusammengesetzten  und  ver- 
neinenden (Diog.  Laert.  2,  135).  Nach  anderer  Angabe  wäre  er  soweit  gegangen, 
mit  den  Kynikern  und  Stiipon  die  Möglichkeit  der  Verbindung  eines  Prädikates  mit 
einem  Subjekte  zu  bestreiten.  Andere  Nachrichten  zeigen  uns  positivere  Seiten  seines 
Philosophierens.  Zwar  ist  die  Mitteilung  des  Herakleides  Lembos  (Diog.  Laert.  a.a.  O.), 
daß  M.  in  seiner  Dogmatik  Platoniker  gewesen  sei  und  mit  der  Dialektik  nur  ein 
Spiel  getrieben  habe,  nicht  recht  glaublich.  Wohl  aber  stellte  er  in  der  Ethik 
positive  Sätze  auf,  und  man  darf  bei  diesem  praktischen  Interesse  des  Mannes 
daran  erinnern,  daß  er  auch  als  Staatsmann  sich  um  seine  Vaterstadt  Eretria  ver- 
dient machte.  Über  seine  ethische  Eichtung  sagt  Cicero  (Acad.  2,  42,  129): 
a  Menedemo  ....  Eretriaci  appellati,  quorum  omne  bonum  in  mente  positum 
et  mentis  acie,  qua  verum  cerneretur.  Wie  den  Megarikern,  so  galt  auch  ihm 
alle  Tugend  als  eine,  die  nur  mit  verschiedenen  Namen  benannt  werde,  nämlich 
als  vernünftige  Einsicht,  mit  der  er  das  richtige  Streben  in  sokratischer  Weise 
als  untrennbar  verknüpft  gedacht  zu  haben  scheint. 

>?  37.  Die  ältere  kynische  Schule.  Antisthenes  von. 
Athen,  anfangs  Schüler  des  Gorgias,  später  des  Sokrates,  lehrte 
nach  dem  Tode  des  letzteren  im  Gymnasium  KjTiosarges.  Von 
der  Lebensweise  ihrer  Anhänger,  vielleicht  unter  Ein^-virkung 
des  Namens  „Kynos arges",  erhielt  die  Schule  den  Namen 
der  kyni  sehen.  Die  Tugend  ist  nach  Antisthenes  das 
einzige  Gut;  außer  ihr  ist  zur  Glückseligkeit  nichts  nötig. 
Der  Genuß,  als  Zweck  erstrebt,  ist  ein  Übel.  Das  Wesen  der 
Tugend  hegt  in  der  Selbstgenügsamkeit.  Es  gibt  nur  eine 
Tugend.  Sie  ist  lehr  bar  und,  einmal  angeeignet,  unzer- 
störbar. Die  festeste  Ringmauer  ist  das  auf  sichere  Schlüsse 
gebaute  Wissen.  Zur  Tugend  bedarf  es  nicht  vieler  Worte, 
sondern  nur  sokratischer  Kraft.  Der,  welcher  die  Tugend  besitzt, 
ist  weise.  Alle  übrigen  sind  unweise.  Antisthenes  bekämpft  die 
platonische  Ideenlehre.  Er  läßt  nur  identische  Urteile  gelten. 
Seine  Behauptung,  es  lasse  sich  nicht  widersprechen,  zeigt  den 


274  §  3~-      Die  ältere  kynische  Schule. 

Schüler  der  sophistischen  Dialektik,  Der  bei  Sokrates  noch 
nicht  A'ollentwickelte  Gegensatz  gegen  die  hellenischen 
Staatsformen  und  den  hellenischen  Götterglauben  ge- 
langt in  des  Antisthenes  Satze,  der  Weise  lebe  nicht  nach 
den  geltenden  Gesetzen,  und  in  seiner  Lehre  von  der  Ein- 
heit Gottes  zum  scharfen  Ausdruck. 

Unter  den  Schülern  des  Antisthenes  ist  der  bekannteste 
Diogenes  von  Sinope,  der  in  seinem  persönlichen  Verhalten  den 
Gegensatz  des  Kynismus  gegen  das  herkömmliche  Kulturleben 
auf  die  Spitze  trieb.  Er  wurde  so  für  alle  Zeiten  das  hier  ge- 
feierte, dort  belachte  Urbild  des  Kynikers  und  Held  einer  ver- 
breiteten Legende,  die  die  charakteristischen  Züge  des  kj'nischen 
Originals  nach  Mögiiclikeit  ausgestaltete  und  steigerte  und  ihm 
eine  fast  unübersehbare  Fülle  von  Wort-  und  Tatwitzen  lieh. 
Seine  Anhänger  waren  Mo nimos,  Onesikritos,  Philiskos  und 
der  Thebaner  Krates,  welch  letzterer  seine  Gattin  Hipparchia 
und  deren  Bruder  Metrokies  für  den  Kynismus  gewann. 

Antike  Überlieferung  über  Leben,  Lehre  und  Schriften  der 
Kyniker  dieser  Periode  (Antisthenes,  Diogenes,  Monimos,  Onesikritos, 
Krates,  Metrokies,  Hipparchia):  Diog.  Laert.  Buch  6.  Suidas  (über  Anti- 
sthenes, Diogenes,  PhUiskos,  Krates,  Hipparchia).  Für  Antisthenes  vgl. 
Prosopographia  Attica  Nr.  1188.  Andere  Quellen  Zeller,  Philos.  d.  Gr.  II  1*, 
S.  281  Anm.  1  ff.,  III  1»,  S.  765  Anm.  1  f f.  Für  Krates  s.  die  Testimonia 
vitae  et  scripturae  in  Diels'  Poetarum  philosophorum  fragm.  S.  207  ff. 

Porträts:  Bernoulli,  Griech.  Ikonogr.  II  4  f f .  (Antisthenes),  46  ff.  (Diogenes^ 
gegen  die  Deutung  einer  weiteren  Darstellung  auf  diesen  mit  Recht  C.  Robert, 
Hermes  35  [1900],  651),  101  ff.  (Krates). 

Schriften  (Fragmente):  Im  allgemeinen:  Cynicorum  in  Graecia  philo- 
sophorum fragmenta  in:  Fragm.  philos.  Graec.  coli.  Fr.  Gull.  Aug.  Mullachius, 
vol.  II  (Parisiis  1881),  p.  259 — 395.  Antisthenes:  Fragm.  coli.  Aug.  Gull. 
Winckelmannus,  Turici  1842.  Die  beiden  erhaltenen  Deklamationen  Aia?  und 
TJdvooEvg  abgedruckt  in  Fr.  Blaß'  Ausgabe  des  Redners  Antiphon  (ed.  II. 
Lipsiae  1908),  175—193.  Der  Inhalt  eines  antisthenischen  Dialoges  (des  „Arche- 
laös")  liegt  vielleicht  in  der  13.  Rede  des  Dion  Chrysostomos  vor  (Näheres  Dümmler 
Akademika  S.  1  ff.).  Fingierte  Briefe  von  und  an  Antisthenes  unter  den 
Sokratikerbriefen.  Krates'  Fragmente  bei  Diels,  Poet,  philos.  fragment. 
S.  217  ff.  Fragmente  der  Diogenes  und  Krates  zugeschriebenen  Tragödien: 
Nauck,  Tragic.  Graec.  fragm.*  p.  807 ff.,  809 f.;  die  des  Krates  auch  bei  Diels. 
Die  gefälschten  Briefe  des  Diogenes  bei  Hercher,  Epistologr.  Graec.  S.  235  ff.; 
die  des  Krates  ebenda  S.  208 ff.  Ihrem  Inhalte  nach  gehören  zu  den  Kyniker- 
briefen  auch  die  des  Anacharsis,  bei  Hercher  S.  102  ff. 

Zahlreiche  Antisthenes,  Diogenes  und  Krates  zugeschriebene  Apo- 
phthegmen  außer  bei  Diogenes  Laertios  auch  in  der  Florilegienliteratur.  Proben 
in  dem  von  L.  Sternbach,  Wiener  Studien  9  (1887)  — 11  (1889)  veröffentlichten 
Gnomolog.  Vatic.  (mit  den  vom  Herausgeber  gesammelten  Parallelen).  Weiteres 
bei  A.  Elter,  Gnomica  homoeomata  V  (Bonn  1904  Progr.).  S.  auch  Packmohr 
(Lit.  unter  Diogenes).  Papyrusfunde  (Diogenes)  zusammengestellt  bei  Christ- 
Schmid,  Gesch.  d.  griech.  Liter. «  S.  656  Anm.  1. 

Kyniker  {y.wixot)  sind  die  Anhänger  des  y.vcov,  des  Hundes.  Das  setzt  einen 
Philosophen  voraus,  dem  dieser  Name  als  Spitzname  beigelegt  wurde.  Nach  Diog, 
Laert.  6,  13  erhielt  schon  Antisthenes  den  Namen  uTiXonvojv.     Der  Name  wurde 


§  37.    Die  ältere  kynische  Schule.  175 

befestigt  durch  Diogenes  und  die  späteren  Anhänger  der  Schule,  die  durch  ihre- 
Verachtung  der  Sitte  und  des  Anstandes,  wie  auch  durch  ihre  dürftige  Lebens- 
weise und  bissige  Tadelsucht  (Dio  Chrys.  or.  9,  7;  Luc.  vit.  auct.  10)  die  Bezeich- 
nung „Hund"  als  besonders  passend  erscheinen  ließen.  Der  Hohnnarae  wurde 
alsfdann  von  den  Verhöhnten  akzeptiert,  wie  für  Diogenes  Diog.  Laert.  6,  33.  55.. 
60  zeigt.  Daß  für  die  Anwendung  des  Namens  auf  Antisthenes  die  Benutzung  des 
Kynosarges  unterstützend  mitwirkte,  ist  wohl  möglich.  Die  Gründe  für  die  Be- 
zleichnung  ,,Kyniker"  gibt  auf  kynischer  Grundlage,  aber  mit  Auftragung  plato- 
nischer Färbung,  EHas  zu  Aristot.  Kateg.  S.  111.  Neben  der  Gleichgiltigkeit 
gegen  die  Gebote  der  guten  Sitte  und  neben  der  Art  der  dvaiSeia,  die  „besser  ist 
als  die  alöcög"  (Z.  16  f. :  Tavr)]v  ovv  rrjv  dvaidsiav  kjiexrjdevov  ttji'  xgeirrova  aldovg 
oTov  vXaxzovtTsg  xaxä  xü)v  dkloxQicov  xfjg  avxcöv  (piXoaocpiug)  werden  hier  das  (pgov- 
gtjxixöv  (Z.  18  f. :  icpQOVQOVv  8e  y.al  avxol  xa  doy/iiaxa  xfjg  (fi?.oao<piag  8iü  xöiv  «.to- 
ösi^ecov)  und  das  dcaxQixixor  (wie  der  Hund  den  Freund  von  dem  Fremden  unter- 
scheidet [in  Anknüpfung  an  Piaton  Politeia  375  e;  vgl.  auch  Athen.  13,  611  bj, 
ovxtog  ovv  xal  ovxoi  [seil,  ol  KvvixoJ]  xovg  /.ih'  Emxrjdeiovg  jigog  q?doao(piav  (ft/.ovg 
Ivofjii^ov  xai  ev/nsvcög  ids^ovxo,  xovg  8k  dvejicx7]8siovg  djirjXavvov  8ixr]V  xvrcöv  xax^ 
avxön'  v/.axxovvxsg)  als  die  Eigenschaften  bezeichnet,  in  denen  die  Kyniker  den 
Himden  gleichen.  Dankbarkeit  und  Treue  hebt  der  achte  unter  den  kynisch  ge- 
stimmten Anacharsisbriefen  als  Vorzüge  des  Hundes  hervor,  ähnliche  Eigen- 
schaften erschienen  bei  Luc.  fugit.  16,  Athen.  13,  611  b  f.  als  durch  den  Namen 
Kyniker  gefordert,  von  seinen  Trägern  aber  nicht  verwirklicht. 

Über  Antisthenes'  Lebenszeit  fehlen  genauere  Angaben.  Um  366  vor 
Chr.  muß  er  als  Greis  noch  am  Leben  gewesen  sein  (Diodor  15,  76).  Er  stammte 
von  einem  athenischen  Vater  und  nach  der  Angabe  bei  Diogenes  L.  6,  1  von 
einer  thrakischen  Mutter.  Man  meint,  daß  er  aus  diesem  Grunde  auf  die  Übungs- 
stätte Kynosarges  beschränkt  war,  da  diese  allein  den  nicht  vollbürgerlichen,  d.  h. 
von  einer  nichtattischen  Mutter  geborenen  Jünglingen  zur  Verfügung  stand. 
Hier  fand  sich  der  Kultus  des  Herakles,  der  von  den  Kynikern  aufs  höchste 
verehrt  wurde. 

Zunächst  genoß  Antisthenes  den  Unterricht  des  Sophisten  Gorgias,  dessen 
Einfluß  sich  nach  Diog.  Laert.  6,  1  in  der  rhetorischen  Art  der  Dialoge  des 
Kynikers  kundgab.  Für  uns  legen  von  seinen  rhetorischen  Bestrebungen  noch 
die  beiden  erhaltenen  Epideixeis  Al'ag  und  '08vooEvg  Zeugnis  ab.  Die  Echtheit 
dieser  beiden  Schriften  zu  bezweifeln  liegt  kein  hinreichender  Grimd  vor.  Eine 
weitere  Frucht  dieser  Studien  war  u.  a.  die  verlorene  'Ogsaxav  dnoXoyia  sowie  das 
den  Anfang  des  Schriftenverzeichnisses  bei  Diog.  Laert.  bildende  Werk  TIeoI 
ÄE^ecDg  P]  :iEol  xo-QuxxiqQcov.  Wie  es  bei  den  Rhetoren  dieser  Zeit  üblich  war,  be- 
tätigte sich  Antisthenes  auch  als  Lehrer.  Später  trat  er  mit  Sokrates  in  Verkehr, 
der  ihn  so  begeisterte,  daß  er  seinen  bisherigen  Schülern  empfahl,  nun  bei  dem 
Philosophen  seine  IVIitschüler  zu  werden  (Diog.  Laert.  6,  2).  Diesen  Übertritt  von 
der  Rhetorik  zur  Philosophie  scheint  Antisthenes  erst  im  vorgeschrittenen  Lebens- 
alter imternommen  zu  haben.  Mit  Wahrscheinlichkeit  bezieht  man  auf  ihn  die 
Bezeichnung  dipiiÄU&rjg  im  platonischen  Sophisten  251b.  Wie  Piaton  so  urteilte 
auch  Aristoteles  über  Antisthenes  und  seine  Anhänger  nicht  günstig:  Metaph. 
4,  29,  1024b  32  bemerkt  er:  'AvxioßEvt]g  wexo  svrjdoig  fttjdkv  d^iwv  Uysadac 
nXi]v  xw  oixei'co  X6ya>  IV  Iq)  hög  und  Metaph.  7,3,  1043  b  24  heißt  es:  ol  'Avxia§E- 
vEioi  xai  Ol  ovxojg  djiaiSsvxoi. 

Als  Schriftsteller  war  Antisthenes,  wie  das  Verzeichnis  seiner  Werke  bei 
Diogenes  Laertios  zeigt,  fruchtbar  und  vielseitig  —  navxotpvfj  (phSöva  nannte  ihn 
deshalb  Timon  in  seinen  Sillen  (fr.  37).  —  In  ihren  Titeln  spiegeln  diese  Schriften 


jjf^  §  37.     Die  ältere  kynische  Schule. 

seine  Beziehungen  zur  Sophistik  und  zu  Öokrates  wider,  unzweifelhaft  hat 
Antisthenes  das  Verdienst,  durch  geschickte  Verwendung  einer  Vortragskunst,  die 
ihm  für  die  schriftliche  wie  die  mündliche  Darstellung  in  reichem  Maße  zu  Ge- 
bote stand  (vgl.  Theopomp  bei  Diog.  Laert.  6,  14),  das  Interesse  für  Sokrates' 
Person  und  eine  auf  sokratischer  Grundlage  ruhende  Ethik  gefördert  zu  haben. 
Er  beschränkte  sich  nicht  auf  die  Wiedergabe  der  Gedanken  und  Lehrmethode 
seines  Meisters  in  fiktiven  sokratischen  Dialogen,  sondern  schuf  sich  Vertreter 
seiner  Ideale  neben  Sokrates  auch  in  anderen  Gestalten,  die  er  mit  weiser  Be- 
rechnung den  gegebenen  Kreisen  des  Mythus  und  der  Geschichte  entnahm,  indem 
p.T  in  räumliche  oder  zeitliche  Ferne  griff,  die  die  Idealisierung  begünstigte. 
So  gab  er  in  seinem  'Hoax/S];  das  Idealbild  des  den  jtoVo?  suchenden  Kynikers,  in 
seinem  Kvoo?  den  Typus  des  Herrschers  nach  sokratisch-kynischen  Prinzipien. 
Umgekehrt  entlieh  er  im  'AQyß.ao:  der  Gegenwart  das  realistische  Bild  einas 
Tyrannen,  dessen  Dasein  zu  sokratischer  Lebensauffassung  im  Gegensatz  steht 
und  dessen  Einladung  zum  Besuche  daher  von  dem  Philosophen  ausgeschlagen 
wird.  Die  ethische  Verwertung  mythologischer  Figuren,  wie  sie  außer  dem 
'HoaH/.f}c  auch  in  anderen  Schriften  des  Antisthenes  (vgl.  z.  B.  Diog.  L.  6,  18 
ffegi  oivov  xorjosoig  r]  :ieqI  fieOtjg  t]  jieqc  rov  KvyJ.cojtog,  IJegi  Kigy.t]?)  obwaltete,  be- 
rührt sich  mit  der  schon  von  Früheren,  insbesondere  den  Sophisten,  geübten  allego- 
risierenden  und  typisierenden  Ausbeutung  der  griechischen  Sage.  So  lassen  sich 
auch  in  diesen  Schriften  des  Antisthenes  die  Fäden  verfolgen,  die  ihn  einerseits 
—  in  der  philosophischen  Tendenz  —  mit  der  Sokratik,  andererseits  —  in  Form 
und  Darstellungsmitteln  —  mit  der  Sophistik  verknüpfen.  Auf  letztere  geht 
neben  anderem  wohl  auch  die  von  ihm  angewandte  Form  der  jigotgenziaot  zurück 
(Vgl.  P.  Sartlich,  De  exhortat.  a  Graecis  Romanisque  script.  hist.  et  indole 
p.  224  ff.). 

Auch  in  Antisthenes'  Lehre  läßt  sich  deutlich  die  Vereinigung 
sophistischer  und  sokratischer  Elemente  erkennen.  Mit  den  Sophisten 
und  Sokrates  stimmte  er  darin  überein,  daß  sein  Interesse  wesentlich  auf  die 
Dialektik  und  Ethik  gerichtet  war.  In  der  Dialektik  erinnert  an  Prodikos' 
sprachliche  Bestrebungen,  steht  aber  zugleich  auch  in  Beziehung  zum  sokra- 
tischen Definitionsverfahren  der  Satz,  daß  die  Betrachtung  der  Worte  Anfang 
aller  Bildung  sei  (Epict.  diatr.  1,  17,  12;  vgl.  den  Buchtitel  Ilsgi  jtaidelag  »/  6vo- 
ju'acov  bei  Diog.  Laert.  6,  17).  Der  Einfluß  der  Sophistik  verrät  sich  vor  allem 
in  einer  starken  Neigung  zur  Eristik.  Für  diese  zeugt  der  von  Aristot.  Top.  1, 
1],  104  b  20  und  Metaph.  4,  29,  1024  b  34  (vgl.  Plat.  Euthyd.  285e;  s.  u.)  als 
antisthenisch  überlieferte  Satz,  es  lasse  sich  nicht  widersprechen  {ovx  eoriv 
urzÜEyeir),  mit  der  Argumentation:  entweder  wird  von  dem  Nämlichen  geredet, 
von  einem  jeden  aber  gibt  es  nur  einen  oixeTog  loyog,  so  daß,  wenn  wirklich  von 
dem  Nämlichen  die  Rede  ist,  auch  das  Nämliche  gesagt  werden  muß  und  kein 
Widerspruch  besteht,  oder  es  ist  von  Verschiedenem  die  Rede,  und  somit  besteht 
wiedenim  kein  Widerspruch.  Die  äußerste  Spitze  dieser  dialektischen  Tendenz 
liegt  in  der  exklusiven  Anerkennung  identischer  Urteile,  in  der  Anti- 
sthenes freilich  ebenfalls  bereits  Vorgänger  hatte  (Zeller  I  2^  1104):  keinem  Sub- 
jekt darf  ein  anderes  Prädikat  beigelegt  werden,  als  wieder  das  Subjekt  selbst. 
!Man  darf  also  nicht  sagen:  der  Mensch  ist  gut,  sondern  nur:  der  Mensch  ist 
IMensch,  das  Gute  ist  gut  (Plat.  Soph.  251  b,  s.  u.;  Aristot.  Metaph.  4,  29,  1024  b  32). 
Mit  dieser  These  fällt  selbstverständlich  auch  die  Subsumption  von  Indivi- 
duen unter  Gattungsbegriffe.  Es  läßt  sich  von  dem  Individuum  a  nur  sagen, 
daß  es  das  Individuum  a,  nicht  daß  es  Vertreter  einer  Gattung  A  ist.  So  mußte 
sich  Antisthenes   auch  gegen  den  platonischen  Idealismus,  der   eine  solche  Sub- 


§  37.     Die  ältere  kynisehe  Schule.  177 

sumption  voraussetzt,  erklären.  Nach  Siuiplic.  in  Arist.  Categ.  S.  208,  291".;  211, 
17  f.  Kalbfl.  soll  er,  die  platonische  Ideenlehre  bestreitend,  bemerkt  haben:  w  W.ä- 
Tcov,  i'.-i.-iov  fiev  oQcd,  i;i.-T6T)]Ta  6t  ovy  ooio  (weil  nämlich,  habe  Piaton  geantwortet, 
für  diese  dir  das  Auge  fehlt).  Nach  Amraon.  in  Porphyr.  Isag.  S.  40,  G  Busse 
sagte  Antisthenes,  die  Ideen  seien  sv  ytlaTg  gjtivoiai?,  was  nicht  so  zu  verstehen 
ist.  daß  er  die  Ideenlehre  im  subjektivistischen  Sinne  umzubilden  gesucht  habe: 
er  hat  sie  nur  den  leeren  Einfällen  zurechnen  wollen.  Ein  Zwillingsbruder  des 
Satzes  von  der  Unmöglichkeit  des  Widersprechens  ist  der  von  der  Unmögli,chkeit 
unwahrer  Aussagen;  beide  werden  von  Aristoteles  Äletaph.  4,  29,  1024b  33 
in  Verbindung  mit  der  antisthenischen  These  vom  oly.no!;  '/.6yn;  zusammengestellt 
lind  von  Piaton,  Euthyd.  283  e  ff.  285  d  ff.  nacheinander  ironisiert  (zum  Satze  ort 
y>Fvöii  /Jystv  ovx  sazir  s.  auch  Plat.  Cratyl.  429  c  ff.). 

Der  platonische  Idealismus  hat  nun,  wie  es  scheint,  bei  Antisthenes  nicht 
nur  im  Nominalisraus.  sondern  auch  in  einer  materialistischen  Weltanschauung 
sein  Gegenbild.  Piaton  redet  Theaet.  155  e,  Sophist.  246  äff.  von  Leuten,  die 
nichts  für  existierend  halten,  als  was  sie  mit  Händen  greifen  können,  und 
"Wesenheit  mit  Körperlichkeit  für  identisch  halten.  Die  Übereinstimmung,  die 
■der  im  ,, Sophisten"  näher  charakterisierte  INIaterialismus  mit  der  Stoa  aufweist, 
die  in  anderen  Lehren  auf  Antisthenes'  Schultern  steht,  hat  schon  vor  langer 
Zeit  zu  der  wahrscheinlichen  Vermutung  geführt,  daß  Antisthenes  der  hier  von 
Piaton  bekämpfte  Gegner  und  also  auch  in  diesem  Punkte  der  aQyj]yhi]g  der 
8toa  sei.  Eine  Bestätigung  dieses  antisthenischen  Materialismus  bietet  fragm.  33 
Mull.,  nach  dem  die  Seelen  gleiche  Gestalt  mit  den  sie  umgebenden  Leibern 
haben,  also  auch  selbst  körperlich  sind. 

Dem  sophistisch  Negativen  in  der  Lehre  des  Antisthenes  steht  als  sokratiseh. 
Positives  seine  Schätzung  der  Definition  und  des  "Wissens  gegenüber.  Er  hat  (nach 
Diog.  L.  6,  3)  zuerst  die  Definition  [).6yos)  gekennzeichnet  als  Bezeichnung 
•des  Wesens:  loyog  ioziv  6  ro  zl  vjv  tj  eazi  dtjkwr  (d.  h.  das  Wesen  von  Dingen,, 
■die  in  der  Vergangenheit  existierten  oder  in  der  Gegenwart  noch  existieren). 
Von  Einfachem  gibt  es  freilich,  wie  Antisthenes  von  seinem  eben  geschilderten 
1^tandpunkte  aus  folgerichtig  behauptete,  keine  Definition,  sondern  nur  Benennung 
und  Vergleichung;  das  Zusammengesetzte  aber  läßt  eine  Erklärung  zu,  die  seine 
Bestandteile  gemäß  ihrer  realen  Verbindung  anzugeben  hat.  Das  Wissen  ist 
die  mit  der  Erklärung  (begriffsmäßigen  Eechenschaft)  verbundene  richtige  Mei- 
nung. <i6^a  a/.rjdi]g  fisza  j.öyov  (Plat.  Theaet.  p.  201  c  ff.,  WO  zwar  Antisthenes 
nicht  genannt,  aber  wahrscheinlich  auf  ihn  Bezug  genommen  wird;  vgl.  mit 
Theaet.  201  d  Arist.  Metaph.  7,  3,  1043  b  24  ff.).  Ebenfalls  von  Sokrates  stammt 
in  ihren  Grundzügen  seine  Ethik.  Auf  der  Ethik  liegt  wie  bei  Sokrates  das 
Hauptgewicht  seiner  Lehre.  Offenbar  hat  Sokrates'  persönliches  Verhalten  in 
ihm  den  tiefsten  Eindruck  hinterlassen.  Was  des  Lehrers  Leben  predigte,  Be- 
dürfnislosigkeit und  Charakterstärke,  setzte  sich  bei  dem  Schüler,  der  darin  auch 
praktisch  dem  Meister  nachfolgte,  zugleich  in  wissenschaftliche  Theorie  um. 
Dabei  zeigt  sich  in  seinen  Anfängen  schon  bei  Antisthenes  das  später  den  Kynis- 
mus  beherrschende  Bestreben,  die  dem  sokratischen  Vorbilde  entnommenen  An- 
schauungen und  Lebensmaximen  auf  die  Spitze  zu  treiben  und  so  ihren  Gegen- 
satz gegen  Meinungen  und  Gepflogenheiten  der  Masse  der  Menschen  zu  ver- 
schärfen. Nach  Diokles"  freilich  nicht  unbedingt  zuverlässigem  Zeugnis  bei  Diog. 
Laert.  6,  13  ging  er  mit  der  Tracht  des  kynischen  Bettelmönehes  voran:  statt 
der  bei  den  Griechen  besserer  Stände  üblichen  beiden  Kleidungsstücke  trug  er 
nach  Proletarierart  nur  einen  abgeschabten  Mantel,  den  er  doppelt  nahm,  und 
griff  zu  Stab  und  Eanzen.     In  seiner  ethischen  Reflexion   steht  im  ^littelpunkte 

Ueberweg.  GrundriU  I.  12 


]7S  §  37.     Die  ältere  kynische  Schule. 

die  Autarkie  der  Tugend.  Dieee  genügt  zur  Erwerbung  der  Glückseligkeit^ 
die  nichts  anderes  zur  Voraußeetzung  hat  als  sokratische  Stärke.  Die  Tugend  ist. 
wie  schon  aus  diesen  Sätzen  hervorgeht,  ein  rein  praktisches  Verhalten  und  be- 
darf nicht  vieler  Reflexionen  und  Kenntnisse.  Neben  ihr  ist  für  weitere  Güter 
kein  Raum.  Die  landläufige  Bewertung  der  Dinge  verkehrte  Antisthenes  in  ihr 
Gegenteil:  geringes  bürgerliches  Ansehen,  Mühe  und  Plage  sind  gut,  die  Lust 
ein  Übel:  iiurslijv  iia/j.ov  i}  t'/oßFnjy  („lieber  verrückt  als  entzückt"),  wird  als  eine 
A'on  ihm  ott  getane  Äußerung  zitiert  (Diog.  Laert.  (>,  11.  3).  Statt  des  Geburts- 
adels gilt  der  Tugendadel  (Diog.  Laert.  6,  lOj.  Eine  Anekdote  ließ  ihn  den  ihrer 
Autochthonie  .sich  rühmenden  Athenern  sagen,  Schnecken  und  Heuschrecken 
hätten  mit  ihnen  den  gleichen  Adelsbrief  (Diog.  Lai^rt.  6.  1).  Ebenso  wie  in  der 
Frage  des  Adels  macht  sich  der  kynische  Weise  auch  sonst  in  politischen  Dingen 
von  dem  Geltenden  unabhängig.  Nicht  die  bestehenden  Staatsgesetze  binden  ihn, 
sondern  allein  das  Gesetz  der  Tugend.  Gerechtigkeit  steht  höher  als  Blutsver- 
Avandtschaft.  Das  Gute  ist  schön,  das  Häßliche  schlecht.  Besser  mit  wenigen 
Guten  gegen  alle  Schlechten  als  mit  vielen  Schlechten  gegen  wenige  Gute 
kämpfen  (Diog.  Laert.  6,  11  f.). 

Aus  der  Theorie  von  der  Autarkie  der  Tugend  und  der  Wertlosigkeit  aller 
gewöhnlich  angenommenen  Lebensgüter  sowie  aus  der  Verherrlichung  des  .to'io; 
ergab  sich  naturgemäß  der  Grundsatz  der  Bedürfnislosigkeit.  Ihn  vertritt 
Antisthenes  besonders  eingehend  in  einem  Abschnitt  des  xenophon tischen  Sym- 
posions (4,  34  —  44),  der  in  seinen  Grundgedanken  wahrscheinlich  auf  eigenen  Äuße- 
rungen des  Kynikers  beruht. 

Mit  der  Behauptung,  daß  es  nur  auf  sokratische  Stärke  ankonmie  und  die 
Tugend  nicht  vieler  /070t  und  fiadt/fiara  bedürfe,  wollte  aber  Antisthenes  den 
ethischen  Intellektualismus  des  Sokrates  nicht  aufgeben.  Der  Satz  rnyo^ 
noffa/Jazaiov  (foovtjoiv  .  .  .  (Diog.  Laert.  ö,  13)  wäre  dafür  an  sich  noch  nicht 
beweisend,  da  rfgörtjoi;  nicht  mit  voller  Schärfe  eine  rein  intellektuelle  Funktion 
bezeichnet  (vgl.  Kranz'  Wortindex  zu  Diels"  Vorsokratikern;.  Er  erhält  aber 
seine  nähere  Bestimmung  durch  die  Worte:  rsi/t/  xaTaoxevuoitov  yv  rol^  aircöi' 
drakiöroi ;  /.oyiniioT;  (Diog.  Laert.  ebenda).  Vor  allem  aber  sind  beweisend  die 
Sätze,  daß  die  Tugend  lehrbar  (Diog.  Laert.  6,  10),  einheitlich  (Schol.  Lips. 
zu  Ilias  15,  123,  Antisth.  fragm.  31  Mull.:  Ei'  zi  :tQäxt£i  6  oo<p6g,  xuiä  .TÜaur  doeri/v 
fi'fQysT,  Diog.  Laert.  6,  12:  'Avögog  xai  yvvaixo?  t)  aviij  agsr/j)  und  unverlier- 
bar (Diog.  Laert.  (i,  12,  vgl.  105)  sei.  Den  Zusammenhang  der  beiden  ersten 
Sätze  mit  dem  sokratischen  Intellektualismus  zeigt  (unabhängig  von  antisthe- 
nischer  Doktrin)  der  platonische  Protagoras,  der  letzte  erklärt  sich  daraus,  daß 
ein  einmal  gewonnenes  Wissen  nicht  wieder  verloren  gehen  kann  —  unter  der 
stillschweigenden  Voraussetzung,  daß  das  für  die  Tugend  in  Betracht  kommende 
Wissen  infolge  seiner  ununterbrochenen  Anwendung  nicht  wie  ein  anderes  der 
Vergessenheit  anheimfallen  kann.  Auf  diesen  Zusammenhang  führt  Xen.  memor. 
1,  2,  19:  "locog  ovv  ei'rtoiev  av  no/.kol  rcur  qjaaxövzcov  (fikooocpeiv  ozi  ovx  äv  .-lozs  o 
bixaiog  äöixog  yevoizo  ov8k  6  oüxpQOJv  vßoiozljg  ov8k  ri'/Äo  ovdkv  o)v  fiddtjoig 
foiiv  6  iiadiov  dvE:tioz riniov  ur  :iox£  ytvoizo.  Das  Verlangen  dieses 
Tugendwissens  ist  nun  freüich  bei  A.  von  der  Forderung  einer  eigentlich  wissen- 
schaftlichen Bildung  weit  entfernt.  Schon  die  sokratische  Grundlage  aller  Wissen- 
schaft, die  Begriffsbestimmung,  war  ja  bei  Ihm  trotz  prinzipieller  Anerkennung 
durch  die  Beschränkung  der  Definition  auf  Zusammengesetztes  stark  erschüttert, 
und  die  oben  angeführte  Stelle  Diog.  Laert.  6,  11  zeigt,  daß  er  den  aadt)uaza 
für  die  Erwerbung  der  Tugend  geringen  Wert  beimaß.  Zudem  ist  die  Gering- 
schätzung alles  nicht  zum  praktischen  Verhalten  in  nächster  Beziehung  stehenden 


§  ;{..     Die  ältere  kyiiische  Schule.  179 

Wiseens  allgemein  kynisch.  und  daß  der  dgxir/^^V^  der  Schule  auch  darin  voran- 
ging, mag  man  immerhin  aus  seiner  bei  Diog.  Laert.  6,  103  überlieferten  Äuße- 
rung schließen,  wer  weise  sei,  werde  es  verschmähen,  lesen  und  schreiben  zu 
lernen,  um  nicht  dadurch  (von  dem  zur  Tugend  Wesentlichen)  abgelenkt  zu 
werden.  In  ihrer  vollen  Schärte  darf  freilich  eine  solche  Äußerung  bei  einem 
so  produktiven  Schriftsteller  wie  A.  kaum  verstanden  werden:  sie  ist  aus  einem 
Zusammenhange  gerissen,  der  ihren  Sinn  wesentlich  abschwächte,  oder  als  para- 
doxe Formulierung  des  Satzes  von  der  relativen  Geringwertigkeit  wissenschaft- 
licher Bildung  für  die  Tugendpraxis  zu  fassen. 

Gebiete,  auf  denen  die  Loslösung  des  Kynikers  von  dem  Herkömuilichen 
besonders  wichtig  und  folgenreich  gewesen  ist,  waren  der  Staat  und  die  Keli- 
gion.  3Iit  dem  schon  oben  berührten  Satze  ror  aoq-.öv  ov  xaza  ro/v  y.sifih'ovg 
rö'fiovQ  ::io/uT£i'todat  li/./.a  xaxä  rör  tTj;  dgerr/g  war  das  Band,  durch  das  sich  der 
Vollbürger  Sokrates  bei  aller  Verachtung  der  athenischen  Demokratie  bis  zum 
Martyrium  mit  dem  bestehenden  Staate  verbunden  gefühlt  hatte,  von  dem  Halb- 
bürger Antisthenes  rückhaltslos  zerschnitten.  Die  sophistische  Geringschätzung 
dcB  vofiog,  die  sokratische  Erkenntnis  von  der  Wertlosigkeit  eines  nicht  auf 
Wissen  und  Tüchtigkeit  begründeten  Regimentes  vereinigte  sich  in  Antisthenes 
mit  der  kynischen  Opposition  gegen  das  Herkömmliche.  Über  die  athenische 
Verfassung,  die  leitenden  Männer  Athens  und  ihre  Angehörigen  äußerte  er  sich 
in  der  schärfsten  Weise.  Eine  Anekdote  bei  Diog.  Laert.  6,  8  läßt  ihn  den 
Athenern  raten,  ihre  Esel  durch  Psephisma  zu  Pferden  zu  ernennen;  es  sei  das- 
selbe, wie  wenn  Männer,  die  nichts  verstehen,  durch  Volkswahl  zum  Feldherru- 
amte  bestellt  würden.  In  einer  seiner  Schriften  zog  er  gegen  sämtliche  atheni- 
schen Volksführer  zu  Felde,  in  einer  andern  brandmarkte  er  die  Söhne  des  Perikles 
(Athen.  5  p.  220  c  d ;  Antisth.  fragm.  22.  15).  Sokratischer  Anschauung  entsprechend 
fand  er  das  Kriterium  für  die  Berechtigung  zu  politischer  Wirksamkeit  in  der 
dgczy:  dann  gingen  die  Staaten  zugrunde,  behauptete  er  nach  Diog.  Laert.  6,  5, 
wann  sie  die  Schlechten  nicht  von  den  Guten  zu  unterscheiden  vermöchten. 

Jedenfalls  war  Antisthenes  an  der  Negation  des  bestehenden  Staates  mehr 
gelegen  als  an  der  Aufstellung  eines  eigenen  positiven  Ideals,  soweit  ein  solches 
über  die  prinzipielle  Forderung  der  Herrschaft  der  ägsn'^  hinausging.  Fraglich 
ist,  ob  er  mit  spezielleren  Bestimmungen  überhaupt  hervortrat.  Die  als  diogenisch 
überlieferte  Aufhebung  der  Ehe  und  ihre  Ersetzung  durch  Weiber-  und  Kinder- 
gemeinschaft auf  ihn  zurückzuführen  sind  wir  nicht  berechtigt,  da  Aristoteles 
Polit.  2,  7,  1266  a  34  f.  mitteilt,  daß  bis  zu  seiner  Zeit  niemand  außer  Piaton 
dieses  sozialpolitische  Philosopheni  aufgestellt  hatte.  Nach  Diog.  Laert.  6,  11 
lehrte  Antisthenes  •■aayoei  r  (rör  ootpov)  rey.vo.-ioiid;  '/.ÜQiv ,  der  Zusatz  rar? 
evfpvsaxdxaig  ovviövza  yvvai^i  stellt  aber  durch  den  Plural  die  Jiächstliegende  Be- 
ziehung des  yanrjoeiv  auf  die  Einehe  in  Frage.  Danach  könote  Antisthenes 
immerhin  auch  ohne  ausdiiickliche  Forderung  der  Weiber-  und  Kindergemeinschaft 
eine  Art  menschlichen  Herdenlebens  als  Rückkehr  zum  primitiven  Naturzustande 
empfohlen  und  dieses  Ideal  mit  dem  .-To/ureveoüai  y.nrä  x6v  rij;  dpfr/]?  vöjLioy  durch 
den  Hinweis  darauf  in  Einklang  gebracht  haben,  daß  auch  in  der  Tierherde  das 
tüchtigste  Exemplar  die  Führung  übernimmt,  einen  Hinweis,  der  durchaus  im 
Bereiche  der  später  viel  betretenen  kynisch-stoischen  Gedankenbahnen  liegen 
würde.  Unsere  unmittelbaren  Zeugnisse  versagen  hier  vollständig.  Aber  viel- 
leicht darf  man  angesichts  der  später  zu  besprechenden  Polemik  zwischen  Anti- 
sthenes und  Piaton  annehmen,  daß  letzterer  auf  den  Kyniker  ziele,  wenn  er 
Politic.  267  d  ff.  die  Gleichsetzung  der  Königskunst  mit  der  Hirtenkunst  bekämpft 
und  Politeia  372  d  den  im  Vorangehenden  geschilderten  primitiven  Naturstaat  durch 

12=* 


1^0  §  3i.     Die  ältere  kynische  Schule. 

einen  der  Gesprächsteilnehmer  einem  Sehweinestaate  vergleichen  läßt  (Zeller 
II  1  ••,  S.  325  Audi.  .').  Joel,  Der  echte  u.  der  xenoph.  Sokr.  II  S.  267).  Doch 
bleibt  die  ßeziehxmg  auf  Antisthenes  durchaus  unsicher,  und  einige  Züge  des 
geschilderten  Staatslebens,  wie  die  Scheu  der  Staatsangehörigen  vor  dem  Ver- 
armen, die  sie  die  Kindererzeugung  beschränken  läßt  (372  bc  fv'/.aßovuEvni  :rgriar), 
passen  schlecht  zu  kynischen  Anschauungen. 

Mit  der  Ablehnung  des  geschichtlich  gegebenen  Staates  geht  die  Befreiung 
von  der  Väterreligion  Hand  in  Hand.  Der  Staat  gab  dem  Griechen  seine  Götter. 
Ihre  Verehrung  galt  als  Bürgerpflicht.  Sokrates'  Gesetzestreue  hat  ihm,  obwohl 
er  innerlich  die  Schranken  des  nationalen  Glaubens  durchbrochen  hatte,  dennoch 
jeden  ausgesprochenen  Abfall  von  der  überlieferten  Eeligion  versagt.  Antisthenes 
fand  durch  seine  Lösung  vom  bestehenden  Staate  auch  für  seine  Theologie  die 
Bahn  frei,  auf  die  ihn  Sokrates'  reinere  religiöse  Anschauung  im  Vereine  mit  der 
sophistischen  Entgegensetzung  von  Xatur  und  Gesetz  verwies.  In  seinem  ^vmy.o; 
lehrte  er  nach  Philod.  de  piet.  S.  72  G.  und  anderen  Zeugen  (wie  Cic.  de  nat. 
deor.  1,  13,  32,  Antisth.  fragra.  24  Mull.)  y.azä  röfiov  slvai  .-rn/./.org  dsovg,  y.aia  fit: 
(fvaiv  n'a,  und  wie  den  Polytheismus,  so  bekämpfte  er  auch  den  Anthropomor- 
phisraus  nach  dem  Zeugnis  des  Klemens  v.  Alex.  (Protrept.  6.  71,  2  und  Strom. 
5,  14,  108,  4 :  ^Eor'  oubsrl  toiy.fvm  <f}]Ot,  diö.-rso  aviöv  ovöslc  KyuaüsTv  s§  ely.örog 
övrarai)  luid  des  Theodoret  (Graec.  äff.  cur.  1,  75;  «.to  sly.övog  ov  yvcogi^stai, 
nffda'/.jii')  ovy  ogäzcu,  oiSeri  fniy.s  y.i)..  Antisth.  fragm.  24  Mull.).  Sehr  bemerkens- 
wert ist  nun  aber,  daß  Antisthenes  gleichwohl,  trotz  seines  kynischen  Unal)- 
hängigkeitssinnes  und  seiner  freien  religiösen  Richtung,  die  homerisch-hesiodeische 
Mythologie  nicht,  wie  Xenophanes  getan  hatte,  über  Bord  warf.  Die  zwischen- 
liegende Entwicklung  hatte  in  der  rationalistischen  und  allegorisierenden  Deutung 
des  überlieferten  Mythus  und  in  der  Einkleidung  philosophischer  Sätze  in  neu- 
geschaffene Mythen  einen  Weg  zur  Versöhnung  von  Mythologie  und  philo- 
sophischer Theologie  gefunden,  den  Parmenides  (oben  S.  100),  Enipedokles  (oben 
S.  109),  Anaxagoras  und  seine  Schüler,  unter  diesen  besonders  Metrodoros  (oben 
S.  117)  sowie  die  Sophisten  (Protagoras  in  dem  Mythus  des  platonischen  „Prota- 
goras'",  Prodikos  in  seinen  ^ Ügai  [oben  S.  138])  betreten  hatten,  und  auf  den 
Antisthenes  schon  durch  seine  sophistische  Vergangenheit,  vielleicht  aber  auch 
durch  die  Erwägung  geführt  wurde,  daß  er  durch  einen  Bruch  mit  der  ]\lytho- 
logie  die  weitesten  Kreise  des  Volkes  der  Einwirkung  seiner  Lehre  verschließen 
würde.  So  bildete  Antisthenes  die  Avichtige  Brücke  zwischen  den  ersten  Ver- 
tretern der  rationalisierenden  und  allegorisierenden  Methode  und  der  Stoa,  die 
dieses  Verfahren  teils  durch  die  Rolle,  die  sie  ihm  für  ihre  eigene  Lehre  zuwies, 
teils  durch  seine  Weitergabe  an  den  Xeuplatonismus  und  das  Christentum  zu 
weltgeschichtlicher  Bedeutung  erhob.  Eine  voll  ausgeführte  Allegorie  ist  aller- 
dings in  unseren  verhältnismäßig  spärlichen  .Antisthenesfragmenten  nicht  ent- 
halten. Wohl  aber  geben  sie  mehrfach  Beispiele  für  die  Gepflogenheit,  in  den 
homerischen  Erzählungen  ethische,  anthropologische  und  andere  Wahrheiten  an- 
gedeutet zu  finden,  ein  Verfahren,  das  mit  der  Allegorie  innerlich  verwandt  ist 
und  in  weiterer  Ausgestaltung  in  sie  ausmündet.  Proben  dieser  Deutungsweise 
des  Antisthenes,  die  jedenfalls  einer  oder  mehreren  seiner  zahlreichen  Schriften 
über  Homer  entnommen  sind,  bieten  unsere  Homerscholien  (Antisth.  fragm.  27  ff. 
Mull.).  Dem  Verhalten  des  Odysseus  gegenüber  den  Lockungen  und  Ver- 
sprechungen der  Kalypso  legte  er  die  Erkenntnis  des  Helden  zugrunde,  daß 
Liebende  Vieles  erlügen  und  Unmögliches  versprechen.  Wenn  Odysseus  die  Vor- 
züge äußerer  Schönheit,  deren  sich  Kalypso  im  Verhältnis  zu  Penelope  rühmt, 
zugibt  und  gleichwohl  zu  seiner  Gattin  hinstrebt,  so  soll  er  damit  andeuten,   daß 


sj  157.     Die  ältere  kynische  Schule.  181 

er  sich  nach  ihr  sehne  dcä  t6  TTFQltfQova  F.lvai,  und  daß  er  auch  sie  verlassen 
haben  würde,  wenn  sie  nur  körperliche  Schönheit  aufzuweisen  gehabt  hätte.  Zur 
Stütze  dieser  Deutung  wird  auf  die  Stelle  Od.  ß  20ü  verwiesen,  nach  der  die 
Freier  um  Penelope  Ft'vey.a  rfjc:  ugz-rr/g  streiten.  In  der  dreifachen  Mahnung  der 
Athena  an  Ares  (II.  O  128 ff.)  erkannte  Antisthenes  die  Lehre  wc,  eT  n  :roüizei  6  oorpög, 
xuTÜ  .-rüoar  uoftIjv  f'rto;'.^r  (Einheitlichkeit  der  Tugend,  s.  oben  S.  178),  in  der  Trauni- 
erscheinung  des  Patroklos  vor  Achilleus  (II.  !F65f. :  rj'/.ds  6'  e.-ri  r/'v/j]  IJarooy./.rjog 
Sfi/.oTo  .T«/r'  avTfö  iitysdös  te  xal  o/.i/.iara  xdÄ'  ely.vTa  y.i/^.)  fand  er  die  wissenschaft- 
liche These  angedeutet,  daß  die  Seelen  den  sie  umgebenden  Leibern  an  Gestalt 
gleich  seien  (s.  oben  S.  177)  u.  s.  f.  Ein  anderes  Mittel,  den  Dichter  mit  den 
Anforderungen  philosophischer  Anschauungsweise  in  Einklang  zu  bringen,  Avar 
die  wohl  an  die  parmenideisehe  Gegenüberstellung  von  'A/.i'jOfiu  und  Jö^u  sich 
anlehnende  Unterscheidung  von  Stellen,  die  unmittelbar  Wahrheit  enthielten,  und 
solchen,  an  denen  der  Dichter  —  hypothetisch  —  vom  Standpunkte  der  gewöhn- 
lichen Meinung  rede.  Diese  Unterscheidung  bezeugt  Dio  Chrys.  or.  36  (53  v.  A.),  5 
(o  dk  köyog  ovzog  'Avzcaßsvovg  iati  jiqÖxeqov,  ort  r«  /.ih>  86^ r/,  rä  8e  ähjdsia 
FiQijzat  T(ö  :jot)]Z!j),  der  zugleich  bekundet,  daß  auch  hier  wieder  Antisthenes  Vor- 
gänger Zenons  und  der  Stoa  gewesen  ist.  In  anderen  Fällen  half  er  sich,  seiner 
Bewertung  der  ovoindzcov  F.-riay.sifng  (s.  oben  S.  176)  getreu,  mit  einer  ad  hoc  vor- 
genommenen willkürlichen  Interpretation  eines  Wortes.  Ein  Beispiel  bildet  die 
Erklärung  des  bei  Homer  von  Odysseus  ausgesagten  rroXvrQn:rog  (Schol.  z.  Odyssee 
)).  9,  25  ff.  Dind.,  Antisth.  fragm.  26  IMuU.),  dessen  Bedeutung  ,, verschlagen"  er 
durch  eine  andere:  „verkehrsgewandt"  (viele  too'.to«  der  Rede  und  der  Menschen- 
behandlung beherrschend)  ersetzte.  Spottete  aber  eine  Dichterstelle  durch  allzu 
präzisen  Ausdruck  eines  unmoralischen  Gedankens  jeder  Harmonisierungskunst, 
so  erfolgte  eine  :jaQa8i6i>do)oig,  d.  h.  ihr  Sinn  wiu'de  durch  Änderung  eines  oder 
mehrerer  Worte  in  sein  Gegenteil  umgebogen,  oder  es  wurde  ihr  unter  Wahrung 
des  Metrums  und  im  Anklang  an  die  Originalstelle  eine  neue  Sentenz  entgegen- 
gestellt. Auch  hierin  hatte  der  Kyniker  die  Stoiker  zu  Nachfolgern  (Plut.  de 
aud.  poet.  12 ;  Antisth.  fragm.  72). 

Die  Darstellung  der  antisthenischen  Lehre,  wie  sie  hier  gegeben  worden  ist, 
fußt  im  wesentlichen  auf  sicheren,  ausdrücklichen  Zeugnissen  des  Alterturas. 
Nur  für  wenige  Punkte  wurden  platonische  Stellen  herangezogen,  deren  Beziehung 
auf  den  Kyniker  Zweifeln  unterliegt.  Unser  Bild  des  Philosophen  und  seiner 
Stellung  in  der  geistigen  Bewegung  der  ersten  Hälfte  des  vierten  Jahrhunderts 
gewinnt  noch  an  Farbe,  je  nachdem  man  auch  an  weiteren  Stellen  Piatons  An- 
spielungen auf  ihn  anzunehmen  sich  berechtigt  glaubt.  Daß  beide  Männer  in 
scharfem  Gegensatze  zueinander  standen,  ist  gewiß.  Der  mit  der  Ausbildung  der 
platonischen  Weltanschauung  Hand  in  Hand  gehende  Unmut  gegen  die  so- 
phistische Rhetorik  und  Dialektik,  wie  er  im  Gorgias  und  den  zunächst  folgenden 
Werken  zutage  tritt,  mußte  sich  auch  gegen  Antisthenes  wenden,  und  gegen 
diesen  um  so  lebhafter,  da  er  die  Sophistik  in  den  Sokratikerkreis  hineintrug. 
Die  Ausgestaltung  der  Ideenlehre,  der  gegenüber  sich  Antisthenes  von  seinen 
Grundvoraussetzungen  aus  nur  schlechthin  ablehnend  verhalten  konnte,  ließ  die 
Wege  der  beiden  Philosophen  noch  weiter  auseinandergehen.  Auch  der  persön- 
liche Gegensatz  zwischen  dem  Aristokraten  und  dem  Befürworter  proletarischer 
Lebensgewohnheiten  mag  mit  eingewirkt  haben.  So  hören  wir  denn  von  einer 
an  Antisthenes'  These,  widersprechen  sei  nicht  möglich,  anknüpfenden  Polemik, 
der  der  Kyniker  eine  eigene  gegen  Piaton  gerichtete  Streitschrift  widmete,  die  er 
mit  mehr  Zynismus  als  Witz  im  Anklang  an  den  Namen  Piaton  -üOwv  (Groß- 
schwanz) betitelte   (Diog.  Laert.  3,  35,  Athen.  5,  220  d;   11,  507  a;  im   Schriften- 


|s^o  §  o7.    Die  ältere  kynische  Schule 

Verzeichnis  des  A.  bei  Diog.  6.  lÖ  mit  dem  Nebentitel  .-reol  roü  arTiUyEir).  Daß 
Piaton  eine  literarische  Autwort  nicht  schuldig  blieb,  ist  anzunehmen,  und  so 
liegt  die  Vermutung  nahe,  daß  die  sarkastische  Bekämpfung  der  Eristik  im  allge- 
meinen und  insbesondere  des  Satzes  wc  ovx  foziv  arTt/Jyetr  im  platonischen 
Euthvdem  auf  Antisthenes  abziele.  Wenn  es  auffällt,  daß  der  Gegner  nicht  mit 
Namen  genannt  ist,  so  ist  das  Gleiche  in  dem  freilich  viel  jüngeren  Dialoge 
Sophistes  der  Fall,  wo  die  Ausdrücke  -/eoörTov  toT;  öii'ifiaOrnt  (251  b)  und  nnri 
Tidr  ovTOiv  Ttrö;  tcpa-iroinro)'  (259  dl  deutlich  auf  einen  bestimmten  Gegner  hin- 
weisen und  der  bekämpfte  Satz,  daß  nur  identische  Urteile  zulässig  seien 
(;Karpoi'öiv  ovx  eüjriei  dyai'lor  /Jyeif  ar&oconov,  «/./.«  tÖ  (tkv  dyador  dyaOrir,  tov  Ai-- 
ärdoco:Tor  äv&Qomov),  eine  von  Aristoteles  (s.  oben  S»  176)  für  Antisthenes  be- 
zeugte, freilich  nicht  diesem  eigentümliche  Lehre  ist.  Neuere  Jorscher  haljen 
außer  den  genannten  eine  erhebliche  Anzahl  weiterer  Platonstellen  namhaft  ge- 
macht, an  denen  sie  —  mit  sehr  stark  abgestufter  Wahrscheinlichkeit  —  Bezug- 
nahme auf  Antisthenes  vermuten.  Am  weitesten,  zweifellos  zu  weit,  geht 
Joi'l  in  seinem  Werke  Der  echte  und  der  xenophontische  Sokrates,  der  übrigens 
auch  die  positive  Beeinflussung  Piatons  durch  Antisthenes,  nicht  nur  seine 
Polemik  gegen  ihn,  betont.  Auf  die  einzelnen  Stellen  kann  hier  nicht  eingegangen, 
es  muß  dafür  vielmehr  auf  die  im  Literaturverzeichnis  genannten  Arbeiten  ver- 
wiesen werden  (Zusammenstellung  bei  Natorp  in  der  Pauly-Wissowaschen  Real- 
enzvklopädie  |1894  erschienen),  s.  Literurverzeichnis  S.  74'^ i. 

Noch  verlangt  ein  bisher  absichtlich  übergangenes  Zeugnis  eine  kurze  Er- 
wähnung. Diog.  Laert.  bemerkt  in  einer  zusammenfassenden  Darstellung  der 
kynischen  Lehren  6,  104:  ' Aqsay.ei  ö'  ainoTg  (seil.  roTg  Kvviy.oTg)  y.ai  te/.o^  eivai 
tÖ  y.nT  uosTijv  Cfiy,  (•>•:  ' Aviiödevrjg  (prjalv  iv  to»  'Hoay.'/.fT,  oiioiojg  roTg  Szioiy.oTg. 
Danach  hätte  schon  Antisthenes  wie  später  die  Stoiker  eine  Telosformel  aufge- 
stellt. Das  ganze  Referat  über  die  kynische  Lehre  bei  Diogenes  6,  103  ff.  ist 
aber  von  der  deutlich  zutage  tretenden  Absicht  behen'scht,  dem  Kynismus  eine 
dem  stoischen  System  möglichst  nahestehende  Dogmatik  zuzuschreiben.  Sie  geht 
auf  eine  Zeit  zurück,  in  der  man  begann,  im  Kynismus  nur  eine  bestimmte  Art 
der  Lebensführung  zu  erblicken  im  Gegensatze  zum  Stoizismus,  dem  man  eine 
philosophische  Theorie  zuerkannte,  und  sie  erhebt  gegen  diese  Auffassung  aus- 
drücklich Einspruch.  Sie  setzt  also  den  Stoizismus  bereits  voraus,  wie  sie  deim 
auch  mit  der  erst  von  Xenokrates  aufgebrachten  und  von  den  Stoikern  über- 
nommenen Dreiteilung  der  Philosophie  rechnet  und  die  stoische  Adiaphorie  (vgl. 
Dyroff,  Ethik  der  alten  Stoa  S.  43.  5)  den  Kynikern  leiht.  Die  Telosformel 
wird  demnach  aus  einer  Stelle  des  antisthenischen  Herakles  in  ähnlicher  Weise 
abgeleitet  sein,  wie  man  aus  Plat.  Theaet.  176  ab  eine  platonische  Telosformel 
konstruierte  (s.  oben  S.  6).  —  Wie  weit  Antisthenes'  Schüler 

Diogenes  von  Sinope  die  kynische  Lehre  ausgestaltet  und  fortgebildet  hat, 
ist  schwer  zu  entscheiden,  da  in  den  antiken  Berichten  über  ihn  das  Bild 
des  Lehrers  und  Schriftstellers  fast  völlig  von  dem  des  typischen  Vertreters 
kynischer  Lebensführung  überdeckt  wird.  Daß  er  als  Lehier  wirkte,  wird 
gesagt.  Die  Überlieferung  läßt  ihn  in  Korinth  die  Söhne  des  Xeniades,  dem 
er  als  Sklave  verkauft  worden  sein  soll ,  erziehen ,  und  weiß  auch  von 
Schülern  zu  melden ,  die  er  in  Athen  durch  den  unwiderstehlichen  Keiz 
seiner  Rede  fesselte  (Diog.  Laert.  6,  30  f.  74.  75  f.).  Auch  schriftstellerische 
Tätigkeit  ist  bezeugt.  Diog.  Laert.  6,  80  gibt  zwei  sich  nur  in  wenigen  Titeln 
deckende  Schriftenverzeichnisse,  von  denen  er  das  eine,  kritisch  gesichtete,  als  das 
des  Sotion  is.  oben  ^^.  24 1  bezeichnet,  bemerkt  aber,  daß  Sosikratea  und  Satyros 
dem  Diogenes  alle  Schriften  absprachen.     Dem  steht  für  die  Politeia  das  Zeugnis 


§  3..    Die  ältere  kynische  Schule.  183 

des  Stoikers  Kleanthes  (fragm.  ')90  v.  A.)  entgegen.  .ledenfalls  ist  es  falsch,  in 
cleni  geschichtlichen  Diogenes  lediglich  den  in  derben  Witzen  sich  ergehenden 
Kulturvcräehter  und  praktischen  Moralisten  zu  erkennen.  Schon  die  Existenz 
von  Schülern  des  Diogenes,  die  bei  ihm  ausharrten  und  später  selbst  den  Kynismua 
in  Wort  und  Schrift  verbreiteten,  zeigt,  daß  er  mehr  geboten  haben  muß  als  ge- 
salzene Apophthegraen  und  Sonderbarkeiten  äußeren  Gebarens.  Auch  Eubulos' 
Bericht  über  die  Erziehertätigkeit  des  Diogenes  bei  Xeniades  iDiog.  Lacrt.  6,  30) 
beAveist,  mag  er  auch  fiktiv  sein,  doch  immerhin,  daß  man  die  Pflege  der  üblichen 
Wissensfäeher  des  Jugenduuterrichtes  sehr  wohl  mit  der  Vorstellung  von  dem 
Kyniker  zu  vereinigen  vermochte.  Eine  Fortbildung  des  Kynismus  in  Lehre  und 
Lebensführung  durch  Diogenes  tritt  uns  nach  der  Überlieferung  in  vier  Punkten 
•entgegen,  die  zwar  mehr  oder  minder  in  der  Konsequenz  antisthenischer  An- 
schauung liegen,  aber  doch  jjositiv  bei  Antisthenes  noch  nicht  nachzuweisen  sind. 
Zwei  dieser  Punkte  berühren  die  Theorie,  die  beiden  anderen  das  persönliche 
praktische  Verhalten.  Von  den  beiden  ersten  ist  der  eine  sozialer  Art.  Weiber 
und  Kinder  sollen  gemeinsam  sein,  die  Ehe  aufgehoben  werden  (Diog. 
Laert.  6,  72  ydiwr  injdh'u  rofii^cor'^},  Vgl.  Diog.  Laert.  6,  11  von  Antisthenes: 
yairt'ioFtr  Tf  rör  oofför  (s.  oben  S.  179)  und  der  Geschlechtsverkehr  nach  jeweiliger 
freier  Vereinbarung  erfolgen.  Der  zweite  Punkt  liegt  auf  dem  Gebiete  der  Politik. 
Die  Opposition  des  Halbatheners  Antisthenes  galt  noch  der  den  Wert  der  dgert'i 
nicht  anerkennenden  Verfassung  des  geschichtlich  gegebenen  Staates,  nicht  seiner 
nationalen  Beschränkung.  Der  Bürger  der  im  Barbarenlande  gelegenen  griechi- 
schen Kolonie  Siiiope  erklärte,  er  sei  Weltbürger  (Diog.  Laert.  6,  63)  und  gab 
damit  die  folgenreiche  Losung  für  die  weitere  Politik  des  Kynismus  und  der  in 
seinen  Spuren  gehenden  Stoa.  In  seinem  praktischen  ^'erhalten  zeigte  Diogenes 
eine  Verschärfung  der  kynischen  Züge  seines  Lehrers,  den  er,  wie  Dion  Chrysost. 
8,  2  angibt,  einer  mit  seinen  Reden  nicht  übereinstimmenden  Weichlichkeit  zieh 
und  eine  Trompete  nannte,  die  ihren  eigenen  Klang  nicht  höre.  Die  von  Gleich- 
gültigkeit gegen  äußere  Kulturgüter  getragene  Bedürfnislosigkeit  genügte  ihm  nicht. 
Es  galt  den  .tojoc  aufzusuchen  und  im  Kampfe  mit  ihm  sich  zu  stählen.  So  be- 
gründete er  die  kynische  Askese  (Diog.  Laert.  6,  23.  34.  70.  71.  Dio  Chrys. 
8,  12  ff.  Julian  6  S.  252,  15  ff.  H.  u.  a.),  die  sich  von  derjenigen  mystischer 
Eichtungen  sehr  wesentlich  dadurch  unterschied,  daß  ihr  keinerlei  Feindschaft 
gegen  den  Leib,  sondern  lediglich  die  Absicht  zugrunde  lag,  durch  Abhärtung 
die  kynische  Freiheit  und  vernunftgemäße  Erhebung  über  die  den  gewöhnlichen 
Menschen  knechtenden  verfeinerten  Lebensgewohnheiten  zu  sichern.  Den  vierten 
Punkt  bildet  die  kynische  Schamlosigkeit.  Auch  sie  liegt  in  der  Richtung 
der  sophistisch-antisthenischen  Loslösung  vom  Geltenden,  hat  aber  ihre  Besonder- 
heit darin,  daß  bei  ihr  das  Bestreben,  mit  traditionellen  Vorurteilen  aufzuräumen, 
liinter  dem  Behagen  zurücktritt,  die  primitivsten  Empfindungen  des  Kultur- 
menschen in  „zynischer'  W^eise  zu  brüskieren.  Von  dem  Grundsatze  ausgehend, 
daß,  was  überhaupt  zu  tun  statthaft  sei,  auch  (iffentlich  zu  tun  erlaubt  sein  müsse 
(Diog.  Laert.  6,  69),  sprach  Diogenes  den  Geboten  des  Anstandes  Hohn,  und  dieser 
Hohn  war  um  so  schroffer,  wenn  der  Kyniker  zu  diesem  Statthaften  Handlungen 
rechnete,  gegen  die  das  sittliche  Gefühl  sich  sträubte,  wie  die  von  Diog.  Laert.  6, 
46.  69  und  anderen  antiken  Autoren  berichtete  Masturbation. 

Die  hier  an    der  Hand   der   antiken  Tradition    gegebene    Charakteristik  des 
Diogenes  wird  in   ihren  (^rundzügen    richtig  sein,    so    sehr    man   auch   im   Auge 


*)  So  ist  wohl  mit  Coliet  zu  lesen  statt  der  Vulgata  /nj/ih-  dfoud^my. 


2S4  §  •^•"-     -Die  ältere  kynische  Schule. 

bthalteii  muß,  daß  jene  Tradition  in  ihren  Einzelheiten  das  Gepräge  der  Legende 
trägt.  Das  kynische  Original,  das  Diogenes  auf  jeden  Fall  gewesen  ist.  lockte 
dazu,  sein  Bild  mit  allen  den  Erfindungen  der  Phantasie  zu  bereichein.  die  ge- 
eignet waren,  den  Ponosfreund,  philosophischen  Proletarier  und  Kulturverüehter 
in  grelleren  Farben  und  schärferen  Umrissen  hervortreten  zu  lassen.  So  lebte  er 
in  der  Nachwelt  fort  als  der  Kyniker  y.ux  e^o-pir  und  als  Träger  alles  dessen, 
was  sich  im  Sinne  des  Kynismus  denken,  sagen  und  tun  ließ,  und  Diogenes 
Laertios,  Dion  Chrysostomos  in  seinen  Diogenesreden  (or.  6,  8.  9.  10),  Julian  tor, 
(i.  7)  u.  a.  bieten  in  dem,  was  sie  an  Äußerungen  und  Handlungen  von  ihm  be- 
richten, eine  Fundgrube  allgemein  kynischer  Motive.  Den  Grundzug  bildet  dabei 
das  .-( aouyaoÜTTEiv  ro  v6/iitoua,  die  Umprägung  der  Münze,  die  Um- 
wertung der  Werte,  ^voig  und  vöko;  (Brauch)  stehen  bei  ihm  wie  bei  den 
Sophisten  zueinander  im  Gegensatze.  Was  der  Brauch  mit  dem  Stempel  hohen 
Wertes  versehen  hat,  muß  vernünftige  Erwägung  auf  Grund  seiner  natürlichen 
Beschaffenheit  mit  dem  Stempel  des  Gegenteiles  kennzeichnen  und  umgekehrt. 
Dahin  gehören  neben  vornehmer  Geburt,  sozialer  Stellung,  Reichtum  und  Be- 
quemlichkeit des  Lebens  auch  der  übliche  Glaube  und  Kultus  und  die  herkiimm- 
liche  Bildung  in  Wissenschaft  und  Rhetorik  so  gut  wie  die  Virtuosität  kTirper- 
licher  Leistungen  im  Athletentum.  Im  Gegensatze  zur  zivihsierten  Hellenenwelt 
lehren  die  Tiere  und  die  Barbarenvcilker  was  naturgemäß  ist,  und  in  mythischer 
Vorzeit  bietet  Herakles  in  seinem  von  :i6voi  erfüllten  Leben  ein  zur  Nacheiferung 
mahnendes  Ideal.  Insofern  der  Kyniker  durch  Beispiel  und  Rede  das  natürliche 
Verhalten  einschärft,  ist  er  Seelenarzt  und  Menschenheiland. 

Diogenes'  Schüler  Monimos,  Onesikritos,  PliUishos  und  Krafes  und  sein 
Enkelschüler  Metrokies  sind  für  die  Geschichte  des  Kynismus  in  erster  Linie  diu'ch 
ihre  Schriftstellerei  bedeutsam,  obwohl  man  von  der  Mehrzahl  unter  ihnen  ebenso^ 
wie  von  der  durch  ihren  Gatten  Krates  dem  Kynismus  zugeführten  Schwester  des 
Metrokies,  Hipparcliia,  auch  hinsichtlich  ihres  praktischen  Verhaltens  Kynisches 
zu  erzählen  wußte.     An  Diogenes  ist  literarisch  zunächst 

Phtlisküs  anzuschließen,  da  er  neben  Dialogen  (Suidas  s.  v.  'Pi/Jaxa^]  nach 
Satyros  (Diog.  Laert.  G,  80,  vgl.  .Julian  or.  6  S.  272,  25  ff.  274.  22  f.  Hertl.)  die 
sieben  später  unter  seines  Lehrers  Namen  umlaufenden  Tragödien  verfaßte,  in 
denen  er  unter  parodistischer  Verwendung  von  Form  und  Stoffen  des  großen 
Bühnenspiels,  aber  selbstverständlich  nur  für  ein  Leserpublikum ,  in  besonders 
krasser  Weise  (s.  .Julian  a.  a  O.)  kynische  Paradoxa  vertrat,  wie  (im  „Thyestes") 
die  Zulässigkeit  des  Genusses  von  Menschenfleisch  und  wahrscheinlich  (im 
„Oidipus-')  die  Statthaftigkeit  des  Geschlechtsverkehrs  zwischen  Eltern  und  Kindern. 
In  anderer  Richtung  lag  die  schriftstellerische  Wirksamkeit  seines  Vaters 

(Jtiesikritus.  Als  Obersteuermann  des  Nearchos  an  Alexanders  d.  Gr.  in- 
discher Expedition  beteiligt,  schrieb  er  eine  stark  romanhafte  Alexandergeschichte. 
Wie  weit  er  hier  im  ganzen  seinem  kynischen  Bekenntnis  Ausdruck  gab,  ist  nicht 
mein-  auszumachen,  .ledenfalls  lieh  er,  wie  Antisthenes  das  kynische  Ideal  in  den 
fernen  Osten  verlegend  und  zugleich  im  Sinne  der  diogenischen  ßarbarenverherr- 
lichung,  den  indischen  Gy mnosophisten  kynische  Züge  und  schuf 
damit  ein  in  der  Literatur  der  Folgezeit  mehrfach  hervortretendes  Motiv.  Von 
ungleich  tieferer  Nachwirkung  war  die  literarische  Tätigkeit  der  drei  noch  übrigen 
Männer  dieses  Kreises. 

Metrokles  verfaßte,  wie  es  scheint  als  Begründer  dieses  Literaturzweiges, 
Chrien,  d.  h.  er  stellte  witzige  Aussprüche  und  Handlungen  bestimmter  Personen, 
vor  allem  doch  wohl  des  Diogenes,  zusammen  und  trug  dadurch  unmittelbar  und 


i;  :]8.     Die  kyrenaische  Schule.  185' 

durch  den  Weiterbestand  der  literarischen  Gattung  auch  mittelbar  wesentlich  zur 
Prägung  des  Kynikertypus  bei.     Im  Witze  berührten  sich  mit  den  Chrien  die  von 

Krates  aus  Theben  verfaßten  Iluiyviu  (Scherzgedichte),  iji  denen  er  in 
l>arodierender  Benutzung  von  Versmaßen  und  sprachlichen  Wendungen  des  Epos, 
der  Elegie  und  der  Tragödie  —  in  letzterem  Punkte  dem  Beispiele  des  Diogenes- 
Philiskos  folgend  -  teils  das  kynische  Leben  pries,  teils  (in  Anlehnung  an  die 
homerische  Nekyia)  Philosophen  anderer  Richtung  eine  spottende  Eevue  passieren 
ließ.  Die  erhaltenen  Fragmente  (s.  S.  174)  geben  uns  von  der  Art  dieser  Poesie 
noch  ein  leidliches  Bild.     In  der  gleichen  Gattung  betätigte  sich  auch 

Monimos.  Die  bei  Diog.  Lacrt.  6,  8o  vorliegende  Bezeichnung  seiner  Scherz- 
ßchrift  als  Tiuiyvia  ojiovSfi  keXrj&v ia  /^tsimyfieva  trifft  den  Grundcharakter 
dieser  ernsten  Inhalt  in  lustiger  Einkleidung  darbietenden  Literatur.  Die  Aus- 
gestaltung und  Verbreitung  des  arrovöoye/.oior  bildet  einen  wichtigen  Zug  der 
folgenden  Periode  des  Kynismus,  die  uns  in  §  59  beschäftigen  wird. 

s?  88.  Die  kyrenaische  Schule.  Aristippos  von  Kyrene- 
ist  in  seiner  Lehre  von  der  Sophistik  und  von  Sokrates,  zu 
dessen  8chulerkrei.se  er  gehörte,  abhängig.  Der  ersteren  ent- 
stammt sein  Sensualismus  und  der  darauf  gegründete  Hedo- 
nismus  im  allgemeinen.  Die  Färbung  dieses  Hedonismus  ist 
sokratisch,  besonders  in  der  Bedeutung,  die  der  Einsicht  für 
die  Erreichung  des  hedonischen  Zieles  beigemessen  wird. 

Einzig  und  allein  unsere  subjektiven  Empfindungen,  so 
lehrten  die  Kyrenaiker,  sind  uns  gewiß.  Deshalb  können  auch 
nur  sie  die  Richtschnur  für  unser  Handeln  bilden,  das  natürlicher- 
weise die  Her  vorruf  ung  angenehmer  Empfindungen,  d.  h.  Lust- 
gefühle, sich  zum  Ziele  setzen  muß.  Die  Lust  bestimmte 
Aristippos  als  glatte  (sanfte)  Bewegung  im  Gegensatze  zu 
der  der  Unlust  gleichgesetzten  rauhen  (stürmischen)  Bewegung 
und  der  hinsichtlich  Lust  und  L^nlust  indifferenten  Bewegungs- 
losigkeit. Sein  Ziel  ist  also  die  positive,  und  zwar  die  ein- 
zelne, gegenwärtige  Lust,  nicht  ein  bloß  unlustfreier  Ge- 
samtzustand.  Diese  Lust  ist  immer  wertvoll,  mag  sie  auch  aus 
Handlungen  entspringen,  die  von  der  herkömmlichen  Anschauung 
als  unsittlich  verj)önt  sind.  Wesentliches  Mittel  der  Lusterzeugung 
ist  die  Einsicht,  die  den  Weisen  befähigt,  jede  Lage  zu  nutzen, 
selbst  dürftigen  und  ungünstigen  Verhältnissen  Lust  abzu- 
gewinnen und  bei  aller  Genußfreudigkeit  sich  von  der  Beherr- 
schung durch  den  Genuß  frei  zu  erhalten.  In  der  damit 
gegebenen  Unabhängigkeit  von  dem  Äußeren  berührt  sich  der 
kyrenaische  Weise  trotz  des  Gegensatzes  der  Grundlehren  mit 
dem  kynischen. 

Unter  Aristippos'  Nachfolgern  rückte  Theodoros  mit  dem 
Beinamen  Atheos  die  Einsicht  als  Quelle  der  Freude  noch 
entschiedener    in  den  Vordergrund    und  erklärte  die  (einzelne) 


ISO  §  '^8.    Die  kyrenaische  Schule. 

l.iist  und  Unlust  für  indifferent.  Hinsichtlich  der  Befreiung 
vom  Herkömmhchen  erregte  besonders  seine  Bekämpfung  des 
( i  ötterglaubens  Aufsehen,  in  der  er  bis  zur  Leugnung  eines 
gottliclicn  Wesens  überhaupt  vorging.  Hegesias  verzweifelte 
im  Hinblick  auf  die  Übel  des  Lebens  an  der  Möglichkeit  positiver 
(rlür-kseligkeit  und  bestimmte  —  im  Unterschiede  von  Aristippos 
—  das  Ziel  negativ  als  Freiheit  von  Unlust  und  Betrübnis, 
w  (tzu  die  (Tleichgültigkeit  gegen  die  das  einzelne  Lustgefühl  her- 
\orrnfendon  Dinge  die  Voraussetzung  bildet.  Annikeris  setzt(^ 
wiederum  die  positive  Lustempfindung  zum  Ziele,  legte  aber 
großes  (xcAvicht  auf  die  durch  Freundschaft,  Elternverehrung, 
\aterlandsdienst  u.a.  gewährte  sympathische  Lust,  die  erder 
nötigen  ()])fer  an  idiopathischer  Lust  für  wert  hielt. 

Ein  Zusammenhang  des  Euhemeros  mit  den  Kyrenaikern 
ist  durch  kein  antikes  Zeugnis  verbürgt.  Er  sah  in  den  Göttern 
des  griechischen  Mythos  kluge  Machthaber  der  Vor- 
zeit, die  den  religiösen  Kultus  ihrer  Person  anordneten.  Diese 
Auffassung  beruht  wahrscheinlich  in  letzter  Linie  auf  ägyptischen 
Anschauungen,  zeigt  aber  in  der  Zurückführung  des  Götter- 
glaubens auf  eine  Maßregel  der  Staatsklugheit  einen  sophistischen 
Einschlag  (Kritias),  dw  m()glicherweise  durch  die  kyrenaische 
Schul»'  vermittelt  ist. 

Atistipjjüü  und  Aristippecr.  Antike  Nachrichten  über  Leben,  Lehre 
und  Schriften  des  Aristippos  und  der  Mitglieder  seiner  Schule: 
Diog.  Lai-rt.  2,  05 — 104  (hier  2,  88  ff.  Schriftenverzeichnisse  des  Aristippos  [über 
die  Schrift  'AgioTirr.-rn;  .ifoI  na'/.aiä:  rgvifijg,  die  den  Namen  des  Hedonikers  nicht 
als  Verfassern  amen  trug,  o.  S.  22f.|;  2,  8t)  ff.  doxographischer  Abschnitt).  Vgl. 
-auch  Suidas  s.  v.  Aoi'otiji.-to^,  6)s6öo)ooi  ö  i.-ti'x/.i/r  äüfo;,  'Arvixent;.  LTber  die 
Lehre  der  Kyrenaiker  neben  Diog.  Laert.  auch  Sext.  Emp.  adv.  math.  7,  11.  190  ff., 
Euseb.  praep.  ev.  14,  18,  31;  19,  1  ff.  (nach  Aristokles),  Clem.  Alex,  ström.  2,  21, 
130.  7  f..  S.  184.  18 ff.  St.  (über  die  Annikereer).  Doxographie:  Diels  Doxogr. 
(ir.,  8.  Index  s.  v.  Aristippus.  Weitere  Quellen  bei  Zeller,  Philos.  d.  Gr.  II  1* 
8.  336.  Anm.  2 ff.  Über  die  in  Frage  kommenden  Platonstellen  (Theaet.  156  äff. 
Phileb.  :i6c  ff.  43d.  53c)  s.  unten  S.  188.  189. 

Schriften  nicht  erhalten.  Die  gefälschten  Briefe  des  Aristippos  an  andere 
Sokratiker  und  an  seine  Tochter  Arete  s.  bei  Mullach  fragm.  philos.  Graec.  II 
414  ff.  und  bei  Hercher,  Epistologr.  Graeci,  unter  den  Briefen  des  Sokrates  und 
der  Sokratiker  S.  617  ff.     Apophthegmen  bei  Mullach.  Fragm.  philos.  Graec.  II 

4Ct5  if. 

Porträt  des  Aristippos:  J.  J.BernouUi,  Griech.  Ikonogr.  II  8ff.  Fr.  Winter, 
Festfichr.  f.  Th.  Gomperz  S.  436  ff.     S.  auch  unten  zu  Aristoteles  i;  46. 

Eulieiiit ins.  Antike  Nachrichten  über  Leben  und  Schrift  des 
Euhemeros:  Hauptquelle  Diodor.  Sic.  .5,  41 — 46;  6,  2  (Euseb.  praep.  2,  2, 
52  ff.).  Weitere  Quellen  bei  Zeller,  Phil.  d.  Gr.  II  1*  S.  343.  Anm,  1,  Ncmethy 
in  der  Einleitung  der  Fragmentsammlung  (S.  37  ff.  Testimonia  veteriimi  und 
Jacoby,  Artikel  Euemeros  3  bei  Pauly-Wissowa  (S.  954). 

Schrift:  Nur  Fragmente  erhalten,  gesammelt  bei  Wesseling  (s.  Liter.  S.  76*) 
und  in:  Euhemeri  reliquiae.  Coli,  prolegomenis  et  adnotationibus  instruxit  Geyza 
Neinethy,    Budapest  1889.      Dazu  Addenda  in:    Egyetemes  philologiai  közlöni  17 


§  R8.    Die  kyrenaische  Schule.  187 

<189o).  1—14.  Zu  Xfmethys  Fragiuentsaninilung  vgl.  jedoch  Jacoby  a.  a.  O. 
S.  954  f.  Beste  der  Übersetzung  des  Ennius:  Ennianae  poeseos  reliquiae  rec. 
J.  Vahlen«,  Lips.  190:!,  S.  CCXX— CCXXIV,  223-229. 

Arisfippos  stammte  aus  der  reichen  und  üppigen  Stadt  Kyrene,  und  es  ist 
nicht  unwahrscheinlich,  daß  die  Lebensgewohnheiten  seiner  Heimat  für  ihn  zur 
Ausbildung  seiner  Lustlehre  mitbestimmend  waren.  Daß  er  mit  der  sophistischen 
Bildung  der  Zeit  bekannt  wurde,  ist  aus  seiner  Lehre  zu  schließen.  Positiv  ül>er- 
liefert  ist  nur  sein  Verkehr  mit  Sokrates,  zu  dessen  eigentlichem  Schüler  kreise  er 
gehörte.  Piatons  Angabe  (Phaedo  59c),  daß  er  bei  Sokrates'  Tode  nicht  anwesend, 
sondern  in  Aigina  war,  braucht  nicht  (mit  Diog.  Lai-rt.  3,  36  u.  a.)  als  Tadel  ver- 
standen zu  werden.  Wohl  aber  läßt  sich  bei  der  Eigentümlichkeit  seiner  philo- 
sophischen Richtung  annehmen,  daß  sein  Verhältnis  zu  anderen  Sokratikern  nicht 
das  beste  war.  Erschwerend  kam  noch  hinzu,  daß  er  als  erster  unter  den  Schul- 
genossen der  sophistischen  Praxis  gegen  Geld  zu  lehren  sich  anschloß  (Diog. 
Laert.  2.  65).  So  bezieht  wohl  mit  Recht  Natorp  die  Bemerkung  in  Xenophons 
Mem.  1,  2.  60  auf  ihn.  Von  seinem  Leben  ist  wenig  bekannt.  Hervorzuheben 
ist,  daß  er  nach  Sophistenart  ein  Wanderleben  führte.  Vermutlich  mit  Rücksicht 
■darauf,  vielleicht  auch  auf  seinen  bezahlten  Unterricht,  rechnet  ihn  Aristoteles 
Metaphys.  2.  2,  996a  '^2  zu  den  Sophisten.  Mehrfach  bezeugt  ist  sein  Aufent- 
halt am  Hofe  des  älteren  und  des  jüngeren  Dionys  in  Syrakus.  Was 
davon  und  insbesondere  von  seinem  Zusammentreffen  mit  Piaton  im  einzelnen 
erzählt  wurde,  sind  Anekdoten,  die  den  fügsamen  Servilismus  des  geistreichen 
Hedonikers,  z.  T.  im  Gegensatze  zu  dem  rücksichtslosen  Freimut  des  sittenstrengen 
Idealisten,  veranschaulichen  sollen  (Diog.  Laert.  2,  78  u.  ö.).  Daß  er  längere 
Zeit  auch  in  seiner  Vaterstadt  lehrte,  läßt  der  Xame  der  von  ihm  gegründeten 
Schule  der  Kyrenaiker  erkennen.  Auch  ist  für  zwei  Mitglieder  dieser  Schule 
Kyrene.  für  eines  Ptolemais  (vielleicht  das  an  der  kyrenaischen  Küste  gelegene, 
jedenfalls  doch  wohl  eine  der  afrikanischen  Städte  des  X'amens)  als  Heimat  be- 
zeugt (Diog.  Laert.  2,  86).  Die  Schule  erhielt  sich  durch  mehrere  Generationen, 
indem  Aristippos  neben  Aithiops  und  Antipatros  seine  Tochter  Arete,  diese  selbst 
wieder  ihren  Sohn  Aristippos  (den  ii>]Too6i6uy.rog)  zu  Schülern  hatten.  An  Anti- 
patros schlössen  sich  durch  Vermittlung  zweier  einander  folgender  Zwischenglieder 
Hegesias  und  Annikeris  an.  In  Berücksichtigung  der  Modifizierungen  des  hedo- 
nischen  Bekenntnisses  gaben  sich  die  Schulmitglieder  neben  der  Gesaratbezeich- 
nung als  Kyrenaiker  noch  die  Sondernamen  Hegesiaker,  Annikereer, 
Theodore  er  (Diog.  Laert.  2,  86). 

Die  chronologischen  Verhältnisse  des  Aristippos  bestimmt  H.  v.  Stein  (in 
der  im  Literaturanhang  angeführten  Dissertation)  im  ganzen  wohl  richtig  dahin, 
•daß  er  um  435  geboren,  seit  416  in  Athen,  399  in  Aigina.  389 — 388  mit  Piaton 
bei  dem  älteren,  361  mit  ebendemselben  bei  dem  jüngeren  Dionys  und  endlich 
nach  356  wiederum  in  Athen  gewesen  zu  sein  scheine,  betont  jedoch  (Sieb.  Buch, 
zur  Gesch.  des  Piatonismus,  II,  S.  61)  die  Unsicherheit  der  Überheferung, 
worauf  die  Annahmen  sich  gründen.  Xach  Diog.  L.  2,  83  war  Aristippos  älter 
als  Aißchines. 

Der  Lehrwirksamkeit  des  Aristippos  ging  eine  schriftstellerische  Tätig- 
keit zur  Seite,  hinsichtlich  deren  zu  bemerken  ist,  daß  in  ihr  die  Abfassung 
i5okratiseher,  d.  h.  Sokrates  als  Mitunterredner  einführender  Dialoge  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  fehlte  (vgl.  Diog.  Laert.  2,  84  f f .  mit  2,  64  und  s.  Zeller  II  1*, 
344,  1,  Hirzel,  Dialog  I  109,  1),  was  sich  mit  der  Annahme  in  Einklang  befände, 
daß  Aristip230s  trotz  der  Herleitung  seiner  Lehre  aus  der  des  Sokrates  sich  gleich- 


][^c;  §  3S.    Die  kyrenaische  Schule. 

■wohl  einer  eihcblicheii  Entt'eriuuig  vom  innersten  Geist  und  Wesen  des  sokra- 
tischen  Philosophierens  bewußt  war.  Die  Angabe  des  Sosikrates  und  anderer, 
Ungenannter,  daß  Aristippos  überhaupt  nichts  geschrieben  habe  (Diog.  Laert.  2. 
S3ff.),  kann  gegen  gewichtigere  Zeugnisse  für  seine  Schriftstellerei  (Sotion  und 
Panaitios  sowie  die  Schriftenkataloge  bei  Diog.  Lacrt  2,  84  f.)  nicht  aufkommen. 
Damit  fällt  eine  Stütze  der  Ansicht,  daß  der  aristippische  Hedonismus  erst 
später  (durch  den  Enkel)  seine  theoretische  Ausgestaltung  erhalten  habe.  Die 
Stelle  Euseb.  praep.  ev.  14,  18,  31,  die  den  Hauptanlaß  zu  dieser  Vermutung 
gegeben  hat,  erklärt  sich  so,  daß  Aristippos  noch  nicht,  wie  sein  Enkel,  in  An- 
wendung der  später  in  den  verschiedenen  Philosophenschulen  üblichen  Systematik 
und  Terminologie  die  Lust  als  „Tclos"  bezeichnete.*  Auch  ist  der  sogleich  zu 
besprechende  relativistisch-sensualistische  Unterbau  der  kyrenaischen  Ethik  schwer- 
lich von  dem  älteren  Aristippos,  der  Protagoras'  Lehre  und  unmittelbare  Nach- 
wirkung noch  erlebte,  verabsäumt  und  erst  von  einer  dritten  Generation  der  Lustlehre 
untergelegt  worden.  Immerhin  bleibt  auffallend,  daß  Aristoteles  Eth.  Nie.  10,  2, 
1172  b  9  (vgl.  1,  12,  1101b  27)  lediglich  Eudoxos  als  Vertreter  des  Lustprinzips 
erwähnt  und  des  Aristippos  nur  gelegentlich  in  anderem  Zusammenhange  ge- 
d(-nkt;  doch  läßt  sich  dies  daraus  erklären,  daß  Eudoxos  als  Mitglied  der  plato- 
nischen Schule  Aristoteles  näher  stand.  Jedenfalls  besteht  kein  Anlaß  anzunehmen^ 
daß  nicht  Arifetippos  selbst  die  kyrenaische  Lehre  in  ihren  Grundzügen  festgelegt 
habe.  Sein  persönliches  Eigentum  auszuscheiden  ist  heute  nicht  mehr  möglich, 
da  unsere  Hauptquellen,  Diogenes  Laertios  und  Sextos  Emp.,  nur  die  allgemein 
kyrenaische  Lehre  wiedergeben  und  dabei  Gesichtspunkte  und  Termini  späterer 
Zeit  in  Anwendung  bringen.  In  einem  Punkte  scheint  allerdings,  obwohl  sich  in 
der  Überlieferung  auch  hier  (in  der  Gegenüberstellung  von  aiosid  und  q  svxtä} 
erst  von  Aristoteles  an  übliche  philosophische  Fachausdrücke  vorfinden,  die  alte 
unmittelbar  aristippische  Lehre  ans  Licht  zu  treten.  Die  Kyrenaiker  teilten  näm- 
lich nach  Sext.  E.  adv.  math.  7,  11  ihre  Ethik  in  fünf  Teile:  1.  über  das,  was 
zu  begehren  und  zu  fliehen  sei  (die  Güter  und  Übel,  aigszä  y.at  f/evy.iu);  2.  über 
die  Affekte  (.-r«(V>;);  3.  über  die  Handlungen  (n'oci^eig);  4.  über  die  (Xatur-)Ursachen 
(ahia);  5.  über  die  Bürgschaften  der  Wahrheit  (:iioT£ig).  Sie  nahmen  also  Probleme, 
die  sonst,  Avie  die  ai'tia,  der  Physik  oder,  wie  die  .liazsig,  der  Logik  zugewiesen 
wurden,  in  die  Ethik  mit  auf,  was  wohl  nicht  mit  den  Gewährsmännern  des 
Sextos  so  zu  verstehen  ist,  daß  sie  die  Logik  und  Physik  als  für  die  Erreichung 
der  Glückseligkeit  wertlos  verwarfen,  sondern  so,  daß  dem  Urheber  dieser  Ein- 
teilung die  nach  Sext.  a.  a.  0.  16  erst  durch  Xenokrates,  die  Peripatctiker  und 
Stoiker  in  Aufnahme  gekommene  Unterscheidung  von  Logik,  Physik  und  Ethik 
noch  nicht  geläufig  war. 

Wie  die  antisthenische,  so  vereinigte  auch  die  aristippische  Lehre  sophi- 
stische und  sokratische  Elemente.  Im  wesentlichen  protagoreisch  ist  ihre 
Erkenntnislehre.  Nach  Sext.  Emp.  adv.  math.  7,  191  ff.  schieden  die  Kyrenaiker 
To  näUng  und  tu  sHiäg  y.u'i  zov  ^rädovg  :iou]Tiy.6v  (die  Affektion  [die  Empfindung]  und 
das  außer  uns  vorhandene  „Ding  an  sich'',  welches  uns  affiziert).  Nur  unsere 
Empfindung  ist  uns  offenbar  (uorov  rö  m'iDog  ))/nr  fotc  fpaivöiiErov),  das  verur- 
sachende Ding  hingegen  existiert  zwar,  aber  Avir  wissen  von  ihm  nichts  Näheres. 
Ob  die  f>mpfindungen  anderer  Menschen  mit  den  unsrigen  übereinstimmen,  steht 
dahin.  Die  Gleichheit  der  Namen  für  die  nämlichen  Objekte  beweist  es  nicht. 
Dieser  erkenntnistheoretische  Subjektivismus,  dessen  genauere  Ausführung  vielleicht 
Piaton  in  seinem  Theaitet  (s.  besonders  156  a  ff.)  berücksichtigt  (so  nach  Sehleier- 
machers Vorgang  Dümmler  und  Natorp  unter  dem  Beifall  Zellers,  Philos.  d.  Gr. 
I**  1098  f.),  diente  nun  wie  bei  den  Sophisten   der  jüngeren  Generation  einer  sub- 


§  :58.     DiL-  kyrenaische  Schule.  189 

jektivistischen  Ethik  zur  Unterlage.  Wenn  wir  nur  unserer  individuellen  Emp- 
findungen gewiß  sind,  so  können  auch  nur  sie  die  Norm  für  unser  Handeln 
geben  luid  dieses  Handeln  nur  individuelle,  und  zwar  selbstverständlich  angenehme, 
Empfindungen  zum  Ziele  haben.  Des  Näheren  führten  die  Kyrenaiker  ihre  P2thik 
folgendermaßen  aus.  Sie  unterschieden  drei  Zustände,  die  glatte  (sanfte)  Be- 
Avegung,  die  rauhe  (stürmische)  Bewegung  und  die  Bewegungslosigkeit  —  der 
jüngere  Aristippos  zog  nach  Eiiseb.  praep.  ev.  14,  18,  32  den  mäßigen,  der  Schiffahrt 
günstigen  Seewind,  den  Seesturm  und  die  Windstille  zum  Vergleiche  heran  — . 
Die  glatte  Bewegung  setzten  sie  der  Lust,  die  rauhe  der  Beschwerde  (jroVo?),  die 
Bewegungslosigkeit  dem  indifferenten,  von  Lust  und  Beschwerde  freien  Zustande 
gleich.  Nach  dieser  Bestimmung  kann  die  rauhe  Bewegung  als  Ziel  nicht  in 
Frage  kommen.  Aber  auch  den  indifferenten,  bewegungslosen  Zustand  verwarfen 
die  älteren  Kyrenaiker  im  allgemeinen  als  einen  dem  Schlafe  ähnlichen  und  unter- 
schieden sich  dadurch  wesentlich  von  Epikur,  der  die  Lust  in  der  Schmerzlosigkeit 
erkannte  und  diese  ruhende  {y.aTanDj/iarr^i'j)  Lust  zum  Ziele  setzte  (Diog.  Laert. 
■2,  87).  Allerdings  gab  es  schon  zu  Piatons  Zeit  Hedoniker,  die  wie  später 
Hegesias  die  höchste  Lust  in  dem  u/a'jico?  8taTs?.eTv  ror  ßi'ov  äjtavTa  fanden  (Plat. 
Phileb.  43 d).  Für  die  ältere  Schule  im  ganzen  war  aber  die  positive  Lust 
das  ethische  Prinzip,  und  zwar  die  einzelne  gegenwärtige  Lustempfin- 
dung. Insofern  Empfindungen  vergangen  oder  zukünftig  sind,  kommen  sie  als 
Lustempfindungen  nicht  in  Betracht,  da  das  Vergangene  nicht  mehr,  das  Zu- 
künftige noch  nicht  da  ist.  Wieder  im  Unterschiede  von  Epikur  sprechen  sie 
«omit  der  Erinnerung  an  das  vergangene  Gute  und  der  Erwartung  des  zukünf- 
tigen Guten  den  Lustcharakter  ab.  Daher  ist  ihnen  die  Glückseligkeit,  die  als 
Inbegriff  aUer  Lustgefühle  auch  die  vergangenen  und  zukünftigen  einschließt, 
nicht  unmittelbar  und  um  ihrer  selbst  willen,  sondern  nur  um  der  in  ihr  ent- 
haltenen einzelnen  Lustempfindungen  willen  erstrebenswert,  von  denen  jede  zu 
ihrer  Zeit  einmal  gegenwärtig  ist.  Mit  dieser  Beschränkung  der  Lust  auf  die 
Gegenwart  mag  es  zusammenhängen,  daß  die  Kyrenaiker  körperliche  Lust  und 
Unlust  höher  bewerteten  als  seelische;  denn  die  körperlichen  Empfindungen  siQ,d 
durchaus  Gegenwartsaffekte,  während  in  die  seelischen  Vergangenheits-  und 
Zukunftsmomente  in  weitem  Maße  hereinspielen.  Auch  nahmen  sie  an,  daß  im 
allgemeinen  die  seelischen  Lust-  und  Unlustgefühle  solche  körperlicher  Art  zur 
Grundlage  und  zum  Anlasse  haben.  Im  übrigen  galt  ihnen  jede  Lust  der  andern 
gleich,  und  insbesondere  war  ihnen  für  das  Wesen  einer  Lust  als  solcher  be- 
langlos, ob  sie  in  einer  (nach  herkömmlichem  Urteil)  statthaften  oder  unstatt- 
haften Handlung  ihren  Ursprung  habe  —  vom  Standpunkte  ihrer  Erkenntnis- 
theorie völlig  konsequent,  da  die  Qualifizierung  unserer  Handlungen  nicht  zu  dem 
in  der  Empfindung  unmittelbar  Gegebenen  gehört.  Hierher  ist  wohl  auch  die 
Leugnung  falscher  Lustgefühle  zu  ziehen,  der  Piaton  Phileb.  36c  ff.  in  einer 
eingehenden  Erörterung  entgegentritt.  In  demselben  platonischen  Dialoge  53  c 
wird  man  übrigens  die  These,  daß  die  Lust  ein  Werden  [=  Bewegungl  ist,  ver- 
mutungsweise für  Aristipp  in  Anspruch  nehmen  dürfen,  besonders  in  Anbetracht 
der  Verbindung,  in  die  im  Theaitetos  der  vielleicht  aristippische  Sensualismus  mit 
der  heraklitischen  Lehre  gebracht  ist. 

Soweit  betrachtet  macht  die  kyrenaische  Doktrin  den  Eindruck  einer  grob- 
sinnlichen  Genußlehre,  die  an  sittlichem  Indifferentismus  der  im  platonischen 
Gorgias  gegeißelten  sophistischen  Hedonik,  mit  der  sie  auch  die  Entgegensetzung 
von  ((voi?  und  v6i.iog  teilt  (Diog.  Laert.  2,  93),  nichts  nachgibt.  Aber  in  ihrer 
weiteren  Ausführung  erhält  diese  Genußlehre  Bestimmungen,  die  ihr  Gesamt- 
gepräge erheblich  verändern.     Hier  kommt  der  sokra tische  Ausgangsf>unkt 


]if(l  §  .'58.     Die  kvrenaische  Schule. 

der  aristippischen  Philosophie  zur  Geltung.  Daß  Sokrates'  Eudämonisuuis  ein 
htarkes  hedonisfhes  Element  enthält,  ist  unleugbar  'vgl.  oben  S.  156  f.,  Maier. 
(sokrates  S.  SlUff.l.  Aber  dieser  Hedonismus  war  utUitaristiseh  orientiert :  der  wahre 
Nutzen  als  Quelle  der  htichsten  Lust  stand  über  der  Lust  des  Augenblicks.  Hier 
folgt  Aristippos  seinem  Lehrer,  ohne  an  der  Schwervereinbarkeit  dieses  Stand- 
punktes mit  seinem  Prinzip  der  (iegeuwartslust  Anstoß  zu  nehmen.  Er  und 
feine  Schule  erkennen  an,  daß  unter  Umständen  Lust  nur  durch  Unlust  erlangt 
werden  kann  oder  ihrerseits  Unlust  zur  Folge  hat,  wie  bei  Begehung  verpönter 
Handlungen,  die  Strate  oder  Mißachtung  nach  sich  ziehen.  Der  Weise  wird  in 
seinem  Verhalten  dem  Kec-hnung  tragen,  also  doch,  im  Widerspruch  mit  dem 
Grundsätze  der  Gegenwartslust,  zukünftige  Lust  und  Jjnlust  in  Anschlag  bringen. 
So  kann  Aristippos  von  Sokrates  die  Hochschätzung  der  Einsicht  übernehmen, 
nicht  um  ihrer  selbst  willen,  sondern  um  dessen  willen,  wa-s  sie  für  den  Lust- 
erwerb leistet:  der  Weise  führt  kraft  seiner  Einsicht  in  der  Regel  ein  lustvolles, 
der  Tor  ein  unlustvoUes  Leben  (Diog.  L.  2,  90  f.).  Weiter  verfolgt  würde  die  Berück- 
sichtigung der  durch  Unlust  erworbenen  Lust  und  der  durch  Lust  hervorgerufenen 
T'nlust  zu  jener  auf  Lust-  und  Unlustempfinduugen  angewandten  Meßkunst 
führen,  die  Piaton  im  Protag.  357  a  ff.  seinen  Sokrates  schildern  läßt.  Aber  so 
konsequent  verfuhr  Aristippos  nicht.  Wenigstens  zeigt  die  Angabe  bei  Diog. 
Laert.  2,  66:  curiÄuve  itkv  .  .  .  t)don'j;  twv  .-ranöiTwv ,  ovx  tdt'jga  de  .-r6vo>  rijr 
iiaö'/.ui-oiv  7ÖJV  or  .Taooirwr  wieder  ganz  das  Prinzip  der  reinen  Gegenwartslust. 
Hier  tritt  eben  das  Widerspruchsvolle  seines  Standpunktes  zutage. 

Mit  der  Betonung  der  Einsicht  war  auch  der  Weg  zu  einer  Tugend  lehre 
eröffnet,  über  deren  Ausbau  durch  Aristippos  im  einzelnen  nichts  überliefert  ist. 
Nur  erfahren  wir,  daß  die  Tugenden,  deren  Wert  natürlich  in  ihrer  Luslwirkung 
liegt  (Cic.  d.  off.  3,  116),  nicht  durchweg  mit  der  Einsicht  Hand  in  Hand  gehen 
und  körperliche  L'bung  ihier  also  doch  wieder  der  nömc)  zum  Erwerbe  der 
Tugend  beitragen  sollte  (Diog.  Laert.  2,  91). 

Aber  der  sokratische  Geist  greift  in  der  aristippischen  Hedonik  noch  weiter. 
Einsicht  setzt  Bildung  voraus,  die  die  Kyrenaiker  freilich  schon  nach  ihrer 
erkenntnistheoretischeu  Grundlehre  nicht  im  Sinne  der  Wissenschattspflege 
empfehlen  ki'innen,  wohl  aber  im  Sinne  der  Veredlung  des  Empfindens  und  der 
Förderung  der  Lebenskunst.  So  wird  die  rohe  Genußlehre  von  einer  Ader  wohl- 
tuender Humanität  durchzogen.  Der  Gebildete  drückt  im  Theater  nicht  als  Stein 
den  Steinsitz  (Diog.  Laert.  2,  72).  Trotz  der  im  allgemeinen  geltenden  Begrün- 
dung der  Lust  auf  körperliche  Zustände  freut  man  sich  an  der  Wohlfahrt  des 
Vaterlandes  wie  an  der  eigenen  (Diog.  Laert.  2,  89).  Die  Philosophie  gibt  die 
feste  Richtschnur  für  das  Leben  und  macht  den  Menschen  aus  dem  Sklaven  zum 
Freien  (Diog.  Laert.  2,  68,  72),  Nach  seinem  persönlichen  Reden  und  Handeln 
erscheint  Aristippos  in  der  Tradition  als  der  Lebenskünstler,  der  sich  in  jede 
Lage  zu  schicken,  Menschen  und  Dingen  die  beste  Seite  abzugewinnen  weiß.  Bei 
allem  Hedonismus  steht  er  doch  mit  innerer  Freiheit  über  dem  Genüsse. 
Zur  Berühmtheit  gelangt  ist  das  angeblich  von  ihm  hinsichtlich  seines  Verhältnisses 
zur  Hetäre  Lais  geäußerte  Wort:  f'yco,  au.  ovh  i'/ouai.  So  überbrückt  sich  die 
Kluft  zwischen  Genußliebe  und  Genügsamkeit.  Aristippos  weiß  so  gut  in  Lumpen 
wie  im  Staatsgewande  einherzugehen  (Diog.  Laert.  2,  67).  Die  Antipoden 
>Ajistippos  und  Antisthenes  rücken  einander  nahe,  der  Kyrenaiker  steht  an  Unab- 
hängigkeit von  den  äußeren  Umständen  hinter  dem  Kyniker  nicht  zurück,  und 
die  Typen,  die  die  Überlieferung  aus  Aristippos  auf  der  einen,  Antisthenes  und 
Diogenes  auf  der  andern  Seite  durch  zahlreiche  ihnen  zugeschriebene  Witzworte 
geschaffen   hat,    tragen    auffallend    ähnliche   Züge,    die    auf  die  gemeinsame  Ab- 


§  38.     Die  kyrenaische  St-bule.  191 

Btammung  von   Sokrates,    dem  Urbilde    philosophischer  Üherlefteiiheit    über    alles 
Äußere^  hindeuten. 

Den  bei  Aristippos  noch  bestehenden  Widerspruch  zwischen  dem  l'rinzip 
der  Augenblickslust  und  dem  von  Einsicht  geleiteten  Lust  streben  löste 

Theodoros  Atlicos  zugunsten  des  letzteren.  Zum  Ziele  setzte  er,  über 
die  Einsicht  sich  zu  freuen,  über  den  Unverstand  sich  zu  betrüben. 
Einsicht  und  Gerechtigkeit,  die  letztere  jedenfalls  nur  wegen  der  äußeren  Vorteile 
des  gerechten  Verhaltens,  erklärte  er  für  Güter,  ihre  Gegenteile  für  Übel,  (die 
einzelne)  Lust  und  Beschwerde  für  indifferent  (.Diog.  Lai-rt.  2,  9S). 
Gleichwohl  war  sein  Hedonismus  weit  radikaler  als  der  des  Öchulbegründers,  da 
er  sich  in  rücksichtslosester  Weise  von  den  Schranken  des  yofxo?  frei  machte.  v<o 
behauptete  er  nicht  nur,  der  Weise  werde  sich  für  das  Vaterland  nicht  opfern, 
sondern  auch,  er  werde  stehlen,  ehebrechen  und  Tempelraub  begehen,  wenn  die 
Umstände  es  erlaubten.  Das  alles  sei  nicht  von  Natur  aus,  sondern  nur  nach 
der  herkömmüchen  Wertung  verwerflich,  die  bezwecke  die  l'nverständigen  uu 
Zaume  zu  halten  (Diog.  Laert.  2,  99).  Am  meisten  beachtet  wurde  seine  Oppo- 
sition gegen  das  Herkömmliche  auf  dem  Gebiete  des  Götterglaubens,  die  er  auch 
literarisch  vertreten  haben  soll  (Diog.  Laert.  2,  97);  und  zwar  bestritt  er  nicht  nur 
das  Dasein  der  griechischen  Volksgötter,  sondern  leugnete  auch  die  Existenz 
einer  Gottheit  überhaupt  (Cic.  d.  nat.  deor.  1,  1,  2  und  andere  Quellen). 
Die  Äußerung  dieser  Ansicht  trug  ihm  in  Athen,  wo  er  sich  gegen  Ende  des 
vierten  Jahrhunderts  aufgehalten  haben  muß,  die  Gefahr  gerichtlicher  Verfolgung 
und  schließlich  die  Verbannung  aus  der  Stadt  ein,  und  äDFo;  blieb  sein  stehender 
Beiname.  —  Wie  Theodoros,  so  forderte  auch 

Hegesias  Gleichgültigkeit  gegen  die  einzelne  Lust  und  gegen  das,  was  sie 
hervorruft.  Angesichts  der  mannigfachen  Übel  des  Lebens  verzweifelte  er  aber 
auch  aji  einem  dem  Lustverlangen  genügenden  Gesamtzustande  und  verzichtete 
auf  eine  positive  Zielbestimmung  im  Sinne  des  Hedonismus  überhaupt,  sah  viel- 
mehr das  Erstrebenswerte  negativ  in  der  Beschwerde-  und  Trauerlosigkeit, 
der  eben  die  Indifferenz  gegen  die  Lustquellen  dienen  sollte  (Diog.  Lai-rt.  2,  94 — 96). 
Wie  Cic.  Tusc.  1,  34,  83  und  andere  Quellen  berichten,  trieb  er  durch  den  Pessi- 
mismus seiner  Vorträge  viele  Hörer  zum  Selbstmorde,  so  daß  sich  der  König 
Ptolemaios  Lagu  veranlaßt  sah,  diese  Vorträge  zu  verbieten.  Die  gleiche  Stim- 
mung durchzog  seine  Schrift  \4:ioxaQTgQcör,  in  welcher  ein  durch  seine  Freunde 
vom  Huugerselbstmorde  Zurückgehaltener  die  Beschwerden  des  Lebens  aufzählte. 
Aus  diesen  Tatsachen  erklärt  sich  Hegesias'  Beiname  6  IlfiaiOdvaroc.  In  diesem 
Pessimismus  findet  auch  das  (zugleich  wohl  auch  in  sokratischer  Tradition 
wurzelnde)  Mitgefühl  mit  dem  sittlich  Fehlbaren  einen  Anknüpfungspunkt.  Der 
Fehlende  vergeht  sich  nicht  freiwillig,  sondern  unter  dem  Drucke  eines  Leidens 
leiner  Leidenschaft:  rrüthi  meilofurog,  Diog.  Laert.  2,  95).  Er  muß  daher  Ver- 
zeihung finden.  Man  soll  ihn  nicht  hassen,  sondern  eines  Besseren  belehren  (Diog. 
Laert.  2,  95).  —  Im  Gegensatze  zu  Hegesias  kehrte 

Annikeiis  wieder  zum  Prinzip  der  positiven  und  zwar  der  Einzellust 
zurück,  ließ  aber  die  edlere  Auffassung  der  Hedonik  stark  hervortreten,  indem  er 
der  sympathischen  Lust  Gewicht  beimaß  und  Freundschaft,  Dankbarkeit, 
Ehrung  der  Eltern,  Vaterlandsdienst,  geselligen  Verkehr  und  Streben  nach  Ehre 
zu  den  Dingen  rechnete,  die  Lust  gewähren,  auch  wenn  sie  Opfer  erfordern  (Diog. 
Laert.  2,  96  f.;  Clem.  Ales,  ström.  2,  21,  130,  7  f.  S.  184,  18  ff.  St.).  — 

Euhemeros,  der  nach  einem  bei  dem  romanhaften  Charakter  seiner  Schrift 
nicht  vmbedingt  glaubwürdigen  Selbstzeugnisse  als  Freund  des  makedonischen 
Königs  Kassandros    (317 — 297  vor  Chr.)    von    diesem    mit  Reisemissionen    betraut 


ji)')  §  ilS.     Die  kyreiuüselie  Schule.     §  :)9.     l'latons  Leben. 

wurde,  steht  mit  der  kyrenaischen  Schule  in  keinem  nachweisbaren  Zusammen- 
hange, mag  aber  doch  aus  einem  sogleich  anzuführenden  Grunde  hier  angeschlossen 
-werden.  In  einem  'Loa  urayo<iri  /j  („heilige  Schrift")  betitelten  Werkie,  der  Form 
nach  einem  Reiseroman,  legte  er,  im  wesentlichen  gestützt  auf  eine  fiktive  Inschrift 
im  Zeusheiligtum  der  im  fernen  Osten  gelegenen  Insel  Panchaia,  seine  Ansicht 
über  das  Wesen  der  Volksgötter  (der  voin'Cdiuroi  deol)  dai'.  Danach  sind  diese 
nichts  anderes  als  ausgezeichnete,  über  Klugheit  und  äußere  Macht 
gebietende  Menschen  der  Vorzeit,  die  für  sich  göttliche  Verehrung  in 
Anspruch  nahmen  und  damit  bei  ihren  Zeitgenossen  und  Untertanen  Erfolg 
hatten.  Euhemeros  setzte  damit  dem  bereits  von  Vorsokratikern  (vgl.  o.  S.  100. 
•109.  117)  gepflegten,  von  Antisthenes  (vgl.  o.  S.  180)  und  den  Stoikern  auf- 
genommenen, bald  physikalisch  bald  ethisch  allegorisierenden  Rationalismus  einen 
historischen  zur  Seite.  Die  Leugnung  einer  Gottheit  überhaupt  ist  damit  nicht 
gegeben.  Xach  Diod.  6,  2,  8  ließ  er  König  Uranos  als  ersten  die  ovgdviot  dfoi 
verehren,  ohne  sich,  soweit  Diodors  Bericht  erkennen  läßt,  über  deren  Wesen 
näher  auszusprechen.  Immerhin  legt  die  Bemerkung,  daß  LTranos  sternkundig 
gewesen  sei.  den  Gedanken  nahe,  daß  auch  hier  Rationalismus  im  Spiele  war. 
Mit  dem  Kyrenaiker  Theodoros  wird  Euhemeros  mehrfach  als  ädeo?  zusammen- 
gestellt. Für  eine  persönliche  Beziehung  zu  ihm  und  eine  Abhängigkeit  von  der 
kyrenaischen  Schule  ist  das  natürlich  nicht  beweisend.  R.  Reitzenstein  (Zwei 
religionsgesch.  Fragen,  Straßb.  1901,  S.  89  f.)  und  F.  Jacoby  (Art.  Euemeros  3  bei 
Panly-^^'issowa,  S.  968 ff.)  haben  zu  hoher  Wahrscheinlichkeit  erhoben,  daß 
Euhemeros'  Gedanke  letzten  Endes  aus  ägyptischer  Tradition  herzuleiten  ist. 
Andererseits  nahm  Jacoby  (a.  a.  O.  S.  970)  wohl  mit  Recht  eine  Einwirkung  auch 
der  Sophistik  an  und  wies  für  die  von  den  Machthabern  der  Urzeit  angeordnete 
göttliche  Verehrung  ihrer  Person  auf  die  Theorie  des  Kritias  hin,  der  den  Götter- 
glauben für  eine  Erfindung  der  Staatsraison  erklärte  (s.  o.  S.  142).  Daß  diese 
Einwirkung  nicht  unvermittelt  war,  liegt  aus  chronologischen  Gründen  nahe  an- 
zunehmen, und  als  vermittelnde  Instanz  käme  die  kyrenaische  Schule  immerhin 
in  Betracht,  die  neben  der  freien  Stellung  zum  Volksglauben  auch  andere  Elemente 
des  sophistischen  Denkens  fortgepflanzt  hat,  wie  denn  Theodoros  in  den  sittlichen 
Begriffen  eine  Institution  ziir  Niederhaltung  der  Toren  sah  (s.  o.  S.  191).  Mehr 
als  eine  Möglichkeit  wird  man  freilich  diesem  Zusammenhange  nicht  zusprechen 
dürfen. 

Seinen  Einfluß  auf  Spätere  hat  Euhemeros  weniger  dem  philosophisch 
Interessanten  seiner  Religionsanschauung,  als  dem  Reiz  der  romanhaften  Ein- 
kleidung und  Ausgestaltung  seiner  Lehre  zu  verdanken.  Der  römische  Dichter 
Ennius  (239 — 169  vor  Chr.)  unterzog  die  'hoü  ävayQurp)]  einer  lateinischen  Be- 
arbeitung, nicht  wenige  Griechen  der  folgenden  Zeit  verwandten  ihre  Deutungs- 
methode zu  historisierender  Ausführung  einzelner  Mythenkreise  (Jacoby  a.  a.  (). 
S.  971).  tind  manchen  christlichen  Apologeten,  die  allerdings  von  ihrem  Inhalte 
schwerlich  mehr  unmittelbare  Kenntnis  besaßen,  lieferte  sie  eine  willkommene 
Waffe  für  den  Kampf  mit  dem  heidnischen  Götterglauben,  während  andere  mit 
richtigerem  Instinkte  diesen  platten  Rationalismus  als  allgemein  religionsgefähr- 
lich empfanden. 

ij  '^0.  Platon  wurde  als  Abkömmling  eines  altadeligen 
athenischen  (jeschlechtes  428/7  zu  Athen  (oder  Aigina)  geboren. 
Durchtränkt  mit  der  Bildung  der  großen  attischen  Blütezeit 
widmete  er  sich  zunächst    der   Dichtkunst.     Nachdem  er  aber 


§  :59.    Piatons  Leben.  193 

im  Alter  von  zwanzig  .lahroii  mit  Sokrates  bekannt  geworden 
war,  ergab  er  sich  als  Mitglied  des  sokratischen  Jüngerkreises 
ganz  der  Philosophie.  Der  lange  genährten  Hoffnung,  im  Dienste 
seiner  Vaterstadt  politisch  wirken  zu  können,  mußte  er 
angesichts  des  Treibens  der  Parteien  und  der  Zerrüttung  der 
athenischen  Zustände  entsagen.  Nach  Sokrates'  Tode  verweilte 
er  einige  Zeit  bei  Eukleides  in  Megara  und  begab  sich  als- 
dann nach  Athen  zurück,  wo  er  schon  jetzt  eine,  wenn  auch 
auf  einen  engeren  Kreis  beschränkte,  philosophische  Lehr- 
tätigkeit ausgeübt  zu  haben  scheint.  Es  folgten  weitere 
Reisen,  die  ihn  jedenfalls  nach  Unteritalien  und  Sizilien,  nach 
einer  sehr  verbreiteten  Überlieferung  auch  nach  Kyrene  und 
Ägypten  führten.  In  Unteritalien  wirkte  der  Verkehr  mit  den 
Pythagoreern,  unter  denen  besonders  Archytas  in  Tarent  philo- 
sophische und  politische  Bedeutung  besaß,  nachhaltig  auf  seine 
Anschauungen  ein.  In  Syrakus,  wo  er  um  388  vor  Chr.  eintraf, 
schloß  er  mit  Dion.  dem  Schwager  Dionysios'  I..  einen  engen 
Freundschaftsbund.  Zu  dem  Tyrannen  selbst  konnte  sich  kein 
ersprießliches  Verhältnis  entwickeln.  Das  Mißfallen  des  Despoten 
an  dem  Freimut  des  philosophischen  Gastes  zwang  Piaton  zur 
Abreise.  Auf  dem  Heimwege  wurde  er  —  angeblich  im 
Auftrage  des  Tyrannen  —  in  Aigina  auf  den  Sklaven- 
markt gebracht.  Von  einem  Kyrenäer  namens  Annikeris  los- 
gekauft gelangte  er  wieder  nach  Athen  und  gründete  hier 
(etwa  387  vor  Chr.)  in  dem  „Akademie"  genannten  Bezirke 
seine  Schule,  der  er  mit  zwei  längeren,  durch  sizilische 
Reisen  veranlaßten  Unterbrechungen  bis  zu  seinem  Lebensende 
vorstand. 

In  Syrakus  Avar  nach  dem  Tode  des  älteren  Dionysios 
368  vor  Chr.  dessen  gleichnamiger  Sohn  zur  Regierung  gekommen. 
Dieser  zeigte  sich  unter  dem  Einflüsse  Dions  zu  politischen  Re- 
formen geneigt  und  lud  Dions  Wunsche  entsprechend  Piaton 
als  Ratgeber  an  seinen  Hof.  Als  Ergebnis  von  Piatons  Wirken 
in  diesem  Sinne  liegen  uns  die  später  in  die  Nomoi  eingearbeiteten 
Gesetzesprooimien  noch  vor.  Die  weitere  Tätigkeit  scheiterte 
sehr  bald  daran,  daß  Dion  in  Ungnade  fiel  und  \'erbannt  wurde. 
Piatons  Versuche,  die  beiden  Männer  auszusöhnen,  blieben  jetzt 
wie  auch  bei  einer  späteren  (361  vor  Chr.)  wesentlich  zu  diesem 
Zwecke  unternonnncnen  Reise  ohne  Erfolg.  Nach  einem  im 
übrigen"  ungetrübten  Alter  erfolgte  Piatons  Tod  im  J.  348/7. 

Antike  Überlieferung  über  Piaton  im  allgemeinen  und  Piatons 
Leben    im    besonderen.      Piatons    Dialuge    ergeben    für    seine    äußeren   Ver- 
Ueberweg,  GrundriU  I.  13 


|i^  §  39.    Flatons  Leben. 

hältnisse  und  seine  Lebens^esehichte  nur  sehr  wenig.  Keich  an  Naohxichteii 
sind  d  if  ttfiter  Flatons  yarnen  erkaltencH  Brieff.  Diese  wurden  lange 
Zeit  zur  großen  Masse  der  apokryphen  griechischen  Briefliteratur  gerechnet 
und  ihnen  damit  nur  ein  sehr  bedingter  Wert  tür  die  Piaton biographie  Delassen; 
doch  sollte  dem  siebenten  Briet  der  für  verhältnismäßig  alt  und  nach  ^uten 
Quellen  gearbeitet  galt,  ein  höheres  Gewicht  beizumessen  sein  als  den.  aB^areow 
Inzwischen  haben  sich  gewichtige  Stimmen  zugunsten  der  Echtheit  we&a  nicht 
aller  so  doch  der  meisten  dieser  Briefe  erhoben,  und  ihr  Ursprung  ist  jetzt  Gegen- 
stand erneuter  mit  Eifer  betriebener  Untersuchungen  (s.  Literaturverz.  S.  103*  f.). 
Die  Verwertbarkeit  der  Briefe  3.  4.  5.  7  und  S  für  die  Piatonbiographie  ist  sicher. 

Über  Piatons  Leben  schrieben  schon  einige  seiner  unmittelbaren  Schüler,  ins- 
besondere Aristoteles  (^fragm.  650  Rose  :1S86').  •Spensippos  i/ZÄaTWPoc  syxatuiov. 
I>iog.  L-  4.  5;  vgL  IRärtovoc  .ttoiöit.-ivov  Dioff.  L.  3.  2, 'auch  von  Apoleius  in  seiner 
Schrift  De  Piatone  et  eins  doguiate  zitiert),  Rermodot-os  iSimplic.  in  Arist.  Phys. 
247.  3o;  25*3.  32  Diels:  vgl.  l)iog.  L.  2.  106;  3.  6),  Philip pos  der  Opuntie r 
(Suidas  s.  v.  «^«Ätwo^oci.  Xenokrates  (zitiert  von  Simplikios  in  Arist.  Phys. 
11  to.  3ö  Piels.  in  Arist.  de  caelo  12,  23 :  _S7.  22  Heiberg.  fr.  53  Heinze\  Aus  dieser 
eukomiastischen  Sphäre  gelangte  die  Überlieferung  über  Piaton  in  den  Bereich 
der  peripatetischeu  Biographie  (S.  o.  S.  20  ff.).  Im  Gregensatze  zu  jenen  Enkomien 
stand  die  übelwollende  Behandlung  Piatons  in  dem  ßioc  IIÄarojmc  des  Peripatetikers 
Aristo.veHos  (^Diog.  Laert.  5,  35:  v^I.  3.  371.  Von  Späteren,  die  aus  der  peri- 
patetischen  und  alexandriuischen  Tradition  schöpften,  ist  ^auJser  den  gleich  an- 
zuführenden noch  vorhandenen  Quellen  i  Favorinus  i  zur  Zeit  Trajans  und  Hadrians) 
zu  nennen,  aus  dem  uns  Diogenes  Laertios  ^Nachrichten  übermittelt.  Alle  diese 
Schriften  sind  verloren  gegangen.     Erhalten  sind  uns  folgende: 

Fkilod''f/t  in  dem  die  Akademie  behandelnden  Abschnitt  seiner  —wtclElc 
rütv  <fiÄocö<f.i.ov  (Academicorum  philosophonim  index  Herculanensis  Ausgaben  s. 
unter  Philodem.  §  ÖO).  Mehrere  z.  T.  erst  durch  die  neueste  Ausgabe  von  S.  Mekler 
zugängliche  Kolumnen  enthalten  Xachrichten  aus  Piatons  Leben.  Der  Erhaltungs- 
zustand ist  leider  sehr  schlecht,  doch  ist  die  Hoffnung  nicht  ausgeschlossen,  daJa  die 
Stücke  durch  weitere  Funde  ergänzt  und  beleuchtet  werden.  Dankenswert  sind 
die  von  Mekler  beigegebenen  Parallelen  aus  der  sonstigen  antiken  Piatonliteratur. 

Apuleius  Madaurensis.  De  Piatone  et  eios  Aagmate.  Ausgaben  s.  unter 
Apuleius.  §  70. 

DioijeHr'S  Lai^'rfios ,  Bioi  xal  ••vwaai,  vüiv  sv  ip LÄoacq. i> >.  svöoxiuijooiJ-Tujr  xtÄ^ 
worin  das  sanze  3.  Buch  von  Piaton  handelt.  1 — 45  von  seinem  Leben.  Ans- 
sraben  s.  o.  S.  17  f.  In  Betracht  kommt  namentlich  die  Sonderausgabe  des  dritten 
Buches  von  Herm.  Breitenbach.  Friedr.  Buddenhagen.  Alb.  Debrunner.  Friedr. 
von  der  Muehll.  Basel  19«}7,  wo  unter  dem  Texte  auch  die  Parallelen  aas  der 
sonstigen  Tradition  über  Piaton  verzeichnet  sind. 

Ohjmpiod'Tri  vita  Piatonis  lin  mehreren  CTesamtausgaben  der  Werke 
Ratons.  femer  in  der  Cobetschen  Ausgabe  des  Diog.  L.,  s.  o.  S.  17.  auch  in  den 
Bioyo4JLn:oi  ed.  Westermann.  Brunsvigae  lS4ö.  S.  382  ff.). 

Vita  Piatonis  ex  cod.  Vindob.  ed.  A.  H.  L.  Heeren,  in:  BibL  der  alten 
Lit.  und  Kunst.  Gott.  17S9:  auch  in:  Bio-oa^oc  ed.  Westermann.  S.  388  ff. 
Diese  Vita  bildet  den  Anfang  der  UooÄs^'iiHsva  rr/c  IIÄdzojvo.;  <f  iÄi>fTO)f.iac.  vollständig 
ediert  von  K.  F.  Hermann  im  sechsten  Bande  seiner  Ausgabe  der  platonischen 
Schriften. 

Der  Artikel  des  :Sitid'.is,  abgedruckt  bei  Westörmann,   B<.o-;-od<f.ot  S.  396. 

Arabische  f^ita  (und  Sehriftenreneiehnisi  in:  Bibliocheca  Arabico- 
HispÄna  Escurialensis,  opera  et  studio  >Iich.  Casiri,  Tom.  I.  Macäti  17©!'. 
S.  30 1  S.    S.  auch  Th.  Roeper.  Literaturverz.  S.  77''  i  Arab.  Vita  des  Honaini. 

Belanglos  sind  die  spätbyzantinischen  Exzerpte  aus  Diog.  Laert..  ^ilian  und 
Fs.-Hesych  in  Cod.  Vatic.  Gr.  1S98,  herausg.  von  J.  B.  Sturm  Biographisches 
über  Flato  usw.).  Kaiserslautem  19C*I.  Pr. 

Zahlreiche  Nachrichten  finden  sich  noch  bei  anderen  antiken  Zeugen.  In 
Betracht  kommt  besonders  Plutarchs  Leben  des  Dion.  Manche  einzelnen 
Angaben  enthalten  u.  a.  Cicero,  Aiiian  und  AtkefiiiLos.  Letzterer  gibt 
11,  504  e  ft  vgL  5.  215  e  ff.)  ets«i  interessanten  Niederschlag  der  Ansführungen 
antiker  Gegner  Piatons.     Dazu  auch  W.  Cronert.  Kolot.  u.  Meied.,  s.  dort 


§  39.     Piatons  I^lxn.  195 

Indfcx  unter  Piaton.  Über  PI.  als  angeblichen  Plagiator  vgl.  die  von 
Steraplinger.  Das  Plagiat  in  d.  griech.  Lit.  .S.  25  f.  geganimelten  i^tellen.  Verzeich- 
nifcee  der  Schüler  Piatons  Philod.  Acad.  philo--,  index  Hercul.  col.  6  p.  33 ff. 
Mekler.  Diog.  Laert.  3.  4»;  f.;  dazu  W.  Crönert,  Kol.  u.  Men.  S.  ]%3. 

Grundlage  der  gesamten  Tradition  ist  die  aus  der  gelehrten  Tätigkeit  der 
Alexandriner  (Koramentaren  mit  Einleitungen;  erwachsene  y.onij  imooia,  den 
Späteren  wohl  weitergegeben  durch  Derkylioes  und  Thrasyllos.  Die  nahe  Ver- 
wandt6<^-haft  zwischen  Apuleius  und  Diogenes  einerseits,  Ülympiodor  und  der 
anonymen  Vita  Piatonis  andererseits  läßt  auf  je  eine  gemeinsame  ilittelquelle 
schlielien  (vgL  die  Arbeiten  von  Leo  und  Busse  S.  77''). 

Chronologie:  Jacoby,  Apollodors  Chronik  S.  504  ff. 

Bildnisse  Piatons:  Über  antike  Darstellungen  im  allgemeinen:  Ulympiöd. 
Vit.  Plat.  2  (breite  Brust  u.  breite  Stirne;.  Erhaltene  BifdnLsse:  \V.  Helbü^, 
Jahrb.  d.  k.  deutsch,  archäol.  Instit.  1  il88>j;.  71—78.  Fr.  Winter,  ebenda  ö  IbOO), 
153-155.  K.  Wemicke,  ebenda  109—171.  Aless.  Chiappelli,  Rend.  d.  Pt.  Accad. 
d.  Lincei.  Cl.  di  sc.  mor.  etc.,  5.  ser.  2  11893).  89—100.  <  >.  Benndorf,  .Jahreshefte 
d.  österr.  archäol.  Instituts  2  (1899j,  2.50 — 2.54.  A.  Sc^liano,  Dionysoplaton; 
contributo  alla  iconografia  platonica,  Memor.  d.  K.  Accad.  di  archeoL,  lett.  e 
belle  arti  di  Xapoli  19<'2.  J.  J.  Bernoulli,  Griech.  Ikonographie  II.  S.  18—34. 
C<.nBt.  Ritter.  Philol.  68  (1909).  .336—343.  iCber  eine  moderne  Fälschung 
C.  Robert,  Hermes  29  1894],  417  ff.;  .30  [1&95|,  1.35 ff.).  S.  auch  §  45  (Mosaiken 
von  Torre  Annunziata  und  Ümbra  Sarsina). 

Piatons  Äußeres  nach  literarischen  Quellen:  Plut.  d.  aud.  poet.  8 
p.  31.  36  f.  f-d.  Did..  de  adul.  et  am.  9  p.  64,  26  f.  (gebückte  Haltung,  von  Ver- 
ehrern nachgeahmt;.  Diog.  Laert.  3.  4.  28  mit  den  in  d.  Bas.  Ausg.  zusammen- 
gestellten Parallelen  (kräftiger  Körperbau;  mürrisches  Aussehen;  Diog.  Laert. 
'.'),  5  (schwache  Stimme;  zur  Herkunft  der  Xotiz  aus  Timotheos:  Usener  Epic. 
S.  XXV  Anm.  1). 

Vgl.  auch  die  Sammlung  des  antiken  Materials  bei  J.  Kirchner,  Prosopo- 
graphia  Attica  Xo.  118.5.5. 

Die  antiken  Angaben  über  Piatons  Geburtsjahr  gehen,  wie  Jacoby,  Apollo- 
dors Chronik  S.  :i04  ff.  zeigt,  auf  zwei  verschiedene  Ansätze  zurück,  den  des 
Apöllodor.  nach  welchem  Piaton  (Jl.  88,  1  (unter  Archon  Diolimos),  428/27  v.  Chr. 
geboren  wurde,  und  den  des  Neanthes,  der  P.  unter  Arohon  Epameinon  Ol.  87,  4, 
429  28  v.  Chr.  im  Todesjahre  des  Perikles,  sieben  Jahre  nach  der  Geburt  des 
Redners  Isokrates,  zur  Welt  gekommen  sein  ließ.  Mit  dem  apollodorischen  Ans^atze 
stimmt  eine  Angabe  des  Piatonschülers  Hermodoros,  nach  welcher  P.  bei  Antritt 
seiner  raegarischen  Reise  28  Jahre  zählte,  sowie  die  Bemerkimg  Philodems  im 
herknl.  Index  Academ.  (col.  X  off.,  S.  6  Mekler),  daß  P.,  als  .Sokrates  schied 
(März  399).  im  Alter  von  27  Jahren  id.  h.,  mit  der  gewöhnlichen  Nichtberück- 
sichtigung der  Bruchteile  des  Jahres,  27  J.  und  einigen  Monaten,  jedenfalls  noch 
nicht  28  .1.;  zuriickblieb  (vgl.  darüber  Praechter,  Hermes  39,  474  ff.;.  Zugtmsten 
des  apollixlorLschen  Ansatzes  fällt  ferner,  auch  abgesehen  von  der  im  allgemeinen 
vorzüglichen  Beschaffenheit  der  chronol.  Angaben  ApoUodors,  ins  Gewicht,  daß 
hier  keinerlei  Synchrorusmen  hervortreten,  wie  sie  bei  dem  Ansätze  des  Xeanthes 
in  verdachterregender  Weise  vorliegen.  Als  Piatons  Geburtstag  wurde  der  7.  Thar- 
gelion  von  der  späteren  Akademie  festlich  begangen.  Das  ist  der  Geburtstag 
Apollons,  und  zweifellos  hängt  die  Ansetzung  der  Geburt  Piatons  auf  diesen 
Tag  mit  der  sagenhaften  Überlieferung  von  der  Abstammung  des  in  seinem  Wesen 
so  apollinischen  Philosophen  von  jenem  Gotte  zusammen  Die  wirkliche  Geburtszeit 
i'latons  läßt  sich  durch  Kombination  des  angeführten  Zeugnisses  Philodems  mit 
den  Angaben  des  Hermodoros  und  Apollodoros  mit  Wahrscheinlichkeit  dahin 
bestimmen,  daß  P.  zwischen  Aaithesterion  oder  Anfang  Elaphebolion  (in  dieser 
Zeit  des  Jahres  399  war  P.  noch  nicht  28  J.  alt;  und  dem  Schlüsse  des  attischen 
Archontenjahres,   also    zwischen  März    und  Mitte  Juli   427.  zur  Welt  kam.      Der 


itu;  §  39.     Phitons  Leben. 

Geburtsort  Piatons  war  Athen  oder  nach  einigen  Aigina,  wohin  sein  Vater  als 
Kleruche  gekommen  sein  sollte  (Diog.  L.  3,  3). 

Piaton  entstammte  einem  alten  und.  wie  sich  aus  manchen  Tatsachen  schließen 
läßt,  wohlhabenden  athenischen  Geschlechte,  das  sich  väterlicherseits  auf  den 
attischen  König  Kodros.  mütterlicherseits  auf  Dropides,  einen  Verwandten  des 
Selon,  zurückleitete  mid  in  Piatons  Zeit  durch  Kritias,  das  Mitglied  der  Regierung 
der  Dreißig,  und  Charmides,  einen  der  Zehnmänner  im  Peiraieus,  auch  politisch 
hervortrat.  So  sehr  Piaton  in  seinen  Schriften  mit  dem,  was  seine  Person  be- 
trifft, zurückhält,  leuchtet  doch  aus  Stellen,  an  denen  er  dieser  beiden  Männer 
gedenkt,  das  Familienbewußtsein  hervor.  Seine  aristokratische  Abkunft  und  Er- 
ziehung trug  auch  zu  seiner  Stellung  gegenüber  dem  athenischen  Demos  bei, 
wenn  sie  auch  dafür  weder  der  einzige,  noch  auch  nur  der  Hauptgrund  gewesen 
sind.  Der  Stammbaum  des  Philosophen  ist  (nach  Plat.  C'harm.  154  ff.,  Tim. 
20d,  Apol.  34a,  Politeia  327a,  Parmen.  126a  f.,  Diog.  Laert.  3,  1  u  a.)  folgender: 

Aow.-Tidij^,  ein  Verwandter  des  Zo/.cor. 

Ködgoi. 

KoiTi'd-;. 


Kaü.aio/iKii.  f'/.avy.oir.  ^Aoioroxkiji.  'Avnfpwv. 


Konin.;.      Xnonlilii;.  Ueoiy.Tiörij  verni.  1.  mit 'Aoi'oTfor,     2.   mit  77»'0'/.'/.//7r>/£r. 


'AdeijKaTo;..    JJ/.äT  ojv.     I"/.avy.o)v.     IloT'öyij.         'Arrifpiöv. 

2,'rrFrot.-T.r'ji. 

Einen  erweiterten  Stammbaum  s.  bei  J.  Kirchner,  Prosopogr.  Att.  I  zu  S.  206. 

Die  Ehe  der  Periktione  mit  Pyrilampes  und  die  Abstammung  des  Antiphon 
aus  dieser  Ehe  sind  bezeugt  durch  den  Dialog  Parmenides  (126  a  f.)  und  durch 
Spätere  (namentlich  Plutarch),  die  auf  diesem  Dialog  fußen.  Pyrilampes  scheint 
nach  C'harm.  158a  ein  Bruder  der  Mutter  der  Periktione  gewesen  zu  sein.  Aus 
Piaton  Apol.  34a  läßt  sich  schließen,  daß  Adeimantos  älter  als  Piaton  war.  Hin- 
gegen muß  nach  Xenoph.  Memor.  3,  6,  1  Glaukon  jünger  als  Piaton  gewesen  sein 
(sofern  Piaton  nach  Diog.  L.  3,  6  im  Alter  von  20  .Jahren  mit  Sokrates  vertraut 
ward);  nach  der  platonischen  Politeia  scheint  zwischen  Adeimantos  und  Glaukon, 
und  damit  zwischen  allen  drei  Brüdern,  kein  sehr  erheblicher  Altersunterschied 
bestanden  zu  haben.  Legenden,  die  sich  an  Piatons  Geburt  und  erste  Lebenszeit 
knüpften,  berichten  Diog.  Laert.  3,  2  (mit  den  in  der  Baseler  Ausgabe  von  1907 
verzeichneten  Parallelem,  Cic.  de  div.  1,  36,  78,  Olymp.  1.  Anon.  prol.  phil.  Piaton. 
2  (p.  191.  198  Herrn.)  u.  a.  Den  Xamen  IJ/.ÜTror  soll  erst  der  reifere  Knabe  oder 
Jüngling  erhalten  haben,  sein  ursprünglicher  Name  der  seines  Großvaters  '.V/><- 
oToy.'/Sis  gewesen  sein  (Diog.  Laert.  3,  4  und  die  Parallelen  in  der  Baseler  Ausg.; 
als  Grund  der  Nainensänderung  können,  falls  dieselbe  überhaupt  geschichtlich  ist, 
nur  Eigenheiten  des  Körperbaus  in  Frage  kommen :  die  Beziehung  auf  den  Stil 
Piatons  [Diog.  Laert.  3,  4:  fvioi  hs  diä  ri/r  rr/.arvTijTa  rij^  sonrjretai  ovxcoi  nro- 
;iaa&f/vai ;  ebenso  Olympiod.  2,  Proleg.  1]  ist  töricht;  Gomperz'  Herstellung  von 
Philod.  Acad.  ind.  Herc.  2,  41  f.,    wonach   dort   von   PI.s    breiter  Aussprache  die 


§  39.     Piatons  Leben.  197 

Rede  gewesen  wäre,  unterliegt  großen  Bedenken.  —  Satirische  Anspielung  auf 
den  Namen  wohl  bei  Tim.  Sill.  fragm.  35  Diels:  ovfi'  '^xndijiiiuy.iov  .-T/.aTio>ji(oovvrjg 
drd/.ioTov ;  vgl.  auch  fragm.  30,  1  ;  scherzhaft  Lue.  pisc.  49). 

Von  Piatons  .lugendbildung  wird  berichtet,  Dionysios  (der  in  dem 
unechten  Dialog  P>astai  erwähnt  wird)  habe  ihn  im  Lesen  und  Schreiben  unter- 
richtet, Ariston  von  Argos  in  der  Gymnastik  {Diog.  L.  3,  4  und  die  Parallelen 
in  d.  Bas.  Ausg.),  Drakon,  ein  Schüler  Dämons,  und  Metellos  aus  Akragas 
(.,MegilIos"  schlägt  Steinhart  zu  lesen  vor)  in  der  Musik  (Plutarch.  de  mus.  17); 
ferner  sei  er  bei  Malern  in  die  Schule  gegangen  (Olymp.  2  S.  191,  35  f.  Herm., 
Proleg.  3  S.  199,  1  f.;  vgl.  Diog.  Laert.  3,  5,  Apul.  1,  2).  Auch  von  einem 
förmlichen  Unterrichte  durch  Dithyramben-,  Tragödien-  und  Komödiendichter 
reden  die  Proleg.  3  (vgl.  auch  Olymp.  3).  Was  an  diesen  und  anderen  Angaben 
über  die  Ausbildung  Piatons  geschichtlich,  was  nur  aus  Stellen  platonischer 
Schriften  in  willkürlicher  Weise  herausgesponnen  oder  sonst  erfunden  ist,  soll  hier 
nicht  untersucht  werden.  .Jedenfalls  fällt  Piatons  .Jugend  in  die  Zeit  der  höchsten 
Kulturblüte  Athens,  und  daß  er  durch  diese  mächtig  angeregt  wurde,  steht  außer 
Zweifel.  Xanientlieh  scheint  er  der  Poesie  der  großen  Literaturepoche  viel  zu 
verdanken.  Was  er  hier  an  Eindrücken  empfing,  trug  mit  zu  der  vollendeten 
schriftstellerischen  Kunst  bei,  die  wir  heute  an  Piatons  \Verken  bewundern.  Die 
unmittelbare  Wirkung  aber  waren  eigene  dichterische  Arbeiten.  Von 
epischen,  lyrischen,  tragischen  und  dithyrambischen  Leistungen,  von  denen  unsere 
Quellen  (Diog.  Laert.  3,  5  mit  den  in  der  Bas.  Ausg.  verzeichneten  Parallelen)  zu 
sagen  wissen,  hat  sich  außer  einem  kleinen  epischen  Fragment  nichts  erhalten, 
angeblich  weil  der  Verfasser  diese  Versuche,  teils  aus  Verdruß  über  ihre  Unzu- 
länglichkeit, teils  unter  dem  gewaltigen  Eindruck  der  Persönlichkeit  des  Sokrates, 
mit  dem  der  jugendliche  Dichter  inzwischen  bekannt  geworden  war,  dem  Feuer 
übergab  fApuI.  Apol.  fO;  Olymp.  3  S.  192,  25  f.).  Dagegen  ist  eine  Reihe  von 
Epigrammen  auf  uns  gekommen  (s.  S.  209  imd  105*).  Daß  sich  Piaton  schon 
ehe  er  Sokrates  näher  trat,  mit  Philosophie  befaßte,  ist  wenigstens  insoweit 
bezeugt,  als  er  nach  Aristot.  Metaph.  A  6,  987a  32  in  jungen  Jahren  Kratylos 
und  durch  ihn  die  heraklitische  Lehre  kennen  lernte.  Die  entscheidende  Wen- 
dung seines  geistigen  Lebens  erfolgte  durch  den  Verkehr  mit  Sokrates,  der 
in  Piatons  20.  Lebensjahre  begann  (Diog.  Laert.  3,  6,  vielleicht  nach  Hermodoros) 
und  —  vermutlich  mit  Unterbrechungen  durch  militärische  Dienstleistungen  des 
Jüngers  —  bis  zum  Tode  des  Meisters  fortdauerte.  Der  Umgang  des  Sokrates 
mit  Kritias  und  Charmides  mochte  auch  die  Bekanntschaft  mit  deren  jugendlichem 
Verwandten  vermitteln.  Näheres  ist  uns  über  die  Entstehung  dieses  ^'erkehrs 
und  die  Formen,  in  denen  er  sich  vollzog,  weder  durch  Piaton  selbst,  noch  durch 
andere  überliefert.  Xenophon,  der  L'nterredungen  des  Sokrates  mit  Aristippos 
und  mit  Antisthenes  mitteilt,  erwähnt  Piaton  nur  einmal  (mem.  3,  6,  1),  indem  er 
sagt,  daß  um  seinet-,  wie  auch  um  Charmides'  willen  Sokrates  dem  Glaukon 
günstig  gestimmt  gewesen  sei.  Nach  Plat.  Apol.  34  a.  38b  war  Piaton  bei  dem 
Prozeß  des  Sokrates  zugegen  und  erklärte  sich  bereit,  falls  Sokrates  zu  einer 
Geldbuße  verurteilt  werde,  Bürgschaft  zu  leisten;  am  Todestage  des  Sokrates  war 
er  nach  Phaidon  59  b  krank  und  dadurch  verhindert,  bei  den  letzten  Unter- 
redungen gegenwärtig  zu  sein.  Mit  Klarheit  ist  aus  Piatons  Werken  die  tiefe 
Ehrfurcht  zu  erkennen,  mit  der  ihn  das  lautere  Wissensstreben  und  der  persönliche 
Charakter  des  Lehrers,  namentlich  aber  sein  um  der  Wahrheit  und  Gesetzlichkeit 
willen  standhaft  erduldeter  Tod  erfüllten. 

Nach  der  Hinrichtung  des  Sokrates  begab  sich  Piaton  zunächst  mit  anderen 
Sokratikern    nach  Megara   zu  Eukleides  (Hermodoros  bei  Diog.  Laert.  3,  6). 


j()f^  Sj  ,39.    Piatons  Leben 

Von  dort  kehrte  er  wahrscheinlich  bald  und  für  längere  Zeit  nach  Athen  zurück 
und  wirkte  hier,  wie  sich  aus  der  Haltung  der  in  dieser  Zeit  verfaßten  Schriften 
schließen  läßt,  bereits  als  Lehrer,  wenn  auch  wohl  nur  in  einem  engeren  Kreise. 
Alsdann  unternahm  er  weitere  Eeisen.  Die  Angaben  der  Alten  über  diese 
Reisen  bieten  ein  hübsches  Beispiel  für  die  zunehmende  sagenhafte  Ausschmückung 
der  biographischen  Überlieferung.  Philodem  kennt,  soweit  wir  nach  seinem  aller- 
dings kurzen  und  summarischen  Berichte  urteilen  können ,  nur  die  italisch- 
sizilische  Reise.  Das  gleiche  gilt  von  den  platonischen  Briefen,  und  selbst  bei 
Olvmpiodor  läßt  sich  in  Spuren  eine  Tradition  erkennen,  die  von  der  kyrenaisch- 
ägyptischen  Reise  nichts  wußte  (vgl.  darüber  Praechter,  Gott.  gel.  Anz.  1902,  959  ff.). 
Die  stattliche  Reihe  von  Zeugen  für  diese  letztere  zeigt  aber,  daß  sie  schon  bald 
Gegenstand  einer  sehr  verbreiteten  Überlieferung  wurde,  zu  der  neben  dem  herr- 
schenden Glauben  an  eine  in  Ägypten  heimische  Urweisheit  ohne  Zweifel  auch 
die  zahlreichen  Stellen  beigetragen  haben,  an  welchen  Piaton  auf  Ägypten  und 
seine  Sitten  und  Einrichtungen  Bezug  nimmt  (vgl.  z.  B.  Politeia  436a,  Tim.  21  e, 
Nomoi  2,  656 d,  657a;  5,  747c;  7,  799a,  819a,  Politikos  264c,  290d).  Li 
Kyrene  soll  P.  mit  dem  Mathematiker  Theodoros  verkehrt  haben  (Diog.  Laert.  ;>,  6). 
Als  Motiv  der  ägyptischen  Reise  bezeichnet  Cic.  de  fin.  5,  29,  87  die  Absicht, 
sich  von  den  Priestern  in  Mathematik  und  Astronomie  belehren  zu  lassen.  .Te 
länger  desto  mehr  wurde  dann,  z.  T.  jedenfalls  unter  dem  Einfluß  des  spätantiken 
religiös-philosophischen  Synkretismus,  der  Kreis  der  von  P.  besuchten  Länder 
erweitert.  Nach  Diog.  Laert.  3,  7  beabsichtigte  P.  auch  die  Mager  zu  besuchen, 
führte  aber  den  Plan  wegen  des  in  Asien  herrschenden  Kriegszustandes  nicht 
aus.  Lact.  Inst.  div.  4.  2  (Anfang  d.  4.  Jahrh.  nach  Chr.)  läßt  den  Philosophen 
wirklich  bis  zu  den  Magern  vorgedrungen  sein.  Derselbe  Lactantius  wundert  sich 
darüber,  daß  P.  nicht  auch  zu  den  Juden  gekommen  sei.  Ihm  lag  also  eine 
biographische  Tradition  vor,  der  ein  Besuch  Piatons  bei  den  Juden  fremd  war. 
Inzwischen  aber  hatte  diese  Tradition  schon  eine  Erweiterung  erfahren:  Clem. 
Alexandr.  (2.  Hälfte  d.  2.  Jahrh.  nach  Chr.)  weiß  in  seinem  Protreptikos  auch  von 
einer  Anwesenheit  des  Philosophen  bei  den  Ebräern.  Im  einzelnen  wurden  diese 
Berichte  mit  unglaubwürdigen,  z.  T.  ganz  unmöglichen  romanhaften  Zügen  aus- 
gestattet. So  sollte  P.  nach  Diog.  Laert.  3,  6  bei  seinem  Besuche  in  Ägypten  von  dem 
Dichter  Euripides  begleitet  gewesen  sein  (Euripides  starb  im  Frühjahr  406  vor  Chr.). 
Elemente  der  Piatonlegende  verwebt  mit  Zügen  eigener  Erfindung  Plutarch  in 
dem  Gespräch  .-reoi  tov  ^o)>cgÜTor;  hiaiiorlor  c.  7,  p.  579  (cf.  d.  Ei  6,  p.  386);  er 
läßt  hier  Sinimias  etwa  folgendes  erzählen:  zu  Memphis,  wo  der  Prophet 
Chonuphis  war,  hielten  wir  uns  philosophierend  auf,  ich  und  Piaton  und  Ellopion 
von  Peparethos,  ...  als  wir  von  Ägypten  wegfuhren,  kamen  uns  bei  Karlen  einige 
Delier  entgegen,  die  von  Piaton  als  einem  der  Geometrie  Kundigen  die  Lösung 
des  von  Apollon  ihnen  gestellten  Problems  der  Verdopplung  eines  kubischen 
Altares  erbaten;  Piaton  bezeichnete  als  Bedingung  der  Lösung  die  Auffindung 
zweier  mittlerer  Proportionalen  und  verwies  im  übrigen  die  Bittsteller  an  Eudoxos 
den  Knidier  und  an  den  Kyzikener  Helikon,  belehrte  sie  auch,  der  Gott  verlange 
nicht  sowohl  den  Altar,  als  vielmehr  die  Beschäftigung  mit  der  Mathematik.  — 
Selbstverständlich  darf  man  nicht  in  der  Methode  der  Alten,  aus  Erwähnungen 
und  Schilderungen  Piatons  auf  Autopsie  zu  schließen,  noch  weiter  gehen  uRd 
z.  ß.,  wie  es  von  neueren  Gelehrten  geschehen  ist,  aus  Theait.  179  f.  einen 
Aufenthalt  des  Philosophen  in  Kleinasien,  aus  Nomoi  834  einen  solchen  in  Kreta 
ableiten. 

Geschichtlich  ist  jedenfalls  der  Besuch  l'nter Italiens   und  Siziliens, 
ein  Ereignis,  das  wieder  tief  auch  in  Piatons  geistigen  Lebensgang  eingriff.    Ver- 


§  39.    Piatons  Leben.  199 

mutlich  war  es  der  schon  in  Griechenland  mit  Pythagoreern  angeknüpfte  Verkehr, 
der  den  Philosophen  trieb,  sich  mit  dieser  Schule  und  ihren  religiösen,  wissen- 
schat'tlichen  und  politischen  Bestrebungen  in  Unteritalien,  dem  Stammlande  ihrer 
Tätigkeit,  vertraut  zu  machen.  Dadurch  erfuhr  neben  seinem  mathematischen 
Interesse  vor  allem  seine  Neigung  zum  Mystisch-religiiisen  eine  Stärkung,  und 
damit  gelangte  das  zweite  Grundelement  zur  vollen  Entwicklung,  das  neben  dem 
sokratischen  seine  Philosophie  beherrscht.  Was  ihn  veranlaßte,  die  Reise  nach 
Sizilien  auszudehnen,  ist  mit  Sicherheit  nicht  auszumachen.  Die  im  Altertum 
geläufigste  Angabe  (Diog.  Laert.  3,  18  mit  den  Parallelen  d.  Bas.  Ausg.),  er  habe 
das  Land  und  insbesondere  seine  Vulkane  sehen  wollen,  klingt  wie  eine  Ver- 
legenheitsauskunft, ist  aber  doch,  da  man  Piatons  naturwissenschaftliche  Inter- 
essen nicht  unterschätzen  darf,  nicht  ohne  weiteres  von  der  Hand  zu  weisen. 
Ebenso  ungewiß  ist  das  Motiv  zu  seinem  Aufenthalte  am  Hofe  des  Tyrannen 
Dionysios  des  Alteren  in  Syrakus.  Doch  kann  man  daran  erinnern,  daß  schon 
seit  langem  einerseits  der  Glanz  des  sizilischen  Fürstensitzes,  andererseits  das  Ver- 
langen der  Tyrannen,  Vertreter  der  mutterländischen  Bildung  in  ihrer  L'mgebung 
zu  haben,  Größen  des  griechischen  Geisteslebens,  wie  Simonides,  Bakchylides,  Pindar, 
Aischylos,  an  den  syrakusischen  Hof  gezogen  hatten.  Piatons  Besuch  lag  also  in 
der  Richtung  einer  alten  Verkehrstradition,  der  unter  den  Sokratikern  auch  Aristippos 
luid  Aischines  folgten.  Dazu  kommt,  daß  zwischen  Archytas,  dem  Pythagoreer 
und  tarentinischen  Staatsmann,  mit  dem  Piaton  in  Verbindung  getreten  war,  und 
dem  Tyrannen  freundschaftliche  politische  Beziehungen  bestanden  zu  haben 
scheinen.  Ein  folgenreiches  Ergebnis  des  Besuches  war,  daß  Dionysios'  Schwager, 
der  etwa  zwanzigjährige  Dion,  für  Piatons  Lehre  gewonnen  wurde  und 
mit  ihm  in  ein  dauerndes  Freundschaftsverhältnis  trat.  Der  Tyrann  selbst  ^vurde 
des  freimütigen  Sittenpredigers  bald  überdrüssig  und  entledigte  sich  seiner.  Nach 
^iner  freilich  nicht  unbedingt  verläßlichen  Version  übergab  er  ihn  dem  in  diplo- 
matischer Mission  gerade  anwesenden  Spartaner  Pollis,  damit  dieser  (bei  der  Rück- 
kehr nach  Griechenland)  ihn  verkaufe  (Diog.  Laert.  3,  19  und  Parallelen  in  der 
Bas.  Ausg.;  die  Darstellung  Philodems,  Acad.  philos.  ind.  Herc.  X,  17  ff.  S.  8  M., 
für  die  gute  Quellen  in  Frage  kommen,  ist  leider  stark  verstümmelt;  zu  Meklers 
Herstellung  s.  Gott.  gel.  Anz.  1902,  963  f.).  Nicht  zu  bezweifeln  ist.  daß  Platou 
in  Aigina  auf  den  Sklavenmarkt  kam  und  von  einem  Kyrenaier  Annikeris 
(nicht  zu  verwechseln  mit  dem  S.  191  besprochenen  Philosophen)  losgekauft  wurde 
(Diog.  Laert.  3.  20  und  Parallelen;  zu  Aristot.  Phys.  B  8,  199b  20  s.  Diels,  Abh. 
d.  Berl.  Akad.  1882,  23,  1). 

Bei  seiner  Ankunft  in  Syrakus  zählte  Piaton  ungefähr  40  Jahre  (Epist.  7, 
324  a).  Der  Verkauf  muß,  da  er  mit  dem  zwischen  Athen  und  Aigina  bestehenden 
Kriegszustande  in  Verbindung  zu  bringen  ist,  nicht  sjxäter  als  387  stattgefunden 
haben. 

Nach  der  Rückkehr  in  seine  Vaterstadt  gründete  Piaton  in  dem  ,. Akademie" 
genannten  Bezirke  Athens  seine  „Schule'',  d.  h.  einen  religiösen  Verein,  dessen 
Mittelpunkt  ein  gemeinsamer  Kultus  der  Museu  bildete.  In  Verbindung  damit 
stand  geselliger  Verkehr  der  Mitgüeder  und  Wissenschaftspflege,  die  sich  neben 
der  Philosophie  im  engeren  Sinne  auch  auf  Sonderdisziplinen,  wie  Mathematik, 
Astronomie  und  Naturwissenschaften  erstreckte,  und  für  die  jedenfalls,  nachdem 
der  Philosoph  in  dem  Akademiebezirk  ein  Grundstück  erworben  und  dem  Verein 
gestiftet  hatte,  auch  äußere  Hilfsmittel  wie  naturwissenschaftliche  Sammlungen 
und  Bibliothek  zur  Verfügung  standen.  (Das  Nähere  bei  v.  Wilamowitz  und  Usener 
in  den  S.  27''  unter  F.  genannten  Arbeiten).  Zweifellos  sj^ielte  sich  der  Unter- 
richt  teils  in  der  Form  des  fortlaufenden  Lehrvortrages,   teils  in  der  Weise  des 


<2(Y  I  §  39.    Piatons  Leben. 

Dialogs  ab.  Ersteres  war  durch  den  reichen  stofflichen  Gehalt  der  zu  übermitteln- 
den Wissenschaften  geboten,  letzteres  lag  schon  nach  dem  Vorgänge  des  Sokrates 
nahe  und  ergab  sich  fast  von  selbst  aus  den  engen  persönlichen  Beziehungen  der 
Vereinsglieder. 

In  den  etwa  zwanzig  Jahren,  die  sich  Piaton  ohne  wesentliche  Unterbrechung 
der  Leitung  seiner  Schule  widmen  konnte,  muß  er  diese  zu  hoher  Blüte  und  be- 
trächtlichem Einfluß  erhoben  haben,  und  nicht  zum  wenigsten  scheint  ihr  An- 
sehen als  Vorbereitungsanstalt  zu  staatsmännischer  Tätigkeit  groß 
gewesen  zu  sein.  Eine  Reilie  von  Männern,  die  wir  später  als  Gesetzgeber  oder 
sonst  in  bedeutender  politischer  Stellung  wirken  sehen,  ist  durch  diese  Schule 
hindurchgegangen  (vgl.  die  Zusammenstellung  bei  Zeller,  Phil.  d.  Gr.  II  1*.  42(),  1). 
Der  Ruf.  den  Piaton  als  politischer  Lehrer  und  Berater  besaß,  spielte  ohne  Zweifel 
eine  Rolle  auch  als  Veranlassung  seiner  zweiten  Reise  nach  Syrakus.  Dort 
war  i.  J.  3(jS  der  jüngere  Dionysios  seinem  Vater  auf  dem  Throne  gefolgt.  Dion 
hoffte,  den  jugendlichen  Herrscher  zur  Einführung  eines  freiheitlicheren,  gesetz- 
lichen Regimentes  bestimmen  zu  können.  Piatons  Autorität  sollte  sich  dabei 
wirksam  erweisen,  und  seine  politischen  Gedanken  für  Entwurf  und 
Ausführung  der  Reformen  maßgebend  sein.  In  der  Tat  en-eichte  Dion, 
daß  der  Tyrann  den  Philosophen  zu  sich  lud  und  dieser  die  Einladung  annahm. 
Jetzt  bot  sich  ihm  Gelegenheit  zu  unmittelbarer  und  praktischer  staatsmännischer 
Tätigkeit,  und  lange  gehegte  Ideale  gewannen  Aussicht.auf  eine  wenigstens  teil- 
weise Verwirklichung.  Daß  Piaton  den  Schauplatz  einer  solchen  Betätigung  fern 
von  seiner  Vaterstadt  suchen  mußte,  war  nicht  seine  Schuld.  Nichts  ist  verkehrter 
als  Xiebuhrs  hartes  Urteil:  „Plato  war  auch  kein  guter  Bürger,  Athens  Avert  war 
er  nicht,  unbegreifliche  Schritte  hat  er  getan,  er  steht  Avie  ein  Sünder  gegen  die 
Heiligen,  Thukydides  und  Demosthenes"  (Rhein.  .Mus.  f.  Philol.,  Gesch.  u.  griech. 
Philos.  1  [1827],  196;  dagegen  F.  Delbrück,  Verteidigung  Pl.s  gegen  einen 
Angriff  auf  seine  Bürgertugend,  Bonn  1828).  Piaton  hat  von  früh  auf,  wie  sein 
7.  lirief  (324b  ff.)  zeigt,  mit  warmem  Interesse,  aber  auch  mit  immer  wieder- 
kehrender Enttäuschung  die  Entwicklung  seiner  Vaterstadt  verfolgt  in  der  Hoff- 
nung, ihr  seine  Dienste  Avidmen  zu  können,  und  unter  den  Dialogen  lassen  der 
Gorgias  und  die  Politeia  gerade  in  dem  Widerwillen  gege)i  das  Treiben  des 
Demos  und  dem  Dringen  auf  Reform  den  tiefwurzelnden  Patriotismus  erkennen. 
Aber  die  Zerfahrenheit  der  athenischen  Zustände  schloß  unter  aristokratischer  wie 
demokratischer  Regierungsform  jedes  nachhaltige  ge'deihliehe  Wirken  aus.  Anders 
lagen  die  Dinge  in  Syi"akus.  avo  unter  einem  begabten  und  Avohlmeinenden  Fürsten 
eine  gCAvaltige  Macht  in  einer  Hand  vereinigt  Avar  und  dem  Guten  dienstbar 
gemacht  Averden  konnte.  Gelang  der  Versuch,  dann  mochte  der  glückliche  Zu- 
stand des  sizilischen  Reiches  durch  sein  Beispiel  vielleicht  auch  auf  Athen  zurück- 
Avirken.  Der  Erfolg  gab  freilich  auch  in  Syrakus  der  optimistischen  Erwartung 
unrecht.  Der  Philosoph  Avurde  zwar  am  Hofe  aufs  ehrenvollste  empfangen.  Er 
gCAvann  die  persönliche  Zuneigung  des  Tyrannen  und  betrieb  mit  ihm  kurze  Zeit 
politische  Angelegenheiten.  Ein  literarisch  bedeutsames  Ergebnis  dieser  gemein- 
samen Arbeit  war  Piatons  Plan  eines  Werkes,  das  Verfassungen  und  Gesetze  für 
die  neu  zu  gründenden  Griechenstädte  Siziliens  enthalten  sollte.  Es  kam  später, 
von  seinem  ursprünglichen  Zwecke  gelöst,  in  unseren  Nomoi  zur  Ausführung. 
Schon  Avährend  des  Aufenthaltes  in  Syrakus  Avurden  —  zum  Avenigsten  teil- 
weise —  die  nachmals  in  das  Werk  aufgenommenen  „Proc'uuien"  verfaßt,  die 
in  begründender  oder  paränetischer  Absicht  den  Gesetzesbestimmungen  voran- 
gestellt werden  sollten  (Epist.  3,  310  a;  vgl.  Blaß  unten  S.  101*).  Aber  das  prak- 
tische Wirken  Avar  nicht  von  Dauer.     Eine  an  dem  Fortbestande  des  alten  despoti- 


§  :!9.     Piatons  Leben.  201' 

tische  Regimentes  interessierte  Gegenpartei  wußte  den  Verdacht  des  Tyrannen  gegeoi 
Machtgelüstc  Dions  rege  zu  machen.  Dieser  wurde  verbannt.  Platon.  den 
Dionysios  nicht  missen  mochte,  blieb,  halb  gebeten,  halb  gezwungen.  Aber  mit 
der  Beratung  jjolitischer  Reformen  war  es  vorbei.  Sein  Bestreben  war  nur  noch,. 
Dionysios  und  Dion  nach  Möglichkeit  wieder  in  ein  freundschaftliches  Verhältnis- 
zu  bringen.  Schließlich  gab  der  Ausbruch  eines  Krieges  in  Sizilien  den  Gedanken 
des  Fürsten  eine  andere  Wendung.  Platon  wurde  in  die  Heimat  entlassen  mit 
der  Zusage,  daß  nach  Friedensschluß  Dionysios  ihn  und  Dion  wieder  zu  sich, 
berufen  werde  (Plut.  Dion  14  ff.,  Plat.  ep.  3,  316dff.;  7,  320  b  ff.  338a). 

In  der  Tat  unternahm  Platon  eine  dritte  Reise  nach  Sizilien  (3G1  bis 
360  vor  Chr.),  aber  unter  Umständen,  die  jener  Zusage  nn;ht  entsprachen.  Dion 
hatte  sich  nach  Athen  begeben  und  lebte  dort  im  vertrautesten  Umgang  mit 
Platon  und  den  übrigen  Akademikern.  Auch  beim  Besuche  anderer  griechischer- 
Btädle  erwarb  er  sich  lebhafte  Sympathien.  Das  erregte  die  Furcht  des  Tyrannen.. 
Die  Rückberufung  erschien  ihm  mehr  und  mehr  gefährlich.  Andererseits  erwachte 
in  ihm  ein  starkes  Verlangen  nach  erneutem  Verkehr  mit  Platon.  Sein  Interesse- 
für Philosophie  war  erst  nach  dessen  Fortgang  erstarkt.  Aristippos,  Aischines 
und  andere  an  seinem  Hofe  anwesende  Philosophen  trugen  wohl  das  Ihrige  dazu, 
bei  und  ließen  ihn  zugleich  empfinden,  daß  seine  Kenntnisse,  mit  denen  er  gern 
Ruhm  eingeerntet  hätte,  unzureichend  waren.  So  entschloß  er  sich,  Platon  wieder 
zu  sich  zu  bitten.  Die  Rückberufung  Dions  hingegen  wurde  um  ein  Jahr  ver- 
schoben. Als  Platon  abschlug,  setzte  er  alle  Hebel  in  Bewegung.  Der  Pythagoreer 
Archytas,  zu  dem  er  durch  Piatons  Vermittlung  in  ein  freundschaftliches  Ver- 
hältnis getreten  war,  mußte  sich  bei  diesem  zugunsten  der  Reise  verwenden.  Er 
selbst  schickte  ein  Schiff,  den  Philosophen  abzuholen,  und  Freunde,  die  ihm  die 
Bitte  des  Fürsten  erneut  vortrugen.  Zugleich  meldete  er  ihm  brieflich,  er  werde,  wenn^ 
Platon  komme,  Dion  jedes  Entgegenkommen  beweisen,  im  andern  Falle  aber  alles- 
verweigern.  Nun  konnte  Platon  schon  um  seines  Freundes  willen  nicht  zögern. 
Auch  die  dringende  Bitte  des  Archytas,  der  im  Falle  der  Weigerung  Piatons  eine 
Störung  seiner  Beziehungen  zu  Dionysios  befürchtete,  fiel  ins  (3^ewicht,  und  schließ- 
lich durfte  er  auch  den  Gerüchten  von  Dionysios'  Begeisterung  für  Philosophie 
jiicht  von  vornherein  den  Glauben  versagen.  Das  Ergebnis  der  361  vor  Chr.  an- 
getretenen Reise  war  aber  wieder  nicht  glücklich.  Einem  glänzenden  Empfange- 
folgte  alsbald  eine  Trübung  des  Verhältnisses.  Die  Versprechungen  zugunsten. 
Dions  blieben  unerfüllt.  Der  Tyrann  ordnete  sogar  an,  daß  dem  Verbannten  nicht 
mehr,  wie  es  bis  dahin  geschehen  war,  die  Zinsen  seines  Vermögens  zugesandt 
werden  sollten,  und  legte  Beschlag  auf  seinen  Besitz.  Ein  anderer  ebenfalls  durch 
Wortbrueh  des  Dionysios  herbeigeführter  Zwist  kam  hinzu.  Platon  wurde  unter 
einem  Vorwande  genötigt,  die  Hofburg  zu  verlassen  und  erhielt  schließlich  (Quar- 
tier inmitten  der  ihm  feindlich  gesinnten  Siildner.  Erst  die  Vermittlung  des 
Archytas  und  anderer  tareutinischer  Freunde  ermöglichte  ihm  die  Rückkehr  nach 
Athen  (360  vor  Chr.).  Hier  widmete  er  sich  bis  zu  seinem  Tode  (unter  Archon 
Theophilos  348/7  vor  Chr.)  ausschließlich  seiner  Lehrtätigkeit  und  Schriftstellerei. 
Sein  bei  Diog.  Laert.  3,  41  ff.  erhaltenes  Testament  bietet  im  wesentlichen  nur 
ein  Inventar  seines  Privatvermögens,  das  in  der  Hauptsache  aus  zwei  Grund- 
stücken bestand,  deren  eines  er  zum  Familienfideikommiß  bestimmte.  Das  Grund- 
stück der  Schule  war  dieser,  wie  bemerkt  (S.  199),  schon  früher  zum  Eigentum 
überwiesen  worden  und  wurde  durch  das  Testament  nicht  berührt  (vgl.  v.  Wila- 
mowitz-Moellendorff,  Antig.  v.  Karystos  S.  263.  280). 

Piatons  persönliche  Eigenart,  die  mit  seiner  Philosophie  engstens  ver- 
bunden ist,  kann  nur  im  Zusammenhange  mit  seinen  Schriften    und  serner  Lehre 


.)()•)  §  40.     Piatons  Schriften. 

gewürdigt  werden.  Immerhin  mag  hier  zum  voraus  die  Charakteristilr  eine  Stelle 
finden,  die  Goethe  (Materialien  z.  Gesch.  d.  Farbenl.  3.  Abt.,  Überliefertes,  II.  Abt. 
o.  Bd.  S.  141  der  Sophien  ausgäbe)  von  ihm  entwirft:  .,PIato  verhält  sich  zu  der 
Welt,  wie  ein  seliger  Geist,  dem  es  beliebt,  einige  Zeit  auf  ihr  zu  herbergen.  Es 
ist  ihm  nicht  sowohl  darum  zu  tun,  sie  kennen  zu  lernen,  weil  er  sie  schon  vor- 
aussetzt, als  ihr  dasjenige,  was  er  mitbringt  und  was  ihr  so  not  tut,  freundlich 
mitzuteilen.  Er  dringt  in  die  Tiefen,  mehr  um  sie  mit  seinem  Wesen  auszufüllen, 
iils  um  sie  zu  erforschen.  Er  bewegt  sich  nach  der  Höhe,  mit  Sehnsucht  seines 
Ursprungs  wieder  teilhaft  zu  werden.  Alles,  was  er  äußert,  bezieht  sich  auf  ein 
•ewig  Ganzes,  Gutes,  Wahres,  Schönes,  dessen  Forderung  er  in  jedem  Busen  auf- 
zuregen strebt.  Was  er  sich  im  einzelnen  von  irdischem  Wissen  zueignet,  schmilzt, 
ja  man  kann  sagen,  verdampft  in  seiner  Methode,  in  seinem  Vortrag."  Es  folgt 
■dann  die  unten  §  46  wiederzugebende  Charakteristik  des  Aristoteles.  Ähnlich 
hatte  schon  Raffael  das  Verhältnis  der  beiden  Männer  aufgefaßt,  als  er  im  Vorder- 
grunde der  „Schule  von  Athen"  Piaton  aufwärts  zum  Himmel  und  Aristoteles  vor 
sich  hin  über  die  Erde  weisend  einander  zur  Seite  stellte  (nach  der  gewöhnlichen, 
wohl  richtigen  Deutung  des  Bildes;  anders  Herrn.  Grimm,  Preuß.  Jahrb.  1.3  |1864|, 
-•'.3  ff.  I49ff.l 

>?  4tl.  Piatons  Schriften.  Erhalten  sind  unter  Piatons 
Namen  —  abgesehen  von  einigen  schon  im  Altertum  als  unecht 
erkannten  Schriften  —  eine  Apologie  des  Sokrates,  34  Dialoge, 
eine  Reihe  von  Briefen  und  einige  poetische  Versuche.  Die 
Briefe,  die  im  einzelnen  auf  ihre  Echtheit  zu  prüfen  sind,  ergeben 
viel  für  Piatons  Leben,  wenig  für  seine  Philosophie.  Die  poe- 
tischen Stücke,  deren  platonischer  Ursprung  zweifelhaft  ist, 
bleiben  als  philosophisch  belanglos  hier  außer  Betracht.  Hin- 
gegen bilden  Apologie  und  Dialoge  neben  den  Angaben  des 
Aristoteles  die  Grundlage  unseres  Wissens  übei'  Piatons  Philo- 
.'^ophie. 

Die  Apologie,  die  als  echt  anerkannten  Dialoge  und  die 
Bricfsammlung  wurden  im  Altertum  zu  neun  Tetralogien  geordnet. 
Nicht  der  Begründer,  wohl  aber  der  wichtigste  Vertreter  dieser 
Ordnung  war  der  unter  Kaiser  Tiberius  lebende  platonische 
Oramniatiker  Thrasyllos,  nach  welchem  sie  benannt  zu  werden 
pflegt.  Von  andauernder  Bedeutung  ist  sie  dadurch,  dal^  sie 
unseren  Handschriften  und  wichtigsten  Ausgaben  zugrunde  liegt. 

Es  ist  sicher,  daß  die  thrasyllischen  Tetralogien  auch  tat- 
sächlich Unechtes  enthielten.  Die  Prüfung  der  Echtheit  der 
einzelnen  Werke  ist  daher  Aufgabe  der  modernen  Kritik.  Neben 
diesem  Problem  steht  als  zweites  die  Feststellung  der  Ab- 
fassungszeit und  chronologischen  Reihenfolge  der 
<^chten  Werke  im  Vordergrunde  der  „platonischen  Frage".  Als 
Kriterien  konnnen  für  die  Echtheitsprüfung  neben  der  immerhin 
ins  Gewicht    fallenden  Zugehöi-igknit  zum  thrasylhschen  Corpus 


§  40.    Piatons  Schriften.  203 

dio  folgenden  in  Betracht:  1)  Antike;  Zeuo-njs.sc  (insbesondere  des 
Aristoteles),  2)  der  sachliche  Inhalt  der  betreffenden  Schrift, 
3)  ihr  künstlerischer  Aufbau,  und  4)  ihre  Sprache.  Außer  diesen 
nämlichen  Kriterien  stehen  für  die  Entscheidung  über  Abfassungs- 
zeit und  chronologische  Folge  der  Werke  noch  die  in  ihnen  ent- 
haltenen Anspielungen  auf  Personen  und  ^'orgänge  der  Zeit- 
geschichte und  die  Beziehungen  eines  Werkes  auf  ein  anderes 
als  Indizien  zur  Verfügung. 

Die  Feststellung  der  zeithchen  Abfolge  der  platonischen 
Schriften  ist  um  so  wichtiger,  wenn  sich  in  ihnen  der  eigene 
philosophische  Werdegang  ihres  Verfassers  widerspiegelt. 
Diese  (genetische)  Auffassung  ist  von  K.  Fr.  Hermann  der 
(methodischen)  Sclileiermachers  entgegengesetzt  worden,  nach 
der  die  Reihenfolge  der  Schriften  durch  den  didaktischen  Plan 
bedingt  ist,  die  in  der  Hauptsache  von  Anfang  an  fertige  Lehre 
Piatons  den  Lesern  stufenmäßig  zum  Verständnis  zu  bringen. 
Schleiermachers  Auffassung  ist  neuerdings  nach  P.  Shoreys  Vor- 
gange von  H.  \.  Arnim  mit  Einschränkung  wieder  aufgenommen 
worden.  Die  folgende  Darstellung  bekennt  sich  zur  genetischen 
Auffassung  K.  Fr.  Hermanns,  ohne  damit  in  Abrede  stellen  zu 
wollen,  daß  bei  der  Einfügung  des  einen  oder  andern  Dialogs 
das  methodische  Prinzip  hereingespielt  haben  könne.  Von  diesem 
Standpunkte  aus  sondern  wir  die  sicher  oder  mit  überwiegender 
Wahrscheinlichkeit  echten  Werke  in  Gruppen,  die  den  Phasen 
im  philosophischen  Entwicklungsgange  ihres  Verfassers  ent- 
sprechen. Innerhalb  der  Gruppen  ordnen  wir  die  einzelnen 
Schriften  chi'onologisch.     So  unterscheiden  wir: 

I.  Jugendschriften:  Apologie,  Kriton  (diese  beiden  zeitlich 
nicht  genauer  fixierbar),  Ion,  Protagoras,  Ladies,  Politeia  B.  I, 
Lysis,  Charmides  und  Euthj^phron.  —  In  diesen  Erzeugnissen 
geht  Piaton  in  allem  Wesentlichen  über  den  Standpunkt  seines 
Lehrers  Sokrates  nicht  hinaus.  Insbesondere  fehlt  noch  die  für 
seine  spätere  Philosophie  charakteristische  Ideenlehre.  Den  vor- 
wiegenden Inhalt  der  Dialoge  dieser  Gruppe  bilden  ethische  Be- 
griffsbestimmungen. 

II.  Schriften  einer  Übergangsperiode:  Gorgias,  Menon, 
Euthydemos,  Kl.  Hippias,  Kratylos,  Gr.  Hippias  und  Menexenos. 
—  Das  nüchterne  Interesse  für  logisch-ethische  Sehulfragen  weitet 
sich  hier  zur  temperamentvollen  Stellungnahme  in  dem  politischen 
und  Weltanschauungskampfe  der  Gegenwart.  Das  sokratische 
Wesen  tritt  damit  in  scharfen  Gegensatz  zu  der  Sophistik  und  der 
ihr   gesinnungs verwandten    athenischen    Demokratie.      Mit    der 


204  §  40.    Piatons  Schriften. 

sokratischon  Lehiv  aber  verbinden  sich  vorsükratischc,  ins- 
besondere or})hiseh-pythn<iüreisehe  Anschauungen.  In  diesem 
Boden  keimt  die  platonische  Präexistenz-  und  UnsterbUchkeits- 
theorie.  und  die  logische  Begi-iffslehre  bereitet  sich  zur  onto- 
logischen  Erweiterung  und  ^"ertiefung■  in  der  Ideenlehre. 

III.  Schriften  der  reifsten  Mann  es. jähre:  Symposion, 
IMiaidon,  Politeia  HB.  11 — X  und  Phaidros.  —  Die  nunmehr  voll 
ausgestaltete  Ideenlehre  rückt  in  den  Mittelpunkt  des  platonischen 
Denkens  und  wird  grundlegend  für  Erkenntnistheorie,  Metaphysik,, 
Psychologie,  Ethik,  Politik  und  Ästhetik. 

IV.  Schriften  der  Altersjahre:  Theaitetos,  Parmenides, 
Sophistes,  Politikos,  Philebos,  Timaios,  Kritias,  Nomoi  und 
Epinomis.  —  Die  onfologische  Bedeutung  der  Ideenlehre  tritt 
jetzt,  ohne  aufgegeben  zu  werden,  gegenüber  der  logischen  in 
den  Hintergrund,  für  die  sich  ein  um  so  lebhafteres  Interesse 
kundgibt.  Namentlich  finden  die  Fragen  der  Einteilung  und 
Zusanmienfassung  sowie  der  Prädikation  erhöhte  Aufmerksamkeit. 
Hand  in  Hand  mit  dem  Zurücktreten  des  Metaphysischen  geht 
eine  stärkere  und  wohlwollendere  Beachtung  des  sinnhch  Realen 
und  des  geschichtlich  Gegebenen.  Der  Timaios  setzt  natur- 
wissenschaftliche und  medizinische  Studien  voraus,  Politikos  und 
Nomoi  zeigen  eine  eingehendere  Berücksichtigung  der  tatsäch- 
lichen Bedingungen  des  staatlichen  Lebens,  die  eine  Herab- 
spannung der  Anforderungen  politischer  Idealität  zur  Folge  hat. 
Dem  Zurückstellen  der  eigenen  zentralen  Lehre  geht  zur  Seite 
eine  verstärkte  teils  ablehnende,  teils  billigende,  teils  vermittelnde 
Beschäftigung  mit  fremden  Theoremen.  Besonderen  Einfluß  ge- 
winnt pythagoreische  Lehre  und  Frömmigkeit. 

Uberlieterung.  Unsere  Textesquellen  sind  a)  Zahlreiche  J*apyri.  Dieselben 
l)ringen  im  ganzen  nicht  den  Nutzen,  den  man  bei  ihrem  hohen  Alter  erwarten 
könnte.  Sie  zeigen  vielmehr,  daß  die  wesentlichen  Verderbnisse  schon  sehr  früh 
in  tlen  piaton.  Text  eingedrungen  sind  und  dieser  Text  schon  wenige  Generationen 
nach  riaton  im  großen  und  ganzen  so  aussah,  wie  ihn  uns  die  mittelalterlichen 
Handschriften  darbieten.  Die  Ausgaben  der  Papyri  im  Zusammenhange  mit  der 
darüber  handelnden  Literatur  s.  unten  im  Literatu.rverzeichnis  S.  78*  f.  b)  Die 
mittelalterlichen  Handschriften,  c)  Die  indirekte  Überlieferung  in  den  Anfüh- 
rungen der  antiken  Schollen,  der  Kommentatoren,  des  Stobaios  u.  a.  Da  die 
Kommentatoren  z.  T.  die  Lemmata  vollständig  ausschreiben  (so  z.  B.  der  auf 
Papyrus  erhaltene,  von  Diels  und  Schubart  (Berlin  1905)  herausgegebene  anonyme 
Theaitetkommentator),  so  erhalten  wir  aus  dieser  Quelle  oft  für  längere  Partien 
den  ununterbrochenen  plat.  Text.  Voraussetzung  für  die  Ausnützung  dieser 
Textescjuelle  sind  gute  kritische  Ausgaben  der  Kommentare,  wie  solche  bis  jetzt 
nur  für  einen  Teil  derselben  vorliegen.  Kurze  Übersicht  über  die  Überlieferungs- 
yerhältnisse  bei  Christ-Schmid.  Gesch.  d.  griech.  Lit.  I«  S.  717.  Näheres  in  de» 
im  Litenituranhang  S.  78*  f.  verzeichneten  Arbeiten. 


§  40.     Piatons  Schriften.  205 

Von.  der  Bescliäf tigung  des  Altertums  mit  l'latons  Schriften 
sind  uns  zahlreiche  Reste  erhalten.  Hier  kommen  zunächst  die  oben  S.  19i>  ff. 
verzeichneten  antiken  Arbeiten  über  l'laton  im  allgemeinen  in  Betracht.  Ferner 
gehören  hierher  die  Kommentare  (so  der  im  zweiten  Jahrh.  nach  Chr.  verfaßte,  auf 
Papyrus  erhaltene  anonyme  Kommentar  zum  Theaitet  |s.  §  70|,  Kommentare  bezw. 
Kommentarfragmente  des  Galenos  [s.  §  71J,  Proklos,  Damaskios  |s.  §  83],  Henneias, 
Olvmpiodoros  [s.  i;  84 1,  Chalcidius  js.  §  85],  Reste  eines  neuplat.  Parinenides- 
koinmentars  |W.  Kroll,  Rhein,  Mus.  47  [1892],  .ö99— 627|),  Einleitungsschriften 
(wie  die  des  Albinos  [s.  §  701),  Schollen,  Inhaltsübersichten  (Arist.  Fragm. 
S.  164  [vor  fragra.  2001  Rose,  fragm.  180;  Papyr.  Berol.  9766  |Berl.  Klassiker- 
texte Heft  2  S.  53f.|),  das  Lexikon  des  Timaios,  die  mathematische  Erklänings- 
schrift  des  Theon  von  Smyrna  (s.  §  70),  die  Behandlung  einzelner  l'robleme 
bei  Plutarch  {n/.nrarty.a  ^ijTijfHiTn,  Ihgi  tTj^  tr  l'i/iaio>  ij'i'yoyon'a;).  Unter  dem 
heute  Verlorenen  ist  besonders  der  Timaioskommentar  des  Poseidonios  wegen 
seines  weitreichenden  Einflusses  auf  das  spätere  Altertum  von  \\'ichtigkeit. 
Weitere  antike  Arbeiten  zum  Timaios  bei  H.  Krause,  Studia  Neoplaf.,  Lipsiae  1904, 
Diss.,  S.  46  ff.  Antike  Literatur  zum  Streit  Piatons  gegen  Homer  oei  Christ- 
Schmid,  Gesch.  der  griech.  Lit.  1«  S.  81  Anm.  7.  Didymus  |der  bekannte  Gram- 
matiker dieses  Namens  kann  nicht  in  Frage  kommen]  Ilfgi  rtor  d-Tonnr/iyron-  jraoä 
W.ÜTioii  /.f^gfor  ed.  E.  Miller,  Melanges  de  litt,  grecque,  Paris  1868,  S.  399  bis  406. 
Über  Thrasyllos  s.  u.  §  70. 

Gesamtausgaben  der  Werke: 

Die  Werke  Piatons  sind  zuerst  lateinisch  in  der  Übersetzung  des  Mar- 
silius  Ficinus  zu  Florenz  1483-1484  erschienen,  wiederabgedr.  Venet.  1491  u.  ö., 
griechisch  zuerst  Venet.  1513  bei  Aldus  Mamitius  (unter  Mitwirkung  des  Marcus 
Musurusi.  Hierauf  folgte  zunächst  die  durch  Johannes  Oporinus  und  Simon 
Grynaeus  veranstaltete  Ausgabe  Basileae  apud  Joh.  Valderum  1534,  dann  die  Aus- 
gabe ßasileae  apud  Henricum  Petri  15.56,  danach  die  durch  Henricus  Stephanus 
veranstaltete  Ausgabe  (nebst  der  Übersetzung  des  Joh.  Serranus),  3  voll.,  Par.  1578, 
nach  deren  Seitenzahlen,  die  auch  den  meisten  neueren  Ausgaben  beigedruckt  sind, 
zitiert  zu  werden  pflegt.  Die  Ausgabe  des  Stephanus  wurde  wieder  aufgelegt  zu 
Lyon  1.590  mit  der  Übersetzung  des  Ficinus  und  Frcf.  1602.  Neue  Gesamtaus- 
gaben sind:  die  zu  Zweibrücken  1781—1787  erschienene  (von  den  sog.  Bipontinern 
G.  Chr.  Croll,  Fr.  Chr.  Exter  u.  J.  Val.  Embser  veranstaltet,  zu  der  auch  die 
Argumenta  dial.  Plat.  expos.  et  ill.  a  D.  Tiedemanno,  Biponti  1786,  gehören); 
ferner  die  Tauchnitzsche  Ausgabe,  Lpz.  1813—1819,  1829,  1850;  die  von  Imraan. 
Bekker  veranstaltete,  Berl.  1816—1817,  nebst  Kommentar  u.  Scholien,  ebd.  1823, 
auch  London  1826;  von  F.  Ast,  Lpz.  1819-1832;  von  Gottfried  Stalibaum, 
Lpz.  1821—1825,  1833  ff.,  Prolegomenis  et  commentar.  illustr.  (später  von  ver- 
schiedenen wieder  herausgegeben,  so  der  Protagoras  von  J.  S.  Kroschel  1882, 
Menon.  Euthyphron,  Theages.  Erasten  und  Hipparch  von  A.  R.  Fritzsche  1885, 
der  Theaitetos  von  M.  Wohlrab  1891,  der  Sophistes  von  Otto  Apelt,  Lpz.  1897), 
in  einem  Bande  ebd.  1850  und  1875;  von  Baiter,  Orelli  und  Winckelmann, 
Zürich  1839—1842,  1861  ff.;  P.s  Werke  griech.  u.  deutsch,  Leipz.  bei  Engelmann 
1841  ff.;  die  Teubnersche  Ausgabe  ex  recognit.  Gar.  Frid.  Hermanni,  Leipzig 
zuerst  1851 — 1853,  neuerdings  bearbeitet  von  Wohlrab;  gr.  u.  lat.  von  C.  E.  Ch. 
Schneider  u.  R.  B.  Hirschig,  Par.  1846 — 1856;  die  kritische  Ausgabe  von 
Martin  Schanz,  Lpz.  1875  ff.,  unvollendet  (Bd.  III  fasc.  2,  Bd.  IV.  X.  XI. 
XII  fasc.  2  fehlen,  Bd.  I  und  V  sind  vergriffen),  von  demselben  auch  eine 
Stereotyp-Ausg.  Oeuvres  de  PL  von  M.  Barthelemy  Saint-Hilaire,  Par.  1896. 
Recogn.  brevique  adnotatione  critica  instruxit  loannes  Burnet,  5  Bde.,  Oxford 
1899 — 1906,  beste  kritische  Ausgabe.  TJ/mtcov  f$  fg/njvfiag  y.al  Sioo&iöofco^  ^:tvq. 
MLogaiTor;  bis  jetzt  3  Bde.  erschienen,  Athen  1905,  Leipz.  19Ö8.  1913  (zum 
1.  Bde.  /'.  Ä'.  Faoötxn^,  Kgiat?  liig  vrto  2\t.  McooaiTov  TlXaton'ixfj^  ty.hönFoyi,  Athen 
1908). 

Übersetzungen  sämtlicher  Werke: 

Piatons  W'^erke,  von  F.  Schleier m acher  (Übersetzung  und  Einleitungen) 
I,  1  u.  2,  II,  1-3,  Berl.  1804—1810;  neue  verb.  Aufl.  ebd.  1817-1824;  III,  1 
(Staat),  ebd.  1828;  3.  Aufl.  von  I  und  TI  und  2.  Aufl.  von  III,  1,  ebd.  1855—1862; 
daraus  einzelne  Gespräche  neu  herausg.  von  O.  Güthling  in  Reclams  Univ.-Bibl., 
die  Politeia  auch  im  Meinerschen  Verlag  (s.  unten).  —  Piatons  sämtliche  Werke, 
übersetzt  von  Hieron.  Müller,  mit  Einleitungen  begleitet  von  Karl  Steinhart  (Ein- 


0(XJ  §  40.     riatons  Schriften. 

leitungeil  sehr  braiuhbar).  8  Bde..  Leii^zig  1850—1800,  —  l'latoiis  Werke  (iiv 
der  Osiander-bchwabschen  Bammlung.  zum  Teil  in  wiederholten  Auflagen):  Gespr. 
z.  Verherrlichung  des  Sokr.  übers,  v.  L.  Georgii  u.  Franz  Suseniihl;  Gespr.  prakt. 
Inh.  von  Susemihl.  Georgii  u.  J.  Deuschle;  Dialekt.  Gespr,  v.  Deuschle  u.  Suse- 
mihl;  Die  pl.  Kosmik  v.  W.  S.  Teuffel,  W.  Wiegand  u.  Suseraihl;  Zweifelhaftes 
und  Unechtes  v.  Wiegand  u.  Susemihl,  Stuttgart  bei  J.  B.  Metzler,  1S53  ff.  — 
Piatons  Werke  übers.  (^Phaidon,  Gastmahl,  l*haidros,  Staat,  Apol.  von  Karl  Prantl. 
Euthyphron  und  Kriton,  Protag.,  Laches  von  Ed.  Eyth;  Gorgias  von  Karl  Conz  usw., 
z.  T.'  IM  wiederholten  Auflagen),  Stuttgart  bei  Karl  Hoffmann.  1 854  ff.,  jetzt 
Berlin-Schöneberg  bei  Langenscheidt.  —  Piatons  Werke  übers,  mit  Einleitungen, 
Inhaltsdarsielhmgen,  Anmerkungen  und  Register  (Staat  von  Fr.  Schleiermacher, 
;{.  Aufl.  durchgesehen  v.  Th.  Siegert:  Gorgias,  Menon,  Phaidon,  Philebos.  Politikos, 
Sophistes,  Theätet  [einzeln |  von  Otto  Apelt;  Gastmahl  von  Kurt  Hildebrandt, 
Phaidros  von  Konst.  Ritter;  in  Vorbereitung:  Hippias  I  und  II,  Ion  von 
Otto  Apelt,  Gesetze  von  demselben,  Laches  und  Euthyphron  von  Gustav  Schneider), 
Leipzig  bei  F,  Meiner  (Philosophische  Bibliothek).  —  Gesamtausg.  d.  \N'erke  von 
Piaton  (Einführung  in  Pl.s  Leben  und  Werke  von  M,  Wundt;  Apologie  und 
Kritou  von  O.  Kiefer;  Ion,  Lysis  und  Charmides  von  R,  Kassner;  Euthyphron, 
Laches  und  Hippias  II  von  K,  Preisendanz;  Gorgias  und  Menon  von  demselben; 
Protagoras  und  Theaitetos  ebenso;  Gastmahl,  Phaidros  und  Phaidon  [auch  einzeln) 
von  R,  Kassner;  der  Staat  von  K,  Preisendanz;  Parmenides  und  Philebos  von 
O.  Kiefer;  Timaios.  Kritias  und  das  10.  B.  der  Gesetze  von  demselben!,  Jena 
bei  Diederichs.  —  Auswahl  aus  Pl.s  Schriften  in  Übers,  von  Gust.  Schneider, 
Stultg.  o.  J. 

Französische  Übersetzung  von  Vict.  Cousin,  12  Bde.,  Paris  1822—18-10,^ 
neue  Ausg.  v.  J.  Barthelemy  St.-Hilaire.  1896  ff.  —  von  E.  Chauvet  und  A.  Saissct, 
10  Bde..  Paris  1S63,  wieder  aufgel.  1866  ff.  1878  ff.  — 

Englische  Übersetzung:  The  dialogues  of  PI.  transl.  into  English  wiih 
analysis   and  introductions  by  Benj.  Jowett,  5  Bde.,  Oxf.  1871,  3.  Aufl.  1892. 

Italienische  Übersetzungen  von  Eng.  Ferrai.  4  Bde..  Padua  1873 — 1883:  von 
Rugg.  Bonghi,  13  Bde.,  Turin,  Rom.  Florenz  1880—1904, 

Sammelausgaben  größerer  Reihen  von  Schriften,  Chresto- 
mathien (mit  Einleitungen  und  Erläuterungen): 

Dialogi  selecti  cura  Ludov.  Frid.  Heindorfii,  ad  apparatum  Imm.  Bekkeri 
lect.  denuo  emend.  Ph.  Buttmann,  4  Bde.,  Berl.  1802—1829.  I:  Lysis,  Charmides, 
Hippiaij  maior,  Phaedrus.  II:  Gorgias.  Theaetetus.  III:  Cratylus,  Euthydemus, 
Parmenides.  IV:  Phaedo,  Protagoras.  Sophistes.  —  Pl.s  ausgew.  Schritten  von 
Chr.  Cron.  J.  Deuschle  u.  a.  (mit  deutschen  erklär.  Anm.),  Leipzig  (Teubner): 
I:  Apol.,  Kriton  v.  Chr.  Cron,  12.  Aufl.  v.  H.  LTile;    II:  Gorgias  von  J.  Deuschle, 

5.  Aufl.  V.  W.  Nestle  (1909-  III  1:  Laches  v.  Chr.  Cron,  5.  Aufl.;  III  2:  Euthy- 
phron V.  M.  Wotlrab,  4.  Aufl.;    IV:  Protagoras  von  J.  Deuschle  und  Chr.  Cron, 

6.  Aufl.  von  W.  Nestle  11910);  V:  Sympos.  v.  A.  Hug,  3.  Aufl.  v.  H.  Schöne 
a90£)i;  VI:  Phaedon  von  M.  Wohlrab,  4.  Aufl.:  VII:  Politeia,  I.  Buch,  von 
M.  Wohlrab.  —  Pl.s  ausgew.  Dial.  erkl.  v.  H.  Sauppe,  Berlin  (Weidmann):  (I  nicht 
ersch.).  II:  Protagoras,  4.  Aufl.  (1884),  III:  Gorgias  hrsg.  v.  A.  Gercke  (1897l.  — 
Pl.s  ausgew.  Dial.  erkl.  v.  C  Schmelzer,  9  Bde.,  Berlin  i  Weidmann) :  Phaidros,  Gorgias. 
Phaidon,  Apol.  u.  Kriton  (2.  Aufl.  v.  H.  Petersen,  1912),  Sympos.  (2.  Aufl.  v. 
Chr.  Härder,  1915),  Menon  u.  Euthyphron,  Politeia  (in  zwei  Abteil.),  Charmides  u. 
Lysis,  Laches  u.  Ion.  —  Pl.s  ausgew.  Dial.  erkl.  v.  H.  Petersen,  2  Bde..  Berlin 
(Weidmann):  Apologie  u.  Kriton  nebst  Abschnitten  aus  anderen  Schriften.  2.  Aufl. 
1910;  Protagoras.  —  M.  Schanz,  Samml.  ausgew.  Dial.  Pl.s  mit  deutschem  Komm., 
Leipz. :  Euthyphron,  Kriton,  Apologie;  in  der  Einl.  z.  dieser  letzteren  S.  5 — 112 
ergiebige  Untersuchungen  zu  der  Philosophie  und  dem  Prozesse  des  Sokrates.  — 
Apologie,  Kriton.  Euthyphron,  Gorgias,  Laches,  Phaidon,  Protagoras  (Einzelausg. 
mit  Einl,  u.  Erkl.)  von  A.  Th.  Christ  (Wien,  Tempsky).  —  Apologie,  Kriton, 
Laches,  Euthyphron  von  A,  von  Bamberg  (Bielef.  u.  Leipz.).  —  Euthyphro,  Apol., 
Crito,  Phaedo.  Prot.  rec.  H.  v.  Herwerden.  Lugd.  Bat.  —  K.  Huemer,  Chrestomathie 
aus  PI.  nebst  Proben  aus  Aristoteles.  \4'ien  li.  Leipzig  1910.  —  H.  Röhl.  Auswahl 
aus  PI.  I  Protag,,  Laches,  Menon,  Gorgias,  Euthydemos),  Münster  1910.  —  Gust. 
Schneider,  Lesebuch  aus  PI.  und  Aristoteles,  .3.  Aufl.,  Wien  u.  Leipz.  1912.  — 
Weißenfels,  Auswahl  aus  d.  griech.  Philosophen.  1.  Teil:  Ausw.  aus  PI.,  3.  Aufl. 
bes.  V.  Eug.  Grünwald.  —  The  myths  of  PI.  transl.  with  introd.  and  other  obser- 
vaüons  by  J.  A.  Stewart,  Lor.don'l905. 


§  40.     riatons  Schriften.  -JOT 

Ausgaben    und    Übersetzungen    kleinerer   Reihen    von    Schritten 
und  einzelner  Schriften. 

A/K/loyie,  Krifoii,  Eiitlujphron :  Euth.,  Apolog.  u.  Krit.  v.  Fr.  Aug.  ^^'olf. 
Berl.  ]812.  Apol.  von  .T.  Riddel,  Oxf.  IStj"  (mit  Digest  ot'  idloms,  s.  unten  S.  83*"). 
Eiithvphr.  bv  .1.  Adam,  Cambridge  1890,  bv  W.  A.  Heidel,  New  York.  Crito  bv 
A.  S."  Owen',  London  1903,  by  A.  F.  Watt,  London  IQOf),  by  tntors  of  the 
Correspondance  College.  Lond.  1905.  Apology  by  H.  Williamson,  London  19'''8. 
Apol.  u.  Krit.  (mit  Absehn,  aus  Phaidon  u.  Symp.)  v.  A,  Th.  Christ,  5.  Aufl., 
Leipz.  1908.  Euth.  by  G.  Stock,  Oxf.  1909.  Crito  and  Euthyphr.  by  A.  F.  Watt 
and  T.  R.  Mills,  London  1911.  Lapol.  di  Socr.  dichiar.  da  E.  Ferrai,  2.  ed.  riv. 
da  C.  O.  Zuretti.  Torino  1912.  11  Critone  dichiar.  da  E.  Ferrai,  2.  ediz.  riv.  da 
G.  Fraccaroli,  Torino  1912.  Apol.  u.  Kriton  (mit  Abschn.  aus  Phaidon  u.  Symp.j 
V.  Ferd.  R<tsiger,  3.  Aufl.,  Leipz.  1913.  Apol.  u.  Krit.  (mit  Abschn.  aus  Phaidon, 
Symp.  u.  Politeia)  v.  G.  Grimmelt,  2.  Aufl.,  Münster  1914.  Apol.  u.  Krit.  von 
H.  Bertram,  7.  Aufl.  v.  L.  Koch,  Gotha  1914.  Apol.  of  Socr.  and  Crito  r\}..  by 
L.  JDyer,  rev.  by  Th.  D.  Seyraour.    Apol.  and  Crito  by  J.  Flagg. 

Für  den  Euthyphron  s.  auch  T.  R.  Mills  unter  dem  Menexenos. 

Apologie,  Kriton,  Phaidon  übers,  von  H,  Zimpel,  Breslau  1888.  Verteidigung 
(I.  Sokrates,  Kriton,  deutsch  v.  E.  Horneffer,  Leipz.  1909  (Antike  Kultur  Bd.  4j. 
Apol.  u.  Kriton  v.  O.  Kiefer,  Euthvphron  v.  Gust.  Schneider  u.  K.  Preisendanz 
8.  oben  S.  206.  Apol.  von  H.  St.  Sedlmayer,  Wien  1899  (mit  Einl.  u.  Erlant.). 
Apol.  and  Crito,  a  new  transl.  with  the  Greek  text  by  Ch.  L.  Marson. 

Ion:  Prolegom.  vindic.  et  brevi  annot.  expl.  G,  G.  Nitzsch,  Lips.  1822. 
With  introd.  and  notes  by  St.  G.  Stock,  Oxford  1909.  With  introd.  and  notes 
by  M.  Macgregor.  Cambridge. 

Übers,  v.  O.  Apelt  und  R.  Kassner  s.  oben  S.  206.  Platonuv  Ion  (tschechische 
Übersetzung  mit  Einleitung)  von  R.  Xeuhöfer,  Brunn  1908,  Pr. 

Protagoras :  ed.  Jos.  Kral,  Lipsiae  1886;  by  B.  D.  Turner,  Lond.  1891;  by 
J.  Adam  and  A.  M.  Adam,  Cambr.  1893  (with  introd.,  notes  and  append.i;  von 
H.  Bertram,  3.  Aufl.  von  Fr.  Lortzing,  Gotha  1904;  von  W.  Olsen,  Halle  a.  S. 
1909  (m.  Einl.  u.  Komm.). 

Übers,  von  K.  Preisendanz  s.  oben  S.  206. 

Ladies:  ed.  Jos.  Kral  *,  Lips.  Vind.  1902;  erkl.  v.  H.  Bertram,  2.  Auti.  v. 
Joh.  Nuseer,  Gotha  1903;  Laches  und  Euthyphron  von  A.  v.  Bamberg,  Bielef.  u, 
Leipzig  1903. 

Übers,  von  Gust.  Schneider  und  K.  Preisendanz  s.  oben  S.  206. 

Cfiarmüles:  ex  rec.  L.  Fr.  Heindorfii  curis  Ph.  Buttmanni,  Lips.  1839. 

Übers,  v.  K.  Kassner  s.  oben  S.  206. 

Lysis:  ex  rec.  L.  Fr.  Heindorfii  curis  Phil.  Buttmanni,  Lipsiae  1839. 

Übers,  von  K.  Kassner  s.  oben  S.  206. 

Gorgias:  von  .J.  Stender,  Halle  a.  S.  1900  (mit  Einl.  u.  Komm.);  with  Eng- 
lish  notes,  introd.  and  append.  bv  W.  H.  Thompson,  London  and  New  York  1S94; 
da  D.  Menghini,  Milano  1912.     Gercke  s.  S.  206. 

Übers,  v.  Geo.  Schultheß  (neu  bearb.  v.  Sal.  Vögelin),  Zürich  1857;  Textor. 
Bielefeld  1911;  O.  Apelt  und  K.  Preisendanz  s.  oben  S.  206. 

Menon:  with  introd.,  notes  and  excurs.  by  E.  S.  Thompson,  Lond.  1901;  with 
introd.  and  notes  by  St.  G.  Stock»,  Oxf.  1904. 

Übers,  von  O.  Apelt  und  K.  Preisendanz  s.  oben  S.  206. 

Euthydemos :  erkl.  von  Mart.  Schanz,  Würzb.  1874;  with  introd.  and  notes 
by  G.  H.  Wells,  Lond.  and  Cambridge  1881 ;  by  E.  H.  Gifford,  Oxf.  1905. 

Hippias  minor:  by  G.  Smith,  London  1895  (zusammen  mit  dem  loni. 
Übers,  von  O.  Apelt  und  K.  Preisendanz  s.  oben  S.  206. 

Hippias  maior :    in  usum  schol.  ex  rec.  L.  Fr.  Heindorfii   curis  Phil.  Butt- 
manni, Lips.  1839;  by  G.  Smith.  London  1894. 
Übers,  von  O.  Apelt  s.  oben  S.  206. 


-2{)^  ^  40.     Piatons  Schriften. 

Kratijlus :  {jraeoe  et  lat.,  ann.  critic.  et  grammat.  ill.  a.  loa.  Frid.  Fischer, 
iLipsiae  17'92— 1799. 

Mcncxrnot<:  rec,  e  Graeco  in  Lat.  oonv.  et  comm.  illustr.  Vitus  Loers, 
•L'oloniae  1824;  ed.  by  Ch.  Edw.  Graves.  I^ondon  1881  (zusammen  mit  dem 
Euthyphron);  with  introd.  and  notes  by  T.  R.  Mills,  Oxf.  1902  (mit  d.  Euthyphron); 
with  introduct.  and  notes  by  J.  A.  Shawyer,  Oxf.  1906. 

.'<y)nposion :  ed.  F.  A.  Wolf,  Leipz.  1782;  ed.  O.  Jahn,  ed.  II.  ab  H.  Usener 
reco^ii..  Bonn  1875;  ed.  cum  comm.  crit.  G.  F.  Rettig,  Halle  a.  S.  1875;  erkl.  v. 
•G.  F.  Rettig,  Halle  a.  Ö.  1876;  with  introd..  crit.  notes  and  comment.  bv  R.  G. 
Rury.  Cambr.  1901».     Hug- Schöne  s.  o.  S.  206. 

Übersetzt  von  Ed.  Zeller,  Marb.  1857  (mit  Erläuterung);  Arth.  Jung.  2.  Aufl., 
Leipz.  1000  (Philos.  Bibl.  Bd.  81).  Fr.  Ast  und  K.  Lehrs  s.  unter  dem  Phaidros. 
Kurt  Hildebrandt  und  R.  Kassner  s.  oben  S.  206.    Dänische  Übers,  v.  H.  Raeder. 

Pliaiilo)t:  explan,  et  cmend.  proleg.  et  annot.  Dan.  Wyttenbachii,  Lugd.  Batav. 
ISIO,  (mit  Supplementen  und  griech.  Seholien)  Lips.  1825;  with  introd.,  notes  and 
append.  by  R.  D.  Archer-Hind  '^,  Lond.  New  York  1894;  by  H.  Williarason,  Lond. 
19*>4  kurze  Bearb.  d.  Ausg.  v.  Archer-Hind);  mit  Einl.  u.  Komm,  von  J.  Stender, 
Halle  a.  S.  1897  (Klassikerausg.  d.  griech.  Philos.  II);  von  K.  Linde,  Gotha  19*>2; 
with  introd.  and  notes  by  John  Burnet.  Oxf.  1911  (in  der  Einleitung  eigenartige 
Ansieht  über  das  Verhältnis  des  platonischen  z.  geschichtlichen  Sokrates;  s.  o. 
•  S.  151):  Phaidonpapynis  her.  von  Mahaffy  s.  S.  78''  zu  §  40. 

Übers,  v.  Fr.  Aug.  Nüßlin,  Mannh.  1855.     O.  Apelt  u.  R.  Kassner  s.  o.  S.  206. 

Polilriu :  rec.  atque  explan.  Fr.  Ast,  Lips.  1814;  rec.  et  ann.  crit.  instrux. 
•L'ar.  Em.  Chr.  Schneiaer,  Lips.  1830 — 1833,  dazu  Additamenta,  Lips.  1854;  with 
notes  and  essays  by  B.  Jowett  and  L.  Campbell,  3  voll..  Oxf.  1894  (darin 
•Campbells  bemerkenswerte  Abhandlungen:  On  the  position  of  the  Sophistes, 
Politicus  and  Philebus  in  the  order  of  the  piaton.  dial.  etc..  und:  On  Pl.'s  use  of 
languaee,  s.  u.  S.  83*;;  with  crit.  notes.  comm.,  append.  (and  Indexes)  bv  J.  Adam, 
London  1902;  Auswahl  von  K.  Nohle  mit  Einl.  u.  Anm.,  Halle  a. 'S.  1898.  — 
Zahlreiche  Ausgaben  einzelner  Bücher. 

Übers,  ins  Deutsche  von  F.  K.  Wolff,  Altona  1799;  H.  Kleuker,  Wien  und 
Prag  18«  15;  K.  E.  Chr.  Schneider,  Breslau  1839.  1850;  A.  Horneffer,  Leipz.  1908; 
Schleiermacher  u.  Preisendanz  s.  o.  S.  206;  ins  Englische  v.  Benj.  Jowett,  Oxf.  1881 
u.  ü.;  J.  L.  Davies  und  D.  J.  Vaughan.  London  1892;  Svdenham  und  Tavlor, 
cev.  V.  Rouse.  London  1906;  H.  Spens.  London  1906;  B.  I  ü.  II  von  G.  H.  Wells, 
London  1905. 

Phaidrot::  recens.,  Hermiae  scholiis  suisque  comm.  instr.  P"r.  Ast,  Lips.  1810. 
1830;  with  Engl,  notes  and  dissert.  by  H.  W.  Thompson,  London  1868  (darin 
über  die  Abfassungszeit);  ad  optim.  librorum  cod.  Bodl.  praecipue  fid.  rec.  .1.  C. 
Vollgvaff,  acced.  schol.,  viror.  doct.  coniect.  sei.,  Lugd.  Bat.  1912. 

Übers,  von  Fr.  Ast^  Jena  1817  (mit  dem  Symix)sion) ;  K.  Lehrs,  Leipz.  1S70 
iebeneo);  Konst.  Ritter  u.  R.  Kassner  s.  o.  S.  206.*    Ins  Niederl.  übers,  v.  VoUgraff. 

Theaitetos:  with  transl.  and  notes  by  B.  H.  Kennedy,  Cambr.  1881;  with 
revjsed  text  and  English  notes  by  L.  Campbell^,  Oxf.  1883. 

Übers,  u.  erl.  v.  J.  H.  v.  Kirchmann.  Leipz.  1880  (Philos.  Bibl.  ßd.  87). 
O.  Apelt  und  K.  Preisendanz  s.  oben  S.  206.  Engl.  v.  H.  F.  Carlill,  London 
1906  (mit  dem  Philebos). 

Pnrmnmies:  cum  quattuor  libris  prolegom.  et  comment.  perp.,  acced.  Prodi 
in  P.  eommentarii  nunc  emendatius  editi  cura  G.  Stallbaum,  Lips.  1848;  with 
introd.,  analysis  and  notes  by  Th.  Maguire,  London  1882;  after  the  paging  of  the 
•Clarke  ras.  with  introd.,  facsim.  and  notes  by  W.  W.  Waddell,  Glasgow  1894. 

Übers,  und  erl.  von  J.  H.  v.  Kirchmann.  Heidelb.  1882  (Philos.  Bibl.  Bd.  88). 
O.  Kiefer  s.  o.  S.  206. 

Sop/tisifs  und  Politihos:  with  a  revis.  text  and  Engl,  notes  by  L.  Campbell, 
Oxf.  1867  (mit  wichtigen  Ergebnissen  f.  d.  Chronologie  d.  piaton.  Dialoge,  s.  u. 
■S.  83  j.     Fragm.  des  Polit.  auf  Papyrus  Oxyrh.  Pap.  10  (1914),  129  ff. 

Übers,  v.  O.  Apelt  s.  oben  S.  206.    Ital.  v.  G.  Fraccaroli. 


§  40.    riatoiis  i^chriften.  209 

Philrbus:  rec.  prolog.  et  comin.  illustr.  G.  Stallbauni,  acced.  Olyrapiodori 
schol.  in  Ph.  et  append.  crit.,  Lips.  182G;  with  introd..  notes  and  append.  by 
Ch.  Badhani*,  Lond.  and  Edinb.  1878;  by  E.  G.  Bury,  C'ambr.  1897. 

Übers,  v.  O.  Apelt  und  O.  Kiefer  s.  o.  S.  206.    Carlill  s.  unter  dem  Theaitetos. 

Tuiiaios:  with.  introd.  and  notes  .by  R.  D.  Archer-Hind,  London  and  New 
York  1888.  Griech.  Text  und  franz.  Übers,  von  Henri  Martin  in  dessen  Etudes 
sur  le  Timee  de  PL,  Paris  1841. 

Übers,  von  C.  E.  Chr.  Schneider,  Breslau  1845.  ().  Kiefer  s.  oben  S.  206. 
Ital.  V.  G.  Fraccai'oli. 

Kritias:  a  C.  E.  Chr.  Schneidere  critica  adnot.  instr.  I  II.  Vratisl.  18')5. 
Übers,  von  O.  Kiefer  s.  oben  S.  206. 

yomoi  und  Epinomis:  ad  opt.  libr.  fid.  emend.,  perpet.  adnot.  ill.  et  ind.  rer. 
ac  verb.  adi.  Frid.  Ast,  2  tora.,  Lips.  1814;  ausgew.  Abschnitte  der  Xomoi  in: 
Klassiker-Ausg.  d.    griech.  Philos.   VI  her,   v.  K.  Lincke  und  B.  v.  Hagen,  Halle 

a.  S.  1911. 

Übers.  (10.  B.i  v.  O.  Kiefer  s.  oben  S.  206. 

Erasfai:  Gr.  et  Lat.  c.  animadv,  crit.  et  exeg.  atque  comni.  de  ingenio  philo- 
6ophiae  Piaton.  ed  I.  I.  Stutzmann,  Erlang.  1806.  1818. 

Axioehos:   ed.  O.  Immisch,  in:   Philol.  Stud.  z.  Plato,  I.  Heft,   Leipz.  1896. 

Eine  Reihe  unechter  Dialoge  sind  als  mutmaßliche  Werke  des  „Sokratikers 
Simon-  (s.  o.  S.  165.  168)  vereinigt  in  der  Ausgabe:  Simonis  Socratici  ut  videtur 
dialogi  IV,  de  lege,  de  lucri  cupidine,  de  iusto  ac  de  virtute.  Additi  sunt  incerti 
auctoris  dialogi  Eryxias  et  Axiochus,  rec.  A.  Boeckh,  Heidelbergae  1810. 

Die  Briefe  auch  bei  Hercher,  Epistolographi  Graeci,  Paris  1873,  die  Epi- 
gramme und  das  epische  Fragment  bei  Bergk,  Poet.  lyr.  Gr.  II*  S.  295  ff.,  die 
Epigramme  auch  in  der  Sonderausgabe  von  Dom.  Fava,  Gli  epigrammi  di  Piatone. 
Testo,  varianti,  versione;  preceduti  da  uno  studio  sull'  autenticita  di  essi,  Milano 
1901  (fr)rdert  wenig). 

A.    Platous  Sehrifteu  im  allgemeinen. 

Als  Platous  schriftstellerischer  Nachlaß  sind  uns  überliefert  35  im  Altertum 
im  allgemeinen  als  echt  anerkannte  Werke  (die  Apologie  und  34  Dialoge),  eine 
Sammlung  von  13  Briefen,  zu  denen  sich  noch  einige  weitere  teils  in  der  Kol- 
lektion der  Sokratikerbriefe  teils  einzeln  erhaltene  Schreiben  gesellen,  und  eine 
ijusammenstellung  von  Definitionen  ('Ogoi).  Dazu  kommen  noch  mehrere  bereits 
im  Altertum  als  unecht  erkannte  Dialoge  {vo{)ev6/.isva;  in  der  Hermannschen  Aus- 
gabe VI  S.  81  ff.),  sowie  einige  Stücke  in  gebundener  Eede  (ein  episches  Fragment 
und  eine  Anzahl  von  Epigrammen).  Wir  sind  damit  in  der  selten  glücklichen 
Lage,  mit  Ausnahme  einiger  weiteren  von  Diog.  Laert.  3,  62  angeführten  j'oüevöfiera 
alles  zu  besitzen,  was  im  Altertum  als  platonisch  im  Umlaufe  war,  mit  größter 
Wahrscheinlichkeit  auch  alles  das,  was  von  Piaton  selbst  veröffentlicht  oder  zur 
Veröffentlichung  bestimmt  Avurde.  Wenn  Aristoteles  de  gen.  et  corr.  2,  3,  330b 
15,  de  part.  anim.  1,  2,  (>42  b  12  {ysyoaitiisrai)  diatoeaet;  seines  Lehrers  anführt, 
so  handelt  es  sich  dabei  um  Einteilungen,  die  von  anderen  auf  Grund  platonischer 
Vorträge  niedergeschrieben  waren  (vgl.  das  ptolemäische  Verzeichnis  aristotelischer 
Schriften  Nr.  53:  n/.droivog  öcaiQso(e)ig  [Aristot.  qui  fereb.  libr.  fragm.  coli.  Val. 
Eose  p.  20j).  Übrigens  ist  uns  auch  von  diesen  Einteilungen  bei  Diog.  Laert.  3, 
80  ff.  und  in  cod.  Marc.  257  ein  Niederschlag  erhalten,  so  freilich,  daß  hier  die 
platonische  Grundlage  von  späteren  Zusatzschichten  überdeckt  ist  (das  Nähere  bei 
H.  Mutschmann,  Divisiones  quae  fer.  Aristoteleae,  Lips.  1906,  S.  VII  ff.).  Weniger 
günstig  ist  unsere  Lage  hinsichtlich  einiger  anderen  mündlich  vorgetragenen,  aber 
-durch  Schüler  in  die  Literatur  eingeführten  Erörterungen:    die   von    Aristoteles, 

Ueberweg,  Grundriß  I.  14 


21(J  i?  40.     Piatons  Schriften:  Echtheit. 

Speusipp.  Xenokrates  u.  a.  gehörte  und  im  Auszuge  wiedergegebene  (Simpl.  Phys. 
151.  8  ff.  453,  28  ff.)  Vorlesung  über  das  Gute  und  die  Ausführungen  über  die 
Philosophie  (Aristot.  de  anima  1.  2.  404  b  19)  sind  bis  auf  wenige  Spuren  verloren, 
ebenso  die  von  Piaton  in  dieser  Form  nicht  niedergeschriebenen,  aber  auf  Grund 
seiner  Vorträge  von  Schülerhand  schriftlich  fixierten  Lehrsätze  (sog.  a'/ga(/:a 
döyuara,  Aristot.  Phys.  4.  2.  209  b  15.  Simpl.  Phys.  542,  10;  545.  23  f.;  Zeller 
II  1^  439,  2). 

Auf  die  Geschichte  des  Corpus  Platonicum  und  die  Überlieferung  der  plato- 
nischen Schriften  kann  hier  nicht  eingegangen  werden  (s.  darüber  die  S.  78  f.  ver- 
zeichnete Literatur).  Wohl  aber  verlangen  vier  Fragen  eine  Erörterung,  die  für 
die  Verwertung  der  als  platonisch  überlieferten  Werk-e  zur  Erkenntnis  der  Lehre 
des  Philosophen  von  grundlegender  Bedeutung  sind.  Sie  betreffen  die  Echtheit 
der  einzelnen  im  platonischen  Corpus  vereinigten  Schriften,  die  Abfassuugszeit 
und  chronologische  Keihenfolge  der  als  echt  anzuerkennenden  Werke,  das 
Verhältnis  dieser  Reihenfolge  zu  des  Verfassers  eigener  geistiger 
Entwicklung  und  endlich  die  Verteilung  der  einzelnen  echten  Schrif- 
ten auf  zeitlich  oder  sachlich  bestimmte  Gruppen. 

I.  Die  Echtheit  der  einzelnen  als  platonisch  überlieferten  Schriften. 

Schon  das  Altertum  hat  mehrere  unter  Piatons  Namen  umlaufende  Schriften 
einmütig  als  unecht  verworfen.  Von  den  bei  Diog.  Laert.  3,  62  als  solche 
vodevouera  genannten  Werken  gehören  Eryxias,  Alkyon  (erscheint  auch  im  Corpus 
Lucianeum;  wohl  deshalb  in  einem  Teil  der  Pl.-Hss.  nicht  aufgenommen),  Sisyphos, 
Axiochos.  Deraodokos  noch  dem  Corpus  Platonicum  an,  die  anderen  sind  ver- 
loren. Die  Prolegomena  (S.  219,  13  ff.  H.)  nennen  neben  Sisyphos,  Demodokos, 
Alkyon  und  Eryxias  als  allgemein  athetiert  noch  die  "Oooi.  Über  die  letzteren 
sowie  über  zwei  weitere  gleichfalls  erhaltene  Dialoge,  IJugl  Siyuuov  und  Ilegl  ägsrijgf 
hat  der  in  der  Zeit  des  Kaisers  Tiberius  lebende  Platoniker  Thrasyllos  —  oder 
wer  vor  ihm  die  tetralogische  Einteilung  schuf  —  dadurch  ein  Verwerfungsurteil 
ausgesprochen ,  daß  er  sie  von  den  Tetralogien,  in  die  er  alle  von  ihm  für  echt 
gehaltenen  Werke  grui^pierte  (Diog.  Laert.  3,  57),  ausschloß.  Die  in  der  Xeuzeit 
vorgenommene  Prüfung  konnte  das  Verdikt  über  die  sämtlichen  noch  vorhandenen 
voOevöuEva  nur  bestätigen,  und  alle  Wahrscheinlichkeit  spricht  dafür,  daß 
auch  das  Urteil  über  die  vei'schoUenen,  wenn  sie  wieder  zutage  kämen,  nicht 
anders  ausfallen  würde.  Aber  schon  der  antike  Zweifel  ging  weiter  und  ließ 
auch  eine  Eeihe  der  in  die  thrasyllischen  Tetralogien  aufgenommenen  Schriften 
nicht  unangetastet.  So  wurde  die  Echtheit  des  IL  Alkibiades,  des  Hipparch,  der 
Erasten  und  der  Epinomis  in  Frage  gestellt.  Ja  der  Xeuplatouiker  Proklos  ver- 
warf neben  der  letzteren  und  den  Briefen  auch  die  Nomoi  und  sogar  die  Politeia^ 
und  von  dem  Stoiker  Panaitios  heißt  es,  er  habe  den  Phaidon  für  unecht  erklärt, 
eine  Angabe,  die  übrigens  wahrscheinlich  auf  ein  Mißverständnis  zurückzuführen 
ist  (vgl.  Zeller  II  l^  441,  1;  Paeder.  Pl.s  philos.  Entw.  22,  3). 

Die  moderne  Kritik  hat  nicht  nui-  die  antiken  Verwertungsurteile  mit  Aus- 
nahme der  die  Politeia,  die  Xomoi  und  den  Phaidon  betreffenden  im  allgemeinen 
übernommen  —  hinsichtlich  der  Epinomis  und  der  Briefe  schAvankt  das  Urteil  — ,. 
sondern  vielfach  auf  Grund  wirklicher  oder  vermeintlicher  Bedenken  in  Form 
oder  Inhalt  der  Schriften  den  Kreis  der  roOsvö^iEva  noch  ungemein  erweitert. 
Faßt  man  die  Angriffe  der  antiken  und  modernen  Kritik  zusammen,  so  sind  von 
den  3G  Nummern  der  thrasyllischen  Tetralogien  nur  5  völlig  unangefochten  ge- 
blieben. Den  Höhepunkt  einer  jeden  festen  Boden  unter  den  Füßen  verlierenden 
Hyperkritik  vertreten  Ueberweg  und  Schaarschmidt.    Die  neueste  Phase  der  Kritik 


§40.     Piatons  Schriften:  Echtheit.  0]| 

ist,  wie  sie  sich  überhaujjt  in  der  Beurteilung  der  Echtheit  antiker  Schriftwerke 
größte  Umsicht  und  Behutsamkeit  zur  Pflicht  macht,  so  auch  für  die  Bestandteile 
des  platonischen  Corpus  von  einer  ins  Ungeniessene  gehenden  Zweifelsucht  zu- 
rückgekommen. Alle  Meinungsverschiedenheiten  sind  noch  nicht  beseitigt  und 
werden  sich  auch  in  Zukunft  schwerlich  beseitigen  lassen.  Aber  im  ganzen  ist 
doch,  namentlich  hinsichtlich  der  wichtigeren  und  für  die  Kenntnis  der  plato- 
nischen Philosophie  ausschlaggebenden  Dialoge  eine  erfreuliche  Einigkeit  in 
konservativer  Richtung  eiTeicht. 

An  Kriterien  für  die  Echtheit  oder  Unechtheit  einer  unter  Piatons  Namen 
gehenden  Schrift  stehen  uns  folgende  zur  Verfügung. 

1)  Die  Überlieferung.  Es  widerspricht  den  Grundsätzen  gesunder  Me- 
thode, ein  als  platonisch  überliefertes  Werk  zunächst  als  herrenlos  anzusehen  und 
ex  integro  die  Frage  zu  beantworten,  ob  man  es  auf  Grund  des  Inhalts  und  der 
Form  als  platonisch  anzusehen  habe  oder  nicht.  Sein  Vorhandensein  im  plato- 
nischen Corpus,  zum  mindesten  in  dessen  von  Thrasyllos  anerkanntem  Bestände, 
bildet  immer  ein  Indiz  zugTinsten  der  Echtheit,  das  im  einzelnen  Falle  erst  durch 
Gegenbeweis  entkräftet  werden  muß,  ehe  die  Unechtheit  als  erwiesen  gelten  kann. 
Andererseits  darf  man  das  Gewicht  der  Überlieferung  auch  nicht,  wie  es  von 
Grote  und  Chaignet  geschehen  ist,  überschätzen.  Wir  haben  keine  Gewähr  dafür, 
daß  nicht  schon  früh  in  der  akademischen  Schulbibliothek  Arbeiten  von  Anhängern 
Piatons,  sei  es  durch  Irrtum,  sei  es  durch  absichtliche  Täuschung,  unter  den  lite- 
rarischen Nachlaß  des  Meisters  gerieten.  Die  alexandrinischen  und  pergamenischen 
Grammatiker  und  Bibliothekare  waren  auch  beim  redlichsten  Bemühen  schwerlich 
in  der  Lage,  in  dem  Überkommenen  durchweg  mit  Sicherheit  das  Unterschobene 
vom  Authentischen  zu  sondern,  und  die  Bücherangebote,  die  ihnen  von  Fälschern 
in  Erwartung  eines  den  berühmten  Namen  der  angeblichen  Verfasser  entsprechen- 
den hohen  Kaufpreises  gemacht  wurden,  bildeten  für  sie  eine  neue  Quelle  des 
Irrtums.  Die  tetralogische  Einteilung  vollends,  deren  Spuren  sich  nicht  über  den 
um  die  Mitte  des  ersten  vorchristlichen  Jahrhunderts  tätigen  Grammatiker  Tyran- 
nion von  Amisos  hinaus  zurückverfolgen  lassen  (Usener,  Kl.  Sehr.  III  160  f.),  war 
von  Piaton  durch  einen  zeitlichen  Abstand  getrennt,  der  vollauf  genügte,  um 
Fälschungen  in  den  platonischen  Schriftenbestand  Eingang  zu  gewähren.  Ähn- 
liches wie  für  die  Überlieferung  gilt  für 

2)  die  .antiken  Zeugnisse  über  den  Ursprung  von  Werken  des  plato- 
nischen Corpus.  Die  antike  Kritik  verfügte  über  manche  Hilfsmittel,  die  wir 
heute  entbehren.  Sie  hat  also  ein  Eecht  darauf,  gehört  zu  werden.  Aber  das 
Verfahren  dieser  Kritik  ist,  wie  auf  anderen  Gebieten  der  alten  Literatur,  so 
auch  auf  dem  des  platonischen  Schrifttums  nicht  durchweg  so  einwandfrei,  daß 
wii"  ihr  auch  in  unkontrollierbaren  Fällen  unbedingt  vertrauen  dürften,  am 
wenigsten  da,  wo  es  sich  um  L'^rteile  einzelner  handelt:  Proklos'  auf  windige 
Gründe  gestützte  Verwerfung  der  Politeia,  der  Nomoi  und  der  Briefe  (Proleg.  26 
S.  219,  17  ff.  H.)  bietet  ein  warnendes  Beispiel.  Ebensowenig  kann  umgekehrt 
ein  vorbehaltloses  Zitat  einer  unserer  platonischen  Schriften  aus  einem  späteren 
Jahrhundert  als  vollwichtiges  Zeugnis  für  deren  Echtheit  in  Anspruch  genommen 
werden,  selbst  dann,  wenn  der  Zitierende  der  platonischen  Schule  angehört. 
Anders  liegt  die  Sache  bei  Anführungen  aus  Akademiker-  und  Peripatetikerkreisen 
der  nächsten  Zeit  nach  Piaton,  insbesondere  bei  Zitaten  in  aristotelischen  Schriften. 
Aristoteles  war  unmittelbarer  Schüler  Piatons.  Zu  seiner  Zeit  werden  sich  fremde 
Erzeugnisse,  wenn  überhaupt,  so  jedenfalls  nur  in  seltensten  Fällen  unter  Piatons 
Schriften  gemischt  haben,  und  soweit  dies  vorkam,  war  Aristoteles  in  der  Lage, 
das  Eingedrungene  als  solches  zu  erkennen.    Er  hat  während  der  letzten  zwanzig 

14« 


')]•)  §  40.     Piatons  Schriften:  Echtheit. 

Lebonsjahie  seines  Lehrers  mit  diesem  in  regem  persünlichem  \'erkehr  gestanden, 
und  man  darf  voraussetzen,  daß  er  über  Piatons  schriftstellerische  Produktion  nicht 
nur  aus  dieser  Zeit,  sondern  auch  aus  seinen  früheren  Jahren  genau  unterrichtet 
war.  Nun  sind  freilich  volle  Zitate  platonischer  Schriften  mit  ausdrücklicher 
Nennung  des  Verfassers  und  der  Schrift  bei  Aristoteles  verhältnismäßig  selten. 
Gewöhnlich  fehlt  der  Name  des  Verfassers  oder  der  Schrift ,  oder  es  wird 
ohne  Nennung  weder  des  Verfassers  noch  der  Schrift  bald  mit  größerer  bald  mit 
geringerer  Deutlichkeit  auf  Sätze  angespielt,  die  sich  in  unseren  platonischen 
Schi-iften  vorfinden  (vgl.  die  Sichtung  bei  Bonitz,  Index  Aristot.  598  f.).  Solche 
Anführungen  besitzen  selbstverständlich  nicht  die  volle  Beweiskraft  regelrechter 
Zitate,  bieten  aber  doch  in  den  meisten  Fällen  einö  starke  Stütze  für  die  An- 
nahme der  Echtheit  (vgl.  im  einzelneu  Zeller  II  l*  S.  448  ff.).  Es  sollte  keines 
Wortes  bedürfen,  daß  man  das  Schlußverfahren  nicht  umkehren  und  nicht  aus 
der  Nichterwähnung  oder  Nichtberührung  einer  Schrift  bei  Aristoteles  ohne  weiteres 
auf  einen  späteren,  implatonischen  Ursprung  schließen  darf. 

:>)  Der  Lehrgehalt  einer  Schrift  bietet  für  die  Echtheitsfrage  ein  Kriterium 
von  sehr  bedingtem  Werte.  Unsere  Kenntnis  der  platonischen  Lehre  beruht,  ab- 
gesehen von  den  nur  wenige,  wenn  auch  wichtige,  Punkte  betreffenden  Angaben  des 
Aristoteles  und  Späterer,  auf  den  echten  platonischen  Schriften.  Wer  nun  über 
Echtheit  oder  Unechtheit  eines  Werkes  nach  seinem  Verhältnis  zur  platonischen  Lehre 
entscheiden  will,  begibt  sich  in  einen  circulus  vitiosus.  Der  logische  Fehler  läßt  sich 
allerdings  dadurch  beseitigen,  daß  man  mit  Hilfe  unseres  zweiten  Kriteriums,  der 
antiken  Bezeugung,  einen  Kanon  echter  Werke  feststellt,  an  deren  Lehrgehalt 
man  den  der  anderen  mißt.  Aber  neben  der  Schwierigkeit  der  Umgrenzung 
dieses  Kanons  —  auch  die  aristotelische  Bezeugung  bietet  keine  jeden  Zweifel 
ausschließende  Norm  —  steht  die  andere  größere,  den  Spielraum  zu  bemessen, 
innerhalb  dessen  sich  Abweichungen  einer  gegebenen  Schrift  von  der  kanonischen 
Lehre  bewegen  dürfen,  ohne  die  Verwerfung  dieser  Schrift  zu  erfordern.  Hier  ist 
subjektiver  Willkür  Tür  und  Tor  geöffnet,  und  die  Verwirrung  in  der  Piaton- 
kritik früherer  Generationen  beruht  wesentlich  darauf,  daß  man  in  der  Echt- 
heitsfrage der  Lehrvergleichung  das  entscheidende  Wort  verstattete.  Unbrauchbar 
ist  freilich  auch  dieses  Kriterium  nicht.  Enthält  ein  Dialog  eine  Lehre  zweifellos 
nachplatonischen  Ursprungs,  so  ist  ein  Verdikt  gerechtfertigt.  Dies  ist  der  Fall 
beim  II.  Alkibiades,  der  in  dem  Satze  :rävrag  .  .  .  rovg  mfoovag  /lai'reodai  (139c) 
ein  stoisches  Philosophem  zum  Ausdruck  bringt.  Auch  können  beim  Vorhanden- 
sein anderer  Verdachtsgründe  Besonderheiten  des  Lehrgehaltes  ein  unterstützendes 
Moment  bilden:  erregen  Sprache  und  Stil  eines  Dialoges  Bedenken,  so  wird  sich 
die  Wahrscheinlichkeit  seiner  Unechtheit  erhöhen,  wenn  sein  philosophischer 
Inhalt  in  auffallender  Weise  über  die  Peripherie  des  anerkannt  Platonischen 
hinausgreift  oder  durch  bemerkenswerte  Dürftigkeit  hinter  ihr  zurückbleibt. 
SehließUch  wird  der  Inhalt  eines  Werkes  auch  dann  begründeten  Verdacht  er- 
regen, wenn  er  in  sich  selbst  in  einem  Grade  widerspruchsvoll  ist,  der  mit  der 
Arbeitsweise  eines  mit  Bedacht  verfahrenden  Schriftstellers  unvereinbar  erscheint. 
So  bezeichnet  der  Theages  128  d  das  sokratische  Daimonion  als  eine  lediglich 
abmahnende  Stimme  und  stellt  positive  Weisungen  dieses  inneren  Orakels  aus- 
drücklich in  Abrede.  Eine  kurze  Strecke  weiter  aber,  129  e,  gilt  das  nämliche 
Daimonion  in  unzweifelhafter  Weise  als  eine  auch  antreibende  Instanz. 

4)  Die  künstlerische  Darstellung.  Piaton  gehört  zu  den  größten  Dar- 
stellungskünstlern aller  Zeiten.  Manche  unter  seinen  Dialogen  sind  unübertroffene 
Meisterstücke  schriftstellerischer  Komposition.  Es  liegt  daher  nahe,  auch  die 
Kunst  der  Darstellung  als  Mittel  zur  Entscheidung  über  Echtheit  oder  Unechtheit 


{<  40.     Piatons  Schriften:  Echtheit.  '  213 

zu  benutzen  und  Werke,  die  unter  diesem  Gesichtspunkte  auffallende  Schwächen 
zeigen,  als  des  großen  Schriftstellers  unwürdig  auszuscheiden.  Wir  stehen  aber 
auch  hier  wieder  auf  schwankendem  Boden.  Piatons  Altersdialoge  verraten  eine 
starke  Abnahme  seines  Interesses  für  die  Darstellungsform,  und  auch  die  zweifellos 
echten  Dialoge  der  vorangehenden  Zeit  bekunden  beträchtlich  verschiedene  Grade 
des  auf  die  szenische  Ausgestaltung  und  den  Keiz  der  Gesprächsführung  ver- 
wendeten Bemühens.  Dazu  kommt,  daß  gerade  bei  der  künstlerischen  Bewertung 
das  subjektive  Empfinden  des  Beurteilers  besonders  stark  ins  Gewicht  fällt. 
Gleichwohl  versagt  auch  dieses  Kriterium  nicht  völlig.  Wenn  ein  Dialog  eine 
überaus  dürftige  Ausführung  der  nämlichen  szenischen  Motive  aufweist,  die  in 
einem  andern  mit  reichem  Können  verwertet  sind,  wenn  dabei  das  geschickt  be- 
gründete und  anschauliche  Handeln  lebensvoller  Gestalten  in  einem  mühselig 
ercjuälten  Spiele  blutloser  Schatten  sein  Gegenbild  findet,  so  ist  der  Verdacht,  daß 
hier  die  Arbeit  eines  stümpernden  Nachahmers  vorliege,  berechtigt,  zumal  dann, 
wenn  sich  gegen  die  betreffende  Schrift  noch  andere  Bedenken  regen.  Das  ist 
der  Fall  beim  Theages,  der  in  seiner  Szenerie  ein  ärmlicher  Abklatsch  des  Laches 
ist  und  in  seinem  Inhalte  den  oben  erwähnten  Makel  der  Flüchtigkeit  trägt. 
Ebenso  hat  sich  der  Verfasser  der  Erasten  für  seine  Szene  augenscheinlich  Dialoge 
der  platonischen  Friihzeit,  wie  Charmides,  Lysis  und  Euthydem,  zum  Muster  ge- 
wählt, ihren  Reiz  aber,  ungeachtet  einiger  Erfindungsgabe,  auch  entfernt  nicht 
zu  erreichen  vermocht.  Erschwerend  kommen  ein  antiker  Zweifel  an  der  Echtheit 
(Diog.  Laert.  9,  37)  und  sprachliche  Anstöße  (Ritter,  Unters,  über  PI.  S.  90)  in 
Betracht. 

5)  Der  Sprachgebrauch  bildet  neben  den  aristotelischen  Zeugnissen  das 
relativ  sicherste  und  ergiebigste  Kriterium  in  unserer  Frage.  Zwar  erheben  sich 
hier  zunächst  analoge  prinzipielle  Bedenken  wie  bei  der  Entscheidung  nach 
Indizien  des  Lehrgehaltes:  woher  kennen  wir  den  platonischen  Sprachgebrauch, 
ehe  dafür  durch  Feststellung  der  echten  Schriften  eine  Grundlage  geschaffen  ist? 
Und  haben  Avir  mit  Hilfe  anderer  Kriterien  einen  Kreis  maßgebender  authentischer 
Werke  abgegrenzt,  wie  weit  darf  sich  die  zu  beurteilende  Schrift  in  sprachlichen 
Einzelheiten  von  diesem  Kreise  entfernen,  ohne  dem  Verdikte  zu  verfallen?  Bleibt 
hier,  wie  bei  der  Bemessung  nach  sachlichen  Indizien,  für  Meinungsverschiedenheit 
Raum,  so  bietet  doch  nach  einer  Seite  hin  das  sprachliche  Kriterium  eine  auf 
dem  Wege  inhaltlicher  Vergleichung  nicht  zu  erreichende  Sicherheit.  Ein  Fälscher 
mußte,  wollte  er  des  Erfolges  gewiß  sein,  sich  in  das  für  sein  Falsifikat  in  Frage 
kommende  Gedankengebiet  des  Philosophen  so  einzuleben  suchen,  daß  es  ilim 
möglich  war,  jede  sachliche  Abweichung  zu  vermeiden.  War  das  Gebiet  nicht  zu 
groß,  so  mochte  ihm  das,  namentlich  wenn  er  als  Schulgenosse  ohnehin  und  in 
tieferer  "Weise  mit  der  Lehre  des  Meisters  vertraut  war,  soweit  gelingen,  daß  selbst 
ein  schärferes  Auge  sich  berücken  ließ.  Auf  der  sprachlichen  Seite  hatte  die  Täu- 
schung nicht  ganz  die  gleichen  Voraussetzungen.  Zwar  empfahl  es  sich  auch, 
hier,  groben  Verstößen  gegen  Grammatik,  Lexikon  und  Stil  des  zu  kopierenden 
Autors  aus  dem  Wege  zu  gehen  —  daß  freilich  selbst  solche  den  Erfolg  einer 
P^älschung  nicht  notwendig  unterbanden,  lehrt  die  griechische  Literaturgeschichte  — . 
Aber  es  gab  Gebiete  des  individuellen  Sprachgebrauches,  die  sich  der  Auf-, 
merksamkeit  des  Lesers,  namentlich  des  Lesers  späterer  Generationen,  innerhalb 
deren  zumeist  die  Fälschung  entstand  und  auf  die  sie  berechnet  war,  entzogen 
und  auch  von  dem  Fälscher  um  so  eher  vernachlässigt  zu  werden  pflegten,  als 
hier  eine  völlige  Anpassung  an  den  Autor  nur  auf  dem  Wege  minutiöser  Be- 
obachtung, langer  Übung  und  intimen  Anempfindens  zu  erreichen  war;  so  die 
Verwendung    der    Präpositionen,    Konjunktionen    und    sonstigen    Partikeln    nach 


-214  §  40.     Platoiis  Schriften:  Echtheit. 

Auswahl  und  Frequenz,  die  formelhaften  Wendungen  der  Dialogführung,  wie  be- 
jahende Antwort.  Zustimmung,  Rückverweisung  auf  Gesagtes,  die  Einzelheiten  der 
Terminologie,  das  Verhalten  zum  Hiatus  u.  dgl.  Erst  die  moderne  Forschung  hat 
auf  diese  Erscheinungen  in  umfassenderer  Weise  achten  gelernt  und  sich  in  deren 
Feststellung  und  statistischer  Aufnahme  ein  vorzügliches  Mittel  höherer  Kritik  ge- 
schaffen, welches  bei  Piaton  dadurch  besonders  einschneidend  wirkt,  daß  es  in  weitem 
Maße  gelungen  ist,  auch  die  Verschiedenheiten  des  Gebrauches  in  den  einzelnen 
Perioden  der  schriftstellerischen  Tätigkeit  des  Philosophen  zu  bestimmen.  Durch 
Unkenntnis  dieser  Perioden  verrät  sich  der  Fälscher,  auch  wo  er  im  allgemeinen 
den  platonischen  Sprachcharakter  einzuhalten  weiß,  in  manchen  Fällen  mit  Sicher- 
heit. So  wäre  nach  Ritters  Beobachtungen  (Unters,  üb.  PL  S.  88 ff.)  der  II.  Alki- 
biades  in  einer  Reihe  von  Spracheigentümlichkeiten  einer  früheren  Periode  des 
platonischen  Schrifttums  zuzurechnen ,  als  der  I.  Alkibiades,  auf  den  er  inhalt- 
lich Bezug  nimmt.  Eryxias,  Theages.  Erasten  u,  a.  Dialoge  vereinigen  Merk- 
male einer  früheren  mit  solchen  einer  späteren  Zeit  (vgl.  Ritter  a.  a.  0.  S.  85. 
94.  90  u.  a.).  Hier  überall  bieten  Bedenken  anderer  Art.  die  an  der  Unechtheit 
keinen  Zweifel  lassen,  die  Probe  auf  das  Exempel.  Unter  allen  Dialogen,  die  nach 
außersprachlichen  Indizien  als  unplatoniseh  oder  zweifelhaft  anzusehen  sind,  ist 
keiner,  der  nicht  in  Lexikon  und  Grammatik,  formelhaften  AVendungen  usw. 
Anstößiges  oder  doch  zum  mindesten  Auffälliges  darböte.  Daraus  imd  aus  den 
angeführten  allgemeinen  Erwägungen  ergibt  sich,  daß  die  Abwesenheit  aller  sprach- 
lichen Bedenken  immer  als  gewichtigstes  Argument  zugunsten  der  Echtheit  eines 
Werkes  in  die  Wagschale  fällt. 

Die  Betrachtung  der  verschiedenen  Kriterien  für  die  Entscheidung  der  Echt- 
heitsfrage zeigt,  daß  keines  unter  ihnen  zu  einer  durchgängigen  und  zweifels- 
freien Sichtung  des  platonischen  Corjius  ausreicht.  A^enn  sich  gleichwohl  die 
Meinungsverschiedenheiten  bei  Anwendung  einer  gesunden  kritischen  Methode 
auf  ein  verhältnismäßig  geringes  Maß  herabgemindert  haben ,  so  liegt  das 
daran,  daß  die  Kriterien  sich  mannigfach  gegenseitig  ergänzen  und  unterstützen. 
Ihre  Anwendung  hier  für  alle  einzelnen  Werke  durchzuführen,  ist  durch  die 
dieser  Darstellung  gezogenen  Grenzen  ausgeschlossen.  Wichtigeres  wird  unten 
bei  Behandlung  einzelner  Schriften  bemerkt  werden.  Im  einzelnen  vergleiche 
man  über  die  angezweifelten  und  athetierten  Werke  die  S.  101*  ff.  mitgeteilte 
Literatur. 

Ich  gebe  im  Folgenden  eine  Übersicht  über  den  Bestand  unseres  Corpus 
Platonicum  mit  Berücksichtigung  der  Echtheitsfrage.  Schriften,  für  deren  plato- 
nischen I'rsprung  trotz  der  von  mancher  Seite  erhobenen  Bedenken  die  über- 
wiegende Wahrscheinlichkeit  besteht,  kennzeichne  ich  durch  ein  t,  solche,  für 
deren  fremde  Herkunft  nach  allgemeinem  Urteile  die  gewichtigeren  Indizien 
sprechen,  mit  -H-,  diejenigen,  deren  Echtheit  ausgeschlossen  erscheint,  mit  fr-f. 
Alle  nicht  gekennzeichneten  sind  und  gelten  für  fraglos  platonisch.  Die  Athetesen 
der  jetzt  überwundenen  Hyperkritik  lasse  ich  wie  billig  unberücksichtigt.  Für 
die  Anordnung  lege  ich  die  mit  den  Ziffern  I.  II,  III  usw.  unterschiedenen  thra- 
syllischen  Tetralogien,  die  auch  für  die  Anlage  der  gangbaren  Ausgaben  maß- 
gebend gewesen  sind,  zugrunde  und  füge  die  nicht  in  diesen  Tetralogien  enthalte- 
nen Stücke  als  Anhang  bei. 

A.  Schriften  der  thrasyllischen  Tetralogien:  I.  Euthyphron.  Apo- 
logia.  Kriton.  Phaidon.  II.  Kratylos.  Theaitetos.  Sophistes.  Politikos.  III.  Parnie- 
nides.  Philebos.  Symposion.  Phaidros.  IV.  Erster  Alkibiades  "i-i-.  Zweiter 
Alkibiades  S-p-.  Hipparchos  fi'-  Erastai  rrr.  V.  Theages  rf-r.  Charmides. 
Laches.    Lysis.    VI.  Euthydemos.     Protagoras.     Gorgias.    Menon.     VII.  Großer 


§  40.    Platons  Schriften:  Chronologie.  215 

Hippias  t.  Kleiner  Hippias.  Ion  y.  Menexenos  t.  Vlll.  Kleitophon  i-\-.  I'oli- 
teia.  Timaios.  Kritias.  IX.  Minos  -ii-.  Nomoi.  Epinomis  f.  Briefe  (in  deren 
Sammlung  ist  die  Echtheitsfrage  für  die  einzelnen  Briefe  gesondert  zu  behandeln. 
Nr.  1  mit  der  Überschrift  di'cor  Acorvaio)  er  .-rodzTetv  will  gar  nicht  für  platonisch 
gelten  und  steht  zu  l'nrecht  in  der  Sammlung;  vgl.  im  übrigen  die  Literatur 
S.  103*  f.).  ■ 

B.  Anhang:  außerhalb  der  thrasyllischen  Tetralogien  stehende 
Schriften:  Definitionen  (  Oqoi)  'f]~r.  Über  das  Gerechte  iTt.  Über  die  Tugend  ii"t. 
Demodokos  i-JT.     Sisyphos  j-]-\:    Alkyon  -rn-,    Erviias  ■fvi'.    Axiochos  i-fi-. 

II.  Die  Abfassungszeit  und  chronologische  Reihenfolge  der  plato- 
nischen Schriften. 

Die  beiden  Probleme,  die  absolute  Chronologie  der  einzelnen  Gespräche,  d.  h. 
die  Bestimmung  des  Datums  ihrer  Abfassung,  und  ihre  relative  Chronologie,  d.  h. 
die  Feststellung  ihres  gegenseitigen  Altersverhältnisses,  stehen  in  engem  Zu- 
sammenhange und  sind  in  Verbindung  miteinander  zu  behandeln.  Sie  sind  für 
die  Erkenntnis  von  Platons  philosophischer  Entwicklung  von  grundlegender  Be- 
deutung. Es  ist  klar,  daß  wir  beispielsweise  über  Werden  und  Wandlung  der 
Ideenlehre  zu  sehr  verschiedener  Auffassung  gelangen,  je  nachdem  wir  die  Bedenken 
gegen  diese  Lehre  und  eine  bestimmte  Form  derselben,  wie  sie  im  Parmenides 
und  Sophistes  zum  Ausdruck  kommen,  der  Darstellung  dieser  Lehre  im  Sym- 
posion. Phaidon,  in  der  Politeia  und  im  Phaidros  vorangehen  oder  folgen  lassen; 
ebenso  daß  wir  von  dem  Verlaute  der  politischen  Theoriebildung  des  Philosoi^hen 
ein  anderes  Bild  erhalten  je  nach  dem  zeitlichen  Verhältnis,  das  wir  als  zwischen 
Politeia,  Politikos  und  Nomoi  bestehend  annehmen.  Aber  auch  wer  in  der  Ab- 
folge der  Dialoge  nicht  ein  Spiegelbild  der  eigenen  Entwicklung  des  Philosophen, 
sondern  nur  die  sukzessive  Ausführung  eines  von  vornherein  feststehenden  päd- 
agogischen Planes  erkennt,  muß  der  Keihenfolge,  in  der  die  einzelnen  Punkte  dieses 
Planes  zur  Verwirklichung  gelangten,  Wichtigkeit  beimessen. 

Auch  hier  haben  wir  zunächst  die  Kriterien  ins  Auge  zu  fassen,  die  zur 
Lösung  des  Problems  in  Anwendung  kommen.     Es  sind  die  folgenden: 

1)  Angaben  aus  dem  Altertume.  Sie  sind  an  Zahl  und  fast  sämtlich 
auch  an  Wert  sehr  gering.  Aristoteles'  Aussage,  daß  die  Gesetze  später  ge- 
schrieben seien  als  die  Politeia  (Politik  B  6,  1264  b  27)  ist  uns  eine  willkommene 
Bestätigung  eines  auch  sonst  gesicherten  Zeitverhältnisses.  Die  Nachricht,  daß 
erst  Platons  Schüler  Philippos  von  Opus  den  Gesetzen  ihre  definitive  Gestalt 
gegeben  (Proleg.  24.  25)  und  das  Werk  ins  Peine  geschrieben  habe  (Diog.  Laert. 
3,  37)  steht  damit  in  Einklang,  ebenso  Platons  eigenes  Zeugnis  in  dem  (sicher 
echten)  dritten  Briefe  (316a),  wo  von  den  für  Dionys  (etwa  366)  verfaßten  Ge- 
setzesproömien  die  ßede  ist,  jedenfalls  einer  Vorarbeit  für  die  später  ausgeführten 
Nomoi,  in  die  sie  aufgenommen  wurden  (Blaß,  Apophoreton  S.  56  f. ;  die  hier 
S.  61  ff.  unter  Heranziehung  von  epist.  7,  344  c  angenommene  Spätgrenze  für  die 
Abfassung  der  Nomoi  ist  unsicher).  Die  Bemerkung,  daß  Plat.  Nomoi  3,  694  c  auf 
die  xenophontische  Kyrupädie  anspiele  (Diog.  Laert.  3,  34,  Athen.  11,  504  f.,  Gell. 
14,  3,  4),  scheint  richtig,  gibt  aber  nichts  aus,  solange  die  Abfassungszeit  der 
Kyrupädie  nicht  feststeht.  Die  in  der  antiken  Literatiu*  über  die  Feindschaft 
zwischen  Piaton  und  Xenophon  gleichfalls  vertretene  Auffassung,  daß  in  der 
Kyrupädie  die  platonische  Politeia  bekämpft  werde,  entbehrt  jedes  Anhaltspimktes. 
Die  Erzählungen  bei  Diog.  Laert.  3,  35  (Proleg.  3).  37,  Athen.  11,  505  de.  aus 
denen  zu  schließen  wäre,  daß  der  Lysis  vor  dem  Tode  des  Sokrates,  der  Phaidon 
zur  Zeit  der  Zugehörigkeit  des  Aristoteles  zur  Akademie,  und  der  letztere  Dialog 


OKj  §  40.    Piatons  Schriften:  Chronologie. 

ebenso  wie  der  Gorgias  zu  Lebzeiten  der  Männer,  deren  Namen  sie  tragen,  ver- 
faßt worden  seien,  zeigen  zu  sehr  anekdotenhaften  Charakter,  als  daß  sieh  auf  sie 
bauen  ließe.  Viel  besprochen  ist  die  Diog.  Laert.  3,  38,  Olymp,  vit.  Plat.  3 
S.  192.  13  H.,  Proleg.  24  S.  217,  34  H.  wiedergegeben e  Behauptung,  der  Phaidros 
sei  der  älteste  platonische  Dialog.  Sie  beruht  nicht  auf  positiver  Überlieferung, 
sondern  auf  einer  Argumentation,  die  wir  glücklicherweise  nachprüfen  können, 
und  die  sich  bei  dieser  Prüfung  als  nicht  stichhaltig  erweist.  Ihre  Gründe  sind 
zunächst  das  Jünglingshafte  des  Themas  {xal  yäo  eyetv  i.ieioay.iü)()£g  xi  t6  noößhjua) 
und  der  dithvrambenartige  Charakter  des  Dialoges.  Mit  ersterera  ist  fraglos  die 
Behandlung  des  Eros  im  ersten  Teile  des  Gespräches  gemeint.  Daß  aber  auch 
ein  reifer  Mann  diesen  Gegenstand  behandeln  kann,  ließe  sich,  wenn  es  nicht 
selbstverständlich  wäre,  durch  den  Hinweis  auf  das  Symposion  dartun.  Ernster 
zu  nehmen  ist  der  zweite  Grund.  In  der  Tat  ist  der  Phaidros,  besonders  in  dem 
prachtvollen  Mythos  vom  Fluge  des  befiederten  Seelengefährtes,  unter  allen  plato- 
nischen Dialogen  am  meisten  durch  hohen  poetischen  Schwung  ausgezeichnet,  und 
wenn  in  dem  Worte  ., dithyrambenartig"  auch  das  ]\Ioment  der  Nichteinhaltung 
strenger  Kompositionsregeln  mitklingt,  so  ließe  sich  auch  dafür  an  die  deutlich 
hers-ortretenden  Anstöße  der  Disposition  des  Phaidros  erinnern.  Aber  ein  sicheres 
Merkmal  für  eine  frühe  Entstehungszeit  des  Dialoges  liegt  auch  darin  nicht,  um 
so  weniger,  als  die  sprachliche  Forschung  ergeben  hat,  daß  der  Phaidros  in  der 
Bevorzugung  poetischer  Wörter,  auf  der  zu  einem  guten  Teile  der  Eindruck 
dichterischen  Schwunges  beruht,  sich  gerade  mit  den  Alterswerken  des  Philo- 
sophen nahe  berührt,  und  die  Fehler  der  Disposition  mit  der  ebenfalls  in  den 
Altersdialogen  bemerkbaren  Abnahme  des  Interesses  an  der  künstlerischen  Seite 
der  Darstellung  in  Einklang  stehen.  An  die  gleiche  Eigentümlichkeit  des  Werkes, 
die  andere  veranlaßte  von  einem  dithyrambenhaften  Charakter  zu  reden,  dachte 
wohl  auch  Dikaiarchos,  wenn  er  —  ob  im  Zusammenhange  einer  Zeitbestimmung. 
wird  nicht  ausdrücklich  gesagt  —  das  Schwülstige  (tö  (fOQTixoy)  der  Schreibweise 
tadelt  (Diog.  Laert.  3,  38).  Ganz  töricht  verfuhr,  wer  im  Schlußteil  des  Ge- 
spräches das  Problem  fand,  ob  man  schriftstellerisch  tätig  sein  solle  oder  nicht, 
und  nun  schloß,  wenn  der  Philosoph  darüber  im  Phaidros  im  Zweifel  sei,  könne 
er  vorher  keinen  andern  Dialog  geschrieben  haben  (Proleg.  24  S.  217,  35  ff.  H.). 
Auf  einem  bessern,  wenn  auch  an  sich  nicht  zwingenden  Schlüsse  beruht  wohl 
Plutarchs  Angabe  (Solon  32),  Piaton  habe  den  Kritias  spät  begonnen  und  sei 
durch  den  Tod  an  seiner  Vollendung  gehindert  worden.  Ihren  Ausgangspunkt 
wird  der  Torsocharakter  des  Werkes  gebildet  haben.  Noch  weniger  fruchtet  die 
von  Diog.  Laert.  3,  56  (vgl.  Prol.  24  f.)  übermittelte  Behauptung  des  Thrasyllos, 
der  Philosoph  habe  seine  Dialoge  nach  Art,  d.  h.  in  Nachahmung  der  tragischen 
Tetralogie  herausgegeben.  Sollte  damit  wirklich  nicht  die  tetralogische  Einteilung 
einer  Gesamtausgabe  (vgl.  Diog.  Laert.  3,  Ol  y.ui  ovto;  uh'  ovtco  Siaion),  sondern 
die  sukzessive  tetralogien weise  Veröffentlichung  einzelner  Dialoge  gemeint  sein, 
so  wäre  Thrasyllos  schon  dadurch  widerlegt,  daß  dann  nach  seiner  Gruppierung 
zugleich  mit  Euthyphron,  Apologie  und  Kriton  auch  bereits  der  Phaidon  er- 
schienen sein  müßte,  der  nach  sicheren  Indizien  einer  beträchtlich  späteren  Zeit 
angehört. 

2)  Anspielungen  auf  Personen  und  Ereignisse  der  äußeren 
Zeitgeschichte.  Auch  sie  sind  spärlich  und  geben  mit  Sicherheit  nur  einen  ter- 
minus  post  quem.  Die  Bemessung  des  zeitlichen  Abstandes  zwischen  dem  Gegen- 
stände der  Anspielung  imd  der  Anspielung  selbst  hängt  von  mehr  oder  minder 
unsicheren  Erwägungen  ab.  Menon  90  a  wird  mit  den  Worten  wc-ng  6  rvr  veMozi 
ei?.i](f(o?  TU  IIo'/.iy.tjÜTOvg  yQrnKna  'In/it]yiug  6  &7]ß(Hog  auf  die  zu  Anfang  des  korinthi- 


§  40.    Piatons  Schriften :  Chronologie.  2 1  / 

sehen  Krieges  (395)  mit  persischem  Gelde  erfolgte  Bestechung  des  thebiuiischea 
Demagogen  Ismenias  Bezug  genommen.  Die  Worte  rrv  rtoiari  sind  durch  den 
Gegensatz  des  früher  durch  langjährige  verdienstliche  Tätigkeit  reich  gewordenen 
Anthcmion  bedingt  und  zwingen  nicht,  die  Abfassung  des  Dialoges  dem  Ereignisse 
unmittelbar  folgen  zu  lassen,  auch  abgesehen  davon,  daß  sie  anachronistisch  dem 
Mitunterredner  Sokrates  in  den  Mund  gelegt  sind  und  nicht  vom  Verfasser  im 
eigenen  Namen  gebraucht  werden.  Immerhin  erklärt  sich  die  Anspielung  am 
besten,  Avenn  die  Begebenheit  noch  frisch  in  aller  Erinnerung  war.  Man  wird 
also  mit  dem  Menon  kaum  unter  das  Jahr  390  herabgehen  dürfen.  Ahnliches- 
gilt  von  der  Erwähnung  des  nämlichen  Ismenias  im  ersten  Buche  der  Politeia  o36a. 
Der  thebanische  Parvenü  wird  hier  als  machtbewußter  Reicher  mit  Periander, 
Perdikkas  und  Xerxes  zusammengestellt,  doch  wohl  in  sarkastischer  Absicht,  die 
am  verständlichsten  ist  zu  einer  Zeit,  da  die  Bestechungsangelegenheit  noch  im 
Gedächtnis  weiter  Kreise  fortlebte.  In  die  Zeit  des  korinthischen  Krieges  weist 
mit  Wahrscheinlichkeit  noch  eine  weitere  Beziehung.  Im  Ion  541  c  erscheint 
Ephesos  als  Athen  untertänig  («o;^£rat  ivtö  vumv  [sc.  xior  'Adijvaia>v\).  DemEphesier 
Ion  wird  von  Sokrates  der  Dienst  des  Söldnerstrategen  empfohlen  und  seinem 
Einwände,  daß  die  Athener  und  Spartaner  den  Fremden  nicht  verwenden  würden^ 
mit  dem  Hinweise  auf  den  Klazomenier  Herakleides  u.  a.  begegnet,  die  als  Nicht- 
athener  wegen  ihrer  Fähigkeiten  zu  Strategien  und  den  anderen  Amtern  befördert 
worden  seien.  Herakleides  kann  nicht  vor  der  Wende  des  5.  und  4.  Jahrhunderte 
athenischer  Stratege  gewesen  sein  (vgl.  Dittenberger,  Syll.  inscr.  Graec.^  Xo.  118), 
Will  man  also  nicht  an  der  lonstelle  eine  besonders  krasse  Vermengung  ver- 
schiedener Epochen  annehmen,  so  ist  man  genötigt,  bei  dem  uo/srai  r.TÖ  viiwr 
nicht  an  die  jedenfalls  vor  der  sizilischen  Expedition  (415)  gelöste  Zugehörigkeit 
von  Ephesos  zum  ersten  athenischen  Seebunde,  sondern  an  den  erneuten  Anschluß 
der  Stadt  an  Athen  zwischen  394  und  391  zu  denken,  obwohl  dieser  Anschluß- 
nicht  ohne  eine  gewisse  Übertreibung  als  äo/jodai  bezeichnet  werden  kann.')  Das 
Ende  des  korinthischen  Krieges  bildet  den  terminus  post  quem  für  den  Menexenos,. 
in  welchem  die  Übersicht  über  Athens  Geschichte  bis  zum  Frieden  des  Antalkidas- 
(386  vor  Chr.)  herabgeführt  wird  (245  e).  Es  liegt  nahe  anzunehmen,  daß  die  in  dem 
Dialoge  enthaltene  Persiflage  der  rhetorischen  Epitaphien  auf  gefallene  Krieger  durch 
eine  um  diese  Zeit  veranstaltete  Leichenfeier  veranlaßt  wurde,  die  Abfassung  der 
Schrift  also  annähernd  in  die  gleiche  Zeit  zu  setzen  ist.  Läßt  sich  hierüber  mit 
voller  Sicherheit  nichts  ausmachen,  so  bleiben  noch  größere  Zweifel  bei  der  im 
Sympos.  193  a  vorliegenden  Anspielung  auf  den  arkadischen  Dioikismos  des  Jahres 
385/4.  Die  Frühgrenze  steht  fest,  wie  lange  nach  dem  Ereignis  aber  noch  darauf 
angespielt  werden  konnte,  hängt  ganz  davon  ab,  wie  tief  es  sich  dem  Gedächtnis- 
der  Zeitgenossen  eingeprägt  hatte.  War  das  Begebnis  schon  an  und  für  sich  ais- 
typisches Merkmal  der  spartanischen  Pveaktioii  im  Peloponnes  von  erheblicher  Be- 
deutung, so  konnte  es  noch  durch  besondere  Umstände,  die  sich  unserer  Kenntnis 
entziehen,  einen  so  starken  Eindruck  hervorbringen,  daß  eine  Hindeutung  darauf 
auch  nach  Verlauf  von  zehn  und  mehr  Jahren  dem  Schriftsteller  nahe  lag  und 
vom  Leser  verstanden  wurde.    Bei  unserem  oberflächlichen  Wissen  von  den  Vor- 


1)  Auskunft  über  die  in  Frage  kommenden  ephesisch-athenischen  Beziehungen 
verdanke  ich  der  Freundlichkeit  E.  v.  Sterns.  Bergk  (Griech.  Lit.  IV  S.  4d4), 
der  den  Dialog  bereits  in  die  Zeit  des  erneuten  günstigen  Verhältnisses  zwischen 
beiden  Städten  verlegte,  glaubte  ihn  wegen  der  530  b  erwähnten  Panathenäenfeier 
ins  Jahr  390  datieren  zu  sollen.  Aber  391  hielten  es  die  Ephesier  schon  wieder 
mit  Sparta.  Auch  nötigt  nichts,  bei  der  Stelle  an  ein  bestimmtes  geschichtliches- 
Panathenäenfest  zu  denken. 


';j{^  i;  40.    Piatons  fechriftca:  Chronologie. 

gangen  tmtzieht  sich  der  zeitliche  Spielranin,  innerhalb  dessen  eine  Anspielung 
möglich  war.  jeder  Abschätzung.  —  Je  später  die  in  Anspielungen  berührten  Er- 
eignisse fallen,  desto  wertvoller  sind  sie  natürlich  für  die  platonische  Chronologie, 
selbst  wejin  sie  nur  die  Frühgrenze  für  die  Entstehung  eines  Werkes  abgeben. 
Dies  gilt  außer  der  oben  schon  erwähnten  Beziehung  des  H.  Briefes  und  dadurch 
mittelbar  der  Noraoi  auf  die  gesetzgeberischen  Pläne  des  Dionys  von  zwei 
geschichtlichen  Hinweisen  des  Theaitet,  von  denen  der  erste  freilich  nicht  ein- 
■deutig  ist.  Nach  Theait.  142a  f.  wird  Theaitet  verwundet  und  erkrankt  aus  dem 
Lager  vor  Korinth  nach  Athen  verbracht.  Den  geschichtlichen  Hintergrund 
hierfür  bieten  wahrscheinlich  die  Kämpfe  der  Korinther  und  Athener  unter  Chabnas 
im  .Tahre  309  (Ed.  Meyer,  Gesch.  d.  Altert.  V  §  952).'  Aber  unmöglich  wäre  es 
iin  und  für  sich  nicht,  daß  dem  Verfasser  Ereignisse  im  Anfange  des  korinthi- 
schen Krieges  vorschwebten  (so  Zeller,  Sitz.  d.  Berl.  Ak.  1S86,  646  =  Kl.  Sehr.  I 
;i67  im  Zusammenhange  mit  der  irrigen  Deutung  der  zweiten  gleich  zu  nennenden 
Stelle).  I^m  so  sicherer  ist  die  Beziehung  von  Theait.  175  a.  Hier  führt  die  Er- 
wähnung von  Leuten,  die  sich  eines  Stammbaumes  von  25  Ahnen  rühmen  und 
•diesen  bis  zu  Herakles  hinaufführen,  frühestens  auf  371  vor  Chr.  (vgl.  E.  Rohde, 
Philol.  49  |1890|,  231  ff.  =  Kl.  Sehr.  I  277  ff.).  Erwägt  man,  daß  die  Datierung 
<les  Theaitet  ein  äußerst  wichtiges  Kapitel  innerhalb  der  gesamten  platonischen 
Chronologie  bildet  und  der  Streit  sich  wesentlich  darum  drehte,  ob  dem  Ge- 
spräche vor  oder  nach  den  großen  konstruktiven  Hauptdialogen  sein  Platz  an- 
zuweisen sei,  so  wird  man  diesen  aus  einer  geschichtlichen  Anspielung  gewonnenen 
terminus  post  quem  als  wertvolle  Bestätigung  des  später  zu  erwähnenden  Ergeb- 
nisses sprachlicher  Forschung  freudig  willkommen  heißen.  Schließlich  sei  noch 
•der  Deutung  eines  geschichtlichen  Hinweises  gedacht,  die,  ihre  Richtigkeit  voraus- 
gesetzt, die  viel  behandelte  Frage,  ob  Piaton  bereits  vor  Sokrates'  Tode  Dialoge 
geschrieben  habe,  entscheiden  würde.  Das  warme  Lob,  das  der  Philosoph  seinem 
Oheim  Charmides  und  dessen  Geschlechte  in  dem  gleichnamigen  Dialoge  (155  a. 
157  d  ff.)  spendet,  hat  H.  Mutschmann  (Hermes  46  [1911],  473  ff.)  bestimmt,  in 
der  Schrift  einen  Nekrolog  auf  diesen  Oheim  zu  erkennen  und  demgemäß,  da 
•der  Nekrolog  den  Ereignissen  nicht  nachhinken  dürfe,  das  Werk  im  Todesjahre 
des  Charmides,  403,  oder  einem  der  beiden  nächstfolgenden  Jahre  verfaßt  zu 
■denken.  Damit  ist  aber  m.  E.  den  beiden  Stellen  im  Vergleiche  mit  dem  dog- 
matischen Gehalte  des  Dialogs  eine  zu  große  Bedeutung  beigemessen.  Die  Schrift 
•erklärt  sich  zur  Genüge  als  eine  mit  dem  Laches  parallel  gehende  begriffsethische 
Untersuchung,  bei  der  sich  dem  Verfasser  als  Verkörperung  der  in  Rede  stehenden 
<ico(fQoovvt)  das  Bild  seines  Oheims  auch  viele  Jahre  nach  dessen  Tode  einstellen 
konnte. 

3)  Beziehungen  Piatons  auf  Männer  der  Philosophie  und  Lite- 
ratur seiner  Zeit  und  umgekehrt.  Da  uns  Piaton  Gesi^räche  zwischen  Sokrates 
imd  seineu  Zeitgenossen  vorzuführen  pflegt,  ist  naturgemäß  die  ausdrückliche 
Nennung  von  Personen,  mit  denen  er  selbst  in  Berührung  kam,  seltener,  als  man 
:^onst  bei  dem  beträchtüchen  Umfange  seines  literarischen  Nachlasses  annehmen 
möchte.  Nun  kommen  freilich  neben  den  ausdrücklichen  Erwähnungen  auch 
stillschweigende  Bezugnahmen  in  Betracht.  Die  von  einigen  für  die  Deutung  der 
platonischen  Dialoge  aufgestellte  allgemeine  Gleichung:  Sokrates  =  Piaton,  die 
Gesprächspartner  des  Sokrates  =  Personen  de?  platonischen  Verkehrs,  entbehrt 
zwar  jeder  Grundlage;  aber  deshalb  läßt  sich  doch  nicht  in  Abrede  stellen,  daß 
Piaton  sich  mehrfach  auch  ohne  Namennennung  mit  Männern  seiner  eigenen 
Zeit  beschäftigt.  Im  einzelnen  sind  aber  solche  Beziehungen  zumeist  unsicher 
und  schwer  bestimmbar,  und  ihr  Ertrag  für  die  Chronologie  ist  gering.    Die  von 


§  40.    Piatons  Schriften:  Chronologie.  219 

Piaton  am  häufigsten  genannte  Person  ist  Sokrates.  Die  verschiedene  in  der 
Dialogführung  ihm  angewiesene  Stellung  wird  uns  als  chronologisches  Merkmal 
später  noch  begegnen.  Im  übrigen  bieten  seine  Erwähnungen  geringe  Ausbeute. 
Wenn  Thrasyllos  bei  Diog.  Laert.  3,  58  Euthyphron,  Apologie,  Kriton  und  Phaidon 
als  Darstellung  des  typischen  Philosophonlebens  und  seines  idealen  Verhaltens 
gegenüber  der  mehr  und  mehr  hereinbrechenden  Katastrophe  —  der  Philosoph 
auf  dem  Wege  zur  Gerichtsbehörde,  vor  Gericht,  im  Gefängnis  bei  Fluchtgelegea- 
heit,  in  der  Todesstunde  —  zu  einer  Tetralogie  vereinigt,  so  ist  dagegen  vom  Stand- 
punkte einer  Gruppierung  unter  ethischem  Gesichtspunkte  nichts  einzuwenden. 
Aber  von  einer  gleichzeitigen  Herausgabe  dieser  Schriften  kann  keine  Rede 
«ebi.  Ebenso  aussichtslos  ist  der  Versuch  Munks,  die  ganze  Schriftenreihe 
als  idealisiertes  Lebensbild  des  Sokrates  nach  dem  aufsteigenden  Lebensalter 
des  in  den  Dialogen  auftretenden  Sokrates  chronologisch  zu  ordnen.  Wohl  aber 
läßt  sich  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  vermuten,  daß  die  Schriften,  in  denen 
Sokrates'  persönliches  Schicksal  im  Vordergrunde  steht,  wie  Apologie  und  Kriton, 
nicht  sehr  weit  von  seinen  Lebzeiten  abzurücken  und  der  frühesten  Periode  von 
Piatons  Schriftstellerei  zuzuweisen  sind.  Ebenso  diejenigen,  in  denen  Sokrates' 
Charakter  mit  besonderer  Liebe  gezeichnet  ist  und  insbesondere  durch  die  Dar- 
stellung seines  Verhältnisses  zur  Jugend  eine  apologetische  Tendenz  hindurch- 
leuchtet, wie  im  Protagoras,  Laches,  Charmides  und  Lysis.  Doch  ist  bei  Ver- 
wendung dieses  Gesichtspunktes  Vorsicht  geboten.  Noch  in  viel  späterer  Zeit 
hat  die  Dogmatik  einiger  Dialoge  den  Verfasser  bestimmt,  auf  Sokrates'  Schicksal 
und  Charakter  einzugehen.  So  veranlaßte  die  Unsterblichkeitslehre  des  Phaidon 
das  Gemälde  von  Sokrates  im  Kreise  seiner  Jünger  während  der  Sterbestunde,  das 
Erosthema  des  Symposions  die  Darstellung  von  Sokrates'  Verhalten  zum  sinnlichen 
Eros  in  der  Erzählung  des  Alkibiades.  Die  abgestufte  Stellungnahme  der  einzelnen 
Werke  zu  Sophisten  und  Rhetoren  im  allgemeinen  sowie  zu  den  athenischen 
Staatsmännern  hängt  mit  tieferen  Fragen  der  philosophischen  Entwicklung  Piatons 
zusammen  und  wird  später  besprochen  werden.  Hingegen  gehören  die  mehr  ober- 
flächlichen Beziehungen  auf  bestimmte  einzelne  Rhetoren  hierher.  Im  Phaidr. 
278  e  f.  erteilt  Sokrates  dem  noch  jugendlichen  Isokrates  ein  warmes  Lob.  Er 
lasse,  so  heißt  es  im  wesentlichen.  Besseres  erwarten  als  Reden  nach  Art  des 
Lysias.  Vielleicht  werde  er  heranreifend  auf  dem  Gebiete  der  Reden,  die  er  jetzt 
in  Angriff  nehme,  alle  bisherigen  Redner  Meit  überragen,  vielleicht  auch  damit 
nicht  zufrieden  sich  von  göttlicherem  Triebe  zu  Größerem  führen  lassen,  denn  in 
des  Mannes  geistiger  Veranlagung  liege  ein  Stück  Philosophie  {(fvaei  yäg  .  .  . 
fveari'  zig  ffuoooffia  zf/  zov  av^Qog  öiavoi'a).  Die  Stelle  ist  der  Ausgangspunkt  einer 
Kombination,  die  mit  um  so  größerem  Eifer  aufgenommen  und  ausgebaut  wurde, 
als  die  Datierung  des  Phaidros  eines  der  wichtigsten  und  umstrittensten  Probleme 
der  Piatonchronologie  bildet.  Außer  dem  erwähnten  Lobe  des  Isokrates  kommt 
Folgendes  in  Betracht.  Die  in  den  nächsten  Jahren  nach  390  vor  Chr.  ver- 
faßte Sophistenrede  des  Isokrates  (or.  13)  äußert  sich  sehr  abschätzig  über 
die  Eristik  im  Jugendunterrichte  in  einer  Form,  aus  der  man  sehr  leicht  eine 
Geringschätzung  der  üblichen  Jugendnnterweisung  überhaupt  als  eines  praktisch 
unfruchtbaren  Unternehmens  herauslesen  konnte.  Von  der  Bekämpfung  der 
Eristik,  die  sich  im  Eingange  der  Helena  wiederholt,  wurde  auch  die  Sokratik 
getroffen ,  insofern  innerhalb  dieser  Antisthenes  die  Eristik  pflegte.  Auf  den 
letzteren  könnte  der  Anfang  der  Helena  mit  der  Anführung  von  Sätzen,  die  für 
Antisthenes  bezeugt  sind,  hindeuten.  Andererseits  enthält  die  Sophistenrede  in 
§  17  eine  auffallende  Parallele  zu  Plat.  Phaidr.  269  d.  Ferner  weist  Piaton  im 
Euthydemos  304  d  ff.   eine  gegen  das  unfruchtbare  Philosophiestudium  gerichtete 


9-)()  §  40.    Platüiis  Schritten:  Chronologie. 

Äußerung  eines  ungenannten  Mannes  zurück,  dessen  Charakteristik  auf  Isokratcs 
paßt.  Auch  diese  Äußerung  findet  ihren  Anknüpfungspunkt  in  der  Eristik.  Mai> 
ging  nun  auf  die  Jagd  nach  gegenseitigen  polemischen  Anspielungen  in  den 
weiteren  'Werken  der  beiden  Schriftsteller,  und,  wie  es  bei  derartigen  Jagden  zu 
geschehen  pflegt,  der  Jagende  kehrte  jeweilen  mit  einiger  -wenn  auch  imaginären 
Beute  heim.  So  ergab  sich  folgender  Zusammenhang.  Piaton  hat  zunächst  auf 
Isokrates'  vermeintlichen  Zug  zur  Philosophie  große  Hoffnungen  gesetzt,  die  in 
der  Phaidrosstelle  ihren  Ausdruck  fanden.  Sie  wurden  durch  die  Sophistenrede 
trotz  des  in  der  Bezugnahme  von  §  17  auf  Phaidr.  269  d  liegenden  Komplimentes 
schwer  getäuscht,  und  Piaton  quittierte  im  Euthydemos  mit  einer  energischen 
Zurückweisung  über  die  Angriffe  des  Redners,  indem  er  zugleich  zwischen  seiner 
und  der  antislhenischen  Art  Philosophie  zu  treiben  eine  scharfe  Grenze  zog. 
Damit  war  der  Bruch  zwischen  Isokrates  einer-,  Piaton  und  der  Sokratik  anderer- 
seits vollzogen.  Ihre  Feindschaft  kam  in  den  folgenden  Jahrzehnten  in  fort- 
währenden Plänkeleien  wieder  und  wieder  zur  Erscheinung.  Der  Phaidros  ist 
also  vor  der  Sophistenrede  spätestens  um  390,  der  Euthydem  nicht  sehr  lange 
nach  dieser  Rede  verfaßt.  Aus  dieser  von  Spengel  unter  dem  Beifall  Zellers  be- 
gründeten, von  Usener  u.  a.  weiter  ausgebauten  Kombination  fällt  zunächst  ein 
nebensächlicher  Punkt,  das  Kompliment  des  Isokrates  in  der  Sophistenrede,  dahin  i 
Der  Gedanke,  um  den  es  sich  handelt,  findet  sich  in  übereinstimmender  Form 
auch  beim  Anonymus  lamblichi  (Diels  Vorsokr.  c.  82,  1),  der  ihn  weder  au» 
Piaton  noch  aus  Isokrates  entnommen  haben  kann.  Er  ist  also  nicht  Piatons 
Eigentum  (vgl,  Heinr.  Gomperz,  Wiener  Studien  27  [1905],  168  ff.).  Aber  auch  da* 
ganze  Gebäude  steht  auf  unsicherem  Grunde.  Es  ist  von  vornherein  ein  miß- 
liches Unterfangen,  bei  zwei  Männern,  die  am  gleichen  Orte  wohnten  und  als 
Mittelpunkte  geistiger  Kreise  mannigfache  Gelegenheit  hatten,  sich  übereinander 
auszusprechen,  sich  zu  verfeinden  und  sich  zu  verständigen.  Gegensätze  zu  be- 
tonen, zu  mildern  und  zu  verschärfen  —  bei  solchen  Männern  aus  Stellen  ihrer 
Werke,  die  doch  nur  einen  Bruchteil  ihrer  Äußerungen  darstellen,  und  dazu  noch 
aus  Stellen  großenteils  vager  und  unpersönlicher  Prägung,  die  Kurven  ihrer  gegen- 
seitigen Beziehungen  rekonstruieren  zu  wollen.  Endgültig  aber  bricht  der  Bau 
durch  den  von  Heinr.  Gomperz,  Wiener  Studien  27  (1905),  163  ff.;  28  (1906),  1  ff. 
geführten  Nachweis  zusammen,  daß  nicht  nur  für  eine  von  den  achtziger  Jahren 
an  bestehende  Feindschaft  zwischen  den  beiden  Männern  jedes  verläßliche  Symptom 
fehlt,  sondern  sogar  im  Gegenteil  in  den  isokrateischen  Schriften  nach  Erscheinen 
der  Helena  die  Polemik  gegen  die  Sokratik  einer  Hinneigung  zu  dieser  Richtung  Platz 
macht,  um  erst  nach  einem  Menschenalter  wenige  Jahre  vor  Piatons  Tode  wieder 
hervorzutreten.  Gomperz'  These  ist  auch  dann  noch  genügend  begründet,  wenn  man 
von  ihm  abweichend  den  isokrateischen  Busiris,  der  mit  seiner  wohlwollenden  Be- 
zugnahme auf  die  platonische  Politeia  unter  seinen  Argumenten  eine  Rolle  spielt, 
mit  Pohlenz  der  Helena  zeitlich  vorangehen  läßt.  So  spricht  die  weitaus  größere 
Wahrscheinlichkeit  dafür,  daß  der  Phaidros  nach,  als  daß  er  vor  der  isokrateischen 
Sophistenrede  entstanden  ist,  zumal  von  Isokrates  bis  zu  dieser  Rede  nur  Proben 
gerichtlicher  Beredsamkeit  vorhanden  waren,  die  schwerlich  Anlaß  boten,  in  ihm  eine 
philosophische  Ader  zu  erkennen.  Die  vielberufene  Phaidrosstelle  über  Isokrates 
ist  also,  täuscht  nicht  alles,  ein  vaticinium  post  eventum,  niedergeschrieben,  al& 
bereits  epideiktische  und  politische  Reden,  vor  allem  wohl  der  Busiris  des  Iso- 
krates vorlagen,  hnvieweit  persönliche  Motive  das  Lob  veranlaßten,  läßt  sich 
heute  nicht  mehr  ausmachen.  Beide  Männer  mfigen  durch  gemeinsame  Schüler 
einander  näher  gekommen  sein  —  an  eine  Art  Kartelliening  der  isokrateischen 
Rhetoren-   und   der  platonischen    Philosophenschule   denkt  H.  Gomperz  a.  a.  O. 


§  4C».    Piatons  Schriften:  Chronologie.  221 

♦?.  38  t.  —  Die  Angabe  des  Diog.  Laöit.  B,  8,  Piaton  und  Isokrates  seien  be- 
freundet gewesen,  ist  wohl  nur  aus  dem  ebendort  erwähnten  Dialoge  des  Praxi- 
phanes  herausgesponnen.  Aber  dieser  Dialog  zeigt  doch,  wie  sich  ein  Schüler 
Theophrasts  das  Verhältnis  der  beiden  dachte.  Das  Tatsächliche  ist  jedenfalls, 
daß  Piaton  die  durch  die  Abrechnung  mit  dem  ihm  unsympathischen  Lvsias  ge- 
botene Gelegenheit  ergriff,  Isokrates  als  Gegenbild  dieses  Kcdners  zu  feiern. 
Der  Notwendigkeit,  den  Gegensatz  durch  eine  der  lysianischen  entsprechende 
Probeleistung  zu  verdeutlichen,  entzog  er  sich  mit  feiner  Kunst  dadurch,  daß  er 
Isokrates  als  jungen  Mann,  dessen  Leistungen  noch  in  der  Zukunft  hegen,  dem 
bereits  viel  gefeierten  Lysias  gegenüberstellt,  wozu  die  Verhältnisse  insofern  be- 
rechtigten, als  zu  einer  Zeit,  da  Lysias  als  Epideiktiker  bereits  Ruf  erworben 
und  längst  seine  Haupttätigkeit  der  Gerichtsrede  zu  widmen  begonnen  hatte, 
Isokrates  zwar  kein  Jüngling  an  Lebensjahren,  aber  Anfänger  in  der  epideiktischen 
Beredsamkeit  war.  Dementsprechend  wurden  die  Piaton  bereits  vorliegenden 
isokrateischen  Eeden  zu  solchen,  „die  er  jetzt  in  Angi-iff  nimmt".  Auch  da^ 
Lob  iJhilosophischer  Tendenz,  das  im  Phaidros  dem  Redner  gespendet  wird,  läßt 
sich,  gerade  wenn  dessen  spätere  Werke  großenteils  schon  bekannt  waren,  ver- 
stehen. Gewiß  war  Isokrates  kein  Philosoph;  gewiß  war  er  insbesondere  von 
Piaton  in  wichtigen  Anschauungen  himmelweit  getrennt.  Aber  bei  persönlichem 
Wohlwollen  ließ  sich  auch  diese  Kluft  überbrücken.  Philosophische  Aspirationen 
hatte  Isokrates  in  seiner  hier  in  Betracht  kommenden  Periode  immer,  und  seine 
vielfachen  Berührungen  mit  der  sokratischen  Ethik  konnten  Piaton  für  ihn  ein- 
nehmen. Auch  in  der  Beurteilung  der  athenischen  Politik  unter  ethischem  Ge- 
sichtspunkte begegnete  er  sich  mit  dem  Philosophen  (srsol  elQip'ijg  30  ff.),  und  die 
p)hilosophischen  Spezialdisziplinen,  wie  Astronomie  und  Geometrie,  ja  selbst  die 
Eristik  fanden  bei  ihm  in  späteren  Jahren  zum  mindesten  mehr  Anerkennung 
als  bei  der  großen  Masse  der  L^rteilenden  (tisqI  avti86a.  261  ff.).  Nimmt  mau 
vollends  den  ganz  und  gar  unphilosophischen  Lysias  zur  Folie,  so  möchte  man 
das  L'rteil  des  Phaidros  heute  noch  unterschreiben. 

So  bliebe  von  S^jengels  Kombination  nur  noch  die  Beziehung  des  Euthydem 
auf  die  Angriffe  des  Isokrates.  Hier  befinden  Avir  uns  aber  wieder  auf  ganz 
schwankendem  Boden.  Zunächst  ist  die  Identifizierung  des  im  Euthydem  be- 
kämpften Gegners  mit  Isokrates  wenn  auch  wahrscheinlich,  so  doch  unbeweisbar 
(das  Nähere  unten  bei  Besprechung  des  Euthydem).  Aber  nehmen  wir  sie  als 
richtig  an,  so  ist  doch  für  die  Chronologie  keine  sichere  Grimdlage  gewonnen. 
Nach  Euthyd.  304  e  gedachte  der  Gegner  der  eristischen  Philosophen  als  neQi 
ov^srog  ä^lcov  ävaSiav  a:Tov8rjv  TToiov/nercor,  und  die  berichtende  Gesprächsperson 
fügt  hinzu:  ovzojol  yÜQ  noyg  y.al  sl.-rs  roTg  drönaoi.  Sieht  man  darin  eine  wort- 
getreue Anführung,  so  kann  als  Quelle  des  Zitates  nur  die  Sophistenrede  in 
Frage  kommen.  Denn  die  Helena,  deren  vollständige  Erhaltung  nicht  zu  be- 
zweifeln ist,  kennt  diese  Worte  nicht.  Die  Sophistenrede  hingegen,  in  der  sie 
jetzt  gleichfalls  fehlen,  ist  nach  der  Meinung  einiger  am  Schlüsse  verstümmelt. 
War  der  Ausdruck  in  diesem  verlorenen  Stücke  wirklich  gebraucht,  so  wäre  da- 
durch für  den  Euthydem  allerdings  nicht  nur  eine  Frühgrenze,  sondern  über- 
haupt eine  ungefähre  Zeitbestimmung  gegeben.  Denn  der  Euthydem  bildet 
geradezu  eine  Replik  auf  die  angeführte  Äußerung,  wird  ihr  also  in  nicht  sehr 
großem  Abstände  nachgefolgt  sein.  Allein  die  Verstümmelung  der  Sophistenrede 
ist  strittig,  und  fehlt  wirklich  ein  Stück,  so  ist  nach  dem  Schlüsse  des  Er- 
haltenen nicht  einmal  wahrscheinlich,  daß  darin  die  zitierten  Worte  standen. 
Aber  handelt  es  sich  denn  um  ein  wörtliches  Zitat?  Ich  halte  dies  abweichend 
«von    H.  Gomperz   a.  a.   O.   S.  31    keineswegs   für   unzweifelhaft.     Es  entspräche 


222  §  ■=^^-    l^latons  Schriften:  Chronologie. 

ganz  riatons  Art,  Wahrheit  und  Dichtung  zu  verbinden,  wenn  er  den  ihm  vor- 
liegenden Text,  den  er  doch  nicht  als  solchen  zitiert,  sondern  nach  freier  Er- 
findiuig  als  mündliche  Äußerung  wiedergibt,  nach  Gutdünken  umgeändert  und, 
da  es  sich  nun  einmal  um  die  "Worte  eines  Rhetors  handelt,  zu  einem  richtige« 
Gorgianismus  zugestutzt  hätte.  Zudem  hat  er  durch  Beifügung  eines  Ticög 
selbst  angedeutet,  daß  er  für  den  Wortlaut  nicht  einsteht.  Ein  wortgetreue* 
Zitat  ist  sogar  unwahrscheinlich,  denn  damit  würde  Piaton  das  Inkognito,  mit 
dem  er  sonst  den  Gegner  umkleidet,  geradezu  aufheben.  Handelt  es  sich  aber 
um  eine  freie  Wiedergabe  des  gegnerischen  Urteils,  dann  kommt  als  deren 
Grundlage  neben  der  Sophistenrede  auch  die  Helena  in  Betracht,  deren  Ab- 
fassungszeit sich  auch  nicht  mit  nur  annähernder  Genauigkeit  bestimmen  läßt 
(die  Ansätze  neuerer  Forscher  differieren  um  Jahrzehnte).  Schließlich  ist  auch 
die  Möglichkeit  nicht  zu  leugnen,  daß  Piaton  tatsächlich  auf  eine  mündliche 
Äußerung  anspielt,  in  welchem  Falle  die  Euthydemstelle  für  die  Chronologie 
völlig  auszuscheiden  hätte. 

Isokrates  kann  uns  zu  einem  andern  Zeitgenossen,  Aristophanes,  hiuüber- 
leiten.  Im  Busiris  15  ff.  gibt  ersterer  eine  Darstellung  der  ägyptischen  Ver- 
fassung, die  autfallend  an  den  platonischen  Staat  erinnert.  Dazu  kommt  noch 
die  ausdrückliche  Bemerkung,  daß  die  angesehensten  Philosophen,  die  sich  mit 
Staatstheorie  befaßten,  der  ägyptischen  Staatsordnung  vor  anderen  den  Vorzug 
gäben  (17).  Gleich  auffällig  sind  mehrere  Punkte  des  kommunistischen  Pro- 
grammes.  das  Aristophanes  in  den  391  oder  390  aufgeführten  Ekklesiazusen 
590  ff.  zum  besten  gibt.  Sie  berühren  sich  derart  mit  einzelneu  Zügen  des- 
Staatsideals  der  platonischen  Politeia,  daß  es  schwer  fällt  zu  glauben,  beide 
Schriftsteller  hätten  unabhängig  voneinander  oder  von  einer  gemeinsamen  Quelle 
diese  Einzelheiten  aus  der  Grimdthese  des  Kommunismus  herausgesponnen 
(anders  ZeUer  II  1*,  551,  2).  Aber  auch  der  Fall  einer  gemeinsamen  Quelle 
scheidet  aus;  denn  nach  Aristot.  Polit.  B  7,  1266a  34 ff.  war  Piaton  bis  auf 
Aristoteles'  Zeit  der  einzige  Staatstheoretiker,  der  die  an  der  Ekklesiazusenstelle 
wie  in  der  Politeia  eijie  Avichtige  Rolle  spielende  Kinder-  und  Frauengemeinschaft 
verlangte.  Abhängigkeit  des  Philosophen  in  einem  Hauptpunkte  seines  philo- 
sophischen Bekenntnisses  von  einem  gelegentlichen  Scherz  des  Komikers  wii'd 
schwerlich  jemand  glaubhaft  finden.  Da  ferner  aus  sprachlichen  wie  inhalt- 
lichen Gründen  ausgeschlossen  ist,  daß  die  Politeia  in  Form  und  Umfang,  wie 
wir  sie  in  Händen  haben,  Aristophanes  bereits  vorlag,  so  bleiben  für  die  Er- 
klärung des  Tatbestandes  nur  folgende  Möglichkeiten.  Entweder  hatte  Aristo- 
phanes —  und  das  Gleiche  müßte  auch  von  Isokrates  als  Verfasser  des  Busiris 
gelten  —  einen  zunächst  gesondert  ausgearbeiteten  imd  herausgegebenen  Teil 
unserer  Politeia  vor  sich,  oder  er  kannte  eine  frühere,  von  der  unsrigen  ver- 
schiedene Ausgabe  des  Gesamtwerkes,  oder  er  fußte  auf  Piatons  mündlich  vor- 
getragenen Lehren,  die  durch  Dritte  zu  seiner  Kenntnis  gekommen  sein  mochten. 
Die  erste  Annahme,  die  im  Zusammenhang  mit  dem  Versuch,  eine  sukzessive 
Entstehung  unserer  Politeia  nachzuweisen,  von  Krohn  u.  a.  (s.  Lit.  S.  94*)  vor- 
getragen worden  ist,  begegnet  Schwierigkeiten  in  der  Abgrenzung  der  Teile  des 
Werkes,  die  Aristophanes  und  Isokrates  bereits  zugänglich  gewesen  sein  müßten. 
Sie  hätte  außerdem  mit  einer  sprachlichen  und  sachlichen  Überarbeitung  dieser 
Partien  zu  rechnen  und  käme  so  der  zweiten  Hypothese  nahe,  die  M.  Pohlenz, 
Aus  Piatons  AVerdezeit  S.  206  ff .  verfochten  hat.  Allein  gerade  die  Stelle  Gell. 
14,  3,  die  in  Pohlenz"  Argumentation  entscheidend  ist  für  die  Ansicht,  daß  Piatons 
Gesellschaftsideal  frühzeitig  durch  eine  Erstausgabe  der  Politeia  imd  nicht  lediglich 
durch  mündliche  Weitergabe  bekannt  wurde,   ist  als  Zeugnis  von  sehr  fraglichem 


§  40.    Piatons  Schritten:  Chronologie.  223 

Werte  und  spricht  zudem  auch  nur  von  einer  Vorveröffentlichung  zweier  Jiiicher 
der  (gangbaren)  Politeia.  nicht  von  einer  früheren  Ausgabe  des  Gesamt  werke«. 
Auch  muß  auffallen,  daß  wir  hier  innerhalb  des  platonischen  Schrifttums  den 
einzigen  Fall  der  Neuedition  einer  bereits  veröffentlichten  Schrift  vor  uns  hätten  — 
für  den  Phaidros  ist  der  Beweis  nicht  geglückt  — ,  und  zwar  einer  Neuedition,  die 
von  der  Erstausgabe  nicht  einmal  durch  einen  besonders  langen  Zwischenraum 
getrennt  wäre.  Ein  unbedingtes  Hindernis  für  Pohlenz'  These  ist  das  natürlich 
nicht,  und  Pohlenz,  der  das  Bedenken  selbst  emjifand,  hat  ,S.  228  ff.  eine  Er- 
klärung gegeben,  der  man  die  Möglichkeit  —  mehr  ist  in  diesen  Dingen  nicht  zu 
erreichen  —  nicht  absprechen  kann.  Aber  alles  in  allem  scheint  mir  doch  der 
dritte  Weg  der  Lösung  des  Problems,  den  Chiappelli  (Riv.  d.  filol.  11,  209 1  be- 
schritten hat,  der  noch  gangbarere.  Daß  Piaton  schon  in  den  neunziger  Jahren 
als  Lehrer  tätig  war,  hat  alle  Wahrscheinlichkeit  für  sich.  Aber  auch  im 
andern  Falle  bot  ihm  der  Verkehr  innerhalb  des  Sokratikerkreises  Gelegenheit 
zu  philosophischer  Meinungsäußerung,  und  es  ist  nicht  zu  verwundern,  daß  von 
hier  aus  die  Kunde  seines  grundstürzenden  Gesellschaftsprogrammes  in  weitere 
Schichten  drang  und  das  Tagesgespräch  bildete.  Die  Übereinstimmung  zwischen 
Piaton  und  Aristoj^hanes  und  vollends  zwischen  Piaton  und  Isokrates  im  ein- 
zelnen ist  nicht  so  groß,  daß  sie  mit  der  Annahme  mündlicher  Gedankenver- 
breitung unvereinbar  wäre.  Ergibt  sich  unter  dieser  Voraussetzung  auch  nichts 
für  (He  Entstehungsgeschichte  der  Politeia,  so  steht  doch  für  die  Hauptfrage,  um 
derentwillen  uns  Datierung  und  Abfolge  der  Dialoge  interessiert,  die  Frage  der 
philosophischen  Entwicklung  Piatons,  die  Tatsache  fest,  daß  seine  Gesellschafts- 
theorie in  ihren  Grundzügen  schon  vor  391  ausgebildet  war. 

Von  einigen  weiteren  Beziehungen  läßt  sich  kürzer  handeln.  Daß  das 
Symposion  der  Apologie  nicht  alsbald  nachgefolgt  sein  kann,  ließe  sich,  wäre  es 
nicht  ohnehin  gewiß,  daraus  abnehmen,  daß  Aristophanes  hier  (19  c,  vgl.  18  dj  als 
Verbreiter  falscher  Anschauungen  über  Sokrates  in  ungünstigem  Lichte  erscheint, 
während  ihm  dort  (189  c  ff.)  die  freundschaftliche  Gesinnung  des  Verfassers  eine 
sympathische  EoUe  im  sokratischen  Freundeskreise  zugeteilt  hat.  Die  großenteils 
sehr  unsicheren  Anspielungen  auf  Antisthenes,  die  von  neueren  Gelehrten  bei 
Piaton  gefunden  Avurden  (s.  oben  S.  181  f.),  sind  für  die  Piatonchronologie  schon 
deshalb  im  wesentlichen  unfruchtbar,  weil  nur  in  allgemeiner  und  vager  Weise 
auf  antisthenische  Lehren  Bezug  genommen,  nicht  aber  auf  bestimmte  Schriften 
hingedeutet  wird.  Aber  selbst  mit  solchen  Hindeutungen  wäre  Avenig  geholfen, 
da  sich  eine  Chronologie  der  Werke  des  Antisthenes  mit  unseren  Mitteln  nicht 
aufstellen  läßt.  Die  Bezeichnung  des  Antisthenes  als  ysgcov  dipiuadi)?  (Sophist. 
251  b)  wäre  schon  in  den  achtziger  Jahren  des  vierten  Jahrhunderts  denkbar 
(vgl.  Isoer.  Hei.  Anf.).  Immerhin  kann  es  für  eine  gewisse  Bestätigung  der 
durch  andere  Kriterien  gebotenen  Reihenfolge  der  platonischen  Schriften  gelten, 
wenn  die  so  geordneten  Werke  bis  zum  Gorgias  einschließlich  sich  von  jeder 
irgend  greifbaren  Polemik  gegen  Antisthenes  frei  zeigen,  ja  der  Gorgias  sich  in 
einigen  freilich  von  verschiedenem  Ausgangspunkt  gewonnenen  Anschauungen 
mit  antisthenischen  Lehren  berührt  (Th.  Gomperz,  Griech.  Denker  II '  288), 
während  vom  Euthydem  an  eine  Reihe  freilich  in  erheblichen  Abständen  ein- 
ander folgender  Anspielungen  mit  größerer  oder  geringerer  Wahrscheinlichkeit 
namhaft  zu  machen  sind. 

Eine  sehr  willkommene  Hilfe  zur  Datierung  des  Gorgias  bieten  dessen  Be- 
ziehungen zu  der  Anklagerede  des  Polykrates  gegen  Sokrates,  wie  sie  in 
der  mit  deutlicher  polemischer  Spitze  versehenen  entgegengesetzten  Beurteilung 
des  Sokrates  und  der  athenischen  Staatsmänner  Themistokles,  Miltiades  u.  a.  zu- 


004  §  40.    Piatons  Schriften:  Chronologie. 

tage  tritt  im  Zusammenhange  mit  der  verschiedenen  'NVertani^-  der  Philosophie 
und  der  gangbaren  Anschauungen  von  praktischer  Politik.  A.  Gercke  (Ein!,  z. 
Ausg.  d.  Gorgias  XLIV  ff.)  und  Th.  Gomperz  (Griech.  Denk.  IP  278  f.  569),  die 
diese  Beziehungen  eingehend  untersucht  haben,  sehen  in  Polykrates'  Pamphlet 
das  ältere  Schriftstück,  im  Gorgias  die  Eeplik,  während,  wie  früher  schon  andere, 
so  jetzt  auch  M.  Pohlenz  (Aus  Pl.s  Werdezeit  164  ff.)  das  umgekehrte  Verhältnis 
annimmt.  Ein  entscheidendes  Indiz  erkenne  ich  —  abgesehen  von  der  sogleich 
zu  berührenden  Datierung  des  Ion  —  weder  für  die  eine  noch  für  die  andere 
Ansicht,  gewinne  aber  aus  Liban.  apol.  Socr.  155  eher  den  Eindruck,  daß  Poly- 
krates  von  gegnerischen  Erörterungen  über  Miltiades  und  Themistokles  und  ins- 
besondere von  der  Argumentation  Gorg.  516  d  e  nichts  wußte,  also  die  Feind- 
seligkeiten eröffnete,  wozu  stimmt,  daß  der  Gorgias  durch  das  ungemein  harte 
und  unbillige  Verdikt  über  die  Staatsmänner  und  die  Leidenschaftlichkeit  des 
Tones  die  Vermutung  nahe  legt,  der  Verfasser  sei  durch  einen  besonderen  Anlaß 
in  gereizter  Stimmung  gewesen.  Glücklicherweise  bleibt  die  Polemik,  man  mag 
über  die  Prioritätsfrage  denken  wie  man  will,  chronologisch  wertvoll  und  liegen 
die  Ergebnisse  bei  beiden  Ansichten  nicht  allzu  weit  voneinander  ab,  unter  der 
Voraussetzung  freilich,  daß  sich  für  die  Rede  des  Polykrates,  die  der  Wieder- 
aufiichtung  der  athenischen  Mauern  (393  v.  Chr.)  gedachte,  auch  eine  Spätgrenze  be- 
stimmen läßt.  Pohlenz  (a.  a.  O.  164,  2)  erkennt  in  der  anachronistischen,  viel- 
leicht in  die  Form  einer  Prophezeiung  gekleideten  Erwähnung  des  Wiederaufbaus 
der  Mauern  in  einer  Anklagerede  gegen  Sokrates  ein  persönliches  Kompliment 
für  Konon,  das  gegenstandslos  wurde,  als  dieser  392  in  persische  Gefangenschaft 
geriet,  um  bis  zu  seinem  auf  Kypros  erfolgten  Tode  nicht  mehr  nach  Athen 
zurückzukehren.  Zwingend  ist  das  nicht,  aber  wahrscheinlich  genug,  um  damit 
zu  rechnen.  Dann  bleiben  für  Polykrates'  Eede  nur  die  Jahre  B93  und  392,  und 
für  den  Gorgias  ergibt  sich  Folgendes:  Ist  er  Eeplik,  so  wird  er,  worauf  schon 
die  Leidenschaftlichkeit  des  Tones  schließen  läßt,  von  Polykrates'  Eede  durch 
keinen  sehr  langen  Zwischenraum  getrennt,  also  etwa  der  Zeit  von  393—389  (vor 
der  italisch-sizilischen  Eeise)  zuzuweisen  sein.  Im  entgegengesetzten  Falle  wird 
er  ebenfalls  nahe  an  Polykrates'  Eede  herangerückt  werden  müssen,  da  nach 
anderen  Kriterien  zwischen  ihm  und  dem  Beginne  von  Piatons  literarischer  Tätig- 
keit, den  man  jedenfalls  erst  nach  Sokrates'  Tode  anzusetzen  haben  wird,  bereits 
eine  ansehnliche  Strecke  schriftstellerischer  und  philosophischer  Entwickelung 
gelegen  war.  Damit  wäre  für  die  Abfassung  des  Dialoges,  wenn  er  dem  Pam- 
phlete voranging,  etwa  die  Zeit  von  394—392  als  Spielraum  gegeben.  Ist  der 
Ion  tatsächlich  einer  der  ältesten  Dialoge  und  nicht  vor  394  geschrieben  (vgl. 
S.  217),  so  spricht  dies  für  die  Priorität  des  Polykrates,  da  sich  nicht  wohl 
■sämtliche  zwischen  Ion  und  Gorgias  liegenden  Dialoge  in  die  Zeit  von  394—392 
zusammendrängen  lassen. 

Ungünstiger  liegen  die  Dinge  bei  der  Berührung  von  Plat.  Phaidr.  275  d  f. 
276  d  mit  der  vor  380  veröffentlichten  Eede  des  Alkidamas  Usol  aoqHOTOjv  28. 
85.  Hier  ist  fraglich,  ob  überhaupt  auf  einer  Seite  eine  Abhängigkeit  besteht, 
und  wenn  es  der  Fall  ist,  so  läßt  sich  doch  über  die  Priorität  nicht  mit  Sicher- 
heit entscheiden.  Im  Falle  der  Unabhängigkeit  des  Alkidamas,  die  mir,  ange- 
sichts der  von  Pohlenz  a.  a.  Ü.  S.  350  aus  weiterer  Literatur  gesammelten 
Parallelen,  wahrscheinlicher  ist,  und  zwar  auch  für  §  35,  bietet  die  Berührung 
für  die  Chronologie  keinen  Ertrag. 

Von  der  für  den  Zeitansat^  einiger  Schriften  in  Betracht  kommenden  Frage 
einer  Berücksichtigung  des  Aristoteles  durch  Piaton  kann  erst  unten  bei  den 
platonischen  Altersdialogen  und  ihrer  Lehre  die  Rede  sein. 


§  40.    riatons  Schriften:  Chronologie.  -225 

4.  Hinweise  einer  S>chrift  auf  eine  andere.  Es  kommen  hier  nur 
ausdrückliche  Hinweise  in  Betracht,  nicht  solche,  die  erst  aus  inhaltlichen  Be- 
rührungen zwischen  zwei  Schriften  erschlossen  werden.  Eigentliche  Selbstzitate 
sind  nun  freilieh  für  Piaton  im  allgemeinen  dadurch  unmöglich,  daß  seine  Werke 
in  der  Regel  —  Ausnahmen  werden  uns  sogleich  beschäftigen  —  in  die  Form 
selbständiger,  voneinander  unabhängiger  Gespräche  gekleidet  sind.  Gerade  in 
Berücksichtigung  dieser  Notlage  wird  man  aber  für  eine  Stelle  wie  Phaidon  72  e, 
wo  der  Satz,  daß  Lernen  nur  Wiedererinnerung  sei,  als  eine  oft  gehörte  Äußerung 
■des  Sokrates  bezeichnet  wird,  die  Bedeutung  eines  Zitates  (von  Menon  81  d  ff.) 
zum  mindesten  für  möglich  halten  dürfen.  Ebenso  scheinen  Soph.  217  c  die 
«chönen  Eeden,  die  Sokrates  als  Jüngling  von  dem  bereits  in  sehr  vorgerücktem 
Alter  stehenden  Parmenides  gehört  zu  haben  behauptet,  auf  den  Parmenides  zu 
■deuten,  dessen  Gespräch  nach  127  b  f.  bei  dem  angegebenen  Altersverhältnis  beider 
Männer  stattgefunden  hat.  In  ähnlicher  Weise  könnte  Kratyl.  386  d  auf  Euthyd. 
293  b  ff.  hinweisen.  Natürlich  sind  solche  nur  möglichen  Zitate  chronologisch 
von  sehr  bedingtem  W'erte  und  kommen,  falls  sie  sichereren  Indizien  widerstreiten, 
nicht  in  Betracht  (so  Lach.  194  d  im  Verhältnis  zum  Kl.  Hipp.  366  dj.  In  zwei 
Fällen  hat  der  Verfasser  selbst  mit  klaren  Worten  Gespräche  zueinander  in  Be- 
ziehung gesetzt.  Zunächst  bieten  Theaitetos,  Sophistes  und  Politikos  nach  ihrer 
szenischen  Anlage  ein  fortlaufendes,  wenn  auch  auf  zwei  Tage  verteiltes  Ge- 
spräch, und  im  Politikos  284  b  286  b  wird  der  Sophistes  geradezu  als  Schrift 
zitiert.  Natürlich  ist  damit  noch  nicht  gesagt,  daß  die  drei  Glieder  dieser  Tri- 
logie  auch  hinsichtlich  ihrer  Abfassungszeit  einander  in  kurzen  Abständen  und 
ohne  Trennung  durch  andere  Werke  gefolgt  sein  müßten  —  tatsächlich  scheint 
zwischen  Theaitet  und  Sophist  der  Parmenides  zu  stehen  — ,  noch  auch  ist  ohne 
Aveiteres  sicher,  daß  ihre  chronologische  Abfolge  durchaus  mit  ihrem  Nacheinander 
innerhalb  der  Trilogie  zusammenfällt  und  nicht  etwa  der  Sophistes  vor  dem 
Theaitet  verfaßt  und  erst  nachträglich  durch  Neugestaltung  des  Szenischen  mit 
ihm  in  der  jetzt  vorliegenden  Weise  verbunden  wurde.  Immerhin  wird  man  bis 
zum  Beweise  des  Gegenteils  auch  für  die  Chronologie  mit  der  innerhalb  der  Tri- 
logie bestehenden  Reihenfolge  als  der  wahrscheinlichsten  rechnen  und  in  ihr 
namentlich  eine  Bestätigung  einer  etwa  aus  anderen,  sachlichen  oder  sprachlichen, 
Indizien  gewonnenen  chronologischen  Anordnung  erblicken  dürfen.  Noch  ein 
besonderes  Moment  kommt  dabei  in  Betracht.  Das  durch  die  drei  Schriften  sich 
liindurchziehende  Gespräch  ist  im  Beginne  des  Theaitet  dem  Rahmen  eines 
Referates  eingefügt,  der  wohl  zum  Theaitet  selbst,  nicht  aber  zu  den  beiden 
anderen  Dialogen  paßt.  Denn  in  diesem  Referate  werden  143  b  lediglich  Theo- 
■doros  und  Theaitetos,  nicht  aber  der  im  Sophistes  und  Politikos  mit  einer 
Hauptrolle  bedachte  Fremdling  und  der  im  Politikos  hervortretende  jüngere  So- 
krates als  Gesprächspartner  des  Sokrates  genannt.  Andererseits  wäre  nach 
Theait.  142  c  ff.  Theaitet  fiLr  das  ganze  Gespräch  als  Teilnehmer  vorauszu- 
setzen, tatsächlich  ist  er  aber  im  Politikos  ohne  jede  Rolle.  Das  führt  zu 
•der  Annahme,  daß  Piaton,  als  er  den  Theaitet  schrieb,  die  beiden  anderen 
Werke  noch  nicht  im  Sinne  hatte  und  diese  erst  später  unter  Anfügung 
■einer  hindeutenden  W^endung  am  Ende  des  Theaitet  anschloß.  Freilich  wird 
■diese  Annahme  wieder  durch  eine  antike  Vermutung  (Anonym.  Komment,  z. 
Theaitet  3,  37  ff.),  deren  letzte  Herkunft  unbekannt  ist,  in  Frage  gestellt, 
•wonach  der  Theaitet  ursprünglich  die  Form  eines  dramatischen  Dialoges  ge- 
habt, also  jenes  Rahmens  entbehrt  hätte.  Einer  weiteren  Trilogie  pflegt  man 
als  zweites  und  drittes  Stück  die  wieder  miteinander  ausdrücklich  verbundenen 
Oespräche    Timaios   und   Kritias    zuzuweisen.      ALs   erstes    Stück    wäre   alsdann 

Ueberweg,  Grundriß  I.  15 


OOfV  §  40.     Piatons  Schritten:  Chronologie. 

nach  der  Kokapitulation  Tim.  17  c  ff.  eine  Schrift  anzusetzen,  die  mit  unserer 
Politeia  im  Thema  und  in  wesentlichen  Grundzügen  der  Ausführung  zusammen- 
traf, aber  mit  ihr  nicht  identisch  war.  Letzteres  geht  mit  vollster  Sicherheit 
schon  daraus  hervor,  daß  die  Gespräche  der  Politeia  und  des  anzusetzenden' 
ersten  Trilogiestückes,  abgesehen  von  dem  an  beiden  beteiligten  Sokrates,  von 
ganz  verschiedenen  Teilnehmern  gehalten  wurden,  wie  der  Anfang  des  Tiraaios^ 
deutlich  erkennen  läßt.  Für  unsern  Zweck  genügt  diese  negative  Feststellung, 
daß  die  Politeia  als  Bestandteil  der  Timaiostrilogie  nicht  in  Betracht  kommt^ 
Das  Wahrscheinlichste  ist,  daß  der  Timaios  überhaupt  an  keine  platonische- 
Schrift  unmittelbar  anknüpft,  von  einer  Trilogie  also  hier  nicht  zu  reden  ist,  uncB 
daß  sein  Anfangsgespräeh  nur  eine  ad  hoc  fingierte  politische  Unterredung  zum 
Ausgangs^junkte  nimmt,  die  hinsichtlich  ihres  Inhaltes  mit  dem  Politeiagespräch, 
im  ganzen,  wenn  auch  gerade  nicht  in  dem  zentralen  Punkte  (der  Ideenlehre 
und  ihren  politischen  Folgerungen),  übereinstimmt. 

5.  Der  philosophische  Inhalt  der  Dialoge.  Es  könnte  scheinen,  als 
habe  dieses  Kriterium  unter  allen  den  ersten  Rang  zu  beanspruchen,  und  in  der 
Tat  ist  es  dasjenige,  dem  die  Mehrzahl  der  neueren  Piatonforscher  vor  allen 
anderen  Gewicht  beigemessen  hat.  Aber  wie  bei  der  Echtheitsfrage,  so  erweist 
sich  auch  hier  die  Inhaltsvergleichung  im  allgemeinen  als  schwankende  Grund- 
lage, und  der  gesicherten  chronologischen  Ergebnisse,  die  sich  auf  ihr  haben  auf- 
bauen lassen,  sind  es  im  Verhältnis  nur  wenige.  Piatons  Schriften  bieten,  als 
Ganzes  betrachtet,  ein  buntes  Gewebe  von  Dialog  zu  Dialog  herüber-  und  hinüber- 
laufender Gedankenfäden  dar:  welche  von  diesen  sind  von  Fall  zu  Fall  für  die 
Bestimmung  der  zeitlichen  Folge  die  leitenden?  Übereinstimmungs-  und  Wider- 
spruchsverhältnisse kreuzen  sich  in  mannigfachster  Weise:  welche  unter  ihnen 
haben  jeweilen  die  entscheidende  Bedeutung?  Die  gleiche  These  erscheint  hier 
in  kurzer  apodiktischer  Form,  dort  als  Ergebnis  längerer  Beweisführung:  wO' 
liegt  die  Priorität?  Handelt  es  sich  dort  um  eine  vorläufige  Aufstellung,  hier 
um  nachträgliche  Deduktion,  oder  dort  um  knappe  Rekapitulation,  hier  um 
grundlegende  Auseinandersetzung?  In  die  Wirrnis  der  widersprechendsten,  von- 
mehr  oder  minder  subjektivem  Empfinden  beherrschten  Antworten  auf  diese  und 
andere  Einzelfragen  mischt  sich  die  Stimme  apriorischer  Gesetze.  Die  Übermitt- 
lung einer  Lehre  in  mythischer  oder  bildlicher  Form,  behauptet  Schleiermacher, 
geht  ihrer  rein  wissenschaftlichen  Darstellung  immer  voran :  also  muß  der 
Phaidros  älter  sein  als  die  Dialoge,  in  denen  die  Ideenlehre  und  die  Lehre 
voji  der  Dreiteilung  der  Seele  ohne  Bild  vorgetragen  werden;  die  negativ-kriti- 
sphen  und  dialektischen  Untersuchungen,  sagt  K.  Fr.  Hermann,  liegen  den 
positiven  und  konstruktiven  Darstellungen  voraus:  also  fallen  Theaitet,  Sophist, 
Politikos,  Parmenides  vor  Phaidon  und  Politeia  —  beide  Regeln  durch  die  ge- 
sicherten Ergebnisse  der  neueren  P'orschung  gründlichst  widerlegt.  Ein  Gewinn 
an  logischer  Einsicht,  bemerkt  Lutoslawski,  kann  im  Gegensatze  zu  der  Varia- 
bilität metaphysischer  Anschauungen  nicht  wieder  aufgegeben  werden  — ,  aber  in 
seiner  Anwendung  erweist  sich  das  Prinzip,  wenn  ihm  auch  nicht  jeder  Wert 
abzusprechen  ist,  doch  unter  L^mständen  dadurch  als  irreführend,  daß  nicht  fest- 
steht, wieweit  logische  Fehler  auf  L^nkenntnis  oder  auf  bewußte  Absicht  Platon& 
zurückzuführen  sind.  So  bieten  die  chronologischen  Ansätze  der  auf  Inhalts- 
vergleichung fußenden  Forscher  das  Bild  eines  Chaos,  von  dem  die  Übersichts- 
tabelle bei  Ritter,  Piaton  I  S.  230  f.  eine  anschauliehe,  aber  unerfreuliche  Vor- 
stellung gibt. 

Selbstverständlich  soll  mit  diesen  Ausführungen  nicht  die  völlige  Unbrauch- 
barkeit  des  inhaltlichen  Kriteriums   behauptet  werden.     Es  kann  im  Verein  mit 


§  40.    Piatons  Schriften:  Chronologie.  227 

anderen  Kriterien  treffliche  Dienste  tun,  es  kann  auch  für  eich  allein  in  manchen 
Füllen  zum  mindesten  Wahrscheinlichkeitsergebnisse  liefern,  nur  ist  überall 
größte  Behutsamkeit  und  sorgfältigste  Abmessung  der  Tragweite  der  einzelnen 
Argumente  am  Platze.  Vor  allem  ist  festzuhalten,  daß  der  Schriftsteller  und 
der  Schulleiter  Piaton  eine  und  dieselbe  Person  sind,  und  die  vielfach  übliche 
isolierte  Betrachtung  der  Schriften  als  völlig  in  sich  abgeschlossener,  von  der 
Schule  unabhängiger  und  mit  voller  Konsequenz  für  den  weiten  Leserkreis  be- 
stimmter Erscheinungen  die  Wahrscheinlichkeit  gegen  sich  hat.  W.  W.  Jaeger 
hat  in  seinen  Studien  z.  Entstehungsgeschichte  d.  31etaph.  d.  Aristoteles  den 
CTCgensatz  zwischen  den  Dialogen  als  für  den  Büchermarkt  bestimmten  Literatur- 
■werken  und  den  auf  die  Schule  berechneten  Vorlesungen,  wie  sie  uns  in  den 
aristotelischen  Lehrschriften  vorliegen,  scharf  herausgearbeitet.  Aber  es  fragt 
sich,  ob  dieser  Gegensatz  ein  absoluter  ist.  Für  das  Verfahren,  auch  Dialoge 
zunächst  im  engsten  Kreise  zu  verlesen  oder  verlesen  zu  lassen,  bietet  der 
Theaitet  einen  Beleg.  Auch  wenn  man  in  Rechnung  stellt,  daß  uns  die  Ver- 
handlungen innerhalb  der  philosophischen  Literatur  jener  Zeit  nur  sehr  unvoll- 
kommen bekannt  sind,  läßt  sich  doch  zweifeln,  ob  heute  so  vielfach  kontroverse 
Schriften,  wie  die  negativ  abschließenden  Dialoge  der  sokratischen  Epoche 
Piatons,  wie  der  Kleine  Hippias.  der  Parmenides  u.  a.,  selbst  von  philosophisch 
gebildeten  Zeitgenossen  mit  Sicherheit  gedeutet  werden  konnten,  sofern  sie 
nicht  mit  den  Besprechungen  in  der  Schule  vertraut  waren.  Besteht  aber 
ein  solcher  Zusammenhang  zwischen  der  Schule  und  den  Dialogen,  dann 
^äßt  sich  aus  diesen  allein  kein  sicheres  Bild  der  einzebien  Gedankenentwick- 
lungen gewinnen.  Manches,  was  hier  kurz  angedeutet  ist,  mochte  mündlich 
bereits  eingehend  besprochen  oder  solcher  Besprechung  vorbehalten  sein.  Päd- 
agogische Absichten  konnten  veranlassen,  auf  längst  Erledigtes  in  neuer  variieren- 
der r^arstellung  zurückzukommen.  Auch  die  Schulpolemik  mochte  ihren  Einfluß 
geltend  machen.  Wenn  alle  diese  jetzt  größtenteils  für  uns  unkontrollier- 
baren Einwirkungen  durch  glückliche  Funde  in  den  Bereich  unserer  Kenntnis 
rückten,  so  würden  sie  vermutlich  die  Ketten,  an  denen  sich  die  Dialoge  auf 
Grund  der  Inhaltsvergleichung  aufreihen  lassen,  an  manchen  Stellen  durch- 
brechen und  uns  nötigen,  ihre  Glieder  in  neuer  Ordnung  zusammenzufügen. 
Daß  diese  Ketten  freilich  auch  festere  Strecken  zeigen,  ist  nicht  zu  leugnen. 
Sind  einmal  die  Xomoi  durch  verschiedene  Merkmale  als  Spätwerk  er- 
wiesen, so  läßt  sich  aus  der  zunehmenden  Berücksichtigung  der  tatsäch- 
lichen Verhältnisse  des  realen  Lebens  in  Piatons  politischen  Schriften  die 
Folge  PoUteia,  Politikos,  Nomoi  gewinnen.  Hand  in  Hand  damit  gehen 
Neuerungen  im  Verhältnis  zur  Ideenlehre  und  die  veränderte  Stellung  zur 
Ideen-  und  zur  sinnlichen  Welt,  wodurch  Theaitetos,  Parmenides,  Sophistes, 
Politikos,  Philebos,  Timaios,  Kritias  und  Nomoi  verbunden  werden.  Auf  der 
andern  Seite  bietet  die  Ideenlehre  ein  Scheidemittel  zwischen  den  Jugend- 
dialogen und  denen  der  Übergangs-  und  reifen  Manneszeit.  Die  Auffassung 
der  Seele  hier  als  eines  dreigeteilten,  dort  als  einheitlichen  Wesens  verbietet, 
Politeia  und  Phaidros  durch  den  Phaidon  zu  trennen.  Diese  Fälle  mögen 
als  Beispiele  relativ  sicherer  sachlicher  Chronologie  genügen.  Bezeichnend  ist 
jedoch  auch  hier  wieder,  daß  über  keinen  unter  ihnen  unter  den  Piaton forschern 
völlige  Einstimmigkeit  herrseht.  Im  einzelnen  ist  die  Heraushebung  dessen,  was 
sich  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  über  die  gedankliche  Verknüpfung  der  ein- 
zelnen Dialoge  und  die  daraus  zu  ziehenden  chronologischen  Folgerungen  sagen 
läßt,  hier  noch  nicht  möglich,  da  sie  tieferes  Eingehen  auf  den  Inhalt  der 
Schriften  voraussetzt.     Es  wird  vielmehr  unten  bei  der  gesonderten  Besprechung 

15* 


20g  §  40.     Piatons  Schritten:  Chronologie. 

der  einzelnen  Schriften  unsere  Aufgabe  sein,  auch  diese  Beziehungen,  so  wie  sie 
sich  uns  darstellen,  hervortreten  zu  lassen. 

6.  Der  künstlerische  Aufbau  der  Dialoge.  Hier  fällt  ein  großer 
Unterschied  in  die  Augen.  Eine  Reihe  von  Dialogen  zeigt  eine  mit  voller  dichte- 
rischer Gestaltungskraft  geschaffene,  mit  Liebe  und  Sorgfalt  ins  einzelne  aus- 
geführte Szenerie.  Ort  und  Persönlichkeiten  sind  individualisiert,  letztere  durch 
kräftige  Charakterisierung  oft  zu  wunderbarer  Anschaulichkeit  gebracht.  Das 
Gespräch  selbst  wird,  so  sehr  auch  Sokrates  als  führender  Geist  im  Vorder- 
grunde steht,  doch  in  seinen  Phasen  und  Wendungen  durch  die  Beteiligung 
mehrerer  Partner  bestimmt,  und  bei  aller  Abstraktheit  des  Gegenstandes  ist  doch 
da  und  dort  durch  die  den  Individualitäten  entsprechenden  Fragen,  Antworten 
und  Einwürfe,  durch  persönliche  Färbung  der  Polemik,  durch  gegenseitige 
humoristische  oder  satirische  Anspielungen  dafür  gesorgt,  daß  der  Leser  die 
lebensvollen  Gestalten  nicht  aus  dem  Auge  verliert.  Dialoge  wie  Protagoras, 
Euthydemos,  Symposion,  Phaidon  u.  a.  sind  unter  diesem  Gesichtspunkte  Kunst- 
werke höchster  Vollendung.  In  einigen  anderen  Schriften  aber  findet  sich  von 
solch  künstlerischem  Aufwand  kaum  eine  Spur.  Es  ist  dem  Verfasser  hier 
offenbar  nur  an  dem  dogmatischen  Gehalte  seiner  Ausführungen,  nicht  an  deren 
Form  gelegen.  Des  Dialogs  bedient  er  sich  nur  als  der  herkömmlichen  Weise 
philosophischer  Erörterung.  Die  Mittel  der  Szenerie,  der  Personencharakteristik 
und  individualisierenden  Wechselrede,  die  sonst  dazu  dienen,  das  Werk  zu  beleben 
und  zu  einem  echten  Drama  zu  gestalten,  sind  aufs  spärlichste  oder  gar  nicht  ver- 
wendet. Nur  sporadisch  verrät  sich  der  Künstlergeist  in  einzelnen  geschickt  ver- 
werteten Motiven.  Was  bei  den  oben  genannten  Schriften  unmöglich  ist,  wäre  bei 
Parmenides,  Sophistes,  Politikos,  Philebos,  Timaios,  Kritias  und  z.  T.  auch  den 
Xomoi  ein  Leichtes:  dem  Inhalte  sein  dialogisches  Gewand  abzustreifen  und  ihn 
in  die  Form  einer  abstrakten  und  kontinuierlich  verlaufenden  Lehrdarstellung  zu 
kleiden.  Lehrreich  für  diese  Gleichgültigkeit  gegen  die  künstlerische  Komposition 
ist  die  schon  oben  S.  225  berührte  Tatsache,  daß  im  Politikos  284  b  luid  286  b  ein 
Mitunterredner  das  in  diesem  Dialoge  sich  fortsetzende  Gespräch  des  Sophistes 
wie  ein  Buch  zitiert,  der  Verfasser  also  völlig  sozusagen  aus  der  Rolle  fällt. 
Auch  die  achtlose  Anknüpfung  des  Sophistes  an  den  Theaitet  (vgl.  S.  225)  gehört 
hierher.  Es  ist  nun  von  vornherein  wahrscheinlich,  daß  die  durch  diese  gemein- 
same formale  Eigenart  verbundenen  Werke  sich  auch  zeitlich  zu  einer  Gruppe 
vereinigen,  und  die  nächstliegende  Annahme,  daß  das  Sinken  künstlerischer 
Schaffenskraft  und  -lust  auf  Piatons  Altersjahre  weise,  wird  dadurch  gestützt, 
daß  die  formal  vollendeteren  Werke  mit  Sicherheit  den  Jugend-  und  reifen 
Mannesjahren  des  Philosophen  angehören  und  nichts  für  die  Vermutung  spricht, 
es  sei  die  Zeit  künstlerischen  Hochstandes  durch  eine  solche  des  Tiefstandes 
unterbrochen  worden.  Damit  stimmt  aufs  beste,  daß  die  Xomoi  nach  den  ver- 
schiedensten Indizien  zweifellos  in  Piatons  späteste  Zeit  fallen  und  auch  bei  den 
anderen  formal  gleichartigen  Dialogen  die  gewichtigsten  sprachlichen  und  inhalt- 
lichen Gründe  nötigen,  sie  in  die  Altersperiode  des  Philosophen  zu  verlegen. 

Xoch  in  anderer  Weise  läßt  sich  aus  der  Dialoggestaltung  für  die  Chrono- 
logie Frucht  gewinnen.  In  Dialogen  aus  Piatons  bester  Zeit  wird  das  Haupt- 
gespräch nicht  selten  durch  einen  Referenten  mitgeteilt  (s.  die  Übersicht  bei 
Raeder,  PI.  phil.  Entw.  S.  48  f.),  im  Symposion  ist  sogar  ein  Referat  in  ein 
anderes  eingeschachtelt.  Diese  referierende  Methode  nötigt  zu  ständiger  An- 
wendung von  Eff}]  (hp]  cfävai),  siTisr,  ovrerfi]  u.  dgl.  Zu  ihrer  Vermeidung  ist 
im  Theaitet  ein  eigenartiger  Kunstgriff  angewendet.  Auch  hier  handelt  es  sich 
um  ein  Schachtelreferat:  Eukleides  teilt  den  Bericht  mit,  den  ihm  Sokrates  über 


§  40.    Piatons  Schriften:  Chronologie.  229 

ein  von  ihm,  Thcodoros  und  Theaitetos  geführtes  (Tcspräch  erstattet  hat.  Aber 
dieser  Bericht  wird  nach  einer  Aufzeichnung  verlesen.  Sokrates  als  Referent 
fällt  dabei  fort,  die  Gesprächsteilnehnier  treten  uns  wie  in  einem  Drama  unmittel- 
bar redend  gegenüber.  Die  Vermeidung  der  Referierformeln  näyou  t'(pi]v,  eyoj 
ehov  usw.  wird  143  c  ausdrücklich  als  Zweck  dieser  Mitteilungsform  bezeichnet. 
Der  Verfasser  hat  also  diese  Formeln  nunmehr  als  lästig  empfunden,  und  der 
Schluß  ist  berechtigt,  daß  er,  da  sich  das  Auskunftsmittel  das  Gespräch  ver- 
lesen zu  lassen  selbstverständlich  nicht  schablonenmäßig  in  aller  Folgezeit  ver- 
wenden ließ,  von  da  an  die  referierende  Dialogform  gemieden  habe,  die  Gespräche 
dieser  Form  also  vor  den  Theaitet  fallen  (vgl.  auch  Raeder  a.  a.  O.  S.  fil).  Eine 
Bestätigung  liegt  darin,  daß  tatsächlich  alle  Werke,  die  nach  maßgebenden  ander- 
Aveitigen  Kriterien  dem  Theaitet  nachfolgen,  nämlich  die  weiteren  o.  S.  228  u.  S.  232. 
233  genannten  Altersdialoge,  nicht  referierte,  sondern  unmittelbar  dramatisch  dar- 
gestellte Gespräche  bieten  mit  Ausnahme  des  Parmenides.  Dieser  hat  sogar  eine  be- 
sonders komplizierte  Schachtelanlage:  wir  erhalten  das  Hauptgespräch  aus  dritter 
Hand.  Aber  das  Rätsel  läßt  sich  lösen.  Die  Rolle  des  mittleren  unter  den  drei 
Referenten  ist  Piatons  Halbbruder  Antiphon  zugeteilt;  im  Beginne  der  Einleitung 
wird  seiner  Brüder  Adeimantos  und  Glaukon  als  derjenigen  gedacht,  die  dem 
letzten  Referenten  Kephalos  Zutritt  zu  Antiphon  verschafften;  zwischen  diesen 
aber  und  das  von  dem  ganz  jugendlichen  Sokrates  mit  dem  alten  Parmenides 
und  Zenon  geführte  Gespräch  empfahl  es  sich  schon  um  des  Zeitabstandes  willen 
den  Zenonschüler  Pythodoros  als  ersten  Referenten  einzuschieben.  Es  waren 
also  letzten  Grundes  wohl  verwandtschaftliche  Rücksichten,  die  das  Zurückgreifen 
auf  die  referiei-ende  Form  veranlaßten.  Vor  allem  aber:  diese  Form  ist  gar  nicht 
konsequent  durchgeführt.  Nur  eine  Strecke  w^eit  hat  sich  der  Schriftsteller  mit 
der  lästigen  Bürde  der  fV/ /;,  qydvai  usw.  geplagt:  dann  ist  er,  unbekümmert  um 
den  Riß,  den  seine  Darstellung  dadurch  erlitt,  zur  dramatischen  Form  über- 
gegangen, wieder  ein  Zeichen  für  die  Vernachlässigung  des  Künstlerischen  in 
der  Altersperiode,  zugleich  aber  auch  ein  Zeichen,  daß  der  Überdruß  an  den 
Referierformeln  wie  im  Theaitet  so  auch  im  Parmenides  wirksam  gewesen  ist. 

7.  Die  Sprache.  Seitdem  Campbell  und  Dittenberger  den  Weg  gewiesen 
haben,  ist  die  Sprachbeobachtung  in  immer  erweitertem  Umfange  und  vervoll- 
kommneter Weise  der  platonischen  Chronologie  dienstbar  gemacht  worden.  Für 
die  Einzelheiten  der  Technik,  die  dabei  ausgestaltet  worden  ist,  muß  auf  die 
S.  81*  f.,  83*  f.  verzeichneten  Arbeiten,  besonders  auf  diejenigen  Ritters  (Piaton 
I  S.  232  ff..  Neue  Unters.  S.  183  ff.,  Philol.  73,  358  ff.j  und  v.  Arnims  (Sprachl. 
Forsch,  z.  Chronol.  d.  plat.  Dial.)  hingewiesen  werden,  die  auch  die  prinzipiellen 
Fragen  erörtern.  Die  von  den  verschiedenen  Sprachbeobaehtern  aufgestellten 
Sukzessionsreihen  (mit  Ausnahme  der  erst  später  in  den  Sprachl.  Forsch,  ver- 
öffentlichten V.  Arnims)  sind  von  Ritter,  Platou  I  S.  2.54,  zu  einer  hinsichtlich 
der  großen  gegenseitigen  Verwandtschaft  dieser  Reihen  sehr  lehneichen  Tabelle 
vereinigt,  die  im  folgenden  benutzt  werden  wird.  So  sehr  auch  im  Speziellen 
die  methodischen  Grundsätze,  von  denen  die  verschiedenen  Forscher  geleitet 
werden,  voneinander  abweichen,  in  Hauptgedanken  und  Endziel  herrscht  doch 
Einigkeit:  es  gilt  durch  Beobachtung  charakteristischer  Spracherscheinungen  die 
sprachliche  Entwicklung  des  Schriftstellers  zu  ergründen,  nach  sprachlichen 
Übereinstimmungen  und  Verschiedenheiten  Nähe  und  Entfernung  der  Werke 
untereinander  zu  bemessen  und  diese  auf  Grund  der  so  gefundenen  Tatsachen 
nach  Möglichkeit  in  eine  kontinuierliche  Reihe  zu  stellen,  über  deren  zeitlich 
auf-  oder  absteigenden  Verlauf  zum  mindesten  der  Umstand  eine  Entscheidung 
gestattet,   daß   die   Nomoi   mit   vollster   Sicherheit   als  Alterswerk   anzusprechen 


23()  §  4C'.    Piatons  Schriften:  Chronologie. 

sind.  Die  großen  Vorzüge  diese«  Verfahrens  fallen  in  die  Augen.  Auf  sach- 
lichem Gebiete  herrscht  die  Reflexion,  deren  vielfach  verschlungene  Bahnen  be- 
wirken, daß  gedankliche  Zusammenhänge  nur  >elten  chronologisch  eindeutig 
sind.  Der  Gedanke  ist  flüssig,  er  modelt  sich,  nimmt  in  neuer  Verknüpfung 
veränderte  Formen  an.  seine  Abgrenzung  gegen  näher  und  ferner  verwandte  ist 
in  exakter  Weise  nicht  durchzuführen.  Messen  luid  Zählen  gar  nicht  oder  doch 
nur  in  beschränktestem  Umfange  am  Platze.  Ganz  anders  der  sprachliche  Aus- 
druck. Hier  liegen  in  erheblichstem  Maße  von  Absicht  und  Reflexion  unab- 
hängige, aus  unljewußter  Gewohnheit  entspringende  Tatsachen  vor.  Daß  der 
Schriftsteller  für  die  nämliche  Sache  hier  diesen,  dort  jenen  Ausdruck  verwendet, 
ist  ein  fest  umrissenes,  exakt  konstatierbares  Faktum,  iind  die  Zusammenstellung 
solcher  Fakten  liefert  ein  Material,  das  dem  Messen  und  Zählen  und  der  statisti- 
schen Verarbeitung  zugänglich  Lst.  Gelingt  es  noch,  eine  Sprachbeeinflussung 
von  außen  her  festzustellen  —  der  von  einem  gewissen  Punkte  an  häufige  Ge- 
brauch von  r/  in]r;  als  Bejahungsformel  und  die  zunehmende  Verwendung  von 
yt  iii'ir  und  d/./.u  —  iitp-  werden  von  Dittenberger  mit  großer  Wahrscheinlichkeit 
auf  den  Einfluß  der  ersten  sLzilischen  Reise  zurückgeführt  —  oder,  wie  in  der 
mehr  und  mehr  sich  bemerkbar  machenden  Hiatvermeidung,  parallele  Erschei- 
nungen in  außerplatonischer  Literatur  nachzuweisen,  so  ergeben  sich  damit  neue 
wertvolle  .Anhaltspunkte.  Freilich,  ein  unfehlbares,  nie  versagendes  Werkzeug 
ist  auch  die  Sprachstatistik  nicht.  Das  ist  von  den  meisten  ihrer  Vertreter  an- 
erkannt und  von  ihren  Gegnern  zur  Genüge  betont  worden.  Zwar  ist  der  alte 
in  den  ersten  Entwicklungsstadien  der  Sprachstatislik  erhobene  Einwand,  sie 
verwerte  in  willkürlicher  Weise  ein  unzureichendes,  Zufälligkeiten  nicht  aus- 
sc-hließende-5  Material,  jetzt,  nachdem  mehr  als  drei  Jahrzehnte  hindurch  immer 
neue  Gebiete  des  Sprachgebrauches  in  den  Beobachtungsbereich  einbezogen  und 
die  statistische  Technik  in  immer  rationellerer  Weise  ausgebildet  worden  ist,  all- 
mählich verstummt.  Aber  andere  Einwände  haben  sich  erhalten.  Ganz  untriftig 
ist  der  Hinweis  auf  die  Möglichkeit  neuer,  den  ursprünglichen  Sprachcharakter 
verwischender  Auflagen  eines  Werkes.  Neuauflagen  sind  in  der  antiken  Literatur 
keine  so  ungemein  häufige  Erscheinung,  daß  damit  im  emzelnen  Falle  ohne 
weiteres  zu  rechnen  wäre.  Vielmehr  liegt  das  onus  probandi  von  Fall  zu  Fall 
dem  ob.  der  das  Vorliegen  einer  solchen  Neuauflage  behauptet.  Soll  aber  wirk- 
lieh einmal  der  Einwand  in  dieser  abstrakten  Form  zugelassen  werden,  so  trifft 
er  jede  andere  chronologische  Methode  mit  gleichem,  ja  mit  größerem  Rechte; 
denn  die  Sprachstatistik  wird,  von  besonders  ungünstigen  Ausnahmen  abgesehen, 
entweder,  wie  es  beim  ersten  Buche  der  Politeia  der  Fall  ist,  die  Zeit  der  ersten, 
oder,  wie  es  bei  der  ohne  genügenden  Grund  vermuteten  Xeubearbeitung  de? 
Phaidros  anzunehmen  wäre,  die  der  zweiten  Auflage  festzustellen  vermögen, 
während  der  Versuch  einer  Zeitbestimmung  auf  Grund  des  Inhaltes  oder  ander- 
weitiger Kriterien  unter  der  Voraussetzung  einer  Neubearbeitung  zumeist  jeden 
festen  Boden  unter  den  Füßen  verlieren  würde.  Aber  andere  Schwierigkeiten, 
die  einer  unbegrenzten  Verwendbarkeit  der  Sprachstatistik  im  Wege  stehen,  sind 
in  der  Tat  vorhanden.  Es  können  im  einzelnen  Zweifel  obwalten,  was  dem  Be- 
reich unbewußter  .Sprachgewohnheit  zuzuweisen,  was  auf  bewußte  Absicht  zurück- 
zuführen ist.  Der  Schriftsteller  kann  durch  besondere  Momente,  den  zu  behan- 
delnden Gegenstand,  die  zu  charakterisierenden  Gespräehspersonen,  den  ihm 
vorschwebenden  Leserkreis  u.  dgl.,  bestimmt  werden,  in  diesem  und  jenem  Punkte 
von  dem  für  die  Ijetreffende  Periode  seiner  Schriftstell erei  kennzeichnenden 
Sprachgebrauch  abzuweichen.  Aber  auch  die  unbewußte  Sprachgewohnheit  selbst 
wird  durch  verschiedene,  unter  Umständen  in  ihren  sprachlichen  Wirkungen  sich 


§  40.    Platoiis  Schriften:  Chronologie.  231 

kreuzende  Faktoren,  ein  zeitweise  verändertes  Milieu,  zeitweilige  Lektüre  u.  dgl. 
beeinflußt.  Ein  unrichtiger  Zeitansatz  wird  sich  auch  so  bei  behutsamer  Methode 
«chwerlich  ergeben.  Denn  es  müßte  ein  selten  tückischer  Zufall  sein  Spiel 
treiben,  wenn  alle  oder  auch  nur  ein  großer  Teil  der  durch  besondere  Absichten 
und  Umstände  bedingten  Spracherscheinungen  sich  vereinigen  sollten,  eine  be- 
•stimrate,  der  Mahren  Zeit  der  betreffenden  Schrift  fernliegende  Periode  vorzu- 
spiegeln. Aber  wenn  auch  kein  täuschendes,  so  kann  doch  ein  derart  unklares 
vnd  verworrenes  sprachliches  Bild  durch  die  einander  widersprechenden  Ein- 
wirkungen verschiedener  Momente  zustande  kommen,  daß  der  Sprachbeobaehtung 
eine  sichere  chronologische  Entscheidung  nicht  möglich  ist.  Immerhin  ist  auch 
in  einem  solchen  Falle  das  Bestreben  nicht  hoffnungslos,  durch  Heraushebung 
•der  in  erster  Linie  leitenden  und  Sondereinflüssen  im  geringsten  Maße  ausge- 
setzten Spracherscheinungen  wenigstens  zu  einem  Wahrscheinlichkeitsurteil  hin- 
sichtlich des  Zeitansatzes  zu  gelangen. 

Die  Aussichten  der  Sprachstatistik  hängen  also,  das  geht  aus  dem  Gesagten 
hervor,  jeweilen  von  der  individuellen  Beschaffenheit  des  zu  behandelnden  Schrift- 
tums ab,  und  die  Erfahrung  muß  im  einzelnen  Falle  lehren,  inwieweit  sie  das 
Werkzeug  ist,  dem  der  zu  bearbeitende  Stoff  sich  fügt.  Bei  Piaton  war  das  Er- 
gebnis in  hohem  Grade  erfreulich.  Die  durch  eine  Keihe  von  Forschern  auf 
verschiedenen  Wegen  und  an  mannigfachem  sprachlichen  Material  vorgenommenen 
Untersuchungen  führten  übereinstimmend')  zunächst  zu  der  Feststellung,  daß 
sich  Sophistes,  Politikos,  Philebos,  Timaios,  Kritias  und  Nomoi  zu  einer  Gruppe 
platonischer  Altersdialoge  vereinigen.  Weiterhin  gelangte  man  teils  durch  Zu- 
hilfenahme außersprachlicher  Kriterien,  teils  durch  erneute  sprachliche  Be- 
obachtung zu  einstimmigem  Urteil  über  die  Abfolge  der  Dialoge  innerhalb  dieser 
Grui^pe.  Aber  auch  für  die  sieh  rückwärts  anschließenden  Dialoge  der  besten 
Mannesjahre  ergaben  die  unabhängig  voneinander  vorgenommenen  Unter- 
suchungen wieder  ein  im  wesentlichen  einhelliges  Resultat;  daß  sprachlich  die 
Bücher  2^10  der  Politeia,  Phaidros,  Theaitet  und  Parmenides  hierher  gehören, 
ist  darnach  —  von  Xatorps  abweichender  Datierung  des  Phaidros  und  Theaitet 
abgesehen  —  unstrittig,  und  auch  über  die  Reihenfolge  besteht  in  der  Haupt- 
sache Einigkeit,  nur  der  Phaidros  behauptet  in  den  Sukzessionsreihen  der  ver- 
schiedenen Forscher  verschiedene  Plätze.  Ob  man  Symposion  und  Phaidon  zu 
dieser  oder  einer  vorangehenden  Gruppe  rechnet,  ist  nicht  von  Belang,  jeden- 
falls liegen  beide  nach  sprachlichem  Ausweis  den  genannten  Dialogen  unmittel- 
bar oder  doch  immer  in  nächster  Nähe  voraus.  Beträchtlichere  Verschiebungen, 
die  sich  auch  auf  die  zeitlich  vorangehende  Gruppe  erstrecken,  zeigt  nur  die  von 
Th.  Goraperz  angenommene  Abfolge.  Als  ein  nicht  ganz  ebenso  günstiger  Boden 
für  die  sprachstatistisehe  Bearbeitung  erwiesen  sich  die  Schriften  der  Jugend- 
iind  Übergangszeit;  aber  auch  hier  haben  die  sprachlichen  Beobachtungen  inso- 
weit zu  einem  nahezu  einstimmigen  Urteil  geführt,  als  sie  den  Gesprächen 
Gorgias,  Menon,  Euthydemos  und  Kratylos  eine  späte,  dem  Symposion  und 
Phaidon  benachbarte  Stelle  anwiesen.  Der  Triumph,  den  die  Sprachstatistik  iri 
ihrer  Anwendung   auf   Piaton    feiern   konnte,   war  um  so  glänzender,   als  es  ihr 


'■)  loh  berücksichtige  hier  die  Arbeiten  von  Ritter,  Lutoslawski,  Th.  Gomperz, 
Natorp,  Raeder  und  v.  Arnim,  bemerke  aber,  daß  hinsichtlich  der  Alters-  und 
der  mittleren  Periode  auch  die  an  beschränkterem  Material  angestellten  Be- 
obachtungen von  Campbell,  Dittenberger  und  Schanz  mit  denen  ihrer  Nachfolger 
in  allem  Wesentlichen  in  auffallender  Weise  zusammentreffen ;  nur  differiert  die 
Abgrenzung  der  Gruppen  um  ein  weniges  und  einzelne  Dialoge  vei-schieben  ihren 
Platz  um  eine  oder  zwei  Stellen. 


232  §  •^0.    riatons  Schriften  :  Chronologie. 

durch  ihre  Feststellungen  gelaiig,  die  seit  Schleiermacher  herrschende,  u.  a.  auch 
von  K.  Fr.  Hermann  und  Zeller  vertretene  Auffassung  der  Entwicklung  von 
Piatons  Schriftstellerei  und  Lehre  in  einem  Hauptpunkte  zu  berichtigen :  Theaitetos, 
Parnienides,  Sophistes,  Politikos  und  Philebos  liegen,  das  hat  sie  zu  jetzt  fast  aus- 
nahmsloser Anerkennung  gebracht,  nicht  am  Aufstieg  zu  Piatons  Höchst- 
leistungen in  Symposion,  Phaidon  und  Politeia,  sondern  am  Wege  von  diesen 
Werken  zu  den  spätesten  Stücken  seines  Schrifttums,  Timaios,  Kritias  und 
Nomoi.  Sie  enthalten  nicht  eine  Vorbereitung  der  in  jenen  Gesprächen  voll  ent- 
wickelten Ideenlehre,  sondern  lassen  erkennen,  wie  diese  Lehre  aus  ihrer  zentralen 
Stellung  im  platonischen  Denken  zurücktrat.  Wie  tief  diese  Änderung  in  unsere 
Vorstellung  von  Piatons  geistiger  Entwicklung  wie  im  allgemeinen  so  auch  ins- 
besondere hinsichtlich  seiner  politischen  Anschauungen  eingreift,  wird  sich  bei 
Besprechung  der  Altersdialoge  zeigen. 

Als  methodische  Norm  für  die  relative  und  absolute  Datierung  der  plato- 
nischen Schriften  ergibt  sich  aus  diesen  Ausführungen  folgendes.  Die  Grund- 
lage hat  die  sprachliche  Untersuchung  zu  bieten.  Neben  ihr  treten  ergänzend 
die  unter  1  bis  6  erörterten  Kriterien  in  Wirksamkeit.  Sie  geben  nicht  selten 
bei  schwankenden  oder  einander  widersprechenden  Ergebnissen  der  Sprachstatistik 
den  Ausschlag.  Sie  gestatten  bisweilen  auch,  bestimmte  Jahre  als  Grenzen  für 
die  Abfassungszeit  eines  Dialoges  festzulegen,  womit  dann  wieder  für  längere 
Strecken  der  gesamten  Schriftenreihe  feste  Marksteine  gegeben  sind.  Sie  ver- 
mitteln endlich  den  Zusammenhang  zwischen  der  Chronologie  des  platonischen 
Schrifttums  und  der  auf  anderweitigen  Indizien  beruhenden  Chronologie  von 
Piatons  änßerem  Leben.  Auch  diejenigen  Forscher,  die  der  Sprachstatistik  mit 
grundsätzlichen  Bedenken  gegenüberstehen,  haben  im  allgemeinen  den  wichtigsten 
ihrer  Ergebnisse,  vor  allem  der  Gruppierung  der  mittleren  und  der  Altersschriften 
zugestimmt,  und  so  ist  die  Lage  geschaffen,  daß  mit  einer  Aiisnahme  kein 
Dialog  in  den  von  verschiedenen  Seiten  aufgestellten  Sukzessionsreihen  eine  so 
abweichende  Stellung  einnimmt,  daß  dadurch  eine  weitgreifende  Meinungsver- 
schiedenheit über  den  gesamten  Verlauf  der  schriftstellerischen  und  dogmatischen 
Entwicklung  des  Verfassers  herbeigeführt  würde.  Diese  Ausnahme  bildet  der 
Phaidros.  Über  ihn  ist  der  Streit  noch  nicht  beendigt.  Die  sprachliche  Unter- 
suchung vereinigt  ihn,  wie  oben  bemerkt,  mit  Politeia,  Theaitet  und  Parmenides 
zu  einer  Gruppe;  nur  Xatorp  gibt  ihm  in  Verbindung  mit  dem  sich  unmittelbar 
anschließenden  Theaitet  eine  weit  frühere  Stelle,  vor  Euthydem.  Kratylos,  Phai- 
don und  Symposion,  auf  die  erst  Politeia  und  Parmenides  folgen.  Weniger  hat 
es  zu  sagen,  daß  auch  bei  den  übrigen  Forschern  der  Platz  innerhalb  der  Gruppe 
variiert.  Bei  Dittenberger  steht  der  Phaidros  unmittelbar  vor,  bei  Lutoslawski 
unmittelbar  hinter  der  Politeia,  Ritter  hält  die  sprachlichen  Indizien  zur  Ent- 
scheidung über  den  besondern  Platz  nicht  für  ausreichend,  kommt  aber  aus  in- 
haltlichen Erwägungen  mit  Raeder  zu  der  Abfolge:  Politeia,  Phaidros,  Theaitet, 
Parmenides,  während  v.  Arnim  aus  sprachlichen  Gründen,  die  er  durch  den  In- 
halt bestätigt  findet  (Sprachl.  Forschung,  usw.,  Pl.s  Jugenddialoge  und  die  Ent- 
stehungszeit des  Phaidros;  s.  S.  82*),  ordnet:  Politeia,  Theaitet,  Parmenides, 
Phaidros.  Eine  besondere  Komplikation  aber  ergab  sich  dadurch,  daß  auch  hin- 
sichtlich der  Gruppen  Zugehörigkeit  selbst  entschiedene  Anhänger  der  Sprach- 
statistik in  diesem  Falle  bei  der  durch  die  Sprache  gebotenen  Entscheidung  sieb 
nicht  beruhigen  zu  dürfen  glaubten.  Die  antike  Frühdatierung  des  Werkes,  die 
Jugendlichkeit  und  der  Überschwang  seiner  Darstellung,  die  Mängel  seiner  Dis- 
position,   das  Urteil  über  Isokrates  in  der  Kombination    Spengels,    Useners  u.  a.^ 


§  40.    Piatons  Schriften  :  Chronologie.  233'- 

alles  wirkte  zusammen,  in  dem  Glauben  an  eine  späte  Entstehung  des  Werkes 
irre  zu  machen.  So  wählte  Th.  Gomperz  den  Ausweg,  das  uns  vorliegende 
Werk  für  die  späte  Neubearbeitung  einer  Jugendschrift  zu  erklären.  Die  Hypo- 
these, die  von  ihrem  Urheber  später  zurückgezogen,  dann  aber  wieder  aufge- 
nommen und  von  Friedr.  Blaß  beifällig  beurteilt  wurde,  hat  neuerdings  unter 
den  der  Bprachstatistik  mit  Zurückhaltung  gegenüberstehenden  Gelehrten  in 
O.  Imraisch  (Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  35  [19151,  545  t'f.)  einen  Ver- 
treter gefunden,  der  mit  ihrer  Hilfe  eine  Zwiespältigkeit  innerhalb  des  Phaidros- 
mythus  glaubt  erklären  zu  können  (s.  dagegen  M.  Pohlenz,  Gott.  gel.  Anz.  1916,. 
272  ff.).  Die  verschiedenartigen  von  der  Sprachstatistik  gänzlich  oder  im  wesent- 
lichen unabhängigen  Ansätze  anderer  sind  von  Ritter,  Philol.  73,  326  ff.  ge- 
sammelt und  erörtert.  Hier  sei  nur  hervorgehoben,  daß  M.  Pohlenz,  Aus  Pl.s 
Werdezeit  S.  355  ff.,  den  Phaidros  dem  Lysis,  dem  Symposion  und  der  Politeia 
vorangehen  läßt  und  in  ihm  das  Programm  der  Akademie  erblickt.  Nach  meiner 
Ansieht,  die  ich  hier  nicht  begründen  kann  —  das  Wesentliche  wird  sieh  unten 
bei  der  Einzelbesprechung  der  Dialoge  ergeben  — ,  liegt  kein  zureichender  Anlaß 
vor,  von  der  durch  den  sprachlichen  Befund  gebotenen  Zuteilung  an  die  Gruppe 
Politeia,  Theaitet,  Parmenides  abzugehen.  Die  Stellung  am  Schlüsse  dieser 
Reihe  ist  mir  trotz  v.  Arnims  Verteidigung  aus  inhaltlichen  Gründen  unwahr- 
scheinlich, hingegen  genügt  der  von  Raeder  und  Ritter  vorgeschlagene  Ansatz- 
zwischen  Politeia  und  Theaitet  den  Forderungen  des  sachlichen  wie  des  sprach- 
lichen Tatbestandes. 

In  Anwendung  der  erwähnten  methodischen  Norm  glaube  ich  die  folgende 
chronologische  Reihe  als  die  wahrscheinlichste  aufstellen  zu  dürfen.  Die  sprach- 
statistische Unterlage  entnehme  ich  Ritter  und  v.  Arnim.*)  Wo  beide  vonein- 
ander abweichen,  gaben  teils  erneute  Abwägung  der  sprachlichen  Indizien,  teils 
sachliche  Momente  den  Stichentscheid.  Apologie  und  Kriton  scheide  ich  aus,  da 
ich  in  ihnen  weder  sprachliche  noch  sachliche  Merkmale  von  hinreichender  Trag- 
weite erkenne,  um  ihnen  auch  nur  mutmaßlich  einen  bestimmten  Platz  anzu- 
weisen. Daß  beide  den  Jugendschriften  zugehören,  ist  auf  Grund  des  Inhaltes 
(s.  0.  S.  219)  meine  Überzeugung.  Im  übrigen  ordne  ich:  Protagoras,  Ion  (über 
die  Priorität  des  einen  oder  des  andern  dieser  beiden  Dialoge  ist  mit  auch  nur 
einiger  Sicherheit  nicht  zu  entscheiden ;  bei  der  verhältnismäßig  knapp  bemessenen 
Zeit  zwischen  Ion  und  Gorgias  [s.  o,  S.  224]  wird  man  geneigt  sein,  den  Prota- 
goras vorangehen  zu  lassen),  Laches,  Politeia  I,  Lysis,  Charmides.  Euthyphron, 
Gorgias  (etwa  393 — 389,  s.  o.  S.  224),  Menon.  Euthydemos,  Hippias  II,  Kratylos, 
Hippias  I.  —  (Erste  sixilische  Reise.)  —  Älenexenos,  Symposion  (385  84  oder 
später,  s.  oben  S.  217),  Phaidon,  Politeia  II— X,  Phaidros,  Theaitetos  (369  oder 
später),  Parmenides,  Sophistes,  Politikos,  Philebos,  Timaios,  Kritias,  Nomoi  (und 
Epinomis). 

Ich  betone,  daß  diese  Abfolge  die  chronologische  ist.  Unsere  Dar- 
stellung Avird  von  ihr  in  einigen  Punkten  abweichen.  Zwei  zeitlich  durch 
andere  getrennte  Schriften  können  sachlich  in  so  engen  Beziehungen  zueinander 
stehen,  daß  es  sich  empfiehlt,  sie  in  unmittelbarem  Zusammenhang  zu  be- 
trachten.    Das  ist  bei  Laches  und  Charmides    und    dann   wieder  bei  den    beiden. 


*)  V.  Arnim  (Sprachl.  Forsch.  S.  234)  bezeichnet  seine  Reihenfolge  als  nur 
vorläufig  und  auf  Grund  eines  Teiles  seines  Materials  aufgestellt,  glaubt  aber,, 
daß  sich  erhebliche  Änderungen  nicht  ergeben  werden.  Daß  sich  dies  inzwischen 
bewahrheitet  hat.  ist  aus  v.  Arnims  späterer  Publikation  (Pl.s  Jugenddialoge 
usw.)  zu  schließen. 


284  §^"-'-  Watons  Schriften:  ihre  Reihenfolge  i.  Verh.  z.  Pl.s  eigener  Entwicklung. 

Hippiasdialogen   der   Fall,   und   die   folgende   Darstellung   wird  demgemäß   ver- 
'  fahren.     Ebenso  stelle  ich  in  Rücksicht  auf  den  Zusammenhang  von  Protagoras 
und  Laohes  den   Ion   voran    und   lasse  die  eigentlichen    Definitionsdialoge   dem 
Lvsis  vorausgehen. 

IIT.  Das  Verhältnis  der  Reihenfolge  der  Schriften  zu  Platons 
eigener  geistiger  Entwicklung. 
Piaton  ist  etwa  ein  halbes  Jahrhundert  lang  als  philosophischer  Schriftsteller 
täti«'-  cewesen.  Es  erscheint  fast  als  selbstverständlich,  daß  sich  in  dieser  langen  Zeit 
in  seiner  Lehre  Wandlungen  vollzogen,  die  auch  innerhalb  seiner  Schriften  sich 
in  Verschiedenheiten  des  Standpunktes  und  der  Interessen,  in  Ungleichheiten  und 
Widersprüchen  zu  erkennen  geben  müßten.  Im  Altertum,  dem  der  Entwick- 
lungsgedanke in  Anwendung  auf  Piaton  überhaupt  fremd  war,  werden  wir  diese 
für  uns  nächstliegende  Annahme  nicht  suchen  dürfen.  Aber  merkwürdigerweise 
ist  sie  auch  im  Bereiche  der  modernen  kritischen  Beschäftigung  mit  dem  Philo- 
sophen nicht  die  älteste,  sondern  erst  von  K.  Fr.  Hermann  im  ^Viderspruch 
gegen  Schleiermachers  Ansicht  entwickelt  worden.  Nach  dieser  (Pl.s  Werke  I  1"^ 
S.  17 ff.)  ist  die  Abfolge  der  Dialoge  durch  methodische  Rücksichten  bedingt. 
Mit  jedem  Gespräche  wird  eine  bestimmte  Wirkung  beabsichtigt,  deren  Erreichung 
die  Voraussetzung  des  Fortschritts  in  einem  andern  Gespräche  ist.  Die  sämt- 
lichen Dialoge  bilden  so  eine  einzige  nach  pädagogischen  Gesichtspunkten  an- 
gelegte tortlaufende  Reihe,  in  der  ein  einheitlicher,  von  Elementaruntersuchungen 
bis  zu  vollendeten  konstruktiven  Darstellungen  fortschreitender  Plan  zur  Erschei- 
nung kommt.  Darnach  müßte  Platons  gesamte  Lehre  in  allem  Wesentlichen  be- 
reits festgestanden  haben,  als  er  sich  zum  Schreiben  anschickte,  und  was  uns  von 
Dialog  zu  Dialog  an  Wandlungen  entgegentritt,  wäre  nicht  das  Spiegelbild  von 
Veränderungen  im  eigenen  Denken  des  Philosophen,  sondern  lediglich  die  Folge 
der  etappenweisen  Einführung  des  Lesers  in  das  System.  Im  Gegensatze  zu  dieser 
Auffassung  findet  K.  Fr.  Hermann  (Gesch.  u.  Syst.  d.  plat.  Philos.  S.  :)43  ff.)  in 
der  Gesprächsreihe  den  Niederschlag  einer  allmählichen  Entwicklung,  die  sich  in 
■dem  Verfasser  selbst  vollzog,  und  er  bestrebt  sich,  in  dessen  äußeren  Lebens- 
umständen die  Marksteine  festzustellen,  die  auch  für  den  Verlauf  seines  geistigen 
Werdens  maßgebend  waren :  er  erkennt  diese  in  dem  Tode  seines  Lehrers  Sokrates 
mit  dem  anschließenden  Aufenthalte  Platons  bei  Eukleides  in  Megara  und  in  der 
Rückkehr  (von  der  italischen  Reise,  die  ihn  mit  den  Pythagoreern  in  enge  Be- 
ziehungen brachte)  nach  Athen  mit  dem  sodann  erfolgten  Antritt  seines  Lehr- 
amtes in  der  Akademie.  Schleiermachers  und  Hermanns  Theorien  bildeten  für  die 
Auffassungen  der  folgenden  Zeit  die  Grundlage.  Über  die  teils  der  einen  teils  der 
andern  zustimmenden  teils  vermittelnden  Meinungsäußerungen  unterrichten  Zeller, 
Philos.  d.  Gr.  II  1  *  S.  502  ff.,  Raeder,  Pl.s  philos.  Entw.  S.  ü  ff.  Zweifellos  ist 
Hermanns  Anschauung  nach  ihrer  Grundvoraussetzung  nicht  nur  a  priori  die  weitaus 
wahrscheinlichere,  sondern  sie  wird  auch  durch  eine  vorurteilslose  Interpretation 
•der  Dialoge  vollauf  bestätigt.  Mit  Recht  spricht  Hermann  (S.  348)  von  den  vielen 
Entstellungen  iind  Willkürlichkeiten  im  einzelnen,  deren  es  bedurfte.  ,,um  die 
Schriften  des  Philosophen  in  das  Prokrustesbette  jenes  methodischen  Zusammen- 
hanges hereinzuzwängen".  Natürlich  ist  für  kürzere,  den  gleichen  philosophischen 
Standpunkt  zeigende  Strecken  der  Schriftenkette  die  Möglichkeit  eines  didak- 
tischen Planes  im  Schleiermacherschen  Sinne  nicht  ausgeschlossen;  aber  für  das 
•Ganze  des  platonischen  Schrifttums  haben  Vermittlungen  zwischen  der  genetischen 
und  der  methodischen  Auffassung,  wie  sie  von  Susemihl,  L"'eberweg,  Zeller  u.  a. 
versucht  worden  sind,    nur  dann    die  geschichtliche   Wahrscheinlichkeit  für  sich, 


§  40.    Platous  Schriften:  Gruppierung.  235 

-wenn  sie  das  genetische  Prinzip  entschieden  in  den  Vordergrund  rücken.  Anders 
urteilt  P.  Shorcy,  dessen  beachtenswertes  Buch  The  unitv  of  Pl.s  thought 
'(s.  S.  106- )  sich  der  Schleierniacherschen  Anschauung  insofern  nähert,  als  es  Wand- 
lungen in  Piatons  Philosophie  nur  hinsichtlich  untergeordneter  Punkte  zugibt,  in 
allen  Hauptproblemen  aber  den  Denker  schon  früh  den  Standpunkt  einnehmen 
läßt,  den  er  in  der  Zeit  seiner  JMannesreife  und  seines  Alters  bekundet.  Seitdem 
übernahm  es  auf  der  andern  Seite  H.  Paeder,  an  der  Hand  der  Schriften  Piatons 
philosophische  Entwicklung  darzulegen  (Pl.s  philos.  Entw..  s.  u.  S.  106"),  und 
M.  Pohlenz  (Aus  Pl.s  Werdezeit,  s.  u.  S.  82' )  verfolgte  in  eingehender  l'ntersuchung 
den  W^erdegang  des  Philosophen  bis  zu  seiner  Vollreife.  Demgegenüber  stellte 
sich  H.  V.  Arnim  (Pl.s  Jugenddialoge  usw.,  s.  S.  82' )  die  Aufgabe,  gegen  die 
genetische  Auffassung  K.  F.  Hermanns  und  seiner  Anhänger  die  relative  Berech- 
tigung der  methodisch-didaktischen  Auffassung  Schleiermachers  zu  erweisen,  ohne 
damit  eine  persönliche  philosophische  Entwicklung  Piatons  schlechthin  in  Abrede 
stellen  zu  wollen.  Der  Hinweis  v.  Arnims  auf  die  mit  der  genetischen  Theorie 
verbimdene  Gefahr,  Widersprüche  da  zu  suchen  und  zu  finden,  wo  sie  nur 
scheinbar  vorhanden  sind,  ist  gewiß  am  Platze.  Ich  kann  aber  nicht  dafür  halten, 
■daß  ihm  die  Durchführung  des  Einheitsgedankens  in  dem  beabsichtigten  Maße 
:geglückt  sei,  und  halte  insbesondere  die  Annahme  einer  sokratischen  Periode 
Piatons,  in  der  ihm  die  Ideenlehre  noch  fern  lag,  und  einer  Altersperiode,  in  der 
•diese  Lehre  nach  ihrer  ontologischen  Seite  für  ihn  zurücktrat,  nicht  für  widerlegt. 
In  etwas  verschiedener  Richtung  bewegt  sich  O.  Apelt  in  seinen  Platonischen  Auf- 
sätzen IS.  S.  82*).  Zwar  glaubt  auch  er  an  eine  unwandelbare  Grundüberzeugung 
des  Philosophen  von  einem  jenseitigen  Eeiche  des  Guten  und  Schönen,  er  will 
aber  im  übrigen  der  genetischen  Auffassung  in  keiner  Weise  grundsätzlich  ent- 
gegentreten, sondern  nur  gegenüber  der  von  der  neuereu  Piatonforschung  vor- 
zugsweise dem  Werden  und  der  Entwicklung  zugewendeten  Aufmerksamkeit  dem 
•Gleichbleibenden  in  Piatons  Lehre  zu  seinem  Eechte  verhelfen. 

IV.  Verteilung  der  einzelnen  Schriften  auf  zeitlich  oder  sachlich 
bestimmte  Gruppen. 
Schon  das  Altertum  fühlte  naturgemäß  das  Bedürfnis,  durch  gruppenweise 
Zusammenfassung  der  einzelnen  Gespräche  Übersicht  und  Studium  der  plato- 
nischen Schriften  zu  erleichtern.  Unter  den  verschiedenen  Gesichtspunkten,  nach 
denen  eine  solche  Gruppierung  unternommen  werden  kann,  schied  der  genetische, 
wie  schon  bemerkt,  aus.  Die  gewaltige  Autorität,  die  Piaton  als  Schulstifter  und 
ßchulheiliger  genoß,  und  das  didaktische  Bedürfnis,  seine  Lehre  als  einheitliches 
System  tind  Schiilbekenntnis  fortzupflanzen,  ließen  die  historisch-kritische  Betrach- 
tung seiner  Werke  und  den  Gedanken  an  Wandlungen  seiner  Anschauungen  — 
von  vereinzelten  Anläufen,  wie  Proleg.  24  S.  217,  35  ff.  H.,  abgesehen  —  nicht  Kaum 
^gewinnen.  Mit  dem  genetischen  Interesse  fehlte  aber  ein  wesentlicher  Impuls  zu 
einer  chronologischen  Ordnung  der  Gespräche.  So  verblieben  als  Gruppierungs- 
kriterien teils  Piatons  Vorgang  in  der  trilogischen  Zusammenfassung  von  Theaitetos, 
Sophistes,  Politikos,  und  Politeia  (s.  jedoch  oben  S.  226),  Timaios,  Kritias,  teils 
Übereinstimmungen  zwischen  den  einzelnen  Werken  in  der  Dialogform,  der  wissen- 
schaftlichen Methode  oder  dem  Inhalte.  Neben  den  verwandtschaftlichen  Be- 
ziehungen der  Dialoge  untereinander  spielte  bei  diesen  Gruppierungen  ferner  die 
pädagogisch-praktische  Frage  eine  Rolle,  in  welcher  Abfolge  die  platonischen 
Schriften  zu  lesen  seien.  Mehrere  nach  diesen  Prinzipien  aufgestellte  Ordnungen 
lehrt  uns  Diogenes  Laertios  B.  49  ff.  56  ff.  (mit  den  in  der  Baseler  Ausgabe  des 
3.  Buches  vermerkten  Parallelen)  kennen  (verarbeitet  bei  Zeller  II  1*,  494,2;  495, 1; 


2;]()  §  40,    Piatons  Schriften:  Gruppierung. 

dem  ^laterial  wäre  noch  beizufügen  Anon.  in  Theaet.  3,  )8  f. ;  Albin.  Isag.  5 
S.  149,  35  f.;  Plut.  quaest.  conv,  7,  8,  1,  3  ö,  867,  2  f f .  ed.  Did,;  Proci.  in  remp. 
I  8.  14,  20  ff.,  15,  20  ff,,  in  Tim,  I  S.  21,  8  ff.,  in  prior.  Ale,  S.  288,  32  f f .  289, 
14  ff.  297,  12  ff.  d.  Ausg.  v.  1864;  Olymp,  in  pr,  Alcib.  S.  10  Creuzer:  Proleg.  26 
S.  219,  24  ff.  Herm.).  Aus  diesen  Gruppierungen  ist  die  gemeinhin  unter  Thrasyllos' 
Namen  gehende,  tatsächlich  ältere  (s.  o.  S.  210.  211),  tetralogische  hervorzuheben, 
zu  der  die  dürftige,  nur  einen  Teil  des  platonischen  Corpus  umfassende  trilogische 
Einteilung  des  alexandrinischen  Grammatikers  Aristophanes  von  ßyzanz  in  letzter 
Linie  die  Anregung  gegeben  haben  wird.  Auch  diese  wesentlich  auf  wirkliche 
oder  vermeintliche  Inhaltsverwandtschaft  gestützte  Gruppierung  ist  äußerlich  und 
unzulänglich,  hat  aber  eine  bis  auf  die  Gegenwart  iortwirkende  geschichtliche 
Bedeutung  dadurch,  daß  sie,  wie  schon  o.  S.  214  bemerkt,  unseren  Handschriften 
und  Ausgaben  zugrunde  liegt. 

Unter  den  Gruppierungen  der  Neueren  verdienen  vor  allen  diejenigen 
Schleiermachers  und  K,  Fr,  Hermanns  Erwähnung,  weil  sie  typisch  sind  für 
zwei  grundsätzlich  verschiedene  Auffassungen  der  geschichtlichen  Ordnung  des 
platonischen  Schrifttums.  Schleierraacher  unterscheidet,  von  seiner  Hypothese 
einer  durch  methodisch-didaktische  Rücksichten  bedingten  Abfolge  der  Gespräche 
ausgehend,  drei  Gruppen:  eine  elementarische,  innerhalb  deren  Phaidros,  Prota- 
goras  und  Parnienides  die  Hauptwerke  bilden,  ,,In  ihnen  entwickeln  sich  die 
ersten  Ahndungen  von  dem,  was  allem  Folgenden  zum  Grunde  liegt,  von  der 
Dialektik  als  der  Technik  der  Philosophie,  von  den  Ideen  als  ihrem  eigentlichen 
Gegenstande,  also  von  der  Möglichkeit  und  den  Bedingungen  des  Wissens"  (Pl,s 
Werke  I  l'^  S,  49),  Den  Gegenpol  bilden  als  konstruktive  Gruppe  Politeia, 
Kritias  und  Timaios  mit  ihren  objektiven  wissenschaftlichen  Darstellungen,  Den 
Zwischenraum  zwischen  diesen  beiden  Gruppen  füllt  eine  dritte,  die  indirekte 
genannt,  weil  sie  ,,fast  überall  mit  dem  Zusammenstellen  von  Gegensätzen  an- 
hebt". Sie  redet  „von  der  Anwendbarkeit  jener  (in  der  ersten  Gruppe  dargelegten) 
Prinzipien,  von  dem  Unterschied  zwischen  der  philosophischen  Erkenntnis  und 
der  gemeinen  in  vereinter  Anwendung  auf  beide  aufgegebene  reale  Wissenschaften, 
die  Ethik  nämlich  und  die  Physik".  Hierher  gehören  als  Hauptwerke  Theaitetos, 
Sophistes,  Politikos,  Phaidon  imd  Philebos  (a.  a,  O.  S.  49  f.).  Auf  jede  Gruppe 
verteilen  sich  außer  den  genannten  Dialogen  noch  Xebenwerke,  auf  die  erste 
und  zweite  außerdem  Werke  zweifelhafter  Echtheit,  Die  Gruppen  sollen  einander 
auch  zeitlich  in  der  Weise  folgen,  daß  die  elementarische  die  früheste,  die  in- 
direkte die  mittlere,  die  konstruktive  die  späteste  ist,  und  auch  innerhalb  der 
Gruppen  soll  sich  die  zeitliche  Folge  mit  der  methodisch-didaktischen,  wenn  auch 
nicht  mit  ausschließender  Notwendigkeit,  so  doch  tatsächlich  und  im  allgemeinen 
decken.  Aber  im  ganzen  ist  für  Schleiermaeher  —  das  folgt  aus  seiner  Grund- 
auffassung ohne  weiteres  —  das  Chronologische  nebensächlich.  Ganz  anders  für 
K.  Fr.  Hermann,  der  dem  Zeitverhältnis  zum  mindesten  der  Gruppen  unter- 
einander entscheidende  Bedeutung  beimessen  muß,  da*  darin  nach  seiner  An- 
schauung Piatons  Selbstentwicklung  zum  Ausdruck  kommt.  Aber  bei  aller 
Verschiedenheit  des  Standpunktes  behält  auch  Hermann  die  Schleiermachersche 
Dreiteilung  bei,  nur  erhält  sie  bei  ihm  statt  des  methodischen  einen  genetischen 
Sinn.  Er  unterscheidet  sokratische  oder  elementarische,  dialektische  oder  ver- 
mittelnde und  darstellende  oder  konstruktive  Gespräche;  die  Scheidepunkte  der 
zugrunde  liegenden  drei  Perioden  in  Piatons  Entwicklung  sind  die  oben  S,  234 
angegebenen.  Innerhalb  der  ersten  Gruppe  sollen  sich  einige  Werke  als  Erzeug- 
nisse einer  zum  zweiten  Entwicklungsstadium  hinüberführenden  Übergangsperio(!o- 
kennzeichnen  (Gesch.  u.  Syst,  d.  plat.  Phil.  S.  384  ff.).      Auch  in  der  Verteilung; 


§  40.    l'latons  Schriften:  Gruppierung.  287 

«der  Dialoge  auf  die  drei  Gruppen  besteht  zwischen  beiden  Gelehrten  große  Ähn- 
lichkeit, wiewohl  im  einzelnen  manches  Gespräch  seinen  Platz  wechselt:  so  gehört 
der  Phaidros  bei  Schleierniacher  zur  ersten,  bei  Hermann  zur  dritten  Gruppe, 
die  bei  ihm  weit  reicher  ist  als  bei  seinem  Vorgänger  und  neben  den  schon  von 
diesem  hierhergezogenen  Gesprächen  auch  Menexenos,  Symposion,  Phaidon  und 
Philebos  umfaßt.  Beachtung  verdient,  daß  sich  bei  Schleiermacher  Theaitet, 
Sophist.  Politikos  und  l'hilebos,  bei  Hermann  Theaitet,  Sophist,  Politikos 
und  Parnienides  unter  den  Schriften  der  mittleren  Gruppe  befinden.  Diese 
Dreiteilung  hat  sich  nun,  gestützt  durch  die  Autorität  der  beiden  hervor- 
ragenden Piatonforscher,  lange  Zeit  an  der  Herrschaft  erhalten  in  wechselnder 
Auffassung  und  Begründung,  jenachdem  ihre  Vertreter  in  der  methodischen 
oder  genetischen  Grundanschauung  sich  Schleiermacher  oder  Hermann  zuneigten 
oder  eine  vermittelnde  Stellung  einnahmen.  Erst  die  Sprachstatistik  hat  sie  zu 
Falle  gebracht,  indem  sie  nachwies,  daß  Sophistes,  Politikos  und  Philebos  Alters- 
werke sind  und  sich,  ebenso  wie  die  ihnen  unmittelbar  vorangehenden  Gespräche 
Theaitet  und  Parmenides,  zwischen  die  ,, konstruktive''  Politeia  und  die  ebenfalls 
„konstruktiven"  Dialoge  Tiraaios,  Kritias  und  Nomoi  einschieben  (s.  o.  S.  232). 
Seitdem  sind  wesentlich  sprachlich  orientierte  Gruppierungen  an  der  Tages- 
ordnung. Sie  liefern  der  dogmatisch-genetischen  Periodisierung  die  hauptsäch- 
liche Grundlage,  treffen  aber  in  ihren  Scheidepunkten  mit  einer  solchen  Periodi- 
sierung nicht  notwendig  zusammen  und  lassen  die  Aufgabe  übrig,  für  die 
Einteilung  der  dogmatischen  Genesis  und  die  entsprechende  Gruppierung  der 
Werke  die  sachlichen  Gesichtspunkte  zu  finden.  Auch  diese  Aufgabe  haben 
Anhänger  der  Sprachstatistik  wie  Lutoslawski,  Th.  Gomperz,  Natorp,  Paeder,  Ritter 
lind  V,  Arnim  nicht  aus  dem  Auge  verloren,  und  eine  Übereinstimmung  tritt 
zwischen  den  meisten  unter  ihnen  wenigstens  insoweit  zutage,  daß  sie  eine  Reihe 
von  Gesprächen  als  Jugenddialoge,  eine  andere  als  Alterswerke  zusammenfassen. 
Im  ganzen  hat  sich  aber  keine  Gruppierung  zu  gleich  allgemeiner  Anerkennung 
durchzusetzen  vermocht,  wie  dies  früher  bei  der  Schleiermacher-Hermannschen 
Dreiteilung  der  Fall  gewesen  ist.  Außerhalb  des  Kreises  der  Sprachstatistiker 
haben  besonders  O.  Immisch  (Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  3  [1899], 
440  ff.  549  ff.  612  ff.;  vgl.  auch  ebenda  35  [1915],  545  ff.)  und  M.  Pohlenz  (Aus 
Pl.s  Werdezeit,  s.  S.  82*)  unternommen,  auf  Grund  gedanklicher,  z.  T.  auch 
formaler  Zusammenhänge  und  Verläufe  die  philosophische  und  schriftstellerische 
Entwicklung  Piatons  festzustellen  und  darnach  das  Ganze  oder  doch  den  älteren 
Teil  seines  Schrifttums  in  Schichten  zu  zerlegen. 

Der  folgende  Darstellungsversuch  legt  die  oben  S.  23o  aufgestellte  chrono- 
logische Reihenfolge  zugrunde  und  gelangt  an  Hand  des  dadurch  festgelegten 
Entwicklungsganges  zu  der  Gruppierung :  I.  Jugendschriften  oder  Schriften 
wesentlich  sokratischen  Charakters:  Apologie,  Kriton,  Protagoras,  Ion, 
Laches,  Politeia  I,  Lysis,  Charmides,  Euthyphron.  II.  Schriften  einer  Über- 
gangsperiode: Gorgias,  Menon,  Euthydemos,  Kleinerer  Hippias,  Kratylos, 
Größerer  Hippias,  Menexenos.  III.  Schriften  der  reifen  Mannesjahre: 
Symposion,  Phaidon,  Politeia  II — X,  Phaidros.  IV.  Schriften  der  Altera- 
jahre:  Theaitetos,  Parmenides,  Sophistes,  Politikos,  Philebos,  Timaios,  Kritias, 
Nomoi  (Epinomis). 

Der  Nachweis  der  Berechtigung  zu  dieser  Gruppeneinteilung  und  die 
■Charakterisierung  der  einzelnen  Gruppen  bleibt  der  Darstellung  vorbehalten. 


9j:}j^  §  40.     Platoiiß  Schriften:  .Tugendschriften. 

B.  Piatons  Sehrift<'n  im  ein/elnon.     Genetische  Darstelliinf  seiner  Philosophie^ 
an  Hand  dieser  Schriften. 

Platons  Lehren  haben  sich  im  Laufe  seines  langen  Lebens  mannigfach  ent- 
wickelt und  umgestaltet.  Obwohl  sich  der  sokratische  Gi'undcharakter  seines  Denkens- 
ujid  damit  auch  ein  gewisses  Maß  positiver  Anschauungen  gleich  geblieben  sind, 
läßt  sich  doch  nicht  sagen,  daß  er  in  einem  bestimmten  Zeitpunkte  ein  fertiges- 
System  gehabt  habe,  das  in  der  folgenden  Zeit  keine  oder  doch  nur  unwesent- 
liche Veränderungen  erfahren  hätte.  Dazu  kommt  die  Eigenart  der  Darstellungs- 
form. Statt  dogmatischen  Vortrags  scharf  formulierter  Philosopheme  treffen  wir 
überall  Verflechtung  der  Lehren  in  den  wechselnden  Zusammenhang  philo- 
sophischer Gespräche,  wodurch  auch  das  in  seinem  Kerne  Feststehende  in  immer 
neuer  Verbindung  und  veränderter  Xuancierung  erscheint.  Anders  als  es  etwa 
bei  Aristoteles.  Plotin  und  den  neueren  Systematikem  der  Fall  ist,  lassen  sieh 
daher  Platons  Lehren  nicht  ohne  Gewaltsamkeit  aus  ihrer  jeweiligen  Umgebung 
losgelöst  in  Form  eines  geschlossenen  Systems  daisteilen.  Der  einzig  brauchbare 
Weg  zu  einer  tieferen  Erfassvmg  der  platonischen  Philosophie  ist  vielmehr  der^ 
Schritt  für  Schritt  dem  Gange  jedes  Dialoges  zu  folgen  unter  vergleichender  Be- 
rücksichtigung verwandter  oder  abweichender  Erörterungen  in  anderen  Ge- 
sprächen und  so  das  allmähliche  Werden  des  Philosophen  und  seiner  Lehre  und 
das  Beharrende  wie  das  Fließende  in  seinen  Anschauungen  zu  erkennen.  So» 
wird  die  Durchmusterung  der  Schriften  zugleich  zu  einer  gene- 
tischen Darstellung  seiner  Philosophie.  Gleichwohl  ist  zum  Überblick 
eine  systematische,  nach  Hauptproblemen  geordnete  Rekapitulation  seiner  Theo- 
reme wünschenswert  und,  trägt  man  den  Wandlungen  genügend  Rechnung,  auch 
zulässig.    Ein  Versuch  dazu  soll  in  den  §§  41—44  erfolgen. 

L    Die  Jugendschriften. 

Apologie,  Kriton,  Ion,   Protagoras,   Laches,    Charmides,    Politeia  I,   Euthyphron,. 
Lysis  (zur  Reihenfolge  s.  oben  .S.  233  f.). 

Piaton  zeigt  sich  hier  als  Sokratiker,  ohne  die  Lehre  des  IMeisters  in 
wesentlichen  Stücken  weiterzubilden.  Insbesondere  fehlt  noch  die  für  sein 
späteres  Philosophieren  charakteristische  Ideenlehre,  wiewohl  die  Keime,  aus- 
denen  sie  erwuchs,  bereits  deutlich  zu  erkennen  sind.  Pietätvoller  Darstellung 
von  Sokrates'  persönlichem  Wesen,  Leben  und  .Schicksal  gelten  Apologie  und 
Kriton,  der  Ausprägung  seiner  Lehre  und  Methode  die  übrigen  Schriften.  Als 
Sokratiker  interessiert  sich  Piaton  in  dieser  Periode  vor  allem  für  die  Tugend- 
und  Wissensprobleme,  die  Fragen  nach  Wesen  und  Begriff  der  Tugend,  ihrer 
Einheit  oder  Mehrheit,  ihrem  Verhältnis  zum  Wissen  und  ihrer  Lehrbarkeit. 
Begriffliches  Wissen  hinsichtlich  ethischer  Grundfragen  ist  das  eigentliche  Ziel 
dieser  Werke,  und  so  stellt  sich  Piaton  in  dieser  Periode  nach  einem  von 
Th.  Gomperz  geprägten  Ausdrucke  als  Begrif fsethiker  dar.  Der  Begriffs- 
bestimmung dient  in  sokratischer  Weise  die  Induktion :  aufgestellte  Definitionen 
werden  an  den  durch  die  Erfahrung  gebotenen  Einzelfällen  geprüft  und  darnach 
berichtigt  (s.  oben  S.  155  f.).  Sokratisch  ist  dabei  das  Vorwiegen  der  Elenxis. 
Äußerlich  betrachtet  bleibt  es  bei  der  Negation:  nachdem  falsche  Bestimmungen 
widerlegt  sind,  schließt  der  Dialog;  die  richtige  Antwort  auf  die  gestellte  Frage 
bleibt  ungefunden.  In  Wahrheit  fehlt  es  im  Laufe  der  Verhandlung  nicht  an 
Fingerzeigen  zur  positiven  Lösung  des  Problems.  .Man  müßte  diese  Hinweise 
freilich,  wie  schon  die  Uneinigkeit  der  Erklärer  zur  Genüge  dartut,  als  unzu- 
länglich erachten,   wenn    diese   Dialoge   ohne   Zusammenhang  mit  einem  gleich- 


§  40.    Piatons  Schriften :  Apologie.    Kriton.     Ion.  039 

zeitigen  mündlichen  Unterrichte  für  einen  weiteren,  mit  sokratisch-platouischen 
Gedanken  nicht  vertrauten  Leserkreis  bestimmt  wären,  l'iidagogisches  Interesse 
zeigt  sich  auch  in  der  Art.  wie  Sokrates  in  mehreren  dieser  Gespräche  als 
Förderer  sittlicher  Jugendbildung  gekennzeichnet  wird  —  wohl  zugleich  in 
apologetischer  Absicht  gegenüber  der  Anklage  auf  Jugendverführung.  Sofern 
nun  die  in  Rede  stehenden  Dialoge  in  gewissem  Sinne  als  Schulschriften  anzu- 
sehen sind,  bieten  sie  ein  Moment  für  die  Lösung  der  mehrfach  erörterten  Frage, 
ob  sie  bereits  zu  Lebzeiten  des  Sokrates  oder  erst  nach  dessen  Tode  verfaßt 
worden  seien.  Denn  die  größere  Wahrscheinlichkeit  spricht  dafür,  daß  Piaton 
erst  nach  dem  Hinseheiden  des  Meisters  mit  einer  Lehrtätigkeit  begonnen  habe. 
Die  Kraft  sicherer  Entscheidung  läßt  sich  freilich  für  dieses  Argument  so  wenig 
wie  für  irgendeinen  andern  in  der  Frage  geltend  gemachten  Beweisgrund  in 
Anspruch  nehmen. 

Neben  dem  Sokratischen  in  Lehre  und  Methode  steht  aber  schon  in  diesen 
Dialogen  ein  Stück  echt  platonischer  Eigenart.  Es  betrifft  die  Form  der  Dar- 
stellung. Glänzende,  mit  aller  Sorgfalt  ausgestaltete  und  im  Verhältnis  zu  dem 
ganzen  Werke  oft  sehr  umfangreiche  Szeneriedarstellungen  verraten  den  Dichter 
und  stehen  in  auffallendem  Gegensatze  zu  der  Xüchternheit  der  anschließenden 
philosophischen  Verhandlung.  Wie  zwei  Ströme,  deren  verschiedenfarbige  Ge- 
wässer nach  ihrer  Vereinigung  in  demselben  Bette  noch  eine  Strecke  weit 
getrennt  nebeneinander  herfließen,  bleiben  in  Piaton  Dichter  und  Philosoph, 
zunächst  gesondert.  Erst  in  der  folgenden  Periode  vollzieht  sich  die  Ver- 
schmelzung. 

Unter  den  einzelnen  Schriften  dieser  Gruppe  sind 

Apologie  und  Kriton  für  die  Beurteilung  von  Sokrates'  Lehre  und 
Schicksal,  sowie  von  Piatons  Stellung  zu  seinem  Lehrer  von  W^ichtigkeit.  können 
aber  hier,  wo  nur  für  einen  knappen  Überblick  über  die  für  Piatons  eigene 
philosophische  Entwicklung  bedeutsamen  Werke  Raum  ist.  nicht  näher  betrachtet 
werden.     Unter  den  letzteren  steht  der 

Ion  gewiß  nicht  zufällig  der  Abfassungszeit  nach  mit  dem  Protagoras  oben 
an.  Bildet  doch  das  Problem:  Dichtung  und  ^V^issenschaft,  den  letzten  Aus- 
gangspunkt für  die  satirische  Behandlung,  die  der  von  der  Dichtung  zur  Philo- 
sophie übergetretene  Verfasser  dem  Rhapsoden  Ion  zuteil  werden  läßt.  Zum 
vollen  Verständnis  des  Dialogs  ist  die  Stelle  Apol.  22  b  c  heranzuziehen,  die 
vielleicht  in  Übereinstimmung  mit  der  geschichtlichen  Verteidigungsrede  des 
Sokrates  dem  gleichen  Grundgedanken  Ausdruck  gibt.  Das  Schaffen  der  Dichter,, 
so  heißt  es,  beruht  ähnlich  wie  die  Äußerungen  der  Seher  und  Wahrsager  auf 
göttlicher  Eingebung,  nicht  auf  bewußtem  verstandesmäßigem  Wissen.  Deshalb 
vermögen  sie  über  ihr  Wirken  keine  Rechenschaft  zu  geben  (Apol.  22  b},  deshalb- 
auch  vermag  ein  jeder  unter  ihnen  nur  in  einer  Dichtungsart,,  zu  der  ihn  die 
Muse  treibt  —  der  eine  im  Dithyrambos,  der  andere  im  Enkomion  usw.  —  etwas 
zu  leisten,  während  eine  auf  Wissen  beruhende  Kunst  zu  einer  allseitigen  Tätig- 
keit befähigen  müßte  (Ion  534  b  f.).  Dasselbe  gilt  auch  von  dem  Dichterinter- 
preten, dem  Rhapsoden.  Er  ist  das  Mittelglied  der  vom  Dichter  zum  Hörer 
führenden  Kette  göttlicher  Inspiration.  Deshalb  vermag  Ion  nach  eigenem  Zu- 
geständnis nur  über  Homer,  nicht  auch  über  Hesiod  und  Archilochos  trefflich, 
zu  reden  (Ion  531  a  ff.).  Soweit  trifft  weder  den  Dichter  noch  den  Rhapsoden 
ein  Tadel.  Die  Schilderung  der  dichterischen  Begeisterung  und  ihrer  Ver- 
breitung über  Interpreten  und  Hörer  (Ion  533  d  ff.)  ist  sogar,  trotz  des  satirischen 
Seitenhiebes  auf  den  Geldeshunger  der  Rhapsoden  535  e  und  der  leicht  ironischen 
Färbung  von  5.36  a,    von    einem    warmen  Tone   durchweht,    in  welchem  des  Ver- 


04(|  §  40.     Piatons  Schriften:  Ion.     Protagoras. 

fasseis  eigener  dichterischer  Enthusiasmus  nachklingt.  Tadel  verdient  aber,  daß 
Dichter  und  Khapsodon  sich  der  Eigenart  ihrer  Tätigkeit  und  der  Grenzen  ihres 
Yermogens  nicht  bewußt  sind.  Erstere  halten  sich  wegen  ihrer  poetischen 
Leistungen  für  wissend  auf  allen  Gebieten  (Apol.  22  c),  und  auch  ihre  Inteqireten 
■erheben  unberechtigte  wissenschaftliche  Ansprüche,  indem  sie  ohne  sachliche  Kennt- 
nisse Homer  als  Enzyklopädie  des  Wissens  ausdeuten.  So  will  denn  auch  Ion  den 
Nachweis,  daß  er  nicht  als  Wissender,  sondern  Oeu;.  ftoign  y.ui  y.azoy.oyyJi  über  Homer 
rede,  nicht  anerkennen  (Ion  536  d  ff.)  und  muß  sich  nun  vorrechnen  lassen,  daß 
die  Beurteilung  jeder  Aussage  Homers  Sache  des  betreffenden  Fachmannes  ist  — 
seine  Angaben  über  Wagenlenkung  hat  der  Wagenlenker,  die  Stellen  über  Heil- 
kunde der  Heilkundige  zu  prüfen  usw.  — ,  und  für  den  Rhapsoden  kein  Gebiet 
•der  Kompetenz  übrig  bleibt.  In  die  Enge  getrieben  erklärt  Ion  schließlich  die 
Rhapsodik  für  identisch  mit  der  Feldherrnkunst  und  leitet  seinen  Älangel  an 
eigenen  strategischen  Leistungen  aus  der  L'ngunst  äußerer  Umstände  her.  So 
endigt  der  Dialog  als  Burleske.  Aber  sein  ernster  Grundgedanke  wird  dadurch 
nicht  beeinträchtigt.  Angesichts  des  unermeßlichen  Einflusses  der  Dichter,  ins- 
besondere Homers,  auf  die  griechische  Anschauungswelt  und  gegenüber  den  An- 
sprüchen einer  prunkenden,  aber  wissenschaftlich  nicht  fundierten  Dichter- 
erklärung, die  Homer  für  die  Quelle  aller  Weisheit  ausgab,  galt  es,  scharf  die 
•Grenze  zwischen  Dichtung  und  Wissenschaft  zu  ziehen,  ein  Unternehmen,  zu 
■dem  sich  Piaton  nach  der  großen  ^Vandlung,  die  sich  in  ihm  selbst  vollzogen 
Jiatte,  doppelt  berufen  fühlen  mochte.  Die  Bekämpfung  der  landläufigen  Dichter- 
exegese findet  im  Kl.  Hippias  ihre  Fortsetzung  und  tritt  auch  in  der  Politeia 
(598  d  f.)  zutage.  —  Die  auch  heute  noch  von  einigen  Gelehrten  aufrecht  er- 
ialtenen  Bedenken  gegen  die  Echtheit  des  Werkes  lassen  sich  weder  durch 
dessen  Inhalt  noch  durch  seine  Sprache  in  zulänglicher  Weise  begründen. 

Tritt  uns  im  Ion  die  sokratische  Wissensforderung  in  allgemeinerer  Form 
entgegen,  so  bilden  den  Gegenstand  des 

Protagoras  zwei  mit  der  sokratischen  Wissenslehre  aufs  innigste  zu- 
sammenhängende und  auch  miteinander  eng  verkettete  Probleme,  die  Lehrbar- 
keit  der  Tugend  und  ihre  Einheit.  Gegen  die  Annahme  der  Lehrbarkeit 
verhält  sich  Sokrates  in  dem  Gespräche  zunächst  ablehnend.  Seiner  Bedenken 
■dagegen  sind  es  zwei  (319  b  ff.).  Die  Athener  lassen  in  der  Volksversammlung,  wenn 
es  sich  um  Haus-  oder  Schiffsbau  oder  sonst  etwas  anerkannt  Lehr-  und  Lernbares 
handelt,  als  Ratgeber  nur  den  Meister  in  dem  betreffenden  Fache  zu.  Stehen 
hingegen  Angelegenheiten  der  Staatsverwaltung  zur  Verhandlung,  so  kommt 
ohne  Unterschied  jeder  zu  Worte  ohne  den  Nachweis  einer  Lehre,  die  er  durch- 
gemacht habe.  Beweis  genug,  daß  die  Athener  die  politische  Kunst  und  die  in 
ihr  sich  betätigende  dgeuj  nicht  für  lehrbar  halten.  Ebendahin  führt  das  Ver- 
halten der  Staatsmänner,  insofern  diese  ihren  Söhnen,  die  sonst  in  allen  Dingen 
sorgsamsten  Unterricht  genießen,  eine  politische  L'nterweisung  weder  selbst  er- 
teilen, noch  durch  andere  erteilen  lassen.  Dem  ersten  Bedenken  begegnet  Prota- 
goras mit  dem  —  in  seinen  Grundgedanken  wohl  dem  historischen  Protagoras 
gehörigen  —  Mythus  von  diy.ij  und  aidcöc  als  den  von  Hermes  auf  Zeus'  Befehl  an 
die  Menschen  allgemein  und  nicht  nur  an  einzelne  Individuen  ausgeteilten  Eigen- 
schaften, deren  naturgemäßer  Besitz  den  Nachweis  einer  kunstmäßig  angeeigneten 
bürgerlichen  doeT7'j  überflüssig  mache  (320  c  ff.).  Gegen  Sokrates'  zweites  Bedenken 
sucht  er  an  der  Hand  des  üblichen  Erziehungsganges  darzutun,  daß  in  diesem  auch 
ohne  einen  eigens  erteilten  L^nterricht  in  politischer  Kunst  alles  auf  die  Ausbildung 
der  dotr/j  abziele  (323  c  ff.).  Mit  seiner  Behauptung  der  Lehrbarkeit  der  Tugend 
gerät  nun  aber  Protagoras  dadurch  in  die  Enge,  daß  Sokrates  an  das   in  Rede 


§  40.     Piatons  Schriften:  Protagoras.  241 

stehende  Problem  das  zweite  ansehließt,  die  Frage  nämlich,  ob  die  Tugend 
eine  unt-eilbare  Einheit  sei,  oder  ein  Ganzes,  das  eine  Reihe  von  Teilen 
umfasse  i329c).  Im  ersteren  Falle  sind  Weisheit,  Selbstbeherrschung,  Tapfer- 
keit, Gerechtigkeit'  und  Frömmigkeit  lediglich  verschiedene  Namen  für  die 
gleiche,  nur  verschiedene  Erscheinungsformen  annehmende  Sache,  im  anderen 
Falle  handelt  es  sich  dabei  um  bis  zu  einem  gewissen  Grade  selbständige' 
und  Wesens  verschiedene  Qualitäten,  die  nur  unter  einem  Gesamtbegriffe  zu- 
sammengefaßt werden.  Die  Lehrbarkeit  der  Tugend  steht  und  fällt,  insofern 
sie  die  Begründung  der  Tugend  auf  das  AVissen  voraussetzt,  mit  ihrer  Ein- 
heit. Protagoras  aber,  der-  sich  dieses  Zusammenhanges  nicht  bewußt  ist, 
läßt  sie  in  Teile  zerfallen,  unter  denen  vier,  wie  er  schließlich  zugibt,  einander 
ziemlich  ähnlich  sind,  während  der  fünfte,  die  Tapferkeit,  seine  Verschiedenartig- 
keit dadurch  bekundet,  daß  sein  Vorhandensein  im  einzelnen  Individuum  von  dem 
Vorhandensein  der  anderen  Teile  völlig  unabhängig  ist.  Gegen  ihn  erweist  So- 
krates  ihre  Einheit  dadurch,  daß  er  sie  aufs  Wissen  zurückführt.  So  ist  die 
Tapferkeit  das  Wissen  von  dem,  was  furchtbar  und  nicht  furchtbar  ist  (360  d 
-oorpia  trov  Seivojv  xai  fii/  deirojv),  und  somit  nur  eine  Erscheinungsform  des  dem 
Wesen  der  Tugend  überhaupt  zugrunde  liegenden  Wissens.  Damit  aber  gibt 
Sokrates  seinerseits  die  Stellung,  die  er  in  der  Lehrbarkeitsfrage  eingenommen 
hat,  auf.  Es  tritt  also  im  Laufe  der  Erörterung  eine  eigentünaliche  Kreuzung 
und  Verschiebung  der  Standpunkte  ein,  indem  von  den  beiden  Unterrednern  ein 
jeder  in  den  Entscheidungen,  die  er  hinsichtlich  der  Lehibarkeit  und  Einheit  der 
Tugend  trifft,  mit  sich  selbst  in  Widerspruch  gerät,  ein  Widerspruch,  der  so 
ausgeglichen  werden  muß,  daß  Sokrates  in  der  ersten.  Protagoras  in  der  zweiten 
Frage  sich  bekehrt  (361  a  b).  Innerhalb  des  sokratischen  Beweises  für  den 
i.TtöT>7/<>;-Charakter  der  Tugend  ist  von  besonderem  Interesse  die  Bekämpfung 
■der  gewöhnlichen  Annahme  eines  Streites  zwischen  Leidenschaft 
und  besserem  Wissen,  das  in  diesem  Streite  den  kürzeren  ziehe.  Es  gibt,  so 
■wird  ausgeführt,  nur  eine  Norm  für  das  menschliche  Handeln,  die  Herbeifühnuig 
der  Lust  und  die  Abweisung  der  Unlust.  Das  lustvolle  Leben  ist  gut,  das 
unlustvoUe  übel  (351  b  ff.).  Nun  Avird  niemand  bei  richtiger  "Erkenntnis  des 
Outen,  d.  h.  Lustschaffenden,  seine  Wahl  auf  das  Üble,  d.  h.  Unlustschaffende 
richten.  Wo  eine  solche  Wahl  geschieht,  liegt  vielmehr  ein  Mangel  an  Er- 
kenntnis zugrunde.  Kleinere  Lustgefühle  können  größere  L^nlustgefühle  zur 
Folge  haben,  im  Übermaß  gekostete  leibliche  Genüsse  beispielsweise  zu  Krank- 
heit und  Armut  führen.  Im  Hinblick  auf  diese  Folgen  sind  jene  Lustgefühle 
trotz  ihres  Lustcharakters  übel.  Aber  die  kleinere  Lust  ist  nahe,  die  größere 
Unlust  ferne.  So  verschiebt  sich  infolge  perspektivischer  Täuschung  in  den 
Augen  des  Wählenden  das  Größenverhältnis,  und  er  wählt  das  Üble.  Er  handelt 
also  nicht  gegen  seine  bessere  Erkenntnis,  sondern  aus  ^Mangel  an  Erkenntnis. 
Sein  Fehler  ist  rein  intellektuell.  Das  richtige  Verhalten  setzt  also  eine  Meß- 
kunst voraus,  die  die  Einschätzung  der  Lust-  und  Unlustgefühle  nach  ihrem 
wahren,  nicht  dem  perspektivisch  verschobenen  Größenverhältnis  ermöglicht,  und 
beruht  demnach  auf  dem  Wissen  (356  d  ff.).  Der  hier  hervortretende  Hedonismus 
bildet  einen  wichtigen,  aber  in  neuerer  Zeit  mehrfach  umstrittenen  Punkt  in 
Piatons  philosophischem  Werdegange  und  erhält  dadurch  noch  erhöhte  Be- 
deutung, daß  er  auch  für  die  Beurteilung  des  geschichtlichen  Sokrates,  dessen 
Anschauungen  ja  Piaton  in  den  Werken  dieser  Periode  vertritt,  in  Frage  kommt 
(vgl.  Maier,  Sokrates  S.  130.  310  f.).  Die  schon  von  Früheren  geäußerte  Ansicht,- 
daß  dieser  Hedonismus  nicht  Piatons  eigener  Überzeugung  entspreche,  hat 
neuerdings    in    v.    Arnim    einen    Verteidiger    gefunden,     der    (Pl.s    Jugenddial. 

üeberweg,  GruadriiJ  I.  16 


242  §  40.     Piatons  Schriften:  Protajroras. 

S.  11  ff.)  eingehend  nachzuweisen  sucht,  daß  der  Philosoph  in  dem  betreffender» 
Abschnitte  nur  vom  Standpunkte  der  großen  Menge  aus  argumentiere  und  dabei 
eine  versteckte  Polemik  gegen  einen  zeitgenössischen  Hedoniker  übe,  denselben^ 
gegen  den  auch  Phaidon  c.  13  gerichtet  sei.  In  v.  Arnims  Beweisverfahren,  das 
hier  nicht  in  seinen  Einzelheiten  verfolgt  werden  kann,  verdient  der  Hinweis  auf 
die  andersartige  Stellung  des  platonischen  Gorgias  zum  Lustprinzip  und  auf  die 
antihedonistische  Ausführung  im  Phaidon  68  b  ff.  Beachtung.  Hinsichtlich  des 
Gorgias  wird  sich  uns  jedoch  später  zeigen,  daß  sein  Standpunkt  mit  dem  de& 
Protagoras  keineswegs  unvereinbar  ist.  Hingegen  ist  an  der  Phaidonstelle  eine 
l'olemik  gegen  den  im  Protagoras  gelehrten  Hedonismus  nicht  zu  verkennen. 
Nun  liegt  aber  zwischen  Protagoras  und  Phaidon  e'ine  größere  Spanne  Zeit,  die 
mit  einer  erheblichen  Entwicklung  Piatons  über  seine  Anfänge  hinaus  ausgefüllt 
ist,  so  daß  es  nicht  wundernehmen  darf,  wenn  er  inzwischen  an  dem  Hedo- 
nismus einer  seiner  frühesten  Arbeiten  irre  geworden  ist.  Freilich  äußert  er  sich 
jetzt  über  die  aufgegebene  eigene  Ansicht  ungemein  temperamentvoll.  Eine  in 
der  vergleichenden  Messung  und  AVägung  von  Lust-  und  Unlustgefühlen  be- 
stehende dgeTt]  gilt  ihm  als  axiaygaqri'a  xig  y.al  toi  ovti  äv8onnohd}bt]?  ts  y.al  ovdiv 
vyik?  ovS"  u/.t]dtg  s/ovaa.  Zielte  er  damit  auf  seinen  eigenen  früheren  Stand- 
punkt, so  hätte  er  sich  ja  selbst  beschimpft  und  herabgewürdigt,  meint  v.  Arnim 
und  hält  den  Gegensatz  zwischen  den  beiden  Anschauungen  tatsächlich  für  so 
groß,  daß  es  zwischen  ihnen  keine  Brücke  und  keine  psychologische  Entwicklung 
vom  einen  zum  andern  gebe.  Daß  dem  nicht  so  ist,  zeigen  die  Xomoi,  die 
732  e  ff.  den  Hedonismus  des  Protagoras  mitsamt  dem  charakteristischen  Meß- 
und  Wägeverfahren  wieder  aufnehmen  und  zugleich,  besser  als  die  Jugendschrift,, 
zeigen,  wie  sich  dieser  Hedonismus  mit  der  Forderung  einer  idealen  Ethik  ver- 
eint (vgl.  Gomperz,  Griech.  Denker  11^  262  f.).  Aber  auch  der  Protagoras  läßt 
über  die  ideale  Auffassung  seines  Verfassers  keinen  Zweifel.  Zunächst  wird 
allerdings  unter  ausdrücklicher  Anrufung  des  Urteils  der  Menge  (353  c)  mit  den 
Lustgefühlen  der  Nahrungsaufnahme  und  des  Geschlechtsverkehrs  und  analogen 
Unlustgefühlen  des  gemeinen  Lebens  exemplifiziert.  Aber  schon  hier  weisen  die 
neben  anderem  als  ZAveck  gesetzten  nöhcov  aonriQiai  (354  b)  über  den  engsten 
Kreis  der  Motive  selbstsüchtiger  Genußjnoral  hinaus.  Xoch  deutlicher  spricht 
der  das  Fazit  aus  der  vorangehenden  Untersuchung  ziehende  Abschnitt  über  die 
Tapferkeit  (359  a  ff.).  Kriegsgefahren  zu  bestehen  Avird  nicht  etwa  um  materieller 
Vorteile  willen  empfohlen,  sondern  gilt,  insofern  es  y.a/.ov  y.al  ayadör  ist,  auch 
als  riöv.  Daß  dieser  Abschnitt  mit  dem  vorangehenden  hedonistischen  nicht  in 
den  wünschenswerten  engen  Zusammenhang  gebracht  ist,  daß  man  insbesondere 
die  ausdrückliche  Reduktion  der  Tapferkeit  auf  eine  Meßkunst  vermißt,  geht 
allerdings  aus  v.  Arnims  scharfsinniger  Analyse  deutlich  hervor.  Daß  aber  in 
beiden  Abschnitten  ein  verschiedener  Geist  herrsche,  kann  ich  nur  insoweit  zu- 
geben, als  auf  den  Unterbau  einer  vergröbernden  argumentatio  ad  vulgus  der 
Oberbau  einer  idealer  gehaltenen  Schlußfolgerung  gegründet  ist,  so  zwar,  daß 
nicht  in  korrekter  Weise  Mauer  auf  flauer  zu  stehen  kam,  aber  doch  mit  Fort- 
räumung des  Unterbaues  der  Oberbau  notwendig  zusammenbrechen  müßte. 

Eine  weitere  für  die  Auffassung  des  Gespräches  bedeutsame  Frage  betrifft 
seine  Stellung  zur  Sophistik.  Die  farbenprächtigen  Einleitungsszenen,  durch 
die  sich  Piaton  gleich  in  diesem  seinem  ersten  größeren  Werke  als  unübertreff- 
lichen Darstellungskünstler  erweist,  nicht  minder  aber  auch  die  Verhandlung  des 
Dialoges  selbst  bieten  reiche  Gelegenheit  sowohl  zur  persönlichen  Charakterisierung 
der  drei  Sophisten  Protagoras,  Hippias  und  Prodikos,  wie  zur  Schilderung  des 
freilich    nicht   unbeschränkten    (312  a)   Ansehens,    dessen    sich    die    sophistischen 


§  40.     Piatons  Schriften:  Protagoras.  243 

Weisheits-  und  Tugcndlehror  bei  den  Bildungsdurstigen  erfreuen,  und  der  Art 
ihres  Auftretens  und  Lehren s.  Daß  dabei  die  dem  sokratischen  Wesen  wider- 
strebenden Züge  zu  schärfster  Ausprägung  gelangen,  ist  natürlich.  Das  Selbst- 
bewußtsein der  Sophisten,  ihr  l'nterricht  gegen  Bezahlung  (313  c.  328  b),  ihre 
kniffliche  ethisierende  Dichterauslegung  (338  e  ff.),  ihre  Epideiktik,  deren 
schweifende  Fülle  zu  der  zielbewußten  Knappheit  sokratischer  Dialektik  in 
schroffem  Gegensatze  steht  (328  d.  334  c  ff.),  erscheinen  verschiedentlich  in  un- 
günstiger Beleuchtung.  Es  hieße  aber  die  Piaton  eigentümliche,  der  Erklärung 
oft  so  große  Schwierigkeiten  bereitende  Verschmelzung  von  Humor  und  Ernst, 
satirischer  Behandlung  und  Anerkennung  aus  dem  Auge  verlieren,  wollte  man 
daraus  eine  schlechthin  antisophistische  Tendenz  des  Werkes  folgern.  In  der 
Tat  hat  sich  hier  die  herrschende  Interpretation  des  Dialoges  beirren  lassen, 
hauptsächlich  wohl  unter  der  Einwirkung  der  späteren  Polemik  gegen  die  So- 
phisten im  Gorgias,  im  Euthydem,  im  ersten  Buche  der  Politeia  und  in  den 
beiden  Hippias.  So  soll  denn  im  Protagoras  der  Sophist  den  durchaus  unter- 
liegenden Teil  darstellen  und  die  von  Sokrates  anfänglich  erhobenen,  später  nach 
der  Rede  des  Protagoras  zurückgezogenen  Bedenken  gegen  die  Lehrbarkeit  der 
Tugend  nicht  seiner  wahren  Meinung  entsprechen,  sondern  nur  dem  Zwecke 
dienen,  den  Gesprächspartner  zu  prüfen  und  in  Widerspruch  zu  verwickeln.  Der 
Mythus  des  Protagoras  und  seine  daran  sich  anschließenden  weiteren  Aus- 
führungen sollen  Widersprüche  bergen,  in  denen  trotz  allen  äußeren  Glanzes  die 
innere  Schwäche  seines  Standpunktes  zutage  trete.  Tatsächlich  liegt  nicht  der 
mindeste  Anlaß  vor,  Sokrates'  Bekenntnis,  daß  er  sich  habe  umstimmen  lassen, 
nicht  ernst  zu  nehmen.  Die  Widersprüche  in  der  von  dem  Verfasser  mit  sicht- 
licher Liebe  ausgebauten  Rede  des  Protagoras  haften  nur  an  der  Oberfläche  und 
lösen  sich  bei  tieferer  Betrachtung  sofort.  Jedenfalls  aber  sind  sie  von  Piaton 
so  Avenig  scharf  herausgearbeitet  und  durch  gegnerische  Kritik  hervorgehoben, 
daß  die  Annahme,  er  habe  durch  sie  die  Rede  und  damit  die  Auffassung  des 
vSophisten  diskreditieren  wollen,  ausgeschlossen  erscheint.  Wer  aber  gleichwohl 
noch  bezweifeln  wollte,  daß  Sokrates  hier  nicht,  wie  in  den  übrigen  platonischen 
Dialogen  der  Jugend-  und  besten  Mannesjahre,  der  dialektische  Allsieger  ist, 
wäre  auf  350  c  ff.  zu  verweisen,  wo  der  Sophist  in  den  Ausführungen  seines 
Mitunterredners  klipp  und  klar  einen  logischen  Fehler  nachweist,  ein  Nachweis, 
den  Sokrates  stillschweigend  gelten  läßt. 

Es  wird  also  dabei  bleiben  müssen:  beide  Teüe  verdanken  einander  elenk- 
tische  Belehrung,  und  der  am  Schlüsse  (361  d)  von  Sokrates  geäußerte  Wunsch 
einer  Fortsetzung  dieses  owbiaaxoasTv  entbehrt  ebensosehr  jedes  ironischen  Bei- 
geschmacks, wie  das  gleich  darauf  von  dem  Sophisten  seinem  Partner  gespendete 
Lob  herzlich  und  (trotz  360  e)  von  jedem  Unterton  verletzter  Eigenliebe  frei  ist. 
Damit  rückt  der  Dialog  weit  ab  vom  Gorgias  und  den  übrigen  antisophistischen 
Gesprächen,  und  durch  die  Rolle,  die  Sokrates  in  ihm  spielt,  nimmt  er  in  einem 
wesentlichen  sachlichen  Punkte  die  gleiche  Sonderstellung  ein,  die  ihm  nach 
V.  Arnims  Untersuchung  auf  sprachlichem  Gebiete  —  hier  allerdings  in  Gemein- 
schaft mit  dem  Ion  —  zukommt.  Letzten  Endes  freilich  ist  Sokrates  auch  hier 
der  Überlegene,  und  sein  Ruhm  erstrahlt  dadurch  um  so  heller,  daß  er  als  Jüng- 
ling (314  b.  317  c.  320  c.  361  e)  über  den  gereiften  Sophisten  obsiegt,  der  sich 
durch  seine  überzeugende  Lösung  des  ersten  der  in  dem  Dialog  aufgestellten 
Probleme  als  seines  großen  Namens  würdig  erweist. 

Der  Leser  hat  am  Ende  von  c.  39  (360  e)  den  Eindruck,  daß  die  Unter- 
suchung zu  ihrem  Ende  gelangt  sei:  die  Lehrbarkeit  der  Tugend  und  im  Zu- 
sammenhange damit  ihre  Einheit  und  ihre  Begründung  auf  das  Wissen  scheinen 

16* 


244  §  4'--     l'latons  Schriften:  Piotagoras.     Laches. 

erwiesen.  Nun  erfährt  er  zu  Anfang  von  c.  40,  daß  die  ganze  vorhergehende 
Erörterung  ihr  letztes  Ziel  in  der  Erforschung  des  Wesens  der  Tugend  habe. 
Die  bisherige  Untersuchung  wird  im  Hinblick  auf  den  Widerspruch,  in  den  jeder 
der  beiden  Gesprächführenden  mit  sich  selbst  geraten  ist,  als  Wirrnis  verworfen 
und  die  Wiederaufnahme  des  Problems  der  Lehrbarkeit  der  Tugend  nach  Be- 
trachtung ihres  Wesens  als  wünschenswert  bezeichnet.  Wir  erkennen  darin  einen 
deutlichen  Hinweis  auf  die  nächstfolgenden  Dialoge,  in  denen  die  Wesens- 
bestimmung zwar  nicht  der  einheitlichen  Tugend  als  solcher,  wohl  aber  einzelner 
ihrer  Erscheinungsformen,  der  Tapferkeit,  Selbstbeherrschung,  Gerechtigkeit,  die 
Aufgabe  bildet,  bis  endlich  im  Menon  das  Problem  der  Ivehrbarkeit  in  Ver- 
bindung mit  der  Frage  nach  dem  Wesen  der  einheitlichen  Tugend  wieder  auf- 
taucht.   Die  Reihe  eröffnet  der 

Liachen,  der  an  den  soeben  besprochenen  Schluß  des  Protagoras  in  klarster 
Weise  anknüpft,  indem  er  zunächst  die  Ergründung  des  Wesens  der  Tugend  zur 
Aufgabe  setzt.  Dieses  Unternehmen  wird  aber  in  Anbetracht  seiner  Größe 
zurückgestellt  und  statt  seiner  vorerst  die  Wesensbestimmung  eines  „Teiles"  der 
Tugend,  der  Tapferkeit,  in  Angriff  genommen  (190  b  ff.).  Die  ersten  Versuche 
scheitern  alsbald:  die  Kennzeichnung  des  Tapfern  als  dessen,  der  bereitwillig  in 
Eeih  und  Glied  ausharrend  die  Feinde  abwehrt  und  nicht  flieht  (190  e),  erweist 
sich  als  ebensowenig  stichhaltig,  wie  die  Definition  der  Tapferkeit  als  einer 
Standhaftigkeit  der  Seele  schlechthin  (192  b)  oder  einer  von  vernünftiger  Er- 
wägung geleiteten  Standhaftigkeit  (192  d).  Nun  erscheint  ohne  jede  weitere  Her- 
leitung, lediglich  unter  Berufung  auf  den  sokratischen  Intellekt uaUsmus,  in 
fertiger  Formulierung  die  uns  aus  dem  Protagoras  bekannte  Definition  der 
Tapferkeit  als  tö)v  b^ivwv  y.al  §aooa/.so}v  i.-TiaiijfOj  (194  e.  19.5  a).  Aber  auch  diese 
Bestimmung  soU  jetzt  nicht  standhalten.  Astvd  sind  Dinge,  die  zu  fürchten, 
^agoa/Ja  solche,  die  nicht  zu  fürchten  sind.  Furcht  aber  ist  die  Erwartung 
eines  kommenden  Übels.  Also  liegen  dsivd  und  daooa/Ju  in  der  Zukunft,  und 
die  Tapferkeit  ist  das  Wissen  von  zukünftigen  Dingen  unter  dem  Gesichtspiuikte 
des  Übels  oder  Xichtübels.  Keine  Wissenschaft  kennt  aber  für  ihren  Gegen- 
stand eine  derartige  Begrenzung  nach  der  Zeitstufe.  So  befaßt  sich  die  Heil- 
kunde mit  dem  Gesunden  in  Vergangenheit.  Gegenwart  und  Zukunft,  und 
Analoges  gilt  von  den  Wissenschaften  des  Landbaus  und  der  Kriegführung. 
Mithin  ist  die  Tapferkeit  den  anderen  Wissenszweigen  entsprechend  das  Wissen 
von  allem  Guten  und  Üblen  schlechthin.  Damit  schwinden  die  Grenzen  zwischen 
ihr  einer-  und  der  Selbstbeherrschung,  Gerechtigkeit,  Frömmigkeit  (und  Weisheit) 
andererseits:  statt  des  gesuchten  Teiles  der  Tugend  erhalten  wir  die  Gesamt- 
tugend (198  b  ff.).  So  gilt  auch  diese  Definition  als  nicht  befriedigend.  Eine 
neue  wird  nicht  aufgestellt.  Das  ganze  Unternehmen  ist  gescheitert.  Daß  die 
Vergeblichkeit  der  gesamten  Verhandlung  nicht  Piatons  wirkliche  Meinung  sein 
kann,  liegt  auf  der  Hand.  Die  Lösung  der  Schwierigkeit  ist  im  Lichte  des 
Protagoras  zu  suchen  und  zu  finden.  Daß  die  Definition  der  Tapferkeit  als  tojj' 
deivcöv  y.al  dagoa/.ton-  L-iiaitj/iU]  sich  hier  als  unhaltbar  erweist,  liegt  einfach 
daran,  daß  die  im  Protagoras  widerlegte  Annahme,  die  Tapferkeit  -  sei  ein  ge- 
sonderter Teil  der  Tugend,  hier  die  Voraussetzung  bildet.  Denn  bei  dieser  Auf- 
fassung ist  die  Tapferkeit  eine  mit  einer  gewissen  Selbständigkeit  ausgestattete 
besondere  Wissenschaft,  gegen  deren  Bestimmung  als  twi'  f)eirä)v  y.al  Oaggaleojv 
irtiaitjur]  sich  mit  vollem  Rechte  —  wenigstens  aus  dem  von  Piaton  vertretenen 
Standpunkt  der  Wissenschaftslehre  —  der  Einwand  erheben  läßt,  daß  keine  wissen- 
schaftliche Disziplin  ihr  Objekt  nach  dem  Kriterium  Vergangenheit,  Gegenwart 
oder  Zukunft  umgrenze.     Dieser  Einwand  wird  gegenstandslos,  sobald  die  Tapfer- 


§  40.     Piatons  Schriften:  Laches.     Charmides.  245 

keit  nur  als  eine  Ersoheinungs-  oder  Anwendungsform  der  Gesambvisscnschaft 
vom  Guten  und  Üblen  betrachtet  wird.  Nichts  steht  im  Wege,  daß  diese  Wissen- 
schaft ihr  Objekt  neben  anderen  Rücksichten  auch  unter  dem  Gesichtspunkte 
seiner  von  der  Zukunft  auf  die  Gegenwart  sich  erstreckenden  psychischen 
Wirkung  ins  Auge  fasse  und  in  diesem  Falle  Tapferkeit  benannt  werde.  Der 
Laches  bietet  also  in  der  Hauptsache  —  von  manchem,  was  aus  dem  Dialoge 
sonst  noch  zu  gewinnen  ist,  muß  ich  hier  absehen  —  einen  indirekten  Beweis 
für  die  These  des  Protagoras  von  der  Einheitlichkeit  der  Tugend:  unter  der 
Voraussetzung  ihrer  Nichteinheitlichkeit  gerät  die  im  Protagoras  aufgestellte  und 
auf  dem  intellektualistischen  Standpunkte  allein  mögliche  Definition  der  Tapfer- 
keit als  Ttov  ^Eiröi%'  y.ai  iJagoa/Jor  tTnoirj^n]  ad  absurdum.  Wir  erkennen  hierin 
eine  schwerwiegende  Bestätigung  dafür,  daß  der  Laches  zeitlich  dem  Protagoras 
nachfolgt.  Denn  nur,  wer  den  Protagoras  kannte,  vermochte  den  Sinn  des 
Laches  zu  erfassen  —  es  sei  denn,  daß  der  mündliche  Unterricht  hier  zu 
Hilfe  kam. 

Im  Grunde  übereinstimmend  ist  die  Sachlage  im 

(.'fiarmides,  der  die  Wesensbestimmung  der  Maßhaltung  —  ococ/qoovv?]  — 
zum  Gegenstande  hat.  Die  Definitionen  dieser  Tugend  als  t6  xoa/nicog  nävxa  jigdzTsiv 
xal  >)ov/i]  (1.59  b),  als  aldojg  (160  e),  als  tö  zä  taviov  rrourreiv  (161b)  und  als  roji'  «7«- 
0(öt'  .-TQü'i?  /;  :Toajai;  (163  e)  erweisen  sich  als  unbrauchbar,  die  letzte  aber  bietet  den 
nächsten  Anknüpfungspunkt  für  eine  Bestimmung,  die  die  Untersuchenden  lange 
beschäftigt,  um  schließlich  ebenfalls  verworfen  zu  werden.  Das  Tun  des  Guten, 
so  wird  ausgeführt,  verlangt,  soll  es  acocpQoavvt]  genannt  werden  können,  das  Be- 
wußtsein des  Handelnden,  daß  er  Gutes  vollbringe  und  die  ooycpQoovvrj  übe. 
Indem  dieser  Punkt  in  den  Vordergrund  gerückt  wird,  erscheint  die  gesuchte 
Tugend  als  Selbsterkenntnis  (rö  yiyrtöoxeiv  savzov  164  d.  165  bj.  Damit  sind  wir 
auf  intellektualistischem  Boden  angelangt.  Die  aoxpgoovvt]  ist  ein  Wissen,  und 
zwar  das  Wissen,  welches  das  andere  Wissen  und  sich  selbst  zum  Objekt  hat 
(166  c):  die  die  owffooavrt]  ausmachende  Selbsterkenntnis  besteht  darin,  daß  man 
weiß,  was  man  weiß  und  was  man  nicht  weiß  (167  a).  Nun  gilt  es  eine  doppelte 
Prüfung,  erstens,  ob  ein  solches  Wissen  möglich  ist,  und  zweitens,  welchen 
Nutzen  es  gewährt  (167  b).  Die  erste  Prüfung  (167  b — 171  c)  spaltet  sich  wieder 
in  zwei  Untersuchungen :  zunächst  ist  festzustellen,  ob  ein  Wissen,  das  sich  selbst 
zum  Gegenstande  hat,  überhaupt  statthaben  kann  (167  c  ff.),  alsdann,  die  Be- 
jahung dieser  Frage  vorausgesetzt,  ob  es  möglich  ist  zu  wissen,  was  man  weiß 
und  was  man  nicht  weiß  (169  d  ff.).  Die  in  der  ersten  Untersuchung  gegen  die 
Möglichkeit  eines  reflexiven  Wissens  erhobenen  Bedenken  können  hier  über- 
gangen Averden,  da  die  Verhandlung  auf  Grund  des  voraussetzungsweisen  Zu- 
geständnisses dieser  Möglichkeit  fortschreitet.  Die  zweite  Untersuchung  führt  zu 
einem  negativen  Ergebnis.  Das  rückbezügliche  Wissen  kann  nur  das  Vorhanden- 
sein des  Wissens  oder  Nichtwissens  schlechthin,  nicht  eines  gegenständlich  be- 
stimmten Wissens  zum  Inhalte  haben.  Wissen  und  Nichtwissen  auf  dem  Gebiete 
des  Gesiindheitlichen  erkennt  die  Heilkunde,  auf  dem  Gebiete  der  Gerechtigkeit 
die  Staatskunde  u.  s.  f.;  für  die  ococfgoovvij  verbleibt  nur  das  Wissen,  daß  man 
weiß  oder  nicht  weiß,  nicht,  was  man  weiß  oder  nicht  weiß.  Darnach  versteht 
sich  von  selbst,  daß  der  ocoffocov  als  solcher  auch  keinen  andern  hinsichtlich  des 
Besitzes  gegenständlich  bestimmten  Wissens  prüfen,  daß  er  z.  B.  den  wirklichen 
Heilkundigen  nicht  von  dem  vorgeblichen  unterscheiden  kann  (170  d  ff.).  Damit 
ist  nun  auch  schon  die  Antwort  auf  die  zweite  Hauptfrage,  die  Frage  nach  dem 
Nutzen  des  rückbezüglichen  Wissens  (171  d  ff.)  vorgezeichnet:  ein  Nutzen  ist,  ab- 
gesehen   von    einer   belanglosen    methodischen    Förderung   (172  b).    nicht    anzuer- 


246  §  -40.     Platons  Schriften:  Channides.     Politeia  I. 

kennen.  Aber  selbst  dann,  wenn  man  einmal  voraussetzungsweise  dem  oonpocov 
das  Wissen,  was  er  weiß  und  nicht  weiß,  zuspricht,  ist  seine  Tugend  nutzlos 
(172  c  ff.).  In  diesem  Falle  wäre  freilich  das  Walten  von  Seheinsteuermännern, 
Scheinärzten  imd  Scheinfeldherren  ausgeschlossen,  und  überhaupt  das  gesamte 
soziale  Leben  von  allen  aus  Sachunkunde  und  Täuschung  herrührenden  Schäden 
befreit.  Aber  damit  ist  die  ocoifQonvvt]  noch  nicht  das  die  Glückseligkeit  ver- 
mittelnde und  dadurch  allein  nützliche  Wissen.  Dieses  ist  ausschließlich  das 
Wissen  von  Gut  und  Übel,  das  dem  sachlichen  Wissen  erst  richtige  Anwendung 
und  Nutzen  gewährleistet  (174  b  ff.).  Insofern  sich  die  auxpQoovrt]  mit  diesem 
allein  nützlichen  Wissen  nicht  deckt,  ist  sie  nutzlos  (174  d).  Da  die  ntorfooavv)] 
aber  als  Tugend  wertvoll  sein  muß,  ergibt  sich,  daß'  ihre  hier  zugrunde  gelegte 
Definition  falsch  ist.  Eine  neue  Begriffsbestimmung  wird  nicht  versucht,  und  so 
endet  auch  dieser  Dialog  scheinbar  ohne  Resultat.  In  Wirklichkeit  bietet  er  eine 
neue  Bestätigung  der  im  Protagoras  vorgetragenen  Lehre  von  der  Einheitlichkeit 
der  Tugend  und  bildet  damit  eine  Parallele  zum  Laches,  von  dem  er  sich  zu- 
nächst nur  dadurch  unterscheidet,  daß  er  die  Annahme,  die  in  Rede  stehende 
Tugend  sei  ein  ,,Teil"  der  Gesamttugend,  nicht  ausdrücklich  zum  Ausgangs- 
punkte nimmt  und  damit  auf  eine  Hilfe  für  das  Verständnis  verzichtet,  deren 
der  Verfasser  den  Leser  nach  dem  Studium  des  Laches  nicht  mehr  für  bedürftig 
hält.  Tatsächlich  ist  der  Sachverhalt  der  nämliche:  die  Definition  scheitert  daran, 
daß  sie  einen  Unterschied  der  Einzel-  von  der  Gesamttugend  in  Wesen  und  Um- 
fang zur  Voraussetzung  hat.  Aber  eine  wesentliche  Differenz  zwischen  Laches 
und  Charmides  darf  nicht  übersehen  werden.  Dort  war  die  letzte  Definition  die 
alles  Ernstes  im  Protagoras  aufgestellte,  und  das  Hindernis  ihrer  Gültigkeit  war 
lediglich  die  im  Laches  zugrunde  gelegte  falsche  Voraussetzung  von  der  Einzel- 
tugend als  Teil  der  Gesamttugend.  Ersetzte  man  das  ^Vo^t  ,,Teil"  durch  ,,Er- 
scheinungs-  oder  Wirkungsform",  so  wurde  das  entscheidende  Bedenken  gegen- 
standslos. Im  Charmides  hingegen  beruht  die  schließlich  ad  absurdum  geführte 
Definition  an  sich  schon  auf  zwei  unhaltbaren  Zugeständnissen,  die  die  L^nter- 
redner  „aus  Gutmütigkeit"  (17.öcd)  gemacht  haben,  dem  Zugeständnisse,  daß  es 
ein  sich  selbst  zum  Inhalte  habendes  Wissen  gebe,  und  dem  anderen,  daß  dieses 
Wissen  lehre,  Avas  man  weiß  und  nicht  weiß.  Sie  ist  also  im  Gegensatz  zu  der 
des  Laches  nicht  platonisch,  und  Pohlenz  (Aus  Pl.s  Werdezeit  S.  48)  wird  recht 
haben  mit  der  Annahme,  daß  sie  der  Lehre  eines  von  Piaton  bekämpften  Gegners 
entstamme. 

Wir  schließen  an  die  bisher  besprochenen  Gespräche  drei  weitere,  die  sich 
zwar  ebenfalls  in  aUern  Wesentlichen  hinsichtlich  Anschauungen  und  IMethode 
innerhalb  der  Grenzen  des  Sokratischen  bewegen,  dabei  aber  doch  die  An- 
knüpfungspunkte späterer  und,  soweit  wir  urteilen  können,  spezifisch  platonischer 
Gedankengänge  erkennen  lassen. 

Das  eiste  Bucli  der  Politeia  (der  Thrasffninchos  nach  der  ihm  von 
Dümmler  und  v.  Arnim  gegebenen  Benennung)  hat  wieder  nach  einem  künst- 
lerisch meisterhaft  ausgearbeiteten  Einleitungsgespräch  die  Begriffsbestimmung 
einer  Tugend,  diesmal  der  Gerechtigkeit,  zum  Gegenstande.  Wieder  erledigen 
die  Untersuchenden  in  kürzerer  Weise  eine  Reihe  von  Versuchen,  um  schließlich 
lange  bei  der  Prüfung  einer  letzten  Definition  zu  verweilen,  die  ebenfalls  abge- 
lehnt wird.  Wie  im  Charmides  ist  es  auch  jetzt  die  eines  Gegners,  der  uns  aber 
hier  in  der  Person  des  Thrasymachos  in  greifbarer  Gestalt  entgegentritt.  Ob  die 
Definition  in  dieser  Form  dem  geschichtlichen  Thrasymachos  zugehört  oder  nur 
aus  seinen  Anschauungen  abgeleitet  ist,  läßt  sich  mit  Sicherheit  nicht  ausmachen. 


§  40.    Piatons  Schrifteu:  Politeia  I.  247 

Der  Verlauf  der  Verhandlung  vor  der  Beteiligung  des  Thrasymachos  bietet  in  der 
Art,  wie  hier  jede  Definition  geprüft,  berichtigt  und  zu  einer  neuen  umgestaltet 
■wird,  einen  guten  Beleg  des  oben  S.  156  an  der  Hand  der  Stelle  Xen.  Mem. 
4,  2,  14  ff.  skizzierten  sokratischen  Verfahrens,  mit  der  unsere  Deduktion  in  der 
V^erwendung  des  Falles  vom  in  Wahnsinn  geratenen  und  seine  Waffen  zurück- 
fordernden Freunde  (331  e)  eine  besondere  Berührung  aufweist.  Die  Berück- 
sichtigung eben  dieses  Falles  ist  es,  die  den  Übergang  der  ersten  Definition  in 
•die  zweite  herbeiführt.  Die  Begriffsbestimmung  des  Gerechten  als  dessen,  der 
redlich  einem  jeden  erstattet,  was  er  ihm  schuldet  (was  er  von  ihm 
♦empfangen  hat  —  331  c  ff.),  muß  einer  andern  Platz  machen,  nach  der  der 
Gerechte  einem  jeden  das  ihm  Zukommende,  d.  h.  den  Freunden 
Nutzen,  den  Feinden  Schaden  zuteil  werden  läßt  (332  c  ff.).  Unter 
den  hiergegen  erhobenen  Einwänden  gemahnt  der  erste  an  einen  Gedanken 
des  Charmides.  Ein  jedes  Nützen  und  Schaden,  so  wird  ausgeführt 
<o32  d  ff.),  tritt  auf  einem  bestimmten  Gebiete  in  Erscheinung  und  ist  Sache 
des  entsprechenden  Fachmannes:  in  der  Krankenbehandlung  vermag  der 
Arzt  den  Freunden  zu  nützen,  den  Feinden  zu  schaden,  bei  der  Seefahit 
der  Steuermann.  Wo  liegt  das  analoge  Betätigungsgebiet  der  Gerechtigkeit? 
Die  Antwort:  in  kriegerischem  Trutz  und  Schutz  erweist  sich  als  unzu- 
länglich, denn  dann  wäre  die  Gerechtigkeit  im  Frieden  nutzlos.  Ebenso- 
wenig befriedigt  die  Auskimft,  der  friedliche  Verkehr  sei  das  Feld  der  Ge- 
rechtigkeit. Denn  in  jeder  Art  des  Verkehrs  ist  es  jeweilen  wieder  der  Fach- 
mann, der  die  Macht  hat  zu  nützen  und  zu  schaden.  So  bleibt  denn  für  die 
Gerechtigkeit  kein  Gebiet  übrig  —  es  sei  denn,  man  erkenne  ihren  Nutzen  darin, 
daß  sie  über  Geld  und  anderen  Gegenständen,  die  sich  in  Verwahrung,  also  im 
Zustande  der  Nutzlosigkeit  befinden,  getreulich  wacht  (333  c  f.).  Es  lag  nahe, 
aus  diesen  Erwägungen  im  Sinne  des  Laches  und  Charmides  den  Satz  abzuleiten, 
daß  die  Gerechtigkeit  in  dem  allumfassenden  Wissen  (und  Wirken)  des  Guten 
und  Schlechten  aufgehe,  von  dem  sie  nur  eine  Erscheinungsform  darstelle. 
Dieser  Schritt  ist  hier  nicht  getan.  Die  in  Frage  stehende  Definition  kommt 
vielmehr  durch  ein  anderes  Argument  zu  Falle.  Freunde,  heißt  es  334  b  ff.,  sind 
die  Menschen,  die  man  für  gut,  Feinde  diejenigen,  die  man  für  schlecht  hält. 
Nun  kann  man  im  Urteile  fehlgreifen.  Gute  für  schlecht,  Schlechte  für  gut 
halten.  Dann  würde  sich  mit  der  angeführten  Definition  der  W^idersinn  ver- 
tragen, daß  der  Gerechte  den  Ungerechten  —  das  sind  die  Schlechten  —  nützt, 
den  Gerechten  —  das  sind  die  Guten  —  schadet.  Durch  diese  Elenxis  wandelt 
sich  die  Bestimmung  zu  einer  neuen  (335a):  gerecht  ist,  dem  Freunde,  so- 
fern er  gut  ist,  zu  nützen,  dem  Feinde,  sofern  er  schlecht  ist,  zu 
schaden.  Aber  auch  dabei  hat  es  nicht  sein  Bewenden.  Ein  Wesen  schädigen 
heißt,  seine  für  seine  Gattung  charakteristische  Tüchtigkeit  verringern.  So  bei 
Pferd,  Hund  und  Mensch.  Nun  gehört  die  Gerechtigkeit  zu  der  für  den 
Menschen  charakteristischen  Tüchtigkeit.  Es  ergäbe  sich  also  ein  neuer  Wider- 
sinn: die  Gerechtigkeit  Aväre  für  die  Gerechten  das  Werkzeug,  andere  ungerechter 
zu  machen,  insofern  der  Gerechte  seine  Feinde  schädigt  (335  b  ff.).  So  seheitert 
auch  dieser  Versuch,  der  ursprünglichen  Definition  durch  Verbesserung  aufzu- 
helfen, und  die  Gesprächspartner  sind  in  Verlegenheit.  Da  erhält  durch  das 
Eingreifen  des  Thrasymachos  (336b)  die  Debatte  eine  neue  llichtung. 
Die  Gerechtigkeit  ist  auch  nach  populärer  griechischer  Auffassung  (Leop. 
Schmidt,  Ethik  d.  alten  Griechen  I  S.  302  f.)  die  allgemeine  Tugend.  Soweit  sie 
einen  Sonderbereich  hat,  ist  es  der  des  gesamten  bürgerlichen  Lebens.  Kein 
Wunder,  daß  die  Verhandlung  über  sie  schließlich  in  den  Kampf  verschiedener 


248  §  -^O-    Piatons  Schriften:  Politeia  I. 

Lebens-  und  politischer  Anschauungen  ausmündet.  In  diesem  Kampfe  hat 
Politeia  I  vieles  mit  dem  Gorgias  gemein.  Aber  es  besteht  doch  ein  für  die 
verschiedene  Abfassungszeit  sehr  charakteristischer  Unterschied.  Nirgends 
schlügt  hier  Sokrates  den  temperamentvollen  Ton  an.  der  den  Gorgias  durchzieht, 
nirgends  verrät  sich  hinter  den  verstandesmiißigen  Erwägungen  die  Macht  eines 
durch  gegenwärtige  Verhältnisse  erregten  überwältigenden  Gefühles,  der  bittere 
Ingrimm  über  eine  ethisch  destruktive  Zeitrichtung,  der  persönliche  Gegensatz 
gegen  die  Lebensauffassung  der  athenischen  Demokratie.  Die  Debatte  ist  aut 
selten  des  Sokrates  so  unpersönlich  wie  möglich,  und  dies  leuchtet  um  so 
schärfer  hervor,  als  ihn  nicht  einmal  die  ungemein  schroffe,  herausfordernde 
Weise  seines  Gegners  aus  dem  Geleise  nüchternster  akademischer  Diskussion  zu 
werfen  vermag.  Auch  die  Diskussion  selbst  ist  verhältnismäßig  elementar,  das 
Rüstzeug  der  Gegner  einfach  im  Vergleiche  mit  den  reichen  Kampfmitteln,  deren 
sich  die  Gesprächspartner  im  Gorgias  bedienen.  Zwei  untereinander  eng  ver- 
bundene Thesen  des  Thrasymachos  hat  Sokrates  zu  widerlegen:  1.  Das  Ge- 
rechte (im  Sinne  der  Wahrung  des  positiven  Rechtes)  ist  der  Vorteil  des 
Stärkeren  (338c)  oder  —  in  schärferer  politischer  Prägung  —  der  Vorteil 
der  bestehenden  Obrigkeit  (339a).  2.  Die  Ungerechtigkeit  ist 
mächtiger  als  die  Gerechtigkeit,  gewährt  ein  glücklicheres  Leben 
und  ist  somit  nützlicher  (343  d.  344  äff.  347  e.  352  d).  Der  Tyrann,  so 
heißt  es  in  Ausführung  der  ersten  These,  gibt  Gesetze,  d.  h.  er  bestimmt  das 
öi'y.ator,  zugunsten  seiner  Tyrann is.  Analog  verfahren  Demokratie  und  Aristo- 
kratie. Das  Wesen  des  Gerechten  besteht  im  Gehorsam  gegen  diese  Gesetze. 
Dem  Einwände,  daß  eine  Obrigkeit  unter  Umständen  ihren  Vorteil  verkenne  und 
Gesetze  zuungunsten  ihrer  Herrschaft  gebe,  die  Gerechtigkeit  alsdann  also  zuni 
Nachteile  des  Ijestehenden  Regimentes  führe,  begegnet  Thrasymachos  durch  die 
Konstruktion  eines  idealen  Obrigkeitsbegriffes  —  im  egoistischen  Sinne  — :  eine 
Obrigkeit  ist  eine  solche  nur,  soweit  sie  in  dem  maßgebenden  Punkte,  der  Sorge 
für  die  Aufrechterhaltung  ihres  Regimentes,  keinen  Fehler  begeht.  Der  Arzt  ist 
in  dem  Augenblicke,  in  welchem  er  falsche  Anordnungen  trifft,  kein  Arzt 
(339  b  ff.).  Der  Vertreter  eines  jeden  Berufes  fehlt  in  Sachen  dieses  Berufes  nur 
dadurch,  daß  die  das  Wesen  des  betreffenden  Berufes  ausmachende  Sachkenntnis 
nicht  in  Wirksamkeit  ist.  Der  gleichen  Betonung  des  abstrakten  Berufsbegriffes 
—  aber  in  altruistischer  Wendung  —  bedient  sich  Sokrates  zur  Widerlegung: 
der  Arzt  ist  nur  so  lange  Arzt,  als  er  der  das  Wesen  des  ärztlichen  Berufes 
bildenden  Kranken fürsorge  obliegt,  der  Steuermann  nur  so  lange  Steuermann,  als 
er  durch  richtige  Lenkung  des  Schiffes  dem  Wohle  der  Reisenden  dient.  Arzt 
und  Steuermann  sind  Leiter,  der  eine  der  Kranken,  der  andere  der  Reisenden. 
Wie  ihre,  so  hat  jede  andere  Leitung,  also  auch  die  staatliche  durch  die  Obrig- 
keit, den  Vorteil  der  Geleiteten,  nicht  ihren  eigenen,  zum  Ziele.  Verfolgen  Arzt, 
Steuermann  und  politische  Obrigkeit  eigene  Vorteile,  gehen  sie  aus  auf  Gewinn, 
60  tun  sie  dies  nicht  kraft  ihres  eigentümlichen  Berufes,  sondern  in  Ausübung 
eines  davon  getrennten  Lohnerwerbsberufes.  Eben  weil  die  obrigkeitliche  Tätig- 
keit als  solche  nur  Opfer  und  keine  Vorteile  mit  sich  bringt,  lassen  sich  alle  nur 
durch  die  Aussicht  auf  Geld,  Ehre  oder  —  die  Edleren  —  durch  die  Rücksicht 
auf  eine  im  Ablehnungsfalle  drohende  Strafe  zur  Übernahme  der  Aufgabe  be- 
stimmen; die  schlimmste  Strafe  ist,  von  einem  Schlechteren  regiert  zu  werden 
(341b— 342  e;  345  c— 347  d).  In  der  Ausführung  seiner  zweiten  These  bemerkt 
Thrasymachos,  überall  im  privaten  wie  im  öffentlichen  Leben  ziehe  der  Gerechte 
dem  Ungerechten  gegenüber  den  kürzeren.  Am  klarsten  zeige  sich  das  bei  der 
vollendetsten    l'ngcrechtigkeit,    der  Tyrannis,   die  ihren  ungerechten  Träger  zum 


J 


§  40.    Piatons  Schritten  :  Politeia  I.     p]uthyphron.  249 

glücklichsten,  die  geschädigten  Gerechten  zti  den  nngliicklichsten  Menschen 
mache  (343  c— 344  c).  Die  Bekänapfung  dieses  Standpunktes  vollzieht  sich  in  der 
Weise,  daß  Sokrates  den  Gegner  zunächst  dazu  drängt,  die  Ungerechten  für 
cfijöytfioi  Hai  uyaOot,  die  Ungerechtigkeit  für  dgexrj  xal  ootpia  zu  erklären.  Als- 
dann erfolgt  die  Widerlegung  durch  eine  Argumentation,  die  in  etwas  verkürzter 
Form  so  lautet:  Der  Gerechte  erstrebt  einen  Vorzug  nur  vor  dem  Ungleichen 
(dem  Ungerechten),  nicht  vor  dem  Gleichen,  der  Ungerechte  vor  beiden.  Xun 
lehrt  die  Erfahrung,  daß  überall  der  ffaoviiiiog  y.ai  dyadog  nur  vor  dem  T'n- 
gleichen,  nicht  vor  dem  Gleichen  einen  Vorzug  zu  genießen  verlangt.  Der  sach- 
verständige Musiker  will  sein  Instrument  nicht  besser  gestimmt  haben  als  Seines- 
gleichen, wohl  aber  als  der  Unmusikalische.  Der  kundige  Arzt  begehrt  in  Speise 
und  Trank  nichts  voraus  zu  haben  vor  einem  anderen  ebenfalls  kundigen,  wohl 
aber  vor  dem  Laien  (diese  nähren  sich  falsch,  die  Arzte  stimmen  in  der  richtigen 
Ernährung  überein).  Demnach  ist  nicht  der  Ungerechte,  sondern  der  Gerechte 
nof^o?  (ffoör'iuog)  y.ai  dyadög,  der  Ungerechte  im  Gegenteil  unadijg  y.ai  y.o.y.ög 
(348  c — 350c).  Ist  aber  die  Ungerechtigkeit  y.ay.ia  y.ai  daadla,  so  folgt  ohne 
weiteres,  daß  sie  nicht  mächtiger  sein  kann  als  die  Gerechtigkeit,  die  sich  als 
doerrj  y.ai  oocpia  erwiesen  hat  (350 d — 351a).  Bemerkenswert  ist  an  diesem  Be- 
weise, daß  er  ganz  auf  intellektualistischer  Grundlage  aufgebaut  ist.  Mit  der 
Eigenschaft  des  fgoviinog  erscheint  die  des  dyadög,  mit  der  aocfia  die  doEr//  un- 
mittelbar gegeben  (348  de;  349  d  ff.),  und  den  Nerv  des  Beweises  bildet  die 
Parallele  des  Gerechten  mit  dem  Sachkundigen.  Auch  in  diesem  Punkte  steht 
Politeia  I  im  Anschauungskreise  der  übrigen  Schriften  aus  Piatons  sokratischer 
Epoche.  —  Die  angeführte  Argumentation  erhält  351  c  ff .  eine  Unterstützung:  die 
Ungerechtigkeit  stiftet  Haß  und  Zwietracht  nicht  nur  unter  einer  Mehrzahl  von 
Individuen,  sondern  auch  innerhalb  des  einzelnen  Individuums  selbst  und  lähmt 
dadurch  die  Kraft  zum  Handeln.  Mit  dem  Satze  von  der  größeren  Macht  der 
Ungerechtigkeit  bricht  nun  wieder  ohne  weiteres  der  daraus  abgeleitete  zu- 
sammen, daß  der  Ungerechte  glücklicher  lebe  als  der  Gerechte.  Aber  auch  hier 
wird  die  Widerlegung  durch  ein  weiteres  Argument  bekräftigt  (352  d  ff.i.  .  Jedes 
Ding  und  Wesen  verrichtet  seine  Aufgabe  kraft  einer  ihm  eigentümlichen  dijEn']^ 
Dies  gilt  auch  von  der  Seele  hinsichtlich  des  ihr  obliegenden  Geschäftes  des 
Sorgens,  Herrschens,  Ratpflegens  und  überhaupt  Lebens.  Als  seelische  dgsn'/  ist 
die  Gerechtigkeit,  als  seelische  y.ayJa  die  Ungerechtigkeit  erwiesen.  So  muß  die 
gerechte  Seele  (gut  ihres  Amtes  walten)  und  der  gerechte  Mensch  gut,  der  unge- 
rechte schlecht  leben.  Wer  aber  gut  lebt,  ist  glücklich,  wer  schlecht  lebt,  das 
Gegenteil.  Somit  fällt  auch  die  Behauptung,  die  Ungerechtigkeit  sei  nützlicher- 
als  die  Gerechtigkeit  (354  a).  Damit  schließt  die  Verhandlung.  Xun  wiederholt 
sich  eine  Erscheinung,  der  wir  am  Ende  des  Protagoras  begegnet  sind.  Das  er- 
zielte Ergebnis  wird  (354  b  f.)  für  nichtig  erklärt,  weil  die  Grundfrage  nach  dem 
Wesen  der  Gerechtigkeit  nicht  beantwortet  und  damit  die  Grundbedingung  für 
die  Erörterung  ihres  Verhältnisses  zu  Tugend  und  Glück  nicht  erfüllt  sei.  Wir 
erkennen  darin  auch  hier  den  Hinweis  auf  eine  weitere  Erörterung,  die  aber  in 
diesem  Falle  erst  erheblich  später  in  den  folgenden  Büchern  der  Politeia  zur 
Ausführung  kam. 

In  anderem  Sinne  als  der  eben  besprochene  Dialog  enthält  der 
Eutfii/pfiron  eine  Hindeutung  auf  Zukünftiges.  Schon  im  Laches^ 
Charmides  und  ersten  Buche  der  Politeia  lag  der  Fehler  der  zunächst  auf- 
gestellten Definitionen  im  Grunde  darin,  daß  einzelne  Fälle  und  Erweisungs- 
formen der  gesuchten  Tugend  für  ihr  Wesen  ausgegeben  wurden.  Es  verriet  sich, 
darin    das  Unvermögen  des  Definierenden,    von    den  Einzelobjekten  zum  Begriffe 


^),~)(  I  §  40.    Piatons  Schriften  :  Euthyphron. 

aufzusteigen.      Schon    im  Luches    ist  der  Fehler  an  Hand  des   dort  vorliegenden 
Falles  aufgedeckt    und   durch  ein   Beispiel    der  Weg  zu  seiner  Verbesserung  ge- 
wiesen (191d.  192  b).    Aber  erstmals  im  Euthyphron  wird  in  tiefer  greifender  Weise 
und    unter  Verwendung    der  späterhin    zu    so  großer  Rolle  berufenen  Ausdrücke 
e7öo;  und  I^fu  das  methodische  Prinzip  der  Definition  dargelegt.     Hier  bringt  der 
Euthyphron  etwas  ganz  Neues.     Gleich  beim  Beginne  der  Verhandlung  über  die 
Frömmigkeit,  deren  Begriffsbestimmung  der  Dialog  zum  Vorwurfe  nimmt,  be- 
merkt Sokrates:  „Ist  nicht  das  Fromme  in  jeder  Handlung  mit  sich  ein  und  das- 
selbe, und  andererseits    das  Unfromme  von  allem  Frommen  das  Gegenteil,    selbst 
aber  sich  gleich,  und  alles,  was  unfromm  sein  soll,  im  Besitze  einer  gewissen  Ge- 
stalt (exof  fiiar  xirä  idiar)  hinsichtlich  seiner  Unfrommheit?"  (5d).    Nachdem  dann 
Euthyphron  bejahend  geantwortet,  aber  gleichwohl  statt  einer  Begriffsbestimmung 
einen  (vermeintlichen)  Fall  des  Frommen  vorgebracht  hat,  wird  er  mit  den  Worten 
zurechtgewiesen:  „Erinnerst  du  dich,  daß  mein  Verlangen  nicht  dahin  ging,  mioh 
einen  oder  zwei  Fälle  des  vielen  Frommen  kennen  zu  lehren,    sondern  eben  jene 
Erscheinung    (ey.Eivn    uvio    z6    eidog),    durch  die  das  Fromme  fromm  ist?     Denn 
du  sagtest  ja  doch  wohl,    daß    durch    eine  Gestalt  das  ünfromme  unfromm  und 
das  Fromme  fromm  sei  {fiia  Ibfu  rä  re  äröoia  avöaia  elrui  xt)..,  6d)  ....    Lehre 
mich  nun.  welches  eben  diese  Gestalt  ist,    damit   ich  auf  sie  hinblickend  und  sie 
zum  Muster    nehmend    diejenigen    unter    deinen   oder  eines  andern   Handlungen, 
die  so  beschaffen   sind,   für  fromm  erkläre,    die   nicht  so  beschaffen  sind,   aber 
ni<"ht    \TnrT>jv    rolrvv    /m-    avrip'   di'da^or   t!jv   iSfuv,    rig   jtots   eotiv.   l'ra   fig  ixEi'rijj' 
«.To/J/.f'.Tw»'  xul  ■/ooj/tefog  avxfi  .-ragadeiyuaTi  y.z/..,  6e)."     Es  ist  klar,  daß  die  Wörter 
lÖEc.  und  Eiöog  hier  weder  als  logische  noch  als  metaphysische  Termini  verstanden 
werden  können:  sie  bedeuten  weder  „Begriff"  noch  ,,Idee".     Denn  es  wäre  völlig 
unsinnig,  einem  Menschen,  der  sich  so  aller  philosophischen  Schulung  bar  erweist, 
wie  dies  bei  Euthyphron  der  Fall  ist,  mit  Wörtern  einer  philosophischen  Kunst- 
sprache zu  kommen.    Für  beide  kann  nur  ihre  elementare,  allgemein  verständliche 
Bedeutung   ,, Erscheinung",    „Aussehen",    ,, Gestalt"    in  Betracht  fallen.      Sokrates 
will  sagen,  daß  das  Fromme  und  das  Unfromme  überall,    wo  sie  auftreten,    das- 
sell)e    charakteristische  Aussehen  und  Gepräge,    dieselbe  Grundgestalt   aufweisen, 
an  der  sie  zu  erkennen  sind,   etwa  wie  man   die  Mitglieder  einer  Familie  an  dem 
gleichen  Aussehen,  der  gleichen  Gesichtsgestaltung  erkennt.    Dabei  ist  es  aber  für 
Piatons  künstlerisches  Streben  nach  plastischer  Anschauung  äußerst  bezeichnend, 
daß    sich   ihm    diese  gemeinsame  Gestalt,    die   doch    nur   als  Grundtypus    in  den 
vielen  Einzelgestaltungen  des  Frommen  vorhanden  ist,  verselbständigt,  so  daß  man 
auf    sie  hinsehen    und  sie   zum  Muster    und  Maßstabe  für  die  Feststellung  der 
einzelnen  Fälle  des  Frommen  verwenden  kann,    eine  Vorstellung,  von  der  ebenso 
gewiß    sei,    daß  sie  hier  nur  bildlich  verstanden  werden   darf,   wie   daß  sie  nach 
Verwischung  der  Grenzen  des  Bildlichen  und  Eigentlichen  in  die  Auffassung  des 
Begriffes  als   Substanz  und  Urbildes    ausmünden    konnte.     Ausdrückliche  Kenn- 
zeichnung   des  Wesens    der  Definition  und  Ausblick  auf  die  Ideenlehre,  das  also 
ist  das  Neue,  das  der  Euthyphron  bietet.     Im  übrigen  finden  wir  auch  hier  wieder 
die  bekannten  Grundzüge  der  Werke  der  sokratischen  Periode,  freilich  nicht  ohne 
erhebliche  Variation  im  einzelnen.     Unter   den   vorgeschlagenen  und  verworfenen 
Definitionen  ist  besonders  die  vierte  (12e)   von  Interesse,    die  das  Fromme  als 
den  einen  Teil  des  Gerechten  bestimmt,   und  zwar  denjenigen,  der  sich  mit 
der  ÜEiov  dEoajTEi'a  befaßt,   während   der   andere  Teil  das  Verhältnis   zu   den 
Mitmenschen    regle.      Das    Wort    &soastei'a    bedeutet    in    Verbindung    mit    dscöv 
allgemein    Götterverehrung,     während    ihm    im    sonstigen    Gebrauche  der   Sinn 
., Pflege"    innewohnt.      Hierauf   fußt    die    weitere  Deduktion,    indem    sie   darauf 


§  40.    Piatons  Schriften:  Euthyphron.    Lvsis.  251 

hinweist,  daß  jede  Pflege  den  Nutzen  und  die  Verbesserung  ihres  Gegen- 
standes zum  Ziele  habe.  Den  Göttern  aber  könne  man  nicht  nützen  und 
•sie  nicht  besser  machen.  Um  diesem  Einwände  zu  entgehen,  wird  mit  i^e^a- 
TiFia  ein  engerer  Sinn  verbunden:  es  ist  eine  sorgende  Bemühung,  wie  sie 
die  Sklaven  den  Herren  erweisen.  Die  Frömmigkeit  ist  also  ein  Dienst, 
den  man  den  Göttern  widmet  (13  d).  Nun  aber  gilt  jeder  Dienst  einem 
Werke,  in  Avelchem  der  Dienende  den  Herrn  unterstützt.  In  welchem  Werke 
unterstützt  der  Fromme  die  Götter?  Was  ist  der  Kern  des  vielen  Schönen,  das 
die  Götter  wirken?  (14a).  Hier  erhalten  wir  nun  einen  deutlichen  Fingerzeig  in 
der  Eichtung,  in  der  sich  die  weitere  Verhandlung  bewegen  müßte,  um  die 
Lösung  des  Problems  zu  erreichen.  Auf  eine  längere  der  Frage  ausweichende 
Erklärung  des  Euthyphron  bemerkt  Sokrates:  „Du  hättest  mir  den  Kern  dessen, 
wonach  ich  fragte  (der  von  dem  Frommen  unterstützten  göttlichen  Werke),  mit 
kürzeren  Worten  angeben  können  ....  Als  du  gerade  am  Ziele  warst,  hast  du 
dich  abgekehrt'-  (llc).  Es  ist  klar,  die  Antwort  hätte  lauten  sollen:  das  Gute. 
Hätte  Euthyphron  so  geantwortet,  dann  hätte  sich  leicht  zeigen  lassen,  daß  die 
Frömmigkeit  das  Wissen  vom  Guten  und  Bösen  voraussetzt  und  mithin  wieder 
nur  eine  Erscheinungsform  der  allgemeinen  einheitlichen  Tugend  ist.  Dieser  Weg 
lag  nach  den  Ergebnissen  des  Laches  und  des  Charraides  so  klar  vor  Augen,  daß 
der  Leser  nur  auf  ihn  hingewiesen  und  ihn  nicht  bis  zu  Ende  geführt  zu  werden 
brauchte.  Statt  dessen  Avendet  sich  der  Verfasser  zu  einer  neuen  Elenxis,  -die 
durch  die  grob  an  Äußerlichkeiten  haftende  religiöse  Volksanschauung  heraus- 
gefordert wurde.  Anknüpfend  an  einen  von  Euthyphron  14  b  geäußerten  Ge- 
danken drängt  ihn  Sokrates,  die  Frömmigkeit  für  eine  Wissenschaft  des  Opferns 
und  Betens,  d.  h.  für  eine  Wissenschaft  des  Gebens  und  Heischens  den 
Göttern  gegenüber  (14c)  zu  erklären  und  gibt  dieser  Bestimmung  schließlich 
in  beißendem  Sarkasmus  die  Form,  die  Frömmigkeit  sei  eine  Art  Kunst  des 
gegenseitigen  Handelsverkehrs  zwischen  Göttern  und  Menschen 
(14  e).  Widerlegt  wird  diese  Definition  durch  Zurückführung  auf  eine  andere 
bereits  früher  erledigte  (15  b.  vgl.  6eff.),  womit  das  Gespräch  wieder  scheinbar 
ohne  positives  Ergebnis  schließt. 

Die  chronologische  Stellung  des  Dialogs,  die  ich  nach  den  Resultaten 
der  Sprachstatistik  und  seinem  Gesamtinhalte  bestimmt  habe,  erfordert  noch  eine 
Bemerkung.  Die  Frömmigkeit  ist  im  Protagoras  und  Gorgias  der  Gerechtigkeit 
koordiniert,  in  unserm  Gespräche  (11  e  ff.)  steht  sie  zu  ihr  im  Verhältnis  der 
Subordination,  und  in  der  Politeia  erscheint  sie  nicht  mehr  unter  den  Haupt- 
tugenden, Man  hat  daraus  geschlossen,  daß  die  Abfassungszeit  der  Schrift 
zwischen  die  des  Protagoras  und  des  Gorgias  einer-  ixnd  der  Politeia  andererseits 
falle  (Gomperz,  Gr.  Denker  II»  S.  289.  293.  295).  Mit  Unrecht,  wie  mir  scheint. 
Beide  Auffassungen,  die  koordinierende  wie  die  subordinierende,  wurzeln  in  volks- 
tümlichen Anschauungen  (L.  Schmidt,  Ethik  d.  alt.  Gr.  I  S.  303  f.  308.  R.  Hirzel, 
Themis,  Dike  u.  Verw.  S.  180  f.),  und  Piaton  konnte  im  Euthyphron  die  sub- 
ordinierende um  so  unbedenklicher  herausgreifen,  als  sie  ihm  zwar  für  die  Ein- 
führung eines  Definitionsversuches  einen  brauchbaren  Anknüpfungspunkt  bot,  für 
den  Inhalt  der  Definition  aber  belanglos  war,  da  es  sich  bei  diesem  nur  um  die 
,,Götterptlege''  als  solche,  nicht  um  ihr  logisches  Verhältnis  zur  Gerechtigkeit 
handelte. 

Der  Fall,  daß  ein  Gespräch  sokratischer  Art  in  einem  Dialoge  einer  späteren 
Periode  seine  notwendige  Ergänzung  findet,  liegt  vor  in  dem  Verhältnis  des 

Lt/sis  zum  Symposion.     Das  Thema  der  Schrift  ist  212  ab  in  dem  Satze: 

'Ettfi  ()äv  Tig    Tira    q  i/.fi ,    jTÖrsoog    7ioxf:oov    <fi?.o;    yiyvFTat;     ausgesprochen. 


252  §  40.     riatons  Schritten:  Lysis. 

Damit  ist  nicht  in  aller  Form  eine  Definition  der  Freundschaft  verlangt, 
Tatgächlioh  handelt  es  sich  aber  gleichwohl  um  die  Bestimmung  ihres  Wesens, 
Nach  einem  belustigenden  Spiele  mit  den  verschiedenen  Bedeutungen  des  Worte» 
(fi'/.o?  und  den  Beziehungen  zwischen  (pü.og  und  ffdelv  beginnt  214  a  die  ernste 
Debatte,  die  zunächst  folgende  für  die  weitere  Verhandlung  grundlegenden  Sätze 
ergibt:  weder  ist  das  Gleiche  dem  Gleichen  (214b  ff.),  noch  das  Ent- 
gegengesetzte dem  Entgegengesetzten  (21()af.)  befreundet.  Ersteres- 
nicht:  denn  der  Schlechte  kann  überhaupt  niemandes,  also  auch  nicht  des  Schlechten 
Freund  sein.  Aber  auch  nicht  der  Gute  des  Guten.  Denn  das  Gleiche  bringt, 
wie  spitzfindig  ausgeführt  wird,  dem  Gleichen  keinen  Nutzen  (bietet  ihm  keine 
Ergänzung).  Auch  ist  der  Gute  sich  selbst  genug»  Wäre  aber  das  Entgegen- 
gesetzte dem  Entgegengesetzten  befreundet,  so  müßte  auch  zwischen  Freund 
und  Feind,  Gerechtem  und  Ungerechtem,  Selbstbeherrschendem  und  Zügellosem. 
Gutem  und  Schlechtem  Freundschaft  bestehen.  So  folgt,  daß  nur  das  Neutrale 
(das  weder  Gute  noch  Schlechte)  dem  Guten  freund  sein  kann  (216e), 
und  zwar  hat  diese  Freundschaft  ihren  Grund  in  dem  Vorhanden- 
sein eines  Übels  (und  Feindlichen),  ihr  Ziel  in  der  Erreichung  eine& 
Guten  (und  Befreundeten):  x6  ovze  y.axov  ovze  äyadov  .  .  .  diä  rö  y.axov  y.ai 
tÖ  E/doov  Tov  ä'/aßov  tpü.ov  razlv  Evexa  tov  uyadov  y.ai  cfi'Äov  (219  a  b),  z.  B.  der 
Leib  liebt  wegen  vorhandener  Krankheit  die  ärztliche  Kunst  um  der  zu  erreichen- 
den Gesundheit  willen  (217 äff.).  Vorausgesetzt  ist  dabei,  daß  das  Übel  noch 
nicht  tief  genug  eingewurzelt  ist,  um  das  an  sich  Neutrale  zu  etwas  Schlechtem 
zu  machen.  Denn  dann  tritt  die  Regel  in  Kraft,  daß  das  Schlechte  dem  Guten 
nicht  freund  sein  kann  und  das  Gute  nicht  begehrt  (21 7  h  ff.).  In  diesem  Zu- 
sammenhange erfolgt  nun  eine  Nutzanwendung,  die  bereits  die  Beziehung 
zwischen  Lysis  und  Symposion  in  helles  Licht  rückt  (218af.  zu  vergleichen 
mit  Symp.  203  e  ff.).  Aus  den  angeführten  Gründen,  so  werden  wir  belehrt,  liegen 
die  schon  Weisen  (und  Guten),  seien  es  nun  Götter  oder  Menschen,  dem  Weis- 
heitsstreben (ff  dooocfsTr)  nicht  mehr  ob  (denn  das  Gleiche  ist  nicht  dem  Gleichen 
befreundet),  ebensowenig  aber  diejenigen,  bei  denen  die  L^n Weisheit  so  tief  sitzt^ 
daß  sie  dadurch  schlecht  sind  (denn  das  Entgegengesetzte  ist  nicht  Freund  des 
Entgegengesetzten).  Die  nach  Weisheit  Strebenden  sind  vielmehr  diejenigen,  die 
weder  gut,  noch  auch  bereits  schlecht  sind,  d.  h.  diejenigen,  die  zwar  mit  Un- 
weisheit  behaftet,  von  ihr  aber  noch  nicht  soweit  verderbt  sind,  daß  sie  das  Be- 
wußtsein ihres  Nichtwissens  (und  damit  das  Begehren  des  Wissens)  verloren 
hätten.  Aus  der  219  ab  erreichten  Bestimmung  des  Freundschaftsverhältnisses 
wird  nun  die  Setzung  des  Zweckes  wie  die  des  Grundes  eliminiert.  Zunächst  die 
des  Zweckes  (219  b  ff.).  Was  als  Ziel  einer  Freundschaft  gesetzt  ist  (wie  die 
Gesundheit  als  Ziel  der  Freundschaft  des  kranken  Leibes  mit  der  ärztlichen 
Kunst),  ist  selbst  wieder  Gegenstand  der  Freundschaft  zur  Erreichung  eines 
ferneren  Zieles.  So  entsteht  eine  Stufenleiter,  deren  oberste  Sprosse,  das  absolut 
Gute,  letzter  Zweck  ist  und  nicht  selbst  wieder  im  Dienste  eines  Zweckes  steht. 
Somit  muß  das  evey.a  tov  äyadov  y.ai  rpikov  fallen.  Aber  auch  der  Grund,  bia  zo. 
yny.öv  y.ai  ro  syOoöv,  hält  nicht  stand.  Verschwände  das  Übel  aus  der  Welt,  so 
blieben  doch  die  neutralen  Begehrungen  —  neutral,  Aveil  sie,  wie  Hunger  und 
Durst,  weder  unbedingt  mit  Schaden,  noch  unbedingt  mit  Nutzen  verbunden 
sind  (220c  ff.).  So  gilt  denn  jetzt  (221  d)  das  Begehren  schlechthin  als 
Ursache  der  Freundschaft.  Man  begehrt,  was  einem  entzogen,  aber  (zum 
Dasein  und  zur  Erfüllung  der  naturgemäßen  Aufgaben)  notwendig  ist.  also  das 
einem  eigentümlich  Zugehörige  (rö  oiysTov  —  221  e).  Dieser  Begriff  steht  für 
den  Schlußteil  des  Dialoges  im  Mittelpunkt.     Das  Zugehörige  kann  nun  mit  dein 


§  40.    Platons  Schriften:  Lysis.  253 

<jrloichcn  identisch  oder  von  ihm  verschieden  sein.  Im  crstcren  Falle  würde  die 
Freundschaft  daran  scheitern,  daß  nach  früherer  Ausführung  das  Gleiche  dem 
Gleichen  nicht  befreundet  sein  kann.  Für  den  zweiten  Fall  wird  die  Alternative 
aufgestellt:  entweder  ist  das  Gute  für  alles  das  Zugehörige,  das  Schlechte  das 
Fremde,  oder  für  das  Schlechte  ist  das  Schlechte,  für  das  Gute  das  Gute,  für  das 
Neutrale  das  Neutrale  das  Zugehörige.  Die  Möglichkeit,  daß  das  Schlechte  für 
■das  Schlechte  das  Zugehörige  und  damit  Gegenstand  der  Freundschaft  sei,  fällt 
nach  früherem  Zugeständnis  dahin.  Ebenso  aber  auch  die  Zugehörigkeit  des  Guten 
zum  Guten,  da  Freundschaft  nicht  zwischen  Gleichem  bestehen  kann.  Die  Zu- 
g;ehörigkeit  des  Neutralen  zum  Neutralen  wird  nicht  besonders  geprüft,  es  ist  aber 
klar,  daß  auch  sie  nach  der  nämlichen  Voraussetzung  (als  Zugehörigkeit  des 
Gleichen  zum  Gleichen)  keine  Freundschaft  begründen  kann.  So  ist  die  ITnter- 
suchung  wieder  an  einem  toten  Punkte  angelangt.  Eben  will  Sokrates  einen  der 
Alteren  zur  Beteiligung  veranlassen  —  seine  bisherigen  Gesprächspartner,  Lysis 
und  Menexenos,  stehen  in  frühem  Jugendalter  — ,  da  erscheinen  die  mit  der 
Aufsicht  über  die  Knaben  beauftragten  Sklaven  und  drängen  unerbittlich  zur 
Heimkehr. 

Jener  Ältere  hätte,  wenn  er  ein  aufmerksamer  Zuhörer  war,  auf  eine  bedenk- 
liche Lücke  in  der  Untersuchung  hinweisen  müssen,  die  den  Knaben  entgangen 
ist.  Der  unter  der  Eventualität,  daß  das  Gute  für  alles  das  Zugehörige  ist,  in- 
begriffene Fall,  daß  das  Gute  für  das  Neutrale  das  olxsTov  ist,  ist  ungeprüft  ge- 
blieben. Er  hätte  die  Lösung  des  Problemes  geboten.  Daß  diese  Unterlassung 
auf  Absicht  des  Verfassers  beruht,  steht  außer  Zweifel.  Deutlicher  als  er  es  durch 
■die  Anlage  der  Schlußszene  getan  hat,  konnte  er  nicht  ausdrücken,  daß  das  letzte 
Wort  noch  nicht  gesprochen  ist.  Er  hat  sich  die  Ergänzung  für  einen  andern 
Dialog  verspart,  um  hier  den  in  dem  Gedanken  von  der  Beziehung  des  Neutralen 
zum  Guten  liegenden  Keim  voll  zu  entwickeln:  was  im  Lysis  fehlt,  bildet  ein 
Grundmotiv  der  Sokratesrede  des  Symposions,  zu  der  sich  der  Lysis  verhält  wie 
das  Vorspiel  zur  Hauptaktion. 

Diese  Beziehung  zum  Symposion  kommt  selbstverständlich  auch  für  die 
Frage  nach  der  Abfassungszeit  unserer  Schrift  in  Betracht.  Es  liegt  sehr  nahe, 
beide  Werke  durch  einen  nur  geringen  zeitlichen  Abstand  voneinander  getrennt 
zu  denken.  Ich  selbst  habe  diesem  Gedanken  in  der  10.  Auflage  dieses  Buches 
Kaum  gegeben,  und  neuerdings  hat  Pohlenz  (Aus  Pl.s  Werdez.  S.  B58ff,  365  ff.) 
unter  Heranziehung  anderer  Beweisgründe  die  Ansicht  vertreten,  daß  der  Lysis 
von  den  Dialogen  der  platonischen  Frühzeit  zu  trennen  und  mit  dem  Symposion 
zusammenzufassen  sei.  Auf  der  andern  Seite  ist  nicht  zu  verkennen,  daß  die 
Schrift  in  ihrer  künstlerischen  Form  und  philosophischen  Methode  den  bisher 
besprochenen  auffallend  nahe  steht.  Die  Art  der  Einführung  des  Gespräches  — 
Sokrates  erzählt  es,  ohne  daß  gesagt  wird,  Avem  (vgl.  Charmides  und  Politeia  I)  — , 
die  reich  ausgestattete  Szenerie,  die  auch  in  Einzelheiten  mit  der  des  Charmides 
übereinstimmt,  die  Darstellung  des  Sokrates  in  sittlich  fördersamer  LTnterhaltung 
mit  Knaben,  die  begriffsethische  Tendenz,  der  resultatlose  Abschluß,  das  alles 
sind  Momente,  die  in  ihrer  Vereinigung  den  Lysis  entschieden  unter  die 
Jugenddialoge  verweisen.  Das  Urteil  der  Sprachstatistiker  ist  leider  nicht  ein- 
hellig. Dittenberger  läßt  auf  Grund  eines  engbegrenzten  Materiales  den  Dialog 
dem  Symposion  unmittelbar  folgen,  Ritter  (Unters,  über  PL  S.  100)  hält  dafür, 
er  müsse,  seine  Echtheit  angenommen,  „etwa  dem  Symposion  gleichzeitig  an- 
gesetzt oder  gar  an  das  Ende  der  ersten  Schriftenreihe  gestellt  werden''.  Dagegen 
hat  V.  Arnims  Untersuchung  der  gesamten  Zustimmungsformeln  ergeben,  daß  der 
Lysis    in  Charmides,   Euthyphron,   Politeia  1    und    Laches    seine   nächsten  Ver- 


204  ?>  ■^"-     Platon6  Schriften:  Lysis.     Schriften  der  Übergangszeit. 

wandten  besitzt  (Sprach!.  Forsch.  S.  2:50;  Einwendungen  bei  Pohlenz  a.  a.  8.  iJöS  f.  • 
Replik  V.  Arnims.  Pl.s  .Tiigendd.  S.  38  f.),  und  er  hat  die  unter  Berücksichtigung 
der  Einzelergebnisse  autgestellte  Ordnung:  Laches,  Politeia  I,  Lysis,  Charmides. 
EuLhyphron  auch  durch  formale  und  inhaltliche  Argumente  zu  stützen  gesucht 
(Pl.s  Jugendd.  S.  37  ff.;  dagegen  Pohlenz,  Gott.  gel.  Anz.  1910,  252 ff.;  Replik 
V.  Arnims,  Rhein.  Mus.  71  [1916],  364  ff.).  So  wenig  ich  v.  Arnims  Grund- 
auflassung des  Dialogs  zuzustimmen  vermag,  scheinen  mir  doch  jetzt  die  auf 
eine  frühe  Abfassungszeit  hinweisenden  formalen  und  sprachlichen  Indizien 
ausschlaggebend.  Ich  sehe  kein  Hindernis,  daß  Piaton  die  Anschauung 
vom  Guten  als  dem  vom  Neutralen  begehrten  oly.Flov  in  ihren  Elementen 
schon  im  Laufe  seiner  ersten  Entwicklungsperiode,  ausgebildet  und  sie  vorerst 
nach  seiner  Gewohnheit  in  einem  scheinbar  ergebnislosen  Dialoge  dem  Leser  an 
der  Hand  des  Gesamtverlaufes  der  Debatte  zu  finden  überlassen  haben  sollte,  um 
sie  dann  in  einer  späteren  Schrift  positiv  auszugestalten,  ein  Unternehmen,  zu 
dessen  Ausführung  er  erst  nach  Jahren  und  auf  Grund  einer  wesentlich  erweiterten, 
Perspektive  gekommen  ist  —  ebenso  wie  die  im  ersten  Buche  der  Politeia  in& 
Auge  gefaßte  Wesensbestimmung  der  Gerechtigkeit  erst  nach  langer  Zeit  und 
unter  der  Einwirkung  neuer  Gesichtspunkte  ihre  Erledigung  gefunden  hat. 

II.  Die  Schriften  der  Übergangszeit. 

Gorgias.     Menon.    Euthydemos.    Kleinerer  und  größerer  Hippias.     Kratylos. 

Menexenos  (zur  Reihenfolge  s.  o.  S.  233  f.). 

Piaton  hatte,  Avie  sein  siebenter  Brief  zeigt,  von  Jugend  auf  mit  warmeni 
Herzen  und  in  lebhaftem  Sehnen  nach  der  Möglichkeit  eines  ersprießlichen  poli- 
tischen Wirkens  die  Geschicke  seiner  Vaterstadt  verfolgt.  Aber  in  der  Schrift- 
stellerei  seiner  ersten  Zeit  gab  er  diesem  Interesse  keinen  Raum.  Sie  galt  nur  der 
abstrakten  Erörterung  begriffsethischer  Probleme  ohne  Stellungnahme  zu  den 
großen  praktischen  Fragen  der  GegeuAvart.  Aber  es  kam  die  Zeit,  da  das,  was  ihn 
im  tiefsten  Grunde  seines  Innern  bewegte,  mit  Macht  auch  in  seinem  literarischen 
Schaffen  nach  Ausdruck  verlangte.  Wieweit  äußere  und  persönliche  Anlässe  hierbei 
im  Spiele  Avaren,  entzieht  sich  genauerer  Feststellung.  Der  wahrscheinlichen  Ein- 
wirkung von  Polykrates'  Pamphlet  auf  den  Gorgias  ist  schon  oben  S.  224  gedacht 
worden.  Auch  der  Verkehr  mit  politisch  gestimmten  Pythagoreern  mag  einen  An- 
trieb gegeben  haben,  die  Vorgänge  des  öffentlichen  Lebens  in  den  Ge- 
sichtswinkel philosophischer  Weltanschauung  zu  rücken.  Die  Rich- 
tung, die  Piaton  in  seinen  Beziehungen  zur  Umwelt  einschlagen  mußte,  war  von 
vornherein  gegeben.  Schon  Sokrates  hatte  aus  seiner  Forderung  sachkundlichen 
Wissens  als  der  Grundbedingung  politischer  Tätigkeit  Folgerungen  gezogen,  die 
dem  Regimente  des  athenischen  Demos  nicht  günstig  waren.  Piaton,  der 
Erbe  seiner  Anschauungen,  der  Geburtsaristokrat,  mußte  den  gleichen  Standpunkt 
um  so  lebhafter  verfechten,  nachdem  richterliche  Vertreter  dieses  Demos  über 
seinen  Lehrer  ein  Todesurteil  gefällt  hatten,  das,  von  einem  höheren  Standpunkt 
als  dem  des  positiven  athenischen  Rechtes  betrachtet,  den  Gipfel  der  Ungerechtig- 
keit darstellte.  Älit  der  athenischen  Demokratie  aber  war  die  Sophistik  als  die 
berufsmäßige  Übermittlerin  politischer  Bildung  aufs  engste  verbunden.  Ihre 
Rhetorik  beherrschte  in  weitem  Maße  das  Getriebe  des  öffentlichen  Lebens,  ihr 
Subjektivismus  durchdrang  die  allgemeine  Lebensanschauung,  und  beide  stellten 
sich  in  den  Dienst  des  selbstischen  demokratischen  Individualismus.  So  vertiefte 
und  erweiterte  sich  die  Kluft,  die  von  Hause  aus  die  jede  Norm  für  Wissen  und 
Handeln  aufhebende  Sophistik  von  der  nach  fester  Basis  strebenden  sokratischen 
Begriffsphilosophie  trennte.     Der  Widerstreit  schulmäßiger  Lehrmeinungen  wuchs 


§  40.     Piatons  Schriften :  Schriften  der  Übergangszeit.     Gorgias. 


L'OO 


sich  aus  zu  einem  gewaltigen  Kampfe  zweier  AVeltanschauungen  um  die  Herr- 
schaft über  Staat  und  Gesellschaft.  Der  Hauptangriff  Piatons  trifft  die  Rhetorik 
im  Zusammenhange  mit  dem  politischen  und  sozialen  Nihilismus  der  Sophistik; 
Schauplatz  dieses  Kampfes  ist  der  Gorgias.  Gegen  die  zunächst  wissenschaftlich 
destruktive,  mittelbar  aber  auch  in  Aveiterem  Bereiche  gefährliche  sophistische 
Eristik  wenden  sich  die  Gespräche  Menon  und  Euthydemos,  gegen  die  metho- 
dische Unzulänglichkeit  der  Sophisten  als  Denker  und  Lehrer  die  beiden 
Hippiasdialoge.  Überall  bildet  Sokrates'  festbegründetes  wissenschaftliches  Ver- 
fahren und  sein  selbstloser  Wahrheitsdienst  das  Gegenbild  zu  dem  unwissenschaft- 
lichen, nur  der  Eigenliebe  dienstbaren  Scheintreiben  seiner  sophistischen  Gegner. 

Aber  mit  dem  Sokratischen  verbinden  sich  jetzt  andere  Elemente.  Der 
Gesichtskreis  weitet  sich  durch  Berücksichtigung  vorsokratischer 
Philosopheme.  Das  Begriffliche,  das  amo  y.a'/.ov  xal  ayadör.  erhält  im 
Kratylos  durch  die  Polemik  gegen  die  heraklitische  Flußlehre  eine  neue 
Beleuchtung.  So  bereitet  sich  die  Spannung  zwischen  Idee  und  Einzel- 
ding vor,  die  Piatons  spätere  Auffassung  kennzeichnet.  Vor  allem  wichtig 
ist  der  im  Gorgias  und  Menon  zutage  tretende  Einfluß  orphisch-pytha- 
goreischer  Anschauungen.  Sie  geben  den  Boden  für  Piatons  eigene 
Präexistenz-  und  Unsterblichkeitslehre  und  bieten  der  Begriffslehre  die 
Möglichkeit,  ihre  Wurzeln  in  die  Schichten  der  Psychologie  und  Metaphysik  zu 
senken.  Im  Zusammenhange  damit  erhält  die  Wissenslehre  in  dem  Satze  vom 
Lernen  als  Wiedererinnerung  und  in  der  Unterscheidung  von  Wissen 
und  wahrer  Vorstellung  eine  weitere,  auch  für  die  Frage  nach  Wesen  und 
Lehrbarkeit  der  Tugend  belangreiche  Ausgestaltung. 

Aber  trotz  alles  Fortschritts  steht  Piaton  nun  doch  erst  am  Anfang  neuer 
Bahnen.  Erst  in  der  folgenden  Periode  gelangt  er  dazu,  die  jetzt  erschlossenen 
Gesichtsfelder  nach  allen  Richtungen  zu  durchmessen,  das  nur  ahnend  Geschaute 
dogmatisch  zu  festigen  und  die  neuen  Gedanken  zu  zusammenhängenden  und  viel- 
fach ineinander  eingreifenden  Doktrinen  auf  den  Gebieten  der  Erkenntnistheorie, 
Metaphysik,  Psychologie,  Ethik  und  Politik  auszubauen. 

Auch  in  der  künstlerischen  Haltung  weichen  die  Dialoge  dieser 
Periode  von  denen  der  vorangehenden  stark  ab.  Im  Reiz  der  szenischen  Ein- 
führung erinnert  nur  der  Euthydem  an  Protagoras,  Laches,  Charmides,  Politeia  I 
und  Lysis.  Dafür  bringt  der  Gorgias,  hierin  ein  Vorläufer  der  Hauptwerke  aus 
Piatons  größter  Zeit,  eine  andere  Offenbarung  des  poetischen  Genius.  Der  Dichter 
hat  sich  aus  der  Vorhalle  in  das  Innere  der  Verhandlung  zurückgezogen.  Hier 
schließt  er  mit  dem  Philosophen  einen  engen  Bund.  Der  auffallend  trockene 
Rationalismus  der  Jugenddialoge  erhält  unter  der  Einwirkung  orphisch-pythago- 
reischer  Denkweise  eine  mystische  Beimischung,  die  zur  Betätigung  dichterischer 
Phantasie  lockt,  und  der  Weltanschauungskampf  zeitigt  das  poetische  Pathos  des 
Propheten.  Wo  der  Dichter  dem  Philosophen  vorauseilt,  kleidet  er  seine  Schau 
in  die  Form  des  Mythus,  jenem  überlassend,  sich  daraus  Grundgedanken  und 
Stimmung  dienstbar  zu  machen. 

L'nter  den  Dialogen  dieser  Periode  ist  nicht  der  dogmatisch  ertragreichste, 
noch  auch  methodisch  beste,  wohl  aber  der  für  die  Grundstimmung  des  Verfassers 
bezeichnendste  der 

Gorgias^  der  die  Frage  nach  Wesen  (449a— 466a)  und  Wert  (466b 
bis  481  b)  der  Rhetorik  zum  Ausgangspunkte  nimmt  für  die  scharfe  Aus- 
prägung der  sophistischen  Weltanschauung  und  ihre  Bekämpfung 
aus  dem  Standpunkte  des  uneigennützigen  sokratischen  Wissens- 
strebens   (4öl  b  bis  zum  Schlüsse).     Die  Rhetorik,   die  ohne  jede  Wissenschaft- 


L>5l> 


§  40.    Piatons  Schriften:  Gorgias. 


licht.'  Grundlage  nicht  nur  hinsichtlich  Kecht  und  Unrecht,  sondern  auch  in 
Fragen  der  Fachwissenschaften,  wie  der  Heilkunde,  den  Hörer  zu  bestimmter 
Meinung  und  Stellungnahme  zu  überreden  weiß,  ist  keine  Kunst,  sondern 
nur  eine  Routine.  Diesen  Gegensatz  hat  Piaton  wohl  der  jNIedizin  entnommen 
(vgl.  Pohlenz,  Aus  Pl.s  Werdezeit  S.  135  ff.).  Ein  Heilverfahren  konnte  sich  auf 
die  lediglich  erfahrungsmäßig  festgestellte  Wirksamkeit  eines  Heilmittels  stützen 
oder  die  Kenntnis  des  ursächlichen  Zusammenhanges  zwischen  Krankheit,  Heil- 
mittel und  Gesundung  zur  Grundlage  haben  (vgl.  501  a).  Nur  das  letztere  Ver- 
fahren ist  das  einer  (wissenschaftlich  fundierten)  Kunst.  So  ist  auch  die  Rhetorik, 
die,  wie  hier  465  a  ohne  näheres  Eingehen  behauptet  wird,  über  ihre  Mittel  und 
deren  Ursache  keine  Rechenschaft  zu  geben  weiß,  nicht  Tsyvi},  sondern  ifcrsioia 
y.ai  Toißt'j  (462  c.  463  b).  Näher  betrachtet  ist  sie  Routine  einer  Gunst-  und  Lust- 
erzeugung, also  in  der  Hauptsache  Schmeichelei  (462  c.  463  a  b).  Mit  bitterem 
Sarkasmus  wird  sie  einem  System  der  Künste  (Wissenschaften)  und  ihrer  Schein- 
bilder eingereiht,  in  welchem  sie  mit  der  Putz-  und  Kochkunst  auf  gleicher  Stufe 
steht.  Das  System  bietet  auch  dadurch,  daß  ihm  die  freilich  für  den  Bereich 
der  Scheinbilder  nicht  überall  scharf  durchführbare  Unterscheidung  normativer 
und  korrektiver  Disziplinen  zugrunde  liegt,  erhebUches  Interesse  und  mag  daher 
durch  ein  Schema  veranschaulicht  werden,  das  sich  auf  die  Stellen  464  c  ff, 
5CK)eff.  517  d  ff.  gründet.  Über  das  Verhältnis  der  Sophistik  zur  Rhetorik  und 
den  Vorzug  des  Normativen  vor  dem  Korrektiven  vgl.  auch  520 ab. 


Leib 

Seele 

Kunst 

Zweck:  das  Beste 

(gemeii 
Name 

normativ 

Turn- 
kunst 

isamer 
fehlt) 

korrektiv 

Heil- 
kunst 

Pol 

normativ 

Kunst 
der 

Gesetz- 
gebung 

itik 

korrektiv 

Kunst 

der 
Rechts- 
pflege 

(Wahr- 
heit) 

Routine 

(Schmeichelei) 
Zweck:  das  Lustreichste 

Putz- 
kunst 

Koch- 
kunst 

Sophistik 

Rhetorik 

(Schein) 

Den  Wert  der  Rhetorik  erkennt  der  hier  das  Gespräch  mit  Sokrates 
führende  Polos  in  der  von  ihr  verliehenen  Macht:  die  Rhetoren  töten  wen  sie 
wollen  und  berauben  und  verbannen  wen  es  ihnen  gut  dünkt.  Er  muß  sich 
;aber  über  den  Unterschied  von  Wollen  und  Gutdünken  belehren  lassen :  das 
Wollen  geht  immer  auf  das  für  das  wollende  Subjekt  Gute,  das  Gutdünken  hin- 
.gegen  kann  fehlgreifen  und  das  in  Wirklichkeit  Schädliche  erstreben.  Wer  also 
•den  Inhalt  seines  Gutdünkens  zu  verwirklichen  imstande  ist,  kann,  da  Macht 
etwas  Gutes  bezeichnen  soll,  deswegen  noch  nicht  als  mächtig  angesehen  werden 
(466  b— 468  e,  vgl.  Politeia  I  339  d  ff.;  zu  4(i7  e  Lysis  216  d  f.).  Im  Anschluß  an 
die  Frage  der  Macht  führt  die  Hervorkehrung  eines  neuen  Gesichtspunktes  zu 
■einer  bedeutsamen  Wendung  des  Gespräches  und  damit  zur  Vorbereitung  seines 
zweiten  Hauptteiles:  Soll  die  Macht  mit  Gerechtigkeit  oder  Unge- 
rechtigkeit ausgeübt  werden?  Hier  gehen  die  Wege  scharf  auseinander. 
.Sokrates  erklärt  L'nrechttun  für  schlimmer  als  L^nrechtleiden  (469c). 
Der  Gute  (Gerechte^    gilt    ihm    für   glückselig,   der   Ungerechte  für  unglücklich 


§  40.    Piatons  Schriften:  Gorgias.  257 

(t70e),  und  zwar  im  höchsten  Grade,  wenn  er  unbestraft  bleibt  (472  e).  Polos 
hingegen  sieht  unter  Berufung  auf  die  allgemeine  Meinung  den  Gipfel  der  Glück- 
seligkeit in  der  vollendeten  Ungerechtigkeit,  der  Tyrannis  (470d  ff.; 
vgl.  Politeia  344  a  ff.,  vgl.  o.  S.  248  f.),  gibt  aber  zu,  daß  das  Unrechttun  häßlicher 
{unschöner,  aiöyiov)  sei,  als  das  Unrecht  leiden.  Sokrates'  Gegenbeweis  verläuft 
in  zwei  Paralogismen :  1.  Wenn  Unrechttun  nach  dem  Zugeständnis  des  Polos 
häßlicher  (unschöner)  ist  als  Unrechtleiden,  so  ist  es  auch  schlechter  (schädlicher). 
Denn  das  Schöne  wird  als  solches  bezeichnet  entweder  weil  es  Lust  oder  weil  es 
Nutzen  oder  weil  es  beides  gewährt,  das  Unschöne  als  unschön,  weil  es  Unlust 
oder  Schaden  oder  beides  bringt.  Ist  nun  das  Unrechttun  unschöner  als  das 
Unrechtleiden,  so  muß  es  entweder  größere  Unlust  oder  größeren  Schaden  oder 
beides  bringen.  Das  Erste  ist  nicht  der  Fall,  und  damit  ist  auch  das  Dritte  aus- 
geschlossen. So  bleibt  nur  das  Zweite  (474c~475c).  2.  Der  richtig  Strafende, 
insofern  er  Gerechtigkeit  übt,  tut  Gutes.  Also,  da  Tun  und  Leiden  (Erfahren) 
Korrelat  begriffe  sind,  erfährt  der  Bestrafte  Gutes,  d.  h.  Nützliches,  und  zwar  da- 
durch, daß  er  von  der  schlechten  Verfassung  seiner  Seele  befreit  wird,  die  häß- 
licher (unschöner)  als  die  schlechte  Verfassung  des  Leibes  und  der  Vermögens- 
verhältnisse und  somit,  wie  unter  Wiederholung  der  früheren  Argumentation 
ausgeführt  wird,  schlimmer  ist  (476  a— 478  d).  Beide  Beweisführungen  leiden  an 
■dem  Fehler,  daß  die  Frage,  wer  Empfänger  von  Lust  und  Unlust,  Nutzen  und 
Schaden  ist,  gar  nicht  gestellt,  sondern  von  vornherein  als  im  Sinne  des  zu  Be- 
weisenden gelöst  angenommen  wird.  Das  Unrechttun  bringt  gewiß  keine  größere 
Unlust  als  das  Unrechtleiden  —  aber  nur  für  den  Handelnden  selbst;  anders  für 
die  Opfer  seines  Handelns,  und  darin  liegt,  soweit  Lust  und  Unlust  in  Frage 
kommen,  dessen  Unschönheit.  In  der  zweiten  Argumentation  wird  man  die  Be- 
hauptung vom  Nutzen  der  Strafe  für  den  Bestraften  als  Befreiung  von  der 
Schlechtigkeit  der  Seele  nicht  ohne  weiteres  zurückweisen,  aber  ihre  Begründung 
fiuf  die  Korrelation  von  Tun  und  Leiden  ist  nicht  stichhaltig.  Denn  nichts 
stände  im  Wege,  daß  zwar,  wenn  der  Bestrafende  Nützliches  tut,  der  Bestrafte 
Nützliches  erfährt,  aber  nicht  für  ihn  selbst,  sondern  für  die  menschliche  Gesell- 
schaft Nützliches.  Auch  mit  der  Auskunft,  daß  nach  sokratisch-platonischer 
Ansicht  die  individuellen  imd  die  sozialen  Interessen  sich  decken,  ist  nicht  ge- 
holfen, denn  diese  These  müßte  entweder  zuerst  bewiesen  oder  zum  mindesten 
als  Axiom  ausdrücklich  der  Argumentation  zugrunde  gelegt  werden.  Daß  Piaton 
•diese  handgreiflichen  Argumentationsfehler  unbewußt  begangen  haben  sollte,  ist 
-ausgeschlossen.  Sie  sind  vielmehr  aus  dem  oben  S.  136  angegebenen  Gesichts- 
punkte zu  erklären. 

Nach  diesen  Ausführungen  wäre  nun  die  (gerichtliche)  Khetorik  nur  von 
Wert,  wenn  sie  der  Schuldige  nicht  zur  Erzielung  seiner  Straflosigkeit,  sondern 
im  Gegenteile  zur  Erreichung  seiner  Bestrafung  verwendete.  Ebenso  müßte  man 
schuldige  Angehörige  und  Freunde  der  Verurteilung  zuführen,  Feinde  hingegen 
straffrei  zu  machen  suchen  (480  a— 481  b).  Dieser  Satz,  der  einen  der  Mitunter- 
redner, Kallikles,  wie  ein  scherzhaftes  Paradoxon  berühi-t,  gibt  den  Anstoß,  daß 
nun  endlich  im  zweiten  Haupt  teile  des  Gespräches  die  einander  entgegen- 
stehenden Ansichten  auf  ihre  letzten  Prinzipien  zurückgeführt  werden.  Diese 
«ind  auf  der  einen  Seite  unbeschränkter  Egoismus  und  rücksichts- 
lose Verfolgung  der  Lust,  auf  der  andern  Streben  nach  dem 
Guten  als  höchstem  Ziel.  Für  das  erstere  Prinzip  beruft  sich  Kallikles  auf 
den  Gegensatz  von  (pvoig  und  v6/iiog  (482  e;  s.  oben  S.  116.  137).  Für  das 
natürliche  Recht  erklärt  er  das  Recht  des  Stärkeren,  das  in  dem  Verhalten 
aller  Lebewesen   und  so  auch  in  der  menschlichen  Geschichte  zutage  trete.    Un- 

Ueberweg,  Grundriß  I.  17 


058  §  '^0.    Piatons  Schriften:  Gorgias. 

reohtleiden  ist  darnach  nicht  nur  schlimmer,  sondern  —  im  (regensatze  zu  dem 
von  Polos  gemachten  Zugeständnis  —  auch  häßlicher  als  I'nrechttun.  Ander» 
will  es  das  Gesetz,  das  die  Schwachen  zur  Abschreckung  der  Starken  gegeben 
haben  (483  bf.)-  Die  Besten  und  Stärksten  unter  uns  nehmen  wir  von  Jugend' 
auf  in  unsere  Zucht  und  reden  ihnen  vor,  in  der  Gleichheit  bestehe  die  Ge- 
rechtigkeit. Wer  aber  genug  Natur  in  sich  hat,  der  schüttelt  alle  unsere  wider- 
natürlichen Satzungen  von  sich  ab  und  tritt  sie  mit  Füßen  und  ersteht,  statt 
unser  Sklave  zu  sein,  als  unser  Herr.  Von  diesem  Bilde  des  Übermenschen  hebt 
sich  das  des  Philosophen  scharf  ab.  Zum  Selbstschutz  unfähig,  ist  er  nach 
Kallikles  jedem  Angriff  hilflos  preisgegeben,  und  so  erhält  Sokrates  die  Mahnung, 
von  der  Philosophie  abzulassen,  die  zwar  als  Bild«ngsmittel  für  die  Jugend 
brauchbar  sei,  einen  älteren  Mann  aber  lächerlich  mache  (484  c  ff.).  Gegen  diese 
Auffassung  vom  Rechte  des  Stärkeren  ergibt  sich  der  Einwand,  daß  die  das 
Gesetz  gebenden  vielen  Schwachen  in  ihrer  Gesamtheit  stärker  sind  als  der  eine 
oder  die  wenigen  Starken  und  demgemäß  ihrerseits  für  ihre  Satzungen  das 
Xaturrecht  in  Anspruch  nehmen  können.  Demgegenüber  bestimmt  Kallikles  den- 
Begriff  des  Stärkeren  jetzt  so,  daß  darunter  der  in  öffentlichen  Angelegenheiten 
Verständige  und  Mannhafte  zu  denken  sei  (491  c).  Dieser  ist  zur  HeiTschaft 
berufen  —  aber  nicht  zur  HeiTSchaft  über  sich  selbst.  Im  Gegenteil,  das  Natur- 
recht  verlangt,  daß  man  seine  Begierden  so  groß  werden  lasse  wie  möglich  und 
ihnen  durch  Mannhaftigkeit  und  Verstand  Befriedigung  schaffe.  Genußsucht, 
Zügellosigkeit  und  unbeschränkter  Freiheitsdrang  sind,  wenn  sie  über  die  Mittel 
zur  Befriedigung  verfügen.  Tüchtigkeit  und  Glückseligkeit  (491  e  ff.j.  Das  Lust- 
bringende  und  das  Gute  sind  identisch  i495  a  ff.).  Die  Widerlegung 
erfolgt  wieder  in  zwei  logisch  anfechtbaren  Argumentationen:  1.  Das  Gute  und 
die  Glückseligkeit  auf  der  einen,  das  Schlechte  und  die  Unglückseligkeit  auf  der 
andern  Seite  können  weder  zugleich  miteinander  bestehen,  noch  zugleich  mitein- 
ander aufhören.  Wohl  aber  ist  dies  bei  Lust-  und  Unlustgefühlen  der  Fall. 
Wer  dürstend  trinkt,  hat  zugleich  Unlust-  und  Lustgefühl,  bei  Stillung  des 
Durstes  erlöschen  beide  Gefühle  zugleich  (495  e— 497  d).  Tatsächlich  ist,  so  wäre 
zur  Kritik  dieses  Beweises  zu  bemerken,  in  dem  vorgebrachten  Beispiele  die  be- 
hauptete Gleichzeitigkeit  gar  nicht  vorhanden.  Bei  jedem  Schluck  des  Trinken- 
den entweicht  sukzessive  ein  Teil  seiner  Unlust,  und  dieses  Entweichen  hat 
jeweilen  Lust  zur  Folge.  Wollte  man  hier  aber,  ohne  auf  diese  Sukzession  zu 
achten,  gleichwohl  in  Ansehung  des  Gesamtverlaufes  ein  Nebeneinander  von  Lust 
und  Unlust  behaupten,  so  hätte  dasselbe  auch  von  Gut  und  Schlecht  zu  gelten. 
So  könnte  z.  B.  ein  Mensch  während  eines  sittlichen  Besserungsprozesses,  durch 
den  eine  seiner  schlechten  Eigenschaften  nach  der  andern  entweicht,  um  der  ent- 
sprechenden guten  Platz  zu  machen,  schlecht  und  gut  zu  gleicher  Zeit  genannt 
werden.  2.  Die  Guten  sind  gut  durch  die  Gegenwart  des  Guten  (bezw.  von 
Gütern),  die  Schlechten  schlecht  durch  die  Gegenwart  des  Schlechten  (bezw.  der 
Übel),  wie  diejenigen  schön  sind,  denen  Schönheit  gegenwärtig  ist,  d.  h.  inne- 
wohnt (497  e  Tovg  dyadoi'g  ov/i  ayadwv  Tiagovoia  äyadov<;  y.a'/.eTg  Üotieq  rovg^ 
y.a/.oi'g  oi?  uv  hü/./.o?  Ttaofi ;  ZU  ergänzen  durch  498  d).  Nun  haben  die  Guten  — 
die  von  Kallikles  vorher  genannten  Mannhaften  und  Verständigen  —  und  die 
Schlechten  miteinander  verglichen  im  ganzen  gleichviel  Lust-  und  Unlustgefühle; 
unter  Umständen  findet  sich  auf  selten  der  Schlechten  ein  Mehr;  denn  die 
Feigen  betrüben  sich  stärker  beim  Herannahen  der  Feinde  und  empfinden 
größere  Freude  bei  deren  Abzüge.  Wäre  nun  die  Lust  mit  dem  Guten,  dessen 
Gegenwart  gut  macht,  die  Unlust  mit  dem  Schlechten,  dessen  Gegenwart  schlecht 
macht,  identisch,   so  wären  die  Guten  im  ganzen  gleich  gut  und  schlecht  wie  die 


§  40.     Piatons  Schriften  :  Gorgia«.  259 

Schlechten,  und  unter  Umständen  die  Schlechten  in  höherem  Grade  gut  und 
schlecht  als  die  Guten  (497  e— 499  b).  Hier  ließe  sich  zunächst  die  Behauptung 
in  Zweifel  ziehen,  daß  Gute  und  Schlechte  in  der  Quantität  von  Lust  und  Un- 
lust einander  im  ganzen  gleichstehen.  Sind  doch  die  ersteren  zum  Daseins- 
kampfe besser  gerüstet  und  haben  darin  die  Gewähr  eines  größeren  Maßes  von 
Lust  und  eines  kleinereu  von  Unlust.  Aber  wichtiger  ist  der  logische  Fehler. 
Wir  treffen  hier  zum  ersten  Male  (Lysis  217  b  ff.  ist  anderer  Art)  das  "Wort 
naQovoia  in  einem  Sinne,  in  dem  es  analog  mit  den  Verben  :TUQsirai  :xagayiyrsodac 
TTQoayt'yreadai  in  den  Schriften  der  folgenden  Zeit  mehrfach  angewendet  wird. 
Es  bedeutet  die  Gegenwart  des  Begriffes  (der  Idee),  dessen  Innewohnen  etwas  zu 
dem  macht,  was  es  ist:  so  sind,  wie  es  in  dem  497  e  beigefügten  Parallelbeispiele 
heißt,  die  Schönen  schön  durch  Anwesenheit  von  Schönheit.  In  diesem  Sinne 
läßt  sich  sagen,  daß  die  Guten  gut  sind  durch  Gegenwart  des  Guten  —  als 
Qualität  (vgl.  506  d:  ayadov  öe  ov  :jao6vrog  uyadoi  io/iisv  .  .  .  äyaOol  yi-  iofisv  .  .  . 
aQezrjg  rivog  :Taoayi-voiiievrjg),  aber  selbstverständlich  nicht  durch  die  Gegenwart 
von  Gütern,  die  man  besitzt  und  genießt,  und  zu  denen  auch  Körj^erkraft,  Ge- 
sundheit, Reichtum  usw.  gehören.  Die  Lust  wird  jedermann  nur  zu  den  Gütern 
der  letzteren  Art  zählen  und  sie  nicht  mit  dem  Guten,  das  gut  macht,  identi- 
fizieren. Auf  der  Voraussetzung  einer  solchen  Identifikation  beruht  aber  der 
ganze  Beweis.  Unter  Benutzung  einer  Eigentümlichkeit  der  griechischen  Sprache, 
einer  gewissen  Flüssigkeit  im  gewöhnlichen  Gebrauche  des  Neutrums  Singularis 
lind  Pluralis,  wird  im  ersten  Satze  äyadov  durch  dya&mv  ersetzt  und  der  Gegner 
alsdann  durch  die  Parallele  xa/.oi  und  yd/J.og  sicher  gemacht.  Wenn  je  bei 
einem  platonischen  Paralogismus,  so  liegt  in  diesem  FaUe  die  Absichtlichkeit  klar 
zutage.  Tatsächlich  nimmt  Kallikles  an  der  Deduktion  keinen  logischen  Anstoß, 
sucht  sich  aber  ihren  Folgen  dadurch  zu  entziehen,  daß  er  —  wie  vorher  (494/5) 
schon  Sokrates  —  bessere  und  schlechtere  Lustgefühle  unterscheidet 
(499  h).  Die  Verschließung  dieses  Ausweges  bildet  den  dogmatisch  wichtigsten 
Abschnitt  des  ganzen  Dialoges.  Die  guten  Lustgefühle,  so  führt  Sokrates 
499  d  ff.  aus,  sind  die  nützlichen,  d.  h.  die  etwas  Gutes  bewirkenden,  wie  z.  B. 
die  körperliche  Gesundheit  und  Kraft  bewirkenden  Lustgefühle  bei  der  Nahrungs- 
aufnahme; die  schlechten  sind  die  das  Gegenteil  bewirkenden.  Dasselbe  Kriterium 
gilt  für  die  Unterscheidung  guter  und  schlechter  Unlustgefühle.  Alle  unsere 
Handlungen  haben  das  Gute  (in  dem  angeführten  Sinne,  d.  h.  das  uns  Nütz- 
liche; vgl.  mit  499  e  auch  468  b  im  Zusammenhange  von  467  e  ff.)  zum  Ziele,  um 
dessen  willen  wir  alles  andere  vollbringen.  So  vollbringen  wir  um  des  Guten 
willen  auch  das  Lustgewährende,  nicht  imigekehrt.  Das  Lnstgewährende  aber 
ist  vom  Guten  verschieden  (öO<}d).  Nach  dieser  Feststellung  wendet  sich  die 
Verhandlung  zurück  zu  der  Unterscheidung  der  Berufsarten,  die  das 
seelische  Beste,  und  derjenigen,  die  lediglich  die  Lust  schlechthin 
ohne  Sonderung  ihrer  Qualitäten  ins  Auge  fassen,  mit  vornehmlicher 
Berücksichtigung  der  Rhetorik  in  ihrer  Verwendung  gegenüber  dem  athenischen 
Demos.  Sokrates  gibt  die  Möglichkeit  einer  auf  das  seelische  Beste 
der  Bürgerschaft  bedachten  Rhetorik  zu  (503a,  vgl.  504d),  bestreitet 
aber,  daß  sie  in  Athen  vertreten  sei,  während  KaUikles  Themistokles,  Kimon, 
Miltiades  imd  Perikles  als  solche  sittlich  wirkenden  Redner  an- 
führen zu  dürfen  glaubt.  Die  Prüfung  dieser  Behauptung  führt  zur  Wieder- 
aufnahme der  prinzipiellen  L'ntersuchung,  wobei  neue,  dem  pythagoreischen 
Gedankenkreise  entnommene  Gesichtspunkte  geltend  gemacht  werden 
(503  d  ff.),  deren  Einführung  493  a  ff.  vorbereitet  wurde.  Wie  jedes  Wirken,  so 
muß  auch  das  Wirken   auf  die   Seele  Harmonie,    Ordnung  und  Regelung 

17- 


Oßy  §  40.    Piatons  Schriften:  Gorgias. 

des  Objektes  sich  zum  Ziele  setzen.  Ordnung  und  Regelung  der  Seele,  die  mit 
ihrer  Gesetzlichkeit  gleichbedeutend  sind  und  ihre  Gerechtigkeit  und  Maßhaltung 
herbeiführen,  müßte  der  gute  Redner  sich  zur  Aufgabe  stellen  (504  d),  wodurch 
die  Erfüllung  ihrer  Begierden,  solange  sie  sich  im  Zustande  der  Zügellosigkeit 
und  Ungerechtigkeit  befindet,  ausgeschlossen  ist  (505  b,i.  Die  gute  Beschaffenheit 
eines  jeden  Dinges  tmd  Wesens  beruht  auf  seiner  geordneten  und  regelrechten 
Verfassung.  Die  geordnete  Seele  ist  die  maßhaltende.  Die  maßhaltende  Seele 
also  ist  die  gute  (506  d  ff.i.  Mit  der  Maßhaltung,  insofern  sie  Tun  des  Zukom- 
menden ist,  sind  auch  die  übrigen  Tugenden,  Gerechtigkeit,  Tapferkeit  imd 
Frömmigkeit  gegeben.  Der  Maßhaltende  i.«t  also  der  vollkommen  Gute  und 
demgemäß  —  wie  unter  Benutzung  des  Doppelsinns  vop  sv  Tioüxieiv  (gut  handeln, 
und:  sich  wohl  befinden)  gefolgert  wird  —  Glückselige  (509 ci.  Damit  bestätigt 
sich  die  frühere  Kritik  der  Anschauungen  des  Polos  und  Kallikles  (mit  507  e 
vgl.  491,2.  mit  508  b :  4S0  b  c,  mit  508  c :  4S6  a  b),  insbesondere  auch  hinsichtlich 
der  Bewertung  des  Unrechtleidens  und  des  straflosen  Unrechttuns  (yj8c  ff.i.  Es 
fragt  sich  nun,  mit  welchen  Mitteln  Unrechtleiden  und  Unrechttun 
zu  vermeiden  sind  —  denn  auch  das  Unrechttun  und  seine  Vermeidung  sind 
nicht  Sache  des  bloßen  Wollens  (509  e ;  vgl.  oben  S.  157).  Vermeidung  des 
Unrechtleidens  ist  nur  zu  erreichen  durch  Angleichung  an  die  herrschende 
Macht,  im  gegebenen  Falle  den  athenischen  Demos.  Dies  fi'üirt  zur  Anwendung 
der  schmeichlerischen  Rhetorik  (513  bei.  Ihr  gegenüber  steht  das  Streben  nach 
dem  Besten,  d.  h.  der  sittlichen  Förderung  der  Bürgerschaft.  Wer  diesen  ^Veg 
beschreitet,  muß  sich  hinsichtlich  seiner  Vorbildung,  seines  Könnens  und  semer 
bisherigen  Leistungen  prüfen.  Wie  für  Kallikles  selbst,  der  eben  im  Anfange 
pohtLscher  Tätigkeit  steht,  so  ergibt  diese  Prüfung  auch  für  die  von  ihm  als  ver- 
dient bezeichneten  vier  Staatsmänner  kein  günstiges  Resultat  (515  d  ff.). 
Gegen  sie  spricht  schon  ihr  persönliches  Schicksal.  Als  Perikles  begann,  haben 
die  Athener,  die  damals  noch  ..geringwertiger-  waren,  nichts  gegen  ihn  unter- 
nommen. Als  er  sie  zur  ., Trefflichkeif'  erzogen  hatte,  hätten  sie  ihn  beinahe 
zum  Tode  verurteilt.  Und  ähnlich  ging  es  Kimon.  Thendstokles  und  Jkliltiades. 
So  sind  diese  Staatsmänner  Tierhaltern  zu  vergleichen,  die  Esel,  Pferde  und 
Rinder  als  gutartige  Tiere  übernehmen  und  sie  im  Verlaufe  ihrer  Pflege  zu 
Schlägern,  Stößern  und  Beißern  machen  (516  ai.  Die  ihnen  nachgerühmten  Ver- 
dienste verhalten  sich  zu  der  wahren,  auf  das  Beste  abzielenden  politischen  Tätig- 
keit, wie  auf  dem  Gebiete  der  körperlichen  Fi'ursorge  gute  Leistungen  der  dienen- 
den Künste  des  Bäckers,  des  Kochs,  des  Webers  und  Schusters  zu  solchen  der 
herrschenden  Künste  des  Turnmeisters  imd  des  Arztes,  die  allein  über  die  richtige 
Anwendung  der  von  jenen  gelieferten  Hilfsmittel  zu  entscheiden  vermögen. 
Jene  Politiker  haben  die  Bürgerschaft  mit  dem  was  sie  begehrte  bewirtet  sonder 
Bedacht  auf  die  Folgen,  indem  sie  ohne  die  Tugenden  der  Maßhaltung  und  Ge- 
rechtigkeit die  Stadt  mit  Häfen  und  Schiffswerften  und  Mauern  und  Tribtiten 
und  „solcherlei  Tand"  anfüllten  (519  a).  Für  Sokrates  gilt  es,  in  seinem  Wirken 
das  Beste,  nicht  das  Lustreichste  ins  Auge  zu  fassen,  unbekümmert  um  das 
möglichenveise  drohende  Urteil  eines  Gerichtes,  vor  dem  er  so  hilflos  dastehen 
wird  wie  ein  Arzt,  den  ein  Koch  vor  Kindern  anklagt  1 521  a).  Das  Gericht  im 
HadeS;  dessen  Schilderung  in  einem  orphische  Färbung  zeigenden  Mythus  den 
Schloß  des  Dialoges  (523  a  ff.)  bildet,  wird  den  Philo3oi)hen,  der  seiner  Aufgabe 
und  nur  dieser  Aufgabe  gelebt  hat  (526  c  (fi/.oao^ov  za  airov  Tiod^avxo;  y.ai  ov 
no/.v:Toay/4oyr/(>ayzo;  er  xol  ßtoj)  ehren  und  zu  den  Inseln  der  Seligen  ent- 
senden. 


§  40.    Piatons  Schriften:  Gorgias.  261 

Für  die  Bcurtoilung  dieser  Ausführungen  ist  vor  allem  ihr  Verhältnis  zu 
zwei  früheren  Dialogen,  zum  Protagoras  und  zum  ersten  Buche  der  Politcia,  von 
Wichtigkeit.  Was  die  Beziehungen  zum  Protagoras  betrifft,  so  fällt  sofort  die 
verschiedene  Stellung  zum  Lustproblem  ins  Auge.  Der  Protagoras  entwickelt 
eine  hedonistische  Theorie,  den  Kern  des  Gorgias  bildet  die  Bekämpfung  des 
Luststrebens  und  die  Erhebung  des  Guten  zum  Lebensziele.  Die  Erbitterung, 
mit  der  dieser  Kampf  geführt,  die  Schärfe,  mit  der  der  (iregensatz  betont  wird, 
hat  die  meisten  Piatonforscher  dazu  verleitet,  die  Spannung  zwischen  den  beiden 
Werken  zu  überschätzen  und  von  einer  Bekehrung  Piatons,  einer  grundsätzlichen 
Wandlung  in  seiner  Stellung  zur  Lustfrage  zu  sprechen.  Zunächst  und  in  der 
Hauptsache  gilt  der  Kampf  dem  niederen  sinnlichen  Lustprinzip  des  Kallikles. 
Nun  Avird  freilich  von  499  d  an  dargelegt,  daß  auch  bei  der  guten  Lust  nicht 
die  Lust  selbst,  sondern  das  Gute  das  Ziel  sei.  Aber  dieses  Gute  wird  durchaus 
subjektiv-eudämonistisch  als  Glück  eines  oder  vieler  Individuen  verstanden,  und 
das  Verhältnis  dieses  Eudämouismus  zu  einem  geläuterten  Hedonismus  bleibt 
unerörtert.  Wollte  man  der  Wendung  sv  jigdzTovra  i^iaxägiöv  zs  y.ai  svöal/nora 
tlvai  (s.  oben)  besonderes  Gewicht  beilegen,  so  stände  ein  hedonistischer  Eudä- 
mouismus außer  Frage.  Auch  der  Piaton  des  Protagoras  würde  keinen  Augen- 
blick bestritten  haben,  daß  das  Gute  in  diesem  Sinne  als  letztes  Ziel  seiner  Lust- 
und  L^nlustmeßkunst  zu  gelten  habe,  und  im  Gorgias  ist,  behält  man  das  Ganze 
im  Auge,  mit  dem  Satze  exeqov  tö  tjöv  tov  dya&ov  noch  keineswegs  bestritten, 
daß  doch  auch  dieses  dya&öv  wieder  als  Eudämonie  ein  freilich  über  das  nächst- 
liegende elementare  ^)Sv  unendlich  erhabenes  Lustgefühl  sei.  So  hindert  nichts, 
im  Gorgias  nicht  eine  Umkehr,  sondern  einen  Fortschritt  auf  der  Bahn  des 
Protagoras  zu  erkennen,  der  sich  dadurch  vollzieht,  daß  aus  der  guten,  d.  h. 
nützlichen,  Einzellust  das  Gute  abstrahiert  und  verselbständigt  zum  letzten 
Zwecke  erhoben  wird.  Der  Leser  des  Lysis  wird  sich  dabei  der  in  diesem 
Dialoge  219  b  ff.  erörterten,  bis  zu  einem  letzten  Ziel  ansteigenden  Zielskala  er- 
innern, und  ich  zweifle  nicht,  daß  in  der  Tat  Gedankengänge,  wie  sie  sich  bei 
Abfassung  des  Lysis  darboten,  auf  den  Gorgias  von  Einfluß  gewesen  sind. 

Das  Verhältnis  des  Gorgias  zu  Politeia  I  wurde  schon  S.  248  berührt.  Es 
ist  im  Grunde  der  gleiche  Gegensatz  zweier  Weltanschauungen,  der  uns  hier  wie 
dort  entgegentritt.  Aber  an  die  Stelle  des  kühl  forschenden  Begriffsethikers  ist 
der  feurige  Bekenner  eines  Lebensideales,  an  die  Stelle  der  abstrakten  tl'nter- 
suchung  der  Kampf  gegen  und  für  konkrete  Mächte  im  geistigen  Leben  der  Zeit 
getreten.  Der  sitthche  Nihilismus  hat  in  den  der  athenischen  Demokratie 
schmeichelnden  sophistischen  Rhetoren,  sein  Gegensatz  in  dem  unentwegt  im 
Dienste  des  Wahren  und  Guten  verharrenden  Sokrates  greifbare  Gestalt  ange- 
nommen. Alles  ist  aus  dem  Schatten  der  Schule  in  das  scharfe  Licht  des  (iffent- 
lichen  Lebens  gerückt.  Selbst  die  Doktrin  vom  höchsten  Glück  des  Tyrannen 
hat  jetzt  in  der  Person  des  zeitgenössischen  Schurken  auf  dem  Throne  Archelaos 
(471  a  ff.)  Farben  und  Umrisse  gewonnen.  Auf  diesem  Geiste  eines  sittlichen 
Bekenntnisses  dem  Leben  und  der  Wirklichkeit  gegenüber  beruht  der  gewaltige 
Eindruck,  den  der  Gorgias  Avie  im  Altertum  (vgl.  Themist.  or.  33  S.  356  Dind. 
=  Aristot.  fr.  64),  so  auch  heute  auf  jeden  Leser  hervorbringt,  so  weit  uns  auch 
die  geschichtlichen  Verhältnisse,  aus  denen  er  erwuchs,  entrückt  sind.  Aber  auch 
dogmatisch  bedeutet  das  Werk  einen  großen  Fortschritt,  wie  über  Politeia  I  so 
über  alle  seine  anderen  Vorgänger  hinaus,  einen  Fortschritt  insbesondere  in  der 
Richtung  auf  die  Ideenlehre.  Mit  dem  orphisch-pythagoreischen  Gedankenkreise 
setzt  eine  neue  mächtige  Triebkraft  ein,  die  dieser  Lehre  entgegenführt.  Die 
Anschauung   von    einer  jenseitigen    Welt   und    einem    körperlosen   Zustande   der 


262  §  ■^^*-    l^latons  Schriflcn:  Gorgias.     Menon. 

Seele  (523  a  ff.),  die  Auffassung  vom  aw//a  als  a)j/(a  —  diese  letztere  freilich 
493a  nur  als  fremde  Lehre  wiedergegeben;  vgl.  Philolaos,  oben  S.  Hi  — ,  ver- 
einigen sich  mit  der  scharfen  Entgegensetzung  von  Sein  und  Schein  (4r)9  e. 
527  b).  von  Streben  nach  dem  Guten  und  Jagd  nach  Sinnenlust,  zur  Förderung 
jenes  Dualismus,  der  ein  Grundzug  der  Ideenlehre  ist.  Auf  dem  Felde  der 
Politik  bilden  sich  unter  dem  Einfluß  dieses  Dualismus  jetzt  schon  die  Keime, 
die  sich  später  in  den  Büchern  II — X  der  Politeia  im  Lichte  der  ausgebildeten 
Ideenlehre  machtvoll  entwickeln.  Wird  auch  die  Forderung,  daß  die  Philosophen 
Könige  und  die  Könige  Philosophen  werden,  noch  nicht  in  aller  Form  gestellt, 
so  ist  der  politische  Philosophenberuf  doch  nur  eine  natürliche  Folgerung  aus 
dem  Verlangen  einer  auf  Schulung  und  Sachkeniltnis  beruhenden  sittlichen 
Hebung  der  Bürgerschaft  und  findet  in  Sokrates'  Äußerung  von  einer  ihm  zur 
Aufgabe  zu  stellenden  OrnarrFia  rijg  jTÖ/.swg  (521  a)  sogar  ausdrückliche  Erwäh- 
nung. Das  zä  ai'Tov  ngdzTsir  und  die  Meidung  des  :io).vjTouyi^iov£Tv  scheidet  den 
Philosophen  hier  wie  in  der  Politeia  von  allen  niederen  Interessen,  und  die  Ge- 
ringschätzung des  Materiellen,  wie  sie  in  der  Bezeichnung  der  äußeren  Macht- 
mittel des  Staates  als  Tandes  zur  Erscheinung  kommt,  findet  in  dem  philo- 
sophischen  Absolutismus  der  Politeia  ihr  Gegenstück. 

Nüchterner,  aber  an  philosophischem  P>trage  reicher  als  das  zuletzt  be- 
sprochene Werk  ist  der 

Menon.  Er  führt  uns  zunächst  auf  wohlbekannte  sokratische  Fährten. 
Das  Problem  des  Protagoras,  die  Lehr  barkeit  der  Tugend,  taucht  wieder 
auf,  und  wie  dort  am  Schlüsse  verlangt  war,  soll  seine  Lösung  auf  eine  andere 
Untersuchung,  die  des  Wesens  der  Tugend,  begründet  werden.  Wie  im 
Euthyphron  erweist  sich  der  Gesprächspartner  —  hier  der  Thessaler  Menon,  der 
in  seiner  Heimat  mit  Gorgias  verkehrt  hat  —  sofort  als  jeder  logischen  Schulung 
bar.  und  so  muß  ihm  die  Aufgabe  des  Definierens  erst  klar  gemacht  werden. 
Auch  hier  ist  wieder  von  dem  dbog  die  Rede,  auf  das  hinblickend  man  beant- 
worten kann,  was  Tugend  ist  (72  c  f.,  vgl.  auch  75  a  f.  und  Euthyphr.  6e). 
Xebenerträgnis  dieser  Auseinandersetzung  ist  einmal  der  Satz,  daß  die  Tugend 
von  jung  und  alt,  Mann  und  Weib,  die  gleiche  ist  (73a  ff.;  gegen  Gorgias,  vgl. 
Pohlenz,  Aus  Pl.s  Werdezeit  S.  168  Anm.  1),  sodann  die  als  Beispiel  aufgestellte 
Definition  des  r,yi)iio.  (75  b  ff.),  sowie  die  des  y.Qitma  (76  a  ff.),  wobei  sich  ein  Aus- 
blick auf  definitionstechnische  Fragen  ergibt  (75  c  f.  76  e).  Unter  den  von  Menon 
aufgestellten  Begriffsbestimmungen  M'ird  eine  —  die  doery  ist  die  Fähigkeit, 
die  3Ienschen  zu  beherrschen  (73c)  —  ausdrücklich  als  Eigentum  des 
Gorgias  bezeichnet,  der  damit  aber  unter  der  Mehrheit  von  Tugenden,  die  er  auf- 
zählte (Aristot.  Polit,  A  13,  1260  a  27),  jedenfalls  nur  die  des  freien  Mannes  ge- 
meint haben  kann.  In  der  Geltung,  die  ihr  von  Menon  gegeben  wird,  erweist 
sie  sich  als  zu  eng.  Schon  hier  wird  im  Gegensatz  gegen  die  im  Dialoge  Gorgias 
zurückgewiesene  Doktrin  zugestanden,  daß  diese  Herrschaft  mit  Gerechtigkeit 
ausgeübt  werden  müsse.  Dasselbe  Zugeständnis  bringt  die  nächste  Definition, 
die  in  verbesserter  Form  lautet:  doETi'j  ist  die  Fähigkeit,  sich  mit  Ge- 
rechtigkeit das  Gute  zu  verschaffen  (79  ab,  vgl.  77  b),  zu  Falle,  da  hier 
in  die  Definition  der  Tugend  als  Merkmal  ein  „Tugendteil"  —  die  Gerechtigkeit  — 
aufgenommen  ist.  Es  muß  also  weiter  gesucht  werden.  Aber,  gibt  Menon,  damit 
einen  zweiten  Hauptteil  des  Gespräches  (80  d— 86  c)  einleitend,  zu  bedenken, 
kann  man  denn  etwas  suchen,  was  man  nicht  kennt'.'  Auch  wenn  man 
den  betreffenden  Gegenstand  findet,  weiß  man  ja  doch  nicht,  ob  es  der  gesuchte 
ist.  Man  kann  überhaupt,  wie  Sokrates  den  eristischen  Satz  vervollständigt,  weder 
wa«  man  weiß,  noch  was    man    nicht  weiß  suchen.      Beim    Ersteren    kommt    ein 


§  40.    Piatons  Schriften:  Menon.  263 

Suchen  nioht  in  Frage,  beim  Zweiten  ist  es  unausführbar.  Der  Trugschluß  hätte 
sich  durch  den  Hinweis  darauf  erledigen  lassen,  daß  die  gesuchte  Definition 
weder  ein  absolut  Unbekanntes  noch  ein  absolut  Bekanntes  ist.  Sie  ist  bekannt, 
insofern  sie  gewissen  durch  die  Einzelobjekte,  die  sie  umfassen  soll,  gebotenen 
Bedingungen  genügen  muß;  unbekannt,  insofern  das  gemeinsame  Wesen  der 
Einzelobjekte  erst  durch  vergleichende  Prüfung  festzustellen  ist.  Sokrates  nimmt 
iiber  das  Sophisma  zum  Anlasse,  eine  neue  Theorie  des  Lernens  zu  ent- 
wickeln (81  a  ff.),  für  deren  Richtigkeit  er  zwar  nicht  einstehen  will;  doch  soll 
•die  in  ihr  verkörperte  Wahrheit,  daß  Suchen  und  Forschen  aus  sittlichen  Gründen 
iiQtwendig  sei,  unbedingte  Geltung  behaupten  (86  b,  vgl.  81  d).  Die  menschliche 
^eele,  so  führt  er  unter  Berufung  auf  Priesterweisheit  und  auf  eine  Pindarstelle 
aus,  ist  unsterblich.  Sie  hat  in  wechselndem  Dasein  alles  Existierende  auf  Erden 
«nd  im  Hades  kennen  gelernt.  Bei  dem  Zusammenhange  aller  Dinge  untereinander 
bedarf  es  nur  der  Erinnerung  an  eines,  um  auch  alles  Andere  wiederzufinden. 
+r>uchen  und  Lernen  ist  also  nur  Erinnerung  fdrüinnjoig).  Zum  Beweise 
•entlockt  Sokrates  einem  nie  in  Mathematik  unterrichteten  Sklaven  durch  fort- 
gesetztes Fragen  die  Lösung  einer  geometrischen  Aufgabe.  Die  dabei  entwickelten 
Kenntnisse  sind  in  dem  Gefragten  als  richtige  Vorstellungen  —  d?.i]ßsTs 
<döiai  — ,  d.  i.  als  latente  Rückstände  eines  im  Präexistenzznstande  erworbenen 
\\'^issens  —  in:ioxijfiij  —  bereits  vorhanden  gewesen.  Durch  Fragen  werden  die 
4/.)]dsT?  dö^at  zu  sjTiozfjiiiai  erweckt  (85  c  ff.).  Nach  dieser  Verteidigung  des  durch 
das  Sophisma  in  Fi-age  gestellten  Forschens  kann  in  einem  dritten  Hauptteile 
des  Dialogs  (86  c  ff.)  die  Untersuchung  Avieder  aufgenommen  werden.  Sie  gilt 
jetzt  aber  auf  VV^unsch  des  Menon  der  Lehr  barkeit,  nicht  dem  Wesen  der 
Tugend,  so  jedoch,  daß  der  notwendigen  Begründung  der  Lehrbarkeitsfrage  auf 
die  Wesensfrage  insoweit  Rechnung  getragen  wird,  als  die  erstere  nur  hypothetisch 
gelöst  werden  soll:  bei  welcher  Beschaffenheit  der  Tugend  —  so  soll 
gefragt  werden  —  ergibt  sich  ihre  Lehrbarkeit?  Die  Antwort  fällt  so  aus, 
■wie  wir  es  nach  dem  Protagoras  erwarten:  bei  ihrem  Charakter  als  Wissen.  Daß 
die  Tugend  Wissen  ist,  soll  durch  eine  neue  Argumentation  dargetan  werden, 
die  im  wesentlichen  folgendermaßen  verläuft  (87  c  ff.).  Die  Tugend  ist  ein  Gut. 
Mithin  muß,  wenn  es  außerhalb  des  Bereiches  des  Wissens  nichts  Gutes  gibt 
(si  /i)]öei'  ioziv  dyaßör,  o  ovy.  imnii^ii)]  jtsqis/si,  87  d),  die  Tugend  Wissen  sein. 
I)er  Beweis  wird  vermittelst  der  Gleichsetzung  von  gut  und  nützlich  sowie  von 
<pg6vr]oig  und  ijiiorTjfii]  geführt.  Als  Gut  ist  die  Tugend  nützlich.  Aller  Besitz 
äußerer,  leiblicher  und  seelischer  Art  nützt  in  Wahrheit  nur  bei  richtigem  Ge- 
brauche, den  die  cfoövijotg  lehrt.  So  ist  (pQÖvrjoig  das  Nützliche.  Die  Tugend 
aber  ist  nützlich.  Folglich  ist  sie  (poön^aig  (■=  Esiiorrjf^u]),  und  somit  lehrbar. 
Nun  stellen  sich  aber  die  uns  aus  dem  Protagoras  (s.  o.  S.  240)  bekannten  Bedenken 
wieder  ein.  Wenn  die  Tugend  lehrbar  ist,  weshalb  gibt  es  in  ihr  keine  Lehrer  und 
Schüler?  (die  gewerbsmäßigen  angeblichen  Tugendlehrer,  die  Sophisten,  sollen 
nicht  in  Betracht  kommen  [91b  ff.,  vgl.  95  b  ff.]).  Weshalb  haben  die  Vertreter 
politischer  Tüchtigkeit,  Staatsmänner  wie  Themistokles,  Aristeides,  Perikles  und 
Thukydides  ihre  dgExi]  nicht  durch  Unterricht  ihien  Söhnen  übermittelt  (89  d  bis 
i)6d)?  Das  Rätsel  wird  hier  (96eff.)  im  Lichte  der  Lehre  von  d/.ydijg  böia  und 
J.-Ttai/jfu)  anders  gelöst  als  durch  den  Sophisten  im  Protagoras.  Zum  richtigen 
Handeln,  heißt  es  jetzt,  kann  ebensogut  wie  die  f'jrtor»;/«?/  auch  die 
■alrjdi]g  i5o|a  leiten.  Die  früher  aufgestellte  These  vom  alleinigen  Wert  der 
^foovrjoig  (i7iioT)'j/.it]/  muß  fallen.  Freilich  abgesehen  von  der  Brauchbarkeit  als 
Direktive  für  das  Handeln  bleibt  der  höhere  Wert  des  Wissens  der  richtigen 
^''orstellung  gegenüber  gewahrt.     Im  Wissen  sind  die  an  sich  flüchtigen  richtigen 


9(^  §  40.    Piatons  Schriften:  Menon. 

Vorstellungen  j^ewisserniaßen  gebunden,  und  zwar  durch  die  mit  der  dvü/urtjoig 
(auf  Grund  des  Zusammenhangs  aller  Dinge)  gegebene  Erwägung  der  Ursache 
(man  erinnert  sich  des  Gegensatzes  von  rix^»}  und  fu.-rfioia  im  Gorgias,  s.  oben 
S.  256).  Die  Tüchtigkeit  der  Staatsmänner  beruht,  insofern  sie  nicht  durch 
Unterweisung  fortgepflanzt  werden  kann,  auf  der  richtigen  Vorstellung,  die  ihnen 
weder  von  Natur  noch  durch  Lehre,  sondern  durch  göttliche  Eingebung 
{&etn  uoign  99  e;  vgl.  hinsichtlich  ihres  Gegensatzes  zum  Wissen  den  Ion  [oben 
S.  240])  zuteil  wird.  Hier  empfindet  der  Leser  eine  Schwierigkeit.  Nach  der 
früheren  Ausführung  wäre  zu  erwarten,  daß  die  richtige  Vorstellung  jedermann 
von  Natur  aus  innewohne,  also  nicht  Gegenstand  einer  besonderen  Gottesgabe 
sei.  Die  Schwierigkeit  ist  wohl  so  zu  lösen,  daß  die  von  Natur  aus  sozusagen 
schlafend  vorhandene  richtige  Vorstellung  zur  Wirksamkeit  erst  geweckt  werdeii 
muß.  Das  kann  entweder,  falls  sie  zum  Wissen  erhoben  wird,  durch  ardfinjoig,. 
d.  h.  Lehre,  oder,  falls  sie  auf  der  Stufe  der  richtigen  Vorstellung  verbleibt, 
durch  göttliche  Inspiration  geschehen.  —  Der  Dialog  schließt,  indem  Sokrates 
betont,  daß  das  erreichte  Ergebnis  nur  ein  vorläufiges  sei  und  die  Frage  nach 
der  Gewinnungsweise  der  Tugend  sich  mit  Sicherheit  erst  beantworten  lasse- 
wenn  die  andere  nach  ihrem  Wesen  gelöst  sei. 

Der  Menon  ist  unter  den  Werken  dieser  Periode  dasjenige,  das  den  Charakter 
der  Übergangszeit  am  deutlichsten  erkennen  läßt.  Er  zeigt  einen  Januskopf,  der 
auf  der  einen  Seite  nach  den  Jugenddialogen,  auf  der  andern  nach  den  Werken 
der  reifsten  Zeit  hinblickt.  Der  Beziehungen  zu  den  Problemen  des  Protagoras 
nnd  der  Parallele  zum  Euthyphron  wurde  schon  gedacht.  Auch  die  gesamt© 
Anlage  des  ersten  Teiles,  die  einander  ablösenden  verfehlten  Definitionen  und 
ihre  Elenxis,  ist  ganz  die  der  begriffsethischen  Dialoge,  mit  denen  der  Menon 
hinsichtlich  seines  Hauptproblems,  des  AV'esens  der  Tugend,  auch  den  anscheinend 
ergebnislosen  Abschluß  gemein  hat.  Der  Dialog  unternimmt  es,  die  Grundfrage 
r/.Tor'  k'oTiv  dger/j;  zu  beantworten,  deren  Lösung  am  Schlüsse  des  Protagoras 
als  Bedingung  der  Entscheidung  über  ihre  Lehrbarkeit  bezeichnet  worden  war 
—  und  er  endigt,  gerade  wie  der  Protagoras,  damit,  daß  der  Gewinn  der  Ver- 
handlung wieder  in  ZAveifel  gezogen  wird,  weil  jenes  Grundproblera  noch  nicht 
gelöst  ist.  Selbst  die  erfolgte  Antwort  auf  die  Frage  .-roTöv  ii  ioTir  uoeti)  ;  die 
Erklärung  der  Tugend  als  Wissen,  mußte  zurückgenommen  werden.  Aber  gerade 
in  dieser  Zurücknahme  liegt  ein  gewaltiger  Fortschritt,  der  uns  auf  die  zweite 
Seite  der  Bedeutung  des  Dialoges,  seine  Beziehungen  zur  zukünftigen  Entwick- 
htng  führt.  Der  starre  Intellektualismus  ist  gebrochen.  Es  gibt  außer  der 
auf  Wissen  beruhenden  Tugend  auch  eine  solche,  die  die  richtige 
V  0  r  s  t  e  1 1  u  n  g  z  u  r  G  r  u  n  d  1  a  g  e  h  a  t.  Spätere  Dialoge  werden  uns  den  Philosophen 
auf  dem  gleichen  Wege  der  Milderung  und  schließlichen  Preisgabe  des  Intellektualis- 
mus zeigen.  Sie  werden  uns  auch  lehren,  wie  fruchtbar  die  Unterscheidung  von 
Wissen  und  Vorstellung  für  die  platonische  Erkenntnistheorie  geworden  ist.  In  der 
Bewertung  der  richtigen  Vorstellung  liegt  aber  auch  eine  Korrektur  des  Gorgias. 
Das  Alleinrecht  des  auf  Kenntnis  der  Ursache  begründeten  W^issens  ist  aufge- 
hoben. Damit  im  Zusammenhange  steht  die  Zurücknahme  des  Verdiktes  über 
die  großen  athenischen  Staatsmänner.  Die  Volksverderber  des  Gorgias  erscheine» 
im  Menon  als  Gottbegnadete.  Zwei  der  dort  mit  Namen  genannten,  Themistokle& 
und  Perikles,  kehren  hier  wieder.  Man  darf  wohl  in  dieser  Ehrenerklärung, 
wenn  auch  vielleicht  nicht  mit  Th,  Gomperz,  Griech.  Denker  II  303,  den  Kern- 
tind  Quellpimkt  des  Dialoges,  so  doch  einen  seiner  Quellpunkte  erkennen. 
Jedenfalls  vernehmen  wir  in  dieser  milderen  Beurteilung  des  geschichtlich  Ge- 
gebenen eine  neue  Tonart,  die  uns  deutlicher  aus  den  Schriften  der  Spätzeit  Piatons 


§  40.    riatons  Schriften :  Menon,    Euthydernos.  265' 

entgegenklingen  wird.  Die  für  die  Chronologie  der  beiden  Dialoge  bedeutsame 
Voraussetzung,  daß  der  Menon  den  Gorgias  berichtige,  ist  wohl  nicht  in  Zweifel 
zu  ziehen.  Im  ^lenon  ist  das  Urteil  über  die  Staatsmänner  dogmatisch  funda- 
mentiert.  Es  ist  zum  mindesten  sehr  unwahrscheinlich,  daß  der  Philo!?oph  den 
hier  sorgsam  aufgeführten  Gedankenbau  im  Gorgias  durch  ein  radikal  ab- 
sprechendes Urteil  zertrümmert,  das  in  umsichtiger  Erörterung  gewonnene  Er- 
gebnis als  null  und  nichtig  ignoriert  haben  sollte.  Ebenso  gibt  es  von  der  fein 
ausgestalteten  Lehre  über  Wissen  und  richtige  Vorstellung  im  ]\Ienon  keinen 
Weg  zu  der  primitiveren,  dem  alten  Intellektualismus  näher  stehenden  Auffassung 
im  Gorgias.  Inhaltliche  Argumente  stimmen  hier  völlig  mit  den  Ergebnissen  der 
großen  Mehrzahl  der  Sprachstatistiker  überein.  —  Neuen  Ertrag  hat  im  Menon 
auch  das  tiefere  Eindringen  in  die  orphisch-pythagoreische  Gedanken- 
welt gezeitigt.  Was  dieser  der  Gorgias  verdankte,  Avaren  ethische  oder  doch 
unter  den  ethischen  Gesichtspunkt  gerückte  Motive.  Jetzt  leistet  sie  in  der 
Lehre  von  präexistenziellem  Wissen  und  Wiedererinnerung  erstmals  der  Er- 
kenntnistheorie Dienste,  die  um  so  bedeutungsvoller  sind,  als  sie,  wie  die  spätere 
Entwicklung  zeigt,  auch  auf  metaphysischem  Gebiete  der  Ausgestaltung  der 
Ideenlehre  zugute  kommen.  Nicht  zwingend,  aber  doch  naheliegend  ist  es.  mit 
pythagoreischen  Studien  auch  die  EoUe,  die  in  unserm  Dialoge  der  Mathematik 
zufällt,  in  Verbindung  zu  bringen  (vgl.  außer  der  oben  S.  263  besprochenen 
Stelle  auch  86  e  f.).  Von  erkenntnistheoretischer  Tragweite  ist  endlich  auch  die 
Bekämpfung  der  (sophistischen)  Eristik,  die  ein  Vorspiel  bildet  zu  der 
eingehenderen  und  durch  ihren  Sarkasmus  schwerer  treffenden  Polemik  des 

JEuthi/deinoSf  dessen  Hauptinhalt  ein  eristischer  Mummenschanz  ausmacht.- 
Die  Kosten  der  Belustigung  bestreiten  zwei  Vertreter  der  sophistischen  Vielseitig- 
keit, Euthydemos  und  Dionysodoros.  Groß  in  allem  militärischen  Wissen,  Vir- 
tuosen im  Kampfe  mit  schwerer  Rüstung,  in  welchem  sie  auch  andere  iinter- 
richten,  ausgezeichnet  im  gerichtlichen  Redestreite,  für  den  sie  gleichfalls  Schüler 
vorbereiten,  legen  sie  doch  den  Hauptwert  auf  den  eigentlichen  Sophistenberuf, 
das  Wirken  als  Tugendlehrer  (271  d  f.,  273  c  f.).  Von  diesem  Wirken  geben  sie 
hier  nun  seltsame  Proben.  Aufgefordert,  einen  Jüngling  von  der  Notwendigkeit 
des  Philosophierens  und  der  Tugendübung  zu  überzeugen,  treiben  sie  ihn  durch 
Fangschlüsse  in  die  Enge  und  setzen  weiterhin  dieses  Spiel  auch  mit  den 
anwesenden  Erwachsenen  fort.  Es  handelt  sich  größtenteils  um  Paralogismen 
wohlfeilster  Art.  Ihren  Nerv  bildet  teils  der  logische  Fehler  der  Äquivokation,  die 
Verwertung  der  Mehrdeutigkeit  eines  Wortes  —  wie  des  Possessivpronomens,  das- 
bald  ein  Besitzen  („mein  Haustier"),  bald  lediglich  eine  Beziehung  (,, meine  Götter") 
ausdrückt  —  oder  einer  Wortform  {atycorza  kann  als  Accus,  sing.  masc.  sowie  als 
Nom.  und  Accus,  plur.  neutr.  verstanden  werden),  oder  einer  Konstruktion  (in 
TiQooi'yy.ei  o(püxrEiv  xov  iidyeioor  kann  rov  f(dy.  Subjekt  wie  Objekt  sein),  teils  die 
Weglassung  einer  Verbindungspartikel  (dein  Hund,  der  Junge  hat,  ist  dein 
[und]  Vater  —  auch  hier  läßt  sich  übrigens  der  Fehler  auf  Äquivokation  des 
Possessivpronomens  zurückführen)  oder  einer  selbstverständlichen  Einschränkung^ 
(derselbe  jMensch  ist  ein  Wissender  [hinsichtlich  dessen,  was  er  weiß]  und  ein 
Nichtwissender  [hinsichtlich  dessen,  Avas  er  nicht  Aveiß];  unterdrückt  man  die 
Beschränkung,  so  läßt  sich  folgern,  daß  er  alles  und  daß  er  gar  nichts  Aveiß) 
u.  dgl.  m.  Innerhalb  dieses  logischen  Gaukelspiels  sind  es  nur  vier  Sätze,  die 
eine  eingehendere  Betrachtung  A-erdienen.  Euthydemos"  erste  Frage  lautet  (275  d): 
Welche  Menschen  sind  die  Lernenden,  die  009  o«' (die  Wissenden  bzw.  die  Gescheiten), 
oder  die  dfiaOeT?  (die  Nichtwissenden  bzAv.  die  Ungelehrigen,  die  Dummen)?  Gegen 
die   AntAvort:    01   co<fo{   Avendet   Euthydemos    ein,    daß  man  in   der  Schule  doch 


'2(^{\  §  40.    Piatons  Schriften:  Euthydemos. 

lerne,  was  man  nicht  weiß,  also  als  afiaOi);  lerne.  Gegen  die  Antwort :  ol  d/iaß'ETg 
hat  der  mit  Euthydemos  im  Einverständnis  stehende  Dionysodoros  den  Einwurf 
bereit,  daß  es  doch  die  aoqoi.  nicht  die  ä/iadeT;  seien,  die  das  vom  Lehrer  Vor- 
gesagte lernen.  Der  Leser  dieses  Abschnittes  erhält  den  Eindruck,  daß  der  Para- 
logismus  auf  dem  oben  durch  die  Übersetzung  gekennzeichneten  Doppelsinne  von 
aoffog  und  attaOi];  beruhe.  Eine  andere  Auffassung  läßt  Piaton  277  e  ff.  durch 
Sokrates  vortragen.  Wir  können  ihr  erst  im  Zusammenhange  mit  dem  zweiten 
sophistischen  Dilemma  näher  treten.  Dieses  hat  die  Form:  Lernen  die  Lernenden 
was  sie  wissen  oder  was  sie  nicht  wissen?  (276 d).  Die  Antwort,  sie  lernten  was 
sie  nicht  wissen,  wird  zurückgewiesen  mit  der  Bemerkung,  der  Schüler  wisse  doch 
die  Buchstaben  (Laute),  aus  denen  sich,  was  der  Lehrer  zum  Lernen  vorträgt, 
zusammensetzt.  Er  lerne  also  was  er  wisse.  Der  andern  Antwort  aber  wird  ent- 
gegengehalten, lernen  bedeute  Wissen  empfangen;  man  empfange  aber  nur,  was 
man  noch  nicht  habe.  In  seiner  Widerlegung  (277  e  ff.)  faßt  Sokrates  beide 
Trugschlüsse  zusammen  und  erkennt  als  ihre  Grundlage  eine  Doppelheit  im 
üblichen  Gebrauche  des  Wortes  ..lernen''.  Dieses  bedeute  sowohl  die  erste  An- 
eignung elementaren  Wissens  über  eine  Sache,  wde  auch  die  dieses  elementare 
Wissen  voraussetzende  Erwerbung  eines  Wissens  von  dem,  was  mit  jener  Sache 
in  Handlung  oder  Eede  vor  sich  geht.  (In  dem  primären  Sinne  lernt  der  Schüler 
die  Buchstaben  kennen,  in  dem  sekundären  das,  was  die  Buchstaben  in  ihrer 
Zusammensetzung  ergeben.  Er  ist  in  bezug  auf  das  primäre  Wissen  schon  ein 
Besitzender  zur  Zeit,  da  er  das  sekundäre  Wissen  erst  erwerben  muß.  Er  ist 
also  je  nach  dem  Wortsinne  wissend  und  nichtwissend  zugleich  und  lernt,  was  er 
im  primären  Sinne  weiß,  im  sekundären  Sinne  nicht  weiß.)  Ob  diese  Erklärung 
auf  das  erste  Dilemma  in  der  Form,  in  der  es  vorgebracht  wurde,  paßt,  soll 
an  anderer  Stelle  untersucht  werden.  Wichtiger  ist,  auf  die  Fäden  hinzuweisen, 
die  den  Euthydem  in  diesem  Abschnitte  mit  dem  Lysis  und  dem  Symposion  sowie 
<iem  Menon  verbinden.  Die  Doppelstellung  des  Subjektes  hinsichtlich  des 
Wissens  und  Nichtwissens  erinnert  an  das  Neutrale  des  Lysis  und  leitet  hinüber 
zu  dem  philosophierenden  ovte  oocpog  oi're  äftußijg  des  Symposions.  Auf  das 
—  in  gewissem  Sinne  bekannte,  in  gewissem  Sinne  unbekannte  —  Objekt  des 
Suchens  und  Forschens  projiziert  ergibt  diese  Doppelstellung  zugleich  die  im 
Menon  nicht  ausgesprochene  rein  logische  Lösung  des  eristischen  Paralogismus 
von  der  Unmöglichkeit  des  Suchens  (s,  oben  S.  263). 

Die  beiden  anderen  Trugschlüsse  verdienen  Erwähnung  wegen  ihrer  Be- 
deutung für  die  Frage  nach  Piatons  Beziehungen  zu  Antisthenes.  Wir 
begegnen  283  e  ff.  der  These,  es  sei  unmöglich  die  Unwahrheit  zu  sagen,  285  d  ff. 
dem  damit  nahe  verwandten  Satze,  es  lasse  sich  nicht  widersprechen.  Aristoteles 
bezeugt  beide  Behauptungen,  die  erstere  freilich  in  etwas  unbestimmter  Weise, 
für  Antisthenes  (s.  oben  S.  176  f.).  So  pflegt  man  in  diesem  Abschnitte  und 
weiterhin  in  dem  ganzen  Dialoge  eine  Polemik  gegen  die  antisthenische  Eristik 
zu  erkennen  (s.  oben  S.  181  f.  223).  Bei  dem  zwischen  den  beiden  Philosophen 
bestehenden  Feindschaftsverhältnisse  läßt  sich  dieser  Annahme,  wenigstens  soweit 
-sie  die  beiden  in  Rede  stehenden  Thesen  betrifft,  eine  gewisse  Wahrscheinlichkeit 
nicht  absprechen ;  auch  Zellers  Vermutung  (II  1  •*  S.  296,  2),  daß  sich  301  a 
gegen  einen  Angriff  des  Antisthenes  auf  die  Ideenlehre  (bzw.  Begriffslehre)  richte, 
ist  beachtenswert.  Immerhin  bleibt  zu  bedenken,  daß  Piaton  286  c  den  Satz  von 
der  Unmöglichkeit  des  Widerspruchs  als  weit  verbreitet  bezeichnet  und  angibt, 
Protagoras  ,,und  die  noch  Älteren"  hätten  sich  seiner  häufig  bedient,  luid  daß 
nach  Plat.  Kratyl.  429  d  auch  die  Behauptung,  es  sei  unmöglich  die  Unwahrheit 
zu  sasen.  in  Piatons  Zeit  tind  früher  von  vielen  verfochten  wurde. 


§  40.    Piatons  Schriften:  Euthydemos.  267 

j\Iit  feiner  Bercchnnng  laßt  Piaton  das  belustigende  Paradoxenspiel  der 
«ristischen  Klopffechter  durch  ernste  Ausführungen  des  Sokrates  unterbrechen. 
Die  beiderlei  Bestandteile  des  Dialoges  heben  sich  gegenseitig  in  ihrer  Wirkung. 
Überhaupt  ist  der  Euthydem  ein  Meisterwerk  schriftstellerischer  Kunst.  Der 
ruhige,  die  beiden  Sophisten  mit  überlegener  Ironie  abfertigende  Sokrates.  der 
über  all  die  Tollheit  in  Hitze  geratende  Liebhaber  des  zu  belehrenden  Jünglings, 
Ktesippos,  der  aber  alsbald  -den  Eristikern  mit  gleicher  Münze  heimzuzahlen 
lernt,  sind  ebenso  prächtig  gezeichnet,  wie  die  über  den  Erfolg  ihrer  Albernheiten 
sich  kindisch  freuenden  Paradoxenjäger  und  die  ihnen  Beifall  spendende  Korona. 
Derselben  Aufgabe,  die  Euthydem  und  Dionysodoros  in  so  sonderbarer  Weise 
;gelöst  haben,  widmet  auch  Sokrates  seine  Ausführung:  es  gilt  eine  IMahnung 
(n^ooTos:zTiy.6;  [/.öyog])  zur  philosophischen  Betätigung.  Sie  zerfällt, 
durch  eristische  Produktionen  der  Sophisten  unterbrochen,  in  zwei  Teile  (278  e 
Tjis  282  e;  288  d — 292  e).  Im  ersten  tritt  uns  ein  aus  dem  Menon  bekannter  Ge- 
danke entgegen.  Das  Wissen  ist  es,  das  durch  Weisung  des  richtigen  Gebrauches 
die  gemeinhin  ohne  weiteres  für  Güter  gehaltenen  Dinge  erst  wirklich  zu  Gütern 
macht.  Es  ist  also  die  alleinige  Quelle  der  Glückseligkeit  und  muß  somit  Ziel 
unseres  Strebens  sein.  Daß  hier  von  der  im  Menon  erörterten  praktischen  Gleich- 
wertigkeit der  richtigen  Vorstellung  mit  dem  Wissen  nicht  die  Rede  ist,  nötigt 
so  wenig,  dem  Euthydem  vor  dem  Menon  seine  zeitliche  Stelle  anzuweisen,  wie 
der  Mangel  eines  Beweises  für  die  Lehrbarkeit  der  Tugend  irgendwelche  chrono- 
logischen Schlüsse  gestattet.  Denn  ein  Protrejitikos  zum  philosophischen  Studium 
konnte  selbstverständlich  nur  mit  einer  Erkenntnis  rechnen,  die  Gegenstand  der 
Lehre  und  nicht  göttlicher  Eingebung  ist.  So  läßt  denn  Piaton  den  Jüngling 
sich  ohne  weiteres  für  die  Lehrbarkeit  erklären.  Sokrates  freut  sich,  weiterer 
Untersuchung  über  diese  Frage  überhoben  zu  sein  und  sogleich  seinen  letzten 
Schluß  auf  die  Notwendigkeit  des  Philosophierens  ziehen  zu  können. 

Auf  Grund  des  im  ersten  Teile  des  Protreptikos  gewonnenen  Resultats  soll 
nun  im  zweiten  die  Kunst  aufgefunden  werden,  die  nicht  nur  das  Erzeugen, 
sondern  auch  den  Gebrauch  der  Güter  umfaßt.  Xach  längerem  Suchen  kommt 
die  staatsmäunische  oder  königliche  Kunst  in  Sicht  als  diejenige,  die  die 
Leistungen  aller  anderen  Künste  sich  zum  richtigen  Gebrauche  dienstbar  macht. 
Aber  auch  sie  hält  der  Prüfung  nicht  stand.  Um  nützlich  zu  sein,  muß  sie 
Wissen  mitteilen,  aber  kein  gegenständlich  bestimmtes  Wissen,  denn  alles  der- 
artige Wissen  gehört  den  unter  ihr  stehenden  fachlichen  Künsten.  Sie  über- 
mittelt also  nur  Wissen  als  solches  schlechthin.  Dieses  pflanzt  sich,  da  die 
■Nützlichkeit  der  zum  Wissen  Gelangten  sich  darin  äußern  muß,  daß  sie  andere 
wissend  machen,  ad  infinitum  fort,  ohne  jemals  gegenständliche  Bestimmtheit 
und  damit  praktische  Yerwertbarkeit  zu  finden.  Wir  bewegen  uns  damit  in 
einem  aus  dem  Charmides  bekannten  Gedankenkreise  (s.  o.  S.  245  f.)  und  werden  hier 
-wie  dort  den  Quellpunkt  der  Erörterung  in  der  Annahme  einer  allumfassenden, 
•einheitlichen  und  unzerspaltbaren  Wissenschaft  zu  suchen  haben. 

Mehr  als  bei  anderen  platonischen  Schriften  werden  beim  Euthydem  das 
historische  Verständnis  und  der  Genuß  dadurch  beeinträchtigt,  daß  uns  die 
zeitgeschichtlichen  Beziehungen  des  Werkes  nur  unvollkommen  bekannt 
sind.  Was  den  beiden  Sophisten  oder  ihren  ungenannten  Berufsgenossen  tat- 
sächlich gehört  und  was  Piaton  ihnen  nur  geliehen  hat,  ist  mit  Sicherheit  nicht 
auszumachen.  Daß  die  Anspielungen  auf  Antisthenes  fraglich  sind,  wurde  schon 
■erwähnt.  Eine  für  uns  nicht  verifizierbare  Beziehung  muß  290  e  f.  obwalten. 
Durch  den  Schluß  (304  d  ff.)  erscheint  vollends  der  ganze  Dialog  als  eine  Ge- 
Jegenheitsschrift,   hervorgerufen   durch   den    Angriff,    der   von   einer   bestimmten 


9()8  ^  40.    Piatons  Schriften:  Euthydenios.    Kleinerer  Hippias. 

Seite  im  Hinblick  auf  eristische  Spielereien  gegen  die  Philosophen  als  Pfleger 
wertloser  Künste  gerichtet  worden  war.  Demgegenüber  wird  geltend  gemacht,, 
daß  zwar  in  der  philosophischen  wie  in  jeder  anderen  Betätigung  vielen  Untaug- 
lichen wenige  Tüchtige  gegenüberständen;  dies  dürfe  aber  nicht  hindern,  wenn 
man  der  Philoso])hie  selbst  Wert  beimesse,  sich  ihr  zu  widmen  und  seine  Kinder 
in  ihr  unterrichten  zu  lassen.  So  folgt  dem  Protreptikos  eine  Apologie  des 
philosophischen  Studiums. 

Man  hat  nun,  wie  schon  oben  S.  219  f.  berichtet  wurde,  in  dem  Angreifer 
Jsokrates  vermutet  und  auf  diese  Identifizierung  weittragende  Schlüsse  hinsicht- 
lich der  Stellung  des  Dialogs  innerhalb  der  Beziehungen  zwischen  Isokrates, 
Antisthenes  und  Piaton  und  hinsichtlich  seiner  Abfassungszeit  begründet.  Tat- 
sächlich hat  sich  Isokrates  literarisch  in  der  hier  in  Frage  kommenden  Weise 
gegen  die  Eristik  im  philosophischen  Unterrichte  ausgesprochen  (s.  oben  S.  219). 
Auch  die  im  Euthydem  gegebe-  .o  persönliche  Charakteristik  paßt  auf  ihn.  Der 
Angreifer  war  ein  hervorragend  L.chtiger  Verfasser  von  Gerichtsreden  für  andere 
(304  d.  305  bc;  dahin  zielt  auch  der  Seitenhieb  289  d):  ein  solcher  war  Isokrates 
nachweislich  in  der  Zeit  von  etwa  400  bis  etwa  390,  vielleicht  auch  länger.  Er 
wird  ferner  geschildert  als  IMittelding  zwischen  Philosoph  und  Politiker  (305c  ff.): 
in  der  Tat  bilden  bei  Isokrates  neben  der  Rhetorik  Politik  und  eine  freilich  in 
seinem  besonderen  Sinne  verstandene  Philosophie  den  Hauptinhalt  seines  Ideals 
und  seiner  Tätigkeit.  Und  wenn  es  ferner  heißt,  daß  solche  Leute  sich  für  die 
weisesten  aller  Menschen  hielten  und  nur  in  den  Philosophen  ein  Hemmnis  auf 
dem  Wege  zur  allseitigen  Anerkennung  ihrer  Weisheit  erblickten  (305  c  f.),  so 
erinnert  man  sich  wohl  des  ärgerlichen  und  schulmeisterlich  abkanzelnden  Tones 
der  Sophistenrede.  Wir  können  heute  außer  Isokrates  niemanden  namhaft  machen, 
der  der  Schilderung  in  ihren  einzelnen  Zügen  entspräche.  Aber  daraus  folgt 
)ioch  lange  nicht,  daß  Isokrates  wirklich  der  Gesuchte  ist.  Denn  unsere  Kenntnis 
der  Literatur  und  Geistesgeschichte  jener  Zeit  ist  durchaus  lückenhaft.  Der 
Isokrateshypothese  kann  also  im  besten  Falle  nur  Wahrscheinlichkeit  zuge- 
sprochen werden.  Daß  vollends  die  Beziehung  auf  eine  bestimmte  Schrift  des 
Isokrates  und  die  darauf  gegründeten  weiteren,  insbesondere  chronologischen 
Kombinationen  in  der  Luft  schweben,  ergibt  sich  aus  dem  oben  S.  219  ff.  Be- 
merkten. 

Entwickelten  die  Sophisten  im  Euthydem  ein  Virtuosentum  im  unfracht- 
baren  Paralogismenspiel,  so  versagt  in  den  beiden  nach  Hippias  benannten 
Dialogen  einer  aus  ihrer  Klasse  völlig  in  einer  ernsten,  wissenschaftlichen  Zielen 
dienenden  Dialektik.     Im 

Kleineren  Hiitpias  zeigt  sich  der  Sophist,  der  soeben  noch  mit  einer 
oberflächlich  moralisierenden  Homerauslegung  wohlfeilen  Beifall  gefunden  hat, 
gänzlich  hilflos,  sobald  ihn  Sokrates  in  tiefer  greifende  Erörterung  eines  in  seiner 
Epideixis  berührten  ethischen  Problems  verwickelt.  Hippias  bringt  in  weiterer 
Ausführung  des  Themas  seiner  Epideixis  Achilleus  als  den  wahrhaften 
und  besten  unter  den  Griechen  vor  Troja  in  Gegensatz  zu  dem 
lügnerischen  Odysseus.  Demgegenüber  stellt  Sokrates  durch  einen  In- 
duktionsbeweis fest,  daß  auf  jedem  Gebiete  der  Kundigste  und  Fähigste,  also 
Beste,  am  meisten  imstande  ist  zu  lügen  wie  die  Wahrheit  zu  sagen.  Denn  der 
Unkundige  läuft,  wenn  er  willens  ist  zu  lügen,  Gefahr,  infolge  seiner  Unkenntnis 
die  Wahrheit  zu  sagen.  Der  Lügner  und  der  Wahrhafte  stehen  also  nicht  im 
Gegensatze  zueinander,  sondern  decken  sich,  und  der  Wahrhafte  ist  nicht  besser 
als  der  Lügner  (307  cd;  369  b).      Hippias  will  die   Meinung  nicht  aufgeben,  daß- 


§  40.     Piatons  Schritten:  Kleinerer  Hippias.  269 

'-bei  Homer  Achilleus  wahrhaft  und  besser  sei  als  der  lügnerische  Odysseus,  und 
mimmt  nun  aus  einem  ihm  von  Sokrates  entgegengehaltenen  Falle,  in  welchem 
Achilleus  die  Unwahrheit  sagt,  Anlaß,  das  Moment  der  Absichtlichkeit  zu 
■betonen:  Achilleus  sagt  die  l'nwahrheit  unfreiwillig  und  arglos,  Odysseus  frei- 
willig und  in  böser  Absicht  (370  e;.  Aber  auch  damit  vermag  sich  der  Sophist 
den  Schlingen  der  sokratischen  Dialektik  nicht  zu  entziehen.  Ein  neuer  In- 
duktionsbeweis bestätigt,  was  schon  aus  der  früheren  Verhandlung  zu  entnehmen 
war  (371  e),  daß  nämlich  die  freiwillig,  d,  h,  mit  Wissen,  Lügenden  besser  sind 
als  die  unfreiwillig,  d.  h.  ohne  Wissen  die  Wahrheit  \  erfehlenden.  Der  Läufer, 
<ler  freiwillig  langsam  läuft,  also  freiwillig  das  „Schlechte  und  Schimpfliche' 
.(373  e)  tut,  ist  besser  als  derjenige,  der  unfreiwillig  ein  langsames  Tempo  einhält, 
<ier  Ringer,  der  freiwillig  zu  Falle  kommt,  besser  als  ein  anderer,  der  gegen 
seine.i  Willen  niedergeworfen  wird.  Analoges  gilt  von  den  körperlichen,  äußeren 
und  seelischen  Werkzeugen  unseres  Handelns,  der  Stimme,  den  Füßen,  den 
Augen,  Waffen  und  Musikinstrumenten,  der  Seele  eines  Reitpferdes  oder  eines 
Sklaven:  überall  ist  das,  was  freiwillig  fehlt,  bzw.  Mittel  freiwilligen  Fehlens 
ist,  das  Bessere.  Das  Gleiche  muß  auch  von  der  eigenen  Seele  gelten,  und  so 
-ergibt  sich  der  noch  durch  ein  weiteres  Schlußverfahren  (37.j  d — 376  b)  erhärtete 
Satz,  daß  der  Gute  freiwillig,  der  Schlechte  unfreiwillig  fehlt 
und  unrecht  handelt.  Hippias  weiß  nichts  zu  entgegnen  und  bemerkt 
nur,  daß  er  mit  dieser  These  sich  nicht  einverstanden  erklären  könne.  So- 
krates erwidert:  ,,Ich  auch  nicht",  und  findet  es  schlimm,  wenn  er  und  andere 
Ungelehrte  im  Schwanken  über  diese  Frage  auch  bei  ,, Weisen"  wie  Hippias 
Jceine  Hilfe  fänden. 

Die  Lösung  des  Rätsels,  dem  das  wissenschaftlich  unfundierte  moralische 
Empfinden  des  Sophisten  ratlos  gegenübersteht,  ergibt  sich  aus  der  so- 
kratisch-platonischen  ^Vissens-  und  Tugendlehre.  In  den  für  die  Induktion  s- 
Jbeweise  herangezogenen  Fällen  handelt  es  sich  um  an  sich  sittlich  indifferente 
Handlungen.  Der  Ringer,  der  sich  freiwillig  niederwerfen  läßt,  ist  gewiß  im 
Vergleiche  mit  dem  unfreiwillig  Unterliegenden  der  Bessere,  d.  h.  der  bessere 
Ringer.  Das  Urteil  über  Sittlichkeit  oder  Unsittlichkeit  seines  Handelns  hängt 
ah  von  dem  Zwecke,  den  er  verfolgt.  Will  er  etwa  einen  zum  Wettkampfe  mit 
ihm  gezwungenen  leidenden  Kameraden  schonen,  so  verfährt  er,  insofern  er  sich 
von  Nächstenliebe  leiten  läßt,  sittlich,  will  er  eine  zum  Schaden  der  von  ihm 
vertretenen  Kampfpartei  von  Gegnern  ausgesetzte  Bestechungssumme  erlangen, 
so  ist  sein  Tun  als  Ausfluß  niedriger  Gewinnsucht  unsittlich.  An  sich  ist  sein 
vom  beruflichen  Standpunkt  betrachtet  fehlerhaftes  Verhalten  sittlich  weder  gut 
noch  böse,  und  es  geschieht  niu:  zur  Verwirrung  des  Gesprächspartners,  wenn 
Sokrates  hier  (373  e  f.)  die  Kategorien  „schlecht"  und  „schimpflich"  zur  An- 
wendung bringt.  Auf  dem  Gebiete  der  letzten  Zwecke  aber  ist  freiwilliges 
Fehlen  nach  sokratischer  Lehre  unmöglich.  Hier  gilt  der  Grundsatz:  Niemand 
ist  freiwillig  böse  (s.  oben  S.  156  f.).  Wer  also  auf  diesem  Gebiete  fehlt,  zeigt 
•damit,  daß  bei  ihm  die  Voraussetzung  des  Wissens  nicht  erfüllt  ist.  Die  In- 
duktion ist  somit  falsch,  da  sie  aus  den  untersuchten  Fällen  sittlich  indifferenter 
Handlungen  den  allgemeinen  Satz  ableitet:  Freiwilüges  Fehlen  ist  besser  als 
unfreiwilliges,  und  diesen  auch  auf  den  Bereich  sittUch  differenter  Handlungen 
anwendet,  innerhalb  dessen  es  ein  freiwilliges  Fehlen  nicht  gibt.  Bezeichnend 
für  diesen  Zusammenhang  ist,  daß  die  dem  Induktionsverfahren  zugrunde  ge- 
legten Fälle  vom  Läufer,  Ringer  usw.  der  Erfahrung  entsprechend  ohne  weiteres 
als   möglich    angenommen    werden,    während   am    Schlüsse    von    dem    freiwillig 


270         §  ^"-     Piatons  Schriften:  Kleinerer  Hipjjias.     Größerer  Hippias. 

unrecht    Tuenden     mit     dem     Vorbehalte    die     Rede    ist:     .,wenn     ein     solcher 
existiert''. 

Durch  die  mit  großem  Geschicke  durchgeführte  dialektische  Berückung  des 
Sophisten,  deren  Verfahren  im  einzelnen  an  das  y.aTÜ  ofuxooi'  iteTußaivEiv  des 
Phaidros  (262  a)  erinnert,  ist  schon  dieser  Dialog  eine  Art  Gegenspiel  zum 
Euthydemos.  In  volleren  Tönen  klingt  uns  dessen  burleske  Stimmung 
aus  dem 

Größeren  Hippias  entgegen.  Sogleich  die  Anlage  des  Dialoges  zeigt 
ein  neues  ]\Iotiv,  dem  der  Schriftsteller  die  ergötzlichsten  Wirkimgen  abzuge- 
winnen weiß:  Sokrates  nimmt  den  ^Nlitunterredner  nicht  im  eigenen  Xamen  ins 
Verhör,  sondern  gibt  vor.  von  einem  knitflichen  und  schwer  zu  befriedigenden 
Menschen  nach  dem  Begriffe  des  Schönen  gefragt  worden  zu  sein,  und 
bittet  in  seiner  Verlegenheit  den  Sophisten,  der  darüber  jedenfalls  klaren  Be- 
scheid wisse,  um  Hilfe,  die  ihm  als  leichte  Mühe  zugesagt  wird.  Es  gilt  also 
wieder,  wie  in  den  begriffsethischen  Jugenddialogen,  eine  Definition,  und  wie 
dort,  spielt  sich  die  Verhandlung  in  Aufstellung,  Prüfung  und  Verwerfung  einer 
Eeihe  von  Versuchen  ab  und  endigt  ergebnislos.  Aber  gerade  diese  parallele 
Anlage  läßt  um  so  deutlicher  die  verschiedene  Orientierung  der  Jugenddialoge 
einer-  und  des  Hippias  andererseits  zutage  treten.  Dort  fehlte  jede  persönliche 
Spitze,  und  das  Gespräch  diente  nur  der  sachlichen  Klärung:  hier  tritt  die  Dar- 
stellung der  philosophischen  Unzulänglichkeit  des  Hippias  und  Seinesgleichen 
neben  der  dogmatischen  Absicht  gieichwichtig  in  den  Vordergrund.  Zu  dieser 
Schilderung  sind  wie  im  Euthydem  die  Farben  dick  aufgetragen.  Hippias,  der 
noch  vor  kurzem  eine  mit  rhetorischen  Klangspielen  geschmückte  Epideixis  über 
Jugendunterricht  gehalten  hat  (286  a  f.),  verrät  gegenüber  den  elementarsten 
Forderungen  der  Logik  eine  völlige  Verständnislosigkeit,  der  seine  sophistische 
Polymathie  in  geschickter  Weise  zur  Folie  gegeben  wird  (285  b  ff.).  Die  Aufgabe  des 
Definierens  ist  ihm  unbekannt.  Eine  ähnliche  Unkenntnis  des  Gesprächspartners  ist 
uns  bereits  im  Euthyphron  und  im  Menon  begegnet.  Aber  Hippias  stellt  doch  seine 
Vorgänger  in  diesen  Dialogen  weit  in  den  Schatten.  Zwischen  den  Fragen:  Was 
ist  schön?  und:  Was  ist  das  Schöne?  erkennt  er  keinen  Unterschied  (287  d),  und 
so  lautet  denn  seine  erste  Antwort  auf  Sokrates'  Definitionsbegehren:  Ein  schönes 
Mädchen  ist  schön  (287  e).  Als  ihm  eingeschärft  wird,  es  handle  sich  um  die 
Frage:  Was  ist  das  Schöne  an  sich,  was  ist  das  eidoi,  durch  dessen  Hinzutreten 
alles  andere  geschmückt  wird  und  schön  erscheint  ?  (289  c  d ;  vgl.  dazu  Euthyphr. 
6d,  Meno  72  c  und  oben  S.  250),  meint  er:  Gold.  Ernst  mischt  sich  erst  in 
die  Satire,  sobald  Sokrates  seinerseits  Definitionsversuche  zur  Debatte  stellt. 
Nachdem  sich  der  Vorschlag,  das  Schöne  für  das  Passende  zu  erklären,  als 
undurchführbar  erwiesen  hat,  da  das  Passende  zwar  schön  erscheinen  lasse,  aber 
nicht  in  Wirklichkeit  schön  mache  (293  e  ff.;  vgl.  jedoch  289  d  cfaivsiai),  erfolgt 
eine  Erörterung  zweier  weiterer  Begriffsbestimmungen,  die  in  besonderem  Grade 
unsere  Aufmerksamkeit  verdient.  Entsprechend  dem  sehr  umfassenden  populären 
Gebrauche  des  Wortes  y.a'/.6g,  der  der  vielfachen  Verwendung  unseres  „schön" 
analog  ist,  wird  das  Schöne  dem  Brauchbaren  und  weiterhin  dem  Nützlichen 
gleichgesetzt  (295  c.  296  e).  Aber  auch  dabei  soll  es  nicht  sein  Bewenden  haben, 
und  zwar  auf  Grund  folgender  Erwägung :  Das  Nützliche  ist  das  Gutes  Schaffende. 
Darnach  wäre  das  Schöne  Ursache  des  Guten.  Verursachendes  und  Bewirktes 
sind  aber  nicht  identisch,  so  wenig  Avie  A''ater  und  Sohn.  Also  wäre,  die  Stich- 
haltigkeit der  Definition  vorausgesetzt,  das  Gute  nicht  schön  und  das  Schöne 
nicht  gut  —  was  niemand  zugeben  wird  (297' a  ff.).  Diesem  Schlußverfahren  liegt 
der  gleiche  logische  Fehler  zugrunde,  an  dem  die  Deduktion  Protag.  331  a  leidet. 


§  40.     Piatons  Schriften:  Größerer  Hippias.     Kratylos.  ^ii 

Aus  der  begrifflichen  Verschiedenheit  zweier  Qualitäten  wird  geschlossen,  daß  die 
eine  der  andern  auch  nicht  inhärieren  und  von  ihr  nicht  prädiziert  werden 
könne:  da  das  Schöne  nicht  das  Gute  ist,  wird  gefolgert,  es  sei  nicht  gut.  Es 
läßt  sich  hier  so  wenig  Mie  im  Protagoras  annehmen,  daß  der  Fehlschluß  von 
Piaton  nicht  bemerkt  und  nicht  beabsichtigt  worden  sei.  —  Nachdem  auch  dieser 
Definitionsversuch  zurückgewiesen  ist,  erscheint  endlich  eine  Begriffsbestimmung 
die  uns  auf  das  bisher  nur  beim  ,, Passenden"  obenhin  berührte  ästhetische  Gebiet 
führt.  Schön  ist,  wie  297  e  erklärt  wird,  was  uns  vermittelst  des  Gehörs 
und  des  Gesichts  Lustgefühle  bereitet.  Was  ist  aber  die  gemeinsame 
Eigentümlichkeit,  die  diesen  Lustgefühlen  einen  Vorrang  vor  denen  der  Nahrungs- 
aufnahme, des  Geschlechtsverkehrs  u.  dgl.  gewährt?  Die  Antwort  lautet:  sie 
sind  unter  allen  Lustgefühlen  die  unschädlichsten  und  besten,  das  Schöne  ist 
also  nützliche  Lust  (303 e).  So  führt  dieser  Ausweg  —  man  erinnert  sich 
dabei  der  Ausgänge  des  Euthyphron  und  des  Lysis  —  an  ein  bereits  verschlossenes 
Tor,  und  die  Untersuchung  endigt  resultatlos,  nicht  ohne  daß  der  in  die  Enge 
getriebene  Sophist  den  Eedebrocken  und  -schnitzeln  des  sokratischen  dia?Jyendai 
die  „schön  komponierte"  und  persönlichen  Vorteil  bringende  Gerichts-  und 
Staatsrede  als  ,, schön"  und  wertvoll  gegenüberstellt,  wogegen  Sokrates  sich  auf 
die  Vorhaltung  jenes  „ihm  nächstverwandten  vmd  mit  ihm  im  selben  Hause 
wohnenden"  Dritten  beruft,  der,  Avenn  Sokrates  sich  zur  Hochschätzung  der 
schön  komponierten  Rede  bekehre,  ihn  frage,  wie  er  denn  über  die  Schönheit  der 
Redekomposition  oder  irgendwelcher  sonstigen  Handlung  urteilen  könne,  ohne  zu 
wissen,  was  das  Schöne  sei. 

In  Wirklichkeit  kann  Piaton  die  Widerlegung  des  letzten  Defiuitions- 
versuches  nicht  für  triftig  gehalten  haben,  wenn  es  ihm  mit  dem  Fehlschlüsse,, 
auf  dem  diese  Widerlegung  beruht  (s.  oben),  nicht  Ernst  war.  Der  Satz: 
Schön  ist,  was  vermittelst  des  Gehörs  oder  Gesichts  Lustgefühle  erregt,  insofern 
diese  Lustgefühle  die  besten  sind,  bleibt  also  in  Piatons  Smne  bestehen,  genügt 
aber  freilich  nicht  den  Anforderungen  einer  Definition,  da  mit  der  allgemeinen 
Bewertung  dieser  Lustgefühle  noch  nicht  das  Spezifische  ihres  Wesens  an- 
gegeben ist. 

Die  Echtheit  des  Größeren  Hippias  wird  auch  von  ernsten  Piatonforschern 
bestritten,  so  zuletzt  von  Pohlenz,  Aus  Pl.s  Werdezeit  S.  123  ff.  (gegen  Apelt, 
Piaton.  Aufs.  S.  222  ff.).  In  eine  Kritik  der  zum  Beweise  angeführten  Tat- 
sachen kann  ich  hier  nicht  eintreten.  Für  entscheidend  vermag  ich  sie  weder  im 
einzelnen  noch  in  ihrer  Vereinigung  zu  halten,  und  der  Dialog  erscheint  mir  in 
seiner  bei  allem  Burleskenhaften  doch  feinen  Satire,  in  seiner  Gesamttendenz  und 
in  seiner  dialektischen  ^lethode  so  platonisch  wie  nur  möglich. 

Die  eigenartige  Vereinigung  von  Ernst  und  Spiel,  wie  sie  die  zuletzt  be- 
sprochenen Werke  kennzeichnet,  gestaltet  sich  im 

Kraff/los  zu  einer  so  innigen  Verschmelzung  beider  Elemente,  daß  dieser- 
Dialog  der  Interpretation  große  Schwierigkeiten  entgegenstellt.  Er  zeigt  uns 
Piaton  erstmals  auf  einem  philosophischen  Sondergebiete,  dem  der  Sprach- 
philosophie. Hier  standen  einander  zwei  Ansichten  gegenüber.  Nach  der 
einen,  die  in  dem  Gespräche  von  Kratylos  vertreten  wird,  ist  die  Sprache  ein 
Naturerzeugnis  (383  a  (fvoei  .-ie(pvy.vTav),  nach  der  anderen,  die  Piaton  von  Her- 
mogenes  verfechten  läßt,  beruht  sie  auf  Konvention  (384  d  ^wdrjxi]  xai  6f.io).oyia, 
Über  den  Gegensatz  der  Pythagoreer  und  des  Demokrit  in  dieser  Frage  s.  Diels, 
Vors.  55  B  2t)).  Die  letztere  Theorie  wird  etwas  unvermittelt  einem  absoluten 
Subjektivismus   gleichgesetzt  und  so  mit  Protagoras'  Homomensura-Satze  in  Ver- 


_'  i  '1 


§  40.     Platonä  Schritten:  Kratylos. 


bmdung  gebracht,  der  ebenso  wie  der  gegenteilige  Satz  des  Eulhydem,  daß  alles 
iür  alle  unterschiedslos  zugleich  und  immer  vorhanden  sei  (386  d,  vgl.  Euthyd. 
293  c  ff..  297  e  ff.),  durch  die  vom  Standpunkte  der  communis  opinio  vollzogene 
Unterscheidung  von  Guten  und  Schlechten,  Vernünftigen  und  Unvernünftigen 
bekämpft  wird.  Haben  aber  die  rrodyiiuia  einen  von  unserer  Vorstellung  unab- 
hänfi"-en  Bestand,  so  gibt  es  auch  für  die  rroäEsi;,  zu  denen  das  oroudZeir,  d.  h. 
die  sprachliehe  Bezeichnung,  gehört,  eine  an  der  natürlichen  Beschaffenheit  der 
Dinge  zu  messend«  Richtigkeit  oder  Unrichtigkeit  (3b4  d— 387  d).  Andererseits 
ist  die  Sprache  ein  Werkzeug  zum  Zwecke  der  Belehrung  und  zur  Unterscheidung 
der  Dinge,  uns  übergeben  vom  vöuog  (Brauch),  also,  wie  mit  dem  logischen 
Uehler  der  Äquivokation  geschlossen  wird,  das  Werk"  eines  ro/ioOh)];  (Gesetz- 
.gebers ;  im  Folgenden  ist  auch  von  Gesetzgebern  in  der  Mehrzahl  die  Rede), 
der  ebenso  wie  der  Schöpfer  anderer  \\'erkzeuge  der  Sachkunde  bedarf.  Er  maß 
>das  Ideal  des  Werkzeuges  (das  ideale  Wort;  zur  Venvendung  von  sldo;  und  iösa 
.389  b.e.  390  e  vgl.  Euthyphr.  6df.,  Menon  72  c,  Gr.  Hipp.  289  d  und  oben  S.  2."30)'' 
üneinbilden  in  den  Stoff  (die  Sprachelemente,  Buchstaben  und  Silben),  in  Be- 
.rücksichtigung  der  Sonderart  des  jeweilen  zu  erfüllenden  Zweckes  (der  natur- 
gemäßen Bezeichnung  eines  Dinges).  Aus  der  Verschiedenheit  des  (Laut-  und) 
•Silbenmateriales  ergibt  sich  dabei  die  Verschiedenheit  der  Sprachen  (387  d  bis 
.390  a).  Das  Werturteil  über  die  Leistung  des  Werkzeugbereiters  steht  dem  sach- 
verständigen Benutzer  zu.  auf  dem  Gebiete  der  Sprache  demjenigen,  der  die 
Kunst  der  Frage  und  Antwort  —  des  dia/.iyea&ai  —  beherrscht,  also  dem  dia- 
Isy.iixö;.  Er  ist  die  beaufsichtigende  Instanz  für  den  sprachlichen  Gesetzgeber 
(390  b— e).  Als  Beleg  für  eine  solche  gesetzgeberische  Tätigkeit  erfolgt  nun  die 
Zerlegung  griechischer  Nomina,  die  den  Nachweis  erbringen  soll,  daß  bei  ihrem 
Aufbau  die  Erwägung  des  Wesens  der  zu  benennenden  Person  oder  Sache  maß- 
gebend gewesen  sei  (391  c  ff.).  Daß  diese  einen  erheblichen  Teil  des  Werkes 
iüllenden  Etymologien  im  ganzen  als  ein  geistreiches,  vielleicht  persiflierendes 
■Spiel  aufzufassen  sind,  ergibt  sich  deutlieh  aus  der  Ironie,  mit  welcher  der  sie 
vortragende  Sokrates  diese  „Weisheit"  behandelt,  die  er  von  Euthyphron  über- 
kommen haben  will  und  ausdrücklich  als  problematisch  und  revisionsbedürftig 
bezeichnet  (396  d  f.  399  a.  428  a  u.  ö.).  Die  "Wortzerglieder uug  führt  schließlich 
.auf  Primwörter,  die  eine  weitere  Zerlegung  nicht  zulassen.  Bei  diesen  ist  die 
lautliche  Nachahmung  des  Wesens  —  nicht  etwa  der  Stimme  oder  des  Klanges 
—  der  zu  benennenden  Dinge  das  Schaffensprinzip  des  Namengebers  und  das 
Kriterium  seines  Beurteilers.  Auch  hier  betont  Sokrates  das  Zweifelhafte  seiner 
Erklärungen  im  einzelnen,  so  wenn  er  den  sprachlichen  Gesetzgeber  durch  das 
mit  vibrierender  Zunge  hervorgebrachte  q  in  Wörtern  wie  onr,  ooi),  toöuo;  u.  a. 
-die  Bewegung,  durch  <  das  Feine  imd  Durchdringende,  durch  /.  das  Glatte  und 
Oleitende  bezeichnen  läßt  u.  dgl.  (422a-427d). 

Nach  diesen  prinzipiellen  Feststellungen  beginnt  428  d  ein  neuer  Hauptteil 
des  Dialoges,  der  von  der  Frage  nach  richtiger  und  falscher  Sprach- 
schöpfung seinen  Ausgang  nimmt.  Hier  gilt  es  zunächst  die  Abweisung  einer 
verbreiteten  Theorie,  nach  der  es  unmöglich  ist  Unwahres  zu  sagen,  und  also 
auch  unmöglich  Dinge  falsch  zu  benennen.  Wir  kennen  bereits  Antisthenes  als 
Anhänger  dieser  Lehre  (s.  o.  S.  177.  266),  und  die  Annahme,  daß  Piaton  ihn  im 
Auge  gehabt  habe,  findet  darin  eine  Stütze,  daß  er  in  einem  späteren  Abschnitte 
des  Gespräches  mit  Wahrscheinlichkeit  berücksichtigt  ist.  Die  Widerlegung  ge- 
schieht durch  einen  Analogiebeweis:  Avenn  man  auf  dem  Gebiete  der  Gesichts- 
wahrnehmung den  Dingen  nicht  entsprechende  graphische  Abbilder  zuteilen, 
■d.  h.  (fälschlicherweise;   für  ihnen  entsprechend  erklären  kann,  muß  das  Gleiche 


§  40.     Piatons  Schriften:  Kratyloa.  273 

tmch  auf  dem  Gebiete  der  Gehürswahrnehmung  für  lautliche  Abbilder  gelten. 
Es  gibt  also  gute  und  schlechte,  richtige  und  falsche  Sprachschöpfung.  Ein 
irrationaler  Rest  wird  freilich  bei  jeder  Nachbildung  bleiben.  Volle  Identität 
"\vürde  nicht  ein  Bild,  sondern  eine  Verdoppelung  des  abzubildenden  Gegen- 
standes bedeuten.  Solange  also  in  dem  Lautbilde  das  Grundgepräge  der  Sache 
gewahrt  ist.  darf  man  ihm  den  Charakter  einer  Benennung  dieser  Sache  nicht 
absprechen  —  abweichend  von  der  bei  mathematischen  Größen  nötigen  Genauig- 
keit (428d— 432ei. 

Wenn  wir  uns  nun  mittelst  eines  Wortes  trotz  seiner  nur  teilweisen  Sach- 
gemäßheit verständigen  können,  so  beruht  dies  auf  Gewohnheit  und  Konvention. 
In  Wirklichkeit  tritt  sogar  die  Sachgemäßheit  hinter  der  Konvention 
an  Bedeutung  zurück,  so  daß  in  gewissem  Maße  Hermogenes  Recht 
behält,  sowenig  auch  seine  Auffassung  von  einer  völlig  freien,  an 
Sachgemäßheit  in  keiner  Weise  gebundenen  Konvention  als 
Prinzip  der  Sprachrichtigkeit  zu  billigen  ist  (435  c,  vgl.  433  e. 
384  d). 

An  diese  Ausführungen  schließt  sich  die  Frage  nach  dem  Werte  der 
Sprache  als  Mittel  zur  Erkenntnis  der  Dinge.  Kratylos  behauptet 
(435  d):  Wer  die  Namen  weiß,  der  weiß  auch  die  Dinge.  Nun  ist  von  Antisthenes, 
der  nach  Diog.  Laert.  6,  17  ein  Werk  Uegl  Tiuiöeiag  y  orotinTcor  schrieb,  durch 
Epiktet  Diatr.  \,  17,  12  der  Satz  überliefert:  Anfang  der  Bildung  ist  die  Betrachtung 
der  Worte.  Die  Vermutung  liegt  also  nahe,  daß  er  sich  in  jenem  Werke  in 
ähnlicher  Weise  wie  es  hier  von  Kratylos  geschieht,  über  die  Sprache  als  Er- 
kenntnismittel geäußert  habe  und  Piaton  auf  ihn  abziele.  Die  These  wird  mit 
vier  Argumenten  bekämpft:  1.  Der  sprachliche  Gesetzgeber  gab  die  Namen  nach 
seiner  Auffassung  der  Dinge.  Diese  Auffassung  aber  konnte  unrichtig  sein 
r(436b).  2.  Sein  Werk  ist  widerspruchsvoll.  Der  heraklitischen  Anschauung  vom 
Fluß  der  Dinge,  die  es  im  allgemeinen  beherrscht,  steht  die  Etymologie  mancher 
Wörter  entgegen.  Bezeichnungen  bester  Dinge  fallen,  etymologisch  zergliedert, 
mit  den  Namen  schlechtester  zusammen,  schlechte  Dinge  erscheinen  nach  ihrer 
Etymologie  als  gut  (436  e  ff.).  3.  Wenn  die  Namen  die  Kenntnis  der  Dinge  ver- 
mitteln, wie  erkannte  der  Sprachgesetzgeber  die  Dinge,  da  doch  noch  keine 
Namen  vorhanden  waren?  (437  e  ff.).  4.  Auch  unter  der  Voraussetzung  richtiger 
Namengebung  ist  es  der  sicherere  Weg,  die  Dinge  unmittelbar  durch  sich  selbst 
und  nicht  durch  ihre  Abbilder  zu  erkennen  (439  a). 

Als  Anhang  zu  diesem  Abschnitte  erfolgt  eine  Polemik  gegen  den 
Heraklitismus,  von  dem  hier  (439c)  wie  mehrfach  im  Vorhergehenden  (411c. 
436  e;  vgl.  401  d.  402  b)  angenommen  wird,  daß  in  seinem  Sinne  die  Sprach- 
schöpfer, indem  sie  den  in  ihren  Köpfen  vorhandenen  Fluß  der  Dinge  auf  die 
Wirklichkeit  übertrugen,  die  Namengebung  vollzogen  hätten.  Diese  Polemik  ist 
insofern  besonders  interessant,  als  sie  ihren  Ausgang  nimmt  von  einem 
.Schönen  und  Guten  als  absoluten  Qualitäten  (uvzö  y.albv  y.al  dya&ov 
439  d)  —  im  Gegensatze  zu  einem  schönen  Gesicht  u.  dgl.  —  Diese  absoluten 
Qualitäten  sind  etwas  Beharrliches  (das  Schöne  in  diesem  Sinne  kann  nie  nicht- 
schön, das  Gute  nie  nichtgut  werden),  und  bieten  so  den  festen  Punkt,  um  die 
Behauptung  fortwährender  Veränderung  zurückzuweisen,  durch  die,  wie  439  e  ff. 
ausgeführt  ist,  auch  jede  Erkenntnis  ausgeschlossen  wäre.  Denn  das  Erkennen 
setzt  eine  während  des  Erkenntnisaktes  beharrende  Qualität  des  Objektes  voraus, 
und  die  Erkenntnis  selbst  würde,  wenn  alles  sich  verändert,  ihr  Wesen  als  Er- 
kenntnis aufgeben  und,  insofern  sie  dies  fortwährend  täte,  fortwährend  nicht  Er- 
kenntnis sein. 

Ueberweg,  GrundriQ  f.  18 


274  §  ^0-    Piatons  Schriften:  Kratylos.    Menexenos, 

Diese  Erschütterung  des  Heraklitisnuis  durch  den  Hinweis  auf  das  avio 
xidov  xai  dyadov  wird  439  c  ein  Traum  des  Sokrates  genannt,  und  es  bleibt  nach 
440  c  d  eine  schwierige  Entscheidung,  ob  der  von  Sokrates  eingenommene  Stand- 
punkt oder  die  heraklitische  Lehre  das  Richtige  sei.  Nichts  deutet  mit  Sicher- 
heit darauf  hin,  daß  man  unter  dem  avz6  xa/.6v  hier  etwas  anderes  zu  verstehen 
habe,  als  unter  avxo  z6  xa'/.öv  im  Großen  Hippias  289  c  und  als  slöog  und  Ibea 
in  den  früheren  Dialogen  und  im  Kratylos  selbst.  Eine  greifbare  Hindeutung 
auf  eine  Yerdinglichung  oder  Hypostasierung  des  Begriffes  ist  nicht  vorhanden. 
Aber  zweifellos  führt  uns  jener  Traum  des  Sokrates  zum  Ausgangspunkt  neuer 
wichtiger  Gedankengänge  und  eröffnet  einen  Ausblick  auf  die  weitere  Entwick- 
lung der  Lehre  von  den  IMm,  wie  sie  uns  in  den  Schriften  der  nächsten  Periode 
entgegentreten  wird. 

Fassen  wir  zusammen,  so  läßt  sich  Folgendes  als  Piatons  sprachphilosophische 
Ansicht  bezeichnen.  Die  Sprache  beruht  auf  Konvention  und  Brauch 
(der  durch  Paralogismus  [s.  oben  S.  272]  erschlossene  Spraehgesetzgeber  ist  nur 
eine  Personifikation  des  Brauches  und  kommt  für  Piatons  wirkliche  Meinung 
nur  insoweit  in  Betracht,  als  die  ideale  Sprachschöpfung  das  Werk  eines  sach- 
kundigen, vom  Dialektiker  geleiteten  Bildners  sein  müßte).  Die  sprach- 
bildende Konvention  ist  aber  nicht  Sache  ungebundener  Willkür. 
Es  gibt  vielmehr  richtige  und  unrichtige  Sprachschöpfung,  je  nach- 
dem die  Primwörter  in  Nachahmung  der  Dinge  gebildet  und  die  abgeleiteten 
Wörter  aus  ihnen  in  sachentsprechender  Weise  zusammengesetzt  sind  oder  nicht. 
Die  ideale  Sprache  wäre  also,  insofern  die  natürliche  Beschaffen- 
heit der  Dinge  ihre  Bildung  bestimmte,  zugleich  Erzeugnis  der 
Natur.  Die  tatsächliche  Sprachbildung  ist  von  Heraklitisnius  beherrscht:  sie 
verfährt  so,  als  ob  die  Dinge  in  beständigem  Flusse  wären,  und  entbehrt  in  ihrer 
Namengebung  einer  beharrlich  durchgeführten  Norm  und  Konsequenz. 

An  den  Schluß  der  Werke  dieser  Periode  stellen  wir  ein  Parergon,  das 
zwar  philosophisch  ohne  tiefere  Bedeutung,  aber  doch  für  Piatons  Stellung  zur 
Rhetorik  und  zur  athenischen  Geschichte  und  Politik,  vor  allem  aber  für  seine 
schriftstellerische  Eigenart  von  Interesse  ist.     Im 

Menexenos  überrascht  uns  der  Verfasser  des  Gorgias  mit  einer  nach  allen 
Regeln  und  mit  allen  Mitteln  der  Prunkrhetorik  komponierten  Grabrede  auf  im 
Kriege  gefallene  Athener.  Daß  hier  ein  naiynov  vorliegt  mit  satirischer  Be- 
ziehung auf  die  üblichen  Epitaphien  und  ihre  billige  Kunst,  Athen  und  athe- 
nisches Wesen  vor  Athenern  überzeugend  zu  loben,  geht  zur  Genüge  schon  aus 
dem  Einleitungsgespräche  zwischen  Sokrates  und  Menexenos  hervor  und  wurde 
bereits  im  Altertum  empfunden,  wenn  man  in  dem  Werke  eine  Polemik  gegen 
Thukydides  (2,  35  ff.)  erkannte  iProlegom.  in  Plat.  philos.  [Plato  ed.  Hermann 
VI  196  ff.]  c.  22  S.  21(3,  31  ff.).  Aber  es  wäre  verfehlt,  die  satirische  Absicht 
einseitig  zu  betonen.  Auch  die  Freude  am  eigenen  stilistischen  Können,  an  der 
Herrschaft  über  3Iittel  und  Methode  einer  wenn  auch  in  den  Augen  des  Philo- 
sophen hohlen,  so  doch  in  formaler  Hinsicht  unverächtlichen  Technik  sprechen 
ein  Wort  mit,  wohl  auch  der  Gedanke,  den  hochmütigen  Rhetoren  zu  zeigen, 
daß  die  Bekämpfung  ihrer  Kunst  nicht  in  dem  Bewußtsein  der  Unfähigkeit,  es 
ihnen  gleichzutun,  ihren  Ursprung  hat.  So  darf  man  denn  auch  nicht  Satz  für 
Satz  eine  ironisierende  oder  karikierende  Beziehung  auf  die  herrschende  Praxis 
der  Epitaphien  erwarten.  Eine  solche  war  zum  Teil  schon  durch  den  Gegenstand 
ausgeschlossen.  Wo  es  sich  um  das  Lob  der  Gefallenen,  um  die  Ermahnung 
und  Tröstung  der  Hinterbliebenen  handelt,  wäre  jedes  Vordrängen  satirischer 
Tendenz  auch  in  einer  fiktiven  Grabrede  eine  geschmacklose  Beleidigung  heiligster 


§  40.   Piatons  Schriften:  Menexenos.     Die  Schriften  der  reifen  Mannesjahre.  275 

Gefühle.  So  erfüllen  denn  auch  diese  Abschnitte  trotz  ihres  unser  Empfinden 
befremdenden  rhetorischen  Aufputzes  mit  warmer  Teilnahme.  Wie  weit  im 
übrigen  die  Satire  nicht  nur  in  der  stark  auftragenden  Nachahmung  rhetorischer 
Gepflogenheit,  sondern  auch  in  einzelnen  Wendungen  und  Behauptungen  zu 
finden  ist,  läßt  sich  mit  Sicherheit  nicht  ausmachen.  Preisende  Ausführungen 
über  Athens  Verfassung  und  Politik  bildeten  ohne  Zweifel  ein  stehendes  Kapitel 
in  diesen  mit  öffentlichen  Vorgängen  im  engsten  Zusammenhange  stehenden 
Leichenreden.  In  Piatons  Munde  (c.  8)  werden  sie  ohne  Aveiteres  zum  Sarkasmus, 
der  um  so  bitterer  erscheint,  wenn  wir  in  diesem  Zusammenhange  einer  Stelle 
(238  d)  begegnen,  die  uns  fast  wie  ein  Zitat  aus  der  perikleischen  Leichenrede 
bei  Thukydides  (2,  37)  berührt.  Für  diese  und  andere  Beziehungen,  auf  die 
näher  einzugehen  nicht  dieses  Ortes  ist,  verweise  ich  ebenso  wie  für  die  rheto- 
rische Komposition  der  Rede  auf  Pohlenz,  Aus  Pl.e  W^erdezeit  S.  244  ff.  256  ff., 
der  mir  freUich  im  einzelnen  namentlich  hinsichtlich  der  Ausdeutung  des  Epi- 
taphios  als  Kritik  der  auswärtigen  Politik  Athens  zu  weit  zu  gehen  scheint.  Für 
Piatons  Dogmatik  ist  der  Dialog  ohne  Ertrag.  Aus  der  populären  Anschauung 
heraus  gesprochene  Sätze  (wie  24Gef.  .Täöd  le  i.-iiairifi}]  ht/..)  dürfen  selbstver- 
ständlich nicht  dogmatisch  ausgemünzt  werden.  Auf  einige  Parallelen  in 
der  Politeia.  die  allgemeinere  Gedanken  betreffen,  hat  Pohlenz  S.  295  hin- 
gewiesen. 

Die  auch  heute  noch  nicht  diirchweg  aufgegebene  Athetese  des  Mene- 
xenos  beruht  auf  Verkennung  seiner  satirischen  Tendenz.  Zudem  wird  seine 
Echtheit  durch  aristotelische  Zitate  (Rhet.  A  9,  1367  b  8  f.,  T  14,  1415  b  30  f.) 
bestätigt.    Über  seine  Abfassungszeit  s.  oben  S.  217. 

III.  Die  Schriften  der  reifen  Mannesjahre. 
.Symposion.     Phaidon.     Politeia.     Phaidros. 

Die  Werke  der  vorigen  Periode  zeigten  uns  Piaton  auf  dem  Wege  zu  einer 
rieuen.  aus  sokratischen  und  vorsokratischen  Elementen  sich  bildenden  Welt- 
anschauung. Der  Gegensatz  gegen  seine  Umgebung  bestimmte  ihn,  den  Kampf 
bald  hierhin  bald  dorthin  zu  tragen.  So  erfuhren  wechselsweise  die  verschiedenen 
Gedankenkomplexe  Stärkung  und  tiefere  Begründung.  Aber  es  fehlte  noch  an 
einer  einheitlichen  Zusammenfügung  der  mannigfachen  Elemente.  Auch  in 
Piatons  reifsten  Mannesjahren  hat  sich  diese  freilich  nicht  im  Sinne  einer  nach 
allen  Seiten  durchgreifenden  und  gleichbleibenden  Systematisierung  vollzogen. 
Piaton  ist  ein  Werdender  gewesen  sein  Leben  lang,  und  auch  die  Schriften  dieser 
Periode  zeugen  durch  Schwankungen  und  Veränderungen  in  Grundlehren  für 
sein  nie  abgeschlossenes  Ringen  nach  Erkenntnis.  Aber  eine  VereinheitUchung 
findet  doch  insofern  statt,  als  die  jetzt  mit  voller  Klarheit  ausgebildete  Ideen- 
lehre,  d.  h.  die  Setzung  der  Begriffe  als  selbständiger,  von  der  Erscheinungs- 
welt getrennter  und  ihr  übergeordneter  Substanzen,  in  das  Zentrum  der  An- 
schauungen Piatons  tritt,  und  nach  ihr  sein  Denken  innerhalb  der  verschiedenen 
philosophischen  Disziplinen  sich  orientiert.  In  der  neuen  Lehre  findet  neben 
sokratischen  und  pythagoreischen  Grundgedanken  auch  der  noch  im  Kratylos 
abgelehnte  Heraklitismus  als  eine  für  das  Gebiet  der  sinnlichen  Welt  berechtigte 
Auffassung  Raum  (vgl.  unten  §  41).  während  eine  Einwirkung  des  Eleatismus. 
vielleicht  durch  Vermittlung  megarischer  Doktrin,  in  der  Wesensbestimmung  der 
Ideenwelt  zutage  tritt.  So  sammelt  sich  Sokratisches  und  Vorsokratisches  in  der 
Ideenlehre  wie  in  einem  Brennpunkte,  um  von  hier  auf  Erkenntnistheorie,  Meta- 
physik,  Psychologie,   Ethik.    Politik  und  Ästhetik   auszustrahlen.      Natürlich  er- 

18* 


07(5  ^  ^0.    Flatons  Schriften:  r>ie  Schriften  der  reifen  Mannesjahre.    Symposion. 

geben  sich  aus  dieser  Vereinigung,  auch  abgesehen  von  der  veränderten  Stellung 
zum  Heraklitisrauä,  Umgestaltungen  früherer  Philo=opheme.  Sie  im  einzelnen 
kenntlich  zu  machen  bleibt  der  Besprechung  der  in  diese  Periode  fallenden 
Dialoge  vorbehalten. 

Das  Neue,  das  diese  Phase  platonischer  Philosophie  charakterisiert,  ließe 
sich  iüs  Ergebnis  einer  rein  innerlich  vollzogenen  Weiterentwicklung  begreifen. 
Gewiß  wirkten  aber  auch  hier  äußere  Vorgänge  unterstützend  und  fördernd  ein. 
Piatons  erste  Eeise  nach  dem  Westen  war  geeignet,  in  doppelter  Weise  einen 
Einfluß  zu  üben.  Der  Aufenthalt  an  alten  Stammsitzen  pythagoreischen  Lebens 
und  Lehrens  mochte  die  in  dem  Philosophen  schon  vorher  wirksamen  pythago- 
reischen Vorstellungen  verstärken  und  vertiefen.  Der  'Harmoniegedanke  gewinnt 
in  dieser  Periode  für  Psychologie.  Ethik  und  Politik  an  Gewicht.  Die  An- 
schauungen von  Präexistenz  und  Unsterblichkeit  und  die  dualistische  Auffassimg 
des  Verhältnisses  zwischen  Leib  und  Seele  stehen  zur  Ideenlehre  in  engster  Be- 
ziehung und  finden  auch  unmittelbar,  namentlich  im  Phaidon.  ihren  Ausdruck. 
Auch  Piatons  politisches  Denken  konnte  im  Pythagoreerkreise  neu  befruchtet 
und  zur  Ausgestaltung  eines  Staatsideales  angeregt  werden.  Ferner  mochte  aber 
auch  dem  Besuche  von  Syrakus  in  letzterer  Hinsicht  Bedeutung  zukommen.  Es 
konnte  kaum  fehlen,  daß  das  lebhafte  politische  Interesse  des  Atheners  sich  der 
fremdartigen  Welt  des  Tyrannenstaates  bemächtigte,  um  daraus  für  die  Aus- 
bildung der  eigenen  Anschauung  Folgerungen  zu  ziehen.  Dabei  war  sicherhch 
der  Verkehr  mit  dem  in  die  sLzilischen  Verhältnisse  eingeweihten  und  für  Piatons 
Gedanken  empfänglichen  Dion  von  Belang  (vgl.  auch  Epist.  7,  326bff.  i. 

Dem  Inhalte  der  Dialoge  dieser  Epoche,  die  Piaton  auf  dem  Höhepunkt 
seiner  Entwicklung  zeigen,  entspricht  auch  ihre  vollendete  künstlerische  Form, 
der  sie  es  mit  zu  danken  haben,  daß  sie  ihren  Platz  unter  den  gefeiertsten 
Werken  der  Weltliteratur  behaupten.  Die  Politeia  nähert  sich  allerdings  in  ihrer 
DarsteUungsform  denjenigen  unter  den  Alterswerken,  in  denen  der  Dialog  nur 
noch  die  äußerliche  Einkleidung  eines  zusammenhängenden  Lehrvortrags  büdet. 
Das  ist  aber  durch  die  gewaltige  Fülle  des  Stoffes  bedingt,  der  schon  um  der 
Übersicht  und  des  Verständnisses  willen  die  Vorführung  in  strafferer  dogma- 
tischer Form  erheischte.  Dabei  hat  jedoch  der  Verfasser  nicht  nur.  im  Gegensatz 
zu  den  Altersdialogen,  im  einzelnen,  wie  in  der  Heranziehung  von  Beispielen. 
Vergleichungen,  Gleichnissen  und  Analogien,  eine  unübertroffene  Pracht  der  Dar- 
stellung entfaltet,  sondern  sich  auch  in  der  schwierigen  Gesamtordnimg  des 
Stoffes  mit  glücklichstem  Erfolge  von  künstlerischen  Eücksichten  leiten  lassen. 
Dag^en  zeigt  der  Phaidros  in  der  Disposition  einen  ^langel.  macht  ihn  aber 
durch  den  hohen  poetischen  Schwung  wieder  wett,  der  einen  Teil  des  Werkes 
durchzieht.  Inhalt  imd  Form  in  Einklang  zu  bringen  ist  dem  Schriftsteller  wohl 
nirgends  besser  gelungen  als  im 

Sjpnposion.  Die  Weihe  des  Gegenstandes,  einer  aur  den  Eros  gegründeten, 
in  der  Erkenntnis  der  Idee  des  Schönen  gipfelnden  ästhetisch-ethischen  Welt; 
anschauung.  verbreitet  sich  in  wundervoller  Weise  auch  über  die  Darstellung. 
Für  diese  ist  eine  eigenartige  Form  gewählt.  .Sechs  Teilnehmer  eines  Symposions 
unterziehen  sich  in  je  einer  Rede  der  vereinbarten  Aufgabe,  den  Liebesgott  zu 
preisen.  Jede  dieser  Eeden  dient  zur  Charakterisierung  des  Redners  und  be- 
leuchtet zugleich  den  Gegenstand  von  einer  seiner  Seiten.  Die  entscheidende 
l^ösung  des  Erosproblems  liegt  in  der  zuletzt  ergehenden  Rede  des  Sokrates 
(.198  a  ff.).  Der  Eros,  so  etwa  führt  er  aus.  verlangt  nach  dem  Schönen,  also 
besitzt  er  es  noch  nicht  und  ebensoweiüg.  Lnsoiern  das  Gute  schön  ist,  das  Gute. 
Er  ist  aber   deshalb    nicht    häßüch    und    schlecht,    sondern    steht  —  als  Dämon, 


§  4').    PhUoiis  Schriften:  Symposion.  277 

nicht  Gott  —  zwischen  schim  und  häßlich,  gut  imd  schlecht  in  der  Mitte.  Die 
gleiche  Mittelstellung  eignet  ihm  zwischen  Weisheit  und  Unweisheit.  Er  ist  der 
nach  Weisheit  Strebende,  der  ,, Philosoph".  Weder  die  Weisen  philosophieren  — 
denn  sie  sind  schon  am  Ziele  — ,  noch  die  ünweisen  —  denn  diese  sind  sich 
ihres  Mangels  nicht  bewußt  (204  a  b).  Auf  die  Berührung  dieser  Ausführungen 
mit  einer  Stelle  des  Lysis  wurde  schon  oben  S.  252  f.  hingewiesen.  Sie  bieten 
zugleich  die  im  Lysis  vertagte  Lösung  des  Zugehörigkeitsproblems:  das  Gute  ist 
als  Gegenstand  des  Begehrens  das  Zugehörige  des  weder  Guten  noch  Schlechten. 
Der  Gedanke  findet  jetzt  im  Zusammenhange  der  Eroslehre  seine  volle  Aus- 
wertung. In  dieser  erhält  nun  auch  ein  wesentlicher  erkennvnistheoretiseher  Satz 
des  Menon  seine  Stelle.  Der  zwischen  Weisheit  und  Unweisheit  in  der  i\Iitte 
Stehende  hat  die  richtige  Vorstellung  (Men.  85  c.  98  a,  o.  S.  263  f.),  die  im 
Gegensatze  zum  Wissen  der  (Kenntnis  der  Ursache  und  damit  der)  Fähigkeit  zur 
Rechenschaftsablegung  und  Beginindung  ejitbehrt  (202  a). 

Als  Verlangen  nach  dem  Guten  ist  der  Eros  Verlangen  nach  Glückseligkeit 
als  dem  das  letzte  Ziel  alles  Strebens  darstellenden  Gute,  und  zwar  Verlangen 
nach  Glückseligkeit  schlechthin.  Der  Gebrauch  gibt  aber  dem  Worte  Eros  eine 
engere  Bedeutung.  Darnach  ist  der  Eros  ein  Verlangen  nach  Glückseligkeit,  das 
auf  einem  bestimmten  Wege  zum  Ziele  strebt,  nämlich  durch  Zeugung  im 
Schönen  auf  körperlichem  Avie  auf  seelischem  Gebiete  (206  b).  Als  Verlangen 
nach  dem  Guten  will  der  Eros  (uneingeschränkten,  also  auch)  immerwährenden 
Besitz  des  Guten.  Dieser  ist  dem  Individuum  als  solchem  wegen  der  Endlichkeit 
seines  Lebens  versagt.  Einen  Ersatz  bietet  die  Fortdauer  des  Geschlechtes.  Sie 
wird  herbeigeführt  durch  die  Zeugung,  die,  insofern  sie  dem  Unsterblichen,  also 
Göttlichen,  dient,  nur  im  Schönen  als  dem  zum  Göttlichen  allein  Fassenden 
stattfinden  kann  (206  a  ff.).  Eine  Form  dieses  Unsterblichkeitsverlangens  ist  die 
Bemühung  um  Nachruhm  (208  c  f.).  Die  leiblich  Zeugungslustigen  wenden  sich 
den  Frauen  zu  und  erhoffen  aus  Kindererzeugung  Unsterblichkeit,  bleibendes 
Gedächtnis  und  Glückseligkeit.  Auf  seelischem  Gebiete  entsprechen  den  Kindern 
als  Zeugungsprodukte  Einsicht  und  sonstige  Tugend.  Der  größte  und  schönste 
Teil  der  Einsicht  gilt  der  Verwaltung  der  Staaten  und  Hauswesen  und  heißt 
Besonnenheit  und  Gerechtigkeit  (209  a;  darnach  wohl  Xen.  Mem.  4,  1,  2).  Wen 
es  zu  solcher  Zeugung  treibt,  der  geht  umher  und  sucht  das  Schöne,  worin  er 
zeugen  kann.  Die  schönen  Leiber  begrüßt  er  freudiger  als  die  häßlichen,  und 
wenn  er  in  einem  solchen  Leibe  eine  schöne,  edle  und  wohlgestaltete  Seele  trifft, 
senkt  er  in  sie  als  Zeugungsstoff  Reden  über  Mannestugend  und  Mannesstreben 
und  sucht  sie  so  zu  bilden.  Das  Erzeugte  wird  von  beiden  Teilen  aufgezogen 
und  stiftet  zwischen  ihnen  eine  weit  größere  Gemeinschaft  und  festere  Freund- 
schaft, als  es  leibliche  Kinder  zwischen  ihren  Eltern  tun.  Beispiele  solcher 
geistigen  Väter  sind  Homer  und  Hesiod,  Lykurg  und  Solon  (209  b— e).  Wer 
sich  nun  der  richtigen  Erotik  befleißigt,  wird  folgenden  Stufengang  einhalten 
(210  a  ff.).  Er  wird  als  Jüngling  schönen  Leibern  nachgehen,  und  zwar  zunächst 
einem  einzigen,  um  hier  schöne  Reden  zu  säen,  dann,  in  der  Erkenntnis,  daß  die 
Schönheit  des  einen  Leibes  derjenigen  der  anderen  verschwistert  ist,  allen.  Als- 
dann wird  er  seelische  Schönheit  höher  zu  schätzen  lernen  als  leibliche,  so  daß 
ihn  bei  einem  seelisch  Tüchtigen  schon  geringe  körperliche  Blüte  zum  geistigen 
Zeugungswerke  reizt.  Diese  Bildungstätigkeit  nötigt  ihn,  das  Schöne  in  den 
Bestrebungen  und  Gesetzen  und  —  auf  einer  weiteren  Stufe  —  in  den  Wissen« 
schaffen  zu  schauen,  womit  .sich  ihm  ein  weites  Meer  des  Schönen  eröffnet.  Schließe 
lieh  gelangt  er  zu  einer  höchsten  W^issenschaft,  der  Wissenschaft  von  einem 
Schönen,    das  immer  ist,    nicht  entsteht  und  vergeht,    nicht  größer 


278  §  ^0-    Plivtons  Schriften:  Symposion. 

und  kleiner  wird,  das  ferner  nicht  nur  in  gewisser  Weise,  zu  be- 
stimmter Zeit  und  an  bestimmtem  Orte,  in  gewissem  Verhältnis 
und  für  gewisse  Personen  schön,  sonst  aber  häßlich  ist,  einem 
Schönen,  das  weder  sinnlich  vorstellbar,  noch  ein  Gedanke  oder 
eine  Wissenschaft  ist,  das  in  keinem  andern,  weder  in  einem  Lebe- 
wesen noch  in  der  Erde  noch  im  Himmel  noch  sonst  in  einem 
Räume  sich  befindet,  sondern  als  ein  au  und  für  sich  Seiendes, 
Einzigartiges  ewig  verharrt  (uvro  y.aß'  avro  ^isß^  avzov  f^iovosibsg 
(\si  orl,  und  an  dem  alles  Andere  in  der  Weise  teil  hat  (fisTsysi),  daß  sein 
AVerden  und  Vergehen  jenes  ideal  Schöne  weder  vermehrt  noch  vermindert,  noch 
sonst  in  irgendeiner  Weise  affiziert  (210  e  ff.).  Alles  einzelne  Schöne  steht  zu 
diesem  göttlichen  Schönen  nur  im  Verhältnis  des  Bildes  {8idoi/.ov)  zur 
Wirklichkeit,  und  nur  der  Hinblick  auf  dieses  wirkliche  Schöne  vermag  wirk- 
liche Tugend  und  nicht  ihre  bloßen  Abbilder  zu  schaffen  (211  e  f.). 

Wir  treffen  hier  die  platonische  Ideenlehre  zunächst  in  ihrer  Anwendung 
auf  die  Idee  des  Schönen.  Den  weiteren  Ausbau  dieser  Lehre  werden  uns  die 
folgenden  Dialoge  kennen  lehren,  aber  ihre  Darstellung  im  Symposion  nötigt, 
schon  jetzt  auf  ihre  Bedeutung  einzugehen.  Nehmen  wir  die  Idee  des  Schönen 
nach  ihrer  hier  vorliegenden  Charakteristik  als  Beisjjiel  für  die  Idee  überhaupt, 
so  ist  diese  die  übersinnliche,  einheitliche  und  jeder  Abhängigkeit  und  Ver- 
änderung entrückte  Wesenheit,  der  die  ,,an  ihr  teilhabenden"  oder  sie  ,, verbild- 
lichenden" vielen  Einzeldinge  verdanken,  daß  sie  das  sind,  was  sie  sind.  Sie  ist 
mit  anderen  Worten  der  verdinglichte,  zur  Substantialität  erhobene  (hypostasierte) 
Begriff,  aufgefaßt  als  Wesensquelle  der  unter  ihm  subsumierten  Einzeldinge, 
seinerseits  aber  selbständig  und  in  seiner  Existenz  von  den  Einzeldingen  in 
keinerlei  Weise  beeinflußt.  Aus  der  logischen  Bedeutung  der  löm,  wie  wir  sie  in 
Piatons  früheren  Dialogen  antrafen,  hat  sich  die  ontologische  (metaphysische) 
entwickelt. 

Die  hier  vorgetragene  Auffassung  der  Ideenlehre  ist  die  durch  den  Wort- 
laut der  platonischen  Darstellung  im  Symposion  und  den  nächstfolgenden  Dia- 
logen gebotene.  Sie  Avird  durch  Aristoteles,  Metaph.  A  6.  987  a  29  ff.,  M  4, 
1078  b  9  ff.  bestätigt  und  hat  sich  auch  unter  den  neueren  Platonerklärern  als 
die  herrschende  behauptet.  Sie  ist  aber  nicht  unbestritten.  Als  ihre  entschie- 
densten Gegner  erkennen  Natorp  in  den  S.  109*  110*  verzeichneten  Schriften 
und  die  von  ihm  ausgegangene  Marburger  Schule  der  Ideenlehre  keine  meta- 
physische, sondern  lediglich  logische  Bedeutung  zu.  Nach  Natorp  sind  die 
Ideen  „nicht  Dinge,  sondern  Methoden"  und  damit  ,, Grundlagen  zur  Erforschung 
der  Phänomene"  (Pl.s  Ideenlehre  S.  215;  vgl.  S.  73).  Die  Idee  besagt,  „daß  in 
unwandelbarer  Identität  das  Gesetz  gelten  muß  durch  alle  Mannigfaltigkeit  der 
Fälle  hindurch"  (a.  a.  O.  S.  132);  sie  hat  ,, nichts  andres  zum  wesentlichen  Inhalt 
als  das.  loü;ische  Verfahren"'  (a.  a.  O.  S.  129).  Wenn  Piaton  im  Phaidros  die 
Idee  als  das  wahrhaft  Seiende  bezeichnet,  so  soll  damit  „der  Begriff  von  allem 
Sinnlichen  rein  abgelöst,  es  soll  die  Denksetzung,  rein  nach  dem  darin  gesetzten 
Inhalt,  ohne  jede  fremdartige  Beimischung,  im  Gedanken  festgehalten  werden" 
;^a.  a.  O.  S.  70).  Die  „Teilhabe"  des  Einzelnen  an  der  Idee  besagt  „das  Ver- 
hältnis des  Falls  zum  Gesetz:  daß  er  eben  logisch  sich  ihm  subsumiert"  (a.  a.  O. 
S.  151).  Der  Terminologie  des  Urbilds  und  Abbilds  aber  liegt  die  Meinung  zu- 
grunde: ,,der  reine  Begriff  ist  das  Ursprüngliche,  der  empirische  das  Abgeleitete". 
Die  metaphysische  Deutung  der  Ideen  bei  Aristoteles  beruht  nach  Xatorp  auf 
Mißverständnis  und  hat  ihrerseits  wesentlich  dazu  beigetragen,  die  richtige  logische 
Deutung  nicht  aufkommen  zu  lassen,,  und  „erst  die  Wiedergeburt  des  Kantischen 


§  40.    Piatons  Schriften:  Symposion.  279 

Idealismus  hat  zugleich  für  den  Idealismus  Piatos  volles  Verständnis  gezeitigt" 
(a.  a.  0.  S.  VI). 

Eine  Auseinandersetzung  mit  Natoqj  an  Hand  der  in  Frage  kommenden 
Piatonstellen  ist  in  dem  hier  verstatteten  Räume  selbstverständlich  nicht  möglich. 
Es  kann  nur  im  allgemeinen  gesagt  werden,  daß  die  Durchführung  seiner  These 
nicht  gelingt,  ohne  überall  den  platonischen  Worten  Gewalt  anzutun  und  ihren 
natürlichen  und  nächsthegenden  Sinn  durch  kantische  Gedanken  zu  ersetzen, 
Mobei  Piatons  metaphorische  Ausdrucksweise  dafür  verantwortlich  gemacht  wird, 
daß  sich  seinem  Texte  der  gewünschte  Inhalt  nicht  ohne  Zwang  abgewinnen 
läßt.  Als  Beispiel  der  Interpretationsweise  Natorps  mag  hier  seine  Erklärung 
der  uns  beschäftigenden  Symposionstelle  Platz  finden.  Darnach  bedeutet  das 
Schöne  die  Gesetzesordnung,  und  es  wird  nun  weiter  argumentiert:  ,, Vertritt  aber 
das  Schöne  durchweg  das  Gesetzliche,  so  bedeutet  das  eine  Schöne  notwendig 
das  Gesetz  der  Gesetzlichkeit  selbst;  also  die  letzte,  zentrale  Vereinigung  aller 
besondren  Erkenntnisse  im  Urgesetze  der  Erkenntnis  selbst,  in  ihrer  reinen 
Methodengrundlage"  (a.  a.  O.  S.  171). 

Ein  Hauptindiz  gegen  Natorps  Deutung  ist  der  Bericht  des  Aristoteles. 
Natorp  hat  deswegen  zwei  Kapitel  seines  Buches  dem  Versuche  gewidmet,  die 
Quellen  der.  wie  er  annimmt,  irrigen  Auffassung  des  Aristoteles  aufzuspüren  und 
die  Irrigkeit  seiner  Ideendeutung  aus  seinen  eigenen  Ausführungen  zu  erweisen. 
Ich  kann  auch  hier  die  Argumentation  im  einzelnen  nicht  verfolgen,  sondern  nur 
zusammenfassend  bemerken,  daß  mir  trotz  aller  aufgeM'andten  Mühe  das  Haupt- 
bedenken nicht  beseitigt  scheint.  Aristoteles  hat  zwanzig  Jahre  lang  der  plato- 
nischen Schule  angehört.  Er  müßte  der  denkbar  unphilosophischste  Kopf 
gewesen  sein,  um  den  Meister  gerade  in  seiner  wichtigsten  Lehre  so  durchaus 
mißzuverstehen,  wie  es  nach  Natorps  Ansicht  der  Fall  war.  Wenn  irgendwo  so 
liegt  bei  Aristoteles  die  Entscheidung  der  Ideenfrage.  Er  vertritt  uns  die  mit 
den  veröffentlichten  Dialogen  parallel  gehende  zweite  Quelle  für  die  Kenntnis  der 
Lehre  Piatons,  den  mündlichen  Unterricht.  Dieser  verdiente  vor  der  schriftlichen 
Lehrübermittelung  den  Vorzug,  da  er  Mißverständnissen  weniger  ausgesetzt  war.^) 
Das  geschriebene  Wort  ist,  wie  Piaton  selbst  im  Phaidros  ausführt,  starr  und 
stumm,  das  gesprochene  vermag  Rede  und  Antwort  zu  stehen,  und  das  gilt  vom 
Unterrichte  der  antiken  Philosophenschule  um  so  mehr,  je  größer  hier  die  Rolle 
war,  die  neben  dem  fortlaufenden  Vortrage  das  Zwiegespräch  spielte. 

Letzten  Endes  ist  der  Grund  der  logischen  Umdeutung  der  Ideenlehre  die 
■schon  von  Lotze  (Logik  "^  S.  513)  geäußerte  Empfindung  eines  „Widersinns"  in  der 
Behauptung,  den  Ideen  komme  ein  von  den  Dingen  abgesondertes  und  doch  dem 
Sein  der  Dinge  ähnliches  Dasein  zu.  Zur  Entscheidung  darüber,  wie  weit  ein 
solcher  ,, Widersinn"  im  vierten  Jahrhundert  vor  Chr.  möglich  war,  ist  aber  gewiß 
Aristoteles  eine  gewichtigere  Instanz  als  das  um  zwei  Jahrtausende  von  der 
Antike  getrennte  Empfinden  moderner  Philosophen.  Das  Emporwachsen  der 
Ideenlehre  aus  herakliti sehen,  parmenideischen  und  sokratischen  Lehrelementen 
Avird  uns  später  (§  41)  beschäftigen.  Hier  sei  nur  noch  auf  Eines  hingewiesen. 
Die  Neigung,  Abstraktes  plastisch  zu  verkörpern,  wurzelt  tief  im  griechischen 
"Wesen.  Dieses  Streben,  das  die  griechische  Mythologie  und  Dichtung  so  reizvoll 
macht,    war  im  Volke   fort   und   fort   lebendig.      Man  darf  daran  erinnern,  daß 


^)  Es  klingt  paradox,  ist  aber  vollkommen  berechtigt,  wenn  W.  W.  Jaeger, 
•Stud.  z.  Entstehungsgesch.  d.  Metaph.  d.  Arist.  S.  140  behauptet,  es  sei  ein 
bloßer  Notbehelf,  wenn  wir  über  Piatons  Ideen  lehre  aus  seinen  Dialogen  Aus- 
3vunft  schöpfen. 


2g()  §  40.    Piatons  Schriften:  Symposion.    Phaidon. 

(gerade  in  Piatons  Zeit)  nach  der  Schlacht  bei  Leukas  (375)  Eirene  durch 
Stiftung  eines  Kultes  aus  der  Sphäre  vager  Allegorie  zum  Hange  einer  Göttin 
erhoben  wurde  und  in  Kephisodots  Statue  eine  Verkörperung  fand,  daß  ferner 
Tyche  in  der  nächstfolgenden  Zeit  mehr  und  mehr  zu  einer  in  scharfen  persön- 
lichen Umrissen  erfaßten  Gestalt  geworden  ist  (vgl.  Leop.  Schmidt,  Ethik  d.  alten 
Griechen  I  S.  56).  Diese  Ader  der  Vergegenständlichung  des  Abstrakten  mußte 
in  Piaton  doppelt  lebhaft  schlagen.  Denn  er  hat  bis  in  seine  reifsten  Jahre  nie 
aufgehört  als  Dichter  zu  empfinden  und  zu  gestalten.  Unsinnliche  begriffUche 
Verhältnisse  setzen  sich  ihm  mit  Leichtigkeit  um  in  anschauliche  mythische 
Vorgänge.  Diese  Denkart  mag  das  Ihrige  beigetragen  haben  zur  Hypostasierung 
der  Begriffe,  so  wenig  diese  auch  als  körperliche  .  Vergegenständlichung  zu 
denken  ist. 

Mit  der  Aufrechterhaltung  des  ontologischen  Sinnes  der  Ideenlehre  soll 
selbstverständlich  nicht  gesagt  sein,  daß  diese  Lehre  nicht  auch  eine  logiseh- 
erkenntnistheoretisch  bedeutsame  Seite  habe.  In  der  Politeia  wird  sich  zeigen, 
daß  Piaton  seine  Hauptlehre  für  alle  Gebiete  philosophischer  Reflexion  fruchtbar 
zu  machen  suchte,  und  bei  den  Altersdialogen  wird  sich  ergeben,  daß  hier  die 
logische  Seite  der  metaphysischen  gegenüber  in  den  Vordergrund  tritt.*) 

Bei  der  Erotik  des  Symposions,  als  deren  Verkörperung  in  der  den  SchlulJ 
des  Werkes  bildenden  Alkibiadesszene  (212  c  ff.)  Sokrates  erscheint,  handelt  es- 
sich  um  ein  Verhältnis  von  Mann  zu  Mann.  Das  sinnliche  Moment  in  diesem 
Verhältnis  wird  keineswegs  von  Hause  aus  verworfen,  sondern  es  bildet  den  Aus- 
gangspunkt zu  einer  rein  geistigen  Beziehung,  in  der  es  sich  verklärt.  So  wenig 
wie  zwischen  Sinnlichkeit  und  Sittlichkeit  besteht  ein  Gegensatz  zwischen  Er- 
scheinungs-  und  Ideenwelt.  Jene  hat  Teil  an  dieser.  Ist  sie  auch  nur  ihr  Ab- 
bild, so  steht  sie  doch  als  solches  mit  ihr  in  Gemeinschaft.  Das  Sinnliche  und 
das  Gefallen  au  ihm  ist  die  Basis  für  den  Aufstieg  zur  höchsten  Idealität.  Durch 
diese  Wertung  des  Sinnlichen  ist  das  Symposion  das  Evangelium  der  griechischen 
ästhetischen  Weltanschauung.  Was  der  Dichter  Piaton  empfindet,  hat  hier  in 
einer  philosophischen  Theorie  konkrete  Gestalt  gewonnen.  Die  höchste  Aufgabe 
ist,  das  ideal  Schöne  in  seinen  Wirkungen  in  der  uns  umgebenden  Welt  zu  er- 
kennen und  zu  fördern.  So  breitet  sich  der  Geist  freudigster  Lebens- 
bejahung wie  über  dem  ganzen  Symposion  so  insbesondere  über  der  Sokrates 
geüehenen  Erosdoktrin  aus. 

Aber  es  ließ  sich  an  der  Ideenlehre  auch  eine  andere  Seite  hervorkehren. 
Ist  die  Erscheinungswelt  auch  ein  Abbild  der  Ideenwelt,  so  ist  sie  doch  eben 
nur  ein  Abbild.  Urbild  und  Abbild  trennt  eine  nie  zu  überbrückende  Kluft. 
Statt  der  positiven  Beziehung  zwischen  den  zwei  Welten  rückt  die  negative  in 
den  Vordergrund,  und  so  ergibt  sich  zwischen  beiden  ein  Dualismus,  dem  der 
Gegensatz  zwischen  dem  der  Sinnen  weit  angehörigen  Körper  und  dem  der  Idee 
zugewandten  Geiste  zur  Seite  tritt.  Für  das  praktische  Verhalten  folgt  daraus 
die  Forderung,  der  Sinnlichkeit  abzusterben  und  aus  dieser  Welt  in  die  jenseitige 
zu  flüchten.  An  Stelle  der  Lebensbejahung  tritt  die  Lebensverneinung. 
Kommt  die  erstere  beim  Gelage  des  Symposions  zum  Ausdruck,  so  durchzieht 
die  letztere  das  Gespräch  in  Sokrates'  Todesstunde,  das  der 

Phaidon  uns  vorführt.  Selbstverständlich  stehen  beide  Auffassungen 
nicht    derart   zueinander  im  Gegensatze,    daß    zwischen   Symposion   und  Phaidon 


^)  Das  Verhältnis  der  metaphysischen  und  der  logischen  Seite  behandelt 
unter  einem  neuen  Gesichtspunkte  Jul.  Stenzel.  Literar.  Form  u.  phtilos..  Gehalt 
des  piaton.  Dialogs.  Jahresb.  d.  Schles.  Ges.  f.  vaterl.  Cultur,  1916. 


§  40.     Piatons  Schriften:  Phaidon.  281 

eine  Wandhuig  in  Piatons  Überzeugung  anzusetzen  wäre.  Es  handelt  sich  viel- 
mehr nur  "na  zwei  verschiedene  Seiten  der  gleichen  Ideenlehre,  von  denen  je 
nach  Stimmung  und  dogmatischem  Ziel  die  eine  oder  die  andere  in  schärferes 
Licht  gerückt  werden  konnte.  Im  Phaidon  bildet  Sokrates'  getrostes  Verhalten 
dem  nahen  Tode  gegenüber  den  Ausgangspunkt.  Des  Philosophen  Trachten,  so 
wird  dieses  Verhalten  erklärt,  gilt  dem  Tode,  nicht  durch  Selbstmord,  der  als 
rechtswidrige  Schädigung  der  von  den  Göttern  gehüteten  Menschenherde  ((52  b, 
vgl.  Herakl.  frg.  11,  Diels  Vorsokr.  12  B  11)  verurteilt  wird  (vgl.  Philolaos  fr.  15, 
Diels  Vorsokr,  32  B  15),  sondern  dadurch,  daß  seine  Seele  sich  von  dem  Körper 
loslöst,  der  durch  seine  Lüste  imd  durch  die  täuschende  Un Vollkommenheit  der 
Sinneswahrnehmung  der  Wahrheitserkenntnis  im  Wege  steht.  Völlig  dieses 
Hindernisses  entledigt  wird  die  Seele  erst  im  Tode.  Aber  besteht  denn,  wie  es 
dabei  vorausgesetzt  wird,  die  Seele  nach  dem  Aufhören  des  Erdenlebens  fort? 
So  ergibt  sich  die  Xot wendigkeit  von  Beweisen  ihrer  Unsterblichkeit,  deren 
in  unserm  Dialoge  drei  ausgeführt  werden.  Sie  stehen  alle  in  engstem  Zusammen- 
hange mit  der  Ideenlehre,  so  jedoch,  daß  auch  vorsokratische  Anschauungen,  und 
zwar  nicht  nur  mittelbar  durch  ihi'e  Beteiligung  an  der  Ideenlehre,  Verwertung 
finden.  Dies  gilt  sogleich  von  dem  ersten  Beweise  (70c  ff.).  Er  knüpft  an 
an  die  pythagoreische  Seelenwanderungslehre  und  stützt  diese  durch  die  an 
Heraklit  sich  anschließende  Behauptung,  daß  alles  aus  seinem  Gegenteile  ent- 
stehe, also  auch  das  Lebende  aus  dem  Toten,  wie  das  Tote  aus  dem  Lebenden, 
woraus  (72  a)  gefolgert  wird,  daß  die  Seelen  der  Toten  an  einem  Orte  existieren, 
von  dem  aus  sie  wieder  ins  Leben  treten.  Fände  nicht  dieser  Wechsel  statt,  voll- 
zöge sich  einseitig  nur  der  Übergang  vom  Leben  zum  Tode,  so  würde  schließlich 
alles  Leben  erlöschen  (72  a  ff.).  —  Kritisch  ist  hier  zu  bemerken,  daß  die  These, 
alles  entstehe  aus  seinem  Gegenteile,  nicht  haltbar  ist  (Gesundes  braucht  nicht 
aus  Krankem,  Gerades  nicht  aus  Krummem  zu  entstehen),  und  daß  das  aus  der 
Unmöglichkeit  des  einseitigen  Übergangs  vom  Leben  zum  Tode  hergeleitete 
Argument  die  noch  nicht  bewiesene  Einheitlichkeit  der  Seele  voraussetzt.  Denn 
eine  zusammengesetzte  Seele  kann  sich  in  ihre  Bestandteile  auflösen  und  damit 
für  immer  aufhören  zu  existieren,  ihre  Bestandteile  aber  in  Zusammenfügung 
mit  denen  anderer  Seelen  zur  Schöpfung  eines  neuen  Lebendigen  verwendet 
werden.  —  Zur  Stütze  dieses  heraklitisierenden  Gedankens  wird  nun  die  uns  aus 
dem  Menon  (s.  oben  S.  263)  bekannte  Anamnesislehre  herangezogen,  die  jetzt  — 
bezeichnend  für  den  Fortschritt  in  Piatons  dogmatischer  Entwicklung  —  mit 
aller  Entschiedenheit  in  den  Dienst  der  Ideenlehre  tritt.  Wir  besitzen,  so  wird 
(74  a  ff.)  an  einem  Beispiele  demonstriert,  das  Wissen  von  einer  absoluten  Gleich- 
heit, die  von  aller  durch  die  Erfahrung  gebotenen  immer  nur  unvollkommenen 
und  relativen  Gleichheit  verschieden  ist.  Dieser  Besitz  führt  auf  eine  Präexistenz 
der  Seele,  aus  der  die  in  Frage  stehende  Fortdauer  nach  dem  Tode  zwar  noch 
nicht  unmittelbar  gefolgert  werden  kann  —  für  diese  wird  77  c  auf  den  Satz  von 
der  Entstehung  des  Lebenden  aus  dem  Toten  zurückverwiesen  — ,  die  aber  doch 
auch  für  die  Annahme  einer  Postexistenz  insofern  von  Belang  ist,  als  durch  sie 
die  Möglichkeit  eines  körperlosen  Daseins  der  Seele  erwiesen  wird.  So  schließen 
sich  die  beiden  Argumente,  das  heraklitisierende  und  das  der  Anamnesislehre 
entnommene,  im  letzten  Grunde  pythagoreische,  zu  einem  Beweise  zusammen. 
—  Xicht  ganz  so  deutlich  klingen  vorsokratische  Motive  in  dem  zweiten  Be- 
weise nach.  Immerhin  wird  man  zunächst  an  die  die  jüngeren  Vorsokratiker 
beherrschende  Auffassung  des  Vergehens  und  der  Veränderung  als  Sonderlings- 
und  Vereinigungsprozesse  (s.  oben  S.  103  ff.)  erinnert,  Avenn  78  b  ff.  Folgendes 
ausgeführt  wird.      In  seine  Teile  auflösbar  —  und   damit    vergänglich  —  ist  das 


2j^o  §  40.    Piatons  Schriften:  Phaidon. 

Zusaniniengesetzte,  unauflösbar  —  und  damit  unvergänglich  —  ist  das  Einheit- 
liche. Einheitlich  ist,  was  sich  immer  gleich  verhält,  die  Ideenwelt,  zusammen- 
gesetzt das  Veränderliche,  die  Erscheinungswelt.  Letztere  ist  sinnlich  wahr- 
nehmbar, erstere  nicht.  Nach  diesem  Kriterium  ist  der  Leib  den  Erscheinungs- 
dingen, die  Seele  den  Ideen  ähnlicher  und  wesensverwandter.  ^Vann  ferner  die 
Seele  sich  im  Wahrnehmungsakte  der  leihlichen  Sinnesorgane  bedient,  wird  sie 
vom  Leibe  ins  Reich  des  Veränderlichen  gezogen  und  schwankt,  da  sie  es  mit 
schwankenden  Objekten  zu  tun  hat.  Wann  sie  sich  hingegen  in  ihrer  Betrachtung 
ganz  auf  sich  selbst  stellt,  wendet  sie  sich  dem  Reinen,  Ewigen  und  Unveränder- 
lichen zu  und  geht  dem  Objekte  entsprechend  sicheren  Gang,  woraus  wieder  ihre 
Verwandtschaft  mit  diesem  Reiche  folgt  (man  erinnert  sich  hier  des  in  der  Vor- 
sokratik  [s.  oben  S.  99.  108]  aufgestellten  Grundsatzes,  daß  Gleichartiges  durch 
Gleichartiges  erkannt  werde).  Auf  die  gleiche  Beziehung  der  Seele  zum  Gött- 
lichen, des  Leibes  zum  Sterblichen  führt  endlich  auch  die  Tatsache,  daß  von 
Natur  die  Seele  zum  Herrschen,  der  Leib  zum  Dienen  bestimmt  ist.  Widersteht 
nun  selbst  der  Leib  nach  dem  Tode  zu  großen  Teilen  und  unter  Umständen  fast 
in  seinem  ganzen  Bestände  der  Auflösung  lange  Zeit,  so  kann  erst  recht  bei  der 
Seele  von  einer  Vernichtung  keine  Rede  sein  (80  b  ff.).  —  Ganz  auf  der  Ideen- 
lehre aufgebaut  ist  der  dritte  Beweis,  dessen  Grundlinien  folgendermaßen 
verlaufen  (103  c  ff.).  Entgegengesetzte  Ideen,  wie  das  Warme  und  das  Kalte, 
schließen  einander  aus.  Ebensowenig  aber  können  Dinge,  für  die  die  Teilnahme 
an  einer  gewissen  Idee  wesentlich  ist,  wie  für  den  Schnee  die  Teilnahme  am 
Kalten,  die  dieser  Idee  entgegengesetzte,  im  vorliegenden  Falle  das  Warme,  in 
sich  aufnehmen,  sondern  müssen,  naht  sie  sich  ihnen,  weichen  oder  zugrunde 
gehen.  So  kann  auch  die  Seele,  für  die  als  das  Lebensprinzip  (105  c,  vgl.  Politeia 
3.^3 d.  445  ab,  Kratyl.  399 d)  die  Teilnahme  am  Leben  wesensbestimmend  ist,  den 
Gegensatz  des  Lebens,  den  Tod,  nicht  in  sich  aufnehmen,  muß  also  ein  dßäraTov 
sein  —  solange,  müssen  wir  einschränkend  hinzufügen,  sie  existiert.  Piaton  läßt 
aber,  gestützt  auf  die  gangbare  Bedeutung  von  ddürazog,  seinen  Sokrates  durch 
Äquivokation  die  absolute  Unsterblichkeit  folgern  und  die  Disjunktion:  weichen 
oder  zugrunde  gehen,  zugunsten  ihres  ersten  Gliedes  entscheiden. 

Zwischen  dem  zweiten  und  dritten  dieser  Beweise  erheben  nun  die  Mit- 
unterredner Simmias  und  Kebes,  die  in  Theben  mit  dem  Pythagoreer  Philolaos 
in  Verkehr  standen,  zwei  Einwände.  Beide  sind  für  die  Beurteilung  von 
Piatons  Stellung  zum  Pythagoreismus,  und  weiterhin  für  die  Gesamtauffassung 
des  Phaidon  von  erheblicher  Bedeutung.  Der  Phaidon  ist  mehr  als  jeder  andere 
platonische  Dialog  von  orphisch-pythagoreischer  Stimmung  durchzogen.  I)ie 
Verwerfung  des  Leibes  und  das  Todesstreben  des  Philosophen  sind  ganz  im 
Sinne  der  philolaischen  Anschauung  vom  acoua  als  aäfia,  und  auf  der  andern 
Seite  wird  für  die  Verurteilung  des  Selbstmordes  ausdrückhch  Philolaos  als 
Zeuge  angeführt  (61  d  e).  Die  Lehre  von  der  Seelenwanderung  mit  Übergang  der 
Seele  auch  in  Tierleiber  ist  übernommen  (81  b  ff.),  und  hier  wie  in  dem  eschato- 
logischen  Mythus  (107  c  ff.)  tritt  in  pythagoreischer  Weise  die  ethisch-kathartisehe 
Seite  der  Jenseitsvorstellungen  stark  hervor.  Der  Strenge  pythagoreischer  Ethik 
jntspricht  auch  die  völlige  Preisgabe  des  im  Protagoras  herrschenden  und  im 
Gorgias  noch  keineswegs  überwundenen  Hedonismus  (68  b  ff.,  vgl,  oben  S.  241  f. 
und  261).  Aber  an  einem  Punkte  trennen  sich  die  Wege  Piatons  und  zum 
wenigsten  eines  Teiles  der  jüngeren  Pythagoreer.  Unter  diesen  erklärte  jedenfalls 
Philolaos  die  Seele  für  eine  Harmonie  (Diels  Vorsokr.  32  A  23).  Wie  er  sich 
diese  Harmonie  dachte,  ist  nicht  überliefert.  In  Kreisen,  die  ihm  nahestanden, 
fand  der  Satz,  wohl  unter  Xachwirkizng  der  medizinischen  Theorie  des  Alkmaion 


§  40.    Piatons  Schriften:  Phaidou.  283 

(s.  oben  S.  85),')  die  Auffassunj;-,  daß  die  Seele  die  Harmonie  in  der  Mischung 
der  den  Körper  konstituierenden  Elemente  des  Warmen  und  Kalten,  Trocknen 
und  Feuchten  u.  dgl.  sei,  und  eine  erhebliche  Störung  dieser  Harmonie  ihren 
Untergang  bedeute  (86 bc).  Von  dieser  Meinung  aus,  die  88  c  f.  den  Beifall  des 
Pythagoreers  Echekrates  (Diels  Vors.  c.  40)  findet,  bekämpft  Simmias  den  zweiten 
sokratischen  Beweis  durch  ein  Analogieverfahren  (85  e  ff.).  Auch  bei  der  Leier, 
so  führt  er  aus.  ist  die  Harmonie  unsichtbar,  unkörperlich  und  göttlich,  die 
Leier  selbst  und  ihre  Saiten  körperlich,  zusammengesetzt  und  dem  Sterblichen 
verwandt.  Bleiben  nun  nach  Zerstörung  der  Leier  das  zertrümmerte  Holz  und 
die  zerrissenen  Saiten  noch  längere  Zeit  vor  der  Vernichtung  durch  Fäuhiis  be- 
wahrt, so  müßte  man  nach  Maßgabe  der  sokratischen  Argumentation  folgern,  daß 
erst  recht  die  Harmonie  fortbestehe.  Die  Widerlegung  dieser  Analogie  durch 
Sokrates  gründet  sich  auf  drei  Argumente.  Erstlich  beweist  das  auch  von  Sim- 
mias anerkannte  Wesen  des  Lernens  als  Wiedererinneruug  die  Existenz  der  Seele 
vor  dem  Leibe.  Die  Harmonie  aber  besteht  nicht  vor  den  Elementen,  auf  die 
«ie  sich  erstreckt  (91  e  ff.).  Zweitens  gibt  es  hinsichtlich  der  Harmonie  ein  Mehr 
•oder  Weniger  entsprechend  der  vollkommneren  oder  unvoUkoramneren  Stimmung. 
Die  Seele  aber  kann  nicht  mehr  oder  weniger  Seele  sein.  Wer  sie  gleichwohl 
für  Harmonie  hält,  muß  von  einer  doppelten  Seelenharmonie  reden.  Er  muß 
zunächst  die  Seele  für  Harmonie  erklären  in  dem  in  Rede  stehenden  physischen 
Sinne  als  Ergebnis  der  richtigen  Mischung  der  körperlichen  Elemente.  r)anel)en 
gibt  es  aber  eine  Seelenharmonie  im  Sinne  der  richtigen  moralischen  Be- 
schaffenheit der  Seele  (vgl.  Gorg.  503  d  ff.,  oben  S.  259  f.).  Bei  der  guten  Seele 
bestehen  also  die  physische  und  die  moralische  Harmonie,  bei  der  schlechten  nur 
•die  physische,  bei  ersterer  also  ein  Mehr,  bei  letzterer  ein  Weniger  an  Harmonie, 
im  Widerspruche  mit  der  vorherigen  Feststellung,  daß  es  bei  der  Seele  kein 
Mehr  oder  Weniger  an  Seele  und  also  auch,  ihr  Wesen  als  Harmonie  voraus- 
gesetzt, kein  Mehr  oder  Weniger  an  Harmonie  gebe.  Dieser  Widerspruch  ließe 
sich  nur  in  einer  nach  ethischen  Grundvoraussetzungen  unzulässigen  Weise  so 
lösen,  daß  man  den  die  Differenz  zwischen  dem  Mehr  und  Weniger  bedingenden 
Unterschied  der  moralischen  und  der  nnmoralischen  Seele  als  nichtig  und  alle 
Seelen  als  gleich  gut  betrachtete  (93  a  b  ff.).  Zu  dieser  Deduktion  wäre  kritisch 
zu  bemerken,  daß  die  Annahme  einer  physischen  und  die  einer  moralischen 
Seelenharmonie  auf  verschiedenen  Vorstellungen  beruhen  und  die  beiden  Har- 
monien sich  nicht  schlechtweg  addieren  lassen.  Sokrates  selbst  unterscheidet 
^3  c  die  Harmonie,  die  die  Seele  hat  (die  moralische)  von  der  Harmonie,  die  die 
■Seele  ist  (der  physischen).^)  Wollte  man  [aber  doch  eine  solche  Addition  der 
physischen  und  der  moralischen  Seelenqualität  zulassen,  so  wäre  der  zugrunde 
gelegte  Satz,  daß  keine  Seele  mehr  oder  weniger  Seele  sei  als  eine  andere,  eine 
petitio  principii.  —  Sokrates'  drittes  Gegenargument  gründet  sich  auf  den  Wider- 
streit zwischen  der  Seele  und  dem  Leiblichen  und  die  Führerschaft,  die  die  Seele 
dem  Leiblichen  gegenüber  betätigt,  während  die  Harmonie  sich  niemals  im 
Gegensatze  zu  den  Elementen  befindet,  aus  deren  Zusammenwirken  sie  sich  er- 
gibt, und  diese  Elemente  nicht  beherrscht,  sondern  ihnen  folgt.  Die  Bedeutung 
dieses  Argumentes  für  Piatons  P.sychologie  wird  uns  später  bei  Besprechung  der 


^)  Auch  andere  Einflüsse  kommen  in  Betracht.  Vgl.  Diels  Vorsokr.  19  A  1 
§  29  (mit  Diels'  Anmerkung),  21  A  78  (Arist.  408  a  13),  B  107.  109,  und  Burnet, 
Earlv  Greek  philos.*  §  149.  S.  344. 

'2)  Vgl.  dazu  Arist.  Pol.  S  5,  1340  b  18  f. ^  (Diels  Vorsokr.  45B  41):  noXXoi 
(jpaat  TÜnf  ooqojv  ol  fdv  agiioviav  stvac  rrjr  ii'vy^rjv,  oi  ö'   eysiv  dofioviar. 


2S4  S  40.    Piatons  Schriften:  Thaidon.     Politeia  II— X. 

Politt'ia  beschäftigen.  —  Im  Gegensatze  zu  dem  Einwände  des  Simmias  geht  das 
gleichfalls  gegen  den  zweiten  sokratischen  Beweis  gerichtete  Bedenken  des  Kebes 
von  der  Voraussetzung  der  Superiorität  der  Seele  aus.  Auch  hier  dient  eine 
Analogie  zur  Verdeutlichung.  Ein  Weber  schafft  sich  im  Laufe  seines  Lebens 
eine  Anzahl  Gewänder,  die  er  nacheinander  aufträgt.  Er  ist  also  dauerhafter  als 
das  Gewand.  Aber  niemand  Avird  daraus  den  Schluß  ziehen,  daß  er  nun  auch 
sein  Sterbegewand  überdauern  und,  da  dieses  noch  nicht  verbraucht  ist,  sich 
selbst  erst  recht  heil  an  irgend  einem  Orte  befinden  müsse.  So  webt  auch  die 
Seele  während  des  Lebens  ihr  fort  und  fort  der  Vernichtung  unterliegendes 
(87  d  e.  91  e,  vgl.  Symp.  207  d)  Körpergewand  immer  neu  (vgl.  Herakl.  fr.  67», 
Diels  Vorsokr.  12  B  67  a),  stirbt  aber  vor  ihrem  letzten  Gewebe.  Gesteht  man 
ihr  aber  auch  nach  pythagoreischer  Seelenwanderungslehre  den  wechselnden  Ein- 
tritt in  viele  Leiber  zu.  so  wird  sie  schließlich  doch,  durch  die  vielen  Werde- 
prozesse aufgerieben,  vor  dem  letzten  Leibe  vergehen.  Schon  der  Eingang  in 
einen  menschlichen  Leib  war  wie  eine  Krankheit  der  Anfang  ihres  Verderbens 
(87a  ff.  91  d.  95 cd).  Der  Widerlegung  dieses  Einwandes  gilt  der  dritte  der  oben 
skizzierten  sokratischen  Beweise.  Ihm  geht  eine  Erzählung  voraus,  Avie  Sokrates 
an  der  von  ihm  einstmals  mit  Eifer  betriebenen  Naturphilosophie  irre  geworden 
sei  und  sich  dazu  gewendet  habe,  f  rsache  und  Wesen  der  Dinge  auf  dem  Wege 
der  Begriffs-  und  Ideenbetrachtung  zu  ergründen  (96 äff.).  Durch  diesen  Zu- 
sammenhang erhält  der  dritte  Beweis  erst  seine  volle  Beleuchtung.  Piaton  ver- 
dankt sein  Bestes  neben  Sokrates  den  Pythagoreern,  deren  altehrwürdige  Tradition 
verwandte  Seiten  seines  eigenen  Innern  berührte.  Aber  der  Pythagoreismus  Avar 
weit  entfernt  von  einer  befriedigenden  philosophischen  Begründung  der  religiösen 
Anschauungen,  die  den  Kern  seines  Wesens  bildeten.  So  mußten  sich  namentlich 
unter  der  EinAvirkung  naturAvissenschaftlicher  und  medizinischer  Lehren  Wider- 
sprüche und  SchAvankungen  ergeben.  Simmias  erteilt  der  mit  dem  pythago- 
reischen Präexistenzglauben  Hand  in  Hand  gehenden  Anamnesistheorie  freudigste 
Zustimmung  und  huldigt  doch  einer  medizinischen  Lehre,  die  ein  körperloses 
Dasein  der  Seele  ausschließt.  Kebes  hält  an  dem  L'ualismus  von  Leib  und  Seele 
und  der  Überlegenheit  der  letzteren  fest,  läßt  sich  auch  die  Wanderung  der  Seele 
gefallen,  behauptet  aber  ihre  Sterblichkeit  und  gibt  damit  gerade  das  Beste  preis, 
was  aus  den  pythagoreischen  .TenseitsvorsteUungen  zur  Befriedigung  religiösen  und 
ethischen  Verlangens  zu  gCAvinnen  Avar,  Aus  dieser  Wirrnis  bietet  nach  Piaton 
die  Ideenlehre  die  einzige  Rettung.  Was  sich  in  der  Anamnesishypothese  des 
IMenon  vorbereitete,  gedeiht  jetzt  zur  Vollendung.  Der  Pythagoreerglaube  erhält 
durch  die  Ideenlehi'e  seine  philosophische  Festigung  und  Krönung  und  wird  so 
zu  einer  Macht  in  der  Gedankenwelt  auch  außerhalb  des  engen  pythagoreischen 
Kreises.  Damit  erlegt  Piaton  zugleich  den  Dankeszoll  für  das,  was  er  zur 
Ausgestaltung  seines  eigenen  Innern  von  Pythagoreern  und  Pythagoreismus 
empfangen  hat. 

Während  die  Ideenlehre  im  Phaidon  eine  begrenzte  psychologische  Frage 
lösen  soll,  ergreift  sie  in  der 

Politeia  B.  II— X  (über  B.  I  s.  oben  S.  246  ff.)  das  Gebiet  der  Politik 
und  gewinnt  dadurch,  entsprechend  der  alles  beheiTschenden  Stellung  des  Staate* 
in  der  griechischen  Anschauung,  den  Aveitesten  Wirkungsbereich.  Damit  Avird  die 
Politeia,  wie  sie  unter  Piatons  Werken  mit  Ausnahme  der  Xomoi  das  umfäng- 
lichste ist,  zugleich  auch  das  inhaltsreichste  und  bietet  außerhalb  des  engeren 
Kreises  der  Staats-  und  Gesellschaftslehre  auch  für  Erkenntnistheorie  und 
Wissenschaftslehre.  Ontologie,  Psychologie  und  Pädagogik,  Ethik,  Ästhetik  die, 
reichste,  in  knapper  Darstellung  schwer  zu  bewältigende  Gedankenfülkv 


§  40.    Piatons  Schriften:  Politeia  II— X.  '  285 

Zwar  ist  die  Üiiontierung  dieses  großen  Materials  sehr  einfach.  In  An- 
knüpfung an  die  begriffsethische  Untersuchung  des  I.  Buches  ist  die  Ge- 
rechtigkeit als  Grundfrage  aller  Politik  das  Leitmotiv.  Gemäß  der  dort  am 
■Schlüsse  erhobeneu  Forderung  sollen  ihr  Wesen  und  ihr  Verhältnis  zur 
•Glückseligkeit  untersucht  werden,  und  zwar,  wie  die  Aufgabe  jetzt  spezialisiert 
wird,  in  der  Weise,  daß  die  verkannte  und  daher  jeder  äußeren  Belohnung  be- 
raubte Gerechtigkeit  der  vollendeten,  durch  den  Schein  der  Gerechtigkeit  gedeckten 
Ungerechtigkeit  gegenübergestellt  wird  (360  e  ff.).  Aber  Gesichtskreis  und 
Interessen  des  Verfassers  haben 'sich  inzwischen  ungemein  erweitert.  Sollte  nicht 
-die  Menge  des  dadurch  andrängenden  neuen  Stoffes  die  durch  die  Grundfragen 
gegebenen  Richtlinien  überdecken  und  die  Lösung  des  Problems  allzu  lange 
hintanhalten,  so  war  eine  wohlüberlegte  Komposition  vonnöten.  Auch  rein  künst- 
lerische Rücksichten  wiesen  in  die  gleiche  Richtung.  Der  Dialog  durfte  nicht  zu 
-einer  in  gerader  Linie  Kapitel  für  Kapitel  erledigenden  Abhandlung  werden. 
Deshalb  wurden  zugunsten  einer  baldigen  vorläufigen  Beantwortung  wenigstens 
der  ersten  Hauptfrage  nach  dem  Wesen  der  Gerechtigkeit  Theoreme,  die  eine 
.fiusführliche  Behandlung  erheischten,  z.  T.  zunächst  nur  in  kurzer  Andeutung 
vorgeführt,  um  später  in  breiterem  Vortrage  wiederaufgenommen  zu  werden, 
z.  T.  gänzlich  der  späteren  Erörterung  vorbehalten.  So  ergaben  sich  auffallende 
Eigentümlichkeiten  der  Disposition,  wie  namentlich  die  große  BB.  V — VII  um- 
fassende Digression,  aus  denen  man  mehrfach  auf  eine  Änderung  des  Grund- 
planes und  eine  sukzessive  in  verschiedenen  Schichten  erfolgte  Abfassung  des 
Werkes  geschlossen  hat  (s.  d.  Liter.  S.  94*  f.).  Tatsächlich  gibt  weder  die  An- 
ordnung des  Stoffes,  noch  das  im  Zusammenhange  damit  herangezogene  Ver- 
hältnis zu  Aristophanes'  Ekklesiazusen  (s.  oben  S.  222  f.)  und  zum  platonischen 
Timaios,  noch  auch  sachliche  oder  sprachliche  Differenzen  zwischen  den  ver- 
schiedenen Teilen  der  Schrift  genügende  Anhaltspunkte  zur  Feststellung  ihrer 
Entstehungsgeschichte,  obwohl  es  bei  einem  so  umfangreichen  Werke  von  vorn- 
herein nicht  ausgeschlossen  ist,  daß  es  nicht  in  einem  Zuge  geschrieben  und 
seine  jetzt  vorhandene  Anlage  durch  Aufnahme  mehr  oder  weniger  abgeschlossener 
Entwürfe  einzelner  Teile  mitbestimmt  wurde,  wie  denn  ja  dem  Gesamtwerke  ein 
Jugenddialog  als  erstes  Buch  einverleibt  worden  ist,  oder  nachträgliche  Er- 
weiterungen stattfanden  (eine  solche  ist  wahrscheinlich  das  Kapitel  über  die 
raimetische  Poesie  595  a  ff.  [vgl.  398  b]).  —  Für  eine  übersichtliche  Darstellung 
empfiehlt  es  sich,  nicht  den  Windungen  des  Gespräches  zu  folgen,  sondern  die 
Hauptlehren  in  strafferer  Ordnung  darzulegen. 

Die  Gerechtigkeit  soll  zunächst  im  Staate  aufgesucht  werden,  der  in  seineu 
größeren  Verhältnissen  sie  leichter  erkennen  läßt  als  das  Individuum  (368  d  ff.). 
Zu  diesem  Zwecke  erfolgt  eine  geschichtliche  Erörterung  über  Entstehung 
und  Entwicklung  des  Staates,  die  unmerklich  in  die  normative  über  die 
richtige  Staatsverfassung  übergeht.  Der  letzte  Grund  für  die  Bildung  des  Staates 
liegt  nach  369  b  ff.  darin,  daß  die  Menschen  zur  Befriedigung  ihrer  einfachsten 
Lebensbedürfnisse  sich  gegenseitig  unterstützen,  unter  Durchführung  einer 
Arbeitsteilung,  die  durch  die  verschiedene  Beanlagung  der  Individuen  wie  durch 
die  Natur  der  beruflichen  Verrichtungen  erfordert  wird.  So  besteht  die  ein- 
fachste Staatsgemeinde  aus  vier  oder  fünf  Menschen,  von  denen  einer  für  Nahrung, 
ein  anderer  für  Wohnung,  ein  dritter  für  Kleidung  usw.  sorgt.  Die  mit  der 
Kultur  wachsenden  Ansprüche  und  die  dadurch  gebotene  Ausdehnung  des  Staats- 
gebietes führen  zum  Kriege  mit  Nachbarn  und  veranlassen  die  Bildung  eines  Krieger- 
standes, aus  dem  durch  Aussonderung  der  Besten  der  Stand  der  Staatsregenten 
.hervorgeht.      So  teilt  sich  die  Bevölkerung  in  drei  berufliche  Klassen:    die  Ge- 


9^{'y  §  40.     Piatons  Schriften:  Politeia  II— X. 

werbtreibenden  {yeiooyoi  yeal  (itj^novgyoi,  als  Erhalter  der  anderen  Stände  auch 
litoOoöötai  y.a'i  looffd?),  die  Wächter  schlechthin  {:iüo:jo'/.fiiovrT£g,  als  Helfer  der 
Regenten  auch   fniy.ovooi)  und  die  vollkommenen   Wächter   oder   Re<^enten 
{(fvXaxe?  jiavTE/.Eig  oder  uoyovzfc:).     Auch  diese  drei  Stände  sind  durch  das  Prinzip 
strengster    Arbeitsteilung    geschieden,    deren    Losung   ist   ra  kuviov  jioütieiv,   die 
Geschäfte  des   eigenen    Berufes   und   nur   diese   vollziehen.      Kriterium  der  Zu- 
gehörigkeit  zum    einen    oder   zum   andern   Stande   ist  die   natürliche   Bean- 
lagung   i,.den    zum    Regentenamte    Berufenen   ist   bei   der   Geburt    Gold,    den 
Kriegern    Silber,   den    Gewerbtreibenden   Eisen   und  Kupfer   beigemischt"   415  a). 
Ihr  entspricht  der  verschiedene  Grad   der  durch  die  Erziehung  gegebenen  Aus- 
bildung, hinsichtlich  deren  aber  nur   für  den  Krieger-  und  Regentenstand  von 
Piaton  Bestimmungen  getroffen  werden.     Beide  Stände  erhalten  die  in  Griechen- 
land  übliche   Ausbildung  in  Gymnastik  und   Musik   (der  letzteren  in  einem 
weiteren    Sinne,   in  welchem    sie   auch   die  Beschäftigung  mit   den  ^Verken   der 
Dichtkunst   umfaßt),   die   in    ihrer   Vereinigung   die  richtige   Beschaffenheit   der 
Seele  zum  Ziele  haben.      Die  Gymnastik  allein  botrieben  veiToht,  die  Älusik  ver- 
weichlicht die  Seele,    ihre  Verbindung    erzeugt   die    erstrebenswerte    harmonische 
Verfassung.      Der   größte   Bildungswert    kommt    dabei    der    Musik    zu.    die    eine 
Stimmung  der  Seele  bewirkt,   kraft   deren  sie  das  Gute  und  Schöne,   wo  es  sich 
immer   bietet,   erkennt   und   liebt  (376  e  ff.  410  c  ff.  401  d  ff.).      Für  die  höchste, 
den  Regenten  vorbehaltene  Erziehung  haben  die  beiden  Disziplinen,  auf  die  sich 
die  Ausbildung  der  Krieger  beschränkt,  nur  propädeutischen  Wert.      Sie  werden 
ergänzt    durch   eine    wissenschaftliche  Bildung,    die  in  einem  geregelten,  von  der 
Jugend  bis  in  die  reifsten  .Jahre  sich  erstreckenden  Kursus  zunächst  die  mathe- 
matischen    Wissenschaften     mit     Einschluß     der    Astronomie     und 
Harmonik    umfaßt    und  in  der  Wissenschaft  von   den   Ideen,   der  Dia- 
lektik,   ihren   Abschluß   erreicht   (521  c  f f.  535  a  ff .).      Denn   die  Regenten  sind 
keine   anderen   als   die   allein    mit  der  Wahrheitskenntnis  ausgerüsteten   Philo- 
sophen  (484 b  ff .  u.  ö.).      Wenn    nicht    die    Philosophen   Könige    oder 
die    Könige    Philosophen    werden,    ist    kein    Ende   des    Unheils   im 
staatlichen   Leben    und    im  menschlichen    Dasein    überhaupt    (473  d). 
Schon    diese    energisch    formulierte    Behauptung    zeigt,    was   andere  Stellen   des 
Werkes    bestätigen,    daß  es  sich  in  der  Politeia  nicht   um  eine  „Utopie"  handelt, 
eine  Staatskonstruktion,  die  der  Ideale  gestaltenden  Phantasie  Genüge  leisten  soll, 
auf   deren  Verwirklichung  es  aber  nicht   ankommt,   sondern   daß  der   Philosoph 
alles  Ernstes  von  seinem  Staate  und  nur  von  ihm  das  Wohl  der  Menschheit  er- 
wartet.     Das   Widerstreben   der   gewöhnlichen    Meinung   gegen    die  These    vom 
Philosophenkönigtum  freilich  und  die  relative  Berechtigung  dieses  Widerstrebens, 
sofern  die  Philosophen  durch  ihr  Verweilen  in  der  jenseitigen  Welt  die  Fähigkeit 
zur  praktischen  Leitung  der  Geschäfte  des  Diesseits  einbüßen,  werden  von  Piaton 
keineswegs    verkannt    (s.  besonders  das  Höhlengleichnis   51-1  äff.).      Deshalb  soll 
der  wissenschaftliche  Kursus,    um  der  Weltentfremdung  der   Philosophen    vorzu- 
beugen,  durch    eine   vom  35.  bis  zum  50.  Lebensjahre  dauernde  Tätigkeit  in 
Ämtern  des   Krieges  und  Friedens  unterbrochen  werden  und  erst  darnach 
seine  Zöglinge  die  letzte  Stufe  zur  Betrachtung   der   Idee   des   Guten   empor- 
führen,  die  sie,   meistens  mit  der   Philosophie    beschäftigt,   zeitweise   aber   auch 
miteinander    abwechselnd    den    staatlichen    Angelegenheiten    sich    widmend,    ins 
Leben  hineinzubilden  haben  (539  e  ff.). 

Die  Idee  des  Guten  als  Gipfel  des  Ideenreiches  und  Gegenstand  höchster 
Erkenntnis  führt  zu  eingehenderer  Unterscheidung  der  Objekte  und  der 
ihnen     im     einzelnen      entsprechenden      Erkenntnis-      bezw.     Vor- 


§  40.     Piatons  Schriften  :  rolitcia  TI— X.  287 

8tellung6weisen  überhaupt  (507  b  ft.).  Hier  sind  zunächst  zwei  Reiche  von- 
einander abzugrenzen,  das  eine  gebildet  vom  r^innliehen  (ooutov  yeroc),  dem 
Gebiete  des  Werdens  (ysveais)  mit  der  es  erfassenden  Wahrnehmung,  das  andere 
vom  Intelligibeln  {votjzov  yevog),  dem  Gebiete  des  Seins  (ovoi'u)  mit  der  ihm 
zugewandten  Verstandes-  bezw.  Vernunfttätigkeit.  Innerhalb  eines  jeden  der 
beiden  Reiche  sind  wieder  zwei  Sondergebiete  zu  scheiden.  Im  Bereiche  des 
Sinnlichen  stehen  an  unterster  Stelle  die  durch  Schatten  oder  Spiegelung  (im 
Wasser  oder  auf  Gegenständen  mit  glatter  Oberfläche)  entstehenden  Abbilder 
—  dy.öveg  —  sinnlicher  Objekte.  Ihnen  gilt  die  niederste  Form  vorstellender 
Tätigkeit,  die  slxania.  Die  nächst  höhere  Stufe  bilden  die  sinnlichen 
Dinge  selbst,  die  bereits  eine  verhältnismäßig  größere  Sicherheit  des  Erfassens 
gewähren.  Der  ihnen  zugewandte  Bewußtseinsakt  verhält  sich  zu  dem  früheren 
wie  ergreifendes  Glauben  zu  unsicher  tappendem  Vermuten ;  sein  Name  ist 
niorig.  Beide  Vorstellungsweisen  fallen  unter  den  umfassenderen  Begriff  der 
86^a.  Innerhalb  des  zweiten  Reiches  gebührt  der  geringere  Rang  den  ()b- 
jekten  der  mathematischen  Erkenntnis  und  der  ihnen  gewidmeten  Ver- 
standestätigkeit. Der  Mathematiker  bedarf  der  sinnlichen  Dinge  als  Bilder.  An 
ihnen  entwickelt  und  veranschaulicht  er  seine  Sätze.  Dabei  setzt  er  Gerades  und 
Ungerades,  Figuren,  verschiedene  W^inkel  usw.  voraus,  und  ohne  von  diesen 
Voraussetzungen  Rechenschaft  zu  geben,  befaßt  er  sich  mit  den  daraus  herzu- 
leitenden Lehren.  Sein  Weg  geht  also  von  oben  nach  unten,  er  richtet  sich 
nicht  auf  die  uo/jj,  sondern  auf  die  TÜEvxrj  (510  b,  vgl.  533  c).  Diese  Bewußt- 
seinsaktion nennt  Piaton  öiävoia.  Auf  der  höchsten  Stufe  steht  unter  den  Ob- 
jekten die  Ideenwelt,  unter  den  Bewußtseinsakten  die  auf  die  Ideen  gerichtete 
Vernunfttätigkeit.  Sie  bedarf  keines  Sinnlichen  als  Vehikels,  und  die  Voraus- 
setzungen sind  für  sie  nur  die  Basis  des  Aufstiegs  zu  einer  voraussetzungslosen 
uQxt'i.  Ihr  Name  ist  vörjoig  (im  engeren  Sinne),  vovg  oder  stc lort} fi»j.  Die 
beiden  oberen  Erkenntnisweisen  fallen  unter  den  gemeinsamen  Begriff  der  )'o>/o<c 
(im  weiteren  Sinne),  die  also  der  <5o|a  entgegensteht.  Die  höchste  Idee  ist,  wie 
bemerkt,  die  des  Guten.  Sie  verleiht  auf  dem  Gebiete  des  Intellektuellen  den 
Objekten  das  Sein  und  die  die  Erkennbarkeit  ermöglichende  Wahrheit,  den  Sub- 
jekten die  Erkenntnisfähigkeit.  Ihr  Absenker  ist  auf  dem  Gebiete  des  Sinnlichen 
die  Sonne,  die  in  analoger  Weise  den  Objekten  Werden,  Wachstum,  Ernährung 
und  Vorstellbarkeit,  den  Subjekten  Vorstellungsfähigkeit  gewährt.  Daß  die 
Sinnendinge  keine  volle  Realität  besitzen,  daß  sie  nur  Bilder  nach  dem  Muster 
der  Ideen  (die  Stellen  bei  ZeUer,  Kl.  Sehr.  I  376  f.)  sind,  und  was  sie  sind  der 
Teilnahme  an  der  Idee  (476  d)  verdanken,  stimmt  zu  der  von  Piaton  bereits  im 
Symposion  und  Phaidon  vorgetragenen  Lehre.  Ihrer  Mittelstellung  zwischen  Sein 
und  Nichtsein  entspricht  die  Mittelstellung  der  So^a  zwischen  ^:riiC)zriiuj  und  uyroia 
(478  d,  vgl.  Symp.  202  a  und  oben  S.  277). 

Die  soeben  nach  508  a  ff.  532  c  f.  ausgeführte  Theorie  von  den  Stufen  des^ 
Seins  und  Erkennens  läßt  sich  durch  das  Schema  S.  288  veranschaulichen. 

Die  ständische  Gliederung  der  Staatsgemeinde  führt  nun  zur  Antwort  auf  die 
Frage  nach  der  Gerechtigkeit  im  Staate.  Diese  wird  in  der  Weise  bestimmt, 
daß  die  Vierzahl  der  Kardin altugeuden  vorausgesetzt  und  zunächst  ocxfiu,  ävbosia, 
und  acoq^Qoavvt]  in  den  drei  Ständen  und  ihrem  gegenseitigen  Verhältnisse  auf- 
gesucht werden.  Die  noch  übrig  bleibende  Tugend  muß  die  öinaioovvt]  sein.  Nun 
ergibt  sich  leicht,  daß  die  oorfia  im  Regenten-,  die  uvöosia  im  Kriegerstande  zu  finden 
ißt.  Die  ocotfQoovvi]  hingegen  hat  ihren  Sitz  nicht  in  einem  bestimmten  Stande, 
sie  ist  vielmehr  die  zwischen  Regenten  und  Beherrschten  bestehende  Einigkeit 
darüber,  wer  zu  herrschen  hat.     Als  dixaioovvrj  bleibt  das,  was  die  Grundvoraus- 


128."^ 


§  40.    Piatons  Schriften:  Politeia  II— X. 


A.  Objektive  Seite:  Stufen  des  Seins. 


.Sinnliches  {'Ogaror  yerog). 

(Reich  der  yfi-fai;). 

(Leben  geben  des  Prinzip  die  Sonne). 


Schatten-  und 
Spiegelbilder. 


S  i  n  n  e  n  d  i  n  g  e 
{rd  le  Tisol  Tjftäg  Cmu 
y.ai  Tiäiv  16  qpvzsvTov 
xai     x6      ay.evaözov 
okov  yero;   [510  a]). 


Intelligibeles  (NoijTOf  yh'og). 

(Reich  der  ovola). 

(Realitätspendendes  Prinzip  die  Idee 

des  Guten).') 

Mathe-  !  Ideen, 

niatisches. 


B.  Subjektive  Seite:  Stufen  des  Erkennens  bezw.  Vorstellens. 


A  6  S  a. 
^Vorstellung  ermöglichendes  Prinzip 


die  Sonnei 


Eixaaia. 


nio 


N6r)at?  (im  weiteren  Sinne). 

(Erkenntnis  ei'möglichendes  Prinzip  die 

Idee  des  Guten). 

Aiäroia. 


N6>]ai;  (im  engei'en 

Sinne),     rov;,    etti- 

aTt'jjnj. 

Entsprechende   Wissenschaften. 

Mathematik         1    Dialektik  (Philo- 
I  Sophie). 

Verhältnis:    534a:    o  n  ovoia  Ti^og  ysrsair,    rötjoir  rrgo;  öö^ar,  y.ai  6  ti  vorjoig  jiqos 

^öiav,    i:TiGT}]fit]v    :106g    ttiotiv    xal    biävotav    :rQ6g    dy.aaiav    (vgl.   auch  Tim.  29  c ; 

nriTTeo  TTOog  ygrsaiv  ovoia,  rovro  7106g  Tilarir  d/.ijdeia). 

Setzung  für  den  Bestand  der  übrigen  bildet;  es  ist  nichts  anderes  als  die  Be- 
folgung der  schon  im  historischen  Rückblick  hervorgetretenen  Maxime  des  tu 
ui'Tov  .-zgärreir  y.ai  /()j  Tio/.vTTQayfiorsh'  (427  d — 434  c).  Jeder  Stand  hat  sich 
mit  seiner  besonderen  Aufgabe,  und  nur  mit  dieser,  zu  befassen.  So  vrird  die 
Oerechtigkeit  zu  einer  auf  dem  richtigen  Verhalten  aller  Stände  beruhenden 
Cesarnttugend  des  Staates. 

Damit  ist  der  Weg  zur  Auffindung  der  Gerechtigkeit  des  Indivi- 
duums gebahnt.  Dessen  Seele  wird  in  drei  den  Ständen  innerhalb  des  Staates 
entsprechende  Teile  zerlegt  imd  ihre  Tugenden  in  analoger  Weise  bestimmt  wie 
die  der  Staatsgemeinde.  Der  oberste  dieser  Seelen  teile  ist  die  überlegende  Ver- 
nunft, TÖ  /.oyiaziy.ov,  für  welches  das  Streben  nach  Erkenntnis  charakteristisch 
ist  (daher  auch  als  (pi/.ofiaßkg  yai  cpdöoocfov  bezeichnet).  Ihren  Gegenpol  bildet 
als  unterster  Teil  das  Begehrliche,  rö  ijttdvfitjTtxör,  das  die  niederen  auf 
Nahrung,  Geschlechtslust  u.  dgl.  gerichteten  Triebe  umfaßt,  zu  deren  Befriedigung 
-es  im  allgemeinen  des  Besitzes  bedarf  (daher  auch  ffdoyo/j/taTor  y.ai  (fdoxegbeg). 
Zwischen  diesen  beiden  Teilen  steht  das  Mutartige,  t6  ßvfiost^sg,  der  In- 
begriff der  edleren  Affekte  und  Triebe,  des  Zornes  über  Unrecht,  des  Mutes  und 
Strebens  nach  Sieg,  nach  Beifall  und  Ehre  (daher  auch  (f  döny.ov  y.ai  (pd.<kii.iov). 
Die  Tugenden  der  einzelnen  Seelenteile  wie  der  Gesamtseele  ergeben  sich  aus  der 
Analogie  mit  dem  Staate  und  seinen  Ständen  ohne  weiteres  (434  d  ff.  439  d  ff. 
-580  d  ff.). 

Wie  nun  in  der  Einzelseele  und  dem  Individuum  der  eine  oder  der  andere 
Seelenteil  die  Vorhen-schaft  hat,  so  gilt  dies  auch  von  ganzen  Völkern.  Die 
<jriechen  sind   durch  das  ffd-o/ia^sg,   die  Thraker,  Skythen   und  anderen  Völker 


Schöpfer  der  Ideen  Gott,  597  b  ff. 


§  40.     Piatons  Schriften:  Politeia  II— X.  289 

des  Nordens  durch  das  dviiosiösg,  die  Phöniker  und  Ägypter  durch  das  qrdo- 
ygi^fiuTov  gekennzeichnet  (435  e  f.). 

Diese  Lehren,  in  denen  Phiton  in  überaus  geistreicher  Weise  Staats-.  Indi- 
vidual-  und  Vülkeriisychologie  und  -Ethik  miteinander  in  Verbindung  setzt, 
lassen  sich  durch  die  Tabelle  S.  290  einer  übersichtlichen  Betrachtung  ver- 
mitteln. 

Wir  treffen  hier  zum  ersten  Male  die  Annahme  von  Seelenteilen.  Daß 
sie  aus  der  Dreiteilung  der  Staatsgemeinde  hergeleitet  ist  und  nicht  umgekehrt 
■diese  aus  ihr,  steht  schon  durch  den  Vorgang  der  politisch-ökonomischen  Tricho- 
tomie  des  Hippodamos  (s.  oben  S.  86)  außer  Zweifel  (vgl.  darüber  auch  Pohlenz, 
Aus  Pl.s  Werdezeit  S.  229  ff.j.  Noch  im  Phaidon  begründete  die  Einheitlichkeit 
<ler  Seele  einen  Unsterblichkeitsbeweis  (s.  oben  S.  282).  Die  gleiche  HomersteUe, 
•die  dort  94  d  e  den  Streit  zwischen  Seele  und  körperlichen  Affekten  bezeugen 
soUte,  gilt  hier  441  b  als  Beleg  für  den  Kampf  der  Seelenteile  gegeneinander. 
Die  wichtigste  Seite  der  Neuerung  ist,  daß  sie  dem  ethischen  Intellektua- 
lismus verhängnisvoll  werden  mußte.  Im  Protagoras  war  ausdrücklich 
bestritten,  daß  das  Wissen  in  seiner  Herrschaft  über  den  Menschen  durch  irgend- 
welche Affekte  paralysiert  werden  könne.  Unsittliches  Verhalten  galt  als  Folge 
■eines  ganz  im  Intellektuellen  gelegenen  Fehlers,  eines  unrichtigen  Urteils  oder 
einer  Falschmessung.  Schon  in  der  ZAvischenzeit  hatten  sich  bei  Piaton  An- 
schauungen geltend  gemacht,  die  sich  mit  diesem  strikten  Intellektualismus  nicht 
wohl  vereinigten  (Gorg.  525  b  c  [dazu  Gomperz,  Gr.  Denk.  II  S.  286]  und  die 
ebenerwähnte  Darstellung  des  Phaidon  von  dem  Streite  zwischen  Seele  und 
körperlichen  Affekten).  Durch  die  Psychologie  der  Politeia  Avird  er  in  seinen 
Grundfesten  erschüttert.  Völlig  preisgegeben  hat  ihn  Piaton  freilich  auch  jetzt 
nicht.  Das  richtige  Verhalten  der  Wächter  bezeichnet  er  als  Festhalten  einer 
Ansicht,  ja  eines  Lehrsatzes,  des  Satzes  nämlich,  daß  das  Beste  des  Staates  für 
das  Handeln  maßgebend  sei  (412  e.  503  a),  und  in  gleicher  Weise  erscheint  die 
Tapferkeit  als  Festhalten  einer  Ansicht  über  das,  was  zu  fürchten  ist  (429  b  c. 
430  b.  433  c.  442  b  c ;  vgl.  Protag.  360  d,  Lach.  194/5  und  oben  S.  241.  244).  Durch 
Vergewaltigung  oder  Zaubertrug  seitens  der  Affekte  kann'  eine  Ansichtsänderung 
herbeigefühi't  werden  (413  b  c).  Das  unrichtige  Verhalten  beruht  darnach  also 
auch  jetzt  noch  auf  einer  Falschmeinung.  Aber  diese  hat  —  und  darin  liegt  der 
Unterschied  gegenüber  dem  Protagoras  —  ihren  letzten  Grund  nicht  in  einem 
fehlerhaften  Verfahren  des  Intellektes  selbst,  sondern  im  Eingreifen  einer  andern 
neben  dem  Intellekte  und  im  "Widerstreite  mit  ihm  wirkenden  seelischen  Macht. 
In  dem  psychologischen  Hauptabschnitte  441  c  ff.  erscheint  dagegen  die  Wii"k- 
samkeit  der  niederen  Seelenteile  als  nicht  durch  den  Intellekt  vermittelt,  sondern 
unmittelbar-  für  Zustand  und  Funktion  der  Seele  mitbestimmend.  Andererseits 
wird  602  c  ff.  die  im  Protagoras  behandelte  Doktrin  von  Messen  und  optischer 
Täuschung  mit  der  neuen  psychologischen  Theorie  in  der  Weise  in  Einklang  ge- 
bracht, daß  die  richtige  Messung  dem  /.oyiariy.ov,  die  falsche  dem  ihm  wider- 
strebenden schlechten  Seelenteil  zugeschrieben  Avird.^) 

Fraglos  bedeutet  die  neue  Lehre,  obwohl  sie  diuch  Aufstellung  von  Seelen- 
teilen —  nicht  Seelenvermögen  —  die  Einheitlichkeit  des  Ichs  in  Frage 
•steUt,  einen  Fortschritt,  insofern  sie  den  außerintellektuellen  Momenten  des 
Seelenlebens  gerecht  zu  werden  sucht.      Im  Zusammenhange  damit  steht  die  ße- 


^)  602  e  ist  statt  rovroj  ös  n:o).).äy.i;  zu  lesen  xavrcö  (seil.  drdQcöjiq))  dk  noüAxig 
■oder  (mit  Schleiermacher)  zw  b'£  :io/läy.ig. 

Ueberweg,  Grundriß  I.  19 


290 


§  40.    Piatons  Schriften:  Politeia  II-X. 


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§  40.     riatons  Schriften:  Politeia  II— X.  291 

gründung  einer  psychologischen  Temperamentenlehre  (503  c  f.,  vgl.  375  b  ff. 
410  c  ff.  441  e),  die  uns  in  erweiterter  Ausführung  im  Politikos  wieder  be- 
gegnen wird. 

Das  um  der  Auffindung  der  Gerechtigkeit  willen  entworfene  Staatsideal 
erhält  nun  eine  nähere  Ausgestaltung  auch  nach  der  ökonomischen  und 
sozialen  Seite.  Daß  den  Regenten  sowohl  wie  den  Kriegern  keine  gewerbliche 
Tätigkeit  gestattet  ist,  folgt  schon  aus  dem  Grundsatze  des  zä  aviov  :ioüzteiv. 
Auch  jeglicher  Privatbesitz  ist  ihnen  untersagt,  ihr  Unterhalt  beruht  lediglich 
auf  einer  Besoldung  seitens  des  dritten  Standes,  eine  Maßregel,  der  Aveiterhin  der 
Hinweis  darauf  zur  Stütze  dient,  daß  mit  der  Aufhebung  des  Besitzes  auch  die 
auf  der  Unterscheidung  von  mein  und  dein  beruhenden  Interessendivergenzen 
beseitigt  und  dadurch  die  Einigkeit  innerhalb  des  Staates  gefördert  wird  (416  d  ff. 
454  b  ff.).  Unter  demselben  Gesichtspunkte  werden  Ehe  und  Familie  aufgehoben 
und  Frauen-  und  Kindergemeinschaft  eingeführt  (457  c  ff.).  Innerhalb  der  auf 
diese  Weise  vereinheitlichten  Staatsgemeinde  wird  von  den  Regierenden  die  Er- 
zeugung und  Auferziehung  des  Nachwuchses  unter  Beobachtung  der  für  Alter 
und  Beschaffenheit  der  Eltern  festgesetzten  Normen  aufs  genaueste  geregelt,  wo- 
bei auch  Täuschung  der  Untergebenen  im  Interesse  des  Staatswohles  als  gerecht- 
fertigt gilt  (458  e  ff.).  Die  aus  dem  Zusammenhang  der  Familie  und  Haus- 
gemeinschaft gelösten  Frauen  stehen  den  Männern,  soweit  nicht  der  physische 
Geschlechtsunterschied  unmittelbar  eine  Änderung  bedingt,  völlig  gleich,  erhalten 
dieselbe  Erziehung  wie  sie  und  nehmen  mit  ihnen  an  den  Geschäften  des  Krieges 
und  der  Staatsverwaltung  teil  (451  c  ff.).  Auf  den  Einwand,  daß  die  Wächter 
bei  ihrer  Ausschließung  von  Erwerb  und  Besitz  kein  glückliches  Leben  führen 
werden,  wird  zunächst  entgegnet,  daß  es  nur  auf  das  Glück  des  Ganzen,  nicht 
auf  das  einer  Klasse  der  Bevölkerung  ankomme  (419  e  ff.).  Weiterhin  aber  stellt 
sich  heraus,  daß  gerade  ihnen  das  höchste  Maß  des  Glückes  zuteil  wird 
(465  e  ff.  580  d  ff.). 

Das  in  der  beschriebenen  Weise  geordnete  beste  Staatswesen  —  daher 
Aristokratie  genannt  —  wird  nach  Piatons  Meinung  zwar  festgefügt  und 
dauerhaft  sein,  freilich  aber,  wie  alles  Gewordene,  keinen  unbegrenzten  Fort- 
bestand haben,  sondern  schließlich  dem  Verfalle  ausgesetzt  sein.  Dieser  vollzieht 
sich  in  Abstufungen,  die  den  geschichtlich  gegebenen  Hauptverfassungen  ent- 
sprechen: der  Timokratie  —  einer  wesentlich  auf  den  Krieg  berechneten 
Staatsform  nach  Art  der  kretischen  und  lakonischen,  in  der  das  draoeibig  und 
damit  das  q;i/.ÖTiuov  die  Oberhand  erhält  — ,  der  Oligarchie  —  charakterisiert 
durch  das  (fi/.o/ot'jfiaiov  — ,  der  Demokratie  —  der  anarchischen,  in  allen 
Farben  schillernden  Staatsform,  die  Gleichheit  unterschiedslos  Gleichen  und 
Ungleichen  zuteilt  — ,  und  der  Tyrannis  —  der  Gewaltherrschaft  eines  Ein- 
zelnen — .  Die  ausführhche  Behandlung,  der  Piaton  543  d  ff.  diese  Verfassungen 
imd  ihre  Entwicklung  auseinander  unterzieht,  berücksichtigt  jeweilen,  wie  es  bei 
der  Aristokratie  geschehen  ist,  zugleich  auch  das  zu  der  betreffenden  Verfassung 
eine  Parallele  bildende  Individuum.  ■  Die  sehr  temperamentvolle  Besprechung  der 
Demokratie  spiegelt  unzweifelhaft  des  Philosophen  persönliche  Stellung  zur 
athenischen  Pohtik  Avider  (vgl.  dazu  auch  Pohlenz,  Aus  Pl.s  Werdez.  241  ff.), 
und  auch  in  dem  Abschnitte  über  die  Tyrannis  wird  man  die  Nachwirkung 
der  Erfahrungen  erkennen  dürfen,  die  er  selbst  am  Hofe  des  I.  Dionys  ge- 
macht hatte. 

Die  Schilderung  des  die  Ungerechtigkeit  verkörpernden  Tyrannen  bietet  den 
Anknüpfungspunkt,  das  Verhältnis  der  Ungerechtigkeit  und  der  Ge- 
rechtigkeit zur  Glückseligkeit   ins  Auge  zu  fassen  und  damit  den  zweiten 

19* 


292  §  40.    Piatons  Schriften:  Politeia  II— X. 

Teil  der  der  Schrift  gestellten  Aufgabe  zu  lösen.  Wie  der  Tyrannenstaat,  so  ist 
auch  das  ihm  entsprechende  Individuum  unglücklich,  glücklich  hingegen  der  mit 
der  Aristokratie  in  Parallele  zu  setzende  (587  c  d)  königliche  Mann  (577  c— 580  c). 
Der  glücklichere  Zustand  des  letzteren  ergibt  sich  auch  aus  einer  Vergleichung 
der  Lustgefühle.  Hier  ist  das  Urteil  des  9  < /.00070c,  der  ebenso  wie  der  qtlö- 
rittog  und  der  q^doy.eQ?)^]?  die  dem  eigenen  Wesen  zugehörigen  Lustgefühle  am 
höchsten  bewertet,  das  maßgebende;  denn  er  kennt  aus  eigener  Erfahrung  auch 
die  charakteristischen  Lustgefühle  der  beiden  anderen,  während  diese  den  seinigen 
gegenüber  in  Unkenntnis  sind,  und  er  besitzt  in  q  görijoig  und  /.6yo;  das  Organ 
der  Kritik  (580  d — 58;5  a).  Femer  sind  seine  Lustgefühle  nicht  relativ  und  auf 
Täuschung  beruhend  (die  meisten  und  größten  körperlichen  Lustgefühle  sind  nur 
Aufhören  von  Unlustgefühlen,  583  b— 585  a),  und  entsprechend  der  Korrelation 
zwischen  den  höchsten  geistigen  Funktionen  und  der  voll  realen  Welt  (s.  oben 
S.  286  ff.)  ist  allein  die  Befriedigung  der  Begehrungen  des  cpi'/.öooffo;  eine  Füllung 
mit  dem  wirklichsten  und  wahrsten  Inhalte  (585  a— 586  ci. 

Diese  Erwägungen  bereiten  die  Beantwortung  der  Frage  vor,  ob  die  hinter 
dem  Scheine  der  Gerechtigkeit  geborgene  Ungerechtigkeit  Vorteil 
bringe  (588 b  zu  vgl.  mit  361  a,  s.  oben  S.  285).  Sie  wird  verneint,  da  die  Unge- 
rechtigkeit als  die  ungeordnete  Verfassung  der  Seele,  die  Herrschaft  des  bunt- 
scheckigen und  vielköpfigen  Tieres  (des  i.-ridvfiijTi^ioi')  und  des  Löwen  (des  i)vfto- 
eidig),  die  in  ihr  mit  dem  Menschen  (dem  /.oyiaziy.ör)  vereinigt  sind,  ein  Übel  ist, 
das  sich  verschhmmert,  wenn  infolge  seiner  Verborgenheit  die  Strafe  und  damit 
die  Herbeiführung  des  normalen,  der  körperlichen  Wohlbeschaffenheit  vergleich- 
baren, aber  viel  wertvolleren  Seelenzustandes  unterbleibt  (588  b  ff.).  Was  bei 
Entscheidung  über  sittliches  oder  unsittliches  Verhalten  auf  dem  Spiele  steht,  ist 
um  so  größer,  da  die  Seele  unsterblich  ist  (608b  ff.).  Dafür  erfolgt  hier  ein 
neuer  (die  Beweise  des  Phaidon,  oben  S.  281  ff.,  ergänzender)  Beweis.  Jedes  Ding, 
heißt  es,  kann  nur  durch  das  ihm  eigentümliche  Übel  vernichtet  werden  (der 
organische  Körper  durch  Krankheit,  Getreide  durch  Mehltau,  Holz  durch  Fäulnis, 
Kupfer  und  Eisen  durch  Rost).  Die  der  Seele  eigentümlichen  Übel  sind  die  den 
Kardinaltugenden  entgegenstehenden  Laster.  Da  diese  die  Seele  erfahrungs- 
o-emäß  nicht  vernichten,  ist  sie  überhaupt  unvernichtbar,  d.  h.  unsterbhch  (der 
Beweis  leidet,  abgesehen  von  Bedenken  gegen  seine  erste  Prämisse,  wie  die  oben 
S.  283  besprochene  Argumentation  des  Phaidon  an  dem  Fehler,  daß  das  Wesen 
der  Seele  als  physischen  Lebensprinzips  und  ihre  moralische  Beschaffenheit  nicht 
auseinandergehalten  werden).  Hinsichtlich  der  leilnahme  der  beiden  niederen 
Seelenteile  an  der  Unsterblichkeit  besteht  in  Piatons  Ausführungen  (611  a  ff.,  vgl. 
614  a  ff.)  eine  Unklarheit,  auf  die  hier  nicht  näher  eingegangen  werden  kann. 
Jedenfalls  bringt  nach  dem  eschatologischen  Mythus  614  b  ff.  die  Zeit  nach  dem 
Tode  eine  Vergeltung,  und  darin  neben  dem,  was  ihm  während  des  leiblichen 
Lebens  von  Göttern  und  Menschen  an  Wohltaten  zuteil  wurde,  findet  der  Ge- 
rechte, auch  abgesehen  von  dem  eigenen  Werte  der  Gerechtigkeit,  seinen  Lohn 
(614  a). 

Es  erübrigt  noch,  die  Erörterungen  über  die  Dichtung  (377  b  ff.  595  a  ff.) 
ins  Auge  zu  fassen,  die  zunächst  ein  Kapitel  in  Piatons  Wächterpädagogik  bilden, 
in  ihrer  weiteren  Ausführung  aber  sich  zu  einer  ästhetisch-ethischen  Theorie  aus- 
wachsen,  die  eine  gesonderte  Betrachtung  erheischt.  Wir  treffen  hier  vorerst  den 
alten  uns  aus  Xeuophanes  (s.  o.  S.  90)  bekannten  Kampf  gegen  die  unwürdigen 
Götterdarstellungen  des  Mythus,  die  ebenso  wie  vieles  in  der  Zeichnung  seiner 
Helden  und  wie  die  Vorstellungen  der  Dichter  von  der  Unterwelt  und  ihre  Aussagen 
über  das  Glück  der  Ungerechten   und  das  Unglück  der  Gerechten  im  Leben  als 


§  40.     Piatons  i^chriften:  Toliteia  II— X.  293 

der  Erziehung  der  Wächter  nicht  förderlich  betimden  werden.  Eine  besondere 
Berücksichtigung  finden  hierbei  die  raimetischen  Elemente  der  Poesie,  d.  h.  die- 
jenigen Teile  der  Dichtung,  in  denen  die  handelnden  Personen  sich  in  direkter 
Rede  äußern  (392  c  ff.).  Eine  solche  Xachahmungstätigkeit,  die  die  Vertreter  der 
verschiedensten  Berufe  und  Bestrebungen  in  ihren  Äußerungen  darstellt,  paßt 
schon  an  sich  nicht  zu  dem  für  den  Idealstaat  maßgebenden  Prinzip  der  Arbeits- 
teilung und  wü'kt  moralisch  verderblich,  wenn  die  Äußerungen  schlechter 
Charaktere  Triedergegeben  werden;  denn  das  von  Jugend  auf  Nachgeahmte  wird 
zur  eigenen  Natur.  So  bleibt  im  Idealstaate  nur  für  die  Dichtung  Raum,  die 
Äußerungen  des  Guten  nachahmt  (394  e — 398  b).  Noch  strenger  verfährt  Piaton 
595  a  ff.  Hier  wird  überhaupt  über  alle  Poesie,  soweit  sie  Nachahmung  ist,  der 
Stab  gebrochen,  und  zwar  im  wesentlichen  auf  Grund  der  inzwischen  dargelegten 
Ideenlehre  und  ihrer  Folgerungen  für  Erkenntnistheorie  und  Psychologie.  Die 
mimetische  Poesie,  so  vernehmen  wir  hier,  ist,  insofern  sie  das  Sinnliche  nach- 
ahmt, ein  Abbild  des  Abbildes  und  somit  von  Sein  und  Wahrheit  durch  eine 
doppelte  Strecke  getrennt.  Wüßten  die  Dichter  die  Wahrheit  der  Dinge,  so 
würden  sie  sich  mit  Taten  statt  mit  Nachahmungen  befassen.  Homer  hat  im 
Gegensatze  zu  den  großen  Gesetzgebern,  den  Heerführern  und  Erfindern  keinerlei 
gemeinen  Nutzen  gestiftet  und  auch  nicht,  wie  Pythagoras,  einem  engeren  Kreise 
einen  Lebensweg  gewiesen.  Sonst  hätte  man  nicht  ihn  —  und  das  Gleiche  gilt 
von  Hesiod  —  als  Rhapsoden  umherziehen  lassen,  ohne  daß  sie  ein  Belehrung 
suchender  Anhang  an  einen  Ort  gefesselt  oder  sich  ihnen  auf  ihrer  Wanderschaft 
angeschlossen  hätte.  Auch  unter  anderm  Gesichtspunkte  erscheint  der  Dichter 
in  seiner  Mimesis  sinnlicher  Dinge  als  minderwertig.  Drei  Verhältnisse  nämlich 
gibt  es  zu  den  Gegenständen  des  täglichen  Bedarfs,  das  des  Benutzers,  das  des 
Verfertigers  und  das  des  Nachahmers.  Der  erste  besitzt  das  Wissen  um  die 
Dinge  (er  weiß  warum  sie  so  oder  so  beschaffen  sein  müssen,  vermag  also  ?.6yov 
Si^övdi,  vgl.  o.  S.  256.  264;  natürlich  kann  von  Wissen  nur  in  relativem  Sinne  die 
Rede  sein,  ein  Wissen  in  vollem  Wortsinne  hat  den  Sinnendingen  gegenüber  nicht 
statt),  der  zweite  die  richtige  Vorstellung  (er  schafft  nach  den  Angaben  des  Be- 
nutzers richtig,  ohne  sich  der  Gründe  bewußt  zu  sein),  der  dritte  keines  von 
beiden.  Ferner  Avendet  sich  die  Dichtung,  die  ja  mit  der  Wahrheit  nichts  z\i  tun 
hat,  nicht  an  das  loyiaxiy.ov,  sondern  an  die  niederen  Seelenteile  und  bewirkt  so, 
indem  sie  diese  begünstigt,  eine  schlechte  Seelenverfassung.  Endlich  kann  durch 
das  Mitleid  mit  dem  jammernden  Helden  und  das  Wohlgefallen  an  dem  hier 
entwickelten  Reiz  der  Dichtung  auch  der  Tüchtige  schließlich  zur  Schwächlich- 
keit auch  im  eigenen  Verhalten  verführt  werden.  So  gelangt  Piaton  zu  der  in 
alter  wie  neuer  Zeit  viel  besprochenen  Verbannung  der  epischen,  tragischen  und 
komischen  Poesie  aus  seinem  Staate  und  zur  alleinigen  Duldung  von  Hymnen 
auf  die  Götter  und  Preisliedern  auf  wackere  Menschen  (607  a). 

Was  sich  gegen  diese  Argumentation  einwenden  läßt,  bedarf  keiner  Ausein- 
andersetzung. Aber  zu  ihrem  Verständnis  ist  es  nötig,  ihrer  letzten  Ursache 
nachzugehen.  Schon  im  Ion  hatte  Piaton  nachdrücklich  den  Unterschied  von  Poesie 
und  Wissenschaft  betont,  aber  die  Dichter  hatten  noch  als  OEia  fioiQu  Begnadete 
ihren  Ehrenplatz  behalten  (s.  o.  S.  239  f.).  Jetzt,  da  er  der  eigenen  dichterischen 
Vergangenheit  ferner  steht  und  die  Jahre  seinen  philosophischen  Absolutismus 
haben  wachsen  lassen,  verfährt  er  radikaler.  Dabei  tritt  der  schon  im  Ion  wirk- 
same letzte  Grund  seines  Vorgehens  nur  um  so  schärfer  zutage.  Von  manchen 
höre  man,  bemerkt  er  598  d,  Homer  und  die  Tragiker  verständen  alle  Künste 
und  Avüßten  in  allen  Fragen  der  menschlichen  Sittlichkeit  und  in  den  göttlichen 
Dingen  Bescheid,    denn    der   Dichter   müsse,    um   gut  zu    dichten,  als  Wissender 


294  §  40.    Piatons  Schriften:  Politeia  II -X.     Phaidros. 

dichten.  Der  moderne  Leser  muß  sich  diese  verkehrte  Ansicht  auf  der  gegne- 
rischen Seite,  er  muß  sich  ferner  die  auch  sonst  nachweisbare  dem  griechischen 
Bildungswesen  eigentümliche  Ausnutzung  Homers  als  Weisheits-  und  Wissens- 
quelle gegenwärtig  halten,  um  Piatons  Polemik  zu  verstehen  und  innerhalb  ge- 
wisser Grenzen  als  berechtigt  zu  erkennen.  Der  Fehler  liegt,  ähnlich  wie  bei 
dem  Verdikt  über  die  athenischen  Staatsmänner  im  Gorgias,  nur  darin,  daß  der 
einmal  herausgeforderte  philosophische  Doktrinarismus  die  Tatsächlichkeiten  des 
Lebens  in  schroffster  Weise  mißachtet.  Aber  wie  dort  im  Menon  so  ist  auch 
hier  in  den  Nomoi  der  Übertreibung  ihre  Remedur  zuteil  geworden. 

Die  vorstehende  Darstellung  mußte  sich  auf  die  dogmatisch  wichtigsten 
Gedanken  der  Politeia  beschränken  und  konnte  von  dem  Reichtum  ihres  Gesamt- 
inhaltes ebensowenig  eine  Vorstellung  geben,  wie  von  ihrem  geistreichen,  durch 
Analogien,  Bilder  und  Gleichnisse  geschmückten  Vortrage.  Durch  diesen  wiegt 
das  Werk  auch  in  künstlerischer  Hinsicht  reichlich  das  auf,  was  ihm  an  einer 
lebendigen,  die  Mitunterredner  voll  beteiligenden  Dialogführung  abgeht.  Eben 
durch  diese  Annäherung  an  die  fortlaufende  Rede  schuf  sich  der  Schriftsteller 
die  Möglichkeit,  in  breiterer  zusammenhängender  Erörterung  sich  über  eine  Reihe 
die  Zeit  bewegender  Kulturfragen  auszusprechen,  so  hinsichtlich  des  äußeren 
Staatslebens  über  die  Milderung  des  Kriegsbrauches  insbesondere  Griechen  gegen- 
über (469  b  ff.),  hinsichtlich  der  inneren  geistigen  Entwicklung  über  die  Stellung 
der  Volksmeinung  zu  den  Philosophen  (487  d  ff.),  über  die  Gefahren  der  Er- 
schütterung der  Vätermoral  durch  die  Mitteilung  dialektischer  Kunst  an  Jugend- 
liche oder  von  Natur  nicht  zur  Charakterfestigkeit  Veranlagte  (537  d  ff.)  u.  a.  m. 
Für  alle  diese  Ausführungen  sei  auf  das  Werk  selbst,  für  die  kulturgeschichtlich 
interessanten  mittelalterlichen  und  neuzeitlichen  Parallelen  zu  den  Einrichtungen 
des  platonischen  Staates  auf  den  S.  116*  Z.  12  ff.  genannten  Aufsatz  E.  Zellers 
verwiesen. 

Die  Seelendreiteilung  der  Politeia  erscheint  in  einem  neuen  Zusammenhange 
durch  Verknüpfung  mit  dem  aus  dem  Symposion  uns  bereits  bekannten  Eros- 
thema im 

fhanlros.  Auch  ihn  beherrscht  die  Ideenlehre  in  Verbindung  mit  den 
Sätzen  von  Präexistenz,  Anamnesis  und  Unsterblichkeit,  so  jedoch,  daß  zunächst 
das  früher  im  Gorgias  in  Angriff  genommene  Problem  der  Rhetorik  den  Vorder- 
grund behauptet.  Die  Verhandlung  geht  aus  von  einem  Probestück  jener 
Epideiktik.  in  der  eine  weltfremde  Schulrhetorik  mit  advokatischer  Kunst  eine 
paradoxe  These  verficht:  Phaidros  verliest  eine  „Rede  des  Lysias"  —  die  Streit- 
frage, ob  eine  echte  oder  eine  auf  platonischer  Nachahmung  der  Weise  des 
Lysias  beruhende,  ist  mit  Wahrscheinlichkeit  zugunsten  der  letzteren  Annahme 
zu  entscheiden;  vgl.  die  S.  96*  angeführte  Dissertation  Weinstocks  — ,  in  der 
einem  Jüngling  die  Nachteile  der  Preisgabe  an  einen  Verliebten  und  die  Vorzüge 
des  gleichen  Verhaltens  einem  Nichtverliebten  gegenüber  dargelegt  werden. 
Sokrates  unternimmt  es,  ihr  eine  bessere  über  das  gleiche  Thema  entgegenzu- 
setzen, in  der  er  den  Eros  als  eine  ohne  Vernunft  die  auf  das  Rechte  gerichtete 
Vorstellung  überwältigende,  auf  Lustgenuß  an  leiblicher  Schr)nheit  ausgehende 
Begierde  definiert  (238  b  c)  und  ihre  Verderblichkeit  für  den  Geliebten  schildert. 
Ehe  er  aber  an  den  positiven  Teil  seiner  Aufgabe  herantritt,  bricht  er  ab,  um  in 
einer  Palinodie  eine  völlig  andere  Auffassung  des  Eros  zu  entwickeln.  Ist  dieser 
auch  ein  Wahnsinn,  so  ist  damit  noch  nicht  gegeben,  daß  er  etwas  Schlechtes  sei. 
Die  Mantik,  die  zur  Auffindung  von  Sühn-  und  W^eihemitteln  führende  prophe- 
tische Begeisterung,  der  Enthusiasmus  der  Dichter  sind  Arten  eines  durch 
göttliche  Zuteilung  —  dsla  ftoloa,  vgl.  oben  S.  240.  264  —  dargebotenen  und  daher 


§  iO.    Piatons  Schriften:  Phaidros.  295 

heilsamen  Wahnsinns.  Daß  dahin  auch  der  Eros  gehört,  lehrt  eine  Betrachtung 
•der  Natur  der  Seele  und  ihres  Tuns  und  Leidens  (245  c  ff.).  Zunächst  ergibt 
sich,  daß  sie  unsterblich  ist,  und  zwar  aus  folgender  Erwägung:  Was  seine" 
Bewegung  nicht  von  einem  andern  empfängt,  sondern  sich  selbst  bewegt,  betätigt 
diese  Bewegung,  da  es  sich  selbst  nicht  im  Stiche  lassen  wird,  in  Ewigkeit,  ist 
also  unsterblich.  Als  Anfang  der  Bewegung  ist  es  ungeworden,  als  ungeworden 
ist  es  unzerstörbar,  denn  nach  seiner  Vernichtung  würde  weder  es  selbst  aus 
etwas  anderem,  noch  etwas  anderes  aus  ihm  werden  können.  Der  Himmel  und 
das  ganze  Eeich  des  Werdens  würden  zusammenstürzen  und  keine  Quelle  neuer 
Bewegung  und  neuen  Werdens  besitzen.  Dieses  sich  selbst  Bewegende  ist  die 
Seele;  denn  jeder  von  außen  her  bewegte  Körper  ist  unbeseelt,  jeder  von  innen 
heraus  selbständig  sich  bewegende  beseelt.  (Der  Beweis,  der  mit  dem  dritten 
des  Phaidon  [oben  S.  282]  verwandt,  in  seiner  besonderen  Form  aber  wohl 
durch  Erwägungen  wie  die  des  Alkmaion.  Vorsdkr.  14  A  1.12,  angeregt  wurde, 
ist  nicht  triftig.  Es  ist  nicht  bewiesen,  daß,  die  Selbstbewegung  der  Seele  in 
ihrem  jetzigen  Zustande  vorausgesetzt,  diese  durch  keinen  ersten  Anstoß  von 
außen  bewirkt  und  uranfänglich  ist,  iind  aus  einer  solchen  Uranfänglich- 
keit  ließe  sich  auf  dem  hier  besehrittenen  Wege  ihi-e  unbegrenzte  Fort- 
dauer nicht  folgern.)  Diese  unsterbliche  Seele  gleicht  nun  einem  mit  seinem 
Lenker  engstens  verbundenen  geflügelten  Zweigespanne.  Bei  den  Göttern 
sind  Lenker  und  beide  Rosse  gut  und  edel;  bei  den  Menschen  ist  der  Lenker 
(gemeint  ist  das  Xoyiartxöv)  von  menschlicher  Art,  von  den  Rossen  das  eine 
(das  dvuoEiSs;)  schön,  gut  und  von  edler  Abkunft,  von  dem  andern  (dem 
¥ni&via]xiy.6v)  gilt  das  Gegenteil.  Der  Flug  aller  Gespanne  strebt  empor  zur 
äußeren  Seite  des  Himmelsgewölbes,  dem  „überhimmlischen  Orte",  wo  bei 
der  Umdrehung  des  Gewölbes  die  Schau  der  Gerechtigkeit  selbst,  der  Mäßigung, 
des  von  aller  Relativität  freien  Wissens  und  der  übrigen  realen  Welt  (der  Welt 
der  Ideen,  zur  Charakterisierung  247  d  vgl.  Symp.  210  e  ff.,  oben  S.  277  f.) 
dem  Gefieder  Nahrung  und  Wachstum  bringt.  Aber  nur  den  göttlichen 
Gespannen  gelingt  dieser  Flug  in  vollkommener  Weise.  Bei  den  menschlichen 
bewirkt  das  zur  Erde  niederdrückende  unedle  Roß,  daß  im  günstigen  Falle  das 
Haupt  des  Lenkers  in  den  überhimmlischen  Ort  hineinragt,  während  der  ganzen 
Umdrehung  oder  nur  zeitweise,  so  daß  ihm  von  der  Schau  vieles  entgeht.  Aber 
einmal  hat  jede  Menschenseele  das  wahrhaft  Seiende  geschaut,  dessen  Erinnerung 
sie  zum  begrifflichen  Denken  befähigt  (249  b  c.  249/50 ;  vgl.  oben  S.  263).  Im 
ungünstigen  Falle  bleibt  das  ganze  Seelengefährt  unterhalb  des  Himmelsgewölbes 
und  nährt  sich  statt  vom  Wissen  von  der  Vorstellung  (vgl.  oben  S.  263  f.  286  f.). 
Der  ihrem  besten  Teile  zukommenden  Gefiedernahrung  entbehrend  verliert  die  Seele 
ihre  Flügel,  sinkt  zur  Erde  hinab  und  geht  ein  in  einen  Leib.  Je  nach  dem 
Maße  dessen,  was  sie  vom  Seienden  geschaut  haben,  werden  die  Seelen  den 
Keimen  von  Menschen  verschiedener  nach  Wert  und  Bernf  abgestufter  Kategorien 
eingepflanzt,  und  nach  ihrem  Verhalten  während  des  leiblichen  Daseins  richtet 
sich  nach  dem  Tode  ihr  Schicksal,  das  sie  unter  Umständen  auch  in  Tierleiber 
und  aus  solchen  wieder  in  Menschenleiber  führt  (246  a — 249  c). 

Der  Eros  beruht  nun  auf  der  Erinnerung  an  das  beim  Seelenfluge  geschaute 
ideal  Schöne,  die  durch  den  Anblick  des  sinnlich  Schönen  geweckt  wird.  Unter 
allen  Ideen  besitzt  allein  die  Schönheit  in  ihren  sinnlichen  Abbildern  einen 
Glanz,  dessen  Helligkeit  wir  mit  dem  Gesichtssinne  als  dem  hellsten  unserer 
Sinne  aufnehmen.  Er  bewirkt  —  wie  251  a  f.  unter  Heranziehiuig  bekannter 
Vorgänge  der  organischen  Welt  ausgeführt  wird  —  ein  neues  Sprossen  des 
Seelengefieders.      Die  Trennung  von  dem  Schönheitsabbiide  verursacht  den  pein- 


296  §  40.    Piatons  Schriften:  Phaidros. 

vollen  Zustand  des  strebenden  aber  gehinderten  Wachstums.  So  verlangt  der 
vom  Eros  Beherrschte  nach  engstem  Zusammensein  mit  dem  geliebten  Schönen. 
Dabei  drängt  das  unedle  Roß  im  AViderstreit  gegen  den  Lenker  und  seinen  dem 
Lenker  gehorchenden  bessern  Gefährten  auf  Befriedigung  in  sinnlichem  Liebes- 
genusse  und  erfüllt  die  Seele  mit  Zwiespalt  und  Schwanken.  Da  die  Schünheits- 
würkung  des  Geliebten  von  dem  Liebenden,  den  sie  berührt,  einem  Echo  ver- 
gleichbar auf  den  Geliebten  zurückwallt,  erzeugt  sie  in  diesem  gleiches  Verlangen 
und  gleichen  Kamjif.  Wird  dieser  bei  beiden  zugunsten  eines  geordneten  Ver- 
haltens und  zugunsten  der  Philosophie  entschieden,  so  führen  sie  ein  glückselige» 
und  einträchtiges  Leben  in  Selbstbeherrschung  und  genießen  nach  dem  Tode  das 
Glück  der  Beflügelung.  Befleißigen  sie  sich  aber  eines  zwar  unphilosophischeu,  aber 
ehrliebenden  Verhaltens  (256  bc  8tair)j  .  .  .  uq  i'/.ooöcpcp,  <j:i/.ori\uo)  de),  so  gewinnen 
vielleicht  im  Rausche  oder  in  einem  sonstigen  Zustande  der  Unbedachtheit  die 
niederen  Rosse  in  den  unbewachten  Seelen  die  Oberhand  und  setzen  dann  und 
vereinzelt  auch  in  der  Folgezeit  durch,  was  die  Menge  preist  (den  sinnlichen 
Genuß).  Auch  in  diesem  Falle  besteht,  obwohl  in  geringerem  Grade,  während 
des  Lebens  zwischen  beiden  dauernde  Freundschaft,  und  beim  Tode  verlassen 
sie  den  Leib  zwar  unbeflügelt,  aber  auf  dem  Wege  zur  Beflügelung  (249  d 
bis  256  e). 

An  die  drei  Erosreden  schließen  sich  Erörterungen  über  die  Rhe- 
torik, in  die  eine  scharfe  Kritik  der  lysianischen  Rede  eingeflochten  ist.  Hier 
lebt  zunächst  der  im  Gorgias  geführte  Kampf  gegen  die  unwissenschaftliche 
rhetorische  Routine  wieder  auf.  Phaidros  hat  gehört,  der  Redner  habe  es  nur 
mit  dem  Scheine  zu  tun,  Kenntnis  der  Wahrheit  sei  ihm  nicht  vonnöten.  Die 
Widerlegung  durch  Sokrates  stützt  sich  auf  einen  im  Kleinen  Hippias  ausge- 
führten Gedanken:  auch  zur  Erweckung  täuschenden  Scheines  gehört  Wissen  der 
Wahrheit  (s.  o.  S.  268).  Der  Redner  soll  in  der  Lage  sein,  nach  MögMchkeit  jedes 
Ding  jedem  andern  für  jeden  Hörer  durch  allmählichen,  schrittweisen  Übergang 
als  gleich  erschemen  zu  lassen  und  den  von  einem  andern  in  dieser  Weise  erregten 
Schein  als  trügerisch  aufzudecken.  Das  kann  nicht  geschehen  ohne  Kenntnis  der 
zwischen  den  Dingen  bestehenden  Gleichheit  und  Ungleichheit  (259  e— 262  c ; 
272  d — 273  d).  Während  sich  aber  der  Gorgias  im  wesentlichen  auf  eine  Be- 
streitung der  Rhetorik  in  ihrer  landläufigen  Übung  beschränkt  und  auf  eine  der 
Wahrheit  und  Sittlichkeit  dienende  Redekunst  nur  seltene  Ausblicke  bietet 
(s.  oben  S.  259),  verbreitet  sich  der  Phaidros  eingehend  über  die  Grundvoraus- 
setzungen einer  wissenschaftlichen  Rhetorik.  Unter  ihnen  liegt  eine 
auf  dem  Gebiete  der  Logik.  Die  Rede  muß,  wenn  ihr  Gegenstand  seinem  Wesen 
nach  nicht  ohne  weiteres  jedem  Zweifel  entrückt  ist,  mit  seiner  Definition  be- 
ginnen, sie  muß  ferner,  einem  Organismus  vergleichbar,  in  ihrer  gesamten  Anlage 
eine  sachgemäße  Ordnung  einhalten  und  die  logischen  Operationen  der  begriff- 
lichen Zusammenfassung  und  Zerlegung  (der  Einteilung)  ausführen.  So  zeigt 
sich  die  Dialektik  als  wesentlichstes  Stück  der  Rhetorik,  und  die  gewöhnliche 
Meintmg.  die  Dialektik  und  Rhetorik  scheidet,  geht  irre.  Was  die  üblichen 
rhetorischen  Kurse  und  Lehrbücher  an  Regeln  und  Anweisungen  bieten,  hat  nur 
den  Wert  einer  Vorbereitung  zur  eigentlichen  Redekunst  (262  c— 269  c).  Die 
zweite  Voraussetzung  —  neben  der  logischen  —  ist  psychologischer  Art.  Die 
Rhetorik  muß,  um  ihrem  Ansprüche  gemäß  Seelenleitung  zu  sein,  auf  der 
Kenntnis  der  Natur  der  Seele  fußen,  die  sich  von  der  Kenntnis  der  Natur  des 
Weltganzen  nicht  trennen  läßt.  Der  Redner  muß  die  verschiedenen  Arten  der 
Seelen  und  beseelten  Menschen  wie  die  der  Reden  sondern  und  unter  Berück- 
sichtigung des  ursächlichen   Zusammenhanges    theoretisch  und   von  Fall  zu  Fall 


§  40.    Piatons  Schriften:  Phaidros.  297 

auch  praktisch  entscheiden,  Avelche  Redeart  auf  diese,  Avelche  auf  jene  zur  Er- 
reichung des  einen  oder  des  andern  Zweckes  eine  AVirkung  hervorbringt  (269  e 
bis  272  b).  Aber  die  von  Phaidros  verlesene  Lysiasrede  l)ietet  den  Anlaß,  noch 
ein  -weiteres  Problem  zu  stellen.  In  -welchem  Falle  verdient  die  schriftliche 
Darlegung  überhaupt  Lob,  in  welchem  Tadel?  Jedes  Schriftwerk  ist  stumm 
wie  ein  Bild.  Es  vermag  nicht  Eede  und  Antwort  zu  stehen.  Es  gelangt  in  die- 
Hände  Berufener  und  Unberufener  und  kann  sich  gegen  ungerechte  Schmähung 
nicht  helfen.  Das  Gegenteil  gilt  von  dem  im  mündlichen  Unterrichte  unmittel- 
bar an  den  Lernenden  gerichteten  Worte.  Ihm  gegenüber  hat  die  schriftliche 
Aufzeichnung  nur  den  Wert  eines  Sj^iels  oder  eines  Erirnei'ungsmittels  für  den 
Aufzeichnenden  selbst  oder  für  andere.  Tadel  verdient  also  der  Verfasser  jed- 
weder schriftlichen  Darstellung,  wenn  er  ihr  große  Sicherheit  und  Klarheit  zu- 
schreibt. Wer  sich  hingegen  des  Wertverhältnisses  beider  Darstellungsweisen 
bewußt  ist  und  darnach  verfährt,  der  ist  der  rechte  Mann.  Wenn  er  im  Wissen 
um  die  Wahrheit  sein  Werk  niedergeschrieben  hat  und  imstande  ist,  ihm  im 
wissenschaftlichen  Streite  zu  helfen  und  durch  sein  eigenes  lebendiges  Wort  das 
Geschriebene  in  den  Schatten  zu  stellen,  dann  verdient  er  Philosoph  zu  heißen 
oder  mit  ehiem  ähnlichen  Namen  geehrt  zu  werden  (274  b — 278  d).  Mit  einem 
Hinweise  auf  den  jugendlichen  Isokrates,  der  infolge  seiner  philosophischen  Ver- 
anlagung Besseres  hoffen  lasse  als  Lysias  (s.  darüber  o.  S.  219  f.)  und  alle  anderen 
lieden Verfasser,  schließt  der  Dialog. 

Das  Neue,  das  der  Phaidros  bringt,  liegt  zunächst  in  dem  Nachweise,  daß 
und  unter  welchen  Bedingungen  die  Rhetorik  sich  mft  den  Forderungen  der 
Wissenschaft  in  Einklang  bringen  läßt.  Vergleicht  man  den  Gorgias,  so  tritt  ein 
Fortschritt  der  Entwicklung  klar  zutage,  insofern  der  Philosoph  sich  jetzt  bestrebt, 
den  Gesamtbereich  geistiger  Äußerungen,  zu  denen  ja  auch  die  Rhetorik  gehört, 
wissenschaftlich  zu  durchdringen.  Die  damit  gebotene  Einigung  zwischen  Philo- 
sophie und  Rhetorik  behauptet  zugleich  eine  wichtige  Stelle  innerhalb  der  im 
Laufe  der  Jahrhunderte  vielfach  wechselnden  Beziehungen  zwischen  den  beiden 
Disziplinen,  die  die  griechische  Kultur  beherrschen.  Für  das  philosophische 
Gebiet  ist  ungleich  wichtiger  die  in  der  zweiten  Rede  des  Sokrates  enthaltene 
Eroslehre.  In  der  idealen  Tendenz  der  Erosverklärung  kommt  sie  mit  der  ent- 
sprechenden Theorie  des  Symposions  überein,  dogmatisch  aber  ist  sie  reicher  aus- 
gestaltet und  fruchtbarer.  Das  dankt  sie  der  neuen,  erstmals  in  der  Politeia  zu 
'W^'orte  gekommenen  Seelenlehre.  Durch  diese  gelingt  es,  die  ethische  Verschie- 
denheit der  Erosformen  psychologisch  auf  Unterschiede  im  Verhalten  der  Seelen- 
teile zu  gründen.  Die  Wirkung  reicht  aber  weiter  auch  ins  Gebiet  der  Er- 
kenntnistheorie. Schon  im  Symposion  vermittelte  im  Eros  ein  Irrationales 
das  Wissen  von  der  Idee  des  Schönen.  Vollends  wurde  in  der  Politeia  der 
Rationalismus  der  früheren  Zeit  Piatons  durch  die  Seelentrichotomie  erschüttert. 
Jetzt  tritt  der  Eros  in  engste  Beziehung  zur  Anamnesis  und  bahnt  durch  das 
Medium  des  Schönen  den  Weg  zur  Ideenwelt  überhaupt.  Das  -OEia  iioion  ist 
nicht  mehr,  wie  im  Menon,  eine  Eigentümlichkeit  der  a/.ijüijg  86^u,  sondern  auch 
die  i.-tioTi]iia]  ist  Wirkung  einer  gottgesandten  Begeisterung. 

Nicht  der  rhetorische  und  philosophische  Inhalt  des  Phaidros  an  sich  ist 
die  Ursache,  daß  dieser  Dialog  den  noch  immer  heiß  umstrittenen  Mittelpunkt 
der  Piatonforschung  bildet.  Es  handelt  sich  bei  dem  Streite  vielmehr  um  Mei- 
nungsverschiedenheiten über  die  chronologische  Stellung  des  Werkes.  Die  An- 
sätze bewegen  sich  in  dem  Spielräume  von  der  ersten  platonischen  Schrift  bis  zu 
den  Altersdialogen.  Bei  der  wichtigen  Rolle,  die  in  dem  Gespräche  neben  anderen 
Hauptdoktrinen  der  Ideenlehre  zufällt,  ist  die  Entscheidung  der  Frage  für  die  Auf- 


09i^  §  40.    Piatons  ijchriftäi:  Phaidios. 

fasTing  der  giesamten  Elntirickluiig  Platons  von  gnindlegender  Bedeutung.  Die 
verschiedenen  von  der  Platonforschung  zur  Lösung  des  Problems  verwendeten 
Kriterien  und  ihre  Ergebnisse  haben  uns  bereits  oben  S.  216.  22'.».  224.  226.  232  f. 
beschäftigt.  Es  eriibrigt  nur.  nach  dem  Überblick  über  den  sachlichen  Inhalt  des 
Dialoges  auf  die  daraus  zu  ziehäaden  Schlüsse  näher  einzugehen.  Hier  ergibt 
sich  nun  sogleich  aus  seiner  trichotomischen  Psychologie,  daß  er  nur  nach  dem 
Phaidon.  der  die  Einheit  der  Seele  aufs  nachdrücklichste  betont,  verfaßt  sein 
kann.  Es  tragt  sich  also  zunächst  nur  noch,  ob  er  unmittelbar  vor  der  Politeia 
Seine  Stelle  zu  erhalten  hat  oder  später  als  diese  Schrift  entstanden  ist.  Die 
letztere  Annahme  scheint  mir  unabweisbar.  Jeder  in  der  platonischen  Dogmatik 
Unbewandöte,  der  den  Phaidros  vor  der  Politeia  und-  dann  wieder  nach  diesem 
Werke  liest,  macht  die  Erfahrung,  daß  sich  ihm  erst  bei  der  wiederholten  Lektüre 
das  Verständnis  der  zweiten  Sokratesr«le  erschUeßt.  Das  Gleichnis  von  Seelen- 
lenker und  -rossen  bleibt  eine  in  ihren  Umrissen  unbestimmte,  in  ihrer  Deutung 
unklare  Allegorie,  solange  nicht  die  scharf  geprägte  psychologische  Theorie  der 
Politeia  als  seine  Unterlage  erkannt  ist.  Die  mit  dem  BUde  kaum  noch  verein- 
bare Bezeichnung  des  zweiten  Seelenrosses  als  .toäiv,  etxf^  Gvusrsqr^r^iifrog  (^53 de) 
erklärt  sich  erst  aus  der  .ToÄrftdia  des  niedersten  Seelen töles  der  Politeia  (580  di 
und  der  Charakteristik  der  ihm  entsprechenden  Demokratie  als  .-Ts^yoixi/.iu'rtj  und 
-Trtrrrt  yrrij  :toi.nti&r  umfassend  (557  c  f.)  sowie  des  demokratischen  Mannes  al; 
j«»TOtVt.To^  und  :ragadtiyuaTn  zrohxttäir  tt  xai  roourojr  rtj^tara  rr  avrcö  e/otr  (561  Ci. 
Auch  die  vßgt^  und  dJuCortia  dieses  Pferdes,  die  Ehrliebe  des  besseren  Bosses 
und  seine  Befreundung*  mit  der  ahj&irij  d6~a  (253 de)  erhalten  zum  mindesten 
ihr  volles  Licht  erst  aus  do"  Politeia  (560  ceu  430  b  und  oben  S.  289j.  Gleicher- 
wose  wird  das  247  a  den  Göttern  gegebaie  Attribut  .Toärrwr  ixaaro;  avrcjr  rd 
atrov  nur  dem  Leser  ganz  verständlich  sein,  don  ans  der  Politeia  die  große  Be- 
deutsamkät  dieses  Ausdruckes  nachklingt,  und  die  der  Terayiiiri)  re  biaira  xal 
■*^dooo<fia  als  zweitbestes  Verhalten  der  Liebojden  entgegengesetzte  bvana  ätfü.ö- 
coifiK  fiiöriuo;  de  gewinnt  erst  als  Parallele  zu  der  dem  Philosophenstaat 
nacfafblgimden  Timokiatie  und  dem  ihr  entsprechenden  <fÜMTiuoc  <s.  o.  S.  291)  als 
der  zweitiai  Rangstufe  da-  Verfassungen  und  Individuen  ihre  zutreffende  Auffassung. 
Wollte  man  nun  trotz  dieser  und  noch  weiterw  in  die  gleiche  Richtung  zeigender 
Beziehungen  des  einen  Werkes  zum  andern,  für  deren  Darlegimg  auf  v.  Arnim. 
Piatos  JngenddiaL  usw.  S.  156  fL  (dageg<M»  Pohlenz,  Gott.  gel.  Anz.  1916. 
2«jS  ff.)  verwiesen  sei,  dem  Phaidros  säne  Stelle  vor  der  Politeia  geben,  so 
bliebe  als  Auskunft  nur  die  Annahme  übrig,  der  Verfasser  des  Phaidros 
habe  für  Lesö-  geschrieben,  die  bereits  durch  sdnen  mündlichen  Unterrieht 
in  lue  in  Frage  kommenden  Lehrai  der  Politeia  eingeweiht  waren.  So  wenig 
eine  solche  Annahme  grundsätzlich  von  der  Hand  zu  weisen  ist  (s.  oben 
S.  227).  macht  es  doch  beim  Phaidros  das  große  Au%ebot  iK<etischer  Alittel 
wrie  auch  die  Auseinandersetzung  mit  Lysias  und  dem  üblichen  Betriebe  der 
Rhetorik  im  höchstoi  Grade  unwahrscheinlich,  daß  er  sich  an  die  Schule 
und  nicht  an  dai  wdtest«n  Kräs  gd)ildeter  Leser  wende.  Man  wird  also 
zu  dieser  Auskunft  nur  unter  dem  Drucke  zwingaidster  Beweisgründe  für 
<lie  Priorität  des  Phaidros  sdne  Zuflucht  ndunen.  Ohne  bei  der  hier  gebotenen 
Kürze  in  one  Erörterung  der  für  diese  Priorität  vorgebrachten  sachlichen  Argu- 
mente eintreten  zu  dürfoi,  kann  ich  nur  bekennen,  daß  mir  keines  von  ümen 
■den  oben  aus  dem  inhaltlichen  Verhältnis  zur  Politda  gezx^enen  Schluß  an  Be- 
weiskraft aufzuwieg^m  scheint.  Daß  andererseits  auch  der  durch  v.  Arnim  auf 
<^rund  sachlich»  wie  sprachlicher  Erwägungen  ampfohlemsa   Ordnung:    Politeia, 


§   10.    Piatons  Schriften :  Die  Schriften  der  Altersjahre.  299 

Theaitet,  Parmenides,  Phaidros,  Sophistes  entscheidende  Bedenken  entgegen- 
stehen^  wird  sich  unten  aus  dem  engen  Zusammenhange  zwischen  Parmenides 
und  Sophistes  ergeben. 

Die  Schriften  der  Altersjahre. 

Theaitetos.  Parmenides,  Sophistes,  Politikos,  Philebos,  Timaios,  Kritias, 
Nomoi  und  Epinomis. 

In  den  Werken  der  zuletzt  behandelten  Periode  strahlte  die  ontologische 
Ideenlehre  als  die  Sonne  an  Piatons  Gedankenhmimel  in  ungetrübtem  Glänze. 
Die  Altersdialoge  bieten  ein  wesentlich  verändertes  Bild.  Das  Gestirn  ist  nicht 
erloschen,  aber  mit  seinem  alles  überstrahlenden  Glänze  ist  es  vorbei.  Parme- 
nides, Sophistes  und  Timaios  beweisen,  daß  die  Ideenlehre  auch  im  ontologischen 
Sinne  für  ihren  Urheber  immer  noch  gültig  ist.  Der  Parmenides  ist  der  Frage 
ihrer  Zulässigkeit  gewidmet,  im  Sophistes  erhält  sie  eine  vervollkommnete  Form, 
und  der  Timaios  nimmt  sie  zum  Ausgangspunkt  für  seine  Kosmologie.  Aber 
ihre  Herrschaft  über  die  platonische  Gedankenwelt  ist  nicht  mehr  die  gleiche. 
Der  Philebos  macht  von  ihr  nicht  den  Gebrauch,  den  man  nach  dem  Gegen- 
stande dieses  Gespräches  erwarten  müßte,  im  Theaitetos  fehlt,  obwohl  auch  hier 
zu  ihrer  Verwertung  alle  Veranlassung  wäre,  zum  mindesten  ihre  ausdrückliche 
Erwähnung,  und  die  noch  übrigen  Dialoge  lassen  sie  gänzlich  unberührt,  über 
die  Ursachen  dieser  Wandlung  wird  keine  volle  Klarheit  zu  erlangen  sein,  bis 
uns  etwa  ein  günstiges  Geschick  durch  neues  JMaterial  tiefere  Einblicke  in  Piatons 
Innen-  und  Außenleben,  die  Vorgänge  innerhalb  seiner  Schule  und  die  gesamte 
philosophische  Bewegung  dieser  Epoche  erschließt.  Ausdrückliche,  bald  ab- 
lehnende, bald  zustimmende  oder  vermittelnde  Stellungnahme  zu  anderen  Schulen 
imd  stillschweigende  Berücksichtigung  fremder  Richtungen  tritt  in  den  Dialogen 
dieser  Periode  stark  hervor.  Darunter  stehen  mit  den  Schicksalen  der  Ideenlehre 
zunächst  die  Beziehungen  zum  Eleatismus  in  engem  Zusammenhange,  die  in 
den  Dialogen  Parmenides,  Sophistes  und  Politikos  auch  ihre  äußere  Kennzeich- 
nung finden.  Der  Bedeutung  der  Dialektik  für  die  Schule  des  Parmenides  ent- 
spricht das  in  der  Mehrzahl  der  Altersdialoge  Piatons  hervortretende  Interesse  für 
das  Verhältnis  des  Einen  zum  Vielen,  für  Einteilung  und  Zusammenfassung, 
Begriffsbildung  und  Prädikation.  So  gewinnt  die  logische  Seite  der  Ideen- 
lehre an  Boden,  was  die  ontologische  verliert.  Eine  zweite  auch  für  die  Ideen- 
lehre folgenreiche  Einwirkung  übt  der  Pythagoreismus.  Daß  Piaton  ihm 
zugetan  war,  ließ  sich  schon  im  Gorgias  und  in  anderen  Gesprächen  früherer  Zeit 
beobachten.  Jetzt,  vom  Philebos  ab,  erreicht  die  Zuneigung  ihren  hr)chsten  Grad. 
An  Stelle  der  ontologischen  Ideenlehre  rücken  die  mathematischen  Wissen- 
schaften und  die  Astronomie  in  den  Vordergrund  des  Interesses.  Letztere 
tritt,  an  volkstümliche  und  pythagoreische  Anschauungen  anknüpfend,  in  den 
Dienst  des  Kultus  der  Stern gottheiten.  So  greift  die  W^andlung  auch  in  das 
Gebiet  der  Religion  ein.  Von  der  abstrakten  göttlichen  Idee  wendet  sich  die 
Verehrung  den  konkreten  himmlischen  Wesenheiten  zu. 

Nur  die  Kehrseite  der  Zurückstellung  des  Jenseitigen  ist  eine  intensivere 
Beschäftigung  mit  dem  Diesseits.  Dem  begeisterten  Fluge  zum  ..über- 
himmlischen Orte"  folgt  ein  nüchternes  Verweilen  beim  Irdischen.  Im  Prinzip 
bleibt  die  Bewertung  der  sinnlichen  AV^elt  in  ihrem  Verhältnis  zur  übersinnlichen 
•die  alte.  Gleichwohl  findet  das  Sinnliche  und  Erfahrungsmäßige  in  mehreren 
W^erken  dieser  Periode  eine  Aufmerksamkeit,  Avie  sie  ihm  in  keiner  früheren 
Phase  des  platonischen  Schrifttums  zuteil  wird.  Der  Timaios  verrät  eingehende 
^Beschäftigung    mit    Einzelheiten    der    Naturwissenschaften,     Anthropologie    und 


oOO      §  ^'^'    Piatons  Schriften:  Die  Schriften  der  Altersjahre.    Theaitetos. 

Medizin.  Vor  allem  aber  zeigt  sich  der  neue  Geist  im  Politiicos  und  in  den  Nomoi 
auf  dem  Gebiete  der  Politik,  sicherlich  unter  Miteinwirkung  der  praktischen  Be- 
tätigung des  Philosophen  für  die  syrakusische  Reform.  Die  hier  herrschende 
Beachtung  des  geschichtlich  Gegebenen  und  Erwägung  des  unter  menschlichen 
Verhältnissen  Erreichbaren  hebt  sich  scharf  ab  von  dem  idealistischen  Absolutis- 
mus der  Politeia.  Durch  diesen  besonderen  Charakter  lassen  die  Altersdialoge- 
verstehen,  wie  aus  Piatons  Schule  Aristoteles  hervorgehen  konnte.  Daß  umge- 
kehrt in  manchen  Punkten,  besonders  in  der  neuen  Stellung  zur  Ideenlehre 
Piaton  durch  Aristoteles  beeinflußt  worden  sei,  ist  sehr  wohl  möglich,  wenn  auch 
unbeweisbar. 

Die  größere  Nüchternheit  der  Reflexion  spiegelt  sich  auch  in  der  äußeren 
Form  der  meisten  unter  den  Altersdialogen.  Von  Anzeichen  für  die  Abnahme 
künstlerischer  Rücksichten  war  bereits  oben  S.  228  die  Rede.  Im  einzelnen  ver- 
halten sich  freilich  die  verschiedenen  Dialoge  sehr  ungleich.  Der  Theaitetos 
verrät  auch  abgesehen  von  seiner  sorgsam  ausgeführten  Szenerie  in  der  Art,  wie 
er  sich  durch  einen  glücklichen  Griff  der  lästigen  Referierformeln  entledigt 
(s.  o.  S.  228  f.),  und  in  der  Unterbrechung  der  trockenen  logischen  Verhandlung 
durch  den  prachtvollen  Philosophenexkurs  (172  c  ff.)  ein  sehr  reges  Kunststreben, 
Tiefer  stehen  die  folgenden  Schriften  bis  zum  Timaios.  Doch  bekundet  auch 
hier  manche  Einzelheit,  wie  im  Politikos  der  in  die  dürre  Deduktion  eingelegte 
Mythus  (268  d  ff.),  ein  Bemühen  um  die  Form.  Sehr  ungleich  sind  in  ihren  ein- 
zelnen Abschnitten  die  Xomoi.  Namentlich  in  ihren  Anfangspartien  zeigen  sie 
einen  neuen  AufschAvung  des  künstlerischen  Interesses  darin,  daß  in  Nachahmung 
des  natürlichen  Gespräches  die  sachliche  Verhandlung  an  persönliche  Umstände 
der  Unterredner  anknüpft  und  der  geradlinige  Verlauf  in  der  Behandlung  der 
Materie  nach  Möglichkeit  gemieden  wird  (vgl.  u.  a.  die  Stellung  der  methodischen 
Proömienfrage  719  e  ff.  inmitten  des  sachlichen  Kontextes,  die  nachträgliche  Sub- 
sumption  des  Vorangehenden  unter  den  Begriff  des  Proömiums  723  d  e,  die  Ein- 
flechtxmg  eines  Teiles  der  Ehegesetzgebung  in  das  Proömienkapitel  721  a  ff.). 
Um  so  kunstloser  sind  manche  anderen  Partien  des  Werkes.  Die  Dialogform  ist 
hier  ganz  oder  so  gut  wie  ganz  vernachlässigt,  z.  T.  vielleicht  infolge  Mangels 
einer  Schlußredaktion,  der  bewirkte,  daß  die  für  die  sizilische  Gesetzgebung 
niedergeschriebenen  Aufstellungen  im  wesentlichen  ihre  ursprüngliche  Gestalt  be- 
hielten, ohne  der  für  das  Literaturwerk  gebotenen  Umformung  unterworfen 
zu  werden. 

Am  nächsten  steht  den  Dialogen  der  vorangehenden  Periode  wie  zeitlich  so 
auch  in  -seiner  literarischen  Eigenart  der 

Theaitetos,  ja  er  greift  in  seiner  gesamten  Anlage  sogar  auf  die  Schriften 
der  sokratisehen  und  der  Übergangs-Periode  zurück.  Wie  dort  so  besteht  auch 
hier  die  Aufgabe  in  einer  Begriffsbestimmung,  und  zwar  der  des  Wissens. 
Wieder  verläuft  die  Untersuchung  in  sukzessiver  Prüfung  und  Zurückweisung 
verschiedener  Definitionsversuche,  um  schließlich  ergebnislos  zu  endigen.  Und 
auch  darin  besteht  eine  Ähnlichkeit  mit  einigen  jener  frühen  Schriften,  daß  die 
von  dem  Mitunterredner  Theaitetos  zuerst  aufgestellte  Definition  auch  unter  dem 
logisch  formalen  Gesichtspunkte  unbrauchbar  ist:  das  Wissen  wird  hier  (146 cd) 
definiert  durch  Aufzählung  einer  Anzahl  von  Wissenschaften  und  Wissen  ein- 
schließenden Künsten.  Eine  ernstliche  Diskussion  beginnt  erst  mit  der  zweiten 
Begriffsbestimmimg,  die  das  Wissen  der  Wahrnehmung  gleichsetzt 
(151  e).  Diese  These  mrd  von  dem  Gesprächsleiter  Sokrates  als  gleichbedeutend 
mit  dem  protagoreischen  Homomensura-Satze  bezeichnet  und  dieser  wieder  mit 
der,    wie  es  heißt,    von   allen  Weisen  außer   Parmenides   anerkannten   Lehre   vom 


§  40.     Piatons  Schriften:  Theaitetos.  301 

Fluß  aller  Diuge  in  Verbindung  gebracht.  Nichts  ist  an  sich,  alles  ist  nur  F2r- 
gebnis.  der  Bewegung  und  gegenseitigen  Mischung  (152  d).  Das  gilt  auch  von 
■den  Gegenständen  unserer  Wahrnehmung.  Die  Farbe  beispielsweise  ist  nichts 
außer  uns  Existierendes,  sondern  das  Ergebnis  des  Auftreffens  des  Auges  auf 
eine  entsprechende  (für  die  Wahrnehmung  durch  dieses  Organ  geeignetet  Be- 
wegung. Sie  ist  weder  das  was  trifft,  noch  das  was  getroffen  wird,  sondern  ein 
zwischen  beiden  in  der  Mitte  Gelegenes,  das  natürlich  für  jedes  wahrnehmende 
Subjekt  eigenartig  sein  wird  (153  d  ff.j.  Dieser  Relativismus  wird  auch  für  die 
Erklärung  der  Tatsache  in  Anspruch  genommen,  daß  die  nämlichen  Gegenstände, 
ohne  eine  Veränderung  zu  erleiden,  je  nach  dem  an  sie  herangebrachten  Maß- 
stabe quantitativ  und  qualitativ  verschieden  erscheinen  (sechs  Würfel  sind  mehr 
[im  Verhältnis  zu  vierenj  und  weniger  [im  Verhältnis  zu  zwölfen];  Analoges  gilt 
von  Farben-  und  Temperaturverschiedenheiten;  154  b  ff.).  Der  Erläuterung  soll 
eine  nähere  Ausführung  der  auf  die  Flußlehre  gegründeten  relativisti- 
schen Wahrnehmungstheorie  dienen,  die  nun  als  geistiges  Eigentum  ge- 
wisser nicht  mit  Xamen  genannter  Philosophen  gekennzeichnet  wnrd  (156  a  ff. ; 
gemeint  sind  möglicherweise  Aristippos  und  seine  Anhänger,  s.  oben  S.  188; 
vgl.  jedoch  auch  E.  Stoelzel,  Die  Beh.  d.  Erkenutnisprobl.  im  piaton.  Theaet. 
S.  40  f.).  Es  gibt  nach  dieser  Lehre  zwei  Arten  der  Bewegung;  die  eine 
bedeutet  Wirken,  die  andere  Leiden.  Durch  ihr  Zusammentreffen  entstehen 
^V"ahrgenommenes  (die  Weiße,  in  Projektion  der  weiße  Gegenstand)  und 
Wahrnehmung  (das  Sehen,  in  Projektion  das  sehende  Auge).  Wirkendes 
und  Leidendes  bedingen  sich  also  gegenseitig  und  sind  Erzeugnisse  eines 
Werdeprozesses.  Jedes  (beharrhche)  Sein  ist  ausgeschlossen  für  Einzel- 
teile sowohl  wie  für  Komplexe  (den  Menschen,  den  Stein  usw.).  Daraus  aber, 
wie  aus  der  Unrichtigkeit  der  Traum-  und  Wahnvorstellungen  und  den  Sinnes- 
täuschungen ergibt  sich  die  Unhaltbarkeit  des  Satzes,  daß  für  jeden  ist,  was 
ihm  erscheint  (156  a — 158  a).  So  biegt  diese  Betrachtung,  die  unternommen 
wurde,  um  im  Sinne  des  protagoreischen  Eelativismus  eine  den  Begriffen  ,,mehr", 
,, weniger'  usw.  anhaftende  Schwierigkeit  zu  heben,  zu  einer  Widerlegung  dieses 
Relativismus  um.  Die  Lehre  von  Fluß  und  Werden  schien  dem  Satze  des  Prota- 
goras  eine  Stütze  zu  bieten;  tatsächlich  löst  sie  ihn  auf.  Aber  bei  dieser  Wider- 
legung soll  es  jetzt  noch  nicht  bleiben.  Sokrates  selbst  tritt  ihr  mit  einer  Ant- 
wort vom  Staudpunkte  des  Relativismus  entgegen  (158  e  ff.).  Im  ^Vechselspiel 
werden  nun  wieder  gerade  die  unzertrennbare  Beziehung  zwischen  Wahrgenom- 
menem und  Wahrnehmendem  und  die  Aufhebung  des  beharrlichen  Seins  der 
Persönlichkeit  zugunsten  des  Protagoras  verwendet.  Die  Auflösung  der  Persön- 
lichkeit im  Werdestrom  wird  als  Zerlegung  in  verschiedene  einander  sukzedierende 
Einzelpersönlichkeiten  verstanden.  Für  jede  unter  diesen  gilt  hinsichtlieh  ihrer 
Beziehung  zur  Umwelt  wieder  die  unverbrüchliche  Korrelativität  von  Wahr- 
nehmungssubjekt und  -Objekt.  Beide  sind  nur  füreinander  da.  Ihr  Sein  ist 
.relativ,  aber  in  dieser  Relativität  ist  es  wirklich,  und  das  Wahrgenommene  besitzt 
Wahrheit  für  das  wahrnehmende  Subjekt,  das  zu  seiner  Beurteilung  die  maß- 
gebende und  untrügliche  Instanz  ist.  So  scheint  doch  der  Homomensura-Satz 
und  mit  ihm  Theaitetos'  These:  Wissen  =  Wahrnehmung  zu  Recht  zu  bestehen 
.<160  d  e).  Aber  gegen  beide  richtet  Sokrates  alsbald  wieder  neue  Angriffe.  Diese 
zerfallen  in  zwei  Gruppen.  Die  erste  beginnt  mit  gehässig  persönlichen  Aus- 
fällen gegen  Protagoras.  Weshalb  habe  er  nicht  das  Schwein  oder  den  Hunds- 
affen oder  dgl.  für  das  Maß  aller  Dinge  erklärt,  um  zu  beweisen,  daß  er  selbst, 
der  ob  seiner  Weisheit  wie  ein  Gott  Bewunderte,  nicht  mehr  Verstand  habe  als 
•eine  Kaulquappe  ?    Und  worin  bestehe  nach  Protagoras'  Grundvoraussetzung  seine 


302  §  40.    Piatons  Schriften:  Theaitetos. 

Weisheit,  um  deren  willen  er  beanspruche,  andere  für  vieles  Geld  zu  unter- 
richten? (161  c  ff.)  Hieran  schließen  sich  Argumente  gegen  Protagoras  und 
Theaitetos  von  mehr  oder  weniger  stark  hervortretendem  eristischem  Charakter 
(163  b  ff.).  Wieder  kommt  Sokrates  selbst  der  Gegenpartei  zu  Hilfe  und  leiht 
Protagoras  eine  Verteidigung,  in  der  Ton  und  Methode  der  vorangehenden  sokra- 
tisohen  Argumentation  schart  getadelt  werden  (162  d  f.  166  a  ff.).  Das  wichtigste 
Stück  dieser  Apologie  und  den  Anknüpfungspunkt  für  einen  späteren  Teil  der 
Verhandlung  bildet  die  oben  S.  130*)  skizzierte  Ausführung,  wonach  sich  die 
Annahme  von  Abstufungen  der  Weisheit  sehr  wohl  mit  dem  relativistischen 
Hauptphilosophem  des  Protagoras  verträgt.  Nun  erst  erfolgt  in  einer  zweiten 
Gruppe  die  endgültige  Widerlegung  des  Satzes  vom.  Menschen  als  Maß  aller 
Dinge  und  der  These,  Wissen  sei  Wahrnehmung  (169  d  ff.).  Diese  Widerlegung 
verläuft  in  folgenden  Gedankengängen :  1.  Alle  Menschen  urteilen,  es  gebe  Weis- 
heit und  Unverstand,  richtige  und  falsche  Meinung.  Sowohl  in  dem  Falle,  daß 
die  Menschen  immer  wahr  urteilen,  wie  auch  in  dem  anderen,  daß  ihr  Urteil 
bald  wahr,  bald  unwahr  ist,  liegt  in  ihren  Urteilen  Wahrheit  und  Unwahrheit, 
und  Protagoras  ist  widerlegt  (170  a  ff.).  2.  Protagoras'  Satz  ist  für  ihn  wahr, 
für  seine  Bestreiter  unwahr.  Er  ist  also  um  so  viel  mehr  unwahr,  als  diese  Be- 
streiter  Protagoras  an  Zahl  überragen  (170  e  f.).  3.  Protagoras  gesteht  durch 
den  Homoraensura-Satz  den  Bestreitern  dieses  Satzes  Wahrheit  zu,  während  diese 
einen  Irrtum  ihrerseits  nicht  zugeben.  So  ist  der  Satz  weder  für  ihn  selbst,  noch 
für  einen  andern  wahr  (171  a  ff.).  4.  Die  in  der  erwähnten  Apologie  (166  äff.) 
dem  Protagoras  geliehene  Unterscheidung  größerer  und  geringerer  Weisheit  ist 
als  mit  der  allgemeinen  Ansicht  zusammentreffend  wiederaufzunehmen.  Es  ergibt 
sich,  daß  sie  mit  dem  protagoreischen  Maßsatze  tatsächlich  sich  nicht  verträgt. 
Überall  wo  Nutzen  und  Schaden  in  Frage  kommen,  wird  sich  das  Urteil  des 
Weisen  (Sachverständigen)  durch  den  in  der  Zukunft  sich  einstellenden  Erfolg 
bewähren.  Hier  scheitert  also  die  Annahme  gleicher  Wahrheit  aller  subjektiven 
Meinungen.  Sie  behält  vorläufig  noch  Bestand  auf  dem  Gebiete  der  sittlichen 
Urteile  (gerecht,  ungerecht  usw.)  und  der  gegenwärtigen  Sinneswahrnehmungen 
(warm,  trocken,  süß  usw.).  Hier  ist  die  These:  Wahrnehmung  =  Wissen  noch 
unerschüttert  (171  d— 172  b;  177  c— 179  c).  Aber  eine  Betrachtung  der  ihr  zur 
Unterlage  gegebenen  Flußlehre  entzieht  ihr  auch  da  den  Halt.  Denn  in  dem 
allgemeinen  Flusse  verschwimmt  mit  ihren  Objekten  auch  die  Wahrnehmung 
selbst.  Man  kann  nicht  mit  größerem  Rechte  von  Sehen  reden  als  von  Nicht- 
sehen,  von  Wahrnehmung  als  von  Nichtwahrnehmung  und  demgemäß  von  Wissen 
als  von  Nichtwissen  (179d— 182e;  vgl.  dazu  Kratyl.  440  a,  oben  S.  273). 

Nun  werden  Flußlehre  und  Homomensura-Satz  verlassen  und  der  Be- 
hauptung, Wissen  sei  Wahrnehmung,  durch  eine  unmittelbar  auf  sie  gerichtete 
Erwägung  der  letzte  Stoß  versetzt.  Diese  fußt  auf  dem  Wesen  der  Wahrnehmung 
als  eines  durch  körperliche  Sinnesorgane  vermittelten  Bewußtseinsvorganges. 
Jedes  dieser  (')rgane  liefert  nur  Wahrnehmungen  einer  bestimmten,  optischen, 
akustischen  oder  sonstigen  Art.  Was  die  verschiedenen  Wahrnehmungen  mitein- 
ander verknüpft,  sie  nach  den  Gesichtspunkten  der  Zahl,  des  Seins  und  Nicht- 
seins, der  Ähnlichkeit  und  Unähnlichkeit, .  Identität  und  Verschiedenheit,  des 
Schönen  und  Häßlichen,  Guten  und  Schlechten  beurteilt,  kann  nicht  selbst 
wieder  körperlich  vermittelte  Wahrnehmung,  sondern  muß  eine  unmittelbare 
Tätigkeit  der  Seele  selbst  sein.      Nur  diese  Tätigkeit  vermag  Sein  und  Wahrheit 


1)  Dort  hätte  gesagt  werden  sollen,   daß  auch  die  Ausführung  Plat.  Theait. 
166  d  nur  vom  platonischen  Sokrates  dem  Sophisten  geliehen  ist. 


§  40.    Piatons  Schriften:  Theaitetos.  303 

zu  erfassen  und  damit  das  Wissen  zu  gewähren,   das  somit  etwas  von  der  Wahr- 
nehmung Verschiedenes  ist  (184  b — 187  a). 

Theaitetos  berücksichtigt  dieses  Ergebnis  und  erklärt  in  einer  dritten  De- 
finition (187  b)  das  Wissen  für  etwas  rein  Psychisches,  die  richtige  Vor- 
stellung u)  u/.>)&iii  (5o|a).  Dies  führt  zunächst  auf  die  Nebenfrage  nach  Wesen 
und  Entstehungsweise  der  falschen  Vorstellung.  Sie  kann  nicht  als  Vor- 
stellung von  NichtSeiendem  gedeutet  werden  —  wer  sich  Nichtseiendes  vorstellt, 
stellt  sich  überhaupt  nichts  vor  (189  a)  — ,  sondern  als  Setzung  eines  Seienden 
für  ein  anderes  (189  bc:  d/./.odo^lav  nva  ovaar  yEVÖij  (pa^isv  sivai  dötay).  Zur 
Veranschauüchung  dienen  die  Gleichnisse  von  der  Wachstafel  (dem  Gedächtnis), 
zu  deren  Prägungen  irrtümlicherweise  nicht  übereinstimmende  Gegenstände  (die 
Wahrnehmungsbilder)  als  ihnen  entsprechend  in  Beziehung  gesetzt  werden,  und 
vom  Taubenschlage,  in  welchem  der  Besitzer,  willens  eine  bestimmte  Taube  zu 
erhaschen,  fehlgreift.  Aber  auch  so  erheben  sich  Schwierigkeiten,  in  denen  es 
sich  rächt,  daß  man  sich  mit  der  falschen  Vorstellung  beschäftigt,  ehe  man  das 
Wesen  des  Wissens  erkannt  hat  (187  d — 200  cd).  So  bleibt  die  Nebenfrage  unge- 
löst, und  die  Verhandlung  kehrt  wieder  zu  der  Hauptfrage  zurück.  Daß  nun 
richtige  Vorstellung  schlechthin  und  Wissen  nicht  identisch  sind,  zeigt  sich  sofort. 
Vermag  doch  der  Gerichtsredner  in  einem  kurzen  Plaidoyer  dem  Richter  zwar 
eine  richtige  Vorstellung  (Meinung),  aber  damit  noch  kein  Wissen  über  einen  nur 
durch  Autopsie  erkennbaren  Sachverhalt  beizubringen.  Deshalb  muß  die  richtige 
Vorstellung  genauer  bestimmt  werden.  Dies  geschieht  in  einer  vierten  Definition, 
Nach  der  Bestimmung  eines  Ungenannten  ist  das  Wissen  die  mit  Erklärung 
verbundene  richtige  Vorstellung  (201  c:  riji' /uezä  /löyov  d/»;??>;  Ööiar 
ijiioztjintjv  elvai).  Daß  es  sich  um  Piatons  Gegner  Antisthenes  handelt,  wird  als- 
bald klar  (201  e  ff.).  Der  Ungenannte  bestreitet  nämlich  für  das  Einfache  (die 
Elemente  der  Dinge)  die  Möglichkeit  des  köyo?  (der  Prädikation).  Es  könnte  nur 
von  einem  oiy.Eiog  löyog,  der  von  A  nur  wieder  A  aussagt,  die  Rede  sein  (vgl.  o. 
S.  176),  der  aber  hier  nicht  als  köyog  im  eigentlichen  Sinne  angesehen  wird.  So 
kann  das  Einfache  nur  mit  seinem  Namen  genannt  werden  und  ist,  da  das 
dovrac  ts  y.ai  de^aadai  ).6yov  als  Bedingung  des  Erkennens  vorausgesetzt  wird, 
nicht  erkennbar,  sondern  nur  wahrnehmbar.  Vom  Zusammengesetzten  hingegen 
gibt  es  einen  '/.öyog  (=^  ovofiürcov  avfiTT/.onij)  und  damit  ein  (analytisches)  Erkennen 
und  Wissen  (vgl.  o.  S.  177).  Die  Kritik  (202  d  ff.)  richtet  sich  zunächst  gegen 
die  Scheidung  des  Elementaren  und  des  Zusammengesetzten  hmsichtlich  ihrer 
Erkennbarkeit :  Entweder  ist  das  Zusammengesetzte  nichts  anderes  als  die  Summe 
seiner  Bestandteile;  dann  versteht  man  nicht,  wie  unerkennbare  Elemente 
summiert  ein  Erkennbares  ergeben  sollen  (der  Einwand  trifft  den  Gegner  nicht, 
da  dieser  von  einem  Begriff  des  Erkennens  als  Analyse  ausgeht).  Oder  das  Zu- 
sammengesetzte ist  etwas  von  der  Elementensumme  Verschiedenes  und  Eigen- 
artiges ;  als  solches  ist  es  einheitlich  und  müßte  sich  somit  nach  der  gegnerischen 
Voraussetzung  dem  /.öyog  und  dem  Erkennen  entziehen.  Zur  Widerlegung  der 
Definition  selbst  (£-i«or>//^»/  =  f^ezä  /.oyov  dÄrj&ijg  86^a)  wird  ein  dreifacher  Sinn 
des  Wortes  /.öyog  unterschieden.  Es  bedeutet  entweder  den  sprachliehen  Aus- 
druck; dann  wäre  jeder  richtig  Vorstellende,  soweit  er  nicht  etwa  stumm  ist,  zu- 
gleich auch  wissend  (206  d  f.).  Oder  /.6yog  bezeichnet  (im  Sinne  des  Antisthenes) 
die  auf  die  letzten  Elemente  zurückgehende  Aufzählung  der  einen  Gegenstand 
bildenden  Bestandteile ;  demgegenüber  zeigt  ein  Beispiel  (207  d  f.),  daß  eine 
richtige  Aufzählung  der  Elemente  auf  einem  zufälligen  Treffen  des  Wahren  be- 
ruhen kann  und  keineswegs  die  für  das  Wissen  charakteristische  Konsequenz 
und   Festigkeit  einschüeßt.      Oder  endlich  ist  unter  ?.6yog  die  Angabe  eines  den 


3(J4  §  '^^-    Pli^toiis  Schriften:  Theaitetos.    Parmenides. 

'Oegeustand  von  anderen  unterscheidenden  Merkmales  zu  verstehen ;  die  Erfassung 
•  eines  solchen  Merkmales  aber,  so  wird  behauptet,  ist  schon  die  Voraussetzung 
der  dgdtj  döSa  (208c  ff.;  das  Argument  ist  nicht  triftig,  da  der  richtig  Vor- 
stellende sich  des  Merkmales,  nach  Avelchem  er  einen  Gegenstand  von  anderen 
unterscheidet,  nicht  bewußt  zu  sein  braucht).  So  fällt  auch  die  vierte  Definition. 
Da  eine  weitere  nicht  aufgestellt  wird,  endigt  der  Dialog  ohne  positives 
Ergebnis. 

Der  Theaitet  ist  in  seinem  weitaus  überwiegenden  Teile  der  Beschäftigung 
mit  den  Lehi-en  bestimmter  fremder  Philosophen  und  Richtungen  gewidmet  und 
unterscheidet  sich  durch  Umfang  und  Tiefe  dieser  Beschäftigung  wesentlich  von 
den  Jugenddialogen,  mit  denen  er  im  übrigen  den  elenktischen  Charakter  gemein 
hat.  Das  protagoreische  Philosophem  wird  durch  die  Verbindung  mit  dem 
Heraklitismus  vertieft  und  gegen  die  polternde  antisthenische  Polemik  —  eine 
solche  ist  wahrscheinlich  in  den  später  getadelten  Ausfällen  IGl  c  ff.  enthalten  — 
und  eristische  Angriffe  in  Schutz  genommen,  um  schließlich  doch  seine  ernst- 
hafte Widerlegung  zu  finden.  Durch  die  Verbindung  mit  der  Homomensura- 
und  der  Flußlehre  empfängt  der  Sensualismus  der  Aristippeer,  wenn  diese  tat- 
sächlich 156  a  ff.  gemeint  sind,  eine  neue  Beleuchtung.  Die  Flußlehre  selbst 
erweist  sich  für  die  sensualistische  Erkenntnistheorie,  der  sie  hier  dienen  soll,  als 
destruktiv.  Der  Schlußabschnitt  wendet  sich  wieder  gegen  Antisthenes  und  be- 
streitet seine  Bestimmung  des  Wissens.  Klingt  diese  Bestimmung  in  ihrer 
Formulierung  auch  an  Piatons  eigene  im  Menon  97  e  f.,  Symposion  202  a, 
Phaidon  76  b  und  in  der  Politeia  531  d  vertretene  Wissenslehre  an,  so  Aväre  es 
doch  ein  Irrtum  anzunehmen,  daß  der  Philosoph  sich  im  Theaitet  selbst  kritisiere 
(so  Eaeder,  Pl.s  philos.  Entwickelung  S.  290).  Auch  nach  Piaton  ist  es  aller- 
dings die  Fähigkeit  des  ?.6yor  dovrai,  die  den  richtig  Vorstellenden  zum  Wissen- 
den erhebt.  Aber  die  von  ihm  als  Voraussetzung  dafür  betrachtete  Erwägung 
des  ursächlichen  Zusammenhanges  der  Dinge  {ahiag  loyiouög)  ist  etwas  ganz 
anderes  als  der  lediglich  analysierende  '/.oyog  des  Antisthenes  (Theait.  201  e  ff.). 
Dazu  kommt,  daß  noch  im  Politikos  309  c  die  ah]di]?  öo^a  fista  ßsßaimoeo};  als 
Göttliches  in  der  Seele  bezeichnet  wird  (vgl.  auch  Tim.  51  e).  Ebensowenig  be- 
rechtigt die  Nichterwähnung  der  Ideenlehre,  der  man  allerdings  wenn  irgendwo 
■so  bei  der  Frage  nach  dem  Wesen  des  Wissens  zu  begegnen  erwartet,  zu  der 
Annahme,  daß  Piaton  zur  Zeit  der  Abfassung  des  Theaitet  an  dieser  Lehre  nicht 
mehr  festgehalten  habe.  Sie  ist  die  stillschweigende  positive  Ergänzung  zu  der 
negativen  Kritik  fremder  Auffassungen.  Daß  es  sich  um  eine  stillschwei- 
gende Ergänzung  handelt,  scheint  freilich,  erinnert  man  sich  der  beredten  Aus- 
führung dieser  Lehre  in  den  vorangehenden  Gesprächen,  bemerkenswert  und 
zeugt  im  Verein  mit  der  Eigenart  der  noch  folgenden  Werke  dafür,  daß  für  den 
alternden  Philosophen  die  Vertretung  und  Ausgestaltung  seines  zentralen  Dogmas 
nicht  mehr  im  Vordergrunde  des  Interesses  stand.  Daß  er  es  aber  nicht  aufgab, 
geht  sogleich  aus  den  beiden  nächsten  Dialogen,  dem  Parmenides  und  dem  So- 
phistes,  hervor.  In  gewisser  Weise  bilden  sie  —  und  hierin  schließt  sich  der 
Politikos  ihnen  an  —  eine  Ergänzung  des  Theaitetos.  War  hier  (183  e  f.)  eine 
Beschäftigung  mit  den  Gegenfüßlern  der  Herakliteer,  den  Eleaten,  ausdrücklich 
abgelehnt,  so  treten  diese  jetzt  in  den  Mittelpunkt,  auch  in  der  äußeren  Form 
der  Gespräche,  indem  die  bis  jetzt  festgehaltene  Leitung  der  Verhandlungen 
durch  Sokrates  preisgegeben  und  an  dessen  Stelle  Vertreter  der  eleatischen  Schule 
gesetzt  werden.     Im 

Parmenides  treffen  wir  Zenon  und  Parmenides  mit  dem  noch  jugend- 
lichen Sokrates  im  Gespräch,      Dieses  nimmt   seinen  Ausgang  von  einer  Schrift 


§  40.     Piatons  Schriften:  Parmenides.  305 

Zenons,  in  welcher  er  der  parmenideischen  Einheitslehre  durch  den  Nachweis  zu 
Hilfe  kommt,  daß  das  Viele  sowohl  gleich  als  ungleich  sein  müßte,  womit  er 
seine  Unmöglichkeit  als  erwiesen  betrachtet.  Anders  urteilt  Sokrates  vom  Staud- 
punkte der  Ideenlehre.  Xach  ihm  sind  die  Ideen  der  Gleichheit  und  Ungleich- 
heit allerdings  unvereinbar,  die  Einzeldinge  aber  können  an  beiden  zugleich  teil- 
haben, und  Analoges  gilt  von  den  Ideen  der  Einheit  und  Vielheit  und  den  an 
ihnen  partizipierenden  Dingen.  Parmenides  lobt  den  Eifer  des  Jünglings  und 
fragt  u.  a.,  ob  er  auch  eine  von  den  Einzelmenschen  gesonderte  Idee  des  Menschen 
oder  Ideen  des  Feuers  oder  Wassers  annehme.  Hierüber  äußert  sich  Sokrates 
i^weifeLnd.  Ideen  geringfügiger  und  verächtlicher  Dinge  vollends  wie  des  Haares 
und  des  Schmutzes  scheut  er  sich  anzusetzen  trotz  der  dahin  drängenden  Kon- 
sequenz und  erhält  nun  von  dem  eleatischen  Schulhaupte  die  Zurechtweisung,  er 
nehme  in  seiner  Jugendlichkeit  noch  zu  viel  Rücksichten  auf  die  Meinungen  der 
Menschen.  Habe  ihn  einmal  die  Philosophie  voll  erfaßt,  so  werde  er  keines  von 
jenen  Dingen  verachten.  Verhält  sich  bis  dahin  Parmenides  zur  Ideenlehre 
keineswegs  ablehnend,  so  macht  er  im  Folgenden  drei  Aporien  gegen  sie 
geltend:  1.  Partizipieren  die  Einzeldinge  jeweilen  an  der  ganzen  Idee  oder  nur 
an  einem  Teile  derselben?  (131a  ff.).  Im  ersten  Falle  erhebt  sich  das  Bedenken, 
daß  das  Eine  nicht  in  vielem  voneinander  Getrennten  gegenwärtig  sein  kann, 
•ohne  von  sich  selbst  getrennt  zu  sein.  Im  zweiten  ist  es  um  die  für  die  Idee 
wesentliche  Einheitlichkeit  geschehen,  und  die  nur  an  einem  Teile  der  Idee  parti- 
zipierenden Dinge  werden  nicht  des  mit  der  Idee  gesetzten  Gattungscharakters 
teilhaftig.  2.  Das  viele  Gleichartige  führt  zur  Ansetzung  einer  entsprechenden 
Idee  (z.  B.  das  viele  Große  zur  Ansetzung  der  Großheit).  Die  Idee  aber  ist  mit 
-dem  vielen  ihr  Untergeordneten  selbst  wieder  durch  Gleichartigkeit  verbunden, 
und  so  wäre  eine  neue  Idee  als  Quelle  dieser  Gleichartigkeit  anzusetzen  (über  der 
Oroßheit  und  dem  vielen  Großen  eine  Großheit  höherer  Ordnung)  u.  s.  f.  in  in- 
finitum  (Argument  des  zoho;  ärdoco:tog;  vgl.  oben  S.  143  unter  Polysenos  und 
imten  §  49).  Sokrates'  Auskunft,  in  den  Ideen  nur  subjektive  Gedanken  zu 
sehen,  hebt  die  Schwierigkeit  nicht,  da  den  Gedanken  Dingliches  entspricht,  und 
•ebensowenig  bietet  die  Auffassung  der  Ideen  als  Musterbilder  der  Dinge  einen 
Ausweg  (132  a  ff.).  3.  Ideen,  die  eine  Korrelation  einschließen,  können  nur 
innerhalb  der  Ideen-,  nicht  innerhalb  der  sinnlichen  Welt  ihre  Korrelate  finden 
{der  Idee  des  Herrn  entspricht  nur  die  Idee  des  Sklaven,  nicht  der  Sklave  der 
Erscheinungswelt).  Solche  Korrelate  sind  auch  Wissen  und  Wahrheit  (Sein). 
Die  ideale  Wahrheit  kann  also  dem  einzelmenschlichen  Wissen  kein  Objekt  sein. 
Auf  der  andern  Seite  kann  aber  auch  das  ideale  Wissen  nicht  zur  Wahrheit  der 
Einzeldinge  in  Beziehung  treten.  So  führt  die  Ideenlehre  zu  dem  Paradoxon, 
daß  die  jenes  ideale  Wissen  besitzende  Gottheit  die  Erscheinungswelt  nicht  kennt, 
■ebensowenig  wie  sie  sie  —  nach  dem  gleichen  Grundsatze  der  Korrelation  —  be- 
herrscht. Und  doch,  so  schließt  Parmenides,  nimmt  man  angesichts  dieser  und 
ähnlicher  Schwierigkeiten  von  der  Setzung  gesonderter  und  sich  immer  gleich 
bleibender  Ideen  Abstand,  so  entschwindet  jedes  Objekt  des  Nachdenkens,  und 
wissenschaftliche  Erörterung  Avird  unmöglich  (133  b  —135  c).  Der  junge  Sokrates 
gerät  durch  diese  Darlegung  in  ernstliche  Verlegenheit  und  wird  von  dem 
Eleaten  belehrt,  es  fehle  ihm  noch  an  (dialektischer)  Übung.  Seine  Lösung  der 
zeuonischen  Aporie  durch  die  Ideenlehre  wird  lobend  anerkannt,  ihm  aber  ein- 
geschärft, er  möge  sich  in  der  zenonischen  Methode  schulen  und  insbesondere 
jeweilen  neben  den  logischen  Folgen  einer  Position  (z.  B.  der  Setzting  der  [Idee 
der]  Gleichheit)  auch  die  der  entsprechenden  Negation  in  Betrachtung  ziehen 
<135  c  ff.).    Auf  Bitten  versteht  sich  Parmenides  dazu,  dieses  Verfahren  an  einem 

Ueberweg,  Grundriß  I.  20 


306  §  -lO-    Piatons  Schriften:  Parmenides. 

Beispiele  zu  veranschaulichen.  So  prüft  er  in  eingehender,  triftige  und  untriftige- 
Argumentationen  mischender  Untersuchung  die  Thesen,  daß  das  Eine  ist  und  da& 
es  nicht  ist,  und  gelangt  nach  Herausarbeitung  einer  Reihe  von  Antinomien  zu 
dem  Endergebnis,  daß,  wie  es  scheint,  mag  das  Eine  sein  oder  nicht  sein,  es  so- 
Avohl  selbst  wie  auch  das  Andere  im  Verhältnis  zu  sich  selbst  und  zueinander 
alles  auf  alle  Weise  ist  und  nicht  ist  und  sich  als  solches  offenbart  und  nicht 
offenbart  (137  c— 166  c).     Damit  schließt  das  Werk. 

Der  Parmenides  ist  und  bleibt  das  größte  Rätsel  des  platonischen  Schrift- 
tums. Kein  anderer  Dialog  läßt  den  Leser  gleicherweise  in  Unklarheit  über  die 
Absicht  des  Ganzen  und  die  Bedeutung  seiner  Teile.  Welcher  Herkunft  sind  die 
Einwendungen  gegen  die  Ideenlehre?  Wie  hat  sie  PJaton  bewertet?  Enthält 
dieser  Abschnitt  eine  ernstgemeinte  Selbstkritik  des  Urhebers  der  Ideenlehre? 
Und  was  bezwecken  die  Antinomien  des  Parmenides?  Handelt  es  sich  dabei 
um  eine  parmenideische  Selbstkritik,  eine  Widerlegung  des  Eleatismus,  durch  die 
sich  Piaton  für  das  mit  der  eigenen  Selbstkritik  gebrachte  Opfer  entschädigt? 
Daß  die  Antworten  der  Piatonforscher  auf  diese  und  andere  Fragen  einander  in 
buntester  Weise  widersprechen,  liegt  wesentlich  an  der  Eigenart  des  Werkes 
selbst,  das  so  wie  es  vorliegt  eine  vorzeitig  abgebrochene  Verhandlung  darstellt. 
Die  Annahme,  daß  wir  es  mit  einem  Torso  zu  tun  haben,  ist  nicht  leichthin  von 
der  Hand  zu  weisen.  In  der  Tat  nimmt  durch  das  Fehlen  jedes  Abschlusses  der 
Parmenides  unter  allen  platonischen  Dialogen  —  vom  Kritias  natürlich  abge- 
sehen —  eine  Ausnahmestellung  ein.  Weder  erhält  die  ErcJrterung  durch  Er- 
ledigung einer  aufgestellten  These  innerlich  eine  Abrundung,  noch  ist  ihr  etwa 
durch  die  Bemerkung,  daß  ein  Ziel  erreicht  oder  nicht  erreicht  sei,  daß  man 
später  diesen  oder  jenen  Punkt  nachholen,  jetzt  aber  abbrechen  müsse  oder  dgl., 
ein  äußeres  Kennzeichen  der  Beendigung  gegeben.  Auch  der  Kontrast  zwischen 
dem  komplizierten  Plan  der  Dialogform  und  ihrer  schließlich  völlig  preisgegebenen 
Durchführung  ließe  sich  dafür  geltend  machen,  daß  die  letzte  Hand  an  das 
Werk  nicht  angelegt  worden  ist.  Auf  der  andern  Seite  ist  zu  erwägen,  daß  das 
Gespräch  in  seinem  jetzigen  Bestände  mit  einem  großen,  durch  die  dialektische 
Probe  des  Parmenides  bewirkten  Effekt  schließt,  den  eine  weitere  Fortspinnung 
der  Unterredung  beeinträchtigen  müßte.  Wie  dem  nun  aber  auch  sei,. auch  wenn 
Piaton  von  Anfang  an  nicht  mehr  zu  geben  beabsichtigte,  als  er  tatsächlich  ge- 
geben hat,  jedenfalls  gab  er  für  den  heutigen  mit  den  Entstehungsumständen  des 
Werkes  nicht  vertrauten  Leser  zu  wenig.  Dieser  kann  also  nur  durch  Er- 
Avägungen  zu  einem  Wahrscheinlichkeitsurteile  über  das  Werk  gelangen.  Einen 
festen  Punkt  hierfür  bietet  zunächst  die  Tatsache,  daß  in  dem  Gespräche  Par- 
menides die  Notwendigkeit  der  Annahme  von  Ideen  anerkennt  trotz  der  dagegen 
von  ihm  selbst  erhobenen  Einwendungen,  die  er  übrigens  133  b.  135  a  b  ausdrück- 
lich für  widerlegbar  erklärt.  Damit  ist  die  Einheitslehre  aufgegeben.  Daß  dies 
durch  ihren  bedeutendsten  Vertreter  geschieht,  ist  ein  besonders  feiner  Zug  der 
platonischen  Darstellung.  Piaton  ist  sich  dessen,  was  er  dem  Eleatismus  ver- 
dankt, wohl  bewußt  und  gibt  seiner  Sympathie  für  Parmenides  wie  in  diesem 
Dialoge  so  auch  anderwärts  (Theait.  183  e,  Soph.  217  c)  warmen  Ausdruck.  In- 
dem nun  der  große  Eleate  selbst  ohne  Kampf  die  Unentbehrlichkeit  der  Ideen- 
lehre zugibt  und  den  wankenden  Sokrates  in  ihr  bestärkt,  erscheint  diese  Lehre 
nicht  als  eine  feindliche  Doktrin,  die  den  Eleatismus  befehdet  und  verdrängt,, 
sondern  als  eine  befreundete  Richtung,  die  ihm  sein  Problem  lösen  hilft  und, 
indem  sie  seinen  Widerstreit  mit  der  Erfahrung  schlichtet,  ihn  krönt  und  voll- 
endet, ihrerseits  aber  auch  aus  der  Anerkennung  durch  den  Altmeister  erhöhtes 
Ansehen   gewinnt.     Aus   diesem    Gesichtspunkte   ergibt   sich  wohl   auch  die  zu- 


§  40.     Piatons  Schriften :  Parmenides.     Sophistes.  307 

treffende  Auffassung  der  parnienideischen  Antinomien.  Auch  sie  schließen  die 
Gültigkeit  der  Einheitslehre  aus.  Aber  es  wäre  eine  besondere  mit  Piatons  Zu- 
neigung zu  Parmenides  unverträgliche  Bosheit,  wenn  ihn  als  eigentliche  Trieb- 
feder die  Absicht  leitete,  das  Eleatenhaupt  seine  eigene  Lehre  jämmerlich  zer- 
pflücken zu  lassen,  eine  Absicht,  die  übrigens  schon  deshalb  unwahrscheinlich 
ist,  weil  ja  auch  die  entgegengesetzte  Theorie  von  der  Nichtexistenz  des  Einen 
ad  absurdum  geführt  wird.  Es  besteht  nicht  der  mindeste  Grund,  in  dieser 
Partie  des  Gespräches  nicht  das  zu  erkennen,  als  was  sie  ausgesprochenermaßen 
eingeführt  wird,  nämlich  ein  methodisches  Musterbeispiel,  bei  dessen  Ausge- 
staltung zu  einem  an  Gorgias  erinnernden  dialektischen  Bravourstück  zAveifellos 
das  Piaton  damals  beherrschende,  namentlich  durch  den  Sophistes  verbürgte 
Interesse  für  eleatische  Dialektik  mitgesprochen  hat.  Die  dialektische  Kunst 
bleibt  die  Größe  des  Eleaten,  auch  nachdem  er  durch  die  Billigung  der  Ideen- 
lehre seinen  ontologischen  Standpunkt  verlassen  hat.  Was  fehlt,  ist  die  An- 
wendung des  Musterbeispiels  auf  den  vorliegenden  Fall,  der  Nachweis  der 
Folgerungen,  die  sich  nicht  nur  aus  der  Position  • —  davon  war  schon  die  Rede  — . 
sondern  auch  aus  der  Xegation  der  Ideen  ergeben.  Daß  aus  dem  Widerstreite 
im  Sinne  Piatons  ein  Ausweg  zum  Siege  der  Ideenlehre  führen  mußte,  steht 
schon  nach  den  Bemerkungen  des  Parmenides  133  b.  135  a  b  außer  Zweifel.  Es 
ist  nicht  umsonst  der  jugendlich  unreife  Sokrates,  der  in  Verlegenheit  gerät 
und  sich  zweimal  eine  Zurechtweisung  durch  Parmenides  zugunsten  der  Ideen - 
lehre  und  ihrer  konsequenten  Durchführung  gefallen  lassen  muß.  Über  den 
Ursprung  der  Sokrates  verwirrenden  Einwände  gegen  die  Ideenlehre  sind  nur 
vage  Vermutungen  möglich.  Das  Argument  des  xohog  uvÜQconog  bedarf  hinsicht- 
lich seiner  Beziehung  zu  Polyxenos  und  Aristoteles  einer  genaueren  Untersuchung. 
An  sich  ist  wohl  möglich,  daß  Piaton  hier  einen  Einwand  seines  Schülers  be- 
rücksichtigt. Das  dritte  Argument  erinnert  an  den  erkenntnistheoretischen 
Grundsatz:  Gleiches  durch  Gleiches  (oben  S.  99.  108).  Ein  Versuch,  den 
durch  ihn  hervorgerufenen  Schwierigkeiten  zu  entgehen,  wird  uns  im  Timaios 
begegnen. 

JVIit  dem  Parmenides  steht  innerlich  im  engsten  Zusammenhange  der 
Sophistes,  obwohl  er  sich  äußerlich  als  eine  Fortsetzung  des  Theaitet- 
gespräches  darstellt.  Aber  auch  diese  äußerliche  Verbindung  ist  in  Wirklichkeit 
nur  sehr  locker.  Sokrates  beteiligt  sich  nur  an  der  Einleitung  des  Gespräches, 
als  Führer  der  eigentlichen  Verhandlung  tritt  an  seine  Stelle  ein  Fremdling  aus 
Elea,  ein  Schulgenosse  des  Parmenides  und  Zenon.  Die  Unterredung  wendet 
sich  alsbald  der  Frage  nach  dem  Wesen  des  Sophisten,  des  Staatsmannes  und 
des  Philosophen  zu.  Zunächst  gilt  es,  den  Sophisten  und  seine  Kunst 
begrifflich  zu  bestimmen.  Als  leicht  faßliches  Musterbeispiel  der  Methode 
dient  die  Begriffsbestimmimg  der  Kunst  des  Anglers  durch  fortgesetzte  Zwei- 
teilung des  Umfanges  der  Kunst  überhaupt  und  ihrer  Unterabteilungen  (218  e  ff.). 
Das  Beispiel  erweist  sich  nicht  nur  methodisch,  sondern  auch  inhaltlich  als 
fruchtbar,  insofern  der  Sophist  als  Jäger  (auf  reiche  und  angesehene  Jünglinge) 
ein  Gegenstück  zum  Angler  bildet  (221  c  ff.).  Aber  die  Bestimmung  der  So- 
phistik  erfolgt  noch  nach  weiteren,  von  anderen  Gesichtspunkten  ausgehenden 
Einteilungen  der  Kunst.  Unter  ihnen  ist  für  die  folgende  Diskussion  grund- 
legend diejenige,  bei  der  sich  die  Sophistik  als  wahrheitsfremde  Kunst  der 
Meinungserzeugung  (233  c),  als  Kunst  der  Nachahmung  (234  b.  235  a)  und  Bild- 
verfertigung (236  c)  herausstellt.  Die  Frage,  zu  welcher  Unterabteilung  der  Bild- 
kunst sie  zu  rechnen  sei,  bleibt  unentschieden.  Denn  schon  die  bisherige  Ein- 
teilung führt  auf  eine  Aporie.  die  nach  Lösung  verlangt.      Das  Bild  setzt,  indem 

20* 


3()j^  §  40.    Piatons  Schriften:  Sophistes. 

es  sieh  von  dena  Original  als  dem  Wirklichen  unterscheidet,  das  Dasein  des 
Nichtseienden  voraus,  im  Widerspruch  mit  der  Lehre  des  Parmenides  (236  c  ff.). 
Das  Xichtseiende  erscheint  als  ein  völlig  unfaßbarer  Begriff,  dessen  Negation  in 
Schwierigkeiten  verwickelt  wie  seine  Position  (238  d  ff.,  vgl.  die  Antinomien  des 
Dialogs  Parmenides).  Ein  Ausweg  aus  der  Verlegenheit  ist  nur  zu  finden,  wenn 
Parmenides  widerlegt  und  dargetan  wird,  daß  das  Nichtseiende  doch  in  gewissem 
Sinne  ist  und  das  Seiende  in  gewissem  Sinne  nicht  ist  (24:1  d  ff.).  Eine  zu 
diesem  Zwecke  unternommene  Prüfung  der  bisher  aufgestellten  Theorien  über 
das  Seiende  ergibt,  daß  das  Seiende  gleiche  Schwierigkeiten  bereitet  wie  das 
Xichtseiende.  Diejenigen,  die  zwei  Prinzipien,  wie  z.  B.  das  Warme  und  Kalte, 
annehmen,  müßten,  wollen  sie  nicht  das  Seiende  als  ein  drittes  ansetzen,  dieses 
mit  einem  der  beiden  oder  mit  beiden  identifizieren.  Im  ersten  Falle  wird  je- 
weilen  das  andere,  vom  Sein  ausgeschlossene  Prinzip  aufgehoben,  im  zweiten 
fallen  beide,  als  mit  dem  Seienden  identisch,  in  eines  zusammen  (242  b  ff.).  Nicht 
minder  gerät  die  (eleatische)  Lehre,  die  das  All  für  eines  erklärt,  mit  sich  in 
Widerspruch,  wenn  man  ihr  über  das  Verhältnis  des  Seienden  zum  Einen  und 
Ganzen  Rechenschaft  abverlangt  (244  b  ff.).  "Neben  den  eigentlichen  Ontologen 
sind  aber  noch  andere  Richtungen  zu  prüfen.  Da  sind  die  ]\Iateri allsten,  die  nur 
Körperliches  als  seiend  anerkennen.  In  schroffem  Gegensatze  zu  ihnen  stehen 
die  Idealisten,  die  nur  körperlosen  Ideen  das  wahrhafte  Sein  zusprechen  und 
dem  Ki'irperlichen  lediglich  ein  Werden  zuerkennen  (246  a  ff.).  Lassen  sich  die 
ersteren.  wie  billig,  dazu  gewinnen,  auch  seelischen  Eigenschaften  als  etwas  L^n- 
köriDcrhchem  ein  Sein  zuzugestehen,  so  ergibt  sieh  für  sie  ein  erweiterter  Seins- 
begriff. Sie  werden  als  seiend  das  bezeichnen  müssen,  was  die  Kraft  besitzt,  auf 
irgend  ein  Anderes  eine  Wirkung  auszuüben  oder  von  ihm  eine  solche  zu  er- 
leiden (247  d  e).  Wendet  man  sich  aber  zu  den  ,, Ideenfreunden",  so  werden  sie 
diese  Definition  nicht  anerkennen.  Leiden  und  Wirken  scheint  ihnen  nur  der 
Welt  des  Werdens,  nicht  aber  der  des  Seins  zuzukommen.  Ihnen  wird  (mit 
einem  logischen  Fehler)  entgegengehalten,  daß  das  Erkennen,  dessen  Objekt  das 
Seiende  ist,  und  das  Erkannt  werden,  das  vom  Seienden  ausgesagt  wird,  ein 
Wirken  und  Leiden  bedeuten ;  Leiden  aber  sei  nicht  mögUch  ohne  Bewegtwerden ; 
also  sei  das  Seiende  bewegt  (248  a  ff.).  Zu  dieser  These  führt  noch  ein  anderer 
Weg.  Das  vollkommen  Seiende  ist  vernunftbegabt.  Daraus  folgt,  daß  es  belebt, 
und  hieraus  wieder,  daß  es  beseelt  ist.  Beseeltes  aber  kann  nicht  bewegungslos 
sein.  Andererseits  darf  dem  Seienden,  das  (im  Gegensatze  zum  Werdenden)  das 
in  semem  Wesen  und  seinen  Beziehungen  sich  gleich  Bleibende  ist,  die  Ruhe 
nicht  abgesprochen  werden,  ohne  die  es  auch  nicht  Gegenstand  der  Erkenntnis 
sein  kann.  Das  Seiende  ist  also  zugleich  ruhend  und  bewegt,  und  der  Philosoph 
darf  somit  weder  den  Eleaten  noch  Heraklit  beistimmen  (248  e  ff.).  Prüft  man 
aber  die  Begriffe  Bewegung,  Ruhe  und  Sein  in  ihrem  gegenseitigen  Verhältnis,  so 
zeigt  sich  eine  Aporie.  Bewegung  und  Ruhe  sind  Gegensätze.  Das  von  beiden 
prädizierte  Sein  kann  daher  weder  mit  der  Ruhe  noch  mit  der  Bewegung  identisch 
sein.  Das  Bewegung  und  Ruhe  umfassende  Seiende  kann  also  nur  als  ein  Drittes 
gedacht  werden,  das  an  sich  weder  ruht  noch  sich  bewegt.  Das  scheint  unmög- 
lich. Damit  bestätigt  sich,  daß  die  Erfassung  des  Seienden  nicht  weniger 
schwierig  ist  als  die  des  Nichtseienden  (250a  ff.). 

So  ist  eine  neue  Untersuchung  nötig.  Sie  beginnt  (251  a  ff.)  mit  der  Auf- 
stellung des  Prädikationsproblems.  Wie  kommen  wir  dazu,  einen  Gegen- 
stand mit  vielen  Ausdrücken  zu  benennen,  z.  B.  einen  Menschen  nach  Farbe, 
Gestalt,  Größe  und  moraUschen  Eigenschaften  mit  mancherlei  Prädikaten  zu  be- 
zeichnen ?    Junge  Leute  und  spätlernende  Greise  (Antisthenes,  vgl.  oben  S.  176. 


§  40.     Piatons  Schriften:  Sophistes.  309 

181  f.)  hal)en  ihren  Spaß  daran,  hier  sofort  den  Einwand  zu  erheben,  daß  Vieles 
nicht  Eines  und  Eines  nicht  Vieles  sein  könne.  Das  Kätsel  löst  sich  —  und  da- 
mit schwindet  auch  die  bisher  erörterte  ontologische  Schwierigkeit  —  in  der 
Weise,  daß  die  Gattungsbegriffe  —  die  Ideen  —  eine  Gemeinschaft 
miteinander  eingehen  und  sich  vermischen,  ohne  daß  deshalb  die  in  ein 
solches  Gemeinschaftsverhältnis  eintretende  ihre  Eigenart  aufgäbe  oder  sich  mit 
der  andern  identifizierte.  In  dieser  Weise  tritt  das  Sein  einerseits  mit  der  Be- 
wegung, andererseits  mit  der  Ruhe  in  Verbindung.  Freilich  kann  nicht  jede 
Idee  zu  jeder  andern  in  dieses  Verhältnis  treten.  So  schließen  Ruhe  und  Be- 
wegung einander  aus.  Zu  beurteilen,  welche  Ideen  untereinander  der  Gemein- 
schaft fähig  und  Avelche  es  nicht  sind,  ist  Sache  des  Philosophen,  der  über  das 
dialektische  Wissen  gebietet.  Er  ist  dadurch  imstande,  über  Einteilung  und  Zu- 
sammenfassung der  Gattungen  und  Arten,  über  Analyse  und  Synthese  zu  ent- 
scheiden (251a— 253  e). 

Nun  tritt  auch  das  Wesen  des  Nichtseienden  aus  Tageslicht.  Setzt  man 
vorerst  drei  Hauptideen,  Seiendes,  Ruhe  und  Bewegung,  so  ist  jede  mit  sich 
selbst  identisch,  von  den  beiden  anderen  aber  verschieden.  Damit  ergeben  sieh 
zwei  weitere  mit  den  anderen  von  Fall  zu  Fall  in  Gemeinschaft  tretende  Haupt- 
ideen: Identität  und  Verschiedenheit.  Betrachtet  man  nun  unter  diesen  fünfen 
beispielsweise  die  Bewegung  in  ihrem  Verhältnis  zum  Seienden,  so  zeigt  sich, 
daß  sie  zugleich  Seiendes  und  nicht  Seiendes  ist,  ersteres  insofern  sie  sich  mit 
der  Idee  des  Seienden  verbindet,  letzteres  insofern  sie  dem  Seienden  gegenüber 
mit  der  Idee  der  Verschiedenheit  in  Gemeinschaft  steht  uod  so  mit  dem  Seien- 
den (begriffUch)  nicht  identisch  ist.  Das  Nichtseiende  ist  somit  nichts  Anderes 
als  das  Verschiedenseiende.  Jedes  Ding  ist  nichtseiend  im  Verhältnis  zu  einer 
Unzahl  anderer  Dinge,  und  das  Seiende  selbst  ist  der  unbegrenzten  Zahl  anderer 
Begriffe  gegenüber  ein  Nichtseiendes.  Das  Wesen  des  Nichtseienden  ist  also  die 
Verschiedenheit,  die  sich,  ähnlich  wie  die  Wissenschaft,  über  alles  verbreitet  und 
in  viele  besonders  benannte  Teile  zerspaltet.  Ihre  dem  Schönen,  dem  Großen, 
dem  Gerechten  entgegengesetzten  Teile  sind  das  Nichtschöne,  das  Nichtgroße, 
das  Nichtgerechte  u.  s.  f.,  und  jedem  dieser  Teile  kommt  ebensogut  das  Sein  zu, 
Avie  der  Verschiedenheit  als  Ganzem  (257  c  ff.). 

Damit  ist  nun,  so  führt  der  Eleate  aus  (258  d),  in  Übertretung  des  parme- 
nideischen  Verbotes  (Parmen.  fragm.  7)  nicht  nur  der  Weg  der  Forschung  nach 
dem  Sein  des  Nichtseienden  beschritten,  sondern  sogar  neben  dem  Sein  des 
Nichtseienden  auch  sein  Gattungsbegriff,  die  in  ihrer  Zerteilung  auf  alles  sich 
ausdehnende  Verschiedenheit,  festgestellt.  Gegner  des  eingeschlagenen  Beweis- 
verfahrens, die  die  Untersuchung  verwirren  und  das  Identische  in  gewissem 
Sinne  als  verschieden,  das  Verschiedene  als  identisch,  das  Große  als  klein  und 
das  Ungleiche  als  gleich  zu  erweisen  suchen  (wie  es  die  sophistische  Eristik  tut), 
verraten  damit  ihre  Unreife,  und  der  Versuch  alles  von  allem  loszureißen  (jede 
Begriffsverbindung  zu  zerschneiden,  wie  es  von  Antisthenes  geschieht)  zeugt  für 
völligen  Mangel  an  philosophischer  Bildung  und  droht  jeder  Avissenschaftlichen 
Untersuchung  den  Untergang  (259  b  ff.).  Es  ist  gut,  daß  jetzt  solchen  Leuten 
die  Erkenntnis  der  Mischung  des  einen  mit  dem  andern  aufgezwungen  ist.  Der 
Sophist  wird  nun  freilich  behaupten,  nicht  alles  habe  am  Nichtseienden  Anteil, 
und  das  Urteil  —  das  innerlich  in  der  Vorstellung  vollzogene  sowohl  wie  das  in 
Worten  geäußerte  —  gehöre  zu  dem,  was  dieses  Anteils  entbehre.  Er  wird  also 
die  Annahme,  es  gebe  unwahre  Urteile,  bestreiten  (vgl.  Antisthenes,  oben  S.  177) 
und  sich  dadurch  gegen  die  Bestimmung  der  Sophistik  als  Täuschungskunst  ver- 
wahren (260 äff.).      Deshalb  erfolgt  in  eingehender  Erörterung  und  an  der  Hand 


310  §  -lO-     Pliitons  Schriften:  Sophistes. 

eines  Beispieles  der  Nachweis,  daß  im  Urteile  Nichtseiendes  für  Seiendes  gesetzt, 
also  Unwahres  behauptet  werden  kann.  Damit  wendet  sich  die  Verhandlung  zu 
der  unterbrochenen  Definition  des  Sophisten  zurück,  die  nun  auf  dem  Wege 
einer  neuen,  auch  auf  die  Unterabteilungen  der  Bildverfertigungskunst  sich  er- 
streckenden Einteilung  erledigt  wird. 

Die  Vervvandtschaft  des  Sophistes  mit  dem  Parmenides  springt  in  die 
Augen.  Hier  wie  dort  gibt  der  Eleate  die  eleatische  Grundlehre  preis,  und  die 
Ideenlehre  löst  die  vom  Eleatismus  ungenügend  behandelte  Seinsfrage.  Den 
Einwänden,  die  im  Parmenides  gegen  die  Ideenlehre  erhoben  werden,  entspricht 
im  Sophistes  eine  Korrektur,  die  sich  die  Ideenfreunde  in  ihren  Anschauungen 
gefallen  lassen  müssen.  In  beiden  Gesprächen  triumphiert  die  eleatische  Dialektik. 
In  beiden  ist  die  auf  dem  Wege  dieser  Dialektik  gewonnene  Widerlegung  des 
Eleatismus  nicht  das  letzte  Ziel.  Im  Sophistes  ist  die  Bekämpfung  der  Sophistik 
in  der  Person  des  Antisthenes  der  klar  hervortretende  Endzweck,  und  hier,  in 
der  Polemik  gegen  die  Aufhebung  der  Prädikation  und  die  Leugnung  unwahrer 
Urteile,  werden  Fäden,  an  denen  schon  in  früheren  Dialogen  und  zuletzt  wieder 
im  Theaitetos  gesponnen  wurde,  weitergeführt.  Durch  diesen  Zweck  ist  es  auch 
bedingt,  daß,  obwohl  sich  in  der  Ideenlehre  des  Sophistes  das  ontologische  und 
logische  Moment  aufs  engste  verknüpfen,  doch  das  letztere  in  den  Vordergrund 
rückt.  Die  Ideen  haben  in  der  entscheidenden  Diskussion  ihre  Bedeutung 
wesentlich  als  txattungsbegriffe.  Daß  sie  aber  nicht  darin  aufgehen,  zeigt  neben 
der  ontologischen  Erörterung  248  c  ff.  der  Gebrauch  der  sonst  outologisch  ver- 
wendeten Termini  (.isreyeir  und  /tisde^i;  (vgl.  besonders  255  e.  259  a).  So  ist  das 
Ergebnis  des  Dialoges  auch  für  die  platonische  Metaphysik  von  großer  Bedeutung. 
Die  Gemeinschaft  der  Ideen,  die  im  Grundgedanken  auch  Piatons  bisheriger 
Dogmatik  nicht  fremd  war  (Politeia  476  a),  findet  ihre  Ausgestaltung  und  ihre 
Verwertung  für  die  Lösung  des  Problems  des  Nichtseienden. 

Wichtig  und  daher  viel  behandelt  ist  die  Frage,  welche  Philosophen  mit 
den  ,, Ideenfreunden"  gemeint  seien,  deren  Lehre  der  Eleate  berichtigt.  Der  von 
Schleiermacher  geäußerten  Vermutung,  daß  dabei  an  die  Megariker  zu  denken 
sei,  hat  sich  neben  vielen  anderen  Forschern  auch  Zeller  angeschlossen.  Sie 
scheitert  aber  an  dem  auch  von  Zeller  (Phil.  d.  Gr.  II  1*  254  f.)  nicht  ent- 
kräfteten Bedenken,  daß  nach  Aristoteles'  Zeugnis  Piaton  der  Begründer  der 
Ideenlehre  ist  und  daß  die  Unterscheidung  der  Eeiche  des  Seins  und  des  Werdens 
(Soph.  248  c)  sich  mit  der  megarischen  Einheitslehre  nicht  verträgt.  In  neuerer 
Zeit  ist  die  überwiegende,  u.  a.  auch  von  Th.  Gomperz  und  Paeder  vertretene 
Meinung,  daß  Piaton  durch  den  Mund  des  Eleaten  seine  eigene  Ideenlehre  in 
ihrer  bisherigen  Form  bekämpfe,  um  ihr  eine  Avesentlich  veränderte  entgegenzu- 
stellen. Aber  auch  dieser  Ansicht  läßt  sich  nur  mit  erheblicher  Einschränkung 
beipflichten.  Ein  Hauptpunkt,  den  der  Eleate  beanstandet,  das  Xichtwirken  der 
Ideen,  deckt  sich  keineswegs  mit  der  in  Piatons  früheren  Dialogen  ausgeführten 
Anschauung.  Ein  Wirken  wird  der  obersten,  alle  Eealität  und  Erkenntnis  er- 
zeugenden Idee  in  der  Politeia  ausdrücklich  zugeschrieben  (s.  oben  S.  287),  und 
auch  die  anderen  Ideen  wirken,  indem  sie  die  Einzeldinge  zu  dem  machen,  was 
sie  sind  (Phaidon  100  d).  Das  Leiden  wird  allerdings  der  Idee  im  Symp.  211b 
mit  klaren  Worten  abgesprochen,  aber  es  ist  schwer  glaublich,  daß  Piaton  diese 
Lehre  durch  den  handgreiflichen  Paralogismus,  der  unter  Mißbrauch  der  sprach- 
lichen Passivform  aus  dem  Erkanntwerden  auf  Leidensfähigkeit  schließt  (Soph. 
248  d  f.),  für  widerlegt  gehalten  haben  sollte.  Die  Vernunftbegabtheit  der  obersten 
Idee  und  damit  ihre  Belebtheit  und  Beseeltheit  und  mit  dieser  wieder  ihre  Be- 
wegung  wären    auch  für   Piatons   frühere  Lehre  daraus  zu  folgern,  daß  sie  nach 


§  40.    Piatons  Schriften:  Sophistes.    Politikos.  311 

der  Politeia  Quelle  aller  Vernunfttätigkeit  ist.  Aber  freilich,  diese  Konsequenz 
hat  der  Philosoph  bisher  nicht  gezogen.  Im  Gegenteil,  im  Phaidon  78  d  be- 
hauptet er,  daß  jede  Idee  keiner  Veränderung  irgendwelcher  Art  (und  somit  auch 
keiner  Bewegung  [vgl.  Theait.  181  d])  unterworfen  sei.  Insoweit  bietet  also  der 
Sophistes  in  der  That  eine  Ausgestaltung  und  Modifikation  der  früheren  Ideen- 
lehre im  Sinne  größerer  Folgerichtigkeit.  Aber  die  Schwierigkeit,  daß  die  Leug- 
nung eines  "Wirkens  der  Ideen  auf  die  platonische  Lehre  nicht  zutrifft,  bleibt 
bestehen,  und  damit  erhebt  sich  aufs  neue  die  Frage:  Auf  welche  Ideenfreunde 
zielt  der  Eleate?  Einige  Forscher  nahmen  an,  die  Polemik  sei  gegen  Schüler 
Piatons  gerichtet,  die  dessen  Lehre  in  jenem  Sinne  ausdeuteten.  Diese  Hypo- 
these läßt  sich  bei  unserer  dürftigen  Kenntnis  der  damaligen  platonischen  Schule 
so  wenig  widerlegen  als  beweisen.  Aber  es  kommt  noch  eine  andere  Möglichkeit 
''n  Betracht.  Der  Hauptertrag  des  Dialoges  ist  der  Satz  von  der  Gemeinschaft 
und  Mischbarkeit  der  Ideen.  Um  ihn  schärfer  hervortreten  zu  lassen,  überspannt 
der  Eleate,  der  als  Gesprächsperson  nicht  ohne  weiteres  mit  Piaton  identifiziert 
werden  darf,  die  Ideenstarrheit  der  platonischen  Lehre  bis  zur  Aufhebung  des 
Wirkens  der  Ideen  und  schafft  sich  so  eine  Folie  für  deren  Beweglichkeit  und 
Flüssigkeit.  Die  von  ihm  bekämpfte  Lehrform  ist  also  in  diesem  Punkte  nur 
eine  Fiktion  oder  eine  zu  Unrecht  gezogene  Konsequenz.  Man  bemerke,  daß  der 
Mitunterredner  über  die  Lehre  der  Materialisten  und  die  Grundzüge  der  idea- 
listischen Doktrin  wohl  unterrichtet  ist  (246  b.  248  a),  hingegen  von  der  Be- 
sti-eitung  des  Wirkens  und  Leidens  in  der  realen  Welt  der  Idealisten  noch  nie 
gehört  hat  und  auch  der  Eleate  selbst  sein  Wissen  darüber  in  problematischer 
Form  äußert  (248b,  der  Eleate:  .  .  .  ob  //fr  ov  xaxaxoveig,  iyo)  dk  l'acog  dm  ovvt]- 
dtiav,  worauf  der  Mitunterredner:  rlv   ovv  dt]  '/.syovoi  köyov;). 

Als  eine  Fortsetzung  des  Sophistes  gibt  sich  der 

Politikos^  der  das  zweite  der  dort  aufgestellten  Themen,  die  Begriffs- 
bestimmung des  Staatsmannes,  erledigen  soll.  Wieder  ist  Sokrates  nur  an 
der  Einführung  des  Gespräches  beteiligt,  dessen  Leitung  dem  eleatischen  Fremd- 
ling übertragen  ist.  Analog  dem  Verfahren  des  Sophistes  wird  der  Gesamtkreis 
der  Wissenschaften  und  Künste  —  beide  Begriffe  werden  nicht  geschieden  — 
durch  fortgesetzte  Zweiteilung  zerlegt,  um  als  eines  der  letzten  Einteilungsglieder 
Wissenschaft  und  Kunst  des  Staatsmannes  (des  königlichen  Mannes)  an  den  Tag 
treten  zu  lassen.  Auch  hier  gibt  ein  triviales  Musterbeispiel,  die  Definition  der 
Webekunst,  die  Wegeleitung.  Unter  den  Gesichtspunkten,  nach  denen  diese 
Einteilungen  erfolgen,  ist  von  Bedeutung  für  den  materiellen  Ertrag  des  Dialogs 
die  Scheidung  der  mittelbar  und  der  unmittelbar  wirkenden  Künste  (281  e.  287  b  ff.). 
Im  Staate  umfaßt  die  Gruppe  der  mittelbar  wirkenden  alle  Künste,  die  dem 
Regierenden  in  der  Pflege  des  Staatswohles  zur  Hand  gehen.  Dahin  gehören  die 
Künste,  die  sich  mit  Herstellung  und  Verbreitung  von  Gebrauchs-  und  Besitz- 
gegenständen jeder  Art  und  mit  dienenden  Verrichtungen  befassen,  Avie  solche 
u.  a.  auch  von  den  Wahrsagern  und  Priestern  geleistet  werden.  Unmittelbar 
wirkend  ist  die  eigentliche  Regierungskunst.  Aber  so  klar  diese  Scheidung  be- 
grifflich ist,  so  wenig  durchschlagend  ist  sie  für  die  Praxis  des  gewöhnlichen 
Lebens.  Priesterliche  und  Regierungsfunktionen  sind  in  vielen  Staaten  aufs 
«ngste  miteinander  verknüpft.  Dazu  macht  eine  große  Schar  vielartiger  Menschen 
Anspruch  auf  das  Regiment,  die  mit  dem  wahren  Regenten,  dessen  Wesen  es  zu 
bestimmen  gilt,  nichts  gemein  haben.  Hier  ist  ein  Kriterium  ins  Gedächtnis  zu 
rufen,  das  die  Voraussetzung  der  ganzen  bisherigen  Untersuchung  bildete.  Es 
galt  ja,  das  Wesen  des  Staatsmannes  durch  Einteilung  der  Wissenschaften  zu 
bestimmen.      Das  Wissen  also  ist  es,    das    den    wahren    Staatsmann    von    allen 


312 


§  40.     Piatons  Schriften:  Politikos. 


anderen  zum  Regiment  sich  Drängenden  unterscheidet.  Wer  das  königliche 
Wissen  besitzt,  ist  der  kiniigliche  Mann,  mag  er  tatsächlich  regieren  oder  nicht 
(292  e).  Wo  ein  solcher  Wissender  oder  eine  Anzahl  solcher  Männer  den  Staat 
leitet,  da  besteht  die  richtige  Verfassung.  Neben  diesem  Merkmal  ist  alles  andere 
belanglos.  Es  ist  gleichgültig,  ob  einer,  wenige  oder  viele,  ob  Reiche  oder  Arme 
das  Ruder  führen,  ob  mit  oder  gegen  den  Willen  der  Staatsgememde,  ob  mit 
(geschriebenen)  Gesetzen  oder  ohne  solche  regiert  werde.  Freilich  ist  leicht  ein- 
zusehen, daß  das  Wissen  nicht  im  Besitze  vieler  sein  kann,  die  Demokratie  also 
auszuschheßen  ist  (291  d— 293  e,  297  b.  300  e).  Der  Mitunterredner  nimmt  nun 
daran  Anstoß,  daß  der  Eleate  die  Notwendigkeit  der  Gesetze  in  Abrede 
stellt.  Er  erhält  die  Belehrung,  das  Gesetz  könne  sich  nie  genügend  der  unend- 
lichen Verschiedenheit  der  Menschen  luid  Handlungen  anpassen.  Es  sei  wie  em 
herrischer  Mensch,  der  keinen  Rat  annehmen  und  auch  nichts  Besseres  gegen 
sein  Geheiß  geschehen  lassen  will.  Steif  und  starr,  wie  es  ist,  könne  es  da* 
Regiment  des  lebendigen  einsichtigen  Herrschers  nur  beeinträchtigen.  Freilich 
aber,  so  heißt  es  weiter,  wird  man  des  Gesetzes  nicht  ganz  zu  entraten  vermögen. 
AVie  der  Turnlehrer  einer  größeren  Schar  die  gleichen  Anstrengungen  auferlegen 
und  für  alle  ein  Zeichen  zum  Beginne  und  zur  Beendigung  der  Übung  geben 
muß,  so  ist  auch  im  Staate  überall  zu  individualisieren  nicht  möglich.  Es  muß 
also  das  Gesetz  eintreten,  dessen  ünschmiegsamkeit  aber  wenigstens  insofern 
unschädlich  zu  machen  ist,  als  es  dem  Regenten  gestattet  sein  muß,  auf  Grund 
seines  staatsmännischen  Wissens  gegen  die  bestehenden  Gesetze,  nötigenfalls  unter 
Anwendung  von  Gewalt,  zu  verfügen  (293  e— 297  b). 

Dieser  ,, richtigen''  Verfassung  stehen  nun  alle  anderen,  die  nicht  auf  dem 
Regimente  des  Wissenden  aufgebaut  sind,  als  „unrichtige'  entgegen.  Sic  werden 
als  ihre  Nachahmungen,  teils  besserer,  teils  schlechterer  Art,  bezeichnet;  besserer, 
wenn  sie  das  Gesetz,  das  im  richtigen  Staate  dem  Wissenden  gegenüber  nur  eine 
sekundäre  Rolle  spielt,  in  Ermangelung  dieses  Wissenden  als  allein  maßgebende 
unverbrüchliche  Norm  betrachten;  schlechterer,  wenn  sie  sich  durch  das  Beispiel 
des  souveränen  Wissenden  im  richtigen  Staate  bestimmen  lassen,  von  der  Be- 
achtung des  Gesetzes  abzusehen  (293  e.  297  c  ff.).  So  ergibt  sich,  unter  Heran- 
ziehung der  Zahl  und  des  Vermögens  (s.  darüber  unten  S.  314)  der  Regierenden 
sowie  der  Gewaltsamkeit  oder  Nichtgewaltsamkeit  des  Regimentes  als  weiterer 
Kriterien,  eine  Gruppierung  der  Verfassungen,  die  sich  durch  folgendes  Schema, 
veranschaulichen  läßt : 


A.  Richtige  Ver- 
fassung. 

Auf  das  Regiment 
des  Wissenden  ge- 
baut, des  Gesetzes 
nicht  bedürftig  (ab- 
gesehen von  dem 
294c  f.  Bemerkten). 


B.  Unrichtige  Verfassungen. 

Nicht  auf  das  Regiment  des  Wissenden  gebaut, 
des  Gesetzes  bedürftig. 


I.  Das  Gesetz  wird 
beachtet. 


Zahl  (und 
Charakte- 
ristik) der 
Regierenden : 

Einer  (nicht 
gewaltsam) 

Mehrere 
(Reiche) 

Die  Menge 
(der  Armen) 


Ver- 
fassungen : 


1.  Königtum 

2.  Aristo- 

kratie 

3.  Gesetzliche 
Demokratie 


IL 


Das  Gesetz  wird  nicht 
beachtet. 


Zahl (und 
Charakte- 
ristik) der 
Regierenden : 

Die  Menge 
(der  Armen) 

Mehrere 
(Reiche) 

Einer  (ge- 
waltsam) 


Ver- 
fassungen 


4.  Gesetzlose 
Demokratie 

.5.  Oligarchie 


6.  Tvrannis- 


§  40.    Piatons  Schriften:  Politikos.  313. 

Alle  unrichtigen  Verfassungen  sind  lästig  und  drückend  für  den,  der  unter 
ihnen  zu  leben  hat,  aber  mit  Unterschied.  Die  Verfassungen  1 — 6  stellen  in 
dieser  Beziehung  eine  Stufenleiter  vom  wenigst  Schlimmen  zum  Schlimmsten  dar. 
Die  Monarchie  ist  wegen  ihrer  konzentrierten  Macht  im  Guten  (als  Königtum) 
wie  im  Schlimmen  (als  Tyrannis)  die  stärkste  Verfassung,  die  Demokratie  Avegen 
ihrer  Machtzersplitterung  im  Guten  wie  im  Schlimmen  die  schwächste,  die 
Herrschaft  einer  beschränkten  Zahl  steht  zwischen  beiden  in  der  Mitte  (302  b 
bis  303  b). 

Alle  nun,  die  als  Regierende  an  unrichtigen  Verfassungen  beteiligt  sind,  hat 
man  vom  Begriffe  des  Staatsmannes  auszuschließen.  Sie  gleichen  der  Erde  und 
den  Sternen,  die  der  Goldscheider  vom  Golde  trennt.  Aber  dieser  hat  auch  wert- 
volle Stoffe,  Avie  Silber  und  Kupfer,  abzusondern.  Ihnen  entsprechen  die  \er- 
treter  der  Feldherrnkunst,  der  Eechtskunde  und  der  der  Gerechtigkeit  dienst- 
baren Rhetorik.  Sie  alle  üben  dienende  (mittelbar  wirkende)  Künste.  Im 
Unterschiede  von  ihnen  handelt  die  königliche  (staatsmännisehe)  Kunst  nicht 
selbst,  sondern  befiehlt  den  zum  Handeln  Befähigten,  indem  sie  die  richtige  Zeit 
und  Gelegenheit  zur  Ausführung  des  für  den  Staat  Wichtigsten  wahrnimmt 
(303  b  —  305  d)-.  Hier  stellt  sich  heraus,  daß  (gleichervN'eise  wie  im  Sophistes)  das 
triviale  Einteilungsbeispiel  nicht  nur  methodisch,  sondern  auch  materiell  förder- 
lich ist:  der  Staatsmann  ist  der  Weber,  der  alle  Fäden  im  Staate  zu  einem  Ge- 
webe zusammenfügt.  Das  Gleichnis  ist  aber  noch  weiter  zu  verfolgen.  Das 
ganze  Gebiet  des  Schönen  durchzieht  der  Gegensatz  des  Raschen  und  Heftigen 
auf  der  einen  Seite,  des  Ruhigen  und  Gelassenen  auf  der  andern.  Dement- 
sprechend besteht  auch  innerhalb  der  Tugend  —  im  Widerspruch  mit  der  ge- 
wöhnlichen Annahme,  die  alle  Tugendteile  für  einander  befreundet  hält  —  ein 
Widerstreit  zwischen  ihren  Teilen :  die  Tapferkeit  steht  auf  der  Seite  des  Raschen 
und  Heftigen,  die  Besonnenheit  auf  der  des  Ruhigen  und  Gelassenen.  Die 
Tapferen  sind  zu  Gewalttätigkeit  und  Streit,  die  Besonnenen  zu  schwächlicher 
Friedfertigkeit  geneigt.  Der  königliche  Weber  scheidet  nun  durch  Vermittlung 
der  staatlichen  Erzieher  diejenigen,  die  einer  Vereinigung  der  Gegensätze  unzu- 
gänglich sind,  aus:  die  Gewalttätigen  verfallen  der  Todesstrafe,  Verbannung  oder 
Atimie,  die  niedrig  (und  feige)  Gesinnten  dem  Sklaventum.  Die  übrigen  ver- 
einigt er  zu  eüiem  Gewebe,  in  welchem  die  zur  Tapferkeit  Neigenden  die  Kette, 
die  zur  Besonnenheit  Neigenden  den  Einschlag  bilden.  Die  VereinigTing  geschieht 
teils  durch  göttliche  (intellektuelle),  teils  durch  menschliche  (physische)  Bindemittel. 
Göttlich  ist  die  Einpflanzung  der  gefestigten  richtigen  Vorstellung  (309  c:  d/.ijßij 
öö^av  uezä  ßeßauöaeo)?,  vgl.  oben  S.  263  f.  303.  304),  die  den  Tapfern  besänftigt 
und  von  tierischer  Roheit  zurückhält,  den  Besonnenen  aber  vor  tadelnswerter 
Gutmütigkeit  bewahrt  und  so  beide  zur  Vereinigung  befähigt.  Das  menschliche 
Band  besteht  in  der  Anordnung  des  richtigen  Verfahrens  bei  Ehebündnissen. 
Entgegen  dem  üblichen  Bestreben,  in  der  Ehe  gleiche  Charaktere  miteinander  zu 
verbinden,  wodurch  sich  jede  der  beiden  Wesensarten  im  Laufe  der  Generationen 
ins  Extreme  steigert,  gilt  es  die  entgegengesetzten  Charaktere  zusammenzuführen, 
deren  Vereinigung  nicht  schwer  ist,  wenn  das  (göttliche)  Bindemittel  gleicher 
Vorstellungen  über  schön  und  gut  vorhanden  ist.  Das  gleiche  Prinzip  der  Ver- 
einigung der  Gegensätze,  in  einer  Person  oder  innerhalb  eines  Kollegiums,  ist 
auch  für  die  Besetzung  der  staatlichen  Beamtenstellen  maßgebend.  Mit  dieser 
Schilderung  der  königlichen  Webekunst  gilt  das  Ziel  für  erreicht,  und  die  Unter- 
redung findet  ihren  Abschluß  (305  e — 311  c). 

Mit  dem  Sophisten  teilt  der  Politikos  das  in  dem  ausgedehnten  Einteilungs- 
verfahren   zutage    tretende    dialektische    Interesse.      Die   auf  diesem  Wege   ver- 


;}14  §  40.    Piatons  Schriften:  Politikos.    Philebos. 

laufende  Suche  nach  dem  Staatsmann  dient  nach  285  d  ansgesproehenermaßen 
dem  Zwecke  dialektischer  Schulung,  und  so  ist  es  ganz  am  Platze,  wenn  das 
Verfahren  mehrfach  durch  methodologische  Erörterungen  über  richtiges  und 
falsches  Einteilen  unterbrochen  wird  (262  a  ff.  265  a  ff.  266  d  ff.  285  a  ff.).  Aber 
tatsächlich  macht  sich  neben  dem  formalen  Gesichtspunkte  ein  inhaltlicher  in 
gleicher  Stärke  geltend,  und  hier  tritt  der  Dialog  aus  der  eleatischen  Gedanken- 
sphäre trotz  des  Gesprächsleiters  heraus.  Piatons  politische  Reflexion  kommt 
wieder  zu  Worte.  Der  Sinn,  in  welchem  dies  geschieht,  läßt  wohl  den  Einfluß 
der  praktischen  Bestrebungen  und  Erfahrungen  erkennen,  die  mit  dem  Aufent- 
halte des  Philosophen  in  Sizilien  verbunden  waren,  und  steht  zugleich  im  Ein- 
klang mit  der  neuen  Richtung  seines  Denkens  überhaupt.  Von  den  ideenkundigen 
Regenten  der  Politeia  ist  nicht  mehr  die  Rede.  Der  wahre  Herrscher  ist  der 
Wissende,  der  politisch  Sachverständige  schlechthin,  wie  ihn  schon  Sokrates  ver- 
langt hatte  (s.  o.  S.  157).  Aber  auch  für  die  eines  solchen  Herrschers  entbehren- 
den Staaten  kennt  Piaton  jetzt  ein  wenn  auch  nur  sehr  beschränktes  und  relatives 
Heil  in  dem  unverbrüchlich  gehaltenen  Gesetz.  Der  Gesetz  es  Staat  ist  der 
devregog  :i}.ovg  (300  b  c),  der  beste  der  Kotbehelfe.  So  bildet  der  Politikos 
eine  Etappe  auf  dem  Wege  von  der  PoUteia  zu  den  Nomoi.  Die  Betonung  der 
den  Gesetzesstaaten  unablässig  innewohnenden  Übel  (301  e)  klingt  wie  ein  Nach- 
hall des  Wortes  der  Politeia  (473  d)  von  den  Übeln,  die  nicht  aufhören,  solange 
nicht  die  Philosophen  Könige  und  die  Könige  Philosophen  sind;  und  in  der 
historischen  Herleitung  der  unvollkommenen  („unrichtigen")  Verfassungen  aus 
dem  Zweifel  der  Menschen  an  der  Existenz  eines  mit  Tugend  und  Wissen 
waltenden  Herrschers  (301  c  d)  vernehmen  wir  schon  die  resignierte  Stimmung, 
die  die  Nomoi  durchzieht. 

Der  Aufmerksamkeit  auf  das  geschichtlich  Wirkliche  entspringt  eine 
Systematisierung  der  Verfassungen,  die  die  Brücke  bildet  zwischen  der 
oben  S.  158  wiedergegebenen  sokratisch-xenophontischen  und  der  in  §  52  zu  be- 
sprechenden aristotelischen.  Neben  der  Zahl  der  Regierenden,  Gesetzlichkeit  und 
Ungesetzlichkeit  des  Regimentes,  freiwilligem  und  unfreiwilligem  Gehorsam  der 
Beherrschten  (gewaltsamem  oder  nicht  gewaltsamem  Regiment)  bilden  Reichtum 
und  Armut  die  Kriterien  (291  e  f.):  Aristokratie  und  Oligarchie  bedeuten  Hen-- 
schaft  der  Reichen  (301  a),  Demokratie  Herrschaft  der  (armen)  Menge  über  die 
Reichen  (291/2). 

Aber  auch  damit  ist  die  Bedeutung  der  Schrift  noch  nicht  erschöpft. 
Schon  in  der  Politeia  zeigte  sich  im  Zusammenhange  mit  dem  Wanken  des  In- 
tellektualismus eine  aufkommende  psychologische  Temperamentenlehre  (s.  oben 
S.  291 :  vgl.  auch  Theait.  144  a).  Im  Politikos  ist  der  Intellektualismus  durch 
die  Tempcramentenlehre  vöUig  verdrängt.  Damit  ergibt  sich  der  schärfste 
Widerspruch  gegen  den  Protagoras.  Dort  war  das  Wissen  die  alleinige  Quelle 
der  Tugenden,  die  dadurch  eine  Einheit  bildeten  und  miteinander  nicht  im 
Streite  liegen  konnten.  Im  Politikos  sind  entgegengesetzte  Temperamente  die 
Grundlage  widerstreitender  Tugenden,  und  dem  Wissen  bleibt  nur  die  Aufgabe 
■einer  regulierenden,  die  Gegensätze  versöhnenden  Einwirkung.  Auch  darin  verrät 
sich  das  Nachlassen  des  philosophischen  Doktrinarismus  und  die  wachsende  Hin- 
neigung zu  einer  durch  das  reale  Leben  gebotenen  Auffassung. 

Nach  den  drei  Eleatendialogen  zeigt  der 

Philebos  wieder  ein  wesentlich  anderes  Gepräge.  Schon  äußerlich  tritt 
dies  darin  zutage,  daß  Sokrates  aufs  neue  die  führende  Person  des  Gespräches 
wird.  Und  echt  sokratisch  ist  auch  das  Thema:  Was  ist  das  Gute?  Schon 
in  der  Politeia  (505  b  ff.)    waren    bei  einer  nur  streifenden  Berührung  der  Frage 


§  40.     Piatons  Schriften:  Philebos.  315 

zwei  Antworten  einander  entgegengestellt  worden:  Das  Gute  ist  Lust,  und: 
Das  Gute  ist  Vernunfttätigkeit  (Einsicht  [(pgovrjaig]).  Von  ihnen  geht  auch 
■der  Philebos  aus.  Beide  erweisen  sich  als  nicht  zutreffend.  Ein  jeder  Vernunft- 
tätigkeit bares  Lustleben  würde  der  vom  Guten  unzertrennlichen  Vollkommenheit 
entbehren.  Der  Lustempfindende  würde  weder  ein  Bewußtsein  gegenwärtiger 
Lust,  noch  eine  Erinnerung  an  vergangene  oder  eine  Erwartung  zukünftiger  be- 
sitzen. Das  reine  völlig  lustlose  Vernunftleben  aber  wäre  ein  Leben  in  Apathie, 
das  ebenfalls  nicht  Gegenstand  unserer  Wahl  sein  kann  (anders  liegt  die  Sache 
beim  göttlichen  Vernunftleben:  22c,  vgl.  33b).  Daraus  ergibt  sich,  daß  zur 
Erzeugung  des  Guten  Lust  und  Vernunfttätigkeit  sich  mischen  und  zu  einem 
Dritten  vereinigen  müssen.  Es  bleibt  nun  zur  Bewertung  von  Lust  und 
Vernunfttätigkeit  zu  entscheiden,  welche  von  beiden  jenem 
Dritten,  dem  Range  nach  Ersten,  am  nächsten  verwandt  ist  und 
demnach  in  der  Wertfolge  den  zweiten  Platz  einzunehmen  hat.  Dies  bildet  für 
den  weiteren  Verlauf  des  Gespräches  die  Hauptfrage.  Zu  ihrer  Lösung  wird  zu- 
nächst in  dem  Weltganzen  viererlei  unterschieden:  1.  das  Unbegrenzte  (ajteiQor), 
2.  die  Begrenzung  (.Te'oa?),  3.  das  aus  beiden  Gemischte,  und  4.  die  Ursache  dieser 
Mischung.  Zum  LTnbegrenzten  gehört  alles,  was  ein  Mehr  sowohl  wie  Weniger 
(z.  B.  wärmer  und  kälter),  ein  Sehr  sowohl  wie  Ein  wenig  enthält,  also  hinsicht- 
lich des  Grades  fließend  und  nicht  nach  Maß  und  Zahl  bestimmt  ist.  Durch  die 
Begrenzung  wird  es  mittelst  Einfügung  bestimmter  Zahl-  und  Maßverhältnisse 
geordnet,  gefestigt  und  gebunden.  Als  Beispiele  des  auf  diese  Weise  erzeugten, 
Unbegrenztes  und  Begrenzung  mischenden  Dritten  dienen  die  (das  richtige  Maß- 
Terhältnis  körperlicher  Stoffe  darstellende)  Gesundheit,  die  musikalische  Har- 
monie, die  gemäßigte  Temperatur,  die  (durch  astronomische  und  meteorologische 
Maßverhältnisse  bedingten)  Jahreszeiten.  Es  gehört  dahin  überhaupt  alles,  was 
als  Produkt  der  beiden  Faktoren,  des  Unbegrenzten  und  der  Begrenzung,  durch 
die  mit  der  Begrenzung  gegebenen  Maßverhältnisse  vom  (fließenden)  Werden  zum 
(stehenden)  Sein  gebracht  wird  (26  d).  Das  Lust  und  Vernunfttätigkeit  mischende 
Leben  wird  nun  diesem  Dritten,  die  Lust  selbst,  da  sie  ein  Mehr  und  Weniger 
zuläßt,  dem  Ersten  zugeteilt.  Die  Vernunfttätigkeit  ist  der  die  Mischung  hervor- 
rufenden L'^rsache  wesensverwandt.  Denn  die  Vernunft  ist,  wie  die  Weisen  über- 
einstimmend sagen,  die  Königin  des  Himmels  und  der  Erde  (28  c).  Das  Weltall 
ist,  wie  seine  planmäßige  Organisation  beweist,  ihr  Werk,  nicht  das  des  blinden 
Zufalls.  Wie  die  elementarischen  Bestandteile  unseres  Leibes  (Feuer,  Erde  usw.) 
den  Elementen  des  Weltganzen  entstammen,  so  auch  unsere  Seele  der  des  Welt- 
ganzen, das  somit  als  ein  beseelter  Leib  anzusehen  ist.  In  dieser  Seele  herrscht 
die  Vernunft  als  das  durch  seine  Tätigkeit  alles  Bewirkende  (29  b  ff.). 

Zur  Erledigung  der  Hauptfrage  werden  nun  Lust  und  Vernunfttätigkeit 
einer  näheren  Betrachtung  unterzogen.  Die  Lust  beruht  auf  Wiederherstellung 
einer  Harmonie,  deren  Störung  Unlust  verursacht  hat,  auf  Inhibierung  einer  sich 
unter  Unlust  vollziehenden  Auflösung,  wie  sie  sich  z.  B.  in  den  Unlustgefühlen 
des  Hungers  und  Durstes  ankündigt  und  durch  die  mit  Lust  verbundene  Sätti- 
gung aufgehalten  wird  (31  b  ff.).  Darnach  führen  die  Götter,  bei  denen  keine 
Auflösung  und  damit  auch  keine  Inhibierung  einer  solchen  statthat,  ein  von 
Unlust  und  Lust  freies  Leben  (32  e  ff.).  Freilich  gibt  es  eine  rein  seelische 
Erwartungslust  wie  auch  -unlust,  die  mit  der  entgegengesetzten  Empfindung 
in  keinem  (unmittelbaren)  Zusammenhange  steht  und  so, .  infolge  ihrer  L'nge- 
mischtheit,  für  die  allgemeine  Bewertung  der  Lust  von  Bedeutung  ist  (32  c  f.). 
Die  erkenntnistheoretischen  Voraussetzungen  dieser  rein  seelischen  Lust  sind 
Gegenstand    einer   weiteren  Untersuchung,   bei  der  sich  als  Nebengewinn  die  Er- 


;51(^  §  40.    Piatons  Schriften:  Philebos. 

kenntnis  einstellt,  daß  auch  die  Begierde  der  Seele,  nicht  dem  Körper  zuzu 
schreiben  ist  (33  c  ff.  34  c  ff. :  vgl.  oben  S.  289).  Ein  kurzer  Blick  auf  die 
Kombination  seelischer  Envartungslust  oder  -unlust  mit  körperlicher  Unlust 
(Hoffnung  oder  Mangel  an  Hoffnung  auf  Beseitigung  einer  kör]Derlichen  Unlust^ 
35  e  ff.)  leitet  über  zu  der  eingehend  behandelten  Frage  nach  der  Existenz 
falscher  Lust-  und  Unlustgefühle.  Die  logisch  nicht  einwandfreie  Argu- 
mentation, mittelst  deren  Sokrates  seine  Bejahung  dieser  Frage  begründet 
(36  c  ff.),  berührt  mehrfach  Gedankengänge  früherer  Dialoge,  so  die  Erwägungen 
über  richtige  und  falsche  Vorstellung  (s.  oben  S.  303),  mit  denen  hier  richtige 
und  falsche  Lust  in  Parallele  gesetzt  werden  (37  a  ff.),  und  die  Annahme  einer 
perspektivischen  Täuschung  bei  der  vergleichenden  Abschätzung  fernerer  und 
näherer  Lust  und  Unlust  (41  e  f.;  vgl.  o.  S.  241).  Bemerkenswert  ist,  daß  der 
Hedonik  selbst  eine  Waffe  zugunsten  der  Annahme  falscher  Lustgefühle  entliehen 
wird  (42  c  ff.).  Neben  den  mit  Unlust  und  Lust  verknüpften  Vorgängen  der 
Auflösung  und  ihrer  Inhibierung,  so  etwa  führt  Sokrates  aus,  gibt  es  in  unserm 
Organismus  Prozesse,  die,  wie  z.  B.  das  Wachsen,  von  uns  unbemerkt  vor  sich 
gehen,  also  weder  Lust  noch  Unlust  erregen.  Mithin  ergibt  sich  ein  dreifacher 
Zustand:  Lust,  Unlust  und  ein  zwischen  beiden  in  der  Mitte  stehendes  neutrales 
Befinden.  Wer  nun  in  der  Freiheit  von  L^nlust  die  höchste  Lust  findet  (wie  dies 
von  gemssen  Hedonikern  geschah  [s.  zu  43  d.  44  a  oben  S.  189]),  erklärt  auch  den 
neutralen  Zustand  für  lustvoll  und  gibt  sich  damit  hinsichtlich  seiner  Lust- 
empfindung einer  Täuschung  hin  (was  als  falsche  Lustempfindung  gedeutet  wird; 
42  d — 44  a).  Andere,  die  als  hervorragende  Xaturkundige  gelten,  leugnen  sogar 
die  Existenz  positiver  Lustgefühle  und  bestimmen  jede  Lust  nur  als  Entweichen 
von  Unlust.  Indem  man  den  Spuren  dieser  Lusthasser  nachgeht,  läßt  sich 
Folgendes  erwägen.  Die  größten  Lustgefühle,  an  denen  das  Wesen  der  Lust  am 
besten  zu  beobachten  ist,  finden  sich,  entsprechend  den  größten  Begehruugen.  bei 
körperlich  und  seelisch  (moralisch)  Kranken.  Ihren  vollen  Haß  werfen  jene 
Lustbestreiter  auf  die  aus  widerwärtigen  Krankheiten  entspringenden  Lustgefühle, 
und  hier  zeigt  ein  Beispiel,  die  Lust  des  Kratzens  beim  Hautausschlag,  wenn 
man  sie  medizinisch  betrachtet,  daß  es  sich  um  Lust  mit  Unlust  verbin- 
dende Mischgefühle  handelt  (44b— 47b).  Solche  Mischungen  ergeben  sich 
auch,  wenn  seeUsche  Lust  mit  körperlicher  Unlust,  seelische  Unlust  mit  körper- 
licher Lust  sich  vereinigt  (47  c  f.).  Sie  finden  sich  aber  auch  auf  rein  psychischem 
Gebiete.  Hierher  gehören  Zorn,  Furcht,  Sehnsucht,  Wehmut,  Liebes  Verlan  gen, 
Eifersucht,  Mißgunst  u.  a.,  die  freudvolle  Unlustempfindungen  sind.  Diese 
Mischung  zeigen  u.  a.  die  durch  tragische  und  komische  Dar- 
stellungen erregten  Empfindungen.  An  der  Tragödie  freuen  wir  ims 
unter  Tränen.  Die  Wirkung  der  Komödie  liegt  im  Lächerlichen,  das  durch 
die  überhebende  Selbsttäuschung  einer  zu  schaden  unfähigen  Person  hinsicht- 
lich ihres  Eeichtums,  ihrer  leiblichen  oder  seelischen  Vorzüge  hervorgebracht 
wird.  Eine  solche  Selbsttäuschung  ist  für  den  ihr  Uuterhegenden  ein  Übel.  In 
dem  Zuschauer,  der  sich  darüber  belustigt,  verbindet  sich  das  Unlustgefühl  der 
Mißgunst,  d.  i.  des  Gefallens  am  Übel  einer  befreundeten  (oder  überhaupt  nicht- 
feindlichen) Person,  mit  der  im  Lachen  sich  äußernden  Lust  (47  d — 50  c). 

Den  gemischten  stehen  die  reinen  Lustgefühle  gegenüber.  Die  Em- 
pfindungen der  Lust  an  schönen  Farben,  an  Figuren  und  an  Tönen,  zmueist 
auch  der  Lust  an  Gerüchen  u.  a.  haben  das  Gemeinsame,  daß  die  Lust  keinen 
merkbaren  imd  mit  Unlust  verbundenen  Mangel  (wie  die  Lust  der  Sättigun.u  die 
mit  Hungergefühl  verbundene  Leere)  zur  Voraussetzung  hat.  Das  Gleiche  gilt 
von  der  Lust  am  Erwerbe  von   Kenntnissen.      Diese    Lustgefühle    gehören    nicht 


§  40.    Piatons  Schriften:  Philebos.  317 

wie  die  gemischten  dem  Gebiete  des  Maßlosen  nnd  Unbegrenzten  (utteioov,  s.  o. 
'S.  315).  an.  Sie  sind,  eben  infolge  ihrer  Reinheit,  auch  die  wahrsten  (50  e 
bis  53  b  c). 

Es  folgen  nun  einige  weitere  Gesichtspunkte  zur  Beurteilung  der  These,  die 
Lust  sei  das  Gute,  unter  denen  der  erste,  wieder  fremder  Lehre  entnommene 
(s.  0.  S.  189),  Hervorhebung  verdient.  Die  Lust,  so  heißt  es,  wird  von  gewissen 
feinen  Köpfen  als  ein  Werden  bezeichnet,  jedes  Sein  aber  ihr  abgesprochen. 
Nun  hat  jedes  Werden  seinen  Zweck  im  Sein,  das,  insofern  es  Zweck  ist,  den 
Platz  des  Guten  zu  beanspruchen  hat.  Von  diesem  ist  das  Werden  mithin  aus- 
geschlossen (53  c — 54  d). 

Xach  der  Lust  sind  nun  auch  die  Ver nunf ttütigkeit  und  die  (aus  ihr 
herzuleitende)  Wissenschaft  (Kunst)  näher  zu  betrachten.  Hier  ergibt  sich 
-vorerst  die  Scheidung:  1.  Herstellende  (technische)  und  2.  der  Bildung  und  Er- 
ziehung dienende  Wissenschaften.  Die  ersteren  sondern  sich  wieder  in  zwei 
Gruppen,  je  nachdem  in  ihnen  die  Zahlen-,  Maß-  und  Gewichtskunde  mit 
ihren  festen  Normen,  oder  eine  vagere,  auf  Erfahrung  und  Routine  beruhende 
Abschätzungskunst  maßgebend  ist.  Der  Unterschied  entspricht  dem  der  größeren 
•oder  geringeren  Reinheit  der  Lustgefühle.  Zur  ersten  Gruppe  gehört  neben 
-anderen  Zweigen  die  Baukunde,  zur  zweiten  die  Musik,  Heilkunde,  Landwirt- 
schaftskunde  u.  a.  Die  für  die  erste  Gruppe  grundlegende  Zahlenkunde  (Arith- 
metik) zerfällt  wieder  in  zwei  hinsichtlich  ihrer  Reinheit  und  wissenschaftlichen 
Schärfe  sehr  verschiedene  Abteilungen,  die  Zahlenkunde  des  gewöhnlichen  Lebens 
und  die  der  Philosophen.  Die  erstere  operiert  mit  ungleichen  Einheiten  (sie 
zählt  zwei  Lager,  zwei  Rinder),  die  letztere  kennt  nur  absolute  Zahlen  mit  durch- 
aus gleichen  Einheiten.  Der  nämliche  Unterschied  wie  innerhalb  der  Arithmetik 
besteht  auch  innerhalb  der  anderen  Zweige  der  Mathematik.  Noch  über  den 
reinen  Formen  dieser  Wissenschaften  steht  an  Wahrheitsgehalt  die  Dialektik 
-als  die  Kunde  vom  Seienden,  dem  Wirklichen  und  dem  sich  immer  Gleich- 
bleibenden (vgl.  Politeia,  oben  S.  287  f.).  Die  Rhetorik,  die  der  Mitunterredner 
von  Gorgias  als  vorzüglichste  Kunst  hat  rühmen  hören,  mag  praktisch  den 
größten  Nutzen  bieten.  Aber  nicht  darauf,  sondern  auf  wissenschaftliche  Sicher- 
heit und  Wahrheit  kommt  es  an.  In  diesem  Punkte  steht  gegen  die  Dialektik 
.auch  die  Naturwissenschaft  zurück,  die  es  mit  dem  Gewordenen  und  jetzt  und 
in  Zukunft  Werdenden,  dem  Gebiete  der  unsicheren  Vorstellung  [boi^a,  vgl.  oben 
•S.  287  f.)  zu  tun  hat  (55  c— 59  d). 

Durch  diese  Untersuchung  der  Lust  und  der  Vernunfttätigkeit  sind  die 
Elemente  klargelegt,  aus  denen  die  das  Gute  darstellende  Mischung  zu 
bereiten  ist.  Es  läge  nahe,  für  diese  beiderseits  nur  die  reinsten  Bestandteile  zu 
verwenden.  Aber  es  ist  leicht  zu  sehen,  daß  neben  dem  reinen  göttlichen  auch  das 
unreine  menschliche  Wissen  vonnöten  ist,  ,,wenn  man  auch  nur  den  Weg  nach 
Hause  soll  finden  können".  Eine  Schädigung  wird  durch  die  Aufnahme  sämt- 
licher Wissenschaften  nicht  herbeigeführt.  Anders  auf  dem  Gebiete  der  Lust. 
Hier  können  ohne  Gefährdung  der  Vernunftbetätigung  nur  die  wahren  und  reinen 
und  von  den  anderen  nur  diejenigen  Lustgefühle  in  Betracht  kommen,  die  sich 
mit  Gesundheit  und  Maßhaltung  vereinigen  und  der  gesamten  Tugend  wie  Die- 
nerinnen einer  Göttin  folgen  (59  d  e — 64  a). 

Was  nun  dieser  Mischung  den  höchsten  Wert  und  Reiz  verleiht,  ist  eine 
Verbindung  von  Maß,  Ebenmäßigkeit  (Schönheit)  und  Wahrheit.  Kurze 
Erwägung  zeigt,  daß  jedem  dieser  drei  Prinzipien  die  Vernunfttätigkeit  näher 
verwandt  ist  als  die  Lust  (64  b — 66  a). 


318  §  40.    Piatons  Schriften:  PhUebos. 

Jetzt  werden  diese  drei  Mischungsprinzipien  den  Mischungselementen  ko- 
ordiniert, wobei  die  Wahrheit  als  mit  der  Vernunfttätigkeit  identisch  oder  ihr 
sehr  ähnlich  (65  d)  keine  besondere  Stelle  erhält,  die  Wissenschaften,  Künste  und 
richtigen  Vorstellungen  aber  von  der  Vernunfttätigkeit  als  deren  Erzeugnisse 
abgesondert  werden.  Dem  Schönen  gesellen  sich  das  Vollkommene  und  Zuläng- 
liche bei,  die  im  Vorangehenden  mehrfach  (20 cd.  22b.  60c)  als  Erfordernisse 
des  Guten  bezeichnet  sind.  So  entsteht  die  folgende  Skala  von  Gütern,  deren 
Mischung  das  Gute  ergibt:  1.  das  Maß,  Maßvolle,  Angemessene  u.  dgl.;  2.  das 
Ebenmäßige  und  Schöne,  das  Vollkommene  und  Zulängliche  u.  dgl. ;  3.  Ver- 
nunft und  Einsicht;  4.  die  W^issenschaften,  Künste  und  richtigen  Vorstellungen; 
5.  die  reinen  seelischen  Lustgefühle.  Als  Schlußergebnis  und  Antwort  auf  die 
Hauptfrage  steht  fest,  daß  die  Vernunfttätigkeit  dem  den  Sieg  davon- 
tragenden Dritten  tausendmal  näher  steht  als  die  Lust  (66  a 
bis  67  a). 

Es  erübrigt  noch  ein  Blick  auf  den  mit  dem  Ganzen  nur  in  losestem  Zu- 
sammenhange stehenden  logisch-dialektischen  Abschnitt  14  c — 19  a.  Er  betrifft 
die  Frage,  wie  das  Viele  eines  und  das  Eine  vieles  sein  könne.  Das 
Problem,  das  nicht  in  eristischem  Sinne  verstanden  werden  soll  (14  e  ff.),  wird  in 
einer  an  den  Parmenides  (vgl.  o.  S.  305)  erinnernden  Weise  näher  bestimmt 
(15  b)  und  schließlich  von  der  Seite  der  Prädikation  in  Angriff  genommen 
(15dff.,  vgl.  den  Sophistes  251  a  ff.  [oben  S.  308j).  Das  Verfahren,  im  Urteil 
Eines  und  Vieles  gleichzusetzen,  so  wird  ausgeführt,  ist  so  ewig  wie  das  mensch- 
liche Denken  und  Reden  selbst.  Aber  die  Art,  wie  es  zu  geschehen  pflegt,  ist 
voll  Wirrnis.  Das  Mittel,  dieser  zu  begegnen,  ist  das  richtige  Verfahren  der  Ein- 
teilung und  Zusammenfassung,  das  methodisch  ohne  Überspringung  der 
Mittelglieder  vom  Einen  zum  unbegi'enzt  Vielen  und  vom  unbegrenzt  Vielen  zum 
Einen  fortschreitet  (vgl.  Politikos  285  a  f.). 

Der  PhUebos  gehört  infolge  von  Dunkelheiten,  Unebenheiten  und  Wider- 
sprüchen zu  denjenigen  Schriften  Piatons,  die  dem  Verständnis  die  meisten 
Schwierigkeiten  bieten.  Statt  diese  im  einzelnen  zu  beleuchten,  sei  hier  nur  kurz 
der  Stellung  des  Werkes  im  Ganzen  des  platonischen  Schrifttums  gedacht.  Mit 
den  drei  Eleatendialogen  ist  das  Gespräch  sehr  locker  durch  den  eingelegten 
logisch-dialektischen  Abschnitt  verbunden.  Aber  gerade  der  Umstand, 
daß  dieser  Passus  ohne  einen  in  der  Sache  gelegenen  Zwang  eingefügt  ist,  verrät 
die  mit  Macht  sich  behauptende  Xeigung  des  Verfassers  zu  diesem  Zweige  philo- 
sophischer Reflexion.  Im  übrigen  ist  das  Werk  ethisch  orientiert.  Wie  im 
Theaitet  auf  dem  Gebiete  der  Erkenntnistheorie,  so  erfolgt  hier  auf  dem  der 
Ethik  Abrechnung  mit  zeitgenössischen  Richtungen,  so  zwar,  daß 
durch  Ausgleichung  der  Einseitigkeiten  des  reinen  Vernunft-  und  des  reinen 
Lustprinzips  ein  positives  Ergebnis  erreicht  wird.  Es  ist  als  ob  der  geistes- 
mächtigste unter  den  Sokratikern  die  nach  entgegengesetzten  Richtungen  aus- 
einandergehenden Schulgenossen,  die  Megariker  und  Kyniker  auf  der  einen, 
die  Hedoniker  auf  der  andern  Seite,  noch  einmal  auf  gemeinsamen  Weg 
habe  zusammenführen  wollen,  wobei  auch  die  Thesen  Außenstehender,  wie 
die  der  lusthassenden  Naturkundigen  (wer  darunter  zu  verstehen  ist,  bleibt 
strittig),  als  Momente  der  Argumentation  Berücksichtigvmg  fanden.  In 
Ontologie  und  Erkenntnistheorie  enthält  der  Dialog  keinen  eigent- 
lichen Widerspruch  gegenüber  den  die  Ideenlehre  ausführenden  W^erken 
der  vorangegangenen  Periode.  Die  logische  Erörterung  (in  der  Einlage)  beweist 
hier  so  wenig  wie  im  Sophistes,  daß  die  Ideen  ihre  ontologische  Bedeutung  ver- 
loren   hätten.      Das    immer   gleichmäßig  und  in  gleicher  Weise  in  Wirklichkeit 


§  40.     Piatons  Schriften :  Philebos.    Timaios.  319 

und  an  sich  Seiende  (58a.  59c.  Gide.  vgl.  62h)  im  Gegensatze  zum  Werdenden 
und  die  den  beiden  Reichen  korrespondierenden  Stufen  des  Erkennens  bezw. 
Vorstellens  unterscheiden  sich  in  nichts  Wesentlichem  von  den  entsprechenden 
Philosophemen  der  Politeia.  Aber  es  stimmt  doch  zu  dem  Gesamtcharakter 
dieser  späten  Entwicklungsphase  des  Philosophen,  daf5  in  der  L<")sung  der 
zentralen  Frage  nach  dem  Wesen  des  Guten  die  Ideenlehre  so  gar 
nicht  in  bestimmter  und  faßbarer  Gestalt  hervortritt.  Jeder  Leser 
der  Politeia  wird  sich  ohne  Schwierigkeit  gewisse  Grundgedankengänge  zurecht- 
legen, die  der  Piaton  dieses  Dialoges  in  einer  Sonderschrift  über  das  Gute  nicht 
hätte  vermissen  lassen,  die  aber  im  Philebos  fehlen.  Treten  so  die  Ideen  zurück, 
so  stellt  sich  dafür  das,  was  in  der  Politeia  zweiten  Ranges  war,  das  Mathe- 
matische, in  den  Vordergrund:  die  größere  oder  geringere  Geltung  bestimmter 
Zahlen-  und  Maßverhältnisse  bildet  das  Kriterium  für  die  Rangordnung  der 
Wissenschaften  und  Künste,  und  Maß  und  Ebenmäßigkeit  stehen  unter  den 
Prinzipien  der  das  Gute  darstellenden  Mischung  obenan.  Der  verstärkte  Ein- 
fluß pythagoreischer  Gedanken,  der  darin  zutage  tritt,  zeigt  sich  auch  in 
der  Verwendung,  die  von  dem  Gegensatze  des  Unbegrenzten  und  der 
Begrenzung  gemacht  wird  (s.  o.  S.  81.  83).  Er  verrät  sich  ferner  wohl  auch 
in  der  religiösen  Stimmung,  die  sich  in  dem  Beweise  für  das  Dasein  einer 
weltregierenden  Vernunft  bemerkbar  macht. 

Das  Herabsteigen  aus  dem  Ideenhimmel  führt  nun  zu  einem  aufmerk- 
sameren und  wohlwollenderen  Verweilen  beim  Irdischen.  Die  Not- 
wendigkeit der  Schulung  des  Ideenkundigen  in  weltlichen  Geschäften  war  zwar 
auch  dem  Piaton  der  Politeia  nicht  entgangen.  Aber  die  Bewertung  der  dem 
Alltag  dienenden  Wissenschaften  und  Künste  ist  jetzt  gestiegen.  Die  Musik,  ob- 
wohl der  Reinheit  ermangelnde  Kunst,  gilt  als  notwendig,  um  das  Leben  über- 
haupt zum  Leben  zu  machen  (62  bc).  Damit  steht  im  Einklang,  daß  der 
Rhetorik,  auch  der  routinemäßigen  des  Gorgias,  gegenüber  ein  weit  müderer 
Ton  angeschlagen  wird,  als  wir  aus  früheren  Dialogen  gewöhnt  sind.  Ahnlich 
verhält  es  sich  mit  den  Ausführungen  über  tragische  und  komische  Dichtung. 
Allerdings  gilt  die  durch  sie  erzeugte  Lust  als  nicht  rein  und  daher  als  minder- 
wertig. Aber  im  Vergleich  mit  der  grundsätzlichen  Abweisung  der  nachahmen- 
den Poesie  in  der  Politeia  bekundet  doch  die  eingehende  Analyse  der  Wirkung 
der  Komödie,  analog  den  Erörterungen  des  Politikos  über  die  geschichtlich 
gegebenen  Staatsverfassungen,  ein  erhöhtes  Augenmerk  auf  die  Tatsächlichkeiten 
des  Lebens  und  ein  deskriptives  Interesse,  das  sich  dem  normativen  zur  Seite 
drängt.  In  dieser  Richtung  liegt  auch  die  vertiefte  Biologie,  wie  sie  in  den  Aus- 
führungen über  Bedingung  und  Wesen  der  Lustgefühle  und  insbesondere  in  dem 
medizinischen  Abschnitt  45  a  ff.  in  Erscheinung  tritt.  Endlich  ist  auch  bei 
diesem  Dialoge  der  für  seine  späte  Abfassungszeit  charakteristischen  An- 
knüpfungspunkte aristotelischer  Lehren  zu  gedenken.  Von  der  Be- 
stimmung des  Unbegrenzten  durch  die  Begrenzung  ist  nur  ein  Schritt  zur 
aristotelischen  Theorie  von  Stoff  und  Form,  und  ganz  aristotelisch  gedacht  ist  es, 
wenn  das  Sein  dem  Werden  zum  Zwecke  gesetzt  wird  (54  a  hat  eine  wörtliche 
Parallele  bei  Aristot.  de  part.  anim.  A  1,  640  a  18  f.),  und  Arist.  Rhet.  ^11, 
370  b  15  ff.  kann  dazu  dienen,  die  Lehre  von  den  Mischgefühlen  47  d  ff.  zu 
kommentieren. 

Manche  der  Züge,  die  die  zuletzt  besprochenen  Schriften  kennzeichneten, 
treten  uns  auch  im 

Timaios  entgegen,  wiewohl  wir  in  ihm  ein  neues  Gebiet  betreten,  das  der 
platonischen  Kosmologie  und  Naturphilosophie.      Sie  erscheint  als  rück- 


;jO(|  §  40.     Piatons  Schriften:  Timaios. 

wärtige  Ergänzung  der  Darstellung  des  besten  Staates  und  soll  die  Vorgänge 
vom  Werden  der  Welt  bis  zur  Entstehung  des  Menschen  umfassen.  Eine  Ein- 
leitung MÜederholt  die  Grundgedanken  der  Politeia,  bezeichnenderweise  ohne 
Wiederaufnahme  der  dort  die  ganze  Konstruktion  beherrschenden  Ideenlehre  und 
dementsprechend  ohne  Scheidung  der  cfv/.ay.e;:  .T«)Tf/frc  und  der  9  v/.uy.eg  schlecht- 
hin. Die  dem  Gespräche  zugrunde  gelegte  Fiktion  ist,  daß  Sokrates  Tags  zuvor 
vier  Männern  seine  politische  Theorie,  die  er  nun  rekapituliert,  entwickelt  habe. 
Von  diesen  sind  Kritias,  Timaios  und  Hermokrates  wieder  zugegen,  um  den 
gestern  genossenen  geistigen  Schmaus  durch  eigene  Vorträge  zu  vergelten.  Dabei 
stellt  sich  zunächst  eine  Ergänzung  der  gestrigen  Darlegung  auch  auf  dem 
politischen  Gebiete  als  notwendig  heraus.  Der  Idealstaat  wurde  gewissermaßen 
nur  in  ruhendem  Zustande,  ohne  alle  äußeren  Verwicklungen  und  daraus  ent- 
springenden Geschehnisse,  gezeichnet.  Er  soll  nun  auch  in  der  Bewegung,  in 
Krieg  und  Verhandlungen  mit  anderen  Staaten,  die  Trefflichkeit  seiner  Ein- 
richtung bewahrheiten.  Hier  vermag  Kritias  zu  helfen.  Durch  Vermittlung 
seines  Großvaters  ist  ihm  eine  von  Solon  aus  Ägypten  gebrachte  Priester tradition 
bekannt,  nach  der  die  Athener  in  grauer  Vorzeit  eine  dem  sokratischen  Staats- 
ideal ähnliche  Verfassung  besaßen  und  sich  im  Verteidigungskampfe  gegen  die 
inzwischen  vom  Meere  verschlungene  mächtige  Insel  Atlantis  glänzend  Ijewährten. 
Bevor  aber  durch  Kritias  auf  dieser  geschichtlichen  Grundlage  der  sokratische 
Staat  in  Leben  und  Bewegung  geschildert  wird,  soll  der  in  Astronomie  und 
Natur  des  Alls  kundige  Timaios  in  der  Darstellung  des  Weltwerdens  die  Men- 
schen schaffen,  die  in  Sokrates'  Konstruktion  und  Kritias'  Erzählung  voraus- 
gesetzt werden  (17a-27b).  So  erhalten  wir  denn  aus  Timaios'  Munde  eine  bis 
in  Einzelheiten  der  Astronomie,  Anthropologie  und  Medizin  ver- 
zweigte Weltbildungslehre.  Aus  ihr  kann  hier  aus  Raumesrücksichteu  nur 
das  im  engeren  Sinne  Xaturphilosophische  herausgehoben  werden  trotz  der 
Bedenken,  die  nach  dem  oben  S.  47  Bemerkten  einer  solchen  Beschränkung  ent- 
gegenstehen. 

Wie  frühere  platonische  Dialoge  so  scheidet  auch  der  Timaios  das  immer 
Seiende,  das  alleinige  Ob  jekt  des  Wissens  und  sicherer  Rede,  von  dem  immer 
Werdenden,  das  Gegenstand  der  Wahrnehmung  und  Vorstellung  ist  und 
nur  eine  unsichere  Erörterung  zuläßt  (vgl.  oben  S.  287).  Immer  seiend  ist  das 
Urbild  (die  Idee),  auf  das  hinblickend  der  Schöpfer  die  Welt  geschaffen  hat. 
Das  Motiv  war  seine  Güte,  kraft  deren  er  wollte,  daß  alles  nach  Möglichkeit 
ihm  ähnlich  sei.  Das  bestimmte  ihn,  das  ordnungslos  sich  bewegende  Sinnliche 
.zur  Ordnung  zu  führen.  In  der  Erwägung,  daß  das  Vernunftbegabte  schöner 
sein  werde  als  das  Vernunftlose,  die  Vernunft  aber  Seele  voraussetze,  schuf  er 
diese  Welt  als  ein  beseeltes  und  vernunftbegabtes  Wesen,  als  eine 
selige  Gottheit  (34  b),  nach  dem  Muster  des  alle  vernimftbegabten  Wesen  um- 
fassenden (idealen)  Lebewesens.  Als  allumfassend  kann  die  Welt  nur  eine  sein; 
<lie  Koexistenz  mehrerer  Welten  ist  ausgeschlossen  (31  a  f. ;  vgl.  jedoch  55  c  f.). 
Insofern  sie  etwas  Gewordenes  ist,  muß  die  Welt  körperlich,  sichtbar  und  greifbar 
sein.  Zur  Sichtbarkeit  bedarf  es  des  Feuers,  zur  Greifbarkeit  der  Erde  als  des 
festen  Elementes.  Zwischen  diesen  beiden  Elementen  ist  eme  Verbindung  von- 
•nöten,  und  zwar,  da  es  sich  um  stereometrische  Größen  handelt,  eine  zwei- 
gliedrige, die  durch  Wasser  und  Luft  gebildet  wird.  Zwischen  den  vier  Elementen 
besteht  die  Proportion:  Feuer:   Luft  =  Luft:   Wasser  =  Wasser:    Erde.^j 


')  32  b.    Zu  der  schwierigen  und  vielbesprochenen  Stelle  s.  Häbler  in  der 
€.  100*  genannten  Abhandlung. 


§  40.     Piatons  Schriften:  Timaios.  321 

So  ist  die  'Welt  harmonisch  und  fest  zur  Einheit  zusammengefügt,  und  da  die 
Elemente  in  ihrer  Totalität  zur  Weltbildung  verwendet  wurden  und  kein  Teilchen 
außerhalb  zurückblieb,  ist  sie  ein  Ganzes,  Einziges,  keinem  Altern  und  Kranksein 
Unterworfenes  (27  c— 34  a). 

In  und  um  diesen  Weltleib  legte  der  Schöpfer  die  Weltseele,  die  er  aber 
als  das  zur  Herrschaft  über  den  Weltleib  Berufene  schon  vor  diesem  gebildet 
hatte,  und  zwar  in  der  Weise,  daß  er  durch  Mischung  des  ungeteilten  sich  ewig 
gleich  bleibenden  (idealen)  Wesens  (des  „Selbigen")  und  des  geteilten  körper- 
lichen (sinnlichen)  Wesens  (des  „Verschiedenen")  eine  dritte  Wesensart  schuf  und 
diese  drei  Arten  wieder  miteinander  mischte.  Die  so  entstandene  Seelensubstanz 
teilte  er  wieder  und  bildete  durch  die  Anordnung  der  Teile  das  Gerüste  des  ge- 
samten kosmischen  Baues.  Infolge  dieser  Entstehung  und  Ordnung  vermag  die 
Weltseele  das  Eeich  des  Geteilten  wie  das  des  Ungeteilten  hinsichtlich  der  in 
ihnen  obwaltenden  Identität  und  Verschiedenheit  und  aller  sonstigen  Beziehungen 
zu  erkennen  und  gewinnt  auf  dem  Gebiete  des  sinnlich  Wahrnehmbaren  richtige 
Vorstellungen,  auf  dem  Gebiete  des  mit  dem  Denken  Erfaßbaren  vernunftmäßige 
Einsicht  und  Wissen  (34  b— 37  c). 

In  der  Freude  an  seiner  Schöpfung  wollte  sie  nun  ihr  Vater  zu  einem  noch 
vollkommneren  Ebenbilde  ihres  Urbildes  machen.  Zeitlose  Ewigkeit  konnte  er 
ihr  als  Gewordenem  nicht  verleihen.  Dafür  gab  er  ihr  als  ewiges  Abbild  dieser 
«inheitlich  beharrenden  Ewigkeit  die  in  zählbaren  Teilen  verlaufende,  in  Ver- 
gangenheit, Gegenwart  und  Zukunft  sich  sondernde  Zeit,  und  schuf  zu  deren 
Erzeugung  den  Himmel,  die  Sonne,  den  Mond  und  fünf  andere,  jetzt  Pla- 
neten genannte  Gestirne.  Diese  alle  sind  beseelte  Wesen,  die  ihre  Aufgabe 
kennen.  Die  Sonne  bietet  als  ein  den  ganzen  Himmel  bestrahlendes  Licht  das 
Maß  für  die  Geschwindigkeitsverhältnisse  aller  Umläufe  und  vermittelt  den 
Menschen  die  Kenntnis  der  Zahl.  Sonne  und  Mond  scheiden  Tag  und  Nacht, 
Monate  und  Jahre,  die  sämtlichen  Umläufe  von  Sonne,  Mond,  Planeten  und  Fix- 
sternhimmel aber  beschließen,  wann  sie  zu  ihrem  Ausgangspunkte  zurückkehren, 
■das  vollendete  (Welt-)  Jahr  (37  c-39  d). 

Sollte  nun  aber  das  Urbild  vollkommen  nachgebildet  werden,  so  mußten 
alle  in  der  Idee  des  Lebewesens  begriffenen  Einzelformen  auch 
in  der  Xachbildung  verwirklicht  werden.  Ihrer  sind  vier:  die  himm- 
lischen Götter,  die  in  der  Luft,  die  im  Wasser  und  die  auf  der 
Erde  lebenden  Wesen  (die  Verteilung  auf  die  Elemente  nach  Empedokles; 
vgl.  Diels  Vorsokr.  21  A  72;  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  1917  Xr.  6  S.  23).  Die 
(vollkommensten)  Götter  sind  größtenteils  aus  Feuer  gebildet,  kugelförmig, 
und  zieren  als  wahrhafter  Schmuck  den  (Fixstern-)  Himmel.  Ihre  Bewegung 
ist  Achsendrehung  und  Vorwärtsbewegung,  letztere  durch  den  Umschwung 
des  Fixsternhimmels,  an  dem  sie  ihre  feste  Stelle  haben.^)  Sie  verharren 
also,  von  ihrer  vermittelten  Vorwärtsbewegung  abgesehen,  in  ewiger  gleich- 
mäßiger Drehung  im  gleichen  Eaume  und  stehen  durch  ikre  Unwandelbar- 
keit an  Göttlichkeit  höher  als  die  schweifenden  Planeten.  Die  Erde,  die  um 
die  Achse  des  Alls  geballt  ist,  bildete  der  Weltschöpfer  als  die  erste  und  älteste 
Gottheit  im  Innern  des  Himmelsraumes.  Diesen  immer  sichtbaren  Gottheiten 
stehen  andere,  nur  gelegentlich  sich  zeigende  gegenüber,  über  deren  Werden 
nichts  Sicheres  auszumachen  ist,  so  daß  man  hier  nur  der  auf  ihre  Nachkommen 
zurückgehenden  genealogischen  Tradition  folgen  kann  (39  e — 41  a). 


*)  40 ab.     Vgl.  zu  der  Stelle  Fr.  BoU,  Artikel  Fixsterne  bei  Pauly-Wissowa 
VI  S.  2414. 

Ueberweg,  Grundriß  I.  21 


322  §  40,    Piatons  Schriften:  Timaios. 

Nach  Erschaffung  der  Götter  ließ  der  Weltbildoer  durch  sie  die  drei 
übrigen  Wesensgattungen  ins  Dasein  rufen.  Hätte  er  selbst  sie  geschaffen,  so 
wären  sie  unsterblich  geworden  und  die  Welt  infolge  des  Mangels  sterblicher 
Wesen  unvollständig  geblieben.  Nur  das  Unsterbliche  und  Göttliche  an  diesen 
Wesen  —  die  menschliche  Seele,  genauer  deren  obersten  Teil  —  behielt  er  seiner 
eigenen  Schöpfung  vor,  und  zwar  bildete  er  es  aus  den  minder  reinen  Über- 
resten der  Stoffe,  durch  deren  Mischung  er  die  Weltseele  erzeugt  hatte.  Mit  der 
Einfügung  in  den  von  den  Göttern  aus  den  vier  Elementen  lösbar  gebauten 
sterblichen  Leib  erwuchsen  der  Seele  sinnliche  Wahrnehmung,  Triebe  und  Leiden- 
schaften. Wer  diese  beherrscht,  dessen  Seele  gelangt  nach  der  gehörigen  Zeit 
wieder  auf  den  ihr  bei  ihrer  Entstehung  zugeordneten  Stern  und  führt  dort  ein 
glückseliges  Leben.  Die  Seele  des  L^nterliegenden  wird  bei  einer  zweiten  Geburt 
aus  einer  Mannesseele  —  solche  waren  alle  von  Anfang  an  —  zu  einer  Weiber- 
und  beim  Verharren  in  der  Schlechtigkeit  weiterhin  zu  einer  ihrem  Charakter 
entsprechenden  Tierseele;  diese  Wandlungen  hören  nicht  auf,  bis  sie  zu  ihrer 
ursprüngUchen  Vollkommenheit  sich  bekehrt  hat  (41  a — 44  c). 

An  diese  Darlegungen  knüpft  sich  eine  Ätiologie  und  Teleologie  des 
menschlichen  Organismus  (44d— 47e).  Hervorzuheben  ist  aus  diesem  Ab- 
schnitt die  Lobpreisung  des  Gesichtssinnes,  der  Stimme  und  des  Gehörs.  Das 
Gesicht  gewährt  uns  die  Schau  des  Alls  und  der  in  ihm  sich  abspielenden  Pro- 
zesse und  führt  uns  dadurch  zur  Philosophie,  dem  größten  Gut,  das  die  Götter 
den  Menschen  geschenkt  haben.  Die  Sprache  dient  dem  gleichen  Zwecke  der 
Vervollkommnung,  und  die  musikalische  Stimmanwendung  mit  der  entsprechenden 
Gehörsfunktion  vermittelt  die  Harmonie,  die  der  Seele  durch  Besserung  ihres 
unharmonischen  , .Umlaufes"  Ordnung  und  Übereinstimmung  mit  sich  selbst 
verleiht  (44  d— 47  e). 

Bis  hierher  ist  die  Weltentstehung  behandelt  worden,  insoweit  sie  ein  Werk 
der  Vernunft  ist.  Neben  dieser  wirkt  aber  als  zweiter  Faktor  die  Notwen- 
digkeit. Ihre  Betrachtung  verlangt,  daß  man  über  die  bei  Schildening  der 
Weltentstehung  vorausgesetzten  Elemente  (Feuer,  Wasser,  Luft  und  Erde)  hinaus 
weiter  zurückgreife.  Da  ergibt  sich  denn  neben  dem  nur  mit  der  Vernunft  er- 
faßbaren, ewig  gleichmäßig  verharrenden  Urbilde  imd  seiner  gewordenen  sinn- 
lichen Nachbildung  noch  ein  Drittes.  Es  ist  ein  Unsichtbares,  Gestaltloses,  mit 
keinem  Elemente  Identisches,  das  aber  in  Form  bald  dieses,  bald  jenes  Elementes 
in  Erscheinung  tritt.  Näher  betrachtet  ist  dieses  Dritte  der  Raum,  in  welchem 
alles  Werden  stattfindet.  Er  ist  als  das  Allaufnehmende  mit  der  Mutter  alles 
Werdenden  zu  vergleichen,  während  das  erzeugende  Urbild  dessen  Vater  gleich- 
zusetzen ist.  Die  erste  Stufe  des  Werdeprozesses  bildet  die  Gestaltung  dieses 
Uranfänglichen  zu  den  vier  Elementen.  Deren  kleinste  Bestandteile  sind  rein 
mathematische  Körper,  flächenbegrenzte  Raumausschnitte  ohne  stofflichen  Inhalt. 
Die  Begrenzungsflächen  sind  bei  Feuer,  Luft  und  Wasser  gleichseitige  Dreiecke, 
die  sich  aus  ungleichseitigen  rechtwinkligen  Urdreiecken  zusammensetzen,  bei  der 
Erde  Quadrate,  die  sich  aus  der  Zusammenfügung  gleichschenkliger  rechtwink- 
liger Urdreiecke  ergeben.  Aus  der  Gleichheit  der  Urdreiecke  der  drei  erstgenannten 
Elemente  folgt,  daß  diese  ineinander  übergehen,  aus  der  Verschiedenheit  der 
Urdreiecke  der  Erde  von  denen  der  anderen  Elemente,  daß  hier  ein  solcher 
Übergang  ausgeschlossen  ist.  Die  Erde  als  das  schwerstbewegliche  unter  den 
Elementen  besteht  aus  Würfeln,  das  Feuer  als  das  beweglichste  und  leichteste 
Element  aus  Tetraedern,  die  unter  den  in  Betracht  kommenden  Körpern  die 
geringste  Zahl  von  Flächen  und  die  spitzesten  und  daher  schneidendsten  Ecken 


§  40.     Piatons  Schriften:  Timaios.  323 

besitzen.  Aus  analogen  Gründen  ist  der  Luft  das  Oktaeder,  dem  Wasser  das 
Ikosaeder  zuzuweisen  (47  e— 56  c). 

Es  folgen  nun  Ausführungen  über  die  gegenseitigen  Einwirkungen 
der  Elemente,  ihr  Streben  nach  ihrem  natürlichen  Orte,  den  Um- 
schwung des  Alls  als  Ursache  ihrer  Zusamraendrängung  und  nie 
aufhörenden  Bewegung,  ihre  Unterarten  und  Mischformen  (wie  bei- 
spielsweise Gold  und  andere  Metalle,  Eis  und  Schnee,  Wein,  Öl)  und  ihre 
Eigenschaften,  letztere  in  Verbindung  mit  unserer  ihnen  entsprechenden 
sinnlichen  Wahrnehmung  und  Empfindung.  Von  besonderem  Interesse  ist 
hier  der  Abschnitt  über  die  Schwere  (62  c  ff.).  Ihre  Auffassung  als  des  Zuges 
nach  einem  Unten  im  Weltenraume  wird  nachdrücklich  abgelehnt.  Statt  dessen 
wird  sie  erklärt  als  das  Streben  eines  von  der  Masse  des  ihm  zugehörigen  Ele- 
mentes gewaltsam  abgetrennten  Körpers  (z.  B.  eines  aufgehobenen  Erdklumpens) 
zur  Wiedervereinigung  mit  dieser  Masse.  Der  größere  Körper  setzt  der  abtren- 
nenden Gewalt  mehr  Widerstand  entgegen  als  der  kleinere,  jener  ist  relativ 
schwer,  dieser  relativ  leicht  (vgl.  zu  der  Ausführung  im  einzelnen  Anaximander, 
oben  S.  61).  Unter  unseren  Wahrnehmungen  und  Empfindungen  werden  solche 
unterschieden,  die  durch  den  gesamten  Körper  vermittelt  werden,  und  solche,  die 
von  einem  bestimmten  Organe  ausgehen.  Unter  den  ersteren  spielen  Lust-  und 
Schmerzgefühle  die  Hauptrolle.  Sae  erhalten  eine  ätiologische  Erklärung,  die  bei 
aller  Abweichung  von  der  aristippischen  Lehre  im  einzelnen  doch  daran  erinnert, 
daß  zwischen  Piaton  und  der  Hedonistik  infolge  ihres  gemeinsamen  Ausganges 
von  Sokrates  verwandtschaftliche  Beziehungen  bestanden.  Unter  den  in  ein- 
zelnen Organen  entspringenden  Wahrnehmungen  finden  wieder  die  des  Gesichts- 
sinnes eingehendste  Berücksichtigung,  die  durch  die  Anbahnung  einer  Farben- 
lehre besonderes  Interesse  gewährt  (56  c— 68  d). 

Ein  Rückblick  auf  die  Grundzüge  der  bisher  entwickelten  Schöpfungstheorie, 
der  das  Folgende  als  neuen  Hauptteil  erscheinen  läßt,  leitet  über  zu  einem  aber- 
maligen, aber  erweiterten  und  vertieften  anthropologisch-tel  eologischen 
Abschnitte.  Daraus  sind  philosophisch  am  wichtigsten  die  Ausführungen  über 
die  Seele.  Die  Annahmen  der  Politeia  und  des  Phaidros  (s.  o.  S.  289.  297)  über 
deren  Dreigeteiltheit  erfahren  jetzt  nach  zwei  Seiten  hin  eine  Ergänzung.  Einmal 
wird  jedem  der  drei  Seelenteile  ein  bestimmter  Sitz  innerhalb  des  Leibes  ange- 
wiesen. Die  Vernunft  erhält  ihi'e  Wohnung  im  Haupte,  von  dem  aus  sie  wie 
von  einer  Hochburg  aus  ihre  Befehle  erteilt.  Das  Mutartige  empfängt  seinen 
Sitz  zwischen  Hals  und  Zwerchfell.  Hier,  in  der  Trabantenwohnung,  bietet  das 
Herz  durch  seine  zentrale  Lage  im  Adersystem  imd  Blutkreislauf  die  Möglich- 
keit, den  ganzen  Leib  zu  alarmieren,  sobald  von  der  Vernunft  die  Meldung  ein- 
trifft, daß  von  außen  oder,  durch  die  Begierden,  von  innen  her  etwas  Unrechtes 
geschehe.  Andererseits  gewährt  bei  den  feurigen  Aufwallungen  dieses  Seelen- 
teiles die  Lunge  dem  Herzen  Abkühlung.  Der  begehrende  Seelenteil  endlich 
wird  in  den  Raum  zwischen  Zwerchfell  und  Nabel  verlegt  und  der  Leber  ein 
im  Sinne  der  Vernunft  regelnder  Einfluß  auf  seine  Tätigkeit  zugeschrieben.  In 
solcher  Entfernung  von  dem  obersten  Seelenteile  kann  er  diesem  am  wenigsten 
Störung  bereiten.  Der  Hals  aber  scheidet,  was  in  der  Seele  göttlich  und  was 
sterblich  ist.  Denn  —  hierin  liegt  die  zweite  Ergänzung  der  bisherigen  Psycho- 
logie —  die  beiden  niederen  Teile  sind  der  Seele  erst  bei  der  Schaffung  des 
Leibes  von  den  mit  dessen  Bildung  beauftragten  Göttern  angefügt  und  wie  dieser 
vergänglich  (69  a— 81  e ;  zur  Psychologie  vgl.  auch  42  a). 

An  die  Ätiologie  des  normalen  Zustandes  im  menschlichen  Organismus 
schließt  sich  passend  die  der  Krankheiten.      Hier  treffen  wir  wieder  auf  eine 

21* 


324  §  40.    Piatons  Schriften:  Timaios. 

die  Philosophie  unmittelbar  berührende  Erörterung.  Den  körperlichen  stellen 
sich  die  seehschen,  insbesondere  die  moralischen  Krankheiten  zur  Seite 
(86  b).  Dabei  überrascht  uns  die  Ausführung  des  bekannten  sokratisch-plato- 
uischen  Satzes,  daß  niemand  freiwillig  böse  sei  (vgl.  S.  157.  241),  im  Sinne 
eines  entschiedenen  Determinismus.  Ziemlich  in  allen  Fällen,  so  wird  be- 
hauptet, macht  man  aus  dem  Mangel  an  SelbstbeheiTschung  zu  Unrecht  einen 
Vorwurf  in  der  Meinung,  daß  es  sich  dabei  um  freiwillige  Verfehlung  handle. 
Die  Schuld  tragen  vielmehr  schlechte  Kcirperbeschaffenheit  und  fehlerhafte  Er- 
ziehung. Diese  sind  aber  dem  Betroffenen  verhaßt  und  widerfahren  ihm  gegen 
seinen  WiUen  (81  e -87  b). 

Die  Nosologie  hat  ihr  natürliches  Gegenstück  in  der  (vorbeugenden  und  heilen- 
den) Therapeu  tik.  Ihr  Grundgesetz  ist  Erhaltung  und  Herstellung  des  Ebenmaßes 
und  Gleichgewichtes  von  Leib  und  Seele  durch  Übung  beider  Teile  und  des  richtigen 
Verhältnisses  der  Seelenteile  zueinander.  Unter  diesen  ist  der  oberste  dem  Men- 
schen als  Schutzgeist  von  der  Gottheit  gegeben  worden.  Auf  seinen  Urspiiiug 
deutet  schon  die  aufrechte  Stellung  des  Menschen  (im  Gegensatz  zu  der  gebückten 
der  meisten  Tiere  [dieser  Unterschied  wird  in  der  antiken  Literatur  oft  betont, 
vgl.  die  Dissertation  von  Dickerman,  u.  S.  31*]),  die  das  die  Vernunft  beherber- 
gende Haupt  dem  Himmel  nähert.  Die  Pflege  dieses  Seelenteiles  besteht  in  der 
Erkenntnis  der  Harmonie  in  den  Kreisläufen  des  Alls  und  in  der  Verähnlichung 
mit  diesem  (87  c — 90  d). 

Den  Schluß  des  Werkes  bildet  ein  Ausblick  auf  die  Lebewesen  außer 
dem  Menschen.  Er  ist  mit  um  so  größerem  Rechte  ans  Ende  der  ganzen 
Darstellung  verwiesen,  als  er  in  einer  Art  umgekehrter  Deszendenzlehre  die  Tiere 
aus  einer  Degenerierung  des  Menschen  erklärt,  in  Übereinstimmung  mit  der  Theorie 
der  Seelendepravation,  die  uns  bereits  oben  S.  322  begegnet  ist.  Das  dort  behauptete 
Herabsinken  des  Mannes  zum  Weibe  wird  hier  wiederaufgenommen  und  in  Ver- 
bindung damit  Geschlechtsorganisation  und  Geschlechtstrieb  physiologisch  er- 
klärt. Wie  für  die  Wandlung  des  Mannes  zum  Weibe,  so  ist  auch  für  die 
weitere  Entartung  zu  tierischen  Daseinsstufen  der  geringere  oder  größere  Ver- 
nunftdefekt maßgebend,  mit  dem  die  Organisation  der  betreffenden  Tierkategorie 
und  das  ihnen  zum  Aufenthalte  zugewiesene  Element  in  ursächlichen  Zusammen- 
hang gebracht  werden.  Am  nächsten  stehen  dem  Menschen  die  den  Luftraum 
durchmessenden  Zweifüßler  aufrechter  Haltung,  die  Vögel.  Es  folgen  die  zur  Erde 
geneigten  oder  auf  ihr  kriechenden  vier-  und  vielfüßigen  und  fußlosen  Geschöpfe. 
Die  niederste  Stufe  bilden  die  Wassertiere.  Je  nach  Verlust  oder  Erwerb  der  Ver- 
nunft findet  ein  Übergang  der  verschiedenen  Lebewesen  ineinander  statt  (90e— 92b). 
Mit  dem  Hinweise  auf  das  erreichte  Ziel  der  Erörterung  schließt  der  Dialog. 

Schon  im  Philebos  machte  sich  eine  verstärkte  Hinneigung  Piatons  zu 
pythagoreischen  Anschauungen  bemerkbar.  Sie  äußert  sich  im  Timaios  in  er- 
höhtem Maße.  Bezeichnenderweise  ist  ein  Pythagoreer  die  Hauptperson  des 
Gespräches.  Ihr  gegenüber  tritt  Sokrates,  analog  seiner  Stellung  in  den  Eleaten- 
dialogen,  in  den  Hintergrund.  Dazu  stimmt  der  philosophische  Inhalt  des 
Werkes.  Bemerkenswert  ist  hier  vor  allem  die  Konstruktion  der  sinnlichen  Welt 
aus  mathematischen  Körpern  (vgl.  Philolaos,  Diels  Vors.  32  A  15,  B  12,  oben 
S.  83).  Eine  befriedigende  Durchführung  dieses  Philosophems  ist  ihm  freilich 
nicht  gelungen.  Die  Frage,  wie  sichtbare  und  greifbare  (vgl.  oben  S.  320)  Körper 
aus  der  Abgrenzung  leeren  Eaumes  zu  erklären  seien,  bleibt  ungelöst,  und  es  ist 
unleugbar,  daß  Piaton  dem  in  alter  und  neuer  Zeit  verbreiteten  Mißverständnis, 
wonach  unter  seinem  „Dritten"  ein  stoffliches  Substrat  zu  verstehen  wäre,  durch 
seine    Darstellungsweise    (s.  namentlich   50  a  ff.)    selbst    Vorschub    geleistet    hat. 


§  40.    Piatons  Schriften:  Timaios.  325 

Anderes  Pythagoreische  ist  uns  schon  in  früheren  platonischen  Werken  begegnet, 
wird  aber  hier  zur  Basis  weiter  reichender  Theorien  oder  tritt  sonst  in  neuen 
Zusammenhang.  Die  philolaische  Degradation  des  Leibes  fanden  wir  schon  im 
Phaidon  (o.  S.  281 ;  vgl.  auch  den  Gorgias,  o.  S.  262).  Jetzt  führt  die  Herleitung 
der  Affekte  und  Triebe  aus  der  Einpflanzung  der  Seele  in  den  Leib  zu  einer 
scharfen  Entgegensetzung  der  beiden  mit  dem  Leibe  geschaffenen  und  vergehenden 
niederen  Seelenteile  und  der  unsterblichen  Vernunft.  Auf  der  von  Piaton  schon 
längst  übernommenen  Seelenwanderungslehre  (o.  S.  263.  281 ;  vgl.  auch  Politeia 
617  d  ff.)  baut  sich  hier  die  Entstehungsgeschichte  der  Tiere.  Nicht  minder 
weit  reicht  bei  ihm  die  Auffassung  der  Sittlichkeit  als  seelischer  Harmonie  zurück 
(o.  S.  259  f.).  Jetzt  wird  ihr  Zusammenhang  mit  der  musikalischen  Harmonie 
ausdrücklich  gelehrt  und  ihre  Beziehung  zur  kosmischen  Harmonie  durch  den 
„Umlauf"  (bezw.  die  „Umläufe")  der  Seele  (47  d)  wenigstens  angedeutet.  Über 
allem  Einzelnen  aber  steht  als  pythagoreische  Stimmung  der  Geist  warmer 
Frömmigkeit,  der  den  ganzen  Timaios  durchzieht. 

Durch  das  Pythagoreische  wird  jedoch  das  spezifisch  Platonische  nicht  erdrückt. 
Vor  allem  bekundet  die  Ideenlehre  hier  wieder  ihr  Fortleben  auch  im  ontologischen 
Sinne,  so  sehr  auch  ihr  Fehlen  in  der  Eekapitulation  des  Staatsgespräches  be- 
merkenswert bleibt.  Daß  wir  auch  hier  wieder  dem  Problem  des  Einen  und  Vielen 
begegnen  (68 d),  wird  uns  nicht  wunder  nehmen  (vgl.  o.  S.  299. 305. 308. 318).  Besondere 
Beachtung  aber  verdient  ein  anderer  Faden,  der  den  Timaios  mit  dem  Pannen ides 
verbindet.  Dort  gründete  sich  ein  gegen  die  Ideenlehre  erhobenes  Bedenken  auf 
die  Unmöglichkeit  korrelativer  Verhältnisse  zwischen  der  Ideen-  und  der  sinn- 
lichen Welt  (s.  0.  S.  305),  und  wir  gedachten  dabei  der  parmenideischen  These: 
Gleiches  durch  Gleiches  (s.  o.  S.  307).  Eine  ähnliche  Schwierigkeit  hat  Piaton 
im  Timaios  empfunden,  zugleich  aber  den  Versuch  gemacht,  sie  zu  heben.  Der 
absolut  unsterbliche  Weltschöpfer  kann  nur  L^nsterbliches  erzeugen.  So  werden 
die  nur  bedingt,  durch  seinen  Willen  (41  b),  unsterblichen  Gottheiten  als  Mittel- 
instanzen für  die  Erschaffung  der  sterblichen  Wesen  in  Anspruch  genommen. 
Ein  verwandtes  Vermittlungsprinzip  liegt  der  Lehre  von  der  W'eltseele  zugrunde. 
Xur  kraft  ihrer  Mischung  aus  Ingredienzien  beider  Reiche  vermag  sie  sowohl  auf 
dem  Gebiete  des  Sinnlichen  richtige  Meinungen,  wie  auf  dem  des  Übersinnlichen 
W^issen  zu  gewinnen.  Man  wird  für  die  Genesis  dieses  Vermittlungsprinzips  an 
die  Mittelstellung  der  Wächter  der  Politeia  zwischen  dem  die  Ideenwelt  ver- 
körpernden obersten  und  dem  der  Sinnenwelt  entsprechenden  niedersten  Stande 
denken  dürfen.  Aber  zur  voUen  Entwicklung  ist  der  Gedanke  doch  wohl  erst 
durch  die  im  Parmenides  vorgebrachten  Erwägungen  gelangt.  Er  hat  in  der 
Folgezeit  in  Lehren  des  Philon,  der  Neuplatoniker  und  der  christlichen  Dogmatik 
eine  ungemein  reiche  und  tiefgehende  Nachwirkung  ausgeübt,  insofern  auch  hier 
das  Bestreben  sich  geltend  machte,  die  dualistische  Kluft  zwischen  Jenseits  und 
Diesseits,  Geistigem  und  Materiellem,  Vollkommenem  und  Unvollkommenem 
durch  Mittelinstanzen  zu  überbrücken. 

Aber  auch  der  gesamte  Sondercharakter  der  platonischen  Altersphase  ist  in 
dem  Dialoge  deutlich  wahrzunehmen.  Die  Studien  in  den  Fachwissenschaften, 
besonders  der  Naturkunde  und  Medizin,  die  der  Timaios  voraussetzt,  zeigen 
wieder  klar  das  gewachsene  Interesse  für  die  diesseitige  Welt.  Die  philosophisch 
wichtigste  Folge  dieser  Studien  ist  die  deterministische  Ethik  (s.  o.  S.  324). 
Aber  auch  anderes  greift  ein,  so  namentUch  die  im  Vergleich  mit  der  Politeia 
veränderte  Bewertung  körperlicher  Ausbildung  im  Verhältnis  zur  seelischen.  Die 
mannigfache  Vertiefung  in  naturkundliche  Fragen  zeigt  femer  auch  in  diesem 
Dialoge  wieder  den  Übergang  zu  aristotelischer  Denkart. 


326  §  ^^-    Piatons  Schriften:  Timaios.    Kritias.    Noinoi. 

Als  Bekenntnis  der  platonischen  Naturphilosophie  ist  der  Timaios  im  Alter- 
tum so  viel  wie  kaum  ein  anderer  Dialog  gelesen,  kommentiert  und  in  einzelneu 
seiner  Probleme  erklärt  worden.  Große  Bedeutung  als  Vermittler  an  das  spätere 
Altertum  hatte  der  Kommentar  des  Stoikers  Poseidonios.  Auch  auf  das  Mittel- 
alter hat  der  Timaios  erheblich  eingewirkt.')  Erst  die  neuere  Zeit  hat,  z.  T. 
unter  dem  Einfluß  der  auf  anderem  Grunde  erwachsenen  modernen  Natur- 
wissenschaft, dieses  Werk  gegen  andere  platonische  zurückgestellt. 

Die  im  Timaios  vertagte  historisch-politische  Erzählung  des  zweiten  Ge- 
sprächspartners bildet  den  Inhalt  des 

KHflas,  kommt  jedoch  auch  hier  nicht  zur  vollen  Ausführung,  da  das 
AVerk  ein  Torso  geblieben  ist.  Seine  Vollendung  wurde  möglicherweise  dadurch 
hintangehalten,  daß  sich  nach  Piatons  zweiter  sizilischer  Reise  andere,  praktisch- 
politische Bestrebungen  in  den  Vordergrund  drängten.  Im  Zusammenhange  mit 
diesen  stehen  die 

NonioL  Die  hier  den  Gesetzen  im  ganzen  und  einzelnen  voran  geschickten 
begründenden  und  ermahnenden  Proöraien  wurden  in  ihren  Grundzügen  bereits 
in  SiziHen  verfaßt  (Plat.  Epist.  3,  316  a,  s.  o.  S.  200).  Während  der  nächsten  Jahre 
erfolgte  die  Ausarbeitung  der  gesetzlichen  Einzelbestimmungen,  die  nun  einen 
beträchtlichen  Teil  unserer  Nomoi  füllen.  Ihr  praktischer  Zweck  setzte  selbst- 
verständlich ihre  Zusammenstellung  in  einem  eigentlichen,  streng  nach  logisch- 
juristischen  Gesichtspunkten  zu  ordnenden  Codex  voraus.  Ein  solches  den 
Bedürfnissen  der  Praxis  entsprechendes  Werk  kam  weder  vor  dem  Bruche  mit 
Dionysios  II.  (360  v.  Chr.),  noch  in  der  folgenden  Zeit  bis  zu  Dions  Tode  (354/3 
v.  Chr.),  der  alle  Hoffnungen  auf  Einführung  zerstörte,  zustande.  Aber  das 
iMaterial  lag  da  und  lockte  den  Verfasser  der  Politeia,  seinem  ersten  großen 
staatswissenschaftlichen  Werke  ein  zweites  an  die  Seite  zu  stellen,  für  das  er 
wieder  die  altgewohnte  Form  des  fingierten  Dialoges  wählte.  Diese  Kunstform 
brachte  es  mit  sich,  daß  die  strikte  Ordnung  der  Materien  vielfach  durchbrochen 
und  historische,  theologische,  ethische  und  ästhetische  Erörterungen  in  weiterem 
Umfange  eingeflochten  wurden,  als  es  auch  bei  einem  mit  Begründungen  und 
Ermahnungen  ausgestatteten  praktischen  Gesetzbuche  zulässig  gewesen  wäre.  Daß 
die  ersten  Ansätze  des  Werkes  noch  in  die  sechziger  Jahre,  in  die  Zeit  der 
guten  Beziehungen  zu  Dionys,  hinaufreichen,  ergibt  sich  aus  709  e.  Das  auf 
Dionys  anspielende  Verlangen  nach  einem  jungen  wohlbeanlagten  Tyrannen  zur 
Durchführung  der  neuen  Gesetze  wäre  von  Piaton  nach  der  in  Syrakus  erlebten 
Enttäuschung  schwerlich  geäußert  worden.  Einmal  niedergeschrieben  blieb  es 
stehen,  zumal  das  Werk,  wie  Mängel  der  sprachlichen  Darstellung  und  der  Kom- 
position verraten,  die  abschließende  Kedaktion  seitens  des  Verfassers  nicht  er- 
fahren hat;  damit  vereinigen  sich  auch  die  antiken  Angaben  über  die  äußere 
Fertigstellung  des  Vorhandenen  durch  Philippos  von  Opus.  Andererseits  enthält 
auch  der  Hinweis  auf  die  mit  dem  unverantwortlichen  Regiment  eines  jugend- 
lichen Herrschers  verbundenen  Gefahren,  die  Entzweiung  mit  seinen  nächsten 
Freunden  und  die  Zerstörung  seiner  Macht  (691  c  f.,  vgl.  692  b)  eine  Anspielung 
auf  sizilische  Verhältnisse,  diesmal  auf  den  Bruch  zwischen  dem  Tyrannen  und 
dem  mit  Piaton  verbundenen  Dion  und  auf  den  Sturz  des  Dionys  durch  Dion 
(355  v.  Chr.). 

Die  Szenerie  des  Dialogs  zeigt  einen  imbenannten  athenischen  Fremdling 
auf    Kreta    im    Gespräch    mit    dem    Kreter    Kleinias    und    dem    Lakedaimonier 


^)  Vgl.    Cl.   Baeumker,    Der    Piatonismus    im    Mittelalter,    München    1916, 
S.  13. 


§  40.     Piatons  Schriften:  Xomoi.  327 

Megillos.  Die  Person  des  Sokrates  fehlt  vollständig.  Die  Unterredung,  deren 
Leiter  der  Athener  ist,  beginnt  mit  Erörterung  und  Kritik  der  nach  der  gang- 
baren Meinung  lediglich  auf  kriegerische  Stärke  zielenden  kretischen  und  lake- 
■daimonischen  Staatseinrichtungen  und  führt  alsbald  auf  die  Erziehung  als  das 
Grundproblem  aller  Gesetzgebung,  insofern  durch  die  Erziehung  das  Streben 
nach  staatsbürgerlicher  Vollkommenheit  zu  wecken  ist  (643  e).  Der  Hervor- 
kehrung des  hedouischen  Prinzips,  der  wir  weiterhin  begegnen  werden,  entspricht 
es,  wenn  dabei  als  Grundsatz  aufgestellt  wird,  daß  die  Lust-  und  Schmerzgefühle 
<les  zu  Erziehenden  mit  den  Forderungen  des  Gesetzes  und  der  Vernunft  in 
Übereinstimmung  erhalten  werden  (653  b.  659  d.  689  a).  Von  den  beiden  Haupt- 
pfeilern der  Erziehung,  der  musischen  und  gymnastischen  Ausbildung  (vgl. 
Politeia,  oben  S.  286),  findet  namentlich  die  erstere  eingehende  Berücksichtigung. 
Neben  manchen  anderen  z.  T.  in  ästhetische  Grundfragen  eingreifenden  Sätzen 
•(653  d  ff.  658  e  ff.;  vgl.  700a  ff.)  ist  von  Wichtigkeit,  daß  die  Kunst  in  konser- 
vativem Sinne  staatlich  beaufsichtigt  und  die  Dichter  angehalten  werden  sollen, 
das  sittlich  gute  Leben  als  das  glückliche  (lustvolle  662  b.  664  b)  darzustellen 
(656  c.  660  e;  vgl.  Politeia,  oben  S.  285.  291  f.). 

Es  folgt  676  ff.  in  anziehender  Darstellung  eine  geschichtliche  Be- 
trachtung zu  dem  Zwecke,  aus  ihr  Eegeln  für  die  Entwicklung  der  Staaten 
und  den  ursächlichen  Zusammenhang  zwischen  der  Gesetzgebung  eines  Staats- 
wesens und  seinem  Bestand  und  Untergang  abzuleiten  (676  c.  683  b.  686  c.  692  b  c). 
Die  Urgeschichte  mündet  aus  in  die  Gründung  der  dorischen  Staaten  Lakedai- 
mon,  Argos  und  Messene,  unter  denen  die  beiden  letzten  den  Satz  bestätigen,  daß 
ein  Königtum  wie  jede  andere  Herrschaft  nicht  von  außen  her,  sondern  durch 
innere  Fehler  seinen  Untergang  findet  (683  d  f.).  Entscheidend  für  das  Verderben 
ist  der  Unverstand.  Größter  Unverstand  ist  im  Individuum  das  Obsiegen  der 
von  Lust  und  Unlust  geleiteten  Seelen-„Masse"  über  die  Vernunft,  wie  im  Staate 
die  L'nbotmäßigkeit  der  Volksmasse  gegenüber  Obrigkeit  und  Gesetz  (689  a  f.). 
Der  gewichtigste  unter  den  Anspruchsgründen  auf  Herrschaft  —  es  werden  deren 
sieben  unterschieden  —  ist  verständiger  Sinn  (690  a  ff.,  vgl.  689  d).  Jenen 
Unverstand  bekundeten  die  Könige  von  Argos  und  Messene  durch  Über- 
hebung  über  Gesetz  und  Eidespflicht.  Schuld  war  die  Vereinigung  zu  großer 
Macht  in  einer  Hand.  Deshalb  ist  Lakedaimon  vom  Verderben  verschont 
geblieben,  da  hier  die  Königsgewalt  an  zwei  Träger  verteilt,  den  Königen 
ein  Altersrat  (die  Gerusia)  mit  wesentlich  gleichen  Rechten  zur  Seite  ge- 
stellt und  ihre  Machtausübung  durch  Einsetzung  der  Ephoren  beschränkt 
wurde.  So  ergab  sich  eine  die  Maßhaltung  und  den  dauernden  Bestand  ver- 
bürgende Mischverfassung  (691a — 692  c).  Drei  Ziele  sind  es,  die  der  Gesetz- 
geber ins  Auge  zu  fassen  hat:  Herrschaft  der  Vernunft,  Freiheit  und 
Freundschaft  (der  Staatsangehörigen  untereinander).  Die  Berücksichtigung 
dieser  drei  Punkte  verlangt  eine  Vereinigung  der  beiden  Grundver- 
fassungen, Monarchie  und  Demokratie.  Typus  der  ersteren  ist  Persien, 
der  letzteren  Athen.  Die  Geschichte  der  Entartung  beider  Staaten  nach  guten 
Anfängen  zeigt,  daß  jene  drei  Ziele  weder  in  der  absoluten  Monarchie  noch  in 
der  radikalen  Demokratie  erreichbar  sind  (693  b— 701  e). 

Diese  historische  Betrachtung  soll  bald  die  Prüfung  auf  ihren  praktischen 
Nutzen  bestehen.  Kleinias  verrät,  daß  er  mit  den  anderen  Gliedern  einer  Zehner- 
kommission für  eine  von  Kreta  auszusendende  Kolonie  Gesetze  auszuarbeiten  hat. 
Dieser  Gesetzgebung  wendet  sich  das  Gespräch  nun  zu  (702  a  ff.).  Nach  Er- 
örterung der  Lage  der  neuen  Stadt  im  Verhältnis  zum  Meere,  der  Beschaffenheit 
des  Landes  und   der  Herkunft  der  Besiedler  (704  a — 708  d)  kommt  die  Rede  auf 


328        *  §  40.    Piatons  Schriften:  Nomoi. 

die  allgemeinen  Voraussetzungen  der  Gesetzgebung.  Als  Ideal  (dessea 
Verwirklichung  freilich  im  vorliegenden  Falle  ausgeschlossen  ist)  erscheint,  daß' 
ein  tüchtiger  Gesetzgeber  einen  von  einem  jungen  wohlbegabten  Tyrannen  be- 
herrschten Staat  vorfindet,  und  so  konzentrierte  Macht  und  gesetzgeberische 
Kunst  sich  gesellen.  Je  ■weniger  die  ^Nlacht  sich  zersplittert,  desto  xascher  und 
leichter  kann  die  Herbeiführung  des  Neuen  vor  sich  gehen  (708  e— 712  a;  zu 
710 de  vgl.  Politikos  302  e  f.  [im  einzelnen  abweichend],  oben  S.  313,  zu  712  a 
Politeia  473  d).  Die  Verfassung  des  neuen  Staates  aber  wird  mit  keinem  der 
üblichen  Xamen,  wie  Demokratie.  Oligarchie  usw.  zu  benennen  sein.  Denn  sie 
alle  bedeuten  Herrschaft  eines  Teiles  der  Staatsgemeinde  und  Knechtschaft  der 
anderen  (712  e.  715b,  vgl.  832  c).  Die  wahre,  das  gemeine  Beste  bezweckende 
Verfassung  müßte  sich  nach  Kronos  benennen,  der  in  Erkenntnis  der  mensch- 
lichen Unzulänglichkeit  zur  Herrschaft  ein  segensreiches  Regiment  übermensch- 
licher Wesen,  der  Dämonen,  einführte.  In  Nachahmung  dieses  Zustandes  muß' 
jetzt  das  Göttliche  im  Menschen,  die  Vernunft,  und  das  ihr  entstammende  Gesetz 
(714a  rijy  rov  rov  diavofiijv  f.Tovo/mCojTfc  röfior)  regieren.  Die  Gottheit,  nicht, 
wie  Protagoras  will,  der  Mensch,  ist  das  Maß  aller  Dinge.  Ihm  ist  der  Maß- 
volle (juergios  —  oiötfocov  716  cd)  ähnlich  und  zur  Götterverehrung  berufen  (712  e 
bis  717  a).  Einige  hier  anschließende  Bemerkungen  über  den  Götter-,  Dämonen- 
und  Heroenkultus  leiten  über  zu  allgemeinen  Bestimmungen  über  die  Verehrung 
der  Eltern  bei  ihren  Lebzeiten  und  nach  ihrem  Tode  (717  a — 718  a).  Ehe  aber 
die  eigentliche  Gesetzgebung  in  Angriff  genommen  wird,  kommt  eine  methodische- 
Eegel  für  diese  zur  Besprechung:  der  Gesetzgeber  soU  seinen  gebietenden,  ver- 
bietenden und  strafandrohenden  Satzungen  im  ganzen  und  im  einzelnen  zu 
ihrer  Beherzigung  ermunternde  und  von  ihrer  Berechtigung  über- 
zeugende Ausführungen  voranschicken  {:tqooiuiu  vöuoiv,  718c — 723), 
Das  Beispiel  eines  Ehegesetzes  dient  zur  Veranschaulichung  dieses  Verfahrens- 
imd  seines  Gegensatzes  zu  der  üblichen  proömienlosen  Gesetzgebung  (721  a — d). 
Schließlich  wird  das  bisher  über  Götter-,  Dämonen-,  Heroen-  und  Elternverehrung 
Ausgeführte  nachträglich  als  ein  solches  Proömium  bezeichnet,  das  aber  noch 
diu:ch  Bestimmungen  über  das  Verhalten  zu  seelischen,  leiblichen  und  äußeren 
Gütern  zu  ergänzen  ist  (723  d — 734  e).  Aus  diesen  Erörterungen  sind  hervorzu- 
heben die  Empfehlung  eines  mittleren  Maßes  körperlicher  Vorzüge  und 
äußerer  Güter  als  des  sittlich  gefahrlosesten  (728  e  f.,  vgl.  die  aristotelische 
J/föor;;, -Lehre),  vor  allem  aber,  wegen  ihrer  Beziehungen  zum  platonischen  Pro- 
tagoras, die  hedonistische  Ausführung  732  e  ff.  Wir  alle,  so  heißt  es  hier  im 
wesentlichen,  streben  nach  der  Lust  und  meiden  die  L'nlust.  Wo  sich  Lust  und 
Unlust  verbinden,  wägen  wir  beide  gegeneinander  ab  und  Avählen  die  größere 
Lust,  die  der  kleineren  Unlust  gegenübersteht.  Vergleicht  man  nun  unter  den 
acht  Lebensformen,  der  vernünftigen,  der  maßvollen,  der  tapferen,  der  gesunden, 
der  unvernünftigen,  der  zügellosen,  der  feigen,  der  kranken,  jeweilen  die  ent- 
gegengesetzten miteinander,  so  ergibt  sich  bei  den  vier  ersten  ein  Überwiegen  der 
Lust  über  die  Unlust,  bei  den  vier  letzten  das  umgekehrte  Verhältnis.  Der 
seelisch  und  leiblich  Tüchtigere  lebt  also  glücklicher  als  der  Untüchtige.  Aus 
der  ungünstigen  Lust-  und  Unlustbilanz  des  Zügellosen  folgt,  daß  sich  niemand 
freiwillig  zügellos  verhält.  Als  Grund  eines  solchen  Verhaltens  gilt  aber  jetzt, 
abweichend  vom  Protagoras,  nicht  lediglich  ein  intellektueller  Fehler,  sondern 
entweder  Unkenntnis  oder  Mangel  an  Selbstbeherrschung  {ay.Qäxeia,  also  Willens- 
schwäche) oder  beides  zugleich  (734  b). 

Das  Proömium  ist  zu  Ende,   es  folgt  (734  e  ff.)  die  eigentliche  Gesetz- 
gebung,   angeordnet   nach  den    beiden    Hauptabschnitten:    Einsetzung    der 


§  40.    Piatons  Schriften:  Nomoi.  3091 

Behörden  (751  a  ff.)  und  Ausgestaltung  der  ihrer  Obhut  anzuver- 
trauenden Gesetze  (768 e  ff.).  Voran  gehen  Bestimmungen  über  Ent- 
fernung störender  Bevölkerungselemente,  Besitzverteilung  u.  a.  (735  b  ff.).  Aus 
der  Fülle  der  wirtschafts-  und  rechtsgeschichtlich  interessanten  Forderungen,  die 
in  diesem  Teile  des  Werkes  enthalten  sind,  kann  hier  nur  Berücksichtigung 
finden,  was  prinzipieller  Art  und  daher  philosophisch  bedeutsam  ist.  Dahin 
gehört  vor  allem  das  Verhältnis  dieser  Gesetzgebung  zum  Kommunis- 
mus der  Politeia.  Die  völlige  Gemeinsamkeit  des  Besitzes,  der  Frauen  und 
Kinder  gilt  auch  hier  als  Ideal.  Da  dieses  aber  nur  in  einem  Staate  von  Göttern 
oder  Göttersöhnen  zu  verwirklichen  wäre,  muß  für  menschliche  Verhältnisse  ein 
Zweitbestes  Platz  greifen.  Der  Grund  und  Boden  ist  in  gleichen  Landlosen  an 
die  Bürger  als  Einzelbesitzer  zu  verteilen,  von  denen  jeder  aber  sein  Los  als 
vaterländisches  Gemeingut  zu  betrachten  und  demgemäß  zu  pflegen  hat  (739  c  ff. 
807  b).  Am  besten  wäre  Gleichheit  auch  des  beweglichen  Besitzes.  Da  diese 
indes  durch  den  verschiedenen  Vermögensstand  der  einziehenden  Ansiedler  aus- 
geschlossen erscheint,  werden  vier  Censusklassen  eingerichtet.  Die  Zugehörigkeit 
zu  der  einen  oder  andern  von  ihnen  bildet  neben  Herkunft  und  persönlicher 
Tüchtigkeit  die  Grundlage  für  die  Zuteilung  staatsbürgerlicher  Rechte  und 
Pflichten.  Dabei  soll  jedoch,  um  den  Gefahren  der  Extreme  des  Eeichtums  und 
der  Armut  für  die  Ruhe  im  Staate  vorzubeugen,  ein  Höchst-  und  ein  Mindest- 
maß des  beAveglichen  Vermcigens  festgesetzt  av erden  (744b  ff.).  Bei  der  Organi- 
sation der  Behörden  wird  bei  Gelegenheit  der  Bestellung  des  Rates  der 
Grundsatz,  daß  die  Verfassung  ein  Mittleres  zwischen  JMonarchie  und  Demokratie 
darzustellen  habe,  aufs  neue  betont  (756  e).  Damit  verknüpfen  sich  zwei  Bestim- 
mungen, die  wegen  ihres  Wiedererscheinens  in  der  aristotelischen  Politik  von 
besonderem  Interesse  sind.  Bei  der  Ratswahl  wird  nämlich  das  Gewicht  der 
oberen  Censusklassen  dadurch  verstärkt,  daß  bei  bestimmten  Wahlgängen 
für  die  drei  bezw.  zwei  obersten  Klassen  ein  Wahlzwang  besteht  (756  c  f.).  Es- 
soll ferner  im  Staate  im  allgemeinen  nicht  die  absolute,  sondern  die 
relative  Gleichheit  herrschen:  dem  an  Tüchtigkeit  und  Bildung  Überlegenen 
werden  größere  Rechte  verliehen,  dem  daran  Zurückstehenden  geringere.  Inner- 
halb gewisser,  möglichst  eng  zu  ziehender  Grenzen  kommt  freiüch  um  des  Frie- 
dens willen  auch  das  (demokratische)  Prinzip  der  absoluten  Gleichheit  in  Gestalt 
des  Losverfahrens  zur  Geltung,  das  es  der  Gottheit  und  dem  guten  Glück  über- 
läßt, den  Ausfall  der  Gerechtigkeit  entsprechend  zu  lenken  (757  a  ff.).  Auch  bei 
der  Bestellung  der  Gerichte  ist  ein  Gedanke  bemerkenswert,  der  in  Aristoteles'' 
Politik  eine  grundlegende  Bedeutung  erhalten  hat:  auch  zur  Entscheidung  von 
Privatprozessen  sollen  nach  Möglichkeit  alle  Bürger  berufen  sein,  da  wer  von 
der  Befugnis  mitzurichten  ausgeschlossen  ist,  sich  überhaupt  vom 
Staate  ausgeschlossen  glaubt  (768b). 

Die  Gesetze,  die  den  „Gesetzes Wächtern"  als  höchstem  Beamtenkollegium- 
zur  Wahrung  und  weiteren  Ausgestaltung  übergeben  werden,  bezwecken,  das  sitt- 
liche Streben  des  Staatsbürgers  zu  wecken  und  sein  ganzes  Leben  hindurch  zu 
erhalten  (770  a — d).  Aus  ihren  einzelnen  Bereichen  sei  das  Folgende  vermerkt. 
In  den  Anweisungen  über  die  Eheschließung  begegnet  uns  die  aus  dem  Politikos- 
bekannte  Forderung  der  Temperamentenmischung  (vgl.  o.  S.  313.  314),  er- 
gänzt durch  das  volkswirtschaftlich  begründete  Verlangen,  auch  hinsichtlich  des- 
Geldbesitzes  die  Paarung  ungleich  Vermögender  anzustreben.  Solche  Mischungen 
lassen  sich  freilich,  wie  bemerkt  wird,  nicht  durch  gesetzliches  Gebot  anordnen, 
wohl  aber  tut  Zuspruch  hier  das  Seinige  (773  b  ff.).  Die  Vermählten  haben  sich 
selbst  in  ihrem  Privatleben  striktester  Regelung  und  Aufsicht  seitens  der 


4530  §  ^^-    Piatons  Schriften:  Nomoi. 

Behörden  zu  unterwerfen,  auch  die  Frauen,  für  die  uemeinsanie  Mahlzeiten 
(Syssitien),  abgesondert  von  denen  der  Männer,  einzurichten  sind  (780  e  ff.  806  e). 
Auch  ihre  Betätigung  soll  nach  Möglichkeit  die  gleiche  sein  wie  die  der  Männer; 
im  Kriege  haben  sie  im  Notfall  die  Stadt  zu  bewachen  und  zu  verteidigen  (781  b. 
805  a  cd.  80t)  äff.  813  e  ff.).  Der  staatlichen  Aufsicht  unterliegt  zunächst  das 
eheliche  Leben.  Hunger,  Durst  und  Geschlechtstrieb  sind  die  mächtigen  Gewalten 
des  menschlichen  Daseins,  unter  ihnen  ist  der  Geschlechtstrieb  der  mächtigste 
(782  d  ff.).  So  steht  denn  auch  das  Verhalten  der  Ehegatten  nach  dieser  Seite 
hin  unter  der  strengsten  Kontrolle  eigens  erwählter  Eheaufseherinnen  (783  e  ff.). 
Nächst  der  Erzeugung  der  Kinder  ist  deren  Erziehung  Gegenstand  besonderer 
Sorge  (788  a  ff.).  Daß  sie  für  Knaben  und  Mädchen  die  gleiche  sein  muß,  ergibt 
sich  aus  dej  Gleichheit  der  Pflichten,  die  ihnen  als  Erwachsenen  obliegen  werden 
{804  d  f.).  In  den  Spielen  soll  die  Vätersitte  gewahrt  und  damit  der  Konser- 
vativismus der  gesamten  Lebensführung  vorbereitet  werden  (797  e  ff.),  in  Gesang 
und  Tanz  gesetzliche  Regelung  herrschen  und  willkürliche  Neuerung  verboten 
sein  (798 d  ff.  816c).  Die  Werke  der  Dichter  sind  einer  nach  erzieherischen 
Eücksichten  auszuübenden  Zensur  unterworfen  (801  c  ff.).  Keine  Dichtungs- 
gattung wird  prinzipiell  ausgeschlossen  (vgl.  namentlich  über  das  Drama  über- 
haupt 659  b  f.,  die  Tragödie  817  a  ff.,  die  Komödie  935  d  f.),  wohl  aber  die  von 
vielen  gewünschte  Bewandertheit  in  allen  möglichen  Dichtern  verurteilt.  Als 
Cluster  für  die  zuzulassende  Poesie  sollen  die  (in  den  Nomoi)  bis  dahin  ge- 
pflogenen, selbst  einer  Dichtung  ähnlichen  Ausführungen  dienen  (810  e  ff.). 
Neben  Musik  und  Gymnastik  sind  die  Wissenschaften  des  Zählens  und 
Messens  (Arithmetik  und  Geometrie),  sowie  die  Sternkunde,  alle  freilich  für 
die  Menge  der  Bürger  nur  in  ihren  Anfangsgründen,  wichtige  Gegenstände  des 
Unterrichtes  (817  e  ff.).  Ihrer  pädagogischen  Bedeutung  für  die  Weckung  und 
Schärfung  des  Verstandes  verdankt  es  die  Zahl,  daß  alles  im  staatlichen  und 
bürgerlichen  Leben  bis  zu  den  häuslichen  Gerätschaften  hinab  nach  bestimmten 
Zahl-  und  Maßverhältnissen  geordnet  sein  soll  (746  d  ff.).  Auch  die  Jagd  findet 
als  Erziehungsmittel  Erwähnung  (822  d  ff.).  Das  auf  dieser  Erziehung  fußende 
Leben  der  Erwachsenen  wird  in  anmutender  Weise  als  ein  dem  Streben 
nach  seelischer  und  körperlicher  Tüchtigkeit  gewidmetes,  von  regster  Tätigkeit 
ausgefülltes  Dasein  geschildert.  Gewerbe  und  Kleinhandel  bleiben  Fremden,  die 
niederen  Verrichtungen  der  Landwirtschaft  Sklaven  überlassen  (806  d  ff.,  vgl. 
849  b  ff.). 

Gehen  wir  auf  andere  Gebiete  der  Gesetzgebung  über,  so  führen  die  Be- 
stimmungen über  die  Rechtspflege  zu  einer  ethisch  wie  juristisch  bemerkens- 
werten Auseinandersetzung.  Der  Satz,  daß  niemand  freiwillig  böse  (ungerecht) 
sei,  hebt,  wie  8ü0  d  ff.  ausgeführt  wird,  die  Unterscheidung  freiwilliger 
und  unfreiwilliger  Verfehlungen  (in  relativem  Sinne)  mit  ihren  strafrecht- 
lichen Konsequenzen  nicht  auf.  Erstere,  die  allein  als  Handlungen  der  Unge- 
rechtigkeit (ddiy./jfiaza)  anzusehen  sind,  beruhen  auf  Obsiegen  des  Zornes  oder  der 
Lust  (der  beiden  unteren  Seelenteile),  die  beide  sich  beherrschen  lassen;  letztere 
auf  falscher  ^Meinung  über  das  Beste,  die,  wo  sie  vorhanden  ist,  unbedingt 
herrscht. 

In  das  Kapitel  der  Strafrechtspflege  ist  nun  874  e  ff.  eine  grundsätzliche 
Erörterung  eingeflochten,  die  einen  Hauptgedanken  des  Politikos  (o.  S.  312.  314) 
wieder  aufnimmt:  Das  Gesetz  ist  notwendig  infolge  der  intellektuellen  und 
sittlichen  Unvollkommenheit  der  Regierenden.  Einen  gottgesandten,  seiner  Auf- 
gabe vollauf  gewachsenen  Herrscher  durch  Gesetze  zu  binden,  wäre  nicht  ange- 
bracht.    Denn  dem  Wissen  ist  kein  Gesetz  überlegen,  und  die  Vernunft  herrscht 


§  40.     Piatons  Schriften:  Xomoi.  331 

über  alles.  Wie  die  Dinge  aber  tatsächlich  liegen,  gilt  es  wieder  ein  Zweitbestes 
zu  wählen,  die  Herrschaft  des  Gesetzes,  das  auch  auf  dem  Gebiete  der  Straf- 
rechtspflege  herrschen  muß,  doch  so,  daß  je  nach  dem  Grade  der  Eignung  der 
Gerichte  ihrer  freien  Entscheidung  ein  geringerer  oder  größerer  Spielraum  zuzu- 
messen ist. 

Unter  den  strafrechtlichen  Einzelbestimmungen  führen  wieder  die  Anord- 
nungen über  die  Ahndung  von  Religionsdelikten  zu  einer  als  Prooimion 
vorangestellten,  philosophisch  bedeutsamen  Auseinandersetzung  (885  b  ff.).  Sie 
betrifft  drei  mit  schweren  Strafen  belegte  Vergehen:  die  Leugnung  des  Da- 
seins der  Götter,  die  Bestreitung  ihrer  Fürsorge  für  die  Menschen 
und  die  Behauptung,  sie  seien  durch  Opfer  und  Gebete  zu  be- 
stechen. Für  die  Verbreitung  der  Gottesleugnung  werden  Naturphilosophen 
verantwortlich  gemacht  (886  d.  888  e  ff.  891c;  gemeint  sind  Empedokleer,  vgl. 
Diels  Vorsokr.  21  A  48),  mit  deren  Lehren  auch  der  sophistische  Satz  ver- 
bunden wird,  daß  die  Götter  nicht  civofi,  sondern  nol  röiwt;  existierten  (889  e; 
vgl.  oben  S.  142  [Kritias];  zu  den  anschließenden  ethischen  Sätzen  s.  Pohteia  I 
und  Gorgias  [oben  S.  248.  257  f.J).  Dieser  Atheismus  bietet  die  Veranlassung 
zu  einem  eingehenden  Beweise  für  das  Dasein  der  Gottheit.  Wir  be- 
gegnen hier  zum  ersten  Male  dem  Argument  ex  consensu  gentium,  allerdings  nur 
als  flüchtiger  Äußerung  des  Mitunterredners  Kleinias,  der  jenes  Argument  mit 
dem  physikotheologischen  verbindet  (886  a).  Der  eigentliche  Beweis  verläuft  der 
Hauptsache  nach  in  zwei  Gedankenreihen:  1.  Alle  Bewegung  setzt  ein  erstes 
sich  selbst  Bewegendes  voraus.  Dieses  ist  nichts  anderes  als  Seele  (vgl.  Phaidros, 
oben  S.  295).  Als  Urgrund  aller  Bewegung  und  alles  Werdens  ist  sie  Ursache 
alles  Guten  und  Schlechten,  Schönen  und  Häßlichen,  Gerechten  und  Ungerechten 
und  aller  sonstigen  Gegensätze.  Darnach  hat  man  (zum  wenigsten  voraussetzungs- 
weise; vgl.  jedoch  Epinomis  988  e  [unten  S.  335]  und  unten  S.  346)  eine  doppelte 
Weltseele  anzunehmen,  eine  Avohltätige,  vernunftgemäß  wirkende  und  eine  böse, 
mit  Unvernunft  sich  paarende  (896  e.  898  c).  Jedenfalls  waltet  über  Himmel  und 
Erde  und  dem  gesamten  Weltumlauf  die  gute  imd  vernünftige  Seele.  Denn 
jener  Umlauf  vollzieht  sich  als  Achsendrehung.  Diese  aber  ist  als  die  stets  in 
demselben  Räume  und  in  vollster  Gleichmäßigkeit  verlaufende  Bewegung  die- 
jenige, in  der  wir  das  Abbild  der  Vernunftbewegung  zu  erkennen  haben 
(897  b  ff. :  zur  Achsendrehung  als  vollkommenster  Bewegung  vgl.  auch  893  c  f.). 
2.  Seele  lenkt  wie  die  Gesamtheit  aller  Gestirne,  so  auch  jedes  einzelne  unter 
ihnen.  Damit  erhalten  wir  Gestirnseelen,  deren  Verhältnis  zu  den  von  ihnen 
beherrschten  Gestirnkörpern  man  sich  in  verschiedener  Weise  denken  kann,  die 
aber  jedenfalls  als  göttlich  anzusehen  sind.  Und  so  ist  (nach  dem  Worte  des 
Thaies)  alles  voll  von  Göttern  (898  d  ff.).  Der  Grund  für  die  Leugnung  einer 
göttlichen  Fürsorge  wird  in  der  anscheinenden  Ungerechtigkeit  vieler  Men- 
schenschicksale gefunden,  die  zu  der  Ansicht  führe,  den  Göttern  seien  die  mensch- 
lichen Angelegenheiten  zu  gering,  um  sich  ihrer  anzunehmen.  Der  Gegenbeweis 
stützt  sich  auf  die  göttliche  Vollkommenheit.  Diese  schließt  Mangel  an  Macht 
sowie  Gebrechen  des  Intellektes  und  des  Willens  aus,  auf  denen  eine  Nicht- 
achtung des  Geringfügigen  beruhen  müßte.  Was  als  solche  erscheint,  hat  seinen 
Grund  in  der  Rücksicht  auf  das  Ganze,  in  dessen  AVohl  der  Zweck  alles  Ein- 
zelnen gelegen  ist.  Jene  Ungerechtigkeit  der  Menschenschicksale  aber  ist  nur 
scheinbar.  Denn  jede  Seele  findet  nach  dem  Gesamtplan  des  Ganzen  eine  ihrer 
moralischen  Beschaffenheit  entsprechende  Stelle  und  Vergeltung  (899  d  ff.).  Aus 
der  gleichen  göttlichen  Vollkommenheit  ergibt  sich  aber  auch  die  Widerlegung 
derer,  die  die  Götter  der  Bestechlichkeit  zeihen  (905 d  ff.). 


3-32  §  -lO-    Piatons  Schriften:  Xomoi. 

Den  Schlußstein  des  ganzen  Gesetzgebungswerkes  bildet  die  Einrichtung 
eines  obersten,  gewissermaßen  die  Vernunft  des  Staates  darstellenden  Rates,  der 
sich  allnächtlich  vor  Tagesanbruch  versammelt,  um  über  den  Gesetzen  und  der 
Erhaltung  des  Staatswesens  zu  wachen  (931  d  ff.  961  a  ff.  962  c  ff.).  Seine  Mit- 
glieder müssen  eine  höhere  Bildung  besitzen,  als  die  früher  für  die  Bürger  des- 
neuen Staates  im  allgemeinen  verlangte.  Der  Kern  dieser  Bildung  ist  die  Fähig- 
keit, von  dem  Vielen  und  Ungleichartigen  auf  einen  Begriff  (in 
welchem  es  zusammengefaßt  wird)  hinzublicken  (965c  x6  ttoo;  fdav 
iöeuv  ey.  ri7n-  .-to/./.oji-  y.ul  urouoiojv  di'vazov  tivai  ß/J.Tetr),  insbesondere  ZU  er- 
kennen, wie  die  das  Ziel  der  Gesetze  bildende  Trefflichkeit  —  Tugend  —  zugleich 
eine  Einheit  und  eine  Mehrheit,  nämlich  die  vier  Kardinaltugenden,  darstellt 
(963  a  ff.  965  c  ff.).  Ethisch  bemerkenswert  ist  dabei,  daß  hier  die  Einheit  der 
Tugenden  lediglich  im  Sinne  ihrer  Zusammenfaßbarkeit  unter  einem  Begriffe^ 
keineswegs  aber,  wie  in  den  Jugenddialogen,  so  verstanden  wird,  daß  alle  Tugen- 
den infolge  ihres  gemeinsamen  intellektuellen  Charakters  eines  Wesens  sind.  Der 
ethische  Intellektualismus  ist  aufgegeben  (vgl.  o.  S.  289).  Die  Tapferkeit  kann  auch 
ohne  Vernunft  durch  Naturanlage  bestehen,  so  bei  Tieren  und  Kindern  (963  e); 
sie  ist  die  geringwertigste  aller  Tugenden  (630  ce  u.  ö.j;  ebenso  gibt  es  von  der 
Maßhaltung  eine  vemunftlose,  gleichfalls  bei  Kindern  und  Tieren  sich  findende 
Form  (710  a).  —  Aber  nicht  nur  auf  dem  Gebiete  der  Tugend,  sondern  in  dem 
ganzen  Bereiche  des  Schönen  und  Guten  müssen  die  Mitglieder  jener  nächtlichen 
Versammlung  über  das  Verhältnis  des  Einen  und  Vielen  im  Klaren  sein  (966  a)^ 
sie  müssen  begriffliches  Wissen  besitzen  (964a),  über  alles  Wichtige  die- 
Wahrheit  kennen,  sie  darzulegen  und  von  ihr  aus  das  (im  bürgerlichen  Leben) 
Geschehende  zu  beurteilen  imstande  sein.  Hierher  gehört  in  erster  Linie  die 
Wahrheit  über  Dasein  und  Macht  der  Götter.  Die  Quellen  der  Üljer- 
zeugung  auf  diesem  Gebiete  sind  nach  dem  früher  Dargelegten  die  Erkenntnis, 
daß  die  Seele  das  Ursprünglichste  unter  allem  Bewegten  ist,  und  die  Betrachtung 
des  Laufs  der  Gestirne  und  der  vernunftbeherrschten  Welt  überhaupt.  Die 
Astronomie  und  ihre  Schwesterwissenschaften  führen,  die  richtige  Ansicht  von 
der  Priorität  der  Seele  vorausgesetzt,  keineswegs,  wie  die  landläufige  Meinung 
will,  zum  Atheismus,  sondern  haben  gerade  die  entgegengesetzte  Wirkung 
(966  b  ff.). 

So  führt  die  Einsetzung  der  nächtlichen  Versammlung  wieder  auf  die  Fragerb 
der  Erziehung  und  des  Wissens  zurück.  Wie  der  Gesamtinhalt  der  Nomoi,  so- 
fordert  insbesondere  die  Behandlung  dieser  Fragen  zu  einer  Vergleichung  mit 
Piatons  erstem  staatswissenschaftlichen  Werke,  der  Politeia,  heraus.  Dabei  ist 
von  vornherein  der  Meinung  entgegenzutreten,  als  ließe  sich  eine  Verschiedenheit 
im  Standpunkte  beider  Schriften  ohne  Annahme  einer  Änderung  in  der  Auf- 
fassung ihres  Verfassers  ledigUch  daraus  erklären,  daß  die  Politeia  ein  abstraktes 
Staatsideal  aufstelle,  während  die  Satzungen  der  Xomoi  zur  Venvirklichung  in 
einem  gegebenen  Staate  bestimmt  seien.  Auch  die  Politeia  enthält  nach  dem 
Sinne  des  Philosophen  keineswegs  eine  utopische  Konstruktion  (s.  o.  S.  286),. 
und  die  Xomoi  sind  nach  ihrer  ganzen  Anlage  kein  zur  praktischen  Ein- 
führung in  einem  gegebenen  Falle  bestimmtes  Gesetzbuch  (s.  o.  S.  326).  Ent- 
scheidend aber  ist,  daß  dieses  Werk  in  seinem  von  der  Politeia  abweichenden 
Grundcharakter  mit  den  anderen  Schriften  der  platonischen  Altersperiode,  soweit 
diese  Vergleichungspunkte  bieten,  in  allem  W^esentlichen  übereinstimmt,  obwohl 
bei  diesen  Schriften  ein  praktischer  Zweck  nicht  in  Frage  kommt.  Damit  soll 
indes  nicht   geleugnet  werden,  daß  die  sizilischen  Bestrebungen  und  Erfahrungen 


§  40.    Piatons  Schriften:  Nonioi.  333 

für  Piatons   Altersstandpunkt   nach  der  politischen  Seite  hin  mitbestimmend  ge- 
wesen sind  und  auf  die  Xomoi  erheblich  eingewirkt  haben. 

Mit  der  Gesamtmasse  der  Altersdialoge  hat  unsere  Schrift  vor  allem  die 
Zurückstellung  der  ontologischen  Ideenlehre  gemein.  Diese  bleibt  — 
anders  als  m  dem  vorangehenden  Timaios  —  hier  gänzlich  unberücksichtigt. 
Dafür  behauptet  das  logische  Problem  des  Einen  und  Vielen  auch  in  den 
Xomoi  die  wichtige  Stelle,  die  es  im  Interessenkreise  des  alten  Piaton  überhaupt 
einnimmt.  Mit  der  ontologischen  Ideenlehre  fehlt  alles  das,  was  in  der  Politeia 
auf  ihr  aufgebaut  ist,  die  dualistische  Erkenntnistheorie,  der  Dualismus  der  Jen- 
seits- und  Diesseitsbestrebungen,  die  Gliederung  der  Bevölkerung  in  drei  Stände, 
■die  zur  Ideenerkenntnis  führende  Ausbildung  der  Eegierenden,  das  Philosophen- 
regiment. Statt  der  Idee  und  ihrer  Erkenntnis  rücken,  wie  schon  im  Philebos, 
-Zahl  und  zahlbeherrschte  Wissenschaften  an  die  erste  Stelle  für  Jugend- 
bildung und  gesamte  Lebensgestaltung.  Die  Güter-,  Frauen-  und  Kindergemein- 
schaft der  Politeia  behält  freilich  ihren  Rang  als  denkbar  beste  soziale  Ein- 
richtung. Aber  sie  gilt  für  undurchführbar,  und  so  tritt  wieder  Zweitbestes 
an  den  Platz  des  Besten.  Dasselbe  Herabsteigen  wiederholt  sich  in  der  Ab- 
lösung des  absoluten  Vernunftregimentes  der  Politeia  durch  die  Gesetzesherr- 
schaft. Jenes  bleibt  immer  das  Wünschenswerteste.  Aber  die  Voraussetzungen 
dafür  pflegen  zu  fehlen.  So  kommt  es  zum  devregog  jt/.ovg  des  Politikos  (oben 
S.  314).  Indes  auch  der  Gesetzesabsolutismus  erleidet  seine  Einschränkung.  Der 
■Gesetzgeber  soll  nicht  alles  unter  Strafandrohung  gesetzlieh  regeln  wollen.  Vieles 
i)leibt  mahnender  Unterweisung  überlassen.  Eine  zu  sehr  ins  Kleine  gehende 
Gesetzgebung  schädigt  durch  die  unvermeidlichen  und  ziu-  Gewohnheit  werdenden 
Übertretungen  die  Autorität  der  Gesetze  (788  a  ff.  789  b  ff.).  Die  Frage  nach 
dem  Möglichen,  die  Rücksicht  auf  das  menschlichen  Verhältnissen 
Angemessene  drängt  sich  überall  zur  Geltung.  Die  Gleichstellung  der  Frau 
mit  dem  Manne  in  Ausbildung  und  Beruf  ist  im  Prinzip  beibehalten,  aber  die 
weibliche  Beteiligung  am  Kriege  ist  viel  enger  begrenzt  als  in  der  Politeia.  Die 
Dichtung  untersteht  der  staatlichen  Aufsicht,  aber  von  einer  Verbannung  der 
gesamten  mimetischen  Poesie  ist  nicht  mehr  die  Rede.  Der  Bestellung  geeigneter 
Behörden  wird  die  größte  Sorgfalt  gewidmet,  aber  den  Umständen  nach  gilt  auch 
die  Beamtenerlosimg  als  zulässig.  Das  ganze  Werk  ist,  im  Gegensatze  gegen 
den  rücksichtslosen  philosophischen  Radikalismus  der  Politeia,  durchweht  von 
einem  Hauch  der  Resignation  (vgl.  besonders  803b),  zugleich  aber  auch  einer 
verständigen,  der  Menschennatur  sich  anbequemenden  Milde.  „In  den  Ozean 
schifft  mit  tausend  Masten  der  Jüngling.  Still,  auf  gerettetem  Boot,  treibt  in 
den  Hafen  der  Greis",  das  gilt  auch  von  dem  Politiker  Piaton,  und  für  die 
Stimmung  der  Xomoi  zitiert  Th.  Gomperz  gut  Ferd.  v.  Saars  Worte :  ,,Der  du 
die  Wälder  färbst,  Sonniger  milder  Herbst".  Freilich  treffen  wir  im  einzelnen 
auf  mannigfache  Härten,  die  aber  selbst  wieder,  mit  dem  Maßstabe  antiker 
Staatsanschauung  gemessen,  viel  von  ihrer  Schi'offheit  verlieren.  Am  auf- 
fallendsten ist  in  letzterer  Beziehung  die  Unduldsamkeit  gegen  abweichende 
Überzeugungen  in  Fragen  des  Götterglaubens.  Sie  steht  im  Zusammenhange 
mit  der  gesteigerten  Betonung  des  Religiösen,  der  wir  bereits  im  Philebos 
und  im  Timaios  begegnet  sind  (o.  S.  315.  319.  325).  Der  schon  in  den  Philebos 
aufgenommene  Beweis  für  das  Dasein  einer  die  Welt  lenkenden  vernunftvollen 
Seele  ist  hier  vertieft  und  mit  einer  Theodizee  verbunden.  In  dem  Gottesbeweise 
verknüpft  sich  Astronomie  aufs  engste  mit  der  Theologie.  Darin,  wie  in  der 
allgemeinen  Hochschätzung  von  Zahl  und  Maß  offenbart  sich  wieder  der  ver- 
stärkte Einfluß  pythagoreischer  Doktrin,  für  den  schon  der  Philebos  und  Timaios 


334  §  ^'-'-     Piatons  Schriften:  Xomoi.     Epinomis. 

zeugten,    und    der    auch    in    den    Xomoi    in    dem    die    ganze    Gesetzgebung    be- 
herrschenden religiös-politischen  Konservativismus  zutage  tritt. 

Infolge  der  stärkeren  Beachtung  des  Empirischen  deutet  in  den  Nomoi,- 
wieder  im  Einklang  mit  den  nächstvorangehenden  Dialogen,  Vieles  auf  den  Weg, 
der  von  Piaton  zu  Aristoteles  führt.  Sehr  lehrreich  sind  in  dieser  Beziehung 
die  kritisch-historischen  Abschnitte  im  Anfang  des  Werkes,  die  ganz  nach  aristo- 
telischer Weise  ausgesprochenermaßen  bezwecken,  politische  Erkenntnis  vom 
geschichtlichen  Objekte  abzuleiten,  und  sich  durch  tieferes  Eingehen  auf  Ein- 
richtung und  Verfassungsentwicklung  gegebener  Staaten  erheblich  von  der  die 
Verfassungsentwicklung  großenteils  ex  abstracto  konstruierenden  geschichtlichen 
Partie  der  Politeia  (544  a  ff.)  unterscheiden.  Auch  die-  hier  eingeflochtene  Urge- 
schichte 675  c  ff.  zeigt  im  Vergleiche  mit  derjenigen  der  Politeia  (369  b  ff.)  ein 
regeres  historisches  Interesse,  das  an  Aristoteles  gemahnt.  Aus  der  politischen 
Dogmatik  verdient  vor  allem  die  Lehre  von  der  Verfassungsmischung  her- 
vorgehoben zu  werden.  Mit  ihr  hat  Piaton  einen  weltgeschichtlich  bedeutsamen 
Weg  eröffnet.  In  Aristoteles'  Politik  hat  sie  einen  hervorragenden  Platz  erhalten^ 
ist  von  hier  aus  über  die  Stoa  und  stoisch  beeinflußte  antike  Autoren  in  Theorie 
und  Praxis  der  modernen  Politik  übergegangen  (vgl.  Gomperz,  Gr.  Denk.  II  503) 
und  lebt  noch  heute  in  den  Verfassungen  der  meisten  Staaten,  insbesondere  auch 
der  konstitutionellen  Monarchie  verkörpert  fort.  Auf  einige  weitere  Berührungen 
mit  Aristoteles  ist  oben  (S.  329)  bereits  hingewiesen  worden,  Ihre  Zahl  ließe 
sich  bei  Eingehen  auf  Einzelheiten  noch  vermehren  (vgl.  z.  B.  712  d  mit  Arist. 
Pol.  J  9,  1294  b  15  ff.,  738  d  e  mit  Arist.  Pol.  H  4,  1326  b  14  ff.).  —  Eine  Er- 
gänzung der  Xomoi  bildet  die 

Epinomis,  auch  der  Form  nach  eine  Fortsetzung  des  Xomoigespräches 
durch  die  gleichen  Teilnehmer.  Genauer  betrifft  die  Ergänzung  die  Frage  der 
höchsten,  für  die  Mitglieder  der  nächtlichen  Versammlung  zu  fordernden  Bil- 
dung. Das  Problem  wird  folgendermaßen  formuliert:  Was  muß  der  sterb- 
liche Mensch  lernen,  um  weise  zu  sein  (973  b).  Die  meisten  gewöhnlich  so 
genannten  Wissenschaften  und  Künste,  mögen  sie  nun  den  unabweisbaren  Be- 
dürfnissen des  praktischen  Lebens  oder  (als  schöne  Künste)  dem  Spiele  dienen, 
haben  mit  der  Weisheit  nichts  zu  tun,  ebensowenig  eine  oft  als  oo(fiu  bezeichnete 
gute  Veranlagung,  die  sich  in  leichter  Auffassung,  sicherem  Gedächtnis  und 
rascher  Entschlossenheit  kundgibt  (974  d — 976  c).  Hingegen  zeigt  sich  hinsicht- 
lich der  Zahlenkunde  zunächst  negativ,  daß  sie  unentbehrlich  ist  für  den 
Erwerb  der  Weisheit.  Denn  sie  ist  nötig  zur  (begrifflichen)  Erklärung  dessen, 
was  Inhalt  der  Wahrnehmung  und  des  Gedächtnisses  ist.  Ohne  die  Fähigkeit 
zu  solcher  Erklärung  aber  kann  Weisheit  —  im  Unterschiede  von  Tapferkeit  und 
Maßhaltung  (977  c,  vgl.  Xomoi  963  e.  710  a,  o.  S.  332)  —  nicht  bestehen,  und  damit 
bleiben  Tugend  und  Glückseligkeit  unvollendet.  Auch  die  eben  besprochenen 
Wissenschaften  und  Künste  des  täglichen  Lebens  bedürfen  der  Zahl  zu  ihrem 
Bestände.  Die  Gesamtwirkung  der  Zahl  aber  ist  unübersehbar.  Und  dabei 
schafft  sie  lauter  Gutes.  Denn  alle  vernunftlose  und  unberechenbare,  ungeordnete, 
unrhythmische  und  unharmonische  Bewegung,  alles  an  Schlechtem  Beteiligte 
überhaupt  ermangelt  des  Zahlenverhältnisses.  Die  Zahl  ist  ein  Geschenk  des 
göttlichen  Weltalls  (vgl.  Tim.  30  b.  34  b,  o.  S.  320).  Ihre  Kenntnis  ist  uns  ge- 
worden durch  die  Beobachtung  der  Himmelserscheinungen,  des  Wechsels  von 
Tag  imd  Xacht,  der  in  seiner  Wiederkehr  unaufhörlich  das  ,,eins,  zwei"  und  die 
weitere  Zahlenreihe  vergegenwärtigt,  der  Mondphasen  usw.  (976  c — 979  d ;  vgl. 
Tim.  39  b  f.,  o.  S.  321). 


§  40.    Piatons  Schriften:  Epinorais.  335 

Damit  soll  aber  die  Bedeutung  der  Zahl  als  Weisheitsquelle  noch  nicht  für 
entschieden  gelten.  Das  Weisheitsproblem  wird  von  einer  neuen  Seite  in  Angriff 
genommen,  die  aber  schließlich  wieder  zur  Zahl  zurückführt.  Den  Ausgangs- 
punkt bildet  die  Notwendigkeit  einer  richtigen  Theogonie  und  Zoogonie, 
die  den  gangbaren  Vorstellungen  vom  Ursprung  der  Gütter  und  der  übrigen 
Lebewesen  entgegenzustellen  ist.  Unter  den  beiden  Bestandteilen  des  Lebewesens, 
Seele  und  Körper,  besitzt  der  erstere  die  seiner  qualitativen  Überlegenheit  ent- 
sprechende zeitliche  Priorität,  wofür  auf  die  Nomoi  (892  a.  896  c  u.  ö.)  zurück- 
verwiesen wird.  Sein  Wesen  ist  einartig,  während  innerhalb  des  Körperlichen 
je  nach  dem  Vorherrschen  des  einen  oder  andern  Elementes  verschiedene  Arten 
bestehen,  denen  die  Grundarten  der  Lebewesen  entsprechen.  Solcher  Elemente 
gibt  es  fünf:  Feuer,  Äther,  Luft,  Wasser  und  Erde  (981  c  ff.;  anders  Tim.  32  b. 
53  c  ff.,  oben  S.  320.  322).  Die  Pole  im  Bereiche  des  Belebten  bilden  einerseits 
die  ihrem  Körper  nach  überwiegend  aus  Feuer  bestehenden  Sterngottheiten, 
andererseits  die  größtenteils  aus  Erde  zusammengesetzten  irdischen  Lebe- 
wesen (einschließlich  der  Pflanzen:  981  d,  vgl.  Tim.  77a).  Charakteristisch  für 
die  ersteren  ist  ihre  geordnete  Bewegung,  die  die  ihnen  innewohnende  Vernunft 
bekundet.  Auf  Beseeltheit  und  Vernunft  der  Gestirne  wird  alles  Gewicht  gelegt 
(983  a  ff.  Beweis  aus  ihrer  nur  durch  göttliche  Beseelung  bewegbaren  gewaltigen 
Masse),  gleichwohl  aber  doch  wieder  die  Möglichkeit  offen  gelassen,  daß  die  Ge- 
stirne nicht  Götter,  sondern  Götterbilder  seien,  die  jedoch  ihrer  Vollkommenheit 
wegen  höchste  Verehrung  verdienen  (983  e  f.).  Zwischen  den  Sterngottheiten  und 
den  irdischen  Wesen  stehen  die  (überwiegend)  teils  aus  Äther,  teils  aus  Luft  ge- 
bildeten Dämonen,  die  Vermittler  zwischen  Menschen  und  Göttern,  und  die 
Wasser-Halbgottheiten  (984  e  ff.).  Die  Sterngötter,  auf  die  alsdann 
(986  a  ff.)  zurückgegriffen  wird,  vollziehen  ihre  Umläufe  in  acht  Bahnen,  von 
denen  je  eine  dem  Fixsternhimmel,  der  Sonne,  dem  Monde  und  jedem  der  fünf 
Planeten  zugehört.  Sonne,  Mond  und  Planeten  bewegen  sich  von  links  nach 
rechts,  der  Fixsternhimmel,  der  jene  in  seinem  Umschwünge  mit  sich  führt,  in 
(scheinbar)  entgegengesetzter  Richtung  (987  b;  anders  Tim.  36  c;  zur  obwaltenden 
Vorstellung  Zeller,  Phil.  d.  Gr.  II  1*  S.  810  f.).  Es  folgt  nun,  entsprechend 
Nomoi  967  a  ff.,  eine  Verwahrung  gegen  die  Annahme,  man  dürfe  sich  als  Sterb- 
licher nicht  mit  Erforschung  der  göttlichen  (himmlischen)  Dinge  befassen. 
Früher  freilich,  wird  zugegeben,  kam  man  bei  diesen  Forschungen  zu  ven^erf- 
lichen  Ergebnissen.  Die  Grundlage  des  Richtigen  bot  die  Erkenntnis,  daß  die 
Seele  sich  selbst  und  das  Körperliche  bewegt,  und  zwar  ist  die  beste 
Seele  Ursache  der  Bewegung  zum  Guten,  während  die  böse  die  gegenteilige  Be- 
wegung bewirkt.  Der  Sieg  aber  gehört  dem  Guten  (988  e;  vgl.  über  die  böse 
[Welt-]  Seele  Nomoi  896  e.  898  c,  o.  S.  331,  und  s.  unten  S.  346). 

Mit  diesen  Ausführungen  ist  der  Weg  zur  Lösung  des  Problems  gebahnt. 
Sie  vollzieht  sich  (988  e  ff.)  in  folgendem  Gedankengange.  Der  Tugendhafte  ist 
weise.  Die  höchste  Tugend  ist  die  Frömmigkeit.  Zu  ihrer  Ausübung  bedarf  es 
einer  das  Bedachtsame  und  sein  Gegenteil  (das  Rasche  und  Feurige)  vereinigenden 
Nftturanlage  (vgl.  oben  S.  313)  und  der  Wissensaneignung.  Die  in  Betracht 
kommende  Wissenschaft  ist  die  Astronomie,  die  (insonderheit)  die  regelmäßigen 
Bahnen  der  Planeten,  einschUeßhch  Sonne  und  j\Iond,  zu  beobachten  hat.  Sie 
führt  wieder  zur  Zahl,  insofern  Arithmetik  und  andere  mathematische  Wissen- 
schaften die  Vorkenntnisse  zum  astronomischen  Studium  zu  bieten  haben.  Zum 
Schlüsse  wird  auch  in  diesem  Dialoge  wieder  die  Frage  des  Einen  und 
Vielen  berührt:  für  das  Studium  soll  als  Regel  gelten,  das  (viele)  Einzelne  auf 
das  (einheitliche)  Allgememe  zurückzuführen,  wodurch  sich  auch  die  harmonische 


;33B  §  40-    Watons  Schriften:  Epinomis. 

Einheitlichkeit  offenbart,  die  alle  Gestirnumläufe  in  ihrer  Gesamtheit  beherrscht. 
Dieser  Einheitsgedanke  findet  auch  für  das  Menschenlos  Verwertung:  mit  dem 
Tode  erlischt  die  Vielheit  sinnlicher  Wahrnehmungen,  der  Sterbende  geht  aus 
dem  Zustande  der  Vielheit  in  den  der  Einheit  über  und  gelangt  so  zur  voll- 
endeten Weisheit  und  Glückseligkeit. 

.  Die  Epinomis  gilt  nach  der  herrschenden  Ansicht  als  eine  zu  Unrecht  unter 
Piatons  Werken  stehende  Schrift  seines  Schülers  Philippos  von  Opus.  In  der 
Tat  berichten  Diog.  Laert.  3,  37  und  Suid.  s.  v.  (fpi/.t.i.-ro;  6  'Ojiovrziog)  q?d6- 
ooffo;  von  einem  Gerüchte,  wonach  Philippos  die  Epinomis,  bezw.  das  ,,13.  Buch 
der  Xomoi",  verfaßt  habe.  Es  ist  aber  fraglich,  ob  dieses  Gerücht  nicht  lediglich 
auf  einem  Schlüsse  beruht,  den  Proklos  nach  den  anonymen  Prolegomena  zu 
Piatons  Philosophie  25  S.  218,  19  ff.  Herrn,  ausdrücklich  gezogen  hat,  daß  näm- 
lich Piaton,  wenn  er  schon  an  der  abschließenden  Redaktion  der  Nomoi  durch 
den  Tod  verhindert  wurde,  erst  recht  nicht  ein  weiteres  Werk  habe  schreiben 
tonnen.  Da  nun  nach  Diogenes  und  Suidas  aa.  aa.  00.  Philippos  die  Nomoi 
ins  Peine  schrieb,  die  Einteilung  in  Bücher  vollzog  und  so  das  Werk  zur  Her- 
ausgabe bereit  machte,  lag  es  nahe,  auch  für  die  Verfasserschaft  der  Epinomis 
^n  ihn  zu  denken.  Jener  Schluß  ist  aber  in  mehrfachem  Betracht  angreifbar. 
Einmal  fragt  es  sich,  ob  wirklich  dem  Philosophen  durch  den  Tod  die  Feder  aus 
der  Hand  genommen  wurde  und  nicht  vielmehr  auch  diese  Angabe  wieder  auf 
-einem  Rückschlüsse  aus  der  äußeren  Fertigstellung  der  Nomoi  durch  den  Schüler 
beruht.  Der  greise  Schriftsteller  mochte  sich  aber  sehr  wohl  auch  bei  Lebzeiten 
gerade  bei  diesem  voluminösen  Werke  zur  Reinschrift  und  sonstigen  Vorbereitung 
der  Edition  der  Hilfe  einer  jüngeren  Hand  bedienen  (vgl.  Blass,  Apophor.  S.  62). 
Aber  auch  in  dem  Falle,  daß  Piaton  vom  Tode  überrascht  wurde,  konnte  sich 
der  Anhang  zu  den  Nomoi  so  gut  wie  diese  selbst  in  seinem  Nachlasse  vorfinden. 
Auf  alle  Fälle  darf  man  dem  antiken  Gerücht  kein  allzu  großes  Vertrauen  ent- 
gegenbringen und  muß  versuchen,  die  Echtheitsfrage  aus  dem  Werke  selbst  zu 
entscheiden.  Dabei  ergibt  nun  der"  Sprachgebrauch  nach  den  Feststellungen 
Ritters,  Unters,  über  Plato  S.  91  ff.,  keinen  Grund  zum  Verdacht  der  Unechtheit. 
Die  stihstischen  Mängel  lassen  sich,  wie  bei  den  Nomoi,  teils  aus  den  allgemeinen 
Eigentümlichkeiten  der  platonischen  Altersdiktion,  teils  aus  dem  Fehlen  einer 
abschließenden  Revision  und  FeUe  erklären.  Auch  die  in  der  Form  nicht  ein- 
wandfreie Verbindung  mit  den  Nomoi,  auf  die  Susemihl,  Einl.  z.  Übers. 
S.  1860  ff.,  zugunsten  der  Athetese  Gewicht  legt,  ^vird  verständlich,  Avenn  man 
bedenkt,  daß  in  beiden  Werken  die  Glättung  und  Harmonisierung  unterblieben 
ist.  Einem  Fälscher  wäre  es  nicht  schwer  gefallen,  durch  eine  andere  Einleitung 
^ur  Epinomis  dem  Anstoß  vorzubeugen.  Wie  wenig  Piaton  eine  solche  Dis- 
harmonie scheute,  lehrt  übrigens  die  Verbindung  des  Sophistes  und  Politikos  mit 
dem  Theaitetos  (oben  S.  225.  228).  Von  sachlichen  Widersprüchen  gegen  andere 
platonische  Altersdialoge  sind  nur  die  Annahme  von  fünf  Elementen  und  die 
Differenz  hinsichtlich  der  GestLrnbahnen  bemerkenswert.  Von  fünf  platonischen 
Elementen  spricht  Xenokrates  Fragm.  53  H.  in  einem  Zusammenhange,  der  nicht 
-auf  Berücksichtigung  der  Epinomisstelle  deutet.  Es  scheint  also,  daß  Piaton  in 
<liesem  Punkte  in  der  Tat  die  Lehre  seines  Timaios  geändert  hat,  wofür  neben 
dem  Vorgang  des  Philolaos  der  Umstand  maßgebend  sein  mochte,  daß  bei  der 
Zurückführung  der  Elemente  auf  die  regelmäßigen  Körper  unter  der  Voraus- 
setzung einer  Vierzahl  von  Elementen  der  fünfte  dieser  Körper,  das  Dodekaeder, 
nicht  unterzubringen  war  (Tim.  55  c).  Was  die  abweichenden  Angaben  über  die 
Richtung  der  Gestirnläufe  hier  und  im  Timaios  betrifft,  so  hat  darin  schon 
Boeckh,  Unters,  üb.  d.  kosm.  Syst.  d.  Piaton  S.  29  f.,   einen  bloßen  Wechsel  des 


Piatons  Philosophie  I.       Ji87 

Gesichtspunktes  erkannt,  aus  dem  sich  ein  ^V^idersp^uch  in  der  astronomischen 
Auffassung  nicht  ableiten  läßt.  Nach  allem  vermag  ich  mich  vorläufig  von  der 
Unechtheit  der  Epinomis  nicht  zu  überzeugen.  Ein  sichereres  Urteil  wird  wohl 
die  zu  erwartende  Untersuchung  W.  \V.  Jaegers  ermöglichen. 

Ist  die  Epinomis  echt,  so  liegt  ihre  besondere  Bedeutung  darin,  daß  sie 
den  äußersten  Punkt  der  Annäherung  Piatons  an  den  Pythagoreis- 
mus  vergegenwärtigt.  Das  Ganze  ist  ein  Loblied  auf  Zahl,  mathematische 
Wissenschaften,  Astronomie  und  fromme  Verehrung  der  Sterngottheiten.  Dies 
sind  die  Zielpunkte  für  die  Erziehung  der  Mitglieder  der  schon  in  den  Nomoi 
eingerichteten  nächtlichen  Versammlung.  Aber  die  Bedeutdng,  die  ihnen  beige- 
messen wird,  und  die  pythagoreische  Grundstimmung  des  Philosophen  brachten 
es  mit  sich,  daß  ihnen  nach  den  kürzeren  Ausführungen  jenes  Werkes  noch  eine 
besondere  Schrift  gewidmet  wurde,  in  der  der  Verfasser  vor  mannigfacher 
Wiederholung  und  Verbreiterung  von  Sätzen  des  Tiraaios  und  der  Nomoi  nicht 
zurückscheute. 

Ist  die  Schrift  ein  Werk  des  Philippos,  so  zeigt  sie  in  anschaulichster  Weise, 
wi«  die  alte  Akademie  die  pythagoreisierende  Richtung  der  letzten  Entwicklungs- 
phase Platons  aufnahm  und  fortsetzte. 


-Mit  der  Epmomis  sind  wir  bereits  in  den  Kreis  derjenigen  Schriften  des 
platonischen  Corpus  eingetreten,  deren  Authentizität  nicht  als  durchaus  fest- 
stehend angesehen  werden  kann.  Die  aus  der  Zusammenstellung  S.  214  f.  er- 
kennbaren Werke,  deren  Echtheit  überwiegendem  Zweifel  unterliegt  imd  die 
ebenda  genannten  sicher  unechten  Schriften  können  zur  Rekonstruktion  der 
Lehre  Platons  nicht  verwertet  werden  und  bleiben  hier  außer  Betracht. 


i^  41.  Platons  Philosophie  I:  Allgemeines.  Dialektik 
(Metaphj^sik,  Ideenlehre,  Zahlenlehre,  Erkenntnis- 
theorie).   Methodologie.     Sprachphilosophie. 

Weder  aus  Platons  Werken  noch  aus  dem  Berichte  des 
Aristoteles  läßt  sich  ein  festgegliedertes,  zusammenhängend  dar- 
stellbares ..System'"  rekonstruieren.  Seine  Lehren  erscheinen  in 
seinen  Werken  im  Flusse  einer  ständigen  Entwicklung,  und  ihr 
volles  Verständnis  ist  deshalb  nur  auf  dem  Wege  genetischer, 
nicht  systematischer  Betrachtung  an  der  Hand  der  einzelnen 
Dialoge  zu  gewinnen.  Die  nur  wenige  Punkte  betreffenden  An- 
gaben des  Aristoteles  reichen  zur  Konstruktion  eines  Systems 
erst  recht  nicht  aus.  Immerhin  ist  zur  Übersicht  eine  nach 
j)hilosophischen  Hauptgebieten  geordnete  ZusammensteUung  der 
Grundlehren  wünschenswert,  die  im  Folgenden  geboten  werden 
soU.  Wir  legen  dabei  in  der  Hauptsache  die  bald  nach  Piaton 
innerhalb  seiner  Schule  aufgekommene  Einteilung  der  Philo- 
sophie in  Logik  (einschließlich  der  Erkenntnistheorie), 
Physik   und   Ethik    zugrunde,   schlagen   aber   gleich  zu  dem 

Ueberweg     Grundriß  I.  22 


838    §  "^l-     Piatons  Philosoi)hie  I:  Allgemeines.    Dialektik.    Methodologie  usw. 

ersten  Teile  die  wesentlich  metaphysische  Ideen  lehre  (in  Ver- 
bindung mit  der  von  ihr  untrennbaren  Zahlenlehre)  angesichts 
ihrer  grundlegenden  Bedeutung  für  die  ganze  Dogmatik  Piatons 
imd  so  auch  für  seine  Logik  (Methodologie)  und  Erkenntnis- 
theorie, einer  Bedeutung,  die  der  Philosoph  selbst  betont  hat, 
indem  er  die  Wissenschaft  von  den  Ideen  Dialektik,  d.  h. 
Kunst  der  Gesprächsführung  und  wissenschaftlichen  Untersuchung 
benannte. 

Idee  bezeichnet  in  Piatons  früheren  Dialogen  nur  die  ge- 
meinsame Erscheinung  und  Wesensgestaltung  (Idia,  eidog)  der 
unter  einen  Begriff  subsumierten  Einzelobjekte.  Das  Wort  ist 
so  der  bildhche  Ausdruck  für  den  Begriffsinhalt.  Aus  dieser 
rein  logischen  Bedeutung  hat  sich,  vom  Symposion  an  sicher 
nachweisbar,  eine  ontologische  (metaphysische)  entwickelt.  Der 
Begriff  wird  hypostasiert,  d.  h.  zur  Substanz  erhoben,  er  wird 
aus  dem  bloßen  Erzeugnis  eines  Gedankenprozesses  zu  einer 
realen  Wesenheit,  der  die  unter  ihn  fallenden  Einzelobjekte  ihre 
Wesensbestimmung  verdanken.  Dieser  zur  selbständigen  Exi- 
stenz erhöhte  Begriff  ist  jetzt  die  Idee.  An  Stelle  der  begriff- 
lichen Einheit,  unter  der  das  Viele  subsumiert  wird,  tritt  die 
objektiv  reale,  die  jeweilen  dem  Vielen  das  verleiht,  was  sein 
Wesen  ausmacht.  In  voUstem  Maße  gilt  diese  Wirksamkeit 
schon  in  der  Politeia  von  der  höchsten  Idee,  der  Idee  des 
Guten,  die  der  Sonne  innerhalb  der  sinnlichen  Welt  vergleich- 
bar für  alles  Existierende  die  Quelle  von  Wirklichkeit  und 
Wesen  ist.  Später,  im  Sophistes,  wo  die  Ideen  vergöttlicht  wer- 
den, hat  Piaton  ihre  Wirksamkeit  eingehender  und  in  bezug  auf 
aUe  Ideen  darzutun  versucht. 

Wie  Begriffe,  so  gibt  es  auch  Ideen  von  allem  in  einer  Ein- 
heit zusammenfaßbaren  Vielen  (auch  von  Kunsterzeugnissen,  wie 
Tischen,  Betten).  Erst  spät  in  einer  von  Aristoteles  berück- 
sichtigten Lehrform  wurden  die  Ideen  auf  die  Naturdinge  be- 
schränkt. 

In  ihrer  Verdinglichung  hat  die  Idee  ein  räum-  und  zeit- 
loses, von  aUer  Beschränkung  und  Relativität  freies  Dasein  jen- 
seits aller  Sinnlichkeit.  In  scharfem  Dualismus  tritt  sie  als  das 
beharrlich,  unveränderlich  und  wahrhaft  Seiende  den  flüchtigen, 
stets  sich  verändernden,  zwischen  Sein  und  Nichtsein  in  der 
Mitte  schwebenden  und  immer  nur  werdenden  Sinnendingen 
gegenüber.  So  bildet  die  Auffassung  der  Idee  in  der  Form 
selbständiger  Existenz  gewissermaßen  ihre  Abtrennung  von 
den  Einzeldingen;  sie  wird  in  diesem  Sinne  von  Aristoteles  und 


§  41.    riatons  Philosophie  I:  Allgemeines.    Dialektik.    Methodologie  usw.    339 

nach  ihm  von  Späteren  als  ein  y^oQi'Ctiv  bezeichnet  und  die  Ideen 
oiaiai  yiüQiorai  genannt. 

Daß  damit  eine  sogar  selir  innige  Beziehung  zwischen 
der  Idee  und  den  ihr  entsprechenden  Einzeldingen 
nicht  geleugnet  werden  soll,  ergibt  sich  aus  dem  oben  über  die 
Abhängigkeit  der  letzteren  von  der  Idee  Gesagten.  Diese  Be- 
ziehung wird  von  Piaton  in  zweifacher  Weise  dargestellt.  Ein- 
mal als  Teilhabe  {(.led^e^ig,  uereynv)  der  Dinge  an  der  betreffen- 
den Idee  oder  auch  umgekehrt  als  die  Gegenwart  {^ragoioia) 
der  Idee  in  den  Dingen.  Zweitens  so,  daß  die  Idee  als  das 
Urbild  (yiaoccöeiy/iia),  die  Einzeldinge  als  dessen  Abbilder  oder 
Nachahmungen  (eidiola,  of-ioiajuara,  fiif.irji.iaTa)  bezeiclmet  wer- 
den. Beide  Anschauungen  des  Gemeinschaftsverhältnisses  (/.ot- 
viovia)  von  Idee  und  Einzeldingen  spielen  bei  dem  Philosophen 
durcheinander,  im  Dialog  Parmenides  132  d  werden  sie  einander 
ausdrücklich  gleichgesetzt  {y]  iiid^eiig  airr,  xdig  alloig  nov  eldtov 
oi-K  alh>  Tig  ]]  El/.aod^r^vaL  aiTÖlg),  und  es  ist  nicht  gelungen, 
sie  in  überzeugender  Weise  an  verschiedene  Perioden  des  plato- 
nischen Philosopliierens  zu  verteilen  und  so  eine  sukzessive 
Entwicklung  der  platonischen  Lehre  in  diesem  Punkte  zu  kon- 
struieren. 

Der  zweite,  neben  den  Ideen  für  Entstehung  und  Wesen  der 
Sinnen  dinge  in  Betracht  kommende  Faktor  ist  der  leere  Raum 
(die  Materie),  von  dem  im  Zusammenhange  der  platonischen 
Kosmogonie  in  §  42  die  Rede  sein  wird. 

Zwischen  den  Ideen  und  den  Sinnendingen  steht  das  Ma- 
thematische. Es  hat  mit  den  Ideen  die  Ewigkeit  und  Unver- 
änderlichkeit  gemein,  unterscheidet  sich  aber  von  ihnen  dadurch, 
daß  jede  mathematische  Tatsache  sich  in  zahllosen  Wieder- 
holungen vorfindet,  während  die  Idee  jeweilen  nur  eine  ist. 

In  einem  durch  Aristoteles  bezeugten  späteren  Entwicklungs- 
stadium seiner  Ideenlehre  setzte  Piaton  die  Ideen  Zahlen 
gleich.  Als  Vorbereitung  dieser  Lehrform  erscheint  in  den 
Altersdialogen  das  stärkere  Hervortreten  des  Mathematischen 
in  Verbindung  mit  der  wachsenden  Hinneigung  zum  Pytha- 
goreismus. 

Neben  der  ontologischen  Seite  eignet  der  Ideenlehre  auch 
eine  logisch-erkenntnistheoretische.  Die  Idee  ist  ja  aus 
dem  Begriffe  hervorgewachsen,  sie  ist  sein  Gegenstand  und 
korrespondiert  ihm.  Sie  ist  wie  der  Begriff  nach  aristotehschem 
Ausdrucke  das  ev  hd  tcoIIwv.  So  bieten  die  Ideen  in  ihren  Be- 
ziehungen zueinander  und  zu  den  Einzeldingen  analoge  Verhält- 


34U   §  41.     Flatons  Philosophie  I:  Allgemeines.    Dialektik.    Methodologie  usw. 

nisse  dar,  wie  sie  zwischen  den  Begrüben  zueinander  und  zu 
den  unter  ihnen  befaßten  Einzelobjekten  bestehen.  In  seiner 
Altersperiode  läßt  Piaton  die  logische  Seite  der  Ideenlehre  der 
ontologisehen  gegenüber  in  den  Vordergrund  treten  und  be- 
schäftigt sich  eifrig  mit  der  an  das  Verhältnis  des  Einen 
zum  Vielen  knüpfenden  Frage  der  Prädikation  und  den 
methodologischen  Problemen  der  Einteilung  und  Zusammen- 
fassung. In  erkenntnistheoretischer  Beziehung  erfährt  in  der 
Ideenlehre  der  Grundgedanke  der  sokratischen  Begriffsphilosophie 
eme  Vertiefung  und  systematische  Ausgestaltung,  ^^^enn  für 
Sokrates  der  Begriff  den  Gegenstand  und  die  Grundlage  des 
wahren  Wissens  darstellt,  so  gilt  für  Piaton  das  Gleiche  von 
der  Idee,  so  jedoch,  daß  auch  das  Mathematische,  wenn  auch 
erst  auf  zweiter  Stufe,  den  Objekten  der  intellektuellen  Ver- 
nunfttätigkeit {vorjGig  im  weiteren  Sinne)  zuzuzählen  ist. 
Die  Ideenwelt  bildet  den  Gegenstand  des  Wissens  {erti- 
OTrifiij)  und  der  Vernunfterkenntnis  (i'öijOLg  im  engeren 
Sinne),  das  Mathematische  den  Gegenstand  der  Verstan- 
deserkenntnis (didvoLa).  Im  Gegensatze  zu  beiden  ist  die 
Sinnenwelt  nur  Objekt  einer  unsicheren  Vorstellung  (oo^a). 
Auch  hier  ist  wieder  zu  scheiden.  Die  Sinnen  dinge  selbst 
sind  Objekte  des  Glaubens  (TtioTig),  ihre  Schatten-  und 
Spiegelbilder  Objekte  des  vergleichenden  Vermutens  (6t- 
y.aaia).  Für  die  Ideenwelt  ist  die  Idee  des  Guten  die  Quelle 
wie  der  Realität  so  auch  der  Erkennbarkeit.  Für  die  Sinnen- 
welt eignet  der  Sonne  eine  analoge  doppelte  Bedeutung. 

Von  einem  andern  Ausgangspunkte  erkennt  Piaton  in  der 
wahren  (richtigen)  Vorstellung  {alri^t]c;  [ogS-t]]  dö^a)  die 
Vorstufe  des  Wissens.  Sie  ist  von  diesem  dadurch  unterschieden, 
daß  sie  das  Richtige  trifft  „durch  göttliche  Eingebung"  und  ohne 
Einsicht  in  den  Kausalzusammenhang,  in  den  ihr  Objekt  ver- 
flochten ist.  Sie  ist  somit  im  Gegensatze  zum  Wissen  außer 
Stande,  Rechenschaft  abzulegen  und  Erklärung  zu  bieten.  Von 
dieser  Beschränkung  befreit,  wird  die  wahre  Vorstellung  zum 
Wissen.  Ihrem  Ursprünge  nach  ist  sie  ein  Residuum  der  Schau 
aller  Dinge,  die  der  Seele  in  der  Präexistenz  vor  Eintritt  in  ihren 
jetzigen  Leib  zuteil  geworden  ist.  Alles  Wissen  beruht  so- 
mit auf  Wiedererinnerung  (avdf.iv7]oig). 

Als  Dialektiker  wendet  Piaton  seine  Aufmerksamkeit  auch 
der  Sprachphilosophie  zu,  deren  umstrittenstes  Problem  war, 
ob  die  Namen  der  Dinge  von  Natur  —  (pvoei  —  oder  durch 
Satzung   (Konvention)  —  d^iaei  —  entstanden  seien.     Piaton   er- 


§  41.    Piatons  Philosophie  I:  Allgemeines.    Dialektijf.    Methodologie  nsw.   ;]41 

kennt  als  maßgebendes  Prinzip  die  Xaturoemäßlieit  doi-  Benen- 
nungen an,  deren  Durchführung  die  Aufgabe  einer  idealen,  vom 
Dialektiker  zu  leitenden  Sprachschöpfung  sei,  findet  aber  in  der 
bestehenden  Sprache  ein  starkes  tiberwiegen  des  Konventinnellen 
über  das  der  Natur  Entsprechende. 

Als  Quellen  für  die  Kenntnis  der  platonischen  Lehre  dienen  uns  Platons 
Schriften  (s.  §  40)  und  die  kritischen  Berichte  des  Aristoteles  (besonders  Metaph. 
A  6,  9S7a_29  ff.;  A  9,  990a  34  ff.;  A  3,  1070a  18  ff.;  .1/4,  1078b  9  ff.),  denen 
insofern  ein  besonderer  Wert  zukommt,  als  sie  Platons  mündlichen  Unterricht 
zur  Crrundlage  haben,  den  Aristoteles  zwanzig  Jahre  lang  genossen  hat  (vgl.  oben 
S.  279).  Die  mündliche  Lehrtradition  pflanzte  sich  in  der  Schule  viele  Jahr- 
hunderte hindurch  fort  und  liegt  in  den  Angaben  zahlreicher  Autoren  über 
platonische  Philosopheme  vor.  Sie  ist  aber  in  ihren  späteren  Stadien  neben  den 
Berichten  des  unmittelbaren  Piatonschülers  Aristoteles  zur  Rekonstruktion  der 
platonischen  Philosophie  nicht  zu  verwerten,  da  ihre  Vertreter  je  länger  desto 
mehr  eigene  Wege  einschlugen  und  durch  Berücksichtigung  fremder  Lehren  den 
genuinen  Piatonismus  umgestalteten.  —  Die  doxographische  Tradition  bietet 
Diels,  Doxogr.  Graeci;  s.  dort  d.  Index  nom.  s.  v.  Plato.  —  Vgl.  auch  die  oben 
S.  193  f.  verzeichnete  antike  Literatur  über  Piaton  im  allgemeinen. 

Die  Einteilung  der  Philosophie  in  Ethik,  Physik  und  Logik  schreibt 
Cicero  Acad,  post.  1,  5,  19  —  seine  Quelle  in  diesem  Abschnitte  ist  der  Akademiker 
Antiochos  von  Askalon  —  Piaton  selbst  zu:  Fuit  ergo  iam  accepta  a  Piatone 
philosophandi  ratio  triplex:  una  de  vita  et  moribus,  altera  de  natura  et  rebus 
occultis,  tertia  de  disserendo  (Dialektik)  et  quid  verum  sit  quid  falsum  (Er- 
kenntnistheorie, Lehre  vom  Ej-iterium  der  Wahrheit),  quid  rectum  in  oratione 
pravumve,  quid  consentiens,  quid  repugnet  iudicando  (Logik  im  engeren  Sinne). 
Sext.  Empir.  adv.  math.  7,  16  führt  die  Einteilung  nur  potentiell  {di'räfisi)  auf 
Piaton  zurück,  insofern  dieser  über  viele  physikalische  und  ethische  und  nicht 
wenige  logische  Probleme  gehandelt  habe.  Ausdrückhch  aber,  bemerkt  Sextus 
weiter,  hielten  sich  Xenokrates,  die  Peripatetiker  und  Stoiker  an  diese  Einteilung. 
Wie  die  Schule  in  viel  späterer  Zeit  die  platonischen  Schriften  auf  ein  weit 
komplizierteres  EinteUungsschema,  innerhalb  dessen  aber  auch  wieder  Logik, 
Physik  und  Ethik  ihre  EoUe  spielen,  zu  verteilen  pflegte,  zeigt  Diog.  Laert.  3, 
öO  f.  (vgl.  auch  Albin.  introd.  3.  6.  „Alcin."  3). 

Zur  näheren  Ausführung  dessen,  was  oben  im  Paragraphentexte  über  Platons 
Lehren  gesagt  ist,  sei  hier  auf  die  inhaltliche  Besprechung  seiner  Schriften  und 
genetische  Darstellung  seiner  Philosophie  in  §  40  (S.  238  ff.)  verwiesen,  wozu  nur 
als  Ergänzung  die  Berichte  des  Aristoteles  heranzuziehen  sind.  Im  einzelnen 
vermerke  ich  das  Folgende: 

'lösa  und  sidog  in  ursprünglicher  Bedeutung,  o.  S.  250  (Euthyphron). 

Begriffslehre,  o.  S.  250  (Euthyphron),  S.  262  (Menon),  S.  270  (Hippias  I), 
S.  274  (Kratylos). 

Oniologische  Ideenlehre,  o.  S.  277  ff.  (Symposion  und  die  nächstfolgenden  Dia- 
loge); hier  S.  278  ff.  gegen  die  Auffassung  Natorps  und  der  Marburger  Schule; 
S.  299  (Altersdialoge).  AristoteMscher  Bericht  über  die  Entstehung  der  Lehre  von 
den  Ideen  als  übersinnlichen  Wesenheiten  Metaph.  A  6,  987  a  32  ff.  Hier  be- 
zeichnet Aristoteles  die  Ideenlehre  als  das  gemeinsame  Erzeugnis  der  heraklitischen 
Lehre  von  dem  beständigen  Flusse  der  Dinge  und  der  sokratischen  Methode  der 
Begriffs bildung.  Die  Ansicht,  daß  das  Sinnliche  stets  dem  Wechsel  unterworfen 
sei,    habe    Piaton    von    dem    Herakliteer  Kratylos   angenommen   und  auch  später 


342   §  '^^-    Watoiis  Philosophie  I:  Allgemeines.    Dialektik.    Methodologie  usw. 

beständig  festgehalten.  Demgemäß  habe  er,  als  er  durch  Sokrates  Begriffs- 
bestimmungen (die,  einmal  richtig  gebildet,  stets  unAvandelbar  gelten)  kennen 
gelernt  habe,  diese  nicht  auf  das  Sinnliche  beziehen  zu  dürfen  geglaubt,  sondern 
dafür  gehalten,  es  müsse  andere  Wesen  geben,  welche  die  Objekte  der  begriff- 
lichen Erkenntnis  seien,  und  diese  Objekte  habe  er  Ideen  genannt,  Ebendort 
setzt  Aristoteles  die  platonische  Lehre  von  Ideen  und  sinnlichen  Dingen  zu  der 
pythagoreischen  Doktrin,  daß  alles  Nachbildung  der  Zahlen  sei  (s.  o.  S.  80),  in 
Beziehung.  Über  die  parmenideische  Lehre  und  den  allgemein  griechischen  Ver- 
dinglichungstrieb  als  weitere  Wurzeln  der  Ideenlehre  s.  o.  S.  279  f.  306. 

Idee  des  Guten,  o.  S.  286  f.  (Politeia). 

Wirksamkeit  der  Ideen  allgemein,  o.  S.  308.  31Ö  (Sophistes);  ihre  Vergött- 
lichung, o.  S.  308  (Sophistes). 

Ideen  von  allem,  o.  S.  305  (Parmenides) ;  vgl.  Politeia  596  a  b.  597  c. 

Spätere  Bescltränliing  der  Ideen  auf  die  Naturdinge,  Aristot.  Metaph.  A  3, 
1070a  18  ff.  (im  Zusammenhange  mit  dem  Vorangehenden);  vgl.  A  9,  991b  6  f. 

Ideen  und  Slnnetidinge  IdnsichtlicJi  der  Realität,  o.  S.  278  (Symposion j, 
287  f.  (Politeia).     Vgl.  Tim.  51  b  ff. 

Teilhabe,   Urbild  und  Abbild,  o.  S.  278  (Symposion),  S.  320  (Timaios). 

Das  Mathematische,  o.  S.  287  f.  (Politeia).     Aristot.  Metaph.  A  6,  987  b  15  ff. 

Ideen  =  Zahlen,  Hauptstellen  Aristot.  in  der  Metaph.  A  6,  987  b  20  ff.  und 
in  der  Schrift  UfoI  räyadov  bei  Alex.  z.  Metai^h.  S.  55,  20  ff.  Hayd.  (Simpl.  z. 
Phys.  S.  454.  19  ff.  Diels),  Hermodoros  bei  Simpl.  z.  Phys.  S.  247,  34  ff.  Dar- 
nach sind  die  Elemente,  aus  denen  sich  die  Ideen  zusammensetzen,  das  Eine 
(als  formgebende  Substanz)  und  das  Groß-und-Kleine  (als  Materie)  —  letzteres 
gleich  dem  pythagoreischen  äneigor  (s.  o.  S.  81)  — ,  oder  auch  das  Eine  und  die 
unbestimmte  (das  Viel  und  Wenig,  JMehr  und  Weniger  enthaltende)  Zweiheit,  die 
infolge  von  Begrenzung  durch  die  Einheit  zur  bestimmten  Zweiheit  wird.  Das 
Eine  ist  das  Gute  (Arist.  Metaph.  N  4,  1091  b  13  f.,  Eth.  Eud.  A  8,  1218  a  25  im 
Zusammenhange  mit  dem  Vorangehenden).  Die  Idealzahlen  sind  von  den  mathe- 
matischen verschieden:  sie  sind,  weil  sie  untereinander  nach  Begriff  und  Wesen 
Verschiedenes  enthalten,  nicht  addierbar  und  stehen  aus  demselben  Grunde  unter- 
einander im  Verhältnis  einer  Rangfolge  (Aristot.  Metaph.  M  6,  1080  a  12  ff.). 

Starkes  Hervortreten  des  Mathematisclien  und  wachsende  Hinneigung  xnni 
Pgthagoreismus  in  den  Altersschriften,  o.  S.  299.  319  (Philebos),  S.  324  f.  (Ti- 
maios), S.  333  f.  (Nomoi),  S.  337  (Epinomis). 

Betonung  der  logischen  Seite  der  Ideenlehre  in  den  Altersdialogen,  S.  299 
(allgemein),  S.  310  (Sophistes). 

Eines  und  Vieles,  Prädikation,  Einteilung  und  Zusaninienfussung,  o.  S.  296 
(Phaidros),  S.  307.  308  f.  (Sophistes),  S.  311.  313  (Politikos),  S.  318  (PhUebos), 
S.  325  (Timaios),  S.  333,  vgl.  S.  332  (Nomoi),  S.  335  f.  (Epinomis). 

Erkenntnistheoretische  Seite  der  Ideenlehre,  o.  S.  286  ff.  (Politeia),  S.  320 
(Timaios),  vgl.  Tim.  51  c  ff. 

Wahre  Vorstellung  und  Wisset),  o.  S.  263  f.  (Menon),  S.  303  (Theaitet),  S.  313 
(Politikos).    Vgl.  Timaios  51  d. 

Lernen  =   Wiedererinnerung,  o.  S.  263  (Menon),  S.  281.  283  (Phaidon). 

Sjyr  ach  Philosophie,  o.  S.  271  ff.  (Kratylos). 


§  J2.    Piatons  Philosophie  II:  Theologie.    Naturphilosophie.    Psychologie.   34-] 

§42.  l'latons  Philosophie  11:  Theologie.  Natur- 
philosophie.    Psychologie. 

Theologie.  Wie  Sokrates  so  schließt  sich  auch  Piaton  im 
allgemeinen  dem  griechischen  Polytheismus  an,  bekämpft  aber 
die  anthropopathischen  Elemente  im  Mj'thus,  Volksglauben  und 
Kultus.  Eine  zusammenhängende  Darstellung  seiner  Theologie 
hat  Piaton  in  den  Dialogen  nirgends  geboten,  so  daß  manche 
Fragen,  insbesondere  nach  dem  Verhältnis  der  höchsten  Gottheit 
zu  den  Ideen  nicht  mit  Sicherheit  zu  lösen  sind.  Daß  diese  Gottheit 
mit  der  Idee  des  Guten  identisch  sei,  ließe  sich  als  Konsequenz 
namentlich  aus  dem  ableiten,  was  über  diese  Idee  in  der  Politeia 
gesagt  ist,  wird  aber  von  Piaton  nicht  ausdrücklich  gelehrt. 

Entsprechend  der  starken  Betonung  des  Religiösen  in  Pia- 
tons Altersjahren  finden  sich  in  den  Werken  dieser  Periode  die 
zahlreichsten  das  theologische  Gebiet  berührenden  Philosopheme. 
Der  Sophistes  bringt  eine  Vergöttlichung  der  Ideen,  der  Philebos 
und  die  Nomoi  setzen  der  mechanischen  Naturerklärung  Beweise 
für  das  Walten  einer  weltregierenden  Vernunft  und  für  das  Da- 
sein der  Götter  entgegen.  In  den  Nomoi  verknüpfen  sich  damit 
Beweise  für  eine  den  Menschen  zugewandte  göttliche  Fürsorge 
und  für  die  Unbesteclilichkeit  der  Götter  gegenüber  Opfern  und 
Gebeten.  Der  Fürsorgebeweis  findet  angesichts  der  anscheinen- 
den Ungerechtigkeit  menschlicher  Schicksale  seine  Ergänzung 
in  einer  Theodizee.  Theologisch  fruchtbar  ist  auch  der  Timaios; 
die  Lehren  über  die  Gottheiten  stehen  aber  lüer  in  engster  Ver- 
bindung mit  der  Naturphilosophie,  die  im  Zusammenhange  zu 
besprechen  ist. 

Naturphilosophie.  Die  Welt  ist  dem  Timaios  zufolge 
vom  Weltbildner  nach  dem  Muster  (der  Idee)  des  voll- 
kommensten Lebewesens  geschaffen,  das  alle  anderen  Wesen 
in  sich  befaßt.  Die  Verbildlichung  dieser  und  damit  auch  der 
ihr  untergeordneten  Ideen  geschah  in  dem  leeren  Räume,  der 
der  Muttersehoß  alles  Werdenden  ist,  zugleich  aber  auch  einer 
bildsamen  Materie  verglichen  wird.  Die  Welt  ist  so,  ihrem 
Urbilde  entsprechend,  ein  vernunftbegabtes  Wesen,  eme  sehge 
Gottheit.  Den  Anfang  der  Schöpfung  machte  die  Gestaltung 
der  vier  Elemente.  Sie  setzen  sich  zusammen  aus  regel- 
mäßigen mathematischen  Körpern,  die  entstanden,  indem  Teile 
des  leeren  Raumes  durch  Flächen  begrenzt  wurden,  und  zwar 
besteht  das  Feuer  aus  Tetraedern,  die  Luft  aus  Oktaedern,  das 
Wasser  aus  Ikosaedern  und  die  Erde  aus  Würfeln.  Dem  aus 
diesen  Elementen  gebildeten  Weltkörper  wurde  eine  Weltseele 


;^4    §  •i--    Piatons  Philosophie  II:  Theologie.    Xaturphilosophie.    Psychologie. 

ein-  uufl  uiiigeleot,  die  das  Produkt  einer  Mischung  aus  dem 
nng-eteilten  (idealen)  und  dem  geteilten  (sinnlichen)  Seienden  ist 
und  dadurch  vermag,  sowohl  die  Objekte  der  Wahrnehmung  (das 
Sinnliche)  mit  richtigen  Vorstellungen  wie  die  der  Vernunfttätig- 
keit  (das  Übersinnliche)  mit  Einsicht  und  Wissen  zu  erfassen. 

Als  Einzelformen  lebender  Wesen  enthält  die  Welt  die 
himmlischen  Götter  und  die  in  der  Luft,  im  Wasser  und  auf 
der  Erde  lebenden  Geschöpfe.  Himmlische  Götter  sind  die 
gröi^tenteils  aus  Feuer  gebildeten  Gestirne,  mit  deren  Er- 
schaffung zugleich  die  in  zählbare  Momente  sich  gliedernde 
Zeit  entstand.  Die  Mitte  der  Welt  ninunt  die  Erde  ein,  die 
älteste  Gottheit  innerhalb  der  Weltkugel.  Andere  Gottheiten 
außer  den  genannten  (die  des  Mythus  und  Volksglaubens)  sind 
nicht  Gegenstand  wissenschaftlicher  Theorie.  Allen  geschaffenen 
Göttern  übertrug  der  Weltschöpfer  die  Bildung  der  übrigen 
Wesenskategorien.  Nur  die  menschlichen  Seelen,  bezw.  ihr 
unsterblicher  Teil,  sind  sein  unmittelbares,  eigenes  Werk. 

Die  unterhalb  des  Menschen  stehenden  lebenden  Wesen  er- 
klären sich  aus  einer  mit  Abnahme  der  Vernunft  Hand  in  Hand 
gehenden  Degeneration  des  Menschen,  analog  der  Degeneration, 
der  schon  innerhalb  des  Menschlichen  das  Werden  des  Weibes 
aus  dem  Manne  zuzuschreiben  ist. 

Die  Elemententheorie  führt  zur  Behandlung  zahlreicher 
physikalisch-naturwissenschaftlicher  Sonderfragen,  die 
Schöpfungsgeschichte  des  Menschen  zu  einer  eingehenden 
Ätiologie  und  Teleologie  des  menschlichen  Organis- 
mus, denen  sich  nosologische  und  therapeutische  Kr- 
örterungen  anschließen. 

Psychologie.  Charakteristisch  für  die  Seele  ist  ihr  Wirken 
als  Lebensprinzip.  Sie  ist  im  Gegensatze  zum  Körperlichen 
das  sich  selbst  Bewegende  und  damit  L^rgrund  und  Quelle 
aller  Bewegung  überhaupt.  Noch  im  Phaidon  steht  die  Seele 
als  der  der  Idee  wesensverwandte  und  somit  einheitliche  Teil 
des  Menschen  dem  Leibe  als  dem  zusammengesetzten  und  der 
sinnlichen  Welt  entsprechenden  entgegen.  Von  der  Politeia  an 
hingegen  lehrt  Piaton  eine  Geteiltheit  der  Seele.  Darnach  zer- 
fällt diese  in  die  Vernunft  (ro  'Aoyiatr/.öv),  das  Mut  artige  (tö 
S-vuoeideg)  und  das  Begehrende  (rb  hiid^vi.niTr/.6v).  Im  Timaios 
werden  diese  drei  Teile  in  bestimmten  Gegenden  des  Leibes 
lokalisiert,  die  Vernunft  im  Haupte,  das  Mutartige  z\Ndschen 
Hals  und  Zwerchfell,  das  Begehrende  zwischen  Zwerchfell  und 
Nabel.    Die  Vernunft  ist  zur  Herrschaft  über  die  beiden  anderen 


§  42.     Piatons  Philosophie  II:  Theologie.    Naturphilosophie.    Psychologie.   345 

Seelenteile  berufen,  das  Mutartigc  als  Mittelglied  dient  ihrer 
Wirkung  auf  das  von  Hause  aus  widerstrebende  Begehrende. 
Nach  dem  Vorwiegen  des  einen  oder  des  andern  Soelcnteiles 
scheiden  sieh  die  Charaktere  der  verschiedenen  Völker  und 
\"ülkergruppen. 

Außer  dem  ^Fenschen  sind  unter  den  irdischen  Objekten 
auch  die  Tiere  und  Pflanzen  beseelt.  Erstei-en  kommen  die 
beiden  unteren  Seelenteile,  letzteren  nur  der  unterste  zu. 

Über  dem  Menschen  stehende  beseelte  Wesenheiten  sind  der 
W'eltbildner  (Timaios),  die  Ideen  (Sophistes),  die  Gestirngottheiten 
und  die  Erde  sowie  das  Weltall  als  Ganzes  (Timaios),  ferner  die 
zwischen  Göttern  und  Menschen  vermittelnden  Dämonen  und 
die  weiteren  Halbgottheiten  (Epinomis).  Sie  alle  sind  mit  dem 
obersten  Seelenteile,  der  Vernunft,  begabt.  Neben  der  ver- 
nünftigen und  guten  Weltseele  wird  in  den  Nomoi  und  der 
Epinomis  auch  eine  vernunftlose  und  böse  angesetzt,  die  aber 
ihrer  Gegnerin  unterlegen  ist. 

Die  Seele  gilt  Piaton  als  unsterblich.  Doch  wird  diese 
Unsterblichkeit  im  Timaios  ausdrücklich  auf  den  obersten  Seelen- 
teil beschränkt.  Den  ßcAveis  für  die  Unsterblichkeit  hat  Piaton 
im  Phaidon,  in  der  Politeia  und  im  Phaidros  zu  führen  gesucht. 
In  der  näheren  Ausgestaltung  seiner  Unsterblichkeitslehre  schheßt 
er  sich  der  pythagoreischen  Seelenwanderungslehre  an.  Darnach 
ist  die  Seele  im  Verhältnis  zum  Leibe  nicht  nur  post-,  sondern 
auch  präexistierend.  In  den  Einzelheiten  der  psychologischen 
Eschatologie  sind  Mythisches  und  Dogmatisches  aufs  engste 
ineinander  verschlungen. 

Die  Temperamentenlehre  ist  wegen  ihrer  ethischen  Orientie- 
rung in  §  48  zu  besprechen. 

Für  das  Einzelne  ist  auf  die  genetische  Darstellung  in  §  40  zu  verweisen. 
innerhalb  deren  folgende  Fundstellen  zu  verzeichnen  sind. 

Theologie.  Bekämpfuny  anthropopathischer  Vorstelhimjen,  oben  tS.  292 
(Politeia);  vgl.  auch  S.  251  (Euthyphron). 

Iclee  des  Guten,  o.  S.  286  f.  (Politeia).  Ihre  Identität  mit  der  (höchsten)  Gott- 
heit suchen  Zeller,  Phil.  d.  Gr.  II  1*  S.  707  ff.  und  Gomperz,  Griech.  Denker  II 
S.  485  zu  erweisen ;  anders  Raeder,  Plat.  philos.  Entw.  S.  381  f. 

Betonung  des  Religiösen  in  Piatons  Altersjahren,  o.  S.  299. 

Vergöttlichung  der  Ideen,  o.  S.  308  (Sophistes).  Beteeise  für  das  Walten  einer 
tceltregierenden  Vernunft  und  für  das  Dasein  der  Götter,  oben  S.  315  (Philebos). 
S.  331  (Nomoi);  vgl.  auch  Sophist.  265c,  Tim.  46 cd.  Göttliche  Fürsorge,  oben 
S.  331.     Unbestechlichkeit  der  Götter,  o.  S.  331.     Theodizee,  o.  S.  331. 

Naturphilosophie.  Die  Welt  als  Gottheit,  o.  8.  320.  Raum,  o.  S.  322. 
Raum  und  Materie,  o.  S.  324  f.    Daß  Piaton  nicht  an  ein  körperliches  Substrat 


246  §  ■!-•     riatoiis  Philosophie  II:  Theologie.    Naturphilosophie.    Psychologie. 

der  Weltschöpfung  denkt,  bestätigt  Aristoteles  Phys.  A  2,  209  b  11  ff. :  WAtcov 
Ttjf  i'?.tj)'  xai  Ti/r  ymoav  ravTÖ  ffT]atr  etyai  iv  no  Tiuatoy  rö  yäo  fieialyiJTixov  (das 
die  Idee  aufnehmende  zweite  Prinzip  der  Weltbildung)  y.al  zi]v  -/oigav  er  y.al 
TavTÖr.  Im  übrigen  vgl.  zum  Streit  über  die  platonische  „Materie'"  Zeller, 
Philos.  d.  Griech.  II  1-*  S.  727  ff.  sowie  die  dort  und  unten  S.  112*  verzeichnete 
Literatur. 

Elemente,  o.  S.  320.  322  (Timaios),  S.  335  (Epinorais;  hier  fünf  Elemente). 
Weltseele,  o.  S.  321.  Einxelformen  lebender  Wesen,  o.  S.  321  (Timaios),  S.  335 
(Epinorais).  Erde  im  Mittelpunlde  der  Welt,  o.  S.  321.  (Daß  Piaton  später  von 
seiner  geozentrischen  Lehre  abgegangen  sei,  berichtete  Theophrast  nach  Plut. 
Quaest.  Plat.  8,  2  S.  1231,  37  ff.  Dübn.,  vgl.  Plut.  .Xuma  11.)  Bildung  der 
übrigen  Wesenskategorien  durch  die  geschaffenen  Götter,  o.  S.  322.  Unterhalb  des 
Menschen  stehende  Lebeivesen,  o.  S.  324. 

Physikalisch-natuncissenschaftliclie  Sonderfragen,  o.  S.  323. 

Ätiologie  tind  Teleologie  des  menschlichen  Organismus,  o.  S.  322.  323. 

Nosologie  und  Therapeutih,  o.  S.  323  f. 

Psychologie.  Seele  Lebensprinzip,  o.  S.  282  (Phaidon).  Sich  selbst  Be- 
uegendes,  o.  S.  295  (Phaidros),  S.  331  (Xomoi),  S.  335  (Epinomis).  Urgrund  und 
Quelle  aller  Bewegung  überhaupt,  o.  S.  295  (Phaidros),  8.  331  (Xomoi). 

Seele  einheitlich,  o.  S.  282  (Phaidon).  Seele  dreigeteilt,  o.  S.  288  ff.  (Politeia) 
.^.  294  ff.  (Phaidros),  S.  323  (Timaios). 

Lokalisierung  der  Seelenteile,  o.  S.  323  (Timaios). 

Völkerpsychologie,  o.  S.  288  f.  290  (PoUteia). 

Beseelung  der  Tiere,  o.  S.   322.  324  (Timaios);  vgl.  Politeia  441b. 

Beseelung  der  Pflanzen,  o.  S.  335  (Timaios,  Epinomis). 

Der   Weltbildner,  o.  S.  320  ff.  (Timaios). 

Die  Ideen  beseelt,  o.  B.  308  (Sophistes). 

Gestirngottheiten,  o.  S.  321  (Timaios).  S.  331  (Nomoi),  S.  335  (Epinomis). 

Erde,  o.  B.  321  (Timaios). 

Das   Weltganxe  beseelt,  o.  S.  320  (Timaios). 

Dämonen,  o.  S.  276  f.  (Symposion),  S.  335  (Epinomis);  im  übrigen  s.  E.  Heinze, 
Xenokrates  S.  89  ff. 

Wasserhalbgottheiten ,  o.  S.  335  (Epinomis). 

Gute  und  böse  Weltseele,  o.  S.  331  (Xomoi),  S.  33.'>  (Epinomis).  Die  böse 
Seele  wird  Xomoi  896  e  ff.  zwar  angesetzt,  bleibt  aber  ohne  Verwendung,  da  die 
Welt  und  alles  in  ihr  Befindliche  von  der  guten  Seele  regiert  sein  soll.  Etwas 
liestimmter  sagt  die  Epinomis,  das  (von  der  besten  Seele  gewirkte)  Gute  habe 
das  (von  der  bösen  Seele  gewirkte)  Böse  überwunden  und  überwinde  es  noch. 
Über  die  verschiedenen  Deutungen  der  Lehre  von  der  bösen  Weltseele  s.  Zeller, 
Phüos.  d.  Gr.  II  1*  S.  973  f. 

Unsterblichkeit  der  Seele,  Prä-  und  Postexiste?ix,  Seelenuanderung,  o.  S.  263 
(Menon),  S.  281  ff.  (Phaidon),  S.  292  (Politeia),  S.  295  (Phaidros),  S.  322  (Ti- 
maios). 

Psychologische  Eschatologie  in  mythischer  Form,  s.  besonders  Gorg.  .523  a  ff. 
524  d  ff.,  Phaidon  107  d  ff.,  Politeia  614  b  ff. 


§  43.    Piatons  Philos.  III :  Ethik,    a)  Allgemeines.  Ethik  des  Individuums.  ;]47 

§  43.  Piatons  Philosophie  111:  Ethik.  a)  Allge- 
meines.    Ethik  des  Individuums. 

Piatons  Etliik  ist  eudämonistlsch:  höchstes  Gut  ist  die 
Glückseligkeit.  Für  die  Bestimmung  ihres  Wesens  ist  in  den 
Dialogen  der  reifen  Mannesjahre  die  Ideenlehre  entscheidend. 
Nur  das  Leben  in  der  Ideenwelt  gewährt  wahres  Glück. 
Für  die  Bewertung  der  sinnlichen  Welt  ergibt  sich,  jenachdem 
ihr  positives  oder  ihr  negatives  Verhältnis  zur  Ideenwelt  betont 
wird,  ein  doppelter  Standpunkt:  sie  dient,  insofern  sie  an  der 
Ideenwelt  teilhat  und  ihr  Abbild  ist,  als  Mittel  des  Aufstiegs 
zum  Idealen  (Weltbejahung);  insofern  sie  andererseits  als 
voller  Realität  entbehrende  Scheinwelt  zur  Ideenwelt  im  Gegen- 
satze steht,  ist  sie  dem  Leben  in  der  Ideenwelt  hinderlich 
(Welt  Verneinung). 

Der  nach  der  Ideenlehre  orientierten  Auffassung  der  Eudä- 
monie  geht  in  Piatons  frühester  Zeit  (im  Protagoras)  eine  an 
Sokrates  anknüpfende  hedonistische  voraus,  auf  die  er  in 
seinem  späten  Alter  (in  den  Nomoi)  zurückgreift.  Den  Über- 
gang bildet  der  Standpunkt  des  Gorgias,  in  welchem  aus  der 
guten  Lust  das  Gute  als  letztes  Ziel  abstrahiert  wird.  Auf  der 
Seite  der  Altersdialoge  nimmt  der  Philebos  insofern  eine  ver- 
mittelnde Stellung  ein,  als  er  neben  der  Einsicht  auch  die  Lust, 
diese  freilich  als  ein  nur  sehr  untergeordnetes  Element  des 
Guten  betrachtet.  An  Stelle  des  Idealen  rückt  jetzt  auch 
hinsichtlich  der  Bedeutung  für  das  Gute  das  Mathematische 
(s.  S.  339). 

Treibendes  Moment  beim  Aufstiege  zu  den  Ideen  ist  der 
Eros,  unabweisliche  Voraussetzung  der  Glückseligkeit  die 
Tugend.  Hinsichtlich  der  letzteren  steht  Piaton  zunächst  ganz 
auf  dem  intellektualisti sehen  Standpunkte  des  Sokrates: 
Tugend  ist  Wissen,  Untugend  Unwissenheit  über  Güter  und 
Übel.  Neben  dem  Wissen  kann  aber  nach  dem  Menon  auch 
die  bloße  wahre  Vorstellung  das  richtige  praktische  Verfahren 
herbeiführen.  Durchbrochen  wurde  der  ethische  Intellektualis- 
mus durch  den  Satz  von  der  Dreigeteiltheit  der  Seele  (o.  S.  344  f.), 
durch  den  neben  dem  InteUekt  auch  anderen  psychischen  Fak- 
toren entscheidender  Einfluß  auf  das  sitthche  Verhalten  zuge- 
sprochen wurde.  Damit  war  Raum  geschaffen  für  eine  ethisch 
gerichtete  Temperamentenlehre,  die  das  sittliche  Ziel  in 
der  richtigen  Mischung  des  Raschen  und  Heftigen  mit  dem 
Ruhigen  und  Gelassenen  innerhalb  der  Seele  erblickt.  Unter- 
stützend  wirkte   dabei   die   seit   dem   Gorgias    obwaltende,     auf 


348  §  J*^-    Piatons  Philos.  III:  Ethik,    a)  Allgemeines.   Ethik  des  Individuums. 

pythagoreische  ?]iiiüiisse  zurückgehende  Anschauung  von  der 
Tugend  als  Ordnung  und  Harmonie  der  Seele. 

Nach  vorhergehendem  Schwanken  festigt  sich  in  der  Politeia 
die  Lehre  von  vier  Haupt-  („Kardinal-')  Tugenden,  die  zu 
den  drei  Seelenteilen  und  ihrem  gegenseitigen  Verhältnis  in 
I^eziehung  gesetzt  werden.  Die  Weisheit  {ooq)ia)  ist  die 
Tugend  der  Verninift,  die  Tapferkeit  (avögela)  die  des  Mut- 
artigen. Die  Maßhaltung  (Besonnenheit,  oiocpQoovv}])  be- 
steht in  der  Einigkeit  des  ]\Iutartigen  und  Begehrenden  auf  der 
einen  und  der  Vernunft  auf  der  andern  Seite  über  den  Beruf 
der  letzteren  zur  Herrschaft.  Die  Gerechtigkeit  {di/.aioovvrj) 
als  allgemeine  Tugend  erweist  sich  darin,  daß  jeder  Seelenteil 
seine  ihm  eigentümliche  Aufgabe  erfüllt.  Unter  der  Herrschaft 
des  ethischen  Intellektualismus  gelten  alle  Tugenden  als  je  nach 
dem  Objekt  verschiedene  Äußerungen  des  nämlichen  Wissens 
von  Gütern  und  Übeln  und  bilden  somit  eine  Einheit.  Die 
ethische  Temperamentenlehre  hingegen  erkennt  in  der  Tapfer- 
keit als  Erscheinungsform  des  Raschen  und  Heftigen  und  der 
Besonnenheit  als  Erscheinungsform  des  Ruhigen  und  Gelassenen 
Gegensätze,  die  der  Ausgleichung  bedürfen.  Soweit  die 
Tugend  als  ein  Wissen  aufgefaßt  wird,  gilt  sie  als  lehr  bar. 

An  dem  sokratischen  Satze,  daß  niemand  freiwillig 
böse  sei,  hält  Piaton  durchweg  fest.  Einen  ausgesprochenen 
Determinismus  vertritt  er  im  Timaios. 

In  Anlehnung  an  orphisch-pythagoreische  Vorstellungen 
spricht  Piaton  in  mythischer  Form  von  Reinigung  der  Seele  und 
Vergeltung  ihres  Verhaltens  im  Weiterleben  nach  dem  Tode. 

Für  das  Einzelne  sehe  man  die  genetische  Darstellung  in  §  40.  Ins- 
besondere sei  Folgendes  angeführt. 

GlückseliyLeit  und  Leben  in  der  Ideenwell,  oben  S.  291  (Politeia);  vgl. 
Politeia  576  e. 

Zirrifache  Bewertung  der  sinidiclien  Welt,  o.  S.  280  (Symposion.  Phaidon). 
"Weltflucht  des  Philosophen  =  möglichste  Verähnlichung  mit  der  Gottheit, 
Theait.  17Gab  (Spätere  Erhebung  dieser  VerähnUchung  [dazu  auch  Politeia 
61;5ab]  zum  „Telos"  der  platonischen  Philosophie,  o.  S.  6). 

Hedonisums,  o.  S.  241  f.  (Protagoras),  S.  328,  vgl.  S.  327  (Xomoij.  Berück- 
sichtigung des  Lustprinzips  in  der  Politeia,  o.  S.  292. 

Standpunkt  Piatons  i)n  (Sortjias  hinsichtlicti  der  Lust  und  des  Guten,  oben 
S.  259.  261. 

Vermittelnder  Statulpunkt  im  Pkilebos,  o.  S.  315  ff. 

Das  Mathematische  in  seiner  Beziehung  zum  Guten,  o.  S.  317.  319  (Philebos). 

Eros.  0.  S.  276  ff.  (Symposion),  S.  294  ff.  (Phaidros). 

Tugend  und  Glückseligkeit,  o.  S.  285  ff,  (Politeia). 


§  44.    Piatons  Philosophie  III :  Ethik,    b)  Ethik  des  Gemeinwesens.       349 

Intellektualistisclier  Standpunkt,  o.  S.  241  (Protagoras).  S.  244  f.  (Lachesi, 
S.  245  f.  (Charmides),  S.  263  (Menon). 

Wahre    Vorstellung  als  Grundlage  richtigen  Handelns,  o.  S.  263  (Menon  i. 

Die  Lehre  von  der  Breigeteiltheit  der  Seele  in  ihrer  Einwirkung  auf  die 
Ethik,  0.  S.  289  f.  (Politeia). 

Ethische  Tempcramcntenlehre,  o.  S.  291  (Politeia),  S.  313.  314  (Politikos), 
S.  329  cNomoi). 

Tugend  =  Ordnung  und  Harmonie  innerhtdb  der  Seele,  o.  S.  259  (Gorgias), 
S.  32.5  (Tiraaios). 

Haupttugenden,  o.  S.  287.  290.  Vgl.  auch  S.  251  (Eiithyphron)  über  öoior 
und  f)iy.uiov. 

Einheit  der  Tugenden,  o.  S.  241  (Protagoras),  S.  244  f.  (Laches),  S.  245  f. 
(Charmides). 

Tapferkeit  und  Besonnenheit  Gegensätxe,  o.  S.  313  (Politikos). 

Lehrbarkeit  der  Tugend,  o.  S.  241.  243  (Protagoras),  S.  263  (Menon). 

Niemand  freiwillig  böse,  o.  S.  241  (Protagoras),  S.  324  (Timaios),  S.  330 
(Xomoij ;  vgl.  Prot.  345  d  f. 

Determinismus,  o.  S.  324  (Timaios). 

Reinigung  der  Seele  und  Vergeltung  ihres  Verhaltens  im  Weiterleben  nach  dem 
Tode,  0.  S.  260  (Gorgias),  S.  282  (Phaidon),  S.  292  (Politeia),  S.  322  (Timaios). 

$  44.  Piatons  Philosophie  III:  Ethik,  b)  Ethik  des 
Gemeinwesens:  Staats-  und  Gesellschafts-,  Erziehungs- 
und Kunstlehre. 

Staats-  und  Gesellschaftslehre.  Die  Ethik  des  Gemein- 
wesens wird  in  Piatons  größter  Zeit  ebenso  von  der  Ideenlehre 
beherrscht,  wie  die  des  Individuums.  Es  gilt,  den  Staat  nach 
dem  ^IusJ:er  der  idealen  Welt  zu  gestalten,  insbesondere  die 
Idee  des  Guten  in  ihn  hineinzubilden.  Dies  ist  (nach  der  Poli- 
teia) Aufgabe  der  zur  Herrschaft  berufenen  Philosophen,  die  als 
Auslese  des  zweiten  Standes  die  vollkommenen  Wächter 
{(fvka/.EQ  rtavTsleig)  genannt  werden.  Den  zweiten  Stand  bilden 
die  Wächter  ((pvXay.eg)  im  weiteren  Sinne  (die  Krieger),  die  das 
Land  gegen  äußere  Feinde  zu  verteidigen  {Ttqo7tolBj.ioiVTEg)  und 
den  Philosophen  zur  Durchführung  ihrer  Anordnungen  die 
bewaffnete  Hand  zu  leihen  haben  (Helfer,  iuUovQOL).  Der  dritte 
Stand,  der  der  Ge werbtreibenden  (im  weitesten  Sinne:  yeioQyol 
■/.cd  df^iiioioyol),  dient  den  materiellen  Interessen.  Diese  drei 
Stände  gehen  in  ihrem  Wesen  und  in  ihren  Tugenden  den  drei 
Seelenteilen  (s.  §  42)  parallel.  Grundsatz  ist  für  jeden  Stand  die 
ausschließliehe  Beschäftigung  mit  seiner  Aufgabe  {ra 
eavTo'v  TTgaTTEiv),  woraus  für  die  beiden  ersten  Stände  die  Ent- 
haltung von  jeglicher  erwerbenden  Tätigkeit  folgt. 
Dementsprechend  ist  ihnen  jeder  Privatbesitz  untersagt,  der 
auch  als  Quelle  von  Interessendivergenzen  um  der  Einheitlich- 


350       §  ^■^-     Piatons  Philosophie  III:  Ethik,     b)  Ethik  des  Gemeinwesens. 

keit  des  Staates  willen  verworfen  A\'iid.  Zugunsten  dieser 
Einheitlichkeit  werden  auch  Ehe  und  Eamilie  aufgehoben  und 
Frauen-  und  Kindergemeinschaft  verlangt.  Die  Frauen 
erhalten,  abgesehen  von  den  imabweislichen  Folgen  des  physi- 
schen Geschlechtsunterschiedes,  völhge  Gleichstellung  mit  den 
Männern  in  Pflichten  und  Rechten. 

In  Piatons  Altersdialogen  (Politikos  und  Xomoi)  geht  Hand  in 
Hand  mit  der  Zurückstellung  der  ontologischen  Ideenlehre  auch  eine 
Neuorientierung  der  Staatstheorie.  An  Stelle  der  philosophischen 
(ideenkundigen)  Regenten  treten  im  Politikos  die  im  sok rati- 
schen Sinne  wissenden  (sachverständigen)  Herrscher, 
in  den  Xomoi  ein  nach  Natur  und  Schulung  geeignetes 
Beamtentum,  auch  hier  ohne  daß  der  Ideenlehre  gedacht 
würde.  In  Zusammenhang  mit  dieser  Herabstimmung  stehen 
die  größere  Berücksichtigung  der  in  der  Erfahrung 
gebotenen  Verhältnisse  des  staatlichen  Lebens  und 
der  geschichtlich  gegebenen  Staatsformen,  sowie  die 
Ersetzung  der  absoluten  Philosophenherrschaft  durch 
ein  gesetzlich  gebundenes  Regiment.  Die  Aufhebung  des 
Privatbesitzes  und  Einführung  der  Frauen-  und  Kindergemein- 
schaft gelten  auch  jetzt  noch  als  wünschenswert,  werden  aber 
angesichts  ihrer  Undurchführbarkeit  fallen  gelassen. 

Prinzip  für  die  Gestaltung  der  Verfassung  ist  in  den  Nomoi 
che  Verbindung  von  Monarchie  und  Demokratie.  Damit 
ist  der  Grund  gelegt  für  die  in  der  weiteren  Entwicklung  der 
antiken  und  modernen  Staatstheorie  stark  hervortretende  For- 
derung einer  ^Mischung  und  gegenseitigen  Temperierung  der 
Staatsgrundformen.  —  Ganz  dem  Rahmen  der  Pohtik  eingefügt 
ist  die  platonische 

Erziehungslehre.  Die  philosophischen  Regenten 
sind  nach  der  Politeia  vermittelst  eines  durch  ihr  ganzes  Leben 
hin  sich  erstreckenden  Bildungskursus  für  ihre  Aufgabe  zu  be- 
fähigen. Seine  Grundlage  bilden  die  herkömmhchen  Büdungs- 
fächer,  Musik  (in  einem  weiteren,  auch  die  Beschäftigung  mit 
der  Literatur  umfassenden  Sinne)  und  Gymnastik.  Darauf 
baut  sich  das  Studium  der  mathematischen  Wissen- 
schaften (einschließhch  Astronomie  und  Harmonik).  Den  Gipfel 
bildet  die  Befassung  mit  der  Ideenwelt  (Dialektik),  inner- 
halb deren  wieder  die  Betrachtung  der  Idee  des  Guten  den  erst 
nach  dem  fünfzigsten  Lebensjahre  zu  erreichenden  Höhepunkt 
darstellt.  Zur  Vermeidung  der  Weltentfremdung  wird  der  theo- 
retische  Kursus    durch    eine    fünfzehnjährige    Periode    prak- 


i;  44.     Piatons  Philosophie  III:  Ethik,     b)  Ethik  des  Gemeinwesens.       ;]5J 

tiselier  Betätigung-  in  politisc-hen  und  militärisclicn  Ämtern 
unterbrochen.  Die  Bildung  des  zweiten  Standes  beschränkt 
sich  auf  Musik  und  Gymnastik,  die  des  dritten  ist  überhaupt 
nicht  Gegenstand  staatlicher  Fürsorge. 

In  Piatons  Altersschriften  treten  —  wieder  entsprechend  der 
Zurückstellung  der  Ideenlehre  —  die  mathematischen  Wissen- 
schaften an  die  Spitze  der  Bildungsmittel,  Besonders  betont 
wird  die  Astronomie  als  Basis  der  auf  Verehrung  der  Stern- 
gottheiten begründeten  Religiosität.  —  Wesentlich  unter  politi- 
schen und  pädagogischen  Gesichtspunkten  steht  auch  Piatons 

Kunstlehre,  insbesondere  seine  Ausführungen  über  die 
Dichtkunst.  Aus  den  Werken  der  Dichter  gelten  in  der  Poli- 
teia  zunächst  die  dem  Mythus  entnommenen  unwürdigen  Dar- 
stellungen von  Göttern  und  Unterwelt  und  die  Aussagen  über 
ungerechte  Menschenschicksale  als  jugendgefährlich  und  daher 
verwerflich;  ebenso  die  in  direkter  Rede  vorgetragenen  sittlich 
anfechtbaren  Äußerungen  der  Helden.  In  einem  späteren  Teile 
des  Werkes  wird  in  mehrfacher  Begründung  alle  mimetische 
Poesie  schlechthin  verurteilt,  Epos,  Tragödie  und  Komödie  aus 
dem  Idealstaate  ausgesclilossen  und  die  Zulässigkeit  der  Dichtung 
auf  Götterhymnen  und  Preislieder  zum  Lobe  wackerer  Menschen 
beschränkt.  Weniger  radikal  verfahren  die  Nomoi.  Doch  soll 
auch  nach  diesen  die  Poesie  strengster  staatlicher  Beaufsichtigung 
hinsichtlich  ihrer  sittlichen  Wirkungen  unterliegen.  Ein  Gleiches 
gilt  von  den  Schwesterkünsten  der  Poesie,  der  Gesangs-  und 
Tanzkunst.  —  Die  übliche  sophistische  Redekunst  wird  im 
Gorgias  als  Schein-  und  Schmeichelwesen  verworfen.  Mit  einer 
wissenschaftlichen,  auf  Dialektik  und  Psychologie  begründeten 
Rhetorik  befaßt  sich  der  Phaidros. 

Für  die  nähere  Ausführung  des  im  Paragraphentexte  Gegebenen  ist  auch 
hier  auf  die  genetische  Darstellung  in  §  40  zu  verweisen.  Im  einzelnen  sei  das 
Folgende  hervorgehoben. 

Staats-  und  Gesellschaftslehre.  Stände,  o.  S.  285  ff.  (Politeia);  vgl. 
auch  S.  320  (Timaios). 

Parallele  mit  den  Seelenteilen,  o.  S.  288  (Politeia). 

7a  mvzov  jigäzzeiv,  o.  fe.  286.  288  (Politeia);  vgl.  S.  298  (Phaidros). 

Aufhebung  des  Privatbesitzes,  Frauen-  und  Kinder gemeinschaft,  Gleich- 
stellung der  Frau  mit  dem  Manne,  o.  S.  291  (Politeia). 

Die  Staatstheorie  in  den  Altersdialogen,  o.  S.  311  ff.  (Politikos),  S.  327  ff. 
(Nomoi).     Verbindung  von  Monarchie  und  Demokratie,  o.  S.  327.  329.  334. 

Erziehungslehre.    Bildmigskursus  der  Regenten,  o.  S.  286  (Politeia). 

Frxiekungstheorie  der  Altersschriften,  o.  S.  327.  330.  332  f.  (Nomoi), 
S.  334  f.  (Epinomis), 


:^ry2  §  45.     Die  ältere  Akademie. 

Kunstlehre.  Stellung  der  Politeia  xtir  Poesie,  o.  S.  292  ff.  Standpunkt  der 
Sohioi,  0.  S.  327.  330.  333.  Oesangs-  und  Tanzkunst,  o.  S.  330  (Nomoi).  — 
Redekunst,  o.  S.  255  ff.  (Gorgias),  S.  294.  297  (Phaidros),  S.  317.  319  (Philebos). 

Eine  zusammenhängende,  auf  Prinzipien  fundierte  Ästhetik  ist  aus  Piatons 
Schriften  nicht  zu  gewinnen.  Im  einzelnen  vergleiche  man  außer  dem  oben  An- 
gemerkten u.  a.  die  Ausführungen  über  die  auf  delu  /noToa  und  Oeia  fiai-i'a  be- 
ruhende Dichtung  im  Ion  (o.  S.  239  f.)  und  Phaidros  (o.  S.  294.  297),  die  Verhand- 
lungen über  das  Schöne  im  Gr.  Hippias  (o.  S.  270  ff.),  im  Symposion  (o.  S.  277  f.  i 
und  Phaidros  (o.  S.  295  f.),  über  Tragödie  und  Komödie  im  Philebos  (o.  S.  31(); 
s.  auch  Symp.  22:>  d.  Politeia  395  a),  die  Stellung  der  Musik  im  Philebos 
(0.  S.  317. '319). 

s^  45.  Die  ältere  Akademie.  Die  Schule  Piatons  hielt 
in  ihrer  ersten  Ent^\^cklungsphase.  als  ältere  Akademie,  an  dem 
Dogmatismus  ihres  Begründers  fest  —  im  Gegensatze  zu  dem 
Skeptizismus  der  mittleren  und  neueren  Akademie  — ,  und  zwar 
"knüpfte  sie  an  die  pythagorisierende  Lehrform  der  plato- 
nischen Altersjahre  (Ideen  =  Zahlen)  an,  die  sie  fortsetzte  und 
'weiterbildete,  nicht  ohne  tiefgreifende  Veränderungen  im  ein- 
zelnen. Ihre  bekanntesten  Mitglieder  sind  zunächst  die  einander 
folgenden  Leiter  der  Schule,  Speusippos,  Xenokrates,  Po- 
lemon  und  Krates,  ferner  unter  Piatons  persönlichen  Schülern 
Philippos  aus  Opus,  Herakleides  Pontikos,  Eudoxos 
aus  Knidos.  Von  Späteren  verdient  besonders  Krantor 
als  Verfasser  der  berühmten  Schrift  IIeqI  rcav^ovg  genannt  zu 
werden.  Als  Abweichungen  von  der  platonischen  Lehre  smd 
hervorzuheben  die  Aufhebung  des  scharfen  Duahsmus  der  Er- 
kenntnistheorie durch  Speusippos  und  Xenokrates,  die  der  Ato- 
mistik sich  nähernde  Molekelntlieorie  des  Herakleides  Pontikos. 
die  Lehre  des  Eudoxos,  daß  die  Lust  das  Gute  sei.  Durch  das 
Streben  nach  systematisch  geschlossener  und  allseitiger  "Welt- 
erklärung zeichnete  sich  Xenokrates  aus,  während  Herakleides 
mit  der  These  von  der  Achsendrehung  der  Erde  auf  dem  Sonder- 
gebiete der  Astronomie  einen  wichtigen  Fortschritt  begründete. 
Die  ausdrückliche  Aufnahme  der  leiblichen  und  äußeren  Güter 
unter  die  Glückseligkeitsfaktoren  durch  Speusippos,  Xenokrates, 
Polemon  und  Krantor  sowie  die  Zulassung  gemäßigter  Affekte 
durch  Krantor  drücken  der  akademischen  Ethik  den  Stempel 
der  Milde  auf,  durch  die  sie  (ebenso  wie  die  peripatetische  Ethik) 
sich  von  der  strengeren  Richtung  des  Kynismus  und  der  Stoa 
unterschied. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehre  älterer 
Akademiker:  Diog.  Laert.  B.  4,  B.  8.  86  ff.  (Eudoxos).  Academicorum  philo- 
sophorum  index  Herculanensis  (d.  i.  Philodem.  s.  o.  S.  27,  unten  §  öO).     Philod. 


§  45.     Die  ältere  Akademie.  35)^ 

Khetor.  I  35U;  II  173  Sudh.  (vgl.  Diog.  Laert.  4,  11);  dazu  W.  Crönert,  Kolot. 
u.  Mened.  S.  67  ff.  Plat.  Epist.  G  (Echtheit  fraglich;  aber  wohl  als  Quelle  be- 
nutzbar [Hermias,  Erastos,  KoriskosJ).  Dittenberger,  Syll.  inscript.  Graec* 
No.  122  (Hermias  und  seine  [akademischen]  Grenosson).  Für  mehrere  Philosophen 
Artikel  bei  Suidas.  Die  doxographische  Überlieferung  bei  Diels,  Doxogr.  Gr.. 
s.  Index  unter  Speusippus,  Xenocrates  usw.  Weitere,  für  Einzelancaben  ein- 
tretende, Quellen  bei  Zeller,  Philos.  d.  Gr.  II  1*,  S.  982  Anm.  1  ff.'  Für  die 
Männer  athenischer  Herkunft  ist  das  Quellenmaterial  gesammelt  bei  ,1.  Kirchner, 
Prosopographia  Attica  (Krates  No.  8745,  Poleraon  No.  11  888,  Speusippos 
No.  12  847). 

Verzeichnis  der  bekannten  älteren  Akademiker  mit  den  antiken 
Belegstellen  bei  Zeller  a.  a.  O.  S.  auch  oben  S.  195  über  Verzeichnisse  der 
Schiller  Piatons  und  Athen.  11  S.  508  d  ff.  über  das  politische  Verhalten  zahl- 
reicher Piatonschüler  (vom  Standpunkt  eines  Gegners  der  Schule). 

Schriften:  Mit  Sicherheit  nur  Fragmente  erhalten  (Epinomis  s.  oben 
S.  336  f.).  Ungenügende  Sammlung  bei  Mullach,  Fragm.  philos.  Graec.  III, 
S.  51  ff.  Eine  Sammlung  der  Fragmente  der  älteren  Akademiker  (mit  Ein- 
schluß des  Herakleides  und  Eudoxos)  ist  auf  Anregung  der  Berliner  Akademie 
zu  erwarten.  Als  Teilstück  einer  Lösung  dieser  Aufgabe  hat  W.  W.  Jaeger 
J'hilippos  von  Opi(s  behandelt.  Die  von  der  Akademie  mit  dem  Preise  ge- 
krönte Schrift  ist  noch  nicht  erschienen.  Vgl.  Abh.  d.  Berl.  Akad.  j^hilos.- 
hist.  Kl.  1914,  S.  XVIII  f.  Bis  jetzt  liegen  vor  die  Spezialsammlungen  (mit 
Schriftenverzeichnissen):  Speusippos:  Paulus  Lang,  De  Sp.  Academici  scriptis. 
Accedunt  fragmenta,  Bonnae  1911,  Diss.  Briefe  zweifelhafter  Echtheit  in  der 
Sammlung  der  Sokratikerbriefe  (s.  die  Ausgabe  von  Leo  Allatius,  Paris  1637). 
Über  vielleicht  Speusippos  gehörende  Briefe  der  platonischen  Briefsammlung 
Const.  Ritter,  Neue  Unters,  über  Piaton,  s.  S.  104*.  XoioLrates :  Rieh.  Heinze, 
s.  S._119^  Philodem.  Rhet.  I  S.  350.  II  S.  173  Sudh.;  Crönert,  Kolot.  u.  Mened. 
S.  t)i.  Herakleides  Pontikos:  Die  Fragmente  in  O.  Voss'  Dissert.,  s.  u.  S.  119*. 
Schriftenverzeichnis  auch  bei  Daebritz,  s.  u.  S.  119*.  Krantor:  Die  Fragmente 
bei  Fr.  Kayser,  s.  u.  S.  119*  (erschien  1841,  nicht  1881).  Eine  unter  dem  Namen 
des  Kudoxos  überlieferte  rZ/r»;  gab  nach  dem  Vorgange  von  Brauet  de  Presle 
heraus  Fr.  Blass:  Eudosi  ars  astronomica  qualis  in  charta  Aegyptiaca  superest, 
Kiel  1887,  Pr.  S.  dazu  Hultsch,  Artikel  Eudoxos  8  bei  Paiüy-Wissowa 
(11.  Halbb.  S.  949  f.).  Eine  neuplatonische  Fälschung  wahrscheinlich  auf  den 
Namen  des  Akademikers  Philippos  veröffentlichte  Hercher,  Hermes  3  (1869), 
382  ff.  Die  auf  den  Namen  des  Cliion  gefälschten  Briefe  s.  bei  Hercher,  Epistol. 
Gr.  S.  194-206. 

Chronologie:  Jacobv.  ApoUodors  Chronik  S.  312  (Speusippos),  314  (Xeno- 
krates,  Eudoxos),  342  (Poleinon),  344  (Krates).  Rühl,  Rhein.  Mus.  62  (1907),  429 
(Xenokrates). 

Bildliche  Darstellungen:  Die  auf  die  Akademie  gedeuteten  Mosaiken 
von  Torre  Annunziata  und  Umbra  Sarsina  s.  bei  E.  Petersen,  Rom.  Mitt.  12 
(1897),  328  ff.  Diels,  Archäol.  Anz.  1898,  120  ff.  Bernoulli,  Griech.  Ikonogr. 
II  34  ff.  (hier  auch  die  Literatur).  Weiteres  bei  F.  Hiller  von  Gaertringen  und 
C.  Robert,  Hermes  37  (1902),  128  f.  F.  Hiller  von  Gaertringen,  Bull.  d.  corr. 
hell.  36  (1912).  237.  —  Zu  den  Bildern  des  Xenokrates  s.  Synes.  Epist.  154 
S.    1 36  Hercher  (aEuro.-Tgoaco.Tovoiv  rrrto  r«c   Efroy.oärov-;  ely.öra;). 

Die  platonische  Schule,  über  deren  Organisation  das  oben  S.  199  Bemerkte 
zu  vergleichen  ist,  erhielt  sich  ohne  Unterbrechung  bis  zum  Ausgange  des  Alter- 
tums, doch  so,  daß  ihre  Lehrtradition  nur  anfänglich  im  ganzen  den  platonischen 
Grundcharakter  bewahrte,  späterhin  aber  sich  in  verschiedenen  Phasen  von  dem 
•echten  Piatonismus  weit  entfernte.  Man  unterscheidet  dementsprechend  die 
Lehren  der  dem  platonischen  Dogmatismus  treu  bleibenden  älteren  Akademie 
{§  45),  der  zuerst  skeptischen,  dann  wieder  dogmatisierenden  aber  eklektischen 
mittleren  und  neueren  Akademie  (§  65),  auf  die  der  größtenteils  eklektische 
mittlere  Piatonismus  (§  70)  und  der  die  platonische  Lehre  von  Grund  aus 
umgestaltende  Neupiaton ismus  (§§  78 — 85)  folgen. 

U  e  b  e  r  w e  g ,  Grundriß  I.  23 


j],"54  §  "^5.    Die  ältere  Akademie:  Speusippos. 

Die  ältere  Akademie  umfaßt  zunächst  einen  Kreis  von  Männern,  die  ais- 
unmittelbare Schüler  Piaton  persönlich  nahe  standen.  Unter  ihnen  sind  un» 
Dien  (0.  S.  193.  199.  201)  und  Philippos  von  Opus  (o.  S.  194)  bereits  be- 
gegnet. Mehr  als  sie  treten  Piatons  Schwestersohn  Speusippos,  Xenokrates 
aus  Chalkedon,  Herakleides  der  Pontiker,  Eudoxos  aus  Knidos  und 
Hermodoros  aus  Syrakus  (letzterer  nur  als  Platoubiograph)  hervor.  Piatons 
bedeutendster  Jünger,  Aristoteles,  wird  als  Begründer  einer  neuen  Schule  besonders 
behandelt  werden  (§  46  ff.).  Unter  den  Vertretern  einer  späteren  Generation 
sind  Polemon  und  Krates,  beide  aus  Athen,  sowie  Krantor  aus  Soloi 
in  Kilikien  von  Bedeutung.  Das  Amt  des  Schulleiters  bekleideten  nacheinander 
Speusippos  (348/7—339/8),  Xenokrates  (339/8—315/4),  Polemon  (315/4—270/69)  und 
Krates  (270/69-268/4  [Olymp.  1281>. 

Unser  Wissen  über  die  Philosophie  der  älteren  Akademie  ist  lückenhaft,  da 
uns  aus  ihrem  Kreise  wahrscheinlich  keine  Schrift  erhalten  ist/)  die  w()rtlichen 
Fragmente  an  Zahl  und  Umfang  verhältnismäßig  gering  sind,  imd  Mir  uns  somit 
auf  die  oft  nur  notizenhaften  Angaben  des  Aristoteles  und  Späterer  angewiesen 
sehen,  die  häufig  die  Lehren  der  Akademiker  neuen  Gesichtspunkten  unterordnen 
und  dadurch  verzerren.  Dazu  kommt  [noch  die  Schwierigkeit,  zwischen  den 
PhUosophemen  Piatons  und  denen  seiner  nächsten  Nachfolger  eine  scharfe  Grenze 
zu  ziehen.  Piatons  Lehre  ist  in  seinen  literarischen  Werken  nicht  erschöpft. 
Seine  mündlichen  Vorträge  aber  sind  uns  nur  in  einigen  Pimkten  bekannt.  So 
steht  z.  B.  dahin,  ob  nicht  die  systematisierte  Lehre  von  den  Güterklassen 
(seehschen,  leiblichen  und  äußeren  Gütern)  und  ihrem  Verhältnis  zur  Glück- 
seligkeit, wie  sie  im  wesentlichen  übereinstimmend  Speusippos,  Xenokrates,  Pole- 
mon und  Krantor  zugeschrieben  wird  und  auch  in  Aristoteles  einen  Vertreter 
hatte,  schon  in  den  Vorlesungen  Piatons  vorgetragen  wurde,  mit  dessen  litera- 
rischen Äußerungen  sie  sich  z.  T.  deckt,  z.  T.  wenigstens  wohl  verträgt  (vgl.  die 
Stellen  bei  Zeller  II  1*,  951,  1).  Im  ganzen  steht  fest,  daß  die  ältere  Akademie 
sich  in  der  Hauptsache  an  die  pythagorisierende  Alterslehre  des  Schulstifters  an- 
schloß, dabei  aber  im  einzelnen  wichtige  platonische  Grunddogmen  aufgab. 
Dies  gut  sogleich  von 

Speusippos.  In  der  Erkenntnistheorie  gab  er  den  platonischen  Dualismus 
von  Wissen  und  W^ahrnehmung  preis,  indem  er  neben  der  wissenschaftlichen 
Verstandestätigkeit  {eziioD^i^ovixog  ).6yog)  eine  wissenschaftliche  Wahrnehmung 
{fnioirjuovixrj  alo-&r]aig)  anerkannte,  die  ihre  wissenschaftliche  Qualifizierung  von 
dem  Verstände  erborgend  zu  einer  irrtumslosen  Erkenntnis  der  Objekte  gelangt 
(fr.  29  Lang;  über  Piatons  Lehren  o.  S.  287.  300  ff.).  In  der  Metaphysik  unterschied 
er  nicht,  wie  Piaton,  nur  drei  Seinsstufen  (Ideen,  Mathematisches,  Sinnliches, 
Aristot.  Metaph.  1028  b  19  ff.,  mit  Scheidung  des  Mathematischen  vom  Idealen 
und  Vereinigung  des  Abbildlichen  [Objekt  der  eiy.aaia]  mit  dem  sinnlich  Wirk- 
lichen [Objekt  der  .-rioiig] ;  vgl.  o.  S.  287  f.),  sondern  setzte  eine  größere  Zahl  von 
Seinsarten  an,  für  deren  jede  er  ein  besonderes  Prinzip  annahm  (fr.  33  a).  Im 
übrigen  eignete  er  sich  als  metaphysische  Grundlage  die  spätplatonische  Zahlen- 
lehre (o.  S.  342)  an,  unterschied  aber  nicht  die  die  Ideen  vertretenden  Zahlen 
von  den  mathematischen  (fr.  42  c  d).  Andererseits  trennte  er  das  Eine,  das  Gute 
und  die  Vernunft  voneinander  (fr.  38).  Das  Beste,  bemerkte  er,  gehöre,  wie  die 
Entwicklung  der  Pflanzen  und  Tiere  zeige,   als   Ergebnis   der  Vervollkommnung 


S.  386 


^)  Über  PhilippoB  von  Opus  als  angeblichen  Verfasser  der  Epinomis  s,  o. 
6  f. 


§  45.     Die  ältere  Akadeniie:  Xenokrates.  355 

nicht  all  eleu  Anfang,  sondern  ans  Ende  des  Werdeprozesses  (fr.  3-4  a  ff.  35  ej. 
Setze  naan  femer  das  Eine  dem  Guten  gleich,  so  müsse  man,  da  das  Werden 
aus  Entgegengesetztem  zustande  komme,  der  Vielheit  —  die  Speusippos  im  An- 
schluß an  die  Pythagoreer  (o.  S.  81)  und  Piaton  (o.  S.  342)  als  zweite  Quelle 
des  Werdens  dem  Einen  gegenüberstellte  —  das  Böse  zur  Natur  geben  (fr.  35ab). 
Die  Vernunft  identifizierte  er  mit  der  Gottheit  (fr.  38)  und  sah  in  ihr  eine  das 
All  regierende  seelische  Macht  (fr.  39  a  bj,  und  nichts  anderes  war  ihm  wohl  auch 
die  durch  das  All  verbreitete  Weltseele  (fr.  40.  41).  In  beiden  Bestimmungen 
lehnte  er  sich  an  platonische  Gedanken  an,  wie  sie  uns  im  Philebos,  im  Tiniaios 
und  in  den  Nomoi  (oben  S.  315.  321.  331)  vorliegen.  Über  Speusippos'  ethisches 
Prinzip  berichtet  Clem.  Alex.  Strom.  2,  22,  133  S.  186  St.:  ttjv  evSaifzoviav  (prioiv 
f'ctj'  eivai  xeXeiav  iv  loTg  xatä  (fvaiv  s/ovaiv  ?}  i'^cv  aya&iov.  In  ähnlicher 
Weise  wie  Speusippos  wich  auch 

XenoJ^ rates  in  einem  wesentlichen  Punkte  der  Erkenntnistheorie  von 
Piaton  ab.  Er  unterschied  Wissen,  Vorstellung  ((5o|a)  und  Wahrnehmung,  und 
zwar  in  der  Weise,  daß  dem  Wissen  volle  Wahrheit,  der  Wahrnehmung  ebenfalls 
Wahrheit,  aber  eine  geringere  (weniger  gesicherte)  zukomme,  während  in  der 
Vorstellung  Wahrheit  und  Unwahrheit  sieh  begegnen  sollten.  Diese  drei  Stufen 
des  geistigen  Erfassens  setzte  er  mit  drei  Kategorien  von  Objekten  in  Parallele, 
indem  er  die  außerhalb  des  Himmelsgewölbes  existierende  vernunftmäßig  erkenn- 
bare W'elt  (yotjzij  ovoia)  dem  Wissen,  die  sinnlich  wahrnehmbare  Welt  [aio&ijx}) 
ovaia)  innerhalb  des  Himmelsgewölbes  der  Wahrnehmung  und  den  Himmel  selbst 
als  den  zusammengesetzten  oder  gemischten  Bereich  [ovv&erog  oder  fAcy.rtj  ovoia), 
mit  dem  sich  sowohl  die  sinnliche  Wahrnehmung  durch  das  Auge  wie  auch  die 
vernunftmäßige  Erkenntnis  auf  dem  Wege  der  Astrologie  zu  befassen  habe,  der 
Vorstellung  zuwies  (fr.  5  Heinze).  Daß  dieser  Schematismus  nicht  einwandfrei 
ist,  liegt  auf  der  Hand,  doch  fragt  sich,  ob  Sextos,  unsere  einzige  Quelle,  in 
seiner  Wiedergabe  im  einzelnen  zuverlässig  ist.  Jedenfalls  stimmt  er  mit  dem 
Zuge  zum  Systematisieren,  der  Xenokrates  auch  sonst  eignet,  und  uns  in  der  oben 
S.  341  erwähnten  Dreiteilung  des  Gebietes  der  Philosophie  bereits  entgegengetreten 
ist.  (Weiteres  über  seine  Vorliebe  für  Trichotomien  bei  Diels,  Sitz.  d.  Berl.  Ak. 
1883,  479,  1.)  Von  den  beiden  Urgründen,  die  er  mit  Piaton  annahm,  der  Einheit 
und  der  (unbegrenzten)  Zweiheit,  erklärte  er  den  ersten  für  das  männliche,  den 
zweiten  für  das  weibliche  Prinzip  (vgl.  die  pythagoreische  Tafel,  o.  S.  81,  und  den 
platonischen  Timaios,  o.  S.  322),  und  nannte  den  ersten  zugleich  auch  Zeus, 
ungerade  (vgl.  o.  S.  81)  und  Vernunft.  Die  Einheitlichkeit  der  Welt  wahrte  er 
dadurch,  daß  er  das  Göttliche  sich  durch  alles  erstrecken  ließ.  Gott  war  ihm 
der  Himmel,  olympische  Götter  die  Gestirne,  unterhalb  des  Mondes  wirkten  die 
teils  guten,  teils  bösen  Dämonen  als  Mittelwesen  zwischen  Göttern  und  Menschen, 
göttliche  Kräfte  lebten  in  den  Elementen,  auf  die  er  nach  dem  Vorgang  Früherer 
(vgl.  oben  S.  1(X).  109.  117.  138.  176.  180)  Gottheiten  des  griechischen  Volks- 
glaubens deutete  (fr.  15.  23).  Die  Annahme  böser  Dämonen  bot  ihm  die 
Möglichkeit,  die  der  Götter  unwürdigen  Sagen  und  Kulte  zu  erklären :  sie 
sollten  sich  auf  solche  Dämonen,  nicht  auf  Götter  beziehen  (fr.  24  ff.).  Die 
W^elt  unterhalb  des  Mondes  schied  er,  wie  Aristoteles  und  nach  ihm  andere, 
im  Anschluß  an  altpythagoreische  Vorstellungen  (vgl.  Diels,  Abhandl.  der 
Berl.  Akad.  phil.-hist.  Kl.  1916  No.  6  S.  26)  von  dem  über  dem  Monde  ge- 
legenen Bereich  des  immer  Gleichen  und  dem  Wechsel  nicht  Unterworfenen, 
verknüpfte  beide  aber  wieder  dadurch,  daß  er  —  im  Widerspruch  mit  der  oben 
erwähnten  Deutung  des  Zeus,  aber  im  Einklang  mit  seiner  Lehre  von  der  Ein- 
heitlichkeit der  Welt   —   die    Welt   über   dem   Monde   den   obersten,   die   unter 

23* 


356  §  45.     J)ie  ältere  Akademie:  Herakleides  Pontikop. 

dem  Monde  den  untersten  Zeus  nannte  (fr.  18).  Die  (Welt-)  Seele  erklärte 
er  für  die  sich,  selbst  bewegende  Zahl  und  verband  so  in  ihr  die  Idee,  die  er  der 
mathematischen  Zahl  gleichsetzte,  und  das  nach  dem  Muster  der  Idee  Gebildete, 
das  Bewegte  (fr.  60.  64.  68;  vgl.  die  Mittelstellung  der  Weltseele  im  platonischen 
Timaios,  o.  S.  321.  325).  Seiner  systematisierenden  Weise  getreu  verfuhr  er  auch 
in  der  Ableitung  des  Einzelnen  aus  den  letzten  Gründen  eingehender,  als  andere 
^litglieder  seiner  Schule:  alles  in  der  Welt  erhielt  seinen  bestimmten  Platz  an- 
gewiesen (fr.  26).  Dabei  wich  aber  seine  Kosmologie  in  einem  wichtigen  Punkte 
von  der  seines  Lehrers  ab.  Vermutlich  in  Rücksicht  auf  die  aristotelischen  Ein- 
wendungen gegen  einen  Welt  an  fang  hielt  er  die  Welt  nicht  für  zeitlich  ge- 
worden und  half  sich  der  Kosmogonie  des  platonischem  Timaios  gegenüber  in  der 
Weise,  daß  er  diese  Darstellung  nicht  wörtlich,  sondern  nur  im  Sinne  einer  Ver- 
unschaulichung  der  ursächlichen  —  nicht  zeitlichen  —  Priorität  des  Einfachen 
vor  dem  Zusammengesetzten  verstanden  wissen  wollte  (fr.  54).  Er  hat  mit  dieser 
Auffassung  des  Timaios  einen  Weg  beschritten,  der  auch  s23äter  in  dem  Streite 
um  Weltentstehung  und  AVeltewigkeit  seine  Bedeutung  behauptete.  —  Weiter  als 
vSpeusippos  und  Xenokrates  entfernte  sich  von  Piaton 

Heraldeides  JPontikos.  Nach  dem  Vorgange  des  Pythagoreers  Ek- 
phantos^)  ließ  er  die  Welt  aus  Grundkörperchen  zusammengesetzt  sein,  die  er 
äraofwi  oyy.oi,  d.  h.  verbinduugslose  (durch  leeren  Raum  getrennte)  Molekeln,  be- 
nannte. Von  den  demokritischen  Atomen  unterschieden  sie  sich  durch  ihre 
Leidensfähigkeit  (Teilbarkeit  ?)  und  qualitative  Verschiedenheit  (?).  Der  Aufbau 
der  Welt  aus  ihnen  aber  sollte  im  Gegensatze  gegen  die  mechanische  Xatur- 
erklärung  der  Atomistik  durch  göttliche  Waltung  erfolgen  (Sext.  Emp.  adv. 
math.  10,  318,  Pyrr.  hyp.  3,  32  ff.;  Cic.  de  nat.  deor.  1,  13,  34;  im  übrigen  vgl. 
Heidel  in  der  S.  119*  angeführten  Abhandlung,  der  aber  in  der  Gleichsetzung 
von  Ekphantos,  Herakleides  und  Asklepiades  zu  weit  geht).  Ebenfalls  von  Ek- 
phantos  wird  Herakleides  die  schon  oben  S.  81  erwähnte  Lehre  übernommen 
haben,  daß  die  Erde  sich  um  ihre  Ase  drehe,  ohne  ihren  Platz  im  Weltenraume 
zu  verändern,  während  er  für  Merkur  und  Venus  bereits  den  Umlauf  um  die 
Sonne  annahm.  In  beiden  Lehren,  der  kosmologischen  wie  der  astronomischen, 
bildet  Herakleides  den  Übergangspunkt  zu  folgenreichen  späteren  Theorien.  Mit 
seiner  Molekelnlehre  beeinflußte  er  wahrscheinlich  Straten  den  Physiker  (§  67) 
und  durch  ihn  die  antike  Mechanik  und  Medizin,  sicher  den  Arzt  Asklepiades 
von  Bithynien  (§  60).  mit  seiner  Theorie  der  Erddrehung,  die  den  scheinbaren 
täglichen  Umlauf  der  Sonne  ohne  Annahme  einer  Sonnenbewegung  erklärlich 
machte,  Aristarchos  von  Samos  und  durch  ihn  die  folgende  kosmologische  Ent- 
wicklung in  der  Richtung  auf  das  kopernikanische  Weltsystem  (o.  S.  82). 

Zu  Herakleides'  Annäherung  an  den  Atomismus  fügt  es  sich  wohl,  daß  er 
die  Seele  für  körperhch  hielt,  wobei  man  andererseits  wieder  an  eine  Angabe 
über  pythagoreische  Lehren  (Alex.  Polyh.  b.  Diog.  Laert.  8,  28)  erinnert  wird, 
wenn  er  den  Seelenstoff  für  ätherisch  und  die  Seele  für  lichtartig  erklärte  (Be- 
lege bei  Diels  Dox.  Gr.  S.  213.  214  [Philop.  d.  an.  9,  6  f.  Hayd.].  388).  Eine 
widersprechende  Ansicht,  nach  welcher  der  Seele  keine  selbständige  Existenz  zu- 
kommt und  alle  ihr  zugeschriebenen  Kräfte  dem  Leibe  angehören  (vgl.  o.  S.  82. 
283),  war  in  der  Schrift  77foj  xmv  iv  "AiÖov  ausgeführt,  die  von  manchen  Hera- 
kleides abgesprochen  wurde  (Plut.  utr.  anim.  an  corp.  sit  lib.  et  aegr.  5,  2). 


^)  Gegen  die  von  Voss  und  Tannery  unter  dem  Beifall  Heideis  vorgenommene 
Verflüchtigung  des  Ekphantos  zu  einer  bloßen  Gesprächsj^erson  in  Herakleides' 
Dialog  IJeoi  fpvoEoyg  s.  Diels  Vorsokr.  zu  c.  38. 


§  45.  Die  ältere  Akademie:  Eudoxos.  Polemon  u.  Krates.  Krantor.  Hermodoros.  ;^57 

Mit  seiner  philosophischen  Betätigung  verband  Herakleides,  wie  die  Angaben 
über  seine  zahlreichen  Schriften,  beispielsweise  über  sein  musikgeschichtliches 
Werk  Tlegl  uovaiy.fjg,  bezeugen,  eine  umfassende  gelehrte  Tätigkeit  in  peripate- 
tischem  Sinne  (nach  Sotion  bei  Diog.  Laert.  5,  86  hörte  er  auch  Aristoteles). 
Dabei  war  freilich  solide  Forschungsarbeit  mit  kritikloser  Aufnahme  phantastischer 
AVundergeschichten  in  auffälliger  Weise  gemischt.  —  Wie  Herakleides  so  ge- 
hörte auch 

Eudoxos  zu  den  angesehenen  Astronomen  des  Altertums.  Aber  er  wich 
auf  dem  Gebiete  der  Himmelskunde  nicht  in  tiefgreifender  Weise  von  Piaton  ab. 
Dagegen  gelangte  er  in  ^letaphysik  und  Ethik  zu  Bestimmungen,  die  obwohl 
von  platonischen  Gedanken  ausgehend  doch  als  heterodox  zu  bezeichnen  sind. 
Piaton  hatte  im  Sophistes  die  Mischbarkeit  von  Ideen  untereinander  angenommen 
und  aus  dieser  Annahme  für  Logik  imd  Ontologie  Gewinn  gezogen.  Eudoxos 
verfolgte  den  Gedanken  in  der  Richtung  weiter,  daß  er  die  wegen  ihrer  Unbe- 
stimmtheit angreifbare  ,, Teilhabe"  der  Dinge  an  den  Ideen  durch  die  ,, Mischung"' 
der  Ideen  mit  den  Dingen  ersetzte.  Daß  er  dabei  nicht  von  der  Mischung- 
körperlich  gedachter  Ideen  sprach,  die  Zusammenstellung  von  Anaxagoras  und 
Eudoxos  bei  Aristot.  Metaph.  Ä  9,  991  a  16  f.  also  sehr  mit  Einschränkung  zu 
verstehen  ist,  ergibt  sich  aus  dem,  was  Alexand.  z.  Metaph.  S.  97,  30  f.  aus 
Aristoteles  Ueol  Idecov  mitteilt.  Wichtiger  ist  die  ethische  These  des  Eudoxos. 
Piaton  wies  in  den  Nomoi  732  e  ff.  darauf  hin,  daß  alle  Menschen  Lust  erstreben 
und  Unlust  meiden,  und  suchte  zu  erweisen,  daß  auch  unter  dem  hedonistischen 
Gesichtspunkte  das  sittliche  Leben  vor  dem  unsittlichen  den  Vorzug  verdiene 
(vgl.  auch  Politeia  580  d  ff.,  o.  S.  292).  Eudoxos  ging  weiter  und  erklärte  unter 
Berufung  auf  das  instinktive  Luststreben  aller  vernunftbegabten  und  vernunft- 
losen Wesen  die  Lust  für  das  Gute  (Aristot.  Eth.  Nie.  K2,  1172b  9  ff.,  vgl. 
A  12,  1101b  27  ff.;  s.  aber  auch  Piaton  oben  S.  241).  —  Entgegen  diesen  Ab- 
weichungen scheinen 

Poleinon  und  Krates  der  platonischen  Lehre  in  allem  Wesentlichen  treu 
geblieben  zu  sein.  Unter  dem  Wenigen,  was  über  sie  überliefert  ist,  verdient  die 
systematisierte  Güterlehre  Hervorhebung,  die,  wie  oben  bemerkt,  auch  bei  Speu- 
sippos,  Xenokrates  und  Krantor  zu  finden  ist,  als  deren  Hauptvertreter  aber  bis- 
rreilen  Polemon  genannt  wird.  Seine  Forderung  ging  auf  das  naturgemäße 
Leben,  das  in  erster  Linie  durch  die  Tugenden,  daneben  aber  auch  durch  den 
Genuß  leibücher  und  äußerer  Güter  der  Glückseligkeit  teilhaftig  werde  (Cic. 
Acad.  2,  42,  131;  de  fin.  2,  11,  33  f.;  4,  6,  14.  Clem.  Alex.  Strom.  2,  133,  7 
S.  186,  29  f.  St.).  Der  radikalen,  die  Tagend  für  das  einzige  Gut  erklärenden 
Lehre  des  Kynismus  und  der  Stoa  gegenüber  tritt  hier  die  für  die  Akademie 
charakteristische  Mäßigung  zutage,  die  auf  einem  anderen  Felde 

Kranfor  vertrat,  indem  er  in  seinem  berühmten  Buche  Ileol  ^revOovc  im 
Gegensatze  zur  kynisch-stoischen  Apathie  Mäßigung  der  Affekte  (Metriopathie), 
nicht  ihre  Ausrottung,  verlangte  (Cic.  Acad.  2,  44,  135;  Tusc.  3,  6,  12;  Plut. 
Cons.  ad  Apoll.  3 ;  vgl.  Plat.  Politeia  603  e).  Bemerkenswert  ist  bei  diesem 
Philosophen  ferner,  daß  er  als  erster  den  platonischen  Timaios  kommentierte, 
wobei  er  ebenso  wie  Xenokrates  die  Kosmogonie  dieses  Dialoges  nicht  im  Sinne 
einer  zeitlichen  Weltentstehung  auffaßte  (Plut.  de  an.  proer.  in  Tim.  3,  1;  Procl. 
in  Tim.  I  S.  76,  1  f.;  277,  8  ff.  Diehl). 

Hermodoros  ist  nur  als  Verfasser  einer  Schrift  über  Piaton  (der  oben 
S.  194  erwähnten  Biographie)  von  Bedeutung,  aus  der  uns  neben  Lebensuach- 
richt«n  auch  einige  Aufzeichnungen  über  platonische  Lehren  überliefert  sind 
(Simpl.  Phys.  S.  247,  33  ff.  256,  32  ff.  Diels). 


358  §  "^'^-     ^^^  ältere  Akademie:  Chion.    §  46.     Aristoteles'  Leben. 

Chion  aus  dem  pontischen  Herakleia  tötete  im  Verein  mit  Leonides  und 
Antitheos,  von  denen  der  erstere  gleichfalls  als  Schüler  Piatons  genannt  wird, 
der  zweite  wahrscheinlich  demselben  Kreise  zuzuweisen  ist,  den  Tvi'annen  seiner 
Vaterstadt  Klearchos,  der  ebenfalls,  wenn  auch  nur  kurze  Zeit,  Piaton  gehört 
hatte.  Er  vergegenwärtigt  uns  neben  Dion  u.  a.  die  politische  Betätigung  von 
Mitgliedern  der  alten  Akademie  (Acad.  ind.  Herc.  col.  6,  13  ff.  S.  35  M.;  Justin. 
l(i,  5,  12  f.;  Phot.  cod.  224  S.  222b  30  ff.  B.;  Suid.  s.  v.  KUaoyog).  Die  unter 
seinem  Namen  erhaltenen  Briefe  sind  spätere  Fälschung. 

Über  Tochterverbände  der  Akademie  in  Kleinasien  s.  W.  W.  Jaeger,  Stud. 
z.  Entstehungsgesch.  d.  Metaph.  d.  Aristot.  S.  34  f. 

i^  46.  Aristoteles'  Leben.  Aristoteles,  geb.  384/83  v.  Chr.  zu 
Stageira  (oder  Stagiros)  in  Thrakien,  der  Sohn  des  Arztes  Niko- 
maelios,  war  seit  seinem  achtzehnten  Lebensjahre  (367/66)  Schüler 
des  Piaton  und  blieb  dies  zwanzig  Jahre  lang.  Nach  Piatons  Tode 
(348/47)  begab  er  sich  mit  Xenokrates  zu  Hermias,  dem  Herrscher 
von  Atarneus  und  Assos  in  Mysien,  verweilte  dort  drei  Jahre, 
ging  dann  nach  Mytilene  und  darnach  (343/42)  —  vielleicht  nach 
einem  Zwischenaufenthalte  in  Athen  —  an  den  makedonischen 
Königshof  als  Erzieher  des  damals  dreizelinjährigen  Alexander 
(des  nachmaligen  ..Großen").  Nach  dessen  Regierungsantritt 
(336/35)  kehrte  er,  nachdem  er  sich  einige  Zeit  in  Stageira  auf- 
gehalten hatte,  nach  Athen  zurück  und  gründete  dort  335/34 
V.  Chr.  im  Lykeion  seine  Schule  (die  Schule  der  „Peripate- 
tiker"  oder  den  „Peripatos"),  der  er  etwa  zwölf  Jahre  lang 
vorstand.  Die  antimakedonische  Erhebung  in  Athen  nach  dem 
Tode  Alexanders  trug  ihm  eine  A^ erfolgung  in  Gestalt  einer  An- 
klage wegen  Rehgionsfrevels  ein.  Aristoteles  entzog  sich  dem 
Prozesse,  indem  er  sich  nach  Chalkis  begab,  wo  er  bald  darauf, 
322  V.  Chr.,  in  seinem  63.  Lebensjahre  starb. 

Antike  Nachrichten  über  Aristoteles  im  allgemeinen  und 
Aristoteles'  Leben  im  besonderen:  Aus  Ariston  von  Keos  (s.  §  67)  hat 
Diogenes  Laertios  5,  61  ff.  das  Testament  des  Straton  und  vermutlich  auch  die 
bei  ihm  erhaltenen  Testamente  anderer  Peripatetiker  und  so  auch  des  Aristoteles 
direkt  oder  indirekt  entnommen.  Mit  diesen  Urkunden  wird  bei  Ariston  auch 
anderes  wertvolle  Material  vereinigt  gewesen  sein.  Weiterhin  durchlief  die  Tra- 
dition die  Stadien  der  oben  S.  20  ff.  beschriebenen  biographischen  und  Diadochai- 
Schriftstellerei.  Auf  uns  gekommen  sind  die  folgenden  antiken  Viten: 
1.  Diogenes  Laertios  5,  1  ff.,  wahrscheinlich  auf  eine  von  einem  Peripatetiker 
(Ariston  von  Keos?  vgl.  Gercke,  Art.  Ariston  52  bei  Pauly-Wissowa  S.  954)  ver- 
faßte Spezialgeschichte  des  Peripatos  zurückgehend.  2.  Dionys  v.  HaUkarnaß  ina 
Briefe  an  Ammaios  c.  5  (I,  S.  262  f.  Usener-Eadermacher;  auf  Grund  der  xoival 
lajooiai  [vgl.  c.  3  S.  260.  2,  dazu  Leo,  Griech.-röm.  Biogr.  S.  20  f.] ;  abgedr.  bei 
Westermann,  Vit.  script.  Graec.  S.  397  f.).  Enthält  die  auch  bei  Diog.  Laert. 
vorliegenden  Angaben  des  Apollodoros  (ApoUod.  fr.  56  Jacoby).  3.  Vita  Mena- 
giana.  benannt  nach  ihrem  ersten  Herausgeber  Menagius,  der  sie  zu  Diog.  Laert. 
."),  35  edierte  (Titel  'Aoiozorüovg  ßlog  y.nl  ovyyQäniiaTa  avzov).  Abgedruckt  bei 
West  ermann  S.  401  ff.~  Geht  zurück  auf  Hesychios.  Aus  der  nämlichen  Quelle 
schöpft  4.  Suidas  s.  v.  'Aoiorozih]?  (wörtlich  mit  der  Vit.  Meuag.  übereinstimmend). 
5.  Die  neuplatonische  Vita,  die  uns  in  drei  Redaktionen  vorliegt:  a)  Vita  Marciana 


§  46.    Aristoteles'  Leben.  359 

"(in  cod.  Marc.  257),  herausgeg.  von  L.  Robbe,  Liigd.  Bat.  18G1,  jetzt  zu  benutzen 
in  der  Ausgabe  von  Val.  Rose  im  Anhange  von:  Aristot.  qui  fereb.  libr.  fragni. 
coli.  V.  R.  (Lipsiae  188G),  >S.  42G  ff.;  b)  Vita  Pseudammoniaiia,  bei  Westermann 
S.  B9S  ff.,  bei  Val.  Rose  a.  a.  O.  S.  437  ff.,  wo  auch  Näheres  über  die  Über- 
lieferung zu.  finden  ist;  c)  Vita  latina  (nach  Val.  Rose  aus  a  und  b  von  einem 
anonymen  Übersetzer  im  XIII.  Jahrh.  zusammengearbeitet)  bei  Rose  S.  442  ff. 
(.Quelle  der  neuplatonischen  Vita  ist  der  Peripatetiker  Ptolemaios  (1.— 2.  Jahrh. 
nach  Chr.),  der  selbst  wieder  auf  Aiidronikos  zurückgeht.  Sie  ist  in  letzter 
Instanz  wahi-scheinlich  Teil  einer  Einleitung  zu  einer  Aristotelesausgabe.  — 
Syrisch-arabische  Biographien  s.  bei  Ant.  Baumstark,  Aristoteles  bei  den  Syrern 
vom  V. — VIII.  .Jahrhundert.  Syrische  Texte,  herausgegeben,  übersetzt'  und 
untersucht,  I,  Leipzig  19(J0  (dazu  Chatzis,  Der  Philosoph  und  Grammatiker 
Ptolemaios  Chennos,  S.  XXII  ff.  [Hauptquelle  Andronikos  von  Rhodos]). 
S.  ferner  Ed.  Sachau,  Verz.  d.  syr.  Hss.  d.  Kgl.  Bibl.  z.  Berlin  (=  Hss.-verz.  d. 
Kgl.  Bibl.  z.  Berlin,  Bd.  23),  S.  335  ff.  —  Neben  diesen  geschlossenen  Viten 
kommen  noch  mancherlei  zerstreute  Angaben  bei  antiken  Schriftstellern  in  Be- 
tracht, die  größtenteils  in  den  Anmerkungen  bei  Zeller  zu  finden  sind.  Ehren- 
dekret für  Aristoteles  und  Kaliistheues  als  Verfasser  der  Liste  der  pythischen 
Sieger:  Dittenberger,  Syll.  inscript.  Gr.'^  No.  915.  Einiges  für  Aristoteles'  Ent- 
wicklung Wichtige  ergibt  Philodems  Polemik  gegen  ihn  in  Pap.  Hercul.  1015, 
832 ;  vgl.  Sudhaus,  Rhein.  Mus.  48  (1893),  552  ff.  Auch  in  seiner  Geschichte  der 
Akademie  hatte  Philodem  Anlaß,  des  Aristoteles  zu  gedenken  (Acad.  philos.  ind. 
Here.  S.  23.  34.  38  Mekler).  Bemerkenswertes  gibt  auch  Aristokles  bei  Euseb. 
Praep.  ev.  1."),  2,  1  ff.  Für  das  Verhältnis  zu  Alexander  d.  Gr.  kommt  ferner 
Plutarchs  Vita  Alexandri  in  Betracht. 

Chronologie:  Jacoby,  Apollodors  Chronik  S.  316  ff. 

Antike  Bildnisse:  Die  Porträtstatue  im  Palazzo  Spada  zu  Rom,  die 
man  lange  Zeit  für  die  des  Aristoteles  ansah,  hat  einen  Kopf  aus  dem  Beginn 
der  römischen  Kaiserzeit,  auch  ist  die  verstümmelte  Inschrift  wahrscheinlich 
in  Aristippos,  nicht  in  Aristoteles  zu  ergänzen.  Dagegen  hat  Studniczka 
in  einem  Philosophenkopf  des  Hofmuseums  in  Wien  mit  Sicherheit  Aristoteles 
erkannt.  S.  darüber  Bernoulli,  Griech.  Ikonographie  II  S.  94—98,  wo  auch 
Repliken  der  Büste  angegeben  sind.  Vgl.  Fr.  Studniczka,  Ps.-Aristotele  Spada, 
Rom.  :\Iitt.  5  (1890),  12—15,  Alfr.  Gercke  unter  dem  gleichen  Titel,  ebenda  15—16, 
Fr.  Studniczka.  Das  Bildnis  des  Aristoteles,  Leipzig  1908,  Pr.,  K.  A.  Esdaile, 
A  bronze  Statuette  in  the  British  Museum  and  the  Aristotle  of  the  Palazzo  Spada, 
Journ.  of  hellen,  stud.  34,  48  ff.  (Über  eine  moderne  Fälschung  C.  Robert,  Her- 
mes 29  [1894],  417  ff. ;  30  [1895],  135  ff.). 

Das  Äußere  des  Aristoteles  nach  literarischer  Quelle:  Diog. 
Laert.  5,  1:  Tgavlog  xip'  (foivrjv,  lög  <fr]OL  Tif,i6deog  6  'Ad}]vaTog  h>  xm  -ieq}  ßi'ojv, 
a/./.ä  y.ai  loyvooy.s/.ijg,  rpaotr,  fp'  y.ai  uiagöiiiiaiog  mdrjri  re  £n:ioijacp  -/oihnevng  y.ui 
äaazv/Joig  y.al  Hovoa. 

Von  Aristoteles'  Leben  sind  uns  nur  die  L^mrisse  durch  sichere  Über- 
lieferung bekannt.!)  Ein  festes  chronologisches  Gerüste  bietet  auch  hier  ApoUodor. 
Darnach  ist  Aristoteles  384/83  vor  Chr.  geboren.  Seine  Heimat  war  Stageira 
(oder  Stagiros)  auf  der  thrakischen  Chalkidike.  Sein  Vater,  der  Sprößling  eines 
alten  Arztegegchlechtes,  stand  als  Leibarzt  im  Dienste  des  Königs  Amyntas  IL 
im  benachbarten  Makedonien.  Nach  dem  Tode  der  Eltern  leitete  ein  Verwandter. 
Proxenos  von  Atarneus  in  Mysien,  die  Erziehung  des  Knaben.  Für  Aristoteles' 
Leben  entscheidend  war  sein  erster  Aufenthalt  in  Athen,  w^ohin  er  in  seinem 
achtzehnten    Jahre    (367/66)    zum    Studium    übersiedelte.      Als  Mitglied  der  Aka- 


1)  Die  Umrisse  sind  durch  ein  farbenreiches  Bild  ausgefüllt  von  Wilamo- 
witz,  Aristoteles  und  Athen  I,  S.  311  ff.  —  Die  oben  im  Texte  gegebene  Lebens- 
skizze gründet  sich  im  wesentlichen  auf  die  oben  genannten  antiken  Viten,  wo 
die  Einzelangaben  leicht  aufzufinden  sind.  Bei  Nachrichten  anderer  Herkunft 
ist  die  Quelle  notiert. 


^'^^^Q  §  4(j.    Aristoteles'  Leben 

demie,  der  er  zwanzig  Jahre  lang,  bis  zum  Tode  ihres  Stifters,  angehörte,  erwarb 
er  sich  die  genaueste  Kenntnis  der  platonischen  Philosophie  und  ihrer  Wurzeln 
in  Vorsoki-atik  und  Sokratik.  Auch  zu  weiteren  Studien  auf  dem  Gebiete  der 
Naturwissenschaften  und  aller  in  den  Kreis  der  qdoaoq-la  einbezogenen  Sonder- 
fächer boten  ihm  die  Einrichtungen  des  akademischen  Vereins  Gelegenheit,  auch 
gestatteten  sie  ihm,  sich  selbst  als  Lehrer  zu  betätigen,  was  er  in  der  Rhetorik,, 
und  zwar  als  Gegner  des  Isokrates  (Cic.  de  or.  .'],  35,  141  u.  a.,  Quint.  3,  1,  14), 
getan  zu  haben  scheint.  Ohne  Zweifel  legte  Aristoteles  im  Gedankenaustausch, 
mit  dem  Leiter  und  den  übrigen  Mitgliedern  der  Akademie  schon  jetzt  den 
Grund  zu  seinem  eigenen  System.  Daß  dabei  Meinungsverschiedenheiten  zu 
Spannungen  führten,  ist  möglich.  Immerhin  verdient  Beachtung,  wie  Aristoteles 
noch  später  bei  der  Polemik  gegen  die  Ideenlehre  seine  persönliche  Freundschaft 
mit  ihrem  Urheber  betont  (Eth.  Nicom.  A  4,  109G  a  12  ff.).  Jedenfalls  sind  die 
antiken  Angaben  über  schroffe  Mißhelligkeiten  zwischen  Lehrer  und  Schüler 
(Ael.  var.  hist.  3,  19;  4,  9  u.  a.;  vgl.  Aristokl.  b.  Eus.  15,  2,  3)  schlecht  be- 
glaubigt, und,  soweit  sie  Aristoteles'  Austritt  aus  der  Akademie  und  die  Begrün- 
dung einer  eigenen  aristotelischen  Schule  noch  bei  Piatons  Lebzeiten  behaupten,, 
stehen  ihnen  teils  unmittelbar  gewichtigere  Zeugnisse  entgegen,  teils  sind  sie 
mittelbar  aus  anderen  Tatsachen  zu  Aviderlegen.  Dahin  gehört,  daß  Aristoteles 
gleich  nach  Piatons  Tode  (348/47)  gemeinsam  mit  Xenokrates  einer  Einladung 
des  Hermias,  des  Herrschers  von  Atarneus  und  Assos,  folgte.  Wir  sind  über  die 
Umstände  dieser  Einladung  nicht  unterrichtet.  Daß  dabei  Beziehungen  des 
Proxenos  zu  Atarneus  eine  Rolle  spielten,  läßt  sich  vermuten.  Der  Zeitpunkt 
der  Reise  macht  wahrscheinlich,  daß  sich  Aristoteles  nach  Piatons  Tode  durch 
nichts  mehr  an  Athen  gefesselt  fühlte  (vgl.  Acad.  ind.  Hercul.  col.  T'  5  f. 
S.  23  M.).  Möglich  auch,  daß  die  Nachfolge  des  Speusippos  in  der  Leitung  der 
Akademie  weder  nach  seinem,  noch  nach  Xenokrates'  Sinne  war.  Schwerlich 
aber  würde  sich  Xenokrates  als  Anhänger  Piatons  zu  der  Reise-  und  Aufenthalts- 
gemeinschaft entschlossen  haben,  wenn  ein  Bruch  zwischen  Piaton  und  Aristoteles 
erfolgt  gewesen  wäre.  Der  Ort,  an  dem  die  beiden  Philosophen  verweilten,  wai- 
Assos.  Von  ihrem  der  Philosophie  gewidmeten  Zusammenleben  und  ihrer  För- 
derung durch  den  selbst  philosophisch  interessierten  (Suid.  s.  v.  'Eouia;)  Herr- 
scher gibt  Philodem,  Acad.  ind.  Hercul.  col.  T'  7  ff.  S.  23  M.,  eine  Schilderung, 
deren  Überlieferung  leider  durch  den  schlechten  Erhaltungszustand  des  Papyrus 
beeinträchtigt  ist.  Drei  Jahre  dauerte  dieser  Verkehr,  bis  Hermias  in  die  Gewalt 
des  Perserkönigs  geriet,  der  ihn  hinrichten  ließ  (345/44).^)  Aristoteles  fand  nun 
mit  Pythias,  der  Nichte  und  Adoptivtochter  des  Hermias,  die  er  zur  Frau  nahm 
(Aristokl.  b.  Euseb.  15,  2,  14),  eine  Zuflucht  in  Mytileue  auf  der  Assos  gegen- 
überliegenden Insel  Lesbos.  Hier  scheint  er  längere  Zeit  verweilt  zu  haben, 
wohl  im  Verkehr  mit  philosophischen  Freunden  —  Theophrast  und  Phainias 
stammten  aus  Eresos  auf  Lesbos  — ,  vielleicht  auch  in  der  Absicht  eine  Schule 
zu  gründen.  Wahrscheinlich  noch  in  Mytilene,  möglicherweise  aber  auch  schon 
wieder  in  Athen  traf  ihn  343/42  der  Ruf,  am  makedonischen  Hofe  die  Erziehung 


1)  So  nach  Strab.  13  S.  57  in  Verbindung  mit  Apollod.  fr.  '£.  Andere 
Zeugnisse  ergeben  für  Hermias'  Tod  eine  spätere  Zeit.  Da  Aristoteles"  drei- 
jähriger Aufenthalt  bei  Hermias  durch  ApoUodor  gesichert  ist,  müßte  darnach 
der  Aufbruch  von  Assos  noch  vor  der  Katastrophe  des  Herrschers  erfolgt  sein. 
Damit  würde  auch  der  Aufbruch  selbst  hinsichtüch  seiner  Motivierung  und  die 
im  Texte  sogleich  zu  erwähnende  Verbindung  mit  Pythias  in  ein  anderes  Licht 
rücken.  Vgl.  W.  W.  Jaeger,  Studien  z.  Entstehungsgesch.  d.  Metaph.  d.  Arist. 
S.  35  Anm. 


§  46.    Aristoteles'  Leben.  361 

des  damals  dreizehnjährigen  Kronprinzen  Alexander  zu  leiten.  Daß  er  Folge- 
leistete, ist  leicht  zu  verstehen.  Das  Bestreben  politische  Theorie  in  Praxis  um- 
zusetzen war  ein  Erbe  des  fc^tifters  der  Akademie.  Piaton  hatte  gedacht,  den 
eben  zum  Throne  gelangten  jugendlichen  Dionys  im  Sinne  seiner  eigenen  politi- 
schen Ideale  zu  beeinflussen.  Alexanders  Thronbesteigung  war  nach  seinen 
Jahren  fürs  erste  nicht  zu  erwarten.  Um  so  eher  ließ  sich  eine  tiefgreifende 
Einwirkung  auf  Charakter  und  Anschauungen  des  makedonischen  Prinzen  er- 
hoffen, von  der  der  klar  Blickende  voraussehen  konnte,  daß  sie  einstmals  auch 
der  politischen  und  kulturellen  Entwicklung  des  Griechentums  zugute  kommen 
werde.  Wie  Piaton  in  Syrakus,  so  mag  auch  Aristoteles  im  Mittelpunkte  eines 
größeren,  einheitlich  regierten  Staatswesens  selbst  politisch  gelernt  haben,  so 
wenig  er  auch  in  seinen  Schriften  auf  makedonische  Verhältnisse  unmittelbar- 
Bezug  nimmt.  Zum  mindesten  wird  durch  den  Aufenthalt  in  Makedonien  in 
ihm  das  Streben  nach  Verbindung  von  Philosophie  und  Politik  und  die  Er- 
kenntnis der  Schäden  des  griechischen  kleinstaatlichen  Getriebes  erstarkt  sein ; 
beides  ist  für  seine  späteren  Jahre  bezeugt  durch  Philodem  (vgl.  Sudhaus,  Ehein^ 
^lus.  48  [1893|,  553.  559.  563).  Mit  der  Thronbesteigung  Alexanders,  336/35  vor 
Chr.,  fand  der  Lehrkursus,  der  schon  vorher  während  der  letzten  Jahre  durch 
politische  und  militärische  Betätigung  des  Zöglings  beeinträchtigt  worden  war.. 
sein  Ende,  und  Aristoteles  zog  sich  nach  seiner  Vaterstadt  Stageira  zurück  (Ps.- 
Demetr.  d.  eloc.  29,  154  =  Aristot.  fragm.  669  Rose).  Daß  auch  die  persön- 
lichen Beziehungen  zu  Alexander,  namentlich  als  dieser  nach  Asien  zu  Felde  zog,. 
schwächer  und  schwächer  wurden,  war  natürlich.  Der  Gegensatz  zwischen  dem 
Manne  der  politischen  und  militärischen  Tat  und  dem  Denker  machte  sich  fühl- 
bar. Die  Gleichstellung  von  Barbaren  und  Griechen  durch  Alexander  stand  im 
schärfsten .  Widerspruche  zu  der  Anschauung  vom  Barbarentum,  die  Aristoteles 
später  in  seinem  politischen  Hauptwerke  zum  Ausdruck  brachte,  und  der  ganze 
Perserzug  wird  von  ihm  schwerlich  gebilligt  worden  sein,  nachdem  er  zuvor 
Philippos,  dem  Vater  Alexanders,  eine  solche  Unternehmung  widerraten  hatte 
(Sudhaus  a.  a.  O.  557.  559).,  Dazu  kam  noch,  um  das  Verhältnis  zu  trüben,  der 
wirkliche  oder  vermeintliche  Verrat  des  Kallisthenes,  eines  Verwandten  und 
Schülers  des  Aristoteles,  den  der  König  auf  Empfehlung  seines  ehemaligen 
Lehrers  in  sein  Gefolge  aufgenommen  hatte  (Plut.  Alex.  52  ff.).  Immerhin  sind 
die  antiken  Angaben,  denen  zufolge  Alexander,  wie  Philippos  schon  vor  ihm, 
Aristoteles'  Forschungen  durch  Geldbewilligung  und  andere  Vergünstigungen 
unterstützte,  nicht  ohne  weiteres  abzuweisen,  so  wenig  auch  die  z.  T.  ins  Aben- 
teuerliche gehenden  Behauptungen  über  den  Umfang  dieser  Unterstützung  Glauben 
verdienen  (Ael.  var.  hist.  4,  19;  Athen.  9,  398  e;  Phn.  hist.  nat.  8,  16,  44). 

Je  mehr  Aristoteles  das  Band,  das  seinen  Zögling  an  ihn  fesselte,  schon  in 
dessen  Kronprinzen  zeit  sich  lockern  sah,  desto  stärker  zog  es  ihn  nach  dem  Orte 
seines  eigenen  jugendlichen  Studiums.  So  suchte  er  ein  Jahr  nach  dem  AbschluP> 
seiner  erzieherischen  Mission  (335/34)  Athen  wieder  auf.  Den  Wiedereintritt  in 
die  Akademie  verschmähte  er  wohl  im  Bewußtsein  der  Entfernung,  die  mittler- 
weile in  philosophischen  Grundfragen  nicht  minder  als  im  Verhalten  zum  prak- 
tischen Leben  ihn  und  seine  Mitschüler  getrennt  hatte.  Es  blieb  also  nur, 
wollte  er  in  umfassenderem  Maße  wirken,  die  Gründung  einer  eigenen 
Schule.  Ihre  Stätte  Avar  das  Lykeion,  der  heilige  Bezirk  des  ApoUon  Lykeio* 
im  Nordosten  der  Stadt,  ihre  Verfassung  wieder  die  des  religiösen  Vereins  mit  dem 
Musenkultus  als  Mittelpunkt  (s.  oben  S.  199).  Nach  dem  :TEoi7(azog  (Wandel- 
gange), den  die  Mitglieder  der  Schule  zu  wissenschaftUchen  Verhandlungen  be- 
nutzten,   hießen   sie  oi  fx   (oder  cLtö)  tot    rzsoiaÜTov ,     nach    ihrer    (übrigens 


;3H2  §  "^6-    Aristoteles'  Leben. 

keineswegs  auf  diese  Schule  beschränkten)  Gepflogenheit  des  Diskurrierens  im 
Umhergehen  oi  nEoinan^Tixol.  Man  gebrauchte  zur  Bezeichnung  der  Schule 
auch  kurzweg  den  Namen  UegiTiaTo;.  Im  Unterschiede  von  der  platonischen 
verfügte  sie  bei  Lebzeiten  ihres  Stifters  über  kein  eigenes  Grundstück,  da  Aristo- 
teles als  Nichtbürger  in  Athen  keinen  Grundbesitz  erwerben  konnte.  Erst  die 
nächste  Generation  stellte  sie  in  dieser  Beziehung  der  Akademie  gleich  (Diog. 
Laert.  5,  39.  52).  Dafür  tritt  in  der  wissenschaftliehen  Arbeit  des  Peripatos  der 
Charakter  des  Vereins,  der  neben  der  Lehrüberlieferung  an  Jüngere  die  ge- 
raeinsame Forschungsarbeit  gereifter  Mitglieder  pflegte,  für  uns  klarer  als  in  der 
Akademie  zutage.  Die  Sammlung  und  Verarbeitung  der  gewaltigen  Stoffmassen 
aus  fast  allen  Gebieten  des  Wissens,  die  wir  in  Aristoteles'  erhaltenen  Werken 
staunend  wahrnehmen,  setzt  archivalische  Studien,  naturkundliche  Beobachtungen 
und  sonstige  Vorarbeiten  in  einem  Umfange  voraus,  in  welchem  sie  das  Schul- 
haupt allein  auch  unter  den  günstigsten  Umständen  nicht  zu  leisten  vermochte. 
Hier  verrät  sich  die  organisierte  Hilfe  der  gesamten  Schulmitglieder,  soweit  sie 
zur  Fähigkeit  methodischen  Arbeitens  herangebildet  waren  (vgl.  L^seners  unten 
S.  27*  unter  F  angeführten  Aufsatz). 

Die  Lehrtätigkeit  des  Aristoteles  vollzog  sich  naturgemäß,  wie  die  Piatons, 
bald  in  der  Form  des  geschlossenen  Vortrags  bezw.  der  Vorlesung,  bald  in  der 
des  Dialogs.  Über  erstere  wird  die  Besprechung  seiner  Lehrschriften  (§  47) 
«iniges  Nähere  ergeben.  Die  Dialogform  war  da  selbstverständlich,  wo  es  sich 
nicht  um  den  Unterricht  von  Neulingen,  sondern  um  die  Erörterung  von 
Problemen  mit  wissenschaftlich  bereits  erstarkten  Männern  handelte,  sie  kam  aber 
auch  —  entsprechend  etwa  den  „Übungen"  neben  den  ,, Vorlesungen"  unserer 
Universitäten  —  in  der  Unterweisung  der  Novizen  zur  Anwendung. 

Das  Große,  was  von  Aristoteles  als  Schulvorstand  geleistet  wurde,  ist  um 
so  bewundernswerter,  als  es  sich  in  einen  verhältnismäßig  kleinen  Zeitraum  zu- 
sammendrängte. Alexanders  plötzlicher  Tod,  323  v.  Chr.,  bewirkte  in  den  grie- 
chischen Staaten,  und  so  auch  in  Athen,  eine  Auflehnung  gegen  die  makedonische 
Herrschaft  und  eine  Verfolgung  aller  derjenigen,  die  im  Rufe  makedonischer 
Gesinnung  standen.  Aristoteles'  Herkunft,  seine  Beziehungen  zu  Philipp  und 
Alexander,  seine  warme  Freundschaft  mit  Antii^atros,  dem  Eeichsverweser 
Alexanders  und  jetzigen  Bekämpfer  der  griechischen  Erhebung,  vielleicht  auch 
Äußerungen  über  das  Getriebe  der  athenischen  Demokratie,  alles  das  machte 
auch  ihn  zum  Gegenstande  der  Verfolgung,  die  sich  in  diesem  Falle  wieder 
einmal  in  den  Deckmantel  der  Sühnung  eines  Religionsfrevels  verhüllte.  Die  Lob- 
preisung des  Hermias  in  einem  noch  erhaltenen  Hymnos  auf  die  Tugend  gab 
den  einem  unbefangenen  Leser  schwer  begreiflichen  Anlaß  zu  einer  Anklage 
wegen  aaeßeia.  Aristoteles  entschloß  sich,  dem  gefährlichen  Prozesse  aus  dem 
Wege  zu  gehen,  um,  wie  er  (mit  Bezug  auf  Sokrates'  Schicksal)  gesagt  haben 
soll,  zu  verhindern,  daß  die  Athener  sich  zum  zweiten  Male  an  der  Philo- 
sophie versündigten.  Er  begab  sich  nach  Chalkis,  wo  er  vielleicht  von 
früher  her  ein  Anwesen  besaß.  Dort  raffte  ihn  schon  nach  etwa  einem 
Jahre,  322/21  vor  Chr.,  eine  Krankheit  dahin.  Sein  Testament  ist  bei  Diog. 
Laert.  5,  11  ff.  erhalten.  Er  sorgt  darin  u.  a.  für  Nikanor,  den  von  ihm 
adoptierten  Sohn  seines  einstmaligen  Pflegevaters  Proxenos,  für  Pythias,  die 
gleichnamige  Tochter  seiner  ersten  Gattin  —  beide  wurden  einander  zur  Ehe 
bestimmt  — ,  für  Nikomachos,  seinen  und  der  Herpyllis  Sohn,  mit  der  er  nach 
dem  Tode  seiner  Gattin  Pythias  wie  es  scheint  in  einem  vom  athenischen 
Gesetz  vorgesehenen  freien  Eheverhältnis  gelebt  hatte,  und  für  Herpyllis  selbst. 
Die  Schulangelegenheiten,    die  im  Testamente    keine   Erwähnung    finden,    waren 


§  46.     Aristoteles'  Leben.    §  47.    Die  Schriften  des  Aristoteles.         363 

ohne  Zweifel  schon  früher,  vielleicht  bei  Aristoteles'  Scheiden  aus  Athen, 
geordnet  worden,  wobei  er  Theophrastos  zu  seinem  Nachfolger  bestimmte 
<Gell.  13,  5). 

Ein  Urteil  über  Aristoteles'  wissenschaftlichen  Charakter  setzt  die  Kenntnis 
seiner  Schriften  und  Philosophie  (§§  47—53)  voraus.  Gleichwohl  mag  schon 
hier  auf  die  Worte  hingewiesen  werden,  mit  denen  Goethe  den  Stagiriten  charak- 
terisiert. Er  sagt  im  unmittelbaren  Anschluß  an  die  oben  S.  202  wiedergegebene 
Schilderung  Piatons:  „Aristoteles  hingegen  steht  zu  der  Welt  wie  ein  Mann,  ein 
baumeisterlicher.  Er  ist  nun  einmal  hier  und  soll  hier  wirken  und  schaffen. 
Er  erkundigt  sich  nach  dem  Boden,  aber  nicht  weiter,  als  bis  er  Grund  findet. 
Von  da  bis  zum  Mittelpunet  der  Erde  ist  ihm  das  Übrige  gleichgültig.  Er  um- 
zieht einen  ungeheuren  Grundkreis  für  sein  Gebäude,  schafft  Materialien  von 
allen  Seiten  her,  ordnet  sie.  schichtet  sie  auf  und  steigt  so  in  regelmäßiger  Form 
pyramidenartig  in  die  Höhe,  wenn  Piaton  einem  Obelisken,  ja  einer  spitzen 
Flamme  gleich,  den  Himmel  sucht."  (Diese  Charakteristik  des  Aristoteles  ist 
jedoch  nicht  in  solchem  Maße  zutreffend,  wie  die  des  Piaton.  Die  empirische 
Basierung,  das  geordnete  Aufsteigen,  der  nüchterne,  vernunftklare  Blick,  der 
gesunde  praktische  Sinn  sind  richtige  Züge;  wenn  aber  Goethe  anzunehmen 
scheint,  daß  die  Erkenntnis  Aristoteles  nur  insoweit  interessiere,  als  sie 
praktische  Bedeutung  habe,  so  widerstreitet  dies  der  Lehre  und  dem  Verhalten 
dieses  Philosophen.  Übrigens  fehlt  weder  bei  Piaton,  noch  bei  Aristoteles  neben 
■dem  Aufsteigen  zum  Allgemeinen  das  Herabsteigen  zum  Besonderen  durch  Ein- 
teilung und  Deduktion.)  Auch  hier  sei  an  die  Darstellung  der  beiden  Philo- 
sophen in  Eaffaels  Schule  von  Athen  (o.  S.  202)  erinnert. 

§  47.  Die  Schriften  des  Aristoteles  waren  teils  Dia- 
loge, teils  Lehrschi'iften  („akroamatische",  d.  h.  zum  Hören  be- 
stimmte Scliriften).  Die  ersteren  Avnrden  durch  den  Buchhandel 
unter  ein  weiteres  Publikum  verbreitet,  die  letzteren  in  der 
Schule  vorgelesen.  Auf  uns  gekommen  ist  nur  eine  große  Reihe 
von  Lehrschriften  (unter  Einmengung  von  Unechtem)  und 
eine  verhältnismäßig  kleine  Zahl  von  Dialogfragmenten.  Die 
Dialoge  sind  größtenteils  während  des  ersten,  die  Lehrschriften 
während  des  zweiten  Aufenthaltes  in  Athen  verfaßt.  Dem  In- 
halte nach  lassen  sich  die  Lehrschriften  in  folgende  Gruppen 
einteilen:  1.  Logische  Schriften.  2.  Die  Metaphysik.  3.  Schriften 
zur  Naturphilosophie  und  Naturwissenschaft,  Mathematik  und 
Psychologie.  4.  Schriften  zur  Ethik,  Politik  und  Ökonomik. 
An  die  letzte  Gruppe  fügen  sich  am  besten  die  Rhetorik  und 
die  Poetik  an.  Die  Gesamtheit  der  logischen  Schriften  wird 
unter  dem  Titel  Organon  zusammengefaßt.  Die  Doktrin. 
welche  in  den  metaphysischen  Abhandlungen  behandelt 
wird,  trägt  bei  Aristoteles  selbst  den  Namen:  erste  (auf  die 
obersten  Prinzipien  gerichtete)  Philosophie  und  wurde  erst 
später  Metaphysik  genannt.  Ein  einheitliches  Werk  ist  die 
..Metaphysik"    benannte   Schrift   keinesfalls,    sondern   eine  Ver- 


3()4  §  -17.    Die  Schriften  des  Aristoteles. 

einigimg-  von  Unters ueliungen,  die  zum  metaphysischen  Lehr- 
kiirsus  des  Aristoteles  gehörten  oder  dazu  in  Beziehung  gesetzt 
wurden.  Unter  den  Schriften  der  dritten  Gruppe  sind  die 
Physik  (auscultationes  physicae)  und  die  Naturgeschichte  der 
Tiere  (eine  Icomparative  Physiologie)  \  on  erheblicher  philo- 
sophischer Bedeutung;  in  noch  höherem  Grade  aber  gilt  dies 
von  den  psychologischen  Schriften  (drei  Büchern  über  die 
Seele  und  mehreren  kleineren  Abhandlungen,  den  sogen.  Parva 
Xaturalia).  Die  Ethik  des  Aristoteles  ist  in  dreifacher  Gestalt 
auf  uns  gekommen,  der  Xikomachisehen  Ethik  (den  von 
Aristoteles"  Sohne  Nikomachos  für  die  Herausgabe  redigierten 
ethischen  Vorlesungen  des  Vaters),  der  Eudemischen  Ethik  (von 
Eudemos  verfaßt)  und  den  ^lagna  ^loralia  (einem  Auszug  aus 
beiden).  Der  Individualethik  steht  in  der  Schrift  Politika 
die  Staatslehre  im  Sinne  der  politischen  und  sozialen  Ethik 
gegenüber. 

Überlieferung.  Neben  der  direkten  handschriftlichen  Überlieferung,  hin- 
sichtlich deren  auf  die  Vorreden  und  kritischen  Apparate  der  Ausgaben  ver- 
wiesen werden  muß  (Handschriftenverzeichnis  S.  III  ff.  der  Akad.  Ausg. ;  kurze 
Orientierung  bei  Christ-Schmid,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  I^  S.  771),  bilden  eine 
wichtige  TextesqucUe  die  griechischen  Kommentatoren,  die  Texte  vor  sich  hatten, 
welche  an  Alter  die  unserigen  um  Jahrhunderte  überragen.  Die  Ausnutzung 
dieser  TextesqucUe  ist  erst  durch  die  kritischen  Kommentarausgaben  der 
Berliner  Akademie  (s.  u.  S.  365  f.)  ermöglicht  worden.  Syrische  und  arabische 
Texte:  Ed.  Sachau,  Verz.  d.  svr.  Hss.  d.  Kgl.  Bibl.  z.  Berlin  (=  Hss.-Verz.  d. 
Kgl.  Bibl.  z.  Berlin,  Bd.  23),  Berlin  1899,  S.  320  ff. 

Beschäftigung  des  Altertums  mit  den  aristotelischen  Schriften: 
Die  Ergebnisse  dieser  Beschäftigung  waren,  abgesehen  von  der  Fortpflanzung  der 
aristotelischen  Lehre,  teils  Sammlung,  Ordnung  und  Herausgabe  der  aristotelischen 
Vorlesnngs-(Lehr-jSchriften  und  im  Zusammenhange  damit  Verzeichnisse  der 
aristotelischen  Schriften  und  eine  Einteilung  des  Schriftencorpus,  teils  Kommen- 
tare und  Paraphrasen,  die  zur  Erklärung  des  Aristoteles,  mehr  aber  noch  zur 
Geschichte  dieser  Erklärung  sehr  wertvolle  Beiträge  liefern. 

Die  Zusammenstellung  der  aristotelischen  Vorlesungen  zu  den 
Schriften,  die  wir  heute  in  Händen  haben,  wurde  schon  von  Aristoteles  selbst 
und  den  nächstfolgenden  Generationen  des  Peripatos  begonnen.  Im  wesentlichen 
abschließend  und  grundlegend  für  die  Zukunft  war  die  Ausgabe  des  Andro- 
nikos  von  Rhodos  (s.  §  71).  Mit  der  Veranstaltung  dieser  Ausgabe  gingen 
Anlage  eines  Schriftenverzeichnisses,  Einteilung  des  Corpus  und  Abfassung  von 
Kommentaren  Hand  in  Hand.  Durch  diese  Arbeiten  begründete  Andronikos  eine 
neue  Epoche  aristotelischer  Studien. 

Neben  der  im  wesentlichen  auf  Andronikos  beruhenden  Gestaltung  unseres 
aristotelischen  Corpus  liegen  uns  von  Resultaten  antiker  Arbeit  noch  vor: 

A.  Antike  Schriftenverzeichnisse,  und  zwar: 

I.  Das  Verzeichnis  bei  Diog.  Laert.  5,  21 — 27  (vgl.  34),  außer  den  Diogenes- 
Ausgaben  abgedruckt  in  der  Arist.-Ausgabe  d.  Berl.  Akademie  V,  S.  1463  ff.,  bei 
Val.  Rose,  Arist.  Pseudepigr.  S.  12  ff.,  Arist.  qui  fereb.  libr.  fragm.  S.  3  ff. 

IL  Das  Verzeichnis  des  Anonymus  Menagii,  zurückgehend  auf  Hesychios 
(s.  o.  S.  358),  abgedruckt  in  der  Arist.-Ausg.  d.  Berl.  Akad.  V,  S.  1466  ff.,  Aristot. 
Pseudepigr.  S.  18  f.,  Aristot.  qui  fereb.  libr.  fragm.  S.  9  ff.  Hesych  hat  das 
Verzeichnis  des  Diog.  Laert.  wiedergegeben,  manches  ausgelassen,  anderes  zur 
Ergänzung  hinzugefügt. 


§  47.     Die  Schriften  des  Aristoteles.  J^65 

Die  Zahl  der  von  Aristoteles  verfaßten  Bücher  wird  in  I  und  il  überein- 
stimmend auf  gegen  400  angegeben.  Quelle  dieser  Liste  ist  wahrscheinlich  der 
alexandrinischc  Peripatetiker  Herraippos  (s.  o.  S.  22),  der  in  diesem  Verzeichnisse 
diejenigen  Schriften  des  Aristoteles  zusammenstellte,  die  in  der  alexandrinischen 
Bibliothek  vorhanden  waren. 

III.  Das  Verzeichnis  des  Perijoatetikers  Ptolemaios  (im  1.  oder  2.  Jahrh. 
nach  Chr.,  jedenfalls  nach  Andronikos),  uns  sehr  unvollständig  vorliegend  bei 
zwei  arabischen  Schriftstellern,  Ibn  el-Kifti  (gest.  1248)  und  Ibn  Abi  Oseibiam 
(gest.  12G9),  erwähnt  von  Elias  in  Categ.,  abgedruckt  in  der  Berliner  Aristoteles- 
Ausgabe  V,  S.  1469  ff.,  bei  Val.  Eose,  Aristot.  qui  fereb.  libr.  fragm.  S.  18  ff. 
Übersetzung  der  beiden  arabischen  Rezensionen  des  Schriftenverzeichnisses  bei 
A.  Baumstark,  Aristot.  bei  den  Svrern  vom  V. — VIII.  Jahrh.  I,  Leipzig  1900, 
S.  61  ff.  (dazu  A.  Chatzis,  D.  Philos.  u.  Gramm.  Ptol.  Chennos  S.  XXII  ff.). 
Eine  weitere  Spur  dieses  Verzeichnisses  ist  mit  Wahrscheinlichkeit  erhalten  bei 
Olvmpiod.  proleg.  (Comm.  in  Aristot.  Graeca  vol.  XII,  pars  I),  S.  6,  12  vgl.  mit 
S.  1472  Xo.  87,  S.  1473  No.  90  d.  Akad.  Arist.-Ausgabe.  Dieses  Verzeichnis  gibt, 
wie  schon  Andronikos  getan,  die  Zahl  der  Bücher  auf  1000  an. 

B.  Antike  Einteilung  des  Corpus  Aristotelicu  m  bei  Olvmpiod. 
proleg.  S.  6,  9  ff.,  Philop.  in  Categ.  S.  3,  9  ff.  (nicht  nach  Andronikos,  da  Ihoi 
eofujvsi'a;  unter  den  echten  Schriften  genannt  wird  bei  Olympiod.  S.  8,  8,  Philop. 
S~.  5,  9  —  entgegen  der  Athetese  des  Andronikos  [Alex,  in  Anal.  pri.  S.  160,  32  f., 
Amm.  de  interpr.  S.  5,  28  u.  a.]). 

C.  Kommentare.  Eine  Sammlung  der  antik- griechischen  und  einer 
Eeihe  byzantinischer  Kommentare  wurde  von  der  Berliner  Akademie  ver- 
anstaltet unter  dem  Titel:  Commentaria  in  Aristotelem  Graeca  edita  con- 
silio  et  auctoritate  Academiae  litterarum  regiae  Borussicae,  BerolLni  1882  sqq. 
Die  auch  in  editionstechnischer  Hinsicht  musterhafte  Ausgabe  umfaßt  23  Bände 
in  51  Teilen  und  enthält  ein  unschätzbares,  größtenteils  noch  unausgenütztes 
Material  für  die  Geschichte  der  Aristotelesüberüeferung  und  -erklärung.  Mit 
dieser  Sammlung  verbunden  ist  das  Supplementum  Aristotelicum  editum 
consilio  et  auctoritate  Academiae  litterarum  regiae  Borussicae,  Berolini  1885  sqq. 
Es  bildet  eine  Ergänzung  der  Akademischen  Aristotelesausgabe  und  der  Kom- 
mentarsammlung und  enthält  neben  der  wiedergefundenen  aristotelischen  Uo/ursia 
\4d>]vaicin'  einige  Schriften,  die.  ohne  die  Form  des  Kommentars  zu  haben,  zu  den 
Erzeugnissen  der  aristotelischen  Studien  des  Altertums  und  des  byzantinischen 
Mittelalters  gehören.  Die  Comment.  in  Arist.  Gr.  und  das  Supplem.  Arist.  um- 
fassen im  einzelnen  folgende  Werke: 

Commentaria  in  Aristotelem  Graeca:  Vol.  I  Alexander  in  Metaphysica 
ed.  M.  Hayduck  1891.  II  1  Alexander  in  Priora  Analytica  ed.  31.  Wallies  1883. 
II  2  Alexander  in  Topica  ed.  M.  Wallies  1891.  II  3  Alexander  (Michael  Ephe- 
sius)  in  Sophisticos  elenchos  ed.  M.  Wallies  1898.  III  1  Alexander  de  sensu  ed. 
P.  Wendland  1901.  III  2  Alexander  in  Meteora  ed.  IM.  Hayduck  1899.  IV  1 
Porphyrii  Isagoge  et  in  Arist.  Categorias  comm.  ed.  Ad.  Busse  1887.  IV  2  De- 
xippus  in  Categorias  ed.  Ad.  Busse  1888.  IV  3  Ammonius  in  Porphyrii  quinque 
voces  ed.  Ad.  Busse  1891.  IV  4  Ammonius  in  Categorias  ed.  Ad.  Busse  1895. 
IV  5  Ammonius  de  interpretatione  ed.  Ad.  Busse  1897.  IV  6  Ammonius  in  Ana- 
Ivtica  Priora  ed.  M.  Wallies  1899.  V  1  Themistius  in  Analytica  Posteriora  ed. 
M.  Wallies  1900.  V  2  Themistius  in  Physica  ed.  H.  Schenkl  1900.  V  3  The- 
mistius de  anima  ed.  R.  Heinze  1899.  V  4'Themistius  de  caelo  Hebraice  et  Latine 
ed.  S.  Landauer  1902.  V  5  Themistii  in  Metaphys.  übr.  .1  paraphrasis  Hebraice 
et  Latine  ed.  S.  Landauer  1903.  V  6  Themistius  (Sojihonias)  in  Parva  naturalia 
ed.  P.  Wendland  1903.  VI  1  Syrianus  in  Metaphysica  ed.  Guil.  Kroll  1902. 
VI  2  Asclepius  in  Metaphysica  ed.  M.  Hayduck  1888.  VII  Simplicius  de  caelo 
ed.  J.  L.  Heiberg  1894.  VIII  Simplicius  in  Categorias  ed.  Carol.  Kalbfleisch 
1907.  IX  Simplicius  in  Physicorum  1.  I — IV  ed.  H.  Diels  1882.  X  Simplicius 
in  Physicorum  1.  V — VIII  ed.  H.  Diels  1895.  XI  Simplicius  de  anima  ed. 
M.  Havduck  1882.  XII  1  Olympiodori  Prolegomena  et  in  Categorias  comment. 
ed.  Ad.  Busse  1902.  XII  2  Olympiodorus  m  Meteora  ed.  W.  Stüve  1900. 
XIII  1  loannes  Philoponus  (olim  Ammonius)  in  Categorias  ed.  Ad.  Busse  1898. 
XIII  2  loannes  Philoponus  in  Analytica  Priora  ed.  M.  Wallies  1905.  XIII  3 
loannes    Philoponus    in    Analytica    Posteriora    cum    Anonymo    in  librum    IL  ed. 


i]{'){')  §  ^'-     I->io  Schriften  des  Aristoteles. 

M.  Wallies  1909.  XIV  1  Joannes  Philoponus  in  Meteora  ed.  M.  Hayduck  19(J1. 
XIV  2  loannes  Philoponus  de  geueratione  et  corruptione  ed.  H.  Vitelli  1S07. 
XIV  3  loannes  Philoponus  (Michael  Ei^hesius)  de  generatione  animalium  ed. 
j\I.  Hayduck  1903.  XV  loannes  Philoponus  de  aninia  ed.  M.  Hayduck  1S07. 
XVI  loannes  Philoponus  in  Physicorum  I.  1— III  ed.  H.  Vitelli  1887.  XVII 
loannes  Philoponus  in  Physicorum  1.  IV-VIII  ed.  H.  Vitelli  1888.  XVIII  1 
Elias  (olim  David)  in  Porphyrii  Isagogen  et  Arist.  Categorias  ed.  Ad.  Busse  1900- 
XVIII  2  Davidis  Prolegomena  et  in  Porphyrii  Isagogen  comment.  ed.  Ad.  Busse 
1904.  XVI II  3  Stephanus  de  interpretatione  ed.  M.  Hayduck  1885.  XIX  1 
Aspasius  in  Ethica  ed.  G.  Heylbut  1889.  XIX  2  Heliodorus  in  Ethica  ed. 
G.  Heylbut  1889.  XX  Michael,  Eustratius,  Anonymus  in  Ethica  ed.  G.  Heylbut 
1892.  XXI  1  Eustratius  in  Analyticorum  Posteriorum  libr.  II  ed.  M.  Hayduck 
1907.  XXI  2  Anonymus  et  Stephanus  in  Artem  rhetoricam  ed.  H.  Rabe  1896. 
XXII  1  Michael  Ep'hesius  in  Parva  Naturalia  ed.  P.  "Wendland  1903.  XXII  2 
Michael  Ephesius  in  libros  de  partibus  animalium,  de  animalium  motione,  de 
animalium  incessu  ed.  M.  Hayduck  19U4.  XXII  3  Michael  Ephesius  in  Ethic. 
1.  V  (suppl.  vol.  XX)  ed.  M.  Hayduck  1901.  XXIII  1  Sophoniae  in  libros  de 
anima  paraphrasis  ed.  M.  Hayduck  1883.  XXIII  2  Anonymi  Categoriarum  para- 
phrasis  ed.  M.  Hayduck  1883.  XXIII  3  [Themistii]  paraphrasis  in  Analytica 
Priora  ed.  M.  Wallies  1884.  XXIII  4  Anonymi  in  8ophisticos  elenchos  para- 
phrasis ed.  M.  Hayduck  1884. 

Supplementum  Aristotelicum:  Vol.  I  1  Excerptorum  Constantini  de 
natura  animalium  libri  duo.  Aristophanis  historiae  animalium  epitome  subiunetis 
Aeliani  Timothei  aliorumque  eclogis  ed.  Spyridon  P.  Lambros  1885.  I  2  Pris- 
ciani  Lydi  quae  extant,  Metaphrasis  in  Theophrastum  et  Solutionum  ad 
Chosroem  über  ed.  I.  Bywater  1886.  II  Alexandri  Aphrodisiensis  praeter  com- 
mentaria  scripta  minora  ed.  Ivo  Bruns:  1  De  anima  über  cum  mantissa,  1887. 
2  Quaestiones.  De  fato.  De  mixtione,  1892.  III  1  Anonymi  Londinensis  ex 
Aristotelis  latricis  Meuoniis  et  aliis  medicis  eclogae  ed.  H.  Diels  1893  (s.  dazu 
Diels,  Hermes  28  [1893J,  407  ff.).  III  2  Aristotelis  res  publica  Atheniensium  ed. 
F.  G.  Kenyon  1903. 

Manche  byzantinischen  Arbeiten  zu  Aristoteles,  wie  solche  des  Psellos, 
loannes  Italos,  Xikephoros  Blemmydes,  Georgios  Pachymeres  und  Theodoros 
Metochites  harren  noch  der  Herausgabe. 

Als  lateinischer  Ko.mmentator  des  ausgehenden  Altertums  ist  Boethius 
zu  erwähnen  (s.  §  85).  Über  Kommentatoren  des  mittelalterlichen 
Okzidents  s.  den  IL  Band  dieses  Grundrisses,  über  syrisch- arabische 
Kommentare  die  S.  41*  verzeichnete  Literatur;  vgl.  auch  Ed.  Sachau,  Verz.  d. 
syr.  Hss.  d.  Kgl.  Bibl.  zu  Berhn  (=  Hss.-Verz.  d.  Kgl.  Bibl.  zu  Berlin,  Bd.  23), 
Berlin  1899,  S.  335  ff.  Zusammenstellung  von  im  griechischen  Osten  viel  ge- 
lesenen Schriften  des  Aristoteles  und  Kommentaren  dazu  im  Anecdoton  Hie- 
rosolymitanum  (Ende  d.  13.  Jahrb.),  herausg.  von  P.  Wendland,  Comm.  iu 
Aristot.  Gr.  III  1  S.  XVII — XIX.  Liste  von  Aristotelesinterpreten  in 
cod.  Marc.  203  bei  H.  Usener,  Rhein.  Mus.  20  (1865),  135  f.  =  Kl.  Sehr.  III 
S.  5  f. 

In  den  christlichen  Schulen  des  Mittelalters  dienten  teils  logische 
Schriften  des  Aristoteles,  teils  Darstellungen  der  aristotelischen  Logik  durch 
Boethius  u.  a.  als  L'nterrichtsmittel;  Augustins  Empfehlung  der  Dialektik  gab 
denselben  einen  Halt.  Doch  kamen  erst  um  die  Mitte  des  zwölften  Jahrhunderts 
die  logischen  Hauptwerke  des  Aristoteles  selbst  den  Scholastikern  (in  lateinischen 
Übersetzungen)  in  die  Hände.  In  der  zweiten  Hälfte  des  zwölften  und  im  Laufe 
des  dreizehnten  Jahrhunderts  wurden  auch  die  physischen,  metaphysischen  und 
ethischen  Schriften  des  Aristoteles  im  Abendlande  bekannt,  und  zwar  zuerst,  so- 
weit die  Araber  sie  .besaßen  (bis  gegen  1225),  durch  Vermittlung  dieser,  dann 
auch  mittels  direkter  Übertragungen  aus  dem  Griechischen  (s.  Grundr.  11^'  S.  405  ff.). 
Einzelne  Schriften,  insbesondere  die  Politik,  statt  welcher  die  Araber  nur  unechte 
politische  Schriften  gekannt  zu  haben  scheinen,  wurden  nur  auf  diesem  letzteren 
Wege  bekannt.  Die  Übersetzungen  aus  dem  Arabischen  sind  zum  Teil  bis  zur 
völligen  L'nverständlichkeit  entstellt;  die  direkten  L'bersetzungen  aus  dem  Grie- 
chischen (insbesondere  die  infolge  einer  Aufforderung  des  Thomas  von  Aquino 
durch  Wilhelm  von  Moerbeke  um  1260  bis  1270  ausgeführte  Übersetzung  sämt- 
licher  oder   doch  sehr  vieler  Schriften  des  Aristoteles)   sind   mit   buchstäblicher 


§  47.     Die  Schriften  des  Aristoteles.  )]QJ 

Treue  anget'erligt  worden  fso  daß  sie  uns  oft  sehr  sichere  Rückschlüsse  auf  die 
Lesart  der  ihnen  /.ugruncle  liegenden  Codices  gestatten),  aber  geschmacklos 
und  nicht  selten  sinnlos.  Die  Lektüre  der  physikalischen  Schriften  des  Aristoteles 
■wurde  (wegen  der  Lehre  von  der  Weltewigkeit  und  wegen  anderer,  zum  Teil  auf 
Grund  unechter  Schriften  irrig  gedeuteter  Doktrinen)  1209  durch  ein  Pariser 
Provinzialkonzil,  die  der  physischen  und  metaphysischen  Schriften  1210  durch 
den  päpstlichen  Legaten  Robert  von  Courcon,  als  derselbe  die  Statuten  der  Parisei 
Universität  sanktionierte,  verboten.  Dieses  Verbot,  im  April  1231  durch  den  Papst 
C-rregor  IX.  in  limitierter  Form  erneut,  blieb  offiziell  in  Geltung  bis  zum  Jahre 
1237  (nach  dem  Zeugnis  des  Roger  Baco  bei  Charles,  R.  B.,  Paris  1861,  S.  314 
und  412);  bald  darauf  aber  ward  das  kirchüche  Urteil  ein  günstiges.  Die  Scho- 
lastik stützte  sich  von  nun  an  in  philosophischem  Betracht  ganz  auf  Aristoteles,, 
allerdings  nicht  ohne  eine  gewisse  Umbildung  einzelner  Sätze;  insbesondere  ist  die 
philosopiaische  Richtung  des  Thomas  von  Aquino,  welche  bei  den  katholischen 
Kirchenlehrern  vorwiegend  ward,  der  Aristotelismus.  Aber  auch  scholastische 
Richtungen,  wie  die  des  Scotus  und  die  des  Occam,  die  von  der  thomistischen 
abwichen,  hielten  im  wesentlichen  an  der  Lehre  des  Aristoteles  fest.  Die  Physik 
und  Metaphysik  des  Aristoteles  M'urde  1254  zu  Paris  in  den  Kreis  der  Unterrichts- 
gegenstände der  Facultas  artium  mit  aufgenommen.  Die  Ethik  und  die  Politik 
des  Aristoteles  wurden  gleichfalls  hochgehalten;  doch  wurde  wenigstens  die  Politik 
mit  geringerem  Eifer  studiert. 

Beim  Wiedererwachen  der  Altertumsstudien  im  15.  Jahrhundert  tat  zwar 
der  erneute  Piatonismus  dem  Aristotelismus  einigen  Eintrag;  doch  gewannen 
auch  die  aristotelischen  Studien  eine  wesentliche  Förderung  durch  die  sich  ver- 
breitende Bekanntschaft  mit  der  griechischen  Sprache.  Neue,  richtigere,  ver- 
ständlichere und  in  reinem  Latein  verfaßte  Übersetzungen  verdrängten  die  alten; 
bald  wurden  zahlreiche  lateinische  und  griechische  Ausgaben  veranstaltet.  Auch 
aui  protestantischen  Universitäten  wurden  die  aristotelischen  Schriften  eifrig 
studiert,  insbesondere  unter  dem  Einfluß  Melanchthons.  Im  16.  Jahrhundert 
wurden  fast  alle  aristotelischen  Schriften  sehr  häufig  ediert,  übersetzt  und  kom- 
mentiert, im  17.  Jahrhundert  beträchtlich  weniger,  während  des  größeren  Teils 
des  18.  Jahrhunderts  mit  wenigen  Ausnahmen  fast  gar  nicht  mehr,  bis  gegen 
das  Ende  desselben  ein  neues  Interesse  erwachte,  das  durch  A.  Trendelenburg 
besonders  gefördert  wurde,  noch  gegenwärtig  andauert  und  sich  auch  in  den 
zahlreichen  (im  Literaturverzeichnis  angeführten)  literarischen  Erscheinungen  be- 
kundet. Das  Nähere  über  die  aristotelischen  Studien  des  Mittelalters  und  der 
Neuzeit  bieten  die  folgenden  Bände  dieses  Grundrisses. 

Gesamtausgaben  und  -Übersetzungen  der  Werke: 

Die  Werke  des  Aristoteles  sind  in  lateinischer  Übersetzung  zuerst 
zugleich  mit  Kommentaren,  die  der  arabische  Philosoph  Averroes  (um  1180)  ver- 
faßt hatte,  Veneliis  1489,  dann  auch  ebend.  1496,  1507,  1538,  1550—1552,  Basileae 
1538  u.  ö.  gedruckt  worden,  griechisch  zuerst  Venetiis  apud  Aldum  Manutium, 
1495—1498,  dann  unter  der  Aufsicht  des  Erasmus  und  des  Simon  Grynaeus 
Basileae  1531  und  ebend.  1539  und  1550  (die  ßasileensis  tertia  von  1550  wird 
auch  nach  dem  Mitherausgeber  Isengrin  die  Isengriniana  genannt);  ferner  Venetiis 
apud  Aldi  filios  1551 — 1553,  ediert  durch  Joh.  Bapt.  Camotius;  dann  ediert  durch 
Friedrich  Svlburg,  Francof.  1584  —  1587;  durch  Isaac  Casaubonus,  griech.  u.  lat., 
Lugduni  1590  u.  ö.  (1596,  1597,  1605,  1646);  durch  du  Val,  griech.  u.  lat.,  Paris 
1619  u.  ö.  (1629,  1639.  1654);  die  letzte  (lateinische)  Gesamtausgabe  im  17.  Jahr- 
hundert erschien  zu  Rom  1668.  Einzelne  Schriften,  wie  besonders  die  Nikom. 
Ethik,  sind  sehr  häufig  ediert  worden  bis  zur  Mitte  und  bald  nach  der  Mitte  des 
17.  Jahrhunderts;  nach  dieser  Zeit  erschienen  Ausgaben  einzelner  Schriften  spär- 
lich und  neue  Gesamtausgaben  der  Werke  überhaupt  nicht  mehr  bis  gegen  das 
Ende  des  18.  Jahrhunderts,  wo  Buhle  die  Werke  des  Aristoteles  (griech.  u.  lat. 
Biponti  et  Argentorati  1791—1800)  von  neuem  in  5  Bänden  herauszugeben  begann. 
Der  erste  Band  dieser  unvollendet  gebliebenen  Ausgabe  enthält  mehrere  immer 
noch  wertvolle  Abhandlungen,  insbesondere  auch  über  die  Ausgaben  des  Aristo- 
teles und  seiner  griechischen  und  lateinischen  Kommentatoren. 

Seit  den  letzten  Jahrzehnten  des  achtzehnten  Jahrhunderts  erwachte  und 
erstarkte  mehr  und  mehr  der  historische  Sinn,  der  den  aristotelischen  Werken 
einen  hohen  Wert  als  Dokumenten  des  Entwicklungsganges  der  Philosophie  zu- 
erkannte.    So  erneuerte  sich  das  Interesse  an  den   Schriften  des  Aristoteles,  das 


;-}l3f>;  §  47.    Die  Schriften  des  Aristoteles. 

im  Laufe  des  19.  Jahrhunderts  fortwährend  gestiegen  ist.  Die  bedeutendsten 
Gesamtausgaben  dieses  .Jahrhunderts  sind:  die  von  der  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Berlin  veranstaltete  Ausgabe,  Bd.  I  und  II:  Aristoteles  Graece  ex 
reo.  Imm.  Bekkeri,  Berol.  18B1 ;  Bd.  III:  Aristoteles  Latine  interpretibus  variis, 
ib.  1831;  Bd.  IV:  Scholia  in  Aristotelem  coUegit  Christ.  Aug.  Brandis,  ib.  1880 
■tes  finden  sich  hierin  nur  Auszüge  aus  den  Scholien,  überholt  durch  die  große 
Kommentatorenausgabe);  Bd.  V:  Aristotelis,  qui  ferebantur,  librorum  fragmenta 
coUegit  Valent.  Rose.  Scholiorum  in  Aristot.  supplementum  (der  vollständige 
Kommentar  des  Syrianos  zu  einigen  BB.  der  Metaphys.,  ed.  H.  Usener).  Index 
Aristotelicus.  Ed.  Herrn.  Bonitz.  ib.  1870  (Hauptausgabe,  nach  deren  Seiten- 
zahlen zitiert  wird).  Die  Bekkersche  Ausgabe  ist  zu  Oxford  1837  wieder- 
abgedruckt Avorden,  und  Bekker  selbst  hat  nach  ihr,  jedoch  mit  einigen  Änderungen 
im  einzelnen,  die  Hauptschriften  des  Aristoteles  gesondert  herausgegeben,  leider 
■ohne  dem  Texte  die  in  der  Gesamtausgabe  enthaltene  Varietas  lect.  wieder  bei- 
zufügen. Es  folgte  die  zu  Paris  bei  Didot  erschienene  Ausgabe:  Arist.  cum 
fragmentis  ed.  Dübner,  Bussemaker,  Heitz,  4  vol.,  Paris  1848—1869.  Vol.  ö, 
<'ontinens  indicem  nominum  et  rerum,  ib.  1874.  Stereotyp-Ausgaben  sind  bei 
Tauclinitz  in  Leipzig  1831—1832,  1843  und  später  erschienen.  Zahlreiche 
Schriften  des  aristot.  Corpus  umfaßt  die  Bibliotheca  Teubneriana.  Einen  brauch- 
baren Kommentar  bietet  die  Ausgabe:  Aristot.  griech.  u.  deutsch  mit  sach- 
erklärenden Anmerkungen  von  Prantl,  Aubert,  Wimmer,  Susemihl,  Frantzius 
(nicht  alles  erschienen),  Bd.  1—7,  Leipzig  1854—1879.  Ö.  unter  den  einzelnen 
Werken.  Chrestomathien :  Gust.  Schneider,  Lesebuch  aus  A.,  Wien  und  Leipzig 
1912;  Lesebuch  aus  Piaton  u.  A.,  Text  u.  Erläuter.  (3.  Aufl.),  Leipzig  1912.  1915. 
In  deutscher  Übersetzung  sind  die  meisten  aristotelischen  Schriften  in  der  Metz- 
lerschen  Sammlung  (übersetzt  von  K.  L.  Roth,  K.  Zell,  L.  Spengel,  Chr.  Walz, 
F.  A.  Kreuz,..  Ph.  H.  Külb,  J.  Rieckher  und  C.  F.  Schnitzer)  und  in  der  Hoff- 
mannschen  Übersetzungsbibliothek  (übersetzt  von  A.  Karsch,  Ad.  Stahr  und 
Karl  Stahr)  erschienen.  Auch  in  der  Philosoph.  Bibliothek  (Leipzig,  Meiner)  ist 
eine  Reihe  aristotelischer  Schriften  in  Übersetzung  und  mit  Anmerkungen  ent- 
halten. Englisch:  The  works  of  Arist.,  transl.  into  English  ander  the  editorship 
of  J.  A.  Smith  and  ^V.  D.  Ross,  Oxford  (die  erschienenen  Bände  s.  unter  den 
betreffenden  Schriften).  Französisch:  Aristote,  trad.  en  francais  avec  des  notes 
perpetuelles  par  J.  Bathelemy  Saint  Hilaire,  Paris  1879—1892. 

Ausgaben  und  Übersetzungen  einzelner  Werke  oder  Gruppen 
von  Werken: 

Organon  ed.  Th.  Waitz,  2  voll..  Leipzig  1844—1846.  Arist.  Categ.  gr. 
■cum  versione  Arabica  Isaaci  Honeini  fil.  ed.  Jul.  Theod.  Zenker,  Leipzig  1846. 
Soph.  Elench.,  ed.  Edw.  Poste,  Lond.  1866.  Fr.  Michelis,  Aristotelis  :t.  EOfup'Ei'a; 
librum  pro  restituendo  totius  philosophiae  fundamento  interpretatus  est,  Heidelb. 
1886.  Posterior  Analytics,  transl.  by  E.  S.  Bouchier,  London  1901.  Laminne. 
Le  traitt'  Ueoi  foinp'i^ia;  d'Aristotc.  Traduction  et  commentaire,  Bruxelles  1901. 
Die  Hermeneutik  des  Ar.  in  der  arabischen  Übers,  des  Ishäk  Ibn  Honain  herausg. 
V.  Isid.  Pollak,  Abhandl.  f.  d.  Kunde  d.  Morgenl.  13.  Bd.,  Leipzig  1913. 

Metaphvsica  ed.  Brandis,  Berl.  1823;  ed.  Seh  wegler,  mit  deutscher  Über- 
setzung, Tüb.  "1847— 1848;  ed.  H.  Bonitz,  Bonn  1848-1849;  recogn.  W.  Christ, 
Lpz.  1886.  1895.  Metaph.  übers,  v.  H.  Bonitz,  hrsg.  v.  E.  Wellmann.  Berl.  1890. 
Buch  A  der  Metaph.  Übersetzung  v.  Karl  Goebel,  Soest  1896,  Pr.  Ubers.  u.  mit 
einer  Lebensbeschr.  d.  Arist.  u.  mit  erklär.  Anmerk.  versehen  von  Eugen  Rolfes 
(neue  Ausg.),  Philos.  Bibl.  2.  und  3.  Bd.,  Leipzig  1904.  Übertr.  von  A.  Lasson, 
Jena  1907,  von  Herm.  Bender,  Berlin-Schöneberg  1911.  Engl.  Übers,  von  W.  D. 
Ross,  Oxf.  1908  (Bd.  8  der  Sammlung  von  J.  A^  Smith  und  W.  D.  Ross). 

Phvsica  rec.  C.  Prantl,  Lips.  1879.  Arist.  Physik  griech.  u.  deutsch  mit 
sacherkl. 'Anmerk.,  Lpz.  1854.  Griech.  Test,  franz.  Übers,  u.  Erklär,  von  Barth. 
St.  Hilaire,  Paris  1862.  Arist.  Phvsique  livre  II,  traduction  et  commentaire  par 
Ö.  Hamelm,  Paris  1908.  Book  VII  bv  R.  Shute,  Oxford  1882  =  Anecdota 
•Oxon.  III  (Kollation  von  Parisin.  1859,'  1861,  2633  und  einer  Handschrift  der 
Bodleiana). 

De  coelo  et  de  generatione  et  corruptione  rec.  C.  Prantl.  Lips.  1881. 
<4riech.  u.  deutsch  mit  Anmerk.  v.  C.  Prantl,  Leipzig  1857.  De  caelo,  griech.  u. 
franz.  mit  Erklär,  v.  Barth.  St.  Hilaire,  Paris  1866. 


§  47.    Die  Schriften  des  Aristoteles.  ;-]69 

De  generatione  et  corruptione  ed.  Prantl,  s.  unter  De  caelo.  Griech. 
11.  franz.  mit  Erklär,  von  Barth.  St.  Hilaire  zus.  mit  De  Mdisso  Xenoph.  Gorgia 
^beigefügt  Introduction  sur  les  origines  de  la  philosophie  grecque),  Paris  1866. 

Meteorologica  ed.  Jul.  Lud.  Ideler,  Lpz.  1834  —  1836.  Griech.  u.  französ. 
mit  Erklärung  von  Barth.  St.  Hilaire,  Paris  1867. 

De  animalibus  historia  publ.  et  trad.  par  M.  Camus,  Paris  1.783,  gr.  et 
Jat.  ed.  Joachim  Gottlob  Schneider,  Lpz.  1811.  Krit.  bericht.  Text,  Übers.,  Er- 
Jclärung  und  Index  von  H.  Aubert  u.  Fr.  Wimmer,  Ly>z.  1868.  Textum  recogn. 
Leonard.  Dittmeyer,  Lipsiae  1907.  Naturgesch.  d.  Tiere,  deutsch  von  A.  Karsch, 
2.  Aufl.,  Berlin-Schöneberg  1911.  Histoire  des  animaux,  traduite  en  franyais  et 
accompagnee  de  notes  perpetuelles  par  J.  Bartholemv  Saint-Hilaire,  3  vols.,  Paris 
1884.  Engl.  Übers,  von  D'Arcy  Wentvvorth  Thompson,  Oxford  1910  (Bd.  4  der 
Sammlung  von  J.  A.  Smith  und  VV.  D.  Ross). 

Vier  Bücher  über  die  Teile  der  Tiere,  griech.  u.  deutsch  mit  sacherkl. 
Anm.  hrsg.  von  A.  von  Frantzius,  Lpz.  18.53;  de  part.  anim.  1.  IV,  ed.  Bernhard 
Langkavel,  Lpz.  1868.  Deutsch  von  A.  Karsch,  Berlin -Schöneberg  1910.  Engl, 
von  W.  Ogle,  Oxf.  1911  (in  d.  Samml.  v.  J.  A.  Smith  und  W.  D.  Ross). 

Über  die  Zeugung  und  Entwicklung  der  Tiere,  griech.  u.  deutsch 
von  Aubert  u.  Wiuuner.  Lpz.  1860;  Traitc  de  la  g^n^ration  des  animaux,  traduit 
par  .T.  Barthelemy  Saint-Hilaire,  2  vols.,  Paris  1887.  Gull.  Moerbekensis 
translatio  comment.  Aristot.  de  gener.  animalium  ed.  L.  Dittmeyer,  Dillingen 
1914,  Pr.  Engl.  Übers,  von  A.  Platt,  Oxf.  1910  (in  der  Samml.  von  J.  A.  Smith 
lind  W.  D.  Ross). 

Arist.  de  animalium  motione  et  de  animalium  incessu,  Ps.- 
Arist.  de  spiritu  lib.  ed.  Vern.  Gull.  Jaeger,  Lipsiae  1913.  De  mot.  an.  et  de 
ine.  au.  transl.  by  S.  L.  Farquharson,  Oxf.  1913  (in  der  Samml.  von  J.  A.  Smith 
und  W.  D.  Ross). 

Aristotelis  quae  feruntur  de  plantis,  de  mirabilibus  auscultatio- 
■iiibus,  Mechanica,  de  lineis  insecabilibus,  ventorum  situs  et 
uomina,  de  Melisso  Xenophane  Gorgia  ed.  O.  Äpelt,  Lpz.  1888.  Aus  der 
letztgenannten  Schrift  der  Abschnitt  über  Xenophanes  bei  Diels,  Vorsokr.  11  A  28, 
der  über  Melissos  ebenda  20  A  5.  Lib.  de  mirab.  aiiscult.  explic.  a  J.  Beck- 
mann, Gott.  1786  (mit  den  Anmerkungen  verschiedener  Gelehrten);  dazu  Novae 
.aunot.  ad  Arist.  lilar.  d.  mir.  ausc,  in:  Marabodi  liber  lapidum  illustr.  a  loanne 
Beckmann.  Gott.  1799,  S.  148  ff.  Engl.  Übers,  v.  Launcelot  und  Dowdall  (in  d. 
-Samml.  von  J.  A.  Smith  und  W.  D.  Ross),  Oxf.  1909  (bringt  wissenschaftlich 
nichts  Neues;  vgl.  H.  Mutschmann,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1910,  342). 
De  lineis  insecab.  englisch  von  H.  H.  Joachim,  Oxf.  1908  (in  der  Sammlung  von 
J.  A.  Smith  und  W.  D.  Ross). 

De  coloribus:  Aristot.  über  die  Farben,  erläutert  durch  eine  Übers,  der 
Farbenlehre  der  Alten,  von  Carl  Prantl,  München  1849.  Arist.  quae  feruntur  de 
eoloribus,  de  audibilibus,  Phy siognomonica  rec.  C.  Prantl,  Lips.  1881. 
Die  Phvsiognomonika  auch  bei  Richard  Foerster,  Script,  phvsiogn.  Graeci  et  Latini, 
Lips.  1893,  I  S.  4  ff. 

De  anima  libr.  tres,  ed.  F.  Ad.  Trendelenburg,  Jena  1833,  ed.  IL  emen- 
■data  et  aucta,  Berlin  1877  (besorgt  von  Christ.  Beiger);  ed.  Barth.  St.  Hilaire, 
Paris  1846;  ed.  A.  Torstrik,  Berlin  1862  (vgl.  R.  Noetels  Rez.  in  der  Z. 
f.  G.-W.  18  [18641,  131—144);  ed.  Gull.  Biehl,  Lips.  1884.  1896;  ed.  II  cur. 
O.  Apelt,  Lips.  1911;  rec.  Aur.  Förster,  Budapest  1912.  Ar.s  Psychology  in 
Greek  and  English  with  introduction  and  notes  by  Edw.  Wallace,  Camljridge 
1882;  with  transl.,  nitrod.  and  notes  by  R.  D.  Hicks,  Cambridge  1907.  Arist., 
traitc  de  rame,  trad.  et  annote  par  G.  Rodier  (texte,  traductiou,  notes),  2  voll., 
Paris  1900.  Aristotele,  esposizione  critica  della  psichologia  greca,  definizione 
deir  anima.  II  trattato  dell'  anima,  Lib.  I,  1  — II,  3,  traduzione  e  note  di  Giam- 
"battista  Barco,  Torino-Roma  1879;  ders.,  dell'  anima  vegetativa  e  sensitiva  (lib. 
II,  4 — III,  2),  saggio  di  interpretazione,  Torino  1881.  Ar.  de  anima  lib.  B  secun- 
dum  recens.  Vaticanam,  ed.  H.  Rabe,  Berlin  1891.  E.  Essen,  Das  erste  Buch  der 
aristotelisch.  Sehr,  über  d.  Seele  ins  Deutsche  übertragen  u.  in  „seiner  ursprüngl. 
Gestalt  wiederhergestellt,  Jena  1892;  das  zweite  B.  in  krit.  Übers.,  1894;  das 
•dritte  desgl.,  1896  (sehr  willkürlich).  Ar.'  Sehr,  über  die  Seele,  übers,  u.  erklärt 
ivon  E.  Rolfes,  Bonn  1901.      Arist.  Psychology,  a  treatise  on  the  principle  öf  life 

Uebcrweg,  Grundriß  I.  24 


37(J  §  •!'•     Die  Schriften  des  Aristoteles. 

(De  aiiima  and  Parva  naturalia)  transl.  with  introd.  and  notes  by  W.  A.  Hara- 
raond,  London  1902.*  Arist.  de  anima  III  ?,  interpret.  e  oommento  bei  G.  Razzoli, 
L'imaginazione  nella  teoria  arist.  della  conoscenza,  Milano  1903.  Drei  Bß.  über 
die  vSeele,  neu  übers,  von  A.  Busse,  Leipz.  1911   (Philos.  Bibl..  neue  Ausg.  Bd.  4). 

Parva  naturalia  recogn.  Guil.  Biehl,  Lpz.  1898.  J.  Ziaja,  Arist.  de  sensu 
c.  1 — 3  (Übers,  mit  Annierk.),  Breslau  1887,  Pr.  Arist.  de  sensu  and  de  memoria, 
text  and  translation,  with  introd.  and  comment.  by  G.  R.  T.  Ross,  Cambridge 
1906.  The  Parva  nat.  transl.  by  J.  I.  Beare  and  G.  R.  T.  Ross,  Oxf.  1908  (in 
der  Samml.  von  J.  A.  Smith  und  W.  D.  Ross). 

Les  problbmes  d'Ar.,  ins  Franz.  übersetzt  von  Barthel.  St.  Hilaire,  2  vols., 
Paris  1891.  Ps.-Arist.  de  rebus  musicis  probl.  reo.  Car.  Janus,  in:  Musici  Script. 
Graeci,  Lips.  1895.  F.  A.  Gevaert  et  J.  C.  Vollgraff,  Les  problfemes  musicaux 
d'Aristote;  fasc.  I  contenaut  le  texte  grec  avec  la  traduction  frangaise  en  regard, 
les  notes  philologiques  et  le  commentaire  musieal  jusqu'a  la  fin  de  la  section  B.  4, 
Gand  1899.  Aristot.  quae  feruntur  problemata  physica  ed.  C.  Aem.  Ruelle.  Reo. 
H.  Knoellinger,  Lips.  (in  Vorbereitung). 

Ethica  Nicomachea  ed.  C.  Zell,  2  voll.,  Heidelb.  1820.  Ed.  A.  Coray, 
Paris  1822.  Ed.  Cardwell,  Oxon.  1828—1830.  Ed.  C.  L.  Michelet  (mit  Komm.), 
Berol.  1829-1835,  2.  ed.  1848.  Bekker  hat  die  Ethik  auch  gesondert  1831,  1845, 
1861  herausgegeben.  Den  Bekkerschen  Text  reproduziert  meist  die  Ausgabe  von 
W.  E.  Jelf,  Oxf.  u.  Lond.  1856.  Eth.  ed.  B.  St.  Hilaire,  Paris  1856.  Rogers,  Edit. 
altera,  Lond.  1865.  Ar.  Ethics,  ill.  by  Alex.  Grant,  Lond.  1856—1858,  4  ed.  1884. 
Arist.  Eth.  Nicom.  ed.  et  commentario  continuo  instnixit  G.  Ramsauer.  Adiecta 
est  F.  Susemihlii  ad  editorem  epistola  critica,  Lpz.  1878  (der  Kommentar  zeugt 
von  eindringendem  Verständnis  des  Ar.,  nur  fehlt  ein  brauchbarer  krit.  Apparat, 
auch  sind  die  früheren  Hilfsmittel  zur  Erklärung  nicht  ausreichend  benutzt).  Ar. 
Eth.  Xicom.  rec.  Fr.  Susemihl,  Lips.  1880,  edit.  3.  cur.  O.  Apelt,  Lips.  1912.  Vgl. 
Susemihl,  Die  Bekkerschen  Handschr.  der  nikom.  Eth.,  Jahrbb.  f.  Philol.  117 
(1878),  625 — 632;  ders..  De  Aristotelis  Ethicis  Nie.  recognoscendis  dissert.  I.  et  IL, 
Berl.  1878.  Ar.  Eth.  Mc.  recognov.  I.  Bywater,  Oxonii  1890.  1913.  Die  Bücher 
VIII  u.  IX  (über  die  Freundschaft)  sind  gesondert  von  Ad.  Theod.  Herrn.  Fritzsche 
herausgegeben  worden,  Gießen  1847.  B.  V  besonders  hrsg.  von  Henry  .Jackson, 
London  1879.  Xicomach.  Ethics  books  I — IV  and  X,  eh.  6  —  9  by  E.  L.  Hawkins, 
Oxf.  1881.  Arist.  Ethics  ed.  by  J.  Burnet.  Arist.  Nicom.  Ethics,  Pref.  and  explan, 
notes  by  D.  P.  Chase,  London  1906.  Arist.  Nicom.  Eth.  book  VI.  with  essays, 
notes  and  transl.  by  L.  H.  G.  Greenwood,  Cambr.  1909.  Ar.s.Nic.  Ethics,  trans- 
lation with  notes  bv  J.  Welldon,  London  1892.  Deutsche  Übersetzungen  von 
Christ.  Garve.  2  Bde.,  Breslau  1798  u.  1801,  Ad.  Lasson,  Jena  1909,  Eug.  Rolfes, 
2.  Aufl.  Leipzig  1911  (Philos.  Bibl.  Bd.  5). 

Ethica  Eudemia,  ed.  A.  Th.  H.  Fritzschius,  Regensb.  1851.  Adieeto  de 
virtutibus  et  vitiis  libello  rec.  Fr.  Susemihl,  Lpz.  1884. 

Arist.  quae  feruntur  Magna  Moralia  rec.  Fr.  Susemihl,  Lpz.  1883. 

Politica  ed.  Herm.  Conring,  Helmstädt  1656,  Braunschweig  1730;  J.  G. 
Schneider,  Frankfurt  a.  d.  O.  1809;  C.  Göttling,  Jena  1824;  Ad.  Stahr,  Leipzig 
1839;  B.  St.  Hilaire,  Paris  1837,  2.  edit.  1848,  3.  edit.  1874;  I.  Bekker,  Berlin 
(1831)  1855;  Eaton,  Oxford  1855;  R.  Congreve,  Lond.  1855  u.  1862.  Arist.  Polit. 
cum  vet.  translat.  Guil.  de  Moerbeka,  ed.  Susemihl,  Leipzig  1872;  ders.  auch  in 
der  Bibliotheca  Teubneriana,  III.  ed.,  nova  impressio,  Leipzig  1894.  Griech.  und 
deutsch  mit  sacherkl.  Anmerk.,  hrsg.  von  Susemihl,  2  Bde.,  Lpz.  1879.  The  Pol. 
of  A.,  a  revis.  text,  with  introduct.,  analys.  and  comm.  by  F.  Susemihl  and 
R.  D.  Hicks,  Books  I— V,  Lond.  1894.  The  Politics  of  A.,  with  an  introduction, 
two  prefatory  essays  and  notes  crit.  and  explan.,  by  W.  L.  Newman,  Oxf.  1887 
bis  1902:  Vol.  I:  Introduct.  to  the  P.;  Vol.  II:  Prefatorv  Essays,  Books  I  and  II, 
Text  and  Notes;  Vol.  III:  Two  essays,  Books  III— V,  text  and  Notes;  Vol.  IV: 
Essay  on  Constitutions,  Books  VI — VIII,  Text  and  Notes  (mit  einem  genauen 
General  index,  Greek  index  und  Grammatical  index  —  Hauptwerk).  Zu  den 
ersten  beiden  Bänden  s.  F.  Susemihl,  Quaestion.  Aristotelearum  criticarum  et 
exegeticarum  pars  IL,  Greifsw.  1893.  Arist.  Polit.  post  Fr.  Susemihlium  recogn. 
O.  Immisch,  Lips.  1909.  Übersetzt  ins  Deutsche  von  Chr.  Garve,  Breslau 
1803/1804,  neue  Bearbeit.  von  M.  Brasch,  Leipzig  1893  (mangelhaft).  Die  drei 
ersten  BB.  der  Politik  niit  erklärenden  Zusätzen  ins  Deutsche  übertr.  von  Jak. 
Bemays,    Berlin  1872.     Übers,   mit   Einl.   u.  erkl.  Anm.  v.  Eug.  Rolfes   (Philos. 


§  47.     Die  Schriften  des  Aristoteles.  371 

Bibl.  Bd.  7),  Leipz.  1912.  Ar.s  Politics  translat.  by  J.  E.  C.  Welldon,  London 
1893.  Arist.  Politics,  transl.  bv  B.  Jowett,  introd.,  analysis,  index  by  H.  W.  C. 
Dawis,  Oxford  1905. 

Politien:  Der  eine  neuerdings  aufgefundene  Teil  der  Uo/ursTai,  die 
'Aüijraicov  Uo/Arrta,  ist  zuerst  veröffentlicht  von  F.  G.  Kenyon,  On  the  Constitution 
of  Athens,  printed  by  Order  of  the  trustees  of  the  British  Museum,  Lond.  1891. 
In  demselben  Jahre  ist  der  Papyrus  in  Faksimile  (22  Tafeln)  herausgegeben 
worden.  Seitdem  wurde  die  Schrift  öfters  ediert  und  in  verschiedene  Sprachen 
übersetzt.  Von  Ausgaben  seien  genannt:  die  von  G.  Kaibel  und  U.  v.  Wilamo- 
witz-Moellendorff,  Berlin  1892,  III.  ed.  1898,  von  Frdr.  Blass,  Leipzig  1892, 
IV.  ed.  1903,  von  Kenyon  im  Suppl.  Aristot.  III  2,  s.  oben  S.  366.  von  J.  E. 
Sandys,  a  revised  text  with  an  introduction,  critical  and  explaiiatory  notes, 
testiinonia  and  indices,  Lond.  1893,  II.  edit.  1912,  von  H.  van  Herwerden  und 
J.  van  Leeuwen,  Leiden  1891,  von  C.  Ferrini  —  con  versione,  Milano  1891. 
Arist.  Uo/uzeia  'yißip'aUor,  post  Fr.  Blass  ed.  Th.  Thalheim,  Lips.  1909.  Erkl.  v. 
Karl  Hude,  2.  Aufl.,  Leipzig  1916.  Übersetzungen  sind  u.  a.  erschienen  ins 
Deutsche  von  G.  Kaibel  und  Ad.  Kiessling,  Straßb.  1891,  von  M.  Erdmann,  der 
Athenerstaat,  Leipzig  1892  (mit  Erläuterungen  u.  Literatur),  ins  Englische  von 
F.  G.  Kenyon,  with  introduct.  and  notes,  Lond.  1891. 

Oeconomicorum  IIb.  I.  vet.  transl.  lat.  edita  a  P'ranc.  Susemihl,  Gryphis- 
wald.  1870;  Ar.  quae  feruntur  Oeconomica  rec.  Susemihl,  Leipzig  1887  (enthält 
auch  die  lateinische  Übersetzung  des  dritten  Buchs  in  verschiedenen  Rezensionen!. 
Hebräische  Übersetzung  von  B.  I  und  III  im  P'onds  h^breu  de  la  BibHoth.  nat. 
Xo.  892.  910.  959,  Verfasser  Abraham  ben  Tibbon  (Egger,  Annales  d.  1.  Fac.  d. 
lettr.  d.  Bordeaux  1  [1879],  365). 

Rhetorica  ed.  Spengel.  Leipzig  1867.  Ed.  A.  Roemer,  Leipzig  1885;  v^l. 
dazu  denselben,  Rhein.  Mus.  39  (1884),  491—510,  Blätter  f.  d.  bayer.  Gymnasial- 
schuhv.  22  (1886),  391;  iterum  ed.,  Leipzig  1899.  Arist.  Rhe|oric  with  a  com- 
mentary  by  E.  M.  Cope,  ed.  J.  E.  Sandys,  3  Bde.,  London  18 <  <  (wichtig  für  die 
Erklärung).  Von  Cope  auch:  An  introduction  to  Ar.s  Rhetoric,  with  Analysis, 
Notes  and  Appendices,  Lond.  1867.  The  Rhetoric  of  A.  transl.  with  an  analysis 
and  critical  notes  by  J.  E.  C.  Welldon,  London  1886.  The  Rhet.  of  A.,  a  transl. 
bv  R.  Cl.  Jebb,  edit.  with  an  introd.  and  with  suppl.  notes  bv  J.  E.  Sandvs, 
Cambr.  1909. 

Rhetorica  ad  Alex  an  drum:  Anaximenis  Ars  rhetorica,  quae  vulgo 
fertur  Aristotelis  ad  Alexandrum,  rec.  Spengel,  Leipzig  1847  (Zürich  1844).  In 
Spengels  Rhetores  Graeci  vol.  I,  pars  II,  p.  8  ff.  (ed.  C.  Hammer,  Lipsiae  1894). 
Papyrusfund:  The  Hibeh  Papyri  I  S.  114  ff. 

Poetica  ed.  G.  Hermann,  Lpz.  1802;  Franz  Ritter,  Köln  1839;  E.  Egger 
(in  seinem  Essai  sur  l'histoire  de  la  critique  chez  les  Grecs,  Paris  1849);  B.  St. 
Hilaire,  Paris  1858;  I.  Bekker  (Ar.  Rhet.  et  Poet,  ab  I.  B.  tertium  ed.),  Berol. 
1859;  Franz  Susemihl  (Poet,  griech.  u.  deutsch),  Leipzig  1865,  2.  Aufl.  1874;  ed. 
Joh.  Vahlen,  Berol.  1867,  2.  Aufl.  Berl.  1874  (dagegen  Leonh.  Spengel,  Aristoteles' 
Poetik  u.  Joh.  Vahlens  neueste  Bearbeitung  ders.,  Lpz.  1875),  tertüs  curis  recogn. 
et  adnot.  crit.  aux.,  Lips.  1885.  Ed.  F.  Ueberweg,  BerL  1870.  Rec.  G.  Christ, 
Lpz.  1878.  Griech.  u.  deutsch  von  M.  Schmidt,  Jena  18(5.  Hrsg.  u.  übers,  von 
Friedr.  Brandscheid,  Wiesb.  1882.  Arist.  de  arte  poet.  lib.  recogn.  I.  Bywater, 
Ox.  1897;  ed.  IL,  Ox.  1911  (mit  kurzem  krit.  Apparat).  Ar.  Poet,  par  A.  Hatz- 
feld  et  M.  Dufour,  Lille  1899.  Arist.  Poet.,  text.  recogn.  emend.,  in  ordin.  digess., 
sec.  sententiar.  seriem  typis  distinx.  T.  G.  Tucker,  Londini  1899.  Ar.  theory  of 
poetry  and  fine  art;  with  a  critical  text  and  transl.  of  the  Poetics  by  S.  H. 
Butcher,  3.  edition,  London  1902.  Arist.  on  the  art  of  poetry.  A  revised  text 
Avith  crit.  introd.,  transl.  and  comra.  by  I.  Bywater,  Oxf.  1909.  The  Poet,  of 
Arist.,  transl.  from  Greek  into  English  and  from  Arabic  into  Latin,  with  a  revised 
text,  introd.,  comment.,  glossary  and  onomasticon  by  D.  S.  Margoliouth,  London 
New  York  Toronto  1911.  DieHaupthandschr.  (Parisinus  1741)  in  Reproduktion 
von  H.  Omont,  Paris  1891.  Arist.  über  d.  Dichtkunst,  übers,  u.  mit  erläuternd. 
Anmerk.  u.  einem  d.  Textkr.  betr.  Anhang  versehen  von  Fr.  Ueberweg,  2.  Aufl., 
Leipzig  1875.  Die  ersten  11  Kapitel  erkl.  von  Baumgart,  Festschr.  f.  Friedländer, 
1895,  das  Schlußkapitel  von  Th.  Gomperz  (1893),  s.  S.  129*.  Th.  Gomperz,  Ar.' 
Poetik  übers,  u.  eingeleit.,  mit  einer  Abhandl. :  Wahrheit  und  Irrtum  in  der 
Katharsis-Theorie  des  A.,  von  Alfr.  v.  Berger,  Leipz.  1896.     Arist.  on  the  Art  of 

24* 


372  §  ^'-     ^^"^  h^chriften  dos  Aristoteles. 

l'oetiv,  an  amplified  Version  .  .  .  by  Lane  Cooper,  New  York  1913  (erklärend 
periphrastisehe  Übers,  mit  modernen  Beispielen  und  Parallelen). 

Division  es  quae  vulgo  dicuntur  Aristoteleae,  praefatus  edid.  testimoniisque 
instruxit  Herrn.  Mutschmann,  Lipsiae  1900. 

Fragmente:  Valentin  Rose,  Aristoteles  pseudepigraphus  (eine  Sammlung 
der  Fragmente  der  verlorenen  Schriften,  welche  Rose  fast  ausnahmslos  für 
unecht  hält),  Lips.  1883;  derselbe,  Aristotelis  qui  ferebantur  librorum 
fragmenta,  Leipzig  1886  (der  arabisch  erhaltene  ,, Brief  .-reol  ßuai/.sia^  an 
Alexander'  |fr.  LII  S.  408  Rose  d.  Ausgabe  von  1886],  herausgegeben  von 
Jul.  Lippert,  De  epist.  pseudarist.  .t.  ßaa.  comment.,  Berlin  1891,  Hallesche 
Diss.  Dazu  H.  Nissen,  Rhein.  Mus.  47  [1892],  177  ff..  Zeller,  Arch.  f.  Gesch. 
d.  Philos.  6  [1893],  408  f.  Briefe  auch  bei  Hercher,  Epist.  Gr.  S.  172—174). 
Bei  Rose  fehlende,  für  die  Vorsokratik  in  Betracht  kommende  Fragmente 
6.  bei  Diels,  Vorsokr.  II  1  ^  S.  750.  Peplos:  ed.  Joh.  Pomtow,  in  seiner  Ausgabe 
der  Poetae  lyr.  Graeci  min.,  Lips.  1885,  vol.  IL  A)W)iyiiii  Londinensis  ex-  Arisf. 
lafrif-is  Mfyioniis  et  aliis  ntedicis  eclogae  ed.  H.  Diels,  s.  o.  S.  366  (Suppl.  Arist.). 
Anonymus  Londinensis ;  Auszüge  eines  Unbekannten  aus  Aristoteles -Menons 
Handbuch  der  Medizin  und  aus  Werken  anderer  älterer  Arzte,  griech.  hrsg.  von 
H.  Diels;  deutsche  Ausgabe  von  Heinr.  Beckh  u.  Franz  Spät,  Berlin  1896.  Ein 
neues  Aristotelesfragment  bei  H.  Rabe,  Rhein.  Mus.  63  (1908),  150  Z.  4.  Stob. 
3,  3.  25  H.  (fragra.  57  Rose)  zu  verbessern  aus  Oxyrh.  Pajx  4,  82  ff.  (Rhein. 
Mus.  61  [1906],  16). 

Unechtes  (außer  dem  bisher  schon  Berücksichtigten):  Ilfoi  y.öoimv 
B.  §  71.  Theologia:  s.  S.  130*.  Liber  de  causis:  s.  ebenda.  hiteinhueli:  Das 
Steinbuch  des  Aristot.  mit  literargeschichtl.  L'ntersuchungen  nach  der  arabischen 
Handschrift  d.  Bibl.  Nation,  herausg.  u.  übers,  von  J.  Ruska,  Heidelberg  1912; 
dazu  C.  F.  Seybold,  Zeitschr.  d.  deutsch,  morgenländ.  Ges.  68  (1914),  606—626. 
Secretmn  secreioriim :  s.  Scriptor.  physiognom.  rec.  Foerster  1  S.  CLXXVIII  ff.; 
II  S.  181  ff.  Three  prosa  Versions  of  the  Secreta  Secretorum,  edit.  with  introd. 
and  notes  by  Rob.  Steele  and  a  glossary  by  T.  Henderson,  vol.  I:  Text  and 
glossary,  London  1898. 

A.  Aristoteles'  Schriften  im  allüremeiiieii. 

Aristoteles  war  während  seines  ersten  athenischen  Aufenthaltes  Piatons 
Schüler  nicht  nur  in  dessen  Philosophie,  sondern  auch  in  der  Art  seiner  schrift- 
stellerischen Produktion.  Er  schrieb  Dialoge,  die  sich  z.  T.  auch  im  Inhalte, 
im  ganzen  aber  jedenfalls  in  der  Form  an  die  des  Meisters  anschlössen.  Nur 
Avaren  sie  von  ihnen  dadurch  unterschieden,  daß  ihre  Proömien  nicht  durch  Ein- 
führung in  die  Szenerie  und  durch  Charakteristik  der  Mitunterredner  das  Ge- 
spräch unmittelbar  vorbereiteten,  sondern  mit  diesem  in  lockerem  Zusammen- 
hange standen,  so  daß  der  eigentliche  Dialog  in  gewissem  Sinne  als  einleitungslos 
bezeichnet  werden  konnte;  ferner  dadurch,  daß  Aristoteles  selbst  die  Rolle  des 
Gesprächsleiters  übernahm.  Auch  scheinen  anstatt  lebhafter  Wechselrede  längere 
Ausführungen  der  Gesprächsteilnehmer  einander  gegenübergestanden  zu  haben 
—  man  denke  an  Werke  der  Spätzeit  Piatons  und  an  philosophische  Dialoge 
Ciceros.  Diese  aristotelischen  Dialoge  sind  für  uns  bis  auf  dürftige  Reste  ver- 
loren. Im  Altertum  waren  sie  es,  die  den  weiteren,  nichtzünftigen  Kreisen  die 
Bekanntschaft  mit  Aristoteles  vermittelten.  Sie  wurden  -wegen  der  Anmut  und 
Fülle  ihres  Stils  gelobt;  Cicero  spricht  (Acad.  2,  38,  119)  von  dem  ,, goldenen 
Redestrom"  des  Aristoteles,  und  unsere  Fragmente  lassen  z.  T.  die  Berechtigung 
des  antiken  Urteils  noch  erkennen  (eine  Probe  unten  §  49  a.  E.). 

Ganz  anderer  Art  sind  die  uns  erhaltenen,  ausschließlich  oder  doch  mit 
geringen  Ausnahmen  der  Zeit  des  zweiten  athenischen  Aufenthaltes  angehörigen 
Schriften.  In  ihnen  spiegelt  sich  die  nun  voll  entwickelte  Lehrtätigkeit  des 
Philosophen  wider,  es  sind  ,,akroamatische",  auf  die  Hörer  der  Schule  berechnete 
Lehrschriften.      Auch  an  ihnen   lassen  sich  unter  dem  Gesichtspunkte  wissen- 


§  47.     Aristoteles"  Schriften  im  allgemeinen.  373 

schaftlicher  Präzision  manche  sprachlich-stilistischen  Vorzüge  rühmen,  aber  der 
für  ein  nichtfachmännisches  Lesepublikum  reizvollen  Darstellungskunst  sind  sie, 
abgesehen  von  einigen  gelegentlich  eingefügten  gehobenen  Partien,  völlig  bar. 
Sie  sind  trocken  und  nüchtern  und  bieten  in  ihrer  rein  auf  das  Sachliche  ge- 
richteten knappen  und  prägnanten  Ausdrucksweise  einen  keineswegs  leicht  zu 
bewältigenden  Lesestoff.  Dazu  kommen  noch  mancherlei  Schwierigkeiten  der 
Komposition :  schlechter  Anschluß  der  einzelnen  Bücher  einer  Schrift  an- 
einander, unbefriedigende  Abfolge  dieser  Bücher,  den  Zusammenhang  unter- 
brechende Stücke,  Dubletten  und  die  mit  der  Chronologie  literarischer  Er- 
scheinungen schwer  rereinbare  Tatsache,  daß  Schriften  einander  wechselseitig 
zitieren  und  frühere  Bücher  eine  dritte  Untersuchung  als  bereits  vorhanden  be- 
rücksichtigen, während  spätere  sie  als  zukünftig  in  Aussicht  stellen.  Neuere 
Gelehrte  haben  allen  diesen  auffallenden  Erscheinungen  durch  sehr  verschiedene 
Hypothesen  gerecht  zu  werden  versucht.  Man  nahm  an,  die  Lehrschriften  seien 
Kolleghefte  des  Aristoteles  oder  Nachschriften  seiner  Schüler  oder  Schriften,  die 
er  diesen  Schülern  zur  Einprägung  des  Gehörten  in  die  Hand  gegeben  und  zur 
Aufbewahrung  in  der  Schulbibliothek  bestimmt  habe.  Durch  solche  Annahmen 
und  durch  die  weitere,  daß  den  Werken  die  Vollendung  und  abschließende 
Redaktion  durch  die  Hand  des  Meisters  fehle,  fremde  Hände  vielmehr  über 
dessen  unfertigem  Nachlasse  gewaltet  hätten,  erklärte  man  die  wechselseitigen 
Zitate,  die  Störungen  des  Zusammenhanges  und  andere  Merkwürdigkeiten  in  der 
■Beschaffenheit  unseres  aristotelischen  Corpus.  Gemeinsam  war  diesen  Versuchen 
bis  auf  die  jüngste  Zeit,  daß  ihre  Urheber  jede  aristotelische  Schrift  als  ein 
ursprünglich  einheitliches,  in  sich  geschlossenes  ,,Werk"  betrachteten,  dessen 
Wiederherstellung  in  seiner  genuinen  Gestalt  oder  doch  wenigstens  seinem  Plane 
durch  Anwendung  der  üblichen  philologischen  Hilfsmittel,  Ausscheidung  einge- 
drungener Stücke  aristotelischen  oder  fremden  Ursprunges,  L^mstellung  von 
Büchern  u,  dgl.  anzustreben  sei.  Die  Schrift,  die  die  meisten  Eätsel  aufgab  und 
demgemäß  den  umstrittensten  Gegenstand  kritischer  Untersuchung  bildete,  war 
die  Metaphysik.  AVas  hier  insbesondere  von  Brandis  (Über  d.  aristot.  Metaph., 
1.  Hälfte,  Abh.  d.  Berl.  Ak.  1834),  Bonitz  und  Schwegler  (beiden  in  ihren  Aus- 
gaben der  Metaphysik)  in  eingehender  und  scharfsinniger  Analyse  geleistet  wurde, 
hat  für  die  Forschung  dauernden  Wert.  Es  blieb  aber  zur  vollen  Aufklärung 
des  Sachverhaltes  noch  ein  großer  Schritt  zu  tun,  der  von  W.  W.  Jaeger  in 
seinen  Studien  zur  Entstehungsgeschichte  der  Metaphysik  des  Aristoteles  voll- 
zogen wurde.  Auf  Grund  sorgfältigster  Einzeluntersuchungen,  die  zunächst  der 
Metaphysik  galten,  in  ihren  Ergebnissen  aber  auch  für  die  anderen  Lehrschriften 
entscheidend  waren,  brach  Jaeger  endgültig  mit  der  Auffassung  dieser  Schriften 
als  zu  rekonstruierender  ,, Werke''  in  dem  oben  bezeichneten  Sinne.  Es  handelt 
sich  bei  ihnen  vielmehr  nach  Jaeger,  dem  sich  die  hier  folgende  Darstellung  an- 
schließt, um  Vorlesungskonzepte,  von  Kollegienheften  des  Professors  dadurch 
unterschieden,  daß  sie  nicht  nur  für  den  materiellen  Inhalt  der  Vorlesung  keine 
bloße  Skizze  bieten,  sondern  selbst  Formelhaftes,  wie  die  Ankündigung  eines  Ab- 
schlusses und  Überganges  zu  Neuem  wieder  und  wieder  in  vollen  Sätzen  aus- 
führen. Sie  gründen  sich  auf  das  alte,  schon  in  der  Vorsokratik  herrschende 
Verfahren,  philosophische  Untersuchungen  schriftlich  zu  fixieren  und  einem  für 
die  Sache  interessierten  Kreise  —  bei  Aristoteles  und  schon  vor  ihm  bei  Piaton 
ist  es  die  organisierte  Schule  —  vorzulesen.  In  diesem  Vorlesungsakte  bestand 
ihre  Publikation  (f^idootg),  das  Gegenstück  zur  Herausgabe  der  für  den  Buch- 
handel bestimnrten  Dialoge.  Nachdem  ihre  schriftliche  Vervielfältigung  zunächst 
nur  im  engen  Kreise  der  Schüler  und   für  diese  Schüler  stattgefunden  hatte,  ei- 


JJJ4  §  47.    Aristoteles'  Schriften  im  allgemeinen. 

folgte  erst  im  weiteren  Verlaufe  ihre  Zurüstung  für  den  buchhandlerischen 
Vertrieb. 

Die  in  diesen  Vorlesungskonzcpten  niedergelegten  Untersuchungen  ließen 
sich  nun.  soweit  sie  in  das  nämliche  wissenschaftliche  Gebiet  fielen,  unbeschadet 
ihrer  Selbständigkeit  zu  Sammeleinheiten  mit  oder  ohne  Gesamttitel  vereinigen. 
Schon  Aristoteles  selbst  ist  mit  solcher  Vereinigung  vorangegangen  und  zitiert 
dementsprechend  mit  Gesamttiteln  wie  iv  roTg  rpvoixoTg,  n-  zoXg  jioXixixoXg,  doch 
fällt  bei  ihm  auf  die  Selbständigkeit  der  Einzeluntersuchungen  das  größere  Ge- 
wicht. Die  späteren  Generationen  des  Peripatos  gingen  in  der  Zusammenfassung 
weiter  und  betonten  in  stärkerem  Maße  die  Sammeleinheiten  gemäß  der  mehr 
und  mehr  platzgreifenden  Auffassung  dieser  I"'ntersuchungsreihen  als  fest- 
umrissener  „Werke"  (Jaeger  a.  a.  0.  S.  150  ff.  160).  "Ein  Beispiel  der  Sammel- 
einheit ohne  Gesarattitel  bieten  die  heute  sogenannten  Parva  naturalia  (TTept 
aiodr'iascag  xal  atadrjxoiv,  Uegl  /ni'tj/iirjg  xal  dvafiv>ja£0}g,  ITegl  i'jtj'ov  xai  iyQtj- 
yÖQoecog  xxX.)  in  Verbindung  mit  der  Schrift  Tlegi  yvyfjg.  Alle  diese  kleineren 
Abhandlungen  sind  zwar  von  Hause  aus  selbständig,  aber  doch  durch  Form  und 
Inhalt  untereinander  zu  einer  Reihe  verbunden,  für  die  jedoch  nach  antiker 
Terminologie  ein  Gesamttitel  schwer  zu  finden  war.  So  verblieb  es  bei  den  ein- 
zelnen Abhandlungen  als  Zitiereinheiten  (Jaeger  a.  a.  O.  S.  153  f.). 

Die  Selbständigkeit  der  Einzeluntersuchungen  erlaubte,  sie  für  Vorlesungs- 
zwecke je  nach  Bedürfnis  in  wechselnder  Weise  zu  kombinieren  und  einander 
dienstbar  zu  machen.  Die  Wiederholung  einer  Vorlesung  gab  ferner  Anlaß  zu 
Änderungen,  Erweiterungen,  Vertiefungen  und  Nachträgen.  So  ergaben  sich 
Dubletten  und  lose  Nachtragstücke,  die  teils  von  Aristoteles  selbst  eingereiht, 
teils  von  einem  Redaktor  aus  den  nachgelassenen  Papieren  des  Philosophen  ein- 
gefügt wurden.  Hier  ist  die  von  W.  W.  Jaeger  vollzogene  Analyse  der  Meta- 
physik besonders  lehrreich.  Als  Beispiel  sei  die  Dublette  Metaph.  A  9,  990  b  2 
bis  991  b  9  =  M  4,  1078b  34—5,  1080a  11  (Jaeger  a.  a.  O.  S.  28  ff.)  erwähnt, 
die  eine  zum  wenigsten  zweimal  gelesene  Polemik  gegen  die  platonische  Ideen- 
lehre enthält.  Die  Differenzen  erklärt  Jaeger  mit  Wahrscheinlichkeit  aus  Aristo- 
teles' im  Laufe  der  Zeit  sich  verschärfender  Stellungnahme  gegen  die  Akademie 
und  nimmt,  da  beide  Stücke  zu  dem  zusammenhängenden  Vorlesungszyklus  der 
Bücher  ABFEIMN  gehören,  eine  Änderung  des  Vorlesungsplanes  an,  dergestalt, 
daß  nach  Anfügung  von  M  der  entsprechende  Abschnitt  von  A  weggelassen 
wurde.  Auf  alle  Fälle  —  und  das  ist  für  die  Auffassung  der  Lehrschriften  von 
prinzipieller  Bedeutung  —  können  solche  großenteils  wörtlich  übereinstimmenden 
Parallelstücke  nicht  bestimmt  gewesen  sein,  Teile  eines  und  desselben  ,, Werkes" 
zu  bilden. 

Unter  dieses  Material  mischt  sich  in  verhältnismäßig  seltenen  Fällen  Hy- 
pomnematisches,  skizzenhafte  Aufzeichnungen  des  Aristoteles  für  den  Vor- 
lesungsgebrauch sowie  Nachschriften  und  Ausarbeitungen  von  Schülern,  hier  also 
wirklich  Analoga  zum  modeyien  Kollegbetrieb.  Solcherlei  Stücke  fanden  sich 
z.  T.  schon  unter  Aristoteles'  Papieren,  z.  T.  wurden  sie  bei  der  späteren  Re- 
daktion des  Nachlasses  diesem  eingereiht  (Jaeger  a.  a.  O.  S.  87.  IIG.  135). 
Auch  spätere  in  eigentlichem  Sinne  unechte  Stücke  fanden  in  die  Masse 
Eingang. 

Der  Unterschied  in  der  gesamten  Haltung  der  Dialoge  und  der  Lehrschriften 
ist  natürlich  auch  den  Alten  nicht  entgangen,  wenn  sie  auch  in  seiner  genetischen 
Erklärung  durch  die  Parallelsetzung  beider  Schriftengattungen  als  „Werke"  be- 
hindert wurden.  Die  Erkenntnis  des  Unterschiedes  prägt  sich  in  der  antiken 
Nomenklatur  aus.      Die  Lehrschriften    wurden    sachgemäß    als    akroamatische 


§  47.    Aristoteles'  Schriften  im  allgemeinen.  375 

bezeichnet.  Daneben  erscheint  der  Ausdruck  Pragmateiai  (Abhandlungen  rein 
sachlich  untersuchender  Art),  und  soweit  es  sich  um  bloße  Aufzeichnungen  ohne 
volle  stilistische  Ausführung  handelte,  hießen  solche  Schriften  hypomnema- 
tische.  Die  unter  diesen  Bezeichnungen  zusammengefaßten  Abhandlungen 
galten  im  -wesentlichen  als  Interna  der  Schule,  und  insoweit  stellte  man  ihnen 
die  exoterischen  Werke  gegenüber.  Man  entnahm  den  Ausdruck  Aristoteles 
selbst,  der  an  sechs  Stellen  seiner  Lehrschriften  sich  auf  s^o)r  eoihol  /.6yoi  beruft. 
Das  also  sollten  die  für  einen  weiteren  außerhalb  der  Schule  stehenden  Kreis 
bestimmten,  populären  Schriften  sein.  Dabei  war  in  erster  Linie  an  die  Dialoge 
zu  denken,  und  so  wurden  diese  denn  auch  tatsächlich  unter  den  i^coreoiy.ol  KÖyoi 
verstanden.  Unter  den  Neueren  hat  Jak.  Bernays  in  seinem  Buche:  Die  Dialoge 
des  Aristoteles  in  ihrem  Verhältnis  zu  seinen  übrigen  Werken,  Berlin  1863,  den 
Nachweis  zu  führen  versucht,  daß  Aristoteles  in  Wirklichkeit  mit  den  i^wxEoiy.ol 
XöyoL  seine  eigenen  Dialoge  meine.  Dagegen  ergab  die  genaue  Prüfung  der  sechs 
aristotelischen  Zitate  durch  H.  Diels  in  dem  Aufsatze:  Über  die  exoterischen 
Eeden  des  Aristoteles,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1883,  477—494,  in  entscheidender 
Weise,  daß  jene  Zitate  mit  den  Dialogen  nichts  zu  tun  haben,  Aristoteles  viel- 
mehr iinter  fionfoiHol  ).6yoi  in  sehr  weitem  Sinne  Meinungsäußerungen  versteht, 
wie  sie  außerhalb  der  peripatetischen  Schule  bei  Philosophen  oder  Laien 
im  Umlaufe  waren,  Dichtersentenzen  und  volkstümliche  Behauptungen  so  gut 
wie  dialektische  Streitreden  der  Sophisten  oder  Lehren  der  Akademie. 

Damit  ist  natürlich  nicht  bestritten,  daß  Aristoteles'  Ruhm  und  Bedeutung 
für  die  Außenwelt  lange  Zeit  hindurch  auf  den  Dialogen  beruhte,  diese  also  in 
gewissem  Sinne  seine  ,, esoterischen'-  Werke  waren.  Dafür  pulsierte  das  innere 
Leben  und  die  geistige  Entwicklung  des  Peripatos  um  so  intensiver  in  den  Lehr- 
schriften. In  der  Vereinigung,  der  Weitergabe  und  Verarbeitung  des  in  ihnen 
enthaltenen  Gedankengutes  zeigt  sich  aufs  deutlichste  das  Wesen  der  Schule  als 
eines  zu  gemeinsamer  Arbeit  verbundenen  Vereins.  Der  Mittätigkeit  der  Schule 
an  Aristoteles"  Forschungen  wurde  schon  oben  S.  362  gedacht  (vgl.  auch  Jaeger 
a.  a.  O.  S.  142).  Aber  auch  in  der  Art,  wie  die  aristotelischen  Schriften  von  gleich- 
zeitigen Schulgenossen  und  Nachfolgern  ohne  Scheidung  des  persönlichen  geistigen 
Eigentums  übernommen  und  für  ihre  eigene  wissenschaftliche  Tätigkeit  ausge- 
nützt wurden,  tritt  klar  zutage,  daß  das  Individuelle  in  dem  gemeinsamen  Schul- 
gute aufging  und  das  Interesse  an  der  sachlichen  Weitergabe  und  Ausgestaltung 
der  Wissenschaft  jede  andere  Rücksicht  verdrängte.  Für  diesen  Sachverhalt,  der 
übrigens  in  den  Uterarischen  Verhältnissen  innerhalb  der  Schule  Leukipps  (oben 
S.  118)  und  in  der  Verwertung  platonischer  Vorlesungen  (wie  der  über  öicuqsosi;; 
s.  oben  S.  209)  durch  Aristoteles  sein  Analogon  hat,  liegen  uns  noch  greifbare 
Beispiele  vor:  Aristoteles'  ethische  Hauptschrift  trägt  als  Verfassernamen  den 
des  Nikomachos,  obwohl  diesem  an  ihr  nur  das  Verdienst  der  Bücherordnung 
und  Redaktion  zukommt.  Ebenso  ist  die  Endemische  Ethik  geistiges  Eigentum 
des  Aristoteles,  aus  dessen  Ethik  sogar  drei  Bücher  (Eud.  Eth.  A—Z  =  Nikom. 
Eth.  E — H)  unverändert  herübergenommen  wurden  (vgl.  Jaeger  a.  a.  O. 
S.   141  f.). 

Bei  der  Bestimmung  der  aristotelischen  Lehrschriften  für  den  L^nterricht 
der  Schule  und  bei  der  engen  Gemeinschaft  geistiger  Arbeit  versteht  sich  von 
selbst,  daß  Abschriften  in  den  Händen  zahlreicher  Schüler  waren.  Zum  wenigsten 
mußten  die  Untersuchungen  des  Meisters  in  Nachschriften  nach  seinen  Vor- 
lesungen verbreitet  sein.  Schon  damit  erledigt  sich  eine  antike  Mär,  die  uns  von 
Strabon  (13,  1,  54  S.  609),  Plutarch  (Sulla  26,  wahrscheinlich  nach  Strabon)  und 
nach  letzterem  von  Suidas  (s.  v.  Svlka?)  berichtet  wird.     Darnach  fiel  die  Biblio- 


3J(5  §  47.     Aristoteles'  Schriften  im  allgemeinen. 

thek  des  Theophrast,  die  auch  die  des  Aristoteles  in  sich  aufgenommen  hatte, 
nach  Theophrasts  Tode  an  dessen  und  des  Aristoteles  Schüler  Neleus  aus 
Skepsis,  der  sie  seinerseits  wieder  seinen  Erben  hinterließ.  Diese  bargen  den 
Schatz  vor  der  Sammelwut  der  pergamenischen  Könige,  denen  Skepsis  Untertan 
war,  in  einem  unterirdischen  Räume.  Von  hier  aus  kamen  die  Schriften,  von 
Feuchtigkeit  und  Würmerfraß  beschädigt,  durch  Kauf  an  den  Bücherliebhaber 
Apellikon  von  Teos  (um  100  vor  Chr.),  der  sie  mit  vielfach  fehlerhafter  Aus- 
füllung der  entstandenen  Lücken  abschreiben  ließ  und  so  eine  Fy.dootg  ver- 
anstaltete. Nach  Apellikons  Tode  und  der  Einnahme  Athens  durch  Sulla  (86  vor 
Chr.)  entführte  dieser  die  Bibliothek  nach  Rom,  wo  der  Grammatiker  Tyrannion 
von  Amisos  (über  ihn  Usener,  Kl.  Sehr.  II  307  ff.,  JII  151  ff.)  sie  bearbeitete. 
Seine  Exemplare  wurden,  wie  Plutareh  beifügt,  von  Andronikos  (s.  §  71)  ver- 
öffentlicht und  dienten  ihm  als  Grundlage  für  sein  Verzeichnis  der  aristotelischen 
Schriften.  Aus  der  langen  Verschollenheit,  der  nur  wenige  Werke  des  Meisters 
—  darunter  namentlich  die  populären  —  entgingen,  erklärt  sich  nach  Strabon 
die  philosophisch-wissenschaftliche  Unfruchtbarkeit  des  Peripatos  in  der  Zeit  nach 
Theophrast,  aus  der  mangelhaften  Überlieferung  der  wiedergefundenen  Texte  die 
Unsicherheit  im  Philosophieren  der  späteren  Peripatetiker. 

Daß  nun  Neleus  Theophrasts  Bibliothek  erbte,  ist  durch  des  letzteren  Testa- 
ment bei  Diog.  Laert.  5,  52  gesichert.  Auch  die  Angaben  über  die  weiteren 
Schicksale  dieser  Bibliothek  sind  schwerlich  aus  der  Luft  gegriffen.  Manches 
spricht  für  eine  auf  Tyrannion  zurückreichende  Rezension  des  Aristoteles  (vgl. 
Usener,  Kl.  Sehr.  III  151).  Aber  wenn  es  sich  dabei  um  die  einzigen  Exem- 
plare der  meisten  aristotelischen  Schriften  handeln,  diese  also  überhaupt  zeit- 
weise verschwunden  gewesen  und  nur  durch  Apellikons  Verdienst  der  Nachwelt 
zugänglich  geworden  sein  sollen,  so  ist  das  ätiologischer  Mythus,  erfunden,  um 
der  Abkehr  eines  Teiles  der  nachtheophrastischen  Peripatetiker  von  der  Richtung 
der  beiden  ersten  Schulvorsteher  und  die  Anstöße  im  Uberlieferungszustand  der 
aristotelischen  Lehrschriften  zu  erklären,  deren  wahre  Entstehungsweise  man  im 
Altertum  so  gut  wie  in  der  Neuzeit  verkannte. 

Von  einer  andern  Tradition  wußte  gegen  Ende  (-\e:i  zweiten  Jahrhunderts 
nach  Chr.  Athenaios  (1  S.  3  a  b).  Nach  ihr  kaufte  Ptolemaios  Philadelphos.  der 
Begründer  der  alexandrinischen  Bibliothek,  dem  Neleus  den  ganzen  aristotelischen 
Büchernachlaß  ab.  Diese  Tradition  hat  vor  der  strabonischen  insofern  den  Vor- 
zug größerer  Glaubhaftigkeit,  als  alles  dafür  spricht,  daß  ein  beträchtlicher  Be- 
stand aristotelischer  Lehrschriften  in  Alexandreia  vorhanden  war.  Das  durch 
Diogenes  Laertios  und  den  Anonymus  Menagii  erhaltene  Schriftenverzeichnis 
geht,  wie  oben  S.  365  bemerkt,  wahrscheinlich  auf  den  alexandrinischen  Peri- 
patetiker Hermippos  zurück.  Jedenfalls  ist  es  älter  als  Andronikos  und  bildet 
so  eine  handgreifliche  Widerlegung  der  strabonischen  Version.  Zudem  läßt  sich 
für  eine  Reihe  aristot  eh  scher  Schriften  ihre  Benutzung  während  der  Zeit  ihrer 
angeblichen  Verschollenheit  positiv  feststellen  (die  Einzelnachweise  bei  Zeller  II 
2 3,  148  ff.),  davon  ganz  zu  schweigen,  daß  die  philosophische  Entwicklung  des 
Peripatos  wie  auch  der  Stoa  während  der  in  Betracht  kommenden  Epoche  die 
Bekanntschaft  mit  Aristoteles  voraussetzt. 

Schließlich  ist  noch  der  Frage  der  Chronologie  der  aristotelischen 
Schriften  ein  Wort  zu  widmen.  Die  Dinge  liegen  hier  völlig  anders  als  bei 
Piaton.  Von  den  Dialogen,  die  literarisch  mit  den  platonischen  Werken  auf 
gleicher  Stufe  stehen,  ist  wenig  auf  uns  gekommen.  Der  Eudemos  und  der 
Gryllos  setzen  den  Tod  der  Männer,  nach  denen  sie  benannt  sind,  voraus;  dar- 
nach ist  für  ersteren  354,    für    letzteren   362   die  Frühgrenze.      Im  ganzen   pflegt 


§  47.     Aristoteles'  Schriften  im  allgemeinen.  ;)77 

man  mit  gutem  Grunde  die  Dialoge  angesichts  des  mehrfach  zutage  tretenden 
Anschlusses  an  Piaton  sämtlich  oder  doch  größtenteils  der  Zeit  zuzuweisen,  in 
welcher  Aristoteles  noch  keine  eigene  Schule  gegründet  hatte  (auch  für  'A'/.i^urÖQog- 
rj  v:ikg  anoUcov  und  TIeqI  ßaai/.eiag  [Liste  des  L)iog.  Laert.  No.  17.  18J  scheint 
mir  diese  Zeit  möglich;  anders  Wilamowitz,  Arist.  u.  Athen  I  339,  39;  Gercke, 
Art.  Aristoteles  bei  Pauly-Wissowa  S.  1035.  1036).  Aber  genauere  chronologische 
Bestimmungen  sind  nicht  mtiglich,  und  bei  der  Geringfügigkeit  unserer  Reste 
wären  sie  auch  schwerlich  von  erheblicher  Tragweite.  Bei  den  Lehrschriften 
aber  prägt  sich  der  Unterschied  der  Sachlage  gegenüber  der  Chronologie  der 
platonischen  Schriften  am  schärfsten  aus.  Sie  fallen  alle  oder  fast  alle  (eine 
mögliche  Ausnahme  für  Buch  A  der  Metaphysik  bei  W.  W.  Jaeger  a.  a.  O. 
S.  33  f. ;  Spuren  früherer  Entwürfe  in  einigen  Anspielungen  verzeichnet  Gercke^ 
Art.  Aristoteles  bei  Patily-WisFOwa  S.  1038)  in  die  verhältnismäßig  kurze  Zeit 
der  Schulführung,  die  Aristoteles  etwa  fünfzigjährig,  also  als  fertiger  Mann,. 
antrat.  Dementsprechend  zeigen  sie  nur  wenige  und  im  ganzen  unbedeutende 
Differenzen  des  Standpunktes,  und  die  Chronologie  entbehrt  damit  des  Interesses, 
das  ihr  bei  Piaton  dadurch  zukommt,  daß  sie  eine  lange,  in  stark  unterschiedenen 
Stadien  verlaufende  Entwicklung  aufzudecken  hat.  Aber  auch  an  sich  erhält 
das  chronologische  Problem  bei  Aristoteles  andere  Gestalt  und  Lösungsbedingungen .. 
Daß  die  Fragestellung:  Wann  hat  Aristoteles  die  Metaphysik,  die  Politik  usw. 
verfaßt  und  herausgegeben?  gegenstandslos  ist,  ergibt  sich  aus  dem  oben  S.  372  ff^ 
über  Wesen  und  Entstehung  der  Lehrschriften  Bemerkten.  Diese  Schriften 
sind,  so  wie  sie  jetzt  vorliegen,  Ergebnis  eines  Kombinations-  und  Schichtungs- 
prozesses, der  in  seinem  Abschlüsse  weit  über  Aristoteles'  Tod  hinabführt.  Vor- 
nehmste Aufgabe  der  Chronologie  ist  es,  den  Verlauf  dieses  Prozesses  nach  Mög- 
lichkeit zu  bestimmen.  Was  sich  hier  auf  dem  Wege  methodischer  Analyse 
erreichen  läßt,  zeigen  W.  W.  Jaegers  Studien  zur  Entstehungsgeschichte  der 
Metaphysik.  Dieser  Aufgabe  gegenüber  tritt  die  Frage,  in  welcher  Abfolge  die- 
verschiedenen  Lehrschriften  in  ihren  letzten  Elementen  im  Kopfe  ihres  Verfassers 
entstanden  und  niedergeschrieben  seien,  in  den  Hintergrund.  Auch  mit  ihrer 
Lösbarkeit  ist  es  schlecht  bestellt.  Wir  besitzen  zwar,  anders  als  bei  Piaton, 
zurück-  und  vorausweisende  Zitate  einer  Schrift  durch  eine  andere  in  ziemlicher 
Anzahl.  Aber  ihre  chronologische  Verwertbarkeit  wird  dadurch  in  Frage  gestellt, 
daß  die  einzelnen  Schriften  in  der  Schule  wiederholt  vorgelesen  wurden.  In 
dem  Kreislaufe  der  Vorlesungen  kam  eine  jede  vor  und  hinter  jede  andere  zu 
stehen.  So  entstanden,  z,  T.  durch  nachträgliche  Einfügung,  jene  einander 
widersprechenden  gegenseitigen  Zitate,  von  denen  oben  die  Rede  gewesen  ist^ 
Sie  zeigen,  daß  auch  da,  wo  kein  solcher  Widerspruch  vorhanden  ist,  die  An- 
führungen einer  Schrift  durch  eine  andere  keinen  festen  Anhalt  für  die  P'est- 
setzung  ihrer  Stelle  innerhalb  der  Reihe  zu  bieten  vermag.  Auch  die  Notwendig- 
keiten des  Systems  (Stellung  der'  Logik  vor  Metaphysik  und  Physik  usw.)  liefern 
für  die  Entstehungsfolge  der  Schriften  kein  unbedingt  entscheidendes  Kriterium.. 
Daß  gleichwohl  in  einzelnen  Fällen  durch  sorgsame  Analyse  auch  über  die  Ab- 
folge der  Schriften  bezw.  Schriftenteile  Erkenntnisse  zu  gewinnen  sind,  zeigt  das 
Beispiel  bei  Jaeger  a.  a.  O.  S.  28. 

B.  Aristoteles*  Schriften  im  einzelnen. 

Es  ist  hier  nicht  möglich,  die  zahllosen  Fragen,  die  sich  an  die  erhaltenem 
und  nicht  erhaltenen,  echten  und  unechten  Schriften  des  aristotelischen  Corpus- 
knüpfen,  zu  berühren  oder  gar  zu  erledigen.  Was  an  dieser  Stelle  geboten  wer- 
den kann,  ist    nur  ein    kurzer    Überblick   über  die  philosophisch  wichtigsten,  und 


^yg  §  47.    Aristoteles'  Schriften  im  einzelnen. 

darunter  insbesondere  die  erhaltenen  oder  sonst  näher  bekannten  echten  Schriften 
des  Philosophen.  Zur  Orientierung  über  das  Weitere  sei  auf  Gerckes  Übersicht 
bei  Pauly-Wissowa  3.  Halbb.  S.  1034  ff.  verwiesen. 

a)  Dialoge.  Für  sie  kann  im  allgemeinen  auf  die  grundlegende  Abhand- 
lung von  Jak.  Bernays,  Die  Dialoge  des  Aristot.  in  ihrem  Verhältnis  zu  seinen 
übrigen  Werken,  Berlin  1863,  verwiesen  werden  (wo  aber  die  Identifizierung  der 
Dialoge  mit  den  siMisginol  Xayoi  irrig  ist;  s.  oben  S.  375).  In  der  Schriftenliste 
bei  Diog.  Laert.  .5,  22  ff.  stehen  die  Dialoge  an  der  Spitze  (No.  1  —  19  nach 
Bernays  a.  a.  O.  S.  131  f.).  Unsere  Fragmentsammlungen  lassen  ihre  Bruch- 
stücke denen  anderer  Schriften  vorangehen.  Die  Zitate  im  Folgenden  beziehen 
sich  auf  Val.  Roses  Fragmentsammlung  a.  d.  J.  1886  (No.  1 — 111). 

Der  Eudemos  {Erdtj/nog  i)  .-rsol  tf'vxrjg)  führt  uns  in  den  Kreis  der  plato- 
nischen Akademie.  Eudemos  von  Kypros  war  Mitglied  dieses  Kreises,  kämpfte 
in  Sizilien  für  Dion  und  starb  in  diesem  Kampfe  354.  Aristoteles  widmete 
seinem  Andenken  den  nach  ihm  benannten  Dialog,  der  sich  in  Form  und  Inhalt 
an  den  ph\tonischen  Phaidon  anschloß,  zugleich  aber  doch  auch  auf  eine  Er- 
gänzung der  platonischen  Lehre  bedacht  war.  So  erklärte  er  das  Vergessen  des 
im  Präexistenzzustande  Geschauten  (tojv  ixFl  ÜFauÜTcor)  beim  Eintritt  der  Seele 
ins  irdische  Leben  durch  ein  Analogon:  Kranke  vergessen,  was  sie  im  gesunden 
Zustande  gewußt  haben.  Der  körperlose  Zustand  der  Seele  ist  mit  der  Gesund- 
heit, der  körperbehaftete  mit  der  Krankheit  zu  vergleichen.  Umgekehrt  ist  ein 
solches  Vergessen,  wieder  in  Übereinstimmung  mit  den  Vorgängen  bei  Krankheit 
und  Gesundheit,  beim  Übergang  vom  diesseitigen  in  den  jenseitigen  Zustand  aus- 
geschlossen (fragm.  41  [jetzt  Prokl.  z.  Republ.  II  349,  13  ff.  Kroll),  anknüpfend 
an  Plat.  Phaidon  95  d).  Man  sieht  hier  Aristoteles  noch  ganz  in  den  Bahnen 
pythagoreisch-platonisoher  Mystik.  Dagegen  wandte  er  sich  in  dem  drei  Bücher 
umfassenden  Dialoge  ITegl  cpilooocpiag  gegen  einen  wichtigen  Punkt  der 
späteren  platonischen  Metaphysik,  die  Lehre  von  den  Idealzahlen  (fragm.  9  [jetzt 
Syr.  z,  Metaph.  159,  35  ff.  Kroll]),  und  wohl  hier  wie  auch  in  anderen  Gesprächen») 
gegen  die  platonische  Ideenlehre  überhaupt  (ftg.  8  [jetzt  loa.  Philop.  de  aetern. 
mundi  31,  17  ff.  RabeJ).  Auch  die  aristotelisch-peripatetische  Unterscheidungs- 
lehre von  der  Weltewigkeit  trat  in  den  Dialogen  bereits  zutage  (frg.  18  ff.). 
Außer  den  genannten  Schriften  gehören  zu  den  Dialogen  noch  die  vier  Bücher 
JJegi  öiy.atoov  v)] ; ,  die  drei  Bücher  IIsqI  itoitjrcör,  die  Schriften  UeqI  jio?.i- 
Ttxov  (I  oder  2  B.),  Ilsgl  Qtjiogix^g  oder  FQvkog,  N^t'jQiv&og  (wohl  iden- 
tisch mit  dem  von  Themist.  or.  33  S.  356  Diud.  genannten  Kogivdiog  diäXoyog. 
vgl.  Bernays  a.  a.  O.  S.  89  ff.),  ZocfioTt'jg ,  Msve^erog  (zu  beachten  ist  die 
mehrfache  Übereinstimmung  in  den  Titeln  mit  platonischen  Dialogen)  u.  a. 
Zweifelhaft  ist  die  Zugehörigkeit  des  TlQoxQenriy.ög  zu  den  Dialogen  (vgl.  die 
Liter.  S.  130*  oben).  Von  Späteren  haben  Cicero,  lamblichos  und  Boethius  den 
Protreptikos  benutzt,  so  daß  seine  Gedanken  sich  in  einigen  Punkten  rekon- 
struieren lassen. 

b)  Lehrschriften. 

a)  Logische  (zusammengefaßt  unter  der  Bezeichnung  ,,Organon")-  Es 
sind  die  folgenden  :  KaDjyogiai  (die  Echtheit  der  Schrift  ist  sehr  zu  bezweifeln; 


1)  Nach  Fragm.  8  polemisierte  Aristoteles  in  den  Dialogen  gegen  die  Ideen- 
lehre. Daß  dies  aber  nicht  in  allen  Dialogen  der  Fall  gewesen  sein  kann,  geht 
aus  dem  Eudemos  (frg.  41)  hervor,  wo  die  ixn  &eäuaza  schwerlich  etwas  anderes 
sind,  als  die  im  körperlosen  Zustande  geschalten  Ideen  (vgl.  Fiat.  Phaidros  oben 
■S.  295.  —  Anders  urteilt  Bernavs  a.  a.  O.  S.  25). 


§  47.    Aristoteles'  Schriften  im  einzelnen.  379 

s.  Spengel,  Älünchener  Gel.  Anz.  1845,  No.  5,  und  Prantl,  Gesch.  d.  Logik  im 
Abendl.  I  90  f.  530  f.;  Gercke,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  4  [1891J,  437  ff.;  für  Echt- 
heit des  Grundstockes  Zeller  II  2»  S.  69  Anm.;  die  sog.  Postprädikamente  [e.  10 
bis  15]  sind  jedenfalls  von  späterer  Hand  hinzugefügt),  über  die  Grundformen  der 
„Aussagen  über  das  Seiende",  wie  dieselben  bedingt  sind  durch  die  formalen 
Arten  des  Existierenden  (Dinge,  Eigenschaften  usw.);  JleQi  sofirjveiag,  de 
interpretatione  (deren  Echtheit  Andronikos  von  Rhodos,  jedoch,  wie  es  scheint, 
ohne  genügenden  Grund,  bestritten  hat,  s.  dazu  Zeller  II  2*  S.  69  Anm.  1),  über 
den  Satz  und  das  Urteil;  'Äva'/.vz ixa  jigörsoa,  2  BB.,  über  den  Schluß; 
"^va^-vTiHa  vaxeoa,  2  BB.,  über  den  Beweis,  die  Definition  und  Einteilung 
und  über  die  Erkenntnis  der  Prinzipien;  To.iiy.d,  8  BB.,  über  die  dialektischen 
o€er  Prüfungsschlüsse,  wie  dieselben  beim  Disputieren  auf  Grand  wahrschein- 
licher Prämissen  Ih'do'^aj  gebildet  zu  werden  pflegen;  IJegl  aoq: lariy.öir 
i?.£y/co%\  über  die  sophistischen  Widerlegungsschlüsse  (über  die  Trugschlüsse  der 
Sophisten  bei  dem  Versuch  der  Widerlegung  einer  Annahme,  und  über  die  Auf- 
lösung des  verführerischen  Scheins  in  diesen  Trugschlüssen).  Diese  Schriften 
werden  von  den  Aristotelikern  oQyaviy.ä  genannt,  d.  h.  solche,  die  von  der  Methode 
handeln,  welche  das  öoyarov  der  Forschung  ist.  Aristoteles  sagt  Top.  O  14, 
1G3  b  11,  es  sei  ein  wichtiges  Hilfsmittel  (ooyavov)  zur  Erlangung  wissenschaft- 
licher Erkenntnis,  daß  man  die  Konsequenzen  eines  jeden  der  einander  entgegen- 
gesetzten Sätze  zu  ziehen  wisse,  und  er  meint  Metaph.  F  3,  1005  b  4,  man 
müsse  an  das  Studium  der  Lehre  von  dem  ov  fj  ov  (der  Ontologie,  Metaphysik, 
Tigont]  (fdoaocpia)  erst  dann  herangehen,  wenn  man  bereits  mit  der  Analytik  ver- 
traut sei.  In  diesen  Aussprüchen  des  Aristoteles  liegt  der  Anhalt  für  jene  Be- 
zeichnung. 

/)')  Die  Metaphysik.  Sie  setzt  sich,  so  wie  sie  heute  vorliegt,  folgender- 
maßen zusammen.  Buch  A:  allgemeine  Grundlegung.  Wesen  der  Wissenschaft. 
Die  vier  metaphysischen  Prinzipien.  Kritische  Übersicht  über  die  Prinzipien- 
lehreu  der  Vorgänger  (Kap.  9  über  die  platonische  Ideenlehre).  Buch  a  (A  skar-. 
Tovj:  1.  Schwierigkeit  der  Wahrheitserforschung;  2.  Gegen  eine  unendliche  Reihe 
von  Ursachen;  3.  Die  verschiedenen  Arten  der  (naturphilosophischen)  L'nter- 
suchung;  man  muß,  heißt  es  am  Schlüsse,  ausgehen  vom  Begriffe  der  tpvoig. 
Buch  B:  fünfzehn  Aporien  hinsichtlich  der  Prinzipien  und  der  ihnen  gewidmeten 
Wissenschaft  (Sind  alle  Arten  von  Ursachen  [Prinzipien]  Gegenstand  einer  und 
derselben  Wissenschaft  oder  verteilen  sie  sich  auf  die  Bereiche  mehrerer  Vvissen- 
schaften?  Fallen  die  logischen  Axiome  und  die  Wesensprinzipien  in  das  Gebiet 
der  nämlichen  Wissenschaft  u.  a.).  Buch  F:  Lösung  mehrerer,  besonders  der 
zweiten,  unter  den  Aporien  des  vorhergehenden  Buches.  Satz  des  Widerspruchs  und 
des  ausgeschlossenen  Dritten.  Buch  J  (n^tpt  rov  :iooayM5  /.eyerac  s'y.aarov):  über 
Ausdrücke,  die  in  mehrfacher  Bedeutung  gebraucht  werden,  wie  dQ/_ij,  ai'riov. 
oxoi/eTov,  cfvoig  u.  a.  Buch  E:  Abgrenzung  des  Gebietes  der  Metaphysik  (der 
,, ersten  Philosophie")  gegen  die  Gebiete  der  anderen  Wissenschaften  (mit  Bezug- 
nahme auf  F  1  und  Beteiligung  an  der  Lösung  der  Probleme  von  B).  Bücher 
Z  und  H:  Lehre  von  der  Substanz.  Buch  0:  Lehre  von  Potentialität  und 
Aktualität.  Buch  /:  Das  Eine,  das  Viele,  das  Entgegengesetzte.  Lösung  der 
elften  Aporie  von  B  (Sind  das  Seiende  und  das  Eine  Substanzen  der  Dinge  oder 
inhärieren  sie  einem  Substrat?).  Buch  K  Kap.  1—8:  Parallele  zu  B  F E.  Kap. 
9—12:  Von  der  Bewegung,  vom  Unendlichen.  Buch  A:  Die  Arten  der  Sub- 
stanzen (sinnlich-vergängliche,  sinnlich-unvergängliche,  unsinnliche;  letztere  fallen 
unter  eine  besondere  Wissenschaft  [die  Metaphysik],  falls  sie  mit  den  sinnlichen 
von   keinem   gemeinsamen    Prinzip   abzuleiten   sind).      Bücher  .1/  und  N:  Das 


3^(^  §  47.     Aristoteles'  Schriften  im  einzelnen. 

Mathematische.  Ideen-  und  Zahlentheorien  (.1/  4  gegen  die  platonische  Ideen- 
lehre). Auch  hier  Lösung  von  Aporien  des  Buches  B.  —  Aus  diesem  Bestande- 
hat  man  nun  schon  auf  Grund  der  ßrandis-Bonitzschen  Forschungen  einige 
Stücke  als  —  nach  früherer  Auffassung  —  nicht  zum  Grundstock  des  Werkes, 
oder  —  nach  der  richtigeren  Auffassung  W.  W.  Jaegers  —  als  nicht  zu  der 
aus  mehreren  Einzeluntersuchungen  sich  zusammensetzenden  metaphysischen 
Hauptvorlesung  gehörig  ausgeschieden.  Darüber,  daß  hierher  «  J  A'.l  zurechnen 
sind,  herrscht  im  allgemeinen  Einigkeit,  nur  gehen  über  die  Herkunft  dieser 
Stücke  die  Meinungen  auseinander.  Ich  schließe  mich  W.  W.  Jaeger  an,  desseu 
Aufstellungen  das  Maß  von  Wahrscheinlichkeit  besitzen,  das  in  diesen  Dingen 
allein  zu  erreichen  ist.  a,  das  schon  von  der  Mehrzahl  der  Alten  dem  Pasikles  von 
Rhodos  zugeschrieben  wurde,  ist  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  die  Ausarbeitung 
dieses  Aristoteleshörers  nach  einer  Vorlesung  des  Meisters,  und  zwar,  wie  der  Inhalt 
erkennen  läßt,  nach  einer  Einleitung  zur  Physik,  nicht  zur  Metaphysik  (Jaeger,. 
Stud.  z.  Entst.  d.  Metaph.  S.  115  ff.).  1  steht  noch  in  dem  Schriftenverzeichnis 
des  Hermippos- Diogenes  (No.  36)  als  besondere  Schrift  (^Fgi  Totv  .-rooa/oj;  '/.eyouivwv 
[vermischt  aus  .Tfo«  lov  :ioouy€)g  (/Jyerai  k'xaoTny)  und  rrfot  zcov  TTo'/./.ay/og  /.eyo- 
uir(Of]),  unterbricht  den  Zusammenhang  von  ß  und  /'  E  und  ist  in  der  Parallele 
Ä'  1-8  zu  5  FE  nicht  berücksichtigt  (Jaeger  a.  a.  O.  S.  118  ff.).  Die  Dublette 
K  1—8  kann,  obwohl  sie  dem  Inhalte  nach  gut  aristotelisch  ist,  nicht  mit  in  die 
Grundvorlesung  gehören;  vielleicht  liegt  auch  hier  die  Ausarbeitung  eines  Schülers 
vor  (Jaeger  a.  a.  O.  S.  129).  K  9—12  ist  vermutlich  ein  Auszug  aus  mehreren 
Büchern  der  Physik  (Jaeger  a.  a.  O.  S.  121  f.).  Es  ist  das  einzige  Stück,  das  nicht 
als  aristotelisch  —  auch  nicht  im  Sinne  einer  Schülernachschrift  und  -aus- 
arbeitung  —  in  Anspruch  genommen  werden  kann  (Jaeger  a.  a.  O.  S.  128). 
.1  spricht  von  der  Metaphysik  als  einer  Wissenschaft,  deren  Notwendigkeit  erst 
noch  zu  erweisen  ist.  Es  ,, gehört  der  Periode  der  Gründung  der  Metaphysik  an, 
wie  es  denn  auch  noch  keines  der  anderen  Bücher  kennt"  (Jaeger  a.a.O.  S.  123). 
Weniger  Einigkeit  herrscht  über  die  Stellung  der  noch  übrigen  Bücher  zum 
Grundstocke.  Während  man  seit  Brandis  in  AB  FEZ  HO  eine  fortlaufende 
Reihe  erblickte,  die  mit  /  und  M  N  das  einheitliche  Werk  ausmachen  sollte, 
begründete  W.  W.  Jaeger  (a.  a.  O.  S.  90  ff.)  überzeugend  die  Ansicht,  daß 
ABFE  I  M  X  zur  metaphysischen  Hauptvorlesung  gehören,  während  ZHß  cme 
selbständige,  mit  der  Metaphysik  nicht  in  unmittelbarem  Zusammenhange  stehende 
Gruppe  bilden.  Er  stützt  sich  dafür  u.  a.  auf  den  Mangel  an  Beziehungen  von 
Z  H  (-)  zu  den  übrigen  Metaphysikbüchern  (Bedenken  dagegen  bei  Goedeckemeyer, 
Deutsche  Literaturz.  1912,  981)  und  die  Verknüpfung  von  I M N  mit  den  Problemen 
des  Aporienbuches  B.  ABFE  bilden  die  Einleitung,  I M  JS[  sind  Stücke  des  Haupt- 
teils. Denn  in  ihrer  Vollständigkeit  ist  die  Hauptvorlesung  aus  unseren  Büchern 
überhaupt  nicht  zu  rekonstruieren,  zum  mindesten  fehlt,  was  End-  und  Zielpunkt 
des  Ganzen  gebildet  haben  muß,  die  Theologie  (Jaeger  a.  a.  O.  S.  128  f.). 

Die  Entstehung  der  vierzehn  Bücher  umfassenden  Metaphysik,  die  wir  heute 
in  Händen  haben,  ist  nach  dem  oben  S.  373  f.  Bemerkten  zu  beurteilen.  Abge- 
schlossen ist  der  Saramlungsprozeß  wahrscheinlich  durch  Andronikos  von  Rhodos. 
Vor  ihm  gab  es  (im  2.  Jahrh.  vor  Chr.)  eine  Schrift  in  zehn  Büchern  (Anon. 
Mcnag.  111  [y.  =z  \0  nach  der  Stellung  im  Alphabet  ohne  Berücksichtigung 
des  ?].  154),  ebenfalls  unter  dem  Titel  ufiaij  voiy.d  oder  iirzä  rä  (pvatyd.  Durch 
Andronikos  kamen  vermutlich  die  Bücher  a  A  K  A  hinzu  (vgl.  Jaeger  a.  a.  O. 
S.  177  ff.). 

y)  Schriften  zur  Naturphilosophie  und  Naturwissenschaft, 
Mathematik,  Psychologie.     Die  Probleme  und  Wundererzählungen. 


§  47.     Aristoteleß'  Schriften  im  einzelnen.  381 

Die  Reihe  der  naturwissenschaftlichen  Schriften  eröffnet  die  fproiy.ij 
•aHQouaig  in  acht  Büchern  (auch  rfvoty.ä  oder  rä  heqI  (pvanoK,  darunter  E  Z  (-) 
«peziell:  TÖ  ijtsqI  y.irr^aew^,  wogegen  II  nicht  in  diesen  Zusammenhang  zu  gehören 
scheint  und  wahrscheinlich  Rest  eines  andern  aristotelischen  Werkes  ist  [s.  die 
Arbeit  von  Ernst  Hoffmann  im  Literaturverz.  S.  124''J);  daran  schließen  sich:  TIsqI 
ovQarov  in  vier,  und:  Usgl  yersoecog  xal  cp^ogäg  in  zwei  Büchern  an;  ferner 
•die  MeTe(OQOAoyi>iü  (oder  TIsqI  fiezedjQwv)  in  vier  Büchern,  wovon  jedoch  das 
Tierte  eine  selbständige  Abhandlung  zu  sein  scheint.  Unecht  ist  das  Buch  Ilfgi 
y.öoiiov.  das  eine  spätere,  durch  den  Stoiker  Poseidonios  beeinflußte  Form 
peripatetischer  Lehre  enthält  (s.  darüber  unten  §  71). 

Die  Tiergeschichte  {IJegi  rä  C(pa  lotogtai)  ist  erhalten  (das  neunte 
Buch  (i)  ist  in  der  vorliegenden  Form  nicht  aristotelisch,  das  in  einem  Teile  der 
Hss.  angefügte  10.  Buch  (K)  stammt  aus  einer  späteren  Generation  des  Peripatos 
[Straton?]).  Die  übliche  Bezeichnung  „Tiergeschichte"  kann  irreführen.  Das 
Werk  ist  im  wesentlichen  eine  vergleichende  Anatomie  und  Physiologie.  Eine 
eigene  mit  Zeichnungen  versehene  Schrift  über  Anatomie  (Araroi^w.1  in  sieben 
Büchern)  ist  verloren.  An  die  Tiergeschichte  lassen  sich  anschließen  die  Schriften: 
Über  die  Teile  der  Tiere  {Tleoi  toUov  fioglcor  in  vier  Büchern;  das  erste  enthält 
•eine  allgemeine  Einleitung  zu  den  zoologischen  Werken,  die  hier  nicht  am 
nichtigen  Platze  steht),  Über  die  Erzeugung  der  Tiere  (Ueol  ^föcov  yEreoecog  in 
fünf  Büchern),  Über  den  Gang  der  Tiere  (IIeoI  Cvcov  jiooeia;  in  einem  Buche). 
Die  Abhandlung  IIsqi  I^o'jcov  x  cvt]oecos  ist  unecht. 

Die  echte  Schrift  über  die  Pflanzen  ist  verloren;  die  in  unseren  Aus- 
gaben befindliche  ist  unecht  (überarbeitetes  Werk  des  Nikolaos  aus  Damaskos). 

Gegen  die  Echtheit  der  Schriften  IJegl  azoutov  you/ificör  und  M)]xaviy.ä 
sprechen  überwiegende  Gründe. 

An  die  die  aristotelische  Seelenlehre  enthaltenden  drei  Bücher  IJegl  tpi'xv^ 
schließen  sich  die  Abhandlungen  an  (,,Paria  Katuralia") :  Usgl  aio^rjastog  y.ai 
aio&ijTibr,  IIeqI  /iri'jfajg  xai  dva/iivi^aecoc,  Usgl  vnvov  xal  lygrjyögoeojg,  Usgl 
erv:iricor,  IJegl  ifjg  xa&  vjiror  fim'xixfjg,  IJegl  fiaxgoßi6T>]rog  xal  ßgayvßiöxi^xog, 
Ueol  tmrjg  xal  ^aväiov,  IJegl  dva.Tvorjg.  Über  das  Verhältnis  dieser  Schriften  zu 
Ilegl  yv/jlg  und  untereinander  s.  oben  S.  374.  Eine  von  Arist.  467  b  6  f.  ange- 
kündigte Abhandlung  Uegi  re  reörtjTog  xal  yrjgwg,  die  unsere  Herausgeber  in  den 
•beiden  ersten  Kapiteln  von  JJegl  l^oifjg  xal  daväxov  erkennen,  scheint  ebenso  wie. 
eine  Arbeit  Ilegl  vöaov  xal  vyieiag  Projekt  geblieben  zu  sein. 

Die  Schrift  'Pvoioyvoi f^iovtxä  ist  unecht,  sie  ist  etwa  im  2.  Jahrhundert 
jiach  Ohr.  aus  zwei  älteren  Stücken  zusammengesetzt  worden.  S.  die  Abhandl. 
■von  R.  Foerster  im  Literaturverz.  S.  130*. 

Aus  der  peripatetischen  Schule  stammt  das  Schriftchen  Ilegl  y_QO}- 
II  ü  X  oj  r. 

Die  Sammlung  von  Ilgoß^.tjfiaxa  ist  ein  auf  Grund  von  aristotelischen 
Aufzeichnungen  allmählich  entstandenes  Konglomerat  (vgl.  Carl  Prantl,  Über  die 
Probleme  des  Arist.,  in  den  Abh.  der  Akad.  d.  W.,  München  1850,  s.  auch  Karl 
Stumpf  [Literaturverz.  S.  124*J,  der  nachweist,  daß  die  Probleme,  die  sich  auf 
llusik  beziehen,  nicht  von  einem  und  demselben  Verfasser  in  der  Hauptsache 
noch  aus  dem  1.  oder  2.  Jahrh.  n.  Chr.  herrühren). 

Die  Schrift  Ilegl  {>uv/iaoioiv  dxov  ofiäxcor  ist  unecht  (vgl.  Hermann 
■Schrader,  Über  die  Quellen  der  pseudo-arist.  Schrift  tt.  &.  d.,  Jahrbb.  f.  klass. 
Philol.  97  [1868],  217—232). 

d)  Schriften  zur  Ethik,  Politik,  Ökonomik,  Poetik  und 
Jihetorik. 


332  §  "i"-    Aristoteles'  Schriften  im  einzelnen. 

Über  die  Ethik  überhaupt  handeln  in  dem  auf  uns  gekommenen  Corpus 
Aristoteleura  drei  Schriften:  ''HOiy.a  N ixo/iü/fui  in  zehn  Büchern,  'H&iy.ä 
Ei'8>'ifitt((  in  sieben  Büchern,  'Ilüixä  fiF.yäla  in  zwei  Büchern  (der  letzte  Titel 
gewiß  nicht  korrumpiert  aus  iiOty.öjr  xsqräkaia  oder  hergeleitet  aus  ijOixöiv  xerfä/.ata 
Xixofia/eiMv,  wie  Ad.  Trendelenburg  vermutet,  Histor.  Beitr.  II,  S.  3ö3,  wahr- 
scheinlicher die  Erklärung  des  Albertus  Magnus:  non  ideo  quod  scriptum  plus 
contineat,  sed  quia  de  pluribus  tractat;  eine  andere  voji  Theod.  Birt,  in:  Verh.  der 
Philologenvers.  d.  J.  1879,  S.  99).  Die  Bücher  der  drei  Ethiken  entsprechen  einander 
in  folgender  Weise.  Eth.  Nie.  ABT  1—7,  Eth.  Eud.  A  B,  Magn.  Mor.  A  1—19 
enthalten  die  allgemein  grundlegenden  Betrachtungen  über  die  Eudaimonie, 
Tugend  und  Willensfreiheit;  Eth.  Nie.  F  8-15  und  J,  Eth.  Eud.  /;  Magn. 
Mor.  A  20-33  behandeln  die  einzelnen  ethischen  Tugenden  mit  Ausnahme  der 
Gerechtigkeit;  Eth.  Nie.  E,  womit  Eth.  Eud.  .1  identisch  ist,  und  Magn.  Mor.  A 
34  und  B  Anf.  gehen  auf  die  Gerechtigkeit  und  Billigkeit;  Eth.  Nie.  Z,  womit 
Eth.  Eud.  E  identisch  ist,  und  Magn.  Mor.  A  35  (vgl.  B  2 — 3)  auf  die  dianoeti- 
schen  Tugenden,  Eth.  Nie.  H,  womit  Eth.  Eud.  Z  identisch  ist,  und  Magn.  Mor. 
B  4 — 7  auf  die  iyxodrsm  und  dygarsia  und  auf  die  Lust;  Eth.  Nie.  0  I,  Eth. 
Eud.  H  1 — 12  (oder  13  Anf.,  wo  offenbar  eine  Lücke  ist)  und  Magn.  Mor.  B 
11 — 17  wird  von  der  Freundschaft  gehandelt,  Eth.  Eud.  //  13  (wo  der  Text  sehr 
lückenhaft  und  korrumpiert  ist)  von  der  Macht  der  rpoövtjaig,  Magn.  Mor.  B  10 
von  der  Bedeutung  des  ogOog  ?.6yog  und  von  der  Macht  des  ethischen  Wissens, 
Eth.  Eud.  H  14 — 15  und  Magn.  Mor.  B  8—9  von  der  evzv/Ja  und  von  der 
xaXoxaya-^ia,  Eth.  Nie.  K  von  der  Lust  und  Glückseligkeit.  Von  diesen  Schriften 
sind  nicht  etwa  die  sogen.  Magna  Moralia  (die  kürzeste  Darstellung)  die  älteste 
(wie  Schleiermacher  geglaubt  hat);  vielmehr  rührt  die  Nikomachische  Ethik 
(auf  welche  die  Zitate  in  der  Metaphysik  und  Politik  gehen  :  Met.  A  1,  981  b  25, 
Politik  B  2,  1261a  31;  T  9,  1280 a  18  und  12,  1282b  20;  J  11,  1295a  36;  Hl?,, 
13.32a  8.  22)  von  Aristoteles  selbst  her,  die  Endemische  ist  eine  an  das  aristo- 
telische Werk,  bezw.  die  aristotelische  Vorlesung  über  Ethik,  sich  anschließende 
Arbeit  seines  Schülers  Eudemos.  Die  Magna  Moralia  hingegen  sind  unzweifelhaft 
spät  anzusetzen,  da  sie  schon  stoische  Einflüsse  in  Gedanken  und  Terminis  bekunden 
(s.  Eamsauer,  Zur  Charakteristik  der  Magna  Moralia,  Oldenburg  1858,  G.-Pr., 
Spengel,  Arist.  Studien  I,  München  1863,  S.  17,  und  Trendelenburg,  Einige  Be- 
lege für  die  nacharist.  Abfassungszeit  der  Magna  Moralia,  in:  Histor.  Beitr.  III,. 
S.  433  ff.);  das  in  ihnen  enthaltene  Zitat  {B  6,  1201  b  25):  o)o:teq  k'rpausv  ir  roTg 
dvaXvrixoTg  hat  zu  der  Vermutung  geführt,  daß  der  Verfasser  diese  Schrift  unter 
dem  Namen  des  Aristoteles  habe  erscheinen  lassen.  In  Wirklichkeit  handelt  es 
sich  wohl  um  ein  übernommenes  Zitat  aus  einer  letzten  Endes  zugrunde  liegen- 
den Ethik  Vorlesung  des  Aristoteles.  Zur  Erklärung  einer  solchen  Übernahme  ist 
zu  berücksichtigen,  was  oben  S.  375  über  den  unpersönlichen  Charakter  der 
Arbeit  im  Peripatos  ausgeführt  worden  ist.  —  Daß  der  Verfasser  der  Endemischen 
Ethik  bei  allem  Anschluß  an  Aristoteles  auch  Eigentümliches  gebe,  welches  mit- 
unter als  eine  beabsichtigte  Berichtigung  des  AristoteHschen  erscheint,  ist  be- 
sonders nach  Spengels  und  Zellers  Nachweisen  nicht  zu  bezweifeln.  Die  Nikom. 
Ethik  scheint  nach  .dem  Tode  des  Aristoteles  durch  seinen  Sohn  Nikomachos 
veröffentlicht  worden  zu  sein.  Dieser  hat  dabei  nicht  nur  die  einzelnen  ethischen 
Untersuchungen  zu  einem  Ganzen  verbunden,  sondern  auch  dieses  Ganze  dem 
Editionsbrauche  der  Zeit  entsprechend  in  Bücher  annähernd  gleichen  Umfanges 
eingeteilt,  während  bei  den  übrigen  aristotelischen  Lehrschriften,  denen  eine  so 
frühe  buchhändlerische  Veröffentlichung  nicht  zuteil  wurde,  die  natürliche  Glie- 
derung (eine  Untersuchung  =  einem  oder  mehreren  Büchern)  erhalten  geblieben  ist. 


§  47.     Aristoteles'  Schriften  im  einzelnen.  383. 

Die  Xikomachische  Ethik  nimmt  also  in  diesem  Punkte  unter  Aristoteles'  Schriften 
eine  Sonderstellung  ein  (vgl.  \V.  W.  Jaeger,  Stud.  z.  Entst.  d.  Metaph.  S.  155. 157  f.).  — 
Bei  der  Gemeinsamkeit  peripatetischer  Arbeit  ist  die  Frage,  wem  die  drei  der 
Nikoraachischen  und  der  Endemischen  Ethik  gemeinsamen  Bücher  ursprünglich 
zugehören,  ob  Xikomachos  oder  Eudemos,  von  geringerem  Belange,  als  nach  der 
darauf  verwendeten  Forschermühe  anzunehmen  wäre.  Das  Nächstliegende  ist 
jedenfalls,  daß  Nikomachos  hier  wie  auch  in  den  anderen  Büchern  die  aristote- 
lischen Vorlesungsschriften  veröffentlichte  und  Eudemos  die  gleichen  Schriften, 
an  denen  er  nichts  zu  ändern  fand,  in  seinen  Entwurf  aufnahm,  die  gemeinsamen 
drei  Bücher  also  weder  nikomachisch  noch  eudemisch,  sondern  einfach  aristote- 
lisch sind.  Selbstverständlich  ist  die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen,  daß  die 
betreffenden  Bücher  in  der  Ausgabe  des  Nikomachos  oder  dem  Entwürfe  des 
Eudemos  verloren  gingen  und  nun  aus  der  Parallelschrift  ergänzt  wurden.  Die 
größere  Wahrscheinlichkeit  spricht  hier  entschieden  zugunsten  der  Priorität  der 
bereits  dem  Buchhandel  übergebenen  Bücher  des  Nikomachos.  Daß  man  anderer- 
seits schon  im  Altertum  den  Ausfall  von  Teilen  der  Nikoraachischen  Ethik  an- 
nahm, beweist  Aspasios'  Komm.  z.  Eth.  (Comm.  in  Arist.  Gr.  XIX  1)  S.  161,  liJ 
Heylb.,  worauf  W.  W.  Jaeger  a.  a.  O.  S.  142  Anm.  1  aufmerksam  macht. 

Die  IIoAix ixä  stellen  sich  im  Gegensatze  zur  nikoraachischen  Ethik  wieder 
als  eine  Zusararaenfügung  von  Einzeluntersuchungen  dar,  deren  Grenzen  mit 
denen  der  Bücher,  bezw.  einzelner  Buchgruppen,  zusammenfallen.  Es  sind  die 
folgenden.  A:  Das  Hauswesen  (als  Grundlage  des  Staates).  B:  Kritische  Be- 
trachtung der  früheren  Staatstheorien.  F:  Grundbegriffe  der  Politik.  Wesen  des 
Staates  und  des  Staatsbürgers.  Prinzipielle  Sonderung  der  Verfassungen  nach 
den  von  den  Regierenden  verfolgten  Zwecken.  Das  Königtum.  J  E:  Die  vier 
für  die  politische  Betrachtung  maßgebenden  Gesichtspunkte  (1288  b  22  ff.;  s.  u. 
§  .52).  Die  übrigen  Verfassungen  außer  dem  (bereits  behandelten)  Königtum. 
Sturz  und  Erhaltung  der  verschiedenen  Verfassungen.  Z:  W^eitere  Spezialisierung 
der  Verfassungen  und  der  ihnen  entsprechenden  und  dienlichen  Einrichtungen. 
H  0:  Die  Ideal  Verfassung.  —  Bei  der  Zusammenfassung  zur  Sammeleinheit  eines 
politischen  Kursus  blieben  A  B  zunächst  außer  Betracht.  Daher  wird  /'  in  J  2, 
1289  a  26  als  erste  Untersuchung  (jiQihzy]  fis&o8ogJ  zitiert.  Die  Zusammengehörig- 
keit von  A  E  ergibt  sich  aus  Zitaten  in  Z  (2,  1317  b  34  f.;  4,  1318b  7),  nach 
denen  A  (15,  1299  b  38  ff.;  6,  1292  b  22  ff.)  zur  nächstvorangehenden  Unter- 
suchung gehört,  und  der  Rekapitulation  im  Anfange  von  Z.  Die  Darstellung  des 
Idealstaates  in  H  &  sollte  bei  einer  Wiederholung  des  Kursus  an  die  Behandlung 
des  Königtums  in  F  angeschlossen  werden,  wie  der  Schluß  von  F,  verglichen 
mit  dem  Anfang  von  H,  zeigt.  Ebensowenig  wie  der  metaphysische  liegt  uns  der 
politische  Kursus  vollständig  vor.  Abgesehen  von  anderem  Fehlenden  ist  vor 
allem  die  Schilderung  der  Idealverfassung  unvollständig.  Daß  es  vergebliche 
Mühe  ist,  durch  kritische  Maßnahmen  aus  der  Politik  ein  in  seinem  Zusamnien- 
hange  durchaus  befriedigendes  „Werk"  herzustellen,  folgt  schon  aus  dem  oben 
S.  373  f.  Gesagten,  sei  aber  hier  gegenüber  den  üblichen,  nur  Verwirrung  an- 
richtenden Umstellungen  noch  besonders  betont  (vgl.  W^.  W.  Jaeger,  Stud.  zur 
Entstehungsg.  d.  Metaph.  S.  45  ff.  156  f.,  und  s.  auch  U.  v.  Wilamowitz-Moellen- 
dorff,  Aristot.  u.  Athen  I  S.  355  ff.).  ' 

Von  den  Politien,  die  die  Verfassungen  von  158  Staaten  behandelten,  ist 
nur  die  vor  etwa  25  Jahren  durch  einen  Papyrusfund  großenteils  wieder  zutage 
gekommene  nohzda  'A&tjvat'cov  erhalten.  Von  den  übrigen  liegen  nur  noch 
Fragmente  vor. 


:3i-s4  §  ■!"■     Aristoteles'  Schriften  im  einzelnen. 

Von  der  Ükunoniik  ist  wahrscheinlicli  auch  das  erste  Buch  nicht  aristo- 
telisch und  hat  einen  früheren  Peripatetiker  (Philodemos  nennt  Theophrast)  zum 
A'erfasser,  das  zweite  ist  entschieden  unecht  und  stammt  etwa  aus  dem  Ende  des 
3.  Jahrhunderts.  In  lateinischer  Übersetzung  des  Durand  d'Auvergne  aus  dem 
Jahre  1295  existiert  noch  ein  weiteres  Buch  (betitelt  Liber  secundus  yconomi- 
■corum  Aristotilis),  das  den  Einfluß  stoischer  Popularphilosophie  verrät  und  jeden- 
falls späten  Ursprungs  ist. 

Die  Poetik  (.-regi  Ttoujriy.rjg)  ist  nur  unvollständig  vorhanden.  In  dem  ver- 
lorenen zweiten  B.  stand  nicht  nur  die  Abhandlung  über  die  Komödie,  sondern 
auch  die  über  die  Katharsis. 

Dit  Bketorik  in  drei  Büchern  wurde,  abgesehen  von  dem  dritten  Buch, 
■öfter  als  das  am  gleichmäßigsten  durchgeführte  Werk  des  Aristoteles  angesehen. 
Das  dritte  Buch,  in  dem  sich  freilich  manches  findet,  was  nicht  von  Aristoteles 
unmittelbar  herrühren  kann,  sollte  der  Vermutung  nach  von  ihm  als  ergänzende 
J?chrift  über  U^ig  und  lü^ig  (s.  Diog.  Lacrt.  5,  24)  hinzugefügt  worden  sein. 
Die  von  manchen  bezweifelte  Echtheit  des  dritten  Buches  ist  von  H.  Diels 
(s.  Lit.  y.  128*)  schlagend  erwiesen  worden.  Die  Annahme,  daß  die  Rhetorik 
von  Aristoteles  selbst  in  ungefähr  der  Gestalt,  wie  sie  uns  vorliegt,  herrühre,  hat 
Frdr.  Marx  (s.  Lit.  S.  128*)  zu  erschüttern  unternommen,  der  in  seiner  genauen 
Untersuchung  zu  dem  Ergebnis  kommt,  daß  allerdings  Aristoteles  als  ,, Urheber'' 
der  in  der  Rhetorik  dargelegten  Disziplin  zu  betrachten  sei,  daß  aber  Darstellung 
und  Ausarbeitung  nicht  sein  Werk  sein  können  —  schon  die  Behandlung  der 
iiitate,  abgesehen  von  manchem  andern,  lasse  dies  als  unmöglich  erscheinen  — ; 
daß  uns  vielmehr  in  den  drei  Büchern  der  Rhetorik  eine  wenig  geschickte  „Be- 
arbeitung" der  ungenauen  ,. Nachschriften  einzelner  Vorlesungen"  des  Aristoteles 
über  die  Rhetorik  vorliege.  Das  von  den  Zitaten  hergenommene  Argument  läßt 
allerdings  Vahlen  (s.  Lit.  S.  128*)  nicht  gelten,  indem  er  die  Zitiermethode  des 
Aristoteles  darlegt.  —  Die  gleichfalls  auf  uns  gekommene  Ehctorica  ad 
Ale xandr Ulli  ist  ein  Werk  des  Rhetors  und  Historikers  Anaximenes  von 
Lampsakos  (um  340  vor  Chr.). 

Nur  mit  einem  ^V^orte  sei  hier  noch  der  leider  verlorenen,  für  die  Geschichte 
•der  Philosophie  wichtigen  Monographien  über  die  Pythagoreer,  Archytas,  De- 
mokritos,  Speusippos,  Xenokrates  u.  a.  gedacht  (Verzeichnis  der  auf  Vor- 
sokratiker  bezüglichen  bei  Diels  Vors.  II  1  *  S.  751).  Über  die  unter  Aristoteles' 
Xamen  erhaltene  Schrift  über  Melissos,  Xenophanes  und  Gorgias  s.  oben  S.  87  f. 
Auch  die  das  Gebiet  der  Philosophiegeschichte  nicht  unmittelbar  berührenden 
Didaskalien  und  Verzeichnisse  der  Olympischen  und  Pythischen  Sieger  verdienen 
Erwähnung,  weil  in  ihnen,  ähnlich  wie  in  den  Politien,  der  auf  das  Urkundliche 
gerichtete  Sinn  des  Aristoteles  zur  Erscheinung  kommt,  der  die  wissenschaftliche 
Arbeit  des  Peripatos  nachhaltig  beeinflußt  hat. 

§  48.  Aristoteles'  System  im  allgemeinen.  Ein- 
teilung der  Philosophie.  Logik.  Eine  feste  Einteilmig  der 
philosophischen  Disziplinen  nach  einem  bestimmten  Einteilungs- 
grund findet  sich  bei  Aristoteles  nicht.  Nachdem  wir  aber  seine 
Schriften  dem  Gegenstande  nach  in  logische,  metaphysische, 
physische  und  ethische  geschieden  haben,  legen  wir  diese  Ein- 
teilung auch  der  Darstellung  seiner  Philosophie  zugrunde. 


§  48.    Aristoteles'  System  im  allgemeinen.    Einteilung  der  Philosophie.    Logik.  3g5 

Aristoteles  ist  der  Begründer  der  wissenschaftlichen  Logik. 
Die  analytischen  und  dialektischen  Untersuchungen  (in 
dem  „Organon")  galten  ihm,  wenn  man  aus  ihrer  Nichterwähnung- 
unter  den  Teilen  der  Philosophie  einen  Schluß  ziehen  darf,  als 
eine  methodologische  Propädeutik  zur  Philosophie  und  nicht  als 
eine  eigentlich  philosophische  Doktrin.  Doch  hat  diese  Ansicht 
der  wissenschaftlichen  Strenge  in  seiner  Behandlung  derselben 
keinen  Eintrag  getan. 

Die  Logik  des  Aristoteles  ist  keine  formale  wie  die  Kants 
und  Herbarts.  Die  Wahrheit  bezieht  sich  bei  ihm  nicht  nur  auf 
das  subjektive  Denken,  sondern  die  Formen  des  richtigen  Denkens 
beziehen  sich  auf  reale  Verhältnisse. 

Die  Arten  der  Vorstellungen  und  „Aussagen"  (oder  Teile 
der  Rede)  entsprechen  nach  der  Ansicht  des  Aristoteles  den 
formalen  Klassen  dessen,  was  existiert.  Die  allgemeinsten  for- 
malen Klassen  des  Existierenden  (Existenzformen)  sind:  Sub- 
stanz, Quantität,  Qualität,  Relation,  Ort,  Zeit,  Lage,  Haben, 
Tun,  Leiden.  Die  durch  diese  Formen  des  Seienden  bedingten 
Formen  der  „Aussagen  über  das  Seiende"  nennt  Aristoteles 
Kategorien.  Der  Begriff  geht  auf  das  reale  Wesen  der  be- 
treffenden Objekte.  Die  Wahrheit  im  Urteil  ist  die  Überein- 
stimmung der  Vorstellungsverbindung  mit  einer  Verbindung  in 
den  Dingen  oder  (beim  negativen  Urteil)  einer  Trennung  von 
Vorstellungen  mit  einem  Getrenntsein  in  den  Dingen;  die  Un- 
wahrheit im  L^rteil  ist  die  Abweichung  in  Verbindung  oder 
Trennung  der  Vorstellungen  von  dem  betreffenden  objektiv-realen 
Verhältnis. 

Der  Schluß,  die  Ableitung  eines  Urteils  aus  anderen,  zer- 
fällt in  den  Syllogismus,  der  von  dem  Allgemeinen  zum 
Besonderen  herabsteigt,  und  die  Induktion,  die  durch  Zu- 
sammenstellung des  Einzelnen  und  Besonderen  zum  Allgemeinen 
sieh  erhebt.  Der  wissenschaftliche  Schluß  oder  der  Beweis 
ist  der  Schluß  aus  wahren  und  gewissen  Prinzipien;  der  dia- 
lektische Schluß  ist  der  Prüfungsschluß  aus  dem  Wahrschein- 
hchen;  der  sophistische  Schluß  ist  der  Fehl-  oder  Trugschluß 
aus  Falschem  oder  durch  täuschende  Kombination. 

Als  oberste  metaphysisch-logische  Prinzipien,  auf  denen  die 
Möglichkeit  der  Beweisführung  und  der  sicheren  Erkenntnis 
überhaupt  beruhe,  gelten  dem  iVristoteles  der  Satz  des  Wider- 
spruchs und  des  ausgeschlossenen  Dritten.  Die  Prinzipien 
werden  durch  die  Vernunft  unmittelbar  erkannt.  Das  Frühere 
und  Erkennbarere  für  uns  ist  das  sinnlich  Wahrnehmbare   und 

TJeberweg,  Grtindriß  I.  25 


38()  §  ^^-   Aristoteles'  System  im  allgomoinen.   Einteilung  der  Philosophie.    Logik. 

das.  was  jedesmal  in  der  aufsteigenden  Reihe  von  Begriffen 
das  minder  Allgemeine,  daher  das  der  Wahrnehmung  näher 
Liegende  ist;  das  an  sich  selbst  Frühere  und  Erkennbarere 
aber  ist  das  Prinzipielle  oder  doch  das  dem  Prinzipiellen  näher 
Liegende. 

Aristoteles'  Philosophie.  Quellen.  Als  solche  dienen  in  erster  Linie 
Aristoteles'  Werke.  Mit  Vorsicht  sind  zu  benutzen  die  Angaben  Späterer,  ins- 
besondere der  Doxographen  (s.  Diels,  Doxogr.  Graeci  Index  s.  v.  Aristoteles)  und 
der  Kommentatoren, 

Logik.  Als  Quelle  kommen  in  erster  Linie  in  Betracht  die  oben  S.  378  f. 
augeführten  Schriften  des  „Organon".  Die  antiken  Kommentatoren 
fußten  z.  T.  auf  der  späteren  peripatetischen  Tradition  und  sind  in  ihrer  Er- 
klärung nicht  ohne  weiteres  für  Aristoteles  selbst  verbindlich,  haben  aber  doch 
erheblichen  exegetischen  'Wert,  da  sie  durch  vollere  Ausführung  das  Verständnis 
der  bei  Aristoteles  in  knapper  Form  ausgedrückten  Gedanken  erleichtern.  Die 
Akademische  Kommentarsammlung  (s.  oben  S.  365  f.)  enthält  Kommentare  zu 
logischen  Schriften  des  -Aristoteles  von  Alexander  von  Aphrodisias  (II  1.  2),  Por- 
phvrios  (IV  1),  Dexippos  (IV  2),  Themistios  (V  1),  Ammonios  (IV  4—6)  und 
dessen  Schülern  Olympiodoros  (XII  1),  Simplikios  (VIII)  und  loannes  Philoponos 
(XIII  1 — 3),  sowie  von  dem  Philoponosschüler  Elias  (XVIII  1),  ferner  von 
Stephanos  v.  Alexandreia  (XVIII  3),  Eustratios  (XXI  1)  und  Michael  v.  Ephesos 
(II  3.  dazu  Gott.  gel.  xVnz.  1906,  8S2  ff.j.  Dazu  kommt  eine  fälschlich  unter 
Themistios"  Namen  gehende  Paraphrase  zur  ersten  Analytik  (XXIII  3)  und  zwei 
anonyme  Paraphrasen  zu  den  Kategorien  (XXIII  2)  und  den  Sophistikoi  Elenchoi 
(XXill  4).  Wichtig  für  die  Fortpflanzung  der  aristotelischen  Logik  war  de& 
Porphyrios'  Eisagoge  (die  ,,Quinque  voces",  IV  1  der  Akad.  Koramentarsamml.), 
die  logischen  Einführunoskollegien  des  späteren  Altertums  zugrunde  gelegt  wurde 
und  als  logischer  Leitfaden  wesentlich  dazu  gedient  hat,  dem  Mittelalter  einige 
Hauptzüge  der  aristotelischen  Logik  weiterzugeben.  Im  Altertum  wurde  sie 
wieder  von  Boethius  übersetzt  (Comm.  in  Ar.  Gr.  IV  1)  und  durch  die  (gleich- 
falls in  der  Akademischen  Sammlung  enthaltenen)  Kommentare  des  Ammonios 
(IV  3),  Elias  (XVIII  1)  und  David  (XVIII  2)  erläutert. 

Um  die  aristoteUsche  Philosophie  zu  verstehen,  muß  man  stets  dessen  ein- 
gedenk sein,  daß  Aristoteles  Schüler  Piatons  war,  freilich  ein  sehr  selbständiger. 
Er  beherrschte  in  viel  weiterer  Ausdehnung  als  sein  Lehrer  das  empirische  Material, 
wurde  aber  doch  bei  allen  seinen  Untersuchungen  durch  hohe  philosophische  Ge- 
sichtspunkte geleitet,  indem  er  bedeutende  spekulative  Kraft  und  Tiefe  besaß, 
und  hierin  zeigt  er  sich  vornehmlich  als  Schüler  Piatons.  Femer  wendet  er  sich 
den  Tatsachen  viel  eingehender  zu  als  Piaton,  aber  er  geht  nicht  in  ihnen  auf, 
sondern  Empirie  und  Theorie  durchdringen  sich  bei  ihm.  Er  bleibt  nicht  bei 
den  einzelnen  Erscheinungen,  bei  dem  ttoötsqov  :zo6g  rjfxäg  stehen,  sondern  er  steigt 
auf  zu  dem  :;tq6tsoov  xfj  cpvoei,  zu  den  Gründen,  den  letzten  Gründen;  er  begnügt 
sich  nicht  mit  dem  özi,  sondern  er  forscht  nach  dem  öiön.  Die  Wahrnehmung 
ist  nicht  das  Wissen,  da  sie  nur  das  Einzelne  gibt,  das  Wissen  aber  auf  das 
Allgemeine  geht.  Dieses  jedoch  entwickelt  sich  viel  mehr  als  bei  Piaton  aus  der 
Erfahrung,  weshalb  Aristoteles  häufig  im  Gegensatz  zu  Piaton,  dem  Idealisten, 
als  Realist  bezeichnet  wird,  was  seine  Berechtigung  hat,  wenn  man  den  Ausdruck 
., Realist''  nicht  zu  einseitig  faßt. 

Über  den  aristotelischen  Begriff  der  Philosophie  ist  bereits  oben 
(S.  5)  gehandelt  worden.  Eine  Einteilung,  die  der  von  Xenokrates  begründeten 
(s.  0.  S.  341)  und  später  allgemein  gewordenen  nahe  steht,  finden  wir  in  der  Topik 
{A  14, 105  b  19  ff.):  die  philosophischen  Probleme  und  Theoreme  sind  teils  rjOiy-ai,  teils 


§  48.    Aristoteles'  System  im  allgemeinen.    Einteilung  der  Philosophie.    Logik.  387 

(pvoixul,  teils  '/.oyiy.ui.  wobei  unter  den  '/.oyiy.ui  solche  zu  verstehen  sind,  die  auf 
Allgemeines  gehen,  so  daß  nicht  der  spezifisch  physikalische  oder  spezifisch  ethische 
Charakter  in  Betracht  kommt,  also  Sätze,  die  der  Metaphysik  (oder  Ontologie) 
und  der  formalen  Logik  angehören.  Aristoteles  gibt  jedoch  diese  Einteilung  dort 
nur  als  eine  vorläufige  Skizze  (w^  ri'.Tro  .TFoi/.aßcTv).  Anderwärts  teilt  er  die 
Philosophie  in  die  theoretische  (die  'wissenschaftliche  Erkenntnis  des  Existierenden, 
wobei  die  Erkenntnis  selbst  der  Zweck  ist),  die  praktische  (die  auf  das  Handeln 
bezügliche  und  dieses  normierende  Erkenntnis)  und  die  poietische  (die  auf  das 
Gestalten  eines  Stoffes,  das  handwerksmäßige  und  das  künstlerische  Schaffen 
eines  Werkes  bezügliche  Erkenntnis);  so  neben  anderen  Stellen  Top.  Z  6,  14.5  a 
15  f.  {&e(OQ7]xii{r)  yoLQ  xal  jcgaxzixrj  y.al  Jioirjxixr)  Xeysrai  [»;  ejiiaxrjfi)j\)\  Metaph.  £"  1, 
1025  b  25.  Die  theoretische  Philosophie  scheidet  Aristoteles  dann  wieder  in 
Physik,  Mathematik  und  „erste  Philosophie"  (Ontologie  oder  Metaphysik,  auch 
Theologie  genannt):  Metaph.  K  ~(,  1064b  1  f. :  öfjXov  toivvv,  oti  tqiu  yivr)  tcov 
ßscogtjrixcöi'  sazf  cfvaiy.}),  {.tadijuariHrj,  deo/.oyiHrj.  Die  Physik  hat  es  mit  dem 
vom  Stoffe  Untrennbaren  und  Bewegten,  die  Mathematik  wenigstens  zum  Teil 
mit  dem  Untrennbaren  und  L'nbewegten,  die  erste  Philosophie  mit  dem  Getrennten 
und  Unbewegten  zu  tun  (Anknüpfungspunkt  bei  Piaton  s.  o.  S.  287 f.;  vgl.  dagegen 
Speusippos,  oben  S.  354).  Zu  einer  Einteilung  der  praktischen  Philosophie  war 
schon  für  Eudemos  (Eth.  A  8,  1218  b  13  f.)  die  Stelle  der  aristotelischen  Ethik 
Z  9,  1142  a  8  ff.  maßgebend,  nach  der  der  richtige  Zustand  des  Individuums 
(tö  cfooviuov  sirai,  vgl.  auch  1141  b  30)  wohl  nicht  möglich  ist  ärsv  oiyovofiiag 
ov6'  ävEv  jTo/.tieiag.  Darnach  sondert  Eudemos  :io).niyJ]  y.al  ofy.ovojiiy.i]  y.al 
q-'QÖvrjaig. 

Aristoteles  selbst  bezeichnet  aber,  wo  er  sich  genauer  erklärt,  die  Ökonomik 
nebst  der  Rhetorik  und  Feldherrn kunst  als  eine  der  Hilfswissenschaften  der 
Politik  (Eth.  .-1  1,  1094  b  3).  Eine  Tio'/.iziyrj  im  weiteren  Sinne  scheidet  er  Eth.  Z  8, 
1141  b  24  ff.  von  einer  solchen  im  engeren  Sinne.  Jene  zerfällt  in  oiyovoula, 
rofiodeai'a,  nohtixt],  die  letztere  wieder  in  ßovhviiy./]  und  dixuoTixi).  Die  Dis- 
ziplin, die  auf  das  ::toieiv  geht,  ist  nach  ihrem  allgemeinen  Begriff  die 
Lehre  vom  Schaffen  (im  Gegensatze  zur  praktischen  Philosophie  als  der  Lehre 
vom  Handeln).  Sie  ist  zunächst  die  Technologie  überhaupt,  also  die  Lehre  von 
dem  Gestalten  oder  Bilden  irgend  eines  Stoffes;  indem  aber  von  philosophischer 
Bedeutung  insbesondere  die  Lehre  von  den  „nachahmenden"  Künsten  ist,  kommt 
sie  mit  unserer  „Ästhetik"  insofern  überein,  als  diese  nicht  bloß  von  dem  Begriff 
des  Schönen  und  von  dem  Schönen  in  der  natürlichen  Wirklichkeit,  sondern 
auch  von  der  künstlerischen  Darstellung  handelt ;  wirklich  ausgeführt  hat  Aristo- 
teles davon  nur  die  Theorie  der  Dichtung  (Poetik). 

Aristoteles  stellt  die  verschiedenen  Doktrinen  in  ein  bestimmtes  Eangver- 
hältnis,  indem  er  die  theoretischen  Wissenschaften  für  die  vorzüglichsten 
erklärt  und  unter  ihnen  wiederum  die  d so'/.oy ty.rj ,  da  sie  auf  das  höchste  Objekt 
gehe,  für  die  höchste,  nach  dem  Grundsatz,  daß  der  Wert  einer  jeden  Wissen- 
schaft sich  nach  dem  Werte  des  ihr  eigentümlichen  Objektes  richte:  ße/.rimv  8s 
y.al  yeiooiv  eyäozi]  /Jyszai  y.uzu  x6  oly.sTov  i:Tiaz7]z6r  (Metaph.  Ä'  7,   1064  b  5  f.). 

Aus  den  angeführten  Einteilungsansätzen,  die  aber  in  Aristoteles'  Lehr- 
schriften, soweit  sie  uns  vorliegen,  zu  keiner  konsequenten  und  einheitlichen 
Systematik  ausgebildet  sind,  hat  sich  später  ein  stehendes  Schema  entwickelt, 
das  wü"  insbesondere  im  mittleren  Piatonismus  (Albin.  Eisag.  c.  3)  sowie  bei 
den  peripatetischen  und  neuplatonischen  Aristoteleskommentatoren  antreffen. 
Sie  scheiden  in  der  Philosophie  zunächst  einen  theoretischen  und  einen 
praktischen  Teil  —  der  poietische   fällt   hier  weg  — .      Innerhalb  des  ersteren 


388  §  4^-   Aristoteles'  System  im  allgemeinen.   Einteilung  der  l*liilosophie.   Logik. 

trennen  sie  Physik,  Mathematik  und  Theologie  (Metaphysik),  innerhalb 
des  letzteren  Ethik  (Lehre  vom  sittlichen  Verhalten  des  Einzelnen),  Ökonomik 
(Lehre  von  der  Gestaltung  der  kleineren  Gemeinschaft,  des  Hauswesens)  und 
Politik  (Lehre  von  der  Gestaltung  der  größeren  (jemeinschaft,  des  Staates). 
Näher«s  über  Vorkommen  und  Entwicklung  dieser  Einteilung  bei  Zeller  II  2^, 
177,  1;  Praechter,  Byzant.  Zeitschr.  19  (1910),  321  ff. 

Es  muß  auffallen,  daß  in  den  angeführten  aristotelischen  Einteilungen  die 
Logik  in  unserem  Sinne  oder  die  aristotelische  Analytik  keine  Stelle  hat.  Das 
wäre,  faßt  man  diese  Einteilungen  als  lückenlose  systematische  Gliederungen, 
so  zu  erklären,  daß  Aristoteles  die  Logik  nur  als  Propädeutik  oder  Werkzeug 
(Ürganon)  zu  den  eigentlichen  philosophischen  I'.ntersuchungen  betrachtet 
habe,  und  hiermit  trifft  seine  Erklärung  (Metaph.  /'  3,  1005  b  4  f.)  über  die  Not- 
wendigkeit, sie  vor  dem  Studium  der  Metaphysik  bereits  zu  kennen,  zusammen, 
die  zwar  die  Logik  zunächst  nur  zur  Metaphysik  in  eine  propädeutische  Be- 
ziehung setzt  (so  daß  hiernach  die  Annahme  möglich  bliebe,  Aristoteles  rechne 
sie  zur  nQooxrj  (pdoao(pia  als  formale  Einleitung),  aber  doch  wohl  auch  ein 
gleiches  propädeutisches  Verhältnis  derselben  zu  der  Ethik  und  Physik  voraus- 
setzt, sofern  die  im  Organon  gelehrte  Methode,  mit  welcher  der  Philosophie 
Studierende  vor  ihrer  Anwendung  vertraut  sein  soll,  nicht  nur  die  Methode  der 
Metaphysik,  sondern  jeder  philosophischen  Doktrin,  also  auch  der  Ethik  und 
Physik,  ist.  Der  spätere  Peripatos  hat  in  der  Tat  Aristoteles  so  verstanden  und 
von  diesem  Standpunkte  aus  die  stoische  (jliederung:  Logik,  Physik,  I^thik  be- 
kämpft. Über  diese  Polemik  und  die  Vermittlungstheorie  neuplatonischer  Aristo- 
teleskommentatoren s.  Amraon.  in  Anal,  priora  (Comment.  in  Arist.  Gr.  IV  G) 
S.  8,  15  ff.;  Olymp.  Prol.  (Comment.  in  Arist.  Gr.  XII  1)  S.  14,  18  ff.  (dazu 
Byzant.  Zeitschr.  19  [1910],  322). 

Die  aristotelische  Analytik  (nebst  den  zugehörigen  Abhandlungen)  ist 
eine  zergliedernde  (daher  der  Name),  das  Denken  gleichsam  in  Inhalt  und  Form 
zerlegende  und  die  letztere  eigens  betrachtende  Darstellung  der  Formen  des 
Schließens  und  überhaupt  des  (auf  Erkenntnis  der  Wirklichkeit  abzielenden) 
Denkens.  Die  Wahrheit  eines  Gedankens  ist  die  Übereinstimmung  desselben 
mit  der  Wirklichkeit.  Kateg.  12,  14b  21  f.:  r««  yaQ  elvai  rö  Tigäyfia  t]  (irj  dXtj^iig  6 
Xöyog  »/  ypEv8r}g  Xsyexat,  was  näher  Metaph.  T  7,  1011  b  26  f.  auf  die  einzelnen 
hierbei  möglichen  Fälle  so  bezogen  wird:  das  Seiende  für  nichtseiend  erklären, 
oder  das  Nichtseiende  für  seiend,  ist  das  Falsche;  das  Seiende  aber  für  seiend 
und  das  Nichtseiende  für  nichtseiend  erklären,  ist  das  Wahre.  Wie  den  Inhalt 
des  Denkens,  so  setzt  Aristoteles  auch  die  Denk  formen  in  Beziehung  zur  ob- 
jektiven Realität.  Durch  die  einzelnen,  aus  dem  Satzzusanmienhang  heraus- 
gehobenen Worte  oder  Ausdrücke  (rä  y.axä  /^ujÖE/niav  av^mXoxTj%-  Xeyö^ie^-a,  Kat.  4, 
1  b  25),  deren  Arten  die  „Arten  der  Aussagen  über  das  Seiende"  oder  die 
Kategorien  [yeri]  xöiv  xax?]yoQt(dv,  y.axyyoqtai  xov  ovxog  oder  xöJv  ovx<ov)  sind, 
wird  bezeichnet:  entweder  1.  ovaia  oder  xi  ioxi  (Substanz),  wozu  Aristoteles  als 
Beispiele  anführt:  Mensch,  Pferd,  oder  2.  jtooöv  (Quantität),  z.  B.  zwei,  drei  Ellen 
lang,  3.  .Toiöv  (Qualität),  z.  B.  weiß,  grammatisch,  4.  jiQÖg  xi  (Relation),  z.  B. 
doppelt,  halb,  größer,  5.  jxov  (Ort),  z.  B.  im  Lykeiou,  auf  dem  Markte,  6.  jxoxe 
(Zeit),  z.  B.  gestern,  im  vorigen  Jahre,  7.  xsTo&ai  (Lage),  z.  B.  liegt,  sitzt,  8.  eyjir 
(Haben),  z.  B.  ist  beschuht,  bewaffnet,  9.  jtoieTv  (Tun)  z.  B.  schneidet,  brennt, 
10.  Txdoxetv  (Leiden),  z.  B.  wird  geschnitten,  gebrannt  (Kat.  4,  1  b  26  ff.,  Top.  A  9, 
103  b  22  f.).  Die  Kategorienlehre  bildet,  eben  Avegen  ihrer  gleichzeitigen  Be- 
ziehung zu  den  Denk-  und  Seinsformen,  ein  Grenzgebiet  zwischen  Logik  und 
Metaphysik. 


§  48.    Aristoteles'  System  im  allgemeinen.  Einteilung  der  Philosophie.  Logik.  389 

Die  Beziehung  der  Formen  der  Rede  auf  die  Formen  des  Seins  statuiert 
Aristoteles  ausdrücklich  Metaph.  .1  7,  1017  a  23  f.:  oauxiog  yag  /Jygrui,  zonuvrax&g 
t6  etvai  arjftatvet.  Durch  die  Existenzformen  sind  die  Vorstellungsformen  und 
deren  Ausdruck  in  der  Rede,  die  Wortarten  oder  Redeteile  bedingt,  und  so  ent- 
spricht insbesondere  nach  Trendelenburgs  Annahme  (Elem.  Logices  Aristoteleae, 
Anmerk.  zu  §  3)  die  Kategorie  der  Substanz  dem  Substantiv  (orofia),  die  übrigen 
zusammengenommen  dem  Qfjfiu  in  dem  weiteren  Sinne  (Prädikat),  in  welchem 
Aristoteles  mitunter  diesen  Ausdruck  gebraucht,  und  näher  die  Kategorien  der 
Quantität,  Qualität  und  Relation  dem  Numerale  ^ind  Adjektiv  und  gewissen 
Adverbien,  die  des  Ortes  und  der  Zeit  dem  Adverb  (oder  einer  adverbialen  Bestimmung) 
des  Ortes  und  der  Zeit,  die  des  Liegens  dem  Verbum  intransitivum,  die  d«s  Habens 
dem  Perf.  pass.,  die  des  Tuns  dem  Verb,  act.,  die  des  Leidens  dem  Verb.  pass.  Diese 
Korrespondenz,  die  an  sich  (im  wesentlichen)  besteht,  ist  aber  von  Aristoteles 
nicht  ausdrücklich  aufgezeigt  worden.  Die  Lehre  von  den  Wortarten  steht  bei 
ihm  noch  in  den  ersten  Anfängen  und  ist  von  Späteren  ausgebildet  worden; 
auch  an  sich  ist  die  Korrespondenz  nicht  durchgängig  genau.  In  den  sämtlichen 
erhaltenen  Schriften,  die  Aristoteles  außer  der  über  die  Kategorien  (falls  diese 
echt  ist)  und  der  Topik  verfaßt  hat,  stellt  er  statt  der  Zehnzahl  von  Kategorien 
eine  Achtzahl  auf,  indem  er  das  y.eZaüai  und  k'yEiv  ausfallen  läßt,  wahrscheinlich 
weil  er  fand,  daß  beide  sich  unter  andere  Kategorien  subsumieren  lassen.  So 
Anal.  post.  A  22,  83  a  21  ff.,  b  15  ff.  (an  welcher  letzteren  Stelle  die  Absicht  einer 
vollständigen  Aufzählung  keinem  Zweifel  luiterliegen  kann),  Phys.  £  1,  225  b  5  ff. 
(wo  gleichfalls  die  Vollständigkeit  eine  notwendige  Voraussetzung  ist),  Metaph. 
J  7,  1017  a  25  ff.  —  Analyt.  post.  A  22,  83  a  24  ff.  werden  der  ovaia  die  übrigen 
Kategorien  gemeinschaftlich  als  ovußeßi]x6xa  entgegengestellt,  und  Metaph.  N  2, 
1089b  23  drei  Klassen  unterschieden:  ra  itsv  yäo  ovaiui,  lä  öe  :iäd)],  rä  öe  :io6g  xi. 
Prantl  gibt  in  seiner  Gesch.  der  Logik  im  Abendl.  (I,  S.  207)  eine  schematische 
Zusammenstellung  der  aristotelischen  Stellen,  worin  Kategorien  angeführt  werden. 
Gegenüber  den  Angriffen  Kants  und  Hegels  auf  die  Kategorienlehre  als  prinzip- 
lose Zusammenraffung  und  Nebeneinanderstellung  einiger  Grundbegriffe  findet  er 
(S.  209,  Anmerk.)  das  Wesentliche  dieser  Lehre  nicht  in  der  Aufstellung  einer 
geschlossenen  Zahl  von  Formen,  sondern  in  der  Einsicht,  daß  die  Substanz  {ovaia) 
zeitlich-räumlich  bestimmt  (.toü,  .tot?),  mit  einer  eigenschaftlichen  Determination 
{jioiöv)  in  der  Welt  des  Zählbaren  und  Meßbaren  (.-toöoV)  auftritt  imd  sich  inner- 
halb des  vielen  Seienden  nach  ihrer  Bestimmtheit  wirksam  zeigt  {noisXv,  ndoxsiv, 
.Tod?  Tt).  In  ähnlicher  Weise  verteidigt  Th.  Gomperz,  Gr.  Denk.  III  28  ff.,  die 
Kategorien  lehre  gegen  Kant,  Hegel  und  J.  St.  Mill. 

Als  Kategorie  bezeichnet  ovaia  das  Selbständige,  Substantielle.  In  einem 
anderen  Sinne  aber  bedeutet  es  das  Wesentliche,  Essentielle,  auf  dieses  letztere 
geht  der  Begriff  {/.öyog).  Der  Begriff  drückt  das  Wesen  aus  (/.oyog  tijg  ovaiag, 
Kat.  1,  la  2  ff. ;  tm  ).6ya>  zcp  ogi^ovri  xrjv  ovaiav,  de  part.  anim.  A  5,  678  a  34), 
das  Wesen  entspricht  dem  Begriff  (»J  xatä  ).öyov  ovaia).  Was  in  den  Dingen 
noch  außer  der  ovaia  vorhanden  ist  oder  gleichsam  zu  der  ovaia  hinzukommt,  ist 
das  avi-ißeßrjxög,  dieses  ist  aber  teils  etwas  mit  dem  Wesentlichen  notwendig  Ver- 
bundenes, so  daß  wir  es  aus  jenem  apodiktisch  abzuleiten  vermögen,  teils  etwas 
Unableitbares;  das  erstere  ist  etwas  dem  betreffenden  Objekt  als  solchem  oder 
dessen  Begriff  nach  Zukommendes  {aviitßeßt]y.6g  y.ad'  avzö,  wie  z.  B.  einem  Dreieck 
die  zwei  rechten  Winkeln  gleiche  Winkelsumme),  das  andere  etwas  Zufälliges 
{avußsßrixög  im  gewöhnlichen  Sinne).  Die  Begriffsbestimmung  {ogiofiög)  ist  eine 
Erkenntnis  des  Wesens  (Anal.  post.  B  3,  90  b  30:  ögtafiog  /.ikv  yäg  xov  xi  iaxi  xal 
ovaiag).     Durch  die  Verbindung  {avfi.-z/.oy./])   der   gemäß    den    angegebenen    Kate- 


390  §  ^*^'    Aristoteles'  System  im  allgemeiiieii.    Einteilung  der  Philosophie.   Logki. 

gorien  bestimmten  Vorstellungeu  entsteht  das  Urteil;  die  Äußerung  desselben 
ist  der  Aussagesatz  {dmlqayoi^),  welcher  teils  Bejahung  (y.aTä(paaig),  teils  Ver- 
neinung {a:i6qaaii)  ist.  Jede  Aussage  ist  eutAveder  wahr  oder  falsch,  wogegen 
die  unverbundenen  Elemente  derselben  weder  wahr  noch  falsch  sind  (Kat.  4,  2  a 
7  ff.).  Hieran  knüpft  sich  der  Satz  des  Widerspruchs  und  des  ausge- 
schlossenen Dritten  oder  Mittleren  in  der  logischen  Form  (Kat.  10, 
13a  37  f.):  von  zwei  Aussagen,  deren  eine  das  nämliche  bejaht,  was  die  andere 
verneint,  ist  stets  die  eine  wahr,  die  andere  falsch  (Metaph.  7""  7,  1011b  23  f.); 
zwischen  den  beiden  Gliedern  eines  Widerspruchs  liegt  nichts  in  der  Mitte, 
sondern  es  ist  notwendig,  ein  jedes  von  einem  jeden  entweder  zu  bejahen  oder 
zu  verneinen.  Die  metaphysische  oder  ontologische  (auf  das  Sein  selbst 
bezogene)  Form  des  Satzes  vom  W^iderspruch,  durch  welche  die  Gültigkeit  der 
logischen  Form  desselben  bedingt  ist,  lautet  (Metaph.  F'i,  1005  b  19  f.,  vgl.  261, 
K  b,  1061b  36  f.):  Das  Gleiche  kann  unmöglich  Ebendemselben  zu  einer  und 
derselben  Zeit  und  in  derselben  Beziehung  zukommen  und  nicht  zukommen.  Es 
ist  nach  Aristoteles  von  diesem  Satze  kein  Beweis  möglich,  sondern  nur  eine 
subjektive  Überführung,  daß  kein  Denkender  ihn  zu  verleugnen  vermöge.  Als 
Prinzip  des  indirekten  Beweises  bezeichnet  Aristoteles  (Anal.  post.  A  11,  77  a  22) 
ausdrücklich  tö  änav  (fdvai  ?;  d:to(fävai. 

Aristoteles  definiert  (Top.  AI,  100  a  25  ff.,  vgl.  Anal,  prior.  .4  1,  24  b  18  ff.) 
den  Schluß:  "Eon  dij  av?.?Myio/n6;  ).6yog,  ev  lo  rsdevKov  zirtor  eiegöv  zi  libv  xsiftivcov 
i^  drdyy.tjs  avußaivei  8id  rcbv  xEiiisvcov.  Er  nimmt  (Anal,  prior.  A  4 — 6,  cf.  32; 
vgl.  darüber  in  Ueberwcgs  System  der  Logik  die  Ausführungen  zu  §  103)  drei 
Schlußfiguren  {oyj-f^iaxa)  an,  welche  darauf  beruhen,  daß  der  Mittelbegriff 
(6'joo?  usoog)  in  den  Prämissen  (Ttoordoeig)  entweder  das  eine  Mal  Subjekt,  das 
andere  ]\Ial  Prädikat  ist  (1.  Figur),  oder  beide  Male  Prädikat  (II.  Figur),  oder 
beide  Male  Subjekt  (II f.  Figur).  Der  formell  richtige  Schluß  ist  entweder  ein 
apodiktischer  oder  ein  dialektischer,  je  nach  dem  Maße  der  Gewißheit 
der  Prämissen.  Top.  A  1,  100a  27  ff.  heißt  es:  dnöÖEi^i?  findet  dann  statt,  wenn 
aus  wahren  und  obersten  Sätzen  geschlossen  wird  oder  doch  aus  solchen,  die 
auf  Grund  von  wahren  und  obersten  Sätzen  als  wahr  erkannt  worden  sind;  der 
dialektische  Syllogismus  aber  ist  derjenige,  welcher  zum  Zweck  der  Prüfung 
von  Thesen  l|  hdö'^on'  schließt:  svöo'^a  nämlich  sind  Sätze,  die  entweder  der 
jNlenge  oder  den  Gebildeten  oder  wenigstens  einzelnen,  deren  Ansicht  besonders 
beachtenswert  ist,  als  wahr  erscheinen.  Daneben  steht  noch  der  er  istische 
Syllogismus,  der  aus  bloß  vermeintlich  oder  vorgeblich  W^ahrscheinlichem  schließt. 
Mit  dem  dialektischen  Schluß  (dem  im/£io2]na,  vgl.  Top.  f)  11,  162  a  16)  kommt 
der  rhetorische  (das  iv&v/LDjua,  vgl.  Ehet.  A  1,  1355  a  6  ff.)  insofern  übereiu,  als 
er  nicht  den  streng  wissenschaftlichen  oder  apodiktischen  Charakter  trägt;  er 
überzeugt  nur  subjektiv,  indem  er  ausgeht  ti  ely.öicor  ij  oj/nEicoy  (Aiial.  prior. 
B  27,  70  a  10  f.  Über  die  spätere  Bedeutung  von  ,,Epicheirem"  und  ,,Enthymem" 
s.  R.  Eisler,  Wörterb.  d.  philos.  Begriffe*  u.  dd.  WW.).  Aber  das  dialektische 
Schließen  dient  der  Prüfung  von  Thesen,  das  rhetorische  dagegen  cler  Über- 
redung; im  Bereich  der  Begründung  nimmt  die  Rhetorik  die  analoge  Stelle  ein 
wie  im  Bereich  der  Prüfung  die  Dialektik,  indem  beide  auf  solches  gehen,  was 
y.oivd  Tod.-Toy  tivu  UTidvxwr  iazi  yvoigi'QEiy  y.ul  ovÖEfiiä?  i:rtaT7'//^i)]g  dqü^oio^isv))?,  und 
nur  auf  Wahrscheinlichem  beruhen,  weshalb  die  Rhetorik  das  entsprechende 
Gegenstück  zur  Dialektik  ausmacht  (Rhetor.  A  1,  1354 a  1  ff.:  ■>)  gtfzooiyi'j  iaziv 
drziGToorfog  zi]  dia/.Ey.ziy.f/  y.zL).  Die  Dialektik  lehrt  das  e'^ezÜ'Zeiv  y.al  v.-TEyEtv 
).6yov,  die  Rhetorik  das  dTioz-oyslodai  y.al  y.azijyooETr.  Mit  dem  dialektischen  Ver- 
fahren ist  das  ..logische"   verwandt,  d.  h.  die  Erörterung  aus  bloßen  allgemeinen 


§  48.    Aristoteles'  System  im  allgenieincn.  Einteilung  der  Philosophie.  Logik.    391 

<^und  zuhüchst  aus  mctaphvsisohon,  der  ttoiÖdj  (/i?.oao(f(a  angehörenden)  Begriffen 
im  Unterschied  von  einem  Verfahren,  welches  das  Eigentümliche  {otxEior)  des 
jedesmaligen  Forschungsgebietes  in  Betracht  zieht,  also  auf  dem  Gebiete  der 
Physik  dem  <f)voi>cwg  Cv^sTr  (de  gen.  et  corr.  A  2,  316  a  11  u.  ö.,  vgl.  Phys.  F  5, 
204  b  4.  10),  auf  dem  Gebiete  der  Analytik  dem  dva?.vTiy.cdc  Cv^eZv  (Anal.  post. 
^  22,  84  a  7  f.)  usw.  Der  Mittelbegriff  in  dem  für  die  Erkenntnis  wichtigsten 
Syllogismus  entspricht  dem  Eealgrunde  (Analyt.  post.  B  2,  90a  6  f.:  to  /dv  väg 
niTiov  TO  iif.oor,  vgl.  Ueberwegs  Syst.  d.  Log.  §  101). 

Die  Induktion  (f.Taj'cov//,  6  t'^  fjiuycoyfjg  ov?J.o^'iofi(k)  schließt,  daß  einem 
Begriff  von  mittlerem  Umfange  ein  höherer  Begriff  als  Prädikat  zukomme, 
<laraus,  daß  eben  dieser  höhere  Begriff  (mehreren  oder)  allen,  die  dem  mittleren 
untergeordnet  sind,  zukommt  (Anal,  prior.  B  23,  68  b  15  ff.,  Top.  A  12,  105  a 
13  f  :  Inaycoyi]  de  »;  uTtd  rcöv  xaff'  sxaarov  im  rä  xadoÄov  e(fodog).  In  Entstehung 
und  Gebrauch  des  Terminus  snaycoyrj  —  das  ,, Heranbringen''  oder  „Hinzu- 
bringen" —  kreuzen  sich  drei  Anschauungen:  man  bringt  die  Einzelfälle  heran, 
auf  denen  der  Induktionsbeweis  sich  aufbaut,  und  schart  sie  zusammen  (als 
militärischer  Terminus  bedeutet  Liaycoy/j  den  engen  Anschluß  der  einzelnen 
Glieder  aneinander,  vgl.  F.  A.  Trendelenburg,  Elem.  log.  Arist.,  Anm.  zu  §  20); 
man  bringt  die  Personen,  denen  der  Beweis  geliefert  werden  soll,  an  die 
Einzelfälle  und  an  das  zu  beweisende  Allgemeine  heran;  man  bringt  endUch 
^Is  Ergebnis  das  zu  beweisende  Allgemeine  heran  (vgl.  im  einzelnen  Zeller 
II  2  3  S.  240,  4).  Als  streng  wissenschaftlich  läßt  Aristoteles  nur  die  voll- 
ständige Induktion  gelten  (Anal,  prior.  5  23,  68b  27  ff.;  24,  69a  16  ff.); 
die  unvollständige  aber  (deren  Verbindung  mit  einem  angereihten  Syllogismus 
den  Analogieschluß,  :TaQä8eiy/iia,  ausmacht)  dient  hauptsächlich  dem 
Redner  (Rhet.  .4  2,  1356b  5).  An  sich  ist  de^-  eigentliche  Syllogismus, 
der  vermöge  des  Mittelbegriffs  für  den  untersten  den  höchsten  als  Prädikat  er- 
schließt (o  öiä  zov  (lioov  ov/loyiof^iög),  strenger,  der  Natur  nach  früher  und  be- 
weiskräftiger {(jpvosi  TiQÖTSQO?  xai  yvcoQi/^KoieQog  —  ßiaoriy.cozeQor  y.cü  jigug  rovg  dvri- 
}.oyiy.ovg  hegysöisgov),  der  induktive  Schluß  aber  ist  für  uns  deutlicher  (»;/«j' 
EvuQyeorsoog  —  Jiißarcörsoov  xal  aacpiareQov  y.ai  xaxa  xijv  ala&)]aiP  yvoQtticorsQor  y.al 
roTg  rTo/./.oTg  y.oivöv,  Anal,  prior.  B  23,  68  b  35  ff.;  Top.  A  12,  105a  16  ff.).  Es 
sind  überhaupt  (Anal.  post.  A  2,  72  a  1  ff.)  nqbg  rjf^iäg  /.dr  jTQÖxeoa  y.al  yvcogi- 
fixoTsga  rä  iyyvregov  Ttjg  aladrjaeojg,  äjilöjg  8e  :jT()6zeoa  y.al  yrrngiftcürsga  rä  jioogcö- 
rsgor.  Das  Experiment,  welches  heutiges  Tages  für  das  ganze  induktive  Ver- 
fahren von  so  bedeutendem  Werte  ist,  kennt  Aristoteles,  obwohl  er  es  anwendet, 
doch  in  seiner  prinzipiellen  und  methodischen  Bedeutung  noch  nicht. 

An  den  Grenzen  liegt  einerseits  das  Einzelne,  andererseits  das  Allgemeinste. 
An  sich  ist  es  besser,  durch  das  der  Natur  nach  Frühere  das  Spätere  (Bedingte) 
zu  erkennen;  denn  das  ist  wissenschaftlicher.  Für  diejenigen  aber,  die  nicht  auf 
diesem  Wege  zu  erkennen  vermögen,  muß  das  umgekehrte  Verfahren  eintreten, 
d.  h.  sie  müssen  das  ihnen  bekannte  Spätere  zum  Ausgangspunkt  nehmen  (Top. 
Z  4,  141  b  15  ff.). 

Das  Allgemeinste  kann  nicht  durch  den  Beweis  erkannt  werden,  da  jeder 
{direkte)  Beweis  etwas,  da?  allgemeiner  als  das  zu  Beweisende  ist,  als  Beweisgrund 
voraussetzt,  und  muß  doch  ebenso  deutlich  und  sicher  und  noch  deutlicher  und 
sicherer  sein  als  das  Übrige,  welches  auf  Grund  desselben  bewiesen  werden  soll; 
also  muß  das  Allgemeinste  eine  unmittelbare  Gewißheit  haben  (Anal.  post.  A  2, 
72  a  25  ff.,  womit  freilich  die  Erkennbarkeit  des  Allgemeinen  durch  Induktion 
zu.  streiten  scheint,  vgl.  Ueberwegs  Syst.  d.  Log.  §  134).  Das  schlechthin  Erste 
müssen    unbeweisbare    Begriffsbestimmungen    sein    {ra  TiQmxa  ogioinol  soorzai  dra- 


S9'2  §  -19.    Die  aristotelische  Metaphysik. 

-lööeiy.xot,  Anal.  post.  i?  3,  90  b  27).  Auf  diese  uoyul  geht  der  voi-i,  auf  das  mit 
Allgemeinheit  und  Notwendigkeit  daraus  Abgeleitete  die  i:iioTi]ftt],  auf  dasjenige, 
was  sich  auch  anders  verhalten  kann,  die  86^a,  die  ihrer  Natur  nach  ein  aßeßaiov 
ist  (Anal.  post.  A  33,  88b  30  ff.;  B  19,  100b  5  ff.  Anknüpfungspunkte  bei  Piaton 
s.  oben  8.  287). 

§  49.  Die  aristotelische  MetajDhysik.  In  der  ..ersten 
Philo.'^üphie"  oder  der  später  sogenannten  Metaphysik  betrachtet 
Aristoteles  die  nicht  auf  bestimmte  Gebiete  allein  bezüghchen, 
sondern  allem  Existierenden  gemeinsamen  Prinzipien.  Er  stellt 
deren  vier  zusammen:  Form  oder  Wesen  (/)  /.(OQffij,  rb  eidog), 
Stoff  oder  Substrat  (ro  t^  o^-,  /)  ih)),  bewegende  oder 
Avirkende  Ursache  (ro  o&ev  9^  agxrf  rt^g  yurtjostog),  und  Zweck 
(To  ov  f'vey.a),  die  aber  doch  schließlich  auf  zwei  reduziert  werden, 
auf  Form  und  Stoff.  Das  erste  dieser  Prinzipien,  die  Form 
oder  das  Wesen,  setzt  Aristoteles  an  die  Stelle  der  platonischen 
Idee.  Er  bekämpft  die  platonische  Anschauung,  daß 
die  Idee  getrennt  von  den  betreffenden  Einzelwesen, 
die  ihr  nachgebildet  seien,  an  und  für  sich  existiere, 
nimmt  aber  auch  seinerseits  ein  reales  Korrelat  des  subjektiven 
Begriffs  an  und  findet  dasselbe  in  dem  Wesen,  welches  den 
betreffenden  Objekten  innewohne.  Die  Idee  als  das  (objektive) 
Eine  neben  dem  Vielen  existiert  nicht;  wolü  aber  muß  eine 
(objektive)  Einheit  in  dem  Vielen  angenommen  werden.  Das 
Einzelwesen  ist  Substanz  {oloia)  im  ersten  und  eigentlichen 
Sinne  dieses  Wortes;,  nur  in  sekundärem  Sinne  kann  auch  die 
Gattung  Substanz  genannt  werden.  Obschon  aber  das  Allge- 
meine nicht  an  und  für  sich,  sondern  nur  im  Einzelnen  Existenz 
hat,  ist  es  doch  dem  Werte  und  Range  nach  das  Erste,  das 
seiner  Natur  nach  Erkennbarste  und  der  eigentliche  Gegenstand 
des  Wissens.  Doch  gilt  dies  nicht  von  jedem  Gemeinsamen, 
sondern  nur  von  demjenigen,  welches  das  Wesentliche  der 
Einzelobjekte  in  sich  faßt;  dieses  ist  die  Einheit  der  generellen 
und  spezifischen  A\'esenselemente,  die  Form  oder  das  Wesen 
(die  Wesenheit). 

Der  Stoff,  welchem  die  Form  anhaftet,  ist  nicht  ein  Nicht- 
seiendes  schlechthin,  sondern  die  Möglichkeit  oder  Anlage 
(dii'ai.tig,  potentia,  Potentialität) ;  die  Form  dagegen  ist  die  Ver- 
Avir"kli  chung  oder  Erfüllung  ievTEliyua  oder  ivegyeia,  actus, 
Aktualität)  eben  dieser  Anlage:  im  relativen  Sinne  ist  jedoch 
der  Stoff  ein  Xichtseiendes,  nämlich  das  Xochnichtsein  des  voll- 
endeten Gebildes  (der  Einheit  von  Stoff  und  Form).  Der  Ente- 
lechie  entgegengesetzt  ist  das  Beraubtsein,   der  Mangel,  die  Ent- 


§  49.    Die  aristotelische  Metaphysik.  39S 

behi'img  oder  das  Nichthaben  (oTtgr^oig).  Niemals  existiert  ein 
Stoff  ohne  alle  Form;  die  Vorstellung  eines  bloßen  Stoffes  ist 
nur  eine  Abstraktion.  Wohl  aber  existiert  ein  st  off  loses. 
Formprinzip;  dieses  ist  die  trennbare  oder  selbständig  existie- 
rende Form  (xioQiGTov),  im  Unterschied  von  der  untrennbaren, 
die  stets  einem  Stoffe  anhaftet.  Die  Form  ist  bei  organischen 
Gebilden  zugleich  auch  der  Zweck  und  die  bewegende  Ursache. 
Der  Stoff  ist  das  Leidende,  BestimmtAverdende ;  er  ist  die  letzte 
Quelle  der  Unvollkommenheit  in  den  Dingen,  zugleich  aber  auch 
das  individualisierende  PrinzijD ;  die  Form  dagegen  begründet 
nicht  (wie  Piaton  will)  die  Einheit,  sondern  die  gleichartige  Mel- 
heit.  Die  Bewegung  oder  Veränderung  (/.Ivr^aig)  ist  der 
Übergang  von  der  ^löglichkeit  zur  Wirklichkeit.  Mit  dieser 
Annahme  ist  Aristoteles  ein  bestimmter  Vertreter  der  Entwick- 
lungslehre. AUe  Bewegung  muß  von  einer  aktuellen  bewegenden 
Ursache  ausgehen.  Nun  gibt  es  hinsichtlich  der  Bewegung 
dreierlei:  ein  stets  Bewegtes,  ferner  ein  zugleich  Bewegendes 
und  Bewegtes,  also  auch  ein  stets  Bewegendes,  das  selbst  unbe- 
wegt ist;  dieses  ist  die  Gottheit,  die  stofflose  ewige  Form, 
die  reine,  mit  keiner  Potentialität  behaftete  Aktualität,  die  sich 
selbst  denkende  Vernunft  oder  der  absolute  Geist,  der  als  das 
schlechthin  Vollkommene  von  aUem  geliebt  wird  und  dem  alles 
sich  zu  verähnlichen  strebt. 

Unsere  Quelle  für  die  aristotelische  Metaphysik  ist  vor  allem  die  „Meta- 
physik" genannte  aristotelische  Schrift.  Doch  kommen  auch  andere  aristotelische 
Lehrschriften  vielfach  in  Betracht.  Doxographie  bei  Diels,  Doxogr.  Gr.,  s.  dort  den 
Index  S.  666.  An  Kommentaren  zur  Metaphysik,  die  analog  den  oben  S.  38(> 
für  die  Logik  genannten  zu  beurteilen  sind,  enthält  die  Akademische  Sammlung 
(oben  S.  365  f.)  die  des  Alexander  von  Aphrodisias  (I;  der  Kommentar  zu  den 
Büchern  E  bis  A'  stammt  von  dem  Byzantiner  Michael  von  Ephesos),  des  Syrian 
(VI  1,  zw.  B  r  M  N)  und  des  Asklepios  (VI  2,  zu  A  bis  Z),  sowie  die  Para- 
phrase des  Themistios  zum  Buche  A  (V  5). 

In  einer  Übersicht  über  die  Stufen  der  menschlichen  Erkenntnis  findet 
Aristoteles  (Metaph.  A  \  m.  2).  daß  mit  Recht  der  Erfahrene  (sfiTisioog)  für  weiser 
gelte  als  der,  welcher  auf  einzelne  Wahrnehmungen  und  Erinnerungen  beschränkt 
sei,  der  mit  der  Theorie  Vertraute  (d  TsyrizTjg)  wiederum  für  weiser  als  der  bloß 
durch  Erfahrung  Gebildete,  der  Leiter  eines  Unternehmens  für  weiser  als  der 
durch  bloße  Handarbeit  daran  Beteiligte,  dann  endlich  der,  welcher  der  Wissen- 
schaft lebt  (die  auf  das  öV  geht,  wie  die  ts/rf)  auf  die  yh-sotg,  Anal.  post.  B  19, 
100  a  9),  für  weiser  als  der,  welcher  nur  zum  Behuf  der  Anwendung  Einsicht 
sucht;  unter  den  wissenschaftlichen  Erkenntnissen  aber  ist  diejenige  die  höchste, 
welche  auf  die  obersten  Gründe  und  Ursachen  gerichtet  ist;  diese  höchste  Er- 
kenntnis ist  die  ,. erste  Philosophie"  oder  die  aorfia  schlechthin  (s.  oben 
§  1,  S.  5  f.). 

Die  vier  Prinzipien  alles  Seienden:  Form  oder  Wesen,  Stoff  oder 
Substrat,    bewegende    Ursache    und    Zweck,    stellt  Aristoteles  Metaph.  A  B,  983  a 


394  §  ^9.     Die  aristotelische  Metaphysik. 

26  ff.  (vgl.  J  2;  Phys.  B  3)  zusammen:  rä  ahiu  /Jyerai  leiQuymg,  (or  niur  fih 
ahiay  rfafih'  sivai  rtjv  ovoiav  xal  ro  rl  >)r  sirai,  .  .  ,  ezeQuv  8f  rijr  v/.7]>> 
y.ai  ro  vjrox  eif^ieror ,  xqizijv  8s  oder  1]  ägyr/  T?jg  h  irt'jae  cog ,  rsrägnjv  8e  lijv 
drTiHeiitevtjV  ulriar  tavzi],  t6  ov  evexu  y.al  Tay  aÖ  6r ,  rF/.og  yuo  ytreoecog  y.ai 
y.trtjöscog  :i6.arjg  xovx  iort'v.  Von  den  ältesten  griechischen  Philosophen  ist,  wie 
Aristoteles  in  einem  umfassenden  Überblick  (Rletaph.  A  3  ff.)  nachzuweisen  sucht, 
nur  nach  dem  materiellen  Prinzip  geforscht  worden;  von  Empedokles  und  Anaxa- 
goras  auch  nach  der  Ursache  der  Bewegung;  das  Prinzip  des  Wesens  oder  der 
Form  ist  von  keinem  der  früheren  Philosophen  klar  angegeben  worden,  am 
nächsten  jedoch  sind  demselben  diejenigen  gekommen,  welche  die  Ideenlehre  auf- 
gestellt haben;  das  Prinzip  des  Zwecks  endlich  ist  nur  beziehungsweise,  nicht  an 
und  für  sich  von  den  Früheren  aufgestellt  worden. 

Gegen  die  platonische  Ideenlehre  erhebt  Aristoteles  (Metaph.  A  9; 
jl/ 4)  zahlreiche  Einwürfe,  welche  teils  die  Beweiskraft  der  Argumente 
für  dieselbe,  teils  die  Haltbarkeit  der  Ansicht  selbst  betreffen.  Der 
Beweis,  der  auf  die  Tatsache  gegründet  wird,  daß  es  eine  wissenschaftliche  Er- 
kenntnis gibt,  ist  nicht  stringent;  denn  es  folgt  daraus  wohl  die  Realität  des 
Allgemeinen,  aber  nicht  die  gesonderte  Existenz  desselben;  folgte  diese  aber,  so 
würde  aus  den  gleichen  Gründen  auch  manches  andere  folgen,  was  die  Platoniker 
nicht  annehmen  und  nicht  annehmen  können,  insbesondere  die  Existenz  von 
Ideen  von  Kunstwerken  (s.  oben  S.  338.  342),  ferner  auch  von  Nichtsubstantiellem» 
von  Attributivem  und  Relativem ;  denn  auch  von  solchem  ist  jedesmal  der  Begriff 
ein  einheitlicher  (tö  rö>]ua  sr).  Werden  aber  Ideen  aufgestellt,  so  ist  diese  An- 
nahme teils  unfruchtbar,  teils  führt  sie  auf  Unmöglifhes.  Die  Ideenlehre  ist 
unfruchtbar;  denn  die  Ideen  sind  nur  eine  zwecklose  Verdoppelung  der  sinn- 
lichen Dinge  (gleichsam  alodijzä  dtdia),  und  sie  dienen  den  Einzelwesen  zu  nichts, 
denn  sie  sind  ihnen  ja  durchaus  nicht  Ursachen  irgend  einer  Bewegung  oder 
Veränderung;  auch  zum  Dasein  helfen  sie  den  Dingen  nicht  imd  uns  nicht  zum 
Weissen,  da  sie  nicht  den  Objekten  innewohnen.  Auf  Unmögliches  aber  führt  die 
Annahme  der  Existenz  von  Ideen,  die  doch  das  Wesen  der  betreffenden  Objekte 
bezeichnen  sollen;  denn  es  geht  nicht  an,  daß  das  Wesen  und  dasjenige,  dessen 
Wesen  es  ist,  voneinander  getrennt  existieren  (991b  1:  86^siev  är  u8vrazor,  sTrai 
y/ooig  z?]v  ovoiav  y.ai  ov  i)  ovaia).  Ferner  ist  die  Nachbildung  der  Ideen  in  den 
Einzelwesen,  welche  Piaton  annimmt,  nicht  denkbar,  und  der  Ausdruck  enthält 
nur  eine  poetische  Metapher.  Dazu  kommt  endlich,  daß  die  Idee,  da  sie  als 
Substanz  vorgestellt  wird,  mit  den  Einzelwesen,  die  an  ihr  Teil  haben,  zugleich 
wiederum  einem  gemeinsamen  Urbilde  nachgebildet  sein  müßte,  z,  B.  die  ein- 
zelnen Menschen  und  die  Idee  des  Menschen  (der  avzodvdQWJtog)  einem  dritten 
Menschen  {zotzog  ärdocoTzog,  Metaph.  A  9,  990  b  17  u.  ö. ;  es  ist  das  bereits  von 
Polyxenos  [oben  S.  143]  und  von  Piaton  im  Parraenides  [oben  S.  305]  vorge- 
brachte Bedenken).  Das  Resultat  der  aristotelischen  Kritik  der  platonischen 
Ideenlehre  ist  jedoch  nicht  ein  bloß  negatives.  Aristoteles  ist  nicht  etwa  (wie 
früher  vielfach  angenommen  wurde)  der  Urheber  des  im  Mittelalter  sogenannten 
Nominalismus,  der  den  Begriff  für  ein  bloß  subjektives  Gebilde,  das  Allgemeine 
für  eine  bloß  subjektive  Gemeinsamkeit  im  Vorstellen  und  in  der  sprachlichen 
Beziehung  erklärt  (universalia  post  rem).  Aristoteles  erkennt  an,  daß  der  sub- 
jektive Begriff  auf  eine  objektive  Realität  gehe,  und  ist  in  diesem  Sinne  Realist, 
aber  er  setzt  an  die  Stelle  der  transzendenten  Existenz,  die  Piaton  der  Idee  zu- 
schrieb, die  Immanenz  des  ^Vesens  in  den  einzelnen  Objekten  (universalia  in  re, 
während  nach  platonischer  Lehre  gilt:  universalia  ante  rem).  Demgemäß  sagt 
Aristoteles  Metaph.  il/ 9,  1086  b  2—7:    zur   Entstehung   der   Ideenlehre  gab  So- 


§  49.     Die  aristotelische  Metaphysik.  395 

krates  den  Aiihiß  durch  seine  Bemühung  um  Begriffsbestimmungen;  aber  er 
sonderte  nicht  das  Allgemeine  von  den  Einzelwesen  und  tat  Recht  hieran; 
denn  ohne  das  Allgemeine  gibt  es  kein  Wissen,  das  Sondern  aber  ist  die  L'rsache 
der  an  der  Ideenlehre  haftenden  Unangemessenheiten:  Anal.  post.  A  11,  77a  5  ff.: 
c:i'd>]  fih'  ort'  elvai  i)  er  ri  Ttaijä  zu  jro?J.ä  ovy.  drüyy:)],  ei  d::i6dsi^ig  kozai,  slvui 
f.tsrzoi  ev  y.azä  :ro/.h7>v  äh]d}g  eIttsTv  aväyy.i}.  De  anima  F  A,  430  a  6f. :  sr  zoXg 
F/ovaiv  i'/.)]v  Svfniisi  k'y.aozöv  iazi  zcor  vo)]zü)r.  Ebenda  8,  432a  4  f.:  h'  zoTc  siöfoi 
zoTg  alad)]zoTg  zä  roijzä  ioztr.  Radikaler  ist  die  Kritik,  welche  Aristoteles  an  der 
Reduktion  der  Ideen  auf  (Ideal-)  Zahlen  und  an  der  Ableitung  der  Ideen  aus 
gewissen  azotjeTa  (Metaph.  N  1;  oioiyela  im  Sinne  der  mathematischen  Elemente; 
vgl.  Diels,  Elementum  S.  28)  übt;  er  findet  hierin  eine  Menge  von  Willkürlich- 
keiten und  Verkehrtheiten;  indem  qualitative  Unterschiede  aus  quantitativen 
konstruiert  und  dabei  solches,  was  nur  :?iMi?os  eines  andern  sein  könne,  als  Prinzip 
oder  Element  eben  dieses  andern  betrachtet  werde,  so  werde  Quantitatives  mit 
Qualitativem  und  Akzidentielles  mit  Substantiellem  auf  eine  zu  zahlreichen 
Widersi^rüchen  führende  Weise  verwechselt. 

Die  Ansicht  des  Aristoteles,  daß  nur  das  Einzelne  substantiell  (als  ovoia) 
existiere,  das  Allgemeine  aber  ihm  immanent  (iri'.Tag;^ov)  sei,  könnte  im  Verein 
mit  der  Lehre,  daß  das  (begriffliche)  Wissen  auf  die  ovola  gehe,  und  daß  ins- 
besondere die  Begriffsbestimmung  ovoiag  yrwgiauö?  sei,  die  Konsequenz  zu  fordern 
scheinen,  daß  das  Einzelne  das  eigentliche  Objekt  des  ^Vissens  sei,  während  doch 
Aristoteles  lehrt,  daß  die  Wissenschaft  nicht  auf  das  Einzelne  als  solches,  sondern 
vielmehr  auf  das  Allgemeine  und  Prinzipielle  gehe  (Metaph.  K  1,  1059  b  26:  :zäoa 
f:Tiaz)]ur}  zcop  yaüö/.ov,  Z  11,  1036a  28  f.:  zov  yäg  y.aßölov  y.ul  zov  sl'bovg  6  ogt- 
of(6;).  Dieser  anscheinende  Widerspruch  löst  sich  durch  die  Unterscheidung 
zwischen  den  verschiedenen  Bedeutungen  von  ovo«« :  Einzelsubstanz  und  Essentielles. 
Von  Aristoteles  wird  (Metaph.  E  1,  1025  b  27  f.  u.  ö.)  das  Wesen  im  Sinne  des 
Essentiellen  »;  y.azä  zov  '/.öyor  ovoia,  d.  h.  das  dem  Begriff  entsprechende,  durch 
den  Begriff  zu  erkennende  Wesen,  genannt,  die  ovoia  im  Sinne  der  Einzelsub- 
stanz aber  (Anal.  post.  A  22,  83  a  24  ff.  u.  ö.)  als  das,  was  nicht  von  einem 
andern  ausgesagt  wird,  sondern  von  dem  anderes  (nämlich  das  av^ißsßtjy.ög)  aus- 
gesagt wird,  oder  als  das  selbständig  oder  trennbar  Existierende  (Metaph.  Z  3, 
1029  a  28:  z6  ycooiazor  y.al  z6  zöÖe  zi  vTräoyeiv  doy.sX  fid/.ioza  zfj  ovoia)  bezeichnet. 
Kateg.  5  werden  die  Individuen  jzgwzai  ovoiat,  die  Spezies  devzEgai  ovoiai  ge- 
nannt. Metaph.  H  2,  1043  a  27  f.  unterscheidet  Aristoteles  ovoia  aio&rjz/j  als 
1.  v?.r],  2.  /ioQ(p^,  8.  ^  iy.  zovzcov  (das  Individuum  selbst  als  Ganzes).  Die  Einzel- 
substanz (das  zöSs  zi)  ist  das  avvolov  aus  dem  Substrat  {vTiopieiftsvor,  vhj)  und 
dem  begrifflichen  Wesen  oder  der  Form;  ihm  haften  die  bloßen  Zustände  {jzäßj]) 
und  Beziehungen  (.too,  zi)  an,  die  sich  nach  den  neun  neben  der  ovoia  (Einzel- 
substanz) stehenden  Kategorien  unterscheiden  lassen.  Gegenstand  der  Forschung 
ist  zunächst  zwar  das  Einzelne,  letzten  Endes  aber  das  Allgemeine  als  das 
Essentielle.  Das  Allgemeine  kann  freilich  nur  darum  vorzugsweise  das  Objekt 
der  Erkenntnis  sein,  weil  es  in  höherem  Sinne  als  das  Einzelne  ^^'irklich- 
keit  hat;  aber  es  hat  diese  als  das  Essentielle  in  allen  Einzelsubstanzen.  Existiert 
das  Allgemeine  nur  im  Einzelnen,  so  folgt  zwar,  daß  jenes  nicht  ohne  dieses 
erkannt  werden  kann,  und  es  stimmt  hiermit  die  Bedeutung  zusammen,  welche 
Aristoteles  in  seiner  Erkenntnislehre  und  in  seiner  wirklichen  Forschung  auf  allen 
Wissensgebieten  der  Empirie  und  der  Induktion  einräumt;  aber  es  folgt  nicht,  daß 
das  Einzelne  nach  der  Seite  seiner  Individualität  das  Wissensobjekt  sein  müsse, 
sondern  es  kann  dies  recht  wohl  bloß  hinsichthch  des  ihm  innewohnenden 
Allgemeinen  sein.    Das  Wissen  geht  auf  das  begriffliche  Wesen  (?;  y.azd  zov  ).6yov 


396  §  49.     Die  aristotelische  Metaphysik. 

ovain  oder  t6  ri  /})-  siiru)  der  Einzelsubstanzen  (zöiv  ovauor,  Metaph.  Z  4,  1030  b  5  f.). 
Bei  dem  Höchsten,  Göttlichen,  das  von  Materie  frei  ist,  fällt  jedoch  nach 
aristotelischer  Annahme  dieser  Unterschied  weg. 

Der  Terminus  rö  ri  /}><  slvai  ist  die  zusammenfassende  Formel  für  Einzel- 
aiisdrücke  folgender  Art:  rö  ayado>  rlvai,  ro  tri  eivm,  z6  urßocb.-ioj  eJvui,  so  daß 
das  xi  ^v  als  einen  Dativ  vertretend  zu  denken  ist.  Die  Verbindung  mit  elvat 
bezeichnet  das  durch  die  abstrakte  Begriffsform  Gedachte  (die  Wesenheit), 
z.  B.  ro  ayadöv  das  Gute,  ro  äyaüoj  eirai  das  Gutsein,  die  Güte  (ebenso  in  der 
Formel:  iari  fiiv  tqvtö,  ro  dk  g'lvai  ov  ravro,  z.  B.  Eth.  Nie.  E  3,  1130a  12,  d.  h, 
das  Objekt  ist  das  nämliche,  aber  das  begriffliche  Wesen  ist  nicht  das  nämliche; 
de  anima  T"  7,  431  a  13  f. :  xal  ovx  fTFQor  ro  ÖQsxny.öv  y.al  cpEVxrixov  ovr  ä/.Äi]kcoy 
orrs  rov  cua&tjrixov,  d/.Xä  ro  dvai  aXlo).  Auf  die  Frage  ri  iari  kann  geantwortet 
werden  durch:  «yai?oV,  e'v,  äv^gconos,  überhaupt  durch  ein  Konkretum  oder  Ab- 
straktum;  dann  bezeichnet  ri  foti  auch  jene  Antwort  selbst,  tritt  also  für  aya^öv, 
yv,  ärdgco^og  als  allgemeiner  Ausdruck  ein.  Nun  könnte  zur  Vertretung  der 
Verbindungen  der  einzelnen  Dative  mit  elvai  als  allgemeiner  Ausdruck  etwa  rö 
ri  toriv  elvai  erwartet  werden;  aber  für  das  Präsens  «öt(V  tritt  das  Imperfektum 
>]p  ein,  dessen  Erklärung  strittig  ist  und  hier  nicht  erledigt  werden  kann.  Somit 
ist  rö  ri  >~]v  flvai  das  durch  den  abstrakten  Begriff  gedachte  substratlose  Wesen, 
wie  Aristoteles  Metaph.  Z  7,  1032  b  14  definiert,  Xsyco  b'  oi-oiav  ävev  vÄtjg  ro  ri 
rjv  Eirat.  Dieser  Begriff  ist  die  Denkform,  welche  auf  das  ri  »}v  elvai  geht  und 
dasselbe  gleichsam  aussagt  (Eth.  Nie.  B  6,  1107  a  6f. :  rov  Xöyov  rov  ri  t]v  elvai 
)Jyovra};  den  Inhalt  desselben  gibt  die  Begriffsbestimmung  an  (ö  ogia/nog,  Metaph. 
/I  S,  1017  b  21  f.). 

Von  den  vier  Prinzipien:  ^  {'/»/,  rö  siSog,  ro  o&ev  t)  xivi]aig,  ro  ov  evexa, 
gehen  nach  Phys.  B  7,  198a  24  f.  die  drei  letzteren  oft  sachlich  in  eins  zu- 
sammen; denn  das  Wesen  und  der  Zweck  sind  an  sich  identisch,  da  der  Zweck 
eines  jeden  Objektes  zunächst  in  dessen  eigener  vollentwickelter  Form  selbst  liegt 
(der  immanente  Z^veck  nämlich,  durch  dessen  Anerkennung  sich  die  aristo- 
telische Zwecklehre  Avesentlich  von  einer  späteren,  äußerlichen  Nützlichkeits- 
Teleologie  unterscheidet),  und  die  Ursache  der  Bewegung  ist  mit  dem  Zweck  und 
^Vesen  wenigstens  der  Art  nach  identisch,  da  ja,  sagt  Aristoteles,  der  Mensch 
den  Menschen  zeugt,  überhaupt  ein  vollentwickeltes  Gebilde  ein  anderes  der 
gleichen  Art,  so  daß  zwar  nicht  gerade  diejenige  Form  selbst,  welche  erst  werden 
soll,  aber  doch  eine  ihr  gleichartige  die  causa  efficiens  ist.  Auch  insofern  ist 
die  formale  und  Zweck  Ursache  das  Bewegende,  als  dem  Stoffe  ein  natürliches 
Streben  nach  der  Form  innewohnt  (Metaph.  A  7,  1072  b  3,  vgl.  Phys.  A  9, 
192  a  18;  s.  auch  S.  397).  In  den  Organismen  ist  die  y^^'xv  <^i6  Einheit  jener 
drei  Prinzipien  (de  anima  B  4,  415  b  9:  ouoicog  ö'  ^  yn'x^]  aara  rovg  diaiQia/iievovg 
TQO.-Tovg  roeig  airia '  xal  ya.Q  ößev  7)  yivi]mg  avrrj  y.al  ov  e'vexa  xal  w?  ^  ovaia  rwv 
fiiif'vycor  owiiäron'  tj  ipr^i]  airia).  Daneben  gibt  es  ein  AVirken  von  außen  her 
(Mechanismus)  wie  z.  B.  bei  dem  Bau  eines  Hauses,  wobei  die  drei  neben  der 
vlrj  stehenden  atriai  voneinander  nicht  nur  begrifflich,  sondern  auch  sachlich  ver- 
schieden sind.  In  bezug  auf  das  Werdende  stehen  Stoff  und  Form  einander 
als  Möglichkeit  oder  Potentialität  {dvvuiiig)  und  Verwirklichung  oder 
Aktualität  {ivrs /.f ys la)  gegenüber,  Aristoteles  unterscheidet  als  Arten  der 
irre/.e/eca  Überhaupt:  h'rF/J/jiu  t)  .-rpojr//,  worunter  der  Verwirklichungszustand 
als  solcher  zu  verstehen  ist,  und  ivegysiu,  die  Tätigkeit  des  Verwirklichten  (vgl. 
Trendelenburg  zu  de  anima,  S.  296  f.,  Schwegler  zur  Metaph.  Bd.  IV,  221  iX 
Die  VerwirkUchung  des  Potentiellen  ist  Bewegung  (Phys.  Fl,  201a  9  ff.; 
Metaph.   Ä' 9,    10G5  b   14  ff.).      Besonders    bemerken  sM-ert   ist    die   Relativität, 


§  49.    Die  aristotelische  Metaphysik.  397 

•welche  Aristoteles  bei  der  Anwendung  jener  Begriffe  auf  die  Objekte  anerkennt: 
das  nämliche  kann  in  der  einen  Beziehung  Stoff  und  Potenz,  in  der  andern 
Form  und  Aktualität  sein,  z.  B.  der  behauene  Stein  jenes  im  Verhältnis  zu  dem 
Hause,  dieses  im  Vergleich  mit  dem  unbehauenen  Stein,  die  sinnliche  Seite  der 
ti>vxr]  jenes  im  Vergleich  mit  dem  vovg,  dieses  im  Vergleich  mit  dem  Körper. 
So  hebt  sich  der  anscheinende  Dualismus  von  Stoff  und  Form  wenigstens  der 
Tendenz  nach  auf  in  der  Reduktion  auf  eine  Stufenfolge  von  Existenzen.  — 
Die  Entstehung  des  Wortes  EVTsUysia  igt  ungewiß.  Wahrscheinlich  hat  Aristo- 
teles bei  der  Bildung  dieses  Terminus  rf/.og  im  Sinne  gehabt,  und  es  hat  dann 
eine  Analogie  mit  hhs'/.syh,  ivöt/.s/jia  (so  früher  auch  häufig  für  hie/J/eta 
geschrieben)  =  continuum,  continuatio,  auf  die  Formung  des  Wortes  ein- 
gewirkt. 

Die  schlechthin  höchste  Stufe  nimmt  der  stofflose  Geist  ein,  welcher 
Gott  ist.  Den  Beweis  für  die  Notwendigkeit  der  Annahme  dieses  Prinzips 
führt  Aristoteles  aus  dem  Werden  zweckmäßig  gestalteter  Objekte  auf  Grund 
seines  allgemeinen  Satzes,  daß  jeder  Übergang  {y.t'vtjoig)  vom  Potentiellen  zum 
Aktuellen  durch  ein  Aktuelles  bewirkt  werde :  Metaph.  0  8,  1049  b  24  f. :  dsl  yäg 
ey.  lov  dvväfiei  ovrog  yiyvsrai  z6  ivegysia  ov  vno  evsoyeiq.  ovxog.  De  gen.  animal. 
B  1,  734b  21  f.:  oaa  (pvaei  ytyvetai  »;  TEyvj],  in  iveoysia  ovxog  ylyvEiai  ex  rov 
Svfd/.iei  xoiovxov.  Wie  jedes  einzelne  gewordene  Objekt  eine  aktuelle  bewegende 
Ursache  voraussetzt,  so  die  Welt  überhaupt  einen  schlechthin  ersten  Beweger,  der 
die  an  sich  träge  Materie  gestaltet.  Dieses  Prinzip,  das  rtowTor  xivovr,  muß 
(nach  Metaph.  .1  6  ff.)  ein  solches  sein,  dessen  Wesen  reine  hsgysca  ist,  weil  es, 
wenn  etwas  bloß  Potentielles  in  ihm  wäre,  nicht  das  Ganze  unablässig  bewegen 
könnte;  es  muß  ewig  sein,  reine  Form,  ohne  Materie,  weil  es  sonst  mit  Potentialität 
behaftet  wäre  (1074  a  35  f.:  tÖ  t<  >}r  slvai  ovy.  i'/fi  vhjv  xö  jtowxov  IvisAeyeiu  yäo). 
Als  frei  von  ^laterie  ist  es  auch  ohne  Vielheit  und  ohne  Teile,  reiner  Geist  {vovg), 
der  das  Beste  zum  Inhalt  seines  Denkens  hat,  sich  also  selbst  denkt.  Sein 
Denken  ist  vörjaig  votjoecog.  Er  bewegt,  ohne  zti  bilden  und  zu  handeln,  indem 
er  selbst  unbewegt  bleibt,  als  das  Gute  und  der  Zweck,  der  außer  sich  keinen 
Zweck  hat,  dem  aber  alles  zustrebt,  vermöge  der  Anziehung,  die  jedes  Geliebte 
auf  das  Liebende  übt  (Metaph.  ^1  6,  1071  b  4:  drdyy.j]  sivai  xiva  dtdiov  ovoiar  dy.irij- 
ror.  Ebenda  7,  1072  b  3:  yiveT  de  ibg  iocöfisror,  y.ivovuEvo)  ök  xä).).a  xiveT).  Xicht  ztl 
irgend  einer  Zeit  hat  Gott  die  Welt  zweckmäßig  gestaltet,  sondern  er  bedingt  die 
Zweckmäßigkeit  derselben  auf  eine  ewige  Weise  eben  dadurch,  daß  er  als  das 
Vollkommenste  existiert,  und  alles  andere  ihm  nachstrebt;  die  Welt  als  geglie- 
dertes Ganzes  hat  stets  bestanden  und  wird  niemals  untergehen.  Als  aktuelles 
Prinzip  ist  Gott  nicht  ein  letztes  Produkt  der  Entwicklung,  sondern  das  ewige 
Prius  aller  Entwicklung.  Das  Denken,  welches  seine  Tätigkeit  ist,  ist  das 
höchste,  beste  und  seligste  Leben:  Metaph.  A  7,  1072b  24  ff.:  »/  {>eoiQia  xö 
rjdioxov  y.ai  äoiaxov  .  .  .  y.al  ^cotj  de  ye  v.-zdQ/Ef  »/  ydg  vov  ivEgyeia  C<w>;"  EXEivog 
öe  ))  EVEoyEia '  EVEQyeia  ök  »;  xad''  avxijv  eheivov  ^cotj  aQioxt]  xal  dtdcog.  qya/uer  ös 
xov  &e6v  sivai  Cfpov  dtdiov  üqioxov,  üaxs  ^coij  xal  alcjv  aws^r}?  xal  dtöiog  v^xdQysi 
TCO  ■&ECO.  Eth.  Nie.  H  15,  1154b  25  ff.:  ei  xov  fj  <pvai,g  äjxXfj  sTt],  dsl  t)  avxi]  n^oä^ig 
rjöioxrj  Eoxaf  öio  6  üsog  del  (liav  xal  d:z/.i~]v  yaiQEi  i)bovrjv.  Die  Welt  hat  ihr 
Prinzip  in  Gott,  welcher  Prinzip  ist  nicht  nur  in  der  Weise,  wie  die  Ordnung 
im  Heere,  als  immanente  Form,  sondern  atich  als  an  und  für  sich  seiende 
Substanz,  gleich  dem  Feldherrn  im  Heere.  Aristoteles  schließt  seine  Theo- 
logie (Metaph.  A  10  a.  E.)  im  Gegensatz  zu  der  speusippischen  Sonderung  der 
Wesensklassen  mit  den  homerischen  Worten  (Ilias  II  204):  Ovx  dyadov  :to/.v- 
y.oioavlt] '  Eig  y.oiourog  Foxoi. 


398    §  50.    Die  aristotelische  Naturphilosophie  (einschließlieh  der  Psychologie). 

Mit  dieser  wissenschaftlichen  Begründung  des  Gottosglaubens  kam  dem 
Inlialt  nach  im  wesentlichen  übercin,  unterschied  sich  aber  davon  in  der  Forra 
die  populäre  Betrachtung,  welche  im  dritten  Buche  des  Dialogs  „Über  Philo- 
sophie" enthalten  war,  woraus  Cicero  (de  nat.  deomm  2,  37,  95)  einen  längeren 
8atz  in  lateinischer  Übersetzung  erhalten  hat,  der  hier  (nach  J.  Bernays'  Über- 
tragung in  seiner  Schrift:  Die  Dialoge  des  Aristoteles,  S.  106  f.)  zugleich  auch 
als  eine  Probe  des  aristotelischen  Stils  in  den  dialogisch-populären  Schriften 
(s.  oben  S.  372)  vollständig  angeführt  werden  mag.  .,Man  denke  sich  Menschen 
von  jeher  unter  der  Erde  wohnen  in  guten  und  hellen  Behausungen,  die  mit 
Bildsäulen  und  Gemälden  geschmückt  und  mit  Allem  wohl  versehen  sind,  was 
den  gewöhnlich  für  glücklich  Gehaltenen  zu  Gebot  steht;  sie  sind  nie  auf  die 
Oberfläche  der  Erde  hinaufgekommen,  haben  jedoch  durch  eine  dunkle  Sage 
vernommen,  daß  es  eine  Gottheit  gebe  und  Götterkraft;  wenn  diesen  Menschen 
einmal  die  Erde  sich  auftäte,  daß  sie  aus  ihren  verborgenen  Sitzen  aufsteigen 
könnten  zu  den  von  uns  bewohnten  Bezirken,  und  sie  nun  hinausträten  und 
plötzlich  die  Erde  vor  sich  sähen  und  die  Meere  und  den  Himmel,  die  Wolken- 
massen wahrnähmen  und  der  Winde  Gewalt;  wenn  sie  dann  aufblickten  zur 
Sonne,  ihre  Größe  und  Schönheit  wahrnähmen  und  auch  ihre  Wirkung,  daß  sie 
es  ist.  welche  den  Tag  macht,  indem  sie  ihr  Licht  über  den  ganzen  Himmel 
ergießt;  wenn  sie  dann,  nachdem  Xacht  die  Erde  beschattete,  den  ganzen  Himmel 
mit  Sternen  besetzt  und  geschmückt  sähen,  und  wenn  sie  das  wechselnde  Mond- 
licht in  seinem  Wachsen  und  Schwinden,  alier  dieser  Himmelskörper  Auf-  und 
Niedergang  und  ihren  in  alle  Ewigkeit  unverbrüchlichen  und  unveränderlichen 
Lauf  betrachteten:  wahrlich,  dann  würden  sie  glauben,  daß  wirklich  Götter  sind, 
und  diese  gewaltigen  Werke  von  Göttern  ausgehen." 

§  50.  Die  aristotelische  Naturpliilosophie  (ein- 
schließlich der  Psychologie).  Die  Natur  ist  die  Gesamt- 
heit der  mit  ]^Iaterie  behafteten  und  in  notwendiger  Bewegung 
oder  Veränderung  begriffenen  Objekte.  Die  Veränderung  (fiera- 
ßohi)  oder  Bewegung  (yJvr^oig)  im  weiteren  Sinne  ist  einzuteilen 
in  das  Entstehen  und  Vergehen  einerseits  (als  Bewegung 
aus  relativ  Nichtseiendem  in  Seiendes  und  umgekehrt  aus 
diesem  in  jenes),  imd  in  Bewegung  (7.ivrjaig)  im  engeren 
Sinne,  welche  wiederum  in  drei  Arten  sich  gliedert:  quan- 
titative, qualitative  und  räumliche  Bewegung,  oder  Zu- 
nahme und  Abnahme,  qualitative  Umwandlung  und 
Ortsveränderung;  die  letztere  ist  mit  jeder  andern  Be- 
wegung verknüpft.  Die  allgemeinen  Voraussetzungen  der 
Ortsveränderung  und  jeder  Bewegung  überhaupt  sind  Ort 
und  Zeit.  Der  Ort  (zoTtog)  ist  die  innere  Grenze  des  um- 
schheßenden  Körpers.  Die  Zeit  ist  das  Maß  (oder  die  Zahl) 
der  Bewegung  in  bezug  auf  das  Früher  und  Später.  Es  gibt 
keinen  leeren  Ort.  Der  Raum  ist  begrenzt;  die  Welt  ist  von 
endlicher  Ausdehnung;  außerhalb  derselben  ist  kein  Ort.  Die 
Zeit  ist  unbegrenzt;   die  Welt  war  immer  und  wird  immer 


§  50.    Die  aristotelische  Xaturphilosophie  (einschließlich  der  Psychologie).    399 

sein.  Das  erste  Bewegte  ist  der  Himmel.  Die  Sphäre,  an 
welcher  die  Fixsterne  haften,  hat,  weil  sie  unmittelbar  von  der 
Gottheit  berührt  Avird,  die  beste  aller  mög-lielien  Bewegungen, 
nämlich  die  gleichmäßige  kreisförmige  Drehung.  Die  Bewegungen 
der  Planeten  sucht  Aristoteles  durch  die  Annahme  von  vielen 
verschiedenartig  bewegten  Sphären  zu  erklären,  an  welchen  die 
Sterne  befestigt  sind  und  die  von  unbewegten  immateriellen 
Wesen,  gleichsam  Untergöttern,  bewegt  werden.  In  der  Mitte 
der  Welt  ruht  unbewegt  die  kugelförmige  Erde.  Die  fünf 
elementaren  Stoffe:  Äther,  Feuer,  Luft,  Wasser  und  Erde, 
haben  bestimmte,  ihrer  Natur  angemessene  Orte  in  dem  Welt- 
ganzen. Der  Äther  erfüllt  den  Himmelsraum ;  aus  ihm  sind  die 
Sphären  und  die  Gestirne  gebildet.  Die  übrigen  Elemente  ge- 
hören der  irdischen  Welt  an;  sie  unterscheiden  sich  voneinander 
durch  Schwere  und  Leichtigkeit,  dann  auch  durch  Wärme  und 
Kälte,  Trockenheit  und  Feuchtigkeit;  sie  sind  in  den  irdischen 
Körpern  überall  miteinander  gemischt. 

Die  irdische  Natur  bildet  nach  dem  Prinzip  der  Zweck- 
mäßigkeit durch  immer  vollständigere  Unterwerfung  der  Materie 
unter  die  Form  eine  Stufenreihe  lebendiger  Wesen,  indem  auch 
hier  das  Prinzip  der  Entwicklung  hervortritt.  Jede  höhere  Stufe 
vereinigt  in  sich  die  Charaktere  der  niederen  und  vereinigt  da- 
mit die  noch  bessere,  ihr  eigentümliche  Kraft.  Die  Lebenskraft 
oder  Seele  im  weitesten  Sinne  dieses  Wortes  ist  die  Ente- 
lechie  des  Leibes.  Die  Lebenskraft  der  Pflanze  beschränkt 
sich  auf  die  Bildungskraft;  das  Tier  besitzt  diese  auch,  zudem 
aber  die  Vermögen  des  Empfindens,  Begehrens  und  der  Orts- 
bewegung; der  Mensch  endlich  vereinigt  mit  allen  diesen  Ver- 
mögen noch  die  Vernunft  {volg,  löyog,  didvoia),  deren  Tätigkeit 
teils  theoretisch  ist,  teils  praktisch  beratend.  Als  Teile  der 
Vernunft  werden  angenommen  die  leidende,  bestimmbare,  zeit- 
liche und  die  tätige,  bestimmende,  unsterbhche  Vernunft. 

Als  Quellen  dienen  uns  vor  allem  die  oben  S.  381  aufgeführten  natur- 
philosophischen  (naturwissenschaftlichen  und  psychologischen)  Schriften  des 
Aristoteles  selbst.  Die  Doxographie  Späterer  bei  Diels,  Doxogr.  Gr.  (s.  dort  den 
Index  S.  662  f.).  Kommentare,  für  die  das  oben  S.  386  zur  Logik  Bemerkte 
gilt,  enthält  die  Akademische  Sammlung  von  Alesander  v.  Aphrodisias  (III  1.  2), 
Themistios  (V  2.  3.  4.  6),  Simplikios  (VII.  IX.  X.  XI).  Olympiodoros  (XII  2), 
loannes  Philoponos  (XIV  1.  2.  XV.  XVI.  XVII),  Michael  v.  Ephesos  (XIV  3. 
XXII  1.  2),  Sophonias  (XXIII  1). 

Als  den  allgemeinen  Charakter  alles  dessen,  was  von  Natur  ist,  bezeichnet 
Aristoteles  Phys.  B  1,  192  b  13  ff.,  daß  es  in  sich  selbst  das  Prinzip  der  Be- 
wegung und  Ruhe  habe,  während  den  Produkten  menschlicher  Kunst  kein 
Trieb  nach  Veränderung  innewohne.     Das  Wort  yJvtjocg  gebraucht  Aristoteles  zu- 


400    §  50.    Die  aristotelische  Naturphilosophie  (einschließlich  der  Psychologie). 

weilen  (z.  B.  Phys.  Tl,  200  b  12  f.;  J  10,  218  b  19  f.)  mit  nFxaßoh]  gleichbedeutend 
(so  wechseln  auch  in  der  Bezeichnung  der  bewegenden  Ursache  die  Ausdrücke: 
ödev  ■>)  (iQ'/Ji  T»7s  fiEraßo/Sjg  »;  rrgojTtj  t)  rz/b  i/og/ii'jofcos  Phvs.  B  3,  194  b  29  und 
•ödev  jj  do/Ji  Ttjg  y.n'/jaecog  de  gener.  anini.  A  1,  715  a  7);  dagegen  sagt  er  Phys. 
E  1,  225  a  34  ff.,  es  sei  zwar  jede  xivr^oig  eine  /tstaßoXy,  aber  nicht  umgekehrt 
jede  /tieraßoX^  eine  y.ivrjoig,  nämlich  diejenige  nicht,  welche  das  Dasein  des  Ob- 
jektes selbst  betreffe,  also  yh-eaig  oder  qßoQä  sei.  Eigentliche  xlvtjaig  gibt  es  in 
drei  Kategorien,  nämlich  y.uTa  to  tioiuv  (xara  :TÜüogl,  xarä  t6  nooöv  (xara  f^dyfdog) 
und  y.aTÜ  z6  .-Tov  (y.aia  x6:to%') ;  die  erste  ist  aXlolcooig,  die  zweite  av^ijotg  y.al 
9i?(ö(c,  die  dritte  (pooä  (Phys.  E  2,  226  a  24  ff.,  6>  7,  260  a  26  ff.).  Alle  Natur- 
wesen (de  caelo  A  1.  268  a  4  ff.)  sind  entweder  selbst  Körper  oder  haben  Körper 
oder  sind  Prinzipien  von  solchen,  die  Körper  haben  (z.  B.  Leib;  Mensch;  Seele). 
Aristoteles  definiert  den  zönog  (Phys,  A  4,  212  a  20  f.)  als  die  erste  unbewegte 
Grenze  des  umschließenden  Körpers  gegen  den  umschlossenen  (rö  rov  JieQifyovzog 
jttoag  dy.i'vtjTov  TiQiöror).  Der  lo.-rog  ist  gleichsam  ein  unbewegtes  Gefäß.  Aristo- 
teles versteht  demgemäß  unter  dem  to-to^  nicht  sowohl  das,  was  wir  Raum 
nennen,  durch  welchen  ein  Körper  sich  erstreckt,  als  vielmehr  die  Grenze,  inner- 
halb deren  er  ist,  und  zwar  diese  als  fest  gedacht;  sein  Hauptargument  für  die 
Nichtexistenz  eines  leeren  rönog  und  für  die  Nichtexistenz  eines  i6:^og  außerhalb 
■der  Welt  gründet  sich  auf  jene  Definition,  in  deren  Sinne  es  keinen  leeren  Ort 
und  keinen  Ort  außerhalb  der  Welt  geben  kann.  Alle  Bewegung  muß  nach 
Aristoteles  in  dem  Vollen  mittels  des  Platztausches  {drzi:iegiazaaig,  vgl.  de  respir. 
,5,  472  b  16  und  die  Definition  bei  Simpl.  z.  Phys.  S.  1350,  32  ff.)  geschehen. 
Die  Welt  als  Ganzes  bewegt  sich  nicht  fortschreitend,  sondern  nur  durch 
Drehung.  Die  Definition  der  Zeit  lautet  (Phys.  A  11,  219b  1  f.;  220a  24  f.): 
6  xgövog  doi&fiög  saii  y.ivi'joscog  xaza  ro  jtoözsqov  y.al  vozegov.  Zum  Zeitmaße 
eignet  sich  vornehmlich  die  gleichmäßige  Kreisbewegung,  da  deren  Zahl  die  er- 
kennbarste ist,  so  daß  (c.  14)  der  ygorog  als  an  die  Bewegung  der  Himmelskugel 
geknüpft  erscheint,  da  durch  diese  alle  anderen  Bewegungen  gemessen  werden. 
Die  Zeit  ist  aber  (c.  11,  219  b  7  f.)  die  Zahl,  welche  gezählt  wird,  nicht  die, 
durch  welche  wir  zählen.  Ohne  eine  zählende  Seele  würde  keine  Zahl,  also  auch 
keine  Zeit,  sondern  nur  Bewegung  und  in  ihr  ein  Früher  oder  Später  sein. 

Alle  naturgemäße  Bewegung  ist  zweckmäßig:  De  caelo  A  4,  271a  33: 
6  §E6g  xat  rj  (pvoig  ovökr  fidxrjv  noiovoiv.  Doch  bleibt  daneben  (Phys.  B  4 — 6)  ein 
gewisser  Spielraum  für  das  amö/^iazov,  das  Eintreten  eines  Erfolges,  der  nicht 
Zweck  war,  infolge  irgend  einer  Nebenwirkung,  welche  sich  an  die  einem  andern 
Zwecke  dienenden  Mittel  knüpft.  Unter  das  avzöfiaxov  fällt  als  ein  Begriff  von 
engerem  Umfange  die  zvpj,  das  Eintreten  eines  Erfolges,  der  nicht  Absicht  war, 
aber  Absicht  hätte  sein  können  (wie  das  Finden  eines  Schatzes  beim  Ackern). 
Die  Natur  erreicht  nicht  stets  das  Bezweckte,  weil  der  Stoff  Hemmungen  bereitet. 
Die  Vollkommenheit  stuft  sich  ab  nach  dem  Maße  der  näheren  oder  entfernteren 
Einwirkung  Gottes,  welche  eine  ewige  ist  (vgl.  §  49).  Gott  wirkt  unmittelbar 
auf  den  Fixsternhimmel,  den  er  berührt,  ohne  von  ihm  berührt  zu  werden,  wobei 
der  Begriff  der  dqy,  die  Aristoteles  (Phys.  E  3,  226  b  23)  als  das  Zusammensein 
der  äxoa  oder  (de  gen.  et  corr.  A  6,  323  a  3  f.)  der  tayaza  definiert,  zwischen 
räumlicher  Berührung  und  unräumlicher  Affektion  in  der  Mitte  steht.  Vom 
Umkreise  aus  bewegt  Gott  das  Weltganze.  Die  Bewegung  des  Fixsternhimmels 
ist  besser  als  die  eigentümliche  der  Planetensi^hären ;  die  Schiefe  der  Ekliptik  ist 
eine  Un Vollkommenheit  der  niederen  Regionen;  noch  weniger  vollkommen  sind 
die  Bewegungen,  die  sich  auf  der  Erde  vollziehen.  Jede  Bewegung  einer  um- 
schließenden  Sphäre   teilt   sich   den   umschlossenen    mit,    so  namentlich   die  der 


§  50.    Die  aristotelische  Naturphilosophie  (einschließlich  der  Psychologie).    401 

Fixsternsphäre  allen  übrigen ;  soll  dieser  Erfolg  nicht  eintreten,  wie  er  in  der  Tat 
von  den  t'lanetensphären  aus  nicht  eintritt,  so  sind  rückbildende  Sphären  er- 
forderlich, deren  Bewegung  die  gerade  entgegengesetzte  ist.  Die  Gesamtzahl  der 
von  Aristoteles  angenommenen  Sphären  ist  55  (Metaph.  A  8,  1074  a  10  ff.). 

Dem  Äther  (der  sich  vom  Fixsternhimmel  bis  zum  Monde  herab  erstreckt, 
Meteor.  A  3)  eignet  seiner  Natur  nach  die  Kreisbewegung,  den  übrigen  Ele- 
menten die  Bewegungen  nach  oben  (d.  h.  in  der  Richtung  von  der  Mitte  der 
Welt  zum  Umkreis  hin)  und  nach  unten  (d.  h.  vom  Umkreis  zur  Mitte  hin).  Der 
natürliche  Ort  der  Erde  als  des  schweren  Elementes  ist  der  untere,  d.  h.  die 
Mitte  der  Welt,  der  Ort  des  Feuers  als  des  leichten  Elementes  die  Sphäre, 
welche  an  die  des  Äthers  zunächst  angrenzt.  Das  Feuer  ist  warm  und 
trocken,  die  Luft  warm  und  feucht,  das  Wasser  kalt  und  feucht,  die  Erde 
kalt  und  trocken.  Der  Äther,  dem  Range  nach  das  erste  Element  (Meteor. 
^  3;  de  caelo  A  3),  ist,  wenn  wir  in  der  Zählung  vom  sinnlich  Bekannten  aus- 
gehen, das  fünfte  (das  von  Späteren  sogenannte  TTf/urror  ajoiyeiov,  die  quinta 
essentia). 

In  allen  organischen  Gebilden,  auch  in  den  niedrigsten  Tieren,  findet 
Aristoteles  (de  part.  an.  A  5)  etwas  Bewunderungswürdiges,  Zweckvolles,  Schönes 
und  Göttliches.  Die  Pflanzen  sind  minder  vollkommen  als  die  Tiere  (s.  S.  399 
bei  Besprechung  der  Seele),  unter  diesen  sind  die,  welche  Blut  haben,  voll- 
kommener als  die  blutlosen,  die  zahmen  vollkommener  als  die  wilden  usw.  (de 
gen.  an.  5  1 :  Pol.  A  5,  1254  b  11).  Die  niedrigsten  Organismen  (nämlich  die 
meisten  Schaltiere,  einige  Fische  und  einige  Insekten,  de  gener.  an.  /?  1;  hist. 
an.  A  5)  entstehen  durch  Urzeugung  aus  Schlamm  oder  aus  tierischen  Aus- 
sondenmgen  (durch  generatio  spontanea  sive  aequivoca,  d,  h.  durch  die  wegen 
bloßer  Namensgleichheit  ohne  Übereinstimmung  im  Wesen,  6fi<orvfi<og,  sogenannte 
„Zeugung",  die  also  ein  Hervorgang  aus  Heterogenem  ist).  Bei  allen  höheren 
Organismen  aber  wird  stets  Gleichartiges  durch  Gleichartiges  erzeugt;  in  den 
zur  vollen  Entwicklung  gelangten  Wesen  bildet  sich  der  Keim  zu  gleichnamigen 
neuen  Wesen  derselben  Spezies  (Metaph.  A  3,  1070a  4  f.  8:  ey.dort]  iy.  awon-vficov 
yiyvszai  ))  ovoia  .  .  .  äj'&gcorro;  yao  ardoco:Tor  yervä).  Von  dem  männlichen  Wesen 
läßt  Aristoteles  bei  der  Zeugung  das  formgebende  oder  beseelende  Prinzip,  von 
dem  weiblichen  das  formempfangende  oder  materielle  herstammen. 

Die  aristotelische  Einteilung  der  Tiere  in  die  zwei  Hauptklassen:  blut- 
führende Tiere  und  blutlose,  entspricht  der  Cuvierschen  Einteilung  in  Wirbeltiere 
und  \Virbellose.  Die  blutlosen  Tiere  teilt  Aristoteles  in  Schaltiere,  Krustentiere, 
Weichtiere  und  Insekten,  die  Bluttiere  in  Fische,  Amphibien,  Vögel  und  Säuge- 
tiere ein;  die  Affen  betrachtet  er  als  Zwischenform  von  Menschen  und  anderen 
Lebendiggebärenden.  Die  Einteilung  der  anatomischen  Betrachtungen  gründet 
Aristoteles  auf  den  Unterschied  der  drof^ioco/nsQij,  d.  h.  der  Organe,  deren  Teile 
ihnen  selbst  nicht  gleich  sind  (wie  z.  B.  die  Hand  nicht  wiederum  aus  Händen 
besteht),  und  der  ofioio/neofi,  d.  h.  der  Substanzen,  deren  Teile  ihnen  selbst  und 
einander  gleichartig  sind  (wie  z.  B.  der  Teil  eines  Fleischstückes  wiederum  Fleisch, 
der  Teil  einer  Blutmasse  wiederum  Blut  ist).  Die  inneren  Teile  hat  Aristoteles 
weitaus  genauer  bei  Tieren  als  bei  dem  Menschen  gekannt.  An  die  (physiologische) 
Betrachtung  der  Sinne  und  an  die  Lehre  von  der  Zeugung  und  Entwicklung 
schließt  sich  in  der  „Tiergeschichte"  eine  Sammlung  von  Beobachtungen  über 
die  Lebensweise  und  insbesondere  über  die  psychischen  Funktionen  der  ver- 
schiedenen Tierklassen  an. 

Die  aristotelische  Definition  der  Seele  lautet  (de  anima  B  1,  412a  27): 
"tf'vx^  iam-  svTElsyeia  i)  .-tocott]  acöfiarog  qrvaiy.ov  dvväuei  ^mtjv  k'/ovrog'  toiovro  de, 
Ueberweg,  Grundriß  I.  26 


402    §  ^^-    Die  aristotelische  Naturphilosophie  (einschließlich  der  Psychologie). 

o  äy  fi  oQyaviy.ov,  SO  daß  es  (412  b  4)  Aveiter  heißt:  et  bi]  ti  hoivov  tm  ndoijg  ipv/^fjg 
dsT  Xiyeiv,  el't]  uv  lvzeke-/ieia  rj  jtqcoti}  adifiarog  qjvaiy.ov  oQyurixov.  Die 
jTO(öt)]  itTsHysia  verhält  sich  zur  devrega,  wie  die  e^Tiorr'/iD]  zum  ÜFwijsh'.  Beide 
nämlich  sind  nicht  bloße  Anlagen,  sondei'n  Verwirklichungen;  aber  das  Wissen 
kann  als  ruhender  Besitz  vorhanden  sein,  das  &£(oqelv  ist  seine  Betätigung;  so  ist 
auch  die  Seele  nicht  (gleich  dem  göttlichen  vovg)  immer  in  voller  Betätigung 
ihres  Wesens  begriffen,  aber  sie  ist  stets  vorhanden  als  die  entwickelte  Kraft,  die 
dieser  Betätigung  fähig  ist.  Als  h-zeJJyeta  des  Leibes  ist  die  Seele  zugleich 
dessen  Form  (principiura  formans),  Bewegungsprinzip  und  Zweck,  der  Leib  ist 
der  Möglichkeit  nach  (potentiell,  dvrüfiei)  das,  was  aus  ihm  in  Verbindung  mit 
der  Seele  wird.  Jedes  Organ  ist  um  eines  Zweckes  willen  da,  der  Zweck  aber  ist 
eine  Tätigkeit;  der  ganze  Leib  ist  um  der  Seele  willen  vorhanden  (de  part.  an. 
A  5,  645b  14  ff.).  Die  Pflanzenseele,  d.  h.  das  Lebensprinzip  der  Pflanze,  ist 
z6  dosTiiiy.ör,  das  Vermögen  der  Assimilation  des  Stoffes  und  der  Reproduktion; 
das  Tier  besitzt  außerdem  die  drei  Kräfte  der  Sinnesempfindung  (^ö  aloOT/Tixöv), 
des  Begehrens  (rö  oQSfinxov)  und  der  Ortsbewegung  (tö  xivr^rixor  y.axä  zönov) : 
de  an.  B  2,  413  b  7ff. ;  3,  414  a  31  ff.  Das  Tier  (Avenigstens  das  höher  ent- 
wickelte) hat  für  seine  leiblich-psychischen  Funktionen  eine  einheitliche  Mitte 
(jiisGOT?]?),  welche  der  Pflanze  fehlt;  das  Zentralorgan  ist  das  Herz,  welches 
Aristoteles  als  den  Sitz  der  Empfindung  betrachtet,  während  ihm  das  Gehirn  ein 
Organ  von  untergeordneter  Bedeutung  ist,  nämlich  ein  Kühlungsapparat  für  das 
Blut.  Die  Sinneswahrnehmung  {maßrjoig)  beruht  auf  Qualitäten,  die  in  den 
äußeren  Objekten  vor  der  wirklichen  Empfindung  potentiell  vorhanden  sind, 
durch  dieselbe  aber  aktualisiert  werden.  Einiges  wird  durch  mehrere  Sinne  ge- 
meinsam empfunden  (Bewegung  und  Euhe,  Gestalt,  Größe,  Zahl  nebst  Einheit), 
anderes  durch  solche  Empfindungen,  die  einzelnen  Sinnen  eigentümlich  sind 
(Farben,  Töne  usw.).  Das  Sehen  der  Farben  wird  durch  eine  Bewegung  des 
Mediums  (der  Luft  oder  auch  des  Wassers)  vermittelt  und  nicht,  wie  Demokrit 
angenommen  hat,  durch  d'6co).a,  welche  sich  durch  einen  völlig  leeren  Raum  hin 
am  leichtesten  bewegen  würden.  An  die  Sinneswahrnehraung  knüpft  sich  die 
Einbildungsvorstellung  {qavzaoia),  die  eine  psychische  Nachwirkung  der  Empfin- 
dung i  de  anima  F  3,  427  b  29  ff.)  und  gleichsam  eine  schwache  Empfindung 
(Rhet.  Ä  11,  1370  a  28)  ist,  ferner  die  (unwillkürliche)  Erinnerung  (fivi'jft)]),  die 
durch  das  Beharren  (f^ovi^)  des  sinnlichen  Eindrucks  zu  erklären  ist  (de  memor. 
1,  449  b  4ff. ;  Anal.  post.  B  19,  99  b  36  ff.),  und  das  (absichtliche)  Sicherinnern 
(dvd/^vtjaig),  das  auf  der  Mitwirkung  des  ^ViLlens  beruht  und  Vorstellungsver- 
bindung voraussetzt  (de  memor.  2,  451  a  18  ff.).  Aus  diesen  theoretischen 
Funktionen  entspringt  vermittelst  des  Gefühls  des  Angenehmen  und  l'nangenehmen 
das  Begehren  (oge^ig) :  de  anima  B  3,  414  b  4  ff. ;  w  8'  atadtjotg  vrcdo/ji,  zovzco 
r)8o%'ri  ZE  y.al  ki/jirj  y.ui  ro  rjbv  zs  xai  /.vjitjqöv,  oig  de  zavza,  xal  r\  Ini'&vida. 

Die  menschliche  Seele  vereinigt  in  sich  alle  Kräfte  der  anderen  Wesen 
und  ist  doch  zugleich  auch  über  diese  Wesen  erhaben  durch  den  nur  ihr  zu- 
kommenden vovg  (de  anima  B  3,  414  b  18).  Dieser  ist  in  doppelter  Weise  tätig, 
als  wissenschaftliche  Denkkraft  {j.öyog,  vovg  &eo}Q>]zcx6g  =  tö  i:TioT)]fiovcy.6v)  und 
als  beratschlagende  (dtdvoia  noaxnxr]  =  Xoyiozixöv):  Eth.  Nie.  Z  2,  1139  a  12; 
de  an.  F  9,  432  b  27.  Der  Zweck  der  ersteren  ist  nur  die  Wahrheit,  die  letztere 
bezweckt  auch  die  Wahrheit,  aber  nicht  diese  für  sich  allein,  sondern  mit  Bezug 
auf  das  Erstreben  imd  Meiden.  In  umfassenderem  Sinne  geht  die  praktische 
Denktätigkeit  auch  auf  das  Schaffen  {noulv),  das  anderwärts  aber  wieder  den 
Gegenstand   einer   besonderen    Denkfunktion    bildet    (Eth.  Nie.  Z  2,  1139  a  27  f.; 


§  50.    Die  aristotelische  Naturphilosophie  (einschließlich  der  Psychologie).    403 

s.  auch  oben  §  48  die  Einteilung  der  Philosophie).  Die  übrigen  Teile  der  Seele 
sind  nicht  trennbar  vom  Leibe,  daher  vergänglich  (de  an.  B  2,  413b  24  ff.; 
de  gener.  anim.  ß  3,  736  b  22  ff.:  öaojv  yÜQ  ianv  ägyiTw  f]  evägyEia  ao}i.iuziHri, 
dfjkov  ort  Tavia?  ävev  ocöfiatog  dövraiov  vjidoysiv,  oTov  ßaSiCstv  ävev  Jioöojv),  der 
rovg  aber  —  mit  der  gleich  zu  erwähnenden  Beschränkung  —  ist  präexistierend 
vor  dem  Leibe,  in  den  er  von  außen  her  als  ein  Göttliches  eingeht,  und  unsterb- 
lich (de  gen.  et  corr.  B  3,  736b  27  f.:  XeLiEiai  dk  t6v  voZv  ^wrov  ßvoaßev 
i:iE ta isva i  y.ul  delov  eivai  (lovov).  Doch  kann  der  Begriff  nicht  ohne  ein 
Vorstellungsbild  {rfüvTaaau)  sein,  welches  zu  ihm  in  dem  gleichen  Verhältnis 
steht  wie  die  mathematische  Figur  zu  dem,  was  an  ihr  demonstriert  wird,  und 
nur  vermittelst  eines  Vorstellungsbildes,  woran  sich  das  Gefühl  des  Angenehmen 
oder  Unangenehmen  knüpft,  vermag  der  vov?  auf  das  oQEy.ny.öy  zu  wirken  (de 
an.  r  10).  Der  i'ov?  bedarf  bei  dem  Menschen  einer  dvva/ntg,  gleichsam  eines 
unerfüllten  Ortes  der  Gedanken,  einer  tabula  rasa,  um  formgebend  zu  wirken: 
De  an.  F  4,  429  b  30  ff. :  dvrd/nei  Jiöig  laxi  td  vorjxd  6  vovg,  dÄA  IvTS/.syeia.  ovbiv, 
TiQiv  äv  vofj.  8st  (5'  ovTog  cöojieq  ev  ygaiiiiaxEicp  ro  fxrjßkv  v.-rdoyEi  EVTE/.EyEia  ysyaufi- 
(lEvov.  Demnach  ist  zu  unterscheiden  zwischen  einem  vovg  Tradrjny.dg  als  form- 
empfangendem und  einem  vovg  jioDjTtyög  als  formgebendem  Prinzip,  wiewohl  der 
Ausdruck  vovg  .loitjTiydg  von  Aristoteles  selbst  nie  für  das  tätige  Prinzip  ge- 
braucht wird  (bei  Alexander  Aphrod.  de  anima  88,  24  Bruns  kommt  er  schon 
vor).  Nur  der  letztere  besitzt  jene  substantielle  und  ewige  Existenz  und  ist 
unsterblich:  De  anima  F  o,  430  a  17:  ovzog  6  vovg  ycogiazög  xal  dnadi]g  xai 
d/.ir/rjg  xfj  ovairi  wv  ivEgysia,  uei  ydg  xi/lucÖxeqov  rö  jioiovv  xov  jidoyovxog  xal  rj 
dgyr]  xfjg  vktjg  .  .  .  yal  xovxo  /.lövov  dßdvaxov  y.al  dtdiov,  .  .  .  6  dk  7iad}]xiy.6g  vovg 
(fdagxög.  Es  ist  zwar  streitig,  ob  der  aristotelische  Vergleich  des  vovg  mit  der 
„tabula  rasa"  auf  den  vovg  :Tadr}xiy.üg  oder  auf  den  vovg  .-zonjTiy.ög  zu  beziehen 
sei;  das  Potentielle  der  Formen  auf  der  leeren  Tafel  aber  begünstigt,  ja  fordert 
die  erste  Deutung,  die  als  unabweisbar  erscheint  bei  der  Identifizierung  in  Kap.  5 : 
vkij  =  SvvdfiEi  =  xm  jidvxa  yivsoßai  =  Jia&rjxixog  vovg;  auch  der  in  Kap.  5  ent- 
haltene Vergleich  des  vovg  .-rottjxiyög  mit  dem  Lichte,  \velches  gewissermaßen  die 
potentiell  vorhandenen  Farben  zu  wirklichen  Farben  mache  {Tgö.-ror  ydg  rcva  yai 
ro  cfcög  jioiEi  xd  dvvdi^iEi  ovxa  ygw^iuxa  IvEgvEia  ygwfiara),  führt,  wenn  er  darauf 
bezogen  oder  wenigstens  mitbezogen  wird,  daß  die  psychische  Potenz  zu  Farben - 
empfindungen  durch  die  Einwirkung  des  Lichtes  zur  Aktualität  erhoben  werde, 
auf  eben  dieselbe  Deutung.  Der  vovg  jioairiy.ög  ist  das  Denkbare  {votjxöv),  sofern 
es  immateriell  und  eben  darum  nach  aristotelischer  Doktrin  zugleich  auch  selbst 
denkend,  also  sich  selbst  denkender  vovg  ist.  Das  vorjxöv,  welches  in  den  mate- 
riellen Objekten  zugleich  mit  und  in  der  räumlichen  Gestaltung  ist  {ev  xoTg  Et'ÖEoi 
xoTg  aiodyjxoTg  zu  voijzd  iozi,  de  an.  F  8,  4.32  a  5),  verhält  sich  zu  dem  immate- 
riellen so  wie  das  an  den  Körpern  als  Farbe  erscheinende  Licht  zu  dem  Licht 
als  solchem:  wie  das  Licht  (direkt  oder  von  den  Körpern  aus)  auf  den  Gesichts- 
sinn Avirkt  und  in  diesem  die  jDOtentiell  in  ihm  liegenden  Farben  (Farbenempfin- 
dungen) zu  aktuellen  erhebt,  so  wirkt  der  aktive  vovg  (direkt  oder  vermöge  des- 
jenigen von  ihm  stammenden  vovjzöv,  welches  den  materiellen  Dingen  als  Wesen, 
Gesetz,  kausaJe,  teleologische  Ordnung  innewohnt)  auf  die  Vernunftanlage  in  uns 
oder  passive  Vernunft  ein  und  erhebt  die  potentiell  in  ihr  liegenden  Gedanken 
zu  aktuellen,  mit  anderen  Worten:  er  macht  Formen  oder  gleichsam  Schriftzüge, 
welche  in  der  passiven  Vernunft  als  leerer  Tafel  potentiell  liegen,  zu  wirklichen 
Formen,  welche  mit  den  Formen  des  Gedachten  gewissermaßen  identisch  sind, 
gleich  wie  nach  de  an.  F  7  die  Formen  bei  der  sinnlichen  Perzeption  gewisser- 
maßen  identisch  mit  den  Formen  der  perzipierten  Objekte  sind.      Unser  Denken 

26* 


404  §  51.     Die  aristotelische  Ethik. 

beruht  auf  einem  „Leiden",  d.  h.  auf  einem  Affiziertwerden  von  Seiten  der  ver- 
nunftgemäßen Form  oder  Ordnung  der  erkennbaren  Wirklichkeit,  wie  die  sinn- 
liche Perzeption  auf  einer  Affektion  von  Seiten  der  sinnlichen  Gestalten  und 
Qualitäten  beruht;  ein  Unterschied  besteht  insofern,  als  das  Denken  auch  sich 
selbst  denkt,  also  votjtöv  und  vovg  zugleich  ist. 

Wie  sich  der  vovi  noif]Tix6{  einerseits  zur  individuellen  Existenz,  andererseits 
zur  Gottheit  verhalte,  wird  nicht  ganz  klar:  es  bleibt  für  eine  mehr  naturalistische 
und  pantheistische  und  für  eine  mehr  spiritualistische  und  theistische  Deutung 
ein  gewisser  Spielraum  frei,  und  jede  von  beiden  hat  im  Altertum  und  später 
namhafte  Vertreter  gefunden;  keine  aber  läßt  sich  wohl  ganz  konsequent  durch- 
führen, ohne  nach  anderen  Seiten  hin  aristotelischen  Lehren  zu  widerstreiten. 
Auch  ist  die  Einheit  des  Seelenlebens  bei  Annahme  der  aristotelischen  Doktrin 
kaum  aufrecht  zu  halten. 

§  51.  Die  aristotelische  Ethik.  Das  Ziel  der  mensch- 
lichen Tätigkeit  oder  das  höchste  menschhclie  Gut  ist  die 
Glückseligkeit.  Diese  beruht  auf  der  vernünftigen  oder 
tugendgemäßen  Tätigkeit  der  Seele  in  der  voUen  Dauer  des 
Lebens.  An  die  Tätigkeit  knüpft  sich  als  deren  Blüte  und 
naturgemäße  Vollendung  die  Lust.  Die  Tugend  ist  die  aus  der 
natürlichen  Anlage  durch  wirkliches  Handeln  hervorgebildete 
Fertigkeit,  sich  vernunftgemäß  zu  verhalten.  Die  Bildung  zur 
Tugend  beruht  auf  Anlage,  Übung  und  Einsicht.  Die  Tugenden 
sind  teils  ethische,  teils  dianoetische. 

Die  ethische  Tugend  ist  diejenige  dauernde  WiUens- 
richtung  (oder  Gesinnung),  welche  die  uns  gemäße  Mitte  ein- 
hält, wie  diese  durch  die  vernünftige  Erwägung  des  Einsichtigen 
bestimmt  wird,  also  die  Unterwerfung  der  Begierde  unter  die 
Vernunft.  Die  Tapferkeit  ist  die  Mitte  zwischen  Feigheit  und 
Verwegenheit,  die  Mäßigkeit  die  Mitte  zwischen  Genußsucht 
und  Stumpfsinn,  die  Freigebigkeit  die  Mitte  zwischen  Ver- 
schwendung und  Kargheit  usw.  Die  höchste  unter  den  ethischen 
Tugenden  ist  die  Gerechtigkeit.  Die  Gerechtigkeit  im 
weitesten  Sinne  ist  die  gesamte  ethische  Tugend,  sofern  sie  auf 
den  Nebenmensehen  Bezug  hat;  im  engeren  Sinne  geht  sie  auf 
das  Gleiche  (laop)  in  Hinsicht  irgend  welchen  Gewinnes  oder 
Nachteils.  Die  Gerechtigkeit  in  diesem  letzteren  Sinne  zerfällt 
in  die  distributive  und  die  kommutative  oder  aus- 
gleichende Gerechtigkeit.  Die  erstere  geht  auf  die  Verteilung 
von  Besitztümern  und  Ehren.  Ihr  Prinzip  ist  das  proportional 
oder  relativ  Gleiche:  wie  zwei  Personen  sich  hinsichtlich  ihrer 
Würdigkeit  zueinander  verhalten,  so  auch  die  einer  jeden  von 
ilmen  zuzuweisenden  Güter  hinsichtlich  ihrer  Größe  und  Be- 
deutung (geometrische  Proportion).     Die  kommutative  Gerechtig- 


§  51.     Die  aristotelische  Ethik.  405 

keit  gilt  für  Verträge  und  für  Ausgleichung  eines  zugefügten 
Unrechts.  Ihr  Prinzip  ist  die  arithmetische  oder  absolute 
Gleichheit,  bei  der  die  Würdigkeit  der  Person  außer  Betracht 
bleibt.  Die  Billigkeit  ist  eine  ergänzende  Berichtigung  des 
gesetzhchen  Rechtes  durch  Rücksicht  auf  den  einzelnen  Fall, 
der  in  seiner  Besonderheit  von  dem  auf  das  Allgemeine  gehen- 
den Gesetz  nicht  ins  Auge  gefaßt  werden  kann. 

Die  dianoetische  Tugend  ist  das  richtige  Verhalten  der 
theoretischen  Vernunft,  teils  an  sich,  teils  in  Beziehung  auf  die 
niederen  psychischen  Funktionen.  Die  dianoetischen  Tugenden 
sind:  Vernunft  (im  spezielleren  Sinne),  Wissenschaft,  Weisheit, 
Kunst  und  praktische  P]insicht.  Die  Weisheit  im  absoluten 
Sinne  ist  Vernunft  und  Wissenschaft,  soweit  sie  die  würdigsten 
Dinge  betreffen.  Ein  nur  dem  sinnlichen  Genuß  gewidmetes 
Leben  ist  .tierisch,  ein  ethisch-politisches  menschlich,  ein  der 
Theorie  gewidmetes  aber  göttlich  und  gewährt  die  höchste 
Glückseligkeit. 

Quellen  für  Aristoteles'  Ethik  sind  die  ethischen  Schriften  des  aristo- 
telischen Corpus,  vor  allem  die  Nikoraachische  Ethik.  Kommentare  umfaßt  die 
Akademische  Sammlung  (oben  S.  365  f.)  von  Aspasios  (XIX  1),  dem  angeblichen 
Heliodoros  von  Prusa  (XIX  2),  Michael  von  Ephesos  (XX.  XXII  3),  Eustratios 
(XX)  und  einem  Anonymus  (XX).  —  Eine  von  der  harmonistischen  Tendenz  des 
Antiochos  von  Askalon  (s.  §  65)  beherrschte  Darstellung  der  Ethik  des  Aristoteles 
und  der  übrigen  Peripatetiker  gibt  Areios  Didvmos  bei  Stobaios  Ecl.  eth.  S.  116, 
19  —  152,  25  W. 

Nach  seinen  allgemeinen  metaphysischen  Sätzen  über  das  Verhältnis  des 
Wesens  zum  Zweck  kann  Aristoteles  auch  das  Wesen  der  Sittlichkeit  nur  durch 
das  Ziel  der  sittlichen  Tätigkeit  bestimmen ;  der  Grundbegriff  seiner  Ethik  ist 
demnach  der  Begriff  des  höchsten  Gutes,  und  zwar,  da  die  Ethik  «uf  das 
menschliche  Verhalten  geht,  des  höchsten  praktischen,  dem  handelnden  Menschen 
erreichbaren  Gutes  (rö  .TavTc/jr  axQÖxuiov  zöir  -igaarcär  ayadöjv,  Eth.  Nie,  A  2, 
1095a  16  f.);  die  Frage  nach  dem  metaphysisch  Guten  (der  platonischen  Idee 
des  Guten)  bleibt  für  die  Ethik  beiseite  (Eth.  Nie.  A  4,  1096  b  32  ff.).  Jenes 
höchste  Gut  ist  nun,  wie  alle  anerkennen,  die  Eudämonie  (Evdaiiwj-i'a,  in  ev 
Cfjv  oder  ev  j[QdTTeir).  Die  Eudämonie  setzt  Aristoteles  (Eth.  Nie.  A  6;  K  7)  in 
das  dem  Menschen  als  solchem  eigentümliche  Werk.  Dieses  kann  nicht  in  dem 
bloßen  Leben  liegen,  noch  auch  in  dem  sinnlichen  Bewußtsein,  da  jenes  schon 
den  Pflanzen,  dieses  auch  den  Tieren  zukommt,  sondern  nur  in  dem  durch  den 
Xdyog  bestimmten  Verhalten  (Eth.  Nie.  A  6,  1098a  3  f.:  fw^  Tigaxrcxy  ng  xov 
Xöyov  eyovTog).  Da  nun  in  der  einem  Wesen  eigentümlichen  Tätigkeit  auch  die 
ihm  zukommende  Tüchtigkeit  liegt  (vgl.  Plat.  Politeia  353  b,  s.  oben  S.  249),  so  ist 
die  vernunftgemäße  Tätigkeit  des  Menschen  zugleich  die  ehrenwerte  und  tugend- 
hafte und  die  y^v/jjg  h'loyEia  xaxä  /.öyov  mit  der  '/'*'/'/?  Eveoyeiu  y.az  äQtxrjv 
identisch:  Eth.  Nie.  B  5,  1106a  22  ff.:  »/  xov  dvOgcönov  aQsxrj  el'tj  av  t'hg  äcp  r/g 
dyadog  ävdgcoTxog  yivezai  y.ai  d(p  rjg  ev  xb  iavzov  egyov  djiodcjoei.  An  die  in  dieser 
Tätigkeit  sich  erweisende  Tüchtigkeit  des  Besten  und  Göttlichen  in  uns  (der 
Vernunft)  knüpft   sich  im   wesentlichen  die  Glückseligkeit  (Eth.  Nie.  A  6;  K  7, 


4(^)(^  §  51.     Die  aristotelische  Ethik. 

1177  a  12  ff.:  fl  d'  ioiir  r^  svdatiiort'a  y.ax  do£T>jv  kveoyeia,  Ev/.oyov  y.axix  lijv  y.ga- 
ri'ortjV  avTT]  b'  av  ei'i]  zov  äoiarov'  .  .  .  »;  tovtov  [sc.  tov  t'ov]  ireoyeia  xaiä  t?;j' 
oly.eiuv  dosTtjv  fi'ij  at-  rj  TE?.Eia  svdai^ioria).  Doch  gehört  zur  vollen  Glückseligkeit 
auch  eine  hinlängliche  Ausrüstung  mit  äußeren  Gütern,  deren  die  Tugend  zu 
ihrer  allseitigen  Betätigung  bedarf,  gleich  wie  das  dramatische  Kunstwerk  zu 
•einer  Darstellung  der  ■/,oo7}yia  (Eth.  Nie.  A  9,  1099  a  31  ff.,  Polit.  H  13,  1331b 
41  f.  u  ö.).  Durch  äußeres  ^Mißgeschick  wird  ein  Tüchtiger  nicht  ganz  unglück- 
lich (äd/.io;),  aber  die  Eudämonie  ist  dadurch  gehindert.  Auch  darf  der  glück- 
selige Zustand  nicht  vorübergehend  sein,  sondern  er  muß  die  volle  Länge  des 
Lebens  dauern:  Eth.  Nie.  A  11,  1101a  16;  K  7,  1177  b  24ff. :  ?)  xsula  di]  evSai- 
fiovia  avTrj  äv  ftr]  urdooyyor,  'laßovaa  itr/yo^  ßiov  tf).f_iov  oväkv  yäo  dreksg  foti  rö)v 
TTj;  Fvöaiuorla';. 

Die  Lust  vollendet  die  Tätigkeit  als  das  hinzukommende  Ziel  oder  vielmehr 
Endresultat,  in  welches  dieselbe  naturgemäß  ausläuft  und  worin  sie  zur  Ruhe 
gelangt,  gleich  wie  zur  vollen  Reife  die  Jugendschönheit  hinzutritt  (Eth.  Nie. 
A' 4,  1174  b  31  ff.:  ts/.£ioT  6e  rtjv  ivFoyeiar  rj  fjÖovi]  ovx  o>?  V  £■?<?  irvTräo/ovaa, 
d'/.K  0)Z  F  71  lyiyvö  uFvöv  zi  Ts/.og,  otor  roTg  dy.fjaioig  i)  ojqo).  Lust  ist  der 
Glückseligkeit  zugemischt,  und  zwar  der  höchsten  Glückseligkeit,  die  im  Wissen 
liegt,  zumeist  (Eth.  Xic.  Ä'  7,  1177  a  22  ff.:  oiö/isdä  rs  dsTv  rjbovip-  :Tagai^i£iii/üat 
Tfj  Evöatuoria,  )]diOTt]  dk  t&v  y.az  dosrrjv  IvtoyEiwr  rj  y.aid  zip-  ooffiav  oiio'f.oyovfdvoig 
FOTiv  .  .  .  ev/.oyov  di  zoT;  Fidoai  zcör  Iijtovvzmv  ijdi'oj  zijr  biayor/tjv  Eirai.  Vgl. 
auch  Piaton  o.  8.  292). 

Die  Sittlichkeit  hat  die  Freiheit  zur  Voraussetzung,  sie  beruht  nicht  nur 
auf  Wissen  (anders  Sokrates  [oben  S.  156]  und  Piaton  in  seiner  Frühzeit  [oben 
S.  241]);  die  Freiheit  ist  vorhanden,  wenn  der  Handelnde  unbehindert  wollen 
und  mit  Einsicht  beratschlagen  kann.  Sie  wird  aufgehoben  durch  Unwissenheit 
und  Zwang.  Im  allgemeinen  steht  das  Handeln  in  unserer  Macht,  es  hängt  von 
uns  selbst  ab,  ob  wir  gut  oder  schlecht  sind  (Eth.  Nie.  Fl,  1118b  6  ff.:  iq)'  rj/üv 
ÖTj  y.ai  rj  doEzi),  ouoicog  Öf  y.al  rj  xay.ia  .  .  .  Fi  b'  Ff/'  fj/nv  zä  y.a/.u  TtgazzEir  y.al  xa 
aiay_oä,  ouoioig  bk  y.al  z6  /<^  TigazzEir,  rovro  b'  i/r  z6  dyadoig  y.al  y.ay.olg  Eirai,  iq? 
f/iilv  uo(L  TÖ  irriFtyJoi  y.al  (pavXoig  Firat).  Ist  aber  einmal  (durch  fortgesetzte 
Willeusakte  in  guter  oder  schlechter  Richtung)  eine  sittliche  Konstitution  ge- 
schaffen, so  ist  diese,  wie  Gesundheit  oder  Krankheit,  ein  Gegebenes,  das  nicht 
der  Gewalt  des  Subjektes  unterworfen  ist  (Eth.  Nie.  F  7,  1114a  13  ff.  19  ff.:  ov 
fiip-  iäv  y£  ßov/.r]zai,    ubiy.og  <wv  ^lavaszai  y.al  kozai  bi'y.aiog,   ovbs  yäo  o  voomv   vyirjg 

ovTco    bk    y.al    zco    dbiy.co    y.al  zeö  dy.oXuozo}  i^  aQxijg   fier   i/;ijv    zotovroig    iit) 

yivEoOai.  bio  sy.övzEg  Einiv  yFvofihoig  b'  ovy.hi  E^eazi  /n)  Fivai). 

Der  Vernunft  sollen  teils  die  niederen  Funktionen  (insbesondere  die  näd}^) 
gehorchen,  teils  soll  sie  in  der  richtigen  AVeise  sich  selbst  betätigen;  auf  dieser 
zweifachen  Aufgabe  beruhen  die  beiden  Arten  der  Tugenden,  die  praktischen 
oder  ethischen  und  die  dianoetischen  Tugenden  (/jdiy.al  und  bmvotjTiyal 
oder  /.oyiy.al  dosrai,  oder  a!  fikv  zov  ij^ovg,  ai  bk  zfjg  biavoiag  doEzal,  Eth.  Nie. 
A  13,  1103a  4^ ff.;  B  1.  1103a  14  ff.;  B  7,  1108b  9  f.;  Z  2,  1139a  1  u.  ö.). 
Daß  auch  das  Dianoetische  zur  doEzi]  gerechnet  wird,  beruht  auf  dem  weiten 
Sinn  von  doEz^  (Tüchtigkeit).  Unter  t)^og,  Avelches  ursprünglich  die  natürliche 
Gemüts-  und  Geistesrichtung  oder  das  Temperament  des  Menschen  bezeichnet, 
ist  hier  der  sittliche  Charakter  zu  verstehen.  Mit  tj&og  bringt  Aristoteles  s&og  in 
enge  Verbindung,  da  es  ohne  Übung  und  Gewohnheit  keine  ethische  Tugend 
gibt:  Eth.  Nie.  B  1,  1103a  17  ff.  23  ff.:  ?)  b'  v^ry.ij  e$  Bovg  negiyivEzai,  oder  y.al 
rovi'Oixa    soyjpy.s    i-iiy.oov    7iaoEyy.).Tvov   d:i6    zov    t'&ovg.    —    ovz'   äga  (fvosc    ovze   naqa 


§  51.    Die  aristotelische  Ethik.  407 

ifvoiv  iyytveviac  al  doezai,    ä?J.ä  i^eqvxöai  u'tr  rjiiTv  di^aadai  aird;,   ze?.£tov/nsroig  8s 
8iä  f&ovg. 

Aristoteles  definiert  (Eth.  Nie.  B  G,  llOfib  3(5  f.)  die  (ethischej  Tugend 
als  s'^ig  aooaiQsr ly.i]  fv  fieaoT  t]ri  ovoa  ri]  :TQ6g  rjiiüg  cöow/th'tj  (wofür  wohl 
richtiger  cooiofisrij  zu  schreiben  ist;  s.  Suseniihls  Apparat  z.  d.  St.)  läym  xal  wg 
av  6  (pQÖvifiog  ogioeiev.  Die  e^ig  verhält  sich  zu  der  8vva/Ltis,  wie  die  Fertigkeit 
zur  Fähigkeit:  die  sittliche  övrai^iig  ist  unbestimmt,  im  einen  oder  im  entgegen- 
gesetzten Sinne  bestimmbar;  die  wirkliche  Ausbildung  muß  in  einer  bestimmten 
Richtung  erfolgen,  und  die  sgi;  trägt  dann  den  entsprechenden  Charakter.  (Die 
f'ieig  sind  nach  aristotelischer  Begriffsbestimmung  zugleich  auch  bia{)eaeig,  aber 
nicht  alle  diaßdoetg  sind  s'^eig  [Kateg.  8,  9  a  lOJ ;  die  diddsatg  ist  nämlich  nach 
Metaph.  J  19  roü  syorrog  ftt-gt)  rd^cg  rj  xarä  ronov  rj  y.axd  Övvaniv  y  xut  eiöog, 
die  K^tg  ist  schwer  veränderlich,  die  vorzugsweise  sogenannten  biadeoFig  aber, 
Avelche  nicht  e^eig  sind,  wie  OsQ/.idrr]g,  xaxdyv^ig,  rdaog,  vyisia,  sind  leicht  ver- 
änderlich [Kateg.  8,  8  b  35  ff.].  Vgl.  Trendelenburg,  Gesch.  der  Kategorien- 
lehre, S.  95  ff.  und  Coram.  zu  de  anima  II,  5,  5.)  Die  s^ig  ^QoaiQSTixy  ist  die 
Willensrichtung  oder  Gesinnung.  Die  Funktion  der  Vernunft  besteht  gegenüber 
der  Begierde,  welche  nach  der  Seite  des  Zuviel  und  des  Zuwenig  hin  durch 
v:reoßo'/.rj  und  s/J.fnfig  ausschweift,  in  der  Bestimmung  des  Maßes  oder  der  Mitte 
(Eth.  Mc.  B  5,  1106  a  2G  ff.i,  wobei  Aristoteles  selbst  (1106b  29  f.)  an  die  pytha- 
goreische, in  anderer  Beziehung  auch  von  Piaton  angenommene  Lehre  vom  ä:isioov 
und  7ie7iEQaoi.i£vov  erinnert  (vgl.  oben  S.  315.  319).  So  gelangt  Aristoteles  zu  der 
Bestimmung  der  ethischen  Tugend  als  /xsaörrjg  (Eth.  Nie.  B  9,  1109  a  20  ff. : 
.  .  .  fisaoTijg  dvo  xaxiojv,  rfjg  juer  xaß'  v7rEoßoh)v,  rijg  de  xax  e^Xeix^hv  ....  bid  xo 
axoynaxixS]  xov  ixeaov  slvai  xov  ev  zocg  JzdOeoi  xal  xaig  :xQdteaiv)  und  der  einzelnen 
Tugenden  als  ,uea6x}}xeg  (Eth.  Nie.  TB,  1114b  26  f.). 

Das  Prinzip  in  der  Aufzählung  der  einzelnen  Tugenden  ist  die  auf- 
steigende Wertordnung  der  Funktionen,  auf  welche  sie  Bezug  haben,  und  der 
entsprechenden  Triebe,  vom  Notwendigen  und  Nützlichen  zum  Schönen  hin 
(vgl.  Pol.  H  14,  1333a  30 f.);  diese  sind:  das  Leben  überhaupt;  der  tierisch- 
sinnliche Genuß;  der  menschliche  Lebensverkehr  in  seinen  verschiedenen  Be- 
ziehungen (Besitz  und  Ehre,  soziale  Gemeinschaft  in  Reden  und  Handlungen 
überhaupt,  zuhöchst  politische  Gemeinschaft);  endlich  die  theoretischen 
Funktionen. 

Die  ethischen  Tugenden  sind:  dvbosia,  oojrfooai'n'rj,  sXevdeQioxyg  und 
fisyaX.OTTQejTsia,  /Lieyaloyvxia  und  qnXoxiLna,  noaoxtjg,  dh)ßeia,  evxoa:i:s?.ia  und  cfi'/.la, 
öixaioovvrj  (Eth.  Nie.  B  7,  womit  die  minder  streng  gehaltene  Ausführung  Rhet. 
A  9  zu  vergleichen  ist).  Mit  der  Schilderung  der  einzelnen  Tugenden  hat  Aristo- 
teles die  Zeichnung  von  Charakteren,  wie  sie  später  geübt  wurde,  begonnen. 
Vgl.  unten  S.  426  (Theophrast). 

Die  dvöoeia  ist  eine  inoöxtjg  .-reoi  rpößovg  xal  ddoo)].  aber  nicht  jede  solche 
fi£(j6xt]g  ist  dvögsia,  wenigstens  nicht  dvbosia  im  eigentlichen  Sinne,  sondern  der 
drboeiog  im  strengen  Sinne  ist  nur  6  .-teoI  xov  xa/.6r  ßdraxor  db£}']g  (Eth.  Nie.  9, 
1115  a  13),  und  zwar  besonders,  wer  dem  Tode  im  Kriege  gegenüber  furchtlos  ist. 
Die  echte  Tapferkeit  fließt  nicht  aus  dem  Zornmut  {dvfiög)  her,  dem  nur  eine 
Mitwirkung  zukommt,  sondern  aus  der  Überordnung  des  Geziemenden  (das  auf 
dem  sittlichen  Zweck  beruht)  über  das  Leben.  Die  Motive  zum  Standhalten 
sind  für  den  Tapferen  das  Geziemende  und  die  verständige  Erwägung,  sein  Ziel 
das  sittlich  Schöne  (Eth.  Nie.  F  10,  1115  b  12  f.).  Die  Extreme,  zwischen  denen 
der  Tapfere  die  Mitte  einnimmt,  sind  (nach  Eth.  Nie.  T  10,  1115  b  28  f.)  der 
Verwegene  (d  xm  ßaooEiv  vjreoßdXJ.cor  ,T£ot  xd  (foßEQÜ  ßqaavg)  und  der  Feige  (ö  rrJ 


408  §  51.    Die  aristotelische  Ethik. 

fih'  (^oßnodai  vTieoßä/.lcov.  z(o  df:  ßafjQslv  KkXeijiüiv  ÖF.ik6g,  Eth.  Nie.  B  7,  1107  b  3  f.; 
r  10,  1115  b  34).  ' 

Die  a(0(fQoavr>j  ist  eine  fieoöirjg  :iegl  ■^doräg  xal  }.v:iag,  aber  mehr  .-reo/'  rjfioväg 
als  negl  /i'.to?,  und  auch  nicht  in  bezug  auf  i'/Sovai  jeder  Art,  sondern  in  bezug 
auf  die  niedrigsten,  die  dem  Menschen  mit  den  Tieren  gemeinsam  sind,  ä(f>]  xal 
yevaig,  und  wiederum  besonders  auf  die  ui^rnlavatg,  >j  ytrexai  jiäaa  Öi  äq  ij;  xal  er 
onioig  xal  h'  .-rozoTg  xai  loTg  d(fQoöiaioig  /.eyofisroig  (Eth.  Nie.  7^13,  1118  a  30  ff.j. 
Extreme  {B  7,  1107  b  6  ff.;  vgl.  F  14):  dxo/.aaia  und  avaiadriola. 

Die  ik.ei-dfotoTrjg  ist  eine  uEoätt^g  ttsqI  öögiv  ■/ot}finT(Oi'  xai  Ifjyjiv,  besonders 
jteqI  döotv,  und  zwar,  sofern  es  sich  um  Geringeres  handelt  {A  1);  sofern  es  sich 
aber  um  Größeres  handelt,  ist  die  richtige  Mitte  die  jueyakojigcTieia,  d.  h.  die  h 
fieyedec  .-iQF.Tovoa  da-rävi],  SO  daß  der  iiEya/.o.-rQF.-ri^g  ein  i?.Et<&sQiog  ist,  aber  nicht 
umgekehrt  (J  4).  Extreme  {B  7,  1107  b  10;  A  1,  1119b  27):  doMiia  und  drshi)- 
degüt,  und  (J  4,  1122  a  30  f.)  /nixQOjrtjL-TEia  und  d:^EiQo>iaUa  (ßavavaia). 

Die  fieoÖTTjg  .-isQi  xifitjv  xal  drc/iiiav  ist,  wenn  es  sich  um  Großes  handelt,  die 
fiEyakoyivyJa,  die  ihr  zur  Seite  gehenden  Extreme  ;ijot))'OT>;?  (Aufgeblasenheit)  und 
fitxooyjvxi'a  (in  Selbstunterschätzung  sich  verratender  Kleinmut;  1107  b  22  f., 
vgl.  A  7),  wenn  um  Geringeres,  die  richtige  Mitte  zwischen  qiXoTiitta  und  dcpüo- 
ril.ua  (B  7,  1107  b  29.  vgl.  A  10),  für  die  ein  Name  fehlt.  Der  uEyu'/.öipvxog  ist 
6  uEyd/.o)v  avTor  d^iöjy  d^iog  üv.  Die  Zeichnung  des  Großgesinnten  {/inya/.6ipvxog) 
führt  Aristoteles  mit  Vorliebe  aus,  in  ihm  sieht  er  offenbar  sein  ethisches  Ideal. 
Nur  als  Tugendhafter  kann  der  Großgesinnte  die  Ehre  fordern;  wenn  er  zugleich 
freilich  in  glänzender  äußerer  Lage  ist,  wird  er  der  Ehre  um  so  werter  geachtet. 
Wohltaten  erweist  er  gern,  sie  zu  empfangen  beschämt  ihn  aber;  denn  es  gehört 
zu  seinem  Wesen,  niemandes  oder  kaum  eines  andern  zu  bedürfen.  An  der 
Wahrheit  ist  ihm  mehr  gelegen  als  an  der  Meinung  der  Menschen;  darum  ist  er 
freimütig  und  wahrhaftig,  aber  ironisch  gegen  die  Menge;  er  staunt  über  nichts, 
seine  Bewegungen  und  seine  Rede  sind  langsam,  seine  Stimme  tief;  denn  wer 
nichts  für  groß  ansieht,  erhebt  nicht  seine  Stimme.  ■ —  Der  (fiX6Tii.ioc  und  der 
d<fd6zi^og  fehlen  in  bezug  auf  das  Maß,  den  Grund,  die  Zeit  und  die  Weise 
im  Streben  nach  Ehre;  löblich  ist  die  richtige  Mitte,  die  im  Gegensatz  zu  dem 
einen  oder  anderen  Extrem  bald  ffi/MTifjia,  bald  dcfdonuia  genannt  wird. 

Die  .-igaÖTtjg  ist  die  uEaÖTtjg  :t£qI  doytp'  (B  7,  1108  a  6,  vgl.  A  11).  Die  Sgyi] 
ist  TiucoQt'ag  ooE^ig  (Rhet.  B  2,  1178  a  31),  sie  ist  der  xVffekt  des  ^vfidg,  der  dv/nög 
aber  ist  die  dvrafug,  welcher  Soyyj  und  jigärvcKc  angehören  (doch  bezeichnet  dvfiög 
auch  die  ogyr]  selbst).  Das  Übermaß  in  bezug  auf  den  Zorn  ist  dgyi/.oDjc,  wenn 
der  Zorn  rasch  entsteht  und  rasch  schwindet  (wogegen  die  jiixqoI  ihn  lange  be- 
wahren), der  Mangel  aber  dogytjaia  {A  11,  1126  a  13  ff.). 

Wahrhaftigkeit  (oder  Aufrichtigkeit),  Gewandtheit  im  geselligen  Umgang 
und  Freundlichkeit  {dkt'/dEia,  EVTna.-zE/u'a  und  r/  üi'a)  sind  ^lEaiktjTsg  :teoI  /.öycov  xal 
jtQd^Efov  xoty(oriar,  ujid  zwar  geht  die  erste  dieser  drei  Tugenden  auf  das  dÄr^dEg 
in  Reden  und  Handlungen,  die  beiden  anderen  auf  das  riöv,  die  EVTga.-TE/.i'a  näm- 
lich iv  raig  JiatdiaTg,  die  fpi/.ia  aber  iv  raig  xnrd  tov  ä/J.ov  ßiov  öfn/.i'atg  (B  7, 
1108a  20  ff.;  J  12.  14  [1128b  7  ff.J).  Der  (fdia  stehen  einerseits  (als  Eigen- 
schaften des  v.-TEQßdX?.cot')  die  Untugenden  des  ägsaxog  und  des  xo'Aa't,  andererseits 
(als  Eigenschaften  des  EÄksincov)  die  des  dvoEgig  und  dvaxo/.og  gegenüber  {B  7, 
1108a  28  ff.;  vgl.  A  12,  1126b  11  ff.,  wo  jedoch  gesagt  ist,  die  Mitte  zwischen 
diesen  Extremen  habe  keinen  Namen,  gleiche  aber  am  meisten  der  CfiÄta ;  der 
Unterschied  von  dieser  wird  darin  gefunden,  daß  dieser  Mittelzustand  nicht  wie 
die  q:üia  mit  Affekt  und  Liebe  verbunden  ist).  Der  ugEoxog  lobt  und  gibt  nach, 
um   sich  seinen  Genossen    nicht  unangenehm  zu  machen,   und  der  x6)m^  tut  das 


§  51.    Die  aristotelische  Ethik.  409 

Gleiche  aus  Eigennutz;  der  övoxo'/.og  und  dvaegig  kümmert  sich  gar  nicht  darum, 
ob  sein  Benehmen  die  andern  kränkt.  Der  ahjihvtiy.ik  hält  die  Mitte  zwischen 
dem  d'/.aCdiv  und  dem  eYocov,  indem  er  sich  gibt,  wie  er  ist,  und  weder  prahlt, 
noch  sich  verkleinert  {B  7,  1108a  20  ff.;  A  13,  1127  a  20  ff.).  Die  ennelm  ^ai- 
CovT€?  sind  evTQÜjis/.oc  (und  i:Tiöe^ioi),  die  iv  rw  ys'/.olro  v:iFgßu/.?.ovTEg  sind  ßco/uo- 
Xö^oi  (und  (fOQTixoi),  während  die,  welche  jeden  Scherz  hassen,  als  dygioi  oder 
dyQoTxoc  y.ai  oHhjoot  erscheinen  (J  14,  1128  a  4  ff.). 

Anhangsweise  handelt  Aristoteles  von  gewissen  fteaönjrs?,  die  nicht  eigent- 
lich Tugenden  seien,  namentlich  {B  7,  1108a  32  ff.;  /I  15,  1128b  10  ff.)  von  der 
Scham  {alöwi,  dem  ^i9og  des  aldtj/^icor),  die  er  nicht  als  eine  Tugend,  sondern 
nur  als  etwas  bedingungsweise  Löbliches  {rj  aidcog  i^  v.-roäiiosoog  i.-riEiyJ;)  und 
mehr  der  Jugend  als  dem  vollgereiiten  Manne  Geziemendes  gelten  läßt.  Die 
Scham  ist  cpößog  ddo^tag  und  vielmehr  ein  nädog  als  eine  k'^ig.  Die  Extreme 
nehmen  ein  der  Schüchterne  (xaTa:!/,))^),  d.  h.  o  .-rävTa  alöov^ievog,  und  der  Scham- 
lose (dvaloyvvTog).  Die  refisaig  gehört  gleichfalls  zu  den  usoörtjxeg  :r£Qi  rä  ttüDij 
und  besteht  in  der  /.vjii]  e.-rl  toTc  dva^icoc  ev  n^gdtiovotr,  die  Extreme  sind  (f^dörog 
und  fniyaiqsxay.ia  {B  7,  1108  a  35  ff.). 

Eine  ausführliche  Betrachtung  widmet  Aristoteles  der  öiyuioovni  und  ihi'em 
Gegensatze,  der  döiniu  (Eth.  Nie.  E).  Die  Gerechtigkeit  im  allge- 
meinsten Sinne  ist  die  vollkommene,  jede  andere  Tugend  in  sich  begreifende 
Tugend,  aber  nicht  schlechthin,  sondern  im  Verhalten  zum  Nebenmenschen : 
E  3,  1129  b  26  f f . :  rj  diyatoovvtj  dgEit)  fiev  iart  te}.eia,  aAA'  ovx  d^lcög,  dX}.a  noog 
FTEoor  y.xk.  In  der  Auffassung  der  Gerechtigkeit  als  Gesamttugend  deckt  sich 
Aristoteles"  Anschauung  mit  der  volkstümlichen,  die  Piaton  dogmatisch  gefestigt 
hat  (s.  oben  S.  251.  287  ff.);  eine  Einschränkung  aber  erleidet  die  Überein- 
stimmung dadurch,  daß  diese  Gesamttugend  nur  dann  Gerechtigkeit  heißen  soll, 
wenn  sie  sich  im  Verhalten  zum  Nebenmenschen  betätigt.  Insofern  sie  eine 
einzelne  Tugend  neben  anderen  ist,  geht  die  Gerechtigkeit  auf  das  laov 
und  äviaov  und  zerfällt  wiederum  in  zwei  Arten,  wovon  die  eine  bei  den  Aus- 
teilungen {ev  raig  diarottaic)  von  Ehren  oder  von  Besitztümern  unter  die 
Glieder  einer  Gemeinschaft,  die  andere  aber  als  Ausgleichung  im  Verkehr 
(iv  Totg  nvvn'/JAy^uiaiv)  zur  Anwendung  kommt.  Die  Ausgleichungen  sind 
teils  freiwillige,  teils  unfreiwillige;  auf  die  ersteren  geht  die  Gerechtigkeit  bei 
Verträgen,  auf  die  anderen  die  Strafgerechtigkeit.  Die  austeilende 
Gerechtigkeit  (rö  iv  ratg  dcavo/uaTg  öiy.aiov  oder  rö  ötavsfirjxixov  öiy.aiov,  Eth.  Nie. 
E  7,  1131b  27  f.;  1132b  24)  beruht  auf  einer  geometrischen  Proportion:  wie 
sich  die  betreffenden  Personen  mit  ihrem  Werte  (d^ia)  zueinander  verhalten,  so 
muß  auch  dasjenige  sich  verhalten,  was  ihnen  zuerteilt  wird  (A  :  B  =  a  :  ß). 
Die  ausgleichende  Gerechtigkeit  (rö  iv  roig  awa/dayfiaoi  f>iy.cuov  oder  ro 
btooOcoTiyöv,  o  yivEzai  iv  roTg  avra/J.dyfiaoi  xal  röig  exovoioig  xai  xoTg  dxovot'otg, 
Eth.  Nie.  E  7,  1131  b  25  f. ;  1132  b  24  f.)  ist  zwar  gleichfalls  ein  loov,  aber  nicht 
nach  einer  geometrischen,  sondern  nach  einer  arithmetischen  Proportion,  weil 
der  Wert  der  Personen  dabei  nicht  in  Betracht  kommt,  sondern  nur  der  erlangte 
Vorteil  und  erlittene  Nachteil;  die  ausgleichende  Gerechtigkeit  hebt  die 
Differenz  zwischen  dem  ursprünglichen  Besitz  und  dem  verminderten  (oder  ver- 
mehrten), worein  derselbe  durch  den  Verlust  (oder  Gewinn)  übergeht,  durch  einen 
gleich  großen  Gewinn  (oder  Verlust)  wieder  auf,  ^Yelche^  letztere  denselben  um 
ebensovieles  vermehren  (oder  vermindern)  würde,  wie  jener  ihn  vermindert  (oder 
vermehrt),  der  so  wiederhergestellte  gleiche  (unveränderte  oder  unvermehrte) 
Besitzstand  aber  ist  das  Mittlere  zwischen  dem  Kleineren  und  Größeren  nach 
arithmetischer  Proportion  (a  —  y  :  n  =  a  :  a  ~{-  y).      Zu  der  aristotelischen   Lehre 


410  §  51.     Die  ai-istotelische  Ethik. 

vgl.  Platoii  Nonioi  C>,  757  a  t.  (oben  S.  329),  wo  in  dem  geometrischen  Proportio- 
nalen das  politisch  Gerechte  erkannt,  das  Gleiche  nach  der  arithmetischen  Pro- 
portion aber  als  politisches  Prinzip  verworfen  wird;  eben  diesem  arithmetisch 
Gleichen  vindiziert  Aristoteles  eine  berechtigte  Stelle  im  Verkehr. 

Das  Billige  (rd  i.TisiyJ;)  ist  ein  Gerechtes,  aber  nicht  ein  bloß  Gesetz- 
liches, sondern  ein  sTraroQ&cofia  voiii/iiov  dixaiov  (Eth.  Nie.  E  14,  1137  b  12  f.), 
nnd  zwar  ein  t:-rar6od(o/ia  vönov  [/  F/J.el-iei  8ia  ro  y.a'96).ov  (ebenda  26  f.).  Die 
gesetzliche  Bestimmung  muß  allgemein  sein  und  sich  an  die  gewöhnlichen  Um- 
stände halten;  nicht  jedes  Einzelne  entspricht  diesem  Allgemeinen;  in  Fällen 
dieser  Art  ergänzt  der  Billige  durch  sein  Handeln  die  Älängel  des  Gesetzes, 
und  zwar  im  Sinne  des  Gesetzgeljers,  der,  wenn  er  zugegen  wäre,  das  Nütz- 
liche fordern  würde.  Das  Billige  ist  somit  eine  Aushilfe  gegenüber  der  Starr- 
heit und  Unschmiegsamkeit  des  Gesetzes,  auf  die  schon  Piaton  hingewiesen  hatte 
(s.  oben  S.  312). 

Die  di  an  Gotischen  Tugenden  teilt  Aristoteles  nach  den  beiden  theoreti- 
schen Funktionen:  Betrachtung  des  Notwendigen  und  dessen,  was  Veränderung 
(durch  unser  Tun)  zuläßt  {tr()F/6iiFror  a/./.cog  i'y/iy),  wovon  die  eine  durch  das 
wissenschaftliche  Vermögen  {t6  t\-Ti(jTt]/.iovix6v),  die  andere  durch  das  Vermögen 
der  Überlegung  (tö  /.oyioriy.öv)  geübt  wird,  in  zwei  Klassen  ein:  die  einen  sind 
die  besten  oder  löblichen  sietg  des  E7iiox7]f.wvix6v,  die  anderen  die  des  Xoyiony.ov 
{Eth.  Nie.  Z  2,  1139  a  6  ff.).  Das  Werk  der  wissenschaftlichen  Betrachtiing  ist 
die  Wahrheit  als  solche,  das  Werk  der  auf  das  Handeln  oder  auf  das  künst- 
lerische Bilden  gerichteten  diäroia  die  mit  der  richtigen  Ausführung  homologe 
Wahrheit,  s.  oben  S.  387.  Die  besten  s^sig  oder  Tugenden  eines  jeden  Ver- 
mögens sind  daher  diejenigen,  durch  welche  zumeist  die  Wahrheit  erfaßt  wird. 
Diese  sind : 

A.  In  bezug  auf  das,  was  sich  anders  verhalten  kann:  riyj'V  "'^d 
(fQÖv}]oig,  jene  auf  das  noisTv,  diese  auf  das  .trotte tr  gerichtet.  Das,  ^qütxfiv 
(Handeln)  hat  seinen  Zweck  in  sich,  das  ttoieTv  (Bilden,  Gestalten)  aber  geht  auf 
ein  von  der  iveoysta  selbst  verschiedenes  r'oyov,  welches  das  Objekt  der  Tätigkeit 
ist:  Eth.  Nie.  A  1,  1094  a  3  ff.:  öiaf/ooä  de  iig  (fuivEim  xmv  z£?.ojv  tu  /usv  yäo 
siotv  h'soysiai,  rä  ös  nao  avzäg  sqya  rivd.  Ebd.  Z  5,  1140b  6  f.:  rfjg  /Ltkv  yao 
jvoirjöECüg  Exeoov  i6  xeJ.og,  xrjg  ös  ^ngd^ecog  ovx  ar  e'üy  f'axi  yäg  avxi]  t)  Ev:TQa^ta 
ze/.og.  Eben  darum  haben  die  von  den  Künsten  hervorgebrachten  Werke  ihren 
Wert  in  sich,  die  Werke  der  Tugend  aber  in  der  Gesinnung.  Die  xe/vi]  ist  Ei;ig 
ftexä  Xöyov  d?.}]&ovg  7Xoii]xty.iq  (Z  4,  1140  a  10),  die  qpQovtjoig  aber  s^ig  äXtj^rjg  fisxd 
y.öyov  :roay.xiy.lj  jxsqI  xa  avOoMTiio  dyadd  yal  y.ay.ä  (Z  5,  1140  b  51),  in  ihr  bewährt 
sich  der  auf  das  Handeln  gerichtete  oodog  löyog  (Z  13,  1144  b  23  ff.);  die  eigent- 
liche Aufgabe  des  Buches  Z  der  Nikomachischen  Ethik,  in  welchem  über  die 
dianoetischen  Tugenden  gehandelt  wird,  ist  es,  zu  bestimmen,  xlg  x' eöxIv  6  dgßög 
/.öyog  y.ul  xovxov  xlg  OQog  (Z  1,  1138  b  34). 

B.  In  bezug  auf  das,  was  keine  Veränderung  durch  uns  zuläßt: 
E:r ioxTi)f^it]  und  rovg,  dieser  auf  die  Prinzipien,  jene  auf  das  aus  den  Prinzipien 
Erweisbare  gerichtet.  Die  l7noxi]in]  ist  'iiig  dTiobtiy.xryJ]  (Z  3,  1139  b  31  f.),  der 
vovg  geht  auf  die  doy}]  oder  die  doyal  xov  eniaxrjxov  (Z  6).  Die  erstere  würde 
also  das  deduktive  Verfahren  besonders  im  Auge  haben,  der  letztere  hätte  es 
wenigstens  zum  Teil  mit  dem  induktiven  zu  tun,  um  die  Prinzipien  zu  gewinnen 
{Anknüpfungspunkt  bei  Piaton  oben  S.  287). 

Bei  den  dianoetischen  Tugenden  kommt  ferner  noch  der  Begriff  der  oorfia 
in  Betracht.  Sie  ist  lixioxrifii]  y.al  vovg  xwv  xi/nojxdxcor  xf]  qpvasi,  faßt  also  die 
Tätigkeit    dieser    beiden    dianoetischen   Tugenden    in   bezug    auf   das    von    Natur 


§  öl.     Die  aristotelische  Ethik.  411 

Würdigste  zusaimnen  [E  7,  1141a  19  ff.).  Der  Weise  ist  an  sich  weise,  nicht  in 
irgend  einem  Teile  des  Wissensgebietes  (ö/.ojg,  or  y.ain  /doo;,  or6'  äX'/.o  n  oocpög, 
1141  a  13  f.).  Deshalb  muß  das  Objekt  der  Weisheit,  dieses  Würdigste,  allge- 
meiner Natur  sein  und  von  allen  übrigen  Wissenschaften  vorausgesetzt  werden. 
Vergleichen  wir  die  Metaphysik  damit,  so  muß  dies  das  an  sich  Seiende  sein, 
und  so  ist  es  wohl  richtig  (nach  J.  Walter,  L.  v.  d.  prakt.  Vern.,  S.  335  ff.), 
unter  der  ao(fia  als  dianoetischer  Tugend  die  :rQon)}  oocfia,  d.  h.  die  Metaphysik 
oder  Theologie,  zu  verstehen.  Aristoteles  stellt  den  von  ihm  mit  dem  Worte 
oo(pia  verbundenen  Sinn  dem  allgemeinen  Sprachgebrauche  gegenüber,  der  mit 
coq^ö?  den  auf  irgendwelchem  Gebiete  der  Kunst  hervorragend  Tüchtigen  be- 
zeichnet {^etdi'ag  f.i&ovgyög  oof/6;  y.ai  IIolvy.lEixog  ärÖQiartonoiö?,  1141a  10  f.; 
s.  auch  oben  S.  1  f.). 

Zur  cpQÖvr}Gic  gehören  die  svßovÄla,  welche  zu  dem  durch  die  c^o6vy,aig 
bestimmten  Ziele  die  richtigen  Mittel  findet  (Z  10),  und  die  ovvsoic,  deren 
Wesen  in  dem  richtigen  Urteil  über  dasjenige  liegt,  worüber  die  qo6r>]r,i;  die 
praktischen  Vorschriften  erteilt:  die  avreoi;  ist  y.oLxix)],  die  <fo6v7]oig  errtray.Tiy./j; 
die  richtige  xoiat?  ist  die  Funktion  des  gvyrcoftcüv  oder  die  yvonnj  (Z  11). 

Die  syy.gäxFia  (von  der  in  Buch // der  Xikomachischen  Ethik  gehandelt  wird) 
ist  die  sittliche  Stärke  oder  Selbstbeherrschung;  wo  sie  fehlt,  findet  zwischen 
Einsicht  und  Handeln  jene  Diskrepanz  statt,  welche  unmöglich  sein  würde,  wenn 
(wie  Sokrates  annahm)  das  Wissen  eine  absolute  Macht  über  den  Willen  besäße 
{H  3,  1145  b  25  ff.,  vgl.  oben  S.  156).  Die  Selbstbeherrschung  findet  statt  in 
bezug  auf  Lust  und  Schmerz,  in  dem  letzteren  Betracht  ist  sie  die  y.aQzsoia  (Eth. 
magn.  B  6,  1202  b  31  f.,  vgl.  Eth.  Nie.  H  8,  1150  a  32  ff.). 

Das  theoretische  Leben  gewährt  aus  den  verschiedensten  Gründen  die 
größte  Glückseligkeit,  namentUch  weil  bei  ihm  das  dem  Älenschen  Eigentümliche 
und  das  Höchste  in  ihm,  der  vovg,  sich  am  meisten  betätigt.  Diese  geistige 
Tätigkeit  ist  auch  die  stetigste  (oweysoiärrj)  und  gewährt  zugleich  die  höchste 
Lust  (vgl.  Piaton  oben  S.  292).  Sie  bedarf  nicht  wie  die  übrigen  tugendhaften 
Tätigkeiten  des  für  das  Leben  und  für  ihre  Ausübung  Notwendigen,  da  der 
Weise  sich  selbst  genug  ist,  um  so  mehr,  je  weiser  er  ist,  und  sich  für  sich  allein 
der  Theorie  widmen  kann,  wiewohl  es  besser  ist,  Mitarbeiter  zu  haben.  Diese 
Tätigkeit  des  rovg  wird  auch  um  ihrer  selbst  willen  geschätzt;  während  die 
anderen  Tätigkeiten  nach  einem  Ziele  streben  und  der  Muße  entbehren,  findet 
diese  in  der  Freiheit  von  Geschäften,  die  nur  um  der  Muße  willen  getrieben 
werden,  ihre  Vollendung.  Ein  solches  Leben  ist,  da  der  vovg  ein  Göttliches  in 
Beziehung  auf  den  Menschen  ist,  selbst  ein  göttliches,  verglichen  mit  dem  ge- 
wr»hnlichen  menschlichen  Leben.  Der  Mensch  darf  nicht  nur  auf  MenschUches 
sinnen,  obgleich  er  Mensch  ist,  und  nicht  nur  auf  Sterbliches,  obwohl  er  sterblich 
ist,  sondern,  soweit  es  möglich  ist,  auf  Unsterbliches,  und  muß  alles  tun,  um  nach 
dem  Höchsten  in  ihm  zu  leben  (Eth.  Nie.  Kl,  1177  a  16 ff.  23  ff .  [vgl.  1178a  5  ff.]: 
ij  rovrov  [rov  vov)  sreoyeia  yarä  ryi-  oiy.Eiar  dosTtp'  eh]  är  t)  xe.Xsia  evöaiiioria.  öxi 
8'  eoxi  &scoorjrixij  eiQrjxai.  .  .  .  rjöiaxy]  de.  rätv  xax  dgexr/v  h'Eoysicör  t)  y.axä  xl]v 
aoqpiav  o/^oXoyovfisvojg  iaxiv  8oxeT  yovv  1^  <pdooo(pia  ^avftaoxäg  ■^doräg  e/eiv  xa&a- 
QioxrjTi  xal  reo  ßeßat'qj.  .  .  .  ro  yäo  oixsTor  ixäaxco  ri]  qpvaei  xQäxioror  xai  ijSioxov 
eoxir  iydaxfp.  y.ai  tm  drügcörro)  8ij  6  y.axä  xov  vovv  ßiog,  El'rreo  xovxo  fiäXiaxa  nvdooi- 
~og.  ovTog  äga  y.al  EvöaifioreoTarog). 

Die  Freundschaft  (cfdlu)  ist  eine  dreifache,  je  nachdem  sie  auf  das  fjdv, 
yqrjaiiiov  oder  dyaßöv  sich  gründet.  Die  letzte  ist  die  edelste  und  beständigste. 
Die  Liebe  zur  Wahrheit  steht  der  zur  Person  des  Freundes  noch  voran  (Eth.  N. 
A  4,  1096a  16  f.;  vgl.  Plat.  Politeia  595  b  c).     Die  Abhandlung  über  die  Freund- 


412  J<  52.    Die  aristotelische  Politik. 

Schaft  in  den  beiden  Büchern  (-J  und  /  der  NLkom achischen  Ethik  gehört  zu  dem 
Besten,  was  darüber  geschrieben  worden  ist.  Eine  treffliche  Auseinandersetzung, 
ob  der  Gute  selbstliebend  sein  dürfe  oder  nicht,  findet  sich  /  8,  deren  Ergebnis 
ist,  daß  er  allerdings  selbstliebend  sein  müsse,  nur  nicht  wie  die  Menge.  Mit 
Recht  würden  die  getadelt  wegen  ihrer  Selbstliebe,  die  sich  selbst  am  meisten 
Geld,  Ehren  und  sinnliche  Lust  zuteilten.  Wenn  dagegen  jemand  sieh  das  Schöne 
zueigne,  würde  man  ihn  deshalb  nicht  tadeln,  und  doch  müßte  ein  solcher  noch 
mehr  selbstliebend  erscheinen,  da  er  ja  das  Schönste  und  Beste  für  sich  in  An- 
spruch nehme.  In  diesem  Sinne  muß  also  der  Gute  selbstliebend  sein,  und  kann 
es  der  Böse  nicht  sein.  Auch  wird  der  Gute  vieles  für  die  Freunde  und  das 
Vaterland  tun,  sogar  sein  Leben  opfern ;  das,  wormn  man  in  der  Regel  streitet, 
Schätze  und  Ehren,  wird  er  daran  geben  und  für  sich  selbt  das  Schöne,  das  in 
dieser  Hingabe  liegt,  wählen.  Sogar  gewisse  verdienstliche  Handlungen  wird  er 
dem  Freunde  zu  tun  überlassen,  da  es  schöner  sein  kann,  einen  Freund  zu  einer 
guten  Handlung  zu  vermögen,  als  diese  Handlung  selbst  zu  tun  (1169a  32  ff.). 
Im  übrigen  vgl.  über  die  Selbstliebe  1169  a  11  ff.:  üoze  z6v  ^lev  ayador  deJ  (fiXavrov 
slvar  y.ai  yag  avTog  dvi'jaszai  rä  y.a/.ä  :TO(i.TXtov  y.al  Tovg  ä/.Äovg  (ocfEh'joer  lov  6k 
fioy^drjQov  ov  bei'   ß'/.mpEi  yäo    xal  eavzdv  y.ul  zovg   .-rf/ac    (puv/.nig   :rfiDFatr   Fjiö/isvog. 

s^  52.  Die  aristotelische  Politik.  Der  Mensch 
bedarf  des  Menschen  zur  Erreichung  der  praktischen 
Lebensziele.  Nur  im  Staate  ist  die  sittliche  Aufgabe  lösbar. 
Der  Mensch  ist  von  Natur  ein  politisches  Wesen.  Der 
Staat  ist  entstanden  um  des  Lebens  willen,  soll  aber  bestehen 
um  des  sittlich  guten  Lebens  willen ;  seine  Hauptaufgabe 
ist  die  Bildung  der  Jugend  und  der  Bürger  zu  sittlicher 
Tüchtigkeit.  Der  Staat  ist  früher  als  der  Einzelne  in  dem 
Sinne,  wie  überhaupt  das  Ganze  früher  ist  als  der  Teil,  der 
Zweck  früher  als  das  Mittel.  Er  ruht  auf  der  Familiengemein- 
schaft. Die  E]intracht  der  Bürger  soll  sich  auf  die  Gesinnung 
gründen,  nicht  auf  eine  künstliche  Aufhebung  der  individuellen 
Interessen,  wie  sie  Piaton  in  seiner  Politeia  verlangt  hatte.  In 
Aristoteles'  Idealstaat,  dem  die  BB.  HQ  seiner  Pohtika  ge- 
widmet sind,  regiert  eine  zugleich  mit  der  höchsten  bürger- 
lichen und  höchsten  allgemeinen  Mannestüchtigkeit  ausge- 
stattete (iesamtheit,  die  durch  eine  bis  ins  Einzelne  geregelte 
Erziehung  herangebildet  wird.  Im  übrigen  sind  Königtum, 
Aristokratie  und  Politie  (eine  Mischung  von  Oligarchie  und 
Demokratie)  unter  den  entsprechenden  Verhältnissen  gute  Ver- 
fassungen; Tyrannis,  Oligarchie  und  Demokratie  sind 
Entartungen,  und  zwar  ist  die  Tyrannis  als  die  Entartung  der 
trefflichsten  Form  die  schlimmste.  Das  unterscheidende  Merkmal 
der  guten  und  schlimmen  Staatsformen  (Entartungen)  liegt  in 
dem  Zweck,  den  die  Herrschenden  verfolgen,  der  entweder  das 
Gemeinwohl  oder  ihr  Privatinteresse  ist. 


§  52.     Die  aristotelische  Politik.  413 

Während  die  Oligarchie  einseitig  das  Vermögen,  die  Demo- 
kratie die  Freiheit  betont  und  beide  durch  diese  Einseitigkeit 
ihren  dauernden  Bestand  gefährden,  soll  der  Gesetzgeber 
oligarchische,  demokratische  (und  aristokratische) 
Einrichtungen  mischen  und  durch  diese  temperierende  Ver- 
einigung die  Haltbarkeit  der  Staatsform  erstreben. 

Der  Pohtik  untergeordnet  ist  die  Rhetorik,  die  den  ^\'ahr- 
scheinlichkeitsbeweis,  nicht  den  streng  wissenschaftUchen,  und 
die  übrigen  Hilfsmittel  des  Redners  behandelt. 

Quelle  für  die  aristotelische  Politik  sind  die  Politika.  Scholien  dazu  (aus 
einem  Kommentar  des  Michael  von  Ephesos)  in  der  Ausgabe  Immischs  tS.  295  ff. 
Unsere  Kenntnis  der  aristotelischen  Rlietorik  beruht  auf  seiner  'Ptjtooixrj,  zu  der 
Kommentare  eines  Anonymus  und  eines  Stephanos  (nicht  des  in  §  84  zu  nennen- 
den Alexandriners)  sowie  ein  Kommentar-  und  ein  Paraphrasen fragment  in  der 
Akademischen  Sammlung  (XXI  2)  enthalten  sind. 

Wir  erkannten  schon  bei  Piaton  in  seinen  politischen  Dialogen  eine  wachsende 
Berücksichtigung  der  geschichtlich  in  Erscheinung  getretenen  Staaten  im  Gegensätze 
zu  dem  in  der  Politeia  aufgestellten  Yerfassungsideal  (s.  o.  S.  3(X).  314.  333.  3öO). 
Aristoteles  mußte  nach  den  metaphysischen  Voraussetzungen  seines  Systems  und 
der  ganzen  Methode  seines  Philosophieren s  auf  diesem  Wege  noch  viel  weiter 
gehen.  Mit  der  Preisgebung  der  Transzendenz  der  Idee  und  mit  der  Aufhebung 
des  schi'offen  Gegensatzes  zwischen  Ideen-  und  Erscheinungswelt  gewannen  die 
Staaten  der  geschichtlichen  Wirklichkeit  eine  erhöhte  Bedeutung,  und  der  auf 
empirische  Forschung  gerichtete  Sinn  des  Philosophen  erblickte  wie  im  Xatur-  so 
auch  im  staatlichen  Leben  seine  vornehmste  Aufgabe  in  der  Feststellung  der 
Tatsachen  und  in  der  Aufdeckung  der  das  tatsächliche  Geschehen  beherrschenden 
Gesetze,  wobei  auch  die  praktische  Verwendbarkeit  des  Gefundenen  ein  nicht 
außer  acht  gelassener  Gesichtspunkt  ist.  Als  Grundlage  für  eine  solche  Natur- 
geschichte des  Staates  stand  Aristoteles  neben  seinen  allgemeinen  geschichtlichen 
Kenntnissen  ein  gewaltiges  besonderes  Material  zur  Verfügung  in  der  von  ihm 
und  seinen  Schulgenossen  angelegten  Sammlung  von  158  geschichtlich  bestehenden 
Staatsverfassungen  [Uo/ursTai)  und  anderen  Sammlungen  verwandter  Art  (Xöuc/w. 
ßuoßaoiHÜ,  Aiy.aidiuara  xwv  Tio'/.eoyv).  So  ist  er  imstande,  für  seine  Sätze  jeweilen 
Belege  aus  der  Geschichte  der  Staaten  zu  bringen  und  seine  Behauptung  von  den 
notwendigen  Wirkungen  dieser  oder  jener  staatlichen  Einrichtung  mit  dem  Hin- 
weise auf  geschichtliche  Verläufe  zu  begründen.  Auf  diesen  Charakter  seiner 
Staatsphilosophie  ist  es  zurückzuführen,  daß  Aristoteles  auf  dem  Gebiete  politischer 
Theorie  das  Denken  der  Neuzeit  in  außerordentlich  nachhaltiger  und  tiefgreifender 
Weise  beeinflußt  hat.  Er  tadelt  es  an  seineu  Vorgängern,  daß  sie  sich  zu  aus- 
schließlich mit  der  Konstruktion  einer  Idealverfassung,  die  doch  nur  unter  günstigen 
äußeren  Bedingungen  zu  verwirklichen  ist,  beschäftigten,  oder,  wenn  sie  eine 
leichter  erreichbare  Verfassimg,  wie  z.  B.  die  lakonische,  anpriesen,  ohne  weiteres 
mit  allen  bestehenden  Verfassungen  zugunsten  dieser  einen  tabula  rasa  machten. 
Im  Gegensatze  dazu  stellt  er  dem  Staatstheoretiker  die  Aufgabe,  die  beste  Staats- 
form in  vierfachem  Sinne  zu  suchen:  Ij  die  absolut  beste  Verfassung  (Ideal- 
verfassung), d.  i.  die  bei  Abwesenheit  äußerer  Hindernisse  wünschbarste,  Polit. 
A  1,  1288  b  22  ff. :  xijV  doiartjv  deoQijoac  tt;  sari  y.al  noia  zig  av  ovoa  uü'f.ior  eh] 
y.ai    Ev/rjv  urjöevo;  Ei.i:Tobi'Qovrog  twv  sy.zög ;  2)  die  relativ  beste,  d.  i.  diejenige, 


4X4  §  52.     Die  aristotelische  Politik. 

die  jeweilen  unter  Berücksichtigung  der  den  Staat  bildenden  Personen  und  der 
obwaltenden  Umstände  den  Vorzug  verdient,  a.  a.  O.  Z.  24  ff. :  ilg  rlo  i  v  ägf^iönovoa' 
TioXXoTg  yag  Trjg  agioTi]?  iv^^it^'  l'oMg  ddvvarov,  wgte  xrjv  y.Qaziazrjv  re  a.-rAcD?  (d.  h.  die 
absolut  beste  [unter  1])  xal  xrjv  ex  xwv  vjioHEifiivcov  dgiari^v  ov  Öec  kEÄTjßivai 
zov  vo^ioOfDjv  y.cu  tov  o>;  d/.ijdwg  :io/.itix6v;  3)  die  beste  Einrichtung  einer 
ihrem  (Irundcharakter  nach  gegebenen  Verfassung,  a.  a.  O.  Z.  27  ff.:  hi  ös 
TQtrt]v  Ttjv  E^  vsiodEOECog.  8eT  yäg  xal  xijv  Öod sToav  dvvaoßai  OecoqeIv  i^  OiQx^g 
TE  Jicög  äv  yivoixo  y.al  yEvouh't]  xira  xqöjzov  av  acöCoizo  jiXeToxov  yQÖvov;  4)  die 
durchschnittlich  beste  Verfassung,  d.  h.  die  für  alle  Staaten  am  ehesten 
passende,  a.  a.  O.  Z.  33  f.:  Tiagd  ctürxa  dk  xavxa  xrjv  (.lä'/.ioxa  näoatg  xaXg  tiÖ'/.eoiv 
aQfioxxovoav  8eT  yvcoQiQEiv. 

Mit  diesen  Aufgaben  befassen  sich  die  Untersuchungen,  deren  Zusammen- 
stellung uns  jetzt  als  Lehrschrift  unter  dem  Titel  üohxiy.ä  vorliegt.  Über  ihre 
Entstehung  ist  oben  S.  383  gehandelt.  Daß  wir  es  nicht  mit  einem  einheit- 
hchen  Werke  zu  tun  haben,  zeigt  sich  besonders  deutlich  in  gewissen  Wider- 
sprüchen und  Unebenheiten  in  der  Klassifizierung  der  Verfassungen.  Es  wäre 
ein  vergebliches  Unternehmen,  aus  den  Politika  ein  durchaus  konsequentes 
staatswissenschaftliches  System  herstellen  zu  wollen.  Doch  lassen  sich  ihnen  zu- 
sammenhängende Grundanschauungen  entnehmen,  die  im  Folgenden  wieder- 
gegeben werden  sollen.  Die  Schrift  beginnt  mit  der  Erörterung  der  Grundfragen 
nach  Zweck,  Wesen  und  Notwendigkeit  des  Staates  und  nach  seinem  Verhältnis 
zu  Haus-  und  Dorfgemeinschaft.  Wie  jede  Gemeinschaft  um  eines  Guten  willen 
besteht,  so  der  Staat  als  höchste  Gemeinschaft  um  des  höchsten  Guten  willen. 
Sein  Zweck  liegt  im  ev  'Qw,  das  mit  der  Evbuiuovia  zusammenfällt,  die  ihrerseits 
wieder  nach  aristotelischer  Lehre  in  der  ungehemmten  Betätigung  der  Tugend 
besteht.  Insofern  der  Staat  zu  einer  solchen  (allseitigen  und  vollendeten)  Be- 
tätigung allein  die  Möglichkeit  bietet,  unterscheidet  er  sich  nicht  nur,  wie  andere 
annehmen,  quantitativ,  sondern  auch  qualitativ  und  prinzipiell  von  den  niederen 
Gemeinschaften  des  Hauses  und  des  Dorfes,  aus  denen  er  hervorgewachsen  ist. 
Wie  diese  so  ist  auch  der  Staat  von  Xatur,  und  der  Mensch  ist  ein  von  Natur 
zum  staatlichen  Leben  bestimmtes  Wesen  [Ä  2,  1253  a  1  ff. :  ix  xovtoji-  ovv  fpavEQov 
oxi  rcüv  (fvoEi  rj  jiö'/ug  toxi  xal  oxi  ärdgconog  (pvoEi  jioXix ixov  ^wov),  wie  sich 
schon  daraus  ergibt,  daß  er  allein  unter  allen  Lebewesen  in  der  Sprache  das 
Mittel  besitzt,  das  Nützliche  und  Schädliche  und  damit  auch  das  Gerechte  und 
Ungerechte  zu  kennzeichnen;  die  Empfindung  für  gut  und  schlecht,  gerecht  und 
ungerecht  usw.  ist  spezifisch  menschlich,  und  die  Gemeinschaft  darin  ruft  Haus 
und  Staat  ins  Leben  {A  2,  1253  a  9  ff.). 

Die  Zurückführung  des  Staates  auf  seine  Elemente  bringt  es  mit  sich,  daß 
zunächst  (in  Buch  A)  der  Hausgemeinschaft  eine  Betrachtung  zu  widmen 
ist.  Die  hier  zu  behandelnden  Probleme  sind:  das  Verhältnis  des  Herrn  zum 
Sklaven,  des  Ehemanns  zur  Ehefrau,  des  Vaters  zu  den  Kindern,  endlich  die 
Fragen  des  Besitzes  und  Erwerbes  {8so:ioxixri,  yaiiix-i],  naxqixi'],  loi^iaxioxix'yi). 
Die  nähere  Untersuchung  des  Verhältnisses  zwischen,  den  Ehegatten  und  des- 
jenigen zwischen  Vater  und  Kindern  wird  aber  verschoben  und  liegt  in  den  in 
unseren  Händen  befindlichen  Politika  nicht  vor.  Auf  die  Besprechung  des 
Hauswesens  folgt  die  des  Staates.  Buch  B  enthält  eme  kritische  Be- 
trachtung der  bis  dahin  aufgestellten  Verfassungsideale  —  insbe- 
sondere auch  der  in  der  platonischen  Politeia  und  den  Nomoi  gegebenen  Ent- 
würfe —  und  einiger  xinter  den  bestehenden  Verfassungen.  Buch  F  beginnt  den 
dogmatischen  Teil  der  aristotelischen  Politik.  Den  Anfang  macht  die  Er- 
örterung  einiger  Gnmdfragen,  in  erster  Linie  derjenigen   nach   dem  Begriffe 


§  52.     Die  aristotelische  Politik.  415 

des  Bürgers  und  nach  dem  des  Staates.  Charakteristisch  für  das  Bürger- 
tum ist  eine  Teilnahme  an  der  aqxVj  ä,m  Staatsregiment.  Bürger  ist  ch  i^ovai'a 
y.oivcovETv  aQx>i?  ßov^.FVTifiijg  xal  ygiTtxijg.  Das  Eecht  zur  Teilnahme  an  Volks- 
versammlung und  Volksgericht  bildet  das  Mindestmaß  von  Rechten,  die  zur 
Bürgerqualität  notwendig  sind  (vgl.  Fiat.  Xomoi  768  b,  oben  S.  329).  Der  Staat 
ist  eine  Vereinigung  solcher  Bürger  zum  Zwecke  des  ev  C^v,  des  sittlich  guten 
Lebens,  er  ist  eine  Gemeinschaft  fco?)?  Ts/.eiag  y.al  aviäoy.ovg.  Die  Verfassungen 
teilt  Aristoteles  in  zwei  Hauptgruppen.  Unterscheidendes  Merkmal  ist  der  Zweck, 
zu  welchem  regiert  wird.  Unter  den  Regierungsarten  stehen  bezüglich  des 
Zwecks  einander  diametral  entgegen  das  Regiment  eines  Herrn  über  Sklaven 
und  das  Regiment,  das  im  (normal  verwalteten)  Staate  die  Regierenden  über  die 
Regierten  führen.  Das  erstere  Regiment,  das  des  ösa.-ioT»/?,  hat  den  Vorteil  des 
Regierenden  zum  Ziele,  das  zweite  den  der  Regierten.  Je  nachdem  nun  dieser 
Unterschied  gewahrt  oder  das  politische  Regiment  mit  dem  despotischen  ver- 
tauscht wird,  ist  die  Verfassung  eine  richtige  {oQ&ij  nolixsia)  oder  eine  verfehlte 
(Entartung,  :jaQiy.ßaaig).  So  scheiden  sich  die  Verfassungen  in  zwei  Gruppen 
nach  der  Richtung  der  Herrscher  auf  das  xoivov  oimcfigov  oder  das  l'öiov.  Zu 
diesem  Einteilungskriterium  gesellt  sich  als  ein  weiteres  die  Zahl  der  Regierenden. 
So  ergibt  sich  der  Satz  Polit. /^  7,  1279a  28 ff.:  oxav  /nkv  6  elg  ij  oi  dliyoi  t)  ol 
jiokkoi  TtQog  rö  koivov  ov[A.(psQov  äg/joai,  xavxag  fiev  oQdag  avayxaTov  eivai  xag 
TiohxEiag,  xag  8s  ttoo?  rö  i'öiov  ))  xov  srog  i)  xü)v  okiycov  i)  xov  .tA»)i^oü? 
jiaQey.ßdoetg.  Die  Namen  der  darnach  zu  unterscheidenden  sechs  Staatsformen 
sind :  ßaoüela,  aQioroxoaxia,  rrolixsia,  xvQavvig,  okiyaQ'/Ja,  Stjfioxocnt'a.  Die  ersten: 
drei  sind  die  ogdai,  die  letzten  drei  die  i'j/naQxijfierai  oder  Tcagsaßäaetg.  Aber  auch 
damit  ist  die  Reihe  der  Kriterien  nicht  erschöpft.  Wie  in  Piatons  Politikos 
(s.  o.  S.  312.  314)  erscheint  auch  hier  wieder  die  Scheidung  nach  Reichtum  und 
Armut:  in  der  Oligarchie  führen  die  Vermögenden,  in  der  Demokratie  die 
Armen  das  Regiment.  Dieser  Unterschied  ist  der  eigentlich  maßgebende,  aber 
der  der  Zahl  wird  sich  naturgemäß  damit  decken,  da  die  Vermögenden  gering 
an  Zahl  sind  und  die  Armen  die  große  Masse  bilden  (F  8,  1279  b  17  ff.).  Neben, 
dem  Vermögen  gibt  es  noch  zwei  qualitative  Momente,  die  für  Ansprüche  auf 
Herrschaft  im  Staate  geltend  gemacht  werden:  Freiheit,  die  alle  Bürger  (im 
Gegensatze  zu  den  Sklaven)  besitzen,  und  Tüchtigkeit;  der  Adel,  der  als- 
viertes  aufgeführt  zu  werden  pflegt,  ist  vererbte  Tüchtigkeit  und  vererbter 
Reichtum,  kommt  also  nicht  als  besonderes  Moment  in  Betracht  {A  8,  1294a  9  ff.). 
Die  einseitige  Betonung  des  Vermögens  führt  zur  Oligarchie,  die  einseitige  Be- 
tonung der  Freiheit,  hinsichtlich  deren  aUe  Bürger  gleich  sind,  zur  Demokratie. 
Daß  beide  Verfassungen  verfehlt  sind,  ergibt  sich  eben  aus  der  auf  Eigenliebe 
beruhenden  Einseitigkeit,  mit  der  ein  Anspruchsgrund  geltend  gemacht,  der 
andere  aber  unberücksichtigt  gelassen  wird.  Die  an  Freiheit  Gleichen  übersehen,^ 
daß  sie  in  anderen  Punkten  ungleich  smd,  die  an  Vermögen  Ungleichen  glauben 
überhaupt  ungleich  zu  sein  (ihre  finanzielle  Überlegenheit  dünkt  ihnen  eine 
Überlegenheit  schlechthin)  und  vergessen,  daß  sie  in  anderen  Punkten  ihren  Mit- 
bürgern gleich  sind  {F  9,  1280  a  7  ff.).  Der  oligarchische  Standpunkt  hätte  nur 
dann  Berechtigung,  wenn  der  Staat  eine  Erwerbsgesellschaft  wäre,  zu  deren  Er- 
folge die  Einzelnen  je  nach  den  beigesteuerten  Summen  beitrügen.  Tatsächlich 
ist  der  Staat  eine  Gemeinschaft  zum  Zwecke  des  sittlich  guten  Lebens  und 
Handelns  [F  9,  1280  b  39  ff.).  Nach  dem  Maße,  in  welchem  die  Einzelnen  zu 
dieser  Gemeinschaft  und  zur  Erreichung  ihres  Zweckes  beitragen,  richtet  sich  ihr 
Anteil  und  Anrecht  am  Staate  {F  9,  1280  a  25  ff.  b  39  ff.).  Darnach  ließe  sich 
erwarten,    daß  die   Tüchtigkeit  der  allein   maßgebende  Gesichtspunkt  für  die  Zu- 


41B  §  ;'>2.     Die  aristotelische  Politik. 

teilung  büij;;erli(her  Rechte  und  die  Aristokratie  (im  etymologischen  Sinne: 
die  Herrschaft  der  Besten)  die  einzuführende  Verfassung  sei.  Aber  auch  die 
Tüchtigkeit  soll  nicht  ausschließlich  zur  Geltung  kommen  und  zur  Ent- 
rechtung der  minder  Tüchtigen  führen.  Abgesehen  von  der  Gefahr,  die 
sich  aus  der  Unzufriedenheit  der  entrechteten  Masse  für  die  Sicherheit  des 
Staates  ergibt  (F  11,  1281b  29  f.),  verlangt  auch  das  Prinzip  des  Tüchtig- 
keitsregimentes selbst  keine  solche  Beschränkung.  Denn  die  vereinigte 
Tüchtigkeit  der  vielen  minder  Tüchtigen  vermag  die  Tüchtigkeit  weniger 
hervorragend  Tüchtiger  zu  übertreffen  (/'  11,  1281a  42  ff.;  13,  1283a  41  f., 
b  30  ff.).  Freilich  wird  das  nicht  immer  der  Fall  sein.  Wo  die  Tüchtigkeit 
eines  Einzelnen  oder  einer  kleinen  Anzahl  von  .Staatsbürgern  die  summierte 
Tüchtigkeit  aller  anderen  überragt,  da  ist  die  unbeschränkte  Herrschaft 
<iieses  einen  oder  dieser  wenigen  geboten.  Sie  sind  keinem  Gesetze  zu 
unterstellen,  denn  sie  selbst  sind  Gesetz  (/'  13,  1284  a  3  ff.,  b28ff,;  vgl.  Plat. 
Politikos,  oben  S.  312).  Ist  ein  Einzelner  Träger  einer  solchen  Tüchtigkeit,  so 
ist  das  Königtum  am  Platze,  dem  Aristoteles  /'  14—17  eine  eingehende  ge- 
schichtliche und  dogmatische  Erörterung  widmet.  Selbstverständlich  bleibt  ein 
solcher  Fall  im  wesentlichen  Hypothese  und  wird  sich  in  Wirklichkeit  nur  aus- 
nahmsweise ereignen.  Von  den  geschichtlich  gegebenen  Arten  des  Königtums 
läßt  nur  das  absolute  oder  Vollkönigtura  (/;  jTu/ißaoiX>;ia)  dön  Charakter  dieser 
Staatsform  rein  hervortreten  (/'  10,  1287  a  1  ff.).  Ihr  gegenüber  zieht  Aristoteles, 
abgesehen  von  dem  Falle  der  allüberragenden  Tüchtigkeit  eines  Einzelnen,  mit 
anderen  Staats theoretikern  die  Herrschaft  des  Gesetzes  und  einer  Mehrheit  von 
Bürgern  vor  (/'  15,  1286a  17  ff.;  16,  1287  a  10  ff.  28  ff.). 

Die  bisher  besprochenen  Verfassungen  beruhten  je  auf  der  ausschließ- 
lichen Geltung  eines  der  drei  Anspruchsgründe:  Freiheit,  Vermögen  und 
Tüchtigkeit.  Es  kann  aber  auch  zwischen  diesen  drei  Anspruchsgründen  oder 
zweien  unter  ihnen  ein  Kompromiß  vollzogen  und  die  entsprechenden  Ver- 
fassungen zu  einer  Misch  Verfassung  vereinigt  werden.  Sind  an  diesem  Kom- 
promiß Freiheit,  Vermögen  und  Tüchtigkeit  oder  nur  Freiheit  und  Tüchtigkeit 
beteiligt,  mischen  sich  also  Demokratie,  Oligarchie  und  Aristokratie  (im  etymo- 
logischen Sinne)  oder  Demokratie  und  Aristokratie,  so  ergibt  sich  eine  Aristo- 
kratie (im  geläufigen  Sinne  des  Wortes);  beteiligen  sich  Freiheit  und  Ver- 
mögen, mischen  sich  also  Demokratie  und  Oligarchie,  so  ergibt  sich  die 
Verfassung,  auf  welche  die  allgemeine  Bezeichnung  für  Staatsform  [nolixem) 
insonderheit  angewendet  wird,  die  Politie  (/l  7,  1293b  14  ff.,  8,  1293b  33  f.; 
vgl.  E  7,  13U7a  8  ff.).  Wenn  sich  die  Politie  durch  starke  Betonung  des  Ver- 
mögens der  Oligarchie  zuneigt,  so  gilt  auch  diese  Verfassung  nach  üblicher  Be- 
zeichnung für  eine  Art  der  Aristokratie  (.1  7,  1293  b  20  f.,  8,  1293  b  36;  El, 
1307  a  15  f.).  Auch  bei  der  Politie  aber  bleibt  das  Moment  der  Tüchtigkeit  nicht 
außer  Betracht,  und  zwar  handelt  es  sich  hier  um  die  Tüchtigkeit,  durch  die 
allein  eine  größere  Menge  sich  auszeichnen  kann,  die  kriegerische  (F  7, 
1279  a  39  ff.) :  in  der  Politie  haben  die  schwergerüsteten  Krieger  das  Regiment, 
Mas  wieder  zu  der  Mittelstellung  dieser  Verfassung  zwischen  Demokratie  und 
Oligarchie  stimmt,  denn  der  Besitz  der  schweren  Rüstung  und  die  Ausbildung 
in  ihrem  Gebrauche  setzt  ein  gewisses  Vermögen  voraus.  So  regiert  in  der 
Politie  zwar  (im  Unterschiede  von  der  Oligarchie)  eine  Menge,  aber  (im  Unter- 
schiede von  der  Demokratie)  doch  nicht  die  große  besitzlose  Masse  (/'  7, 
1279  b  2  ff.;  17,  1288a  12  f.). 

Daß  Demokratie  und  Oligarchie  egoistisch  und  daher  jraoExßrwEig  sind, 
wurde   schon    bemerkt.      Erst  recht   gilt  dies   natürlich  von  der  Tyrannis.    Aber 


§  52.     Die  aristotelische  Politik.  4jy 

auch  die  Kompromißverfassungen  entsprechen,  so  sehr  sie  unter  den  gegebenen 
Verhältnissen  praktisch  wertvoll  sind,  doch  nicht  dem  Ideal,  da  sich  in  ihnen 
die  für  die  politische  Ethik,  wie  für  die  des  Individuums  maßgebende  Tüchtig- 
keit mit  anderen  Anspruchsgründen  kreuzt,  Sie  nehmen  tatsächlich  eine  in  der 
Zweigruppenscheidung  (s.  oben  S.  415)  nicht  vorgesehene  Zwischenstellung 
zwischen  richtigen  (bezw.  vollkommenen)  und  verfehlten  Verfassungen  ein. 
Richtige  Verfassungen  sind  Königtum  und  Aristokratie  (im  etymologischen 
Sinne),  wo  sie  auf  allüberlegener  Tüchtigkeit  Eines  oder  Weniger  beruhen  (s.  o. 
S.  416).  Während  Aristoteles  diese  Verfassungen  nur  kurz  berücksichtigt, 
Avidmet  er  eine  ausführliche,  uns  in  den  BB.  H  f)  leider  nur  unabgeschlossen 
vorliegende  Darstellung  einem  Idealstaate,  den  er  in  prägnantem  Sinne  als 
Aristokratie  bezeichnet.  Charakteristisch  für  ihn  ist,  daß  bei  allen  seinen 
Angehörigen  bürgerliche  Tüchtigkeit  und  vollendete  allgemeine  Mannestüchtigkeit 
zusammenfallen,  während  in  allen  anderen  Staaten  der  Einzelne  ein  tüchtiger, 
für  seinen  Teil  nützlich  wirkender  Bürger  sein  kann,  ohne  jene  allgemeine 
Tüchtigkeit  zu  besitzen  {F  18,  1288a  38  f.;  A  7,  1293  b  5  ff.;  HU,  13.33a  11  f.; 
vgl.  r  4).  Diesem  idealen  Verhältnis  gemäß  sind  alle  Bürger  zum  Eegimente 
berufen.  Aber  nicht  alle  können  gleichzeitig  regieren.  Regierende  und  Regierte 
sind  notwendige  Bestandteile  der  Staatsgemeinde.  Die  Natur  hat  hier  selbst 
einen  Ausweg  gewiesen,  indem  sie  den  Menschen  verschiedene  Lebensalter  (mit 
entsprechender  verschiedener  Befähigung)  durchlaufen  läßt.  Den  Jüngeren 
kommt  es  zu,  zu  gehorchen,  den  Älteren,  zu  befehlen  {H  14,  1332  b  12  ff.  36  ff.). 
Dazu  fügt  es  sich,  daß  die  Jüngeren  durch  ihre  Kraft  zum  Kriegsdienste,  die 
Alteren  durch  ihre  Einsicht  zu  beratender  und  richterlicher  Tätigkeit  geeignet 
sind  [H  9,  1329  a  2  ff,).  Um  die  für  den  Idealstaat  verlangte  Tüchtigkeit  aller 
seiner  Glieder  zu  erreichen,  bedarf  es  einschneidender  Ajiordnungen  über  Erzeugung 
{H  IRj  und  Erziehung  (H  17,  6  1  f f,)  seiner  Bürger,  Neben  dem,  was  sich  durch 
gesetzgeberische  Bestimmungen  erreichen  läßt,  bestehen  aber  für  die  Existenz 
des  Idealstaates  Voraussetzungen,  deren  Erfüllung  sich  nicht  willkürlich  herbei- 
führen läßt,  sondern  nur  Gegenstand  des  Wunsches  sein  kann.  So  bedarf  er 
u.  a.  einer  bestimmten  natürlichen  Beschaffenheit  seiner  Bevölkerung.  Die 
Völker  der  kalten  Länder  des  nördlichen  Europas  sind  voll  Mut,  stehen  aber  an 
Verstand  und  Kunstfertigkeit  zurück.  Daher  wahren  sie  ihre  Freiheit,  sind  aber 
nicht  befähigt,  geordnete  Gemeinwesen  zu  bilden  und  über  Nachbarvölker  zu 
herrschen.  Umgekehrt  sind  die  Völker  Asiens  mit  Verstand  und  Kunstfertigkeit 
wohl  begabt,  ermangeln  aber  des  Mutes  und  leben  daher  in  Abhängigkeit  und 
Knechtschaft  dahin.  Nur  die  Griechen  vereinigen  die  Vorzüge  des  Intellektes 
und  des  Temperamentes.  Daher  leben  sie  frei  und  in  geordneten  Gemeinwesen 
und  sind,  ihren  Zusammenschluß  zu  einem  Staate  vorausgesetzt,  zur  Herrschaft 
über  alle  befähigt  \H  7,  1327b  19  ff,:  man  vergleiche  mit  dieser  ethnologischen 
Charakteristik  Plat,  Politeia  435  e  f.,  oben  S,  288  f.  290). 

Neben  der  natürlichen  Beanlagung  der  Bevölkerung  fallen  auch  die  Be- 
sonderheiten der  Grüße,  Beschaffenheit  und  Lage  des  Landes  und  der  Zahl 
seiner  Bürger  in  den  Bereich  des  für  den  Idealstaat  Wünschbaren,  während 
andererseits  die  Benutzung  und  Einrichtung  des  von  Natur  Gegebenen,  die  Ver- 
teilung des  Grund  und  Bodens,  die  Anlage  und  Befestigung  der  Stadt  Gegen- 
stand gesetzgeberischer  Bestimmungen  sind.  Alle  diese  Punkte  sind  im  B,  fT 
eingehend  behandelt. 

Mit  der  Zeichnung  des  Idealstaates  (der  absolut  besten  Verfassung) 
ist  die  erste  der  dem  Staatstheoretiker  gestellten  Aufgaben  (s.  oben  S.  4131)  gelöst. 
Es  bleiben   noch  die  drei  weiteren.      Für  die  Bestimmung  der  relativ  besten 

TTeberweg,   Gniiidriß  I.  27 


41S  §  52.     Die  aristotelische  Politik. 

Verfassung  gilt  der  Grundsatz:  die  Verfassung  ist  so  einzurichten,  daß  der 
ihren  Fortbestand  wünschende  Teil  der  Bürgerschaft  stärker  ist  als  derjenige, 
der  diesen  Fortbestand  nicht  wünscht.  In  jedem  Staate  kommen  zwei  Momente, 
das  quantitative  (die  Kopfzahl)  und  das  qualitative  (Freiheit,  Reichtum,  Bildung, 
edle  Abkunft)  in  Frage.  Wo  die  quantitativ  überwiegende  Zahl  der  Armen  das 
«jualitative  Moment  des  Reichtums  anderer  Teile  der  Bürgerschaft  an  Stärke 
übertrifft,  ist  eine  Demokratie  angebracht,  deren  Form  sich  wieder  nach  dem 
Überwiegen  der  einen  oder  andern  beruflichen  Kategorie  (der  Bauern,  Hand- 
werker, Tagelöhner  usw.)  zu  richten  hat.  Übertrifft  hingegen  die  qualitative 
Überlegenheit  der  Vermögenden  (durch  die  Größe  ihres  Reichtums)  ihr  zahlen- 
mäßiges Zurückstehen,  so  ist  die  Oligarchie  die  passende  Verfassung.  Auch  hier 
sind  für  die  einzuführende  Form  die  jeweiligen  besonderen  Verhältnisse  maß- 
gebend. Wo  der  Mittelstand  an  Zahl  die  beiden  Extreme  (der  Armen  und  der 
Reichen)  überwiegt,  ist  der  Platz  für  eine  dauerhafte  Politie  (J  12),  Die  Beant- 
wortung der  Frage  nach  der  besten  Einrichtung  einer  gegebenen  Ver- 
fassung stützt  sich  auf  eine  Untersuchung  über  die  Ursachen  des  Sturzes  und 
der  Erhaltung  der  Verfassungen.  Denn  die  beste  Einrichtung  einer  gegebenen 
Verfassung  ist  natürlich  die,  welche  Dauer  verspricht.  Hier  zeigt  sich  nun,  daß 
die  Verfassungen  an  einer  Überspannung  ihres  Prinzips  zugrunde  zu  gehen 
pflegen,  so  die  Demokratie  an  einer  Überspannung  der  Freiheit  der  Masse,  die 
zur  Bedrückung  der  Vermögenden  führt,  die  Oligarchie  an  einer  Überspannung 
des  Vorrechtes  der  Vermögenden,  indem  die  politische  Leitung  auf  einen  allzu 
kleinen  Kreis  Reicher  beschränkt  und  die  Armen  vergewaltigt  werden.  Die  beste 
Form  einer  gegebenen  Verfassung  ist  demnach  die,  welche  einer  solchen  Über- 
spannung durch  Aufnahme  eigentümlicher  Einrichtungen  anderer  Verfassungen 
vorbeugt  und  damit  eine  schützende  Temperierung  erreicht,  ganz  im  Gegensatze 
zum  Verfahren  der  Parteimänner,  denen  die  von  ihnen  vertretene  Verfassung  nie 
extrem  genug  durchgeführt  werden  kann  {E  1  ff.,  Z  1  ff .  5).  Es  ist  der  Gedanke 
von  der  Mischung  der  Verfassungen,  der  uns  in  seinen  Anfängen  schon  in  Piatons 
Nomoi  begegnet  ist  (s.  o.  S.  327.  329.  334)  und  der  aristotelischen  il/£(7or»;?-Lehre 
entspricht.  Von  demselben  Standpunkte  aus  ist  auch  das  Problem  des  durch- 
schnittlich besten  Staates  zu  lösen.  Es  ist  derjenige,  in  welchem  die 
Extreme  des  Reichtums  und  der  Armut  möglichst  zurücktreten  und  ein  breiter 
Mittelstand  das  Hauptgewicht  hat  (A  11). 

Will  man  sich  Aristoteles'  System  der  Verfassungen  durch  eine  Übersicht 
veranschaulichen,  so  wird  diese,  abweichend  von  der  F  7,  1279  a  28  ff.  vorgenom- 
menen Zweigruppen-Teilung,  folgendermaßen  zu  gestalten  sein. 

Vollkommene  Verfassungen:  Unvollkommene  Verfassungen: 

Königtum,  1    unter  den  S.  416  Relativ  gute  Schlechte 

Aristokratie  >       besprochenen  (Koraijromiß-  (Einseitige, 


(im  etymol.  Sinne)J     Voraussetzungen,             Verfassungen):  egoistische  Ver- 
Aristokratie (im  prägnanten  aristotel.             Aristokratie  fassungen): 
Sinne  =  Idealverfassung).                       (im  üblichen  Tyrannis, 

Sinne),  OHgarchie, 

Politie.  Demokratie. 

Der  Politik  untergeordnet  ist  die  Rhetorik  oder  die  8vva/ntg  jisgi  exaozov 
xov  {^EcoQfjaai  x6  ivds/ö/asvor  aidavöv  (Rhet.  A  2,  1355b  26  f.);  nicht  sowohl  das 
Tieißsiv  selbst  als  vielmehr  das  ISsTv  rä  vnaQyovxa  :n{^avä  Jisgi  exao%o%'  ist  das 
Werk  der  Rhetorik  (Rhet.  A  1,  1355  b  10  f.).  Es  geht  nicht  an,  durch  wissen- 
schaftliche Beweise  die  Menge  zu  überzeugen ;    es  muß  argumentiert  werden   auf 


§  52.     Die  aristotelische  Politik.    §  53.     Die  aristotelische  Kiuistlehre.       419 

Grund  des  allen  Zugänglichen  (der  y.oirä).  Die  rhetorische  Kunst  muß  zwar  das 
einander  Entgegengesetzte  beides  glaubhaft  zu  machen  wissen;  aber  die  Absicht 
des  Redners  soll  auf  das  Wahre  und  auf  die  bessere  Sache  gerichtet  sein :  wir 
sollen  von  der  Fähigkeit,  die  an  sich  eine  doppelseitige  Ausbildung  und  An- 
wendung zuläßt,  nur  im  guten  Sinne  Gebrauch  machen  (vgl.  die  dem  Gorgias 
in  den  Mund  gelegten  Ausführungen  bei  Piaton,  Gorg.  456  c  ff.).  Die  Möglich- 
keit, mißbraucht  zu  werden,  teilt  die  Rhetorik  mit  allem  Guten,  mit  Ausnahme 
der  Tugend;  dies  aber  hebt  nicht  ihre  Nützlichkeit  auf  (Rhet.  A  1,  1355  a  24  ff.). 
Drei  Gattungen  der  Rede  gibt  es,  die  beratende,  die  gerichtliche  und  die 
epideiktische.  Die  Unterscheidung  dieser  Gattungen  M-ird  Rhet.  A  3, 
1358a  36  ff.  etwa  folgendermaßen  begründet:  Alle  Rhetorik  hat  ihr  Ziel  im 
Hörer,  auf  den  sie  einen  Eindruck  hervorbringen  soll.  Der  Hörer  ist  entweder 
lediglich  Hörer,  etwa  wie  der  Zuschauer  bei  einem  Festspiele  {dsojoög)  lediglich 
Zuschauer  ist;  oder  er  soU  eine  Entscheidung  treffen,  und  zwar  bezieht  sich 
diese  auf  Vergangenes  oder  Zukünftiges,  auf  Vergangenes,  wenn  er  als  Richter 
über  einen  Tatbestand  zu  befinden  hat,  auf  Zukünftiges,  wenn  er  als  Mitglied 
der  Volksversammlung  darüber  zu  beraten  hat,  was  geschehen  soll.  Ist  er 
lediglich  Zuhörer,  so  erstreckt  sich  sein  Urteil  nur  auf  die  Fähigkeit  des  seine 
Kunst  aufzeigenden  {£::iibEiy.  vvovxog)  Redners  {eotiv  de  Tfjg  QrjzoQixijg  sl'drj  rgia 
Tov  aQi&fiov  zoaovxoL  yho  xai  ol  ay.ooaxal  züiv  Xöyoiv  vn:aoy_ovoiv  ovxeg.  ovyxeixat 
fiEV  yoiQ  ix  TQicöv  6  ?.6yog,  k'>c  xs  xov  Äeyovxog  xal  n:eQi  ov  liysi  y.ai  TXQog  ov,  y.al  x6 
xi/.og  -Tpö?  xovxöv  iaxiv,  /.eyco  Ös  xov  d  xQoaxrjv  aväyy.rj  8e  xov  ay.ooaxrjv  rj  ßsojgov 
Eivac  rj  y.oixrjv,  xQixijv  8k  rj  xcöv  yeyEvrjusvcov  rj  xcov  ^s'/j.övxwv  eoziv  d'  o  fikv  jieqI 
xwv  usK/.övxoiv  XQivoiv  olov  £xxh]aiaoxrjg,  6  8k  ,Tfot  xcöv  ysyertj/nivcov  olov  6 
SixaaxTjg,  6  8k  :xEQi  xfjg  8vvdfi£<og  6  Oeotoög'  oJaz'  i^  dvdyxtjg  dv  eItj  xgia  yivr]  xcöv 
koycov  xwv  QTjxogixäv,  o  vfißov?.£Vx  ex  6v ,  8ix  avtxöv ,  £;;ii8eixx  ixov).  Die 
Arten  der  beratenden  Rede  sind  Aufforderung  und  Abmahnung,  die  der  gericht- 
lichen Anklage  und  Verteidigung,  die  der  epideiktischen  Lob  und  Tadel.  —  Von 
den  drei  Büchern  der  Rhetorik  handeln  die  beiden  ersten  von  den  Uberzeugungs- 
oder  Beweismitteln  [nioxeig],  das  dritte  von  der  Ausdrucksweise  (/-i^ig)  und  An- 
ordnung {TÜ'iig)  der  Teile  der  Rede  (Rhet.  F  1,  1403  b  6  ff.).  Als  Überzeugungs- 
mittel kommen  für  die  Rhetorik  als  Kunstlehre  nur  die  kunstmäßig  geschaffenen, 
nicht  die  ohne  Aufbietung  von  Kunst  schon  vorhandenen,  wie  Zeugenaussagen, 
Geständnisse  auf  der  Folter,  Urkunden,  in  Betracht.  Von  diesen  kunstmäßigen 
Uberzeugungsmitteln  liegen  die  einen  im  Charakter  des  Redenden  (dieser  muß 
durch  seine  Rede  glaubwürdig  erscheinen),  die  anderen  in  der  durch  die  Rede 
bewirkten  Stimmung  des  Hörers  (es  ist  von  Einfluß,  ob  er  in  Freude  oder 
Trauer,  Liebe  oder  Haß  versetzt  wird),  die  dritten  in  der  Rede  selbst,  die  Wahr- 
heit oder  Wahrscheinlichkeit  bieten  muß  (Rhet.  A  2,  1355  b  35  ff.\ 


§  53.  Die  aristotelische  Kunstlehre.  Die  Kunst  ist 
teils  nützliche,  teils  nachahmende  Kunst.  Die  letztere  dient  den 
Zwecken  der  Erholung  und  (edlen)  Unterhaltung,  der  zeit- 
weihgen  Befreiung  von  gewissen  Affekten  durch  deren  An- 
regung und  Ablauf,  und  letzten  Endes  der  sitthchen  Bildung. 

Quellen,  Wir  besitzen  über  Aristoteles"  Kunstlehre  im  ganzen  nur  ver-^ 
einzelte  Bemerkungen.  Nur  über  seine  Poetik  sind  wir  durch  seine  Schrift  Ueq}. 
7ioir]xixfjg  im  Zusammenhange  unterrichtet. 

27* 


42U  §  53.    Die  aristotelische  Kunstlehre. 

Die  Kunst  {Tfyv^f)  im  weiteren  Sinne  (die  durch  Kenntnis  der  Regeln  be- 
dingte Fertigkeit  des  Gestaltens)  hat  teils  die  Aufgabe,  dasjenige  zu  vollenden, 
was  die  Natur  unvollendet  lassen  muß,  teils  die  Aufgabe,  nachzuahmen  (Phys. 
B  ^,  199  a  15  ff.:  olcog  re  /  ^f'^^iv;  t«  fisv  i.-Ttrf/.ET,  n  I  qjvotc  abwarei  d:jTeoydaaadai, 
zä  Se  ftiusTzai).  Den  Menschen  hat  die  Natur  nackt  und  waffenlos  gelassen,  ihm 
aber  die  Fähigkeit  verliehen,  die  meisten  Kunstfertigkeiten  zu  erlangen,  und  ihm 
die  Hand  als  AVerkzeug  der  Werkzeuge  gegeben  (de  part.  an.  A  10,  687  b  2  ff.). 
Die  nützlichen  Künste  dienen  dem  praktischen  Leben.  Die  nachahmende  Kunst 
dient  der  edlen  Ergötzung  {diaycoy/])  und  der  Erholung  {areaig,  Tfjg  ovrTorla; 
ävdjravaig)  sowie  einer  unschädlichen  (und  in  anderm.  Betracht  positiv  wertvollen) 
Anregung  bestimmter  Gefühle  und  ihrer  xädagoig,  d.  h.  ihres  Ablaufs,  wodurch 
sie  zeitweilig  aufgehoben,  gleichsam  aus  der  Seele  entfernt  werden  (Pol.  &  7, 
1341  b  38  ff.).  Die  y.ädaoot?  ist  nicht  eine  Reinigung  der  Affekte  von  Unlauter- 
keit, sondern  das  zeitweilige  Wegschaffen  oder  Austilgen  der  Affekte  selbst  (wie 
nach  Pol.  B  7,  1267  a  5 — 7  Befriedigung  vom  Affekt  ,, heilt").  Dem  kunst- 
gemäßen Abschluß  des  Dargestellten  entspricht  der  naturgemäße  Ablauf  der  in 
dem  empfänglichen  Zuschauer  und  Hörer  angeregten  Gefühle.  In  den  Dienst 
der  sittlichen  Bildung  {:Tai8sla,  fiddtjaig)  können  solche  Kunstwerke  treten,  die 
das,  was  schöner  oder  edler  als  das  Gewöhnliche  ist,  nachbilden,  insbesondere 
gewisse  Arten  der  Musik  und  Malerei  (aber  ohne  Zweifel  auch  der  Dichtkunst). 
Alle  künstlerische  Nachbildung  (uiiiijaig)  geht  (nach  Poet.  9,  1451  b  6:  r  /i(h  yäo 
rroiTjaig  iiä/./.or  id  y.adÖKov,  rj  b'  iorooia  xd  xad^  k'y.aoTov  '/.syei,  die  Geschichte  rd 
yevö/iiEra  Uysi,  die  Poesie  ola  dv  yerono  [ebenda  1451  b  4  f.])  nicht  soM'ohl  auf 
die  einzelnen,  mit  mancherlei  Zufälligem  behafteten  Objekte,  als  vielmehr  auf 
deren  Wesen  und  Gesetz  und  gleichsam  auf  die  Tendenz  der  Natur  bei  deren 
BUdung,  so  daß  Idealisierung  des  jedesmaligen  Objektes  in  seinem  eigenen 
Charakter  eine  künstlerische  Aufgabe  ist;  durch  ihre  gute  Lösung  wird  das 
Kunstwerk  selbst  etwas  Schönes,  auch  wenn  das  nachgebildete  reale  Objekt 
nicht  (wie  bei  der  Tragödie)  schöner  und  edler  ais  das  Gewöhnliche,  sondern  nur 
diesem  gleich  oder  (wie  bei  der  Komödie)  geringer  als  dieses  ist.  Schön  ist. 
was  als  um  seiner  selbst  willen  wählenswert  lobenswürdig  ist,  oder  was  als 
Gutes  zugleich  lusterweckend  ist,  weU  es  gut  ist  (Rhet.  A  9,  1366  a  33  ff.).  Die 
Schönheit  besteht  in  Größe  und  Ordnung  (Poet.  7,  1450  b  37). 

Die  aristotelische  Definition  der  Tragödie  lautet  (Poet.  6,  1449  b  24  ff.):  forn- 
oi'v  roayrodia  /liiujoig  TZQÜisco;  a:;TOvdaiuc  y.ui  te'/.siag,  /nsysdog  eyovoi]g,  ■i;dvafi£r<>> 
).6yo)  ycoQig  ey.äoro)  x<öv  Eiäcöv  ir  roTg  /Lcogioig  (nämlich  in  Dialog  und  Chorgesang), 
ÖQüitTOJv  y.ai  ov  8i  caiayye/.iag ,  8i  eXeov  yai  cfößov  rrsQat'rovaa  ri]}-  tü>v  roiovzcov 
sxadijudxwv  y.ädaooiv.  Der  ernste,  sittlich  würdige  Gehalt  der  Tragödie  wird 
durch  die  Bestimmung:  o.-rovdaia  noä^ig,  die  hedouische  Form  durch:  r^bvoi^iiro) 
/.öyqj,  die  kathartische  Wirkving  durch  die  letzten  Worte  der  Definition  gefordert : 
durch  den  Verlauf  der  an  die  tragischen  Ereignisse  geknüpften  Affekte  leben 
diese  selbst  sich  aus,  und  wird  zugleich  der  Drang,  solche  Affekte  (d.  h.  Furcht- 
und   Mitleidsempfindungen    überhaupt)  zu  hegen,   befriedigt    und  gestillt.*)     Das 


*)  Die  y.dOaoatg  zG>v  7iudt]u6.rtor.  deren  Erklärung  freilich  immer  noch  dem 
Streit  der  Meinungen  unterliegt,  ist,  Mie  namentlich  J.  Bernays  nachgewiesen 
hat.  nicht  eine  Reinigung  der  Affekte,  sondern  eine  (zeitweilige)  Befreiung  des 
mit  den  Affekten  Behafteten  von  denselben;  jedoch  möchte  sie  nicht  (wie  Bernays 
will)  als  eine  erleichternde  Entladung  bleibender  Gefühlsdispositionen  (der  Furcht- 
samkeit, Mitleidiirkeit  usav.),  sondern  vielmehr  (wie  von  Ueberweg  in  seinem 
kritischen   Bericht  in  der  Ztschr.  f.  Philos.  36  [1860],  2C0  ff.    und   in   der  Abh. 


§  53.     Die  aristotelische  Kunst  lehre.  421 

jzuoaoy.tvu^eif  .-rüOi/  und  die  y.äduoaig,  die  Anregung  und  der  naturgemäße 
Ablauf  der  Gefühle  und  die  schließliche  Ausgleichung,  Beruhigung  und  Be- 
freiung werden  bei  dem  Zuschauer  um  so  sicherer  und  vollständiger  erreicht,  je 
mehr  das  Kunstwerk  auch  in  sich  selbst  vollendet  ist  oder  den  objektiven,  auf 
die  Natur  des  Darzustellenden  gegründeten  Normen  entspricht.  Seinem  Inhalt 
nach  hat  das  durch  die  Tragödie  erweckte  Gefühl,  obschon  es  ein  Unlustgefühl 
ist,  doch  auch  als  Mitgefühl  mit  dem  Edlen  etwas  Erhebendes  und  Erfreuendes; 


über  die  Lehre  des  Arist.  von  dem  Wesen  und  der  Wirkung  der  Kunit.  ebd.  50 
|1867],  16  ff.,  und  auch  auf  Grund  spezieller  Vergleichung  des  medizinischen 
Gebrauchs  des  Terminus  von  A.  Döring  im  Philol.  21  [1864],  496  ff.  und  27 
[1870],  689  ff.,  sowie  in  dessen  Kunstlehre  des  Aristoteles  fe.  319  ff.  nachgewiesen 
wird,  vgl.  auch  noch  Plut.  de  cap.  ex  inimicis  utilit.  c.  10)  als  eine  zeitweilige 
Wegsohaffung,  Ausscheidung,  Authebung  der  jedesmaligen  Affekte  (der  Furcht, 
des  Mitleids  usw.)  selbst  zu  deuten  sein.  Bei  Piaton,  Phaidon  69  c,  ist  y.ädaoaig 
rü>v  Tjdovcöv  Austilgung  der  Lüsle  oder  Befreiung  (der  Seele)  von  den  Lüsten; 
Sophist.  231  e  ist  der  y-aOagii/g  Ffinoökov  fiadr'juaGi  So^cöv  ein  Befreier  von  solchen 
Ansichten,  die  der  Erlangung  richtiger  Einsicht  hindeilich  sind;  bei  Aristoteles 
selbst  liegt  die  gleiche  Konstruktion  Hist.  anim.  Z  18.  572  b  29  f.  {y.dilaooig 
y.maitip'kov)  vor  (welche  Stelle  Döring,  Philol.  21  [1864],  526  zitiert;  vgl.  auch 
ki.xoela  z))g  i:Tidvutag  Pol.  B  7,  1267  a  5 — 7).  Gegen  die  Bernayssche  Deutung 
spricht,  daß  weder  der  Beweis  für  den  Wortsinn  von  yädagaig  als  „erleichternder 
Entladung",  noch  auch  von  jiaüi'jfiaia  als  Gefühlsdisposition e n  für  wirklich 
erbracht  gelten  kann  (daß  .-rddtjfia  die  letzte  Bedeutung,  die  Bernays  a.  a.  O. 
Anm.  9,  S.  194—196  annimmt,  nicht  habe,  zeigt  Bonitz  im  5.  Hefte  seiner  Arist. 
Studien,  Wien  1867,  auch  Döring,  Philo!.  Bd.  27),  und  daß  nach  Pol.  6  7, 
1342  a  4  ff.  eben  das  :Täi)og,  welches  eine  y/rijoig  ist,  von  der  yuüagoig  betroffen 
wird.  An  die  Stelle  der  (von  Piaton,  Phaidon  69  a  ff.,  verlangten)  dauernden 
Befreiung  vom  Affekt  durch  seine  Ertötung  setzt  Aristoteles  die  zeitweilige 
Befreiung  von  ihm  durch  die  (künstlerische)  Anregung  und  den  Ablauf  selbst. 
Bei  dem  Hören  der  Musik,  dem  Anschauen  der  Darstellung  einer  Tragödie  usw. 
werden  zunächst  eben  diejenigen  Affekte  durch  den  Ablauf  selbst  wieder  gestillt 
und  gleichsam  aus  uns  herausgeschafft,  welche  das  Kunstwerk  in  uns  erregt 
hat,  aber  dieselbe  y.dOaooig  betrifft  mittelbar  auch  alle  gleichartigen,  unter  den- 
selben Begriff  fallenden  Affekte,  die  (potentiell)  in  uns  liegen;  diese  werden  von 
dem  durch  das  Kunstwerk  erregten  Gefühl  gleichsam  bewältigt,  und  mit  diesem 
zugleich  werden  dann  auch  sie  aufgehoben  oder  ausgetilgt,  nämlich  zeitweilig, 
bis  allmählich  sich  neues  Bedürfnis  ansammelt,  das  aufs  neue  Anregung  und 
Ablauf  verlangt.  Derselbe  Dopjaelvorgang  findet  bei  der  yäOagaig  im  eigent- 
lichen medizinischen  Sinne  statt,  wovon  der  Vergleich  entnommen  ist;  Problem. 
A  42,  864a  32 — 34  heißt  es  von  purgierenden  Medikamenten:  y.oajr'joavTu  f:y..-Ti'jTT£i 
(fEoovza  za  i/^iJiödia  avzoTg,  yal  xaleirui  zovzo  y.ddaooig.  Vgl.  Plat.  Nomoi  790  e. 
Piaton  zieht  hier  nur  das  Bewältigen  der  inneren  Erregtheit  durch  die  äußere 
Anregung  in  Betracht;  das  Kapitel  der  Problemata  findet  in  dem  Bewältigen 
nur  die  Vorbedingung  der  y.ddagoig,  das  Wesen  derselben  aber  in  der  Aufhebung 
oder  Ausscheidung,  des  Bewältigenden  zusammen  mit  dem  Bewältigten.  Die 
Aufhebung  des  natürlichen  oder  künstlich  hervorgelockten  Affekts,  zumal  des 
Unlustaffekts,  ist  Wiederherstellung  der  Gemütsruhe  als  des  normalen  Zustandes. 
Die  Affekte  sind  nicht  moralisch  abnorm,  wie  später  die  Stoiker  lehrten,  aber 
doch  für  höhere  Funktionen  ein  ift.-rodi^ov,  dessen  fyßoh]  die  y.ddaooig  ist  (Arist. 
Probl.  A  42;  vgl.  Plat.  Soph.  230  c).  Eine  Befreiung  des  Denkens  von  Störung 
mittels  maßvoller  Befriedigung  der  L-ztüvfiia  kennt  auch  Piaton,  Politeia  9,  571  e 
(die  dcfoai'cooig  der  Affekte  bei  Neuplatonikern).  Es  handelt  sich  dabei  nicht  um 
dauernde  Austilgung  der  .-zdüij  überhaupt,  um  Erzeugung  von  Ajsathie  oder  auch 
nur  Metriopathie,  auch  nicht  um  (qualitative)  Besserung-  (Läuterung),  sondern 
um  die  jedesmalige  Befriedigung  eines  regelmäßig  wiederkehrenden  Gemüts- 
bedürfnisses, Avelches  an  sich  durchaus  normal  ist,  bei  längerer  Dauer  aber 
anderen  Funktionen,  insbesondere  der  /udOtjoig,  hinderlich  werden  würde,  weshalb 
es  (und  zwar  nach  Aristoteles  eben  durch  die  rechte  und  maßvolle  Befriedigung 
selbst)   aufgehoben  und    die  Seele  von  ihm  befreit  oder  gleichsam  gereinigt  wer- 


422  B  §153.     Die  aristotelische  Kunstlehre. 

von  diesem  gemischten  Charalcter,  den  schon  Piaton  im  Philebos  48  a  (s.  oben 
S.  316)  hervorgiehoben  hat,  redet  Aristoteles  nicht  ausdrücklich  in  den  uns  er- 
haltenen Teilen  der  Poetik,  wohl  aber  in  der  Khetorik  {A  11,  137Ü  b  24—28), 
indem  er  in  den  Klagegesängen  neben  der  Trauer  die  Lust  der  Erinnerung  und 
gleichsam  der  Vergegenwärtigung  dessen  findet,  was  der  Betrauerte  getan  habe, 
und  was  für  ein  Mann  er  gewesen  sei. 


den  muß.  Dieses  Bedürfnis  fehlt  bei  niemandem  ganz,  auch  bei  denen  nicht,  in 
welchen  es  zu  schwach  ist;  seine  Natur  aber  läßt  sich  am  deutlichsten  da  er- 
kennen, wo  es  in  abnormer  Stärke  auftritt  (wie  bei  den  Enthusiasten),  weshalb 
Aristoteles  bei  der  Erläuterung  des  Katharsis-Begriffs  Pol.  &  7,  1342  a  8  ff.  von 
diesem  Falle  ausgeht.  In  der  Definition  der  Tragödie  legt  Aristoteles  auf  die 
schließliche  Befreiung  das  Hauptgewicht;  in  der  Ableitung  von  Vorschriften  tritt 
die  Anregung  sell)st  in  den  Vordergrund. 

An  die  Katharsis  des  Gefühls  knüpft  sich  mit  Notwendigkeit  eine  Lust 
(Pol.  0  7,  1342  a  14  f.:  xovcpi'Ceoßat  fied'  rjöovijg),  mag  der  Inhalt  des  Gefühls  ein 
an  sich  erfreulicher  oder  trauererregender  sein.,  (vgl.  häufige  Aussprüche  von 
Dichtern  über  die  Erleichterung,  die  in  der  Äußerung  des  Gefühls  liegt,  wie 
Goethes  Wort  von  dem  Götterwert  der  Töne  und  Tränen,  über  die  Befreiung 
von  Stimmungen  durch  Produktion  des  Kunstwerks,  ferner  den  i'^iegog  yooio 
bei  Homer,  Aisch.  Choeph.  26:  6i  aicövog  d'  ivyfioTat  ßooxsrai  xeao,  Schillers 
Verse:  „des  Beifalls  lang  gehemmte  Lust  befreit  jetzt  aller  Hörer  Brust"  usw.), 
auch  schon  bei  bloßer  Sympathie,  weshalb  auch  die  Tragödie  mit  Lust 
angeschaut  wird.  Die  Kunst  will  nicht  aktuell  vorhandene  Affekte  (des  ge- 
meinen Lebens)  umbilden,  soiulcrn  die  in  dem  unerregten,  aber  auf  Erregung 
gespannten  Publikum  liegende  Potenz  zu  Affekten  anregen  und  diese  Affekte 
zum  Ablauf  bringen.  Als  bloßes  der  Erholung  (ävsoig  oder  aväTravaig)  dienendes 
Spiel  ist  jene  Anregung  der  Affekte  nai8iä,  als  edle  Unterhaltung  aber  ist  der 
Kunstgenuß  Ötaymy/j.  Die  ötaycoyi]  setzt  die  geistige  Bildung  schon  voraus. 
Werke  edler  Kunst  aber,  die  den  Rohen  kalt  lassen,  dem  Gebildeten  den  reinsten 
Genuß  gewähren,  können  auch  dazu  verwendet  werden,  den  noch  zu  Bildenden 
in  seiner  Bildung  zu  fördern,  indem  sie  ihn  gewöhnen,  auf  die  rechte  Weise 
sich  zu  freuen  und  zu  trauern  (yalosi.v  xui  Av.-zeloßai  öodcTjg  oder  olg  det}  und 
so  sein  Gemüt  veredeln.  Diese  Wirkung  kann  nicht  jede  Kunst,  sondern 
nur  die  idealisierende  (das  Bessere,  Schönere  nachbildende)  üben,  und  nicht  auf 
jeden,  sondern  nur  auf  den  Bildungsfähigen,  also  vorzugsweise  auf  die  Jugend. 
Aristoteles  bezeichnet  diese  Wirkung  als  die  ethische  (^rgog  dosrijv  mudeia  fid&tjoig). 
Er  will  insbesondere  gewisse  Arten  der  Musik  zu  diesem  Behüte  verwendet 
sehen.  Die  Tragödie  trägt  (gleich  dem  Epos)  ihrem  Begriffe  nach  (als  fu'iojoig 
izgä^scog  ojiovdaiag)  jenen  edlen,  würdigen  Charakter,  der  die  durch  sie  be- 
wirkte y.ädaoaig  zur  diayioyr]  dienen  läßt;  eben  dieser  Charakter  befähigt 
sie,  auch  sittlich  bildend  zu  wirken.  Doch  hat  Aristoteles  wenigstens 
nicht  ausdrücklich  die  Tragödie  auch  als  Bildungsmittel  für  die  Jugend  be- 
trachtet, sondern  scheint  bei  ihr  vielmehr  ein  im  allgemeinen  schon  genügend 
vorgebildetes  Publikum  vorauszusetzen,  dem  sie  zur  dutyioyn)  diene;  wegen  der 
Relativität  des  Maßes  der  Bildung  aber  ist  wohl  auch  eine  ethisch  fördernde 
Wirkung  nicht  schlechthin  ausgeschlossen:  Arist.  Polit.  Ö  7,  1341b  36  ff. : 
ffui^iei'  d'  ov  /nag  fvexfv  loqe/.slug  zfj  fiovaiyfj  /ofjoßai  8sir,  dkXä  y.al  jikeiövon' 
XUQiV  y.al  yäo  Traiöeiag  Hvexfv  yal  yaddooecog,  .  .  .  xohor  8k  .tooc  dtaycoyi]!',  :rTgog 
avEoir  TS  y.al  noog  rrjv  zijg  avvToriag  drdjiavoiy.  Ebenda  1342  a  8  f f . :  ix  8e  tmv 
leowy  fieliöv  OQÖJfcev  zovzovg,  ozav  yot'jocovzai  zotg  e^ooyidCovoi  zrjv  xpvytp'  /lEÄeai, 
xaOiozauEvovg,  djaneg  tazoEiag  zvyövzag  xal  xa&dgoEOjg.  zavzo  6i]  rovzo  dvayxaiov 
:jdoyeiv  xal  zohg  D.Ei'jnovag  xal  zovg  (poß>]zixovg  xal  xoi'g  oXoig  jza^tjzixovg,  zoi'g  8 
ukkovg  y.ad'  6'aor  ijzißd/J.Ei  zojy  zoiovzon-  Exdozfo  xal  jiäoi  yi'yvEO&ai  ziva  xddaooiv 
y.al  xovci li^Eadai  fie&'  rjdovfjg.  Ebenda  6,  1341a  21  ff.:  oi'x  f'azir  6  avlog  r/dixör, 
d/J.u  fiä?./.ov  ooyiaozixöv,  &oze  nqdg  zovg  zoiovzovg  avzo)  y.aiQOvg  yotjcziov,  sr  olg  tj 
liEOioia  xd&aoaiv  fiä?J.ov  dvvazat  ij  /läßt-joiv. 

Dem  Zusammenhange  zwischen  der  aristotelischen  Katharsistheorie  und 
platonischen  Lehren  ist  in  gründlicher  und  ergebnisreicher  Weise  G.  Finsler  in 
seinem  Buche  „Piaton  und  die  Aristotelische  I'oetik'-,  Leipzig  1900,  nachgegangen. 


§  54.     Die  älteren  Peripatetiker.  423 

v^  54.  Die  älteren  Peripatetiker.  Die  Schüler  des 
Aristoteles  in  der  nächsten  Generation  nach  seinem  Tode,  wie 
TheoiDhrastos  von  Eresos,  Eudemos  von  Rhodos,  der 
Musiker  Aristoxenos  von  Tarent,  Dikaiarchos  von  Messene, 
Klearchos  von  Soloi  u.  a.,  wenden  sich  überwiegend  von  der 
metaiDhysischen  Spekulation  ab  und  pflegen  teils  rein  gelehrte 
Studien,  sowohl  naturwissenschaftliche  als  geschichtliche  und 
literargeschichtliche,  teils  eine  mehr  populäre  Behandlung  der 
Ethik.  Im  einzelnen  erfährt  die  aristotelische  Lehre  mancherlei 
Umbildungen. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehre:  Diog. 
Laert.  5,  36  ff.  über  Theophrast  (5,  42—50  Schriftenverzeichnis ;  kritische  Ausg. 
von  H.  Usener,  Analecta  Theophr.  S.  3  ff.  =  Kl.  Sehr.  I  S.  52  ff.),  5,  75  ff.  über 
üeinetrios  Phalereus,  5,  86  ff.  über  Plerakleides.  Über  Theophrast,  Aristoxenos, 
Dikaiarchos,  Theodektes,  Phanias  (Phainias),  Demetrios  Phalereus  Artikel  des 
Suidas.  Andere  für  einzelnes  in  Betracht  kommende  Quellen  bei  Zeller,  Philos. 
•d.  Griech.  II  2*  S.  806  ff.,  Susemihl,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  in  der  Alexandriner- 
zeit I  S.  135  ff.  Verzeichnis  der  bekannten  Peripatetiker  dieser  Periode  (mit  den 
Belegstellen)  bei  Zeller  a.  a.  O.  —  Doxographie:  Diels,  Doxogr.  Graeci.  s. 
Index  s.  v.  Peripatetici,  Theophrastus,  Eudemus,  Dicaearchus.  —  Bekämpfung 
•des  Praxiphanes  durch  den  Epikureer  Karneiskos:  W.  Crönert,  Kolot.  u.  Mened. 
S.  69  ff. 

Porträt:  Theophrastos :  BernouUi,  Griech.  Ikonogr.  II  S.  99  ff. 

Chronologie:  Jacoby,  Apollodors  Chronik  S.  352  (Theophrast). 

Schriften.     Ausgaben,  Fragjiientsanutilungen: 

Theophrastos.  Auf  uns  gekommen  sind  von  ihm  zwei  botanische 
t^chriften,  Ileoi  rfVTcöv  latogiag  und  Ileol  rfvrcöv  ahicov,  einige  kleinere  natur- 
wissenschaftliche  Abhandlungen,  die  'Hdixol  /agaxTt~]OEg,  ein  Teil  der  Metaphysik 
{metaphysische  Aporien)  und  viele  Fragmente.  Die  erhaltenen  Schriften  sind 
mit  denen  des  Aristoteles,    Venetiis   1495  —  1498,    zuerst   ediert   worden.      Weitere 


Für  den  Begriff  der  Katharsis  erkennt  er  der  Stelle  Plat.  Tim.  89  a  ff.  besondere 
Wichtigkeit  zu.  Piaton  hebt  hier  die  kathartische  Bedeutung  der  Bewegung 
durch  Turnen,  Schaukeln  und  Fahren  für  den  Körper  hervor.  Eine  analoge 
Ausführung  über  seelische  Diätetik  steht  in  den  Nomoi  790 .c  (zu  vergleichen  mit 
789  c  d).  Das  Wesen  der  Katharsis  wäre  darnach  nicht  die  Ausscheidung  eines 
Krankheit  erregenden  Stoffes,  sondern  die  Wiederherstellung  der  inneren  Ordnung 
durch  die  Erschütterung.  Die  unrichtige  Verteilung  der  Elemente  muß  der 
richtigen  Platz  machen  (Finster  S.  112).  Diese  Auffassung  hat  nach  Finsler 
Aristoteles  übernommen.  Bleibt  so  im  Grunde  Bernays'  medizinische  Erklärung 
bestehen,  so  erleidet  sie  doch  eine  Modifikation.  In  erster  Linie,  meint  Finsler 
S.  115,  sei  allerdings  die  Seele  Objekt  der  Katharsis,  wie  im  Tiraaios  der  Körper; 
aber  der  Begriff  sei  von  Piaton  so  weit  ausgedehnt,  daß  er  sich  im  Deutschen 
mit  „Behandlung"  übersetzen  lasse,  deren  Objekt  der  Patient  wie  die  Krankheit 
ist.  Den  Schlußsatz  der  aristotelischen  Definition  schlägt  er  S.  116  vor  folgen- 
dermaßen wiederzugeben :  ,, welche  durch  Erregung  von  Mitleid  und  Furcht  die 
Ausgleichung  dieser  Seelenleiden  bewirkt".  Aber  schwerlich  verträgt  sich  der 
hinsichtlich  des  Objekts  schielende  Wortgebrauch  mit  der  präzisen  Formulierung 
des  Aristoteles.  Der  y.dßaoaig  rcoy  jTaßijiiKncor  kann  nur  die  Anschauung  ent- 
weder von  einem  y.aßatgsir  rä  JTaürjuazu  oder  einem  y.aßaiOFiv  t)]v  yv/ijy  räiv 
na&r]i.iäio3v  zugrunde  liegen.  Für  die  letztere  Anschauung  spricht  das  oben  Be- 
merkte. Aber  auch  so  behalten  die  von  Finsler  herangezogenen  Platonstellen 
für  die  Erklärung  ihren  Wert  und  zeigen,  daß  Aristoteles  sich  auch  hier  in  pla- 
tonischen Gedankenl)ahnen  bewegt. 


4^4  §  5"^-     D^^  älteren  Peripatetiker. 

Auegaben:  Theophrasti  Eresii  quae  supersunt  ed.  Jo.  Gottlob  Schueider,  Leipzig 
1818-1821;  ed.  Frid.  Wimnier,  Bresl.  1842,  Lpz.  1854,  Par.  1866;  dazu  (Fragm.  62, 
Iir  178)  Rabe,  Eheiii.  Mus.  63  (1908),  137,  Z.  19  ff.  —  Die  Metaphysik  besonders 
herausgegeben  in  der  Ausgabe  der  aristotel.  Metaph.  von  Brandis;  H.  Usener, 
Theoi^hrasti  de  prima  i)hil.  libellus,  Bonn  1890,  Ind.  lect.  —  Theophr.  nsiji  .-rrooV 
ed.  A.  Gercke,  Grreifswald  1890,  Pr.  —  Fragmente  der  <Pvotxcor  <)6!;ai  bei  Usener, 
Anal.  Theophr.  30  ff.  =  Kl.  Sehr.  I  75  ff.,  jetzt  bei  Diels,  Doxogr.  Graeci 
473  ff.  —  Th.  charact.  „ed.  Dübner  (mit  Marc  Aur.  u.  a.),  Par.  1840;  J.  A. 
Härtung,  mit  deutscher  Übersetzung,  Leipzig  1857  (in  :  Philodems  Abh.  über  die 
Haushaltung  und  den  Hochmut,  usw.);  ed.  H.  E.  Foss,  Lpz.  1858;  ed.  Fug. 
Petersen,  Lpz.  1859;  Th.  charact.  et  Philodemi  de  vitiis  Üb.  X,  ed.  J.  L.  Ussing, 
Havniae  1868.  Th.s  Charaktere  herausgegeben,  erklärt  und  übersetzt  von  der 
philologischen  Gesellschaft  zu  Leipzig,  Leipzig  1897.  Th.  Charact.  emend.  edid. 
annot.  J.  M.  Fraenkel  et  P.  Groeneboom  jr.,  Groningen  1901.  Th.  Characters 
ed.  by  J.  M.  P^dmonds  and  G.  E.  Austen,  London  1904.  Th.  Char.  ed.  A.  Ro- 
mizi  1899.  Th.  Charactcres  rec.  H.  Diels,  Oxonii  (1909),  beste  kritische  Ausgabe 
mit  Einführung  in  die  Überlieferung  und  Index  verborum.  —  Th.  rreol  yrojfujg, 
s.  G.  Rosenthal,  Hermes  92  (1897),  312—320.  —  Th.  .-jsqI  U^ecog  libri  fragmenta 
coli,  dispos.  proleg.  instr.  Aug.  Mayer,  Lips.  1910.  —  Die  Fragmente  der  Schrift 
IJeol  Evaeßflag  bei  Bernays,  s.  unten  S.  146''.  —  Th.s  Charakterbilder,  deutsch  von 
A. 'Horneffer,  Leipzig  1909  (Antike  Kultur  Bd.  2).  The  Char.  of  Th.  An  Engl, 
transl.  from  a  revised  text,  ^vith  introd.  and  notes  by  R.  C.  Jebb;  a  new  edit. 
by  J.  E.  Sandys,  Lond.  1909.  —  Theophr.,  La  storia  delle  ])iante  volgarizzata  ed 
unnotata  da  F.  F.  Mancini,  Roma  1901.  —  Th.  of  Eresus  on  Winds  and  Weather 
Signs,  transl.  with  an  introd.  and  notes  etc.  by  G.  J.  Symons,  Lond.  1894. 

Eudemos.  Eudemi  Rhodii  Peripatetici  fragmenta  quae  supersunt,  coli. 
L.  Spengel,  ßerl.  1866;  ed.  IL,  ebenda  1870.  Mullaeh,  Fragm.  philos.  Gr.  III 
222  ff.      Über  die  eudemische  Ethik  s.  oben  S.  370. 

Ar istoxenos.  Grundzüge  der  Rhythmik,  griech.  u.  deutsch  herausg.  von 
Heinrich  Feussner,  Hanau  1840;  Elem.  rhythm.  fragm.  ed.  J.  Bartels,  Bonnae 
1854,  Diss.  'Aoioio^ivov  aQitoriy.on'  xä  ooi^öiiEvu,  griech.  u.  deutsch,  mit  krit.  u.  exeg. 
Komm.  u.  einem  Anhange,  die  rhythm.  Fragm.  des  A.  enthaltend,  herausg.  von 
Paul  Marquard,  Berlin  1868.  A.  v.  Tarent,  Melik  u.  Rhythmik  des  klassischen 
Hellenentums,  übers,  u.  erläut.  von  Rud.  AVestphal,  2  Bde.,  Leipzig  1883.  1893. 
'An.  'Aotiov.  oToiyelu,  The  Harmonics  of  Aristox.  edid.  with  transl.,  notes,  introd. 
and  index  of  words  by  H.  S.  Macran,  Oxf.  1903. 

Dikaiarehos.  Dicaearchi  quae  supersunt  ed.  Max.  Fuhr.  Darm- 
stadü  1841. 

Demetr io.s  der  Plialcreer.  Fragmente  bei  Ostermann,  s.  Literatur- 
verzeichnis S.  147*  f.  Die  unter  seinem  Namen  erhaltene  Schrift  UfoI  iof^ojveiac: 
gehört  einem  späteren  Demetrios. 

In  das  historiographische  Gebiet  gehörige  Peripatetiker-Fragmente  bei 
C.  Müller,  Fragm.  histor.  Graecorum  (Aristoxenos  II  269  ff.,  Dikaiarchos  II 
225  ff..  Phanias  II  293  ff.,  Klearehos  II  302  ff.,  Demetrios  II  362  ff.). 

Aristoteles  soll  nach  Gell.  noct.  Att.  13,  5,  1  ff.  kurz  vor  seinem  Tode  auf 
die  Frage,  wen  er  der  Nachfolge  im  Lehramte  für  würdig  halte,  die  sinn- 
bildliche Autwort  erteilt  haben,  der  lesbische  und  der  rhodische  Wein  seien  beide 
trefflich,  aber  jener  sei  wohlschmeckender  {f;8icoy  6  Asaßiog);  er  habe  so  zwischen 
Eudemos  von  Rhodos  und  Theophrast  von  Eresos  auf  Lesbos  zu- 
gunsten des  letzteren  entschieden.  Dieser  leitete  die  Schule  von  322/1  bis  zu 
seinem  Tode.  Er  starb  288/7  oder  287/6  im  Alter  von  85  Jahren  (Diog.  Laert. 
5,  36.  40.  58  =  ApoUod.  fragm.  72.  73).  Daß  er  ursprünglich  Tyrtamos  geheißen 
habe  und  von  Aristoteles  wegen  seiner  ansprechenden  Rede  Theophrast 
-genannt  worden  sei,  ist  Fabel  (vgl.  Bechtel,  Spitznamen  S.  4).  Seine  Lehrtätig- 
keit blieb  nicht  immer  unangefochten,  doch  waren  die  Bedrohungen  ohne  Erfolg. 
Die    gegen    ihn    gerichtete  Asebieklage   (des  Hagnonides)    führte  nicht   zu    seiner 


§  54.    Die  älteren  Peripatetiker.  425 

A^erurteiluiig,  und  das  Gesetz  des  Sophokles,  das  bei  Todesstrafe  verbot,  ohne 
Genehmigung  des  Rates  und  der  Volksversammlung  eine  Philosopheiisc-hule  zu 
leiten,  nötigte  ihn  zwar  zu  kurzer  Abwesenheit  von  Athen,  wurde  aber  alsbald 
ihm  zuliebe  wieder  aufgehoben  (Diog.  Laert.  5,  37  f.).  Um  das  äußere  Gedeihen 
der  Schule  erwarb  er  sich  dadurch  ein  Verdienst,  daß  er  ihr  ein  Grundstück 
und  bauliche  Anlagen  verschaffte  und  sie  damit  der  Akademie  gleichstellte  (Diog. 
Laert.  5,  39.  52).  —  Die  Forschungen  des 

Theopftrasfos  und  Eudemos  sind  vorwiegend  Ergänzungen  der  aristote- 
lischen, wobei  es  jedoch  auch  nicht  ganz  an  Berichtigungsversuchen  fehlt.  Eu- 
demos scheint  treuer  dem  Aristoteles  gefolgt,  Theophrast  selbständiger  verfahren 
zu  sein;  sofern  beide  von  Aristoteles  in  einzelnem  abweichen,  gibt  sich  bei  Eu- 
demos mehr  eine  theologische,  bei  Theophrast  aber  eine  naturalistische  Neigung 
kund,  so  daß  jener  dem  Piatonismus,  dieser  dem  Stratonismus  (s.  unten  §  67)  einiger- 
maßen näher  steht.  Aus  des  Endemos  nicht  auf  uns  gekommener  Geschichte 
der  mathematischen  und  astronomischen  Doktrinen  haben  Spätere  (z.  B.  Proklos 
zum  Euklid)  manche  Notizen  geschöpft.  In  der  Logik  wurden  von  Theophrast 
und  Eudemos  namentlich  die  Lehre  von  den  Möglichkeitsurteilen  und  die  Schluß- 
lehre fortgebildet  (Das  Nähere  bei  Alexander  und  Philoponos  in  Anal.  pr.  |s.  die 
Indices  der  Comm.  in  Arist.  Gr.  II  1  und  XIII  2  unter  Ei'd>]ftng  und  Gfof/Quorog] 
und  bei  ßoeth.  de  syU.  hypoth.  606  [edit.  Basil.  1570]).  In  der  Metaphysik  (vgl. 
seine  metaphysischen  Aporien,  in  denen  er  auch  Bedenken  gegen  die  aristotelischen 
Lehren  erhebt)  und  Psychologie  zeigt  Theophrast  eine  gewisse  Hinneigung  zur 
Annahme  der  Immanenz  bei  Problemen,  die  Aristoteles  im  Sinne  der  Tran- 
szendenz hatte  lösen  wollen ;  doch  bleibt  Theophrast  im  wesentlichen  noch  den 
aristotelischen  Anschauungen  treu,  wie  in  der  Metaphysik,  so  auch  in  der  Kosmo- 
logie, Anthropologie  und  Ethik.  Die  peripatetische  Lehre  von  der  Weltewigkeit 
verteidigte  er  energisch  gegen  den  Stoiker  Zenon  (Phil.  d.  aetern.  mundi  23, 
117  ff.  S.  108,  10  ff.  C. — R.).  Der  rovg  ist  auch  ihm  (nach  Simpl.  zur  Phys. 
S.  965,  4  D.)  der  bessere  und  göttlichere  Teil  des  Menschen,  da  er  von  außen 
eingeht  als  ein  Vollkommenes.  Wenn  der  vor;  aber  zugleich  e^coüer  und  doch 
wieder  dem  Menschen  aviKpvt]?  sein  soll,  so  löst  Theophrast  die  Schwierigkeit 
durch  die  Annahme,  daß  er  nicht  von  außen  an  den  fertigen  Menschen  heran- 
gebracht, sondern  gleich  bei  der  Geburt  ihm  einverleibt  werde  (Themist.  d.  anima 
S.  107,  31  ff.  H.).  Auch  die  Denktätigkeit  will  er  xlrtjatg  nennen,  freilich  nicht 
im  Sinne  räumlicher  Bewegung  (Simpl.  z.  Phys.  965,  1  ff.  D.).  In  der  Ethik 
legt  er  großes  Gewicht  auf  die  Unterstützung,  die  der  Tugend  durch  äußere 
Güter  zuteil  werden  müsse;  ohne  diese  sei  nicht  die  volle  Glückseligkeit  er- 
reichbar. Der  ßiog  iDeojQtjzixög  ist  ihm  wie  dem  Aristoteles  das  höchste  Lebens- 
ziel. Sehr  oft  wurde  ihm  später  (besonders  von  den  Stoikern)  vorgeworfen,  daß 
er  den  Dichterspruch  gebilligt  habe:  vitam  regit  fortuna,  non  sapientia  (Cic. 
Tusc.  disp.  5,  9,  24  f.  —  Tv/j]  tu  Ortjzcoy  .-Toäyuca  ,  ovy.  /^rßov/.i'a,  Plut.  .t.  rryjjg  1 
und  dazu  Dümmler,  Akademika  S.  211  ff.);  doch  hat  er  denselben  ohne  Zweifel 
nur  auf  das  äußere  Leben  bezogen.  Daß  die  Tugend  um  ihrer  selbst  willen  er- 
strebenswert sei,  und  ohne  sie  alle  äußeren  Güter  wertlos,  an  dieser  Überzeugung 
hält  auch  Theophrast  fest  (Cic.  de  leg.  1,  13,  38).  Eine  geringe  Abweichung  von 
den  moralischen  Regeln  ist  nach  Theophrast  in  dem  Falle  gestattet  und  ge- 
fordert, wenn  sie  um  des  Freundes  willen  zum  Zweck  der  Abwehr  eines  großen 
Übels  oder  der  Erlangung  eines  großen  Gutes  erfolgt  (Cic.  Lael.  17,  61,  Gell.  1, 
3,  21  ff.).  —  Er  bekämpft  die  Tieropfer.  Auf  die  Gemeinschaft  {oixsiÖD/g}  aller 
lebenden  Wesen  untereinander  basiert  er  ethische  Beziehungen  (in  seiner  von 
Porphyr,  de  abstin.  exzerpierten  Schrift  ITegl  svaeßet'ag).     Das  Hauptverdienst  des. 


4"2()  §  5^-     Die  älteren  Peripatctiker. 

Theophrast  liegt  in  der  Erweiterung  der  Naturkunde,  besonders  der 
Botanik  (Phytologie),  und  in  seinen  Beiträgen  zur  Darstellung  und  Kritik 
der  Geschichte  der  Wissenschaften.  Auch  hier  baute  er. auf  aristote- 
lischem Fundament.  Hatte  schon  Aristoteles  nicht  nur  bei  Gelegenheit  Rück- 
blicke auf  die  Leistungen  seiner  Vorgänger  getan,  sondern  diesen  auch  Mono- 
graphien gewidmet,  so  gab  Theophrast  in  seinem  Werke  (pvaix&v  do^ai  eine  ein- 
gehende kritische  Darstellung  der  physikalischen  Lehren  der  Philosophen  und 
lieferte  damit  die  Hauptquelle,  aus  der  die  uns  erhaltene  reiche  doxographische 
Literatur  geflossen  ist.  (Näheres  bei  Diels,  Doxogr.  Graeci.  S.  auch  oben 
S.  29  f.)  Auch  in  weiteren  Kreisen  bekannt  wurde  Theophrast  durch  seine 
,, Ethischen  Charaktere".  Sie  liegen  uns  nicht  mehr  in  ihrer  ursprünglichen 
Form,  sondern  in  einer  vermutlich  frühbyzantinischen  Redaktion  vor.  Tiefe  und 
Umfang  der  Eingriffe  des  Redaktors  sind  strittig.  Jedenfalls  bildet  das  kleine 
Werk  auch  in  der  jetzigen  Form  eine  anmutende  Lektüre.  Das  Interesse  für 
ethische  Differenzierung  und  die  feine  an  dem  Leben  der  athenischen  Gesell- 
schaft geschulte  Beobachtungsgabe,  wie  sie  schon  in  Aristoteles'  ethischen  Schriften 
zutage  treten  und  seitdem  ein  Kennzeichen  der  peripatetischen  Schule  auch  in 
ihren  gescbichtlichon  und  literarhistorischen  Arbeiten  geblieben  sind,  beherrschen 
das  Buch  und  haben  ihm  auch  in  neuerer  Zeit  viele  Leser  verschafft.  Ein  Bei- 
spiel seiner  Einwirkung  bietet  La  Bruyferes  Werk:  „Les  caractferes  de  Th6opbraste 
traduits  du  grec  avec  les  caracteres  et  les  moeurs  du  si^cle",  das  1688  erschien 
und  (inen  außerordentlichen  Erfolg  hatte. 

Artsfojceiios  ftus  Tarent,  der  Miisiker,  nahm  (nach  Cic.  Tnsc.  1,  10,  lü) 
die  \on  Piaton  (s.  o.  S.  283)  verworfene,  von  Aristoteles  aber  mittels  seines  Begriffs  der 
Entelechie  wesentlich  umgebildete  Behauptung  wieder  auf:  animam  ipsius  corporis 
intentionem  quandam  esse;  velut  in  cantu  et  fidibus  quae  harmonia  dicitur,  sie 
ex  corporis  totius  natura  et  figura  varios  motus  cieri  tamquam  in  cantu  souos. 
Seine  Bedeutung  liegt  hauptsächlich  in  seiner  Theorie  der  Musik,  die  er  jedoch 
nicht  auf  philosophisch-mathematische  Spekulation,  sondern  auf  das  scharf  wahr- 
nehmende Öhr  basiert.  Er  hat  außer  den  ,, Elementen  der  Harmonik'-  u.  a.  auch 
Biographien  von  Philosophen,  insbesondere  von  Pythagoras  und  Piaton,  verfaßt; 
s.  oben  S.  20.  75.  194. 

DlUaifU'chos  n.us  Messetie  (in  Sizllietk)  bevorzugte  im  Gegensatz  zu 
Aiistoteles  und  Theophrast  das  praktische  Leben  vor  dem  theoretischen  (Cic.  ad 
Att.  2,  16,  3).  Auch  er  trieb  mehr  gelehrte  Forschung  als  Spekulation.  Sein 
Blog  'E)lä(iog,  wovon  wenige  Fragmente  sich  erhalten  haben,  enthielt  eine  Kultur- 
geschichte Griechenlands.  In  seinem  TQinoXiTixfk  vertrat  er  nach  der  Annahme 
mancher  Neueren  den  Standpunkt,  daß  die  beste  Verfassung  eine  Mischung  der 
drei  Hauptstaatsformen  Demokratie,  Aristokratie  und  Monarchie  sei,  und  daß 
diese  in  Sparta  ihre  Verwirklichung  gefunden  habe.  Er  knüpfte  in  diesem  Falle 
an  platonische  und  aristotelische  Lehren  an  (s.  o.  S.  327.  334.  416)  und  bildete  viel- 
leicht für  diese  Theorie  ein  Vermittlungsglied  zwischen  Aristoteles  und  Späteren. 
(Vgl.  jedoch  zu  dieser  Annahme  Praechter,  Byzant.  Zeitschr.  9  [1900],  621  f.)  Es 
gibt  nach  Dikaiarch  nicht  einzelne  substantielle  Seelen,  sondern  nur  eine  durch 
alle  Organismen  verbreitete  Kraft  des  Lebens  und  der  Empfindung,  die  sich  in 
den  körperlichen  (iebilden  vorübergehend  individualisiert.  Er  bekämpfte  lebhaft 
die  Annahme  der  Unsterblichkeit  der  Seele  (Cic.  Tusc.  1,  10,  21;  31,  77). 

Von  weiteren  Männern  dieser  Periode,  die  der  peripatetischen  Schule  ange- 
hörten   oder    zu    ihr   in   Beziehung    standen,    seien    noch   Theodektes,    Klearchos, 


§  54a.    Die  hellcnistisch-rümische  Philosophie  im  allgemeinen.  4:^7 

Phainias.  Chamaileon,  Demetrios  der  Phalereer  und  Praxiphanes  genannt.     Unter 
ihnen  ist 

Demetrios,  der  Schüler  des  Theophrast,  durch  seine  politische  Tätigkeit 
bekannt.  Von  seinem  literarischen  Wirken  legt  das  reichhaltige  Schriftenver- 
zeichnis bei  Diog.  Laert.  5,  80  f.  Zeugnis  ab.  Nach  Diog.  Laert.  5,  80  übertraf 
«eine  Produktion  an  Buchzahl  und  Umfang  diejenige  fast  aller  anderen  gleich- 
zeitigen Peripatetiker.  Ein  erheblicher  Teil  der  bei  Diogenes  verzeichneten 
Schriften  fällt  ins  Gebiet  der  Politik.  Ein  ebenda  genannter  Io}y.Qäz7]g  ist  viel- 
leicht identisch  mit  der  von  Diogenes  9,  15.  37.  57  zitierten  2o>xQÜTovg  a:^oloylu. 
Die  fünf  Bücher  Tlegl  oveiQoyv  befaßten  sich  mit  Fällen  in  Erfüllung  gegangener 
Traum inspiration  (Artemid.  Oneir.  2,  44).  Ein  unschätzbares  Verdienst  erwarb 
•sich  Demetrios  durch  die  Begründung  der  gelehrten  Tätigkeit  in  Alexandreia 
<s.  oben  S.  20). 


Dritte  Periode  der  griechischen  Pliiiosoplüe. 

Die  hellenistisch-römische  Philosophie. 

(Siehe  die  allgemeine  Charakteristik  oben  Seite  38  f.  40  ff.) 

§  54  a.  Die  liellenistisch-römische  Philosophie  im 
•allgemeinen.  Ihre  kultiirg-eschichtliehe  Grundlage  und 
Bedeutung.  Die  in  ihrer  Bedeutung  oft  unterschätzte  Philo- 
sophie dieser  Periode  sjDiegelt  die  allgemeinen  Kulturverhältnisse 
der  hellenistisch-römischen  Zeit  wieder.  Die  Befreiung  von  den 
Schranken  des  nationalen  Staates  führt  einerseits  zum  Kosmo- 
politismus, andererseits  zur  Betonung  der  innerlichen 
Beglückung  des  Individuums  als  einer  Hauptaufgabe  der 
Philosophie.  Als  neue  von  diesen  Prinzipien  beherrschte  Be- 
kenntnisse treten  Stoizismus  und  Epikureismus  zu  den  alten 
Systemen.  Der  Kampf  dieser  Schulen  untereinander,  ihre  Be- 
ziehungen zu  den  fortbestehenden  öder  wieder  auflebenden  alten 
Richtungen  (Akademie,  Peripatos,  Neupythagoreismus),  ihre 
Vci'bindung  mit  den  eifrig  ausgebauten  Fachwissenschaften,  ihr 
\'erhalten  zu  den  volkstümlichen  religiösen  Anschauungen,  ins- 
besondere der  Eintritt  religiöser  Überlieferungen  des  Orientes 
in  den  Bereich  griechischer  Spekulation,  die  Befehdung  des 
Dogmatismus  durch  den  Skeptizismus  zeitigen  eine  reichere 
und  vertiefte  Ausgestaltung  der  Dogmatik.  Sie  findet 
ihren  Abschluß  im  Neuplatonismus,  der  das  Wesent- 
lichste in  dem  Bestände  philosophischer  und  religiöser  Lehren 
systematisch  vereinigt.  Bemerkenswert  ist  die  Rück- 
Avirkung      der     hellenistischen     Philosophie     auf     die 


428  §  54a.     Die  hellenistisch-römische  Philosophie  im  allgemeinen. 

Fachwissenschaften,  die  Verbreitung  philosopliischer 
Interessen  auch  außerhalb  des  Kreises  der  zünftigen 
Anhänger  der  Schulen  (Popularphilosophie)  und  ihre  Be- 
deutung für  Ausbreitung  und  dogmatische  Entwick- 
lung des  Christentums. 

Der  hellenistisch-römischen  Philosophie  ging  eine  ungemein  reiche  Entwick- 
lung des  griechischen  Denkens  voraus.  Es  ist  nur  natürlich,  daß  in  ihr  die 
Abhängigkeit  von  der  Vergangenheit  in  der  Weiterführung,  Umschmelzung  und 
Kombination  des  Überkommenen  scharf  zutage  tritt:  Der  Ausbau  und  die  Ver- 
Ijindung  schon  begangener  Straßen  überwiegt  das  frisch  wagende  Bahnen  neuer 
Wege.  Das  hat  die  gerechte  Bewertung  dieser  Philosophie  bei  den  Neueren 
stark  beeinträchtigt.  Man  sah  und  sieht  vielfach  noch  iu  ihr  nur  ein  Epigonea- 
tum,  ein  dürftiges  Nachleben  der  großen  Zeit  griechischer  Systembildung.  Zu 
der  geringeren  Originalität  kam  als  weiterer  die  Würdigung  erschwerender  Um- 
stand, daß  uns  die  grundlegenden  Werke  der  führenden  Geister  dieser  Periode 
großenteils  nur  in  Trümmern  vorliegen.  Von  Piaton  und  Aristoteles  haben  wir 
noch  ein  reichliches  glatt  lesbares  Schrifttum  in  Händen  ;  aus  der  literarischen 
Hinterlassenschaft  eines  Zenon,  Chrysippos,  Epikur,  Pyrron,  Arkesilaos,  Karneades 
u.  a.  sind  nur  wenige  einen  größeren  Zusammenhang  bietende  Stücke  erhalten. 
Wohl  bei  keinem  kommt  die  Unzulänglichkeit  des  direkten  Nachlasses  deutlicher 
zur  Erscheinung  als  bei  Poseidonios,  gerade  einem  der  bedeutendsten  und 
wirkungsreichsten  Männer  des  Hellenismus.  Erst  in  vorgerückter  Zeit  setzen 
mit  Lucrez,  Cicero,  Seneca,  Epiktet,  Marc  Aurel,  Plutarch,  den  Neuplatonikern 
u.  a.  wieder  umfangreichere  zusammenhängende  Schriftenmassen  ein.  Im 
übrigen  mußten  erst  durch  langwierige  und  mühevolle  philologische  Tätigkeit, 
durch  Sammelarbeit.  Quellenforschung  und  mikrologische  Textesbearbeitung  die 
Wege  zur  philosophiegeschichtlichen  Verwertung  des  zerstreuten  und  spröden 
Materials  geebnet  werden.  Nicht  das  leichteste  Hindernis  für  die  Schätzung  der 
hellenistisch-römischen  Philosophie  war  endlich  der  die  neuere  humanistische  Bildung 
beherrschende  einseitige  Klassizismus,  der  die  beachtenswerte  griechische  Literatur 
überhaupt  mit  der  Zeit  Alexanders  des  Großen,  die  lateinische  —  von  Tacitus 
abgesehen  —  mit  dem  augusteischen  Zeitalter  abschließt.  Erst  die  letzten 
Generationen  haben  hier  Wandel  geschaffen.  Die  ihrer  universellen  Aufgabe 
sich  mehr  und  mehi-  bewußt  werdende  Philologie,  von  philosophischer  Seite  an- 
geregt und  unterstützt  durch  Zellers  großes  Werk,  hat  die  Einwirkung  des 
Klassizismus  auf  die  antike  Philosophiegeschichte  im  ganzen  gebrochen.  Gleich- 
wohl ist  gegnerischen  Urteilen  gegenüber  immer  noch  ein  Wort  über  Wert  und 
Bedeutung  der  hellenistisch-römischen  Philosophie  am  Platze.  Vorangehen  muß 
ihm  ein  Hinweis  auf  ihre  allgemeinen  kulturgeschichtlichen  Grundlagen,  die  oben 
S.  40  nur  kurz  und  teilweise  zu  berühren  waren. 

Infolge  des  Eroberungszuges  Alexanders  des  Großen  und  der  Gründung  der 
Diadochenreiche  wurde  der  Osten  den  Einflüssen  des  Griechentums  in  Literatur, 
Kunst,  Wissenschaft  und  allgemeiner  Lebensanschauung  unterworfen.  Es  ent- 
stand eine  Kultur,  die  man  im  Anschluß  an  den  Historiker  J.  G.  Droysen  im 
Gegensatze  zur  national-hellenischen  als  die  hellenistische  zu  bezeichnen 
pflegt  e/./.7]vcCsiv,  graecissare,  sich  als  Grieche  benehmen,  die  Griechen  nach- 
ahmen; Gegensatz:  Grieche  sein).  Die  Folge  der  Ausbreitung  der  griechischen 
Kultur  über  ungriechische  Völker  war  ihre  Entnationalisierung.  Sie  streifte  al>, 
was  an  ihr  nur  auf   griechischem  Boden    gedeihen    konnte.      Dahin    gehörte    vor 


§  54  a.     Die  hcllcnistisch-rörnische  Philosophie  im  allgemeinen.  429 

allem  ihr  Zusammenhang  mit  dem  griechischen  Staat  und  den  Eigentümlichkeiten 
griechischer  Staatsgestaltung  und  Staatsauffassung.  Die  Bedeutung  der  Staats- 
grenzen trat  wie  politisch  so  auch  kulturell  zurück.  Nichtgriechen  ergriffen  das 
Neue,  das  ihnen  auf  allen  Gebieten  des  Geisteslebens  entgegengebracht  wurde, 
mit  besonderer  Frische.  Nicht  wenige  unter  den  geistig  hervorragenden  Männern 
der  Zeit  entstammten  dem  Osten.  So  verlor  die  übliche  Unterscheidung  von 
Griechen  und  Barbaren  ihre  Berechtigung.  Die  beginnende  Weltkultur  erzeugte 
•das  Weltbürgertum.  Hand  in  Hand  damit  ging  ein  Weiteres.  Mit  dem 
Interesse  am  Einzelstaate  schwand  auch  die  charakteristisch  hellenische  Auf- 
fassung, die  uns  am  schärfsten  bei  Piaton  entgegentritt,  nach  der  der  Staat  alles, 
das  Individuum  nichts  bedeutet.  Das  einzelne  Subjekt  rückt  in  den  Mittel- 
punkt. Die  Frage  nach  den  Bedingungen  seines  Glückes  wird,  zum  wenigsten 
für  die  praktische  Seite  der  Weltanschauung,  zum  Hauptproblem.  Der  geschicht- 
liche Verlauf  der  folgenden  Zeit  konnte  diesen  Individualismus  nur  fördern. 
Je  unerfreulicher  die  politischen  Vorgänge  waren,  desto  mehr  galt  es,  dem  In- 
dividuum Anweisung  zu  geben,  wie  es  durch  richtige  Stellung  zu  den  Dingen 
sich  von  allem  Äußeren  unabhängig  zu  machen  und  im  eigenen  Innern  die  Quelle 
seiner  Stärke,  Ruhe  und  Befriedigung  zu  erschließen  habe. 

Im  Zusammenhang  mit  der  Abwendung  vom  Staate  stand  die  verstärkte 
Pflege  der  FachM'isseuschaf  ten.  Hier  hatte  schon  das  nationale  Hellenentum, 
insbesondere  im  Peripatos,  Großes  geleistet.  Der  Hellenismus  brachte  Mehrung 
der  äußeren  Mittel  sowie  Verbreitung  und  Spezialisierung  der  Interessen.  In 
mehreren  Diadochenresidenzen  entstanden  als  Ergebnisse  und  zugleich  als 
Stützen  der  Hellenisierung  wissenschaftliche  Institute,  Museen  und  Bibliotheken. 
Alexandreia,  Antiocheia  und  Pergamon  wurden  Mittelpunkte  gelehrter  Tätigkeit. 
Die  hier  gepflegten  Studien  gaben  der  griechischen  Wissenschaft  insgesamt  neue 
Antriebe.  Wie  mächtig  namentlich  Alexandreia  das  griechische  Geistesleben  be- 
einflußt hat,  ist  allbekannt.  Philologisch-literarhistorische,  mathematische,  medi- 
zinische und  naturwissenschaftliche  Forschung  gedieh  auf  hellenistischem  Boden 
zu  hoher  Blüte. 

Mit  dem  in  dieser  Weise  gestärkten  Sinne  für  das  Historische  und  Empi- 
risch-Eeale  verband  sich  ein  zweites,  ganz  entgegengesetztes  Element.  Das 
Griechentum  kam  in  den  neu  gewonnenen  Ländern  in  enge  Berührung  mit  den 
Religionen  des  Ostens.  Der  imponierende  Eindruck  der  griechischen  Spe- 
kulation wie  auch  der  eigene  nationale  Ehrgeiz  drängte  die  Orientalen,  ihre 
religiösen  Traditionen  mittelst  einer  Durchsetzung  mit  hellenischer  Reflexion 
wissenschaftlich  zu  stützen  und  den  Griechen  zu  empfehlen.  Die  Wirkung  auf 
diese  erfolgte  um  so  sichei'er,  als  sich  bei  ihnen  —  freilich  z.  T.  eben  unter  dem 
Einfluß  des  Orientes  —  mehr  und  mehr  ein  Verlangen  nach  göttlicher 
Hilfe  und  Erlösung  geltend  machte,  das  sie  bestimmte,  sich  jeder  religiösen 
Überlieferung,  welchen  Ursprungs  sie  auch  sein  mochte,  zu  bemächtigen. 

Der  Ausbreitung  der  griechischen  Kultur  über  den  Orient  folgte  seit  dem 
zweiten  vorchristlichen  Jahrhundert  eine  Erweiterung  ihres  Gebietes 
nach  dem  Westen:  das  politisch  von  Rom  unterworfene  Griechenland  gewann 
kulturell  die  Obmacht  über  seine  Besieger.  Auch  hierbei  blieb  die  Rückwirkung 
nicht  aus.  Das  Gewicht  des  römischen  Staates  als  der  herrschenden  Macht,  die 
bewundernde  Ehrfurcht  vor  seiner  Größe  und  seinem  festen  Gefüge  hatten  zur 
Folge,  daß  die  Griechen  dem  nüchtern  praktischen  Sinne,  dem  Rom  sein  Em^Dor- 
komraen  verdankte,  auch  auf  dem  Felde  rein  geistigen  Schaffens  erhebliche  Zu- 
geständnisse machten. 


430  )>  ^^'1-     i^i''  hellenistisoh-römische  Philosophie  im  allgemeinen. 

Die  neuen  Kukurverhältnisse  mußten  nun  auch  auf  die  Philosophie  tief- 
greifend einwirken.  Zunächst  treten  im  Stoizismus  und  Epikureismus  zwei 
Systeme  auf  den  Plan,  die  das  Problem  der  Befriedung  und  Beglückung  dea 
Individuums  in  den  Vordergrund  rücken.  Der  mit  dem  Individualismus  in 
engstem  Zusammenhang  stehende  Kosmopolitismus  wird  im  Stoizismus 
nachdrücklich  betont.  Auch  abgesehen  von  den  neuen  Gesichtspunkten  bietet 
schon  die  Vermehrung  der  Schulen  und  das  Neben-  und  Gegeneinander  der  in 
ihnen  vertretenen  Bekenntnisse  eine  Belebung  der  philosophischen  Reflexion. 
Stoizismus  wie  Epikureismus  lehnen  sich  in  ihrer  Ethik  und  der  dieser  zur  Basis 
gegebenen  Physik  an  Lehren  der  Vorsokratik  und  Sokratik  an.  Der  Stoizismus 
verbindet  kynische  Ethik  mit .  heraklitischer  Physik,  der  Epikureismus  die  prak- 
tische Philosophie  des  kyrenaischen  Hedonismus  mit  demokritischer  Prinzipien- 
lehre und  Kosmologie.  Aber  in  beiden  Systemen  erfahren  die  übernommenen 
Bestandteile  durch  ihre  Verknüpfung  wesentliche  Veränderungen.  Die  kynische 
Ethik  erhält  durch  die  heraklitische  Physik  eine  wissenschaftliche  Begründung 
und  verfeineite  Ausgestaltung,  und  auch  auf  den  Heraklitismus  bleibt  die  neue 
ethische  (Orientierung  nicht  ohne  Einwirkung.  In  analoger  Weise  beeinflussen 
sich  im  Epikureismus  gegenseitig  die  überkommenen  physikalischen  und  ethischen 
Doktrinen.  Dazu  gesellt  sich  die  Wirkung  der  großen  Schulen  selbst  aufeinander. 
Fürs  erste  stehen  die  Stoa,  der  Garten  Epikurs,  die  zwei  Jahrhunderte  hindurch 
skeptische,  dann  wieder  zum  Dogmatismus  zurückkehrende  Akademie  und  der  Peri- 
patos  als  Hauptschulen  einander  gegenüber.  Dann  kompliziert  sich  der  Bestand 
durch  das  Wiederaufleben  des  Pythagoreismus,  durch  die  jetzt  bereicherte  pyrro- 
nische  Skepsis  und  durch  die  für  die  Beziehungen  von  Orient  und  griechischer 
Reflexion  charakteristische  jüdisch-hellenistische  Philosophie,  um  sich  dann 
Avieder  durch  das  Aufgehen  der  meisten  Schulen  im  Neuplatonismus  zu  verein- 
fachen. Gegnerische  und  freundschaftliche  Beziehungen  zwischen  den  Schul- 
bekenntnissen bieten  das  Schauspiel  eines  ungemein  wechselreichen  geistigen 
Getriebes.  Im  Meinungskampfe  werden  einzelne  Stellungen  preisgegeben,  andere 
gegen  den  Ansturm  der  Gegner  stärker  befestigt.  Die  Diskussion  strittiger 
Punkte  führt  zu  tieferer  und  vielseitigerer  Erfassung  der  Probleme.  Die  Skepsis 
greift  mit  der  Befehdung  des  Dogmatismus  anregend  ein.  Aus  dem  gesamten 
Kampfe  ergibt  sich  neben  der  Verschärfung  der  Unterscheidungslehren  zugleich 
auch  wieder  eine  Annäherung  der  Schulen  im  Eklektizismus,  unter  Äliteinwirkuug 
des  unspekulativen,  zunächst  nur  nach  dem  praktischen  Wert  der  Philosophie 
fragenden  Römerturas.  So  fällt  beispielsweise  die  eklektische  mittlere  Stoa  in 
wesentlichen  Punkten  ab  von  dem  Bekenntnis  eines  Zenon,  Kleanthes  und  Chry- 
sippos.  Der  eifrige  Betrieb  der  Fachwissenschaften  befruchtet  auch  die 
Philosophie.  Hier  schreitet  wieder  die  mittlere  Stoa  weit  vor.  Die  Gedanken- 
welt des  Poseidonios  umfaßt  die  mannigfachsten  Gebiete  gelehrter  Tätigkeit, 
Astronomie,  Geographie,  Hydrologie,  Vulkankunde,  Grammatik  und  Rhetorik, 
Wissenschafts-  und  politische  Geschichte  als  Bereiche  der  Philosophie.  Auch  in 
der  Schule  Epikurs  greifen  philologische  und  historische  Bestrebungen  Platz, 
z.  T.  in  Rücksicht  auf  die  Römer,  denen  die  Philosophie  durch  eine  geschicht- 
liche Darstellung  der  Problembehandlung  nahezubringen  ist,  z.  T.  infolge  der 
Angriffe  des  Poseidonios  auf  Epikur,  die  die  jüngere  Schule  zu  einer  gelehrten 
Methode  drängen.')  Verschiedene  Stellung  von  Mitgliedern  einer  und  derselben 
Schule  zu  Fragen,  welche  Fachwissenschaften  betreffen,  wie  die  Differenzen  der 


1)  Vgl.  Diels,  Sitz.  d.  Berl.  Ak.  1897,  S.  1062,  Elementum  S.  11. 


§  öla.     Die  hellenistisch-rümischc  Philosophie  im  allgemeinen.  431 

jüngeren  Epikureer  hinsichtlich  der  Bewertung  der  Rhetorik,  führen  zur  Hervor- 
kehrung neuer  Gesichtspunkte  und  damit  zu  dogmatischer  Bereicherung.  Von 
allergrößter  Bedeutung  aber  sind  die  Beziehungen  zur  Religion.  Das  entgegen- 
kommende Verhalten  der  Stoa  zu  den  volkstümlichen  Anschauungen,  die  ab- 
weisende Haltung  des  Epikureisraus,  der  seit  Poseidonios  mehr  und  mehr  Raum 
gewinnende  Mystizismus,  die  Einbeziehung  orientalischer  Überlieferungen  in  den 
Gedankenkreis  der  Philosophie  geben  in  den  verschiedenen  Nuancierungen,  -die 
sie  von  Fall  zu  Fall  annehmen,  ein  ungemein  reiches  und  wechselvolles  Bild. 

•  Alle  diese  Momente  verursachen  in  ihrer  Vereirigung  eine  Vermannig- 
faltigung  und  Vertiefung  der  Dogmatik,  durch  die  die  Philosophie  der 
hellenistisch-römischen  Zeit  wett  macht,  was  ihr  an  Originalität  abgeht.  Das- 
bunte  Spiel  der  in  vielhundertjährigem  Verlaufe  in  Erscheinung  getretenen  Ge- 
dankenelemente findet  schließlich  seine  Zusammenfassung  und  Ordnung  durch 
den  Xeuplatonismus,  der  damit  eine  der  genialsten  und  folgenreichsten  Leistungen 
vollzieht,  die  die  Philosophiegeschichte  darzubieten  hat. 

Will  man  aber  der  Bedeutung  der  Philosophie  unserer  Periode  in  vollem' 
Maße  gerecht  werden,  so  sind  noch  andere  Punkte  ins  Auge  zu  fassen.  Zunächst 
die  Rückwirkung  auf  die  Fachwissenschaften.  Sie  war  nicht  aus- 
nahmslos günstig.  Wo  Experiment  und  exakte  Beobachtung  das  Wort  zu  führen 
hatten,  da  mischte  sich  wohl  spekulative  Voreingenommenheit  ein  und  trieb  zu 
vorschneller  Entscheidung,  Aber  solche  Nachteile  wurden  dadurch  aufgewogen > 
daß  die  Fachwissenschaften  durch  philosophische  Grundlegung  luid  Durch- 
setzung vor  einem  rohen  Empirismus  und  einer  ausschließlichen  Orientierung 
nach  den  Bedürfnissen  der  Praxis  bewahrt  wurden  und  neue,  auch  für  die  positive 
Forschung  ergebnisreiche  Anregungen  empfingen.  Der  peripatetische  Physiker 
Straten  mit  seiner  Beeinflussung  von  Astronomie,  Mechanik  und  Medizin  durch 
Vermittlung  des  Aristarchos  von  Samos,  des  Heron  und  des  Erasistratos,  der 
epikureische  Arzt  Asklepiades,  der  letzte  Begründer  der  methodischen  medizi- 
nischen Schule,  bieten  Beispiele  weitgreifender,  für  die  Sonderwissenschaften 
förderlicher  Beziehungen, 

Von  größter  Bedeutung  aber  ist  die  für  die  hellenistisch-römische  Periode 
charakteristische  Einwirkung  der  Philosophie  auf  die  Welt  der  Ge- 
bildeten überhaupt.  Die  Betonung  ihrer  Aufgabe,  Lebensnormen  zu  bieten, 
erschloß  ihr  weite  Kreise.  Sie  genügte  den  geistigen  Bedürfnissen,  die  die  an- 
tiken Religionen  nicht  oder  doch  nur  unzureichend  zu  befriedigen  vermochten. 
Dazu  kam  ihre  durch  die  Verbindung  mit  den  Fachdisziplinen  gegebene  innigere 
Verflechtung  in  den  Gesamtkreis  der  Wissenschafton,  die  für  jedes  Studium  ein 
gewisses  Maß  philosophischer  Bildung  zur  Voraussetzung  machte.  Es  kam  dazu 
ferner  die  faßlichere  Darstellung  philosophischer  Lehren,  wie  sie,  namentlich 
seitdem  die  Römer  Philosophie  zu  treiben  begonnen  hatten,  üblich  geworden 
war.  So  wurde  Philosophie  mehr  und  mehr  zu  einem  ständigen  Teile  der 
Jugendbildung.  Aber  auch  solche,  die  niemals  daran  dachten,  einem  philo- 
sophischen L'nterrichtskurse  zu  folgen,  unterlagen  ihrer  Einwirkung.  Es  ent- 
wickelte sich,  besonders  begünstigt  durch  die  Verschwisterung  von  Philosophie 
und  Rhetorik,  eine  eigentliche  Popularphilosophie.  Mündliche  Predigt  und 
literarischer  Traktat  schufen  philosophischen  Gedanken  und  Überzeugungen 
weiteste  Verbreitung.  So  wurde  die  Philosophie  zu  einer  gewaltigen  Macht  im 
Leben  der  alten  Völker  und  behauptete  sich  als  solche  auch  über  die  Antike 
hinaus  unter  der  Herrschaft  des  Christentums,  dessen  Emporkommen  und  Aus- 
breitung sie  durch  hohe   ethische  Anforderungen,    durch  Wachhaltung  religiösen 


43l2  S  '^5.  Die  Stoa  im  allgemeinen.   Die  alte  Stoa.   Die  Philosophen  der  alten  Stoa. 

fc>innes  und  durch  ihre  Mitwirkung  an  einer  universellen  Kultur  gefördert  hatte 
und  an  dessen  dogmatischer  Ausgestaltung  sie  in  hervorragender  Weise  be- 
teiligt war. 


Erste  Epoche:    Kampf  zwischen   Stoizismus,    Epiku- 
reismus  und  Skepsis.     Eklektizismus. 

(Siehe  die  allgemeine  Charakteristik  oben  Seite  38.  40.) 

Schulen:   Alte  Stoa,  Kynische  Schule  (llj,  Epikureische   Schule,  Altere   Skep'sis, 
Mittlere  und  neuere  Akademie,  Mittlere  Stoa,  Peripatetische  Schule  (II). 

§  55.  Die  Stoa  im  allgemeinen.  Die  alte  Stoa.  Die 
Philosophen  der  alten  Stoa.  Wir  unterscheiden  in  der  Ent- 
■vricklung  der  Stoa  drei  durch  die  Beschaffenheit  der  Lehre  ab- 
gegrenzte Stadien:  die  alte  Stoa  (§§  55—58),  die  mittlere  Stoa 
<§  66)  und  die  spätere  Stoa  (§  68). 

Zenon  aus  Kition  (auf  Kypros),  ein  Schüler  des  Krnikers 
KrateSjdann  auch  desMegarikers  Stilpon,  vielleicht  des  Akademikers 
Xenokrates  und  des  Polemon,  begründete  um  300  vor  Chr.  durch 
Veredelung  der  kvnischen  Ethik  und  durch  Verbindung  der- 
selben mit  heraklitischer  Physik  und  modifizierten  aristoteh sehen 
Lehi'en  eine  philosophische  Schule,  die  nach  dem  Versammlungs- 
orte, der  Stoa  Poikile  in  Athen,  die  stoische  genannt  wurde. 
-  -  Eine  Abhängigkeit  der  Stoa  und  namenthch  ihres  Begründers 
Zenon  von  dem  Orient,  d.  h.  von  dem  Semitismus,  anzunehmen, 
liegt  kein  Grund  vor.  Die  stoischen  Lehren  ergeben  sich  alle 
ohne  Zwang  als  Fortsetzungen  und  Weiterentwicklungen  früherer 
griechischer  Philosopheme. 

Der  alten  Stoa  gehören  außer  Zenon  noch  an:  Zenons 
Schüler:  Ariston  von  Chios,  Herillos  von  Karthago, 
Dionysios  von  Horakleia  (wegen  seines  späteren  Abfalles  von 
der  stoischen  Lehre  o  Merad^i^evog  zubenannt),  Persaios  und 
hesonders  Kleanthes,  Zenons  Nachfolger  im  Lehramt,  dann 
Kleanthes'  Schüler  Sphairos  vom  Bosporos  und  namentlich  der 
zweite  Begründer  der  Schule,  Chrysippos,  der  dem  Kleanthes 
im  Lehramt  folgte  und  die  stoische  Lehre  zuerst  zur  vollen 
systematischen  Durchbildung  führte,  ferner  Zenon  von  Tarsos, 
der  dem  Chrysipi^os  folgte,  Diogenes  der  Babylonier,  Anti- 
patros  von  Tarsos  u.  a. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehre  der 
alten  Stoiker:  Das  Material  ist  zusammengestellt  bei  v.  Arnim,  Stoicorum 
veterum  fragmenta  (s.  unten  unter  Schriften).  Als  Hauptquellcn  kommen  in 
Betracht:  1.  Diog.  Laert.  Buch  7.  Bricht  jetzt  im  Schriftenverzeichnis  des  Chry- 
sippos ab,  umfaßte  nach  handschriftlich  erhaltenem  Inhaltsverzeichnis  (Eose, 
Heniies  1   [1866].    367  ff . ;     Bonnet,    Ehein.    Mus.    32    [1877J,    578  ff.;     Usener, 


§  55.   Die  Stoa  im  allgemeinen.  Die  alte  Stoa.  Die  Philosophen  der  alten  Stoa.  433 

Epicurea  S.  XI,  Anm.  2;  Martini,  Leipz.  Studien  19  [1899|,  86)  ursprünglich  die 
Stoa  bis  einschließlich  Kornutos  (unter  Nero).  Quelle  für  die  ernaltenen  Ab- 
schnitte: ApoUonios  von  Tyros,  ein  Stoiker  aus  der  Mitte  des  ersten  Jahrh.  vor 
Chr.,  o  Tov  :;iira>ca  ix&si;  tmv  cljio  Ztjvcovo;  cfü.oaöcfoiv  y.al  töjv  ßiß/.lwv  (Strabon 
16,  S.  757),  von  Diogenes  in  dem  Abschnitt  über  Zenon  zitiert.  2.  Mehrere 
Artikel  des  Suidas  {^lonxoi,  Ztp-cot'  Mraofov,  X^uoijTJTog).  3.  Ein  auf  Papyrus 
erhaltener  Abriß,  veröffentlicht  von  Dom.  Comparetti,  Papiro  ercolanese  inedito, 
Torino  1875,  ein  Teil  der  ^vrra^ig  rcör  cfdoaöq^cov  des  Philodemos  (s.  o.  S.  17. 
27  und  unten  §  6U  unter  Philodemos),  also  parallel  gehend  mit  dem  oben  S.  352 
erwähnten  Verzeichnis  der  Akademiker.  Schließt  mit  zwei  Schülern  des  Stra- 
tokies (um  100  V.  Chr.).  Quelle:  Schrift  des  Stoikers  Stratokies  über  die  stoische 
Schule,  bezw.  ApoUonios  von  Tyros.  S.  dazu  W.  Crönert,  Kolot.  und  Mened. 
S.  79  ff.  4.  Reste  von  Philodemos  üeqI  SToyixöJr;  vgl.  W.  Crönert,  Kolot.  u. 
Mened.  S.  55  ff.  (s.  unten  §  60  unter  Philodemos).  Weitere  für  Einzelangaben 
eintretende  Quellen  bei  Zeller  und  Susemihl  (Gesch.  d.  griech.  Lit.  in  d.  Alexan- 
drinerzeit) in  den  Abschnitten  über  die  Stoiker  (s.  u.). 

Verzeichnis  der  bekannten  alten  Stoiker  mit  den  antiken  Beleg- 
stellen -bei  Zeller,  Philos.  d.  Griech.  III  1*  S.  28  ff.  (s.  besonders  S.  48,  2),  Suse- 
mihl, Gesch.  d.  griech.  Liter,  in  d.  Alexandrinerzeit  I  S.  48  ff.,  II  S.  62  ff. 

Chronologie:  Jacoby,  Apollodors  Chronik  S.  362  ff.  (Zenon),  368  f.  (Per- 
saios),  369  ff.  (Kleanthes),  371  f.  (Chrysippos). 

Antike  Bildnisse:  Zenon:  BernouUi,  Griech.  Ikonogr.  II  135  ff.  (vgl. 
auch  Const.  Ritter,  Philol.  68  [1909],  339  f.).  Chrysippos:  ebenda  154  ff.  (146 f.); 
dazu  W.  Crönert,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1904,  471,  1. 

Antike  Berichte  über  die  stoische  Lehre:  Außer  den  Fragmenten 
der  Stoiker  (s.  unten)  und  Diogenes  Laertios  (s.  oben)  sind  insbesondere  Cicero, 
Plutarch  (in  den  gegen  die  Stoa  gerichteten  Streitschriften,  s.  oben  S.  18  luid 
unten  §  70),  Galen  (de  plac.  Hippocr.  et  Plat.)  und  Sextos  Emp.  wichtige  Ge- 
währsmänner. Das  Nähere  über  die  Quellenverhältnisse  für  Chrysippos  bei 
V.  Arnim,  Stoic.  vet.  fragm.  I  S.  IX  ff.  Die  die  Stoa  betreffende  Doxographie 
bei  Diels,  Doxogr.  Graeci,  s.  Index  s.  v.  Stoici  usw. 

Schriften:  Aus  den  Schriften  der  alten  Stoiker  sind  nur  Fragmente  er- 
halten. Sammlung:  Stoicorum  veterum  fragmenta  collegit  loannes  ab 
Arnim.  Vol.  I.  Zeno  et  Zenonis  discipuli,  Lipsiae  1905.  Vol.  II. 
Chrysippi  fragmenta  logica  et  physica,  Lipsiae  1903.  Vol.  III. 
Chrysippi  fragmenta  moralia.  Fragmenta  successorum  Chrysippi, 
Lipsiae  1903.  Ein  vierter,  die  Indices  enthaltender  Band  ist  in  Vorbereitung. 
Für  einzelne  Mitglieder  der  Schule:  The  fragments  of  Zeno  and  Cleanthes,  with 
introduction  and  explanatory  notes  by  A.  C.  Pearson,  London  1891.  Wachsmuth 
(Zenon  und  Kleanthes)  und  K.  Troost  (Zenon)  s.  S.  149*.  Nachträge..zu  Ariston 
von  Chios:  s.  Tolkiehn,  Schmid  und  Praechter,  unten  S.  150*.  Altere  Aus- 
gaben von  Kleanthes'  Hymnus  von  Fr.  W.  Sturz  (mit  Anmerk.),  Leipzig  1785, 
neu  herausg.  von  J.  F.  L.  T.  Merzdorf,  Leipzig  1835,  G.  Chr.  Fr.  Mohnike,  in: 
Poet.  Überreste,  1.  Bd.,  Kl.  d.  Stoiker,  Greifswald  1814  (mit  Anm.  u.  deutscher 
Übers.),  J.  H.  A.  Schwabe,  Jena  1819  (mit  Einl.  u.  deutscher  Übers.),  Ch.  Petersen, 
Kiel  1825.  —  Baguet  und  Gercke  s.  S.  150*  (Chrvsippos).  Zu  Chrvsippos  s.  auch 
R.  Philippson,  Rhein.  Mus.  71  (1916),  433.  437.  —  Weitere  Texte  'zur  alten  Stoa 
bei  ^V^  Crönert,  Kol.  u.  Mened.  (s.  dort  d.  Register  unter  Zenon,  Persaios,  Chry- 
sippos usw.).  —  Antistoische  Polemik  außer  Plutarch  u.  a.  bei  D.  Comparetti, 
Frammento  filos.  da  un  papiro  greco-egizio,  Festschrift  für  Gomperz,  Wien  1902, 
S.  80—89.  Gerhard,  Phoin.  v.  Kol.  213.  Kerkid.  fr.  4.  Comra.  in  Arist.  Gr. 
XX  248.     Anon.  in  Theaet.  5,  24  ff. 

Zenon.  Volle  Sicherheit  in  betreff  seiner  Lebensdaten  ist  trotz  der  in 
den  letzten  Jahrzehnten  darüber  angestellten  Untersuchungen  noch  nicht  er- 
zielt. Sein  Tod  fällt  wahrscheinlich  in  das  Jahr  264/3  v.  Chr.,  da  nach  der 
Angabe  des  Papiro  Ercolanese  (s.  oben  Z.  7)  Kleanthes  Ol.  112,  2  =  331/30 
geboren  ist,  99  Jahre  alt  wurde,  mithin  232/31  oder  (nach  der  inklusiven 
Rechnungsweise     Apollodors)     233/32    starb,    und    32    Jahre    der    Schule     vor- 

Ueberweg,  Grundriß  I.  28 


434  §  55.    Die  Stoa  im  allgemeinen.    Die  alte  Stoa.    Die  Plülosophen  der  alten  Stoa. 

stand  {rgtüy.oyza  y.al  Ovo,  das  ovo  ist  allerdings  nicht  ganz  sicher),  und  der 
Anfang  der  Scholarchie  des  Kleanthes  mit  dem  Todesjahre  Zenons  zusammenfiel. 
Nach  Persaios  (Diog.  7,  28),  der  uns  als  Zenons  Hausgenosse  ein  glaubwürdiger 
Gewährsmann  sein  muß,  war  Zenon  72  Jahre  alt  geworden,  sonach  ist  als  sein 
Geburtsjahr  336/5  anzunehmen.  Die  Angabe  des  Apollonios  von  Tyros,  wonach 
er  98  Jahre  lang  gelebt  und  58  Jahre  lang  die  Schule  geleitet  hatte  (Diog.  L. 
7,  28),  kommt  dagegen  nicht  auf.  (Vgl.  im  einzelnen  Jacoby,  ApoUodor  S.  3(32  ff, 
369  ff.)  Der  Brief  an  Antigonos,  in  dem  Z.  sich  SOjährig  nennt  (Diog.  L.  7,  9: 
deshalb  will  Zumpt  bei  Diog.  L.  7,  28  statt  72  Jahre  92  lesen),  ist  gefälscht. 
Zenon  war  der  Sohn  des  Mnaseas,  eines  Kaufmanns  in  Kition,  einer  hellenischen 
Stadt,  welche  daneben  auch  phönikische  Einwohner  hatte,  woraus  aber  keineswegs 
gefolgert  werden  kann,  daß  er  selbst  semitischer  Abkunft  gewesen  sei.  Wie  sein 
Vater,  trieb  auch  er  anfangs  (nach  Diog.  L.  7,  1  ff.  bis  zum  30.,  oder  vielmehr 
nach  Persaios  bei  Diog.  L.  7,  28  bis  zum  22.  Lebensjahre)  Handel.  Ein  Schiff- 
bruch soll  ihn  veranlaßt  haben,  in  Athen  zu  verweilen.  315/13  muß  er  nach 
dieser  Stadt  gekommen  sein.  Die  Lektüre  von  Schriften  der  Sokratiker  (insbe- 
sondere der  xenophon tischen  Memorabilien  und  der  platonischen  Apologie  [Diog. 
L.  7.  3  und  Themist.  orat.  23,  S.  295  c])  erfüllte  ihn  mit  Bewunderung  vor  der 
Charakterstärke  des  Sokrates,  und  in  Krates,  dem  Kyniker,  glaubte  er  den  Mann 
zu  finden,  der  jenem  unter  den  damals  Lebenden  am  ähnlichsten  sei.  Demgemäß 
schloß  er  sich  als  Schüler  an  Krates  an. 

Unter  den  verlorenen  Schriften  Zenons  {Uo/.iTeia,  Usgi  rov  xarä  (fvoiv  ßiov, 
UfoI  ogurji  rj  rcegi  drdocö:TOV  tfvoscog.  Usoi  :ra&(bv,  IIeoI  xadrjy.ovTog  xt)..;  das  Ver- 
zeichnis findet  sich  bei  Diog.  L.  7,  4,  v.  Arnim,  Stoic.  vet.  fragm.  I  S.  14  f.)  bekundeten 
besonders  die  frühesten  den  Kynismus  noch  in  manchen  krasseren  Anschauungen, 
welche  spätere  Stoiker  (namentlich  wohl  Chrysippos)  durch  mildere  und  feinere 
zu  ersetzen  suchten.  Von  Zenons  Werk  über  den  Staat  sagte  man  (Diog.  L.  7, 4), 
er  habe  es  f.Tt  r^^  rov  y.vvog  ovoäg  geschrieben.  Nicht  dauernd  durch  den 
Kyniker  befriedigt,  soll  er  zu  Stilpon  sich  gewandt  haben,  von  dem  ihn  Krates 
vergeblich  wieder  loszureißen  suchte  (Diog.  L.  7,  24);  dann  hörte  er  vielleicht, 
aber  jedenfalls  nur  kurze  Zeit,  Xenokrates  (Numen.  bei  Euseb.  Praep.  ev.  14,  5,  11; 
die  Angabe  des  Timokrates  bei  Diog.  L.  7,  2  ist,  wenn  sich  die  zehn  Jahre  auf 
Xenokrates  allein  beziehen,  chronologisch  unmöglich)  und  nach  dem  Tode  des 
letzteren  (315/4  oder  314/3  v.  Chr.)  auch  noch  Polemon,  der  ihm  den  Vorwurf 
machte,  er  stehle  sich  die  philosophischen  Lehren  zusammen  (Diog.  L.  7,  25, 
vgl.  Cic.  de  fin.  5,  25,  74,  wo  die  Stoiker  mit  Dieben  verglichen  werden).  In  der 
Dialektik  übte  er  sich  bei  dem  Megariker  Diodoros  Kronos  (Diog.  L.  7,  25). 
Nach  diesen  Studien  gründete  Zenon  seine  eigene  philosophische  Schule  in  der 
Zxoä  noiy.ü.t}  (einer  mit  Gemälden  des  Polygnot  geschmückten  Säulenhalle);  nach 
dem  Ort  der  Vorträge  erhielt  die  Schule  den  Namen  der  stoischen.  Der  Zeit- 
ansatz für  diese  Gründung  hängt  davon  ab,  ob  man  die  Nachricht  von  zwanzig- 
jährigen Studien  des  Zenon  (Diog.  L.  7,  4)  als  genaue  oder  als  runde  Zahlangabe 
anzusehen  hat.  In  dem  letzteren,  wahrscheinlicheren  Falle  wird  man  die  Schul- 
gründung etwa  um  300  vor  Chr.  ansetzen  dürfen.  Wie  berichtet  wird,  starb  er  eines 
freiwilligen  Todes.  Die  Athener  hielten  Zenon  hoch  und  ehrten  ihn  (^nach  Diog. 
L.  7,  10  ff.)  durch  einen  goldenen  Kranz,  ein  auf  Staatskosten  erbautes  Grabmal 
und  (nach  Diog.  L.  7,  6)  durch  eine  eherne  Bildsäule,  wegen  der  ao«r?)  xai  aco- 
qQoovvtj,  die  er  in  Lehre  und  Leben  bewiesen  und  zu  der  er  die  Jugend  geleitet 
habe.  Auch  der  makedonische  König  Antigonos  Gonatas  achtete  ihn  hoch.  — 
L'nter  Zenons  Schülern  haben  die  beiden  zunächst  zu  nennenden,  Ariston  und 
Herillos,  das  stoische  Bekenntnis  in  gegensätzlicher  Weise  ausgebildet,   der  erste. 


§55.    Die  Stoa  im  allgemeinen.    Die  alte  Stoa.    Die  Philosophen  der  alten  Stoa.  435 

indem  er  auf  den  Kynismus  zurückgriff,   der  andere,  indem  er  wohl  durch  pia- 
ton isch-peripatotische  Reflexion  sich  beeinflussen  ließ. 

Ariston  von  Chios  schätzte  das  Theoretische  gering,  verwarf  die  Logik 
als  unnütz,  die  Physik  als  dem  Mensehen  unerreichbar  und  erklärte  außer 
Tugend  und  Laster  alles  andere  für  gleichgültig  (Stoic.  vet.  fr.  I  No.  351  ff.). 
Bemerkenswert,  weil  sie  uns  einen  prinzipiellen  Gegensatz  in  der  Behandlung 
der  Ethik  innerhalb  der  Stoa  kennen  lehrt,  ist  die  Mitteilung  Senecas  (Epist.  94 
[Stoic.  vet.  fragm.  I  No.  358  f.];  vgl.  Epist.  89,  13  [Stoic.  vet.  fragm.  I  No.  357]), 
Ariston  habe  die  besonderen  moralischen  Anweisungen,  z.  B.  über  die  Behand- 
lung der  Ehefrau,  über  Kindererziehung,  Sklavenbehandlung  usw.,  aus  der 
Philosophie  ausgeschieden.  Wer  in  der  Ethik  die  Norm  für  das  gesamte  Leben 
besitze,  bedürfe  keiner  solchen  Sondervorschriften,  die  in  jener  Norm  schon  ge- 
geben seien.  Andere  machten,  wie  wir  aus  Seneca  Epist.  94,  1  ersehen,  aus 
diecen  besonderen  Lehren  für  das  praktische  Leben  den  alleinigen  Gegenstand 
ethischer  Unterweisung,  Kleanthes  hingegen  gestand,  einen  mittleren  Weg  ein- 
schlagend, auch  der  speziellen  Moral  einen  Wert  zu,  der  aber  gering  sei,  wenn 
sie  nicht  aus  der  allgemeinen  hergeleitet  werde  (Sen.  a.  a.  O.  §  4).  Daß  Ariston 
mit  seiner  Meinung  nicht  allein  stand  und  die  Frage  Gegenstand  lebhafter  Ver- 
handlung war,  läßt  Seneca  a.  a.  O.  §  5  ff.  erkennen.  Man  kann  an  die  ver- 
schiedene Stellung  des  Protestantismus  und  des  Katholizismus  zur  kasuistischen 
Ethik  des  täglichen  Lebens  erinnern.  —  Über  die  Abgrenzung  des  literarischen 
Eigentums  des  Stoikers  Ariston  von  Chios  und  des  Peripatetikers  Ariston  von 
Keos  (s.  §  67)  ist  viel  gestritten  worden.  Diog.  L.  7.  160  (Stoic.  vet.  fragm.  I 
No.  333)  gibt  ein  Verzeichnis  der  unter  dem  Namen  des  Stoikers  umlaufenden 
Schriften  und  bemerkt  dazu.  Panaitios  und  Sosikrates  hätten  ihm  nur  die  Briefe, 
alles  Übrige  aber  dem  Peripatetiker  zugewiesen.  Trotz  dieser  Notiz  ist  man 
heute  sehr  mit  Recht  geneigt,  die  von  Diog.  L.  aufgezählten  Schriften,  deren 
Titel  z.  T.  gerade  für  den  Stoiker  ausgezeichnet  passen,  diesem  zuzuschreiben. 
Ihm  gehören  zweifellos  auch  die  bei  Stobaios  überlieferten  'Ofiotcö/nara,  und  end- 
lich wird  man  auch  in  dem  von  Plutarch  in  den  Moralia  mehrfach  zitierten 
Ariston  im  allgemeinen  den  Stoiker  zu  erkennen  haben  (so  auch  A.  Mayer, 
Philol.  Suppl.  11  [1910],  485  ff.  [Ausnahme  Praec.  ger.  reip.  804  e,  Mayer  S.  488]). 
—  Im  Gegensatze  zu  Ariston  sah 

Herillos  von  Karthago  im  Wissen  {i:TioTt'jft7j)  die  Hauptaufgabe  des 
Menschen  (Stoic.  vet,  fragm.  I  No.  409  ff.). 

Dionyslöfi  von  IIera7>7eia  zeichnete  sich  unter  Zenons  Schulern  als 
fruchtbarer  Schriftsteller  ans.  Infolge  einer  schmerzhaften  Krankheit  bestritt  er 
den  Satz,  daß  der  .-roro?  ein  Adiaphoron  sei,  und  sagte  sich  damit  von  dem 
stoischen  Bekenntnis  los  (Stoic.  vet.  fragm.  I  No.  422  ff.). 

Persaios  von  Kition,  also  Landsmann  Zenons,  lebte  mit  diesem  auch 
als  Hausgenosse  in  vertrautem  Verkehr.  Vielleicht  schon  276,  sicher  vor  270 
(Jacoby,  Apollod.  Chron.  S.  369)  siedelte  er  mit  seinem  Schüler  Aratos  von  Soloi 
von  Athen  aus  zum  makedonischen  Könige  Antigonos  Gouatas  über  und  stand 
bei  diesem  in  hoher  Gunst  (Stoic.  vet.  fragm.  I  No.  435  ff.). 

Kleanthes  vonAssos  in  Troas,  geb.  331/0,  gest.  233/2  oder  232/1,  war  (nach 
Diog.  L.  7,  168)  ursprünglich  Faustkämpfer  und  verdiente  sich,  während  er  bei 
Zenon  hörte,  seine  Nahrung  nachts  durch  Wassertragen  und  Teigkneten.  Er  faßte 
schwer  und  langsam  die  philosophischen  Lehren,  hielt  aber  treu  an  dem  einmal 
Angeeigneten  fest,  weshalb  ihn  Zenon  mit  einer  harten  Tafel  verglichen  haben 
soll,  auf  die  sich  nur  mit  Mühe  schreiben  lasse,  die  aber  die  Züge  dauernd  bc 

28* 


436  §  ^5.    Die  Stoa  im  allgemeinen.    Die  alte  Stoa.    Die  Philosophen  der  alten  Stoa. 

wahre.  Ein  selbständiger  Denker  scheint  er  nicht  gewesen  zu  sein.  Er  soll 
(Diog.  L.  7,  176)  19  Jahre  lang  Zenon  gehört  haben  und  folgte  ihm  darnach  im 
Amte  der  Schulleitung.  Doch  stimmte  er  nicht  in  allen  Dingen  mit  seinem 
Lehrer  überein.  Wie  dieser,  so  soll  auch  er  seinem  Leben  freiwillig  ein  Ende 
gemacht  haben  (Stoic.  vet.  fragm.  I  No.  463  ff.). 

Chrysippos  von  Soloi  oder  Tarsos  in  Kilikien  (geb.  281/78,  gest. 
2ij8/05  V.  Chr.).  der  Nachfolger  des  Kleanthes,  ist  durch  seine  allseitige  Durch- 
bildung des  Systems  gleichsam  der  zweite  Begründer  der  stoischen  Schule  ge- 
worden, so  daß  man  sagte  (Diog.  L.  7.  183):  El  //>)  yag  tjv  Xgvot:T.-io;,  ovx  av  tjv 
^Toct.  Schriftstellerisch  war  er  von  staunenswerter  Produktivität.  Er  soll  täglich 
5CK3  Zeilen  geschrieben  und  im  ganzen  mehr  als  705  Bücher  verfaßt  haben  (Diog. 
L.  7,  181.  180).  Auf  die  künstlerische  Form  achtete  er  dabei  wenig.  Nach  dem 
Urteil  des  Stilkritikers  Dionys  von  Halikarnaß  gab  es  unter  den  namhaften 
Schriftstellern  keinen  bessern  Dialektiker  und  keinen  schlechteren  Stilisten  als 
Chrysippos.  Man  klagte  über  seine  Wahllosigkeit  im  Ausdruck,  den  durch  die 
Eile  herbeigeführten  Mangel  nachträglicher  Korrektur,  vielfache  Wiederholungen 
und  die  über  jedes  Maß  gehäuften  Zitate.  Für  die  (xeschichte  der  griechischen 
Literatur  ist  Chr.,  abgesehen  von  der  philosophischen  Bedeutung  seiner  Werke, 
auch  dadurch  von  Wichtigkeit,  daß  er  (durch  ein  von  ihm  angelegtes  Gnomo- 
logion  oder  durch  den  reichen  Zitatenschatz  seiner  Werke)  Grundlage  und  Aus- 
gangspunkt der  griechischen  Florilegienliteratur  geworden  ist.  (Vgl.  Elter  im 
Literaturverz.  u.  S.  151*,  der  auch  nachweist,  daß  Plutarchs  Schrift  i7w?  öeX  rov 
viov  :Toit]iiiäT{ov  äxovsiv  die  Bearbeitung  einer  Abhandlung  des  Chr.  ist.)  —  Neben 
Chrysippos  ist  unter  den  Schülern  des  Kleanthes  besonders 

Sphairos  vom  Bosporos  berühmt,  der  Berater  des  unglücklichen  sparta- 
nischen Königs  Kleomenes  (Stoic.  vet.  fragm.  I  No.  620  ff.).  —  Die  Nachfolger 
des  Chrysippos  waren 

Zenon  von  Tarsos  und  Diogenes  aus  Seleukeia  am  Tigris 
(..der  Babylonier").  Auf  Diogenes  folgte  im  Lehramt  Antipatros  von 
Tarsos  (Stoic.  vet.  fragm.  III  S.  209  ff.).  Diogenes  kam  im  Jahre  156/55  vor 
Chr.  zugleich  mit  dem  Akademiker  Karneades  und  dem  Peripatetiker  Krito- 
laos  als  Gesandter  der  Athener,  um  den  Erlaß  einer  ihnen  auferlegten  Geld- 
strafe zu  erwirken,  nach  K  o  m.  Die  philosophischen  Vorträge,  die  die  drei 
Männer  bei  dieser  Gelegenheit  hielten,  wurden  von  der  römischen  Jugend  mit 
Bewunderung  gehört  und  trugen  wesentlich  dazu  bei,  in  Rom  Interesse  für 
griechische  Philosophie  zu  verbreiten  —  nicht  zur  Freude  des  Cato,  der  von 
diesem  Interesse  eine  Schwächung  der  praktischen  und  insbesondere  militärischen 
Tatenlust  der  jungen  Eömer  fürchtete  und  deshalb  dem  Senate  riet,  die  Gesandt- 
schaft schleunigst  abzufertigen  (Plut.  Cat.  mai.  22). 

Schüler  des  Diogenes  war  neben  Panaitios  (s.  §  66)  auch  Boethos  von 
Sidon,  in  dessen  Lehre  schon  Züge  der  eklektischen  mittleren  Stoa  (s.  §  66) 
zutage  traten.  In  mehreren  Punkten  näherte  er  sich  der  peripatetischen  Lehre. 
So  sagte  er  sich  namentlich  vom  stoischen  Pantheismus  zugunsten  der  Trans- 
zendenz der  Gottheit  los  und  bestritt  das  Dogma  von  der  Weltverbrennung 
(Stoic.  vet.  fragm.  III  S.  265  ff.). 

\'on  weiteren  Mitgliedern  der  alten  Stoa  sind  uns  noch  Apollodoros  von 
Seleiiheiat  Archedetnos  von  Tarsos  und  einige  andere  durch  Fragmente 
l)ekannt  (St.  vet.  fr.  III  S.  259  ff.). 

Als  Männer  dieser  Epoche,  die  nicht  unmittelbar  der  Schule  angehörten, 
aber  doch  stoisch  beeinflußt  waren,   sind  der  Dichter  Aratos,   der  Grammatiker 


§  56.     Die  alte  J^toa:  Das  System,  I:  Einteilung  der  Philosophie.    Logik.  437 

Krates  von  Mallos,  der  Chronologe  Apollodoros  von  Athen  und  der  mit 
Tib.  Gracchus  befreundete  Politiker  C.  JBlossitts  zu  nennen. 

Vorbemerkung  zu  §§  56—58:  Die  folgende  Darstellung  des 
stoischen  Systems  stützt  sich  im  wesentlichen  auf  das,  was  uns 
von  den  Lehren  der  alten  Stoiker  überliefert  ist.  Gleichwohl  wer- 
den auch  spätere  Vertreter  der  Schule  mit  herangezogen  werden, 
wenn  anzunehmen  ist,  daß  diese  in  den  betreffenden  Punkten  mit 
der  alten  Stoa  übereinstimmen. 


§  56.  Die  alte  Stoa:  Das  System,  I:  Einteilung  der 
Philosophie.     Logik. 

Wie  Xenokrates  teilten  die  Stoiker  die  Philosophie  in 
Logik,  Physik  und  Ethik.  Logik  und  Physik  stellten  sie  aber 
tatsächlich  in  den  Dienst  der  Ethik,  sahen  in  der  sittlichen 
Tüchtigkeit  den  Zweck  aller  Philosophie,  obschon  sie  größten- 
teils der  Physik  (mit  Einschluß  der  Theologie)  den  Vorrang  vor 
der  Ethik  zusprachen  und  letztere  von  der  ersteren  abhängig 
machten.  Die  Logik  wurde  von  einigen  in  Dialektik  und 
Rhetorik  eingeteilt.  Andere  fügten  dazu  noch  die  Definitions- 
lehre und  die  Lehre  von  den  Kriterien  der  Wahrheit 
(Erkenntnis lehre).  Wieder  andere  strichen  von  den  beiden 
letztgenannten  Disziplinen  die  Definitionslehre,  WT)hl  weil  sie  sie 
als  in  de]'  Dialektik  enthalten  betrachteten. 

Die  stoische  Logik  fußt  auf  der  aristotehschen  Analytik, 
ergänzt  diese  durch  gewisse  Untersuchungen  über  das  Kriterium 
der  Wahrheit,  über  die  sinnliche  Wahrnehmung,  über  einzelne 
Schlußformen  (insbesondere  über  die  hypothetischen  Schlüsse), 
gefällt  sieh  aber  auch  in  manchen  Änderungen  der  Terminologie, 
die  keinen  wissenschaftlichen  Fortschritt  begründen,  sondern  nur 
etwa  die  elementare  UnterAveisung  erleichtern;  nicht  selten  wird 
auch  die  leichtere  Verständlichkeit  auf  Kosten  der  Tiefe  erzielt. 
Als  das  fundamentale  Kriterium  der  Wahrheit  gilt  den 
Stoikern  die  ffavTaala  •AazahjTiTr/.rj^  die  mit  voller  Klarheit  das 
Objekt  ergreifende  (erkennende)  und  dadurch  auch  das  Subjekt 
zur  Zustimmung  nötigende  Vorstellung.  Alles  AVissen  geht  aus 
der  sinnlichen  Wahrnehmung  hervor:  die  Seele  ist  ursprünglich 
gleichsam  ein  unbeschriebenes  Blatt  Papier,  auf  welches  zuerst 
durch  die  Sinne  Vorstellungen  gezeichnet  w^erden.  Mit  dieser 
Lehre  machten  die  Stoiker  den  Anlauf  zu  einem  konsequenten 
Sensuahsmus ;  sie  sind  aber  in  der  Ausführung  ihrer  Erkenntnis- 
lehre gezwamgen,  vielfach  rationalistische  Elemente  hineinzuziehen, 
teils    wiegen   der   Bedeutung   des    Logos   in   ihrer   Physik,    teils 


438  §  ^6-     I^'6  "^*^  ^^0*-  ^^^  System,  I:   Einteilung  der  Philosophie.     Logik. 

wegen   der   Schwierigkeit,    auf   rein   sensualistischem   Wege    zu 
allgemein  gültigen  Annahmen  zu  gelangen. 

An  die  Stelle  der  platonischen  Ideenlehre  und  der  aristote- 
lischen Lehre  von  dem  begrifflichen  Wesen  tritt  bei  ihnen  die 
Lehre  von  den  subjektiven  Begriffen,  die  durch  Abstraktion 
gebildet  werden:  in  der  objektiven  Realität  gibt  es  nur  Einzel- 
wesen. An  die  Stelle  der  zehn  aristotelischen  Kategorien  setzen 
die  Stoiker  vier  allgemeinste  Klassenbegriffe:  Substrat,  wesent- 
hche  Eigenschaft,  Beschaffenheit  und  Verhältnis. 

Quellen:  Begriff  und  Einteilung  der  Philosophie:  Stoic.  veter.  fragm.  II 
No.  35-44;  Logik  (Erkenntnislehre  und  Dialektik),  Rhetorik:  II  No.  45— 298a; 
I  No.  47-84,  483-492;  III  S.  212  ff.,  Xo.  17-26;  Ö.  235  ff.,  No.  91-126; 
S.  246  ff.,  No.  16-31. 

Über  die  stoische  Definition  der  Philosophie  berichtet  Sext.  Enip.  adv. 
math.  9,  13  (St.  v.  fr.  II  No.  36):  rijv  cfiXoaorfiur  (paolv  i:nr^dsvaiv  elrai  oorfia^, 
rijv  8k  ooqriav  i.Tiazij^rjv  deicov  re  y.ai  dvdQco.-rivojv  rioay/idTCov.  Eine  andere  Defi- 
nition, die  sogleich  zur  Einteilung  des  Systems  überleitet,  berichtet  Aet.  plac.  1 
prooem.  2  S.  273,  11  ff.  Diels  (Stoic.  vet.  fragm.  II  No.  35):  ot  ^ih  ovr  ZtouxoI 
e<paaav  xi]v  ^üv  ootfiav  eivai  d-ficov  re  xai  dr&ocontrcov  ijTtorrjiiirjv,  rrjv  ös  cpüoaorfiav 
doxr^aiv  i.^tTtjSsiov  Te/vtj^.  i::Tiz7]8£iov  ös  elvai  jniar  xu'i  dvonaTO)  xrjv  dßer>/r,  dosrä? 
Öh  xäi  yEvixcoidiag  zgetg,  (fri'oiy.ijv  i^&oiijv  koyixi)v.  f>i  )}v  aiiiuv  xai  zoi/iegt'jg  fnttv 
r,  (fiXoaoffia,  ^g  z6  //er  (pvniy.ov  z6  Ss  rjdcy.öi'  z6  de  }.oyiy.6v.  In  der  Bezeichnung 
der  Weisheit,  nach  welcher  der  Philosoph  strebt,  als  der  Kenntnis  der  göttlichen 
uml  menschlichen  Dinge,  tritt  die  oben  S.  1  ff.  berührte  universalistische  Auf- 
fassung der  Philosophie  zutage.  Den  Terminus  Logik  führten  die  Stoiker  ein 
für  die  Lehre  von  den  '/.öyoi,  d.  h.  von  den  Gedanken  und  Reden,  und  teilten 
dieselbe  ein  in  Dialektik  und  Rhetorik,  wozu  andere  noch  die  Definitions- 
lehre und  die  Lehre  von  den  Wahrheitskriterien  hinzufügten :  Diog.  L.  7,  41 
(Stoic.  vet.  fragm.  II  No.  48).  Kleanthes  stellt  sechs  Teile,  wie  es  scheint, 
ohne  Reduktion  auf  jene  drei,  zusammen:  Dialektik,  Rhetorik,  Ethik, 
Politik,  Physik,  Theologie  (Stoic.  vet.  fragm.  I  No.  482).  Die  Stoiker  ver- 
glichen (nach  Diog.  L.  7,  40,  Sext.  Emp.  adv.  math.  7,  17  ff.;  Stoic.  vet. 
fragm.  II  No.  38)  die  Logik  mit  den  Knochen  und  Sehnen  des  Tieres, 
mit  der  Schale  des  Eies  und  mit  der  Umzäunung  des  Gartens,  die  Ethik 
entweder  mit  dem  Fleisch  und  dem  Eiweiß,  und  die  Physik  (insbesondere  als 
Theologie)  mit  der  Seele,  dem  Dotter,  oder  (was  Spätere,  z.  B.  Poseidonios,  vor- 
zogen) die  Physik  mit  dem  Fleisch,  dem  Eiweiß  und  den  Bäumen,  und  die  Ethik 
mit  der  Seele,  dem  Dotter  und  den  Früchten.  Daß  sie  wenigstens  teilweise  die 
Ethik  in  den  Vordergrund  stellten,  beweist  schon  die  eben  angeführte  Definition 
der  Philosophie:  <f>iX.  aaxrjaiv  £:Tiztj8£tov  zeyrtjg'  E:iizt)6eiov  de  eJvai  /ni'ar  xal  drcorärw 
zi]v  doezi^v.     Vgl.  auch  oben  Seite  5  f. 

Die  Dialektik  war  den  Stoikern  teils  die  Lehre  von  der  Sprache  (Gram- 
matik), teils  die  Lehre  von  dem  durch  die  Sprache  Bezeichneten,  den  Vor- 
stellungen und  Gedanken  (Erkenntnislehre  mit  Einschluß  der  umgebildeten 
aristotelischen  Logik).  In  der  Grammatik  sind  die  Leistungen  der  Stoiker 
s.v!:r  verdienstlich,  aber  zum  Teil  mehr  für  die  positive  Sprachforschung  als  für 
dl  •  Philosophie  von  Bedeutung.      Von   den   Stoikern  rühren  großenteils  die   her- 


§  56.     Die  alte  8toa:  Das  System,  I:   Einteilung  der  Philosophie.     IjOgik.  439 

kömmlichen  Bezeichnungen  der  Redeteile  und  Flexionen  her.  Als  Begründer  der 
stoischen  Grammatik  gilt  gewöhnlich  Diogenes  von  Seleukeia.  Ihre  Anfänge  sind 
aber  um  hundert  Jahre  früher  anzusetzen,  nachdem  W.  Schmid  (Philol.  69  [1910], 
440—442)  nachgewiesen  hat,  daß  schon  Ariston  von  Chios  sich  mit  grammatischer 
Theorie  beschäftigte.  —  Auch  für  die  Terminologie  und  Theorie  der  Rhetorik  ist 
die  Stoa  von  Bedeutung. 

Die  Fundanien talfrage  der  stoischen  Erkenntnislehre  betrifft  das  Prü- 
fungsmittel  (ygirijoiov)  der  Wahrheit  (Stoie,  vet.  fr.  II  No.  105  ff.).  Wie  für  die 
Stoa  so  ist  diese  Frage  für  die  nacharistotelische  Philosophie  überhaupt  von  be- 
sonderer \V'ichtigkeit.  Die  Annahmen  der  ältesten  Stoiker  über  die  Bedingungen 
der  Wahrheit  unserer  Erkenntnisse  sind  noch  von  ziemlich  unbestimmter  Art. 
Zenon  soll  (nach  Cic.  Acad.  2.  47,  145  [Stoic.  vet.  fragm.  I  Xo.  66])  die  Wahr- 
nehmung mit  den  ausgestreckten  Fingern  verglichen  haben,  die  Zustimmung 
(oi'yy.  (trade  Ol  i)  mit  der  halbgeschlossenen  Hand,  die  Erfassung  des  Objektes 
selbst  {y.axä/.})rp ig)  mit  der  völlig  geschlossenen  Hand  (der  Faust),  das  Wissen 
mit  der  Umfassung  der  Faust  durch  die  andere  Hand,  wodurch  der  Zusammen- 
schluß gefestigt  und  gesichert  werde.  Hierzu  stimmt  die  stoische  Definition  des 
AVissens  (Stob.  Ecl.  eth.  II  73,  20  f.  W.)  als  der  y.azäh^rpig  docpa/.t]?  y.al  dus- 
rd.Trcoro?  v.io  ?.6yov,  woran  sich  die  Annahme  schließt,  daß  ein  ovartjua  aus 
solchen  y.axulrmieig  die  Wissenschaft  ausmache  (St.  v.  fr.  II  No.  90  ff.). 

Als  Kriterium  der  Wahrheit  setzten  die  Stoiker  im  allgemeinen  (Ab- 
weichungen sind  verzeichnet  bei  Diog.  L.  7,  54  [Stoic.  vet.  fragm.  II  No.  105]; 
<Jazu  V.  Arnim,  Stoic.  vet.  fragm.  I  S.  XXXVII)  die  y.araXTjnny.i]  (pavzaala.  Über 
die  Bedeutung  dieses  Ausdrucks  gehen  die  Meinungen  auseinander.  Sprachlich 
gesichert  ist  —  obwohl  auch  dies  bezweifelt  wurde  — ,  daß  yaza/.rj.-iny.og  nur 
aktivischen  Sinn  haben  kann:  die  y.arahj.-rziyr]  (pavzaaia  ist  die  ,, ergreifende  Vor- 
stellung". Dementsprechend  ist,  wenn  der  yazcdtj.iziy?]  <p.  eine  dyazdhj.-rzog  q-. 
gegenübergestellt  wird,  auch  hier  das  Adjektivum,  das  an  sich  passivischen  wie 
aktivischen  Sinn  haben  könnte,  aktivisch  zu  verstehen.  Die  Frage  ist  nur,  was 
der  Gegenstand  des  y.ara/.ainßävEir  ist:  es  kann  das  Objekt  unseres  Erkennens 
sein  (y.azu}.außdvsiv  =  geistig  erfassen,  erkennen,  vgl.  das  latein.  comprehendere, 
franz.  comprendre),  es  kann  aber  auch  der  erkennende  Verstand  sein,  der  von 
•der  Vorstellung  gepackt  und  für  die  Anerkennung  ihrer  Richtigkeit  gewonnen 
■wird.  Beide  Auffassungen  stehen  schon  im  Altertum  nebeneinander.  Bei  Sext. 
Emp.  adv.  math.  7,  248  (St.  v.  fr.  II  No.  65  S.  25,  33  ff.;  vgl.  Sext.  Erap.  adv. 
math.  7,  426,  Hyp.  Pyrr.  2,  4;  Diog.  Laert.  7,  50)  heißt  es:  y.ara'/.r]:iziy.i]  de  eaxiv 
{(parzaaia)  rj  ä.TO  i^tdo/orzog  y.al  y.az'  avzo  z6  VTzdo/ov  ira-rofieuayfih'tj  y.al  evarre- 
0(pQayia(ievr],  onoia  ovx  av  yevoizo  drrö  fii]  vjidoyovzog'  äxQcog  ydg  Jiiazovfxevoi  dvzi- 
Xr]  Jtz iHTjv  slvat  z(öv  vnoxeifievcov  zrjv8e  zrjv  qjavzaaiav  xai  :iävza  xeyviy.cTyg  rot 
jzsqI  avxoig  ISiwfcaza  dvafie^ayfievrjv  eyaozor  zovzoiv  (paaiv  eyeiv  avfißeßrjxög.  Bei 
demselben  Sextos  Emp.  aber  wird  adv.  math.  7,  405  von  der  (pavzaoia  y.aza- 
).>].-iriyt]  bemerkt:  y.azah]7Tziy.ai  ziveg  elai  (favzaotai  ::za^6aov  indyorza  i  tjfiäg 
elg  ovyxazddeoiv  (vgl.  adv.  math.  7,  257:  avzi]  yäg  iraoyfjg  ovaa  y.al  :i).rjy.z ly.i] 
fiovov  ovyl  TÖJv  zoiycöv,  qraoi,  Xau ß dvezai  y.azaan woa  Tj/iiäg  eig  avyy.a- 
zd&Eoiv).  Schwerlich  hat  der  Schöpfer  des  Ausdrucks  cf.  y..,  wie  man  gemeint 
hat,  absichtlich  ein  zweideutiges  Wort  gewählt  und  dadurch  mit  Bewußtsein  die 
Präzision  seiner  Terminologie  geschädigt.  Viel  wahrscheinlicher  ist,  daß  es 
diesem  Terminus  ergangen  ist  wie  auch  anderen,  daß  ihm  nämlich  im  Laufe  der 
Zeit  eine  neue  Bedeutung  untergelegt  wurde,  die  neben  der  alten  wohl  bestehen 
konnte.  Für  die  Priorität  der  ersten  unter  den  oben  genannten  beiden  Be- 
deutungen   spricht    Cic.  Acad.  2,  24,  77  (St.  vet,  fr.  I  No.  59).      Dort  liest  man: 


440  §  "^Ö.     Die  alte  Stoa:  Das  f?ysteni,  I:  Einteilung  der  Philosophie.    Logik. 

Quaesivit  de  Zenone  fortasse  (seil.  Arcesilas),  quid  futurum  esset,  si  nee  per- 
cipere  quidquam  posset  sapiens  nee  opinari  sapientis  esset.  Ille,  eredo,  nihil 
opinaturum,  quoniam  esset  quod  percipi  posset.  (.^uid  ergo  id  esset.  Visum, 
credo.  Quäle  igitur  visum.  Tum  illum  ita  definisse:  ex  eo  quod  esset,  sicut 
esset,  Impressum  et  signatum  et  effictum.  Plierzu  tritt  noch  unter- 
stützend die  Verbreitung  des  Wortes  y.azakafißävecv  im  Sinne  von  , .geistig  er- 
fassen", „erkennen". 

Zu  unterscheiden  von  der  y.uTcü>]:TTiy.)]  rfarzaaiu  ist  die  xaza'/.i]:tt r^  (pavx. 
Auch  das  Adjektiv  xaia/.tjjzKk  könnte  an  und  für  sich  betrachtet  aktivischen 
Sinn  haben  und  käme  dann  mit  y.ara/.i):zriy.ög  überein.  Dagegen  spricht 
aber  im  vorliegenden  Falle  Cic.  Acad.  1,  11,  41  (St.  v.  fr.  I  Xo.  60),  wo  hutu- 
/.t]:iTTj  rpavxuoia  durch  coraprehendibile  visum  wiedergegeben  Avird.  Es  muß 
sich  also  hier  um  eine  ffavzaaia  handeln,  die  im  Gegensatze  zu  den  Zufallsvor- 
stellungen des  gewöhnlichen  Lebens  wissenschaftlich  erfaßt  und  erklärt  werden 
kann  und  damit  die  Basis  zu  einer  gleichen  Erfassung  ihres  Gegenstandes 
bildet.i) 

Je  nachdem  sich  der  Verstand  zu  einer  Vorstellung  zustimmend,  ablehnend 
oder  neutral  verhält,  entstehen  drei  Arten  des  Urteils  (bezw.  zwei  Arten  des 
Urteils  und  die  Urteilsenthaltung) :  die  Zustimmung  —  ovyy.azudeaig  — ,  die  Ver- 
neinung —  drärevai?  —  und  die  Zurückhaltung  —  fjio/jj  — .  .Jedes  Urteil  ist 
eine  freie  Betätigung  des  Verstandes.  Die  Zustimmung  zur  ffurzaoia  y.aza/.tjjiziy.ij 
erscheint  zwar  im  allgemeinen  als  notwendig  (s.  die  S.  439  u.  ausgeschriebene  Stelle 
Sext.  Emp.  adv.  math.  7,  257),  aber  doch  nicht  im  Sinne  eines  mit  natürlicher 
Gesetzmäßigkeit  verlaufenden  mechanischen  Vorganges  (vgl.  Bonhöffer,  Epict.  u. 
d.  Stoa  S.  177).  Zudem  gibt  es  Fälle,  in  welchen  der  Verstand  einer  f/anaa/a 
yaza/.t].-TTiy^  die  Zustimmung  versagt.  Das  geschieht,  wenn  die  L'mstände  der 
Zustimmung  ein  Hindernis  {t'vozt]iia)  in  den  Weg  legen,  indem  sie  Gegengründe 
gegen  die  objektive  Richtigkeit  der  betreffenden  cfavxaoLa  zu  liefern  scheinen. 
Nach  der  Sage  wird  beispielsweise  die  gestorbene  Alkestis  ihrem  Gatten  Admetos 
aus  der  Unterwelt  wieder  zugeführt.  Admetos  erhält  von  ihr  eine  erkennende, 
mit  der  Wirklichkeit  übereinstimmende  Vorstellung,  eine  (pavzaaia  y.uzah]nj ly.i) , 
verweigert  ihr  aber  den  Glauben,  da  er  sich  sagt,  daß  Alkestis  gestorben  ist  und 
Gestorbene  nicht  wieder  auferstehen,  wohl  aber  Geistererscheinungen  sich  ein- 
stellen, die  Verstorbene  'vortäuschen  (Sext.  Emp.  adv.  math.  7,  254  ff.).  Solche 
Fälle  bestimmten  die  jüngeren  Stoiker,  den  altstoischen  Satz  von  der  'pavzaoia 
y.aza/.T]::iziy.ri  als  Wahrheitskriterium  durch  einen  einschränkenden  Zusatz  zu  er- 
gänzen. Jene  Vorstellung  sollte  nur  insoweit  Wahrheitskriterium  sein,  als  sie 
kein  Hindernis  (für  den  ihr  beizumessenden  Glauben)  einschließe  (Sext.  Emp. 
adv.  math.  7,  253:  ol  /uey  uoyaiozeQoi  zojv  Szcoiy.öjv  noizr^oiöv  rpaoiv  eirac  rz/ä  dXi]- 
detag  z/;v  >iaza?.t]:Tziyrjv  zavzijv  (pavzaolav,  ol  Ss  vewzfooi  :zQoaeTid£oav  y.ai  zo  firj- 
^ev  Eyovaav  evoz t]  ii  a). 

Fragen  wir  nach  dem  Wesen  der  Vorstellung,  so  erhalten  wir  von 
Zenon  die  Definition,  sie  sei  eine  Prägung  (ein  Prägebild)  in  der  Seele  {zv:^cooig 
iv  rpv/ii,  St.  V.  fr.  1  No.  58),  iind  Kleanthes  verglich  sie  mit  dem  Abdruck  eines 
Petschafts  in  Wachs  (St.  v.  fr.  I  No.  484);  Chrysippos  aber  bekämpfte  die  wört- 
liche Auffassung  des  zenonischen  Ausdrucks  und  definierte  seinerseits  die 
(favzaai'a  als  heoouooi;  ipv/ijc  (Sext.  Empir.  adv.  math.  7,  228  ff.,  372,  St.  v.  fr.  II 


*)  Vgl.  über  (parzuala  y.aza/.riziziy.))  und  y.azuh]:izr]  die  gründliche  Erörterung 
von  A.  Bonhöffer,  Epictet  und  die  Stoa  S.  IGO  ff.,  mit  deren  Ergebnissen  die 
obigen  Ausführungen  in  der  Hauptsache  zusammentreffen. 


§  5().     Die  alte  Stoa:  Das  System,  I:  Einteilung  der  Philosophie.    Logik.  441 

No.  56).  Die  q:>avraoia  ist  ein  :Tui}og  in  der  Seele,  welches  sich  selbst  und  zugleich 
auch  das  Objekt  bekundet  (Aet.  plac.  4,  12,  S.  401,  15  f.  D.,  St.  v.  fr.  II  No.  54). 
Durch  die  Wahrnehmungen  von  äußeren  Objekten  und  auch  von  inneren  Zu- 
ständen (wie  Tugend  und  Schlechtigkeit,  Chrysippos  bei  Plutarch  de  St.  repugn. 
19,  2)  erfüllt  sieh  die  anfänglich  leere  Seele  mit  Bildern  und  gleichsam  mit 
Schriftzeichen  (Aet.  plac.  4,  11,  S.  400a  6  f.  D.,  Stoic.  vet.  fr.  II  No.  83:  öjajTFo- 
X<'^Q^fl>'  si'eoyor  glg  d::Toyoarfrjr). 

Wenn  wir  ein  Objekt  wahrgenommen  haben,  so  bleibt  auch  nach  der  Ent- 
fernung desselben  davon  eine  Erinnerung  {iivrna})  zurück.  Aus  vielen  gleich- 
artigen Erinnerungen  bildet  sich  die  Erfahrung  {ifir.siQi'a,  welche  definiert  wird 
als  t6  twv  6fioEi8ü)v  (pavTaaicöv  nXijßog).  Aus  den  Wahrnehmungen  geht  durch 
den  Fortgang  zum  Allgemeinen  der  Begriff  {h'voia)  hervor,  und  zwar  teils  von 
selbst  {avsjiiTFyvriTcog),  teils  durch  eine  absichtliche  und  methodische  Denktätigkeit 
[öl  r)(iETEQag  8i8aoxaUag  xai  ijiiiif?.siug) ;  im  ersten  Falle  entstehen  die  rroo- 
ktji/jsig  (oder  xoival  svvciai),  im  andern  die  technisch  gebildeten  l-vrotai  (St.  v.  fr. 
II  No.  83).  Die  TTOoArjrfn;  ist  (nach  Diog.  L.  7,  54)  h-voia  cfvaiy.i]  xov  aadolov. 
Ihren  Sensualismus  durchbrechend  sprechen  die  Stoiker  auch  von  }'nqinoi  ttoo- 
).im>sig,  angeborenen  Begriffen  (Stoic.  vet.  fragm.  III  No.  (J9).  Das  Vernunft- 
bewußtsein ist  ein  Produkt  der  fortschreitenden  Entwicklung  des  Menschen;  e& 
sammelt  sich  [ovva&QoiCetat]  aus  den  Wahrnehmungen  und  Vorstellungen  all- 
mählich an  bis  gegen  das  vierzehnte  Lebensjahr  (St.  v.  fr.  I  No.  149).  Von  der 
Wahrnehmung,  dem  Näheren,  dem  Einzelnen  ausgehend,  kann  man  zu  dem 
Ferneren,  dem  Allgemeinen  durch  die  logischen  Operationen  aufsteigen,  und  das- 
Weltganze  kann  nur  durch  die  Vernunft  erkannt  werden ;  auch  hier  kommt  der 
Eationalismus  gegenüber  dem  Sensualismus,  mit  dem  die  Stoiker  einsetzen,  zur 
Geltung.  —  Die  kunstgerechte  Bildung  von  Begriffen,  Urteilen  und  Schlüssen 
ruht  auf  gewissen  Normen,  welche  die  Dialektik  zu  lehren  hat. 

In  der  Lehre  vom  Begriff  vertreten  die  Stoiker  die  Ansicht,  welche  später 
als  Nominal ismus  (oder  Konzeptualismus)  bezeichnet  worden  ist.  Sie  halten 
dafür,  daß  nur  das  Einzelne  reale  Existenz  habe  und  das  Allgemeine  nur  in  uns 
als  subjektiver  Gedanke  sei,  und  bekämpfen  deshalb  die  Ideenlehre.  So  berichtet 
Areios  Did.  fr.  40,  S.  472,  1  ff.  D.  (Stob.  Ecl.  I,  S.  136,  21  W.,  Stoic.  vet.  fr.  I 
No.  65):  Zrjvoivog  (^nal  xibv  d^rr'  uviov").  rh  svrotjfiarä  (paat  firjxe  rivä  strai  (irjze 
:xoiä,  cooavel  8e  xiva  xal  choavei  Tioia  fpuvxäo^aza  xpvxf}?'  xavxa  8s  vno  xojv  aoyaicov 
i8eag  oxQoaayoQevea&ai.  .  .  .  xavxag  8k  (seil,  t«?  c8eag)  oi  Sxwixol  (pi?.6oo(poi  rpaaiv 
dvvjiaQxrovg  elvai.  Ebenso  Aet.  plac.  1,  10,  5  S.  309  a  9  f.  (St.  vet.  fr.  I  No.  65) : 
Ol  0710  Zrjvojvog  ^xwixoi  irvornnaxa  rji-iExeQa  xäg  I8eag  scfuaav. 

Die  obersten  Begriffe  {xd  ysviKonaxa),  welche  bei  den  Stoikei'n  an  di& 
Stelle  der  zehn  aristotelischen  Kategorien  treten,  sind :  1.  x6  v.-ioxsi/isrov,  2.  xd- 
.-roiöv,  oder  genauer:  x6  jioidv  vjioyeifisrov,  3.  x6  .tw?  s'/ov,  oder  genauer:  x6  .tw? 
f'xov  :toi6v  vjxoxsifAsvor,  4.  x6  jiQÖg  xi  noig  s^or,  oder  genauer:  xd  .Tpo'c  xi  .twc  f'^ov- 
.TOiöv  v:ioxsifisvov.  Es  bleibt  also  jede  Kategorie  in  der  folgenden  und  erhält 
durch  diese  nur  eine  nähere  Bestimmung  (Simpl.  in  Categ.  S.  67,  1  Kalbfleisch,^ 
Plotin  Enn.  6,  1,  25.  29 ;  St.  v.  fr.  II  No.  869  ff.). 

In  der  Schlußlehre  gehen  die  Stoiker  von  den  hypothetischen 
Schlüssen  aus,  die  zuerst  (nach  Boeth.  de  syllog.  hypoth.  S.  606)  durch  die 
Aristoteliker  Theophrast  und  Eudemos  (von  dem  letzteren  am  ausführlichsten) 
behandelt  worden  waren.  Chi-ysippos  stellte  (nach  Sext.  Emp.  adv.  math.  8,  223, 
St.  V.  fr.  II  No.  242)  an  die  Spitze  seiner  Syllogistik  fünf  ov)J.nyiafiot  ärajrödsiy.xoi^ 
worin  der  Obersatz  {?.fjfifia)  zwei  Glieder  in  das  Verhältnis  der  Verbindung 
oder  Trennung  setzt,  der  Untersatz  (.Tooa/.>;i/;<?)  eines  dieser  Glieder  kategorisch 


442  §  ^~-     Die  alte  Stoa:  Das  SyPtem,  II:  Physik. 

setzt  oder  aufhebt,  und  der  Schlußsatz  {i:Tt(fOQä)  aussagt,  \vas  sich  hinsichtlich 
des  andern  Gliedes  ergibt.  Vgl.  Prantl,  Gesch.  der  Log.  im  Abendl.  I,  S.  467 
bis  496.  —  In  ihrer  ganzen  Erkenntnislehre  bringen  die  Stoiker  vieles,  was  wir 
in  dem  Erapirismiis  Locke's  wieder  finden,  der  auch  ohne  Zweifel  von  der  Stoa 
beeinflußt  war.  Andererseits  zeigt  auch  Descartes  in  seiner  Bestimmung  des 
Kriteriums  der  Wahrheit  Ähnlichkeit  mit  der  stoischen  Lehre. 

s?  57.  Die  alte  Stoa:  Das  System,  II:  Physik. 
Die  Physik  begreift  bei  den  Stoikern  außer  der  Kosmologie 
auch  die  Theologie  in  sieh.  Die  Stoiker  halten  aUes  Wirkliche 
für  körperhaft.  Allerdings  werden  bei-  ihnen  das  Wirkende 
und  das  Leidende  (die  Gottheit  und  die  Materie  [Kraft  und 
Stoff])  die  beiden  obersten  Prinzipien  genannt,  aber  ihr  Gegen- 
satz ist  kein  ursprüngheher  und  absoluter,  sondern  nur  ein  ab- 
geleiteter und  relativer.  Die  wirkende  Gottheit  ist  nicht  etwa 
abgesondert  vom  Stoffe,  sondern  nur  ein  feinerer  Stoff,  so  daß 
der  Stoizismus  Materialismus  und  Monismus  (freihch  nicht 
im  spinozistischen  Sinne),  nicht  Duahsmus  ist.  Der  gröbere 
Stoff  ist  an  sich  selbst  unbewegt  und  ungeformt,  aber  fähig, 
jede  Bewegung  und  Form  anzunehmen.  Das  Wirkende,  das 
tätige,  bewegende  und  gestaltende  Prinzip  in  dem  Ganzen  der 
Welt  ist  die  Gottheit.  Die  Welt  ist  begrenzt  und  kugelförmig. 
Sie  hat  eine  durchgängige  Einheit  bei  der  größten  Mannigfaltig- 
keit einzelner  Gebilde.  Die  Schönheit  und  Zweckmäßigkeit, 
überhaupt  die  Vollkommenheit  der  Welt  kann  nur  von  einem 
denkenden  Geiste  herrühren  und  beweist  daher  das  Dasein  der 
Gottheit,  die  als  Vorsehung  (yr^orota)  alles  zum  Besten  der 
Menschen  eingerichtet  hat.  Da  ferner  die  Welt  selbstbewußte 
Teile  hat,  so  kann  das  Weltganze,  das  voUkommener  sein  muß 
als  jeder  einzelne  Teil,  nicht  bewußtlos  sein;  das  Bewußtsein  im 
Weltganzen  aber  ist  die  Gottheit.  Diese  durchdringt  die  Welt 
als  ein  allverbreiteter  Hauch,  als  ein  künstlerisch  nach  Zwecken 
bildendes  Feuer,  als  die  Seele  und  Vernunft  des  Alls ;  sie  enthält 
in  sich  die  einzelnen  vernunftgemäßen  Keimformen  (?<.6yoi  otoeq- 
/Liati/.oi). 

Das  göttliche  Urfeuer  verwandelt  sich  bei  der  AVelt- 
bildung  in  Luft  und  Wasser;  das  Wasser  wird  zum  Teil  Erde, 
bleibt  zu  einem  andern  Teile  Wasser  und  verdunstet  zu  einem 
Teile  in  Luft,  woraus  sich  wiederum  Feuer  entzündet.  Die  zwei 
dichteren  Elemente,  Erde  und  Wasser,  sind  vorwiegend  leidend 
(Stoff),  die  beiden  feineren,  Luft  und  Feuer,  vorwiegend  wirkend 
(Kraft).  Nach  Ablauf  einer  gewissen  Weltperiode  nimmt  die- 
Gottheit  alle  Dinge  wiederum  in  sich  selbst  zurück,  indem  vermöge 


§  57.     Die  alte  Stoa:  Das  System,  II:  Physik.  443 

«ines  Weltbrandes  {i-A7n'QO}oig)  alles  in  Fener  aufgeht.  Aus 
diesem  göttlichen  Feuer  geht  dann  immer  aufs  neue  die  Welt 
hervor,  die  sieh  bis  ins  Kleinste  hinein  in  ganz  gleicher  Weise 
wieder  entwickelt.  In  dem  Entstehen  und  A'ergehen  der  Welt 
herrscht  eine  absolute  Notwendigkeit,  welche  mit  der  Gesetz- 
mäßigkeit der  Natur  und  mit  der  götthchen  Vernunft  identisch 
ist;  diese  Notwendigkeit  ist  das  Verhängnis  (Eluaguevr^, 
Fatum),  das  seinerseits  wieder  von  der  alles  beherrschenden 
TTQÖvoia  nicht  verschieden  ist. 

Die  menschliche  Seele  ist  ein  Teil  oder  Ausfluß  der 
Gottheit  und  steht  mit  dieser  in  Wechselwirkung.  Sie  ist  der 
warme  Hauch  in  uns,  welcher  den  Körpern  Halt  und  Form  gibt. 
Sie  überdauert  den  Leib,  ist  aber  dennoch  vergänglich  und  be- 
steht längstens  bis  zur  Weltverbrennung.  Ihre  Teile  sind:  die 
fünf  Sinne,  das  Sprachvermögen,  die  Zeugungskraft  und  die 
herrschende  Kraft  (ro  rjmovrKÖv),  die  im  Herzen  ihren  Sitz  hat 
und  der  die  Vorstellungen  und  Begehrungen  und  der  A^erstand 
angehören.  Trotz  dieser  Teilung  aber  hört  die  vS(>ele  ni(-ht  auf, 
einheitlich  zu  sein. 

Quellen:  Stoic.  vet.  fragm.  II  No.  299—1216;  I  No.  85—177,  493—551; 
III,  S.  215  ff.,  No.  27-37;  S.  249  ff.,  No.  32—50. 

Die  Theologie  und  alle  übrigen  Lehren,  welche  bei  Aristoteles  der  Meta- 
physik angehören,  wurden  von  den  Stoikern,  denen  alles  Wirkliche  für  körperlich 
galt,  zur  Physik  gezogen.  Obschon  sie  aber  der  Physik,  sofern  diese  die  Gottes- 
lehre in  sich  befaßt,  den  obersten  Rang  unter  den  philosophischen  Doktrinen  zu- 
erkannten, wurde  sie  doch  tatsächlich  von  ihnen  mit  geringerem  Eift  r  als  die 
Ethik  behandelt,  was  sich  namentlich  auch  dadurch  bekundet,  daß  t-ie  in  ihr 
weniger  selbständig  als  in  der  Logik  und  Ethik  verfuhren  und  im  wesentlichen 
auf  die  heraklitische  Naturphilosophie,  im  einzelnen  häufig  auf 
Aristoteles  zurückgriffen.  Auf  Heraklit  geht  namentlich  ihre  Lehre  vom 
Logos  und  vom  Feuer  als  der  Substanz  der  Welt  zurück.  Dagegen  ist  die 
wichtige  Lehre  von  den  ).6yoi.  a-isQuaio^oi  eine  materialistisch  und  nominalistisch 
gestaltete  Umformung  der  ei'd?]  des  Aristoteles.  An  die  Volksreligion  schlössen 
sich  die  Stoiker  an,  indem  sie  die  Mythologie  äußerlich  beibehielten ;  sie  deuteten 
dieselbe  jedoch  nach  dem  Vorgang  Früherer  (vgl.  oben  S.  100.  109.  117.  180), 
aber  in  weitester  Ausdehnung  dieses  Verfahrens  in  allegorischer  Weise  auf 
Wesenheiten  und  auf  Vorgänge  in  der  Natur  {<pvaix6g  ^.öyog,  ratio  physica)  und  auf 
moralische  Begriffe.  (S.  besonders  des  Stoikers  Herakleitos  'OfujQiy.ä  ngoßkrj/iaxu 
et?  a  jisoi  üecjv  "Ourjgog  t'j^./.tjyöoijasr  und  Kornutos'  'E-riSgofi?/  tmv  y.axa  Ttjv  'E/J.t]- 
Vixr^v  ^so/.oyiav  ^agadeSofierfor  unten   §  68.) 

Anstatt  der  vier  aristotelischen  dQx<^i  (Stoff,  Form,  wirkende  Urt^ache  und 
Zweckursache),  die  jedoch  bereits  von  Aristoteles  selbst  in  gewissem  Sinne  auf 
zwei  reduziert  wurden  (s.  oben  S.  396),  erscheinen  bei  den  Stoikern  (St.  v.  fr.  II 
No.  300  ff.  1041)  zwei  Prinzipien:  rö  jzoiovv  und  ro  näa-/o%\  von  denen  jedoch 
-auch  das  erstere  materiell  gedacht  wird.     Es  ist  also  nicht  etwa  die  den  feinsten 


444  §  5".     Die  alte  Stoa :  Das  System,  II :  Physik. 

und  höchsten  Substanzen  innewohnende  Kraft  im  Gegensatze  zu  ihrem  stoff- 
lichen Bestände,  sondern  diese  feinste  und  höchste  Substanz  selbst.  Der  gött- 
liche und  menschliche  ror^  sind  somit  nichts  Immaterielles  (Stoic.  vet.  fragm.  II 
Xo.  1028  ff.  790  ff.).  Wirkendes  und  Leidendes  unterscheiden  sich  nur  durch 
die  größere  und  geringere  Feinheit  des  Stoffes.  Die  beiden  Prinzipien  sind  un- 
trennbar, d.  h.  in  allem  gröberen  Stoff  ist  auch  das  bildende  Element  enthalten. 
Die  Stoiker  sind  mithin  von  Aristoteles  aus  in  derselben  Richtung  weiter- 
gegangen wie  dieser  von  Piaton  aus,  und  wiederum  von  ihm  aus  teils  schon 
Theophrast,  teils  und  besonders  Straton  der  Larapsakener  (s.  unten  §  67)  und 
dessen  Anhänger,  indem  sie  durchweg  an  die  Stelle  der  Transzendenz  die 
Immanenz  zu  setzen  versuchen,  kommen  aber  in  der  Lehre  von  Gott  und  den 
Prinzipien  nicht  zu  widerspruchslosen  Aufstellungen  (vgl.  Stoic.  vet.  fragm.  II 
No.  306  f.  310). 

Das  Leidende  erklären  die  Stoiker  als  die  qualitätslose  Substanz  oder  die 
.Materie  (im  engeren,  relativen  Sinne;  im  weiteren  Sinne  umfaßt  die  Materie, 
wie  schon  bemerkt,  auch  das  Wirkende),  das  Wirkende  aber  als  die  ihr  inne- 
wohnende Vernunft  oder  die  Gottheit:  Diog.  L.  7,  134,  St.  v.  fr.  II  No.  300: 
8oxeI  d  avroic  äQjra?  eivat  zojy  o?^cov  ovo,  ro  :joiovv  xai  rö  :iäayo%'.  x6  f.isv  ovv 
nüoyov  sh'ai  Ttjv  äjTotov  ovoi'ur,  rtjv  /'/.»;»■,  rö  dk  :ioiovv  t6%>  h>  avTf/  löyov,  xov  {^söv. 
Senec.  Epist.  65,  2,  St.  v.  fr.  II  Xo.  303:  dicunt,  ut  scis,  Stoici  nostri  duo  esse 
in  rerum  natura,  ex  quibus  omnia  fiant,  causam  et  materiam.  Materia  iacet 
iners.  res  ad  omnia  parata,  cessatura,  si  nemo  moveat.  Causa  autem.  id  est 
ratio,  materiam  format  et  quocumque  vult,  versat ;  ex  illa  varia  opera  producit. 
Esse  ergo  debet,  unde  fiat  aliquid,  deinde,  a  quo  fiat;  hoc  causa  est,  illud 
materia.  Der  feinste  Stoff  ist  die  höchste  Vernunftkraft;  er  wird  als  nvg  oder 
als  ^Tvnvaa  a'dfQiiov  gedacht,  als  .-z^-evfia  diijHor  8i'  o/.ov  toD  HÖofiov  oder  als  jivq 
reyviy.dv  (das  künstlerisch  bildende  Feuer  im  L^ntersehied  von  dem  verzehrenden). 
Dieses  feurige  Pneuma  ist  zugleich  die  Gottheit  (St.  v.  fr.  II  Xo.  1027 ;  vgl. 
Xo.  1031  ff.,  I  Xo.  171).  Sie  wird  genannt  :rv£vfia  ötä  jtuvtcov  öiehf/.vdog  y.ai 
nävi'  er  faviiy  neoäyov  (Origen.  c.  Cels.  6,  7  S.  141,  6  K.,  St.  v.  fr.  II  No.  1051). 
Bei  Diogenes  Laert.  7,  134  (St,  v.  fr.  II  Xo.  3(X))  heißt  es:  lovzov  {rov  &s6v)  ya.Q 
üvza  dtStov  diä  Tiäarjg  avrfjg  {r^g  vXrjg)  Stj/jiovQyeTv  ey.aaTa.  Dieses  Pneuma  ist  es, 
was  in  gleichmäßiger  Spannung  durch  Größtes  und  Kleinstes  sich  verbreitend 
alles  zusammenhält  (St.  v.  fr.  II  Xo.  439  ff. ;  Sen.  Consol.  ad  Helv.  8,  3).  Aus 
ihm  sind  auch  die  gröberen  Elemente  entstanden  und  lösen  sich  darein  wieder 
auf.  So  verbinden  sich  in  der  stoischen  Physik  dynamischer  und  substauzieller 
Pantheismus  (St.  v.  fr.  II  No.  1046:  .  .  .  tovg  Sxwixovg  awfia  zb  OeTov  v:To/.aßörzag 
y.tü  .-zarruyov  :zaQ£Tvai  y.ai  a  coi.iaz  i  xöig ,  d?./.'  ov  f.i6vaig  zalg  ireoyeiaig). 
Alles  was  ist,  ist  das  Urfeuer  oder  die  Gottheit  in  ihren  verschiedenen  Zuständen : 
Diog.  Laert.  7,  148  (St.  v.  fr.  II  No.  1022):  ovaiav  8e  deov  Zi)v(ov  fisv  (pijai  zov 
o/.ov  rcöojiov  y.ai  rov  ovgavöv,  ofioiojg  8e  xal  XQvaiJiJiog  iv  zcö  :TQcoza)  ttbqI  deöiv. 
X'ach  Chrysippos  im  ersten  Buch  nsol  jiQovoiug  (Plut.  de  Stoic.  rep.  41,  S.  1053  b, 
St.  V.  fr.  II  Xo.  605)  ist  zu  Zeiten  die  ganze  Welt  in  Feuer  aufgelöst,  und  dieses 
Feuer  ist  mit  der  Weltseele,  dem  leitenden  Prinzip  oder  dem  Zeus  identisch; 
zu  anderen  Zeiten  aber  ist  ein  Teil  dieses  Feuers  zu  dichteren  Stoffen  geworden, 
und  dann  bestehen  neben  Zeus  die  Einzelwesen.  Zeus  ist  ewig,  während  Sonne 
und  Mond  und  die  anderen  Götter  geworden  und  vergänglich  sind  (Plut.  a.  a,  O. 
38,  S.  1051  f.,  St.  V.  fr.  II  No.  1049).  Xäheres  über  die  stoische  Lehre  von 
Weltverbrennung  {iy^ivomoig)  und  Welterneuerung  St.  v.  fr.  II  Xo.  596  ff. 

Bei  der  Weltentwicklung  wird  der  sich  bildenden  groben  Materie  der  Äoyog 
oder   der   /.öyog   o.-zsg^uazixög   als    das    Gestaltende   gegenübergestellt,   der    die 


§  57.    Die  alte  Stoa:  Das  System,  II:  Physik.  445 

Formen  für  alles  Entstehende  (für  die  Einzeldinge),  die  Vielheit  der  löyoi  o.-reg/ia- 
riy.oi,  die  vernünftigen,  sich  organisch  und  zweckvoll  entwickelnden,  in  den  Einzel- 
dingen als  Formen  wirkenden,  sie  gestaltenden,  aber  doch  materiellen  Samenkeime 
in  sich  enthält.  Die  nach  der  sy.:ii'oo>aii  sich  wieder  entfaltende  neue  Welt  ist 
vermöge  der  sifiaQusrt],  die  in  den  Dingen  wirkt,  ganz  identisch  mit  der  vorher- 
gehenden, so  daß  dieselben  Menschen  entstehen  und  ganz  dasselbe  Geschick  haben: 
£oeo&at  yäo  .-zdXir  Scoygdr)]  y.al  W.ürcora  xai  exaoror  töjv  a.vdQo'):icov  ovv  xoig  avjoTg 
xal  qü.oig  y.al  :ioUrai?,  xal  xd  avtd.  :isiasa&ai  xal  zd  avxd  iiexaysiQisTa&ac,  y.al  ixäaav 
nöXiv  y.al  acoutjv  xal  dygoi'  ofioicog  d:Toy.uüiaxaoßai'  yiveo&ai  f)£  xi}v  anoy.axdoxuOLV 
rov  .-ranog  ovy  cLia^,  aU.d  7T0?J.dytg'  iiäXlov  8'e  sig  d:reioov  y.al  dxsf.evTTjxor  xd  avxd 
a:xoxadiGxaodai  (Nemes.  de  nat.  hom.  c.  38,  St.  v.  fr.  II  Xo.  625,  wo  NVeltver- 
brennung  und  Welterneuerung  mit  der  Rückkehr  der  Planeten  zu  ihrem  ersten 
Stande  in  Verbindung  gebracht  werden).  IVOt  der  Lehre  von  dem  periodischen 
Entstehen  und  Vergehen  der  Welt  trat  die  Stoa  in  entschiedenen  Gegensatz  zu 
der  Ewigkeit  der  Welt,  me  sie  von  Aristoteles  und  Theophrast  angenommen 
wurde,  so  daß  sich  ein  heftiger  Streit  zwischen  Zenon  und  Theophrast  über 
diesen  Punkt  abspielte.  Doch  ist  bereits  Diogenes  der  Babylonier  in  seinem 
höheren  Alter  wenigstens  zum  Zweifel  an  dem  Dogma  von  der  Weltverbrennung 
gekommen.     S.  darüber  Philon  tieoI  d({&aoolag  y.ooftov  77  VI  S.  97  C.-W. 

Diog.  L.  7,  140  bezeugt  als  Lehre  der  Stoiker  die  Einheit,  Begrenzt- 
heit und  Kugelgestalt  der  Welt.  Jenseits  der  Welt  ist  das  unbegrenzte 
Leere  (vgl.  St.  v.  fr.  II  No.  534  ff.  547  ff.).  Die  Zeit  ist  (Diog.  L.  ebd.  141) 
die  Ausdehnung  der  Bewegung  der  Welt  (didaxtj/ia  xrjg  xov  y.oofiov  yiri'joeoig). 
Sie  ist  unendüch  nach  der  Seite  der  Vergangenheit  und  der  Zukunft  (vgl.  St.  v. 
fr.  II  No.  509  ff.). 

AUe  Einzelwesen  sind  voneinander  verschieden.  Seneca,  der  hier  wohl 
die  alte  Lehre  vertritt,  sagt  Epist.  113,  16:  Inter  cetera,  propter  quae  mirabile 
divini  artificis  Ingenium  est,  hoc  quoque  existimo  (daß  nämlich  jedes  Wesen 
seine  besondere  Farbe,  Gestalt  und  Größe  hat),  et  quod  in  tanta  copia  rerum 
numquam  in  idem  incidit:   etiam  quae  similia  videntur,   cum   contuleris,  diversa 

sunt exegit   a   se,    ut,   quae   alia  erant,    et   dissimilia   essent   et   inparia. 

Nicht  zwei  Blätter,  nicht  zwei  lebende  Wesen  sind  einander  völlig  gleich. 
(Dieser  Gedanke  ist  der  nämliche,  den  später  Leibniz  als  principium 
identitatis  indiscernibilium  aufstellte  und  dem  Zusammenhange  seiner 
Monadologie  einreihte;  vgl.  Grundriß  III"  S.  172  f.). 

Alles  geschieht  nach  dem  Verhängnis  (der  £'«^^»ao,»£')'>;  [/7e.Toc'j/<£i"»;],demFatum), 
Avelches  in  heraklitischer  Weise  als  die  Vernunft  im  All  gedacht  Avird,  als  das 
allgemeine  Gesetz,  die  strenge  Verknüpfung  von  Ursache  und  AVirkung  (Diog.  L. 
7,  149,  St.  V.  fr.  II  No.  915 :  ya&'  Eifiuo/nevtjv  de  (paai  zd  Tcdvza  yivtadai  Xovoi:rnog  tv 
xoTg  CTsgl  si/iaQ/Lisrt]g  y.al  üoasidwviog  ....  eozi  de  ec/:iaQii£vt]  aizca  zcör  orz(or 
eiQOf^ievT]  ij  z.oyog  xad'  ov  6  y.öa^iog  die^dyszai).  Es  ist  keine  besondere  Macht 
neben  der  Gottheit,  sondern  die  Gottheit  selbst,  insofern  sie  alles  in  einen  not- 
wendigen, unauflösbaren  Zusammenhang  gefügt  hat.  Doch  scheinen  nicht  alle 
Stoiker  die  Notwendigkeit  in  einem  so  strengen,  alles  umfassenden  Sinne  ge- 
nommen zu  haben.  Kleanthes  in  seinem  „Hymnus  auf  Zeus"  nimmt  von  der 
durch  Gott  bestimmten  Notwendigkeit  die  bösen  Taten  aus,  indem  er  sich  etwa 
in  folgender  Weise  äußert:  Nichts  geschieht  ohne  dich,  Gottheit,  außer  was  die 
Bösen  tun  durch  ihre  eigene  Unvernunft;  aber  auch  das  Schlimme  wird  durch 
dich  wiederum  zum  Guten  gelenkt  und  dem  Weltplane  eingeordnet  (Stoic.  vet. 
fr.  I  No.  537,    S.  122,    11  ff,).      Dieser   Notwendigkeit   muß   sich   alles    Einzelne 


440  §  57.     Die  alte  Stoa:  Das  System.  II:  Physik. 

fügen,  freiwillig  oder  gezwungen;  vgl.  Kleanthes  bei  Epiktet,  Ench.  53,  St.  v_ 
fr.  I  Xo.  527: 

"Ayoi-  Se  li,  w  Zev  y.al  ov  y    ^  Uenocoufvt], 
'ö'.-TOi  .Tod'   vuTv  Eii.li  ^tarsrayiisrog, 
c6^  eifOfiai  y    äoxvog'  fjv  öe  yt  f^ii]  di'uo, 
xaxb^  yerouEvog  ovöev  rjxxov  k'yiouai. 

Dieser  stoische  Fatalismus  bereitete  Schwierigkeiten,  sobald  man  die  Frage  nach 
der  sittlichen  Zurechnung  aufwarf.  Die  Stoiker  mußten  diese  Schwierigkeiten 
um  so  mehr  zu  heben  versuchen,  je  strenger  ihre  Ethik  war  und  je  größeres 
Gewicht  sie  dieser  Ethik  in  dem  Ganzen  ihres  Systemes  beimaßen.  Von  einem 
solchen  Versuche  erfahren  wir  durch  Cicero  de  fato.  18,  41  (St.  v.  fr.  II  No.  974): 
Chrysippos  suchte  durch  Unterscheidung  zwischen  causae  principales  und  adiu- 
vantes  das  Fatura  festzuhalten  und  doch  der  die  Zurechnung  aufhebenden  neces- 
sitas  zu  entgehen,  indem  das  Fatura  nur  die  causas  adiuvantes  herbeiführe,  der 
appetitus  aber  bei  uns  selbst  stehe.  Das  Nähere  darüber  in  §  58.  Vgl.  im  übrigen 
zur  Lehre  vom  Fatum  St.  v.  fr.  II  No.  912  ff.,  I  No.  175  f. 

Die  Vorsehung  (:ro6voia)  ist  vom  Fatum  nicht  verschieden.  Sie  ist  die 
Heimarmene  unter  einem  besonderen  Gesichtspunkte,  nach  einer  besonderen  Seite 
ihres  Wesens  betrachtet.  Tritt  in  der  Eluaousvt]  die  Unverbrüchlichkeit  des 
Kausalzusammenhanges  zutage,  so  stellt  die  Iloövoia  die  weise  und  wohlwollende 
Fürsorge  dar,  die  alles  aufs  beste  ordnet,  so  daß  der  Mensch  sich  dieser  Logik, 
die  durch  das  Ganze  geht  und  für  ihn  besonders  sorgt,  unbedingt  anvertrauen 
kann.  Gott  ist  der  Vater  aller,  ist  wohltätig  und  menschenfreundlich,  und  so  ist 
die  physische  Ansicht  von  der  Welt  bei  den  Stoikern  durchaus  optimistisch.  Die 
sogenannten  Übel  in  der  Welt  sprechen  freilich  als  durchaus  unlogisch  gegen  die 
äußerlich  gefaßte  Teleologie.  Deshalb  sind  die  Stoiker  gezwungen,  die  Übel  mit 
dem  Zweckvollen  in  Einklang  zu  bringen,  und  geben  eine  ausgeführte  Theo- 
dizee,  eine  Rechtfertigung  Gottes,  bei  der  sie,  namentlich  Chrysippos,  freilich 
ins  Kleinliche,  ja  ins  Lächerliche  geraten,  aber  noch  nicht  in  dem  Grade  wie  die 
Physikotheologen  des  18.  Jahrhunderts.  Das  Nähere  über  die  :iq6voiu  St.  v.  fr. 
II  No.  1106  ff.,  I  No.  172.  174.  176. 

Mit  der  göttlichen  Fürsorge  brachten  die  Stoiker  die  Möglichkeit  eines 
Vorauswissens  und  -verkündigens  künftiger  Dinge,  die  Weissagung,  in  engste 
Verbindung.  Auch  in  diesem  Punkte,  wie  in  ihrer  Theologie,  schlössen  sie  sich 
im  allgemeinen  dem  Volksglauben  an,  aber  doch  wieder  so,  daß  sie  die  herrschen- 
den Vorstellungen  mit  den  Voraussetzungen  ihres  Systems  in  Einklang  brachten. 
Sie  entkleideten  die  Mantik  ihres  Wundercharakters  und  suchten  sie  auf  wissen- 
schaftlichen Boden  zu  stellen.  Die  Handhabe  bot  ihre  Lehre  vom  einheitlichen, 
gesetzmäßigen  Zusammenhange  aller  Dinge.  Ist  ein  solcher  vorhanden,  dann 
besteht  auch  zwischen  dem  zukünftigen  Ereignis  und  dem  uns  als  Vorzeichen 
dieses  Ereignisses  dienenden  Vorgange  (Vogelflug  u.  dgl.)  eine  natürliche  Ver- 
knüpfung. Die  Aufgabe  der  Mantik  ist,  die  Art  dieser  Verknüpfung  durch  die 
Erfahrung  festzustellen  und  darnach  von  Fall  zu  Fall  die  Zeichen  zu  deuten 
(Cic.  de  div.  1,  52,  118;  2,  14,  33  [St.  v.  fr.  II  No.  1210  f.J ;  zur  stoischen  Divi- 
nationslehre  im  ganzen  St.  v.  fr.  II  No.  1187  ff.). 

Als  das  bedeutendste  Dokument  der  stoischen  Theologie  mag  der 
Hymnus  des  Kleanthes  auf  Zeus  (bei  Stob.  Ecl.  1,  1,  12,  I  S.  25,  3  W.; 
Stoic.  vet.  fragm.  I  No.  537)  hier  eine  Stelle  finden. 


§  5<.     Die  alte  Stoa:  Das  System,  II:  Physik.  447 

Krfiiar    düaräiiov,  .TolvojrvfiS,  jTayxouTkg  aiti, 
Zev,  (fvoewg  dox>jyf,  vöfiov  fiha  Jiäviu  y.rßsnrojv, 
yaiQS'  ak  yag  jrdvTEaoi   dtfiig  OvijzoTat  TioooavfxT.v. 
EH  oov  yäg  yit'og-  iaukv  ']•  fjj^ov  ^ufirjfia  /.axövre? 
I.IOVVOI,  oau  ^iosi  TS  xal  k'gjrei   drt'/r    f.Tt  yatav, 
zip  OS  Ha&vfiv^aco,  xal  aar  ngäzog  alsv  dsiaco. 
aoi  5>f  jräg  68s  HÖofiog  sÄiaoö/iisvog  nisgl  yaiav 
:isi&szai,  ^  xsv  äytjg,  xal  ixcov  VJio  osTo  XQazsizui. 
ToTor  e'x^ig  vTzosoyov  avixrjzoig  vtio  x^Qoiv, 
du(ftjxtj,  jivQÖsvza,  dsi^coovTU  xsQavvöv, 
zov  ydg  vtco  nlrjyfjg  ffvascog  jzdvz'   sooi'ya(oiv). 
(Ol  av  xazevdvvstg  xoivov  /.öyov,  og  Siä  :n:dvTO)v 
(poizä  ^Lyvvi.iEvog  /nsydkoig  fiixgoTg  zs  qmsaai, 
(Ol  av  röaog  ysyaojg  vjiarog  ßaaüsvg  diä  :zai'zös. 
ov8s  ZI  yiyvszai  k'gyov  sjii  /d-ovl  aov  öixa,  Saifiov, 
oi'ze  xaz'   aldioiov  '&eTov  n:ökov  ovi    svl  jiÖvko, 
jiXrjv  6:;i(faa  qe^ovoi  xaxoi  a(psziQaiaiv  dvoiatg. 
(üj.d  ov  xal  zä  zisoiood  E:jiazaoai  ägzia  dslvai, 
xal  xoofiEiv  zuxoofiu,  xal  ov  (pÜM  aol  (piÄa  iaziv. 
(o8s  yÜQ  sig  SV  ndvza  avvt'jQ/iioxag  Eodlä  xaxoloiv, 
(öa&'  Eva  yiyvsa&ai  :idvzcov   '/.öyov  alh'  iövra, 
ov  cpsvyovtsg  swatv  oaoi  dvrjzcöv  xaxoi  eioi, 
dva/noQoi,  Ol  T    dya'&cjv  /nkv  dsl  xzfjoiv  Tzo&Eovtsg 
om    saoQcoot  &sov  xoivov  v6f.iov  ovzs  xkvovoiv, 
(Li  XEV  n:Ei§6fiEV0i  ovv  vä)  ßi'ov  £od/.6v  EyoiEV. 
avzol  8'  avd'   oof^iwaiv  ävoi  xaxov  äk/.og  eti    äV.o, 
Ol  /iikv  v:z£Q  86^t]g  ojiovSijv  Svasgiaiov  s'/ovzsg, 
Ol  8'  ijTi  xsQ8oovrag  zszgafifXEvoi  ovdsvl  x6a/ii(p, 
a'/J.oi  3'  sig  ävsaiv  xal  ocofiazog  i]8sa  sgya. 

i:z    äV.oze  8'   äkka  (pigovzai 

ajZEv8ovzsg  fiuka  JidjXJiav  evavria  zcöv8b  ysviodai. 
dk).d  Zev  ndvdcoQs,  xE/.aivE<pEg,  dgyixEQavvE, 
dv&QCüJzovg  (ftsv)  qvov  djisiQoavvijg  d.To  k.vygijg, 
)}v  av,  -Tarfg,  axiSaaov  ifv/j^g  ano,  86g  8k  xvofjaai 
yv(öfit]s,  [j  jziovvog  av  8ixr}g  fiiza  jzdvza  xvßsoväg, 
o(pQ    av  zi^rji^Evzsg  diiEißcöfiso&d  as  tififj, 
vfivovvzsg  zu  od  sqya  diTjvsxig,  (hg  snsoixs 
dvrjzov  iövz',  ejzeI  ovzs  ßgozoTg  yigag  äXXo  zi  /.ieTCov 
ovzs  ßsoTg  rj  xoivov  dsl  vöfiov  iv  Sixjj  vfivsXv. 

Die  menschliche  Seele  ist  z6  av^icfvsg  7]/nTv  nvsv^a  (Diog.  L.  7,  15G,  St. 
V.  fr.  II  Xo.  774,  vgl.  778),  oder  näher  (nach  Chrys.  b.  Galen,  Hipp,  et  Plat. 
plac.  S.  251  Müll.,  St.  v.  fr.  II  No.  885)  ^vsvfia  av^Kfvzov  t^/hTv  aws/Jg  jzavzl  zcS 
ocöjnazi  8ifjxov.  Seiner  Beschaffenheit  nach  wird  dieses  jivev/hu  als  vobqov  ßegfiöv 
charakterisiert  (Aet.  plac.  4,  3,  3,  St.  v.  fr.  II  No.  779).  Auch  als  Feuer  kann 
die  Seele  bezeichnet  werden  (Cic.  de  nat.  deor.  3,  14,  36;  Tusc.  disp.  1,  9,  19 
[St.  V.  fr.  I  No.  134]).  Ihre  acht  Teile  (den  herrschenden  Teil  [das  i^ys/novixov, 
die  Vernunft],  die  fünf  Sinjie,  das  Sprachvermögen  und  die  Zeugungskraft) 
nennen  Aet.  plac.  4,  4,  4,  Diog.  L.  7,  110.  157  u.  a.  (St.  vet.  fr.  II  No.  827  ff.). 
Daß  das  Hegemonikon  in  der  Brust,  nicht  im  Haupte  wohne,  folgerten 
Chrysipp  und  andere  Stoiker  hauptsächlich  aus  dem  Umstände,  daß  die  Stimme, 


448  §  58.     Die  alte  Stoa:  Das  System,  III:  Ethik. 

der  Ausdruck  des  Gedankens,  aus  der  Brust  herkomme.  Doch  waren  manche 
Stoiker  hiermit  nicht  einverstanden  und  setzten  den  herrschenden  Teil  der  Seele 
ins  Haupt  (Galen  Hipp,  et  Plat.  plac.  S.  251  M.  [St.  v.  fr.  II  No.  885] ;  ebenda 
S.  317  [St.  V.  fr.  II  No.  908|,  vgl.  Kornut.  Epidr.  20  S.  35,  6  ff.  L.;  Philod.  d. 
piet.  l(j,  S.  549,  9  ff.  Diels  [St.  v.  fr.  II  No.  910]).  Solange  der  Teil  der  allgemeinen 
Vernunft,  welcher  in  den  einzelnen  Menschen  übergegangen  ist,  im  Menschen 
wohnt,  ohne  sich  durch  die  Rede  zu  äußern,  ist  er  der  ?.öyoc  svöiddsros,  sobald 
■er  sich  aber  durch  Worte  kundgibt,  heißt  er  ).6yo?  noocpoQixög,  Bezeichnungen, 
die  von  den  Stoikern  auch  zu  anderen  Philosophen  übergegangen  sind  und  später 
bei  den  Kirchenvätern  besonders  auf  .das  Verhältnis  des  Logos  zu  dem  Vater 
angewandt  wurden  (vgl.  übrigens  Plat.  Soph.  263  e:  die  öiävoia  ist  die  innere 
Rede  des  Geistes,  und  Aristot.  Anal.  post.  10,  76  b  24  f . :  x6v  f^co  Xöyor  —  töv  h 
Tfi  tj'v/Jj  [/.öyof]).  —  Von  einer  ununterbrochenen  Fortdauer  der  Einzelseele 
konnte  nach  den  allgemeinen  Voraussetzungen  der  stoischen  Physik  keine  Rede  sein. 
Mit  dem  Weltbrando  kehrt  auch  die  am  längsten  lebende  Einzelseele  ins  Urfeuer 
zurück,  um  dann  freilich  mit  der  Welterneuerung  wieder  als  die  alte  zu  erstehen. 
Bei  dem  Problem  der  Seelenfortdauer  konnte  es  sich  also  nur  darum  handeln, 
wie  weit  die  Seelen  bis  zur  Ekpyrosis  fortleben.  Kleanthes  nahm  dies  für  alle 
Seelen  an,  Chrysippos  aber  gestand  es  nur  den  Seelen  der  Weisen  zu  (Diog.  L. 
7.  157,  St.  V.  fr.  I  No.  522,  11  No.  811). 

Die  Pflanzen  besitzen  nach  stoischer  Auffassung  keine  Seele  (St.  v.  fr.  II 
No.  708  ff.;  anders  Piaton  [s.  o.  S.  335]),  wohl  aber  die  Tiere.  Im  ganzen  unter- 
scheidet die  Schule  vier  Arten  von  Naturdingen.  Auf  unterster  Stufe  steht  das 
Unorganische,  dessen  Daseinsprinzip  eine  es  zusammenhaltende  fi<?  ist.  Es 
folgen  die  Pflanzen,  die  von  der  epvaig  (der  zur  Bewegungskraft  gesteigerten 
^gic)  beherrscht  werden.  Das  Lebewesen  überhaupt  besitzt  ipvyrj,  die  sich  von 
den  beiden  unteren  Prinzipien  durch  das  Hinzutreten  von  Vorstellungsvermögen 
und  Trieb  {cpavTaoia  und  oq/j.}])  unterscheidet.  Beim  Menschen  gesellt  sich  dazu 
noch  die  Vernunft,  der  ?.6yog  (St.  v.  fr.  II  No.  458).  Beim  Lebewesen  stellt 
sich  nach  seiner  Geburt  zunächst  die  Selbstwahrnehmung  ein  {aia&t]ncg  eavTov). 
Aus  diesem  rein  intellektuellen  Verhalten  wächst  alsbald  ein  anderes,  der  Ge- 
fühls- und  Willenssphäfe  zugehöriges  hervor:  das  Wesen  tritt  in  ein  Zugehörig- 
keitsverhältnis zu  sich  selbst,  es  entwickelt  sich  die  .-roog  suvrovg  oiy.skoaig,  die 
in  Selbstliebe  und  Selbsterhaltungstrieb  zur  Erscheinung  kommt.  Über  diese 
Lehren  orientiert  in  eingehender  Weise  die  neuerdings  durch  einen  Papyrusfund 
z.  T.  wieder  ans  Licht  gekommene  'H&iy.))  azor/süoaig  des  Hierokles  (s.  §  68); 
vgl.  Hermes  51  (1916),  518  ff.  Im  übrigen  vergleiche  man  das  Nähere  über  die 
stoische  Psychologie  in  St.  v.  fr.  II  No.  773—911;  I  No.  134-151,  518—526. 

§  58.     Die  alte  Stoa:  Das  System,  III :  Ethik. 

Die  Ethik  der  Stoa  umfaßt  ein  Doppekes,  einmal  die  reinen 
Begriffe  und  allgemeinen  Grundsätze,  sodann  die  Anwendung 
dieser  auf  einzelne  Lebensgebiete.  Das  zweite  geht  auf  das 
Praktische,  das  erste  hält  sieh  mehr  in  der  Theorie.  —  Das 
oberste  Lebensziel,  die  Glückseligkeit  (svdaif.iovia,  evQoia  ßioi) 
oder  das  höchste  Gut  ist  die  Tugend' in  spezifisch  stoischer 
Beziehung:  das  naturgemäße  Leben  {ofioloyoi/neviog  xr^  qvoei 
L.r^v),  die  Übereinstimmung  des  menschlichen  Verhaltens  mit  dem 


§  58.    Die  alte  Stoa:  Das  System,  II I:  Ethik.  449 

allbeheiTschenden  Naturgesetz,  der  Vernunft  in  der  W^elt,  oder 
des  menschlichen  Willens  mit  dem  göttlichen  Willen.  Nicht  in 
der  Betrachtung,  sondern  im  Handeln  liegt  die  höchste  Aufgabe 
des  Menschen.  Die  Tugend  ist  zur  Glückseligkeit  ausreichend. 
Sie  allein  ist  ein  Gut  im  vollen  Sinne  des  Wortes;  alles,  was 
nicht  Tugend  oder  Laster  ist,  ist  auch  weder  etwas  Gutes  noch 
etwas  Böses,  sondern  ein  Mittleres,  Gleichgültiges  (adiäcpogov, 
..Indifferentes");  unter  diesem  Mittleren  ist  aber  gleichwohl 
einiges  vorzuziehen  (TCQotjuevov),  anderes  abzuweisen  (drro- 
7TQoi]yi.tevoi'},  wiederum  anderes  im  engeren  Sinne  gleichgültig. 
Die  Lust  ist  etwas  zur  Tätigkeit  Hinzutretendes,  das  nicht  ein 
Ziel  unseres  Strebens  werden  darf. 

Die  Kardinaltugenden  sind:  sittliche  Einsicht  (qQ^rr^oig), 
Tapferkeit,  Besonnenheit  und  Gerechtigkeit.  Die  Tugenden 
stehen  miteinander  in  unlösbarem  Zusammenhange,  so  daß  nie- 
mand eine  einzelne  besitzen  kann,  der  nicht  alle  besitzt.  Die 
vollkommene  Pflichterfüllung  oder  das  xarögO-coina  ist  das 
Rechttun  in  der  rechten  Gesinnung,  wie  sie  der  Weise  besitzt; 
das  Rechte  im  Handeln  als  solches,  wobei  es  auf  die  Gesinnung 
nicht  in  erster  Linie  ankommt,  ist  das  Geziemende  (-AaS-rfMv).  — 
Nur  der  Weise  leistet  die  vollkommene  Pflichterfüllung.  Der 
Weise  ist  leidenschaftslos,  obschon  nicht  unempfindlich;  er  übt 
gegen  sich  und  andere  nicht  Nachsicht,  sondern  Gerechtigkeit; 
er  allein  ist  frei;  er  ist  König  und  Herr  und  steht  an  innerer 
Würde  keinem  andern  Vernunftwesen,  auch  selbst  dem  Zeus 
nicht  nach;  er  ist  Herr  auch  über  sein  Leben  und  darf  dasselbe 
nach  freier  Selbstentscheidung  beenden.  Die  späteren  Stoiker 
gestanden  ein,  daß  kein  einzelner  dem  Ideale  des  Weisen  voll- 
kommen entspreche,  sondern  faktisch  nur  der  Unterschied  der 
Toren  und  der  (zur  Weisheit)  Fortschreitenden  (^cooy.ÖTrTovveg) 
bestehe. 

Das  Handeln  des  Menschen  geht  auf  die  menschliche 
Gemeinschaft.  Alles  andere  ist  um  der  Menschen  und  Götter 
willen  geAvorden,  der  Mensch  aber  um  der  Gemeinschaft  willen. 
So  ist  auch  der  Trieb  nach  Gemeinschaft  mit  der  Vernunft  in 
jedem  Menschen  gegeben;  da  aber  in  allen  Menschen  dieselbe 
Vernunft  lebt,  welche  als  allgemeines  Gesetz  gelten  soll,  gibt  es 
nur  ein  Gesetz,  ein  Recht,  einen  Staat,  und  so  setzen  die 
Stoiker  an  die  Stelle  der  einzelnen  Staaten  den  Weltstaat,  an 
die  Stelle  der  Politik  den  Kosmopolitismus. 

Quellen:  Stoic.  vet.  fr.  I  No.  178—276  (Zenon),  351—403  (Ariston  von 
Chios),   552-588    (Klean thes),    III  No.  1—768  (Chrysippos).     Ebenda  S.  218  ff., 

Ueberweg,  Grundriß  I.  29 


450  §  58.     Die  alte  Stoa:  Das  System,  III:  Ethik. 

No.  38—53   (Diogenes   von    Seleukeia);    S.  251  ff.,   No.  51— ()7    (Antipatros   von 
Tarsos). 

Hier  im  Grundriß  muß  zweckentsprechend  der  theoretische,  allgemeine  Teil 
der  Ethik  vor  dem  ins  Einzelne,  Praktische  gehenden  das  Übergewicht  haben.  — 
Nach  Stob.  Ecl.  II  S.  75,  11  ff.  W.,  St.  v.  fr.  I  No.  179.  552,  vgl.  III  Xo.  12, 
soll  Zenon  das  ethische  Ziel  als  die  Übereinstimmung  mit  sich 
selbst  bezeichnet  haben:  t6  ouoXoyovfievcog  tJ/v,  tovto  <5'  farl  yad'  Fva  }.6yov  xai 
avfiqMvcog  L.fjy\  und  erst  Kleanthes  zu  ofioXoyovitfvo)?  hinzugefügt  haben:  t[] 
(fvcFi.  Doch  sagt  Diog.  L.  7,  87,  St.  vet.  fr.  I  No.  179,  Zenon  habe  in  der 
Schrift  .Tfßt  ävÜQcänov  ffvaecog  das  ofioAoyovftfvcog  ri]  cpvoEi  Qiiv  als  das  Moral- 
prinzip aufgestellt,  und  diese  Angabe  erscheint  nicht  unglaubhaft,  da  bereits  von 
Speusippos  die  Glückseligkeit  als  k'^ig  rsÄsia  iv  roTg  xarä  (pvaiv  syovaiv  (nach 
Clem.  Alex.  Strom.  2,  22,  133,  II  S.  186,  19  f.  St.,  Speus.  fragm.  57  L.)  definiert 
worden  war  (s.  oben  S.  355),  und  da  Polemon  gefordert  hatte  (nach  Cic.  Acad. 
pr.  2,  42,  131):  honeste  vivere,  fruentem  rebus  iis,  quas  primas  homini  natura 
conciliet  (s.  oben  S.  357),  und  da  ferner  auch  Heraklit  (fr.  112,  s.  oben  S.  72) 
die  ethische  Forderung  aufgestellt  hatte:  d/.ydsa  Uysiv  xai  jioifTv  xmä  ipvaiv 
irraiofTag.  Aber  es  ist  sehr  wohl  möglich,  daß  die  bei  Stobaios  dem  Zenon  zu- 
geschriebene Formel  in  der  alten  Stoa  neben  der  gewöhnlichen  vorkam,  da  auch 
bei  Seneca  die  beiden  Angaben  über  das  ethische  Ziel  sich  finden :  De  vita  beata 
8,  2:  Idem  est  beate  vivere  et  secundum  naturam;  ebenda  8.  6:  quare  audaciter 
licet  profitearis  summum  bonum  esse  animi  concordiam;  Ep.  20,  5:  Quid  est 
sapientia?  semper  idem  velle  atque  idem  nolle;  licet  illam  exceptiunculara  non 
adicias,  ut  rectum  sit,  quod  velis:  non  potest  enim  cuiquam  idem  semper  placere 
nisi  rectum.  Aus  dem  letzten  Zusatz  geht  schon  hervor,  daß  schließlich  die 
beiden  Formeln  inhaltlich  auf  dasselbe  hinausgehen.  Konsequent  im  Handeln 
kann  man  nur  sein,  wenn  man  seiner  Natur  nach  lebt.  Vgl.  auch  Stob.  Ecl.  II 
S.  77,  16  W.,  St.  V.  fr.  III  Xo.  16:  Te).og  8s  (paoiv  elvai  zo  evSaifioreiv,  ov  i'vexa 
jiävza  :jQäxTBTai,  amo  8e  jigärterai  fisv,  ovdsrog  Ss  evexa  (vgl.  Piaton  oben  S.  252. 
261).  TOVTO  de  Vjtägy^eiv  iv  tcö  xaz'  aQBTrjv  i^fjv,  iv  tw  ofio?MyovfiFvcog  Lfjv,  sti,  Tamov 
ovTog,  iv  TW  xazä  cpvaiv  l^fjv  ....  Sfj/.ov  ovv  ix  tovtwv  Sti  loobvva^ti  to  xarä 
(pvaiv  ^ijv  xai  t6  xakcög  l^fjv  xai  t6  ev  Cijv  xai  jiäXiv  to  xaXov  xayador  xai  rj  ageir) 
xai  TO  jXETOXov  dgsTfjg,  xai  oti  jtäv  dyaßov  xaXöv,  Ofioicog  8k  xai  .-rar  aia/Qor  xaxöv 
8i    o  xai  TO  2tcoix6v  TsXog  ioov  övvaodai  tcö  xaT    doszTjv  ßio). 

Die  qpvaig,  der  der  Mensch  zu  folgen  hat,  erscheint  bei  Kleanthes  als  die 
allgemeine  Natur,  d.  h.  die  des  Weltalls  (St.  v.  fr.  I  Xo.  555);  Chrysippos 
dagegen  bezeichnet  sie  als  die  allgemeine  und  im  besonderen  die  mensch- 
liche Xatur  (die  in  ihren  Forderungen  sich  decken,  insofern  unsere  Natur  nur 
TeU  und  Absenker  der  allgemeinen  Natur  ist).  Seine  Formel  war:  xar  i/unsigcav 
TMv  tpvoEi  avftßaivövTcov  C^}v  oder  dxo'/.ovdoig  ttJ  cpvosi  l^fjv  (Diog.  L.  7,  87  ff.,  St. 
V.  fr.  III  No.  4).  In  den  Formeln,  deren  sich  spätere  Stoiker  bedienten,  gibt 
sich  meist  eine  Hinneigung  zur  anthropologischen  Fassung  des  Mor^lprinzips 
kund,  insbesondere  in  dem  Satze  einiger  Jüngeren  (bei  Clem.  AI.  Strom.  2,  21, 
129,  5,  II  S.  183  St.):  TiXog  sivai  to  ^fjv  dxo/.ovßcog  Tfj  tov  drdQOj^ov  xuTaoxEvfj, 
wiewohl  dies  nur  eine  Veränderung  des  Ausdrucks,  nicht  des  Inhalts  ist.  Die 
Formel  des  Babyloniers  Diogenes  war:  EvloyioTsTv  iv  Tt]  tc5v  xaTa  qn'oiv  ixloyfj 
xai  djiexkoyfj,  St.  V.  fr.  III  S.  219,  Xo.  44.  46,  die  des  Antipatros  von  Tarsos: 
l^fjv  ixXsyofiEvovg  /nsv  tu  xaTo.  (pvoiv,  di^zExX.syo/nEvovg  8k  rä  tuagd  (pvaiv  (oft  formu- 
lierte er  das  Ziel  auch  so:  :^civ  zo  xaff"  avxov  jioieTv  8it]VExa)g  xai  d:iaQaßÜToyg  JTQog 
TO  Tvyxdrsiv  rcüj-  :joorjyovfiEvcov  xaxa  <pvocv),    St.  V.  fr.  III  S.  252,    No.  57,   die   des 


i 


§  58.     Die  alte  Stoa:  Das  System,  III:  Ethik.  45I 

Panaitios:  i^//v  xaxa  xa<;  SeSo^/gra?  rjfilv  ix  (pvascog  d(fO()^d?,  die  des  Poseidonios: 
^^v  {tecüQOvt'za  zrjv  xwv  o/.cov  ä/.^&etav  xai  xä^tv  xal  avyxaxaaxeväCovxa  avrov 
y.axä  x6  Svvaxöv,  y.axä  fit]Sev  dyöfievov  vjio  xov  ä/.6yov  fiegoin;  xfjg  yv/Jjg  (Clem. 
Alex.  Strom.  2,  21,  129,  4,  II  S.  183  St.).  —  Die  beiden  letzten,  den  Hauptver- 
tretern der  mittleren  Stoa  (unten  §  66)  angehörigen  Telosbestimmungen  haben 
wir  hier  sogleich  angeführt,  damit  sie  mit  den  früheren  verglichen  werden  können. 
—  Die  Formeln,  auch  die  anderer,  finden  sich  außer  bei  Clemens  und  Diog.  7, 
87  ff.  noch  bei  Stob.  Ecl.  II  S.  75,  11  ff.  W.  Aus  den  St.  v.  fr.  sind  zur  Telos- 
bestimmung  zu  vergleichen  III  No.  2—28;  S.  219,  No.  44.  46;  S.  252  f.,  No.  57 
bis  59;  I  Xo.  179  —  182,  552—556.  Zur  geschichtlichen  Erklärung  der  Telos- 
formeln  s.  besonders  Ad.  Bonhöffer,  Die  Ethik  des  Stoikers  Epictet,  S.  163  ff. 

Nicht  auf  Lust,  sondern  auf  Selbsterhaltung  geht  der  ursprüngliche 
Lebenstrieb  nach  Chrysipp  im  ersten  Buche  jisqI  xeX&v  (Diog.  L.  7,  85,  St.  v.  fr. 
III  No.  178):  :xQWZov  olxelov  sirai  ::xavxl  ^cöco  xrjv  aviov  ot'oxaaiv  xal  xi]v  ravxtjg 
avreiStjaiv.  Die  Ethik  knüpft  hier  an  die  in  der  Physik  (oben  S.  448)  ent- 
wickelte Lehre  von  der  olxeicooig  an.  Die  Lust  ist  eine  sich  von  selbst  ein- 
stellende Folge  (ijitysrrtjua)  des  gelingenden  Strebens  nach  dem,  was  mit 
unserer  Natur  harmoniert,  und  darf  nicht  als  Ziel  ins  Auge  gefaßt  werden  (Diog. 
L.  7,  94;  Sen.  de  vit.  beata  9,  1  f . ;  15,  2.  Zu  s.-xiyh'vt]/L(a  vergleiche  man  Arist. 
Eth.  Nie,  K  3,  1174  b  31  ff.:  xs/.eioT  ök  xr/v  iveoysiav  ^  ?)dovj;  ovy^  (og  f]  i'^ig  svvji- 
do/ovoa,  aAA'  (bg  i.-riy iyv6/u.sv6v  xi  xelog).  Unter  den  verschiedenen  Elementen 
des  menschlichen  Wesens  ist  das  höchste  und  für  das  sittliche  Verhalten  aus- 
schlaggebende die  Vernunft,  durch  welche  wir  das  allherrschende  Gesetz  oder 
die  Ordnung  des  Weltalls  erkennen.  Aber  nicht  die  Erkenntnis  als  solche, 
sondern  die  gehorsame  Befolgung  der  göttlichen  Naturordnung  ist  unsere  oberste 
Pflicht.  Chrysippos  tadelt  (bei  Plutarch  de  St.  repugn.  2,  S.  1033  d,  St.  vet.  fr. 
III  No.  702)  diejenigen  Philosophen,  denen  das  theoretische  Leben  als  Selbst- 
zweck gilt,  indem  er  dafür  hält,  daß  sie  im  Grunde  doch  nur  einem  feineren 
Hedonismus  huldigen.  Doch  muß  die  rechte  ngä^ig  in  dem  vernunftgemäßen 
Leben  (ßlog  /.oytxög)  auf  der  decooi'a  beruhen  und  mit  ihr  verschmolzen  sein.  In 
der  Höherschätzung  des  Theoretischen  liegt  ein  wesentlicher  Unterschied  der 
Stoa  gegenüber  dem  Kynismus. 

Das  vernunftgemäße  Verhalten  ist  die  Tugend  (recta  ratio,  Cic.  Tusc.  4, 
15,  34,  St.  V.  fr.  III  No.  198;  ratio  perfecta,  Seneca  Ep.  76,  10,  St.  v.  fr.  III 
No.  2(X)a).  Sie  ist  eine  öidßeoig,  d.  h.  ein  Zustand,  der  (wie  die  Geradheit)  kein 
Mehr  noch  Minder  zuläßt  (Diog.  L.  7,  98.  101,  Simpl,  in  Categ.  S.  237,  31  ff., 
284,  32  ff.  Kalbfl.,  St.  v.  fr.  II  No.  393).  Es  gibt  eine  Annäherung  zur  Tugend, 
aber  der,  welcher  sich  annähert  (d  n:oox6.-ixo}v),  steht  noch  ebensowohl,  wie  der 
durchaus  Lasterhafte,  in  der  Untugend;  zwischen  Tugend,  und  Untugend  {dosxt) 
xal  xaxta)  gibt  es  kein  Mittleres  (Diog.  L.  7,  127;  Stob.  Ecl.  II  S.  65,  7  W.,  St. 
V.  fr.  I  No.  566).  Kleanthes  erklärte  (mit  den  Kynikern)  die  Tugend  für  unver- 
verlierbar  (dvan6ß}.r)xov),  Chrysippos  für  verlierbar  {d7ioßh]xriv,  Diog.  L.  7,  127,  St. 
V.  fr.  I  No.  568  f.). 

Wie  andere  Philosophen  unterscheiden  auch  die  Stoiker  innerhalb  der 
Tugend  als  Gesamtzustand  eine  Reihe  von  Einzeltugenden.  Sie  werden  von 
Zenon  sämtlich  auf  die  tfoovqoig  zurückgeführt,  jedoch  so,  daß  diese  sich  bei 
dem  Zuerteilen  als  Gerechtigkeit,  bei  dem  Erstreben  als  Besonnenheit,  bei  dem 
Erdulden  als  Tapferkeit  gestalte  (Plut.  de  Stoic.  repug.  7,  S.  1034  c.  St.  v.  fr.  1 
No.  200,  Plut.  virt.  mor.  2,  S.  441  a,  St.  v.  fr.  I  No.  201  [vgl.  II  No.  263] : 
OQi^öfisvog  XTjv  (poövrjoiv  iv  /ukv  d:rovsfirix80tg  dixaioo'vvT]v,  iv  S  aigezsoig  ooiq:ooavvi]r . 
iv  5'  v:TOfievEXEotg  dvÖQiav).      Neben  der  platonischen  Vierzahl  tritt  auch  der  pla- 

29* 


452  §  •'^S-     i^'e  alte  .Stoa:  Das  System,  III:  Ethik. 

tonische  lutcllektualismus  zutage,  wenn  die  Stoiker  die  Einsicht  (cpQÖn^oig,  ent- 
sprechend der  platonischen  aocpia)  definieren  als  FTnort'jfi}]  äyaßcöv  xal  xay.öw  xal 
ovtieTFOcoy,  die  Tapferkeit  als  i.-ztazfjfii]  Seivojj'  y.al  ov  ÖEtvcör  y.al  ovSereocor  (vgl. 
Platon  oben  S.  241.  244.  289),  die  Besonnenheit  (Selbstbeschränkung)  als 
i::TiaTi'jut]  aioezcör  y.al  <pEvxrü)v  y.al  ovSersoMv,  die  Gerechtigkeit  als  s.-riar/jfitj 
djiorsiDjTcy.r]  rfjg  d^cag  Fy.äorco  (die  einem  jeden  zuteilt,  was  ihm  gebührt, 
suura  cuique  tribuens);  vgl.  St.  v.  fr.  II  Xo.  262  f.  265  ff.  Diesen  Haupt- 
tugenden werden  zahlreiche  andere  Tugenden  untergeordnet  (St.  v.  fr.  III 
No.  264  ff.).  Die  Tugenden  sind  alle  untrennbar  miteinander  verbunden : 
rä?  8e  aoEzäg  /Jyovair  uviay.olovd tTv  (term.  techn.,  der  auch  bei  anderen  Philo- 
sophen in  späterer  Zeit  eine  Rolle  spielt)  a/.h)).aig  y.al  rov  fit'av  k'yovra  .-rdaag  k'yetv 
(St.  v.  fr.  III  Xo.  295  ff.).  In  jeder  Handlung  des  Weisen  sind  die  sämtlichen 
Tugenden  enthalten  (Stob.  Ecl.  II  S.  65,  12;  102,  20  W.,  St.  v.  fr.  III  Xo.  557. 
563).  Für  die  Einzelheiten  der  stoischen  Tugendlehre  vergleiche  man  St.  v.  fr. 
III  Xo.  197—307,  I  No.  199-204. 

Die  Tugend  ist  zur  Glückseligkeit,  die  wie  von  den  Früheren,  so  auch 
von  den  Stoikern  als  das  ethische  Ziel  des  Menschen  hingestellt  wird,  ausreichend 
(Cic.  Parad.  2  §  16  ff.;  Diog.  L.  7,  127,  St.  v.  fr.  III  No.  49),  nicht  als  ob  sie 
unempfindlich  gegen  den  Schmerz  mache,  sondern  weil  sie  ihn  überwindet  (Sen. 
Ep.  9,  3).  Sie  ist  somit  das  einzige  Gut.  Gleichwohl  soll  nicht  alles  andere 
gleichgültig  und  für  die  Wertschätzung  außer  Frage  bleiben.  Hier  stellen  die 
Stoiker  einen  Unterschied  auf  zwischen  jrooijyusva  und  ä:Tonfoo7j'//iira.  Die 
TZQorjyiisva  sind  nicht  Güter,  aber  doch  schätzbare  Dinge,  denen  wir  naturgemäß 
nachstreben.  Definiert  werden  sie  als  Dinge,  die  (relativ)  viel  Wert  haben  (aber 
nicht  den  größten  Wert,  der  das  Kennzeichen  des  uyaOöv  im  Gegensatz  zum 
noorjyfievov  ausmacht),  die  djTo:roo)]yidva  als  Dinge,  die  viel  Unwert  haben.  Zu 
den  .-Tgo)]yuh'a  gehören  die  ersten  Objekte  der  natürlichen  Triebe  (tä  Tioona  y.axd 
cpvaiv,  prima  naturae,  auf  dem  Gebiete  des  Seelischen  gute  Beanlagung,  Kunst- 
fertigkeit, sittlicher  Fortschritt  [:nooy.o:n],  im  Gegensatze  zur  vollendeten  doer)). 
die  kein  :i:oo7]yii£vov,  sondern  ein  dya&6r  ist],  auf  körperlichem  Gebiete  Leben, 
Gesundheit,  Stärke  usw.,  auf  dem  Gebiete  des  Äußeren  Reichtum,  Ansehen,  edle 
Abkunft  usw.).  Es  ist  geziemend,  denselben  nach  der  Ordnung  ihres  Wertes 
nachzustreben  (St.  v.  fr.  III  Xo.  127 — 139).  Zwischen  den  jrgoijy/ih'a  und 
djio^igoijyiiifu  liegen  (als  Adiaphora^  im  engeren  Sinne)  die  Dinge,  die  nicht 
einmal  einen  solchen  bedeutenden  Vorzugswert  oder  das  Gegenteil  dieses  Wertes 
besitzen,  vne  z.  B.  die  Tatsache,  daß  man  eine  gerade  oder  daß  man  eine 
ungerade  Zahl  Haare  auf  dem  Kopfe  hat,  u.  dgl.  (Diog.  Laert.  7,  104,  Stob. 
Ecl.  II  79,  4  ff.  W.). 

Die  Handlung  (iveoytjiia),  welche,  der  Xatur  eines  Wesens  gemäß,  im 
allgemeinen  y.ard  '/.6yov  ist  und  welche  demgemäß  sich  mit  gutem  Grunde  recht- 
fertigen läßt,  ist  das  ya^fjxov ,  das  vollendet«  y.aßfjyoi'  aber,  welches  yaid  rov 
oodov  }.6yov  geschieht,  auf  tugendhafter  Gesinnung  oder  dem  vollen  Gehorsam 
gegen  die  Vernunft  beruht,  ist  das  yaröo&oijiia  (Diog.  L.  7,  107  f.,  bei  dem  freilich 
yazoodcoaa  nicht  vorkommt;  Stob.  Ecl.  II  85,  12  ff.  W.  Der  Unterscheidung  von 
Legalität  und  Moralität  läßt  sich  der  Gegensatz  von  y.aür)y.or  und  yazÖQÜw/ia  nur 
mit  Einschränkung  gleichsetzen;  vgl.  Bonhöffer,  Die  Ethik  des  Stoikers  Epictet 
S.  198  ff.  —  Das  Xähere  über  y.adryy.or  und  y.azoQdcojLia  s.  in  den  Quellen  stellen 
St.  V.  fr.  III  Xo.  491—523;  I  Xo.  230-232).  Keine  Tat  als  solche  ist  löblich 
oder  schändlich ;  eine  jede  selbst  von  denen,  die  für  die  frevelhaftesten  gelten, 
ist  gut,  wenn  sie  in  der  rechten  Gesinnung  geschieht,  im  entgegengesetzten  Fall 
ist  eine  jede  böse  (Sen.  Ep.  95,  57  [St.  v.  fr.  III  Xo.  517],  vgl.  Orig.  c.  Gels.  4, 


§  58.     Die  alte  Stoa:  Dns  System,  III:  Ethik.  453 

45,  8.  318,  5  t'f.  Koe.).  Da  auch  das  Leben  zu  den  uöidc/oga  gehört,  so  ist  die 
Selbsttötung  gestattet  als  evXoyog  i§aya>yi^  (Cic.  de  fin.  3,  18,  60;  Diog.  L.  7, 
130;  diese  und  andere  stoische  Stellen  über  den  Selbstmord  St.  v.  fr.  III  No.  757 
bis  768,  I  No.  258).  Vgl.  insbesondere  Sen.  de  provid.  c.  6,  7:  Ante  omnia  cavi 
(die  Gottheit  spricht),  ne  quid  vos  t^ueret  invitos;  patet  exitus:  si  pugnare  non 
vultis,  licet  fugere.  Ep.  12,  10:  Malum  est  in  iiecessitate  vivere;  sed  in  necessi- 
tate  vivere  necessitas  nulla  est  .  .  .  patent  iindique  ad  libertatem  viae  multae 
breves,  faciles;  agamus  deo  gratias,  quod  nemo  in  vita  teneri  potest:  calcare  ipsas 
necessitates  licet.  Ep.  104,21:  cum  Socrate,  cum  Zenone  versare:  alter  te  docebit 
niori,  si  necesse  erit,  alter,  antequam  necesse  erit. 

Die  wichtigste  Forderung  für  das  praktische  Verhalten  betrifft  die  Über- 
windung der  Affekte  {n:ddi]).  Die  Stoiker  haben  die  Affektenlehre  teils 
nach  der  psychologischen,  teils  nach  der  ethischen  Seite  hin  zuerst  ausgebildet. 
Xach  Zenon  (Diog.  L.  7,  110,  St.  v.  fr.  I  No.  205;  vgl.  III  Xo.  891)  ist  das 
.-zäüos  eine  unvernünftige  und  naturwidrige  Seeleubewegung  oder  ein  das  Maß 
überschreitender  Trieb,  ä/.oyo;  xal  .-raoä  cpvoiv  yiv/J]?  >iivtjoi?  i]  ogui]  inXeovaCovou. 
Intellektualistisch  definiert  Chrysippos  die  Affekte  als  (Falsch-)  Urteile  (St.  v.  fr. 
III  456.  461).  Die  Hauptformen  sind  Lust,  Begierde,  Bekümmernis  und  Furcht, 
iiie  zerfallen  in  viele  Unterarten.  Die  Hauptaffekte  scheiden  sich  nach  den 
Kriterien:  Gegenwart  oder  Zukunft,  vermeintliches  Gut  oder  vermeintliches  Übel, 
in  einer  durch  folgendes  Schema  zu  veranschaulichenden  Weise: 

Vermeintliches  Gut  Vermeintliches  Übel 

Gegenwart  riSovrj  lv:i:r] 

Zukunft  EJiidvfiiu  ff'ößo; 

(vgl.  Cic.  Tusc.  3,  11,  24  f.  [St.  v.  fr.  III  No.  385]).  Die  Bekümmernis  {/.vjzt], 
aegritudo)  wird  definiert:  Opinio  recens  mali  praesentis,  in  quo  demitti  contra- 
hique  auimo  rectum  esse  videatur  (Sö^a  jioöocfazog  xay.ov  jcaoovalag,  kf'  o)  oiovrai 
dnr  avors/lEodai),  die  Lust  {rjöovy),  laetitia)  als  opinio  recens  boni  praesentis,  in 
quo  efferri  rectum  esse  videatur  {dö^a  :TQ6o(faTog  ayaifov  :iaoovaiug,  fr/'  co  oTorrai 
ÖfIv  L-taioEodai),  die  Furcht  (cfößoc,  metus)  als  opinio  impendentis  mali,  quod  in- 
tolerabile  esse  videatur  {(pvyrj  utio  Tiooodoxoiixevov  öeivov),  die  Begierde  (£:iii)vfuu, 
libido)  als  opinio  venturi  boni,  quod  sit  ex  usu  iam  praesens  esse  atque  adesse 
(dioj^ig  jtQoadoxcofiEvov  ayadov):  Cic.  Tusc,  4,  7,  14;  St.  v.  fr.  III  No  393,  vgl. 
391.  392.  394.  Kein  Affekt  ist  naturgemäß  und  nützlich,  und  deshalb  ist  die 
Apathie  geboten  (St.  v.  fr.  III  No.  443—455)  —  eine  Unterscheidungslehre  der 
Stoa  gegenüber  anderen  Schulen,  insbesondere  dem  Peripatos:  Cic.  Tusc.  4,  19, 
43.  Sen.  Ep.  116,  1  (St.  v.  fr.  III  No.  443);  Utrum  satius  sit  niodicos  habere 
adfectus  an  nuUos,  saepe  quaesitum  est:  nostri  illos  expellunt,  Peripatetici  tem- 
perant.  Doch  stehen  den  :tüüi]  gegenüber  die  Ev^iädeiai,  die  vernünftigen  Stim- 
mungen der  Seele.  Von  ihnen  gibt  es  nur  drei  Hauptarten,  die  aber  wieder 
mehrere  Unterarten  in  sich  befassen :  xagä,  svläßsia  und  ßov/.tjoig,  entsprechend 
den  Affekten  rjöori'i,  cpößog  und  E:Ttdv/iua,  aber  als  vernunftgemäße  Regungen 
diesen  Affekten  entgegengesetzt.  Der  Är.T^?/  kann  nichts  Vernunftgemäßes  ent- 
sprechen, offenbar  weil  der  Weise,  als  der  einzig  Vernünftige,  nichts,  was  Traurig- 
keit veranlassen  könnte,  d.  h.  etwas  Schlechtes,  in  sich  haben  kann  (Diog.  L.  7, 
115  f.,  Cic.  Tusc.  4,  6,  11  ff.).  Das  Nähere  über  die  stoische  Lehre  von  n^dßt) 
und  Evjiü&Eiai  St.  V.  fr.  III  No.  377—490,  I  No.  205—215,  570—575. 

Das  vernunftgemäße  Verhalten  ist  vertreten  durch  den  Weisen,  dessen 
Idealbild  die  Stoiker  gerne  ausführten.  Er  vereinigt  in  sich  alle  Vollkommen- 
heiten und  alle  Glückseligkeit  und  steht  selbst  dem  Zeus  nur  in  Unwesentlichem 


454  §  ^^-     Die  alte  Stoa:  Das  System,  III:  Ethik. 

nach  (Sen.  de  prov.:  Bonus  tempore  tautum  a  deo  differt).  >sach  Plut.  de  comm. 
not.  33  lehrte  Chrysipp:  docr»)  ov/  vjreoeyfiv  ror  Ala  rov  Aitovos,  w(psXeTo&ai  zs 
6/joUo;  t'.T  dX?.^}.o)y  ror  ACa  y.al  lor  Akova  ooqov?  ovrag.  Das  Gegenstück  des 
Weisen,  der  Tor,  ist  dem  Wahnsinnigen  gleichzuachten  (Cic.  Paradox.  4;  Tusc.  3 
5,  10;  4,  24,  54  [St.  v.  fr.  III  No.  665J).  Aber  Schlechtigkeit  und  sittliches 
Verderben  walten  überall,  ja  alle  ISIenschen  rasen,  erreichen  also  die  in  ihnen 
angelegte  sittliche  Vollendung  nicht.  Wenn  auf  physikalischem  Gebiet  die 
beste  Welt  gelehrt  wird,  so  hier  auf  ethischem  die  schlechteste.  —  Den  Unter- 
schied zwischen  dem  Weisen  und  dem  Ilnweisen  faßten  Zenon  und  seine  Nach- 
folger schroff,  indem  sie  die  Menschen  geradezu  in  gute  {o:^ovöa[oi)  und  schlechte 
{(pavloi)  einteilten  (Stob.  Ecl.  II  99,  4  f.  W.;  St.  v  fr.  I  No.  216).  Die  Schärfe 
des  Gegensatzes  ergab  sich  schon  aus  den  oben  S.  451  f.  erwähnten  Lehren,  daß 
es  zwischen  der  Tugend  und  ihrem  Gegenteil  kein  Mittleres  gebe  und  daß 
alle  Tugenden  untrennbar  miteinander  verbunden  seien.  Das  Nähere  über 
die  stoische  Zeichnung  des  Weisen  und  des  Toren  St.  v.  fr.  III  No.  544 — 684; 
I  No.  216—229. 

Unbeschadet  seiner  moralischen  Selbständigkeit  steht  doch  der  Weise  mit 
allen  anderen  Vernunftwesen  in  praktischer  Gemeinschaft.  Eine  physikalische 
Grundlage  der  Lehre  von  der  menschlichen  Gemeinschaft  bildet  wieder  die 
namentlich  durch  Hierokles  uns  bekannte  Doktrin  der  olxsUooig.  Diese,  zunächst 
in  der  Selbstliebe  und  dem  Selbsterhaltungstriebe  des  Individuums  sich  äußernd, 
dehnt  ihren  Bereich  auf  alles  das  aus,  was  infolge  natürlicher  Beziehungen  im 
weitesten  Sinne  dem  Individuum  zugehörig  ist,  so  auf  Eltern  und  Kinder,  sonstige 
Verwandte,  Freunde,  Volksgenossen  und  schließlich  die  gesamte  Menschheit. 
Ethische  Aufgabe  ist  es,  diese  olxsia>oig,  die  naturgemäß  zunächst  dem  eigenen 
Selbst  gegenüber  am  stärksten  sein  wird,  auch  in  ihrer  Ausdehnung  auf  die 
Mitmenschen  nach  Möglichkeit  gleich  intensiv  zu  erhalten.  Jeder  Einzelne  ist 
gleichsam  Mittelpunkt  vieler  konzentrischen  Kreise.  Der  engste  unter  ihnen 
umfaßt  den  eigenen  Leib  und  was  zu  seiner  Pflege  gehört,  die  weiteren  Kreise  die 
Anverwandten  der  verschiedenen  Grade,  die  Genossen  der  engeren  und  weiteren 
politischen  und  nationalen  Verbände  (Demen-  und  Phylengenossen,  schließlich 
Angehörige  des  gleichen  Staates  und  Volkes  überhaupt),  der  weiteste  Kreis  hat  die 
gesamte  Menschheit  zum  Inhalte.  Es  gilt  diese  Kreise  für  unsere  otHEtMoig  mög- 
lichst zusammenzuziehen.  Das  Höchste  wäre  erreicht,  wenn  sämtliche  Peripherien 
im  Zentrum  aufgingen,  unsere  oly.et'ojoig  also  mit  gleicher  Intensität,  wie  uns 
selbst,  die  gesamte  Menschheit  umfaßte  fHierokl.  'Hßixi,  gtoi-/.  Kol.  9,  2  ff.;  der- 
selbe bei  Stob.  84,  23  S.  671,  8  ff.  H.,  in  v.  Arnims  Hierokles  S.  61,  10  ff.;  Alex. 
V.  Aphrod.  im  Suppl.  Arist.  II  1  S.  162,  18  ff.  Weiteres  Praechter,  Hermes  51  [1916], 
518  ff.).  Wie  wlie  Oly.ei'ooaig-DoktTm  mußte  auch  die  Lehre  von  der  Einheitlich- 
keil des  Weltorganismus,  innerhalb  dessen  wieder  die  Menschen  und  Götter 
untereinander  durch  den  Besitz  des  /.öyog  enger  verbunden  sind,  auf  die  Betonung 
des  Gemeinlebens  hinwirken.  So  pflegt  der  stoische  Weise,  obwohl  er  kraft 
seines  Tugendbesitzes  sich  selbst  genug  ist,  und  trotz  seiner  pessimistischen  An- 
schauung von  der  Torheit  des  menschlichen  Treibens  gleichwohl  die  Beziehungen 
des  ehelichen  Lebens,  der  Freundschaft  sowie  der  staatsbürgerlichen  und  allgemein 
menschlichen  Gemeinschaft.  Daß  dabei  der  Gedanke  an  einen  die  gesamte 
Menschheit  umspannenden  Universalstaat  dem  Interesse  für  die  geschichtlich 
gegebenen  Sonderstaaten  gegenüber  im  Vordergrunde  stand,  ergab  sich  schon  aus 
dem  in  der  Zeitrichtung  gelegenen  Kosmopolitismus  (s.  oben  S.  428  f.),  in  welchem 
der  Stoiker  noch  durch  sein  ungünstiges  Urteil  über  diese  Staaten,  ihre  Ver- 
fassungen   und    ihr   Regiment    bestärkt    werden   mußte.       So  verstehen   wir,    daß 


§  58.     Die  alte  Stoa:  Das  System,  III:  Ethik.  455 

Chrysipp  und  seine  Schule,  wenn  sie  auch  das  jToliTevFoOai  im  allgemeinen 
fordern,  doch  wieder  die  Erfüllung  dieser  Forderung  von  Fall  zu  Fall  von  der 
Beschaffenheit  des  betreffenden  Staatswesens  abhängig  machen  (Sen.  de  otio  8,  1; 
de  tranqu.  an.  1,  10;  Epist.  68,  2  [St.  v.  fr.  III  No.  694  ff.]).  Ebenso  erklärt  sich 
das  chrysippische  Apophthegma  in  Stob.  Flor.  45,  29  (St.  v.  fr.  III  No.  694): 
auf  die  Frage,  warum  er  sich  nicht  politisch  betätige,  antwortet  der  Philosoph: 
deshalb  nicht,  weil,  wenn  er  diese  Betätigung  schlecht  ausübe,  das  Mißfallen  der 
Götter  drohe,  wenn  gut,  das  seiner  Mitbürger.  Soweit  die  Stoa  auf  die  Sonder- 
staaten und  ihre  Verfassungen  einging,  bekundete  sie  vielfach  eine  starke  Hin- 
neigung zur  Monarchie.  Das  wohlgefügte  Universum  mit  Zeus  als  dem  alles 
einheitlich  lenkenden  Herrscher  an  der  Spitze  bot  das  Vorbild  für  den  Idealstaat. 
Auf  der  andern  Seite  wirkte  die  platonisch-aristotelische  Theorie  von  den  Vorzügen 
der  Mischverfassung  (s.  o.  S.  327.  329.  334.  418)  auch  innerhalb  der  Stoa  fort,  und  so 
lesen  wir  bei  Diog.  L.  7,  131  (St.  v.  fr.  III  No.  700),  daß  sie  die  aus  Demokratie, 
Königtum  und  Aristokratie  gemischte  Verfassung  für  die  beste  erklärt  habe. 
Daß  hier  schon  in  der  alten  Stoa  verschiedene  Ideale  nebeneinander  standen,  ist 
mir  wahrscheinlicher,  als  daß  erst  die  griechisch-römische  Stoa  (die  mittlere 
Stoa,  insbesondere  Panaitios)  wieder  an  die  platonisch-peripatetische  Lehre  ange- 
knüpft haben  sollte,  wie  J.  Kaerst,  Gesch.  d.  heilenist.  Zeitalt.  II  1,  S.  318  Anm.  1, 
annimmt.  Im  übrigen  vergleiche  man  für  die  stoische  Lehre  über  bürgerliches 
Leben,  Freundschaft,  Ehe  und  Familie  St.  v.  fr.  III  No.  611-624,  694—700,  723 
bis  726,  727—731;  I  587  f. 

Der  Widerstreit  zwischen  der  Physik  und  Ethik  der  Stoa, 
ihrem  Fatalismus  und  ihren  sittlichen  Anforderungen,  wurde  schon  oben  S.  446 
berührt.  Wir  sahen,  wie  sich  Chrysippos  mit  der  Unterscheidung  von  causae 
principales  und  causae  adiuvantes  zu  helfen  suchte.  Setzen  wir  ein  Beispiel  im 
Sinne  dieser  Unterscheidung.  Ist  jemand  in  tiefster  Armut  geboren,  so  ist  dies 
eine  von  seiner  Entscheidung  unabhängige,  ihm  als  necessitas  entgegentretende 
Tatsache.  Sie  wird  als  causa  adiuvans  ihm  zum  Diebstahle  Anlaß  bieten.  Folgt 
er  diesem  Anlaß,  wird  er  tatsächlich  zum  Diebe,  so  ist  dies  die  Wirkung  der 
causa  principalis,  seines  Triebes  (appetitus),  in  welchem  sich  seine  moralische 
Beschaffenheit  äußert.  Diese  Wirkung  vollzieht  sich  mit  Notwendigkeit.  Ein 
jeder  reagiert  auf  die  in  den  Umständen  gelegenen  Eeizungen  unfehlbar  nach 
der  Qualität  seines  eigenen  Wesens  (Gell.  noct.  Att.  7,  2,  7  ff.  [St.  v.  fr.  II 
No.  1000]).  Aber  diese  Qualität  ist  seine  Sache,  sie  ist  ihm  zuzurechnen  und 
bildet  den  Grund  für  Lob  oder  Tadel.  Belohnung  oder  Strafe.  Daß  mit  dieser 
Argumentation  die  Schwierigkeit  nicht  beseitigt  ist,  liegt  auf  der  Hand.  Soll 
die  Zurechnung  gerechtfertigt  werden,  so  ist  zunächst  zu  fragen,  ob  nicht  etwa 
unsere  moralische  Qualität  ihrerseits  wieder  durch  ererbte  körperliche  und 
geistige  Konstitution,  durch  Erziehung  und  sonstige  Lebensumstände  restlos  be- 
stimmt ist.  Hat  man  diese  Frage  zu  bejahen,  so  ist  die  Kette  des  fatalistischen 
Zusammenhanges  wieder  geschlossen.  Chrysippos  selbst  bezeichnet  bei  Gell.  2, 
7,  8  die  moralische  Qualität  als  Werk  der  Natur  und  der  Erziehung  und  ent- 
zieht damit  seinem  Versuche,  die  sittliche  Zurechnung  zu  stützen,  den  Boden. 
In  der  Tat  waren  durch  die  Voraussetzungen  des  stoischen  Systems  der  Indeter- 
minismus und  die  aus  ihm  zu  ziehenden  ethischen  Folgerungen  ausgeschlossen. 
Schon  die  Lehre  von  den  einander  völlig  gleichenden  Weltperioden  war  mit  der 
Annahme  einer  Willens-  und  Handlungsfreiheit  unvereinbar.  —  Man  vergleiche 
zur  stoischen  Theorie  von  Fatum  und  Willen  außer  den  oben  berücksichtigten 
Stellen  aus  Cicero  und  Gellius  die  übrigen  St.  v.  fr.  II  No.  974  ff.  gesammelten 
Zeugnisse. 


456  §  59.    Der  Kynismus  im  ersten  Abschnitt  der  hellenistisch-römischen  Periode. 

§  59.  Der  Kynismus  im  ersten  Abschnitt  der  helle- 
nistisch-römischen Periode  (Kynismus  IL  Teil,  Fort- 
setzung zu  §  37).  Das  Charakteristische  des  Kynismus  dieser 
Zeit  liegt  in  der  Schöpfung  populär  wirkender  und  literarisch 
bedeutsamer  Vortragsformen  für  den  Ausdruck  kj'nischer  Ge- 
danken. Die  für  die  Folgezeit  ungemein  wichtige  ..Diatribe"  ist 
vertreten  durch  ßion  von  Borysthenes  und  Teles,  die 
bunte,  Prosa  und  Verse  mischende  Satire  durch  Menippos 
von  Gadara,  dem  sich  als  Satirendichter  Meleagros  von 
Gadara  anschließt.  Den  Meliambos  kynischen  Inhaltes  pflegte 
Kerkidas  von  Megalopolis.  —  Bions  eigenartige  Entwick- 
lung führte  zu  einer  Milderung  der  kynischen  Strenge:  er  war 
der  wesentliche  Begründer  des  he  donischen  Kynismus. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehren:  Diog. 
Lacrt.  4,  46  ff.  (Bion);  6,  99  ff.  (Menippos);  6,  102  (Menedemos).  Für  ßion  die 
Zeugnisse  gesammelt  bei  0.  Hense,  Index  Bioneus,  in  Teletis  reliqu.^  S.  IIKD  ff. 
(Zur  Berücksichtigung  von  Bions  Schrift  über  den  Zorn  bei  Philodem  O.  Hense, 
Telet.  rel.-2  S.  LXXII,  und  Rob.  Philippson,  Rhein.  Mus.  71  [1916],  433.  437).  Für 
Menippos  und  Meleagros  das  Material  bei  A.  Riese,  M.  Terenti  Varr.  sat.  IMenipp. 
rel.  S.  8  ff,,  Gurt  Wachsmuth,  Sillogr.  Graec.  rel.  S.  78  ff.  84.  Die  verstreuten 
Zeugnisse  für  Kerkidas  sind  in  der  S.  155*  verzeichneten  Literatur  verwertet. 
Die  Zeugnisse  für  Menedemos  behandelt  W.  Crönert,  Kolotes  und  ■\Ienedemos, 
S.  1  ff.  (vgl.  S.  162  ff.). 

Ausgaben  der  Fragmente: 

Bion.  J.  P.  Rossignol,  Fragraenta  Bionis  Borysthenitae  philosophi,  Lutet. 
1830.    Mullaeh,  Fragm.  philos.  Graec.  II  S.  423  ff. 

Teles.  Teletis  reliquiae  recogn.,  prolegom.  scrips.  Otto  Hense.  Ed.  II., 
Tubingae  1909. 

Me ni ppos.  M.  Terenti  Varronis  satur.  Menipp.  rel.  rec,  prol.  scrips., 
append.  adi.  AI.  Riese,  Lipsiae  1865,  S  245  f.  Für  das  auf  M.  Zurückgehende 
bei  Varro  und  Lukian  s.  d.  Liter.  S.  155*.  Fingierter  Brief  bei  Hercher,  Epistol. 
Gr.  S.  400. 

Kerkidas.  Bergk,  Poet.  lyr.  II*  513 — 515.  Kfoxiöa  xwog  ps/.iaußoi,  in: 
The  Oxyrh.  Papyri,  Part.  VIII.,  ed.  with  transl.  and  notes  by  Arth.  S.  Hunt, 
Lond.  1911,  Xo.  1082.  Paulus  Maas,  Cercidae  Cynici  meliambi  nuper  inventi 
y.co/.oiiergia  instructi,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1911,  1011 — 1016.  H.  v.  Arnim 
s.  unten  S.  155*. 

Meleagros.  Meleagri  Cynici  praeter  epigrammata  reliquiae,  in:  M.  Terenti 
Varronis  sat.  Menipp.  rel.  rec.  A.  Riese,  S.  246  f.  Die  Epigramme  in  den  Aus- 
gaben der  Anthologia  Palatina  sowie  in  Sonderausgaben  und  -Übersetzungen. 

Der  Kynismus  betätigte  sich  von  Anfang  an  weniger  in  systematischer  Aus- 
gestaltung einer  schulmäßigen  Theorie  als  in  der  Bekämpfung  der  mit  dem  her- 
kömmlichen Kulturleben  verbimdenen  Anschauungen  und  Gepflogenheiten.  Das 
führte  zur  Ausbildung  von  Formen  des  mündlichen  und  schriftlichen  Vortrags, 
die  besonders  durch  die  Eigenschaft  des  o:iov8oyE).oiov  auch  in  weiteren  Kreisen 
auf  Interesse  und  Verständnis  rechnen  konnten.  Anläufe  dazu  sind  uns  schon 
bei  älteren  Kynikern  begegnet  (vgl.  oben  S.  184  f.).  Die  neue  Periode  geht, 
Hand  in  Hand  mit  der  zunehmenden  Popularisierung  philosophischer  Moral,  in 
dieser  Richtung  weiter  und  begründet  für  Jahrhunderte  den  Stil  gemeinverständ- 


§  59.     Der  Kynismus  im  ersten  Abschnitt  der  hellenistisch-riimischcn  Periode.  4~)( 

lieber  philosophischer,  insbesondere  ethischer  Erörterung  nicht  nur  innerhalb  des 
Kynismus,  sondern  auch  in  der  Stoa  und  anderen  Schulen.  Man  pflegt  die  jetzt 
geschaffene  Stilforni  mit  dem  neuerdings  nicht  ohne  Grund  angefochtenen') 
Namen  „üiatribe"  zu  bezeichnen  und  darunter  sowohl  die  von  Bion  eingefühite 
pikante  und  sj^ielende  Art  philosophischer  Ausführung  wie  auch  den  nüchterneren 
systematischen  Traktat  späterer  Zeit'^)  zusammenzufassen,  insofern  beide,  die 
erstere  in  stärkerem,  der  letztere  in  schwächerem  Maße  sich  der  für  diese  Stil- 
form charakteristischen  Darstellungsmittel  bedienen.  Annäherung  an  die  Ge- 
dankenwelt und  Ausdrucksweise  des  niederen  Volkes,  Avirkungsvolle  Parallelen 
und  Vergleiche,  derb  sarkastische  Polemik  gegen  Sitten  und  Anschauungen  der 
großen  Mehrheit  der  Menschen,  Witze  und  Anekdoten  oft  ,,zynischer"  Art,  reich- 
liche Verwendung  geläufiger  Stellen  aus  der  klassischen  Poesie,  pointierter  anti- 
thesenreicher Stil,  Apostrophierung  eines  fiktiven  Gegners,  Personifikationen,  daa 
sind  im  wesentlichen  die  Züge,  die  der  kynisch-stoischen  Diatribe  ein  eigentüm- 
liches, an  die  spätere  Kapuzinerpredigt  erinnerndes  Gepräge  verleihen.  Dem  Bion 
trug  diese  buntschillernde  Kunstform  das  Urteil  ein,  er  sei  der  erste,  der  der 
Philosophie  das  blumige  Hetäreng«wand  angelegt  habe  (Eratosthenes  bei  Diog. 
Laert.  4,  52:  jigöitog  BUov  ttjv  (piXooocpiav  avdivä  ivsdvasv,  vgl.  Strab.  1,  2,  2 
S.  15).  Aber  auch  die  strenge  Sittenpredigt  der  Folgezeit  hat  dieses  Hetären- 
gewand nicht  verschmäht.  Der  Diatribe  fiel  nach  Inhalt  und  Form  in  der 
späteren  antiken  Literatur  einschließlich  der  christlichen  Patristik  eine  außer- 
ordentlich bedeutsame  Rolle  zu  (vgl.  die  Lit.  unten  S.  156*  f.).  Sie  im  einzelnen 
zu  verfolgen  ist  ein  ersprießliches  Unternehmen;  doch  muß  man  sich  hüten, 
überall  da  diese  Diatribe  zu  wittern,  wo  in  ganz  allgemeiner  und  zufälliger  Über- 
einstimmung mit  kynischen  Gedanken  gelegentlich  einmal  gegen  Schwelgerei,^ 
Gewinnsucht  u.  dgl.  ein  "Wort  abfällt.  —  Der  Begründer  dieser  Gattung 

ßion  von  üort/sthenes  (er  blühte  in  der  ersten  Hälfte  des  dritten  Jahr- 
hunderts vor  Chr.)  war  von  niederster  Herkunft  und  kam,  in  die  Sklaverei  ver- 
kauft, in  den  Besitz  eines  Ehetors,  der  ihm  bei  seinem  Tode  sein  gesamtes  Ver- 
mögen hmterließ.  Bion  begab  sich  nun  zu  philosophischen  Studien  nach  Athen. 
Die  Angabe  des  Diog.  Laert.  4,  23.  51,  er  habe  sich  zunächst  dem  Akademiker 
Krates  angeschlossen  und  sich  dann  Lehrern  anderer  Schulen  zugewandt,  stößt 
auf  chronologische  Bedenken  (vgl.  Zeller  II  1*  S.  342,  Anm.  2),  die  aber  weg- 
fallen, wenn  man  die  von  Diogenes  behauptete  Reihenfolge  der  Lehrer  preisgibt. 
Daß  Bion  in  alten  Listen  der  Schüler  des  Krates  genannt  wurde,  ergibt  sich  aus 
Phüod.  Acad,  philos.  ind.  Herc.  S.  62,  30  f.  Mekler  in  Verbindung  mit  dem 
diogenischen  Zeugnis  (Gomperz,  Griech.  Denker  II  S.  555;  Hense,  Proleg.  zu 
Teles"-^  S.  LXVII);  darnach  ist  eine  Verwechslung  des  Akademikers  mit  dem 
Kyniker  Krates  sehr  unwahrscheinlich.  Die  Akademie  vertauschte  Bion  alsdann 
Diogenes  (4,  51  f.)  zufolge  mit  dem  Kynismus,  um  von  diesem  wieder  zu  dem 
Kyrenaiker  Theodoros  abzufallen  und  schließlich  den  Peripatetiker  Theophrastos 
zu  hören.  Mit  diesem  Lebens-  und  Bildungsgange  läßt  sich  Bions  persönliche 
und  schriftstellerische  Eigenart  leicht  in  ursächlichen  Zusammenhang  setzen. 
Für  das  in  der  neuen  Gattung  unverkennbar  wirksame  rhetorisch-epideiktische 
Element  mag  Bions  Verkehr  mit  seinem  Herrn,  dem  Rhetor.  von  Bedeutung 
gewesen  sein.    Greifbarer  ist  die  Einwirkung  seines  wechselvollen  philosophischen 


1)  Vgl.  O.  Haibauer,  De  diatribis  Epicteti,  Leipzig  1911,  Diss..  S.  1  ff. 
Th.  Sinkp,  Eos  21,  21  ff. 

^)  Über  den  Unterschied  beider  Arten  s.  P.  Wendland,  Philo  u.  die  kynisch- 
stoische  Diatribe  (s.  u.  S.  156*),  S.  3  ff. 


45(S  §  59-    1^*^''  Kynisnuis  im  ersten  Abschnitt  der  hellenistisch-römischen  Periode. 

S^tudiums.  Bion  war  kein  Schulphilosoph,  er  ist  überhaupt  eher  als  philosophisch 
gebildeter  Literat,  denn  als  zünftiger  Philosoph  zu  betrachten.  Dabei  hat  jedoch, 
seiner  niederen  Herkunft  entsprechend,  der  Kynisraus  bei  ihm  stärksten  Anklang 
gefunden.  Aber  durch  den  Einschlag  theodorischer  Hedonik  entsteht  jener 
..hedonische  Kynismus",  der  —  durch  Krates'  und  Monimos'  Scherzliteratur 
vorbereitet  —  in  der  bionischen  Diatribe  und  der  verwandten  Literatur  der 
Folgezeit  platzgreift.  Er  tritt  u.  a.  in  der  Kynikerlegende  zutage,  die  uns  in- 
folge seiner  Emwirkung  in  verschiedener  Schattierung  vorliegt.  Die  radikal- 
kynische  Version  legt  alles  Gewicht  auf  den  rrövo;.  Kampf  gegen  den  Genuß, 
Abhärtung  und  Entbehrung  ist  des  Kynikers  Lebensziel.  Unter  dem  hedonischen 
Gesichtspunkte  hingegen  wird  betont,  wie  gut  und  bequem  es  der  einfach  lebende 
Kyniker  habe.  Im  Genüsse  dessen,  was  die  Xatur  auch  dem  Ärmsten  ohne 
allen  Aufwand  bietet,  lebt  er  glücklicher  als  der  üppige  Reiche,  und  durch 
findige  Nutzung  des  Gebotenen  weiß  er  den  Genuß  noch  zu  erhöhen.  Wenn 
Diogenes  zur  Sommerszeit  sich  in  glühendem  Sande  wälzt,  im  Winter  beschneite 
Statuen  umfaßt  (Diog.  Laert.  6,  2.3),  wenn  Krates  im  Sommer  einen  dicken 
Mantel,  im  Winter  ein  zerfetztes  Gewand  trägt  (Philemon  bei  Diog.  Laert.  6.  87j, 
so  sind  das  Züge  des  radikalen  Kynismus.  Wenn  hingegen  Diogenes  im  Winter 
■das  milde  Athen,  im  Sommer  das  kühlere  Korinth  aufsucht  und  damit  eine 
Parallele  zu  dem  seine  Residenz  nach  den  Jahreszeiten  wechselnden  Perserkönige 
bietet  (Dio  Chrys.  6,  1  ff.),  so  zeigt  sich  die  hedonisierende  Version.  In  der 
späteren  Überlieferung  sind,  wie  Dions  sechste  Rede  zeigt,  beiderlei  Züge  zu- 
sammengeflossen, ohne  daß  man  an  ihrem  Widerspruche  Anstoß  nahm  (vgl. 
Praechter,  Hermes  37  [1902],  283  ff.).  Zum  rhetorischen,  kynischen  und  hedo- 
nischen Element  gesellt  sich  in  Bion  schließlich  ein  theophrastisches  in  Gestalt 
des  Sinnes  für  ethische  Charakteristik,  wie  sie  in  dem  Wenigen,  was  wir  von 
Bion  besitzen,  zwar  selten,  aber  doch  merkbar  hervortritt  (vgl.  Hense,  Proleg.  zu 
Teles«  S.  LXVIII  f.). 

Bions  nächste  Nachahmer  waren  der  Peripatetiker  Ariston  von  Keos  (Strabo 
10.  5,  6  S.  486)  und  Teles.  Noch  nach  zwei  Jahrhunderten  wurde  er  von  Horaz 
«.  a.  gelesen  und  benutzt.  Wir  gewinnen  das  relativ  beste  Bild  seiner  Art  und 
Weise  durch 

Teles  (um  240  vor  Chr.).  Er  verbreitete  sich  in  Ausführungen,  die  uns 
auszugs-  und  bruchstücks weise  durch  Stobaios'  Florilegium  erhalten  sind,  über 
moralische  Fragen  des  gemeinen  Lebens,  über  Scheinen  und  Sein,  über  Aufgabe 
und  Mittel,  sich  in  alle  vom  Schicksal  gebotenen  Lagen  zu  fügen,  über  die  Ver- 
bannung (unter  dem  Gesichtspunkte,  ob  sie  ein  Übel  sei  oder  nicht),  über  Armut 
und  Reichtum,  über  die  Unzulässigkeit,  die  Lust  als  Maßstab  für  das  Lebens- 
glück anzusehen,  über  die  kynische  Apathie.  Ihrem  bionischen  Stil  danken  diese 
Erörterungen  eine  frische  Lebendigkeit,  durch  die  sie  sich  weit  über  den 
Charakter  ermüdender  Moralpredigten  erheben.  —  Eine  Steigerung  fand  Bions 
Weise  bei 

Menippos  von  Gndara  in  Koilesyrien  (um  die  Mitte  des  dritten  Jahrh. 
vor  Chr.),  dem  Schüler  des  Metrokies  (s.  oben  S.  184  f.).  Er  arbeitete  in  seinen 
Satiren  die  Züge  des  ojiovboyF/.oior  stärker  heraus  und  verlieh  seinen  burlesken 
Szenen  dadurch  eine  besondere  Buntheit,  daß  er,  vielleicht  orientalischer  Sitte 
folgend,  seine  Prosa  mit  aller  Art  Poesie  durchflocht.  Auch  im  übrigen  verfügte 
€r  über  reiche  Kunstmittel.  Eine  L'nterweltsdarstellung.  Testamente,  Götterbriefe, 
der  Verkauf  des  Diogenes,  ein  Symposion  lieferten  reizvolle  Einkleidungen. 
Ihrem  Inhalte  nach  galten  seine  Schriften  wesentUch  der  kynischen  Polemik;  so 
bekämpfte  er  die  Naturphilosophen  und   Vertreter   der  Fachwissenschaften,    ver- 


II 


§  59.     Der  Kynismus  im  ersten  Abschnitt  der  hellenistisch-römischen  Periode.   459 

spottete  die  stoische  Weltbrandslehre,  verhöhnte  die  abgöttische  Verehrung,  die 
die  Schüler  Epikurs  ihrem  Meister  bei  der  Feier  von  dessen  Geburtstage  er- 
wiesen, und  wandte  sich  vielleicht  auch  gegen  den  Führer  der  akademischen 
Schule,  Arkesilaos  (Diog.  Laert.  6,  101.  29;  Athen.  14  S.  629  e,  6ü4  e).  Eine 
Einwirkung  von  Menippos'  Satiren  bekunden  u.  a.  Yarros  Saturae  Menippeae 
und  Senecas  Apokolokyntosis.  Vor  allem  aber  hat  der  Syrer  Lukian  die  Satiren 
seines  Stammes-  und  Geistesverwandten  ausgiebig  verwertet  und  uns  dadurch  in- 
stand gesetzt,  von  dieser  Literaturgattung  eine  ungefähre  Vorstellung  zu  ge- 
winnen. —  Der  Form  nach  von  den  Erzeugnissen  eines  Bion,  Teles  und 
Menippos  sehr  verschieden,  aber  innerlich  mit  ihnen  wesensverwandt  sind  die 
Gedichte,  in  denen 

Kerhidas  von  Megalopolis,  Staatsmann,  Feldherr  und  Gesetzgeber 
seiner  Vaterstadt  in  der  zweiten  Hälfte  des  dritten  Jahrh.  vor  Chr.,  kynischen 
Gedanken  Ausdnick  gibt.  Es  sind  Meliamben,  zum  Gesang  unter  Musikbegleitung 
bestimmte  Poesien  in  verschiedenen  Versmaßen.  Ihre  früher  bekannten  gering- 
fügigen Überreste  sind  i.  J.  1906  durch  einen  Papyrusfund  in  erfreulicher 
Weise  ergänzt  worden.  In  einem  Barockstile,  der  namentlich  durch  seltsame, 
komplizierte  Wortzusammensetzungen  Effekte  erstrebt,  werden  kynische  Motive 
verarbeitet,  so  die  Verherrlichung  des  Diogenes,  seiner  einfachen  LebensAveise  und 
Standhaftigkeit  inl  Tode  und  das  Lob  der  bequemen  Venus  vulgivaga  (vgl. 
Horat.  Sat.  1,  2,  119  ff.).  Ein  längerer  kraftvoll  und  lebhaft  ausgeführter  Passus 
(Fragm.  Oxyrh.  1,  Meliamb.  1)  beschäftigt  sich  mit  der  Ungerechtigkeit  der 
Güterverteilung  im  Hinblick  auf  die  herkömmliche  Anschauung  vom  Walten  der 
himmlischen  Götter.  Die  freigeistige  Stellung  des  Kynikers  zur  Keligion  leuchtet 
deutlieh  durch,  obwohl  das  göttliche  Regiment  keineswegs  ausdrücklich  bestritten 
wird.  Die  kitzlige  Frage,  warum  der  Allerzeuger,  der  Kronide,  sich  den  einen 
als  Vater,  den  anderen  als  Stiefvater  erweise,  will  der  Dichter  den  Erforschern 
überirdischer  Dinge,  den  fiezEWQox6:Toi,  überlassen,  die  sich  leicht  damit  abfinden 
werden.  Er  selbst  hält  sich  an  Paian  —  das  Heilen  der  Wunden  —  und  die 
Göttin  Metados  —  das  Mitteilen  vom  eigenen  Besitz  an  die  Mitmenschen  — , 
welch  letztere  die  Nemesis  —  die  gerechte  Verteilung  der  Güter  auf  Erden  — 
ist:  ein  beachtenswertes  kynisches  Bekenntnis  im  Munde  eines  verantwortungs- 
vollen Staatsmannes,  wie  denn  überhaupt  diese  Meliamben  ein  besonderes  Inter- 
esse dadurch  gewinnen,  daß  wir  hier  dem  Kynismus  nicht  bei  einem  ,, Hunde" 
und  Bettelpriester,  sondern  bei  einem  Manne  in  angesehener  sozialer  Stellung 
begegnen.  —  Im  Unterschiede  von  den  bisher  genannten  Kynikern  dieser 
Periode  scheint 

Menedenios  (in  der  zweiten  Hälfte  des  dritten  Jahrh.  vor  Chr.)  nicht  in 
populärer  Weise  gewirkt  zu  haben.  Schriftstellerisch  tätig  war  auch  er.  Von 
einem  literarischen  Streite  mit  dem  Epikureer  Kolotes,  den  er  neben  dem  Kyniker 
Echekles  zum  Lehrer  gehabt  hatte,  geben  herkulanensische  Papyri  Kunde. 
Hingegen  bewegte  sich 

Meleagvos  von  Gadara  (im  Anfang  des  ersten  Jahrh.  vor  Chr.)  in 
seinen  Satiren  wieder  in  den  Bahnen  seines  Landsmannes  Menippos.  Bemerkens- 
wert ist  dabei  die  Herabziehung  der  Synkrisis,  wie  sie  Prodikos  in  seiner  Er- 
zählung von  Herakles  am  Scheidewege  (s.  oben  S.  138)  gehandhabt  hatte,  in  die 
Sphäre  kynischen  Scherzes:  nach  Athen.  4  S.  157  b  schrieb  Meleagros  eine 
Asy.ißov  y.ai  rfax^g  avyy.giois  (Streit  des  ,,Linsenpurees"  und  der  „dicken  Linsen" 
[Wilamowitz,  Antig.  v.  Kar.  S.  295;  zur  Linse  als  typischem  Armengericht  vgl. 
■Crönert,  Kol.  u.  Mened.  S.  9]).  Die  Folgezeit  hat  von  dieser  Art  der  Synkrisis 
weiteren  Gebrauch  gemacht. 


41)0  §  60-     r)i6  epikureische  Schule. 

§  60.  Die  epikureische  Schule.  Ihre  Vertreter  im 
ersten  Abschnitt  der  hellenistisch-römischen  Periode. 
Epikuros  aus  dem  athenischen  Demos  Gargettos,  342/41  bis 
271/70  V.  Chr..  ein  Schüler  des  Demokriteers  Xausiphanes,  be- 
gründete durch  Umbildung  der  demokritisch-aristippischen  He- 
donik  und  ihre  Kombination  mit  einer  atomistischen  Physik  die 
nach  seinem  Namen  benannte  Philosophie.  Der  epikureischen 
Schule  gehören  an:  Metrodoros  und  Polyainos  aus  Lam- 
psakos,  die  beide  noch  vor  Epikur  starben,  Hermarchos  aus 
Mytilene,  Epikurs  Nachfolger  im  Lehramte,  Kolotes  aus  Lam- 
psakos  und  Idomeneus,  Polystratos,  der  Nachfolger  des  Herm- 
archos. der  fruchtbare  Schriftsteller  Apollodoros,  der  über  400 
Bücher  verfaßt  hat,  und  dessen  Zuhörer  Zenon  von  Sidon  (geb. 
um  150  V.  Chr.),  den  Cicero  unter  den  Epikureern  um  seiner 
logisch  strengen,  würdigen  und  geschmückten  Darstellung  willen 
auszeichnet,  und  auf  dessen  Vorträgen  großenteils  auch  die 
Schriften  seines  Schülers  Philodemos  beruhen,  ferner  Phaidros, 
ein  älterer  Zeitgenosse  des  Cicero,  Philodemos  von  Gadara  in 
Koilesyrien  (um  60  v.  Chr.),  T.  Lucretius  Carus,  der  Ver- 
fasser des  erhaltenen  Lehrgedichts  De  rerum  natura,  und 
andere. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehre  Epikurs 
und  der  älteren  Epikureer:  Sammlung  des  3Iaterials  für  Epikur  bei 
Usener,  Epicurea,  Leipzig  1S87,  wo  auch  ältere  Epikureer  vielfach  berührt  sind 
(s.  dort  den  Index  nominuni).  Das  Biographische  bei  loh.  Kirchner,  Prosopogr. 
Attica  S.  320  No.  4855.  Hauptquelle  I)iog.  Laert.  B.  lU  (Text  in  Useners  Epi- 
curea S.  B5Ü  ff.  3  ff.,  übers,  u.  mit  krit.  Bemerk,  vers.  von  A.  Kochalsky,  Leipzig- 
Berlin  1914.  —  [Epikui-s  Lehi-e,  hrsg.  v.  Alex.  v.  Gleichen-Eusswurm,  Jena  11I<J9. 
ist  wertlos]).  Drei  Artikel  des  Suidas  (s.  Usener,  Epicurea  S.  373.  168.  70  und 
Bernhardv  im  Apparat  seiner  Suidasausgabe  zum  zweiten  und  dritten  Artikel). 
Zur  Geschichte  der  Schule  (Testamente,  sonstige  Urkunden  u.  a.)  Papyr.  Hercul. 
1780:  daraus  Mitteilungen  bei  W.  Crönert,  Kolotes  und  Menedemos  S.  81  ff. 
Auch  andere  herkul.  Papyri  ergeben  manches  über  persönliche  Verhältnisse,  lite- 
rarische Streitigkeiten  usw.  (Zu  den  Schulstreitigkeiten  [Basileides,  Thespis, 
Timasagoras,  Nikasikrates,  PhilodemJ  H.  Ringeltaube,  Quaest.  ad  vet.  philos.  de 
affect.  doctr.  pertin.,  Gott.  1913.  Diss.,  S.  41  ff.,  R.  Philippson,  Rhein.  Mus.  71 
[1916i,  438  f.).  Epikureische  unouvriuorfviana  auf  herkui.  Papyri  bei  Crönert, 
Kol.  u.  Men.  S.  73  f.  97  ff.  Vieles  bieten  Cicero  (in  de  nat.  deor.  B.  1  und  in 
anderen  Schriften)  und  Plutarch  COti  ovdi-  C')''  föTtv  7]ökog  y.ax'  'E.-Tixovonv,  Unog 
Ko/.cÖT)jv,  Ei  xa'köiq  ti'o?jTai  to  AcaJe  ßtcoaag).  Verzeichnis  der  bekannten 
älteren  Epikureer  bei  Zeller  III  1*,  S.  378  ff.  Bisher  unbekannte  in  den 
herkul.  Papyri  genannte  Epikureer  in  der  neueren  Papyrusliteratur,  so  bei 
Crönert,  Kol.  u.  Mened.  (s.  dort  d.  Register).  Doxographie:  Diels,  Doxogr. 
Graeci,  s.  Index  s.  v.  Epicurus. 

Chronologie:  Jacoby,  ApoUod.  Chron.  S.  354  ff.  Wichtig  für  die  Chrono- 
logie sind  auch  viele  durch  die  neuere  Untersuchung  der  herkul.  Papyri  aufge- 
deckte persönliche  Beziehungen,  auf  die  namentlich  W.  Crönert,  Kolot.  und 
Mened.  eingegangen  ist. 

Antike  Bildnisse:  Epikur:  Bernoulli.  Griech.  Ikonogr.  II  S.  122  ff. 
Metrodoros:  ebenda  S.  130  ff.     Hermarchos:  ebenda  S.  139  ff.     Zenon  von  Sidon 


§  GO.     Die  epikureische-  Schule.  461 

{fraglich):  ebenda  S.  137  f.  Für  Epikur  s.  ferner  Amer.  Jouni.  of  Arch.  lü 
<1912),  144  f.,  für  Hermarchos  ebenda  144.  Lucrez  (apokryph):  Bernoulli,  Eöm. 
Ikonogr.  I  !S.  2H5.  Asklepiades  von  Bithvnien  (fraglich):  Bernoulli,  Griech.  Iko- 
nogr.  II  S.  191  ff. 

Schriften:  Ausgaben,  Fraymentsaiumlunyen  und  Aufsäixe,  in  icclchen  ein- 
zelne Partien  der  auf  Fapyri  erhaltenen  Traktate  hergestellt  uerden  : 

Hereulanensium  roluminum  quae  supersunt  (CoUectio  prior)  toni.  I 
bis  XI,  Neap.  1793 — 1855,  CoUectio  altera,  tom.  I — XI,  ibid.  1862 — 187ö  (für  ein- 
zelnes vollständiger  und  korrekter  Hercul.  Voluminuni  P.  I.  II,  Oxonii  1824/25) 
und  CoUectio  tertia,  tora.  I  (Papiri  Ercolanesi  tom.  I),  Milano  1914,  enthalten 
meist  Schriften  von  Epikureern,  namentlich  Philodemos.  (Die  Fundorte  der 
einzelnen  Epikureerschriften  in  diesen  Sammlungen  sind  durchweg  in  den  neueren 
Bearbeitungen  nachgewiesen  und  werden  im  Folgenden  nur  ausnahmsweise  be- 
sonders erwähnt  werden.)  Der  Besitzer  der  Bibliothek,  zu  welcher  die  Rollen 
gehörten,  muß  also  ein  warmer  Verehrer  dieses  Epikureers  gewesen  sein.  Un- 
sicher bleibt  die  Annahme  D.  Comparettis,  die  herkulanensische  Bibliothek  sei 
die  des  L.  Piso,  Konsuls  im  Jahre  58  v.  Chr.,  des  bekannten  politischen  Gegners 
Cieeros,  gewesen,  der  allerdings  den  Philodemos  hochschätzte.  Comparotti  vertritt 
diese  Ansicht  in  dem  Aufsatz:  La  villa  de'  Pisoni  in  Ercolano  e  la  sua  biblioteca,  der 
sich  in  der  Festschrift :  Pompei  e  la  regioue  sotterrata  dal  Vesuvio  nell'  anno  LXXl  V, 
Nap.  1879,  S.  159  ff.,  findet.  S...dagegen  Th.  Mommsen.  Inschriftbüsten,  Archäo- 
log.  Zeitung  39  (1880),  32  ff.  Über  diese  Papyri  vgl.  D.  Comparetti,  Relazione 
sui  papiri  Ercolanesi,  Roma  1880.  W.  Scott,  Fragmenta  Herculanensia.  -A  de- 
scriptive  catalogue  of  the  Oxford  copies  of  the  Herculanean  roils  together  with 
the  texts  of  several  papyri  accompanied  by  facsimiles,  Oxford  1885.  Zur 
Orientierung  W.  Crünert,  Xeue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  5  (3.  Jahrg., 
1900),  586  —  591.  S.  auch  W.  Crönert,  Quaestiones  Herculanenses,  Lips.  1898, 
Gott.  Diss.  (orthograph.-grammat.  Seite  d.  herkul.  Autoren);  Fälschungen  in  den 
Abschr.  d.  herk.  Rollen,  Rhein.  Mus.  53  (1898),  585— .595;  Memoria  Graeca  Her- 
<?ulanensis.  Lips.  1903  (Paläographisches,  Orthographisches,  Grammatisches). 
Unter  den  weiteren  Arbeiten  des  um  die  herkul.  Forschung  verdienten  Gelehrten 
ragt  an  Ergiebigkeit  besonders  die  Schrift  Kolotes  und  Menedemos  (s.  ii.  Kolotes) 
hervor,  in  der  auch  zahlreiche  epikureische  Papyri  behandelt  sind,  die  hier  im 
einzelnen  nicht  angeführt  werden  können.  Vgl.  ferner  außer  den  unten  bei  den 
einzelnen  Epikureern  zu  nennenden  Arbeiten  W.  Crönert,  Neues  über  Epikur  und 
einige  herkul.  Rollen,  Rhein.  Mus.  56  (1901),  607 — 626;  Lectiones  Epicureae. 
ebenda  61  (1906),  414-426;  62  (1907),  123-132  (hier  S.  123  auch  über  ein  epi- 
kureisches Fragment  aus  Oxyrhvnchos) ;  Variae  lectiones,  ebenda  65  (1910),  461 
bis  471.  D.  Bassi,  Riv.  di  filol.  35  (1907),  257-309;  37  (1909),  85  ff.  Yogliano, 
Atti  d.  Accad.  d.  sc.  d.  Torino  1911/12,  S.  91—107.  —  Die  Texte  der  herkula- 
nensischen  [RoUen  bieten  durchweg  der  Ergänzung  große  Schwierigkeiten,  und 
der  Sinn  muß  ihnen  durch  unermüdliche  Arbeit  und  gewissenhafteste  Anwendung 
philologischer  Methode  abgerungen  werden.  Ist  auch  der  Ertrag  zunächst  oft 
recht  dürftig,  so  bleibt  doch  die  Hoffnung,  daß  durch  Auffindung  von  Dubletten 
oder  die  Erkenntnis  von  Parallelen  innerhalb  der  besser  überlieferten  Literatur 
auch  anscheinend  hoffnungslose  Partien  Licht  empfangen  und  uns  alsdann 
wichtige  Aufschlüsse  liefern.  —  Über  die  auf  Epikur  und  bestimmte  Epikureer 
zurückzuführenden  Papyri  s.  im  Folgenden. 

Epiciiri  jtsQi  (fvascog  ß' ,  la  in:  Hereulanensium  voluminum  quae  super- 
sunt, Xeapoli,  tom.  II,  1809;  tom.  X,  1850.  Epicuri  fragmenta  librorum  II.  et 
XI.  de  natura  in  voluminibus  papyraceis  ex  Herculano  erutis  reperta,  ex  tom.  II. 
volum.  Hercul.  emendatius  ed.  J.  Conr.  OrelUus,  Lips.  1818.  Neue  Bruchstücke 
aus  derselben  Schrift  (zum  Teil  früher  veröffentlichte  Stellen  aus  dem  11.  Buche 
berichtigend  und  ergänzend)  enthält  der  sechste  Band  der  Hercul.  vol.,  CoUectio 
altera,  Neap.  1866.  Wahrscheinlich  finden  sich  auch  in  dem  neunten  Band  der 
Coli.. alt.  Stücke  derselben  Schrift.  Im  ganzen  besitzen  wir  jetzt  aus  9  Büchern 
des  Werkes  .t.  rpvaewg  Fragmente.  S.  darüber  Th.  Gomperz,  Neue  Bruchstücke 
Epikurs,  insbesondere  über  die  WiUensfrage,  Sitz.  d.  Wiener  Akad.  83  (1876), 
87—98;  Ein  Brief  Epikurs  an  ein  Kind,  Hermes  5  (1870),  386-395;  Die  Über- 
reste eines  Buches  von  Epikur  .t.  cfvoscog,  Wiener  Stud.  1  (1880),  27 — 31.  A.  Co- 
sattini,  Epicuri  de  nat.  lib.  XXVIII,  Hermes  29  (1894),  1 — 15.  Per  una  edizione 
dei  frammenti  del  jztol  cfvosoyg  d'  Epicuro,  Riv.  d.  filol.  33  (1905),  292 — 308.     Die 


462  §  ^0.     Die  epikureische  Schule. 

mit  Unterstützung  der  Berliner  Akademie  von  S.  Sudhaus  gefertigten  Kollationen 
der  die  Schrift  Tleol  9  voeco?  enthaltenden  Kellen  befinden  sich  im  Besitze  der 
Akademie;  vgl.  Sitz.  1915,  87.  —  D.  Comparetti,  Frammenti  inediti  dell'  Etiea  di 
Epicuro,  tratti  da  un  papiro  Ercolanese,  Riv.  di  filol.  7  (1879),  401 — 421,  und 
Museo  Italiano  di  antichita  classica  1  (1884),  67—88  (diese  Fragmente  stammen 
nicht  von  Epikur,  s.  Usener.  Epic.  XLVII  ff.i.  —  A.  Brieger,  E.s  Brief  an 
Herodot.  Diog.  L.  10,  68—83  übers,  u.  erläutert,  Halle  a.  S.  1882,  Pr.  des  Stadt- 
Gymn.  H.  Usener,  Epieuri  recogniti  specimen,  Bonnae  1880.  Ind.  lect. ;  ders., 
Epicurea,  Lpz.  1887  (die  Fragmente  Epikurs  mit  Ausnahme  der  herkulan. 
Fragmente  aus  .t.  ffvoecog,  auch  die  vita  Epieuri  ex  Laertio  Diog.  lib.  X.  in  neuer 
Rezension,  sowie  eine  ausführliche  Praefatio  namentlich  über  Diog.  Laert.  U.s 
Werk  ist  von  großer  Bedeutung  für  die  Quellen  und  die  Kenntnis  der  epiku- 
reischen Philosophie);  ders.,  Epikurische  Spruchsamml.,  entdeckt  und  mitgeteilt 
von  Dr.  K.  Wotke,  Wiener  Studien  10  (LS88),  17.5-210;  11  (1889),  170;  12 
(1890),  1-4  =  Kl.  Sehr.  I  S.  297  ff.  Dazu  Th.  Gbmperz.  Wiener  Studien  10 
(1888),  202  ff.  H.  Weil,  Journ.  d.  sav.  1888,  657  ff.  S.  auch  v.  Wilamowitz-M., 
Commentariolum  grammaticum  III,  Götting.  1889  ;  E.  Thomas,  Eine  Studie  zu 
den  epikurischen  Sprüchen,  Hermes  27  (1892),  22 — 35.  Das  Gnomologion  ('E:ti- 
xovQov  .-Tooorfcörtjaig)  enthält  81  Sprüche  fast  durchweg  ethischen  Inhalts,  zum 
kleinen  Teil  aus  den  xvQtai  öö^at  Epikurs,  zum  großen  Teil  wohl  aus  einer  Samm- 
lung von  Briefen  Epikurs  und  einiger  seiner  Genossen.  Zu  den  Epikurbriefen  s. 
auch  W.  Crönert.  Kol.  u.  Men.  S.  13  f.  Brief  des  Epikur  an  seine  Mutter  bei 
Diogenes  von  Oinoanda  s.  unten  §  75  (nach  der  Annahme  Useners  u.  a. ; 
gegen,  epikurischen  Ursprung  WiUiam,  Ausg.  d.  Diog.  v.  Oin.  S.  XX  ff.).  — 
A.  Cosattini,  Frammento  ercolanese  suUa  generazione,  Riv.  di  filol.  20  (1892), 
510 — 515.  —  S.  Sudhaus,  Eine  :?zene  aus  E.s  Gastmahl,  Philol.  54  (1895),  85  bis 
88.  —  Epieuri  ad  Herodotum  epistula,  Lat.  vertit,  adnotationibus  instr.  Hon. 
Tescari,  Stud.  ital.  d.  filol.  class.  15  (1907),  161—196.  Domen.  Bassi,  Papiro 
Ercolanese  inedito  [epikureische  Ethik  enthaltend),  Riv.  di  filol.  35  (1907),  257 
bis  309.  —  H.  Diels,  Ein  epikureisches  Fragment  über  Götterverehrung  (Oxyrh. 
Pap.  II  n.  215),  Sitz.  d.  Berl.  Akad.^  1916,  886-909  (überzeugend  für  Zuriick- 
führung  auf  Epikur  selbst;  hier  auch  mehrere  andere  epikurische  Fragmente  in 
neuer  Herstellung). 

Metrodo ri  Epicurei  de  sensionibus  comm.,  in:  Hercul.  vol.  VI,  Neapel 
1839.  H.  H.  A.  Duening,  De  Metrodori  Epicurei  vita  et  script.,  acc.  fragm.,  Lpz. 
1870  (nach  Duen.  S.  33  rührt  das  Fragment,  worin  A.  Scottus  die  Schrift  des 
Metrod.  -t.  atoßy)oso3v  zu  erkennen  geglaubt  hat,  von  einem  späteren  Epikureer 
her).  H.  Usener,  Epicurea  (s.  d.  Register  unter  Mi^Toödcogog).  Metrodori 
fragmenta  coli.  A.  Körte,  Jahrbb.  f.  Philol.,  Suppl.  17  (1890),  529—597. 
Über  Metrodoros  .T£ot  ti'/.ovxov  s.  Literatur  S.  158*.  Vgl.  auch  W.  Crönert,  Kol. 
u.  Men.,  Register  u.  Metr.  v.  Lampsakos.     Briefe  s.  Epikur. 

Polyainos.  H.  Usener,  Epicurea  (s.  d.  Register  unter  d.  W.).  W.  Crönert, 
Kol.  u.  Men.  (s.  d.  Register  unter  d.  W.).     Briefe  s.  Epikur. 

Herynarchos.  H.  Usener,  Epicurea  (s.  d.  Register  unter  d.  W.).  Porphyr, 
de  abstin.  1,  7—12,  auf  Hermarchos'„Schrift  gegen  Empedokles  zurückgeführt  v. 
J.  Bernays,  Theophrastos'  Schrift  Über  Frömmigkeit  S.  8.  —  Th.  Gomperz, 
Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  19  (1865),  824  f.  'W.  Crönert,  Kol.  u.  Men.,  Register 
unter  Hermarchos.     Briefe  s.  Epikur.  , 

Kolotes.  H.  Usener,  Epicurea  (s.  d.  Register  unter  d.  W.).  W.  Crönert, 
Kolotes  und  Menedemos,  Texte  und  Untersuchungen  zur  Philosophen-  und 
Literaturgeschichte  (Studien  z.  Paläogr.  u.  Papyrusk.  herausg.  v.  C.  Wessely  VI), 
Leipz.  1906,  S.  5  ff.  162  ff.    Schrift  des  Plutarc-h  gegen  ihn,  s.  unten  §  70. 

Karne'iskos.  Kaorstonov  ^i/.i'aza  ß' :  H.  Usener,  Epicurea  S.  93. 
W.  Crönert,  Kolotes  u.  Menedemos  S.  69  ff. 

Idomenei  Lampsaceni  fragmenta,  in:  Fragm.  hist.  Graec.  vol.  II,  S.  490  ff. 
H.  Usener,  Epicurea  (s.  d.  Register  unter  d.  W\). 

PoJ y Stratos.  H.  Usener,  Epicurea  (s.  d.  Register  unter  d.  W.).  IIolv- 
oxoüiov  :Teol  alöyov  xaraq^gov^asco;  (teilweise  gut  erhalten),  ed.  Th.  Gomperz, 
Hermes  if  (1876),  399  1;  12  (1877),_  510  f.  Ed.  Car.  W^ilke,  Lipsiae  1905. 
JIsQi  tpiXoaocpia?  a '.  vier  Kolumnen  bei  W.  Crönert,  Kol.  u.  Men.  S.  36. 


I 


§  Gü.     Die  epikureische  Schule.  463- 

rhilonides.  W.  Crönert,  Der  Epik.  Ph.,  Sitz.  d.  Beil.  Ak.  1900,  942 
bis  959.  Die  herkulancnsische  Rolle  1044,  die  der  Hauptsache  nach  entziffert 
und  mitgeteilt  ist,  enthält  die  Lebensgeschichte  des  Philonides.  —  Ulr.  Kühler, 
Ein  Nachtrag  zum  Lebenslauf  des  Epikureers  Philonides,  Sitz,  d,  Berl.  Ak.  l9lX), 
999—1001.  W.  Crönert,  Kol.  u.  Men.  S.  87  f.  S.  auch  Usener  und  Cröuert  unter 
Literatur  S.  158*. 

Apollodoros  6  Kr}:nozv{}avvog.  H.  Usener,  Epicurea  (s.  d.  Register 
unter  d.  W.). 

Zenon.  H.  Usener,  Epicurea  (s.  d.  Register  unter  Zi)vcov  6  Ztöcönog), 
W.  Crönert,  Kol.  u.  Men.  (s.  d.  Register  unter  Z.  v.  Sidoji  d.  Epikureer).  Als  Zeug- 
nisse für  Zenons  Lehre  kommen  auch  Philodemos'  Schriften  in  Betracht,  der 
seine  Abhängigkeit  von  Zenon  mehrfach  selbst  bekundet  (Crönert  a.  a.  O.  S.  23) 
und  einige  seiner  Werke  im  Titel  als  Nachschriften  nach  Vorträgen  des  Z.  be- 
zeichnet.    S.  dazu  auch  W.  Crönert,  Hermes  36  (1901),  5ö8  ff.  572. 

Phaedri  Epicurei,  vulgo  Anonymi  Herculanensis,  de  natura  deorum  frag- 
mentum  ed.  Drummond  (Herculanensia,  Lond.  1810);  ed.  Petersen,  Hamburgi 
1833.  (Vielmehr:  <Pi).o8rj!.wv  .ieqi  svaeßEiag.)  Vgl.  Volum.  Hercul.,  CoUeet.  alT., 
tom.  II,  1862. 

Deinctrios  Lakon.  H.  Usener,  Epicurea,  s.  d.  Register  unter  AyftriToioc:  6 
L-ri>c?>t]dsig  Adxcov.     W.  Crönert,  Kol.  u.  Men.  S.  100 — 125. 

Siran.     W.  Crönert,  Kol.  u.  Men.  S.  125-127. 

Philodeni.  H.  Usener,  Epicurea  (s.  d.  Register  unter  d.  W.).  Zur  Über- 
sicht: Susemihl,  Gesch.  d.  griech.  Liter,  in  d.  Alex.  II  S.  267  ff.  (berücksichtigt 
die  Forschungen  bis  etwa  1891.  Seitdem  ist  die  Kenntnis  Ph.s  durch  weitere 
Bearbeitung  der  herkulan.  Papyri  erheblich  gewachsen). 

IlEoi  a?]/Li£icov  xal  otjfieicöoecov.  Th.  Gomperz,  Herkul.  Stud.,  1.  Heft: 
Ph.  über  Induktionsschlüsse  {<P.  .t.  otjfiEt'cov  y.ai  arj^iEKÖoEcov),  nach  d.  Ox- 
forder u.  d.  Neapolitaner  Abschr.  herausg.,  Leipz.  1865.  Fr.  Bücheier, 
Rhein.  Mus.  20  (1865),  311—314  =  Kl.  Sehr.  I  531-534.  Th.  Gomperz,  Zeitschr. 
f.  d.  österr.  Gymn.  1866,  705  ff.,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  115  (1867),  593  ff. 
Melanges  Graux  (Paris  1884)  S.  51  f.  =  Hellenika  II  S.  270.  W.  Crönert,  Her- 
mes 36  (1901),  548  ff.  (über  .t.  o))u€tcov  x.  o)]uei(x>oeu>v  und  andere  logische  u.  er- 
kenntnistheoretische Arbeiten  Ph.s);  38  (1903),  387,  1.  E.  Philippson,  Rhein. 
Mus.  64  (1909),  1—38  (hier  S.  1  frühere  Liter.);  65  (1910),  313—316. 

{TIeqI  aioÜ7]OE<og).  Titel  von  Scott  nach  dem  Inhalte  gewählt.  Verfasser 
Epikureer,  Scott  vermutet  nach  dem  Stil  Philodem.  Bearbeitet  von  W.  Scott, 
Fragmenta  Herculanensia  S.  253 — 305. 

{UeqI  q:(urouircov).  Titel  von  Scott  nach  dem  Inhalte  gewählt.  Ver- 
fasser Epikureer,  vielleicht  Philodem.  Bearbeitet  von  W.  Scott,  Fragmenta  Her- 
culanensia S.  307 — 312. 

{ÜEgi  na-^rjOEOig).  Titel  von  Scott  nach  dem  Inhalte  gewählt.  Verfasser 
Epikureer,  vielleicht  Philodem.  Bearbeitet  von  W.  Scott,  Fragmenta  Hercula- 
nensia S.  313—325. 

ÜEgi  dscüv,  I.  Buch.  Bearbeitet  von  W.  Scott,  Fragmenta  Herculanensia 
S.  205—251.  Weiteres  ^V.  Crönert,  Kol.  u.  Men.  S.  113  Anm.  512.  Was  sich 
erreichen  läßt,  bietet  auf  Grund  einer  guten  Durchzeichnung  der  besten  Textes- 
quelle (der  Hayterschen  Disegni)  H.  Diels,  Philodemos  über  die  Götter, 
I.  Buch;  griech.  Text  u.  Erläuterung,  Abh.  d.  Berl.  Akad.  Jahrg.  1915, 
phU.-hist.  Kl.,  Nr.  7,  Berl.  1916:    HL  Buch,    1.  Griech.  Text,   ebenda  Jahrg. 

1916,  phil.-hist.  KL,    Nr.  4,   Berl.  1917,     2.   Erläuterung,  ebenda    Nr   6,  Berl. 

1917.  Der  Titel 

IlEgi  Tijg  Evaza&ovg  (so  Diels)  zcöv  &£a>v  aymytjg  (frühere  Bearbeitung 
von  W.  Scott,  Fragm.  Hercul.  S.  93 — 203)  ist  Untertitel  des  dritten  Buches  von 
Usgl  dswv  (s.  Diels,  Abh.  d.  Berl.  Akad.  phil.-hist.  Kl.  1915  Nr  7  S.  4  Anm.  1 ; 
1916  Nr  4  S.  41;  Nr  6  S.  22). 

TiEoi  EvoEßEiag.  L.  Spengel,  Aus  d.  herkul.  Rollen:  Philod.  .Tfot  EvoEßslag, 
Abh.  d.  Munchener  Akad.,  philos.-philol.  Kl.  10  (1864),  127-167.      G.  Meutzner, 


464  §  60.     Die  epikureische  Schule. 

In  l'b.  libr.  d.  pict..  Jahrbb.  t.  klasb.  Philol.  89  (1864),  672.  A.  Nauck,  Über 
Ph.  .T.  Evoeß.,  Bull,  de  FAcad.  inip.  d.  sciences  de  St.  Petersb.  7  (1864),  191—220; 
568—576  =  M^langes  Givco-Rom.  II  S.  585—638.  H.  Sauppe,  De  Ph.  libro  de 
pietate,  Gott.  1864,  Pr.  Derselbe,  De  Ph.  libro  qui  fuit  de  pielate,  in  d.  Verf. 
Ausgew.  Schriften,  her.  v.  C.  Trieber,  Berl.  1896.  Derselbe,  Aus  Ph.s  Buche  :teQi 
evaeßeiag,  ebenda.  Fr.  Bücheier,  Ph.  jregl  erasßsiag,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  91 
■(1865),  513—541  =  Kl.  Sehr.  I  580—612  (vgl.  hier  die  von  den  Herausgebern 
verzeichnete  weitere  Literatur).  Th.  Gomperz,  Herkulan.  Studien,  2.  Heft: 
Philodem  über  Fr.ömmigkeit ,  Leipz.  1866.  H.  Diels,  Ciceronis  ex  libro  I 
de  deorum  natura  et  Philodem  i  ex  libro  I  de  pietate  philosophorum  de 
deis  opiniones  coraparatae.  in:  Doxogr.  Graeci  S.  529—550  (Herstellung  des  phUo- 
demischen  Textes,  Nachweis  von  Parallelen).  Neue  Herstellungen  bei  U.  v.  Wila- 
mowitz-Moellendorff,  Hermes  33  (1898),  521  f.  und  H.  Diels,  Sitz.  d.  Berl.  Akad. 
1916,  894.  896.  D.  Bassi,  L'illustrazione  inedita  di  Bern.  Quaranta  dell'  opera 
TT.  Evasß.  di  Filodemo,  in:  Symbol,  litter.  in  hon.  Jul.  de  Petra,  Napoli  1911. 

Ileoi  davärov  f)' .  Fr.  Bücheier,  Rhein.  Mus.  15  (1860),  289-296. 
Th.  Gomperz,  Hermes  12  (1877),  223—225.  C.  Robert,  ebenda  508.  Ph.  über 
d.  Tod,  viertes  Buch;  nach  d.  Oxforder  u.  Neapolitaner  Abschr. 
herausg.  v.  S.  Mekler,  Sitz.  d.  Wiener  Akad.,  philos.-hist.  Kl.  110  (1886),  30.'. 
bis  354;  dazu  W.  Crönert,  Hermes  38  (1903),  387.  H.  v.  Arnim,  Philodemea, 
Rhein.  Mus.  43  (1888),  360-375  (=  Habilit.-Schr.  v.  Halle).  ^>i).obi,i,ov  neol 
ßarÜTov  ö'  (Pap.  10.50),  ed.  da  D.  Bassi  (Hercul.  vol.  coli,  tertia  I),  MUano 
1914.     Dazu  U.  E.  PaoU,  Riv.  di  filol.  43  (1915),  312  ff. 

IJeoi  y.axiöiv  y.al  rcov  dvrixEifisrcor  dgEtcöi'  y.al  rwv  iv  oig  elai  xai  tteqI  a. 
Übersicht  über  die  Teile  der  Schrift,  die  sie  enthaltenden  Papyri  und  die  Ver- 
öffentlichungen bei  Jensen  in  den  Ausgaben  von  IIsoi  oiy.ovoidug  S.  V  Anm.  1, 
.-Tfo«  y.uy.iöjv  üb.  10  S.  V  f.  und  bei  D.  Bassi.  Volum.  Hercul.  coli,  tertia  I 
S.~2  f. 

B.  7:  nsQi  y.o'/.uy.eiuz:  L.  Spengel,  Philol.  Suppl.  2,  497  f.  5251  M.  Ihm, 
Rhein.  Mus.  51  (1896).  315-318.  W.  Crönert,  Kol.  u.  Men.  S.  34.  <!>ilob>]  ^ov 
:jEgt  y.ay.icöv  (Pap.  1457  [gehört  zu  tieoI  y.o/.ay.eiac]),  ed.  da  D.  Bassi  (Volum. 
Hercul.  coli,  tertia,  tom.  I),  Milano  1914. 

B.  9:  „TTEol  oiyorofiiac":  ^AoLOXoxElovg  oiyorofuy.ög,  'Avmrvuov  oiyoi'otuy.n, 
^i/.o8tj/iiov  TiEoi  xay.iMv  xal  twv  dmy.siusrcov  äoeröjv  ü'  ed.  C.  Goettllngius,  Jenae 
1830.  L.  Spengel,  Münch.  gel.  Anz.  8  (1838), lOOl  ff.;  9  (1839),  505  ff.;  Abh.  d. 
Münch.  Akad.  11  (1868),  65  ff.  G.  F.  Schömann,  Observationes  in  Theophr.  Oecon. 
et  Philod.  libr.  IX.  de  virt.  et  vit.,  Greifsw.  1839,  Pr.  =  Opusc.  acad.  III  S.  206 
bis  243.  Philodems  Abhandlungen  über  die  Haushaltung  u.  über  den  Hochmut 
11.  Theophrasts  Haushaltung  u.  Charakterbilder;  griech.  u.  deutsch  mit  krit.  u. 
erklär.  Anm.  v.  J.  A.  Härtung,  Leipz.  1857  (willkürlich  zurechtgemachter  Text). 
H.  Perron,  Textkritische  Bemerkungen  zu  Philoderas  Oeconomiciis,  Zürich  1895, 
Diss.  Philodemi  TIeoI  oly.orouiag  qui  dicitur  libellus,  ed.  Chr.  Jensen  , 
Lipsiae  1906.     S.  Sudhaus,  Hermes  41  (1906),  45—58;  42  (1907),  645—647. 

B.  10:  L.  Spengel,  Münch.  gel.  Anz.  8  (1838),  lOll  f.  Ph.  de  vitiis  lib.X., 
ad  vol.  Hercul.  exemplar  Neapolitanum  et  Oxoniense  distinx.  suppl.  expl. 
H.  Sauppius,  Leipz.  1853,  Pr.  von  Weimar.  Hartungs  Ausg.  (1857)  s.  unter  B.  9. 
Theophr.  Characteres  et  Ph.  de  vitiis  lib.  X  .  .  .  cum  commentario  ed.  S.  L.  Us- 
sing,  Kopenhagen  1868.  C.  G.  Cobet,  Ad  Ph.  libr.  X.  tteq'i.  xayiüv,  Mnem.  N.  S.  2 
(1874),  28—33.  Ph.  tteqI  yay.icor  lib.  decimus,  ed.  Chr.  Jensen,  Lips.  1911. 
R.  PhUippsou,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1912,  390  ff. 

IJeol  ?}??c5j'  xai  ßicov.  'PiIo8t]i.iov  rc5r  xax^  ETtixo^irjv  E^Eioyao/iEvoJV  tteq'i 
ijßcöv  y.al  ßicor  ly.  xwv  Z))v(ovog  o/olöiv  (fehlt  die  Buchzahl),  6'  eoxi,  tteqi  txuqqi]- 
Giug,  ed.  A.  Olivieri,  Leipzig  1914.  —  Wahrscheinlich  gehört  zu  Usgl  ■^ßmv 
y.al  ßicoi'  auch  die  Abhandlung 

UeqI  ooytjg  (s.  Wilke  S.  VII  der  Ausgabe).  L.  Spengel,  Philol.  Suppl.  2  (1863), 
498  —  525.  Ph.  Epicurei  de  ira  liber,  e  papvro  Herculanensi  ad  fidem  exemplorum 
Oxon.  et  Neapol.  ed.  Th.  Gomperz,  Lipsiae  1864.  Fr.  Bücheier,  Zeitschr.  f.  d. 
österr.  Gymn.  15  (1864),  373—386;  578—595  (=  Kl.  Sehr.  I  510-530);  Rhein. 
Mus.  43  (1888),  153.  G.  Zilch,  Observationum  de  Philodemi  jtsqI  ogyfjg  libro 
specimen,  Marburg  1866,  Pr.  C.  G.  Cobet,  ^ü.obt'jLiov  -teqI  ogyTjg  ex  voluminibus 
Herculanensibus,    Mnemos.   N.   S.  6   (1878),    373 — 386.       Th.  Gomperz,    Wiener 


§  C)0.    Die  epikureische  Schule.  465 

Studien  19  (1897),  144—146.  W.  Crönert,  Kol.  u.  Men.  S.  32.  87.  89  ff.  178.  Ph. 
de  ira  liber,  ed.  C.  Wilke,  Lipsiae  1914  (hier  S.  XI  ff.  frühere  Liter.).  Der- 
selbe, Zu  Phiiodem  de  ira,  ßerl.  philol.  Wochenschr.  1915,  732  f.  R.  Philippsou, 
Ph.s  Buch  über  den  Zorn.  Ein  Beitrag  zu  seiner  Wiederherstellung  und  Aus- 
legung. Rhein.  Mus.  71  (1916),  425—460. 

Ileol    Tov   xaü'    '0/ti]Qor    dyaüov    ßar>i)Jo)g.      H.    Diels,    Hermes    13    (1878), 

3  (zum  Titel).  Fr.  Bücheier,  Ph.  über  das  homer.  Fürsten  ideal,  Rhein.  Mus. 
42  (1887),  198—208.  <PiXoö.  :teqi  tov  xad'  "Oiitjfjov  dyadov  ßuoi)Jo)g 
libellus,  ed.  Alex.  Olivieri,  Lipsiae  1909.  S.  Sudhaus,  Rhein.  Mus.  64 
(1909),  475.  R.  Philippson,  ebenda  65  (1910),  313—316.  Berl.  philol.  Wochenschr. 
1910,  765-768. 

Usoi  .-ToiijiiÜTioy.  Fr.  Dübner,  IVagmenta  Philodemi  jtsoI  .-roojfiäTcor, 
Paris  1840.  Th.  Gomperz,  Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gvmn.  16  (186o),  718—720; 
Wiener  Studien  2  (1880),  140—142.  Fr.  Bücheier,'  Sophokles  bei  Philodem, 
Rhein.  Mus.  25  (1870),  623  f.  =  KI.  Sehr.  I  671—673  (s.  hier  die  weitere  von 
den  Herausgebern  vermerkte  Literatur).  Ph.  n^sol  :Toi);iiäT oj  >■  libri  secundi 
quae  videntur  fragmenta  conl.  restit.  inlustr.  Aug.  Hausrath,  .Tahrbb. 
f.  klass.  Philol.  Suppl.  17  (1889),  213—276.  Th.  Gomperz,  Ph.  u.  d.  ästhetischen 
Schriften  d.  herkul.  Bibliothek,  Sitz.  d.  Wiener  Akad.,  philos.-hist.  Kl.,  123 
(1891).  F.  B(ücheler),  Rhein.  Mus.  44  (1889),  633.  H.  Usener,  Jahrbb.  f.  klass. 
Philol.  139  (1889).  776  =  Kl.  Sehr.  I  362.  R.  Ellis,  Joum.  of  philol.  19 
(1891),  178.     S.  Sudhaus,  Hermes  41  (1906),  275. 

Schriften   xur   Rhetorik.     (Zur   Orientierung    Sudhaus,    Philod.    vol.    rhet. 

1  S.  XV  ff.)  Ph.  de  rhetor.  lib.  IV.  ex  volum.  Hercul.  Oxonii  1825  excussis 
ed.  L.  Spengel,  Abh.  d.  Münch.  Akad.,  philol.  Kl.,  1837,  207-303.  Ph.  Rhetor. 
ex  Hercul.  papyro  lithogr.  Oxonii  excusa  restituit  .  .  .  .  E.  Gros.  Adiecti  sunt 
duo  Ph.  libri  de  rhetor.  Neapoli  editi,  Parisiis  1840.  Th.  Gomperz,  Zeitschr.  f. 
d.  österr.  Gymn.  16  (1865),  815  ff.;.  17  (1866),  691.  695—705;  23  (1872),  24  ff.; 
Rhein.  Mus.  32  (1877),  475  f.  =  Hellenika  II  S.  229  f.;    Wiener  Studien  2  (1880), 

4  f.  =  Hellenika  II  S.  244  f.     Ph.    volumina    rhetorica,    ed.   S.   Sudhaus, 

2  Bde.,  Leipz.  1892.  1896.  Dazu  Supplem  entum,  Leipz.  1895.  H.  Usener, 
Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  139  (1889),  377  =  Kl.  Sehr.  I  S.  339.  Th.  Gomperz, 
Sitz.  d.  Wiener  Akad.,  philos.-hist.  Kl.  122  (1890),  IV  S.  17  f.  H.  v.  Arnim, 
Hermes  28  (1893),  65—72;  150—154.  Derselbe,  De  restituendo  Philodemi  de 
rhetorica  libro  II.,  Rostock  1893,  Pr.  S.  Sudhaus,  Rhein.  Mus.  48  (1893),  152 
bis  154;  321-341;  552-564;  Philol.  53  (1894),  1—12;  54  (1895),  80—92. 
U.  V.  Wilamowitz-Moellendorff,  Hermes  34  (1899),  636  f.  H.  van  Herwerden, 
Mnem.  29  (1901),  218.  K.  Fuhr,  Rhein.  Mus.  57  (1902),  428-436.  W.  Schnei- 
dewin,  Studia  Philodemea,  Gott.  1905,  Diss.  (zu  Rhet.  I  p.  225—270).  W.  Crö- 
nert, Kol.  u.  Men.  S.  67.  A.  Maver,  Philol.  Suppl.  11  (1910),  597  ff.  D.  Bassi. 
Riv.  di  filol.  38  (1910)  zu  S.  86  ff.*  (Pap.  Herc.  1426  col.  6— 8  =  Rhet.  II  259  ii. 
Sudh.  auf  zinkotyp.  Tafel). 

IIsqI  iwvGixiig.  Ph.  von  der  Musik  ....  übers,  von  Ch.  G.  v.  Murr, 
Berlin  1806.  Ph.  de  musica  librorum  quae  exstant,  ed.  I,  Kemke,  Lips. 
1884.-  Th.  Gomperz.  Zu  Ph.s  Büchern  v.  d.  Musik,  Wien  1885.  U.  v.  Wilamo- 
witz-Moellendorff, Hermes  37  (1902),  305.  E.  Holzer,  Philol.  66  (1907),  498 
bis  502. 

IJony/naieiai.  L.  Spengel,  Philol.  Suppl.  2  (1863),  528—532.  Th.  Gomperz, 
Hermes  5  (1870),  386.  W.  Crönert,  Rhein.  Mus.  61  (1906),  422  ff. ;  Kol.  u; 
Men.  S.  71. 

Zvvra^ig  tmv  q  doaorftov.  Zwei  vorsokratische  Diadochai  (Urheber- 
schaft Philodems  wahrscheinlich):  W.  Crönert,  Kolotes  und  Menedemos  S.  127 
bis  133.  —  Sükrates  und  seine  Schule:  W.  Crönert,  Rhein.  Mus.  57  (1902),  285 
bis  300;  Hermes  38  (1903),  394.  —  Liste  der  Akademiker,  bearb.  v.  L.  Spengel, 
Philol.  Suppl.  2  (1863),  535 — 548.  Fr.  Bücheier,  Academiconim  philosophorum 
index  Herciilanensis,  Greifswald  1869,  Pr.  Th.  Röper,  Philol.  Anz.  2  (1870), 
20  ff.  Th.  Gomperz,  Die  herkul.  Biographie  d.  Polemon,  Philosoph.  Aufsätze 
E.  Zeller.  gev,-.,  Leipz.  1887,  S.  147.  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorff,  Antigonos 
von  Karystos  S.  61  ff.  281.  Acad.  philosoph.  index  Hercul.,  ed.  Segofr. 
M ekler,  Berol.  1902  (darin  neue  Kolumnen  nach  dem  Oxforder  Apographon). 
K.  Praechter,  Gott.  gel.  Anz.  1902,  9.53-972.     W.  Crönert,  Hermes  38  (1903),  357 

Ueberweg,  Grundriß  I.  30 


4(j()  §  60.     Die  epikureische  Schule. 

bis  405,  Kol.  u.  :\Iened.  S.  31.  75  ff.,  Rhein.  Mus.  62  (1907),  624  f.  r.  v.  Wila- 
raowitz-Moellendorff,  Hermes  45  (1910),  406  ff.  —  Liste  der  Stoiker:  Papiro 
Ercolauese  inedito  pubbl.  da  D.  Coinparetti,  Torino  1875.  E.  Zeller, 
Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  5  (1892),  444  =  Kl.  Sehr.  II  S.  35  f.  H.  v.  Arnim, 
Anmerkungen  z.  Ind.  Stoic.  Herc,  Sitz.  d.  Wiener  Akad.  1901  Nr.  14.  W.  Crö- 
ncrt,  Hermes  38  (1903),  393  f. ;  Kol.  u.  Men.  S.  30.  Ad.  Wilhelm,  Eranos  zur 
50.  Versamml.  deutscher  Philol.  u.  Schulm.,  Wien  1909.  133  f.  —  Weitere  Teile 
des  wenigstens  zehn  Bücher  umfassenden  Werkes:  W.  Crönert,  Hermes  38  (1903), 
394  Anm.  2. 

üegi  'E:tixovoov.  D.  Bassi,  <Pi).oörjtiov  neol  ' E:ziy.ovoov  {A'!)  B,  Miscel- 
lanea  Ceriani,  Milanö  1910,  S.  511— .529. 

IIeqI  Tiov  Ztwixcov.  W.  Crönert,  Kol.  u.  Men.  S.  24  Anm.  136;  27. 
53  ff.  177.  A.  Körte,  Gott.  gel.  Anz.  1907,  258,  W.  Crönert,  Rhein.  Mus.  62 
(1907),  623  (zu  .T.  r.  Izony.öjv  u.  a.  Schriften). 

Blog  0dcoviöoi-  (philodemisch  nach  Crönert,  Kol.  u.  Men.  S.  182),  s. 
unter  Philonides. 

Verschiedene  die  Philosophie  berührende  Schriften.  D.  Bassi,  Framraenti 
inediti  di  opere  di  Filodemo  (n.  uovaiy.ijg,  .t.  deöjv,  .-r.  orjrooiHfjg)  in  papiri  Erco- 
lanesi,  Riv.  d.  filol.  38  (1910),  321.  —  Über  Pap.  Herc.^  1012  (wahrscheinlich 
Philodem)  H.  Diels,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1897,  1062  ff. 

Über  einige  noch  näher  zu  untersuchende  herkul.  Rollen,  die  vielleicht 
Stücke  philodemischer  Schriften  enthalten,  s.  W.  Crönert,  Hermes  36  (1901), 
577  ff.,  Kol.  u.  Mened.  S.  103  Anm.  498. 

Epigramme.  Ph.  Gadarensis  epigrammata  a  G.  Kaibel  edita,  Greifswald 
1885,  Pr. 

T.  Ln  er  et  ins  Carus.  Die  älteren  Ausgaben  verzeichnet  Munro  S.  3  ff. 
der  sogleich  zu  nennenden  Edition.  Neuere  Ausgaben  von  C.  Lachmann,  Berlin 
1850  u.  ö.  nebst  Kommentar,  Jak.  Bernays,  Leipz.  1852,  2.  Aufl.  1857,  H.  A.  J. 
Munro,  Cambr.  1866,  5.  Aufl.  1903  (with  notes  and  transl.),  F.  Bockemüller, 
Stade  1873  f..  Ad.  Brieger,  Lpz.  1894.  1899,  Bailey,  Üxf.  1901.  T.  Lucr.  C.  de 
rer.  nat.  libri  sex.  Revisione  del  testo,  commento  e  studi  introduttivi  di  Carlo 
Giussani,  4  voll.,  Torino  1896 — 1898.  T.  Lucr.  Car.  de  rer.  nat.  libri  sex.  ed.  et 
not.  instr.  J.  van  der  Valk,  pars  prior,  über  primus,  Kampen  1903.  —  ed.  by 
W.  A.  Merrill,  New  York  1907  (mit  eingehendem  Kommentar  [S.  259-789J), 
—  hber  primus.  Introduzione  e  comment.  critico  di  Carlo  Pascal,  Roma-Milano 
1904.  T.  L.  C,  De  rer.  nat.  Buch  III  erklärt  v.  Rieh.  Heinze  (Sammlung 
wissensch.  Komment,  zu  griech.  u.  röm.  Schriftst.),  Leipz  1897  (vortreffliche  Er- 
klärung). —  Book  III,  ed.  with  introd.,  notes  and  index  by  J.  D.  Duff,  London 
1903.  —  Lib.  HI,  texte  latin  accomp.  du  comm.  de  H.  A.  J.  Munro  trad.  de 
l'Anglais  par  A.  Reymond.  —  Liber  V,  ed.  with  introduction  and  notes  by  J.  D. 
Duff,  Cambridge  1889.  —  Lib.  V,  par  E.  Benoist  et  H.  Lantoine,  5.  ^dit.,  Paris 
1906.  —  'Lib.  V,  by  AV.  D.  Lowe,  (V.  783-1457)  Oxf.  1907,  (V.  1—782)  Oxf. 
1910.  Übersetzungen  von  Knebel.  Lpz.  1821,  2.  Aufl.  ebd.  1831,  neu  herausg.  v. 
Otto  Güthling,  Leipzig  (Univ.-Bibl.  4258  ff.),  Gust.  Bössart-Oerden,  Berlin  1865, 
Brieger  (Buch  1,  1—369),  Posen  1866,  Pr.,  W.  Binder,  Stuttg.  1868,  2.  Aufl. 
duxcliges.  V.  E.  A.  Bayer,  Berlin-Schöneberg  1909  ff.,  Max  Seydel  (manche  Stellen 
ausgelassen),  München  1881,  A.  v.  Gleichen-Rußwurm  (im  Auszug  übertragen), 
Jena  1909.  Lucrfece,  De  la  nature  des  choses,  en  vers  francais,  par  M.  de  Ponger- 
ville,  avec  un  discours  pr^liminaire  nsw.,  nouvelle  Edition.  Paris  1866.  L.  I — III 
by  Egan  of  King  AVilliams  Town.  Capetown  1908.  —  Jak.  Bernays,  Commentarius 
iii  Lucretii  1.  I,  in:  Gesamm.  Abhandlungen,  Bd.  II,  Berlin  1885,  S.  1—67.  — 
J.  Paulson,  Index  Lucretianus,  Gotenburg  1911.  —  Lucr.  codex  Vossianus  photo- 
typice  edit.,  praefat.  est  Aem.  Chatelain,  Leiden  1913. 

Asklepiades  von  Bithynien.  Fragmenta  dig.  et  cur.  Ch.  G.  Gumpert; 
praefatus  est  Ch.  G.  Grüner,  Wimariae  1794. 

Epikur,  Nach  Apollodor  bei  Diog.  L.  10,  14  wurde  Epikur  Ol.  109,  3 
unter  dem  Archontat  des  Sosigenes  im  Monat  Gamelion  (also  im  Januar  oder 
Februar  341  v.  Chr.)   geboren.      Er  verlebte  seine  Jugend  in  Samos  (Diog.  L. 


§  60.     Die  epikureische  Schule.  467 

10,  1,  Strab.  14,  S.  638)  und  Teos  (Strab.  a.  a.  O.).  Sein  Vater  Neokles,  angeb- 
lich ein  Schullehrer  (yQuu/naToStdüaxa/.o;),  war  als  athenischer  Kleruche  nach 
Samos  gekommen  (Strab.  a.  a.  O.).  Da  die  Kleruchien  von  Athen  schon  in  den 
Jahren  365,  361  und  352  entsandt  wurden  (Ed.  Meyer.  Gesch.  d.  Altert.  V  §  965), 
ist  anzunehmen,  daß  Epikur  in  Samos,  nicht  in  Athen,  geboren  wurde.  Zur 
Philosophie  wandte  sich  Epikur  nach  seinem  eigenen  Zeugnis  (Diog.  L.  Kl,  2)  im 
Alter  von  14  Jahren;  als  Motiv  gab  sein  Biograph,  der  Epikureer  Apollodoros, 
an,  daß  seine  Jugendlehrer  in  Sprache  und  Literatur  ihm  keine  Auskunft  über 
das  Wesen  des  Chaos  bei  Hesiod  zu  geben  vermochten  (Diog.  L.  a.  a.  O.).  Nach 
Hermippos  war  auch  er  zunächst  Schullehrer  und  seine  Wendung  zur  Philosophie 
erfolgte,  als  ihm  die  Schriften  Demokrits  in  die  Hände  gefallen  waren  (Diog.  L. 
a.  a.  O.).  Andere  erzählten,  er  habe  um  kärglichen  Lohn  seinen  ^'ater  beim 
Unterrichten  und  seine  Mutter  beim  Hersagen  von  Zaubersprüchen  {y.adaQiwl) 
unterstützt  (Diog.  L.  10,  4).  Zu  Samos  hörte  Epikur  den  Platoniker  Para- 
philos  (Diog.  L.  10,  14,  Suid.,  Cic.  d.  nat.  deor.  1,  26,  72),  der  ihn  aber  nicht 
zu  überzeugen  vermochte  (Cic.  a.  a.  O.  73).  Besser  gelang  dies  dem  Demo- 
kriteer  Nausiphanes  (s.  oben  S.  124;  Cic.  d.  nat.  deor.  1,  26,  73),  der  auch 
durch  die  Schule  der  Skeptiker  gegangen  war  und  eine  skeptische  Stimmung 
empfahl,  die  jedoch  der  Annahme  seiner  eigenen  Lehre  keinen  Eintrag  tun  sollte 
(Diog.  L.  9,  64,  Diels  Vors.  62  A  2).  Nach  Clem.  Strom.  2,  21,  130,  S.  184  St.  (Diels 
Vors.  62  B  3)  erklärte  er  für  das  Ziel  die  ay.rauTi/.ri'^la,  welche  Demokrit  äda,ußh] 
nenne.  Auf  seinen  Sätzen  soll  Epikur  nach  Diog.  L.  10,  14  (Diels  Vors.  62  A  6) 
auch  in  seiner  Kanonik  (Logik)  fußen.  Mit  den  Schriften  des  Demokrit  machte 
sich  Epikur  schon  früh  bekannt  (Diog.  L.  10,  2).  Längere  Zeit  nannte  er  sich 
sogar  einen  Demokriteer  (Plut.  adv.  Colot.  3,  3  nach  Leonteus  und  anderen); 
später  legte  er  jedoch  auf  seine  Abweichungen  von  Demokrit  ein  solches  Gewicht, 
daß  er  sieh  selbst  auch  in  der  Physik  als  den  Begründer  der  wahren  Doktrin 
betrachten  und  den  Demokritos  mit  dem  Spottnamen  Ai]o6y.onoQ  bezeichnen  zu 
dürfen  glaubte  (Diog.  L.  10,  8).  Er  wollte  seinen  Lehrern  nichts  zu  verdanken 
haben,  sondern  durchaus  selbständig  sein  (Cic.  d.  nat.  deor.  1,  26,  72;  33,  93). 
Achtzehnjährig  kam  Epikur  zuerst  nach  Athen,  um  als  Ephebe  seiner  Dienst- 
pflicht zu  genügen  (Diog.  L.  10,  1;  Strab.  14  S.  638;  dazu  Jacoby,  Apollod. 
S.  357).  Xenokrates  lehrte  damals  in  der  Akademie;  von  Aristoteles  heißt  es  bei 
Diogenes  fälschlich,  er  sei  bei  Epikurs  Ankunft  in  Chalkis  gewesen,  offenbar  um 
zu  erklären,  weshalb  keine  Überlieferung  bestand,  daß  Epikur  Aristoteles  gehört 
habe.  Daß  Epikur  Xenokrates'  Schüler  gefl-esen  sei,  behaupteten  einige,  er  selbst 
leugnete  es  (Cic.  d.  nat.  deorum  1,  26,  72).  Als  Lehrer  der  Philosophie  trat 
Epikur  nach  ApoUodor  bei  Diog.  L.  10,  15  zuerst  im  Alter  von  32  Jahren  in 
Mytilene  und  in  Lampsakos  auf.  Einige  Jahre  später  (307/6  v.  Chr.  nach 
Diog.  L.  10,  2)  begab  er  sich  wieder  nach  Athen,  wo  er  alsbald  die  Schule 
gründete,  der  er  bis  zu  seinem  Lebensende  (271/0  v.  Chr.)  vorstand.  Ihr  Sitz 
war  Epikurs  Garten,  woher  die  Epikureer  auch  Gartenphilosophen  (ol  d.To  töjv 
x>)no)v,  Sext.  Emp.  adv.  math.  9,  64i  hießen.  In  seinem  bei  Diog.  L.  10,  16  ff. 
(Usener,  Epic.  S.  165  ff.)  erhaltenen  Testamente  verfügt  Epikur,  daß  seine  Erben 
diesen  Garten  seinen  Nachfolgern  in  der  Schulleitung  zur  Benutzung  für  die 
Zwecke  der  Schule  zu  überlassen  haben.  Das  Gleiche  sollte  für  Epikurs 
Wohnhaus  bis  zum  Lebensende  seines  nächsten  Nachfolgers  Hermarchos 
gelten.  Beide  Grundstücke  gingen  also  nicht  in  den  Besitz  der  Schule  über 
—  anders  als  es  bei  den  Stiftungen  des  Piaton  und  Theophrastos  der  Fall  war 
(s.  oben  S.  199.  201.  425.  Diog.  L.  5,  70;  vgl.  Wilamowitz,  Antig.  v.  Kar. 
S.  288  f.).       Im    übrigen    trug    auch    die     epikureische    Schule    den    Charakter 

30* 


4()8  §  <>0.     Die  epikureische  Schule. 

des  Kultvereins.  Aber  der  Schulheilige  war  der  Stifter  selbst.  In  seinem 
Testamente  traf  er  Bestininumgen  über  die  Feier  seines  Gedächtnisses,  und 
die  fast  göttliche  Verehrung,  die  ihm  bei  Lebzeiten  und  nach  seinem  Tode 
seitens  der  Freunde  und  Schüler  gewidmet  wurde,  bildete  den  eigent- 
lichen Älittelpunkt  inid  Zusammenhalt  des  ßlaoo^.  So  entwickelte  sich  jener 
innige,  dem  Lebensgenüsse  im  edelen  Sinne  dienende  freundschaftliche  Zu- 
irammenschluß,  der  für  den  Epikureerverein  charakteristisch  ist.  Daß  sich  bei 
der  Verehrung  für  den  Schulstifter  dessen  Autorität  auch  auf  dem  Gebiete  der 
philosophischen  Lehre  und  des  praktischen  Verhaltens  der  Schulgenossen  geltend 
machte,  ist  nur  natürlich.  ,. Handle  immer  so,  als  wenn  es  Epikur  sähe"  war 
nach  Sen.  Ep.  25,  5  eine  Mahnung  des  Schulhauptes.  Die  Grundsätze  der 
Schule  wurden  auf  kurze  Formeln  gebracht,  und  diese  den  Schülern  zum 
Auswendiglernen  gegeben  (Diog.  L.  10,  12,  Cic.  d.  fin.  2,  7,  20).  Der  Konser- 
vatismus der  Schule»  in  der  Lehrtradition  ist  eine  vielbesprochene  Tatsache,  die 
von  Neueren  freilich  bedeutend  übertrieben  wurde.  Denn  die  Papyrusforschung 
hat  uns  für  den  späteren  Verlauf  der  Lehrüberlieferung  über  z.  T.  weitgehende, 
mit  Schärfe  geführte  Streitigkeiten  belehrt.  Vgl.  darüber  besonders  R.  Philippson, 
Rhein.  Mus.  71  (1916),  426.  438  f. 

Bei  der  Abfassung  seiner  äußerst  zahlreichen  Schriften  verfuhr  Epikur  nach 
einem  im  Altertum  verbreiteten  Urteil  sehr  nachlässig  und  betätigte  so  seinen  Aus- 
spruch: Schreiben  macht  keine  Mühe  (Dionys.  Halic.  d.  comp.  verb.  24  S.  122,9  U.-R.). 
Nur  die  leichte  Verständlichkeit  wird  denselben  nachgerühmt  (Diog.  L.  10,  13; 
Cic.  de  fin.  1,  5,  15);  in  jeder  andern  Beziehung  wird  ihre  Form  fast  allgemein 
getadelt  (Kleom.  Met.  S.  266,  1  Z.;  Sext.  Empir.  adv.  math.  1,  1:  iv  tioDmi?  yao 
diiadijg  '£".  t'/Jy/trai  ovbe  iv  rat:  y.oiraig  ofiiliuig  y.uOuoei'cov).  Von  der  noch 
reicheren  Schriftstellerei  des  Chrysippos  unterschied  sich  die  seinige  dadurch, 
daß,  während  Chrysippos  die  Zitate  sehr  liebte,  er  nie  zitierte.  Die  antiken 
Zeugnisse  über  Epikurs  Stil  sind  bei  Usener  Epic.  S.  88  ff.  zusammengestellt. 
Den  antiken  Verdammungsurteilen  gegenüber  hebt  Ed.  Norden,  Ant.  Kunstpr. 
S.  123,  mit  Recht  besonders  aus  den  Briefen  Epiturs  ,,jene  wundervolle  Natür- 
lichkeit, die  so  ganz  der  Ausdruck  eines  zart  und  warm  empfindenden  Herzens 
ist",  hervor.  Auch  die  von  der  späteren  Rhetorik  (Theon  prog.  2  tom.  1  p.  169  W., 
L'sener  fr.  105)  getadelte  rhythmische  Komposition  ist  in  Anbetracht  der  Ge- 
pflogenheiten antiker  Prosa  keineswegs  unbedingt  zu  verwerfen  und  zeugt  zum 
mindesten  für  das  Epikur  Avie  den  Griechen  überhaupt  angeborene  Gefühl  für 
Eurhythmie  (vgl.  E.  Norden  a.  a.  0.  S.  124).  Übrigens  hat  man  zu  scheiden 
zwischen  Epikurs  mehr  wissenschaftlich  und  mehr  populär  geschriebenen  W^erken. 
In  den  letzteren  findet  sich  neben  sonstigem  Schmuck  (rhetorischen  Antithesen) 
auch  die  Hiatvermeidung  (vgl.  Diels,  Sitz.  d.  Berl.  Ak.  1916,  892).  Im  ganzen 
sollen  Epikurs  Schriften  gegen  300  Rollen  gefüllt  haben  (Diog.  L.  10,  26).  Ein 
Verzeichnis  der  hauptsächlichsten  unter  ihnen  stellt  Diog.  L.  10,  27—28  auf. 
Vgl.  Usener  Epic.  S.  85  f.  Diog.  Laert.  nennt  insbesondere,  außer  den  Kvoiui 
dö^ai,  Schriften  gegen  andere  philosophische  Richtungen,  wie  namentlich:  gegen 
die  Megariker;  logische  Schriften,  wie:  über  das  Kriterium  oder  den  Kanon; 
physikalische  und  theologische,  Avie:  über  die  Natur,  37  Bücher,  wovon  sich  in 
Herculaneum  beträchtliche  Reste  gefunden  haben,  deren  Veröffentlichung  zum 
Teil  noch  zu  erwarten  ist;  über  die  Atome  und  das  Leere;  über  die  Götter  usw.; 
ethische,  wie:  über  das  Ziel  des  Handelns  {jteqI  züovi);  über  das  Gerechthandeln ; 
über  die  Frömmigkeit;  über  Geschenk  und  Dank  usw.;  daneben  mehrere 
Schriften,  deren  philosophischer  Inhalt  sich  aus  dem  Titel  nicht  ergibt  (wie: 
Chairedemos,   Neokles   an    Themista;    Symposion  usw.),    und:    Briefe.     Drei   der 


i?  60.     Die  epikureische  Schule.  469 

letzteren  hat  Diogenes  L.  uns  erhalten,  von  denen  der  an  Herodot  (Usener  Epic. 
S.  3  ff.),  eine  Art  kurzer  Physik,  und  der  an  Menoikeus  (Usener  Epic.  S.  59  ff.), 
ethischen  Inhalts,  unzweifelhaft  echt  sind;  der  dritte,  an  Pythokles  (Usener  Epic. 
S.  35  ff.),  meteorologischen  Inhalts,  ist  wahrscheinlich  ein  Auszug  aus  physi- 
kalischen Schriften  Epikurs,  aber  nicht  von  ihm  selbst  verfaßt.  Auch  die  bei 
Diogenes  überlieferten  y.vQiai  öo^ai  (Usener  Epic.  S.  71  ff.)  rühren,  wenn  auch 
durchaus  authentischen  Inhalts,  doch  in  der  vorliegenden  Zusammenstellung 
nicht  von  Epikur  selbst  her.  Das  übrige  von  Epikur  Erhaltene  s.  bei  Usener. 
Dazu  kommt  möglicherweise  —  falls  die  Vermutung  epikurischen  Ursprungs 
richtig  ist  —  ein  durch  Diogenes  von  Oinoanda  geretteter  Brief  des  E.  an  seine 
Mutter  sowie  das  Fragment  über  Götterverehrung,  s.  oben  S.  462. 

Der  bedeutendste  unter  den  unmittelbaren  Schülern  Epikurs  ist  Metro- 
dofos  von  Lampsakos.  Seine  Schriften,  die  großenteils  polemischen  Inhalts 
waren,  führt  Diog.  L.  10,  24  an  (Usener  Epic.  S.  368  f.,  Koerte  Metrod.  Epic. 
fragm.  S.  537).  Weitere  namhafte  Epikureer,  Hemiarchos  u.  a.,  nennt  derselbe 
10,  22  ff.  Eine  reichere  Liste  der  für  uns  noch  greifbaren  Anhänger  der  Schule 
in  dieser  Periode  ist  aus  den  Zusammenstellungen  oben  S.  462  f.  und  unten 
S.  158*  ff.  zu  entnehmen.  Auch  Frauen  befanden  sich  unter  den  Anhängern 
Epikurs,  so  Themista,  die  Frau  des  Leonteus  (Diog.  L.  10,  5.  25.  26  u.  a.),  die 
Hetäre  Leontion,  welch  letztere  gegen  Theophrast  mit  Geschick  schrieb  (Diog. 
L.  10,  5.  6.  23:  Cic.  d.  nat.  deor.  1,  33,  93).  —  Als  Epikureer,  von  denen  sich 
ein  erheblicherer  Nachlaß  erhalten  hat,  sind  Philotlemos  (in  der  Zeit  Ciceros) 
und  der  römische  Dichter  T.  Lucretius  Carus  (geb.  wahrscheinlich  96,  gest. 
15.  Oktober  55  vor  Ohr.)  von  besonderer  Bedeutung.  Der  erstere  bietet  uns 
reichliche  Einblicke  in  die  epikureische  Behandlung  zahlreicher  Probleme  und 
läßt  dabei  in  interessanter  Weise  die  Streitigkeiten  innerhalb  der  epikureischen 
Schule  selbst  wie  auch  die  Polemik  gegen  die  Anhänger  anderer  Schulen  er- 
kennen. Lucrez  stellt  das  epikureische  System  als  Ganzes  dar  und  ist  dadurch 
und  durch  die  Form,  in  welcher  dies  geschieht,  für  die  neuere  Zeit  weit  über 
die  Kreise  der  Philosophiehistoriker  hinaus  der  eigentliche,  viel  gelesene  und 
viel  zitierte  Verti-eter  der  epikureischen  Lehre  geworden.  Über  seine  Lebens- 
umstände ist  nichts  mit  Sicherheit  bekannt  und  nur  wenig  zu  erschließen.  Die 
antike  Angabe  (bei  Hieron.  Chi'on.  ad  a.  Abr.  1922),  er  sei  wahnsinnig  geworden, 
habe  in  lichten  Perioden  sein  Gedicht  verfaßt  und  schließlich  selbst  Hand  an 
sich  gelegt,  kann  Ausfluß  christlichen  Hasses  gegen  den  epikureischen  Atheisten 
sein  —  sie  wird  durch  die  nähere  Bestimmung,  ein  Liebestrank  sei  die  Ursache 
der  Krankheit  gewesen,  diskreditiert  — ,  läßt  sich  aber  mit  unseren  Mitteln  weder 
widerlegen  noch  beweisen  und  verdient  ihrer  Bedeutung  nach  nicht  die  Aufmerk- 
samkeit, die  ihr  in  einer  umfangreichen  neueren  Literatur  zuteil  geworden  ist. 
Lucrez'  Gedicht  De  rerum  natura  ist,  vom  ästhetischen  Standpunkte  betrachtet, 
ein  Meisterwerk.  Es  ist  dem  Verfasser  gelungen,  den  spröden  Stoff  einer  an 
sich  durchaus  unpoetischen  mechanischen  Welterklärung  so  zu  gestalten,  daß  der 
Leser  mit  hohem  Genüsse  seiner  Darstellung  folgt.  Erreicht  hat  er  dies  vor 
allem  dadurch,  daß  er  die  Absicht,  den  Menschen  durch  Befreiung  von  der 
Furcht  vor  den  Göttern  und  dem  Tode  zum  inneren  Frieden  zu  führen,  in  den 
Vordergrund  rückt.  Sein  Vortrag  erhält  so  einen  großen,  poetischer  Verherr- 
lichung zugänglichen  Grundgedanken,  Epikur  wird  zum  Vollstrecker  einer  pro- 
phetischen Mission,  seine  Lehre  zu  einem  Evangelium  der  Erlösung  von  den  auf 
der  Menschheit  lastenden  Schrecken.  Auch  im  übrigen  hat  der  Dichter  das 
poetische  Interesse  dadurch  zu  wahren  gewußt,  daß  er  die  großen  Züge  der 
Kosmologie   und   der  Entwicklung  der  menschlichen  Kultur  (Buch  5)    mit  beson- 


J.Y()  §.  (iO.     Die  epikureische  Schule. 

derer  Sorgfalt  ausarbeitet,  während  er  die  nüchterne  Kanonik  vernachlässigt. 
Dazu  kommt  die  Pracht  mancher  Schilderungen,  Bilder  und  Gleichnisse,  mit 
denen  er  die  trockene  Lehrerörterung  zu  durchsetzen  weiß.  Aber  auch  abgesehen 
von  seinem  ästhetischen  Werte  ist  das  Gedicht  als  Quelle  für  die  Kenntnis  der 
Lehre  Epikurs  hoch  zu  schätzen.  Zu  bezweifeln,  daß  es  diese  Lehre  im  ganzen 
rein  wiedergibt,  besteht  kein  Grund,  so  wenig  sich  auch  seine  unmittelbaren 
Quellen  mit  Sicherheit  feststellen  lassen.  Wahrscheinlich  fußt  es  auf  Vor- 
lesungen jüngerer  Epikureer,  wie  Zenon  und  Phaidros  (vgl.  Diels,  Elementum 
S.  9.  12).  Das  sechs  Bücher  umfassende  Werk  zerfällt  in  einen  physikalischen, 
anthropologischen  und  kosmologischen  Teil.  Jedem  dieser  Teile  gehören  zwei 
Bücher  au.  Buch  1  und  2  behandeln  die  Prinzipien  alles  Seienden,  Stoff  und 
Raum  und  die  Zusammensetzung  der  wahrnehmbaren  Körper,  Buch  3  und  4 
den  Menschen  (Buch  3  die  Seele),  Buch  5  und  6  das  Weltgebäude  und  ver- 
schiedene merkwürdige  Naturereignisse.  Das  Werden  des  Weltgebäudes  führt 
auf  Entstehung  und  Entwicklung  der  Lebewesen  und  damit  auch  auf  den  Gang 
der  menschlichen  Kultur.  Das  Werk  verrät  in  deutlichen  Spuren  seine  mangelnde 
Vollendung.  Nach  Hieron.  Chron.  ad  a.  Abr.  1922  hat  Cicero  —  jedenfalls  der 
bekannte  iM.  TuUius  Cicero  —  das  Gedicht  nach  des  Verfassers  Tode  „emendiert", 
d.  h.  zur  Herausgabe  fertiggestellt.  Allem  nach  griff  er  aber  in  den  Text,  wie 
er  von  Lucrez  hinterlassen  war,  nur  wenig  ein. 

Bemerkenswert  ist  der  Einfluß,  den  der  Epikureismus  im  Anfang  des  ersten 
Jahrhunderts  vor  Chr.  in  der  Person  des  Arztes  Asklepiades  von  Prnsa 
oder  Kios  in  Bithynien  auf  die  Medizin  ausübte.  Asklepiades  stand  mit 
seinem  Sensualismus  und  Materialismus  ganz  auf  dem  Boden  der  epikureischen 
Doktrin,  die  er  nur  hinsichtlich  des  Sensualismus  dadurch  verschärfte,  daß  er 
ein  rjyEuoviy.or  in  der  Seele  leugnete  und  die  seelische  Tätigkeit  für  ein  Zu- 
sammenwirken der  Sinneswerkzeuge  erklärte  (Sext.  Emp.  adv.  math.  7,  201  f., 
Tert.  d.  an.  15,  Cael.  Aurelian.  d.  morb.  acut.  1,  14,  Aet.  Plac.  4.  2,  8  [Diels 
Dox.  S.  387]).  Wie  die  Epikureer  bekannte  er  sich  zu  einer  Korpuskulartheorie, 
der  er  freilich  im  Anschluß  an  Herakleides  Pontikos  (s.  oben  S.  356)  eine  be- 
sondere Wendung  gab:  für  die  letzten  Bestandteile  der  Dinge  erklärte  er  avuonoi. 
oyy.ot,  d.  i.  diskrete,  nicht  miteinander  verbundene»)  Urkörperchen,  die  aber 
nicht,  wie  die  demokritisch-epikureischen  Atome,  unteilbar  sind,  sondern  beim 
Aufeinanderprallen  in  zahllose  Bruchstücke  zersplittern.  Wie  die  ävagfioi  oyxoi 
den  Atomen,  so  entsprechen  die  von  Asklepiades  zwischen  ihnen  angesetzten 
TTÖQoi  dem  Leeren  des  Demokrit  und  Epikur  (Sext.  Emp.  Hyp.  Pyrr.  3,  32,  adv. 
math.  10,  318,  Ps.-Gal.  Hist.  philos.  18  [Diels  Dox.  S.  610,  21  ff.],  Gal.  de  ther. 
11,  XIV  250  K.,  Introd.  9,  XIV  698  K.). 

§  61.  Da.s  epikureische  System,  I:  Allgemeines. 
Kanonik  (Logik,  Erkenntnistheorie,  Sprachphilo- 
sophie, Rhetorik).  Die  Philosophie  wird  von  Epikur  dem 
praktischen  Zwecke  der  Erwerbung  der  Glückseligkeit  dienstbar 
gemacht.  Deshalb  steht  unter  den  drei  Teüen  der  Philosophie, 
die  er  herkömmlicherweise  annimmt,    die  praktische  Philosophie 


>)  Schwerlich  richtig  bezieht  Heidel,  Trans,  of  the  Amer.  Philol.  Ässoc.  40 
(1910),  S.  19  ff.  unter  Hinweis  auf  Philostr.  Ileol  yv/tr.  29.  48  ävao/noi  auf  die 
Zerbrechlichkeit  {docxvazol  Gal.  Introd.  9,  XIV  698  K.,  vgl.  Aet.  1,  13,  4  j Diels 
Dox.  S.  312  b  10])  der  Urkörperchen. 


§  Gl.    Das  epikureieche  System,  I:  Allgemeines.    Kanonik.  471 

(die  Ethik)  an  der  Spitze:  die  Logik  stellt  er,  soweit  er  sie 
gelten  läßt,  in  den  Dienst  der  Physik  und  diese  wiederum  in 
den  Dienst  der  Ethik.  Seine  Logik,  die  er  Kanonik  nennt, 
soll  die  Normen  (Kanones)  der  Erkenntnis  und  die  Prüfungs- 
mittel (Kriterien)  der  Wahrheit  lehren.  Als  Kriterien  be- 
zeichnet Epikur  die  Wahrnehmungen,  die  Begriffe  (TtQohjilieig) 
und  die  Gefühle.  Alle  Wahrnehmungen  sind  als  solche 
wahr  und  unwiderleglich.  Die  Begriffe  sind  die  mit  dem 
Namen  einer  Sache  sich  einstellenden  Erinnerungsbilder  früherer 
Wahrnehmungen.  Die  Meinungen,  die  sich  auf  die  Über- 
einstimmung unserer  Wahrnehmungen  und  Begriffe  mit 
den  Tatsachen  beziehen,  sind  wahr  oder  falsch,  je  nachdem 
sie  durch  Wahrnehmungen  bestätigt  oder  widerlegt  werden. 
Die  Gefühle,  nämlich  Lust  und  Schmerz,  sind  die  Kriterien 
dessen,  was  zu  erstreben  oder  zu  meiden  ist.  Von  der  Dialektik 
will  Epikur  nichts  wissen.  Eine  Theorie  der  Begriffs-  und 
Schlußbildung  findet  er  entbehrlieh,  da  durch  kunstmäßige 
Definitionen,  Einteilungen  und  Syllogismen  die  Wahrnehmung 
doch  nicht  ersetzt  werden  könne.  Dagegen  wird  in  der  epiku- 
reischen Schule  die  Induktion  sehr  hoch  geschätzt,  ohne  daß 
jedoch  für  sie  feste  wissenschaftlich  brauchbare  Regeln  aufgestellt 
würden.  In  der  Sprachphilosophie  entscheidet  sich  Epikur 
für  die  Ansicht,  daß  die  Sprache  (piaei  entstanden  sei.  Der 
Rhetorik  spricht  er  praktischen  Wert  ab. 

Quellen:  Begriff,  Zweck  und  Einteilung  der  Philosophie:  Fragm.  219  ff. 
242  f.  Us.;  Diog.  Laert.  10,  29  (Us.  S.  370,  14  f.).  Kanonik:  Diog.  L.  10,  37  f. 
(S.  4,  14  ff.  Us.),  dazu  Us.  S.  374.  Fragm.  242—265  Us.,  dazu  Us.  S.  348-350. 
Philodem  IJsol  otjueiwr  xal  arjf^ieiwoeoiv. 

Die  folgende  Darstellung  legt  im  wesentlichen  unsere  Überlieferung  über 
Epikurs  eigene  Lehre  zugrunde  und  verzichtet  darauf,  die  im  Laufe  der  Zeit 
hervorgetretenen  Lehrdifferenzen  innerhalb  der  Schule  im  einzelnen  zu  beleuchten. 
Daß  die  Fortpflanzung  der  Lehre  Epikurs  im  ganzen  von  einem  konservativen 
Zuge  beherrscht  ist,  wurde  schon  oben  S.  466  bemerkt,  ebenso  aber  auch,  daß 
die  Annahme  einer  absoluten  Starrheit  dieser  Lehrtradition  verfehlt  ist.  Trotz 
der  praktischen  Einseitigkeit  und  der  Abneigung  gegen  wissenschaftliche  Ver- 
tiefung, die  dem  Epikureismus  von  Hause  aus  eigen  ist,  unterlag  doch  auch  er 
der  Wirkung  des  Reibungsprozesses  zwischen  den  verschiedenen  nebeneinander 
bestehenden  Schulen,  und  es  konnte  nicht  fehlen,  daß  Angriffe  von  anderer  Seite 
auch  hier  eine  eingehendere  Stellungnahme  zu  wissenschaftlichen  Problemen  her- 
beiführten. Eine  ähnliche  Bedeutung.  Avie  sie  der  Polemik  der  neueren  Akademie 
für  die  Entwicklung  der  Stoa  zukam,  hatten  für  den  Kepos  die  Angriffe  des 
Poseidonios  auf  Epikur,  deren  Wirkungen  in  der  mehr  gelehrten  Methode  des 
Zenon  und  Phaidros  zutage  treten.  Schon  vorher,  unter  ApoUodoros,  dem 
Gartentyrannen,     hatte    in    Rücksicht    auf    das    unspekulative    römische    Philo- 


412  >?  '^^-     ^'^^  epikureische  System,  I:  Allgemeines.     Kanonik. 

sophieren  geschichtliche  Betätigung  in  Gestalt  doxographiseher  Arbeit  in  der 
Schule  Raum  gefunden  (vgl.  Diels,  Element.  11;  Sitz.  d.  Berl,  Ak.  1897,  1062). 
Daß  mit  der  zunehmenden  Vertiefung  auch  innerhalb  der  Schule  mehr  oder 
minder  eingreifende  Meinungsverschiedenheiten  entstanden,  läßt  insbesondere 
Philodem  deutlich  erkennen  (vgl.  Philippsons  oben  S.  468  angeführten  Aufsatz; 
zum  Abfall  späterer  Epikureer  von  der  epikurischen  Orthodoxie  s.  auch  Diels, 
Abh.  d.  Berl.  Ak.  1915,  philos.-hist.  Kl.,  Nr.  7  S.  49  f.). 

Epikur  definiert  die  Philosophie  als  Tätigkeit,  welche  uns  durch  Unter- 
suchungen (Reden)  und  Erwägungen  die  Glückseligkeit  verschafft  (s.  oben  S.  6 
jFragm.  219  Us.],  vgl.  auch  Diog.  L.  10,  122,  Us.  S.  59;;  der  praktische  Ge- 
sichtspunkt ist  also  der  allein  geltende.  Nach  Diog.  L.  10,  29  (Us.  S.  370,  14  f.) 
statuierte  Epikur  drei  Teile  der  Philosophie:  to  re  navovixov  xai  cpvoixdv  y.ai 
tjOiy.öv.  Die  Kanonik  wurde  nach  Diog.  L.  10,  3D,  Sen.  Epist.  89,  11  (Fragra. 
242  Us.)  mit  der  Physik  in  enge  Verbindung  gebracht.  So  ließ  sich  auch  be- 
haupten, die  Epikureer  hätten  nur  zwei  Teile  der  Philosophie  anerkannt,  Physik 
und  Ethik,  eine  Behauptung,  die  durch  die  dürftige  Behandlung  der  Logik  unter- 
stützt wurde  (vgl.  Cic.  de  fin.  1,  7,  22  [Fragm.  243  Us.]). 

Epikur  verwarf  die  Dialektik  (Cic.  de  fm.  1,  7,  22  [Us.  S.  178,  24  ff.J)  und 
erklärte  es  für  genügend  rohe  rfvoty.ovg  '/cagtlv  xara  xovg  r&v  nQayixcnoiv  (fdöyyov? 
(Diog.  L.  10,  31  [Us.  S.  105,  11  f.,  189,  8  f.]).  Bei  der  Erkenntnis  kommt  es  vor 
allen  Dingen  auf  die  augenscheinliche  Deutlichkeit  an:  Sext.  adv.  math.  7,  216 
(Us.  S.  182,  18  f.):  nävTcov  de  >cQ>]rrig  y.ai  de^ishog  fj  ivdgyfia;  diese  kommt  der 
Wahrnehmung  zu.  In  der  „Kanon"  betitelten  Schrift  sagte  Epikur  (nach 
Diog.  L.  10,  31  [Us.  S.  371,  6  ff.J):  yoirt'jQia  njg  d/,t]&siag  sivai  rag  ala&rjOEig  y.ai 
jroo/.r/if'Eig  y.ai  rä  nädt],  die  Epikureer  aber  fügten  hinzu:  xul  rüg  q uvTaariy.ug 
imßo/.äg  rijg  diavoi'ag  (Vorstellungen  der  Phantasie).  Doch  scheint  nach  Diog.  L. 
10,  38  (Us.  S.  5,  7  ff.),  vgl.  Diog.  L.  10,  147  (Us.  S.  76,  13  f.),  auch  dem  Epikur 
selbst  dieses  letztere  Kriterium  nicht  fremd  gewesen  zu  sein  ;  an  der  angeführten 
Stelle  des  Kanon  mag  es  weggelassen  sein,  weil  die  Phantasievorstellungen  als 
Erzeugnis  wiederholter  Wahrnehmungen  mit  diesen  selbst  gegeben  sind.  Es  gibt 
nichts,  was  Wahrnehmungen  widerlegen  könnte;  denn  weder  anderen  Wahr- 
nehmungen, noch  der  Vernunft,  die  ganz  aus  Wahrnehmungen  erwächst,  kommt 
höhere  Autorität  zu.  Auch  die  Phantasmen  der  Wahnsinnigen  und  die  Träume 
sind  etwas  Wirkliches  und  sind  wahr  (dhjOr/),  denn  sie  machen  Eindruck  {y.tvei 
yäo),  das  Nichtseiende  aber  vermöchte  dies  nicht  (Diog.  L.  10,  32  [Us.  S.  372, 
4  f.]).  Es  ist  klar,  daß  mit  diesem  Argument  nur  die  psychische  Wirklichkeit 
der  Vorstellung,  keineswegs  aber  ihre  Übereinstimmung  mit  einem  objektiven 
Tatbestande  —  die  Wahrheit  der  Vorstellung  —  bewiesen  ist.  Die  Wahrheit 
der  Vorstellung  ist  Gegenstand  der  Meinung  (Sd^a),  die  nach  Epikur  auf  dem 
sogleich  anzugebenden  Wege  zu  prüfen  ist. 

Über  die  Entstehung  der  Wahrnehmungen  durch  die  von  den 
Dingen  ausgehenden  Ausflüsse  und  Bilder  wird  in  §  62  im  Zusammenhange  der 
epikureischen  Psychologie  gesprochen  werden. 

Der  Begriff  (.-rgo/.»;?/;  <  ?)  im  epikureischen  Sinne  ist  kein  methodisch  ge- 
wonnenes Ergebnis  logbchen  Operierens  —  das  Definieren  verwarf  Epikur  — , 
sondern  ein  in  uns  beharrendes  allgemeines  Gedächtnisbild,  die  Erinnerung  an 
viele  gleichartige  Perzeptionen  eines  Objekts  {y.ado'/.iy.i]  vötjoig  =  /tirtj/ni]  rov  Jio).- 
j.dy.ig  k'^ioOsv  cfavFvrog,  Diog.  L.  10,  33  [Us.  S.  372,  7  f.]).  Er  taucht  bei  dem 
Gebrauche  des  Wortes,  wodurch  das  betreffende  Objekt  bezeichnet  wird,  in  uns 
auf,  nachdem  wir  dieses  Objekt  früher  durch  sinnliche  Wahrnehmung  kennen 
gelernt   haben,      Hören  wir  das  Wort  „Mensch",   so  tritt  sofort   das   allgemeine 


§  61.     Das  epikureische  System,  I:  Allgemeines.    Kanonik.  473- 

Bild  des  Menschen  vor  unsere  Seele.  Die  epikureische  nQÖkmpig  ist  also  von 
der  .-roöÄtjt/jis  und  der  xoir!/  k'rvoia  der  Stoiker  wohl  zu  unterscheiden.  Die 
Meinung  {öö^u)  oder  Annahme  (v.to/. »/i/u?)  bildet  sich  aus  den  Eindrücken 
der  Objekte  durch  deren  Fortwirkung  in  uns.  Sie  geht  teils  auf  Zukünftiges 
(.-Tgooiih-ot),  teils  auf  nicht  Wahrnehmbares  (ädtj/.nr).  Sie  kann  wahr  und  falsch 
sein.  Sie  ist  wahr,  wenn  Wahrnehmungen  für  sie  zeugen  («V  t-rrtftaQTvoijrai,  wie 
z.  B.  eine  richtige  Annahme  über  die  Gestalt  eines  Turmes  durch  die  Wahr- 
nehmungen aus  der  Nähe  das  Zeugnis  der  Wahrheit  erhält),  oder,  falls  diea 
wenigstens  direkt  nicht  geschehen  kann  (wie  z.  B.  bei  der  Annahme  von  Atomen), 
nicht  gegen  sie  zeugen  (>/  ,«;)  ävT/^iaoTvgfjTai);  im  Gegenfalle  ist  sie  falsch  (Diog. 
L.  10,  34;  Sext.  Emp.  adv.  math.  7.  211  ff.  [Us.  S.  372,  19  ff.,  181,  12  ff.i). 
Den  Fortgang  von  den  Erscheinungen  zu  der  Erforschung  des  Verborgenen  (der 
nicht  in  die  Sinne  fallenden  Ursachen,  wie  insbesondere  der  Atome)  fordert 
Epikur  (Diog.  L.  10,  32:  ttsqI  Ttüv  ddr,/.(or  0.716  rwr  r^atj'o^igvcov  /grj  oij  11  e  lovaßu  t 
[Us.  S.  372,  1]),  ohne  die  logische  Theorie  dieses  Forschungsweges  eingehender 
zu  entwickeln  (was  später  die  Epikureer  Zenon  und  Philodemos  versucht 
haben). 

Die  Gefühle  {:räß>j),  d.  h.  Lust  und  Schmerz  (i^dori]  und  u/.yijdo'n-),  sind 
die  Kriterien  für  das  praktische  Verhalten  (Diog.  L.  10,  34  [Us.  S.  373,  1  ff.]). 

Nur  über  die  elementarsten  Erkenntnisprozesse  handelt  Epikur  mit  einiger 
Sorgfalt;  er  vernachlässigt  die  logischen  Operationen,  durch  welche 
der  Fortschritt  über  die  bloße  Wahrnehmung  hinaus  gewonnen  wird.  Von 
den  mathematischen  Wissenschaften  urteilt  er  (nach  Cic.  de  fin,  1,  21,  72 
[Fragm.  227  Us.]):  a  falsis  initiis  profecta  vera  esse  non  possunt,  et  si  essent 
Vera,  nihil  afferrent  quo  iucundius,  i.  e.  quo  melius  viveremus.  Über  die  Ver- 
nachlässigung der  Dialektik  durch  ihn  läßt  Cicero  de  fin.  1,  7,  22  (Us.  S.  178,. 
22  ff.)  klagen:  in  altera  philoso])hiae  parte,  quae  /.oyiy.i)  dicitur,  iste  vester  (Epi- 
curus)  plane,  ut  mihi  quidem  videtur,  inermis  ac  nudus  est:  tollit  definitiones; 
lühil  de  dividendo  ac  partiendo  docet;  non  quo  modo  efficiatur  concludaturque 
ratio  tradit;  non  qua  via  captiosa  solvantur,  arabigua  distinguautur  ostendit  (vgL 
Cic.  de  fin.  1,  19,  63  [Us.  S.  178,  3]).  Dabei  gab  Epikur  zu,  daß  jede  Er- 
örterung, wenn  sie  zum  Ziele  führen  soll,  die  Einigung  über  das  Wesen  des  zu 
erörternden  Gegenstandes  voraussetze;  gleichwohl  wollte  er  von  einer  Begriffs- 
bestimmung nichts  wissen  (Cic.  de  fin.  2,  1,  3  f.  [Fragm.  264  Us.]).  Doch  enthält 
die  Schrift  des  Philodemos  .t£0(  aijueko^-  y.al  otj/nEiwoecor,  Avelche  auf  Vorträgen 
des  Epikureers  Zenon,  des  Lehrers  des  Philodemos,  beruht,  einen  achtungswerten 
Versuch  einer  Theorie  des  analogischen  und  induktiven  Schließens  (s.  Th.  Gom- 
perz  in  den  Herkulan.  Studien,  Heft  1,  Vorwort,  sowie  Bahnsch  und  Philippson 
in  den  imten  S.  158*  angeführten  Abhandlungen),  indem  sie  besonders  auf  die 
Angriffe  der  Stoiker  gegen  die  Induktion  eingeht.  Der  Analogieschluß  (o  y.ara 
zr-v  o/noiörtjza  Toö.-rog)  ist  der  Weg  von  dem  Gegebenen  zu  dem  Unbekannten  (a.Tt> 
Tcov  (pairouercov  e:tI  zdcpar}]  ifszaßaivetv).  Zenon  verlangt,  daß  in  verschiedenen 
Exemplaren  des  nämlichen  Genus  die  konstanten  Eigenschaften  aufgesucht  wer- 
den, die  dann  auch  den  übrigen  Exemplaren  eben  desselben  Genus  zugeschrieben 
werden  dürfen.  Er  setzt  also  eine  gleichmäßige  Beschaffenheit  der  Dinge  voraus. 
Ohne  die  Induktion  ist  es  nicht  möglich,  in  der  Erkenntnis  der  Xatur  vorzu- 
schreiten. Die  Erfahrung  ist  zwar  die  Quelle  aller  Erkenntnisse,  aber  eben  sie 
zeigt  uns,  daß  es  gewisse  Gleichförmigkeiten  in  der  Xatur  gibt,  durch  deren 
Erkenntnis  wir  in  den  Stand  gesetzt  Merden,  über  den  Kreis  der  Erfahrung 
hinauszugehen.  Haben  wir  voreilig  auf  diesem  Wege  Schlüsse  gezogen,  so  tritt 
die    Erfahrung    selbst    wieder    korrigierend    ein.      Nach  Prokl.    zu   Eukl.   S.  199, 


474  §  ^"2-     l^as  epikureische  System,  II:  Physik. 

11  ff.,  214,  18  ff.  Friedl.  hat  Zenon  (der  auch  den  Karneades  gehört  hat)  die 
Gültigkeit  der  mathematischen  Beweisführung  bestritten  (wie  schon  Protagoras, 
s.  oben  S.  131),  der  Stoiker  Poseidonios  dieselbe  verteidigt. 

Die  Sprache  ist  nach  Epikur  durch  einen  natürlichen  Prozeß  (qivasi), 
nicht  durch  Konvention  (Ofoei)  entstanden.  Er  teilt  also  den  Standpunkt,  den 
Piaton  in  seinem  Kratylos  durch  den  gleichnamigen  Gesprächsteilnehmer  ver- 
fechten läßt  (s.  oben  S.  271).  Die  ersten  sprachlichen  Bezeichnungen  der  Dinge 
sind  als  Xaturlaute  dem  Husten,  Niesen,  Brüllen,  Bellen  und  Seufzen  zu  ver- 
gleichen  (Diog.  L.  10,  75  [S.  27,  4  ff.  Us.|,   dazu  S.  380   und  Fragm.  334  f.  Us.). 

Die  Rhetorik  lehnte  Epikur  jedenfalls  insoweit  ab,  als  er  ihren  Nutzen 
für  gerichtliche  und  politische  Tätigkeit  in  Abrede  stellte.  In  der  Zeit  des 
Zenon  und  Philodem  bildete  die  Frage  nach  dem  Kunstwerte  der  Rhetorik  einen 
Streitpunkt  zwischen  athenischen  und  kleinasiatischen  Epikureern  (Für  Epikur 
s.  Usener  S.  109  ff.  Über  die  Schulstreitigkeiten  unterrichtet  Philodems  Rhetorik. 
Vgl.  dazu  auch  R.  Philippson,  Rhein.  Mus.  71  [1916],  439). 

§  62.  Das  epikureische  System,  11:  Physik  (Meta- 
physik, Theologie,  Kosmologie,  Naturphilosophie, 
Psychologie).  Der  Natuiiehre  gesteht  Epikur  nur  eine  Be- 
rechtigung des  praktischen  Nutzens  wegen  zu,  insofern  die  Ein- 
siclit  in  den  natürhchen  Zusammenhang  der  Dinge  die  Seele  von 
den  Schrecken  des  Aberglaubens  befreit.  Sie  zeigt,  daß  die 
Weh  nicht  das  Werk  der  Götter  ist  und  von  ihnen  nicht  be- 
herrsclit  wird,  daß  die  Seele  nach  dem  Tode  nicht  fortbesteht 
und  demnach  auch  keinen  ünterweltsqualen  unterworfen  ist. 
Die  Naturlehre  Epikurs,  die  diese  erlösende  Wirkung  ausüben 
soll,  kommt  im  wesentlichen  mit  der  demokritischen  überein. 
Alles,  was  geschieht,  hat  natürliche  Ursachen;  der  Annahme 
einer  Einmischung  der  Götter  bedarf  es  zur  Erklärung  der  Er- 
scheinungen nicht.  Doch  läßt  sich  nicht  in  jedem  einzelnen 
Falle  die  wirkliche  Naturursache  mit  völliger  Sicherheit  an- 
geben. Grundsätzlich  aber  steht  fest:  Nichts  wird  aus  dem 
NichtSeienden,  und  nichts  vergeht  in  ein  Nichtseiendes.  Von 
Ewigkeit  her  existieren  die  Atome  und  der  Raum.  Die 
Atome  haben  eine  bestimmte  Gestalt,  Größe  und  Schwere.  Ver- 
möge der  Schwere  bewegen  sie  sich  ursprünglich  nach  unten 
hin,  und  zwar  sämtlich  mit  gleicher  Schnelligkeit.  Durch  eine 
zufällige  Abweichung  einzelner  Atome  von  der  senkrechten 
Fallinie  entstehen  die  ersten  Kollisionen;  aus  diesen  gehen  teüs 
dauernde  Verflechtungen  hervor,  teils  durch  das  Abprallen  Be- 
wegungen nach  oben  und  seitwärts,  dann  die  Wirbelbewegung, 
durch  welche  die  Welten  sich  bilden.  Die  Erde  und  die  sämt- 
lichen uns  sichtbaren  Gestirne  bilden  zusammen  eine  Welt, 
neben  der  unendlich  viele  andere  bestehen.  Die  Gestirne  sind 
nicht    beseelt.      In   den  Intermundien    wohnen    die   Götter   und 


§  62.     Das  epikureische  System,  II:  Physik.  475 

führen  hier  ein  sehges,   von  keiner  Sorge  um  die  Weltregierung 
getrübtes  Dasein. 

Die  Tiere  und  Menschen  sind  Produkte  der  Erde;  die 
menschliche  Kultur  ist  von  einer  ursprünglich  sehr  tiefen 
Stufe  allmählich  zu  höherer  Entwicklung  fortgeschritten.  Die 
Seele  ist  ein  aus  feinen  Atomen  bestehender  luft-  und  feuer- 
artiger Körper,  der  durch  die  Gesamtmasse  des  Leibes  verbreitet 
ist.  Die  vernünftige  Seele  hat  ihren  Sitz  in  der  Brust.  Die 
leibliche  Umhüllung  bedingt  den  Bestand  der  Seele;  mit  der 
Vernichtung  dieser  Umhüllung  zerstieben  die  Seelenatome.  Die 
Sinneswahrnehmung  wird  durch  materielle  Bilder  möglich, 
die  von  der  Oberfläche  der  Dinge  ausgehen.  Auf  der  Fort- 
wirkung der  Sinneseindrücke  beruhen  Begriff  und  Meinung. 
Die  zufällige  Abweichung  von  Atomen  aus  der  senkrechten 
Fallinie  ist  die  Grundlage  der  Willensfreiheit. 

Quellen:  Epikurs  Brief  an  Herodotos  :Teol  tojv  rfvoty.Mv  und  der  unter 
Epikurs  Xamen  überlieferte  Brief  an  Pvthokles  :Teoi  röiv  fisreoioo»'  (Diog.  L.  10, 
35-11Ö,  Usener  Epic.  S.  1—55;  dazu  S.  374—390  Us.).  Epikur  Fragm.' 266  bis 
395  Us.  (dazu  das  Spicilegium  fragmentorum  S.  350  ff.).  Epikur  Uegl  cfvasog  (s. 
oben  S.  461  f.).  Epikurfragment  in  Oxvrhynch.  Pap.  II  n.  215  (Diels,  Sitz.  d. 
Berl.  Ak.  1916,  886  ff.;  hier  S.  902  ff.  der  Text).  Diels  Doxogr.  Gr.  (s.  d.  Index 
s.  V.  Epicurus).  Philodem  Usgi  dewv  A  F  (s.  oben  S.  463).  Philodem  Tleol  evoe- 
ßsia?  (s.  oben  S.  463  f.).      Cicero  d.  nat.  deor.  B.  1.      Lucretius  de  rerum  natura. 

An  die  Spitze  der  Physik  stellt  Epikur  i'bei  Diog.  L.  10,  38  [Us.  S.  5,  13J) 
den  Grundsatz:  ovökv  yivsrai  Ix  rov  jurj  ovrog  und  den  zugehörigen  (ebd.  39): 
ovdev  rf&etQsrat  dg  ro  /uij  or,  offenbar,  weil  diese  beiden  Sätze  den  Physiker  zur 
naturgemäßen  Erklärung  alles  Werdens  und  Vergehens  verpflichten.  Von  den 
Körpern  sind  (ebd.  40  f.)  die  einen  zusammengesetzt,  die  anderen  aber  die  Be- 
standteile, aus  welchen  jene  gebildet  sind.  Die  Teilung  des  Zusammengesetzten 
muß  endlich  auf  letzte  unteilbare  und  unveränderliche  Körper  {äroua  xal  äfiE- 
räßXrjra)  führen,  wenn  nicht  alles  sich  in  das  Nichtseiende  auflösen  soll.  Diese 
unteilbaren  Urkörper  oder  die  Atome  sind  zwar  von  verschiedener  Größe,  aber 
sämtlich  zu  klein,  um  einzeln  sichtbar  zu  sein.  Außer  Größe,  Gestalt  und 
Schwere  haben  sie  keine  Eigenschaften.  Ihre  Anzahl  ist  unendlich.  Wenn 
ferner  nicht  dasjenige  existierte,  was  wir  Leeres  und  Raum  oder  Ort  nennen,  so 
hätten  die  Körper  nichts,  worin  sie  sein  und  sich  bewegen  könnten.  Der 
Körper  ist  (nach  Sext.  Emp.  adv.  math.  1,  21  u.  ö.)  das  nach  drei  Dimensionen 
Ausgedehnte  und  Widerstand  Leistende  (Stoß  Verursachende,  t6  roiyjj  Öiaoraxov 
juera  ävznvjiiag).  Das  Leere  ist  im  Gegensatze  dazu  das  Ungreifbare,  die  cpvoig 
avaffrig  (ebd.  10,  2  [Us.  S.  350,  31]  und  Diog.  L.  10,  40  [Us.  S.  6,  9]).  Das 
Leere  {xev6%^,  der  Ort  (xönog')  und  der  Raum  {ywoa)  sind  ein  und  dasselbe  unter 
verschiedenen  nach  den  Umständen  sich  differenzierenden  Benennungen.  Sofern 
es  von  keinem  Körper  ausgefüllt  ist,  heißt  es  Leeres,  sofern  es  von  einem  Körper 
besetzt  ist,  Ort,  und  sofern  es  von  Körpern  durchfahren  wird,  Raum  (Fragm.. 271 
S.  192.  350  f.  Us.). 

Unter  den  Unterschieden  der  epikurischen  Ansicht  von  der  demokritischen 
ist  der  beträchtlichste  der,   daß  Epikur   nicht   einen   ursprünglichen  Wirbel  der 


476  §  62.    Das  epikureische  System,  II:  Physik. 

Atome  annimmt,  sondern  sie  vermöge  ihrer  vSchwere  fallen  und  vermöge 
einer  Art  von  individueller  Selbstbestimmung  oder  Willkür  um  ein  weniges  von 
der  Fallinie  abweichen  {.Tdofyy./.iri-iy,  declinare)  läßt,  letzteres,  um  den  ersten  Zu- 
sammenstoß zu  erklären;  Lucr.  2,  216  ff. : 

lUud  in  his  quoque  te  rebus  cognoscere  avenius, 

Corpora  cum  deorsum  rectum  per  inane  feruntur 

Ponderibus  propriis,  ineerto  tempore  ferme 

Incertisque  loci  spatiis  depellere  paulum, 

Tantum  quod  nomen  mutatura  dicere  possis. 

Quod  nisi  declinare  solerent,  omnia  deorsum 

Imbris  uti  guttae  caderent  per  inane  profundum. 

Nee  foret  offensus  natus  nee  plaga  M-eata 

Principiis:  ita  nil  unquam  natura  creasset. 

Vgl.  Cic.  de  fin.  1,  6,  18,  de  nat.  deor.  1,  25,  69,  Aet.  Plac.  1,  12,  5  (Fragm. 
280  ff.  Us.).  An  der  letztgenannten  Stelle  heißt  es:  xivelodm  xa  äzof.ia  tote  ixsv 
xazä  oTÜd/xtjv  rore  öh  xarä  nuQEyxXiaiv ,  rä  8f  ävco  xirov^sva  xaxa  7i/.r]yT]v  xai 
djioncd/iwv.  Epikur  legt  so  diejenige  Art  von  Freiheit  (oder  vielmehr  Willkür), 
die  er  dem  menschlichen  Willen  zuschreibt,  gewissei-maßen  schon  in  die  Atome 
hinein.  .  Die  Freiheit  des  menschlichen  Willens  ist  nach  Lucr.  2,  251  ff.  nicht 
erklärbar,  wenn  nicht: 

declinando  faciunl  primordia  motus 
Principium  quoddam,  quod  fati  foedera  rumpat, 
Ex  infinito  ne  causam  causa  sequatur. 

Die  Bewegung  der  Atome  ist  nicht  von  dem  Gedanken  des  Zweckes 
geleitet.  Die  empedokleische  Ansicht  (s.  oben  S.  107),  unter  den  vielen  zufälligen 
Naturgebilden,  die  zunächst  entstanden,  seien  einzelne  lebensfähige  gewesen,  imd 
diese  hätten  sich  erhalten,  während  die  übrigen  untergingen,  wird  vom  Epiku- 
reismus  wieder  aufgenommen.     Lucretius  sagt  1,  1021  ff.: 

Nam  certe  neque  consilio  primordia  rerum 
Ordine  se  suo  quaeque  sagaci  mente  locarunt. 
Nee  cjuos  quaeque  darent  motus  pepigere  profecto: 
Sed  quia  multa  modis  multis  mutata  per  omne 
Ex  infinito  vexantur  percita  plagis 
Omne  genus  motus  et  coetus  experiundo, 
Tandem  deveniunt  in  talis  disposituras, 
Qualibus  haec  rerum  consistit  summa  creata. 

Auch  Epikur  selbst  weist  ausdrücklich  die  Annahme  göttlicher  Leitung  ab. 
Die  Bekämpfung  der  Lehre  von  der  ztqövoiu  bildet  einen  Hauptpunkt  in  der 
Polemik  des  Kepos  gegen  die  Stoa.  Nichts  gilt  ihm  für  irriger  als  die  Meinung, 
daß  die  Gottheit  um  der  Menschen  willen  die  Welt  geschaffen  und  eingerichtet 
habe.  Von  den  Erwägungen,  auf  welche  sich  die  Epikureer  in  diesem  Kampfe 
stützten,  gibt  neben  anderen  Stellen  Lucr.  5,  165  ff.  eine  Probe.  Aber  auch  im 
übrigen  steht  die  Welt  nirgends  unter  göttlicher  Einwirkung.  Diog.  L.  10,  76  f. 
(S.  27,  17  ff.  Us.):  Man  muß  nicht  meinen,  die  Bewegung  der  Gestirne,  ihr  Auf- 
und  Untergang,  ihre  Verfinsterungen  und  ähnliches  werde  durch  irgend  ein 
Wesen  gewirkt  und  geordnet,  welches  zugleich  die  volle  Glückseligkeit  und  Uu- 
vergänglichkeit  besitze;  denn  Arbeiten  und  Sorgen,  Zorn  und  Gunst  stimmen 
nicht  mit  der  Glückseligkeit  und  Selbstgenügsamkeit  zusammen.  Vgl.  Fragm. 
367  ff.  Us.;  s.  auch  Fragm.  360  ff. 


§  G2.     Das  epikureische  System,  II :  Physilc.  477 

Eine  Welt  {y.6af<og)  ist  nach  Epik,  bei  Diog.  L.  10,  88  (8.  37,  7  ff.  Us.) 
negioxt)  tii  ovourov,  äaroa  ts  y.ai  yfjv  y.ul  :jdvxa  rä  (fairöiievu  :TfoiFyovoa,  unoTOfii]v 
e/ovaa  d.iö  rov  dnsiQov.  Solcher  Welten  gibt  es  unendlich  viele;  sie  sind  ge- 
worden uiid  vergänglich  (ebd.  89,  dazu  S.  380  Us.;  Fragm.  301  Us.,  dazu  S.  353 
Us. ;  über  das  Universum  und  die  einzelnen  Welten  Fragra.  295  ff.  Us.). 

In  der  speziellen  Physik  befleißigt  sich  Epikur  gern  der  Enoyi).  Er  hält 
«s  für  falsch,  über  die  ädt]?.u,  namentlich  über  Astronomisches,  eine  einzige  be- 
stimmte Theorie  anzugeben  und  sie  als  richtig  hinzustellen;  er  gibt  vielmehr  für 
alles  verschiedene  Arten  der  Erklärung.  Es  kommt  ihm  nur  darauf  an,  zu 
zeigen,  daß  eine  rein  mechanische  Xaturerklärung,  die  die  Götter  völlig  aus  dem 
Spiele  läßt,  möglich  ist,  und  die  Bahnen  zu  weisen,  in  denen  eine  solche  Er- 
klärung sich  bewegen  müßte.  Welche  Erklärung  im  einzelnen  Faile  die  wirklich 
zutreffende  ist,  hat  bei  der  praktischen  Tendenz,  der  im  letzten  Grunde  auch 
seine  Naturphilosophie  dienen  soll,  für  ihn  keine  große  Bedeutung,  Diese 
Gleichgültigkeit  Epikurs  in  naturwissenschaftlichen  Dingen  zeigt  z.  B.  Aet.  2, 
22,  6,  Fragm.  344  Us.:  '/4)'a^ifievt]g  :rlarvv  u>g  TthaXor  rör  fj^.tov.  'HQax/.eiro? 
axaq^oeidi],  vtjöxvQXOV,  ol  ^xoiixoi  atpaigosiörj  to?  rdr  y.öouov  xal  ra  äorga.  'Etii- 
xovoog  ivdsyea&ai  rä  jrQosigi]  liisva  :iävra.  Ähnlich  lunius  PhUarg.  zu 
Verg.  Georg.  2,  478  S.  248  Urs.  (Fragm.  347  Us.):  Varios  defectus  secundum 
Epicurnm,  qui  ait  non  unam  causam  pronuntian  dam,  qua  sol  deficere 
videtur,  sed  varias:  potest  enim  fieri  ut  extinguatur,  ut  longius  recedat,  ut 
aliquod  eum  corj^us  abscondat.  So  heißt  es  ferner  von  der  Größe  der  Sonne, 
des  Mondes  und  der  übrigen  Gestirne  im  Brief  an  Pythokles  (Diog.  L.  10,  91- 
[S.  39,  5  f.  Us. ;  dazu  S.  382  Us.]):  ^xoi  fisT^ov  xov  ÖQOjfisvov  i]  juixqcö  klarrov  i) 
x->]).iy.omov  xvy/drsi.  Um  die  letzte  Annahme  als  möglich  zu  erweisen,  sagte  er: 
ginge  durch  die  Entfernung  die  (wirkliche)  Größe  (anscheinend)  verloren,  so 
müßte  dies  erst  recht  von  der  Farbe  gelten  (die  sich  doch  augenscheinlich 
erhalte). 

Die  Götter  (des  Volksglaubens)  haben  nach  Epikur  Existenz  als  unver- 
gängliche und  selige  Wesen.  Wir  haben  von  ihnen  eine  deutliche  Erkenntnis, 
indem  sie  öfters  den  Menschen  erscheinen  und  hiervon  Eriimerungsbilder  (Be- 
griffe, :xooh)\pEiQ,  s.  oben  S.  472)  zurückbleiben.  Die  Meinungen  der  Menge 
über  die  Götter  aber  sind  falsche  Annahmen  {vicoXriyjsig  ipsvdeTg),  da  sie  vieles 
enthalten,  was  mit  der  Unvergänglichkeit  und  Seligkeit  der  höchsten  Wesen 
unvereinbar  ist  (Epik,  bei  Diog.  L.  10,  123  f.  [S.  59,  16  Us.,  dazu  S.  390  Us.j). 
Die  Götter  sind  aus  den  feinsten  Atomen  gebildet,  haben  menschliche  Gestalt 
und  M'ohnen  in  den  leeren  Räumen  zwischen  den  Welten  (Cic.  de  nat.  deorum 
2,  23,  59;  de  div.  2,  17,  40  [S.  234  Us.];  Lucret.  3,  18  ff.;  5,  146  ff.).  Sie 
kümmern  sich  nicht  um  die  Welt  und  um  die  Menschen,  sondern  frei  von  allen 
Leistungen  {äXsnovQyi^xoi)  genießen  sie  ungetrübtes  Glück.  Nicht  Furcht  vor 
ihnen,  sondern  die  Bewunderung  ihrer  Vortrefflichkeit  ist  für  den  Weisen 
das  Motiv,  ihnen  Verehrung  zu  erzeigen.  Zugleich  dienen  sie  als  ideale 
Gestalten  dem  ästhetischen  Interesse.  Die  wahre  Frömmigkeit  besteht  in  der 
Verehrung  des  richtigen  Denkens.  Das  schließt  die  Teilnahme  an  dem  üblichen 
Götterkultus,  insbesondere  an  den  Opferfesten  nicht  aus,  aber  die  Angst  vor  den 
Göttern  und  der  Glaube,  daß  man  sich  durch  Opfer  ihre  Gunst  erkaufen  oder 
sich  von  ihrer  Ungunst  loskaufen  könne,  sind  durchaus  abzuweisen.  —  Das  Ein- 
zelne über  die  Theologie  Epikurs  und  seiner  Schule  s.  bei  Usener  Fragm.  352  ff. 
384  ff.,  im  Epikurfragment  Oxyrh.  Pap.  II  n.  215  nebst  Diels'  Erläuterung  (s.  o. 
S.  462),  bei  Cic.  de  nat.  deor.  1,  10,  25  ff.,  Philod.  Ueol  svosßeiag  und  IIsqI  deöjv 
mit  Diels"  Erläuterungen  (s.  o.  S.  463). 


47S  §  62.     Das  epikureische  iSystem,  II:  Physik. 

Die  Seele  ist  nach  Epikur  (bei  Diog.  L.  10,  63  [S.  19,  17  f.  Us..  dazu 
S.  378  f.  üs.J)  ein  fein  teiliger,  durch  die  gesamte  (Atomen-)  Häufung  (des  Leibes) 
hin  verstreuter  Körper  (om/iu  /.«.Tro/zfof?  .-rag'  ö/.or  t6  aOgoioftd  .-ragea.-zao/th-ov). 
Sie  ist  am  ähnlichsten  einem  Lufthauch;  doch  ist  in  ihr  etwas  von  der  wannen 
Substanz  der  luftartigen  beigemischt.  Ihre  Atome  sind  nach  einem  Scholion  des 
Briefes  an  Herodot  (Fragm.  311  Us.,  dazu  S.  353,  28  f.  Us.)  glatt  und  rund  und 
von  den  Feueratomen  sehr  verschieden.  Anderwärts  (Aet.  Plac.  4,  3,  11,  Fragm. 
315  Us.)  heißt  es.  daß  Epikur  die  Seele  bezeichnet  habe  als  xoä^a  ix  xfxxäoojv, 
ix  :;toiov  TivQCoSovg,  ix  Jioiov  deQcööovg,  ix  cjoiov  .-jrfi'/uarixov,  ix  reiägiov  Ttvog 
dxHTorouäorov  —  ZU  dem  letzten  bemerkt  der  Doxograph:  tovto  S"  i)r  avTM  xo 
aiaOtjxixni'  (vgl.  Plut.  geg.  Kolot.  20  S.  1118 d  [Fragm.  314  Us.j).  Von  diesen 
vier  Mischungselementen  sollte  das  erste  die  Körperwärme,  das  zweite  die  Ruhe, 
das  dritte  die  Bewegung,  das  vierte  die  Empfindung  (Wahrnehmung)  bewirken. 
In  der  Seele  sind  ein  vemunftloser  und  ein  vernunftbegabter  Teil  zu  scheiden. 
Letzterer  hat  seinen  Sitz  in  der  Brust,  wie  die  (in  der  Bewegung  des  Herzens 
sich  kundgebenden)  Affekte  der  Furcht  und  der  Freude  beweisen.  Der  vernunft- 
lose Seelenteil  verbreitet  sich  (als  Lebensprinzip)  durch  den  ganzen  Leib  (so  Aet. 
4,  4,  6  S.  390  D.  [Fragm.  312  Us.J,  durch  den  übrigen  Leib  [mit  Ausschluß  der 
Brust]  nach  dem  Scholion  zu  Epikurs  1.  Brief  bei  Diog.  Laert.  10,  66  [S.  21,  15 
und  Fragm.  311  Us.J).  Im  Tode  zerstreuen  sich  die  Atome  der  Seele  (Epik,  bei 
Diog.  L.  10,  65  [S.  21,  8 f.  Us.;  dazu  S.  378  Us.]).  Nach  der  Auflösung  besteht 
keine  Empfindung  mehr;  der  Tod  ist  axegi^oig  ala&rioecog.  Wenn  der  Tod  da  ist, 
sind  wir  nicht  mehr  da,  und  solange  wir  sind,  ist  der  Tod  nicht  da,  so  daß  der 
Tod  uns  nichts  angeht  (o  dävuxog  ov{}kv  .-xgog  r/uäg,  Diog.  L.  10,  124  ff.  [S.  60, 
15  ff.  Us.,  dazu  S.  391  f.  Us.;  Diog.  L.  10,  139,  S.  71  Us.,  dazu  S.  395  Us.];  vgl. 
besonders  Lucr.  3,  828  ff.  nebst  R.  Heinzes  Kommentar  S.  162  ff.).  L^nkörper- 
lich  ist  nur  das  Leere,  das  nichts  wirken  kann,  also  nicht  die  Seele,  die  bestimmte 
Wirkungen  übt  (Diog.  L.  10,  67,  S.  22,  3  ff.  LTs.).  Weiteres  über  die  epikureische 
Psychologie  lehren  Epikurs  Brief  an  Herodotos  (Diog.  L.  10,  63  ff.  [S.  19,  15  ff. 
Us.]  mit  den  Parallelen  bei  Usener  S.  378  f.)  sowie  die  Fragmente  311  ff.  (Nach- 
trag S.  353  Us.)  und  336  ff.  Us. 

Die  Lehre  von  den  materiellen  Ausflüssen  der  Dinge  und  den  Bildern 
(sldcoka),  welche  die  Wahrnehmungen  vermitteln  sollen,  teilt  Epikur  mit  Demokrit 
(s.  oben  S.  122).  Diese  Bilder,  Typen  (xvjioi),  von  der  Oberfläche  der  Dinge 
ausgehend,  nehmen  ihren  Weg  durch  die  zwischenliegende  Luft  hin  zu  unserer 
Sehkraft  oder  unserem  Verstände  {slg  xijv  oxpiv  rj  xr]v  öiävoiav).  Auch  die  Ge- 
hörswahrnehmung erklärte  Epikur  in  analoger  Weise:  der  Ton  ist  eine  von  den 
Dingen  ausgehende  Strömung,  die  die  Gehörsorgane  trifft.  Epikur  sah  dem- 
gemäß mit  Demokrit  und  den  Stoikern  in  dem  Ton  etwas  Körperliches  (Diog.  L. 
10,  46-48  [S.  9,  12  ff.  mit  den  Parallelen  S.  376  Us.]  und  die  Fragmente  317  ff. 
nebst  Nachträgen  S.  353  Us.). 

Die  Setzung  eines  Schicksals  oder  Verhängnisses  [s^MQuivt])  als  einer 
besonderen  über  den  Lauf  der  Dinge  gebietenden  Macht  war  durch  die  mecha- 
nische Welterklärung  ausgeschlossen.  Für  Epikur  war  das  sehr  willkommen. 
Den  Kern  seiner  praktischen  Philosophie  bildete  das  Verlangen  nach  Unab- 
hängigkeit des  Individuums  von  außer  ihm  stehenden  Gewalten.  Mit  einer 
solchen  Unabhängigkeit  war  aber  eine  Schicksalsmacht  noch  weniger  vereinbar 
als  das  Eingreifen  der  Götter,  in  dessen  Bestreitung  Epikur  sich  nicht  genug  tun 
kann  (vgl.  Diog.  L.  10,  134  [S.  65,  12  ff.  L^s.]:  xqsTxxov  rjv  xco  .-legi  ßswr  fiv{)co 
xataxo/.ovßeTv  rj  zfj  xöjv  cpvoixwv  ei/Ltag/jsvt]  öovXsveiv  o  fiev  yäg  ekniöa  jiagaixi^aEcog 
vjioygdrpec    ßewv   8iä  xt^ifjg,    i)  öh  dTzagaixrjxov  r/Ei  xrjv  dvdyxT]v).       So    bildete    denn 


i 


§  63.     Das  epikuroischo  System,   III:  Ethik.  479 

der  Kampf  gegen  den  Fatalismus  einen  der  Streitpunkte  des  Epikureismus  gegen 
die  Stoa  (vgl.  S.  394  Us.).  Andererseits  ließ  auch  die  mechanische  Welterklärung 
bei  strikter  Durchführung  für  die  freie  Selbstbestimmung  des  Individuums  keinen 
Raum.  Epikur  durchbrach  daher  zugunsten  der  Willensfreiheit  die  Konsequenz 
dieser  Welterklärung,  indem  er  durch  die  Theorie  der  :Tuof.yx'/.i(fic:  die  Bewegung 
der  Atome  der  lückenlosen  Gesetzmäßigkeit  entrückte  (s.  oben  S.  476).  Aber 
diese  Konzession  war  vergeblich.  Auf  Zufälligkeiten  im  Spiel  der  einzelnen 
Atome  läßt  sich  nicht  die  Selbstbestimmung  der  menschlichen  Persönlichkeit  be- 
griinden.  Es  klafft  hier  ein  Widerspruch  zwischen  der  indeterministischen  Ethik 
Epikurs  und  einer  im  Prinzip  deterministischen  Physik,  der  nicht  dadurch  zu 
überbrücken  war,  daß  der  Philosoph  in  einem  Punkte  diesem  Prinzij:)  etwas  ver- 
gab. Dieser  Widerspruch,  der  sich  aus  der  Anlehnung  an  zwei  verschiedene 
Systeme  der  Vergangenheit  erklärt,  ist  eine  der  Hauptschwächen  des  Epiku- 
reismus. Er  bildet  eine  Parallele  zu  dem  Widerspruch,  der  in  der  Lehre  der 
Stoa  zwischen  ihrem  Fatalismus  und  den  Anforderungen  ihrer  Ethik  bestand 
(s.  oben  S.  455).  Wie  dort  das  Bedürfnis  sittlicher  Zurechnung,  so  ist  bei  Epikur 
das  Verlangen  nach  individueller  Freiheit  der  Grund  des  Widerstreites  gegen  die 
physikalischen  Voraussetzungen  des  Systems. 

s^  63.  Das  epikureische  System,  III:  Ethik  (Indi- 
vidualethik,  Politik,  Reclitsphilosophie).  Die  epiku- 
reische Ethik  rulit  auf  der  kyrenaischen.  Die  Glückseligkeit, 
welche  das  höchste  Gut  ist,  setzt  Epikur  in  die  Lust;  denn  auf 
diese  gehe  das  natürliche  Streben  eines  jeden  Wesens.  Die  Lust 
knüpft  sich  teils  an  die  Bewegung,  teils  an  die  Ruhe.  Die  Lust 
in  der  Bewegung  ist  die  einzige,  welche  die  Kyrenaiker  im 
allgemeinen  anerkannten;  dieser  Lust  aber  bedarf  es  nach  Epi- 
kur nur  dann,  wann  ihr  Mangel  uns  Pein  macht.  Die  Lust  in 
der  Ruhe  ist  die  Freiheit  vom  Schmerz.  Lust  und  Schmerz 
sind  ferner  teils  geistig,  teils  körperlich.  Nicht  die  körperlichen 
Empfindungen,  wie  die  Kyrenaiker  meinten,  sondern  die 
geistigen  sind  die  mächtigeren ;  denn  jene  sind  auf  den  Moment 
beschränkt,  diese  aber  haben  auch  Beziehung  auf  die  Ver- 
gangenheit und  Zukunft,  indem  durch  Erinnerung  und  Hoffnung 
die  Lust  des  Augenblicks  sich  verstärkt. 

Die  Setzung  der  Lust  zum  Ziele  erheischt  ein  Eingehen  auf  die 
Luststrebungen,  die  Begierden.  Von  diesen  sind  nach  Epikur 
einige  natürlich  und  notwendig,  andere  zwar  natürlich,  aber  nicht 
notwendig,  andere  endhch  weder  natürlich  noch  notwendig.  Die 
Rücksicht  auf  unsere  Seelenruhe  verlangt  möglichste  Be- 
schränkung der  Begierden.  Wichtige  Regel  ist  ferner,  daß  nicht 
jede  Lust  zu  erstreben  und  nicht  jeder  Schmerz  zu  fliehen  ist; 
denn  das,  wodurch  eine  gewisse  Lust  bewirkt  wird,  hat  oft 
Schmerzen  zur  Folge,  die  größer  sind  als  jene  Lust,  oder  raubt 
manche  andere  Lust,    und  das,  wodurch  ein  gewisser  Schmerz 


4g()  §  G:^.     Das  epikureische  System,  III:  Ethik. 

bewirkt  wird,  beugt  oft  anderen  gröljeren  Schmerzen  vor  oder 
hat  eine  Lust  zur  Folge,  die  größer  ist  als  jener  Sehmerz.  Bei 
einer  jeden  in  Frage  kommenden  Handlung  oder  Unterlassung 
ist  das  Maß  der  Lust,  die  voraussichtheh  teils  unmittelbar,  teils 
mittelbar  daraus  folgen  wird,  gegen  das  Maß  der  teils  unmittel- 
bar, teils  mittelbar  daran  geknüpften  Schmerzen  abzuwägen 
und  nach  dem  Übergewicht  A'on  Lust  oder  Schmerz  die  Ent- 
scheidung zu  treffen. 

Die  richtige  Einsicht,  die  in  dieser  Abwägung  sich  be- 
tätigt, ist  die  Kardinaltugend.  Aus  ihr  fließen  die  übrigen 
Tugenden  her.  Der  Tugendhafte  ist  nicht  der,  welcher  Lust 
hat,  als  solcher,  sondern  der,  welcher  richtig  zu  verfahren  weiß 
in  dem  Streben  nach  Lust;  da  aber  die  Erlangung  eines  mög- 
lichst hohen  Maßes  von  Lust  bei  dem  möglichst  geringen  Maße 
von  Schmerzen  durch  das  richtige  Verhalten  und  dieses  durch 
die  richtige  Einsicht  bedingt  ist,  so  folgt,  daß  nur  der  Ein- 
sichtige, d.  i.  der  Tugendhafte,  jenes  Ziel  zu  erreichen  vermag; 
der  Tugendhafte  erreicht  es  aber  gewiß.  Die  Tugend  ist  somit 
der  einzig  mögliche,  aber  auch  der  durchaus  sichere  Weg  zur 
Glücksehgkeit.  Der  Weise,  der  als  solcher  die  Tugend  besitzt, 
ist  demnach  stets  der  Glückseligkeit  teilhaftig.  Die  Zeitdauer 
der  Existenz  begründet  keinen  Unterschied  in  dem  Maße  der 
Glückseligkeit. 

Die  Beteiligung  am  Staatsleben  wird  als  der  seelischen 
Ruhe  abträglich  von  Epikur  im  allgemeinen  widerraten.  Das 
Recht  gilt  ihm  als  ein  zur  Verhütung  gegenseitiger  Schädigung 
geschlossener  Vertrag. 

Quellen:  Epikurs  Brief  an  Menoikeus  (Diotr.  L.  10,  122 — 135.  Usener 
Epic.  S.  59 — ^i6;  dazu  S.  390 — 394  Us.).  Der  größte  Teil  der  Kvotai  döiai  (Diog. 
L.  10,  139—154,  Usener  Epic.  S.  71  ff.;  dazu  S.  394  ff .  Us.)  Epikur  Fragm.  396 
bis  G07  (dazu  das  Spicilegium  fragmen forum  S.  356  ff.).  Die  ethischen  Schriften 
des  Philodemos  und  anderer  Epikureer  (s.  oben  S.  462  ff.). 

Der  Brief  an  Menoikeus,  der  für  Epikurs  Ethik  in  erster  Linie  maßgebend 
ist.  gibt,  wie  es  für  einen  Brief  natürlich  ist,  keine  systematische  und  straff 
disponierte  Darstellung  des  Gebietes.  Er  bietet  in  loser  Aneinanderreihung  die 
Erwägungen,  die  sich  dem  Verfasser  zunächst  ergeben,  mit  der  Unbestimmtheit, 
die  ihnen  in  dieser  Unmittelbarkeit  anhaftet.  Das  Lustprinzip  taucht  im 
Verfolg  des  Vortrags  auf;  Epikur  sagt  (Diog.  L.  10,  128,  S.  62,  23  f.  Us.):  rijv 
fjbovrjv  äg/r/v  y.al  rsXog  ).eyoi.iev  eivai  tov  ^axaglco?  Cfjv,  und  zur  Begründung  fügt 
er  bei  (Diog.  L.  10,  129,  S.  63,  1  f.  Us.):  wir  erkennen  in  der  Lust  das  erste  und 
unserer  Natur  gemäße  Gut  [xavtrjv  yäg  dya&ov  TiQcörov  y.al  ovyysvixov  syviojuet') ; 
sie  ist  uns  der  Anfang  jedes  Strebens  und  I\Ieidens,  und  auf  sie  läuft  unser  Tun 
hinaus,  indem  wir  nach  der  Empfindung  als  dem  Kanon  jegliches  Gut  beurteilen. 
Aber  dieser  Satz   tritt   erst   auf,   nachdem   vorher   schon   viele  Verhaltungsregeln 


§  (33.     Das  epikureische  System,  III:  Ethik.  481 

gegeben,  von  den  Arten  der  Begierden  gehandelt,  über  Lust  und  Schmerzlosigkeit 
gerodet  und  insbesondere  auch  (Diog.  L.  10,  128)  das  Prinzip  deß  Strebens  und 
Meidens  bestimmt  worden  ist  als  Gesundheit  und  Gemütsruhe  (>?  tov  oMfiarog 
vy/sia  xai  fj  rfjg  tf/v^vs  diaoa^ia)  mit  dem  begründenden  Zusätze:  ijiel  tovto  lov 
fiaicaoicüg  ^tjv  imi  rs'/.og.  Was  unter  ibovr^  zu  verstehen  sei,  sagt  Epikur  in  der 
Form  einer  Definition  überhaupt  nicht,  und  seine  Aussagen  über  das  Verhältnis 
der  positiven  Lust  zur  Schmerzlosigkeit  leiden  an  großer  Unbestimmtheit.  Trotz 
fies  Mangels  einer  scharfen  Disposition  lassen  sich  aber  in  dem  Briefe  gewisse 
Hauptkapitel  wohl  unterscheiden.  Auf  eine  Mahnung  in  jedem  Lebensalter  zu 
philosophieren,  um  die  Furcht  zu  vertreiben  und  die  Glückseligkeit  (rr/v  evbiu- 
fioviav)  zu  erlangen  (Diog.  L.  10,  122  [S.  59,  2  ff.  Us.]),  folgt  zunächst  (123-127) 
eine  Belehrung  über  die  Götter  und  über  den  Tod;  hinsichtlich  der  ersteren  wird 
eingeschärft,  daß  sie  existieren,  die  Vorstellungen  der  Menge  über  sie  aber  falsch 
und  widersiDruchsvoU  sind,  hinsichtlich  des  Todes,  daß  er  uns  nichts  angeht  und 
dementsprechend  nicht  zu  fürchten  ist  (s.  oben  S.  478).  Daran  schließt  sich 
(127)  eine  Einteilung  der  Begierden  (sTiidvfiiai).  Von  diesen  sind  nämlich  nach 
Epikurs  Unterscheidung  die  einen  natürlich  {qvaixai),  die  anderen  eitel  [xsvui); 
von  den  natürlichen  sind  die  einen  notwendig  (m'ayy.atai),  die  anderen  nicht  not- 
wendig {(pvotfcal  iioror);  diejenigen,  welche  natürlich  und  notwendig  sind,  sind 
teils  zur  Glückseligkeit  {jtqos  evdai/itoviar,  deren  Begriff  hier  offenbar  ein  engerer 
ist  als  vorhin),  teils  zur  L^ngetrübtheit  des  Körperzustandes  {jrgd;  rr-jv  xov  oü>i.iaxog 
a.oyh]aiav),  teils  zum  Leben  selbst  {ngog  amö  xo  Cv^)  notwendig.  (Daneben  findet 
sich  [Diog.  Laert.  10,  149  als  29.  der  yvQiat  86^ai,  S.  77  f.  Us.]  die  einfache,  von 
Cicero  de  fin.  2,  9,  26  in  formeller  Hinsicht  hart,  jedoch  mit  Unrecht,  getadelte 
Koordination  dreier  Arten  von  Begierden:  xwr  ijiidv/iiicör  al  jlüv  sioi  ffvatxal  xai 
dvayxatui,  ai  de  (fvaiy.al  xal  ovx  dvayxaiai,  al  de  ovxe  qwatxal  ovxe  dvayy.aXai,  aXXa 
jiagu  xEvrjv  dö^av  yivofievai,  was  in  einem  Scholion  näher  dahin  erklärt  wird,  die 
erste  Klasse  gehe  auf  die  Aufhebung  von  Leiden,  wie  des  Durstes  durch  den 
Trunk,  die  zweite  nur  auf  Variation  der  Lust  ohne  Beseitigung  des  Leidens, 
z.  B.  durch  üppige  Speisen,  zu  den  Gegenständen  der  dritten  Art  der  Begierden 
seien  [Ehren-]  Kränze  und  Bildsäulen  zu  rechnen.)  Die  rechte  Erwägung  dieses 
Unterschiedes,  meint  Epikur  (bei  Diog.  L.  10,  128),  führe  dazu,  alles  Wählen 
und  Meiden  auf  die  leibliche  Gesundheit  und  seelische  Ruhe  [axaga^ca)  zu  be- 
ziehen, denn  darin  liege  das  glückliche  Leben  und  damit  das  Ziel.  Um  des- 
willen nämlich,  fährt  er  fort,  tun  wir  alles,  um  weder  körperlich  noch  geistig  zu 
leiden  {SjKog  jxrjxe  d/.ycö/uev,  fitjxe  xagßcö^iev).  Der  Lust  (r^dov^)  bedürfen  wir  dann, 
wann  ihr  Nichtvorhandensein  uns  Schmerz  bereitet,  andernfalls  nicht  (tote  ydg 
r,8ovi)g  ;|^o£(av  e)(o/iiev,  oxav  ex  xov  firj  TtuQeTvui  xr^r  r.dovrjv  d?.yä>/j,£V  (orav  8e  fj.>]8ev 
dlywuer.)  ovxixi  xfjg  r^dorfig  8e6i.ie&a).  Die  Lust  ist  also  einerseits  Ausgange-  und 
Zielpunkt  der  Glückseligkeit,  andererseits  Bedingung  und  Mittel  zum  Zweck, 
was  nur  bei  einer  doppelten  Begriffsbestimmung  der  ^<3ov?;  möglich  ist.  Ziel  ist 
die  negative  Lust  (die  Schmerzlosigkeit),  Bedingung  und  Mittel  zum  Zweck  unter 
Umständen  die  positive  Lust  (über  die  beiden  Arten  der  Lust  s.  u.  S.  482). 

Nach  der  kurzen  (oben  angegebenen)  Begründung  des  Lustprinzips  (Diog.  L. 
10,  129)  wendet  sich  Epikur  sofort  zu  der  Abweisung  des  Mißverständnisses,  als  ob 
jede  sich  darbietende  Lust  zu  erstreben  sei.  Eben  weil  die  Lust  das  erste  und  ange- 
borene (natürliche)  Gut  ist,  darf  unser  Leben  keine  Unterbilanz  an  Lust  aufweisen, 
wie  es  der  Fall  sein  könnte,  wenn  wir  ohne  Unterschied  jeder  Lust  nachgingen, 
ohne  uns  um  den  auf  manche  Lust  notwendig  folgenden  Schmerz  zu  kümmern. 
Jede  Lust  ist  freilich,  an  sich  betrachtet,  ein  Gut,  aber  nicht  jede  ist  schon  des- 
halb erstrebenswert;  jeder  Schmerz  ist,  an  sich  betrachtet,  ein  Übel,  aber  nicht  jeder 

Ueberwcg,  Grundriß  I.  31 


4t;2  §  63.     Das  epikiueisohe  System,  III:  Ethik. 

ist  schon  deshalb  zu  meiden.  Es  kommt  darauf  an,  ob  nicht  die  einzelne  Lust 
größeren  Sehmerz,  der  einzelne  Schmerz  größere  Lust  im  Gefolge  hat.  So  muß  sich 
unser  Verhalten  auf  eine  Abmessung  {ovufihgijaic;)  gründen,  die  auch  die  Folgen 
mit  in  Rechnung  zieht,  so  daß.  wenn  sich  im  ganzen  ein  Überschuß  von  Lust 
herausstellt,  ein  Streben,  bei  einem  Überschuß  von  Schmerz  aber  ein  Meiden  am 
Platze  ist.  (Zu  dieser  Theorie  von  einer  Statik  der  Lust-  und  Schmerzgefühle  vgl. 
auch  die  Ausführungen  des  platonischen  Protagoras  oben  S.  241.)  Auf  dieses 
Prinzip  gestützt,  empfiehlt  nun  Epikur  ganz  besonders  die  Genügsamkeit,  die 
Gewöhnung  an  eine  einfache  Lebensweise,  die  Fernhaltung  von  kostspieligen 
und  schwelgerischen  Genüssen  oder  doch  eine  seltene  Hingabe  an  diese,  damit 
die  Gesundheit  bewahrt  und  der  Reiz  des  Genusses  immer  frisch  bleibe,  und 
kommt,  um  diesen  Mahnungen  Nachdruck  zu  geben,  auf  den  Satz  zurück,  das 
eigentliche  Ziel  liege  in  der  körperlichen  und  geistigen  Leidenslosigkeit  (ßrize 
d/.yeiv  xaxa  möfiu,  /d'^te  zaoätzEaOai  xaxa  i/'i'j^^*',  Diog.  Laert.  10,  131  [S.  64,  11  f. 
Us.]).  In  der  rechten  av^ii.ikoy]oig,  zu  der  auch  Fragm.  442  zu  vergleichen  ist, 
liegt  das  Wesen  der  (poönjoig,  welche  das  Höchste  der  Philosophie  und  die 
Quelle  aller  Tugenden  ist  (Diog.  Laert.  10,  132  [S.  64,  18  ff.  Us.]).  Man  kann 
nicht  angenehm  (f^dkog)  leben,  ohne  einsichtig  und  wohlanständig  und  gerecht 
[rpoofi'uMg  y.ai  y.a/.ojg  y.al  öiPicucog)  ZU  leben,  und  umgekehrt  dies  nicht,  ohne  daß 
ein  angenehmes  Leben  die  Folge  ist ;  die  Tugenden  sind  mit  der  Lust  untrennbar 
zusammengewachsen  (ovuTieffvy.aon'  al  agszal  tm  Cfjv  i^öecog,  Diog.  L.  10,  132 
[S.  64,  23  f.  Us.]).  Epikur  schließt  den  Brief  mit  einer  Schilderung  des  glück- 
seligen Lebens  des  Weisen,  der  von  den  Göttern  die  richtige  und  fromme  Mei- 
nung hege,  den  Tod  nicht  fürchte,  über  die  natürlichen  Güter  die  richtige  Ein- 
sicht habe,  das  Verhängnis  als  nicht  vorhanden  erkenne  (Gegensatz  zum  stoischen 
Fatalismus!),  über  die  Zufälligkeiten  des  Lebens  aber  durch  seine  Einsicht  erhaben 
sei,  indem  er  es  für  besser  erachte,  bei  verständiger  Überlegung  im  einzelnen  Falle 
den  Erfolg  zu  verfehlen,  als  mit  Unverstand  Glück  zu  haben  [xQeiiiov  etvai 
voLii'^ojv  ev/.oyiorcog  ärv/^sTv  rj  ä/.oyiarojg  svivyeTv,  Diog.  L.  10,  13.5  [S.  66,  1  f.  Us.]), 
mit  einem  Wort,  der  wie  ein  Gott  unter  den  Menschen  lebe  im  Genuß  unsterb- 
licher Güter  (Diog.  L.  10,  133 — 135.  Weiteres  über  den  epikureischen  Weisen 
Fragm.  561  ff.  Us.  —  Die  Gnmdgedanken  des  Briefes  an  Menoikeus  mit  Parallelen 
bei  Usener  S.  390  ff.    Vgl.  auch  S.  281  Us.). 

Die  Ausführungen  des  Briefes  an  Menoikeus  über  die  Lust  sind  aus  anderen 
Stellen  zu  ergänzen.  Darnach  unterschied  Epikur  zwei  Arten  der  Lust:  die 
Lust  in  der  Ruhe,  i)  y.azaoTtj/^iuTiy.rj  rßovrj  (Diog.  L.  10,  136  [S.  XXXI  L^s.];  sta- 
bilitas  voluptatis,  Cic.  de  fin.  2,  3.  9),  und  die  Lust  in  der  Bewegung,  rj  iv 
y.iv7]oei  T]dovi]  (voluptas  in  motu,  Cic-  a.  a.  O.;  s.  über  beide  Arten  der  Lust 
Fragm.  408  ff.  416  ff.  Us.);  er  bestimmt  jene  näher  als  dzaga^ia  huI  anovia,  diese 
als  yaod  xai  evrpooavvt]  (Diog.  Laert.  10,  136  [S.  XXXI  Us.]).  Unter  diesen 
beiden  Arten  der  Lust  aber  steht  die  Lust  der  Ruhe,  d.  h.  die  negative  Lust 
oder  Schmerzlosigkeit  am  höchsten  {zovrov  yho  /ägiv  Tiävza  jzQÜzzofiev,  ojrcog  /.itjzE 
u/.ycou£v  i.it]z£  zagßcüUEv,  Diog.  L.  10,  128  [S.  62,  15  f.  Us.]).  Der  Begriff  dieser 
y:azanzrjf.iazix?]  r^öovrj  schwankt  zwischen  dem  der  Befriedigung,  die  momentan  aus 
der  Befreiung  von  einem  gewissen  Schmerz  geschöpft  wird,  und  dem  der  bloßen 
Schmerzlosigkeit.  Dieses  Schwanken  ist  um  so  übler,  da  die  Bedeutung 
Schmerzlosigkeit  dem  allgemeinen  Sprachgebrauch  nach  sich  nicht  an  ridovr) 
(und  ebensowenig  an  voluptas  und  Lust)  knüpft,  so  daß  Cicero  (de  fin.  2, 
c.  2  ff.)  nicht  ohne  Recht  die  epikureische  Nachlässigkeit  und  Unklarheit  im 
Gebrauche  dieses  Wortes  tadelt.  Epikur  erklärt  deutlich,  der  Gipfel  der  Lust 
sei  die  Austilgung  alles  Schmerzes  (Diog.  Laert.  10,  139  \xvg.  ^6^.  3,  S.  72.  1  ff. 


§  63.     Das  epikureische  tjysteni,  III:  Ethik.  483 

Us.|;  dazu  6.  395  l's.):  "Ooog  tov  i.iEysOov;  kov  r^öormv  r]  Jiavrog  rov  d/.yovi'TOC 
v.-re^ai'oeaig  (vgl.  auch  Fragm.  417),  fügt  aber  sogleich  hinzu,  wo  Lust  sei,  da  sei, 
so  lange,  sie  sei,  kein  Schmerz  oder  Traurigkeit  oder  beides  zusammen,  und 
scheint  so  die  Lust  wieder  als  etwas  Positives  zu  fassen. 

Xeben  die  Unterscheidung  der  Lust  in  der  Ruhe  und  der  Lust  in  der  Be- 
legung tritt  die  der  seelischen  und  körperlichen  Lust  (Diog.  L.  10,  136, 
S.  XXXI  Us.).  Es  ergibt  sich  aus  dem  Sensualismus  Epikurs,  daß  er  keine 
seelischen  Lustgefühle  anerkennen  kann,  die  nicht  letzten  Endes  auf  sinnliche 
Eindrücke  begründet  sind.  Der  Sensualismus  griff  aber  in  der  Lustlehre  weiter. 
An  einer  viel  zitierten  Stelle  seiner  Schrift  IIfoI  te/.cvg  (Fragm.  67  üs.)  erklärte 
Epikur.  er  wisse  sich  unter  dem  Guten  nichts  zu  denken,  wenn  er  von  den  sinn- 
lichen Lustgefühlen  absehe  (ov  yäg  eycoys  syco  xi  %'oiqa<o  xäyadov,  ätpaiQoJv  fikv  rag 
ötci  /vXcöv  r;6ovdg,  acpaiQMv  de  zag  8i  d<pQo8ioia>v,  drfaiQCÖv  8e  rag  öi  dy.Qoaf.idro)V, 
difaioiör  8e  xai  zag  8iu  noQcpfjg  xaz  mpiv  r,8elag  xun'/aeig;  vgl.  Fragm.  408  f.  Us.). 
Sinnliche  Eindrücke  bilden  also  nicht  nur  die  Grundlage  und  Vermittlung  der 
Lust,  sondern  alle  Lustgefühle  sind  sinnlicher  Art,  wobei  freihch  auch  die  ästhe- 
tische Lust  an  Musik  und  bildender  Kunst  zur  sinnlichen  gerechnet  wird.  In 
gröbster  Weise  gibt  Epikurs  Schüler  Metrodoros  diesem  sensualistischen  Hedo- 
nismus  Ausdruck,  wenn  er  in  dem  Briefe  an  Timokrates  (Fragm.  39  ff.  Koerte) 
sagt,  auf  den  Bauch  beziehe  sich  das  Gute  und  Schöne,  er  bilde  das  Maß  für 
alles  was  die  Glückseligkeit  betreffe,  es  gelte  nicht,  die  Wohlfahrt  der  Griechen 
zu  bewirken  und  sich  von  ihnen  Kränze  als  Weisheitslohn  zu  verdienen,  sondern 
zu  essen  und  zu  trinken  in  der  Weise,  daß  es  dem  Magen  nicht  schade  und  man 
Genuß  habe.  Wir  kennen  den  Zusammenhang  nicht,  in  welchem  Metrodors 
Brief  diese  Äußerungen  enthielt.  Man  konnte,  namentlich  angesichts  des  letzten 
Satzes,  geneigt  sein,  in  ihnen  den  Ausbruch  einer  momentanen  Verbitterung  zu 
sehen,  der  mit  Unrecht  schon  im  Altertum  von  Gegnern  des  Epikureismus  ad 
verbum  gedeutet  worden  wäre.  Aber  Metrodor  gibt  doch  im  Grunde  nur  eine 
Anschauung  wieder,  die  auch  von  Epikur  geäußert  wurde  (Fragm.  409:  '^o/J/ 
y.al  otCa  Tiavzog  dya&ov  rj  zfjg  yaazoog  f;8ovrj'  xai  zä.  oocpd  xai  zu  neijiTrd  e:iI  iavzi]v 
Kyei  ri]v  dvarpoodv),  und  spätere  Quellen  bestätigen  für  den  Epikureismus  diese 
grobsinnliche  Lusttheorie.  So  bekämpft  Plutarch  contra  Epic.  beat.  4  S.  1088  e, 
14  S.  1096  c  (Fragm.  429  L"s.)  aufs  lebhafteste  die  epikureische  Auffassung,  nach 
der  seelische  Lust  nur  darauf  beruht,  daß  mau  sich  der  gegenwärtigen  körper- 
lichen Lustgefühle  bewußt  wird  oder  der  vergangenen  erinnert  oder  die  zu- 
künftigen erhofft.  Die  Frage  ist  nur,  wie  weit  Epikur  und  seine  Schule  diese 
Anschauung  konsequent  durchgefühlt  haben.  Nach  seiner  eigenen  Aussage 
(Fragm.  138  Us.)  bekämpfte  Epikur  in  schwerer  Krankheit  seine  körperlichen 
Schmerzen  mit  der  seelischen  Lust  in  der  Erinnerung  an  seine  Eeflexionen 
(oder:  an  die  mit  Idomeneus  gepflogenen  Gespräche).  Die  Entgegensetzung 
körperlicher  und  seelischer  Freuden  und  Leiden,  bei  der  die  ersteren  als  die 
untergeordneten  erseheinen  (S.  XXXI,  S.  62,  16  ff.,  S.  75,  5  ff.  18  ff.,  Fragm. 
417.  439  Us.),  die  starke  Betonung  des  seelischen  Zustandes  der  Ataraxie,  der 
Kult  einer  uneigennützigen  Freundschaft,  das  ganze  Gepräge  eines  edlen  und 
verfeinerten  Lebensgenusses,  das  uns  in  dem  Bilde  der  epikureischen  Schule 
entgegentritt,  alles  das  spricht  dafür,  daß  mit  dem  grobsinnlichen  Hedonismus 
nicht  Epikurs  letztes  Wort  gesagt  war,  und  daß  bei  den  schroffen  Äußerungen 
im  Sinne  jenes  Hedonismus  die  Lust  am  Paradoxen  mitsprach,  die  durch  den 
Kampf  der  Schulen  gefördert  wurde. 

Ausdrücklich  erklärt  Epikur,  daß  keine  Art  von  Lust  an  sich  selbst  etw."s 
Übles   sei,   wohl   aber   manche  Lust   um  der   Folgen  wiUen  zu  meiden  (Diog.  L. 

31* 


4!f^4  §  *^3.     Das  epikureische  System,  III:  Etiiik. 

10,  141  [S.  73,  7  ff.  Us.J  und  oben  S.  481  f.).  Der  Begriff  eines  an  die  Qualität 
der  Lust  geknüjjften  Wertunterschiedes,  wonach  die  eine  als  edel,  die 
andere  als  minder  edel  oder  unedel  zu  bezeichnen  wäre,  findet  im  epikureischen 
Systeme  keinen  Raum,  so  wenig  auch  das  praktische  Verhalten  Epikurs  für 
einen  niedrigen,  Edles  und  Unedles  gleichsetzenden  Hedonismus  spricht.  Hier- 
mit hängt  zusammen,  daß  der  Begriff  der  Ehre  nach  der  epikureischen  Theorie 
uiierklärbar  bleibt.  An  diesen  Mangel  knüpfen  sich  die  gewichtigsten  und  ver- 
nichtendsten Einwürfe  des  Cicero  (de  fin.  2,  14,  44  ff..  Tusc.  disp.  2,  12,  28  [Fragm. 
550  Us.])  gegen  den  Epikureismus. 

Prinzipiell  ist  die  epikureische  P^thik  ein  System  des  Egoismus;  denn  die 
Rücksicht  auf  die  eigene  Lust  soll  überall  maßgebend  sein.  Doch  kann  diese 
Lust  auch  in  dem  Interesse  für  das  Wohl  der  Nebenmenschen  ihren  Ursprung 
haben.  Eine  Pflichtenlehre  und  eine  autoritative  Ethik,  wie  sie  bei  den  Stoikern 
vorhanden  sind,  haben  in  der  epikureischen  Lehre  keinen  Platz,  nur  eine  hypo- 
thetische Ethik  ist  in  ihr  möglich.  Das  hedonistische  Prinzip  beherrscht  auch 
die  epikurische  Lehre  von  der  menschlichen  Gemeinschaft,  wie  sie  uns  in  Fragm. 
523  ff.  Us.  entgegentritt.  Die  Freundschaft,  auf  welche  Epikur  den  höchsten 
AVert  legt  (Fragm.  539  Us.),  ist  seiner  Ansicht  nach  um  des  eigenen  Nutzens  und 
insbesondere  um  der  eigenen  Sicherheit  willen  zu  pflegen;  kann  man  ohne 
Freundschaft  nicht  sicher  und  furchtlos,  so  kann  man  ohne  sie  auch  nicht  lust- 
voll (d.  h.  in  Ataraxie)  leben  (Fragm.  540  f.  Us.).  Andererseits  aber  behaupten 
die  Epikureer  (nach  Cic.  de  fin.  1,  20,  ()9  f.),  die  Anknüpfung  der  Freundschaft 
beruhe  zwar  auf  dem  Gedanken  des  Nutzens,  im  Fortgange  des  freundschaft- 
lichen Verkehrs  aber  stelle  sich  ein  uneigennütziges  Wohlwollen  ein,  und  es 
bestehe  ein  Bündnis  unter  den  Weisen,  den  Freund  ebensosehr  zu  lieben  wie  sich 
selbst.  Epikur  lehrte  nach  Plut.  philos.  esse  c.  princ.  3,  S.  778  c  (Fragm.  544 
Us.)  rov  ev  Jidaxeiv  to  ev  noieiv  ov  fiövov  xäX/.iov  aXXä  xal  ijöior  eivai,  wobei  frei- 
lich eine  egoistische  Erwägung  sofort  mitunterläuft:  yaQÜz  yaq  ovbev  ovtco  yöriftöv 
laxiv  CO?  yägig.  Die  gleiche  Lehre  bezeugt  Plut.  contra  Epic.  beatit.  15,  S.  1097  a 
(Fragm.  544  Us.)  für  die  Schule.  Epikurs  Elternliebe,  sein  Wohltätigkeitssinn 
seinen  Freunden  gegenüber,  seine  Menschenfreundlichkeit  werden  bei  Diog.  Laert. 
10,  9  f.  (S.  364,  1  ff.  Us.)  lebhaft  hervorgehoben.  Jedenfalls  hat  sich  der  Epiku- 
reismus durch  das  große  Gewicht,  welches  er  in  der  Theorie  und  im  wirklichen 
Zusammenleben  auf  die  Freundschaft  legte  (wie  es  so  nur  nach  Auflösung  des 
engen  Bandes  möglich  war,  das  früher  jeden  einzelnen  Bürger  an  die  Staats- 
gemeinschaft geknüpft  hatte),  um  die  Milderung  antiker  Härte  und  Exklusivität 
und  um  die  Pflege  der  geselligen  Tugenden  der  Umgänglichkeit,  Verträglichkeit, 
Freundlichkeit,  Milde,  Opferwilligkeit  und  Dankbarkeit  ein  Verdienst  erworl>en, 
welches  nicht  unterschätzt  werden  darf. 

Aus  den  allgemeinen  Voraussetzungen  der  epikureischen  Philosophie  erklärt 
sich  auch  ihr  Verhältnis  zum  Staatsleben.  Der  Gesichtspunkt  der  Ataraxie 
ist  auch  hier  maßgebend.  Teilnahme  an  den  Staatsgeschäften  ist  der  Glück- 
seligkeit hinderlich,  da  sie  Unruhe  bringt.  Somit  wird  sich  der  Weise  mit  Politik 
nur  beschäftigen,  soweit  es  zu  seiner  Sicherung  nötig  ist.  Sonst  wird  er  dem 
Grundsatz  Aä&t  ßiMoag  huldigen  (e.  die  plutarchische  Schrift  El  y.a'/.ä>g  etgtjzui 
TO  Ad&s  ßiojaag  und  Fragm.  551  Us.).  Jedoch  macht  auch  hier  Epikur  gemäß 
seinem  individualistischen  Hedonismus  Ausnahmen  für  den  Fall,  daß  jemand 
ehrgeizig  sei  und  in  dem  Privatleben  keine  Ruhe  finden  könne;  in  diesem  Falle 
verursacht  der  ungestillte  Drang  nach  politischer  Betätigung  die  größere  Beein- 
trächtigung der  Ataraxie,  und  so  muß  gerade  um  der  Ataraxie  willen  diese  Be- 
tätigung freigegeben  werden  (Plut.  de  tranquill,  an.  2,  Fragm.  555  Us.).    Weiteres 


§  Ö3.     Das  epikureische  System,  11 1:  Ethik.  485 

über  das  Verhältnis    des    Epikureismus    zum    Staatsleben   in   den   P>agn).   552  ff. 
lind  S.  358  Us.;  vgl.  auch  Fragra.  548  ff.  Us. 

Ein  an  sich  verbindliches  Recht  kann  es  nach  epikureischen  Voraus- 
setzungen nicht  geben.  Auch  hier  kommt  nur  der  Ertrag  für  die  Ataraxie  in 
Frage.  Rechtlich  geordnete  Zustände  bieten  mehr  Gewähr  für  Seelenruhe  als 
der  Kampf  aller  gegen  alle.  So  wird  das  Recht  auf  den  Nutzen  begründet:  es 
ist  ein  Vertrag,  der  gegenseitige  Schädigung  verhindern  soll  {air&rjxii  t/;  v:TeQ 
Tov  fiij  ßldjireiv  rj  ßlämeadai,  Diog.  L.  10,  150  [S.  78,  17  Us.;  vgl.  Us.  ebenda 
Z.  9  ff.  und  S.  397  f.]).  Selbstverständlich  ist  der  Nutzen  des  Weisen  in  erster 
Linie  maßgebend.  Dementsprechend  heißt  es  in  Stob.  Flor.  43,  143  (139  Mein., 
Fragm.  530  Us.):  die  Gesetze  sind  um  der  Weisen  -willen  gegeben,  nicht  um  sie 
vom  Unrechttun  abzuhalten,  sondern  um  sie  vor  dem  Unrechtleiden  zu  schützen. 
Man  vergleiche  im  übrigen  die  bei  Usener  unter  der  Überschrift  De  societale 
humana  zusanmiengestellten  Fragmente  No.  523  ff. 

Vergleichen  wir  die  epikureische  Lehre  mit  der  kyrenaischen , 
so  zeigen  sich  neben  der  Übereinstimmung  in  dem  Allgemeinen,  der  Annahme 
des  Lustprinzips,  hauptsächlich  zwei  Unterschiede,  von  denen  Diog.  L.  10,  136. 
137  (S.  XXXI  Us.,  vgl.  Fragm.  450  ff.  Us.)  handelt.  Die  Kyrenaiker  machten 
im  allgemeinen  (s.  oben  S.  185.  189;  vgl.  jedoch  S.  189  über  die  bei  Piaton, 
Phileb.  43  d  berücksichtigten  Hedoniker  und  8.  191  über  Hegesias)  nur  die 
positive  Lust  zum  Gegenstande  des  Strebens,  die  sie  der  glatten  Bewegung  {/.eia 
y.h-ijoii;)  gleichsetzten,  Epikur  hingegen  sowohl  diese,  wie  auch  die  negative,  in 
der  Ruhe  gelegene  (xaraoTtjfiarixij  fiöorrj),  und  zwar  behauptete  die  letztere  bei 
ihm  den  Rang  des  eigentlichen  Telos.  Ferner  erklärten  die  Kyrenaiker  die 
körperlichen  Leiden  für  die  schlimmeren,  Epikur  aber  die  psychischen,  weil  die 
Seele  auch  von  Vergangenem  und  Zukünftigem  leide,  und  ebenso  erschien  jenen 
die  körperliche  Lust  (s.  oben  S.  189),  diesem  die  psychische  als  die  größere.  Die 
ethischen  Lehren  der  Hauptvertreter  der  kyrenaischen  Richtung  nach  Aristippos 
sind  sämtlich  in  die  epikureische  Doktrin  eingegangen,  da  Epikur  mit  Theodoros 
(s.  oben  S.  185  f.  191)  statt  der  einzelnen  Lust  den  Gesamtzustand  als  Ziel  setzt, 
mit  Hegesias  (s.  oben  S.  186.  191)  auf  die  Abwehr  des  Leidens  das  Haupt- 
gewicht legt,  mit  Annikeris  (s.  oben  S.  186.  191)  die  eifrige  Pflege  der  Freund- 
schaft den  Weisen  anempfiehlt. 

Die  wissenschaftliche  Berechtigung  des  Epikureismus  über- 
haupt liegt  in  dem  Streben  nach  Objektivität  der  Erkenntnis  vermöge  prinzipieller 
(wenn  schon  nicht  überall  vollständig  erreichter)  Ausschließung  mythischer  Auf- 
fassungsweise. Er  bildet  in  der  Einseitigkeit  seiner  nüchternen,  mechanischen 
Weltauffassung  ein  Gegengewicht  gegen  die  ideelleren  Richtungen.  Beider  Vorzüge 
und  Mängel  ergänzen  sich:  die  ideellen  Richtungen  opferten  (und  opfern  großenteils 
noch  heute)  einer  unbewußt  poetischen  oder  doch  halbpoetischen  Erfassung  der 
höchsten  Erkenntnisobjekte  in  manchem  Betracht  die  wissenschaftliche  Reinheit 
und  Strenge  der  Methode,  der  Epikureismus  aber  (wie  überhaupt  die  exklusiv 
realistischen  Systeme)  dem  Streben  nach  voller  Klarheit  und  Begreiflichkeit  auf 
Grund  des  Prinzips  eines  immanenten  naturgesetzlichen  Kausalzusammenhanges 
großenteils  die  Anerkennung  der  Existenz  und  der  Bedeutung  der  nach  dieser 
strengen  Methode  zur  Zeit  nicht  erkennbaren  Objekte.  In  diesem  Streben  nach 
Klarheit  und  Begreiflichkeit  liegt  ein  Stück  der  geschichtlichen  Mission  des 
Epikureismus.  Trotz  seiner  Zurückstellung  der  wissenschaftlichen  Forschung 
hinter  das  praktische  Interesse  lebte  doch  in  seiner  Physik  der  demokritische 
Geist  fort,  und  Asklepiades  von  Bithynien  zeigt,  wie  der  Epikureismus  hier  auf 
weitere  Gebiete    befruchtend  wirken   konnte.      Noch  größer  war  seine  Bedeutung 


48t)  §  C4.     Die  Skepsis  im  allgemeinen.     Die  älteren  Skeptiker. 

außerhalb  der  eigentlich  wissenschaftliehen  Sphäre.  Lucrez  läßt  erkennen,  wie 
die  epikureische  Lehre  einem  auch  in  weiteren  Kreisen  verbreiteten  Verlangen 
nach  Befreiung  vom  Drucke  der  herkömmlichen  religiösen  und  eschatologischen 
Vorstellungen  entgegenkam.  Den  tieferen  Bedürfnissen  des  menschlichen 
Herzens  freilich  konnte  dieses  aufklärerische  Evangelium  nicht  genügen.  Der 
weitere  Verlauf  hat  im  Gegensatze  zu  ihm  der  ideellen  Weltanschauung  Recht 
gegeben.  Die  folgenden  Abschnitte  der  griechischen  Philosophiegeschichte  wer- 
den uns  religiöse  Überlieferungen  und  mystische  Anschauungen  nur  in  ver- 
stärktem Maße  an  der  Herrschaft  zeigen,  vom  Weiterleben  des  Epikureismus 
aber  wird  nur  verhältnismäßig  wenig  zu  sagen  sein. 

§  64.  Die  Skepsis  im  allgemeinen.  Die  älteren 
Skeptiker.  An  die  Produktion  der  großen  philosophischen 
Systeme  schloß  sich  nicht  nur  die  aneignende  Reproduktion 
und  Fortbildung  in  den  Schulen,  sondern  auch  eine  kritische 
Durcharbeitung  an,  Avelche  wie  zu  Umgestaltungen  und  Ver- 
schmelzungen im  Elklektizismus,  so  auch  zum  Zweifel  an  allen 
Systemen  und  an  der  Erkennbarkeit  der  Dinge  überhaupt,  d.  h. 
zum  Skeptizismus  führte. 

Es  sind  nacheinander  drei  skeptische  Schulen  oder 
Gruppen  von  Philosophen  hervorgetreten:  1.  Pyrron  aus  Elis 
(zur  Zeit  Alexanders  des  Großen)  und  seine  frühesten  Anhänger, 
2.  die  sogenannte  mittlere  und  neuere  Akademie,  3.  die 
späteren  Skeptiker  seit  Ainesidemos,  welche  wiederum 
an  Pyrron  anknüpften  (s.  §  76).  Der  Skeptizismus  der  Aka- 
demie ist  Aveniger  entschieden  als  der  der  Pyrroneer  und  findet 
seine  Stellung  bei  den  Akademikern  (s.  §  65). 

Die  Begründer  der  Skepsis  behaupteten,  daß  von  je  zwei 
einander  widersprechenden  Sätzen  der  eine  um  nichts  mehr 
Avahr  sei  als  der  andere.  Sie  suchten  durch  Enthaltung  vom 
Urteil  Gemütsruhe  zu  erlangen  und  erachteten  alles  außer  dem 
richtigen  theoretischen  und  praktischen  Verhalten  für  gleich- 
gültig. Als  Verbreiter  dieser  Lehre  ist  neben  Pyrron  besonders 
sein  Schulet"  Timon  aus  Phhus,  der  Sillograph,  zu  nennen. 

'Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehren  der 
Skeptiker  überhaupt:  Hauptquelle  Diog.  Laert.  9,  61—108  (Pyrron);  109  bis 
116  (Timon  und  die  spätere  Schule);  zur  Quellenfrage  Wilamowitz,  Antig.  von 
Kar.  S.  28  ff.  35  ff.  Artikel  des  Suidas  über  Pyrron  und  Timon.  Die  Zeugnisse 
über  Timons  Leben  und  Schriften  gesammelt  bei  Diels,  Poet,  philos.  fragm.  (s. 
oben  S.  16)  S.  173  ff.  Grabschrift  des  Menekles,  des  „Pvrroniasten",  bei 
G.  Kaibel,  Epigr.  Add.  241  b,  D.  Baltazzi,  Bull.  d.  corresp.  hellen.  12  (1888),  369. 
Die  für  einzelne  Angaben  in  Betracht  kommenden  Quellen  s.  bei  Zeller  und  Susemihl. 
Verzeichnis  der  uns  bekannten  Skeptiker  bei  Zeller  III  1*  S.  497  ff., 
III  2\  S.  2  ff.,  bis  auf  Ainesidemos  auch  bei  Susemihl  I,  S.  107  ff.,  II,  S.  339  ff. 
Chronologie:  Jacoby,  ApoUodors  Chronik,  S.  340.  Pohlenz,  Hermes  39  (1904), 
27  f.  (Pyrron).  Für  die  Lehre  wichtigste  Quelle  Sextos  Emp.  als  Bericht- 
erstatter über  Pyrron,  Timon,  Ainesidemos.  Doxograj)hie:  Diels,  Dosogr. 
Gracci,  s.  Index  s.  v.  Pyrrho,  Pyrrhonii  philosophi. 


§  (i-J.    Die  Skepsis  im  allgemeinen.    Die  älteren  Skeptiker.  487 

Erhaltenes  aus  der  älteren  Skepsis.  Fragmentsammlungen: 
Timon.  Fragmente  bei  Jos.  F.  Langheinrich,  Diss.  tres  de  Timone  sillo- 
grapho:  ac.ced.  eiusdem  fragmenta,  Lips.  1720-24.  Curt  Wachsmuth,  De  Timone 
Phliasio  ceterisque  sillographis  Graecis  disp.  et  sillographorum  reliquias  adiecit 
C.  \V.,  Gratulationsschrift  zu  Welckera  Jubiläum,  Leipzig  18.59.  neubearbeitet  als 
Corpusculum  poesis  graecae  ludibundae,  taseic.  IL,  Leipzig  188ö.  H.  Diels, 
Poet,  philos.  f  ragm.  S.  182  ff. 

Als  Skeptiker,  oy.sTznxoi,  wurden  die  Schüler  Pyrrons,  die  sich  später 
(z.  B.  Sext.  Emp.  Hypot.  1,  217)  nach  ihm  auch  Uvqoojveioi  nannten,  bezeichnet, 
weil  sie  überlegten  und  beim  Überlegen  {ayJ.-rxsoßat)  und  Prüfen  stehen  blieben, 
im  Gegensatze  zu  den  Dogmatikern,  bei  denen  das  Überlegen  und  Prüfen  zur 
Aufstellung  bestimmter  Lehrsätze  führte.  Gell.  Xoct.  Att.  11,  5,  2  charakterisiert 
sie  als  ,,quaesitores"  et  ,,consideratores"  und  begründet  dies  so:  (3)  Nihil  enim 
decernunt,  nihil  constituunt.  sed  in  quaerendo  semper  considerandoque  sunt, 
quidnam  sit  omnium  rerura,  de  quo  decerni  constituique  possit.  Er  sagt  dann 
weiter:  (6)  Vetus  autem  quaestio  et  a  multis  scriptoribus  Graecis  tractata,  an 
quid  et  quantum  Pyrronios  et  Academicos  philosophos  intersit.  LTtrique  enim 
ay.e:jTi>ioi.  irpey.Tiy.oi,  drrooyrixoi  dicuntur,  quoniam  ntrique  nihil  adfirmant,  nihil- 
que  comprehendi  putant.  Im  gleichen  Sinne  werden  die  Pyrroneer  auch  ujnjTiy.oi 
genannt  (Diog.  Laert.  9,  69  f.,  Sext.  Emp.  Hypot.  1,  7). 

Pi/i'ron  von  Elis  (um  360  [oder  früher]  bis  270  v.  Chr.)  soll  (nach  Diog. 
L.  9,  61,  vgl.  aber  zum  Texte  Roeper,  Philol.  30,  562)  Schüler  des  Bryson, 
eines  Sohnes  (und  Schülers)  des  Stilpon,  gewesen  sein ;  doch  ist  diese  Angabe 
sehr  zweifelhaft,  da  Bryson,  wenn  er  wirklich  ein  Sohn  des  Stilpon  war, 
jünger  als  Pyrron  gewesen  sein  muß.  Nach  anderen  (Suid.  s.  v.  Zoixoäri-i^, 
S.  843,  23  ff.  B.)  war  Bryson  (von  Herakleia),  den  Pyrron  hörte,  ein  Sokratiker 
oder  ein  Schüler  des  Sokratikers  Eukleides  von  Megara;  vermutlich  ist  er 
identisch  mit  dem  Herakleoten  Bryson,  aus  dessen  Dialogen  nach  der  Aussage 
des  Theopomp  bei  Athen.  11,  S.  508  d  Piaton  manches  entnommen  haben  soll. 
Pyrron  scheint  viel  auf  die  Lehren  des  Demokrit  gegeben  zu  haben  (Diog.  L.  9, 
67),  Den  Demokriteer  Anaxarchos,  der  im  Gefolge  Alexanders  des  Großen  war, 
begleitete  er  auf  den  Feldzügen  bis  nach  Indien  hin  (Diog.  Laert.  9,  61).  Eine 
antike  Tradition  verband  Pyrron  durch  fortlaufende  Schülersukzession  mit  De- 
mokrit (Diels  Vors.  56  A  1).  Neben  Demokrit  hat  ihn  jedenfalls  auch  der  Rela- 
tivismus und  Skeptizismus  der  Sophistik  und  die  kyrenaische  Erkenntnislehre 
beeinflußt,  nach  der  nur  unsere  Empfindung  uns  offenbar,  das  diese  Empfindung 
Verursachende  hingegen  unerkennbar  ist  (s.  oben  S.  188).  Er  gelangte  zu  der 
Ansicht,  nichts  sei  schön  oder  häßlich,  gerecht  oder  ungerecht  in  Wirklichkeit 
(rfj  d?.r]^Eia,  Diog.  Laert.  9,  61,  wofür  cpiaei  ebd.  101  und  Sext.  Empir.  adv. 
math.  11,  140);  an  sich  sei  ein  jedes  ebensosehr  und  ebensowenig  {ovdkv  ^täV.or, 
Diog.  Laert,  9,  61,  76;  Gell,  Noct.  Att.  11,  5,  4)  das  eine  wie  das  andere:  alles 
beruhe  nur  auf  menschlicher  Satzung  und  Sitte  (Diog.  Laert.  9,  61 :  röiuco  y.al 
sdfi,  vgl.  den  Gegensatz  von  cfvaig  und  rofiog,  oben  S.  116.  137.  184,  191.  257). 
Demgemäß  lehrte  Pyrron,  die  Dinge  seien  unserer  Erkenntnis  unzugänglich  oder 
imerfaßbar  (axara^.»; jrra,  Diog.  Laert,  prooem.  16),  und  unsere  Aufgabe  sei  es, 
uns  des  Urteils  zu  enthalten  {s.-to-/i),  i^rs/eiy,  Diog.  Laert,  prooem.  16).  Für 
jeden  Satz  und  sein  kontradiktorisches  Gegenteil  zeigen  sich  die  Gründe  gleich 
kräftig  {tooo&srsia  xGiv  ).6yu>r).  Ein  anderer  Ausdruck  für  die  skeptische  Zurück- 
haltung des  LTrteils  ist  doosyta  (Diog.  Laert.  9,  74).  Das  ovdh  i^iä/lov  wollen 
die  Skeptiker  nicht  im  Sinne  positiver  Gleichheit  gebrauchen  (z.  B.  ,,der  See- 
räuber ist  nicht  schlechter  als  der  Betrüger",  wobei  man  positiv  behauptet,   beide 


488  §  ^^^-     ^^^6  Skepsis  im  allgemeinen.     Die  älteren  Skeptiker. 

seien  schlecht),  sondern  nur  im  aufhebenden  Sinne  (ov  {hTixoJg,  a'/J!  draigsrixiöf), 
wie  wenn  gesagt  werde:  ov  fia/.Äov  r/  2^xvi.ka  ysyarsv  ?}  i)  Xi/uaiga  (d.  h.  beide 
existieren  nicht;  Diog.  Laert.  9,  75).  Diese  Grnndsätze  sollen,  nachdem  sie  zu- 
nächst auf  die  Behauptungen  der  Dograatiker  Anwendung  gefunden  haben, 
zuletzt  auch  auf  sich  selbst  angewandt  werden,  damit  schließlich  auch  nicht 
einmal  sie  selbst  mehr  als  feste  Behauptungen  stehen  bleiben ;  wie  jedem  andern 
/.ovo;  ein  widersprechender  ).6yog  gegenüberliegt,  so  auch  ihnen  (Diog.  L.  9,  76), 
wodurch  freilich  der  Skeptizismus,  indem  er  sich  auf  die  äußerste  Spitze  treiben 
will,  schließlich  sich  selbst  aufhebt.      Zudem  können  die  Skeptiker  nicht  umhin,  * 

indem  sie  gegen  die  Kraft  der  logischen  Formen  streiten,  sich  doch  bei  dieser 
Bestreitung  eben  dieser  Formen  zu  bedienen  und  ihnen  hierdurch  tatsächlich  die 
bestrittene  Kraft  wieder  zuzugestehen  (wofern  nicht  vom  skeptischen  Standpunkte 
aus  der  Gebrauch  derselben  für  einen  bloß  hypothetischen  erklärt  wird,  der  nur 
zeigen  solle,  daß,  wenn  sie  gelten,  sie  sich  auch  gegen  sich  selbst  kehren  lassen 
und  dadurch  aufheben). 

Die  skeptische  Zurückhaltung  soll  sich  nun  auch  in  imserer  Bewertung  der 
Dinge  und  in  unserem  praktischen  Verhalten  zu  ihnen  zeigen.  Alles  Äußere  im 
menschlichen  Leben  ist  ein  Gleichgültiges  {d8idq:^oQov) ;  dem  Weisen  geziemt  es, 
was  ihn  auch  treffen  möge,  stets  die  volle  Gemütsruhe  zu  bewahren  und  sich  in 
seinem  Gleichmut  nicht  stören  zu  lassen  (dTaoaiiu):  Diog.  L.  9,  61.  62.  66—68; 
vgl.  Cic.  de  fin.  2,  13,  43;  3,  3,  11;  3,  4,  12;  4,  16,  43:  Pyrrho,  qui  virtute  con- 
stituta  nihil  omnino,  quod  appetendum  sit,  relinquat.  Die  Tugend  kann  freilich 
nach  skeptischen  Voraussetzungen  keinen  positiven  Inhalt  haben,  sondern  eben 
nur  in  der  Zurückhaltung  des  Urteilens  und  Strebens  bestehen. 

Pyrron  selbst  hat  seine  Ansichten  nur  mündlich  entwickelt  (Diog.  Laert. 
prooem.  16;  9,  102),  so  daß  leicht  sein  Name  typisch  werden,  und  ihm  selbst 
vieles  von  Späteren  zugeschrieben  werden  konnte,  was  nur  der  Schule  angehört. 
Am  wenigsten  getrübt  sind  die  Berichte,  welche  auf  die  Schriften  seines  Schülers 
Timon  zurückgehen,  der  von  Sextos  Emp.  adv.  raath.  1,  53  o  .-roorf/jrtjg  tcov  Uvq- 
ocovog  ÄÖycov  genannt  wird. 

Als  unmittelbare  Schüler  des  Pyrron  werden  (von  Diog.  Laert.  9,  67 — 69) 
Philon  von  Athen,  Xausiphanes  von  Teos,  der  Demokriteer,  welcher 
später  Lehrer  des  Epikur  war  (s.  über  ihn  oben  bei  Deraokrit  S.  124  und  Epikur 
S.  467),  und  andere,  besonders  aber  Timon  aus  PhliitSf  genannt. 

Titnon  (geb.  um  320,  gest.  um  230  v.  Chr.),  der  (nach  Diog.  Laert.  9,  109 
[Diels  Poet,  philos.  S.  173])  vor  Pyrron  bereits  den  Megariker  Stilpon  gehört 
hatte,  hat  Spottgedichte,  ^i'/J.oi,  in  drei  Büchern  verfaßt,  worin  er,  Homer  und 
Hesiod  parodierend,  die  griechischen  Philosophen  als  Schwätzer  behandelt  und 
verspottet,  mit  Ausnahme  des  Xenophanes,  der  trotz  seiner  dogmatischen  Gottes- 
lehre der  Befreiung  von  der  Torheit  nahe  gekommen  sei,  und  des  Pyrron,  der 
diese  Befreiung  erreicht  habe  (Fragm.  60.  9.  48  D.).  Gegen  die  Behauptung, 
durch  das  Zusammenwirken  der  Sinne  und  des  Verstandes  werde  die  Wahrheit 
erkannt,  richtete  Timon,  indem  er  sowohl  Sinne  als  Verstand  für  trüglich  hielt, 
den  Vers  (Diog.  Laert.  9,  114,  Diels  Poet,  philos.  S.  175):  awii/.der  'AtTayäc:  te 
xal  Nov/u)]viog  (zwei  bekannte  Betrüger).  Nach  der  Angabe  des  Aristokles  (bei 
Euseb.  praepar.  evang.  14,  18,  2,  Diels  Poet,  philos.  S.  175)  entwickelte  Timon 
die  skeptische  Lehre  nach  folgender  Disposition:  wer  die  Glückseligkeit  erlangen 
wolle,  müsse  auf  ein  Dreifaches  hinblicken:  1.  wie  die  Dinge  seien,  2.  wie  wir 
uns  zu  ihnen  zu  verhalten  haben,  3.  was  für  ein  (theoretischer  und  prak- 
tischer) Erfolg  aus  diesem  Verhalten  sich  ergebe.  Die  Dinge  sind  ohne  feste 
Unterschiede,  unbeständig  und  unbeurteilbar.      Wir  dürfen  weder  unserm  Wahr- 


§  65.     Die  mittl(?R'  und  neuere  Akademie.  489 

nehmen  noch  unserm  Vorstellen  trauen,  da  beides  infolge  der  Unbeständigkeit 
der  Dinge  weder  wahr  noch  falsch  ist.  Wir  gelangen,  wenn  wir  uns  so  ver- 
halten, zuerst  zur  Nichtentscheidung  (Nichtaussage)  oder  Freiheit  von  jeder 
theoretischen  Befangenheit  (dq^aata),  dann  zur  Unerschütterlichkeit  des  Gemütes 
{(haoa^ta,  Aristokl.  bei  Eus.  Praep.  ev.  14,  18.  4,  Diels  Poet,  philos  S.  176).  Die 
araga^la  folgt  wie  ein  Schatten  der  i^To/?/  (Diog.  Laert.  9,  107).  Die  Erscheinung 
soll  zwar  nicht  bezweifelt  werden,  wohl  aber  das  Sein.  In  seiner  Schrift  Ileol 
aio{}t)a£cov  sagte  Timon  (nach  Diog.  Laert.  9,  105,  Fragm.  74  D.):  rö  ^if/.i  oxi 
foxi  y'l.vxv  ov  ridijf^u,  t6  6'  öri  qpaivszai  oino/.oycö  (vgl.  Fragm.  81  D.).  Das  oi)dkv 
/(ä/J.or  erklärte  Timon  in  der  Schrift  Ilvdcov  (nach  Diog.  Laert.  9,  76,  Fragm. 
80  D.)  als  fitjdkv  ögiCsir  oder  d.-rgoadszsh'  (sich  jeder  Bestimmung  ixnd  Zustimmung 
enthalten). 

§  65.  Die  mittlere  und  neuere  Akademie.  Die  Schule 
Piatons  schlägt  in  dieser  Periode  eine  skeptische  Richtung  ein, 
die  innerhalb  der  platonischen  Lehre  an  den  Satz  von  der  Un- 
erkennbarkeit  der  (nur  der  Sö^a,  nicht  der  en.iGxrif.ir]  zugäng- 
lichen) Erscheinungswelt  anknüpfen  konnte.  Der  akademische 
Skeptizismus  verfährt  nicht  so  radikal  wie  der  pyrronische,  so- 
fern er  sich  vorwiegend  gegen  eine  bestimmte  Richtung,  näm- 
lich gegen  den  Dogmatismus  der  Stoiker,  kehrt  und  nicht 
schlechthin  jede  Erkenntnis  aufhebt,  sondern  als  Norm  für  das 
Handeln  wenigstens  „Wohlbegründetheit"  (t6  Ecloyov)  und 
Wahrscheinlichkeit  (/rt^arorj^c),  und  zwar  in  verschiedenen 
Graden  anerkennt.  Die  Häupter  der  mittleren  und  neueren 
Akademie  sind:  Arkesilaos  (lebte  von  31514— 241  y 40  v.  Chr.), 
der  Begründer  der  sogenannten  zweiten  Akademie,  der  gestützt 
auf  skeptische  Elemente  in  der  sokratischen  und  platonischen 
Philosophie  das  Prinzip  des  Zweifehis  in  die  Schule  einführte, 
und  Karneades  (214/12—129/28),  der  Stifter  der  neuen  Aka- 
demie oder  auch  der  dritten  akademischen  Schule,  der  die 
Theorie  der  Wahrscheinlichkeit  ausbildete.  Als  Verbreiter  der 
Lehre  des  Karneades  ist  sein  Schüler  Kleito machos  von  Be- 
deutung. 

Im  weiteren  Verlaufe  kehrte  die  neuere  Akademie  wieder  zum 
Dogmatismus  zurück.  Den  Übergang  bildet  Philon  der  Larisäer, 
der  als  Stifter  einer  vierten  akademischen  Schule  genannt  wird  (zur 
Zeit  des  ersten  mithridatischen  Krieges).  Er  nahm,  der  Stoa 
sich  nähernd,  eine  Begreifbarkeit  der  Dinge  an,  wenn  er  auch 
die  stoische  Lehre  von  der  „begreifenden  Vorstellung"  als  dem 
Wahrheitskriterium  nicht  gelten  lassen  wollte.  Sein  Schüler, 
Antiochos  von  Askalon,  begründete  eine  fünfte  Richtung, 
indem  er  lehrte,  daß  Akademie,  Peripatos  und  Stoa  in  allem 
Wesentlichen     einig    seien.       Damit     war    ein    neuer,     für    den 


49^1  §  65.     Die  mittlere  und  neuere  Akademie. 

EklekTizismu.s     der     folgenden     Zeit     -wichtiger     Dogmati.smus 
begründet. 

Zur  neueren  Akademie  bekannten  sieh  auch  die  Römer 
Varro  tmd  Cicero.  Varro.  mehr  Gelehrter  als  Philo.soph.  teilt 
den  StandjDunkt  seines  Lehrers  Antiochos  von  Askalon.  ist  aber 
auch  von  Poseidonios  und  pythagoreischen  Lehren  beeinflußt 
und  bevregt  sich  in  seinen  Saturae  Menippeae  z.  T.  in  k^Tiischen 
Bahnen.  Cicero  bekennt  sich  in  der  Erkenntnislehre  zum  neu- 
akademischen Skeptizismus,  zeigt  für  Physik  im  ganzen  -wenig 
Interesse  und  schwankt  in  der  Ethik  -z-vrischen  den  strengeren 
stoischen  und  den  milderen  peripatetischen  Anforderungen. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehre:  Diog. 
L^ert.  4,  28 — 45  fArkesilao»),  G"2— 06  (Karneades;,  59 — Gl  (Lakydes),  G7  (Kleito- 
machos).  Academicoriim  philosophorum  index  Herculanensis  (Philodem.  s.  oben 
S.  465);  über  das  Quellen  Verhältnis  Wilamowitz,  Anlig.  v.  Kar.  S.  45  If.  70  ff.. 
dazu  W.  Crönert,  Kolotes  und  Menedemos  S.  75  ff.,  der  S.  78  für  Euandros 
auch  die  Inschrifl  IG  II  38.5  heranzieht.  Suidas  s.  v.  'Agy.eoi).aog,  Aay.iör/^. 
Kaoifädt/;.  Weitere  für  einzelne  Angaben  in  Frage  kommende  Quellen  bei 
Zefler  und  Susemihl.  s.  u.  Für  Karneades  s.  Inscr.  Gr.  II  14'j6  (Di tten berger,  Syll. 
inscr.  Gr.^  No.  GG6;;  zum  Xamen  "W.  Crönert.  Kol.  u.  Men.  S.  95.  Für  Varro 
das  Material  bei  Teuffel-Kroll-Skutsch.  Gesch.  d.  röm.  Lit.  §§  164  ff.,  für  Cicero 
ebenda  §§  175  ff.  Zusammenstellung  der  uns  bekannten  Akademiker 
•dieser  Richtung  und  der  antiken  Angaben  über  sie  bei  Zeller  III  1* 
S.  .".08,  .3;  .>41,  1;  .542.  3:  .543,2;  545.  1;  610,  2;  618.  3  ff.  (.s.  besonders  630,  4  ff. j: 
633.  2  ff.;  672,  3  ff.;  69.3,  1  ff..  Susemihl  I  S.  122  ff.,  127  ff.:  II  S.  279  ff. 
Schülerliste  des  Lakrdes  (aus  Ap>oUodor — Philodemj  bei  Crönert,  Kol.  u.  Men. 
S.  76  f.  (Dämon,  Schüler  des  Lakydes.  ebenda  S.  95),  des  Karneades  bei 
Th.  Gomperz.  Festschr.  f.  O.  Benndorf,  Wien  1898.  S.  256  ff.  Chronologie:  Ja- 
coby,  ApoUodors  Chronik  S.  344  ff.  fArkf«ilaosj,  346ff.  (Lakydes).  381  ff.  (Karneades 
und  Kleitomachos  I.  Über  weitere  von  Apollodor  berücksichtigte  Akademiker  s.  Ja- 
cobys  Fasti  ApoUodorei  (Anhang  der  genannten  Schrift  über  ApoUod.  Chronik  > 
8.  412  f..  über  die  Schule  insgesamt  Meklers  Fasti  Academici  im  Anh.  s.  Ausg. 
•des  Academ.  ind.  Herc.  S.  117  ff.  Für  die  Lehre  wichtigste  Quelle  Cicero 
<Acad.,  de  fato.  de  fin.,  Tu.=c.  disp..  de  nat.  deor.  ß.  3.  de  divin.  B.  2).  Doxo- 
^raphie:  Diels.  Doxogr.  Gr.,  s.  Indes  s.  v.  Academici,  Arcesilaus,  Carneades. 
Clitomachus,  Antiochus.  Philo  Larissaeus.  Antike  Bildnisse:  Karneadfs: 
Bernoulli.  Griech.  Ikonogr.  II  18(»ff.  Varro  (apokryph):  Bemoulli,  Röm.  Ikonogr. 
I  235.     Cicero:  el)enda  132  ff. 

Schriften.  ErhaHeiies.  Ausgaben.  Das  verhältnismäßig  Wenige, 
wa-s  von  älteren  Anhängern  der  Richtung  im  Umlaufe  war,  wie  die  von  Pvtho- 
■doros  aufgezeichneten  Vorträge  des  Arkesilaos  lAcad.  ind.  Eerc.  col.  20,  42  f.  i, 
ist  verloren.  Die  von  Diog.  Laert.  4,  .30  f.  überlieferten  Epigramme  des  Arkesi- 
laos haben  zur  Philosophie  keine  Beziehung.  Von  Kleitomachos  und  Antiochos 
läßt  sich  vieles  aus  Cicero  u.  a.  wiederherstellen.  Wiedergabe  eines  Dialogs  des 
C'harmadas  erkennt  W.  KroU,  Rhein.  Mus.  .58  (1903),  586,  1  bei  Cicero  de  orat. 
1.  8.5—92.  Eine  tierpsychologische  Schrift  eines  Vertreters  der  Neuen  Akademie 
aus  dem  1.  Jahrh.  vor  Chr.  rekonstruiert  G.  Tappe,  De  Philonis  libro  qui  in- 
scribitur  AJ^Earboo:  ij  TTSQi  Tof  /.öyov  eyetr  rä  ä/.oya  -rZa  quaestion^  selectae, 
Grott.  1912,  Diss.  (an  Metrodoros  von  Skepsis  dentt  M.  Wellmann.  Hermes  .52 
[1917],  135). 

Varro.  Seine  zahlreichen  .Schriften  (Verzeichnis  des  Hieronymus,  s. 
Teuffel-Kroll-Skutsch  §  165.  1)  berührten  fast  durchweg  das  Gebiet  der  griechi- 
schen Philosophie  (das  Nähere  Teuffel-Kroll-Skutsch  §§  165  ff.;  vgl.  auch  unten 
S.  167"  f.  178^j,  sind  aber  bis  auf  zwei.  De  lingua  Lat.  (von  den  2.5  BB.  nur 
ein  Teil  überliefert;  und  Rerum  rustic.  libri  tres.  verloren  g^angen  oder  nur 
in    Fragmenten     erhalten.       Als     philosophisch     besonders     wichtig     sind     anzu- 


§  Co.     Die  mittlere  und  neuere  Akademie.  491 

führen:  M.  Terenti  Varronis  Saturarum  Menippearum  reliquiae,  rec. 
Alex.  Riese,  Lips.  ISG-ö»:  diese  Reste  auch  im  Anh.  von:  Petronii  Sat.  et  Lib. 
Priapeor.,  rec.  Franc.  Buecheler;  edit.  V.,  cur.  Guil.  Heraeus  Berol.  l'Jl2.  — 
M.  Terenti  Varronis  An  tiq  ui  tatum  rerum  divinarura  libri  I  XIV  XV 
XVI  .  .  .  auctore  R.  Agahd.  Jahrbb.  f.  klass.  Phüol.  Suppl.  24  (1898j,  1-220, 
3G7 — oSl.  —  Die  zu  Unrecht  unter  Varros  Namen  gehenden  Sententiae  Varroni.s 
bei  P.  Germann,  s.  u.  S.  16.S*. 

Cicero.  Für  die  zahllosen  älteren  und  neueren  Gesamt-  und  Sonder-  (ins- 
besondere Schul-J  Ausgaben  muß  hier  im  allgemeinen  auf  die  bibliographischen 
Hilfsmittel  verwiesen  werden.  Angeführt  sei  das  Folgende:  Die  gangbare  Ge- 
samtausgabe der  Biblioth.  Teubn.  von  R.  Klotz,  2.  AufL,  Leipzig  1863—1871, 
neu  bearb.  von  C.  F.  W.  Müller  und  G.  Friedrich,  Leipz.  18(8  ff.;  darin  pars  IV: 
Scripta  phüosophica,  ed.  Müller.  In  derselben  Bibl.  Teubn.  ist  <;ine  neue  von  ver- 
schiedenen Gelehrten  bearbeitete  kritische  Ausgabe  im  Erscheinen;  darin  ent- 
halten folgende  Bände  und  Faszikeln  die  philosophischen  Schriften:  XII  39:  De 
re  publ.,  rec.  K.  Ziegler.  40:  De  leg.,  cle  iure  civ.,  de  aug.,  rec.  (J.  Plasberg. 
41:  Oeconomicus,  Protagoras,  Paradoxa  Stoic,  Cato,  Laud.  Porciae,  Consol., 
Hortens.,  rec.  0.  Plasberg.  42:  Academ.  reüqu.  cum  LucuUo,  rec.  O.  Plasberg. 
XIII  43:  De  fin.  bon.  et  mal.,  rec.  Th.  Schiebe.  44:  Tuscul.  disput.,  rec.  M.  Poh- 
lenz.  XIV  45:  De  nat.  deor.,  rec.  O.  Plasbertr.  4f}:  De  divin..  De  fafo,  Ti- 
maeus,  rec.  O.  Plasberg.  47:  Cato  maior,  Laeüus,  rec.  K.  .Simbeck,  De  gloria, 
rec.  O.  Plasberg.  XV  48:  De  officiLs,  rec.  C.  Atzert,  De  virtut.,  rec.  O.  Plas- 
berg. —  Kritische  Ausgabe  mehrerer  Schriften:  >L  Tüll.  Cic.  Paradoxa  Stoicorum, 
Academicorum  reliquiae  cum  Lucullo,  Timaeus,  De  natura  deorum,  De  divi- 
natione.  De  fato,  ed.  O.  Plasberg,  Lipsiae  1008.  1911.  —  De  nat.  deor..  De  divin., 
De  legib. :  Cod.  Heinsianus  (Leid.  118;  phototyp.  edit.;  praef.  est  Ö.  Plasberg, 
Leiden  1912.  Cic.  operum  philosoph.  cod.  Leid.  Vossianus  lat.  fol.  84,  phototj7>. 
ed.  O.  Plasberg,  Leiden  1915.  —  M.  TuU.  Cic.  libri  qui  ad  rem  publicam  et  ad 
philosophiam  spectant,  scholarum  in  usum  ed.  Th.  Schiebe,  Vind.  et  Prag.,  Lips. 
1884  ff.  —  Zur  Einführung:  O.  Weißenfels,  Ausw.  aus  Ciceros  philos.  Schriften 
(mit  Einl.  in  d.  Schriftstellerei  Ciceros  u.  in  d.  alte  Philosophie^,  4.  Aufl.  (Kommentar 
in  3.  Aufl.),  bes.  v.  P.  Wessner,  Leipz.  Berl.  1914.  —  Gesamtübersetzungen 
in  der  Metzlerschen  und  Langenscneidt sehen  Bibliothek  in  wiederholten  Aus- 
gaben. Einzelnes  (Fünf  Bücher  über  das  höchste  Gut  und  Übel,  mit  einer 
Leljensbeschreibung  des  Cicero  —  Drei  Bücher  über  die  Natur  der  Götter  — 
Lehre  der  Akademie)  in  der  Philos.  Bibl.  von  F.  Meiner  (Bd.  22 — 24j.  —  Sonder- 
ansgaben :  Somn.  Scip.  erkl.  v.  C.  Meißner.  5.  Aufl.  bearb.  v.  Landgraf,  Leipzig 
1908.  Erkl.  v.  H.  Anz,  2.  Aufl.  v.  R.  Mücke,  Gotha  1910.  II  Somn.  Scip.  di 
M.  TuU.  Cic.  con  i  commenti  di  A.  Pasdera,  2.  ed.,  Torino  1915.  —  De  legibus 
libri.  erkl.  von  Ad.  du  Mesnil,  Leipzig  1879.  Ex  recogn.  Joh.  Vahleni  iterum 
editi,  Berol.  1883.  S.  auch  Paradoxa.  —  Paradoxa,  erkl.'v.  H.  Anz,  Gotha  189<J. 
pjrkl.  V.  Ma,^  Schneider,  Leipzig  1891.  Paradoxa  Stoicorum,  de  leg.  libr.,  ed. 
Theod.  Schiebe,  Vind.  Lips.  1913.  —  Academica,  the  text  revis.  and  explain.  by 
J.  Sm.  Reid,  Lond.  1885.  —  De  finibus  bon.  et  mal.,  tertium  ed.  Madvig.  Havn. 
1876.  Erkl.  V.  H.  Holstein,  Leipz.  1873.  Ed.  with  introd.  and  commentarv  bv 
W.  M.  L.  Hutchinson,  Lond.  1909.  —  Tuscul.  disput.,  erkl.  v.  G.  Tisoher,  B.  1 
u.  2  in  9.,  B.  3  bis  5  in  8.  Aufl.  von  G.  Sorof,  Beri  1899.  1887.  Erkl.  v.  Otto 
Heine,  4.  Aufl.,  Leipz.  1892.  1896.  Erkl.  v.  G.  Ammon,  Gotha  1904.  ^l.  Tüll. 
Cic.  Tusc.  disp.  libri  quinque,  a  revLsed  text  with  introd.  and  comm.  and  a  col- 
lation  of  numerous  Mss.  ..by  Th.  W.  Dougan,  vol.  I  contain.  bcxjks  I  and  IL 
Cambr.  1905  (wichtig  für  Überlieferung  und  Texteskritik  .  Hrsg.  v.  Th.  Schiebe, 
2.  Aufl.,  Leipz.  1907.  Mit  Benützu.ng  von  O.  Heines  Ausg.  erkl.  von  Max  Poh- 
lenz,  I  (B.  1  und  2i,  Leipz.  1912.  Übersetzt  mit  Einl.  u.  Erläuter.  von  F.  Spiro, 
Leipz.  (Reclams  Univ.-Bibl.  X.  .5027/29).  —  De  natura  deorum  erkl.  von  G.  F. 
Schoemann.  4.  Aufl.,  Berl.  1876.  With  intrrxl.  and  comra.  by  Jos.  B.  Mayor, 
Cambr.  1880  —  1885  (reicher  Kommentar).  Erkl.  von  Alfr.  Goethe,  Leipz.  1887. 
Commentati  da  Carlo  Giambelli.  Torino-Roma  1896.  1904.  S.  auch  DieLs 
unter  Philodem  nsoi  f.vofßi;ia;  (oben  S.  464 1.  —  Cato  maior  de  senectute 
erkl.  v.  .J.  Sommerbrodt.  12.  Aufl.,  Berl.  1896  (13.  Aufl.  [v.  .1,  Kaibelj  in  Vorb.). 
lUustr.  da  Fei.  Ramorino,  2.  ediz.,  Torino  19^/J.  Erkl.  v.  H.  Anz,  3.  (4.)  Aufl., 
Gotha  1902  (19(j9j.  Hrsg.  v.  Th.  Schiebe,  2.  Aufl.  1904.  Ed.  bv  F.  G.  Moore, 
New  York  1904.  Erkl.  v.  C.  Meißner,  6.  Aufl.  v.  G.  Landgraf,  Leipz.  Beri.  1917. 
üec.  Car.  Simbeck,  Lips.  1912.    Cicero  und  Jacob  Grimm.  Ü^ber  das  Alter,    hrsg. 


^qo  §  65.     Die  mittlere  und  neuere  Akademie. 

V.  Max  8cbneide\vin,  Hamb.  1893.  —  De  divinatione,  reo.  Heeringa,  Leiden  1909. 
—  Laeüus  de  amicitia,  edit.  by  Jam.  Sm.  Reid,  new  edit.,  Cambr.  1883.  With 
introd.  and  notes  bv  St.  G.  Stock,  Oxf.  1893.  Erkl.  v.  C.  W.  Nauck,  10.  Aufl. 
V.  Th.  Schlehe,  BerL  1897.  Hrsg.  v.  Th.  Schiebe,  2.  Aufl.,  Leipz.  1905.  Ed.  AI. 
Kornitzer,  ed.  IV.,  Wien  1906.  Illustr.  da  Fei.  Ramorino,  3.  ediz.,  Torino  1908. 
Erkl.  V.  C.  Meißner,  3.  Aufl.  v.  P.  Weßner,  Leipz.  1914.  —  De  officiis,  erkl.  v. 
O.  Heine,  6.  Aufl.,  Berl.  1885  (7.  Aufl.  in  Vorb.).  With  introd.,  analys.  and 
comm.  by  H.  A.  Holden,  7.  edit.,  Cambr.  1891.  Commentato  storicamente  e 
filosoficamente  da  G.  Segre,  Torino  1902.  Comm.  da  Rem.  Sabbadini,  2.  ediz., 
Torino  1906.  Tertiiim  edid.  AI.  Kornitzer,  Vindob.  1908.  —  Consolatio:  Rekon- 
struktionsversuch von  Jac.  van  Wageningen,  De  Ciceronis  libro  cousolationis, 
Groningen  1916  (dagegen  mit  Recht  R.  Phihppson,  Berl.  philol.  Wochenschr. 
1917,  496  ff.).  —  Hortensius:  Übersehenes  Fragment  (Boeth.  de  differ.  top.  p.  86f) 
ed.  Basil.  1570)  bei  Diels,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos..  1  (1888),  486  Anm.  1.  Alfr. 
Gudeman.  A  new  fragm.  of  Cicero's  Hortensius  and  of  Aristotle's  Protrepticus, 
Trans,  of  the  Amer.  philol.  Assoc.  22  (1891),  S.  XLVI— XLVIII  (mir  unzu- 
gänglich). —  De  virtutibus:  Versuch  Fragmente  dieses  Werkes  aus  zwei  Schriften 
des  Antonius  de  la  Säle  (saec.  XV.)  auszuscheiden  im  Supplem.  Ciceron.  der 
Bibl.  Teubn.:  M.  Tull.  Cic.  de  virt.  libri  fragmenta,  coli.  Herm.  Knoellinger, 
Lips.  1908  (bleibt  unsicher). 

Nach  Krates  stand  der  akademischen  Schule  Arkesilas  oder  Arkesilaoft 
vor,  der,  um  315/14  zu  Pitane  in  Aeolien  geboren,  anfangs  den  Theophrast  gehört 
hatte,  dann  aber  Schüler  des  Krantor,  Polemon  und  Krates  geworden  Avar. 
Gestorben  ist  er  241/40.  Seine  Enthaltung  (ijioxn)  vom  eigenen  Urteil  und  sein 
doppelseitiges  Disputieren  bezeugt  Cic.  de  orat.  3,  18,  67:  quem  ferunt  primum 
instituisse,  non  quid  ipse  sentiret  ostendere,  sed  contra  id  quod  quisque  se  sentire 
dixisset,  disputare;  vgl.  Diog.  L.  4,  28:  :jqcütoc  nig  ky.dxfQov  ijreysiQtjOEv.  Er 
lehrte  nach  Cic.  Acad.  post.  1,  12,  45,  daß  wir  nichts  wissen  können,  sogar  das- 
nicht,  was  Sokrates  noch  als  Inhalt  des  Wissens  übrig  gelassen  habe,  nämlich 
daß  wir  nichts  wissen.  Nach  einem  von  Sext.  Emp.  Hyp.  Pyrr.  1,  234  wieder- 
gegebenen Gerücht  hätte  er  diese  Methode  nur  zur  Übung  und  Prüfung  der 
Schüler  angewandt,  um  dann  den  wohlbegabten  die  platonischen  Lehren  mitzuteilen. 
Nach  unserer  maßgehenden  Überlieferung  ist  das  sehr  unwahrscheinlich.  Das 
Gerücht  verdankt  seine  Entstehung  vermutlich  der  Absicht,  die  Schroffheit  des 
Übergangs  der  Akademie  vom  Dogmatismus  zum  Skeptizismus  zu  mildern,  oder, 
Avie  es  von  Philon  dem  Larisäer  geschah,  den  Abfall  der  Akademie  von  Piaton 
überhaupt  zu  bestreiten.  Nach  Sextos  a.  a.  O.  beriefen  sich  die  Urheber  oder 
Verbreiter  dieses  Gerüchtes  auf  einen  Vers  des  Ariston  (von  Chios),  der,  Ilias  6, 
181  parodierend,  gesagt  hatte,  Arkesilaos  sei  Ttgöade  U/mtcov,  oTiißev  IIvqqwv, 
ftfoao:  .\i6d(ogog  (Stoic.  vet.  fragm.  I  No.  344),  womit  in  Wahrheit  nichts  anderes 
gemeint  sein  kann,  als  daß  bei  Arkesilaos  die  Zugehörigkeit  zur  Schule  Piatons 
nur  ein  Aushängeschild  sei,  hinter  dem  sich  ein  auf  megarische  Eristik  gestützter 
Pyrronismus  verberge  (vgl.  auch  Diog.  Laert.  4,  83  und  4,  28:  jigcörog  rov  l6yo%' 
FHivt]ae  zbv  i'Tco  ID.äxcovog  jzaQadeöo^ievov  xai  £jioi9]oe  8i  sgcorijaecog  y.ai  a:^oxgias(o? 
igiariHiörsgor).  Zweifellos  suchte  Arkesilaos  seinen  Skeptizismus  auf  Stellen 
Piatons  und,  noch  über  Piaton  zurückgreifend,  auf  Äußerungen  des  Sokrates  zu 
begründen  (Cic.  de  orat.  3,  18,  67:  Arcesilas  primum  ...  ex  variis  Piatonis  libris 
sermonibusque  Socraticis  hoc  maxime  adripuit,  nihil  esse  certi,  quod  aut  sensibus 
aut  animo  percipi  possit;  vgl.  de  nat.  deor.  1,  5,  11:  haec  in  philosophia  ratio 
contra  omnia  disserendi  nullamque  rem  aperte  iudicandi  profecta  a  Socrate,  repe- 
tita  ab  Arcesila,  confirmata  a  Carneade  usque  ad  nostram  viguit  aetatem). 
Hauptangriffspunkt  für  seine  Skepsis  war  der  stoische  Dogmatismus.  Nach  Cic. 
Acad.  post.  1,  12,  44  bekämpfte  er  unablässig  den  Stoiker  Zenon.  Er  bestritt 
(nach  Sext.  Emp.  adv.  math.  7,  153  ff.)  besonders  die  Lehre  von  y.azü}.i]%pic   untl 


§  65.     Dio  niittloro  und  neuere  Akademie.  493 

cvyy.aTÜ&Eoig  ;s.  oben  S.  439)  u.  a.  mit  dem  Argument,  daß  eine  falsche  Vor- 
stellung ebensoviel  Überzeugungskraft  für  uns  haben  könne  als  eine  wahre. 
Für  das  praktische  Verhalten  jedoch  erkannte  er  eine  Norm  im  evkoyov  (der 
„Wohlbegründetheit"',  vgl.  Goedeckemeyer,  Gesch.  d.  griech.  Skept.  S.  43). 
Richtig  ist  eine  Handlung,  die  nach  ihrer  Vollziehung  sich  mit  guten  Gründen 
rechtfertigen  läßt  (Se.xt.  Emp.  adv.  math.  7,  158:  Stteo  jrgayjfev  ev/.oyor  s/ei  xi)v 
djio^.oyt'av). 

Dem  Arkesilaos  folgte  als  Schulhaupt  (241/40  v.  Chr.)  Lakydes,  diesem 
Telekles  und  Ennudros,  dem  letzteren  Hegpsiaus,  diesem  Knmeadi-s 
(Diog.  Laert.  4,  60),  die  wohl  sämtlich  der  von  Arkesilaos  angegebenen  Richtung 
folgten. 

Ka rneades  ron  Kyrene  (214/12—129/28:  er  kam  im  Jahre  156/55  vor 
Chr.  zugleich  mit  dem  Stoiker  Diogenes  und  dem  Peripatetiker  Kritolaos  als 
Gesandter  nach  Rom ;  s.  oben  S.  436)  verfolgte  die  skeptische  Richtung  weiter. 
Er  machte  sich  besonders  die  Bestreitung  des  Stoikers  Chrysippos  zum  Beruf,  so 
daß  er  selbst  sagte:  „Wenn  Chrysippos  nicht  wäre,  wäre  ich  nicht"  (Diog.  Laert. 
4,  62;.  Doch  beschränkte  sich  seine  Polemik  keineswegs  auf  die  Stoa  (Sest. 
Emp.  adv.  math.  7,  159).  Das  Wissen  erklärte  er,  die  skeptischen  Argumente 
des  Arkesilaos  erweiternd,  für  unmöglich  und  die  Ergebnisse  aller  dogmatischen 
Philosophie  für  ungesichert.  Ein  Kriterium  der  Wahrheit  gebe  es  nicht,  da 
falsche  Vorstellungen  von  wahren  nicht  bestimmt  zu  unterscheiden  seien.  Auch 
eine  Beweisführung  hielt  er  für  unmöglich,  da  die  Voraussetzungen  einer  solchen 
wieder  bewiesen  werden  müßten  und  so  ins  Unendliche  weiter.  Mit  seinem 
Skeptizismus  verband  sich  ein  hervorragender  Scharfsinn  im  pro  et  contra  dicere, 
unterstützt  durch  eine  große  rhetorische  Befähigung.  Als  Redner  nennt  ihn 
Cicero  (de  orat.  1,  11,  45)  hominem  omnium  in  dicendo,  ut  ferebant,  acerrimum 
et  copiosissimum.  Bei  seiner  Anwesenheit  in  Rom  soll  er  an  dem  einen  Tage 
eine  Rede  zum  Lobe  der  Gerechtigkeit  gehalten,  an  dem  andern  Tage  aber  im 
Gegenteil  die  Gerechtigkeit  als  unverträglich  mit  den  bestehenden  Lebensverhält- 
nis.sen  erwiesen  und  insbesondere  die  Bemerkung  gewagt  haben,  wenn  die  Römer 
in  ihrer  Politik  Gerechtigkeit  üben  wollten,  so  müßten  sie  alles  Eroberte  den 
rechtmäßigen  Besitzern  herausgeben  und  zu  ihren  Hütten  zurückkehren  (Lactant. 
Instit.  5,  14  ff.  nach  Cic.  de  republ.).  Wie  nach  der  negativen  Seite,  so  ging 
aber  auch  nach  der  positiven  Karneades  über  die  Grundgedanken  des  Arkesilaos 
hinaus.  Dieser  hatte  im  evkoyov  eine  Norm  für  das  Handeln  übrig  gelassen. 
Karneades  bildete,  von  dem  gleichen  Bedürfnis  eines  praktischen  Richtpunktes 
bestimmt,  eine  Theorie  der  Wahrscheinlichkeit  {s/i<paais,  :Tfdav6xr]g)  aus. 
\\'enn  auch  nichts  (in  stringenter  Weise)  erfaßt  (und  wissenschaftlich  bewiesen) 
werden  könne,  so  hindere  das  doch  nicht,  daß  manches  klar  liege  (Euseb.  Praep. 
€V.  14,  7,  15:  biacpooäv  ö'e  eivai  äÖrjXov  xai  äxara/.ijjiTov,  xai  jiäriu  f.iEv  sivai  axa- 
TÜhjTiTu  (gegen  die  stoische  xaxäXi-jrpig),  ov  jiäviu  Öe  äöt]Xa).  Des  Näheren  unter- 
schied er  drei  Hauptstufen  der  Wahrscheinlichkeit:  die  Vorstellungen  sind  näm- 
lich entweder  nur  für  sich  aUein  wahrscheinlich  {^ndavaCj,  oder  wahrscheinlich 
und  nicht  durch  andere  mit  ihnen  in  Verbindung  stehende  bestritten  {nidavai 
xai  cdEoi'a.-iaaTot),  oder  endlich  wahrscheinlich  und  unbestritten  und  allseitig  ge- 
prüft (TTi&avai  xai  ä^egianaoroi  xai  öiE^iodEVusvai  [oder  nEOiu>()EVfiEvai\):  Sext. 
Emp.  adv.  math.  7,  166.  176  ff.  Die  Wahrscheinlichkeit  und  ihre  Grade  anzu- 
nehmen, ist  für  das  Handeln  nötig,  da  bei  voller  Enthaltung  des  Urteils  ein 
Handeln  überhaupt  nicht  möglich  wäre.  —  Besonders  scharf  griff  Karneades  die 
Theologie  der  Stoiker  an,  da  weder  die  Beweise  für  das  Dasein  Gottes  stichhaltig 
seien,  noch  die  Vorstellung  von  Gott  als  einem  persönlichen,  vernünftigen  Wesen 


494  §  *^-^-     I-*i^  mittlere  und  neuere  Akademie. 

aufrechterhalten  werden  könne,  ohne  ihm  Eigenschaften  beizulegen,  die  mit 
seinem  sonst  angenommenen  Wesen  nicht  vereinbar  seien.  Wie  die  stoische 
Theologie  bildete  auch  die  mit  ihr  aufs  engste  zusammenhängende  teleologische 
Weltanffassung  und  die  Weissagungslehi-e  das  Ziel  seiner  Angriffe  (man  vergleiche 
namentlich  die  durch  Vermittlung  des  Kleitomachos  auf  Karneades  zurückgehenden 
Ausführungen  bei  Cicero  [s.  unter  Cicero  u.  S.  497  f.  |,  die  ebendaher  stammende 
Erörterung  bei  Sext.  Enip.  adv.  math.  9.  13  ff.  und  die  gegen  stoische  Lehren 
gerichteten  Argumente  bei  Philon  ütgi  .-rgovoiag).  Die  Angriffe  auf  die  stoische 
Theologie  sollten  jedoch  keine  Leugnung  des  Daseins  der  Götter  bedeuten, 
sondern  nur  die  für  dieses  Dasein  vorgebrachten  Beweise  entkräften  (Cic.  de  nat. 
deor.  3.  17,  44).  —  Unter  den  Schülern  und  nächsten  Nachfolgern  des  Karneades 
in  der  Leitung  der  Akademie  ist 

Kleitomachos  von  Bedeutung,  der  129/8  Scholarch  wurde  und  110/9 
starb.  Er  machte  sich  um  die  karneadeische  Lehre  durch  ihre  schriftstellerische 
Verbreitung  verdient.  Auf  ihn  gehen  große  Abschnitte  bei  Cicero,  Sextos  Emp. 
u.  a.  zurück.  —  Ein  anderer  Schüler  des  Karneades  war  der  bei  Cicero  de  orat. 
1,  18,  84  u.  a.  erwähnte 

Charmadas  (bei  Sext.  Emp.  Hyp.  1,  220,  adv.  math.  2,  20  Charmidas,  bei 
Euseb.  Praep.  ev.  14,  4,  15  Charmides).  In  dem  alten  Streite  zwischen  Philosophie 
und  Rhetorik  nahm  er  in  der  Weise  Stellung,  daß  er  im  Gegensatze  zu  den 
Vertretern  einer  unwissenschaftlichen  rhetorischen  Routine  ausführte,  in  der 
theoretischen  Rhetorik  wie  in  der  praktischen  Beredsamkeit  lasse  sich  ohne 
Kenntnis  der  Philosophie  nichts  erreichen  (vgl.  Plat.  Phaidros,  oben  S.  296). 
Doch  wollte  er,  dem  neuakademisch-skeptischen  Prinzip  getreu,  dies  nicht  als 
positive  (dogmatische)  Meinungsäußerung  verstanden  wissen.  —  Bedeutender  für 
die  philosophische  Entwicklung  der  Akademie  war  Kleitomachos'  Schüler  und 
Nachfolger 

Philon  von  Larisa.  Er  kam  während  des  ersten  mithridatischen  Krieges 
nach  Rom,  wo  ihn  im  Jahr  88  v.  Chr.  auch  Cicero  hörte.  Anfänglich  ein  konsequenter 
Anhänger  der  karneadeischen  Skepsis,  näherte  er  später  durch  Ausbau  des  auch  von 
Arkesilaos  und  Karneades  zugestandenen  Positiven  (des  sv?.oyov  und  des  jndarör)  die 
neuakademische  Lehre  dem  Dogmatismus.  Dieses  Positive  erscheint  bei  ihm  in 
der  Form  der  Greifbarkeit  oder  Augenscheinlichkeit,  die  gewisse  \Valirheiteu  für 
unsere  Seele  besitzen,  auch  wenn  sie  nicht  wissenschaftlich  erfaßt  uud  begründet 
werden  können.  Auch  seine  neuakademischen  Vorgänger,  behauptete  er,  hätten 
diesen  Standpunkt  eingenommen  und  ihre  Skepsis  nur  gegen  das  stoische  Wahr- 
heitskriterium, die  y.ara/.ij.-iTiy.t]  rfartaala,  gerichtet.  Einen  Abfall  der  Aka- 
demie von  Piaton  wollte  er  nicht  zugeben  (Sext.  Emp.  Hyji.  1,  235,  Cic.  Acad. 
pri.  2,  11,  34,  Cic.  Acad.  post.  1,  4,  13).  Das  Interesse  Philons  war  wesentlich 
der  Ethik  zugewandt,  die  er  eingehend  behandelte  (Stob.  Ecl.  eth.  II  S.  39, 
20  ff.  W.).  Das  praktische  Bedürfnis  war  es  wohl  auch,  das  in  Verbindung  mit 
der  Polemik  seines  Schülers  Antiochos  von  Askalon  gegen  die  Skepsis  Philon  zur 
Milderiuig  der  neuakademischen  iTio/jj  veranlaßte. 

Antiochos  von  Askalon  folgte  seinem  Lehrer  als  Haupt  der  Schule 
uud  starb  wahrscheinlich  um  das  Jahr  68  v.  Chr.  Im  Winter  79/78  hörte  ihn 
Cicero.  Mit  Antiochos  wurde  die  Rückkehr  der  Akademie  zum  Dogmatismus 
vollendete  Tatsache.  Eine  lebhafte  literarische  Polemik  zwischen  Antiochos  und 
Philon,  aus  der  auf  des  ersteren  Seite  die  Streitschrift  „Sosos"  hervorzuheben 
ist,  diente  zur  Klarlegung  der  Gegensätze,  die  uns  durch  Ciceros  Academica 
priora  B.  2  (Lucullusj  bekannt  sind.  Der  Dogmatismus  des  Antiochos  war  aber 
nicht  der  alte  platonische,  sondern  synkretistischer  Art.     Der  Philosoph  versuchte 


§  65.     Die  mittloie  und  neuere  Akademie.  495 

zu  zeigeu.  daß  die  Hauptlchren  der  Stoiker  bereits  bei  Piaton  sich  fänden  (Sext. 
Emp.  Hyp.  Pyrr.  1,  235),  und  daß  die  akademische,  peripatetische  und  stoische 
Schule  im  wesentlichen  miteinander  übereinstimmten.  Von  den  Stoikern  wich  er 
ab  durch  die  Verwerfung  der  Lehre  von  der  Gleichheit  aller  Laster  und  durch 
die  Lehre,  daß  die  Tugend  für  sich  allein  zwar  ein  glückliches  Leben  (vitam 
beatam),  aber  doch  nicht  das  glücklichste  Leben  (vitam  beatissimam)  bewirke; 
im  übrigen  kam  er  fast  ganz  mit  ihnen  überein,  so  daß  Cicero  mit  Eecht  sagen 
konnte:  (Antiochum,)  qui  appellabatur  Academicus,  erat  quidem  si  perpauca 
mutavisset,  germanissimus  Stoicus  (Cie.  Acad.  pr.  2,  43,  132).  Der  Synkretismus 
des  Antiochos,  dem  die  eklektischen  Neigungen  des  Zeitalters  entgegenkamen,  hat 
auf  die  weitere  Entwicklung  erheblichen  Einfluß  ausgeübt.  Er  setzt  sich  vor 
allem  in  der  Lehrmischung  des  mittleren  Platonisraus  (bei  Albinos  u.  a.)  fort, 
gegen  die  dann  Avieder  in  der  akademischen  Schule  eine  Reaktion  in  Gestalt  'der 
Bekämpfung  stoischer  und  peripatetischer  Lehren  erfolgte  (s.  §  70). 

M.  Terentius  Varro  (116 — 27  vor  Chr.)  verfügte  über  eine  ausgedehnte 
Gelehrsamkeit  wie  auf  anderen  Gebieten  so  auch  auf  dem  der  Philosophie.  Hin- 
sichtlich seines  philosophischen  Bekenntnisses  stand  er  mit  seinen  Grundgedanken 
namentlich  in  der  Ethik  auf  seilen  des  Antiochos,  mit  dem  er  u.  a.  auch  die 
Unterscheidung  der  vita  beata,  beatior  und  beatissima  teilte  (Augustin.  d.  civ.  dei 
19.  3  S.  354,  23  ff.  Domb.).  Auch  seine  Übereinstimmung  mit  stoischen  Grund- 
lehren, wie  der  Auffassung  der  Seele  als  eines  :zvEv/iia.  (Lact.  d.  opif.  dei  17),  mag 
durch  den  Akademiker  vermittelt  sein.  Wohl  nach  Panaitios  unterschied  er  die 
mythische,  die  physikalische  und  die  bürgerliche  Theologie  (Aug.  d.  civ.  dei  6,  5 
S.  252,  25  ff.  D.),  d.  h.  die  Auffassungen  der  göttlichen  Dinge,  wie  sie  in  den 
Darstellungen  der  Dichter,  in  den  naturphilosophisch-theologischen  Theorien  der 
Philosophen  und  in  den  kultüchen  Einrichtungen  des  Staates  zum  Ausdruck 
kamen.  Die  Dichter  —  hierin  ist  Varro  mit  der  alten  philosophischen  Opposition 
gegen  die  Mythologie  (vgl.  oben  S.  90.  93.  292)  einig  —  schreiben  den  Göttern  viel 
Unwürdiges  und  Unannehmbares  zu.  Die  philosophischen  Theorien  über  die 
Götter  widerstreiten  einander  (Aug.  d.  civ.  dei  6,  5  S.  253,  10  ff.).  Recht  haben 
nur  diejenigen,  die  einen  Gott  anerkennen,  der  als  Seele  die  Welt  bewegt  und 
vernunftgemäß  regiert  (August,  a.  a.  O.  4,  31  S.  186,  11  ff.).  Aber  auch  der 
staatliche  Kult  ist  trotz  der  ihm  zugrunde  liegenden  mythologischen  Anschauungen 
und  trotz  des  an  sich  verwerfhchen  Bilderdienstes  aus  praktischen,  volkspäda- 
gogischen Gründen  nicht  zu  beseitigen  (August,  a.  a.  O.  4,  31  S.  185,  25  ff.,  186, 
21  ff.;  6,  5  S.  253,  22  f.,  254,  14  ff.).  Für  Varros  gelehrtes  Wissen  ist  der  seine 
Zeit  beherrschende  Poseidonios  eine  Hauptquelle.  Ihm  verdankt  er  vieles  in 
Geschichte  (Anfänge  der  Kidtur,  Aneignung  fremder  Erfindungen  durch  die 
Römer),  Geographie,  Meteorologie  (System  der  Winde),  Hydrologie  (naturwissen- 
schaftliche Hypothesen  und  Wasserparadoxa)  und  auf  anderen  Gebieten.  Durch 
Weitergabe  dieses  Gedankengutes  an  Spätere,  wie  Vitruvius  und  Plinius,  hat  er 
die  römische  Wissenschaft  stark  beeinflußt.  Auf  anderem  ^Vege,  durch  den 
Grammatiker  Aelius  Stilo,  ist  das  Stoische  in  Varros  Sprachtheorie  vermittelt, 
die  er  in  den  erhaltenen  Büchern  der  Schrift  De  lingua  Latina  ausführt.  Wieder 
auf  Poseidonios  beruht  aber  seine  Neigung  zu  pythagoreischer  Mystik,  die  sich 
in  seiner  Zahlenspekulation  kundgibt.  Auch  hier  bildet  Varro  die  Brücke  zu 
späteren  Römern  (GeUius,  Macrobius,  Martianus  Capella,  Censorinus,  Favonius 
Eulogius).  Nach  anderer  Richtung  kommen  seine  leider  bis  auf  Bruchstücke 
verlorenen  Saturae  Menippeae  (benannt  nach  dem  oben  S.  458  f.  besprochenen 
Kyniker)  für  die  PhUosophiegeschichte  in  Betracht.  Bei  der  Verarbeitung  eines 
mannigfachen,    der   Mythologie,    der  Geschichte    und   dem    gegenwärtigen   Leben 


49(5  §  ^^^-     l^^'i'  niittlcre  und  neuere  Akademie. 

entnommenen  Stoffes  hat  sich  Varro,  wie  später  Lukian,  die  dankbaren  Motive 
nicht  entgehen  lassen,  die  eine  Betrachtung  der  Dinge  aus  dem  kynisch-oppo- 
sitionellen  Standpunkte  darbietet.  So  geißelte  er  die  Üppigkeit  der  großen  "Welt 
im  Gegensatze  zur  kynischen  P^infachheit,  verhöhnte  ihre  Tafelfreuden,  ver- 
spottete die  Philosophen  und  ihre  Zänkereien  u.  dgl.  Mit  der  Kücksicht  auf  die 
literarische  Wirkung  traf  hier  des  Verfassers  eigener  Sinn  für  echtes  Römertum 
und  gute  alte  Sitte  überein.  —  Alles  in  allem  bietet  Varro  das  Bild  eines  von 
geringem  Spekulationstrieb,  größerem  Bedürfnis  nach  moralischer  Norm  und  weit 
überwiegendem  gelehrtem  Interesse  beherrschten  Eklektikers. 

JI.  Tiillius  Cicero  (3.  Januar  106  bis  7.  Dezember  43  v.  Uhr.)  trieb  be- 
sonders zu  Athen  und  Rhodos  philosophische  Studien.  Er  hörte  in  seiner  Jugend 
zuerst  den  Epikureer  Phaidroe  und  den  Akademiker  Philon  und  verkehrte  mit 
dem  Stoiker  Diodotos  (der  später  viele  Jahre  hindurch  sein  Hausgenosse  war, 
Tusc.  5,  39,  113  u.  a.  St.).  Alsdann  genoß  er  den  Unterricht  des  Akademikers 
Antiochos  von  Askalon  und  des  Epikureers  Zenon,  endlich  (in  Rhodos)  den  des 
Stoikers  Poseidonios.  In  seinem  höheren  Alter  kehrte  Cicero  zu  der  Beschäftigung 
mit  der  Philosophie  zurück,  insbesondere  in  seinen  drei  letzten  Lebensjahren: 
Tusc.  5,  2,  5:  (philosophia,)  cuius  in  sinum  cum  a  primis  temporibus  aetatis  nostra 
voiuntas  studiumque  nos  compulisset,  his  gravissimis  casibus  in  eundem  portum, 
ex  quo  eramus  egressi,  magna  iactati  tempestate  confugimus. 

Cicero  selbst  gibt  in  der  Schrift  De  divinatione  2,  1,  1  ff.  ein  Verzeichnis 
seiner  philosophischen  Schriften.  In  dem  Buche,  das  Hortensius  betitelt 
sei,  habe  er  zum  Philosophieren  ermahnt,  in  den  Academica  die  bescheidenste, 
konsequenteste  und  feinste  Weise  des  Philosophierens  (nämlich  die  der  mittleren 
Akademie)  gezeigt,  dann  in  den  fünf  Büchern  De  finibus  bonorum  et  malorum 
das  Fundament  der  Ethik,  die  Lehre  von  dem  höchsten  Gut  und  Übel,  abge- 
handelt, denen  die  fünf  Bücher  Tusculanarum  disputationum  gefolgt  seien,  worin 
die  zur  Glückseligkeit  notwendigsten  Momente  erörtert  würden.  Darauf  seien 
die  drei  Bücher  De  natura  deorum  verfaßt  worden,  woran  die  begonnene  Schrift 
De  divinatione  und  die  noch  geplante  De  fato  sich  anschließen  sollten.  Den 
philosophischen  Werken  seien  ferner  zuzuzählen  die  früher  verfaßten  sechs  Bücher 
De  republica  und  die  Schriften  Consolatio  und  De  senectute;  es  seien  denselben 
anzureihen  die  rhetorischen  Werke:  drei  Bücher  De  oratore,  denen  als  viertes 
der  Brutus  (de  claris  oratoribus),  als  fünftes  der  Orator  folge. 

Die  Schrift  De  republica  hat  Cicero  in  den  Jahren  54  ff.  v.  Chr.  (sie  lag 
i.  J.  51  vollendet  vor)  in  sechs  Büchern  verfaßt,  wovon  ungefähr  der  dritte  Teil  auf 
uns  gekommen  ist,  größtenteils  durch  A.  Mai  aus  einem  vatikanischen  Palimpsest 
zuerst  veröffentlicht  (Romae  1822  u.  ö.);  ein  Teil  des  sechsten  Buchs,  der  Traum 
des  Scipio,  ist  durch  Macrobius  erhalten  worden.  Eine  Schrift  De  legibus 
schloß  sich  an,  um  52  v.  Chr.  begonnen,  ist  aber  unvollendet  geblieben  und 
als  Torso  auf  uns  gekommen.  Im  Frühjahr  46  v.  Chr.  hat  Cicero  die  kleine 
Schrift  Paradoxa  verfaßt,  die  er  de  div.  2,  1,  1  ff.  als  Nebenwerk  geringen  Um- 
fanges  nicht  mit  erwähnt.  Die  Consolatio  ist  45  v.  Chr.  verfaßt  worden,  der 
Hortensius  in  demselben  Jahre,  beide  für  uns  bis  auf  einige  Bruchstücke  ver- 
loren. Noch  in  das  nämliche  Jahr  fällt  neben  den  teilweise  erhaltenen  Academica 
die  noch  ganz  vorliegende  Schrift  De  finibus  sowie  der  Beginn  der  Tusculanen 
und  der  drei  Bücher  De  natura  deorum,  die  Vollendung  der  beiden  letztgenannten 
Schriften  aber  in  das  folgende  Jahr.  Im  Anfang  des  Jahres  44  entstand  der 
Traktat  Cato  maior  s.  de  senectute;  in  demselben  Jahre  die  zur  Ergänzung  der 
Schrift  über  die  Natur  der  Götter  verfaßte  Abhandlung  De  divinatione,  woraus 
die  oben  mitgeteilten  eigenen  Angaben  Ciceros  gezogen  sind,  wie  auch  die  unvoll- 


§  65.     Die  mittlere  und  neuere  Akademie.  497 

ständig  auf  uns  gekommene  Abhandlung  De  fato,  dann  die  heute  verlorene 
Schrift  De  gloria  und  die  erhaltenen :  Laelius  s.  de  amicitia  und  De  officiis ;  die 
nicht  mehr  vorhandene  Abhandlung  De  virtutibus  ist  wohl  gleich  nach  der 
Schrift  De  officiis  verfaßt  worden.  Eine  Jugendarbeit  war  die  verlorene  Über- 
setzung von  Xenophons  Oikonomikos,  vielleicht  auch  die  von  Piatons  Protagoras, 
welche  letztere  möglicherweise  noch  zu  Priscians  und  Donats  Zeiten  existierte; 
dagegen  fällt  ins  Jahr  45  oder  44  v.  Chr.,  nach  den  Academica,  die  Übersetzung 
des  platonischen  Timaios,  wovon  ein  größeres  Bruchstück  erhalten  ist.  Von  den 
rhetorischen  Schriften,  die  Cicero  selbst  (a.  a.  O.)  den  philosophischen  zuzählt, 
sind  die  drei  Bücher  De  oratore  im  Jahre  55,  der  Brutus  und  der  Orator  46  vor 
Chr.  verfaßt  worden. 

Daß  Cicero  in  seinen  philosophischen  Schriften  in  hohem  Grade  von 
griechischen  Quellen  abhängig  ist,  gesteht  er  selbst  zu,  indem  er  (ad  Atticum 
12,  52,  3)  von  denselben  sagt:  ärröyourfu  sunt,  minore  labore  fiunt,  verba  tantum 
affero,  quibus  abundo  (doch  vgl.  de  fin.  1,  2,  6;  de  off.  1,  2,  6,  wo  Cicero  seine 
relative  Selbständigkeit  hervorhebt).  Die  Aufgabe  einer  stilistisch  anmutenden 
Wiedergabe  griechischer  Philosophie  in  lateinischer  Sprache  betont  er  im  Gegen- 
satze zu  den  ungenießbaren  Arbeiten  Früherer  Tusc.  2,  3,  6  f.  (vgl.  auch  das 
Urteil  über  Amafinius  und  Rabirius,  Acad.  post.  1,  2,  5).  Von  den  meisten 
Schriften  Ciceros  lassen  sich  (z.  T.  auf  Grund  von  Stellen  in  ihnen  selbst  und 
in  Ciceros  Briefen)  die  Quellen  noch  angeben.  Die  Schriften  De  republica 
und  De  legibus  sind  der  Form  nach  Nachbildungen  der  gleichnamigen 
Schriften  Piatons.  Inhaltlich  beruht  De  republica  wesentlich  auf  Panaitios  und 
Polybios :  für  den  Traum  des  Scipio  6,  9,  9  ff.  war  Poseidonios  (wohl  im  Pro- 
treptikos)  die  Quelle  (vgl.  W.  Gerhäußer,  D.  Protrept.  d.  Pos.  S.  56  ff.).  Für 
De  legibus  kommen  neben  besonderen  Quellen  für  Einzelnes  Panaitios  und  An- 
tiochos  in  Frage;  vielleicht  hat  letzterer  auch  die  Anschauungen  des  Panaitios 
vermittelt;  möglich  ist  auch,  daß  beide  herangezogen  wurden.  Die  Paradoxa 
erörtern  bekannte  stoische  Lehrsätze.  Die  verlorene  Consolatio  beruhte  haupt- 
sächlich auf  Krantors  Schrift  Ileot  nsvßovg,  neben  der  aber  noch  andere  Quellen 
benutzt  wurden  (vgl.  R.  Philippson,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1917,  497.  501  ff.); 
der  ebenfalls  verlorene  Hortensius  auf  dem  IlQotoETrxiy.dg,  den  Aristoteles  an 
Themison,  einen  der  Stadtkönige  von  Kypros,  gerichtet  hatte  (vgl.  Bernays,  Die 
Dialoge  des  Arist.,  S.  116  ff.,  Diels  [s.  unten  S.  174*],  Wilamowitz,  Aristot.  u. 
Athen  I  S.  326  ff.);  doch  hat  auch  auf  diese  Schrift  Poseidonios  Einfluß  geübt, 
und  es  wäre  denkbar,  daß  das  Aristotelische  durch  ihn  vermittelt  wurde,  er  also 
Quelle  des  Ganzen  ist  (Gerhäußer  a.  a.  O.  S.  61).  In  den  Academica  (priora 
und  posteriora)  ist  Antiochos,  für  den  gegnerischen  Standpunkt  Philon  und  viel- 
leicht neben  diesem  (in  den  Acad.  pri.)  Kleitomachos  verwertet.  In  De  finibus 
boten  für  die  epikureische  und  stoische  Lehrdarstellung  (BB.  1  und  3)  jüngere 
Vertreter  der  beiden  Schulen  (aus  der  epikureischen  vielleicht  Zenon  oder  Philo- 
demos)  die  Vorlage,  für  das  Übrige  ist  Antiochos  von  Askalön  Hauptquelle. 
Die  Tusculanen  fußen  im  ersten  Buch  teils  auf  Poseidonios,  teils  auf  Trost- 
argumentationen, wie  sie  in  Krantors  Schrift  Tlfol  nsvßovg  und  sonstiger  Con- 
solationsliteratur  zu  finden  waren  (R.  Philippson,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1917, 
499  ff.).  Das  zweite  Buch  beruht  vermutlich  auf  Panaitios'  an  Q.  Tubero  ge- 
richtetem Schreiben  de  dolore  patiendo  (Cic.  de  fin.  4,  9,  23).  Der  stoische  In- 
halt der  BB.  3  und  4  ist  jedenfalls  z.  T.  durch  Antiochos  vermittelt.  Im  übrigen 
vergleiche  man  über  das  Verhältnis  dieser  Bücher  zu  Chrysippos  und  insbesondere 
des  vierten  Buches  zum  chrysippischen  &eoanEVTiy.6:  die  S.  171'  angeführte  Ab- 
handlung von  Pohlenz.  Das  fünfte  B.  verteilt  sich  auf  Poseidonios  (Proömium  und 
Ueberweg,  Grundriß  I.  32 


498  §  6"^-     ^'^  mittlere  und  neuere  Akademie. 

24,  68  bis  28,  82  wahrscheinlich  aus  dem  Protreptikos,  vgl.  Gerhäußer  a.  a.  O. 
S.  61  f.,  Usener  Epic.  LVII  f.)  und  Antiochos,  welch  letzterer  nach  Useners  Ver- 
mutung (Epic.  LVIII)  wieder  Poseidonios'  Protreptikos  benutzt  hat  (in  der  Cicero 
31,  SS  ff.  entsprechenden  Partie).  Das  erste  Buch  der  ^Schrift  De  natura 
deorum  zeigt  in  seinem  doxographischen  Teile  weitgehende  Übereinstimmung 
mit  einer  in  den  herkul.  Papyri  teilweise  erhaltenen  epikureischen  theologischen 
Schrift.  Da  sieh  nun  Cic.  Ep.  ad  Att.  13,  39,  2  das  Werk  des  Epikureers  Phaidros 
Tleol  ßeiöv  ausbittet,  nahm  man  an,  das  herkul.  Werk,  dessen  Titel  noch  nicht 
bekannt  war,  sei  eben  diese  Schrift  des  Phaidros  und  diese  die  Quelle  von  De 
nat.  deor.  B.  1.  Als  dann  die  Veröffentlichung  des  Titels  ergeben  hatte,  daß 
wir  es  in  jenem  Papyrus  mit  Resten  der  Schrift  des  Philodemos  negl  evofßeiag 
zu  tun  haben,  neigte  sich  die  gewöhnliche  Ansicht  dahin,  daß  dieses  philo- 
demische  Werk  von  Cicero  benutzt  worden  sei,  bis  H.  Diels,  Doxographi  Graeci, 
Prolegg.  S.  121  ff..  Berl.  Akad.  Sitz.  1893,  116,  auf  beachtenswerte  Gründe  gestützt, 
die  Vermutung  aussprach,  daß  Philodemos  und  Cicero  aus  einer  und  derselben 
Quelle,  dem  eben  erwähnten  Werke  des  Phaidros,  geschöpft  hätten,  und  daß 
sich  daraus  die  Übereinstimmung  zwischen  beiden  erkläre.  Die  Darstellung  der 
epikureischen  Theologie  läßt  sich  nicht  mit  annähernder  Sicherheit  einer  be- 
stimmten Quelle  zuweisen.  Doch  kommen  nur  jüngere  Epikureer  in  Frage,  so 
der  21,  59  unter  Berufung  auf  das  Urteil  des  Philon  von  Larisa  als  coryphaeus 
Epicureorum  bezeichnete  und  wegen  seiner  Darstellungsweise  gerühmte  Zenon, 
den  auch  Cicero  selbst  gehört  hatte.  Die  Kritik  des  epikureischen  Standpunktes 
im  ersten  Buche  fußt  letzten  Endes  auf  Karneades,  wahrscheinlich  durch  Ver- 
mittlung des  Kleitomachos.  Für  den  Schluß  kommt  auch  Poseidonios  in  Be- 
tracht, dessen  fünftes  Buch  :tsol  dscor  44,  123  zitiert  wird;  er  könnte  auch  in 
dem  vorangehenden  Hauptteil  herangezogen  sein.  Das  zweite  Buch  beruht  auf 
der  Schrift  des  Poseidonios  :iegl  OaMv  (so  P.  Wendland,  Posidonius'  Werk  .t.  d., 
Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  1  [18S8],  200—210,  während  nach  Usener,  Epicurea 
LXVII  f.  neben  Poseidonios  ein  Handbuch  des  Karneades  benutzt  wurde).  Das 
dritte  Buch  ist  aus  Kleitomachos  hergeleitet.  Für  den  Cato  maior  ist  vielleicht 
die  1,  3  genannte  Schrift  eines  Ariston  benutzt,  wobei  zweifelhaft  bleibt,  ob  an 
den  Stoiker  aus  Chios  (Aristo  Chius)  oder  den  Peripatetiker  aus  Keos  (Aristo 
Cius)  zu  denken  ist.  Übrigens  liegt  es  gerade  bei  dem  Gegenstande  des  Cato 
maior  sehr  nahe  anzunehmen,  daß  Cicero  sich  nicht  an  eine  bestimmte  Vorlage 
gebunden,  sondern  Material  verschiedener  Herkunft,  wie  es  etwa  in  Florilegien 
zu  finden  war,  verwertet  habe.  Das  erste  der  zwei  Bücher  De  divinatione 
beruht  auf  Poseidonios'  Werk  Ilegl  uariiy.ijQ,  das  zweite  Buch  auf  einer  Schrift 
des  Kleitomachos,  in  der  dieser  die  Ansichten  des  Karneades  vortrug,  und  zum 
Teil,  in  dem  Abschnitt  §§  87 — 97,  auf  einer  Schrift  des  Panaitios  (vielleicht  UeoI 
ngorocag).  Die  in  diesem  Abschnitt  durch  ein  Panaitiosstück  ersetzten  Aus- 
führungen des  Kleitomachos  gegen  die  Astrologie  sind  dann  in  De  fato  ver- 
wendet (Schmekel,  Philos.  d.  mittl.  Stoa  S.  176).  Auch  im  übrigen  enthält  diese 
Schrift  kritische  Argumente  des  Karneades,  die  man  mit  größerer  Wahrschein- 
lichkeit durch  Kleitomachos  als  durch  Antiochos  vermittelt  ansehen  wird.  Der 
Laelius  bringt  hauptsächlich  Gedanken  des  Theophrast.  Doch  bleibt,  da  auch 
Berührungen  mit  Panaitios  vorhanden  sind,  fragUch,  ob  Theophrast  direkt  oder 
etwa  durch  Vermittlung  einer  späteren  stoischen  Quelle  benutzt  ist.  Für  die 
zwei  ersten  Bücher  De  officiis  ist  Panaitios,  für  das  dritte  Poseidonios  die 
Hauptquelle  gewesen,  doch  finden  sich  bereits  in  den  ersten  Büchern  Er- 
gänzungen aus  Poseidonios,  und  auch  sonst  ist  die  Hauptvorlage  durch  weiteres 
Material    (z.  B.  3,  15,  63    durch    eine   Stelle  aus   dem   Mittelstoiker  Hekaton)  be- 


§  (55.     Die  mittlere  uiul  neuere  Akademie.  499 

reichert.  Daß  Cicero  Panaitios  nicht,  einfach  übersetzt  hat,  ergibt  sich  aus 
2,  17,  60. 

Vor  dem  Skeptizismus,  den  Cicero  wissenschaftlich  nicht  zu  überwinden 
■weiß,  und  in  den  ihn  namentlich  der  Widerstreit  der  philosophischen  Autoritäten 
untereinander  immer  wieder  hineinführt,  flieht  er  gern  zu  der  unmittelbaren 
Gewißheit  des  sittlichen  Bewußtseins,  des  cousensus  gentium  und  der  sogenannten 
angeborenen  Begriffe  (notiones  innatae,  natura  nobis  insitae,  der  stoischen  .100- 
/.t'Hl'si;).  Charakteristisch  sind  Erklärungen,  wie  die  in  der  Schrift  de  legibus  1, 
13,  39:  Perturbatricem  autem  haruni  omnium  rerum  Academiam  hanc  ab  Arcesila 
et  Carneade  recentem  exoremus,  ut  sileat,  nam  si  invaserit  in  haec,  quae  satis 
scite  nobis  instructa  et  composita  videntur,  nimias  edet  ruinas ;  quam  qiiidem  ego 
placare  cupio,  submovere  non  audeo.  In  der  Physik  bleibt  er  beim  Zweifel 
stehen,  doch  gilt  ihm  die  Untersuchung  als  eine  vergnügliche  und  nicht  verächt- 
liche Weide  des  Geistes  (Acad.  2,  41,  127).  Am  meisten  interessiert  ihn  die  Be- 
ziehung der  Naturkenntnis  zu  der  Frage  nach  dem  Dasein  Gottes.  Bemerkens- 
wert ist  die  gegen  den  atheistischen  Atomismus  gerichtete  Äußerung  (de  nat. 
deorum  2,  37,  93):  Hoc  (nämlich  die  Bildung  der  Welt  aus  der  zufälligen  Zu- 
sammenfügung von  Atomen)  qui  existimat  fieri  potuisse  non  intellego  cur  non 
idem  putet,  si  innumerabiles  unius  et  viginti  formae  litterarum  vel  aureae  vel 
qualeslibet  aliquo  coiciautur,  posse  ex  is  in  tcrram  excussis  annales  Enni,  ut 
deinceps  legi  possint,  effici.  Aus  der  Mythologie  möchte  Cicero  alles  ausge- 
schieden sehen,  was  der  Götter  unwürdig  ist  (wie  die  Erzählung  vom  Eaube 
des  Ganymedes;  Tusc.  1,  26,  65;  4,  33,  71),  übrigens  aber  möglichst  an  dem 
Übereinstimmenden  in  dem  Glauben  der  Völker  festhalten  (Tusc.  1,  13,  30). 
Besonders  wert  ist  ihm  der  Vorsehungs-  und  der  Unsterblichkeitsgiaube  (Tusc. 
1,  12,  26  ff.;  1,  49,  117  f.).  Doch  kommt  er  nicht  ganz  von  der  Ungewißheit 
los  und  läßt  mit  ruhiger  Unparteilichkeit  in  seiner  Schrift  De  nat.  deor.  den 
Akademiker  die  Zweifelsgründe  ebenso  ausführlich  und  eingehend  entwickeln, 
wie  den  Stoiker  die  Argumente  für  den  Dogmatismus. 

Das  sittlich  Gute  (honestum)  definiert  Cicero  als  das  an  und  für  sich 
Lobenswerte  (de  fiu.  2,  14,  45;  de  off.  1,  4,  14),  der  Etymologie  des  Wortes  gemäß, 
welches  ihm,  dem  Römer,  das  griechische  xa^ov  vertritt.  Das  wichtigste  Problem 
der  Ethik  liegt  ihm  in  der  Frage,  ob  die  Tugend  an  und  für  sich  zur  Glück- 
seligkeit zureiche.  Er  ist  geneigt,  mit  den  Stoikern  diese  Frage  zu  bejahen,  ob- 
schon  die  Erinnerung  an  seine  eigene  und  überhaupt  an  die  menschliche 
Schwäche  ihn  oft  mit  Zweifeln  erfülle;  dann  aber  tadle  er  auch  wiederum  sich 
selbst,  daß  er  über  die  Kraft  der  Tugend  nicht  nach  dem  Wesen  der  Tugend, 
sondern  nach  unserer  Weichlichkeit  urteile  (Tusc.  5,  1,  3  f.).  Der  Unterscheidimg 
des  Antiochos  von  Askalon  zwischen  vita  beata,  die  unter  allen  Umständen 
durch  die  Tugend  gesichert  werde,  und  vita  beatissima,  die  auch  der  äußeren 
Güter  bedürfe  (s.  oben  S.  495),  ist  Cicero  nicht  ganz  abgeneigt  (de  fin.  5,  26, 
77  ff.),  obschon  er  dagegen  ethische  und  logische  Bedenken  hegt  und  sie  an 
anderen  Stellen  (Tusc.  5,  13,  40)  verwirft.  Er  beruhigt  sich  aber  in  dem  Ge- 
danken, daß  alles,  was  nicht  Tugend  sei,  möge  es  ein  Gut  zu  nennen  sein  oder 
nicht,  jedenfalls  der  Tugend  an  Wert  äußerst  weit  nachstehe  und  neben  ihr  von 
verschwindender  Bedeutung  sei  (de  fin.  5,  32,  95;  de  off.  3,  3,  11).  Bei  dieser 
Auffassung  sinkt  der  Unterschied  zwischen  der  stoischen  und  der  peripatetischen 
Doktrin  zum  bloßen  Wortunterschiede  herab,  wofür  ihn  (nach  Cic.  de  fin.  3,  12, 
41)  schon  Karneades  erklärt  hatte.  Entschiedener  bekämpft  Cicero  die  peri- 
patetische  Lehre,  daß  die  Tugend  nur  die  Reduktion  der  mW)j  (was  Cicero  durch 
perturbationes  übersetzt)  auf  das  richtige  Maß  fordere;  er  will  mit  den  Stoikern, 


q(jQ  §  65.     Die  mittlere  und  neuere  Akademie. 

der  Weise  solle  ohne  .tuö/;  sein  (Tusc.  4,  18,  41  ff.),  wobei  zu  beachten  ist,  daß 
er  das  Merkmal  der  Fehlerhaftigkeit  in  den  Begriff  des  n^äßog  (der  perturbatio) 
mit  aufnimmt  (vgl.  Tusc.  4,  17,  38  f.),  entsprechend  der  Tusc.  4,  6,  11  ;  4,  21,  47 
(Stoic.  vet.  fr.  I  No.  205)  wiedergegebenen  zenonischen  Definition  (perturbatio 
:=  aversa  a  röCta  ratione  contra  naturam  animi  commotiol.  So  beweist  er  in 
der  Polemik  gegen  die  Metriopathie  Selbstverständliches  und  verfehlt  den  eigent- 
lichen Streitpunkt.  Auch  darin  steht  er  auf  der  Seite  der  Stoiker,  daß  ihm  die 
praktische  Tugend  die  höchste  ist:  de  off.  1,  44,  158:  Orane  officium,  quod  ad 
coniunctionem  hominum  et  ad  societatem  tuendam  valet,  anteponendum  est  illi 
officio,  quod  cognitione  et  scientia  continetur. 

Ciceros  politisches  Ideal  ist  im  Anschluß  an  die  von  Piaton  begründete, 
im  Peripatos  und  in  der  Stoa  weitergebildete  Theorie  von  der  Vereinigung  der 
Grundverfassungen  eine  aus  monarchischen,  aristokratischen  und  demokratischen 
Elementen  gemischte  Staatsform,  die  er  im  römischen  Staate  annähernd  ver- 
wirklicht findet  (de  rep.  1,  29,  45;  1,  35,  54  f.;  vgl.  oben  S.  455).  Cicero  billigt 
Akkommodation  an  den  Volksglauben  durch  Augurien  usw.,  wie  auch 
Täuschung  des  Volkes  durch  Gewährung  politischer  Scheinfreiheit,  da  ihm  die 
Menge  als  wahrhafter  Vernünftigkeit  und  Freiheit  unfähig  erscheint  (de  nat. 
deor.  3,  2,  5;  de  div.  2,  12,  28;  2,  33,  70;  2,  72,  148;  de  leg.  2,  7,  15  f.;  3,  12, 
27  f.  u.  ö.). 

Am  ansprechendsten  sind  bei  Cicero  die  Partien,  in  denen  er  den  allge- 
meinen Inhalt  des  sittlichen  Bewußtseins,  ohne  subtile  Streitfragen  zu  berühren, 
in  einer  gehobenen  Redeweise  darlegt.  Sehr  wohl  gelingt  ihm  z.  ß.  das  Lob  der 
interesselosen  Tugend  (de  fin.  2,  4,  11  ff.;  5,  22,  61  ff.)  und  insbesondere  die  Dar- 
stellung des  Gedankens  der  sittlichen  Gemeinschaft,  für  den  er  sich  auf  Plat. 
Epist.  9,  358  a  beruft  (de  fin.  2,  14,  45:  .  .  .  ut  profectus  a  caritate  domesticorum 
ac  suorum  serpat  longius  et  se  implicet  priraum  civium,  deinde  omnium  raor- 
talium  societate  atque,  ut  ad  Archytam  scripsit  Plato,  non  sibi  se  solum  natum 
meminerit,  sed  patriae,  sed  suis,  ut  perexigua  pars  ipsi  relinquatur;  vgl.  de  off. 
1,  7,  22),  und  der  aristotelischen  Lehre  von  dem  Menschen  als  Cqjor  :ro/.ncy6r 
(de  fin.  5,  23,  66).  So  schwach  ferner  im  ersten  Buche  der  Tusculanen  Ciceros 
Argumentationen  sind,  und  so  stumpf  seine  Dialektik  ist,  zumal  im  Vergleich 
mit  der  platonischen,  die  ihm  zum  Vorbild  dient,  so  wohl  gelingt  ihm  die  rheto- 
rische Darstellung  der  Würde  des  menschlichen  Geistes  (Tusc.  1,  24,  56  ff.;  vgl. 
de  leg.  1,  7,  21  ff.).  Auch  das  begeisterte  Lob  der  Philosophie  (Tusc.  5,  2,  5: 
O  vitae  philosophia  dux!  o  virtutis  indagatrix  expultrixque  vitiorum  usw.;  vgl.  de 
leg.  1,  22,  58  ff.,  Tusc.  1,  26,  64;  2,  1,  1  ff.;  2,  4,  11  ff.,  de  off.  2,  2,  5  f.)  hat 
nach  Form  und  Gedanken  Vortreffliches  (z.  B.  Est  autem  unus  dies  bene  et  ex 
praeceptis  tuis  actus  peccanti  immortalitati  anteponendus  usw.  [Tusc.  5,  2,  ö]), 
und  obschon  es  teilweise  an  rhetorischer  Überspannung  leidet,  so  beruht  es  doch 
auf  einer  bei  Cicero  damals,  als  er  jene  Schriften  verfaßte,  tief  eingewurzelten 
Überzeugung. 

§  66.  Die  mittlere  Stoa  (Stoische  Scliule  11.  Teil, 
Fortsetzung  zu  §§  55—58).  Stoiker  des  zweiten  und  ersten 
Jahrhunderts  vor  Chr.  gaben,  z.  T.  infolge  der  Angriffe  des 
Karneades  auf  den  stoischen  Dogmatismus,  z.  T.  auch  infolge 
der  Berührung  mit  dem  spekulativ  indifferenten  Römertum, 
wichtige  Teile  des  orthodoxen  stoischen  Bekenntnisses  preis  und 


§  66.     Die  mittlere  Stoa.  •  501 

verstatteten  platonisch-aristotelischen  Anschauungen  Eingang:  in 
die  Schule.  Hauptvertreter  dieses  Eklektizismus  sind  Pan- 
aitios,  der  sich  ein  großes  Verdienst  um  die  Verbreitung  des 
Stoizismus  in  Rom  erwarb,  und  Poseidonios,  der  durch  seine 
auf  vielen  Gebieten  der  Fachwissenschaft  betätigte  Forschung 
und  seine  religi()s-mystische  Richtung  das  Geistesleben  des 
späteren  Altertums  aufs  stärkste  beeinflußte. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehren.  Das 
antike  Material  im  allgemeinen  bei  Zeller,  Susemihl  und  besonders  Schmekel 
(s.  S.  175*).  Schriftenverzeichnisse  bei  Schmekel  S.  8  f.  (Panaitios),  S.  13f. 
(Poseidonios),  S.  15  (Hekaton).  Wichtig  außer  der  philodemigchen  Stoikerliste 
IS  oben  S.  466)  die  von  W.  Crönert,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1904,  471  ff.  und 
C.  Cichorius,  Rhein.  Mus.  63  (1908),  197  ff.  behandelte  Stoikerinschrift.  Für 
Poseidonios  s.  auch  W.  Crönert,  Kolot.  u.  Mened.  S.  177.  Seine  Wertschätzung 
bezeugt  Senee.  Epist.  104,  22;  108,  38  (Gerhäußer,  Protr.  d.  Pos.  S.  5  Anm.  2). 
Vgl.  ferner  Dittenberger,  Syll.  inscript.  Gr.''  No.  725a  6  (Panaitios),  745,  7 
(Poseidonios),  764,  3  (Phainias).  Für  Panaitios'  und  Poseidonios'  Lehren 
sind  die  von  ihnen  abhängigen  Schriftsteller,  insbesondere  Cicero,  ergiebig;  sieh 
Liter.  S.  176*  (Panaitios),  177*  ff.  (Poseidonios).  Doxographie:  Diels,  Doxogr. 
Gr.,  s.  Index  s.  v.  Panaetius,  Posidonius. 

Antike  Bildnisse:  Bemoulli,  Griech.  Ikonogr.  II  S.  188  ff.  (Poseidonios). 

Schriften.  Von  den  Hauptphilosophen  der  mittleren  Stoa  sind  nur  Frag- 
mente erhalten.  Eine  genügende  Sammlung  (besonders  für  Poseidonios)  ist  drin- 
gendes Bedürfnis.  Bis  jetzt  liegen  folgende  Spezialsammlungen  vor:  Panaetii 
et  Hec atonis  librorum  fragmenta  collegit  praefationibus  illustravit  Haroldus 
X.  Fowler,  Bonnae  1885,  Diss.  Bake,  Posid onii  Rhodii  reliquiae  doctrinae, 
Lugd.  Bat.  1810  (nach  den  neueren  Poseidoniosforschungen  nicht  mehr  genügend; 
als  direkt  bezeugtes  Fragment  nachzutragen  Comm.  Bern.  Lucan,  S.  305  Usener 
[Gerhäußer,  Protr.  d.  Pos.  S.  5  Anm.  2]).  Fragm.  aus  Poseid.  'larogiui  und  Ueol 
o)y.eavoT'  bei  C.  Müller,  Fragm.  hist.  Graec.  III  245  ff.  —  Von  dem  mittelstoischen 
Astronomen  und  Mathematiker  Gc  tut  hos  liegt  vor  die  Ausgabe:  Gemini  ele- 
menta  astronomiae  ad  fidem  codicum  rec.  German.  Interpret,  et  comraent.  instr. 
C.  Manitius,  Lips.  1898. 

Wir  beginnen  die  Geschichte  der  mittleren  Stoa,  obwohl  sich  wesentliche 
Züge  ihrer  Heterodoxie  auch  bei  Boethos  u.  a.  vorfinden,  mit  Panaitios,  weil  bei 
diesem  der  Abfall  von  der  Strenge  des  altstoischen  Bekenntnisses  in  noch 
schärferer  Weise  hervortritt  und  Panaitios  zugleich  durch  seine  Schulleitung  und 
seinen  Einfluß  auf  Rom  in  besonderem  Grade  geeignet  scheint,  eine  neue  Epoche 
in  der  Geschichte  der  Stoa  einzuleiten. 

Den  nächsten  Anstoß,  der  das  feste  Gefüge  der  altstoischen  Lehre  ins 
Wanken  brachte,  gab  die  skeptische  Akademie,  welche  Hauptlehren  der  Stoa  mit 
Erfolg  bekämpfte.  Nicht  zu  unterschätzen  ist  auch  der  Einfluß  des  Römertums, 
dem  mehr  an  der  praktischen  Verwendbarkeit  philosophischer  Lehren  und  ihrer 
Übereinstimmung  mit  dem  gesunden  Menschenverstände,  als  an  der  Konsequenz 
der  Systeme  gelegen  war. 

Panaitios  von  Rhodos  (geb.  um  180,  gest.  110  oder  109  v.  Chr.),  ein 
Schüler  des  Diogenes  von  Seleukeia,  lebte  einige  Zeit  mit  Polybios  zusammen  in 
Rom,  gewann  römische  Aristokraten,  wie  Lälius  und  Scipio  (welch  letzteren 
er  auch  nach  Cic.  Acad.  2,  2,  5  u.  a.  auf  dessen  Gesandtschaftsreise  nach  dem 
Orient  und  namentlich  nach  Alexandreia  141  v.  Chr.  begleitete),  für  die  grie- 
chische  Philosophie   und   folgte    129  dem  Antipater  von  Tarsos  im  Lehramt  zu 


502  §  '^6-     l^i^  mittleiT  Stoa. 

Athen.  Er  hat  eine  Reihe  von  Schriften  verfaßt,  von  denen  uns  nur  einige  dem 
Titel  nach  bekannt  sind,  z.  B.  UfoI  tov  y.aOijy.ovTo.;,  Usoi  Ttoovolag.  Er  milderte 
die  Härten  der  stoischen  Lehre  (Cic.  de  fin.  4,  28,  79),  indem  er  zwar  für  den 
Weisen  die  Vollendung  der  Vernunft  als  Ziel  aufstellte,  für  die  gewöhnlichen 
IMenschen  aber  die  vernunftgemäße  Vollendung  ihrer  individuellen  Natur  (sieh 
Schmekel  S.  212),  die  äußeren  Güter  sowie  die  Lust  höher  als  die  alte  Stoa 
schätzte  und  die  Apathie  verwarf.  Mit  den  Zugeständnissen  an  das  reale  Leben 
würde  es  sich  wohl  vertragen,  wenn  er  die  Existenz  des  wahren  Weisen  bestritt 
und  an  seine  Stelle  den  Fortschreitenden  [:;iooy.ö:Txo)v)  setzte.  Doch  scheint  er 
sich  darüber  nicht  mit  Bestimmtheit  ausgesprochen  zu  haben  (vgl.  Schmekel 
S.  213).  Panaitios  strebte  nach  einem  minder  spinösen  und  mehr  glänzenden 
Vortrag  und  berief  sich  neben  den  älteren  Stoikern  auch  auf  Piaton,  Aristoteles, 
Xenokrates,  Theophrast  und  Dikaiarch  (Cic.  de  fin.  4,  28,  79).  Mehr  zum 
Zweifel  geneigt  als  zum  starren  Dogmatismus,  verwarf  er  die  astrologische 
Wahrsagung,  bekämpfte  die  Mantik  überhaupt,  war  ein  Vor- 
kämpfer der  religir)sen  Aufklärung  und  gab  die  Lehre  von  der 
Unsterblichkeit  der  Seele  und  die  von  der  Weltverbrennung  (hier 
in  Übereinstimmung  mit  Boethos)  auf.  Sein  Werk  UstH  tov  xa{>r)y.ovro; 
liegt  den  beiden  ersten  Büchern  von  Ciceros  Schrift  De  officiis  zugrunde  (Cic. 
de  off.  3,  2,  7;  ad  Att.  16,  11,  4).  Dem  Panaitios  ist  es  namentlich  zuzu- 
schreiben, daß  sich  der  Stoizismus  bei  den  Römern  verbreitete.  Als  Mitglied 
des  auf  die  Hellenisierung  Roms  einflußreichen  scipionischen  Kreises  hat  er 
auf  die  Anschauungen  des  gebildeten  Römertums  nachhaltig  eingewirkt.  Zu 
seinen  Schülern  gehörte  der  berühmte  Rechtsgelehrte  und  Pontifex  Maximus 
Q.  Mucius  Scävola,  der,  höchstwahrscheinlich  nach  Panaitios,  vielleicht  auch 
schon  nach  früheren  Stoikern,  eine  dreifache  Theologie  unterschied:  die  der 
Dichter,  die  der  Philosophen  und  die  der  Staatsmänner  (vgl.  Aet.  plac.  phil.  1,  6,  9 
[Diels,  Dox.  Gr.  S.  295]).  Die  erste  sei  anthropomorphisch  und  anthropopathisch 
und  daher  falsch  und  unwürdig.  Die  zweite  sei  rationell  und  wahr,  aber  un- 
brauchbar. Die  dritte,  die  den  herkömmlichen  Kultus  aufrechterhalte,  sei 
unentbehrlich  (August,  d.  civit.  Dei  4,  27).  Der  gleichen,  wohl  ebenfalls  durch 
Panaitios  veranlaßten  L^nterscheidung  sind  wir  oben  S.  495  bei  Varro  begegnet. 

Als  weitere  Schüler  des  Panaitios  sind  neben  dem  sogleich  zu  besprechenden 
Poseidonios  noch  Hekaton  aus  Rhodos,  J>ionysios  aus  Kvrene  und  3In€- 
sarchos  aus  Athen  zu  nennen.  Hekaton  erfreute  sich  bedeutenden  Ansehens 
und  ist  uns  durch  eine  Reihe  von  Schriften  titeln  und  Fragmenten  bekannt. 

Poseidonios  a^is  Apanieia  in  Syrien,  geb.  etwa  135  vor  Chr.,  gest.  im 
Alter  von  84  Jahren,  war  in  Athen  Schüler  des  Panaitios,  machte  alsdann  zu 
Forschungszwecken  größere  Reisen  und  ließ  sich  in  Rhodos  nieder,  wo  er  seine 
Schule  gründete  und  neben  anderen  hervorragenden  Römern  Cicero  und  Pom- 
peius  zu  Hörern  hatte.  Er  besaß  die  umfangreichsten  Kenntnisse  auf  den  Ge- 
bieten der  Geographie,  Geschichte,  Geometrie,  Astronomie  und  Meteorologie  und 
wirkte  zu  ihrer  Verbreitung  wie  durch  seinen  mündlichen  Unterricht  so  auch 
durch  eine  umfangreiche  Schriftstellerei.  Die  glänzende,  von  rhetorischer 
Schulung  zeugende  Darstellungsweise  seiner  Werke  wurde  im  Altertum  gerühmt 
(vgl.  Strab.  3,  2,  9  S.  146/7)  und  ist  auch  für  uns  noch  in  vielen  Spuren  —  so 
z.  B.  in  der  pseudaristotelischen  Schrift  Ueoi  y.öafiov  (s.  §  71)  —  erkennbar. 
Weniger  kritisch  gerichtet  als  Panaitios  kehrte  er  in  einigen  Punkten,  in  denen 
dieser  von  der  stoischen  Orthodoxie  abgefallen  war,  wieder  zur  herkömmlichen 
Lehre  der  Schule  zurück:  das  Dogma  von  der  Weltverbrennung  ließ  er  gelten, 
nahm  die  Fortdauer  der  Seele  an  und  hielt  an  dem  Glauben  an  die  Mantik  fest, 


§  66.     Die  mittlere  Stoa.  503 

die  er  sogar  in  sehr  eingehender  Weise  zu  begründen  und  Avissenschaftlich  aus- 
zugestalten versuchte.  Im  übrigen  huldigte  auch  er  dem  Eklektizismus  und  ver- 
band mit  der  stoischen  Doktrin  platonische  und  aristotelische  Lehren.  In  seiner 
gesamten  Weltauffassung  stand  er  auf  dem  Boden  des  stoischen  Monismus  und 
Materialismus.  Aber  in  seiner  Psychologie  eignete  er  sich  den  platonischen 
Dualismus  insoweit  an,  als  er  der  Vernunft  vernunftlose  Seelenkräfte  gegenüber- 
stellte, die  er  als  i^u/ioeidijg  dm-a/iig  und  F:rtiüvf.it]iiy.)]  hi'i'a/mg  bezeichnete 
(Galen,  de  placit.  Hippocr.  et  Plat.  454  K.  432  M.;  476  f.  K.  457  M.;  vgl. 
377  K.  348  M.;  429  f.  K.  405  M.).  Freilich  handelte  es  sich  dabei  nur  um 
verschiedene  Seelen  vermögen,  nicht,  wie  bei  Piaton,  um  verschiedene 
Seelen  teile.  Die  Seele  gilt  'Poseidonios  vielmehr  als  ungeteiltes  Ganzes 
und  hat  ihren  Sitz  nicht  je  nach  ihrem  in  Frage  kommerden  Teile  in  ver- 
schiedenen Körpergegenden,  sondern  einheitlich  im  Herzen  (Galen  a.  a.  O. 
S.  454  f.  K.  432  M.;  515  K.  501  M.).  Dualistisch  in  pythagoreisch-platonischer 
Weise  denkt  sich  Poseidonios  auch  das  Verhältnis  von  Seele  und  Leib.  Zwar 
ist  ihm  die  Seele,  wie  es  die  Stoa  verlangt,  ein  feuriges  Pneuma  und  somit 
gleich  dem  Leibe  materiell.  Aber  der  Gegensatz  zwischen  dieser  feinen  Körper- 
lichkeit und  der  gröberen  des  Leibes  wird  von  ihm  aufs  äußerste  gespannt.  Wie 
für  Piaton  im  Phaidon  (s.  oben  S.  281),  so  ist  auch  für  ihn  der  Körper  eine 
Fessel  der  Seele  und  ein  Hindernis  der  freien  Entfaltung  ihrer  Erkenntniskraft 
(Cic.  de  div.  1,  49,  110;  57,  129).  Als  ein  Fremdes  ist  sie  in  den  Leib  ein- 
getreten, und  ihrer  Präexistenz,  die  Poseidonios  wieder  mit  Piaton  (s.  oben 
S.  345.  346)  annimmt,  entspricht  ihre  Postexistenz,  wenn  diese  auch  selbstver- 
ständlich zunächst  nur  bis  zum  Weltbrande  dauern  kann,  um  alsdann  mit  der 
erneuten  Weltbildung  wiederaufgenommen  zu  werden  (vgl.  Schmekel  S.  250,  Bad- 
stübner,  Beitr.  z.  Erkl.  u.  Krit.  d.  philos.  Schriften  Senecas  S.  5  f.).  Vom  Leibe 
befreit  erhebt  sich  die  Seele,  nachdem  sie  im  sublunarischen  Räume  einer 
Reinigung  unterzogen  worden  ist,  zu  den  himmlischen  Höhen  und  erlangt  hier 
die  Kenntnis  der  Natur  der  Dinge  (vgl.  Badstübner  a.  a.  O.  S.  1  ff.,  Norden, 
Verg.  Äneis  B.  VI  *  S.  23  ff.,  Math.  Apelt,  De  ration.  quibusd.  quae  Philoni 
Alex,  cum  Posid.  interced.,  Lips.  1907,  Jenaer  Diss.  [Comm.  phil.  Jen.  vol.  8J, 
S.  105  f.    Gronau,  Pos.  u.  d.  jüd.-christl.  Genesisexeg.  S.  256  ff.). 

Zur  Aufnahme  des  psychologischen  Dualismus  Piatons  wird  Poseidonios 
durch  die  stoische  Ethik  bestimmt  worden  sein.  Gerade  diese  schien  mit  ihrer 
scharfen  Entgegensetzung  von  Weisen  und  Toren,  Vernunft  und  Affekt,  den 
Unterbau  einer  dualistischen  Psychologie  zu  verlangen  (vgl.  Zeller  III  1*  S.  604), 
und  nachdem  einmal  im  Eklektizismus  die  starren  Schulschranken  beseitigt  und 
in  der  Stoa  Piaton  schon  durch  Panaitios  zu  hohen  Ehren  gebracht  worden  war, 
lag  es  nahe,  mit  der  Aufnahme  platonischer  Anschauungen  da  einzusetzen,  wo 
es  die  Konsequenz  der  stoischen  Ethik  zu  erfordern  schien.  In  der  Ethik  selbst 
freilich  hat  Poseidonios  den  Dualismus  eher  gemildert  als  verschärft.  Zwar  gilt 
auch  ihm  die  Tugend  als  das  einzige  Gut,  und  alles  andere,  was  Gegenstand 
vernünftiger  Wahl  ist,  hat  nur  den  Platz  des  :TQO)jyfterov  zu  beanspruchen.  Aber 
die  Triebe,  die  sich  auf  die  jrocöta  y.axa  rfvoiv,  auf  Lust,  leibliche  und  äußere 
Güter  richten,  wurzeln  in  dem  von  der  Natur  uns  gegebenen  niederen  Seelen- 
vermögen und  sind  daher,  vorausgesetzt  daß  sie  sich  der  Vernunft  unterordnen, 
naturgemäß  und  berechtigt  (vgl.  Schmekel  S.  275  ff.).  Damit  gelangt  Poseidonios, 
ohne  prinzipiell  von  d«"  Lehre  seiner  Schule  abzuweichen,  doch  zu  einer  verhält- 
nismäßig hohen  Einschätzung  der  jtocöt«  xara  ffvoiv,  und  so  mag  die  durch 
andere  Zeugnisse  widerlegte  Angabe  entstanden  sein,  daß  er  auch  Gesundheit 
und  Reichtum  den  Gütern   zugezählt    und  die  Tugend  nicht  für  ausreichend  zur 


5(J4  §  66.     Die  mittlere  Stoa. 

Glückseligkeit  gehalten,  sondern  ihre  Unterstützung  durch  leibliche  und  äußere 
Vorzüge  verlangt  habe  (Diog.  L.  7,  103.  128). 

Poseidonios  ist  für  die  spätere  Antike  einschließlich  der  christlichen  Patristik 
von  unermeßlicher  Bedeutung.  Sein  Einfluß  ist  erst  in  den  letzten  Jahrzehnten 
durch  quellonkundliche  Untersuchungen  auf  dem  Gebiete  der  späteren  griechischen 
und  römischen  Literatur  voll  zutage  getreten.  Die  Verbindung  von  Philosophie 
im  engeren  Sinne  und  einer  ungemein  vielseitigen  fach \vi8sen schaftlichen 
Betätigung,  wie  wir  sie  bei  Aristoteles  und  den  älteren  Peripatetikern  angetroffen 
haben,  zeichnet  auch  ihn  aus.  Seine  Forschertätigkeit  in  Verbindung  mit  seiner 
Weltanschauung  hat  die  verschiedensten  Zweige  der  antiken  Wissenschaft  be- 
fruchtet, und  der  Reiz  seiner  Darstellung  verschaffte  seinen  Lehren  insbesondere 
auch  in  der  römischen  Welt  leichten  Eingang.  Vor  allem  wichtig  aber  war  die 
religiös-mystischeRichtung  seines  Denkens,  der  die  Stimmung  der  folgenden 
Generationen  entgegenkam  und  die  ihrerseits  wieder  dazu  beigetragen  hat,  diese 
Stimmung  zu  fördern  und  dem  religiösen  Denken  und  Fühlen  bestimmte  Bahnen 
zu  weisen.  Durch  diese  Richtung  sowie  durch  die  Verbindung  des  stoischen 
Monismus  mit  dem  platonischen  Dualismus  ist  Poseidonios  der  Vorläufer  des 
Neuplatonismus,  dem  er  namentlich  durch  seinen  vielbenutzten  Kommentar  zum 
platonischen  Timaios  vorgearbeitet  hat. 

Den  Einwirkungen  des  Poseidonios  im  einzelnen  nachzugehen,  ist  hier  nicht 
möglich.  Ich  verweise  dafür  auf  die  im  Literaturverzeichnis  S.  177*  ff.  zu- 
sammengestellten Arbeiten,  unter  denen  sich  freilich  einige  befinden,  die  solche 
Einwirkungen  nicht  zu  voller  Evidenz  zu  bringen  vermochten.  —  Unter  den 
Schülern  des  Poseidonios  ist 

AsTxlepiodotos  bemerkenswert  als  wahrscheinliche  Mittelquelle  zwischen 
Poseidonios  und  Seneca  (in  dessen  Naturales  quaestioncs).  Er  ist  vermutlich 
identisch  mit  dem  im  Lidex  Stoic.  (s.  oben  S.  466)  col.  73,  wie  es  scheint  als 
Schüler  des  Panaitios,  angeführten  Asklepiodotos  von  Nikaia,  hatte  dann  also 
die  beiden  Hauptvertreter  des  mittleren  Stoizismus  zu  Lehrern.  Ein  ähnliches 
Verdienst  um  die  Weitergabe  der  Lehre  des  Poseidonios  erwarb  sich 

Getninos,  von  dem  nicht  ausdrücklich  bezeugt  ist,  daß  er  Poseidonios  hörte, 
der  aber  zum  mindesten  mit  Wahrscheinlichkeit  in  dessen  Zeit  zu  setzen  ist. 
Er  verfaßte  einen  handlichen  Auszug  aus  Poseidonios'  Meteorologie,  sowie  ein 
mathematisches  und  ein  noch  erhaltenes  astronomisches  Werk  (Eloaycoyi]  elg  zä 
(faivöiieva).    Auch  ein  von  Diog.  Laert.  7,  41  genannter  Poseidoniosschüler 

Phainias  wirkte  in  diesem  Sinne,  indem  er  Vorträge  seines  Lehrers  nach- 
schrieb und  veröffentlichte.  —  Nachfolger  des  Poseidonios  in  der  Leitung  der 
rhodischen  Schule  war  sein  Tochtersohn 

'Tasoii  von  Nysa.  Er  pflegte,  scheint  es.  unter  den  von  seinem  Lehrer 
und  Vorgänger  angebauten  Wissensgebieten  besonders  die  Geschichte,  darunter 
auch  die  Philosophengeschichte:  eines  seiner  Werke  trug  den  Titel  ^t/.oaöqcov 
6ia6o/ai  (s.  o.  S.  24). 

§  67.  Die  Peripatetiker  im  ersten  Abschnitt  der 
hellenistisch-römischen  Periode  (Peripatetische  Schule 
IL  Teil,  Fortsetzung  zu  §54).  Auch  im  Peripatos  macht 
sich  der  Charakter  der  neuen  Periode  geltend.  Straton  „der 
Physiker"  bildet,  dem  Realismus  der  alexandrinischen  Wissen- 


§  67.    Di  e  Peripatetiker  im  ersten  Abschnitt  der  hellenistisch-römischen  Periode.  5Ü5^ 

Schaft  entsprechend,  die  aristotehsche  Lehre  in  empirisch-natura- 
hstischem  Sinne  um,  mit  starker  Hinneigung  zu  demokritisehen 
Gedanken.  Hieronymos  von  Rhodos,  Kritolaos  und 
Diodoros  von  Tyros  verraten  in  Abwehr  und  Aufnahme 
fremder  Lehren  die  Zeit  der  Schulkämpfe  und  des  Eklektizismus. 
Die  Richtung  auf  Popularisierung  der  Philosophie  scheint 
Ariston  von  Keos  vertreten  zu  haben.  Die  meisten  Schul- 
genossen, wie  Hermippos,  Sotion,  Satyros  u.  a.  widmen 
sich,  Avioder  im  Geiste  der  alexandrinischen  Zeit,  einseitig  der 
schon  im  früheren  Peripatos  begründeten  Pflege  fachwissen- 
schaftlicher Gelehrsamkeit. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehren:  Diog. 
Laert.  5,  58  ff.  über  Straten  (Schriftenverzeichnis  5,  58  ff.,  Testament  5,  61  ff.). 
5,  65  ff.  über  Lvkon  (Testament  5,  69  ff.).  Für  Straten  Artikel  des  Suidas 
Andere  Quellen  "bei  Zeller  II  2»  S.  901  ff.,  Susemihl  I  S.  143  ff.  Verzeichnis 
der  bekannten  Peripatetiker  dieser  Periode  (mit  den  Belegstellen)  bei  Zeller 
a.  a.  O.  (Die  von  Philodem  in  der  Schrift  über  den  Zorn  bekämpften  Gegner 
Nikasikrates  und  Timasagoras,  die  W.  Crönert,  Kolot.  und  Mened.  S.  89  ff.  für 
Peripatetiker  hält,  sind  wohl  mit  R.  Philippson,  Rhein.  Mus.  71  [1916j,  438  ff, 
als  Epikureer  anzusprechen).  Doxographie:  Diels,  Doxogr.  Gr.,  s.  Index  s.  v. 
Strato,  Critolaus. 

Chronologie:  Jacoby,  ApoUodors  Chronik  S.  353.  Rühl,  Rhein.  Mus.  62 
(1907),  432. 

Schriften:  Nur  Fragmente  erhalten.  Eine  Gesamtausgabe  fehlt.  Spezial- 
sammlungen : 

Hieronymi  Rhodii  fragmenta  colleg.  et  adnotavit  Ed.  Hiller,  in:  Satura 
philologa  Herm.  Sauppio  oblata,  1880. 

Hermippi  Snuitnofi  Peripatef ici  fragmenta,  ed.  A.  Lozynski 
Bonnae  1832. 

Im  übrigen  muß  auf  die  unten  S.  181'*'  f.  zusammengestellte  Literatur  ver- 
wiesen werden,  in  der  die  Fragmente  verzeichnet  und  verarbeitet  sind.  Für 
Straton,  den  wichtigsten  Vertreter  der  Schule  in  dieser  Periode,  s.  besonders  die 
Abhandlung  von  Diels  (unten  S.  181*). 

Historische  Fragmente  bei  C.  Müller,  Fragm.  bist.  Gr.  (Straton  II  369, 
Hermippos  III  36  ff.,  Satvros  III  160  ff.,  Herakleides  Lembos  III  168  ff.,  Anti- 
sthenes  von  Rhodos  III  182  ff.,  Agatharchides  III  192  ff.). 

Straton  aus  Lampsakos  (der  eine  Zeitlang  Lehrer  des  Ptolemaios 
Philadelphos  gewesen  war,  288/7  oder  287/6  v.  Chr.  dem  Theophrast  im  Lehramt 
folgte  und  18  Jahre  lang  der  Schule  vorstand)  bildete  die  aristotelische  Lehre 
zum  konsequenten  Naturalismus  oder  pantheistischen  Naturalismus  um.  Wegen 
seiner  Hinneigung  zur  exakten  Naturforschung  wurde  er  mit  Recht  6  r/  voiy.6^ 
genannt.  Er  suchte  eine  Vermittlung  zwischen  Aristoteles  und  Demokrit.  Älit 
letzterem  nahm  er  einen  leeren  Raum  an,  der  sich  aber  nicht  kontinuierlich  (als 
di}Qov;  xEvog  zö.-io?)  außerhalb  der  Welt  ins  Unendliche  erstrecken,  sondern  nur 
innerhalb  der  Welt  zwischen  den  Grundbestandteilen  der  Körper  verteilt  sein 
sollte  (Aet.  1,  18,  4  [Diels  Dox.  S.  316  b  8  f.],  Simpl.  Phys.  S.  693,  11  ff.  D.). 
Diese  Grundbestandteile  unterschieden  sich  nach  seiner  Theorie  von  den  demo- 
kritischen zunächst  durch  ihre  unendliche  Teilbarkeit  (Sext.  Emp.  adv.  math.  10, 
155).     Aber    auch  ihre  Qualitätslosigkeit  muß  er  bestritten    haben,    wenn  er  die 


506  §  ^>''-    ^^'^  Peripatetiker  im  ersten  Abschnitt  der  hellenistisch-rönnschen  Periode. 

Eigenöchat'teii  für  die  stofflichen  Prinzipien  erklärte  (Sext.  Emp.  Pyrr.  hyp.  3, 
32;  Ps.-Gal.  Hist.  philos.  18  [Diels  Dox.  S.  011,  3J).  Die  diesen  Eigenschaften 
zugrunde  liegenden  Kräfte  („Elemente")  sind  Warmes  und  Kaltes  (Aet.  1,  3.  24 
[Diels  Dox.  S.  288  b  19]).  Die  Weltbildung  erfolgt  durch  Naturkräfte  auf  phy- 
sikalische Weise.  Die  Welt  ist  somit  ein  Werk  der  Naturnotwendigkeit,  nicht 
der  Gottheit,  oder  doch  der  letzteren  nur  insofern,  als  sie  mit  der  Natur  identisch 
ist  (Cic.  Acad.  pr.  2,  38,  121 :  Str.  negat  opera  deorum  se  uti  ad  fabricandum 
niundum;  quaecunque  sint,  docet  omnia  esse  effecta  natura;  de  nat.  deorum  1. 
i;5,  35:  omnem  vim  divinam  in  natura  sitam  esse  censet).  Wahrnehmung  und 
Donken  sind  nicht  voneinander  trennbar.  Man  kann  nichts  denken,  was  nicht 
vorher  Ursache  eines  sinnlichen  Eindrucks  gewesen  ist  (Simpl.  Phys.  S.  963, 
16  D.),  und  andererseits  kommt  eine  Wahrnehmung  nicht  ohne  Beteiligung  des 
Denkens  zustande,  wie  sich  daraus  ergibt,  daß  uns  oft  sinnliche  Reize  nicht  zum 
Bewußtsein  kommen,  wenn  unser  Denken  mit  anderem  beschäftigt  ist  (Plut.  de 
sol.  aniraal.  3,  6).  Die  sinnlichen  Wahrnehmungen  finden  demgemäß  wie  auch 
die  psychischen  Affektionen  selbst  in  der  Seele  (im  „tp/^iiovinör"  sagt  Aetios, 
wohl  mit  Unterschiebung  eines  stoischen  Terminus),  nicht  in  den  gereizten 
Körperteilen  statt  (Aet.  4,  23.  3  [Diels  Dox.  S.  415a  1  ff.];  Ps.-Plut.  utr.  anhn. 
an  corp.  sit.  lib.  et  aegr.  [fr.  1]  4,  2).  Der  Sitz  der  Seele  (des  „7)ysfiovixöv")  ist 
■die  Gegend  zwischen  den  Augenbrauen  (Aet.  4,  5,  2  [Diels  Dox.  S.  391,  5]). 
Alle  Seelentätigkeit,  das  Denken  und  die  Wahrnehmung,  ist,  wie  Straton  in 
seinem  Werke  Tleol  y.tvi)oFcoi  ausführte,  Bewegung  (Simpl.  Phys.  S.  965,  10  ff.  D.; 
-zur  Auffassung  der  Wahrnehmung  als  Bewegung  s.  die  im  platonischen  Theaitet 
erörterte  Theorie  [oben  S.  361]).  Daß  Straton  auch  über  logische  und  ethische 
Probleme  geschrieben  hat,  geht  aus  dem  Verzeichnis  seiner  Schriften  bei  Diog. 
L.  5,  58—60  hervor.  Aber  das  Hauptgebiet  seines  Denkens  und  Forschens 
war  die  Physik.  Was  er  hier  geleistet,  hat  auf  Medizin  und  Mechanik, 
■sowie  auf  die  Astronomie  der  alexandrinischen  Zeit  gr^en  Einfluß  ausgeübt. 
Höchst  wahrscheinlich  ist  der  Arzt  Erasistratos,  sicher  der  Mechaniker  Heron 
von  seiner  Theorie  abhängig  (Diels,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1893,  101  ff.).  Von 
Erasistratos  strahlte  dann  dieser  Einfluß  wieder  in  wichtigen  Lehren  auf  den 
Peripatos  zurück  (W.  W.  Jaeger,  Hermes  48  [1913],  37  ff.).  Stratons  Schüler  war 
Aristarchos  von  Samos,  der  Mohl  durch  ihn  mit  den  astronomischen 
Lehren  des  Herakleides  Pontikos  bekannt  und  so  zur  Aufstellung  seiner  helio- 
zentrischen Hypothese  bestimmt  wurde  (Diels  a.  a.  O.  118;  vgl.  oben  S.  82). 

Von  den  weiteren  Vertretern  der  Schule  in  dieser  Epoche  verdienen  ins- 
besondere die  folgenden  Erwähnung: 

Lyhon  ans  Troas,  der  Schüler  des  Straton  und  des  Dialektikers  Pan- 
thoides,  folgte  jenem  innerhalb  der  Jahre  272—268  als  Leiter  der  Schule  und 
bekleidete  dieses  Amt  44  Jahre  lang.  Sein  Leben  wurde  von  Antigonos  von 
Karystos  beschrieben.  Die  Schule  sank  unter  seiner  nachlässigen  Leitung  wissen- 
schaftlich sehr  herab  und  hat  ihre  frühere  Höhe  bis  zur  Zeit  des  Andronikos 
{unten  §  71)  nicht  wieder  erreicht,  wenn  auch  einzelne  ihrer  Vertreter,  wie  Kri- 
tolaos,  als  Philosophen  von  Bedeutung  sind. 

Hleroni/mos  von  Rhodos  sah,  in  kyrenaisch-epikureische  Bahn  ein- 
lenkend, im  Freisein  von  Schmerz  das  höchste  Gut,  wollte  aber  diese  Schmerz- 
losigkeit  von  der  Lust  geschieden  wissen,  die  nicht  um  ihrer  selbst  willen  zu  er- 
streben (also  auch  nicht  als  Ziel  und  höchstes  Gut  zu  betrachten)  sei  (Cic.  Acad. 
pri.  2,  42,  131;  de  fin.  2,  3,  8  f.  u.  ö.j. 


§  6. .    Die  Peripatetikcr  im  erstoii  Abschnitt  der  hellenistisch-römischen  Periode.   507 

Ariston  von  Keos,  Schüler  und  wahrscheinlich  Nachfolf;er  des  Lykon, 
Avird  von  Cic.  de  fin.  5,  5,  1?>  als  concinnus  et  elegans,  aber  der  für  einen  großen 
Philosophen  erforderlichen  ^ravitas  ermangelnd  bezeichnet.  Für  die  Entwicklung 
der  peripatetischen  Lehre  scheint  er  ohne  Bedeutung  gewesen  zu  sein.  Ein  ge- 
naues Urteil  über  seine  Schriftstellerei  ist  dadurch  erschwert,  daß  bei  der  nahe- 
liegenden Xamensverwechslung  von  'AotoTcov  6  KeTog  und  \-1oiaroir  6  Xioc  ein  großer 
Teil  der  überlieferten  Titel  zwischen  dem  Peripatetiker  und  dem  Stoiker  (s.  o.  S.  4.35) 
«trittig  ist.  Tatsächlich  werden  sie  in  ihrer  Mehrheit  dem  Stoiker  zuzuschreiben 
sein.  Das  Wenige,  was  dem  Peripatetiker  verbleibt,  ist  zusammengestellt  bei 
Aug.  Mayer,  Philol.  Suppl.  11  (1910),  487.  Hier  S.  487  ff.  auch  über  Aristons 
Benutzung  durch  Spätere.  Über  die  zwischen  Ariston  von  Keos  und  Ariston  von 
Kos,  dem  Schüler  und  Erben  des  Keers  (Strab.  14,  2,  19,  S.  658),  strittige  Schrift 
77oo,  Toi-g  Q>]Togag  s.  Mayer  a.  a.  O.  S.  512.  Um  die  äußere  Schulgeschichte  hat 
sich  Ariston  dadurch  verdient  gemacht,  daß  er  die  Testamente  der  Schulhäupter 
der  Nachwelt  überlieferte  (für  das  Testament  des  Straten  zitiert  ihn  Diog.  Laert. 
5,  (i4  als  Quelle).  Schwerlich  waren  die  Berichte  über  diese  Testamente  isoliert ; 
vermutlich  standen  sie  im  Zusammenhange  einer  von  Ariston  verfaßten  Geschichte 
des  Peripatos,  wofür  sich  auch  geltend  machen  läßt,  daß  bei  Diogenes  Lacrtios 
die  Geschichte  der  Schule  nur  bis  Lykon,  den  Lehrer  und  Vorgänger  des  Ariston, 
herabgeführt  ist  (vgl.  Zeller  II  2  s  S.  926  Anm.  3,  Susemihl  I  S.  152). 

Prytains,  der  von  Polyb.  5,  93,  8  (vgl.  Plut.  Quaest.  symp.  1  prooeni.  3| 
2U  den  angesehenen  Peripatetikern  gerechnet  wird,  muß  neben  Lykon,  und  zwar 
etwa  gleichzeitig  mit  dem  Akademiker  Lakydes,  dem  Xachfolger  des  Arkesilaos, 
gelehrt  haben  (Suid.  s.  v.  Evqpogi'wv).  Nach  Polybios  a.  a.  O.  betätigte  er  sich 
auch  als  Gesetzgeber. 

Kritolaos  aus  Phaseiis  iuLykien,  der  Nachfolger  des  Ariston,  verteidigte, 
wie  vor  ihm  schon  Theophrast,  die  peripatetische  Lehre  von  der  Ewigkeit  der 
Welt  gegen  die  Stoa  (Phil.  d.  aet.  mundi  6  ff.  S.  90,  4  ff.  C.-W.).  Dagegen 
stimmte  er  mit  dieser  überein  in  der  Annahme,  daß  Gottheit  und  Seele  materiell 
seien  —  er  ließ  sie  aus  Äther  bestehen  —  (Aet.  1,  7,  21  [Diels  Dox.  303  b  6  f.], 
Tertull.  d.  an.  5  [Diels  a.  a.  O.  S.  212]),  und  in  der  Verwerfung  der  Lust  be- 
kannte er  sich  zum  kynischen  Standpunkte  (Gell.  Noct.  Att.  9,  5,  6).  Ferner  ist 
Kritolaos  als  Vertreter  der  philosophischen  Polemik  gegen  die  Rhetoren  be- 
achtenswert (das  Nähere  in  den  unten  S.  182*  genannten  Arbeiten  von  Rader- 
macher und  V.  Arnim).  Für  die  Verbreitung  der  Philosophie  in  Rom  war  seine 
Teilnahme  an  der  Philosophengesandtschaft  des  Jahres  156/5  (s.  oben  S.  436) 
von  Bedeutung. 

Diodoros  von  Tt/ros,  Kritolaos'  Nachfolger,  sah  stoisierend  in  der 
Tugend  und  zugleich,  wie  Hieronymos,  epikurisierend  in  der  Schmerzlosigkeit  das 
höchste  Gut  (Cic.  de  fin.  5,  5,  14  u.  ö.). 

Die  gelehrter  Tätigkeit  obliegenden  Peripatetiker  Herinippos,  Lotion, 
Satyros,  Herakleides  Lembos  und  Antisthenes  vmi  Rhodos  sind  wegen 
ihrer  Arbeiten  zur  Geschichte  der  alten  Philosophie  schon  oben  S.  22.  24.  26  ge- 
nannt worden.  Wesentlich  geographisch  und  historiographisch  betätigte  sich 
Agatharchides.  Die  poetische  Stillehre  behandelte  Demefrios  von  Byzaiiz 
in  einer  Schrift  Ileo'i  Troitjuäror. 


508  §  68.     Die  spätere  Stoa. 


Zweite  Epoche:  Eklektizismus  und  erneute  Orthodoxie, 
g-elehrte    Beschäftigung    mit    den    Werken    der    Schul- 
begründer, religiöser  Mystizismus. 

(Siehe  die  allgemeine  Charakteristik  oben  Seite  3ö.  41  f.) 

Spätere  Stoa,  Kynische  Schule  (III),  Mittlerer  Piaton ismus,  Peripatetische 
Schule  (III),  Neiipythagoreer,  Hermetische  Literatur,  Chaldäische  Orakel, 
Sextier,  Potamon,  Jüdisch-hellenistische  Philosophie,  Späterer  Epikureismus, 
Späterer  Skeptizismus.  —    Durch  verschiedene  Schulen  philosophisch  Beeinflußte. 

§  68.  Die  spätere  Stoa.  Die  Stoa  zählt  in  unserem  Zeit- 
abschnitte eine  Reihe  hochbedeutender  Vertreter.  Ihr  Verdienst 
liegt  nicht  in  einer  selbständigen  Fortentwicklung  und  Bereiche- 
rung der  stoischen  Dogmatik,  sondern  darin,  daß  sie  die  sitt- 
liche Kraft  dei'  stoischen  Lehre  besonders  klar  hervortreten 
lassen.  Zu  nennen  sind  in  erster  Linie  Seneca,  Epiktet  und 
Marc  Aurel.  Von  ihnen  ist  —  im  Gegensatze  zu  den  Stoikern 
früherer  Zeit  —  ein  beträchtlicher  literarischer  Nachlaß  auf  uns 
gekommen,  von  Seneca  ein  größeres  Corpus  teils  ethischer,  teils 
naturwissenschaftlicher  Abhandlungen  und  Tragödien,  von  Epiktet 
Reden,  die  sein  Schüler  Arrian  nachgeschrieben  hat,  von  Marc 
Aurel  seine  Selbstbetrachtungen.  Auch  die  von  Lucius  aufge- 
zeichneten Vorträge  des  Musonios,  aus  denen  noch  Bruch- 
stücke vorhanden  sind,  sowie  die  Ethische  Elementarlehre 
CHd^iKt]  avor/eicüoig)  und  das  populäre  Pfliehtenbuch  (Oiloaoqov- 
iitva)  des  Hierokles,  von  denen  wir  gleichfalls  Fragmente  be- 
sitzen, verdienen  Erwähnung.  Zur  Erhaltung  der  Schriften  des 
Seneca  und  des  Marc  Aurel  sowie  der  Reden  des  Epiktet  trug 
wesentlich  das  eine  der  Momente  bei,  die  oben  S.  38.  41  f.  als 
Kennzeichen  dieser  Epoche  hervorgehoben  wurden,  die  religiöse 
Färbung  der  Philosophie,  durch  deren  Eigenart  sich  das 
Denken  jener  Männer  mehrfach  mit  christlichen  Lehren  berührt. 
Ein  mehr  oder  minder  persönlich  aufgefaßtes  Verhältnis  des 
Manschen  zur  Gottheit,  die  Betonung  seiner  Gottverwandtschaft 
und  im  Zusammenhange  damit  das  Gebot  der  Menschenliebe 
und  verzeihenden  Milde  gegen  den  sich  verfehlenden  Nächsten, 
bei  Seneca  auch  christlich  anmutende  Jenseitsvorstellungen  sind 
die  hervorstechendsten  Züge  dieser  Religiosität.  xluch  das 
andere  Kennzeichen  der  Epoche,  die  Rückwendung  zu  den 
Schulbegründern,  gelehrte  Tätigkeit  und  neue  Ortho- 
doxie, fehlt  nicht.  Doch  A^erhalten  sich  in  diesem  Punkte  die 
einzelnen  Mitglieder  der  Schule  verschieden.  Während  Epiktet 
sich  dogmatisch  durchaus  auf  den  altstoischen  Standpunkt  stellt 


§  68.     Die  spätere  Stoa  509 

weichen  Seneea  und  Marc  Aurel  in  der  Psychologie,  der  erste 
nach  der  Seite  Piatons,  der  zweite  nach  der  des  Aristoteles,  von 
der  ursprünghchen  stoischen  Lehre  ab,  verfahren  also  eklek- 
tisch. Seneea  ist  darin  von  Poseidonios  beeinflußt,  der  ihm 
auch  in  anderen  Punkten  Quelle  und  Vorgänger  ist  und  dessen 
mächtige  Wirkung  sich  auch  sonst  im  Stoizismus  dieser  Epoche 
bemerkbar  macht  (so  u.  a.  bei  Manilius,  Strabon,  Kleomedes). 
Um  die  Geschichte  der  Stoa  bemühte  sich  ApoUonios  von 
Tyros,  um  die  Darstellung  ihres  Systems  Areios  Didymos. 
Für  die  allegorische  Deutung  von  Mythos  und  Volksreligion 
sind  Herakleitos  und  Kornutos  Avichtige  Quellen.  Mannig- 
fache philosophisch-religiöse  und  fachwissenschaftliche  Interessen 
vereinigt  Chairemon,  der  für  die  zunehmende  Einbeziehung- 
fremder  (ägyptischer)  Mythologie  in  die  hellenistische  Theologie 
einen  Beleg  bietet.  Fachwissenschaftlich  betätigten  sich  ferner 
in  stoischer  Richtung  der  Rhetor  Theon,  der  Geograph  Stra- 
bon, die  Astronomen  Manilius  und  Kleomedes  u.  a.  An- 
hänger der  Stoa  sind  auch  die  römischen  Dichter  Persius  und 
Lucanus. 

Einen  kynisierend-stoische  und  neupythagoreische  Elemente 
vereinigenden  Eklektizismus  vertritt  der  Pinax  des  Kebes. 

Als  charaktervolle  Bekenner  des  Stoizismus  taten  sich  in 
ihrem  praktischen  Verhalten  Cato  (Uticensis),  Paetus  Thra- 
sea  und  Helvidius  Priscus  hervor. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehren.  Haupt- 
quellen sind  die  erhaltenen  Schriften  der  betreffenden  Philosophen.  Im  übrigen 
s.  das  Material   bei  Zeller  III  1^   S.  606  ff.  711  ff.,    III  2*  S.  255  ff.,    Susemihl 

II  S.  246  ff.  (bis  Theon),  sowie  die  in  den  Ausgaben  zusammengestellten  Testi- 
monia  (für  Chairemon  die  Zeugnisse  in  der  Ausgabe  der  Schrift  Ueol  vyovg  von 
Jahn-Vahlen  ■»  S.  88).  Für  einige  weitere  Stoiker  und  stoisch  Beeinflußte  das 
Material  bei  Teuffel-Kroll-Skutsch,  Gesch.  d.  röm.  Lit.  II  e  S.  340  f. 

Antike  Bildnisse:  Cato  Uticensis  (unsicher):  BernouUi,  Römische  Iko- 
nographie I  184  ff.  Oerinanicus :  ebenda  II  1,  232  ff.  Senecn :  ebenda  I  276  ff. 
Marc  Aurel:  ebenda  II  2,  162  ff. 

Erhaltenes.     Ausgaben: 

Antipatros  von  Tyros.  Die  Fragmente  bei  H.  Cohn,  Antipater  von 
Tarsos  (s.  unten  S.  151*)  S.  89. 

Athenodoros  des  Sandon  Sohn.  Fragment  bei  Conr.  Hense,  Rhein. 
Mus.  62  (1907),  313  ff. 

Areios  Didymos.  Aus  seiner  philosophiegeschichtlichen  'E.tizo/o'j  Aus- 
züge in  Euseb.  Praep.  evang.  und  bei  Stobaios.    Vgl.  die  Zusammenstellung  bei  Zeller 

III  1«,  S.  637,  Anra.  1  und  (berichtigend)  Susemihl  II,  S.  254,  Anm.  109.  Die 
AbschnittÄÜber  die  physikalischen  Lehren  bei  Diels,  Doxogr.  Gr.  S.  445—472 
(dazu  die  Einführung  ebenda  S.  69  ff.).  Fragment  aus  einer  Trostrede  an  die 
Kaiserin  Livia  bei  Seneea  Consol.  ad  Marc.  4,3—5,6. 

Theo?!.  Progvmnasmata  bei  Walz,  Rhet.  Gr.  I  S.  145  ff.,  Spengel,  Rhet. 
Gr.  II  S.  59  ff. 


510  §  t38.     Die  spätere  Stoa. 

Man  ilius.  x^stronomica,  hrsg.  von  Theod.  Breiter  (I.  Text,  II.  Kommentar), 
Leipz.  1908.     Frühere  Ausgaben  bei  Teuffel-Kroll-Skntsch  II  S.  117. 

Germanicus.  Germanici  Caesaris  Aratea,  iterum  ed.  AltV.  Breysig,  Lips. 
1S91)  (hier  S.  XVII  f.  die  früheren  Ausgaben). 

Strabon.  Strabonis  Geographica  ed.  G.  Kramer,  Berol.  1844 — 1852. 
Recogn.  Aug.  Meineke  1852—1853.  1866  (Bibl.  Teubn.).  Weiteres  bei  Engel- 
niann-Preuß,  Klußmann  und  Christ-Schmid  II  ^  S.  319. 

Be rakleifos.  Heracliti  allegoriae  Honiericae  ed.  E.  Mehler,  Lugd.  Bat. 
1851.  Heracliti  qiiaestiones  Honiericae,  edider.  Societatis  philologae  Bonnensis 
sodales.  Proleg.  scripsit  Franc.  Oelmann,  Lips.  1910  (Bibl.  Teubn. j;  hier  S  V  f f. 
die  früheren  Ausgaben.  ^ 

CItairemun.  Über  das  ihm  Zugehörige  Ed."  Schwär tz  bei  Pauly-Wissowa 
6.  Halbb.  S.  2026  f.  Fragmente  der  Alyv.-iTiay.d  in  dem  von  K.  X.  Sathas,  Bull, 
d.  corr.  hell.  1  (1877),  121  ff.,  194  ff.,  309  ff.  herausg.  Traktat  Uobg  zovg  hco- 
r/joarrag  jiöaa  ysrt]  rwv  (ft/.oooqoviiercor  /.oycov  (K.  Krumbacher,  Gesch.  d.  byz. 
Lit.2  S.  442).     Weiteres  Fragm.  hist.  Graec.  ed.  Müller  III  495  ff. 

8eneca.  Oesamtaiisyaben  der  jjkilosop/nschen  Schriften :  Altere  sind  verzeichnet 
bei  Fabricius,  Bibliotheca  Latina  (s.  unten  S.  42*)  und  in  der  Zweibrücker  Ausgabe 
(1800).  Von  neueren  sind  anzuführen  die  von  Ruhkopf,  5  Bde.,  Leipz.  1797 — 1811; 
C.  R.  Fickert,  3  Bde.,  Leipz.  1842—1845;  Haase,  3  Bile.,  Leipz.  1852  f.  Die  neue 
Gesaratausgabe  der  Biblioth.  Teubneriana  umfaßt  folgende  Teile:  Vol.  I  fasc.  I: 
Dialog,  libri  XII,  ed.  Emil  Hermes  (1905);  vol.  1  fasc.  II:  De  beneficiis  libri  VII, 
de  dementia  libri  II,  iterum  ed.  Gar.  Hosius  (1914);  vol.  II:  Natur,  quaest.  libr. 
VIII,  ed.  Alfr.  Gercke  (1907);  vol.  III:  Ad  Lucilium  epistul.  moral.  quae  super- 
sunt, 'iterum  ed.  Otto  Hense  (1914);  vol.  IV:  Fragmenta,  indices  ed.  E.  Bickel 
(dieser  Band  noch  nicht  erschienen).  Supplementum :  Ludus  de  morte  Claudii, 
epigrammata  super  exilio,  de  amissis  libris  testimonia  veterum  et  fragmenta  ex 
iis  servata,  ad  Gallionem  de  reraediis  fortuitorum,  ed.  F.  Haase;  acced.  ind. 
rerum  memor.  (1902,  nach  Haases  Ausg.  v.  1853).  Chresiomathiot :  Allan  P.  Ball, 
Selected  essays  of  Seneca  and  the  Satire  of  the  deification  of  Claudius,  New  York 
1908.  Morceaux  choisis  extr.  d.  lettr.  ä  Lucil.  et  des  traites  de  morale,  par  Paul 
Thomas,  6.  ^dit.,  Paris  1911  (mit  Einl.  u.  Anm.).  Ausgaheji  einzelner  Schriften: 
Dialogorum  libri  XII  ex  rec.  H.  A.  Koch,  Jena  1879  (nach  d.  Hrsgbrs.  Tode 
abgeschlossen  von  Joh.  Vahlen);  rec.  Gertz,  Kopenhagen  1886.  De  beneficiis  et 
de  dementia  rec.  Gertz,  Berlin  1876.  Ren^  Waltz,  S^neque  De  otio,  Edition 
accompagnee  de  notes  critiques  et  d'un  commentaire  explicatif,  Paris  1909. 
Xatur.  quaest.  ed.  Köler,  Gott.  1819.  Epistulae  ed.  Schweighäuser,  Straßburg 
1809.  Ad  Lucilium  epistulae  morales  selectae,  erkl.  v.  Geo.  Hess,  Gotha  1890, 
2.  Aufl.  bes.  von  R.  Mücke,  ebenda  1913.  Sen.  ad  Lucil.  epist.  moral.  I — XVI, 
edit.  prec.  d'une  introduction,  accomp.  d'argum.  analyt.  et  de  notes  gramm., 
histor.  et  philos.  par  D.  Bernier,  4.  edit.,  Paris  1904.  Lucans  Pharsalia  10,  194 
bis  331  und  Senecas  Nat.  quaest.  4,  1.  2  bei  Diels,  Abh.  d.  Berl.  Akad.  a.  d.  J. 
1885,  Berl.  1886,  als  Anhang  der  S.  188*  gen.  Abh.  S.  33  ff.  Ausgew.  moral. 
Briefe  als  Einführung  in  die  Probleme  der  stoischen  Philosophie,  herausg.  von 
P.  Hauck,  Berl.  1910.  Select.  letters  of  S.,  ed.  with  introd.  and  explan,  notes 
by  W.  C.  Summers,  Lond.  1910.  Apokolokyntosis,  in  der  Petronausgabe  von 
Buecheler,  5.  Aufl.  bes.  v.  Heraeus,  Berl.  1912.  Hrsg.  v.  A.  Marx,  Karlsruhe  1907. 
S.  auch  oben  (unter  Chrestomathien)  Allan  P.  Ball.  —  Die  früher  dem  Seneca  zu- 
geschriebene Abhandlung  De  quattuor  virtutibus  cardinalibus  aus  einer  Handschr. 
des  Xeißer  Gymn.  veröff.  von  O.  May,  Xeiße  1892,  Progr.  Die  sogen.  Senecae 
monita  ed.  Wölffün,  Erlangen  1878.  Seneca  de  moribus  ed.  Magnus  Hundt, 
Lipsiae  1499  (s.  Th.  O.  Achelis,  Rhein.  Mus.  71  [1916],  155—159).  —  tJbersetxungen : 
von  G.  H.  Moser,  Pauly  u.  Haakh,  Stuttg.  1828  ff.  Sentenzen,  ausgew.  u.  ins 
Deutsche  übertr.  v.  K.  Preisendanz,  Jena  1908.  S.,  Vom  glücksei.  Leben,  hrsg. 
V.  Heinr.  Schmidt,  Leipz.  1909  (dazu  C.  Hosius,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1910, 
1603  ff.).  S..  Vorn  glücksei.  Leben,  hrsg.  von  A.  v.  Gleichen-Russwurm,  Berlin 
1912.  F.  Gustafsson,  Senecas  bref  I.,  Helsingfors  1907,  Pr.  (schwed.  ^bers.  d. 
zwölf  ersten  Briefe).  —  Ernst  Jockers.  Die  engl.  S.-lJbersetzer  des  16.  Jahrh., 
Straßburg  1909,  Diss.  —  Ausgaben  nnd  Übersetzungen  der  Tragödien :  ed.  R.  Peiper 
et  G.  Richter  2,  Leipz.  1902  (Bibl.  Teubn.).  Weiteres  bei  Engelmann-Preuß,  Kluß- 
mann und  Teuffd-Kroll-Skutsch  II  S.  234  Xr.  9. 


§  68.     Die  spätere  Stoa.  511 

Kornutos.  L.  Annaeiis  Cornutus  de  natura  deorum,  ex  schedis  Joh. 
Bapt.  Casp.  d'Aiisse  de  Villoison  reo.  conmientariisque  instruxit  Frid.  Osannus. 
Adieeta  est  Joh.  de  Yilloisoii  de  theologia  physica  ötoicorum  conimentatio,  Got- 
tinuae  1844.  Corniiti  theologiae  Graecae  compendiuni  ree.  C.  Lang,  Lips.  1881 
(Bi'bl.  Teiibn.). 

Persius.  A.  Persii  Flaeci  ....  saturae  recogn.  Ü.  Jahn;  post  Franc. 
Buecheleri  iteratas  cnras  edit.  IV.  cur.  J'rid.  Leo,  Berolini  1910.  A.  Pers.  Flacc. 
satur.  Hb.,  iterum  recogn.  S.  Consoli,  Romae  1911.  Frühere  Ausgaben  sowie 
Übersetzungen  bei  Engelmann-Preuß,  Klußmann,  Teuffel-Kroll-Skutsch  IL 
S.  265  No,  7, 

Lucamis.  M.  Annaei  Lucani  belli  civilis  libri  X,  tertiurri  ed.  C.  Hosius, 
Lips.  1913  (Bibl.  Teubn.).  Frühere  Ausgaben  sowie  Übersetzungen  bei  Engel- 
mann-Preuß,  Klußmann,  Teuffel-Kroll-Skutsch  II  S.  271  Xo^  10.  Lucans 
PharsaUa  10,  194—331  und  Senecas  Nat.  quaest.  4,  1.  2  bei  Diels,  Abh.  d.  Berl. 
Akad.  a.  d.  J.  1885,  Berl.  1886.  als  Anhang  der  S.  188*  genannten  Abhandlung, 
Ö.  33  ff. 

Mnsonios.  C.  Musonii  Rufi  reliquiae  et  apophthegmata  ed.  J.  Yenhuizen 
Peerlkamp,  Harlemi  1822;  praec.  Petri  Nieuwlandii  diss.  de  Musonio  Rufo  (die 
zuerst  1783  erschienen  war).  C.  Mus.  Ruf.  reliquiae,  edid.  O.  Hense,  Lips.  1905 
(Bibl.  Teubn.). 

'  Epiktetos.  Seine  (von  Arrian  aufgezeichneten)  Lehren  in  den  Aiargißai 
und  im  'Ey/eiolbiov  (Manuale)  hat  Joh.  Schweighäuser,  Leipzig  1799,  heraus- 
gegeben, nebst  dem  Kommentar  des  Simplikios  zum  Eucheiridion,  Leipzig  1800. 
Mit  Theophrasts  Charakteren,  Marc  Aurel,  dem  Kommentar  des  Simplikios  zum 
Enchtiridion,  Cebetis  Tabula  und  Maximos  von  Tyros  griech.  und  lat.  hrsg.  von 
Fr.  Dübner,  Paris  1840.  Epicteti  Dissertation  es  ab  Arriano  digestae,  ad  fidem 
cod.  Bodl.  rec.  Henr.  Schenkl.  Accedunt  fragmenta,  enchiridion  ex  rec.  Schweig- 
häuseri,  gnomologiorum  Epicteteorum  reliquiae,  indices,  Lips.  1894 ;  ed.  minor,  in 
welcher  Praefatio  und  Indices  fehlen,  ebenda  1898  (Bibl.  Teubn.).  Zweite  Auf- 
lage der  Editio  maior  und  minor  1916  (S.  XCV  ff.  der  Editio  maior  die  früheren 
Ausgaben).  Deutsche  Übersetzungen  der  Unterredungen  des  Epiktet  haben 
J.  -M.  Schultz,  Altona  1801—1803,  und  K.  Enk,  Wien  1866,  geliefert;  auch  des 
Simplikios  Kommentar  zu  Epiktets  Handbuch  ist  durch  K.  Enk  aus  dem  (irie- 
chischen  ins  Deutsche  übertragen  worden,  Wien  1867  (1866).  Epicteti  et  Mo- 
schionis  sententiae,  ed.  A.  Elter,  Bonn  1892,  dazu  ein  Corollarium  adnotationis, 
addenda  u.  indiculus  verborum,  ebd.  1892  (Florilegium  mit  gefälschten  Epiktet- 
sentenzen.    S.  auch  Schenkls  Ausg.-  S.  476  ff.). 

Die  ungemein  zahlreichen  aber  großenteils  wertlosen.  Ausgaben  des  epikteti- 
schen  Encheiridions  können  hier  ebensowenig  wie  die  Übersetzungen  desselben 
in  neuere  Sprachen  im  einzelnen  aufgeführt  werden  (s.  diese  bei  Engelmann- 
Preuß  und  Klußmann).  Erwähnung  verdient:  Epiktet,  Handbüchlein  der  jMoral-, 
mit  Anhang  (ausgewählte  Fragmente  verlorener  Diatriben).  eingeleitet  und  her- 
ausgegeben von  Wilh.  Capelle,  Jena  1906.  Eine  Auswahl  aus  den  Diatriben 
übersetzte  Jos.  Grabisch,  Jena  1905.  Die  Universalbibliothek  (Nr.  2001)  enthält 
die  Übersetzung  von  H.  Stich  (Leipzig  1885).  Über  die  verfehlte  Einleitung  und 
Übersetzung  von  H.  Schmidt  s.  Capelle,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1909,  1205  ff. 
Übers,  von  A.  v.  Gleichen-Russwurm,  Berlin  1914.  Engl.  Übers,  des  ganzen  Ep. 
von  Th.  W.  Higginson,  Boston  1891,  der  Diatriben  von  Long,  London  1903;  das 
Eucheiridion  franz.  von  Thurot,  Paris  1903,  die  Diatriben  von  V.  Courdaveaux,. 
Paris  1908.  Das  Eucheiridion  polnisch  von  J.  Jankowski,  Warschau  1912.  — 
Über  die  christlichen  Bearbeitungen  des  Encheiridions  s.  H.  Schenkls  Ausgabe'^ 
S.  X  testim.  XXXIX. 

Arrianos.  S.  unter  Epiktet.  Ausgaben  seiner  für  die  Philosophie  nicht 
unmittelbar  in  Betracht  kommenden  Schriften  bei  Christ-Schmid  11^  S.  587. 

Eierokles.  Ethische  Elementarlehre  (Papyrus  9780)  nebst  den  bei  Stobäus 
erhaltenen  ethischen  Exzerpten  aus  Hierokles,  unter  Mitwirkung  von  W.  Schubart 
bearbeitet  von  H.  v.  Arnim  (Berl.  Klassikertexte,  herausg.  v  d.  Generalverw.  d. 
Kgl.  Museen  zu  Berlin,  Heft  4),  Berlin  1906. 

Kleoniedes.  Die  Kvxhxi]  dßcoola  fisrecogcov  ist  nach  der  Edition  von  Rob. 
Balforeus  herausgegeben  mit  lat.  Übersetzung  und  Auimadversiones  von  J.  Bake, 
L.  B.  1820;  von  Herrn.  Ziegler  mit  lat.  Übersetzung,  Leipz.  1891  (Bibl.  Teubn.). 


510  §  (38.     Die  spätere  Stoa. 

Marciiiy  Aurrlius  A  nt  on  i  ma.  Die  Schrift  Tön'  sig  kuvrov  ßiß/.la  la 
haben  Thom.  Gataker.  Cambridge  16.12  (mit  Kommentar  und  Indices),  J.  M. 
Schultz,  Schleswig  1802,  und  andere  ediert,  unter  ihnen  J.  Stich,  Lpz.  1882  (in  der 
Vorrede  auch  über  die  früheren  Ausgaben),  2.  Aufl.  1903.  R.  Haines,  London 
(Text  und  engl.  Übersetzung).  Neueste  kritische  Ausgaben:  M.  Antoninus  Impe- 
rator ad  se  ipsum,  recogn.  J.  H.  Leopold,  Oxon.  (1908).  M.  Antonini  imperatoris 
in  semet  ipsum  lihri  XH,  recogn.  Henr.  Schenkl,  editio  maior  mit  eingehender 
Praefatio  und  Indices  und  ed.. minor,  Lipsiae  1913  (Bibl.  Teubn.);  hier  S.  XXXVI 
die  früheren  Ausgaben  sowie  Übersetzungen.  The  fourth  book  of  the  Meditations 
by  H.  Crosslev,  Lond.  1882.  F.  C.  Schneider,  Übersetzung  der  ^Meditationen, 
Breslau  1857;  4.  Aufl.  1887.  Nach  dieser  Übejs.  mit  Einl.  hrsg.  v.  A.  v.  Glei- 
chen-Russwurm, Berlin  1913  (Deutsche  Bibl.)  Übersetzg.  mit  Einleit.  u.  Anmerk. 
von  A.  ^^'ittstock,  Lpz.  1879  (in  d.  Universalbibliothek  v.  Reclam).  Marc  Aurels 
Selbstbetrachtungen,  neu  verdeutscht  u.  eingel.  v.  '0.  Kiefer,  2.  Aufl.,  Jena  1906. 
Übers,  von  H.  Stich,  Halle  1906 ;  von  Heinr.  Schmidt,  Leipz.  1909.  Englisch 
von  G.  W.  Chrystal,  London  1902,  J.  Jackson,  mit  Einleit.  von  Ch.  Bigg,  Oxf. 
1906,  G.  Long,  London  1906  u.  ö.  Französisch  von  G.  Michaut,  2.  Aufl.  Paris 
1902,  von  A.  Couat  (hrsg.  v.  Fournier)  1904,  von  A.  P.  Lemercier,  Paris  1910. 

Kebes.  KdßijTo;  Ulrai  (Cebetis  Tabula),  ungemein  häufig  herausgegeben. 
Zn  nennen  sind  die  älteren  Ausgaben  von  Schweighäuser,  Leipzig  1798,  Drohsin, 
Leipz.  1871,  Jerram  (with  introduction  and  notes),  Oxford  1878  und  (verkürzt 
für  den  Schulgebrauch)  1898.  Per  cura  di  G.  Barone,  Napoli  1883.  Neuere 
kritische  Ausgaben  von  K.  Praechter,  Leipz.  1893  (Bibl.  Teubn.),  Jacob  van  Wage- 
ningen. Groningae  1903  (mit  einem  Hefte  Aanteekeningen  .pp  de  Cebetis  Tabula). 
Hier  S.  XVII  ff.  Verzeichnis  der  frühereu  Ausgaben.  Übersetzung:  Das  Ge- 
mälde im  Kronostempel  von  Kebes;  aus  dem  Griech.  von  Fr.  S.  Krauß,  Wien 
1882.  1890.  Bildliche  Darstellung  des  Pinax  aus  dem  späteren  Altertum: 
s.  K.  K.  Müller,  Relieffragment  mit  Darstellungen  aus  dem  Pinax  des  Kebes, 
Archäol.  Zeitung  42  (1884),  115-128  und  dazu  C.  Robert  ebd.  127-130. 

Wir  haben  in  §  66  die  Entwicklung  der  Stoa  bis  zu  den  Männern  herab 
verfolgt,  die  als  Zeitgenossen  des  Poseidonios  und  größtenteils  nachweisbar  mit 
ihm  persönlich  verbunden  die  philosophische  Richtung  der  mittleren  Stoa  ein- 
schlugen. Einige  andere,  die  derselben  Zeit  angehörten,  zu  Poseidonios  und  der 
von  ihm  vertretenen  Phase  des  Stoizismus  aber  in  keiner  verbürgten  Beziehung 
standen,  vereinigen  wir  mit  den  Stoikern  der  neuen  Epoche,  die  wir  im  Folgenden 
in  chronologischer  Ordnung  besprechen. 

At/ienodoros,  mit  dem  Beinatnen  Kordylion,  aus  Tarsos  war  Vor- 
steher der  pergamenischen  Bibhothek.  Er  benutzte  nach  Diog.  L.  7,  34  diese 
Stellung,  um  aus  den  Schriften  Zenons  Stellen  zu  tilgen,  die  den  zeitgenössischen 
Stoikern  anstößig  waren.  Man  ersieht  aus  dieser  Nachricht,  wie  sich  zu  dieser 
Zeit  auch  in  der  Stoa  eine  lebhafte  Aufmerksamkeit  dem  Schulgründer  zuwandte 
(vgl.  oben  S.  41).  Später  war  Athenodoros  Begleiter  und  Freund  des  jüngeren 
Cato  (Uticensis).     Neben  ihm  wirkte 

Antipatros  aus  Tt/roSf  der  vor  44  v.  Chr.  zu  Athen  starb,  als  Lehrer 
Catos.     Mit  diesem  befreundet  war  ferner 

Apollonides,  über  dessen  Gespräch  mit  Cato  kurz  vor  des  letzteren  Tode 
Plut.  Cat.  min.  65  f.  berichtet. 

Diodotos,  der  Lehrer  und  Hausgenosse  Ciceros,  wurde  bereits  oben  S.  496 
erwähnt. 

Apollonios  von  TyrOs  vertritt  wieder,  in  ehrenvollerer  Weise  als  Athe- 
nodoros, die  retrospektiv  gelehrte  Richtung  durch  die  Abfassung  eines  Iliva^  zä>v 
«.TÖ  Zt'jvcovoq  (fü.ooöffoiv  y.ai  rcöv  ßiß).uov  (Strab.  16,  S.  757),  einer  der  Quellen  für 
das  Stoikerbuch  (B.  7)  des  Diogenes  Laertios  (vgl.  dort  1,  2.  6.  24.  28;  die 
2  und  6  zitierten  Bücher  über  Zenon  sind  wohl  ein  Teil  des  Gesaratwerkes).  Da- 
gegen pflegte 


§  68.    Die  spätere  Btoa.  513 

Cato  (der  jüngere,  M.  Porcius  Cato  Uticensis)  die  praktische  Seite  des 
Stoizismus  und  eröffnete  die  Reihe  hervorragender  Römer,  denen  neben  der  alt- 
römischen Tradition  das  stoische  Bekenntnis  Quelle  der  Charakterstärke  gewesen 
ist.  Er  wurde  für  die  Späteren  zur  stoischen  Idealgestalt  (vgl.  Sen.  d.  eonst. 
sap.  2,  1;  7,  1). 

Atfienodoros,  der  Sohn  des  Sandon,  war  Lehrer  und  Berater  des 
Octavianus  Augustus.  Wahrscheinlich  auf  ihn  beziehen  sich  die  Anführungen 
bei  Seneca  de  tranqu.  an.  3,  1—8;  7,  2;  Ep.  10,  5.  An  der  angegebenen  Brief- 
stelle wird  als  bemerkenswerter  Satz  des  Athenodoros  mitgeteilt:  „Tunc  scito 
esse  te  omnibus  eupiditatibus  solutum,  cum  eo  perveneris,  ut  nihil  deum 
roges,  nisi  quod  rogare  possis  palam."  —  Ebenfalls  Lehrer  und  Vertrauter  des 
Augustus  war 

Areios  Didymos  aus  Alexaudreia,  wieder  ein  gelehrter  Arbeiter,  aus 
dessen  im  synkretistischen  Geiste  des  Antiochos  von  Askalon  verfaßter  ,,Epitome" 
wir  noch  erhebliche  Bruchstücke  besitzen  (s.  oben  S.  30).  —  In  anderer  Richtung 
bewegt  sich  die  gelehrte  Tätigkeit  der  fünf  hier  zunächst  zu  nennenden  Männer, 
die  uns  den  oben  S.  431  berührten  Einfluß  der  hellenistischen  Philosophie  auf 
die  Fachwissenschaften  vergegenwärtigen : 

Theon  aus  Alexandreia  läßt  in  seinen  rhetorischen  ngayv/ivdofiara  den 
stoischen  Staudpunkt  erkennen. 

Manilius  behandelt  in  seinem  Gedichte  Astronomica  astronomische  und 
astrologische  Lehren  auf  stoischer  Grundlage,  und  zwar  im  Anschluß  an  Posei- 
donios  (s.  die  Literatur  unten  S.  179*).  —  Gleichfalls  astronomischen  In- 
haltes sind 

Gemianicus'  Aratea,  eine  lateinische  Bearbeitung  der  ^atröfisra  des 
Aratos  von  Soloi,  deren  Verfasser  strenger  als  Aratos  (o.  S.  436)  selbst  zur  Stoa 
hält.  —  In  der  Erdkunde  steht  auf  stoischem  Boden 

Strabon  in  seinen  FscoyQacpixd,  die  namentlich  den  Einfluß  des  Posei- 
donios  verraten.  —  Homergelehrter  in  der  Richtung  der  stoischen  Mythen- 
deutung war 

Herahleitos,  dessen  'O/ntjQixä  jTQoßXijfiaTu  elg  ä  üisqI  dscov  "Ofitjgog  i)XXr]- 
yÖQrjoe}-  (gewöhnlich  mit  handschriftlich  nicht  verbürgtem  Titel  als  'Alh^yoolai 
'OjiitjQiy.ai  zitiert)  neben  dem  u.  S.  516  zu  nennenden  Werke  des  Kornutos  unsere 
Hauptquelle  für  die  Kenntnis  der  stoischen  AUegorese  (s.  oben  S.  443)  bilden.  — 

Attalos,  der  unter  Tiberius  in  Rom  lebte,  war  Lehrer  Senecas,  der  ihn 
verehrte  und  in  seinen  Werken  mehrfach  zitiert.  —  Eine  für  ihre  Zeit  besonders 
charakteristische  Erscheinung  ist 

Chaireinon  unter  Nero.  Er  war  stoischer  Philosoph  und  ägyptischer 
Priester,  Grammatiker,  Verfasser  einer  von  philosophisch-religiösen  Tendenzen 
beherrschten  ägyptischen  Geschichte  und  eines  astrologischen  Werkes.  In  der 
Mythendeutung  pflegte  er  den  stoischen  (ivoixog  Xöyog  (s.  o.  S.  443).  Stoisches 
Schulbekenntnis,  philologische  Gelehrsamkeit,  religiöser  Mystizismus  einer-  und 
Rationalismus  andererseits  und  der  Kult  außergriechischer  religiöser  Über- 
lieferung vereinigen  sich  in  ihm  in  interessantester  Weise. 

L.  Annaeiis  Seneca  aus  Corduba  (in  Spanien).,  der  Sohn  des 
Rhetors  L.  Annaeus  Seneca,  geb.  um  den  Beginn  unserer  Zeitrechnung,  gest.  65 
n.  Chr.,  war  Erzieher  Neros,  auf  dessen  Befehl  er  den  Tod  erlitt.  An  seinem 
Charakter  hat  man  viel  auszusetzen  gefunden,  großenteils  mit  Unrecht,  da  sich 
manches  scheinbar  Tadelnswerte  mit  Notwendigkeit  aus  den  Verhältnissen  er- 
geben mochte,   die  er  aus  höheren   sittlichen  Rücksichten  nicht  verlassen  wollte. 

Ueberweg,   Grundriß  I.  33 


514  §  ö8.    Die  spätere  Stoa. 

Daß  er  von  den  ethischen  Grundsätzen,  die  er  predigte,  nicht  selbst  durch- 
drungen gewesen  sei,  ist  nicht  nachzuweisen.  Daß  er  Aveit  von  dem  Ideal  des 
Stoikers  entfernt  sei,  gibt  er  selbst  zu,  s.  namentlich  de  vit.  be.  17,  3,  wo  er 
schließlich  sagt:  non  sum  sapiens  et,  ut  malivolentiam  tuam  pascam,  nee  ero; 
exige  itaque  a  me,  non  ut  optimis  par  sim,  sed  ut  malis  melior:  hoc  mihi  satis 
est,  cotidie  aliquid  ex  vitiis  meis  demere  et  errores  meos  obiurgare.  Vgl. 
auch  Ep.  6. 

Von  öenecas  philosophischen  Sciriften  sind  erhalten:  Natura  li  um 
quaestionum  libri  VII;  eine  Reihe  moralisch-religiöser  Abhandlungen:  Dia- 
logorum libri  XII,  enthaltend  folgende  Einzelschriften:  De  Providentia 
(Ad  Lucilium,  quare  aliqua  incommoda  bonis  viris  accidant,  cum  Providentia  sit), 
De  constantia  sapientis  (Ad  Serenum  nee  iniuriam  nee  contumeliam  acci- 
pere  sapientem).  Ad  Novatum  de  ira  libri  III,  Ad  Marciam  de  con- 
solatione.  Ad  Gallionem  de  vita  beata,  Ad  Serenum  de  otio,  Ad 
Serenum  de  tranquillitate  animi.  Ad  Paulinum  de  brevitate  vitae, 
Ad  Polybium  de  consol  atione.  Ad  Hei  viam  matrem  de  conso  latione; 
ferner  Ad  Aebutium  Liberalem  de  beneficiis  libri  VII,  Ad  Neronem 
Caesarem  de  dementia  libri  II  und  124  an  Lucilius  gerichtete  Epistolae 
m orales  in  20  BB.,  welche  letzteren  in  ansprechender  und  geschickter  Weise 
philosophische,  besonders  ethische  Fragen  behandehi.  Dazu  kommen  noch  Reste 
verlorener  Traktale.  Auch  die  Apokolokyntosis,  eine  Spottschrift  auf  den 
verstorbenen  Kaiser  Claudius  (Ludus  de  morte  Claudii  —  Divi  Claudii  Apo- 
theosis  per  saturam),  verdient  als  Beispiel  einer  Satura  Menippea  (vgl.  oben 
S.  458)  Erwähnung,  ebenso  die  stark  moralisierenden  Tragödien.  Seneca 
pflegte  vorwiegend  die  Ethik,  und  zwar  mehr  im  Sinne  der  Mahnung  zur 
Tugend,  als  der  Untersuchung  über  das  Wesen  der  Tugeud.  Er  steht  den  Kynikern 
seiner  Zeit  nahe,  sofern  auch  er  auf  theoretische  Untersuchungen  und  systema- 
tischen Zusammenhang  geringen  Wert  legt.  Er  ist  insofern  echter  Römer,  als  es 
ihm  vor  allem  auf  die  praktische  Bedeutung  der  Philosophie  ankommt.  Diese 
wird  oft  stark  betont:  facere  docet  philosophia,  non  dicere  (Ep.  20,  2);  philo- 
sophiam  oblectamentum  facere,  cum  remedium  sit  usw.  (Ep.  117,  33).  Der 
Weise  ist  humani  generis  paedagogus  (Epist.  89,  13).  Am  meisten  tritt  ange- 
sichts dieses  praktischen  Zieles  der  Philosophie  die  Logik  in  den  Hintergrund. 
Anders  steht  es  mit  der  Physik.  Hier  macht  sich  der  Einfluß  des  Poseidonios, 
dem  Seneca  im  Inhalte  seiner  Naturales  quaestiones  vieles  verdankt,  auch  in  der 
Bewertung  dieses  Teiles  der  Philosophie  geltend.  Zwar  Mird  auch  die  Physik 
vielfach  vom  ethischen  Standpunkte  aus  empfohlen.  Unkenntnis  der  Gründe  der 
Naturerscheinungen  ist  eine  Hauptursache  unserer  Furcht  (Nat.  quaest.  6,  3,  2  ff.) ; 
die  Erkenntnis  der  Natur  gibt  Trost  und  Mut  (Nat.  quaest.  6  c.  1.  3;  de  ben. 
5,  6,  4);  die  Größe  der  Welt  und  der  Gottheit  lehrt  die  eigene  Kleinheit  er- 
kennen (Nat.  quaest.  lib.  1.  prol.  13  ff.).  Aber  Seneca  ist  seinem  praktischen 
Standpunkte  hier  nicht  durchaus  treu.  Die  Physik  bleibt  nicht  Dienerin  der 
Ethik;  sie  tritt  dieser  ebenbürtig  zur  Seite.  Die  Natur  hat  uns  zu  beidem,  zur 
theoretischen  Tätigkeit  wie  zum  Handeln,  erschaffen  (de  otio  5,  1 ;  vgl.  Ep.  95, 
10).  Die  Naturerkenutnis  ist  um  ihrer  selbst  willen  zu  erstreben  (Nat.  quaest. 
6  c.  4).  Ganz  in  der  Weise  des  Poseidonios  wird  die  Schau  der  Natur  und  des 
Kosmos  als  erhabene  Aufgabe  gepriesen  (de  otio  5,  3  ff.,  ad  Helv.  8,  6;  20,  1  f., 
Nat.  quaest.  lib.  3  prol.,  Ep.  110,  9).  Ja,  die  Physik  erhält  Nat.  quaest.  lib.  1 
prol.  1  f.  den  Vorrang  vor  der  Ethik.  Jene  hat  es  mit  den  Göttern,  diese  mit 
den  Menschen  zu  tun.  Die  eine  lehrt,  was  im  Himmel  geschehe,  die  andere,  was 
auf  Erden  zu  geschehen  habe.      Der  Unterschied  zwischen  den  beiden  Teilen  der 


§  68.    Die  spätere  Stoa.  515 

Philosophie  ist  so  groß  wie  der  zwischen  Gott  und  Mensch.  Die  Tugend  ist 
nicht  um  ihrer  selbst  willen  ein  Gut,  sondern  weil  sie  die  Seele  weitet,  zur  Er- 
kenntnis der  himmlischen  Dinge  vorbereitet  und  der  Gemeinschaft  mit  den 
Göttern  würdig  macht  (a.  a.  O.  §  6).  In  dem  Inhalte  seiner  IMetaphysik  und 
Physik  zeigt  Seneca  im  allgemeinen  keine  wesentlichen  Abweichungen  von  der 
gemeinstoischen  Lehre.  Aber  dem  religiösen  Zuge  der  Zeit  gemäß  tritt  die 
theistische  Seite  des  Gottesbegriffes  der  pantheistischen  gegenüber  in  den  Vorder- 
grund, und  in  der  Hervorhebung  der  göttlichen  Vollkommenheit,  väterlichen 
Fürsorge  und  Güte  nähert  sich  Seneca  der  Auffassung  der  Gottheit  als  eines 
transzendenten  persönlichen  Wesens,  ohne  deshalb  die  Grenzen  des  stoischen 
Dogmas  tatsächlich  zu  überschreiten  (vgl.  u.  a.  de  benef.  4,  4,  1  ff.;  4,  25,  1  ff., 
Nat.  quaest.  5,  18,  13  f.).  Nur  in  der  Psychologie  verrät  er  eine  greifbare 
Heterodoxie,  in  der  ihm  freilich  schon  Poseidonios  voranging:  im  Anschlüsse  an 
Piaton  unterscheidet  er  einen  vernünftigen,  einen  in  den  Affekten  sich  betätigen- 
den und  einen  der  Lust  sich  hingebenden  Seelenteil  (Epist.  92,  8  [nachdem 
vorher,  92,  1.  6,  das  inrationale  und  das  rationale  in  der  Seele  unterschieden 
sind]:  inrationalis  pars  animi  duas  habet  partes;  alteram  animosam,  ambitiosam, 
Lnpotentem,  positam  in  adfectionibus,  alteram  humilem,  languidam,  voluptatibus 
deditam),  verknüpft  aber  diese  Auffassung  mit  der  stoischen  Psychologie  da- 
durch, daß  er  alle  diese  Seelen  teile  in  das  i^ye/tiovixöv  (principale)  verlegt  (Epist. 
92,  1).  Der  Dualismus,  der  sich  in  dieser  Abwendung  zu  Piaton  geltend  macht 
—  Gutes  und  Schlechtes  in  der  Seele  setzen  verschiedene  Sitze  voraus;  der 
mittlere  Seelenteil  vermittelt  zugunsten  des  oberen  — ,  beherrscht  auch  Senecas 
Anschauung  vom  Verhältnis  der  Seele  zum  Leibe.  Der  Leib  gilt  ümi  ganz  im 
Sinne  des  PhUolaos  und  Piaton  (oben  S.  84.  282)  als  Gefängnis  und  Fessel  der 
Seele  (ad  Helv.  11,  7  u.  a.  St.).  Ihr  wünschenswerter  Zustand  und  ihr  dauerndes 
Leben  beginnt  erst  mit  dem  Tode  des  Leibes  (Epist.  102,  26:  Dies  iste,  quem 
tamquam  extremum  reformidas,  aeterni  natalis  est;  depone  onus  etc.).  Auch  in 
der  Ethik  zeigt  sich  der  Dualismus  in  der  Spannung  des  Gegensatzes  zwischen 
dem  Menschen,  wie  er  sein  sollte,  und  dem  Menschen,  wie  er  tatsächlich  ist. 
Von  der  sittlichen  Schwäche  des  Menschen  und  der  Verbreitung  des  moralischen 
Übels  ist  Seneca  tief  überzeugt  (de  benef.  1,  10,  1  ff.,  de  ira  3,  26,  4  f.  u.  a.  St.). 
Aber  an  die  Stelle  der  unerbittlichen  Strenge  der  alten  Stoa  und  der  hoch- 
mütigen Verachtung  der  Toren  treten  Mitleid  und  Milde,  die  sich  auf  das 
allgemein  stoische,  aber  bei  Seneca  besonders  lebendige  Bewußtsein  von  der 
Verwandtschaft  aller  Menschen  untereinander  gründen  und  die  For- 
derung erwachsen  lassen,  daß  man  vor  allen  Dingen  dem  Mitmenschen  helfe  und 
wohltue  und,  wo  er  sich  vergangen  hat,  verzeihe  (Epist.  48,  2:  Alteri  vivas 
oportet,  si  vis  tibi  vivere;  vgl.  Epist.  95,  52,  de  benef.  4,  18,  1  ff.,  de  vit.  beata 
20,  5  u.  a.  St.  besonders  in  den  Schriften  de  beneficiis  und  de  dementia).  Auch 
hier  kommt  das  von  Seneca  überall  stark  betonte  religiöse  Moment  in  Be- 
tracht: die  Vernunft  ist  die  Gottheit,  die  im  Menschen  Herberge  nimmt,  und 
diese  Herberge  kann  so  gut  ein  Freigelassener  oder  Sklave  wie  ein  römischer 
Ptitter  sein  (Episl.  31,  11).  In  der  Güterlehre  nähert  sich  der  Philosoph,  ohne 
eigentlich  den  stoischen  Boden  zu  verlassen  und  ohne  mehr  zu  sagen,  als  der 
gesunde  Menschenverstand  zugestehen  muß,  zuweilen  der  peripatetischen  Doktrin 
(de  Vit.  beata  21,  1  ff.,  22,  1  ff.).  In  den  ethischen  Auseinandersetzungen  der 
Briefe  ist  ihm  selbst  Epikur  willkommen,  wenn  er  beherzigenswerte  Aussprüche 
bietet.  Im  ganzen  ist  Senecas  Stellung  zur  alten  Stoa,  zum  mittleren  Stoizismus 
und  zum  Eklektizismus  überhaupt  nach  den  einzelnen  Schriften  verschieden,  was 
zu  einem  guten  Teile  von  den  joweilen  benutzten  Quellen  abhängt. 

33* 


516  §  68.    Die  spätere  Stoa. 

Senecas  erhabener  und  reiner  Gottesbegriff,  seine  Betonung  der  mensch- 
lichen Sündhaftigkeit  und  der  Pflicht  der  Nächstenliebe,  nicht  zum  \Yenigsten 
aber  auch  seine  Schilderung  des  Lebens  im  Jenseits,  in  der  sich  übrigens  wieder 
der  Einfluß  des  Poseidonios  verrät,  haben  seine  christlichen  Leser  von  jeher  an 
neutestamentliche  und  kirchliche  Anschauungen  erinnert.  Daraus  ist  die  Sage 
von  einem  Verkehr  des  Philosophen  mit  dem  Apostel  Paulus  er- 
wachsen, die  zur  Fälschung  eines  uns  noch  vorliegenden  Briefwechsels  zwischen 
beiden  Männern  geführt  hat.  Irgendwelche  tatsächlichen  Zusammenhänge 
zwischen  Seneca  und  den  Anfängen  des  Christentums  sind  völlig  ausgeschlossen. 
Aber  eine  Geistesverwandtschaft  ist  vorhanden  und  hat  im  Verein  mit  jener  Sage 
Seneca  bis  in  die  neuere  Zeit  in  hohem  Ansehen  erhalten.  Inzwischen  hat 
sich,  zum  wenigsten  in  Deutschland,  infolge  seines  deklamatorischen  und 
pointierten  Stiles,  z.  T.  auch  infolge  der  Vorurteile  gegen  seine  Person,  die 
Sympathie  für  ihn  vermindert.  Aber  ein  unbefangenes  Urteil  wü'd  anerkennen 
müssen,  daß  er  als  Philosoph  —  natürlich  nicht  im  Sinne  des  unabhängigen, 
neue  Wege  einschlagenden  Denkers  —  wie  als  Schriftsteller  die  höchste  Achtung 
verdient  und,  ähnlich  wie  Epiktet,  auch  heute  geeignet  ist,  als  Hilfsmittel  sittlich 
religiöser  Erziehung  zu  dienen.  Es  wären  ihm  daher  mehr  Leser  zu  wünschen, 
als  ihm  tatsächlich  zuteil  werden. 

Kot'tiutos  (L.  Annaeus  Cornutus)  aus  Leptis  oder  Thestis  in 
Libyen  (früher  nach  verderbter  Lesart  Phurnutus  genannt)  wurde  nach  Dio  Cass. 
62,  29  von  Nero  wegen  einer  freimütigen  Äußerung  auf  eine  Insel  verbannt  (i.  J.  60 
oder  68  nach  Chr.).  Neben  anderem  philosophisch  minder  Wichtigem  schrieb  er 
in  griechischer  Sprache  eine  allegorisch-physikalische  Mythendeutung 
CE.-TidQourj  zcüv  y.arä  rtjv  'E'/J.yp'iy.rjv  dso/.oyiav  TragadsdofiEvcov),  die  uns  erhalten  ist. 
Sie  ist  nach  seiner  eigenen  Angabe  (S.  76,  6  f.  L.)  ein  Auszug  aus  älteren  aus- 
führlicheren Werken  (Apollodoros  Jlsgl  ^sojv  u.  a.).  Die  ratio  physica  (s.  oben 
S.  443)  ist  hier  zur  Anwendung  gebracht.  Zeus  wird  gedeutet  als  Weltseele 
^.  3,  5  ff.),  Athena  als  Verstand  des  Zeus  (S.  35,  6  ff.).  Die  Sage  von  ihrem 
L^rsprunge  aus  dem  Haupte  des  Zeus  soll  darauf  hinweisen,  daß  beim  Menschen 
das  Haupt,  im  Kosmos  der  Äther  die  räumlich  oberste  Stelle  einnehmen  und 
Sitz  des  ijys/iioriy.öi-  und  der  Einsicht  sind  (S.  35,  9  ff.)  usw.  Das  bequem  be- 
nutzbare Sehriftchen  wurde,  wie  die  Homerscholien  zeigen,  der  allegorisierenden 
Homerexegese  dienstbar  gemacht.  Auch  Origenes  studierte  es  und  übertrug  die 
hier  obwaltende  Methode  auf  die  Interpretation  der  jüdischen  Schriften  (Porphyr, 
bei  Euseb.  Hist.  eccl.  6,  19,  8).  Uns  muß  es  neben  Herakleitos'  'Ofu^oixä  .-zqo- 
ß).i)uuzu  (s.  oben  S.  513)  die  eingehenderen  Originalwerke  über  die  stoische  Alle- 
gorese  ersetzen.  —  Schüler  und  Freund  des  Kornutos  war  der  Dichter 

A,  JPersius  Flaccus  (34—62  nach  Chr.).  Seine  Dichtungen  sind  wesent- 
lich Ausführungen  stoischer  Lehren,  belebt  durch  dramatische  Szenen  und  in- 
sofern eine  besondere  Gattung  stoischer  Literatur,  deren  Genuß  aber  durch 
Dunkelheit  des  Ausdrucks  vielfach  beeinträchtigt  wird.  —  Zu  den  Schülern  des 
Kornutos  gehörte  ferner 

M.  Annaeus  Lucanus  (39—65  nach  Chr.),  der  Neffe  des  Philosophen 
Seneca,  in  dessen  erhaltenem,  den  Bürgerkrieg  zwischen  Pompeius  und  Cäsar 
behandelndem  Epos  Pharsalia  das  stoische  Bekenntnis  oft  zutage  tritt.  —  Wie 
Kornutos,  so  wurde  auch 

Musonios     (C.    Musonius    Rufus)     aus    Volslnii     In    Ett'urien 

durch    Nero    verbannt   (65  nach   Chr.;    Tac.    Ann.  15,  71).      Später    berief    ihn 
wahrscheinlich    Galba    zurück,    und    alg   Vespasian    die    Philosophen    aus    Rom 


§  68.    Die  spätere  Stoa.  517 

verwies,  wurde  er  allein  ausgenommen,  scheint  aber  nachher  doch  durch 
Vespasian  ausgewiesen  worden  zu  sein,  falls  er,  wie  Hieron.  z.  J.  Abrah. 
2095  (79  nach  Chr.)  berichtet,  durch  Titus  aus  der  Verbannung  zurückberufen 
Avurde.  Zu  Titus  stand  er  in  persönlichen  Beziehungen.  Was  von  ihm  durch 
das  Florilegium  des  Stobaios  auf  uns  gekommen  ist,  sind  Stücke  mündlicher 
Vorträge,  die  erst  durch  veröffentlichte  Nachschriften  literarisch  geworden  sind. 
Aufzeichner  war  ein  gewisser  Lucius,  dessen  Identität  mit  einem  Pollio  (jeden- 
falls nicht  dem  von  Suid.  s.  v.  Ucokion'  6  'Aaivioc:  als  Verfasser  von  'ÄTTOinnjao- 
i'svfiara  Movacovlov  tov  tpdoaocpov  genannten  Asinius  Pollio  |zur  Zeit  des  Pom- 
peius!],  aber  vielleicht  dem  Grammatiker  Valerius  Pollio  [dem  TTco/Aon'  'A?.e^arSosv<: 
(pd6ao(po?  des  Suidas]  unter  Hadrian,  vgl.  Zeller  III  1*  S.  756,  Hense  S.  XII 
d.  Ausg.,  obwohl  chronologische  Bedenken  bestehen)  nicht  als  unmöglich  zu  er- 
weisen, aber  auch  aus  keinerlei  Indizien  wahrscheinlich  zu  machen  ist  (vgl. 
Hense  a.  a.  O.).  In  den  erhaltenen  Erörterungen  treffen  wir  manche  der  gang- 
baren Topoi  der  stoischen  Moral  (No.  6  Hense:  jrtQi  äox!\oE<x)g^  No.  7:  ozi  ttövov 
xaraqrQorrjzeov,  No.  9:  ort  ov  xaxov  r)  (fvyri,  No.  17:  ri  ägiaiov  yrjQO)g  i(p68tov ; 
[mit  der  Antwort  t6  Cvv  68co  xal  xura  cpvaiv]).  Bemerkenswert  ist  No.  2  über 
die  allgemeine  Veranlagung  zur  Sittlichkeit,  mit  auffallenden  Anklängen  an  den 
platonischen  Protagoras  (323  a  ff.).  Manches  knüpft  an  an  Fragen  des  Unterrichts 
der  Philosophenschule  und  der  philosophischen  Erziehung  sowie  des  Philosophen- 
lebens überhaupt  (No.  1 :  on  ov  8eT  noXXaTg  anodsi^tai  ngog  ev  Ttgäy/na  -/Qj^oacd^ai, 
No.  3:  OTi  y.al  yvrai^i  (piXoaoqprjreov,  No.  4:  si  TTagaTikrjaiMg  jraiSsvTeov  rä?  d^vyu- 
regag  ToTg  inoTg,  No.  5:  norsgov  loyvQOTSQov  edog  rj  Xöyog,  No.  8:  oxi  qiiXooo<p^]TEOv 
xal  ToTg  ßaadsvair,  No.  16  :  ei  Jtävra  jieiorior  xoTg  yovsvaiv  [angeregt  durch  einen 
jungen  Mann,  dem  sein  Vater  die  Beschäftigung  mit  der  Philosophie  verboten 
hatte],  No.  11:  zig  6  (pdoo6<pq)  jigoaijuMv  nögog  [mit  der  Antwort:  6  nögog  ix 
yecogyiag  rpaivEzai  cov  zip  (pdoooqpco  jroETicodEazazog],  No.  14:  et  £/(7zö8io}'  ziö  rpdo- 
aoipEiv  yd/nog).  Vieles  betrifft  besondere  Punkte  der  Moral  des  täglichen  Lebens 
(No.  10:  eI  ygaq-'-t]v  vßgscog  ygayszat  ziva  6  (pd6oo(pog,  No.  11:  nsgi  a(fgoöiai'oiv 
[gegen  den  außerehelichen  Geschlechtsverkehr],  No.  13 :  zi  xscpäXaiov  ydfwv  [die 
Ehe  völlige  Lebensgemeinschaft,  beherrscht  von  gegenseitiger  Fürsorge;  gegen 
die  Berücksichtigung  von  vornehmer  Abkunft,  Vermögen  imd  Schönheit  bei  der 
Eheschließung],  No.  15:  ei  jiävra  zä  yivöfiera  texvu  ^gEJizeov  [gegen  die  Be- 
schränkung der  Kinderzahl  aus  Vermögensrücksichten],  No.  18:  tieoI  zgofprjg, 
No.  19:  Jtegl  oxmrjg,  No.  20:  nEgl  oxevwv,  No.  21:  izEgl  xovgäg).  Die  Art,  wie 
hier  auf  Sonderfragen  bis  herab  zur  Haar-  und  Bartpflege  eingegangen  wird, 
bietet  das  Gegenbild  zu  der  von  Ariston  verlangten  Beschränkung  der  Ethik  auf 
das  Prinzipielle  (s.  oben  S.  435).  So  trivial  im  großen  und  ganzen  die  Moral 
ist,  die  in  diesen  Reden  ausgeführt  wird,  so  ist  doch  ihre  Begründung  und  Aus- 
drucksform- nicht  ohne  Kraft  und  Geschick,  und  die  Vorträge  liefern  ein  gutes 
Beispiel  für  die  Tätigkeit  des  Philosophen  als  humani  generis  paedagogus  (Sen. 
Epist.  89,  13).  Die  persönliche  Wirkung,  die  Musonios  als  Morallehrer  ausübte, 
muß  nach  dem  Ruhm,  den  er  genoß,  außerordentlich  groß  gewesen  sein  (vgl. 
auch  Epikt.  3,  23,  29).  In  der  wesentlichen  Beschränkung  auf  die  Ethik  nähert 
er  sich  dem  kynischen  Standpunkte.  Es  versteht  sich  aber  bei  einer  stoischen 
Philosophenschule  von  selbst,  daß  auch  die  Logik  nicht  ganz  außer  Betracht 
blieb  (vgl.  Epikt.  1,  7,  32),  und  die  erhaltenen  Stücke  berühren  mehrfach  auch 
physikalische  Lehren  der  Stoa.  Daß  Musonios  wie  Seneca  unter  dem  Einflüsse 
des  Poseidonios  steht,  ist  von  Schmekel  (Philos.  d.  mittl.  Stoa  S.  401.  403,  vgl. 
Hense  a.  a.  O.  S.  XX)  mit  Recht  hervorgehoben  worden.  Auffällige  Überein- 
stimmungen  zeigt    MueonioB   mit   Klemens   ron   Alexandreia,   die   nur   aus   Ab- 


518  §  68-     Die  spätere  Stoa. 

hängigkeit  des  Klemens  von  Musonios  oder  aus  beiderseitiger  Benutzung  einer 
dritten  Quelle  zu  erklären  sind.  —  Schüler  des  Musonios  war 

Eplktetos  aus  Hierapolis  (in  Phri/gien).  Geboren  um  50  nach  Chr., 
war  er  zunächst  Sklave  des  Epaphroditos,  eines  der  Leibwächter  des  Kaisers 
Xero,  dann  Freigelassener.  Als  solcher  lebte  er  in  tiefster  Armut  in  Rom,  bis 
ihn  eine  der  Philosophenvertreibungen  des  Domitian  (88/89  oder  92/93  nach  Chr.) 
zwang,  Rom  und  Itjilien  zu  .verlassen  —  was  vorauszusetzen  scheint,  daß  er  sich 
schon  damals  eines  gewissen  Ansehens,  doch  wohl  als  Schulleiter,  erfreute.  Er 
schlug  alsdann  seinen  Wohnsitz  in  Nikopolis  in  Epirus  auf  und  wurde  hier  Vor- 
stand einer  vielbesuchten  philosophischen  Schule,  die  er  wahrscheinlich  bis  zu 
seinem  Tode  (wohl  138  nach  Chr.,  vgl.  Schenkl*  S.  XXXII)  leitete.  Ihr  gehörte 
u.  a.  Arrianos,  der  bekannte  Geschichtsschreiber  Alexanders  d.  Gr.,  an  (vermutlich 
in  den  Jahren  117 — 120,  vgl.  Schenkl  a.  a.  O.),  der  die  Vorträge  seines  Lehrers 
niederschrieb.  Von  acht  Büchern  Aiarotßal  {AiaXi^eig,  Dissertatioues),  die  zu 
diesen  Niederschriften  gehörten,  besitzen  wir  vier,  zwölf  Bücher  'OiiiUai  (Phot. 
cod.  58  S.  17  b  19  B.  =  Schenkl*  Testim.  VI)  sind  verloren.  Ein  noch  er- 
haltener Einleitungsbrief  des  Arrian  an  L.  Gellius  zu  den  Diatriben  berichtet 
über  den  Zweck  der  Sammlung  und  die  Umstände  ihrer  Veröffentlichung.  Sie 
ist  literarisch  ebenso  zu  beurteilen  wie  die  durch  Lucius  aufbewahrten  Vorträge 
des  Musonios.  Ein  aus  diesen  eingehenderen  Erörterungen  ausgezogener  kurzer 
moralischer  Katechismus  trägt  den  Xamen  'EyyEiQiöiov  (Manuale).  Die  unter 
Epiktets  Namen  überlieferten  Fragmente  sind  nur  zum  Teil  echt. 

Epiktet  bietet  ein  gutes  Beispiel  dafür,  daß  die, für  das  Zeitalter  charakte- 
ristische Zurück  Wendung  zu  den  Schulgründern  auch  innerhalb  der  Stoa 
Platz  fand.  Er  greift,  wie  Bonhöffer  gezeigt  hat,  über  die  eklektische  Mittelstoa 
hinweg  —  anders  als  Seneca  und  Marc  Aurel  —  auf  die  alten  Schulhäupter 
zurück.  Insbesondere  Chrysippos  ist  sein  Gewährsmann.  Er  besitzt  dadurch  für 
die  Erforschung  des  orthodoxen  Stoizismus,  für  den  es  uns  sonst  leider  an  zu- 
sammenhängenden größeren  Quellenwerken  fehlt,  eine  unschätzbare  Bedeutung, 
und  es  ist  Bonhöffers  Verdienst,  ihn  in  diesem  Sinne  verwertet  zu  haben.  Aber 
Epiktet  verfolgt  auch  in  einem  zweiten  Punkte  die  Richtung  seiner  Zeit,  der  ihn 
zwar  dem  genuinen  Stoizismus  nicht  positiv  und  dogmatisch  abwendig  macht, 
seiner  Philosophie  aber  doch  eine  besondere  Färbung  verleiht:  es  ist  wie  bei  Seneca 
die  starke  Hervorkehrung  des  Religiösen.  Ohne  daß  der  stoische  Pantheis- 
mus aufgegeben  würde,  sind  die  epiktetischen  Diatriben  doch  in  höherem  Maße,  als 
dies  im  ganzen  bei  Äußerungen  des  alten  Stoizismus  der  Fall  ist,  reich  an  Aus- 
drücken eines  warmen  frommen  Gefühls,  das  sich  besser  mit  dem  Glauben  an 
einen  persönlichen  transzendenten  Gott  als  mit  den  theologischen  Voraussetzungen 
der  Stoa  zu  vertragen  scheint.  Gott  ist  der  Vater  der  Menschen  (Diss.  1,  3,  1  ff.). 
Der  Mensch  ist  Absenker  und  Teil  Gottes  und  soll  sich  seiner  Gottverwandt- 
schaft bewußt  bleiben  (2,  8,  11  ff.).  Das  Leben  ist  ein  Gottesdienst  (1,  9,  16;  3, 
22,  69).  Es  ist  Pflicht,  den  göttlichen  Geboten  zu  gehorchen,  und  der  Unge- 
horsam rächt  sich  an  uns  (4,  4,  32).  Was  dem  Menschen  begegnet,  ist  Schickung 
Gottes,  der  damit  den  besten  seiner  Diener  üben  und  zu  seinem  Zeugen  machen 
will  (3,  24,  113).  Man  kann  nicht  sagen,  daß  mit  diesen  und  vielen  anderen 
Sätzen  ähnlichen  Sinnes  die  Grenzen  der  stoischen  Lehre  überschritten  seien. 
Für  manche  lassen  sich  sogar  Parallelen  aus  unseren  Resten  altstoischer  Literatur 
beibringen.  Aber  in  ihrer  Gesamtheit  bekimden  sie  doch  eine  Stimmung,  wie 
sie  in  gleicher  Intensität  in  der  ersten  Zeit  des  vStoizismus  nicht  vorhanden  ge- 
wesen zu  sein  scheint.  Es  wäre  jedoch  verfehlt,  hierbei  an  eine  Beeinflussung 
Epiktets  von  nichtstoischer  Seite  zu  denken.    Tatsächlich  ist  der  Versuch  gemacht 


§  68.    Die  spätere  Stoa.  519^ 

■worden,  bei  ihm  die  Bekanntschaft  mit  christlichen  Schriften  nachzuweisen. 
Aber  sein  religiöser  Standpunkt  erklärt  sich  völlig  aus  der  Stimmung,  die  seit 
Poseidonios  mehr  und  mehr  zur  Herrschaft  kam  und  innerhalb  des  Stoizismus 
auch  bei  Seneca  und  Marc  Aurel  zum  Ausdruck  gelangt.  Auch  die  wirklichen 
oder  vermeintlichen  Anklänge  an  neutestamentliche  Schriften  in  Einzelheiten  be- 
sagen gar  nichts  (s.  das  Nähere  insbesondere  in  den  S.  189*  f.  angeführten 
Arbeiten  Bonhöffers).  Gleiche  Stimmung  hat  hier  gleichen  Ausdruck  gezeitigt. 
Wie  Seneca  so  wurde  auch  Epiktet  auf  christlicher  Seite  infolge  dieser  Stim- 
mungsgemein Schaft  hochgeschätzt.  In  byzantinischer  Zeit  hat  man  das  Enchei- 
ridion  zum  christlichen  Gebrauehe  paraphrasiert  und  kommentiert  (s.  Scheukl* 
i5.  X  f.  [Testim.  XXXIX],  XIII  [Testim.  LX],  XLVII  [No.  II  5]).  Nach  einer 
zunächst  aus  byzantinischen  Kreisen  stammenden,  vielleicht  aber  auf  eine  ältere 
Quelle  zurückgehenden  Handschriftennotiz  (Schenkl*  S.  XIV  f.)  hielten  manche 
Epiktet  für  einen  heimlichen  Chi-isten,  der,  um  Verfolgungen  zu  entgehen,  sein 
Bekenntnis  verhehlt  habe.  In  Wirklichkeit  sind  aber  der  tiefgehenden  Unterschiede 
zwischen  Epiktet  und  dem  Stoizismus  auf  der  einen  und  dem  Christentum  auf 
der  andern  Seite  genug  vorhanden.  Die  mehrfach  unternommenen  Versuche, 
diese  Unterschiede  zugunsten  des  Christentums  zu  verwerten,  die  christliche  Welt- 
anschauung als  das  qualitativ  Bessere  zu  erweisen  und  den  Sieg  des  Christen- 
tums aus  diesen  Unterschieden  zu  erklären,  vergessen,  daß  es  sich  bei  Epiktet 
um  Philosophie,  beim  Christentum  um  „geoffenbarte"  Eeligion,  also  um  inkom- 
mensurable Größen,  handelt.  Die  Philosophie  Epiktets  imd  der  Stoa  setzt 
keinerlei  übernatürliche  Vorgänge  voraus,  sie  verspricht  nichts,  was  dem  natür- 
lichen Verlaufe  der  Dinge  widerstreitet,  sie  verlangt  keinen  Glauben,  sondern 
nur  Gebrauch  der  Vernunft,  sie  legt  kein  Gewicht  auf  Kirche  und  gottesdienst- 
liche Veranstaltungen;  nur  will  Epiktet,  wie  es  ja  antike  Bürgerpflicht  ist,  den 
überkommenen  Kultus  beibehalten,  merzt  aber  auch  aus  der  antiken  Eeligion 
das  aus,  was  sich  mit  den  Anforderungen  der  Vernunft  nicht  verträgt  (Euch. 
31,  5.  Diss.  3,  13,  15;  2,  7,  1  ff.).  Daß  einer  solchen  auf  die  Vernunft  gestellten 
Weltanschauung  die  breiten  Massen  des  Volkes,  die  zu  beherrschen  sie  übrigens 
auch  gar  nicht  erstrebte,  verschlossen  blieben,  versteht  sich  von  selbst.  Ihre 
Inferiorität  gegenüber  einer  vermittelst  des  Glaubens  an  übernatürliche  Begeb- 
nisse und  Verheißungen,  vermittelst  kirchlichen  Gemeinlebens  und  ritueller 
Satzungen  wirkenden  Religion  —  wenn  man  diese  Vergleichung  überhaupt  zu- 
lassen will  — ,  ist  damit  kelnesAvegs  erwiesen. 

Älit  dieser  religiösen  Stimmung  Epiktets  steht  nun  ähnlich  wie  bei  Seneca 
eine  bemerkenswerte  Milde  in  Ansehung  des  Neben  menschen  in  Zusammenhang. 
Die  Gottverwandtschaft  spielt  auch  hier  eine  EoUe.  Als  Kinder  desselben  Vaters 
-sind  aUe  Menschen  Brüder,  und  dies  ist  zu  berücksichtigen  auch  in  unserem 
Verhalten  ikren  Vergehen  gegenüber  (1,  13,  2  ff.).  Zwei  Kapitel  der  Diatriben 
(1,  18;  1,  28)  sind  dem  Satze  gewidmet,  daß  man  den  Menschen  und  ihren  Ver- 
fehlungen nicht  zürnen  dürfe,  wobei  die  Unfreiwilligkeit  dieser  Verfehlungen 
und  ihre  Begi'ündung  auf  falsche  Ansicht  über  gut  und  übel  hervorgehoben  wird. 
Beachtung  verdient,  daß  diese  IMilde  auch  dem  Sklaven  zugute  kommt  (1,  13, 
2  ff.).  Die  Anschauung,  die  in  diesem  Punkte  der  vornehme  Römer  Seneca  ver- 
trat, mußte  sich  erst  recht  dem  phrygischen  Freigelassenen  empfehlen.  Auch 
der  stoische  Kosmopolitismus  Avar  für  diesen  doppelt  selbstverständlich.  Ein 
jeder  soll  nach  einem  Gebote,  das  man  Sokrates  in  den  Mund  legte,  auf  die 
Frage,  was  für  ein  Landsmann  er  sei,  nicht  antworten :  „Athener"  oder  ,, Korinther", 
-sondern  „Weltbürger"  (1,  9,  1.  6). 


gOQ  §  (38.    Die  spätere  Stoa. 

Das  Verharren  bei  der  altstoischen  Dogmatik  schließt  nicht  ans,  daß 
Epiktet  gewisse  Punkte  dieser  Dogmatik  in  besonderer  Weise  hervorhob  und  aus- 
führte entsprechend  seiner  individuellen  Geistesrichtung  und  der  erzieherischen 
Aufgabe,  die  er  sich  stellte.  Denn  die  pädagogische  Bedeutung  des  Stoizismus 
wird  von  ihm,  wie  von  seinen  in  der  römischen  "Welt  aufgewachsenen  Zeit- 
genossen noch  stärker  als  von  den  Altstoikern  betont  und  demgemäß  die  Ethik 
den  anderen  Teilen  des  stoischen  Systems  weit  vorangestellt.  Maßgebend  ist 
ihm  vor  allem  das  praktische  Bedürfnis,  dem  die  Philosophie  genügen  soll;  alles 
andere  tritt  zurück.  Man  kann  darin  bis  zu  einem  gewissen  Grade  eine  An- 
näherung an  den  Kynismus  erkennen.  Diss.  3,  22  ist  ein  eigens  dem 
Kynismus  gewidmetes  Kapitel.  Der  Kyniker  erscheint  hier  als  der  Aufklärer  der 
Menschen  über  Güter  und  Übel,  als  ihr  Beaufsichtiger  und  als  der  furchtlose 
Prediger,  der  ihre  Irrtümer  geißelt;  er  ist  ein  Gottgesandter,  und  wer  eines 
solchen  Aufgabe  auf  sich  nimmt,  muß  sich  seiner  Mission  und  deren  Bedingungen 
bewußt  sein.  Aber  gerade  aus  diesem  Kapitel  ergibt  sich,  daß  es  sich  bei  diesem 
Kynismus  nicht  etwa  um  ein  besonderes  Bekenntnis,  sondern  nur  um  eine 
Lebensführung  und  Berufserfüllung  handelt,  die  eine  Steigerung  und  schärfere 
Ausprägung  dessen  bedeutet,  was  zum  Wesen  und  zur  sittlichen  Anschauung  des 
Stoikers  überhaupt  gehört.  Nicht  jeder  Stoiker  wird  im  Philosophenmantel,  mit 
Ranzen  und  Stab,  ohne  Familie,  Heim  und  Vaterland,  ohne  Pflege  und  Bedienung 
als  Prophet  der  Bedürfnislosigkeit  und  sittlicher  Meister  der  Menschen  dahinziehen. 
Wer  es  aber  tut  und  in  rechtem  Sinne  tut,  ohne  in  den  Äußerlichkeiten  des 
kynischen  Auftretens  das  wahre  Wesen  des  Kynismus  zu  erblicken,  der  bekundet 
durch  die  Tat  seine  Überzeugung  vom  Werte  der  Dinge  \ind  ist  ein  leuchtendes 
Bild  des  wahrhaft  Freien.  Darauf  beschränkt  sich  Epiktets  Neigung  zum 
Kynismus.  Daß  ihm  die  kynische  Verachtung  alles  eigentlich  Wissenschaftlichen 
ferne  lag,  daß  ihm  Logik  und  Physik,  wenn  auch  nur  als  Unterbau  und  Schutz- 
gehege der  Ethik,  so  doch  als  nützliche  und  notwendige  Disziplinen  galten,  liegt 
in  den  Diatriben  klar  zutage  und  folgt  auch  schon  aus  der  Stellung  eines 
stoischen  Schulleiters,  der  sich  unmöglich  auf  ein  bloßes  Moralisieren  beschränken 
konnte.  Wie  sehr  Epiktet  in  der  stoischen  Erkenntnistheorie,  Anthropologie  und 
Psychologie  nach  Inhalt  und  Terminologie  zu  Hause  Avar  und  wie  er  in  diesem 
Boden  seine  Ethik  verankerte,  zeigen  Bonhöffers  eindringende  Untersuchungen 
aufs  beste. 

Fragen  wir  nun,  welche  Punkte  innerhalb  des  Rahmens  der  altstoischen 
Ethik  Epiktet  besonders  lebhaft  und  in  individueller  Färbung  hervortreten  läßt, 
so  erscheinen  die  folgenden  Gedanken  an  zahlreichen  Stellen  der  Diatriben  und 
des  Encheiridions  als  grundlegend  für  seine  praktische  Philosophie.  Von  allem, 
was  ist,  steht  das  eine  in  unserer  Gewalt,  das  andere  nicht  (Diss.  1,  22,  10; 
Ench.  1,  1:  T(7n'  ovrwv  rä  f-iev  eaxiv  €(p'  rjfiTv,  za  öi  ovx  eq>  riiüv).  In  unserer 
Gewalt  stehen  unser  Wille,  unser  Meinen  und  Vorstellen  von  den 
Dingen  und  der  Gebrauch,  den  wir  von  unseren  Vorstellungen 
machen  {xgfjaig  (pavraoiwr),  das  Streben,  Dinge  zu  erreichen  oder  zu  vermeiden. 
Nicht  in  unserer  Gewalt  stehen  unser  Leib  und  Besitz,  unsere  menschliche  Um- 
gebung und  was  sonst  als  ein  Äußeres  unserem  Wollen  und  Vorstellen  gegen- 
übertritt. Nur  was  in  unserer  Gewalt  steht,  ist  frei  und  uns  zu- 
gehörig, alles  andere  gebunden  und  von  fremden  Faktoren  ab- 
hängig. Nur  wer  dies  beherzigt,  erspart  sich  die  seelischen  Schmerzen,  die  mit 
dem  Nichten-eichen  dessen,  was  er  erstrebt,  verbunden  sind,  nur  er  ist,  unab- 
hängig vom  Schicksal  und-  von  aller  fremden  Gewalt,  ganz  auf  sich  selbst  gestellt 
und   bleibt    von    jeder    Beeinträchtigung  seiner  Glückseligkeit  verschont  (Diss.  1,. 


§  G8.     Die  spätere  Stoa.  521 

1,  7  ff.  21  ff.;  2,  23,  17  ff.;  Ench.  c.  1  u.  a.  St.).  Er  wird  nur  im  Willen  und 
im  Gebrauehe  seiner  Vorstellungen,  nicht  im  Äußeren  den  Unterschied  von  gut 
und  schlecht,  nützlich  und  schädlich  erkennen  (Diss.  1,  22,  11;  2,  1,  4;  2,  5,  4  f.;. 
3,  22,  38  ff.).  Er  vermag  —  worauf  ja  die  gesamte  stoische  Ethik  das  Haupt- 
gewicht legt  —  freiwillig  sich  der  Weltordnung  und  jeder  Wendung  der  Dinge 
zu  fügen,  da  nichts  von  dem,  was  geschieht,  von  ihm  als  Unglück  empfunden 
wird.  So  kann  er  sich  die  Verse  des  Kleanthes  zu  eigen  machen:  "Ayov  de  fi ,  «> 
ZeT\  xni  av  y  rj  IJei^QOjfih'i],  S'tioi  nod"  vuXv  eifii  Siareray/ih'og,  cog  syiofial  y  aoy.vog. 
Ja,  er  wird  alles,  auch  das  nach  gewöhnlicher  Ansicht  Schlimme,  als  Gelegenheit 
zur  Betätigung  und  Übung  seines  sitthchen  WoUens  willkommen  heißen  (Diss.  1, 
6.  37;  2,  16,  42;  2,  23,  42  [Ench.  53];  Ench.  10  u.  a.  St.).  Natürlich  gehört 
dazu  die  Seelenstärke  des  Ertragens  und  Entsagens,  und  so  faßte  Epiktet  die 
Grundregel  für  das  Verhalten  in  die  Worte  zusammen  uvs/_ov  y.al  anh/ov 
(Fragm.  X  S.  463,  34*  Schenkl).  Diese  und  andere  Sätze,  auf  die  hier  nicht 
eingegangen  werden  kann,  kommen  in  den  epiktetischen  Reden  in  einer  so- 
prachtvoll  kernigen  und  packenden  Weise  zur  Erörterung,  daß  wir  den  Eindruck 
auf  die  Zuhörer  wohl  nachfühlen  können.  In  neuester  Zeit  sind  Epiktets 
Schriften  als  praktisch  verwertbares  Ferment  sittlicher  Erziehung,  als  Mittel  zur 
Leitung  und  Härtung  des  Willens,  auch  in  weiteren  Kreisen  wieder  in  Aufnahme 
gekommen.^)  Eine  dankenswerte  Anregung  gab  Hilty  (s.  unten  S.  189*).  Im 
übrigen  vergleiche  man  die  trefflichen  Ausführungen  Bonhöffers,  Epikt.  u.  d.  X. 
T.  S.  339  ff.  und  besonders  S.  388  ff.  —  Epiktets  Schüler 

Arvianos  üun  Nikoinedeia  in  Bithynien  ist  für  die  Philosophie- 
gescbichte  nur  als  Überlieferer  epiktetischer  Reden  von  Bedeutung.  Wegen 
mancher  Parallelen  in  seiner  Persönlichkeit  und  seinen  Interessen  sowie  in  Inhalt 
und  Form  seiner  Schriftstellerei  wurde  er  ein  „zweiter  Xenophon"  genannt 
(Phot.  Bibl.  cod.  58  S.  17b  14  B.;  Suid.  'Aggiavog  Kixomjbfvg:  reog  Zerorf(ör;  der 
Name  geht  auf  Arrian  selbst  oder  seine  Zeitgenossen  zurück,  Arr.  Kyneg.  1,  4; 
Peripl.  12,  5;  25,  1).  Wie  Xenophon  war  Arrian  Offizier  und  Mann  des  prak- 
tischen Lebens.  Wie  jener  durch  Sokrates,  so  hat  er  durch  Epiktet  sieh  um 
dessen  willen,  was  der  Philosoph  für  die  Lebensorientierung  bot,  angezogen  ge- 
fühlt, und  wie  Xenophon  war  auch  er  bestrebt,  dieses  Gut  schriftlich  zu  fixieren. 
Hierher  gehören  jedenfalls  die  erhaltenen  Aiargißai,  die  verlorenen  Ofidiai  und 
das  einen  Auszug  aus  den  Diatriben  bildende  'Ey/jigidiov  (s.  oben  S.  518).  Viel- 
leicht verfaßte  er  auch  als  weiteres  Werk,  in  der  Betitelung  seinem  klassischen 
Vorbilde  Xenophon  getreu,  die  uns  aus  Fragmenten  bei  Stobaios  bekannten 
'En:ixxrixov  djioiivrjfiovsvfiaTu  (anders  Schenkl^  S.  XLIII.  XLVII).  Wie  Xenophon 
hat  er  dabei  von  den  Gedanken  des  Lehrers  vorzugsweise  aufbewahrt,  was  für 
den  weniger  der  Theorie  als  der  Praxis  Zugewandten  und  im  äußeren  Leben 
Stehenden  wertvoll  war.  also  das  Ethisch-Protreptische,  und  man  darf  deshalb 
keine  allseitige  und  erschöpfende  Darstellung  der  Lehre  des  Meisters  bei  ihm 
suchen.  Immerhin  gibt  er  uns  von  Epiktet  ein  zureichenderes  Bild  als  sein 
klassischer  Vorgänger  von  Sokrates.  Denn  er  dachte  —  zum  wenigsten  in  den 
Diatriben  —  nicht  daran,  mehr  oder  minder  frei  komponierte  'Eztixt/iteioc  Std/.oyoi 
nach  dem  Muster  der  in  Xenophons  Zeit  blühenden  Zco^gaiiHol  öiälnyoi  zu  ver- 


*)  Ein  mir  bekannter  Leiter  eines  schweizerischen  Sanatoriums  gebrauchte 
bei  seinen  neurasthenischen  und  psychasthenischen  Patienten  als  ein  Hauptheil- 
mittel das  Studium  des  Encheiridions,  das  er  in  deutscher  Übersetzung  einem 
jeden  sofort  überreichte.  Er  konnte  den  besten  Erfolg  dieses  Kurraittels  fest- 
stellen. 


522  §  ^'S-    I^i^  spätere  Stoa. 

fassen.  Er  schrieb  zunächst  zum  Zwecke  eigener  Erinnerung  und  ohne  alle 
schriftstellerischen  Prätensionen  nieder,  was  er  gehört  hatte.  Erst  als  diese 
Aufzeichnungen  ohne  sein  Wissen  und  Wollen  (jedenfalls  durch  leihweise  Über- 
lassung an  Freunde,  die  Abschrift  nahmen)  unter  die  Leute  gekommen  waren, 
entschloß  er  sich  zu  ihrer  Herausgabe  (s.  den  Einleitungsbrief,  in  Schenkls  Epiktet- 
ausgabe* S.  5  f.).  Dieser  Entstehungsweise  verdanken  wir,  daß  uns  die  anüanischen 
Aufzeichnungen  noch  manchen  Einblick  in  den  Unterrichtsbetrieb  der  Schule 
Epiktets  gestatten  (vgl.  I.  Bruns,  unten  S.  189*),  vor  allem  aber,  daß  den  epi- 
ktetischen  Reden  die  erquickende  Ursprünglichkeit  und  Frische  ihrer  Ausdrucks- 
weise erhalten  geblieben  ist.  —  Ein  Zeitgenosse  des  Arrian  war 

HlerokleSf  der  als  der  einzige  uns  bekannte  Verfasser  eines  nach 
Pflichtenkreisen  geordneten  populären  Moralbuches  literarisch  eine 
Sonderstellung  einnimmt.  Aus  diesem  Werke  enthält  das  Anthologion  des  Stobaios 
rinter  den  Lemmata  Ti'va  xqÖjiov  deoTg  ^^Qrjorsov,  ■  Ilcög  nazQidi  yQrjozEov,  Ilwg 
j/_Qi]0ZE0v  xoig  yovevoiv,  flsgi  (pi?iaSskq?iag,  ITcög  ofyyevfai  y^rjaisov,  IIcqI  ydfiov, 
Otxovo/iiixög  zahlreiche  Exzerpte,  und  spätere  Lexikographen  haben  ihm  einzelne 
Worte  und  Wendungen  entnommen.  Da  der  Philosoph  hier  einfach  als  IsQoxlfjg 
ohne  nähere  Bezeichnung  angeführt  wird,  läßt  sich  auf  eine  einigermaßen  ver- 
breitete Bekanntschaft  mit  ihm  und  seinem  Werke  schließen.  Letzteres  erscheint  in 
dem  Lexikon  des  Suidas  unter  dem  Titel  <Pi/.ooo(povfiEi'a.  Das  Buch  war,  soweit 
wir  nach  den  Exzerpten  urteUen  können,  durchaus  auf  Leser  weiterer  Kreise  be- 
rechnet, denen  es  eine  ethische  Wegeleitung  geben  wollte.  Dementsprechend 
vermied  es  jede  in  strengerem  Sinne  wissenschaftliche  Diskussion,  ließ  aber  doch 
den  stoischen  Standpunkt  deutlich  erkennen.  Anderer  Art  war  die  'H&iy.ij 
<iToixsicoaig  desselben  Verfassers,  von  der  auf  einem  Papyrus  beträchtliche 
Stücke  ans  Licht  gekommen  sind.  Hier  wurde  die  Ethik  für  philosophisch 
interessierte  Leser  auf  einem  breiten  Fundament  erkenntnistheoretischer,  physiolo- 
gischer und  psychologischer  Erörterungen  aufgebaut.  Gerade  aus  diesen  Aiisführungen 
bietet  der  Papyrus  umfangreiche  Abschnitte,  aus  denen  besonders  hervorzuheben 
ist,  was  über  die  Selbstwahrnehmung  und  die  olxsüooig  (s.  o.  S.  448.  454)  des 
eben  entstandenen  Lebewesens  gelehrt  wird.  Allem  nach  stand  auch  Hierokles, 
wie  Epiktet,  ganz  auf  dem  Boden  der  orthodoxen  altstoischen  Tradition.  Daß 
der  Hierokles  des  Papyrus  mit  dem  der  stobaischen  Fragmente  identisch  ist,  geht 
ans  sprachlich-stilistischen  Übereinstimmungen  hervor.  Wenn  aber  v.  Arnim  in 
der  2roi/ei(ooig  des  Papyrus  das  Einleitungskapitel  des  von  Stobaios  exzerpierten 
\\'erkes  sieht,  geht  er  angesichts  der  oben  hervorgehobenen  Verschiedenheit  in 
Methode  und  Da;-stellungsweise  zu  weit  (vgl.  Praechter,  Hermes  51  [1916],  519,  1). 
—  Möglicherweise  ist  unser  Hierokles  identisch  mit  dem  von  Gellius  9,  5,  8  als 
vir  sanctus  et  gravis  bezeichneten  Hierocles  Stoicus.  Wie  er  sich  zu  dem  von 
iStephan.  Byz.  S.  647  Mein,  angeführten  Hierokles  von  Hyllarima  verhält,  der 
von  der  Athletik  zur  Philosophie  übertrat,  ist  nicht  auszumachen.  Der  von 
Theophylaktos  Simokattes  S.  27  Boiss.  genannte  Hierokles  ist  mit  größerer 
Wahrscheinlichkeit  dem  weit  später  lebenden  Verfasser  des  Wunderromans 
'Pdlazogeg  als  unserem  Philosophen  gleichzusetzen  (vgl.  Hermes  47  [1912J, 
117  ff.).  Jedenfalls  hat  man  den  Stoiker  von  dem  in  §  84  zu  behandelnden  Neu- 
platoniker  zu  unterscheiden,  dem  die  Fragmente  bei  Stobaios  früher  irrigerweise 
zugeschrieben  wurden.  —  Ein  Stoiker  von  wesentlich  fachwissenschaftlichem 
Interesse  war 

Kleoniedes  (etwa  zur  Zeit  der  zuletzt  besprochenen  Philosophen).  Wir 
besitzen  von  ihm  eine  Einführung  in  die  Astronomie  unter  dem  Titel  Kvx?.iy.i] 
&ecooia  fisz ecoqco >■,  in  der  er  Poseidonios  als  Quelle  benutzt  hat.     Daß  er  auch 


§  68.     Die  spätere  Stoa.  523 

über  die  Grenzen  des  Astronomischen  hinaus  stoische  Gesinnung  pflegte,  zeigt 
der  heftige  Ausfall  gegen  die  epikurische  Hedonik  und  Leugnung  der  Vorsehung 
S.  158  Z.  Auch  sonst  polemisiert  er  mehrfach  gegen  Epikur,  wobei  fraglich 
bleibt,  was  er  von  dieser  Polemik  schon  in  seiner  Quelle  vorfand.  —  Deutlicher 
prägt  sich  wieder  der  Einfluß  des  Stoizismus  auf  die  gesamte  Lebensanschauung 
aus  bei 

Marc  Aurel,  dem  Stoiker  auf  dem  römischen  Kaiserthrone  (reg.  161  bis 
180),  dessen  in  aphoristischer  Weise  formulierte  Selbstbetrachtungen  (7a  sl? 
savTOP  in  12  BB.)  luis  ähnlich  wie  die  Schriften  Senecas  und  die  Keden  des 
Epiktet  das  stoische  Bekenntnis  in  seiner  edelsten,  das  Leben  erhebenden  und 
verklärenden  Form  nahe  bringen.  Dabei  besteht  aber  eine  Besonderheit,  durch 
die  Marc  Aurel  zu  Epiktet  in  Gegensatz  tritt  und  eine  genauere  Parallele  zu 
Seneca  bildet.  Im  Unterschiede  von  Epiktet,  dem  Schulleiter  und  berufsmäßigen 
Vertreter  der  stoischen  Doktrin,  ernteten  beide  nur  die  Früchte,  die  die  Philo- 
sophenschule für  das  Leben  darbot  und  banden  sich  nicht  in  gleichem  Grade  an 
das  orthodoxe  Dogma.  Die  Abweichungen  beider  Männer  von  der  genuinen 
stoischen  Lehre  bewegten  sich  in  der  nämlichen,  schon  von  Poseidonios  gewiesenen 
Richtung:  der  ethische  Dualismus  wirkte  zurück  auf  die  Psychologie.  Während 
sich  aber  Seneca  hier  der  platonisch-poseidonischen  Seelenteilung  anschloß,  ging 
Marc  Aurel  einen  andern  Weg.  Das  Bewußtsein  von  der  Erhabenheit  des 
Höchsten  in  uns  drängte  ihn,  den  stoischen  Materialismus  zu  durch- 
brechen und  den  vovg  über  die  Seele,  das  materiell  gedachte 
Lebensprinzip,  hinauszuheben.  So  setzt  er  drei  Bestandteile  des  Menschen 
an:  ocöua.  yivyji  (das  materielle  Ttrsv/mnov ;  vgl.  2,  2;  12,  3)  und  vovg.  Wie  alle 
Substanzen  des  menschlichen  Organismus  nur  Teile  der  entsprechenden  kos- 
mischen Elemente  sind  (das  Erdige  ein  Teil  der  Erde,  das  Feuchte  ein  Teil  des 
feuchten  Elementes  usw.),  so  entstammt  auch  das  menschliche  voeqöi'  dem  voeqöv 
des  Universums,  alle  Geister  sind  Ausflüsse  der  Gottheit  (4,  4,  3;  12,  2,  1;  vgl. 
Xen.  Mem.  1,  4,  8,  Plat.  Phil.  30a,  Cic.  de  nat.  deor.  2,  6,  18  f.;  3,  11,  27,  Sext. 
Emp.  adv.  math.  9,  87  [nach  Poseidonios]).  Der  öai/ncov,  den  Zeus  jedem  Ein- 
zelnen zum  Führer  gegeben  hat,  ist  nichts  anderes  als  der  vovg,  und  dieser  ist 
ein  d.i6o:raofm  des  Zeus  selbst  (5,  27;  vgl.  Sen.  Epist.  31,  11;  Epiktet  2,  8,  11; 
1,  14,  6).  Die  Abkehr  vom  stoischen  Materialismus  tritt  dabei  klar  zutage,  wenn 
das  voeoöv  von  den  vier  Elementarstoffen  und  damit  von  der  Materie  überhaupt 
ausdrücklich  geschieden  wird  (4,  4,  3;  vgl.  12,  2,  1  lyv,ura  tmv  vXty.öiv  dj'j-e/wr]; 
4,  3,  6;  4,  21,  5  u.  a.  St.).  Von  seelischen  Funktionen  kommen  dem  ocH/na  die 
Wahrnehmungen,  der  yvxv  die  Triebe,  dem  vovg  die  Meinungen  zu  (3,  16).  Für 
vovg  gebraucht  Marc  Aurel  auch  den  stoischen  Terminus  fiyeßovixöv  (2,  2,  1.  4), 
dessen  Bedeutung  er  aber,  wie  aus  dem  Gesagten  hervorgeht,  einschränkt;  denn 
das  r,yet.ioviy.öv  umfaßt  nach  stoischer  Doktrin  die  Seelentätigkeiten  insgesamt 
und  kommt  auch  den  Tieren  zu.  Gelegentlich  nimmt  Marc  Aurel  freilich  das 
Wort  yv/^j  auch  in  einem  weiteren  Sinne  (so  spricht  er  5,  26  von  dem  rjysuovixov 
y.al  y.vQtevov  rfjg  v'^7'7^  "ou  fisgog)  und  verrät  andererseits  durch  die  Verbindung 
?.oyix6v  rr/E,uovi>i6r  (7,  28),  deren  er  sich  wie  Epiktet  (2,  1,  39;  2,  26,  7)  bedient, 
daß  er  auch  eine  umfassendere  Bedeutung  von  rjysfiovixöv  anerkennt.  Den 
letzten  Ausgangspunkt  für  die  Erhöhung  des  vovg  über  die  tpvxv  bildet  die  pla- 
tonische Entgegensetzung  des  vovg  und  der  niederen  Seelen  teile.  Unmittelbarer 
aber  wirkte  die  Kluft,  durch  die  bei  Aristoteles  der  allem  Leiblichen  fernstehende 
vovg  von  der  yv/r),  der  Entelechie  des  Leibes  (s.  oben  S.  402),  getrennt  ist,  eine 
Kluft,  die  Aristoteles  selbst  allerdings  zu  überbrücken  sich  bemüht  (vgl.  Zeller 
II  2»  S.  568  Anm.  1).      Daß  der  Peripatetiker  Claudius  Severus  zu  Marc  Aureis 


524  §  68.     Die  spätere  Stoa. 

Lehrern  gehörte,  berichtet  Capitol.  Vit.  M.  Ant.  philos.  3,  3.  Er  könnte  seinem 
Schüler  wohl  eine  aristotelisierende  Nuslehre  vermittelt  haben. 

Im  ganzen  steht  Marc  Aurel  Seneca  und  besonders  Epiktet,  mit  dessen 
r.-ro/< )'^/<ora  er  nach  eigener  Angabe  (1,  7,  8)  bekannt  war,  sehr  nahe.  Ganz  im 
Geiste  Epiktets,  wenn  auch  unter  anderen  psychologischen  Voraussetzungen,  führt  er 
aus,  daß  nur  der  vo?g  in  vollem  Sinne  unser  Eigentum  sei,  die  beiden  anderen  Be- 
standteile unseres  Wesens  hingegen,  oü/ta  und  »f  ?7^,  lediglich  insofern  uns  gehören, 
als  uns  die  Sorge  für  sie  obliege,  und  daß  nur  die  Unabhängigkeit  von  diesen 
unserm  Willen  nicht  untergebenen  Teilen  unseres  Seins  und  von  allem  Äußeren 
den  Frieden  und  die  Ruhe  des  Lebens  herbeiführe  (12,  3,  3  f . ;  vgl.  7,  2,  1  f.). 
Mit  Seneca  und  Epiktet  teilt  ferner  Marc  Aurel  die  enge  Verbindung  von  Philo- 
sophie und  religiösem  Empfinden.  So  spricht  er  nicht  nur  in  allgemein 
stoischer  Weise  von  der  göttlichen  Fürsorge  für  die  AVeit,  von  der  Ein- 
heitlichkeit und  weisen  Ordnung  des  Kosmos  (2,  3,  1;  4,  40;  5,  32,  2; 
12.  30  u.  a.  St.),  von  der  sei  es  unmittelbar  sei  es  durch  Vermittlung  des  ge- 
samten Weltlaufes  auf  den  Einzelnen  gerichteten  Vorsehung  (9,  28)  und  von  der 
für  den  Menschen  naturgemäßen  Ergebung  in  das  Weltgeschehen  (2,  lö,  2), 
sondern  verweilt  auch  gerne  bei  der  Gottverwandtschaft  des  Menschen, 
Der  Gedanke  vom  menschlichen  rovg  als  dem  daiiiwr,  der  ein  Ausfluß  oder  Teil 
der  Gottheit  ist  (s.  oben  und  vgl.  9,  8,  1),  schlägt  die  Brücke  zwischen  religiöser 
und  ethischer  Forderung.  Wer  den  fiaiftcor  in  sich  durch  Ungehorsam  gegen 
seine  Gebote,  die  eben  die  der  Vernunft  sind,  durch  Lüste  oder  falsche  Vor- 
stellungen vergewaltigt,  begeht  damit  zugleich  einen  Frevel  gegen  die  Gottheit. 
So  wird  alle  Unsittlichkeit  zur  Asebie  (2,  13,  1;  2,  16,  1  ff.;  2,  17,  4;  3,  16,  3; 
5,  27)  noch  auf  anderem  Wege,  als  es  schon  durch  ihren  Widerspruch  gegen  die 
Gesetze  der  xoivrj  (fvai;  der  Fall  ist  (9,  ]).  Auch  die  bei  Seneca  und  Epiktet 
mit  der  intensiveren  Religiosität  zusammenhängende  Menschenliebe,  Milde 
und  Nachsicht  kommen  bei  Marc  Aurel  vielfach  zum  Ausdruck  und  gehören 
zu  den  sympathischsten  Zügen  im  Bilde  des  philosophischen  Herrschers  (2,  1 ; 
2,  16,  3;  4,  3,  4;  8,  8;  9,  42  u.  a.  St.).  Dogmatisch  stützen  sie  sich  natürlich 
auch  auf  die  stoische  Anschauung  von  der  Gemeinschaft  aller  Menschen  als 
vernunftbegabter  Wesen  und  als  Bürger  in  dem  Weltstaate,  zu  dem  sich  die 
Einzelstaaten   verhalten  wie  die  Häuser  einer  Stadt  zum   Stadtganzen  (3,  11,  2; 

4,  4,  1). 

Was  neben  diesen  Gedanken  die  Grundstimmung  der  Selbstbetrachtungen 
ausmacht,  ist  die  Vergegenwärtigung  des  unaufhörlichen  Flusses  der  Dinge 
und  der  Unbeständigkeit  alles  Daseins  (4,  43:  nozaiiög  zig  ex  zcöv  yivo- 
fih'wv  xai  gevfia  ßluiov  6  alwv  äfjia  yuQ  oicpdr]  l'xaazo%>  y.al  jiagevrivexzat  y.ai  ä).).o 
Jiagaqpegtzai,  z6  8s  eveyßriaEzai,  5,  23,  2:  »;  zs  yaQ  ovaia  oiov  Jiorafxos  ev  ditjvsxst 
Qvasi  y.rX.,  vgl.  9,  28,  1  u.  a.  St.).  Die  Allnatur  liebt  nichts  so  sehr  wie  das 
Seiende  zu  verändern  und  Neues  gleicher  Art  hervorzubringen  (4,  36,  1;  9,  35,  1; 
8,  6,  1).     Auch  daraus  ergibt  sich  die  Wertlosigkeit  alles  Äußeren  (6,  15,  2;  vgl. 

5,  23,  3).  Aber  freilich  auch  das  Subjekt  untersteht  diesem  allgemeinen  Gesetze 
der  Veränderung.  Kurz  ist  die  Dauer  von  seiner  Geburt  bis  zu  seiner  Auflösung, 
unendlich  ist  die  Zeit  vor  Beiner  Geburt  und  ebenso  unendlich  die  Zeit  nach 
seiner  Auflösung  (9,32;  vgl.  5,  13,  2  f.;  5,24;  6,15,3;  9,19).  Diese  Er- 
wägungen berühren  auch  die  Frage  der  Fortdauer  der  Seele  nach  dem  Tode. 
Während  Seneca  die  Glückseligkeit  des  Zustandes  der  Seele  nach  dem  Tode  in 
lebhaften  Farben  ausmalt  und  darüber  die  durch  die  Voraussetzungen  des 
stoischen  Systems  geforderte  zeitliche  Beschränkung  dieses  Zustandes  in  den 
Hintergrund  treten  läßt,    liegt    bei   Marc   Aurel    auf    dieser    Beschränkung   das 


§  68.    Die  spätere  Stoa.  525 

Hauptgewicht,  wiewohl  auch  er  gleich  Seneca  den  Gegensatz  von  Leib  und  Seele 
scharf  betont  und  in  dem  Tode  eine  Loslösung  der  Seele  aus  ihrer  Hülle  und 
eine  Befreiung  aus  dem  Dienste  ihres  schlechteren  Gefäßes  ericennt  (9,  3,  4; 
3,  3,  6).  Aber  die  Frage,  ob  diese  Befreiung  der  Anfang  eines  neuen  Lebens 
oder  der  Empfindungslosigkeit  ist,  steht  erst  in  zweiter  Linie  (3,  3,  6).  Wie  bei 
allem  andern,  so  ist  es  auch  bei  der  Seele  möglich,  daß  sie  durch  periodisch  ein- 
tretende Weltverbrennung,  möglich  aber  auch,  daß  sie  durch  den  ständigen 
Wechsel  der  Dinge  in  den  Weltlogos  wieder  aufgenommen  wird  (10,  7,  5). 
Jedenfalls  ist  ihr  Fortbestand  von  begrenzter  Dauer  (4,  21,  2).  Ein  Argument 
•dafür  liefert  die  materialistische  Auffassung  der  yvyji:  wie  könnte  der  Luftraum 
alle  von  Ewigkeit  ihm  zufließenden  Seelen  fassen?  (4,  21,  1).  Daß  Marc  Aurel 
in  diesem  Punkte  dem  alten  Stoizismus  treuer  ist  als  der  platonisierende  Seneca 
und  daß  er  insbesondere  mit  dem  Hinweise  auf  den  ständigen  Fluß  der  Dinge 
«ich  in  heraklitisch-stoischer  Bahn  bewegt,  liegt  auf  der  Hand. 

Schließlich  sei  hier  des  Plnax  des  Kehes  (Cebetis  Tabula)  gedacht. 
Die  Zeit  seines  Verfassers,  der  sich  unter  dem  Namen  des  aus  dem  platonischen 
Phaidon  bekannten  Philolaosschülers  Kebes  (s.  oben  S.  78.  282)  birgt,  ist  nicht 
mit  Genauigkeit  festzustellen.  Zweifellos  aber  gehört  er  in  unseren  Zeitabschnitt 
und  lebte  am  Ende  der  römischen  Republik  oder  in  den  ersten  Jahrhunderten 
-des  Kaisertums.  In  Form  der  Erklärung  eines  allegorischen  Gemäldes 
wird  in  dem  Schriftchen  der  Gegensatz  der  „wahren",  d.  h.  praktisch- 
ethischen Bildung  gegen  die  auf  die  Güter  der  Tyche  und  den 
Lebensgenuß  gerichteten  Bestrebungen  der  meisten  Menschen  und 
liegen  die  „falsche"  Bildung,  d.  h.  die  theoretische  Bildung  der  Vertreter 
der  artes  liberales  und  gewisser  philosophischer  Richtungen  erörtert.  Philo- 
sophisch zeigt  die  Ausführung  kein  scharfes  Gepräge,  doch  ist  der  Standpunkt 
im  wesentlichen  der  des  Stoizismus,  und  zwar  eines  einseitig  praktischen,  also 
kynisier enden  Stoizismus,  obwohl  die  theoretische  Bildung  als  Durch- 
gangsstadium zur  „wahren"  Bildung  nicht  völlig  verworfen  wird,  ihre  Bezeich- 
nung als  ,, falscher"  Bildung  also  eigentlich  nur  so  gemeint  ist,  daß  sie  mit 
Unrecht  als  Ziel  und  Kernpunkt  angesehen  wird.  Neben  dem  Stoischen  ver- 
dienen aber  auch  die  Berührungen  mit  dem  Neupythagoreismus,  auf  die 
Hirzel  und  Brinkmann  (s.  unten  S.  191*  f.)  hingewiesen  haben,  Beachtung.  Der 
angebliche  Stifter  des  allegorischen  Gemäldes  und  des  Kronostempels,  in  welchem 
es  aufgestellt  ist,  war  Uvß-ayÖQeiöv  xiva  xai  IlaQusvideior  l'C,)]).ory.co(;  ßiov  (2,  2). 
Auch  die  Ansetzung  des  Pythagoreers  Kebes  als  Verfassers  der  Schrift  deutet  in 
diese  Richtung,  und  die  Allegorie  selbst  erinnert  an  die  von  Brinkmann  a.  a.  O. 
besprochene  Litera  Pythagorica.  Die  Darstellung  einer  Lebensanschauung  in  der 
im  Pinax  gewählten  Form  der  Deutung  eines  allegorischen  Bildes  ist  literarisch 
interessant  und  uns  sonst  durch  kein  Beispiel  in  einer  selbständigen  Schrift  und 
in  gleicher  Ausführlichkeit  bekannt.  Obwohl  die  schriftstellerische  Kunst  des 
Verfassers  in  der  Durchführung  seines  Planes  sich  nicht  gerade  als  hervorragend 
•erweist,  hat  das  Werkchen  doch  infolge  seiner  Eigenart  schon  im  Altertum  Be- 
achtung gefunden.  Luc.  de  merc.  cond.  42,  rhet.  praec.  6  f.  erwähnt  es  und  setzt 
die  Bekanntschaft  seiner  Leser  mit  ihm  voraus  (d  Ksßrjg  insTvo:),  ebenso  Chalc. 
in  Plat.  Tim.  355.  Unter  den  Christen  nennt  es  TertuU.  adv.  haer.  39  ausdrück- 
lich. Nachgeahmt  ist  es  anscheinend  im  Hirten  des  Hermas.  Es  kann  Wunder 
nehmen,  daß  der  direkten  Zeugnisse  aus  dem  Altertum  nicht  mehr  sind.  Um  so 
^zahlreicher  sind  die  Spuren  seiner  Beliebtheit  in  neuerer  Zeit  in  Gestalt  der  seit 
■dem  Anfang  des  sechzehnten  Jahrhunderts  in  Menge  erschienenen  Ausgaben. 


526  §  ^^9.    Die  Kyniker  im  zweiten  Abschnitte  der  hellenistisch-röraisclien  Periode. 

Mit  Marc  Aurel  schließt  die  Reihe  der  gi-oßen  als  Lehrer  oder  Schriftsteller 
ausgezeichneten  Stoiker.  Neben  ihnen  und  über  ihre  Zeit  hinaus  aber  vollzieht 
sich  eine  in  tausend  Einzelkanälen  verlaufende,  in  ihrer  Gesamtheit  nicht  hoch 
genug  einzuschätzende  Wirkung  stoischer  Lehre.  Durch  ihre  Ausgestaltung  der 
Ethik  im  positiv  sittlichen  Sinne  und  durch  die  Verbreitung  dieser  Ethik  in 
einer  reichen  popularphilosophischen  Literatur  hat  die  Stoa  fast  für  die  ganze 
spätgriechische  Auffassung  sittlicher  Probleme  gewisse  Richtlinien  geschaffen,  wie 
sehr  auch  im  einzelnen  der  Streit  der  Meinungen  bestehen  blieb.  Die  Aus- 
breitung und  das  Ansehen,  das  die  Schule  in  erster  Linie  dieser  Tätigkeit  ver- 
dankte, kam  aber  auch  ihrer  Wirkung  auf  dem  Gebiete  der  Fachwissenschaften, 
namentlich  der  Grammatik  und  Rhetorik,  zugute".  Unter  den  Männern  des  prak- 
tischen Lebens,  die  sich  als  Stoiker  durch  Freimut  und  Überzeugungstreue  be- 
währten, verdienen  neben  Cato  besonders  die  bekannten  Republikaner  Paettis 
Thrasea  (Tac.  Ann.  13,  49;  16,  21  ff.,  Hist.  4,  5  ff.)  und  Helvidius  Jfriscus 
(Tac.  Ann.  16,  28  ff.,  Hist.  4,  5  ff.)  Erwähnung.  Für  den  Einfluß  des  Stoizismu& 
auf  die  nicht  im  engeren  Sinne  philosophische  Literatur  muß  auf  die  S.  192*  f.  35"'  f. 
177*  ff.  zusammengestellten  Arbeiten  verwiesen  werden.  Einige  Generationen  nach 
Marc  Aurel  finden  wir  den  Stoizismus  wie  andere  Systeme  aufgesogen  durch  den 
Neuplatonismus.  In  ihm  lebt  vieles  von  stoischer  Doktrin  bis  auf  spätere  Zeiten 
fort.  Mit  dem  Neuplatonismus  teilt  sich  die  christliche  Patristik  in  die  Ver- 
mittlerrolle. So  gering  der  Einfluß  des  Stoizismus  auf  das  Neue  Testament  ist, 
so  stark  hat  er  auf  die  Kirchenväter  eingewirkt  (vgl.  Grundriß  II  ^**  S.  259*), 
Vor  allem  ist  anzuerkennen,  daß  er  durch  seine  Ethik  und  teilweise  auch  durch 
seine  Theologie  der  Entwicklung  und  Verbreitung  des  Christentums  den  Boden 
geebnet  hat. 

§  69.  Die  Kyniker  im  zweiten  Abschnitte  der  helle- 
nistisch-römischen Periode  (Kynismus  III.  Teil,  P^ort- 
setzung  zu  §  59).  Der  in  der  Kaiserzeit  wiederauflebende 
Kynismus  fügt  sich  dem  philosophiegeschichthchen  Gesamtbilde 
der  Zeit  wohl  ein.  Auch  in  ihm  ist  zunächst  das  retro- 
spektive Interesse  wahrzunehmen:  die  jetzt  entstehenden 
Kynikerbriefe  knüpfen  an  die  Legende  alter  Schulhäuj)ter, 
vor  aUem  des  Diogenes  an.  Diese  Legende  wird  auch  von 
Dion  Chrysostomos  erneuert,  der  zugleich,  wenigstens  im 
Anfange  seiner  kynischen  Periode,  in  Reden  und  Dialogen 
ethische  Ausführungen  alter  Kyniker  getreu  reproduziert.  Der- 
selbe Dion  gibt  in  anderen  Reden  stoische  Lehren  wieder  und 
hebt  sich  durch  vielseitige  Interessen,  insbesondere  durch  positive^ 
pohtische  Bestrebungen,  sowie  durch  tiefgehende  Frömmigkeit 
von  den  KjTiJkern  früherer  Zeit  ab.  Religiöse  Färbung  und 
Annäherung  an  den  Stoizismus  zeigt  auch  der  Kynismus  des 
Demetrios,  der  sich  im  übrigen  durch  die  Erneuerung  alt- 
kynischer  Härte  den  Widrigkeiten  des  Lebens  gegenüber  aus- 
zeichnet. Der  einem  volleren  Eklektizismus  huldigende 
milde    und    weitherzige    Demonax    bringt    die    freigeistige 


§  69.    Die  Kyniker  im  zweiten  Abschnitte  der  hellenistisch-römischen  Periode.  527 

Richtung'  des  alten  Kynismus  zur  Geltung.  Dasselbe  tut  in 
seh  10 f lerer  Form  Oinomaos  in  seiner  Bekämpfung-  der  ]\Iantik 
und  der  stoischen  Lehre  von  der  Heimarmene.  Dagegen  neigt 
Peregrinos  Proteus  einer  Mystik  zu,  die  an  den  Neupytha- 
goreismus  und  verwandte  Richtungen  des  Zeitalters  erinnert. 
Von  dem  Treiben  kynischer  Scheinphilosophen  ist  nament- 
lich aus  Lukian  eine  Vorstellung  zu  gewinnen. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehren:  De- 
metrios:  häufig  erwähnt  bei  Seneca  (s.  dort  die  Xaraenrcgister).  Andere, 
vers'treute  Zeugnisse  bei  Zeller  III  1*8.  794  Anm.  1  und  v.  Arnim  (Artikel 
Demetrios  91  bei  Pauly-Wissowa).  Dien  v.  Prusa  (Chrysostomos):  reiches 
Material  für  sein  Leben  in  seinen  erhaltenen  Schriften;  ferner  bei  Philostr. 
Vit.  soph.  1,  7  S.  6,  30  ff.  Kayser  u.  a.  a.  St.,  Synesios  Dion,  Phot.  Bibl. 
cod.  209,  Arethas  Dion,  Suidas  s.  v.  Aicov,  Theodoros  Metochita  Miscell. 
S.  141 — 149;  diese  und  andere  Testimonia  abgedruckt  in  der  Dionausgabe 
von  L.  Dindorf  II,  S.  314—372,  von  H.  v.  Arnim  II,  S.  311-332.  Oino- 
maos: Suidas  s.  v.  Olvouaog.  Weitere  Testimonia  in  den  Fragmentsamm- 
lungen (s.  u.).  Demonax:  Lukian  AtiuMva^izog  ßioQ,  s.  die  Lukiauausgaben. 
Peregrinos  Proteus:  Lukian  Ileol  ifjg  Ileosyoivov  rekEvn~]g  (nur  mit  Vor- 
sicht für  Per.  Leben  und  Charakter  zu  verwerten).  Von  christlichen  Schriften 
des  Peregrinos  spricht  Luk.  c.  11.  Schriftstellerische  Tätigkeit  würde  bestätigt, 
wenn  in  dem  Bücherkatalog  aus  Memphis  aus  dem  3.  Jahrh.  n.  Chr.  bei  Mitteis- 
Wilcken,  Grundz.  u.  Chrestom.  d.  Papyruskunde  I  2  No.  155  Z.  15  zu  ergänzen 
wäre  nsQe\y()ivov  d:j[o/.oyiai  (vgl.  Christ-Schmid,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  II  ^  S.  572 
Anm.  9).  S.  auch  die  Hypothese  Völters  unten  S.  194*.  —  Andere  Zeugnisse 
für  den  Kynismus  dieser  Epoche  bei  Zeller  III  1*  S.  793  ff. 

Erhaltenes.  Ausgaben,  Fragmentsammlungen  usw.:  Kyniker- 
briefe  s.  oben  S.  174  (Diogenes,  Krates  [und  Anacharsis]),  S.  456  (Menippos). 
—  Dionis  Chrysostoiai  opera  Gr.  e  rec.  A.  Emperii,  Brunsv.  1844.  Dion. 
Chr.  orationes  recogn.  et  praef.  est  L^ud.  Dindorf,  Lips.  1857.  Dionis  Prusaensis 
quem  vocant  Chrysostomum  quae  exstant  omnia  edid.  appar.  crit.  instr.  loa. 
de  Arnim,  Berol.  1893—1896.  Dionis  Chrys.  orat.  post  Lud.  Dindorf ium  ed. 
Guy  de  Bude,  I,  Lips.  1916  (ein  zweiter  Band  steht  noch  aus).  —  Oenomai 
fragmenta  bei  Miillach,  Fragm.  philos.  Gr.  II  S.  361  ff.  Oenomai  libri  qui 
inscribitur  rorjjoyv  cpcogü  reliquiae,  ed.  P.  Vallette,  in:  De  Oenom.  Cyn.  (unten 
S.  194*)  S.  27  ff.  —  Demonactis  sententiae  et  apophthegmata  bei  Mullaeh, 
Fragm.  philos.  Gr.  II  S.  351  ff.  Lucian.  rec.  Franc.  Fritzschius  III  2  S.  XIII  ff. 
Tragic.  Graec.  fragm.  rec.  A.  Nauck  *  S.  826  f.  Die  Fragmente  aus  den  Flori- 
legien  bei  K.  Funk,  Philol.  Suppl.  10  (1907;,  659  ff.     A.  Elter  s.  u.  S.  194*. 

Wir  konnten  in  der  kynischen  Literatur  der  vorangehenden  Zeiten  mannig- 
fach wechselnde  literarische  Formen  verfolgen,  deren  sich  der  Kynismus  zur 
Verbreitung  seiner  Lehren  bediente  (vgl.  §§  37.  59).  Zu  diesen  Formen  gesellt 
sich  in  unserer  Epoche  eine  neue,  die  des  pseudepigraphen  Briefes,  die 
sich  einerseits  an  echte  philosophische  Brief literatur  (Briefe  des  Piaton,  des 
Epikur  und  seiner  Schüler  usw.)  anschloß,  andererseits  die  in  der  Rhetorschule 
geübte  Komposition  fiktiver  Briefe  zum  Vorbilde  nahm.    Solcher 

Kyiiikerb riefe  sind  51  unter  dem  Namen  des  Diogenes,  36  unter  dem 
des  Krates  und  1  unter  dem  des  Menippos  erhalten.  Ein  Brief  des  Anti- 
sthenes  befindet  sich  in  der  Sammlung  der  Briefe  des  Sokrates  und  der  So- 
kratiker  (No.  8).  Nach  ihrer  Inhaltsverwandtschaft  sind,  wie  schon  oben  S.  174 
bemerkt  wurde,  auch  die  angeblichen  Briefe  des  Anacharsis  hierher  zu  stellen. 
Ebenso   verraten   die   Herakleitosb riefe   kynischen  Einfluß.     Entstanden  ist 


528  §  69'    I^'^  Kyuiker  im  zweiten  Abschnitte  der  hellenistisch-römischen  Periode. 

diese  Literatur  in  den  ersten  Jahrhunderten  nach  Chr,  Sie  bekennt  sich  in  allem 
"Wesentlichen  zu  der  Welt-  und  Lebensanschauung  des  alten  Kynismus,  der  sie 
nur  bisweilen  eine  bemerkenswerte  originelle  Wendung  gibt  (vgl.  z.  B.  die 
pessimistische  Ausführung  Diog.  Epist.  47),  benutzt  aber  nicht  ohne  Geschick 
■die  Vorteile,  die  für  die  Polemik  aus  der  persönlichen  Färbung  des  Briefstils 
und  für  das  Anekdotenhafte  aus  der  Form  der  Icherzählung  erwachsen.  Durch 
Anknüpfung  der  kynischen  Lehren  an  die  Person  der  alten  Schulhäupter  und 
Verlebendigung  der  Kynikerlegende  sollen  die  Briefe  eine  Unterhaltungslektüre 
bilden  und  auf  diesem  Wege  für  den  Kynismus  Propaganda  machen.  Das  zeigt 
sich  deutlich,  wo  sie  Apophthegmen  oder  Handlungen  ausspinnen,  die  uns  in 
knapperer  Form  aus  anderweitiger  Überlieferung  bekannt  sind  (vgl.  z.  B.  Diog. 
Epist.  1  mit  Diog.  Laert.  6,  49,  Plut.  de  exil.  7;  Diog.  Epist.  2  mit  Diog.  Laert. 
6,  45.  61;  Diog.  Epist.  ü  mit  Diog.  Laert.  6,  37;  Diog.  Epist.  8  mit  Plut.  an 
seni  s.  ger.  resp.  1,  5,  Timol.  15).  Es  verstand  sich  von  selbst,  daß  man  Kyniker- 
briefe  vor  allem  auf  den  Namen  des  Kynikers  xar'  s^oyt'p',  des  Diogenes,  für  den 
•die  Überlieferung  reichlichsten  Stoff  bot,  zu  setzen  hatte.  Neben  ihm  war  Krates 
durch  das  Fortleben  seiner  Poesien  und  dadurch,  daß  die  Legende  auch  von  ihm 
kynisehe  Züge  in  ziemlicher  Anzahl  zu  berichten  wußte,  populär  genug,  um 
auch  ihn  mit  einer  längeren  Reihe  von  Briefen  zu  bedenken.  Immerhin  bleibt 
das  Zurücktreten  des  Antisthenes  bemerkenswert.  Hand  in  Hand  damit 
geht  ein  Umstand,  auf  dessen  Bedeutung  E.  Norden,  Jahrbb.  f.  kl.  Phil.  Suppl.  19 
(1893),  394  f.  aufmerksam  gemacht  hat,  die  Preisgabe  des  kynischen  Odys- 
seusideales,  das  freilich  von  Hause  aus  angreifbar  genug  war,  aber  von  Anti- 
sthenes mittelst  seiner  künstlichen  Homerausdeutung  aufrecht  erhalten  wurde  (vgl. 
o.  S.  180  f.).  Mit  deutlicher  Beziehung  auf  die  Eolle  des  Odysseus  als  kynischen 
dg/jjy£T>]g  heißt  es  im  19.  Kratesbrief e :  Mt]  ?Jye  rör  'Odvoaea  Tiarega  rrjg  xvvixfjg 
{öiaycoyrj;)  tov  TtdvTcov  ftakaxiOTaror  haigcov  y.al  zijv  ijdovijv  v:tsq  Jidvia  ^qe- 
oßevovxa,  was  der  Verfasser  weiter  ausführt,  um  zu  dem  Schlüsse  zu  gelangen : 
/n)  t6}'  'Odvoaea  Ct]?.ovr,  dXlä  rov  Aioysrij. 

Kommt  auch  Antisthenes  kaum  zu  Worte,  so  teilen  die  Kynikerbriefe  doch 
in  der  Verherrlichung  des  Diogenes  und  Krates  die  in  allen  Schulen  während 
dieser  Epoche  herrschende  retrospektive  Tendenz.  Damit  steht  die  Er- 
neuerung des  altkynischen  Radikalismus  und  das  Zurücktreten  des  hedonischen 
Elementes  (s.  oben  S.  45S)  in  vollstem  Einklang.     Das  typische  Beispiel  dafür  ist 

Detnetrios,  der  Zeitgenosse  Senecas,  der  ihn  oft  nennt  und  seiner  Be- 
dürfnislosigkeit, AVeisheit  und  temperamentvollen  Energie  sowie  seiner  Beredsam- 
keit hohes  Lob  spendet  (vgl.  besonders  de  benef.  7,  8,  2  f.,  de  vit.  beat.  18,  3, 
Epist.  62,  3).  Die  alte  Ponosfreudigkeit  kommt  bei  Demetrios  wieder  voll 
zur  Geltung.  Ein  Leben  ohne  Widrigkeiten  erklärt  er  für  ein  ,, totes  Meer" 
{Sen.  Epist.  67,  14)  und  behauptet,  nichts  sei  unglücklicher  als  ein  Mensch,  dem 
nie  ein  Unheil  begegnet  ist  (Sen.  de  prov.  8,  3).  Auch  im  Ausdruck  scheint  er 
nach  dem  von  Sen.  Epist.  91,  19  Mitgeteilten  die  kynisehe  Derbheit  geliebt  zu 
haben.  In  seinen  Sätzen  erinnert  manches  an  Epiktet.  Daß  auch  er  verlangt, 
man  solle  gewisse  wenige  Weisheitsregeln  immer  „zur  Hand  haben"  (Sen,  de 
ben.  7,  1,  3  habeas  ad  manum,  vgl.  zu  Epiktet  den  Schenkischen  Index  verb. 
unter  sigöyEigog),  mag  ein  zufälliges,  auf  gemeinsamer  pädagogischer  Erfahrung 
beruhendes  Zusammentreffen  sein.  Aber  seine  religiös  gewendete  Ergebung  in 
den  Weltlauf  (Sen.  de  prov.  5,  5f. :  Hoc  unum  de  vobis,  di  immortales,  queri 
possum,  quod  non  ante  mihi  notam  voluntatem  vestram  fecistis;  prior  enim  ad 
ista  venissem,  ad  quae  nunc  vocatus  adsum  .  .  .)  hat  ganz  kleanthisch-epiktetische 
Färbung.     Man   erkennt   daraus,    daß   dieser   Kynismus   von  dem   gleichzeitigen 


Demetrios,  Diou  Chrvsostomos.  529 

praktischen  Stoizismus  nur  durch  eine  sehr  unbestimmte  GrenzHnie  getrennt 
lind  die  für  die  Zeit  charakteristische  Religiosität  auch  dem  Kynismus  nicht 
fremd  ist.     Über  die  nahe  Verwandtschaft  beider  Richtungen  belehrt  am  besten 

J>ion  Chri/sostoiiios  (geb.  um  40  nach  Chr.;  lebte  jedenfalls  bis  tief  in 
die  Zeit  Trajans  [reg.  98— 117 1),  dessen  noch  in  großer  Zahl  vorhandene  Reden 
ein  gutes  Bild  einer  von  mannigfachen,  und  nicht  zum  wenigsten  von  philo- 
sophischen Bestrebungen  bedingten  Entwicklung  darbieten.  Einer  vornehmen 
Familie  der  bithvnischen  Stadt  Prusa  entsprossen,  widmete  er  sich  zunächst, 
■wohl  um  sich  zu  politischem  Wirken  vorzubereiten,  rhetorischen  Studien  und 
betätigte  sich  somit  nach  dem  in  dieser  Zeit  üblichen  Ausdruck  als  „Sophist'-. 
In  dem  alten  Zwiespalt  zwischen  Rhetorik  und  Philosophie  stand  er  vorerst  durchaus 
auf  selten  der  ersteren  und  griff  die  Gegner  in  den  nicht  erhaltenen  Schriften 
Kuzä  Tcor  (fi/.oaö<pcoy  und  IIoöc  Morocovior  an.  Doch  scheint  er  sich  schon 
während  seiner  sophistischen  Periode  der  Philosophie  schließlich  genähert  zu 
haben  (vgl.  or.  31,  122  und  dazu  v.  Arnim,  Leb.  u.  W.  d.  D.  v.  Prus.  S.  216  f.), 
obwohl  auf  die  vereinzelte  Angabe  des  Fronto  Epist.  ad  Ver,  1  S.  115  N.,  Mu- 
sonios  sei  sein  Lehrer  gewesen,  nicht  viel  zu  geben  ist.  Eine  entschiedene  Be- 
kehrung wurde  durch  seine  Verbannung  (aus  Bithynien  und  Italien)  bewirkt,  zu 
■der  im  Jahre  82  nach  Chr.  seine  Freundschaft  mit  einem  in  politischen  Verdacht 
geratenen  Verwandten  des  Kaisers  Domitian  den  Anlaß  bot.  Dion  führte  nun 
€in  Wanderleben,  z.  T.  in  halbkultivierten  Ländern  und  indem  er  sein  Dasein 
durch  niedrigste  Tagelöhuerdienste  fristete.  Wie  er  dabei  zum  Philosophen 
wurde,  berichtet  er  selbst  in  der  13.  Rede.  Die  ihm  Begegnenden  nannten  ihn 
bald  einen  Landstreicher,  bald  einen  Bettler,  manche  auch  einen  Philosophen. 
Viele  fragten  ihn  über  Gut  und  Übel.  Das  bestimmte  ihn  zum  Nachdenken 
tind  zur  Äußerung  über  diese  ethische  Hauptfrage.  So  wurde  er  zum  Prediger, 
und  zwar  —  das  war  mit  seiner  neuen  sozialen  Lage  gegeben  —  zum  kynischen 
Prediger.  Glanz  und  Ehre,  die  er  als  Patrizierssohn  genossen  hatte,  erschienen 
ihm  ebenso  wie  die  Entbehrung  von  Glanz  und  Ehre  durch  die  Verbannung  in 
neuem  Lichte.  Als  kynischer  Prediger  schloß  er  sich  zunächst  —  wieder  ein 
Beispiel  der  zurückschauenden  Richtung  in  der  Philosophie  dieser  Ejooche 
—  alten  Vorbildern  an  und  gewann  erst  allmählich  größere  Selbständigkeit. 
Die  13.  Rede  enthält  nach  des  Verfassers  eigener  Mitteilung  (§  14  f.)  die  Wieder- 
gabe eines  alten  —ojy.QaTiy.og  /.öyog,  vielleicht  des  Antisthenes.  Aus  diesem  Zu- 
sammenhange erklären  sich  die  vielbesprochenen  Übereinstimmungen  mit  dem 
platonischen  Kleitophon  (vgl.  Jahresber.  üb.  d.  Fortschr.  d.  klass.  Alterturaswiss. 
96  [1898  1]  S.  44;  v.  Arnim,  Leb.  u.  W.  d.  Dio  v.  Pr.  S.  256  ff.);  auch  die  auf- 
fällige Berühi'ung  in  §  21  mit  Plat.  Gorg.  515  e  f.  wäre  so  zu  verstehen,  daß 
Dions  Vorbild  (Antisthenes)  und  Piaton  einen  sokratischen  Gedanken  reprodu- 
zierten. Die  rückblickende  Richtung  zeigen  in  der  Verherrlichung  des  alt- 
kynischen  Helden  auch  die  vier  für  die  Entwicklung  der  Diogeneslegende  inter- 
essanten Diogenesreden  (or.  6.  8.  9.  10).  Neben  diesen  Stücken  steht  als 
Nachlaß  aus  Dions  kynischer  Zeit  eine  Anzahl  populär -ethischerDialoge 
und  Ansprachen  (öMoyoi  und  dta/.s^eig),  die  uns,  ähnlich  wie  die  Reden  des 
Musonios  und  Epiktet,  in  Nachschriften  erhalten  sind  (das  Einzelne  über  das 
Verhältnis  dieser  Stücke  zur  Lehrmethode  Dions,  über  ihre  Überlieferung  und 
literarische  Stellung  s.  bei  v.  Arnim,  Leb.  u.  W.  d.  D.  v.  Prus.  S.  250  ff.  267  ff., 
■dessen  Gesamtauffassung  mir  gegenüber  derjenigen  Hirzels  [Dialog  II  S.  114  ff.] 
das  Richtige  zu  treffen  scheint).  Alle  diese  Reden  bilden  eine  Fundgrube  für 
Beispiele  zu  Motiven  der  kynischen  Diatribe  (vgl.  die  Arbeit  E.  Webers 
{unten  S.  193*]   und   die   weitere   Diatribeliteratur  [unten  S.  156*  f.]),   ohne  trotz 

Ueberweg,  Grundriß  I.  34 


530  §  ^9.    Die  Kyi)iker  im  zweiten  Abschnitte  der  hellenistisch-römischen  Periode. 

mannigfacher  Gedankenvariatiouen  eine  bemerkenswerte  philosophische  Weiter- 
bildung kynischer  Prijizipien  erkennen  zu  lassen.  Daß  Dion  trotzdem  schon  auf 
Grund  dieser  Stücke  in  der  Geschichte  des  Kynismus  ein  hervorragender  Platz 
gebührt,  beruht  abgesehen  von  unserer  Armut  an  anderweitigen  ausführlichen 
Quellen  auf  der  Art,  wie  er  die  kynischen  Anschauungen  wiedergibt,  wobei  ihm  ohne 
Zweifel  die  rhetorische  und  allgemein  literarische  Bildung  seiner  früheren  Zeit 
zustatten  kam.  Xach  der  inhaltlichen  Seite  ist  nur  zu  bemerken,  daß  schon  in 
diesen  diä/.oyoi  und  Sia/.i^eig  sich  manches  findet,  was  sich  zwar  materiell 
innerhalb  des  kynischen  Rahmens  hält,  aber  doch  in  der  Zuspitzung  und  Aus- 
führung der  Probleme  stark  an  die  stoische  Ethik  erinnert.  Noch  anders  liegt 
die  Sache  in  der  7.  Rede,  dem  vielgefeierten  Evß^ol'y.og.  Der  Euhm  dieser  Rede 
gründet  sich  auf  eine  reizende  ,, Dorfgeschichte",  in  welcher  Dion  als  Erzähler 
Leben  und  Charakter  zweier  armen,  arbeitslustigen,  ehrlichen  und  naiven  Familien 
vorführt,  die  durch  Jagd,  Hirten tätigkeit  und  Landbau  ihr  Leben  fristen.  Die 
Erzählung  gipfelt  in  dem  Nachweise,  daß  ein  solches  Leben  mehr  y.arä  ffvoiv, 
freier  und  glücklicher  sei  als  das  der  überzivilisierten  Reichen  und  Stadtbewohner, 
die  in  geschickter  Weise  jenen  einfachen  Naturmenschen  zum  Gegenbilde  gegeben 
werden.  Aber  damit  ist  der  Inhalt  der  Rede  nicht  erschöpft.  Sie  leitet  von  der 
kynischen  Lobpreisung  des  Naturmenschentums  über  zu  einem  positiven  und 
realistischen  sozialen  Programm,  das  mit  den  abstrakten,  radikalen  Forde- 
rungen des  alten  Kynismus  (WeibergemeLnschaft  u.  dgl.)  nichts  gemein  hat.  Es 
soll  dargetan  werden,  wie  die  hinsichtlich  ihrer  Existenzmöglichkeit  schlechter 
gestellten  städtischen  Armen  ihr  Dasein  in  zufriedenstellender  Weise  sichern 
können.  Unter  den  Berufen,  die  fiur  solche  Armen  in  Frage  kommen,  werden  in 
längerer  Ausführung  diejenigen  als  unzulässig  ausgeschieden,  die  durch  Be- 
förderung des  Luxus  —  in  dessen  Umgrenzung  sich  Dion  freilich  auf  den  über- 
treibenden kynischen  Standpunkt  stellt  —  und  der  Unsittlichkeit  die  Allgemein- 
heit schädigen  oder  die  sie  ausübenden  Armen  selbst  in  ihrem  seelischen  oder 
körperlichen  Wohle  beeinträchtigen.  Damit  bricht  die  Rede,  wie  sie  heute  vor- 
liegt, ab.  Die  positive  Ergänzung,  die  Angabe  von  Tätigkeiten,  die  für  den 
städtischen  Armen  empfehlenswert  sind,  fehlt.  Dafür  ist  ein  dem  ersten,  das 
Dorfidyll  enthaltenden  Teile  der  Rede  eingegliedertes  nationalökonomisches 
Programm  erhalten,  das  der  Frage  gilt,  wie  das  außerhalb  der  Stadt  gelegene 
reichliche  Ödland  nutzbar  zu  machen  und  damit  einem  Teile  der  Bürgerschaft 
ein  auskömmlicheres  Dasein  und  der  moralische  Segen  der  Arbeit  zu  ver- 
schaffen sei. 

Mit  ihrem  Stoffe  Avurzelt  die  Erzählung  des  Evßol'xö;  jedenfalls  in  Dions 
Verbannungszeit,  mag  auch  die  Ausführung,  wie  v.  Arnim,  Leb.  u.  W.  d.  D.  v. 
Pr.  S.  455  ff.  zu  erweisen  sucht,  in  die  Zeit  nach  der  Restitution  (96  nach  Chr.) 
zu  setzen  sein.  Auf  alle  Fälle  schlägt  sie  mit  ihrem  sozialpolitischen  Interesse 
die  Brücke  zu  einer  neuen  Gruppe  von  Reden,  die  größtenteils  —  eine  Ausnahme 
bildet  der  im  Boovoßevizixög  (or.  36j  wiedererzählte  Vortrag  —  nach  Aufhebung 
der  Verbannung  gehalten  wurden  und  ihr  gemeinsames  Kennzeichen  darin  haben, 
daß  in  Anknüpfung  an  Dions  Bestrebungen  vor  dem  Exil  das  Politische  im 
Vordergrunde  steht.  Hierfür  war  der  Stoizismus  an  positiver  Theorie  er- 
giebiger als  der  Kynismus,  und  so  finden  wir  in  diesen  Reden  einen  reichen 
Niederschlag  stoischer  Reflexion.  Ein  Grundmotiv  bildet  der  Gedanke  von  dem 
durch  Zeus  einheitlich  geordneten  und  geleiteten  Weltall,  das 
Götter  und  Menschen  zu  einem  Staate  vereint  und  zugleich  VorbUd  ist  für  den 
menschlichen  Einzelstaat  (or.  1,42;  36,  23.  27  ff.;  vgl.  48,  14).  Damit  ergab 
sich  als  beste  Verfassung  die  Monarchie,  in  der  das  Regiment  des  Königs  dem 


Dion  Chrysostomos.  531 

^Valten  des  Zeus  und  das  unter  seiner  Leitung  herrschende  gesetzmäßige  und 
einträchtige  Zusammenleben  der  Bürger  dem  Gange  des  festgefügten  und  har- 
monischen Weltganzen  entspricht  (vgl.  die  „Königsreden"  [or.  1—4],  besonders 
or.  1,  37  ff.;  3,  50;  vgl.  or.  2,  65  ff.  73  ff.;  or.  4,  21.  27;  or.  36,  31  f.).  Es  ergab 
sich  damit  zugleich  auch  für  das  Verhältnis  der  Einzelstaaten  und  politischen 
Gemeinden  untereinander  das  Gesetz  friedlichen  Verkehrs,  und  so  bedient  sich 
Dion  des  stoischen  Gedankens  von  der  Weltharmonie  anch  da,  avo  es  gilt,  einen 
Hader  zwischen  seiner  Vaterstadt  und  der  Stadt  Apameia  zu  schlichten  (or.  40, 
35  ff.;  vgl.  or.  74,  26). 

Es  bleibt  aber  nicht  bei  dieser  politischen  Verwendung  stoischer  Gedanken. 
Im  zweiten  Teile  des  BoQvadevnixog  (or.  36,  39  ff.)  ist  der  politischen  Er- 
örterung eine  stoische  Kosmologie  angefügt,  die  mit  Politischem  kaum  in 
Verbindung  steht  (so  H.  Binder,  D.  Chr.  u.  Posid.  S.  72  f.  richtig  gegen  v.  Arnim, 
L.  u.  W.  d.  D.  v.  Pr.  S.  486  f.,  obwohl  ich  nicht' mit  ersterem  die  ganze  Kede 
als  „eine  Predigt  von  den  Wundern  der  Schöpfung"  auffassen  kann),  und  auch 
sonst  bieten  die  Beden  dieser  späteren  Zeit  des  Stoischen  eine  Fülle.  Dabei  tritt 
eine  Abhängigkeit  von  Poseidonios  deutlich  zutage.  Dies  gilt  u.  a. 
namentlich  von  der  für  Dions  theologische  Anschauungen  wichtigen  12.  Rede 
['O/.vuji ixög  ij  treol  r»)c  :jQd>zr)g  rov  deov  ivvoi'ag),  die  vielfach  durch  Parallelen 
mit  anderer  poseidonischer  Literatur  den  Einfluß  des  großen  Mittelstoikers  er- 
kennen läßt  und  auch  in  formalen  Dingen,  so  besonders  in  dem  ijoetisch-rheto- 
rischen  Gepräge  der  Partie  §  27  ff.,  an  seine  Weise  erinnert.  Unter  den  Qu  eilen 
der  Gotteserkenntnis  werden  zwei  Kategorien  unterschieden:  der  dem 
Menschen  angeborene  Gottesbegriff  und  die  von  außen  an  ihn  herantretenden 
Faktoren,  die  Dichtkunst,  die  bildende  Kunst  (in  der  Hervorbringung  von  Götter- 
bildern), die  Gesetzgebung  und  die  Philosophie  (§  39  f.  44.  47).  Die  Unter- 
scheidung einer  dreifachen  Theologie,  einer  natürlichen  (auf  die  Natur  der  Dinge 
begründeten),  einer  mythischen  und  einer  gesetzlichen,  unter  denen  die  erste  von 
den  Philosophen,  die  zweite  von  den  Dichtern,  die  dritte  von  Staats  wegen  (also 
durch  die  Gesetzgebung)  gelehrt  werde,  hatte  nach  dem  Vorgange  des  Panaitios 
schon  Poseidonios  angenommen  (s.  Aet.  1,  6,  9  [vgl.  Sext.  Emp.  adv.  math.  9, 
63  f.  138],  wo  Poseidonios  vorliegt,  vgl.  Wendland,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  1 
[1888],  201  ff.;  auch  das  Problem  ist  das  gleiche:  bei  Aetios  8:  i/.dßo/ner  6s  in 
TovTov  evvoiav  di;ov  nxl.;  s.  auch  H.Binder,  Dio  Chrys.  u.  Posid.  S.  21  ff.  u.  o.  S.  495. 
502).  Die  Aufnahme  der  bildenden  Kunst  in  das  Schema  kann  Dion  angehören, 
der  die  Rede  bei  der  Olympienfeier  des  Jahres  105  angesichts  der  von  Pheidias 
geschaffenen  Zeusstatue  gehalten  hat.  Aber  auch  für  diesen  Punkt  scheint  bei 
Strabon  S.  19  f.  eine  Spur  zu  dem  Mittelstoiker  hinzuleiten  (vgl.  Binder  a.  a.  O.  S.  42). 
Auch  außerhalb  der  zwölften  Rede  verrät  Dion,  wo  er  das  theologische  Gebiet 
berührt,  vielfach  den  Einfluß  des  Poseidonios.  (Die  Nachweise  bei  Binder  in 
der  angeführten  Dissertation.)  Ganz  in  dessen  Geiste,  zugleich  aber  im  Geiste 
seiner  eigenen  Zeit  ist  Dions  Religiosität,  die  sich  auf  die  Gott  Verwandt- 
schaft des  Menschen  gründet  und  sich  bisweilen  zu  gleicher  Wärme  und 
Kraft  erhebt  wie  die  des  Seneca,  Epiktet  und  Marc  Aurel.  Wie  kleine  Kinder, 
so  wird  or.  12,  61  ausgeführt,  die  von  Vater  oder  Mutter  getrennt  sind,  oft  in 
gewaltigem  Sehnen  und  Verlangen  im  Traume  nach  den  Abwesenden  die  Hände 
ausstrecken,  so  auch  die  Menschen  nach  den  Göttern,  die  sie  als  Wohltäter  und 
Verwandte  lieben.  Deshalb  streben  sie  in  jeglicher  Weise  nach  einem  Zusammen- 
sein und  Verkehr  mit  ihnen.  So  benennen  viele  Barbaren,  die  keine  Kunstwerke 
schaffen  können,  wenigstens  Berge,  Bäume  und  Steine  mit  Götternamen.  Anders 
die  Griechen,   die  den  menschlichen  Leib,    das  Gefäß  der  Vernunft,    als  Symbol 

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532  §  69.    Die  Kyniker  im  zweiten  Abschnitte  der  hellenistisch-römischen  Periode. 

für  das  Göttüche  benutzen  (or.  12,  59).  In  dieser  Weise  rechtfertigt  Dion  die  Dar- 
stellung und  Verehrung  der  Götter  in  Bildern,  wie  in  dem  Zeusbilde  des  Pheidias  zu 
Olympia.  Aber  aller  Kultus  ist  ihm  doch  nur  etwas  Äußerliches,  ein  Aushilfs- 
mittel, uns  den  Göttern  zu  nähern  und  zu  bekunden,  wie  wir  uns  zu  ihnen 
stellen.  Die  Götter  bedürfen  keiner  Bilder  und  Oi^fer,  und  bei  allen  kultlichen 
Verrichtungen  ist  die  richtige  Gesinnung  das  Wesentliche  (or.  31,  15).  Die  Gott- 
heit kümmert  sich  nicht  um  Schätze,  die  ihr  gespendet  werden.  Selbstbeherr- 
schung und  Vernunft  bringen  Glück  und  Wohlgefallen  der  Götter,  uicht  Weih- 
rauch und  Myrrhen  (or.  33,  28). 

Dion  war  ein  Mann  von  reichen  literarischen  Kenntnissen  und  vielseitigen 
Interessen,  die  sich  neben  den  erhaltenen  Reden  auch  in  heute  verlorenen  Ge- 
schichtswerken widerspiegelten.  Beiläufig  sei  auf  die  ästhetische  Betrachtung  der 
12.  Rede  (§  63  ff.)  hingewiesen,  die  das  Verhältnis  von  Dichtung  und 
bildender  Kunst  betrifft  und  sich  in  wichtigen  Punkten  mit  Lessings  Laokoon 
berührt.  Schon  Dions  rhetorische  Studien  machten  ihn  in  weitem  Umfange  mit 
den  griechischen  Klassikern  bekannt.  Dazu  kam,  daß  er  erst  spät  zur  Philo- 
sophie übertrat  (Syn.  Vit.  Dion.  S.  316,  8  ff.  v.  Arn.).  So  wurde  er,  sein  Leben 
als  Ganzes  genommen,  kein  Schulphilosoj^h  strenger  Observanz.  Kynismus  und 
Stoizismus  stehen  allerdings  bei  ihm  weit  im  Vordergrunde.  Beide  sind  im 
ganzen  an  seiner  Philosoi^hie  gleich  stark  beteiligt.  Er  hätte  sich  mit  gleichem 
Recht  wie  unter  die  Kyniker  auch  unter  die  Stoiker  einreihen  lassen.  Wenn 
er  hier  seinen  Platz  erhalten  hat,  so  geschah  es  deshalb,  weil  der  Kynismus 
Anfang  und  Grundlage  seines  Philosophierens  bildet  und  seinem  innem  wie 
äußern  Leben  für  eine  gewisse  Zeit  ein  scharfes  Gepräge  aufgedrückt  hat.  Wie 
mit  den  Kynikern  und  Stoikern  hält  er  es  aber  auch  mit  Sokrates,  den  er 
freilich  hauptsächlich  aus  kynischen  Quellen  zu  kennen  scheint  (vgl.  or.  54.  55). 
Mit  den  Sokratikern  befaßte  er  sich  schon  aus  stilistischen  Rücksichten,  und 
vor  allem  ist  Xenophon  ein  von  ihm  viel  gelesener  und  geschätzter  Schrift- 
steller (vgl.  or.  IS,  13  ff.  und  Wegehaupts  unten  S.  193*  angeführte  Dissert.j. 
Selbstverständlich  hat  er  auch  Piaton  studiert.  Abgesehen  von  Stellen,  an 
denen  er  ausdrücklich  auf  ihn  Bezug  nimmt,  scheinen  or.  36,  43  ff.  Motive  des 
Phaidrosmythos  in  die  Darstellung  der  Kosmologie  verwoben  zu  sein.  Auch 
diese  breite  Basis  seiner  Bildung  erinnert  bei  Dion  an  Poseidonios,  dem  er 
freilich  an  philosophischer  Bedeutung  wie  an  L'mfaug  und  Gründlichkeit  des 
gelehrten  Wissens  nachsteht.  Auch  sein  beträchthcher  Einfluß  auf  Spätere 
beruht  weniger  auf  der  philosophischen  als  auf  der  rhetorisch-stilistischen  Seite 
seiner  Schriftstellerei.  —  Im  Gegensatze  zu  Dions  Frömmigkeit  und  Verbindung 
von  Kynismus  mit  Stoizismus  erneuert 

Oinotnaos  von  Gadava  (im  2.  Jahrh.  nach  Chr.)  die  freigeistige 
Seite  des  alten  Kynismus,  die  sich  bei  ihm  gegen  die  von  der  Stoa 
hochgeschätzte  Mantik  und  den  stoischen  Fatalismus  kehrt.  In 
einer  rotjrtov  qcogd  (,, Schwindlerentlarvung'')  betitelten  Schrift,  von  der  wir 
noch  ansehnliche  Bruchstücke  besitzen,  geißelte  er  an  Hand  einer  Sammlung 
von  Orakelsprüchen  das  moralisch  Verkehrte,  oft  für  den  Ratsuchenden  Ver- 
derbliche, Trügerische  und  Nichtige  der  Weissagung.  Schon  die  für  den  größten 
Teil  dieser  Polemik  gewählte  Form  einer  ungemein  schroffen  und  verächtlichen 
Anrede  an  den  Orakelgott  Apollon  war  eine  Blasphemie,  und  es  kann  nicht 
Wunder  nehmen,  daß  die  rorjzcav  qpcoQo.  wie  auch  die  anderen  Schriften  (vgl. 
Suid.  s.  V.  Oiv6/iiaog}  des  Kynikers,  darunter  die  nach  dem  Muster  des  Diogenes 
oder  Philiskos  verfaßten  Tragödien,  dem  gläubigen  Xeuplatoniker  Julian  (or.  7 
S.  271,  6  ff.  Hertl..   273,  6  ff.,  vgl.  or.  6  S.  257,  22  ff.)   ein  Greuel  waren.     Tat- 


Dion  Chrvsostonios.  Oinoniaos,  Demonax.  538 

sächlich  ist  es  freilich  nach  Oinoniaos  kein  Daimon,  geschweige  denn  ein  Gott, 
der  die  Orakel  gibt,  sondern  sie  sind  das  Werk  von  Schwindlern,  die  auf  Täu- 
schung der  Menge  ausgehen  (Euseb.  Praep.  ev.  5,  21,  6  =  Fragm.  4  S.  364  I\Iull., 
S.  34  Vall.).  Im  Zusammenhange  mit  dem  Orakelwesen  wird  auch  die  Torheit 
des  Bilderdienstes  berührt  (Eus.  a.  a.  O.  ö,  36,  1  ff.  =  Fragm.  13  S.  379  Mull., 
S.  67  Vall.;  vgl.  Antisthenes  oben  S.  180).  Die  Bekämpfung  des  Fatalismus,  als 
dessen  Urheber  Demokrit  (vgl.  die  Begründung  von  Epikurs  Korrektur  der  Demo- 
kritischen Physik,  oben  S.  476)  und  Chrysippos  erscheinen,  knüpft  an  die  Polemik 
gegen  die  Mantik  an:  wie  kann  Apollon  als  Orakelgott  etwas  befehlen,  wenn  alles, 
auch  der  Wille,  durch  die  Notwendigkeit  bestimmt  ist?  Mit  Setzung  dieser 
Ananke  und  Aufhebung  der  Willensfreiheit  wird  das  geleugnet,  was  in  Wahrheit 
auch  über  die  äußersten  Notwendigkeiten  triumphiert  und  Steuer.  Stütze  und 
Grundlage  des  Lebens  ist  (Eus.  a.  a.  O.  6,  7,  1  ff.  =  Fragm.  14  S.  380  Mull., 
S.  68  f.  Vall.).  Oinomaos  erneuert  in  dieser  ßefehdung  der  Mantik  in  Ver- 
bindung mit  dem  Fatalismus  Argumente,  die  begreiflicherweise  schon  längst  von 
deren  Gegnern  vorgebracht  worden  waren;  m.  vgl.  Cic.  de  div.  2,  8,  20;  2,  25, 
54;  de  nat.  deor.  3,  6,  14;  Luc.  d.  astr.  28,  Sext.  Emp.  adv.  math.  5,  47  und 
(aus  dem  kynischen  Standpunkte)  Luc.  Jupp.  ref.  12  f.  —  Mit  Oinoniaos  stimmt 
Demonax  aus  Kypros,  sein  Zeitgenosse,  in  der  freigeistigen 
Richtung  überein.  Wie  Oinomaos  so  verweist  auch  er  auf  den  Widerspruch 
zwischen  Mantik  und  Schicksalsglauben  (Luc.  Demon.  37).  Seine  Nichtbeteiligung 
an  Opfern  und  Mysterien  zog  ihm  nach  Lukians  Angabe  Angriffe  seitens  der 
Athener  zu,  deren  er  sich  mit  der  Bemerkung  erwehrte,  er  habe  der  Göttin 
Athena  nicht  geopfert  in  der  Meinung,  sie  bedürfe  seiner  Opfer  nicht  (vgl.  Dion 
Chrys.  oben  S.  .ö32),  und  er  habe  die  Einweihung  in  die  Mysterien  verschmäht, 
da  er  sich  nicht  würde  haben  enthalten  können,  den  Nichteingeweihten  von  dem 
schlechten  oder  guten  Wesen  der  Geheimkulte  Mitteilung  zu  machen,  um  sie 
entweder  zu  warnen  oder  mit  dem  Segen  jener  Orgien  bekannt  zu  machen  (Luc. 
a.  a.  O.  11).  Einer  Aufforderung,  im  Asklepiosheiligtum  zu  beten,  setzte  er  ent- 
gegen, Asklepios  sei  nicht  schwerhörig  und  vermöge  auch  Gebete,  die  von  Ort  und 
Stelle  ergingen,  zu  vernehmen  (Luc.  a.  a.  O.  27).  Hier  waltet  der  kynische  Frei- 
heitssinu  und  das  Zurückgreifen  auf  den  gesunden  Menschenverstand,  das  mit  dem 
Herkommen  in  rehgiösen  Dingen  bricht,  und  die  Verteidigung  des  Freigeistes  gegen 
die  Asebieverfolgung  fiel,  dürfen  wir  Lukian  glauben,  z.  T.  kynisch  temperament- 
voll aus  (S.  198,  12  Jac.  roayvzsQov).  Im  übrigen  ist  Demonax  ähnlich  wie  Dion 
Chrysostomos  als  Mann  guter  Herkunft  (Luc.  a.  a.  O.  3)  und  umfassender 
Bildung  (Luc.  a.  a.  0. 4)  durch  Erziehung  und  weiteren  Gesichtskreis  frei  von  den 
Schroffheiten  des  Kynismus.  Er  folgt  in  Tracht  und  Lebensweise  kynischer 
Tradition,  meidet  dabei  aber  doch  jedes  ostentative  Abstechen  vom  Gewöhnlichen 
(Luc.  a.  a.  O.  5).  In  der  Philosophie,  in  der  er  gründliche  Studien  gemacht  hat  (Luc. 
a.  a.  O.  4),  ist  er  Eklektiker  (Luc.  a.  a.  O.  5 :  rfüooocpia?  ^k  eiöog  ovy  n-  «.tozc- 
^ouevog,  alXa  noÜM  ig  ravzd  xax afii ^ag  ov  nüvv  ri  i^scfaire  rirt  avTfov  P'/aigs). 
Sein  Vorbild  ist  Sokrates,  von  dem  alle  späteren  Philosophien  ausgehen,  und  so 
ist  es  ihm  möglich,  wie  für  Diogenes  auch  für  Aristippos  Sympathien  zu  hegen 
(Luc.  a.  a.  O.  62).  Aber  selbst  Sokrates  ist  ihm  mit  seiner  Ironie  zu  scharf. 
Eine  gewisse  Milde  und  Menschenfreundlichkeit,  die  aUe  mit  ihm  Ver- 
kehrenden ermutigt  und  erhebt,  bildet  den  Grundzug  seines  Charakters  und 
erinnert  an  Epiktet,  dessen  Schüler  Demonax  gewesen  ist  (Luc.  a.  a.  O.  3),  und 
bei  dem  sich  die  Milde  nur  unter  etwas  rauherer  Schale  verbirgt.  Demonax 
greift  die  Fehler  an  und  verzeiht  den  Fehlenden.  Fehlen  ist  menschlich.  Wie 
der  Arzt  die  physischen,   so  heilt  der  Philosoph  die  moralischen  Gebrechen  ohne 


534  §  ß'^-     ^i^  Kyniker  im  zweiten  Abschnitte  der  hellenistisch-römischen  Periode, 

Zorn  (Luc.  a.  a.  O.  6  f.).  Als  ein  solcher  Seelenarzt  mahnt  Demonax  die  Glück- 
lichen an  die  Vergänglichkeit  ihrer  Güter,  tröstet  Trauernde,  versöhnt  streitende 
Brüder  und  Ehegatten  und  schlichtet  den  Hader  zerfallener  politischer  Ge- 
meinden. Die  Freundschaft  hält  er  hoch,  dehnt  sie  aber  aus  auf  alle  jMenschen, 
und  so  ist  ihm  der  kynisch-stoische  Kosmopolitismus  nicht  fremd,  obwohl  er 
auch  dem  Vaterlande  das  Seinige  gegeben  wissen  will  (Luc.  a.  a.  O.  8  ff.  34.  9). 
Seiner  heitern,  weltfrohen  Weise,  durch  die  er  sich  von  anderen  Kynikern  ab- 
hebt (vgl.  Luc.  a.  a.  O.  21),  liegt  die  kynische  Überlegenheit  über  Güter 
und  Übel  der  Welt,  die  Geringwertung  alles  Äußeren,  die  Erhabenheit 
über  Hoffnung  und  Furcht,  die  Erkenntnis  der  Endlichkeit  von  Freude  und 
Leid  und  die  dadurch  verbürgte  L^nabhängigkeit  und  Freiheit  zugrunde 
(Luc.  3.  8.  9.  20).  Die  Liebe  und  Verehrung,  die  sich  Demonax  durch  dieses 
Philosophentum  erwarb,  waren  nach  Lukians  Bericht  gewaltig.  In  einem  Alter 
von  nahezu  hundert  Jahren,  das  er  ohne  Krankheit  und  Trübsal  erreichte,  hatte 
er  nie  einen  Feind  besessen.  Hohe  Beamte  standen  ehrfürchtig  vor  ihm  auf, 
sein  Eintritt  in  ein  Haus  wurde  wie  die  Epiphanie  eines  Gottes  begrüßt,  und 
alle  Welt  wetteiferte,  ihm  Liebesdienste  zu  erweisen.  Als  ihn  schließUch  Alters- 
schwäche überkam,  gab  er  sich  durch  Aushungerung  den  Tod. 

Man  darf  nun  freilich  nicht  außer  Acht  lassen,  daß  Lukians  „Demonax" 
ein  stark  enkomiastisches  Gepräge  zeigt  und  der  Verdacht  nahe  liegt,  der  Ver- 
fasser habe  seinen  Helden,  mit  dem  er  selbst  lange  verkehrte  (c.  1),  zu  einer 
Idealgestalt  nach  seinem  Sinne  verklärt.  Immerhin  besteht  kein  Grund  zu  der 
Annahme,  daß  das  Lebensbild  nicht  wenigstens  in  den  für  die  philosophische 
Stellung  des  Mannes  entscheidenden  Grundzügen  der  geschichtlichen  Wahr- 
heit entspreche.  Auch  die  Zusammenstellung  kurzer  und  meist  witziger  Aus- 
sprüche, die  den  größten  Teil  der  Schrift  (c.  12—62)  füllt  und  an  die  Sammlung 
von  Apophthegmen  des  Diogenes  bei  Diog.  Laert.  6,  24  ff.  u.  a.  erinnert,  wird 
durch  die  Beziehung  auf  Zeitgenossen,  wie  Favorinus  (c.  12\  Peregrinos  Proteus 
(c.  21),  Herodes  Attikos  (c.  24  f.  33),  einigermaßen  geschützt,  und  es  steht  nichts 
im  Wege  zu  glauben,  daß  Demonax  sich  in  der  Gepflogenheit  schlagender 
Bemerkungen  und  witziger  Antworten  der  kynischen  Tradition  anschloß. 

Alles  in  allem  vergegenwärtigt  Demonax  eine  auch  weiterhin  verbreitete 
Richtung  des  Kynismus,  die  sich  auf  die  Wahrung  kynischer  Einfachheit  in 
Tracht  und  Lebensweise,  auf  die  kynische  Seelenheilung  und  die  Betonung  gewisser 
ethischer  Grundforderungen,  wie  der  Gleichgültigkeit  gegen  alle  vermeintlichen 
Güter  und  Übel,  beschränkte,  im  übrigen  aber  alles  spezifisch  Kynische,  die  Be- 
fehdung des  Herkommens  in  Bildung  und  Kultur  —  das  :r  aoay  aoäxzeiv  xä  slg 
ii]v  Öiuixar  wird  von  Lukian  c.  5  vielleicht  mit  Anspielung  auf  das  TTaga/aodxxsiv 
x6  rÖHioua  (s.  oben  S.  184)  unserem  Philosophen  ausdrücklich  abgesprochen  — ,  die 
übertriebene  und  sich  zur  Schau  stellende  Askese,  die  ävaidsia  und  das  kynische 
soziale  Programm  (s.  oben  S.  179.  183)  fallen  ließ  und  sich  mehr  oder  minder 
fast  mit  jedem  dogmatischen  Bekenntnis  vertrug.  Man  fühlt  sich  hier  an  den 
Kyniker  Epiktets  erinnert,  der  in  seinem  Bekenntnis  kein  anderer  ist  als  der 
Stoiker,  aber  um  seiner  Wirksamkeit  als  Prediger  und  Vorbild  willen  die  kynische 
diaycoyi]  auf  sich  nimmt.  Eine  Ausnahme  in  der  Richtung  auf  das  jxaoayaoüxxeiv 
t6  vöiuana  bildet  bei  Demonax  nur  die  freigeistige  Opposition  gegen  Religion 
und  Kultus.    In  diesem  Punkte  hebt  sich  scharf  von  ihm  ab 

Peregrinos  Proteus,  Ein  allbekanntes  Ereignis  ist  seine  Selbst- 
verbrennung bei  der  Olympienfeier  des  Jahres  165  (167  nach  Nissen, 
Rhem.  Mus.  43  [1888],  254).  Die  Schrift,  die  Lukian  dieser  Begebenheit 
und    im   Zusammenhange    damit    dem    Vorleben    des   Peregrinos   gewidmet    hat, 


Dcmonax,  Peregrinos  Proteus.  535 

ist  ein  haßdurchtränktes  Pamphlet  und  als  geschichtliche  Quelle  nur  von 
beschränktem  Wert.  Aber  alles  spricht  dafür,  daß  gerade  der  Zug,  der  bei 
Lukians  ganzer  Denkungsart  seine  besondere  Abneigung  gegen  den  Mann  er- 
klärt, für  echt  zu  halten  sei.  nämlich  die  Neigung  zum  Religiös-Schwär- 
merischen und  Mystischen,  in  deren  Äußerungen  freilich  Lukian  infolge  seiner 
Verständnislosigkeit  für  jede  Art  von  Enthusiasmus  lediglich  p]itelkeit  und 
Kuhmsucht  erblickt,  in  dem  gegebenen  Falle  um  so  mehr,  als  jene  öffentliche 
Selbstverbrennung  und  die  Weise,  wie  sie  vollzogen  wurde,  in  der  Tat  viel 
Theatralisches  an  sich  trugen.  Das  Verhalten  des  Peregrinos  selbst  und  seiner 
Anhänger  und  die  Art  seines  Fortlebens  im  Andenken  der  Zeitgenossen  führen 
in  die  Sphäre  des  exaltierten  Glaubens  und  Aberglaubens,  die  das '  Jahrhundert 
kennzeichnen.  Zunächst  sucht  er  für  seinen  Glaubenseifer  bei  den  Christen 
Befriedigung,  unter  denen  er  es  durch  sein  Wirken  in  der  Gemeinde,  z.  T.  auch 
durch  schriftstellerische  Leistungen,  zu  hohen  Ehren  und  Würden  bringt.  Er 
wird,  vermutlich  infolge  eines  besonders  herausfordernden  Verhaltens  (eine  allge- 
meine Christen  Verfolgung  kommt  bei  der  freien  Bewegung  der  übrigen  Gemeinde- 
glieder [Luc.  Peregr.  12  f.]  nicht  in  Frage),  ins  Gefängnis  geworfen,  alsbald  aber, 
da  man  von  ihm  erwarten  muß,  daß  er  es  zum  Martyrium  werde  kommen  lassen, 
von  dem  durch  philosophische  Bildung  zur  Milde  gestimmten  Statthalter  Syriens 
wieder  in  Freiheit  gesetzt.  Schon  jetzt  läßt  er  nach  Kynikerart  sein  Haar  ver- 
wildern und  trägt  den  schmutzigen  Tribon,  den  Ranzen  und  den  Knotenstock. 
Später  zerfällt  er  mit  den  Christen  und  führt  nun  ein  kynisches  Wanderleben, 
das  schließlich  auf  dem  selbstgewählten  Scheiterhaufen  endigt.  Durch  den 
Feuertod  will  er  dem  kynischen  Schutzpatron  Herakles,  der  sich  auf  dem  Ota 
verbrannt  hat,  und  den  Brahmanen  (zur  kynischen  Verwertung  der  indischen 
Weisen  s.  oben  S.  184)  nacheifern  und  sich  mit  dem  Äther  (dem  göttlichen  Ele- 
mente) vermischen,  zugleich  aber  auch  der  Menschheit  ein  Vorbild  der  Todes- 
verachtung bieten  (Luc.  Per.  4.  21.  23  ff.  33).  Er  wartet  für  den  Akt  den  Mond- 
aufgang ab  (Luc.  36,  vgl.  etwa  Marin.  Vit.  Procl.  11);  vorher  ist  verbreitet 
worden,  er  werde  wie  die  Brahmanen  bei  Sonnenaufgang  und  nach  Begrüßung 
des  Gestirns  den  Scheiterhaufen  besteigen  (Luc.  39;  vgl.  zur  Sonnenanrufung  bei 
religiös-mystisch  beeinflußten  Philosophen  Zeller  III  2*,  160,  5;  171;  334,  zur 
Sonnen-  und  Mondanbetung  bei  Auf-  und  Untergang  im  allgemeinen  Plat.  Nomoi 
887  e,  zur  relativen  Wertschätzung  von  Sonne  und  Mond  Erw.  Pfeiffer,  Stud.  z. 
ant.  Sterngl.  S.  6  f.).  Mit  dem  bei  Pythagoreern  und  Essenern  insbesondere  für 
den  Kultus  üblichen  Leinengewande  (vgl.  Zeller  I  ^  317;  III  2  *  367)  angetan, 
streut  er  Weihrauch  ins  Feuer,  bittet  nach  Süden  blickend  die  mütterlichen  und 
väterlichen  Dämonen  (vgl.  Erw.  Rohde,  Psyche^-  ^  S.  254  Anm.  2)  um  günstige  Auf- 
nahme und  springt  in  die  Flamme.  Vor  seinem  Tode  läßt  die  lukianische  Er- 
zählung, hier  allerdings  z.  T.  in  einer  Form,  die  die  Erfindung  anzudeuten 
scheint,  Peregrinos  selbst  und  seinen  kynischen  Lobredner  Theagenes  orakeln, 
daß  der  Verbrannte  als  nächtlicher  Dämon  umgehen  werde  (Luc.  27.  29).  Jeden- 
falls hatte  Proteus  nach  Athenag.  Suppl.  pro  Christ.  26  später  in  seiner  Vater- 
stadt Parion  eine  Bildsäule,  der  man  die  Kraft  der  Wahrsagung  zuschrieb. 
Die  paränetischen  Botschaften,  die  er  vor  seiner  Verbrennung  nach  fast  allen 
bedeutenden  Städten  entsandte  (Luc.  41),  sprechen  dafür,  daß  er  seinen  Tod 
unter  dem  Gesichtspunkte  sittlicher  Anfeuerung  und  Heilswirkung  betrachtet 
wissen  wollte. 

Mit  der  Schwärmerei  vereinigte  sich  nun  bei  Peregrinos  ein  schrofferes 
Hervorkehren  des  kynischen  Polterns  und  Scheltens  und  der  Oppo- 
sition gegen  alles  in  Staat  und  Sitte  Gegebene.      In  Italien  schmäht  er 


536  §  '^^-    ^^^  mittlere  Piatonismus. 

alle  Welt  und  vor  allem  den  milden  Kaiser  Antoninus  Pius  (Luc.  IS).  In 
Griechenland  verspritzt  er  sein  Gift  auf  die  Eleer,  versucht  die  Griechen  zu 
einem  Aufstande  gegen  die  Eömer  anzureizen  und  verunglimpft  in  Glympia  den 
Wohltäter  der  Feststätte,  Herodes  Attikos  (Luc.  19,  Philostr.  Vit.  soph.  S.  71, 
15  K.).  In  seinem  persönlichen  Gebaren  durfte  neben  Absonderlichkeiten  der 
Tracht  die  gröbste  Probe  kynischer  dfuideia,  die  öffentliche  Masturbation,  nicht 
fehlen  (Luc.  17)  —  vorausgesetzt,  daß  Lukian  hier  nicht  einfach  ein  Motiv  der 
Diogeneslegende  (vgl.  oben  S.  183)  auf  den  Gehaßten  überträgt.  Auf  jeden  Fall 
bildete  Peregrinos'  herbe  Weise  einen  scharfen  Gegensatz  gegen  die  weichere  und 
konziliantere  Art  des  Demonax.  Nach  Luc.  Dem.  21  wirft  er  diesem  vor,  er 
gebe  sich  nicht  als  Jvyniker,  und  erhält  zur  Antwort,  er  selbst  gebe  sich  nicht 
n\s  Menschen  {ov  xwäg  —  ovx  av§oio7ri!:eig).  Daß  übrigens  Peregrinos  auch  das 
ernste  und  sittlich  förderliche  Element  des  Kynismus  nicht  vermissen 
ließ,  ergeben  die  Mitteilungen  des  Gellius  (8,  3;  12,  11),  der  ihn  in  seiner  bei 
Athen  gelegenen  Hütte  oft  aufsuchte  und  viel  Treffliches  aus  seinem  Munde 
hörte.  Seine  Angaben  darüber  sind  leider  nur  knapp,  sie  dürfen  aber  dadurch 
gegenüber  dem  ausführlichen  lukianischen   Pamphlet   nicht  an  Gewicht  verlieren. 

Daß  der  Kynismus  im  zweiten  Jahrhundert  nach  Chr.  viele  wirkliche  und 
angebliche  Anhänger  zählte,  ergibt  sich  am  besten  aus  der  Verwendung,  die 
Lukian,  auch  abgesehen  von  seinen  raenippischen  Schriften,  von  Kynikern  und 
kynischen  Motiven  gemacht  hat.  Seinen  satirischen  Absichten  entsprechend  führt 
er  gerne  Männer  vor,  die  ohne  jede  philosophische  Überzeugung  den  Kynismus 
als  Vorwand  zu  einem  von  Zucht  und  Sitte  möglichst  abstechenden,  rohen  und 
schamlosen  Gebaren  benutzen.  Neben  diesen  Zerrbildern  läßt  er  aber  im  Zev<; 
t/.ey/öuEvog  den  echten  Kyniker  in  philosophischer  Mission  auftreten,  indem  er 
die  Mantik  und  Heimarmenelehre  ad  absurdum  führt.  Man  sieht  daraus,  daß 
der  Kynismus  noch  immer  als  ein  Herd  der  Opj^osition  gegen  stoische 
Theologie  und  stoischen  Fatalismus  betrachtet  wurde,  was  ja  durch  die 
geschichtlichen  Gestalten  des  Oinomaos  und  Demonax  gerechtfertigt  wird. 

§  70.  Der  mittlere  Piatonismus.  Nachdem  Amiochos 
in  der  vorangehenden  Phase  der  akademischen  LehrentAvicklung* 
(§  65)  die  Übereinstimmung  der  Platoniker,  Peripatetiker  und 
Stoiker  in  den  Grundlehren  behauptet  hat,  bietet  der  an  ihn 
anschließende  mittlere  Platonismu.^  im  ganzen  das  Bild  eines 
Aveitgreifenden  Eklektizismus,  von  dem  nur  die  Lehre  Epikurs 
ausgeschlossen  ist.  Unter  den  fremden  Schulen  wirken  in 
erster  Linie  die  peripatetische  und  neupythagoreische  ein.  Aber 
auch  stoische  Philosopheme  fehlen  nicht,  ebensowenig  die  in 
der  mittleren  und  neueren  Akademie  gepflegte  und  in  der 
wiedererstehenden  iDyrroniseh-skeptischen  Schule  weitergebildete 
Skepsis.  Vom  Peripatos  übernimmt  der  Piatonismus  vor  allem 
die  dort  sorgsam  ausgebaute  Logik,  von  der  neupythagoreischen 
Schule  die  Spannung  des  Gegensatzes  zwischen  Gott 
und  Welt  und  in  Verbindung  damit  die  verstärkte  Bedeutung-^ 
der    zwischen    Gott    und    Welt    stehenden    Mittelwesen 


5J  70.     Der  mittlere  Piatonismus.  53T 

(Dämonen),  den  (xlaiiben  an  Offenbarungen  und  die  religiöse 
Mystik  überhaupt,  endlieh  die  Betonung  des  Mathematischen. 
In  der  vertieften  Religiosität  befindet  sich  die  platonische  Schule 
auch  mit  der  allgemeinen  Zeitrichtung  im  Einklang.  Ihr  ent- 
sprechend wird  der  Philosophie  auf  Grund  von  Plat.  Theait. 
176b  die  möghehste  Verähnlichung  mit  Gott  (oftoltooig  ü^eqt 
■/MTcc  To  övvavöv)  zum  „Telos"  gesetzt.  Auch  in  der  den 
Schriften  des  Schulgründers  gewidmeten  exegetischen 
und  sonstigen  gelehrten  Arbeit  folgt  der  mittlere  Plato- 
nismus  einer  in  den  Philosophenschulen  herrschenden  Zeit- 
strömung. Der  eklektischen  Lehrmischung  treten  orthodoxe 
Bestrebungen  gegenüber,  die  den  Unterschied  der  platonischen 
von  der  peripatetischen  und  stoischen  Philosophie  betonen. 
Eklektizismus,  Mystik,  gelehrte  Arbeit  und  Orthodoxie  mischen 
sich  bei  den  einzelnen  Vertretern  der  Schule  üi  sehr  verschiedener 
Weise,  so  daß  von  einem  einheitlichen  System  des  mittleren 
Piatonismus  nicht  die  Rede  sein  kann.  Erst  dem  aus  ihm  her- 
vorgewachsenen Neuplatonismus  gelang  es,  die  überkommenen 
Elemente  innerlich  umzugestalten  und  zu  einem  —  trotz  vielfacher 
Variationen  —  wohlgefügten  Ganzen  zu  verarbeiten. 

Unter  den  Angehörigen  der  Schule  in  dieser  Epoche  sind 
besonders  bemerkenswert:  der  stoisierende  Doxograph  Eudoros 
(in  der  zAveiten  Hälfte  des  ersten  Jahrh.  v.  Chr.).  der  Astrologe 
Thrasyllos  (unter  Tiberius),  oft  genannt  wegen  der  durch 
ihn  verbreiteten  tetralogischen  Einteilung  der  platonischen 
Schriften,  der  vielseitige,  namentlich  als  Theologe  und 
Ethiker  wichtige  Plutarchos  von  Chaironeia  (etwa  45 
bis  125  nach  Chr.),  der  Mathematiker  Theon  von  Smyrna, 
der  auf  sj^stematische  Ableitung  der  Philosophie  aus  der 
Forderung  der  Gottverähnlichung  bedachte  Gaios  mit  seinem 
Schüler  Albinos  und  dem  gleichfalls  seinem  Kreise  zu- 
gehörigen Apuleius,  die  Bekämpfer  des  Eklektizismus 
Kalvisios  Tauros  und  Attikos,  der  Skeptiker  Favo- 
rinus,  der  Christengegner  Celsus,  der  philosophierende  Rhetor 
Max  im  OS  von  Tyros  (die  letztgenannten  alle  im  zweiten 
Jahrhundert  nach  Chr.).  Von  weiteren  Piatonikern  dieser  Zeit 
seien  Hierax  und  der  anonyme  Verfasser  eines  Theaitet- 
kommentars  (Papyr.  9782)  genannt.  Beide  bieten  Beispiele 
für  die  Vermischung  von  Eklektizismus  und  Bekämpfung- 
fremder  Schulen.  Der  Theaitetkommentator  ist  zudem  wertvoll 
für  die  Wiedergewinnung  der  Lehre  des  Gaios,  in  dessen  Sphäre 
er  g-ehört. 


q38  §  '0.     Der  mittlere  Platonisnnis. 

Die  antiken  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehren 
sind  für  die  meisten  dieser  Männer  spärlich  und  bei  verschiedenen  Autoren  ver- 
streut. Nur  für  Plutarch  und  Apuleius  besitzen  -wir  in  ihren  eigenen  Schriften 
reichere  und  einheitlichere  Quellen.  Hinsichtlich  des  philosophischen  Standpunktes 
ist  auch  der  Nachlaß  des  Albinos  und  des  Maximos  von  Tvros  ergiebig.  Die 
Stellen  im  einzelnen  bei  Zeller  III  1*,  S.  633  ff.  831  ff.;  III  2\  S.  176  ff.  (Plutarch; 
zu  diesem  s.  auch  Dittenberger,  Syll.  II  ^  No.  829.  843  ff.j,  219  ff.  (Maximos  von 
Tvros).  225  ff.  (Apuleius),  228  ff.  Für  Eudoros  und  Derkylides  s.  ferner  Suse- 
niihl.  Gesch.  d.  griech.  Lit.  in  der  Alexandr.  II,  S.  292  ff.  Der  sog.  Lamprias- 
katalog plutarchischer  Schriften  (Plut.  Moral,  ed.  Bernardakis  VII  S.  473  ff.),  an- 
geblich von  dem  Sohne  Plutarchs  verfaßt,  ist  ein  wahrscheinlich  erst  in  byzantini- 
scher Zeit  (vgl.  jedoch  auch  Konr.  Ziegler,  Rhein.  Mus.  63  [1908],  240)  angefertigter 
Auszug  aus  einem  Bibliothekskatalog  und  enthält  den  Bestand  der  betreffenden 
Bibliothek  an  echten  und  unechten  unter  Plutarchs  Namen  gehenden  Schriften 
(vgl.  Diels,  Dox.  S.  27).  —  Mehrere  Platoniker  dieser  Epoche  in  delphischeu  In- 
schriften aus  d.  .T.  163  und  der  vorangehenden  Zeit  bei  Dittenberger.  Sylloge 
II 3  No.  S68  (der  hier  [Inschrift  B]  vorkommende  Neikostratos  ist  -wohl  identisch 
mit  dem  von  Simplikios  im  Kategorienkommentar  mehrfach  [S.  30,  16  in  Ver- 
bindung mit  Attikos]  Genannten,  in  welchem  Zeller  [III  l-»,  S.  716,  Anm.]  einen 
Stoiker  sieht).  F.  'lovy.iog  ZaßTvog  JI/.uTconxog  (f  ü.öoocpog :  Inscr.  Graec  III  1 
No.  772  b  S.  503  (um  150  n.  Chr.).    ApoUonios  Syros  s.  u.  S.  540. 

Antike  Bildnisse:  Plutarfli:  J.  J.  Bernoulli,  Griech.  Ikonogr.  II  203  ff . 
Dittenberger,  Syll.  11^  No.  843.  Basen  von  Porträtstatuen  ebenfalls  platonisch 
philosophierender  Nachkommen  des  Plutarch:  Inscr.  Graec.  VII  No.  3424.  Ditten- 
berger. Syll.  II*  No.  844  f.  Theon  von  Smijrnxr.  Büste  bei  J.  J.  Bernoulli,  Griech. 
Ikonogr.  'II  202  f..  Taf.  XXIX.  Apuleius'  (unsicher) :  .1.  J.  Bernoulli,  Rom.  Iko- 
nogr. I  286.     Herodes  Attikos:  J.  J.  Bernoulli,  Griech.  Ikonogr.  II  207  ff. 

Erhaltenes.  Ausgaben.  Fragmentsammlungen  und  Einzel- 
fragmente: 

Außer  Schriften  von  Plutarch,  Theon  von  Smyrna,  Albinos.  Apuleius  und 
^laximos  von  Tyros  ist  die  hierher  gehörige  Literatur  nur  bruchstückweise  er- 
halten. Unzulängliche  Fragraentsammlung  bei  Mullach,  Fragm.  philos.  Graec. 
III.  Eine  neue  Fragmentsammlung  ])lant  K.  I'raechter.  Für  die  hier  nicht  be- 
sonders aufgeführten  Philosophen  bietet  die  S.  194'^  ff.  verzeichnete  Literatur 
auch  die  Fundorte  ihrer  Fragmente. 

Dfrktjlides.  Fragmente  bei  Theon  Smvrn.  S.  198,  9  ff.  H..  Proklos  z. 
Politeia  II  S.  24,  6  ff.  25,  14  ff.  Kr.,  Simpl.  z.  Phvs.  S.  247,  31  ff.  256.  .34  ff.  D. 
Vgl.  auch  Alb.  introd.  4  S.  149.  13  H. 

Eudoros.  Abschnitt  aus  der  AmIofgi;  tov  y.uTu  ff  i/.oao(f  lar  /.öyoi'  bei  Stob., 
Ecl.  II  S.  42,  11 — 45,  6  Wachsm.  Die  "Fundstellen  weiterer  Fragmente  s.  bei 
Diels  und  Martini  (unten  S.  195*). 

Thrasyllos.  Fragm.  bist.  Gr.  ed.  Müller  III  501  ff.  Theo  Smyrn.  ed. 
Hiller,  s.  dort  d.  Register  unter  Thrasyllus.  Diels  Vorsokr.,  s.  d.  Stellenregister 
u.  d.  W.  Diog.  Laert.  3,  56  ff.  mit  den  Parallelen  in  der  Baseler  Ausg.  v.  Diog. 
Laert.  Vita  Plat.  (s.  oben  S.  17). 

Plutarchs  Moralia  u.  a.  hrsg.  von  Xylander,  Venet.  1560  ff.,  in  der 
Didotschen  Sammlung  von  Dübner.  Paris  184lJ  als  Bd.  III  u.  IV  der  Werke, 
und  gesondert  von  Wyttenbach,  15  voll.,  Oxonii  1^95—1830,  Lips.  1796—1834. 
Neuerdings  von  Rud.  Hercher,  vol.  I,  Leipz.  1872,  von  G.  N.  Bernardakis,  7  Bde., 
Leipz.  1888—1896.  PI.  über  d.  Seelenschöpfung  im  Timäus,  hrsg.  von  Berth. 
Müller.  Breslau  1873.  Pr.  PI.  Pvthici  dialogi  tres,  rec.  Guil.  R.  Paton.  Berl. 
1893.  Pl.s  Werke,  auf  Grund  der"  Kaltwasserschen  Verdeutschung  übers,  u.  mit 
Einl.  u.  Anm.  vers.  v.  Jak.  Mähly.  Berl.  Stuttg.  1888.  1889  (enthält  nur  einige 
Schriften  aus  den  :\Ioralia).  PL  .Allerlei  Weltweisheit.  Vermischte  Schriften, 
o.  Bd..  nach  d.  Kaltwasserschen  Übers,  neu  hrsg..  München  1911  (=  Klassiker 
d.  Altert.  I  13).  Pl.s  ausgewählte  moralische  Abhandlungen,  übers,  von  Otto 
Güthling.  Leipz.  1892/1894.  Essay  on  the  study  and  use  of  poetry  by  Plutarch 
.and  Basil  the  Great,  translat.  from  the  Greek  with  an  introd.  by  Fr.  Morg. 
Padelford,  New  York  1902  (Yale  stud.  in  Engl..  Alb.  S.  Cook,  Edit.,  vol.  15i. 
PI.  on  the  face  in  the  moon.  transl.  bv  A.  O.  Prickard,  Winchester  1911.     Hollän- 


§  70.     Der  mittlere  Platonisnuis.  539 

■dischc  Übersetzungen  der  ]\IoraIia  und  einzelner  Teile  derselben  :  M.  Boas,  Neder- 
landsche  vertalingen  der  Moralia  van  PI.,  in :  Hat  Boek.  2.  reeks  van  het  Tijd- 
schrift  voor  boek-  en  bibliotheekwezen  5  (1916),  1  ff.  85  ff.,  229  ff.  (Für  ältere 
Gesamtausgaben,  Kommentare,  Indices  usw.  s.  die  Bibliographien  und  Werke 
iibgr  Geschichte  der  griechischen  Literatur.)  PsPKdepirjra'phiscIies.  J.  Gilde- 
meister und  F.  Bücheier,  Fs.-Plutarchos  .t.  aoy.iioeoK,  Rhein.  Mus.  27  (1872j.  520 
bis  538.  (Diese  Schrift  findet  sich  in  einem  Manuskr.  des  8.  oder  9.  Jahrh.  mit 
anderen  ins  Syrische  übers,  griech.  Schriften.  Von  Plut.  rührt  sie  nicht  her, 
sondern  von  einem  oberflächlichen  Sophisten  entweder  als  Autor  oder  wenigstens 
als  Bearbeiter,  doch  aus  nicht  viel  späterer  Zeit  als  der  des  Plutarch.)  Die 
Placita  bei  Diels,  Doxogr.  Gr.  S.  267 — 444.  Fragment  der  Stromateis  ebenda 
S.  577 — 583.  Für  andere  pseudepigraphische  Stücke  s.  die  Gesamtausgaben  des 
Plutarch. 

l'licon  ron  Smyrna.  Altere  Ausgaben  der  mathem.  Schrift  von  Bullialdus, 
Paris  1644,  J.  J.  de  Gelder,  Lugd.  Batav.  1827.  Liber  de  astron.,  ed.  Th.  H. 
Martin,  Paris  1849.  Theonis  Smyrnaei  philosophi  Platonici  expositio  rerum 
raathematicarura  ad  legendum  Platonem  utilium,  rec.  E.  Hiller,  Lips.  1878.  Th. 
•d.  Sm.  philos.  piaton.,  exposit.  d.  connaissances  mathem.  util.  p.  1.  lecture  de 
Piaton,  trad.  pour  la  prem.  fois  du  grec  en  franc.  avec  le  texte  en  regard  par 
J.  Dupuis,  Paris  1892. 

Albinos.  Den  Prolog  (Eloayoyi]  stg  rijv  xov  Illäxiovog  ßißlov  'A'/.ßlvov 
^o6/.oyog\  der  Titel  variiert  in  den  Hss. ;  s.  Diels,  Berliner  Klassikertexte  H.  2. 
S.  XXVII,  Praechter,  Hermes  51  [1916J,  514,  4)  haben  u.  a.  Schneider,  Vratisl. 
1852,  Ind.  lect.,  und  K.  F.  Hermann  im  6.  Bande  seiner  Ausgabe  der  Schriften 
Piatons  S.  147 — 151  herausgegeben,  den  Aiduay.a/.iy.ög  rwr  Il/.ätoyvog  doyKarcov, 
gewöhnlich  Eioayojyij  elg  iljr  (fdooocpiav  IIXaTcorog  genannt,  nach  den  besten  Hss. 
"E-TiToidj  Tojy  nXäron'og  doyiLtdrcov.  welcher  infolge  verderbter  Lesart  als  Werk 
eines  Alkinoos  überliefert  ist,  Orelli  in :  Alexandri  Aphrodisiensis  de  fato  etc., 
Turici  1824,  und  K.  F.  Hermann  im  6.  Bande  der  Werke  Piatons  S.  152—189. 
Der  Text  des  Prologs  mit  kritischem  Apparat  bei  Freudenthal,  Hellenist.  Studien, 
Heft  3,  wo  S...241  auch  die  früheren  Ausgaben  aufgeführt  sind.  Der  Prolog 
nach  anderer  Überlieferung  bei  J.  B.  Sturm,  Biographisches  über  Plato  aus  dem 
Cod.  Vat.  gr.  1898  und  die  Isagoge  d.  Albinus  auf  Grund  derselben  H.s.  herausg., 
Kaiserslautern  1901,  Pr. 

Apulci US.  Seine  sämtlichen  Werke  sind  herausgegeben  von  Fr.  Oudendorp 
Lugd.  Bat.  1786-1823,  dann  von  G.  F.  Hildebrand,  Lpz.  1842,  ed.  minor  1843.  Apulei 
jMadaurensis  opuscula  quae  sunt  de  philosophia,  rec.  A.  Goldbacher,  Wien  1876. 
Ap.  .Tfoi  egu)]rFiag  hrsg.  von  A.  Goldbacher,  Wien.  Stud.  7  (1885),  259  ff.,  und 
von  Ph.  Meiss,  Lön-ach  1886,  Pr.  L.  Apulei  Madaur.  scripta  quae  sunt  de  philo- 
sophia, rec.  Paul.  Thomas,  Lips.  1908  (enthält  auch  .tsoI  FQ/n>]reiag).  Weitere 
Ausgaben  bei  Goldbaeher  und  Thomas.  Ausgaben  der  die  Philosophie  nicht 
unmittelbar  berührenden  Schriften  bei  Teuffel-Kroll-Skutsch,  Gesch.  d.  röm. 
Liter.  III  S.  107  ff. 

Faroriniis  (Phahorinos).  Fragmente  bei  Müller,  Fragm.  hist.  Gr.  III 
577—585,  und  Marres,  s.  unten  S.  199*.  Ein  Kogirdianög  des  F.  steht  als  Nr.  37 
unter  den  Reden  des  Dion  Chrysostomos.  Wahrscheinlich  gehört  ihm  auch  die 
unter  Dions  Werken  stehende  zweite  Rede  TIeoI  iv/ijg  (Nr.  64);  s.  die  Ausgaben 
des  Dion  Chrvs.  in  §  69.  Neues  Fragment  des  Favor.  bei  Reitzenstein,  Hermes 
35  (1900),  608. 

Her  od  es  Attikos.  Die  Ausgaben  seiner  philosophisch  belanglosen  Dekla- 
mation 77fot  TiohxEing  s.  bei  Christ-Schmid,  Gesch.  cf.  griech.  Lit.  11^  S.  536 
Anm.  5  und  Münscher,  Pauly-Wissowa-Kroll  Artikel  Herodes  No.  13  S.  952.  Rede 
für  die  Metriopathie  gegen  die  stoische  Apathie  bei  Gellius  19,  12,  s.  die  Gellius- 
ausgaben. 

K igrinos.  Das  Referat  Lukians  (im  ,,Nigrinos")  über  mündliche  ethische 
Ausführungen  dieses  Platonikers  darf  in  den  leitenden  Gedanken  als  geschicht- 
lich treu  angesehen  werden  (s.  auch  §  77  unter  Lukian). 

Celsus  (Kelsosj.  C.  R.  Jachmann,  De  Celso  philosopho  disputatur  et 
fragm enta  libri  quem  contra  Christianos  edidit  colliguntur,  Königsb.  1836,  Pr. 
Theod.  Keim,  Celsus'  Wahres  Wort,  älteste  Streitschrift  antik.  Weltansch.  gegen 


540  §  "0-     ^^^  mittlere  Piatonismus. 

d.  Christentum  v.  J.  178  n.  Chr.,  wiederhergestellt,  aus  dem  Griechischen  übers.^ 
unters,  u.  erläutert,  mit  Lucian  u.  Minuc.  Felix  verglichen,  Zürich  1873.  Ori- 
genes'  Schrift  gegen  Celsus.  die  Quelle  unserer  Fragmente,  ist  iu  der  Kirchen- 
väter-Sammlung der  Berliner  Akademie  von  P.  Koetschau  herausgegeben  (Origenes' 
Werke  I  II,  Leipzig  1899). 

Maxt/ni  Tyrii  Dissertatioues  ex  rec.  lo.  Davisii,  ed.  II,  cui  aceesseruut 
Marklandii  adnotationes,  cur.  lo.  lac.  Eeiske,  2  voll.,  Lipsiae  1774;  ed.  Dübner 
(in  Theophrasti  Characteres  etc.),  Paris  1840.  Max.  Tyr.  Philosophumeua  ed. 
H.  Hobein,  Lips.  1910;  hier  S.  III  ff.  die  früheren  Ausgaben  und  Übersetzungen. 

Hierax.  Fragmente  in  Stob.  Floril.,  s.  d.  Indices  der  Ausgaben  \\.  Praechter 
unten  S.  200'. 

lunkos.  Fragmente  in  Stob.  Floril..  s.  d.  Indices  der  Ausgaben,  Faltin 
und  Fr.  Wilhelm  unten  S.  200*. 

Anonymer  Komvieniar  ^  i<  Piaions  Theaetet  (Papyrus  9782)  nebst 
drei  Bruchstücken  philosoph.  Inhalts  (Pap.  N.  S.  9766.  9569),  unter  Mitw.  von 
J.  L.  Heiberg  bearbeitet  von  H.  Diels  und  W.  Schubart.  Berlin  1905  (Berliner 
Klassikertexte,  Heft  2). 

Papyrus  Berol inensis  X.  8.  Im  Anhang  der  Ausgabe  des  anonymen 
Kommentars  zu  Piatons  Theaetet  (s.  oben)  S.  52  f. 

Die  Quelle  des  Diogenes  La'vrtios  für  die  jjI aionische  Lehre. 
S.  die  Ausgaben  des  Diogenes  Laertios  oben  S.  17  und  dazu  die  Literatur 
unten  S.  201*. 

ApoJlnnios  Syros.  Auf  diesen  Platouiker  aus  hadrianischer  Zeit  (Spart. 
Vit.  Hadr.  c.  2)  führt  C.  Haeberlin.  Rhein.  Mus.  62  (19(}7),  154  den  von  J.  Bidez, 
Rev.  de  philol.  30  (1906),  161—172  veröffentlichten  Papyrustext  (Pap.  275  des 
Brit.  Mus.)  zurück  (sehr  zweifelhaft). 

Eklektischer  Plaioniker  bei  Ps.- PI uia rch  de  fato,  Chalcidius^ 
Xemesios.  S.  die  Ausgaben  dieser  Schriftsteller  (Plutarch  oben  S.  538  f. ^ 
Chalcidius  §  85.  Xemesios  §  84)  und  A.  Gercke.  Rhein.  Mus.  41  ',1886),  269  ff. 

Der  mittlere  Piatonismus  zeigt  eine  ungemein  mannigfaltige  Verknüpfung 
von  Lehren  fremder  Schulen  mit  altakademischem  Lehrgute  und  befindet  sich 
damit  in  einem  auffälligen  Gegensatz  zu  der  verhältnismäßig  konservativen 
Tradition  innerhalb  des  Peripatos  (s.  §  71).  Das  erklärt  sich  zunächst  aus  der 
in  den  beiden  Schulen  verschiedenen  Art  und  Grundlage  der  Lehrüberlieterung. 
Von  Aristoteles  besaß  man  und  besitzen  wir  noch  eine  große  Anzahl  systematisch 
jingelegter  Schulvorträge,  die  in  ihrer  Zusammenfassung  als  Lehrschriften  für 
die  Fortpflanzung  seiner  Philosophie  im  Peripatos  einen  sicheren  Grund  boten. 
Analoge  Lehrschriften  liegen  von  Piaton  nicht  vor,  und  auch  die  Spuren,  die 
auf  das  Vorhandensein  einzelner  nachgeschriebener  Vorlesungen  im  Altertum 
führen,  sind  nur  spärlich  (s.  oben  S.  2(J9  f.).  Bezeichnend  ist,  da.6  die  Kommen- 
tiertätigkeit bei  Aristoteles  die  Lehrschriften,  bei  Piaton  die  Dialoge  zum 
Gegenstande  hat.'i  Man  war  also  für  die  Fortpflanzung  der  platonischen  Lehre 
teils  auf  diese  letzteren,  teils  auf  eine  schriftlich  nicht  fundierte,  rein  mündliche 
Weitergabe  angewiesen.  Die  Dialoge  lieferten  in  ihrer  nicht  systematischen 
Form,  ihrer  mehrfachen  Vieldeutigkeit  und  ihren  die  eigene  Entwicklung  Piatons 
spiegelnden  Widersprüchen  für  die  Lehrtradition  nur  einen  schwankenden 
Boden*),    und    die    mündliche    Überlieferung    ohne  den  Halt   authentischer  Lehr- 


')  Hinsichtlich  der  verschiedenen  Stellung  von  Lehrschriften  imd  Dialogen 
zu  Schule  und  Literatur  sei  an  das  oben  S.  372  ff.  Ausgeführte  erinnert. 

ä|  Wie  weit  die  Wege  der  Interpretation  platonischer  Dialoge  und  aristote- 
lischer Lehrschriften  auseinandergehen,  zeigen  die  Piaton-  und  Aristoteles- 
kommentare der  Xeuplatoniker. 


§  70.     Der  mittlere  Platonismus.  541 

darstellungen  des  Kleisters  entbehrte  vollends  der  Widerstandskraft  gegen  das 
Eindringen  abweichender  Lehrnieinungen  selbst  in  zentralen  Punkten.  Unter 
•diesen  Umständen  begreift  man  die  schon  recht  weitgehende  Heterodoxie  der 
alten  Akademie,  und  es  wird  verständlich,  wie  es  möglich  war,  daß  die  mittlere 
und  neuere  Akademie  zum  Skeptizismus  abschwenken  und  bei  der  Rückkehr 
zum  Dogmatismus  Antiochos  von  Askalon  seinen  Satz  von  der  wesentlichen 
Einigkeit  der  Hauptsysteme  aufstellen  konnte.  In  unserer  Epoche  tragen  neu 
■einsetzende  oder  doch  sich  verstärkende  Faktoren,  die  gelehrte  Arbeit  an  den 
Werken  Platons,  die  religiöse  Stimmung,  die  auch  den  Mythen  fremder  Völker 
Eingang  in  die  griechische  Anschauungswelt  gewährt,  vor  allem  aber  der  mächtig 
«inwirkende  Neupythagoreismus  weitere  Farben  in  das  bunte  Bild. 

Bei  diesem  Eklektizismus  kommt  aber  noch  ein  zweites,  besonders  für 
•die  Aufnahme  peripatetischer  Lehre  wichtiges  Moment  in  Betracht.  Der  Peri- 
patos  hatte  positive  Errungenschaften  aufzuweisen,  die  über  Piaton  hinausführten. 
Dahin  gehört  vor  allem  das  System  der  Logik.  Es  war  für  den  Schulbetrieb 
der  Akademie  unmöglich  das  zu  ignorieren.  Die  Übernahme  eines  logischen 
Unterbaus  von  Aristoteles  in  den  systematisierten  Platonismus  war  selbstver- 
ständlich. Was  von  der  aristotelischen  Logik  gilt,  das  gilt  aber  auch  weiterhin 
von  den  Fortschritten  einer  verfeinerten  begrifflichen  Analyse,  von  der  Hervor- 
hebung und  Ausnützung  neuer  Gesichtspunkte,  wie  sie  Peripatos,  Stoa  und 
Skepsis  gezeitigt  hatten.  Neue  Probleme  waren  aufgetaucht,  alte  Probleme  von 
neuen  Standpunkten  aus  behandelt  worden.  Die  Fragen  nach  Wesen  und 
,,Telos"  der  Philosophie,  die  Lehren  von  Schicksal,  Gütern,  Affekten  usw.  waren 
in  der  nacharistotelischen  Philosophie  Gegenstand  lebhaftester  und  vertiefender 
Diskussion.  Wollte  die  Akademie  nicht  rückständig  werden,  so  konnte  sie  gar 
nicht  anders  als  hier  das  in  fremden  Schulen  Geleistete  berücksichtigen  und 
gegebenen  Falles  sich  zunutze  machen.  Insoweit  ist  die  übliche  Zurück- 
führung  des  Eklektizismus  auf  ein  Schwinden  des  Interesses  für  Reinheit  und 
Konsequenz  der  Systeme  und  auf  einen  Mangel  an  Avissenschaftlichem  Sinn  nur 
mit  großer  Einschränkung  gutzuheißen. 

Es  ist  nun  freilich  schwer,  die  notwendige  Übernahme  fremder  Theorie  und 
ihre  innerliche  Eingliederung  in  das  System  von  der  Tendenz  alles  zu  kombi- 
nieren und  kein  Bröckchen  irgendwo  vorhandener  Lehrtradition  umkommen  zu 
lassen,  durchgängig  zu  scheiden.  Aber  an  einzelnen  Fällen  läßt  sich  der  Unter- 
schied klar  machen.  Wenn  beispielsweise  Albinos  eine  dialexrixi}  dsogla  mit  der 
Lehre  vom  Kriterium,  Definitionslehre,  Analytik,  Syllogistik  usw.  sich  aneignet 
(Alb.  Didask.  S.  154,  6  ff.  H.),  so  läßt  sich  dabei  lediglich  bemängeln,  daß  er 
nicht  ausdrücklich  die  Herkunft  dieser  Theorien  feststellt  und  keine  Grenze 
zieht  zwischen  der  praktischen  Ausführung  gewisser  logischer  Oj^erationen  bei 
Piaton  und  der  erst  durch  Aristoteles  ausgebildeten  Theorie  von  diesen  Operationen 
(a.  a.  O.  S.  157,  9  ff.  158,  14  ff.);  und  in  der  Ethik  war  die  aristotelische  Lehre 
vom  Mesotescharakter  der  ethischen  Tugenden  so  sehr  im  Geiste  der  platonisch- 
altakademischen  Metriopathie  und  eröffnete  doch  zugleich  einen  ergiebigen  neuen 
Ausblick,  daß  auch  hier  nichts  dagegen  einzuwenden  ist,  wenn  Albinos  (a.  a.  O. 
S.  184,  13  ff.)  diese  Lehre  annimmt.  Wenn  er  hingegen  (a.  a.  O.  S.  166,  2  ff.) 
in  vX)-)  und  eIöoq  die  Bestandteile  des  Körperlichen  erkennt,  das  sldog  aber  wieder 
die  idsai  abbilden  und  an  ihnen  teilhaben  läßt  (vgl.  zum  Nebeneinander  von 
Idiai  und  eIöi]  auch  a.  a.  O.  S.  155,  34  f.),  so  ist  das  eine  Zusammenklitterung 
zweier  denselben  Grundgedanken  verschieden  ausgestaltender  Theoreme  des 
Piaton  und  des  Aristoteles,    die  wissenschaftlich  keine  Frucht  bringt,   und  Ana- 


042  §  '^-     I^cr  mittlere  Piatonismus. 

loges  gilt,  wenn  er  (a.  a.  O.  S.  173,  5  ff.)  das  stoische  tjyeuovty.ör  neben  dem 
l)latonischen  /.oyiony.öv  ins  menschliche  Haupt  verlegt. 

Daß  es  im  mittleren  Piatonismus  nicht  an  Bestrebungen  fehlte,  die  Lehren 
verschiedener  Herkunft  in  ein  System  zu  bringen,  für  das  die  zu  erstrebende 
.-Toog  TOP  deov  ouoicoai;  eine  Spitze  bot,  wird  sich  unten  bei  Besprechung  des 
Gaios  und  seiner  Schule  zeigen.  Ein  einheitlicheres  Lehrgebäude  aber  hat  die 
gesamte  Schule  erst  im  Xeuplatonismus  errichtet,  der  die  überlieferte  Dogmatik 
einem  neuen  metaphysischen  Prinzip  unterwarf,  unter  dessen  Wirkung  er  die 
Philosopheme  umschmolz  und  zusammenschweißte. 

Mit  dem  Eklektizismus  kreuzen  sich  nun  orthodoxe  Tendenzen  und 
Bekämpfung  von  Grundanschauuiigen  und  Einzeltheorien  der  Nachbarschulen, 
Darin  lag  eine  natürliche  Reaktion  gegen  die  überhandnehmende  Lehrmischung. 
Sie  ging  Hand  in  Hand  mit  einem  eifrigeren  Studium  und  einer  vermehrten 
Kommentierung  platonischer  Dialoge.  Diese  boten  zwar,  wie  bemerkt,  im  Ver- 
gleich mit  den  aristotelischen  Lehrschriften  für  die  Reinhaltung  der  Lehre  ihres- 
Verfassers  keine  sichere  Norm.  Aber  die  intensivere  Beschäftigung  mit  ihnen 
führte  doch  zu  einer  Erhöhung  der  Autorität  Piatons  und  seiner  unmittelbaren 
Äußerungen  und  hatte  zur  Folge,  daß  man  sich  auf  die  Unterschiede  platonischer 
und  nichtplatonischer  Doktrin  besann.  Zeugnisse  dafür  geben  die  Streitschriften 
des  Plutarch,  des  Tauros  und  des  Attikos  gegen  Stoiker  und  Peripatetiker. 
Schon  der  schulmäßige  Lehrbetrieb  wirkte  in  diesem  Sinne.  Antiochos"  Gleich- 
setzung der  Hauptsysterae  war  in  dem  eben  eröffneten  Kampfe  gegen  den 
Skeptizismus  begründet,  der  sich  auf  den  Widerstreit  der  philosophischen  Theorien 
berief.  Auf  die  Dauer  konnte  die  Schule,  obwohl  sie  im  ganzen  in  der  eklek- 
tischen Richtung  des  Antiochos  weiterging,  doch  nicht  dabei  bleiben,  daß  man 
im  akademischen  Hörsaal  das  Gleiche  vernehme  wie  in  dem  der  Peripatetiker 
und  Stoiker.  Der  Schulpatriotismus  drängte,  Grenzen  des  Eigeng-utes  zu  mar- 
kieren itnd  es  den  Nachbarschulen  gegenüber  durch  Angriff  und  Verteidigung 
zu  wahren.  Dabei  mischen  sich  Eklektizismus  und  Orthodoxie  in  verschieden- 
artigster Weise.  Man  stellt  Lehren  einer  fremden  Schule  bald  die  einer  andern, 
die  man  sich  aneignet,  bald  eigene  entgegen.  Gegenseitige  Annäherung  und 
Abstoßung,  Beeinflussung  und  Befehdung  der  Systeme  verschlingen  sich  je  nach 
der  Art  der  einzelnen  Schulvertreter  aufs  mannigfachste.  Die  platonische  Schule 
bietet  in  diesem  Stadium  das  eigentliche  Büd  einer  Übergangs-  oder  Vor- 
bereitungsperiode. Sie  trägt  Steine  aus  den  verschiedensten  Brüchen  zusammen 
und  schichtet  sie  bald  in  dieser  bald  in  jener  Weise.  Die  Steine  zu  behauen 
und  zu  einem  kunstvollen  Bau  zusammenzufügen  bleibt  dem  Xeuplatonismus 
vorbehalten. 

Unter  den  Philosophen  des  mittleren  Piatonismus  verfaßte 

Derki/lides  ein  mindestens  elf  Bücher  umfassendes  Werk  über  die 
platonische  Philosophie  (Simpl.  z.  Phys.  S.  247,  31  f.  D.).  Seine  Lebens- 
zeit ist  nicht  genau  festzustellen ;  doch  kann  er,  wenn  die  tetralogische  Einteilung 
des  platonischen  Schriftencorpus,  der  er  folgt,  mit  Usener  (Kl.  Sehr.  III  161) 
auf  den  Grammatiker  Tyrannion  von  Amisos  zurückzuführen  ist,  nicht  vor  der 
Mitte  des  letzten  vorchristlichen  Jahrhunderts  gelebt  haben.  Andererseits  scheint 
er  in  dieser  Einteilung  Vorgänger  des  Thrasyllos  gewesen  zu  sein  (Albin.  Eisag. 
4  S.  149,  13  H.).  Wie  er  sich  in  den  Hauptproblemen  zur  Lehre  Piatons  ver- 
hielt, ist  nicht  auszumachen.  Erhaltene  Fragmente,  die  wohl  aus  dem  großen 
Werke  stammen,  betreffen  mathematisch-astronomische  Sonderfragen. 
Nach  Simpl.  z.  Physik  S.  256,  31  ff.  ließe  sich  vermuten,  daß  er  Piatons  Lehre 
ebenso  wie  vielleicht  Eudoros  monistisch  auffaßte   und   sich   dafür    auf   Platons 


Derkylides,  Eudoros.  543 

Schüler  Hcrniodoros  berief,  der  der  Materie  den  Charakter  einer  uo-/)]  absprach 
(vgl.  auch  Theon  Smyrn.  S.  199,  17  f.  Hill.).  Jedenfalls  ist  der  Verlust  eines 
Werkes  zu  bedauern,  dessen  Verfasser  eine  so  alte  Quelle  Avie  Hermodoros  be- 
nutzen konnte.  —  Besser  als  über  Derkylides  sind  wir  über 

Eiidoros  aus  Alexandreia  (um  25  v.  Chr.)  unterrichtet.  Er  kommen- 
tierte vielleicht  den  platonischen  Tiraaios  (Plut.  d.  an.  proer.  in  Tim.  3,  2;  ](3, 
1.  8)  und  die  aristotelische  Metaphysik  (Alex.  z.  Metaph.  S.  59,  7  Hayd.),  sicher 
die  aristotelischen  Kategorien  (Simpl.  z.  d.  Kateg.,  s.  Kalbfleischs  Index  nomin. 
s.  V.  Evdcogog)  und  verfaßte  eine  Schrift  über  die  Einteilung  der  Philo- 
sophie {Siaigeatg  tov  xaxa  (fi).ooo(fiav  köycv),  in  der  er  (wie  es  auch  von  Aötios 
|Ps.-Plut.  de  plac,  Stob.  Ecl.J  geschah)  für  die  einzelnen  Hauptfragen  die  An- 
sichten der  verschiedenen  Philosophen  zusammenstellte  {ßißUov  .  .  .  ir  m  Ttäoav 
fTte'^shy/.i^ds  :i ooßÄ>j/iiuT iy.(ijg  r?jv  ijiiori'jii)]v,  Stob.  Ecl.  II  S.  42,  8  ff.),  alsO' 
doxographisch  (vgl.  oben  S.  29)  verfuhr.  Er  teilte  die  Philosophie  zunächst  in 
die  üblichen  drei  Teile,  die  er  in  der  Reihenfolge:  Ethik,  Physik,  Logik  be- 
handelte. In  iier  Ethik  sonderte  er  wieder  einen  theoretischen,  hormetischen 
und  praktischen  Teil.  Der  erste  hat  es  mit  der  Wertprüfung  des  zu  wählenden 
Dinges  zu  tun,  der  zweite  mit  dem  durch  den  Wert  erregten  Triebe,  der  dritte 
mit  dem  diesem  Triebe  entsprechenden  Handeln  (rö  juev  jieqI  zijr  ^ecoQiav  t/)c 
y.aß'  ey.aaxov  d^cag,  zo  de  ttsqI  zi]v  o'ofit'jv,  z6  de  ttsqI  zrjv  ngä^iv  y.z)..  Stob. 
a.  a.  O.  S.  42,  13  ff.).  Alle  diese  Teile  zerfallen  wieder  in  Unterabteilungen. 
Eine  Vergleichung  mit  Sen.  Epist.  89,  14  f.  zeigt,  daß  diese  Einteilung  auf  einer 
stoischen  Quelle  beruht.  Ein  Kapitel  der  eudorischen  Doxographie  trägt  den 
Titel  ntol  zeXovg  (Stob.  a.  a.  O.  S.  45,  11  ff.).  „Telos"  als  Ausdruck  für  das 
letzte  Ziel  sittlichen  Handelns  hatte  in  der  Stoa  schon  längst  die  Bedeutung 
eines  Terminus  und  die  Telosfrage  den  Rang  eines  philosophischen  Hauptproblems 
erlangt  (vgl.  o.  S.  450 f.).  Die  doxographische  Anlage  verlangte,  daß  auch  für  die 
platonische  Philosophie  ein  Telos  bestimmt  werde.  Eudoros  —  vielleicht 
nach  dem  Beispiel  eines  Vorgängers  —  wählte  dazu  die  Stelle  Plat.  Theait. 
176b:  o^oloioi?  ßeoj  y.azä  x6  dvvaröv  (Stob.  a.  a.  O.  S.  49,  8  ff.)  und  gab 
damit  eine  platonische  Telosformel,  die  dem  religiösen  Sinne  der  Zeit  entsprach 
und  dauernd  in  Geltung  blieb  (vgl.  oben  S.  6).  In  dieser  Telosbestimmung 
sollten  nach  Eudoros  Sokrates  und  Pythagoras  mit  Piaton  übereinstimmen  (Stob. 
a.  a.  O.).  Daß  sich  Eudoros  auch  weiterhin  mit  den  Pythagoreern  befaßte,  geht 
aus  dem  von  Simplikios  z.  Physik  S.  181,  10  ff.  Diels  mitgeteilten  Bruchstück 
hervor,  in  welchem  er  ihre  Lehre  in  platonisierend-neupythagoreischer  Weise 
deutet.  Und  zwar  läßt  er  sie  ein  doppeltes  ev  unterscheiden.  Das  eine,  das  zu- 
gleich die  oberste  Gottheit  ist,  bildet  den  letzten  Grund  alles  Seienden.  Aus 
ihm  gehen  ein  zweites  e'v,  das  auch  /-tovdg  genannt  wird,  und  die  dÖQtazog  dvdg 
(vgl.  Piaton,  oben  S.  342)  hervor.  Die  beiden  Glieder  dieses  Gegensatzes  erhalten 
weitere  Bezeichnungen,  die  sich  z.  T.  mit  solchen  der  pythagoreischen  Tafel  der 
Gegensätze  (s.  oben  S.  81)  decken,  z.  T.  aber  aus  platonischen  Lehren  hergeleitet 
sind:  das  e'v  heißt  zugleich  zezay^evov  (vgl.  Plat.  Tim.  30a,  69  b),  ojoiofisrov, 
yvcoozöv  (vgl.  den  Gegensatz  der  erkennbaren  intelhgiblen  und  der  mit  der 
dö^a  zu  erfassenden  sinnlichen  Welt  in  Piatons  Politeia,  oben  S.  288),  äggsv, 
jiEQiTTÖv,  Se^iöv,  (pwg,  sein  Gegenteil  dzaxxov,  dögiazov,  äyvoiozov,  &fjXv,  dgcarsgöv, 
ägziov,  axozog  (Simpl.  a.  a.  O.  S.  181,  25.ff.).  Daß  Eudoros  diese  Subsumption  des 
Dualismus  unter  eine  monistische  Spitze  auch  auf  Piaton  übertragen  und  Ideen 
und  Materie  einem  obersten  Einen  untergeordnet  habe,  ist  nach  der  bei  ihm  und 
den  meisten  anderen  Piatonikern  seiner  Zeit  herrschenden  Verschmelzung  von 
Piatonismus   und    Neupythagoreismus   an   sich   wahrscheinlich,   die   dafür   an  zu- 


.544  §  ~Ö-     ^^^'  mittlere  Platoiüsraus. 

führende  Stelle  Alex.  z.  Metaph.  S.  59,  1  ff.  Hayd.  leidet  aber  an  Schwierig- 
keiten, die  einer  sicheren  Entscheidung  im  Wege  stehen. 

Fassen  wir  zusammen,  so  erscheint  Eudoros  als  Eklektiker,  der  platonische, 
stoische  und  neupythagoreische  Lehren  vermischte  und  —  dafür  spricht  seine 
Erklärung  der  Kategorien  —  zugleich  erkannte,  daß  die  platonische  Schule  an 
der  von  Aristoteles  ausgebildeten  Logik  nicht  vorübergehen  dürfe.  Einen  plato- 
nisch-neupythagoreischen Eklektizismus  treffen  Mir  auch  bei 

Thrast/llos,  der  sich  nach  der  Beschäftigung  mit  vielerlei  Wissenschaft 
schließlich  der  platonischen  Schule  anschloß  (Schol.  z.  Juvenal  2,  6,  576),  zu- 
gleich aber  durch  seine  Tätigkeit  als  Hofastrologe  des  Kaisers  Tiberius  (Schol.  z. 
Juv.  a.  a.  O.,  Tac.  Ann.  6,  20  f.  u.  a.)  an  die  neupythagoreische  Mystik  erinnert. 
Daß  er  Erörterungen  über  Mathematisches  im  weiteren  Sinne  (einschließlich  der 
Musiktheorie  und  Astronomie)  hinterlassen  hat,  bezeugen  Fragmente  bei  Theon 
von  Smyrna.  Unter  denen,  die  die  pythagoreischen  und  platonischen  Prinzipien- 
lehren erörterten,  nennt  ihn  ausdrücklich  Porphyr.  Vit.  Plot.  20.  Am  be- 
kanntesten ist  er  dadurch,  daß  sich  die  tetralogische  Gruppierung  der 
platonischen  Gespräche,  die  freilich  nicht  seine  Erfindung  ist,  an  seinen 
Namen  heftete  (vgl.  oben  S.  236).  Eine  nach  dem  gleichen  Prinzip  angelegte 
•Ordnung  der  Schriften  des  Demokritos  ging  ebenfalls  unter  seinem  Namen 
(vgl.  oben  S".  119).  —  Das  vollständigste  und  farbenreichste  Bild  eines  Platonikers 
dieser  Epoche  erhalten  wir  von 

Plutarchos  von  Chaironeia,  für  dessen  Persönlichkeit  und  philoso- 
phischen Standpunkt  uns  in  seinen  Werken  ein  umfangreiches  Material  zur  Ver- 
fügung steht.  Er  wurde  um  45  nach  Chr.  als  Sprößling  einer  von  alters  her 
angesehenen  Familie  seines  Heimatstädtchens  geboren.  Seine  wissenschaftliche 
Ausbildung  erhielt  er  in  Athen,  wo  er  zur  Zeit  von  Neros  Besuch  in  Griechen- 
land, 66  nach  Chr.,  Schüler  des  Platonikers  Amraonios  war.  Diesem 
Lehrer,  der  der  Mathematik  für  die  Beschäftigung  mit  der  Philosophie  großen 
Wert  beilegte  (de  Ei  ap.  Delph.  17),  verdankte  er  wohl  auch  die  Anregung  zu 
seinen  mathematischen  Studien.  Daß  er  sich  in  jungen  Jahren  auch  mit 
Rhetorik  abgab,  läßt  sich  aus  der  Haltung  einiger  seiner  Schriften  schließen. 
Erweitert  wurde  seine  Bildung  durch  Reisen  inner-  und  außerhalb  Griechen- 
lands. Nach  Rom  kam  er  wiederholt,  zunächst  in  diplomatischer  Mission  im 
Auftrage  seiner  Vaterstadt.  Die  dort  angeknüpften  Freundschaftsverhältnisse 
mit  hochstehenden  Römern  waren  für  sein  weiteres  Leben  und  seine  Schrift- 
stellerei  von  Bedeutung.  Nach  Suid.  s.  v.  IIlovTaoyog  verlieh  ihm  Kaiser  Trajan 
die  Konsulwürde  und  wies  die  Beamten  der  lUyris  (gemeint  ist  die  später  in 
den  Reichsteil  Illyricum  aufgegangene  Provinz  Achaja)  an,  nichts  ohne  seine 
Zustimmung  zu  unternehmen,  eine  Angabe,  die  mit  der  Einschränkung  richtig 
sein  mag,  daß  ihm  in  irgendwelcher  Form  ein  Einfluß  auf  die  Provinzial- 
verwaltung  gegeben  wurde.  Eine  Stütze  bietet  die  Nachricht  der  Chronik 
des  Eusebios  (S.  164  Seh.),  daß  Plutarch  (unter  Hadrian)  zum  Statthalter 
von  Griechenland  bestellt  worden  sei  (vgl.  dazu  Dittenberger,  Syll.  IP 
No.  829  mit  Anm.  1).  Trotz  seiner  römischen  Beziehungen  und  einer  leb- 
haften Bewunderung  der  geschichtlichen  Größe  Roms  blieb  aber  der  Chairo- 
neier  mit  aller  Wärme  seiner  Vaterstadt  zugetan  und  beteiligte  sich  nach 
Kräften  an  ihrem  politischen  Leben.  Hierbei  gelangte  er  zur  Würde 
des  höchsten  Geraeindebeamten,  des  Archon  eponymos.  Ein  anderes  Gebiet 
seiner  praktischen  Betätigung  waren  die  Angelegenheiten  des  delphischen  Apollon- 
heiligtums,  an  dem  er  lange  Jahre  hindurch  das  Priest  er  amt  bekleidete.  Die 
guten    Beziehungen  zu  Delphi   erbten,    wie  Inschriften  (s.  oben  S.  538)  beweisen, 


Eudoros,  Thrasyllos,  Phitarchos  von  Chaironcia.  545 

in  der  Familie  fort.  Endlich  wirkte  Plutarch  auch  als  Lehrer  der  Philo- 
sophie, freilich,  wie  es  scheint,  nur  in  einem  engeren,  seine  Sühne  und  andere 
persönlich  Nahestehende  umfassenden  Kreise.  Auch  für  die  Beschäftigung  mit 
•der  Philosophie  bezeugen  die  gleichen  delphischen  Inschriften  eine  lange  an- 
haltende Familien tradition.  In  diesem  vielseitigen  Wirken,  dem  eine  rege 
literarische  Tätigkeit  zur  Seite  ging,  erreichte  Plutarch  ein  hohes  und 
anscheinend  ungetrübtes  Alter.  Sein  Tod  ist  in  die  Zeit  um  125  nach  Chr. 
anzusetzen. 

Plutarch  gehört  als  Mensch  und  als  Schriftsteller  zu  den  sympathischsten 
Erscheinungen  des  Altertums.  Dieselbe  sonnig-heitere,  menschenfreundliche  und 
.fromme  Stimmung,  die  sein  Verhältnis  zu  Familie  und  Freunden,  zur  Heimat- 
gemeinde und  zum  delphischen  Gotte  durchzieht,  bildet  auch  einen  Hauptreiz 
seiner  überaus  zahlreichen  Werke  und  hat  neben  deren  positivem  Inhalte  dazu 
beigetragen,  Plutarch  zu  einem  der  bei  allen  Nationen  am  meisten  bewunderten 
und  für  die  kulturelle  Verbindung  von  Antike  und  Gegenwart  wertvollsten 
Autoren  zu  machen.  Die  griechisch-römischen  Parallelbiographien,  die  seinen 
Weltruf  in  erster  Linie  begründet  haben,  müssen  hier  beiseite  bleiben.  Ebenso 
«US  dem  zweiten  a  potiore  „Moralia"  benannten  Hauptteile  des  plutarchischen 
Oorpus  die  Abhandlungen  und  Stoffsammlungen  zur  politischen  Geschichte, 
Literaturgeschichte,  Musikgeschichte,  Naturwissenschaft,  Medizin  usw.,  die  mit 
der  Philosophie  im  engeren  Sinne  des  Wortes  in  keinem  oder  doch  nur  sehr 
losem  Zusammenhange  stehen.  Dagegen  sind  an  philosophisch  wichtigen  Werken 
die  folgenden  zu  nennen:  a)  die  Schriften  zur  Piatonexegese:  W.uTMviy.ä 
■<:r)zrifiuxa  (Quaestiones  Platonicae,  S.  999  ff.  der  Ausg.  v.  Xylander,  deren  Seiten- 
zahlen den  neueren  Ausgaben  beigedruckt  sind),  Usol  zi)?  h  Ti/ialo)  r^wxoyoviag  (De 
animae  procreatione  in  Timaeo,  S.  1012  ff.).  Gewissermaßen  die  Kehrseite  dieser 
Abhandlungen  bilden  b)  die  Streitschriften  gegen  Stoiker  und  Epiku- 
reer: JTsoi  Ztohxwv  h'atniojfidrcor  (De  repugnantiis  Stoicis,  S.  1033  ff.),  "Ozi 
TTaoado^özeoa  oi  ^zcoixoi  zcöv  ::Tot)jzcöv  ?.syovair  (Stoicos  quam  poetas  absurdiora 
dicere,  S.  1057  f.,  nur  im  Auszuge  erhalten),  Uegi  zojv  xoirwx'  ivvouöv  noog  zovg 
Zzcoty.ovg  (De  communibus  notitiis  adv.  Stoicos,  S.  1058  ff.),  "Ozi  ovös  C^v  eozir 
T]bkog  y.ax'  'EnixovQov  (Ne  suaviter  quidem  vivi  posse  secundum  Epicurum, 
S.  1086  ff.),  Iloog  Ko).dizr)v  (Adversus  Coloten,  S.  1107  ff.),  El  xalwg  eigt^zm  z6 
Adde  ßuoaag  (De  latenter  vivendo,  S.  1128  ff. ;  zur  Sache  vgl.  oben  S.  484). 
Unter  den  wenigstens  der  Betitelung  nach  weder  der  Exegese  noch  der  Polemik 
gewidmeten  Werken  stellen  wir  obenan  c)  die  Schrift  ÜEgi  zov  sjiKpairo- 
fiirov  :igooü)7iov  zo)  xvxXqy  zijg  OElrjvrjg  (De  facie  in  orbe  lunae, 
S.  920  ff.),  die  sich  zunächst,  unter  starker  Einwirkung  des  Poseidonios,  mit 
kosmologisch-astronomischen  Fragen  beschäftigt.  Die  daran  geknüpften, 
ebenfalls  den  Einfluß  des  Poseidonios  verratenden  psychologisch-eschatologischen 
Ausführungen  leiten  über  zu  d)  den  psychologischen  Schriften.  Die 
Traktate  üegl  ifvxfjg  (De  anima,  S.  719  ff.  AVyttenbach),  El  lusgog  z6 
7iad}]ziy.6r  zfjg  dvßoM^zov  tpvyfjg  1}  övraftig  (Quod  in  animo  humano  affectibus 
ßubiectum  parsne  sit  eius  an  facultas,  S.  706  ff.  Wyttenbach)  und  Uözsoov 
ywxfjg  t]  oct)ji(azog  e:zißvixia  y.al  /.vtit]  (L'trum  animae  an  corporis  sit  libido 
et  aegritudo,  S.  693  ff.  Wyttenbach)  sind  nur  fragmentarisch  erhalten. 
Der  Tierpsychologie  gelten  UozsQa  zwv  ^ojmv  (fooviucözsoa,  zä  -/egaaia  rj  za 
Evvboa  (De  sollertia  animaUum,  S.  959  ff.,  gegen  die  stoische  Lehre  von  der 
Vernunftlosigkeit  der  Tiere  gerichtet)  und  Eov/log  {üegl  zov  zä  aÄoya  }.6yq> 
yofjadai,  Bruta  ratione  uti,  S.  985  ff.;  zum  Titel  und  zu  der  gegen  Epikur  oder 
■xlie  Kyniker   und   Stoiker   gekehrten    Tendenz   der   Schrift   s.    Usener,   Epicurea 

Ueberweg,  Grundriß  I.  35 


546  §  '*-*•     -D^J"  »mittlere  Platonisnms. 

S.  LXX  f.,  Dümmler,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  4  [1891],  665,  1  =  Kl.  Sehr.  I 
.317,  rhilippson,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  23  [1909],  506  ff.).  Ein- 
reihen lassen  sich  hier  auch  die  beiden  Traktate  TIeoI  aaQxotpayia?  (De  esu 
carnium,  S.  996  ff.),  insofern  sie  aus  De  soll.  auim.  das  Fazit  im  Sinne  einer 
pythagorisierenden    Enthaltung    von    Fleischkost    ziehen.       Sehr    zahlreich    sind 

e)  die  ethischen  Abhandlungen,  die  sich  teils  mit  moralischen  Problemen 
allgemeiner  und  prinzipieller  Art,  teils  mit  sittlichen  Fragen  des  täglichen  Lebens 
und  Verkehrs  befassen.  Hierher  gehören:  "Oii  ötday.ror  r;  aofm]  (Virtutem  doceri 
posse,  S,  439  f.),  üsol  rT/g  ijüixi'/g  ugsTii?  (De  virtute  morali,  S.  440  ff.),  UeoI 
uoETtjg  xal  y.axiag  (De  virtute  et  vitio,  S.  100  f.),  IleQi  evdvuiag  (De  tranquillitate 
anirai,  S.  464  ff.),  El  avTägn?]?  »;  y.axia  Tioog  y.axodai/noviav  (An  vitiositas  ad  in- 
felicitatem  sufficiat,  S.  498  ff.),  FIöxeqov  rä  if/g  ipv/j'ig  ?/  rä  rov  aw/xarog  nädi] 
■/EiQova  (Animine  an  corporis  affectiones  sint  peiores,  S.  .500  ff.),  Ilcög  av  zig 
ul'odoixo  EctvTov  Tiooy.ojTTovTog  E.-i  uoETiJ  (De  profectibus  in  virtute,  S.  75  ff.),  UeoI 
Tvyijg  (De  fortuna,  S.  97  ff. ;  gipfelt  in  dem  platonischen  Satze  [s.  oben  S.  263. 
267],  daß  es  nur  die  (fo6vi]aig  =  t6  näoi  xu'/.wg  xotjadui  övvdaEvov  sei,  die  den 
zv/ijod  Wert  gebe),  ÜEoi  doQy7joiag  (De  cohibenda  ira,  S.  452  ff.),  IIeqI  ddo/.Eo/iag 
(De  garrulitate,  S.  502  ff.),  JIsol  :To/.vjigay/iioavvi]g  (De  curiositate,  S.  515  ff.),  IIsol 
(fi/.ojT/.ovTiag  (De  cupiditate  divitiarum,  S.  523  ff.),  üsol  övocojtlag  (De  vitioso 
jjudore,  S.  528  ff.),  UeoI  cpdövov  y.ai  fiiaovg  (De  invidia  et  odio,  S.  536  ff.),  UeoI 
rov  iavTov  ijratvETr  dvETiiqrdcWcog  (De  se  ipso  citra  invidiam  laudando,  S.  539  ff.), 
JIeqi  tov  ui)  öeTv  SavEiuEo&at  (De  vitando  aere  alieno,  S.  827  ff.),  Ilojg  ö.r  nc 
diaygivEtE  rov  y.ö/.ay.u  tov  (f  i'/.ov  (De  adulatore  et  amico,  S.  48  ff.),  IIeoI  no}.vff('/Jo.g 
(De  amicorum  multitudine,  S.  93  ff.),  Ilöig  äv  ng  va  Eydoöiv  cofps/.oiTo  (De  inimi- 
corum  utilitate,   S.  86  ff.).      Mit   den    ethischen   Traktaten   zusammengehörig   ist 

f)  die  Gruppe  der  politischen  Schriften:  IJegt  /novaQyJag  y.al  di]fioy.oaTiag 
y.ai  ohyagyiag  (De  unius  in  republica  dominatione,  populari  statu  et  paucorum 
imperio,  S.  826  f.  [nur  ein  Bruchstück  überliefert]),  El  noEoßvrsQco  :ro/.iTErTsov 
(An  seni  sit  gerenda  resjDublica,  S.  783  ff.),  Jlo^.aty.ä  :ra.oayyf/.uaxa  (Praecepta 
gerendae  reipublicae,  S.  798  ff.),  Ueq!  tov  ön  fid/.iara  xoTg  i'/yEinöai  dsT  rov  qpüö- 
aocfov  öia/.EyEodai  (Maxime  cum  principibus  philosophandum  esse,  S.  776  ff.), 
Jlgog  ^yejiiöva  dn:aiÖEvxov  (Ad  priucipem  ineruditum,  S.  779  ff.).  An  die  Abhand- 
lungen über  staatliche  Dinge  fügen  sich  gut  g)  die  dem  Familienleben 
gewidmeten  Schriften:  nEoi  cfdaÖEhfiag  (De  fraterno  amore,  S.  478  ff.), 
Fa^iixa  :iuQayyE}.j.iaxa  (Coniugalia  praecepta,  S.  138  ff.),  Usoi  xrjg  Eig  xä  syyova 
rfdooxogyiag  (De  amore  proUs,  S.  493  ff.),  'Eocoxixög  (Amatorius,  S.  748  ff.,  zu- 
gunsten der  Ehe  gegen  die  Päderastie)  und  an  diese  wieder  h)  die  pädagogi- 
schen Werke:  Ilöjg  8ei  tov  veov  :roitjudx(ov  dxovEiv  (De  audiendis  poetis^ 
S.  14  ff.),  ÜEoi  xov  dxovEiv  (De  audiendo,  S.  37  ff.).  Schließlich  gehören  in  den 
weiteren  Bereich  der  Ethik  i)die  Trostschriften:  TIeqI  <pvyi]g  (De  exiho, 
S.  599  ff.,  Trostschrift  an  einen  in  der  Verbannung  lebenden  Freund),  Uagaiiv- 
^7]xix6g  .-TQog  xi]v  Ibiav  yvvaixa  (Consolatio  ad  uxorem,  S.  608  ff.).  In  den  meisten 
dieser  ethischen  Schriften  in  weiterem  Sinne  hat  Plutarch  nicht  nur  die  Ergeb- 
nisse eigenen  Nachdenkens  und  eigener  Erfahrung,  sondern  auch  die  Früchte 
einer  ausgedehnten  Belesenheit  wie  in  anderer  so  auch  in  stoischer  Literatur 
verarbeitet,  und  der  Tatsachensinn  des  Historikers  und  Politikers  bewirkte,  daß 
diese  Abhandlungen  von  der  ermüdenden  Langweiligkeit  abstrakter  Moraltraktate 
frei  sind.  Zu  einer  besonderen  Klasse  vereinigen  sich  endlich  k)  die  religiösen 
Abhandlungen:  UeqI  xä>v  vjxo  xov  &eiov  ßgaösoig  xi/uoigov/nEvcov  (De  sera  nu- 
minis  vindicta,  S.  548  ff.,  eine  Theodizee),  IJeqI  xov  SwxQdxovg  8at/Joviov  (De 
genio    Socratis,    S.  575  ff.),     IIeoI  "loiöog   xal   '  Oatgidog     (De    Iside    et    Osiride- 


Plutarchos  von  Chaiioneia.  547 

?^.  350  ff.),  nFQi  Sgini()aiiioyia^  (De  supcrstitionc,  S.  164  ff.)  und  die  eine  Gruppe 
bildenden  pythischen  Dialoge:  Ileol  nov  sx/.e/.oi.-ioTiov  /Qijonjgnor  (De  defectu 
oraculorum,  S.  409  ff.),  Usol  xov  EI  zov  h  AsÄffoTg  (De  Ei  Delphico,  S.  384  ff.), 
Hsgi  Tov  ^iT]  xQäv  ffiftSTga  vvv  lijv  TlvOiav  (De  Pytliiae  oraculis,  S.  394  ff.).  — 
Anhangs^yeise  seien  die  für  Philosophie  nur  wenig  ergiebigen  Schriften  Tcöv  enrä 
ao(fä)V  avfdoatov  (Septem  sapientium  convivium,  S.  146  ff.)  und  ^vunooiaxa  :xqo- 
ß/Ai^iata  (S.  612  ff.)  genannt.  —  Zahlreiche  für  Plutarchs  Philosophie  in  Betracht 
kommende  Werke  sind  nur  aus  Titelanführungen  oder  dürftigen  Fragmenten 
bekannt,  darunter  Exegetisches  und  Apologetisches  zu  Piaton,  weitere  Streit- 
schriften gegen  Stoiker  und  Epikureer,  Erkenntuistheoretisches,  Ethisches  und 
Philosophiegeschichtliches  (vgl.  im  einzelnen  den  Lampriaskatalog  [VII  473  ff. 
Bernai'dakis,  die  philosophischen  Nummern  zusammengestellt  bei  Christ-Schmid, 
Gesch.  d.  griech.  Lit.  11^  386];  Weiteres  bei  Christ-Schmid  a.  a.  Ü.  390).  An- 
dererseits ist  unter  Plutarchs  Namen  manches  ihm  nicht  Gehörige  auf  uns  ge- 
kommen. Genannt  zu  werden  verdienen  insbesondere  die  Placita  (s.  oben  S.  29), 
die  Schriften  Tlegl  Tiaibcov  dycoyijg  (De  educatione  puerorum,  S.  1  ff.,  über  Quelle 
und  Standpunkt  s.  Dyroff,  unten  S.  195*,  und  Glaeser,  unten  S.  196*),  IJagafii- 
d)]Tixög  ::ig6g  'Ajio/Moviov  (Consolatio  ad  ApoUonium,  S.  101  ff.;  dazu  Pohlen«, 
De  Cic.  Tusc.  disput.,  Gott.  1909,  Pr.,  S.  15  ff.,  Philippson,  Berl.  philol.  Wochen- 
schrift 1917,  502),  Usgl  tov  ßiov  xal  r^g  jioiriaecog  '  Ontjgov  (De  vita  et  poesi 
Homeri,  S.  1058  ff.  Wytt.),  'Yjrkg  evyevsiag  (Pro  nobilitate,  S.  915  ff.  Wytt.),  Usgl 
fuiagfievijg  (De  fato,  S.  568  ff.;  s.  zu  Ende  dieses  Paragraphen). 

Schon  das  bisher  über  Plutarchs  Leben  und  Werke  Gesagte  eröffnet  einen 
Ausblick  auf  Avichtige  Züge  seiner  Philosophie,  in  denen  sich  wieder  der  für 
seine  Zeit  und  Schule  charakteristische  Philosophiebetrieb  widerspiegelt.  Zu- 
nächst ergibt  sich,  daß  er  sich  mit  Exegese  Piatons  befaßte.  Die  Art  freilich, 
wie  er  diese  Exegese  vollzog,  bestätigt,  an  der  üblichen  peripatetischen  Aristo- 
telesexegese gemessen,  was  oben  über  den  verschiedenen  Verlauf  akademischer 
und  peripatetischer  Lehrtradition  bemerkt  wurde.  Nicht  wenig  wird  in  Piaton 
hineingetragen,  was  der  natürlichen  Auffassung  seines  Textes  widerspricht.  Auf 
der  andern  Seite  zeugen  die  Streitschriften  von  dem  Bestreben,  die  Schulgrenzen 
zu  wahren,  und  erinnern  an  die  in  dieser  Epoche  in  Verbindung  mit  der  gelehrten 
Arbeit  an  den  Schriften  der  Schulgründer  aufkommende  Orthodoxie  (s.  oben 
S.  542).  Tatsächlich  ist  freilich  sein  Standpunkt  ein  weitgehender  Eklekti- 
zismus mit  Vorwalten  des  Platonischen.  Nicht  nur  Poseidonios,  sondern  auch 
die  vorzugsweise  bekämpften  Altstoiker  haben  an  dem  Inhalte  seiner  Schriften 
und  dem  Bestände  seiner  Lehrmeinungen  erheblichen  Anteil.  Dazu  kommen 
peripatetische,  ganz  besonders  aber  pythagoreische  Elemente,  die  sich  mit  der 
wieder  der  Zeitrichtung  entsprechenden  stark  mystisch  gefärbten  Religiosität 
vereinigen.  In  dieser  Mischung  von  Pythagoreismus  und  Piatonismus  knüpft 
Plutarch  wie  auch  andere  Mittelplatoniker  an  die  Lehre  der  älteren  Akademie 
an  —  Xenokrates  ist  für  ihn  eine  Autorität  — ,  gewiß  nicht  ohne  Einwirkung 
der  im  ersten  Jahrhundert  vor  Chr.  erneuerten  pythagoreischen  Schule.  Aber 
auch  der  Skeptizismus  der  mittleren  und  neueren  Akademie  ist  auf  ihn 
nicht  ohne  Einfluß  geblieben.  Er  tritt  hervor  als  Kehrseite  des  Mystizismus,  der 
die  Belehrung  von  götthchen  Offenbarungen  in  Vorzeichen,  Orakeln  u.  dgl.  er- 
wartet zum  Ersatz  der  unsicheren  und  engbegrenzten  menschlichen  Wahrheits- 
erkündung.  So  bietet  Plutarchs  Philosophie  ein  sehr  buntfarbiges  Bild,  dessen 
schillernder  Charakter  noch  verstärkt  wird  durch  Diskrepanzen  zwischen  einzelnen, 
vermutlich  verschiedenen  Lebensaltern  des  Verfassers  angehörigen  Schriften,  wie 
der  rationalisierenden  Abhandlung  De  superstitione  auf  der  einen  Seite  und  den 

35* 


548  §  "0.     Der  mittlere  Platonismiis. 

mystischen  Pythischeii  Dialogen,  den  \Verken  De  Iside  et  Osiride  und  De  sera 
numinis  vindicta  auf  der  anderen.  Auch  ist  es  nicht  immer  leicht  zu  sagen,  wie 
weit  wir  es  bei  Ausführungen  Plutarchs  mit  dem  ernst  zu  nehmenden  Ausdruck 
einer  eigenen  dogmatisch  fixierten  Überzeugung  oder  mit  momentaner  Anbeque- 
mung an  die  Darstellung  eines  Vorgängers  zu  tun  haben. 

Fragen  wir  nun  nach  Plutarchs  Hauptlehren  im  einzelnen,  so  treten  in 
seiner  Metaphysik  und  Theologie  zwei  Gesichtspunkte  scharf  hervor,  beide 
im  Zusammenhang  mit  Plutarchs  Streben  nach  einem  möglichst  reinen  und  er- 
habenen Gottesbegriff.  Erstlich  kann  die  Gottheit  nicht  die  l'rsache  von  allem 
mit  Einschluß  des  Schlechten  sein.  Die  unbegrenzte  Ursächlichkeit  der  Gottheit 
schlösse  die  Existenz  des  Schlechten  ebensosehr  aus  wie  der  Mangel  jeder  Ur- 
sächlichkeit Gottes  die  des  Guten.  So  gelangt  Plutarch  zu  zwei  Urgründen, 
einem  guten  und  einem  bösen.  Anknüpfungspunkte  boten  zunächst  die  Lehre 
des  alten  Piaton  von  der  doppelten  Weltseele  (s.  oben  S.  331.  335.  346),  und  die 
pythagoreische  Gegensatztafel  (s.  oben  S.  81)  in  Verbindung  mit  der  spätplato- 
nischen Entgegensetzung  des  Einen  und  der  unbegrenzten  Zweiheit  (s.  oben 
S.  342).  Aber  auch  bei  Heraklit,  Empedokles,  Anaxagoras  (rop;  —  aneigor)  und 
Aristoteles  (sldoi  —  azeQtjaig)  findet  Plutarch  Stützen  seiner  Ansicht,  ebenso 
in  Anschauungen  der  griechischen  Volksreligion  und  in  Lehren  orientalisch- 
ägyptischer Weisen  (de  Is.  et  Osir.  45  ff.;  de  def.  orac.  10.  35  u.  a.  St.).  Dieser 
Dualismus  ist  nun  aber  nicht  etwa  mit  einem  solchen  von  Gottheit  oder  Idee 
und  Materie  identisch,  so  daß  die  letztere  das  Prinzip  des  Bösen  bildete.  Sie  ist 
vielmehr  als  eigenschaftslos  und  jeder  eigentümlichen  Kraft  entbehrend  auch 
hinsichtlich  des  Guten  und  Bösen  völlig  neutral,  wofür  sich  Plutarch  auf  den 
platonischen  Timaios  beruft  (de  anim.  proer.  6,  4  ff.) ;  ja  anderwärts  wird  ihr 
sogar,  jedenfalls  in  Verfolgung  platonischer  und  aristotelischer  Gedanken,  ein 
natürliches  Streben  nach  dem  Guten  und  eine  Liebe  zu  ihm  zugeschrieben,  von 
dem  sie  sich  ja  als  das  Aveibliche  Element  in  der  Kosmogonie  befruchten  läßt 
(de  Is.  et  Os.  53,  vgl.  oben  S.  322.  396.  397).  Je  mehr  nun  aber  die  Gottheit 
mit  dem  reinen  Guten  zusammenfällt,  je  höher  ihre  Stellung  ist,  desto  weniger 
kann  sie  mit  der  Gutes  und  Böses  vermischenden  Welt  in  unmittelbarer  Be- 
rührung stehen.  Wir  gelangen  damit  zu  dem  zweiten  Hauptpunkte  der  plu- 
tarchischen  ^letaphysik  und  Theologie.  Die  hochgesteigerte  Transzendenz  der 
Gottheit  verlangt  vermittelnde  Instanzen  zwischen  ihr  und  der  Welt.  Auch  hier 
bot  schon  der  platonische  Timaios  in  seiner  Lehre  von  der  Weltseele  und  vom 
Schaffen  der  unteren  Götter  (s.  oben  S.  321.  322.  325)  eine  Grundlage.  Die 
Weltseele  ist  nach  Plutarch,  insofern  sie  an  Vernunft,  Verstand  und  Harmonie 
teilhat,  Schöpfung,  Teil  und  Ausfluß  der  Gottheit  (Plat.  quaest.  2,  2),  aber  auch 
das  zweite,  dem  Guten  widerstrebende  Prinzip  kommt  in  ihr  zur  Geltung  (de  Is. 
et  Os.  49).  Auch  in  der  Annahme  der  unteren  Götter,  der  Sterngottheiten, 
schließt  er  sich  Piaton  und  anderen  Vorgängern  an.  Eine  besonders  wichtige 
Vermittlerrolle  spielen  aber  die  Dämonen,  in  deren  philosophischer  Verwendung 
nach  dem  Vorgange  Piatons  (Symp.  202  e  f.;  s.  auch  Epin.  984  e,  oben  S.  335) 
vor  allem  Xenokrates  und  Poseidonios  volkstümliche  Anschauungen  umgebildet 
und  systematisiert  hatten  (vgl.  Heinze,  Xenokr.  S.  79  ff.).  Ihnen  folgt  Plutarch. 
Die  Dämonen  sind  ihm  das  eigentliche  Band  zwischen  Götter-  und  Menschen- 
welt (de  def.  orac.  10.  13).  Sie  greifen  schützend  und  züchtigend  ein  ins  mensch- 
liche Leben  und  sind  damit  das  Werkzeug  der  göttlichen  Vorsehung,  auf  die 
Plutarch  —  allerdings  unter  Abweisung  des  stoischen  Fatalismus  (de  Stoic.  rep. 
46  f.  u.  ö.)  —  großes  Gewicht  legt  (non  posse  suav.  viv.  sec.  Epic.  22  u.  ö.),  sie 


Plutarchos  von  Chaironeia.  549 

beaufsichtigen    als    Diener    der    Götter  Orakel,   Kulte  und  Mysterien  (de  fac.  30, 
de  def.  orac.  13). 

So  war  das  Gebiet  übermenschlicher  Wesenheiten  bei  Plutarch  reichlich 
bevölkert.  Dazu  kam  noch  seine  freundliche  Stellung  zur  Volksreligion,  nicht 
nur  der  griechischen,  sondern  der  aller  Nationen  insgesamt.  Wie  Sonne  und 
Mond,  Himmel,  Erde  und  Meer  allen  Menschen  gemeinsam  sind,  aber  hier  so, 
dort  anders  benannt  werden,  so  wirken  auch  allüberall  ein  Logos  und  eine 
Pronoia  mit  den  ihnen  untergeordneten  Kräften,  werden  aber  nach  verschiedenem 
Brauch  und  Gesetz  und  unter  verschiedenen  Symbolen  verehrt  und  angesprochen 
(de  Is.  et  Os.  67).  Die  Gleichsetzung  hellenischer  und  barbarischer  Götter  ist 
zwar  den  Griechen  von  Hause  aus  nicht  fremd,  und  Cic.  de  nat.  deor.  1,  30.  84 
ist  ein  Beweis  dafür,  daß  sie  auch  in  der  früheren  Akademie  heimisch  war.*) 
Aber  die  Art,  wie  Plutarch  von  diesem  Synkretismus  philosophischen  Gebrauch 
macht,  zeigt  doch,  daß  wir  uns  auf  dem  Wege  zum  Xeuplatonismus  befinden.  Zwar 
unterscheidet  er  nach  dem  Vorgang  der  mittleren  Stoa  (s.  o.  S.  502.  531)  die  drei 
Theologien  der  Dichter,  der  Gesetzgeber  und  der  Philosophen  (Amator. 
18,  10)  und  urteilt  herbe  genug  über  die  Verehrung  menschen-  und  tiergestaltiger 
Götter  und  über  die  der  Götter  unwürdigen  Vorstellungen  des  Mythus,  und  dies 
nicht  nur  in  der  wohl  seiner  Jugendzeit  angehörigen  freieren  Schrift  de  superst. 
(c.  6.  10),  sondern  auch  in  den  mystisch- frommeh  Werken  eines  späteren  Alters, 
de  Is.  et  Os.  (c.  71)  und  de  def.  orac.  (c.  15).  Auch  die  stoische  Rationalisierung 
des  Volksglaubens  will  er  nicht  gelten  lassen,  insofern  sie  das  Göttliche  mit 
Luft,  Feuer  und  Wasser  gleichsetzt  und  in  das  Geschehen  der  vergänglichen 
körperlichen  Welt  verwickelt  (de  def.  or.  29,  vgl.  de  Is.  et  Os.  66).  Aber  in 
anderer  Weise  macht  er  selbst  von  der  Allegorese  umfänglichen  Gebrauch 
und  weiß  damit  Kulte  und  Mythen,  indem  er  in  ihnen  philosophische  Gedanken 
ausgedrückt  findet,  zu  rechtfertigen  (zum  Prinzip  vgl.  de  Is.  et  Osir.  58,  68), 
Das  hervorragendste  Beispiel  dieser  Allegorese  bietet  die  Schrift  de  Iside  et 
Osiride.  Osiris  bedeutet  hier  das  Prinzip  des  Guten,  Typhon  das  des  Bösen,  Isis 
die  zum  Guten  hinneigende  Materie.  Was  im  einzelnen  der  Mythus  von  diesen 
und  anderen  ägyptischen  Sagengestalten  berichtet,  wird  auf  metaphysische,  kos- 
niogonische  und  psychologische  Tatsachen  gedeutet.  Bemerkenswert  ist  in  aller 
dieser  Willkür  ein  methodisches  Prinzip,  das  an  die  spätere  ]\Iethodisierung  der 
Allegorese  durch  lamblichos  (s.  §  81)  erinnert:  die  Deutung  darf  nicht  zu  eng 
sein  und  auf  eine  nur  bei  einem  Volke  gangbare  Vorstellung  erfolgen,  sie  muß 
vielmehr  die  Allgemeingültigkeit  des  im  Mythus  Symbolisierten  sich  zum  Ziele 
setzen  (de  Is.  et  Os.  66). 

Die  in  Plutarchs  Theologie  hervortretende  Tendenz,  der  Überweltlichkeit 
der  Gottheit  nichts  zu  vergeben,  zeigt  sich  auch  in  einem  Hauptpunkte  seiner 
Kosmologie.  Die  auch  bei  den  Platonikem  zur  Herrschaft  gelangte  peripa- 
tetisierende  Auffassung  der  Weltschöpfung  des  platonischen  Timaios  (s.  oben 
S.  356)  wies  er  in  einer  besonderen  Schrift  {IJegi  xov  ysyovEvai  y.ara  TJ/.ärojya  t6v 
xÖG/iiov,  Lampriaskatalog  Nr.  66)  zurück,  die  uns  verloren  ist,  deren  Grund- 
gedanken er  aber  de  anim.  proer.  4  wiederholt.  Er  findet  hier,  die  Aufangslosig- 
keit  der  Welt  stimme  nicht  zu  der  Priorität  der  Seele  vor  dem  Körper  und  der 
Gottheit  vor  der  Welt,  wie  sie  sich  aus  Plat.  Nomoi  892  a  ff.  (oben  S.  331)  ergibt. 
Weniger  eng  hält  er  sich  an  den  Schulbegründer  in  der  Frage,  ob  es  eine  Welt 
oder  deren  mehrere  gebe.  Piaton  hatte  Tim.  55  c  nach  Behandlung  der  fünf 
regelmäßigen    Körper,    von  denen  er  aber  nur  vier  für  seine  Elementenlehre  ver- 


^)  Vgl.  Wissowa.  Arch.  f.  Religionswiss.  19  (1918),  2  ff. 


550  §  '0-     Der  mittlere  Platonisnius. 

■wendete,  die  Möglichkeit  offen  gelassen,  daß  fünf  Welten  existieren,  sich  aber 
für  die  Annahme  einer  Welt  entschieden  (apodiktischer  Tim.  31a.  34b).  Pln- 
tarch,  der  in  Übereinstimmung  mit  spätplatonischer  und  peripatetischer  Lehre 
(s.  oben  S.  336.  399.  401)  fünf  Elemente  ansetzt,  gibt  der  Annahme  von  fünf 
Welten  den  Vorzug  (de  def.  orac.  32  ff.  37;  de  Ei  ap.  Delph.  11;  hier  c.  34 
Parallele  mit  den  fünf  Kategorien  des  platonischen  Sophistes  [oben  S.  309]). 
Ferner  unterscheidet  er  in  deutlicher  Anlehnung  an  den  Mjthns  des  Poli- 
tikos  (209  c  ff.)  zwei  miteinander  abwechselnde  Weltzustäude,  indem  er  bald 
die  Vernunft  der  Weltseele  sich  abstumpfen  und  gewissermaßen  in  Schlaf  ver- 
fallen, bald  wieder  sich  aufrichten  und  zur  Gottheit,  die  die  Welt  „mitdreht  und 
mitrichtet",  aufblicken  läßt  (de  an.  proer.  28). 

An  die  transzendente  Richtung  der  Theologie  Plutarchs  werden  wir  auch 
durch  einen  Zug  seiner  Psychologie  erinnert.  Es  ist  die  Erhebung  des 
roiis-  über  die  n'vyi).  De  virt.  mor.  3  hält  sich  Plutarch  allerdings  an  die 
platonische  Seelentrichotomie  und  unterscheidet  innerhalb  der  ri'vyj)  das  vosoov 
y.al  loyioTixov,  das  ßv/:ioeiöh  und  das  i.-Tt{)i\u)]Tiy.6r.  De  Ei  ap.  Delph.  13,  de  def. 
or.  36  kombiniert  er  damit  die  aristotelische  Einteilung  und  scheidet  dQSJTxiy.ÖT 
(bez.  <pvti>s6v),  aiG&ijzixov,  ijTißviitjriHÖv,  d^v^oeiösg  und  loyiOTiy.öv.  Weiter  führt 
schon  de  an.  proer.  27,  8,  wo  gesagt  ist,  daß  die  ^'vyj}  das  der  Leidenschaft 
unterworfene  Element  aus  sich  selbst  hervorgehen  lasse,  am  vovg  aber  von  selten 
des  besseren  (göttlichen  und  leidenslosen)  Prinzips  Teil  erhalten  habe.  Aus- 
drücklich ist  die  Scheidung  von  rovs  und  rpvyj)  de  gen.  Socr.  22  S.  591  und  de 
fac.  28  S.  943  ausgesprochen,  wenn  auch  an  der  ersteren  Stelle  von  einem  ,, Teil- 
haben" der  ti'vyt'j  am  vov;  die  Rede  ist.  Der  vovi  ist  so  wenig  im  Menschen  wie 
ein  im  Spiegel  sich  abbildender  Gegenstand  sich  im  Spiegel  befindet  (de  gen. 
Socr.  a.  a.  O.),  und  soweit  die  v'*7')  besser  und  göttlicher  ist  als  der  Leib,  soweit 
ist  der  vovg  besser  und  göttlicher  als  die  Seele  (de  fac.  a.  a.  O.).  Daß  diese  Er- 
hebung des  vovg  eine  Nachwirkung  aristotelischer  Doktrin  ist,  wurde  schon  oben 
S.  523  bei  Marc  Aurel  bemerkt,  der  gleichfalls  owiiu,  yvyj)  und  vovg  unter- 
scheidet. Wie  bei  diesem  so  tritt  auch  bei  Plutarch  die  Erhebung  des  vovg  mit 
dem  platonisch  (Tim.  90  a)  -  stoischen  Satze  von  der  Vernunft  als  dem  Daimon 
des  Menschen  in  Verbindung.  Doch  läßt  sich  den  hierfür  als  Quelle  dienenden 
eschatologischen  Mythen  in  de  genio  Socr.  und  de  fac.  in  orb.  lun.,  die  zum 
mindesten  im  wesentlichen  auf  Poseidonios  zurückgehen,  keine  widerspruchslose 
Dogmatik  abgewinnen.  Nach  de  gen.  Socr.  22  S.  591  e  f.  ist  im  Gegensatze  zu 
der  im  Körper  eingeschlossenen  Seele  der  Nus  als  außerhalb  befindlich  der 
Daimon,  und  unter  den  Gestirnen  sind  die  höheren  die  Dämonen  der  Menschen, 
denen  mau  den  Besitz  des  Nus  nachrühmt.  Anderswo  (de  fac.  30,  1  ff.)  er- 
scheinen die  aus  dem  Körper  geschiedenen  Seelen  noch  vor  der  Lösung  ihrer 
Verbindung  mit  dem  Nus  als  Dämonen,  und  zwar  sind  diese  keine  anderen  als 
jene  Beaufsichtiger  der  Menschen,  die  uns  bereits  bei  Besprechung  von  Plutarchs 
Theologie  vorgekommen  sind.  Vollziehen  sie  ihre  Aufgabe  nicht  gut,  lassen  sie 
sich  Handlungen  der  Leidenschaft  und  Ungerechtigkeit  zu  Schulden  kommen, 
so  werden  sie  zur  Strafe  wieder  in  menschliche  Leiber  verstoßen  (de  fac.  30). 
Des  Näheren  gibt  nach  dem  Mythus  in  de  facie  die  Erde  den  Leib,  der  Mond 
die  Seele  und  die  Sonne  den  Nus.  Nach  einem  ersten  Tode  irrt  eine  jede  Seele 
(noch  in  Verbindung  mit  dem  Nus,  falls  sie  eines  solchen  teilhaftig  ist)  eine  Zeit 
lang  zwischen  Erde  und  Mond  umher,  die  schlechte,  um  Vergeltung  zu  erleiden 
die  gute  zu  ihrer  Reinigung  von  der  Ausdünstung  des  Leibes.  Im  günstigen 
Falle  gelangen  die  Seelen  nach  Ablauf  dieser  Zeit  zum  Monde.  Auf  ihm  ver- 
weilen sie  als  in  ihrer  Heimat    und    sind    nun    Dämonen.      Doch  steigen  sie  zur 


Plutarchos  von  Chaironeia.  551 

Ordnung  der  menschlichen  Dinge  zeitweise  auf  die  Erde  heralj.  Ein  zweiter  Tod 
trennt  den  Nus  von  der  Seele.  Wie  nach  dem  ersten  Tode  der  Leib  in  Erde 
zerfällt,  aus  der  er  gebildet  ist,  so  löst  sich  nach  dem  zweiten  die  Seele  in  den 
Mond  auf,  der  sie  gegeben  hat;  der  Nus  aber  kehrt  zur  Sonne  zurück. 

Auf  den  Fortbestand  der  Seele,  der  in  den  genannten  beiden  Dialogen 
in  der  poetischen  Darstellung  des  Mythus  erscheint,  legt  Plutarch  auch  da,  wo 
«r  seiner  in  prosaischerer  Weise  gedenkt,  allen  Nachdruck,  Sie  erscheint  ihm 
mit  der  göttlichen  Vorsehung  •  ohne  weiteres  gegeben  (de  ser.  num.  vind.  18). 
Bisweilen  erinnern  seine  Ausführungen  an  Seneca  und  an  christliche  An- 
schauungen. So  spricht  er  von  der  Herrlichkeit  des  zukünftigen  Daseins  für  die,  ' 
die  fromm  und  gerecht  gelebt  haben,  von  dem  zu  erlangenden  Siegespreis  nach 
dem  Kampfe  des  Lebens,  aber  auch  von  der  Vergeltung  des  Bösen,  ferner  vom 
Wiedersehen  lieber  Verwandten  und  Freunde  und  von  der  trostreichen  Hoffnung, 
•die  der  Unsterblichkeitsglaube  schon  in  diesem  Leben  gewähre  (de  ser.  num.  vind. 
18,  non  posse  suav.  viv.  sec.  Epic.  28  f.).  Aus  Piatons  Phaidon  (s.  oben  S.  281) 
stammt  der  Gedanke,  daß  die  Seele  erst  nach  dem  Scheiden  aus  dem  Leibe  zur 
vollen  Wahrheitserkennlnis  befähigt  und  das  Philosophieren  eine  f^ieUxi]  xov  ä:io- 
SvTJaxeiv  sei  (vgl.  Plat.  Phaidon  80  e.  81  a). 

Die  Annahme  einer  peripatetischen  Beeinflussung  der  Nuslehre  Plutarchs 
gewinnt  eine  gewisse  Stütze  durch  die  auffallende  Abhängigkeit  der  plut- 
archischen  Ethik  von  der  des  Aristoteles.  Schon  der  Titel  der  Schrift 
Ilegi  i/)s  i){^iy.fjg  dosTijg  läßt  Anschluß  an  Aristoteles  (s.  oben  S.  406  ff.)  er- 
warten, und  ihr  Inhalt  gibt  die  Bestätigung.  Die  Dinge  sind  nach  Plutarch. 
entweder  au  sich  (ohne  notwendige  Beziehung  auf  uns),  wie  Erde,  Himmel, 
Sterne,  Meer;  oder  sie  stehen  in  (notwendiger)  Beziehiing  zu  uns,  wie  Gutes  und 
Schlechtes,  Erstrebens-  und  Meidenswertes,  Lust-  und  Schmerzbringendes. 
Der  Teil  des  /.öyog,  der  den  Dingen  der  ersteren  Art  gilt,  ist  das  Liioit]- 
iiovixov  y.al  ßsout/r  iy.ör ,  der  den  Dingen  der  zweiten  Art  geltende  das 
ßovkevxDidv  y.al  jiQay.r t yor.  Die  Tugend  des  ersteren  ist  die  oofpia,  die  des 
zweiten  die  (poovijmg.  Der  jtQay.tiy.og  löyog  hat  mit  dem  Triebe  des  vernunft- 
loseu  Seelenteiles  zu  rechnen,  dessen  Affekte  er  so  regeln  muß,  daß  sie  zwischen 
dem  Zuviel  {v.ieQßoh})  und  dem  Zuwenig  {t'/.Äsi^'ig)  die  richtige  Mitte  halten  (de 
virt.  mor.  5,  vgl.  Aristoteles  oben  S.  407).  Die  Beschaffenheit,  die  der  vernunft- 
iose  Seelenteil  in  seiner  Gestaltung  durch  den  /.6yo;  vermöge  der  Gewöhnung  (föoc) 
annimmt,  ist  das  t'jdog  (auch  die  Beziehung  von  ^&og  auf  k'dog  ist  aristoteUsch, 
s.  oben  S.  406).  So  sind  die  in  dem  Mittleren  zwischen  Zuviel  und  Zuwenig 
bestehenden  Tugenden  die  ethischen  Tugenden  (de  virt.  mor.  4  S.  443).  Sie 
sind,  wie  im  Hinblick  auf  die  kynisch-stoische  Apathie  hervorgehoben  wird,  nicht 
«.T«(9ftf«,  sondern  aviifiergiai  :ra&ojv  yal  juEaortjzsg.  Eine  völlige  Beseitigung  der 
Affekte  ist  weder  möglich  noch  wünschenswert  (de  virt.  mor.  4  S.  443).  Plutarch 
steht  also  durchaus  auf  dem  Standpunkte  der  akademisch-peripatetischen 
Metriopathie.  Auch  in  der  Güterlehre  ist  er  Gegner  des  stoischen  Eadika- 
lismus.  Es  erscheint  ihm  als  Widersinn,  das  ofio/MysTv  rf]  (pvoei  für  das  größte 
Gut,  die  (pvoig  selbst  aber  und  das,  was  yuxä  (pvoiv  ist,  wie  Gesundheit.  Wohl- 
befinden usw.,  für  Adiaphora  zu  erklären  (de  comm.  not.  4  f.).  Dabei  kommt 
auch  ein  theologischer  Gesichtspunkt  in  Frage.  Wenn  nach  stoischer  Lehre 
(vgl.  aber  auch  Piaton  Men.  88  äff.,  Euthyd.  281  a  ff.,  oben  S.  263.  267)  alles, 
wovon  man  guten  und  schlechten  Gebrauch  machen  kann,  weder  Gut  noch  Übel 
ist,  die  Götter  aber  die  Tugend  und  damit  die  Fähigkeit  richtigen  Gebrauches 
nicht  geben,  so  spenden  sie  auch  kein  Gut,  was  natürlich  nicht  zuzugeben  ist  (de 
Stoic.  rep.  31,  de  comm.  not.  32). 


;"552  §  70.     Der  mittlere  Piatonismus. 

Der  Polemik  gegen  die  Stoa  in  diesem  und  in  anderen  Punkten  —  so  in 
der  Lehre  von  den  :Tooy.6::itovt£g  (de  comm.  not,  10,  4  ff.,  de  prof.  in  virt.  1  ff. ; 
vgl.  oben  S.  451)  —  stehen  nun  aber  zahlreiche  positive  Berührungen  mit  ihr 
gegenüber.  Was- die  Stoa  vertrat,  uar  vielfach  allgemein  gültige  Moral,  die  aber 
durch  die  Anhänger  dieser  Schule  am  weitesten  verbreitet  und  in  geläufige 
literarische  Formen  gegossen  war.  Plutaich  steht  nicht  an,  sich  dieser  Formen 
und  mehrfach  auch  stoischer  Quellenschriften  zu  bedienen.  Dazu  kam,  daß  sich 
manche  stoischen  Forderungen,  wie  die  der  Ergebung  in  das  von  der  Gottheit 
bereitete  Geschick  (non  poss.  suav.  viv.  s.  Ep.  23,  cons.  ad  ux.  8),  mit  dem 
'deckten,  was  sich  aus  Plutarchs  religiösen  Anschauungen  ergab.  Anderes,  wie 
der  Kosmopolitismus  und  die  Betonung  der  allgemeinen  mensch- 
lichen Verwandtschaft  (de  exil.  5  ff.,  de  am.  prol.  3,  vgl.  Stoic.  vet.  fragm. 
III  No.  334.  337.  339.  343.  345)  war  durch  die  Universalität  des  römischen  Reiches 
und  Plutarchs  persönliche  Beziehungen  zum  Mittelpunkte  der  Oikumene  nahe 
gelegt.  Die  eingehenden  Eegeln  für  die  Verwaltung  der  Einzelstaaten  in  seinen 
politischen  Schriften  stehen  damit  nicht  im  Widerspruch.  In  der  eigenen  poli- 
tischen Betätigung,  aus  der  diese  Regeln  großenteils  hervorgewachsen  sind, 
stimmte  er  mit  der  Gepflogenheit  der  alten  Stoiker  überein,  denen  er  allerdings 
vorwirft,  daß  eine  solche  Betätigung  mit  ihrer  Verurteilung  aller  gegebenen 
Staaten  und  Gesetze  nicht  im  Einklang  stehe  (de  Stoic.  rep.  3).  Als  Anschluß 
an  eine  gegen  platonische  Grundsätze  streitende  stoische  Lehre  verdient  die 
Billigung  des  Selbstmordes  (de  trancju.  an.  17;  vgl.  oben  S.  453)  hervor- 
gehoben zu  werden.  —  Weit  weniger  als  von  Plutarch  wissen  wir  von 

T/ieon  roll  Snii/rna  (unter  Hadrian).  Er  widmete  dem  Gründer  der 
Akademie  eine  eigenartige  gelehrte  Arbeit,  indem  er  zu  Nutz  und  Froramen  der 
in  den  mathematischen  Wissenschaften  (er  nennt  Arithmetik,  Geometrie,  Stereo- 
metrie, Astronomie  und  Musik,  vgl.  S.  3,  4  ff.;  17,  15  ff.;  205,  24  ff.;  1,  16  f.; 
15,  13  f.  Hiller;  s.  dazu  Plat.  Politeia  S.  522  c  ff.;  526  c  ff.;  527  d  ff.;  528 e  ff.; 
530dff.)  ungenügend  Geschulten  eine  mathematische  Einleitung  zu 
Piaton  unter  dem  Titel  Tä  xaia  xo  uadt]uaTiy.6v  ■/Qt)oiua  elg  rijv  Il'/.äxfovog 
arayrcooir  verfaßte,  die  großenteils  erhalten  ist.  Seine  Hauptquelle  ist  des  Peri- 
patetikers  Adrastos  Kommentar  zum  platonischen  Timaios  (s.  §  71),  der  selbst 
wieder  auf  den  Timaioskommentar  des  Poseidonios  (o.  S.  504)  zurückgeht.  Da- 
neben ist  eine  neupythagoreische  Quelle,  vermutlich  Moderatos  (§  72)  benutzt  (vgl. 
Th.  H.  Martin  S.  74  ff.  seiner  Ausgabe,  E.  Hiller  unten  S.  202*  und  G.  Borghorst 
unten  S.  198*).  Auch  Thrasyllos  wird  mehrfach  zitiert.  Schon  Piaton  hatte  ge- 
legentlich den  mathematischen  Wissenschaften  eine  kathartische  Be- 
deutung zugeschrieben  (Politeia  527  d).  Theon  geht,  jedenfalls  unter  dem 
Einflüsse  pythagoreischer  Doktrin,  weiter  und  unterscheidet  in  Parallele  mit  den 
Stufen  religiöser  Weihungen  fünf  Staffeln  im  Werdegang  des  Philosophen:  die 
Katharsis  durch  Arithmetik,  Geometrie,  Stereometrie,  Astronomie  und  JMusik, 
die  Erlernung  der  eigentlich  philosophischen  Theoreme  in  Logik,  Politik  und 
Physik,  die  Beschäftigung  mit  dem  Intelligiblen  d,  h.  den  Ideen,  die  Befähigung 
auch  andere  in  die  Theorie  einzuführen  und  als  Telos  (vgl.  oben  S.  543  unter 
Eudoro.s)  die  möglichste  Verähnlichung  mit  Gott  —  o//o/wö«s  t/fp  y.caä  z6 
M'vaxöv  —  (S.  14,  8.  18  ff.;  16,  16;  zur  pythagoreischen  Katharsislehre  Diels, 
Vorsokr.  45  D  1  a.  E.,  Luc,  Vit.  auct.  3,  Porph.  Vit,  Pyth,  46;  vgl.  auch  Phil. 
Laris.  bei  Stob.  Ecl.  II  S.  40,  11  ff.  W.,  Gebet.  Tab.  19,  2  ff.).  Zur  platonischen 
Kommentarliteratur,  zu  der  in  gewissem  Sinne  auch  die  genannte  mathematische 
Schrift  zu  rechnen  ist,    hat  Theon    noch    durch    ein    weiteres  AVerk   oder    deren 


Plutaichos  von  Chaironeia,  Theon  von  Smyrna,  Gaios,  Albinos.         553" 

zwei   (zur  Politeia    [vgl.  Theon   S.  146,  3  f.],    zum  Timaios?    [vgl.  Prokl.  z.  Tim. 
I  S.  82,  15  Diehl|)  beigetragen.  —  Ein  einflußreicher  Platonexeget  war  auch 

Gaios  (in  der  ersten  Hälfte  des  zweiten  Jahrhunderts  nach  Chr.),  von 
dessen  Wirksamkeit  wir  allerdings  nur  mittelbar  durch  Männer  seiner  Schule 
(Albinos,  Apuleius  und  den  anonymen  "  Theaitetkommentator)  und  vereinzelte 
spätere  Erwähnungen  Kenntnis  erhalten.  Proklos  z.  Politeia  II  S.  96,  11  f.  Kr. 
rechnet  ihn  zu  den  hervorragendsten  Piatonikern.  Seine  von  Albinos  in  neun 
Büchern  veröffentlichte  Vorlesung  ,, Piatons  Lehren  im  Grundriß"  ('Fnro- 
rvncöaei?  W.azcoviy.ön'  doyuüzcov)  wurde  Avahrscheinlich  von  Proklos  z.  Timaios  I 
S.  340,  24  ff.  D.,  möglicherweise  auch  von  Priskian  Solut.  ad  Chosr.  (Suppl- 
Aristot.  I  2,  s.  dort  S.  42,  9  f.)  benutzt.  Auf  Piatonkommentare  führen  Porph. 
Vit.  Plot.  14,  Prokl.  z.  Politeia  II  96,  10  ff.  Kr.  Beachtenswert  ist  ein  Satz 
seiner  Ethik,  der  sich  aus  dem  Anon.  z.  Theait.  Kol.  7,  14  ff.  unter  Hinzuziehung^ 
von  Albinos  S.  1.51,  3  f.,  153,  6  f.,  181,  16  ff.  H.  und  Apuleius  de  Plat.  2,  2 
rekonstruieren  läßt.  Stoiker  und  stoisch  beeinflußte  Platoniker  leiteten  die  Ge- 
rechtigkeit aus  der  oly.ekoaig  ab.  Diese,  zunächst  Selbstliebe  und  Selbst- 
erhaltungstrieb, dehnt  sich  vom  eigenen  Selbst  auf  immer  weitere  Kreise  und 
schließlich  auf  die  gesamte  Menschheit  aus  und  wird  so  aus  einem  egoistischen 
zu  einem  altruistischen  Streben.  Gaios  eignet  sich  die  Grundzüge  der  stoischen 
oty-Eicooig-Theorie  (o.  S.  454)  an,  bestreitet  aber  die  angenommene  Ausdehnung 
dieser  olxslcooig  (vgl.  Anon.  z.  Theait.  Kol.  5,  24  ff.)  und  will  die  Gerechtig- 
keit und,  wie  man  nach  Albinos  (s.  unten  S.  555)  annehmen  darf,  die  Tugend 
überhaupt  aus  der  Gottverähnlichung  {TiQog  zdv  ^eov  ofioicooig),  dem 
Telos  der  platonischen  Philosophie  (vgl.  oben  S.  543  Eudoros;  s.  auch  Plat. 
Theait.  176  b:  otioiooig  6e  bixaiov  y.ai  oaiov  fierä  ^govrjoscog  ysveodai,  Politeia 
613  ab;  hiy.uiog  yiveoOai  y.al  L-ririjÖEVojv  uoezi-jv  sig  oaov  övrarov  dvdgoj.'zoy 
ouoiovadai  ßso))  hergeleitet  wissen,  ein  Zug  zu  folgerichtiger  Systematik,  der  die 
eingehendere  Begründung  der  Tugend  auf  die  .toö?  z6v  ßeov  ofiouootg  bei  Plotin 
Enn.  1,  2,  1  ff.  vorbereitet.  —  Von  Gaios'  unmittelbarem  Schüler 

Albinos  besitzen  wir  zwei  Abhandlungen,  den  „Prolog",  wohl  die  Epi- 
tome  der  Einleitungsschrift  zu  dem  platonischen  Dialoge,  mit  dessen  Lektüre 
Albinos  seinen  Platonkursus  begann,  und  den  ,,Didaskalikos',  vermutlich  den 
Auszug  aus  einer  im  Pinax  des  Paris.  Graec.  1962  genannten  Schrift  Ilsoi  zcoi' 
Tl/.äzcovi  aoEny.övzcov  (vgl.  Freudenthal,  Hellen.  Stud.  Heft  3,  S.  244.  302;  Diels,. 
Einl.  z.  anonym.  Theaitetkomm.  S.  XXVIII).  Während  der  Prolog  sich  mit 
Fragen  des  literarischen  Charakters  der  platonischen  Schriften  und  mit  der 
Reihenfolge  beschäftigt,  in  welcher  sie  im  Lehrgange  zu  lesen  sind,  gibt  der 
Didaskalikos  eine  systematische  Übersicht  über  die  platonische  Lehre,  wie 
sie  sich  dem  Verfasser  darstellt,  gewiß  in  engem  Anschluß  an  Gaios. 
der  aber  selbst  wieder  in  wesentlichen  Punkten  einer  bis  auf 
Antiochos  von  Askalon  zurückreichenden  Tradition  folgt  (vgL 
die  Nachweise  bei  Strache  [unten  S.  167*.  198*]).  Nur  einiges  Wenige  sei 
daraus  hervorgehoben,  um  von  dieser  Richtung  innerhalb  des  mittleren  Pla- 
tonismus  eine  Vorstellung  zu  geben.  Die  Philosophie  wird  in  c.  1,  S.  152, 
4  ff.  H.  als  doEgig  oocpiag  und  die  aorpia  wieder  stoisch  (vgl.  oben  S.  438)  als 
ejnozrjfirj  &eio3v  xal  dvdoo}.~zivcov  Tzgay/ndzcov  definiert.  Eine  zweite  Definition  be- 
zeichnet die  Philosophie  auf  Grund  von  Plat.  Phaidon  64  a,  80  e  als  ?.votg  y.ai 
jzEoiaymyi]  ipvx>)g  u:z6  aüfxazog  (zur  Fortpflanzung  und  Mehrung  dieser  Defi- 
nitionen im  weiteren  Verlaufe  der  Schulentwicklung  s.  oben  S.  6).  Die  Einteilung 
der  Philosophie  (c.  3  S.  153  f.  H.)  ist  in  der  Hauptsache  eine  Fortbildung  der 
aristotelischen  (s.  oben  S.  387  f.).     Dem  theoretischen  und  praktischen  Teile  wird 


J3Ö4  §  "^0.     Der  mittlere  Plalonisiiuis. 

<?in  „dialektischer"  (die  Logik  einschließlich  der  Erkenntnistheorie)  beigegeben, 
die  Logik  also  in  üblicher  Weise  (s.  oben  tS.  341 ;  vgl.  S.  388)  als  selbständiger 
Teil  der  Philosophie  betrachtet.  Die  theoretische  Philosophie  umfaßt  Theologie, 
Physik  und  Mathematik,  die  praktische  Ethik,  Ökonomik  und  Politik.  Wenn 
innerhalb  der  theoretischen  Philosophie  in  der  schematisehen  Aufzählung  S.  154, 
1.  3.  4  und  S.  lüO,  37  die  Mathematik  erst  nach  der  Theologie  und  Physik  er- 
scheint, so  nimmt  sie  doch  tatsächlich  nach  c.  7  S.  162,  8  ff.  die  platonisch- 
aristotelische Mittelstellung  (s.  o.  S.  287  f.,  387)  ein.  Andererseits  wird  den  mathe- 
matischen   Wissenschaften  in   c.  28  S.  182,  7  ff.  eine    prokathartische   Bedeutung 

vgl.  Theon  von  Smyrna  oben  S.  552)  zugesprochen  und  in  c.  7  die  Behandlung 
<ler  Mathematik  derjenigen  der  anderen  theoretischen  Disziplinen  vorangestellt 
(vgl.  Ps. -Galen  de  part.  philos.  S.  6,  1  ff.  Wellm.,  David  Proleg.  philos.  S.  57, 
15  ff.  Busse).  Die  Dialektik,  mit  der  die  Besprechung  in  c.  4  eröffnet  wird,  zer- 
fällt in  einen  dihairetischen,  horistischen,  epagogischen  und  syllogistischen  Teil, 
der  letztere  wieder  umfaßt  Apodeiktik,  Epicheirematik,  Ehetorik  und  die  die  Sophis- 
mata  betreffende  Lehre  (c.  3).  Schon  diese  Nomenklatur  läßt  starken  Einfluß 
des  Aristoteles  erwarten,  und  tatsächlich  ist  die  Darstellung  der  Logik  (c.  4—6) 
eine  Mischung  platonischer,  aristotelisch-theophrastischer  und  stoischer  Pbilo- 
sopheme  mit  Hervortreten  des  Aristotelischen:  die  erkenntnistheoretische  Grund- 
lage ist  platonisch  mit  stoischem  Einschlag;  L-riartjuij  und  f5o|a,  vötjoig  und 
<uod)]aig  werden  geschieden,  die  rötjaig  als  die  im  leiblichen  Leben  sieh  fort- 
setzende Geistestätigkeit  des  Präexistenzzustandes  mit  der  stoischen  rfvaixt)  hroia 
identifiziert  (S.  154,  23  ff.,  155,  21  ff.);  die  ganze  Logik  im  engeren  Sinne  ist  im 
wesentlichen  aristotelisch,  in  der  Schlußlehre  ist  die  Weiterbildung  durch  Theo- 
phrast  berücksichtigt.  —  In  dem  theologischen  Abschnitt  (c.  7 — 11)  unter- 
r>cheidet  Albinos  dem  platonischen  Timaios  entsprechend  die  drei  Prinzipien:  vh] 
idas  eigenschaftslose,  gestaltbare  Prinzip),  löiui  (die  Musterbilder  für  die  Ge- 
staltung) und  jio(7nog  deög  (das  gestaltende  Prinzip).  Tatsächlich  haben  aber  die 
Ideen  nicht  die  Bedeutung  einer  dg/t]  im  eigentlichen  Sinne,  denn  sie  sind  — 
•eine  wichtige  Neuerung,  die  auch  bei  den  Neupythagoreern  und  Philon  zu  finden 
und  von  Plotin  verwertet  worden  ist  —  Gedanken  der  Gottheit,  freilich  ewige  und 
«eibständige  (S.  163,  13,  vgl.  27  f.).  Daß  den  idmi  als  ihr  Abbild  die  aristotelischen 
nöi]  untergeordnet  werden,  ist  schon  oben  S.  541  bemerkt  worden.  Unter  der 
ersten  Gottheit  steht  der  fovg  (der  Welt),  unter  diesem  die  rpv/jj  (S.  164,  16  ff.). 
Die  Sonderung  von  vovg  und  ^pvxv  (s-  oben  S.  550)  findet  so  auch  auf  das 
Weltganze  Anwendung.  Damit  bereitet  sich  die  neuplatonische  Lehre  v^on  den 
Hypostasen  fr,  vovg,  yvyjj  vor.  Auch  die  Bestreitung  aller  Qualitäten,  zugleich 
aber  auch  der  Qualitätslosigkeit,  in  Anwendung  auf  die  Gottheit,  die  Bezeichnung 
der  Abstraktion  als  eines  der  Wege  zur  Gotteserkenntnis  (neben  der  Analogie  [Plat. 
Politeia  .508  a  f.]    und    der  stufenmäßigen    Erhebung  auf   der  Basis   des   Schönen 

Plat.  Symp.  210  a  f.],  S.  165,  6  ff.)  liegen  auf  der  Bahn  zum  Neuplatonismus.  An 
ihn  erinnert  ferner,  daß  S.  181,  36  f.  dem  ijTovgäriog  dsög,  über  dessen  Verhältnis 
zum  -TowTo,-  {)e6g  nichts  Näheres  gesagt  ist,  ein  v:xEoovoäviog  deög  übergeordnet 
wird,  der  keine  Tugend  besitzt,  weil  er  besser  ist  als  die  Tugend  (vgl.  Plot.  Enn. 
1,  2,  1).  Der  erste  Gott  ist  unbewegt  und  bewegt  nicht,  bezw.  bewegt  nur  in 
■der  Weise,  Avie  das  Erstrebte  das  Streben  in  Bewegung  setzt  (S.  164,  21  ff.: 
165,  14;  vgl.  auch  169,  34  f.;  der  Gedanke  ist  aristotelisch,  s.  oben  S.  397).  Das 
•Organ  seines  Wirkens  ist  der  Weltnus.  Im  Nus  wird  wieder  aristotelisch 
l'otentiahtät  und  Aktualität  unterschieden  (S.  164,  17  [vgl.  oben  S.  396]; 
Potentialität  und  Aktualität  auch  S.  163,  7;  179.  21).  Auf  Substanz  und  Eigen- 
■schaften    findet   die   aristotelische   Terminologie  v.-royFÜtgror  und  oi'fißeß})y6g  An- 


Albinos.  555 

Mendung;,  und  diese  Unterscheidung  wird  dann  zur  Bekämpfung  der  (stoischen) 
Lehre  von  der  Körperlichkeit  der  Eigenschaften  verwendet  (S.  16G.  15  ff.)-  wobei 
auch  die  y.oäai?  öi  SXoyr  Ablehnung  erfährt  (S.  166,  34  f.j.  —  V\\y  die  Physik 
des  Albinos  (c.  12—26)  bildet  wieder  der  platonische  Timaios  die  Grundlage, 
dessen  Weltschöpfung  aber  nicht  als  zeitlicher  Schöpfungsakt,  sondern  nur  in 
dem  Sinne  verstanden  werden  soll,  daß  die  Welt  immer  im  Werden  und  von 
einer  höheren  Ursache  abhängig  sei  (S.  169,  26  ff.).  Es  ist  das  die  von  Xeno- 
krates  (oben  S.  356)  aufgebrachte,  von  Plutarch  (oben  S.  549)  bekämpfte  An- 
schauung. Sie  mußte  auch  auf  die  Weltseele  Anwendung  finden.  In  schiefer 
Weise  behauptet  aber  Albinos  von  dieser,  die  Gottheit  schaffe  sie  nicht,  sondern 
ordne  sie  nur  und  wecke  sie  gewissermaßen  aus  dem  Schlafe  (S.  169,  30  ff.!, 
so  daß  hier  also  doch  von  einem  zeitlichen  Akte  die  Rede  ist.  Unter 
der  ersten  Gottheit  stehen  die  Sterngötter  und  andere,  als  yswijzoi  deoi  zu 
bezeichnende  Gottheiten,  die  sich  auf  die  einzelnen  Elemente  verteilen  (vgl.  oben 
S.  335),  so  daß  kein  Teil  der  Welt  ohne  Seele  und  ohne  eine  über  dem  Sterb- 
lichen stehende  Wesenheit  ist.  Ihr  Verhältnis  zu  den  Dämonen  wird  nicht 
scharf  bestimmt.  Jedenfalls  ist  diesen  Mittelwesen  die  Herrschaft,  über  alles 
unter  dem  Monde  (zum  Monde  als  Grenze  vgl.  oben  S.  355)  und  auf  der  Erde 
übertragen,  und  sie  bilden,  gleich  den  Dämonen  bei  Plutarch  und  Früheren' 
(oben  S.  548),  die  Brücke  zwischen  der  ersten  Gottheit  und  den  Menschen.  — 
Es  ist  selbstverständlich,  daß  Albinos  auch  zu  der  vielbesprochenen  stoischen 
Heimarmen el ehre  Stellung  nimmt  (c.  26  S.  179,  1  ff.).  Er  tut  das  in  der 
Weise,  daß  er  Willensfreiheit  und  sittliche  Zurechnung  wahrt:  nicht  unsere  Hand- 
hingen, sondern  nur  das  aus  diesen  freiwillig  vollzogenen  Handlungen  Erfolgende 
tinterliegt  der  Schicksalsordnung.  (Zur  Frage  der  Zurechnung  auch  c,  31  S.  184,  31  ff.) 
—  Ein  charakteristisches  Beispiel  der  Kombination  von  Gedanken  verschiedener 
Herkunft  bietet  die  Psychologie  in  c.  17  (S.  173,  5  ff.)  und  24  (S.  176,  30  ff.). 
Daß  Albinos  dem  stoischen  Tjye/novixov  neben  dem  platonischen  /Myiaiif<6v  im 
Haupte  seinen  Platz  anweist,  wurde  schon  oben  S.  542  berührt  (c.  29  S,  182,  26 
werden  dagegen  rjyef.ioviy.6v  und  /.oytoTiy.nv  identifiziert).  Dem  koyiattiiov  steht 
(aristotelisch,  vgl.  Pol.  A  5,  1254  b  8,  F  15,  1286  a  18  ff.)  das  n:a&i]Tiy.6r  gegen- 
über (S.  173,  10;  176,  33,  vgl.  S.  152,  14;  183,  34  f.;  184,  3),  und  dieses  zerfällt 
wieder  (platonisch,  vgl.  oben  S.  288)  in  das  ßvfuyöv  (=  dem  platonischen  üv- 
fwi'ide;  [so  S.  178,  37] ;  ßvfuyJv  bei  Aristot.  Psych,  r  9,  432  a  25  u.  ö.)  und  das 
e.-Tidi'ntjriy.öv;  für  den  Kampf  der  Seelenteile  untereinander  aber  werden  wieder 
-nach  chrysippischer  Weise  (vgl.  Galen,  de  plac.  Hipp,  et  Plat.  272  ff.  382  Müll.,  Diog. 
Laert.  7,  180)  die  Verse  1078  f,  aus  Euripides'  Medeia  zitiert.  In  diese  Psychologie 
spielen  dann  weiter  die  stoischen  Begriffe  ooia'j  und  olysiwatg,  freilich  in  willkür- 
licher Begrenzung  ihres  Inhaltes,  hinein :  die  Seelen  der  Götter  und  der  Menschen 
vor  ihrem  Eingange  in  Leiber  besitzen  die  Kräfte  (öwäusigl)  des  yoiziy.ör 
(i=r  yvMoriy.ör),  SgfitjTtypy  {=  jTaoaozatiy.öv)  und  oly.eioniy.öv.  Beim  Eintritt  in 
den  Leib  vollzieht  sich  eine  Wandlung  der  beiden  niederen  unter  diesen  Kräften, 
die  ooaijriytj  Svvafug  wird  zum  ßviioeideg,  die  olxEioniyJ]  zum  Ijii&vfu^riy.öv 
(S.  178,  32  ff.).  —  Die  Ethik  erhält  in  der  sniatTjfir]  y.ai  ßeoi^la  tov  ngonov 
ayudov  als  dem  spezifisch  menschlichen  Gute  ihren  Ausgangspunkt  (c.  27 
S.  179,  36)  und  in  der  Sitoioyai;  deco  y.arü  x6  övvatöv  ihr  Telos  (c.  28 
'S.  181,  16  ff.).  Das  längere  Verweilen  bei  diesem  letzteren  Punkte  und  den 
•dafür  in  Frage  kommenden  platonischen  Schriftstellen  zeigt  die  Bedeutung,  die 
diese  Telosbestimmung  (zu  der  das  oben  S.  543  Bemerkte  zu  vergleichen  ist)  ge- 
wonnen hatte.  Sie  hat  nach  Alb.  Prol.  6  S.  151,  2  ff ,  eine  theoretische  und 
«ine   praktische   Seite,   da  die  Gottheit  sich  im  Erkennen   theoretisch  und  in 


,"^5()  §  "*-••     Der  mittlere  Piatonismus. 

der  Schöpfung  und  Vorsehung  praktisch  betätigt  (vgl.  Alb.  Prol.  6  S.  151.  2  ftV 
|zu  der  Unterscheidung  des  üecoojjTty.og  und  des  noay.rixog  ßiog  hier  und  Didask^ 
2  S.  152,  27  ff.  s.  Aristot.  Pol.  H  2,  1324  a  26  ff.]  und  von  Späteren  Ammonios 
z.  Porph.  Isag.  S.  3,  9  ff.).  Das  (sittlich)  Schöne  allein  ist  stoischer  Lehre  ent- 
sprechend ein  Gut,  und  die  Tugend  reicht  aus  zur  Glückseligkeit  (S.  180,  34  f. 
wörtlich  gleich  Diog.  Lacrt.  7,  101.  127  =  Stoic.  vet.  fragm.  III  No.  30.  49). 
Definiert  wird  die  Tugend  als  öidüeoig  rpvy_i)g  isksia  xal  ßs/.Ti'oTi]  (c.  29 
S.  182.  14,  vgl.  Arist.  Eth.  Eud.  B  1,  1218  b  38,  Stob.  Ecl.  II  S.  51,  1  f.  W.). 
in  der  Begriffsbestimmung  der  einzelnen  Tugenden  (c.  29  S.  182,  23  ff.)  kreuzt 
sich  Stoisches  mit  Platonischem.  So  ist  z.  B.  die  (foörrjaig,  die  wie  im  Stoizismus 
statt  der  platonischen  aoqia  die  erste  Stelle  unt«*  den  Kardinaltugenden  ein- 
nimmt, £:noT)'iii)]  uyadwr  y.al  xaxcor  y.ai  oi'^erfgco»' (=  Stoic.  vet.  fragm.  III  No.  262. 
265.  266),  dagegen  wird  die  uvbolu  bestimmt  als  doyiiaiog  ivvouov  aomjoia  (:iegl 
rot;)  dsivoi'  te  aai  urj  öeirov,  xovxeoti  öiaaojozixr)  dvvaiiiig  Ö6yf.iazog  irvofiov 
(=  Plat.  Politeia  429  c,  430  b,  433  c,  vgl.  oben  S.  289),  und  die  dixuioovrt]  ist  wie- 
bei  Piaton  die  Gesamttugend,  deren  Wesen  in  dem  richtigen  Verhalten  aller  drei 
Seelenteile  und  in  ihrer  Harmonie  gelegen  ist  (s.  o.  S.  288.  289  f.).  Auch  die 
Zuteilung  der  einzelnen  Tugenden  an  die  Seelenteile  und  die  Gesamtseele  ist  die 
platonische  (s.  o.  S.  290),  nur  erscheint,  wie  bei  Aristoteles  Top.  5,  6,  136  b  13  f.;. 
8,  138  b  2  ff.,  die  acocfoooi'V)]  als  Sondertugend  des  i:Ti{)vii}}iiy.6v.  Eine  An- 
näherung in  der  Tugendlehre  an  Aristoteles  (Eth.  Nie.  Z  1,  1138  b  20ff. ;  E  15,. 
1138  a  10,  vgl.  Zeller  11  2^  S.  633)  und  die  Stoa  (Pearson,  The  fragm.  of  Zeno- 
and  Cleanthes  S.  8  f f ,  Stoic.  vet.  fragm.  II  S.  15  Anm.  z.  Z.  12,  S.  41,  28,  III 
No.  293,  Senec.  Epist.  89,  5,  Chrys.  b.  Isid.  Peius.  [Migne,  Patr.  Gr.  78,  1637], 
vgl.  Bonhöffer,  Ethik  d.  Stoik.  Epict.  S.  226)  liegt  ferner  in  der  Bedeutung,  die 
dem  oodög  '/.öyog  beigelegt  wird.  Das  h-vouor  döytta,  in  dessen  Wahrung  nach 
Alb.  29  S.  182,  30  f.  die  drdoia  besteht,  ist  nach  S.  183,  5  dodög  ng  /.öyog.  Der 
ogdog  /.öyog  aber  hat  seinen  Ursprung  in  der  cfQÖvrjoig  (ebenda).  Daraus  und  aus 
dem  Wesen  der  rfoövijoig  als  imoTi'jia]  dya&cöv  (S.  183,  7  vgl.  182,  24)  ergab  sich, 
die  (foöi'tjoig  als  Grundlage  der  übrigen  Tugenden,  ein  Zusammenhang,  den 
Aristoteles  (für  die  Mesotestugenden,  vgl.  ZeUer  II  2^  S.  633)  und  nach  seinem- 
Vorgang  Zenon  (Stoic.  vet.  fragm.  I  No.  200  f.)  angenommen  hatten.  Hieraus- 
folgte weiter  die  unlösbare  Verknüpfung  (Antakoluthie)  der  Tugenden 
untereinander,  hinsichtlich  deren  Albinos  (S.  183,  3  ff.)  mit  der  Stoa  (Stoic. 
vet.  fragm.  I  No.  199,  III  No.  295  ff.)  völlig  übereinstimmt.  Der  stoischen 
Konsequenz,  daß  man  entweder  alle  Tugenden  besitze,  oder  gar  keine,  entgeht  er 
aber  dadurch,  daß  er  von  den  vollkommenen  Tugenden  (ze/.eiai  doezai,  S.  183,  14), 
für  welche  er  dies  gelten  läßt,  die  unvollkommenen  unterscheidet,  zwischen  denen 
er  keine  Antakoluthie  zugibt  (c.  30  S.  183,  15  ff.).  Sie  sind  gewissermaßen 
nvcfv'iai  und  .-Tooy.o.-iai  zur  vollkommenen  Tugend  (zu  diesen  stoischen  Termini  vgl. 
Diog.  Laert.  7,  106,  Anon.  z.  Theait.  Kol.  11,  26  ff.).')  Für  die  letztere  wird  mit 
der  Stoa  eine  Verschiedenheit  des  Grades  bestritten,  im  Widerspruch  gegen  die 
Stoa  aber  die  Gleichheit  aller  Laster,  ihre  notwendige  Verknüpfung  miteinander 
und    das    Tertnon   non  datur   zwischen    Tugend    und    Laster    in    Abrede   gestellt 


*)  In  der  Behauptung  der  Nichtakoluthie  der  unvollkommenen  Tugenden 
stimmen  Albinos,  Apuleius  de  Plat.  2,  6  S.  108,  20  f.  Thom.  und  der  anonyme 
Theaitetkommentator  (Kol.  9,  40  ff.,  vgl.  Kol.  11,  15  ff.),  der  wie  Albinos  von 
fv'fVEiai  spricht,  überein,  alle  drei  jedenfalls  in  Abhängigkeit  von  Gaios.  Die 
Lehre  von  ze/.eiai  und  dze/.etg  doszai  (=  svr/vtu  und  rrooy.o.-rt^)  berichtet  Areios 
Didyraos  auch  von  den  Peripatetikem  in  seinem  Abriß  der  peripatetischen  Ethik 
bei  Stobaios  Ekl.  II  S.  131,  14  ff.  W. 


Albinos,  Apuleius.  557 

^c.  30  S.  183,  20  ff.,  184.  8  ff.;  vgl.  Stoic.  vet.  fr.  III  Xo.  524  ff.).  Der  Aufnahme  der 
aristotelischen  Bestimmung  der  Tugenden  als  ftsaöttjze?  (c.  30  »S.  184,  13  ff.)  wurde 
schon  oben  S.  541  (vgl.  S.  551)  gedacht.  Im  Anschluß  daran  bekämpft  Albinos 
die  stoische  Apathie  zugunsten  der  akaderaisch-peripatetischen  Metriopathie 
<c.  30  S.  184,  17  ff.,  186,  13  ff.),  definiert  aber  das  rrddog  stoisch  als  xirtjaic: 
^Xoyog  yjvxiji  (c.  32  S.  185,  33,  vgl.  Stoic.  vet.  fr.  III  No.  378.  391).  Er  be- 
nutzt dabei  das  Wort  äXoyog,  um  —  jetzt  wieder  im  Gegensatz  zur  Stoa  (vgl. 
•Stoic.  vet.  fragm.  III  No.  380.  382.  456.  459  |8.  111,  33  v.  Arn.J  u.  a.  St.)  —  zu 
betonen,  daß  die  jiddij  keine  xoiaeig,  noch  auch  dö^ai,  sondern  Regungen  der  ver- 
nunftlosen, also  nicht  intellektuellen  Seelenteile  seien.  Die  vier  nach  den 
Kriterien  Gut  und  Übel,  Gegenwart  und  Zukunft  unterschiedenen  Hauptaffekte, 
Lust  und  Begierde,  Unlust  und  Furcht,  werden  aus  der  Stoa  übernommen  (s.  o. 
S.  453);  unter  ihnen  aber  nur  Lust  und  Unlust  als  einfache  und  elementare 
Affekte  anerkannt,  die  übrigen  unter  Einwirkung  der  platonischen  Lehre  von 
den  Mischgefühlen  (Plat.  Phil.  47  e  ff.,  s.  o.  S.  316)  als  Mischaffekte  bezeichnet, 
die  Lust  und  Unlust  in  sich  vereinigen  (c.  32  S.  185,  33  ff.).  —  In  der  Politik 
(c.  34  S.  188,  7  ff.)  unterscheidet  Albinos  die  dvv:i6dEToi  zrohrsTat  und  die  l^  v:to- 
^eaecog  entworfenen  Verfassungen.  Diese  Unterscheidung  ist  aristotelisch:  mit 
•den  ersteren  sind  die  ex  abstracto  und  ohne  Berücksichtigung  gegebener  Bedin- 
gungen konstruierten  Verfassungen  gemeint,  mit  den  letzteren  diejenigen,  die  mit 
bestimmten  in  Örtlichkeit,  Wesen  der  Staatsbürger  u.  dgl.  begründeten  Voraus- 
setzungen rechnen  (vgl.  oben  S.  413  f.  No.  1  und  3).  In  diesen  aristotelischen 
Eahmen  fügt  er  die  platonische  Politik  ein.  Die  avvjiößeioi  TTo/uxeiai  sind  die 
der  Politeia,  wobei  dem  von  Piaton  S.  369  b  ff.  geschilderten  unkriegerischen 
L^rzustande  die  kriegerische  (f'/.syualvovoa  ^Tohxeiu  (Alb.  S.  188,  9,  Plat.  S.  372  e) 
gegenübergestellt  wird.  An  den  Idealstaat  (Aristokratie),  dessen  Grundzüge  her- 
vorgehoben werden,  schließen  sich  wie  bei  Piaton  Timokratie,  Oligarchie,  Demo- 
kratie und  Tyrannis.  Die  s^  v.-ioßeaeojg  aufgestellten  Verfassungen  sind  die  der 
Noraoi  (mit  Rücksicht  auf  die  bestimmten  Umstände  der  auszusendenden 
Kolonie  [s.  oben  S.  327j)  und  die  iy  öiooßwostog  iv  'EjurnoXaig  (mit  Rücksicht 
auf  die  in  den  platonischen  Briefen  berührte  sizilische  Reform). 

Diese  Angaben  über  den  Didaskalikos  sind  weit  entfernt,  dessen  Inhalt  zu 
erschöpfen,  genügen  aber,  um  darzutun,  wie  innig  sich  hier  ein  akademisch-peri- 
patetisch-stoischer  Eklektizismus  mit  einer  antistoischen  Polemik  verschlingt,  und 
wie  im  mittleren  Piatonismus  der  Neuplatonismus  sich  vorbereitet.  Bemerkens- 
wert ist  dabei  aber  doch,  daß  Albinos,  soweit  Avir  nach  dem  erhaltenen  Exzerpt 
urteilen'  können,  im  ganzen  sehr  nüchtern  und  von  dem  religiösen  Mystizismus 
und  Enthusiasmus  des  gleichzeitigen  Neupythagoreismus  und  des  späteren  Neu- 
platonismus frei  ist,  wodurch  er  sich  wesentlich  von  Plutarch  unterscheidet. 
Mehr  nach  der  religiös-schwärmerischen  Seite  neigt 

Apulenis,  Dieser  um  125  nach  Chr.  in  der  numidischen  Stadt  Madaura 
geborene  Rhetor  und  Literat  wandte  u.  a.  auch  der  Philosophie,  und  zwar  be- 
sonders der  platonischen,  sein  Interesse  zu.  Als  Frucht  seiner  Studien  auf  diesem 
Gebiete  sind  uns  folgende  lateinisch  geschriebene  Abhandlungen  erhalten:  De 
deo  Socratis.  De  Piatone  et  eins  dogmate  in  zwei  Büchern,  von  denen 
das  erste  die  Physik,  das  zweite  die  Ethik  behandelt.  Ein  drittes  in  dem  Plane 
(vgl.  1,  4  a.  E.)  vorgesehenes  Buch  über  die  Logik  ist  in  den  Hss.  von  De 
PI.  et  eius  dogm.  nicht  vorhanden,  liegt  uns  aber  vielleicht  seinem  Inhalte  nach 
in  der  gesondert  unter  Apuleius'  Namen  überlieferten  Schrift  Ilsgi  sQfUji'stag 
vor,  deren  Unechtheit  zwar  mehrfach  vermutet,  aber  ebensowenig  erwiesen  worden 
ist  wie  die  des  Traktates  De  mundo,    einer  Bearbeitung  der  pseud aristotelischen 


558  §  "*-*■     ^^^  mittlere  Platonismiis. 

Schrift  Jhol  y.öot.iov  (s.  §  71).  Fraglos  unecht  hingegen  ist  der  hermetische 
Traktat  Asciepius.  Die  Hauptschrift  De  Piatone  et  eins  dograate  zeigt  Schritt 
für  Sehritt  eine  weitgehende,  freilich  nicht  selten  durch  Flüchtigkeiten  und  Miß- 
verständnisse des  Rhetors  getrübte  Übereinstimmung  mit  Albinos'  Didaskalikos^ 
die  sich  nur  aus  einer  nahen  geistigen  Verwandtschaft  beider  Autoren,  nämlich 
ihrer  gemeinsamen  Abhängigkeit  von  der  Lehre  des  Gaios,  erklären  läßt.  Ein 
unmittelbares  Schülerverhältnis  des  Apuleius  zu  Gaios,  wonach  die  Traktate- 
des  Albinos  und  Apuleius  als  Parallelschriften  zur  Rekonstruktion  einer  gaiischen 
Vorlage,  bez.  von  Vorträgen  des  Gaios  benutzt  werden  könnten,  ist  freilich,  wenn 
auch  möglich,  so  doch  unerweislich  (vgl.  Sinko  und  Praechter  unten  S.  198* 
unter  Gaios  und  Albinos).  Daß  es  der  Platoniker,  Apuleius  gewesen  sein  sollte,, 
der  in  Ilsoi  igfirjrEi'ag  aristotelisch-peripatetische  Logik  ausführt,  wird  niemandem 
zum  Anstoß  gereichen,  der  sich  der  Einarbeitung  dieser  Logik  in  den  Abriß  des 
Albinos  (0.  S.  554)  erinnert.  Dem  Piatonismus  Meniger  nahe  lag  die  Schrift  negl 
y.öauov.  Aber  auch  hier  ist  leicht  begreiflich,  daß  sich  der  philosophisch  weitherzige 
Literat  an  einer  freien  Wiedergabe  des  damals  noch  neuen,  nach  Inhalt  und 
Form  anziehenden  Werkes  versuchte.  Den  im  Vergleiche  mit  Albinos 
mystischeren  Charakter  des  Apuleius  verrät  namentlich  die  Schrift  De 
deo  Socratis  in  der  eingehenderen  Behandlung,  die  sie  den  Dämonen  zuteil 
werden  läßt.  Die  Bedeutung,  die  diese  Geister  als  Brücke  zwischen  der  tran- 
szendenten Gottheit  und  den  Menschen  in  der  späteren  Philosophie  erlangt  haben, 
tritt  hier  in  c.  4  ff.  ähnlich  Avie  bei  Plutarch  (s.  oben  S.  548)  besonders  klar  zu- 
tage. Jedem  einzelnen  Menschen  ist  nach  c.  16  ff.  ein  Dämon  als  Wächter, 
Aufseher,  Fürsorger  und  Mahner  zugeteilt,  und  ein  solcher  Geist  war  auch  das 
Daimonion  des  Sokrates,*)  das,  wie  Apuleius  glaubt,  von  seinem  Schützling  nicht 
nur  gehört,  sondern  auch  gesehen  wurde  (c.  20  S.  30,  11  ff.  Th.).  Auch  der 
religiöse  Synkretismus  des  Apuleius,  der  sich  selbst  in  Einzelheiten  mit  dem  des 
Plutarch  berührt,  verdient  als  Zeichen  seiner  Richtung  Erwähnung  (vgl.  z.  B. 
Metam.  11,  5).  —  Wieder  in  den  Kreis  der  zünftigen  Philosophen  zurück 
führt  uns 

Kalvlsios  Taut'os,  der  Lehrer  des  um  130  nach  Chr.  geborenen  römi- 
schen Polyhistors  A.  Gellius,  der  in  den  Noctes  Atticae  seiner  oft  gedenkt.  Aus 
seiner  schriftstellerischen  Tätigkeit  sind  u.  a.  Kommentare  zum  platonischen 
Gorgias  (Gell.  7,  14,  5)  und  Timaios  (Philop.  de  aet.  mundi  6,  8  S.  145.  12  f, 
Rabe  u.  ö.)  sowie  Abhandlungen  über  den  Unterschied  der  Lehren  des  Piaton 
und  des  Aristoteles  (Suid.  s.  v.  Tavgoi)  und  gegen  die  stoische  Apathie  (Gell. 
12,  5,  5)  nachweisbar.  Er  vertrat  also  die  polemische  Seite  des  mittleren 
Piatonismus,  Mas  ihn  freilich  nicht  hinderte,  sich  der  übbch  gewordenen 
peripatetisierenden  Auffassung  des  Timaios  (s.  oben  S.  356.  549)  anzuschließen 
(Philop.  a.  a.  O.).  —  Wie  Tauros  so  war  auch 

Favorinus  (Phahorinos)  Lehrer  des  Gellius  (s.  d.  Indices  z.  Gellius), 
mit  dem  er  auch  als  Polyhistor  manches  gemein  hat.  Seine  an  bunter  Gelehr- 
samkeit reichen  Werke  Vf. To, «>'?;/«  oj'£i'/t  ara  wndi  Ilavtoö an i]  lozooia  kommen 


')  Piaton,  auf  den  sich  Apuleius  beruft,  verwendet  (Phaidon  107  d,  Politeia 
617  e,  620  d  e)  den  Personaldämon  nur  in  Anlehnung  an  volkstümliche  Vor- 
stellungen und  in  mythischem  Zusammenhange.  Apuleius  macht  daraus  religiös- 
philosophische  [Dogmatik.  Bei  Plat.  Tim.  90  a  ist  der  Personaldämon  nichts 
anderes  als  der  oberste  Seelenteil.  —  Zur  Dämonenlehre  des  Apuleius  im  allge- 
meinen vgl.  m.  R,  Heinze,  Xenokrates  S.  117  f.,  zu  den  Vorstellungen  vom 
Personaldämon  in  Volksglauben  und  Philosophie  E.  Rohde,  Psyche  II  ^- «  S.  316 
Anm.  1. 


Apuleius,  Kalvisios  Tauros,  Favoriniis,  Herodes  Attikos,  Xigrinos.        559- 

durch  ihre  Angaben  über  Philosophen  auch  für  die  Philosophiegeschichte 
in  Betracht.  Spuren  von  ihnen  liegen  uns  noch  bei  Diogenes  Laertios  vor 
(vgl.  oben  S.  28).  Verwandter  Art  wird  die  Schrift  Usoi  TTjg  öian7jg  köv 
(füoaöqcor  (Suid.  s.  v.  <I>ußcooTrog)  gewesen  sein.  Favorinus  hatte  Epiktet 
und  Dion  Chrysostonios  gehört  (Gell.  17,  19,  1.  5,  Philostr.  Vit.  soph.  S.  9,  21; 
11,  15  Kays.),  verkehrte  mit  Plutarch  (vgl.  Plut.  de  prim.  frig.  1,  1;  Quaest. 
symp.  8,  10,  1,  2;  2,  1),  war  warmer  Verehrer  des  Aristoteles  (Plut.  Quaest. 
sympos.  8,  10,  2,  1),  und  manche  unter  seinen  Äußerungen  lassen  den  Einfluß^ 
der  eklektischen  Zeitrichtung  erkennen.  Andererseits  fehlt  auch  die  Schulpolemik 
nicht.  Hierher  gehören  u.  a.  die  Schriften  ITgdg  'E-i iy.T i)i ov ,  IJe^i  tTj^ 
y.ataXrjnxiy.fjg  (puvxaoiag  (gegen  die  stoische  Erkenntnistheorie,  vgl.  Gal.  de- 
opt.  doctr.  1,  I  S.  41  f.  K.).  Sie  iühren  uns  auf  die  philosophisch  wichtigste 
Seite  Favorins:  er  bekennt  sich  zur  neuakademischen  Skepsis,  mit  der 
er  sich  das  inquirere  potius  quam  decernere  (Gell.  20,  1,  9)  zum  Grundsatz 
machte  und  erklärte  xrjv  slg  sxdrega  Imyelgiiaiv  uQioxrjv  stvai  8idaaxa/.iav  (Gal.  d. 
opt.  doctr.  1  Anf.,  I  S.  40  K.).  Daß  er  dabei  zugleich  an  die  Lehre  der 
pyrronischen  Schule  anknüpfte,  ergibt  sich  nicht  nur  aus  dem  Titel  seine* 
zehn  Bücher  umfassenden  HauptAverkes  UvogcbvEioi  xqö.toi  (Gell.  11,  5,  5,  Philostr.. 
Vit.  soph.  S.  11,  5  Kays.),  sondern  auch  aus  der  positiven  Nachricht,  daß  er  die 
in  dieser  Schule  üblichen  Tropen  in  eine  etwas  veränderte  Reihenfolge  gebracht 
habe  (Diog.  Laert.  9, 87).  Mit  den  Akademikern  begrenzte  er  aber  den  Zweifel  durch 
die  Annahme  einer  Wahrscheinlichkeit  und  lobte  in  seiner  Schrift  'A/.y.ißtädijg 
das  akademische  Verfahren,  von  zwei  einander  entgegenstehenden  Thesen  zu- 
nächst jede  zu  unterstützen  und  dann  den  Schülern  die  Wahl  der  ,, wahreren''  zu 
überlassen  (Plut.  Quaest.  symp.  8,  10,  2,  1;  Gal.  de  opt.  doctr.  1,  I  S.  41  K.).  Er 
selbst  rechnete  sich  zur  akademischen  Schule  (Gell.  20,  1,  9  verglichen  mit  20,. 
1,  21,  Gal.  de  opt.  doctr.  1,  I  S.  40  K.)  und  ist  deshalb  hierher  zu  stellen,  wenn 
er  auch,  wohl  im  Zusammenhange  mit  seiner  gelehrten  Richtung,  im  Peripatos 
am  meisten  Wahrscheinlichkeit  fand  (Plut.  a.  a.  O.:  ra5  Ih^müxM  rqisi  fisgida 
xov  nidavov  :t}.sioxr}v).  —  Schüler  und  Freund  des  Favorinus  und  des  Kalvisios^ 
Tauros  war 

Herodes  AttUtos  aus  Marathon  (101 — 177  nach  Chr.).  Der  Ruhm  diese» 
Mannes  beruht  einerseits  auf  der  freigebigen  Verwendung  seines  gewaltigen 
Reichtums  für  Zwecke  der  Kunst  und  des  Gemeinwohls,  andererseits  auf  seiner 
bedeutsamen  Stellung  in  der  Geschichte  der  griechischen  Rhetorik.  Philo- 
sophisches tritt  bei  ihm  wenig  hervor.  Immerhin  läßt  sich  in  seiner  unter  dem 
Titel  IIeqI  TiohxEiag  überlieferten  Deklamation,  für  die  er  das  geschichtlich& 
Material  einer  Rede  des  Sophisten  Thi'asymachos  (oben  S.  141)  'Y.^eq  AaQioaiwr 
entnahm,  eine  Spur  philosophischen  Einflusses  in  der  Anwendung  feststellen,  die 
dort  dem  üblichen  rhetorischen  Schematismus  entgegen  das  äyadör  (im  absoluten 
Sinne,  nicht  =  avucfsgov  oder  /oyoifiov)  für  die  Disposition  der  Rede  gefimden 
hat  (vgl.  W.  Schmid,  unten  S.  199*).  —  Ein  Zeitgenosse  der  zuletzt  genannten 
Männer  muß 

Nigi'ittos  gewesen  sein.  Lukian,  der  ihn  ausdrücklich  als  Platoniker  be- 
zeichnet (Nigr.  2;  vgl.  auch  18),  besuchte  ihn  in  Rom  und  berichtet  darüber  in 
einem  Dialoge,  den  er  mit  einem  Widmungsbriefe  dem  Philosophen  selbst  zu- 
sandte. An  der  Geschichtlichkeit  der  Person  oder  der  Authentizität  des  Namens 
zu  zweifeln  besteht  kein  Grund.  Für  die  Geschichte  des  Platonisraus  ist  Lukians 
Bericht  wenig  ergiebig.  Nigrinos  äußert  kaum  etwas,  was  nicht  auch  ein  Stoiker 
und  selbst  ein  Kyniker  sagen  könnte.  Zu  spezifisch  platonischen  Ausfiihrungen 
bot   das   Gesprächsthema  auch   keinen    Anlaß.      Es   handelt   sich   um   das   Lob 


560  §  ~ö-     ^^^  mittlere  Platonisimis. 

Athens  im  Gegensätze  zu  Rom,  dessen  materielle  Überkultur  Gelegenheit  gibt, 
den  Kult  des  Reichtums  und  des  Luxus  in  seinen  verschiedenen  Äußerungen  zu 
geißeln.  Daß  sich  darin  Nigrinos  mit  der  kynisch-stoischen  Diatribe  beridirt  — 
die  gleiche  Berührung  werden  wir  bei  Maxinios  Tyrios  antreffen  —  ist  immerhin 
bemerkenswert.  Was  Lukian  Kap.  26  f.  von  der  Lebensweise  des  Philosophen 
und  seiner  Abneigung  gegen  überstrenge  Askese  mitteilt,  stimmt  gut  zu  akade- 
mischer Milde  und  Maßhaltung.  Daß  Nigrinos  Schulleiter  war,  ergibt  sich  aus 
Kap.  27  f.  —  Besser  bekannt  und  ohne  Zweifel  bedeutender  ist 

Attikos  (um  176  nach  Chr.).  Sein  Timaioskommentar  ist  von  Proklos  u.  a. 
berücksichtigt.  Aus  einer  andern  Schrift,  deren  Titel  nicht  genannt  wird,  teilt 
Eusebios  größere  Fragmente  mit,  die  zu  den  interessantesten  Überresten  der 
mittelplatonischen  Literatur  gehören.  Während  die  meisten  der  bisher  be- 
sprochenen Männer,  soweit  sie  andere  Schulen  befehden,  sich  gegen  die  Stoa 
richten  (von  Plutarchs  Schriften  gegen  Epikureer  abgesehen),  von  der  antiperi- 
patetischen  Polemik  des  Tauros  aber  im  einzelnen  nur  wenig  bekannt  ist,  besitzen 
wir  in  den  erwähnten  Bruchstücken  des  Attikos  eine  eingehende  Bestreitung 
aristotelischer  Lehren  vom  platonischen  Standpunkte,  aus  der  wieder  und 
wieder  hervorgeht,  daß  sie  Leute  im  Auge  hat,  die  die  wesentliche  Überein- 
stimmung von  Piaton  und  Aristoteles  behaupten  und  im  Aristotelismus  eine 
Stütze  und  Ergänzung  der  platonischen  Philosophie  erkennen  (vgl.  Eus.  Praej). 
^v.  11,  1,  2  Schi.;  15,  4,  1.  3.  6.  16.  19;  15,  5,  3;  15,  6.  10;  15,  7,  2:  15,  9,  12). 
Attikos  vertritt  also  in  aller  Form  eine  Reaktion  gegen  den  seit  Antiochos 
von  Askalon  in  der  Akademie  herrschenden  Eklektizismus.  In  einer 
mehrfach  gewürzten,  bisweilen  zu  temperamentvoller  Apostrophierung  des  Peri- 
patetikers  sich  steigernden  Darstellung  wendet  er  sich  zunächst  gegen  die  An- 
nahme, daß  zur  Glückseligkeit  auch  leibliche  und  äußere  Güter  nötig  seien,  und 
verficht  vollste  Autarkie  der  Tugend  (Eus.  Pr.  ev.  15,  4,  2  ff.).  Einen  weiteren 
Angriffspunkt  bietet  das  Fehlen  der  göttlichen  Tioöroia  in  dem  System  des  Aristo- 
teles. Piaton  lasse  die  Gottheit,  die  Anfang,  Mitte  und  Ende  alles  Seienden  in 
Händen  halte  (Nomoi  715  e)  und  alles  zu  möglichster  Vollkommenheit  bringe, 
auch  für  die  Menschen  sorgen.  In  der  Leugnung  dieser  Vorsehung  sieht  Attikos 
eine  Quelle  der  LTnsittlichkeit,  und  die  Fernrückung  der  Gottheit  bei  Aristoteles 
gilt  ihm  wie  die  Theologie  Epikurs  für  einen  verschleierten  Atheismus  (Euseb. 
Pr.  ev.  15,  5,  2  ff.).  Ebensowenig  ist  er  mit  dem  peripatetischen  Dogma  von  der 
Anfangslosigkeit  der  Welt  einverstanden.  Er  stellt  sich  dabei  ganz  auf  den 
Standpunkt  einer  wortgetreuen  Auslegung  des  Timaios  und  behauptet  in  ausdrück- 
lichem Gegensatz  gegen  Mitglieder  der  eigenen  Schule  (wie  Tauros,  oben  S.  558), 
die  Welt  sei  einmal  geschaffen  worden,  kommt  also  hier  zu  dem  gleichen  Ergebnis 
wie  Plutarch  (oben  S.  549).  Aus  dem  Anfange  der  Welt  soll  aber  keineswegs  ihr 
Ende  gefolgert  werden.  Die  Notwendigkeit  der  Korrelation  yEvnjröv  —  (pdaojov, 
dyeyv»]Toy  —  äqdagiof  wird  bestritten  mit  dem  Hinweis  auf  die  Allmacht  des 
göttlichen  Willens,  die  auch  dem  Gewordeneu  ewige  Dauer  verleihen  könne  und 
tatsächlich  verleihen  werde,  da  es  mit  der  göttlichen  Güte  nicht  vereinbar  sei, 
das  wohl  Gewordene  wieder  aufzulösen  (Eus.  Pr.  ev.  15,  6,  2ff. ;  vgl.  Plat.  Tim. 
41  a  f.,  33  a).  Besonderen  Anstoß  aber  findet  Attikos  in  der  aristotelischen 
Psychologie.  Die  Unsterblichkeitslehre  ist,  so  meint  er,  die  Basis  der  ganzen 
platonischen  Philosophie,  sie  ist  es,  die  System  und  Schule  zusammenhält.  Die 
Ethik  hat  das  Göttliche  der  Seele  zur  Voraussetzung.  Nicht  minder  die  Kosmo- 
logie: verschiedene  Formen  aimehmend  durchzieht  die  Seele  den  gesamten 
Himmelsraum,  sorgt  für  alles  Unbeseelte  und  gibt  der  Natur  ihre  Ordnung. 
Analoges  gilt  für  die  menschliche  Geistestätigkeit:  Anamnesis  und  damit  Lernen 


Attikcs.  561 

und  Wissen  stehen  und  fallen  mit  der  Unsterblichkeit.  Aristoteles  aber  hat  mit 
■der  Leugnung  der  Unsterblichkeit  der  Seele  (Arist.  de  anima  B  1,  412  b  11  ff., 
413  a  4  f.  und  oben  S.  401  f.)  und  ihrer  Bewegung  (Arist.  de  anima  .4  3,  406  a 
2  ff.;  4,  408b  15.  30;  411  a  25  f.;  gegen  Piaton,  vgl.  oben  S.  295.  331.  335)  die 
Seele  degradiert  und  vernichtet.  Freilich  erkennt  Aristoteles  die  Unsterblichkeit 
des  Xus  an.  Aber  dessen  Wesen,  Herkunft  und  Verbleiben  ist  bei  ihm  unklar, 
und  Piaton  hat  von  einer  Existenz  des  Nus  ohne  Seele  nichts  wissen  wollen 
{Eus.  Pr.  ev.  15,  9,  1  ff.).*)  Auch  die  alles  umfassende  Wirkung  der  platonischen 
Weltseele  betont  Attikos  im  Gegensatze  zu  Aristoteles,  der  für  die  Dinge  ver- 
schiedene Ursachen  annehme  und  die  ^Velt  unter  dem  Monde  der  Natur,  die  er 
nicht  für  Seele  erkläre,  unterstelle.  Es  bedürfe  aber  einer  einheitlichen  beseelten 
Kraft  zur  vollendeten  Ordnung  des  Weltganzen  (Eus.  Pr.  ev.  15,  12,  1  ff.).*) 
Selbstverständlich  legt  Attikos  auch  gegen  die  aristotelischen  Angriffe  auf  die 
Ideenlehre  Verwahrung  ein.  Die  Ideen  sind  ihm,  wie  auch  anderen  Philosophen 
«einer  Zeit  (s.  oben  S.  554),  Gedanken  der  Gottheit,  ohne  deshalb  ihren  Charakter 
als  atdiog  ovoi'a  zu  verlieren  (Eus.  Pr.  ev.  13,  1—5).  Den  Weltbildner  des  plato- 
nischen Timaios  hält  er  nach  Prokl.  z.  Tim.  I  S.  305,  6  f.  D.  für  identisch  mit 
dem  Guten  (der  Idee  des  Guten;  vgl.  die  Streitfrage  oben  S.  345)  und  gibt  der 
Materie  nach  Prokl.  z.  Tim.  I  S.  391,  10  D.  eine  böse  Seele  zum  Prinzip. 
Weitere  Einwände  des  Attikos  gegen  die  Vermengung  platonischer  und  aristo- 
telischer Lehre,  unter  denen  besonders  die  Bekämpfung  der  Ansetzung  eines 
fünften  Elementes  hervorzuheben  ist.  kommen  bei  Eus.  Pr.  ev.  15,  7.  1  ff.,  15,  8, 
1  ff.  zur  Sprache.  Selbst  auf  Fragen  der  Logik  dehnte  er  seine  Einwürfe  aus 
<vgl.  Simpl.  z.  d.  Kateg.  S.  30,  17  ff.;  32,  20  f.,  Porph.  z.  d.  Kateg.  S.  66,  34  f.), 
ob  in  einer  besonderen  Schrift,  bleibt  dahingestellt. 

Attikos  ist  entschieden  unter  den  Platouikern  seiner  Zeit,  soweit  sie  uns 
bekannt  sind,  derjenige,  der  sich  dem  genuinen  Platouismus  am  meisten  nähert. 
Aber  auch  nur  nähert.  Während  seine  Schulgeuossen  infolge  des  religiösen 
Interesses,  das  sie  beherrscht,  zur  peripatetischen  Annahme  der  göttlichen  Tran- 
ezendeuz  hinneigen,  führt  ihn  dasselbe  Interesse  zu  Anschauungen,  die  an  die 
stoische  Immanenzlehre  erinnern.  ^V^enn  bei  Eus.  15,  12,  3  fiia  rig  dvrafti; 
ef.ixpvy_og  8ii)y.ov oa  diä  zov  Tiavxög  y.al  nävxa  avröovaa  nal  avveyovoa  an- 
genommen und  ebendort  für  die  Anerkennung  der  Schönheit  des  Alls  das  aw- 
■dijoai  y.al  avvaQfiöaac  er 6g  zivog  oftoiov  y.oivcovia  vorausgesetzt  wird,  so 
sind  hier  in  die  Auffassung  der  platonischen  Weltseele  allem  Anschein  nach 
stoische  Vorstellungen  mit  eingeflossen.  Von  der  Bedeutung,  die  Attikos  der 
TTQÖvoia  beimißt,  ist  bereits  die  Rede  gewesen,  ebenso  von  seinem  Eintreten  für 
die  Autarkie  der  Tugend.  Der  stoisierende  Charakter  seiner  Güterlehre  ist  schon 
im  Altertum  beachtet  und  im  Peripatos  —  zur  Rei^lik  auf  seine  Angriffe  gegen 
Aristoteles  —  hervorgehoben  worden:  ein  anonymer  Kommentator  der  Niko- 
machischen  Ethik  (Comm.  in  Arist.  Gr.  XX  S.  248,  25  f.)  rechnet  daraufhin 
Attikos  zu  den  Philosophen,  die  unter  platonischer  Maske  Stoisches  lehren.  — 
Schüler  des  Attikos  war 


')  Nach  Prokl.  z.  Tim.  III  S.  234,  13  ff.  D.  erklärte  Attikos  den  Nus  allein 
für  unsterblich.  Ein  Widerspruch  ist  nicht  vorhanden,  da  es  sich  an  der  Pro- 
klosstelle um  den  Nus  als  Seelenteil,  an  der  Eusebiosstelle  hingegen  um  einen 
von  der  Seele  losgelösten  Nus  handelt. 

■^)  Der  Inhalt  dieses  Kapitels  wird  von  Eusebios  nicht  ausdrücklich  dem 
Attikos  zugeschrieben.  Es  stimmt  aber  in  seiner  gesamten  Haltung  so  sehr  zu 
Kap.  13,  1—5,  wo  Attikos  spricht,  daß  es  ohne  Bedenken  demselben  Autor  zu- 
gewiesen werden  kann. 

Ueberweg,  Grundriß  I.  36 


^ß2  §  '^0.    Der  mittlere  Platonisraus. 

Harpoliration  aus  Argos,  der  außer  As^sig  U'/Aicovck  (Sammlung 
bemerkenswerter  Ausdrücke  bei  Piaton)  einen  wahrscheinlich  den  Timaios 
betreffenden  Piatonkommentar  (oder  Kommentare  zu  mehreren  i^latonischen 
Schriften,  Tim.  [vgl.  Prokl.  z.  Tim.  I  304,  22  D.],  Phaidon  [vgl.  Norvins  Index 
y.  Phaidonkonmientar  des  Olympiodor  S.  245  seiner  Ausg.],  Alkib.  I  [vgl.  ( !)lym- 
piod.  z.  Alk.  S.  48  Cr.J)  verfaßte.  Außer  Attikos  übte  auch  der  Xeupythagoreer 
Xumenios  Einfluß  auf  ihn  aus.  Ihm  folgte  er,  wenn  er  den  Weltbildner 
des  platonischen  Timaios  in  zwei  Gottheiten  {mnriQ  und  jrotijTi'jg,  in 
Ausdeutung  von  Tim.  28c)  zerspaltete,  denen  er  als  dritte  die  Welt 
(vgl.  Tim.  34b,  oben  S.  320)  anschloß.  Pythagoreische  Einwirkung  neben  der 
des  Attikos  verrät  auch  seine  Ansicht  von  der  Herkunft  des  Bösen.  Xume- 
nios und  Kronios  leiteten  es  aiis  der  Materie,  Harpokration  aus  dem  Leibe  ab, 
und  demgemäß  sah  er  wie  Xumenios  und  Kronios  in  dem  Eingehen  der  Seelen 
in  Leiber,  ohne  nähere  L^nterscheidungen  zu  treffen,  unter  allen  Umständen  ein 
Übel  (lambl.  b.  Stob.  Ecl.  I  S.  375.  16;  380,  19  W.),  wofür  er  sich  auf  Plat. 
Tim.  42  a,  69  c  d  berufen  haben  mag.  —  In  besonderer  Zuspitzung  erscheint  der 
Piatonismus  bei 

Celsiis  fKelsos/,  dem  bekannten  Christenbekämpfer,  von  dessen 
um  179  geschriebenem  '.-i/.ijdy?  /.öyo;  uns  durch  die  Gegenschrift  des  Kirchen- 
vatei's  Origenes  der  größte  Teil  erhalten  ist.  Celsus  kann  seinen  Anschauungen 
nach  nicht,  wie  Origenes  glaubt,  Epikureer,  sondern  nur  Platoniker  gewesen  sein. 
Seine  Identität  mit  dem  Celsus,  welchem  Lukian  seinen  'A/J^arögog  widmete,  ist 
sehr  unwahrscheinlich;  vielmehr  scheint  dieser  letztere  sich  zum  Epikureismus 
bekannt  zu  haben.  Die  Grundlage  der  Argxamentation  des  Christengegners,  so- 
weit sie  von  philosophischen  Gesichtspunkten  ausgeht,  ist  die  stark  betonte 
göttliche  Transzendenz  und  der  platonische  Dualismus.  Gott,  so  führt 
er  aus,  ist  gut  und  schön  und  glückselig  und  lebt  im  Schönsten  und  Besten. 
Steigt  er  zu  den  Menschen  herab,  so  bedarf  es  einer  Veränderung,  die  nur  ins 
Schlechte  möglich  wäre  (Orig.  c.  Cels.  4,  14;  vgl.  Plat.  Politeia  S.  381  b  f.). 
Gott  hat,  so  heißt  es  ferner  im  Einklang  mit  dem  platonischen  Timaios  (s.  oben 
S.  322),  nichts  Sterbliches  geschaffen.  Xur  die  Seele  ist  sein  Werk,  alles  Sterb- 
liche, und  damit  auch  der  Leib,  ist  anderen  Ursprungs  (Orig.  c.  Cels.  4,  52.  54), 
Von  Gott  stammt  nichts  Böses,  es  haftet  aber  der  Materie  an  und  wohnt  im 
Sterblichen  (Orig.  c.  Cels.  4,  65 ;  vgl.  unter  Harpokration).  Zur  Überbrückung  des 
Abstandes  zwischen  Gott  und  der  sterblichen  Welt  treten  auch  hier  Avieder  die 
Gott  untergeordneten  übermenschlichen  Wesenheiten,  insbesondere  die  Dämonen, 
ein,  unter  die  die  Verwaltung  der  Welt  verteilt  ist  und  die  deshalb  von  uns  zu 
verehren  sind  (vgl.  oben  S.  548.  555.  558).  Auf  die  Differenzen  des  Glaubens  und 
des  Kultus  bei  den  verschiedenen  Völkern  kommt  es  nicht  an.  Im  letzten  Grunde 
sind  alle  einig,  im  einzelnen  aber  soll  jedes  nach  seinen  Gesetzen  verfahren  (Orig. 
c.  Cels.  1,  14.  24;  5,  26.  41;  7,  68;  8,  24.  28.  33.  35.  58  u.  a.  St.;  vgl.  Plutarch, 
oben  S.  549).  Die  göttliche  Vorsehung  erstreckt  sich  nur  auf  das  Welt  ganze, 
das  als  Gottes  Werk  vollkommen  sein  muß.  Namentlich  wird  hinsichtlich  der 
Vorsehung  die  anthropozentrische  Auffassung  abgewiesen:  die  gesamten  Dinge 
sind  ebensowenig  um  des  Menschen  wie  um  des  Löwen,  des  Adlers  oder  des 
Delphins  willen  geschaffen  (Orig.  c.  Cels.  4,  74.  78.  99).  Mit  dem  Piatonismus 
wußte  Celsus,  wie  es  in  seiner  Schule  üblich  geworden  war  (s.  oben  S.  558),  die 
Annahme  der  Anfangslosigkeit  der  Welt  zu  vereinigen  (Orig.  c.  Cels.  1,  19;  4,  79). 
—  In  wieder  anderer  Verbindung  erscheint  die  platonische  Doktrin  bei 

Maximos  von  Tyros  (um  180  n.  Chr.).  Er  war  ein  Rhetor,  dem  philo- 
sophische   Fragen   den    wesentlichen    Stoff   für   seine   Epideixeis    darboten.      In 


Harpokration.  Celsiis.  Maximos  von  Tyros,  Hierax.  563 

dieser  Mittelstellung  zwischen  Rhetorik  und  Philosophie  ist  er  inner- 
halb seiner  eigenen  Schule  mit  Apuleius,  innerhalb  der  kynisch-stoischen  mit 
üion  Chrysostoraos,  innerhalb  des  spätesten  Peripatos  mit  Themistios  zu  ver- 
gleichen. Wir  besitzen  von  ihm  41  Reden,  die  sich  auf  zwei  Sammlungen  ver- 
teilen (vgl.  H.  Mutschmann,  Sokrates  5  [1917],  187).  Er  ist  durchaus  Popular- 
philosoph.  Für  den  Zweck  der  Erbauung  und  allgemein  philosophischer 
Belehrung,  den  er  verfolgt,  kommt  es  ihm  vor  allem  auf  verständliche  und  — 
sofern  er  sich  als  Epideiktiker  an  ein  gebildetes  und  anspruchsvolles  Publikum 
wendet  —  elegante  Darstellung  an.  An  Tiefe  der  Spekulation  und  Reinhaltung 
des  platonischen  Bekenntnisses  ist  ihm  noch  weniger  gelegen  als  den  meisten 
der  akademischen  Sehulphilosophen  seiner  Zeit.  Platonisches,  Aristotelisches, 
Stoisches  verflechten  sich  bei  ihm  aufs  engste,  auch  die  Verherrlichung  des  xwi- 
?<ög  ToäTo?  fehlt  nicht  (or.  36),  und  die  zum  Wunderglauben  gesteigerte  Reli- 
giosität erinnert  an  den  Neupythagoreismus.  Aber  die  Grundlage  der  Philosophie 
des  Maximos  bildet  die  platonische  Lehre  in  der  Form,  die  ihr  durch 
die  Schultradition  gegeben  worden  war.  Daß  Maximos  Piaton  selbst 
gelesen  hat,  steht  außer  ZAveifel.  Schon  die  in  der  Zeit  herrschende  Verehrung 
der  Schulbegründer  spricht  dafür,  und  für  den  Rhetor  und  Stilkünstler  war 
Piatonstudium  unentbehrlich.  Aber  weitaus  das  Meiste  entnahm  er  der  schul- 
mäßigen Lehrüberlieferung,  in  der  die  verschiedensten  Einflüsse  ineinander- 
spielten.  Auf  diesem  Wege  erklären  sich  wohl  die  Berührungen  mit  Poseidonios, 
der  ihm  auch  die  xenokratische  Dämonologie  vermittelt  haben  wird  (vgl. 
R.  Heinze,  Xenokrates  S.  98  ff.,  H.  Mutschmann,  Sokrates  5  [1917],  189  ff.)  und 
mit  der  Schrift  Hegl  xöo^iov  (Zeller,  Sitz.  d.  Berl.  Ak.  1885,  400  f.  =  Kl.  Sehr. 
I  .329  ff.).  Vor  allem  teilt  Maximos  mit  dem  zeitgenössischen  Piatonismus  die 
Steigerung  der  göttlichen  Transzendenz  und  das  Korrelat  hierzu,  die 
Wertung  der  unteren  Götter  und  der  Dämonen  als  vermittelnder 
Instanzen  (or.  S  Dübn.  2  Hob.  c.  10,  or.  14  Dübn.  8  Hob.  c.  8,  or.  15  Dübn. 
9  Hob.  c.  1.  4,  or.  17  Dübn.  11  Hob.  c.  5.  8.  11.  12,  or.  19  Dübn.  13  Hob.  c.  6, 
vgl.  oben  S.  562),  sowie  die  Zurückf ührung  des  Bösen  auf  die  vkrj  (vgl. 
oben  S.  562)  neben  der  ^>vyfj?  i^ovaia  (or.  41  c.  4).  Die  volkstümliche  Behandlung 
ethischer  Fragen  führt  zu  mancherlei  Berührungen  mit  der  kynisch- 
stoischen  Diatribe  (s.  darüber  und  über  Quellenbeziehungen  im  einzelnen  be- 
sonders die  Dissertation  Hobeins  [unten  S.  200*]).  Für  die  Popularphilosophie 
des  zweiten  Jahrhunderts,  insbesondere  die  platonische,  ist  Maximos  eine  nicht 
unergiebige  Quelle  und  verdiente  auch  in  Rücksicht  auf  seine  anerkennenswerte 
Kompositionskunst  mehr  gelesen  zu  werden  als  es  tatsächlich  geschieht. 

Ich  stelle  hier  zum  Schluß  noch  einiges  fragmentarisch  Erhaltene  und  zeit- 
lich nicht  genauer  Fixierbare  zusammen.    Von 

Hierax  sind  bei  Stobaios  unter  dem  Lemma  'Ugaxoi  ^y.  rov  JIsol 
dfyeni  oov7->j;  Stücke  aus  einem  besonderen  Werke  über  die  Gerechtigkeit  oder 
aus  einem  der  Gerechtigkeit  gewidmeten  Kapitel  eines  umfassenderen  ethischen 
Werkes  erhalten.  Der  Verfasser  verficht  die  These,  daß  die  Gerechtigkeit  nicht 
ohne  die  anderen  Tugenden  bestehen  könne.  Das  ergab  sich  schon  aus  der 
platonischen  Auffassung  der  Gerechtigkeit  (s.  oben  S.  287  f.),  erinnert  aber  auch 
an  die  Antakoluthielehre  des  Albinos  (s.  oben  S.  556),  mit  dem  sich  Hierax 
auch  sonst  berührt.  Im  einzelnen  vereinigen  die  Ausführungen  einen 
akademisch-stoischen  Eklektizismus  mit  Polemik  gegen  Stoa  und 
Peripatos,  bekunden  also  das  gleiche  von  dem  eingewurzelten  Lehrsynkretismus 
durchkreuzte  Streben  nach  platonischer  (Drthodoxie,  das  uns  bereits  bei  anderen 
Mitgliedern   der   Schule   in   dieser   Periode   begegnet   ist.      In   charakteristischer 

36* 


5(54  §  ^^-     ^^^  mittlere  Piatonismus. 

Weise  stehen  z.  B.  Stob.  Flor.  8,  19  S.  345,  4  ff.  H.  die  platonische  und  die 
stoische  Definition  der  dsiUa  als  gleichberechtigt  unmittelbar  nebeneinander 
{bei/.ia  zolvvv  fotI  diaq^dogä  öö^tj^  irrö/Lioi'  oeii'cöv  ts  jtsqi  y.al  fuj  [vgl.  Plat.  Politeia 
429  b  f.,  430  b,  433  c,  Albin.  Didask.  29  S.  183,  3  f.],  >/  äyroia  öeivön-  ts  xai  ov 
detrior  y.al  ovöerfgcor  [vgl.  Stoic.  vet.  fragm.  III  No.  262]  1.  Hinsichtlich  der 
Definition  der  Gerechtigkeit  werden  Peripatetiker  und  Stoiker  ausdrücklich  als 
Gegner  genannt  (Stob.  Flor.  9,  54  S.  365,  19  ff.  H.).  Hierax  selbst  bestimmt  die 
öiy.aioovvrj  als  k'^ig  Ev/.oyog  rfv/jig  dgdÖTtjTo;  Emiis'/.ovfiivi]  i}  riftojoia-;  aTTairtjoig 
Tiagä  zMv  jzgotjdixtjy.oiojv,  d.  h.  er  definiert  sie  einmal  als  Gesamttugend  im  Sinne 
Piatons,  aber  unter  Benutzung  einer  stoischen  Definition  der  Philosophie  (Stoic. 
vet.  fragm.  III  Xo.  293,  II  S.  15  Anm.  zu  Z.  12),  das  andere  Mal  als  diortho- 
lische  Tugend  (ähnlich  Apul.  de  Plat.  et  eins  dogni.  2,  7  S.  109,  13  ff.  [vgl.  9 
S.  113,  2  ff.];  110,  7  f.  Th.).  —  In  das  Gebiet  der  platonischen  Popularphiiosophie 
führt  uns  wieder 

Jtinkos,  in  dessen  von  Stobaios  exzerpiertem  Dialoge  Ilsgi  yijgu>;  von 
dem  einen  der  Gesprächspartner  die  Nachteile,  von  dem  andern  die  Vorzüge  des 
Greisenalters  erörtert  werden.  Die  Schrift,  für  welche  mancherlei  ältere  grie- 
chische Ausführungen  des  Topos  vom  Greisenalter,  sowie  Trostschriften  und 
Florilegien  aus  solcher  Literatur  benutzt  werden  konnten, ^j  ist  philosophisch 
ziemlich  farblos.  Immerhin  empfehlen  zahlreiche  Berührungen  mit  Piaton  in 
Gedanken  und  Ausdruck,  den  Verfasser  als  Platoniker  anzusprechen.  Sein  Name 
weist  auf  die  Zeit  vom  Ende  des  letzten  vorchristlichen  bis  ins  zweite  christüche 
Jahrhundert;  die  Sprache  deutet  auf  den  späteren  Teil  dieses  Zeitraumes,  Die 
von  manchen  vermutete  Abhängigkeit  von  Ciceros  Cato  maior  ist  unerweislich 
und  unwahrscheinlich.  —  Enger  begrenzt  ist  der  chronologische  Spielraum 
für  den 

Anontjtnen  Theaitetkoninientar  (Papijv.  9782),  insofern  sein  Ver- 
fasser der  weiteren  Schule  des  Gaios  zuzurechnen  ist,  wenn  sich  auch  sein  zeit- 
liches Verhältnis  zu  diesem  nicht  mit  Sicherheit  feststellen  läßt.^j  Der  uns  noch 
vorliegende,  im  ganzen  gut  lesbare  Papyrustext  behandelt  einen  erheblichen  Teil 
des  Theaitet  —  14^  a  bis  153  e  —  in  einem  freilich  nicht  lückenlosen  Zusammen- 
hange; einige  kleineren  Fragmente  gelten  späteren  Partien,  157b de,  158a.  Das 
Werk  bietet  das  älteste  uns  erhaltene  Beispiel  eines  eigentlichen,  dem  Texte 
Schritt  für  Schritt  folgenden  Piatonkommentars. ^j  Aus  der  mündlichen  Lehr- 
tätigkeit hervorgewachsen,  gewährt  es  wertvolle  Einblicke  in  die  Technik  der 
schulmäßigen  Exegese  und  in  die  im  Hörsaal  gepflegte  Schulpolemik.  Nach  der 
dogmatischen  Seite  liegt  seine  Bedeutung  in  der  Ergänzung  dessen,  was 
sich  aus  Albinos  und  Apuleius  über  die  Lehre  des  Gaios  er- 
schließen läßt.  Manche  Punkte,  wie  z.  B.  die  wichtige  Stellung  der  gaiischen 
Schule  zur  stoischen  Oly.slcoai;-l^&hx&  (Kol.  5,  ISff. ;  die  stoische  Lehre  s.  oben 
S.  448.  454),  treten  hier  völlig  neu  hervor,  anderes,  wie  die  Doktrin  von 
eixpvsiai,  Ts/.siai  dgszai  und  Antakoluthie  der  Tugenden  (Kol.  4,  42  ff.;  9,  39  ff.; 
11,  12  ff.;  vgl.  o.  S.  556),  erscheint  in  schärferer  Beleuchtung.  Das  Gesamtbild 
ist  wieder  das  bekannte:    akaderaisch-peripatetisch-stoischer  Eklekti- 


*)  Die  eingefügte  Wiedergabe  eines  Vortrages  aus  alter  Zeit  (Stob.  Flor. 
117,  9  S.  1060  ff.  H.)  erinnert  an  das  in  der  13.  Rede  des  Dion  Chrysostomos 
beobachtete  Verfahren  (s.  oben  S.  529). 

■^)  Für  einen  frühen  Ansatz  seheint  die  Schreibweise  des  Papyrus  zu 
sprechen;  vgl.  S.  VIII  der  Ausgabe. 

3)  Anders  verfährt  Plutarch  in  seinen  Schriften  zur  Piatonexegese,  oben 
S.  545. 


Hierax.  Junkos,  Theaitetkommentar.  Papyr.  Berol.  N.  8  usw.  565 

zismus  durchsetzt  mit  Polemik  insbesondere  gegen  die  Stoa.  — 
Der  in  der  Ausgabe  des  Theaitetkommentars  als  Anhang  beigefügte 

Papyrus  Berolinennis  S.  S  enthält  eine  Zusammenstellung  von  Plat. 
Phileb.  16 de  und  Phaidr.  265 cd.  Die  beiden  Zitate  dienten,  wie  die  Verwen- 
dung der  gleichen  Stellen  bei  anderen  ergibt,  als  Belege  für  platonische  Diairetik 
und  Synthetik  und  stehen  im  Zusammenhange  mit  dem  oben  S.  541  (vgl.  S.  544. 
554)  erwähnten  Bestreben,  dem  System  des  Piatonismus  einen  logischen  Unterbau 
zu  geben.  —  Besondere  Wege  ging  in  wichtigen  Fragen 

Severus  (Seberosi,  den  wir  aus  Procl.  in  Tim.  I  S.  204,  17  D.  u.  a.  St. 
als  Tiraaioskommentator,  aus  Euseb.  Praep.  ev.  13,  17,  7  als  Verfasser  einer 
Schrift  IhQi  ipvp'jg  kennen.  Bemerkenswert  ist  bei  ihm  das  starke  Hervor- 
treten des  Mathematischen.  Syrian.  in  Metaph.  S.  84,  2.3  ff.  Kr.  rechnet 
ihn  zu  den  Piatoninterpreten,  die  die  Mathematik  wider  den  Sinn  Piatons  für 
die  Beweise  physikalischer  Ursachen  mißbrauchten.  Eine  p]rklärung  bietet  die 
Angabe  des  Proklos  in  Tim.  II  S.  153,  21  ff.  D.  (vgl.  auch  lambl.  b.  Stob.  Ecl.  I 
S.  363.  26  ff.  W.)  über  Severus'  Lehre  von  der  Weltseele.  Im  Anschluß  an  die 
platonische  Ansetzung  des  Mathematischen  zwischen  dem  Natürlichen  und  Über- 
natürlichen (s.  oben  S.  287  f.)  fand  er  zunächst  mit  anderen  Erklärern  das  Wesen 
der  Weltseele,  die  an  beiden  Bereichen  teilhat  (s.  oben  S.  321.  325),  im  Mathe- 
matischen, und  zwar  hielt  er  sie  nicht  wie  die  meisten  für  eine  arithmetische, 
sondern  für  eine  geometrische  Große,  indem  er  ihre  beiden  Grundbestandteile 
(Plat.  Tim.  35a)  auf  den  (unteilbaren)  Punkt  und  die  (teilbare)  Ausdehnung 
deutete.  In  ähnlicher  Weise  mag  er  das  Wesen  der  menschlichen  Seele  aufgefaßt 
haben.  Ein  bei  Euseb.  Praep.  ev.  13,  17  erhaltenes  Fragment  bietet  nur  das 
Negative,  die  Bestreitung  der  Zusammensetzung  der  Seele  aus  einem  leidenslosen 
und  einem  leidensfähigen  Teile,  und  bricht  ab  vor  der  positiven  Ausführung,  wie 
die  betreffende  Stelle  des  Timaios  (69  cj  zu  verstehen  sei.')  In  der  Frage  nach 
W^el  tan  fang  oder  Weltewigkeit  vereinigte  Severus  die  wörtliche  uhd  die  peripa- 
tetisierende  Auffassung  des  Timaios  (vgl.  oben  S.  558.  562)  durch  ein  Kompromiß: 
die  Welt  in  absolutem  Sinne  hielt  er  für  ewig,  die  Welt,  wie  sie  jetzt  ist  und  sich 
bewegt,  für  geworden  (Procl.  in  Tim.  I  S.  289,  7  ff.,  II  S.  95,  29  ff.  D.;  man  vgl. 
auch  das  Kompromiß  der  von  Hippolytos  berücksichtigten  Platoniker  bei  Diels, 
Dox.  Gr.  S.  567,  22  ff.).  —  Abweichend  von  Severus  gibt 

Die  Quelle  des  I>io{/enes  Laertios  für  die  platonische  Lehre 
(Diog.  Laert.  3,  67 — 80)  der  Seele  ein  arithmetisches,  dem  Leibe  ein  geometrisches 
Prinzip.  Mit  der  Psychologie  beginnend  hält  sich  der  Verfasser  in  seiner  Über- 
sicht über  die  platonische  Dogmatik  in  der  Hauptsache  an  die  Physik,  für  die 
er  sich  im  ganzen  dem  Timaios  anschließt.  Was  er  von  weiteren  platonischen 
Lehren  zu  sagen  weiß,  ist  äußerst  dürftig.  Man  erkennt  daraus,  wie  schon  in 
der  Zeit  des  mittleren  Piatonismus,  der  die  Diogenesquelle  angehört,  das  Vor- 
wiegen des  Timaios  vor  anderen  Dialogen  beginnt,  das  sich  das  ganze  spätere 
Altertum  und  Mittelalter  hindurch  behauptet.  Bei  dem  Anschluß  an  den  Timaios 
im  allgemeinen  treten  um  so  schärfer  die  Punkte  hervor,  in  denen  der  Verfasser 
der  späteren  Schultradition  folgt.  Es  ist  bezeichnend,  daß  es  sich  dabei  wesent- 
lich teils  um  Aufnahme,  teils  um  Abwehr  stoischer  Lehrelemente 
handelt.     Die  Definition  der  Seele  als  löia  zov  :iüvi]}  öieorcozog  jivsv /.larog 


')  Die  Annahme,  daß  Severus  die  Timaiosstelle  nicht  umgedeutet,  sondern 
ihren  Inhalt  verworfen  habe,  wäre  durch  den  Wortlaut  des  Fragmentes  nahe 
gelegt.  Aber  schwerlich  hat  Severus  der  Platoniker  in  einer  so  wichtigen  Sache 
Piaton  bekämpft. 


566  §  70.     Der  mittlere  Platonisnuis. 

(Diog.  L.  3,  67)  geht  letzten  Endes  auf  Speusippos  (Fragm.  40  L.  .  .  .  iv  Idia  ös 
Tov  --rdiTfl  diaozarov)  znrück,  verrät  aber  in  der  Auffassung  der  Seele  als  ^irevua 
stoische  Vermittelung.  (Berücksichtigung  der  speusippischen  Definition  durch 
Poseidonios  bekundet  Plut.  de  an.  proer.  22.)  Noch  klarer  stoisiert  die  Diogenes- 
quelle, wenn  sie  der  weltbildenden  Gottheit  selbst  die  Kugelgestalt  der  von  ihr 
geschaffenen  Welt  zuschreibt  (72;  vgl.  Stoie.  vet.  fr.  II  Xo.  1059  f.,  Cic.  d.  nat. 
deor.  1.  10,  24;  auf  Piaton  schon  übertragen  bei  Aetios  1,  7,  4  S.  299,  15  f.  D.). 
Andererseits  wendet  sie  sich  gegen  die  Stoa,  wenn  sie  die  Welt  für  unvergänglich 
erklärt  ?>iä  t6  /d}  bia'/.veadai  eh  xor  dsör  (12).  Stoischer  Einfluß  scheint  wieder 
bei  der  Prinzipienlehre  mit  in  Betracht  zu  kommen.  Piaton  soll  nach  unserm 
Berichterstatter  nur  zwei  Prinzipien  aufgestellt  haben.  Gott  und  die 
Materie,  ersteren  auch  unter  den  Bezeichnungen  vov;  und  al'nor  (69).  Die 
Beschränkung  der  platonischen  aoyui  auf  zwei  findet  sich  schon  bei  Theophrast, 
wohl  auf  Grund  von  Aristoteles  Metaph.  A  6,  988  a  9  f.  (Diels,  Dox.  Gr.  S.  485, 
1  ff.  mit  Aura.).  Aber  die  Übereinstimmung  der  Diogenesquelle  mit  der  Stoa  in 
der  Formulierung  dsov  y.ul  v/.i]v  (vgl.  Stoic.  vet.  fragm.  I  No.  85,  II  Xo.  3CK). 
301.  810.  312,  Simpl.  in  Phys.  S.  25,  17  D.  =  Diels,  Dox.  Gr.  S.  477,  14  f.,  Diog. 
Oenoand.  Fragm.  5  Kol.  2,  7  ff.  S.  10  Will. ;  die  Übereinstimmung  der  Stoiker 
und  ,, Piatons"  ist  angemerkt  von  Aristokles  [s.  Diels,  Dox.  Gr.  S.  464  Anm.  zu 
Z.  9j  bei  Eus.  Pr.  ev.  15,  14,  1)  ist  schwerlich  zufällig.  Der  Anschluß  an  die 
ZAveiprinzipientheorie  war  ein  Sehritt  weiter  auf  dem  Wege,  den  auch  Albinos 
beging,  indem  er  zwar  drei  Prinzipien:  die  Materie,  die  Ideen  —  als  paradeig- 
raatische  uo//]  —  und  Gott,  ansetzte,  die  Ideen  aber  zu  Gedanken  Gottes  machte 
(s.  oben  S.  554).  Kousequenterweise  sieht  die  Diogenesquelle  in  Gott  auch  das 
Paradeigma  (76).  Für  die  Weltschüpfung  konnte  dieser  nur  sich  selbst  zum 
Muster  nehmen  (71  f.;  vgl.  Aet.  1,  7,  4  =  Diels,  Dox.  Gr.  S.  299,  11  ff.).  Er  umfaßt 
die  Formen  von  allem,  wie  die  Welt  alle  Lebewesen  umfaßt  (72).  Ausdrücklich 
genannt  werdön  die  Ideen  in  76  und  77. 

In  dem  ethischen  Abschnitt  (78  ff.)  treffen  wir  wie  bei  anderen  Mittel- 
platouikern  (s.  o.  S.  543.  555)  die  s^o^toioai;  z tZ  ßeco  als  Telos.  Im  übrigen 
verknüpft  sich  hier  wieder  Stoisches  mit  Platonisch-Aristotelischem.  Die  Tugend 
gilt  als  ausreichend  zur  Glückseligkeit  (Stoic.  vet.  fr.  III  Xo.  49  ff.;  vgl.  Albin. 
Didask.  27  S.  180,  35  H.,  oben  S.  556),  soll  aber  doch  der  leiblichen  und  äußeren 
Güter  als  Hilfsmittel  bedürfen,  durch  deren  Xichtvorhandensein  indes  der  Weise 
an  Glückseligkeit  nichts  einbüße.  Der  Weise,  so  heißt  es  weiter,  wird  sich  am 
Staatsleben  beteiligen,  den  bestehenden  Gesetzen  gehorchen,  heiraten  und  je  nach 
Möglichkeit  und  Umständen  sich  in  seinem  Vaterlande  als  Gesetzgeber  betätigen 
(78,  vgl.  Stoic.  vet.  fr.  III  Xo.  611.  616.  622,  Diog.  Laert.  7,  121  [Stoic.  vet.  fr. 
III  Xo.  697,  I  No.  270J).  Auch  das  stoische  äy.o'/.ovdov  ifj  rpiasi  und  6/io?.oyov- 
uEvnr  fehlt  nicht  (79,  vgl.  oben  S.  450).  —  Das  immer  wiederkehrende  Bild  der 
Aufnahme  und  Abwehr  stoischer  Lehrelemente  im  Verein  mit  platonischer  Grund- 
färbung zeigen  auch  die 

Ausführungen  über  die  Heiuiarniene  bei  Ps.-Pltttarch  de  fato, 
Chalcidius  und  XeniesioSf  deren  Abhängigkeit  von  einer  gemeinsamen 
mittelplatonischen  Quelle  durch  A.  Gercke  nachgewiesen  worden  ist.  Die 
Eiauouevi)  waltet  nach  dieser  Darstellung  nur  bedingungsweise  {s': 
v:rodsGfco^,  Ps.-Plut.  4),  d.  h.  sie  knüpft  unabwendbare  Folgen  an  Voraus- 
setzungen, deren  Eintreffen  oder  Xichteintreffen  sie  nicht  bestimmt.  Das  eq' 
f),uir,  die  dem  Platoniker  am  Herzen  liegende  Willens-  und  Handlungsfreiheit, 
ist  damit  gewahrt.  Was  wir  tun,  steht  in  unserer  Macht,  was  daraus  folgt,  ist 
von    der   Finaonfr)]    festgesetzt.      Daraus    ergibt    sich,    daß  der  Satz    IJävra   y.aiF 


Quelle  des  Diogenes  Laertios,  Schrift  über  die  Heimarmene.  567 

£iiiaou{r)]v  nur  insoweit  richtig  ist,  als  er  besagt,  daß  die  eiuaguEy)]  alles  umfasse 
und  kein  Gebiet  ihrem  Walten  entrückt  sei;  unrichtig  aber,  wenn  er  bedeuteii 
60II,  daß  alles  Geschehende  schlechthin  durch  die  siuMfth-i)  verfügt  werde  (Ps.- 
Plut.  5).  Es  ist  der  gleiche  Standpunkt,  den  auch  Albin.  Didask.  26  S.  179,  2  H. 
einnimmt,  wenn  er  Platou  behaupten  läßt  rrdvta  fiev  iv  eifiag /^isv)/  (ebenso  Ps.- 
Plut.  11  Anf.,  vgl.  8  Anf.)  ecvai,  ov  fa)r  jrdvza  y.adeifiaod  ai ,  und  das  Wirken 
der  einaofisv}]  nur  in  der  Verbindung  notwendiger  Folgen  mit  freien  Handlungen 
erkennt  (a.  a.  O.  Z.  7  ff.).  Mit  Albinos  (a.  a.  O.  Z.  4  ff.)  stimmt  unser  Platoniker 
auch  darin  überein,  daß  ihm  die  sluaQuirt}  kein  äjisigor  ist,  wie  sie  es  sein 
müßte,  wenn  sie  für  die  unendliche  Zahl  der  Einzelfälle  Bestimmungen  träfe, 
sondern  wie  jedes  Gesetz  nur  auf  das  Allgemeine  geht,  durch  dessen  Vermittlung 
sie  das  sich  wiederholende  Einzelne  trifft  (Ps.-Plut.  3  f.).  Mit  diesen  Gedanken 
verknüpft  er  das  stoische  Dogma  von  den  einander  gleichenden 
Weltperioden,  die  er  wieder  mit  den  Weltjahren  des  platonischen  Tiraaios 
(39  d)  identifiziert  (vgl.  Stoic.  vet.  fragm.  II  Xo.  625).  Der  astrologische  Fata- 
lismus, nach  welchem  die  Gestirne  Ursachen  unserer  Handlungen  sind,  wird  in 
dieser  Erörterung  abgewiesen.  Aber  doch  werden  wir  nach  der  Meinung  des 
Verfassers,  insofern  wir  im  neuen  Weltjahre  als  die  gleichen  Menschen  wieder 
auftreten,  bei  der  Wiederkehr  der  gleichen  (äußeren)  Ursachen  die  gleichen 
Handlungen  in  gleicher  Weise  vollziehen  (Ps.-Plut.  3.  Tatsächlich  ist  mit  dieser 
Theorie  so  Avenig  wie  mit  der  oben  S.  455  besprochenen  des  Chrysipix)s  eine 
Willens-  und  Handlungsfreiheit  vereinbar).  Neben  dieser  Weltperiodenlehre  ist 
für  die  freundliche  Stellung  des  Autors  zum  Stoizismus  besonders  das  Schluß- 
kapitel des  Ps.-Plutarch  bemerkensAvert.  Darnach  bildet  die  von  ihm  vertretene 
Heiniarmenetheorie  zwar  einen  Gegensatz  zu  dem  absoluten  Fatalismus  (der  Stoa, 
wie  das  Folgende  lehrt).  Aber  er  zählt  mit  sichtlicher  Anerkennung  eine  Reihe 
von  Konsequenzen  auf,  die  sich  aus  der  gegnerischen  Ansicht  ergeben  —  den 
ausnahmslosen  Kausalzusammenhang,  die  natürliche  Ordnung  und  Harmonie  der 
Welt,  das  göttliche  Wesen  der  Mantik,  die  Ergebung  der  Weisen  in  den  Welt- 
lauf und,  auf  dem  Gebiete  der  Logik,  den  Satz  vom  ausgeschlossenen  Dritten  — 
und  stellt  eine  sorgsam  abAvägende  Prüfung  beider  Standpunkte  in  Aussicht,  von 
der  ein  Teil  bei  Chalcid.  c.  160  ff.  erhalten  scheint  (vgl.  Switalski,  Chalc.  Komm, 
z.  Pl.s  Tim.  S.  93  i.\ 

Im  Zusammenhange  mit  der  sifiugfih'ij  und  ihrem  Gegensatze,  dem  i(p'  f/uTr, 
behandelt  der  Autor  noch  die  Begriffe  tiqövoiu,  rv^tj,  h'dsxo/nerov,  dwaröy,  avrö- 
f.iarov,  :Tooaioeoig.  Sie  alle  mit  Ausnahme  der  ngöroia  werden  von  der  si/nagfisv)] 
in  dem  oben  bezeichneten  Sinne  umfaßt:  sie  sind  ivtog  zfjg  Eif^agfiivtjg,  aber  nicht 
}iaS'  eifiuouEvrp'  im  Sinne  einer  absoluten  Herrschaft  der  letzteren  (Ps.-Plut. 
off.  8).  Hingegen  tritt  bei  der  ngovoia  —  wenigstens  bei  ihi'er  höchsten  Art 
—  die  platonische  Anschauung  von  der  göttlichen  Transzendenz  in  ihr  Eecht. 
Diese  ngovoia  fällt  nicht  wie  im  Stoizismus  mit  der  elj.mQi.ievt]  als  der  allum- 
fassenden Gesetzmäßigkeit  zusammen,  sondern  steht  als  Wille  oder  Gedanke  (oder 
beides)  des  Allvaters  und  Demiurgen  über  aller  Gesetzmäßigkeit:  sie  ist  der 
siuagutvt]  weder  unter-  noch  neben-,  sondern  übergeordnet  und  umfaßt  sie.  Ihr 
Ausgangspunkt  ist  dem  platonischen  Timaios  (29  e  f.)  entsprechend  die  göttliche 
Güte,  ihr  Ziel  das  Beste  der  AVeit.  Außer  dieser  höchsten  oder  ersten  .toovo«« 
gibt  es  aber  noch  eine  zweite  und  dritte.  Die  zweite  wird  von  den  geschaffenen 
Göttern  des  platonischen  Timaios  (41  a),  die  dritte  von  den  Dämonen  als  den 
Beaufsichtigern  der  menschlichen  Dinge  (vgl.  oben  S.  548)  ausgeübt.  Die  zweite 
ist  der  eluao/iieri]  koordiniert  und  wird  gleich  dieser  von  der  ersten  :j[o6roia  um- 
faßt,   die  dritte  steht  zur  ei/iaoiiiri]  im  Verhältnis  der  Subordination   und   Avird 


568  §  ~1-     l^i^  Peripatctiker  im  zweiten  Abschnitte  der  hellen. -röm.  Periode. 

von  ihr  im  gleichen  Sinne  umschlossen,  wie  das  i<)'  t'jitnv,  die  tv/)]  usw..  d.  h, 
6ie  ist  ivTog  T»']?  ftfiaguev»]?,  aber  nicht  ?<a&'  si/naQfiivtjv  im  Sinne  einer  Unter- 
werfung (Ps.-Plut.  9  f.,  Xemes.  d.  nat.  honi.  44  Anf.,  s.  auch  Apul.  d.  Plat.  1,  12 
{die  Stellen  verglichen  bei  Gercke  a.  a.  O.  S.  28.5  f.]). 

Anhangsweise  sei  hier  noch  des  anf  dem  Papyrus  27.")  des  Brit.  Mus.  in 
dürftigen  Resten  erhaltenen  Traktates  gedacht,  als  dessen  Verfasser  C.  Haeberlin 
den  unter  Hadrian  lebenden  Platoniker  Apollonios  Syros  zu  erweisen  sucht 
unter  Vergleichung  von  A  recto  Kol.  1,  20  f.:  Nix}](p6oo)  xexh][^iEvco  mit  Spartian. 
Vit.  Hadr.  2,  9:  habuit  autem  praesumptionem  imperii  mox  futuri  ex  fano 
quoque  Niceforii  lovis  manante  responso,  quod  Apollonius  Syrus  Platonicus  libris 
suis  indidit.  Die  Berührung  reicht  aber  zum  Erweise  einer  Beziehung  nicht  aus, 
und  xeH/.>j[uevfo  ist  vermutlich  falsche  Ergänzung.')  Greifbare  Spuren  des 
Piatonismus  sind  in  den  Textresten  nicht  vorhanden. 

Der  mittlere  Piatonismus  in  seinen  variierenden  Schattierungen  hat  als 
charakteristische  Erscheinung  der  Übergangszeit,  der  er  angehört, 
ein  erhebliches  geschichtliches  Interesse.  Er  ist  ferner  von  Belang  als  Vor- 
stadium des  Neuplatonisraus,  dessen  Entstehung  und  Wesen  nur  zu  be- 
greifen ist,  wenn  klar  liegt,  was  er  vom  mittleren  Piatonismus  übernommen  hat 
und  worin  er  sich  von  ihm  abhebt.  Daß  endlich  diese  Phase  des  Piatonismus 
auch  die  christliche  Patristik  beeinflußt  hat,  ist  an  dem  Beispiel  des 
Gregorios  Thaumaturgos  von  A.  Brinkmann,  Rhein.  Mus.  56  (1901),  57  f.,  nach- 
gewiesen worden.  Weitere  Forschung  wird  wohl  ergeben,  daß  auch  andere 
Kirchenschriftsteller  dieser  Zeit  ihre  Kenntnis  platonischer  Lehren  weniger  dem 
unmittelbaren  Studium  Piatons  als  der  durch  den  mittleren  Piatonismus  ver- 
tretenen Schultradition  verdanken. 

§  71.  Die  Peripatetiker  im  zweiten  Abschnitte  der 
hellen  istisch -römischen  Periode  (Peripatetische  Schule 
JIl.  Teil,  Fortsetzung  zu  §  67).  Die  Tätigkeit  der  Philosophen 
dieser  Zeit  und  Schule  äußert  sich  A^or  allem  in  der  gelehrten 
Arbeit  an  den  Werken  des  Aristoteles.  Andronikos  von 
Rhodos  (um  70  v.  Chr.),  der  hochverdiente  Sammler,  Ordner 
und  Herausgeber  der  aristotelischen  Schriften,  eröffnet  zugleich 
die  lange  Reihe  der  Aristoteleskommentatoren,  unter  denen  sich 
Alexandros  von  Aphrodisias  (um  200  n.  Chr.)  den  größten, 
über  die  Grenzen  des  Altertums  andauernden  Ruhm  erworben  hat. 
Mehrere  unter  Alexandros'  Kommentaren  sind  erhalten,  ebenso 
andere  Schriften,  die  er  der  Erklärung  und  Verteidigung  der 
aristotelischen  Lehre  widmete.  —  Dogmatisch  ist  die  Schule,  an 
der  gleichzeitigen  platonischen  gemessen,  verhältnismäßig  kon- 
servativ. Doch  tritt  nicht  selten  auch  in  eingreifenden  Lehr- 
bestimmungen eine  Hinneigung  zu  platonischen  und  stoischen 
Anschauungen  zutage.  Die  stoisierende  Tendenz  steht  Hand  in 
Hand  mit  einem  Naturahsmus,  in  welchem  Straton  der  Physiker 

*)  Darüber  an  anderem  Orte. 


§  71.    Die  Peiipatetiker  im  zweiten  Abschnitte  der  hellen. -nim.  Periode.  5()<)' 

vorangegangen  war.  Ein  interessantes  Dokument  der  Ver- 
einigung peripatetiseher  und  stoischer  Lehre  ist  die  stark  von 
Poseidonios  beeinflußte  pseudaristotehsche  Schrift  UeQi  -/.va^ioi. 
Eklektiker  peripatetiseher  Grundrichtung  waren  der  Geograph 
und  Astronom  Klaudios  Ptolemaios  und  der  Arzt  Galen os 
(um  die  Mitte  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.). 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehren:  Über 
Nikolaos  v.  Damaskos,  Alexaudros  v.  Aigai,  Ptolemaios  Chennos,  Klaudios  Ptole- 
maios, Galenos  und  Aristokles  v.  Messene  Artikel  des  Suidas.  Nikolaos  v.  Dam. 
schrieb  selbst  über  sein  Leben :  die  Fragmente  bei  Müller,  Fragm.  bist.  Graec. 
ms.  348  ff.  Für  Galenos  reiche  Angaben  in  seinen  Schriften  (über  seine  Werke 
Berichte  in  IIsqI  Tfjg  Ta^sto;  rcör  IStcot'  ßißUcor  und  Ileol  twv  idicov  ßiß/.toivi. 
Areios  Didymos  gibt  bei  Stob.  Ecl.  II  S,  116  ff.  W.  eine  Darstellung  der  Ethik 
,'AQiozoTEXovg  xal  riov  /.oi.-zcor  üsQiTiaTtjTi^icöv"  (abhängig  von  Antiochos  von 
Askalon).  Vgl.  im  übrigen  das  antike  Material  bei  Zeller  III  1  •*  S.  805  ff.. 
Susemihl  II  S.  301  ff.  und  in  der  unten  S.  201*  angeführten  Literatur.  Ver- 
zeichnis der  bekannten  Peripatetiker  dieser  Zeit  bei  Zeller  a.  a.  O.  S.  805,  2, 

Bildnis  des  Ptolemaios  Chennos  [Fälschung]:  Chatzis,  D.  Philos.  u.  Gramm. 
Ptolem.  Ch.  S.  XVII. 

Schriften.     Ausgaben.     Fundorte  der  Fragmente.     Fragmentsammlungen.. 

Andronikos.  Fragmente  s.  bei  Fr.  Littig,  Andronikos  von  Rhodos. 
IL  Teil,  Erlangen  1894,  Pr.,  S.  27  ff.,  III.  Teil,  Erlangen  1895,  Pr.,  S.  13  ff. 
Pseiido- Andronikos.  Xav.  Kreuttner,  Andr.  qui  fertur  libelli  .t.  .-radcöv  pars 
prior  de  affectibus,  novis  codicibus  adhibitis  rec.  et  quaestiones  ad  Stoicorum 
doctr.  de  affect.  pertiuentes  adiecil  X.  Kr.,  Heidelberg  1885,  Diss.  Gar.  Schuchhardt, 
Andronici  Rhodii  qui  fertur  libelli  .t.  :ia&cov  pars  altera  de  virtutibus  et  vitiis. 
Darmstadt  1883,  Heidelberger  Diss.  Die  in  einer  Randnotiz  des  cod.  Leid, 
und  darnach  von  Daniel  Heinsius  u.  a.  Andronikos  zugeschriebene  Paraphrase 
der  Nikomachischen  Ethik  stammt  jedenfalls  nicht  von  ihm.  Auf  Grund  der 
Annahme  von  Sainte-Croix  und  Val.  Rose  (Hermes  2  [1867],  212)  gab  sie  der 
neueste  Herausgeber,  G.  Heylbut  (Comm.  in  Arist.  Gr.  XIX  2),  dem  Heliodoros 
von  Prusa.  Doch  besteht  begründeter  Verdacht,  daß  dieser  Heliodoros  eine 
von  Konstant.  Palaeokappa  erdichtete  Person  sei  (vgl.  L.  Cohn,  Berl.  philol. 
Wochenschr.  1889,  1419  f.). 

Ariston  von  Ah'xandreia.  Fragmente  bei  Müller,  Fragm.  hist.  Graec. 
III  S.  324  f. 

Nikolaos  von  Damaskus.  Philosophische  Fragmente  bei  Th.  Roeper,  Nie. 
Dam.  de  Aristotelis  philosophia  librorum  reliquiae,  in :  Lectiones  Abulpharagianae. 
Gedani  1844,  S.  35  ff.  Von  der  Schrift..  IIeqI  AQioxoxElovg  cpÜMooqyiag  befinden 
sich  ansehnliche  Fragmente  in  syrischer  Übersetzung  in  einer  Hs.  in  Cambridge. 
Vgl.  Dräseke  (nach  Baumstark),  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1902,  1272.  Nie. 
Dam.  de  plantis  libri  duo,  rec.  E.  H.  F.  Meyer,  Leipz.  1841.  Im  übrigen  s.  Car. 
Müller,  Fragm.  histor.  Graec.  vol.  III  S.  348  ff. 

Ptolema  ios  Chennos.  Aristotelesbiographie:  A.  Baumstark,  Aristot.  b. 
d.  Syrern  S.  39  ff.  Verzeichnis  der  aristotelischen  Schriften,  ebenda  S.  61  ff. 
Fragmente  mit  Ausschluß  der  Aristotelesbiographie:  A.  Chatzis,  s.  unten  S.  201'\ 

Ueoi  x6o/.iov.  Die  Schrift  ist  in  den  Ausgaben  des  Aristoteles  enthalten,. 
ein  Teil  in  neuer  Textgestalt  nach  P.  Wendland  in  U.  v.  Wilamowitz'  Griech. 
Lesebuch  IL  —  Die  Schrift  von  der  Welt,  ein  Weltbild  im  Umriß  aus  dem 
1.  Jahrhundert  n.  Chr.,  eingeleitet  und  verdeutscht  von  Wilh.  Capelle,  Jena  1907. 
Vgl.  auch  K.  J.  Neumann,  Literar.  Zentralbl.  1907,  1612. 

Aspasios.  Asp.  in  Eth.  Nicom.  quae  supersunt  comm.,  ed.  G.  Heylbut^ 
Berol.  1889  (Comm.  in  Arist.  Gr.  XIX  1). 

Ad  ras  tos.  Echte  Schriften  nicht  erhalten.  Größere  Entlehnungen  bei 
Theon  von  Smyrna  (s.  o.  S.  537.  539.  552)  und  Chalcidius  (s.  §  85). 


■oTO  §  ^1-     ^''-'  l'oripatt'tikor  im  zweiten  Abschnitte  der  hellen. -röm,  Periode. 

Herminos.  Fragmente  bei  Henr.  Schmidt.  De  Herraino  Peripatetico, 
3Iarp.  Catt.  1907,  Diss. 

Kl a ndius  Ptolcmaios.  Von  der  in  der  ßiblioth.  Teubner  erscheinenden 
Gesamtausgabe  liegee  vor':  Vol.  I.  part.  I.  II.  Svntax.  niath.:  vol.  II.  Oper,  astron. 
niinora,  ed.  J.  L.  Heiberg,  Lpz.  1898 — 1907.  Zur  Ergänzung  dienen  vorläufig 
(für  die  philosophisch  besonders  in  Betracht  kommenden  Schriften):  TsTQÜßißkog, 
•ed.  J.  Camerarius,  Xorimb.  1535,  lat.  ed.  Ph.  Melanchthon,  Basil.  1553.  Harmo- 
nica,  lat.  ed.  A.  Gogavinus,  Venet.  1563,  gr.  ed.  J.  Wallis.  Oxon.  1682.  1699. 
TIfoi  y.ont]olov  y.al  ijysiiovtxov,  ed.  J.  Bullialdus,  Par.  1663;  rec.  Frid.  Hauow, 
Lips.  1870.  Des  Kl.  Ptol.  Handb.  der  Astron.,  aus  d.  Griech.  übers,  u.  mit  erkl. 
Anmerk.  vcrs.  v.  Karl  Manitius,  I.  II,  Leipz.  1912,  1913.  Weiteres  bei  Christ- 
Schmid,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  II»  S.  723  f. 

Qalenos.  Editio  princeps  von  Joh.-Bapt.'  Opizzone,  Aldina  von  1525 
vgl.  Mewaldt.  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1912,  894  ff.).  Später  wurden  Galens 
Schriften  mit  denen  des  Hippokrates  zusammen  hrsg.  von  Charterius,  13  Bde.. 
Lüttich  1679,  dann  v.  Kühn,  20  Bde.,  Lpz.  1821—1831.  Fragments  du  Com- 
mentaire  de  Galien  sur  le  Timee  de  Piaton,  publ.  par  Ch.  Daremberg  (Anhang: 
Essai  sur  Galien  considere  comme  i^hilosophe),  Paris  1848.  G.s  Dialog  über  d. 
Seele;  aus  d.  Arab.  ins  Hebr.  übers,  v.  Jehuda  ben  Salorao  Alcharisi,  hrsg.  v. 
Ad.  Jellinek,  Leipzig  1852.  M.  Bonnet,  De  Claud.  Gal.  subfiguratione  erapi- 
rica,  Bonn  1872,  Diss.  Gal.  de  placitis  Hi^jpocr.  et  Plat.,  rec.  I\v.  Mueller, 
I.  Leipz.  1874.  Gal.  de  elementis  ex  Hippocratis  sententia  libri  duo,  rec. 
G.  Helrareich,  Erlangen  1878.  Galeni,  qui  fertur  de  partibus  philosophiae 
libellus,  primum  ed.  E.  Wellmann,  Berl.  1882.  Gal.  Scripta  minora.  rec.  loa. 
Marquardt,  I\v.  Müller,  G.  Helmreich,  Vol.  I.  ex  recogn.  loa.  Marquardt,  Leipz. 
(Bibl.  Teubn.)  1884,  Vol.  IL  ex  recogn.  Iwani  MüUer,  1891,  Vol.  III.  ex  recogn. 
G.  Helmreich,  1893.  Gal.  Protrepticus,  ed.  G.  Kaibel,  Leipz.  1894.  Gal.  institutio 
logica,  ed.  Car.  Kalbfleisch,  Leipz.  1896.  Gal.  ^reol  rwr  euvriö  boy.ovvTMv  fragmenta 
inedita,  ed.  G.  Helmreich,  Philol.  52  (1894),  431—434.  Gal.  de  victu  attenuante 
liber,  ed.  Car.  Kalbfleisch,  Leipz.  1898.  Gal.  de  optima  corporis  constitutione; 
ideni  de  bono  habitu,  rec.  G.  Helmreich,  Hof  1901,  Pr.  Car.  Gabler.  Gal.  libellus 
de  captionibus,  quae  per  dictionem  fiunt,  ad  fidem  unius  qui  superest  codicis 
■editus,  Rostock  1903,  Diss.  Gal.  de  temperamentis  libri  III,  rec.  Georg.  Helm- 
reich, Leipz.  1904.  Gal.  de  causis  continentibus  [.t.  twc  ovremty-ior']  libellus  a 
Xicolao  Regino  in  serm.  Latin,  transl.,  prim.  ed.  Carol.  Kalbfleisch,  Marp.  Chatt. 
1904.  G.  Helmreich,  Gal.  über  die  Kräfte  der  Nahrungsmittel,  Ansbach  1905 
bis  1909,  Prr.  J.  Westenberger,  Gal.  qui  fertur  de  qualitatibus  incorporeis 
libellus,  Marp.  Catt.  1906,  Diss.  M.  Simon,  Sieben  Bücher  Anatomie  des  Galen 
(die  in  arabischer  Übersetzung  erhaltenen  BB.  10 — 15  des  Werkes  Tleol  zcör  dra- 
Touiy.iov  iy/Eioi/ocfor),  Leipz.  1906.  Gal.  de  usu  partium  corporis  humani  libri 
XVII,  rec. 'Gr  Helmreich,  2  voll.,  Leipz.  1907.  1909.  G.  Helmreich.  Handschriftl. 
Studien  zu  Gal.,  Ansbach  1910.  1911.  1914,  Prr.  Guil.  Herbst,  Gal.  Pergam.  d,e 
Atticissantium  studiis  testimonia  coUecta  atque  examinata,  Marp.  Chatt.  1910, 
Diss..  vollst.  Lips.  1911.  Frid.  Albrecht,  Gal.  libellus  An  in  arteriis  natura 
~5anguis  contineatur,  Marp.  Chatt.  1911,  Diss.  Gal.  de  partibus  artis  medicativae, 
eine  verschollene  griech.  Schrift  in  Übers,  des  14.  Jahrh.  hrsg.  v.  Herrn.  Schöne, 
<ireifs\v.  1911,  Univ.-Festschr.  M.  Cardini,  Gli  aforismi  d'Ipiwcrate  e  il  com- 
mentario  di  Gal.;  traduz.  e  comm.  con  pref.  di  G.  Baccelli,  Firenze  1911.  Rud. 
Beer,  Galenfragmente  im  cod.  Pal.  Vindob.  16,  Wiener  Studien  34  (1912),  97  bis 
108.  Gal.  de  optimo  docendi  genere  libellus,  ed.  A.  Brinkmanu.  Bonn  1914,  Pr. 
Herrn.  Wagner,  Gal.  qui  fertur  libellus  El  'Qoiov  zo  y.axä  yaoroö;,  Marp.  Chatt. 
1914,  Diss.  Rud.  Noll,  Gal.  Ileol  xgetag  avaTivofj?  libellus,  Marp.  Chatt.  1915. 
E.  Wenkebach,  Das  Proömium  der  Kommentare  Galens  zu  den  Epidemien 
des  Hippokrates,  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  philos.-histor.  Kl.  1918  No.  8.  —  Im 
Corpus  medicorum  Graec.  sind  bis  jetzt  erschienen:  Gal.  in  Hippocr.  de  natura 
hom.  comm.  III,  ed.  J.  Mewaldt;  in  Hippocr.  de  victu  acutorum  comm.  IV,  ed. 
O.  Helmreich:  de  diaeta  Hippocr.  in  morbis  acutis,  ed.  J.  Westenberger  (V  9,  l 
der  Sammlung,  Leipz.  Berl.  1914).  Gal.  in  Hippocr.  prorrhet.  I  comm.  III,  ed. 
H.  Diels:  de  comate  sec.  Hippocr..  ed.  J.  Mewaldt:  in  Hippocr.  prognost. 
■comm.  III,  ed.  J.  Heeg  (V  9,  2  der  Sammlung,  Leipz.  Berl.  1915).  Ps.-Gal.  in 
Hippocr.  de  septimanis  comm.  ab  Hunaino  qui  fertur  arabice  versum  ex  cod. 
^lonac.    primum    ed.    et    germ.    vertit    G.  ßergsträßer    (XI  2.  1    der    Sammlung, 


§  71.     Die  Peripatetiker  im  zweiten  Abschnitte  der  hellen.-iöm.  Periode.  571 

Leipz.  Berl.  1914).   —   W.  Schäfer  (De  parv.  pil.  exerc.)   und  Alb.   Minor  (fleii) 

^vo.-ryoiag)  s.  S.  203*.  —  Ps.-Galen,  Jtegl  rfi/.oaöfpov  lozogia;  bei  Diels,  Doxogr.  Gr. 

S.  59.Ö— 648.    —   Ps.-Gal.   -Tfot    mv   :zco^  iia/'v/ovrai    zu  f/ißova  s,  §  80  unter  Por- 
phyrios. 

AristokU'ti.  Bruchstücke  von  Ihgl  qnXoooqia::  bei  Euseb.  Praep.  ev.  11, 
3,  1-9;  14,  17.  1-9;  14,  18.  1-30;  14,  19,  1—7;  14,  20,  1—8.  9-12;  14.  21, 
1 — 7  (das  die  Yorsokratiker  Betreffende  bei  Diels  Vorsokr.  [s.  dort  das  Stellen- 
register II  1*  S.  745  unter  Aristocles]).  Ausgaben  von  Euseb.  Praep.  ev.  ver- 
zeichnet O.  Stählin  bei  Christ-Schraid  11^  S.  1139.  —  Referat  über  eine  münd- 
liche Ausführung  bei  Alex.  v.  Aphrod.  d.  anima  S.  110,  5 — 113,  12  Br.  (Suppl. 
Aristot.  [s.  oben  S.  366]  II  I). 

Alexandros  von  Aphrodisias.  Schriften  von  ihm  sind  schon  im  dritten 
Bande  der  aldinischen  Ausg.  des  Arist.,  Ven.  1495 — 1498,  herausgegeben  worden; 
die  Traktate  De  anima,  De  fato  bei  Themistii  opera,  Venet.  1534;  einzelne 
Schriften  öfters,  in  neuerer  Zeit  De  fato,  ed.  Orelli,  Turici  1824;  Quaest.  nat.  et 
mor.,  ed.  L.  Spengel,  Monachii  1842;  Comm.  in  Arist.  metaph..  ed.  H.  Bonitz, 
Berol.  1847;  Alex.  Aphrod.  quae  feruntur  probleraat.  libr.  III.  et  IV.,  rec. 
H.  Usener,  Berlin  1859,  Pr. ;  Comm.  in  Arist.  .t.  alo{^7]a€cog  y.al  aia&ijröjr  ex  codd. 
€tc.  eruit  Ch.  Thurot,  Paris  1875  (Notices  et  extraits  des  manuscr.  de  la  Bibl. 
nat.  tome  25  partie  2);  dazu  Usener,  Jenaer  Literaturztg.  1876,  534  ff.  =:  KI. 
Sehr.  I  372  ff.;  Die  Abh.  Al.s  v.  Aphr.  üb.  d.  Intellekt,  aus  handschr.  Quellen 
z.  ersten  Male  herausg.  u.  durch  d.  Abh. :  Die  Nuslehre  Al.s  v.  Aphr.  u.  ihr 
Einfluß  auf  d.  arabisch-jüd.  Philos.  des  Mittelalters,  eingel.  v.  Aron  Günsz,  Berl. 
18S6,  Leipz.  Diss.  Die  Kommentare  zu  Aristot.  und  die  Scripta  minora  jetzt  in 
den  Comment.  in  Arist.  'Graeca  (I.  II  1—3.  III  1.  2)  und  dem  Supplementiim 
Aristot.  (II  1.  2)  der  Berliner  Akademie,  s.  oben  S.  365  f.  Zwei  Fraemente  hrsg. 
von  G.  Vitelli,  Festschr.  f.  Th.  Gomperz,  Wien  1902,  S.  90-93.  '^  ^'gl.  auch 
Freudenthal  und  Nourrisson  unten  S.  203". 

Unter  den  beiden  oben  S.  41  f.  hervorgehobenen  allgemeinen  Merkmalen 
unseres  Zeitabschnittes,  der  gelehrten  Beschäftigung  mit  den  Schulbegründern 
und  dem  mystisch-religiösen  Zuge,  tritt  das  erstere  im  Peripatos  besonders  stark 
zutage.  Dafür  fehlt  das  zweite  so  gut  wie  völlig.  Ja  es  macht  sich  im  Gegen- 
teil mehrfach  eine  Neigung  zum  Naturalismus  bemerkbar,  in  der  die  Schule  die 
Richtung  Stratons  des  Physikers  verfolgt.  Der  reiche  Schatz  erhaltener  Lehr- 
schriften des  Meisters  beeinflußte  die  Lehrüberlieferung  im  konservativen 
Sinne,  ganz  anders  als  bei  Piaton,  bei  dem  die  oft  vieldeutigen,  an  scharf 
formulierter  Dogmatik  ärmeren  Dialoge  die  fast  ausschließliche  Grundlage  der 
Lehrtradition  bildeten  und  Meitgehenden  Neugestaltungen  der  Lehre  freie  Bahn 
ließen.  Dazu  kam  in  der  aristotelischen  Schule  die  strenge  Zucht  der  dort  vor 
allem  gepflegten  Logik,  die  dem  Aufkommen  mystischer  Tendenzen  ein  Hindernis 
bereitete.  Damit  soll  nicht  gesagt  sein,  daß  der  Peripatos  dieser  Zeit  in  allen 
Punkten  der  Lehre  des  Meisters  treu  geblieben  sei  und  sich  jeder  Einmischung 
fremder  Philosopheme  verschlossen  habe.  Gerade  die  naturalistische  Neigung 
veranlaßte  bei  einigen  Vertretern  der  Schule  Annäherungen  an  den  Stoizismus, 
und  nicht  minder  hat  der  Piatonismus  mit  manchen  seiner  Philosopheme  starke 
Anziehungskraft  ausgeübt.  Wesentlich  mitbestimmend  für  die  konservative 
Richtung  des  Aristotelismus  war  durch  seine  gelehrte  Arbeit  an  den  aristotelischen 
Schriften 

Anih'onikos  von  Rhodos  (um  70  vor  Chr.,  der  elfte  [Ammon.  de  interpr. 
S.  b;  29;  Elias  S.  117,  23;  113,  19]  oder  zehnte  [Ammon.  in  Anal.  pri.  S.  31,  13] 
Schulleiter  a:i6  \4Qi,oroxElovg,  je  nachdem  man  bei  der  Berechnung  Aristoteles  mit- 
zählte oder  nicht).  Er  hat  sich  durch  Sammlung,  Ordnung  und  kritische 
Sichtung  der  aristotelischen  Schriften,  durch  Veranstaltung  einer 
Ausgabe,  Abfassung  von  Kommentaren  und  sonstige  philologische 


~tl'2  §  ~^-     ^^^  Peiipatetiker  im  zweiten  Abschnitte  der  hellen.-rüni.  Periode. 

Arbeit  an  Aristoteles  wie  auch  an  Theophrast  um  die  aristotelischen 
Studien  der  Nachwelt  ein  bleibendes  Verdienst  erworben,  und  ihm  gebührt  des- 
halb eine  angeschene  Stelle  in  der  Geschichte  der  Philosophie,  so  unerheblich 
auch  das  sein  mag,  Avas  an  eigenen  philosophischen  Bestimmungen  von  ihm  zu 
melden  ist.  Sein  Hauptinteresse  scheint  der  Logik  gegolten  zu  haben,  in  der 
fT  einige  Aristoteles  ergänzende  oder  von  ihm  sich  entfernende  Sätze  aufstellte 
(eine  Differenz  in  der  Psychologie  [Zeller  III  1*,  645  f.]  ist  unerweislich).  Mit 
ihr  wollte  er  den  philosophischen  Kursus  und  dementsprechend  sicherlich  auch 
das  Corpus  Aristotelicum  begonnen  wissen.  Die  Logik,  meinte  er,  sei  das  Werkzeug- 
(Organonl)  der  Philosophie.  Das  Werkzeug  aber  müsse  man  zunächst  kennen 
lernen,  wie  es  auch  in  den  Handwerken  geschehe  (Elias  in  Categ.  S.  117,  20  ff.;. 
118.  20  ff.).     Anderer  Ansicht  war  Andronikos"  Schüler 

Boethos  i'on  Sidon.  Er  war  für  den  Beginn  mit  der  Physik  und 
führte  dafür  an,  daß  sie  leichter  sei,  da  man  sich  von  Kindesbeinen  an  mit 
Naturdingen  befasse,  daß,  die  Ärzte  ihre  Kuren  mit  leichteren  Mitteln  begönnen 
und  daß  Aristoteles  sich  in  seinen  physikalischen  Schriften  am  meisten  aus- 
zeichne (Elias  in  Categ.  S.  117,  20  ff.,  118,  9  ff.).  Bei  Boethos  treffen  wir  neben 
anderen  Abweichungen  von  Aristoteles  eine  höchst  wichtige,  und  zwar  in  natu- 
ralistischer Richtung:  Er  erklärte  das  Allgemeine  nicht  für  das  von 
Natur  Frühere  dem  Einzelnen  gegenüber  (Dexipp.  in  Categ.  S.  45,  13  ff.;  vgL 
dagegen  Arist.  Anal.  post.  A  2,  71  b  33  ff.  u.  a.  St.),  und  bei  Beantwortung  der 
Frage,  welche  Art  des  Seins  in  der  Ansetzung  der  Kategorie  der  ovoia  von 
Aristoteles  gemeint  sei  —  Form,  Stoff  oder  das  aus  beiden  Zusammengesetzte  — . 
meinte  er,  Stoff  und  Zusammengesetztes,  nicht  aber  die  Form  entsprächen  jener 
Kategorie,  also  nur  auf  diese  beiden  treffe  der  Begriff  der  .-rgtwr»;  ovola  zu.  Er 
ging  dabei  von  der  Voraussetzung  aus,  daß  jenes  erste,  in  der  Kategorie  der 
cvom  gesetzte  Sein  weder  in  einem  Substrat  vorhanden  sein  noch  von  einen> 
andern  Seienden  ausgesagt  werden  dürfe  (entsprechend  Arist.  Categ.  5,  2  a  11  ff.). 
Diesen  Anforderungen  genügten  Stoff  und  Zusammengesetztes,  nicht  aber  die 
Form,  die  Boethos  der  Qualität  oder  Quantität  oder  sonst  einer  Kategorie  zu- 
weisen wollte  (Simpl.  in  Categ.  S.  78,  6  ff. ;  vgl.  dagegen  Aristot.  Metaph.  Z  ', 
1032  b  1  f.;  daß  es  sich  bei  der  Frage  um  eine  von  Aristoteles  selbst  verschuldete 
Schwierigkeit  handelt,  ergibt  sich  aus  dem  oben  S.  395  Bemerkten).  Aus  De- 
xippos  in  Categ.  S.  45,  28  ersehen  wir  übrigens,  daß  Boethos  mit  seiner  Ansicht 
über  das  riQÖTeoov  (fvost  unter  den  Peripatetikern  nicht  allein  stand.  I\Iit  der 
Auffassung  des  Allgemeinen  als  des  Späteren  stand  eine  Deutung  der  platonischen 
Ideenlehre  in  Zusammenhang,  als  deren  Vertreter  Boethos  von  Syrian  in  Metaph. 
S.  106,  5  ff.  genannt  wird.  Darnach  sind  die  Ideen  nichts  Anderes  als 
die  Gattungsbegriffe.  Boethos  kann  also  als  Vorläufer  der  mittelalterlichen 
Nominalisten  und  zugleich  —  hinsichtlich  der  Deutung  Piatons  —  der  heutigen 
Marburger  Schule  gelten.  —  Außer  dem  Kategorienkommentar,  in  welchem 
die  angeführten  Philosopheme  dargelegt  sein  werden,  verfaßte  Boethos  auch 
Exegesen  zu  anderen  aristotelischen  Schriften.  —  Ein  weiterer  Zeitgenosse  des 
Andronikos  und.  wie  es  scheint,  ebenfalls  mit  seinem  Interesse  besonders  der 
Logik  zugewandt  war 

Ariston  von  Alexundrela,  der  aus  der  akademischen  Schule  des 
Antiochos  von  Askalon  in  den  Peripatos  übertrat.  Er  schrieb  jedenfalls  einen 
Kommentar  zu  den  Kategorien,  den  Simplikios  nennt  und  berücksichtigt, 
möglicherweise  auch  einen  solchen  zur  Ersten  Analytik.  Aus  diesem  könnte 
stammen,  was  Apul.  .Tfot  eou.  c.  13  über  eine  Vermehrung  der  aristote- 
lischen Schlußformen  und  c.  14  über  eine  Berechnung  der  Zahl  der  Schluß- 


Aiulrouikos  v.  Rhodos.  Boethos  v.  Sidon,  Aiiston  r.  Alexaudreia  usw.       573 

figuren  durch  Ariston  mitteilt.  Daß  er  auch  die  im  Peripatos  herkömmliche 
naturwissenschaftliche  und  geschichtliche  Gelehrsamkeit  pflegte, 
bezeugen  erhaltene  P'ragmente.  —  Von  den  mit  Andronikos  und  der  nächsten 
Oeneration  seiner  Schüler  etwa  gleichzeitigen  Peripatetikern 

Staseas  von  Neapel  und  Kratippos  von  Perffomoti  (der  letztere 
war  ebenfalls  früher  Schüler  des  Antiochos)  sind  philosophische  Lehren  von  Be- 
deutung nicht  bekannt.     Dagegen  verdient  Beachtung,  daß 

Xenarchos  von  Seletihela  (in  Kilihien)  in  einer  besonderen  Schrift 
{IIqö:  Ttjv  ,-ie/ii.-rT)jy  ovoi'ar)  der  aristotelischen  Ansetzung  des  Äthers  als 
fünften  Körpers  widersprach.  Auch  sonst  erhob  er  gegen  Philosopheme 
des  Schulstifters  Einwände,  die  zeigen,  daß  er  sich  auf  dem  Gebiete  der  Physik 
mit  Scharfsinn  und  ohne  Befangenheit  in  der  Schultradition  betätigte.  —  Be- 
kannter als  die  zuletzt  genannten  Männer  ist,  vor  allem  durch  seine  historischen 
Arbeiten, 

yHiOlaos  von  Damaskos,  der  Ratgeber  des  jüdischen  Königs  Herodes 
und  Freund  des  Kaisers  Augustus.  In  den  engeren  Bereich  aristotelischer 
Studien  fällt  seine  in  Überarbeitung  durch  fremde  Hände  erhaltene  Pflanzen- 
geschichte.  Seine  übrigen,  der  Metaphysik,  Theologie,  Kosmologie.  Meteoro- 
logie, Tiergeschichte,  soAvie  der  Ethik  gewidmeten  Schriften  sind  uns  großenteils 
nur  ihrer  Existenz  und  ihren  Titeln  nach  bekannt.  Eine  umfangreiche  Einleitung 
in  das  Studium  des  Aristoteles  scheint  das  Werk  Ilsoi  rijg  'Ao lai ors^.ovg 
^i/.oao<pia;  gewesen  zu  sein,  das  vielleicht  auch  mehrere  oder  alle  uns  unter 
Sondertiteln  genannten  philosophischen  Schriften  umfaßte.  Über  den  philo- 
sophischen Standpunkt  des  Nikolaos  läßt  sich  an  der  Hand  des  dürftigen  Mate- 
riales  nicht  mehr  urteilen,  es  sei  denn,  daß  die  von  Baumstark  hervorgezogeneu 
syrischen  Fragmente  bei  eingehenderer  Untersuchung  Näheres  ergeben.  —  Ein 
weniger  genannter  Aristoteliker  einer  späteren  Generation  war 

Alexandros  von  Aigai,  der  Lehrer  des  Kaisers  Xero.  Er  suchte  die 
im  Peripatos  mehrfach  behandelte  Frage,  ob  Worte  {qojval)  oder  das  von  den 
Worten  bezeichnete  Seiende  selbst  (rä  orza  avzä)  oder  die  einfachen  Denk- 
formen {tu  ä.T/ct  ro))uuTa)  Gegenstand  der  aristotelischen  Kategorien 
seien,  in  einer  Weise  zu  lösen,  die  alle  drei  Auffassungen  vereinigte,  und  in  der 
später  Alexander  von  Aphrodisias  mit  ihm  übereinstimmte  (Simpl.  in  Cat.  S.  10, 
19  f.).  Da  es  sich  bei  dieser  Frage  um  den  oy.o::i6g  der  aristotelischen  Schrift 
handelt,  der  ein  stehendes  Kapitel  in  den  Einleitungen  der  mündlichen  Exegesen 
und  der  Kommentare  bildete,  so  ist  anzunehmen,  daß  die  Nachschrift  emer 
Kategorienexegese  oder  ein  Kommentar  zu  den  Kategorien  von  Alexander  von 
Aigai  im  Umlaufe  war.  Eine  wohl  auch  aus  einem  Kommentar  entnommene 
Bemerkung  zu  der  aristotelischen  -Schrift  Ueol  ovoavoü  führt  Alexander  von 
Aphrodisias  bei  Simpl.  in  Arist.  d.  caelo  S.  430,  29  ff.  an.  —  Auf  ein  anderes 
Feld  führt  uns 

Ptoleniaios  C/iennos  von  Alexandreia  (im  ersten  oder  zweiten  Jahrh. 
nach  Chr.).  Sein  Werk  über  Leben  und  Schriften  des  Aristoteles  (in  der 
Biographie  war  auch  das  Testament  mitgeteilt)  weist  in  die  Richtung  der  gelehrten 
Arbeit  des  Andronikos.  Tatsächlich  fußt  er  auf  letzterem  und  ist  dadurch  von 
bleibender  Bedeutung,  daß  sich  Auszüge  aus  seinem  Werke  teils  in  griechischen  teils 
in  arabischen  Texten  erhalten  haben  (s.  oben  S.  365),  die  für  die  verlorene  Arbeit 
des  Andronikos  teilweise  Ersatz  bieten.  Demgegenüber  kommt  was  sonst  von 
dem  Philosophen  Ptoleraaios  bekannt  ist  wenig  in  Betracht.      Die  Bemerkung  zu 


574   §  ^^-     ^^*^  Peripatctiker  im  zweiten  Abschnitte  der  hellen.-röm,  Periode. 

Plat.  Tim.  17  a  bei  Procl.  in  Tim.  I  S.  20,  7  D.'j  spricht  mit  Wahrscheinlichkeit 
dafür,  daß  er,  wie  sein  Schulgenosse  Adrastos,  einen  Kommentar  zum  plato- 
nischen Timaios  verfaßte.  Bei  den  von  lamblichos  b.  Stob.  Ecl.  I  S.  378,  7  ff^ 
und  Eustratios  in  Arist.  Eth.  Nie.  S.  322,  4  ff.  mitgeteilten  Ansichten  ist  nicht 
auszumachen,  in  welchem  Werke  sie  entwickelt  waren.  (Das  Nähere  darüber  bei 
Chatzis,  D.  Philos.  u.  Gramm.  Ptol.  Ch.  [S.  XXVIII  ff.],  der  auch  für  die  da& 
philosophische  Gebiet  nicht  unmittelbar  berührenden  Schriften  des  Ptolemaios  zu 
vergleichen  ist.)  —  Besonders  bedeutsam,  weil  er  eine  neue  metaphysisch-theo- 
logische Grundauffassung  vertritt,  ist  der  seiner  Person  nach  unbekannte 

Verfasser  der  pseudaristotelischen  Schrift  von  der  Welt  {Ueoi 
xor,  1.10  V).  Dieses  wahrscheinlich  gegen  Ende  des  ersten  oder  zu  Anfang  de* 
zweiten  Jahrhunderts  nach  Chr.  entstandene  Werk,  das  zu  den  interessantesten 
literarischen  Erscheinungen  der  nacharistotelischen  griechischen  Philosophie 
gehört,  sucht  in  seiner  Theologie  den  peripatetisch  en  und  den 
stoischen  Standpunkt  zu  vereinigen.  Wenn  der  stoische  Pantheismus 
behauptet,  daß  die  Gottheit  in  allem  und  jedem,  auch  in  dem  Häßlichen  und 
ästhetisch  Anstößigen  gegenwärtig  sei,  so  scheint  dem  Verfasser  diese  Lehre  der 
Gottheit  unwürdig.  Er  verwirft  sie  zugunsten  der  peripatetischen  Transzendenz 
des  göttlichen  Wesens.  Gleichwohl  bleibt  jene  stoische  Theorie  nicht  ohne  Einfluß^ 
auf  ihn.  Wird  auch  der  substantielle  Pantheismus  der  Stoa  abgelehnt,  so  soll 
doch  ein  dynamischer  Pantheismus  gelten.  Die  Gottheit  ist,  wenn  auch  nicht  mit 
ihrem  Wesen,  so  doch  mit  ihrer  Macht  überall  gegenwärtig,  sie  trägt  und  erhält 
alles,  und  zwar  so,  daß  ihre  Wirkung  sich  zunächst  und  in  besonderem  Grade 
auf  die  ihr  am  nächsten  liegende  Sphäre  der  Welt  und  weiterhin  durch  deren 
Vermittlung  auch  auf  das  Entferntere  erstreckt.  Es  liegt  in  der  Schrift  das- 
Bestreben  klar  zutage,  die  Gottheit  um  ihrer  Würde  und  Erhabenheit  willen  von 
der  Welt  möglichst  zu  entfernen,  ohne  deshalb  ihr  Wirken  auf  die  Weit  in 
Frage  zu  stellen.  Der  Befehlshaber  eines  Heeres  oder  einer  Stadt  oder  eines- 
Hauses,  heißt  es,  assistiert  nicht,  Avenn  es  gilt  einen  Bettsack  zu  schnüren  oder 
sonst  ein  Geschäft  zu  vollbringen,  das  der  erste  beste  Sklave  besorgen  kann.  So- 
zeigt  das  Werk  schon  die  Anfänge  einer  Tendenz,  die  später  in  durchgreifenderer 
Weise  den  Neuplatonismus  und  seine  Vorläufer  beherrschte.  Neben  der  Theo- 
logie sind  es  die  kosmologisehen  und  meteorologischen  Aus- 
führungen, die  der  Schrift  einen  besonderen  Wert  geben.  Der  Verfasser 
schöpft  hier  aus  dem  Stoiker  Poseidonios,  dessen  Einfluß  sich  auch  in  der  das- 
Ganze  durchziehenden  religiösen  Stimmung  und  in  der  schwungvollen,  poetischen 
Sprache  kundgibt,  —  Wieder  in  die  Reihe  der  Aristotelesexegeten  zurück 
führt  uns 

Aspasios  (in  der  ersten  Hälfte  des  zweiten  Jahrhunderts  nach  Chr,),  von  dem. 
mehrere  Aristoteleskommentare  (zu  den  Kategorien,  zu  Ileol  £Qni]vsiag,  zur 
Physik,  zu  JIeqI  ovgavov,  zur  Metaphysik)  nachweisbar  sind  imd  der  zur  Niko- 
raachischen  Ethik  teilweise  auch  erhalten  ist,  —  Gleichfalls  Aristoteles- 
kommentator war 

Adrastos  von  Aphrodisias  (zu  Anfang  des  zweiten  Jahrhunderts  nach 
Chr.).  Von  einem  Kategorienkommentar  haben  wir  Kenntnis,  ein  Kom- 
mentar zur  Physik  läßt  sich  mit  Wahrscheinlichkeit  erschließen.  In  Form 
der  Lösung  einzelner  Probleme  beschäftigte  sich  Adrastos  mit  der  Nikomachischen 
Ethik  xmd  der  Ethik  des  Theophrast.      Danebenher  ging   eine  philologische 


>)  Zu  dem   dort  dem  Namen  des  Ptolemaios  beigefügten  h  JJ/.azcorty.6;  vgl. 
Chatzis.  Der  Phil.  u.  Gramm.  Ptol.  Ch,  S.  XII. 


Ptolemaios  Chennos,  .Schrift  von  der  Welt,  Aspasios  usw.  575' 

Tätigkeit  im  Sinne  des  Andronikos:  er  schrieb  über  die  Ordnung  der 
aristotelischen  Werke  {Ilrgi  r>}g  rd^ewg  rwr  ^^qiotozs/.ov-;  ofy/gaufidzcov)  und 
handelte  hier  auch  über  verschiedene  Rezensionen,  über  Titel  der  aristotelischen 
Schriften  ii.  dgl.  Weit  überragt  aber  an  Wichtigkeit  werden  diese  beiden  Zweige 
seiner  Arbeit  durch  einen  dritten.  Adrastos  besaß  lebhaftes  Interesse  für 
Mathematik  und  Astronomie  und  erklärte,  wie  es  scheint  unter  besonderer 
Hervorhebung  dieser  Gesichtspunkte,  den  platonischen  Timaios,  wobei  er 
den  berühmten,  uns  leider  verlorenen  Timaioskommentar  des  Poseidonios  benutzte^ 
Auch  sein  eigenes  Werk  ist  nicht  auf  uns  gekommen.  Aber  Spätere,  deren 
Schriften  erhalten  sind.  Avie  Theon  von  Smyrna,  Proklos  und  Chalcidius,  sind  von 
ihm  abhängig,  und  so  hat  Adrastos  die  Bedeutung  einer  Mittelquelle,  durch  die 
uns  poseidonisches  Gedankengut  gerettet  ist.  —  Als  Aristoteleserklärer,  der  in. 
einem  wichtigen  Punkte  von  der  Lehre  des  Meisters  abwich,  erscheint 

Hertninos  (um  die  'Slitte  des  zweiten  Jahrhunderts  nach  Chr.;  er  war 
Lehrer  des  Alexander  von  Aphrodisias).  Er  kommentierte  jedenfalls  die 
Kategorien,  die  Schrift  Ileol  ko  ui]vsiag ,  die  Erste  Analytik  und  die 
Topik,  muß  sich  aber  auch  mit  der  Physik  befaßt  haben.  Gerade  hier  liegt 
der  Punkt,  in  welchem  Herrainos  eine  bemerkenswerte  Heterodoxie  entwickelte^ 
Die  platonische  Lehre  von  der  W^eltseele  in  Verbindung  mit  dem  ebenfalls  plato- 
nischen Satze,  daß  die  Seele  das  sich  selbst  in  Ewigkeit  Bewegende  sei  (s.  oben 
S.  320  f.  295)  bestimmte  ihn,  die  Endlosigkeit  der  Bewegung  des 
Himmels  auf  die  W^irkung  der  ihn  beherrschenden  Seele,  nicht 
auf  die  des  (selbst  unbewegten)  .-rgcöro»'  xivovv  (Arist.  Phys.  Q  6,  258b  12 
u.  a.  St.)  zurückzuführen  (Simpl.  in  libr.  d.  caelo  S.  380,  3 ff.).  —  Weiter  im 
Eklektizismus  ging  Hermmos'  Zeitgenosse 

Klaudios  JPtoletnaios,  der  bekannte  Astronom  und  Geograph,  dessen 
philosophischen  Standpunkt  Fr.  Boll  (s.  u.  S.  202*)  eingehend  untersucht  hat. 
Darnach  ist  die  Grundlage  seiner  Philosophie  das  peripatetische  Bekennt- 
nis, er  ist  aber  auch  beeinflußt  durch  stoische  und  platonische  An- 
schauungen sowie  durch  die  pythagoreische  Zahlenspekulation. 
Nur  in  der  Madtj inazi^ci)  ovvza^ig  (dem  „Almagest")  tritt  der  Aristotelismus 
ohne  Einmischung  fremder  Lehren  zutage,  hat  aber  seine  Quelle  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  nicht  in  den  aristotelischen  Schriften  selbst,  sondern  in  einem 
späteren  peripatetischen  Handbuch.  Die  rein  philosophische  Schrift  Jlsgl  y.gi- 
zYjQiov  xal  i;y sfiovinov  zeigt  in  ihrem  psychologischen  Teile  eine  Verbindung 
peripatetischer,  platonischer  und  stoischer,  vielleicht  auch  neupythagoreischer, 
Doktrin.  Von  besonderem  Interesse  ist  hier  die  Annahme  eines  doppelten  Hege- 
monikon,  eines  ^ys/novixov  rr^dg  z6  'Qflv  fxövov  mit  Sitz  im  Herzen  (stoisch)  und 
eines  ^yt^iorixiv  ngog  z6  'Cfjv  xai  zo  ev  C^v  (aristotelische  Unterscheidung,  vgl.. 
Arist.  434  b  22  ff.  435  b  19  ff.  [Boll  a.  a.  O.  S.  91] ;  s.  auch  oben  S.  405.  414)  mit 
Sitz  im  Gehirn  (platonisch).  W^ährend  in  diesem  Werke  eine  innerliche  Ver- 
knüpfung der  Lehren  verschiedener  Schulen  erstrebt  ist,  bleibt  es  im  dritten 
Buch  der 'Aq  uovi  xd,  die  übrigens  auch  die  peripatetische  Gi'undrichtung  ihres 
Verfassers  erkennen  lassen,  bei  einem  bloßen  Nebeneinander  verschiedener  psycho- 
logischer Theoreme.  Der  Grundgedanke  dieses  Buches  ist  der  pythagoreischen 
Zahlenspekulation  entnommen.  In  der  Tezgußißkog  ist  die  HauptqueUe  Posei- 
donios, von  dem  aber  Ptolemaios  besonders  in  der  Lehre  von  der  eiftagi^isvtj  zur 
peripatetischen  Doktrin  abbiegt.  —  Ahnlich  wie  Ptolemaios  steht  zur  aristote- 
lischen Philosophie  im  ganzen  und  auch  in  einzelnen  Punkten  (vgl.  Boll  a.  a.  O. 
S.  86.  92  i.) 


ÖTO   S  '  1-     t)'^  l'eripatetiker  im  zweiten  Abschnitte  der  helleii.-röm.  Periode. 

Galenos  (129  bis  etwa  199  n.  Chr.),  der  einflußreiche  medizinische  Lehrer, 
die  höchste  Autorität  für  die  Mediziner  bis  in  die  neuere  Zeit.  Er  hat  auch 
der  Philosophie  seinen  Fleiß  zugewandt  und  die  Forderung  aufgestellt,  daß 
der  Arzt  allgemeiner,  und  zwar  auch  philosophisch  gebildet  sei.  Insbesondere 
beschäftigte  er  sich  eingehend  mit  der  Erklärung  von  Schriften  des  Platou, 
Aristoteles,  Theophrastos  und  Chrysippos.  Philosophiegeschichtlich  bedeutsam 
ist.  daß  Auszüge  aus  Schriften  des  vielbelesenen  und  mannigfach  interessierten 
Arztes  in  eine  Literatur  einbezogen  wurden,  die  vom  platonischen  Timaios 
ausgehend  durch  Vermittlung  des  poseidonischen  Timaioskommentars  in  den 
Xeuplatonismus  und  die  christliche  Genesisexegese  ausmündete  (vgl.  W.  W. 
Jaeger,  Xemesios  von  Emesa  S.  4  ff.,  K.  Gronau^  Berl.  philol.  Wochenschr. 
1915  S.  141  ff.).  Galen  preist  die  Philosophie  (die  ihm  mit  der  Religion 
identisch  ist)  als  das  größte  unter  den  göttlichen  Gütern  (Protrept.  c.  1). 
Sein  Standpunkt  ist  der  eines  stark  eklektischen  Aristotelismus.  In 
Logik,  Physik  und  Metaphysik  schließt  er  sich  im  wesentlichen  Aristoteles  an. 
Die  nach  ihm  benannte  vierte  Schlußfigur  ist  von  ihm  nicht  in  ihren  einzelnen 
Modis  zuerst  aufgebracht  oder  ,, erfunden",  sondern  nur  durch  Verteilung  der  von 
Theophrastos  und  Eudemos  in  der  ersten  Figur  zusammengestellten  Modi  ge- 
wonnen worden.  In  der  Metaphysik  vermehrt  er  die  vier  aristotelischen  Prin- 
zipien:  Materie,  Form,  bewegende  und  Zweck-Ursache,  um  ein  fünftes:  das 
\Verkzeug  oder  Älittel  {8i'  ov),  welches  von  Aristoteles,  wie  es  scheint,  mit 
unter  den  Begriff  der  bewegenden  Ursache  subsumiert  worden  war.  In  der 
Psychologie  neigt  er  zur  platonischen  Seelenteilung.  Aber  er  vermag  bei  allem, 
was  über  den  Kreis  der  Erfahrung  hinausgeht,  den  Zweifel  nicht  zu  überwinden. 
Das  Hauptgewicht  legt  er  auf  die  religiöse  Überzeugung  vom  Dasein  der  Götter 
und  vom  Walten  der  Vorsehung.  Von  hier  aus  erklärt  sieh  auch,  daß  er  in  der 
Vorstellung  von  einem  alles  durchdringenden  Nus  sich  den  Stoikern  -nähert.  In 
diesem  Punkte  berührt  er  sich  mit 

Aristokles  ans  dem  sizilischen  Messene  (in  der  zweiten  Hälfte  des 
zweiten  Jahrh.  n.  Chr.).  Er  läßt  den  göttlichen  Nus  in  allen,  auch  den  irdischen 
und  geringsten  Körpern  gegenwärtig  sein  und  wirken,  aber  in  verschiedener  Weise 
je  nach  der  Beschaffenheit  und  Aufnahmefähigkeit  der  Körper,  wobei  namentlich 
das  größere  oder  kleinere  Maß  des  in  ihnen  enthaltenen  Feuers  entscheidend  ist 
(Alex.  Aphr.  d.  anima  S.  110,  4  ff.  Br.).  Ließ  Aristokles  sich  hier  vom  Stoi- 
zismus beeinflussen,  so  scheint  er  sich  auch  zur  platonischen  Lehre 
zustimmend  verhalten  und  sie  nach  MögUchkeit  mit  der  aristotelischen  in 
Einklang  gebracht  zu  haben.  Das  lassen  die  bei  Eusebios  erhaltenen  Bruch- 
stücke seines  Werkes  Ilegl  cp  ikooocpiag  erkennen,  das  in  zehn  Büchern  eine 
Geschichte  der  Philosophie  nach  übersichtlich  geordneten 
Systemen  darbot.  —  Schüler  des  Aristokles  und  anderer  Peripatetiker  war 

Alexandras  von  Aphrodisias  (in  Karlen),  dem  zwischen  198  und  211 
•unter  Septimius  Severus  der  Lehrstuhl  für  2>erii:)atetische  Philosophie  in  Athen 
übertragen  wurde.  Er  war  der  verdienteste,  einflußreichste  und  berühmteste 
Kommentator  des  Aristoteles,  der  Exeget  y.ax  i^o/t'jt',  und  wurde  von 
Späteren  der  ,, zweite  Aristoteles"  genannt.  Von  seinen  Koramentaren  sind  noch 
vorhanden  die  zu  Buch  A  der  Analytica  priora,  zur  Topik,  zur 
Meteorologie,  zu  IJegl  aia^rjosog.  zu  Buch  A  —  A  der  Meta- 
physik. Der  zu  Buch  E—N  der  Metaphysik  unter  seinem  Namen  er- 
haltene Kommentar  ist  nicht  von  Alexander  verfaßt,  wie  Freudenthal  zu- 
nächst  für   Buch  A    mit    Sicherheit    aus    den    bei   Averroes   erhaltenen   Bruch- 


Galenos.  Aristokles  von  Messene,  Alexandros  von  Aphiodisias.  577 

stücken    des    echten    Kommentars    Alexanders    nachweist;     er    gehü;'  ;^viehuehr, 
wie     eine    Stilvergleichung    ergibt,    dem    byzantinischen    Aristoteleskommentator 
Michael    von    Ephesos    (wahrscheinlich    im    11.  Jahrh.   n.   Chr.).      Der    nämliche 
Byzantiner    ist    auch    Verfasser    des    unter    Alexanders     Xaraen     überlieferten 
Kommentars  zu  den  Sorpionxol  eXsyyoi  (vgl.  Gott.  gel.  Anz.  1906,  S.  863  Anra.  3; 
S.   882  ff.).       Verloren    sind    Alexanders    Kommentare    zu    mehreren    logischen 
und  physikalischen    Schriften,   wie  auch  zur  Psychologie.     Erhalten   sind   außer 
den  genannten  Koramentaren   seine  Schriften:  liegt  yv/j/g,   IIsol  eifiag/itsvtj;   (wo 
er  im   Gegensatz   gegen    den   stoischen    Determinismus  die  Freiheit  des  ^\'■illens 
verteidigt),    <Pvoiy.ü)r   ayokiy.iör   d.TOoion>    y.al   t.vaeon'  ßiß)..  d — ;•',    'Hdiy.öiv   :rTOoß?.t]- 
fidrcor  ßiß)..  a    (=  B.  4  der  'ÄTrooiat  xal  Ivostg,  Echtheit  fraglich),   IJsol  y.oäoeoyg 
y.al  avh'iofio?  {=■  IIsol  /ni^scog),  worin  er  die  stoische  Lehre  von  der  gegenseitigen 
Durchdringung   der   Körper   bekämpft.     Die  ., Probleme"  und  die  Schrift   „Über 
die  Fieber"   sind   unecht.      Einige   andere  Schriften   haben   sich  nicht  erhalten. 
Alexander   will   in    seinen   Werken    nur    die   aristotelische   Lehre    erklären    und 
gegenüber   den   entgegenstehenden   Dogmen    anderer    Schulen,    insbesondere    der 
Stoa,  rechtfertigen.     TatsächUch  zeigen  seine  Anschauungen  aber  doch  erhebliche 
Abweichungen  von  denen  des  Schulbegründers.      Ihre  Grundlage  ist  ein  Natu- 
ralismus,   der  an   den   Physiker  Straten   erinnert.      Während  nach  Aristoteles 
die   Einzeldinge   im   Verhältnis    zum    Allgemeinen    zwar  für   unsere  Erkenntnis 
früher,  absolut  und  von  Xatur  aus  aber  später  sind,    sollen    sie   nach   Alexander 
auch  in  letzterem  Sinne  früher  sein.      Er  stellt   sich   ganz   auf  den   Boden   des 
Nominalismus.      Das  Allgemeine  existiert  nur  in  unserem  Denken,  es  ist  das 
Ergebnis  einer  Abstraktion   aus  den  Einzeldiugen    (de  anima  S.  90,  6  ff .  Br.:  El 
5s    iiij    vooTxo    [seil,    ra  y.aßölov    y.al    y.oird],    ovÖs    soxiv    szi.    öJors    ■/ojoiadsrta.    roxi 
roovvzog  avzä  vov  q  dsioEzai,  si  ys  iv  zo)  vosTo&ai  zö  slrai  avroTg).     Alexander  bildet 
mit    dieser  Auffassung,  in  der   er  mit   Boethos   (s.  oben   S.  572)    übereinstimmt, 
den   Gegenpol  gegen  Piaton:    die   universalia  sind  nicht  nur  nicht  ante  rem,  wie 
Piaton  gelehrt  hatte,   auch  nicht  in  re  in  dem  Sinne,    in  welchem  es  Aristoteles 
angenommen   hatte,   sondern   post   rem.      Eine   zweite   Differenz,   die   besondere 
Hervorhebung   verdient,    betrifft  die  Lehre  vom  rovg.      Den  Schwierigkeiten  der 
unklaren  und  ins  Mystische   spielenden    aristotelischen   Doktrin    sucht  Alexander 
durch   folgende   Auffassung   zu   entgehen.      Es   gibt    einen    dreifachen    vov?: 
1.  den  <fvoiy.ög  oder  v/.cy.o;  rovg,    v'/.iy.ög    genannt    wegen  der  Potentialität,    die  er 
mit  der  Materie  geraein  hat  und  die  ihn  befähigt  alles  zu  werden,   indem  er  zur 
rotjoig  von  allem  wird.     Er  ist  den  Menschen    vergleichbar,    die   zur   Aneignung 
-einer  Kunstfertigkeit  imstande,  aber  noch  nicht  im  Besitze  dieser  Kunstfertigkeit 
sind;    2.  den  sjiiy.zijzog  vovg,   der   die   i'^ig  des  voeTv  besitzt,    den   Künstlern    ver- 
gleichbar,  die   im   Besitze   der   Kunst   diese   auszuüben   vermögen;    3.  den    rovg 
:Toi)]ziy.6g,   der  den   ersten   %'ovg   zum   zweiten   entwickelt.      Er  ist  kein  Teil  oder 
Vermögen    unserer    Seele,    sondern    tritt    von    außen   in    uns  herein    (de  anima 
S.  108,  22  f.:    Qvqad  SV   sott   Isyöfxevog  vovg  6  :zo  irjziyög ,    ovy.  wv  fiögior  y.al 
Svraaig    zig   zijg   rfiszsgag  ifvyijg,    dl?.'  s§oi&sv  yiv6f.isvog  iv  rjuTv;   vgl.  damit 
die  aristotelische  Lehre,  oben  S.  403).     Er  ist  nichts  anderes  als  zö  noü>zor  al'ziov 
(de  anima  S.  89,  18),  die  Gottheit.     Das  Nähere  über  diese  Nustheorie  de  anima 
S.  106,  19  ff.  81,  24  ff.  88,  22  ff. 

(Über  die  Bedeutung  der  Anhänger  Alexanders,  der  Alexandristeu,  neben 
den  Averroisten  in  der  Scholastik  und  zu  den  Zeiten  der  Renaissance  s.  d. 
Grundr.  Bd.  II  und  III  [Register  u.  d.  WW.  „Alexander  von  Aphrodisias"  und 
„Alexandristeu"].! 

Ueberweg,  Grundriß  I.  37 


4)78  §  "^2.    Die  Xeupythagoreer.   Die  Hermet.  Literatur.    Die  Chaldäischeii  Orakel, 

s^  7*^  Die  Xeupythagoreer.  Die  Hermetische  Lite- 
ratur. Die  Chaldäisehen  Orakel.  Der  im  ersten  Jahr- 
hundert vor  Chr.  erneuerte  Pythagoreismus  vereinigt  in  eklek- 
tischer ^^'eise  altpythagoreische  Lehrelemente  mit  platonischen 
und  stoischen  Philosophemen.  Je  nach  dem  Vorwiegen  eines 
pythagoreisch-platonischen  Dualismus  oder  eines  stoischen 
Monismus  lassen  sich  zwei  Hauptrichtungen  unterscheiden. 
Für  die  duahstische  Richtung  ist  die  Gottheit  transzendent,  für 
die  monistische  immanent.  Die  altpythagoreische  Zahlen- 
spekulation wird  direkt  oder  durch  Vermittlung  des  Plato- 
nismus  übernonmien  und  fortgeführt.  Ein  weiteres  Erbe  des 
alten  Pythagoreismus  ist  das  religiöse  Element,  das  jetzt  durch 
die  allgemeine  Zeitriehtung  verstärkt  wird:  Offenbarungs- 
glaube und  Mystik  sind  die  hervorstechendsten  Kennzeichen 
der  wiedererweckten  Schule.  Ihre  wichtigsten  Vertreter  sind 
der  gelehrte  Mystiker  Nigidius  Figulus  (in  der  ersten  Hälfte 
des  letzten  Jahrh  vor  Chr.),  der  Wundermann  und  Pythagoras- 
prophet  Apollonios  von  Tyana  (im  ersten  Jahrh.  nach  Chr.), 
die  Zahlensymboliker  Moderatos  aus  Gades  (im  gleichen 
Jahrh.)  und  Nikomachos  aus  Gerasa  (um  140  nach  Chr.), 
sowie  Numenios  aus  Apameia  (in  der  ZAveiten  Hälfte  des 
zweiten  Jahrh.),  einer  der  nächsten  Vorläufer  des  Neuplato- 
nismus  und  Urheber  der  Lehre  von  den  drei  (im  Range  einander 
folgenden)  Gottheiten,  dem  obersten  Prinzip  (roig),  dem  De- 
miurgen  und  der  AVeit.  —  Von  erhaltener  Literatur  sind 
namentlich  zu  nennen  der  durch  Diogenes  Laertios  überlieferte 
Bericht  des  Alexander  Polyhistor  über  die  pythagoreische 
Lehre  (nach  neupythagoreischer  Quelle),  das  dem  Pythagoras 
zugeschriebene  „Goldene  Gedicht",  die  Schrift  des  angeb- 
lichen Lukaners  Okellos  „Über  die  Natur  des  Alls"  und 
eine  weitere  umfangreiche,  aber  nur  in  Bruchstücken  vorliegende 
pseudepigraphe  Traktatliteratur,  ferner  des  Nikomachos 
„Einführung  in  die  Arithmetik"  und  seine  auszugsweise 
erhaltene  „Zahlentheologie"  (^Qi9^fxi]TL/.a  d-eoAoyovueva), 
endlich  die  Biographie  des  Apollonios  von  Tyana  von 
der  Hand  des  gleichfalls  dem  Neupythagoreismus  anhangenden 
Philostratos. 

Mit  dem  Neupythagoreismus  verwandt  sind  die  Lehren  der 
Hermetischen  (unter  dem  Namen  des  Hermes  trisme- 
gistos  gehenden)  Literatur  und  der  Chaldäisehen  Orakel. 
Doch   bildet   hier   das   Philosophische   nur   den   Unterbau  einer 


§  72.    Die  Neupythagoreer.   Die  Hermet.  Literatm-.   Die  Chaldäischen  Orakel.  579 

Heils-  und  Erlösimgslehre,   die  praktisch-theologischen  Zwecken 
dient. 

Neupythagoreischer  Einfluß  zeigt  sich  u.  a.  auch  in  der 
Spruch-  und  Unterhaltungsliteratur,  der  ersteren  zum 
wenigsten  insofern,  als  philosophisch  farblose  Sentenzen  auf 
neupythagoreische  Verfasser  zurückgeführt  wurden. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehre:  Für 
Nigidius  Figulus  s.  die  Anführungen  bei  Zeller  IJI  2*,  S.  ]09  f.  und 
A.  Swoboda  in  der  unten  zu  verzeichnenden  Fragmentsam mhmg.  Für  Apol- 
lonios  von  Tyana  romanhafte  Vita  des  Philostratos  (s.  unten;  zur  Quellen- 
frage besonders  Ed.  Meyer,  ApoUonios  von  Tyana  und  Philostratos,  Hermes  52 
[1917],  371  ff.)  und  Artikel  des  8uidas.  Für  Apollo nios  von  Tyana,  Mode- 
ratos,  Nikomachos,  Philostratos,  Numenios,  Kronios  und  w  eitere 
Männer  dieser  Eichtung  das  Material  bei  Zeller  III  2*  S.  124  ff.  165  ff. 
234  ff.,  für  Philostratos  s.  auch  Dittenberger  Syll.  II »  No.  878.  879.  Vgl.  auch 
Susemihl,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  in  d.  Alex.  II  S.  329  ff.  Sextos-Florilegium: 
Harnack,  Gesch.  d.  altchristl.  Lit.  I  765  ff.  112,  190  ff.  Über  Sekundos 
Philostr.  Vit.  soph.  II  S.  54,  25  ff.  Kays.,  Artikel  des  Suidas  und  Vita  (s.  unten 
unter  Ausgaben).  Lehre:  Alexander  Polyhistor  ev  zaTg  röjv  cftÄooöqKov  öiadoxaTg 
(s.  oben  b.  26),  woraus  Diog.  Laert.  8,  24  ff.  Mitteilungen  macht  {(pijoi  ös  xal  6 
'.■J/J^avÖQog  .  .  .  y.cd  zavra  svQtjHsvai  ev  üvdayoQiy.oig  [d.  h.,  Avie  der  Inhalt  ergibt, 
neu  pythagoreischen]  vjrofivt'jfiaoiv.  Sext.  Emp.  adv.  math.  10,  261  ff.).  Für 
Hermetik  und  Chaldäische  Orakel  s.  das  Material  in  den  S.  580  ver- 
zeichneten Arbeiten. 

Antike  Bildnisse:  ApoUonios  von  Tyana:  R.  Meyer-Krämer,  Monatsh. 
d.  Comeniusges.  15  (1906),  2  f.  G.  Macdonald,  Numism.  chronicle  and  Journal 
of  the  royal  numism.  soc.  1909,  part  1,  series  4,  No.  33,  p.  19  ff.  Conybeare  in 
d.  Ausg.  d.  Philostratos  (s.  unter  diesem).  Vgl.  auch  Dittenberger,  Sylloge  11^ 
No.  828. 

Erhaltenes.     Ausgaben.     Fragmentsammlungen: 

P.  Xigidii  Figuli  operum  reliquiae,  coli,  emend.  euarr.,  quaest.  Nigi- 
dianas  praemisit  A.  Swoboda,  Pragae,  Vindob.,  Lips.  1889.  (Die  Fragmente,  die 
durchweg  den  gelehrten  Schriften  des  N.  F.  angehören,  ergeben  wenig  für  die 
Kenntnis  seiner  philosophischen  Anschauungen.) 

Auf  altpythagoreische  Navien  gefälschte  Schriften.  Zusammen- 
stellung der  angeblichen  Verfassernamen,  Schrift entitel  und  Fundstellen  der 
Fragmeute  bei  Zeller  III  2*  S.  115  Anm.  3,  119  Anm.  1.  Das  Meiste  abge- 
druckt bei  Mullach,  Fragm.  philos.  Graec.  I.  II.  S.  auch  unten  S.  50*  f.  Pytha- 
goreerbriefe  bei  Hercher,  Epistologr.  Gr.  S.  601 — 608. 

ApoUonios  von  Tyana.  Aus  seinem  Leben  d.  Pythagoras  lambl.  Vita 
Pyth.  254—264.  Aus  der  Schrift  ITsgl  dvoi&v  Bruchstück  bei  Euseb.  Praep. 
evang.  4,  13,  Demonstr.  evang.  3,  3,  11.  Die  von  Philostratos  zitierten  ßrief- 
stellen  und  mündlichen  Äußerungen  (s.  den  Index  auctorum  der  Kayserschen 
Ausgabe)  sind  von  höchst  zweifelhafter  Echtheit,  ebenso  die  erhaltene  Brief- 
sammlung (in  Kaysers  Philostratos  I  S.  345  ff,,  in  Herchers  Epistologr.  S.  110  ff. ; 
einzelne  Fragmente  Stob.  Ecl.  I  S.  70,  9  ff.;  II  S.  191,  1  ff.,  263,  16  ff.  20  f. 
s.  auch  Conybeare  unter  Philostratos.  Zur  Frage  der  Echtheit  der  Briefe 
Ed.  Meyer,  Hermes  52  [1917],  411  f.).  —  Pseudepigraphes :  Bißlog  aoqnag  xai 
ovt'EOECüg  utioieIeouÜiwv  A:ioXXwviov  zov  TvavEcog,  Catal.  cod.  astrol.  Graec.  VII 
S.  175 — 181.    Über  anderes  unter  ApoUonios'  Namen  Gehende  BoU  ebenda  S.  174. 

Mode  rat  0  8.  Fragmente  bei  Porphyr.  Vit.  Pyth.,  Sirapl.  zur  aristot. 
Physik,  Stob.  Ecl. ;  s.  die  Indices  der  Ausgaben. 

Nikoniachos.  Nixo/.idxov  rsQaofjvov  dgidfirjrixijg  ßißki'a  dvo,  Nie.  Ger. 
arithmeticae  libri  duo,  nunc  primum  typis  excusi,  Parisiis  1538.  Nicomachi 
Geraseni  institutio  arithm.,  herausg.  von  Friedr.  Ast,  bei  seiner  Ausgabe  von 
(lambhchi  Chalcidensis)  Theologumena  arithmeticae,  Lpz.  1817  (s.  §  81).  Ncxo- 
fiäxov   rsoaorjvov   IIvdayoQixov   dgid^itjTtxi/   Eioayoiyt],   Nicomachi    Geraseni   Pytha- 

37* 


580  §  "2-    ^i"^  Neupythagoreer.    Die  Hermet.  Literatur.    Die  C'haldäischen  Orakel. 

göre  introductionis  arithmetieae  libri  II,  rec.  Ricardus  Hoche,  accedunt  codicis 
Cizensis  probleniata  arithm.,  Leipz.  ISGG.  Kommentare  und  Scholien  dazu:  lam- 
blichi  in  Nicomachi  arithmetic.  introd.  liber,  ad  fid.  cod.  Florent.  ed.  H.  Pistelli, 
Lipsiae  1894  (Bibl.  Teubn.).  'lomvvov  ygaftuarixod  'AÄs^aröij^wi  (tov  <Pt}.o.~T6rov) 
iitjytjoii  et;  ro  :iQonov  tTj?  Ntxofiäyov  aQißiojriy.rig  Finayojyijs,  primum  ed.  R.  Hoehe, 
Wesel  1864.  1865,  Pr.,  und  Leipz.  1864.  .  .  .  ?;>  to  Sfvzeooi'  ...  ed.  R.  Hoche, 
Wesel  1867,  Fr.,  und  Berl.  1867.  Soterichi  ad  Nicomachi  Geraseni  introduct. 
arithraet.  de  Piatonis  psychogonia  scholia,  ed.  R.  Hoche,  Elberfeld  1871,  Pr. 
C.  Fr.  A.  Nobbe,  Codicura  Guelferbyt.  et  Norimberg.  scholia  graeca  ad  libr.  I.  isa- 
goges  Niconiachiae  nunc  prim.  ed.,  Leipz.  1862,  Pr.  Anonymi  Prolegomena  in 
Jntrod.  arithm.  Xicom.,  in  Tannerys  Ausg.  d.  Diophantos  II  S.  73 — 77.  Benutzt 
wurde  Nikomachos  von  Domninos  (s.  §  83).  —  Des  Nikomachos  ' Eyysioidior 
äguoviy.rjg  hat  Meibom  in  den  Antiquae  musicae  auctores  Septem  (Amstex'dam 
1652)  ediert.  In  der  Bibl.  des  Photios  (cod.  187)' ist  ein  Auszug  aus  einer  von 
Nikomachos  verfaßten  Schrift  .,Theologumena  arithmetieae"  enthalten.  Bruch- 
stücke aus  dieser  Schrift  in  lamblichs  Theoloü.  arithmet.,  s.  dort  S.  15.  32. 
42.  177.  184  Ast. 

Philostratos.  Philostratorum  quae  supersunt  omuia:  vita  ApoUonii 
Tvanensis  etc.  Accedunt  Ap.  T.  epistolae,  Eusebii  liber  adv.  Hieroclem  etc. 
Ed.  Godofr.  Olearius,  Lips.  1709.  Ed.  C.  L.  Kayser,  Turici  (1814.  1840)  1853; 
auctiora  edid.,  2  voll.,  Lij^s.  18*0.  1871.  Ed.  Ant.  Westermann,  Parisüs  1848. 
Philostr.,  The  Life  of  ApoU.  of  Tyana,  The  epistles  of  Apoll,  and  the  Treatise  of 
Eusebius,  with  an  English  transl.  by  F.  C.  Conybeare,  2  voll.,  London,  New  York 
1912.  Die  Vita  des  A.  ins  Deutsche  übers,  u.  erläutert  von  E.  Baltzer,  Rudolst. 
1883.  Philostr.  in  Honour  of  Ap.  of  Tyana,  transl.  with  introd.  and  notes  bv 
J.  S.  PhiUiraore,  Oxf.  1912,  2  voll. 

Xumenios.  Frid.  Thedinga,  De  Numenio  philosopho  Platonico,  Bonn 
1875,  Diss.;  darin  S.  28  ff.  die  Fragmente.  Weitere  Stücke  unter  den  Schriften 
Plotins  nach  der  Annahme  von  Thedinga,  Hermes  52  (1917),  592  ff. 

Kronios.  Kurzes  wörtliches  Fragment  bei  Prokl.  z.  Plat.  Politeia  II  S.  22, 
22  f.  Kr. 

Pythagoras.  Inschrift  bei  J.  Keil  und  A.  v.  Premerstein,  Denkschr.  d. 
Wiener  Akad.  Bd.  53  (1910)  S.  34  No.  55  und  Fig.  28,  auch  Ijei  Brinkmann  s. 
unten  S.  206*. 

Hermetische  Literatur.  Überlieferfes  Schriftoihorpus,  herausgegeben 
von  Gust.  Parthey,  Berl.  1854  (anastatischer  Neudruck  ebenda  1912).  Über- 
setzungen: Louis  M^nard,  Hermes  Trismegiste,  traduction  complfete  precedee 
d"une  etude  sur  l'origine  des  livres  hermetiques,  Paris  1866.  1868.  Theological 
and  philos.  works  of  Herm.  Trism.  Christian  Neoplatonist,  translated  from 
the  Greek  with  preface,  notes  and  indices  by  J.  D.  Chambers,  Ediub.  1882. 
Mead,  Thrice  greatest  Hermes,  London  190'6.  Asclepius  (unter  Apuleius" 
Schriften  überliefert),  in:  Apul.  Piaton.  Mad.  de  philos.  libri,  ed.  P.  Thomas 
(Lips,  1908)  S.  36  ff.  Harpokration  (astrol.  botan.  Schrift),  herausgegeben  von 
Ch.  Graux  1878,  von  Pierre  Boudreaux  im  Catal.  cod.  astrol.  Gr.  VIII  3  (1912;, 
S.  132  ff.  Für  weitere  hermetische  Traktate  und  Traktatfragmente  sind  von 
W.  Kroll,  Artikel  Henues  Trismegistos  bei  Pauiy-Wissowa-Kroll  (S.  797  ff.)  und 
Christ-Schmid,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  II  ^  S.  876  die  Fundstellen  und  Aus- 
gaben verzeichnet.  Eine  im  Mittelalter  arabisch  verfaßte  Schrift  hat  herausgegeben 
Otto  Bardenhewer.  Herniet,  trism.  qui  apud  Arabes  fertur  de  castigatione  animae 
libellum  ed.,  latine  vert.,  adnotationib.  illustr.,  Bonnae  1873.  Buch  der  vierund- 
zwanzig Meister,  s.  Cl.  Baeumker  unten  S.  206*.  Zuckungstraktat:  H.  Diels, 
Abb.  d.  Berl.  Ak.  v.  J.  1907,  Berl.  1908,  39—42.  S.  auch  Fr.  BoU  in:  Aufs.  z. 
Kultur-  u.  Sprachgeseh.,  vornehml.  des  Orients,  Ernst  Kuhn  z.  .0.  Geburtstage 
7.  IL  1916  gew.,  S.  230  f.    Heinrici-v.  Dobschütz  s.  Nachtrag  zu  -S.  206*. 

Chaldäische  Orakel.  Ausgaben  verzeichnet  bei  W.  KroU,  De  Oraculis 
Chaldaicis  (Breslauer  philol.  Abh.  VII  1),  Breslau  1894,  S.  1.  Kroll  selbst  bietet 
keine  Ausgabe,  fügt  aber  sämtliche  Fragmente,  soweit  nötig  mit  kritischem 
Apparat,  seiner  Erörterung  ein.  Vgl.  auch  Kroll,  Rhein.  Mus.  50  (1895),  636  bis 
639.  und  denselben,  Artikel  Xa'/.bal'y.ä  '/.öyia  bei  Paulv-Wissowa.  Kommentatoren 
der'  Chald.  Orakel  bei  Kroll,  De  or.  Chald.  S.  2  "f f .  S.  auch  Kroll,  Artikel 
lulianos  9  bei  Paulv-Wissowa-Kroll. 


§  72.   Die  Neupythiigoreer.    Die  Hermet.  Literatur.    Die  Chaldäischeii  Orakel.  581 

Sextos- Flor ilrf/i II 111.  f^exti  sententiarum  recensiones  latinam  <;;raecam 
syriacam  coniunetim  exh.  loann.  Gildemeistcr,  Bonnae  1873.  Se.xti  i'ytha.irorici, 
Olitarchi,  Euagrii  l'ontici  sententiae  ab  Antonio  Elter  editae,  Bonner  Univ.-Progr. 
1891/92.  1892.  1892/93,  vereinigt  in  Gnomica  I,  „Lipsiae  1892  (dazu  Rhein.  Mus. 
47  [1892],  G29  ff.).  V.  Rvssel,  Die  syrische  Übersetzung  d.  Scxtussentenzen, 
Zeitschr.  f.  wiss.  Theol.  38 "(1895),  617-630;  39  (1896),  568-624;  40  (1897),  131 
bis  148  (Text  der  Sentenzen  in  deutscher  Übers.). 

Sekundos.  Secundi  (Atheniensis  sophistae)  sententiae,  ed.  Lucas  Hol- 
steniiis,  bei  den  Sentenzen  des  Demophilos  und  Demokrates,  Lugd.  Bat.  1639, 
S.  810  ff.  Ed.  L  A.  Schier  (nebst  dem  Bc'o?  ^sh.  (füoa6(fov),  in:  Demophili.  De- 
moer. et  See.  sent.,  Lips.  1754,  S.  71  ff.  Gr.  et  lat.  ed.  J.  C.  Ürelli,  in:  Opuscula 
Graecorum  vet.  sententiosa  et  moralia,  Lips.  1819—21,  Bd.  I,  S.  208  ff.  Mullach, 
Fragm.  philos.  Graec.  II  S.  XXVII  ff.  (Leben),  I  S.  512  ff.  (Sentenzen'..  Von 
dem  Biog  ^fy.ovvdor  rfi/.oööf/ov  hat  Tischendorf  einen  Teil  auf  einem  in  Ägypten 
gefundenen  Papyrusblatt  erkannt,  das  nach  seiner  Annahme  dem  zweiten, 
spätestens  dem  dritten  Jahrh.  n.  Chr.  angehört  (vgl.  Hei'ni.  Sauppe,  .Philol.  17  [1861], 
149—154  =  Ausgew.  Sehr.  S.  307  ff.),  eine  alte  lateinische  Übersetzung  hat 
aus  einem  in  der  Königsberger  Bibliothek  befindliehen  Codex  Rud.  Reicke  ver- 
öffentlicht (Philol.  18  [1862],  523 — 534).  E.  Revillout,  Vie  et  sentences  de  Secundus, 
d'aprt'S  divers  manuscrits  orientaux,  les  analogies  avec  les  ouvrages  gnostiques 
(I.  etude  sur  le  mouvement  des  esprits  dans  les  premiers  si&cles  de  notre  ere), 
Paris  1873.  Secundi  philosophi  taciturni  vita  ac  sententiae  secundum  cod. 
Aethiopicum  Berolinensera,  quem  in  linguam  Lat.  vertit  nee  non  introductione 
instruxit  loannes  Bachmann,  ßerol.  1887.  Joh,  .ßaehmann.  Das  Leben  u.  d. 
Sentenzen  des  Philos.  See.  d.  Schweigs.,  nach  d.  Äthiop.  u.  Arab.,  Halle  1887, 
Diss.  P.  Cassel,  Mischle  Sindbad,  Secundus-Syntipas,  ediert,  emendiert  und  er- 
klärt, 3.  Aufl.,  Berl.  1891.  Das  Leben  u.  d.  Sentenzen  d.  Philosophen  Secundus 
d.  Schweigsamen  in  altarmenischer  Übei"s.  v.  Jac.  Dashian,  Denkschr.  d.  Wiener 
Akad..  philos.-hist.  Kl.  44  (189G).  Alf.  Hilka,  Das  Leben  u.  d.  Sentenzen  d. 
Philos.  Secundus  d.  Schweigsamen  in  d.  altfranzös.  Liter,  nebst  krit.  Ausg.  d.  lat. 
übers,  d.  Willelmus  Medicus,  Abtes  v.  Saint-Denis  (S.-.\.  aus  d.  88.  Jahresb.  d. 
Schles.  Ges.  f.  vaterl.  Cultur),  Breslau  1910.  S.  auch  K.  Krnmbacher.  Gesch.  d. 
byz.  Lit."^  S.  557. 

]Veitcre  neupyüiagoreisehe  Sprtichlitcratur  bei  Elter,  s.  unten 
S.  206*. 

Der  im  vierten  Jahrhundert  vor  Chr.  erloschene  Pythagoreismus  hat  in  den 
folgenden  Jahrhunderten  mancherlei  X'achwirkungen  gezeitigt,  ohne  daß  eine 
Fortpflanzung  seiner  Lehre  durch  schulmäßige  Tradition  oder  schriftstellerische 
Vertretung  nachweisbar  wäre.  Erst  aus  dem  letzten  Jahrhundert  vor  Chr.  ist 
von  einem  Wiederaufleben  pythagoreischer  Schule  und  Dogmatik,  freilich  in 
wesentlich  veränderter  Gestalt,  zu  berichten.  Es  erfolgte,  wie  schon  die  Ver- 
wandtschaft des  Neupythagoreismus  mit  den  Lehren  Philons  von  Alexandreia 
vermuten  läßt,  wahrscheinlich  in  Alexandreia,  dem  Kreuzungspunkte  griechischen 
und  barbarischen  Lebens,  an  dem  sich  die  verschiedenen  Richtungen  helle- 
nistischer Philosophie  und  fachwissenschaftlicher  Gelehrsamkeit  mit  ägyptisch- 
orientalischen religiösen  Überlieferungen  begegneten,  fand  aber  alsbald  weitere 
Verbreitung,  so  auch  in  Rom.  Dieser  Entstehung  entsprechend  treten  unter  den 
oben  S.  38.  41  f.  genannten  Kennzeichen  der  Zeit  neben  Eklektizismus  und 
gelehrten  Bestrebungen  der  Offenbarungsglaube  und  die  religiöse 
Mystik  stark  zutage.  Im  Eklektizismus  gehen  der  von  alters  her  mit  dem  Pytha- 
goreismus verbündete  Piatonismus  und  der  in  seiner  Wirkung  weitreichende 
Stoizismus  des  Poseidouios  nebeneinander  her.  Es  macht  sich  nämlich  in  dem 
wieder  auflebenden  Pythagoreismus  eine  doppelte  Richtung  geltend  (Sext. 
adv.  math.  10,  261  ff.  281  ff.) :  einmal  eine  dem  Dualismus  sich  nähernde,  nach 
der  aus  der  Monas  und  aus  der  unbestimmten  Dyas,  die  allerdings  auch  auf  die 
Monas   zurückgeführt  wird,   die  Zahlen   hervorgehen   sollen  und   aus    den  Zahlen 


582  §  ^--    l^'*^  Neupythagoreer.    Die  Hermet.  Literatur.   Die  Chaldäischen  Orakel. 

die  Punkte,  Linien  und  Flächen,  woraus  dann  die  ganze  Welt  und-  alles  in  ihr 
entstand,  indem  die  doppelten  Prinzipien  die  wirkende  Vernunft  und  die  leidende 
Materie  darstellen.  Die  andere  Richtung,  eine  monistische,  läßt  alles  aus  einem 
Punkte  {i§  ivdg  otjfisiov  Sext.  a.  a.  O.  281)  entstehen:  dieser  erzeuge  in  seinem 
Flusse  (gver)  die  Linie,  diese  durch  den  ihrigen  die  Fläche  und  die  Fläche 
durch  ihre  Bewegung  nach  der  Tiefe  (sl?  ßädog  y.ir)jdi'r)  den  dreifach  ausgedehnten 
Körper.  Faßt  man  den  Dualismus  und  Monismus  bei  diesen  Richtungen  be- 
sonders ins  Auge,  so  wird  man  die  erstere  mit  dem  Piatonismus,  die  zweite  mit  dem 
Stoizismus  in  Verbindung  bringen.  Die  ijlatonische  Richtung  wird  mit  bemerkens- 
werten Gründen  auf  Antiochos  den  Askaloniten  von  Schmekel,  Philos.  d.  mittl. 
Stoa  S.  437  zurückgeführt,  der  auch  das  Verdienst  hat,  auf  die  Berührung  der 
stoisierenden  Richtung  mit  Poseidonios  hingewiesen  zu  haben  (a.  a.  O.  S.  403  ff.). 
Das  Gesamtbild  der  platonischen  Richtung  der  neupythagoreischen  Schule  hat 
mit  dem  des  mittleren  Piatonismus,  das  uns  aus  §  70  bekannt  ist,  vieles  gemein. 
nur  stehen  im  ganzen  das  Religiös-Mystische,  der  Offenbarungs-  und  Wunder- 
glaube, die  Betonung  der  göttlichen  Transzendenz  und  des  Dualismus  von  Gott 
und  Welt.  Seele  und  Leib,  sowie  —  als  Erbe  des  alten  Pythagoreismus  —  die 
Zahlenspekulation  noch  mehr  im  Vordergrunde.  Im  Gegensatze  zur  göttlichen 
Transzendenz  spricht  die  stoische  Richtung  von  einem  nach  Art  der  Seele  die 
ganze  Welt  durchziehenden  Hauch  (Sext.  Emp.  adv.  math.  9,  127:  sv  yäg  vTiäoyei 
.tj'eP,»«  t6  (5<rt  :rai'T6;  lov  y.oniiov  (iifjy.ov  ii'vyjjg  Toönov).  bekennt  sich  also  zur 
Immanenzlehre. 

Der  Eklektizismus,  und  zwar  der  der  stoisierenden  Richtung,  tritt  uns 
sofort  in  der  Darstellung  entgegen,  die 

Alejcandros  Polißhistor  bei  Diog.  Laert.  8,  24  ff.  von  der  pythagoreischen 
Lehre  gibt  —  er  beruft  sich  dafür  auf  fremde  Ilvßayooiy.a.  v:ioin't'i/iaTa, 
deren  Entstehung  aber  seiner  eigenen  Zeit  (um  82  vor  Chr.)  schwerlich  weit 
vorausliegt.  Platonisches  und  Stoisches  ist  hier  mit  Altpythago- 
reischem vereinigt,  so  jedoch,  daß  das  Stoische  bei  weitem  überwiegt.  — 
Als  Erneuerer  der  pythagoreischen  Philosophie  bezeichnet  Cicero  Tim.  I  den 

P.  NiffkJiits  JFigiilus  (Prätor  58,  gest.  45  vor  Chr.).  In  seiner  Person 
zeigt  sich  als  weiterer  Zug  der  Zeit  der  Hang  zur  Mystik,  der  sich  bei  ihm 
mit  der  ebenfalls  für  diese  Epoche  charakteristischen  Gelehrsamkeit  verbindet. 
Bedeutsam  für  die  philosophisch-religiös-gelehrte  Richtung  des  Xigidius  war  be- 
sonders sein  Werk  De  dis.  Auf  Aveitere  neupythagoreische  Literatur  aus  der 
Zeit  des  Augustus  läßt  die  bei  Olymp.  Prol.  S.  13,  13  ff.  Busse  und  Eüas 
S.  128,  6  ff.  Busse  erhaltene  Nachricht  schließen,  daß  die  Vorliebe  des  Königs 
lobates  (wahrscheinlich  =  Juba  IL)  zu 

Fälschungen    neuer    Traktate    auf    altpf/thagoreische    Namen 

Anlaß  gegeben  habe.  Im  ganzen  wird  dem  ersten  Jahrhundert  vor  und  nach 
Chr.  die  große  Zahl  pseudepigrapher  Pythagoreerliteratur  zuzuweisen  sein, 
von  der  namentlich  Stobaios  zahl-  und  z.  T.  auch  umfangreiche  Bruchstücke 
überliefert,  und  in  der  sich  Platonisches.  Peripatetisches  und  Stoisches 
mit  einer  verhältnismäßig  geringen  Anzahl  altpythagoreischer 
Gedanken  vermischt.     Derselben  Sphäre  gehört  das 

Goldene  Gedicht  an,  das  dem  Verfasser  des  pseudophokylideischen  Mahn- 
gedichtes  (im  ersten  Jahrhundert  nach  Chr.;  s.  §  74)  bekannt  gewesen  zu  sein 
scheint.    Die  gleichfalls  neupythagoreische  Schrift  des  angeblichen  Lukaners 

Okellos  Ilfol  TTjg  Tov  :iavr6g  rpvasojg  lag  schon  Varro  vor,  ist  aber 
schwerlich  älter  als  der  Peripatetiker  Andronikos  (vgl.  Diels,  Dox.  Gr.  S.  187  f.). 


Alexandros  Polyhistor,  Nigidius  Figuliis  usw.  583 

Möglicherweise  richtet  sich  gegen  den  aufkommenden  Neupythagoreisnuis  die 
Schrift  eines  Clodius  IIqo^  lovg  djrsxo/nerovg  riöv  oaoxöiv,  falls  Bernays  (Theo- 
phrastos'  Schrift  Über  Frömmigkeit  S.  11  f.)  in  diesem  Clodius  mit  Recht  Sextus 
Clodius,  den  Lehrer  des  Triumvirn  Marcus  Antonius,  erkennt. 

Die  religiöse  Mystik  des  Neupythagoreismus,  aber  ohne  den  Zusammenhang 
mit  einer  umfänglichen  Polymathie,  in  welchem  sie  bei  Nigidius  Figulus  stand, 
fand  ihre  Verkörperung  in  dem  vielgenannten 

Apolloiiios  t'OH  Tfjana  (im  ersten  Jahrhundert  nach  Chr.),*)  der  als 
Wundermann,  Zauberer,  Theosoph  und  Prophet  die  Länder  des  Ostens 
durchzog,  in  Reden  und  Taten  das  Pythagorasideal  verherrlichend,  dem 
auch  eine  seiner  Schriften  (Ilvdayöoov  ßiog)  gewidmet  war.  Das  Bild,  das 
sich  die  Nachwelt  von  Apollonios  machte,  beruht  wesentlich  auf  dem  Tendenz- 
roman des  lim  etwa  anderthalb  Jahrhunderte  jüngeren  Philostrat os  (T«  ig  ror 
Tvavkt.  A:to?2cöviov),  dem  polemischen  Gegenstück  zu  dem  leider  verlorenen 
ApoUonioswerke  eines  Moiragenes,  der  wohl  nicht  lange  nach  Apollonios'  Zeit 
anzusetzen  ist.  Im  Gegensatze  zu  Moiragenes  zeichnet  Philostratos  seinen 
Helden  nicht  als  Betätiger  niederer  (magischer)  Zauberkunst,  schildert  ihn  aber 
um  so  mehr  als  gottbegnadeten  Besitzer  übernatürlicher  Kräfte,  gestaltet  die 
Überlieferung  über  seine  Person  und  sein  Leben  vielfach  um  und  bereichert  sie 
mit  neuen,  selbsterfundenen  Zügen.^)  Neben  dem  Pythagoraskult  und  dem  Be- 
streben, es  dem  samischen  Weisen  in  religiöser  und  sittlicher  Hinsicht  gleich- 
zutun, ist  von  einer  spezifischen  Dogmatik  bei  Apollonios  nichts  zu  berichten. 
Daß  sich  der  hellenistisch-römische  Kosmopolitismus  bemerkbar  macht,  ist 
bei  dem  Sohne  einer  kappadokischen  Stadt  und  weit  umhergekommenen  Wanderer 
doppelt  begreiflich.  Die  Ausdrücke,  in  denen  sich  dieser  Kosmopolitismus  in 
dem  (wahrscheinlich  echten)  44.  Briefe  (I  S.  354,  20  ff.  Kayser)  ausprägt,  erinnert 
an  stoische  Wendungen,  doch  erklären  sich  die  Berührungen  leicht  aus  der 
beiderseitigen  Übereinstimmung  in  der  Sache.  Aus  Apollonios'  religiösen  An- 
schauungen verdient  die  Unterscheidung  des  ersten  Gottes  und  der 
übrigen  Götter  in  dem  Bruchstücke  aus  der  Schrift  Usol  ^vaicöv  bei  Euseb. 
Praep.  ev.  4,  13,  Dem.  ev.  3,  3,  11  Hervorhebung:  dem  Gotte,  den  Apollonios 
mit  anderen  den  ersten  nennt  und  der  einer  und  von  allem  abgetrennt  ist,  darf 
man  überhaupt  nicht  opfern,  ihm  kein  Feuer  anzünden  und  ihn  mit  keinem  der 
Sphäre  des  Sinnlichen  entnommenen  Namen  belegen ;  denn  er  bedarf  nichts,  und 
alle  Pflanzen  und  Tiere,  die  aus  der  Erde  oder  der  Luft  entstammen  oder  ihre 
Nahrung  ziehen,  sind  mit  Unreinheit  behaftet.  Man  soU  mit  ihm  nur  durch  den 
besseren  Logos,  d.  h.  den  der  nicht  durch  den  Mund  geht  {/Jyog'  =  Gedanke  und 
=  Rede)  in  Beziehung  treten  und  von  dem  Schönsten  alles  Seienden  durch  das 
Schönste  im  Menschen  —  das  aber  ist  die  Vernunft,  die  keines  AVerkzeuges 
(weder  der  Sprache  noch  der  Opfer)  bedarf  —  das  Gute  erbitten.  Neben  diesem 
ersten  Gotte  verdienen  aber  auch  die  übrigen  Götter  Anerkennung  (anders  als  es 
bei  den  Juden  der  Fall  ist).^)  Ihnen  sind  Opfer  darzubringen  (Philostr.  3,  41 
S.  116,  18  nach  IIsol  dvaiwv;  anders  Apoll.  Epist.  26;  gegen  blutige  Opfer 
Epist.  27).  —  Ungefähr  gleichzeitig  mit  Apollonios  lebte 


1)  In  die  f lavischen  Zeiten,  vor  allem  unter  Domitian,  wird  seine  axin]  nach 
Eusebios  (gegen  Philostratos)  angesetzt  von  Ed.  Meyer,  Hermes  52  (1917),  404. 

'^)  Vgl.  Ed.  Mever,  Apollonios  von  Tvana  und  Philostratos,  Hermes  52 
<1917),  371—424. 

3)  Vgl.  Ed.  Norden,  Agnostos  Theos  S.  39  Anm.  4. 


584  §  '-•   l^i»^  Xeupvthagoreer.    Die  Herraet.  Literatur.    Die  Chaldäischen  Orakel. 

lodern fofi  ans  Gades.  Er  behauptet,  die  alten  Pythagoreer  selbst, 
härten  die  höchsten  Wahrheiten,  weil  sie  schwer  zu  erfassen  und  auszudrücken 
seien,  in  Zeichen  dargestellt  und  zu  diesem  Zwecke  sich  der  Zahlen  bedient, 
iihnlich  Avie  die  Grammatiker,  die  die  Lautelemente  in  Buchstaben  dai-stelien. 
und  die  Geometer,  die  sich  der  Figuren  bedienen,  um  unkörperliches  Begriff- 
liches klarzumachen.  Die  Zahl  Eins  sei  das  Symbol  der  Einheit  imd  Gleichheit, 
der  Ursache  der  Harmonie  und  des  Bestandes  aller  Dinge,  die  Zweizahl  das 
Symbol  des  Andersseins  und  der  Ungleichheit,  der  Geteilthcit  imd  Veränderung 
usw.  (^Porphyr.  Vit.  Pythag.  4S  ff.,  aus  Moderatos"  Ilvdayogixni  o/o/.ai).  Mode- 
ratos  verrät  durch  die  -\rt,  wie  er  diese  Sätze  vorträgt,  aufs  deutlichste,  daß  er 
die  pythagoreische  Zahlenlehre  in  einem  neuen  Sinne  umdeutet 
und  ihr  metaphysische  Gedanken  unterlegt,  die  ihr  ursprünglich 
fremd  waren.  —  Mit  der  Zahlenspekulation  befaßte  sich  auch 

Xikowaclios  aim  Gerann  in  Arabien,,  der  um  140  u.  Chr.  gelebt  zu 
haben  scheint.  Er  hat  in  dem  erhalteneu  Werke  'Aoi  d uijt ixi/  siaaycoyt}  seiner 
Zahlenlehi-e  eine  philosophische  Einleitung  gegeben,  worin  er  eine  Präexistenz 
der  Zahlen  vor  der  Weltbildung  im  Geiste  des  Schöpfers  lehrt:  diesem 
Urbilde  {crgo/ägayfia.  rrgoy.srTtjtia,  dQyeTv:Tor  .-raoäSeiyua)  gemäß  habe  derselbe  alle 
Dinge  geordnet.  Nikomachos  rediiziert  demnach  die  pythagoreischen 
Zahlen  ebenso,  wie  Philon  die  Ideen,  auf  Gedanken  Gottes.  In  einer 
verlorenen  Schrift,  den  'Agidm^Tixä  dto/.o/ovfin-a,  aus  denen  uns  in  den  iam- 
blichischeu  QeoXoyovueva  rfj?  doiduijTtxrjg  und  bei  Photios  (cod.  1S7)  Auszüge  er- 
halten sind,  legte  Nikomachos  die  mystische  Bedeutung  der  ersten  zehn  Zahlen 
dar.  Das  Bestreben,  eine  bereits  seit  längerer  Zeit  fortgeführte  Tradition  der 
Zahlensymbolik  durch  eine  möglichst  reiche  Ausgestaltung  dieser 
Lehre  zu  übertrumpfen,  gibt  sich  in  den  oft  widersprechenden  Bedeutungen 
kund,  die  Xikoraachos  den  einzelnen  Zahlen  beilegt.  So  ist  ihm  die  Eins  Vernunft. 
Gottheit,  zugleich  aber  auch  in  gewissem  Sinne  Materie,  Mischung  aller  Dinge. 
Chaos,  Tartaros.  Photios  bemerkt  dazu  nicht  unrichtig  (S.  143  a  36  f.  B.):  'A/./' 
i)  iiev  iiorä;  ovroi  Niy.ouäy/o  xal  loTc  avrov  didaatcd/.oi;  Seoz-O'/Fhai  rf  äua  xai 
ßa/lsrai  vßQn.  Die  Zwei  ist  Materie,  sie  ist  Ursache  des  L'ngleichartigen,  bewirkt 
aber  infolge  von  Zusammensetzung  und  Mischung  das  Gleiche  und  heißt  deshalb 
selbst  gleich.  Sie  ist  Quelle  aller  Zusammenstimmuug,  ist  Harmonie  und  wird  mit 
einer  Reihe  von  Göttinnennamen  bezeichnet,  zugleich  ist  sie  aber  auch  wieder 
Unwissenheit  und  Täuschung,  Streit  und  Zwietracht,  Verderben  tmd  Tod.  Die 
altpythagoreische  Antithese  der  Einheit  und  Zweiheit  und  die  altakademische 
Tendenz,  aus  beiden  Zahlen  metaphysische  Gegensätze  herauszuarbeiten,  sind  hier 
völlig  überwuchert  durch  den  Versuch,  in  jede  von  ihnen  möglichst  Tiel  hinein- 
zudeuten. —  Weniger  scharfe  philosophische  Prägung  zeigt 

Philosfratos,  der  im  Anfange  des  dritten  Jahrhunderts  nach  Chr.  auf 
Wunsch  der  Kaiserin  Julia  Domna  eine  Biographie  des  Apollonios  von  Tyana 
Terfaßte.  Das  Bekenntnis  zum  Pythag orasideal,  das  in  diesem  Werke  ent- 
halten ist.  verbietet  der  Geschichte  des  Xeupythagoreismus  an  Philostratos  vor- 
überzugehen, so  geringen  "Wert  auch  sein  Abenteuerroman  als  Quelle  für  das 
Leben  des  Apollonios  besitzt  und  so  sehr  sich  in  dem  Verfasser  dem  philo- 
sophisch-theologischen Interesse  das  des  Rhetors  und  Literaten  zur  Seite  drängt. 
Eine  scharfe  Scheidung,  was  von  den  in  dem  Werke  geäußerten  Anschauungen 
Apollonios.  was  seinem  Lobredner  zuzuweisen  ist,  wird  im  einzelnen  nicht  möglich 
eein.^)     Xeben  dem,   was  dem   eigentlichen   Bereich   pythagoreischer   Lehre   und 

*)  Prinzipielle  Gesichtspunkte  für  diese  Scheidung  s.  in  dem  oben  S.  58rl 
Anm.  2  genannten  Aufsatze  Ed.  Meyers. 


Modoratos.  Xikomachos,  Philostratoä.  Xumenio«.  585 

8itte  zugehört  (Sc*elenwanderungslehre.  Vermeidunt;  von  Fleisch-  und  Weingenuß, 
Tragen  leinener  Kleidung  u.  a.j  und  der  für  das  Zeitalter  charakteristischen 
Empfänglichkeit  für  religiöse  Überlieferung  auch  nichtgriechischer  Herkunft  — 
die  Inder,  die  dem  Aufgange  der  Sonne  am  nächsten  wohnen,  haben  nach  G.  11 
S.  219,  16  ff,  die  wahrsten  Anschauungen  über  Xatur  und  Götter  —  treffen  wir 
manche  Lehren,  die  uns  aus  anderen  Schulen  bereits  bekannt  sind,  so  die  Auf- 
fassung der  Welt  als  eines  Lebewesens  (3,  34  S,  112,  4  ff.  K. ;  vgl.  oben  S.  320. 
444),  die  Annahme  von  fünf  Elementen  (3,  34  S,  111,  29  ff.),  die  Ansetzung  einer 
das  Weltgeschehen  beherrschenden  Notwendigkeit  (7,  9  S,  259,  17  ff,;  8,  7 
S.  324,  20  ff.j.  —  Besser  als  Xeupythagoreer  denn  als  Platoniker  wird  auch 

Numenios  aus  Apameia  in  Syrieti,  der  in  der  zv.eiten  Hälfte  de=- 
zweiten  Jahrhunderts  nach  Chr.  lebte,  anzusprechen  sein.  Er  wird  von  den 
meisten  unter  den  Alten,  die  ihn  erwähnen,  den  Pythagoreern  zugezählt. 
In  der  Tat  gesteht  er  selbst  dem  Pythagoras  die  oberste  Autorität  zu.  Den 
Piaton.  dessen  Einwirkung  auf  ihn  freilich  besonders  .stark  hervortritt,  läßt 
er  in  seiner  Lehre  von  Pythagoras  abhangen  oder,  wie  an  einer  andern 
Stelle   gesagt    wird,    zwischen    Pythagoras    und    Sokrates    in   der    Mitte    stehen 

Eus.  Praep.  ev,  14,  5,  7.  9  =  Fragm.  1  Th,).  Die  Philosophie  der  Griechen 
führt  Xumenios  auf  die  Weisheit  der  Orientalen  zurück  und  nennt  Piaton 
einen  attisch  redenden  Moses  (Mwi'orjg  amy.i'oiv,  Clem.  Alex,  Stromat.  1,^ 
22.  1.50  S,  93  St,  =  Fragm.  1.3  Th.;  Euseb.  Praep.  ev.  11,  10,  14j,  Ohne  Zweifel 
war  er  mit  Philon  und  überhaupt  der  jüdisch-alexandrinischen  Theosophie  wohl 
vertraut.  Aber  bemerkenswert  bleibt,  daß  er  als  NichtJude  die  gleiche  Ansicht 
vertritt  wie  Philon,  Das  rege  Interesse  für  Piaton  tritt  auch  in  den  Titeln  und 
den  Fragmenten  einiger  seiner  Schriften  hervor.  Er  hat  u.  a.  TJeoi  xöjv  .-7«o« 
II/Aron-i  astooorixon',  Iltol  zdyuiJov  und  JJeoi  xfj;  tön'  ' Ay.'i!)r)ua'iy.üiv  .Toöj  Tr/.äxoiva 
l)iaoxnoF.o)g  geschrieben  (^Euseb,  Praep.  ev,  13,  4,  4;  14,  4,  IG),  Die  wichtigste- 
Abweichung  des  Xumenios  von  Piaton,  die  freilich  von  ihm  selbst  nicht  als  Ab- 
'.veichung  erkannt  wird,  liegt  darin,  daß  er  (vielleicht  nach  dem  Vorgange  christ- 
licher Gnostiker,  namentlich  der  Valentinianer,  und  mittelbar  veranlaßt  durch  die- 
I  nterscheidung  der  jüdisch-hellenistischen  Philosophie  zAvischen  Gott  selbst  und 
-einer  in  der  Welt  wirkenden  Kraft,  dem  /.fjyog)  den  Weltbildner  {biiui- 
ovoyö;)  als  einen  zweiten  Gott  von  dem  obersten  Gotte  unter- 
scheidet. Der  erste  Gott  ist  gut  an  und  durch  sich  selbst;  er  ist  reine  Denk- 
tätigkeit (vovg)  und  Prinzip  des  Seienden  {ovoiag  aoyri,  Euseb,  Praep,  ev,  11,22,  .3- 
=  Fragm,  2.5  Th.)  und  als  ßaodEvg  von  aller  Werktätigkeit  frei  (Euseb,  a,  a,  O. 
11,  18,  8  =  J"'ragm,  27  Th..).  Der  zweite  Gott  {o  bevxEoog  deog,  6  örfuiovoyo:? 
i>f.ög)  ist  gut  durch  Teilnahme  an  dem  Wesen  des  ersten  {jxexovoia  xov  tiomxov); 
er  schaut  auf  die  übersinnlichen  Urbilder  hin,  wirkt  auf  die  Materie  und  bildet 
hierdurch  die  Welt,  indem  er  Prinzip  des  Werdens  ist  [yf-vioeoig  ao/r/).  Die- 
Welt,  das  Erzeugnis  des  Demiurgen,  ist  der  dritte  Gott.  Xumenios 
f>ezeichnet  die  drei  Götter  als  nihnnog,  ^yyovog  und  d.Tf>/ovo?  (Procl,  in  Plat,  Tim.  I, 
S.  303,  27  ff.  D.j,  Er  schreibt  diese  Lehre  nicht  nur  dem  Piaton,  sondern  sogar 
-chon  dem  Sokrates  zu  (Euseb,  Praep,  ev,  14,  .5,  6  =  Fragm,  1  Th.),  In  der 
Psychologie  unterschied  Xumenios  nicht  etwa  drei  oder  zAvei  Seelen  teile, 
sondern  zwei  Seelen,  eine  vernünftige  und  eine  vemunftlose,  die  er  in 
jedem  Menschen  vereinigt  dachte  (Porph,  b.  Stob,  EcL  I  S,  350  f,  W.  =  Fragm. 
ö3  Th,),  und  spannte  so  den  psychologischen  Dualismus  aufs  stärkste.  Zu  dieser 
dualistischen  Tendenz  stimmt  es  auch,  daß  er  den  Eintritt  der  Seele  in 
einen  Leib  für  alle  Fälle  als  ein  Übel  erklärte  (lambl,  bei  Stob.  Ecl,  I 
S,  360  W,  =  Fragm,  50  Th.),      Daß   Xumenios  in   Metaphysik   und  Kosmologie 


•586  §  "-•    1^^^  Xeupythagoreer.    Die  Horniet.  Literatur.    Die  Chaldäischen  Orakel. 

den  Gegensatz  des  unkörperliehen  Seienden  und  dos  körperlichen  ^Wrdenden 
(Eus.  Praep.  ev.  11,  10,  7)  sowie  der  guten  und  bösen  Weltseele  (Chalcid. 
in  Plat.  Tim.  e.  297)  von  Piaton  übernahm,  ist  ebenfalls  im  Sinne  dieses 
Dualismus. 

Numenios  ist  eine  für  seine  Zeit  und  namentlich  für  den  Xeupythago- 
reismus  sehr  bezeichnende  Erscheinung.  Orientalisch-griechischer  Syn- 
kretismus, Harmonisierung  von  Pythagoras  und  Piaton,  mög- 
lichste Steigerung  der  göttlichen  Transzendenz,  die  wieder  die 
Setzung  eines  Mittelgliedes  zwischen  der  (obersten)  Gottheit  und 
der  Welt  veranlaßt.  Schärfung  des  Gegensatzes  zwischen 
Höherem  und  Xiederem,  Gutem  und  Schlechtem  wie  im  Seienden 
überhaupt,  so  insonderheit  im  seelischen  Wesen  des  Menschen,  das  sind  die  her- 
vortretendsten  Züge  seines  Denkens,  durch  deren  besondere  Prägung  er  sich 
neben  Philon  als  wichtigstes  Verbindungsglied  zwischen  dem  Neuplatonismus 
und  der  vorangehenden  griechischen  Philosophie  erweist.  Als  für  seine  Zeit 
<'harakteristisch  (vgl.  oben  S.  41)  verdient  auch  die  Forderung  strengen  Fest- 
haltens an  dem  System  des  Schulgründers  hervorgehoben  zu  werden,  deren  Er- 
füllung im  Epikureismus  er  anerkennend  betont  (Euseb.  Praej}.  ev.  14,  5.  1  ff. 
=  Fragm.  1  Th.).  —  Mit  Xumenios  scheint 

Ivroiiios,  der  öfters  mit  ihm  zusammen  genannt  und  von  Porphyrios  (De 
antro  nymph.  21)  als  sein  fralgo;  bezeichnet  wird,  die  gleiche  Richtung  geteilt  zu 
haben.  Seine  Erklärung  der  homerischen  Beschreibung  der  Nymphenhöhle  (Od. 
)•  102  ff.),  die  er,  wie  auch  Numenios,  allegorisch  ausdeutete,  erwähnt  Porphyr, 
de  antr.  nymph.  2  f.  21. 

Anhangsweise  sei  hier  des 

Pifthagoras,  eines  Namensvetters  und  Verehrers  des  AV^eisen  von  Samos, 
gedacht.  Er  lehrt  auf  einem  zu  Alaschehir  in  Kleinasien  gefundenen  Inschrift- 
steine aus  dem  Anfang  des  1.  Jahrh.  nach  Chr.  ethische  Weisheit  in  Form  des 
Bildes.  Die  Darstellung  zeigt  das  Y,  die  ,,Litera  Pythagorae"  (Maximinus 
in  der  Anthol.  Lat.  rec.  Riese  No.  (532;  weitere  antike  Erwähnungen  bei  Brink- 
mann, Rhein.  ]\Ius.  66  [1911J,  620  f.)  als  Symbol  des  nach  der  moralisch  guten 
und  schlechten  Seite  sich  gabelnden  Lebensweges.  Einige  Figuren  des  Steines 
versinnbildlichen  den  auch  im  Texte  der  Inschrift  gerühmten  :r6vo;  und  sein 
Gegenteil,  die  Schwelgerei,  und  knüpfen  z.  T.,  wie  es  scheint,  unmittelbar  an  die 
Synkrisis  der  Prodikosfabel  (oben  S.  138;  unten  S.  40*.  63*.  191*  [Kebes])  an, 
mit  der  ja  auch  die  Litera  Pythagorae  selbst  in  einem  durch  gemeinsame  Ab- 
hängigkeit von  den  hesiodeischen  ,,Zwei  Wegen"  vermittelten  Zusammenhange 
steht.  Bemerkenswert  ist  die  Verherrlichung  des  .Toro,-  als  Denkmal  der  durch 
Diodoros  von  Aspendos  (s.  oben  S.  78)  inaugurierten  kynisierenden  Richtung  des 
Pythagoreismus.  Die  Einkleidung  eines  philosophischen  Gedankens  in  ein  BQd- 
werk  erinnert  an  die  oben  S.  512  erwähnte  Reliefdarstellung  des  kebetischen 
Pinax.  —  Wichtiger  als  diese  immerhin  charakteristische  Einzelerscheinung 
ist  die 

Hennetifiche  Literatur,  Sie  verdankt  ihren  Namen  dem  griechischen 
Gotte  Hermes,  in  welchem  die  Griechen  den  ägyptischen  Gott  Thoth  wieder- 
fanden. Dem  „Großen  Thoth'',  wie  er  ägyptisch  genannt  wird,  entspricht  die 
Bezeichnung  Hermes  Trismegistos.  Eine  in  den  ersten  Jahrhunderten  nach  Chr. 
entstandene  reiche  mystische  Literatur  erborgte  seinen  Namen  umd  machte  sich 
damit  den  Ruf  uralter  ägyptischer  Weisheit  zunutze.  Daß  sie  sich  an  ein  tat- 
sächlich vorhandenes  ägyptisches  Schrifttum  theologischen  Inhaltes  anlehnte,  ist 
möglich;  aber  in  der  uns  vorliesenden   hermetischen  Literatur  —  einer  nach  dem 


Nunionios,  Kronios,  Pvthagoras,  Hermetik^usw.  587 

Titel  des  ersten  Traktates  häufig  Poim andres  genannten  Sammlung  und  zahl- 
reichen Einzelschriften  und  Fragmenten  —  tritt  das  Ägyptische  völlig  hinter 
griechischem  Gedankengute  zurück.  Auf  eine  Verwandtschaft  mit  dem 
Neupvthagoreismus  weist  es  dabei  schon  hin,  wenn  Ammian.  Marc.  21,  14,  5 
den  Hermes  außer  mit  Sokrates  auch  mit  Pvthagoras  und  mit  Apollonios  von 
Tyana  zusammenstellt.  Der  philosophisch-theologische  Inhalt  der  auf  uns  gekom- 
menen hermetischen  Schriftstücke  bestätigt  diesen  Zusammenhang.  Sie  bilden 
teils  eine  von  der  gleichen  Zeitströmung  getragene  Parallele  zur  neupyth^o- 
reischen  Literatur,  teils  stehen  sie  unter  dem  Einfluß  dieser  Literatur  und  ver- 
danken ihr,  was  sie  von  älteren,  insbesondere  platonischen  und  stoischen  Lehr- 
elementen enthalten.  Das  Band,  das  die  im  einzelnen  hinsichtlich  ihrer  dogma- 
tischen Voraussetzungen  stark  variierenden  Schriften  zusanmienhält,  ist  das 
theologisch-eschatologische  Interesse.  Das  Ziel  ist  eine  Erlösung,  die 
den  Auserwählten  durch  die  Erkenntnis  —  yvwacg  —  Gottes  zuteil  wird.  Auch 
hier  knüpft  die  Hermetik  an  Früheres,  insbesondere  die  JVIystik  des  Poseidonios. 
an,  die  ihr  neben  orphisch-pythagoreischen  Mysteriengedanken  auch  orientalische 
Anschauungen  vermittelt.  Spezifisch  neuplatonische  Philosopheme  und  neu- 
platonische Systematik  liegen  der  hermetischen  Literatur  noch  fern,  sie  trägt 
vielmehr  in  der  wechselnden  Mischung  der  überkommenen  Elemente  den  oben 
S.  43  beschriebenen  Charakter  der  Übergangsepoche,  nur  ist  diese  Mischung  von 
theologischen  Grundgedanken  beherrscht.  Durch  die  Rolle,  welche  dabei  der 
Gotteserkenntnis  als  Heilsquelle  zugewiesen  ist,  nähert  sich  die  Hermetik 
den  gnostischen  Systemen  (vgl.  W.  Kroll,  Art.  Hermes  Trismegistos  bei  Pauly- 
WissoM-a-KroU ;  über  die  Gnosis  Grundriß  IV  S.  35  ff.).  —  Das  nämliche  Ver- 
hältnis zum  Neupythagoreismus  bekunden  die 

CliHldäischen  Orahel,  ein  um  200  nach  Chr.  entstandenes  religiöses 
Gedicht,  in  welchem  gleichfalls  ein  orphisch-pythagoreische,  platonische  und 
stoische  Dogmen  umfassender  philosophischer  Synkretismus  die  LTnterlage  einer 
mystisch-theologischen  Heilslehre  bildet.  —  Die  sittliche  Reinheit  des 
rfvdayöoeios  ßiog,  die  bei  der  Verbindung  von  Pythagoreismus  und  Erlösungs- 
verheißung eine  Rolle  spielt,  ist  wohl  auch  der  Grund  dafür,  daß  allgemein 
moralische  Sentenzen,  wie  die  des 

Se.i'fos-FloHleghimft,  in  der  Überlieferung  als  pythagoreisch  auftreten, 
obwohl  in  ihnen  von  spezifisch  pythagoreischen  Lehren  nichts  zu  finden  ist. 
Daß  die  Sentenzen  dieses  Florilegiums  wirklich  einem  Pythagoreer  Sextos 
(Hieron.  in  Jerem.  4,  22  [Migne  Patrol.  Lat.  Bd.  24  S.  817],  Epist.  ad  Ctesiph. 
[Migue  Patrol.  Lat.  Bd.  22  S.  1152J)  angehören  könnten,  ist  durch  ihre  Farb- 
losigkeit  natürlich  nicht  ausgeschlossen.  Ihres  moralischen  Gehaltes  wegen 
waren  sie  auch  bei  den  Christen  beliebt.  Rufinus  von  Aquileia  übersetzte  den 
größten  Teil  der  Sammlung  ins  Lateinische  und  verzeichnete  als  Gerücht,  daß 
der  christliche  Bischof  und  Märtyrer  Sixtus  (um  die  Mitte  des  dritten  Jahr- 
hunderts) ihi-  Verfasser  sei.  Die  Bearbeitung  und  Benutzung  durch  Christen 
hatte  Umänderungen  und  Anklänge  an  das  N.  T.  zur  Folge,  von  denen  auch  der 
durch  Elter  i.  J.  1880  wiedergefundene  griechische  Text  nicht  frei  ist.  Anders 
als  bei  Sextos  liegt  die  Sache  bei 

SeJcundos.  In  einer  erhaltenen  Lebensbeschreibung  erscheint  dieser  als 
<pu6oo<fog,  und  zwar  oicojitjv  äaxtjaag,  IIvüayoQixov  s'C-t^Xojy.iog  ßiov,  wobei  er  sich 
in  Askese  und  Tracht  dem  Kynismus  anschloß.  (Über  diese  Vereinigung  von 
Pythagoreismus  und  Kynismus  s.  oben  S.  77  f.)  Sein  Leben  fiel  unter  Hadrian, 
zu  dem  er  in  persönliche  Beziehungen  trat.  Die  Vita  enthält  außer  dem  Aus- 
druck   nooq^oQiHÖg  löyog  (s.  oben  S.  448)    und    der   chrysippischen  Definition   der 


5Ö^  §  .o.  J)ie  Sextier.     Potamons  eklektische  Schule. 

Welt  als  oioTtjua  zov  ovgarov  xai  t/)?  yijg  y.al  riov  iv  avroTg  Jiüvrcoy  (Stoic  vet. 
fragm.  II  No.  527)  kaum  etwas  philosophisch  Bemerkenswertes.  Unter  dem 
Namen  dieses  Sekundos  gehen  nun  ,, Sentenzen"  (in  Form  von  Antworten  auf 
Fragen  Hadriaus).  in  denen  für  eine  Reihe  von  Objekten  jeweilen  verschiedene  ihr 
Wesen  bekundende  Bezeichnungen  zusammengestellt  werden.  Auch  diese  Sentenzen 
haben  mit  Philosophie  so  gut  wie  nichts  zu  tun.  Sie  enthalten  allem  Anscheine 
nach  eine  Sammlung  von  Wendungen,  dei'en  sich  ein  Rhetor  in  der  Epideixis 
bedienen  mochte.*)  Dazu  stimmt,  daß  wir  durch  Philostratos  und  Suidas  einen 
oo(pioT^g  Sekundos  kennen,  der  Lehrer  des  Herodes  Attikos  war,  also  der  hadri- 
anischen  Zeit  angehörte.  Weshalb  ihn  die  Legende  zum  kynisierenden  Pytha- 
goreer  und  zum  Gegenstand  einer  abenteuerlicheij  Lebensbeschreibung  machte, 
ist  fraglich.  Vita  und  Sentenzen  fanden  später  viel  Beachtung  und  wurden  in 
verschiedene  Sprachen  übersetzt. 

Für  treitere  neupfftJiagoreische  Spvnchliterfftiir  und  neupiftha- 
(joreische  EinflUsse  auf  die  nicht  im  engeren  Sinne  philosophischen  Kreise, 
insbesondere  die  Verfasser  von  Unterhaltungsschriften,  sei  auf  die  S.  206*  f.  ver- 
zeichneten Arbeiten  verwiesen. 

§  73.    Die  Sextier.     Potamons  eklektische  Schule. 

Die  Schule  der  Sextier,  die  in  Rom  um  den  Anfang  der 
christlichen  Zeitrechnung  eine  kurze  Zeit  hindurch  blühte,  be- 
kannte sich  in  der  Hauptsache  zu  einem  kynisierenden  Stoi- 
zismus, vereinigte  damit  aber  auch  pythagoreische  und  plato- 
nisch-aristotelische Lehrelemente. 

Eine  Schule,  die  den  Eklektizismus  zum  Prinzip  erhob  und 
auch  den  Namen  ..eklektische  Sekte"  geführt  zu  haben  scheint, 
gründete  Potamon  von  Alexandreia,  ein  älterer  Zeitgenosse  des 
Kaisers  Augustus. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehren:  Für 
die  Sextier  s.  das  Material  bei  Zeller  III  1^  S.  699  ff.  Fragmente  bei  Seneca 
(s.  Index  d.  Ausg.  s.  v.  Sextius,  Sotion,  Fabianus)  und  Stobaios  (s.  Index  zum 
Floril.  s.  V.  Sotion).  Das  Sextos-Gnomologion  (s.  darüber  §  72  und  unten 
S.  2('i6*)  hat  mit  den  Sextiern  nichts  zu  tun  (vgl.  luiten  S.  207*). 

Über  Potamon  berichten  kurz  Diog.  Laert.  prooem.  21  imd  Suidas  s.  v. 
JJoTfifKov  \4'/.£'^av()i)Frg.    Schrift  oder  Fragmente  nicht  erhalten. 

Wir  vereinigen  in  .diesem  Paragraphen  zwei  kleinere  eklektische  Sekten. 

Von  der  Schule  der  Sextier  sagt  Seneca  (Nat.  quaest.  7,  32,  2),  sie  sei 
nach  regen  Anfängen  bald  wieder  erloschen.  Q.  Sextius  (geb.  um  70  v.  Chr.), 
der  politische  Amter  und  Ehren  um  der  Philosophie  willen  aufgegeben  hatte, 
war  ihr  Begründer.  Neben  ihm  sind  außer  seinem  Sohne  Sextius  als  Angehörige 
der  Schule  bekannt:  Sotion  von  Alexandreia  (sein  Schüler  war  um  IS — 20 
nach  Chr.  Seneca,   der  durch  ihn  mit   pythagoreischen  Lehren  befreundet  wurde 


xcov  jTarrv/riijiia.  ooex'ovzcov  :iuQt}yooia  y.J/.. 


§  73.    Die  Sextier.    Potamons  eklektische  Schule.  589 

[Seil.  Epist.  108,  17]  i.  Cornelius  Celsus.  L.  Crassicius  aus  Tarent  und  Fabianus 
Papirius.  Q.  Sextius  und  Sotion  schrieben  griechisch.  Die  Grundfärbung  der 
Sextierlehre  ist  stoisch,  wiewohl  Sextius  nicht  auf  das  stoische  Schulbekenntnis 
eingeschworen  sein  wollte  (Sen.  Epist.  64,  2).  Durch  Beschränkung  auf  die 
Ethik,  innerhalb  deren  auch  wieder  die  Theorie  zurücktreten  sollte  (Sen.  d.  brev. 
vit.  10.  1),  nähert  sich  ihr  Standpunkt  dem  kynischen.  Ermahnungen  zu  sitt- 
licher Tüchtigkeit,  zur  Seelenstärke,  zur  Unabhängigkeit  von  allem  Äußeren 
scheinen  den  Hauptinhalt  der  Lehre  gebildet  zu  haben;  der  Weise,  sagte  Sex- 
tius. gehe  durchs  Leben,  gegen  alle  Wechselfälle  des  Geschicks  durch  seine 
Tugenden  gerüstet,  umsichtig  und  kampfbereit,  gleichwie  ein  wohlgeordnetes 
Heer  in  der  Nähe  des  Feindes  (Sen.  Ep.  59,  7).  Zum  Wesen  des  Römers  und 
Mannes  der  Praxis  stimmte  es  dabei,  wenn  Sextius  in  der  Tugend  nicht  eiu 
aller  Wirklichkeit  entrücktes  Ideal  sah.  sondern  ihre  Erreichbarkeit  betonte  (Sen. 
Epist.  64,  5).  Mit  dem  Stoischen  verbanden  sich  pythagoreische  Elemente. 
Sextius  übernahm  die  Gewohnheit  der  allabendlichen  Selbstprüfung  (Sen.  d.  ira 
3,  36,  1;  vgl.  Carm.  aur.  40  ff.)  und  die  Enthaltung  von  Fleischkost  (Sen.  Epist. 
108.  17).  Sotion  die  Seelenwanderungslehre  (Sen.  ebenda  20).  Endlich  wird  wohl 
auf  platonisch-aristotelische  Einflüsse  die  den  Stoizismus  durchbrechende  Lehre 
von  der  Unkörperlichkeit  und  Unräumlichkeit  der  Seele  zurückzuführen  sein, 
eine  Lehre,  die  aber  doch  wieder  mit  dem  stoischen  Satze,  daß  die  Seele  den 
Körper  zusammenhalte,  vereinigt  wurde  (Claud.  Mam.  d.  statu  animae  2,  8 
[Migne  Patrol.  Lat.  Bd.  53  S.  750] ;  vgl.  Stoic.  vet.  fr.  II  Xo.  802,  Zeller  III  1  ^ 
S.  199.  1). 

Für  die  PhUosophiegeschichte  war  die  Sextierschule  ohne  größere  Bedeutung 
und  Wirkung  —  von  ihrem  Einfluß  auf  Seneca  abgesehen.  Aus  dem  Mangel 
einer  fest  umrissenen  Dogmatik  erklärt  sich  ihr  baldiges  Verschwinden.  Immer- 
hin ist  sie  durch  die  sittüch  kraftvolle  Persönlichkeit  einiger  ihrer  Hauptvertreter 
eine  erfreuliche  Erscheinung  und  erinnert  an  die  Paarung  von  Stoizismus  und 
Eömertum,  wie  sie  sich  in  Cato,  Paetus  Thrasea  u.  a.  vollzogen  hat. 

In  dem  wenigen,  was  von  der  Philosophie  des  Potatnon  bekannt  ist, 
lassen  sich  stoische  und  peripatetische  Lehrelemente  deutlich  erkennen.  In  seiner 
Ixoiyekooig  stellte  er  nach  Diog.  Laert.  prooem.  21  zwei  Wahrheitskriterien  auf, 
z6  UEV  cbg  v(p'  ov  ylyvsxai  y  y.Qioig,  rovrsari  rö  -^ysuoviy.öv  t6  de  cog  d  i'  ov,  olov 
zrj%'  äy.oißeotdrtp'  rpavraaiav  (anschließend  an  die  stoische  yaxah]:ixiy.ij  cfarxaoia. 
Zu  der  Unterscheidung  der  beiden  Kriterien  vgl.  „Alkinoos"  [Albinos]  c.  4,.. 
Prinzinien  nahm  er  vier  an,  xt)v  rs  v/.tjv  y.al  xb  tioiovv  zioi^alv  xe  y.al  x6:tov,  ent- 
sprechend den  vier  Kategorien  i^  ov,  ixp"  ov,  tioio),  ev  c5.  Als  Telos  bezeichnete 
er  in  peripatetischer  Weise  'Qo)i]v  y.axä  näoav  dosxijv  xeIeiuv  ovh  olvev  xoiv  xov  oo'}- 
f.i.axog  y.axä  rpvoiv  (vgl.  die  stoischen  n^ocoxa  y.axä  <fvaiv)  äyadtöv  y.al  xöiv  ly.xög 
(vgl.  Stob.  Ecl.  II  S.  50,  11  f.  W.:  \4oiaxoxeh]g  [xi'/.og  UyEL]  xorjoiv  aoexi]g  xs/.siag 
iv  ßiq>  xE/.Eiqy  y_oo>]yov/nEV7jr.  Zur  Schätzung  der  leiblichen  und  äußeren  Güter 
vgl.  auch  0.  S.  495.  503).  Daß  auch  Piaton  nicht  beiseite  blieb,  läßt  sich  daraus 
schUeßen,  daß  P.  einen  Kommentar  zur  Politeia  verfaßte  (Suid.  s.  v.).  So  war 
es  wohl  begründet,  wenn  er,  wie  es  nach  Diog.  Laert.  prooem.  21  der  Fall  ge- 
wesen zu  sein  scheint,  seine  Schule  eine  'Ey./.Ey.xty.y  aiosaig  nannte.  —  Daß  Pota- 
mon  zur  Zeit  des  Augustus  lebte,  ist  nicht  zu  bezweifeln.  Suidas  setzt  ihn  an 
-Too  Ai-yovoxov  y.al  y.ax  (so  Zeller  jedenfalls  richtig  für  das  überlieferte  /<«'  avxöv). 
Damit  läßt  sich  die  Angabe  des  Diogenes  Laertios  (prooem.  21)  l'rt  bi  tiqo 
oliyov  y.al  Ey.'/.sy.xiyt]  xig  ai'oEOig  eio/j/J))]  v-to  Iloxäuoirog  zov  '.-J/.Egavdoeojg  durch 
die  Annahme  vereinigen,  daß  hier  die  Zeitbestimmung  -toö  6/.i'yov  der  Quelle  des 
Diogenes  angehört  und  von  ihm  gedankenlos  übernommen  wurde,  eine  Annahme, 


59()  §  74.     Die  jüdisch-hellenistische  Philosophie. 

die  bei  der  von  Usener  (Epicurea  S.  XXII  ff.)  aufgehellten  Arbeitsweise  des  D. 
durchaus  nichts  Befremdliches  hat. 

vj  74.  ])io  jüdiscli-liellcnisti  sehe  Philosophie.  Eine 
Verknüpfung  jüdischer  Theologie  mit  griechischen  Phi- 
losophenien  konnte  bei  der  vielfachen  Berührung  gebildeter 
Juden  nanienthch  in  Aiexandreia,  aber  auch  in  Palästina  selbst, 
mit  griechischer  Philosophie  nicht  ausbleiben.  Sie  ist  nur  ein 
Glied  des  Synkretismus  zwischen  hellenistischer  Philosophie 
und  orientalischen  Rehgionen  überhaupt,  der  sich  im  späteren 
Altertum  geltend  macht,  aber  ein  besonders  beachtenswertes 
Glied  dadurch,  daß  uns  in  den  zahlreichen  Schriften  Philons  die 
Mittel  zu  seiner  genaueren  Erforschung  zur  Verfügung  stehen, 
und  daß  es  auf  die  christliche  Dogmatik  nachhaltig  eingewirkt 
hat.  Naturgemäß  bahnte  sich  diese  Verknüpfung  allmählich  an, 
bis  sie  in  Philon  ihren  Höhepunkt  erreichte.  In  den  alttesta- 
mentlichen  Schriften  hat  sie  verhältnismäßig  wenige  Spuren 
hinterlassen.  Nicht  unerheblich  war  der  stoische  und  plato- 
nische Einfluß  auf  das  pseudosalomonische  Buch  der 
Weisheit.  Von  außerbiblischer  Literatur  kommen  in  erster 
Linie  der  angebhche  Aristeasbrief,  die  Fragmente  des 
Aristobulos  und  das  Pseudophokylideische  Gedicht  in 
Betracht.  Aristeas  und  Aristobulos  üben  in  stoischer  Weise  die 
allegorische  Deutung  religiöser  Sätze  und  verraten  auch  sonst 
Bekanntschaft  mit  griechischen  Pliilosophemen.  Als  Synkretist 
ist  Aristobulos  eine  charakteristische  Erscheinung,  insofern  er 
durch  Textesfälschungen  ältere  griechische  Literatur  judaisiert 
und  Lehren  griechischer  Philosophen  auf  ^Moses  zurückführt. 
Pythagoreische  Einwirkungen  machen  sich  in  der  Sekte  der 
Essäer  bemerkbar,  mit  denen  wieder  die  Therapeuten,  wie 
Philon  sie  schildert,  vieles  gemein  haben. 

Erst  Philon  (geb.  um  25  v.  Chr.)  hat  ein  allseitig  durch- 
geführtes System  der  Theosophie  aufgestellt.  Die  Erklärung 
der  alttestamentlichen  Schriften,  der  der  größte  Teil  seiner 
Werke  gewidmet  ist,  gilt  ilini  als  die  Philosophie  seines  Volkes; 
seine  Erklärung  trägt  aber  vermittelst  der  Allegorie  in  jene 
L^rkunden  die  philosophischen  Gedanken  hinein,  die  sich  ilim 
zum  Teil  aus  der  natürlichen  inneren  Fortbildung  des  jüdischen 
Vorstellungskreises,  zum  andern  Teil  aus  der  Aneignung  der 
hellenistischen  Philosophie  ergeben  haben.  Wesentüch  für  seine 
Anschauung  ist  die  stark  betonte  Transzendenz  Gottes,  die 
er  mit  dem  Piatonismus  und  Pythagoreismus  seiner  Zeit  teilt 
und  deren  Annahme  bei  ihm  durch  den  hohen  Gottesbegriff  des 


§  74.    Die  jüdisch-hellenistische  Philosophie.  591 

Judentums  begünstigt  wurde.  Gott  ist  körperlos,  unsichtbar, 
nur  durch  die  Vernunft  zu  erkennen,  das  universellste  der 
Wesen,  das  Seiende  als  Seiendes;  er  ist  ein  Besseres  als  die 
Tugend,  als  die  Wissenschaft,  ja  als  das  Gute  an  sich  und  das 
Schöne  an  sich.  Er  ist  einheitlich  und  einfach,  unvergänglich 
und  CAvig;  er  existiert  an  und  für  sich,  getrennt  von  der  Welt: 
die  Welt  ist  sein  Werk.  Wer  die  Welt  selbst  für  Gott  den 
Herrn  hält,  ist  dem  Irrtum  und  Frevel  verfallen.  Gott  steht 
nicht  in  Berührung  mit  der  Materie,  die  ihn  beflecken  wih-de. 
Nur  mit  seiner  Wirkung,  nicht  mit  seinem  Wesen  ist  er  in  der 
Welt  gegenwärtig.  Er  allein  ist  frei;  alles  Endliche  ist  mit  der 
Notwendigkeit  verflochten.  Seinem  Wesen  nach  ist  Gott  unbe- 
greifhch;  wir  können  nur  wissen,  daß  er  ist,  nicht,  was  er  ist. 
Alle  Namen,  die  auf  einzelne  seiner  Eigenschaften  gehen,  gelten 
nur  im  uneigentlichen  Sinne,  da  Gott  in  Wahrheit  eigenschafts- 
loses, reines  Sein  ist. 

Wie  im  Platonisnuis  und  Neupythagoreismus  so  machte 
auch  bei  Pliilon  die  Erhebung  Gottes  über  alle  Berührung  mit 
der  Welt  die  Ansetzung  von  Mittelwesen  notwendig,  durch  die 
sich  die  Einwirkung  Gottes  auf  die  Welt  vollzieht.  Das  oberste 
dieser  Mittelwesen,  das  zugleich  alle  anderen  in  sich  befaßt,  ist 
der  Logos.  Er  ist  der  Ort  der  Ideen  und  verbreitet  sich 
durch  die  sinnlich  wahrnehmbare  Welt  als  die  in  ihr  sich  offen- 
barende göttliche  Vernunft.  Diese  eine  göttliche  Vernunftkraft 
gliedert  sich  in  viele  Teilkräfte  {duvdf.teig,  löyoi)  welche  dienst- 
bare Geister  und  Werkzeuge  des  götthchen  Willens,  unsterb- 
hche  Seelen,  Dämonen  oder  Engel  sind.  Sie  sind  identisch  mit 
den  Gattungs-  und  Art-Wesen,  den  Ideen;  der  Logos  aber, 
dessen  Teile  sie  sind,  ist  die  Idee  der  Ideen,  das  Universellste 
von  aUem,  was  nicht  Gott  ist.  Der  Logos  ist  nicht  ungeworden 
gleich  wie  Gott,  aber  auch  nicht  geworden  gleich  wie  wir  und 
die  übrigen  Geschöpfe;  er  ist  der  erstgeborene  Sohn  Gottes  und 
ein  Gott  für  uns,  die  L^nvoUkommenen ;  die  Weisheit  Gottes 
wird  mit  dem  Logos  identifiziert.  Der  Logos  ist  der  ältere,  die 
Welt  der  jüngere  Sohn  Gottes. 

Durch  Vermittlung  des  Logos  hat  Gott  die  Welt  geschaffen 
und  sich  der  Welt  offenbart;  der  Logos  vertritt  auch  die  Welt 
bei  Gott  als  der  Hohepriester,  Fürbitter  und  Paraklet.  Die 
Offenbarung  Gottes  ist  den  Juden  zuteil  geworden;  von  ihnen 
haben  die  Griechen  ihre  Weisheit  entnommen.  Erjkenntnis  und 
Tugend  sind  Gaben  Gottes;  nur  wer  sich  selbst  verleugnet, 
kann  sie  erlangen.      Das  praktisch-politische   Leben   steht   dem 


592  §  ''-^-    Die  jüdisch-hellenistische  Philosophie. 

boscbaulielien  nach.  Die  Einzohvissenscliaften  dienen  zur  Vor- 
bildung für  die  (lottescrkenntnis ;  unter  den  philosophischen 
Doktrinen  sind  Logik  und  Physik  von  geringem  Werte;  das 
Höchste  ist  die  Anschauung  (iottes,  zu  der  der  Weise  durch 
göttliche  Erleuchtung  gelangt,  indem  er  unter  vollkommener 
Selbstentäußerung  und  im  Heraustreten  aus  seinem  endlichen 
Selbstbewußtsein  sich  (in  der  Ekstase)  widerstandslos  der  gött- 
lichen Einwirkung  hingibt. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehren:  Das 
Material  für  die  Alttestaraentlichen  Schriften  und  die  Oracula  SibvUina 
bei  0.  Stählin  { Christ -Schraid,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  IP  S.  411  ff.  463  ff.). 
Aristeas:  Das  Material  in  AVendlands  Praefatio  seiner  Ausgabe  (s.  unten) 
und  bei  O.  Stählin  (Christ -Schmid,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  11^  S.  473  ff.).  Die 
L'mstände  der  Fälschung  des  Aristeasbriefes  und  ihr  Einfluß  auf  die  kirchliche 
Tradition  sind  aus  dem  Briefe  selbst  und  den  von  Wendland  in  seiner  Ausgabe 
S.  85  ff.  zusammengestellten  Zeugnissen  über  die  Entstehung  der  Septuaginta  zu 
beurteilen.  Aristobulos:  Das  Material  bei  Valckenaer,  Diatribe  de  Aristobulo 
Judaeo,  philosopho  Peripatetico  Alexandrino,  ed.  J.  Luzac,  Lugd.  Bat.  1800 
(wiederabgedruckt  im  4.  Bd.  von  Euseb.  Praep.  evang.  ed.  Gaisford),  A.  Elter, 
De  gnomol.  Gr.  hist.  atque  orig.,  part.  5 — 9,  Bonn  1894  ff.,  Prr.  Vgl.  auch 
Zeller  III  2^  S.  277  ff.,  Susemihl,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  in  d.  Alex.  II  S.  629  ff.. 
O.  Stählin  bei  Christ— Schmid,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  II ^  S.  457  ff.  Ps.-Phoky- 
lides:  Suidas  s.  v.  ^coy.v/JÖy;  (urteilt  falsch  über  die  Beziehung  zu  Oracula 
Sibyllina  2,  56  ff.).  Essäer:  Das  Material  bei  Zeller  III  2*  S,  308  ff .  Thera- 
peuten: Philon  Ufoi  ßiov  dscoot^Tixov.  Philon:  Hauptquelle  Philons  eigene 
Angaben.  S.  die  Belege  bei  Zeller  III  2-*  S.  385  ff.  Testimonia  über  Philon 
und  seine  Schriften  in  der  Philonausgabe  von  Cohn  und  Wendland  I 
S.  LXXXXV  ff. 

Erhaltenes.     Ausgaben: 

Ausgaben  der  AI t testet  mentliclien  Sc/tri ften  s.  in  den  Werken  über 
die  theologische  Literatur  und  bei  Stählin  (Christ— Schmid,  Gesch.  d.  griech.  Lit. 
II  1°  S.  418  ff.).  Oracula  Sib yll i na ,  heavh.  von  Joh.  Geffcken,  Leipzig  1902 
(Ausg.  d.  Kirchenväter- Kommission  d.  Berl.  Akad.).  Fragments  of  Grer-o- 
jeuish   Writers,  collect,  by  W.  N.  Stearns,  Chicago  1908  (wenig  förderlieh). 

Aristeas:  Aristeae  ad  Philocratem  epistula  cum  ceteris  de  origine  versionis 
LXX  interpretura  testiraoniis,  Lud.  Mendelssohn  schedis  usus  ed.  Paulus  Wend- 
land. Lipsiae  1900.     Frühere  Ausgaben  bei  Wendland  S.  XXIII  ff. 

Aristobulos :  Die  Fundorte  der  Fragmente  sind  zusammengestellt  von 
O.  Stählin  bei  Christ —Schmid,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  II ^  S.  458  Anm.  7. 
Fragmente  bei  A.  Elter,  De  gnomol.  Gr.  hist.  atque  oria.,  part.  5  ff.,  Bonn 
1894  ff.,  Prr. 

Ps.-Plinlylides.  Text  außer  in  Th.  Bergks  Boetae  lyr.  Graeci  und  in 
Anthologien  (Bergk-Hiller-Crusius,  Stadtmüller,  Pomtow)  auch  am  Schlüsse  der 
imten  S.  208*  verzeichneten  Abhandlung  von  J.  Beruays.  Griech.  u.  deutsch  bei 
K.  F.  A.  Lincke,  Samaria  und  seine  Propheten,  Tüb.  1903,  S.  166  ff.  Frühere 
Übersetzungen  s.  bei  Engelmann-Preuß  und  Klußmann. 

Pliilons  Werke  sind  u.  a.  von  Thom.  Mangey,  Londini  1742,  A.F.Pfeiffer,  Er- 
langae  1785 — 92,  ed.  sec.  1820,  C.  E.  Richter,  Lips.  1828 — 30,  ferner  stereotypiert  Lips. 
1851 — 53  herausgegeben  worden  (Tauchnitiana).  Eine  neue  Ausgabe  veranstalteten 
Leop.  Cohn  u.  faul  Wendland,  editio  maior  u.  editio  minor,  Berlin  1896  ff. 
(noch  nicht  abgeschlossen),  eine  Musteredition,  durch  die  für  die  Philonstudien  der 
Zukunft  eine  feste  Grundlage  geschaffen  ist.  Schon  jetzt  hat  sie  das  Studium  in 
ergiebigster  Weise  befruchtet,  nicht  zum  wenigsten  dadurch,  daß  die  beiden 
Herausgeber  selbst  durch  die  Beschäftigung  mit  dem  Schriftsteller  zu  einer  Eeihe 
wertvoller,  z.  T.  ganz  neue  Ausblicke    eröffnender   Arbeiten    angeregt    wurden  (s. 


§  74.    Die  jüdisch-hellenistische  Philosophie.  593 

Literat urverz.  S.  209*  ff.).  Das  Buch  von  der  Weltschöpfung  hat  mit  einer  aus- 
fuhr]. Einleitung  J.  G.  Müller  besonders  herausgegeben,  ßerl.  1841.  Libellus  de 
opificio  mündi,  ed.  L.  Cohn,  Berl.  1889.  De  aeternitate  numdi.  ed.  F.  Cumont, 
Berlin  1S91  (der  die  Echtheit  der  Schrift  erweist).  Philonea  ed.  C.  Tischendorf, 
Leipz.  1868.  Jak.  Bernays,  Die  unter  Ph.s  Werken  stehende  Schrift  ,.Über  die 
Unzerstörbarkeit  des  Weltalls"  nach  ihrer  ursprünglichen  .Anordnung  wiederher- 
gestellt und  ins  Deutsche  übertragen  (aus  d.  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.),  Berl. 
1876.  P.  Wendland,  Xeuentdeckte  Fragmente  Philos,  Berl.  1891.  Fr.  C.  Conybeare, 
Philo  about  the  contemplative  life  or  the  fourth  book  of  the  treatise  concerning 
virtues,  critic.  edit.  witn  a  defence  of  its  genuiness,  Oxf.  1895.  K.  Praechter, 
Unbeachtete  Philon-Fragmente,  Arch.  f.  Gesch.  d.  PhUos.  9  (1896),  415-426. 
Philon-Papyrus:  Oxyrh.  Pap.  IX  Nr.  1173,  XI  Nr.  1356.  Philon,  Commentaire 
aU^gorique  des  saintes  lois  apres  l'oeuvre  des  six  jours;  texte  grec,  traduct.  frany., 
introduct.  et  index,  par.E.  Brähier,  Paris  1909  (Text,  et  docum.  p.  l'etude  hist.  du 
Christian.  9).  Deutsche  Übersetzung  herausg.  von  Leop.  Cohn  (die  einzelnen  Schriften 
übersetzt  von  Verschiedenen);  bis  jetzt  zwei  Teile  (Breslau  1909.  1910)  erschienen. 

Für  uns  ist  das  früheste  Dokument  alexandrinisch-jüdischer  Bildung  die 
Septtiaginta,  Die  ältesten  Stücke  derselben,  wozu  insbesondere  die  Über- 
setzung des  Pentateuchs  gehört,  reichen  bis  in  die  früheste  Zeit  der  Regierung 
des  Ptolemaios  Philadelphos  (der  von  283 — 247  vor  Chr.  König  war)  hinauf. 
Aristobulos  sagt  bei  Clem.  Alex.  Strom.  1, 22, 148  S.  92  St.,  Euseb.  Praep.  ev.  9,  6,  7; 
13,  12.  2,  schon  vor  der  Zeit  Alexanders  und  sogar  schon  vor  der  Herrschaft  der 
Perser  über  Ägypten  seien  die  vier  letzten  Bücher  des  Pentateuchs  übersetzt 
worden,  die  Übersetzung  des  Ganzen  des  Gesetzes  aber  sei  unter  Ptolemaios 
Philadelphos  unternommen  worden,  nachdem  Demetrios  der  Phalereer  sich  die 
Sache  habe  angelegen  sein  lassen.  Nach  einer  Angabe  des  Kaliimacheers  Her- 
raippos (bei  Diog.  Laert.  5,  78)  lebte  Demetrios  nur  am  Hofe  des  Ptolemaios 
Lagu  und  wurde  unter  Philadelphos  (wahrscheinlich  bald  nach  dessen  Regie- 
rungsantritt) verbannt.  Diese  Nachricht  widerspricht  jener  des  Aristobulos  nicht, 
und  es  ist  ungerechtfertigt,  aus  dem  vermeintlichen  Widerspruch  mit  R.  Simon, 
Hody  u.  a.  auf  Unechtheit  der  Fragmente  des  Aristobulos  zu  schließen.  Es 
kann  vielmehr  wohl  sein,  daß  die  Übersetzung  unter  Ptolemaios  Lagu  (aber  ver- 
mutlich erst  in  der  letzten  Zeit  seiner  Regierung)  durch  Demetrios  vorbereitet, 
vielleicht  auch  schon  begonnen,  hauptsächlich  aber  unter  Philadelphos  ausgeführt 
worden  ist,  so  wenig  auch  im  übrigen  Aristobul  als  ein  zuverlässiger  Zeuge  an- 
gesprochen werden  kann.  Ob  wirklich  früher  schon  einzelne  Teile  des  Penta- 
teuchs ins  Griechische  übersetzt  waren,  ist  zweifelhaft,  gewiß  aber  nicht  in  so 
früher  Zeit,  wie  Aristobulos  behauptet.  Die  Übersetzung  der  kanonischen 
Hauptschriften  mag  unter  Ptolemaios  Euergetes  (247—221),  dem  N^achfolger  des 
Philadelphos,  vollendet  worden  sein.  Zu  den  Hagiographa  sind  mindestens  noch 
bis  130  vor  Chr.  (gemäß  dem  Prolog  des  Siraciden),  vielleicht  aber  noch  später 
Stücke  hinzugekommen.  In  der  Septuaginta  hat  nun  Dähne,  Geschieht!.  Darst. 
d.  jüd.-alex.  Religionsphilos.  II  S.  1 — 72,  bereits  vielfache  Spuren  der  später  von 
Philon  weiter  ausgebildeten  jüdisch-alexandrinischen  Philosophie  zu  entdecken 
geglaubt;  jene  Bibelübersetzer  sollen  die  Hauptsätze  derselben  gekannt  und  ge- 
liebt, durch  anscheinend  geringe  Abw^eichungen  vom  Urtext  angedeutet  und  die 
spätere  allegorische  Interpretation  vorhergesehen,  beabsichtigt  und  befördert 
haben.  Aber  die  Stellen,  auf  Grund  deren  Dähne  argumentiert,  nötigen  zu  dieser 
sehr  gewagten  Annahme  keineswegs  (s.  Zeller,  Philos.  d.  Gr.  III  2*,  S.  274  ff.); 
es  wird  nur  die  sinnliche  Erscheinung  Ciottes  in  der  Regel  beseitigt,  mitunter 
Anthropopathisches,  wie  die  Reue  Gottes,  gemildert,  Gott  wird  seinem  Wesen 
nach  mehr  von  der  Welt  entfernt,  iind  die  Vorstellung  von  Vermittelndem 
zwischen  ihm  und  der  Welt   (wie  namentlich  von  göttlichen  Kräften,  Engeln,  der 

Ueberweg,  Grundriß  I.  38 


r^t)4  i?  ^'^-     ^^^  jüdiseh-belleinstische  Philosophie. 

göttlichen  öö^a,  dem  Messias  als  einem  himmlischen  Rüttler)  erscheint  ausge- 
bildeter als  im  Urtext.  Keime  der  späteren  Religionsphilosophie  liegen  hierin 
allerdings,  aber  diese  selbst  noch  nicht.  Eine  Verbindung  griechischer  Philo- 
sopherae  mit  dem  jüdischen  Vorstellungskreise  braucht  darin  noch  nicht  ge- 
funden zu  werden. 

Das  Verhältnis  der  Apokryphen  des  Alten  Testaments  und  anderer 
religiöser  jüdischer  Literatur  der  hellenistischen  Zeit  zur  griechischen  Philo- 
sophie ist  verschieden. 

Im  xiveiten  Buche  der  Makicabäer,-  das  ein  Auszug  aus  der  von 
lason  aus  Kyrene  verfaßten  Geschichte  der  Syrerkriege  ist,  wird  (3,  38  f.j  gesagt, 
um  Jerusalem  walte  eine  gewisse  Macht  Gottes;  d^in  der  im  Himmel  Wohnende 
selbst  beaufsichtige  den  Ort  und  helfe  ihm  (.  .  .  8iu  ro  .-ieqI  t6v  rojtov  d/.tj&cög 
rivai  Tivu  deov  övi'ajiiiv.  umog  yäg  6  rrjv  xuroiaiav  STiougäviov  t/_iov  ijiöjtrijg  eail  xal 
ßo>jd6g  ey.eirov  zov  tö.tov).  Prüft  man  die  Stelle  unbefangen,  so  wird  man  ihr 
einen  dogmatischen  Gehalt  absprechen  und  sie  nicht,  wie  es  geschehen  ist.  für 
eine  Verselbständigung  der  göttlichen  Macht  im  philonischen  Sinne  geltend 
machen.  Ebenso  hat  man  im  dritten  und  vierten  Buche  der  Makkabäer, 
im  dritten  Buche  Esra,  in  den  jüdischen  Stücken  der  Sibyllinen  und  in 
der  Weisheit  des  Siraciden  ohne  zureichenden  Grund  Anklänge  an  philo- 
sophische Lehren  angenommen.  Auch  die  Berührungen  des  Ekklesiastes  mit 
stoischen  Gedanken  sind  zu  allgemeiner  Art,  um  die  Aimahme  eines  ursächlichen 
Zusammenhanges  wahrscheinlich  zu  machen.  Hingegen  zeigt  das  vierte  Bück 
der  Jlakkabäer,  das  mit  Unrecht  unter  dem  Titel  jteqI  avzoy.gäroQog  /.oyiofiov 
dem  losephos  beigelegt  worden  ist,  in  der  Tugendlehre  und  in  der  gebotenen 
Herrschaft  der  Vernunft  über  die  Affekte  deutlich  die  Einwirkung  der  Stoa, 
wahrt  aber  sonst  den  jüdisch-theologischen  Standpunkt.  Das  pseudosalomonische 
Buch  der  Weisheit,  welches  vor  der  Zeit  des  Philon  verfaßt  zu  sein  scheint, 
verrät  den  Einfluß  stoischer  und  platonischer  Doktrin.  Es  beschreibt  die  Weis- 
heit als  einen  Abglanz  des  göttlichen.  Lichtes,  einen  Spiegel  der  göttlichen  Wirk- 
samkeit, einen  Ausfluß  der  göttlichen  Herrlichkeit.  Der  Verfasser  erkennt  in 
ihr  ein  :ncvevfia  voeqÖv  .  .  .  .  öiä  .-idvicov  -^coqovv  jirsvfiäzcov  voegcöv  y.aOaQWv 
ki:izoTÜTiov,  und  behauptet,  daß  die  Weisheit  öirjxsi  xai  /coget  8iä  :xävzcov 
Öiä  zi]v  y.adagöztjza  (7,  22  ff.).  Sowohl  in  den  Ausdrücken  als  auch  in  dem  In- 
halt der  Lehre  ist  hier  stoische  Einwirkung  (vgl.  oben  S.  444;  an  das  stoische 
nvg  Ts/^vixöv  erinnert  in  diesem  Zusammenhange  auch  die  Bezeichnung  der  Weis- 
heit als  zEyvlzig  [V.  21J ;  gegen  das  stoische  Dogma  von  der  Gottheit  als  :tvo  aber 
13,  2)  zu  bemerken  (s.  M.  Heinze,  Lehre  v.  Logos,  S.  192  ff.;  vgl.  auch  in  Pfleiderers 
unten  S.  49*  zitiertem  Werk  den  Anhang  über  heraklitische  Einflüsse  im  alt- 
testamentlichen  Kohelet  und  besonders  im  Buch  der  Weisheit).  Ferner  wird  die 
Präexistenz  der  Einzelseelen  (8,  20)  gelehrt  (in  den  Worten:  üyadog  ä>r  Jf/.ßov  slg 
ow/^ia  ufiiavzov),  eine  Auferstehung  aller,  der  Guten  zur  Seligkeit,  der  Bösen  zum 
Gericht,  angenommen,  die  wahre  Glückseligkeit  im  jenseitigen  Leben  gefunden 
und  Gott  die  Erschaffung  der  ^V''elt  aus  einer  (präexistierenden)  Materie  zuge- 
sprochen (11,  18;  so  Piaton  [oben  S.  320]  und  die  gesamte  platonische  Schule). 
Die  vier  Kardinaltugenden  erscheinen  8,  7  in  der  stoischen  Terminologie  {(pgö- 
r}]oig  statt  der  platonischen  oocpia).  Bemerkenswert  ist  auch  die  euhemerisierende 
Erklärung  des  Bilderdienstes  14,  16  ff.  —  Greifbar  ist  die  Bekanntschaft  mit 
gTiechischen  Philosophemen  auch  bei 

Aristeas.  Er  ist  der  angebliche  Verfasser  eines  Briefes  an  Philokrates, 
worin  die  Vorgänge  bei  der  Übersetzung  der  heiligen  Schriften  der  Hebräer 
durch  die  70  (oder  72)  Dolmetscher  erzählt  werden:  Aristeas  sei  von  dem  ägyp- 


Die  Septuaginta.  Aristeas,  Aristobulos.  595 

Hsthen  Könige  nach  Jerusalem  an  den  Hohenpriester  Eleazar  gesandt  worden, 
r.m  sich  das  Gesetz  und  Übersetzer  zu  erbitten.  Der  Brief  ist  unecht  und  die 
Erzählung  voll  von  Fabeln.  Die  Entstehung  fällt  wahrscheinlich  in  die  Zeit  um 
l'DO  V.  Chr.  Die  Stellen  des  Briefes,  an  denen  von  ßsoü  <)rvatiig,  ßsiu  Övra/mg 
und  dsov  dvfaozeia  die  Rede  ist  (s.  d.  Ind.  verb.  in  Wendlands  Ausg.),  sind  so 
wenig  wie  die  oben  angeführte  Stelle  des  II.  Makkabäerbuches  philosophisch 
bedeutsam.  Anders  liegt  es,  wenn  der  Verfasser,  der  die  Maske  eines  Heiden 
annimmt,  in  stoisch  etymologisierender  Weise  redet  von  Zerg,  dt"  ov  ^owTtotovvTui 
T(\  .-TÜtTu  y.ul  yiveiat  (§  16).  Auch  andere  Stellen  erinnern  an  die  Stoa,  so  §  201: 
TTooroia  yäg  rwv  o/.wv  öioiftovfiivcov  und  §  143 :  rö  yäg  >cm')o?.ov  Tiüvra  :to6;  tov 
(fvaixov  /Myov  ouoia  y.adiozi^y.ev  vn:d  ,uiäg  övrduecog  otxovoaovuEvu.  Die  alle- 
gorische Deutung  jüdischer  Gesetzesbestimmungen  §§  144  ff.  entspricht  der 
stoischen  Methode  und  liegt  auf  dem  Wege  zu  Philon. 

Aristobulos  pflegt  (nach  Klemens  v.  Alex,  und  Eusebios)  als  Peripatetiker 
bezeichnet  zu  werden.  Seinen  hellenistisch-jüdischen  Synkretismus  deutet  Euseb. 
Praep.  ev.  8,  9,  38  durch  die  Bezeichnung  nai  zijg  y.uz  'yigtozozehjv  ffi/.ooocfiag 
jTQog  zß  :iazQLM  /nszedij/Mg  an.  Die  Verschmelzung  des  Jüdischen  und  Grie- 
chischen vollzog  Aristobulos  dem  jüdischen  Xationalstolz  entsprechend  in  der 
Weise,  daß  er  Lehren  griechischer  Philosophen  iind  Dichter  aus  dem  Alten 
Testament  herleitete  und  zum  Erweis  dieser  Abhängigkeit  einerseits  die  grie- 
chischen Texte  verfälschte,  andererseits  alttestamentliche  Stellen  durch  allegorische 
Deutung  den  Anschauungen  griechischer  Philosophen  annäherte  und  die  Mär 
von  frühzeitigen  Übersetzungen  aus  dem  Alten  Testament  aufbrachte.  So  sollten 
schon  Pythagoras,  Sokrates  und  Piaton  mosaische  Lehren  übernommen  haben 
(Eus.  Praep.  ev.  13,  12,  1  ff.).  Von  großer  geschichtlicher  Bedeutung  ist  diese 
Auffassung  dadurch,  daß  sie  jahrhundertelang  auch  von  christlichen  Theologen 
geteilt  wui'de,  die  dadurch  ihi'e  Bewunderung  griechischer  AVeisheit  mit  ihrer 
Anschauung  von  der  Überlegenheit  und  dem  göttlichen  Ursprung  der  biblischen 
Lehren  in  Einklang  zu  bringen  suchten.  Obwohl  nun  dieser  Synkretismus  auf 
dem  Wege  liegt,  der  zu  Philon  führt,  so  ist  doch  Aristobulos  von  der  spezi- 
lischen  Ausgestaltung,  die  Philon  der  hellenistischen  Philosophie  gegeben  hat, 
noch  weit  entfernt.  Er  schrieb  einen  Kommentar  zum  Pentateuch,  den  er  einem 
Philometor  widmete.  Schon  Klemens  von  Alex,  und  Eusebios,  die  aus  dem 
Werke  größere  Stücke  mitteilen,  dachten  bei  diesem  Philometor  an  den  ersten 
und  bekanntesten  Träger  dieses  Beinamens,  Ptolemaios  VI.  (181—146),  und  ihnen 
sind  die  meisten  Neueren  gefolgt.  Doch  legen  Gründe,  auf  die  hier  nicht  ein- 
gegangen werden  kann,  die  Vermutung  nahe,  daß  es  sich  in  Wirklichkeit  um 
einen  späteren  Philometor,  Ptolemaios  VIII.  (117 — 81)  handele  (Gercke,  Artikel 
Aristobulos  No.  15  bei  Pauly-Wissowa  S.  919,  Stählin  bei  Christ-Schmid  II  ^ 
S.  460).  In  den  Fragmenten  bei  Eusebios  zitiert  Aristobulos  mehrere  Stellen, 
die  nach  seiner  Angabe  aus  den  Gedichten  des  Orpheus,  Homer,  Hesiod  und 
Linos  stammen,  auf  die  Form  aber,  in  der  sie  vorliegen,  offenbar  von  einem 
Juden  und  vermutlich  von  Aristobulos  selbst  gebracht  worden  sind  (über  die 
Bekämpfung  der  letzteren  Annahme  durch  neuere  Gelehrte  s.  ZeUer  III  2* 
S.  281  Anm.  i).  Am  umfangreichsten  und  bedeutendsten  ist  das  angeblich  dem 
Jsfjog  ?.6yog  des  Oqjheus  entlehnte  Fragment  (bei  Euseb.  Praep.  ev.  13,  12,  5),  das 
uns  in  anderer  Gestalt  in  den  dem  Justinus  Martyr  zugeschriebenen  Schriften 
De  monarchia  (c.  3j  und  Cohort.  ad  gent.  (c.  15)  sowie  an  verschiedenen  Stellen 
des  Clem.  Alex,  und  in  anderer  theologischer  Literatur  (s.  Orphica  rec.  Abel 
S.  144  ff.;  Elter,  De  gnomol.  Gr.  bist,  atque  orig.  part.  5,  Bonn  1894,  S.  155  f.) 
aufbewahrt  worden  ist,    so  daß   sich  die  aristobulischen  Änderungen   noch  nach- 

38* 


596  §  ^^-     ^^^  jüdisch-hellenistische  Philosophie. 

weisen  lassen.  Die  Hauptlehren  des  verfälschten  orphischen  Gedichtes  faßt 
Aristobulos  dahin  zusammen:  biaxQaxeXadai  ^sia  dwdfisi  rä  nävia  xal  ycvtjza 
vjiäQystv  xal  ejri  Tiävicav  eivai  zov  dsov  (Euseb.  Praep.  ev.  13.  12,  4).  In  dem 
Gott,  der  alles  vollendet  und  durchwaltet  (V.  8  ff .  des  Gedichtes:  xöauoio 
xvjicoxrjg  ,  .  .  avrov  d'  VTto  nävzu  zs?.etTai,  er  ff  avzoT-;  avzo^  nnoivioaExai),  er- 
kennt Aristobulos  seinerseits  nicht  wie  griechische  Dichter  und  Philosophen 
(namentlich  die  Stoiker)  die  Gottheit  selbst,  sondern  nur  die  weltbeherrschende 
göttliche  Kraft  (007  w,  oltim  öfÖsTyßai,  öxi  l)tu  Tzävzojv  sazir  7)  dvvafiig  zov  üeov, 
Euseb.  Praep.  ev.  13,  12,  7).  Aber  von  einer  Verselbständigung  dieser  Kraft  im 
philonischen  Sinne  findet  sich  keine  Spur.  Koramt  hier  überhaupt  philo- 
sophische Einwirkung  in  Frage,  so  läßt  sich  nur  an  eine  Vermittlung  zwischen 
stoischem  Pantheismus  und  peripatetischer  Transzendenzlehre  denken,  wie  sie  der 
Verfasser  des  pseudaristotelischen  Buches  von  der  Welt  unternimmt,  indem  er 
den  stoischen  Pantheismus  dynamisch  umdeutet  und  die  Gottheit  nicht  mit  ihrer 
Substanz,  sondern  nur  mit  ihrer  Kraft  allgegenwärtig  und  allwirkend  sein  läßt. 
Auch  die  Änderungen,  die  Aristobulos  an  dem  Gedichte  vorgenommen  hat, 
deuten  nicht  auf  eine  größere  Annäherung  an  spezifisch  Philonisches.  Was 
Gottes  Wirken  auf  die  Welt  betrifft,  so  schafft  er  nach  der  aristobulischen 
Version  nichts  Böses.  Das  Böse  beruht  vielmeBr  auf  den  Kräften  seines  Ge- 
folges, unter  denen  sich  neben  schlechten  auch  gute  befinden  (V.  13  ff.:  avzos 
(5'  i^  dyadcör  j9)7/ror,-  y.ay.ov  ovy.  sTiizeXlei  avdod>7zoig'  avzco  dk  yoLot?  xai  iiToog 
oji7)dsi  ,xai  jzö/.f-iio;  xal  /.oi/^idg  i.d'  alysa  baxovöevza).  Auch  bei  dieser  Äußerung 
braucht  man  nicht  an  hypostasierte  Kräfte  im  Sinne  der  ausgebildeten  helle- 
nistisch-jüdischen Philosophie  zu  denken.  Was  Aristobulos  ausdrücken  will,  ist 
nur  der  Gedanke,  daß  Gott  für  das  Böse  nicht  verantwortlich  zu  machen  sei. 
Die  in  sein  Gefolge  verwiesenen  Kräfte,  wie  Gunst  auf  der  einen,  Haß,  Krieg 
usw.  auf  der  andern  Seite,  sind  lediglich  poetische  Personifikationen,  und  zwar 
sehr  blasser  Art.  zu  denen  der  Anlaß  in  dem  überkommenen  Gedichte  ge- 
geben war. 

Läßt  sich  bei  Aristobulos  nach  Ausweis  seiner  Fragmente  auch  nicht  von 
einer  systematischen  Durchdringung  jüdischer  Lehren  mit  griechischer  l'hilo- 
sophie  reden,  so  tritt  doch  der  Einfluß  der  letzteren  deutlich  zutage.  Das 
Gedicht  sprach  davon,  daß  kein  Sterblicher  Gott  sehe,  er  selbst  aber  alle  sehe: 
V.  10  f.:  ov8s  zig  avzor  eioooäa  dvt]Z(öv,  avzog  ds  ye  nävzag  ögärai.  Die  Ubersinu- 
lichkeit  Gottes  wird  von  Aristobulos  mit  Hilfe  der  philosophischen  Unterscheidung 
von  yv/j]  und  rovg  (vgl.  0.  S.  550)  noch  verschärft,  indem  er  die  Stelle  folgender- 
maßen umändert:  ovds  zig  avzör  sloooän  x^'vyoyv  dvtjzMv,  ra>  d'  slaoodazai.  In 
der  Deutung  des  Siebentagewerks  der  Weltschöpfung  bezieht  Aristobulos  meta- 
phorisch das  Licht,  das  am  ersten  Tage  geschaffen  wurde,  auf  die  Weisheit, 
durch  die  alles  erhellt  werde,  und  beruft  sich  dabei  auf  einige  peripatetische 
Philosophen,  die  der  Weisheit  die  Bedeutung  einer  Fackel  gegeben  hätten ;  deut- 
licher und  schöner,  setzt  er  freilich  hinzu,  habe  einer  seiner  Volksgenossen  (Salom. 
Proverb.  8,  22  ff.)  von  ihr  bezeugt,  sie  sei  vor  Himmel  und  Erde  (Euseb.  Pr.  ev.  13, 

12,  10  f.).  Dann  sucht  Aristobulos,  Lehren  der  griechischen  Philosophie  folgend, 
nachzuweisen,  wie  alle  Weltordnung  auf  der  Siebenzahl  beruhe:  öi"  ißdofiäöo}!'  dt: 
y.ai  Tiäg  6  xöofiog  xvyJ.sizai  (Euseb.  Pr.  ev.  13,  12,  13);  die  in  diesem  Zusammen- 
hange vorkommende    yvwoig   dv&QO}yiiro)r  xal  §sio)v  jzQayfiäzcDv   (Euseb.  Praep.  ev. 

13,  12,  12)  erinnert  an  die  bekannte  stoische  Definition  der  Weisheit  (Stoic.  vet. 
fragm.  II  No.  35  f.).  Die  allegorische  Methode,  mittelst  deren  Aristobulos  z.  B. 
die  Arme,  Hände,  Füße,  das  Herumgehen  Gottes  cpvoixuig  deutet,  d.  h.  als  Er- 
eignisse und  Entwicklungen  in  der  Natur  versteht  (Euseb.  Praep.  ev.  8.  10,  1  ff.). 


i 


Aristobulos,  Das  Pseudophokylideisohe  Gedicht.  Essäer,  Therapeuten.     597 

ist  die  der  Stoiker.  —  Die  Echtheit  der  Fra<:mente  wurde  schon  früher  von 
Hody,  Lobeck.  Georgii  und  in  neuerer  Zeit  von  Graetz,  Joel,  Kuenen  (De  Gods- 
dienst  van  Israel  II),  Elter  angegriffen.  .Tool  ist  der  Ansicht,  daß  die  unter  dem 
Namen  des  Aristobulos  uns  überlieferten  Fragmente  sämtlich  gefälscht  und  zwar 
im  2.  Jahrh.  nach  Chr.  entstanden  seien.  Man  ist  hier  in  der  Kritik  zu  weit 
gegangen;  namentlich  beweist  das  Schweigen  der  Schriftsteller  vor  Klemens  über 
Aristobulos  durchaus  nicht,  daß  eine  solche  Schrift  wie  die  Aristobuls  nicht  bald 
nach  d.  J.  100  v.  Chr.  hätte  geschrieben  sein  können  (vgl.  zu  der  Frage  besonders 
(}.  Stählin  bei  Christ-Schmid  IP  S.  459  f.). 

Das  Vseudophohylldeische  Gedicht^  eine  Sammlung  moralischer 
Weisungen,  die  wahrscheinlich  von  einem  Juden  des  ersten  Jahrhunderts  nach 
Chr.  dem  griechischen  Gnomendichter  Phokylides  (im  sechsten  Jahrh.  vor  Chr.") 
unterschoben  Avurde,  ahmt  in  V.  8  (.Towra  -d^ov  xiua,  ^iezE:TeiTa  8k  oeZo  yoviiag) 
den  Anfang  des  neupythagoreischen  Goldenen  Gedichtes  nach  unter  Beseitigung 
des  für  Juden  unbrauchbaren  Heidnischen  (Polytheismus,  Verehrung  der  Heroen 
und  Dämonen).  Es  zeigt  ferner  in  seinem  Inhalte  manche  Berührungen  mit 
Gedanken  der  kynisch-stoischen  Diatribe  und  andererseits  mit  losephos  und 
Philon  (vgl.  die  Nachweise  bei  "Wendland,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  22.  Su^Dpl. 
|1896],  709  ff.),  mit  letzterem  freilich  wieder  nur  soweit,  daß  von  einem  Zu- 
sammentreffen in  charakteristischen  Grundgedanken  der  hellenistisch-jüdischen 
Philosophie  nicht  gesprochen  werden  kann. 

Ungewiß  ist  die  Entstehungszeit  der  Gemeinschaft  der  Es.säer  (Essener) 
in  Palästina.  losephos  erwähnt  sie  zum  erstenmal  bei  der  Darstellung  der  Zeit 
des  Makkabäers  Jonathan  (um  160  vor  Chr.);  es  seien  damals  drei  atnsosig  unter 
den  Juden  gewesen,  nämlich  die  der  Pharisäer,  Sadducäer  und  Essäer  (Ant.  Jud. 
13,  5,  9.  Über  die  Ableitung  des  Namens  herrscht  Streit.  Nach  einer  Annahme 
wäre  er  auf  diaschali  r=  schweigen,  geheimnisvoll  sein,  zurückzuführen,  wonach 
die  Essäer  als  die  Bewahrer  von  Geheimdoktrinen,  die  Mystiker,  aufzufassen 
wären).  Sie  überlieferten  einander  eine  Geheimlehre  über  Engel  und  Natur, 
woraus,  wie  es  scheint,  später  die  Kabbala  erwuchs;  vgl,  Grundr.  11*"  S.  392. 
In  manchen  Satzungen  ihres  Gemeinlebens,  Gütergemeinschaft,  Enthaltsamkeit, 
Ehelosigkeit,  Verwerfung  der  Tieropfer  und  der  Fleischkost  und  in  der  Erfüllung 
gewisser  Ritualien  erinnern  sie  an  die  orj^hischen  und  pythagoreischen  Vereine 
Griechenlands.  Mit  den  Pythagoreern  teilen  sie  auch  die  Degradation  des  Leibes 
(er  ist  ihnen  ein  Gefängnis  der  Seele,  die  aus  dem  feinsten  Äther  durch  eine 
Zaubermacht  der  Natur  in  ihn  herabgezogen  wird,  los.  Bell.  Jud.  2,  8,  11,  vgl. 
oben  S.  84),  und  die  Lehre  von  der  Präexistenz  der  Seele  und  ihrer  Fortdauer 
nach  dem  Tode.  Nach  diesen  und  anderen  Anzeichen  hat  Zellers  Annahme 
eines  geschichtlichen  Zusammenhanges  zwischen  den  Neupythagoreern  und  dieser 
jüdischen  Sekte  die  Wahi'scheinlichkeit  für  sich.  Den  Essäern  nahe  verwandt 
waren  die  mehr  der  bloßen  Kontemplation  in  mönchischer  Absonderung  sich 
hingebenden  Thempetiten  in  Ägypten,  deren  Richtung,  wie  sie  uns  in  der 
philon ischen  Schrift  Ihoi  ßiov  üscoot/Tiy.ov  geschildert  wird,  wieder  an  die  pytha- 
goreische und  besonders  an  die  neupythagoreische  erinnert.  D.  E.  Lucius  (Die 
Therapeuten  und  ihre  Stellung  in  der  Gesch.  der  Askese,  Straßb.  1879,  s.  auch 
Graetz,  a.  a.  O.  S.  463  ff.)  hat  zu  erweisen  gesucht,  daß  die  Therapeuten  über- 
haupt nicht  existiert  hätten  und  daß  die  erwähnte  Schrift  von  einem  christlichen, 
philosophisch  gebildeten  Verehrer  des  Mönchtums  gegen  Ausgang  des  dritten 
oder  Anfang  des  vierten  Jahrhunderts  verfaßt  und,  um  dem  asketischen  Leben 
mehr  Achtung  zu  verschaffen,  dem  l'hilon  untergeschoben  Avorden  sei.  S.  jedoch 
Weingarten,    Theol.   Real.-Enc.  Art.  Mönchstum,  Ad.  Harnack,   ebd.  Art.  Thera- 


598  §  ^^-    l^iß  jiidisch-hellenistische  Philosophie. 

peuten,  Conybeare.  Ph.  aboiit  the  conteinplative  life  critieally  edit.  with  a  defence 
of  its  gemiineness.  Oxf.  1895.  Entscheidend  für  die  Echtheit  P.  Wendland,  Die 
Therapeuten  u.  d.  philon.  Sehr,  vom  beschaulichen  Leben,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol. 
22.  Snppl.  (189G). 

I'hilou,  der  Jude,  lebte  in  Alexandreia,  das  von  ihm  in  seiner  Schrift 
De  legatione  ad  Gaium  22,  150  S.  567  M.  VI  183  C.-W.  »/  ^'j^isisoa  '^leiävöoFia 
genannt  wird.  Nach  Josephos  (Ant.  18,  8,  1;  vgl.  Euseb.  Hist.  eccl.  2,  4.  2) 
stammte  er  aus  einer  der  angesehensten  Familien  des  Landes;  nach  Hieronymus 
(de  vir.  ili.  11;  vgl.  Phot.  cod.  105  a.  E.)  war  er  von  priesterlichem  Geschlechte. 
Sein  Bruder  war  der  Alabarch  (Vorsteher  der  alexandrin ischen  Juden).  In  der 
ersten  Hälfte  des  Jahres  40  nach  Chr.  war  Philon  in  Rom  als  Gesandter  der 
alexandrinischen  Judt-n  an  den  Kaiser  Gaius,  Er  stand  damals  bereits  in 
höherem  Alter  (de  legat.  ad  Gaium  28,  182  S.  572  M.  VI  189  C.-W.)  und  rechnet 
sich  zu  der  Zeit,  da  er  seine  Schrift  über  diese  Gesandtschaft  verfaßte,  was  wahr- 
scheinlich bald  nach  dem  Tode  des  Gaius  (41  n.  Chr.)  unter  der  Regierung  des 
Claudius  geschah,  zu  den  Greisen  {yeQovrsg  —  De  leg.  ad  G.  1,  1  S.  545  M.  VI 
155  C.-W.;  gegen  die  Verwendung  der  Stelle  zur  Zeitbestimmung  Wendland, 
Berl.  philol.  Woch.  1S98,  330  f.).  Seine  Geburt  fällt  demnach  etwa  in  das  dritte 
Dezennium  vor  Chr.  —  Wir  besitzen  von  ihm  noch  eine  große  Anzahl  von 
Schriften.  Ein  Verzeichnis,  das  auch  jetzt  verlorene  Werke  enthält,  gibt  Euseb. 
Hist.  ecclos.  2,  18.  Es  leidet,  ebenso  wie  die  Schriften  folge  in  unseren  Hss.,  an 
dem  Mangel  zureichender  Einteilungskriterien.  Besser  ist  folgendermaßen  zu 
gruppieren.^)  I.  Hauptgruppe:  Die  Schriften  rein  philosophischen 
Inhaltes,  wahrscheinlich  Lesefrüchte  des  noch  jugendlichen  Philon  aus  seinem 
Studium  der  griechischen  Philosophie.  Das  Jüdisch-Religiöse  tritt  hier  völlig 
zurück.  Es  handelt  sich  wesentlich  um  Exzerpte  aus  der  philosophischen  Lite- 
ratur. Deshalb  sind  die  meisten  Schriften  dieser  Gruppe  als  unecht  verdächtigt 
worden.  Den  Gegenbeweis  hat  für  die  Schrift  UsqI  Ttgovolug  Wendland  geführt 
und  mit  seiner  Darlegung  auch  das  Verständnis  der  übrigen  Schriften  dieser 
Gruppe  erschlossen.  Es  gehören  hierher  die  Werke:  TIeqI  dq?&aQoiag  y.öofiov  (De 
aeternitate  mundi:  VI  72  ff.  C.-W.),  Ileoi  rov  ^-rarra  ojrovSaTov  sirai  Fhvdfonv 
(Quod  omnis  probus  liber  sit:  VI  1  ff.  C.-W.),  nsgl  .tgovoiag  (De  Providentia: 
VIII  1  ff.  Richter)  und  'A?J^nr^gng  1)  .Tegi«  rov  ?Myov  sysiv  zu  aloya  'Co)a  (Alexander 
sive  de  eo  quod  rationem  habeant  bruta  animaha:  VIII  101  ff.  Richter). 
TL  Hauptgruppe:  Die  Erläuterungsschri  f  ten  zum  Pentateuch,  und 
zwar  1.  Der  allegorische  Kommentar  zur  Genesis  (A'^o/'wr  leoiör 
aX).i]yootai  rcör  /iFtä  xi]v  s^atj /ifoov).  Dazu  gehören  außer  den  in  den  Aus- 
gaben als  Nöaojv  isQwr  a/lrjyoQiai  a  ß'^  y  (Legum  allegoriarum  libri  I  II  III  — 
zu  Genes.  2,  1—17;  2,  18—3,  1;  3,  8-19:  I  61  ff.  C.-W.)  bezeichneten  Schriften 
die  folgenden  nur  mit  Sondertiteln  überlieferten  Traktate:  TIfoi  löyv  Xsoovßin 
y.xK.  (De  Cherubim  —  zu  Gen.  3,  24;  4,  1:  I  170  ff.  C.-W.).  mol  ysviaeoig  "Aßü 
y.al  ojv  avxög  re  y.al  6  ädekcpog  aviov  Käiv  lEQovoyovoiv  (De  sacrificüs  Abelis  et 
Caini  —  zu  Gen.  4,  2—4 :  I  202  ff.  C.-W.).  77? o«  tov  z6  ysTgov  zo,  y.gEi'ziovi 
tpdsiv  Ejziti^ea&at  (Quod  deterius  potior!  insidiari  soleat  —  zu  Gen.  4,  8—15:  I 
258  C.-W.).      ITeni    zmv   zov    ^oy.i]Oia6qov    Kdtr    syyörcov   yat    wg   /iSTavdazijg   vlrerdi 


ij  Nach  Leop.  Cohn,  Einteilung  u.  Chronologie  der  Schriften  Philos.  Philol. 
Suppl.  7  (1899).  387—435.  Ich  füge  die  Fundstellen  in  der  Ausgabe  von  Cohn 
und  Wendland.  und.  soweit  diese  die  betreffenden  Stücke  noch  nicht  enthält, 
in  der  Richterschen  Ausgabe  bei. 


Philen.  599 

(De  posteritate  Caini  —  zu  Gen.  4,  1()— 25:  II  1  ff.  C.-W.).  Tleoi  yiyüvTwr  und 
(hl  äTOE:rTov  z6  i^eTor  (De  gigantibus.  Quod  deus  sit  imnintabilis  —  zu  Gen.  6, 
1-12:  11  42  ff.  5G  ff.  C.-W.).  IJsoi  yecogyiag  «i  ß  (De  agrieultura,  De  plantatione 
—  zu  Gen.  9,  20:  II  95  ff,  133  ff.  C.-W.l.  nsoi  iiidtj;  a  ß'  (De  ebrietate  —  zu 
Gen.  9.  21 :  II  170  ff.  C.-W.).  Ihol  o>v  vi'jy'ug  6  Ncöe  svystai  xal  Hazagarai  (De 
eobrietate  —  zu  Gen.  9,  24—27:  II  215  ff.  C.-W.).  Ileol  ovy/yosoyg  hiaUxtoiv 
(De  confusione  linguarum  —  zu  Gen.  11,  1—9:  II  229  ff.  C.-W.).  Tltoi  d:Tot}iia: 
(Pe  migratione  Abrahami  —  zu  Gen.  12,  1  —  6:  II  268  ff.  C.-W.).  Thgl  zov  rh 
6  ro5»'  deUov  :Toayaäro)r  sotIv  y?.t}gof6iio;  y.r/..  (Quis  rerum  divinarum  heres  sit  ■ — 
zu  Gen.  15,  2 — 18:  III  1  ff.  C.-W.).  ÜeoI  rij;  ^rgo?  TU  TCQonaiöfVfiaza  avrodov 
(De  congressu  eruditionis  gratia  —  zu  Gen.  16,  1 — 6:  III  72  ff.  C.-W.).  IJsol 
(fvyij;  xai  svgsosoic  (De  profugis  —  zu  Gen.  16,  6  —  14:  III  110  ff.  C.-W.).  IJegi 
rcör  uezovoiia'^oaevov  y.al  ojy  fVEy.u  uEzovouaZorzai  (De  mutatione  nominum  —  zu 
Gen.  17.  1  —  22:  III  156  ff.  C.-W.).  Ilsgl  zov  ßeo:Tejii:r[zovg  sirai  zovg  cn'eigovg  (De 
somniis  I  II  —  zu  Gen.  28,  12  ff.;  31,  10  ff.;  37,  6  ff.;  40,  5  ff.;  41,  f  ff.:  III 
204  ff .  259  ff.  C.-W.).  2.  Tw?'  1%'  revsosi  y.al  zmv  iv  'E^aycoyfj  ^tjz)]  udzcor 
zs  y.al  /.vasoiv  ßißlia  (Quaestiones  et  Solutiones  in  Genesimetin 
E  X  0  d  u  m) .  ein  kurzer  Kommentar  zu  Genesis  und  Exodos  in  Frage  und  Ant- 
wort (in  Aufnahme  eines  auch  aus  der  philosophischen  und  sonstigen  Kommen- 
tarliteratur bekannten  Verfahrens;  vgl.  z.  B.  Porphyrios'  und  Dexippos'  Kom- 
mentare zu  den  aristotelischen  Kategorien  [Comm.  in  Aristot.  Gr.  IV  1.  2];  sieh 
auch  Hermes  51  [1916],  512  ff.):  VI  250  ff.  VII  1  ff.  Eichter.  3.  Historisch- 
exegetische  Darstellung  des  Inhaltes  des  Pentateuchs  und  insbe- 
sondere der  Mosaischen  Gesetze,  gegliedert  nach  den  drei  Teilen  des 
Pentateuchs:  Schöpfungsbericht,  Erzählung  über  die  Erzväter  und  ihre  Um- 
gebung und  der  Mosaischen  Gesetzgebung  selbst.  Hierher  gehören :  IlEgl  zijg  y.azä 
Mcovasa  yoo/to:Tonac  (De  opificio  mundi:  I  1  ff.  C.-W.).  Biog  aorpov  zov  y.azä 
Sidaaya/.i'av  zE/.EKodEvzoc  i)  rö/icoi'  dygar/oir  (a'),  o  iozi  .Tcot  ' Aßgaä^i  (De  Abra- 
hame: IV  1  ff.  C.-W.).  Biog  TTohziy.ov  otteq  iozi  Ttsgi  ' Iwarjq)  (De  Josepho:  IV 
()1  ff.  C.-W.).  TIeoI  z(öv  dfy.a  /.öyojv  ä  y.EffdXaia  vö/licov  eigIv  (De  decalogo :  IV 
269  ff.  C.-W.).  ÜEoi  zöjv  h'  fisgEt  diazayudzMr  a'  ß'  y  b'  (De  specialibus  legil3us 
I — IV :  V  1  f f.  C.-W.).  Von  den  in  Hss.  und  Ausgaben  üblichen  Untertiteln 
«erden  häufig  zitiert:  ÜEgl  jiEgizofirig  (De  circumcisione :  V  1  ff.  C.-W.).  Tlsgl 
fiovagyiag  a'  ß  (De  monarchia  I  II.  Nach  besserer  Überlieferung:  Ol  Tiegl 
fiovagyiag  vöiioi  =  ÜEoi  /.lovagyiag  d .  TlEg't  isgov  =  UeoI  fiovagyiag  ß' :  V  3  ff. 
17  ff.  C.-W.).  riga  lEgkov  (De  praemiis  sacerdotum:  V  32  ff.  C.-W.).  Usgl  tojcov 
tcöv  Eig  zag  tsgorgylag  xal  xlva  riov  dvoiojv  zä  Eidt]  (De  victimis:  V  39  ff.  C.-W.). 
IleQi  dvövzcov  (De  sacrificantibus:  V  62  ff.  C.-W.).  Einen  Anhang  zu  De  speci- 
alibus legibus  bilden  die  Traktate  Ihgl  drdgElag  (De  fortitudine:  V  266  ff.  C.-W.i, 
ÜEgl  rfi/.avdgcon^lag  (De  caritate  [De  humanitate] :  V  279  ff.  C.-W.),  Jhgl  /lEzurolag  (De 
paenitentia:  V  321  ff.  C-W.),  Ihgi  evyEVEiag  (De  nobilitate:  V  324  ff .  C.-W.),  einen 
zweiten  Anhang  die  Schriften  Ihgl  äd/.oiv  y.al  Eaizi/^ilojv  (De  praemiis  et  poenis: 
V  336  ff.  C.-W.),  Ihgl  dgcbv  (De  execrationibus:  V  365  ff.  C.-W.).  III.  Haupt- 
gruppe:  Die  historisch-apologetischen  Schriften.  Es  sind  die  folgen- 
den: Ihgl  ßlov  MoivoEog  d  ß  (De  vita  Mosis  I  II:  IV  119  ff.  200  ff.  C.-W.i, 
'YmtdEziy.d  (nur  durch  Fragmente  bei  Eus.  Praej).  ev.  8,  5,  11—8,  7,  20  [=  Phil, 
ed.  Eichter  VI  176  ff.]  bekannt),  wahrscheinlich  identisch  mit  'Y^hg  'lovdalon- 
dnoloyla,  zu  welch  letzterer  Schrift  vermutlich  gehört  Ihgl  ßlov  dEcogi]ziy.ov  (De 
vita  contemplativa :  VI  4(5  ff.  C.-W.),  ferner  El;  <^).äy.y.or  (Contra  Flaccum :  VI 
120  ff.  C.-W.)  und  nosaßsla  jzgog  Fdior  (Legatio  ad  Gaium:  VI  155  ff.  C.-W.-). 
Die  chronologische  Folge   der  Schriften  scheint,  was  die  Hauptgruppen  und 


{')[){)  §  74.    Die  jüdisch-hellenistische  Philosophie. 

innerhalb  der  zweiten  Gruppe  die  drei  Abteilungen  betrifft,  im  Avesentlichen  mit 
der  in  dieser  Aufzählung  befolgten  Anordnung  übereinzustimmen. 

Die  allegorische  Deutung  der  heiligen  Bücher,  von  der  uns  schon  oben 
innerhalb  des  hellenistischen  Judentums  Spuren  begegnet  sind,  eignet  sich  Philon 
in  vollem  Maße  an.  Ihren  freiesten  Gebrauch  begünstigt  sein  Grundsatz,  die 
Propheten  seien  nur  willenlose  Werkzeuge  des  aus  ihnen  redenden  Geistes. 
I'hilon  Meist  das  bloße  Festhalten  am  Wortsinn  der  Schrift  als  niedrig,  unwürdig 
und  abergläubisch  zurück;  er  läßt  dasselbe  nicht  als  „ungeschminkte  Frömmig- 
keit ohne  Prunk''  {äy.aUcö.-TiaTor  svoeßetav  fteiü  drvrpi'ag)  gelten,  wofür  offenbar 
die  Altgläubigen  es  erklärten,  nimmt  diese  ehrende  Bezeichnung  vielmehr  für 
seine  mystische  Deutung  in  Anspruch  und  hält  die  Gegner  für  behaftet  mit  der 
unheilbaren  Krankheit  der  Wortklauberei  und  für  befangen  im  Blendwerk  der 
Gewohnheiten  (De  Cherubim  12,  42  I  S.  146  M.,  I  S.  180  O.-W.).  Gott  könne 
ja  doch  nicht  im  eigentlichen  Sinne  hierhin  oder  dorthin  gehen  oder  Füße  haben, 
Tim  vorwärts  zu  schreiten,  er,  der  ungeschaffene  Erzeuger  aller  Dinge,  der  das 
All  erfülle  ;  nur  zum  Frommen  der  sinnlichen  Menschen  wende  die  Schrift  die 
anthropomorphistische  Darstellung  an,  erkläre  aber  daneben  auch  für  die  ein- 
sichtigen, geistigen  Menschen,  daß  Gott  nicht  sei  wie  ein  Mensch,  noch  wie  der 
Himmel,  noch  wie  die  Welt  (Quod  Dens  sit  immutabilis  11,  51  ff.  I  S.  280  ff.  M., 
II  S.  68  ff.  C-W.).  Nicht  überall  verwirft  Philon  den  Wortsinn;  oft  nimmt  er, 
namentlich  bei  historischen  Angaben,  diesen  und  den  höheren  Sinn  nebeneinander 
als  gültig  an;  niemals  aber  soll  der  letztere  fehlen.  Ebenso  entschieden,  wie 
gegen  die  Buchstabier,  wendet  sich  Philon  jedoch  auch  gegen  solche  Symboliker, 
welche  zu  einer  Konsequenz  fortgingen,  die  das  positive  Judentum  aufzuheben 
drohte,  indem  sie  nämlich  wie  den  Lehren,  so  auch  den  Geboten  des  Zereraonial- 
gesetzes  nur  sinnbildliche  Gültigkeit  beimaßen,  ihre  Befolgung  nach  dem  Wort- 
sinn für  überflüssig  und  nur  die  Beobachtung  der  Tugendlehren,  worauf  ihr 
wahrer  Sinn  gehe,  für  notwendig  erklärten.  Philon  erkennt  zwar  an,  daß 
auch  in  den  Geboten  neben  dem  \Vortsinn  noch  ein  geheimer  und  höherer 
Sinn  liege;  aber  man  müsse  sie  auch  nach  jenem  ersteren  beobachten,  da  beides 
zusammengehöre,  wie  Seele  und  Leib.  Wenn  auch  die  ßeschneidung  eigentlich 
Entfernung  von  jeglicher  Leidenschaft  und  Wollust  und  von  gottlosen  Gedanken 
bedeute,  so  dürfe  man  deshalb  den  anbefohlenen  Gebrauch  nicht  hintansetzen; 
denn  sonst  müßte  man  auch  dem  Gottesdienst  im  Tempel  und  tausend  anderen 
Dingen  entsagen,  wenn  man  sich  nur  an  den  Smn  halten  woUe,  der  den  Ge- 
bräuchen zugrunde  liege  (De  migratione  Abrahami  16,  92  I  S.  450  M.,  II  S.  286 
C.-W.).  Die  von  Philon  abgewiesene  Konsequenz  brach  sich  später  dennoch 
Bahn  in  der  Lehre,  daß  auch  ohne  die  Werke  des  Gesetzes  der  (christliche) 
Glaube  allein  das  Heil  gewähi-e.  Daß  sich  der  gotteswürdige  Gedanke  einen 
andern  und  adäquateren  ,,Leib"  schaffen  werde  als  den  des  mosaischen 
Zeremonialgesetzes,  zu  dieser  Überzeugung  vermochte  Philon  noch  nicht  zu 
gelangen. 

In  seine  Philosophie  oder  Theosophie  hat  Philon  sehr  vieles  aus  der 
stoischen  und  platonischen  Lehre  herübergenommen,  so  daß  sie  eine  Ver- 
schmelzung von  Judaismus  und  griechischer  Philosophie  ist.  Er  faßt  Gott  unbe- 
schadet seiner  Verehrung  als  eines  persönlichen  Wesens  doch  auch  als  das  Allge- 
meinste: z6  yeviy.(öxar6v  foziv  6  deög  {Leg.  alleg.  2,  21,  86,  I  S.  82  M.,  I  S.  107  C.-W.). 
Gott  ist  TÖ  ov  (De  somm.  1,  39,  230,  I  S.  655  M.,  III  S.  254  C.-W.),  rö 
orrcog  ov  (De  post.  Caini  48.  167,  I  S.  258  M.,  II  S.  37  C.-W.).  Von  Piaton 
entfernt  sich  aber  Philon  in  einer  ähnlichen  Weise  wie  später  die  Neuplatoniker 
dadurch,   daß  er  Gott  nicht  nur  über  das  Wissen  und  die  Tugend  des  JNIenschen 


Philon.  6U1 

erhebt  (worüber  ihn  schon  Platon  erhoben  hatte),  sondern  auch  über  die  Idee 
des  Guten  (womit  ihn  Platon.  wenigstens  nach  einer  nahe  liegenden  Auffassung, 
identifiziert;  s.  oben  S.  343.  345):  xgeizrcov  i)  dosTy  xal  xgehrmv  i)  ennoTt'jfDj  yui 
xQtinwv  >}  avTO  ro  nyaOöv  y.u'i  avzo  rö  y.a).6v  (De  opif.  niundi  2,  8,  I  S.  2  M.,  I 
8.  2  f.  C.-W.),  und  daß  er  nicht  in  der  wissenschaftlichen  Beweisführung  ('/.oycor 
ujToSei'^si).  sondern  in  der  unmittelbaren  Gewißheit  {iragye/n)  das  Mittel  der  Er- 
fassung des  Absoluten  findet  (De  post.  Caini  48,  167,  I  S.  258  M..  IT  S.  37  C.-W.). 
Doch  führt  zu  einer  gewissen  Art  von  Gotteserkenntnis,  die  aber  nur  die 
zweite  an  Eang  ist,  die  ästhetische  und  teleologische  Betrachtung  der  Welt  nach 
dem  sokratischen  Grundsatze:  oi'öev  rcöv  t£}-vixwi>  rgycov  ujicwioimzU^FTai.  Gott 
ist  einheitlich  und  einfach:  6  deog  fiövog  iazl  y.ai  k'v,  ov  ovyHQifia,  (fvaig  d:i/.i]  ,  .  . 
zhaxzai  ovv  6  deog  xaxä  i6  fl»  xal  zijv  ttoväSn,  uä?J.or  dk  y  uovüg  xazä  zor  sra 
0f6v  (Leg.  alleg.  2,  1.  2  f.,  I  S.  66  f.  M.,  I  S.  90  C.-W.).  Gott  ist  fj  /«oV»;  ehv- 
x^FQa  (fvoig,  er  ist  sich  selbst  genügend,  z6  yäo  ov,  fj  ov  saziv,  ovyl  zcöv  jzgög  zi. 
avzo  yäg  eavzov  .T/.»jof?  xal  avzo  eavzw  txarov  (De  mutat.  nom.  4,  27  I  S.  582  M., 
III  S.  161  C.-W.).  Trotz  der  pantheistisch  klingenden  Neutra,  mit  denen  Philon 
oft  Gott  bezeichnet,  schreibt  er  ihm  doch  auch  die  reinste  Seligkeit  zu:  ä/.vTTÖg 
tozi  xal  ä(foßog  xal  uxoirtortjzog  xaxojv,  dvivdozog,  dvojSvvog,  dxf^it'jg,  svdaiiiioviug 
nxgdrov  ueozög  (De  Cherubim  25,  86,  I  S.  154  M,  IS.  191  C.-W.).  Gott  ist 
überall  der  Kraft  nach  (zdg  dvvd^isig  avzov  <5i«  yrjg  xal  vdazog  dfgog  ze  xal  ovgaroT' 
zfivag),  an  keinem  Orte  aber  dem  Wesen  nach,  weil  er  selbst  allem  Körperlichen 
Raum  und  Ort  erst  gegeben  hat  (De  conf.  ling.  27,  136,  I  S.  425  M.,  II  S.  254 
C.-W.).  Gott  ist  der  Weltort;  denn  er  ist  es,  der  alles  enthält  und  umschließt 
(De  somniis  1,  63,  I  S.  630  M.,  III  S.  218  C.-W.). 

Zur  Weltschöpfung  bediente  sich  Gott,  da  er  nicht  selbst  die  unreine 
Materie  berühren  durfte,  der  unkörperlichen  Kräfte  oder  Ideen:  1^  ixeivijg  (zfjg 
ovoiag)  yäo  .Torr  iyh'vtjoev  6  ßsög,  ovx  £(fa:Tz<juEvog  avrög'  ov  yag  ijv  ■&e.f.ug  d.Tei'gov 
xal  :j£(/ vgun'rjg  i'/.ijg  ij^iaveiv  zov  svdai'fiora  xal  /naxagiov'  d/./.d  zalg  docof^iäzoig  bvrü- 
f<eotr,  <hv  k'zviiiov  clyoiica  ui  ISeai,  xazeygrjaazo  Tcgog  zb  yivog  k'xaozov  ri]v  dgfiör- 
zovoav  ÄußeTv  '.logfft'jv  (De  sacrificantibus  13,  329,  II  S.  261  M.,  V  S.  79  C.-W.). 
Eine  ähnliche  Betätigung  von  ]\Iittelinstanzen  bei  der  Weltschöpfung  trafen  wir 
bereits  im  platonischen  Timaios  (s.  oben  S.  322.  325);  nur  war  es  dort  der  Ge- 
danke, daß  die  unsterbliche  Gottheit  nichts  Sterbliches  schaffen  könne,  der  die 
Wirksamkeit  vermittelnder  Mächte  verlangte,  während  bei  Philon  die  Tran- 
szendenz der  Gottheit  und  der  aufs  äußerste  gespannte  Gegensatz  zwischen  ihr 
und  der  Materie  eine  solche  Vermittlung  verlangt.  Zweifellos  aber  hat  sich  die 
philonische  Anschauung  aus  der  platonischen  unter  Mitwirkung  des  jüdischen 
Theismus  entwickelt.  Die  Kräfte  nun  umgeben  Gott  als  dienende  Geister,  wie 
ein  Hofstaat  den  Monarchen.  Unter  ihnen  treten  zwei  Griindkräfte  hervor,  die 
schaffende  (.-loitjzixij),  die  nach  Philon  in  der  Schrift  auch  den  Namen  dsog 
führt  (^/«  ydg  zavztjg  z>~jg  Svvdfiecog,  sagt  Philon  De  mut.  nom.  4,  29,  I  S.  583  M., 
III  S.  161  f.  C.-W.,  k'dtjXE  zä  .idrza  6  ysvr/jaag  xal  %gy_rizEvoag  Tzazt'jg),  und  die 
herrschende  {ßaadix/]),  die  xvgiog  benannt  Avird  (De  vita  Mosis  2,  8,  99,  I 
S.  150  M.,  IV  S.  224  C.-W.:  6vo/.idCszai  ö'  fj  [.ihv  yzoirjzixi]  Mt-Ujicig  avzov  ßsög, 
xaff"  fjV  e'üfjXE  xal  t.-ioi'tjos  xal  öi£x6a/ia]aE  zöös  z6  Jiüv,  fj  8k  ßaai?.ixt]  xvoiog,  ff 
ziov  yevoiiEvoyp  cig/Et  xal  avv  8ixr]  ßsßaioig  ijiixgazei).  Sachlich  macht  es  keinen 
Unterschied,  wenn  anderwärts  dyadözrjg  und  i^ovata  als  die  beiden  ersten  Kräfte 
Gottes  genannt  werden.  Denn  die  Güte  ist  schon  bei  Platon  die  Ursache  des 
Schaffens,  und  zur  gleichen  Ansicht  bekennt  sich  Philon,  wenn  er  De  Cherub. 
9,  27  I  S.  144  M.,  I  S.  176  C.-W.  sagt:  di'o  züg  dvcordzco  slrai  xal  :igiözag  övrä- 
/UEtg    dyudöztjza    xal    Egovoiat',      xal     dyad  dz  )jz  i    /liev    rd    .-zdv     yEyevvtjxEvui 


<3(jO  §  74.     Die  jüdi^<c■h-hellellistisc•he  Philosophie. 

iiovot'a  8s  tov  yerrijdh'To;  än/siv  (vgl.  auch  De  sacr.  Ab.  et  Cain.  1.3,  59,  I 
8.  173  M.,  I  S.  226  C.-W.;  d'c' plant.  20,  86,  I  S.  342  M.,  II  S.  150  C.-W.:  De 
sobr.  11,  55,  I  S.  401  M.,  II  S.  226  C.-W.;  Quis  rer.  div.  her.  34,  166.  I 
S.  496  M.,  III  S.  38  C.-W.).  Daran  schließen  sich  die  dvraiti;  nnovo)]riy.i),  voiio- 
thriy.t]  und  viele  andere.  Diese  alle  faßt  Philon  nicht  etwa  nur  als  göttliche 
Eigenschaften,  sondern  auch  wieder  als  relativ  selbständige  Wesen,  die  den 
IMenschen  erscheinen  können  und  einzelne,  wie  z.  B.  Abraham,  ihres  näheren 
Verkehrs  würdigen  (De  Abrah.  22,  113  ff.,  II  S.  17  M.,  IV  S.  26  C.-W.). 

Die  beiden  Grundkräfte,  und  mit  ihnen  alle  anderen  göttlichen  Kräfte, 
unterstehen  dem  Logos  (an  manchen  Stellen  gilt  dieser  allerdings  in  abweichender 
Darstellung  als  jenen  untergeordnet).  Er  ist  aoeoßixaxo;  xal  ysny.wraro!;  roir  öna 
yfyors  (Leg.  alleg.  B,  61,  175,  I  S.  121  M.,  I  S.  1.^  C.-W.;  vgl.  De  migr.  Abr. 
1.  6,  I  S.  437  M.,  II  S.  269  C.-W.).  In  dem  göttlichen  }y>yo;  hat  die  Ideenwelt 
lo  ly.  TMv  tSscor  y.öaiio;)  ihren  Ort  (zn.-Tog),  gleichwie  der  Plan  einer  Stadt  in  der 
Seele  des  Baumeisters  (De  opif.  mundi  4,  17  ff.,  I  S.  4  M.,  I  S.  5  f.  C.-W.).  An 
anderen  Stellen  scheint  es  freilich,  als  sei  die  Weisheit  (oorfia)  Gottes  die  oberste 
Kraft.  De  prof.  20,  109  I  S.  562  M.,  III  S.  133  C.-W.  ist  sie  die  /<»?tj/o,  8i  T]? 
ra  ö'/.a  f]ldsr  slg  ysrsaiv  (vgl.  Quod  det.  pot.  ins.  16,  54,  I  S.  202  M.,  I  S.  270 
C.-W.;  De  ebr.  31,  I  S.  362  M.,  II  S.  176  C.-W.:  De  carit.  2,  62,  II  S.  3^5  M.. 
V  S,  283  C.-W.),  und  De  somn.  2,  36,  242,  I  S.  690  M.,  297  C.-W.  heißt  sie 
die  Quelle  des  Logos.  In  wieder  anderer  Kombination  ist  sie  nach  Leg.  alleg. 
1,  19.  65,  I  S.  56  M.,  I  S.  78  W.  mit  dem  Logos  identisch.  Aber  an  der  Mehr- 
zahl der  Stellen  behauptet  der  Logos  unter  seinem  Namen  den  Rang  der  obersten 
Kraft.  Der  Logos  selbst  erscheint  wieder  in  doppelter  Form,  und  zwar  sowohl 
beim  Menschen  als  im  All.  Im  Menschen  ist  ein  Xöyog  evöiädezog  und  ein 
)y,yo;  noo(pooiy.6:  (De  vit.  Mos.  2  [.S],  13,  127,  II  S.  154  M.,  IV  S.  230  C.-W., 
zum  Ausdruck  vgl.  oben  S.  448),  jener  ist  die  ihm  innewohnende  Vernunft, 
dieser  das  gesprochene  ^Vort,  jener  gleichsam  die  Quelle,  dieser  der  Strom. 
In  bezug  auf  das  All  wohnt  der  eine  /.oyog,  der  dem  svdiddsrog  des  Menschen 
entspricht,  in  den  unkörperlichen  und  urbildlichen  Ideen,  aus  welchen  die  intelli- 
gible  "Welt  besteht,  und  der  andere,  der  dem  zroocfooiy.ög  des  Menschen  entspricht, 
in  den  sichtbaren  Dingen,  welche  Nachahmungen  und  Abbilder  jener  Ideen  sind 
und  die  sinnlich  wahrnehmbare  Welt  ausmachen.  Mit  anderen  Worten:  in  Gott 
ist  l'i'yota  als  h'ayoy.sinevv/  v6i]oig  und  ^laröijoig  als  voyofcog  dii^odog  (Quod  Dens 
sit  immut.  7,  34,  I  S.  277  M.,  II  S.  63  C.-W.).  Das  Symbol  dieses  zweifachen 
Logos  findet  Philon  in  dem  gedoppelten  Brustschilde  ((i^T/ofr  XoysTor)  des  Hohen- 
priesters (De  Vit.  Mos.  a.  a.  O.  S.  229  C.-W.).  Gewöhnlich  aber  redet  er  nur 
von  dem  göttlichen  Äöyog  schlechthin,  ohne  jene  Unterscheidung,  als  dem  Mittler 
zwischen  Gott  und  der  Schöpfung  (Quis  rerum  divin.  heres  sit  42,  205,  I  S.  501  M., 
III  S.  47  C.-W.  u.  a.).  Dieser  Logos  ist  zugleich  das  Werkzeug,  dessen  sich 
Gott  zur  Welterschaffung  bediente  (De  Cherub.  35,  125  ff.,  I  S.  162  M..  I 
S.  199  f.  C.-W.).  Philon  unterscheidet  in  Anknüpfung  an  die  aristotelische 
Prinzipienlehre  (s.  oben  S.  396)  vier  Prinzipien :  rö  vq'  ov,  tö  i^  ov,  t6  Si"  ov,  t6 
Si  o  und  bemerkt  a.  a.  O.  (§  127):  svQijaeig  ainov  fikr  avrov  (sc.  rov'  y.oofiov)  tov 
deör  vr/'  ov  yEyorev,  vhp'  öh  rä  rioaaoa  aroiyrTa  i$  cbv  avvenodßi],  ogyaror  8e 
j.iiyor  iJsnv  Ö  i'  ov  y.  ut  e  oh  Fväadr] ,  rfjg  8k  y.aTuayevijg  abi'av  rijr  uyaüonjTa  tov 
■8})fuovoyov.  Daß  der  göttliche  Logos  zugleich  der  Ort  der  Ideen  ist,  wurde  schon 
oben  gesagt.  Philon  trifft  hier,  gewiß  nicht  zufällig,  mit  dem  mittleren  Plato- 
nisraus  zusammen,  der  die  Ideen  zu  Gedanken  Gottes  macht  (s.  o.  S.  554.  566). 
Der  Anschluß  an  diese  Lehre  lag  für  Philon  um  so  näher,  als  er  dadurch, 
nachdem   er  die   Schöpfung    aus    dem    Nichts    zugunsten    eiuer    präexistierenden 


1 


Philoii.  (i03 

Materie  aufgegeben  hatte  (vgl.  Zeller  III  2*  S.  436j,  wenigstens  der  Annahme 
eines  weiteren  von  Gott  dem  Weltschöpfer  unabhängigen  Prinzips  überhoben  war 
lind  so  der  jüdischen  Theologie  näher  blieb.  Seiner  Auslegungsmethode  ent- 
■sprechend  fand  er  die  Ideenlehre  bei  Moses  wieder  (rö  ök  döyfia  tovto  Mmvofok 
iariv,  ovy.  saov),  da  ja  Moses  lehre  (Genes.  1,  27):  y.al  sTrohjoFv  6  deog  ror  ärdoco- 
TTov  y.ax'  elxova  {)fov,  und  da,  wenn  dies  vom  Menschen  gelte,  es  gewiß  auch  auf 
■den  ganzen  xöaim;  ataOtjTÖc  zu  beziehen  sei  (De  opif.  mundi  (>,  25,  I  S.  "i  M., 
I  S.  7  f.  C.-W.). 

In  seinen  Äußerungen  über  den  Logos  ebenso  wie  in  denen  über  die  Ideen 
•oder  Kräfte  überhaupt  schwankt  Philon  unablässig  zwischen  der  attributiven  und 
substantiellen  Auffassung;  die  letztere,  wonach  der  Logos  zur  Person  hvpo- 
stasiert  ist,  hat  bei  ihm  bereits  einen  zu  festen  Bestand  gewonnen,  als  daß  die 
Personifikation  für  sein  eigenes  Bewußtsein  eine  bloß  poetische  wäre  (zumal,  da 
ja  auch  die  Ideen  bei  Piaton  nicht  Attribute  der  Gottheit  sind,  sondern  eine 
«eibständige  und  —  in  der  späteren  Ausbildung  der  Ideenlehre  —  laersönliche 
Existenz  haben),  und  doch  noch  nicht  einen  so  durchaus  festen  Bestand,  daß 
ganz  im  Sinne  eines  formellen  Dogmas  neben  Gott  dem  Vater  eine  zweite  Person 
■stände,  die  nicht  mehr  auf  eine  bloße  Eigenschaft  oder  Funktion  jener  ersten 
Person  zu  reduzieren  wäre.  Philon  hat  nicht  das  Bedürfnis  empfunden,  über 
■diese  Frage  zur  vollen  Klarheit  zu  kommen.  Sofern  er  aber,  sei  es  in  einer  mehr 
poetischen  oder  in  einer  mehr  lehrhaften  Weise,  personifiziert,  bekennt  er  einen 
■entschiedenen  Subordinationismus.  Der  Logos  ist  ihm  gleichsam  der  Wagen- 
lenker, dem  die  übrigen  göttlichen  öwd/nEi?  gehorchen  müssen ;  dem  Logos  aber 
schreibt  Gott  als  der  Herr  des  Wagens  die  einzuhaltende  Bahn  vor.  Philon 
schwankt  demnach  zwischen  den  beiden  Auffassungen,  deren  Analoga  später  in 
der  christlichen  Kirche  als  Monarchianismus  und  Arianismus  wiederkehren  (vgl. 
Grundriß  II  i"  S.  S8f.);  eine  dem  Athanasianismus  analoge  Lehre  aber  ist  ihm 
völlig  fremd  und  würde  sowohl  seinem  religiösen  als  auch  seinem  philosophischen 
Bewußtsein  widerstreiten.  Von  einer  Verkörperung  des  Logos  aber  kann  bei  ihm 
wegen  seiner  Ansicht  von  der  Unreinheit  der  Materie  keine  Rede  sein  —  ein  Be- 
denken, welches  später  den  Doketismus  mit  veranlaßte  — ,  und  schon  aus  diesem 
Grunde  konnte  Philon  nicht  zur  Identifizierung  des  Logos  mit  dem  erwarteten 
IVIessias  fortgehen,  zu  der  doch  das  praktische  und  gemütliche  Interesse  der  Er- 
lösung durch  den  Messias  hindrängte. 

Die  Aufgabe  des  Menschen  ist  nach  Philon  möglichste  Verähn- 
lichung  mit  Gott  (De  opif.  mundi  50,  144,  I  S.  35  M.,  I  S.  50  C.-W.:  /nöraig 
t/n'/aig  &suig  .tooasQyeaßai  relog  ^yovfisvaig  zrjv  :;rgög  roi'  ysvvijoavru  ifeor 
F.^oiioUoaiv.  De  human.  23,  168,  II  S.  404  M.,  V  S.  319  C.-W.:  ^lädi^m  ava- 
diöäoy.m  zt}  /Myiy.fi  (fvoei  :joejioi8earaTov,  /.ii/iisToßat  d  eov  y.aff  oaov  otör  xe,  fit]der 
TTaga/.cTÖria  Twr  ei;  rijv  svöe /ofihnjr  e'Souo  Uooiv).  Philon  fußt  hier  auf  der 
Telosbestimmung,  die  sich  in  der  platonischen  Schule  auf  Grund  der  Stelle  Plat. 
Theait.  17(3  b  herausgebildet  hatte  (s.  oben  S.  543.  553.  555.  566).  Die  Seele  soll 
sich  bestreben,  Gottes  Wohnstätte  zu  werden,  sein  heiliger  Tempel  (De  somn.  1,  23, 
149.  I  S.  643  M.,  III  S.  237  C.-W.).  Sind  wir  i.oyiy.oi,  haben  wir  den  Logos,  so 
sind  wir  auch  glücklich,  d.  h.  wir  üben  die  Tugend,  sind  wir  aloyoi,  so  haben 
wir  nichts  von  Tugend  in  uns.  Unsere  Aufgabe  und  unsere  höchste  Lust  ist  der 
Gottesdienst  (yaloEi  ö'  i:i  ovösrl  nällov  r)  y.sy.adaQiisrtj  öiävoia  rj  tm  dEGTroTtjv 
Eyeir  tov  y'/Eiiöra  .Tarroji-  6fio?.oyETv,  rö  yäo  dov?.£VEiv  ßscö  fiiyiorov  av/t]ua  y.ai  ov 
ftoror  F/.Ev&egiag,  äU.u  y.al  n'/.ovrov  y.u'i  ao/fjg  y.al  TidvTMr  6'au  rö  drijtor  doTiaZerai 
ysrog  ruucbzEoor.  De  Cherub.  31,  107,  I  S.  158  M.,  I  S.  195  f.  C.-W.;  vgl.  De 
somn.  2.  15.  ioO.  I  S.  672  M.,  III  S.  275  C.-W.i.     Der  Gipfel  der  Glückseligkeit 


(J()4  §  75.     Der  spätere  Epikureismus. 

ist  das  Bpharren  in  Gott  (.-rtgag  f.vdaciiorüig  zo  uy./urco^  y.al  uoof:Tcog  er  f<6vo>  detö 
oTi/rat).  Die  Erkenntnis  des  Logos  und  das  volle  Aufnehmen  desselben  (das 
begriffliche,  vermittelte  Denken),  wodurch  dies  erreicht  Avird,  ist  jedoch  nur  der 
(Serrtgog  jt/.ovg.  Es  gibt  noch  etwas  Höheres:  das  unmittelbare  Ergreifen  des 
unfaßbaren  Gottes,  des  wahren  Seins,  das  über  aller  begrifflichen  Erkenntnis 
!^teht.  Dieses  Sichversenken  in  die  Gottheit  ist  nur  möglich  in  einem  rein 
passiven  Zustande,  ähnlich  dem  koryban tischen  Wahnsinn,  bei  einem  Sterben 
des  individuellen  Menschen.  Selbstverständlich  ist  dieser  Zustand  nicht  jedem 
erreichbar.  Er  ist  ein  nur  Eingeweihten  zugängliches  ^Mysterium  (Quis  rer.  div. 
her.  14,  68  ff.,  I  S.  482  M.,  III  S.  16  C.-W.;  De  gigant.  11,  52  f.,  I  S.  270  M, 
II  S.  52  C.-W.).  Wir  finden  also  bereits  hier,  wie  später  im  Neuplatonismus, 
die  Ekstase  als  höchstes  dem  Menschen  gesetztes  Ziel. 

Für  die  Geschichte  der  Theologie  ist  Philon  besonders  durch  sein  Ansehen 
in  der  christlichen  Kirche  und  seinen  Einfluß  auf  die  christliche  Dogmatik 
von  größter  Bedeutung.  Aber  es  bleibt  eine  scharfe  Linie,  durch  die  das  ent- 
wickelte Christentum  von  der  philonischen  Theosophie  geschieden  war.  Philon 
konnte  weder  eine  Fleischwerdung  des  göttlichen  Logos  annehmen,  noch  das 
positive  mosaische  Gesetz  für  ungültig  erklären.  In  beiden  Punkten  war  ihm 
durch  sein  .Judentum  die  Grenze  gezogen,  die  er  nicht  überschritt, 

s?  75.  Der  spätere  Epikureismus.  Der  Epikureismus 
erlebte  in  unserem  Zeitabschnitte  eine  Nachblute.  Als  litera- 
risches Denkmal  derselben  liegen  uns  die  in  der  Inschrift  des 
Diogenes  von  Oinoanda  vereinigten  epikureischen  Schrift- 
stücke größtenteils  physikahschen  und  ethischen  Inhalts  vor. 
Sie  wahren  in  allem  Wesentlichen  den  altepikureischen  Stand- 
punkt, lassen  dabei  aber  doxographisches  Interesse  und  Polemik 
gegen  andere  Schulen  stark  hervortreten.  Mit  Wahrscheinlich- 
keit ist  dieser  Zeit  auch  Diogenianos  zuzuAveisen,  von  dessen 
Bekämpfung  des  chrysippischen  Fatalismus  uns  Bruclistücke 
erhalten  sind. 

Antike  Xachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehre.  Schul- 
verfassung: S.  im  allgemeinen  §  60.  Zeugnisse  über  Fortdauer  und  Erlöschen 
der  Schule  bei  Usener,  Epicurea  S.  LXXIII  ff.,  Friedländer.  Darstell,  aus  der 
Sitteng.  Eoms  IV^  S.  321  Anra.  2.  Pollius  Felix:  Stat.  Silv.  2,  2,  112  f.  u.  ö. 
P.  Octavius  Secundus:  G.  Gatti,  Bullettino  della  commiss.  archeolog.  comun. 
di  Roma  37  (1909),  306;  hier  S.  308  zwei  weitere  inschriftlich  bezeugte  Epikureer 
(C.  I.  L.  IX  48,  X  297i).  Epikureer  in  schrift  betreffend  Ordnung  der 
Diadochoswahl  in  der  Schule  zur  Zeit  Hadrians  veröffentlicht  von 
Kumanudes.  'Eqtju  aoyaio't..  1890  S.  143,  Dittenberger,  Syll.  inscr.  Gr.  II  =* 
No.  834.       -  '  " 

Schriften.     Erhaltene  Fragmente: 

Diogenes  von  Oinoanda.  G.  Cousin,  Inscriptions  d'Oenoanda,  Bull,  de 
corresp.  hellen.  16  (1892),  1—70.  H.  Usener,  Epikureische  Schriften  auf  Stein, 
Rhein.  Mus.  47  (1892),  414—456.  R.  Heberdey  und  E.  Kaiinka,  Die  philoso- 
phische Inschrift  von  Oinoanda,  Bull,  de  corresp.  hellen.  21  (1897, >,  346-443. 
Diogenis  Oenoandensis  fragraenta,  ordinavit  et  explicavit  loh.  William, 
Lipsiae  1907. 

Diogenianos.  Fragmente  bei  A.  Gercke,  Chrysippea.  .Jahrbb.  f.  klass. 
Philol.  Suppl.  14  (1885),  748  ff. 


Diogenes  von  C)inofinda.  ()|)5 

Der  Aufschwung  des  Epikureismus  im  zweiten  Jahrhundert  nach  Chr.  er- 
klärt sich  als  der  natürliche  Rückschlag  gegen  den  zunehmenden  Glauben  an 
göttliche  Offenbarungen  und  gegen  den  die  Zeit  beherrschenden  Hang  zur 
Mystik.  Die  Geistesrichtung,  die  im  Xeupythagoreismus  und  verwandten  Er- 
scheinungen ihren  Ausdruck  fand,  drängte  Andersgesinnte  zu  einer  um  so  ent- 
schiedeneren Parteinahme  für  die  mechanische  Welterklärung  der  Gartenphilo- 
sophen. Auch  äußere  Vorgänge  im  Leben  der  Schule  deuten  auf  die 
Gunst  hin,  deren  sie  sich  erfreute.  Die  Diadoche  der  Schulleitung  wurde  von 
Kaiser  Hadrian  auf  Bitten  der  Kaiserin-Mutter  Plotina,  die  sich  selbst  zum 
Epikureismus  bekannte,  in  einer  dem  Wunsche  der  Schulraitglieder  entsprechenden 
AVeise  neu  geordnet.  (Das  Nähere  bei  Diels  in  dem  S.  211""  verzeichneten  Auf- 
sätze.) Marc  Aurel  stellte  wie  für  die  Schulen  der  Platoniker,  Peripatetiker  und 
Stoiker,  so  auch  für  die  der  Epikureer  in  Athen  staatlich  besoldete  Lehrer  an. 
Für  die  Fortpflanzung  der  epikureischen  Lehre  besitzen  wir  ein  leider  nur 
trümmerhaft  erhaltenes  Dokument  in  der  Kieseninschrift,  die 

Diogenes  t^on  Oinoanda  (im  örenxgehiete  von  Pisidien  und  hykien) 
in  seiner  Vaterstadt  in  die  Wand  einer  Säulenhalle  einmeißeln  ließ.  Sein 
Ziel  war  dabei  das  nämliche,  das  Epikur  selbst  und  seinen  Jüngern  von 
Anfang  an  vorschwebte  und  in  schärfster  Weise  von  Lucrez  hervorgehoben 
wurde.  Die  Philosophie  soll  von  Furcht  vor  den  Göttern,  vor 
dem  Tode,  vor  Schmerzen  und  Betrübnissen  befreien;  sie  soll 
die  über  das  natürliche  Maß  hinausgehenden  Begierden  be- 
schneiden, die  wie  eine  ansteckende  Krankheit  über  die  ganze  Mensch- 
Jieit  verbreitete  ysySodo^ia,  die  zu  falscher  Bewertung  der  Dinge 
führt,  beseitigen  und  so  zur  Ataraxie  geleiten  (Fragm.  1  Kolumn.  3, 
Fragm,  2  Kolumn.  1.  4.  6,  Fragm,  16  Kolumn.  1,  Fragm.  29  Koluran.  1.  2  der 
Ausg.  Williams).  So  hat  sich  denn  Diogenes  im  Gefühl  des  herannahenden 
Todes  entschlossen,  die  epikureische  Erlösungsbotschaft  zum  Nutzen  seiner  Mit- 
bürger und  der  „sogenannten  Fremden"  —  denn  in  Wirklichkeit  gibt  es  keine 
Fremden,  Diogenes  ist,  wie  er  Fragm.  24  Kol.  2  nachdrücklich  betont,  Kosmo 
polit  (vgl.  Fragm.  62)  —  an  einem  allen  zugängüchen  Orte  zu  verkünden 
(Fragm.  1  Kol.  2.  3,  Fragm.  2  Kol.  1  ff.,  Fragm.  23  Kol.  3).  Zu  diesem  Zwecke 
stellt  er  eine  Anzahl  epikureischer  Ausführungen  zusammen.  Dem  prak- 
tischen und  populären  Ziele  entsprechend  muß  wie  bei  Lucrez  die  Kanonik,  von 
einer  Polemik  gegen  die  skeptische  Akatalepsie  abgesehen,')  zurückstehen. 
Dafür  finden  sich  ein  Abriß  der  epikureischen  Physik,  der  durch  einen  Brief  des 
Verfassers  an  seineu  Freund  Antipatros  über  die  Zahllosigkeit  der  Welten  er- 
gänzt wird  (Fragm.  1  ff.  15  ff.),  eine  Auseinandersetzung  der  Hauptpunkte  der 
epikureischen  Ethik  (Fragm.  22  ff.)  und  Ausführungen  über  das  Greisenalter, 
das  gegen  die  üblichen  Angriffe  verteidigt  wird  (Fragm.  67  ff.).  Dazu  kommen 
gemäß  dem  epikureischen  Brauche,  Wahrheiten  in  kurzen  Leitsätzen  zu  formu- 
heren.  eine  Anzahl  von  Sentenzen,  die  z.  T.  mit  den  y.voiui  doiai  (s.  o.  S.  469) 
überemstiramen  (Fragm.  42  ff.),  sowie  Äußerungen  mehr  persönlichen  Inhaltes: 
ein  Brief  des  Diogenes  an  seine  Mutter   (daß  es  sich   um   einen   solchen,   nicht, 


')  Fragm.  4.  Das  Stück,  in  welchem  übrigens  Aristoteles  als  Bekenner  der 
Akatalepsie  angeführt  wird,  ist  nicht  ohne  Interesse  wegen  der  Begründung  des 
Skeptizismus  auf  die  Flußlehre,  also  der  Annäherung  von  Skeptizismus  und 
Heraklitismus  (vgl.  Ainesidemos  [unten  S.  608]  und  s.  Sext.  Empir.  Hypot.  Pyrr. 
1,  217  ff.  sowie  Plat.  Theaitet,  oben  S.  301).  Die  etwas  naive  Entgegnung  des 
Diogenes  lautet,  daß  die  Dinge  freilich  schon  fließen,  aber  doch  nicht  so  rasch, 
daß  es  unmöglich  wäre,  ihre  Beschaffenheit  wahrzunehmen. 


(j*JO        §  ~5.    Der  spätere  i^pikiueismus.     ;5  76.    Der  spätere  ^Skeptizismus. 

wie  angenommen  wurde,  um  ein  Schreiben  des  Epikur  oder  eines  älteren  Epi- 
kureers handelt,  macht  William  S.  XX  ff.  wahrscheinlich),  ein  Brief  an  Freunde 
und  das  Testament  des  Diogenes  (Fragm.  62  ff.).  Auf  die  vorgetragenen  Lehren, 
die  einiges  Neue  und  z.  T.  Auffällige  bieten,  kann  ich  hier  im  einzelneu  nicht 
eingehen.  Wohl  aber  ist  hervorzuheben,  daß  die  geschichtlich-gelehrte 
Richtung,  die  seit  Apollodor  dem  Kepotyrannos  in  der  Schule  Epikurs  Einfluß- 
gewann,  sich  auch  in  diesem  spätepikureischen  Dokument  bemerkbar  macht. 
Fragm.  5  enthält  eine  Doxographie  als  Grundlage  einer  ausgedehnten  Be- 
kämpfung früherer  Philosophen,  Polemik  geht  Schritt  für  Schritt  durch 
die  ganze  Inschrift  hindurch.  Sie  wendet  sich  gegen  Empedokles  und  die 
Seelenwanderungslehre  (Fragm.  35);  gegen  Demokiüt,  dessen  Atomentheorie  im 
allgemeinen  zwar  gelobt  (Fragm.  ö  Kol.  2),  der  aber  in  seiner  Lehre,  daß  alles- 
außer  den  Atomen  rouioiei  sei,  scharf  kritisiert  wird  (Fnigm.  6  Kol.  2)  und  sich 
die  Berichtigung  seiner  Weltkonstruklion  durch  das  epikureische  Dogma  von  der 
nuvfyy.'/.ioi?  im  Interesse  der  Freiheit  gefallen  lassen  muß  (Fragm.  33  Kol.  3.  vgL 
oben  S.  476) ;  gegen  die  Stoa  (gegen  die  Mantik  Fragm.  31 ;  gegen  die  Heimar- 
mene  Fragm.  33;  gegen  die  stoische  Lehre  von  der  Seelen fortdauer  Fragm.  36j; 
gegen  die  Skepsis  (Fragm.  4).  Verschiedene  Eichtungen  werden  getroffen  durch 
die  Ausführung,  daß  nicht  die  Tugenden,  sondern  die  Lust  das  Telos,  die 
Tugenden  hingegen  nur  noit^iiy.al  tov  re/.ovg  seien  (Fragm.  25)  und  man  die 
Sprache  nicht  als  dsoet  entstanden  zu  erklären  habe  (Fragm.  10  Kol.  2  ff.  .  — 
In  der  Bekämpfung  der  stoischen  Lehre  von  Mantik  und  Heimar- 
mene  trifft  mit  Diogenes  zusammen 

Diogenianos,  der  in  scharfer  Tonart  die  chiysippische  Doktrin  über  diese 
Gegenstände  bestreitet.  Daß  er  Epikureer  ist,  hat  A.  Gercke,  Jahrbb.  f.  klass. 
Philol.  Suppl.  14  (1885),  701  f.  nachgewiesen  (vgl.  besonders  Fragm.  4  S.  754,  31 : 
ev  u/./.oig  änodü)aof.iev  Ti/.rjosoxeoov  :iaoaTLdeuEvoi  tu  'Etcihovom  y.ul  jisgi  xovrov  do- 
Piovvra).  Für  die  Bestimmung  seiner  Zeit  fehlt  es  an  festen  Anhaltspunkten. 
H.  V.  Arnim,  Artikel  Diogenianos  3  bei  Pauly-Wissowa,  setzt  ihn  mit  Wahi'- 
scheinlichkeit  ins  zweite  Jahrhundert  nach  Chr.,  ,,wo  die  Polemik  gegen  Chry- 
sippos  von  den  verschiedensten  Seiten  mit  Erbitterung  geführt  wurde".  Das- 
Zusammentreffen  Diogenians  mit  Diogenes  kann  dafür  zur  Bestätigung  dienen. 

Die  epikureischen  Erörterungen  des  Diogenes  waren  durch  ihi'e  Einmeißelung 
in  festen  Stein  vor  Zerstörung  geschützt,  die  Fragmente  des  Diogenianos  hat 
Eusebios  (Praep.  ev.  6,  7,  44  ff.,  vgl.  4,  3,  1  ff.)  erhalten,  dem  sie  zur  Bekämpfung 
der  unchristlichen  Heimarmenelehre  willkommen  waren.  Weitere  epikureische 
Literatur  aus  dieser  Zeit  hat  sich  nicht  gerettet.  Der  Sieg  verblieb  der  religiösen 
Richtung.  Das  Vordringen  des  Christentums  machte  vollends  Entstehung  und 
Verbreitung  einer  ausgedehnteren  epikureischen  Literatur  immöglich.  In  den 
Zeiten  des  Kaisers  Julianus  und  des  Kirchenvaters  Augustinus  war  nach  dem 
Zeugnis  dieser  beiden  Schriftsteller  der  Epikureismus  ausgestorben  (vgl.  L'sener^ 
Epicur.  S.  LXXV).  Eine  Gegeninstanz  liegt  natürlich  nicht  in  der  vereinzelten 
Tatsache,  daß  —  wie  hier  anhangsweise  bemerkt  sei  —  noch  um  die  AVende  des 
vierten  und  fünften  Jahi'hunderts  der  Epigrammendichter  Pal  lad  as  einen  stark 
eklektisierenden  Epikureismus  bekundet  (vgl.  Alfr.  Franke,  De  Pallada  epigram- 
matographo.  Li^^s.  1899,  Diss.,  S.  46). 

ij  76.  Der  spätere  Skeptizismus.  Die  vom  letzten 
Jahrhundert  vor  bis  ins  zweite  Jahrhundert  nach  Clir.  blühende 
.jüngere    Skepsis     knüpft    an    die    erloschene    ältere     skeptische 


§  70.     Der  spätere  Skeptizismus.  ß(J( 

iScluiIo  des  PyiTon  und  Tiinon  (i?  (54)  sowie  an  die  skoptischc.. 
aber  seit  Antiochos  von  Askalon  wieder  zum  Dogniatisnnis 
zurückgekehrte  neuere  Akademie  (§  ()5)  an.  Ilirc  Hauptvertreter 
sind  Ainesidemos,  Ag-rippa  und  Sextos  der  p]mi)iriker. 
Von  letzterem,  der  um  die  Mitte  des  zweiten  Jalnhunderts  nach 
Chr.  lebte,  liegt  noch  in  Gestalt  dreier  Werke,  der  Pyrronischc^n 
Hypotyposen,  der  Schrift  gegen  die  Dogmatiker  und  der  Schrift 
gegen  die  Vertreter  der  freien  Künste  (die  „ina'hi^uaci/.oi")  ein 
ei'heblicher  Nachlaß  vor,  der  unseie  Hauptquelle  für  die  antike 
Ske])sis  überhaupt  bildet. 

Die  jüngere  Skepsis  fai^>te  ihre  Polemik  gegen  die  Dogmatiker 
in  gewisse  Hauptargumente  zusammen,  die  sie  Tropoi  (Weisen 
dei'  Begründung  des  Zweifels)  nannte.  Ainesidemos  Zcählte  deren 
zehn,  Agrippa  fünf,  andere  zwei.  Ihr  Hauptnerv  ist  die  Rela- 
tivität alles  Wahrnehmens  und  ürteilens. 

Die  Zurückhaltung  gegenüber  allen  theoretischen  Sätzen 
hinderte  die  Skeptiker  nicht,  gewisse  Normen  für  das  prak- 
tische Verhalten  zuzugeben.  Es  sind  einerseits  unsere  sub- 
jektiven Wahrnehmungen,  Gedanken  und  Triebe,  andererseits 
—  als  objektive  Momente  —  Gesetz  und  Herkommen  und  wissen- 
schaftliche Ergebnisse,  selbstverständlich  auch  hier  ohne  dog- 
matische Bindung. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehren  der 
späteren  Skeptiker:  s.  §  G4. 

Schriften:  Erhaltenes.    Ausgaben: 

Ainesidemos.  Auszug  aus  seinen  acht  Bücher  umfassenden  Hvqqojveioi 
Aoyoi  bei  Photios,  Bibl.  cod.  212.  Wahrscheinlich  aus  seiner  '  l'rTori'.TOJo«?  sig  rd 
lIvQQcöveia  mit  geringer  Änderung  Philo  de  ebr.  167 — 205  (II  S.  202  ff.  Wendl.); 
vgl.  V.  Arnim,  unten  S.  212*. 

Sexti  Empiriei  Opera,  Latein.  Übers,  in  cod.  Paris,  lat.  14  7Ü0  (wahr- 
scheinl,  d.  Nicolaus  v.  Rhegium,  vgl.  H.  Mutschmann,  ßerl.  philol.  Woch.  1911. 
692).  Gr.  et  lat.  Pyrrhoniarum  institutionum  libri  tres.  Contra  mathematicos 
sive  disciplinarum  professores  libri  sex,  contra  phüosophos  libri  quinque,  cum  ver- 
sione  Gentiani  Herveti,  ed.  Jo..  Alb.  Fabricius,  Lips.  1718;  neu  herausg.  (die 
Pyrr.  Hypotyp.  auch  mit  der  Übers,  d.  Henr.  Stephanus)  ebd.  1842.  Ex  rec. 
1mm.  Bekkeri,  Berol.  1842.  Kritische  Ausg.  von  H.  Älutschmann,  vol.  I. 
nvQQcoveioiv  v:xor V Tiwoecov  libr.  tres  contiuens,  Lips.  1912,  vol.  IL 
adv.  dogmat.  libr.  quinque  (adv.  math.  VII — XI)  continens,  Lips.  1914; 
der  noch  ausstehende  3.  Bd.  wird  die  Bücher  adv.  math.  I — VI  und  die  Indices 
enthalten.  Pyrrhonische  Grundzüge,  aus  dem  Griech.  übers,  von  E.  Pappenheim, 
Leipzig  1877  (Meiners  Philos.  Bibl.  Bd.  89);  Erläuterungen  dazu  von  aemselben, 
Leipzig  1881  (Meiners  Philos.  Bibl.  Bd.  90). 

Favorinus  s.  S.  558  f. 

Das  retrospektive  Interesse  und  die  Anlehnung  an  die  Autorität  der  alten 
Schulhäupter  (s.  oben  S.  41)  machten  sich  auch  im  Skeptizismus  bemerkbar, 
nachdem  dieser  seinen  Sitz  in  der  Neueren  Akademie  durch  deren  Rückwendung 
zum   Dogmatismus  verloren  hatte.     Zwei  der  bedeutendsten  Vertreter  der  neuen 


^Qg  §  76.     Der  spätere  Skeptizismus. 

Skepsis,  Aiuesidemos  und  Sextos.  briugen  schon  in  Titeln  ihrer  Sehi'iften  den 
Namen  des  Pyrron  zu  Ehren,  und  es  ist  wohl  kein  Zufall,  daß  Timon  zur  Zeit 
des  Kaisers  Tiberius  in  dem  Grammatiker  Apollonides  von  Xikaia  einen  Kommen- 
tator seiner  Sillen  fand,  der  auch  auf  sein  Leben  einging  (Diog.  Laert,  9,  109). 

Aiiiesidemos  aus  Knosos  lehrte  in  Alexandreia.  Er  schrieb  rivgow- 
yei'cov  /.6y(ov  oy.ti'o  ßiß'/.ta  (Diog.  L.  9,  116).  aus  welchen  Photios  (Bibl.  cod.  212j 
einen  noch  vorhandenen,  jedoch  sehr  kurzen  Auszug  gemacht  hat.  Das  Werk 
war  gewidmet  dem  L.  Tubero,  f^'  ' Ay.abt^ula;  nvl  ovyaioeoiojT)/.  einem  Römer  aus 
vornehmem  Geschlechte,  der  selbst  zu  hohen  politischen  Ämtern  gelaugt  war. 
Man  hat  dabei  wohl  an  Ciceros  Freimd  L.  Aelius  Tubero  zu  denken,  der  sich 
als  Legat  bei  Ciceros  Bruder  Quintus  befand,  al^  dieser  die  Provinz  Asia  ver- 
waltete (61— öS  vor  Chr.).  "Da  Cicero  an  mehreren  Stellen  behauptet,  der  Pyrro- 
nismus  sei  erloschen,  so  wird  man  Ainesidemos'  Schrift  in  die  letzten  Lebensjahre 
Ciceros  oder  in  die  Zeit  nach  dessen  Tode  (43  vor  Chr.)  setzen  müssen. 

Ein  viel  und  mit  sehr  verschiedenen  Ergebnissen  behandeltes  Problem  be- 
trifft das  Verhältnis  des  Ainesidemos  zum  Heraklitismus.  Nach  Sext.  Emp. 
Hyp.  Pyrr.  1,  210  erklärte  Ainesidemos  die  Skepsis  für  den  \\'eg  zur  heraklitischen 
Philosophie.  Daß  das  Entgegengesetzte  hinsichtlich  einer  und  derselben  Sache 
erscheine,  bilde  die  Vorstufe  dazu,  daß  das  Entgegengesetzte  hinsichtlich  einer 
und  derselben  Sache  sei  [ol  :xsol  z6v  Alrijoidijuor  f/.Fyor  obör  elrai  rijv  axsjtxixijv 
■dyor/ijr  e:iI  rijv  Hoay./.eizeioy  fp i'/.0G0(f lar ,  dioTi  nooi^yeixai  rov  idvarzta  nsol  rö  avzo 
v:zäo/£iv  z6  zdrarzia  rreoi  z6  avzo  (faivsodat).  Derselbe  Sextos  erwähnt  mehrfach 
dogmatische  Sätze,  die  Äivi]oi6i]uo;  y.azä  Hody.'/.Fizov  aufstelle.  Daß  nun  nicht 
etwa  Ainesidemos  in  dem  Heraklitisraus  das  Ziel  sah,  zu  dem  die  Skepsis  führen 
müsse,  ergibt  sich  aufs  deutlichste  aus  dem,  was  an  der  angeführten  Sextosstelle 
<iuf  die  ausgeschriebeneu  Worte  folgt :  y.al  ol  /uey  Zy.en^ziyoi  tpaiyeadai  leyovoi  rä 
evavzia  negi  z6  avzö,  oi  bh  Hgax/.eizeioi  aTZO  zovzov  y.al  s:zl  zo  vnäoyeiv  avzä  fisz- 
■fo/oyzat.  Der  L'nterschied  zwischen  dem  skeptischen  Standpunkte  und  dem 
dogmatischen  der  Herakliteer  wird  hier  mit  aller  Schärfe  aufrecht  erhalten, 
Skeptiker  und  Herakliteer  werden  einander  entgegengesetzt.  Ainesidemos'  Meinung 
kann  also  nur  sein,  daß  skeptische  Voraussetzungen  eine  Bedingung  des  Herakli- 
tismus seien,  und  daß  man  tatsächlich  auf  dem  Wege  des  Skeptizismus  zur  hera- 
klitischen Philosophie  gelangt  sei.  Aber  auf  Grund  dieser  angeblichen  Beziehungen 
zwischen  Skeptizismus  und  Heraklitismus  scheint  sich  Ainesidemos  eingehender 
mit  der  letzteren  Lehre  beschäftigt  und  ausgeführt  zu  haben,  was  man  hera- 
klitisch,  d.  h.  nach  der  von  Herakleitos  vorgenommenen  L'mbiegung  des  konse^ 
quenten  Skeptizismus  behauptet  habe  oder  behaupten  müsse.  Die  Formel  Aiy>j- 
■oib>jfwg  y.azä  Hody/.stznr  ffi]ai  usw.  besagt  also  nur,  daß  Ainesidemos  da,  wo  er 
sich  voraussetzungsweise  auf  den  heraklitischen  Standpunkt  stellt,  dies  oder  jenes 
gelehrt  habe.  Aus  Älißverständnis  schrieben  dann  aber  Soranus  (z.  Z.  des  Trajan 
und  Hadrian)  und  der  aus  ihm  schöpfende  TertuUian  (um  2(X)  nach  Chr.)  dem 
Skeptiker  heraklitische  oder  heraklitiseh  sein  sollende  dogmatische  Sätze  auch 
ohne  jenen  Vorbehalt  zu. 

Die  zehn  Weisen  (too'.to<),  den  Zweifel  zu  begründen,  welche  nach  Sext. 
Hyp.  Pyrr.  1,  36  bei  den  älteren  Skeptikern  (.Tctod  zoT;  do/aiorsoot;  oxs:zzixoTs) 
traditionell  sind,  seheinen  zuerst  bei  Ainesidemos  und  noch  nicht  bei  Timon  sich 
vorgefunden  zu  haben;  Sextos  rechnet  die  jüngeren  Skeptiker  erst  von  Agrippa 
an.  Diese  zehn  Tropen  (die  auch  als  zehn  }.6yoi  oder  zötzoi  bezeichnet  werden) 
sind  (nach  Sext.  Hyp.  Pyrr.  1,  36  ff.,  Diog.  L.  9,  79  ff.)  im  einzelnen  folgende. 
Der  erste  (o  :Taoä  tr^v  zöiv  ^ojojy  E^a/./.a;?/)-;  das  Nähere  bei  Sext.  1,  40  ff.) 
gründet  sich  auf  die  Verschiedenheit  der  beseelten  Wesen  überhaupt,   welche  eine 


Ainesidemos,  Sextos  der  Empiriker.  6(j9 

Verschiedenheit  der  Auffassung  der  nämlichen  Objekte  zur  P'olgc  habe,  ohne  daß 
sich  entscheiden  hisse,  welche  dieser  Auffassungen,  und  ob  überhaupt  irgendeine 
die  wahre  sei,  der  zweite  (o  TiaQo.  iiiv  löjy  dvdoco.-rojv  dia(^ooüv;  die  Ausführung 
bei  Sext.  1,  79  ff.)  auf  die  Verschiedenheit  der  Menschen  untereinander,  woran 
die  gleiche  Folge  sich  knüpfe,  der  dritte  (o  jiagä  rag  diarföoovg  rwi-  niai))]Tr]oio)v 
xuTuoy.svüg;  das  Nähere  bei  Sext.  1,  91  ff.)  auf  die  verschiedene  Struktur  und 
damit  die  verschiedenen  Aussagen  unserer  einzelnen  Sinne  (z.  B.  für  den  Ge- 
sichtssinn hat  das  Gemälde  Erhebungen  und  Vertiefungen,  für  den  Tastsinn 
hingegen  nicht),  der  vierte  (o  Tragi  rüg  TisQiaräoeig;  die  Ausführung  bei  Sext. 
1.  100  ff.)  auf  die  Verschiedenheit  unserer  Zustände  (Schlafen,  Wachen,  ver- 
schiedene Lebensalter  usw.),  der  fünfte  (o  -too«  rag  dsosig  y.ai  xä  ötuot/juaia  xai 
zoi'i  rö:iovg;  s.  Sext.  1,  118  ff.)  auf  die  Verschiedenheit  der  Lagen  und  Ent- 
fernungen und  Orte  (perspektivisches  Sehen;  derselbe  Turm  erscheint  aus  der 
Ferne  gesehen  rund,  aus  der  Nähe  viereckig,  dasselbe  Euder  im  Wasser  ge- 
brochen, in  der  Luft  gerade  usw.),  der  sechste  (o  Traget  rag  sTitfu^iag;  s.  Sext.  1, 
124  ff.)  darauf,  daß  die  wahrzunehmenden  Gegenstände  nie  isoliert,  sondern 
immer  mit  anderen  (Luft,  Wasser  usw.)  vermischt  sind,  so  daß  sich  im 
besten  Falle  über  die  Mischung,  keinenfalls  aber  über  die  Gegenstände 
selbst  etwas  aussagen  läßt,  der  siebente  (d  jTagä  zäg  :^oo6rtpag  y.ai  oy.svaoiag 
Tior  v.-To>iEitiErcor;  s.  Sext.  1,  129  ff.)  auf  die  Verschiedenheit  der  Quantität  und 
Zusammensetzung  (Sext.  1,  129:  axevaaiag  Xsyovzsg  xoivöög  zag  avv&eoeig)  der  Ob- 
jekte (die  gleichen  Gegenstände  erscheinen,  jenachdem  sie  vereinzelt  oder  vereinigt 
auf  unsern  Gesichtssinn  wirken,  in  verschiedenen  Farben;  die  einzelnen  Sand- 
körner berühi'en  uns  rauh,  läßt  man  aber  eine  Masse  Sandes  über  die  Hand  gleiten, 
so  erhält  man  den  Eindruck  der  Weichheit),  der  achte  (d  ä^-ro  zov  .too?  n;  s. 
Sext.  1,  135  ff.)  auf  die  Relativität  überhaupt  (weitaus  der  wichtigste  von 
allen,  auch  heute  noch  durchaus  zu  Recht  bestehend,  auf  den  übrigens  nach  der 
richtigen  Bemerkung  bei  Sext.  Hyp.  Pyrr.  1,  39,  vgl.  Gell.  11,  5,  7,  alle  skeptischen 
Tropen  hinauslaufen),  der  neunte  (6  Jiagä  zäg  ovrs/sTg  >/  o;iaviovg  syy.vQi'jaeig; 
s.  Sext.  1,  141  ff.)  auf  die  Verschiedenheit  der  Auffassung  je  nach  der  häufigeren 
oder  selteneren  Perzeption  (die  Sonne,  die  wir  beständig  sehen,  macht  uns  viel 
weniger  Eindruck  als  der  selten  erscheinende  Komet,  obwohl  an  sich  [nach. 
Größe  und  Glanz  der  beiden  Gestirne]  das  Gegenteil  anzunehmen  wäre),  end- 
lich der  zehnte  (d  jiaqu  zäg  dyojyäg  y.ai  zä  edi]  y.ai  zovg  i'Ofiovg  y.ai  zäg  ^vßixäg 
niozag  y.ul  zäg  boynazixäg  v.-ioh'jy'sig;  s,  Sext.  1,  145  ff.)  auf  die  Verschiedenheit 
der  Lebensführung,  der  Sitten  und  Gesetze  sowie  der  mythischen  Vorstellungen 
und  philosophischen  x\nnahmen  (in  allen  diesen  Punkten  sind  die  Menschen  mit- 
einander im  Widerstreit,  und  es  läßt  sich  nur  sagen,  daß  nach  dieser  Lebens- 
führung und  Sitte,  diesem  Gesetze,  dieser  Anschauung  usw.  etwas  geltend 
oder  nicht  geltend,  wahr  oder  nicht  wahr  sei,  nicht  aber,  wie  es  sich  von  Natur 
aus  damit  verhält.  Das  Argument  knüpft  an  an  die  sophistische  Betonung  des 
Unterschiedes  der  Völkersitten  und  die  gleichfalls  sophistische  Entgegensetzung 
von  ffvatg  und  i'ö/iog;  vgl.  oben  S.  116.  137.  179.  257.  331). 

Die  jüngeren  Skeptiker  seit  Agrippa,  zu  denen  auch  Sextos,  der  empi- 
rische oder,  wie  er  nach  Hyp.  Pyrr.  1,  236  f.  zu  nennen  wäre,  methodische  Arzt 
(um  LöO  n.  Chr.)  und  dessen  Schüler  Saturninos  (Diog.  L.  9,  116)  gehören, 
stellten  (nach  Sext.  Hyp.  Pyrr.  1,  164  ff.,  Diog.  L.  9,  88  f.)  zur  Mehrung  und 
Vermannigfaltigung  der  Argumente  gegen  die  Dogmatiker,  nicht  als  Ersatz  der 
zehn  ainesidemischen  Tropen  (vgl.  Hyp.  Pyrr.  1,  177),  folgende  fünf  Tropen  im 
allgemeinen  mehr  dialektischer  Art  auf,  wobei  aber  der  auf  die  Relativität  gestützte 
Tropos   wiederkehrt:    1)  den  von   der  Diskrepanz  der   Ansichten  über  die   näm- 

Ueberweg,  Grundriß  I.  39 


(510  §  7tj.     Der  spätere  Skeptizismus. 

liehen  Objekte  /.u  entnehmenden  (6  «.to  t»;?  biatponviag  tqo.-zoc:),  2)  den  vom  Hin- 
auslaufen auf  unendliche  Reihen,  indem  das,  was  in  Frage  steht,  durch  eii> 
anderes,  dieses  wieder  durch  ein  anderes  und  so  fort  ins  Unendliche  gesichert 
werden  müßte  (o  dsro  xfj?  etg  äjieigov  gHJtzcöoscog  TQOJzog),  3)  den  von  der  Rela- 
tivität, indem  das  Objekt  je  nach  der  Beschaffenheit  des  Beurteilenden  und  je 
nach  der  Beziehung  zu  anderm,  womit  es  verbunden  ist,  verschieden  erscheint 
(o  d.TÖ  zov  .-rgög  ti  TQÖyrog),  4)  den  von  der  Willkürlichkeit  der  Fundamentalsätze, 
indem  die  Dogmatiker,  um  dem  regressus  in  infinitum  zu  entgehen,  von  irgend- 
einer Voraussetzung  aus,  die  sie  sich  ungerechtfertigterweise  zugeben  lassen,  ihre 
Beweise  führen  (6  i^  v:;ioüiaeu)g  rgö.-rog),  5)  den  von  dem  Gegenseitigkeitsverhältnis 
(Zirkel),  indem  das,  worauf  der  Beweis  sich  stützen,  soll,  seinerseits  der  Sicherung 
durch  das  zu  Beweisende  selbst  bedarf  (o  öiü'/.hjXog  xocmog).  Von  einer  dritten 
Tropenlehre  berichtet  Sext.  Hyp.  Pyrr.  1,  178  f.  Damach  unterschieden  manche 
Skeptiker  zwei  Tropen  mit  folgender  Argumentation:  Nichts  kann  durch  sich 
selbst  gesichert  werden,  wie  aus  der  Diskrepanz  der  Ansichten  über  alles  Wahr- 
nehmbare und  Denkbare  hervorgeht,  über  die  es  keine  Entscheidung  gibt;  daher 
auch  nichts  durch  ein  anderes,  indem  dieses  selbst  keine  Sicherheit  aus  sich  hat 
und,  wenn  es  sie  wiederum  durch  ein  anderes  gewinnen  sollte,  wir  entweder  auf 
einen  regressus  in  infinitum  (nach  dem  Tropos  arrö  t^?  etg  äjieioov  Ey..-izü)oecog)  oder 
auf  einen  Zirkel  (nach  dem  öiä/.kijÄog  Tgö.iog)  geführt  werden  würden. 

Als  Quelle  für  die  skeptische  Tropenlehre  wurden  des  Sextos  Empeirikos 
PyiTonische  Hypotyposen  —  wie  der  Titel  sagt,  eine  Darstellung  der  (erweiterten; 
pyrronischen  Lehre  in  ihren  Grundzügen  —  schon  mehrfach  erwähnt.  Neben 
diesem  Werke  sind  uns  von  dem  gleichen  Skeptiker  noch  zwei  weitere  er- 
halten: die  Schrift  gegen  die  T)ogmatiker,  die  in  je  zwei  Büchern  die  Logiker 
und  Physiker  und  in  einem  Buche  die  Ethiker  bekämpft,  und  die  Schrift  gegen 
die  Vertreter  der  ,, Lerngegenstände''  im  Sinne  der  üblichen  Bildungsfächer 
{iiaß/jiiiaTa,  daher  der  Titel  der  Schrift  IJoog  uadtj/iaziy.ovg).  Die  letztere  Schrift 
richtet  sich  in  gesonderten  Abschnitten  gegen  die  Grammatiker,  die  Rhetoren 
und  die  Lehrer  der  schon  seit  Piatons  Zeit  (Plat.  Politeia  522  c  ff.  526  c  ff. 
Ö27  d  ff.  530  d  ff.)  ein  Quadrivium  bildenden  Wissenschaften :  Geometrie,  Arith- 
metik, Astronomie  (hier  bei  Sextos  mit  Besckränkung  auf  die  Astrologie)  und 
Musik.  Die  gangbare  Zitierweise  stützt  sich  auf  eine  Vereinigung  der  Werke 
gegen  die  Dogmatiker  und  gegen  die  Mathematiker  unter  dem  gemeinsamen 
Titel  Adversus  mathematicos,  wobei  dann  noch  die  nachweisbare  chronologische 
Folge  der  beiden  Werke  verkehrt  wird:  adv.  math.  BB.  7.  ö  :=  .toö?  /.oyiy.ovg  aß'; 
BB.  9.  10  =^  .-Toog  (f)vaiy.ovg  u  ß' ;  B.  11  =  Jioög  t]diHOvg;  B.  1  =  Jigdg  ygaiiuari- 
y.ovg;  B.  2  =  .toö?  Qi'jTogag;  B.  3  =  .loög  -/ecousTgag;  B.  4  =  .^gög  ägidfirjTty.ovg; 
B.  5  =  :Tg6g  uozgo/.öyovg ;  B.  6  =  jzgog  /iiovaiy.ovg.  Alle  drei  Werke  geben  uns 
nicht  nur  über  die  skeptische  Theorie  die  beste  Kunde,  sondern  sind  auch  unge- 
mein wichtig  als  Quellen  für  die  von  der  Skepsis  bekämpften  dogmatischen 
Lehren.  Neben  der  schon  behandelten  Tropenlehre  sei  aus  ihnen  noch  das 
Folgende  hervorgehoben. 

Gegen  die  Möglichkeit  der  sy Uogistischen  Beweisführung  bringt 
Sextos  eine  Reihe  von  Argumenten  vor,  wovon  das  bemerkenswerteste  dieses  ist 
(Hyp.  Pyrr.  2,  195  ff.),  daß  jeder  Syllogismus  ein  Zirkelschluß  sei,  da  der  Ober- 
satz, mittels  dessen  der  Schlußsatz  bewiesen  werden  soll,  seinerseits  nur  durch, 
eine  vollständige  Induktion  gesichert  werden  könne,  die  den  Schlußsatz  mitent- 
halten müsse.  So  läßt  sich  beispielsweise  nach  Sextos  der  allgemeine  Satz,  daß 
jeder  Mensch  ein  Lebewesen  sei,  nur  epagogisch  durch  Feststellung  des  Charakters 
des  Lebewesens  bei  allen  Menschen  gewinnen  (die  unvollständige  Induktion,  die 


J 


Sextos  der  Empiriker.  (JH 

ans  einer  Anzahl  beobachteter  Fälle  den  allgemeinen  Satz  ableitet,  läßt  Sextos 
nicht  gelten).  Mit  dieser  Feststellnng  ist  die  Tatsache  bereits  gegeben,  daß  auch 
Sokrates  ein  Lebewesen  ist.  Schließt  man  also  in  der  üblichen  Weise:  Jeder 
Mensch  ist  ein  Lebewesen,  Sokrates  ist  ein  Mensch,  folglich  ist  Sokrates  ein 
Lebewesen,  so  verfällt  man  dem  r5<«/./.>//.o?  rgöriog:  der  Satz,  daß  jeder  Mensch 
ein  Lebewesen  sei,  stützt  sich  n.  a.  auf  die  Tatsache,  daß  Sokrates  ein  solches 
ist,  und  die  Behauptung,  Sokrates  sei  ein  Lebewesen,  wird  ihrerseits  wieder  aus 
dem  allgemeinen  Satze,  wonach  jeder  Mensch  ein  Lebewesen  ist,  hergeleitet. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  sind  die  skeptischen  Argumente  gegen  die 
Gültigkeit  des  Begriffs  der  Ursache,  die  Sext.  Emp.  adv.  math.  9,  207  ff.  mit- 
teilt, und  von  denen  zwei  hier  angeführt  sein  mögen.  Die  Ursache  gehört  ihrem 
Begriff  nach  zu  dem  Relativen,  da  sie  Ursache  von  etwas  sein  muß;  das  Eelative 
{:tqö;  Ti)  aber  hat  nicht  Existenz  (017  v.^doxet),  sondern  wird  nur  hinzugedacht 
{i:nyosTrai  jnövov,  wofür  auf  adv.  math.  8,  453  ff.  verwiesen  wird).  Ferner  müßte 
(nach  §  232  ff.)  die  Ursache  mit  dem  Bewirkten  entweder  gleichzeitig  sein  oder 
demselben  vorangehen  oder  nachfolgen.  Gleichzeitig  kann  sie  nicht  sein,  weil 
dann  beides  sich  gleich  stände  und  das  eine  um  nichts  mehr  Erzeuger  des 
anderen  wäre  als  dieses  Erzeuger  von  jenem.  Vorangehen  kann  aber  die  Ujsache 
auch  nicht,  weil  sie  gar  nicht  Ursache  ist,  solange  nichts  da  ist,  dessen  Ursache 
sie  ist.  Nachfolgen  kann  sie  endlich  gar  nicht,  da  diese  Annahme  unsinnig  wäre 
und  die  Dinge  umkehren  würde,  gleichwie  wenn  jemand  behaupten  wollte,  der 
Sohn  sei  älter  als  der  Vater,  und  die  Ernte  gehe  der  Aussaat  voraus  (§  235). 
Die  Unmöglichkeit  einer  zeitlichen  Verschiedenheit  von  Ursache  und  Wirkung 
ergibt  sich  schon  daraus,  daß  beide  in  Relation  zueinander  stehen.  Relatives 
aber  muß  gleichzeitig  sein.  Denn  wenn  in  einem  Zeitpunkte  das  eine  Glied  noch 
nicht  oder  nicht  mehr  vorhanden  ist,  kann  auch  kein  Relativitätsverhältnis,  das 
zwei  Glieder  voraussetzt,  statthaben  (§  234).  Noch  andere  Argumente  gegen  die 
Kausalität  werden  vorgebracht;  doch  ist  bemerkenswert,  daß  sich  dasjenige  nicht 
findet,  ^yelches  in  der  neuesten  Zeit  tseit  Hume)  am  schwersten  ins  Gewicht  ge- 
fallen ist,  nämlich  die  Bemerkung,  daß  sich  keine  Erkenntnisquelle  der  Kausalität 
aufzeigen  lasse  (vgl.  Zeller,  Ph.  d.  Gr.  III  2*,  S.  63  f.). 

Auch  gegen  die  Gotteslehre,  insbesondere  die  stoische  Doktrin  von  der 
Vorsehung,  richteten  die  späteren  Skeptiker  nach  dem  Vorgange  des  Karneades 
Einwürfe  (Sext.  adv.  math.  9,  137  ff.,  Hyp.  Pyrr.  3,  2  ff.).  Auch  hier  spielt 
wieder  der  Tropos  «:iö  rfjg  ötaqwriag  eine  Rolle  angesichts  der  großen  Wider- 
sprüche in  den  Lehren  der  theologischen  Dogmatiker  (die  einen  erklären  die 
Gottheit  für  körperUch,  die  anderen  für  unkörperlich,  die  einen  für  innerweltlich, 
die  anderen  für  außerweltlich  usw\).  Im  übrigen  suchen  die  Skeptiker  darzutun, 
daß  sich  aus  allen  Annahmen  über  die  Gottheit  Folgerungen  ergeben,  die  dem 
herkömmlichen  Begriffe  der  Gottheit  widerstreiten.  Die  Erörterung  verläuft 
dabei  z.  T.  in  düemraatischer  Form:  es  wird  gezeigt,  daß  die  Annahme  einer 
bestimmten  Eigenschaft  der  Gottheit  so  wenig  haltbar  sei  wie  die  Annahme  der 
entgegengesetzten  Eigenschaft.  Die  Gottheit  kann  beispielsweise  (nach  adv. 
math.  9,  148  ff.)  weder  unbegrenzt  noch  begrenzt  sein.  Ersteres  nicht,  da  sie  in 
diesem  Falle  imbewegt  und  sefelenlos  sein  müßte.  Denn  jede  Bewegung  setzt 
Befinden  an  einem  Orte,  also  Begrenzung  voraus,  und  zum  Wesen  des  Beseelten 
gehört  Bewegung  von  der  Mitte  zu  den  Grenzen  und  von  den  Grenzen  zur  Mitte 
(vom  Ich  zu  den  Sinnen  und  umgekehrt).  Im  Unbegrenzten  gibt  es  aber  weder 
Mitte  noch  Grenze.  Ebensowenig  aber  ist  die  Gottheit  begrenzt.  Denn  alles 
Begrenzte  ist  ein  Teil  des  Unbegrenzten.  Das  Ganze  ist  aber  besser  als  der  Teil. 
Die    Begrenztheit    würde    also    der    göttlichen    Vollkommenheit    widersprechen. 

39* 


ßl2  §  76.     Der  spätere  Skeptizismus. 

Ferner  ist  die  Gottheit  weder  tugendlos  noch  tugendhaft.  Tugendlosigkeit 
schließt  Schlechtigkeit  und  Unglückseligkeit  in  sich.  Andererseits  aber  ist  die 
Tugend  besser  als  das  Individuum  an  sich,  das  sie  besitzt.  Die  tugendhafte 
(rottheit  würde  also  an  Qualität  unter  der  Tugend  stehen,  was  wieder  ihrer 
Vollkommenheit  widerstritte  (adv.  niath.  9,  176  f.).  Zudem  knüpfen  sich  alle 
Tugenden  an  Voraussetzungen,  deren  Erfüllung  sich  mit  dem  göttlichen  Wesen 
nicht  vertragt.  Die  F.yy.odxeia  ist  z.  B.  die  Tugend,  die  instand  setzt  eine  schwer- 
fallende Enthaltsamkeit  auszuüben,  die  y.aoisota  die  Tugend,  kraft  deren  man 
was  schwer  erträglich  scheint  überwindet.  Besäße  die  Gottheit  diese  Tugenden, 
so  wäre  die  Voraussetzung,  daß  es  für  sie  Dinge  gebe,  deren  sich  zu  enthalten 
oder  die  zu  ertragen  ihr  Schwierigkeiten  bereitete  (adv.  math.  9,  153  f.).  Ein 
Argument  gegen  die  göttliche  Vorsehung,  in  welchem  Sextos  (Hyp.  Pyrr. 
3,  9  ff.)  mit  Epikur  (Fragm.  374  Us.)  zusammentrifft,  gründet  sich  auf  das  Übel, 
dessen  die  Welt  voll  ist.  Entweder  will  und  kann  die  Gottheit  für  alles  Für- 
sorge treffen,  oder  sie  will  es,  kann  es  aber  nicht,  oder  sie  kann  es,  will 
es  aber  nicht,  oder  sie  will  es  weder,  noch  kann  sie  es.  Von  diesen 
Fällen  ist  nur  der  erste,  der  des  Wollen s  und  Könnens,  mit  dem  Wesen  der 
Gottheit  vereinbar.  Er  widerspricht  aber  angesichts  des  in  der  Welt  herrschenden 
Übels  der  Erfahrung.  Daraus  ergibt  sich  zunächst  die  Folgerung,  daß  es  keine 
auf  alles  sich  erstreckende  göttliche  Fürsorge  gibt.  Es  ist  aber  nicht  abzusehen, 
warum  die  Gottheit  für  das  eine  Fürsorge  treffen  sollte,  für  das  andere  nicht. 
So  folgt,  daß  es  überhaupt  keine  Vorsehung  gibt.  Dadurch  wird  aber  wieder 
die  Frage  nach  dem  Dasein  der  Gottheit  berühi-t,  für  welches  das  Vorhanden- 
sein einer  fürsorgenden  Wirkung  ein  Indiz  bilden  würde.  Mit  diesen  und 
anderen  skeptischen  Erwägungen  soll  aber  nicht  die  Xichtexistenz  der  Vorsehung 
und  der  Gottheit  als  positiv  erwiesen  gelten.  Sie  sollen  nur  die  vorschnellen 
Aufstellungen  der  Dogmatiker  erschüttern.  Der  Skeptiker  wird  vielmehr,  dem 
gemeinen  Leben  ohne  Büdung  einer  bestimmten  Ansicht  folgend  (reo  y.oirco  ßU<> 
y.aiay.o'/.ovdovvTF^  ddo^ clor oyg),  von  Dasein  und  Vorsehung  der  Götter  reden  und 
sie  verehren  (Sext.  Emp.  Hyp.  Pyrr.  3,  2 ;  1,  24j. 

Ein  solcher  Anschluß  an  das  gemeine  Leben  bietet  auch  sonst  die 
Norm  für  das  praktische  Verhalten  des  Skeptikers,  ohne  die  das  Leben  zu 
absoluter  Passivität  erstarren  müßte  (Hyp.  Pyrr.  1,  23:  rocg  qaivo/iEvoig  ovr  jroog- 
iyovrsg  y.azä  zip-  ßiomyl/^'  T))oi]Oir  aÖotdozoig  ßiovjiier,  s:Tsi  /li/  dvväfieüa  dvsvsQytjzoe 
cTavzäaaoir  eirai;  vgl.  ebenda  226).  Näher  betrachtet  vollzieht  sich  dieser  Anschluß 
an  das  gemeine  Leben  in  vierfacher  Weise:  in  der  Befolgung  des  von  Wahrnehmung 
und  Denken  Gebotenen,  in  der  Befriedigung  der  natürlichen  Triebe,  in  der  Pflege 
von  Gesetz  und  Herkommen  und  in  der  Lehre  der  Wissenschaften  —  selbstver- 
ständlich nur  voraussetzungsweise  und  soweit  das  Handeln  in  Frage  kommt, 
hingegen  ohne  positives  Bekenntnis  zu  irgend  einer  Regel  oder  Theorie  (Hyp. 
Pyrr.  1,  17.  23  f.  237).  In  diesem  Verhalten  erblicken  die  Skeptiker  einen  Unter- 
schied ihrer  Schule  von  der  mittleren  und  neueren  Akademie  (s.  §  65),  die  mit 
dem  (ev/.oyov  und)  mdavöv  ein  wenn  auch  noch  so  schwaches  Kriterium  für  eine 
positive  Entscheidung  aufstellt  (Hyp.  Pyrr.  1,  226;  adv.  math.  7,  435  f.).  Des 
weitereu  pflegten  die  Skeptiker  den  Unterschied'  zwischen  der  akademischen  und 
der  pyrronischen  Skepsis  so  zu  bestimmen :  die  Akademiker  hätten  das  eine  zu 
wissen  behauptet,  daß  nichts  wißbar  sei,  die  Pyrroneer  aber  höben  auch  diese 
eine  vermeintliche  Gewißheit  auf  und  beschränkten  sich  auf  das  C^zslv  (Sext. 
Emp.  Hypot.  Pyrr.  1,  3;  vgl.  226;  adv.  math.  7,  435.  437  ff.;  Gellius  11,  5,  8). 
Diese  Aufstellung  ist  aber  hinsichtlich  der  Akademiker  unrichtig;  denn  auch 
Arkesilaos  (nach  Cic.  Acad.  post.  1,  12;  45)   und  Karneades  (nach  Cic.  Acad.  pri. 


Sextos  der  Empiriker,  Favorinus,  ^lenodotos.  513 

2,  9,  28)  schrieben  den  skeptischen  Sätzen  nicht  volle  Gewißheit  zu.  Richtig  ist 
nur  das  Allgemeine,  daß  der  akademische  Skeptizismus  weniger  radikal  war  als 
der  der  Pyrroneer,  dies  aber  nicht  in  dem  angegebenen  Sinne,  sondern  darum, 
weil  er  eine  Theorie  der  Wahrscheinlichkeit  zuließ.  Außerdem  bestand  ein 
durchgreifender  Unterschied  zwischen  den  Akademikern  und  den  pyrronischen 
Skeptikern  in  der  Ethik,  indem  nur  diese  (Hyp.  Pyrr.  1,  12.  25  ff.,  adv.  math. 
11,  110  ff.)  und  nicht  die  Akademiker  in  der  Ataraxie  das  oberste  Ziel  fanden. 

Außerhalb  der  skeptischen  Schule  vertrat  der  Akademiker  Favorinus 
(s.  oben  S.  558  f.)  deren  Standpunkt.  Er  folgt  in  seiner  ijioyt]  zunächst  dem  — 
freilich  seit  Antiochos  im  wesentlichen  aufgegebenen  —  Prinzip  der  mittleren 
und  neueren  Akademie,  bekundet  aber  doch  seine  Hinneigung  zur  spezifisch 
skeptischen  Lehre  durch  den  Titel  UvoQo'yveioi  tqojtoi,  den  er  einem  seiner  Werke 
gab  (Gellius  11,  5.  5,  Philostr.  Vit,  soph.  S.  11,  4  Kays.). 

Im  Verhältnis  der  Wechselwirkung  zu  der  skeptischen  I'hilosophenschule 
stand  die  Schule  der  empirischen  Arzte,  die  sich  darauf  beschränkte,  den 
Verlauf  der  Krankheiten  uiid  die  Wirkung  der  Heilmittel  aus  der  Erfahrung 
festzustellen  und  davon  absah,  die  Ursachen  der  Krankheiten  zu  ermitteln  und 
der  Medizin  eine  über  die  nächste  Erfahrung  hinausgehende  wissenschaftliche 
Basis  zu  geben  (vgl.  M.  Wellmann,  Art.  Empirische  Schule  bei  Pauly-Wissowa). 
Von  ihren  Vertretern  sei  außer  dem  schon  besprochenen  Sextos  Menodotos 
genannt,  den  Sext.  Hyp.  Pyrr.  1,  222  neben  Ainesidemos  als  hauptsächlichen 
Wortführer  in  einer  Frage  der  philosophischen  Skepsis  erwähnt.  Auf  die  Ab- 
hängigkeit beider  Richtungen,  der  medizinischen  Empirie  wie  der  pyrronischen 
."^kepsis,  von  den  Deraokriteern  weist  hin  Usener  Epieurea  S.  XXXVII. 

§  77.  Durch  verschiedene  Schulen  philosophisch 
Beeinflußte  dieses  Periodenabschnittes.  Philosophisches 
Interesse  war  zu  Ende  der  römischen  Republik  und  in  den 
ersten  Jahrhunderten  der  Kaiserzeit  allgemein  verbreitet.  Des 
Einflusses  einzelner  Schulen  auf  Männer,  die  nicht  zum 
Kreise  der  zünftigen  Philosophen  gehörten,  ist  an  ihrem  Orte 
gedacht  worden.  Es  konnte  aber  nicht  fehlen,  daß  sich  bei  ein- 
unddemselben  Manne  Einwirkungen  verschiedener  Schulen 
gleichzeitig  oder  nacheinander  geltend  machten.  Als  derart 
Beeinflußte  verdienen  wegen  ihrer  hervorragenden  Stellung  in 
der  antiken  Literatur  besonders  Vergil  (70—19  vor  Chr.), 
Horaz  (65—8  vor  Chr.),  Ovid  (43  vor  Chr.  —  17  oder  18  nach 
Chr.)  und  Lukian  (etwa  120  bis  etwa  180  nach  Chr.)  Er- 
Avähnung. 

Quellen  für  die  Stellung  dieser  Schriftsteller  zur  Philosophie  sind  fast 
ausschließlich  ihre  Werke.  Für  Leben,  Schriften  und  deren  Ausgaben  muß  auf 
die  literaturgeschichtlichen  und  bibliographischen  Hilfsmittel  verwiesen  werden. 

Vergil  hörte  in  jungen  Jahren  den  Epikureer  Siron.  Die  Begeisterung, 
mit  der  er  unter  Hintansetzung  rhetorischer  Studien  und  dichterischer  Arbeiten 
die  epikureische  Philosophie  ergriff,  leuchtet  aus  Catalept.  5.  1  ff.  hervor.  Auch 
ein   anderes   Jugendgedicht,   der  Culex,   zeigt    Spuren    epikureischer    Lehre   (vgl. 


()14  §  "'•     I'iinh  verschiedene  Schulen  philosophisch  Beeinflußte. 

Fr.  Leo,  Ausg.  d.  Culex  S.  65  ff.),  und  noch  die  in  Vergils  reifere  Jahre  fallen- 
den Georgien  enthalten  (2,  490  ff.)  das  Lob  der  befreienden  Weltanschauung 
Epikurs.  Spätere  philosophische  Studien  bewegten  sich  in  anderer  Richtung. 
Die  Eschatologie  im  C.  Buche  der  Äneis  (724  ff.)  beruht  auf  orphisch- 
py thagoreischen  Anschauungen,  die  dem  Dichter  in  der  Hauptsache 
durch  Poseidonios  vermittelt  Avurden  (vgl.  E.  Norden,  unten  S.  178*).  Dem 
gleichen  Philosophen  folgt  er  auch  in  seiner  Anschauung  vom  goldenen  Zeitalter 
und  der  Entwicklung  der  menschlichen  Kultur  (vgl.  E.  Norden,  Jahrbb.  f.  klass. 
Philol.  Suppl.  19  I1893J,  425  f.,  Komm,  zu  Äneis  B.  6«  S.  35),  und  jedenfalls 
stoisch  ist  auch  seine  Ansicht  von  Gestirnen  und  Witterung  (vgl.  E.  Pfeiffer, 
unten  S.  178*;.  Anhangsweise  sei  vermerkt,  daß.  auch  der  Verfasser  des  mit 
Unrecht  unter  Vergils  Werken  überlieferten  Gedichtes  Ciris  sich  mit  epiku- 
reischer Philosophie  befaßte  und  den  —  allerdings  nicht  zu  einem  bestimmten 
Plane  gereitlen  —  Wunsch  hegte,  die  epikureische  Weltanschauung  in  einem 
Lehrgedichte  vortragen  zu  können  (V.  1  ff.;  vgl.  Sudhaus,  Hermes  42  [1907], 
471  f.).  —  Mannigfachere  Beziehungen  zur  griechischen  Philosophie  hat 

Horaz,  wobei  freilieh  im  einzelnen  vielfach  zweifelhaft  bleibt,  Avas  ihm 
durch  seine  mit  philosophischen  Gedanken  gesättigte  Zeit  vermittelt  wurde,  und 
was  er  unmittelbarer  Beschäftigung  mit  philosophischer  Lektüre  verdankt.  Im 
ganzen  hat  er  zu  drei  philosoi^hischen  Richtungen  ein  engeres  Verhältnis.  Einmal 
teilt  er  mit  anderen  hervorragenden  Zeitgenossen  (vgl.  oben  Vergil,  im 
allgemeinen  Fr.  Leo,  Hermes  37  [1902],  49)  die  Neigung  zum  Epiku- 
reismus,  dem  die  Grundstiramung  seines  Wesens,  die  abgeklärte  Ge- 
mütsruhe und  die  Empfänglichkeit  für  heiteren,  ohne  stürmische  Er- 
regungen verlaufenden  Lebensgenuß,  entgegenkam.  Aber  auch  dem  kraft- 
volleren Lebensideal  des  Stoizismus  steht  er  mit  Verständnis  und  Sym- 
pathie gegenüber,  wenn  er  sich  auch  über  die  landläufige  stoische  Moralpredigt 
lustig  macht,  und  wo  er  seine  stärksten  Töne  anschlägt,  verherrlicht  -  er  die 
stoische  doen'i,  die  ihm  mit  der  altrömischen  virtus  zusammenfließt.  Gern 
verweilt  er  auf  einem  Gebiete,  auf  dem  Epikureer  und  Stoiker  sich  zusammen- 
finden konnten,  den  ungetrübten  Freuden  eines  einfachen  Lebens  in  ländlicher 
Natur.  Wo  die  Lobpreisung  der  Einfachheit  die  Form  der  Polemik  gegen 
Reichtum  und  Luxus  annimmt,  klingen  uns  kynisierende  Töne  entgegen.  An 
manchen  Stellen  liegen  Motive  der  kynischen  Diatribe  greifbar  vor.  Insbesondere 
hat  der  für  den  Satiriker  braucTabare  Bion  Ausbeute  geliefert,  die  Satura  Me- 
nippea  fand  gleichfalls  Verwertung,  und  wo  es  den  Zwecken  des  Satirikers 
diente  (wie  in  der  2.  Sat.  des  1.  B.),  ist  die  kynische  Topik  auch  weiterhin  be- 
nutzt. Infolge  der  Übertragung  auf  römische  Verhältnisse  treten  nicht  selten 
die  der  griechischen  Philosophie  entstammenden  Motive  als  solche  nicht  mit 
voller  Schärfe  hervor.  Ins  Gebiet  der  Literartheorie  greift  Horaz  in  seiner  Ars 
poetica  ein.  Seine  Quellen  wird  man  selbstverständlich  zunächst  i]i  der  aristo- 
telischen Schule  suchen.  In  der  Tat  fehlt  es  nicht  an  Berührungen  mit  peripa- 
tetischen  Lehren,  und  Neoptolemos  von  Faros,  dessen  Poetik  in  ihren  Grund- 
zügen nach  Angabe  des  Kommentators  Porphvrio  von  Horaz  benutzt  wurde'), 
gehört  wohl  dem  weiteren  Kreise  der  peripatetisch  beemflußten  alexandrinischen 
Gelehrten  an.  —  Größere  Ähnlichkeit  mit  Vergil  zeigt 


')  Die  Bestätigung  bieten  die  Reste  der  philodemischen  Schrift  IJegl 
.-lonjnÜTon-.  Vgl.  Chr.  Jensen,  Neoptolemos  und  Horaz,  Abhandl.  d.  Berl.  Akad. 
phil.-hist.  Kl.  Jahrg.  1918  Nr.  14,  Beri.  1919. 


Vergil,  Horaz,  Ovid,  Lukian.  ()15 

Ovid,  Seine  Darstellung  des  goldenen  Zeitalters  und  der  Kulturentwick- 
lung  (Metam.  15,  90  ff.,  Fasti  1,  335  ff.,  4,  395  ff.)  fußt  —  durch  Vermittlung 
A'arros  (vgl.  Schmekel,  unten  S.  214*)  —  auf  Poseidonios.  Bemerkenswert  ist 
<lie  starke  Hervorkehrung  des  pythagoreischen  Elementes,  das  auch  bei 
Poseidonios  nicht  gefehlt  hatte:  die  Schonung  zahmer  Tiere  und  die  Enthaltung 
von  Fleischkost  ist  ein  nachdrücklich  betonter  Zug  im  Bilde  des  goldenen  Zeit- 
alters, und  Pythagoras,  der  das  Verbot  der  Fleischnahrung  aufstellt,  gilt  zugleich 
auch  durch  seine  Lehre  über  die  Natur  der  Dinge  als  der  große  Kulturbringer 
Metam.  15,  62  ff.).  Bezeichnend  aber  für  die  Verbreitung  des  Epikureisnius 
in  üvids  Zeit  und  in  erster  Linie  woh^  für  die  Einwirkung  des  Lucrez  ist  es, 
daß  wir  mitten  in  den  pythagoreischen  Ausführungen  dem  Verse  begegnen :  Quid 
>tyg;a,  quid  tenebras,  quid  nomina  vana  timetis?  (15,  154),  und  daß  die  Seelen- 
wanderungslehre in  recht  gewaltsamer  Weise  mit  dem  epikureischen  Mors  nihil 
ad  nos  verquickt  wird.  Die  ovidische  Schöpfungsgeschichte  (Met.  1,  1  ff.) 
enthält  sehr  verschiedene  Anklänge,  so  an  Empedokles,  Anaxagoras,  Lucrez,  aber 
ihr  Grundzug  ist  stoisch,  und  so  wird  man  auch  für  sie  an  den  durch  Varro 
vermittelten  Poseidonios  zu  denken  haben.  —  Ausdrücklicher  und  eingehender  als 
die  bisher  genannten  IMänner  befaßt  sich 

Lnldttn  in  vielen  seiner  Schriften  mit  Philosophie  und  Philosophen,  und 
-io  darf  die  Philosophiegeschichte  an  ihm  nicht  vorübergehen,  obwohl  ihm  ein 
eigentlich  philosophisches  Interesse  vollständig  fehlt.  Womit  es  ihm  in  gewissem 
Grade  ernst  ist,  ist  der  Kampf  gegen  Aberglauben,  Schwindelei,  Scheinheiligkeit, 
unfruchtbare  Moraltheorie,  philosophische  Überhebung  u.  dgl.  Bei  seinem  Mangel 
an  tieferem  Verständnis  für  religiöses  Empfinden  und  philosophisches  Bedürfnis 
zieht  er  aber  die  Grenzen  dessen,  was  hierher  gehört,  sehr  weit,  läßt  die  großen 
und  ernsten  Seiten  des  Geisteslebens,  deren  Kehrseite  jene  Erscheinungen  sind, 
nicht  zu  ihrem  Rechte  kommen  und  erkennt  nur  das  Negative,  auch  abgesehen 
davon,  daß  er  als  Satiriker  sich  wesentlich  mit  den  Schwächen  der  Gesellschaft 
zu  befassen  hat.  Jener  Kampf  weckt  in  ihm  eine  gewisse  Neigung  zum  frei- 
geistigen Kynismus  und  aufklärerischen  Epikureismus,  ohne  daß  ihm  des- 
halb an  den  positiven  Lehren  dieser  Schulen  gelegen  wäre.  Auch  der  Skepti- 
zismus ist  ihm  recht,  insoweit  sich  mit  seinen  Argumenten  verblüffend  dartun 
läßt,  daß  es  mit  der  (dogmatischen)  Philosophie,  auf  die  man  sich  soviel  ein- 
bildet, nichts  ist  (vgl.  den  Hermotimos).  Der  Kynismus  mit  seiner  Opposition 
gegen  die  traditionelle  Kultur  bot  zudem  dem  satirischen  Schriftsteller  sehr 
dankbare  Motive.  Schon  die  erste  Lektüre  des  Menippos  mochte  den  gewandten 
Literaten  darauf  führen,  wie  sich  mit  den  Kynikergestalten  Szenen  bilden  lassen, 
die  pikant  und  lustig  zu  lesen  sind.  Auch  Piaton  und  die  anderen  großen  Philo- 
sophen der  Vorzeit  erhalten  gelegentlich  ihr  Kompliment,  nicht  etwa,  weil  Lukian 
eine  warme  Bewunderung  für  sie  im  Herzen  trüge;  aber  sie  gehören  zu  den  her- 
kömmlicherweise verehrten  Größen  der  griechischen  Literatur,  und  vor  allem 
lassen  sie  sich  gut  verwerten  als  Gegenbilder  gegen  die  zeitgenössischen  After- 
philosophen, über  die  Lukian  sich  ärgert.  Höchstens  für  Piatons  schriftstelle- 
rische Bedeutung  besitzt  der  geschulte  Rhetor  ein  wirkliches  Verständnis.  Der 
Nigrinos  ist  ein  Schreiben  an  einen  dem  Absender  persönlich  bekannten  Plato- 
niker.  Die  hier  zur  Schau  getragene  übertriebene  Begeisterung,  der  ein  ironischer 
Hauch  nicht  fehlt,  beweist  für  eine  Bekehrung  zur  Philosophie  nichts.  Der  Ton 
des  Schreibens  ist  gerade  so  wenig  ernst  zu  nehmen  wie  der  eines  Enkomions. 
Auch  der  Demonax  ist  eine  durch  persönliche  Bekanntschaft  beeinflußte 
Lobschrift.  Lukian  hat  Gefallen  an  seinem  Helden,  weil  er  so  wenig  vom  Wesen 
<^ler  zeitgenössischen    zünftigen    Kyniker  an  sich  hat  und  Freigeist  ist.     Wo  aber 


(51()  §  i8.     Die  Neuplatoniker  überhaupt. 

der  Kynisimis  mit  Scliwärmerei  und  Prätension  verbunden  ist,  wie  bei  Pore- 
grinos  Proteus,  erwacht  wieder  sein  Haß.  Die  von  Neueren  vielfach  unter- 
uoranienen  Versuche,  mehr  oder  minder  scharf  geschiedene  Perioden  in  Lukians 
Verhältnis  zu  Philosophie  und  Philosophen  nachzuweisen,  beruhen  darauf,  daß 
man  den  von  Hause  aus  unbestimmten  und  schillernden  Charakter  seiner  Be- 
ziehungen zur  Philosophie  außer  acht  ließ  und  seinen  Äußerungen  im  einzelnen 
zuviel  Gewicht  beilegte.  Viel  förderlicher  als  solche  Versuche  wäre  ein  er- 
schöpfendes Inventar  aller  der  Stellen,  an  welchen  Lukian  griechische  Philo- 
sophen und  ihre  Lehren  berührt.  Wir  erhielten  damit  einen  Untergrund  für 
Quellenstudien  und  vermöchten  im  einÄ  oder  andern  Falle  zu  beobachten,  in 
welcher  Form  die  Systeme  Lukian  entgegentraten.  So  ist  es  z.  B.  nicht  ohne 
Interesse,  daß  der  Nigrinos  deutlich  gerade  den  mit  Gedanken  der  kynisch- 
stoischen  Diatribe  stark  durchtränkten  Piatonismus  erkennen  läßt,  den  n.  a. 
^laximos  von  Tyros  vertrat  (vgl.  Hobeins  Dissertation  unten  S.  200*i.  Nach 
anderer  Seite  fruchtbringend  ist  die  Beobachtung  der  Berührungen  der  'A/.tjßt} 
Si  tj-'t'ifiara  mit  der  pythagorisierenden  LTnterhaltungsliteratur  (vgl. 
Boll,  unten  S.  207*.  216*).  Auf  die  mannigfachen  Beziehungen  Lukians  zur 
Philosophie  im  einzelnen  kann  hier  nicht  eingegangen  werden.  ^lan  vgl.  darüber 
die  S.  214*  ff.  angeführte  Literatur. 


Dritte  Epoche:  Die  Herrschaft  des  Xeuplatonisinus. 

(Siehe  die  allgemeine  Charakteristik  oben  Seite  39.  42  f.) 
Schulen:    Neuplatoniker,    Peripatetiker  (IV),    Kyniker  (IV). 

§  78.  Die  Neuplatoniker  überhaupt.  Der  Xeuplato- 
nismus  betont  aufs  stärkste  die  Transzendenz  der  Gottheit, 
sucht  damit  aber  eine  monistische,  auf  dynamischen 
Pantheismus  begründete  Weltanschauung  zu  vereinigen.  Der 
Gegensatz  zwischen  dem  höchsten  Wesen  und  der  Welt  wird 
zunächst  durch  Herausarbeitung  eines  selbst  über  Sein  und 
Denken  erhabenen  Absoluten  zum  schärfsten  Duahsmus  ge- 
spannt, dieser  aber  dann  dadurch  aufgehoben,  daß  jenes  Absolute 
als  Ursache  von  allem  einscliließlich  des  Negativen  (Materiellen) 
der  Erscheinungswelt  aufgefaßt  wird.  Knüpft  der  Neuplatonis- 
mus  in  Dualismus  und  Transzendenz  an  pythagoreisch-plato- 
nisch-aristotelische, in  Monismus  und  dj'namischem  Pantheismus 
an  stoische  Vorstellungen  an,  so  durchbricht  er  mit  der  Lehre 
von  der  Ekstase  als  letztem  Ziel  das  philosophische  Prinzip 
einer  verstandesmäßigen  objektiven  Welterfassung.  Die  Ekstase 
gilt  ihm  zwar  auch  als  ein  theoretisches  Verhalten,  aber  nicht 
in  der  Form  diskursiven  Denkens,  sondern  als  unmittelbares 
Erfassen  des  Objektes,  der  Gottheit.  Sie  ist  damit  zugleich 
auch  die  Befriedigung  eines  religiösen  Dranges. 

Der  Xeuplatonismus  will  nur  echter  Piatonismus  sein,  bringt 
aber    tatsäclilich   eine    neue   Form    der    Welterklärung,  'die    die 


§  78.     Die  Xeuplatoniker  überhaupt.  (]{( 

Hauptgodankon  der  griechischen  Philosophie  sowie  die  Vor- 
stelhingen  griechischer  und  orientahscher  Pvchgion  in  einem 
großartigen  System  zusammenfaßt  und  dieses  z.  T.  zur  Stütze- 
der  antiken  Religion  im  Kampfe  gegen  das  Christcnturn  ver- 
wertet. 

Im  Neuplatonismus  lassen  sich,  sieht  man  ab  von  den 
schwer  greifbaren  Lehren  seines  Begründers,  des  Ammonio& 
Sakkas,  drei  Richtungen  unterscheiden,  die  sich  auf  sechs 
Schulen  oder  Gruppen  von  Xeuplatonikern  verteilen: 

I.  Die  metaphysisch-spekulative  Richtung,  eröffnet 
in  (1)  der  Schule  des  Plotinos,  Amelios  und  Porphyrioi* 
(s.  §  80),  Aveiter  verfolgt  in  (2)  der  syrischen  Schuld  des- 
lamblichos,  Theodoros  von  Asine  und  Dexii^pos  (s.  i?Sl). 
vollendet  in  (4)  der  athenischen  Schule  des  Plutarchos. 
Syrianos,  Proklos,  Damaskios,  Simplikios  u.  a. 
(.'^^  ij  83). 

IL  Die  religiös- theurgische  Richtung,  ausgebildet  in 
(8)  der  pergamenischen  Schule  des  Aidesios,  Chrysan- 
thios,  Eusebios,  Maximos,  lulianos  (Apostata),  Euna- 
pios  u.  a.  (s.  §  82). 

III.  Die  gelehrte  Richtung,  vertreten  durch  (5)  di& 
alexandrinische  Schule  der  Hypatia,  des  Synesios, 
Hierokles,  Hermeias,  Ammonios,  loannes  Philoponos. 
()lympiodoros  u.  a.  (s.  §  84)  und  durch  (6)  die  Neuplato- 
niker  des  lateinischen  Westens:  Chalcidius,  Marius 
Vietorinus,  Macrobius,  Boethius  u.  a.  (s.  §  85). 

Die  pergamenische  Schule  hängt  durch  ihre  Männer  und, 
trotz  ihrer  besonderen  Richtung,  durch  den  materiellen  Gehalt 
ihrer  Lehre  so  eng  mit  der  syrischen  des  lamblichos  zusammen^ 
daß  sie  als  deren  AbzAveigung  erscheint  und  ihr  in  der  folgenden 
Darstellung  zunächst  angeschlossen  werden  wird. 

Die  Xeuplatoniker  der  gelehrten  Richtung  zeichnen  sich  im 
ganzen  dadurch  aus,  daß  sie  die  oben  angegebenen  spezifisch 
neuplatonischen  Lehren  gegen  einen  allgemeineren  Platonismus- 
zurücktreten  lassen.') 


')  Es  ist  eine  Frage  des  Wortgebrauches,  ob  mau  Männer  wie  Hierokles^ 
Boethius  und  Verwandte  den  Neuplatonikern  zuzählen  Avill  oder  nicht.  Nimmt 
man  in  den  Begriff  „Neuplatonismus''  die  durch  Plotin,  lamblich.  Proklos  und 
ihre  Anhänger  vertretene  Metaphysik  und  Lehre  von  der  Ekstase  als  notwendiges 
Merkmal  auf,  so  wären  die  Alexandriner  und  Lateiner  jedenfalls  zum  größten 
Teile  von  den  Xeuplatonikern  abzusondern.  Angesichts  der  Übereinstimmung  ii> 
anderen  Dingen  und  der  vielfachen  Beziehungen  zwischen  "der  alexandrinischen 
und  athenischen  Schule  empfiehlt  es  sich  aber,  die  Bezeichnung  ., Neuplatonismus'' 
in  einem  weiteren  Sinne  auch  für  die  oben  unter  III  genannte  Richtung  gelten 
zu  lassen.    Vgl.  auch  das  in  §  85  zu  Cornelius  Labeo  und  Chalcidius  Bemerkte, 


ßl8    §  "^-     Amnionios  Sakkas  und  seine  unmittelbaren  Schüler  außer  Plotinos. 

^  79.  Ammoniüs  Sakkas  und.  seine  unmittelbaren 
Schüler  außer  Plotinos.  Der  Begründer  des  Neuplatonismus 
ist  der  Alexandriner  Anniionios  Sakkas.  der  Lehrer  des  Plotinos. 
Ammonios  hat  seine  Lehre  nur  mündlieh  vorgetragen,  und  ihr 
Verhältnis  zu  der  plotinischen  läßt  sieh  im  einzelnen  nicht  mit 
Sicherheit  bestimmen.  Auf  ihn  selbst  wird  die  Behauptung 
zurückgeführt,  zwischen  der  Philosophie  des  Piaton  und  des 
Aristoteles  sei  keine  wesentliche  Differenz :  doch  ist  auch  diese 
Angabe  unsicher. 

Von  den  Schülern  des  Ammonicjs  sind  neben  Plotin  die  be- 
deutendsten: Origenes  der  Xeuplatoniker.  Herennios  und  Lon- 
ginos  der  Philologe.  Ob  auch  der  christhche  Kirchenschriftsteller 
Origenes  (Adamantios)  Ammonios  Sakkas  gehört  hat.  ist  nicht 
nüt  Sicherheit  auszumachen. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  J?chriften  und  Lehre  dieser 
Männer  s.  bei  Zeller  III  2^  S.  5W  ff.  Für  Longin  ist  das  Material  zusammen- 
gestellt bei  Ruhnken,  Dissert.  de  vita  et  scriptis  Longini,  in  dessen  Opuscula 
(abgedruckt  in  Weiskes  Ausgabe  von  [Ps.-jLongin  de  sublim.),  sowie  in  den  Aus- 
gaben der  Schrift  De  sublim,  von  L.  Yaucher  (Genf  1854)  und  Jahn-Vahleu 
Thier  S.  88  ff.  der  4.  Aufl.  [Leipz.  1910]  Testimonia  de  Longino).  Das  Material 
"►ifür  den  Christen  Origenes  s.  in  den  theologischen  Handbüchern  (Harnack, 
Oesch.  d.  altchristl.  Liter,  [s.  dort  d.  Register  zu  Teil  I  und  II  Bd.  2],  Krüger, 
Gesch.  d.  altchristl.  Lit.  §  61,  Bardenhewer,  Gesch.  d.  altkirchl.  Lit.  §  48  [II' 
S.  68  ff.],  Jordan,  Gesch.  d.  altchristl.  Lit.  fs.  dort  d.  Register]).  Weitere 
Schüler  des  Ammonios  Sakkas  s.  bei  Zeller  a.  a.  O.  S.  513  Anm.  1. 

Erhaltenes.  Ausgaben:  P'ragmente  nur  von  Lonfjinos  erhalten,  ge- 
sammelt von  Vaucher  a.  a.  0.;  vgl.  auch  Walz.  Rhetores  Graeci  (s.  d.  Index 
auctorum  s.  v.  Longinus).  Spengel-Hammer,  Rhetores  Graeci  (I  2  S.  179  ff. 
[213  ff.];  dazu  Praefatio  S.  XII.  XIII),  sowie  die  Testimonia  bei  Jahn-Vahlen 
a.  a.  0.  und  Diehls  Ind.  auct.  zu  seiner  Ausg.  von  Proklos  z.  Tim.  s.  v.  Lon- 
ginus. Daß  auch  in  den  Abschnitten  über  den  Stil  des  Antiphon,  Lvsias  und 
Demosthenes  bei  Photios  Bibl.  cod.  259,  262  und  265  fder  S.  492  a  29.  35 
zitierte)  Longin  verwertet  wurde,  ist  ein  Forschungsergebnis  Br.  Keils  (s.  das 
unten  S.  218*  erwähnte  Referat).  Die  erhaltene  Schrift  Ileoi  iipov;  ist  nicht 
von  Longin  verfaßt  (s.  unten  S.  218''),  die  angebliche  Metaphysik  des  Herennios 
eine  Fälschung  aus  der  Zeit  der  Renaissance  (Ausgaben  von  Simon  Simonides 
[Samo.4c  um  1604]  und  A.  Mai,  Class.  auct.  IX  S.  513  ff.).  Die  Ausgaben  der 
Schriften  des  Christen  f)rif/enes  s.  in  den  theologischen  Handbüchern. 

Am  moiiios  SaJ^Icas,  der  ungefähr  von  175—242  nach  Chr.  lebte,  ist  von  seinen 
Eltern  im  Christentum  erzogen  worden,  später  aber  zum  hellenischen  Glauben 
zurückgekehrt.  Porphyr,  bei  Euseb.  Hist.  eccl.  6,  19.  7  berichtet:  'y4fttiü>vio;  fxkv 
■■äo  Xoinxiaro;  er  XoioriuvoTg  uvaToa(/:sig  toT;  yorevoiv,  oxe  xov  ^  ooreir  y.ai  rfjg 
ff i'/.oaoff iu;  ijifazo,  evdvc  .Toöc  rip-  xazä  vöiiov:  zTo/.iTEiar  uezeßa/.szo.  Der  Beiname 
Zay.y.ä;  (der  Sackträger)  weist  auf  die  Beschäftigung  hin,  durch  welche  Ammo- 
nios ursprünglich  sich  seinen  Lebensunterhalt  erwarb  oder  erworben  haben  sollte. 
Spätere  geben  ihm  den  Beinamen  deoöiday.rog  (vgl.  Hierokles  bei  Phot.  Bibl.  cod. 
214  S.  172  a  4  Bekk.,  cod.  251  S.  461a  32).  Die  nicht  unwahrscheinliche  An- 
gabe, er  habe  die  platonische  und  aristotelische  Lehre  dem  Wesen  nach  für 
identisch  erklärt,  stammt  von  Hierokles  her  (bei  Phot.  Bibl.  cod.  214  S.  172  a 
3  ff.;    cod.  251  S.  461a  24  ff.  Bekk.).  der  der  alexandrinischen  Schule   der  Keu- 


Amnionios  8akkas,  Origeucs,  Herennios.  019 

platoniker  angehört  (vgl.  §  84);  vielleicht  übertrug  er  aber  doch  mir  sein  eigenes 
Ausgleichungsstreben  aut  Amnionios.  Über  die  Lehre  des  Amnionios  von  der 
Unkörperlichkeit  der  Seele  und  ihrem  Verhältnis  zum  Körper  macht  Xeniesios 
ile  nat.  hom.  2  S.  70;  3  S.  129  IMatth.  einige  Mitteilungen,  bei  denen  aber  auch 
zweifelhaft  bleiben  muß,  ob  nicht  Fremdes  auf  Ammonios  übertragen  worden  sei. 
Ob  die  Lehre,  die  in  dem  System  des  Plotin  voii  fundamentaler  Bedeutung  ist, 
daß  das  Eine  schlechthin  Gute  jenseits  der  Ideenwelt  und  des  göttlichen  Ver- 
standes sei,  schon  von  Ammonios  aufgestellt  wurde,  ist  ungewiß ;  sie  war  nach 
Procl.  Theol.  Plat.  2,  4  S.  90  dem  Mitschüler  des  Plotin,  Origenes,  fremd.  Wie 
Longin  zu  ihr  stand,  wissen  wir  nicht  genau,  da  die  Streitfrage  zwischen  ihm 
und  Plotin,  ob  die  Ideen  außerhalb  des  7'ovg  subsistieren,  mit  jenem  Problem 
nicht  notwendig  zusammenhängt. 

Daß  Origenes  der  heidtiisvhe  Neuplatoniker  und  Orif/enes  der 
t'Urist  zu  unterscheiden  sind,  ist  nicht  zu  bezweifeln:  denn  Porphyrios  (bei 
Euseb.  Hist.  eccl.  6,  19,  7j  kennt  offenbar  die  Schriften  des  christlichen  Kirchen- 
vaters, dessen  trotz  hellenischer  Bildung  eingehaltene  christliche  Richtung  er 
beklagt  (a.  a.  ().  bei  Euseb.:  'Qgcyevijg  Ök  "EX/.t^r  h' "ElXr^oi  Jiai8svdsl?  koyoig  :joog 
t6  ßäoßaoov  fSojy.EÜ.E  zokfitjfia,  eo  ötj  cpegcor  ainöj'  re  xai  xrjv  ev  roTg  Xöyoig  e'iiv 
iXff.-z/]levoe  .  .  .  tu  'E).).)')vcor  roTg  dßrsiotg  vjioßa?.X6fiEvog  jxvdoig),  und  sagt  doch 
von  dem  Platoniker  Origenes,  er  habe  nur  über  folgende  zwei  Themata  ge- 
schrieben: .Tfg«  8ai/x6rcor  und  ö'tt  f.(6vog  JioitjzTjg  6  ßaaüevg  (Porphyr.  Vita  Plotini 
:]  S.  5,  21  ff.  Müll.).  Auch  läßt  sich  mit  dem  ungünstigen  Urteil  des  Porphyrios 
an  der  angeführten  Eusebiosstelle  der  Beifall  schwerlich  vereinigen,  den  Origenes 
nachPorph.  Vit.  Plot.  14  (S.  14,  21  ff.  M.)  und  20  (S.  19,  5  ff.  M.)  bei  Plotinos  und 
Longinos  fand.  Nach  der  letzteren  Stelle  rechnete  Longinos  den  Origenes  durch- 
aus zu  den  schulmäßigen  Piatonikern,  was  auf  den  Christen,  auch  wenn  dieser 
Amnionios  Sakkas  gehört  hatte,  keineswegs  zutraf.  Origenes  (der  Heide)  war 
nach  Hierokles  bei  Phot.  cod.  214  S.  173  a  21,  cod.  251  S.  461a  38  f.  neben 
Plotinos  der  bedeutendste  Schüler  des  Ammonios.  Auch  die  sogleich  unter 
Herennios  zu  berührende  Verabredung  zeugt  dafür,  daß  er  zum  intimsten  Kreise 
des  Lehrers  gehörte.  Seine  Schrift  "Ort  fiovog  .-TOi?;r»)?  6  ßaadevg  handelte  von 
der  Identität  des  Weltbildners  mit  dem  höchsten  Gotte  und  richtete  sich  gegen 
die  von  Numenios  getroffene  Unterscheidung  des  ßaaiXsvg  von  dem  Demiurgen 
(s,  oben  S.  585).  Zu  dieser  Polemik  stimmt  es,  daß  ihm  der  Gedanke  an  eine 
möglichst  weitgehende  Verlängerung  der  Stufenreihe  höchster  Wesenheiten  nach 
oben  ferne  lag  und  er  kein  über  dem  Nus  und  über  allem  Seienden  stehendes 
Eine  ansetzte  (Procl.  Theol.  Plat.  2,  4  S.  90).  Daß  sich  Origenes  mit  Erklärung 
des  platonischen  Timaios  (zum  wenigsten  seiner  Einleitung)  befaßte,  geht  aus 
zahlreichen  Erwähnungen  bei  Proklos  z.  Tim.  hervor.  Doch  scheint  nach  Porph. 
Vit.  Plot.  3  S.  5,  21  M.  ein  veröffentlichter  Kommentar  nicht  vorhanden  gewesen 
zu  sein. 

Der  Christ  Origenes  (geb.  185/6,  gest.  254/5  nach  Chr.)  könnte,  falls  die 
Angabe  des  Porphyrios  bei  Eus.  Hist.  eccl.  6,  19,  5  f.  über  sein  Verhältnis  zu 
Amnionios  Sakkas  richtig  ist,  dessen  Schule  um  210  besucht  haben. 

Herennios  traf  nach  Porph.  Vit.  Plot.  3  S.  5,  15  ff.  M.  mit  Origenes  und 
Plotin  eine  Verabredung,  die  Lehren  des  Ammonios  nicht  zu  veröffentlichen, 
brach  aber  dieses  Übereinkommen,  worauf  sich  dann  Origenes  und  schließlich 
auch  Plotin  nicht  mehr  daran  gebunden  fühlten.  Einer  viel  späteren  Zeit,  erst 
der  Renaissance,  gehört  eine  unter  dem  Namen  des  Herennios  erhaltene  Schrift 
'Egi'jytjatg  rig  rä  /isra  rä  ^vaoca  an,  die  eine  Zusammenstellung  von  Stücken  aus 
Alexander  von  Aphrodisias,  Philon,  Damaskios,   dem  Byzantiner  Georgios  Pachy- 


ßO()  §  80.    Plotinos,  Amelios  und  Porphyrios. 

meres  u.  a.  ist.  Zu  Anfang  dieser  Schrift  ist  der  Ausdruck  „^Ictaphysik"'  auf 
das  jenseits  der  Natur  Liegende  gedeutet:  heiu  tu  (fvoixu  /Jyovrai  üjtFQ  ffvoEOig 
vnEQrJQiat  /iul  rriEQ  alziav  xul  }Myov  elaiv. 

Longinos  (etwa  213— 273  n.  Chr.),  der  bekannte  Philologe  und  Rhetor,  ver- 
trat im  Gegensatz  gegen  Plotin  xind  dessen  Anhänger  die  Lehre,  daß  die  Ideei> 
getrennt  vom  vorg  existieren:  noch  Porphyrios,  der  eine  Zeitlang  Longins  Schüler 
war,  suchte  in  einer  gegen  Plolin  gerichteten  Schrift  zu  beweisen,  ozi  l'^w  zov 
lov  v(feait]x£  zä  vorjzd,  ließ  sich  dann  von  Amelios,  einem  Schüler  des  Plotin, 
eines  andern  belehren,  ward  aber  darüber  von  Longin  angegriffen  (Porphyr,  Vit. 
Plot.  18  S.  16,  39;  20  S.  20,  14  ff.  Müller,  Procl.  in  Tim.  I  S.  322,  24'Diehl). 
Höchst  wahrscheinlich  hat  Longinos  so  wenig  wie  Origenes  den  vovq  von  dem 
Urwesen  unterschieden.  Er  verhielt  sich  überhaupt,  wie  er  selbst  in  dem  von 
Porphyrios  Vit.  Plot.  19  mitgeteilten  Schreiben  sagt,  bei  aller  Anerkennung  der 
Persönlichkeit  und  der  philosophischen  Bedeutung  des  Plotinos  gegen  die  meisten 
seiner  Sätze  ablehnend  (S.  18,  ü  f.  M.),  was  dann  wieder  zur  Folge  hatte,  daß 
Plotin  ihn  überhaupt  nicht  als  Philosophen  anerkannte  (Porph.  Vit.  Plot.  14 
S.  14.  20  M. :  ifiXÖAoyog  ^ih'  n  Aoyyivoc^  qi/.6oo(fo;  dk  ovSauäig).  Porphyrios 
schätzte  ihn  als  den  größten  Kritiker  seiner  Zeit  sehr  hoch  (Vit.  Plot.  20  Anf.). 
Als  Schriftsteller  ist  Longin  mit  zahlreichen  Arbeiten  zur  Philosophie,  Rhetorik 
und  Literarästhetik  hervorgetreten.  Erhalten  haben  sieh  davon  nur  verhältnis- 
mäßig wenige  Bruchstücke.  Für  seine  metaphysische  Auffassung  war  wohl  neben 
der  Schrift  Tlsgl  uq/jov  (Porph.  Vit.  Plot.  14  g.  E.)  namentlich  sein  Timaios- 
kommentar  von  Bedeutung,  aus  dem  Proklos  z.  Tim.  manches  mitteilt.  —  Daß 
die  Abhandlung  vom  Erhabenen  {:i£oi  vyiovg),  eine  Schrift  voll  feiner  und 
treffender  Bemerkungen,  durch  welche  die  Ästhetik  wahrhaft  bereichert  worden 
ist.  nicht  von  Longin  herrührt,  ist  jetzt  sicher. 

§  80.  Plotinos,  Amelios  und  Porphyrio.^.  Plotinos 
{'20'S — 2H9  n.  Chr.),  der  zuerst  die  neuplatonisehe  Lehre  in  an- 
nähernd systematischer  Form  entwickelt  oder  mindestens  zuerst 
in  dieser  Form  schriftlich  dargestellt  hat,  erhielt  seine  Bildung" 
zu  Alexandreia  unter  Ammonios  Sakkas  und  lehrte  später  (seit 
243  oder  244  nach  Chr.)  in  Rom.  Er  besaß  eine  umfassende 
Kenntnis  der  früheren  griechischen  Philosophen  und  war  selbst 
ein  Denker  von  bedeutender  spekulativer  Kraft  und  Tiefe. 
Seine  Schriften  hat  sein  Schüler  Porphyrios  stilistisch  über- 
arbeitet und  in  sechs  Enneaden  herausgegeben,  die  uns  noch 
vorliegen. 

Mit  Piaton  unterscheidet  Plotin  die  übersinnliche  und 
die  sinnliche  Welt  (voi^rd  und  aiad^)^Tci).  Ihm  eigentümlich 
ist  aber  die  Art  der  Zerlegung  des  Übersinnlichen  in 
mehrere  einander  über-  und  untergeordnete  Hyp  ostasen 
und  der  Herleitung  des  Sinnlichen  aus  dem  Übersinn- 
lichen. Der  Hypostasen  innerhalb  des  letzteren  sind  es  drei. 
Die  höchste  ist  über  alles  Sein,  Tun  und  Denken  erhaben.  Man 
kann    von    ihr    im    wesentlichen   nur    sagen,    was  sie   nicht    ist. 


§  80.    Plotinos,  Amelios  und  Porphyrios.  Cy2\ 

Von  positiven  ßostimmnngen  gilt  nur,  daß  sie  das  Eine  und 
das  Gute  ist.  Die  nächste  Ausstrahlung  des  Einen  ist  der 
Nus,  in  welchem  sich  schon  die  Zweiheit  des  Subjektes  und 
des  Objektes  der  Denktätigkeit,  des  Denkenden  und  des  Ge- 
dachten, vorfindet.  Sein  Erzeugnis  ist  die  Seele.  Sie  bildet 
als  unterste  Stufe  des  Übersinnlichen  zugleich  die  Brücke  zum 
Sinnlichen,  das  wieder  ihre  Schöpfung  ist.  Dieser  vermittelnden 
Stellung  entsprechend  wird  sie  in  eine  obere  und  eine  untere 
Seele  zerlegt,  von  denen  sich  die  erstere  zum  Nus,  die  letztere 
,—  als  ..Natur"  —  zum  Sinnlichen  hinwendet,  das  sie  hervor- 
gehen läßt,  in  das  sie  eintritt  und  für  das  sie  sorgt.  So  bildet 
trotz  des  Gegensatzes  zwischen  übersinnlichem  und  Sinnlichem 
doch  alles  Existierende  eine  einheitliche  Stufenleiter. 
Selbst  die  allem  Sinnlichen  als  Substrat  zugrunde  liegende 
Materie,  der  eigentliche  Gegenpol  des  Übersinnlichen,  ist  hier- 
von nicht  ausgeschlossen.  Das  Eine  und  die  Materie  sind  nur 
die  Endpunkte  einer  Linie,  in  deren  Verlaufe  das  Licht  des 
Einen  allmälilich  verblaßt  und  schließlich  in  die  Dunkelheit  der 
Materie  übergeht.  Das  Nichtseiende,  die  Materie,  ist  nicht  nur 
Gegensatz,  sondern  auch  Produkt  des  Seienden.  So  vereinigt 
Plotin  den  platonischen  Dualismus  mit  einem  Monis- 
mus, wie  ihn  die  Stoa,  freilich  in  wesentlich  anderer 
Form,  gelehrt  hatte. 

Die  Ideen  verlegt  Plotin  in  den  Nus,  in  welchem  sie  aber 
nicht  als  bloße  Gedanken,  sondern  als  Substanzen  und  Kräfte 
Bestand  haben.  Ihnen  fällt  die  Rolle  zu,  die  Wirkung  des  Nus 
auf  das  unter  ihm  Stehende  zu  vermitteln.  Das  Hervorgehen 
des  Seienden  aus  dem  überseienden  Einen  ist  keine 
„Emanation",  insofern  ein  solches  „Herausfließen"  eine 
Schwächung  und  Minderung  des  Einen  herbeiführen  müßte. 
Das  Eine  wird  vielmehr  durch  die  Erzeugung  des  unter  ihm 
Stehenden  ebensowenig  berührt,  wie  ein  Gegenstand  dadurch 
eine  Beeinträchtigung  erleidet,  daß  sein  Bild  in  einem  Spiegel 
entsteht.  Jene  Erzeugung  beruht  auch  nicht  auf  einem 
\A'illensakte,  sie  ist  vielmehr  ledighch  eine  natürliche  Wirkung, 
die  sich  aus  dem  Wesen  des  Einen  und  Guten  ohne  weiteres 
und  mit  Notwendigkeit  ergibt. 

Neben  der  Metaphysik  hat  in  Biotins  System  die  Ethik 
das  Hauptgewicht.  Ihr  Prinzip  ist  die  Befreiung  von  der  Un- 
reinheit, mit  welcher  die  Seele  infolge  ihres  Eingehens  in  die 
Sinnlichkeit  behaftet  ist.  Ethisches  Ziel  ist  die  Ver ähn- 
lich uns-    mit    Gott.       Noch    darüber    hinaus    aber    liegt    ein 


(JO-)  55  80.     I'lotinos,  Amolios  und  l'orphyrios. 

uuiiiittelbaies  Anseliauen  des  ürvvesens  und  EinsAverdon  mit 
ihm  in  der  Ekstase.  Diese  ist  ein  Zustand  der  OeoqIu,  zu 
welchem  aber  das  praktische  Verhalten  der  Reinigung  und 
Tugendübung  eine  Vorbereitung  bildet. 

Unter  Plotins  Schülern  waren  Amelios  und  Porphyrios  die 
bedeutendsten.  Amelios  zerlegte  den  Nus  in  drei  Hypostasen 
und  vermehrte  damit  die  Stufenfolge  übersinnlicher  Wesenheiten. 
Aach  Porphyrios  bildete  die  plotinische  Lehre  fort,  insonder- 
heit nach  der  Seite  des  Ethischen  und  Religiösen.  Seine  Haupt- 
bedeutung liegt  aber  in  der  P'ürsorge  für  den  literarischen 
Nachlaß  seines  Lehrers  und  in  der  umfassenden  gelehrten 
Tätigkeit,  die  er  auch  sonst  entwickelte.  Mit  ihm  beginnt  die 
Reihe  der  neuplatonischen  Kommentatoren  platonischer  und 
aristotelischer  Schriften,  Aus  seinen  erhaltenen  Werken  verdient 
die  Eisagoge,  ein  viele  Jahrhunderte  hindurch  benutztes 
logisches  Elementarbuch,  hervorgehoben  zu  werden.  Eine 
Leistung  anerkennensw^erter  Kritik  und  (jelehrsamkeit  war  seine 
Streitschrift  gegen  die  Christen. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehre: 

Plotin:  Hauptquelle  die  von  Porphyrios  verfaßte  Vita  (abgedruckt  in  den 
Plotinausgaben,  s.  unten  iind  bei  Porphyrios).  Von  geringer  Bedeutung  Eunapios 
is.  oben  S.  23  und  unten  §  82j  und  Siiidas.  Das  weitere  Material  bei  Zeller 
III  2*  S.  520  ff. 

Amelios:  Porphyrios'  Leben  des  Plotin.  Suidas.  Das  weitere  Material 
bei  Zeller  III  2^  S.  688'ff. 

Porphyrios:  Hauptquellen  über  ihn  sein  Leben  des  Plotin  und  der  Artikel 
des  Suidas  (hier  Schriftenverzeichnis).  Von  geringem  Wert  Eunapios.  Einiges 
i)ei  Elias  in  Porph.  Isag.  S.  39,  4  ff.  Busse.  Eine  syrische  Lebensbesehreibung 
ist  besprochen  von  O.  Baumstark,  s.  Literaturverz.  S.  220*  Z.  6  von  unten.  Das 
gesamte  Material  bei  J.  Bidez,  Vie  de  Porphyre,  Gand.  Leipz.  1913  (hier  S.  45*  ff. 
Extraits  d'Eunape,  de  Suidas  et  d'auteurs  arabes  sur  la  vie  et  les  oeuvres  de  P., 
S.  63*  ff.  Liste  des  ecrits  de  P.). 

Weitere  Schüler  des  Plotinos  Zeller  III  2-*  S.  688  Anm.  1,  Schüler 
des  Porphyrios  Zeller  ebenda  S.  735  f. 

Ausgaben  und  Übersetzungen: 

Plotins  Werke  erschienen  zuerst  in  der  lateinischen  Übersetzung  des 
Marsilius  Ficinus,  Florentiae  1492,  auch  Salig-niaci  1540,  Basileae  1559;  dann 
griechisch  und  lateinisch:  Basileae  1580,  wiederholt  Bas.  1615;  hrsg.  mit  Ficins 
Übersetzung  von  Dan.  Wyttenbach,  G.  H.  Moser  und  Fr.  Creuzer,  Oxonii  1835; 
von  Creuzer  und  Moser,  Paris  1855.  PI.  opera  ex  recens.  Ad.  Kirchhoffii,  vol. 
I.  II,  Lips.  1856.  PI.  Enneades  rec.  H.  F.  xMüUer;  antecedunt  Porphyrius,  Euna- 
pius.  Suidas,  Eudocia  de  vita  Plotini,  vol.  I.  II,  Berol.  18-8.  1880.  PI.  Enneades 
praemisso  Porphyrii  de  vita  Plotini  deque  ordine  librorum  eins  libello,  ed.  Eic. 
Volkmaun,  vol.  I.  II,  Lips.  1883.  1884.  Die  Abhandl.  Plotins  über  die  Tugenden 
und  gegen  die  Gnostiker  wurden  von  A.  Kirchhoff,  Berl.  1847,  herausgegeben, 
das  Buch  gegen  die  Gnostiker  von  G.  A.  Heigl,  Regensb.  1832.  Enn.  I  6  hat 
Creuzer  gesondert  ediert:  Plotini  lib.  de  pulchritudine,  Heidelbergae  1814.  Das 
achte  Buch  der  dritten  Enneade  (von  der  Natur,  von  der  Betrachtung  und  von 
dem  Einen)  ist  von  Creuzer  übersetzt  und  erläutert  in:  Daub  und  Creuzer, 
Studien,    Bd.  I,   Heidelberg  1805.    S.  23—103,    die   erste  Enneade   von  J.  G.  V. 


§  80.     Plotinos,  Ameliob  und  Porphyrios.  ß23 

Eiigclhardt,  Erlangen  1820,  das  Buch  .ttgl  dtiOQia?  (Eiin.  Jll  8)  krit.  uniersucht, 
übersetzt  und  erläutert  von  ?Ierm.  Friedr,  Müller,  Jsordhaiisen  und  Berlin  1875 
(l'r.  von  Ilfeld),  die  Abh.  IIöOev  lä  y.uxn  (Enn.  I  8)  kritisch  ediert  und  übersetzt 
von  E.  Schröder,  in:  Pl.s  Abh.  Ilödev  tu  y.ay.ä,  Rost.  11) IG,  Diss.,  S.  81— n 7. 
JlFoi  siii((ouertjg  {Enn.  III  1),  ed.  Orelli.  mit  Alexander  v.  Aphrod.,  s.  oben  S.  öd. 
Die  Enneaden  des  Plotin  übersetzt  v.  Herni.  Friedr.  Müller;  vorangeht  die  Lebens- 
beschreibung des  Plotin  von  Porphyrius,  2  15de.,  Kerlin  1878.  1880.  Plotin, 
Enneaden,  in  Auswahl  übers,  u.  eingel.  von  Otto  Kiefer,  2  Bde.,  JeJia  1905.  Ins 
Englische  hat  Th.  Taylor  mehreres  übertragen,  Lond.  1787.  1794.  1817,  neu  hrsg. 
V.  Ct.  R.  St.  Mead.  London  1895.  PI.  on  the  Beautiful,  transl.  by  Th.  Davidson, 
Bibl.  Piaton.  I  4  (1890),  S.  309—321.  Mehrere  weitere  Übersetzungen.,  einzelner 
Abhandlungen  in  The  Piatonist  I  ff.  (St.  Louis  1881  ff.).  Eine  franz.  Übers,  des 
(Tanzen  mit  Kommentar  hat  Bouillet  geliefert,  Paris  1857—60. 

Porphyrii  Vita  Plotiui  erschien  zuerst  in  den  Baseler  Ausgaben  des 
Plotin  von  1580  und  1615,  dann  in  Fabric.  Bibl.  gr.  IV  2,  1711,  S.  91—147,  und 
in  der  Oxforder  Ausgabe  des  Plotin  1835  (jedoch  nicht  in  der  Pariser  Ausgabe 
desselben),  in  Kirchhof fs  Ausgabe,  Lpz.  1856,  in  H.  F.  Müllers  Ausgabe,  Berl.  1878, 
ferner  in  Cobets  Ausg.  des  Diogenes  Laertios,  Pa.ris  1850  (vgl.  oben  S.  17), 
Append...S.  102—118,  hrsg.  von  Ant.  Westermann.  Übers,  von  H.  F.  Müller  in 
dessen  Übersetz,  der  Enneaden  des  Plot.,  Berl.  1878.  —  Porph.  philos.  lib. 
de  vita  Pythagorae,  eiusdem  sententiae  ad  intelligibilia  ducentes, 
de  antro  nymi^harum,  Luc.  Holstenius  Latine  vertit,  Romae  1630.  —  Vita 
Pythagorae,  ed.  Kießling,  bei  lambl.  de  vit.  Pythagorica,  Lips.  1815 — 16;  ed. 
\Vestermann,  im  Anhange  von  Diog.  L.  ed.  Cobet,  Paris  1850  (Append.  S.  87 
bis  lOlj.  —  'A(foouai  .too?  tu  rotjrd,  hrsg.  von  L.  Holstenius  mit  der  vita 
Pythag.  (s.  o.),  und  in  der  Pariser  Ausgabe  des  Plotin,  Paris  1855.  Praefatus 
recensuit  testimoniisque  instruxit  B.  Mommert,  Lipsiae  1907  (Bibl.  Teubn.).  — 
Ejjist.  de  diis  daemonibus  ad  Anebonem  bei  larabl.  de  myst.,  Venet.  1497, 
und  in  den  Ausgaben  derselben  Schrift  von  Gale,  Oxonii  1678,  und  Parthey, 
Berlin  1857  (s.  §  81^.  —  De  quinque  vocibus  sive  in  Categor.  Aristotelis 
introductio,  Paris  1543,  und  vor  den  meisten  Ausgaben  des  Organon,  auch  im 

4.  Bde.  der  von  der  Berliner  Akad.  veranstalteten  Ausgabe  des  Aristoteles,  Schol. 
ed.  Brandis,  Berl.  1836.  S.  1 — 6;  diese  Eisagoge  und  ein  in  Dialogform  abgefaßter 
Kommentar  zu  Aristoteles'  Kategorien  in  der  zur  Akad.  Samml.  d. 
griech.  Aristoteleskommentare  (IV  1)  gehörigen  Ausgabe  von  Ad.  Busse,  s.  oben 

5.  365.  Über  die  griechischen  Erklärer  der  Eisagoge  des  Porphyrios  s.  die  Prae- 
fatio  bei  Busse,  S.  XXXIV  bis  L,  auch  denselben,  Die  neuplaton.  Ausleger  der 
Isagoge  des  P.,  Berl.  1892,  Pr.  Griechische  Kommentare  in  den  Comment.  in 
Aristot.  Graeca  (s.  oben  S.  365  f.;  IV  3  Ammonius,  XVIII  1  Elias,  XVIII  2  Da- 
vid). Syrische  Kommentare  zur  Eioaymyi]  des  P.  bei  Baumstark,  s.  unten  S.  220* 
Zeile  4  von  unten.  —  De  abstinentia  ab  usu  animalium  libri  quatuor 
(zuerst  1.548  gedruckt),  ed.  Jac.  de  Rhoer,  Trai.  ad  Rh.  1767.  —  De  antro 
nyrapharum,  ed.  R.  M.  van  Goens.  Trai.  ad  Rh.  1765.  —  Epist.  ad  Mar- 
cellam,  ed.  Angelus  Mains,  Mediolani  1816.  1831;  ed.  J.  C.  Orellius,  in:  Opusc. 
Graec.  sententiosa,  tom.  I,  Lips.  1819.  —  De  philosophia  es  oraculis  hau- 
rienda  librorum  reliquiae,  ed.  Gust.  Wolff,  Berol.  1856.  —  De  abstinentia 
et  de  antro  nympharum.  ed.  Rud.  Hercher  (mit  Aelian  De  nat.  animalium 
usw.),  Paris  1858.  P.  von  der  Enthaltsamkeit,  aus  dem  Griech.  mit  Anm.  von 
E.  Baltzer,  Xordh.  1869.  —  Porjih.  philos.  Platonici  opuscula  selecta  (Kleinere 
Fragmente  der  9  «Äoo.  loiooiu.  vita  Pythag.,  de  antro  nymph..  de 
abstinentia,  ad  Marcellam)  iterum  rec.  Aug.  Xauck,  Lips.  1886.  —  IIsol 
uya/.i(äT(or  und  De  regressu  animae:  die  Fragmente  bei  Bidez  S.  1*  ff  27*  ff. 
—  Porph.  Quaest.  Homericarum  rell.  coli.  Herrn.  Schrader,  2  Bde.,  Lpz.  1880. 
1890.  —  Eloaytoy  i]  slg  ri^v  arr  orn/.  eofiar  ix  i]v  tov  Ilro/.e  uai'ov ,  ed.  Hieron. 
Wolf,  Basil.  1559.  Dazu  Ch.  Em.  Ruelle,  Texte  astrologique  attribue  a  Demophile 
et  rendu  a  Porphyre,  Rev.  d.  etud.  grecqu.  24  (1911),  333  ff.  Zitate  in  astro- 
logischen Traktaten:  s.  die  Indices  z.  Catalog.  cod.  astrol.  Graec.  (oben  S.  17).  — 
Eig  zä  ' A  ouovixct  Jlioke /nuiov  v.-rö  uvt] /na ,  ed.  Wallis.  Oper.  math.  III,  Oxon. 
1699.  —  Fragmente  seiner  Chronik  bei  Müller,  Fragm.  hist.  Gr.  III  S.  689  bis 
727.  —  K.  Kalbfleisch,  Die  neuplatonische,  fälschlich  dem  Galen  zugeschriebene 
Schrift  TTobg  Favgov  rrsgi  tov  :rojg  s/ntpvxovzai  r a  Efißgva,  aus  der 
Pariser  Handschrift  zum  ersten  Male  herausgegeben.  Anhang  zu  den  Abh.  der 
Berl.  Akad.  phil.-hist.  Klasse  1895  (gehört,  wie  der  Herausgeber  sehr  wahrschein- 


^y24  §  ^'-     Plotinos,  Anielio?  und  Porphyrios. 

lieh  macht,  dem  i'orphyriost.  —  Die  bei  Macarius  Maornes  (um  390)  erhalteuen 
Fragmente  einer  christengegnerischen  vSchrift  führt  Ad.  Harnack, 
Kritik  des  Neuen  Testamentes  von  einem  Philosophen  des  3.  Jahrh.  (Texte  und 
Unters,  z.  Gesch.  d.  ahchristl.  Lit.  Bd.  37.  Heft  4),  Leipz.  1911,  auf  ein  Exzerpt 
-aus  der  f^chrift  de?  P.  gegen  die  Christen  zurück  (bleibt  fraglich);  Text  u.  Über- 
setzung der  Fragmente  bei  Harnack  S.  20  ff.  —  Porph.  ., Gegen  die  Christen-- 
15  Bücher  Zeugnisse,  Fragmente  und  Referate,  hrsg.  v.  Ad.  v.  Harnack.  Abh.  d. 
Berl.  Akad.  Jahrg.  1916,  philos.-hist.  Kl.,  Berl.  191G. 

Für  die  nicht  gesondert  herausgegebenen  Fragmente  von 
Werken  des  Porphvrios  sehe  man  die  Fundstellen  bei  Bidez  a.  a.  O. 
S.  65*  ff. 

Plotfnos.  Seine  Vaterstadt  wav  Lvkon  (Eunap.  Vit.  soph.  S.  6  Boiss.i 
-jder  Lykopolis  (Porphyr.  Isag.  S.  1,  1  Busse,  Suid.  iD.oir.)  in  Ägypten;  er  selbst 
wollte  sie  nie  nennen,  ebensowenig  seine  Eltern  tind  die  Zeit  seiner  Geburt;  denn 
das  alles  erachtete  er  für  ein  Irdisches  und  schien  sich  zu  schämen,  daß  er  im 
Leibe  sei,  wie  sein  Schüler  Porphyrios  (Vit.  Plot.  1  Anf.)  erzählt.  Seine  Geburt 
ist  nach  der  Angabe  seines  Schülers  Eustochios,  der  zufolge  er  am  Ende  des 
zweiten  Regierungsjahres  des  Kaisers  Claudius  IL  (269  bei  Zugrundelegung  des 
Amts-[Kalender-],Jahres,  270  bei  Berechnung  nach  der  Herrschaftsdauer)  im 
•66.  Lebensjahre  starb  (Porph.  Vit.  Plot.  2  S.  4,  19  f.  Müll.),  203  oder  204  nach 
Chr.  anzusetzen  (Porphyrios  a.  a.  O.  S.  4,  26  errechnet  das  dreizehnte  Regie- 
rungsjahr des  Septimius  Severus  =  205/6).  Zu  203  stimmt,  daß  Plotin  bei  der 
Eröffnung  von  Gordians  III.  Feldzug  gegen  die  Perser  (etwa  Frühling  242;  im 
39.  Lebensjahre  stand  (Porph.  Vit.  Plot.  3  S.  5,  9  ff.  M.).  Auch  die  Aveitereu 
chronologischen  Angaben  bei  Porph.  Vit.  Plot.  3  und  4  widersprechen  nicht.  In 
meinem  28.  Lebensjahre  wandte  sich  Plotin  der  Philosophie  zu  und  hörte  bei  den 
damals  in  Alexandreia  berühmten  Männern,  aber  keiner  vemiochte  ihn  zu  be- 
friedigen, bis  er  endlich  zu  Ammonios  kam  und  in  ihm  den  Lehrer  fand,  den  er 
gesucht  hatte.  Bei  diesem  blieb  er  bis  zum  Jahre  242;  dann  schloß  er  sich 
dem  Zuge  des  Kaisei-s  Gordianus  gegen  die  Perser  an,  um  die  persische  Philo- 
sophie kennen  zu  lernen,  verfehlte  aber  diesen  Zweck  bei  dem  unglückliehen 
Ausgange  der  Expedition  und  mußte  durch  die  Flucht  nach  Antiocheia  sein 
Leben  retten. 

Vierzigjährig  (243  oder  244  nach  Chr.)  kam  Plotin  nach  Rom  (Porph.  Vit. 
Plot.  3  S.  5,  15  M.).  Es  gelang  ihm.  dort  Schüler  zu  finden  und  später  auch 
den  Kaiser  Gallienus  sowie  dessen  Gemahlin  Salonina  für  seine  Lehre  zu  ge- 
winnen, so  daß  er  sogar  den  Gedanken  zu  fassen  Avagte,  mit  Genehmigung  und 
Unterstützung  des  Kaisers  in  Campanien  eine  Philosophenstadt  zu  gründen,  die 
Platonopolis  heißen,  und  deren  Einwohner  nach  den  Gesetzen  Piatons  leben 
soUten.  Er  selbst  wollte  mit  seinen  Schülern  dort  Mohnen.  Gallienus  war  nicht 
abgeneigt,  dem  Philosophen  die  Bitte  zu  gewähren,  wurde  aber  von  Leuten  seiner 
L'mgebung  umgestimmt,  so  daß  der  Plan  nicht  zur  Ausführung  gelangte  (Porph. 
Vit.  Plot.  12).i)  In  Rom  blieb  Plotin  wahrscheinlich  bis  zum  ersten  Jahre  der 
Regierung  des  M.  Aurelius  Claudius  (268  n.  Chr.;  Porph.  Vit.  Plot.  3  S.  5, 
"29  ff.  M.)  und  begab  sich  dann  nach  Campanien,  wo  er  auf  dem  Gute  seines 
verstorbenen  Schülers  Zethos  bei  ]\Iinturnae  269  n.  Chr.  starb  (Porph.  Vit. 
Plot.  2). 


^)  Nach  Porphyrios  handelte  es  sich  um  Wiedererweckung  einer  Stadt,  die 
einst  in  Campanien  existiert  haben,  dann  aber  zerstört  sein  sollte,  also  vielleicht 
Pompeii  oder  Herculaneum  (so  Gereke,  Rhein.  Mus.  41  [1886],  268j. 


Plotiiios.  {y2~) 

Daß  Plotin  die  Lehren  der  sämtlichen  philosophischen  Schulen  der  Griechen 
durch  Lektüre  der  Hauptwerke  genau  kannte,  geht  aus  seinen  Schriften  hervor. 
Daß  er  sich  insbesondere  auch  mit  der  aristotelischen  Metaphysik  befaßte,  bezeugt 
I'orph.  Vit.  Plot.  14.  der  ihm  weiter  nachrühmt,  daß  ihm  in  Geumetrie,  Arith- 
metik, Mechanik,  Optik  und  Musikwissenschaft  kein  Lehrsatz  unbekannt  gewesen 
«ei,  wenn  er  auch  diese  Gebiete  nicht  selbst  bearbeitete.  Von  großem  Einfluß 
waren  auf  ihn  die  Schriften  des  Xumenios.  Porphyrios  erkennt  in  diesem  einen 
Vorgänger  des  Ammonios  und  des  Plotin,  weist  aber  in  Übereinstimmung  mit 
Amelios  und  Longinos  den  Vorwurf  zurück,  den  einige  gegen  Plotin  erhoben 
hatten,  als  reproduziere  er  nur  die  Lehren  des  Numenios;  Plotin  habe  vielmehr 
weit  genauer,  gründlicher  und  klarer  als  irgend  einer  seiner  ^'orgänger  die  pytha- 
goreischen und  platonischen  Prinzipien  entwickelt  (Vit.  Plot.  17  f.,  20  f.).  In  den 
wissenschaftlichen  Sitzungen,  die  er  mit  seinen  Schülern  abhielt,  ließ  Plotin  die 
Schriften  der  Platoniker  und  Xeupythagoreer  Severus,  Kronios,  Numenios,  Gaios, 
Attikos,  aber  auch  die  der  Peripatetiker  Aspasios,  Alexander  (von  Aphrodisia-sj  und 
Adrastos  lesen  und  knüpfte  daran  seine  eigenen  Betrachtungen  an  (Porph.  Vit. 
Plot.  14j.  Die  Beziehungen  Plotins  zu  verschiedenen  philosophischen  Richtungen 
der  vorangehenden  Zeit  haben  Neuere  zu  der  Annahme  veranlaßt,  er  habe  sich 
dem  Eklektiker  Potamon  angeschlossen.  Aber  Potamon  stand  zeitlich  Plotin 
sehr  fern  (vgl.  oben  S.  589),  und  auch  eine  literarische  Einwirkung  dieses  Mannes 
ist  hi[  den  geringen  Spuren,  die  er  in  der  Geschichte  der  Philosophie  hinterlasseii 
hat.  äußerst  unwahrscheinlich.  Das  System  Plotins  erklärt  sich  zur  Genüge  aus 
der  gesamten  Entwicklung,  die  die  griechische  Philosophie  und  besonders  der 
Piatonismus  bis  auf  seine  Zeit  genommen  hatten. 

Plotin  begann  in  seinem  .50.  Lebensjahre  (253  n.  Chr.,  dem  ersten  Regie- 
rungsjahre des  Gallienus  [Porph.  Vit.  Plot.  4  S.  6,  8  f.  M.j)  seine  Lehre  schrift- 
lich darzu^stellen.  Das  Manuskript  wurde  in  Plotins  Auftrage  (Porph.  Vit.  Plot. 
24  Anf.)  nach  seinem  Tode  von  seinem  Schüler  Porphyrios  revidiert  und  ver- 
öffentlicht; doch  waren  schon  vorher  einzelne  Abschriften  in  die  Hände  der  ver- 
trauteren Schüler  gelangt.  Es  gab  im  Altertum  auch  eine  durch  Eustochios 
besorgte  Ausgabe,  über  welche  die  Notiz  (als  Scholion  zu  Plot.  Enn.  4,  4,  29 
Schl.i  auf  uns  gekommen  ist,  daß  sie  die  zusammengehörigen  p.sychologLschen 
Untersuchungen,  die  sich  Enneade  4  Buch  3  —  5  finden,  anders  einteilte,  indem 
sie  das  dritte  Buch  derselben  an  einer  früheren  Stelle  als  die  porphyri.sche 
Rezension  beginnen  ließ.  Die  noch  vorhandenen  Handschriften  ruhen  sämtlich 
auf  der  durch  Porphyrios  besorgten  Ausgabe. 

Die  Darstellung  des  Plotin  entbehrt  der  künstlerischen  Form  der  plato- 
nischen Dialoge,  und  noch  viel  mehr  ihrer  dialektischen  Kraft;  doch  hat  sie  An- 
sprechendes durch  die  ernste  Hingabe  des  Schriftstellers  an  den  Gedanken,  die 
Weihe  des  Vortrags  und  die  Tiefe  philosophischer  Spekulation.  Porphyrios  Vit. 
Plot.  14  schreibt  der  plotinischen  Diktion  Gedrängtheit  und  Gedankenreichtum 
zu   (oviTOUo;    ••gyove    [seil.    lJ/.o}uro;\    y.ai   rro/.rrov^  ßQ'J^'/y-^   '^^  ''■"■'^   fot'jitaoi  rr/.eord^ojr 

jj  /J^Eoi)  uiid  findet  in  vielen  Partien  mehr  die  Sprache  der  religiösen  Begeisterung 
(r«  .To/./.ä  hOovaioiv  y.a'i  ey.:ia&ö)g  rfou^ojv)  als  den  lehrhaften  Ton.  Longinos  be- 
kennt trotz  der  Bekämpfung  der  meisten  Lehren  seines  Mitschülers  doch  seine 
Hochschätzung  der  plotinischen  Denk-  und  Redeweise:  rov  de  n'.Tor  ttj;  yoa(fiji 
y.ai  Tojr  hi-otojy  rarboö;  xi]v  Jtvy.rörr/Ta  y.ai  zö  (fi).6oo(fov  Tijg  rwr  ^r/TtjudiOir  dta- 
■OeaeMg  v:isotia).f.6vio)g  äya/ttat  y.ai  (fi'/.ö},  y.ai  ttrrä  röir  iÄloyiiicoTÜT cor  äyfiv  xa  rovrov 
tiiß'/.ia  (fairjv  uv  deh'  toi-;  ^rjrtjriyoi::  (Porph.   Vit.   Plot.  19  a.  El. 

Die  Themata  der  .54  Abhandlungen  des  Plotin,  welche  Porphyrios  in 
sechs    Enneaden    zusammengestellt    hat,    indem  er,    wie  er  selbst  (Vit.  Plot.   24» 

Ueberwcd,  (irundriü  I.  40 


^J«.>6  §  80.    Plotinos,  Amelios  und  Porphyrios. 

tixgt.  nach  der  Weise  des  Aristotelikers  Andronikos  von  Ehodos  das  Verwandte 
vereinigte  und  mit  dem  Leichteren  den  Anfang  machte,  sind  im  cinzehieii 
iolgende: 

Erste  Enneade:  1.  AVas  das  C'po»'  überhaupt  und  was  der  Mensch  sei 
uler  Zeitfolge  nach  die  53.  Abhandlung).  2.  Über  die  Tugenden  (der  Zeitfolge 
nach  die  19.).  3.  Über  die  Dialektik  oder  über  die  dreifache  Erhebung  zum 
Intelligibeln  (20).  4.  Über  die  Glückseligkeit  (46).  5.  Ob  die  Glückseligkeit^ 
durch  die  Zeitdauer  einen  Zuwachs  erlange  (36).  6.  Über  das  Schöne  (1 ).  7.  Über 
das  erste  Gut  und  die  anderen  Güter  (54).  8.  Welche  Objekte  die  Übel  seien, 
und  worin  der  Ursprung  des  Übels  liege  (51).  9.  Über  den  berechtigten  Selbst- 
mord —  .legi  svXöyov  e^aycoyfjg;  zu  Sache  und  Ausdruck  b.  oben  S.  453  —  (16). 
Porphyrios  bezeichnet  (Vit.  Plot.  24  S.  24,  15  M.)  die  Themata  der  ersten 
Enneade  im  allgemeinen  als  die  ethischen  (zu  //üiyetoTega  oder  rag  i)dty.o}TEoag 
vriodioEig).  Die  Stelle  aber,  welche  er  ihnen  gibt,  unterliegt  Bedenken;  denn 
Plotin  gründet  die  ethische  Lehre  von  der  subjektiven  Erhebung  zum  Guten 
durchaus  auf  die  zuvor  entwickelte  Lehre  vom  Guten  selbst  und  von  dem  Seien- 
den und  der  Seele  (vgl.  insbesondere  Ennead.  1,  3,  1  Anf.).  Das  Verfahren  des- 
Porphyrios  erklärt  sich  daraus,  daß  er  die  ethische  Erziehung,  die  den  Menschen 
dem  höchsten  Objekt  der  Betrachtung  angleicht,  als  die  Voraussetzung  der 
Wahrheitserkeiintnis  ansieht  (Procl.  in  Tim.  1  S.  202,  5  ff.  D.),  eine  Anschauung^ 
die  auch  weiterhin  bei  Neuplatonikern  zur  Voranstellung  der  Ethik  geführt  hat 
(vgl.  Byzant.  Zeitschr.  19  [1910],  323). 

Zweite  Enneade  (Porph.  V.  PI.  24,  S.  24,  16  M.:  twr  (fvoiy.uyr  ovvayoyyi]), 
1.  Über  die  Welt  oder  über  den  Himmel  (40).  2.  Über  die  Kreisbewegung  des 
Himmels  (14).  3.  Ob  die  Gestirne  Einwirkungen  üben  (52).  4.  Über  die  zwei- 
fache Materie  (12).  5.  Über  Potentialität  und  Aktualität  (25).  6.  Über  Wesen 
und  Qualität  (17).  7.  Über  die  Möglichkeit  totaler  Mischung  —  ntol  t)];  bC 
o/.ojv  ygüoecog;  vgl.  Stoic  vet.  fragm.  II  Xo.  463  ff.  —  (37).  8.  Aus  welchem 
Grunde  das  Entferntere  beim  Sehen  kleiner  erscheine  als  es  ist,  das  Nahe  aber 
in  seiner  wirklichen  Größe  (35).  9.  Gegen  die  (christlichen)  Gnostiker.  welche 
die  Welt  und  ihren  Demiurgen  für  böse  ausgeben  (33). 

Dritte   Enneade   (Porph.  V.  PI.  24  S.  24,  29  M.:   fV<    rä   jisqI   y.öofxov)^ 

1.  Über  das  Schicksal  (3).  2.  und  3.  Über  die  Vorsehung  (47_  und  48).  4.  Über 
den  mit  unserer  Überwachung  beauftragten  Dämon  (15),  5.  Über  den  Eros  (50), 
6.  Über  die  Leidenslosigkeit  des  Un körperlichen  (26).  7.  Über  Ewigkeit  und 
Zeit  (45).  8.  Über  die  Xatur  und  die  Betrachtung  und  das  Eine  (30).  9.  Ver- 
schiedene Betrachtungen  über  das  Verhältnis  des  göttlichen  vovg  zu  den  Ideen, 
über  die  Seele  und  über  das  Eine  (13). 

Vierte  Enneade  (Porph.  V.  PI.  25  S.  25,  18  M.:  rä  nsgl  ift'xtjs).  1.  Über 
das  Wesen  der  Seele,  oder:  Wie  die  Seele  zwischen  der  unteilbaren  und  der  teil- 
baren Substanz  die  Mitte  hält  (4).  2.  Über  das  Wesen  der  Seele  (21).  3.-5.  Über 
verschiedene  psychologische  Probleme  (27 — 29).  6.  Über  die  sinnliche  Wahr- 
nehmung und  Erinnerung  (41).  7.  Über  die  Unsterblichkeit  der  Seele  (2).  8.  Über 
das  Herabsteigen  der  Seele  in  die  Leiber  (6).  9.  Über  die  Frage,  ob  alle  Seelen 
eine  seien  (8). 

Fünfte  Enneade  (Porph.  V.  PI.  25  S.  25,  19  M.:  tä  jteqI  vov).  1.  Über  die 
drei    ursprünglichen    Hypostasen:    das   Urwesen,    den   rovg   und   die  Seele   (10). 

2.  Über  die  Entstehung  und  Ordnung  dessen,   was  dem  Urwesen  nachsteht  (11). 

3.  Über  die  Erkenntnis  bietenden  Hypostasen  und  das  Jenseitige  (49).  4.  Über 
das  Problem,  wie  von  dem  Ersten  aus  das  nach  dem  Ersten  Kommende  entsteht, 
und  über  das  Eine  (7).     5.  Daß  die  vor/TÜ   nicht   außerhalb   des   rovg   existieren. 


Plotinos.  627 

und  über  das  Gute  (i2).  6.  Daß  das,  was  das  cfein  überragt,  nicht  ein  denkendes 
Wesen  sei,  und  was  das  ursprünglich  denkende  und  was  das  in  abgeleiteter 
Weise  denkende  Wesen  sei  (24).     7.  Ob  es  auch  Ideen  der  f^inzelobjekte  gebe  (18). 

8.  Über  die  intelligible  Schönheit  (31).  9.  Über  den  rove  und  die  Ideen  und  das 
Seiende  (5). 

Sechste  Enneade  (über  das  Seiende  und  über  das  Gute  oder  das  Eine). 
1.— 3.  Über  die  Gattungen  des  Seienden  (die  Kategorien)  (42 — 44).  4.  u.  5.  Daß 
das  Seiende,  indem  es  ein  und  dasselbe  ist,  zugleich  überall  ganz  ist  (22  u.  23). 
{').  Über  die  Zahlen  (34).  7.  Über  die  Frage,  wie  die  Vielheit  der  Ideen  entstand, 
und  über  das  Gute  (38).     8.  Über  die  Freiheit   und  den  Willeii   des  Einen  (39). 

9.  Über  das  Gute  oder  das  Eine  (9). 

Die  chronologische  Ordnung  dieser  54  Abhandlungen  ist  (nach  Porph. 
Vit.  Plot.  4— (3)  folgende:  Von  253—262  n.  Chr.  sind  entstanden:  I,  (i  IV,  7. 
III,  1.  IV,  1.  V,  9.  IV,  8.  V,  4.  IV,  9.  VI,  9.  V,  1.  V,  2.  II,  4.  III,  9.  II,  2. 
III.  4.  I,  9.  II,  6.  V,  7.  I,  2.  I,  3.  IV,  2.  Von  262-267:  VI.  4  und  5.  V,  6. 
II,  5.  III,  6.  IV,  3-5.  III,  8.  V,  8.  V,  5.  II,  9.  VI,  6.  II,  8.  I,  5.  II,  7.  VI,  7. 
VI.  8.  II,  1.  IV,  6.  VI,  1-3.  III,  7.  Von  267-268:*  I,  4.  III,  2  u.  3.  V,  3.  III,  5. 
Von  268-269:  I,  8.  II,  3.  I,  1.  I,  7. 

Schon  im  mittleren  Piatonismus  und  verwandten  Eichtungen  begegnete  uns 
das  Streben  nach  Steigerung  der  göttlichen  Transzendenz.  Plutarch  verwahrte 
die  Gottheit  vor  jeder  Berührung  mit  dem  Vergänglichen ;  Albinos  setzte  den 
ersten  Gott  über  den  Weltnus  und  unterschied  von  dem  i:TovQäriog  deö?  den 
vnFQovQÜriog,  cig  ovx  dosrijv  e/ji,  uiieircov  6'  fort  Tavzrjg;  Xumenios  sonderte  den 
ersten  Gott  von  dem  Demiurgen  als  der  zweiten  und  der  Welt  als  der  dritten 
Gottheit  und  Philou  von  Alexandreia  erhob  Gott  über  seine  im  Logos  gipfelnden 
weltbildenden  Kräfte  (s.  o.  S.  548.  554.  585.  601  ff.).  Plotin  geht  in  dieser  Richtung 
weiter.  Er  bezeichnet  mit  Piaton  das  höchste  Wesen  als  das  Eine  und  an  sich 
Gute,  aber  es  ist  ihm  nicht  wie  den  Früheren  das  Seiende  (ro  oV),  sondern  ein 
Überseiendes,  wobei  er  an  die  Stellung  der  Idee  des  Guten  bei  Piaton  anknüpfen 
kann  (Politeia  509b:  ovy.  ovoi'ug  ovzog  xov  uyu&ov,  d/J.'  eii  ETiixsiva  xfjg  ovaiag 
jiQeoßeia  y.ai  öwcluel  v.-regeyot'Tog).  Auch  schreibt  er  diesem  Höchsten  nicht  mit 
seinen  Vorgängern  eine  Denktätigkeit  zu,  sondern  nennt  es  ein  auch  über  die 
Vernünftigkeit  erhabenes  Wesen  {sjiey.eiva  voiqascog).  Zu  seiner  Bestimmung 
können  nur  Negationen  dienen  (Enn,  6,  8,  11  a.  E.:  h  d^aigioei  Tiavxa  xtx  nsQi 
xovtov  /.eyöi^iera,  vgl.  5,  3,  14),  man  kann  nur  behaupten,  daß  jedes  positive  Prä- 
dikat von  ihm  nicht  ausgesagt  werden  dürfe.  In  diesem  letzten  Punkte  war 
schon  Albinos  mit  der  Annahme  einer  Gotleserkenntnis  huxü  (Ufat'otcir  voran- 
gegangen (Albin.  Didask.  10  S.  165,  15  H.;  oben  S.  554). 

Plotin  läßt  es  sich  besonders  angelegen  sein,  den  Beweis  für  seine  Funda- 
mentaldoktrin zu  führen,  daß  das  Eine  über  den  rovg  erhaben  sei. 
In  der  Abhandlung  Uegl  (piaecog  nai  ßeoiQiag  xal  xov  erög.  die  Porphyrios  der 
dritten  Enneade  als  achtes  Buch  eingereiht  hat,  die  aber  in  didaktischem  Betracht 
an  der  Spitze  des  Ganzen  stehen  dürfte,  geht  Plotin  von  dem  Satze  aus,  alles  — 
nicht  nur  das  Vernunftbegabte,  sondern  auch  das  Veruunftlose,  die  Tiere,  die 
Pflanzen  und  die  Erde  —  strebe  nach  dem  Schauen  (der  ßecogia)  und  sehe  darin 
sein  Ziel.  Er  führt  zunächst  präludierend  diese  Behauptung  unter  der  Form  des 
Scherzes  ein,  rechtfertigt  sie  dann  aber  durch  eine  ernst  eingehende  Argumen- 
tation. Die  Natur  gestaltet  als  unbewußter  oder  gleichsam  schlafender  loyog  die 
Materie,  um  des  Gestalteten  als  eines  herrlichen  Schauspiels  sich  zu  erfreuen; 
die  Seele  des  AUs  und  die  Seelen  der  Menschen  finden  in  der  Betrachtung  ihr 
höchstes    Ziel;    das    Handeln    ist   nur    eine    .Schwäche  der  Betrachtung  (doßiveia 


528  §  ^-     Plotinos,  Amelios  und  Porphyrios. 

i^eougia;)  oder  eine  Folge  derselben  [:7aoay.oXovi}t]/na),  jenes,  wenn  es  ohne  voraus- 
gegangene Betrachtung  geschieht,  dieses,  wenn  ihm  eine  selbständige  Betrachtung 
vorausgegangen  ist;  weshalb  ja  auch,  sagt  Plotin,  von  den  Knaben  die  minder 
begabten,  die  zur  reinen  Geistestätigkeit  zu  stumpf  sind,  dem  Handwerk  sich  zu- 
wenden (Enn.  3,  8,  4). 

Die  Betrachtung  kann  sich  in  aufsteigender  Ordnung  auf  die  Natur,  auf 
ilie  Seele,  auf  den  rorg  wenden,  so  daß  sie  immer  mehr  mit  dem  Objekte  der 
Betrachtung  sich  einigt;  immer  aber  bleibt  doch  in  ihr  die  Doppelheit  des  Er- 
kenntnissubjektes und  des  Erkenntnisobjektes,  und  dies  muß  nicht  nur  von  dem 
menschlichen  rovg,  sondern  von  einem  jeden,  auch  dem  höchsten  göttlichen  vovg. 
gelten  {jiavii  r(ö  avri!:evy.zai  zo  vorjzöv).  Auch  er  muß  aus  dem  voovv  und  dem 
voovj.ievov  bestehen  (Enn.  5,  1,  4).  Aber  die  Zweiheit  setzt  die  Einheit  voraus, 
und  wir  müssen  diese  suchen  (Enn.  3,  8,  9  S.  272,  26  f.  M. :  y.ai  ovzog  rovg  y.ai 
forjTor  äua,  ö'mzs  bvo  äf-ia,  st  de  ovo,  Sei  z6  jzqo  zojv  ovo  laßsTv).  Die  Einheit 
kann  nicht  der  rovg  selbst  sein,  weil  er  notwendig  mit  jener  Zweiheit  behaftet 
ist:  denn  wollten  wir  das  ro>ir6v  von  ihm  abtrennen,  so  wäre  er  nicht  mehr  roü^. 
Also  liegt  das,  was  vor  der  Zweiheit  ist,  jenseits  des  rovg  (Enn.  3,  8,  9  S.  272, 
30  f.:  zo  ::zgözeoov  x<ö%'  ovo  rovzcov  Ejrsxeiva  dei  rov  elvai).  fcjO  wenig  wie  rovg 
kann  das  Eme  vorjzöv  sein;  denn  das  votjzor  ist  auch  seinerseits  mit  dem  rov^ 
untrennbar  verknüijft.  Wenn  es  also  weder  rovg  noch  vorjzöv  ist,  so  muß  es 
dasjenige  sein,  woraus  sowohl  der  rovg  als  auch  das  vo}]z6r  herstammen.  Doch 
ist  es  darum  nicht  ein  Unvernünftiges,  sondern  ein  Übervernünftiges,  die  Ver- 
nunft Überragendes  (Enn.  3,8,9  S.  273,  10  f.  M.:  v.-zegßsßrjpedg  zyr  rov  cpvair).  Es 
verhält  sich  zum  rovg,  wie  das  Licht  zum  Auge  (Enn.  6,  7,  16  g.  E.).  Es  ist 
einfacher  als  der  rovg,  da  das  Erzeugende  jedesmal  einfacher  als  das  Erzeugte  ist 
(Enn.  3,  8,  9  S.  273,  32  f.  M.).  Wie  die  Einheit  der  Pflanze,  die  Einheit  des  Tieres, 
die  Einheit  der  Seele  das  Höchste  in  diesen  AVesen  ist,  so  ist  die  Einheit  an 
sich  das  schlechthin  Erste.  Sie  ist  das  Prinzip,  die  Quelle  und  das  Ver- 
mögen, woraus  das  wahrhaft  Seiende  stammt  (Enn.  3,  8,  10.  —  Plotin  hypostasiert 
das  Resultat  der  höchsten  Abstraktion  zu  einem  gesondert  existierenden  Wesen, 
hält  es  für  das  Prinzip  dessen,  woraus  es  abstrahiert  ist,  und  identifiziert  es  mit 
der  Gottheit).  Wie  der,  welcher  auf  den  Himmel  geschaut  und  den  Glanz  der 
Gestirne  erblickt  hat,  den  Bildner  des  Himmels  denkt  und  sucht,  so  muß  der, 
welcher  die  intelligible  Welt  {rov  vorjtov  y.öofiov)  erschaut  und  erkannt  und  be- 
wundert hat,  ihren  Bildner  suchen  und  fragen,  wer  es  doch  sei,  der  diese  herr- 
lichere Welt,    die  roijzöv   und  vovg   ist,    ins    Dasein    gerufen    habe   (Enn.  3,  8,  11 

5.  276,  18  ff.  M.;. 

Der  Unterschied  der  plotinischen  Grundlehre  von  der  platonischen  Ansicht 
zeigt  sich  recht  deutlich  auch  in  den  beiderseitigen  Vergleichen:  Pia  ton  ver- 
gleicht die  Idee  des  Guten  als  das  Höchste  innerhalb  der  Ideenwelt  mit 
der  Sonne  als  dem  Höchsten  innerhalb  der  sinnlichen  Welt  (s.  oben  S.  287); 
Plotin  vergleicht  sie  als  Schöpferin  der  Ideenwelt  mit  dem  Schöpfer  der 
sinnlichen  AV^elt.  Mit  einer  anderen  Wendung  des  Bildes  vergleicht  Plotin  das 
Eine  mit  dem  Licht,  den  vovg  mit  der  Sonne,  die  Seele  mit  dem  Monde  (Enn.  5, 

6,  4).  Plotin  selbst  jedoch  glaubt  nicht  nur  mit  Piaton,  sondern  auch  mit  den 
ältesten  Philosophen  in  Übereinstimmung  zu  sein.  Er  meint  (Enn.  .5,  1,  8),  der 
rovg  sei  dem  Piaton  der  Demiurg,  also  die  Ursache  {al'ziov),  Piaton  statuiere  aber 
auch  noch  wieder  einen  Vater  dieser  Ursache,  und  dieser  Vater  sei  das  Gute 
(Tayadör),  welches  jenseits  der  Vernunft  und  des  Seins  liege  (zö  eyiexsiva  rov  xal 
s.-tsy.eira  ovoiag;  vgl.  Plat.  Politeia  509  b).  Das  Seiende  imd  den  vovg  nenne 
Piaton  die  Idee;    diese   lasse  er  also  aus  dem  äyaOör  herstammen.      Plotin    über- 


Plotinos.  629 

sieht  dabei  vorm-hnilich.  daß  Piaton  jenes  Gute,  rayaOöv,  auch  rrjv  tov  nynßov 
tdfur  nennt,  wie  denn  auch  Plotin  selbst  diesen  letzteren  Ausdruck  vermeidet, 
ja  geradezu  sagt,  das  Prinzip  der  Idee  sei  selbst  nicht  ideell,  sondern  über  die 
Idealität  erhaben  (Enn.  5,  5,  6;  6,  7,  32  8.  403,  27  f.  M.:  uq/Jj  Se  tö  artiöeor,  ov 
t6  uoQq'tjg  Seönei-or,  d?.X'  aqp  ov  näoa  fiOQffi]  voeqo);  unter  der  ovaia,  Über  welche 
nach  Piaton  das  ayadüv  erhaben  ist,  versteht  Plotin  nicht  die  Idee  des  Seins, 
sondern  die  Gesamtheit  aller  Ideen. 

Noch  vor  Piaton,  meint  ferner  Plotin,  sei  Parmenides  seiner  Ansicht  nahe 
gekommen,  insofern  er  das  Seiende  und  den  vov?  identifiziert  und  von  dem  Sinn- 
lichen gesondert  habe;  Avenn  er  aber  freilich  in  dieser  Einheit  von  Sein  und 
Denken  selbst  die  höchste  Einheit  finde,  so  verfahre  er  ungenau  und  verfalle  der 
Kritik,  welche  in  dieser  vermeintlichen  Einheit  doch  wieder  eine  Vielheit  erkennen 
müsse.  Aber  der  Parmenides  in  dem  platonischen  Dialoge  unterscheide  genauer 
(Enn.  5.  1,  8).  Auch  Anaxagoras.  der  den  vov?  als  das  Erste  und  Einfachste 
^etze,  habe  in  seiner  altertümlichen  Weise  das  Genaue  nicht  gegeben.  Heraklit 
habe  das  ewige  und  intelligible  Eine  von  dem  stets  nur  Werdenden  und 
fließenden  Körperlichen  geschieden.  Bei  Empedokles  sei  die  Liebe  das  Eine;  es 
stehe  als  Un körperliches  den  materiellen  Elementen  gegenüber.  Aristoteles  habe 
zwar  das  Erste  und  Intelligible  (von  dem  Sinnlichen)  gesondert,  indem  er  aber 
lehre,  daß  es  sich  selbst  denke,  mache  er  es  in  Wirklichkeit  wieder  nicht  zum 
Ersten  (in  welchem  die  mit  dem  Denken  gesetzte  Zweiheit  von  Subjekt  und 
<  )bjekt  nicht  vorhanden  sein  darf,  s.  oben  S.  628).  Am  meisten  Verwandtschaft 
mit  seinen  Anschauungen  findet  er  unter  den  Philosophen  vor  Piaton  bei  den 
Pythagoreern  und  Pherekydes  (Enn.  5,  1,  9).  Die  Pythagoreer  hatten  nach 
seiner  Meinung  erkannt,  daß  das  ev  als  erhaben  über  jeden  Gegensatz  nur 
negative  Bestimmungen  zuläßt,  und  daß  selbst  die  Einheit  ihm  nur  als  Negation 
der  Vielheit  zuerkannt  werden  kann,  weshalb  sie  es  symbolisch  W.To/./.cor  {u  priva- 
tivum  und  .to/./«)  nannten  (Enn.  5,  5,  6).  Im  Hinblick  auf  seine  vermeintliche 
Übereinstimmung  mit  Piaton  urteilt  Plotin,  seine  Lehre  sei  nicht  neu,  sondern 
schon  längst,  wenn  auch  nicht  in  breiterer  Ausführung,  vorgetragen  worden 
(Enn.  5,  1,  8  S.  150,  21  ff.  M.). 

Wie  aus  dem  Einen  das  Viele  hervorgegangen  sei,  ist  ein  Problem, 
an  dessen  Lösung  sieh  Plotin  nicht  ohne  ein  Gebet  zur  Gottheit  um  die  richtige 
Einsicht  wagt  (Enn.  5,  1,  6).  Er  weist  den  pantheistischen  Lösungsversuch  ab, 
wonach  das  Eine  zugleich  auch  Alles  sei:  das  IV  ist  nach  ihm  nicht  tu  Tiävxa, 
sondern  tiqo  rwv  Tidvxcov  (Enn.  3,  8,  9  a.  E.).  Auf  der  andern  Seite  huldigt  er 
doch  einem  dynamischen  Pantheismus,  wenn  er  alles  nur  für  einen  Abglanz  oder 
eine  Abschattung  des  Urwesens  erklärt,  das  auf  diese  Weise  —  mit  Naturnot- 
wendigkeit und  nicht  durch  einen  Willensakt  —  zuerst  die  ihm  zunächst  liegende 
Stufe  der  AVesenheiten,  durch  deren  Vermittlung  die  weitere  u.  s.  f.  erzeugt  und 
durch  seine  gegenwärtige  Kraft  alles  erhält  (Enn.  3,  2,  2  S.  172,  3  f.  M.;  5,  5,  9 
S.  189,  23  ff.;  1,  6,  7  u.  a.  St.).  Das  k'v  ist  keins  der  Dinge  und  doch  Alles, 
keins,  sofern  die  Dinge  später  sind.  Alles,  sofern  sie  aus  ihm  stammen  (Enn.  6,  7, 
32  S.  403,  31  f.).  Während  es  selbst  in  Ruhe  bleibt,  wird  aus  ihm  das  Erzeugte 
nach  der  Weise  der  Ausstrahlung  {negÜM^npig),  gleichwie  aus  der  Sonne  der  sie 
umgebende  Glanz  ausströmt  (Enn.  5,  1,  6  S.  147,  21  ff.  M.).  Auch  wird  nach 
dem  Vorgange  Piatons  (s.  oben  S.  320)  die  Güte,  die,  wenn  sie  auch  nicht  das 
Wesen  des  Einen  ausdrückt,  doch  in  ihm  liegen  muß,  als  Grund  des  Hervor- 
bringens des  Vielen  angeführt.  Aber  es  bleiben  bei  dieser  Annahme  noch  manche 
Schwierigkeiten    zurück,    die   Plotin  sich   nicht  verhehlt.      War  die  Vielheit,  die 


(J3(j  §  8('.     Plotinos.  Aiiielios  und  Porphyrios. 

das  Eine  aus  sich  entlassen  hat,  ursprünglich  in  ihm  selbst  enthalten  oder  nicht? 
Im  crsteren  Falle  war  es  nicht  einheitlich  im  strengen  Sinne;  im  zweiten  fragt 
sich,  wie  das  Eine  das  geben  konnte,  was  es  selbst  nicht  besaß  (Enn.  5,  3,  15 
Anf.).  Diese  Schwierigkeit  findet  ihre  Lösung  in  der  überragenden  Kraft  des 
Einen,  welches  als  das  Vorzüglichere  das  Geringere,  ohne  dieses  als  solches  in 
sich  zu  haben,  aus  der  Überfülle  seiner  Vollkommenheit  hervorgehen  läßt  (Enn. 
Ö,  2,  1  S.  154,  18  ff.  M. :  Sr  yäg  tbIeiov  ....  oJov  v.-rsoEggvrj,  y.al  ro  r.Tfo.TP.>)o£? 
avzov  :TSJion]y.sv  ä/./.o).  Näher  ist  die  Möglichkeit  des  Werdens  aller  Dinge  aus 
dem  Einen  darin  begründet,  daß  dieses  überall,  obschon  zugleich  auch  an  keinem 
Orte  ist.  Wäre  es  nur  überall,  so  wäre  es  Alles,  also  nicht  Eines;  da  es  aber 
auch  nirgends  ist,  so  wird  zwar  Alles  durch  das  Eine,  sofern  dieses  überall  ist, 
aber  es  wird  als  ein  von  ihm  selbst  Verschiedenes,  sofern  das  Eine  eben  nirgends 
ist  (Enn.  3,  9,  3  Anf.).   . 

Das  unmittelbare  Erzeugnis  des  t'r  ist  der  voü;  (Enn.  5,  1,  6  und  7).  Er 
ist  ein  Abbild  (fiy-cör)  des  n\  Als  Erzeugnis  des  sv  wendet  das  Abbild  sich  ihm 
zu,  um  es  zu  erfassen,  imd  eben  durch  diese  Zuwendung  (i:noToorfij)  wird  es  fov?, 
denn  jedes  theoretische  Erfassen  ist  entweder  nihdijot;  oder  vovg,  aioßtjoic  aber 
nur  bei  dem  Sinnlichen,  also  bei  dem  Übersinnlichen  rov:.  Der  ror?  ist  im  Cnter- 
schiede  von  dem  ev  bereits  mit  dem  Anderssein,  der  ersoorrj?,  behaftet,  sofern  ihm 
die  Zweiheit  des  Erkennenden  und  des  Erkannten  wesentlich  ist;  denn  auch  dann 
noch,  wenn  beides  (in  der  Selbsterkenntnis)  sachlich  zusammenfällt,  bleibt  der 
begriffliche  Unterschied  bestehen.  Der  rov?  faßt  die  Ideenwelt  in  sich  (Enn.  3. 
9,  1 ;  5,  5,  1  f. ;  6,  2,  2),  den  ^öa/wg  rotjrog,  die  wahrhaftige  Welt,  während  die 
Sinnenwelt  nur  ein  trügerisches  Abbild  dieser  ist.  Auch  in  den  Ideen  ist  eine 
v/.)j,  aber  eine  übersinnliche  (Enn.  2,  4,  4  S.  105,  16  ff.  M.):  ei  dt-  ftogrf/j,  fgti  y.al 
x6  fioofpovusror.  nFrjl  o  rj  diacpood.  eoriv  äoa  y.al  r/.r]  »;  tIjv  fiogcpijv  Öfyoiiht]  y.al 
dsl  x6  vnoy.eifiei'ov  ezi  ei  y.öouoc  ro>]TÖg  iaiir  yy.fi,  /tifajfta  de  ovro;  syeirov,  ovro; 
ÖS  avvdexog  yul  si  v).r}g,  xdy.Ei  Öel  v?.7]v  elvai. 

Daß  die  Ideen  dem  vovg  immanent  sind  und  nicht  außerhalb 
desselben  existieren  (Enn.  5,  5  Titel:  oxi  ovy.  sgm  rov  vov  rä  voyjtd),  ist  der 
zweite  Kardinalpunkt  der  plotinischen  Doktrin.  Er  knüpft  an  die  Darstellung 
der  Weltschöpfung  im  platonischen  Timaios  an.  Nach  dieser  schaue  der  vovg 
auf  die  Ideen,  die  yr  rfö  n  foti  ^äior  seien;  darnach  könne  es  scheinen,  als  ob  die 
Ideen  dem  schaffenden  vovg  gegenüber  das  Prius  seien:  aber  dann,  meint  Plotin, 
würde  ja  der  roug  in  sich  nur  Vorstellungen  von  dem  wahrhaft  Seienden  und 
nicht  dieses  selbst,  also  nicht  die  Wahrheit  besitzen,  da  ja  dann  das  Wahre  ihm 
■jenseitig  bleibe;  Piatons  Ansicht  könne  also  nur  die  Identität  des  rorg  und  der 
die  Ideen  in  sich  fassenden  Intellektualwelt  (des  yoafwg  vorjrög  oder  des  o  eon 
Lcöov)  sein.  Das  voipöv  ist  von  dem  vovg  nicht  substantiell,  sondern  nur  begriff- 
lich verschieden;  dasselbe  Seiende  ist  votjtör,  sofern  ihm  das  Attribut  der  Ruhe 
und  Einheit  {ordoig,  yrözrjg,  7]ovyJa)  zukommt,  während  es  vovg  ist,  sofern  es  den 
Akt  des  Erkennens  übt  (Enn.  3,  9,  1).  Der  vovg,  der  göttliche  und  wahre  näm- 
lich, kann  nicht  irren;  hätte  er  aber  nicht  das  dhj&ivör  selbst  in  sich,  sondern 
niir  nöoü.a  desselben,  so  würde  er  irren  (rä  lysvdi]  F^ei  yal  ovÖkr  d/.}]deg);  er 
würde  unteilhaftig  der  Wahrheit  {änoigog  dh]d£iag)  und  noch  dazu  in  der  falschen 
Meinung  befangen  sein,  die  Wahrheit  zu  haben;  er  würde  dann  überhaupt  nicht 
vovg  sein,  und  der  Wahrheit  bliebe  überhaupt  keine  Stätte.  Also  man  darf  nicht 
(mit  Longin)  außerhalb  des  vovg  die  Ideen  (rä  vorjtd)  suchen  und  nicht  meinen, 
in  dem  vovg  seien  nur  Bilder  oder  Abdrücke  (tj^.to«)  des  Seienden,  sondern  man 
muß  dem  wahrhaften  vovg  die  Immanenz   der  Ideen  in  ihm    zugestehen    (Enn.  5, 


riotiiios.  e;Jl 

5,  1  und  2).*)  Übrigens  gibt  es  bei  Plotin  Ideen  von  allen  Einzelwesen,  da  nicht 
zwei  Dinge  gefunden  werden,  die  einander  vollkommen  gleichen  und  jedes  so 
sein  eigenes  Urbild  haben  muß  (vgl.  die  Lehre  der  Stoiker  oben  S.  445). 

Die  Seele  ist  das  Abbild  und  Erzeugnis  des  ror^,  gleichwie  der  ror,-  das 
des  Einen:  Enn.  5,  1,  7,  S.  149,  27  f.  M.:  yt'/Jp'  y^vvä  vovc,  und  zwar  als  sein 
ri'd(o/.oy,  das  notwendig  geringer  ist  als  er  selbst,  aber  doch  immer  noch  göttlich 
und  zeugungskräftig.  Die  Seele  ist  teils  dem  roT^  als  ihrem  Erzeuger  zugewandt, 
teils  dem  Materiellen  als  ihrem  Erzeugnis.  Hervorgehend  aus  dem  vovg  erstreckt 
eie  sich  gleichsam  bis  in  die  Körper  hinein,  gleichwie  der  Punkt  sich  zur  Linie 
ausdehnt';  in  ihr  ist  daher  (nach  der  Lehre  Piatons  im  Timaios,  s.  oben  S.  321. 
325)  sowohl  ein  ideelles,  unteilbares  Element  als  auch  ein  in  die  Körperwelt  ein- 
gegangenes und  teilbares.  Sie  stellt  die  Verraittelung  zwischen  der  intelligibeln 
Welt  und  der  Welt  der  Erscheinung  her.  Die  Seele  ist  eine  immaterielle  Sub- 
stanz, nicht  ein  Körper,  auch  nicht  die  Harmonie  und  nicht  die  untrennbare 
Entelechie  des  Leibes,  da  nicht  nur  der  voTg,  sondern  auch  die  Erinnerung  und 
selbst  die  Kraft  der  Wahrnehmung  ixnd  die  den  Leib  bildende  Kraft  von  dem 
Leibe  trennbar  ist  (Plotin  bei  Euseb.  Praep.  evang,  15,  10,  1  ff.).  Es  gibt  eine 
reale  Vielheit  der  Seelen ;  die  höchste  von  allen  ist  die  Weltseele.  Die  Vor- 
stellung, daß  die  übrigen  Seelen  Teile  der  Weltseele  seien,  weist  Plotin  zurück 
(Enn.  4,  3,  7;  4,  9,  1).  Die  Seele  durchdringt  den  Leib  wie  Feuer  die  Luft. 
Es  ist  richtiger,  zu  sagen,  der  Leib  sei  in  der  Seele,  als,  die  Seele  sei  im  Leibe, 
so  daß  es  auch  einen  Teil  der  Seele  gibt,  in  welchem  kein  Körper  ist,  indem 
derselbe  zu  seinen  Funktionen  der  Mitwirkung  des  Leibes  nicht  bedarf;  aber 
auch  die  sinnlichen  Kräfte  haben  nicht  ihren  Sitz  im  Körper,  weder  in  seinen 
einzelnen  Teilen,  noch  auch  in  dem  Körper  als  Ganzem,  sondern  sie  sind  ihm 
nur  so  gegenwärtig  {jruQ^Trui,  .tnoovai'a),  daß  die  Seele  einem  jeden  leiblichen 
Organe  zu  seiner  Funktion  die  entsprechende  Kraft  verleiht  (Enn.  4,  3,  22 
und  23).  In  dieser  Weise  ist  die  Seele  nicht  nur  einzelnen  Teilen  des  Leibes, 
sondern  dem  ganzen  Leibe  gegenwärtig,  und  zwar  überall  ganz,  ohne  sich  an  die 
einzelnen  Teile  des  Leibes  zu  verteilen;  sie  ist  ganz  im  Ganzen  und  ganz  in 
jedem  Teile. 

Die  Seele  ist  fiegtoxl]  fier,  oii  fv  n-äai  /if()£ac  zov  h'  <h  iarir,  aj.isQiar.og  de,  ozi 
o/.t]  El'  .-läoi  Hai  SV  ozcoovr  avrov  oh]  (Enn.  4,  2,  1).  An  sich  ist  die  Seele  un- 
teilbar und  nur  in  bezug  auf  die  Körper  geteilt,  da  diese  sie  nicht  ungeteilt 
aufnehmen  können  (ebenda).  Offenbar  will  Plotin  durch  diese  Bestimmung  dem 
Einwurf  des  Severus  gegen  die  platonische  Lehre  von  der  Mischung  der  Seelen- 
substanz entgehen.  Auch  in  diesem  Punkte  zeigt  sich  die  Mittelstellung  der  Seele 
zwischen  dem  vorjxog  y.öa/iog  iind  der  Erscheinungswelt  (vgl.  Enn.  4,  8,  8  S.  132, 
31  M.).      Der  vovc  ist  durchaus  ungeteilt,   die  y'vyj)  in  gewissem  Sinne  ungeteilt. 


*)  Den  gemeinsamen  Boden  für  den  Streit  zwischen  Longin  und  Plotin 
bildet  die  Identifizierung  des  platonischen  Demiurgen  mit  dem  Nus.  Gibt  man 
diese  zu.  so  hält  sich  jedenfalls  Longin,  der  „Philologe",  treuer  an  die  platonische 
Darstellung  als  Plotin.  Dieser  folgt  der  Auffassung  des  mittleren  Piatonismus 
(s.  oben  S.  554),  nur  hält  er  die  Ideen  nicht  für  bloße  Gedanken  Gottes  --  bezw. 
des  Xus  — ,  sondern  läßt  sie  in  ihm  als  reale  Substanzen  existieren.  Er  steht 
also  in  diesem  Punkte  dem  platonischen  Realismus  wieder  näher  und  berührt 
sich  zugleich  mit  der  philonischen  Lehre  von  den  Ideen  als  gottgeschaffenen 
Wesenheiten.  Übrigens  könnte  auch  schon  Albinos  an  Realität  der  im  göttlichen 
Geist  vorhandenen  Ideen  gedacht  haben,  wenn  er  diese  Didask.  9  S.  163,  28  H. 
für  avTOTshig  (vgl.  S.  164,  28  avioTsh'jg  =  anQoobrt'jg,  also  in  seiner  Existenz 
unabhängig  und  selbständig)  erklärt. 


{))\'2  §  ^0-     Plotinos.  Amelios  und  Porphyrios. 

in  anderem  Sinne  geteilt  (Enn.  4,  1,  1:  vorg  ixfv  ovv  äsl  uöiüxQnog  xul  ov  /.isoioiög. 
if'i'Xtj  ÖE  iy.ec  (insoweit  sie  dem  Bereiche  des  voijxog  xoo^wg  angehört)  udiäxonog 
xai  duegtOTog,  e}(ei  ds  f/votv  ueoi^eaOaf  x<d  yüo  6  iieoiouog  avTfjg  zo  d.-roarrjrai  xai 
ff  oiöfiazi  yereodai).  Diese  Doppelseitigkeit  im  Wesen  der  Seele  führt  dann 
wieder  geradezu  zur  Setzung  zweier  im  Verhältnis  der  Über-  und  Unterordnung 
stehenden  Seelen,  von  denen  die  niedere  cfvoig  genannt  wird  (Enn.  2,  3,  17;  3,  8, 
4 ;  4,  4,  13).  Ihrem  ^Vesen  nach  ist  die  Seele  im  voTg,  wie  der  vovg  im  ev, 
der  Körper  aber  ist  in  ihr  (Enn.  5,  5,  9  S.  190,  16  ff.  M.).  Von  dem  Einen  bis 
zur  Seele  erstreckt  sich  das  Göttliche  (Enn.  5,  1,  7  a.  E.).  Ihren  Inhalt  bilden 
die  Xöyoi,  welche  dem  Inhalte  des  vovg,  den  Ideen,  entsprechen,  und  durch 
welche  die  an  sich  qualitätslose  Materie  gemodelt  und  zu  den  Dingen  der  Er- 
scheinungswelt gestaltet  wird  (Enn.  4,  3,  10  S.  19,  2b  ff.  M. ;  5,  8,  1  S.  203,  28  f.; 
6,  2,  5  S.  267,  31  ff. ;  6,  2,  21  S.  283,  23).  Plotin  knüpft  hier  an  die  stoische 
Lehre  von  den  Keimformen  {/.öyoi  o.^Eguuriy.oi',  s.  oben  S.  445)  an. 

Aber  nicht  nur  die  Gestaltung  der  Materie  ist  das  Werk  der  Seele,  sondern 
die  Materie  selbst  ist  ihr  Erzeugnis.  Die  Seele  schafft  sich  das  Körperliche 
als  ihren  Ort.  Sie  ist  ein  Licht,  das  in  der  äußersten  Weite  seiner  Ausstrahlung 
schließlich  in  sein  Gegenteil,  die  Finsternis,  umschlägt  (Enn.  4,  3,  9  S.  18,  20  yi.), 
und  diese  ist  die  Materie.  Daß  die  Körper  ein  solches  Substrat  {vjioy.EiixEvor)  haben, 
welches,  selbst  unverändert,  der  Träger  aller  wechselnden  Formen  ist,  ist  (mit 
Piaton)  aus  dem  Übergang  der  materiellen  Stoffe  ineinander  zu  schließen,  wo- 
durch offenbar  wird,  daß  nicht  bestimmte  Stoffe,  wie  etwa  die  vier  Elemente  des 
Empedokles,  ein  Ursprüngliches  und  Unveränderliches  sind,  sondern  alle  Be- 
stimmtheit auf  einer  Verbindung  von  Form  {(loofft'j)  und  qualitätslosem  Stoffe 
tv/.)))  beruht  (Enn.  2,  4,  1  ff.;  2,  4,  6).  Auch  in  den  Ideen  ist  Materie  und  Form 
geeinigt;  wie  könnten  sonst  die  sinnlichen  Dinge  ihre  Abbilder  sein?  (Enn.  2,  4,4.) 
Die  Materie  im  allgemeinsten  Sinne  ist  die  Grundlage  oder  die  Tiefe  eines  jeden 
(Enn.  2,  4,  5  S.  106,  7:  z6  ßddog  fhüozov  »}  vhj).  Sie  ist  das  Dunkel,  wie  der 
/.oyog  das  Licht,  sie  ist  ein  ,«;)  oV.  Sie  ist  das  qualitativ  Unbestimmte  {äjzEioov), 
welches  durch  die  Form  bestimmt  wird;  als  der  Form  entbehrend  ist  sie  ein 
Böses  {nay.ö}-),  als  für  die  Form  empfänglich  ein  Mittleres  {ueoov  äyaOov  y.al  y.ay.ov). 
Sie  ist  zwar  nicht  mit  der  hEoözijg  überhaupt,  wohl  aber  mit  demjenigen  Teile 
der  EZEooTijg,  der  zu  den  /.öyoi  den  Gegensatz  bildet,  identisch.  Sie  ist  die  ab- 
solute Beraubung  {aziotjaig),  der  volle  Gegensatz  zu  dem  ev.  Wie  wir  dieses  im 
wesentlichen  nur  durch  Negation  bestimmen  können,  weil  wir  seine  Höhe  nicht 
erreichen,  so  die  Materie,  weil  wir  zu  ihrer  Tiefe  nicht  hinabgelangen.  So  besteht 
ein  scharfer  Dualismus,  der  sich  aber  durch  die  Anschauung,  daß  die  Finsternis 
nur  das  sich  allmählich  verlierende  Licht,'  das  Negative  nur  das  schwindende 
Positive  ist,  in  einen  Monismus  auflöst.  Die  i'/.t]  in  den  Ideen  ist  mit  der  i'/.t]  in 
den  sinnlichen  Dingen  nur  insofern  gleich,  als  beide  unter  die  allgemeine  Be- 
zeichnung der  dunklen  Tiefe  fallen;  im  übrigen  besteht  zwischen  beiderlei  ]Materie 
eine  ebenso  große  Verschiedenheit  wie  zwischen  der  ideellen  und  sinnlichen  Form 
(Enn.  2,  4,  5  S.  106,  12  ff.  M. :  öidffogöv  ye  fii^v  zo  oy.oxsivov  z6  ze  ev  zoTg  roijToXg 
rö  ze  EV  zoig  alodt^zoTg  vjrdg/ov,  SidcfOQÖg  ze  r;  fh],  oaov  yal  rö  sidog  zo  E.-ziyEi'fiEvoy 
diicfoTv  dcdqGoor). 

Wie  die  sinnlich  wahrnehmbare  Gestalt  {iioocf)))  nur  ein  Schattenbild  (el'dco/.ov) 
der  ideellen  ist,  .so  ist  auch  das  Substrat  der  sinnlichen  Dinge  nur  ein  Schatten- 
bild des  ideellen  Substrates;  dieses  letztere  hat  gleich  der  ideellen  Form  ein 
wahrhaftes  Sein  und  ist  mit  Recht  ovoia  zu  nennen,  während  die  Bezeichnung 
des  Substrates  der  sinnlichen  Dinge  als  einer  ovoca  unstatthaft  ist  (Enn.  2, 
Buch  4).    Sobald  übrigens  die  Materie  hervorgeht,  sind  sogleich  die  gestaltenden 


Plotinos.  ()3^^ 

Formen  in  ihr,  /.ciyoi  genannt,  die  als  wirkende  Kräfte  betrachtet  werden, 
aber  immer  nach  bestimmten  Zielen  in  vernünftiger  Weise  tätig  sind  (Enn. 
3,  2,  16  S.  188,  3:  r)  xoh-vv  ivtgyeia  aiTZ/f  [seil,  rij^  xarü  iSjV  C«j)i'  tvgnyelag^ 
rf^finr/).  Herrscht  so  die  Vernunft,  so  kann  die  Welt  nicht  unvollkommen 
sein;  betrachtet  man  sie  genauer,  so  wird  man  bald  finden,  daß  sie  vollendet 
ist,  sich  selbst  genügend,  keines  Dinges  bedürftig.  Von  diesem  Standijunkte 
aus  bat  Plotin  ein  eigenes  Buch  gegen  die  Weltverachtung  der  Gnostiker 
geschrieben  lEnn.  2,  Buch  9:  Ilgo?  zovg  yvcoanxovg,  oder:  Ugog  locg  xay.ov 
Tov  öt}uioi'Qydi'  Tov  xöafiov  xal  rov  xöofiov  xaxov  eivai  liyovTag).  Freilich  scheint 
trotz  alledem  doch  viel  Zweckwidriges  in  der  Welt  zu  sein,  und  so  gibt  Plotin 
eine  Theodizee,  die  ausführlichste,  die  wir  aus  dem  Altertum  besitzen,  nament- 
lich in  seiner  Abhandlung  ÜFgi  sigoroiag  (Enn.  3,  Buch  2  und  3).  Hierin  und  in 
der  ganzen  Lehre  von  dem  Logos  und  den  Logoi  schließt  er  sich  wesentlich  der 
.Stoa  an. 

Die  Kategorienlehre  des  Aristoteles  imd  auch  die  der  Stoiker  unterwirft 
Plotin  einer  ausführlichen  Kritik,  deren  Grundgedanke  ist,  daß  das  Ideelle  und 
das  Sinnliche  nicht  unter  die  gleichen  Kategorien  fallen  können.  Er  stellt  dann 
selbst  eine  neue  Kategorienlehre  auf.  Als  Grundformen  des  Ideellen  bezeichnet 
er  im  Anschluß  an  den  platonischen  Dialog  Sophistes  (S.  254  d  ff.,  oben  S.  309 1 
folgende  fünf:  öV,  azdotg,  xivijoi?,  ravroTijg  und  srsoöxtjg.  Für  die  sinnliche  Welt 
gelten  weder  diese  nämlichen  Kategorien  in  dem  gleichen  Sinne,  noch  auch  ganz 
verschiedenartige,  sondern  die  gleichnamigen  zwar,  die  aber  nur  in  einem  ana- 
logen Sinne  zu  verstehen  sind  {öel  .  .  .  zuvxä  ävaloyia  xai  6ij,covi\uia  Xafißursiy), 
Auf  diese  Analoga  der  ideellen  Kategorien  sucht  Plotin  die  aristotelischen  zu 
reduzieren  (Enn.  6,  Buch  1 — 3j. 

Nicht  in  der  bloßen  Symmetrie,  sondern  in  der  Herrschaft  des  Höheren 
über  das  Niedere,  der  Idee  über  den  Stoff,  der  Seele  über  den  Leib,  der  Ver- 
nunft und  des  Guten  über  die  Seele  liegt  das  Wesen  der  Schönheit,  der 
Plotin  das  6.  Buch  der  1.  Enneade  widmet.  Die  künstlerische  Darstellung  ahmt 
nicht  bloß  die  sinnlichen  Objekte  nach,  sondern  höchster  Gegenstand  ihrer  Nach- 
ahmung sind  die  Ideen  selbst,  deren  Abbilder  die  Objekte  sind.  Der  Künstler 
erhebt  sich  von  der  gemeinen  Wirklichkeit  zu  dem  Ideal,  zu  dem  '/.öyog,  durch 
welchen  und  nach  welchem  die  Natur  schafft.  Was  aber  zur  Vollendung  des 
sinnlichen  Gegenstandes  fehlt,  das  schöpft  er  aus  sich  selbst,  da  er  ja  auch  die 
/.öyoi  in  sich  hat.  So  heißt  es  Enn.  5,  8,  1  S.  203,  27  ff.  M. :  del  eiösrai  wc 
oi'x  «.tAws  t6  OQoj/isror  iiifiovvTaL  (seil,  ai  rexvai),  d).)'  araTQfyovoiv  ejri  rovg 
Äöyovg,  t'^  ibv  t]  (fvoig'  siza  y.al  ozi  tto/Jm  nag  aizojv  .toiovoi.  y.al  rrgooziOtaat  yä.g 
ozro  ZI  e/J.siJiEi,  wg  i'yovoui  z6  y.ü/j.og. 

Infolge  des  Herabsteigens  in  die  Leiblichkeit  haben  die  menschlichen  Seelen 
ihren  göttlichen  Ursprung  vergessen  und  sind  des  himmlischen  Vaters  uneingedenk 
geworden.  Sie  wollten  selbständig  sein,  freuten  sich  ihrer  Selbstherrlichkeit  (rr7> 
aczE'^ovaio))  und  gerieten  immer  tiefer  in  den  Abfall  hinein,  vergaßen  auch  ihre 
eigene  Würde  und  ehrten  das  Verächtlichste.  Es  bedarf  der  Umkehr  zum 
Besseren  (Enn.  5,  1,  I).  Die  Freiheit  ist  verloren ;  ihr  Wesen  bezeichnet  Plotin 
im  Anschluß  an  Aristoteles  durch  den  Satz:  exovaiov  .  .  .  zid.v,  o  ^rj  ßln  /.leia  zov 
ddevai  (Enn.  6,  8,  I  S.  416,  30  f.  M.,  vgl.  Aristot.  Eth.  Nie.  F  3,  1111  a  22  f.). 
Einige  Menschen  bleiben  im  Sinnlichen  befangen,  halten  die  Lust  für  das  Gute 
und  den  Schmerz  für  das  Böse,  suchen  jene  zu  erlangen  und  diesen  zu  meiden 
und  setzen  hierein  ihi'e  Weisheit.  Sie  gleichen  schwerfälligen  Vögeln,  die  sich 
trotz  der  ihnen  von  der  Natur  verliehenen  Flügel  nicht  in  die  Höhe  zu  schwingen 
imstande  sind.      Andere,    die  einer  gewissen  Erhebung  fähig  sind,  aber  doch  das. 


^34  §  ^'-     Plotinos-,  Amelios  und  Porphyrios. 

was  oben  ist.  nicht  zu  sehen  vermögen,  halten  sieh  an  die  Tugend,  wenden  sich 
dem  praktischen  Leben  zu  und  streben  nach  richtiger  Auswahl  unter  dem,  was 
doch  ein  Jsiederes  ist.  Aber  es  gibt  eine  dritte  Klasse  von  Menschen  göttlicher 
Art,  die,  mit  höherer  Kraft  und  schärferem  Blicke  begabt,  dem  Glänze  aus  der 
Höhe  sich  zuwenden  imd  dorthin  sich  erheben,  den  Ort  des  finstern  Nebels  über- 
steigen und,  alles  Irdische  verachtend,  dort  verweilen,  wo  ihr  wahres  Vaterland  ist, 
und  wo  sie  der  rechten  Freude  teilhaftig  werden  (Enn.  5.  9,  1).  Das  sittliche 
Ziel  bestimmt  Plotin,  wie  es  schon  lange  in  der  platonischen  Schule  üblich  war 
<vgl.  oben  S.  543.  553.  555.  566),  auf  Grund  von  Fiat.  Theaet.  176  b  als  Verähn- 
lichung  mit  Gott  (&sm  öuoicot^rjrai  Enn.  1,  2,  1),  wofür  auch  der  Begriff  des 
\Virkens  gemäß  dem  Wesen  {iveoyeTv  y.axa  Ttjn  ovoi'av)  und  des  Gehorsams 
gegen  die  Vernunft  {FTtai'fiv  ).6yov)  eintritt  (Enn.  3,  6,  2  S.  220.  oO  ff.),  was  an 
Lehren  des  Aristoteles  und  der  Stoiker  erinnert.  Die  Verähnlichung  mit  Gott 
ist  auf  dem  Wege  der  Reinigung  vom  Sinnlichen  zu  erreichen.  Durch  die 
Entfernung  des  Unreinen  wird  ohne  weiteres  unser  ursprünglicher  gottähnlicher 
Zustand  wiederhergestellt.  —  Unter  den  Tugenden  stehen  auf  der  niedersten 
Stufe  die  politischen  Tugenden  (.-ro/.cTiy.al  agerai,  zum  Aiisdruck  vgl.  Fiat. 
Apol.  20  b,  Frotag.  323  a,  Fhaidon  82  a  b).  Es  sind  die  herkömmlichen  Kardinal- 
tugenden: Einsicht  (r/oörtjoic,  diese  mit  der  Stoa  statt  der  j^latonischen  anq?la), 
Tapferkeit  {^.r^o^-!a),  Maßhaltung  {omrfooavr)))  und  Gerechtigkeit  (diyuioovvj}).  Die 
Zuweisung  dieser  Tugenden  an  die  einzelnen  Seelenteile  entspricht  der  Lehre 
Flatons  (s.  oben  S.  288.  290>,  nur  erkennt  Flotiu  die  acor/goovnj  in  der  Überein- 
stimmung lediglich  des  E:jidvixr)ziy.6v  (nicht  der  beiden  unteren  Seelenteile)  mit 
dem  Äoyiariy.öv  (Enn.  1,  2,  1  S.  13,  8  ff.  M. ;  vgl.  zur  Begriffsbestimmung  der 
ocoffooGvv)]  oben  S.  290.  556).  Diese  Tugenden  bessern  uns  durch  Mäßigung  unserer 
Begierden  und  Affekte  überhaupt  und  durch  Beseitigung  von  falschen  Meinungen 
fEnn.  1.  2,  2  S.  14,  30  ff.  M.).  Ihr  Betätigungsgebiet  ist  das  praktische  Leben, 
und  da  sich  dieses  in  der  sinnlichen,  unreinen  Welt  abspielt,  kann  ihnen  nicht 
der  höchste  Rang  zuerkannt  werden.  Dieser  gebührt  denjenigen  Tugenden,  die 
völlig  von  der  Sinnlichkeit  lösen  —  auf  sie  trifft  die  platonische  Bezeichnung 
y.aOüooEig  (Enn.  1,  2,  3  S.  15,  18  M,  vgl.  Fiat.  Sophist.  227c)  zu  —  und  mit 
Gott  verähnlichen.  Auch  als  solche  Tugenden  kehren  die  vier  Kardinaltugenden 
wieder,  aber  sie  äußern  sich  jetzt  nur  im  Verhalten  der  Seele  zu  dem  über  ihr 
Stehenden,  zum  vov;,  also  in  theoretischer  Tätigkeit,  die  bei  Flotin  wie  bei 
Aristoteles  höher  steht  als  die  praktische  (Enn.  1,  2,  6  S.  18,  31  ff.  M.:  hiy.aio- 
Cil-v^  t)  uei^oiv  T()  jioog  rovr  svfoyeTv,  ro  bi  oojffOOVsTr  rj  eioo)  ttqo;  rovr  moorpy],  fj 
Sk  uvboeia  anädsia  xaß'  6(ioio)aiv  rov  n:r)6g  o  ßlejisi,  aTrad'sc:  or  tijv  ffvatv,  .  .  itoög 
vorv  >/  ogaatg  oo(ft'a  y.al  ffQorrjaig.  Vgl.  im  übrigen  zur  Tugendlehre  Enn. 
L  Buch  2). 

Das  Letzte  und  Höchste,  was  auf  dem  Wege  der  Verähnlichung  mit  Gott 
zu  erreichen  ist,  liegt  wie  bei  Fhilon  in  der  ekstatischen  Erhebung  zu  dem 
Einen  wahrhaft  Guten.  Diese  Erhebung  geschieht  nicht  durch  das  Denken, 
sondern  durch  ein  höheres  Vermögen ;  auch  die  denkende  Erkenntnis  der  Ideen 
bildet  zu  ihr  nur  eine  Vorstufe,  die  überschritten  werden  muß.  Das  Höchste  ist 
die  Erkenntnis  oder  die  Berührung  des  Guten  selbst  (>;  rov  ayaOov  eI'ts  yvcTyoig 
et're  i:ra(prj,  Enn.  6,  7,  36  S.  408,  19  M.);  um  dieser  willen  verschmäht  die  Seele 
selbst  das  Denken,  das  sie  doch  allem  Übrigen  vorzieht;  denn  auch  das  Denken 
ist  noch  eine  Bewegung  {y.ivtjoig),  sie  aber  will  unbewegt  sein,  wie  das  Eine  selbst 
«s  ist  (Enn.  6,  7,  35  S.  407,  3  ff.  M.).  Sie  berührt  sich  mit  dem  Einen  durch 
das  Zentrum  in  ihr  und  hat  hierdurch  die  Möglichkeit  der  Gemeinschaft  mit 
ihm  (Enn.  6,  9,  8  S.  451,  19  M. ;  6,  9,  10  S.  454,  22  M.i.      Wenn   wir  auf  Gott 


Plotinos,  Amelios,  Porphvrios.  635 

blicken,  so  haben  wir  das  Ziel  erreicht  und  Ruhe  gefunden,  alle  Disharmonie  ist 
gelöst,  wir  umkreisen  ihn  in  einem  göttlichen  Reigentanze  (Enn.  6,  9.  8  a.  E. : 
yoQFiu  FvßEog)  und  schauen  in  ihm  die  Quelle  des  Lebens,  die  Quelle  des  vod, 
■das  Prinzip  des  Seins,  die  Ursache  alles  Guten,  die  Wurzel  der  Seele  und  genießen 
■die  vollste  Seligkeit  (Enn.  6,  9,  9).  Doch  ist's  nicht  ein  Schauen  (diafia),  sondern 
eine  andere  Weise  des  Erkennens,  nämlich  sy.axaaig  y.ai  äji).o)oi?  xal  t:iidooi; 
avTOt'  y.al  sffeoig  :ro6g  acprjv  u.  ä.  (Enn.  6,  9,  11  S.  455,  16  ff.  M.).  Aber  nicht 
immer  vermögen  wir  in  diesem  seligen  Zustande  zu  verharren;  wir  wenden  uns. 
da  wir  noch  nicht  ganz  von  dem  Irdischen  uns  gelöst  haben,  nur  zu  leicht  dem 
Irdischen  wieder  zu,  und  nur  selten  wird  selbst  den  besten,  tugendhaften  und 
weisen,  göttlichen  und  glückseligen  Menschen  das  Anschauen  des  höchsten  Gottes 
zuteil  (Enn.  6,  9,  10  und  11).  Plotin  ist  zu  dieser  Einigung  mit  Gott  nach  dem 
Zeugn's  seines  Schülers  Porphyrios  in  den  sechs  Jahren,  während  welcher  dieser 
bei  ihm  war,  viermal  gelangt  (Porphyr.  Vit.  Plot.  23  S.  23,  7  ff.  M.).  —  Einer 
der  ältesten  Schüler  des  Plotin  war 

Amelios  (sein  eigentlicher  Xame  war  Gentilianus,  der  Herkunft  nach  war 
tr  Etrusker:  Porphyr.  Vit.  Plot.  7),  der  Plotin  von  246  an  in  Rom  lange  Jahre 
hindurch  hörte.  Er  schi'ieb  Vorlesungen  seines  Lehrers  in  hundert  Büchern 
nieder  und  war  auch  selbständig  schriftstellerisch  tätig.  Die  Erklärungen  plato- 
nischer Stellen,  die  Proklos  von  ihm  anführt,  standen  vermutlich  in  Koramen- 
taren zur  Politeia  und  zum  Timaios.  Amelios  zeigt  sofort  die  Grundtendenz,  die 
die  Weiterentwicklung  des  Neuplatonismus  plotinischer  Richtung  beherrscht, 
nämlich  die  Neigung  zu  immer  weiter  gehender  Zerspaltung  der 
obersten  Wesenheiten.  Er  unterschied  im  voig  drei  Hypostasen,  die 
er  als  einen  dreifachen  Demiurgen  oder  als  drei  Könige  bezeichnete:  rov  ovra. 
TÖ)'  i'yovzu,  Tov  oqiovtu,  wovon  der  zweite  an  dem  wahrhaften  Sein  des  ersten,  der 
dritte  aber  an  dem  des  zweiten  Teil  hat  und  den  ersten  schaut  (Procl.  in  Plat. 
Tim.  I,  S.  306,  1  ff.  D.).  Auf  diese  Trichotomie  hat  Avohl  die  oben  S.  585  be- 
sprochene Lehre  des  Xumenios  eingewirkt,  dem  sich  Amelios  auch  in  anderen 
Fragen  anschloß  (vgl.  Procl.  in  Tim.  II  S.  277,  28  ff.,  III  S.  33,  33  ff.  D.),  und 
auf  den  er  durch  Plotin  (Porph.  Vit.  Plot.  14)  hingeführt  worden  sein  mag. 
Bemerkenswert  ist  noch,  daß  Amelios  im  Gegensatze  zu  Plotin  die  Einheit  aller 
Seelen  in  der  Weltseele  behauptete  (lambl.  bei  Stob.  Ecl.  I  S.  372,  25  f.;  37G,  ■ 
2  f.  W .).  —  Der  bedeutendste  unter  den  Schülern  des  Plotin  war 

Porjthf/rios  atift  Tyt'os,  geboren  im  Jahre  232  oder  233  n.  Chr.  Sein 
ursprünglicher  Name  Avar  Malchos  (,, König"),  von  Longin,  den  Porphyrios  eben- 
falls zum  Lehrer  hatte,  und  seinem  Mitschüler  Amelios  übersetzt  in  Baat/.evg  und 
TIooij  vniog  (vom  purpurnen  Königsmantel.  —  Porph.  Vit.  Plot.  17,  Eunap.  Vit. 
soph.  S.  7  Bois?.).  In  Rom  wurde  er  262/3  nach  Chr.  Plotins  Schüler  und  An- 
hänger und  scheint  dort  auch,  nachdem  er  von  268  an  längere  Zeit  in  Sizilien 
gelebt  hatte,  im  Anfang  des  4.  Jahrhunderts  gestorben  zu  sein. 

Porphyrios'  Bedeutung  liegt  nicht  nur  auf  dem  Gebiete  der  Philosophie. 
Er  erfreute  sich  auch  als  Gelehrter  eines  großen  und  berechtigten  Ansehens. 
Seine  zahlreichen  Schriften  (die  Liste  bei  Bidez  umfaßt  77  Nummern)  betreffen 
außer  philosophischen  und  philosophiegeschichtlichen  Gegenständen  auch  Pro- 
bleme der  Religion  und  des  Kultus,  der  Mathematik,  Harmonik,  Astrologie,  der 
Geschichte,  der  Rhetorik  und  der  Grammatik.  Seiner  Ausgabe  der  plotinischen 
Schriften  nebst  einleitender  Übersicht  über  Plotins  Leben  und  Schriftstellerei  ist 
schon  oben  gedacht  worden.  Auch  Kommentare  zu  einigen  Büchern  Plotins  er- 
wuchsen aus  dem  Schulverkehr  (Vit.  Plot.  26  S.  26,  10  ff.  M.).  Mit  ihnen  und 
mit  einer  Fülle  von  Kommentaren  zu  Piaton,  Aristoteles  und  Theophrast  eröffnet 


p,;^(^  §  80.     Plotinos,  Amelios  und  Porphyrios. 

l'orphvrios  die  lange  Keihe  neuplatonischer  Kommentatoren.  Dabei  stehen  die 
Kommentare  zu  Aristoteles  an  Zahl  hinter  denen  zu  Piaton  kaum  zurück,  und 
unter  den  aristotelischen  Schritten  entfällt  auf  die  logischen  der  Löwenanteil. 
Das  erklärt  sich  aus  dem  Bedürfnis  nach  einem  logischen  Unterbau,  das  schon 
in  der  Akademie  der  vorangehenden  Zeit  durch  Aufnahme  der  aristotelischen 
Logik  in  das  System  befriedigt  wurde  (s.  oben  S.  541.554).  In  diesem  Zusammen- 
hange schuf  Porphyrios  eine  uns  noch  vorliegende  logische  Einleitungsschrift, 
die  durch  ihren  dauernden  Gebrauch  im  späteren  Altertum  wie  im  orientalischen, 
byzantinischen  und  abendländischen  Mittelalter  eine  weltgeschichtliche  Bedeutung 
erlangt  hat.  die  Eisagoge,  gewöhnlich  als  AI  jzevze  cfcoval  oder  Quinque  voces 
zitiert,  da  sie  die  fünf  Begriffe  yem:.  eiSog,  öiaqooä,  i'dior  und  Gvußeßi]y.ö;  und 
ihre  gegenseitigen  Beziehungen  behandelt.  Die  Schrift,  die  den  Aristoteles- 
komraentaren  zuzurechnen  ist,  wurde  ins  Lateinische  (u.  a.  von  Boethius),  Sy- 
rische, Arabische,  Armenische  übersetzt  und  selbst  wieder  vielfach  kommentiert. 
Von  weiteren  Aristoteleskoramentaren  liegt  uns  der  in  Form  von  Fragen 
und  Antworten  verfaßte  zu  den  Kategorien  noch  vor.  Die  freundliche  Stellung 
des  Platonikcrs  zu  Aristoteles  bekundete  sich  auch  in  dem  sieben  Bücher  um- 
fassenden NVerke  TIfoI  ror  iiiar  eivai  r  ij  r  IT/.äzcovog  xal  'Aoior  m  f '/.ovg 
(i'i'ncoiv  (Suid.  s.  V.  üoocfVQiog;  vielleicht  damit  identisch  die  von  Elias  in 
Porph.  Isag.  S.  39,  7  f.  Busse  genannte  Schrift  UfoI  Öiamäaecog  n'/.äzMvog  y.al 
\AoioroiE/.ovg,  vgl.  Busse,  Hermes  28  [1893],  268,  1,  Iramisch,  Philol.  65  [1906],  3). 
Die  hier  vertretene  Anschauung,  in  der  der  Synkretismus  des  Antiochos  von 
Askalon  nachwirkte,  war  wahrscheinlich  schon  die  des  Ammonios  Sakkas  (s.  oben 
S.  618)  und  zählte  jedenfalls  namhafte  spätere  Xeuplatoniker  (Hierokles,  Sim- 
plikios  und  [mit  Einschränkung]  Ammonios  Hermeiu)  unter  ihre  Anhänger. 
Der  verlorene  Timaioskommentar  bildete  wohl  eine  Zwischenquelle  zwischen 
dem  Timaioskommentar  des  Poseidonios  und  den  einschlägigen  Arbeiten  P])äterer 
Xeuplatoniker  und  christlicher  Genesisesegeten  (vgl.  K.  Gronau,  Berl.  philol. 
Wochenschr.  1915,143).  Die  ebenfalls  verlorenen  Zvfiu  txra  CrjTij/ii  ara  sind 
wichtig  als  Quelle  für  Priskian  (§  83»,  Nemesios  (§  84)  und  Chalcidius  (§  85); 
vgl.  W.  W.  Jaeger,  Nemesios  S.  30  ff.  Im  übrigen  seien  wegen  ihrer  un- 
mittelbaren oder  mittelbaren  philosophischen  Bedeutung  die  folgenden  uns  er- 
haltenen Werke  des  Porphyrios  genannt:  die  \Acfoo  aal  rrobg  tu  vo)]tü  (Sen- 
tentiae  ad  intelligibilia  dacentes),  eine  aphoristische  Zusammenstellung  neuplato- 
nischer Grundlehren,  das  an  des  Verfassers  Gattin  gerichtete  Erbauungsschreiben 
Iloög  MaQy.s'/.'/.av ,  die  auch  religionsgeschichtlich  wichtigen  Traktate  llsoi 
ifjg  ex  /.oyieov  cp i/.oooff  iag .  Tlsol  äyaX[j,äro}v  (nur  Bruchstücke  vorhanden) 
und  riQog'Areßo}  i.-iioro/.ij ,  das  interessante  Dokument  porphyrischer  Alle- 
gorese  IIeqI  toi  ir  'Oövaosia  zojr  vviKfwv  ävzoov  (zu  Üdyss.  v.  102 — 112j, 
die  Schriften  Usgi  a^oxijg  iiiyv/cov  und  der  mit  Unrecht  dem  Galen  zu- 
geschriebene Traktat  TJgog  FaTgov  jzeqI  zov  jiöjg  i/iirpv/ovzai  za  Efißova. 
Die  Philosophiegeschichte,  aus  der  ein  Teil  als  Pythagorasvita  erhalten 
ist.  wurde  bereits  S.  23  und  75  berührt,  von  der  Schrift  gegen  die  Christen 
wird  noch  besonders  die  Rede  sein. 

Eunapios  (Vita  soph.  S.  9  Boiss.)  setzt  den  Ruhm  des  Porphyrios  vor- 
zugsweise darein,  die  plotinische  Lehre,  die  in  der  eigenen  Darstellung  ihres 
Urhebers  als  schwierig  und  dunkel  erschienen  sei,  durch  seine  klare  und  gefälUge 
Darstellung  dem  allgemeinen  Verständnis  zugänglich  gemacht  zu  haben.  Doch 
unterscheidet  sich  die  porphyrische  Doktrin  von  der  plotinischen  nicht  nur  in 
Einzelheiten,  sondern  auch  im  ganzen  durch  ihren  mehr  praktischen  Charakter 
und    die    stärkere    Betonung    des    Religiösen.      Porphyrios    setzt    den   Zweck    des 


Porphyrios.  f)37 

Philof^ophierens  in  das  Seelenheil  (r)  Ttj;  yv/fj?  aont^oia.  Porphyr,  bei  Euseb. 
Praep.  evaiig.  4,  8.  1 ;  14,  10,  5).  Die  Schuld  des  Bösen  liegt  in  der  Seele, 
nämlich  ir>  ihrer  auf  das  Niedere  gerichteten  Begierde,  nicht  in  dem  Leibe  als 
solchem  (ad  Marcellam  29).  Die  Mittel  der  Befreiung  vom  Bösen  sind:  die 
Peinigung  (y.ädaooi;)  durch  Askese  und  die  philosophische  Gotteserkenntnis.  Die 
Tugendlehre  wurde  von  Porphyrios  weiter  ausgebaut.  Er  unterscheidet  vier 
Arten  von  Tugenden.  Auf  der  untersten  Stufe  stehen  wie  bei  Plotin  die 
politischen,  deren  Wesen  in  der  Metriopathie,  d.  h.  der  Müßigung  der  Affekte 
und  ihrer  Unterordnung  unter  den  '/.oyiafiög  besteht.  Sie  zielen  auf  einen  nicht 
schädigenden  Verkehr  mit  dem  Nebenmenschen  ab;  daher  ihr  Name  „bürger- 
liche Tugenden".  Über  ihnen  stehen  die  kathart ischen  Tugenden,  die  die 
Peinigung  vom  Körperlichen  und  Befreiung  von  den  Affekten,  also  nicht  mehr 
Metriopathie,  sondern  Apathie  zum  Ziele  haben,  die  sich  in  der  tioo?  §söv 
ouoi'coais  vollendet.  In  den  Tugenden  des  nächst  höheren  Banges,  für  die 
kein  Name  genannt  wird,  wendet  sich  die  Seele  dem  rovg  zu  und 
läßt  sich  durch  ihn  bestimmen.  Die  vollkommensten  Tugenden,  die  para- 
deigmatischen,  gehören  nicht  mehr  der  Seele,  sondern  dem  rovg  an. 
Sie  sind  die  Urbilder,  die  seelischen  die  Abbilder.  Auf  allen  vier  Stufen 
kehren  die  vier  Kardinal  tagenden  Einsicht  (Weisheit),  Tapferkeit,  Maß- 
haltung und  Gerechtigkeit  wieder,  jedoch  verschieden  in  Sinn  und  Rang  (Sent. 
32,  2  ff.).  —  Bei  aller  Frömmigkeit  gesteht  Porphyrios  doch  der  Mantik  und  den 
theurgischen  Weihungen  nur  eine  untergeordnete  Bedeutung  zu;  besonders  in 
seinem  höheren  Lebensalter  (namentlich  in  dem  Briefe  an  den  ägyptischen 
Priester  Anebon)  warnte  er  dringend  vor  ihrem  Mißbrauch.  In  diesem  Punkte 
unterscheidet  sich  Porphyrios  sehr  von  seinem  Schüler  lamblichos  und  dessen 
Anhängern,  insbesondere  auch  von  der  an  lamblichos  anknüpfenden  pergaraen;- 
schen  Schule.  —  Die  Enthaltung  von  animalischer  Nahrung  empfiehlt  er  aus 
religiösen  Gründen  (s.  Bernays,  Theophr.  Sehr.  Über  Frömmigkeit  [mit  krit.  u. 
erkl.  Bem.  zu  Porph.  Sehr,  über  Enthalts.]  S.  4  ff.).  —  Die  Ansicht,  daß  die  Welt 
ohne  zeitlichen  Anfang  sei,  verteidigte  Porphyrios  gegen  die  Einwürfe  des  Attikos 
und  des  Plutarch  (Procl.  in  Tim.  I,  S.  382,  13  ff.  D.),  schloß  sich  also  der  peri- 
patetisierenden  Auffassung  des  platonischen  Timaios  (s.  oben  S.  356)  an. 

Die  Lehren  der  Christen,  insbesondere  die  von  der  Gottheit  Jesu,  be- 
kämpfte Porphyrios  während  seines  Aufenthaltes  in  Sizilien  in  15  Büchern  xaTÜ 
XoiGTiai'cöy,  die  von  den  Kirchenvätern  öfters  erwähnt  werden.  Er  verfuhr  dabei 
mit  einem  Scharfsinn  und  einer  Gründlichkeit,  die  seiner  philologischen  Schulung 
alle  Ehre  machen,  und  kann  in  manchen  Punkten  als  Vorläufer  moderner  Bibel- 
kritik angesehen  werden.  So  erklärte  er  z.  B.  die  Weissagungen  im  Buche 
Daniel,  das  in  der  Zeit  von  167 — 165  vor  Chr.  geschrieben  ist,  ganz  richtig  für 
vaticinia  ex  eventu  und  wies  die  Unechtheit  des  Buches  nach.  Methodios. 
Eusebios  von  Kaisareia,  Apollinarios  von  Laodikeia  und  Philostorgios,  vielleicht 
auch  Makarios  Magnes,  haben  ^Viderlegu^gsschriften  verfaßt,  welche  aber  eben- 
sowenig wie  die  Schrift  des  Porphyrios  selbst,  die  die  Kaiser  Valentin ian  III. 
und  Theodosius  II.  im  Jahre  448  verbrennen  ließen,  auf  uns  gekommen  sind. 
Wohl  aber  sind  uns  Fragmente  des  porphyrischen  Werkes  erhalten. 

v^  81.  lamblichos  und  die  syrische  Schule.  lambhchos 
aus  Chalkis  in  Koilesyrien  (gest.  um  330j,  ein  Schüler  des  Por- 
l)hyrios,  baut  das  plotinisch-porphvrische  System  durch  Zer- 
spaltung    und    Mehrung-    der    Wesensstufen    weiter    aus, 


(538  §  ^1-    lamblichos  und  die  syrische  Schule. 

wobei  das  Prinzip  triadiseher  Teilung  eine  Kolle  spielt. 
Nach  dem  Unvesen  setzt  er  ein  zweites  Eine  an,  zerlegt  das: 
Heich  des  Xus  in  das  Intelligible  und  Intellektuelle,  läßt  noch 
einen  weiteren  Nus  folgen  und  lehrt  eine  Dreiheit  der  Seele. 
Bei  der  Komplizierung  des  Systems  geht  das  theologische 
Interesse  dem  philosophischen  zur  Seite.  Zahlreiche  Klassen 
über-  und  innerweltlicher  Götter  bilden  verschiedene  Stufen  der 
AVesenskala,  und  wie  die  Götter,  so  finden  auch  die  P^ngel, 
Dämonen  und  Heroen  in  der  gesamten  Ordnung  ihre  bestimmte 
Stelle.  Mit  der  in  lamblichs  orientalischem  Wesen  liegenden 
]\Iystik  verband  sich  hier  eine  scholastische  Tendenz,  eine 
Verbindung,  die  für  die  weitere  Entwicklung  der  neuplatonischen 
Metaphysik  in  der  athenischen  Schule  bestimmend  war.  Noch 
wichtiger  ist,  daß  er  in  der  Ausdeutung  der  platonischen 
Dialoge  eine  feste  Methode  durchführte,  durch  die  er 
die  bis  dahin  herrschende  Regellosigkeit  der  Allegorese  beseitigte 
und  es  ermöglichte,  die  neuplatonische  Metaphysik  planmäßig 
auf  Piaton  zu  begründen.  Auch  hierin  war  er  der  Vorläufer 
der  athenischen  Schule. 

Von  lamblichos'  Anhängern  und  Mitgliedern  der  syrischen 
Schule  sind  Theodoros  von  Asine,  Sopatros  von  Apa- 
meia  und  Dexippos  zu  nennen.  Unter  ihnen  bildete  Theo- 
doros durch  weitere  Ausgestaltung  des  Triadensystems  eine  Etappe 
auf  dem  Wege  von  lamblich  zu  Proklos.  —  lamblichs  Schüler 
Aidesios  war  das  Verbindungsglied  zwischen  der  syrischen 
und  der  pergamenischen  Schule. 

Die  antiken  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehren 
dieser  Philosophen  sind  aus  Zeller  III  2*  S.  735  ff.  783  ff.  787  f.  795  f.  zu  ent- 
nehmen. Für  lamblichos"  und  Sopatros'  Leben  hauptsächliche,  aber  unzuver- 
lässige Quelle  Eunapios  Vit.  sophist.  S.  11  ff.  21  f.  Boiss.  Über  lamblichos  und 
Sopatros  auch  Artikel  des  Suidas.  Testimonia  über  Sopatros  gesammelt  bei 
Fr.  Focke  (s.  unten  S.  222*j.  Liste  der  Schriften  des  lamblichos  bei  Zeller 
III  2*  S.  739  Anua.  1,  741  Anm.  3,  des  Theodoros  von  Asine  ebenda  S.  783 
Anm.  1. 

Erhaltenes.    Ausgaben: 

lamblichos,  De  vita  Pythagorica  liber,  ed.  Theoph.  KiessHng,  Lips. 
1815 — 1816  (enthält  auch  Porp'hyrios"  Leben  des  Pythagoras  und  die  anonyme 
Pythagorasvita  bei  Photios  cod."  249).  Ed.  Westermann,  Paris  1850  (in  der 
Cobetschen  Ausg.  des  Diog.  Laert.).  Eec.  A.  Nauck,  Petersb.  1884.  Neue  Aus- 
gabe von  L.  Deubner  in  Vorbereitung  (Bibl.  Teubn.).  —  Adhortatio  ad  philo- 
sophiam  (Protrepticus),  ed.  Kiessling,  Lips.  1813.  Ed.  H.  Pistelli,  Lips.  1888.  — 
IJtol  zijg  xoti'i/g  fiad  t]  iiar  ix  fj  g  f^  iot  n)  fit}g  {/.öyog  roiTog),  in:  ViUoison, 
Anecd.  graec.  II,  S.  188  ff.  Venet.  1781.  De  comm.  math.  scientia,  ed.  N.  Festa. 
Lips.  1891.  —  InNicomachi  arithm.  introduct.  liber,  ed.  H.  Pistelli,  Lips. 
1894.  —  Theologumena  arithme ticae.  Accedit  Nicomachi  Geraseni  insti- 
tutio  arithmetica,  ed.  F.  Ast,  Lips.  1817.  Neue  Ausgabe  in  Vorbereitung;  Vor- 
arbeit: E.  Pistelli.  Per  la  critica  dei  Theolog.  arithmetica.  Studi  ital.  di  filol. 
class.  5  (,1897),  425—428.  —  De  mysteriis  liber,  ed.  Thom.  Gale.  Oxon.  1678. 


iHrnbliohoä.  631^ 

Ed.  Gast.  Panhey,  Bcrol.  1857.  lambl.  ou  the  mysteriös  of  the  Egyptians,  Chal- 
(leans  and  Assyriaiis.  transl.  from  the  Greek  by  Thoni.  Taylor,  2.  edit.,  London 
1S95.  Fragmente  bei  Stobaios  s.  Indices  zu  Stobaios.  Die  Fundorte  weiterer 
Fragmente  und  Auszüge  bei  Zeller  III  2*  B.  739  Anm.  1.  Die  sehr  wünschens- 
werte Fragmentsaramlung  ist  von  G.  ]\Iau,  Die  Religion sphil.  Kaiser  Julian?^ 
S.  VI,  und  von  Kintrup  (vgl.  Kroll,  Artikel  Jambl.  3  bei  Pauly-Wissowa-KroU 
S.  650)  in  Aussicht  gestellt. 

Theodoros  von  Asine.  Fragmente  und  Anführungen  bei  Proklos  in  den 
Kommentaren  zum  Timaios  (s.  Diehls  Index  auct.)  und  zur  Politeia  (I  253—255 
Kroll)  und  in  der  Theologia  Piatonis,  bei  Ammonios  im  Kommentar  zur 
I.  Analyt.  1,  0  Wallies  und  bei  Olympiodor  im  Kommentar  zum  Phaidon  193, 
29  Norvin. 

!^opatros  geholfen  möglicherweise  das  von  Phot.  Bibl.  cod.  161  exzerpierte 
Werk  (vgl.  Focke  [unten  S.  222*]  S.  63  ff.,  dessen  Argumentation  aber  die  aus 
Huid.  s.  V.  Z(t):TaTQo?  [IV]  B.  849,  16  f.  und  Phot.  S.  105  a  10  f.  erwachsenden 
Bedenken  nicht  zerstreut)  und  der  Regentenspiegel  bei  Stob.  IV  S.  212,  13  ff.  H. 
(vgl.  Fr.  Wilhelm,  Rhein.  Mus.  72  [1918],  374  ff.). 

Dexippi  in  Arist.  categorias  dubitationes  et  solutiones  primum,  ed. 
L.  Bpengel,  Monach.  1859.  Ed.  Ad.  Busse  (Comm.  in  Arist.  Gr.  [s.  oben  S.  365j 
JV  2),  Berol.  1888. 

Ifitnblichos  hörte  zuerst  den  Peripatetiker  Anatolios  (s.  §  86),  einen 
Schüler  des  Porphyrios,  dann  auch  diesen  selbst  (Eunap.  Vit.  soph.  S.  11  f.  Boiss.). 
Er  starb  unter  Konstantin  dem  ,, Großen"  (306 — 337)  und  war  zu  der  Zeit,  als 
dieser  seinen  Schüler  Sopatros  hinrichten  ließ,  nicht  mehr  am  Leben  (Eunap.  Vit. 
soph.  S.  20  f.).  Außer  Kommentaren  zu  Piaton  und  Aristoteles  und 
der  Xa'/.ba'i'y.i]  re/.eioTÜTtj  Oeoloyia  (deren  28,  Buch  von  Damasc.  de  princ. 
43  Anf.  zitiert  wird),  verfaßte  er  unter  anderem  die  noch  erhaltenen  Schriften: 
IJegi  zov  TIvdayoQty.ov  ßiov,  Aoyo?  :iqot  qsjit  ixog  sig  qn/.oooqp  lar ,. 
IJsol  1^5  icoii'fj?  fiadi] fiaz ix^g  i:^ lonjfit) g,  IJegi  xfjg  Nixouäxov  aoit}- 
nrjTixfjg  eiaaycoyi/g  und  die  0eo/.oyovue  ra  liig  aQidfiijz  ixijg ,  die  zu- 
sammen mit  anderen,  jetzt  verlorenen,  Abhandlungen  sämtlich  Teile  seines 
größeren,  zehn  Bücher  umfassenden  Werkes,  der  Zvvaywyrj  nov  Ilvßu- 
yoQEi'cov  boyfiäztov,  waren.  Die  gleichfalls  erhaltene  Schrift  '^lidfiuojvog 
8t8  (iOxäXov  ciQog  zi]V  IIoQ(pvQ  iov  Jigog  'Aveßco  sjiiGzo/.i]V  uji  6x  q  toig  y.ui 
zöjv  iv  ai'zfj  d:Tog t] fiüzcov  /.vosig,  gewöhnlich  unter  dem  Titel  De  mysteriis 
Aegyptiorum  zitiert,  wird  von  Neueren  dem  lamblich  vielfach  abgesprochen,^ 
jedoch  ohne  zureichende  Gründe.  Von  verlorenen  Abhandlungen  liegen 
zahl-  und  z.  T.  auch  umfangreiche  Fragmente  und  Reflexe  vor.  Die  auf  uns 
gekommenen  vorgeblichen  Briefe  des  Kaisers  Julian  (geb.  332)  an  lamblichos 
sind  untergeschoben.  DaJj  der  Kaiser  mit  dem  Philosophen  nicht  korrespondieren 
konnte,  ergibt  sich  schon  aus  dem  Zeitverhältnis.  Die  Ansicht  (Bruckers  und 
anderer),  daß  ein  aus  Libanios  bekannter  jüngerer  lamblich,  wahrscheinlich  der 
Enkel  des  berühmten  Philosophen,  Adressat  dieser  Briefe  sei,  ist  neuerdings  von 
Joh.  Geffcken  (Kaiser  Julianus  S.  145),  der  übrigens  an  der  Unechtheit  der 
Briefe  festhält,  wieder  aufgenommen  worden.  Die  überschwängliche  Verherrlichung 
des  in  diesen  Briefen  Angeredeten  spricht  aber  mit  größerer  Wahrscheinlichkeit 
dafür,  daß  das  vielgefeierte  und  auch  von  Julian  hochverehrte  Schulhaupt 
gemeint  sei. 

Bei  lamblich  zeigt  sich  noch  in  weit  höherem  Maße  als  bei  Amelios  das 
Bestreben,  die  übersinnlichen  Hypostasen  zu  vermehren  und  das  Absolute  durch 
immer  neue  Zwischenglieder  von  der  Erscheinungswelt  stärker  abzurücken,  zu- 
gleich aber  auch,  durch  Zerlegung  solcher  Glieder  in  einander  koordinierte 
Hypostasen  für  immer  weitere  Begriffsspaltungen   und  verfeinerte  Xuancierungen 


4340  §  81-     lamblichos  und  die  syrische  Schule 

Raum  zu  gewinnen. *)  Über  das  IV  des  Plotin  stellt  er  noch  ein  anderes,  schlechthin 
erstes  k'v,  welches  jenseits  aller  Gegensätze  liege  und  auch  nicht  das  Gute  sei, 
sondern  als  völlig  eigenschaftslos  noch  über  dem  Guten  stehe.  Unter  diesem 
durchaus  unaussprechlichen  Urwesen  (//  .-lävT/i  ärtntjzo^  o-Q'/.h  nach  Damasc.  de 
princ.  43  Auf.)  steht  dasjenige  «■,  welches  (wie  Plotin  gelehrt  hat)  mit  dem 
«;a(9oV  identisch  ist.  Sein  Erzeugnis  ist  die  intelligible  Welt  (y.öofioq  roijTÖg), 
aus  welcher  wiederum  die  intellektuelle  Welt  (y.oofio^  i'osgög)  hervorgegangen 
ist  (Procl.  in  Tim.  I  S.  308,  21  D.  u.  a.  St.).  Der  y.oafwg  voijto?  umfaßt  die 
Objekte  des  Denkens  (die  Ideen),  der  xoafiog  roegög  aber  die  denkenden  Wesen. 
Die  Elemente  des  yoo/iog  vorjrög  sind:  jiaTi'/o  (vjruQ^ig),  dvraftig  [övra/iig  ZTJg 
vnäg^eojg)  und  rovg  {vötjaig  irjg  dv7-üfi£<og).  Der  y.do^iog  voegög  ist  ebenfalls  drei- 
gliedrig. Sein  erstes  Glied  heißt  wieder  rovg,  das  dritte  dijiiiovQyög;  zwischen 
beiden  steht  eine  vermittelnde  Hypostase,  deren  Wirksamkeit  sich  in  der  Er- 
zeugung göttlichen  Lebens  äußert.  Doch  scheint  lamblichos  diese  drei  Glieder 
wieder  in  sieben  zerlegt  zu  haben  (Procl.  in  Tim.  I  S.  308,  21  ff.  D.,  Damasc.  d. 
princ.  54  S.  108,  18  f.,  120  S.  310,  6  f.  ß.  u.  a.  St.).  Zwischen  den  in  xoofiog  vorzog 
und  y.öofiog  voeoög  zerteilten  rovg  und  die  Seele  schiebt  sich  vermittelnd  ein  zweiter 
vovg.  Während  jener  außer  Berührung  mit  dem  Seelischen  steht,  hält  dieser  die 
Seele  zusammen  und  Avirkt  auf  sie  ein.  Das  Seelische  ist  wiederum  drei- 
gliedrig geordnet;  die  überweltliche  Seele  hat  zwei  andere  Seelen  aus  sich  her- 
vorgehen lassen  (larabl.  bei  Procl.  in  Tim.  II  S.  240,  5  f.  D.).  Der  Welt 
gehören  an  als  in  ihr  enthaltene  Wesen  die  Seelen  der  Götter  des  polytheistischen 
Volksglaubens,  der  Engel,  der  Dämonen  und  Heroen,  von  denen  allen  lamblichos 
ganze  Massen  kennt,  die  er  pythagorisierend  nach  einem  Zahlenschematismus 
bestimmt  und  in  eine  phantastische  Rangordnung  bringt  (lambl.  b.  Stob.  Ecl.  I 
S.  372,  18  ff.  455,  4  f.  W.  u.  ö.,  Procl.  in  Tim.  III  S.  197,  12  ff.  D.  u.  a.  St.;. 
Die  letzte  Stelle  in  dem  Existierenden  nimmt  selbstverständlich  das  Sinnliche 
ein.  Die  Schrift  De  mysteriis  Aegyptiorum  spricht  die  Übervernünftigkeit  nicht 
nur  (wie  Plotin)  dem  höchsten,  überseienden  Wesen,  sondern  allen  Göttern  und 
den  anderen  übermenschlichen  Wesenheiten  insgesamt  zu.  Die  Erkenntnis  der 
Götter  ist  nach  dieser  Schrift  unserm  Wesen  augeboren  und  liegt  aller 
Erwägung  und  Kritik  voraus.  Sie  ist  mit  dem  vpesenhaften  V^erlangen 
der  Seele  nach  dem  Guten  unmittelbar  gegeben.  Es  ist  deshalb  un- 
richtig zu  sagen,  man  gebe  zu,  daß  GcJtter  existieren.  Ja  man  darf  streng- 
genommen nicht  einmal  von  einer  Erkenntnis  der  Götter  reden.  Denn 
jede  Erkenntnis  setzt  eine  Scheidung  von  Subjekt  und  Objekt  voraus,  die 
unserm  unlösbaren  und  apriorischen  Zusammenhange  mit  der  Gottheit  nicht 
entspricht.  Beim  Erkennen  im  gewöhnlichen  Sinne  poniert  man  von  den 
zwei  Gliedern   eines   logischen  Gegensatzes  den  einen   und   negiert   den   andern. 


^)  Der  Annahme  Geffckens  (Kaiser  Julianus  S.  14.  130),  daß  lamblichs 
Triebfeder  die  streberische  Absicht  gewesen  sei,  seine  Vorgänger  zu  überbieten 
und  dadurch  zu  verdrängen,  kann  ich  mich  nicht  anschließen.  Die  Kompli- 
zierung des  Systems  lag  im  Keime  schon  in  der  Grundtendenz  des  Neuplato- 
nismus  nach  einem  möglichst  vermittelten  Zusammenhange  zwischen  dem 
höchsten  Übersinnlichen  und  der  sinnlichen  Welt.  Dazu  gesellten  sich  noch  das 
scholastische  Behagen  an  dem  künstlichen  Aufbau  eines  reichgegliederteu  Sche- 
matismus und  das  im  Texte  sogleich  zu  berührende  Absehen  auf  eine  um- 
fassende theologische  Systematik.  Auf  demselben  Wege  wie  lamblich  ging  ja 
vor  ihm  schon  Amelios  und  nach  ihm  wieder  Proklos,  und  letzten  Endes  erklärt 
sich  Plotins  Hinausgreifen  über  den  mittleren  Piatonismus  aus  dem  gleichen  Be- 
streben, die  Transzendenz  des  obersten  Wesens  durch  einen  von  ihm  zur  Welt 
herabgehenden  geordneten  Stufenbau  zu  erhöhen  und  systematisch  zu  festigen. 


lamblichos.  041 

Unsere  Beziehung  zur  Gottheit  ist  aber  über  jeden  derartigen  Gegensatz  erhaben 
<1,  3  S.  7  f .  10  P.).  Gleichwohl  unternimmt  es  lamblich  auch  hier,  in  dis- 
kursivem Verfahren  Wesen  und  Ordnung  der  höheren  Hypostasen  zu  erörtern. 
Daß  er  dabei  nicht  umhin  kann,  seinem  Prinzip  unmittelbarer  Intuition  etwas 
zu  vergeben,  liegt  auf  der  Hand.  Gerade  dadurch  ist  die  Schrift  De  mysteriis 
interessant,  insofern  sie  einen  dem  religiös-philosophischen  Synkretismus  der  neu- 
platonischen Schule  anhaftenden  Widerspruch  besonders  deutlich  hervortreten 
läßt.  Ihr  Verfasser  ist  sich  einerseits  klar  über  die  Unmittelbarkeit  des 
religiösen  Bewußtseins  und  seine  Unabhängigkeit  von  verstandesraäßiger 
Deduktion.  Auf  der  andern  Seite  aber  mag  er  nicht  darauf  verzichten,  den 
religiösen  Glauben,  für  den  er  übrigens  den  unbedingtesten  Konservativismus  ver- 
langt, auf  dem  Wege  philosophischer  Spekulation  rationell  zu  begründen 
und  zu  systematisieren.  Wir  werden  später  (§  83)  sehen,  wie  das  Widerspruchs- 
volle einer  solchen  Rationalisierung  des  Unrationalen  bei  Damaskios  zum  Be- 
wußtsein kommt  und  ihn  zu  einer  eigenartigen  Theorie  veranlaßt. 

Die  fortschreitende  Zerspaltung  und  Mehrung  der  Hypostasen  bei  lamblich 
hängt  nun  mit  einer  andern  Eigentümlichkeit  zusammen,  durch  welche  dieser 
Philosoph  in  der  Geschichte  des  Neuplatonismus  Epoche  macht.  Es  gilt  ihm, 
religiöse  Tradition  griechischer  und  orientalischer  Herkunft  in 
möglichst  großem  Umfange  in  sein  System  aufztmehmen  und  die 
Gottheiten  dieser  Tradition  seiner  Hypostasenordnung  einzureihen.  Er  hat  damit 
der  Aveiteren  Entwicklung  der  neuj^latonischen  Metaphysik  die  Wege  gewiesen. 
Die  mystische  Religiosität  des  Neupythagoreismus  und  verwandter  Richtungen 
begegnet  sich  hier  mit  dem  allegorisierenden  Rationalismus  der  Stoa  und  Philons. 
Mystiker  ist  larablich  auch  außerhalb  der  Sphäre  seines  metaphysischen  Systems. 
Der  Glaube  an  Wunder,  an  übernatürlichen  Verkehr  mit  Gottheiten  und  an 
Weissagungen  spielt  in  seinem  Denken  und  Wirken  eine  große  Rolle.  Man 
darf  aber  nicht,  wie  es  gewöhnlich  —  auch  von  Zeller  —  geschieht,  das  mystisch- 
religiöse  Element  in  lamblichs  Wesen  dem  philosophischen  gegenüber  in  den 
Vordergrund  rücken  und  lamblich  als  Theologen  und  Theurgen  aus  der  wissen- 
schaftlich philosophischen  Entwicklung  des  Neuplatonismus  herausfallen  lassen. 
Seine  Bedeutung  liegt  auf  der  philosophischen  Seite,  und  zwar  des  Näheren 
darin,  daß  er  für  die  Exegese  platonischer  Dialoge  eine  feste,  den 
Bedürfnissen  seiner  Schule  entgegenkommende  Methode  schuf. 
Der  Neuplatonismus  wollte  nichts  anderes  sein  als  Piatoninterpretation.  Tat- 
sächlich vertrat  er  Lehren,  die  von  den  platonischen  weit  ablagen.  Wer  nun 
den  Weg  wies,  die  neuen  Lehren  in  einheitlicher  und  konsequenter  Weise  auf 
dem  Grunde  der  platonischen  Dialoge  aufzubauen,  verdiente  vom  neuiilatonischen 
Standpunkte  aus  in  der  Tat  den  Namen  des  ,, Göttlichen",  mit  dem  Männer  wie 
Syrian,  Proklos,  Damaskios  und  Simplikios  lamblich  beehren.  Mit  dem  Prinzip 
der  Einheitlichkeit  und  konsequenten  Systematik  war  lamblich  Bahn- 
brecher für  die  spätere  neuplatonische  Exegese.  Noch  Por})hyrios  hatte  in  seiner 
AUegorese  ohne  feste  Regel  dem  Wortlaute  Gedanken  unterschoben,  wie  sie  sich 
ihm  von  Fall  zu  Fall  empfahlen.  Sein  gelehrtes  Interesse,  sein  Bestreben,  die 
Deutungen  auf  Überliefertes  in  Literatur,  Sage,  Religion  und  Kultus  zu  be- 
gründen, legten  ihm  Fesseln  an  und  hinderten  ihn,  seine  Exegese  frei  nach  den 
Gesichtspunkten  der  neuplatonischen  Metaphysik  und  unter  Wahrung  eines 
g;eregelten  Verfahrens  zu  gestalten.  Er  spann  seine  Fäden,  jenachdem  ein  An- 
knüpfungspunkt sich  bot,  bald  hierhin,  bald  dorthin,  ihre  Zusammenfügung  zu 
einem  glatten  Gewebe  kümmerte  ihn  nicht.  Demgegenüber  schuf  lamblich  für 
die  Interpretation   platonischer  Dialoge  eine  feste  Norm.      Sie  verlangt  zunächst 

Ueberweg,   Grundriß  I.  41 


()42  §  *^l-     lambliohos  und  die  syrische  Schule. 

mit  dem  Gesetze  des  einen  Zielpunktes  (el?  oxo.-rög),  daß  das  Proömium  eines 
Dialoges  und  der  eigentliche  Dialog  und  innerhalb  des  letzteren  wieder  seine 
Terschiedenen  Teile  in  engsten  dogmatischen  Zusammenhang  miteinander  gebracht 
lind  einheitlich  interpretiert  werden.  Ist  ein  Dialog  beispielsAveise  in  der  Haupt- 
ifache  physikalischen  Inhaltes,  so  hat  für  alle  seine  Teile  einschließlich  des 
Proömiums  die  physikalische  Exegese  stattzufinden,  ist  er  ethisch,  die  ethische 
«sw.  Nun  stehen  aber,  wie  lamblich  in  Ausgestaltung  der  Theorie  der  plato- 
nischen Politeia  (s.  oben  S.  287  f.)  und  pythagoreischer  Lehre  annimmt,  die 
Gebiete  der  Metaphysik,  der  Mathematik  und  der  Physik  miteinander  in 
innigstem  Zusammenhange.  Das  Metaphysische  ist  Musterbild  (miQädsiyita)  des- 
3Iathematischen,  das  Mathematische  Abbild  {fiy.Mr)  des  Metaphysischen,  und 
das  gleiche  Verhältnis  besteht  Avieder  zwischen  dem  Mathematischen  und  dem 
den  Gegenstand  der  Physik  bildenden  Sinnlichen.  Mit  dem  Mathematischen 
6teht  aber  auch  das  Ethische  in  enger  Verbindung.  Jedes  dieser  Eeiche  birgt  in 
»ich  Verhältnisse,  die  denen  der  anderen  analog,  wenn  auch  nach  dem  besonderen 
Charakter  dieses  Reiches  modifiziert  sind.  So  kann  die  Interpretation,  ohne 
das  Gesetz  des  elg  oyoirög  zu  übertreten,  jeweils  vom  Ethischen  und  Physi- 
kalischen ins  Mathematische,  von  diesem  ins  Metaphysische  über- 
greifen oder  auch  mit  Überspringung  der  Mittelglieder  das  Physikalische 
metaphysisch,  das  Ethische  metaphysisch  oder  physikalisch  ver- 
werten. Will  man  sich  lamblichs  Auffassung  durch  ein  Bild  verdeutlichen,  so- 
läßt  sich  das  Gesamtbereich  des  Alls  einem  großen  Gebäude  vergleichen,  dessen 
in  verschiedenen  Stockwerken  —  dem  Metaphysischen,  Mathematischen,  Sinn- 
lichen überhaupt  (Physischen)  und  speziell  Menschlichen  (Ethischen)  —  gelegene 
Käume  eine  im  Grunde  gleiche,  aber  doch  nach  den  baulichen  Bedingungen  der 
Stockwerke  differenzierte  Verteilung  und  Einrichtung  zeigen,  und  jedes  er- 
giebigere Textesstück  hat,  iamblichisch  interpretiert,  die  Bedeutung  eines  das 
Gebäude  in  seiner  gesamten  Höhe  durchgleitenden  Aufzuges,  der  die  Möglichkeit 
bietet,  die  verschiedenen  Stockwerke  in  der  Betrachtung  zu  verbinden  und  ihre 
übereinstimmenden  und  unterschiedlichen  Eigentümlichkeiten  kennen  zu  lernen. 
So  ergab  sich  ein  festes  Verfahren,  das  Einheitlichkeit  und  Konsequenz  der 
Exegese  mit  einer  möglichst  umfassenden  Ausnützung  jeder  Piatonstelle  verband 
und  —  das  war  für  die  neuplatonische  Interpretation  von  besonderem  Werte  — 
überall  den  Weg  ins  Metaphysische  öffnete.  Daß  dieses  Verfahren  zu 
den  Gesetzen  einer  philologischen,  den  genuinen  Sinn  feststellenden  Textes- 
deutung im  schroffsten  Widerspruche  steht,  ist  klar;  aber,  die  freie  Stellung  de& 
Xeuplatonismus  zu  Piaton  einmal  zugegeben,  entbehrt  es  in  seiner  scharfen 
Folgerichtigkeit  und  schrankenlosen  Verwertbarkeit  für  eine  weitumspannende 
Systematik  nicht  einer  gewissen  Größe,  und  wie  es  aus  neuplatonischen  Voraus- 
setzungen hervorgegangen  ist,  war  es  auch  für  die  weitere  Entwicklung  des  Neu- 
platonismus  von  großer  Tragweite.  Das  läßt  namentlich  Proklos'  Timaioskom- 
mentar,  der  sich  dieses  Verfahrens  bedient,  aufs  deutlichste  erkennen.*) 

Wie  in  der  Metaphysik,  so  geht  lamblich  auch  in  der  Ethik  durch  er- 
weiterte Gliederung  und  schärfere  Bestimmungen  über  seine  Vorgänger  hinaus. 
Er  unterscheidet  zunächst  mit  Porphyrios  die  politischen,  kathartischen  und 
paradeigmatischen  Tugenden  und  eine  zwischen  den  beiden  letzten  Klassen, 
gelegene  Gattung.  Diese  bestimmt  er  als  die  der  theoretischen  Tugenden,  deren 
Wesen    in    der    Betrachtung    der   göttlichen   Ordnungen,    ihres    Hervorgangs    aus- 


M  Man  vgl.  zu  dieser  Darstellung   das    Genethliakon  für  C.  Robert,    BerÜD 
1910,  S.  128  ff.,  wo  auch  die  Belege  verzeichnet  sind. 


larablichos,  Theodoros  von  Asinc,  Sopatros  von  Apamcia.  643 

dem  letzten  Prinzip  und  ihrer  besonderen  Eigentümlichkeiten  besteht.  Damit 
ist  eine  Folie  für  die  paradeigmatischen  Tugenden  gewonnen :  in  der  Ausübung 
der  theoretischen  stellt  die  Seele  den  Nus  als  Objekt  der  Betrachtung  sich  gegen- 
über, ist  selbst  also  außerhalb  des  Nus;  vermittelst  der  paradeigmatischen  geht 
bie  in  den  Xus,  der  (als  Ort  der  Ideen)  das  Paradeigma  aller  Dinge  ist,  selbst  ein. 
Alle  diese  Klassen  liegen  mit  ihren  Beziehungen  innerhalb  der  Sphäre  des 
Seienden.  Über  ihnen  stehen  die  hieratischen  Tugenden,  die  sich  in  dem 
I ekstatischen)  Aufgehen  in  das  überseiende  Urwesen,  das  Eine,  betätigen  und 
daher  auch  die  einheitlichen  (krtuTui)  genannt  werden  (Amnion,  in  Arist.  de 
interpr.  S.  135,  14  ff.,  Olymp,  in  Plat.  Phaedon.  2,  138  ff.,  S.  113  f.  Norv.).  Das 
Verhältnis  der  von  Marin.  Vit.  Proci.  26  als  iamblichisch  bezeichneten  theur- 
gischen  Tugenden  zu  dieser  Skala  läßt  sich  nicht  genau  bestimmen.  —  Unter 
lamblichos'  Schülern  ragt 

T/ieodoros  von  Asine  hervor.  Er  hatte  zuerst  Porphyrios  gehört,  dessen 
Einfluß  in  einigen  Punkten  seiner  Lehre,  so  in  dem  Satze  von  der  Vernunft- 
begabtheit der  Tierseelen  (Nemes.  2,  51  S.  117  M.;  hier  ist  auch  die  abweichende 
Ansieht  lamblichs  berührt)  zutage  tritt.  Das  Wesentliche  seines  Systems  aber 
verdankte  er  lamblich.  Er  baute  dessen  Triadensystem  weiter  aus  und 
nahm  insofern  eine  Mittelstellung  zwischen  lamblich  und  Proklos  ein,  wiewohl 
der  letztere  in  den  Einzelheiten  seiner  Trichotomie  andere  Wege  einschlug.  Zu- 
nächst schied  Theodoros  in  üblicher  Weise  das  Erste  (Eine),  den  Xus  und  die 
Seele  (Procl.  in  Tim.  III  S.  226,  5  ff.  D.).  Das  iamblichische  zweite  «V  fiel  bei 
ihm  mit  dem  Intelligibeln  zusammen.  Das  Gesamtbereich  des  Xus  umfaßte, 
jedenfalls  der  Dreiteilung  zuliebe,  neben  dem  Intelligibeln  und  Intellektuellen 
auch  das  Demiurgische.  Jede  dieser  drei  Hypostasen  wurde  wieder  in  drei 
Glieder  zerlegt.  Im  Demiurgischen  war  jedes  Glied  wieder  eine  Triade.  Die 
Glieder  der  intellektuellen  Triade  standen  zu  den  entsprechenden  der  demi- 
urgischen und  diese  wieder  zu  den  drei  Seelen,  die  Theodoros  mit  lamblich  an- 
setzte, in  ursächlicher  Beziehung  (Procl.  in  Tim.  II  S.  274,  16  ff.  D.).  Mathe- 
matische, astronomische  und  anderweitige  Anknüpfungspunkte  wurden  für  diese 
Hypostasenlehre,  z.  T.  nach  dem  Vorgang  Früherer,  gesucht  und  verwertet  (Procl. 
inTim.  II  S.  274,  13  ff.  HI  S.  64,  11  ff.  D.,  in  Eucl.  S.  130,  16  ff.  Fr.)  und  selbst- 
verständlich die  Gottheiten  des  Volksglaubens  in  dem  System  untergebracht 
iProcl.  in  Tim.  III  S.  173,  24  ff.,  178,  10  ff.  u.  a.  St.). 

Dargelegt  waren  Theodoros'  Lehrmeinungen  in  erster  Linie  jedenfalls  in 
seinen  Platonkonimentaren,  insbesondere  dem  zum  Timaios,  aus  welchem 
Proklos  vieles  mitteilt.  Eine  Probe  seiner  Exegese  bietet  das  wohl  einem  Politeia- 
komraentar  entnommene  Stück  bei  Procl.  in  Remp.  I  S.  253  ff.  Kr.  über  die  gleiche 
sittliche  Beanlagung  von  Mann  und  Frau.  Neben  ethisch- politischen,  ethno- 
logischen, mythologischen  iind  anthropologischen  Argumenten  steht  hier  die  dem 
Piaton  (Tim.  22  a  ff.)  nachgeahmte  Berufung  auf  ägyptische  Priesterweisheit,  die 
verkündete,  daß  göttliche  Seelen  auch  in  Frauen  hinabsteigen  und  Helena  eine 
Aphrodite  war,  von  der  die  Dichter  aus  Unkenntnis  der  Wahrheit  Übles  be- 
richteten (vgl.  Plat.  Politeia  586  c,  Phaidr.  243  a  f.).  —  Von 

Sopatros  von  Apamela,  den  Eunapios  Vit.  soph.  S.  21,  2  ff.  (vgl. 
S.  12,  17  f.)  als  den  bedeutendsten  unter  lamblichs  Schülern  rühmt,  wissen  wir 
einiges  Xähere  nur  über  sein  Leben.  Er  ging,  als  sich  nach  dem  Tode  lamblichs 
dessen  Anhänger  nach  allen  Richtungen  zerstreuten,  nach  Konstantinopel  und 
gewann  hier  am  Hofe  Konstantins  I.  eine  bedeutende  Stellung,  die  ihm,  wenn 
Eunapios  recht  berichtet,  ermöglichte,  den  Kaiser  auch  philosophisch  zu  beein- 
flussen.    Der  Xeid  einer  Gegenpartei  führte  aber  seinen  Sturz  herbei,  und  Kon- 

41^ 


f)44  §  ^--     L)ie  perganienische  Schule. 

stantin  ließ  ihn  hinrichten,  um  damit,  wie  Suidas  angibt,  seine  eigene  Lossaguug 
von  der  hellenischen  Religion  zu  beglaubigen.  Das  läßt  darauf  schließen,  daß 
Sopatros  sein  Ansehen  zur  Propaganda  für  den  Polytheismus  benutzte.  Seine 
Schrift  Ileol  .T^oi'o/ac  xai  nor  na  na  zrjv  a§iav  ev:ToayovvTCor  1}  bvoTtna- 
yovvzcov,  wohl  eine  Theodizee,  wird  von  Suidas  genannt.  Ist  er  der  Sopatros, 
über  dessen  zwölf  Bücher  umfassende  'Ex/.oyai  Photios  cod.  161  berichtet,  so 
hat  er  sich  auch  der  Polymathie  befleißigt  und  aus  zahlreichen  Schriftstellern 
allerlei  bunten  Stoff  zusammengetragen.  Der  vielleicht  ihm  gehörige  Regenten- 
spiegel bei  Stob.  IV  S.  212,  13  ff.  H.  verrät  Bekanntschaft  mit  der  Literatur 
.Tfot  aqyijg.  —  In  etwas  schärferen  Umrissen  erscheint  uns  der  bei  Simpl.  in 
Cat.  S.  2,  25  als  lamblicheer  bezeichnete 

Dexippos  durch  seine  erhaltene  Erklärung  der  aristotelischen 
Kategorien,  die  als  Beispiel  eines  Kommentars  in  Dialogform  für  die  noch 
immer  ausstehende  Geschichte  der  Kommeutartechnik  Beachtung  verdient.*) 
Von  dem  Historiker  gleichen  Namens  ist  dieser  Dexippos  zu  sondern. 

s^  82.  Die  peigamenische  Schule  ist  durch  ihren  Be- 
grimder,  den  lambhchschüler  Aidesios,  mit  der  syrischen  (§81) 
verknüpft.  Sie  gestaltet  die  iamblichische  Theorie,  die  sie  über- 
nimmt, nicht  weiter  aus.  Die  wissenschaftliche  Arbeit  tritt  in 
ihr  überhaupt  zurück  gegen  die  Verwertung  des  Neuplatonismus 
in  praktisch-religiöser  Richtung:  ihr  Feld  ist  die  Pflege 
geheimnisvoller  Einwirkungen  auf  die  übersinnliche 
Welt  (Theurgie)  und  die  Erhaltung  und  Wiederher- 
stellung des  Polytheismus.  Für  die  Theurgie  bietet  Maxi- 
mos  ein  typisches  Beispiel.  Hauptvertreter  der  polytheistischen 
Reaktion  ist  der  Kaiser  Julian  der  ,, Abtrünnige"  (regierte  361 
bis  068),  der  die  iamblichisch  gedeutete  hellenische  Religion  als 
Staats-  oder  wenigstens  bevorzugte  Religion  wiedereinzuführen 
sucht.  Das  neuplatonische  Bekenntnis  tritt  in  seinem  uns  vor- 
liegenden umfangreichen  literarischen  Nachlasse  zutage.  Wahr- 
scheinlich zur  Unterstützung  der  heidnischen  Propaganda  ist 
des  Sallustios  erhaltene  Schrift  Über  Götter  und  Welt -ver- 
faßt. Über  das  Leben  der  bedeutendsten  Neuplatoniker  des 
pergamenischen  Kreises  unterrichtet  uns  in  sehr  unzureichender 
Weise  Eunapios  durch  seine  Biographiensammlung. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehren:  Der 
Geschichtsschreiber  der  Schule  ist  der  nur  mit  Vorsicht  zu  benutzende  Eunapios, 
der  über  Aidesios.  Maximos,  Priskos,  lulianos,  Chrysanthios  u.  a.  berichtet.  Für 
mehrere  Männer  dieses  Kreises  f Maximos,  lulianos,  Chrysanthios)  enthält  Suidas 
Artikel.  Manches  Persönliche  bieten  die  Schriften  des  Julian  und  des  Rhetors 
Libanios.  S.  im  übrigen  das  Material  bei  Zeller  III  2*  S.  787  ff.,  für  Julian 
besonders  bei  Geffcken,  Kaiser  Julianus,  und  v.  Borries,  Artikel  lulianos  (26 1  bei 
Pauly-Wissowa-Kroll.  Zur  Ikonographie  Julians  die  unten  S.  223*  verzeichneten 
Arbeiten.  Literarisch  über  Julians  Äußeres  Amm.  Marc.  2.5.  4,  22.  Gregor,  von 
Naz.  orat.  5  (c.  Jul.  2),  23;  dazu  R.  Asmus,  Philol.  65  (1906),  410  ff. 

*)  Mit  der  Form  des  katechetischen  Dialoges  war  Porphyrios  in  seinem 
ebenfalls  erhaltenen  Kategorienkommentar  vorangegangen. 


§  82.    Die  perganienische  Schule.  ()45 

Erhaltenes.     Ausgaben: 

Juliani  imp.  Opera,  ed.  Tetrus  Martinius  et  Car.  Cantoclarus,  Par.  1583. 
Ed.  Dion.  Petavius,  Paris  1(530.  Ed.  Spanheim,  Lips.  1696.  lul.  imper.  quae  super- 
sunt  rec.  F.  C.  Hertlein,  2  voll.,  Lips.  1875  f.  The  worka  of  J.  with  and  Engl, 
transl.  by  W.  C.  ^^'right,  2  voll.,  Lond.  1913.  1914.  luliani  imper.  libror.  contra 
Christianos  quae  supersunt  coli.  rec.  proleg.  instrux.  C.  I.  Neumann,  Lipsiae  1880, 
auch  von  demselben  ins  Deutsche  übersetzt,  Leipzig  1880.  K.  J.  is'eumann.  Ein 
neues  Bruchstück  aus  Kaiser  Julians  Büchern  gegen  die  Christen,  Theol.  Litera- 
turzeit. 24  (1899),  298—304  (anknüpfend  an  ßidez  et  Cumont,  Recherches  etc., 
s.  unten  S.  223*).  Epistolae,  ed.  L.  H.  Heyler,  Mainz  1828.  Neu  entdeckte 
Briefe:  Papadopulos-Kerameus,  Syllogos  18&'5,  Rhein.  Mus.  42  (1887),  15—37, 
wiederabgedruckt  mit  ital.  Übers,  und  histor.  Bemerk,  von  D.  Largajolli  und 
P.  Parisio,  Nuovi  studi  intorno  a  Giuliano  imperatore,  Riv.  d.  f Hol.  17  (1889), 
289—375.  Fr.  Cumont,  Fragments  in^dits  de  Julien,  Rev.  d.  philol.  16  (1892), 
161  —  166.  Aless.  Chiappelli,  Nuove  pagine  sul  cristianesimo  antico,  Firenze  1902 
darin  ein  neues  Fragm.  d.  Sehr,  gegen  d.  Christen  [S.  315  ff.]).  A.  Brinkmann, 
Rhein.  Mus.  60  (1905),  632  (weist  bei  Johannes  v.  Thessalonike  [um  680]  ein  wie 
es  scheint  Avörtliches  Zitat  aus  d.  Sehr,  gegen  d.  Chr.  nach,  das  den  Bericht  des 
Kvrill  ergänzt).  —  Kaiser  Julians  philos.  Werke,  übers,  u.  erkl.  v.  Rud.  Asmus 
(Philos.  Bibl.  Bd.  116),  Leipzig  1908.  Die  Reden  auf  König  Helios  und  die 
Göttermutter  übers,  von  G.  Mau,  s.  unten  S.  223*.  Eug.  Talbot,  Julien,  oeuvres 
compU'tes,  traduct.  nouv.  accomp.  de  sommaires,  notes,  eclaircisseraents  etc.,  Paris 
1803.  Die  theosophischen  Werke  übersetzt  bei  Ch.  W.  King,  Jul.  the  emperor, 
Lond.  1888.  E.  J.  Chinnock,  A  few  notes  on  J.  and  a  transl.  of  bis  public  let- 
ters, London  1901.  In  Vorbereitung:  luliani  imper.  quae  supersunt  omnia  praeter 
reliquias  librorura  contra  Galilaeos;  vol.  II:  Epistolae,  leges,  poemata,  fragmenta 
varia,  colleg.  et  recens.  J.  Bidez  et  Fr.  Cumont  (Bibl.  Teubn.). 

Sallustii  philosopbi  de  diis  et  mundo  opusc.,  ed.  Leo  Allatius.  Romae 
1638.  Ed.  I.  C.  Orellius,  Turici  1821.  Mullach,  Fragm.  philos.  Graec.  III  S.  30 
bis  50.    Eine  neue  Ausgabe  plant  G.  Muccio;  Vorarbeiten  s.  S.  224*. 

Eunapios ,  Vitae  sophistarum,  ed.  pr.  H.  Junii,  Antv.  1568.  Ed.  Comme- 
linus,  Heidelb.  1596.  Rec.  notisque  illustr.  lo.  Fr.  Boissonade,  mit  einem  die 
Fragmente  des  E.  enthaltenden  Anhang,  einer  Vita  des  E.  von  H.  Junius  und 
Anmerkungen  von  D.  Wyttenbach,  Amstel.  1822.  Die  Anmerkungen  Wytten- 
bachs  besonders  in  dessen  Opusc.  acad.,  Lugd.  Bat.  1821.  Die  Ausgabe  Boisso- 
nades  wiederholt  in  der  Didotschen  Philostratosausgabe,  Paris  1849.  Eine  neue 
Ausgabe  plant  V.  Lundström;  Vorarbeit  s.  unten  S.  224*.  Die  Fragmente  des 
Geschichtswerks  bei  ilüller,  Fragm.  bist.  Gr.  IV  11  ff.,  L.  Dindorf,  Hist.  Gr. 
min.  I  205  ff.,  und  in  den  Excerpta  histor.  iussu  imper.  Constant.  Porphyrogen. 
conf.,  ed.  Boissevain,  De  Boor,  Büttner- Wobst,  I  S.  591—599;  IV  S.  71—103. 
—  Wortindex:  Robinson,  Indices,  I:  in  Dionys.  Long.,  II:  in  Eunapium  d.  vitis 
Sophist.,  III:  in  Hieroclis  comm.  in  Pythag.'aur.  carm.,  Oxonii  1772.  —  Franz. 
Übers,  v.  St.  de  Rouville,  Paris  1879,  engl,  in:  The  Piatonist  1887. 

Aidesios  aus  Kappadokien  zog  sich  nach  dem  Tode  seines  Lehrers  lam- 
bUchos  zunächst  in  die  Einsamkeit  seines  Heimatlandes  zurück,  um  hier  als 
Hirte  sein  Leben  zu  verbringen,  eröffnete  dann  aber  auf  den  Wunsch  der  nach 
seiner  Weisheit  Verlangenden  eine  Schule  in  Pergamon.  Hier  waren  Mcui- 
mos,  Chrysanthios,  Priskos  und  Euscinos  seine  Hörer.  Auch  der  spätere  Kaiser 
Julian  suchte  ihn  auf,  doch  wies  ihn  Aidesios  seines  hohen  Alters  wegen  an 
Eusebios  und  Chrysanthios.  Von  philosophischen  Leistungen  dieser  Männer  ist, 
von  Julian  abgesehen,  wenig  bekannt.  Maximos  verfaßte  nach  Simpl.  in  Cat. 
S.  1,  15  f.  einen  Kommentar  zu  den  aristotelischen  Kategorien,  in  welchem  er 
sich  fast  in  allen  Stücken  an  Alexander  von  Aphrodisias  anschloß;  einige  weitere 
Schriften  von  ihm  nennt  Suidas  (vgl.  auch  Ammon.  in  Anal.  pri.  S.  31,  16  ff., 
wo  trotz  der  Verschiedenheit  in  der  Angabe  des  Lehrers  doch  wohl  derselbe 
Maximos  gemeint  ist).  Im  übrigen  tat  er  sich,  wie  die  anderen  Genossen  dieses 
Kreises  mit  Ausnahme  des   nüchterneren  Eusebios.  mehr  durch  religiöse  Mvstik 


()4(3  §  82.     Die  pergaineiiische  »schule. 

und  theurgisf.lie  Künste  als  durch  wissenschaftliche  Bestrebungen  hervor  und 
gewann  damit  großen  Einfluß  auf  Julian.  Im  ganzen  ist  unsere  Kenntnis  der 
Mitglieder  der  pergamenischen  Schule  lückenhaft.  Greifbar  sind  durch  ihre  auf 
uns  gekommenen  Schriften  Juliati,  Salhistios  und  Eunctplos. 

Julian,  geb.  332,  wurde  im  Christentum  erzogen,  wandte  sich  aber  unter 
dem  Einfluß  neuplatonischer  Lehrer  und  wohl  auch  unter  dem  Eindruck  der  al>- 
schreckendeu  Vorgänge  innerhalb  seiner  christlichen  Verwandtschaft  dem  Poly- 
theismus zu.  Nach  seiner  Thronbesteigung  im  Jahre  3G1  war  es  ihm  Herzens- 
sache, die  hellenische  Väterreligion  in  alter  Macht  und  altem  Glänze  mit 
Unterdrückung  des  zur  Staatsreligion  erhobenen  Christentums  wiederher- 
zustellen. Zu  ihrer  dogmatischen  Begründung,  stützte  er  sich  auf  die 
Lehren  des  von  ihm  aufs  höchste  verehrten  lamblichos.')  Die  Maßregeln 
zugunsten  der  polytheistischen  Reaktion  bildeten  den  Schwerpunkt  der 
nur  etwa  anderthalbjährigen  Regierung  des  Kaisers  und  trugen  ihm  in  der 
christlichen  ^Velt  den  stehenden  Beinamen  Apostata  (der  „Abtrünnige")  ein. 
Verletzende  Schritte  waren  bei  diesem  religiösen  und  kultlichen  L^msturz 
unausbleiblich.  Aber  von  wüsten  Ausbrüchen  eines  blutgierigen  Fana- 
tismus, wie  sie  ihm  von  christlichen  Gegnern  schuldgegeben  wurden,  hielt  sich 
Julian  fern.  Auch  yeine  erhaltenen  Reden,  Schriften  und  Briefe  lassen  in 
ihm  einen  vielseitig  gebildeten,  bis  zur  Schwärmerei  idealistischen  und  sittlich 
hochstrebenden  Mann  erkennen.  Philosophisch  von  Belang  sind  in  erster  Linie 
die  Reden  auf  die  Göttermutter  (or.  5)  und  auf  den  König  Helios 
(or.  4),  erstere  Rede  eine  neuplatonisch  aüegorisierende  Ausdeutung  des  Kybele- 
mythus,  letztere  eine  im  Anschluß  au  lamblich  vollzogene  Vereinigung  der 
damals  herrschenden  Sonnenverehrung  mit  neuplatonischer  Metaphysik:  Helios, 
der  Mittelpunkt  der  intellektuellen  Götter,  ist  zugleich  der  Mittler  zwischen  dem 
Reiche  des  Intellektaellen  und  der  sinnlichen  Welt.  Charakteristische  Denkmale 
der  seit  langem  üblichen  Verbindung  kyuischer  Grundzüge  mit  im  übrigen  ganz 
unkynischen  Bekenntnissen  bilden  die  beiden  Kynikerreden  (or.  6  und  7),  in 
denen  Julian  den  alten  Kynismus  des  Antisthenes,  Diogenes  und  Krates  unter 
Leugnung  seines  freigeistigen  Wesens  als  im  Grunde  mit  jeder  wahren  Philo- 
sophie übereinstimmend  verherrlicht,  zugleich  aber  gegen  Neukyniker  Front 
macht,  die  jene  hellenischen  Vorbilder  befehdeten  und  kynische  Lebenshaltung 
mit  christlichem  Bekenntnis  verbanden.  Hinsichtlich  der  literarischen  Form 
steht  als  menippische  Satire  (vgl.  oben  S.  458  f.)  die  Schrift  2v i-i^öa lor  i] 
Kooria  zum  Kynismus  in  Beziehung.  An  weiteren  philosophisch  nicht  uner- 
giebigen Stücken  sind  besonders  der  unter  Benutzung  des  Dion  Chrysostomos 
verfaßte  Königsspiegel  in  der  2.  Rede  S.  100,  3  ff.,  die  Trost betrachtung 
beim  Weggange  des  Salhistios  (or.  8)  und  der  Brief  an  Themistios 
(S.  328  ff.)  zu  erwähnen.  Von  dem  drei  Bücher  umfassenden  Werke  des  Kaisers 
Gegen  die  Christen  (,,Galiläer'')  sind  uns  durch  die  Gegenschrift  des  christ- 
lichen Bischofs  Kyrillos  zahl-  und  umfangreiche  Fragmente  erhalten.  Zum  Teil 
auf  den  Arbeiten  früherer  Christengegner,  darunter  dem  großen  Werke  des 
ungleich   gelehrteren    Porphyrios,   fußend   übt  Julian   geschickte  Kritik   an  dem 


M  Für  die  Benutzung  von  lamblichs  Alkibiadeskommentar  durch  Julian  vgl. 
man  R.  Asmus,  Der  Alkibiades-Kommentar  des  lamblichos  als  Hauptquelle  für 
Kaiser  Julian,  Sitz.  d.  Heidelb.  Akad.  d.  Wiss.,  philos.-hist.  Kl.  1917,  3.  Abh. 
Von  der  grundlegenden  Bedeutung,  die  Asmus  diesem  Kommentar  nicht  etwa 
nur  für  einzelne  Schriften  —  soweit  ist  seine  These  nicht  zu  bezweifeln  — . 
sondern  für  das  gesamte  julianische  Corpus  zuschreibt,  vermag  ich  mich  nicht  zu 
überzeugen. 


Julian,  Sallustios,  Eniiapios  von  Sardes.  (j4T 

biblischen  Text  und  seiner  Auslegung  durch  die  Christen  und  bekämpft  Leben 
und  Kult  seiner  christlichen  Umgebung.  —  Wahrscheinlich  Julians  eben  er- 
wähnter Freund  ist  der 

Sallustios,  unter  dessen  Namen  eine  kleine  Schrift  Über  Götter  und 
Welt  erhalten  ist.  Sie  enthält  eine  Darlegung  neuplatonischer  Grundlehren  in 
Form  eines  dürren  Abrisses.  Gewichtige  Anzeichen  weisen  darauf  hin,  daß  das 
Werkchen,  so  wie  es  vorliegt,  Auszug  aus  einer  ausführlicheren  Schrift  ist.  Hat 
«nser  Sallust  sie  verfaßt,  so  war  sie  wohl  dazu  bestimmt,  als  neuplatonischer 
Leitfaden  die  julianische  Reform  zu  unterstützen.  —  Geschichtsschreiber  der 
pergaraenischen  Schule  ist 

Etinapios  von  Sardes,  der  Schüler  des  Chrysanthios,  der  in  seinen 
Philosophen-  und  Sophisteubiographien  die  Häupter  der  Schule  unter 
Voranschickung  von  Plotin,  Porphyrios  und  lamblich  und  mit  Einbeziehung 
anderer,  nichtphilosophischer  Persönlichkeiten  aus  Julians  Kreis  und  Zeit  behandelt. 
Die  abenteuerliche,  von  AVunder-  und  Verherrlichungssucht  beherrschte  Dar- 
stellung bleibt  über  vieles,  was  in  erster  Linie  wissenswert  wäre,  die  Auskunft, 
schuldig,  ist  aber  gleichwohl  bei  dem  Mangel  an  anderen  Quellen  nicht  zu  ent- 
behren. Seine  Zugehörigkeit  zum  julianischen  Kreise  verriet  Eunapios  auch  in 
einem  Geschichts werke,  das  uns  durch  Auszüge  und  spätere  Benutzung 
bekannt  ist.  Er  zeigt  sich  hier  als  Bewunderer  des  Kaisers  und  Feind  des 
Christentums.  Unter  den  in  das  biographische  Werk  aufgenommenen  Männern 
verdient  der  uns  durch  ein  bändereiches  Corpus  von  Reden  und  Briefen  bekannte, 
vielgefeierte  Rhetor  Libanios  eine  kurze  Erwähnung.  Er  war  Lehrer  des  Julian 
und  anderer  Größen  des  Zeitalters,  unterhielt  auch  während  Julians  Regierung 
zu  ihm  lebhafte  Beziehungen  und  widmete  nach  dem  Tode  des  Kaisers  dessen 
Andenken  mehrere  Reden.  Philosoph  ist  er  nicht,  verdient  aber  immerhin  wegen 
seiner  im  Sinne  der  landläufigen  Popularphilosophie  und  mit  kynisch-stoischen 
Anklängen  verfaßten  Diatriben  (orat.  0.  7.  8.  2ö  Foerster)  und  vor  allem  wegen 
seiner  in  zahlreichen  Nachahmungen  hervortretenden  Vorliebe  für  Piaton  ^1  hier 
eine  Stelle. 

s?  88.  Die  athenische  Schule  schheßt  an  die  iambhchische 
(§  81)  an,  der  sie  sowohl  in  der  Methode  der  Ausdeutung  Pia- 
tons wie  auch  in  dem  Ausbau  des  Systems  folgt.  Ihre  Richtung 
gelangt  zum  Ziele  in  Proklos  (410—485),  dem  großen  Scho- 
lastiker der  Antike.  Er  läßt  die  Entwicklung  aus  dem  Ureinen 
und  weiterhin  aus  den  diesem  nachfolgenden  Hypostasen  nach 
einem  triadischen  Prinzip  vor  sich  gehen:  jedes  Untergeord- 
nete verbleibt  in  dem  Übergeordneten,  geht  aus  ihm 
hervor  und  wendet  sich  zu  ihm  zurück.  Nach  dem  Ur- 
einen und  vor  dem  Intelhgibelen  setzt  er  die  Henaden  an.  die 
er  als  Gottheiten  bezeichnet,  schiebt  zwischen  das  Intelligibele 
und  das  InteUektueUe  das  Intelligibel- Intellektuelle  und 
gibt  dem  System  durch  fortgesetzte  zumeist  triadische  Zerlegung 


1)  Vgl.   Eb.  Richtsteig,    Libanius   qua   ratione   Piatonis    operibus   usus   sit, 
Liegnitz  1918,  Bresl.  Diss. 


(548  '  §  ^^-     ^^^  athenische  Schule. 

seiner  (jlieclei*  die  feinste  Ausgestaltung.  Durch  dieses  mit 
dialektischer  Kunst  geübte  Verfahren  wird  es  ihm  möglich,  in 
noch  weiterem  Maße,  als  es  von  lamblich  geschah,  Ordnungen 
von  Göttern  und  anderen  übermenschlichen  Wesenheiten,  dar- 
unter auch  die  Götter  und  Dämonen  des  Volksglaubens,  die  er 
im  Sinne  seiner  Metaphysik  umdeutet,  in  das  Gefüge  aufzu- 
nehmen. Wie  bei  lamblich  so  geht  auch  bei  Proklos  in  dieser 
Systematik  das  theologische  Interesse  dem  philosophischen 
zur  Seite. 

Als  Proklos'  Vorgänger  innerhalb  der  Schule  sind  Plutar- 
chos  von  Athen,  Syrianos  und  Domninos,  als  seine 
Nachfolger  besonders  Marinos,  Isidoros,  Damaskios  und 
Simplikios  zu  nennen.  Von  geringerer  Bedeutung  ist  Pris- 
kianos.  Damaskios  behauptet  nicht  nur,  wie  die  ihm  voran- 
gehenden Xeuplatoniker,  die  Unbegreiflichkeit  des  Urwesens 
selbst,  sondern  bestreitet  auch  für  das  Verhältnis  des  Abge- 
leiteten zu  ihm  die  Möglichkeit  verstandesmäßiger  Erfassung; 
die  begrifflichen  Deduktionen,  die  er  im  Anschlüsse  an  Proklos 
pflegt,  haben  für  ihn  nur  die  Bedeutung  von  Analogien.  Dom- 
ninos und  Marinos  weichen  von  der  Metaphysik  der  Athener 
ab  und  nähern  sich  durch  ihre  mehr  gelehrte  Weise  den  alexan- 
(h'inischen  Neuplatonikern  (i?  84).  deren  ' Geistesart  auch  den 
Simplikios  beeinflußt  hat. 

Aus  dem  erhaltenen  literarischen  Nachlaß  der  Schule  sind 
namentlich  die  Kommentare  des  Proklos  zu  platonischen 
und  die  des  Syrianos  und  Simplikios  zu  aristotelischen 
Schriften,  sowie  das  Werk  des  Damaskios  über  die 
letzten  Gründe  zu  nennen.  Als  biographische  Quellen  sind 
die  Proklosvita  des  Marinos  und  das  von  Damaskios 
verfaßte  Leben  des  Isidoros  von  Wert. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehren:  Für 
Pro  kl  OS  und  Isidoros  wurden  besondere  Lebensbeschreibungen  verfaßt,  für 
ersteren  von  seinem  Schüler  und  Nachfolger  Marinos..  (Ausgaben  s.  S.  650  unter 
diesem),  für  letzteren  von  Damaskios  (Ausgaben  und  Übersetzung  s.  S.  650  unter 
diesem).  Beide  Viten  sind  auch  Quellen  für  weitere  hierher  gehörige  Philosophen. 
Aus  der  Isidorosbiographie  des  Damaskios  schöpfte  Suidas  in  mehreren  hier  ein- 
schlägigen Artikeln,  sowie  Photios  ßibl.  cod.  181.  242.  Der  letztere  berichtet  in  cod. 
130  über  ein  teratologisches  Werk  des  Damaskios.  Die  übrigen,  verstreuten  An- 
gaben s.  in  den  Nachweisen  bei  Zeller  III  2*  S.  805  ff.  Weitere  Neuplato- 
niker  dieser  Schule  bei  Zeller  III  2^  S.  812  Anm.  2;  90ü  Anm...2;  909 
Anm.  1.  Agapios,  Schüler  des  Proklos:  loa.  Lyd.  d.  magistr.  3,  26.  —  Über  die 
Schließung  der  athenischen  Schule  Malalas  Chronogr.  S.  451  d.  Bonner 
Ausa.,  über  den  Auszug  nach  Persien  Agathias  Hist.  2,  30  f.  (Hist.  Gr.  min., 
ed.  bmdorf  II  S.  231  ff.). 

Schriftenverzeichnisse  sind  zusammengestellt  bei  Zeller  fiirPlutarch 
III    2*    S.  808    Anm.  3,     Syrian    S.  820   Anm.  2;     822  Anm.  4;    823    Anm.  2, 


§  83.    Die  athenische  Schule.  B41> 

Froklos  S.  838  Anm.  2;  839  Aniii.  1.    Damaskios  S.  902  Aiim.  3,    Simpli- 
kios  S.  910  Anm.  2. 

Erhaltenes.    Ausgaben: 

Xei'.plato  nisc/ier  Parmenideskommcntar,  wahrscheinlich  aus  der 
athenischen  Schule  vor  Syrian:  W.  Kroll.  Ein  neuplat.  Parmenideskommentar  in 
einem  Turiner  Palimpsest,  Ehein.  Mus.  47  (1892),  599—627. 

Sijriani  commenl.  in  libros  III.,  XIII.,  XIV.  metaphys.  Arist.  lat.  Inter- 
pret. H.  Bagolino,  Venet.  1558;  der  Kommentar  griech.  hrsg.  von  H.  Usener  in 
Aristot.  opp.  ed.  Acad.  reg.  Boruss.  vol.  V,  Berl.  1870.  als  Supplement  zu  vol. 
IV,  S.  835—946;  von  W.  Kroll  in  der  Akadem.  Sammlung  griech.  Aristoteles- 
kommeutare  (s.  oben  S.  365),  vol.  VI.  pars  I.,  Berl.  1902.  Syr.  in  Hermogeuem 
commentaria,  ed.  H.  Rabe.  2  voll.,  Leipzig  1892.  1893  (Identität  dieses  Rhetors^ 
mit  dem  Philosophen  ist  höchst  wahrscheinlich). 

Domninos.  'Ey/fiQidiov  äQidiujnySjg^  siaaycoyijg.  hrsg.  von  Boissonade, 
Anecd.  Graeca  IV  S.  413 — 429.  Franz.  Übersetzung  mit  Prolegomena  von 
P.  Tannery.  Rev.  d.„  etud.  gr.  19  (1906),  359 — 382.  /7w,-  kan  /.6yov  iy.  /.öyov 
iKff'/.tTv;  mit  franz.  Übers,  u.  Komment,  hrsg.  von  C.  E.  RneUe  mit  Zusatz  von 
J.  Dumontier,  Rev.  d.  philo!.  7  (1883),  82—94.  „Der  griechische  Text  eines  von 
Tannery  der  Redaktion  der  Rev.  d.  etud.  gr.  in  Übersetzung  eingereichten  Bruch- 
stückes, Scholies  sur  l'arithmt'tique  de  Xicomaque,  hat  sich  unter  seinen  nach- 
gelassenen Papieren  nicht  vorgefunden  (s.  die  Bemerkung  Rev.  d.  etud.  gr.  1& 
[1906],  359). 

Proklos.  Prodi  .  .  .  compendiaria  de  motu  disputatio,  ed.  S.  Grynaeus 
(griech.),  Basel  1531  (Xachdruck  Paris  1542).  Uoöy./.ov  .-regl  y.ivr,a£(og  ßiß/.i'a  ß' 
(griech.  u.  lat.),  lusto  Velsio  interprete,  Basel  1545.  Lat.  Übers,  von  Jos.  Val- 
danius,  Basel  1562.  Dieselbe  Schrift  jetzt  in  kritischer  Ausgabe:  Pr.  Diad.  Lycii 
Institutio  physica.  ed.  et  interpretat.  Germ,  commentarioque  instrux.  Älb. 
Ritzenfeld,  Lips.  1912  (Bibl.  Teubn.);  hier  S.  X  f.  XVI  über  die  früheren  Aus- 
gaben und  Übersetzungen.  —  Prodi  paraphrasis  in  IV  libros  Ptolemaei 
de  siderum  effectionibus  cum  praefatione  Melanchthonis,  Basel  1554  (nicht 
proklisch ;  vgl.  Boll,  Sphaera  S.  219  Anm.  1).  —  Den  Kommentar  zu  dem  1.  B. 
der  Elemente  des  Eukleides  hat  zuerst  Simon  Grynaeus,  Basel  1533,  her- 
ausgegeben ;  jetzt  ist  zu  benutzen  die  Ausgabe :  Prodi  Diadochi  in  primum 
Euclidis  elementorum  librum  commentarii  ex  recogn.  God.  Friedlein,  Lipsiae  187.3 
(Bibl.  Teubn.).  —  Prodi  in  Plat.  Tim.  comm.  et  in  libros  de  rep.  (Bas.  1534,  als 
Anhang  zu  der  Ausgabe  der  Werke  Piatons).  Hierin  der  Kommentar  (richtiger: 
die  Abhandlungen,  s.  I.  Bruns,  Götting.  gel.  Anz.  1887.  17)  zur  Republik 
aus  einer  Florentiner  Handschrift,  die  in  ihrem  jetzigen  Bestände  nur  seinen 
ersten  Teil  enthält;  der  zweite  Teil  der  Hdschr.,  enthaltend  den  Re-st  des  Komm., 
am  Anfang  und  Ende  verstümmelt  und  auch  sonst  übel  zugerichtet,  befindet  sich 
jetzt  im  Vatikan.  Stücke  daraus  veröffentlichte  A.  Mai  an  verschiedenen  Orten 
(s.  Bernays  im  Anhang  zu  seiner  Schrift:  Arist.  über  Wirkung  d.  Trag.,  Xo.  13. 
zu  S.  163).  größere  Teile  nach  einer  älteren  Abschrift  Scholl,  Prodi  commenta- 
riorum  in  remp.  Plat.  partes  ineditae,  Berl.  1886,  endlich  das  Ganze  der  Kardinal 
Pitra  in :  Analecta  sacra  et  classica  spicilegio  Solesmensi  parata,  vol.  V.  Rom 
1888,  dazu  Ergänzungen  (nach  einer  Abschrift  Mais)  von  R.  Reitzenstein,  Breslauer 
philol.  Abhandl.  Bd.  4,  H.  3,  1889.  Kritische  Ausgabe  mit  einer  über  die  Über- 
lieferungsverhältnisse orientierenden  Vorrede,  Apparat,  Xachweis  wichtiger  Paral- 
lelen. Scholien,  Exkursen  (von  F.  Hultsch),  Indices :  Prodi  Diadochi  in  Piatonis 
rem  publicam  commentarii.  ed.  Guilelmus  Kroll,  voll.  L  II,  Lips.  1899—1901 
(Bibl.  Teubn.).  —  In  theologiam  Piatonis  libri  sex  una  cum  Marini  vita 
Prodi  et  Prodi  Institutione  theologica,  ed.  Aemil.  Portus,  Hamb.  1618.  — 
Excerpta  ex  Prodi  scholiis  in  Plat.  Cratylum,  ed.  J.  F.  Boissonade,  Lips.  1820. 
Prodi  Diadochi  in  Plat.  Crat.  commentaria.  ed.  Georgius  Pasquali,  Lips.  1908  (Bibl. 
Teubn.).  —  Initia  philosophiae  ac  theologiae  ex  Piatonis  fontibns  ducta.  sive 
Prodi  Diadochi  et  Olynipiodori  in  Plat.  Alcibiadem  comraent.,  ed.  itemque 
eiusdem  Prodi  Instit.  theol.  adiecit  Fr.  Creuzer,  3  voll..  Frankf.  1820— 1S22, 
dazu  als  vol.  4:  Xicolai  Methonensis  refutatio  instit.  theolog.  Prodi  Platonici. 
prira.  ed.  J.  Th.  Voemel,  ebd.  1825.  Procl  i  opera,  ed.  Victor  Cousin,  Paris  1820  bis 
1825.  6  Bde.;  secundis  curis  emend.  et  auxit  V.  C,  Parisiis  1864  in  einem  Bande. 
—  In  Plat.  Parmenidem.  ed.  G.  Stallbaum,  in  seiner  Ausg.   des  Parm.,  Lpz. 


<).50  §  83.     Die  athenische  Schule. 

1839,  und  separat,  Lpz.  1840.  Commentaiie  sur  le  Parnienide,  suivi  du  conimen 
taire  anonyme  sur  les  sept  derni&res  hvpotheses,  trad.  etc.  par  A.-Ed.  Chaignet, 
3  Bde.,  Paris  1901—190-5.  —  In  Phit.  Timaeum,  ed...C.  E.  Chr.  Schneider. 
Vratisl.  1847.  Kritische  Ausgabe  mit  Einleitung  über  die  Überlieferung,  Ai)parat, 
"Scholien,  Indices:  Prodi  Diadoehi  in  Piatonis  Timaeum  commentaria,  ed.  Ernestus 
Diehl,  3  voll.,  Lips.  1903-1906  (Bibl.  Teubn.).  —  E  clogae  de  philosophia 
■C'haldaica.  nunc  prim.  ed.  A.  Jahn,  Halle  1891  (dazu  Kroll,  Neue  philol. 
Rundschau  1892,  lOO).  —  Carminum  reliquiae  ab  Arth.  Ludwich  editae. 
Eegimont.  189.")  (Lektionskatal.  für  1895/96).  Eudociae  Augustae,  Prodi  Lycii. 
•Claudiani  carminum  Graec.  reliquiae  etc.  rec.  Arth.  Ludwich,  Lipsiae  1S97  (Bibl. 
Teubn.).  —  Opus  Prodi  de  sacrificio  et  magia,  bei  Gull.  Kroll,  Analecta 
•Graeca.  Greifswald  1901,  Pr.  S.  6  ff.  (hier  auch  über  die  frühere  Ausgabe).  — 
Hypotyposis  astronomicarum  positionum  una  cum  scholiis  antiquis  e 
libris  manu  scriptis  ed.,  German.  Interpret,  et  comment.  instrux.  Car.  Rlanitius. 
Lipsiae  1909  (Bibl.  Teubn.).  Schollen  zu  Hesiods  "Eoya  y.al  {jusoai  in: 
Poetae  min.  Graeci  ed.  Th.  Gaisford^,  II  (Lipsiae  1823),  S.  3  ff.  23  ff.  Hes".  Opera 
•et  dies  ed.  Ed.  Vollbehr,  Kiliae  1844.  Neues  Proklosfragment  (zu  Hesiods  "EoyaW 
Herrn.  Schultz,  Abh.  d.  Ges.  d.  Wiss.  zu  Gott.,  philol.-hist.  Kl.  X.  F.  12  No.  4,  Berl. 
1910,  S.  88.  —  Prodi  (Identität  mit  dem  Neuplatoniker  zMeifelhaft)  Chresto- 
mathia  grammatica  im  Anhang  von  Hephaestionis  Enchiridion,  cura 
Th.  Gaisford.  Lond.  1810,  Leipz.  1832,  Oxf.  1855,  und  in  den  Scriptores  metrici 
<Traed,  ed.  E.  Westphal  I,  Leipzig  1866.  —  Ps. -Prodi  Sphaera  oft  heraus- 
gegeben; vgl.  Gemini  elementa  astron.  ed.  Manitius  S.  XXIII  f. 

Marinas.  Marini  Vita  Prodi,  ed.  J.  A.  Fabricius,  Hamb.  1700;  ed. 
I.  F.  Boissonade,  Lips.  1814,  und  in  der  Cobetschen  Ausgabe  des  Diog.  L.  (oben 
•S.  17),  Paris  1850. 

Damascii  philosophi  Platonici  Quaestiones  de  primis  priucipiis, 
prim.  Graece  ed.  los.  Kopp,  Francof.  ad  M.  1826.  Dubitationes  et  solutiones  de 
primis  princ,  in  Plat.  Parm.,  partim  sec.  curis  rec.  part.  nunc  prim.  ed.  Car.  Aem. 
Ruelle.  I  et  II.  Paris  1889.  Fragment  aus  dieser  Schrift  nach  HamK  u.  Münch. 
Hss.  bei  F.  Eyssenhardt,  Mitt.  a.  d.  Stadtbibl.  z. .  Hamb.  1  (1884),  3-32. 
Th.  Johnson.  Damaskios  on  first  principles.  transl.  with  a  preliminarv.  Bibl. 
Piaton. ..I  2  (1889),  82—98.  Franz.  Übers,  von  A.-Ed.  Chaignet  im  Anhang  zu 
seiner  Übers,  d.  prokl.  Parmenideskommentars,  s.  Proklos.  —  Leben  des  Isi- 
■doros.  Fragmente  bei  Photios  (Ausg.  s.  oben  S.  19)  und  Suidas  (Ausg.  s.  oben 
S.  17);  s.  im  einzelnen  d.  Abhandl.  A'on  Asmus  unten  S.  225*.  Die  Protheorie 
ziu'  Vita  bei  A.  Brinkmann,  Rhein.  Mus.  65  (1910),  617 — 626.  .  Eine  Ausgabe  der 
Reste  der  Vita  plant  J.  Hardy  (Bibl.  Teubn.).  Übersetzung:  Das  Leben  d.  Philo?. 
I>  von  Damaskios  aus  Damaskos,  wiederhergest..  übers,  u.  erklärt  v.  Rud.  Asmus, 
Leij^zig  1911,  Philos.  Bibl.  Bd.  125  (auch  mit  sorgfältigen  und  nützlichen 
Registern). 

S ) mplici i  comment.  in  Arist.  Categorias,  Venet.  1499;  Basil.  1551; 
in  Arist.  physic.  ed.  Asulanus,  Venet.  1526;  in  Ar.  libros  de  coelo  (Rück- 
übers.  a.  d.  Latein.)  ed.  Asulanus,  Ven.  1526.  1548  u.  ö.;  in  Ar.  libros  de  anima 
<•.  comm.  Alex.  Aphr.  in  Arist.  lib.  de  sensu  et  sensibili,  ed.  Asulanus,  Venet. 
1.527.  Simpl.  comm.  in  IV  libros  Arist.  de  coelo  ex  rec.  Sim.  Karstenii  mandatu 
regiae  acad.  diseiplinaruni  Nederlandicae  editus.  Utrecht  1865.  Comm.  in  Epict. 
■enchiridion,  edit.  princ.  Venet.  1528;  später  Lugduni  Batav.  1640  (mit  latein. 
Übers,  von  Hieronymus  Wolf  und  Anmerk.  von  Salmasius).  Ed.  lo.  Schweig- 
häuser, Lips.  1800.  Hrsg.  auch  in  Dübners  Ausg.  von  Theophrasts  Charakteren, 
Paris  1840.  Deutsch  von  K.  Enk,  Wien  1867.  Simplic.  Bericht  über  die 
•Quadraturen  des  Antiphon  und  des  Hippokrates,  griechisch  und 
-deutsch  von  Ferd.  Rudio,  Leipzig  1907.  —  Die  Akadem.  Samml.  griech.  Aristo- 
teleskommentare (s..  oben  S.  365)  enthält:  Simpl.  de  eaelo  ed.  I.  L.  Heiberg 
(Bd.  7  der  Samml.);  in  Categorias  ed.  K.  Kalbfleisch  (Bd.  8);  in  Physi- 
•corum  libr.  I— IV  ed.  H.  Diels  (Bd.  9);  in  Phvsicorum  libr.  V— Vllt  ed. 
H.  Diels  (Bd.  lOi:  de  anima  ed.  M.  Hayduck  (Bd.  11). 

Priskianos.  Mszäqpoaotg  liör  0eo<podatov  tieqI  aia{>i'jOFo>g  ediert 
Basel  1541^  dann  bei  Wimmer.  Theophr.  opera  III  (Leipzig  1862),  S.  232  ff. 
€eine  Solutiones  eorum,  de  quibus  dul)itavit  Chosroes  Persarum 
rex,  nach  einer  latein.  Übersetzung  aus  dem  9.  Jahrhundert  von  Dübner  im  An- 


Plutarchos  von  Athen,  Syrianos.  1)51 

hang  zu  der  Plotinausgabe  von  Creuzer  und  Moser,  Paris  1855.  aber  unvoll- 
ständig herausgegeben.  Vollständig  mit  der  Mstäcfoaai;  ed.  I.  Bywater  im 
Supplem.  Aristot.  (s.  oben  S.  366)  1  2. 

Plntarchos  von  Athen,  der  Sohn  des  Nestorios,  gest.  in  hohem  Alter 
431/2.  wurde  .von  ihn  verehrenden  späteren  Neuplatonikern  der  Große  oder  der 
Wunderbare  genannt.  Zu  der  Bedeutung,  die  ihm  damit  zugeschrieben  uird, 
«teht  die  Dürftigkeit  unserer  Überlieferung  über  ihn  in  auffallendem  Mißver- 
hältnis. Offenbar  ist  sein  Ruhm  durch  Syrian  und  vor  allem  durch  Proklos 
verdunkelt  worden.  Aus  den  Erwähnungen  Späterer  sind  uns  Kommentare 
zu  mehreren  platonischen  Dialogen  und  zu  Aristoteles  TIsqI  ^iw/Jjg  bekannt.  Der 
letztere  Kommentar  scheint  neben  dem  des  Alexander  von  Aphrodisias  ein  be- 
sonderes Ansehen  genossen  zu  haben.  Zur  allgemein  neuplatonischen  Lehre 
stimmt  es,  daß  er  Gott  (das  Eine),  Nus,  Seele,  die  in  die  Materie  eingegangene 
Form  (ro  evvXov  eldoc  =  der  unteren  Seele  \<pvacg]  des  Plotin,  s.  oben  S.  6;32) 
und  die  Materie  unterschied  (Procl.  in  Parm.  VI  S.  27  Cous.).  Im  übrigen  ist 
•den  spärlichen  Nachrichten  nichts  Genaueres  über  seine  Metaphysik  zu  ent- 
nehmen. In  der  Psychologie  verband  er  die  platonische  Anamnesistheorie  mit 
der  aristotelischen  Nuslehre  (Philop.  d.  an.  S.  518,  ^1  ff.),  _  Plutarchs  Schüler 
xmd  Nachfolger  in  der  Leitung  der  Akademie  (seit  431/2)  war 

Sijrinnos,  der  gefeierte  Lehrer  des  Proklos.  Seine  zahlreichen  Kom- 
mentare betrafen  gleichermaßen  aristotelische  wie  ])latonische  Schriften.  In 
-dem  Studium  des  Aristoteles  sah  er  die  Vorstufe  zur  Beschäftigung  mit  Platou: 
die  Werke  des  Aristoteles  sind  die  Vorweihen  und  kleinen  Mysterien,  der 
eigentliche  Mystagoge  ist  Piaton  (Marin.  Vit.  Procl.  13).  Dabei  beteiligte  er 
sich  aber  nicht  an  der  üblichen  Harmonisierung  der  beiden  Philo- 
sophen, die  die  Polemik  des  Aristoteles  nicht  gegen  Piaton  selbst,  sondern 
gegen  mißverstehende  Anhänger  des  Meisters  gerichtet  sein  ließ.  In  den  er- 
haltenen vier  Büchern  seines  Metaphysikkommentars  setzt  er  richtig  voraus, 
daß  Aristoteles  Piatons  eigene  Ideenlehre  bekämpfe  und  verteidigt  das  akade- 
mische Schulhaupt  in  z.  T.  recht  temperamentvoller  Weise  gegen  den  Angreifer. 
Dafür  brachte  er  ganz  in  dem  Geiste,  der  die  Schule  namentlich  seit  I amblich 
beherrschte,  Piaton  nicht  nur  mit  Pythagoras,  sondern  auch  mit 
orphischer  und  Orakel-Literatur  sowie  chaldäischer  Theologie  in 
Übereinstimmung,  deutete  Homer  neuplatonisch  aus  und  widmete 
dieser  Harmonistik,  die  er  im  Unterricht  vertrat,  auch  besondere  Schriften.  Wie 
in  diesem  Punkte,  so  bildete  er  auch  in  dem  Inhalte  seiner  Metaphysik  eine 
Etappe  zwischen  lamblich  und  Proklos.  Insbesondere  scheint  er  bereits 
die  Lehre  vorbereitet  zu  haben,  auf  die  Proklos  sein  ganzes  System  begründete, 
die  Lehre  nämlich,  daß  sich  die  Entwicklung  vom  Höheren  zum  Niederen  in 
den  drei  Stufen  des  Bleibens,  des  Heraustretens  und  des  Zurück- 
kehren s  vollziehe  (vgl.  Zeller  III  2*  S.  830,  1).  Im  Gegensatze  zu  Syrian  bog 
dessen  Schüler  und  Nachfolger  im  Lehramte') 


1)  Daß  er  dies  war.  ist  nach  Marin.  Vit.  Procl.  2()  anzunehmen.  Zeller 
III  2*  S.  834,  2  macht  dagegen  bemerkenswerte  Bedenken  geltend.  Doch  läßt  sich 
das  Zeugnis  des  mit  dem  syrianisch-proklischen  Kreise  vertrauten  Neuplatonikers 
schwerlich  beiseite  schieben.  Die  Meinung  Zumpts,  daß  Öiddo/o;  hier  den  Nach- 
folger nicht  im  Amte,  sondern  in  der  Lehre  bedeute,  ist  eine  wenig  wahrschein- 
liche Verlegenheitsauskunft,  und  die  textkritische  Vermutung,  durch  die  Hultsch 
bei  Pauly-Wissowa  9.  Halbbd.  1522  die  Schwierigkeit  zu  heben  sucht,  leuchtet 
nicht  ein.      Die  Einwendungen  Zellers  erledigen  sich  größtenteils,  wenn  man  mit 


(j52  >^  ^'^'    ^^^  athenische  Schule. 

Dotnniuos,  ein  Syrer  jüdischer  Herkunft,  aus  der  Tradition  der  atheni- 
schen Schule  aus  und  näherte  sich  der  Richtung  der  Alexandriner  (s.  §  84), 
Mehr  Gelehrter  als  Philosoph  —  wir  besitzen  von  ihm  noch  zwei  mathematische 
Traktate  —  machte  er  den  hohen  Flug  der  syrianisch-proklischen  Metaphysik 
nicht  mit  und  zog  sich  dadurch  die  literarische  Gegnerschaft  des  Proklos  und 
—  wie  auch  andere  Männer  nüchterneren  Wesens  —  das  ungünstige  Urteil 
des  Damaskios  (bei  Suid.  s.  v.  \ourivn;)  zu.  An  Bedeutung  tritt  er  völlig  zu- 
rück gegen 

Pi'oklos,  der  nach  ihm  die  Schule  leitete,  in  seiner  Lehre  aber  als  der 
eigentliche  Nachfolger  Syrians  und  bedeutendste  Vertreter  der  athenischen  Schule 
anzusehen  ist.  Geboren  zu  Konstantinopel  im  Jahre  410,  von  lykischen  Eltern 
stammend  und  erzogen  zu  Xanthos  in  Lykien  (daher  auch  selbst  Lykier  genannt), 
war  er  in  der  Philosophie  Schüler  des  (älteren)  Olyrapiodoros  in  Alexandreia, 
des  greisen  Plutarch  und  schließlich  des  Syrian  in  Athen.  Hier  starb  er  nach 
langjähriger  Schulleitung  i.  J.  485.  Einer  ausgebreiteten  Lehrtätigkeit  gingen 
reiche  schriftstellerische  Leistungen  zur  Seite.  Unter  den  erhaltenen  Werken 
sind  als  besonders  wichtig  für  die  Kenntnis  seines  Systems  zu  nennen  die 
Kommentare  zum  platonischen  Timaios,  zu  der  Politeia,  dem  Par- 
menides,  dem  I.  Alkibiades  und  dem  Kratylos,  ferner  die  systematischen 
Schriften  ^roi/sicoaig  d^ soloy ixi]  (Institutio  theologica),  Elg  Ti)r  ID-änovo; 
deo'/.oyiai'  (In  Plat.  theol.),  JJsgi  tojv  dty.a  .TQog  ztjv  jigovoiav  d:T00i]fid- 
Tcov  (De  decem  dubitationibus  circa  providentiam),  Uegi  zijg  ngovoiag  y.al  xfjg 
siuaQfiävtjg  y.al  lov  i<p'  rj f^iTv  (De  Providentia  et  fato  et  eo  quod  in  nobis) 
und  Usgi  Tijg  rwr  y.axcov  vjTOGjdoEcog  (De  malorum  subsistentia).  Die  drei 
zuletzt  genannten  Schriften  liegen  uns  nur  in  der  lateinischen  Übersetzung  des 
Wilhelm  von  Moerbeke  vor.  Für  andere  noch  vorhandene  Werke  vgl.  man  die 
Zusammenstellung  der  Ausgaben  oben  S.  049  f.  Vieles  Weitere  ist  uns  nur  dem 
Titel  nach  oder  durch  kürzere  Angaben  aus  seinem  Inhalte  bekannt. 

In  Proklos  erreichte  die  neuplatonische  Lehre  ihren  Höhepunkt.  Mit 
gründlichster  Kenntnis  der  früheren  griechischen  Philosophie,  namentlich  der 
Lehren  des  Piaton  und  Aristoteles  und  seiner  eigenen  neuplatonischen  Vor- 
gänger, mit  umfassender  Gelehrsamkeit  auf  den  verschiedensten  Gebieten  der 
Wissenschaft  und  begeisterter  Verehrung  für  jede  Art  mythologischer,  theolo- 
gischer und  kultlicher  Tradition  griechischen,  orientalischen  und  ägyptischen 
Ursprungs  verband  er  eine  ungewöhnliche  dialektische  Befähigung,  die  ihn  in 
Stand  setzte,  die  gewaltigen  überkommenen  Vorstellungsmassen  zu  einem 
großen  Gedankengebäude  zusammenzufügen,  in  welchem  jeder  ihrer  Bestandteile, 
zweckentsprechend    gedeutet,    seine    bestimmte    Stelle    erhielt.*)      Als   Bearbeiter 


Tannery,  Eev.  d.  et.  grecqu.  19  (1906),  362  annimmt,  daß  die  Schulvorstandschaft 
des  Domninos  nur  von  kurzer  Dauer  war,  was  sich  aus  seinem  im  Texte  sogleich 
zu  berührenden  Verhältnis  zur  Lehre  der  athenischen  Schule  und  seiner  Be- 
fehdung durch  Proklos  erklären  ließe.  Auffallend  bleibt,  daß  gerade  er  zum 
Scholarchen  ausersehen  wurde.  Immerhin  scheint  es  nach  dem  von  Marinos 
i\,.  a.  O.  Erzählten,  daß  bei  Syrians  Lebzeiten  seine  Stellung  zu  diesem  und 
selbst  zum  athenischen  Mystizismus  nicht  ungünstig  war.  Eine  Analogie  bietet 
die  Wahl  des  Marines  zum  Nachfolger  des  Proklos;  s.  unten. 

*)  Auf  eine  ausnahmslose  Harmonisierung  war  es  dabei  freilich  nicht  ab- 
gesehen. Gerade  die  beiden  Großen  aller  griechischen  Philosophie,  Piaton  und 
Aristoteles,  miteinander  in  vollen  Einklang  zu  bringen,  wie  sich  viele  bestrebten, 
kam  ihm  vernünftigerweise  nicht  in  den  Sinn.  Er  erkannte  wie  Syrian  die 
Gegnerschaft    des    Aristoteles    gegen    Piaton   in   wichtigen    Fragen    als  solche  an 


Domnlnos,  Proklos.  ()53 

autoritativ  aufgefaßter  Lehren  mit  allen  Mitteln  subtilster  Begrift'sbehandlung  ist 
er  der  große  Scholastiker  des  Alterturas.  Grundplan  und  Fachwork  seines  Ge- 
bäudes wareu  zwar  in  den  wesentlichsten  Stücken  von  seinen  Vorläufern,  Plotin,') 
lamblich,  Theodor  von  Asine  und  Syrian  gegeben.  I  am  blich  insbesondere 
dankt  er  die  exegetische  Methode,  die  ihm  gestattet,  das  Ganze  seiner 
Konstruktion  auf  Piaton  zu  basieren  (s.  oben  S.  641  f.).  Aber  der  reichere,  bis  in 
■die  feinsten  Einzelheiten  systematische  Ausbau  ist  Proklos'  Verdienst.  Jetlenfalls 
bedeutet,  objektiv  betrachtet,  seine  Lehre  als  der  eigentliche  Abschluß  der  neu- 
platoni^ohen  Entwicklung  einen  wichtigen  Markstein  in  der  Geschichte  der 
Philosophie. 

Das  ^V'^esenthchste  in  Proklos'  Philosophie  ist  das  Folgende.  Die  Momente 
des  Prozesses,  in  welchem  sich  die  Entwicklung  der  Wesenheiten  und  das  Werden 
der  Welt  vollzieht,  sind:  das  Verbleiben  des  Verursachten  in  der  Ur- 
sache {uovrj),  sein  Hervorgang  aus  ihr  (:io6oöo?)  und  die  Rückwendung 
zu  ihr  (srrioTgoqi'j).  Das  Hervorgebrachte  ist  dem  Hervorbringenden  ähnlich, 
d.  h.  es  hat  etwas  mit  ihm  Identisches  und  zugleich  etwas  von  ihm  Verschiedenes. 
Vermöge  der  Identität  verbleibt  es  in  dem  Hervorbringenden,  vermöge  der  Ver- 
schiedenheit tritt  es  aus  ihm  heraus,  vermöge  seines  Strebens  nach  dem  Guten, 
dessen  es  nur  durch  Vermittlung  seiner  nächsten  Ursache  teilhaftig  werden  kann, 
wendet  es  sich  dem  Hervorbringenden  zu.  Der  Prozeß  des  Hervorgangs  und  der 
Eückwendung  erfolgt  also  innerhalb  der  ganzen  Skala  in  gleicher  Weise  "von 
Stufe  zu  Stufe.  In  ihren  drei  Momenten  ist  diese  Entwicklung  von  dem  tria- 
dischen Prinzip  beherrscht,  das  im  Neuplatonismus  schon  lange  Geltung 
hatte.  Dabei  liegt  es  in  den  Grundvoraussetzungen  des  Neuplatonismus,  daß  der 
Stufengang  ein  absteigender,  das  Erste  also  das  Höchste  und  Beste,  das  Letzte 
das  Xiedrigste  und  Geringste  sein  mußte  (lustit.  30  ff.,  Theol.  Plat.  2,  4  S.  96 
oben;  3,  14  S.  148;  4,  1  S.  179  unten). 

Den  Ausgangspunkt  des  ganzen  Werdeganges  bildet  das  L'rwesen.  Es  ist 
das  Eine  an  sich,  das  Ureine  (j6  avroiv,  Instit.  4.  6,  Theol.  Plat.  2,  4  S.  96 
unten  u.  a.  St.),  zugleich  die  Grundursache  und  das  Urgute.  Seine  Existenz 
ergibt  sich  aus  der  Xotwendigkeit,  alle  Vielheit  auf  die  Einheit,  alles  Verursachte 
auf  eine  letzte  Ursache  und  alles  Gute  auf  ein  absolut  Gutes,  an  dem  es  teilhat, 
zurückzuführen  (Instit.  1.  4.  11.  8).  Aber  die  Begriffe  des  Einen,  der  Ursache 
und  des  Guten  treffen  auf  das  Urwesen  nicht  in  adäquater  Weise  zu.  In  'Wahr- 
heit ist  es  über  Einheit,  Ursächlichkeit  und  Güte  wie  über  das  Sein  erhaben 
(Theol.  Plat.  3,  7  S.  132  unten;  2,  4  S.  106  oben  [es  ist  Ursache  in  nicht  ursäch- 
licher Weise,  ävanlcog  al'riov];  S.  96  unten).  Es  ist  überhaupt  unerkennbar  und 
unaussprechbar.  Nur  durch  Analogie  läßt  sich  ihm  näher  kommen  und  durch 
Verneinung  dessen,  was  es  nicht  ist,  seine  Erhabenheit  über  alles  Seiende  kenn- 
zeichnen (Theol.  Plat.  2,  4  S.  96  unten;  2,  10  S.  108  unten;  2,  11  S.  110  oben 
\cog  Tiäatjg  oiyfjg  dgor/TÖTsoov  y.al  (bg  7iäot]g  vjido^scog  äyvoiOTÖTeoor],  in  Parm.  VI 
S.  87  Cous.). 

Statt  des  zweiten  Einen  des  lamblich  läßt  Proklos  aus  dem  Urwesen  eine 
begrenzte  Vielheit  von  Einheiten,   die  Henaden,   hervorgehen,  die  —  besser  als 


und  verteidigte  Piaton  in  einer  besonderen  Schrift  (vgl.  Procl.  in  Tim.  II  S.  2.9, 
3  f.,  I  S.  404,  20  f.  D.,  Simpl.  in  Arist.  de  caelo  S.  640,  24  ff.  H.,  wo  das 
Z.  27  ff...Gesagte  lediglich  auf  Simplikios"  eigene  Rechnung  kommt). 

^)  Über  das  Verhältnis  des  Proklos  zu  diesem  s.  besonders  H.  F.  Müller, 
Dionvsios,  Proklos,  Plotinos  (Beiti\  z.  Gesch.  d.  Philos.  d.  Mittelalt.  Bd.  20, 
H.  3'  4),  Münster  i.  W.  1918,  S.  1  ff. 


()54  ??  S-?.     Die  athenische  Schule. 

jenes  zweite  Eine  —  einen  vermittelnden  Übergang  vom  Ureinen  zu  der  immer 
wachsenden  und  schließlich  unbegrenzten  Vielheit  innerhalb  der  tieferen  Regionen 
bilden  (Theol.  Plat.  3,  1  S.  122  Mitte,  Inst.  149  u.  a.  St.).  Auch  darin  tritt  ihre 
-Mittelstellung  zutage,  daß  sie  bei  aller  Vielheit  doch  ineinander  und  zur  Einheit 
verbunden  sind  (in  Parm.  VI  S.  14  Cons.).  Für  ihre  Ansetzung  war  neben  dem 
metaphysischen  das  theologische  Interesse  maßgebend:  diese  Henaden  sind 
Götter,  und  zwar,  wie  sich  aus  ihrer  Einreihung  oberhalb  des  Nus  ergibt, 
Götter,  die  sich  über  alle  Begreiflichkeit  und  Erkennbarkeit  erheben.  Gleich- 
wohl wird  auch  von  ihnen  die  Güte  ausgesagt,  und  kraft  ihrer  Göttlichkeit  und 
Güte  gelten  sie  als  Quelle  der  Vorsehung  (Instit.  114  f.  120  {.-rgdrom  in  spielend 
etymologischer  Deutung  =  ivsoyeia  no6  vov}). 

In  dem  auf  die  Henaden  folgenden  Bereiche  des  Xus  erreicht  Proklo& 
dadurch  eine  feinere  Ghederung,  daß  er  zwischen  die  in  telligibeln  (vo)jzoi} 
und  intellektuellen  (vo/^ooi)  Wesenheiten  die  intelligibel-in  tellekt  uellen 
{rotjTol  y.ui  roeooi)  einschiebt  (Theol.  Plat.  3,  14  S.  144  oben ;  4,  1  S.  179  u.  a.  St.) 
—  zugleich  eine  Wirkung  des  Strebens  nach  immer  weitergehender  Vermittlung: 
zwischen  über-  und  untergeordneten  Hypostasen  und  des  Prinzips  triadischer 
Ordnung.  Diese  drei  Klassen  treten  dann  wieder  zu  den  im  Über-  und  Unter- 
ordnungsverhältnis stehenden  Begriffen  des  Seins  (das  Intelligible),  des  Lebens 
(das  Intelligibel-Intellektuelle)  und  des  Denkens  (das  Intellektuelle)  in  Beziehung- 
iTheol.  Plat.  4,  1  S.  179  unten;  vgl.  Instit.  101.  138).  Die  beiden  ersten  unter 
diesen  Klassen  spalten  sich  wieder  in  drei  Triaden,  für  deren  Bestimmung  der 
platonische  Philebos  mit  der  Unterscheidung  der  Begrenzung,  des  Unbegrenzten 
und  des  Gemischten  (vgl.  oben  S.  315)  die  Grundlage  bot.  Weitere  Einteilungs- 
glieder lieferten  u.  a.  die  Schemata  ovoi'a  —  t<w»?  —  vovs,  naxr'jQ  —  dvruftig  —  vovg 
(vgl.  oben  S.  640),  vTiag^ig  —  8vva(iiQ  —  LOit)  (Theol.  Plat.  3,  12  S.  140;  3,  13 
S.  141;  3,  14  S. -144;  3,  21  S.  157).  Der  Einteilung  der  dritten  Klasse,  der  des 
Intellektuellen,  wird  statt  der  Drei  eine  andere  heilige  Zahl,  die  Sieben,  zugrunde 
gelegt.  Die  so  entstandene  Hebdomade  zerfällt  wieder  in  sieben  Unterhebdoraaden 
(Theol.  Plat.  5,  2  S.  250).  Daß  die  Glieder  dieses  ganzen  Gefüges  zugleich  die 
Bedeutung  von  Gottheiten  haben,  versteht  sich  bei  der  theologischen  Zuspitzung 
von  Proklos'  System  von  selbst.  In  der  intelligibel-intellektuellen  Klasse  be- 
gegnen uns  z.  B.  als  zweite  Triade  die  zusammenhaltenden,  als  dritte  die  voll- 
endenden Götter  {avvsxziy.ol  und  rsksoiovQyol  dsoi,  Theol.  Plat.  4,  9  S.  192,  10; 
193,  4  f.;  4,  35  S.  235,  14.  29;  4,  36  S.  237,  46  ff.;  in  Tim.  I  S.  166,  5  D.  u.  ö.), 
im  Bereiche  des  Intellektuellen  Götter  des  Volksglaubens,  wie  Kronos,  Rhea  und 
Zeus,  in  allegorischer  Deutung  (Theol.  Plat.  5,  3  S.  253;  5,  11  S.  265  ff.j,  die 
zum  Teil  wieder  nach  ihrem  Wesen  und  ihren  Wirkungen  zu  besonderen  mit 
Gattungsnamen  bezeichneten  Gruppen  (wie  z.  B.  cpQovQrjzixol  ßsoi)  zusammengefaßt 
werden  (in  Tim.  I  S.  166,  4  ff.,  vgl.  Theol.  Plat.  5,  33  ff.  S.  318  ff.). 

Unter  der  Region  des  Nus  liegt  wie  bei  Proklos'  Vorgängern  die  des 
Seelischen.  Infolge  seiner  Wesensverwandtschaft  mit  dem  Höheren  auf  der 
einen -Seite  und  seiner  in  die  Körperwelt  hinabreichenden  Wirkungen  auf  der 
andern  schlägt  es  die  Brücke  zwischen  der  übersinnlichen  und  der  sinnlichen 
Welt.  Nach  seiner  Art  erörtert  Proklos  diesen  Charakter  einer  Mittelstellung 
nach  den  verschiedenen  darin  liegenden  Momenten,  wobei  z.  T.  platonische  Ge- 
danken den  Ausgangspunkt  bieten:  die  Seele  ist  die  Grenze  zwischen  dem  Unge- 
teilten und  dem  Geteilten  (Instit.  190.  197),  sie  ist  alles,  das  Intellektuelle  in 
abbildlicher,  das  Sinnliche  in  urbildlicher  Weise  (eixovixwg  —  .-raoadstynaTixöjg, 
Inst.  195).  sie  steht  in  der  Mitte  zwischen  dem  wahrhaft  Seienden  und  dem 
Werdenden  (in  Tim.  III  S.  254,  14  D.).     Unter  den  Seelen  unterscheidet  Proklos 


Proklos.  f)5'S 

zunächst  drei  Gattungen:  göttliche  Seelen,  däinonische  Seelen  und  fir^ixal  ipv/ai^ 
diese  so  benannt,  weil  sie  an  dem  über  ihnen  Stehenden  nicht  in  seiner  Totalität., 
sondern  nur  in  geteilter  Weise  teilhaben,  eine  Unvollkomnienheit,  die  auch  schon, 
bei  den  dämonischen  Seelen,  wenn  auch  nur  in  milderem  Grade,  hervortritt.. 
Solche  ttegixal  x^'v/ai  sind  die  Seelen  der  Menschen  (in  Tim.  II  S.  228,  15  ff., 
III  S.  254,  7  ff.  D.  u.  a.  St.;  die  Dreiteilung  in  anderer  Wendung  Instit.  184). 
Durch  fortgesetzte  triadische  Teilung  der  obersten  Seelenklasse  ergibt  sich  eine 
ausgebreitete  Hierarchie  göttlicher  Seelen,  innerhalb  deren  die  Hauptgötter  und 
-göttinnen  des  griechischen  Mythus  ihre  Stelle  erhalten,  nicht  selten  so,  daß  eine 
und  dieselbe  Gottheit  in  verschiedener  Prägung  ihres  Wesens  und  mit  wechselnder 
Aufgabe  auf  mehreren  Stufen  dieser  Ordnung  erscheint,  wie  denn  auch  mythische 
Gottheiten  der  intellektuellen  Welt  hier  zum  zweiten  und  dritten  Male  auftreten- 
(Theol.  Plat.  6,  2  ff.).  Das  dämonische  Seelengeschlecht,  dem  im  allgemeinen  in. 
althergebrachter  Weise  die  Überbrückung  des  Abstandes  zwischen  Göttern  und 
Menschen,  Ewigem  und  Sterblichem  zugewiesen  wird,  zerfällt  in  die  drei  Gat- 
tungen: Engel,  Dämonen  im  engeren  Sinne  und  Heroen.  Die  zu  diesen 
Gattungen  Gehörenden  erhalten  im  Rahmen  ihrer  allgemeinen  vermittelnden 
Aufgabe  je  ihre  besonderen  Obliegenheiten  nach  Maßgabe  der  Gliederung  des 
metaphysischen  Systems  und  werden  gruppenweise  als  Untergebene  den  einzelnen 
Göttern  zugeteilt,  wodurch  dann  wieder  je  nach  Wesen  und  Beruf  dieser  Götter 
besondere  Klassen  angelischer,  dämonischer  und  heroischer  Wesen  entstehen  (in- 
Ti.m.  III  S.  165,  5  ff.  D.). 

Durch  die  göttlichen  Seelen  ist  nun  die  Welt  aufs  beste  eingerichtet  und 
geleitet.  Da  sie  ein  Lebewesen  ist  (vgl.  Plat.  Tim.  30  b,  Stoic.  vet.  fragm.  II 
No.  633  ff.),  besteht  zwischen  allen  ihren  Teilen  das  Verhältnis  der  Sympathie, 
wobei,  wie  die  Analogie  jedes  in  der  Erfahrung  gegebenen  Lebewesens  zeigt,  die 
vorzüglicheren  und  machtvolleren  Teile  die  geringeren  und  weniger  mächtigen 
beherrschen.  So  ist  in  der  Welt  das  Sterbliche  in  Abhängigkeit  von  dem  Un- 
sterblichen, und  damit  rechtfertigt  sich  die  Annahme  eines  Eingreifens  der  ewigen 
Gestirngötter  in  Werden  und  Vergehen,  in  Fruchtbarkeit  und  L'nfruchtbarkeit 
und  in  das  gesamte  Leben  der  vergänglichen  unteren  Sphären  (in  Remp.  II 
S.  258,  10  ff.  Kr.  Was  Proklos  hier  vorträgt,  geht  letzten  Endes  auf  die  stoische 
Lehre  zurück;  vgl.  Stoic.  vet.  fragm.  II  Xo.  530  ff.  534.  546;  Marc.  Aur.  9,  9,  8  f.). 
Das  Übel  in  dieser  gottgeschaffenen  Welt  erheischt  nun  aber  eine  Theodizee^ 
deren  Grundgedanke  ist,  daß  das  Übel  als  solches  nicht  von  der  Gottheit  gewollt,, 
sondern  mit  der  Unvoilkomraenheit  der  mittleren  und  unteren  Stufen  der  Welt- 
skala und  ihrer  Schwäche  zur  Aufnahme  des  göttlichen  Guten  gegeben  sei. 
Diese  UnvoUkommenheit  ist  aber  teils  eine  metaphysische  XotAvendigkeit,  insofern 
auf  das  Einheitliche  und  Einartige  das  Geteilte  und  Vielfältige,  auf  das  L'nbe- 
wegte  das  ßcAvegte  und  sich  Verändernde,  auf  das  Keine  das  Gemischte  folgen 
muß,  teils  dient  sie  selbst  wieder  der  Vollkommenheit  des  Ganzen,  das,  wie  im. 
Anschluß  an  Plat.  Tim.  41  b  ausgeführt  wird,  ohne  das  Niedere  unvollendet  wäre 
iTheol.  Plat.  1,  17  S.  47  f..  de  dec.  dubit.  I  S.  125  Cous.).  Auch  die  Materie  kann 
nicht  etwa  als  Prinzip  des  Bösen  für  das  Übel  verantwortlich  gemacht  werden,, 
denn  auch  sie  ist  als  für  die  Welt  notwendig  von  der  Gottheit  geschaffen  (in 
Remp.  I  S.  37,  27  ff.  Kr.). 

Aus  Proklos"  Anthropologie  verdienen  zwei  Bestimmungen  besondere 
Hervorhebung.  Die  eine  betrifft  ein  noch  über  der  Vernunft  liegendes 
Seelenvermögen.  Xach  einem  alt€n,  auch  von  Piaton  anerkannten  Satze 
(s.  oben  S.  305.  307.  325)  läßt  sich  Gleiches  nur  durch  Gleiches  geistig  erfassen^ 
Das  übervernünftige  Eine  kann  somit  nicht  Gegenstand  d«  Vernunfterkenntnis. 


f)5B  §  83.     Die  athenische  Schule. 

sein.  Zu  seiner  Einheit  muß  das  Eine  in  der  Seele  als  erfassende  Kraft  das 
Korrelat  bilden  (in  Alcib.  III  S.  105,  de  prov.  24,  I  S.  41  f.  Cous.  u.  a.  St.). 
Seine  Ansetzung  war  die  folgerichtige  Anbequemung  der  Psychologie  an  die 
neuplatonische  Lehre  vom  Aufgehen  im  Ureinen  durch  die  Ekstase.  Daß  Proklos 
diese  psychologische  Bestimmung  über  ihre  Vorbereitung  bei  Plotin  hinaus  zu 
einer  positiven  Lehre  ausgestaltete,  ist  wohl  auf  seine  eingehende  Beschäftigung 
mit  dem  platonischen  Parmenides  zurückzuführen,  in  welchem  die  Korrelatfrage 
-eine  wichtige  Rolle  spielt  (Plat.  Parm.  134  a  ff.).  Die  zweite  Bestimmung  besagt, 
daß  die  Seele  einen  immateriellen  oder  zwischen  Materialität  und  Immaterialität 
in  der  Mitte  schwebenden  ätherischen  Leib  oder  Li  cht  leib  zum  nächsten 
Gewände  habe,  der  gleich  ihr  ungeworden  und  unvergänglich  sei.  Die  Theorie 
von  einem  solchen  Leibe,  der  als  Vehikel  der  Seele  zumeist  rö  {avyoftde;)  r//? 
tj'i'/rjg  o/tjua  genannt  wird,  ist  Proklos  nicht  eigentümlich.  Sie  fand  sich,  nach- 
dem schon  Porphyrios  Ahnliches  gelehrt  hatte,  bei  larablieh,  Syrian  und  Hie- 
rokles,  dem  Schüler  des  Plutarch  von  Athen,  und  wurde  auch  von  Hermeias, 
dem  Schüler  des  Syrian  und  Mitschüler  des  Proklos,  vertreten.*)  Aber  Proklos 
scheint  sie,  soweit  unsere  Überlieferung  ein  Urteil  gestattet,  tiefer  begründet  und 
weiter  ausgestaltet  zu  haben.  Neben  der  durch  die  aristotelische  Psychologie 
nahegelegten  Erwägung,  daß  es  der  Beruf  der  Seele  sei  einen  Leib  zu  beieben 
(vgl.  oben  S.  401  f.i,  die  Ewigkeit  also  in  gleicher  Weise  wie  für  die  Seele  auch 
für  den  Leib  gelten  müsse,  trat  auch  hier  das  neuplatonische  \'ermittlungsprinzip 
in  Wirksamkeit.  Es  galt  die  Kluft  zwischen  der  unkörperlichen  Seele  und  dem 
materiell  Körperlichen  durch  eine  Zwischenhistanz  zu  überbrücken,  und  es  war 
nur  eine  weitere  Verfolgung  dieses  Prinzips,  wenn  nun  Proklos  zwischen  den 
Licht-  und  den  materiellen  Leib  noch  einen  weitereu  Leib  einschob  (Instit.  196. 
207  ff.;  in  Tim.  I  S.  5,  15,  II  S.  81,  20  f.  85,  3  f.,  III  S.  298.  12  ff.  355,  16  D.j. 
Von  diesem  Lichtleibe  machte  der  Philosoph  auch  wieder  erkenntnistheoretischen 
Gebrauch.  Die  Theophanien,  die  er  mit  dem  Mythus  und  dem  Volksglauben 
annimmt,  können,  da  die  Götter  körperlos  sind,  von  unseren  materiellen  Sinnen 
nicht  wahrgenommen  werden.  Erscheinen  sie  doch  auch  bei  geschlosseneu 
Augen.  Hier  bieten  die  Augen  des  Lichtleibes  die  nötige  Aushilfe  (in  Remp.  I 
S.  89,  5  ff.  Kr.:  ähnlich  Herrn,  in  Phaedr.  S.  69,  7  ff,|.  Derselbe  Lichtleib 
gewähi't  auch  eine  Erkenntnis  der  Seelen  untereinander,  die  klarer  ist  als  eine 
auf  materiell  körperlichem  Wege  zu  gewinnende  Erkenntnis  (in  Remp.  II 
S.  164,  21  ff.  Kr.). 

In  der  Ethik  schließt  sich  Proklos  in  allem  Wesentlichen  seinen  Vor- 
gängern an.  Seine  Tugendlehre  war,  soweit  sie  sich  aus  verstreuten  Äußerungen 
in  seinen  Werken  und  aus  der  Tugendskala  seines  Schülers  .  Marinos  (Vit. 
Procl.  3  Anf.)  zurückgewinnen  läßt,  von  der  iamblichischen  höchstens  in  unter- 
geordneten Punkten  verschieden.  Daß  er  sich  über  die  hieratischen  Tugenden 
noch  eingehender  verbreitete  als  lamblich,  geht  aus  Olympiod.  in  Phaedon.  142 
S.  114  Norv.  hervor.  Der  Prozeß  der  sittüchen  wie  der  der  intellektuellen  Er- 
hebung fand  in  der  ekstatischen  Versenkung  in  das  Ureine  seinen  Ab- 
schluß. Proklos"  Ansicht  darüber  war  von  der  der  früheren  Neuplatoniker 
jedenfalls  im  Grunde  nicht  verschieden,  wenn  er  auch  in  Tim.  III  S.  231,  6  ff.  D. 
die  Platoniker,  die  von  einer  tatsächlichen  Wesenseinigung  mit  dem  Ureinen 
sprachen,   durch   den    Hinweis  auf   die  Verschiedenheit   des   Göttlichen   und  des 


')  Über  den  Kreis  des  Xeuplatonismus  hinaus  führt  Origenes  c.  Geis.  2,  60 
{I  S.  183,  9  f.  K.i,  dem  zufolge  schon  der  Mittelplatoniker  Celsus  (s.  oben  S.  562) 
•die  Lehre  berücksichtigt  zu  haben  scheint. 


Proklos,  Marino?,  Isidoros,  Damaskios.  657 

tStcrbliohen  oekuinpft.  Durch  Ausdeutung  des  platonischen  Phaidios  erhält  er 
für  die  Stufen  des  Aufstiegs  die  Triade:  Eros,  Wahrheit,  Glaube.Vl  Der 
Eros  hat  die  Bedeutung  einer  Vorbereitung  wie  bei  Piaton.  Als  Liebe  zum 
ijchönen  verknüpft  er  das  Niedere  mit  der  göttlichen  Schönheit.  Die  Wahrheit 
führt  hinauf  zur  göttlichen  Weisheit  und  erfüllt  mit  der  Kenntnis  des  in  Wirk- 
lichkeit Seienden.  Über  allem  aber  steht  der  Glaube.  In  ihm  kommt  alle  Er- 
kenntnistätigkeit und  alle  Bewegung  zur  Ruhe,  er  ist  ein  Schweigen,  ein 
mystisches  Verweilen  in  dem  Unerkennbaren  und  Unaussprechlichen  (Theol.  Plat. 
4/10  S.  193  f.;  1,  24.  25  S.  60  ff.;  2.  11  S.  109  u.  a.  St.).  Mit  diesem  Aufgehen 
ins  Ureine,  das  zugleich  das  Urgute  ist,  einigen  sich  intellektuelles,  religiöses 
und  sittliches  Verhalten  in  gemeinsamer  Spitze.  —  Proklos'  Schüler  und  un- 
mittelbarer Nachfolger 

^larinos  verfaßte  eine  Lebensbeschreibung  seines  Lelirers,  die  uns  erhalten 
ist.  Daß  er  das  System  im  proklischen  Sinne  weitergebildet  habe,  ist  nicht 
bekannt  und  auch  nicht  wahrscheinlich.  Im  Gegenteil:  wenn  er  nach  Damaskios 
(bei  Suid.  s.  v.  MaoTvog  S.  699,  5  ff.,  Phot.  S.  351  a  30  ff.  [Asmus,  Leb.  d.  Philos. 
Jsid.  S.  89])  im  platonischen  Parraenides  nichts  von  Göttern  und  überweltlichen 
Einheiten,  sondern  nur  etwas  von  Ideen  finden  wollte,  so  läßt  sich  hier  eine 
nüchternere,  philologisch  interpretierende  Eichtung  erkennen,  die  übrigens  bei 
einem  Proklosschüler  eine  anerkennenswerte  Beanlagung  zu  selbständigem  Denken 
voraussetzt.  Das  ungünstige  Urteil,  das  Damaskios  vom  Standpunkte  des  athe- 
nischen Enthusiasmus  über  seine  philosophische  Befähigung  fällt,  dient  nur  zur 
Bestätigung.  —  Im  Gegensatze  zu  Marinos  ging 

Isidoros,  der  ihn  in  der  Schulvorstaudschaft  ablöste,  wieder  ganz  wie 
Proklos  in  den  Spuren  der  enthusiastischen  Theologie  und  Metaphysik  des  lam- 
blich  und  Syrian  und  erntete  damit  den  Beifall  seines  Biographen  Damaskios 
(Phot.  S.  337  a  39  ff.  b  18  ff.  [Asmus,  Leb.  d.  Philos.  Isid.  S.  23.  24]).  —  Nach 
einigen  weiteren  Scholarchaten  übernahm  in 

Damaskios  ein  Mann  die  Schulleitung,  der  ohne  das  proklische  System 
in  wesentlichen  Punkten  weitergebildet  zu  haben,  doch  durch  seine  prinzipielle 
Stellung  zu  diesem  System  zu  den  hervorragenden  Vertretern  des  athenischen 
Neuplatonismus  zu  rechnen  ist.  Aus  einer  Eeihe  von  Werken,  deren  Titel 
bekannt  sind,  besitzen  wir  noch  die  'A.iooiai  y.al  '/.voeig  71s gl  röir  :TQo'jTcav 
doxcor  (Dubitationes  et  solutiones  de  primis  principiis),  die  jetzt  im  Anfang  ver- 
stümmelte Schrift  Eh  tov  Il'/.äzcovog  IJaQfisriÖtjv  d:TOQiai  y.al  /.vasi;  (ob 
dieses  Werk  nicht  etwa  nur  den  zweiten  Teil,  des  erstgenannten  ausmache,  ist 
strittig)  und  den  Bio;  'IoiÖcoqov  tov  rfiXoaötpov ,  eine  Vita  seines  oben  ge- 
nannten Vorgängers  im  Scholarchat.  In  den  Aporienschriften  reichen  sich  eine 
haarscharfe  Dialektik  und  eine  überschwängliche  Mystik  in  merkwürdiger  Weise 
die  Hand.  Seine  Dialektik  betont  die  Schwierigkeiten  in  den  hergebrachten  An- 
nahmen vom  Hervorgange  des  L''nter-  aus  dem  Übergeordneten  und  vor  allem  in 
den  Beziehungen  des  seinem  vorausgesetzten  Wesen  nach  beziehungslosen  Ur- 
einen  zu  den  nachfolgenden  Hypostasen.     Sie  mag  über  die  logische  Unmöglich- 


1)  Zu  Glaube.  Wahrheit  und  Liebe  tritt  in  Tim.  I  S.  212,  21  f.  D.  —  wie 
bei  Porphyr,  ad  Marceil.  24  —  noch  die  Hoffnung.  Die  Koinzidenz  mit  1.  Kor. 
13,  13  ist  aber  bei  der  völligen  begrifflichen  Verschiedenheit  des  platonischen 
EQco:  und  der  christlichen  dyd.-rij  zu  einem  wesentlichen  Teile  nur  in  der  Über- 
setzung vorhanden.  Die  Berührung  der  Porphyrios-  mit  der  neutestamentlichen 
Stelle  hat  zu  einer  Kontroverse  zwischen  K.  Reitzenstein  und  A.  v.  Harnack 
geführt,  die  mittelbar  auch  Proklos  angeht.  S.  darüber  jetzt  P.  Corssen,  So- 
krates  7  (1919).  18-30. 

Ueberweg,  Grundriß  I.  42 


jß^g  §  83.    Die  athenische  Schule. 

keit  des  proklischen  dvanüog  ahiov  nicht  hinweggehen.  Der  Hervorgang  des 
Verursachten  aus  der  Ursache  bedeutet  eine  Sonderung.  Sie  wird  entweder  von 
dem  Verursachten  oder  von  der  Ursache  bewirkt.  Im  ersteren  Falle  würde  die 
Ursache  vom  Verursachten  affiziert,  im  zweiten  wäre  die  über  alle  Sonderung 
wie  über  alle  Einigung  erhabene  Ursache  die  Quelle  der  Sonderung  (Dubit.  42,  I 
S.  84,  10  ff.  E.).  Diese  und  ähnliche  Erwägungen  drängen  Damaskios  zu  der 
Behauptung,  alle  Vorstellungen  vom  Verhältnis  des  Einen  zu  dem 
nach  ihm  Kommenden  seien  nur  Xotbehelfe  menschlicher  Schwäche, 
wir  übertrügen  die  unserem  geteilten  Wesen  entsprechenden  Begriffe  auf  das 
Unbegreifliche.  In  AVirklichkeit  gebe  es  in  jenem  Verhältnis  weder  Einigung 
noch  Souderung,  weder  Identität  noch  Verschiedenheit,  weder  Ähnlichkeit  noch 
Unähnlichkeit,  weder  Eines  noch  Vieles,  weder  Erstes  noch  Zweites,  weder  Ur- 
sache noch  Verursachtes.  Bleiben,  Hervorgang  und  Kückwendung  seien  nur  aus 
unserem  Dasein  geschöisfte  Analogien  und  dürften  nicht  als  wirklich  stattfindende 
Prozesse  verstanden  werden  (Dubit.  38,  I  S.  79,  20ff.E.;  41,  I  S.  83,  26  ff. ;  42,  I 
S.  85,  8  ff.  u.  a.  St.). 

Dieser  Standpunkt  rückt  ins  vollste  Licht,  wenn  man  ihn  von  lamblichs 
Schrift  De  mysteriis  aus  betrachtet.  Dort  spielten  Irrationales  und  Rationales, 
Intuition  und  Spekulation  noch  widerspruchsvoll  ineinander.  Damaskios  macht 
hier  reinliche  Scheidung.  Es  kommt  ihm  nicht  in  den  Sinn  die  Spekulation  zu 
verwerfen.  Das  Spiel  mit  fein  gegliederten  Begriffen  ist  ihm  Bedürfnis,  imd  er 
ist  darin  noch  mehr  als  Proklos  ein  Meister.  Aber  alles  Spekulieren  ist  ihm  nur 
ein  Gleichnis.  Spekulation  und  Wahrheit  sind  getrennte  Eeiche.  Das  begriff- 
liche Denken  hat  in  der  Wirklichkeit  keine  Entsprechung.  So  erhält  der  Mysti- 
zismus unbeschränkteste  Geltung,  Dem  Unbegreiflichen,  über  alles  Wissen  und 
Verstehen  Erhabenen  gegenüber  gibt  es  kein  wissenschaftliches  Erfassen,  sondern 
nur  enthusiastische  Verehrung. 

Damaskios'  Neigung  zum  Enthusiasmus  verrät  sich  auch  in  seinem  Leben 
des  Isidoros,  so  namentlich  durch  die  verschiedene  Beurteilung  der  in  den 
Eahmen  dieser  Biographie  einbezogenen  Personen,  jenachdem  sie  in  dem  schwär- 
merischen Geiste  der  athenischen  Schule  oder  in  der  besonders  den  Alexandrinern 
eigenen  nüchterneren  Art  philosophierten.  Im  übrigen  ist  diese  Lebensbeschreibung 
trotz  ihres  trümmerhaften  Erhaltungszustandes  durch  ihre  Berichte  über  Isidoros 
selbst  und  zahlreiche  Männer  seiner  Zeit  und  seines  Kreises  von  erheblichem 
Werte.  Das  Erzeugnis  eines  wundergläubigen  Mystizismus  war  das  uns  verlorene, 
aber  von  Photios  noch  gelesene,  vier  Bücher  umfassende  Werk  über  Para- 
doxa verschiedener  Art,  darunter  auch  das  Erscheinen  von  Seelen  Verstorbener. 
—  Damaskios'  Schüler  war 

Siiuplikios.  Gleichwie  Damaskios  selbst  hörte  auch  er  außer  seinem 
athenischen  Lehrer  den  Alexandriner  Ammonios.  Aber  während  auf  Damaskios'' 
philosophischen  Standpunkt  der  Alexandriner  ohne  nachweisbaren  Einfluß  ge- 
blieben ist,  erscheint  Simplikios  als  echter  Vermittler  des  athenischen 
und  des  alexandrinischen  Neuplatonismus.  Er  bekennt  sich  zum  System 
seiner  athenischen  Vorgänger,  wie  es  ihm  vorliegt,  ohne  irgend  erhebliche 
Änderungen.  Aber  dieses  System  ist  ihm  vielmehr  Gegenstand  gelehrter  Auf- 
nahme und  Weitergabe  als  eines  eigenen  spekulativen  Interesses.  Bezeichnend 
ist,  daß  er  wie  andere  dialektisch  stumpfere  und  dogmatisch  uninteressiertere 
Köpfe  die  völlige  Harmonie  zwischen  Piaton  und  Aristoteles  in  allen 
wesentlichen  Punkten  behauptet.  Wo  Aristoteles  widerspricht,  liegt  sein  Wider- 
spruch nicht  in  der  Sache,  sondern  nur  in  den  Worten  und  bezweckt,  dem  Miß- 
verständnis flüchtiger  Piatonleser  entgegenzutreten  (de  caelo  S.  640,  27  ff.  u.  a.  St.). 


Damaskios,  Simplikios.  Priskianos.  f)59 

Dieser  Standpunkt  hindert  nicht,  daß  die  erhaltenen  Aristoteles- 
koramen tare  (ZU  den  Kategorien,  der  Physik  und  den  Schriften  vom  Himmel 
und  von  der  Seele)  zu  den  wertvollsten  Stücken  des  neuplatonischen  Nachlasses 
zu  rechnen  sind.  Gerade  seine  nüchternere  Weise  macht  ihn  im  Verein  mit 
seiner  großen  Gelehrsamkeit  zu  einem  höchst  achtenswerten  Kommentator.  Für 
uns  die  schönste  Frucht  seiner  fleißigen  Studien  sind  die  reichen  Yorsokratiker- 
fragmente,  die  in  den  Aristoteleskommentaren,  besonders  dem  zur  Physik,  ent- 
halten sind.  Von  einem  Piatonkommentar  des  Simplikios  ist  nichts  bekannt. 
Auch  die  Vorliebe  für  die  Beschäftigung  mit  Aristoteles  stimmt  zur  alexandri- 
nischen  und  zu  seiner  eigenen  Eichtung.  Von  Alexandreia  brachte  er  ohne 
Zweifel  auch  die  Neigung  zu  Epiktet  mit,  die  dort  durch  Hierokles  und  dessen 
Schüler  Theosebios  vertreten  war  und  bei  Simplikios  in  einem  uns  noch  vor- 
liegenden Kommentar  zum  Encheiridion  ihren  Ausdruck  fand. 

Simplikios  ist  nicht  nur  der  letzte  in  der  Reihe  der  großen  athenischen 
Neuplatoniker.  er  und  seine  Generation  stehen  am  Ende  der  athenischen  Schule 
überhaupt.  Durch  ihi-  unauflösliches  Verwachseusein  mit  dem  Polytheismus  war  bei 
ihr  eine  Christianisierung,  wie  sie  sich  in  der  alexandrinischen  .Schule  vollzog,  aus- 
geschlossen. So  mußte  sie  dem  mehr  und  mehr  zur  Alleinherrschaft  gelangenden 
Christentum  weichen.  Im  Jahre  .529  bestimmte  ein  Edikt  des  Kaisers 
Justinian,  daß  in  Athen  niemand  Philosophie  lehren  dürfe.  Das 
bedeutete  die  Schließung  der  Schule,  deren  Vermögen  auch  eingezogen  worden 
zu  sein  scheint.  Damaskios,  Simplikios  und  weitere  fünf  Schulgenossen  begaben 
sich,  als  in  Persien  i.  J.  531  in  Khosrev  I  Anoscharwitn  (Chosroes)  ein  Freund 
griechischer  Bildung  den  Thron  bestiegen  hatte,  dorthin,  in  der  Hoffnung,  unter 
seinem  Schutze  ungehindert  ihrer  Philosophie  leben,  vielleicht  auch  Anhänger 
gewinnen  zu  können.  Beim  Friedensschlüsse  zwischen  Persien  und  dem  ost- 
römischen Reiche  i.  J.  .533  kehrten  sie  nach  Athen  zurück  —  wenn  man  dem 
nicht  einwandfreien  Berichte  des  Agathias  glauben  dai"f,  in  ihren  hochgespannten 
Erwartungen  von  dem  wissenschaftlichen  Streben  des  Königs  und  dem  persischen 
Kulturzustande  bitter  enttäuscht.  Aber  einen  Vorteil  hatten  sie  errungen:  in 
dem  Friedensvertrage  wurde  ihnen  auf  Betreiben  des  Perserkönigs  unbelästigter 
Aufenthalt  in  der  Heimat  und  Glaubensfreiheit  zugesichert.  Simplikios  benutzte 
die  günstige  Lage  zu  literarischer  Arbeit,  vielleicht  auch  zu  privater  Lehrtätig- 
keit. Seine  Kommentare  sind  jedenfalls  z.  T.  nach  der  Rückkehr  aus  Persien 
verfaßt.    Für  einen  Zweiten  unter  den  Sieben, 

Priskianos,  weist  der  Titel  seiner  uns  nur  in  lateinischer  Übersetzung 
vorliegenden  Kompilation:  Solutiones  eorum  de  quibus  dubitavit  Chos- 
roes Persarum  rex  auf  Anregung  durch  den  persischen  Aufenthalt.  Das 
erhaltene  Stück  eines  Theophrastkommentars  des  gleichen  Verfassers :  Me rd- 
(foaoig  Twv  0EO(fQdoTov  :iEQi  aiGdt]Gscog  ist  seiner  Abfassungszeit  nach 
nicht  bestimmbar.  Es  ist  durch  die  Überlieferung  theophrastischen,  freilich  ins 
lamblichische  umgedeuteten  Lehrgutes  von  Wert. 

§  84.  Die  alexandrinisehe  Schule  zeichnete  sieh  durch 
die  Einfachheit  ihres  metaphysischen  Systems  aus,  in- 
folge deren  sie  dem  mittleren  Piatonismus  nahe  stand.  Die  seit 
lamblich  mehr  und  mehr  ausgebauten  obersten  Stufen  der 
Wesenskala  felilten  oder  traten  völlig  in  den  Hintergrund,  und 
ebenso  verlor  die  Ekstase  jUire  Rolle  in  dem  intellektuellen  und 

42* 


ß(5()  §  84.     Die  aloxandrinische  Schule. 

sittlich-religiösen  ^'el'haltell  des  ^lenschen.  Dafür  behauptete 
sich  die  alexandrinische  Pflege  der  Fachwissenschaften, 
die  die  Aufmerksamkeit  auf  exakte  Forschung  und  fest  um- 
rissenes  Wissen  in  den  Gebieten  des  ^Mathematischen  und 
der  Natur  hinlenkte.  Mit  dem  Zurücktreten  der  Metaphysik 
lockerte  sich  auch  der  Zusammenhang  mit  dem  antiken  Poly- 
theismus. Dadurch  wurde  die  Verbindung  des  alexandri- 
nisehen  Xeuplatonismus  mit  dem  Christentum  möglich, 
die  sich  wohl  unter  Miteinwirkung  der  in  Alexandreia  be- 
stehenden christlichen  Katechetenschule  vollzog.  Die  alexan- 
drinische Schule  wurde  allmählich  zu  einer  neutralen  philo- 
sophischen Bildungsanstalt  ohne  ein  scharf  ausgeprägtes 
platonisch-heidnisches  Bekenntnis.  Aristotelische  Studien  gingen 
dabei  wie  überall  im  XeujDlatonismus  den  platonischen  zur  Seite 
und  gewannen  diesen  mit  der  Zeit  sogar  den  Vorrang  ab. 

Als  Vertreter  der  alexandrinischen  Schule  sind  bemerkens- 
wert: die  Philosophin  Hypatia.  die  i.  J.  415  von  der  fanatischen 
christlichen  Menge  ermordet  wurde,  und  ihr  Schüler,  der  spätere 
Bischof  Synesios  von  Kyrene;  der  wahrscheinlich  christlich 
beeinflußte  Kommentator  des  Goldenen  Gedichtes  und  Verfasser 
eines  Traktates  über  Vorsehung,  Heimarmene  und  Willens- 
freiheit Hierokles  von  Alexandreia;  die  Kommentatoren 
platonischer  und  aristotelischer  Schriften  Hermeias,  Ammo- 
nios,  loannes  Philoponos,  Asklepios,  Olympiodoros, 
Elias,  David  und  Stephanos  von  Alexandreia.  Philo- 
ponos trat  zum  Christentum  über  und  betätigte  sich  auch  als 
Schriftsteller  im  Sinne  seines  neuen  Bekenntnisses.  Stephanos 
folgte  einem  Rufe  an  die  Universität  Konstantinopel  und  bildete 
so  die  Brücke  zwischen  dem  antik-alexandrinischen  und  dem 
mittelalterlich-byzantinischen  Piatonismus.  Ihrer  Lebenszeit 
nach  fallen  die  genannten  Alexandriner  in  die  Spanne  von  der 
ersten  Hälfte  des  fünften  bis  zur  ersten  Hälfte  des  siebenten  Jahr- 
hunderts. Von  ihrem  literarischen  Nachlaß,  insonderheit 
ihren  Kommentaren,  ist  noch  vieles  erhalten. 

In  philosophischer  Anschauung  und  Arbeitsweise  berühren 
sich  mit  der  neuplatonischen  Schule  Alexandreias  der  Bekämpfer 
des  Manichäismus  Alexandros  von  Lykopolis  (um  3U0),  der 
Arzt  und  Naturforscher  Asklepiodotos  von  Alexandreia 
(um  475),  der  Bischof  Nemesios  von  Emesa  (um  400),  der 
antiquarische  Gelehrte  loannes  Lydos  (in  der  ersten  Hälfte 
des  sechsten  Jahrhunderts)  und  der  Verfasser  einer  allego- 
rischen Auslegung    von    Heliodors  Roman   Aithiopika. 


§  84.    Die  alexandrinische  Schule.  ßß]^ 

Von  den  teils  ganz  teils  bruchstückweise  erhaltenen  Werken 
dieser  Männer  ist  das  philosophiegeschichtlich  wichtigste  die 
Schrift  des  Nemesios  liegt  (pioeiog  avit^Qojycov.  Auch  die  Ab- 
handlungen des  Joannes  Lydos  UeQl  [.ir^vöjv  und  Ileol  öio- 
örjieiidv  bieten  Bemerkenswertes. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehre:  Für 
zahlreiche  ^litglieder  der  Schule  ist..Daraaskios'  Leben  des  Isidoros  wichtigste 
Quelle;  s.  die  Register  zu  Asmus'  Übersetzung  (oben  S.  650).  Die  Testimonia 
für  Synesios  sind  zusammengestellt  in  der  Ausgabe  Krabingers  S.  XXXVII  ff. 
Im  übrigen  ist  das  Material  den  S.  226*  ff.  angegebenen  neueren  Arbeiten  zu 
entnehmen.  Für  die  Beurteilung  der  Beziehungen  der  Schule  zum  Christentum 
kommen  Aineias'  ,,Theophrastos''  und  Zacharias'  „Ammonios"  in  Betracht  (s.  unten 
S.  667  bei  Hierokles). 

Schriftenverzeichnisse  bei  Zeller  für  Hierokles  III  2*  S.  812  Anni.  4, 
für  Hermeias  S.  890  Anra.  2,  für  Ammonios  S.  894  Anm.  1,  für  Olympiodoros 
S.  917  Anm.  4  (vgl.  auch  L.  Skowronski,  De  auct.  Heeren,  etc.,  Vratisl.  1884, 
Diss.,  S.  30);  Philoponos'  Schriften  verzeichnen  Gudeman  und  Kroll  bei  Pauly- 
Wissowa-Kroll  IX  1772  ff.    Für  Hypatia  s.  Suidas  s.  v.  '  Y:iaTla  S.  1313,  1  ff. 

Erhaltenes.    Ausgaben: 

Hypatia.  ..Die  von  Suidas  s.  v.  aufgeführten  Werke  sind  verschollen. 
Einzig  erhaltene  Äußerung  die  scherzhafte  Verwendung  des  platonischen  allcnoiov 
äyadöv  (Politeia  343  c)  bei  Synesios,  Ejjist.  81. 

Synesios.  Synesii  episcopi  Cyrenes  opera  quae  exstant  omnia,  inter- 
prete  Dionysio  Petavio,  Lut.  Paris.  1612,  edit.  IL  1633.  Syn.  Cyrenaei  ora- 
tiones  et  homiliarum  fragmenta  recogn.  lo.  Georg.  Krabinger,  Landishuti 
1850  (hier  S.  XXIX  ff.  Verzeichnis  früherer  Ausgaben).  Migne  Patrol.  Graeca 
tom.  66.  Die  Briefe  bei  Hercher,  Epistologr.  Graeci  S.  638—739.  Eine  neue 
Ausgabe  der  Briefe  wurde  von  W.  Fritz  vorbereitet  (s.  unten  S.  226*  f.). 

Hicroelis  Älexandrini  commentar.  in  aur.  carm.  Pyth.,  ed. 
Ig.  Curterius,  Par.  1583;  de  Providentia  et  fato,  ed.  F.  Morellus,  Liitet.  1597; 
quae  supersunt,  ed.  Pearson,  Lond.  1655  und  1673;  beide  Schriften  auch  in 
der  Ausgabe  von  P.  Needham,  Cambr.  1709.  Comm.  in  aur.  carm.  Pythag.,  ed. 
Thom.  Gaisford  in  seiner  Ausgabe  des  Stobaios,  Oxoni.i  1850;  ed.  Mullach,  Berol. 
1853  (hier  S.  XXIV  ff.  über  frühere  Ausgaben  und  Übersetzungen),  und  in  den 
Fragm.  philos.  Graec.  I  S.  416  ff.  Die  Reste  der  Schrift  De  Providentia  et  fato 
in  Photios'  Bibl.  cod.  214.  251  S.  171  ff.  460  ff.  Bekker.  J.  Xicole,  Un  traite 
de  morale  payenne  christianise.  Etüde  sur  un  abrege  du  commentaire 
d'Hierocles,  manuscrit  grec  de  la  bibliotheque  de  Geneve,  Gen^ve  1892  (christi- 
anisierende Prosaparaphrase  einer  in  iamb.  Trimetern  abgefaßten  Hierokles- 
bearbeitung).  —  Index  zum  Kommentar  von  ßob.  Robinson,  s.  S.  645  unter 
Eunapios  (legt  die  Ausgabe  von  R.  W[arren],  nicht  wie  der  Verfasser  selbst  an- 
gibt die  von  Xeedham  zugrunde). 

Hermiae  Älexandrini  in  Piatonis  Phaedrum  scholia,  ed.  P.  Cou- 
vreur,  Paris  1901. 

Ammonii  Hermiae  filii  comment.  in  praedicamen ta  Aristo- 
telis  et  Porphyrii  isägogen,  Venet.  1500  u.  1545.  De  fato,  ed.  J.  C.  Orel- 
lius  in  seiner  Ausgabe  der  Schriften  des  Alexander  von  Aphrodisias  und  anderer 
über  das  Fatum,  Zürich  1824.  Die  in  der  Akademischen  Sammlung  griechischer 
Aristoteleskommentare  enthaltenen  Schriften  s.  oben  S.  365  (Vol.  IV  3—6). 

Äsclepii  in  Aristot.  Metaphys.  libros  A  —  Z  comm.  ed.  M.  Hay- 
duck    in    der    Akadem.    Samml.     griech.    Aristoteleskommentare   VI  2   (s.   oben 

S.  365). 

loannis  Philoponi  comm.  in  Arist.  libros  de  generatione  et 
interitu  etc.,  Venet.  Aid.  1527.  Arist.  de  anim.  gener.  libr.  V  cum  Philoponi 
comment.,  Venet.  1527.   Comm.  in  Arist.  an alyt.  po st.,  Venet.  Aid.  1534.    Contra 


ßg2  §  ^"i-    ^^c  alexandrinische  Schule. 

Procl.  de  miindi  a  eteruitat  e,  ed. Trincavellus,  Venet.  1535.  Comm.  in  priraos 
quatuor  libros  Arist.  de  nat.  auscultatione ,  ed.  Trincavellus,  Venet. 
1535.  (^mm.  in  Arist.  libros  de  anima,  ed.  Trincavellus,  Venet.  1535. 
Comm.  in  Arist.  anal,  priora,  ed.  Trincavellus.  Venet.  1536.  Comm.  in  prim. 
meteorolog.  Arist.  libr.  etc.,  Venet.  Aid.  1551.  Comm.  in  Arist.  metaph. 
lat.  ex  Interpret.  F.  Patricii,  Ferrariae  1583  (die  Ausgabe  einziges  Zeugnis  für 
die  Existenz  des  Werkes;  dazu  Tannery,  Sur  la  pt'riode  finale  etc.  |u.  S.  227*] 
S.  274).  Comm.  in  Nicomachi  arithm.,  ed.  R.  Hoche,  Lips.  1864.  1867  (s. 
oben  S.  580).  De  opificio  mundi  libri  VII  roc.  Gualt.  Reichardt.  Lips.  1897 
(Bibl.  Teubn ).  De  aetern.  mundi  contra  Proclum,  ed.  Hugo  Rabe,  Lips. 
1899  (Bibl.  Teubn.).  Die  iu  der  Akademischen  Sammlung  griechischer  Aristo- 
teleskommentare enthaltenen  Schriften  s.  oben  S.  365  f.  (Vol.  XIII  1 — 3,  XIV 
1.  2.  XV,  XVI,  XVII).  Ebenda  (Vol.  XIV  3)  der  in  der  Editio  princeps  dem 
Philoponos  zugeschriebene,  tatsächlich  dem  Llichael  von  Ephesos  gehörige  Kom- 
mentar zu  De  gener.  animalium.  Über  weitere  theologische,  grammatische  und 
sonstige  Schriften  des  Philoponos  und  ihre  Ausgaben  s.  den  Artikel  loannes 
(Xo.  21)  Philoponos  von  Gudeman  und  Kroll  bei  Pauly-Wissowa-KroU. 

Oltjmpiodori  comm.  in  Arist.  meteorolog.,  gr.  et  lat.  Camotio 
interpret^,  Venet.  Aid.  15.50—1551.  Vita  Piatonis  s.  oben  S,  194.  Z^oXia 
£ig  Tor  nXi'n  lova ,  o.-Tovdi]  ^Av8o.  MovoTo^vdov  y.al  Jijit.  Zyjva,  in:  Zv'Ü.oyi} 
'E/./.tjriy.o)»'  avey.dÖToyv  rronjicör  y.al  '/.oyoyQÜffMv,  Vened.  1816,  Heft  4;  Zyö'/.ia  eh 
^atdcora,  ebenda  Heft  5.  In  Plat.  Alcibiadem  priorem  comm.,  ed. 
F.  Creuzer,  in:  Initia  philos.  ac  theol.  ex  Piatonic,  fontib.  ducta  II,  Francof.  ad 
Moen.  1821.  Schol.  in  PL  Philebum,  in  Stallbaums  Ausg.  des  Phileb.,  Lpz. 
1826.  SchoUa  in  PI.  Phaedonem,  ed.  Chr.  Eb.  Finckh,  Heilbronnae  1847. 
Ed.  Will.  Xorvin,  Lips.  1913  (Bibl.  Teubn.).  Schol.  in  PI.  Gorgiam.  ed. 
Alb.  Jahn.  Jahns  Jahrb.  Suppl.  14  (1848),  104—149,  236—290,  354—398,  517  bis 
549.  Die  in  der  Akademischen  Sammlung  griechischer  Aristoteleskommentare 
enthaltenen  Schriften  s.  oben  S.  365  (Vol.  XII  1.  2).  Olvmpiod.  de  arte  sacra 
lapid.  .philos.  (Coli.  „d.  alchym.  grecs  ed.  M.  Berthelöt  II  69  ff.  [TextJ,  III 
75  ff.  [Übersetzune:]).  Über  die  Identität  des  Chemikers  mit  dem  Kommentator 
s.  P.  Tannery,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  1  (1888),  315  f. 

Eliae  in  Porphyrii  Isagogen  et  Aristotelis  Categorias  com- 
mentaria,  ed.  Ad.  Busse  (Comm.  in  Arist.  Gr.  [s,  oben  S.  365  f.]  XVIII  1). 

Davidis  Prolegomena  et  iu  Porphyrii  Isagogen  commen- 
tarium,  ed.  Ad.  Busse  (Comm.  in  Arist.  Gr.  fs.  oben  S.  365  f.]  XVIII  2). 

Stephani  in  librum  Aristotelis  de  interpretatione  commen- 
tarium,  ed.  Mich.  Hayduck  (Comm.  in  Arist.  Gr.  [s.  oben  S.  365  f.]  XVIII  3). 
Stücke  der  Schrift  Äiaoäcpi-joig  e$  oly.Eioir  v:;roöeiy/tära>v  r  ij ;  rwr 
nooyeiocor  y.avövcov  ifpödov  rov  Oeoirog  bei  Usener,  Kl.  Sehr.  III  S.  295  ff. 
Em  'unechter  astrologischer  Traktat  ebenda  S.  266  ff.  S.  auch  d.  Indices  z. 
Catal.  cod.  astrol. 

JS^emesias.  Xem.  Emeseuus  de  natura  hominis,  ed.  Chr.  Frid.  Mat- 
thaei,  Halae  1802.  Eine  neue  Ausgabe  bereitete  K.  J.  Burkhard  vor.  Vorarbeiten 
s.  Literaturverz.  S.  228*.  Xem.  Emes.  libri  Ileoi  rfvarcog  drdoojjrov  versio  latina, 
ed.  Carol.  Holzinger,  Lipsiae.  Pragae  1887.  Gregorii  Xysseni  (Nemesii  Eraesenij 
.Tfot  cfvascog  avdo(l):inv  liber  a  Burgundione  in  Latinum  translatus,  ed.  C.  J. 
Burkhard,  Vind.  1891.  1892.  1896.  1901.  1902,  Progrr.  Xemesii  episoopi  Premnqn 
phvsicon  sive  :nQi  9  voeoyg  ävßoco.-rov  liber  a  X.  Alfeno  archiepiscopo  Salerni  in 
Latinum  translatus,  rec.  C.  Burkhard,  Lipsiae  1917.  Scholien  s.  S.  228*.  Weiteres 
s.  Grundriß  II^«  S.  169. 

locnmes  Lydos.  Liber  de  ostentis,  iter.  ed.  Curt.  Wachsmuth,  Lipsiae 
1897  (Bibl.  Teubn.).  Liber  de  mensibus,  ed.  Ric.  Wuensch,  Lips.  1898  (Bibl. 
Teubn.i.  De  magistr.  pop.  Rom.  libr.  tres.  ed.  Ric.  Wuensch,  Lips.  1903 
(Bibl.  Teubn.). 

Trjg  Xagiy.?.£tag  ^o/t  tjrevua  t  ij  g  ocöff  oovog  iy  rfwvijg  ^1 /.i.-r  :tov  tov 
qi/.oaötfov,  hrsg.  von  Rud.  Hercher,  Hermes  3  (1869),  382—388. 

Zwischen  der  alexandrinischen  und  der  athenischen  Schule  bestanden  enge 
persönliche  Beziehungen.    Unter  den  bedeutenderen  Alexandrinern  haben  mehrere 


§  84.    Die  alexandrinische  Schule.  ßßg 

uachweiölich  in  Athen  studiert.  Hierokles  war  Schüler  des  Plutarch,  Hermeias 
des  Syrian,  Ammonios  des  Proklos.  Umgekehrt  hörten  Damaskios  und  Simpli- 
kios  bei  Ammonios.  Gleichwohl  herrschte  in  der  alexandrinischen  Schule  ein 
anderer  Geist  als  in  der  athenischen.  Ihre  Männer  stehen  im  Flusse  einer 
anderen  Tradition.  Gewiß  berücksichtigen  sie  vielfach,  bald  zustimmend,  bald 
ablehnend,  bald  nur  referierend  die  Dogmatik  lamblichs  und  der  Athener.  Aber 
die  gelehrte  Absicht  wiegt  dabei  vor.  An  den  Lehrbestimmungen  jener  Großen 
durfte  der  Unterricht  der  Philosophenschule  nicht  vorübergehen.  Aber  die  eigene 
Gedankenarbeit  der  Alexandriner  bewegt  sich  nicht  in  der  gleichen  Bahn.  Sie 
bilden  die  überschwängliche  Metaphysik  der  Athener  nicht  nur 
nicht  fort,  sondern  bleiben  hinter  ihrem  Hochfluge'weit  zurück.  Der 
komplizierte  Hypostasenbau  des  lamblichos  und  Proklos  tritt  bei  ihnen  ebenso  in 
den  Hintergrund  wie  die  übervernünftige  Versenkung  ins  Ureine  in  der  Ekstase. 
Der  Unterschied  zeigt  sich  gleich  da,  wo  wir  ihn  in  erster  Linie  zu  suchen  haben, 
in  der  Exegese.  Für  die  Athener  Avie  für  lamblich  bilden  die  platonischen  Dialoge 
nur  die  Anknüpfungspunkte  eigener  Spekulation  und  die  L^nterlage  einer  ihnen 
eigentümlichen  Metaphysik,  die  sie  durch  die  Parallelsetzung  von  TraoäÖer/iio.  und 
sly.div,  o/.or  und  /iisgog  aus  dem  j^latonischen  Texte  herauszudeuten  wissen  (s.  oben 
S.  641  f.).  Die  alexandrinische  Interpretation  ist  viel  elementarer,  es  ist  ihr  weit 
mehr  um  die  eigentliche  Erklärung  Piatons  zu  tun,  so  sehr  sie  sich  dabei  auch 
im  einzelnen,  gewiß  nicht  ohne  Einwirkung  der  athenischen  Vorgänger,  von  dem 
wahren  Wortsinne  entfernt.  Sie  verschmäht  es  vor  allem.  Schritt  für  Schritt  ins 
Metaphysische  hinaufzugreifen.  Das  Gleiche  gilt  für  die  Aristotelesexegese, 
larablich  hatte  in  seinem  Kategorienkommentar  überall  die  roegä  detoola  heran- 
gezogen, und  Simplikios,  der  uns  darüber  berichtet  (in  Categ.  S.  2,  13  K.),  tut 
es  ihm  nach.  Dagegen  beschränken  sich  die  alexandrinischen  Kommentatoren 
logischer  Schriften  des  Aristoteles  auf  eine  nüchterne  Erklärung  des  Textes 
nach  seinem  natürlichen  Sinne. 

Ohne  Zweifel  haben  zu  dieser  Richtung  die  in  Alexandreia  herkömmliche 
Pflege  der  Gelehrsamkeit  und  der  Betrieb  exakter  Disziplinen  das 
Meiste  beigetragen.  Die  Philomathie  und  die  Zucht  wissenschaftlicher  For- 
schung obsiegten  über  eine  bodenlose,  um  alle  Realität  unbekümmerte  Speku- 
lation, sichrere  Philosophen  der  Schule  waren  zugleich  angesehene  Gelehrte  auf 
den  Gebieten  der  Mathematik,  Astronomie,  Naturwissenschaften  und  Technik.  Es 
sind  die  Leute,  denen  Damaskios  von  seinem  athenischen  Standpunkte  aus  zwar 
das  Lob  eines  reichen  menschlichen  Wissens,  nicht  aber  den  Preis  der  großen, 
göttlichen  Weisheit  zugesteht,  und  die  ihrerseits  in  lamblich  mehr  den  Ver- 
künder hochtrabender  Worte  als  den  Proi^heten  tatsächlicher  AVahrheit  erkennen 
(Dam.  Vit.  Isid.  bei  Phot.  S.  337  b  27  ff,,  33  ff.,  6  ff.;  Asmus,  Leben  des  Philos. 
Isid.  von  Damaskios  S.  25,  13  ff.,  23,  28  ff.).  Sicherlich  nach  eigener  Erzählung 
seines  Lehrers  über  dessen  Studienzeit  berichtet  Marinos  Vit.  Procl.  10,  Proklos 
habe  in  Alexandreia  von  den  dortigen  Philosophen  den  Nutzen  gezogen,  „den  sie 
ihm  zu  bieten  vermochten",  sich  dann  aber,  von  ihrer  Piatonexegese  nicht  be- 
friedigt, nach  Athen  begeben. 

Ein  zweites  Moment  für  die  eigentümliche  Richtung  des  alexandrinischen 
Neuplatonismus  bildeten  die  seit  Gründung  der  Katechetenschule  in  Alexandreia 
blühenden  christlichen  Studien.  Beziehungen  alexandrinischer  Neuplato- 
niker  zum  Christentum  treten  mehrfach  hervor.  Synesios  wurde  Bischof,  Schüler 
des  Hierokles  waren  Christen  oder  traten  später  zum  Christentum  über,  Philo- 
ponos  zeigt  sich  jedenfalls  in  zweien  seiner  noch  vorhandenen  Werke  als  Christen, 
Olympiodoros    bekannte    sich    vielleicht,     Elias    und    David    wahrscheinlich    zur 


f)ß4  §  ^'     Di^  alexandrinische  Schule. 

gleichen  Religion.  Mit  diesen  christlichen  Beziehungen  stand  die  Zurückhaltung 
der  Schule  gegenüber  der  iamblichisch-proklischen  Metaphysik  in  Wechsel- 
wirkung. Galt  es,  für  Christen  Piaton  und  Aristoteles  zu  erklären,  so  mochte 
man  wohl  sagen,  wie  lamblich  und  Proklos  diese  oder  jene  Stelle  gedeutet  hatten, 
aber  das  mit  dem  Polytheismus  aufs  engste  verbundene  System  dieser  Männer 
zum  Kern  der  Exegese,  ihre  Metaphysik  zum  Zielpunkt  des  Unterrichts  zu  machen 
ging  nicht  an.  So  ergab  sich  auch  von  dieser  Seite  das  gleiche  Resultat:  das 
Interesse  gelehrter  Einführung  trug  den  Sieg  davon  über  die  Spekulation.  Aus 
diesen  Verhältnissen  erklärt  sich  das  Überwiegen  aristotelischer  Studien, 
wie  es  schon  in  der  starken  numerischen  Überlegenheit  der  erhaltenen  alexan- 
drinischen  Aristoteles-  über  die  Piatonkommentare  zutage  tritt.  Reichlich  ver- 
treten sind  insbesondere  die  Schriften  des  Organon.  Hier  war  hinsichtlich 
Religion  und  Weltanschauung  neutraler  Boden.  Dazu  kam,  daß  die  Logik  her- 
kömmlicherweise  den  Unterbau  des  philosophischen  Kursus  abgab  und  peripate- 
tische  Neigungen  von  alters  her  in  Alexandreia  heimisch  Avaren.  Mit  der  Zeit 
verliert  die  Schule  den  Charakter  einer  spezifisch  platonischen  uioeoi?.  Piaton 
und  Aristoteles  halten  einander  die  Wage.  Gelegentlich  werden  Fragen  zugunsten 
der  Peripatetiker  gegen  die  Platoniker  entschieden.*).  Die  Schule  wird  zu  einer 
Anstalt  allgemein  philosophischer  Ausbildung,  bei  der  aber  das  Studium  des 
Piaton  und  Aristoteles  im  Mittelpunkte  steht. 

Die  geschilderte  Geistesart  des  alexandrin ischen  Xeuplatonismus  war  philo- 
sophie-  und  kulturgeschichtlich  von  größter  Bedeutung.  Für  die  Richtung  eines 
Proklos  und  Damaskios  gab  es  von  Seiten  des  erstarkten  Christentums  kein 
Biegen,  sondern  nur  ein  Brechen,  wie  es  durch  das  Edikt  vom  Jahre  529  tat- 
sächlich vollzogen  wurde.  Die  alexandrinische  Schule  ließ  sich  bei  ihrer 
andersartigen  Stellung  zur  alten  und  neuen  Religion  christianisieren,  und  damit 
Avar  ihr  Fortleben  gesichert.  Durch  die  Übersiedelung  des  Stephanos 
nach  Konstantinopel  pflanzte  sich  ihre  Tradition  an  der  dortigen 
Universität  fort,  und  sie  hat  damit  für  die  Überleitung  hellenischer  Kultur 
in  die  christliche  Welt  des  Ostens  eine  Avichtige  Mission  erfüllt.  —  Unter  den 
Mitgliedern  der  Schule  ist 

Hijpatia  durch  ihr  tragisches  Ende  bekannt.  Nachdem  sie  als  schöne 
und  geistvolle,  Avissenschaftlich  bedeutende  und  auch  politisch  einflußreiche 
Frau  in  Alexandreia  zu  großem  Ansehen  gelangt  Avar,  fiel  sie  i.  .T.  415  in 
grausamem  Tode  dem  Fanatismus  des  christlichen  Pöbels  zum  Opfer  —  ob  mit 
oder  ohne  Schuld  des  Bischofs  Kyrillos,  ist  nicht  auszumachen.  Daß  sie  den 
platonischen  Lehrstuhl  inne  hatte,  ist  überliefert,  ebenso  daß  sie  Piaton,  Aristo- 
teles und  andere  Philosophen  erklärte  (Socr.  Hist.  eccl.  7,  15;  Daraasc.  b.  Suid. 
s.  V.  'YTiaxiu  S.  1313,  19  ff.;  Asraus,  Dam.  Leb.  d.  Isid.  S.  31,  36  ff.).  Aus- 
gangspunkt   ihrer  Bildung    war   die  von    ihrem    Vater  Theon   überkommene  Be- 


*)  Im  ganzen  aber  hat  die  Harmonisierung  von  Aristoteles  und  Piaton,  so- 
weit der  Neuplatonismus  in  Frage  kommt,  gerade  in  Alexandreia  ihren  Haupt- 
sitz entsprechend  der  geringeren  dogmatischen  Schärfe  der  Schule.  Ammonios 
polemisiert  gelegentlich  gegen  Aristoteles,  sucht  aber  anderwärts  den  Widerspruch 
zwischen  Piatonikern  und  Peripatetikern  auszugleichen  (s.  die  Stellen  bei  Zeller 
III  2*  S.  895  Anm.  1 — 3),  und  in  seinem  A-on  Asklepios  nachgeschriebenen 
Metaphysikkolleg  (Comm.  in  Arist.  Gr.  VI  2  S.  166,  35  ff.j  heißt  es  in  gCAvohnter 
Weise.  Aristoteles  bekämpfe  nicht  die  platonische  Ideenlehre,  sondern  nur  ihre 
falsche  Auslegung.  (Anders  verhalten  sich  in  der  athenischen  Schule  Syrian  und 
Proklos  [oben  S.  651.  652  Anra.  1].  Simplikios  ist  durch  seine  alexandrinische 
Studienzeit  beeinflußt  [oben  S.  6.58]). 


Hypatia,  Synesios  von  Kyreiie,  Hierokles  von  Aloxandreia.  f)()5 

schäftignng  mit  Mathematik  und  Astronomie.  Aus  diesem  Gebiete  sind  Werke 
von  ihr  dem  Titel  nach  bekannt.  Von  philosophischen  Schriften  haben  wir  keine 
Nachricht.  —  Hypatias  Schüler  war 

Sf/iiesios  von  Ki/rene  (geb.  bald  nach  370),  der  im  .T.  411  zum  Bischof 
von  PtolemaJs  gewählt  wurde.  Von  dem  geistigen  Verkehr  zwischen  ihm  und 
seiner  Lehrerin  zeugen  mehrere  an  diese  gerichtete  Stücke  der  erhaltenen  Brief- 
sammlung.  Außer  den  Briefen  kommen  aus  dem  noch  vorliegenden  Schriften- 
corpus  für  die  Philosophiegeschichte  in  Betracht:  der  Fürstenspiegel  IJfoi  ßaai- 
Xeiag  (eine  an  Kaiser  Arkadios  gerichtete  Rede),  der  allegorische  Roman 
AlyvTizioi.  /.fjyoi  f/  :ieoi  noofoiug,  die  Schrift  auf  seinen  von  ihm  verehrten 
Vorgänger  in  der  Verbindung  von  Rhetorik  und  Philosophie  Aiov  y  neol  lij: 
xnr'  avrör  dia'/ojyfj g,  der  Traktat  über  Traumoffenbarungen  Ueoi  yvvyrioyr 
und  die  christlichen  Hymnen.  Auch  in  die  scherzhafte  Probe  rhetorischer 
Epideiktik,  das  Lob  der  Kahlköpfigkeit  —  4>o.}.üy.  oag  iyy.o)uiov  —,  ist  Philo- 
sophisches verwoben.  Der  philosophische  Standpunkt  des  Synesios  ist,  abgesehen 
von  der  Verknüpfung  mit  christlichen  Gedanken,  ein  primitiver  Neuplatonismus,. 
der  sich  von  dem  plotinischen  nur  dadurch  unterscheidet,  daß  die  ins  Persön- 
liche spielende  religiöse  Auffassung  der  übersinnlichen  Hypostasen  stärker  ent- 
wickelt ist.  Hierfür  wird  man  aber  eher  an  christlichen  als  an  unmittelbar 
iamblichischen  Einfluß  zu  denken  haben.  Greifbar  lamblichisches,  wie  die 
Scheidung  von  voriiä  und  »■ofoa,  tritt  uns  nur  in  den  Hymnen  entgegen,*)  die 
insbesondere  in  der  Prägung  der  christlichen  Trinitätslehre  an  die  Metaphysik 
des  Syrers  erinnern.  Aber  auch  hier  ist  möglich,  daß  Synesios  an  eine  schon 
traditionelle  Begründung  des  christlichen  Dogmas  auf  iamblichische  Spekulation 
anknüpfte.  Die  Bedeutung  eines  selbständigen  philosophischen  Denkers  hat  er 
keinesfalls.  Was  seiner  Gestalt  Reiz  verleiht,  ist  neben  der  in  ihrer  literarischen 
und  praktischen  Betätigung  hochachtbaren  Persönlichkeit,  in  die  uns  seine  Briefe 
und  Schriften  einen  selten  deutlichen  Einblick  gewähren,  vor  allem  die  Tatsache, 
daß  in  ihr  die  für  Alexandreia  charakteristische  Verschmelzung  von  Neu- 
platonismus und  Christentum  in  Erscheinung  tritt.  Dazu  kommt  als 
weiteres  Moment  des  Interesses  seine  nicht  geringe  dichterische  Begabung,  die 
ihn  in  seinen  Hymnen  für  den  Neuplatonismus  Ahnliches  leisten  ließ  wie  Proklos 
in  den  seinigen.  Religiös  stehen  die  beiderlei  Dichtungen  einander  fern  genug: 
hier  neuplatonisches  Christentum,  dort  neuplatonischer  Polytheismus.  Aber  doch 
haben  beide  gemein,  daß  sie  die  poetisch  erhabene  Seite  des  Neuplatonismus 
hervorkehren,  die  in  Kommentaren  und  Lehrschriften  zumeist  durch  die  trockene 
Deduktion  verdeckt  ist.  —  Ein  wohl  etwas  jüngerer  Zeitgenosse  des  Syne- 
sios wird 

Hierokles  von  Alexandreia,  der  Schüler  des  Atheners  Plutarch,  ge- 
wesen sein,  der  dann  selbst  in  seiner  Vaterstadt  etwa  vom  J.  420  an  als  Zierde 
der  platonischen  Schule  lehrte.  Durch  seinen  erhaltenen  Kommentar  zum 
neupythagoreischen  Goldenen  Gedicht  und  Photios'  Angaben  über  das 
Werk  IJ  £  o  l  :ioovoiag  /iul  Eifiaoasrtjg  y.ui  zfjg  zov  ef/  i]uTv  nooc  T)jr 
deiav  r/yeuofiav  owrugetog  und  Auszüge  daraus  sind  wir  über  seine  An- 
schauungen verhältnismäßig  gut  unterrichtet.      Er  ist  unter  den  alexandrinischen 


*)  Synes.  Epist.  154  S.  736.  39  ff.  Hercher  gibt  für  den  platonischen  Phai- 
dros  die  iamblichische  Skoposbestimmung  (vgl.  Hermeias  z.  Phaidr.  S.  9,  9  f. : 
11,  19  f.;  13,  G  Couvr.  und  Genethl.  f.  J'iobert  S.  138).  Aber  wir  wissen  nichts 
ob  diese  Bestimmung  nicht  auch  von  der  alexandrinischen  Exegese  aufge- 
nommen worden  war. 


'f)ß(5  §  84.    Die  alexandrinische  Schule. 

Xenplatonikerii  derjenige,  für  den  sich  am  ehesten  ein  System  rekonstruieren 
läßt.  Bezeichnend  für  dieses  ist  die  Einfachheit  seiner  Metaphysik  und 
Theologie  und  im  übrigen  sein  Eklektizismus.  Nur  wenige  Züge  sind 
spezifisch  neuplatoniseh.  So  die  größere  oder  geringere  Vollkommenheit  und 
Stetigkeit  des  Gottdenkens  als  Unterseheidungskriterium  für  die  drei  Stufen 
iGötter  —  Engel,  Dämonen  und  Heroen  —  Menschen)  innerweltUcher  vernunft- 
i)egabter  Wesen  (Phot.  Bibl.  461  b  39  ff.  B.;  vgl.  Procl.  Inst.  184;  die  Terminologie 
ließe  sich  auch  aus  weiteren  neuplatonischen  Quellen  belegen).  Im  ganzen  führt 
Hierokles  kaum  über  den  vorplotinischen  Platonisnius  hinaus.  Bemerkenswert 
ist  besonders,  daß  er  nur  den  Deraiurgen,  den  Weltschöpfer  und  -lenker,  als 
überweltliche  Gottheit  kennt.  Von  dem  ganzen  durch  Plotin  begründeten,  durch 
lamblich  und  die  Athener  weiter  gegliederten  Hypostasenbau,  dem  Einen  als 
I'rwesen,  dem  überweltlichen  Xus,  der  zwischen  Übersinnlichem  imd  Sinnlichem 
vermittelnden  Seele  ist  nirgends  die  Rede.  Psychologie  und  Ethik  zeigen  die 
schon  für  den  mittleren  Piatonismus  charakteristische  Vermischung  von  plato- 
nischen, peripatetischen  und  stoischen  Elementen.  Xeuplatonisches  spielt  nur 
nebensächlich  herein.  Daß  die  Ethik  einen  als  Ts/.smiy.ör  bezeichneten  Teil  um- 
faßt, dem  es  obliegt,  durch  äußere  religiöse  Handlungen,  Weihungen  und  Ent- 
haltungen das  uvyoeiSh  oiöfia  vom  irdischen  Leibe  zu  befreien  (Comm.  in  Carm. 
-aur.  S.  478  a  20  ff.  482  a  12  ff.  Mull.  [Fragm.  phil.  Gr.  1]),  stimmt  zu  dem  hiera- 
tischen Wesen  des  Neuplatonismus,  findet  aber  schon  in  dem  pythagorisierenden 
mittleren  Piatonismus  seine  Parallele  und  lag  bei  der  Erklärung  des  neuj^ytha- 
4ioreischen  Gedichtes  doppelt  nahe  (zum  avyoeidh  aöjua  s.  oben  S.  656  Anm.'. 
In  einem  Punkte  bietet  aber  Hierokles  etwas  ganz  Besonderes.  Der  Neuplato- 
nismus stellte  zwar  nicht  dem  Urwesen,  wohl  aber  dem  Demiurgen  die  Materie 
-als  präexistierend  zur  Seite  und  befand  sich  damit  im  Einklang  sowohl  mit  dem 
.platonischen  Timaios  wie  mit  der  sonstigen  auf  diesen  Dialog  gebauten  plato- 
nischen Lehrüberlieferung.  Hierokles  hingegen  bekämpft  ausdrücklich  die  Plato- 
niker.  die  einem  solchen  Dualismus  huldigen.  Nach  ihm  schafft  der 
Demiurg  die  Welt  aus  dem  Nichts,  und  zwar  durch  den  Willen 
<Phot.  S.  460  b  23  ff.;  461b  6  ff.;  daneben  freilich  Phot.  S.  463  b  30  ff.  das  neu- 
platonische  Schaffen  aaz  ovoiav  oder  y.ai  avxo  fiörov  x6  sTvai).  Die  Parallele 
hierzu  bietet  die  jüdisch-christliche  Vorstellung  von  der  ^V■eltschöpfung,  und  die 
Wahrscheinlichkeit,  daß  Hierokles  durch  diese  beeinflußt  wurde,  wird  auch  da- 
durch nicht  gemindert,  daß  Hierokles  die  Annahme  einer  zeitlichen  Welt- 
schöpfung  ablehnt.  Denn  christliche  Lehre  hat  nach  dem  Vorgang  Philons  den 
mosaischen  Schöpfungsbericht  auf  eine  nicht  in  die  Zeit  fallende  Schöpfung  um- 
gedeutet (vgl.  Zöckler,  Realenz.  f.  prot.  Theol.  u.  Kirche*  Art.  Schöpfung  u.  Er- 
haltung d.  Welt  S.  695),  gerade  so  wie  es  von  der  herrschenden  Richtung  innerhalb 
-der  platonischen  Schule  mit  der  Schöpfungsdarstellung  des  Timaios  geschehen  war 
U'gl.  0.  S.  356.  562).  Hingegen  verstärkt  sieh  die  Wahrscheinlichkeit  christ- 
licher Einwirkung  dadurch,  daß  sich  Hierokles  in  einer  zweiten  Frage  christ- 
licher Anschauung  auffallend  nähert.  In  der  Lehre  vom  Schicksal  schließt  er  sich 
nämlich  zunächst  der  schon  im  mittleren  Piatonismus  vertretenen  Auffassung  an. 
daß  sich  das  Wirken  der  Heimarmene  auf  die  Zuteilung  bestimmter  Folgen  an 
unsere  frei  gewählten  Handlungen  beschränke  (vgl.  oben  S.  555.  566  f.).  Dabei 
verliert  aber  die  Heimarmene  in  den  Ausführungen  des  Hierokles 
den  Charakter  einer  starren,  sozusagen  mechanisch  wirkenden 
Notwendigkeit.  Sie  erscheint  als  das  bewußte  Walten  der  in  göttlichem 
Auftrage  handelnden  Dämonen  und  der  Gottheit  selbst.  Ihr  Prinzip  ist  die  ver- 
geltende  Gerechtigkeit,    ihr  Ziel   die    sittliche    Förderung   des   Menschen.      Die 


Hierokles.  Henneias,  Ammoiüos  und  andere  Kofnmentatoren,  Philoponos.    ßßj 

Lehre  des  Hierokles  entzieht  sich  damit  dem  Einwände,  den  Nemesios  de  nat. 
hom.  38  S.  306  ff.  M.  vom  christHchen  Standpunkte  gegen  jene  Heimarmene- 
theorie  erhebt,  daß  sie  nämlich  das  Gebet  zum  großen  Teil  überflüssig  mache, 
indem  sie  die  Freiheit  Gottes  beschränke.  Hierokles  betont  ausdrücklich,  daß 
Gebet  und  fürsorgende  Heimarmene  einander  eher  festigten  als  ausschlössen 
{Phot.  S.  465  a  16  ff.),  und  seine  Lehre  enthält  im  wesentlichen  die  Korrektur, 
der  nach  Xemesios'  Auffassung  jene  mittelplatonische  Lehrmeinung  zu  unter- 
ziehen wäre.*)  —  Das  Gefühl  einer  nahen  Verwandtschaft  zwischen  den  An- 
schauungen des  Hierokles  luid  dem  Christentum  gab  den  Anlaß  zu  einer  christi- 
anisierenden Bearbeitung  seines  Kommentars,  ähnlich  wie  man  Epiktets  Enchci- 
ridion  christlich  paraphrasierte.  —  Vermutlich  Schüler  des  Hierokles,  jedenfalls 
dem  alexandrinischen  Kreise  nahestehend  war  Aineias  von  Gaxa,  der  selbst 
wieder  in  seinem  vielgelesenen  Dialoge  „Theophrastos"  trotz  der  Bekämpfung 
wichtiger  platonischer  Lehren  doch  den  christlichen  Piaton iker  erkennen  läßt. 
Von  dem  ,,Theophrastos"'  beeinflußt  ist  der  „Aramonios"  des  Zacliarias  von 
Mytilene  (Seholasfikos).  (Über  beide  Männer  s.  Grundriß  IT"  S.  175.)  — 
Hierokles'  Schüler  Tlieosebios  hat  mit  ihm  die  starke  Betonung  der  Ethik 
gemein,  die  bei  Hierokles  schon  in  dem  Interesse  für  das  Goldene  Gedicht  sieh 
bemerkbar  macht.  Damit  hängt  die  Beschäftigung  mit  Epiktet  zusammen,  die 
für  Theosebios  von  Damaskios  bei  Suidas  s.  v.  ' Enly.T^jxog  S.  425,  4  f.  überliefert, 
aber  auch  für  Hierokles  wahrscheinlich  ist  (vgl.  Praechter,  Hieroki.  d.  Stoiker, 
S.  30).  —  Vergegenwärtigt  uns  Hierokles  in  der  Einfachheit  seiner  Metaphysik 
und  in  seiner  Annäherung  an  Christliches  spezifische  Seiten  des  alexandrinischen 
Neuplatonismus,  so  erinnert 

Henneias  von  Alexandreia,  der  jedenfalls  in  seinen  späteren  Jahren 
in  seiner  Vaterstadt  lebte  und  wohl  auch  lehrte,  an  die  Beziehungen  zu  Athen. 
Sein  erhaltener  Phaidroskommen tar  ist  eine  Nachschrift  nach  einem  Kolleg 
des  Syrian  und  zeigt  demgemäß  die  Interpretationsmethode  des  lamblich  und 
der  Athener  (s.  oben  S.  641  f.  653).  Anders  die  Kommentatorensippe,  deren 
Stammvater  er  ist,  und  aus  der  uns 

Ammonios,  der  Sohn  des  Hermeias  (daher  zur  Unterscheidung  von 
anderen  Trägern  des  Namens  Ammonios  Hermeiu  genannt),  sowie  die  Schüler 
dieses  Ammonios  loaunes  Philoponos,  Asklepios,  (der  jüngere)  Olifinpio- 
floros  und  dessen  Schüler  Elias  und  David  durch  eine  Reihe  erhaltener 
Kommentare  zu  aristotelischen  Werken  und  zur  porphyrischen  Eisagoge,  Olym- 
piodoros  auch  durch  solche  zum  platonischen  Phaidon,  Philebos  und  I.  Alkibiades 
bekannt  sind.  AUe  diese  zum  größten  Teil  aus.  dem  mündlichen  Vortrage  er- 
wachsenen Arbeiten  geben  wertvolle,  aber  noch  lange  nicht  voll  ausgenützte 
Aufschlüsse  über  dten  alexandrinischen  Lehrbetrieb  nach  Inhalt  und  Methode.  Daß 
auch  Simplikios  den  Ammonios  hörte  und  einen  Einschlag  alexandrinischen 
Wesens  zeigt,  ist  oben  S.  658  bemerkt  worden.  Hörer  des  Ammonios  war  vielleicht 
auch  Zacharias  von  Mytilene  (Scholastikos)  (s.  oben).  Philoponos 
trat  später  zum  Christentum  über.  Aus  seiner  christlichen  Zeit  besitzen  wir 
noch  zwei  Schriften.  Die  i.  J.  529  n.  Chr.  verfaßte  Abhandlung  Kavä  x  ö>v 
IIqÖ  y.'/.ov     jtEol     d.idi6ri]to?     aöofiov      in:  lys  iQr}  fiaTcor       (De     aeternitate 


^j  Auch  bei  Ps.-Plut.  de  fato  c.  10  (s.  oben  S.  567  f.)  liegt  die  Sache  anders 
als  bei  Hierokles.  Dort  ist  die  (nach  c.  9  von  den  Dämonen  geübte)  dritte  jtoo- 
voia  zwar  wie  das  iq'  i)ihv  und  die  tvyj]  nur  IjtÖc  zijg  sifiaoiievijg,  nicht  xad' 
£i/.iaoiih'i]i\  ihre  Wirkung  aber,  wie  das  Beispiel  aus  aem  Theages  zeigt,  yM&' 
£lfA.aQU8v)]v,  d.  h.  unverbrüchlicher  Notwendigkeit  unterworfen. 


ßgg  §  84.     Die  alefandrinisehc  Schule  (und  Anhang). 

niundi)  berührt  ein  in  der  antiken  Philosophie  viel  behandeltes  Problera,  in 
dessen  Lösung  der  Verfasser,  gewiß  nicht  zufällig,  mit  dem  mosaischen 
Schöpfungsberichte  zusammentrifft:  sie  bestreitet  den  von  Proklos  nach  dem 
Vorgange  anderer  Platoniker  aufgenommenen  Satz  von  der  Ewigkeit  der  AVeit 
auf  Grund  des  platonischen  Timaios,  dessen  Kosmogonie  der  Verfasser  im  Sinne 
einer  zeitlichen  Weltentstehung  verstanden  wissen  will.  Der  starken  Berück- 
sichtigung Piatons  und  der  weiteren  in  die  Frage  eingreifenden  antiken  Literatur 
stehen  nur  ganz  spärliche  biblische  Zitate  gegenüber.  Es  ist  der  gelehrte  Plato- 
niker. der  spricht  und  trotz  seines  christlichen  Bekenntnisses  den  Gegenstand 
völlig  unter  dem  Gesichtswinkel  der  grundlegenden  antiken  Problematik  be- 
trachtet.    Dabei  wird  aber  doch  der  christliche  Standpunkt  dadurch  gewahrt,  daß 

—  einer  verbreiteten  Annahme  (s.  oben  S.  585.  595.  603)  entsprechend  —  Piaton 
aus  den  Heiligen  Schriften  geschöpft  haben  soll  (S.  '229,  10  f.  Rabe).  Auch  sonst 
wird  Piaton  dem  Christentum  möglichst  nahe  gebracht  oder  wegen  seiner  Ab- 
weichungen von  ihm  entschuldigt:  oft  hat  er  die  richtigen  Anschauungen  über 
Gott,  bisweilen  aber  gerät  er  durch  Anlehnung  an  Gewohnheit  und  Überlieferung, 
vielleicht  auch  aus  Furcht  vor  den  Athenern  und  Bangen  vor  dem  Schicksal 
des  Sokrates  in  ^Mythen  und  in  die  herkömmliche  Asebie;  wo  er  fehlt,  muß  man 
ihm  zugute  halten,  daß  irren  menschlich  ist  (S.  331,  17;  459,  15  R.  u.  a.  St.). 
So  ist  gerade  diese  Schrift  ein  besonders  interessantes  Denkmal  der  oben  er- 
wähnten Verschmelzung  des  alexandrinischen  Neuplatonismus  mit  dem  Christen- 
tum. Die  ihm  von  Glaubensgenossen  vorgeworfene  Vernachlässigung  der  Bibel 
macht  Philoponos  in  der  zweiten  erhaltenen  Schrift  seiner  christlichen  Periode, 
Tiöt'  elg  T)jv  MfovoECog  y.oofioyoviar  i$)j  y  )]r  i  >c(o  r'  /.oyot  'Q'  (De  opificio 
mundi)  wieder  wett.  Hier  ist  die  unmittelbare  Berücksichtigung  heidnischer 
Philosophie  verhältnismäßig  gering,  statt  dessen  sind  die  Heilige  Schrift  und 
christliche  Ausleger  reichlich  herangezogen.  Durch  Vermittlung  der  letzteren 
birgt  auch  diese  Schrift  ein  großes  Maß  antiker  Gelehrsamkeit,  Xatürlich  ist 
der  Schöpfungsbericht  Piatons,  des  ,.t»7?  qi'/.oaorfki.c  ärOo?'',  der  auf  Nachahmung 
des  mosaischen  zurückgeführt  wird,  auch  hier  willkommen.  —  Der  letzte  Aus- 
läufer der  alexandrinischen  Schule  ist 

StepJianos  von  Alexandrela,  der  zunächst  in  Alexandreia  lehrte  (vgl, 
Usener,  Kl.  Sehr,  III  S.  248  Anm.  1)  und  dann  unter  Kaiser  Herakleios  (reg, 
610 — 641)  an  die  L^niversität  in  Konstantinopel  berufen  wurde.      Dort  erklärte  er 

—  etwa  ein  Jahrhundert  Jiach  Schließung  der  athenischen  Schule  I  —  Piaton 
und  Aristoteles  und  las  als  echter  Vertreter  alexandriuischer  Wissenschaft  zu- 
gleich über  Arithmetik,  Geometrie,  Musik  und  Astronomie.  Aus  den*literarisehen 
Früchteli  seiner  Studien  sind  ein  Kommentar  zu  Aristo^les  .-rfo«  tofuj- 
vsiag  und  eine  astronomisch-chronologische  Schrift  erhalten.  Anderes 
ist  nur  der  Existenz  nach  bekannt.  Auch  Fälschungen  hefteten  sich  an  seinen 
Namen. 

Mit  Stephanos  tritt  der  Piatonismus  definitiv  ins  christliche  Mittelalter  ein. 
Seine  weitere  Entwicklung  liegt  im  Bereich  des  IL  Bandes  dieses  Grundrisses. 
Ihm  fällt  auch  die  mit  der  alexandrinischen  gleichzeitige  Schule  von  Gaza  zu, 
insofern  in  ihr  bei  der  Verbindung  von  Piatonismus  und  Christentum  das  letztere 
der  ausschlaggebende  Teil  Avar  (Grundriß  ID**  S.  174  f.). 


Anhangsweise  sei  hier  einiger  Männer  gedacht,   die   soweit  nachweisbar  zur 
alexandrinischen  Schule  teils  in  nur  loser  teils  in  gar  keiner  Beziehung  standen. 


Philoponos,  Stephanos  v.  Alexandreia,  Alexandros  v.  Lykopolis,  Asklepiodotos.  fjfJO 

ihrer  Eigenart  nach  aber  am  besten   hier  angeschlossen  werden  können.      Unter 
ihnen  bekämpft 

Alexandros  ro}i  Lfihopolis  (in  Ägt/pfen)  nm  die  Wende  des  dritten 
lind  vierten  Jahrhunderts  in  der  Schrift  FIoo;  rag  Man/ alov  öö^a;  die 
Lehren  des  Mani.  Daß  er  nicht  Christ,  sondern  Neuplatoniker  war,  geht  aus 
dem  Traktat  deutlich  hervor  (vgl.  S.  3,  1  ff.;  8,  5  ff.;  8,  22  ff.;  24,  18  ff.;  39, 
19  ff.;  vgl.  auch  die  allegorische  Homerdeutung  S.  16,  17  ff.).  Er  begegnet  sich 
im  Kampfe  gegen  den  Manichäismus,  der  durch  seine  Propaganda  auch  Plato- 
niker  zum  Abfall  von  ihrer  Schule  verleitet  hatte  (vgl.  S.  8,  14  ff.),  mit  anderen 
Xeuplatonikern  (Ammonios  Hermeiu  nach  Asclep.  in  Metaph.  S.  271.  33  ff.;  292, 
26  ff..  Simpl.  in  Epict.  Ench.  S.  164  ff.;  auch  Philoponos  in  seinen  christlichen 
Schriften,  s.  die  ludices  der  Ausgaben  unter  ^lan/aTo;).  Bemerkenswert  und 
neben  dem  Kampfe  gegen  den  manichäischen  Dualismus  vielleicht  auch  auf 
christliche  Einwirkung  zurückzuführen  ist,  daß  er,  wie  Hierokles,  die  präexistie- 
rende Materie  fallen  läßt  (S.  9,  17  ff.;  24,  18  ff.;  vgl.  13,  3  ff.).  Von  über  dem 
weltschaffenden  Gott  anzusetzenden  Hypostasen  ist  bei  Alexander  so  wenig  wie 
bei  Hierokles  die  Rede.  —  Im  Unterschiede  von  dem  Metaphysiker  Alexandros 
vergegenwärtigt  uns 

Askleinodotos  von  Alejcandreia  (in  der  zweiten  Hälfte  des  fünften 
Jahrhunderts)  die  fachwissenschaftlichen  und  technischen  Bestrebungen  der 
Alexandriner.  Schauplatz  seines  Wirkens  war  jedenfalls  Aphrodisias  in  Karien, 
doch  scheint  er  auch  in  seinen  reifen  Jahren  noch  Beziehungen  zu  Alexandreia 
unterhalten  zu  haben  (Damasc.  b.  Suid.  s,  v.  'Aay.h]7ii68oxog  S.  793,  1,  Asraus 
Leb.  d.  Philos.  Isid.  S.  77,  25).  Er  war  in  erster  Linie  Naturforscher 
und  Arzt,  pflegte  auch  Mathematik  und  Musik  und  umspannte  mit  seinen 
Interessen  und  Kenntnissen  einen  ungemein  weiten  Kreis.  Auch  Kunstfertig- 
keiten und  Erfindungen  wurden  ihm  nachgerühmt.  Seine  Leistungen  auf  diesen 
Gebieten,  zugleich  wohl  auch  das  Bedürfnis,  ihn  von  seinem  gleichnamigen 
Schwiegersohne  zu  unterscheiden,  verschafften  ihm  den  Beinamen  „der  Große'". 
In  der  Philosophie  war  er  Schüler  des  Proklos.  Aber  seine  naturwissen- 
schaftlichen Keigungen  hielten  ihn  von  der  Übersch wänglichkeit 
der  athenischen  Metaphysik  fern.  Bei  aller  Anerkennung  seines  Wissens 
und  seiner  Leistungen  in  anderen  Disziplinen  spricht  ihm  daher  Damaskios  Be- 
gabung für  die  göttlicheren  Dinge  ab  und  rügt  seine  Yerständnislosigkeit  für 
die  orphische  und  die  höhere  chaldäische  Weisheit.  Auch  in  der  Ethik  tadelt 
er  seine  Neueruugssucht  und  wirft  ihm  vor,  daß  er  die  Theorie  auf  die  niedere 
Sphäre  der  Erscheinungen  beschränkt  und  alles  (aus  dem  Übersinnlichen)  in  die 
weltliche  Natur  herabgezogen  habe  (Damasc.  b.  Phot.  Bibl.  S.  344  a  36  ff.,  Asmus 
Leb.  d.  Philos.  Isid.  S.  75,  5  ff).  Man  denkt  bei  dieser  Äußerung  über  die 
asklepiodoteische  Ethik  einerseits  an  das  Interesse,  das  Hierokles  und  Theosebios 
der  Ethik  entgegenbrachten,  andererseits  —  als  Gegensatz  zu  der  Weise  des 
Asklepiodotos  —  an  die  Verbindung  zwischen  Ethik  und  Metaphysik  (vgl.  oben 
S.  641  f.  über  die  Methode  lamblichs,  die  von  der  proklischen  Schule  übernommen 
wurde)  und  die  Vollendung  des  ethischen  Verhaltens  in  der  Ekstase  bei  den 
Athenern.  Mit  seiner  nüchternen  Wissenschaftlichkeit  wußte  nitn  aber  der 
Philosoph  eine  mystische,  in  Wunderglauben  und  Zauberwesen 
gipfelnde  Religiosität  zu  verbinden,  die  ihm  wieder  die  besondere  Zu- 
neigung und  Hochschätzung  des  Damaskios  eintrug.  In  dieser  Zwiespältigkeit 
seines  Wesens  trägt  er  das  Gepräge  seiner  Herkunft  und  Bildung,  Seine  von 
den  Eltern  ererbte  (Dam.  b.  Suid.  s.  v.  ' Aay.l.  S.  792,  15  ff.,  Phot.  S.  344  a  5,  Asmus 
Leb.   d.   Philos.    Isid.    S.  69,  34  ff.),    jedenfalls    ägyptisch-hellenistisch    gefärbte 


(37()  §  84.     Die  alexandrinische  Schule  CAnhang). 

Frömmigkeit  fand  im  proklischen  Kreise  neue  Nahrung.  Wo  es  aber  Theorie 
und  Forschung  galt,  blieb  der  Geist  des  alexandrinischen  Gelehrtentums  an  der 
Herrschaft.  So  gingen  in  ihm  zwei  Strömungen  getrennt  und  ohne  sich  gegen- 
seitig zu  stören  nebeneinander  her.  —  Von  bestimmten  Sätzen  des  Asklepiodotos 
ist  außer  dem  von  Olympiod.  in  ^leteora  S.  321,  26  ff.  und  dem  Scholiasten  z. 
Aristot.  de  caelo  S.  508  a  39  f.  Brand,  (vgl.  Simpl.  in  Arist.  de  caelo  S.  547,  20) 
^litgeteilten  sowie  dem  aus  Simpl.  in  Phys.  S.  795,  13  ff.  zu  Ersehließenden 
nichts  bekannt.  Oljmpiodor  und  der  Scholiast  überliefern  zwei  Einzeltheoreme 
aus  Naturwissenschaft  und  Astronomie.  Hingegen  ist  die  Angabe  des  Simplikios 
für  Asklepiodutos'  philosophischen  Standpunkt  charakteristisch.  Er  leugnete 
darnach  den  Unterschied  der  im  Bereiche  des  Intelligibeln  und  Göttlichen 
gelegenen  Ursache  der  Zeit  —  des  yojoimoi;  yoövo?  —  und  der  mit  der  Bewegung 
koexistierenden  Zeit,  insofern  er  auch  die  letztere  als  unbewegt,  zugleich  und  voll 
gegenwärtig  und  als  Nus  ansprach,  eine  These,  in  der  merkwürdigerweise  Da- 
maskios  mit  ihm  einig  gewesen  zu  sein  scheint  (Siriipl.  a.  a.  O.).  Unter  den  plato- 
nischen Schriften  lag  natürlich  der  Timaios  dem  Interessenkreise  des  Asklepio- 
dotos  am  nächsten.  Zu  ihm  verfaßte  er  nach  Olymp,  in  Meteora  S.  321,  28 
einen  Kommentar.  —  Weit  wichtiger  als  die  zuletzt  genannten  Männer  ist 

Nemesios^  der  Bischof  von  Emesa  in  Phönikien.  Er  scheint  von  Hause 
aus  Christ  gewesen  zu  sein.  Wenigstens  ist  von  einer  vorchristlichen  Periode 
entsprechend  der  des  Philoponos  bei  ihm  nichts  bekannt.  Gleichwohl  darf  ange- 
sichts seiner  engen  Beziehungen  zur  heidnischen  Philosophie  auch  die  antike 
Philosophiegeschichte  au  ihm  nicht  vorübergehen.  Seine  Hauptbedeutung  liegt 
dabei  in  dem,  was  er  von  Früheren  übernommen,  nicht  in  dem,  was  er  als 
eigene  Meinung  geäußert  hat.  So  ist  sein  Werk  IIeoI  (f^voeoic  avü  oion:ov 
(De  natura  hominis)  häufig  Gegenstand  quellenkritischer  Untersuchung  ge- 
Avesen,  und  neuerdings  ist  es  von  W.  W.  Jaeger  als  Glied  einer  langen  bis 
auf  Poseidonios  zurückreichenden  Entwicklungskette  in  volle  Be- 
leuchtung gerückt  worden.  Neben  der  Forschung  über  Poseidonios  und  der 
damit  eng  zusammenhängenden  Quellenkritik  der  christlichen  Genesisexegese  sind 
namentlich  die  Untersuchungen  über  Doxographie,  über  Galen  und  über  Por- 
phyrios'  Sviifuy.rä  ':i]r)]umu  und  Timaioskommeutar*)  an  der  Analyse  des  Werkes 
beteiligt.  Nemesios'  philosophischer  Standpunkt  ist  ein  christlich  modi- 
fizierter Neuplatonismus  alexandrinischer  Färbung.  Eine  gewisse 
Parallele  bietet  Hierokles,  obwohl  dieser,  nach  dem  von  ihm  Erhaltenen  zu 
urteilen,  weit  weniger  zur  Physiologie  und  stärker  zur  Ethik  hinneigt.  Aber 
beide  haben  gemein,  daß  sie  die  Oberstufen  der  spezifisch  neuplatonischen  Meta- 
physik ignorieren,  somit  dem  mittleren  Piatonismus  nahe  stehen  und  das 
eklektische  Element  des  Neujilatonismus  stark  hervortreten  lassen.  Einer  be- 
sonderen Berührung  in  der  Behandlung  des  Heimarmeneproblems  ist  schon  oben 
S.  566  ff.  gedacht  worden.  Daß  Nemesios  die  Schrift  des  Hierokles  Ileol  noo- 
voiag  benutzt  habe,  vermutet  aus  anderen  Gründen  Zeller,  Philos.  d.  Gr.  III  2* 
S.  509.  Die  Frage  steht  mit  der  strittigen  Bestimmung  der  Lebenszeit  des  Neme- 
sios in  Zusammenhang.  Mit  beachtenswerten  Gründen  weichen  Domanski,  Psych, 
d.  Nem.  S.  VIII  ff.  und  Jaeger  (Nem.  v.  Em.  S.  5  Anm.  2)  von  Zellers  Da- 
tierung (Mitte  des  fünften  Jahrhunderts)  ab  und  setzen  Nemesios  ins  ausgehende 
vierte  oder  beginnende  fünfte  Jahrhundert.      Darnach  wäre  Hierokles  jünger  als 


'*)  Vgl.  darüber  und   über  die  Beziehungen   zur  Genesisexegese  K.  Gronau, 
Berl.  philol.  Wochenschr.  1915,  131  ff. 


Ncmesios.  loannes  Lydos,   7?}?  XagtyJ.etu;  egfir/rev^ia  xtL  (571 

Neniesios^),  und  die  Übereinstimmung  in  der  Hei marmenef rage  ließe  sich  aus 
der  Benutzung  des  christlichen  Bischofs  durch  den  Hellenen  erklären.  Mart 
braucht  aber  auch  zu  dieser  Annahme  nicht  zu  greifen,  da  gewiß  in  christlich- 
neuplatonischen  Kreisen  Verhandlungen  über  das  Thema  vorangegangen  Maren,, 
aus  denen  jeder  von  beiden  unabhängig  vom  andern  das  Fazit  ziehen  konnte.  — 
Wie  Xemesios  so  bekannte  sich  auch 

Joannes  Li/dos  zum  Christentum.  Um  490  geboren  kam  er  in  der  ersten' 
Hälfte  des  sechsten  Jahrhunderts  am  byzantinischen  Hofe  durch  praktische 
Dienste  zu  Ehren,  übte  eine  Zeitlang  auch  eine  Lehrtätigkeit  aus  und  verlegte 
sich  nach  der  Mitte  des  Jahrhunderts  auf  Schriftstellerei.  In  der  Philosophie 
war  er  von  dem  Proklosschüler  Agapios  unterrichtet  worden.  Aber  sein  Verhältnis 
zum  Neuplatonismus  beschränkt  sich  in  seinen  Werken  auf  Zitate  und  Aus- 
züge aus  neuplatonischen  Autoritäten  wicPorphyrios,  lamblichos  und 
Proklos  und  auf  Wiedergabe  sonstigen  in  den  Ideenkreis  der  Neuplatoniker 
fallenden  Materials.  Ohne  erhebliche  eigene  Gedanken  und  tieferes  sachliches 
Interesse  ist  er  wesentlich  Sammler  und  Ausschreiber  und  vertritt  damit 
eine  Buchgelehrsamkeit,  die  berechtigt,  ihn  hier  den  Alexandrinern  anzuschließen. 
Als  Früchte  seines  Fleißes  liegen  uns  noch  drei  Werke  vor:  liegt  i.u]rO}v  (De 
mensibus  —  nur  in  Auszügen  erhalten);  Ilegl  d  iooyf(eccöv  (De  ostentis) 
und  Ilegi  dg/wv  zi};  'PcoaaUor  rco/.creiag  (De  magistratibus  populi 
Eomani),  unter  denen  die  beiden  ersten  Gegenstände  der  Philosophie  (im 
weiteren  Sinne)  berühren.  Sind  sie  auch  nach  dem  Bemerkten  für  Lydos"  eigene 
Anschauungen  ohne  Bedeutung,  so  haben  sie  doch  Wert  als  Zugänge  zu  älteren 
Quellen  und  als  Punkte  in  der  Filiation  gelehrter  Überlieferung.  —  Schließlich 
möge  als  Merkwürdigkeit  der  am  Schlüsse  verstümmelt  erhaltene  Traktat 

Tfjg  Xa  g  iftÄeiag  sgfxiqvEV  fia  Tfjg  aaxpgorog  ix  cfiovrjg  <Pt}.irr:Tov 
Tov  (pikooö<f  ov  erwähnt  sein.  Dieses  literarische  Unicum  enthält  die  neu- 
platonisch allegorisierende  Erklärung  eines  Eomans,  und  zwar  der 
etwa  im  dritten  Jahrhundert  nach  Chr.  verfaßten  Aldio.-riy.d  des  Heliodoros, 
deren  Heldin  Charikleia  ist.  Anlaß  zu  der  Arbeit  gab  jedenfalls  die  erbauliche 
Haltung  des  stark  pythagoreisch  beeinflußten  Eomans,  die  ihm  bis  in  die  neuere 
Zeit  viele  Leser  gewonnen  hat.  Den  philosophischen  Standpunkt  des  Verfassers 
kennzeichnen  neben  Piatonreminiszenzen  (der  Eingang  ist  dem  der  Politeia  nach- 
gebildet; S.  3S3,  17  ff.  nimmt  Bezug  auf  den  Phaidros,  S.  384,  10  f.  auf  Politeia 
389  b)  die  Ausführung  über  die  vier  Kardinaltugenden  S.  384,  13  ff.  386,  8  f. 
(hier  xs'Aeuu  dgexal,  vgl.  oben  S.  556.  564),  die  Wendung,  daß  der  Nus  die  Seele 
ordne  (S.  385,  27  f.:  rov  xaizrjv  \zrj%'  ii'vpjv]  xoa/.iovi'zog  voög;  das  y.oojuscadai  des 
Untergeordneten  durch  das  Übergeordnete  ist  neuplatonisch,  vgl.  z.  B.  Plot.  2, 
9,  2  a.  E.;  4,  8,  3  a.  E.,  Procl.  in  Eemp.  I  S.  16,  18;  19,  4;  57,  12),  die  Zahlen- 
symbolik S.  386,  1  ff.,  die  Seelendreiteilung  S.  386,  9,  die  Zwischenstellung  der 
Seele  zwischen  Nus  und  Leib  S.  386,  11  f.,  die  Unterscheidung  von  t'A»/  und  elöog 
S.  386,  13,  die  Annahme  eines  Sieges  der  Seele  über  die  v/uxt]  8väg  und  eines 
von  außen  kommenden  Xus  S.  386,  26  ff.,  die  Ansetzung  eines  jtgay.ziy.6g  ßiog 
und  einer  :tga>cziy.rj  ägezr]  S.  386,  17.  21  und  der  Satz:  deog  yäg  t6  näv  S.  387,  27 
(vgl.  Zeller  III  2*  S.  561).  Die  höhere  %-oegä  {^scogi'a,  die  ein  Anhänger  des  lam- 
blichos oder  Proklos  auch  in  dieser  Allegorese  anzubringen  gewußt  hätte,  tritt 
nirgends  zutage.  Alles  hält  sich  auf  dem  primitiv  neuplatonischen  Niveau,  auf 
dem  sich  die  alexandrinische  Schule  bewegte.  Für  Entstehungszeit  und  -ort  der 
Schrift   fehlen   sichere   Anhaltspunkte.     Als  Ort  des  in  ihr   enthaltenen  fiktiven 


J)  Vgl.  auch  den  Artikel  Hierokles  Nr.  18  bei  Pauly-Wissowa-KroU  S.  1486  f. 


(^jo  §  8j.    Die  Xeuplatoniker  des  lateinischen  Westens. 

Gesprächs  ist  wahrscheinlich  Rhegion  zu  denken  (vgl.  Oldfather  S.  460).  Daß 
mit  dem  angeblichen  Gesprächsführer  Philippos  der  Piatonschüler  aus  Opus  ge- 
meint sei  (Oldfather  S.  458  ff.)  ist  wohl  möglich,  läßt  sich  aber  bei  der  Ver- 
breitung des  Namens  nicht  zu  einem  höheren  Wahrscheiulichkeitsgrade  erheben. 
Nach  dem  Zitat  von  I.  Kor.  3,  13  am  Schluß  des  Fragmentes  kannte  der  Ver- 
fasser das  Christentum.  Daß  andererseits  das  Heidentum  noch  nicht  überwunden 
war.  scheint  sich  aus  S.  382,  2  und  383,  24  zu  ergeben,  an  welch  letzterer  Stelle 
wohl  mit  Oldfather  S.  460  Anm.  unter  der  Mo:^oira  Tragdsro^  die  Artemis,  nicht 
etwa  die  Jungfrau  Maria  zu  verstehen  ist.  Denkbar  wäre  freilich,  daß  der  Ver- 
fasser, um  die  Maske  des  alten  Philippos  zu  wahren,  Heidnisches  repristiniert.  — 
Vielleicht  durch  diesen  AUegoristeu  beeinflußt  wurde  im  15.  Jahrh.  Johannes 
Eugenikos  (Bandini,  Catal.  cod.  Gr.  bibl.  Laur.  III  322  f.). 

^  85.  Die  Neuplatoniker  des  lateinischen  Westens 
lassen,  wie  die  Alexandriner,  die  spekulative  Seite  des  Neuplato- 
nismus  hinter  gelehrter  Arbeit  zurücktreten.  Der  Fortbildung 
des  Systems  durch  lamblichos  und  die  Athener  stehen  sie  ganz 
fern.  Selbst  die  plotinisch-porphyrische  Metaphysik  hat  unter 
ihnen  nur  wenige  Vertreter,  hingegen  üben  Porphyrios'  logische 
und  gelehrte  Arbeiten  Anziehungskraft  aus.  Die  Bedeutung 
dieser  Männer  liegt,  abgesehen  von  ihrem  Werte  als  Quellen 
für  griechisch-römische  Religions-  und  Kultusaltertümer, 
hauptsächhch  darin,  daß  sie  teils  durch  Übersetzung  und 
Kommentierung  platonischer  und  aristotelischer 
Schriften,  teils  durch  Verarbeitung  lateinischer  philo- 
sophischer Literatur  die  Philosophie  in  der  römischen  Welt 
verbreiteten  und  ihr  damit  den  Weg  ins  christhche  Mittelalter 
des  Westens  bahnten.  Von  besonderem  Einflüsse  waren  Chal- 
cidius'  Übersetzung  des  platonischen  Timaios  und  sehi  Kom- 
mentar zu  diesem  Dialoge,  Macrobius'  Kommentar  zum  cice- 
ronischen  Sonmium  Scipionis,  des  Martianus  Capella  Schrift 
De  nuptiis  Philologiae  et  Mercurii  und  vor  allem  Boethius' 
Übersetzung  und  Erklärung  zahlreicher  aristotelischer  Werke 
sowie  sein  ganz  auf  antiken  Quellen  beruhender  Traktat  De 
consolatione  philosophiae.  Außer  den  Genannten  verdienen  noch 
Cornelius  Labeo,  Marius  Victorinus,  Vettius  Agorius 
Praetextatus  und  Favonius  Eulogius  Erwähnung.  Alle 
verfolgten  ihre  Richtung  frei  und  ohne  einem  Schulverbande 
anzugehören.  Die  meisten  unter  ihnen  waren  Christen  oder 
schlössen  sich  doch  in  späteren  Jahren  dem  Christentume  an. 
Mit  ihrer  Lebenszeit  verteilen  sie  sich  auf  die  Spanne  vom 
beginnenden  bis  gegen  den  ausgehenden  Neuplatonismus  (Mitte 
des  dritten  bis  Anfang  des  sechsten  Jahrhunderts). 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehren:  Das 
Material  ist  den  S.  229*  f.  angeführten  neueren  Arbeiten  zu  entnehmen. 


§  85.    Die  Neuplatoniker  des  lateinischen  Westens.  673 

Erhaltenes.     Ausgaben: 

Co  melius  Laheo:  Sammlung  der  Fragmente  bei  G.  Kettner  und 
J.  Muelleneisen,  s.  unten  S.  229*. 

Chalciditis:  hrsg.  v.  A.  Justinianus,  Paris  1520,  Meursius,  Lugd.  Bat. 
1617,  ferner  in  Joh.  Alb.  Fabricius'  Ausgabe  der  Werke  des  Hippolytos,  Hamb. 
1718,  und  zusammen  mit  Ciceros  Übersetzung  eines  Abschnittes  des  Timaios  und 
dem  griechischen  Timaiostexte  bei  Mullach,  Fragmenta  philos.  Graec.  II  y.  147 
bis  258.  Letzte  Ausgabe  von  Joh.  Wrobel,  Piatonis  Timaeus  interprete  Chalcidio 
cum  eiusdem  commentario,  Lpz.  1876. 

Marius  Victorinus:  De  defini tionibus,  ed.  Thom.  Stangl  in:  Tul- 
liana  et  3Iario- Victoriniana,  München  1888,  S.  17 — 47.  Der  Kommentar  zu  Cic. 
de  i  n  vent.  hrsg.  in  Ciceron.  opera  rec.  I.  C.  Orelli,  vol.  5  pars  1,  und  in  Halms  Rhet. 
Lat.  min.  S.  153  ff.  Das  Grammatische  und  Metrische  in  den  Grammatici 
Lat.  ex  rec.  H.  Keil  vol.  6.  Das  Theologische  bei  Migne.  Patrol.  Lat.  tom.  8, 
D99  ff. 

Tettius  Agoriiis  Praetextatiis :  Nichts  Sicheres  erhalten.  Nach  der 
Vermutung  W.  Krolls  (Teuffels  Gesch.  d.  röm.  Lit.  III«  §  430,  1;  440,  6,  S.  302. 
366)  gehören  ihm  die  unter  Augustins  Schriften  stehenden  Categoriae  X  ex 
Aristotele  decerptae,  Migne,  Patrol.  Lat.  32,  1419  ff.  (fraglich). 

Macrobii  opera  proleg.  et  notis  instr.  Lud.  de  lan,  2  Bde.,  Quedlinb. 
1848  —  1852  (hier  I  S.  LXXXVIII  die  früheren  Ausgaben).  Recogn.  Franc. 
Eyssenhardt,  Lipsiae  1868,  iterum  recogn.  1893. 

Faronii  Euloyii  disputatio  de  Somnio  Scipionis,  ed.  Alfred  Holder, 
Lipsiae  1901  (hier  auch  über  die  früheren  Ausgaben). 

Martianus  Capclla,  rec.  Franc.  Eyssenhardt,  Lips.  1866.  Neue  Ausgabe 
von  A.  Dick  (Bibl.  Teubn.)  in  Vorbereitung.  Weiteres  in  diesem  Grundriß  II  i* 
S.  187. 

Bo'ethius:  Gesamtausgabe:  Migne,  Patrol.  Lat.  63.  64.  De  cousolatione 
philosophiae  ist  häufig  ediert,  zuletzt  von  R.  Peiper,  Lpz.  1871,  De  insti- 
tutione  arithmetica  libri  II,  De  iustit.  musica  libri  V,  accedit  Geometria, 
quae  fertur  Boethii,  ed.  Godofr.  Friedlein,  Lpz.  1867,  die  Commentarii  in  libr. 
Aristotelis  .t.  ioiojreia;,  2  voll.,  ed.  C.  Meiser,  Lips.  1877.  1880.  Anicü 
Manlii  Severini  Boethii  in  Isagogen  Porphyr ii  commenta,  copiis  a  Georg. 
Schepss  comparatis  suisque  usus  rec.  Samuel  Brandt  (Cori).  Script,  eccl.  latiu. 
vol.  48  pars  1),  Vindob.,  Lij^s.  1906.  Ose.  Paul,  An.  Manl.  Sev.  Boethius  5  B. 
über  die  Musik,  aus  dem  Latein.  In  die  deutsche  Sprache  übertragen  und  mit 
besonderer  Berücksichtigung  der  griech.  Harmonik  sachlich  erklärt,  Leipzig  1872, 
Consol.  of  philos.,  transl.  by  W.  V.  Cooper,  London  1902.  Consol.  of  philos., 
transl.  by  H.  R.  James,  London  1906,  Mittelalter!.  Kommentar:  Dionysii  Car- 
tusiani  opera  omuia  .  .  .  cnra  et  labore  sacri  ordinis  Cartus.,  tom.  26:  In  V  li- 
bros  B.  Severini  Boetii,  philosophi  ac  martyris,  de  cousolatione  philosophiae, 
Tournay  und  Freiburg  i.  B.  1906.  Weiteres  in  diesem  Grundriß  II  >'^  S.  187  f, 
und  bei  R.  Klußmann,  Bibl,  script.  class.  II  1  S.  160  f. 

Cornelius  Laheo.  Er  ist  uns  nur  aus  Anführungen  Späterer  bekannt. 
Die  nachweisbaren  Titel  dreier  Werke,  De  oraculo  Apollinis  Clarii,  De  dis  ani- 
malibus  und  Fasti  deuten  auf  das  theologische  und  antiquarische  Gebiet,  und 
hierhin  gehört  auch  tatsächlich  das,  was  uns  erhaltene  Autoren  daraus  ent- 
nommen haben.  Seine  Lebenszeit  und  die  Schule,  mit  der  er  in  Zusammenhang 
zu  bringen  ist,  sind  strittig.  Seine  Stellung  zu  Theokrasie  und  Theosophie,  zu 
Dämonologie  und  Orakelwesen  passen  aber  am  besten  in  Zeit  und  Sphäre  des 
Neuplatonismus,  wozu  stimmt,  daß  er  Piaton  gleich  Hercules  und  Romulus  zu 
■den  Halbgöttern  rechnete.  Die  Art,  wie  der  christliche  Apologet  Arnobius  ihn 
anscheinend  als  noch  aktuellen  Schriftsteller  bekämpft,  empfiehlt,  ihn  etwa  um 
die  Mitte  des  dritten  Jahrhunderts  anzusetzen.  Ausgeprägt  neuplatonische  Sätze 
sucht  man  bei  ihm  vergeblich.  Das  wird,  abgesehen  von  unserem  verhältnis- 
mäßig nicht  sehr  umfangreichen  Material,  daher  rühren,  daß  er  mit  Plotin  etwa 

Ueberweg,  Grundriß  I.  43 


(574  §  ^5.     Die  Xeuplatoniker  des  lateinischen  Westens. 

gleichzeitig  lebte  und  von  dessen  System  kaum  Kenntnis  hatte.  Immerhin  rückt 
ihn  seine  Theologie  dem  Neuplatonismus  nahe,  und  faßt  man  den  Begriff  des 
letzteren,  wie  es  z.  B.  von  W.  AV.  Jaeger  in  seinem  Buche  über  Nemesios  ge- 
schiebt,  in  einem  weiteren  Sinne,  so  läßt  sich  Labeo  in  der  Tat  zu  den  Neu- 
platonikern  stellen.  Seine  Bedeutung  liegt  jedenfalls,  Avie  unter  den  griechischen 
Autoren  die  des  Joannes  Lydos,  in  seinen  geschichtlichen  Studien  über  die 
Auffassung  gewisser  Götter  und  göttlicher  "Wesen,  über  Kult,  Ritualien 
u.  dgl.  Was  er  hierin  an  gelehrtem  Material  unter  Benutzung  von  Quellen  wie 
Varro,  Nigidius  Figulus  u.  a.  zusammenstellte,  machte  ihn  zu  einer  gern  be- 
nutzten Quelle  für  Spätere.')  —  In  einem  ähnlichen  Verhältnis  zum  Xeuplato- 
uismus  wie  Labeo  steht  in  gewissem  Betracht 

ChalcidiuSf  der  im  Anfang  oder  gegen  Mitte  des  vierten  Jahrhunderts- 
einen  uns  erhaltenen  Kommentar  zum  platonischen  Timaios  (S.  31c — 53c) 
im  Anschluß  an  eine  lateinische  Übersetzung  dieses  Dialogs  (bis  S.  53  c)  verfaßte,, 
und  zwar  vielleicht  in  der  Weise,  daß  er  einen  griechischen  Kommentar  mit 
wenigen  Erweiterungen  lateinisch  bearbeitete,  wobei  es  nicht  ohne  Mißverständ- 
nisse abging.  Auch  er  schätzt  Piaton  sehr  hoch,  sieht  in  ihm  die  überall  maß- 
gebende Autorität  und  zitert  neben  dem  Timaios  noch  eine  Reihe  weiterer 
Dialoge  —  wieweit  auf  Grund  eigener  Einsicht  oder  durch  Vermittlung  anderer, 
bleibt  freilich  in  Frage.  Aber  auf  den  plotinischen  oder  nachplotinischen  Neu- 
platonismus deutet  keine  Spur.'^)  Auch  Chalcidius  ist  Xeuplatoniker  nur  in  dem 
weiteren  Sinne,  daß  er  den  mit  Poseidonios  einsetzenden  und  vor  allem  durch, 
dessen  Tiniaioskommentar  bestimmten  Piatonismus  vertritt,  der  schließlich  in 
den  ausgesprochenen  Xeuplatonismus  ausmündete.  Auch  seine  Bedeutung  be- 
ruht auf  dem,  was  er  aus  Alteren  geschöpft  hat,  hier  ist  er  aber  seinem  Thema 
entsprechend  philosophisch  ungleich  ergiebiger  als  Labeo.  Durch  seine  viel- 
fachen Beziehungen  auf  ältere  Lehren  greift  sein  Werk  in  die  Forschung  über 
philosophiegeschichtliche  Zusammenhänge  an  den  verschiedensten  Punkten  ein.. 
Seine  letzte  Grundlage  bildet  jedenfalls  der  Tiniaioskommentar 
des  Poseidonios.  Zwischen  diesem  und  Chalcidius  liegt  als  Mittelquelle  der 
Peripatetiker  Adrastos  (s.  oben  S.  574  f.).  Neben  ihm  kommt  eine  mittelplato- 
nische Quelle  in  Betracht,  die  die  oben  S.  566  ff.  besprochene  Heiraarmenetheorie 
und  u.  a.  vielleicht  auch  das  in  c.  295  ff.  aus  Numenios  Beigebrachte  enthielt 
und  auch  das  Adrastische  übermittelt  haben  könnte.^)     Sie  wäre  dann  möglicher- 


*)  Vgl.  zum  Obigen  außer  WissoAvas  Artikel  in  Paulys  Real-Enzvklopädie 
auch  W.  KroU,  Die  Zeit  des  Cornelius  Labeo,  Rhein.  Mus.  71  (1916),  309  ff.,  und 
W.  A.  Baehrens,  Über  die  Lebenszeit  des  Cornelius  Labeo,  Hermes  52  (1917), 
39  ff.  (dieser  für  Benutzung  des  Porphyrios  durch  Corn.  Lab.). 

-)  Auch  die  von  Switalski  S.  50  f.  auf  Plotiu  zurückgeführte  Stelle  in 
c.  252  zeigt  keinen  einleuchtenden  Zusammenhang  mit  dem  Xeuplatonismus- 
und  ist  wohl  auch  aus  Chalcidius'  Hauptquelle,  dem  Tiniaioskommentar  des- 
Poseidonios,  herzuleiten.  Jedenfalls  ist  der  Grundgedanke  von  der  Weltschau 
des  die  höheren  Regionen  durchfliegenden  Geistes  poseidonisch.  Vgl.  oben 
S.  503.  Was  c.  176  über  das  Verhältnis  des  vovg  zum  obersten  Gotte  gesagt. 
wird,  erinnert  zwar  an  den  Xeuplatonismus,  weist  aber  doch  nur  auf  den  Weg^ 
zu  ihm  und  ist  von  ihm  noch  weit  entfernt. 

3)  Switalski  S.  113  sieht  in  Adrastos  und  Albinos  (oben  S.  553  ff.)  die 
Zwischenglieder  zwischen  Poseidonios  und  Chalcidius,  und  zwar  käme  von 
Albinos  dessen  —  übrigens  hinsichtlich  seiner  Existenz  fraglicher  (vgl.  Hermes- 
•jl  [1916],  511  ff.)  —  Timaioskommentar  in  Betracht  (Switalski  S.  106).  Aber 
die  von  Switalski  S.  98  ff.  betonten  Berührungen  zwischen  dem  albinischen 
Didaskalikos,  den  er  für  einen  Auszug  aus  dem  Timaioskommentar  hält,  und 
Chalcidius   betreffen   Dinge,   die  zum  allgemeinen   Bestände  der  späteren   plato- 


Cornelius  Labco,  Chalcidius,  Marius  Victorinus.  675 

weise  identisch  mit  der  unmittelbaren  Vorlage  des  Chalcidius,  die  er  ins  Latei- 
nische übertrug.  Daß  Chalcidius  mit  jüdischen  und  christlichen  Schriften  und 
Lehren  bekannt  war,  tritt  in  dem  Kommentar  deutlich  hervor.  Der  in  mittel- 
alterlichen Handschriften  enthaltenen  Angabe,  daß  Osius,  dem  der  Kommentar 
gewidmet  ist,  der  aus  den  Konzilien  von  Nikaia  (325)  und  Sardika  (348)  bekannte 
Bischof  Osius  (Hosius)  von  Corduba  sei,  steht  kein  Indiz  entgegen.  Daß  sich 
Chalcidius  selbst  zum  Christentum  bekannte,  ist  wahrscheinlich.  Jedenfalls 
stehen  dieser  Annahme  die  in  dem  Kommentar  enthaltenen,  der  christlichen 
Weltanschauung  widersprechenden  Lehren  nicht  im  Wege.  Denn  antike  Philo- 
sopherae  und  christliches  Bekenntnis  mischen  sich  in  der  Zeit  des  Chalcidius  in 
mannigfachster  Weise.  Dazu  kommt  noch  die  Unselbständigkeit  des  Verfassers, 
die  seine  Verantwortung  für  das,  was  er  vorträgt,  stark  einschränkt.  Im  Mittel- 
alter wurden  Chalcidius'  Timaiosübersetzung  und  -kommentar  vielfach  verwendet. 
Das  Werk  erfüllte,  auch  Avenn  es  im  wesentlichen  nichts  Aveiter  als  eine  Über- 
setzung und  Bearbeitung  eines  älteren  Kommentars  war,  doch  als  Vermittler 
des  für  die  Weltanschauung  Piatons  so  wichtigen  Dialoges  an  die 
abendländische  Welt  eine  verdienstliche  Mission.  —  Eine  ähnliche  ver- 
mittelnde Tätigkeit  wie  Chalcidius  übte 

Jlaritifi  Victoriiius^  ein  Grammatiker  und  Ehetor  des  vierten  Jahr- 
hunderts, indem  er  Aristoteles"  Kategorien  und  Schrift  üeol  eofirjrsiag,  die 
Eisagoge  des  Porphyrios  und  sonstige  (neu-)  platonische  Literatur  ins  Lateinische 
übersetzte  und  z.  T.  auch  kommentierte.  Daneben  verfaßte  er  eigene  logische 
Werke  (De  definitionibus.  De  syllogismis  hypotheticis)  und  erklärte  philo- 
sophische Schriften  Ciceros,  sowie  dessen  Topik  und  Traktat  De  inventione.  Er- 
halten sind  die  Schrift  De  definitionibus  und  der  Kommentar  zu  De 
inventione.  In  höherem  Alter  trat  Marius  Victorinus  zum  Christentum  über 
und  verfaßte  nun  eine  Reihe  theologischer  Schriften,  die  uns  zum  größten  Teile 
noch  vorliegen.  Hier  zeigt  er  sich,  soweit  seine  Abhängigkeit  von  der  griechischen 
Philosophie  m  Frage  kommt,  als  Neuplatoniker  der  plotin  isch-porphy- 
rischen  Richtung  ohne  Berücksichtigung  der  Weiterbildung  der  neuplatonischen 
Lehre  durch  lamblichos.')  Aber  dieser  Neuplatonismus  ist  bei  ihm  so  eng  mit 
christlicher  Dogmatik  verbunden  und  steht  so  sehr  in  deren  Dienste,  daß  das 
Nähere  darüber  der  Behandlung  der  Patristik  vorbehalten  bleiben  muß  (vgl. 
Grundriß  II"*  S.  149).  Hier  sei  nur  hervorgehoben,  daß  Marius  Victorinus  als 
Lehrer  Augustins  auf  das  Neuplatonische  in  dessen  Anschauung  von  Einfluß 
gewesen  ist.  —  Ein  etwas  jüngerer  Zeitgenosse  des  Victorinus  war  der  Augur 
und  Priester  mehrerer  römischen  Gottheiten 


nisch-aristotelischen  Dogmatik  gehören,  wie  z.  B.  die  Zerlegung  der  Philosophie 
in  einen  theoretischen  und  einen  praktischen  Teil  und  die  weitere  Gliederung 
dieser  Teile  in  die  üblichen  Disziplinen,  die  Verwendung  der  von  Piaton  Politeia 
509  d  ff.,  532  a  ff.  gelehrten  Vierteilung  der  Erkenntnis-  bezw.  Vorstellungsstufen 
u.  s.  f.  Auch  das  übereinstimmende  Zitat  von  Eurip.  Med.  1078  besagt  nichts. 
Die  Stelle  gehört  zum  ältesten  Repertoire  der  Florilegien  —  schon  Chrysipp  ver- 
wendete sie  —  und  war  typisch,  wo  es  galt,  den  Kampf  zwischen  Vernunft  und 
Leidenschaft  durch  eine  klassische  Reminiszenz  zu  illustrieren  (vgl.  die  Stellen 
bei  Prinz-Wecklein  zu  Eurip.  Med.  1078;  dazu  Elias  in  Cat.  S.  180,  12).  Man 
wird  also  besser  tun,  den  dem  Chalcidius  als  Quelle  dienenden  Mittelplatoniker 
unbenannt  zu  lassen. 

1)  Vgl.  G.  Geiger  (s.  unten  S.  229*)  II  S.  107  f.  Daß  Victorinus  lam- 
blichos'  Werk  IJegi  ßecov  kannte  und  übersetzte  (Wissowa,  De  Macr.  Sat.  fönt. 
S.  41,  Geiger  a.  a,  O.  I  S.  11  Anm.  2),  ist  damit  nicht  ausgeschlossen.  S.  unter 
Macrobius  S.  676. 

48* 


ßjß  §  85.     Die  Xeuplatoniker  des  lateinischen  Westens. 

Tettiits  Agot'ius  Praetextntus  (gest.  384).  Auch  er  machte  sich 
durch  Übersetzungen  verdient  und  brachte  Aristoteles  den  lateinischen  Lesern 
nahe.  Öo  übertrug  er  die  Paraphrasen,  durch  die  Themistios  die  beiden  aristo- 
telischen Analytiken  verdeutlicht  hatte,  ins  Lateinische  und  verfaßte  möglicher- 
weise auch  die  jetzt  unter  AugustLns  Namen  gehende  Schrift  De  decem  Cate- 
goriis.  Daß  er  philosophisch  auf  dem  Boden  des  Neuplatonismus  stand,  ist  nach 
der  Gesamttendenz  der  philosophischen  Studien  seiner  Zeit  kaum  zu  bezweifeln. 
Dazu  stimmt  die  Schilderung  in  der  von  seiner  Gattin  verfaßten  Grabschrift  im 
Verein  mit  seinen  priesterlichen  Aintern  und  der  Tatsache,  daß  ihm  Julian  die 
Ehre  des  Prokonsulats  von  Achaia  verlieh  (Anthol.  Lat.  ed.  Buecheler-Riese  II  l 
No.  111  S.  62  f.  64).  Ihn  aber  mit  der  Richtung  des  lamblichos  in  nähere 
dogmatische  Verbindung  zu  bringen,  wie  es  von  Niggetiet  geschehen  ist,  geben 
die  .Stellen  Lyd.  de  mens.  S.  66,  1  ff.;  139,  5  ff.  W.  keinen  festen  Anhaltspunkt. 
—  Ausgesprochener  ist  der  Neuplatonismus  des 

Macrobius.  Er  schrieb  um  400  zwei  noch  erhaltene  Werke,  den  Kom- 
mentar zu  Ciceros  Somnium  Scipionis  (Cic.  de  rep.  6,  9  ff.)  und  die 
Saturnali a,  letztere  eine  Sammlung  antiquarischen  Stoffes  von  mannigfacher 
Art  und  Herkunft,  den  der  Verfasser  aus  verschiedenen  Quellen  zusammen- 
getragen und  in  die  Form  von  angeblich  am  Saturnalienfeste  gehaltenen  Ge- 
sprächen gegossen  hat.  Für  die  Erklärung  des  Somnium,  die  vieles  dem  Cicero 
Fernliegende  einflicht,  ist  sicher  ein  Kommentar  zum  platonischen  Timaios,  und 
zwar  wahrscheinlich  der  des  Porphyrios  herangezogen  —  vielleicht  durch  Ver- 
mittlung einer  römischen  Quelle  — ,  für  den  selbst  wieder  der  berühmte  Timaios- 
kommentar  des  Poseidonios  benutzt  wurde.*)  So  fügt  sich  auch  der  Kommentar 
des  Maci'obius  der  Kette  poseidonischer  Nachwirkungen  ein,  aus  der  wir  als 
späte  innerhalb  des  Neuplatonismus  gelegene  Glieder  bereits  Nemesios  und  Chal- 
cidius  kennen  gelernt  haben.  Jedenfalls  zeigt  diese  Schrift  deutlich  den  ploti- 
nisch-porphyrischen  Neuplatonismus  ohne  seine  Erweiterungen  durch 
lamblichos,  so  beispielsweise  schon  in  dem.  was  1,  14,  6  ff.  über  L^wesen,  Nus  und 
Seele,  ihre  gegenseitigen  Beziehungen  und  das  Verhältnis  der  Seele  zur  Körper- 
welt gesagt  ist,  und  in  dem  Abschluß  der  Tugendenskala  mit  den  paradeig- 
matischen  Tugenden  (1,  8,  5),  wobei  sich  der  Verfasser  ausdrücklich  auf  Plotin 
beruft.  Was  die  SaturnaUen  betrifft,  so  kann  die  mehrfach  erörterte  Frage,  ob 
für  die  Götterkapitel  17 — 23  und  andere  Stellen  Porphyrios  oder  lamblichos  oder 
Porphyrios  durch  Vermittlung  des  lamblichos  die  Grundlage  bildete  und  ob  der 
griechische  Stoff  unmittelbar  oder  durch  das  Zwischenstadium  einer  lateinischen 
neuplatonischen  Quelle  (Marius  Victorinus?  vgl.  Wissowa,  De  Macr.  Saturn, 
fönt.  S.  41)  zu  Macrobius  gelangt  ist,  hier  außer  Betracht  bleiben.  Worauf  es 
ankommt,  ist  nur,  daß  auch  in  den  SaturnaUen  die  spezifischen  Kennzeichen  des 
komplizierteren  iamblichischen  Systems  nirgends  zutage  treten.  Ist  der  Kom- 
pilator  für  diese  Partien  wirklich  auf  lamblichos  oder  eine  iambl ichisches  Material 
bietende  Schrift  eines  römischen  Autors  verfallen,  so  hat  er  diese  Quelle  jeden- 
falls nur  für  seinen  nächsten  Zweck  und  ohne  Anschluß  an  die  Hauptlehren  der 
iamblichischen  Metaphysik  ausgenützt.^)      Daß  es  ihm  im  übrigen  mit  dem  Neu- 


>)  Vgl.  Linke,  über  M.'  Komm.  S.  240  ff.,  Schmekel,  Philos.  d.  mittl.  Stoa 
S.  424,  Schedler,  Philos.  d.  M.  S.  3  f.,  Gronau,  Berlin,  philol.  Wochenschr. 
1915,  143. 

2)  Hat  Macrobius  in  seiner  Quelle  in  Verflechtung  mit  dem  Theologischen 
die  iamblichische  voeoä  dsiooiu  vorgefunden  und  von  ihrer  Wiedergabe  Abstand 
genommen,  so  wäre  das  für  seinen  gemäßigten  Neuplatonismus  erst  recht  charak- 
teristisch.    Der    echte   larablicheer   Julian    läßt    in    der   Heliosrede  diese   deomia 


Vettius  Agorius  Praetextatus,  Macrobius,  Favonius  Eulogius,  Martianus  Capella,  677 

platouismus  und  Polytheismus  Ernst  -war,  läßt  sich  aus  den  beiden  Hchriften 
trotz  ihres  kompilatorischen  Charakters  abnehmen.  In  seinen  späteren  Jahren 
scheint  Macrobius  zum  Christentum  übergetreten  zu  sein  (vgl.  Teuffel-Kroll- 
Skutsch,  Gesch.  d.  röm.  Lit.  §  444,  1).  Der  Einfluß  der  beiden  Werke, 
namentlich  des  Kommentars,  auf  das  Mittelalter,  war  außerordentlich 
groß.  —  Mit  der  Erklärung  des  ciceronischen  Somnium  befaßte  sich  auch 

Favonius  Eulogius,  der  Schüler  des  354 — 430  lebenden  Kirchenvaters 
Augustinus,  in  einer  erhaltenen  Disputatio  de  Somnio  Scipionis,  Den 
Inhalt  dieses  an  Umfang  nur  geringen  Kommentars  bilden  zwei  ilem  pythagoreischen 
Gedankenkreise  entnommene  Themata:  erstlich  die  mathematischen  Eigen- 
tümlichkeiten und  die  symbolische  Bedeutung  der  Zahlen  von  1 
bis  9  und  zweitens  die  Sphärenharmonie.  Die  Schrift  ist  durch  Varro  als 
Zwischeninstanz  von  dem  Timaioskommentar  des  Poseidonios  abhängig. 
Daraus  erklären  sich  ihre  Berührungen  mit  anderer,  durch  Varro,  Adrastos  oder 
Porphyrios  auf  Poseidonios  zurückgehender  Literatur,  wie  Theon  von  Smyrna, 
Gellius,  Chalcidius,  Censorinus,  Macrobius,  Martianus  Capella.  Daß  der  Ver- 
fasser, obwohl  vermutlich  Christ,  seiner  philosophischen  Bildung  nach  den  Neu- 
platonikern  zuzurechnen  ist,  ergibt  sich  —  auch  abgesehen  von  seinem  Schüler- 
verhältnis zu  Augustinus,  der  selbst  Neuplatonismus  und  Christentum  in  sich 
vereinigte  —  aus  seiner  Neigung  zum  Pythagoreismus,  der  damals  nur  innerhalb 
des  Neuplatonismus  fortlebte.  —  In  annähernd  gleiche  Zeit  fällt 

Martianus  Capella.  Er  verfaßte  —  wahrscheinlich  zwischen  410  und 
439  —  eine  uns  noch  vorliegende  Schrift  De  nuptiis  Philologiae  et  Mer- 
curii.  In  Anknüpfung  an  einen  allegorischen  Mythus  von  der  Hochzeit  des 
Mercurius  (hier  des  Gottes  der  geistigen  Regsamkeit  nach  dem  Muster  des  griechi- 
schen Hermes)  mit  der  ,, Philologie''  (dem  enzyklopädischen  Wissen)  enthält  sie 
einen  Abriß  der  sieben  Disziplinen :  Grammatik,  Dialektik,  Rhetorik,  Geometrie, 
Arithmetik,  Astronomie  und  ]Musik.  Für  die  Mischung  von  Prosa  und  ge- 
bundener Rede  in  der  Weise  der  Satura  Menippea  (s.  oben  S.  459.  495)  gab  wohl 
Varro  das  Vorbild  ab,  der  neben  anderen  auch  für  den  Inhalt  als  Quelle  gedient 
hat.  Die  Verbindung  kompilatorischer  Polymathie,  in  der  der  Verfasser 
mit  den  bisher  besprochenen  römischen  Neuplatonikern  übereinstimmt,  mit  der 
Vorliebe  für  mythisch-allegorische  Einkleidung,  gestattet  das  Werk  hier 
einzuordnen,  obwohl  es  greifbar  neuplatonische  Lehren  nicht  enthält.  Be- 
ziehungen auf  Christliches  sind  nicht  vorhanden.  Das  Mittelalter  hatte  an 
der  Schrift  großes  Gefallen  und  verwertete  sie  im  Unterrichte.  Die 
von  Martianus  Capella  behandelten  sieben  Disziplinen  bilden  als  Trivium  und 
Quadrivium  die  Grundlage  des  mittelalterlichen  Bildungswesens.  —  Weit  überragt 
an  Bedeutung  werden  die  Kompilatoren,  die  uns  bisher  in  diesem  Paragraphen 
beschäftigten,  durch 


reichlich  zu  Worte  kommen.  Als  Gegenbeweis  gegen  Zellers  Bemerkung  über 
die  Einfachheit  des  römischen  Neuplatonismus  (Phil.  d.  Griech.  III  2*  S.  921) 
ist  jedenfalls  die  Macrobiuspartie,  auch  wenn  sie  auf  lamblichos  zurückgeht, 
nicht  zu  verwerten.  Börtzler,  Porph.  Sehr.  v.  d.  Götterbildern  S.  44  ff.,  hat  den 
L^nterschied  zwischen  porphyrischer  und  iamblichischer  Weise  richtig  erfaßt. 
Aber  dieser  Unterschied  läßt  sich  ge^en  W^issowas  und  Traubes  Annahme  der 
Abhängigkeit  des  ]\Iacrobius  von  lambiich  nicht  geltend  „machen,  einmal  weil, 
wie  bemerkt,  Macrobius  oder  sein  Gewährsmann  sich  auf  Übernahme  des  jiositiv 
Theologischen  beschränkt  haben  kann,  und  zweitens,  weil  sich  nicht  behaupten 
läßt,  daß  lambiich  neben  seiner  voega  ßjwQia  das  mehr  ins  Gebiet  des  Sinnlichen 
eingreifende  Detail  verschmäht  habe.  (Über  die  Abhängigkeit  des  lamblichos  von 
Porphyrios  vgl.  m.  z.  B.  Simpl.  in  Categ.  S.  2,  9  ff.) 


ßjg  §  85.    Die  Neuplatoniker  des  lateinischen  Westens. 

Boethiiis  (geb.  480  oder  wenig  später,  gest.  524  oder  525).  Zwar  ist  auch 
er  kein  spekulativer  Denker.  Der  Neuplatonismus  verdankt  ihm  nach  keiner 
Richtung  hin  eine  Fortbildung.  Auch  er  ist  überwiegend  Gelehrter  und  hat 
sich  in  erster  Linie  durch  Übersetzung  und  Kommentierung  aristotelischer 
Schriften  und  verwandte  Tätigkeit  verdient  gemacht.  Aber  was  er  hier  geleistet 
hat,  zeugt  durch  Umfang  und  Gediegenheit  von  hervorragendem  Fleiß  und 
Wissen,  auch  wenn  man  in  Betracht  zieht,  daß  ihm  Vorarbeiten  Früherer  vor- 
lagen, an  die  er  sieh  z,  T.  eng  anschloß.  Die  Großen  sind  ihm  Piaton  und 
Aristoteles,  der  letztere  für  die  formale  Grundlage,  der  erstere  für  den  mate- 
riellen Gehalt  der  Philosophie.  Beide  stimmen,  wie  er  mit  der  Mehrzahl  der 
Xeuplatoniker  annimmt,  in  allen  wesentlichen  Fragen  völlig  überein,  was  er  in 
einer  besonderen  Schrift  nachzuweisen  gedachte  (in  libr.  /7fo<  sQfup'Eiug  sec.  edit. 
2,  3  S,  80  j\I.).  In  seiner  gelehrten  Betätigung  aber  nahm,  ähnlich  wie  es  bei 
den  Studien  der  alexandrinischen  Neuplatoniker  erging,  Aristoteles  jedenfalls  den 
breiteren  Kaum  ein.  Der  Plan,  den  ganzen  Piaton.  und  Aristoteles  zu  übersetzen 
und  zu  kommentieren,  kam  nicht  zur  Verwirklichung.  Was  davon  ausgeführt 
wurde,  galt  Aristoteles.  Nachweisbar  und  großenteils  erhalten  sind  Über- 
setzungen und  Kommentare  zu  den  meisten  Schriften  des 
Organon.')  In  den  weiteren  Kreis  aristotelischer  Studien  gehören  eine 
Übersetzung  der  porphyrischen  Eisagoge  und  zwei  Kommen- 
tare zu  diesem  Werke,  die  gleichfalls  noch  vorliegen.  Weiter 
besitzen  wir  mehrere  Bücher  eines  Kommentars  zu  Ciceros  Topik 
und  eigene  Arbeiten  des  Boethius  zur  Logik,  Mathematik 
und  Musik.  Diesen  gelehrten  Leistungen  geht  eine  Schrift  zur  Seite, 
der  der  Ruhm  zukommt,  daß  sie  am  Ausgange  des  Altertums  die  sittliche 
Kraft  der  antiken  Philosophie  noch  einmal  in  ihrer  vollen  Größe  hervor- 
treten ließ.  Dieses  Werk  steht  mit  dem  persönlichen  Schicksal  seines  Ver- 
fassers in  engem  Zusammenhange.  Boethius  war  in  Eom  unter  dem  Goten- 
könig Theoderich  zu  hohen  Ehren  gelangt,  wurde  aber  schließlich  als  Anhänger 
der  nationalrömischen,  die  Befreiung  von  der  Gotenherrschaft  anstrebenden 
Partei  angeklagt  und  ungehört  unter  Martern  hingerichtet.  Während  der  Kerker- 
haft verfaßte  er  die  Schrift  De  consolatione  philosophiae,  in  der  er  ange- 
sichts seines  herben  Schicksals  bei  der  Philosophie  Trost  und  Halt  suchte. 
Auch  diese  Consolatio  ist  nun  freilich  weder  in  der  Form  noch  im  Inhalte  eine 
originale  Leistung  ihres  Verfassers.  Mit  der  Mischung  von  Prosa  und  gebundener 
Eede  ordnet  sie  sich  der  literarischen  Gattung  der  Satura  Menippea  (s.  oben 
S.  459.  495)  ein.  Im  Gedankengefüge  aber  verrät  ein  Teil  der  Schrift  die  Ein- 
wirkung von  Aristoteles'  Protreptikos ,  die  durch  den  Hortensius 
Ciceros  und  vielleicht  noch  eine  jüngere  Quelle  vermittelt  sein  Avird.  Dem  Hor- 
tensius als  Mittelquelle  wird  ferner  das  zuzuschreiben  sein,  was  aus  Posei- 
donios  entlehnt  ist  (s.  die  Literatur  unten  S.  230*).  Aber  auch  da,  wo  eine 
bestimmte  letzte  Quelle  nicht  namhaft  zu  machen  ist,  arbeitet  Boethius  mit 
überlieferten  Gedanken.  Immerhin  läßt  sich  deren  Auswahl  zur  Feststellung 
seiner  Weltanschauung  verwerten.  Diese  ist  ein  eklektischer  Piatonismus, 
der  aber  aller  Kennzeichen  der  durch  Plotin  begründeten  Richtung  entbehrt. 
Wie  unter  den  alexandrinischen  Neuplatonikern  bei  Hierokles,  so  fällt  auch  bei 
Boethius  die  höchste  Gottheit  mit  dem  Weltschöpfer  zusammen.  Von  emem 
ihm   vorausliegenden    Übervernünftigen    und    Überseienden   ist   nicht   die   Rede. 


^)  Das  Nähere  über  verlorene  und  erhaltene  \\''erke  des  Boethius  s.  Grund- 
riß ID»  S.  190  f.,  Teuffel-KroU-Skutsch,  Gesch.  d.  röm.  Lit.^  III  S.  477  ff. 


Boethius.  679 

Höchstens  läßt  sich  ein  Anklang  an  Plotinisches  in  der  längeren  Ausführung 
finden,  daß  Gott  als  das  höchste  Gute  zugleich  das  Eine  sein  müsse  (ß.  3 
Prosa  11,  23  ff.).  In  ihrem  Grundzuge  ist  die  Gottesvorstellung  des  Boethius 
platonisch.  Gott  als  der  Inbegriff  des  Guten  hat  aus  Güte  die  Welt  geschaffen, 
luid  durch  seine  Güte  regiert  er  sie  (B.  3  Metr.  9.  5  f.,  Prosa  12,  36  f.  43). 
Aristotelisches  mischt  sich  ein,  wenn  Gott  als  die  selbst  unbewegte  Ursache  alles 
Bewegten  erscheint  (B.  3  Metr.  9,  3,  Prosa  12  g.  E.)  —  nach  dem  Vorgang  des 
mittleren  Piatonismus  (s.  oben  S.  554).  Stoische  Färbung  zeigen  die  Aus- 
führungen über  das  feste  Gesetz  der  Weltordnung  und  die  freiwillige  Fügung 
des  gesamten  Xaturlaufes  unter  das  Weltregiment  (B.  1  Metr.  5;  B.  3  Prosa  12. 
47  f.).  Stoisch  ist  letzten  Endes  auch  die  starke  Betonung  der  Pronoia.  Doch 
erinnert  die  Verbindung  des  Pronoia-  mit  dem  Heimarmeneproblem  (B.  4  Prosa  6, 
26  ff.)  an  die  Verhandlungen,  die  darüber  schon  im  mittleren  Piatonismus  (vgl. 
oben  S.  567]  gepflogen  und  im  Neuplatonismus  durch  lamblichos  und  Proklos 
fortgesetzt  wurden.  Bei  aller  Verschiedenheit  in  der  Behandlung  des  Problems 
im  einzelnen  fehlt  es  doch  nicht  an  Berührungsj^unkten  mit  der  mittelplato- 
nischen Quelle  von  Ps.-Plutarch  de  fato,  Chalcidius  und  Xemesios.')  Der  Ver- 
sinlassung  der  Schrift  entsprechend  fällt  der  Theodizee  eine  bedeutende  Rolle 
zu,  wobei  u.  a.  der  stoische  Gedanke  Verwertung  findet,  daß  die  vermeintlichen 
äußeren  Güter,  auf  deren  ungerechte  Verteilung  sich  ein  Hauptvorwurf  gegen 
■die  Gottheit  gründet,  in  Wahrheit  keine  Güter  seien  (B.  2  Prosa  5  u.  a.  St.i. 
Auch  im  übrigen  zeigt  der  Inhalt  des  Traktats  einen  platonisch-aristoteliseh- 
stoischen  Eklektizismus,  der  sich  teils  •  aus  eigener  mannigfacher  Lektüre  des 
Verfassers,  teils  aus  dem  Anschluß  an  Quellen  erklärt,  in  denen  eine  solche 
Lehrverschmelzung  bereits  eingetreten  war.  Daß  auch  die  Annahme  einer 
•doppelten  Leiblichkeit  (B.  5  Prosa  2,  18  f.)  nicht  spezifisch  neuplatonisch  ist,  ergibt 
sich  aus  dem  oben  S.  656  Anm.  Bemerkten.  —  Viel  besprochen  ist,  daß  Boethius 
in  seiner  Consolatio  die  Trostgründe  ausschließlich  der  alten  Philo- 
sophie entlehnt,  die  Beziehungen  auf  Christliches  hingegen  ganz 
vereinzelt  sind  und  nirgends  das  eigentliche  Thema  berühren. 
Daß  Boethius  Christ  war,  steht  auch  abgesehen  von  seiner  Zeit  und  seinen 
Lebensverhältnissen  dadurch  fest,  daß  wir  von  ihm  mehrere  christlich-theolo- 
gische Abhandlungen  besitzen,  deren  früher  angezweifelte  Echtheit  durch  neuere 
L'"ntersuchungen  und  das  Zeugnis  seines  Zeitgenossen  Cassiodorius  (Usener  Anecd. 
Holderi  S.  4.  48  ff.)  gesichert  ist.  In  der  Tat  gehen  bei  ihm  eine  Weltanschauung, 
die  sich  auf  die  die  Bildung  seiner  Zeit  beherrschende  griechische  Philosophie 
gründet,  und  ein  nicht  bloß  äußerhches  Bekenntnis  zum  Christentum  noch  unver- 
einigt nebeneinander  her,  imd  der  Zwiespalt  tritt  um  so  schärfer  hervor,  je  enger 
sich  der  Verfasser  der  Consolatio  an  bestimmte  Vorbilder  innerhalb  der  antiken 
Literatur  anschloß.  So  wenig  aber  Boethius  in  seiner  Person  jene  Vereinigung 
vollzog,   so  knüpfen  doch  seine  Schriften  im  weiteren  Verlaufe   das  engste   Band 


1)  So  Boeth.«  B.  4  Prosa  6,  56 :  Quo  fit,  ut  oninia,  quae  fato  subsunt,  pro- 
videntiae  quoque  subiecta  sint,  cui  ipsum  etiam  subiacet  fatum,  quaedam  vero, 
quae  sub  Providentia  locata  sunt,  fati  seriem  superent,  und  Ps.-Plut.  c.  9:  H  liev 
siitaQfih')]  .Tarroj?  y.aTÖ.  ngoroiur,  /;  8e  tiqÖvoiu  ovbaaiog  y.aü'  Ei/tao/xi}>)]v.  Vgl. 
auch  die  Problematik  Boeth.  B.  4  Pros.  6,  II  ff.:  de  providentiae  simplieitate, 
de  fati  serie,  de  repentinis  casibus,  de  cognitione  ac  praedestinatione  divina, 
de  arbitrii  libertate  quaeri  solet,  und  Ps.-Plut.  c.  5:  Ucög  uiv  ttoo::  r^r  ^QÖ- 
roiav  rj  einaoiii  srij  E^ei,  jnog  dk  Tioog  xljv  zvyi]v  y.ai  rö  yE  irp^  ij  fiir  y.al  lo 
Irdexö/^srov!  Die  cognitio  und  praedestinatio  divina  sind  christliche  Zutat  des 
Boethius. 


68()  §  8fi-     Die  Peripatetikcr  im  dritten  Abschnitt  der  hellenist.-röniißchen  Periode- 

zwischen  der  heidnischen  Antike  und  dem  Christentum  des  mittelalterlichen^ 
Abendlandes.  Was  Chaleidius,  Macrobius  und  andere  Lateiner  des  ausgehenden 
Altertums  durch  Übertragung  griechischer  Philosophie  in  Sprache  und  Bildung^ 
des  christlichen  Westens  geleistet  hatten,  fand  in  Boethius  seine  höchste  Steige- 
rung und  seinen  Abschluß.  Er  ist  der  Vermittler  >iUT'  f^oyi'jv  zwischen 
Altertum  und  Mittelalter,  er  ist,  wie  Neuere  ihn  mit  Recht  nannten,  der 
letzte  Römer  und  der  erste  Schola.stiker. 


Der  Neuplatonismus  hat  fast  alle  griechischen  Philosophien  teils  in  sieb 
aufgenommen  teils  verdrängt.  Nach  dem  Zeugnis  des  Augustinus  Contra  Aca- 
dem.  3,  19,  42,  sah  man  gegen  Ende  des  vierten  Jahrhunderts  außer  den  Plato- 
nikern  kaum  mehr  andere  Philosophen  als  Peripätetiker  und  Kyniker.  Da<y 
Wesentlichste,  was  von  diesen  beiden  Richtungen  in  der  spätesten  Zeit  der  an- 
tiken Philosophie  zu  sagen  ist,  soll  uns  in  den  beiden  Schlußparagraphen  be- 
schäftigen. 

§  86.  Die  Peripatetiker  im  dritten  Abselinitt  der 
hellenistisch-römischen  Periode  (Per ipa tetische  Schule 
IV.  Teil,  Fortsetzung  zu  §  71).  Unter  ihnen  ist  Ana- 
tolios  (um  280  nach  Chr.)  durch  ein  äußeres  Zeugnis,  The- 
mist ios  (um  350  nach  Chr.)  durch  eigene  Aussage  und  durch 
den  Inhalt  seiner  erhaltenen  Schriften  als  Anhänger  des  Peri- 
patos  beglaubigt.  Dei'  uns  noch  vorliegende  Traktat  des  Ana- 
tolios  Über  die  Zahlen  von  1  bis  10  enthält  nichts  spezifisch 
Peripatetisches.  Die  Paraphrasen  des  Themistios  zu 
aristotelischen  Schriften  und  seine  Reden  bekunden  einen 
Eklektizismus  auf  aristotelischer  Grundlage.  Nicht  durch 
eigene  Arbeiten  ist  uns  Doros  (um  500)  bekannt,  der  von 
einem  lange  Zeit  hindurch  vertretenen  reinen  Aristotelismus 
schließlich  zum  Neuplatonismus  überging. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehren:  Ana- 
t  Ol  ios:  Euseb.  Hist.  eccles.  7,  32,  G  ff.  Euseb.  Chron.  II  184  Seh.  (Freund  des 
Porphyrios,  Lehrer  des  lamblichos).  Porph.  Quaest.  Homer,  cod.  Yatic.  a.  Anf. 
(Porph.  Qu.  Hom.  ad  Iliad.  pert.  ed.  Schrader  S.  281).  Eunap.  Vit.  soph.  S.  11. 
Für  Themistios  s.  das  Material  bei  Zeller  III  2'*  S.  797  ff.,  Testimonia  de 
Theniistio  (ausschließlich  der  in  seinen  Reden  und  den  Briefen  des  Julian 
und  Libanios  enthaltenen)  in  der  Harduinschen  Ausgabe;  hier  auch  chrono- 
logische Übersicht  über  die  Reden  1 — 19  (beides  abgedruckt  bei  Dindorf  S.  487 
bis  495).  Doros:  Damasc.  Vit.  Isid.  131  (Suid.  s.  v.  AojQog,  Phot,  Bibl. 
S.  345a  2  ff.).  Heliodoros.  Amraonios,  Ptolemaios:  Louginos  bei 
Porph.  Vit.  Plot.  20  (S.  19,  4.  17  Müll.).  Prosen  es:  Porphyrios  (nach  Lon- 
ginos)  bei  Euseb.  Praep.  ev.  10,  3,  1. 

Erhaltenes.    Ausgaben: 

Anatolios.  Die  Schrift  ITsol  dexdöog  nal  riov  evrog  uvrfjg  uoii)~ 
iifov  zuerst  latein.  ohne  Autornamen  veröffentl.  von  Georg.  Valla  in:  De  expe- 
tendis  et  fugiendis  rebus  (Venet.  1501)  lib.  III  c.  10 — 20.  Auszüge  aus  dem 
griech.  Originalwerk  in  lamblichs  Theolog.  arithm.  (s.  oben  S.  638).      Das  Origi 


Anatolios  von  Alexandreia.  Themistios.  ÖÖI 

nahverk  selbst  hrsg.  von  J.  L.  Heiberg,  Anatolius  sur  les  dix  preraiers  nombres. 
Memoire  lu  au  Congr.  d'hist.  d.  sciences,  Paris  19C*0,  Macon  1901.  Fragment 
eines  mathematischen  Werkes  (vielleicht  identisch  mit  den  bei  Eiiseb.  Hist. 
eccl.  7,  32,  20  erwähnten  \4niOiajriy.cu  siaayor/at)  bei  Hultsch  im  Anh.  z.  Heronis 
Alex.  geom.  et  stereom.  reliqn.,  Berl,  1864,  S.  276 — 280.  Ans  den  KarörFg  neot 
Tor  :jäoxa  Bruchstück  bei  Euseb.  Hist.  eccl.  7.  32,  14—19.  Die  nur  lat.  er- 
haltene vollständige  Schrift  Liber  Anatoli  de  ratione  paschali  (Echtheit 
strittig,  s.  Harnact:.  Gesch.  d.  altchristl.  Lit.  II  S.  77  f..  Bardenhewer,  Gesch. 
d.  altkirchl.  Lit.  II  S.  193  f.,  und  Jordan,  Gesch.  d.  ahchristl.  Lit.  S.  340)  zuletzt 
hrsg.  V.  Br.  Krusch,  Stud.  z.  christl.-mittelalterl.  Chronol.,  Leipz.  1880,  S.  316  ff. 
Friihere  Ausgaben  bei  Bardenhewer  II  S.  194. 

Themistii  opera  omnia:  Paraphrases  in  Aristot.  et  orationes.  cum- 
Alexandri  Aphrodisiensis  libris  de  anima  et  de  fato,  ed.  Vict.  Trincavellus.  Venet. 
1534.  Them.  paraphrases  Arist.  librorum,  quae  supersunt,  ed.  Leon.  Spengel, 
Lips.  1866.  Orationes,  ed.  Dion.  Petavius,  Flexiae  (La  Fläche;  1613.  Parisiis 
1018.  Ed.  loa.  Harduinus,  Parisiis  1684.  Ed.  Guil.  Dindorf,  Lipsiae  1832.  Eine  neue 
Ausgabe  der  Eeden  (darunter  auch  einer  bisher  unveröffentlichten,  der  <Pi'/.6:to/.i; 
lieiooia)  ist  von  Heinrich  Schenkl  zu  erwarten.  Vorarbeiten  dazu  bilden  die 
S.  250"  f.  angeführten  Abhandlungen  Schenkls  in  den  Wiener  Studien  und  dem 
Rhein.  Museum.  Themist.  .t.  äoFTi];  bearbeitet  von  J.  Gildemeister  und 
Fr.  Bücheier,  Ehcin.  Mus.  27  (1872), '438-462  (diese  philos.  Epideixis  ist  erhalten 
in  einer  syrischen,  vermutlich  dem  6.  Jahrh.  angehörenden  Bearbeitung).  Die 
in  der  Akadem.  Sammlung  gi'iech.  Aristoteleskommentare  enthaltenen  Schriften 
s.  oben  S.  36.5  (Vol.  V  1 — 5);  Unechtes  ebenda  (Vol.  V  6)  und  S.  366  (VoL 
XXIII  3j. 

Anatolios  von  Alexandreia  wird  von  Euseb.  Hist.  eccles.  7,  32,  t>- 
unter  die  zu  seiner  Zeit  hervorragendsten  Vertreter  griechischer  Bildung  gezählt 
und  zeichnete  sich  in  den  mathematischen  W^issenschaften,  Physik  und  Rhetorik 
so  aus,  daß  ihn,  wie  man  erzählte,  seine  Mitbürger  des  aristotelischen  Lehrstuhls- 
in  Alexandreia  für  würdig  erachteten.  Später,  um  268 '),  wurde  er  Bischof  von 
Laodikeia.  Seine  Identität  mit  dem  von  Eunap.  Vit.  soph.  S.  11  als  Lehrer  des 
larablich  genannten  Anatolios  ist  chronologisch  möglich  und  wird  dadurch  wahr- 
scheinlich, daß  in  lamblichs  Theologumena  Arithmeticae  Exzeqjte  aus  der  gleich 
zu  erwähnenden  arithmetischen  Schrift  unseres  Anatolios  aufgenommen  sind. 
Von  seiner  Beschäftigung  mit  Mathematik  gibt  uns  ein  Traktat  Ueoi  dendöo^ 
y.ai  zöjv  ivros  avzijg  ägidjuwi'  eine  Vorstellung.  Dieser  behandelt  die  Zahlen 
von  1  bis  10  in  der  Weise,  daß  er  die  Besprechung  der  eigentlich  mathematischen 
Qualitäten  der  Zahlen  mit  einer  metaphysisch-mystischen  Zahlenspekulation  in 
pythagoreischem  Sinne  verbindet.  Quelle  ist  Poseidon ios'  Timaioskom- 
mentar,  den  Anatolios  durch  das  Medium  seines  Schulgenossen  Ad  rast  os- 
(s.  oben  S.  574  f.)  benutzte.  Unsicher  ist  das  Verhältnis  dieses  Traktates  zu  den 
von  Euseb.  Hist.  eccl.  7,  32,  20  als  Werk  des  Anatolios  erwähnten  'Ao  id firjn- 
y.ai  elaaycoyai.  Ein  erhaltenes  Bruchstück,  das  sich  mit  dem  Wesen  der 
Mathematik,  dem  Grunde  ihrer  Benennung,  ihren  Teilen  und  wichtigsten  Ver- 
tretern befaßt,  könnte  diesem  Einleitungswerke,  bezw.  einem  Auszuge  daraus,, 
angehören.  Der  christlichen  Chronologie  machte  Anatolios  seine  mathematisch- 
astronomischen Studien  in  einer  Schrift  über  den  Osterkanon  {Ueoi  tov^ 
Ttäo/u)  dienstbar.  —  In  ausdrücklicherer  Weise  erscheint  das  peripatetische  Be- 
kenntnis bei 

Themistios  (etwa  320  bis  etwa  390).  Er  war  Sohn  des  philosophisch 
gebildeten  und  besonders  für  Aristoteles  interessierten  Paphlagoniers  Eugenios, 
erhielt  seine  Ausbildung  hauptsächlich  in  Konstantinopel  und  betätigte  sich  dort 


^)  Zur  Datierung  vgl.  Harnack,  Gesch.  d.  altchristl.  Lit.  II  S.  76. 


t582  §  S6.    Die  Perii^atetikcr  im  dritten  Abschnitt  der  hellenist. -römischen  Periode. 

•wie  auch  an  anderen  Orten  des  hellenistischen  Ostens  als  Lehrer  der  Philosophie 
und  Ehetor.  Durch  das  Ansehen,  das  er  sich  in  dieser  Wirksamkeit  erwarb, 
inid  durch  seine  praktische  Begabung  empfahl  er  sich,  obwohl  er  dem  Heiden- 
tumc  treu  blieb,  auch  den  christlichen  Kaisern  seiner  Zeit,  die  ihn  zu  hohen 
Ehren  erhoben  und  mit  wichtigen  politischen  Ämtern  betrauten.  Namentlich  bei 
den  Kaisern  Constantius  und  Theodosius  erfreute  er  sich  großen  Einflusses. 
Den  Regierungsantritt  Julians  und  die  damit  eröffnete  Aussicht  auf  Wieder- 
belebung der  alten  Religion  begrüßte  er  aufs  freudigste.  Die  Antwort  des 
Kaisers  auf  ein  in  dieser  Zeit  an  ihn  gerichtetes  Schreiben  des  Philosophen  ist 
uns  erhalten  (Jul.  Epist.  ad  Themist.  S.  328  ff.  H.).  Im  ganzen  muß  Themistios 
«ber  in  religiösen  Dingen,  ohne  seine  antichristliche  Gesinnung  zu  verleugnen, 
doch  eine  gewisse  Zurückhaltung  geübt  haben,*)  die  seine  Anerkennung  auch 
bei  Vertretern  ausgeprägt  christlicher  Weltanschauung,  wie  Gregor  von  Xazianz 
(Epist.  139  f.,  bei  Migne  No.  38.  24),  ermöglichte.  Jedenfalls  gehört  er  zu  den 
bedeutendsten  Erscheinungen  des  an  hervorragenden  Männern  reichen  vierten 
Jahrhunderts.  Daß  er  sich  auch  für  unsere  unmittelbare  Kenntnis  diesem  Kreise 
Avohl  einfügt,  verdanken  wir  seinem  trotz  mancher  Verluste  immer  noch  erheb- 
liehen literarischen  Nachlasse.  Wir  besitzen  von  ihm  ein  Redencorpus  (von 
34  Nummern  mit  Einschluß  einer  modernen  Fälschung,  der  lateinischen  12.  Rede) 
sowie  eine  nur  syrisch  erhaltene  Einzelrede,  ferner  Paraphrasen  zu  Aristo- 
teles" zweiter  Analytik,  zur  Physik,  zu  De  anima,  De  caelo  und  zu  Buch  A  der 
Metaphysik.  Die  Reden  sind  in  ihrer  Zwischenstellung  zwischen  Philosoi^hie 
und  Rhetorik  mit  denen  des  Dion  Chrysostomos  (oben  S.  529  ff.),  der  auch  tat- 
sächlich Vorbild  gewesen  ist,  und  des  Maximos  von  Tyros  (oben  S.  562  f.)  zu  ver- 
gleichen. Mit  den  Paraphrasen,  die  Themistios  schon  als  junger  Mann  und 
zunächst  für  die  Zwecke  seiner  eigenen  aristotelischen  Studien  niederzuschreiben 
begonnen  hatte,  inaugurierte  er  nach  dem  Selbstzeugnis  Analyt.  post.  paraphr.  z. 
Anf.  den  üblichen  Kommentaren  gegenüber  einen  neuen  Weg.  Sie  sollten  die 
Leitgedanken  der  aristotelischen  Schriften  in  knapper  Form  hervorheben  und 
dadurch  dem,  der  diese  Schriften  gelesen  hatte,  ein  bequemes  Erinnerungsmittel 
bieten,  andererseits  aber  auch  die  von  Aristoteles  —  wie  Themistios  meint,  ab- 
sichtlich zur  Fernhaltung  Ungeweihter  —  verschuldete  Dunkelheit  seiner  Dar- 
stellung dadurch  beseitigen,  daß  sie  allzu  großer  Kürze  mit  umständlicherer 
Fassung  und  mangelhafter  Disposition  mit  Umstellung  und  schärferer  Kapitel- 
lunreißung  begegneten  (Anal.  post.  paraphr.  S.  1,  7  ff.,  Orat.  23  S.  355,  26  ff.  D.). 
Plan  und  Ausführung  stellen  dem  pädagogischen  Geschick  des  Verfassers  ein 
günstiges  Zeugnis  aus  und  gaben  im  Mittelalter  Psellos  und  Sophonias  Anreiz 
zu  ähnlichen  Arbeiten."^)  Außer  den  genannten  Schriften  des  Aristoteles  wurden 
von  Themistios  noch  andere  paraphrasiert  oder  kommentiert.  Doch  ist  uns 
davon  nichts  erhalten.  Nach  Phot.  Bibl.  cod.  74  S.  52  a  15  f.  B.  gingen  unter 
seinem  Namen  Kommentare  zum  ganzen  Aristoteles.  Exegetische  Arbeiten  zu 
Piaton,  die  er  ebenfalls  lieferte,  scheinen  demgegenüber  nach  der  kurzen  Notiz 
bei  Phot.  a.  a.  O.  S.  52  a  19  f.  zurückgetr-eten  zu  sein.  Dieses  Verhältnis  würde 
an  und  für  sich  noch  nicht  hindern,  Themistios  als  Neuplatoniker  anzusprechen. 


'j  In  schärferer  Tonart  Avar  wohl  ein  Panegyrikos  auf  Julian  gehalten,  was 
vielleicht  schuld  daran  ist,  daß  er  uns  nicht  mehr  vorliegt  (vgl.  0.  Seeck,  Rhein. 
Mus.  61  [1906],  560).  Dasselbe  könnte  auch  von  dem  Schreiben  an  Julian 
gelten. 

-)  Die  Paraphrase  zur  zweiten  und  die  nicht  erhaltene  zur  ersten  Analytik 
übersetzte  Themistios"  Zeitgenosse  Vettius  Agorius  Praetextatus  ins  Lateinische 
<s.  oben  S.  676;. 


Themistios.  683 

"Wir  sind  einem  ähnlichen  Überwiegen  des  Aristotelischen  über  das  Platonische 
auch  bei  den  alexandrinischen  Xeiiplatonikern  und  bei  Boethius  begegnet.  Aber 
Themistios  erklärt  ausdrücklich,  er  habe  Aristoteles  zum  Lebens-  und 
Weisheitsführer  erwählt  (or.  2  S.  31,  15  f.  D.),  und  Simpl.  de  caelo 
S.  69.  9  bestätigt,  daß  er  sieh  in  den  meisten  Dingen  zum  Peripatos  bekannt 
habe.  Au  einem  seiner  eigenen  Schüler,  der  lamblich  gehört  hatte,  lobt  The- 
mistios, daß  er  nicht  der  neuen  Richtung  gefolgt,  sondern  der  väterlichen  Tra- 
dition der  Akademie  und  des  Lykeions  treu  geblieben  sei  (or.  23  S.  356,  11  ff.  D.i. 
Aus  der  letzteren  Stelle  ergibt  sich  nun  freilich  zugleich  auch  wieder,  daß  es 
■sich  bei  unserm  Philosophen  keineswegs  um  einen  exklusiven  und  orthodoxen 
Aristotelismus  handelt,  sondern  daß  er,  wie  es  übrigens  zu  seiner  Zeit  selbstver- 
ständlich war,  aristotelische  und  platonische  Lehren  verband.  Wie 
die  alexandrinischen  Neuplatoniker  gelegentlich  dem  Aristoteles  im  Widerspruche 
gegen  Piaton  beipflichten,  so  gibt  umgekehrt  Themistios  in  einem  von  Simpl. 
de  caelo  a.  a.  O.  berichteten  Falle  dem  Piaton  gegen  Aristoteles  recht.  Mit  dem 
späteren  Piatonismus  teüt  er  die  Definition  der  Philosophie  als  ofioimoig  deov 
y.aia  xb  hvvajov  avdocomo  (or.  2  S.  39,  6  f.,  or.  34  S.  471,  16  D.;  s.  oben  S.  6 
und  vgl.  S.  543.  553.  555.  566).  Piaton  selbst  wird  in  den  Paraphrasen  und 
Heden  häufig  zitiert,  wobei  für  die  letzteren  die  Verbreitung  und  das  Ansehen 
der  platonischen  Dialoge  als  klassischer  Literaturwerke  und  ihre  leichte  Ver- 
wertbarkeit für  den  Ehetor  mit  in  Betracht  kommt.  Der  Rhetor  verrät  sich 
auch  sonst,  so  mitunter  in  der  Variabilität,  mit  der  je  nach  Bedürfnis  nnd  Gut- 
findeu  zu  einem  philosophischen  Satze  bald  diese  bald  eine  andere  Stellung  ein- 
genommen wird.  So  ist  Piatons  berühmtes  Wort  vom  Philosophentum  des 
wahren  Königs  in  der  17.  tmd  einem  Teile  der  2.  Rede  (S.  260,  18  ff.;  38,  20  ff.; 
41,  9  ff.;  48,  17  ff.  D.)  eine  Art  Leitmotiv,  und  war  es  auch  in  dem  Schreiben 
an  Julian  (vgl.  lul,  Epist.  ad  Them.  S.  329,  2  H.);  in  der  8.  Rede  (S.  128,  14  ff.) 
aber  wird  es  abgewiesen  und  Aristoteles  dagegen  ausgespielt.  In  der  Rede  Ueoi 
dgezi]?  herrscht  ein  Schwanken  zwischen  der  idealeren  kynisch-stoischen  Tugend- 
und  Güterlehre  und  der  den  menschlichen  Verhältnissen  angemesseneren  des 
Peripatos:  in  der  32.  Rede  (S.  4.32,  22  ff.)  wird  der  Satz  von  der  Autarkie  der 
Tugend  als  verstiegenes,  der  Natur  widerstreitendes  Gerede  lächerlich  gemacht 
und  der  Standpunkt  des  Lykeions  als  der  einzig  richtige  gepriesen.  Die  Popular- 
ethik  des  Rhetors  erzeugte  natürlich  Anklänge  an  die  kynisch-stoische 
Diatribe;  im  besondern  wirkte  hier  auch  der  Vorgang  des  Dion  Chrysostomos 
ein.  In  der  häufigen  Verwendung  von  Dichterstellen  kreuzt  sich  der  Einfluß 
•der  Rhetorschule  mit  dem  der  Diatribe.  Die  allegorisierende  Umdeutung  (z.  B. 
■or.  32  S.  438,  16  ff.)  erinnert  an  stoisch-neuplatonische  Gepflogenheit.  Das  Ge- 
samtbild der  Philosophie  des  Themistios  ist  das  eines  weitherzigen  Eklek- 
tizismus, der  selbst  Epiktir  nicht  schlechthin  ablehnt  {Ihol  äosTijg,  Rhein.  Mus. 
■27  [1872],  443;  vgl.  aber  auch  or.  20  S.  289,  4  ff.).  .  Als  Mann  praktischer 
Richtung  ohne  tieferes  dogmatisches  Interesse  ist  er  doch  durch  Erziehung  und 
eigene  Weiterbildung  ein  Freund  der  Philosophie,  sucht  in  ihr  zu  eigener  und 
fremder  Förderung  (or.  31  S.  426,  12  ff.)  das  Schöne  und  Nützliche,  von  welcher 
Seite  es  auch  kommen  mag,  und  findet  schließlich,  daß  alle  Philosophien  ein- 
ander benachbart  sind  und  alle  demselben  Ziele  zustreben  (or.  20  S.  289,  10  ff.). 
Aber  die  großen  Heroen  aller  Weisheit  sind  ihm  Piaton  und  Aristoteles,  deren 
Lehrgegeusätze  für  ihn  wie  für  die  meisten  seiner  Zeitgenossen  hinter  ihren 
Übereinstimmungen  verschwinden  (das  or.  20  S.  288,  13  ff. ;  289,  3  f.  über  The- 
mistios' Vater  Berichtete  deckt  sich  ohne  Zweifel  mit  seiner  eigenen  Über- 
■ieugung).     Unter  den  beiden  aber  ist  Aristoteles  derjenige,   der  seiner  Sinnesart 


ßg4  §  S7.     Die  Kyniker  im  dritten  Abschnitt  der  hellenistisch-römischen  Periode- 

am  meisten  zusagt.  —  Einen  exklusiveren  Aristotelismus  vertrat  noch  um  die 
Wende  des  fünften  und  sechsten  Jahrhunderts 

Doi'os,  ein  Araber,  der  sich  nach  Damaskios  bis  in  seine  reifen  Jahre- 
lediglich  an  Aristoteles  hielt  und  Piaton  fernblieb,  dann  aber  von  Isidoros  zur 
enthusiastischen  Richtung  des  Xeuplatonismus  bekehrt  wurde. 

Von  einigen  mit  Longinos  und  Porphyrios  gleichzeitigen  Peripatetikern 
llhliodoros,  Amnionios,  Plole»iu/o.<t,  Proscnesi  ist  philosophisch  nichts  Erhebliche» 
bekannt. 

Den  Weg  ins  Mittelalter  fand  die  peripatetische  Philosophie  teils  durch 
Vermittlung  der  intensiv  mit  Aristoteles  beschäftigten  Xeuplatoniker  Alexandreias- 
und  des  lateinischen  Westens  (s.  oben  S.  664.  675  f.  678),  teils  unmittelbar  durch 
die  syrischen  Philosophenschulen,  die  aristotelische  Studien  pflegten  und  diese- 
Pflege  an  die  Araber  weitergaben.  Das  Nähere  s.  Liter,  unten  S.  231*  und 
Grundriß  IP»  S.  359  ff. 

§  87.  Die  Kyniker  im  dritten  Abschnitt  der  helle- 
nistisch-römischen Periode  (Kynismus  lY.  Teil,  Fort- 
setzung zu  §  69).  Der  Kynismus  dieser  Epoche  tritt  als  Art 
der  Lebensführung  bald  mit  dem  christliehen,  bald  mit  dem 
neuplatonischen  Bekenntnis  in  Verbindung.  Maxim os  von 
Alexandreia  genoß  als  christlicher  Kyniker  die  Freundschaft 
und  Verehrung  des  Gregorios  von  Nazianz,  führte  aber  dadurch 
den  Bruch  herbei,  daß  er  ihn  i.  J.  380  hinterhstig  vom  kon- 
stantinopolitanischen  Bischofsstulile  zu  verdrängen  suchte.  Mit 
Maximos  ist  Heron  von  Alexandreia,  den  Gregorios  in  einer 
Lobrede  preist,  vielleicht  die  gleiche  Person.  Etwa  ein  Jahr- 
hundert sjDäter  lebte  Sallustios,  der  sieh  zum  Weissagungs- 
glauben bekannte  und  zu  Xeuplatonikerkreisen  Beziehungen 
unterhielt. 

Antike  Nachrichten  über  Leben,  Schriften  und  Lehren:  Maxi- 
mos:  Das  Material  (aus  Gregor.  Xaz.  De  vita  sua  und  Adv.  Maxim,  sowie  Hieron, 
De  vir.  ill.  c.  127.  117)  am  vollständigsten  bei  Sajdak  (s.  xuiten  S.  231*).  Identität 
mit  den  Adressaten  des  Athanasiosbriefes  bei  Migne,  Patr.  Gr.  26  Sp.  1085  ff, 
und  der  Basileiosbriefe  9  und  277  bei  Migne,  Patr.  Gr.  32  Sp.  268  ff.  1012  ff, 
sowie  mit  Heron  (s.  unter  diesem)  fraglieh.  Heron:  Greg.  Naz.  Eede  Elg 
"Hocova  rov  (/  d6oo<jov  (or.  25,  Migne  Bd.  35  Sp.  1197  ff.),  Hieron.  De  vir.  ill. 
c.  Il7.  Sallustios:  Damasc.  Vit.  Isid.  §89.  92.  250  W.,  Suidas  s.  v.  ^"0 
/.ovoTio;  in.  IV  (aus  Damasc.)  und  s.  v.  d-itp/Ev,  'Adi]v68(ooog,  Zrjvcov  \A).e^., 
Maoy.s'/.'/.Xvog,  xvToö.Tovg,  Simpl.  in  Epict.  S.  90.  Vgl.  Asmus'  S.  650.  225*  ver- 
zeichnete Arbeiten  zur  Isidorosbiographie  des  Damaskios  (orientierend  das  Namen- 
register der  Übersetzung  u.  d.  W.  Sallustios).  Andere  Kyniker  dieser  Zeit  bei 
Zeller  III  1*  S.  803  Anm.  2. 

Schriften  nicht  erhalten.  Dräsekes  Annahme,  daß  [Athanas.]  adv.  Arian, 
B.  4  mit  der  von  Hieron.  de  vir.  illustr.  127  erwähnten  Schrift  des  Maximos 
gegen  die  Arianer  (De  fide)  identisch  sei  (s.  den  S.  231*  angeführten  Aufsatz), 
stützt  sich  auf  unzureichende  Argumente. 

Im  Kynismus  war  schon  längst  das  Dogmatische  gegen  die  praktische 
Lebensführung  noch  mehr,  als  es  von  Anbeginn  der  Schule  der  Fall  war,  in  den 
Hintergrund  getreten.     Was  den  Kyniker  machte,  waren   Ijcstimrate  Fonnen  der 


.§  87.     Die  Kyniker  im  dritten  Abschnitt  der  hellenistisch-römischen  Periode.  685 

Tracht  und  des  äußeren  Verhaltens,  Bedürfnislosigkeit,  schroffes  Auftreten  gegen 
<ias  Herkömmliche  in  Sitten  und  Gewohnheiten  unter  dem  Gesichtspunkte  der 
Tugendautarkie,  bei  den  echten  Vertretern  der  Sekte  auch  ein  praktisch  betätigter 
sittlicher  Idealismus,  aber  nicht  Ausgestaltung  eines  auf  sokratisch-antistheni- 
schen  Prinzipien  ruhenden  Lehrsystems.  Schon  in  der  Quelle  von  Diog.  Laert. 
(i,  103  f.  zeigte  sich  dieser  Sachverhalt  berücksichtigt  (s.  oben  S.  182),  und  er 
hatte  zur  Folge,  daß  der  Kynismus  sich  im  weiteren  Verlaufe  mit  Welt- 
anschauungen vertrug,  die  sich  zwar  mit  seiner  Forderung  sittlicher  Kraft  und 
Erhebung  über  irdische  Güter  und  Übel  berührten,  aber  seiner  von  Hause  aus 
freigeistigen  Lehre  in  religiösen  Dingen  schnurstracks  zuwiderliefen.  In  Pere- 
.grinos  Proteus  verband  sich  der  Kynismus  mit  religiöser  Schwärmerei  (s.  oben 
S.  533).  Schon  bei  ihm  verknüpfte  sich  kynische  Lebensführung  mit  christ- 
lichem Bekenntnis.  In  der  Folgezeit  ist  es  für  den  Kynismus  charakteristisch, 
daß  er  mit  jeder  unter  den  beiden  Eichtungen  in  Verbindung  tritt,  deren  Kampf 
•das  ausgehende  Altertum  beherrscht,  dem  Neuplatonismus  und  dem  Christentum. 
Der  Neuplatoniker  Julian  befehdet  zeitgenössische  Kyniker,  denen  er  ihre  Ähn- 
lichkeit mit  den  christlichen  Mönchen  hinsichtlich  verkappter  Habsucht  und 
frechen  Gebarens  vorwirft  (or.  7  S.  290,  9  ff.  H.),  und  wendet  sich  an  anderer 
Stelle  gegen  einen  christlichen')  Kyniker,  der  Diogenes  als  eiteln  Effekthascher 
verspottet  hat  (or.  6  S.  234  ff.).  Solchen  Leuten  gegenüber  hält  er  selbst  es 
mit  den  alten  kynischen  Schulhäupteru  Antisthenes,  Diogenes  und  Krates, 
streift  ihnen  aber  gerade  das  ab,  was  die  Eigentümlichkeit  ihres  Standpunktes 
bildet:  Diogenes  ist  ihm  der  beste  Diener  des  pythischen  Gottes  (or.  ö  S.  2-i9. 
22  f.),  er  wird  von  ihm  gegen  alle  Zweifel  an  seiner  Frömmigkeit  in  Schutz  ge- 
nommen (or.  6  S.  257,  24  ff.,  or.  7  S.  308,  16  ff.),  und  die  drei  Scholarchen 
sollen  in  ihrem  Streben  nach  Selbsterkenntnis  und  Wahrheitserforschung  nur 
dasselbe  Ziel  verftlgt  haben  wie  Pythagoras,  Piaton  und  andere  Philosophen. 
Auch  sonst  fehlt  es  nicht  an  Belegen  freundlicher  Beziehungen  zwischen  Kynis- 
mus und  Neuplatonismus.  Aus  der  spätesten  Zeit  des  letzteren  mag  darauf 
hingewiesen  werden,  daß  Elias  in  seinem  Kategorien kolleg  (S.  111,  1  ff.  Busse* 
bei  Erklärung  der  Namen  der  Philosophenschulen  den  Kynikern  eine  verhältnis- 
mäßig ausführliche  und  sehr  wohlwollende  Besprechung  widmet,  die  letzten 
Endes  einer  kynischen  Quelle  entstammt,  aber  den  Durchgang  durch  platonische 
Tradition  deutlich  erkennen  läßt.  Was  die  kynisch-christlichen  Beziehungen 
betrifft,  so  bemerkt  Augustiu  de  civ.  dei  19,  19,  es  stehe  nichts  im  Wege,  daß 
Philosophen,  die  zum  Christentum  übertreten,  ihre  Tracht  und  Lebensweise  bei- 
behalten, und  er  erwähnt  in  diesem  Zusammenhange  ausdrücklich  die  Kyniker. 
Oreifbar  und  mehrfach  behandelt-)  ist  die  Sympathie,  die  Gregor  von  Xazianz 
dem  Kynismus  entgegenbringt,  die  aber  gelegentlich  von  abschätzigen  LMeilen 
namentlich  über  die  ältesten  Vertreter  der  Sekte  durchkreuzt  wird. 2)  —  Am 
konkretesten  treten  uns  Gregors  kynische  Neigungen  in  seinem  Verhältnis  zu 


1)  Vgl.  Geffcken,  Kaiser  Julianus  S.  157  (zu  S.  97  Z.  4  f ). 

-)  Vgl.  die  Arbeiten  von  Asmus,  Geffcken  (unten  S.  157'*'),  Norden  und 
Sajdak  (unten  S.  231*  zu  §  87). 

3)  Wie  bei  dem  christlichen  Kyniker  der  6.  Eede  Julians,  so  erscheint  auch 
hier  (Greg.  Naz.  de  virtute  Vers  270,  Migne  Bd.  37  Sp.  699)  der  Vorwurf  der 
Effekthascherei.  Interessant  ist  die  Hervorhebung  des  hedonischen  Momentes 
im  Kynismus  (a.  a.  O.  Vers  272  ff. ;  vgl.  oben  S.  458).  In  der  Rede  auf  Heron 
(Migne  Bd.  35  Sp.  1208  B)  muß  die  Herabsetzung  des  Antisthenes,  Diogenes 
und  Krates  nach  Rhetorenregel  dazu  dienen,  den  Gefeierten  zu  heben.  Daß  in 
dem  temperamentvollen  Gedicht  gegen  den  Kyniker  Maximos  (Vers  3.  9.  43.  65, 


686  §  '^"-     l^'*^  Kyniker  im  dritten  Abschnitt  der  hellenistisch-römischen  l'eriode. 

Maximos  von  Alcxandreia  entgegen.  Dieser  kam  i.  J.  379  oder  380 
nach  Konstantinopel,  wo  zu  dieser  Zeit  Gregor  vertretungsweise  das  Amt  des 
Bischofs  versah.  Als  christlicher  Kyniker.  der  Christus  an  Stelle  des  Herakles 
verehrte  und  um  seines  Glaubens  willen  flüchtig  geworden  sein  wollte  (Greg,  de 
vit.  sua  Vers  975  ff.,  Migne  Bd.  37  Sp.  1096),  gewann  er  die  intime  Freundschaft 
Gregors  (a.  a.  O.  Vers  810  f.),  mißbrauchte  aber  das  ihm  geschenkte  Vertrauen, 
um  sich  hinter  dem  Rücken  seines  Freundes  zum  Bischof  von  Konstantinopel 
weihen  zu  lassen  (a.  a.  O.  Vers  887  ff.).  An  seinem  Auftreten  ist  bemerkens- 
wert, daß  er  mit  dem  Bettelpriester  den  Salonkyniker  zu  verbinden  wußte. 
Kynikermantel  und  -stab,  ärmliches  Leben  und  kynisches  Poltern  durften  nicht 
fehlen.  Aber  sein  von  Natur  schwarzes  Haar  färbte  er  blond,  ließ  es  in  Locken 
herabwallen  und  zierte  sich  in  weibischer  Art  (Greg.  adv.  Maxim.  41  ff.,  de  vit. 
sua  754  ff.,  Migne  37,  1342.  1021).  Auf  ein  Gedicht,  das  er  nach  dem  Bruche 
gegen  Gregor  gerichtet  hatte,  erwiderte  dieser  in  noch  erhaltenen  Versen  (Adv, 
Max..  Migne  37,  1339  ff.).  Eine  theologische  gegen  die  Arianer  gerichtete 
-Schrift  erwähnt  von  ihm  Hieron.  d.  viris  illustr.  c.  127.  Nach  dem  Zeugnis  des- 
selben Hieronymus  (c.  117)  wäre  mit  Maximos  identisch 

Hei'on  con  Alcxandreia,  auf  den  Gregor  von  Xazianz  eine  noch  vor- 
handene Lobrede  hielt  (or.  25  [früher  23],  Migne  Bd.  35  Sp.  1197  ff.i.  Da  es- 
zum  Anstoß  gereichte,  bemerkt  Hieronymus,  daß  sich  unter  Gregors  Werken  Lob- 
und  Tadelschrift  auf  den  nämlichen  Maximos  befanden,  hätten  manche  die  Lob- 
rede auf  den  Namen  eines  Heron  überschrieben.  Unsere  Überlieferung  kennte 
wie  es  scheint  einstimmig,  nur  Heron  im  Titel  der  Rede.  Sajdak  (s.  unten  S.  231*) 
S.  39  ff.  hat  es  unternommen,  die  Angabe  des  Hieronymus  auch  mit  anderen 
Gründen  zu  widerlegen.  Seine  Beweisführung  ist  nicht  zwingend.  Die  persönliche 
Bekanntschaft  des  Hieronymus  mit  Gregor  gibt  seinem  Zeugnis  eine  Stütze.  Aber 
möglich  ist  es  immerhin,  daß  die  Annahme  der  Identität  de*  Maximos  und  des 
Heron  auf  einer  bloßen  Vermutung  beruht,  die  ihren  Ursprung  darin  haben 
konnte,  daß  das  Verhältnis  Gregors  zu  jNIaximos  allgemein  bekannt  war,  und 
man  ein  gleiches  Verhältnis  zu  einem  zweiten  Kyniker,  dessen  Lebensumstände 
sich  zudem  in  einigen  Punkten  auffallend  mit  den  wirklichen  oder  vorgeblichen 
Lebensumständen  des  Maximos  deckten,  für  unwahrscheinlich  hielt.  Wie  dem 
auch  sein  mag,  jedenfalls  zeichnet  auch  diese  Rede  das  Bild  eines  christlichen 
Kynikers,  der  sich,  wie  der  Verfasser  Sp.  1204  D  sagt,  in  der  Mitte  hielt 
zwischen  der  Einbildung  hellenischer  Philosophen  und  der  christlichen  Weisheit 
und  von  jenen  die  Tracht  und  das  äußere  Gebaren,  von  den  Christen  die  Wahr- 
heit und  den  Hochsinn  übernahm.  Tatsächlich  gehen  aber  die  kynischen  Züge 
in  dem  Bilde  weit  über  das  Äußere  hinaus.^)  —  In  eine  andere  L^mgebung 
führt  uns 

Sallustios,  ein  Kyniker  des  fünften  Jahrhunderts.  Nach  der  Darstellung 
des  Damaskios  übte  er  das  naoayaodxxeiv  x6  röfiiofia  und  das  ajiovöoye/.oior  seiner 
Schulgenossen  aus  alter  Zeit,  erging  sich  in  witzigen  Apophthegmen,  trieb  Askese 
bis  zum  Äußersten  und  ließ  seiner  Tadelsucht  freien  Lauf.  Er  war  6/_/.o/.oi6oQog 
wie  Heraklit  und  stellte  hohe  sittliche  Anforderungen.  Eben  diese  Idealität  der 
Anforderungen,   vielleicht  aber  auch  die  kynische  Abneigung  gegen  alle  System- 


Migne  Bd.  37  Sp.  1339  ff.)  die  Stimmung  gegenüber  Wesen  und  Gepflogenheiten 
der  Sekte  herbe  ist,  begreift  sich  leicht.  Auch  der  nach  der  trüben  Erfahrung 
mit  Maximos  niedergeschriebene  Bericht  de  vita  sua  schlägt  wenigstens  gegen 
die  zeitgenössischen  Kyniker  einen  schroffen  Ton  an  iVers  1030 ff.,  Migne  Bd.  37 
Sp.  1100). 

')  Das  Nähere  darüber  bei  Asmus.  Theol.  Stud.  u.  Krit.  6.   (1894),  327  f. 


Maximos  von  Alexaiulreia,  Heron  von  Alexandreia.  Salliistios.  ßgj 

Philosophie  trieb  ihn,  junge  Philosophiestudierende  von  ihrem  Studium  abzu- 
bringen: die  Philosophie,  meinte  er,  sei  eine  so  große  Sache,  daß  alle  Menschen 
ihrer  unwürdig  seien.  In  einem  Punkte  jedenfalls  entrichtete  er  dem  Geiste 
seiner  Zeit  den  Zoll:  er  huldigte,  ganz  im  Widerspruch  mit  dem  alten  Kynismiis,. 
der  M antik.  Wem  er  ins  Auge  sah,  dem  glaubte  er  einen  ihm  etwa  bevor- 
stehenden gewaltsamen  Tod  voraussagen  zu  können.  Auch  sonst  mag  er  dem 
Mystizismus  nicht  ferngestanden  haben.  Daraus  würde  sich  das  im  ganzen 
wohlwollende  Interesse  erklären,  das  ihm  Damaskios  entgegenbringt;  es  würde 
sich  auch  erklären,  daß  er  mit  dem  Neuplatoniker  Isidoros  verkehrte  und  auch 
bei  anderen  Neupiaton ikern  und  neuplatonisch  Beeinflußten  wohl  gelitten  gewesen 
zu  sein  scheint,  obgleich  er  neben  anderen  auch  den  zum  Ki-eise  des  Proklos 
gehörigen  Athenodoros  der  Philosophie  abwendig  machte  und  mit  Proklos  selbst 
zerfiel. 

Der  christianisierte  Kynismus  fand  in  gewissen  asketischen  Richtungen  und' 
Vereinigungen  des  christlichen  Altertums,  wie  den  Apotaktiten  und  Enkratiten 
sowie  dem  Mönchtum  der  alten,  mittleren  und  neuen  Zeit  zum  mindesten  sein 
Gegen bild,  stand  aber  damit  vielleicht  auch  in  ursächlicher  Beziehung.  Die 
Mönchslegende  enthält  Züge,  die  auffallend  an  die  kynische  uvaiÖEia  und  Adia- 
phorie  gegen  Ehre  und  Schande  seitens  Außenstehender  erinnern  (vgl.  Keitzen- 
stein,  Hellen.  Wundererz.  S.  66  f.).  Bedürfnislosigkeit,  Verachtung  äußerer  Güter 
und  Parresie  gegenüber  dem  herkömmlichen  Meinen  und  Handeln  schöpfen 
Kynismus  und  Christentum  letzten  Endes  aus  sehr  verschiedenen  Weltanschauungen. 
Aber  ihre  Berührung  in  diesen  Punkten  führt  zu  weitergehender  Annäherung. 
und  so  leben  auch  hier  antike  Elemente  im  Christentum  des  Mittelalters  und 
der  Neuzeit  in  einer  innigen  Verflechtung,  die  ihres  Ursprungs  nicht  bewußt 
werden  läßt. 


688 


Anhang"  I. 


l'abelle  über  die  Sukzession 

der 

Scholarchen  in  Athen. 

\Mit  hauptsächlicher  Benutzung  von  Zumpt,  Über  den  Bestand  der  philosophischen 
Schulen  in  Athen  und  die  Succession  der  Scholarchen.  Philol.  u.  histor.  Abh.  d. 
Berl.  Akad.  aus  dem  Jahre  1842,  Bcrl.  1844,  S.  27  ff.,  Zell  er,  Philos.  d.  Griech., 
S.  3Iekler.  Fasti  Academici  in  Meklers  Ausg.  von  Academ.  philos.  index  Hercul. 
S.  177  ff.,  und  F.  Jacoby,  Apollodors  Chronik  [s.  Anhang  II]). 

I)as  Fragezeichen  vor  dem  Namen  eines  Philosophen  deutet  an,  daß  der  Betreffende 
nur  vermutungsweise  als  athenischer  Scholarch  angesetzt  worden  ist. 

Vor  Chr. 


P 1  a  t  o  n  i  k  e  r. 


Aristoteliker. 


Stoiker. 


Epikureer. 


Piaton  aus  Athen 

etwa  387—348/7. 
Speusippos  aus  Ath. 

34847—339/8. 
Xenokrates  a.  Chal- 

kedon     339/8    bis 

315/14. 
Polemon  aus  Athen 

315/14—270/69. 


Xrates  aus  Athen 
270/69 -268/4. 

Arkesilaos  aus  Pi- 
tane  in  AioMs  von 
268/4—241/40. 


Lakydes  aus  Kyrene 

241 '40— 224/22. 
Telekles  224/2-216/5? 
Euandros  216/5  ? — ? 


Aristoteles  aus  Sta- 

geira     335/4    bis 

322/1. 
Theophrast  aus  Ere- 

sos  322/1-288/6. 
Straton  aus  Lampsa- 

kos  288/6-272/68. 
Lykon     aus    Troas 

'272/68-228/5'). 


Ariston     aus    lulis 
auf  der  Insel  Keos 

228/5-? 


Zenon    aus    Kition  '  Epikuros  aus  Athen 
von  ?  — 264/3.         ;      (geb.     in    Samos) 
!      307/6-271/0. 


Kleanthes  aus  Assos 
von  264  3-233/2. 


Hermarchos    aus 
Mytilene  271/0—? 

i 

j  Polystratos    (zusam- 

;      men    mit    Hippo- 

kleides  nachValer. 

!      Max.  1,  8  ext.  17). 


Chrysippos  aus  Soloi  j 
von  233,2-208  5.  I 


^)  Die  Vita  Menagiana  des  Aristoteles  (Westermann,  Vitar.  script.  Graeci  min. 
S.  402,  20  ff.)  gibt  die  Sukzessionsliste:  Theophrast,  Straton,  Praxiteles,  Lykon, 
Ariston,  Lykiskos,  Praxiphanes,  Hieronymos,  Prytanis,  Phormion, 
Kritolaos.  Vgl.  über  die  Unbjauchbarkeit  dieser  Liste  Zeller  II  2  ^  S.  927,  1.  Daß 
die  aus  unserer  sonstigen  Überlieferung  zu  rekonstruierende  peripatetische  Dia- 
dochenreihe  nicht  lückenlos  ist,  ergibt  sich  daraus,  daß  Andronikos  der  zehnte 
Nachfolger  des  Aristoteles  war.  Aber  wo  und  welche  Glieder  in  der  Eeihe  fehlen, 
bleibt  fraglich. 


Die  Sukzession  der  Schnarchen  in  Athen. 
Vor  Chr. 


Pia  toniker. 


A  r  i  s  t  o  t  e  1 1  k  e  r. 


Stoiker. 


E  p  i  k  u  r  e  e  r. 


Hogesinus  ans  Per- 
gamon  von  ? — ? 

Karneades  ans  Ky- 
rene  (der  bekannte, 
Sohn  d.  Epikomos 
oder  Philokomos) 
von  ?  — 137/5  (in 
Rom  156/5). 

Karneades,  Sohn  d. 
Polemarchos,  von 
137/5-131/0. 

Krates  aus  Tarsos 
181/0—127/6. 

Kleitomachos  (Has- 
drubal)  aus  Kar- 
thago 127/6-110/09. 

Philon  aus  Larisa 
110/09—88?  (88  in 
Rom;  dort  Lehrer 
Ciceros.  Rückkehr 
nach  Athen  frag- 
lich). 

Antiochos  aus  Aska- 
lon  von  88?- 68? 
(Cicero  hörte  bei 
ihm  im  Winter 
79/78). 

Aristos  aus  Askalon 
von  68?— nach  51 
(Lehrer  des  M. 
Brutus  um  65; 
Cicero  bei  ihm  51). 

Theomnestos  aus 
Nau  kratis  in  Ägyp- 
ten (um  44). 


Kritolaos  aus  l'ha- 
selis  in  Lykien  (in 
Rom  in  hohem 
Alter,  156/5). 


Diodoros  aus  Tyros 
(bis  nach  110). 


Erymneus  (um  100). 


Andronikos  a.  Rho- 
dos (um  70,  der 
zehnte  Nachfolger 
des  Aristoteles  [s. 
oben  S.  571]). 


?Kratippos  aus  Per- 

gamon  (um  45). 

?  Xenarchos  aus  Se- 
leukeia  in  Kili- 
kien,  Zeitgenosse 
des  Kaisers  Au- 
gustus   (lehrte  in 

Alexandreia, 
Athen  und  Rom). 


Zenon  aus  Tarsos 
von  208/5—? 

Diogenes  „der  Ba- 
bylonier"  aus  Se- 
leukeia  am  Tigris 
(in  Rom  156/5). 

Antipatroß  a.  Tarsos. 


Panaitios  aus  Rho- 
dos (bis  etwa  110). 

Mnesarchos  (von 
etwa  110- ?)  zu- 
sammen mit  Dar- 
dan OS.') 

?  Apollodoros  aus 
Athen  (um  100); 
vgl.  Index  Stoic. 
col.  53,  Cic.  d. 
nat.  deor.  1,  34, 
93  (Apollodorus 
„Sillis"),  Diog. 
Laert.  7,  39 
{' A7io?.X68coQeg  6 
^'Eq?iXXog). 


?  Dionysios  (um  50). 

Antipatros  aus  Tyros 

(?-45/4?). 


Dionysios  (um  200). 


Basileides. 

?Protarchos  ausBni 
gylia  in  Karlen. 


Apollodoros  6  y.rjno- 
zi'Quvvog  (letzte 
Hälfte  des  2. 
Jahrb.). 


?  Zenon  aus  Sidon 
(Cicero  u.  Atticus 
hörten  bei  ihm  79/8). 

Phaidros  von  ?  bis  70 
(um  90  hörte  ihn 
Cicero  in  Rom, 
79/8  Cicero  und 
Atticus  in  Athen). 

Patron  von  70  bis 
nach  51  (Cicero 
verkehrte  mit  ihm 
freundschaftlich  in 
Rom  und  [51J  in 
Athen). 


')  Mögücherweise  lagen  bei  diesem  anscheinenden  Doppelscholarchat  die  Dinge 
ähnlich  wie  in  den  von  Jacobv,  Apollodors  Chronik  S.  348  f.  387,  besprochenen 
Fällen. 


Ueberweg,  Grundriß  I. 


44 


690 


Die  Sukzession  der  Scholarcheii  in  Athen. 
Nach  Chr. 


Piatoni  ker. 


A  r  i  s  t  o  t  e  1  i  k  e  r. 


Stoi  ker. 


Epiknr»'er. 


?  Ammonios      aus 
Ägypten     (unter 
Xero,    Lehrer  des 
Phitarchj. 


Kalvisios  Tauros  aus 
Berytos  oder  aus 
Tyros  (zur  Zeit 
des  Hadrian  und 
d.  Antoninus  Pius. 
Lehrer  des  Aulus 
Gellius  und  He- 
rodes  Attikos), 


?  Attikos  (zur  Zeit 
des  Marcus  Aure- 
lius  Antoninus). 


Theodotos  (um  230?) 


?  Menephylos  (gegen 
das  Ende  d.  ersten 
Jahrhunderts). 

?  Aspasios  aus 
Aphrodisias    (um 
120;   einen  Schü- 
ler von  ihm  hörte 
Galenos  um  145). 


?  Herminos  (um  160; 
Lehrer  des  Ale- 
xander von  Aphro- 
disias und  wohl 
Schüler  des  Aspa- 
sios). 

Alexander  aus  Da- 
maskos  (um  170). 

?  Aristokles  aus  Mes- 
sene  in  Sizilien 
(um  170,  Lehrer 
des  Alexander  v. 
Aphrodisias). 

?  Sosigenes  (um  170, 
Lehrer  des  Ale- 
xander V.  Aphro- 
disias). 

Alexander  a.  Aphro- 
disias (trat  das 
Amt  zwischen  198 
und  211  an). 

?  Ammonios  (um 
230). 


T.  Koponios  Maxi- 
mos  (Inscr.  Gr. 
III  No.  661;  unter 
Hadrian  und  An- 
toninus Pius). 

Aurelios  Heraklei- 
des Eupyrides 
(Inscr.  Gr.  III 
No.  772  a ;  um 
die  Mitte  des 
2.  Jahrh.). 

lulios  Zosimianos 
(Inscr.  Gr.  III 
No.  1441). 


?  Athen  aiosl 

I     (um 

?Musoniosj 

?  Kallietes  (um  260). 


Die  Sukzession  der  Scholarohen  in  Athen. 
Nach  Chr. 


691 


P 1  a  t  o  n  i  k  e  r. 


A  r  i  s  t  o  t  e  1  i  k  e  r. 


S 1 0  i  k  e  r. 


Epikureer. 


Eubulos  (um  265?)^    ?  Prosen  es        (Eus. 
Praep.  ev.  10,  3, 1  ; 


■?  Priskos  aus  Thes- 
protien  oder  Mo- 
lossis (um  370). 

Plutarchos  des  Ne- 
storios  Sohn,  aus 
Athen  von  ?  bis 
431/2. 

Syrianos  aus  Alexan- 

dreia  431/2 -? 
Domninos   (s.   oben 
S.  651  Anm.). 

Proklos  der  Lykier 
von  ?-485. 

^larinos  aus  Sichern 
von  485  —  ? 

Isidoros  aus  Alexan- 
dreia  von  ?  ?  (um 
490). 

Hegias  von  ?— ? 

Zenodotos  von  ?  — ? 

Damaskios  aus  Da- 
maskos  von  ?  bis 
529. 


um  270). 


1)  Vielleicht  waren  Theodotos  und  Eubulos,  die  von  Longin  bei  Porphyr.  Vita 
Plot.  20  S.  19,  8  M.  als  oi  'Aütjmjoi  ^läöoyoi  miteinander  genannt  werden,  gleich- 
zeitig Schulleiter.  Über  die  Anstellung  zweier  Lehrer  für  jede  der  vier  Haupt- 
schulen durch  Marc  Aurel  vgl.  Zeller  III  1^  S.  709,  2. 


44' 


W'2 


Anhang  II. 
Apollodors  chronologische  Angaben 


über 


griechische  Philosophen 

mit  Eiusehluß  der  sieben  Weisen  und  des  Plierekjdes  von  Sjros. 

Auszug  aus  den  Fasti  Apollodorei  im  Anhange  von  Felis  Jacobv,  Apollodors 

Chronik,  Berlin  1902,  S.  405  ff. 
(Für  das  chronologische  Gerüst  wichtige  Epochejahre  aind  mit  aufgenommen.) 


Ol. 

V.  Chr. 

athen.  Archon. 

Vorsokratiker  und  Sokrates. 

38,2 

627/6 

Periandros  beginn  t  seine  40jähr.Herrschaf  t  überKorinth. 

39,1 

624/3 

Thaies'  Geburt. 

42,1 

612'/1 

Pittakos  stürzt  den  Tyrannen  Melanchros. 

42,3 

610,9 

Anaximanders  Geburt. 

43,2 

607/6 

■ 

Pittakos  tötet   im    Kampfe  mit  den  Athenern 
Feldherrn  Phrynon. 

deren 

46,2  (?) 

595/4  (?) 

Philombrotos 

Epimenides  entsühnt  Athen  und  befreit  es  von  der  Pest. 

46,3 

.594/3 

Solon 

Solons  Gesetzgebung. 

47,1  (?) 

592/1  (?) 

Eukrates 

Anacharsis  kommt  nach  Athen. 

47,3 

590/89 

Jahr  ohne 

Pittakos  auf  zehn  Jahre  zum  Aisymneten  gewählt. 

Archon 

48,4 

585/4 

Epochejahr  der  sieben  Weisen. 
Thaies'  dy./KTJ. 
Anaximenes'  Geburt. 

50ii/2 

580/78 

Xenophanes'  Geburt. 

52,2 

571/0 

Pvthagoras'  Geburt. 

52,3 

570/69 

Aristomenes 

Pittakos'  Tod. 

r)5,i 

560/59 

Hegestratos 

Solons  Tod. 

56,1 

556/5 

Euthydemos 

Cheilon  in  Sparta  Ephor. 

58,2 

547/6 

Anaximander  im  64.  Lebensjahre. 

58,3 

546/5 

■ 

Zerstörung  von  Sardes  (wichtiges  Epochejahr). 
Thaies'  Tod. 
Anaximanders  Tod. 
Anaximenes'  dxiurj. 

59ii 

544/3 

Pherekydes'  von  Syros  dx/ti^. 

60,1 

540/39 

Xenophanes'  axu^. 

62,1 

532.1 

Pythagoras'  axf^irj  und  Übersiedelung  nach  Ita 

lien. 

63 

528/4 

Anaximenes'  Tod. 

69,4  (?) 

501/0  (?) 

Hennokreon  ? 

Parmenides'  ay.f.iri. 

>j 

n 

Heraklits  äxurj. 

70,1 

500/499 

Myros 

Anaxagoras'  Geburt. 

70,2 

499/8 

Pherekydes  stirbt  85jährig. 

70.4 

497/6 

Pvthagoras  stirbt  75jährig. 

74,1(?) 

484/3  (?) 

Leoatratos 

Heraklit  stirbt  (60jährig?). 

74,2 

483/2 

Nikodemos 

Protagoras'  Geburt. 
Empedokles'  Geburt. 

75',i 

480/79 

Kalliades 

Anaxagoras  beginnt  seine  philosophischen  Studien. 

77,4 

469/8 

Apsephion 

Sokrates'  Geburt  (am  6.  Thargelion). 

79 

464/0 

Zenons  des  Eleaten  dxixrj. 

80,1 

460/59 

Phrasikleides 

Anaxagoras'  dxi^ir). 
Demokrits  Geburt. 

84" 

444/0 

Melissort'  axu)). 

84,1 

444 '3 

Praxiteles 

Gründung  von  Thurioi  (wichtiges  Epochejahr) 

j; 

" 

;j 

Gorgias'  uxa-t^  (?). 
Protagoras'  axurj. 

„ 

.r^A.' 

>J 

Empedokles'  dxfir). 

S8.1 

428/7 

Diotimos 

Anaxagoras  stirbt  <2j  ährig. 

Apollodors  chronol.  Angaben  über  griech.  Philosophen  (Jacoby,  Fasti  ApoUodoreij.     693 


Ol. 

V.  Chr. 

athen. 
Archon. 

Vorsokratiker, 

Sokratcs  und 

Xciiophoii. 

Akademiker. 

Peripatetiker. 

Stoiker. 

EpikiiT'cer. 

S8,l     428/7 

Diotimos 

Piatons 

Geburt  (am 

7.Thargelion). 

s9,l 

424/3 

Isarchos 

Empedokles 
stirbt  60jähr. 

91,3 

414/3 

Teisandros 

Protagoras 
stirbt  70jähr. 

<,i;',,l/2!  408/6 

Eudoxos'  V. 

i 

Knidos  Geb. 

94,4     401/0 

Xenainetos 

Xenophons 

1 

d;</<J7. 

95,1 

400/899 

Laches 

Sokrates 
stirbt  Tüjähr. 

96,1 

396/5 

Phormion 

Xenokrates' 
Geburt. 

99,1 

384/3 

Dieitre- 

Aristoteles' 

phes 

Geburt. 

101,3     374/3 

Sokratides 

üorgias  stirbt 
109jährig. 

102 

372/68 

Theophrasts 
Geburt. 

102,2 

371/0 

Phrasiklei- 

Demokrit 

des 

stirbt  90jähr.? 

103,1 

368/7   • 

Nausige- 

Eudoxos' 

i 

nes 

dx/lTj. 

1 

103,2 

367/6 

Polyzelos 

Aristoteles 

kommt  nach 

Athen  (im  18. 

Lebens- 

jahre).  Be- 

; 

ginn  seiner 

20jährigen 

] 

Lehrzeit  bei 

Piaton. 

100,2 

355/4 

Kallistra- 

tos 

Eudoxos 
stirbt  53jähr. 

'          ■      • 

108,1 

348/7 

Theophilos 

Piaton  stirbt 

81jährig. 

Speusippos 

tritt  dieSchul- 

vorstand- 

schaft  an,  die 

er  8  Jahre 

innehat. 

5) 

)) 

)) 

Aristoteles 
geht  zu  Her- 

mias  von 

Atarneus,  bei 

dem  er  3  Jahre 

bleibt. 

108,4 

345/4 

Eubulos 

Aristoteles 
reist  nach 
Mytilene. 

109,2 

343/2 

Pytho- 
dotos 

Aristoteles  be- 
gibt sich  zu 
Philippos,  bei 
dem  er  als  Er- 
zieher Alexan- 
ders 8  Jahre 
bleibt. 

694    Apollodors  chronol.  Angaben  über  griech.  Philosophen  (Jacoby,  Fasti  Apollodorei). 


Ol. 


Chr. 


athen. 

Archen. 


Skeptiker.    !  Akademiker. 


Peripatetiker.      Stoiker.      [    Epikureer. 


109,3 
110,2 


111,1 
111.2 


112,2 
113.4 

114,2 
114,3 

r 

116,2 


342/1 
339/8 


336/5 

335/4 

331/0 
325/4 

323/2 
322/1 


117,2   ,  311/10 


118,2     307/6 


Öosigenes 


Lysi- 
machides 


Pythodelos 
Euainetos 


Aristopha- 

nes 
Antikles 


Kephiso- 
doros 

Philokles 


Pyrrons  von 
Elis  a.Hi.iri, 


Speusippos' 
Tod,  Xeno- 
I  krates  Vor- 
stand der  Aka 
demie,  die  er 
25  Jahre  leitet, 


315/4      Praxibulos 


123,1 

[123,2] 


125 
127 


288/87 
[287/86] 


280/76 
272/68 


Simonides 


Anaxi- 
krates 


Xenokrates 
stirbt  82jähr 
Polemon 
Schul- 
vorstand. 
Arkesilaos 
geboren. 


Aristoteles 
kommt  nach 
Athen  u.  lehrt 
im  Lykeion 

13  Jahre. 


Aristoteles 
geht  nach 
Chalkis. 
Aristoteles 
stirbt  63jähr 
Theophrastos 
Schul- 
vorstand. 


ZenoDS 
Geburt. 


Klean  thes' 
Geburt. 


Zenon  22jäh- 

rig  nach 

Athen. 


Theophrast 

stirbt  85jähr, 

Stratons 

18jährige 

Schulvor- 

standschaft 

beginnt. 


Epikurs  Ge- 
burt (am 
7.  GameUon). 


Epikur 
kommt  zum 

erstenmal 
nach  Athen. 


Epikurs  Lehr- 
tätigkeit in 
Mytilene  und 
Lampsakos 

beginnt. 

Epikur  nach 

Athen. 


Stratons  Tod. 
Lykons44j  äh- 
rige Schul  vor 
standschaft 
besinnt. 


!  Chrysippos 
geboren. 


Apollodors  chronol.  Angaben  über  giiech.  Philosophen  (Jacoby,  Fasti  Apollodorei).    695 


V.  Chr. 


athen. 
Archen. 


Akademiker.  Peripatetiker 


Stoiker. 


Epikureer. 


148,4i?) 
? 


271/70 
270/69 

268/4 
264/3 


260/56 
241/40 


233/32 

228/5 

224/23 

[223/22] 

216/15 

208/5 
206/5 
187/3 
185/84C?) 
? 


Pytharatos 

Philokra- 
tes 


Arreneides 


im/7 

163/60 
—        159/57 


lasoD 


[Antiphi- 
ios] 

Pasiades 


Kalhstra- 

t.08 


Eupole- 

mos 
Alexan- 

dros 


Xenoklea 


Polemon 
stirbt. 
Krates  Schul- 
vorstand. 
Arkesilaos 
Schul  vor- 
stand. 


Arkesilaos 
stirbt  75iähr. 

Lakydes' 
ISjähr.  Schul 
vorstand- 
schaft be- 
ginut. 


Lakydes  legt 
die  Schulvor- 
standschaft 
nieder. 
Telekles  folgt, 
Telekles 
stirbt  (?) 
Euandros 
folgt. 


Lakydes 

stirbt. 

Kleitoraachos 

geboren. 

Moschion 
stirbt  (iOjähr 
Eubulos  von 
Ephesos  und 
Eubulos  von 

Erythrai 

sterben. 

Agamestor 

stirbt. 

Kleitomachos 

kommt  nach 

Athen. 
Kleitomachos' 
19 jähr.  Lehr- 
zeit bei  Käme 
ades  beginnt. 


Zenon  stirbt 
72jährig. 
Kleanthes' 
32jährige 
Schulvor- 
standschaft 
beginnt. 
Persaios' 


Lykon  stirbt 
'74j  ährig. 


Kleanthes 
stirbt  99jähr 


Epikur  stirbt 
72jährig. 


Chrysippos 
stirbt  73 jähr. 


ß9()     ApoUodors  ohronol.  Angaben  über  griech.  Thilosophen  (Jacoby,  Fasti  Apollodorci) 


Ol.      V.  Chr. 


athen. 
Archon. 


Akademiker.  J^eripatetiker.|      Stoiker. 


Epikureer. 


l.öS,l 


160,1 


161,1 

[160,4] 


148/47 


140/39 


136/35 

[137/36] 


162,2   I  131/30 


162,4 


163,2 

165,1 
107,3 


129/28 


127/26 

120/19 
110/09 


Aristo- 
phon 


Hagno- 
theos 


Epikles 


Lykiskos 


Theodori- 
des 


Eumachos 
Polykleitos 


Charniadas 
kommt  22jäh- 
rig  nach 
Athen. 
Kleitom  achos 
errichtet  eine 
Schule  im 
Palladion. 
Karneades 
des  Epikomoö 
Sohn  l('gt  die 
Schulvor- 
standschaft 
nieder.     Kar- 
neades des 
Polemarchos 
Sohn  folgt. 
Karneades 
des  Pole- 
marchos Sohn 
stirbt.   Krates 
von  Tarsos 

folgt. 
Karneades 
des  Epikomos 
Sohn  stirbt 
85  jährig. 
Kleito- 
machos'  Ein- 
bruch in  die 
Akademie. 
Krates  stirbt. 
Kleitomaehos 
übernimmt 
die  Schulvor- 
standschaft 
Boethos 
stirbt. 
Kleitomaehos 
stirbt  über  70 
Jahre  alt 


Verzeichnis  der  Arbeiten  Neuerer 
zur  Geschichte  der  Philosophie  des  Altertums. 

(Mit  Ausschluß  der  im  Textteil  verzeichneten  Ausgaben  der. Werke 
der  Philosophen  und  ihrer  Fragmente.) 


Zu  §  1.  Der  Begrifif  der  Philosophie.  Über  den  Begriff  der  Philosophie 
vgl.  Ueberwegs  Abhandlung,  in:  Zeitschr.  f.  Philos.  u.  philos.  Kjitik,  42  (1863), 
185 — 199;  ferner  u.  a.  C.  Heb  1er  in  der  von  Virchow  und  v.  Holtzendorff  hrsg. 
Samml.  gemeinverständl.  wissensch.  Vortr..  Heft  44,  Berl.  1867;  Ed.  Zeller,  ÜB. 
d.  Aufgabe  der  Philos.  u.  ihre  Stell,  zu  d.  übrig.  Wissensch.,  akad.  Rede,  Heidelb. 
1868.  wieder  abgedr.  in:  Vortr.  u.  Abhandl.,  2.  Samml.,  Lpz.  1877,  S.  444—466; 
Frdr.  Paulsen,  Üb.  d.  Verhältnis  der  Philosophie  zur  Wissensch.,  Vierteljahrs- 
schrift f.  wissensch.  Philos.,  1  (1877),  l.ö — 50;  Alois  Riehl,  Cb.  Begr.  u.  Form 
der  Philos.,  Berl.  1872:  A.  Döring,  Üb.  d.  Begr.  d.  Philosophie,  Dortmund  1878; 
W.  Windelband,  Über  Begriff  u.  Geschichte  der  Philosophie,  in:  Präludien^  I, 
Tübingen  1915,  S.  1 — 54.  Siehe  auch  die  Einleitungen  in  die  Philosophie  von 
Ludwig  Strümpell,  Frdr.  Paulsen,  Osw.  Külpe,  Wilh.  Wundt  u.  a., 
ferner  Wundt,  Philosophie  und  Wissenschaft,  Essavs  I.  Lpz.  1885,  Wilh.  Dil- 
they,  Kultur  der  Gegenwart,  Teil  1,  Abt.  6  (Berlin  u.  Lpz.  1907)  S.  1  ff.  Stan. 
Garfein-Garski,  Ein  neuer  Versuch  über  d.  Wesen  der  Philosophie,  Heidelb. 
1909.  Heinr.  Rickert,  Vom  Begriff  d.  Philosophie,  Logos  1  (1910),  1-34. 
P.  Natorp,  Philosophie.  Ihr  Problem  u.  ihre  Probleme,  Gott.  1911.  Cornelius, 
Einl.  in  d.  Philos.,  2.  Aufl.,  Lpz.  u.  Berl.  1911,  S.  4  ff.  Nie.  Petrescu,  Zur 
Begriffsbestimmung  d.  Philos.,  Berl.  1912.  Über  Wesen  u.  Wert  der  Philosophie 
handelt  P.  Menzer  in  seiner  Einleitung  in  d.  Philosophie,  Lpz.  1913  (Wissensch. 
u.  Bild.  Nr.  119),  über  die  geschichtliche  Entwicklung  des  Begriffs  der  Philo- 
sophie und  die  verschiedenen  Bedeutungen  des  Wortes  R.  Haym  in  Ersch 
und  Grubers  Enzykl.  der  Wiss.  und  Künste,  III,  24,  Lpz.  1848,  Artikel  Philo- 
sophie; Eiseumann.  Über  Begriff  und  Bedeutung  der  ooffia  bis  auf  Sokrates, 
Programm  des  Wilhelm-Gymn.,  München  1859;  Eduard  Alberti,  Der  plato- 
nische Begriff  der  Philosophie,  am  Lvsis,  Phädros,  Gastmahl  u.  d.  Phädon  ent- 
wickelt, Zeitschr.  f.  Philos.  u.  philos. ' Kritik,  51  (1867),  29—52;  169-204.  Viel 
Wertvolles  über  antike  und  mittelalterliche  Anschauungen  von  der  Aufgabe  der 
Philosophie  und  ihrer  Disziplinen  ist  zu  finden  beiDominicus  Gundissalinus, 
De  divisione  philosophiae,  her.  u.  philosophiegeschichtl.  untersucht  nebst  einer 
Geschichte  der  philosophischen  Einleitung  bis  zum  Ende  der  Scholastik  von  Ludw. 
Baur  (Beiträge  zur  Gesch.  d.  Philos.  d.  Mittelalt.,  her.  von  Bäumker  u,  v.  Hert- 
ling.  Bd.  4,  H.  2—3),  Münster  1903.  C.  Wevman,  Die  Wissenschaft  der  Wissen- 
schaften, in:  Festg.  f.  G.  Frh.  v.  Hertling, ' Freib.  i.  Br.  1913,  371—378.  Alfr. 
Klotz.  Disciplina  disoiplinarum.  Archiv  f.  latein.  Lexikogr.  13  (1902).  98.  Zu 
den  Definitionen  der  Philosophie  B.  Keil,  Hermes  40  (1905i,  155.  Hub.  Rock, 
War  Philosophie  den  Alten  jemals  Wissenschaft  schlechthin?  Arch.  f.  Gesch.  d. 
Philos.  28  (I9l5i.  1—53.  S.  auch  Rud.  Eisler,  Wörterbuch  der  philos.  Begriffe», 
Berlin  1910,  Artikel  Philosophie.  Über  den  Erfinder  des  Wortes  rpdöaocpog  U.  v. 
Wilamowitz-Moellendorf f,  Aus  Kydathen   S.  214;    E.  Maaß,    Hermes   22 

Ueberweg,  Grandriß  I.  a 


2*  Literaturverzeichnis. 

(1887),    570    Anm.    1;      H.    Diels.     Arch.    f.    Gesch.    d.    Philos.   2    (1889),    87; 
F.  Dümmler,  Akadeniika,  Gießen  1889,  S.  276.     Vgl.  auch  Text  S.  2  f. 

Zu  §  ;}.  Die  Methoden.  Über  die  Methode  der  Darstellung  der  Gesch.  der  Philos. 
wird  besonders  in  den  Einleitungen  der  betreffenden  Geschichtswerlje  gehandelt. 
Gegen  Hegels  Auffassung  (s.  unten  Lit.  zu  §  4)  polemisiert  in  gewissem  Betracht 
Zeller  in  den  Jahrb.  d.  Gegenw.,  1843,  209  ff.  =  Kl.  Sehr.  I,  S.  52  ff.  und  in  der 
Einleitung  zu  seiner  Philos.  d.  Griechen,  5.  Aufl.,  S.  9 ff.,  auch  Schweglcr  in  s. 
Gesch.  d.  Philos.  Zellers  Einwürfe  bekämpft  Monrad  in  der  Abh.  De  vi  logicae 
rationis  in  describenda  philos.  historia,  Christiania  1860.  Eine  prinzipielle  imd 
zugleich  ins  einzelne  gehende  Polemik  übt  u.  a.  Trendelenburgs  Schüler  A.  L. 
Kym,  Hegels  Dialektik  in  ihrer  Anwendung  auf  die  Gesch.  der  Philos.,  Münch. 
1849.  S.  auch  dessen  Metaphysische  Untersuchunge^n,  Zürich  1875,  5.  Abhand- 
lung. G.  Biedermann,  Pragmatische  und  begriffs wissenschaftliche  Geschichts- 
schreibung der  Philosophie,  Prag  1870.  F.  Acri,  Sulla  natura  della  storia  della 
filosofia,  Bologna  18<2.  Vgl.  E.  Eucken,  Über  den  Wert  der  Gesch.  der  Philos., 
Jena  1874.  Ed.  Zeller,  Wie  soll  man  Geschichte  der  Philosophie  schreiben? 
Jahrbücher  d.  Gegenw.,  1844,  818-830  =  Kl.  Sehr.  I,  S.  86—99.  Die  Geschichte 
d,  Philosophie,  ihre  Ziele  und  Wege,  Archiv  f.  G.  d.  Ph.,  1  (1888),  1—10  =  Kl. 
Sehr.  I,  S.  410-418.  S.  auch  E.  Eisler,  Wort.  d.  philos.  Begr.^  Artikel  Philo- 
sophiegeschichte. 

Zu  §  i.    Die   Quellen   und   Hilfsmittel   der   Geschichte  der   Philosophie» 

1.  Bibliographie. 

Über  die  Literatur  der  Geschichte  der  Philosophie  handeln  nanientlichr 
Joh.  Jonsius,  De  scriptoribus  historiae  philosophiae  libri  quatuor,  Francof.  1659, 
recogniti  atque  ad  praesentem  aetateui  usque  perducti  cm-a  Joh.  Chr.  Dorn,  Jen. 
1716.  Joh.  Andreas  Ortloff ,  Handbuch  der  Literatur  der  Philosophie,  I.  Abt.: 
Die  Literatur  der  Literaturgeschichte  und  Geschichte  der  Philosophie,  Erlangen 
1798.  Ersch  und  Geissler,  Bibliographisches  Handbuch  der  philosophischen 
Literatur  der  Deutschen  von  der  Mitte  des  achtzehnten  Jahrhunderts  bis  auf  die 
neueste  Zeit,  3.  Aufl.,  Leipzig  1850.  V.  Ph.  Gumposch,  Die  philosophische 
Literatur  der  Deutschen  von  1400—1850,  Eegensburg  1851,  S.  346—362.  Ad. 
Büchting,  Bibl.  philosophica,  oder  Verzeichnis  der  auf  dem  Gebiete  der  philos. 
Wissenschaften  1857 — 1867  im  deutschen  Buchhandel  erschienenen  Bücher  und 
Zeitschriften,  Xordhausen  1867;  für  die  Jahre  1867—1871,  Nordhausen  1872.  Vgl. 
die  reichhaltige  Angabe  der  Literatur  in  Buhles  Geschichte  der  Philos.,  ferner 
bei  Friedr.  Aug.  Carus,  Ideen  zur  Geschichte  der  Philosophie,  Lpz.  1809, 
S.  21 — 90,  auch  in  Tennemanns  ausführlichem  Werke  und  in  seinem  Grundriß 
der  Gesch.  der  Philosophie,  5.  Aufl.,  bearbeitet  von  Amadeus  Wendt,  Leipzig 
1829,  wie  auch  in  anderen  Werken  über  die  Geschichte  der  Philosophie,  ferner 
die  bibliographischen  Notizen  in  hterargeschichtlichen  Monographien,  und  in  dem 
umfassenden  Werke  von  Julius  Petzhold,  Bibliotheca  bibliographica,  Leipzig 
1866,  wo  der  Abschnitt  S.  385  —  468  die  Literaturgeschichte  der  Philosophie  be- 
trifft. Arn.  Enge,  Die  Philosophie  d.  Gegenwart.  Eine  internationale  Jahres- 
übersicht. 1.  Doppelb.  (Literatur  v.  1908  u.  1909)  Heidelb.  1910.  Hier  S.  V 
über  frühere  bibliographische  Arbeiten.  2.  Bd.  (Literatur  v.  1910),  1912.  3.  Bd. 
(Literatur  v.  1911),  1913.  4.  Bd.  (Literatur  v.  1912),  1914.  E.  Herbertz,  Die 
philos.  Literatur.    Ein  Studienführer,  Stuttg.  1912. 

Seit  1888  erscheint  in  Berlin  ein  eigenes  ,, Archiv  für  Geschichte  der 
Philosophie"  (seit  1895  als  I.  Abteilung  des  Archivs  für  Philosophie,  dessen 
IL  Abteilung  das  Archiv  für  systematische  Philosophie  ist,  s.  Grundr.  T.  IV, 
9.  Aufl.,  S.  141),  herausgeg.  in  Gemeinschaft  mit  H.  Diels  (bis  1895),  Wilh.  Dil- 
they  (r),  Benno  Erdmann  und  Ed.  Zeller  (t),  seit  1896  auch  mit  P.  Natorp  und 
Christoph  Sigwart  (f)  von  Ludw.  Stein,  in  welchem  auch  sehr  schätzenswerte 
Jahresberichte  über  sämtliche  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  der  Gesch.  d.  Ph. 
veröffentlicht  wurden  von  O.  Apelt,  Clem.  Baeumker,  Ingram  Bywater,  Aless. 
Chiappelli,  P.  Deussen,  H.  Diels,  Wilh.  Dilthey,  Ad.  Dyroff,  Benno  Erdmann, 
O.  Gilbert,  H.  Gomperz,  K.  Joel,  H.  Lüdemann,  H.  Oldenberg,  A.  Schmekel, 
Martin  Schreiner,  Andrew  Seth.  H.  Siebeck,  L.  Stein,  Paul  Tannery,  Feiice 
Tocco,  E.  Wellmann,   Paul   Wendland,   W.  Windelband,  Ed.  Zeller  und  anderen. 


Zu  §  4.    A.  Gesamtgeschichte  der  Philosophie.  3* 

Außerdem   findet  sich  philosophische  Bibliogi'aphie  in  den   später  anzuführenden 
philosophischen  Zeitschriften. 

2.  Allgemeine  Literatur  zur  Geschichte  der  Philosophie  (die 
speziellen  Arbeiten  zur  Philosophie  bestimmter  Perioden,  Schulen  unci  einzelner 
Philosophen  werden  später  jeweilen  an  ihrem  Orte  angeführt  werden). 

A.  GesamfijeschieJitc  der  Philosophie: 

a)  Ausgewähl  te  Abschnitte  aus  den  Quellen:  M.  Dessoir  und 
P.  Menzer,  Philosophisches  Lesebuch,  3.  Aufl.  Stuttg.  1910.  S.  auch  V.  Cousin 
unten  S.  7*. 

b)  Darstellungen: 

The  History  of  Philosophy  by  Thom.  Stanley,  Lond.  1655;  edit.  II.  1687, 
edit.  III.  1701;  ins  Lat.  übersetzt  von  Gottfr.  Olearius.  Leipzig  1711,  auch  Venet, 
1733.  (Stanley  referiert  nur  die  Geschichte  vorchristlicher  Philosophie,  welche 
ihm  als  die  einzige  gilt;  denn  die  Philosophie  suche  die  Wahrheit,  welche  die 
christliche  Theologie  besitze,  so  daß  jene  durch  diese  überflüssig  werde.  In  der 
Darstellung  der  griechischen  Philosophie  schließt  sich  Stanley  ziemlich  eng  an, 
das  Geschichtswerk  des  Diogenes  Laertios  an.)  Jac.  Thomasii  (gest.  1684) 
schediasma  historicum,  quo  varia  discutiuntur  ad  bist,  tum  philos.,  tum  ecclesia- 
sticam  pertinentia,  Lips.  1665;  u.  d.  T.  Origines  hist.  philos.  et  ecclesiast.  hrg.  v. 
Christian  Thomasius,  Hai.  1699.  (Jac.  Thomasius  hat  zuerst  Streitfragen  aus  der 
Geschichte  der  Philosophie  als  Themata  zu  Dissertationen  empfohlen).  Pierre 
Bayle,  Dictionnaire  historique  et  critique,  Rotterd.  1697  u.  ö.  (Dieses  viel- 
umfassende Werk  kommt  hier  wegen  seiner  Artikel  zur  Geschichte  der  Philosophie 
in  Betracht.  Bayle  hat  zur  Weckung  des  Forschungsgeistes  auch  auf  diesem 
Gebiete  wesentlich  beigetragen.  Doch  übt  er  mehr  eine  philosophische  Kritik  der 
überlieferten  Lehren  von  seinem  skeptischen  Standpunkt  aus,  als  eine  historische 
Kritik  der  Treue  der  Überlieferung).  Die  philosophischen  Artikel  sind  in  deutscher 
Übersetzung  abgekürzt  herausgegeben  worden  von  L.  H.  Jakob,  2  Bde.,  Halle 
1<97— 98.  Acta  philosophorum  ed.  Christ.  Aug.  Heu  mann,  Halis  1715  ff. 
(Enthält  einige  nicht  unwichtige  Forschungen  zur  Geschichte  der  Philosophie). 
Histoire  critique  de  la  philosophie  par  Mr.  D.  (Deslandes),  tom.  I  — III,  Paris 
1730 — 36  u.  ö.  (Umfaßt  auch  neuere  Philosophie).  Joh.  Jak.  Brucker,  Kurze 
Fragen  aus  der  philos.  Historie,  7  Bde.,  Ulm  1731—36,  nebst  Zusätzen  ebend. 
1737.  Historia  critica  philosophiae  a  mundi  incunabulis  ad  nostram  usque  aetatem 
deducta,  5  voll..  Lips.  1742—44;  2.  Aufl.,  6  voll.,  1766-67;  englisch  im  Auszuge 
von  Will.  Enfield,  Lond.  1791.  Institutiones  hist.  philosophicae  usui  acad.  juven- 
tutis  adornatae,  Lips.  1747  u.  ö.  (Bruckers  Darstellung,  besonders  in  dem  Haupt- 
werk, der  Historia  crit.  philos.,  ist  klar  und  leicht,  jedoch  etwas  breit,  oft  anek- 
dotenhaft nach  der  Weise  des  Diogenes  Laertios  und  zu  wenig  auf  den  Zu- 
sammenhang der  Gedanken  eingehend.  Die  historische  Kritik  ist  erst  im  Werden; 
doch  beweist  Brucker  bei  der  Behandlung  der  damals  schwebenden  historischen 
Streitfragen  oft  einen  gesunden  und  nüchternen  Blick,  am  wenigsten  freilich  in 
den  Anfängen,  weitaus  mehr  in  der  Darstellung  der  späteren  Zeit.  Seinem  philo- 
sophischen Urteil  fehlt  der  Begriff  der  sukzessiven  Entwicklung  und  relativen 
Berechtigung.  Es  gibt  nur  eine  Wahrheit,  der  Irrtum  aber  ist  mannigfach,  und 
die  meisten  Systeme  sind  irrig.  Die  Geschichte  der  Philosophie  zeigt  „infinita 
falsae  philosophiae  exempla".  Den  Neuplatonismus  z.  B.  versteht  Brucker  nicht 
etwa  als  Verschmelzung  des  Hellenismus  und  Orientalismus  unter  der  präva- 
lierenden Form  des  Hellenismus,  und  noch  viel  weniger  als  einen  aus  inneren 
Gründen  relativ  notwendigen  Fortgang  vom  Skeptizismus  zum  äivstizismus, 
sondern  als  Produkt  einer  Verschwörung  schlechter  Menschen  gegen  das  Christen- 
tum: „in  id  conjuravere  pessimi  homines,  ut  quam  veritate  vincere  non  possent 
religionem  Christianam  fraude  impedirent",  ebenso  den  christUchen  Gnostizismus 
nicht  als  die  gleiche  Verschmelzung  unter  der  prävalierenden  Form  des  Orien- 
talismus, sondern  als  Erzeugnis  von  Hochmut  und  Willkür  usw.  Die  Wahrheit 
liegt  für  B.  in  der  protestantisch-kirchlichen  Orthodoxie  und  demnächst  in  der 
leibnizischen  Philosophie;  nach  dem  Maße  der  materiellen  Übereinstimmung  mit 
dieser  Form  ist  jede  Doktrin  wahr  oder  falsch).  Agatopisto  Cromaziano 
(Appiano  Buonafede),  Della  istoria  e  della  indole  di  ogni  filosofia,  Lucca  1766  bis 
1781,  auch  Ven.  1782—84,  woran  das  (von  Carl  Heydenreich  Lpz.  1791  ins  Deutsche 
übertragene)  Werk:    Della   restaurazione   di  ogni  filosofia   ne'  secoli  XV.,    XVI., 


4*  Literaturverzeichnis. 

XVII.,  Yen.  1785—89  sich  anschließt.  Chr.  Meiners,  Grundriß  d.  Gesch.  d. 
Weltweisheit,  Lemgo  1786,  2.  Aufl.  1789.  Dietr.  Tiedemann,  Geist  der  speku- 
lativen Philosophie,  7  Bde.,  Marburg  1791—1797  (Unter  der  „spekulativen" 
Philosophie  versteht  Tiedemann  die  theoretische.  Das  spekulative  Element  im 
neueren  Sinne  dieses  Wortes  ist  ihm  fremd.  Sein  Werk  geht  von  Thaies  bis  auf 
Berkeley.  Tiedemann  gehört  zu  den  tüchtigsten  Denkern  unter  den  Gegnern  der 
kau  tischen  Philosophie.  Sein  Standpunkt  ist  der  durch  lockesche  Elemente  modi- 
fizierte leibnizisch-wolffsche.  Er  strebt  nach  nüchterner  Auffassung  und  unparteiischer 
Beurteilung  der  Systeme.  Freilich  hat  sein  Verständnis  derselben  seine  Schranken. 
Sein  Hauptverdienst  liegt  in  dem  durchgeführten  Prinzip  der  Beurteilung  der 
Systeme  nach  ihrer  relativen  Vollkommenheit.  Tiedemann  will  nicht  nach 
irgendeinem  Systeme  über  alle  anderen  urteilen,  weU  keines  eine  unbestrittene 
Allgemeingültigkeit  habe,  sondern  ,. vornehmlich  darauf  achten,  ob  ein  Philosoph 
etwas  Neues  gesagt  und  seine  Behauptungen  mit  scharfsinnigen  Gründen  unter- 
stützt habe,  ob  seine  Gedankenreihe  innere  Harmonie  und  feste  Verknüpfung 
habe,  ob  endlich  seinen  Behauptungen  erhebliche  Schwierigkeiten  entgegen- 
gestellt worden  seien  oder  entgegengestellt  werden  können-').  Joh.  Gottlieb 
Buhle,  Lehrbuch  der  Geschichte  der  Philosophie  und  einer  kritischen  Literatur 
derselben,  8  Bände,  Göttingen  1796 — 1804;  Geschichte  der  neueren  Philosophie 
seit  der  Epoche  der  Wiederherstellung  der  Wissenschaften.  6  Bde.,  Göttingen 
ISO}  — 1805  (Buhle  ist  ein  Kantianer,  der  sich  jedoch  der  jacobischen  Ansicht 
annähert  und  seinen  philosophischen  Standpunkt  wenig  hervortreten  läßt.  Er 
bekundet  eine  große  Belesenheit  und  hat  mit  kritischem  Blick  besonders  auf  dem 
Gebiete  der  Gesch.  der  Literatur  der  Philosophie  schätzbare  Untersuchungen  an- 
gestellt. Die  „Gesch.  der  neueren  Philosophie"  enthält  manche  wertvollen  Aus- 
züge aus  seltenen  Werken.  Sie  bildet  die  sechste  Abteilung  des  enzyklopädischen 
Werkes:  ,, Gesch.  der  Künste  und  Wissenschaften  seit  der  Wiederherstellung  der- 
selben bis  an  das  Ende  des  18.  Jahrhunderts").  Degerando,  Histoire  compar^e 
des  systfemes  de  la  philosophie,  tom.  I— III,  Paris  1804;  2.  ^dit.,  tom.  I — IV, 
Paris  1822-182B.  Ins  Deutsche  übersetzt  von  Tennemann,  2  Bde.,  Marburg 
1806—1807.  Fried r.  Aug.  Carus,  Ideen  zur  Geschichte  der  Philosophie,  Lpz. 
1809  (Der  nachgelassenen  Werke  vierter  Teil).  Wilh.  Gottlieb  Tennemann, 
Geschichte  der  Philosophie,  11  Bde.,  Leipzig  1798—1819  (Das  Werk  ist  nicht 
ganz  vollendet.  Es  war  auf  13  Bde.  berechnet.  Der  12.  Band  sollte  die  Geschichte 
der  deutschen  theoretischen  Philosophie  nach  Leibniz  und  Chr.  Thomasius  bis 
Kant,  der  13.  die  Moral  philosophie  von  Descartes  bis  auf  Kant  behandeln.  Tenne- 
manns Leistung  ist  verdienstvoll  durch  Umfang  und  Selbständigkeit  des  Quellen- 
studiums, durch  Vollständigkeit  und  Klarheit  der  Darstellung;  doch  finden  sich 
auch  nicht  wenige  Mißverständnisse,  die  meist  auf  einseitiger  Auffassung  vom 
kantischen  Standpunkte  aus  beruhen.  Im  Urteil  wird  der  Maßstab  der  kantischen 
Vernunftkritik  oft  zu  unmittelbar  an  die  früheren  Systeme  angelegt,  obschon 
prinzipiell  der  bereits  von  Kant  ausgesprochene  Gedanke  der  ,, stufenweisen  Ent- 
wicklung der  Vernunft  in  ihrem  Streben  nach  Wissenschaft"  nicht  fehlt).  Wilh. 
Gottlieb  Tennemann,  Grundriß  der  Geschichte  der  Philosoi^hie  für  den  aka- 
demischen Unterricht,  1.  Aufl.  Leipzig  1812,  von  der  3.  Auflage  an  bearbeitet 
durch  Amadeus  Wen  dt.  5.  Aufl.  Leipzig  1829.  Ins  Französische  übersetzt 
von  Vict.  Cousin  fEin  Verständnis  der  Systeme  kann  diese  gar  zu  kurze  Dar- 
stellung nicht  begründen ;  doch  war  sie  als  Eepertorium  von  Notizen  über  die 
Philosophen  und  ihre  Lehren  von  Wert;  besonders  schätzbar  sind  die  sehr  reich- 
haltigen literarischen  Angaben).     Jak.  Friedr.  Fries,  Geschichte  der  Philosophie, 

2  Bände,  Halle  1837—1840  (Der  Standpunkt  ist  ein  modifizierter  Kantianismus). 
Friedr.  Ast.  Grundriß  einer  Geschichte  d.  Philosophie.  Landshut  1807,  2.  Aufl. 
1825  (Der  Standpunkt  ist  der  schellingsche).  Thaddä  Anselm  Rixner, 
Handbuch   der  Geschichte    der  Philosophie    zum  Gebrauche    seiner    Vorlesungen, 

3  Bde.,  Sulzbach  1822—1823,  2.  Aufl.  1829.  Supplementband  von  Victor  Phü. 
Gumposch,  1850  (Der  Standpunkt  ist  der  schellingsche.  Die  Anführung 
vieler  QuellensteUen  würde  das  Buch  zu  einer  guten  Grundlage  für  ein  erstes 
Studium  der  Geschichte  der  Philosophie  machen  können,  wenn  nicht  große  Nach- 
lässigkeit und  Unkritik  in  der  Ausführung  des  Planes  Eixners  Arbeit  entstellte. 
Weit  sorgsamer  verfährt  Gumposch,  der  besonders  das  nationale  Element  in  Be- 
tracht zieht).  Ernst  Reinhold,  Handbuch  der  allgemeinen  Geschichte  der 
Philosophie,  2  Teile  in  3  Bänden,  Gotha  1828—1830.  Lehrbuch  der  Geschichte 
der    Philosophie,   Jena  1836,    2.  Aufl.  ebd.  1839.    3.  Aufl.  1849.      Geschichte    der 


Zu  §  4.    A.  Gesamtgeschichte  der  Philosophie.  5* 

Philosophie  nach  den  Hauptmomenten  ihrer  Entwicklung,  5.  Aufl.,  3  Bde.,  Jena 
1858  (Die  Darstellung  ist  übersichtlich,  aber  nicht  streng  genug.  Reinhold 
denkt  und  redet  oft  zu  sehr  in  seiner  modernen  Weise  und  zu  wenig  im  Stil  und 
Geist  der  Philosophen,  von  denen  er  handelt).  Heinr.  Ritter,  Geschichte  der 
Philosophie,  12  Bde.,  Hamburg  1829—1853;  Bd.  I— IV  in  neuer  Aufl.  1836—1838 
(Das  Werk  geht  bis  auf  Kant  ausschließlich;  zur  Ergänzung  dient  die  Übersicht 
über  die  Geschichte  der  neuesten  deutschen  Philosophie  seit  Kant,  Braunschweig 
1853.  Der  Standpunkt  ist  im  wesentlichen  der  schleiermachersche.  Ritter  w'ill, 
von  den  Tatsachen  ausgehend,  die  Geschichte  der  Philosophie  ,.als  ein  sich  ent- 
wickelndes Ganzes"  darstellen,  aber  nicht  die  früheren  Systeme  als  Vorstufen  zu 
einem  bestimmten  neueren  System  betrachten,  auch  nicht  von  dem  Standpunkte 
eines  bestimmten  Systems  aus  urteilen,  sondern  „aus  der  allgemeinen  Einsicht  der 
Zeit  über  die  Bestimmung  der  geistigen  Tätigkeiten,  über  das  Richtige  und  Un- 
richtige in  den  Entwicklungsweisen  der  Vernunft").  Von  Ritter  ist  nach  Schleier- 
machers Tode  aus  dessen  Nachlaß  herausgegeben  worden  (in  den  Werken  HI, 
4a):  Schleiermacher,  Geschichte  der  Philosophie,  Berlin  1839  (Ein  Abriß, 
den  Schleiermacher  sich  für  seine  Vorlesungen  entworfen  hatte,  ohne  durch- 
geführte historische  Forschung,  aber  mit  vielen  sehr  anregenden  Gedanken). 
G.  W.  F.  Hegel,  Vorlesungen  über  die  Geschichte  der  Philosophie,  hrsg.  von 
Karl  Ludw.  Michelet,  3  Bde.  (Werke,  Bd.  XIII— XV),  Berlin  1833-1836;  2.  Aufl. 
1840 — 1843  (Der  Standpunkt  ist  der  bereits  oben,  Text  §  3,  charakterisierte 
der  spekulativen  Betracntung,  wie  ihn  Hegel  in  der  Einleitung  zu  dem  an- 
geführten Werke  und  im  wesentlichen  auch  in  der  „Philosophie  der  Geschichte" 
darlegt.  Doch  hat  Hegel  teils  im  einzelnen  tatsächlich  nicht  immer  den  Entwick- 
lungsgedanken in  seiner  Reinheit  festgehalten,  sondern  mitunter  Lehren  von 
Philosophen,  die  er  hochhielt,  seiner  eigenen  Doktrin  unhistorisch  angenähert, 
z.  B.  manche  Philosopheme  Piatons  seiner  eigenen  Immanenzlehre  gemäß  um- 
gedeutet, und  von  Philosophen,  die  er  nicht  hochhielt,  z.  B.  Locke,  unter  Ver- 
kennung ihrer  wissenschaftlichen  Motive  mißdeutet,  teils  im  Prinzip  den  berech- 
tigten Grundgedanken  einer  stufenweisen  Entwicklung,  die  in  dem  Gange  der 
Ereignisse  überhaupt  und  insbesondere  in  der  Folge  der  philosophischen  Systeme 
gefunden  werde,  in  einer  unhaltbaren  Weise  überspannt  vermöge  folgender  An- 
nahmen: a.  daß  eine  jede  Form  der  historischen  Wirklichkeit  innerhalb  ihrer 
historischen  Grenzen  und  so  insbesondere  auch  ein  jedes  philosophische  System 
als  ein  bestimmtes  Glied  der  Gesamtentwicklung  der  Philosophie  an  seinem  Orte 
für  vollberechtigt  zu  halten  sei,  während  doch  neben  der  historisch  gerecht- 
fertigten Beschränktheit  der  einzelnen  Formen  auch  Irrtum  und  Verkehrtheit  als 
nicht  einmal  relativ  berechtigte  Elemente  nebenhergehen  und  Abweichungen  der 
faktischen  Gestalten  von  den  idealen  Entwicklungsnormen  [insbesondere  manche 
zeitweilig  herrschenden  Reaktionen  und  anderseits  falsche  Antizipationen]  be- 
gründen; b.  daß  mit  dem  hegelschen  System  der  Entwicklungsgang  der  Philo- 
sophie einen  absoluten,  nicht  durch  fernere  Gedankenarbeit  wesentlich  zu  über- 
schreitenden Abschluß  gefunden  habe ;  c.  daß  naturgemäß  die  geschichtliche  Folge 
der  einzelnen  philosophischen  Standpunkte  mit  der  systematischen  Folge  der 
einzelnen  Kategorien,  sei  es  der  Logik  allein,  wie  nach  Vorl.  über  die  Gesch.  der 
Philos.,  Bd.  I,  S.  128  anzunehmen  ist,  oder  der  Logik  —  und  Naturphilosophie? 
—  und  Geistesphilosophie,  wie  ebd.  S.  120,  und  Bd.  III,  S.  686  ff.  gelehrt  wird, 
ohne  wesentliche  Verschiedenheit  übereinkommen  müsse).  G.  Osw.  Marbach, 
Lehrbuch  der  Geschichte  der  Philosophie,  1.  Abt.:  Gesch.  der  griechischen  Philo- 
sophie, 2.  Abt.:  Gesch.  der  Philosophie  des  Mittelalters,  Leipzig  1838—1841  (Der 
Standpunkt  ist  der  hegelsche;  aber  die  Kategorien  dieses  Systems  sind  oft  etwas 
äußerlich  an  den  hauptsächlich  von  Tennemann  und  Rixner  dargebotenen,  teil- 
weise auch  unmittelbar  aus  den  Quellen  ausgezogenen,  wenig  durchgearbeiteten 
Stoff  herangebracht  worden.  Das  Buch  ist  unvollendet  geblieben).  Jul.  Braniss, 
Geschichte  der  Philosophie  seit  Kant,  erster.  Band,  Breslau  1842  (Der  erste, 
allein  erschienene  Band  ist  eine  spekulative  Übersicht  über  die  Geschichte  der 
Philosophie  bis  auf  das  Mittelalter.  Braniss  hat  hauptsächlich  durch  Steffens. 
Schleiermacher  und  Hegel  philosophische  Anregungen  empfangen).  Christoph 
Wilh.  Sigwart,  Geschichte  der  Philosophie,  3  Bde.,  Stuttgart  1854  (in  manchen 
Partien  noch  immer  brauchbar)..  Alb.  Seh  wegler.  Geschichte  der  Philosophie 
im  Umriß,  ein  Leitfaden  zur  Übersicht.  Stuttgart  1848,  16.  Aufl.  nach  der  von 
R.  Koeber  bearb.  15.  Aufl.  rev.  Stuttg.  1905,  auch  in  der  Reclamschen  Universal- 
Biblioth.   neuerdings   (durchgesehen    und   ergänzt    von   J.    Stern)    herausgegeben 


(3*  Literaturverzeichnis. 

(Sehr  viel,  namentlich  früher,  von  Studierenden  benutzt.  Das  Werk  enthält  eine 
klare  Darstellung  der  philosophischen  Standpunkte,  bedarf  aber  sehr  der  Er- 
gänzung durch  Angabe  der  einzelnen  Hauptlehren  in  den  verschiedenen  philo- 
sophischen Doktrinen,  wodurch  erst  ein  anschauliches  Bild  gewonnen  werden 
kann).  Ins  Englische  ist  Schweglers  Leitfaden  zweimal  übersetzt,  durch  J.  H. 
Seelye,  New  York  1856  und  öfter,  und  durch  James  Hutchinson  Stirling,  Edin- 
burgh 1867  und  öfter;  letztere  Übersetzung  ist  mit  erklärenden  kritischen  und 
ergänzenden  Anmerkungen  versehen.  Mart.  v.  Deutinger,  Geschichte  der 
Philosophie.  L  Bd.  Die  griechische  Philosophie.  1.  Abt.:  bis  auf  Sokrates. 
2.  Abt.:  von  Sokrates  bis  zum  Abschluß,  Regensburg  1852—1853.  Ludwig 
Noack,  Geschichte  der  Philosophie  in  gedrängter  Übersicht,  Weimar  1853.  Wilh. 
Bauer,  Geschichte  der  Philosophie  für  gebildete  Leser,  Halle  1863,  2.  Aufl.,  ver- 
mehrt und  verbessert  von  F.  Kirchner,  1876.  F.  Michelis,  Geschichte  der 
Philosophie  von  Thaies  bis  auf  unsere  Zeit,  Braunsberg  1865.  Joh.  Ed.  Erd- 
mann,  Grundriß  der  Geschichte  der  Philosophie,  2  Bde.,  Berl.  1866;  3.  Aufl. 
ebd.  1878;  4.  Aufl.  bearb.  von  Benno  Erdmann,  Berl.  1896  (besonders  für  Mittel- 
alter und  einige  Partien  der  neuesten  Philos.,  so  für  die  Auflösung  der  hegelschen 
Schule,  sehr  brauchbar;  hegelscher  Standpunkt,  der  aber  nicht  störend  hervor- 
tritt. Die  neue  Bearbeitung  durch  Benno  Erdmann  wahrt,  unter  der  notwendigen 
Berücksichtigung  neuerer  Forschungen  und  Ergebnisse,  mit  Recht  den  „Augen- 
punkt" und  die  Eigenart  Joh.  Ed.  Erdmannsl  Übersetzt  ist  das  Werk  ins  Eng- 
lische, ed.  by  W.  S.  Hough,  London  1892.  F.  Schmid  aus  Schwarzenberg, 
Grundriß  der  Geschichte  der  Philosophie  von  Thaies  bis  Schopenhauer,  vom 
spekulativ-monotheistischen  Standpunkte,  Erlangen  1867.  Conrad  Hermann, 
Gesch.  der  Philos.  in  pragmat.  Behandlung,  Leipzig  1867.  J.  H.  Schölten, 
Geschichte  der  Religion  und  Philosophie,  aus  dem  Holland,  ins  Französ.  über- 
setzt von  A.  Reville,  Paris  et  Strasbourg  1861,  ins  Deutsche  übersetzt  von  Ernst 
Rud.  Redepenning,  Elberfeld  1868.  E.  Dühring,  Krit.  Gesch.  der  Philosophie, 
Berlin  1869;  4.  Aufl.  1894  (in  der  Hauptsache  völlig  verfehlt).  Alb.  Stöckl, 
Lehrbuch  der  Gesch.  der  Philos.,  Mainz  1870,  3.  Aufl.  1889  (kathohscher  Stand- 
punkt). Friedr.  Christoph  Pötter,  Die  Gesch.  der  Philosophie  im  Grundriß, 
1.  Hälfte:  Die  griechische  Philosophie,  Elberfeld  1873;  2.  Hälfte:  Die  vor-  und 
nachkantische  Philos.,  Elberfeld  1874,  2.  Aufl.  Gütersloh  1882  (der  Verf.  ist  be- 
sonders durch  Schlei  er  ra  acher  angeregt).  O.  Flügel,  Die  Probleme  der  Philo- 
sophie und  ihre  Lösungen  bist.  krit.  dargestellt,  Cöthen  1876  (vorher  schon  er- 
schienen in  der  Zeitschr.  f.  exakte  Philos.),  2.  Aufl.  1888  (herbartscher  Stand- 
punkt). Chr.  A.  Thilo,  Kurze  pragmat.  Gesch.  der  Philos.,  I.  T. :  Gesch.  d. 
griech.  Philos.,  Cöthen  1876,  2.  Aufl.  1880;  IL  T.:  Geschichte  der  neueren  Philos., 
ebd.  18(4  (streng  herbartscher  Standpunkt).  Paul  Haffner,  Grundlinien  der 
Gesch.  der  Philos.,  1.— 3.  Abt.,  Mainz  1881—1884  (katholischer  Standpunkt). 
L.  Noir^,  Die  Entwicklung  der  abendländischen  Philosophie  bis  zur  Kritik  der 
reinen  Vernunft,  Mainz  1883.  M.  Brasch,  Die  Klassiker  der  Philosophie  von 
den  frühesten  griech.  Denkern  bis  auf  die  Gegenwart.  Eine  gemeinfaßl.  histor. 
Darstellung  nebst  Auswahl  aus  ihren  Schriften,  Leipzig  1884  f.  Ders.,  Lehrbuch 
der  Geschichte  der  Philos.,  zugleich  als  Repetitorium  für  Studierende,  Kandi- 
daten und  Doktoranden,  sowie  zum  Selbstunterricht.  Leipzig  1893  (als  Repetitorium 
nicht  unbrauchbar).  Bau  mann,  Geschichte  der  Philos.  nach  Ideengehalt  u.  Be- 
weisen, Gotha  1890  (in  philosophischer  Absicht  verfaßt  im  Gegensatz  zur  philo- 
logisch-histor.  Forschung  und  zur  Gesch.  d.  Philos.  in  allgemein  kulturgeschichtl. 
Absicht).  2.  Aufl.  u.  d.  Titel :  Gesaratgeschichte  der  Philosophie,  Gotha  1903. 
Fr.  Schnitze.  Stammbaum  der  Philos.,  tabellar.-schemat.  Grundr.  der  Gesch.  d. 
Philos.,  für  Studierende  bearbeitet,  Jena  1890.  2.  Aufl.  1899.  W.  Windelband, 
Gesch.  der  Philosophie,  Frbg.  i.  B.  1892,  2.  Aufl.  1900.  Ins  Engl,  übers,  v.  J.  H. 
Tufts,  London  1905  (wiU  eine  Geschichte  nicht  der  Philosophen,  sondern  der 
Philosophie  sein,  d.  h.  eine  Geschichte  der  Probleme  und  der  zu  ihrer  Lösung  er- 
zeugten Begriffe.  Mit  Beherrschung  des  Stoffs  geistreich  und  anregend  ge- 
schrieben, zur  Einführung  in  die  Geschichte  aber  nicht  geeignet).  Derselbe,  Lehr- 
buch der  Gesch.  d.  Philos.,  6.  Aufl.  Tübingen  1912.  Jul.  Bergmann,  Gesch. 
der  Philosophie,  1 .  Bd. :  Die  Philosophie  vor  Kant ;  2.  Bd. :  Die  deutsche  Philo- 
sophie von  Kant  bis  Beneke,  Berlin  1892 — 1893  (will  namentlich  ein  tieferes  Ver- 
ständnis der  philos.  Systeme  und  des  Fortschritts  in  ihrer  Reihenfolge  und  so 
Förderung  der  Einsicht  in  die  Probleme  der  Philosophie  vermitteln).  Paul 
Deussen  (Anhänger  Schopenhauers),  AUgem.  Geschichte  der  Philos.  mit  beson- 


Zu  §  4.    A.  Gesamtgeschichte  der  Philosophie.  (  * 

•derer  Berücksichtung  der  ReH^ionen,  ein  groß  angelegtes  Werk,  das  fünf  Haupt- 
teile umfassen  soll:  Die  indische,  die  griechische  Philosophie,  die  Philosophie  der 
Bibel,  die  des  Mittelalters   und    die  neuere  Philosophie;    bisher  erschienen  1.  Bd., 

1.  Abteil.:  Allgemeine  Einleit.  u.  Philoso])hie  des  Veda  bis  auf  die  Upanishad's 
1894,  2  Aufl.  l'906.  2  Abt.:  Die  Philosophie  der  Upanishad's,  Lpz.  1899  (ins  Engl, 
übersetzt  Edinburgh  190G),  2.  Aufl.  1907,  3.  Abt.:  Die  nachvedische  Philos.  der 
Inder  1908.  2.  Bd.,  I.Abt.:  Die  Philos.  der  Griechen  1911.  K.Vorländer. 
Gesch.    der    Philos.      1.   Bd.    Altertum,    Mittelalter   und     Übersang   zur    Neuzeit. 

2.  Bd.  Philos.  d.  Neuzeit  (Philos.  Bibl.  Bd.  105.  106),  Leipzig  1902;  3.  Aufl.  1911; 

I.  Bd.  in  4.  Aufl.  1913.  W.  Kinkel,  Gesch.  der  Philos.  als  Einleitung  in  das 
System  der  Philosophie,   I.  Bd.    von  Thaies    bis   auf  die  Sophisten,  Gießen  1906. 

II.  Bd.  von  Sokrates  bis  Plato,  Gießen  1908.  Th.  Cunz,  Gesch.  der  Philos.  in 
•semeinverständl.  Darstellung.  I.  Alte  Zeit.  Die  Systeme  der  Griechen,  Mar- 
burg 1911. 

Eug.  H.  Schmitt,  Kritik  d.  Philosophie  vom  Standpunkt  der  intuitiven 
Erkenntnis,  Leipzig  1908  (darin  S.  189— 507  geschichtl.  Teil).  Goswin  Uphues, 
Gesch.  der  Philos.'als  Erkenntniskritik,  Halle  a.  S.  1909.  Allgemeine  Gesch. 
d.  Philosophie  in:  Die  Kultur  d.  Gegenwart,  her.  von  Paul  Hinneberg,  Teil  I 
Abt.  V,  Berl.  u.  Lpz.  1909,  2.  Aufl.  1913.  Darin:  Wilh.  Wundt,  Die  Anfänge 
d.  PhUos.  u.  d.  Philos.  der  primitiven  Völker;  Herm.  Oldenberg,  D.  indische 
Philos.;  Ignaz  Goldziher,  Die  islam.  u.  d.  jüd.  Philos.;  Wilh.  Grube,  Die 
chinesische  Philosophie;  Tetsujiro  Inouye,  Die  japanische  Philosophie; 
Hans  V.  Arnim,  Die  europäische  Philosophie  d.  Altertums;  Clem.  Baeumker, 
D.  europ.  Phil.  d.  Mittelalt.;  Wilh.  Windelband,  D.  neuere  Phil.  —  Große 
Denker.  Unter  Mitwirk.  von  E.  v.  Aster,  O.  Baensch,  M.  Baumgartner, 
O.  Braun,  F.  Brentano,  H.  Falkenheim,  A.  Fischer,  M.  Frischeisen- 
Köhler.  R.  Hönigswald,  W.  Kinkel,  R.  Lehmann,  F.  Medikus, 
P.Menzer.  P.Natorp,  A.  Pfänder,  R.  Richter,  A.  Schmekel,  AV.  Windel- 
band her.  von  E.  v.  Aster,  Leipzig  1912. 

Kürzere  deutsche  Arbeiten  über  die  Geschichte  der  Philosophie  sind 
erschienen  von  E.  Kuhn,  Memorial  und  Repetitoriura  zur  Gesch.  der  Philos., 
Berlin  1873.  Chr.  G.  Joh.  Deter,  Kurzer  Abriß  der  Gesch.  d.  Philos.,  Berlin 
1872,  9.  Aufl.  bearb.  von  M.  Frischeisen-Köhler,  Berl.  1910  (brauchbar,  auch 
zum  Repetieren).  V.  Knauer.  Gesch.  der  Philos.  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  Neuzeit.  Wien  1876,  2.  Aufl.  1881;  derselbe,  die  Hauptprobleme  der  Philos. 
in  ihrer  Entwicklung  und  teilweisen  Lösung  von  Thaies  bis  R.  Hamerling,  Vor- 
lesungen, Wien  u.  Lpz.  1892.  F.  Kirchner,  Gesch.  d.  Philos.  von  Thaies  bis 
zur  Gegen-wart.  4.  .Aufl.  bearb.  von  Geo.  Runze,  Leipzig  1911.  Jürg.  Bona 
Mever.  Leitfaden  zur  Gesch.  der  Philos.,  Bonn  1882.  Joh.  Rehmke,  Grundr. 
der"  Geschichte  der  Philos.,  Berlin  1896,  2.  Aufl.  Leipz.  1913.  Emil  Lagen - 
pusch,  Grundr.  zur  Geschichte  der  PhUos.,  1.  und  2.  T.,  Breslau  1899.  1900. 
A.  Mannheimer,  Gesch.  d.  Philos.  in  übers.  Darst.  S.  zu  §  7.  Ad.  Rothen- 
bücher,  Gesch..  d.  Phil.,  Leitfaden  f.  Gebildete  u.  Studierende.  Berlin  1904. 
Aug.  Vogel.  Überblick  über  d.  Gesch.  der  Philos.  in  ihren  interessantesten 
Problemen.  I  Teil.  Die  griech.  Philos.,  Lpz.  1904.  Jul.  Reiner,  Grundriß  d. 
Gesch.  der  Philos.,  Hannover  1905,  2.  Aufl.  Lpz.  1910.  F.  Traugott,  Gesch.  d. 
Philos..  dargestellt  in  ihren  Hauptsystemen,  Berl.  1905.  M.  Hammer,  Geschichte 
u.  Grundprobleme  d.  Philosophie.  2.  Aufl.  Münster  1909.  A.  Messer,  Geschichte 
der  Philosophie  im  Altertum  u.  Mittelalter  (Wissensch.  und  Bildung,  Bd.  107), 
Leipzig  1912. 

Tabellarischp  Übersichten:  C.  Stumpf  und  P.  Menzer,  Tafeln  zur  Gesch. 
der  Philos..  3.  Aufl.  Berlin  1910.  Tabell.  Übers,  z.  Gesch.  d.  Philos.  und  ihrer 
Hauptrichtungen,  im  Anhange  von  Wilh.  Wundt,  Einl.  in  die  Philos.,  6.  Aufl. 
Leipzig  1914.     S.  auch  Fr.  Schnitze  oben  S.  6*. 

Victor  Cousin,  Introduction  ä  l'histoire  de  la  philosophie,  und:  Cours  de 
rhistoire  de  la  philosophie  moderne;  in:  Oeuvres  de  V.  C,  Bruxelles  1840,  Paris 
1846—1848.  Fragments  philosophiques  pour  servir  a  Thist.  de  la  philosophie. 
5.  ed.  5  vols.,  Paris  1866.  Histoire  generale  de  la  philosophie  depuis  les  temps 
les  plus  recules  jusqu'a  la  fin  du  XVIII.  si&cle,  12.  Aufl.  besorgt  von 
Barthelemv  St.-Hilaire,  Paris  1884.  Siehe  über  diese  Werke  Cousins  auch 
Grundriß  IV,  S.  364-365.  J.  F.  Nourrisson,  Tableau  des  progrfes  de  la 
pensee  humaine  depuis  Thaies  jusqu'a  Hegel,  Paris  1858,  4.  ed.  1868.  N.  J. 
Laforet.    Histoire   de   la  philosophie,    I.:  Philos.   ancienne,    Bruxelles   et   Paris 


8*  Literaturverzeichnis. 

1867.  Alfr.  Weber.  Histoire  de  la  philosophie  Europ^enne,  Paris  1874,  6.  ed., 
Paris  1897.  englisch  X.-Y.  1895.  (von  Frank  Thilly)  Lond.  1896.  Alfr.  Fouillee, 
Histoire  de  la  philosophie,  Paris  1874,  3.  ed.'  1882.  J.  E.  Alaux,  Hist.  de 
la  philos.,  Paris  1882  (Bibliotheque  de  vulgarisation).  P.  Jan  et  et  Gabriel 
S^'ailles,  Histoire  de  la  philos.  Les  problemes  et  les  ^coles,  Paris  1887  (für  den 
Unterricht  berechnet;  Wert  darauf  gelegt,  die  Geschichte  jeder  einzelnen  Frage  in 
ihrer  Kontinuität  zu  geben).  R.  A.  Merlclen,  Philosophes  illustres,  nouv.'  ed. 
Paris  1892.     H.  Dagneaux,  Histoire  de  la  Philosophie.  2.  ed.,  Paris  1901. 

Robert  Blakey,  History  of  the  philosophy  of  mind,  from  the  earhest 
period  to  the  present  time,  4  vols.,  London  1848.  George  Henry  Lewes,  A 
biographical  history  of  philosophy  fro)n  its  origin  in  Greece  down  tö  the  present 
day,  London  1845  u.  ö.  The  history  of  philosophy  from  Thaies  to  the  present  day 
by  George  Henrv  Lewes,  4.  edit.  corrected  and  partl-v  rewritten,  2  vols..  London 
1871.  Der  1.  Bd.  ins  Deutsche  übersetzt,  Berlin  1871 ;  2.  Aufl.  1873.  d.  2.  Bd. 
1876  (positivistischer  Standpunkt,  tendenziös  gefärbt,  sehr  ungleichmäßige  Aus- 
führung, daher  durchaus  nicht  geeignet  zur  Einführung  in  die  Geschichte  der 
Philosophie).  J.  Ilaven,  A  history  of  ancient  and  modern  philosophv,  London 
1876.  Aston  Leigh,  Hist.  of  the  phil.,  London  1880.  W.  L.  Cburtney, 
Studies  in  Philos.,  ancient  and  modern,  London  1882.  Asa  Mahan.  A  crit.  hist. 
of  philos.,  X.-Y.  1,S84.     W.  Turner,  History  of  philos.,  London  1903. 

R.  Bobba,  tr^toria  della  filosofia  rispetto  alla  conoscenza  di  Dio  da  Talete 
fino  di  giorni  nostri,  voll.  I- IV,  Lecce  1873—1874.  A.  Conti,  Storia  della 
fil.,  3.  ed.,  2  vol..  Firenze  1882.  Carlo  Cantoni,  Storia  compendiosa  della 
filosofia,  Milano  1887. 

C.  Gonzalez,  Historia  de  la  filosofia,  4  Tomos,  Madrid  1879,  auch  ins 
Französische  übers,  von  R.  D.  P.  de  Pascal.  Paris  1891. 

N.  Kotzias,  "larooia  rrj?  cpüoaocfiag,  5  Bde..  Athen  1876 — 1878  (schellingsch. 
Standp.). 

Die  Philosophie  eines  besonderen  Landes  behandelt: 

Vincenzo  di  Giovanni,  Storia  della  filosofia  in  Sicilia  da'  tempi  antiqui 
al  sec.  XIX.  Vol.  I :  _Filosofia  antica,  scolastica,  moderna.  Vol.  II :  Filos.  contem- 
poranea,  Palermo  1873. 

B.  Oeschichle  einzelner  philosophischer  Disziplinen  and  Probleme: 

I.  Logik  und  Erkenntnistheorie,  Methodenlehre: 

Karl  Prantl,  Geschichte  der  Logik  im  Abendlande,  Bd.  1:  Die  Entwick- 
lung der  Logik  im  Altertum,  Leipzig  1855.  Bd.  2—4:  Die  Logik  im  Mittelalter, 
ebd.  1861—1870.  Bd.  2  in  2.  Aufl.,  Leipzig  1885.  F.  Harms,  Die  Philosophie 
in  ihrer  Gesch.  Zweiter  T. :  Gesch.  d.  Logik,  Berlin  1881.  Pietro  Ragnisco, 
Storia  critica  delle  categorie  dai  primordi  della  filosofia  greca  sino  ad  Hegel, 
Firenze  1871.  Vol.  I  und  IL  MagyaQirrjg  Evayys/.iSrjg ,  'larooiu  rf/g  dsojoiag 
tfjg  yvdJGscog,  rsvyog  et,  iv  'Aßi'p'.  1885  (bis  zu  den  Sophisten".  J.  Lachelier, 
Etüde  sur  la  theorie  du  syllogisme,  Rev.  philos.  1  (1876),  468  ff.  E.  Thouverez, 
La  quatrifeme  figure  du  syllogisme,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Phil.  15  (1902!.  49—110 
(verfolgt  d.  Geschichte  dieser  Schlußfigur).  ,Tul.  Baumann,  D.  Wissensbegriff, 
(Synthesis  Bd.  1).  Heidelb.  1908  (behandelt  d.  Wissensbegriff  bei  d.  Griechen,  in 
der  indischen  und  chinesischen  Phil.,  bei  d.  Kirchenvätern,  im  christl.  Mittelalter 
bis  1200,  in  der  arab.  Phil.,  in  der  Scholastik  nach  1200  und  in  der  Neuzeit). 
M.  Schlesinger,  D.  Gesch.  d.  Svmbolbegriffs  in  der  Philos.,  Archiv  für  Gesch. 
d.  Philos.  22  (1909),  49—79  (verfolgt  d.  Begriff  zunächst  in  d.  antiken  Philos.). 
Derselbe,  Gesch.  d.  Symbols,  Berl.  1912.  Martin  Grabmann,  D.  Gesch.  der 
scholastischen  Methode.  1.  Bd.:  D.  schol.  Methode  v.  ihren  ersten  Anfängen  in  d. 
Väterliteratur  bis  zu  Beginn  des  12.  Jahrb.,  Freiburg  i.  B.  1909;  2.  Bd.:  Die 
schol.  Meth.  im  12.  u.  beginnenden  13.  Jahrh.,  ebenda  1911.  Ed.  v.  Hartmann, 
Über  die  dialektische  Methode,  2.  Aufl.  1910. 

IL  Metaphysik  und  Naturphilosophie,  Naturwissenschaft, 
Medizin,  Mathematik: 

Jac.  Thomasius,  Historia  variae  fortunae,  quam  disciplina  metaphysica 
jam  sub  Aristotele,  jam  sub  scholasticis,  jam  sub  receiitioribiis  experta  est,  vor 
dessen    Erotemata   metaphysica,   hrsg.  von  seinem   Sohne   Christian  Th..    Leipzig 


Zu  §  4.    B.  Geschichte  einzelner  philos.  Disziplinen  u.  Probleme.  9* 

1765.  Polz,  Fasciciilus  comm.  metaphysicarura,  Jena  1757  (besonders  durch  den 
historischen  Inhalt  von  Bedeutung).  Ed.  v.  Hart  mann,  Gesch.  der  Metaphvs., 
2  Bde.,  Lpz.  1899,  1900,  1.  Bd.:  Bis  Kant,  2.  Bd.:  Seit  Kant.  C.  Heyder,  Die 
Lehre  von  den  Ideen  in  einer  Keihe  von  Untersuchungen  über  Geschichte  und 
Theorie  derselben,  1.  Abt.,  Frankfurt  a.  M.  1873.  W.  Bender,  Mythologie  und 
Metaphysik.  Grundlinien  einer  Gesch.  d.  Weltanschauungen.  1.  Bd.:  Die  Ent- 
stehung d.  Weltanschauungen  im  griech.  Altertum,  Stuttgart  1899.  Alfred 
Heußner,  D.  philos.  Weltanschauungen  u.  ihre  Hauptvertreter,  Gütt.  1910, 
2.  A.  1912.  J.  Petzoldt,  D.  Weltproblem  v.  Standp.  d.  relativist.  Positivisraus 
aus.    Histor.-krit.  dargestellt,  2.  Aufl.  Lpz.  1912.    A.  Schmekel  s.  Nachträge. 

Edg.  Dacque,  Der  Deszendenzgedanke  u.  seine  Geschichte  vom  Altertum 
bis  zur  Neuzeit,  München  1903.  H.  Schwarz,  Natur-  und  Geisteswissenschaft 
in  der  Geschichte  der  Philosophie,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altertum  usw.  5 
(1904),  361 — 369.  A.  Eymin,  Notes  historiques  sur  les  rapports  des  sciences 
m^dieales  avec  la  philosophie  depuis  le  Vle  sifecle  avant  J.-C.  jusqu'aux  premieres 
annees  du  XIX«  siecle,  Lyon  1904.  S.  Oppenheim,  D.  astronom.  Weltbild  im 
Wandel  d.  Zeit  (Aus  Natur  u.  Geisteswelt  Bd.  110),  Leipzig  1906.  J.  L.  E. 
Dreyer,  History  of  the  planetary  Systems  from  Thaies  to  Kepler,  Cambridge 
1906.  Troels-Lund,  Himmelsbild  und  Weltanschauung  im  Wandel  der  Zeiten, 
übers,  v.  Leo  Bloch,  4.  Aufl.  Leipzig  1913  (betrifft  zunächst  das  16.  Jahrh.  nach 
Chr..  greift  aber  bis  ins  Altertum  zurück).  Derselbe,  Gesundheit  und  Krankheit 
in  der  Anschauung  alter  Zeiten,  übers,  v.  Leo  Bloch,  Leipzig  1901.  Svante 
Arrhenius,  D.  Vorstell,  v.  Weltgebäude  im  Wandeid.  Zeiten.  Aus  d.  Schwed.  übers. 
V.  L.  Bamberger,  Leipz.  1908.  Siegm.  Gün  ther,  Gesch.  d.  Naturwissenschaften, 
Leipz.,  Reclam.  Marcell.  Berthelot,  D.  Chemie  im  Altertum  u.  im  Mittelalter; 
aus  d.  Franz.  übers,  v.  Emma  Kalliwoda,  eingel.  u.  m.  Anmerk.  v.  Franz  Strunz. 
Franz  Strunz,  Beitr.  u.  Skizzen  z.  Gesch.  d.  Naturwissenschaften,  Hamburg 
1909  (darin:  Chemisches  bei  Piaton).  Hans  Meyer,  Gesch.  d.  Lehre  v.  d. 
Keimkräften  von  der  Stoa  bis  zum  Ausgang  der  Patristik,  Bonn  1914.  Arthur 
Buchen  au.  Die  philosoph.  Entwicklungsgeschichte  d.  mathemat.  Naturvvissen- 
schaft  bis  auf  Newton,  Berlin-Zehlendorf  1913. 

Über  den  Einfluß  der  Mathematik  auf  die  geschichtliche  Entwicklung  der 
Philosophie  bis  auf  Kant  handelt  Aug.  Tabulski,  Inaug.-Diss.,  Leipzig  1868. 
Vgl.  die  Gesch.  der  Mathematik  von  Montucla,  Bossut,  Arneth,  cler  Geom. 
von  Chasles,  der  Geom.  vor  Euklid  von  C.  A.  Bretschneider ,  und  in  bezug 
auf  die  Neuzeit  Baumanns  Darstellung  und  Kritik  der  Lehren  von  Raum,  Zeit 
u.  Math.  usw.  G.  Milhaud,  Les  philosophes  geom^tres  de  la  Grfeee,  Paris 
1900.  Siegm.  Günther,  Gesch.  d.  Mathematik  I  (v.  d.  ältesten  Zeiten  bis 
auf  Cartesius),  Leipzig  1908.  J.  Cohn,  Gesch.  d.  Unendlichkeitsprobl.  im  abendl. 
Denk,  b   Kant,  Lpz.  1896. 

III.  Psychologie: 

Fried r.  Aug.  Carus,  Geschichte  der  Psychologie,  Leipzig  1808  (Der 
nachgelassenen  Werke  dritter  Teil).  Im  wesentlichsten  gehört  hierher  auch 
Albert  Stöckl,  Die  spekulative  Lehre  vom  Menschen  und  ihre  Geschichte, 
Bd.  l  (antike  Zeit),  Würzburg  1858;  Bd.  2  (patristische  Zeit),  a.  u.  d.  T.:  Gesch. 
der  Philosophie  der  patristischen  Zeit,  Würzburg  1859.  Als  Fortsetzung:  Gesch. 
der  Philos.  des  Mittelalters,  Mainz  1864  —  1865.  F.  Harms,  Die  Philosophie  in 
ihrer  Geschichte,  I.  Psychologie,  Berlin  1877.  Herm.  Siebeck,  Geschichte  der 
Psychologie,  I.  Teil  1.  Abt.:  Die  Psychologie  vor  Aristoteles,  Gotha  1880,  2.  Abt. : 
Die  Psychologie  von  Aristoteles  bis  zu  Thomas  von  Aquino,  1884.  Max  Des- 
soir,  Abriß  einer  Gesch.  d.  Psychologie,  Heidelberg  1911.  Otto  Klemm, 
Gesch.  d.  Psychologie,  Leipz.  u.  Berl.  rQll.  George  L.  Fonsegrive,  Essai 
sur  le  libre  arbitre,  sa  th^orie  et  son  histoire,  Paris  1887.  E.  Seebach,  Die 
Lehre  von  der  bedingten  Unsterblichkeit  in  ihrer  Entstehung  und  geschichtlichen 
Entwicklung,  Krefeld  1898,  Gießener  Diss.  R.  Perdelwitz,  Die  Lehre  von  der 
Unsterblichkeit  der  Seele  in  ihrer  geschichtl.  Entwicklung  bis  auf  Leibniz,  Er- 
langen 1900  Diss.  J.  G.  Frazer,  The  belief  in  immortality  and  the  worship  of 
thedead,  Lond.  1913.  A.  Schlesinger,  Der  Begriff  des  Ideals;  eine  historisch- 
psychologische Analyse  I,  Würzburg  1908  Diss.  H.  Siebeck,  Neue  Beiträge 
zur  Entwicklungsgeschichte  des  Geistbegriffs,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  27 
(1914),  Iff. 


2(1*  Literaturverzeichnis. 

IV.  Allgemeine  Lebensanschanung,  Ethik,  Politik.  Soziologie, 
Pädagogik: 

Christoph  Meiners,  Geschichte  der  älteren  und  neueren  Ethik  oder 
Lebensweisheit,  Göttingen  1800—1801.  Karl  Friedrich  Stäudlin,  Geschichte 
der  Moralphilosophie,  Hannover  1823.  Geschichte  der  Lehre  von  der  Sittlichkeit 
der  Schauspiele;  vom  Eide;  vom  Gewissen  usw.,  Göttingen  1823  ff.  Leop.  von 
Henning,  Die  Prinzipien  der  Ethik  in  historischer  Entwicklung,  Berlin  1825. 
Friedr.  v.  Kaumer.  Die  geschichtliche  Entwicklung  der  Begriffe  von  Staat, 
Recht  und  Politik,  Lpz.  1826,  3.  Aufl.  1861.  Emil  Feuerlein,  Die  philo- 
sophische Sittenlehre  in  ihren  geschichtlichen  Hauptformen,  2  Bde.,  Tübingen 
1857— 1859  (hegelscher  Standpunkt).  Karl  Werner,  Grundriß  einer  Geschichte 
der  Moralphilos.,  Wien  1859.  Paul  Janet.  Histoire  de  la  philosophie  niorale  et 
politique  dans  Tantiquite  et  les  temps  modernes,  Paris  1858.  James  Mackin- 
tosh.  Dissertation  on  the  progress  of  ethical  philosophy,  London  1830;  new 
edition,  ed.  by  Will.  Whewell,  London  1863.  W.  Whewell,  Lectures  on  the 
history  of  moral  philosophy,  new  edition,  London  1862.  Eob.  Blake y,  History 
of  moral  science,  2.  Aufl.  Edinburgh  1863.  .Tahnel,  De  conscientiae  notione 
qualis  fuerit  apud  veteres  et  apud  Christianos  usque  ad  medii  aevi  exitum,  Berol. 
1862.  Aug.  Xe  ander,  Vorlesungen  über  die  Gesch.  der  christl.  Ethik,  hrsg. 
von  Erdmann,  Berlin  1864.  W.  Gass,  Die  Lehre  vom  Gewissen,  Berl.  1869. 
J.  St.  Blackie,  Four  phases  of  moral:  Socrates,  Aristotle,  Christianity  and 
L'tilitarianism.  London  1871.  Mart.  Kahler,  Das  Gewissen,  I.  T. :  Die  Ent- 
wickhmg  seiner  Namen  und  seines  Begriffs.  1.  Hälfte:  Altertum  und  neues 
Testament.  Halle  1878.  H.  Sidgwick.  Ethics,  London  1879.  F.  Harms,  Die 
Formen  der  Ethik,  Abhandlungen  der  König!.  Akademie  der  Wissenschaften, 
BerHn  1878.  Theob.  Ziegler,  Gesch.  der  Ethik,  1.  Abt.  Die  Ethik  der  Griechen 
und  Römer,  Bonn  1881.  2.  Abt.  Geschichte  der  christl.  Ethik.  Straßburg  1886, 
2.  Ausg.  m.  Register  1892.  K.  Köstlin.  Geschichte  der  Ethik,  1.  Band:  D.  Ethik 
des  klass.  Altertums,  1.  Abt.:  D.  gi-iech.  Ethik  bis  Piaton,  Tübingen  1887  (s.  dazu 
Th.  Ziegler,  Zur  Gesch.  der  griech.  Ethik.  Philos.  Monatsh.,  24  (1888),  440  bis 
461).  H.  Höiffding,  Ethik,  2.  Aufl.  Leipz.  1901.  Friedr.  Jodl,  Gesch.  der 
Ethik  als  philos.  Wissenschaft.  L  Bis  zum  Schlüsse  d.  Zeitalters  d.  Aufklärung. 
2.  Aufl.  Stuttg.l9u6— 1912.  Reg.  A.  P.  Rogers,  A  short  history  of  ethics  Greek  and 
modern,  London  19,11.  V.  ßrochard,  La  morale  ancienne  et  la  morale  moderne, 
in  des  Verfassers  Etudes  etc.  (s.  S.  12*).  R,  Eucken,  Die  Lebensanschauungen 
der  großen  Denker.  Eine  Entwicklungsgeschichte  des  Lebensproblems  der 
Menschheit  von  Plato  bis  zur  Gegenwart,  Leipzig  1890,  10.  Aufl.  1912  (Die 
großen  Denker  sollen  in  E.s  Werk  Fleisch  und  Blut  gewinnen  und  ihren  eigen- 
tümlichen Charakter  zeigen.  Zugleich  will  E.  eine  Art  Einleitung  in  die  Haupt- 
probleme der  Philosophie  bieten.  Einige  der  Geistesheroen  hat  er  mit  besonderer 
Liebe  gezeichnet,  so  Aristoteles,  Augustin).  Abrah.  Eleutheropulos,  Wirt- 
schaft u.  Philos.  oder  d.  Philos.  u.  d.  Lebensauffassung  der  jeweUs  bestehenden 
Gesellschaft.  I.  Die  Philos.  u.  d.  Leben  sauf  fass.  d.  Griechentums  auf  Grund  der 
gesellschaftl.  Zustände,  2.  Aufl.  Berlin  1900  (wertlos).  IL  Die  Philos.  und  die 
Lebensauffass.  der  german.-roman.  Völker  auf  Grund  der  gesellschaftl.  Zustände, 
Berlin  1901.  A.  Dorner,  Zur  Gesch.  des  sittl.  Denkens  u.  Lebens,  Hamburg 
1901.  E.  Westermarck,  Origin  and  development  of  the  moral  ideas.  Vol.  I, 
Loridon  1906.  deutsch  Leipzig  1907;  vol.  II,  London  1909.  G.  Adler.  Gesch.  d. 
Sozialismus  u.  Kommunismus  von  Plato  bis  zur  Gegenwart.  1.  Teil:  Bis  zur 
franz.  Revolution  (Hand-  u.  Lehrbuch  d.  Staatswissensch.  I.  Abt.  3.  Bd.),  Leipz. 
1899.  Andreas  Voigt,  D.  sozialen  L^topien,  Leipz.  1906.  Franz  Stein- 
müller.  Die  Feindesliebe  nach  dem  natürlichen  u.  positiven  Sittengesetz;  eine 
histor.-ethische  Abb.,  T.  1  München  1909  Diss. ;  vollständig  als  Buch  Regensb. 
1909.  S.  Randlinger,  Die  Feindesliebe  nach  dem  natürl.  u.  positiven  Sitten- 
gesetz; eine  historisch-ethische  Studie.  München  1910  Diss.  Ludw.  Kuhn, 
Feindesüebe  in  alter  und  neuer  Philosophie,  Pasing  1912  Pr.  Otto  Frh.  v.  d. 
Pfordten,  Konformismus;  eine  Philos.  d.  normativen  Werte;  3  T.:  D.  Grund- 
urteile d.  Philosophen;  eine  Ergänz,  z.  Gesch.  d.  Philosophie.  1.  Hälfte: 
Griechenland,  Heidelberg  1913.  Die  Geschichte  der  Pädagogik  behandeln 
Friedr.  Heinr.  Christ,  Schwarz,  Friedr.  Gramer  (vörchrLstl.  Zeit), 
J.  H.  Krause  (Griechen  und  Römer),  K.  v.  Raumer  (neuere  Zeit),  Karl 
Schmidt  (Geschichte  der  Pädagogik,  Cöthen  1862  ff.,  neu  bearbeitet  von 
Wichard     Lange    ebd.    1867  ff.),     Theob.    Ziegler   (1895),    Herm.    Schiller 


Zu  §  4.    C.  Geschichte  einzelner  philos.  Kichtungen.  H* 

(3.  Aufl.  1894).  Hierher  gehört  ferner  die  Enzyklopädie  des  gesamten  Er- 
ziehuHgs-  und  Unterrichtswesens,  hrsg.  von  K.  A.'Schraid,  Gotha  1859—1875. 
Wilh.  Münch,  Gedanken  über  Fürstenerziehung  aus  alter  und  neuer  Zeit, 
München  1909.  Benj.  May,  D.  Mädchenerziehung  in  d.  Gesch.  d.  Pädagogik 
von  Plato  bis  zum  18.  Jahrb.,  Erl.  1908  Diss.  —  Vgl.  auch  Hastings  and 
Selbie  S.  13*. 

V.  Eeligionsphilosoph  ie  und  Beziehungen  der  Philosophie  zur 
Religion: 

Karl  Friedr.  Stäudlin.  Geschichte  und  Geist  des  Skeptizismus,  vorzüg- 
lich in  Rücksicht  auf  Moral  u.  Religion,  Leipzig  1794  —  1795.  Imman.  Berger, 
Geschichte  d.  Religionsphilosophie,  Berlin  1800.  J.  E.  T.  Tafel,  Geschichte  u. 
Kritik  des  Skeptizismus  u.  Irrationalismus.  Zugleich  die  letzten  Gründe  für  Gott, 
Vernunftgesetz,  Freiheit  und  Unsterblichkeit,  "Tübingen  1834.  A.  Tyszka,  .Ge- 
schichte der  Beweise  für  das  Dasein  Gottes  bis  zum  14.  Jahrb.,  Jena  1875.  Über 
die  Lehre  vom  Fatum  handelt  A.  Vogel,  Rostock  1869  Diss.  John  M.  Ro- 
bertson, A  Short  history  of  Freethought.  Lond.  1899.  E.  Xagel,  D.  Probl.  d. 
Erlösung  in  d.  ideal.  Philosophie,  Weinfelden  1900,  Zürich.  Diss.  Edv.  Leh- 
mann, Mystik  im  Heidentum  tind  Christentum,  Leipzig  1908.  H.  Schwarz. 
D.  Gottesgedanke  in  d.  Gesch.  d.  Philos.,  1.  T. :  von  Heraklit  bis  Jak.  Böhme 
(Synthesis  Bd.  4).  Heidelberg  1913.  Die  Kultur  der  Gegenwart,  Teil  I 
Abt.  III,  1:  Die  Religionen  des  Orients  u.  d.  altgermanische  Religion,  2.  Aufl. 
Leipz.  u.  Berlin  1913.  Fr.  Macd.  Cornford.  From  Religion  to  Philosophy;  a 
study  in  the  Origins  of  Western  Speciilation,  London  1912.  S.  auch  Hastings 
and  Selbie  unter  Lit.  F. 

VI.  Ästhetik: 

Robert  Zimmermann,  Gesch.  der  Ästhetik  als  philosophischer  Wissen- 
schaft, Wien  1858.  Vgl.  die  historisch-kritischen  Partien  in  Vischers  Ästhetik 
und  M.  Schasler,  Ästhetik  als  Philosophie  des  Schönen  u.  der  Kunst.  1.  Bd.: 
Kritische  Geschichte  der  Ästhetik  von  Piaton  bis  auf  die  neueste  Zeit,  Berlin  1871. 
A.  Kuhn,  D.  Idee  d.  Schönen  in  ihrer  Entwicklung  bei  d.  Alten  bis  in  tmsere 
Tage,  2.  Aufl.,  Berlin  1865.  Fierens-Gevaert,  L'histoire  de  l'esthetique,  Revue 
de  l'instruction  publique  en  Belgique  48  (1905),  8—20. 

C.  Geschichte  einxelner  philosophischer  Richtungen: 

K.  Friedr.  vStäudlin,  Geschichte  und  Geist  des  Skeptixismus,  und 
J.  E.  T.  Tafel,  Geschichte  und  Kritik  des  Skeptizis»ius  und  Irrationa- 
lismus, s.  oben  unter  BV.  Emile  Saisset.  Le  scepticisme  (Enesidfeme,  Pascal, 
Kant),  2.  ed.,  Paris  1867.  S.  John  Owen,  EvenLngs  with  the  Sceptics,  2  vols., 
Lond.  1881.  Raoul  Richter,  Der  Skeptizismus  in  der  Philosophie.  Bd.  1:  Die 
griech.  Skepsis,  Leipz.  1904;  Bd.  2:  Die  Ske^asis  in  der  Epoche  der  Renaissance; 
die  empirische  Skepsis  d.  18.  Jahrb.:  der  biologische  Skeptizismus  im  19.  Jahrh., 
Leipzig  1908.  Fr.  Alb.  Lange,  Gesch.  des  Materialismus  und  Kritik  seiner 
Bedeutung  in  der  Gegenwart.  Erstes  Buch:  Geschichte  des  Materialismus  bis 
anf  Kant.  Zweites  Buch:  Gesch.  des  Mat.  seit  Kant,  Iserlohn  1866;  3.  Aufl. 
Leipzig  1876;  4.  wohlfeile  Ausg.  (ohne  Anmerkungen  u.  Register)  1882,  7.  Aufl. 
(biogr.  Vorwort  u.  Einl.  mit  krit.  Nachtrag  in  2.,  erweitert.  Bearbeit.  von  Herrn. 
Cohen),  Leipz.  1902,  8.  Aufl.  1908  (modifiziert  kantischer  Standpunkt,  s.  darüber 
Grundriß  IV,  9.  Aufl.,  S.  218).  Jules  Soury,  Breviaire  de  l'histoire  du  mate- 
rialisme,  Paris  1881.  L.  Mab i  11  e au,  Histoire  de  la  philos.  atomistique,  Paris 
1895.  Otto  Willmann.  Geschichte  des  Idealismus,  3  Bde.,  Braunschw.  1894 
bis  1897,  1.  Bd.  in  2.  Aufl.  1907.  1.  Bd.:  Vorgeschichte  und  Geschichte  des  an- 
tiken Idealismus,  2.  Bd. :  Der  Idealismus  der  Kirchenväter  und  der  Realismus  der 
Scholastiker,  3.  Bd.:  Der  Idealismus  der  Xeuzeit  (Thomistischer  Standpunkt, 
der  im  ersten  und  zweiten  Band  nicht  besonders  stört,  im  dritten  aber  das  be- 
sonnene, gerechte  Urteil  nicht  aufkommen  läßt.  Mit  dem  Thomismus  hängt  die 
bedenkliche  Auffassung  zusammen,  daß  alle  Philosophie  auf  Religion  fuße,  echte 
Philosophie  auf  der  ganzen  Religion,  die  wahre  Philosophie  auf  der  vollendeten 
Religion). 


12*  Literaturverzeichnis. 

D.  Sammlungen  von  Abhandlungen  und  Einxelbeiträge  allgemeineren  Lihaltes  : 

Georg  Gust.  Fülleborn,  Beiträge  zur  Gesch.  der  Philos.,  1. bis  12.  Stück, 
Züllichau  1791 — 1799.  Ad.  Trendelenburg,  Historische  Beiträge  zur  Philo- 
sophie. 1.  Band:  Geschichte  der  Kategorienlehre,  Berlin  1S46.  2.  Band:  Vermischte 
Abhandlungen,  ebd.  1855,  3.  Band:  Verm.  Abh.,  ebd.  1867.  Ed.  Zell  er,  Vor- 
träge und  Abhandlungen  geschichtlichen  Inhalts,  Leipzig  1865  (enthaltend:  1.  die 
Entwicklung  des  Monotheismus  bei  den  Griechen,  2.  Pythagoras  und  die  Pytha- 
gorassage,  3.  zur  Ehrenrettung  der  Xanthippe,  4.  der  platonische  Staat  in  seiner 
Bedeutung  für  die  Folgezeit,  5.  Marcus  Aurelius  Antoninus.  6.  Wolffs  Vertreibung 
aus  Halle,  der  Kampf  des  Pietismus  mit  der  Philosophie,  7.  Joh.  Gottlieb  Fichte 
als  Politiker,  8.  Friedr.  Schleiermacher,  9.  das  Urchristentum,  10.  die  Tübinger 
hist.  Schule,  11.  Ferd.  Christian  Baur,  12.  Strauß  u.  Renan);  2.  Sammlung  l.bi77 
(auf  Gesch.  der  Philos.  bezüglich:  Eeligion  u.  Philos. 'bei  den  Römern,  Alexander 
u.  Peregrinus,  der  Prozeß  Galileis);  3.  Samml.  18S4  (Gesch.  d.  Philos.  betreffend: 
d.  L.  des  Aristoteles  v.  d.  Ewigkeit  der  Welt,  üb.  die  griech.  Vorgänger  Darwins, 
über  das  kantische  Moralprinzip  u.  den  Gegensatz  formaler  u.  materialer  Moral- 
prinzipien). G.  Hartenstein,  Histor.-philos.  Abhandlungen,  Leipzig  1870» 
Philosophische  Aufsätze  Ed.  Zeller  z.  seinem  öOjähr.  Loktorjub.  gew.  Leipz.  1887. 
Wilhelm  Dilthey,  Einleitung  in  die  Geisteswissenschaften,  Bd.  I,  Berlin  1883. 
Ernst  Laas,  Idealismus  und  Positivismus,  eine  kritische  Auseinandersetzung, 
3.  T.,  Berlin  1880 — 1884.  S.  auch  E.  de  Roberty,  L'ancienne  et  la  nouvelle 
Philosophie.  Essai  sur  les  lois  generales  du  d^veloppement  de  la  philos.,  Par. 
1887,  Ludw.  Strümpell,  Die  Einleitung  in  die  Philosophie  vom  Standpunkte 
der  Gesch.  der  Philos.,  Lpz.  1886,  W.  Wundt,  Einleitung  in  die  Philos.,  Lpz. 
1901,  4.  Aufl.  1906  (Geschichtl.  Orientierung.  W.  zeigt,  ,,wie  die  Philosophie 
selbst,  und  wie  die  philosophischen  Probleme  entstanden  sind").  R.  Eucken, 
Gesammelte  Aufsätze  zur  Philosophie  u.  Lebensanschauung,  Leipzig  1903.  Der- 
selbe, Beiträge  zur  Einführung  in  d.  Gesch.  d.  Philos.,  Lpz.  1906.  W.  Windel- 
band, Präludien,  Aufsätze  u.  Reden  zur  Philosophie  u.  ihrer  Gesch.,  5.  Aufl.,  Tüb. 
1915.  Philosophische  Abhandlungen,  Mas  Heinze  zum  70.  Geburtst.  gewidmet 
von  Freunden  u.  Schülern,  Berlin  1906.  Ed.  Zellers  Kleine  Schriften,  u.  Mit- 
wirkung V.  H.  Diels  u.  K.  Holl  her.  v.  Otto  Leuze,  I— III,  Berl.  1910.  1911  (der 
1.  Bd.  u.  der  1.  Teil  des  2.  Bandes  enthalten  Abhandlungen  z.  Gesch.  d.  Philos.). 
V.  Brochard,  Etudes  de  philos.  ancienne  et  de  philos.  moderne,  recueillies  et 
precedees  d'une  introd.  p.  V.  Delbos,  Paris  1912.  Philos.  Abhandlungen, 
H.  Cohen  zum  70.  Geb.  darg.,  Berl.  1912.  Studien  z.  Gesch.  d.  Philos.,  Festg. 
f.  Clem.  Baeumker.  Münster  i.  W.  1913.  Abhandlungen  aus  dem  Gebiete  der 
Philosophie  u.  ihrer  Geschichte,  Festg.  z.  70.  Geburtst.  v.  Georg  Frh.  v.  Hert- 
ling,  Freib.  i.  Br.  1913.  Festschr.  für  Alois  Riehl  zu  seinem  70.  Geburtstag, 
Halle  a.  S.  1914. 

E.  Geschichte  der  philosophischen  Termitwlogie  und  Darstellungsform : 

R.  Eucken,  Gesch.  d.  philos.  Terminologie,  Leipz.  1878.  Derselbe,  Über 
Bilder  u.  Gleichnisse  in  der  Philosophie,  Leipz.  1880.  Derselbe,  Zur  philos.  Ter- 
minologie, Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  1  (1888),  309-313.  Otto  Willmann,  Die 
wichtigsten  philos.  Fachausdrücke  in  hist.  Anordnung,  Kempten  u.  München  1909. 
Ad.  Dyroff,  Über  Name  u.  Begriff  der  Synteresis,  Philos.  Jahrb.  1912,  1—3. 
A.  Butler,  A  dictionary  of  philosophical  terms,  London  1909.  Weiteres 
unter  J. 

F.  Lexikalische  Werke: 

Brauchbar  für  Philosophiegeschichte  ist  immer  noch  das  enzyklopädisch- 
philosophische Lexikon  von  Wilh.  Traugott  Krug,  4  Bde.,  Lpz.  1827  ff.,  sowie 
auch  die  neueren  Lexika  von  Ad.  Franck  (unter  Mithilfe  einer  Reihe  von  Ge- 
lehrten): Dictionnaire  des  sciences  philosophiques,  3.  tir.,  Par.  1885,  und  von 
J.  M.  Baldwin  (mit  einer  Anzahl  Gelehrter  zusammen):  Dictionary  of  Philos. 
and  Psychol.,  Vol.  I,  X.  Y.  and  Lond.  1901,  viel  Philosophiegeschichtliehes  ent- 
haltend. Ludw.  Xoack,  Philosophiegeschichtliches  Lexikon,  historisch-biogra- 
phisches Handwörterbuch  zur  Gesch.  der  Philos.  (philos.  Biblioth.),  Lpz.  1879. 
Elie  Blanc,  Dictionnaire  de  philosophie  ancienne,  moderne  et  contemporaine, 
Paris  1906.  Dazu  Suppl.  au  dictionn.  etc.,  Paris  1908.  Auf  die  geschichtl.  Ent- 
wicklung nehmen  auch  Rücksicht  Fr.  Kirchner,  Wörterbuch  der  philos.  Grund- 


Zu  §  6.    Die  Orientalen.  13* 

begriffe  (Philos.  Bibl.  67.  Bd.),  6.  Aufl.  von  C.  Michaelis,  Leipzig  1911  und  Rud. 
Eisler,  Wörterbuch  d.  philos.  Begriffe,  3.  völlig  neu  bearb.  Aufl.,  Berlin  1910. 
Derselbe,  Philosophen-Lexikon.  Leben,  Werke  und  Lehren  der  Denker,  Berlin 
1911.  Derselbe,  Handwörterbuch  d.  Philosophie,  Berlin  1913.  Fritz  Mauthner, 
"Wörterb.  d.  Philosophie,  I.  IL,  München  u.  Leipzig  1910.  Jul.  Reiner,  Philo- 
sophisches Wörterbuch,  Lpz.  1912.  James  Hastings,  Encyclopaedia  of  religion 
and  ethics  edit.  with  the  assist.  of  John  A.  Selbie  and  other  scholars.  S.  auch 
Pierre  Bayle  oben  S.  3*  und  A.  Butler  S.  12*  unter  E. 

G.  Zeif Schriften  : 

Philosophische  Monatshefte,  Vierteljahrsschrift  für  wissenschaftliche  Philo- 
sophie und  Soziologie,  Zeitschr.  für  Philosophie  u.  philosophische  Kritik,  Archiv 
für  Gesch.  d.  Philosophie  (s.  o.),  Jahrbuch  für  Philos.  u.  spekulative  Theologie, 
Philos.  Jahrbuch  (letztere  beide  vom  kathol.  Standpunkt),  Revue  philosophique, 
Rivista  filosofica,  Revue  de  philosophie,  Revue  de  m^taphysique  et  de  morale. 
Revue  de  psychologie  sociale,  Annales  de  philosophie  chr^tienne  u.  a. 

H.  Systematische  Darstellungen  einzelner  Disziplinen  und  Probleme  der  Philo- 
sophie mit  eingehender  Berücksichtigung  der  Oeschichte: 

Stahl,  Philosophie  des  Rechts  nach  geschichtlicher  Ansicht,  Heidelberg 
1830 ff.  u.  ö. ;  der  erste  Band:  Die  Genesis  der  gegenwärtigen  Rechtsphilosophie, 
3.  Aufl.  1853,  ist  der  kiitischen  Betrachtung  der  Geschichte,  besonders  von  Kant 
bis  auf  Hegel,  gewidmet;  Immanuel  Herrn.  Fichte,  System  der  Ethik,  dessen 
erster  kritischer  Teil,  Leipzig  1850,  die  philosophischen  Lehren  von  Recht,  Staat 
und  Sitte  in  Deutschland.  Frankreich  und  England  von  1790  bis  gegen  1850 
darstellt;  Wundt,  Ethik,  worin  der  2.  Abschnitt  über  die  philosophischen  Moral- 
systeme handelt,  Paulsen,  System  der  Ethik,  in  dem  das  erste  Buch  den  Umriß 
einer  Geschichte  der  Lebensanschauung  und  Moralphilosophie  gibt;  Fritz 
Schnitze,  Philosophie  der  Naturwissenschaft,  wovon  der  erste  Band  die  geschicht- 
liche Entwicklung  enthält.  Der  erste  Band  des  Werkes  von  K.  Hildenbrand, 
Geschichte  und  System  der  Rechts-  und  Staatsphilosophie,  Leipzig  1860,  behandelt 
ausführUch  die  Geschichte  der  Theorien  im  klassischen  Altertum.  Alb.  Lang, 
Das  Kausalproblem,  Köln  1904,  behandelt  im  1.  Teil  die  Geschichte  des  Kausal- 
problems. P.  Sokolowski,  Die  Philosophie  im  Privatrecht,  Halle  1902,  2.  Bd. 
ebenda  1907.  Ad.  Stöhr,  D.  Begriff  des  Lebens,  Heidelb.  1910.  Emil  Lask. 
D.  Logik  d.  PhUos.  u.  d.  Kategorienlehre,  Tüb.  1911  (behandelt  in  Kap.  4 
S.  224  ff.  d.  philos.  Kategorien  in  d.  Gesch.  d.  theoret.  Philos.).  Viel  geschicht- 
liches Material  enthalten  auch  die  rechtsphilosophischen  Schriften  von  Warn- 
könig,  Röder,  Rößler,  Trendelenburg,  Heinrich  Ahrens  (im  ersten 
Bande  seines  Naturrechts)  und  anderen ;  vgl.  die  betreffenden  historischen  Artikel 
(von  Felix  Dahn  u.  a.)  in  dem  von  Bluntschli  und  Brater  herausgegebenen 
„Staatswörterbuch''. 

J.  Arbeiten  auf  anderen  Wissensgebieten,  die  auch  für  die  Geschichte  der 
Philosophie  von  Bedeutung  sind: 

Rud.  Hirzel,  Der  Dialog,  2  Bde.,  Leipzig  1895  (geht  auch  auf  den  philos. 
Inhalt  dialog.  Darstellungen  ein).  Derselbe,  Der  Eid,  Leipz.  1902.  Ed.  Norden, 
Die  antike  Kunstprosa  vom  VI.  Jahrh.  vor  Chr.  bis  in  die  Zeit  der  Renaissance, 
2  Bde.,  Leipz.  1898  (wichtig  für  die  Beurteilung  der  Darstelluugsform  einer  Reihe 
von  Philosophen). 

Zu  §  6.  Die  Orieutaleu.  Die  heiligen  Schriften  und  Dichtungen  der  ver- 
schiedenen orientalischen  Völker  mit  ihren  Kommentaren  (Y-King,  Choü-King: 
Moralbücher  des  Confucius  und  seiner  Schüler):  —  in  Indien  die  Vedas  und 
die  Upanishads  als  die  Anfänge  der  Spekulation,  ferner  die  Lehi-bücher  der 
sechs  großen  brahmanischen  Systeme  (Karmamim  änsä,  Brahmamiraänsä 
oder  Vedänta,  Sänkhya,  Yoga,  Nyäya,  Vaiseshika),  die  Puränas  mit 
ihrem  kosmogonischen  Inhalte,  die  umfangreiche  buddhistische  Literatur, 
neben  welcher  neuerdings  noch  die  der  Dschainas  mehr  und  mehr  bekannt 
wird;  —  Zoroasters  Zendavesta  usw.,  dienen  uns  als  Quellen  der  Kenntnis 
ihrer  philosophischen  Spekulationen. 


14*  Literaturverzeichnis. 

Von  neueren  Werken,  die  über  die  Religion  und  Philosophie  dieser  V^ölker 
handeln,  nennen  wir  folgende:  Orientalische  Bibliographie  1  (1888)  ff.,  her. 
von  A.  Müller,  später  von  E.  Kuhn,  vom  9.  Bande  (1896)  an  von  Luc.  Scher- 
man.  S.  auch  die  Literaturberichte  im  Archiv  f.  Religionswissenschaft. 
Friedr.  Creuzer,  Symbolik  und  Mythologie  der  alten  Völker,  4  Bände,  Lpz. 
u^  Darmstadt  1810—1812;  2.  Ausg.  6  Bände,  1819  ff.;  Werke  I,  1-4,  ebd.  1836  ff. 
K.  J.  H.  Windischmann,  Die  Philos.  im  Fortgang  der  AVeltgeschiehte,  Bd.  I, 
Abt.  1 — 4:  Die  Grundlagen  der  Philos.  im  Morgenlande,  Bonn  1827 — 1834.  Ed. 
Roth,  Geschichte  unserer  abendländischen  Philosophie,  Bd.  1,  ^lannhei.ra  1846, 
2.  Aufl.  1862  (Der  erste  Band  geht  auf  die  Spekulationen  der  Perser  u.  Ägypter, 
der  zweite  auf  die  älteste  griechische  Philosophie.  Das  lebendig  geschriebene 
Buch  fußt  großenteils  auf  unzuverlässigen  Quellen  und  ist  voll  von  willkürlichen 
Deutungen  und  allzu  gewagten  Kombinationen.  Es  enthält  mehr  Dichtung  als 
historische  Wahrheit).  Ad.  Wuttke,  Geschichte  des  Heidentums,  2  Bde.,  Breslau 
1852-1853.  Jul.  Braun,  Xaturgesch.  der  Sage,  Münch.  1864.  P.  Asmus,  Die 
indogermanische  Religion  in  den  Haujjtpunkten  ihrer  Entwicklung,  1.  Bd.:  Indo- 
germanische Naturreligion,  Halle  1875;  2.  Bd.:  Das  Absolute  usw.,  1877.  Bei  der 
Stabilität  orientalischer  Anschauungen  sind  auch  für  die  ältere  Zeit  Darstellungen 
gegenwärtiger  Zustände  von  Bedeutung,  wie  insbesondere:  Les  religions  et  les 
philosophies  dans  FAsie  centrale,  par  le  comte  de  Gobineau,  Paris  1865.  Vgl. 
Schwenks  und  anderer  mythologische  Schriften,  die  Essays  von  Max  Müller 
(deutsch,  4  Bde.,  Lpz.  1869—1876, 2.  Aufl.  1879  ff.).  Max  Müller ,  Vorlesungen  über 
den  Ursprung  u.  die  Entwicklung  der  Religion  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die 
Religionen  des  alten  Indiens,  übers.,  2.  Aufl..  Straßburg  1881,  NatürUche  Rehgion, 
Lpz.  1890.  Physische  Religion,  ebd.  1892,  _  Anthropol.  R.,  1894,  Theosophie  oder 
psychol.  R.,  1895.  M.  v.  Straszewski,  Üb.  d.  Bedeut.  d.  Forschung  auf  dem 
Gebiete  d.  Orient.  Ph.  f.  d.  Verständnis  d.  geschieht!.  EntAvickl.  d.  Ph.  im  AUgem., 
Vortr.,  Wien  1895.  Wolfgang  Menzel,  Die  vorchristliche  Unsterblichkeitslehre, 
Lpz.  1870  (1869),  auch  Max  Duncker,  Gesch.  d.  Arier  (Gesch.  d.  Altertums 
Bd.  II),  ferner  manche  Artikel  in  der  Zeitschr.  der  Deutschen  Morgenländischen 
Gesellschaft.  Die  Religionen  d.  Orients  u.  d.  altgerman.  Religion,  in:  Kultur  d, 
Gegenwart,  Teil  1,  Abt.  3,  1;  2.  Aufl.,  Leipz.  1918.  Die  oriental.  Literaturen, 
ebendort  Teil  1,  Abt.  7,  Leipz.  1906.  H.  Win  ekler.  Die  Weltanschauung  des 
alten  Orients,  Preuß.  Jahrb.  104  (1901),  224—275.  Derselbe,  Himmels-  u.  Welten- 
bild d.  Babvlonier  als  Grundlage  d.  Weltanschauung  u.  Mythologie  aller  Völker, 
Der  alte  Orient  1901,  39—98  (S.  aber  Fr.  BoU  in  den  iin  Textteil  S.  14  ange- 
führten Arbeiten  imd  die  Ausführungen  ebenda  S.  32 f.).  James  Lindsay,  The 
place  and  worth  of  oriental  philosophy,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  16  (1903), 
393—398. 

Chinesen:  G.  Pauthier,  Esquisse  d'une  histoire  de  la  philosophie  chinoise, 
Paris  1864.  L.  A.  Martin,  Histoire  de  la  morale,  L:  La  morale  chez  les  Chinois, 
Paris  1858  u.  1862.  Joh.  Heinr.  Plath,  Die  Religion  u.  der  Kultus  der  alten 
Chinesen,  Abh.  d.  philos.-philol.  Kl.  d.  k.  bayer.  Akad.  d.  Wiss.,  Bd.  9,  Abt.  3  (1863), 
731  —  969;  Confucius  und  seiner  Schüler  Leben  und  Lehren,  4  Abteilungen, 
München  1867 — 1874.  y.  d.  Gabelentz,  C.  u.  s.  Lehre,  Lpz.  1888.  Confucius, 
Ta-hio.  die  erhabene  Wissenschaft,  übers,  u.  erkl.  von  Reinh.  v.  Plänckner, 
Lpz.  1875.  Confucius,  Tschöng-Yong,  der  unwandelbare  Seelengrund,  von  dem- 
selben, Lpz.  1878.  J.  Legge.  The  life  and  writings  of  Confucius,  Avith  critical 
and  exegetical  notes  (aus  dem  Werke  desselben  Verfassers:  The  Chinese  classics), 
London  1867.  Xew-York  1870.  Lao-tse,  Tao  te  king,  der  Weg  zur  Tugend, 
übers,  und  erklärt  von  Reinhold  v.  Plänckner,  Lpz.  1870.  dass.  übers.,  eingel. 
u.  komment.  von  V.  v.  Strauß,  Lpz.  1870.  Confucius  et  Mencius  (Mengtse), 
Les  quatre  livres  de  philos.  morale  et  politiqtie  de  la  Chine.  Traduits  du  Chinois 
par  M.  G.  Pauthier,  Paris  1874.  Ernst  Faber,  Die  Grundgedanken  d.  alten 
chines.  Sozialism.  oder  d.  L.  des  Philos.  Mi  eins,  zum  ersten  Male  vollständig 
aus  den  Quellen  dargelegt,  Elberf.  1877;  ders.,  Der  Naturalismus  bei  den  alten 
Chinesen  oder  die  sämtl.  Werke  des  Philos.  Licius,  zum  ersten  Male  vollständig 
übers,  u.  erklärt,  ebd.  1877;  ders.,  eine  Staatsl.  auf  ethisch.  Grundlage,  oder  Lehr- 
gang des  chin.  Philos.  Mencius,  Lpz.  1870.  J.  Legge.  The  life  and  works  of 
Mencius.  With  essays  and  notes,  London  1875  (Vol.  II  des  Werkes:  The  Chinese 
classics).  Thai-Ejh-Thu,  des  Tscheu-tsi  Tafel  des  Urprinzips  mit  Tschu-his 
Kommentar  hrsg.  von  Ge.  v.  d.  Gabelentz,  Dresden  1876.  Grube,  Ein  Bei- 
trag zur  Kenntnis  der  chines.  Philos.  Tung-su  des  Ceu-tsi,  Lpz.  1882.     .1.  M.  de 


Zu  §  6.    Die  Orientalen.  J5* 

Oroot,  The  relig.  system  of  China,  its  ancient  forms,  evolution,  history  and 
])resent  aspect  etc.,  vol.  V,  book  2.  part.  2.  3,  Leiden  1907.  F.  Farjenel,  La 
morale  chiuoise,  Paris  1906.  K  u  n  g  f  u  t  s e -Gespräche  (Lunyü),  aus  dem  Chinas, 
verdeutscht  u.  erläut.  von  Rieh.  Wilhelm,  Jena  1910.  K  Stube,  Lao-tse, 
Reügionsgesch.  Volksbücher  3.  Reihe  16.  Heft,  Tübingen  1912  (hier  S.  32  Lite- 
ratur'). Heinr.  Mootz,  Die  chinesische  Weltanschauung,  dargest.  auf  Grund  d. 
eth.  Staatslehre  d.  Philos.  Mong  dse,  Straßb.  1912.  Th.  Bonner,  Alte  asia- 
tische Gedankenkreise  (vergleichende  u.  kritis.  Betracht,  v.  sinolog.  Standp.  über 
älteste  babylon.,  indogerman.  u.  chines.  Geistesbestrebungen  u.  Geistesgebilde), 
Berlin-Steglitz  1912.  W.  Grube,  D.  chines.  Philosophie,  in:  Kultur  d.  Gegen- 
wart, Teill,  Abt.  5;  2.  Aufl.,  Lpz.  1913. 

Inder:  Jahresberichte  s.  unten  zu  §  7.  Von  Schriften  allgemeinen 
Inhalts,  welche  indische  Religion  und  Philosophie  berühren,  seien  er- 
wähnt: Chr.  Lassen,  Indische  Altertumskunde,  4  Bde.,  Lpz.  1847 — 1861, 
1.  Bd.  in  2.  Aufl.  1866,  2.  Bd.  1873.  Leopold  von.  Schröder,  Indiens 
Literatur  und  Kultur  in  historischer  Entwicklung,  Lpz.  1887.  Mas  Müller, 
Beiträge  zur  Kenntnis  der  indischen  Philosophie,  Zeitschrift  d.  D.  M.  G., 
Bd.  6  u.  7,  History  of  ancient  sanskrit  Literature,  2.  ed.,  Lond.  1860.  Th.  Ben- 
fey,  Indica,  in  Ersch  u.  Grubers  Enzyklopädie.  A.  Weber,  Akad.  Vorlesungen 
über  ind.  Literaturgesch.,  Berlin  1852,  2.  Aufl.  1876.  H.  H.  Wilson,  Essays 
and  lectures  on  the  religions  of  the  Hindus,  coUected  and  edited  by  R.  Rost, 
Lond.  1861,  1862.  Monier  Williams,  Indian  Wisdom,  Lond.  18v 6  (behandelt 
nicht  nur  die  brahmanische  Philos.,  sondern  alle  wichtigeren  Zweige  der  Sanskrit- 
Literatur) ;  ders..  Brahmanism  and  Hinduism,  4.  ed.,  Lond.  1891.  A.  Barth, 
Les  reügions  de  Finde,  Par.  1879.  Max  Müller,  The  six  Systems  of  Indian 
philnsophv,  Lond.  1903.  Ad.  Dvroff ,  Eine  indische  Ästhetik,  Arch.  f.  Gesch. 
d.  Philos.' 18  (1905),  113—134.  G.  Jacobi,  Zur  Frühgeschichte  der  indischen 
Philosophie,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1911  Kr.  35.  H.  W.  Schomerus,  Der  Caiva 
Sid  thanta,  eine  Mystik  Indiens,  Leipzig  (in  Vorher.).  Religiöse  Stimmen  der 
Völker  her.  v.  Walt.  Otto;  darin:  die  Religion  d.  alten  Indiens,  4  Bde.,  Jena. 
Herrn.  Oldenberg,  Die  indische  Philosophie,  in:  Kidtur  d.  Gegenwart,  Teil  1, 
Abt.  5;  2.  Aufl.,  Lpz.  1913.  Derselbe,  Die  indische  Religion,  ebenda,  Teil  1, 
Abt.  3,  1;  2.  Aufl.,  Leipzig  1913.  R.  Pischel,  Die  indische  Literatur,  ebenda 
Teil  1,  Abt.  7,  Lpz.  1906.  L.  Suali,  Introduz.  allo  studio  deUa  filos.  Indiana, 
Pavia  1913.  S.  auch  M.  Horten,  Der  Skeptizismus  des  Sumanija  nach  der 
Darst.  des  Räzi  1209  t ;  ein  Beitrag  zur  Gesch.  der  philos.  Bewegung  im  Islam 
u.  ihrer  Beziehung  zu  Indien,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  24  (1911),  141  —  166. 
P.  Deussen,  Allg.  Gesch.  d.  Philos.  s.  oben  S.  6*  f. 

Zu  den  einzelnen  indischen  religiösen  und  philosophischen  Systemen  seien 
genannt:  Rig-Veda,  übersetzt  von  H.  Grassmann,  2  Teile,  Leipzig  1876; 
übersetzt,  mit  Kommentar  u.  Einleitung,  von  A.  Ludwig,  5  Bände,  Prag  1876 
bis  1883.  H.  T.  Colebrooke,  Essays  on  the  Vedas  a.  on  the  philosophy  of  the 
Hindus,  in  den  Miscellaneous  Essays,  Vol.  I,  Lond.  1837,  neue  Aufl.  1873,  deutsch 
teilweise  von  Poley,  Lpz.  1847,  besondere  Aufl.  d.  Ess.  on  the  rel.  and  phil.  of 
the  H.,  Lond.  18.58.  A.  Kägi,  Der  Rigveda,  Lpz.  1881  (sehr  gut  zur  Orientie- 
rung). Lucian  Scherman,  Philosophische  Hymnen  aus  der  Rig-  u.  Atharva- 
Veda-Sahitä  verglichen  mit  den  Philosophemen  der  ältesten  Upanishads,  Straßb. 
1887.  Edm.  Hardy,  D.  indisch-brahmanische  Relig.  des  alt.  Indiens,  Münster 
1893.  H.  W.  Wallis,  The  cosmology  of  the  Rigveda,  London  1857.  J.  Muir,. 
Original  Sanski-it  Texts,  Vol.  III  (the  Vedas:  Opinions  of  their  authors  and  of 
later  Indian  writers  on  their  origin,  Inspiration  and  authority),  2.  ed.,  London 
1863.  Hermann  Oldenberg,  Religion  des  Veda,  Berlin  1895.  Derselbe, 
Vedaforschung,  Stuttgart  und  Berlin  1905.  Die  Anfänge  der  eigentlichen 
Philosophie  sind  in  den  auch  noch  zum  Veda  gerechneten  L'panishads  ent- 
halten. L^panishad  gehört  zu  dem  Verbum  upa-nishad  sich  nahen  (einem 
Lehrer)  oder  sich  ihm  zu  Füßen  setzen  (um  von  ihm  belehrt  zu  werden) 
und  bezeichnet  die  so  empfangene  Lehre,  zuerst  eine  Geheimlehre,  dann  die  in 
den  verschiedenen  vedischen  Schulen  aufgezeichneten  Schriften,  welche  diese 
Lehren  überliefern.  Sie  enthalten  nicht  systematische  Philosophie,  sondern  einzelne 
Gedankenreihen,  hauptsächlich  über  das  einzig  Seiende,  das  Brahma,  und  den 
Kern  alles  Seins,  den  atman,  sie  suchen  die  eigentliche,  letzte  Wahrheit  haupt- 
sächlich für  den  Menschen  und  sein  geistiges  Wesen.  Sie  wurden  in  Europa  zu- 
erst bekannt    durch    Anqiietil  Duperrons    Werk  Oiipnekhat  (id  est,  secretum 


2(5*  Literaturverzeichnis. 

tegendum),  Straßburg  1801,  eine  lateinische  Übersetzung  einer  persischen  Über- 
setzung von  fünfzig  der  wichtigsten  Upanishads.  Aus  diesem  Werke  lernte  sie 
Schopenhauer  kennen.  Einige  Upanishads  ins  Englische  übersetzt  zu  den  Aus- 
gaben in  der  „Bibliotheca  Indica"  (Calcutta),  die  ältesten  und  wichtigsten  ins 
Englische  übersetzt  von  M.  Müller  in  Sacred  Books  of  the  East,  Vol.  1  u.  15, 
zwei  davon  kritisch  ins  Deutsche  übersetzt  von  O.  Böhtlingk,  Lpz.  1889,  vgl. 
auch  Berichte  der  Sachs.  Gesellsch.  d.  W.  1890.  An  Duperrons  Werk  knüpfte 
an:  A.  Weber,  Indische  Studien,  Bd.  I  ff.,  Berlin  (später  Leipzig)  1850  ff. 
P.  Regnaud,  Materiaux  pour  servir  ä  l'histoire  de  la  philosophie  de  l'Inde, 
Paris  1876  (behandelt  die  Upanishads).  Paul  Deussen,  Sechzig  Upanishads  des 
Veda,  a.  d.  Sanskr.  übers,  u.  m.  Einleit.  u.  Anmerkung,  versehen,  Lpz.  1897;  der- 
selbe. Allgemeine  Geschichte  der  Philosophie,  1.  Bd.,  1.  u.  2.  Abt.,  s.  „ob.  S.  6*  f. 
Der  Verf.  flicht  in  sehr  dankenswerter  Weise  in  seine  Darstellung  die  Übersetzung 
vieler  poetischer  und  prosaischer  Stücke  ein,  gibt  auch  als  ,. Episode"  eine  solche 
des  Prasthänabheda  von  Madhusüdana  („Mannigfaltigkeit  der  Methoden"),  eine 
Übersicht  über  die  philosophische  Literatur  der  Inder,  vielleicht  erst  aus  dem 
17.  Jahrh.  n.  Chr.  stammend.  Ders.,  Outlines  of  Indian  philosophy,  1900;  ders., 
On  the  philosophy  of  Vedanta  in  its  relation  to  the  Occidental  Metaphysics, 
Bombay  1893;  ders.,  Das  System  des  Vedänta,  nach  den  Brahma-Sütras  des  Bä- 
daräyana  und  dem  Kommentar  des  Sankara  über  dieselben,  Lpz.  1883  (Saükara 
lebte  im  8.  od.  9.  Jahrh.  n,  Chr.);  ders..  Die  Sütras  des  Vedänta  od.  die  Särlraka- 
Mimänsä  des  Bädaräyana  nebst  d.  voUständ.  Komment,  des  Sankara,  aus  d. 
Sanskr.  übers.,  Lpz.  1887.  Eine  englische  Übersetzung  von  G.  Thibaut  in  den 
Sacred  Books  of  the  East,  vol.  34.  38.  Major  G.  A.  Jacob,  A  Manual  of  Hindu 
Pantheism.  The  Vedantasära,  Lond.  1881.  The  Brahma  Sütras  (Vedänta),  transl. 
into  English  by  Rev.  K.  M.  Banerjea,  Calcutta  1870  ff.  (Bibl.  Ind.).  Sadänandas 
Vedantasära,  sanskrit  und  deutsch  in  Otto  Böthlingks  Sanskrit-Chrestomathie, 
3.  .\ufl.,  her.  v.  R.  Garbe,  Lpz.  1909.  G.  Thibaut .  The  Arthasamgraha,an  elementary 
treatise  on  Mimansa,  Benares  1882.  J.  R.  Ballantyne,  The  Sankhya  Apho- 
risms  of  Kapila  translated,  Calcutta  1865  (Bibliotheca  Indica).  Chr.  Lassen, 
Gymnosophista  sive  Indicae  philosophiae  documenta,  Bonn  1832  (Sänkhya). 
John  Davies,  Hindu  Philosophy.  The  Sankhya  Karika  of  Iswara  Krishna. 
Lond.  1881.  R.  Garbe,  D.  Mondschein  der  Sämkhya- Wahrheit,  Münch.  1892; 
Die  Sämkhyaphilosophie,  eine  DarsteU.  d.  indisch.  Rationalismus,  Lpz.  1894; 
Sämkhya  u.  Yoga,  Grundr.  d.  indoarisch.  Philol.,  3  Bd.,  4  H.,  Straßb.  1896,  u.  a. 
Werke  dess.  Verfassers.  Sadajiro  Sugiüra,  Hindu  Logic  as  preserved  in  China 
and  Japan,  Publications  of  the  L'niversity  of  Pennsylvania,  Philad.  1900.  The 
Yoga,  Aphorisms  of  Patanjali  with  the  commentary  of  Bhoja  Raja  and  an  english 
translation  by  Rajendralala  Mi tra,  Calcutta  1883.  D.  psychol.  Seite  des  Yoga 
kehrt  heraus  D.  Marcus.  Die  Yoga-Philosophie  nach  dem  Räjamärtanda,  Halle 
1&S6.  The  Aphorisms  of  the  Nyaya,  4  Hefte,  bv  J.  R.  Ballantyne,  Allahabad 
1850—1854.    E.  Windisch,  Üb.  d.  Nyäyabäshya.'üniv.  Pr.,  Lpz.  1889.     E.  Röer, 

D.  Lehrsprüche  der  Vaiseshika-Philosophie  v.  Kanada,  a.  d.  Sanskr.  übers,  u. 
erl.,  Ztschr.  der  Deutsch-Morgenl.  G.  21  (1866),  309-420.  A.  Winter,  Die 
Saptapadarthi  des  Siväditya,  Ztschr.  d.  D.  M.  G.  53,  328  ff.  H.  Jacobi,  Die 
indische  Logik,  in.d.  Nachricht,  d.  K.  G.  d.  Wissensch.  zu  Göttingen  a.  d.  J.  1901. 

E.  Windisch,  Über  die  brahmanische  Philosophie,  in  der  Zeitschr.  „Im 
Neuen  Reich",  1878  No.  21;  ders.,  Über  d.  Sitz  der  denkenden  Seele  bei  Indern 
u,  Griechen,  in  d.  Berichten  d.  Sachs.  Gesellsch.  d.  W.  1892.  P.  Regnaud, 
Etudes  de  Philosophie  Indienne,  Rev.  philos.  (ed.  Ribot),  1876—1879.  Goblet 
d'Alviella,  Ce  que  Finde  doit  a  la  Grfece,  Paris  1897.  A.  W.  v.  Schlegel, 
Bhagavad  Gita,  i.  e.  {^eojieaior  ^lüog,  Bonn  1823.  W.  v.  Humboldt,  Über  die 
unter  dem  Namen  Bhagavad-Gita  bekannte  Episode  des  Mahabharata,  Berlin  1826. 
Bhagavad-Gita  od.  das  Lied  der  Gottheit,  übers,  von  Boxberger,  Berlin  1870, 
auch  von  Lorinser,  der  christl.  Einfluß  annimmt.  Ph.  Colinet,  La  Th^odicöe 
de  la  Bhagavadgita,  Par.  1885.  The  Arthasamgraha  byLaugäkshi  Bh.askara, 
Benares  1882.  The  Sarva-Darsana-Samgraha  by  Madhava  Acharija,  transl. 
by  Cowell  and  Cough.  London  1894.  The  Tarka- Samgraha  of  Annambhatta 
by  Athalyi-Bodai.  Bombay  1897.  Nyäyakosa  or  Dictionary  of  the  technical 
terms  of  the  Nyaya  philosophy  by  Bhimächärya.  2.  edit.,  Bombay  1893. 
Rieh.  Garbe,  Bhagavadgita,  aus  d.  Sanskrit  übers,  mit  einer  Einleitung 
über  ihre  ursprüngl.  Gestalt,  ihre  Lehren  und  ihr  Alter,  Leipzig  1905.  Vedanta- 
Philos.,  herausg.    von  E.  A.   Kernwart,   Leipzig  1906—1908.    Charles  John- 


Zu  §  G.     Die  Orientalen.  17* 

ston,  Die  Vedanta-Philosophie,  Berlin  1907.  H.  Oldenber^,  Vedaforschung, 
Stuttg.  1905.  Derselbe,  Indien  u.  d.  Religionswiss.,  ebenda  190G.  L.  v.  Schroeder, 
Mysterien  u.  Mimus  im  Rigveda,  Leipz.  1908.  Die  Uttarä-Gita  od.  d.  Initiation 
Arjunas  durch  Sri  Krislina  in  Yoga  u.  Inäna,  deutsche  Ansg.  von  E.  A.  Kern- 
■\vart,  Leipz.  1907.  Bloomfield,  The  religion  of  the  Yeda,  the  ancient  religion 
of  India,  New  York  1908.  T.  W.  E.  Davids,  Early  Buddhism,  London  ]908. 
S.  A.  Desai,  A  study  of  the  Indian  philosophy,  London  1907.  P.  Deussen, 
Outlines  of  Indian  philosophy  with  an  appendix  on  the  philos.  of  the  Vedänta  in 
its  relatiotis  to  occident.  metaphys.,  Berl.  1907.  J.  M.  Mitchell,  Great  religions 
of  India,  Lond.  1905.  Die  Bhagavad  Gita  etc.  ins  Deutsche  übertr.  u.  mit  erläut. 
Annierk.  usw.  vers.  v.  Frz.  Hartmann,  Leipz.  1907  —  nach  der  6.  amerikan. 
Aufl.  d.  V.  Will.  Q.  Judge  veröff.  Ausg.  in  d.  deutsche  Spr.  übertr.  v.  Cour. 
Joh.  Glückselig,  Nürnberg  1905.  Annambhattas  Tarkasaingraha,  ein  Kompen- 
dium der  Dialektik  und  Atomistik  mit  des  Yerifassers  eigenem  Kommentar,  ge- 
nannt Dipikä.  Aus  dem  Sanskrit  übers,  v.  E.  Hultzsch,  Berlin  1907,  Abh. 
■d.  Ges.  d.  Wiss.  zu  Gott.,  phil.-histor.  Kl.,  N.  F.  Bd.  9,  No.  5  (im  Vorwort  Lite- 
raturangabe). Die  Tarkakaumudi  des  Laugäkshi  Bhäskara.  Aus  dem  Sanskrit 
übersetzt  von  E.  Hultzsch  (Zeitschr.  d.  Deutschen  Morgenl.  Ges.,  Bd.  61, 
S.  763).  Herrn.  Jacobi,  The  Date  of  the  Philosophical  Sütras  of  the  Brahraans, 
Journ.  of  the  Amer.  Orient.  Soc.  vol.  31,  part.  1  (1910).  H.  Oldenberg,  Die 
Lehre  der  Upanishaden  u.  d.  Anfänge  d.  Buddhismus,  Gott.  1915. 

Übersetzung  alter  buddhistischer  Texte  in  Sacred  Books  of  the  East, 
voll.  10.  11.  13.  17.  20.  21.  35.  36.  42.  Die  kanonische  Literatur  des  Buddhismus 
M'ird  von  der  PäliText  Society,  London,  seit  1882  herausgegeben.  C.  Warren  , 
Buddhism  in  translations,  Harvard  Oriental  Series,  vol.  3,  Cambr.-Mass.  1896. 
Während  diese  Übersetzung  auf  die  südbuddhistische  Paliliteratur  geht,  beschäftigen 
«ich  die  Buddhist  Text  Society  in  Calcutta,  seit  1893,  und  die  Bibliotheca 
Buddhica  in  St.  Petersburg,  seit  1897,  namentlich  mit  der  nordbuddhistischeu  Lite- 
ratur. Burnouf,  Introduction  ä  l'histoire  du  bouddhisme  Indien,  Paris  1814 
{auf  nordindische  Quellen  gestützt),  2.  ed.,  1876.  T.  W.  Ehys  Davids,  Buddhism, 
being  a  sketch  of  the  life  and  teachings  of  Gautama  the  Buddha,  Lond.  1878 
•(bes.  auf  die  ceylonesische  Pali-Literatur  gestützt,  sehr  gut  zur  Einführung),  ins 
Deutsche  übers,  von  A.  Pfungst,  Leipzig  (Reclam)  1889.  AV.  Wassiljew,  Der 
Buddhismus,  seine  Dogmen,  Geschichte  und  Literatur.  Aus  dem  Russischen  übers, 
(von  A.  Schiefner),  Lpz.  1860  (chinesische,  tibetanische  Quellen).  S.  Beal,  The 
Roman tic  Legend  of  Sakya  Buddha  from  the  Chinese  Sanscrit,  Lond.  1875.  Bi- 
gaudet,  The  lifeor  legend  of  Gaudama,  the  Buddha  of  the  Burmese,  3.  ed.  Lond. 

1880.  Barthelemy  St.  Hilaire,  Bouddha  et  sa  Religion,  3.  ed.  Paris  1866. 
C.  F.  Koppen,  Die  Religion  des  Buddha,  2  Bde.,  Berlin  1857—1859.  Jam.  de 
Alwis,  Buddhism,  its  origin,  history  and  doctrines,  its  seriptures  and  their  lan- 
guage,  London  1863.  Emil  Schlagintweit,  Über  den  Gottesbegriff  des  Bud- 
dhismus, Sitzungsber.  der  bayr.  Akad.  der  Wiss.  1  (1864),  83—102.  R,  S.  Hardy, 
Eastern  Monachism,  Lond.  1850.  The  Legends  and  Theories  of  the  Buddhists 
compared  Avith  History  and  Science,  with  introductory  Notices  of  the  life  and 
System  of  Gotama  Buddha,  Lond.  1867.  A  Manuel  of  Buddhism  in  its  modern 
development,  2.  ed.,  Lond.  1880.  Max  Müller,  Über  den  Buddhistischen 
Nihilismus,  Vortrag,  Kiel  1869.  Täranatha,  Geschichte  des  Buddhismus  in 
Indien,  aus  dem  Tibetan.  übersetzt  von  Ant.  Schiefner,  Lpz.  1869.  A.  Bastian, 
Die  Weltauffassung  der  Buddhisten,  Vortrag,  Berlin  1870.  E.  Senart,  Essai  sur 
la  legende  du  Buddha,  Par.  1875,  2.  ed.  1882  (faßt  die  Buddhalegende  mythisch). 
Herm.  Oldenberg,   Buddha,  sein  Leben,  seine  Lehre,   seine  Gemeinde,   Berlin 

1881,  5.  Aufl.  1906.  O.  sucht  den  ursprüngl.  Kern  in  Legende  und  Lehre  herzustellen 
und  bestreitet  die  Herkunft  des  Buddhismus  aus  dem  Sänkhya,  welche  namentlich 
zu  beweisen  versucht  hatte  H.  Jacobi,  Der  L'rsprung  des  Buddhismus  aus  dem 
Sänkhya- Yoga,  Nachricht,  d.  kgl.  Gesellsch.  d.  W.  zu  Götting.  1896,  43  ff.,  Ztschr. 
d.  D.  M.  G.  52,  1  ff.  S.  Beal,  Abstract  of  four  Lectures  on  Buddhist  Literature 
in  China,  Lond.  1882.  Hnr.  Kern,  Der  Buddhismus  u.  seine  Gesch.  in  Indien, 
übers,  aus  dem  Holländisch.,  Lpz.  1882 — 84  (die  vollständigste  Darstell,  der 
buddhist.  Tradition ;  die  astronomisch-mythische  Auffassung  des  Verf.s  ist  nur  in 
■den  Anmerkungen  niedergelegt);  ders.,  Manual  of  Indian  Buddhism,  Straßburg  1896. 
R.  Seydel,  Das  Ev.  von  .Fesu  in  sein.  Verh.  zu  Buddha-Sage  u.  Buddha-Lehre, 
Lpz.  1882;  ders.,  D.   Buddha-Legende  u.  das  Leben  Jesu  nach  den  Evangelien, 

Ueberweg,  Grundriß  I.  b 


lg*  Literaturverzeichnis. 

Lpz.  1884,  2.  Aufl.  1897.  Edm.  Hardy,  Der  Buddhismus,  Münster  i.  W.  1890; 
Monier  Williams,  Bnddhism  in  its  connexion  with  Brahmanism  and  Hindüism 
and  in  its  contrast  with  Christianity,  Lond.  1889.  Jos.  Dahlmann,  S.  J., 
Nirvana,  e.  Studie  üb.  d.  Buddhismus,  Berlin  1896.  Waddel,  The  Buddhism  of 
Tibet  or  Lamaism,  Lond.  1895.  E.  Windisch,  Mara  luid  Buddha.  Abh.  d. 
Kgl.  S.  Gesellsch.  d.  W.  15  (Lpz.  1895);  derselbe,  Die  Komposition  des  Maha- 
vastu;  ein  Beitr.  z.  Quellenk.  d.  Buddhismus,  ebenda  27  (1909);  derselbe,  Buddhas 
Geburt  u.  die  Lehre  v.  d.  Seelen^vanderung,  ebenda  26  (1908).  Th.  Achelis, 
Zur  buddhistischen  Psycholoo:ie,  Vierteljahrsschr.  f.  wissensch.  Philos.  18,  3b5. 
R.  Pischel,  Bruchstücke  d.  Sanskritkanons  d.  Buddhisten  aus  Idykutsari, 
Chinesisch-Turkestan,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1904,  807— 827;  derselbe,  Xeue  Bruchst. 
usw.,  ebenda  1138—1145.  Ü.  Sehr  ad  er,  Wille  u.  Liebe  in  der  Lehre  Buddhas, 
2.  Aufl.,  Berlin  1905.  Jatakam,  D.  Buch  d.  Erzählungen  aus  früheren  Existenzen 
Buddhas,  aus  dem  Pali  z.  ersten  Male  vollst,  ins  Deutsche  übers,  v.  Jul.  Dutoit, 
Leipzig  1905  ff.  S.  Kuroda,  Mahäyana.  Die  Hauptlehren  des  nördlichen 
Buddhismus.  Deutsche  Ausg.  v.  K.  B.  Seidenst ücker,  Leipzig  1904.  Jul. 
Dutoit,  Das  Leben  d.  Buddha,  eine  Zusammenst.  alt.  Berichte  aus  d.  kanon. 
Schriften  d.  südl.  Buddhisten.  Aus  d...Pali  übers,  u.  erl.,  Lpz.  1906.  B.  Näna- 
tiloka,  Das  Wort  d.  Buddha.  Eine  Übersicht  üb.  d.  ethisch-philos.  System  d. 
Buddha  in  d.  Worten  d.  Sutta  Pitakam  d.  Piili-Kanons  nebst  Erläut.  v.  K.  Seiden- 
stück er,  Leipz.  1906.  E.  Pischel,  Leben  u.  Lehre  des  Buddha,  Leipz.  1906, 
2.  Aufl.  y.  H.  Lüders  (Aus  Xat.  u.  Geistesw.  109),  Leipz.  1911.  Frdr.  Streißler, 
D.  Buddhismus,  Lpz.  19i}6.  Heilige  Schriften  d.  Buddhisten,  deutsch  v.  Karl 
Seidenstücker,  L,  Leipz.  1907.  P.  L.  Xarasu,  The  essence  of  Buddhism, 
Lond.  1907.  D.  T.  Suzuki,  Outlines  of  Mahäyana  Buddhism.,  Lond.  1907. 
Der  Buddhist.  L'nabh.  deutsche  Monatsschr.  f.  d.  Gesamtgeb.  d.  Buddhismus. 
Her.  u.  redig.  v.  K.  B.  Seidenstücker,  Jahrg.  I.  II,  Leipz.  1905/07.  Buddhos 
Gotama  Reden  aus  d.  Sammlung  d.  Bruchstücke  Suttanipato  d.  Pali-Kanons, 
übers,  v.  Karl  Eng.  Neu  mann,  Leipz.  1905.  Buddhos  Gotamo  Reden,  aus  d. 
längeren  Sammlung  Dighanikayo  des  Pali-Kanons  übers,  v.  Karl  Euo;en  Neu- 
mann,  München  1907.  Khuddaka-Patho,  Kurze  Texte  aus  d.  buddhistischen 
Päli-Kanon,  übers,  v.  Karl  Seidenstücker,  Breslau.  Prdi- Buddhismus  in 
L'bersetzungen.  Texte  aus  dem  buddhistischen  Pali-Kanon  und  dem 
Kammaväcam,  aus  dem  Päli  übersetzt  nebst  Erläuterungen  von  Karl 
Seidenstücker,  Breslau  1911.  M.  Walleser,  Die  buddhistische  Philo- 
eophie  in  ihrer  gesehichtl.  Entwicklung,  Heidelberg  1904 — 1912.  H.  L.  Held, 
Buddha,  sein  Evangelium  u.  seine  AiLslegung,  IMünchen  u.  Leipz.  1911.  Nikäya 
The  Majjhima,  The  first  fifty  discourses  from  the  collection  of  the  medium-length 
discourses  of  Gotama  the  Buddha.  Freely  rendered  and  abridged  from  the 
Päli  by  the  Bhikkhu  Siläcära,  vol.  1  part.  1.  2  (Veröff.  d.  deutschen  Pali- 
Gesellsch.  Xr.  6  part.  2),  Breslau  1912.  M.  Winternitz,  Gesch.  d.  indischen 
Liter..  2.  Bd.  1.  Hälfte:  Die  buddhistische  Liter.  (Die  Literaturen  des  Ostens  in 
Einzeldarstellungen,  9.  Bd.),  Leipz.  1913.  Buddho  Gotamo,  Das  Satipatthana- 
Suttam;  die  Rede  d.  B.  über  d.  Grundlagen  des  Eingedenkseius  (Majjhima  Xikäyo 
Xr.  10),  übers,  u.  ra.  Anm.  vers.  v.  Jul.  v.  Ott  (Veröff.  d.  deutschen  Päli-Ge- 
sellsch.),  Breslau  1913.  Bhikkhu  Siläcära,  Das  Ichproblem  im  Buddhismus; 
ein  Vortrag,  übers,  v.  Alfr.  Eichelberger,  Breslau  1913.  Die  Fragen  des  Milindo, 
ein  histor.  Roman,  enthaltend  Zwiegespräche  zw.  einem  Griechenkönige  u.  einem 
buddhist.  Mönche  üb.  d.  wichtigsten  Punkte  d.  buddhist.  Lehre.  Aus  d.  Päli  z. 
ersten  Male  vollst,  ins  Deutsche  über.s.  v.  Bhikkhu  Xyäuatiloka  (Veröff.  aus 
d.  Gebiete  d.  Päli-Buddhismus  [neue  Folge  d.  Veröff.  d.  deutschen  Päli-Gesell- 
schaft]),  Breslau  1914.  Über  den  japanischen  Buddhismus  handelt  H.  Haas  in: 
Kultur  d.  Gegenwart,  Teil  1  Abt.  3,  1;  2.  Aufl.  Leipz.  1913.  Zeitschrift:  Maha- 
bodhi- Blätter,  eine  Zweimonatschrift  für  Buddhismus,  Leipzig  1912  ff.  Jakres- 
herichte  s.  o.  S.  14%  unten  zu  §  7. 

Die  Philosophie  wird  auch  berührt  durch  das  Tanträkhyäyika,  (Fürstenspiegel 
und  Lehrbuch  der  Staatskunst).  Es  ist  Gegenstand  folgender  Schriften: 
J.  Hertel,  Tanträkhyäyika,  Die  älteste  Fassung  des  Paiicatantra,  aus  d.  Sanskrit 
übers.,  2  Teile,  Leipz.  1909;  derselbe,  „Das  Pancatantra,  seine  Geschichte  u.  seine 
Verbreitung,  Leipz.  1913;  derselbe.  Über  das  Tanträkhyäyika,  die  kasmirische 
Rezension  des  Pancatantra,  Abh.  d.  sächs.  Ges.  d.  'Wiss.'philol.-hist.  Kl.  1904 
Xr.  22;  derselbe,  Das  südliche  Pancatantra,  ebenda  1906  X^r.  24. 


Zu  §  6.    Die  Orientalen.  19* 

Für  die  Lehre  der  Dschaina  s.  H.  Jacobis  Übersetziingen  v.  kanonisch. 
BB.  derselb.  in  Saered  Books  of  the  East,  voll.  22.  45.  Über  das  Verh.  der 
Dschaina  zu  den  Buddhisten  ist  lehrreich  die  Einleitung  von  H.  Jacobi  zu: 
The  Kalpasutra  of  Badrabähu,  Lpz.  1879.  G.  Bühler,  Üb.  d.  indische  Sekte  der 
Dschaina,  Vortrag  in  d.  Sitz.  d.  K.  Akad.,  26.  Mai  1887,  Wien.  Verschiedene 
Arbeiten  von  E.  Leumann,  z.  B.  in  d.  Ztschr.  d.  D.  M.  G.,  Bd.  46. 

Lanier:  Der  Zendavesta  —  auch  bloß  Avesta  ■=  Grundtext,  Zend  =  Aus- 
legung — ,  Sammlung  der  alten  ReUgionsbücher  der  Iranier,  soweit  sie  in  ßesten 
noch  vorhanden,  zuerst  in  französischer  Übersetzung  von  Anquetil-Duperron, 
1771,  herausgegeben;  im  Urtext  von  Friedr.  Spiegel,  Leipz.  1858—1863,  Karl 
Geldner,  3  Tle.,  Stuttg.  1886 — 1895.  Übersetzung  von  Spiegel,  Wien  1852 
bis  1863,  von  D  armesteter  und  Mills  in  den  Sacred  Books  of  the  East 
Vol.  4.  23.  31.  W.  Jackson,  Zoroaster,  the  prophet  of  ancient  Iran,  NeAV  York 
1899.  J.  G.  Rhode,  Die  heilige  Sage  oder  das  gesamte  Religion ssystera  der 
alten  Baktrer,  Meder  u.  Perser  oder  des  Zendvolks,  Frankfurt  a.  M.  1820. 
Abel  Hovelacque,  L'Avefeta  Zoroastre  et  le  Mazd^isme  1.,  Par.  1878  (hierin 
besprochen  Les  etudes  sur  l'Avesta  depuis  Burnouf  jusqu'a  nos  jours).  James 
Darmesteter,  Ormuzd  et  Ahriman.  Leurs  origines  et  leur  histoire  (in  Biblio- 
th&que  de  l'ecole  des  hautes  etudes),  Par.  1877;  ders.,  Le  Zend-Avesta  (übersetzt  u. 
erklärt),  3  vols.,  Par.  1892 — 1893.  Hang,  Essays  on  the  sacred  language, 
writings  and  religion  of  the  Parses,  3.  Aufl.  Lond.  1884.  Brodbeck,  Zoroaster, 
Ein  Beitr.  zur  vergl.  Gesch.  der  Religionen  und  philos.  Systeme  des  Morgen-  und 
Abendlandes,  Lpz.  1893.  K.  F.  Geldner,  Die  neunte  Gätha  d.  Zarathushtra 
u.  d.  Honover  als  Probe  einer  vollst.  Übers,  d.  zarathushtrischen  Reden,  Sitz.  d. 
Berl.  Akad.  1904,  1081—1097.  S.  A.  Kapadia,  Teachings  of  Zoroaster  and 
philosophy  of  Parsi  religion,  London  1905.  L.  H.  Whitney,  Life  and  teachings 
of  Zoroaster  the  great  Persian,  Chicago  1905. 

Äcjypter :  Über  die  ägyptischen  Religionsanschauungen  handeln  neben  den 
grundlegenden  älteren  Werken  von  K.  R.  Lepsius,  Das  Totenbuch  der  Ägypter, 
Leipz.  1842;  Die  ägyptischen  Götterkreise,  Berlin  1851,  Chr.  K.  Josias  v.  Bunsen, 
Ägyptens  Stelle  in  der  Weltgeschichte,  Hamburg  und  Gotha  1845 — 1857,  nament- 
lich die  neueren  Arbeiten  von  Ed... Meyer,  Gesch.  d.  Altertums,  I  2*,  Stuttg. 
u.  Berl.  1913,  Geschichte  des  alten  Ägypten,  Berl.  1887,  sowie  von  G.  Maspero, 
Etudes  de  mythol.  et  archeol.  egyptiennes,  I,  II,  III.  Par.  1893 — 1898.  Vgl.  auch 
noch  P;  Le  Page  Renouf,  Vorlesungen  über  Ursprung  u.  Entwickl.  d.  ReUg.  d. 
alten  Ägypter,  Übers.,  Lpz.  1881.  H.  Brugsch,  Relig.  u.  Mythol.  der  alten 
Ägypter  nach  den  Denkmälern,  I,  Lpz.  1884  — 1888,  Alfr.  Wiedemann,  Religion 
der  alten  Ägypter,  Münster  1889,  Amölineau,  La  morale  ^gyptienne  quinze 
sifecles  avant  notre  fere,  Bibliothfeque  de  l'Ecole  des  hautes  etudes  88,  Par. 
1892.  G.  Maspero,  Histoire  de  rOrient  classique,  I— III,  Par.  1895—1899. 
A.  Er  man,  Ägypten  und  ägyptisches  Leben  im  Altertum,  Tübingen  1885/88. 
Derselbe,  Die  ägyptische  Religion,  2.  Aufl.  1909.  Ch.  W  ad  dington,  Les  idees 
morales  dans  l'antique  Egypte,  in  des  Verfassers  Werk:  La  philosophie  ancienue 
et  la  critique  historique,  Paris  1904,  p.  12 — 48.  Herm.  Schneider,  Kultur  u. 
Denken  d.  alten  Ägypter  (Entwicklungsgesch.  d.  Menschh.  Bd.  1),  Leipzig  1907. 
Vielfach  wird  die  religiös-philosophische  Entwicklung  Ägyptens  namentlich  der 
hellenistischen  Zeit  in  mehreren  der  zu  §  7  G  VII  angeführten  Werke,  ins- 
besondere denen  Reitzensteins,  berührt. 

Juden:  Über  die  jüdischen  Religionsanschauungen  handeln  u.  a.  De  Wette, 
Beiträge  zur  Einl.  ins  Alte  Testament,  2  Bde.,  Halle  1806,  1807,  W.  Vatke,  D.  bibl. 
Theologie  wissensehaftl.  dargestellt,  Berl.  1835,  H.  Ewald,  Gesch.  des  Volkes 
Israel,  Götting.  1843 ff.,  3.  Aufl.  1864,  A.  Kuenen,  Histor.  kritische  Einleit.  i.  d. 
Bb.  des  a.  T.,  aus  d.  Holländischen,  Lpz.  1886,  1887,  ders.,  Godsdienst  von  Israel, 
2  Bde.,  Harlem  1869,  1870,  Wellhausen,  Prolegomena  zur  Gesch.  Israels,  3.  Aufl., 
Berl.  1886,  E.  Reuss,  Gesch.  d.  heilig.  Sehr.  d.  A.  T.,  Braunschw.  1881,  Stade, 
Gesch.  d.  Volkes  Israel,  Berl.  1881—1888,  R.  Smend,  Lehrb.  der  alttestamentl. 
Religionsgesch.,  Frbg.  i.  Br.  1893,  Rud.  Kittel,  Gesch.  d.  Volkes  Isr.,  2.  Aufl.  Gotha 
1909—1912,  Herm.  Guthe,  Gesch.  des  Volkes  Isr.,  Freib.  i.  B.,  Leipz.,  Tüb.  1899, 
J.  Wellhausen,  Die  israelitisch-jüdische  Religion.  Kultur  d.  Gegenwart  Teil  1 
Abt.  4.  2.  Aufl.  Leipzig  1909  (hier  auch  frühere  Lit.),  Ad.  Franck,  La  Kab- 
bale ou  Philosophie  religieuse  des  Höbreux,  nouv.  edit.,  Paris  1889,  Ch.  Wad- 
dington,  La  Kabbale,  in:  La  philos.  anc.  et  la  crit.  histor.,  Paris  1904,  S.  341 
bis  355  (Rezens.  d.  Buches  von  Ad.   Franck,  zuerst  1889  im  Journ.  d.  Deb.  er- 


20*  Literaturverzeichnis. 

schienen).    Über  die  jüdische  Reflexion  unter  dem  Einfluß  der  griechischen  Philo- 
sophie., s.  unten  d.  Lit.  zur  jüdisch-hellenistischen  Philosophie. 

Über  die  jüdische  Angelologie  und  Dämonologie  in  ihrer  Abhängigkeit  vom 
Parsismus  handelt  insbesondere  Alexander  Kohut  in  d.  Abhandl.  für  Kunde 
des  IMorgenlandes,  hrsg.  von  Herrn.  Brockhaus,  auch  bes.  abgedruckt,  Lpz.  1866. 

Zu  i;  7.  Die  Ouellen  uud  Hilfsmittel  unserer  Keuntuis  der  Philosophie 
der  Grieclieii. 

I.  Quellen  (Textteil  S.  17—31). 

A.  Direkte  Quellen  (erhaltene  Schriften  und  Fragmente  der 
Philosophen).  Die  Literatur  darüber  ist  jeweilen  unter  den  betreffenden 
Philosophen  verzeichnet. 

B.  Berichte  (Textteil  S.  17  ff.  bis  19  ff.). 

Allgemeines :  Die  weitverzweigte  philosophische  Literatur  über  die  in  Betracht 
kommenden  antiken  Schriftsteller  kann  hier  nicht  in  auch  nur  annähernder  Voll- 
ständigkeit verzeichnet  werden.  Verwiesen  sei  auf  die  Prolegomena  zu  Diels 
Doxographi  Graeci  (Textteil  S.  18;  grundlegend  nicht  nur  für  die  im  engsten 
Sinne  doxographische  Literatur),  die  Angaben  über  die  einzelnen  Autoren  bei 
Susemihl,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  in  d.  Alexandrinerzeit,  Christ-Schmid, 
Gesch.  d.  griech.  Literatur,  u.  die  Artikel  der  Pauly-Wissowa-K rollschen 
Kealenzyklopädie. 

Piaton  und  Aristoteles  als  Quellen  für  frühere  und  gleichzeitige  Philosophen 
(Textteil  S.  19):  E.  Zeller,  Piatos  Mitteilungen  über  frühere  und  gleichzeitige 
Philosophen,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  5  (1892),  165—184  =  Kl.  Sehr.  II  S.  I 
bis  19.  A.  J.  af  Sillc'n,  Piatonis  de  antiquissima  philosoj^hia  testimonia,  Upsala 
1880.  A.  Emminger,  Die  vorsokrat.  Philosophen  nach  den  Berichten  des 
Aristoteles,  VVürzburg  1878.  Steffens,  Welcher  Gewinn  f.  d.  Kenntnis  d.  griech. 
Philos.  von  Thaies  bis  Piaton  läßt  sich  aus  d.  Schriften  d.  Aristoteles  schöpfen  ? 
Zeitschr.  f.  Philos.,  Bd.  67.  68.  69.  J.  Burnet,  Earlv  Greek  philosophy«  p.  419  f. 
(S.  329  d.  Übers.).  O.  Gilbert,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  22  (1909j,  28-49; 
145—165;  PhUol.  68  (19U9),  368  ff.;  Gott.  gel.  Anz.  1909,  1002  ff. 

Besondere  Oruppen  der  Berichte: 

a)  Biographie  (Textteil  S.  17.  20  ff.)  einschließlich  der  der 
Biographie  dienenden  chronologischen  und  anderweitigen  Vor- 
arbeiten: Überall  zu  vergleichen:  Fr.  Leo,  Die  griech. -röm.  Biographie  nach 
ihrer  literar.  Form,  Leipz.  1901.  Die  Literatur  zu  den  im  Textteil  S.  17.  20  ff. 
genannten  Einxelviten  s.  unter  den  Philosophen,  deren  Leben  beschrieben  wird, 
und  den  philosophischen  Verfassern  der  Lebensbeschreibungen. 

Apollodor:  H.  Diels,  Chronol.  Untersuchungen  über  Apollodors  Chronika, 
Rhein.  Mus.  31  (1876),  1  ff.  (grundlegend  für  die  Chronologie  d.  antiken  Philo- 
sophen, wichtige  Feststellungen  über  die  den  Ansätzen  d.  Apollodor  zugrunde 
liegende  Methode).  G.  F.  Unger,  Die  Chronik  d.  Apollodoros,  Philol.  41  (1882), 
602  ff .  (verfehlt).  Weiteres  bei  Lortzing,  Jahresber.  üb.  d.  Fortschr.  d.  klass. 
Altertumswissensch.  96,  S.  193  ff.  W.  A.  Baehrens,  Zu  Apollodors  Chronik, 
Rhein.  Mus.  68  (1913),  152  (betrifft  die  Angabe  über  Aristoteles  S.  339  Jacoby). 
S.  auch  die  Einleitung  zu  der  im  Textteil  S.  17  genannten  Fragmentensammlung 
Jacobys. 

Hermippos :  C.  Fries,  Zu  H.  von  Alexandreia,  Woch.  f.  klass.  Philol.  1904, 
1043—1046.  (H.  nach  F.  nicht  Lügenschmied,  sondern  nur  Sammler,  dem  es 
eben  lediglich  auf  das  Sammeln,  nicht  auf  kritische  Sichtung  ankam.  F.  ver- 
weist auf  die  gleiche  Auffassung  bei  Diels,  Didymosscholien  S.  XXXVIII. 

Satyros:  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorff ,  Hermes  34  (1899),  633ff. 
Für  Satvros'  Methode  ist  lehrreich  Fr.  Leo,  Satvros  ßiog  Evqi:ii6ov,  Nachr.  d. 
Ges.  d.  Wiss.  zu  Gott,  philol.-histor.  Kl.  1912,  273—290. 

Antigonos  v.  Karystos :  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorff,  Antigonos 
v.  Karystos  (Philol.  Unters,  herausg.  v.  A.  Kießling  u.  U.  v.  Wilamowitz-Moellen- 
dorff 4.  Heft),  Berlin  1881.    C.  Robert,  Antigonos  19  bei  Paulv-Wissowa. 


Zu  §  7.     Die  <-iuellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  d.  Philos.  d.  Griechen.    21* 

Zu  der  Frage  nach  der  Existenz  von  Philosophcnkanones  (Listen  philo- 
sophischer Musterautoren)  s.  H.  Rabe.  Rhein.  Mus.  (12  (1907),  587—590;  65 
(1910),  339— 344.  A.Mayer,  Byz.  Zeitschr.  20  (1911),  64  ff.,  wo  auch  frühere 
Arbeiten  berücksichtigt  sind.  Antike  Zusammenstellungen  unfjlückltchcr  Philo- 
sophensciticksalc  (insbes.  Fälle  von  Vertreibung  durch  die  Staatsgewalt):  L.  Rader- 
ni acher,  Rhein.  Mus.  56  (1901),  214.  Listen  praktiscli-tiiliger  Philosophen  und 
philosophiseher  Tyrannenbekiunpfer :  K.Pr aechter,  Byz.  Zeitschr.  14  (1905)  493. 

b)  Berichte  nach  dem  Prinzip  der  ötado/j]  (Textteil  S.  17.  24  ff.), 

Antisthenes  aus  Rhodos:  P2.  Zeller,  Über  Antisthenes  aus  Rhodos,  Sitz.  d. 
Berl.  Ak.  1883,  1067-1073  =  KI.  Sehr.  I  291—298.  E.  Sehwartz,  Antisthenes  9 
bei  Pauly-Wissowa.     W.  Crönert,  Kol.  u.  Men.  8.  133  ff. 

Alexander  Polyhistor:  E.  Sehwartz,  Alexandros  88  bei  Pauly-Wissowa. 

Diogenes  Laertios:  Zum  Xamen:  W.  Crönert,  Kolot.  u.  Mened.  S.  185. 
Zur  Ülierliefernng :  Herm.  Diels,  Jenaer  Literaturz.  1877  S.  394  Anm.  Kurt 
Wachsmuth,  Sillogr.  reliquiae^  p.  51  ff.,  Usener,  Epicurea  p.  VI  ff.  W.  Volk- 
manu,  Quaestionum  de  Diogene  Laertio  cap.  I.  II,  Breslau  1890,  1895.  Edg.  Mar- 
tini, Analecta  Laertiana,  Habilitationsschr.,  Leipz.  1899.  Alfr.  Gercke,  Deutsche 
Lit.-Zeit.  1900,  170ff.;  ders.,  Die  Überl.  d.  Diog.  L.,  Hermes  37  (1902>,  401-434. 
E.  Martini,  Z.  handschr.  Überl.  des  L.  D.,  Rhein.  Mus.  55  (1900),  612—624. 
H.  ilutschmann,  Vergessenes  u.  Übersehenes,  Berl.  phil.  Wochenschr.  1908, 
1328.  S.  auch  die  Einleitungen  von  Mutschmann  u.  den  Baselern  in  den  Text 
S.  17  erwähnten  Ausgaben.  Die  zahlreichen  Beiträge  zur  ErKlärung  und  Emen- 
dation  einzelner  Stellen  können  hier  nicht  verzeichnet  werden.  S.  darüber  den 
Jahresber.  üb.  d.  Fortschr.  d.  klass.  Altertumsw.  96  (1898)  S.  60f.;  108  (1901) 
S.  205.  Weiteres  wird  in  der  in  Bearbeitung  befindlichen  Fortsetzung  des  Be- 
richtes angegeben  werden. 

Die  für  die  antike  Philosophiegeschichte  höchst  wichtige  Quellenfrage  be- 
handeln: Friedr.  Bahnsch,  Quaestionum  de  Diog.  Laertii  fontibus  initia,  diss. 
inaug.  Regiomont.,  Gumbinnae  1868.  Frdr.  Nietzsche,  De  Laertii  Diog.  fontibus, 
Rhein.  Mus.  X.  F.  23  (1868),  632—653  und  24  (1869),  181—228;  ders.,  Beitr.  zur 
Quellenkunde  und  Kritik  des  Laertius  Diogenes,  Basel  1870;  ders.,  Analecta 
Laertiana,  Rhein.  Mus.  N.  F.  25  (1870),  217—231.  Diese  drei  Abhandlungen 
jetzt  in  Fr.  Nietzsches  Werken  17,  3.  Abt.  1  (Philologica),  Leipz.  1910.  8.  da- 
gegen J.  Freudenthal,  Hellenistische  Studien,  Heft  3,  Exkurs  4:  Zur  Quellen- 
kunde des  Laertius  Diog.,  Berl.  1879.  Ern.  Maaß,  De  biograj^his  Graecis 
quaestiones  selectae,  in:  Philol.  Untersuchungen,  3.  Heft,  1880;  dagegen  die 
Epistola  ad  Ernest.  Maassium  v.  Wilamowitz  -  Moellendorf  f,  der  auch 
im  Antigonos  v.  Karystos,  Berlin  1881,  die  Frage  behandelt.  Vict.  Egger, 
Disputationis  de  fontibus  D.  L.  Particula  de  successionibus  philosophorum, 
Bordeaux  1881,  Thesis  von  Paris.  Herm.  Diels,  Hermes  24  (1889),  324  (zu 
Diog.  Laert.  9,  109).  Hrm.  Usener,  Die  Unterlage  des  Laert.  Diog.,  Sitzungs- 
berichte der  Akad.  zu  Berlin  1892,  1023—1034  =  Kl.  Sehr.  III  S.  163-175;  der- 
selbe, Epicurea,  Praefatio  S.  XXII  ff.  AV.  Volkmann,  Quaest.  de  D.  L. 
c.  1 :  de  D.  L.  et  Suida,  Pr.,  Breslau  1890;  derselbe,  Untersuchungen  zu  Dio- 
genes Laertius,  Festschrift  des  Gymnasiums  zu  Jauer,  Jauer  1890.  Fr.  Suse- 
mihl,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  141  (1890),  187-191;  Philol.  54  (1895),  567  bis 
574.  A.  Coyotti,  Quibus  libris  vitarum  in  libro  septimo  scribendo  Laertius 
usus  fuerit,  Studi  ital.  di  filol.  class.  5  (1897),  65 — 97.  E.  Martini,  Analecta 
Laertiana,  pars  II,  Leipz.  Stud,  20  (1902),  147—166.  A.  Gercke,  De  quibusdam 
Laertii  Diogenis  auctoribus  disputatur,  Greifsw.  1899  Pr.  (hier  S.  4—6  über 
frühere  Arbeiten).  Fr.  Leo,  Diogenes  Laertius,  in:  Die  griechisch- röm.  Biographie 
nach  ihrer  literarischen  Form,  Lpz.  1901,  S.  35—84.  W.  Crönert,  Kolot.  u. 
Mened.,  Lips.  1906,  133 — 147.  Rud.  Helm,  Lucian  u.  Menipp,  Leipz.  u.  Berl. 
1906,  231  ff.  (Analyse  der  Vita  des  Kynikers  Diogenes).  O.  Hense,  Praef.  zu 
Teletis  reliquiae*  p.  LVIII  ff.  (Vita  des  Bion).  H.  von  Arnim,  De  Diogene 
Laertio  et  Ario  Didymo,  in:  Stoic.  vet.  fragm.  I  p.  XXX  ff.  H.  Schmidt, 
Studia  Laertiana,  Bonn  1906  Diss.  Ed.  Sehwartz,  Artikel  Diogenes  Laertios 
(Diogenes  Xo.  40)  bei  Pauly-Wissowa. 

Über  d.  Verhältnis  d.  Suidas  (S.  17.  19)  zu  Diog.  Laert.  s.  u.  a.  W.  Volk- 
mann, Quaest.  de  Diog.  Laert.  I,  Breslau  1890,  über  Pseudo-Hesychios  Edg. 
Martini,  Analecta  Laert.  II,  Leipz.  Stud.  20  (1902),  147  ff. 


22*  Literaturverzeichnis. 

cj  Doxographische  Berichte  (Textteil  S.  18.  29  f.). 

Für  das  Gesanitgebiet  dieser  Literatur  kommen  vor  allem  in  Betracht  die 
Prologomena  in  Diels"  Doxogi'aphi  Graeci  sowie  die  S.  18  c)  unter  , .Ergänzungen" 
angeführten  Arbeiten.  Die  Beziehungen  der  doxogTaphischen  Literatur  zu  Posei- 
donios  berührt  auch  P.  Wendland,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  1  (1888),  207  f. 
Doxographisches  bei  Späteren:  Eud.  Helm,  Lucian  u.  Menipp  S.  87.  —  A.  Dö- 
ring, Doxographisches  z.  Lehre  vom  re/.o;,  Zeitschr.  f.  Philos.  101  (1893),  Ißö 
bis  203.  Kritische  Beiträge:  Th.  Goraperz,  Wiener  Studien  2  (1880),  12  ff. 
=   Hellenika  II  253  ff. 

Ärlios:  H.  Diels,  Stobaios  und  Aetios,  Rhein.  Mus.  36  (1881),  343—350. 
H.  Usener,  Aet.  2,  24.  8  p.  355  Diels,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  139  (1889),  382 
=  Kl.  Sehr.  I  345.  . 

Ps.-Galen  :  S.  Mekler,  Festschrift  für  Th.  Gomperz  (1902)  S.  300-302. 
G.  Vitelli,  Stud.  ital.  di  filol.  class.  18,  284. 

Hermeias :  Andr.  v.  Di  Pauli,  Die  Irrisio  des  Hermias  (Forschungen  z. 
Christi.  Lit.-  u.  Dogmengesch..  her.  v.  Ehrhard  u.  Kirsch  Bd.  7  H.  2),  Pader- 
born 1907.  Gerh.  Loeschcke,  Art.  Hermias  15  bei  Paulv-Wissowa-KroU  15, 
Halbb.  832  f.     S.  auch  Grundriß  II  i°  S.  63.  65.  71.  41*. 

Nemesios :  s.  unten  unter  Xemesios  (besonders  W.  W.  Jäger)  und  Grundriß 
II  *"  (Stellen  im  Register). 

Thcodord:   s.  Grundriß  II '"  (Stellen  im  Register). 

d)  Behandlung  der  Sekten  in  übersichtlicher  "Weise;  Dar- 
stellung des  einen  oder  andern  Systems  in  seiner  Gliederung 
(Textteil  S.  18.  30.     S.  dazu  „Nachträge  und  Berichtigungen''). 

Allgemein  sind  auch  hier  die  Prolegomena  zu  Diels'  Doxogr.  Graeci  heran- 
zuziehen. S.  auch  Fr.  Susemihl,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  in  d.  Alexandrinerz. 
unter  d.  betreffenden  Autoren. 

Hipjwbotos :  H.  v.  Arnim,  Art.  H.  bei  Pauly-Wissowa-Kroll. 

Areios  DidijDios :  Büchsenschütz,  Berlin  1881  Festschr.  d.  Friedr.- 
Werd.  Gymn.  Susemihl,  Gesch.  d.  gr.  Lit.  in  d.  Alex.  II  254 f.  Hans 
Strache,  De  Arii  Didymi  in  morali  philosophia  auctoribus,  Berl.  Diss.  1909  (ab- 
weichend xMax  Pohlenz,  Berl.  philol.  Woch.  1911,  1497  ff). 

Aristokles:  s.  unten  bei  den  Peripatetikern  des  2.  Jahrh.  nach  Chr. 

Cicero :  s.  miten. 

e)  Gelegentliche  Berührung  der  Philosophen  und  ihrer  Lehren 
(in  anderer  Absicht  als  derjenigen  der  Berichterstattung,  Textteil 
S.  18  f.  30  f.). 

Über  die  in  Betracht  kommenden  Autoren,  soweit  sie  als  Philosophen  in 
diesen  Band  aufgenommen  sind,  s.  die  betreffenden  Paragraphen.  Über  die 
patristischen  Schriftsteller  orientieren  Ad.  Harnack,  Gesch.  d.  altchristl.  Lit.  bis 
Eusebius,  2  Teile,  Leipz.  1893.  1897  und  die  im  Text  S.  19  genannten  Werke  von 
Bardenhewer  und  Jordan,  sowie  Bd.  11^**  dieses  Grundrisses.  Für  die  Aveiteren 
Quellen  (Athenaios,  Gellius,  Photios  usw.)  muß  auf  die  Darstellungen  der  grie- 
chischen, römischen  und  byzantinischen  Literaturgeschichte  verwiesen  werden. 

n.  Hilfsmittel:  Ai'beiteu  Xeuerer  ziir  Oeschiehte  der  gTieehisehen  Philo- 
sophie (Text  S.  16.  31). 

Vorhemprkunrj :  Die  zu  §  4  verzeichneten  Arbeiten  zur  Gesamtgeschichte 
der  Philosophie,  ihrer  Richtungen  und  Probleme  sind  auch  für  die  Geschichte  der 
griechischen  Philosophie  durchweg  heranzuziehen. 

A.  Allgemeine  Bibliographie. 

Bibliotheca  scriptorum  classicorum  her.  v.  Wilh.  Engelmann. 
8.  Aufl.  umfassend  die  Literatur  von  1700  bis  1878,  neu  bearb.  von  E.  Preuß: 
I.  Scriptores  Graeci,  IL  Scriptores  Latini,  Leipzig  1S80/2.  Bibl.  Script,  class. 
et  Graec.  et  Latin.     Die  Literatur  von   1878  bis  1896  einschl.  umfassend  her. 


Zu  §  7.    Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  d.  Philos.  d.  Griechen.    23* 

T.  Rud.  Klußmann.  I  1  u.  2  Script.  Graeci,  II  1  u.  2  Script.  Lat,  Leipzig 
1909/lH.  Beide  Werke  enthalten  ein  Verzeichnis  der  Literatur  zu  den  antiken 
Schriftstellern,  darunter  auch  den  Philosophen,  in  alphabetischer  Anordnung  (ein- 
schließl.  der  Dissertationen,  Programme  und  Zeitschriftenaufsätze).  Allgemeineres 
ist  unter  Scriptores  nhilosophi  gesammelt.  Für  die  Zeit  von  I89G  an  entbehren 
wir  eines  solchen  Hilfsmittels.  Einen  teilweisen  Ersatz  bietet  die  vierteljährlich 
in  Leipzig  erscheinende  Biblioth.  philol.  classica,  die  jeweilen  die  Erschei- 
nungen des  abgelaufenen  Quartals  verzeichnet.  Das  Allgemeine  ist  hier  in  einem 
besonderen  Abschnitt  „Philosophia  antiqua"  vereinigt.  Dissertationen  und  Pro- 
gramme i^^akadem.  u.  Schulprogramme)  stellt  nach  Jahresabschnitten  zusammen 
E.  Klußmann  in  d.  Berliner  philol.  Wochenschrift.  Zu  vergleichen  sind  auch 
die  Verzeichnisse  der  deutschen  u.  d.  schweizer.  Universitiitsschriften.  Eine  .,Eevue 
des  revues''  veröffentlicht  in  Jahresabschnitten  die  Eevae  de  philologie.  Be- 
sprechung neuer  Erscheinungen  außer  in  den  allgemeinen  Rezensionszeitschriften 
(Literar.  Centralblatt,  Deutsche  Literaturzeitung)  besonders  in  d.  Berl.  philol. 
Wochenschr.  u.  d.  Wochenschr.  f.  klass.  Philologie  u.  im  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos. 
S.  auch  B.  (Jahresberichte)  und  C.  (Zeitschriften). 

B.  Jalireshericlile  und   Verwandtes. 

Der  Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  klass.  Altertums- 
wissenschaft, begründet  von  Bursian,  jetzt  herausgegeben  von  Alfred  Körte, 
bringt  besondere  Berichte  über  einzelne  antike  Philosophen  (wie  Piaton,  Lucrez 
u.  a.)  und  Gruppen  von  solchen  (Vorsokratiker,  Nacharistoteliker).  Es  bespricht 
hier  die  Literatur  über  griech.  Philosophie  und  grieeh.  Philosophen  bis  auf 
Aristoteles  aus  dem  Jahre  1873  Susemihl  Bd.  1,  511  ff.,  griech.  Philosophie 
und  griech.  Philosophen  bis  auf  Theophrastos  a.  d.  J.  1874/75  derselbe 
3.  261  ff.,  die  Vorsokratiker  1876/97  Lortzing  96,  156  ff.;  112,  132  ff.;  116, 
1  ff.,  Ältere  Sophistik  1876-1911  Lortzing  163,  84ff.,  168,  I  ff.,  Xenophon 
1873  Büchsenschütz  1,  161  ff.:  1874/77  Nitsche  9,  14ff.;  1879  K.  Schenkl  17,  1  ff.; 
1880/88  derselbe  54,  1  ff.;  1889/98  E.  Richter  100,  33  ff.;  1899-1902  derselbe  117, 
47  ff.;  1903  8  derselbe  142,  341  ff.,  Piaton  1876  Schanz  9,  167  ff. ;  1877/79  der- 
selbe 17,  193  ff.;  1880/85  G.  Schneider  50,  134  ff.;  1886/87  derselbe  67,  29  ff.; 
83,  1  ff.,  (anschließend  an  Schanz  und  Schneider)  Ritter  157,  Iff.;  161, -1  ff.. 
Aristoteles,  Theophrast  und  die  älteren  Peripatetiker  1876  Susemihl 
5,  257  ff.;  1877  derselbe  9,  336 ff.;  1878/79  derselbe  17.  251  ff.;  1880/82  derselbe 
30,  1  ff.;  1883  derselbe  34,  ]  ff.;  1884  derselbe  42,  1  ff.;  1885  derselbe  42,  230  ff.: 
1886  derselbe  50,  Iff.;  1886  91  derselbe  67,  78  ff.;  75,  55  ff.;  1892  derselbe  79, 
79ff.;  1893  derselbe  79,  258ff.;  1894  derselbe  88,  3ff.;  die  nacharistote- 
lische Philosophie  1873  M.  Heinze  1,  187  ff.;  1874/75  derselbe  3,  555  ff.;  187680 
derselbe  22,  1  ff.;  1881/86  derselbe  50,  34  ff.;  1887/88  Haas  79,  Ift.;  die  nach - 
aristotelischen  Philosophen  (mit  Ausschluß  der  älteren  Akade- 
miker und  Peripatetiker  und  von  Lucrez,  Cicero,  Philon  und  Plu- 
tarch)  1889  95  Praechter  96,  Iff.;  1896/99  derselbe  108.  129  ff.,  Lucretius  1873 
Brieger  2.  1097  ff.;  1874/76  derselbe  6,  159  ff.;  1877  derselbe  10,  62  ff.;  1878/79 
derselbe  18.  186  ff.;  1880/81  derselbe  27,  149  ff.;  1882/84  derselbe  39,  171  ff.; 
1885/89  derselbe  63,  207  ff.;  1890/95  derselbe  89.  120  ff.;  1896/98  derselbe  105, 
Iff.;  1899/1900  derselbe  109,  145  ff.;  1901/03  derselbe  126,  Iff.,  Ciceros  philo- 
sophische Schriften  1881/83  Schwenke  35,  74ff.;  1884/86  derselbe  47,  267  ff.; 
1887/90  derselbe  76,  213 ff.;  1891/93  Deiter  84,  69  ff.;  1894/97  derselbe  101,  148 ff., 
1902  (f ür  Avichtigere  Erscheinungen  1898)  —191 1  Lörcher  162,  Iff.,  Varro  1898—1908 
Mras143.  63—111,  die  j  üdisch-hellenisti  seh  e  Philosophie  1889/98  Wend- 
land 98,  118  ff.,  Plutarchs  Moralia  1873  H.  Heinze  1,  320ff.;  1874/75  der- 
selbe 3,  576  ff.;  1876/77  derselbe  9,  298  ff.;  1878/79  derselbe  13,  219  ff.;  1880/81 
derselbe  26,  57  ff.;  1882/83  derselbe  30,  252  ff.;  1884/85  derselbe  42,  123  ff;  1885/88 
Treu  62,  Iff.;  1889/99  Dyroff  108,  Iff.;  1899/1904  Weißenberger  129,  83  ff.; 
190.5/10  Bock  152,  313  ff.  Die  in  Rußland  erschienenen  Arbeiten  über  alte  Philo- 
sophie aus  d.  J.  1889  bespricht  Lutoslawski  60,  438  ff.,  aus  d.  J.  1890  derselbe 
69,  194  ff.  In  Betracht  kommen  auch  die  Berichte  über  die  Literatur  zur  Mathe- 
matik, Mechanik,  Astronomie,  zu  den  Naturwissenschaften,  zur  Medizin  und  zur 
Musik  im  Altertum.  Vielfach  greifen  auch  die  Berichte  über  die  Literatur  zur 
griechischen  Rhetorik  und  zur  zweiten  Sophistik  ein. 

Zu  berücksichtigen  sind  ferner  die  Jahresberichte  im  Archiv  f.  Gesch.  d. 
Philos.     Von  den  für  die  alte  Philosophie  Avichtigsten  Berichten  verzeichne  ich 


24*  Literaturverzeichnis. 

hier  das  Gebiet,  die  Berichtsperiode,  den  oder  die  Verfasser  und  die  Fundstelle 
im  Archiv:  Indische  Philosophie  188"  S9  Oldenberg-  1,  407  ff.;  3,  295  ff.  — 
1894,97  Handt  12,  211  ff.  (Indische  Ästhetik,  Uvroff  IS,  113  ff.).  Yorsokra- 
tiker  1886  Diels  1,  95  ff.,  243  ff.  —  1887  derselbe  2.  87  ff.  —  1888  derselbe  2, 
653  ff.  —  1889  derselbe  4.  111  ff.  —  1890  E.  Wellmann  5,  87  ff .  —  1891  derselbe 
6,  259  ff.  —  1892  93  derselbe  8,  284  ff.  —  1894/1900  derselbe  15,  113  ff.  —  1900/09 
O.  Gilbert  21,  419  ff.,  23,  263  ff.,  403  ff.'  Sokratische,  platonische 
und  aristotelische  Philosophie  1886/87  Zeller  1,  252  ff.,  412  ff., 
595  ff.;  2.  95  ff.,  259  ff.  —  1888  derselbe  2,  661  ff.;  3,  302  ff.  —  1889  derselbe  4, 
121  ff.  ~  1890  91  derselbe  5,  535  ff.;  6,  131  ff.,  403  ff .  —  1892  derselbe  7,  95  ff.; 
8,  124  ff.  —  1893  derselbe  8,  565  ff.;  9,  363  ff.  —  1894  derselbe  9,  519  ff.  -  1895 
derselbe  10,  557  ff.;  11,  153  ff.,  435  ff.  —  1896  derselbe  12,  226  ff.;  13,  272  ff., 
597  ff.  —  1897/98  Apelt  14,  273  ff.,  403  ff .  —  1899/191)0  H.  Gomperz  15,  516  ff.; 
16,  119  ff.,  261  ff.  —  1901/04  derselbe  ]9,  227  ff.,  411  ff.,  517  ff.  Einige  wichtigere 
Erscheinungen  der  deutschen  Literatur  über  die  sokratische,  platonische  und 
aristotelische  Philosophie  1905/08  derselbe  25,  226  ff.,  345  ff.,  463  ff.  Nach- 
aristotelische  Philos.  d.  Griech.  u.  röm.  Philos.  I8S6  Stein  1.  422  ff, 
—  1887/90  Stein  und  Wendland  4,  495  ff.,  657  ff.;  5,  103  ff.,  225  ff.,  403  ff .  — 
1891/96  Joel  10,  539  ff . ;  11,  281  ff.  Dvroff  13,  121  ff.;  14,  113  ff.  —  1897/1905 
derselbe  17,  144  ff.,  275  ff.  Semitiscli- griech.  Philos.  1887/90  A.  Müller  4, 
519  ff.  Verhältnis  der  Kirchenväter  zur  griech.  Philos.  1886  87  Wend- 
land 1,  627  ff.  -  1888  derselbe  4,  154  ff.  —  188<'V92  derselbe  7,  287  ff.,  405  ff.  — 
1883/96  Lüderaann  11,  519  ff.;  12,  531  ff.  —  1897/1900  derselbe  15,  403  ff.,  493  ff. j 
16,  401  ff.,  547  ff. 

Die  meisten  der  angeführten  Berichte  des  Archivs  beschränken  sich  auf  die 
deutsche  Literatur  (s.  im  einzelnen  die  Überschriften).  Es  sind  also  überall  die 
umfassenderen  Berichte  über  die  philosophiegeschichtlichen  Erscheinungen  in 
fremden  Sprachen  (Berichte  über  die  Erscheinungen  zur  Gesch.  d.  Philos.  bez.  d. 
alten  Philos.  in  Frankreich,  England,  Rußland  usw.)  heranzuziehen.  Jahres- 
berichte (des  philol.  Vereins  zu  Berlin)  über  einige  philosophische  Schriftsteller 
des  Altertums  (Xenophon,  Piaton,  Cicero,  Plutarch)  erschienen  auch  in  der  Zeit- 
schrift, für  das  Gymnasialwesen. 

Über  die  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  Gesch.  der  alten  Philos.  seit  Buhle 
und  Tennemann  bis  auf  Ritter  u.  Brandis  handelt  Zeller  in  den  Jahrbüchern  der 
Gegenwart  JuU  1843,  über  die  Arbeit  des  letzten  Vierteljahrhunderts  auf  dem 
Gebiete  der  Geschichte  der  griechischen  Philosophie  zusammenfassend  K.  Praechter 
bei  W.  Kroll,  Die  Altertumswissenschaft  im  letzten  Vierteljahrhundert  (Jahres- 
ber.  üb.  d.  Fortschr.  d.  klass.  Alt.  Bd.  124),  Leipzig  1905.  Die  Behandlung  der 
griechischen  Philosophiegeschichte  durch  Neuere  betrifft  auch  W.  Nestle, 
Fr.  Nietzsche  und  die  griech.  Philosophie,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw. 
15  I,  554  ff. 

C.  Zeitseliriften. 

Neben  den  die  gesamte  Geschichte  der  Philosophie  berücksichtigenden 
philosophischen  Zeitschriften  (oben  S.  13*)  kommen  für  die  antike  Philosophie 
die  Zeitschriften  in  Betracht,  die  ausschließlich  oder  vorzugsweise  dem  klassi- 
schen Altertum  gewidmet  sind.  Aus  deren  Zahl  seien  die  folgenden  genannt, 
aus  denen  in  diesem  Bande  zahlreiche  Abhandlungen  angeführt  werden: 
Hermes,  Zeitschrift  f.  klassische  Philol.,  herausg.  von  C.  Robert  u.  G.  Wissowa; 
Rhein.  Museum  für  Philologie,  herausgegeben  von  A.  Brinkmann;  Philologus, 
Zeitschr.  f.  d.  klass.  Altertum,  herausg.  von  O.  Crusius;  Neue  Jahrb.  f.  d. 
klassische  Altertum,  Geschichte  u.  deutsche  Literatur,  herausg.  von  Joh.  Ilberg; 
ferner  Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymnasien,  Wiener  Studien,  The  classical  review, 
The  classical  quarterly,  Mnemosyne,  Revue  de  philologie,  Rivista  di  filologia, 
Studi  italiani  di  filologia  classica,  Classical  philology,  Harvard  studies  in 
classical  philology  u.  a.  —  Die  Neuen  Jahrbücher  für  Philol.,  her.  von  A.  Fleck- 
eisen haben  aufgehört  zu  erscheinen.  Über  die  Berliner  philol.  Wochenschr.,  die 
Wochenschr.  f.  klass.  Philol.,  die  Bibliotheca  philol.  class.  und  die  Revue  des 
revues  der  Revue  de  philologie  s.  o.  unter  A.  —  Für  die  späteste  Periode  der 
antiken  Philosophie  ist  auch  zu  berücksichtigen  die  Byzantinische  Zeitschr.,  be- 
gründet von  K.  Krumbacher,  her.  v.  Aug.  Heisenberg  u.  Paul  Marc,  die  be- 
sonders durch  die  kurzen  Besprechungen  der  neuesten  Literatur  in  ihrer  III.  Ab- 
teilung   dem    Studium  eine   Hilfe   bietet,    wie  wir  sie  in  analoger  Weise  für  die 


Zu  §  7.    Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  d.  Thilos,  d.  Griechen.    25* 

früheren  Perioden  des  Altertums  nicht  besitzen.  Vieles  unser  Gebiet  Berührende 
enthalten  auch  die  Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Theologie  und  andere  theo- 
logische Periodika,  sowie  die  Publikationen  der  Akademien. 

D.  Lexikalische   Werke. 

Paulys  Real-Enzyklopädie  der  klassischen  Altertumswissenschaft,  neue 
Bearb.  von  G.  Wissowa.  fortgef.  von  Wilh.  Kroll  u.  Kurt  Witte  (erscheint 
seit  1894,  geht  jetzt  in  der  ersten  Reihe  bis  Imperator,  in  der  zweiten  mit  Ea 
beginnenden  Eeihe  bis  Eyton;  dazu  Suppl.  1  [zu  A — D]  1903,  Suppl.  2  [zu  H] 
1913)  enthält  ausführliche  Artikel  auch  über  die  Philosophen. 

Für  Biographisches: 

ProsoiJOgraphia  Attica  ed.  J.  Kirchner,  2  Bde.,  Berlin  IßOl,  1903  (mit  den 
Nachträgen  von  Eoussel,  Bull.  d.  corresp.  hellen.  32  [1908],  303  —  444  und  Sund- 
wall, Öfversigt  af  Finska  Vetenskaps-Societetens  Förhandlingar  52  [1909/10] 
Helsingf.  1910).  Prosopographia  imiserii  Eomani  saec.  I.  II.  III.:  pars  I.  ed. 
Elim.  Klebs,  pars  II.  ed.  Herrn.  Dessau,  pars  III.  ed.  Paul,  de  Eohden  et  Herrn. 
Dessau,  Berlin  1897,  1898. 

E.  Gesamigeschichte  der  antiken  Philosophie. 

a.  Zusammenstellung  ausgewählter  Quellenstellen: 

Historia  philosophiae  Graecae  et  Eomanae  ex  fontium  locis  contexta.  Locos 
collegerunt,  disposuerunt.  notis  auxerunt  H.  Ritter  et  L.  Preller.  Edidit 
L.  Preller,  Hamburgi  1838.  Ed.  IX  quam  curav.  Eduard.  Wellmann, 
Gothae  1913.  (Eine  sehr  brauchbare  Sammlung,  die  in  den  letzten  Bearbeitungen 
wieder  wesentlich  gewonnen  hat.) 

Mehr  für  elementare  Zwecke,  nicht  so  gründlich  wie  das  eben  erwähnte 
Werk:  Texts  to  illustrate  a  Course  of  elementary  Lectures  of  Greek  Philosophy 
from  Thaies  to  Aristotle,  by  J.  Jackson,  London  1901,  und  Texts  etc.  —  after 
Aristotlc  by  J.  Adam,  London  1902.  Schulzwecken  dient  die  Auswahl  a.  d. 
griech.  Philosophen  (Piaton,  Aristoteles,  Epiktet,  Mark  Aurel,  Epikur,  Theophrast, 
Plutareh,  Lukianj  von  O.  Weißenfels,  3.  Aufl.  von  E.  Grünwald,  Leipzig 
(Teubner). 

b.  Darstellungen: 
a.  Deutsche: 

Chr.  Meiners,  Gesch.  d.  Ursprungs,  Fortgangs  u.  Verfalls  d.  Wissen- 
schaften in  Griechenland  u.  Eom,  Lemgo  1781 — 1782.  Wilh.  Traug.  Krug, 
Gesch.  d.  Philos.  alter  Zeit,  vornehmlich  unter  Griechen  und  Eömern,  Leipz. 
1815,  2.  Aufl.  1827.  Christian  Aug.  ßrandis,  Handbuch  der  Geschichte  der 
griechisch-römischen  Philosophie,  1.  T.:  Vorsokratische  Philosophie,  2.  T.,  I.Abt.: 
Sokrates,  die  einseitigen  Sokratiker  und  Plato;  2.  T.,  2.  Abt.,  1.  u.  2.  Hälfte: 
Aristoteles;  3.  T.  1.  Abt.:  Übersicht  über  das  aristotelische  Lehrgebäude  und  Er- 
örterung der  Lehren  seiner  nächsten  Nachfolger  als  Übergang  zu  der  dritten 
Entwickluugsperiode  der  griechischen  Philosophie,  Berlin  1835,  1844,  1853,  1857, 
1860.  —  Geschichte  der  Entwicklungen  der  griechischen  Philosophie  und  ihrer 
Nachwirkungen  im  römischen  Reiche.  Erste  Hälfte  (bis  auf  Aristoteles),  Berlin 
1862.  Zweite  Hälfte  (von  den  Stoikern  und  Epikureern  bis  auf  die  Neuplatoniker, 
zugleich,  nebst  den  1866  erschienenen  ,, Ausführungen",  als  2.  Abt.  des  3.  Teiles 
des  Handbuchs),  ebd.  1864.  (Das  Handbuch  beruht  auf  höchst  sorgsamer  und 
umfassender  gelehrter  Forschung.  Die  „Geschichte  der  Entwicklungen"  ist  eine 
kürzere,  übersichtliche  Darstellung.)  Ed.  Zeller,  Die  Philosophie  der  Griechen. 
Eine  Untersuchung  über  Charakter,  Gang  und  Hauptmomente  ihrer  Entwicklung. 
Erster  Teil:  Allg.  Einleitung.  Vorsokratische  Philosophie.  Zweiter  Teil:  Sokrates, 
Plato,  Aristoteles.  Dritter  Teil:  Die  nacharistotelische  Philosophie.  Tübingen 
1844,  1846,  1852.  —  Zweite  völlig  umgearb.  Aufl.  unter  dem  Titel:  Die  Philo- 
sophie der  Griechen  in  ihrer  gesch.  Entwicklung  dargestellt,  in  5  Bdn.,  Tübing., 
später  Lpz.  1859-1868.  Erster  Teil,  5.  Aufl.  in  2  Hälften,  Lpz.  1892.  Zweiter 
Teil.  1.  Abt..  4.  Aufl.:  Sokrates  und  die  Sokratiker,  Plato  und  die  alte  Akademie, 
Lpzl  1889.  Zweiter  Teil,  2.  Abt.,  3.  Aufl.:  Aristoteles  und  die  alten  Peripatetiker, 
Lpz.  1879.  Dritter  Teil,  1.  Abt.,  4.  Aufl.  herausg.  von  Ed.  Wellmann:  Die 
nacharistotelische  Philosophie,  1.  Hälfte,  Leipzig  1909;  2.  Abt.,  4.  Aufl.:  Die 
nacharistotelische  Philosophie,  2.  Hälfte,  ebd.  1903.  Register  zu  dem  ganzen 
Werke,  ebd.  1882.     Einige   Teile  sind  in  das  Englische  und  Französische  über- 


26*  Literaturverzeichnis. 

setzt.  (Die  trefflichste  Vereinigung  von  philosophischer  Vertiefung  und  kriti- 
schem Blick  mit  genauer  Berücksichtigung  der  einschlägigen  Literatur.  Der 
philosophische  Standpunkt  ist  ein  durch  Empirie  und  Kritik  modifizierter  Hege- 
lianismus.) Zellers  „Philos.  der  Griech."  ist  grundlegend  für  die  gesarate  neuere 
Behandlung  der  antiken  Philosophie,  und  jede  Weiterarbeit  hat  mit  diesem  Werke, 
in  dem  das  Material  mit  bewundernswerter  Gründlichkeit  gesammelt  und  gesichtet 
und  mit  feinstem  philologisch-historischem  Takte  verwertet  ist,  zu  rechnen.  Gleich- 
wohl ist  Zellers  Darstellung  nicht  die  Geschichte  der  griechischen  Philosophie 
schlechthin  und  ist  am  wenigsten  von  ihrem  LTrheber  selbst  dafür  gehalten  worden. 
Trotz  umfassender  eigener  Kenntnis  auch  der  späteren  Philosophie  hat  Zeller  aus 
prinzipiellen  Gründen  davon  Abstand  genommen,  durch  Ausblicke  auf  die  neuzeit- 
liche philosophische  Entwicklung  und  Hinweise  auf  parallele  Erscheinungen  inner- 
halb dieser  die  antike  Philosophie  nach  Möglichkeit  dem  Rahmen  der  gesamten 
Philosophiegeschichte  einzufügen.  Ferner  hängt  es  mit  Zellers  besonderer  wissen- 
schaftlicher Richtung  zusammen,  daß  er  zwar  den  inneren  gedanklichen  Zusammen- 
hang der  Systeme  aufs  eingehendste  verfolgt  hat,  den  Wurzeln  aber,  durch  die 
die  griechische  Philosophie  aus  dem  gesamten  Kulturleben  der  antiken  Völker 
ihre  Nahrung  zog,  weniger  tief  nachgegangen  ist,  als  es  im  Interesse  des  vollen 
Verständnisses  der  philosophischen  Gedankenwelt  wünschenswert  wäre.  Besonders 
aber  verlangte  der  unlösbare  Zusammenhang  der  antiken  Philosophie  mit  Astronomie 
und  Xaturwissenschaften  sowie  mit  religiösen  Anschauungen  (im  späteren  Altertum 
besonders  die  Beziehungen  zur  ägyptischen  Religion  und  zum  Christentum)  eine 
stärkere  Berücksichtigung.  Zum  Teil  handelt  es  sich  hier  um  Gebiete,  die  erst 
durch  die  Forschungen  der  letzten  Jahrzehnte  mehr  und  mehr  erschlossen  wurden, 
Forschungen,  die  in  vollem  Umfange  zu  verwerten  Z.  nicht  mehr  möglich  war. 
Auch  sonst  hat  die  großenteils  auf  Zeller  fußende  Weiterarbeit  Ergebnisse  ge- 
zeitigt, die  zu  mehr  oder  minder  erheblichen  Umgestaltungen  der  einzelnen  Teile 
des  Werkes  (Vorsokratik,  Piaton  u.  a.)  führen  müßten.  —  Eine  treffende  Würdigung 
des  Werkes  nach  seinen  Vorzügen  und  Schwächen  gibt  H.  Di  eis  in  der  Ge- 
dächtnisrede auf  Ed.  Zeller  (Abh.  d.  Berliner  Akad.  1908)  S.  21  f.,  27  ff.,  ab- 
gedr.  in  Zellers  Kl.  Sehr.  111  S.  485  f.,  492  ff.  Wesentlich  als  Hilfsmittel  für 
akademische  Vorlesungen  gedacht  ist  die  kurze  Bearbeitung:  Ed.  Zeller,  Grund- 
riß d.  Gesch.  d.  griech.  Philos.,  Leipz.  1883,  11.  Aufl.,  bearb.  von  Franz  Lortzing, 
Lpz.  1914. 

Karl  Prantl,  Übersicht  der  griechisch-römischen  Philosophie,  Stuttgart 
1854,  neue  Auflage  1863.  Albert  Schwegler,  Geschichte  der  griechischen 
Philosophie,  hrsg.  von  Karl  Köstlin,  Tübiug.  1859;  dritte  vermehrte  Auflage, 
Freibarg  i.  Br.  u.  Tüb.  1882,  2.  Ausg.  1886.  Auch  in  das  Neugriech.  übertragen, 
mit  vielen  Zusätzen,  Athen  1867.  Ludwig  Strümpell,  Die  Geschichte  der 
griechischen  Philosophie,  zur  Übersicht,  Repetition  und  Orientierung  bei  eigenen 
Studien  entworfen.  1.  Abt.:  Die  theoret.,  2.  Abt.:  Die  prakt.  Philosophie  der 
Griechen  vor  Aristoteles,  Lpz.  1854 — 1861.  (Mehr  nicht  erschienen.  Herbartscher 
Standpunkt.)  W.  Windelband,  Geschichte  der  alten  Philosophie  nebst  einem 
Anhang:  Abriß  der  Gesch.  der  Mathematik  und  der  Naturwissenschaft  im  Altert, 
von  Siegm.  Günther,  Nördlingen  1888,  I.  v.  Müllers  Handb.  d.  kl.  Altertums- 
w'issensch.  V  1,  1  (W.  bringt  manche  neue  Auffassungen) ;  3.  Aufl.  (ohne  d.  An- 
hang) bearb.  von  Ad.  Bon  hoff  er,  München  1912  (hat  in  dieser  Bearbeitung 
sehr  gewonnen).  Th.  Gomperz,  Griech.  Denker,  Lpz.  1893—1909,  3  Bde.,  Bd.  1 
und  2  in  3.  Aufl.  Leipz.  1911/1912.  Auch  ins  Französische  und  Englische  über- 
setzt. Hehandelt  die  griech.  Philos.  bis  auf  Straton  von  Lampsakos.  Sehr  les- 
bare, gefällige  Darstellung,  in  der  die  griechische  Philosophie  in  ihrem  Hervor- 
wachsen aus  dem  allgemein  geistesgeschichtlichen  Untergrunde  betrachtet  und  ihr 
Zusammenhang  mit  anderen  Wissensgebieten  mit  tief-  und  weitgreifender  Sach- 
kenntnis verfolgt  wird  (in  diesem  Punkte  Ergänzung  zu  Zeller  s.  o.).  Vielfach 
neue  Auffassungen  und  Gesichtspunkte.  Höchst  geistvolles  und  anregendes 
Werk.  Eugen  Kühnemann,  Grundlehren  der  Philosophie.  Studien  über  Vor- 
sokratiker,  Sokrates  und  Piaton,  Stuttg.  1899.  F.  Jura n die,  Prinzipiengesch. 
d.  griech.  Philos.,  Agram  1905.  K.  Chr.  Frdr.  Krause,  Abriß  der  Gesch.  d. 
griech.  Philosophie,  aus  dem  Nachlaß  hrsg.  von  P.  Hohlfeld  u.  A.  ^\'ünsche, 
Lpz.  1893.  A.  Kalthoff,  Die  Philosophie  der  Griechen,  auf  kulturgeschichtl. 
Grundlage  dargestellt,  Berlin  1901.  A.  Mannheimer,  Die  Philosophie  der 
Griechen  in  übersichtl.  Darstellung,  Frankf.  a.  M.  1902.  In  2.  Aufl.  u.  d.  Titel: 
Gesch.  d.  Phil,  in  übersichtl.  Darstellung.     1.  Teil:    I.  Wesen    und    Aufgabe    der 


Zu  §  7.    Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  d.  Philos.  d.  Griechen.  27* 

Philosophie.  IT.  Die  Philosophie  d.  Griechen,  Frankf.  a.  M.  1903.  A.  Döring, 
•Gesch.  d.  griech.  Philos.,  2  Bde.,  Leipz.  1903  (über  den  Standpunkt  des  Verf.  s. 
oben  S.  46 f.).  Fr.  Bortzler.  Gesch.  d.  griech.  Philos.,  Stuttg.  1905.  Die  Dar- 
stellungen der  antiken  Philosophiegeschichte  von  H.  v.  Arnim  und  P.  Deußen 
s.  0.  S.  6*  '".  Den  Zwecken  der  Studierenden  dient  der  Abriß  von  Alfr.  Gercke 
in:  Gercke  u.  Norden,  Einl.  in  d.  Altertumswissenschaft  II,  zweite  Aufl.  1912. 
Die  Gesch.  d.  Phil,  berühren  auch  d.  Arbeiten  von  K.  Ch.  Planck,  Ziel  u.  Ent- 
Avicklungsgesetz  d.  alten  Philos.  im  Verh.  zu  dem  der  neueren,  Stuttg.  1877,  und 
H.  Hielscher,  s.  G  IV. 

ß.  Französische: 

N.  J.  Schwarz,  Manuel  de  Fhistoire  de  la  philosophie  ancienne,  Lifege  1842, 
2.  ^d.  Lie^e  1846.  Renouvier,  Manuel  de  philos.  ancienne,  Paris  1845. 
Charles  Leveque,  Etudes  de  philosophie  grecque  et  latine,  Paris  1864. 
L.  Lenoel,  Les  philosophes  de  i'antiquite,  Paris  1865.  M.  Morel,  Hist.  de  la 
sagesse  et  du  goüt  chez  les  Grecs,  Paris  1865.  C.  Benard,  La  philosophie 
ancienne;  histoire  generale  de  ses  syst^mes.  I.  partie  (bis  zu  Sokrates  und  d. 
Sophisten),  Par.  1885. 

y.  Englische: 

W.  A.  Butler,  Lectures  on  the  historv  of  ancient  philosophv,  Cambridge 
1856;  edited  by  W.  H.  Thomson,  2  vols..  London  1866;  2.  ed.,  London  1874. 
Lectures  on  Greek  philosophy  and  other  philosophical  remains  of  James  Fre- 
derick Ferrier.  ed.  by  AI.  Grant  and  E.  L.  Lushington,  2  vols.,  Edinburgh 
and  London  1866.  Jos.  B.  Mayor,  A  sketch  of  ancient  philosophy  from  Thaies 
to  Cicero,  Cambridge  1881.  A.  W.  Benn,  The  Greek  philosophers,  2  vols., 
Lond.  1882  (das  letzte  Kap.:  Greek  philosophy  and  modern  thought,  s.  auch: 
Mind  1882).  Näheres  s.  unter  J.  Derselbe,  The  philosophy  of  Greece  consid.  in 
rel.  to  the  character  and  hist.  of  its  people,  Lond.  1898.  J.  D.  Morell,  Manual 
of  history  of  philos.,  Lond.  1883.  J.  Marshall,  A  short  historv  of  greek  philo- 
sophv, Lond.  1'8S9.  R.  Adamson,  The  development  of  Greek  philosophv,  ed.  bv 
W.  E.  Sorley  and  E.  P.  Hardie,  Lond.  1908.  A.  W.  Benn,  Hist.  oif  ancient 
philosophv,  London  1912.  J.  Burnet.  Greek  philosophv  I:  Thaies  to  Plato, 
London  1914. 

f>.  Italienische: 

Franco  Fiorentino,  Saggio  storico  suUa  filosofia  Greca,  Firenze  1865. 
R.  Bobba.  Saggio  suUa  filosofia  greco-romana,  Torino  1881. 

Über  die  Einteihmfj  rhr  griechischen  Philosophie  handelt  außer  den  Ver- 
fassern von  Darstellungen  der  griechischen  Philosophiegeschichte  auch  A.  Goe- 
deckemeyer,  Arch.  f.  Gesch.  d.  PhUos.  18  (1905),  303—314  (s.  oben  S.  46). 

F.  Organisation  und  äußere  Verhältnisse  der  Pkilosophenschulen.   Persönliches. 

O.  Müller,  Quam  curam  respubl.  apud  Graec.  et  Rom.  literis  .  .  .  impenderit, 
Gott.  1S37.  Progr.  Weber,  De  academ.  litt.  Athen,  saec.  sec.  p.  Chr.  constit., 
Marb.  1858.  P.  de  Julleville,  L"ecole  d'Athenes  au  quatri&me  siecle  apr&s 
J.-Chr..  Paris  18G8.  L".  v.  AVilamowitz-Moellendorf  f ,  Die  Philosophen  schulen 
und  die  Politik.  Exkurs  I  zu  Antigonos  v.  Karystos  (Philol.  L'ntersuch.,  herausg. 
von  A.  Kießling  u.  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorff,  Heft  4),  Berlin  1881.  Ders., 
Die  rechtliche  Stellung  der  Philosophenschulen,  Exkurs  II  desselben  Werkes. 
H.  Usener,  Organisation  der  wissenschaftl.  Arbeit,  Preuß.  Jahrb.  53  fl884), 
1 — 25  (abgedr.  Vorträge  u.  Aufsätze  S.  69—102).  E.  Heitz,  J)ie  Philosophen- 
schulen Athens,  Deutsche  Revue  3  (1884),  326  -342.  H.  Di  eis,  Über  die  ältesten 
Philosophenschulen  d.  Griechen,. .in:  Philos.  Aufsätze  Ed.  Zeller  gewidm.,  Leipz. 
1887,  S.  239—260.  Zumpt,  Über  den  Bestand  d.  philos.  Schulen  in  Athen  u. 
die  Sukzession  der  Scholarchen,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wiss.  z.  Berlin  aus  dem 
Jahr  1842,  Berlin  1844,  philos.  u.  hist.  Abt.  S.  27—119.  J.  Bernays,  Phokion 
und  seine  neueren  Beurteiler.  Ein  Beitrag  zur  Gesch.  d.  griech.  Philosophie  und 
Politik,  Berlin  1881.  Erich  Ziebarth,  D.  griech.  Vereinswesen,  Leipz.  1896, 
S.  69  f f .  Ludw.  Keller.  Die  Akademien  der  Platoniker  im  Altertum,  Monatsh. 
d.  Comeniusges.  Berlin  1899  (betrifft  auch  die  äußere  Organisation).  Wilh. 
Kroll,  Antike  Universitäten,  Grenzboten  1906,  718 — 725.  Fr.  Schemmel,  Die 
Hochschule  von  Konstantinopel  im  4.  Jahrh.  p.  Chr.  n.,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass. 
Alt.  usw.  22  (1908),  147—168.     Derselbe,  Die   Hochschule  von  Athen  im  4.  u.  5. 


2j^*  Literaturverzeichnis. 

Jahrb.  p.  Chr.  n.  ebenda.  494 — 513  (darin  über  d.  philos.  Unterricht  505—513). 
Derselbe,  Die  Hochschule  von  Alexandreia  im  4.  ii.  5.  Jahrb.  p.  Chr.  n.,  ebenda 
24  (1909),  438—457.  Derselbe,  Die  Hochschule  von  Konstantinopel  vom  5.-9. 
Jahrb..  Berlin  1912,  Pr.  Bouch6-Leclercq ,  Universit^  d'Athfenes  sor.s  le  Bas- 
Empire.  Acad.  des  Inscriptions  et  Beiles- Lettres  1908.  John  W.  H.  Waiden, 
The  universities  of  ancient  Greece,  Xew  York  1909.  Vieles  für  die  äußeren  Ver- 
hältnisse in  Betracht  Kommende  aus  der  ersten  Kaiserzeit  bei  L.  Friedländer, 
Darstell,  aus  d.  Sittengesch.  Roms,  bes.  in  dem  Abschnitt  über  die  Philosophie 
als  Erzieherin  zur  Sittlichkeit  (8.  A.  Leipz.  1910).  Eine  eingehende  zusammen- 
fassende Darstellung  des  philos.  Unterrichtsbetriebes  in  seiner  geschichtlichen 
Entwicklung  Aväre  Avünschenswert.  Manches  auch  von  allgemeinerem  Interesse 
enthält  die  zunächst  nur  Epiktet  betreffende  Arbeit  von  Ivo  Bruns,  De 
schola  Epicteti,  Kiel  1897,  Univ.-Pr.  zu  Kais.  Geb.  *  Daß  sich  aus  des  Gregor. 
Thaumat.  Panegyrikos  auf  Origenes  ein  Bild  von  dem  gleichzeitigen  Schulbetriebe 
auch  der  stoischen  und  platonischen  Schule  ge^vinnen  läßt,  zeigt  A.  Brinkmann, 
Rhein.  Mus.  56  (1901),  55  f.  Literatur  über  das  Verhältnis  der  Philosophie  zur 
Rhetorik  im  Bildungswesen  s.  unter  G  V. 

Über  die  Testamente  der  griech.  Philosophen  handeln  G.  Bruns,  Zeitschr. 
d.  Savignvstift.  1  (1880),  1  —  52,  Dareste,  Annuaire  des  etudes  grecques,  15 
(1833),  1-^21,  A.  Hug,  Zu  d.  Testam.  d.  griech.  Philos.,  Festschr.  z.  Begrüß,  d. 
Zürirher  Philologenversamml.,  Zürich  1887,  Th.  Gomperz,  Die  angebl.  piaton. 
Schiilhibliothek  u.  die  Testamente  der  Philosophen  (Piaton.  Aufs.  II),  Sitzungsber. 
d.  Wiener  Ai<ad.  141  (1899),  7.  Abh. 

Über  die  Porträts  der  griech.  Philosophen  handeln  P.  Schuster,  Leipz. 
1876  (durch  neuere  Funde  u.  Spezialarbeiten  überholt),  J.  J.  Bernoulli.  Griech. 
Ikonographie  I.  II,  München  1901.  Vgl.  auch  F.  Hiller  v.  Gärtringen  und 
C.  Robert,  Hermes  37  (1902),  128  ff.,  Winter,  Archäol.  Anz.  1896,  74—87. 
Jos.  Poppelreuter,  Das  Kölnische  Philosophen mosaik,  Zeitschr.  f.  christliche 
Kunst  1909,  231  —  244.  F.  Drexel,  Das  Philosophenmosaik  von  Torre  Annunziata, 
Mitt.  d.  archäol.  Inst.  Rom.  Abt.  27  (1912),  234-240.  Einzeldarstellungen  s. 
unter  den  betreffenden  Philosophen. 

I.  Bruns,  Das  literarische  Porträt  d.  Griechen  im  5.  u.  4.  Jahrh.  vor  Chr. 
Geb.,  Berlin  1896.  Mit  den  Philosophen  beschäftigen  sich  S.  201—424.  Zum 
literarischen  Porträt  d.  Philosophen  ist  auch  J.  Fürst.  Philol.  61  (1902),  384 
zu  vergleichen.  —  Zur  komischen  Darstellung  griechischer  Philosophen  auf  der 
griechischen  Bühne  R.  Helm,  Lucian  und  Menipp  S.  371 — 386,  auf  der  römischen 
Bühne  s.  E.  Hau  1er,  Die  in  Ciceros  Galliana  erwähnten  Convivia  poetarum  ac 
philosophorum  u.  ihr  Verfasser,  Wiener  Stud.  27  (1905),  95 — 105.  —  Aegid.  Me- 
nagius,  Historia  mulierum  philosopharum,  Lugd.  1690  (wieder  abgedr.  in  Aeg. 
Menagii  observat.  et  emendat.  in  Diog.  Laert.,  Amstelod.  1692,  auch  bei  Hübner, 
Comra.  in  Diog.  Laert.  Lipsiae  1833,  II  p.  595  ff.).  Jo.  Christ.  Wolf,  Mulierum 
Graec.  quae  oratione  prosa  usae  sunt  fragmenta  et  elogia,  Lond.  1739.  Zusammen- 
stellung griech.  Philosophinnen  auch  bei  St.  Wolf,  Hypatia  (s.  d.,  S.  11 — 15). 
Jos.  Calas.  Poestion,  Griech.  Philosophinnen,  Norden  1882,  2.  Aufl.  1885. 

G.  Geschichte  einxelner  Disxijüinen  und  Probleme  der  griechischen  Philosophie. 

I.  Erkenntnistheorie. 

P.  Natorp,  Forschungen  zur  Gesch.  des  Erkenntnisproblems  im  Altert. 
Protagoras.  Demokrit,  Epikur  u.  d.  Skepsis,  Berl.  1884  (gründliche  und  scharf- 
sinnige Untersuchungen,  in  denen  aber  spätere  Ansichten  früheren  Philosophen 
gewagterweise  mehrfach  zugesprochen  werden).  G.  Cesca,  La  teoria  della  cono- 
scenza  nella  filosofia  greca,  Verona  1887.  J.  Beare,  Greek  theories  of  elementary 
Cognition  from  Alcmaeon  to  Aristotle.  W.  Freytag,  D.  Entw.  d.  griech.  Er- 
kenntnistheorie bis  Aristoteles,  Halle  a.  S.  1905.  Rieh.  Herbertz,  Das  Wahr- 
heitsproblem in  der  griech.  Philosophie,  Berl.  1913. 

II.  Metaphysik. 

Max  Weiß,  Die  metaphysische  Theorie  der  griechischen  Denker  nach  ihren 
Prinzipien  dargestellt,  Dresden  1873.  Reinmüller,  Die  metaph.  Anschauungen 
der  Alten  vom  Standp.  der  modernen  Naturwissenschaft,  Pr.,  Hamburg  1875. 
Cl.  Baeumker,  Einige  Gedanken  üb.  Metaph.  u.  üb.  ihre  Entwickl.  i.  d.  hell. 
Philos.,  in :  Jahresb.  d.  Görres-Ges.,  Sekt.  f.  Philos.,  1884. 

Hugo  Grotius,  Philosophorum  sententiae  de  fato  et  de  eo  „quod  in 
nostra   est   potestate   collectae    et   de   Graeco   versae,   Amstelod.  1648.     Über    die 


Zu  §  7.    Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  d.  Philos.  d.  Griechen.    29* 

Lehre  vom  Fatum  bei  Juden  und  Griechen  handelt  A.  Vogel,  Eostock  1869 
Diss. 

Über  die  Lehre  von  der  Einheit  handelt  Wegener,  De  uno  sive  unitate 
apud  Graecorum  philosophos,  Kealschul-Progr.,  Potsdam  18G3. 

Clem.  Baeumker,  D.  Probl.  d.  Materie  in  d.  griech.  Philos,,  München 
1890.  C.  Deichmann.  D.  Problem  d.  Kauraes  in  d.  griech.  Philos.,  Diss., 
Halle  a.  d.  S.  1893.  F.  H.  Weber,  Die  genetische  Entwickl.  d.  Zahl-  u.  Raum- 
begriffe in  d.  griech.  Philos.  bis  Aristoteles  u.  d.  Begriff  der  Unendlichkeit, 
Straßburg  1895.  A.  Rivaud,  Le  probleme  du  devenir  et  la  notion  de  la  matifere 
dans  la  philosophie  grecque  depuis  les   origines  jusqu'a  Th^ophraste,  Paris  1906. 

0.  Bertiin g,  Gesch.  d.  alt.  Philos.  als  Weg  der  Erforschung  d.  Kausalität  (für 
Stud.,  Gymn.  u.  Lehrer  dargest.),  Leipzig  1907. 

Max  Heinze.  Die  Lehre  vom  Logos  in  der  griechischen  Philosophie, 
Oldenburg  1872.  Anathon  Aall,  Geschichte  der  Logosidee  in  der  griech.  Philos., 
Lpz.  1896  (1.  Teil  des  Werkes:  Der  Logos.  Gesch.  seiner  Entwicklung  in  d. 
griech.  Philos.  u.  der  christl.  Literatur,  2.  Teil  1899.  S.  X.  Trubezkoj,  Die 
Lehre  vom  Aoyog  in  d.  alten  Phil,  in  ihrem  Zusammenhang  m.  d.  Entw.  d. 
Idealismus  (russisch),  "Woprosy  filos.  i  iDsichol.  1897  I — IIL  Th.  Simon,  D. 
Logos.  Leipz.  1902.  Th.  Zielinski,  D.  antike  Logos  in  d.  modernen  Welt, 
Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  AUert.  usw.  18  (1906),  529-544.  F.  E.  Wal  ton,  Deve- 
lopment of  the  Logos-doctrine  in  Greek  and  Hebrew  thought,  London  1911. 

E.  Hardy,  D.  Begr.  der  Physis  in  d.  griech.  Philos.,  1.  T.,  Berl.  1884. 

Gust.  Teich müller,  Gesch.  des  Begriffs  der  Parusie  (3.  Teil  der  aristote- 
lischen Forschungen),  Halle  1873. 

Carl  Göring,  Über  den  Begriff  der  Ursache  in  der  griech.  Philo- 
sophie, Habilitationsschr.,  Lpz.  1874.  C.  Füßlein,  Das  metaphys.  Problem  der 
Veränderung  in  der  griech.  Philos.,  G.-Pr.,  Merseb.  1881. 

W.  Capelle,  Zur  antiken  Theodicee,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  20  (1907), 
173—195.  A.  E.  Haas,  Ästhetische  u.  ^e/eo/o<3r^sc/?e  Gesichtspunkte  in  der  antiken 
Phvsik,  Arch.  f.  Gesch.  der  Philos.  22  (1909),  80—113.  Gurt  Leo  v.  Peter, 
D.  "Problem  d.  Zufalls  in  d.  griech.  Philos.,  Berl.  1910  (auch  Diss.  v.  Jena  1909). 
Max  Wundt,  Griech.  Weltanschauung  (Aus  Natur  u.  Geisteswelt  Nr.  329), 
Lpz.  1910.  Bruno  Bauch,  D.  Siihstanxproblem  in  d.  griech.  Philos.  bis  zur 
Blütezeit,  Heidelb.  1910.  J.  Steffens,  D.  Entwicklung  d.  Zeitbecjriffs  im  vor- 
philos.  u.  philos.  Denken  d.  Griechen  bis  Piaton,  Bonn  1911,  Diss.,  auch  als  Buch 
in  Berlin  erschienen.  W.  A.  Heidel,  Antecedents  of  Greek  Corpiiscular  theories, 
Harv.  Stud.  in  class.  philol.  22(1911),  111  ff.  Vito  Fazio- Almayer,  Studi 
sull'    atomismo    Greco,    Palermo    1911.      Rud.    Eisler,    Gesch.    des    Monismus. 

1.  Altertum,  Leipz.  1910.  Arth.  Drews,  Gesch.  d.  Monismus  im  Altertum, 
Heidelberg  1913.  —  S.  auch  H.  b.  (Terminologie). 

in.  Naturphilosophie,  sowie  Naturwissenschaften,  Mathe- 
matik und  Zahlenspekulation,  Astronomie  und  Astrologie,  Geo- 
graphie, Medizin,  Technik,  insofern  diese  Gebiete  sich  mit  der 
Philosophie  berühren. 

Ch.  Huit,  La  philos.  de  la  nature  chez  les  anciens,  Paris  1901.  A.  de  Mar- 
ge rie,  La  philos.  de  la  nature  dans  l'antiquit^,  Paris  1901.  Ed.  Gasc-Des- 
fosses,  La  philos.  de  la  nature  chez  les  anciens,  Ann.  d.  philos.  chröt.,  1901  Mai. 
Siegm.  Günther.  Abriß  d.  Gesch.  d.  Mathematik  u.  d.  Naturwissenschaften 
im  Altertum,  Anhang  zu  W.  Windelband,  Gesch.  d.  alten  Philos.,  2.  Aufl., 
München  1894.  J.  L.  Heiberg,  Naturwissenschaften  u.  Mathematik  im  klass. 
Altertum  (Aus  Natur  u.  Geisteswelt  Bd.  370),  Leipz.  1912.  Fr.  Schnitze,  Über 
d.  Verhältnis  d.  griech.  Naturphilosophie  zur  modernen  Naturwissenschaft, 
Kosmos  I,  1877  —  78,  Heft  8.  9.  10.  11.  H.  Lackenbacher,  Beiträge  z.  antiken 
Optik  (Sehtheorien  v.  Herakleitos.  Alkmaion,  Empedokles,  Leukippos,  Demokritos, 
Piaton),  Wiener  Studien  35  (1903),  35  ff.  A.  E.  Haas,  Antike  Lichttheorien, 
Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  20  (1907),  345—386.  Derselbe,  Ästhetische  u.  teleologische 
Gesichtspunkte  in  d.  antiken  Physik,  s.  o.  unter  IL  Max  Heinze,  Antiker  Darwi- 
nismus, Iiü  neuen  R.  1877  I.  E.  Zeller,  Über  die  griech.  Vorgänger  Darwins, 
Abhandl.  d.  Berliner  Akademie  18i8  (Vortr.  u.  Abb.,  3.  Sammlung  [Leipz.  1884], 
S.  37 — 51).  J.  Schwertschlager,  Die  erste  Entstehung  der  Organismen  nach 
den  Philosophen  des  Altertums  u.  des  Mittelalters  mit  besonderer  Rücksichtnahme 
auf    Urzeugung,    Progr.,    Eichstädt    1885.     P.  Tannery,    Pour    l'histoire    de    la 


30*  Literaturverzeichnis. 

Science  Hellene,  Paris  1887.  S.  jetzt  auch  P.  Tannery,  Memoires  scientifiques, 
publ.  par  J.  L.  Heiberg  et  H.  G.  Zeuthen.  I.  Sciences  exactes  dans  Tautiquit^,  I, 
1876 — 1884,  Paris  1912.  G.  Loria,  Le  scienze  esatte  nell'  antica  Grecia,  Memor.. 
de  R.  Accad.  d.  sc,  lett.  ed  arti  in  Modena,  2.  ser.  10  (1894),  3—168;  11  (1895), 
3— :^37;  12,  2  (1902),  3—411.  Robert  Eisler,  Weltenmantel  u.  Himmelszelt, 
2  Bde.,  München  1910.  M.  Cantor,  Vorlesungen  über  Gesch.  d.  Mathematik. 
1.  Bd.  Leipz.  1880,  3.  Aufl.  1907.  C.  A.  Bretschneider ,  Die  Geometrie  u.  die 
Geometer  vor  Euklides,  Leipz.  1870.  P.  Tannery,  La  g^ometrie  grecque,  Pari& 
1887.  Ch.  Thurot,  Recherches  historiques  sur  le  principe  d'Archimede,  Revue 
archeologique  1869.  M.  Simon,  Gesch.  d.  Mathematik  im  Altertum,  Berlin  1909. 
H.  Usener,  Dreiheit,  Rhein.  Mus.  58,  1-48;  161—208;  361-362.  W.  H.  Röscher, 
Die  Hebdomadenlebren  d.  griech.  Philosophen  u.  Arzte,  Abhandl.  d.  i^hilol.-hist. 
Kl.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wissensch.  24  Nr.  6  (1906).  Derselbe,  Enneadische  Studien. 
Versuch  einer  Gesch.  der  Neunzahl  bei  d.  Griechen  mit  bes.  Berücksicht.  d.  alt. 
Epos,  d.  Philos.  u.  Ärzte,  ebenda  26  Nr.  1  (1907)  (bespricht  in  Kap.  3  d.  Enneaden 
d.  älteren  Pythagoreer,  in  Kap.  5  d.  Enneaden  bei  Piaton  u.  seinen  Schülern,  in 
Kap.  6  d.  Enneaden  d.  späteren  Philosophen.  S.  dazu  Philol.  67  [1908],  158—160). 
Derselbe,  Die  Tessarakontaden  und  Tessarakontadenlehren  d.  Griechen  u.  anderer 
Völker,  Berichte  üb.  d.  Verh.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  phil.-hist.  Kl.  61  (1909), 
21—206  (Über  d.  Lit.  z.  ps.-hippokr.  Schrift  .t.  tßöouäöwv  s.  unten  zu  §  14). 
Für  die  griech.  Zahlensymbolik  und  die  FiUation  der  sie  vertretenden  Schriften 
ist  wichtig  Gerh.  Borghorst,  De  Anatolii  fontibus,  Berlin  1904,  Diss.  Über  die 
Siebenzahl  s.  besonders  Franz  Boll,  Artikel  Hebdomas  bei  Pauly-Wissowa-Kroll, 
wo  auch  weitere  Literatur  zu  finden  ist.  Die  Zahlenlehre  auf  einem  begrenzten 
Gebiete  behandelt  der  prächtige  Aufsatz  von  Franz  Boll,  Die  Lebensalter;  ein 
Beitrag  zur  antiken  Ethologie  u.  z.  Gesch.  d.  Zahlen,  Xeue..Jahrb.  f.  d.  klass. 
Altert,  usw.  31  (1913),  89—145  (auch  gesondert  erschienen).  Über  das.  Progr.  v. 
G.  Höhn,  D.  Einteil.  d.  Lebens-  u.  Weltalter  bei  Griechen  u.  Römern  s.  Boll 
a.  a.  0.  91  Anm.  2.  Edm.  Hoppe,  Mathematik  u.  Astronomie  im  klass.  Altert., 
Heidelb.  1911.  O.  Apelt,  Die  Widersacher  d.  Mathematik  i.  Altert,  in:  Beitr. 
z.  Gesch.  d.  gr.  Philos.,  Leipz.  1891.  P.  Tannery,  Recherches  sur  Thistoire  de 
l'astronomie  ancienne  (Memoires  d.  1.  Societe  d.  sciences  phys.  et  natur.  de  Bor- 
deaux 4,  sär.  1),  Paris  1893.  G.  C.  Lewis,  An  historical  survey  of  the  astronomy 
of  ancients.  Th.  H.  I\Iartin,  Memoire  sur  les  hypothfeses  astronomiques  des 
plus  anciens  philosophes  de  la  Grfece,  Paris  1878.  M.  Sartorius.  Die  Ent- 
wicklung d.  Astronomie  b.  d.  Griech.  bis  Anaxagoras  und  Empedokles,  Breslau 
1883  Diss.,  vollst.  Zeitschr.  f.  Philos.  u.  phil.  Krit.  82  (1883),  197—231;  83(1883), 
1  —  28  (auch  S.-A.  Breslau  1883).  Schiaparelli,  1  precursori  di  Copernico  nell' 
antichitä,  Milano  e  Xapoli  1873,  deutsch  v.  M.  Curtze.  Leipz.  1876.  Die  in  die 
Lehren  d.  griech.  Philosophen  vielfach  hereinspielende  Astrologie  behandelt 
A.  Bouche-Leclercq,  L'astrol.  grecque,  Paris  1899.  Vgl.  dazu  H.  Usener, 
Byzant.  Zeitschr.  10  (1901),  246  ff.  =  Kl.  Sehr.  HI  S.  372  ff.  S.  aurh  Ri.eß, 
Art.  Astrologie  bei  Pauly-Wissowa,  Hultsch,  Art.  Astronomie  ebenda.  Über 
Entwicklung  und  Aufgaben  der  Forschung  auf  diesen  Gebieten  orientiert  auf 
Grund  meisterlicher  Beherrschung  des  Gegenstandes  Franz  Boll,  Die  Er- 
forschung der  antiken  Astrologie,  Neue  Jahrbücher  für  das  klassische 
Altertum  usw.  21  (1908  I),  103—126,  und:  Die  Entwicklung  des  astronomischen 
Weltbildes  im  Zusammenhang  mit  Religion  und  Philosophie,  in  Kultur  der 
Gegenwart  III  3,  Leipzig  1913  (hier  auch  reichere  Literatur).  Derselbe,  Art. 
Fmsternisse  und  FLxsterne  bei  Pauly-Wissowa.  Das  noch  im  Fortschreiten 
begriffene  große  Werk  Catalogus  codicum  astrologorum  Graecorum  ed.  Bassi, 
Boll,  Boudreaux,  Cumont,  Heeg,  Kroll,  Martini,  Olivieri,  bringt  in 
reichen  Auszügen  aus  astrol.  Schriften  auch  viel  für  die  Geschichte  der  Philo- 
sophie Wichtiges.  H.  W.  Schäfer,  Die  astronom.  Geographie  d.  Griechen  bis 
auf  Eratosthenes.  Flensburg  1873,  Progr.  H.  Berger,  Gesch.  d.  wissenschaftl. 
Erdkunde  d.  Griechen,  2.  Aufl.,  Leipz.  1903.  Th.  H.  Martin,  La  foudre, 
relectrieite  et  le  magnetisme  chez  les  anciens,  Paris  1866.  O.  Gilbert,  Die 
meteorolog.  Theorien  d.  griech.  Altert.,  Leipz.  1907.  Wilh.  Capelle,  Auf 
Spuren  alter  (fvoty.oi  Hermes  45  (1910),  321—336.  Derselbe,  Aus  d.  Vorgeschichte 
einer  Fachwissenschaft  [d.  Meteorologie],  Arch.  f.  Kulturgesch.  10  (1912),  1 — 24. 
Derselbe,  Zur  meteorol.  Literatur  d.  Griechen,  Hamb.  1912.  Pr.  d.  .Tohanneums. 
Derselbe,  Zur  Gesch.  d.  meteorolog.  Liter.,  Hermes  48  (1913),  321—358.  G.  Kaibel, 
Antike   Windrosen,    Hermes  20  (1885),   579-624.     Helm.  Steinmetz,  De  ven- 


Zu  §  7.    Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  d.  Thilos,  d.  Griechen.    31* 

torum  deseriptionibus  ajnid  Graecos  Eomanosque,  Gott.  1907,  Diss.  Vieles  für  die 
hydrologischen  Theorien  der  Philosophen  Wichtige  bietet  Eug.  Oder,  Ein  angebl. 
Bruchstück  Demokrits  üb.  d.  Entdeckung  unterirdischer  Quellen,  Philol.  Suppl.  7 
(1898),  231—384,  für  ihre  Lehren  über  Erdbeben  u.  Vulkanismus  Siegfr.  Sud- 
haus im  Kommentar  z.  Gedichte  Aetna.  Leipz.  1898.  F.  Kam  sauer,  D.  antike 
Vulkankunde,  Burghausen  1906,  Pr.  Wilh.  Capelle,  Erdbeben  im  Altertum, 
Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  21  (1908),  603—633.  Derselbe.  Die  Nil- 
schwelle, Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  33  (1914),  317—361  (in  Betracht 
kommen  die  Ansichten  alter  (/voty.oi  231 — 361).  S.  atich  L.  Chatelain.  Melanges- 
d'archeol.  et  d'histoire  29,  S.  87—101.  R.  A.  Fritzsche,  D.  Magnet  u.  d. 
Atmung  in  antiken  Theorien,  Rh.  Mus.  57  (1902),  363 — 391  (berührt  Empedokles, 
Demokrit,  Epikur,  Straten,  Asklepiades  v.  Bithynien,  Piaton,  Lukrez  u.  a.  Philo- 
sophen). L.  Philippson .  '17>/  Ardgcorzir))  p.  I:  De  interiorum  humani  corporis 
partium  cognitione  Aristotelis  cum  Piatonis  sententiis  comparata,  p.  II:  Philo- 
sophorum  veterum  usque  ad  Theophrastum  doctrina  de  sensibus,  Berlin  1831. 
E.  Chauvet,  La  philosophie  des  mödecins  grecs,  Paris  1886.  Fiir  die  mediz. 
Lehren  antiker  Philosophen  d.  früheren  Zeit  ist  wichtig:  Diels,  Über  die  Ex- 
zerpte von  Menons  latrika  in  dem  Londoner  Papyrus  137.  Hermes  28  (1893),. 
407  —  434.  Ad.  Meyer,  Wesen  u.  Geschichte  d.  Theorie  v.  Mikro-  u.  Makrokosmos, 
Bern  19(X)  Diss.  Joh.  Bapt.  Egger,  Begriff  d.  Gymnastik  b.  d.  alten  Philo- 
sophen u.  Medizinern.  Freiburg  i.  d.  Schweiz  o.  J.  (1903?),  Diss.  Fragen  der 
Organisation  d.  raenschl.  u.  tierischen  Körpers  behandelt  Sh.  Owen  Dicker- 
man,  De  argumentis  quibusdam  apud  Xenophontem,  Platonem,  Aristotelem  obviis. 
e  structura  hominis  et  animalium  i^etitis,  Halle  a.  S.  1909,  Diss.  Konr. 
Ziegler,  Menschen-  u.  Welteuwerden,  ein  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Mikrokosmosidee, 
Neue  Jahrb.  f.  d.  kl.  Altert,  usw.  31  (1913),  529 — 573  (auch  separ.  Leipz.  u.  BerL 
1913).  H.  Diels,  Wissenschaft  u.  Technik  bei  den  Hellenen,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass> 
Altertum  usw.  .33  (1914  I),  1—17  =  Antike  Technik,  Leipz.-Bcrl.  1914,  S.  1—33. 

IV.  Psychologie. 

A.  E..Chaignet,  Histoire  de  la  psychologie  des  Grecs,  5  voll.,  Paris  1887 
bis  1892.  Über  die  Unsterblichkeit  der  Seele  nach  Ansichten  der  Alten  handeln 
K.  Arnold,  Straubing  18(54,  Progr.,  erweitert  Landshut  1870,  Erw.  Eohde, 
Psyche,  Seeleukult  u.  Unsterblichkeitsglaube  d.  Griechen,  Freiburg  i.  B.  u.  Leipz. 
1894,  5.  u.  6.  Aufl.  Tüb.  1911  (darin  sehr  wertvolle  Beiträge  zur  Kenntnis  einzelner 
Philosophen).  J.  F.  Hückelheim,  Über  den  L'nsterblichkeitsglauben  bei  d.  alten 
Griechen  u.  Eömern,  Warendorf  1903.  1905  Progr.  Über  die  Entwicklung  der 
Lehre  vom  Geist  (Pneuma)  in  d.  Wissenschaft  d.  Altertums  handelt  H.  Sieb  eck, 
Zeitschr.  f.  Völkerpsychol.  12  (1880),  S.  361—407.  Derselbe,  Über  den  Begriff  d. 
Bewußtseins  in  d.  alten  Philos.,  Zeitschr.  f.  Philos.  n.  philos.  Kritik  80  (1882), 
213—239.  H.  Volger,  D.  Lehre  v.  d.  Seelenteilen  in  d.  a.  Philos.  I.  II,  Plön. 
1892 — 1893.  G.  L.  Duprat,  La  psycho-physiologie  des  passions  dans  la  philo- 
sophie ancienue,  Archiv  f.  Gesch.  d.'Philos."l8  (1905),  395 — 412.  P.  Beck,  Die 
Ekstase,  Ein  Beitrag  z.  Psychol.  u.  Völkerkunde,  Bad  Sachsa  1908.  E.  Windisch,- 
Über  d.  Sitz  d.  denkenden  Seele,  bes.  b.  d.  Indern  u.  Griechen,  u.  eine  Etymologie 
von  griech.  TioaniÖe^,  Ber.  üb.  d.  Verh.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  philol.-hist.  Kl.  43- 
(1891),  155—203.  Th.  Boreas,  'H  boSa  :TeQl  rwr  o:T/.dyyvcoi-  (og  eögag  tj/,-  yv/^iiSf 
Festschrift  f.  Kontos,  Athen  1909.  Sh.  Owen  Dickerman,  Some  Stock  iÜu- 
strations  of  Animal  Intelligence  in  Greek  Psvchologv.  Transact.  of  the  Amer^ 
Philol.  Associat.  42  (1912),  123—130.  H.  Hi'elscher,  Völker-  u.  individual- 
])sychol.  Unters,  üb.  d.  alt.  griech.  Philos.,  Arch.  f.  d.  ges.  Psychologie  5  (1905), 
125 ff.  R.  Petsch,  Die  Lehre  v.  d.  gemischten  Gefühlen  im  Altert.,  Neue  Jahrb.. 
f.  d.  klass.  Altert,  usw.  33  (1914),  377—389.  H.  Ringeltaube,  Quaestiones  ad 
vet.  philos.  de  affectibus  doctrinam  pertinentes,  Gott.  1913  Diss.  P.  Rabbow, 
Antike  Schriften  über  Seelenheilung  ii.  Seelenleitung  I :  Die  Therapie  des  Zorns,. 
Leipzig  u.  Berhn  1914. 

V.  Sprachphilosophie.     Philosophie  und  Rhetorik. 

Über  die  Sprachphilosophie  der  Alten  handeln  Lersch,  3  Bände,  Bonn 
1838—1841,  und  H.  Steinthal,  Geschichte  der  Sprachw.  bei  den  Griechen  und 
Römern,  Berlin  1863—1864,  2.  Aufl.,  2  Bde.,  Berlin  1891.  1892.  Vgl.  Sehe- 
rn au  n.  Die  Lehre  von  den  Redeteilen  bei  den  Alten,  Berlin  1862.  O.  Klotz, 
Philosophoruni  Graecorum  de  linguae  natura  sententiae.  Stettin  1875.    F.  Muller., 


32*  Literaturverzeichnis. 

De  vetcruni  imprimis  Romanorura  studiis  etymologieis  I,  Utreclit  1910  Diss.  S. 
auch  die  Liter,  z.  platonischen  Kratylos.  Die  Beziehungen  zwischen  Philosophie 
u.  Rhetorik  berühren  mehrfach  Fr.  Blaß,  D.  attische  Beredsamkeit,  2.  Aufl. 
18S7— 1898,  Rieh.  Volk  mann,  D.  Rhetorik  d.  Griechen  u.  Römer,  2.  Aufl. 
1885,  G.  Thiele,  Hermagoras,  Straßburg  1893.  E.  Norden,  D.  antike  Kunstprosa, 
Leipz.  1898,  2.  Abdr.  1909,  H.  Liers,  Rhetoren  u.  Philosophen  im  Kampfe  um  die 
Staatsweisheit,  Waidenburg  1888  G.-Pr.,  H.  v.  Arnim,  Sophistik,  Rhetorik, 
Philosophie  in  ihrem  Kampf  um  die  Jugendbildung,  Einleitung  z.  d.  Verf.  Buch: 
Leben  u.  Werke  d.  Dio  v.  Prusa,  Berlin  1898,  U.  v.  Wilamowitz-Moellen- 
dorff,  Asianisraus  ii.  Atticismus,  Hermes  35  (1900),  1—52  (vgl.  hier  S.  15 ff.), 
Wilh.  Süß,  Ethos,  Studien  z.  älteren  griech.  Rhetorik,  Leipz.  1910,  Heinr. 
Gomperz,  Sophistik  u.  Rhetorik,  Leipz.  n.  Berl.  1912,  P.  Wendland,  Hellen.- 
röm.  Kult.2  S.  57  ff.  S.  auch  Br.  Keil.  Hermes  42  (1-907),  S.  549  Anm.  1,  S.  560. 
Vgl.  zu  diesem  Abschnitt  auch  unten  H.  c.  auf  S.  39*  f. 

VI.  Allgemeine  Lebensauffassung,  Ethik,  Politik,  Soziologie, 
Rechtsphilosophie,  Philosophie  der  Kulturentwicklung  im  all- 
gemeinen. 

Über  die  Verschiedenheit  der  ethischen  Prinzipien  bei  den  Hellenen 
und  ihre  Erklärungsgründe  W.  Wehrenpfennig,  Progr.  d.  Joachimsthalschen 
Gymnasiums,  Berlin  1856.  Sonst  handeln  über  antike  Ethik:  J.  Denis,  Histoire 
des  th^ories  et  des  idees  morales  dans  ,rantiquite,  2  vols.,  Paris  1852,  2.  (unver- 
änderte) ^d.  Paris  1879.  C.  Martha,  Etudes  morales  sur  l'antiquite,  Paris  1880. 
L.  Schmidt,  Die  Ethik  der  alten  Griechen  (nicht  nur  d.  philos.  Ethik),  2  Bde., 
Berlin  1881.  Ad.  Garnier,  De  la  morale  dans  l'antiquite,  Paris  1865. 
Ch.  Luthardt,  Die  antike  Ethik  in  ihrer  geschichtl.  Entwicklung,  als  Ein- 
leitung in  die  Geschichte  der  christlichen  Moral,  Lpz.  1887.  Ed.  Schwartz, 
Probleme  d.  antiken  Ethik,  Jahrb.  d.  Hochstifts  zu  Frankfurt  a.  M.  1906.  Max 
Wundt,  Gesch.  d.  griech.  Ethik.  I.  Die  Entstehung  d.  griech.  Ethik.  IL  Der 
Hellenismus,  Leipz.  1908.  1911  („sucht  d.  Gesch.  d.  griech.  Ethik  ledigl.  als  einen 
Teil  d.  allgemeinen  Entwicklung  d.  griech.  Geistes  zu  begreifen"  u.  gibt  daher 
einen  breiten  kulturgeschichtl.  Unterbau;  bedeutet  dadurch  einen  wesentl.  Fortschritt 
über  seine  Vorgänger).  Derselbe,  Griechische  Weltanschauung  (Aus  Natur  u. 
Geisteswelt  Nr.  329),  Leipz.  1910.  G.  L.  Duprat,  Morale  des  passions  dans  la 
philos.  anc,  Paris  1909.  J.  Burnet,  Law  and  nature  in  Greek  ethics,  Inter- 
national Journal  of  Ethics  1897  April.  H.  Gomperz,  Die  Lebensauffassung  d. 
griech.  Philosophen  u.  d.  Ideal  d.  inneren  Freiheit,  Jena  u.  Leipz.  1904.  Gius. 
Modugno,  II  concetto  della  vita  nella  filos.  greca,  Bitonto  1907.  A.  E.  Dobbs, 
PhUosophy  and  populär  morals  in  ancient  Greece,  Dublin  1907.  E.  Sigall,  Der 
Wert  d.  Lebens  im  Lichte  d.  antiken  Philosophie,  Czernowitz  1907  Pr.  M.  Mar- 
quard,  D.  pessimistische  Lebensauffassung  d.  Altertums,  Erlang.  1905  Diss. 
{Kempten  1905  Pr.).  M.  Heinz  e,  D.  Eudämonismus  in  d.  griech.  Philos.,  Abh. 
d.  Sachs.  Ges.  d.  ATissensch.  1883.  M.  Wundt,  D.  Intellektualismus  in  d. 
griech.  Ethik,  Leipz.  1907.  J.  Walter,  Die  Lehre  v.  d.  prakt.  Vernunft  in  d. 
griech.  Philos.,  Jena  1874.  L.  Credaro,  II  problema  della  libertä  di  volere  neila 
filosofia  dei  greci,  Rendic.  dell'  Istituto  Lomb.  ser.  2  vol.  25  fasc.  9,  10,  p.  607 
bis  660.  Arm.  Preis,  De  ethice  Attica,  Diss.  Hai.  1872.  Jahnel,  Über  den 
Begriff  Gewissen  in  der  griechischen  Philos.,  Gymn.-Pr.,  Glatz  1872.  K.  A. 
Hasen  clever,  Die  Berühr,  u.  Verwert,  des  Gewissens  in  d.  Hauptsystemen  der 
griech.  Philos.,  I.-D.,  Freiburg  1877.  —  A.  Giesecke,  De  philosophorum  veterum 
quae  ad  exilium  spectant  sententiis,  Leipz.  1891.  E.  Wolff ,  Philanthropie  b.  d. 
alten  Griechen,  Berl.  1902  Pr.  Max  Schneidewin,  Antike  Humanität,  Berl. 
1897  (D.  Scipionenkreis  Ursprungsstätte  d.  Humauitätsprinzips).  R.  Reitzenstein, 
Werden  u.  \Vesen  d.  Humanität  im  Altertum,  Straßb.  1907  (D.  Begriff  geht  auf 
Panaitios  zurück).  Ed.  Stettner,  Antike  Humanität  in  moderner  Beleuchtung, 
Bielitz  1912.  1913  Pr.  J.  Ilberg,  Zur  gynäkolog.  Ethik  d.  Griech.,  Arch.  f. 
Religionsw.  13,  1  ff.  Zum  Liebesproblem  (JFrauenliebe.  Knabenliebe,  Ehe)  s.  auch 
K.  Praechter,  Hierokles  d.  Stoiker,  Leipz.  1901,  S.  121  ff.,  Fr.  Wilhelm,  Rhein. 
Mus.  57  (1902),  55  ff.  (hier  S.  55  f.  Zusammenstellung  d.  antiken  Literatur).  Ders., 
Rhein.  Mus.  61  (1906),  104  f.  E.  Bickel,  s.  Nachträge  Erich  ßethe,  D.  dorische 
Knabenliebe,  ihre  Ethik  u.  ihre  Idee.  Rhein.  Mus.  62  (1907).  438—475.  Vgl.  z  philo- 
soph.  Erotik  auch  Aug.  Maver,  Philol.  Suppl.  11  (1910),  563.  —  W.  Capelle, 
Altgriechische   Askeee,  Neue 'Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  25  (1910),  681—708. 


Zu  §  7.    Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  d.  Philos.  d.  Griechen.  ;^;J* 

Derselbe.  Art.   Ascetisin   in  d.  Encvclop.  of  Relig.  and  Ethics   by  Hostings  and 
t?elbie  11,  S.  80-87. 

Weitere  ethische  lupoi :  Affekte  im  allgemeinen:  Ringeltaube,  s.  oben 
S.  31*  IV.  Zorn:  A.  Schlemm,  Hermes  38  (1903),  588  (Antike  Schriften  über 
den  Gegenstand  u.  ihre  Fihation).  J.  Geffcken,  Kynika  S.  27.  Rabbow.  s. 
o.  S.  31'  IV.  Mitleid:  0.  Herwegen,  Das  Mitleid  in  d.  griech.  Philosophie  bis 
auf  d.  Stoa,  Bonn  1912,  Diss.  Anstrengung  und  Erholung:  K.  Praechter,  D. 
Topos  ,T.  G.iovSijg  y.al  :Tacdiä^,  Hermes  47  (1912),  471 — 470.  Freundschaft: 
L.  Dugas,  L'araitie  antique  d'apr^s  les  moeurs  populaires  et  les  theories  des 
philosophes,  Paris  1895.  G.  Bohnen blust,  Beiträge  z.  Topos  n.  (pdlag,  Berlin 
1905,  ßerner  Diss.  Ertragreich  für  die  ethische  Topik  ist  besonders  die  Literatur 
über  die  kynisch-stoische  Diatribe,  s.  unten  zu  §  59. 

Das  Verhältnis  der  Staatslehre  zur  Ethik  behandelt  Fr.  Filomusi 
Guelfi,  La  dottrina  dello  Stato  nell'  antiquitä  greca  nei  suoi  rapporti  con  l'etica, 
Napoli  1874.  Von  Bedeutung  auch  für  die  Philosophie  Rob.  Pohl  mann, 
Geschichte  des  antiken  Kommunismus  u.  Sozialismus,  2  Bde.,  München  1893  bis 
1901,  2.  Aufl.  u.  d.  Tit.:  Gesch.  d.  sozial.  Frage  u.  d.  Sozialismus  i.  d.  antiken 
Welt,  2  Bde.,  München  1912.  J.  Schvarcz,  Die  Anfänge  einer  politischen 
Literatur  bei  d.  Griechen,  Anhang  z.  d.  Schrift:  Kritik  d.  Staatsformen  d.  Aristo- 
teles, vermehrte  Ausg.,  Eisenach  1890.  R.  Scholl,  Die  Anfänge  einer  polit. 
Liter,  bei  d.  Griech.,  München  1890.  Herrn.  Henkel,  Lineamenta  artis  grae- 
•corum  politicae,  Berol.  1847;  Studien  zu  einer  Geschichte  der  griechischen  Lehre 
vom  Staat,  Philologus  9  (1854),  401  ff. ;  Zur  Geschichte  der  griechischen  Staats- 
wissenschaft, G.-Pr.,  Salzwedel  1863  und  1866;  G.-Pr.  v.  Seehausen  i.  d.  A., 
Stendal  1867  u.  1869;  Studien  zur  Geschichte  der  griechischen  Lehre  vom  Staat, 
Leipzig  1872.  Hans  v.  Arnim,  D.  polit.  Theorien  d.  Altert.,  Wien  1910.  Jul. 
Kaerst.  Stud.  z.  Entwickl.  u.  theoret.  Begründung  d.  Monarchie  im  Altert., 
Münch.  u.  Leipz.  1898  (Histor.  Bibl.  Bd.  6).  V.  Mittermann,  Die  Grund- 
gedanken d.  griech.  Sozialphilos.,  Krems  1907  Pr.  Heinr.  Wolf,  Gesch.  d. 
antik.  Sozialismus  u.  Individualismus,  Gütersloh  1909  (Gyran.-Bibl.  Heft  50). 
E.  Burle,  Essai  historique  sur  le  developpement  de  la  notion  de  droit  naturel 
dans  l'antiquit^  grecque,  Trevoux  1908.  L.  E.  Matt  ha  ei,  The  ijlace  of  arbitration 
and  mediation  in  ancient  Systems  of  international  ethics,  The  classic,  quarterly 
2  p.  241  ff.  Henri  Francotte,  Melanges  de  droit  public  grec.  Lütt.  u.  Paris 
1910  (betrifft  auch  Fragen,  die  in  der  philos.  Staatslehre  viel  behandelt  wurden, 
wie  d.  Verhältnis  v.  Königt.  u.  Tyrannis).  Max.  Hodermann,  Quaestion. 
oeconomic.  specimen,  Berl.  Stud.  f.  klass.  Philol.  u.  Arch.  Bd.  16,  Heft  4,  Berlin 
1896.  —  Hierher  gehört  auch  die  in  der  antiken  philosophischen  Literatur  reich 
vertretene  Gattung  der  Fürstenspiegel.  Vgl.  darüber:  G.  Barner,  Comparantur 
inter  se  Graeci  de  regentium  hominum  virtutibus  auctores,  Marp.  Catt.  1889  Diss. 
K.  Praechter,  Antike  Quellen  d.  Theophylaktos  v.  Bulg.,  Byz.  Zeitschr.  1 
(1892),  399—414;  Antikes  i.  d.  Grabrede  d.  Georgios  Akropol.  auf  Johannes  Dukas, 
ebenda  14  (1905),  479  ff.  Kurt  Emminger,  Stud.  z.  d.  griech.  Fürstenspiegeln  I, 
Münch.  1906  Pr.,  II  u.  III,  Münch.  1913  Diss.  S.  auch  d.  oben  angeführte 
Arbeit  von  Kaerst.  Für  Weiteres  s.  d.  Generalreg.  d.  Byz.  Zeitschr.  z.  Bd.  1 — 12 
unter  ,, Fürstenspiegel"  und  d.  Literatur  z.  Seneka,  Dion  Chrysost.,  Plutarch, 
Julian,  Themistios,  Svnesios  u.  a.  Ed.  Zeller,  Über  d.  Begriff  d.  Tvrannis  bei 
d.  Griechen,  Sitz,  d!  Berl.  Akad.  1887,  1137-1146  =  Kl.  Sehr.  I  S".  398-409. 
H.  Swoboda.  Zur  Beurteilung  d.  griech.  Tyrannis,  Klio  12,  341  ff.  (berührt  auch 
d.  Stellung  d.  Tyrannis  in  d.  philosoph.  Konstruktion  d.  Staatsverfassungen). 

A.  Veder',  Historia  philosophiae  juris  apud  veteres,  Lugd.  Bat.  1832. 
R.  Hirzel,  "Aygaq^o;  rouo;,  Abhandl.  d.  philol.-hist.  Kl.  d.  sächs.  Gesellsch.  d. 
Wiss.,  20.  Bd.,  Leipz.  1900.  Derselbe,  Themis,  Dike  u.  Verwandtes,  ein  Beitrag 
z.  Gesch.  d.  Rechtsidee  bei  d.  Griechen,  Leipz.  1907  (vgl.  u.  a.  den  Abschnitt 
über  d.  Naturgesetz  S.  387  ff.,  wo  die  hierher  gehörigen  Ansichten  d.  alten  Philo- 
sophen behandelt  sind).  Derselbe,  Der  Eid,  Leipz.  1902.  Derselbe,  Die  Talion, 
Philol.  Suppl.  11,  407—482.  Derselbe,  Der  Selbstmord,  Arch.  f.  Religionswiss.  11 
S.  75—206.  M.  Voigt,  Die  Lehre  vom  jus  naturale,  aequum  et  bonum  und  jus 
gentium  der  Römer,  Leipz.  1856.  (Darin  über  griechische  Lehren,  S.  81 — 175.) 
Vgl.  auch  Jhe rings  umfassendes  Werk:  Geist  des  römischen  Rechts  auf  den 
verschiedenen  Stufen  seiner  Entwicklung,  Leipz.  1852  ff.  u.  ö.  V.  Kirchner, 
Der  Lohn  in  der  alten  Philosophie,  im  bürgerl.  Recht,  bes.  im  Neuen  Testa- 
ment, Gütersloh  1908. 

Ueberweg,  Grundriß  I.  C 


34*  Literaturverzeichnis. 

Ed.  Norden,  Beitr.  i.  Gesch.  d.  griech.  Philos.,  Jahrbuch,  f.  klass.  Philol. 
Suppl.  19  (1892),  368  ff.:  darin  411—428:  Philosoph.  Ansichten  über  die  Ent- 
stehung d.  Menschengeschi.,  seine  kulturelle  Entw.  u.  d.  goldene  Zeitalter. 
0.  Apelt.  Die  Ansichten  d.  griech.  Philosophen  über  d.  Anfang  der  Kultur, 
Eisenach  1901,  Progr.  Billeter,  Griech.  Anschauungen  üb.  d.  Ursprünge  d. 
Kultur,  Zur.  1901,  Pr.  E.  Norden,  Agnostos  Theos.  S.  370—374;  397—400, 
Weitere  Liter,  über  Entstehung  u.  erste  Entwicklung  d.  Menschengeschlechtes 
bei  Herrn.  Binder,  Dio  Chrysost.  u.  Posidonius.  Borna-Leipz.  1905,  Diss.  v. 
Tüb.,  !?.  26  Anm.  28.  S.  auch  Rud.  Hirzel,  "Ayoa<fo:;  vöuog  S.  79ff.  ii.  dazu 
K.  Praechter,  Hieroki.  d.  Stoiker  S.  39  Anm.  2. 

Zur  Politik  ist  antiker  Anschauung  entsprechend  auch  die  Pädagogik  zu 
stellen.  Aus  d.  Lit.  darüber  sei  hier  angeführt:  Ad.  Busse,  D.  Anfänge  d.. 
Erziehungswiss.,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw:  13.  Jahrg.  2.  Abt.  S.  465 
bis  477.  K.  Praechter,  Die  griech.-röm.  Popularphilosophie  u.  die  Erziehung, 
Bruchsal  1886,  Pr.  Über  die  Stellung  der  Philosophie  zu  den  enkyklischen 
Fächern  M.  Guggenheim,  Zur.  1893,  Pr.  d.  Kantonssch.,  Ed.  Norden,  Ant. 
Kunstprosa  II  S.  670  ff.  A.  Stamer,  Die  ayy.vy./.iog  :TatÖ£ia  in  dem  Urteil  der 
griech..  Philosophenschulen,  Kaiserslaut.  1912,  Pr. 

U^ber  einige  für  die  Ethik  wichtige  Begriffe  vgl.  auch  unten  S.  38*  f.  H.  b. 
(Terminologie). 

YII.  Philosophie  und  Religion. 

Bei  den  engen  Beziehungen  zwischen  antiker  Philosophie  und  Religion  ist 
der  Aufschwung,  den  die  rehgionsgeschichtliche  Forschung  in  den  letzten  Jahr- 
zehnten genommen  hat,  auch  unserer  Kenntnis  der  griechischen  Philosophie  in 
hohem  Maße  zugute  gekommen.  Besonders  nachhaltig  haben  hier  die  Arbeiten 
von  Erwin  Rohde  und  Hermann  Usener  gewirkt.  Z.  T.  durch  sie  angeregt 
haben  zahlreiche  Gelehrte  einer  jüngeren  Generation  wie  Franz  BoU,  Franz 
Cumont,  Albrecht  Dieterich,  "Wilh.  Kroll,  Ludw.  Radermacher, 
Rieh.  Reitzenstein,  Paul  Wendland,  Rieh.  Wünsch  u.  a.  durch  For- 
schungen auf  deu  Grenzgebieten  der  griechischen,  orientaUschen,  ägyptischen, 
jüdischen  und  christlichen  Religion  einer-  und  der  griechischen  Philosophie 
andererseits  die  Geschichte  der  letzteren  in  dankenswertester  Weise  gefördert. 
Eine  Fülle  reichen  Wissens  auf  diesem  Gebiete  enthalten  auch  die  Arbeiten  von 
W.  Röscher.  Alle  Berührungspunkte  dieser  weit  ausgedehnten  Literatur  mit 
der  griechischen  Philosophie  zu  verzeichnen  ist  unmöglich.  Nur  einiges  sei  er- 
wähnt, das  den  Zugang  zu  Weiterem  erschließen  kann. 

a.  Allgemeines.  Bexiehungen  der  griechischen  Philosophie  xii  den  Religionen 
Griechenlands,  des  Orients  nnd  Ägyptens. 

A.  B.  Krische,  Forsch,  auf  dem  Gebiet  der  alten  Philos.  I.  Die  theolog. 
Lehren  d.  griech.  Denker,  Gott.  1840.  C.  M.  Rechenberg,  Entwicklung  des 
Gottesbegriffes  in  d.  griech.  Philos.,  Leipzig  1872,  Gott.  Diss.  Herrn.  Gilow. 
Üb.  d.  Verh.  d.  griech.  Philos.  im  allgem.  u.  d.  Vorsokratiker  im  besondern  zur 
griech.  Yolksreligion,  Oldenburg  1876,  Berl.  Diss.  Joh.  Geffcken,  Antike  Kultur- 
kämpfe, Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  15.  Jahrg.  I  S,  593  ff .  Edw.  Caird, 
The  evolution  of  theology  in  the  Greek  philosophers.  Glasgow  1903,  ins  Deutsche 
übers,  von  Hilm.  Wilmanns,  Halle  a.  S.  1909.  C.  du  Prel,  Die  Mystik  der 
Griechen,  Leipzig  1888.  K.  Kiesewetter,  Der  Okkultismus  d.  Altertums,  bearb. 
V.  L.  Kuhlenbeck,  Leipzig  1896.  Viel  auch  die  Philosophie  Berührendes  bietet 
das  Archiv  f.  Religionswissenschaft,  begr.  v.  A.  Dieterich,  unter  Mitwirkung  von 
H.  Oldenburg,  C.  Bezold,  K.  Th.  Preuß,  in  Verb,  n^it  L.  Deubner  herausg.  von 
R.  Wünsch,  sowie  die  Religionsgesch.  Versuche  u.  Vorarbeiten,  begr.  v.  A.  Die- 
terich und  Rieh.  Wünsch,  her.  v.  R.  Wünsch  und  L.  Deubner.  In  dieser  Samm- 
lung sind  u.  a.  erschienen:  Lud.  Rtihl,  De  mortuorum  itidicio  (2.  Bd.,  2.  H. 
1903).  Carl  Thulin,  Die  Götter  des  Martianus  Capeila  und  die  Bronzeleber  v. 
Piacenza  (berührt  Nigidius  Figulus)  (3.  Bd.,  1.  H.  1906),  Henr.  Schmidt, 
Veteres  philosophi  quomodo  iudicaverint  de  precibus  (4.  Bd..  1.  H.  1907),  Eug. 
Fehrle,  D.  kultische  Keuschheit  im  Altertum  (6.  Bd.  1910),  O.  Weinreich, 
Antike  Heilungswunder  (8.  Bd.,  1.  H.  1909)  u.  a.  Von  H.  Usener  kommen  vor 
allem  in  Betracht  seine  Abhandlung  über  Dreiheit,  sowie  die  im  4.  Bde.  seiner 
Kleinen    Schriften    gesammelten     Arbeiten    zur    Religionsgeschichte,    von    Erwin 


Zu  §  7.   Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  d.  Philos.  d.  Griechen.    35* 

Rohde  yeine  Psyche  (s.  o.  8.  31*  lY)  und  seine  Kleinen  Schrifrcn.  Von  Albr. 
Dieterich  berühren  die  Philosophie  besonders  die  Schriften  Abraxas,  Leipzig 
1891,  Nekyia,  Leipzig  1893.  2.  Aufl.  1914,  Mutter  Erde,  Leipzig  1905,  2.  Aufl. 
1913,  Eine  Mithrasliturgie,  Leipzig  1903,  2.  Aufl.  1910,  sowie  Aufsätze  seiner 
Kleinen  Schriften,  Hierher  gehören  ferner:  R.  Rei tzenstein ,  Zwei  rcligions- 
geschichtl.  Fragen,  Straßb.  1901;  Poimandres,  Leipz,  19U4;  Hellenistische  Wunder- 
erzählungen, Leipz.  1906;  Die  hellenistischen  Mysterienreiigionen,  Leipz.  u.  Berlin 
1910;  D.  Märchen  v.  Amor  u.  Psyche  bei  Apuleius,  Leipz.  u.  Berl,  1912  (berührt 
kosmogonischo  Vorstellungen) ;  Hellenistische  Theologie  in  Ägypten,  Neue  Jahrb. 
für  d.  klassische  Altertum  usw.  13  (1904),  177—194,  Fr.  Cumont,  La  religion 
et  les  philosophes  en  Grece,  Journ.  des  sav.  1908,  113 — 126;  Die  Mysterien  des 
Mithra,  deutsch  v.  G.  Gehrich,  2.  Aufl.  Leipz.  1911 ;  Les  religions  orientales 
dans  le  paganisme  romain,  Paris  1907,  ins  Deutsche  übers,  v.  G,  Gehrich,  2.  Aufl. 
Leipz,  1913;  Le  mysticisme  astral  dans  l'antiquit^.  Bull,  de  l'Acad.  royale  de 
Belgique,  Classe  d.  lettr.  Xr.  5,  Bruxelles  1909,  256 ff.;  La  theologie  solaire 
du  paganisme  romain,  in:  M^moires  pr($sent^s  par  divers  savants  a  l'Acad.  des  In- 
script.  et  Bell.-Lettr.  t.  12  part.  2,  Par.  1909;  Astrology  and  religion  among  the 
Greeks  and  Romans.  New  York  and  London  1912  (vgl.  auch  Arch.  f.  Religionsw, 
9,  323  ff. ;  P.  Wendland,  Berl,  phil.  Wochenschr.  1910,  39).  Fr.  Cumont- 
Gehrich,  Die  Orient.  Religionen  in  ihrem  Einfluß  auf  d.  europäische  Kultur  d. 
Altert.,  in:  Die  Kult.  d.  Gegenw.,  Teil  1  Abt,  3,  1 ;  2,  Aufl.  Leipz.  1913.  Otto 
Gilbert,  Griech.  Religionsphilosophie,  Leipz.  1911  (berücksichtigt  d.  Beziehungen 
d.  Philosophen  zu  den  gegebenen  Religionen  zu  wenig  und  geht  auf  die  wichtige 
Spätzeit  der  griech.  Philosophie  nicht  ein).  M.  Louis,  Doctrines  religieuses  des 
philosophes  Grecs,  Paris  (o.  J.).  Arth.  ,  Fairbanks,  A  handbook  of  Greek 
religion,  New  York  1911.  J.  Toutain,  Etudes  de  mythologie  et  d'histoire  des 
religions  antiques,  Paris  1909.  F.  O.  Hey,  Der  Traumglaube  der  Antike  I, 
München  1908,  Pr.  Fr  id.  Jaeger,  De  oraculis  quid  veteres  philosophi  iudica- 
verint,  Rostock  1910,  Diss.  K.  Steinhauser,  Der  Prodigienglaube  und  das 
Prodigienwesen  d.  Griechen,  Ravensburg  1911,  Tübing.  Diss.  C.  Pascal,  Le 
credenze  d'oltre.tomba  nelle  opere  letterarie  dell'  antichita  classica,  Catania  1912. 
W.  Weber,  Ägyptisch-griechische  Götter  im  Hellenismus,  Groningen  1912. 
Literarische  Fragen  aus  dem  Gebiete  der  die  Religion  betreffenden  philosophischen 
Schriften  behandelt  Car.  Reinhardt,  De  Graecor.  theologia  capita  duo,  Berlin 
1910,  Diss.  (auch  als  Buch  erschienen).  Den  für  den  Volksglauben  wie  für  die 
Philosophie  bedeutsamen  Däraonenglauben  berühren  u.  a.  Gust.  Wolff  in:  Por- 
phyr, de  philos.  ex  oraculis  haurienda  libr.  rel.,  Berol.  1856,  p.  214—229,  Curt 
Wachsmuth,  Die  Ansichten  der  Stoiker  über  Mantik  u.  Dämonen,  Berl.  1860, 
Rieh.  Heinze,  Xenokrates,  Leipzig  1892,  S.  78—123,  Jul.  Tamborino,De 
antiquorum  daemonismo,  Münster  1909,  Diss.,  vollst,  in:  Religionsgesch.  Versuche 
und  Vorarb.  7.  Bd.,  S.  55 — 110;  die  Ansichten  der  Philosophen  über  Mantik 
B.  Mulder,  Vetustissimorum  philosophorum  placita  de  divinatione,  Roterod. 
1S29.  Das  Grenzgebiet  von  Religion  und  Philosophie  berühren  vielfach  auch 
W.  Capelle,  Zur  antiken  Theodicee,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  20  (1907),  173 
bis  195,  sowie  manche  der  oben  S.  30*  angeführten  Arbeiten,  so  besonders  die 
von  Boll,  Eisler  und  Röscher.  S.  auch  die  Enzyklopädie  von  Hastings  und 
Selbie  oben  S.  13*  unter  F.    Boussets.  „Nachträge". 

h.  Oriechische  Philosophie  und  Judentum  s.  unten:  Hellenistisch-jüdische 
Philosophie. 

c.  Griechische  Philosophie  und  Christentwn. 

Die  große  religions-  und  kulturgeschichtliche  Bedeutung  der  Beziehungen 
zwischen  antiker  Philosophie  und  Christentum  hat  zur  Entstehung  einer  fast 
unübersehbaren  Literatur  geführt,  die  sich  mit  den  Fragen  nach  dem  Anteil  der 
griechischen  Philosophie  an  der  Ausbildung  der  biblischen  und  der  kirchlichen 
Lehre,  nach  den  spezifischen  Eigentümlichkeiten  antik-philosophischer  und  christ- 
licher Weltanschauung,  ihrem  gegenseitigen  Verhältnis  und  ihrem  Werte  be- 
schäftigt. Neben  höchst  verdienstlichen  Werken  umfaßt  diese  Literatur  auch 
zahlreiche  Erzeugnisse  eines  unberufenen  Dilettantismus.  Vielfach  stand  theo- 
logische Einseitigkeit  einer  unbefangenen  Auffassung  im  Wege.  Doch  haben 
neuerdings  auch  Theologen  in  völlig  vorurteilsloser  Weise  sich  an  den  Verhand- 
lungen   beteiligt.     Zunächst    kommt    die    oben    unter    a.    verzeichnete  religions- 


^g*  Literaturverzeichnis. 

geschichtliche  Literatur  großenteils  auch  hier  in  Betracht.  So  befaßt  sich  bei- 
spielsweise Edw.  Cairds  Evolution  of  theology  in  the  Greek  philosophers  auch 
mit  den  Einwirkungen  der  griechischen  Philosophie  auf  die  christliche  Theologie. 
Sehr  reich  an  Gelehrsamkeit  und  anregender  Kombination  sind  die  Arbeiten 
Useners  und  Rei tzensteins.  Aus  der  weiteren  Literatur  greife  ich  in  chrono- 
logischer Folge  eine  Reihe  von  Erscheinungen  heraus,  die  verschiedene  Stand- 
pifnkte.. vertreten  und,  wie  ausdrücklich  bemerkt  sei,  an  Wert  sehr  ungleich 
«ind:  Über  das  Verhältnis  zwischen  hellenischer  und  christlicher  Ethik  handelt 
Neander  in  seinen  wissenschaftlichen  Abhandlungen,  hrsg.  von  J.  Jacobi,  Berl. 
1851  (vgl.  auch  Neanders  oben  S.  10*  angeführte  Vorlesungen).  Die  Ethik  be- 
trifft ferner  Muth,  Veterura  philosophorum  de  summo  bono  sontentiae  cum  doc- 
trina  Christiana  comparatae,  Weilburg  1852,  Pr.  —  F.  Chr.  Baur.  Drei  Abh.  z. 
Gesch.  d.  alten  Philos.  u.  ihres  Verhältnisses  z.  Christent.,  neu  hrsg.  v.  E.  Zeller, 
Leipzig  1876.  Ern.  Havet,  Le..  christianisme  et  ses  origines'^,  Paris  1873. 
Karl  Friedrich  Aug.  Kahnis,  Über  d.  Verhältnis  der  alten  Philosophie  zum 
Christentum,  Leipzig  1S75,  1883  Pr.,  u.  in  Buchform  Leipzig  1884.  E.  Hatch, 
Griechentum  u.  Christentum,  deutsch  v.  E.  Preuschen,  Freiburg  i.  B.  1892.  G.  v.  Hert- 
ling,  Christentum  u.  griech.  Philosophie,  Philos.  Jahrb.  13  (1901),  1  ff.  Derselbe, 
Le  christianisme  et  la  philosophie  grecque,  Annal.  de  philos.  chr^tienne  1901. 
G.  Schelowskv,  Der  Apologet  TertuUianus  in  seinem  Verhältnis  zu  der  griech. 
Philos.,  Leipz.  1901,  Dissert.  P.  Wendland.  Christentum  u.  Hellenismus  in 
ihren  literar.  Beziehungen,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  9  (1902),  1-19. 
C.  Jentsch,  Hellenentum  u.  Christentum,  Leipz.  1903.  J.  Geffcken,  Aus  d. 
literar.  Kampfe  zwischen  Heidentum  u.  Christentum,  Preuß.  Jahrb.  114  (1903), 
225—253.  A.  Naegele,  Johannes  Chrysostomos  u.  sein  Verhältnis  zum  Helle- 
nismus. Byzant.  Zeitschr.  13  (1904),  73—113  (hier  S.  97  f.  weitere  Literatur  über 
das  Verhäitnis  der  Kirchenväter,  insbesondere  der  großen  Alexandriner  u.  Kappa- 
dokier  zur  hellenischen  Bildung).  Max  Pohlenz,  Die  griech.  Philosophie  im 
Dienste  d.  christl.  Auferstehungslehre,  Zeitschr.  f.  wiss.  Theol.  47  (1904),  241  —250. 
Derselbe,  Philos.  Nachklänge  in  altchristlichen  Predigten,  ebenda  48  (1905),  72—95 
(Einfluß  der  griechischen  consolationes  auf  die  großen  Kappadokier,  im  besondern 
von  Plut.  -T.  Evdvfdag  auf  Basileios'  Predigten  u.  zweiten  Brief).  J.  P.  Mahaffy, 
The  progress  of  Hellenism  in  Alexander's  empire,  Chicago  1905  (berührt  auch 
die  Einwirkung  des  Hellenismus  auf  das  Christentum).  J.  Geffcken,  Altchristi. 
Apologetik  u.  griech.  Philosophie,  Verh.  d.  48.  Versamml.  deutsch.  Philologen  u. 
Schulm.  zu  Hamb.  1905,  Leipz.  1906,  S.  27—29,  Zeitschr.  f.  d.  Gymnasialwesen 
60  (1906),  1-13;  vgl.  auch  die  Einleitung  in  desselben  Verf.  Buch:  Zwei  griech. 
Apologeten,  Leipz.  u.  Berl.  1907.  Derselbe,  Antike  Kulturkämpfe,  Neue  Jahrb.  f.  d. 
klass.  Altert,  usw.  29  (1912),  .593—611.  P.  Wendland,  Die  hellenistisch- 
römische  Kultur  in  ihren  Beziehungen  zu  Judentum  und  Christen- 
tum (Handb.  z.  Neuen  Testament  I  2),  Tüb.  1907,  2.  u.  3.  Aufl.  1912  (vortreff- 
liche Einführung  in  die  gesamten  Kulturverhältnisse,  innerhalb  deren  auch  die 
Philosophie  ein  wichtiges  Ferment  bildet).  H.  Windisch,  Taufe  und  Sünde  im 
ältesten  Christentum  bis  auf  Origenes,  Tüb.  1908  (berücksichtigt  auch  die  Ein- 
wirkungen der  griech.  Philosophie  auf  die  christl.  Lehre).  G.  Sihler,  Testi- 
monium animae  or  Greek  and  Roman  before  Jesus  Christ,  New  York  1908  (wird 
der  griech.  Philosophie  wie  der  Antike  überhaupt  nicht  gerecht).  Georg 
Büttner,  Basileios  des  Großen  Mahnrede  an  die  Jugend,  München  1908, 
Würzb.  Diss.  (vgl.  dazu  M.  Pohlenz,  Berliner  philologische  Wochenschrift  1911, 
180  ff.).  Derselbe,  Beiträge  zur  Ethik  Basileios'  d.  Großen,  Landshut  1913,  Pr. 
Mark.  J.  Daskalakis,  Die  eklekt.  Anschauungen  des  Clemens  v.  Alexandrien 
und  seine  Abhängigkeit  von  der  griechisehen  Philosophie,  München  1908,  Diss. 
Georg  Heinrici,  Hellenismus  n.  Christentum  (Bibl.  Zeit-  u.  Streitfragen,  hrsg. 
v.  Franz  Kropatschek,  V  8),  Gr.-Lichterfelde-Berlin  1909.  Carl  Giemen,  Re- 
ligionsgeschichtliche Erklärung  des  Neuen  Testaments,  Gießen  1909  (untersucht 
die  Abhängigkeit  des  ältesten  Christentums  von  nichtjüdischen  Religionen  luid 
philosophischen  Systemen).  Edv.  Lehmann,  Mystik  im  Heidentum  und 
Christentum,  übersetzt  von  Anna  Grundwitz,  Leipz.  1908.  Max  Pohlenz,  Vom 
Zorne  Gottes.  Eine  Studie  über  den  Einfluß  der  griech.  Philosophie  auf  das  alte 
Christentum,  Gott.  1909.  J.  Geffcken.  Aus  der  Werdezeit  des  Christentums, 
2.  Aufl.  Leipz.  1909.  Derselbe,  Die  christl.  Martyrien,  Hermes  45  (1910),  481  bis 
505  (berührt  Beziehungen  zum  philosophischen  Märtyrertum  [der  Philosoph  vor 
dem    Tyrannen]    in    der    antiken   Welt.       S.    Lublinski,    Die    Entstehung    des 


Zu  §  7.    Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  d.  Philos.  d.  Griechen.    37* 

Christentums  aus  der  antiken  Kultur,  Jena  1910.  Ad.  Bauer,  Vom  Griechen- 
tum znini  Christentum,  Leipz.  1910.  Gegen  diese  Darstellung  wendet  sich  mit 
Unrecht  A.  Kahr,  Griechentum  u.  Christentum,  Graz  1911.  Aug.  Dirking, 
S.  Basilii  Magni  de  divitiis  et  paupertate  sententiae  quam  habeant  rationem  cum 
veterum  philosophorum  doctrina,  Münster  1911,  Diss.  Wilh.  Harloff,  Unter- 
suchungen zu  Lactantius,  Boma-Leipz.  1911,  Diss.  v.  Rostock  (bespricht  die 
Schrift  de  falsa  sapientia  u.  behandelt  1.  den  Kampf  gegen  die  einzelnen  Pro- 
bleme der  Philosophie,  2.  die  Polemik  gegen  die  einzelnen  Systeme  und  deren 
Vertreter).  O.  Pf  leiderer,  Die  Vorbereitung  des  Christentums  in  der  griech. 
Philosophie,  2.  Aufl.  (Religionsgesch.  Volksb.  III  1),  Tiib.  1912.  Walt.  Glawe, 
Die  Beziehungen  des  Christentums  zum  griech.  Heidentum  im  Urteil  der  Ver- 
gangenheit u.  Gegenwart  (Hibl.  Zeit-  u.  Streitfr.,  8.  Ser.  8.  H.),  Berl.-Lichterf. 
1913.  Fr.  Boll,  Aus  der  Offenbarung  Johannis,  Leipzig-Berlin  1914.  Über 
antiken  und  christlichen  P'nsterblichkeitsglauben  handelt  Ludwig  Fried- 
laender,  Darstellungen  aus  der  Sittengeschichte  Roms^  III  770  ff.  Antike 
Philosophie  u.  Christentum  berührende  stilistische  Probleme  erörtert  in  einer  auch 
für  die  sachlichen  Zusammenhänge  sehr  fruchtbaren  Weise  Ed,  Norden  in  den 
beiden  Werken,  Die  antike  Kunstprosa  u.  Agnostos  Theos  (s.  S.  38*  H.  a.),  einem 
für  beide  Gebiete  in  Betracht  kommenden  literarischen  Motiv  gilt  Karl  Holl, 
Die  schriftstellerische  Form  des  griech.  Heiligenlebens  (s.  u.  S.  40*j.  Lehrreich 
für  die  philosophisch-religionsgeschichtlichen  und  literarischen  Zusammenhänge 
ist  der  Hinweis  von  R.  Reitzenstein  u.  P.  Wendland,  Nachr.  d.  Gesellsch. 
d.  Wiss.  zu  Gott,  philol.-hist.  Kl.  1910,  324—334,  auf  ein  heidnisches  Gebet  der 
hermetischen  Sammlung,  das  in  eine  Vereinigung  christlicher  Gebete  aufge- 
nommen wurde,  und  ein  auf  der  Theodizee  des  Poseidonios  beruhendes  heid- 
nisches Gebet,  das  eine  christliche  Umgestaltung  erfuhr.  —  Von  umfassenderen 
theologischen  Werken  ist  vor  allem  Ad.  Harnack,  Lehrbuch  der  Dogmen- 
geschichte*, Tüb.  1909,  zu  nennen. 

Die  Literatur  über  den  Einfluß  bestimmter  Schulen,  ein- 
zelner Philosophen  und  philosophischer  Ausdrucksformen  auf  das 
Christentum  wird  je  an  ihrem  Orte  verzeichnet  werden.  S.  Piaton, 
Stoa  (Poseidonios,  Epiktet,  Seneca),  kynisch-stoische  Diatribe,  Neuplatonismus;  bei 
letzterem  auch  über  Rückwirkungen  des  Christentums  auf  die  antike  Philosophie). 
S.  auch  Grundriß  11^"  S.  21*  f.  und  unter  den  einzelnen  Vertretern  der  patristi- 
fichen  Philosophie. 

VIIL  Ästhetik. 

Eduard  Müller,  Gesch.  d.  Theorie  der  Kunst  bei  den  Alten,  Breslau 
1834  —  37.  J.  A.  Härtung,  Lehren  der  Alten  über  die  Dichtkunst,  durch  Zu- 
sammenstellung mit  denen  der  besten  Neueren  erklärt,  Hamburg  und  Gotha 
1845.  E.  Egger,  Essai  sur  l'histoire  de  la  critifjue  chez  les  Grecs,  suivi  de  la 
poetique  d'Aristote  et  d'extraits  de  ses  problemes,  Paris.,  1849.  Vgl.  die  betreffen- 
den Abschnitte  bei  Zimmermann.  Geschichte  der  Ästhetik,  XVien  1858,  und 
A.  Kuhn,  Die  Idee  des  Schönen  in  ihrer  Entwicklung  bei  den  Alten  bis  in 
unsere  Tage.  2.  Aufl..  Berlin  1865.  J.  Walter,  Die  Gesch.  d.  Ästhetik  im  Altert, 
ihrer  begriffl.  Entwicklung  nach,  Lpz.  1893.  O.  Külpe,  Anfänge  psycho- 
logischer Ästhetik  bei  den  Griechen,  Philos.  Abhandl.  f.  Max  Heinze  S.  101  —  127. 
Herm.  Abert,  Die  Musikanschauung  des  Mittelalters  und  ihre  Grundlagen, 
Halle  a.  S.  1905  (handelt  auch  von  der  Musikästhetik  d.  ausgehenden  Altertums). 
Wilh.  Börner,  D.  Künstlerpsychologie  im  Altertum;  ein  Beitrag  z.  Gesch.  der 
Ästhetik,  Zeitschr.  f.  Ästhetik  u.  allgem.  Kunstwissenschaft  7.  Bd.,  S.  82—103. 
A.  E.  Haas,  Ästhetische  u.  teleol.  Gesichtsp.  in  der  antiken  Physik,  s.  o.  S.  29*. 
E.  Stemplinger,  Mimesis  im  philosoph.  u.  rhetorischen  Sinne,  Neue  Jahrb.  f. 
d.  klass.  Altert,  usw.  21  (1913),  20-36.  Gull.  Eggerking,  De  Graeca  artis 
tragicae  doctrina  imprimis  de  affectibus  tragicis,  Berl.  1912,  Diss.  —  S.  auch  die 
Liter,  zu  §  53. 

IX.  Methodisches.  Stellung  der  Philosophen  zu  Erschei- 
nungen der  Literatur  und  Geschichte. 

U.  V.  Wilamowitz-Moellendorf f.  De  tragicorum  Graec.  fragmentis 
coram.,  Götting.  1893,  Pr.  (Beziehungen  der  Philosophie  zur  griechischen  Poesie). 
G.  Weltring,  D.   orj^eTov  in  der   aristotelischen,    stoischen,   epikureischen    und 


3g*  Literaturverzeichnis. 

skeptischen  Philosophie,  Bonn  1910.  Diss.  E.  Howald,  Die  Anfänge  d.  literar. 
Kritik  b.  d.  Griechen.  Kirchhain  N.-L.  o.  J.,  Züricher  Diss.  F.  AVipprecht, 
Zur  Entwicklung  der  rationalistischen  Mvthendeutung  b.  d.  Griechen  I.  II,  Pr. 
V.  Donaueschingen  1901,2.  19n7/8,  Tüb.  1902.  190S.  VV.  O.  Friedel.  De  philo- 
Bophor.  Graecor.  studiis  Homericis  I,  Merseburg  1879,  Pr.;  II,  Stendal  1886,  Pr. 
Anne  ßates  Hersraan,  Studies  in  Greek  allegorical  interpretation,  Chicago 
1906.  Car.  Reinhardt,  De  Graecor.  theologia  capita  duo.  Berol.  1910,  handelt 
in  Kap.  1  de  Honieri  interpretatione  allegorica.  Franz  Bertram,  Die  Tinion- 
legende.  Heidelb.  1906  (darin  Kap.  3:  Timons  Weiterleben  in  der  Geschichts- 
schreibung u.  der  Philosophie).  Werner  Hoffmann,  D.  literarische  Porträt 
Alexanders  des  Großen  im  griech.  u.  röm.  Altert ,  Leipz.  histor.  Abh.  Heft  8, 
Leipz.  1907  (betrifft  auch  die  Stellung  der  Philosophie  zu  Alex.j.  Lud.  Eicke, 
Veterum  plülosophorum  qualia  fuerint  de  Alexandro  Magno  iudicia,  Rostock  1909, 
Diss.  Franz  Weber,  Alexander  d.  Gr.  im  Urteil  der  Griechen  und  Römer  bis 
in  die  konstantinische  Zeit,  Gießen  1909,  Diss.  Beruh.  Busch,  De  M.  Porcio 
Catone  Uticensi  quid  antiqui  scriptores  aequales  et  posteriores  censuerint,  IMünster 
1911.  Diss.  Vgl.  auch  A.  Dvroff,  Cäsars  Anticato  u.  Ciceros  Cato,  Rhein.  ÄIus. 
63  (1908),  .587—604. 

H.  Die  Wcrl:e  der  antiken  Philosophen  tintei-  formalen  (sprachlich-stilistischen) 
und  literarischen  Gesichtspunlden. 

ff.  Sprachlich-Stilistisches  im  allycnteincn. 

Reich  an  wertvollen  Beobachtungen  ist  Ed.  Norden,  Die  antike  Kunst- 
prosa V.  VI.  Jahrh.  vor  Chr.  bis  in  d.  Zeit  d.  Renaissance.  Leipz.  1898,  2.  Abdr. 
1909,  sowie  auch  dessen  Agnostos  Theos,  Leipz.  u.  Berl.  1913. 

b.  Terminologie  (mit  Berücksichtigung  auch  nesentlich  begriff'sgeschichtl icher 
Arbeiten). 

An  zureichenden  terminologischen  Untersuchungen,  die  eine  wichtige  Grund- 
lage für  die  Gcschicljte  der  Philosophie  bilden,  herrscht  noch  großer  Mangel,  der 
wie  auf  dem  Gebiete  der  griechischen  Philosophie  selbst,  so  auch  auf  dem  Grenz- 
gebiete dieser  Philosophie  und  der  christlichen  Patristik  sich  bemerkbar  macht 
(vt:l.  Ad.  Harnack,  Dogmengesch.*  1  S.  VIII;  s.  auch  Praechter,  Bvzant.  Zeit- 
schrift 21  [1912],  21  f.  und  Th.  O.  Achelis,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1912, 
91).  Die  gangbaren  Lexika  sind  für  terminologische  Forschungen  unzulänglich. 
Viel  Treffliches  bietet  und  verspricht  der  lateinische  Thesaurus.  Ein  gleiches 
Werk  für  die  griechische  Sprache  ist  in  absehbarer  Zeit  nicht  zu  erwarten.  Teil- 
weisen Ersatz  bilden  SpeziaUexika  und  Wortindices  zu  einzelnen  Schriften  oder 
Schriftengruppen.  Sehr  nützlich  ist  die  Zusammenstellung  von  Herm.  Schöne, 
Repertorium  griech.  Wörterverzeichnisse  u.  Speziall exika,  Lpz.  1907,  ein  Werk, 
dem  eine  die  notwendigen  Mängel  des  ersten  Wurfes  ausgleichende  und  die 
neuesten  Erscheinungen  berücksichtigende  Neuauflage  dringend  zu  wünschen 
wäre.  Eine  analoge  ü'bersicht  bietet  für  die  lateinische  Lexikographie  Paul 
Rowald,  Repertorium  lateinischer  Wörterverzeichnisse  und  SpeziaUexika,  Leipz.- 
Berlin  1914.  Leiter  den  vorhandenen  Wörterverzeichnissen  hebe  ich  als  für  die 
philosophische  Terminologie  besonders  wertvoll  hervor:  H.  Di  eis,  Index  ver- 
borum  zu  den  Doxographen  (Doxographi  Graeci  p.  707  ff.),  W.  Kranz,  AVort- 
index  zu  den  Vorsokratikern  (Diels,  Fragmente  d.  Vorsokratiker  II  2^;  dazu 
F.  Lortzing,  Berliner  philol.  V/ochenschr.  1912,  164ff.),  H.  Bonitz,  Index 
Aristotelicus  (Bd.  5  d.  akadem.  Ausg.).  Reiches,  leider  noch  wenig  ausgebeutetes 
Material  für  die  Spätzeit  der  griechischen  Philosophie  enthalten  die  Wortindices 
zu  den  von  der  Berliner  Akademie  herausgegebenen  Commentaria  in  Aristo- 
telem  Graeca.  Für  terminologische  Einzeluntersuchungen  ist  vorbildlich 
H.  Diels,  Elementum,  Leipz.  1899  (behandelt  den  „Begriff  elementum"  und 
berücksichtigt  dementsprechend  eingehend  auch  das  griechische  oTot/eTor).  Von 
anderen  Arbeiten  seien  hier  genannt:  Bruno  Jordan,  Beiträge  zu  einer  Gesch. 
der  philos.  Terminologie  {ioyi]  bei  den  Vorsokratikern,  die  Termini  bei  Auaxi- 
mander).  Arch.  f.  Gesch.  d."  JPhilos.  24  (1911),  449  ff.  E.  Hardy,  Der  Begriff  d. 
Physis  in  d.  griech.  Philos.  I,  Berlin  1SS4  (von  Thaies  bis  Sokrates.  Sokrates  u. 
Xenophon.  Piaton.  Aristoteles),  W.  A.  Heidel,  Ileoi  ffvaewg.  A  study  of 
the  conception  of  Nature  among  the  Pre-Socratics.  Proceed.  of  the  Americ.  Acad. 
of  Arts   and  Scienc.  45  (1910),    77—133.     K.   Preise  ndanz,    (pvoi;,    Philol.  67 


Zu  5;  7.    Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  d.  Philos.  d.  Griechen.    ;][)* 

<I908),  4741  ().  Lagercrantz,  Elementura,  Uppsala  (Leipz.)  1911.  Wilhelm 
Capelle,  MsT£(ooo;-i(gT8(ooo/.oyia.  Philol.  71  (1912),  414 — 448.  Derselbe,  IlFÖdoaiog- 
/lErdooiog.  ebenda  449 — 456.  Ders.,  Artikel  Ascetism  u.  Body  (Greek  and  Roman) 
in  der  Encyclopaedia  of  religion  and  ethics  (s.  S.  13').  H.  J.  Flipse,  De  vocis 
quae  est  /.6yo;  significatione  atque  usu,  Leyden  1902,  Diss.  (die  Geschichte  des  Be- 
griffs Äöyo;  betreffen  die  oben  S.  29*  angeführten  Arbeiten  von  Aall,  Trubezkoj  u.  a. 
S.  auch  unten  S.  45*  |TurchiJ  und  unter  Philon  von  Alex.).  E.  F.  Thompson, 
Msrarnso)  and  ufxa^if/.si  in  Greek  läterature  until  1*JÜ  A.  D.  Histor.  and  Linguist, 
^tud.  in  lit.  relat.  to  the  New  Test.  vol.  1  part.  5,  Chicago  1908  (vgl.  auch 
W.  VVrede,  Mexävoiu  Sinnesänderung,  Zeitschr.  f.  neut.  Wissensch.  1,  1,  42  ff., 
K.  Pr  aecht  er,  Byzant.  Zeitschr.  21  [1912J,  24  u.  E.  Norden,  Agnostos  Theos, 
^.  134  ff.).  Über  avrft'öijoi^  s.  Praechter,  Byzant.  Zeitschr.  21  (1912),  26, 
P.  Ewald,  De  vocis  avrei())'jaeo)g  apud  scriptores  N.  T.  vi  ac  potestate,  Lips. 
1883,  Norden,  Agnostos  Theos,  S.  136  Anm.  1,  E.  Mulder,  De  conscientiae 
notione  quae  et  qualis  fuerit  Romanis,  Lugd.  Bat.  1908,  Diss.  v.  Amsterdam. 
Arth.  Elias,  De  notione  vocis  clementiae  apud  philosophos  veteres  et  de  fonti- 
bus  Senecae  librorum  de  dementia,  Regimonti  1912.  K.  Koch,  Quae  fuerit  ante 
Socratem  vocabuli  äofr/j  notio,  Jena  1900,  Diss.  J.  Ludwig,  Quae  fuerit  vocis 
o.o£rii)  vis  ac  natura  ante  Demosthenis  exitum,  Leipz.  1906  (berücksichtigt  die 
Philosophen  nur  beiläufig!.  Beachtenswert  für  die  Begriffsentwicklung  von  doex}] 
sind  auch  die  Bemerkungen  von  Walter  Seyffert,  De  Xenophontis  Agesilao 
qiiaestiones,  Gott.  1909,  Diss.,  cap.  2.  Rud.  Schultz,  Aldojg,  Rostock  1910, 
Diss.  Paul  Stein,  Teoa;,  Marb.  1909,  Diss.  (Gebrauch  bei  Piaton,  Aristoteles 
M.  a.).  Mart.  Rudolph",  Tlögog,  Marb.  1912,  Diss.  Rud.  Hirzel,  Ovola,  Philol. 
72  (1913),  42 — 64.  Paul  Shorey,  <Pvac;  ^leXsxi]  ETriaxi'ifit],  Transact.  of  the  Amer. 
philol.  assoc.  40  (1910),  185 — 2C>1.  Derselbe,  'AvxiarQocfi)  ovv  dvxißsosi,  Class. 
philol.  8.  228.  W.  H.  S.  Jones,  A  note  on  the  vague  use  of  &s6g,  Class. 
rev.  27  (1913),  2.52  ff.  \V.  Gundel,  Beiträge  z.  Entwicklungsgesch.  d.  Begriffe 
Ananke  u.  Heimarmene,  Gießen  1914,  Habil.-Schr.  R.  Fischer,  De  usu  voca- 
bulorum  ap.  Cicer.  et  Senecam  philos.  Graec.  Interpret.,  Freib.  i.  Br.  1914,  Diss. 
Hierher  gehören  auch  die  Arbeiten  über  (püöoocfo;,  'fiKoooffla,  ooqla,  s.  Liter,  zu 
•§1,  ooffioTi'/;,  s.  0.  S.  2,  unten  zu  §  27.  Vgl.  ferner  Gillespie  n.  Ritter  über 
fldog  und  idea  unter  Piaton  (zu  §  40),  P.  van  Braam  über  diiuoxiu  bei  Aristoteles 
luiter  Aristot.  (zu  §  47),  R.  H.  Tukey  über  den  stoischen  Gebrauch  von  U'ii;  und 
tjodoig  unter  Stoa  (zu  §  56),  O.  Tescari  über  drxararx/./joconig  und  loomntu, 
E.  Bignone  über  S/ioiöxijzeg  unter  Epikureismus  (zu  §  60.  62).  S.  auch  Welt  ring 
über  o>jf(eTov  oben  S.  37*  und  vgl.  die  S.  12*  f.  aufgeführten  lexikalischen 
Werke.  —  Reiley  s.  Lukrez  u.  Cicero.  Auch  für  die  philos.  Terminologie  sind 
zu  berücksichtigen  Leop.  Schmidt,  Register  der  ethischen  Ausdrücke  der 
Griechen,  in  d.  Verf.  Ethik  d.  alten  Griechen  II  S.  485  ff.,  Mart.  Hoff  mann. 
Die  ethische  Terminologie  bei  Homer,  Hesiod  und  den  alten  Elegikern  und 
lambographen,  Tüb.  1914. 

c.  Literatur  formen  und  Vencandtes. 

Auch  hier  sind  Ed.  Nordens..zu  a.  angeführte  Werke  Ant.  Kunstprosa  und 
Agnostos  Theos  fruchtbringend.  Über  eine  Hauptform  philosophischer  Dar- 
stellung, den  Dialog,  handeln  Herm.  Schlottmann,  Ars  dialogorum  com- 
ponendorum  quas  vicissitudines  apud  Graecos  et  Romanos  subierit,  Rostock  1889, 
Diss.  und  Rud.  Hirzel  in  dem  ungemein  anregungsreichen,  auch  die  inhaltliche 
Seite  der  Dialoge  berücksichtigenden  Werke:  Der  Dialog,  2  Bde.,  Leipz.  1895. 
Hierher  gehören  ferner  K.  Fries,  D.  philos.  Gespräch  von  Hiob  bis  Piaton, 
Tüb.  1904,  Vilh.  Kiaulehn,  De  scaenico  dialogorum  apparatu  capita  tria, 
Halis  Sax.  1913,  Diss.  Die  antike  Predigt  besprechen  v.  Wilamowitz,  Der 
kynische  Prediger  Teles  (Antigonos  von  Karystos  Exkurs  3,  S.  292  ff.)  und 
P.  Wendland,  Hellen.-röm.  Kultur^  S.  91  (griech.-philos.  u.  ehristl.  Predigt). 
Vielfach  berühren  die  antike  Predigt  die  später  anzuführenden  Arbeiten  über 
■die  kynisch-stoische  Diatribe.  Von  weiterer  hierher  gehöriger  Literatur  seien 
genannt:  K.  Buresch,  Consolationum  a  Graecis  Ronianisque  scriptarum 
historia  critica,  Leipz.  Stud.  9,  1,  1886  (vgl.  dazu  auch  Skutsch  bei  Pauly- 
Wissowa  s.  V.  Consolatio  ad  Liviam;  Li  er.  Philol.  62,  S.  4.50,  Anm.  7;  Berl. 
phil.  Wochenschr.  1909,  469).  P.  Hartlich,  De  exhortationum  a  Graecis 
Roraanisque  scriptarum  historia  et  indole,  Leipz.  Stud.  11  (1889),  207—333.  Vgl. 
zur   Literatur   der    ITooroen:zt.y.oi    auch    die    Arbeiten    von    Rainfurt   (s.   u. 


40*  Literaturverzeichnis. 

Galen)  und  Wagner  (De  Sallust.  prooem.  fönt.,  s.  ii.  Poseidonios i,  Ger- 
häusser  (s.  u.  Poseidonios).  Eudo.lph  Vetschera.  Zur  griechischen 
Paränese ,  Rmichow  1912.  Koepke,  Über  die  Gattung  der  d:zof(r)j novsv- 
/((iTu,  Brandenburg  1S57.  Ei)ü eHungen  hi  die  Phil osoji/t  ic  bespricht 
Ludw.  Baiir,  Domin.  Gundissalinus,  De  divis.  philosophiae,  Münster  1903, 
S.  325 ff.  Vgl.  auch  Mommert  in  der  Ausgabe  von  Porphyrios'  äqpogfiai 
S.  XXVIII.  Zur  ^(o«;fo;>}-Literatur  s.  auch  E.  Norden,  Hermes  40  (1905), 
508 ff.  (zur  Philosophie  510).  A.  Baumstark,  Aristoteles  b.  d.  Syrern  v.  5.  bis- 
8.  Jahrh.,  Leipz.  1900,  S.  133  ff.  'Ejrirofiai:  Mommert  in  der  Ausgabe  von 
Porphvr.  äffOQ/iiai  S.  XXVIII.  Aid/.e^i?,  8tu/.oyog:  v.  Arnim,  Leben  und 
Werke  des  Dio  v.  Prusa,  S.  279  ff.  Aiä).e^ig,  /ns/.szij:  Dürr,  Sprachl.  Unter- 
such, zu  Maximus  Tyrius,  S.  5  ff .  Nachgeschriebene  Vorträge  (Predigten 
und  Kathedervorträge.  Kollegienhefte):  Freuden  tl\al ,  Hellenist.  Stud.  III 
S.  303;  V.  Arnim,  Leben  u.  Werke  des  Dio  v.  Prusa,  S.  172  ff.,  282  ff.;  Wend- 
land, Gott.  gel.  Anz.  1901,  S.  780,  1;  Praechter,  Gott.  gel.  Anz.  1904, 
S.  390;  1905,  S.  5181;  1906,  S.  903;  Byzant.  Zeitschr.  18  (1909),  523  ff.; 
Hense,  Praef.  zu  Musonius.  Über  das  bei  nachgeschriebenen  Kollegien  in 
unseren  Handschriften  mehrfach  in  der  Überschrift  stehende  uno  qtov)'];  c.  gen. 
(..nach  dem  mündlichen  Vortrag  des  Professors  x.")  s.  D.  Serruys,  Rev.  de 
philol.  35,  "1 — 74.    Zu  dem  für  die  Einleitung  exegetischer  Vorträge  feststehenden 

Dispositionsschema  (d  ny.o:T6c,  z6  y_Qi']Otuov,  t6  yvtJGior,  y  zd^ig  T»)c  drayrtöoscog ,  rj 
curia  rfjg  ijTiygarf  rjg,  rj  elg  x£(pd).aia  diaiosoig,  i'.tö  tioIoi'  fiioog  urö.yeTai  zo  rcagov 
oi'yyoafi/.ia,  6  zo6:iog  zfjg  8i8aoy.a/.iag)  Vgl.  O.  Im  misch,  Philol.  63  (1904),  S.  34, 
Anm.  2;  Brinkmann,  Rhein.  Mus.  61  (1906),  118;  „64  (1909),  .539  ff.  573. 
579;  Praechter,  Byzant.  Zeitschr.  18  (1909),  530.  Über  ein  anderes  zehn 
Punkte  umfassendes  Schema,  das  den  Kommentaren  zu  den  arist.  Kategorien 
vorangestellt  zu  -werden  pflegte,  s.  Baur,  Gundissalinus  S.  329,  Praechter 
a.  a.  O.  527  ff.  Die  Synkrisis  in  der  antiken  Literatur  behandelt 
O.  Hense,  Freib.  i.  Br.  1893,  Pr.  S.  auch  C.  Waites,  Harv.  stud.  in  class. 
philol.  23  (1912),  1  ff.  (Prodikos'  Allegorie  und  ihre  Nachahmungen),  J.  Alpers, 
Hercules  in  bivio.  Gott.  1912  Diss.,  H.  Scharold,  D.  Mythus  v.  Herakl.  an» 
Scheidewege,  Blätter  f.  d.  Gymnasialschulwesen  50  (1914),  209  ff .  S.  auch  die 
Literatur  zu  Prodikos.  Philosophen- Aretalogien  bespricht  R.  Reitzen- 
stein,  Hellen.  Wundererzähl.,  Leipz.  1906,  Erzählungen  in  der  Popularphilo- 
sophie  R.  Reitzenstein.  D.  Märchen  von  Amor  und  Psyche  bei  Apuleius, 
Leipz.-Berl.  1912,  S.  38 ff.,  Idealbilder  in  Form  von  Lebensbeschreibung eii 
(bei  den  Pythagoreern ;  Philostratos)  Karl  Holl,  Die  schriftstellerische  Form  des 
griech.  Heiligenlebens,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klassische  Altertum  usw.  29  (1912), 
406—427.  Eine  besonders  für  die  philosophische  Darstellung  wichtige  Literatur- 
form ist  Gegenstand  der  Abhandlung  von  Friedrich  L'llrich.  Entstehung  und 
Entwicklung  der  Literaturgattung  des  Symposion,  Würzburg  1908.  1909,  Pr.  — 
J.  Geffcken,  Studien  z.  Gesch.  d.  griech.  Satire.  I.  Grundlinien  einer  Gesch. 
d.  griechischen  Satire,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altertum  usw.  27  (1911),  393  ff. 
II.  Die  menippische  Satire,  der  satir.  Roman,  Lukian,  Oinomaos'  rot]rmr  q}a>Qd, 
Julian,  ebenda  S.  468  ff.  Derselbe,  Briefe  antiker  Philosophen  an  Frauen.  Preuß. 
Jahrb.  122  (1905),  427—444.  Arnold.  Schumrick,  Observationes  ad  rem 
librariam  pertinentes  de  cvvzu'^  ic ,  ovvzay  fxa,  Tioay  ftaz  elu  ,  vtt  öf^ivt]  jxa 
vocabulis,  Marburg  1909,  Diss.  I.  Bruns,  Das  literarische  Porträt  d.  Griechen 
im  fünften  und  vierten  Jahrh.  vor  Chr.  Geb.,  Berlin  1896;  mit  den  Philosophen 
beschäftigen  sich  S.  201—424.  G.  Misch.  Gesch.  d.  Autobiographie,  1.  Bd.: 
Altertum,  Leipz.  1907  (betrifft  u.  a.  Heraklit,  Seneka,  Epiktet,  Mark  Aurel). 
Plagiatvorwürfe  auch  auf  dem  Gebiete  der  philosophischen  Literatur  behandelt 
Ed.  Steraplinger,  Das  Plagiat  in  der  griech.  Liter.,  Leipz.  u.  Berlin  1912  (s. 
auch  K.  Hosius,  Neue  Jahrb.  16  [1913],  176 — 193j.  Vieles  auch  für  die  philo- 
sophische Literatur  Beachtenswerte  gibt  H.  Mutschmann,  Inhaltsangabe  und 
Kapitelüberschrift  im  antiken  Buch,  Hermes  46  (1911),  93 — 107  (hier  u.  a.  auch 
über  Sammehcerhe,  Kompendien,  Eioaymyai).  Dringendes  Bedürfnis  wäre  eine 
Geschichte  des  philosophischen  Kommentars,  wofür  in  der  von  der  Berliner  Aka- 
demie veranstalteten  Sammlung  der  griech.  Aristoteleskommentare  und  anderen 
neuerdings  in  gesichteten  Texten  edierten  Kommentaren  reiches  Material  bereit 
liegt.  Einige  wesentliche  Punkte  sind  berührt  von  K.  Praechter,  Bvzant.  Zeit- 
schrift 18  (1909),  520  ff.  S.  auch  Leo,  Nachr.  d.  Ges.  d.  Wiss.  zu  "Gott.  1904, 
257  ff.,  Wendland,  Gott.  gel.  Anz.  1906,  359  f. 


Zu  §  7.   Die  Quellen  u.  Hilfsmittel  unserer  Kenntnis  d.  Philos.  d.  Griechen.    4]^* 

Vgl.  zu  diesem  Abschnitt  besonders  auch  das  unten  !§  59)  über  die  litera- 
rische Form  der  hynisclicn  Diatrihe  Bemerkte.  W.  W.  Jäger.  K.  Gronau  und 
W.  Bousset  s.  „Nachträge". 

(/.  Die  griechische  Philosophie  in  syrischer,  arabischer  und  armenischer 
IJberiicfeninff. 

Aug.  Müller,  Die  griech.  Philosophen  in  d.  arab.  Überl.,  Halle  a.  S.  1873, 
Festschrift  der  Franckeschen  Stiftungen.  Job.  Geo.  Wen  rieh,  De  auctorum 
Graec.  versionibus  et  commentariis  Syriacis,  Arabicis,  Armeniacis  Persicisque 
commentatio,  Lipsiae  1842.  Ant.  Baumstark,  Aristoteles  bei  den  Syrern  vom 
y.— VIII.  Jahrh.  I,  Leipz.  19Ü0,  S.  V  ff.,  wo  auch  ältere  Literatur  verzeichnet 
ist.  Derselbe,  Oriens  Christianus  Bd.  5.  Zwei  neu  aufgefundene  Schriften  der 
graeco-svrischen  Literatur,  aus  dem  Svrischen  übersetzt  von  Victor  Rvssel, 
Ehein.  'Mus.  51  (1896),  1-20;  318-320  (philos.  Inhalts).  Xeu  aufgefundene 
graeco-syrische  Philosophensprüche  über  die  Seele;  aus  dem  Syrischen  übersetzt 
von  Victor  Ryssel,  ebenda  529 — 543. 

J.  Sam)iiiin)(jen  einzelner  Beiträge. 

Aus  den  Jahrbüchern  verschiedener  Akademien  hat  Michael  Hissmann 
in  dem  Magazin  für  die  Philosophie  imd  ihre  Geschichte,  6  Bde.,  Göttingen  und 
Lemgo  1778 — 1782,  Abhandlungen  zusammengestellt,  wovon  viele  sich  auf  die  alte 
Philosophie  beziehen,  insbesondere  über  Thaies  und  Anaximander  vom  Abt  von 
Canaye,  über  Pythagoras  von  De  la  Nauze  imd  von  J'reret,  über  Empedokles  von 
Bonamy,  über  Änaxagoras  vom  Abt  le  Batteux  und  von  Heinius,  über  Sokrates 
vom  Abt  Fraguier,  über  Aristippos  von  Le  Batteux,  über  Piaton  vom  Abt  Garnier, 
über  Kallisthenes  von  Sevin,  über  Euhemeros  von  Sevin,  Fourmont  und  Foucher, 
über  Panaitios  und  über  Athenodoros  von  Sevin,  über  Musonius  und  über  Sextius 
von  De  Burigny,  über  den  Kyniker  Peregrinus  von  Capperonier,  über  Proklos  von 
De  Burignv.  —  H.  Siebeck,  Untersuchungen  zur  Philosophie  der  Griechen, 
Halle  1873,  2.  Aufl.  Freiburg  i.  B.  1888  (enthaltend  1.  Über  Sokrates'  Verhältnis 
zur  Sophistik,  2.  Piatos  Lehre  von  der  Materie,  3.  Zur  Chronologie  der  piaton. 
Gespräche,  4.  Zu  Aristoteles,  5.  Zur  Katharsisfrage,  6.  Die  Umbildung  der  aristot. 
Naturphilos.  in  die  der  Stoiker).  —  Gust.  Teichmüller,  Studien  zur  Geschichte 
der  Begriffe,  Berlin  1874  (enthaltend  1.  Anaximandros,  2.  Anaximenes,  3.  Piaton, 
Von  der  Unsterblichkeit  der  Seele,  4.  Piaton  und  Aristoteles,  5.  Anaximandros. 
Zweite  Untersuchung,  6.  Xenophanes).  —  Neue  Studien  zur  Geschichte  der  Be- 
griffe, I— III,  Gotha  1876—1879  (I.  Herakleitos,  II.  Pseudohippokrates  de  diaeta, 
Herakleitos  als  Theolog,  Aphorismen,  III.  Die  praktische  Vernunft  bei  Aristoteles). 
—  Literarische  Fehden  im  4.  Jahrhundert  v.  Chr.,  Bd.  1  u.  2,  Breslau  ISSl— 1884 
(I.  Chronologie  der  piaionischen  Dialoge  der  ersten  Periode.  Plato  antwortet  in 
den  Gesetzen  auf  die  Angriffe  des  Aristoteles.  Der  Panathenaikus  des  Isokrates. 
II.  Zu  Piatons  Schriften,  Leben  und  Lehre.  Die  Dialoge  des  Simon).  (T.s 
Schriften  sind  anregend,  voll  neuer  und  fruchtbarer  Gesichtspunkte,  die  Besultate 
entbehren  vielfach  der  festen  Begründung.)  —  E.  Zell  er,  Vorträge  und  Ab- 
handlungen und  Kleine  Schriften  s.  o.  S.  12=*.  —  Friedr.  Nietzsche,  Werke; 
in  Betracht  kommt  besonders  Bd.  19  (Philologica  Bd.  3):  Unveröffentlichtes  zur 
antiken  Religion  und  Philosophie,  herausgegeben  von  O.  Crusius  und  W.  Nestle, 
Leipzig  1913.  —  O.  Apelt,  Beiträge  zur  Geschichte  der  griechischen  Philo- 
sophie, Lpz.  1891  (1.  Untersuchungen  über  den  Parmenides  des  Plato,  2.  Die 
Ideenlehre  in  Piatos  Sophistes,  3.  Die  Kategorienlehre  des  Aristoteles,  4.  Zur 
Metaphysik  des  Aristoteles,  5.  Die  AVidersacher  der  Mathematik  im  Altertum, 
6.  D.  stoischen  Def.  der  Affekte  u.  Posidonius,  7.  Idee  der  allgemeinen  Menschen- 
würde u.  die  Kosmopolitiker  im  Altertum,  8.  Der  Sophist  flippias).  —  E.  Nor- 
den, Beiträge  zur  Geschichte  der  griechischen  Philosophie,  Jahrbücher  für 
klassische  Philologie,  Supplem.  19  (1892),  S.  368—462.  —  E.  Dümmler, 
Kleine  Schriften,  I.  Bd.  Zur  griechischen  Philosophie,  Leipz.  1901.  Ch.  Wad- 
dington,  La  philosophie  ancienne  et  la  critique  historique,  Paris  1904. 
Hierher  gehören  ferner  Jak.  Bernays'  Gesamm.  Abhandlungen  (heraus- 
gegeben von  H.  Usener.  2  Bde.,  Berlin  1885),  Vahlens  Aeademica  und 
Gesamm.  philolog.  Schriften,  Useners  Vortr.  u.  Aufsätze  (darin  die  Abhandlung 
über  die  Organisation  der  wissensch.  Arbeit),  Th.  Gomperz"  Hellenika  und  die 
Kleinen  Schriften  von  Roh  de.  Usener,  Dieterich  u,  a.  Viel  Anregendes 
bieten    Ed.    Schwartz'    Charakterköpfe    aus   der   antiken    Literatur,    1.   Reihe, 


4'2*  Literaturverzeicliiiis. 

4.  Aufl.  Lcipz.  1912  (darin:  Sokrates  und  Plato;  Polybios  und  Poseidonios; 
Cicero).  2.  Eeihe,  2.  Aufl.  Leipz.  1911  (darin:  Dioo;enes  der  Hund  und  Krates 
der  Kvniker;  Epikurl.  K.  C.  Jebb,  Hellenica;  a  eoUection  of  essays  on  Greek 
poetry,  philosophy,  history  and  religion,  Oxford  and  Cambridge  ISSO"  (darin  über 
die  Erziehungstheorie  in  Piatons  Staat,  den  aristotelischen  Staatsbegriff,  Epikur, 
Xenophon).  A.  W.  Benn,  The  greek  philosophers,  2  Bde.,  London  1882  (Samm- 
lung einzelner  früher  an  anderen  Orten  erschienener  Aufsätze). 

Ä".  Werke  nicht  speziell  philosophiegeschichtlichen  Inhaltes,  die  aber  auch  für 
die  Geschichte  der  Philosophie  von  Bedeutumj  sind. 

J.  A.  Eabricius,  Bibliotheca  Graeca  sive  notitia  veterum  scriptorum  Grae- 
corum,  14  Bde.,  Hamburg  1705—1728,  ed.  IV.  cur.  C.  G.  Harleß,  12  Bde.,  Ham- 
burg 1790—1809.  Derselbe.  Biblioth.  Latina,  Hamb:  1697,  nunc  melius  delecta 
etc.  diligentia  J.  A.  Ernesti,  3  Bde.,  Leipzig  1773—1774  (als  Materialsammlungen 
auch  heute  noch  von  "Wert).  Vgl.  ferner  die  oben  S.  22*  f.  unter  A.  angeführten 
Werke  von  Engelmann-Preuß  und  Klußmann. 

Berücksichtigt  ist  die  Philosophiegeschichte  in  den  Werken  über  Geschichte 
d.  griech.  u.  d.  röm.  Literatur  u.  einzelner  die  Philosophie  berührender  Zweige 
derselben.  Reiche  zuverlässige  Belehrung  bietet  insbesondere  die  in  ihrer  Neu- 
bearbeitung treffliche  Geschichte  der  griech.  Literatur  von  Wilh.  v.  Christ, 
unter  Mitwirkung  vcn  Otto  Stählin  bearbeitet  von  Wilh.  Schmid,  P 
.München  1912:  II  P  München  1911;  II  2^  München  1913.  Geistvoll  und  anregend 
durch  eine  Fülle  neuer  Auffassungen  ist  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorf f s 
Griech.  Liter,  d.  Altert.^  in  der  Kultur  der  Gegenwart  Teil  1  Abt.  8,  Leipz.  1912. 
Sehr  förderlich  sind  ferner  die  Darstellungen  der  griech.  u.  röm.  Literatur  von 
Erich  Bethe,  Paul  Wendland  imd  Ed.  Norden  in  der  Einleitung  in  die 
Altertumswissenschaft,  her.  von  Alfr.  Gercke  u.  Ed.  Norden  I-^.  Vielfach  besonders 
für  die  Sophistenzeit  betrifft  auch  die  philosoph.  Literatur  Fr.  Blaß,  Die  attische 
Beredsamkeit*,  Leipz.  1887 — 1898.  Für  eine  bestimmte  Periode  d.  griech.  Liter, 
bietet  das  Material  in  gewissenhaftester  Sammlung  und  Verarbeitung  Franz 
Susemihl.  Gesch.  d.  griech.  Liter,  in  d.  Alexandrinerzeit,  Leipz.  1891 — 1892. 
Für  die  Philosophie  bei  den  Römern  kommen  in  erster  Linie  die  Geschichten  der 
römischen  Literatur  von  Teuffei,  11'^  IIP  neu  bearb.  von  Wilh.  Kroll  und 
Franz  Skutsch,  Leipz.  u.  Berl.  1910—1913.  Mart.  Schanz  I^  IP  München 
1907—1913,  IIP  München  1905,  IV  1^  München  1914,  Fr.  Leo  (Kultur  der 
Gegenw.  Teil  1  Abt.  8i  in  Betracht.  Die  spätantike  Literatur  berührt  K.  Krum- 
bacher,  Gesch.  d.  byzant.  Lit.'^,  München  1897,  Die  griech.  Liter,  d.  Mittelalters, 
Kultur  d.  Gegeuw.  Teil  1  Abt.  8.  Über  die  von  der  Forschung  der  neueren 
Zeit  zur  antiken  Philosophie  in  immer  engere  Beziehungen  gerückte  altchristliche 
Literatur  orientieren  u.  a.  O.  Bardenhewer,  Gesch.  d.  altkirchl.  Liter.  3  Bde. 
(geht  jetzt  bis  z.  4.  Jahrh.  einschl.  [mit  Ausschluß  der  Schriftsteller  svrischer 
Zunge];  wird  fortgesetzt),  Freiburg  i.  Br.  1902—1912;  1.  und  2.  Bd.  in  2.  Aufl. 
1913.  1914.  Derselbe,  Patrologie^,  Freiburg  i.  Br.  1910  (bis  zum  8.  Jahrh.), 
Ad.  Harnack,  Geschichte  der  altchristlichen  Literatur  bis  Eusebius  (einschl.), 
Leipzig  1893—1904,  G.  Krüger,  Geschichte  der  altchristlichen  Literatur  in  den 
ersten  drei  Jahrh.*,  Freib.  i.  B.  1898,  H.  Jordan,  Gesch.  d.  altchristl.  Liter. 
Leipz.  1911,  O.  Stählin  in  dem  .Abschnitt  „Christi.  Schriftsteller"  in  der  Griech. 
Literaturg.  von  Christ-Schmid,  P.  Wendland  in  seiner  Gesch.  d.  griech.  Prosa 
bei  Gercke- Norden.  Von  Arbeiten  spezielleren  Inhalts  sei  hier  noch  genannt: 
Fr.  Leo,  Die  griech.-röm.  Biographie  nach  ihrer  literarischen  Form,  Leipz.  1901. 
L'nter  den  GeschichtsAverken  ist  Ed.  Meyers  Gesch.  d.  Altertums  hervorzuheben. 
Manchen  Nutzen  für  das  Verständnis  der  Bedeutung  der  Philosophie  in  der  ersten 
Kaiserzeit  bringen  Friedländers  Darstellungen  aus  der  Sittengeschichte  Roms, 
8.  Aufl.  Leipz.  1910. 

Zu  §  8.  Vorbereitunir  der  griechisdien  Philosophie.  Beziehungen  zum  Orient. 
Theolosrische,  kosmologisclie  uud  guomische  Dichtung-.  Die  der  Abhängigkeit  der 
griech.  Philos.  vom  Orient  gewidmeten  Werke  von  Roth  u.  G ladisch  s.  unter 
Liter,  zu  §  10.  Zur  Kritik  vgl.  Zeller,  Phil.  d.  Griech.  I  P  S.  27  ff.  Eine  weit- 
gehende Beeinflussung  der  Griechen,  insbesondere  des  Demokrit,  durch  die  indische 
Philosophie  nimmt  an  Mabilleau  iu  seiner  Histoire  de  la  philosophie  atoraistique 
(vgl.  dazu  Lortzing,  ßurs.  Jahresb.  96  [1898]  S.  212).  Abhängigkeit  der  Griechen 
von  einer  bei  den  Orientalen  vertretenen  ürweisheit  behauptet  O.  Will  mann  in 


Zu  §  8.    Vorbereitung  der  griechischen  Philosophie  usw.  48* 

seiner  Gesch.  des  Idealismus.  Über  den  Zusammenhang  der  indischen  Philosophie 
mit  d.  europäischen  handelt  auch  R.  Garbe,  Phil.  Monatsh.  1893,  513—530. 
S.  auch  A.  Weber,  Die  Griechen  in  Indien,  Sitzungsber.  d.  Berl.  Akad.  1890. 
V.  Eckstein,  Über  d.  Grundlagen  d.  indischen  Philosophie  u.  den  Zusammen- 
hang mit  den  Philosophemen  der  westlichen  Völker,  Indische  Studien  II,  S.  369 
bis  388.  L.  v.  Schröder,  Pythagoras  und  die  Inder  (s.  u.  unter  Pythagoras). 
Fr.  Schäfer,  Quid  Graeci  de  origine  philosophiae  a  barbaris  ducenda  existima- 
verint  secundum  Laertii  Diogenis  prooemium  exponitur,  Lpz.  1877,  Diss.  In  die 
antike  Überlieferung  von  den  ältesten  Beziehungen  der  Barbaren  zu  griechischer 
^Veisheit  spielt  auch  die  Anacliarsislegexde  herein,  der  die  kynische  Schule  ihr 
Gepräge  aufgedrückt  hat:  Rieh.  Heinze,  Anacharsis,  Philol.  50  (1891),  458—468, 
K.  Praechter,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  11  (1898),  513  f.,  Pet.  von  der 
Mühll,  Das  Alter  d.  Anacharsislegende,  in:  Festgabe  Hugo  Blümner  überr., 
Zürich  1914,  425—433.  Für  das  Verhältnis  der  ältesten  griech.  Wissenschaft 
zum  Orient  bieten  Vorzügliches  die  im  Texte  S.  14  genannten  Arbeiten  von 
Franz  Boll.  Vgl.  auch  Burnet,  Early  Gr.  philos.«  p.  17  ff.  (S.  13  ff.  der 
Übers.).  Fr.  Cumont,  Babvlon  u.  die  griech.  Astronornie,  Neue  Jahrb.  f.  d. 
klass.  Altert,  usw.  27  (1911),  i  — 10.  F.  W.  v.  Bissing,  Ägyptische  Weisheit  u. 
griech.  Wissenschaft,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altertum  usw.  29  (1912),  81 — 97. 
W.  Capelle,  ebenda  33  (1914),  332  f. 

Die  reichhaltige  Literatur,  welche  auf  die  vor  der  eigentlichen  Philo- 
sophie liegenden  Spekulations formen  geht,  kann  hier  nicht  in  extenso  angeführt 
•werden.  Für  die  prinzipielle  Seite  vgl  Wilh.  Wundt,  Kult.  d.  Gegenw.  Teil  I 
Abt.  V  S.  1  ff.  Im  übrigen  mögen  in  Erinnerung  gebracht  werden :  K.  F. 
Nägelsbach,  Homerische  Theologie,  2.  Aufl.  bearb.  v.  G.  Anten  rieth,  Nürn- 
berg 1861,  u.  dessen  Nachhomerische  Theologie  des  griech.  Volksglaubens  bis  auf 
Alexander,  Nürnb.  1857,  auch  die  betreffenden  Schriften  von  Creuzer  und  von 
Voß,  die  einschlägigen  Partien  in  Grotes  Geschichtswerk,  die  ,, Populären  Auf- 
sätze" von  Lehrs,  Prellers  griechische  Mythologie  in  der  Bearbeitung  von 
Robert,  Aufsätze,  wie  der  von  Ramdohr,  Zur  homerischen  Ethik  (in  Pro- 
grammen des  Johanneums  zu  Lüneburg,  1865.  1867).  Sehr  lehrreich  ist  G.  Eins  1er, 
Homer,  Leipz.  u.  Berl.  1908  (wichtig  besonders  die  Abschnitte:  Der  homerische 
jMensch  S.  317  ff.  [darin  Psychologisches,  Handlungsfreiheit  u.  Verantwortlichkeit, 
Lebensanschauungen],  die  Religion  S.  391  ff.,  Tod  u.  Jenseits  S.  463  ff.);  2.  Aufl. 
1.  Teil :  Der  Dichter  u.  seine  Welt,  Leipz.-Berl.  1913.  Petersen,  Ursprung  u.  Alter 
<ier  hesiodischcn  Theogonie,  Progr.,  Hamb.  1826.  Die  Reste  der  orphischen  Lit. 
sind  herausgegeben  von  G.  Hermann,  Leipz.  1805,  E.  Abel,  Prag  1885.  S.  auch 
„Nachträge".  Lobeck,  De  carminibus  Orphicis,  Königsb.  1824,  De  Orphei  aetate, 
ebd.  1826,  Aglaophamus  s.  de  theol.  myst.  Graecorum  causis,  2  Bde.,  ebd.  1829. 
K.  Eichhoff,  De  Onomacrito  Atheniensi,  Gymn.-Progr..  Elberfeld  1810.  Beruh. 
Büchsenschütz,  De  hymnis  Orph.,  diss.  Berol.  1851.  Gerhard,  Über  Orpheus 
u.  die  Orphiker,  in  den  Abh.  der  Berliner  Akad.  d.  Wiss.,  hist.-philos.  KL,  1861. 
J.  A.  Härtung,  Die  Religion  u.  Mythologie  der  Griechen,  Leipz.  1865  (der  eine 
Verdüsterung  in  Glaubenssachen  durch  Einführung  ägyptischen,  phönikischen 
und  phrygischen  Aberglaubens  in  dem  Treiben  des  Kreters  Epimenides  und  des 
Onomakritos  erkennt).  P.  R.  Schuster,  De  veteris  orphicae  theogoniae  indole 
atque  origine,  accedit  Hellanici  theogonia  orphica,  Leipz.  1869.  O.  Gruppe,  Die 
griech.  Kulte  u.  Mythen  in  ihren  Beziehungen  zu  den  orientalischen  Religionen. 
i.  Bd.,  Leipz.  1887.  Derselbe,  Griech.  Mythologie  u.  Religionsgeschichte,  in 
Iw.  v.  Müllers  Handb.  d.  klass.  Altertumswiss.  V  2.  Otto  Kern,  De  Orphei 
Epimenidis  Pherecydis  theogoniis  quaestiones  crit.,  Berl.  1888  (vertritt  die  Ansicht, 
<laß  die  sogen,  rhapsodische  Theogonie  dem  6.  Jahrh.  angehört) ;  Theogoniae  Orphicae 
fragmenta  uova,  Hermes  23  (18S8),  481—488.  Th.  Taylor,  Orpheus,  bis  life, 
writings  and  theology,  in:  The  Piatonist,  III,  S.  441—448,  516—527.    O.  Gruppe, 

D.  rhapsod.  Theogonie  und  ihre  Bedeutung  innerhalb  der  orph.  Lit.,  Jahrb.  f.  kl. 
Philol.,  Supplementb.  17  (1890),  689—747,  F.  Suse  mihi,  De  theogoniae  Orphicae 
forma  anticiuissima,  Ind.  schol.  Gryphisw.  1890;  Ders.,  Z.  d.  orph,  Theogonien, 
Jahrbb.  f.  Philol.  141  (1890),  820—826.  Ferd.  Dümmler,  Zur  orphisch.  Kosmo- 
logie, Aroh.  f.  Gesch.  d.  Ph.  7  (1894),  147-153.  S.  auch  Roh  de,  Psyche, 
S.  414 ff. ■^.  Ernst  Maaß,  Orpheus.  Untersuch,  z.  griech.-römischen,  altehristl. 
Jenseitsdicht,    u.    Relig.,    1895,    dazu    Dümmler,   Kl.    Sehr..    II,    S.   273—280. 

E.  Rohde,  Kl.  Sehr.  11  293—313.    P.  Tannery,  Sur  la  premiere  thäog.  orphique, 


44*  Literaturverzeichnis. 

A.  f.  G.  d.  l*h.  11  (1898).  13—17.     W.   F.    Warren.    The   earliest   cosmogonies, 
New  York  19Ci9.    J.  Dörfler.  Vom  Mythos  zum  Logos.  Freistadt  1914. 

über  Pherekydcs  handeln:  Friedr.  Wilh.  Sturz  Gerae  1789;  1798), 
Leipzig  1824;  L.  Preller.  Die  Theogonie  des  Ph.  v.  S.,  Rhein.  Mus.  f.  Philol., 
N.  F.  4  (1846),  377 — 389.  auch  in  Prellers  ausgew.  Aufs.  hrsg.  von  E.  Köhler, 
Berl.  1864,  S.  350—361.  P.  Zimmermann,  Über  die  Lehre  des  Ph.  v.  S.  und 
ihr  Verhältnis  zu  außergriechischen  Glaubenskreisen,  Zeitschr.  f.  Philos.  24  (1854), 
wiederabgedr.  in  Z.s  Stud.  u.  Krit.,  Wien  1870,  S.  1 — 35.  Joh.  Conrad,  De 
Pherecydis  Syrii  aetate  atque  cosmologia,  diss.  Bonnensis,  Confluentibus  1856.  Aless. 
Chiappelli,  Della  teogonia  di  Ferecide  di  Syros,  Rom  1889.  Dam.  Spilioto- 
pulos.  rieol  fptosy.vbov  lov  Hvoiov  y.al  t//,  &£oyoria;  uvtov,  Erlang.  1890,  Diss. 
H.  Diels,  Zu  Ph.  v.  S.,  A.  f.  G.  d.  Ph.  1  (1888),  11—15.  Derselbe,  Zur  Pente- 
mychos  des  Ph.,  Sitz.  d.  Ak.  d.  W.,  Berl.  1897,  144—156  (Behandlung  eines  neu 
gefundenen  längeren  Stücks  der  Pentem.).  Zum  Pherekvdesfragment  Bodl.  ms. 
Gr.  class.  f.  48  p  Fr.  Blaß,  Rhein.  Mus.  55  (1900),  101  f."  C.  Fries,  Zu  Phere- 
kydcs von  Syros,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1903,  47 — 50.  Vgl.  auch  die  oben 
genannte  Diss.  von  O.  Kern. 

Über  Epimenides  v.  Kreta  handelt  H.  Diels,  Sitzungsber.  d.  Berl.  Ak.  1891, 
S.  387 — 403,  vorher  Schul t es s.  De  Epim.  Crete,  Bonn  1877.  Demoulin, 
Epimenide,  Bruxelles  1901  (Bibl.  de  Tuniv.  de  Li&ge  XII)  p.  3  f f .  Vgl.  auch 
O.  Kern  oben. 

Sicbrn  Weise:  Karl  Dilthey,  Griech.  Fragmente,  Heft  I:  Fragmente  der 
sieben  Weisen,  ihrer  Zeitgenossen  und  der  Pythagoreer,  Darmst.  1835.  H.  Wiske- 
mann.  De  Lacedaemoniorum  philosophia  et  philosophis  deque  septem  quos  dicunt 
sapientibus.  Lac.  discipulis  et  imitatoribus,  Herzfeld  1840.  Otto  Bernhardt, 
Die  sieben  Weisen  Griechenlands,  Gymn.-Progr.,  Sorau  1864.  Frc.  Aem.  Bohren, 
De  Septem  sapientibus,  Bonnae  1867.  F.  Lortzing,  Zur  Wiener  Apophthegmen- 
sammlung,  I.  Über  die  Quellen  der  den  sogen.  oo<foi  beigelegten  Aussprüche, 
Philol.  43  (1884),  219—233.  Gull.  Brunco,  De  dictis  VII  sapientium  a  Demetrio 
Phalereo  collectis,  in:  Act.  sem.  Erlang.  1883,  III,  299—397.  E.  Wölfflin, 
Sprüche  der  sieben  „Weisen,  Sitzungsber.  der  bayr.  Akad.  1886,  S.  287—298. 
W.  Studemund,  Über  die  Sprüche  der  sieben  Weisen  in  den  Codd.  Paris. 
1720  u.  1773,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  3  (1886),  1584—1596.  Zu  :ioioiddov 
z(öv  L-TTÜ  ooffOJi'  i:-Toi'Jijy.ai  bei  Stob.  III  (florü.)  1,  173  p.  125.  3.  H.  F.  W. 
Hasluck,  Joum.  of  Hellen,  stud.  27  (1907),  62  f.  O.  Hense.  Berl.  phüol. 
Woch.  1907,  765  ff.  und  in  der  Ausgabe  des  Stobaios  IV  1  (floril.  II)  p.  VIII  f. 
Erich  Stechert,  Rhein.  Mus.  68  (1913),  155  f.  Josephatus  Mikolajczak, 
De  Septem  sapientium  fabulis  quaestiones  selectae,  Breslau  1902  Diss.  (vollst. 
Bresl.  philol.  Abhandl.).  H.  Wulf,  De  fabeüis  cum  collegii  septem  sapientium 
memoria  coniunctis  quaest.  criticae,  Halle  1896,  Diss.  (Diss.  phUol.  Hai.  13  [1897] 
S.  101 — 216).  —  Über  den  Eudämonismus  bei  den  älteren  Diel/fern  siehe 
M.  Heinze,  Der  Eudämonismus  in  der  griechischen  Philos.,  C.  2. 

Zu  ^  10.  Die  erste  Periode  der  griechischeu  Philosophie.  Jahresberichte 
s.  o.  S.  23*  f.  D.  Tiedemann,  Griechenlands  erste  Philosophen  oder  Leben  u. 
Systeme  des  Orpheus,  Pherekydes,  Thaies  u.  Pythagoras,  Leipz.  1781. 

Sillen,  Emrainger,  Steffens,  Burnet  und  Gilbert  s.  o.  S.  20*. 

H.  Diels,  Über  die  ältesten  Philosophen  schulen  d.  Griechen,  Philos.  Aufs. 
Ed.  Zeller  gewidm.  Lpz.  1887,  S.  239—260.  Derselbe,  Die  Anfänge  der  Philo- 
logie bei  d.  Griechen,  Neufe  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  25  (1910),  1—25  (be- 
rührt u.  a.  Herakleitos,  Parmenides,  die  Sophistik). 

A.  Fairbanks,  The  first  philosophers  of  Greece.  An  edit.  a.  transl.  of  the 
remaining  fragm.  of  the  presocratic  phil.,  Lond.  1898. 

H.  Ritter.  Gesch.  der  ionischen  Philosophie,  Berl.  1821.  Chr.  A.  Brandis, 
Über  die  Reihenfolge  der  ionischen  Physiologen,  Rhein.  Mus.  3,  105  ff.  Mallet, 
Histoire  de  la  philosophie  ionienne,  Paris  1842.  K.  F.  Hermann,  De  philoso- 
phorum  lonicorum  aetatibus,  Gott.  1849.  Ed.  Roth.  Gesch.  unserer  abendländ. 
Philosophie,  2.  Bd.:  Griech.  Philosophie.  Die  ältest.  ionisch.  Denker  u.  Pythagoras, 
Mannheim  1858;  2.  Aufl.  1862.  Aug.  Gladisch,  Die  Pythagoreer  u.  die  Schi- 
nesen,  Posen  1841.  Die  Eleaten  u.  die  Indier,  ebd.  1844.  Die  Religion  u.  die  Philo- 
sophie in  ihrer  weltgeschichtlichen  Entwicklung,  Breslau  1852.  Empedokles  und 
die  Ägypter,  Leipzig  1858.  Herakleitos  und  Zoroaster,  Leipzig  1859.  Anaxagoras 
und  die  Israehten,  Leipzig  1864.     Die  Hyperboreer  und  die  alten  Schinesen,  eine 


Zu  §  10.    Die  erste  Periode  der  griechischen  Philosophie.  45* 

historische  Untersuchung,  Leipzig  1866.  Die  vorsokratisehe  Philosophie,  Jahrbb. 
f.  Philol.  1879,  721  ff.  —  John  ßurnet,  Early  Greek  philosophy,  London  1892, 
2.  edit.  Lond.  1908;  dtsch.  u.  d.  Titel:  Die  Anfänge  d.  griech.  Philos.,  2.  Ausg. 
aus  d.  Engl,  übers,  v.  Else  Schenkl,  Leipz.-ßerl.  1913  (bedeutendes  selbständiges 
AVerk  mit  vielen  beachtenswerten  neuen  Auffassungen).  A.  W.  Benn,  Early 
Greek  philosophy,  London  1908.  Karl  Goebel,  Die  vorsokrat.  Philosophie, 
Bonn  1910.  Ch.  Wadding  ton,  Tableau  historique  de  la  philosophie  grecque  avant 
Socrate.  Extr.  du  Conipte  rendu  de  l'Acad.  d.  sciences  morales  et  politiques, 
Paris  1900.  L^.  C.  B.  Montagni,  L'evoluzione  presocratica,  Citta  di  Castello 
1912.  A.  Fischer,  Die  Grundlehren  d.  vorsokr.  Philosophie,  in:  E.  v.  Aster, 
Große  Denker,  S.  7  f f .  Ch.  Waddington,  La  philos.  grecque  avant  Socrate.  in 
d.  Verf.  La  philos,  anc.  et  la  crit.  historique,  Paris  1904  (Akademievortrag  aus 
d.  J.  1899.  1900).  A.  Ledere,  La  philosophie  grecque  avant  Socrate,  2.  ed., 
Paris  190S.  Aug.  Dies,  Le  cycle  raystique.  La  divinite,  origine  et  fin  des 
existences  individuelles  dans  la  philos.  ant^socratique,  Paris  1909,  These. 

Frdr.  Nietzsche,  D.  Philosophie  im  tragisch.  Zeitalter  der  Griechen  (a.  d. 
Jahren  1872—75),  Werke  Bd.  10,  1896,  S.  1—1.56  (viel  Eigenartiges  und  Geist- 
volles).    iGuill.  Breton,  Essai  sur  la  poesie  philosophique  en  Grfece,  Paris  1882. 

S.  A.  Byk,  Die  vorsokrat.  Philosophie  der  Griechen  in  ihrer  organischen 
Gliederung,  L  T.,  Die  Dualisten,  Lpz.  1875,  2.  T.,  Die  Monisten,  1877.  Ernst 
Chr.  Hnr.  Peithmann,  D.  Naturphilosophie  vor  Sokrates,  A.  f.  G.  d.  Ph.  15 
(1902).  211—263,  308—342.  K.  Joei,  Der  Ursprung  der  Naturphilosophie  aus 
dem  Geiste  der  Mystik,  Basel  1903,  Univ.-Pr.,  2.  Aufl.  Jena  1906.  A.  Körbel, 
Beiträge  z.  Gesch.  d.  ion.  Naturphilosophie  mit  bes.  Betonung  d.  Quellen  in  d. 
Werken  d.  Aristot.,  ßrüx  1903.  G.  Dandolo,  L'anima  nelle  tre  prirae  seuole 
filosofiche  della  Grecia,  Eiv.  di  filos.  scientif.  10  (1891),  257—282.  W.  A. 
Heidel,  Qualitative  chauge  in  presocratic  philosophy,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos., 
19  (1906),  333  —  379.  Derselbe,  The  problem  of  äl/.oi'coai.g  in  presocratic  philos., 
Proceed.  of  the  Americ.  philological  associat.  35.  p.  XIV  f.  Wolfg.  Schultz, 
Altionische  Mystik,  Wien  u.  Leipzig  1907.  A.  Hromada,  Die  vorsokrat.  Natur- 
philos.  der  Griechen  u.  d.  moderne  Naturwissensch.,  Oberrealsch.-Progr.,  Prag 
1878.  W.  A.  Heidel,  Ileoi  (pvascog,  a  study  of  the  conception  of  nature  araong 
the  Presocratics,  Proceed.  of  the  Americ.  Acad.  of  Arts  and  Sciences,  vol.  45 
(1910),  p.  77—133.  W.  Kranz,  Die  ältesten  Farbenlehren  d.  Griechen,  Hermes 
47  (1912),  126-140.  R.  B.  English,  The  nature  of  the  soul  as  set  forth  by 
certain  Pre-Socratic  philosophers,  Proc.  of  the  Amer.  philol.  ass.  42  (1911)  p.  XXI 
bis  XXIII. 

M.  Schneide win.  Über  die  Keime  erkenntnistheoretischer  und  ethischer 
Philosopheme  bei  den  vorsokratischen  Denkern,  L,  G.-Pr.,  Arnstadt  1868,  voll- 
ständig im  2.  Bande  d.  ph.  Monatsh.,  1869.  H.  Siebeck,  Die  Anfänge  der  Er- 
kenntnislehre in  der  griechischen  Philosophie,  Zeitschr.  f.  ex.  Philos.  B.  7, 
S.  377  ff.  A.  Fischer,  D.  Verh.  der  Außenwelt  z.  uns.  Vorstellung,  in  den 
vorsokr.  griech.  Ph.,  Pr.,  Prag  1875.  Beruh.  Münz,  Die  Keime  der  Erkenntnis- 
theorie in  der  vorsophistisch.  Per.  der  griech.  Philosophie,  Wien  1880.  Derselbe, 
Die  vorsokrat.  Ethik,  Zeitschr.  f.  Philos.  81  (1882),  245  ff.  Th.  Ziegler,  Die 
Anfänge  einer  wissenschaftl.  Ethik  b.  d.  Griechen,  Pr.,  Tüb.  1879.  Ant.  Ga- 
lasso,  Le  idee  nelle  seuole  filosofiche  prima  di  Piatone,  Napoli  1886.  W.  A. 
Heidel.  The  Logic  of  the  Pre-Socratic  Philosophy,  Studies  in  Logical  Theory 
by  John  Dewry  and  others.  Chicago  1903,  p.  203—226.  Ernst  Arndt,  Das  Ver- 
hältnis d.  Verstandeserkenntnis  z.  sinnlichen  in  d.  vorsokr.  Philosophie,  Halle 
a.  S.  1908  (Abh.  z.  Philos.  u.  ihrer  Gesch.,  her.  v.  B.  Erdraann).  Nicol.  Hart- 
mann, Ü^ber  d.  Seinsproblem  in  d.  griech.  Philos.  vor  Plato,  Marb.  1908,  Diss. 
(vollst.:  Philos.  Arb.,  her.  v.  Cohen  u.  Natorp,  Bd.  3).  N.  Turchi,  La  dottrina 
del  Logos  nei  presocratici,  Riv.  stor.-crit.  delle  scienze  teolog.,  Roma  1910. 

P.  Tannery,  Pour  l'histoire  de  la  science  hellfene.  De  Thalfes  ä  Empedocle, 
Par.  1887.  (T.  rückt  die  naturwissenschaftliche  Forschung  der  Vorsokratiker  im 
Gegensatze  zu  ihren  im  engeren  Sinne  philosophischen  Lehren  in  den  Vordergrund.) 
Vgl.  dazu  P.  Natorp,  Zur  Philos.  u.  Wissensch.  der  Vorsokratiker,  Philos. 
Monatsh.,  25  (1889),  204—223.  Karl  Joel,  Zur  Gesch.  der  Zahlenprinzipien 
in  d.  griech.  Ph.  Monismus  u.  Antithetik  b.  d.  älteren  loniern  u.  Pvthagoreern, 
Ztschr.  f.  Ph.  u.  ph.  Kr.  97  (1890),  161—228.  Konr.  Koch,  Quae'  fuerit  ante 
Socratem   vocabuli  doer?}    notio,    Diss.,   Jenae  1900.     W.  A.  Heidel,  On  certain 


46*  Literaturverzeichnis. 

fragments  of  the  Presocratics,  Proceed.  of  the  Amer.  Acad.  of  arts  and  sciences 
48  (1913),  681—734  (Beiträfre  z.  Erklärung  u.  Kritik  von  Vorsokratikerstellen). 

Ferd.  Hoffmann,  De  pbilosophorum  ac  sophistarum  qui  fuerunt  ante 
Aristotelem  studiis  Homericis.  Partie.  I.  De  philosophis  antiquissimis.  Hai. 
1874,  Diss. 

Ad.  Bauinann,  Formen  der  Argumentation  bei  den  vorsokrat.  Philosophen, 
Würzburg  1906,  Progr.  W.  Nestle,  Bemerk,  z.  d.  Vorsokr.  u.  Sophisten,  Philol. 
67  (1908).  531—581. 

H.  Diels,  Die  Anfänge  d.  Philologie  bei  den  Griechen,  Neue  Jahrb.  f.  d. 
klass.  Altertum  usw.  25  (1910),  1  ff.  Derselbe,  Wissenschaft  u.  Technik  bei  den 
Hellenen,  ebenda  33  (1914),  1  ff.  =   Antike  Technik,    Leipz.-Berl.   1914,  t>.  1—33. 

Erw.  Pfeiffer,  Gestirne  u.  Wetter  im  griech.  Volksglauben  u.  b.  d.  Vor- 
sokratikern,  Leipzig  1914,  Heidelberger  Diss. 

O.  Gilbert,  lonier  und  Eleaten,  Rhein.  Mus.  64,  185  ff. 

Bciirluje  \u  Diels'  Vorsokratikeni :  A.  Vogliano,  Atti  della  R.  Accad. 
delle  scienze  di  Torino  1911/12  p.  91 — 107.  A.  C.  Pearson,  Class.  rev.  23 
(1909),  48—50  (s.  auch  Heidel  S.  45*  f.). 

Bexiehiingen  späterer  Philosophen  \u  den  Vorsokratikern :  Martin  Walther, 
J.  F.  Herbart  u.  die  vorsokrat.  Philosophie,  Halle  1908,  Diss,  Rieh.  Oehler, 
Fr.  Nietzsche  und  die  Vorsokratiker,  Leipz.  1904. 

Zu  §  11.  Die  ältere  ionische  Naturphilosophie.  K.  Steinhart,  Ionische 
Schule,  in:  Allg.  Enzyklop.  der  Künste  und  Wissensch.  .Sekt.  II,  B.  22,  S.  457 
bis  490.  Rud.  Seydel,  Der  Fortschritt  der  Metaphysik  innerhalb  der  Schule 
des  ionischen  Hylozoismus,  Leipz.  1860.  H.  Spitzer,  Über  L'rsprung  und  Be- 
deut.  des  Hylozoismus,  Graz  1S81.  S.  auch  M.  Sartori us,  Die  Entwickl.  der 
Astronomie  bei  den  Griechen  bis  Anaxag.  u.  Empedokl.,  Diss.,  Breslau  1883; 
vollst.  Zeitschr.  f.  Philos.  u.  philos.  Krit.  S2,  197-231;  83,  1-28.  ().  Gilbert, 
Spekulation  u.  Volksglaube  in  d.  ionisch.  Philos..  Archiv  für  Religionswiss.  13,  306. 

Zu  §  12.  Thaies  von  Milet  und  Hippon.  Über  Thaies  handeln  ältere 
Historiker,  Avie  namentlich  Brucker,  sehr  ausführlich,  aber  großenteils  ohne 
die  erforderliche  Kritik.  Die  Abhandlung  des  Abtes  von  Canaye  über  Thaies 
in  den  Memoires  de  litt^rature  t.  X.  ist  aus  dem  Französischen  übersetzt, 
s.  0.  S.  41*.  Ferner  handeln  über  ihn  Ploucquet  (Tub.  1763],  Harleß  (Erlang. 
1780 — 1784),  Flatt  (De  theismo  Thaleti  Milesio  abjudicando,  Tub.  17S5i,  Geo. 
Fr.  Dan,  Goes  (Über  den  Begriff  der  Geschichte  der  Philosophie,  und  über  das 
System  des  Thaies,  Erlang.  1794\  und  in  neuerer  Zeit  F.  Decker,  De  Thalete 
Milesio,  Inaug.-Diss.,  Halle  1865.  Vgl.  auch  Krische,  Forsch,  auf  dem 
Gebiete  der  alten  Phil.  I,  S.  34-42.  G.  Hofmann,  Die  Sonnenfinsternis  des 
Thaies  am  28.  Mai  585  v.  Chr.,  Gymn. -Progr.,  Triest  1870.  L.  Schlachter, 
Altes  u.  Neues  über  d.  Sonnenfinsternis  des  Thaies  u.  d.  Schlacht  am  Halys, 
Bern  1898,  Progr.  Vgl.  ferner  Ginzel,  Spezieller  Kanon  der  Sonnen-  u.  Mond- 
finsternisse f.  d.  Ländergeb,  d,  klass.  Altertumswiss.,  Berlin  1899,  S.  17).  Boll, 
Sonnen-  u.  Mondfinsternisse  im  Altertum  (Pauly-^Vissowa,  Realenzyklop,  d.  klass. 
Altertumswiss.  12.  Halbb.  S.  2329  ff.).  P.  Schuster,  Thaies  ein  Phönizier?  in  Acta 
Phil.  Lips.  4  (1875),  328-330.  H.  Diels,  Th.  e.  Senüte?  Arch.  f.  G.  d.  Ph.,  2  (1889;, 
165—170  (verneint).  O.  Immisch,  Zu  Thaies'  Abkunft.  Arch.  f.  G.  d.  Philos.  2 
(1889),  515.  P.  Tannerv,  Thaies  de  M..  ee  qu'il  a  emprunte  ä  l'Egvpte,  Rev. 
phUos.,  Mars.  1880.  A'.  Döring,  Thaies,  Ztschr.  f.  Ph.  u.  ph.  Kr.  109,  179 
bis  195,  der  darzutun  sucht,  daß  Th.  nicht  Materialist  in  der  gewöhnlichen  Be- 
deutung des  Wortes,  sondern  Hylozoist  oder  besser  Hylopsychist  sei,  was  aller- 
dings die  übliche  Ansicht  über  die  Lehre  des  Thaies  schon  war.  Aless.  Chiap- 
pelli,  Gli  elementi  Egizi  nella  cosmogonia  di  Talete  (Atti  del  congr.  internaz.  di 
scienze  storiche  [Roma  1903]  vol.  XI  sez.  VII),  Roma  1904.  J.  Dörfler,  Die 
kosmogonischen  Elemente  in  der  Naturphilosophie  des  Thaies,  Arch.  f.  Gesch.  d. 
Philos.  25  (1912).  305-331.  A.  Wilusz,  Thaies  von  Milet.  Pherekydes  (polnisch), 
Jaroslau  1911.  Const.  Ritter,  Kleinigkeiten  zu  Thaies,  Herakleitos,  Gorgias, 
Philol...  73  (1914),  237-243. 

Über  Hippon  handeln:  Schleiermacher,  L'ntersuchung  über  den  Philo- 
sophen Hippon,  gelesen  in  der  Berliner  Akad.  d.  \\'iss.  am  14.  Februar  1820,  ab- 
gedr.  in  Schi,  säratl.  Werken.   Abt.  III.  Bd.  3,  Berl.  1835,  S.  403—410.     Wilh. 


Zu  §  13.  Anaxiraander.     Zu  §  14.   Anaximenes  ii.  Diogenes  v.  Apollonia.     47* 

Uhrig,  De  Hippoiie  atheo,  Giessae  1848.  H.  Diels,  Über  d.  Genfer  Fragmente 
d.  Xenophanes  und  Hippon,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1891  II  575—583.  Derselbe, 
Neue  Fragmente  d.  Xenophanes  und  Hippon,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  4  (1891), 
052-653.  E.  Wellraann,  Artikel  Hippon  6  bei  Pauly-Wissowa.  W.  Xestle, 
Philol.  67  (1908),  544. 

Zu  i?  13.  Anaxiniaiuler  von  Milet.  Schleiermacher,  Über  Anaximandros, 
in  den  Abh.  der  ßerl.  Ak.,  Berl.  1815,  auch  im  2.  Bande  der  III.  Abt.  der  sämtl. 
Werke,  S.  171—296.  Vgl.  außer  der  älteren  Abhandlung  des  Abbe  de  Canaye 
(s.  0.  S.  41*)  auch  Krische,  Forschungen  I,  S.  42—52;  ferner  Büsgen,  Üb.  das 
cineiQO}'  Anaximanders,  G.-Pr.,  Wiesbaden  1867.  F.  Michelis,  De  Anaximandri 
infinito,  Ind.Ject.,  Braunsb.  1874.    G.  Teichmüller,  Studien,  S.  1 — 70;  545—588, 

F.  Lütze,  Üb.  das  u.-retoor  Anaximanders,  ein  Beitr.  zur  richtig.  Auffass.  desselb. 
als  materiellen  PrinzijDS,  Leipz.  1878.  Tannery,  Anax.,  l'infini,  l'evolution  et 
Tentropie,  Revue  philos.  1882.  Jos.  Neuhäuser,  Dissertatio  de  Anaximandri 
Milesii  natura  infinita,  Partie,  prior,  Bounae  1879,  Progr.  Ders.,  Anax.  Milesius,, 
Bonnae    1883    (das    ausführlichste,    etwas    zu    breit    gehaltene    Werk    über    A.). 

G.  Spicker,  De  diclo  quodam  Anaximandri  philosophi,  Ind.  lect.,  Münster  1883. 
P.  Natorp,  Über  d.  Prinz,  u.  die  Kosmologie  An.s,  Philos.  Monatsh.  20(1884), 
867  —  398.  C.  Baeumker,  Vermeintliche  aristotelische  Zeugnisse  über  An.s 
ä.-ietQov,  Jahrbb.  für  klassische  Phil.  131,  827—832.  Th.  Ziegler,  Ein 
Wort  von  Anax.,  Arch.  f.  G.  d.  Ph.  1  (1888),  16—27.  Paul  Tannery,  Une 
nouvelle  hypothfese  sur  A..  ebd.,  8  (1895),  443 — 448.  H.  Diels,  Üb.  An.s  Kosmos,. 
ebd.  10  (1897),  228-237.  A.  Döring,  Zur  Kosmogonie  A.s,  Ztschr.  f.  Ph.  u.. 
ph.  Kr.,  114,  201 — 213.  Guyot,  Sur  Vä.-rseoov  d'Anaximandre,  Revue  de  philo- 
sophie  4,  708.  W.  M.  Frankl,  Über  Anaximanders  Hauptphilosophem,  Arch.. 
f.  Gesch.  d.  Ph.  24  (1911),  195—196.  W.  A_.  Heidel,  The  luv/  in  Anaximenea 
and  Anaximander,  Class.  Philol.  1  (1906),  2(9 — 282.  Derselbe,  On  Anaximander, 
Class.  Philol.  7  (1912),  212—234.  L.  Ütten,  Anaximander  aus  Milet,  Münster 
1912,  Diss.    E.  Wellmann,  Artikel  Anaxiniandros  bei  Pauly-Wissowa. 

Zu  §  14.  Anaximenes  von  Milet  und  Diogenes  von  Apollonia.  Über  Anaxi- 
menes vgl.  Krische,  Forschungen  I,  S.  52 — 57.  G.  Teichmüller,  Studien, 
S.  71 — 104.  P.  Tannery,  A.  et  l'unite  de  substance,  Revue  phil.,  1883,  6.  Ders.,. 
Un  fragment  d'Anaximfene  dans  Olympiodore  le  chimiste  (CoUection  des  anoiens 
alchimistes  grecs  publiee  par  Berthelot  et  Ruelle,  I,  Par.  1887),  A.  f.  G.  d.  Ph.  1 
(1888),  314—321.  Über  die  Chronologie  A.  Daub,  Jahrbb.  f.  Phil.,  Bd.  121, 
S.  24—26.  A.  Chiappelli,  Zu  Pythagoras  u.  A.,  A.  f.  G.  d,  Ph.,  1  (1888),  582  bis 
594.  J.  Dörfler,  Zur  Urstofflehre  des  Anaximenes,  Freistadt  in  Ober-Österr. 
1912,  Pr.  E.  W^ellraaun,  Artikel  Anaximenes  bei  Pauly-Wissowa.  S.  auch, 
W.  A..  Heidel  unter  Anaximander. 

Über  Diogenes  v.  A.  Schleiermacher,  Abh.  d.  ph.  Cl.  d.  Berl.  Akad.  1814, 
wieder  abg.  in  Schleiermachers  Werken,    Abt.  III  Bd.  2,  Berl.  1838,  S.  149 — 170. 

F.  Panzerbieter,  De  Diogenis  A.  vita  et  scriptis,  Meiningae  1823;  Diogenes 
ApoUoniates,  Lips.  1830.  Guil.  Schorn,  Anaxagorae  Claz.  et  Diogenis  Apoll,  frag- 
menta,  Bonn  1828.  Vgl.  Krische,  Forschungen  I,  S.  163 — 177.  K.  Steinhart,. 
Diogenes  von  Apollonia,  in :  Allgem.  Enzyklop.  der  Künste  u.  Wissensch.  von  Ersch 
u.    Gruber,    Sekt.   I,  B.  25,    S.  296—301.     P.  Natorp.    D.  v.  Ap.,  Rhein.  Mus.,. 

41  (1886),  350—363;  dagegen  H.  Diels,  Leukippos  u.  Diog.  v.  Ap.,  Rhein.  Mus., 

42  (1887),  1-14,  und  nochmals  P.  Natorp,  D.  u.  Leukippos,  Rhein.  Mus.,  42, 
374—386.  Weygoldt,  Z.  D.  v.  A.,  A.  f.  G.  d.  Ph.,  1  (1888),  161—171,  der  nach- 
weist,   daß    D.    m    einigen    pseudohippokratischen    Schriften    stark    benutzt    ist. 

G.  Geil,  Die  schriftstellerische  Tätigkeit  des  D.  v.  A.,  Philos.  Monatsh.,  26  (1890),. 
257—270.  Ernst  Krause,  Diogenes  von  ApoUonia,  I.Teil,  Beil.  zum  Jahresber. 
d.  Gymn.  z.  Gnesen,  Posen  1908;  II.  Teil  ebenda  1909,  Progr.  E.  Wellmaun, 
Artikel  Diogenes  42  bei  Pauly-Wissowa.  Über  Diogenes'  Einfluß  auf  die  hippo- 
krat.  Schrift .. .-r.  (fvcwv.  Axel  Nelson,  Die  hippokr.  Schrift  .t.  (pvaöjv,  Upsala 
1909,  Diss.  Über  Diogenes  als  mögliche  Quelle  der  später  verbreiteten  teleologi- 
schen Ausführungen  über  die  aufrechte  Haltung  des  Menschen  usw.  Sh.  Owen 
Dickerman,  De  argumentis  quibusdam  ap.  Xenophont.  Piaton.  Aristot.  obviis^ 
e  structura  hominis  et  animal.  petitis.  Halis  Sax.  1909.  Diss.,  p.  46  ff.  —  Gunnar 
Rudberg,  Simplikios  och  Diogenes  frän  Apollonia,  Eranos  13,  101 — 110.  Zu 
Diog.  V,  Apoll,  fr.  5  s.  A.  Brinkmann,  Rhein.  Mus.  68  (1913),  320. 


4^*  Literaturverzeielinis. 

Aus  der  Literatur  über  die  von  W.  H.  Koscher  hierher  gezogene  pseudo- 
hippokrat.  Schrift  ran  der  Siehenxahl  (s.  d.  Text  S.  65)  sei  das  Folgende  her- 
vorgehoben; W.  H.  Röscher,  Über  Alter,  Ursprung  und  Bedeutung  der  hippo- 
krat.  Schrift  von  der  Siebenzahl.  Ein  Beitr.  z.  Gesch.  d.  ältesten  griech.  Fhdo- 
sophie  und  Prosaliteratur.  Abhandl.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  28  (1911)  Nr.  5. 
Derselbe,  Das  Alter  d.  Weltkarte  in  ,,Hippokrates''  .7.  ißdotiäÖMv  und  die  Reichs- 
karte des  Darius  Hystaspis,  Philol.  70  (1911),  529-538.  H.  Di  eis.  Die  ver- 
meintliche Entdeckung  euier  Inkunabel  d.  griech.  Philos.,  Deutsche  Literaturz. 
1911  S.  1861—1866.  W.  H.  Röscher,  Die  neuentdeckte  Schrift  eines  altmilesischen 
Naturphilosophen  und  ihre  Beurteilung  durch  H.  Diels  in  d.  Dtsch.  Lit.  1911 
Nr.  30  (um  Vorwort  u.  Register  vermehrter  Sonderabdruck  aus  „Memnon"  Bd.  5 
Heft  3  4),  Stuttg.  1912.  Für  Röscher  entscheidet  sich  W.  Nestle,  Wochenschr. 
f.  klass.  Philol.  1912,  901—903,  gegen  ihn  F.  Lortzing,  Berl.  philol.  Woch.  1912, 
1374 — 1376.  Die  Beurteilung  durch  Lortzing  hat  zu  einer  Polemik  zwischen 
Röscher  und  Lortzing,  Berl.  philol.  Woch.  1912,  1876—1880,  Anlaß  gegeben.  Mit 
schwerwiegenden  Gründen  gegen  Roschers  Hypothese  Franz  Boll,  Zur  Schrift 
ji.  eßSouäSoiv.  im  Anhang  zu  Bolls  Abhandlung  „Die  Lebensalter",  Neue  Jahrb. 
f.  d.  kiass.  Altert,  usw.  31  (1913),  89  f  f .  (auch  separat  ersch.).  G.  Helmreich, 
Neue  Fragmente  zu  Hippokrates  .-rsol  sßdouädcor,  Hermes  46  (1911),  43. — 443. 
W.  H.  Röscher,  Die  hippokratische  Schrift  von  der  Siebenzahl  in  ihrer  vier- 
fachen Überlieferung  zum  erstenmal  herausgegeben  und  erläutert.  Studien  z. 
Gesch.  u.  Kult.  d.  Altertums,  her.  von  E.  Drerup,  H.  Grimme  u.  J.  P.  Kirsch, 
VI  3.  4.  Paderborn  1913  (hier  imd  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1914,_  96—98 
auch  Verteidigung  der  Ansicht  Roschers  gegen  Lortzing  und  Boll).  Zustimmend 
W.  Nestle,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1914,  649-651.  Replik  von  Boll,  Aus 
d.  Offenbar.  Joh.  S.  60  Anm.  1.  S.  auch  Hans  Philipp,  Wochenschr.  f.  klass. 
Philol.  1913,  666-669,  Fr.  Boll,  ebenda  929. 

Za  §  15.  Heraklit  von  Ephesos  uud  Kratylos  von  Athen.  Schleier- 
macher, Herakleitos  der  Dunkle  von  Ephesos,  dargestellt  aus  den  Trümmern 
seines  Werkes  und  den  Zeugnissen  der  Alten,  in:  Wolfs  und  Buttmanns  Museum 
der  Altertumswissenschaft,  1  (1807),  313—533,  wieder  abgedruckt  in  Schleier- 
machers sämtl.  Werken,  Abt.  3,  Bd.  2  (Berl.  1838),  1—146.  Vgl.  Th.  L.  Eich- 
hoff,  Disp.  Heracliteae,  I,  Mogunt.  1824. 

Jac.  Bernays,  Heraclitea,  Bonn  1848.  Heraklitische  Studien,  Rhein.  Mus., 
N.  F.,  7  (1850),  90-116.  Neue  Bruchstücke  des  Heraklit,  ebendas.  9  (1853),  241  bis 
269.  Diese  drei  Arbeiten  abgedruckt  in  Bernays'  Gesammelten  Abhandlungen,  hrsg. 
von  H.  Usener,  1.  Bd.  1885,  in  denen  sich  neu  findet:  Entwurf  zur  Fortsetzung  der 
herakl.  Stud.  und  ein  Vortrag  Bernays'  aus  d.  J.  1848:  De  scriptorum  qui  frag- 
menta  Heraclitea  attulerunt  auctoritate.  Die  heraklitischen  Briefe,  Berlin  1869. 
Ferd.  Lassalle,  Die  Philosophie  Herakleitos  des  Dunkeln  von  Ephesos,  2  Bde., 
Berl.  1858,  Anfang  eines  Neudrucks,  Lpz.  1892.  (Die  ausführlichste  Monographie, 
freilich  zu  sehr  hegeliauisierend.  Lassalle  nennt  im  Anschluß  au  Hegel  die  Lehre 
des  Heraklit  „die  Philosophie  des  logischen  Gedankengesetzes  von  der  Identität 
des  Gegensatzes".  Vgl.  über  Lassalles  Schrift  Raffaele  Mariano,  Lassalle  e 
il  suo  Eraclito,  Saggio  di  filosofia  hegeliana,  Firenze  1865.)  A.  Gladisch,  Hera- 
kleitos und  Zoroaster.  Lpz.  1859;  vgl.  dessen  Abhandlungen  über  einen  Ausspruch 
des  Herakl.,  in  der  Ztschr.  f.  Altertumswiss.  1846,  Nr.  121  f.  und  Üb.  die  Grund- 
ansicht d.  H.,  ebd.  1848,  28 ff.  Th.  Bergk,  De  Heracliti  sententia  apud  Aristo- 
telem  de  mundo  c...6,  Halle  1861,  auch  in:  Kl.  philol.  Schriften,  2,  1886,  S.  83 
bis  90.  Rettig,  Über  einen  Ausspruch  Heraklits  bei  Plat.  Conviv.  187,  ind.  lect., 
Bern  1865.  P.  Schuster,  Heraklit  von  Ephesus,  ein  Versuch,  dessen  Frag- 
mente in  ihrer  ursprünglichen  Ordnung  wieder  herzustellen,  in  den  Acta  societat. 
phil.  Lipsiens.  ed.  Frider.  Ritschelius,  Tom.  III.  p.  1—394,  Lips.  1873.  (Trotz 
alles  aufgewandten  Scharfsinns  konnte  es  nicht  gelingen,  den  einzelnen  Bruch- 
stücken ihre  Stelle  im  Zusammenhange  eines  Ganzen  anzuweisen,  da  ein  solcher 
Zusammenhang  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  von  vornherein  nicht  vorhanden 
war,  die  Schrift  vielmehr  aus  Aphorismen  bestand  [vgl.  Diels,  Herakleitos* 
S.  XIII  ff.].  Auch  die  neuen  Auffassungen  von  der  Logoslehre,  von  dem  ewigen 
Werden,  von  der  Erkenntnistheorie  u.  a.  ermangeln  der  festen  Begründung.  Vgl. 
die  Rez.  von  E.  Zeller  in  der  Jenaisch.  Literaturztg.  18.5,  Art.  83.)  Derselbe, 
Herakht  u.  Sophron  in  platonischen  Zitaten,  Rhein.  Mus.,  N.  F.,  29  (1874),  590 
bis  632.    Jak.  Mohr,    Die  historische  Stellung  Heraklits  von   Ephesus,  Würzb. 


Zu  §  15.     Heraklit  von  Ephesos  uiid  Kratylos  von  Athen.  4'.)* 

1876,  Gott.  Üissert.    G.  Teichmüller,    Neue  Studien   zur  Gesch.   der  Begriffe, 

I.  Heft,  Herakleitos,  Gotha  1876,  ders.,  Herakl.  als  Theolog,  in  d.  2.  Hefte  der- 
selben Studien,  Gotha  1878,  S.  103—253,  und  Heraklitisches,  ebd..  S.  279—288. 
(Teichmüller  findet  auffallende  Übereinstimmung  H.s  mit  der  ägyptischen  Welt- 
anschauung, läßt  es  aber  unentschieden,  ob  H.  direkt  von  der  Lehre  der  Ägypter 
ausgegangen  sei.)  AI.  Goldbacher,  Ein  Fragment  des  Herakl.,  Ztschr.  f. 
d.  üsierr.  Gymn.,  1876,  496 — 500.  L.  Dauriac,  De  Heracl.  Ephesio,  Paris 
1878.  E.  Mehler,  Ad  HeracUt.  Miscellanea,  Mnemosyne,  N.  F.  6  (1878),  402 
bis  408.  E.  Petersen,  Ein  mißverstandenes  Wort  des  Heraklit,  Hermes  14 
(1879),  304-.307.  K.  J.  Xeumann,  Herachtea,  Hermes  15  (1880),  605-608,  s. 
auch  16.  159  f.  A.  Patin,  Quellenstudien  zu  Herakl.,  Pseudohippokrat.  Schriften 
(d.  Sehr.  -T.  Toorfij^  untersucht),  aus:  Festschr.  f.  Ludw.  Urlichs,  Würzb.  1880, 
S.  46—82.  Ders.,  Heraklits  Einheitslehre,  die  Grundlage  seines  Systems  und  der 
Anfang  seines  Buchs,  München  1885,  Pr.  d.  Ludw.-Gvran.  Ders.,  Heraklitische 
Beispiele,  I  u.  II,  Xeuburg  a.  D.  1892/93.  A.  Matin.?e,  H^raclite  d'Eph.,  Paris 
1881.  Tan  nerv.  Un  fragment  d'H.,  Annales  de  la  Facult6  des  lettres  de  Bor- 
deaux, 1882,  S.  331— 333.  Ders.,  H.  et  le  concept  de  Logos,  Revue  philos.,  1883,  9. 
Th.  Davidson,  Herakleitos  fr.  36  Byw.,  American  Journ.  of  Philol.,  5,  503. 
Aless.  Chiappelli.  Sopra  alcuni  frammenti  delle  XII  tavole  nelle  loro  relazioni 
•con  Eraclito  e  Pitagora,  Archivio  giuridico,  Bologna  1885.  Ders.,  Su  alcuni  fram- 
jnenti  di  Eraclito,  memoria  letta  all'  Accad.  di  scienze  mor.  e  polit.  della  Societä 
Reale  di  Xapoli,  Xap.  1887.  E.  Soulier,  Eraclito  Efesio.  Roma  1885.  E.  Pflei- 
derer.  Was  ist  der  Quellpunkt  der  heraklit.  Philos.?  Tübing.  1886.  Ders.,  Die 
Philosophie  des  H.  v.  Eph.  im  Lichte  der  Mysterienidee.  Xebst  Anhang  über 
iheraklit.  Einflüsse  im  alttestamentl.  Kohelet  und  besonders  im  Buche  der  Weis- 
heit, sowie  in  der  ersten  christl,  Lit.,  Berl.  1886.    Ders.,  Die  pseudoheraklit.  Briefe 

II.  ihr  Verfasser,  Rhein.  Mus.,  42,  153—163.  Ders..  Heraklitische  Spuren  auf 
theologischem,  insbesondere  altchristlichem  Boden,  Jahrb.  f.  Protestant.  Theol.  14, 
177—218.  (Xach  Pfl.s  verkehrter  Ansicht  ist  die  Mysterienidee,  d.  h.  der  Gegen- 
satz zwischen  Leben  und  Tod,  der  Zentralgedanke  in  der  heraklitischen  Philo- 
sophie. Wertvoll  sind  die  Xachweise  vielfacher  späterer  Benutzung  H.s  im 
Judentum  u.  Christentum.)  Jak.  Mohr,  Heraklit.  Studien,  Pr.,  Zweibrücken 
1886.  G.  Mayer,  Her..y.  Eph.  u.  A.  Schopenhauer,  Heidelb.  1886.  Th.  Gomperz, 
Zu  H.s  Lehre  u.  den  Überresten  seines  Werkes,  Sitz.  d.  Wiener  Akad..  113  (1886), 
99.-1057,  auch  separat  erschienen,  Wien  1887.  G.  T.  W.  Patrick,  The  frag- 
ments  of  the  work  of  H.  of  Ephesus  of  nature,  translat.  from  the  greek  text  of 
Bywater,  with  an  introduction  historical  and  critical,  Baltimore  1889  (zuerst  in  d. 
American  Journal  of  psvchologv).  Chr.  Cron,  Zu  H.,  Philol.  47,  209—234, 
400-425;  599-617.  E.  Warmbier,  Studia  Heraclitea,  Diss.,  Berl.  1891. 
E.  X  Orden,  Z.  d.  Briefen  des  H.  u.  der  Kyniker,  Beiträge  zur  Gesch.  der 
griech.  Ph.,  19.  Supplementbd.  zu  den  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.,  1892.  Joh. 
Dräseke,  Patristische  Herakleitos-Spuren,  A.  f.  G.  d.  Ph.,  14  (1891),  158—172. 
Ana t hon  AaU,  Der  Logos  bei  H.,  ein  Beitrag  zu  d.  ideengeschichtlichen 
Studien.  Ztschr.  f.  Ph.  u.  ph.  Kr.,  106  (1895),  217-252,  vgl.  auch  desselben  Verf.s 
Gesch.  der  Logosidee  usw.,  ob.  S.  29*  (beachtenswert  die  Bekämpfung  der  Identi- 
fikation von  .-rt'o  und  ?.6yog).  J.  Dräseke,  Herodot  u.  Herakl.,  Woch.  f.  klass. 
Phil.  1894,  136  ff.  A.  Patin,  Parmenides , im  Kampf  gegen  H.,  Jahrbb.  für 
klass.  Philol.  25  (1899),  491  ff.  K.  Praechter,  Ein  unbeachtetes  Herakleitos- 
iragm.,  Philol.  58  (1899),  473  f.  P.  Tannerv,  Un  nouv.  fragm.  d'H.,  Rev.  de 
philos.  1  (1900).  G.  Schäfer,  Die  Philosophie  des  Heraklit  v.  Ephes.  u.  die 
moderne  Heraklitforschung,  Lpz.  u.  Wien  1902  (setzt  sich  mit  den  Erklärungen 
anderer  auseinander,  bringt  in  seinen  eigenen  manches  Verfehlte).  H.  Di  eis, 
Zwei  Fragmente  Heraklits,  Sitzungsber.  der  Berlmer  Akademie  1901,  188—201. 
E.  C.  H.  Peithmann,  Heraklit  (Biographia  antiqua,  Ser.  II,  Heft  1).  Bitterfeld 
■u.  Leipz.  1901  (vom  christl.  Standpunkt;  schief  u.  irreführend).  A.  Brieger, 
Heraklit  der  Dunkle.  Xeue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  13  (1904),  686-704. 
Derselbe,  D.  Grundzüge  d.  herakl.  Phvsik.,  Hermes  39,  182—223.  W.  Schultz, 
Pvthagoras  und  Heraklit  (Studien  z.  änt.  Kultur,  Heft  I),  Wien  1905  (verfehlt). 
W.  Xestle,  Heraklit  u.  die  Orphiker,  Philol.  64  (1905),  367-384.  0.  Spengler, 
Heraklit,  Halle  a.  S.  1904,  Diss.  C.  Pascal,  Sopra  un  punto  della  dottrina 
Eraclitea,  Rendiconti  del  R.  Istit.  Lomb.  di  sc.  e  lett.  Ser.  I  vol.  39  (1906),  199 
bis  205.  W.  Zilles.  Zu  einigen  Fragmenten  Heraklits,  Rhein.  Mus.  62  (1907), 
-54  —  60.    A.  di  Pauli,    Quadratus    Martyr,   Der   Skoteinologe.    Ein   Beitrag   zu 

Ueberweg.  Grundriß  I.  A 


5Q*  Literaturverzeiehuis. 

Herakleitos  v.  Ephesos,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  19  (]906).  504— 50S.  Max 
Wundt,  Die  Philosophie  des  Heraklit  von  Ephesus  im  Zusammenhang  mit  der 
Kultur  loniens.  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.,  20(1907),  431—455.  Zuretti.  MiscelL 
Salinas,  Palermo  1.907  (vgl.  Diels  Herakl.*  fr.  125a).  Also  ;-prach  Herakleitos:. 
Heraklits  Schrift  Über  das  All,  deutsch  v.  M.  Kohn.  Hamb.  1907.  Nestle, 
Philol.  67  (1908),  533  ff .  Br.  Pressler,  Die  naturphilos.  Anschauungen  Heraklits 
V.  Ephesos,  im  Anschluß  an  Diels'  Fragm.  d.  Vors.  dargestellt,  Magdeburg  19C8. 
Pr.  0.  Gilbert,  Heraklits  Schrift  .t.  Cfvoioc,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert. 
tiBW.  23  (1909),  161—179.  Em.  Loew,  Her.  im  Kampfe  geg.  d.  Logos,  Wien 
1908,  Pr.  Derselbe,  Ein  Beitr.  z.  Herakl.  Fragm.  G7  und  4a.  Arch.  f.  Gesch.  d. 
Phil.  23  (1910),  89—91.  Derselbe,  Die  Zweiteilung  in  der  Terminologie  Heraklits, 
ebenda  24  (1911),  1 — 21.  Derselbe,  Parmenides  u.  Heraklit  im  "Wechselkampfe, 
ebenda  343-369.  Derselbe,  Das  Fragm.  2  des  Heraklit,  ebenda  25  (1912),  456-462. 
Vgl.  zu  den  Arbeiten  Loews  die  Besprechungen  von  W.  Nestle,  Wochenschr.  f. 
klass.  Philol.  1909,  284-286,  Fr.  Lortzing,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1910, 
1305—1310,  die  Polemik  zwischen  Loew  und  Nestle,  Woch.  f.  klass.  Philol.  1909,. 
421  f.,  W.  Nestle,  War  Heraklit  „Empiriker",  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  25  (1912), 
275—304.  W.  Schultz.  Die  Kosmologie  des  Eauchopfers  nach  Herakl.  fr.  67, 
Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  22  (1909),  196-229.  Derselbe.  'EcfioLu  und  AF/.<fixä. 
ygäftiiaza,  Philol.  68  (1909),  210—228  (vermutet  Beziehungen  der  heraklit.  Physik 
zu  den  'Etfioia  yoiutu.,  die  durch  sie  kommentiert  Averden  sollen).  Em.  Bodrero, 
Eraclito,  Testimonianze  e  frammenti.  Turin  1910.  H.  Gomperz,  Zu  Heraklit. 
Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  61  (1910),  961—973;  1057—1067.  S.  auch  Theod. 
Gomperz,  Hellenika  li  230  ff.  H.  Slonimsky,  Heraklit  und  Parmenides. 
Marb.  1912,  Diss..  erweitert  in:  Philos.  Arb.  her.  v.  Cohen  u.  Natorp  VII  1.  Gießen 
1912.  Heraklits  Sprache  Norden,  Kunstprosa',  S.  18  ff.  —  Mas.  Jos.  Husung,. 
Quaestiones  Aeschyleae  (Heraklit  ti.  d.  aischyleische  Feuergott  Prometheus). 
Gryphiae  1911,  Diss.  E.  Wellmann,  Artikel  Herakleitos  10  bei  Pauly-Wissowa. 
Alfr.  Herr,  Beiträge  zur  Exegese  der  Fragmente  des  Her.  v.  Eph.,  Eger  1912. 
Pr.  N.  Cuppini,  Esposizione  del  sistema  di  Eraclito,  Roma  1912.  E.  Arndt, 
Zu  H.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  26  (1913).  370.  O.  Crusius,  H.  und  Pindar, 
Blätter  f.  d.  Gymn.  (bayer.)  49  (1913),  227-231.  B.  Donati,  11  valore  della 
guerra  e  la  filosofia  di  Eraclito,  Genova  1913.  P.  L.  C'iceri.  Le  stelle  soggette 
al  giudizio  universale  (zti  Herakl.  fragm.  63),  Atene  e  Koma  16,  310.  Const. 
Ritter,  Kleinigkeiten  usw.  s.  Thaies.  M.  Losacco,  Eraclito  e  Zenone  l'eleate. 
Pistoia  1914.  0.  Leuze,  Zu  H.  Fragm.  26  (Diels),  Hermes  50  (1915),  604-625. 
Zu  Ps.-Heracl.  ep.  4  O.  Weinreich.  Arch.  f.  Eeligionswiss.  18  (1915h  18  ff. 

Über  Heraklits  Freund  Hermodoros  s.  Ed.  Zeller,   De  Hermodoro  Ephesio 
et  de  Hermodoro  Piatonis  discipulo.  Marb.  a.  L.  1859,  Pr. 

Ps.  Hijppokraies  .t.  diaiTr/;  (über  dessen  Verhältnis  zu  Heraklit  s.  d.  Text): 
P.  Weygoldt,  D.  pseudo-hii)pokr.  Schrift  .t.  Öiuitijc,  Jahrbb.  f.  Philol.  125  (1862), 
161 — 175.  Joh.  Ilberg.  Studia  Pseudippccrat6a,  Leipz.  1SS3.  Fredrich  (s.  d. 
Test  S.  73).  Diels,  Hippokr.  Forschungen,  Hermes  45  (1910),  12.5— 150.  320; 
'46  (1911),  261—285.  Proben  einer  neuen  Textesrezension  von  Hippokrates  .-real 
dian7jg  gibt  H.  Diels,  Hippokrat.  Forsch.,  Hermes  45  (1910),  138  tf. 

Zu  §  16.  Pjthagoras  und  die  Pjthagoreer.  Unecht  ist  das  dem  I'ytha- 
goras  zugeschriebene  Carmen  auieum,  ed.  K.  E.  Günther,  Breslau  1816; 
Th.  Gaisford  in:  Pcetae  minores  Graeci,  Oxonii  1814-1820,  Lips.  1823; 
Mullach,  Fiagmenta  phil.  Gr.  I,  4C&if.;  Sehn  eeberger ,  Die  goldnen  Sprüche 
des  Pythagoras,  ins  Deutsche  übertragen  mit  Einleitung  und  Anmerkungen, 
Gymn.-Progr.,  ^lünnerstadt  1862.  S.  auch  A.  Nauck,  Sur  les  sentences  morales 
de  Pythagoras  (unten  S.  52=*).  Nach  Dicg.  8,  6  hat  P.  drei  Schriften  verfaßt: 
natdtiTiy.ör,  ao/.izty.6i\  (^votxöv.  S.  dazu  H.  Diels,  Ein  gefälschtes  Pythagorasbuch, 
A.  f.  G.  d.  Ph.,  3  (1890),  451— 472.  •  Unecht  sind  ferner  die  angeblichen  Schritten  de& 
Lnkaners  Okellos  (De  rerum  natura,  ed.  A.  F.  Guil.  Rudolph,  Lips.  1801; 
ed.  Mullach,  in:  Aristot.  de  JMelisso  usw..  Eerol.  1845,  auch  in  den  Fraj;menta 
philosophorum  graec.  vol.  I;  vgl.  Jo.  de  Heyden-Zielewicz.  Proleg.  in 
Fseudccelli  de  universi  natura  libellum.  Bresl.  philol.  Abhandl.  VIII  3.  Breslau 
1901,  K.  Praechter,  Ein  verkanntes  Fragment  d.  angeblichen  Pythagoreers  Ok., 
Philol.  61  [1902],  266—270).  des  Lokrers  Timaios  (dem  ein  noch'  erhaltenes 
Schriftchen   .Tfot   yv/ßs   xöoftco   beigelegt  wird,  welches  ein  spät  verfaßter  modifi- 


Zu  §  16.     Pythagoras  und  die  Pythagoreer.  51* 

zierender  Auszug  aus  dem  platonischen  Timaios  ist,  ed.  J.  J.  de  Gelder,  Lugd. 
Bat.  l836;  vgl.  Gu alter us  Anton,  De  origine  libelli  inscr.  -Ttot  tpv/äg  xöafico 
nal  (f^voecoc:  p.  I,  Berol.  1851,  p.  II,  Gynin.-Progr.,  Essen  1869.  Ders.,  De  origine 
libelli  „ji.  y.  H.'\  Numb.  1891),  und  die  meisten  philosophischen  Fragmente  des 
Arehytas  von  Taren  t  (Fragm.  ed.  Conr.  Orelli,  im  2.  Bande  der  Opuscula 
Graecorum  veterura  sententiosa  et  moralia,  Lips.  1829;  vgl.  Petersen,  in  den 
hist.-philol.  Studien,  Hamb.  1832.  S.  24;  G.  Hartenstein,  De  Archytae  Taren- 
tini  fragmentis  philosophicis,  Lips.  1833;  Petersen,  in  der  Ztschr.  f.  Altertums- 
wiss.  1836,  S.  873;  O.  F.  Gruppe,  Über  die  Fragmente  des  Arehytas  und  der 
älteren  Pvthagoreer,  Berl.  1840;  Franz  Beckmann,  De  Pvthagoreorum  reliquiis, 
Berol.  1844  [Diss]  und  1850;  Quaest.  Pythag.  I— IV,  Braunsberg,  Lect.-Kat.,  1852, 
55,  59,  6H;  Fr.  Blass,  De  Archytae  Tarentini  fragmentis  mathematicis,  M^langes 
Graux  1884,  S.  573—584;  K. 'Praechter,  Metopos,  Theages  u.  Archvtas  b. 
Stobäus  Flor.  I.  64.  67  sq.,  Philol.  .50,  49—57.  Derselbe,  Krantor  ü.  Ps.- 
Archytas,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  10  [1897],  186—190.  Fr.  Schulte, 
Archytae  qui  ferebantur  de  notionibus  universalibus  et  de  oppositis  libellonim 
reliquiae,  Marb.  Gatt.  1906,  Diss.  Jos.  Nolle,  Ps.-Archytae  fragmenta,  Tüb. 
1914,  Diss.  V.  Münster).  S.  auch  Fr.  Wilhelm,  Die  Öeconomica  der  Xeu- 
pythagoreer  Brvson,  Kallikratidas,  Periktione,  Phintvs,  Rhein.  Mus.  70  (1915), 
161—223. 

Porpl/yrios'  Lebe'nsbesclireibuny  des  Pythagoras :  s.  u.  Porphyrios. 

lumblichs  Lebensbeschreibung  des  Pythagoras:  Erw.  Rohde,  Die 
Quellen  des  larablichus  in  seiner  Biographie  des  Pvthagoras,  Rhein.  Mus., 
N.  F.  26  (1871),  554-576;  27  (1872),  23-61  (Kl.  Sehr.  II  102  ff.),  der  zu  dem 
Resultate  kommt,  daß  lamblichos  nur  die  von  Nikomachos  und  ApoUonios  ver- 
faßten Biographien  des  Pythagoras  benutzt  habe.  C.  G.  Cobet,  Observationes 
criticae  et  palaeographicae  ad  lamblichi  vitam  Pythagorae,  Mnemosyne  5  (1877), 
338—384,  wiederholt  in  Collectanea  critica,  1878,  305  ff .  E.  Rohde,  Zu  lam- 
blichus  de  vita  Pythagorica,  Rhein.  Mus.,  34  (1879),  260—271  (vgl.  Kl.  Sehr. 
I  S  XIV).  W.  R.  Paton,  Ad  lamblichi  de  vita  Pythagorica  librum,  Philol.  51 
(1892j,  182 — 184.  Gull.  Bertermann,  De  lambl.  vit.  Pythag.  fontibus,  Königsb. 
1913,  Diss. 

Über  den  Pytharjoreismus  überhaupt  handeln  namentlich:  Meursius, 
Denarius  Pythagor.  (Opera  ex  rec.  Joa.  Lami  vol.  IV,  Florentiae  1744),  Chr. 
Meiners,  in  seiner  Gesch.  der  Künste  u.  Wiss.  in  Gr.  u.  Rom,  Bd.  1,  S.  178 ff., 
Aug.  Boeckh,  Disp.  de  Platonico  systemate  coelestium  globorum  et  de  vera 
indole  astronomiae  Philolaicae,  Heideib.  1810,  auch  mit  Zusätzen  und  Anhang, 
in  dessen  Kl.  Sehr.  III,  Lpz.  1866,  S.  266-342;  Philolaos  des  Pythagoreers 
Lehren  nebst  den  Bruchstücken  seines  Werkes,  Berl.  1819.  Heinr.  Ritter, 
Gesch.  d.  pythagoreischen  Philosophie,  Hamb.  1826.  Chr.  Aug.  Brandis,  Über 
die  Zahlenlehre  der  Pythagoreer  und  Platoniker,  Rhein.  Mus.,  Jahrg.  1828, 
S.  208  ff.  u.  558  ff.  Aug.  Beruh.  Krische,  De  societatis  a  Pythagora  in  urbe 
Crotoniatarum  conditae  scopo  politico  commentatio,  Gottingae  1830,  vgl.  dessen 
Forschungen  I,  S.  78 — 85.  A.  G ladisch,  Die  Pythagoreer  u.  die  Schinesen, 
Posen  1841.  Ders.,  Die  ägypt.  Entstellung  des  Pythagor.,  Philolog.  39  (1879), 
113—130.  G.  Grote,  Gesch  Griechenlands,  deutsch  von  X.  X.  W.  Meissner, 
Bd.  II,  Lpz.  1851,  S.  626—647.  C.  L.  Hey  der,  Ethices  Pythagoreae  vindiciae, 
Francof.  ad  M.  1854.  Vermehren,  Die  pythag.  Zahlen,  G.-Pr.,  Güstrow  1863. 
Ed.  Zell  er,  Pythagoras  und   die  Pythagorassage,   in  den  Vortr.  u.  Abb.,  Leipz. 

1865,  S.  30-50.     Georg  Rathgeber,   Großgriechenland  u.  Pythagoras,  Gotha 

1866.  Adolf  Rothenbücher,  Das  System  der  Pythagoreer  nach  den  An- 
gaben des  Aristot.,  Berl.  1867.  Mull  ach.  De  Pythagora  ejusque  discipulis  et 
successoribus,  in:  Fragm.  ph.  Gr.  II,  1867,  S.  1— LVII.  Ed.  Baltzer,  Pyth., 
der  W>ise  von  Samos,  Xordhausen  1868  (im  Anschluß  an  Roth,  s.  o.  S.  44*).  Al6ert 
Freih.  v.  Thimus,  Die  harmonikale  Symboük  d.  Altertums,  1.  Abt.:  Die  esoterische 
Zahlenlehre  und  Harmonik  der  Pythagoreer  in  ihren  Beziehungen  zu  älteren  griech. 
u.  Orient.  Quellen,  Köln  1868.  2.  Abt.:  Der  technisch-harmonikale  u.  theosophisch- 
kosmographische  Inhalt  der  kabbalist.  Buchstabensymbole  des  althebr.  Büchleins 
Jezirah,  die  pythagorisch-platon.  Lehre  vom  Werden  des  Alls  und  von  der  Bildung 
der  Weltseele  in  ihren  Beziehungen  zur  semitisch-hebräischen  wie  chamitisch-alt- 
ägyptischen  Weisheitslehre  und  zur  heiligen  Überlieferung  der  Urzeit,  ebd.  1876. 
Vgl.  auch  L.  Prowe,  Über  die  Abhängigkeit  des  Kopemikus  von  den  Gedanken 


52*  Literaturverzeichnis. 

griechischer  Philosophen  und  Astronomen,  Thorn  1865,  und  die  unten  S.  53" 
zitierten  Schriften  von  Ideler,  Boeckh  und  anderen.  Alb.  Heinze,  Die  meta- 
physischen Grundlehren  der  älteren  Pythagoreer,  Diss.,  Lpz.  1871.  Th.  Henri 
Martin,  Hypothese  astronomique  de  Pythagore,  Bulletino  di  bibliografia  e  di 
storia  delle  scienze  matematiche  e  fisiche,  publ.  da  B.  Buoncompagni,  Tomo  ') 
(1872),  99 — 126.  A.  Nauck,  Sur  les  sentences  morales  de  Pythagore.  Bulletin  de 
i'acad.  imp^r.  des  sciences  de  St.  P^tersb.,  T.  18  (1873),  472  — öOl,  vgl.  auch  das 
Epimetrum  in  Naucks  Ausgabe  der  vita  Pythagorica  des  lamblichos.  A.  Ed. 
Chaignet,  Pythagore  et  la  philosophie  Pythagoricienne,  contenant  les  fragments 
de  Philolaus  et  d'Archytas,  2  vols.,  Paris  1873.  C.  Huit,  De  priorum  Pytha- 
goreorum  doctrina  et  scriptis  disquisitio,  Lutetiae  Paris.  1873.  R.  Hirzel,  Pytha- 
goreisches in  Piatons  (Jorgias,  in:  Comment.  in  hon.  Theod.  Moramsen  (1877), 
11—22.  Sobczyk,  Das  pythagoreische  System  in  seinen  Grundgedanken  ent- 
wickelt, L-D.,  Lpz.  1878.  G.  F.  Unger,  Zur  Gesch.  der  Pythagoreier,  Sitzungs- 
ber.  d.  philos.-philol.  u.  hist.  Kl.  d.  k.  b.  Ak.  d.  Wiss.  zu  München  1883,  140  bis 
192.  L.  V.  Schröder,  Pythagoras  u.  d.  Inder.  Eine  Untersuchung  über  Her- 
kunft u.  Abstammung  der  pythagor.  Lehren,  Lpz.  1884  (der  Verf.  will  die  Ab- 
hängigkeit des  Pyth.  von  den  Indern  erweisen ;  der  Versuch  ist  nicht  gelungen, 
jedoch  viel  vorsichtiger  als  die  Untersuchungen  von  Gladisch  und  Roth).  Dazu 
siehe  P.  d'Ercole,  L'origine  Indiana  del  Pitagoreismo  secondo  L.  v.  Schröder, 
Rivista  ital.  di  filos.  6,  2  (1891),  184-206;  320-346.  C.  F.  Lehmann,  Beitr. 
z.  alten  Gesch.  2,  1(36.  A.  Schmekel,  De  Ovidiana  Pythagoreae  doctrinae  ad- 
umbratione,  D.  I.,  Greifsw.  1885.  M.  Bobber,  Pitagora,  i  suoi  tempi  ed  il  suo 
istituto,  Turin  1886.  P.  Tannerv,  Sur  le  secret  dans  l'ecole  de  Pvthagore,  Arch. 
f.  G.  d.  Ph.,  1  (1888),  28—36.  A.  Chiappelli,  Z.  P.  u.  Anaxi'menes,  s.  oben 
S.  47*.  H.  Schenkl,  Pvthagoreeraussprüche  in  einer  Wiener  Handschr.,  Wiener 
Studien  8  (1886),  262-281,  Original  der  friiher  im  Hermes,  Bd.  4,  veröffent- 
lichten svrischen  Übersetzung.  E.  Zeller,  Über  die  ältesten  Zeugnisse  der  Ge- 
schichte 'des  Pythag.,  Sitzungsber.  d.  Berl.  Akad.,  1889,  983- -996  =  Kl.  Sehr.  I 
458 ff.  Max  Offner,  Die  pythagor.  Lehre  vom  Leeren,  in:  Abh.  W.  Christ 
gewidmet,  München  1891,  S.  386-396.  A.  Döring,  Wandlungen  in  der  pvtha- 
goreischen  Lehre,  Arch.  f.  G.  d.  Ph ,  5  (1892),  503—531.  Meilhaud,  Le  con- 
cept  du  nombre  chez  les  Pythagoriciens  et  les  Eleates,  Rev.  de  Met.  usw.  1893, 
140 ff.  Wilh.  Bauer,  D.  ältere  Pythagoreismus.  Eine  krit.  Studie,  Bern  1897. 
W.  A.  Hei  del,  Uigag  and  "A.-i£ioor  in  the  Pythagorean  philosophy,  Arch.  f.  G. 
d.  Ph.,  14  (1901),  384—399.  C.  Hölk,  De  acusmatis  sive  svmbolis  Pvthagoricis, 
Diss.,  Kiel  1899.  Wolf  g.  Schultz,  Pythag.  u.  Herakl.,  s.  o.  S.  49*  unter  Heraklit. 
K.  A.  Dowall,  Pythagoras  in:  Papers  of  the  British  school  at  Rome,  vol.  3. 
Fr.  Böhm,  De  svmbol.  Pvthagor.,  Berlin.  Diss.  1905.  W.  Schultz,  Uvdayöoa;, 
Arch.  f.  Gesch.  d.'  Philos.  21  (1908),  240—252.  H.  A.  Naber,  Das  Theorem ~des 
Pythagoras  wiederhergestellt  in  seiner  ursprüngl.  Form  u.  betrachtet  als  Grund- 
lage der  ganzen  pythagoreischen  Philosophie,  Haarlem  1908.  Vgl.  auch  O.  Lör- 
cher.  Korresp.  f.  d.  höh.  Schulen  Württemb.  17,  425.  O.  Gilbert,  Aristoteles' 
Urteile  über  die  pythagor.  Lehre,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  22  (1909),  28—48; 
145—165.  Wolfg.  Schultz,  Rätsel  aus  dem  hellen.  Kulturkreise,  Leipz.  1909, 
behandelt  I,  S.  112  ff.  die  pythagoreischen  Symbole.  Helm.  Zitscher,  Philos. 
Untersuchungen  über  die  Zahl,  Borna-Leipzig  1910,  Diss.  von  Leipzig,  bespricht 
S.  9—29  die  pythagor.  Lehre  von  der  Zahl.  K.  Lincke,  Plato,  Paulus  und  die 
Pvthagoreer,  Philol.  70  (1911),  511—519.  P.  Corssen,  Die  Sprengung  des 
pythagor.  Bundes,  Philol.  71  (1912),  332-352.  Derselbe,  Der  Abaris  des  Hera- 
klides  Ponticus.  Ein  Beitrag  zu  der  Gesch.  der  Pythagoraslegende,  Rhein.  Mus. 
67  (1912),  20-47.  Derselbe,  D.  Schrift  d.  Arztes  Androkydes  .tsoI  IIvOayoQiy.ön' 
ovfißö/Mv,  Rhein.  Mus.  67  (1912),  240—263.  A.  Delatte,  Un  teÖög  /.6yo?  pytha- 
goricien,  Rev.  de  philol.  34  (1910),  175—198.  Derselbe,  La  lettre  de  Lysis  ä 
Hipparque,  ebenda  35  (1911),  255 — 275.  Über  den  Ursprung  babylon.  Zahlen - 
Symbole  in  pythagor.  Beleuchtung  handelt  F.  X.  Kugler,  Klio  11,  481 — 496.  Zur 
pythagor.  Harmonielehre  s.  Paul  Maas,  Hermes  48  (1913),  157  ff.,  zur  pythagor. 
Abgrenzung  der  Lebensstufen  Franz  Boll,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw. 
31  (1913),  102  ff.  —  Georg  Mühle,  Ein  Beitrag  zur  Lehre  von  den  pythagor. 
Zahlen,  Wollstein  1913,  Pr.  Fr.  Boehm,  Die  Schrift  d.  Giglio  Gregorio  Giraldi 
über  die  Symbole  des  Pythagoras,  Berlin  1913,  Pr.  H.  Keller.  Die  Astronomie 
d,  Pythagoreer,  in:  Das'W eltall  12,  11.  A.  Gianola,  Pitagora  e  le  sue  dottrine 
negli  scrittori  latini  del  primo  sec.  a.  C,  Roma  1911.   1912.     Giov.   Pescenti, 


Zu  §  1(5.    Pythagoras  und  die  Pythagoreer.  53* 

Pythagorica.  Didaskaleion  1  (1912),  499—512.  C.  Pascal,  II  bivio  della  vita  e 
la  Littera  Pythagorae,  Miscellanea  Ceriani,  Milano  1910,  57—67.  E.  Caporali, 
La  natura  secondo  Pitagora,  Todi  1914.  D.  Fimmen,  D.  Entstehung  der  Seelen- 
wanderungsl.  d.  Pythagoras,  Arch.  f.  Religionsw.  17  (1914),  513—523.  Über  die 
angeblich  pythagoreische  Briefformel  vyiaivru'  s.  Ferd.  Ziemann,  De  epistular. 
Graec.  formulis  sollemn.  quaest.  sei.  (Diss.  philol.  Hai.  vol.  18,  4),  Halis  1910, 
Diss.,  p.  293,  über  die  Verhöhnung  der  Pythagoristen  und  besonders  des  Diodoros 
von  Aspendos  in  der  Komödie  Geffcken,  Kynika  S.  54. 

Zu  den  in  §  1(3  berührten  astronomischen  Lehrmeinungen  der  Pythagoreer 
und  Späterer  vgl.  außer  den  bereits  genannten  Arbeiten:  Th.  ßergk,  Aristarch 
von  Samos,  in:  Fünf  Abhandl.  z.  Gesch.  d.  griech.  Ph.  u.  Astron.,  Leipzig  1883. 
Ludw.  Ideler,  Über  d.  Verh.  d.  Kopernikus  z.  Altertum,  Wolfs  u.  Buttmanns 
Mus.  f.  d.  Altertumswiss.  2  (1810),  393—454.  Boeckh,  De  Plat.  svst.  etc.  (1810), 
S.  12  (Kl.  Sehr.  III,  S.  273),  Philolaos  S.  122,  Das  kosm.  System  des  Piaton 
S.  122  ff.,  142.  Sophus  Rüge,  Der  Chaldäer  Seleukos,  Dresden  1865.  Franz 
Boll,  Die  Entwicklung  d.  astronom.  Weltbildes  im  Zusammenh.  mit  Religion  u. 
Philosophie,  Kult.  d.  Gegenw.  III  3,  Leipzig  1913. 

Zu  dem  über  die  Lehre  von  der  Sphärenharmonie  Bemerkten  s.  auch 
C.  V.  Jan,  Philol.  52,  13—37.  Pvthagoreer  und  Astrologie:  Fr.  Boll,  Neue 
Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  21*  (1908),  119.  Ethische  Wirkung  der  Musik 
vom  pylhagor.  Standpunkt  betont  durch  Dämon:  F.  Buecheler,  Rhein.  Mus. 
40  (1885),  309. 

Philolaos :  Die  früher  mitunter  bezweifelte,  seit  Boeckhs  Fragmentensammlung 
(s.  0.  S.  51*)  aber  fast  allgemein  für  echt  gehaltene  Hauptschrift  des  Ph.  hat, 
nachdem  Zeller  u.  a.  Einzelnes  angefochten,  Val.  Rose,  Comment.  de  Arist.  libr. 
ord.  et  auctor.,  Berol.  1854,  p.  2,  das  Ganze  verworfen  hatte,  Carl  Schaar- 
schmidt,  Die  angebliche  Schriftstellerei  des  Philol.  u.  d.  Bruchstücke  der  ihm 
zugeschriebenen  Bücher,  Bonn  18(54,  als  unecht  zu  erweisen  unternommen  und 
ihre  Abfassung  in  das  letzte  oder  vorletzte  Jahrhundert  v.  Chr.  gesetzt.  (S.  auch 
Heide  1.  Proeeed.  of  the  Amer.  Ac.  of  Astr.  and  Scienc.  45,  4  p.  79.  Burnet.  Earl. 
Gr.  phil.'^  327  ff.  [258  ff.  d.  Übers.]).  Vgl.  dagegen  Zeller,  Philos.  der  Griechen 
I  15  S.  287  Anm.  1,  und  dens.,  Aristoteles  u.  Philol.,  Hermes  10  (1876),  178-192 
=  Kl.  Sehr.  I  136 — 151,  u.  die  Sichtung  der  Fragmente  in  Di  eis'  Vorsokr.  — 
S.  auch  die  von  Burnet  a.  a.  O.  angeführte  Abhandlung  von  I.  BvAvater, 
.Tourn.  of  philol.  1.  21  ff.  A.  Rohr,  De  Philolai  Pvthagorici  fragmento  .t.  yv/Jig, 
Berl.  1874.  diss.  Bern.,  dem  der  Beweis,  daß  dieses  Stob.  Ecl.  I  172,  9  ff.  "W. 
sich  findende  Stück  dem  Philolaos  gehört,  nicht  gelungen  ist.  P.  Tannerv.  Sur 
un  fragment  de  Ph.,  Arch.  f.  G.  d.  Ph.,  2  (1889),  379-386.  S.  auch  H.  Diels, 
Über  die  Exzerpte  von  Menons  latrika,  Hermes  28  (1893),  406 — 434.  Über  die 
philolaisch-platonische  Planetenreihe  handelt  Fr.  Bell,  Artikel  Hebdomas  bei 
Pauly-Wissowa.  R.  Newbold,  Philolaus,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  19  (1906), 
176—217.  G.  Gundermann,  Philolaos  über  das  fünfte  Element,  Rhein.  Mus. 
59  (1904),  145—148.  P.  Tannerv,  A  propos  des  fragments  philolaiques  sur  la 
musique,  Revue  de  philologie  28  (1904),  233-249.  W.  A.  Heidel,  Notes  on 
Philolaus,  Amer.  Journ.  of  Philol.  28  (1907),  77-81.  W.  Nestle,  Philol.  67 
(1908),  544  f. 

Simmias:  Eine  Schrift  des  S.  glaubte  Fr.  Blass  (Eine  Schrift  des  S.  von 
Theben,  Jahrbb.  f.  Phil.  u.  Päd.,  123  [1881],  739—740)  entdeckt  zu  haben  in  den 
von  H.  Stephanus  im  Anhange  zu  Diog.  Laert.  zuerst  herausgegebenen  'Avcovvuov 
Tivoc  f)ia/J§Eig  Acooixfj  dia/Jxtfo  (Diels,  Vorsokr.  c.  82).  S.  aber  über  dieses 
Schriftchen  oben  §  31  a. 

Alkmaion  von  Kroton:  Krische,  Forschungen  I,  S.  68—78.  M.  A.  Unna, 
De  Alcraaeone  Crotoniata,  in:  Philol.-hist.  Studien  von  Chr.  Petersen,  Hamburg 
1832,  S.  41-87.  R.  Hirzel,  Zur  Philos.  des  Alkmaeon,  Hermes  11  (1876),  240 
bis  246.  J.  Sander,  Alkm.  v.  Kr.,  Pr.,  Wittenb.  1893  (mit  Sammlung  der 
Fragmente).  E.  Well  mann,  Art.  Alkmaion  6  bei  Pauly-Wissowa.  J.  Wachtier, 
De  Alcmaeone  Crotoniata,  Lpz.  1896  (auch  mit  Sammlung  der  Fragmente). 

Ekphantos:  P.  Tannery,  Arch.  f.  G.  d.  Ph.  11  (1898),  263—269.  Vgl. 
auch  denselben,  Sur  Ecphante  de  Syracuse,  Seance  de  I'associat.  pour  l'encourag. 
d.  etudes  grecques  du  7  janvier  1897.  E.  Wellmann,  Art.  Ekphantos  3  bei 
Pauly-Wissowa. 

Hippodamos  von  Milet :  C  F.  Hermann,  De  Hippod.  Milesio,  ind.  lect., 
Marb.  1841.     L.  Stein,   Mohls  Zeitschr.   f.  Staatswissenschaft,    1853,    S.  161  ff. 


54*  Literaturverzeichnis. 

Rob.  V.  Mohl,  Gesch.  u.  Lit.  der  Staatswissensch.,  Bd.  1.  Erlang.  1855,  S.  171. 
K.  Hildenbrand,  Gesch.  u.  System  der  Rechts-  u.  Staatsphilos.,  Bd.  1,  1860, 
S.  59  ff.  Über  Hippodanios  und  PhaJeas  Herrn.  Henkel,  Zur  Gesch.  der 
griech.  Staatswiss.,  II.  (Progr.),  Balzwedel  1866.  Wilh.  Oncken,  Staatslehre  des 
Aristoteles,  Lpz.  187L',  S.  210—218.  Fabricius,  Art.  Hippodamos  3  bei  Pauly- 
Wissowa. 

Epicharmi  fragmenta  coli.  H.  Po  Im  an  Kruseman,  Harlemi  1834  u.  1847; 
ed.  Mullach,  Fragm.  ph.  Gr.  I  p.  131  sqq.  Vgl.  Grvsar,  De  Doriensium 
comoedia.  S.  84  ff.;  F.  G.  Welcker,  Üb.  Ep.,  Kl.  Schritt.  I,  271—356;  Leop. 
Schmidt,  Quaestiones  Epicharmeae,  spec.  1:  De  Epicharrai  ratione  philoso- 
phandi,  Bonnae  1846;  Jac.  Bernavs,  Epicharmos  und  der  aviarofiet-o;  löyn;, 
Rhein.  Mus  8  ^1853),  280  ff.;  A.  Ö.  F.  Loren  z,  Leben  und  Schriften  des 
Koers  Ep.  nebst  einer  Fragraentensammlung,  Berl.  1804  (vgl.  Leop.  Schmidt,  in : 
Gott.  gel.  Anz.  1865,  S.  931  — 958i;  P>agmente  und  Testimonia  bei  Kaibel, 
Comicor.  Graecor.  Fragm.  I  1,  Berl.  1899,  S.  88—147,  Diels,  Vorsokrat.  c.  13. 
AI.  Chiappelli,  Di  una  epigrafe  sepolcrale  latina  e  della  sua  derivazione  da  un 
epigramma  greco  attribuito  ad  Epicarmo,  Atti  della  R.  Accad.  dei  Lincei  1889 
ser.  4,  rendic.  5,  1  p.  586— .589.  Wilh.  Crönert,  Die  Sprüche  d.  Epicharm, 
Hermes  47  (1912),  402 — 413.  Ludw.  Deubner,  Kerkidas  u.  Epicharm,  Hermes 
47  (1912),  480.     G.  Kaibel,  Artikel  Epicharmos  2  bei  Pauly-Wissowa. 

Einfluß  des  Pythagoreismus  auf  die  bildende  Kunst  (Kanon  des  Polyldeitos)  : 
Diels,  Sitz.  d.  Archäol.  Ges.  Mai  1889  (Archäol.  Anz.  4,  10),  Vors.  c.  28.  auf 
die  schöne  Literalur :  Mart.  Bock,  De  Aeschylo  poeta  orphico  et  orpheoj-ytha- 
goreo,  Weidae  Thuring.  1914  Diss.  v.  Jena. 

Zu  J^  17.  Dii'  Eleateii  überhaupt.  Über  die  eleatischen  Philosophen  und 
ihre  Lehre,  namentlich  auch  über  die  pseudoaristotelische  (von  einem  Eklektiker 
römischer  Zeit  verfaßte)  Schrift  De  i\lelisso  Xenophane  Gorgia  handeln:  Joh. 
Gottfr.  Walther.  ■  Eröffnete  eleatische  Gräber,  2.  Aufl.,  Magdeburg  u.  Leipzig 
1724.  Geo.  Gust.  Fülleborn,  Liber  de  Xenophane,  Zenone,  Gorgia  Aristoteli 
vulgo  tributus,  passim  illustr.  commentario,  Hai.  1789.  Johann  Gottl.  Buhle, 
Commentatio  de  ortu  et  progressu  pantheismi  inde  a  Xenophane  primo  ejus 
auctore  usque  ad  Spinozam,  Gott.  179u,  in:  Comm.  soc.  Gott.  vol.  10,  p.  157  sqq. 
G.  Ludw.  Spalding,  Vindiciae  philosophorum  Megaricorum  subjecto  commen- 
tario in  jirimam  partem  libelli  de  Xenophane,  Zenone,  Gorgia,  Berol.  1793. 
Fülleborn,  Fragmente  aus  den  Gedichten  des  Xenophanes  und  des  Parme- 
nides,  in  den  Beiträgen  zur  Gesch.  der  Philos.,  Stücke  6  und  7,  Jena  1795. 
Chr.  Aug.  Brandis,  Comm.  Eleat.  pars  I,  Xenophanis,  Parmenidis  et  Melissi 
doctrina  e  propriis  philosophorum  reliquiis  exposita,  Alton.  1813.  Sim.  Karsten, 
Philosophorum  Graecorum  veterum  operum  reliquiae,  Amsterdam  1835  ff.,  vol.  I  1: 
Xenophanis  Colophonii  carm.  rel.;  I  2:  Parmenid.  Krische,  Forschungen  I, 
S.  86  —  116.  Theod.  Bergk,  Commentatio  de  Arist.  libello  de  Xenophane, 
Zenone  et  Gorgia.  Marburgi  1843.  Aug.  Gladisch,  Die  Eleaten  u.  die  Indier, 
Posen  1844.  S.  Ferrari,  Gli  Eleati,  Roma  1892  (Mem.  della  Accad.  dei  Lincei). 
F.  G.  A.  Mullach,  Aristotelis  de  Melisso,  Xenophane  et  Gorgia  disputationes 
cum  Eleaticorum  philos.  fragmentis,  Berol.  1845,  auch  in:  Fragm.  ph.  Gr.  I 
p.  101  sqq.  F.  Ueberweg,  Über  den  hist.  Wert  der  Schrift  de  Melisso,  Zenone, 
Gorgia.  Philol.  8  (1853),  104—112  (wo  Ueberweg  nachzuweisen  gesucht  hat,  daß 
der  zweite  Teil  der  Schrift,  d.  h.  Cap.  3  u.  4,  nicht  einen  zuverlässigen  Bericht 
über  Xenophanes,  wohl  aber  über  Zenon  enthalte)  und  ebd.  26  (1868),  709—711. 
Conr.  Vermehren,  Die  Autorschaft  der  dem  Aristoteles  zugeschriebenen  Schrift 
Ileol  Ievo(füvovg,  :iEoi  Zt]vcoroi,  n^sql  Pooylov,  Jena  1861.  Fr.  Kern,  Symbolae 
criticae  ad  libellum  Aristotelicum  de  Xenoph.  usw.,  Oldenburg  1867.  S.  über 
diese  Schrift  besonders  H.  Diels,  Doxogr.  Gr.,  Prolegg.  108—113.  Die  Schrift  ist 
neuerdings  wieder  herausgegeben  von  H.  Diels,  Abh.  der  Akad.  der  Wiss.  in 
ßerhn,  19(X),  Vorsokr.  11  A  28;  20  A  5  unter  Xenophanes  und  Melissos.  Otto 
Gilbert,  lonier  und  Eleaten,  Rhein.  Mus.  64  (1909),  185-201.  Jos.  Dörfler, 
Die  Eleaten  u.  d.  Orphiker,  Freistadt  in  O.-Öst.  1911,  Pr.  Vgl.  dazu  Berl.  philol. 
Wochenschr.  1912,  1433  ff.  S.  auch  H.  Diels,  Philos.  Aufs.  Ed.  Zeller  gew., 
Leipz.  1887,  S.  247.  E.  Wellmann,  Artikel  Eleatische  Philosophie  bei  Pauly- 
Wissowa. 


Zi  §  17.     Die  EleatL-.i.     Zu  §  18.    Xenophanes.    Zu  §  19.    Parmenides.     55* 

Zu  i;  IS.  Xenophaiies  aus  Kolophon.  Vict.  Cousin,  X^nophane,  fon- 
•dateiir  de  T^cole  d'Elee,  abgedr.  in:  Nouveaux  fragments  philos.,  Paris  182S, 
p.  9—95.  E.  Rein  ho  Id.  De  genuina  Xenophanis  disciplina,  Jenae  1847. 
P.  Ruft  er.  De  philos.  Xenophan.  Coloph.  parte  morali,  Lips.  186S,  Diss.  (von 
einer  Moralphilosophie  des  X.  kann  aber  nicht  die  Rede  sein).  Franz  Kern. 
■Qnaestionum  Xenophanearum  capita  duo  (Progr.  schol.  Portensis),  Nuniburgi  1864. 
Ders..  Beitrag  z.  Darst.  d.  Philosopheme  d.  Xenophanes,  Danzig  1871,  Gvmn.-Pr. 
Ders.,  Üb.  X!  v.  Kol.,  Stettin  1874,  Gymu.-Pr.  =  Kl.  Sehr.  II  S.  109—128.'  Ders., 
Unters  üb.  d.  Quellen  f.  d.  Phil.  d.  X.,  ebenda  1877.  Derselbe,  Eine  Vorlesung 
über  X  .  Kleine  Schriften  II,  Berlin  1898  (K.  tritt  für  die  histor.  Glaubwürdigkeit 
des  Abschnitts  über  X.  in  der  Schrift  de  Xen.  Zen.  Gorg.  ein  und  gelangt  so 
da/AI.  die  philos.  Bedeutung  des  X.  höher  zu  stellen  als  Zeller  u.  a.).  G.  Teich- 
müller, Xenophanes,  in:  Studien  z.  Gesch.  d.  Begr.,  S.  591 — 623.  G.  F.  Unger, 
ApoUodor  über  Xenoph.,  Philol.  4.3  (188i),  209—210.  .1.  Freudenthal,  Ueber 
die  Theologie  des  X.,  Breslau  1886;  ders.,  Zur  L.  des  X.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph. 
1  (ISSSi.  322-347  (Fr.  wendet  sich  in  scharfsinniger,  aber  doch  nicht  über- 
zeugender Weise  dagegen,  daß  Xenophanes  einen  reinen  Monotheismus  gelehrt 
habe).  Aless.  Chiappelli,  Sopra  una  opinione  fisica  di  Senofane,  Rendiconti 
-della  E.  Aecad.  dei  Liucei,  188S,  89—95.  E.  Zeller,  'Hyeaovia  u.  deajrorsla  b. 
X.,  Arch.  f.  G.  d.  Ph.,  2  (1889),  1-5  =  Kl.  Sehr.  I  454-457.  H.  Diels,  Über 
die  Genfer  Fragmente  des  Xenoph.  u.  Hippon,  Ber.  d.  Berl.  Ak.  1891,  5(5—583, 
-3.  auch  Arch.  f.  G.  d.  Ph.,  4  (1891),  625  f.;  derselbe.  Über  X.,  Arch.  f.  G.  d.  Ph.. 
10  (1897).  530—535.  H.  Berger,  Untersuchung  über  d.  kosmische  System  des 
X.,  Ber.  d.  G.  d.  W.,  Lpz.  1894.  Orvieto,  Filosofia  di  Senofane,  Fir.  1899. 
A.  Döring.  Xenophanes,  Preuß.  Jahrbb.  99  (1900),  282-299.  M.  Levi,  Senofane 
e  la  sua  filosofia,  Torino  1904.  G.  Voghera,  Senofane  e  i  cinici  autori  di  Silloi? 
Contributo  alla  storia  della  poesi  sillografica,  Studi  ital.  d.  filol.  class.  11  (1903),  1 
bis  16.  H.  Richards,  Xen.  ap.  Aristotle  Rhet.  1377  a  20,  Class.  rev.  16  (1902), 
395.  Arth.  Lud  wich,  Bemerkung,  zu  Xenoph..  M^langes  Nicole,  Genfeve  1'905, 
p.  335—347.  K.  Praechter,  Zu  Xenoph.,  Philol.  64  (1905),  308-310.  Ja- 
cobs, De  Xenophanis  arte  raetrica,  Schneidemühl  1904,  Progr.  Xekt.  IMavro- 
kordatos.  Dar  Monotheismus  d.  Xenophanes,  Leipz.  1910,  Diss.  P.  Shorer, 
Note  on  Xenoph.  fr.  18  D.,  Class.  Philol.  6  (1911),  88.  Alf.  Kurfes,  Varia 
•(darin  Xenophanea),  Mnemos.  41  (1913),  111  ff.  Vgl.  auch  W.  Nestle,  Philol. 
6v  (19JS),  .531  ff.  Fragmente  des  Xenophanes  auch  bei  Bergk  Poetae  lyrici, 
ßergk  -  Hi  Her- Cr  usius  Anthologia  lyrica,  Wachsmuth  Sillographi  Graeci, 
jetzt  in  Diels'  Poetae  philos.  und  Vorsokr.,  s.  Textteil  S.  88. 

Zu  ^  10.  Parmenides  aus  Elea.  Am  ad.  Peyron,  Empedoclis  et  Parme- 
nidis  fragmenta,  Lips.  1810.  Hnr.  Stein,  D  Fragmente  des  Parm.  .-isgl  rpvaso);, 
in :  Svmbola  philologorum  Bonnensium  in  honorem  Frid.  Ritschelü  coli.,  Lips. 
1864-^1867,  S.  763-806  (der  Text  sehr  willkürlich  behandelt).  Th.  Davidson, 
The  fragments  of  Parm.,  The  Journ.  of  specul.  philos.,  St.  Louis,  4,  1.  Januar 
1870.  Riaux,  Essai  sur  P.  d'Elee,  Par.  1840.  E.  F.  Apelt,  Farmen,  et  Empe- 
doclis doctrina  de  mundi  structura,  Jenae  1856.  The  od.  Vatke,  Parmenidis 
Veliensis  doctrina  qualis  fuerit,  diss.  inaug ,  Berol.  1864.  The  od.  Bergk,  De 
Parm.  Veliens.  versibus  nobilissimis :  ov  yäo  fu]  .-zote  toüt'  ovdafxi)  usw.,  Lect.  cat.. 
Halls  1867.  auch:  Kleine  philol.  Sehr.,  2  (1886'.,  72—82.  L.  Dauriac,  Les  ori- 
gines  logiques  de  la  doctrine  de  Parmenide,  Revue  philos.  15  (1883),  533—536. 
Tannery.  La  physique  de  P.,  Revue  philos.  18  (1884),  264-292.  Cl.  Baeumker, 
Die  Einheit  des  Parmenidischen  Seienden,  Jahrbb.  f.  Philol.  133  (1886),  541—561. 
O.  Kern.  Zu  P..  Arch.  f.  G.  d.  Ph.  3  (1890),  173-176.  A.  Döring,  Das  Welt- 
system des  P.,  Ztschr.  f.  Ph.  u.  ph.  Kr.  104  (1894),  161—177;  derselbe,  Ein  Wort 
pro  domo  in  bezug  auf  H.  Diels,  Parmenides  Lehrgedicht,  ebd.  111,  222  -230. 
H  Berg^er,  D.  Zonenl.  des  P.,  Gesellsch.  d.  W.,  Lpz.  1895,  57—108.  J.  Bidez. 
Observation»  sur  quelques  fragments  d'Empädocle  et  de  Parmenide,  Arch.  f. 
G.  d.  Ph.,  9  (1896),  190-207;  298-309.  H.  Diels,  Parmenidea,  Hermes  35 
(1900),  196-201.  Zum  Namen  vgl.  Diels.  Hermes  37  (1902),  480  f.  Fr.  Suse- 
mihl.  Zum  zweiten  Teil  des  Parmenides,  Philol.  58  (1899),  205—214.  A.  Patin, 
Parmenides  im  Kampfe  gegen  Heraklit,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.,  Suppl.  25 
(1899).  49lff.  U.  V.  Wilamowitz-Moellendorff.  Hermes  34  (1899).  203. 
H.  Kösters.  D.  parmenid.  Sein  im  Verh.  zur  plat.  Ideenlehre,  Pr.,  Viersen  1901. 
E.  C.  H.  Peithmann,   Parmenides   (Biogr.  antiqua.    Serie  2  Heft  2),    Bitterfeld 


56*  Literaturverzeichnis. 

11.  Leipz.  0.  -T.  (christl.  fc^tandpiinkt.  Schief  und  irreführend i.  E.  de  ^larchi^ 
Lontologia  e  la  fenomenologia  di  Parmenide  Eleate.  Torino  1905.  F.  Äledicus, 
Zur  Physik  des  Parmenides,  Philos.  Abh.  f.  M.  Heinze.  S.  137 — 145.  K.  Lincke,. 
Zu  Parmenides  .iroi  9  rofojc,  Philol  65  (1906),  472 ff.  0.  Gilbert.  Die  haluoiv 
des  Parmenides.  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  20  (1907),  24-45.  E.  Ellis.  Sbme 
sugpestions  on  Diels'  Poet,  philos.  fragm.  (Parm.  fragm.  16,  1.  2),  Class.  rev.  16- 
(19(fe),  269  f.  Visv.  Sandejs,  Der  Idealismus  des  Parmenides.  München  1910^ 
Diss.  H.  Mutschmaun ,  Über  Parmenides  B  1  D.  u.  Emped.  B  137,  3  D.,  vgl. 
Zeitgchr.  f.  d.  Gvmnasialw.  66  (1912),  800  Alex.  Rüstow,  Parmenides.  VerhandL 
d.  ,52.  Vers,  deutscher  Philol.  u.  Schulm.  zu  Marb.  (1913),  163-167.  Textkritisch 
A.  Platt.  3IisceU.,  Class.  quart.  5,  253  f.,  A.  Covotti.' Riv.  di  filol.  36  (1908),. 
424-427.  Vgl.  auch  W.  Nestle,  Philol.  67  (1908),  537.  E.  Loew  und 
H.  .Slonimsky  s.  unter  Heraklit  S.  50*. 

Zu  §  20.  Zenon  von  Elea.  C.  H.  E.  Lohse,  De  argumentis,  quibus  Zeno- 
Eleates  nuUum  esse  motum  demonstravit,  Balis  1794.  Ch.  L.  G  erlin  g,  De- 
Zenonis  Eleatici  paralogismis  motum  spectantibus.  Marburgi  1S25.  Ed.  Well- 
raann.  Zenos  Beweise  gegen  die  Bewegung  u.  ihre  Widerlegungen,  Gvmn.-Pr.,. 
Frankf.  a.  O.  1870.  F.  Schneider.  Zeno  aus  Elea,  Philol.  3.5  (I876j,  602-642. 
E.  Raab,  Die  zenonischen  Beweise,  Pr.  d.  Studienanst.,  Schweinf.  1S80.  C.  Du- 
nan.  Zenonis  Eleatici  argumenta,  These  de  Paris,  Nantes  1884.  P.  Tannerv,  Le 
concept  scientif.  du  Continu.  Zenon  et  G.  Cantor.  Rev.  philos.,  Oct.  1885.  ^iarg. 
Evangelidis,  Erklärung  des  zenonischen  Fragments  bei  Simpl.  Phys.  141,1  ff., 
in:  'Pü.pooffiy.ü  /.if/.iTi'/uuTa,  rev/og  .towto»',  ir/^ih'jv..  1886,  S.  78 — 96.  G.  Fron- 
tera,  Etüde  sur  les  arguments  de  Zenon  d"Elee  contre  le  mouvement,  Par.  1891. 
ß.  Petronievics,  Zenos  Beweise  gegen  die  Bewegung,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos. 
20  (1907).  56 — 80.  R.  Salinger,  Kants  Antinomien  u.  Zenons  Beweise  geg.  d. 
Bewegung,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  19  (1906),  99-122.  C.  E.  Ruelle.  Largu- 
ment  d'Achüle  (Aristot.  phys.  6.  9).  Commentaire  inedit  de  Theodore  Metochite, 
Revue  de  philol.  31  (1907),  105 — 110.  Zu  Zenons  viertem  Beweise  gegen  die  Be- 
wegung R.  K.  Gaye,  On  Arist.  Phys.  Z  9,  239b  33-240  a  18,  Journ.  of  philoL 
61.  95 — 117.  Einige  Abhandlungen  über  Zencn  von  G.  Noel,  V.  Brochard, 
G.  Milhaud,  G.  Lechalas  in  d.  Rev.  de  Metaph.  et  de  Mor.l  (1893).  107  bi& 
125;  2CI9-215;  396— 40<J;  400—404.  V.  Brochard.  Les  arguments  de  Zenon 
d'Elee  contre  le  mouvement,  Seanc.  et  trav.  de  Tacad.  d.  sc.  mor.  et  pol.  129' 
(1888),  555 — 568  (Etudes  etc.  s.  0.  S.  12*.  In  dieser  Sammlung  auch  der  Aufsatz 
Les  pretendus  sophismes  de  Zenon  d'Elee  aus  der  Rev.  de  Metaph.i.  Losacco- 
s.  Heraklit  S.  50'. 

Zu  §  '21.  Melissos  von  Sanios.  Frz.  Kern,  Seoffoümov  .-rroi  Mf/.iooov,. 
Philol.  26  (I&681,  271—289.  Derselbe,  Zur  Würdigung  des  Melissos  v.  S.,  im 
Festschr.  des  Stett.  Stadtgymn.  zur  35.  Philologenvers..  Stettin  1880,  S.  1—24. 
(K.  sieht  in  Melissos  die  höchste  dogmatische  Ausbildung  des  Eleatismus,  d.  h. 
..der  eigentümlichen  philosophischen  Richtung,  die  allein  durch  Anwendung  des- 
Identitätsprinzips  das  wirklich  Seiende  gewinnen  will  mit  völliger  Verleugnung; 
des  mit  gleicher  Macht  in  uns  wirkenden  Kausalitätsprinzips''.)  O.  Apelt,  M. 
bei  Pseudo-Aristoteles,  Jahrbb.  f.  kl.  Philol.,  1886,  729-766.  A.Pabst,  De 
Melissi  Samii  fragmentis,  Bonnae  1889.  der  zu  beweisen  sucht,  daß  die  Fragmente 
1 — 5  aus  Simplikios,  in  denen  sich  feine  Dialektik  findet,  eine  ganz  freie  Para- 
phrase der  echten  Fragmente  11—14  seien,  also  nicht  dem  Melissos  angehörten. 
M.  Offner,  Zur  Beurteil,  d.  M.,  Arch.  f.  G.  d.  Ph.  3  (1890),  12—3.3.  A.  Chiap- 
pelli,  Sui  frammenti  e  suUe  dottrine  di  M.  d.  S.,  Rendic.  dell'  Acc.  dei  Lincei, 
1890.  A.  Covotti,  Melissi  Samii  reliquiae,  Studi  ital.  di  filol.  class,  6  (^1898),. 
213—227.    Vgl.  auch  zu  Melissos  W.  Nestle.  Philol.  67  (1908),  537 ff. 

Zu  §  28.  Empedokles  von  .4kragas.  Frid.  Gull.  Sturz,  De  Empedoclis- 
Agrigentini  vita  et  philosophia  expos.,  carminum  reliq.  coli.,  Lips.  1805.  Ama- 
deus  Peyron.  Empedoclis  et  Parmenidis  fraginenta,  Lips.  1810.  H.  Ritter,. 
Über  die  philosophische  Lehre  des  Empedokles,  in  Wolfs  literarischen  Analekten.. 
Bd.  2  (1820),  411  ff.  B.  H.  C.  Lommatzs  ch.  Die  Weisheit  d.  Empedokles.  Berl.  1830. 
S.  Karsten,  Emp.  Agrig.  carminum  reliquiae  lals  2.  Bd.  der  Reliquiae  phiL 
vet.  Graec.j,   Amst.  1838.     Th.  Bergk,    Emp.  fragmenta.  in:   Poet.  lyr.  Gr.;  De 


Zu  §  20.  Zenon  v.  Elea.    Zu  §  21.  Melissos  v.  Samos.    Zu  §  23.  Empedokles.    57* 

prooemio  Erapedoclis,  Berol.  1839.  Di  eis'  Poet,  philos.  u.  Vorsokr.,  s.  im  Textteil 
J?.  104.  Kri  sehe,  Forschungen  I.  S.  110—129.  Panzerbiettr,  Beiträge  z,  Kritik  u. 
Erläuterung  des  Empedokles,  Meiningen  1844.  und  Ztschr.  f.  A.-W.  1845,  883  ff. 
K.  Steinhart,  Empedokles,  in:  Allgem.  Enzvkl.  d.  Künste  u.  Wiss.  von  Ersch  u. 
Gruber,  Sect.  I,  B.  34,  S.  83—105.  Mullach,  De  Emp.  prooemio,  Berol.  1850; 
Quaestionum  Emp.  spec.  sec,  Pr.  du  Coli,  fr.,  ebd.  1853;  Philos.  Gr.  fragm.  I, 
XIV  ff.  15  ff.  11.  Stein.  Emp.  Agrig.  fragmenta  ed.,  praemissa  disp.  de  Empe- 
doclis  scriptis,  Bonnae  1852.  W.  Hollenberg,  Empedoclea,  Berlin  1853  (Gym- 
nasial-Programm).  E.  F.  Apelt,  Parmenidis  et  Empedoclis..  doctrina  de  mundi 
structura,  Jenae  1856.  A.  G  ladisch,  Empedokles  und  die  Ägypter,  eine  histor.. 
Untersuchung,  mit  Erläuterungen  aus  den  ägypt.  Denkmälern  von  H.  Brugsch 
und  Jos.  Passalacqua,  Lpz.  1858;  vgl.  Gladisch,  Emp.  und  die  alten  Ägvpter, 
in  Noacks  Jahrb.  für  spekulat.  Philos.,  1847,  ..H.  4,  Nr.  32,  H.  5,  Nr.  41; 
Das  mystische  vierspeichige  Ead  bei  den  alten  Ägyptern  und  Hellenen,  in  der 
Zeitsehr.  der  Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft,  Bd.  15,  Heft  2,  406  f. 
H.  Winnefeld,  Die  Philosophie  des  Empedokles,  Donaueschinger  Gymn.-Pr., 
Rastatt  1862.  F.  Henneguy,  Panth^ia,  ^tude  antique,  Paris  1874.  Reinach, 
Le  texte  d'Empedocle,  L'mstruction  publ.,  Mars,  Avril  187G.  R.  Schläger, 
Emped.  Agrigent.  quatenus  Heraclitum  Ephesium  in  philosophia  secutus  sit, 
Gymn.-Progr.,  Eisenach  1878.  E.  Baltzer,  Emped.,  eine  Studie  zur  Philos.  d. 
Griechen,  Lpz.  1879.  H.  Di  eis,  Studia  Empedoclea,  Hermes  15  (1880).  161  bi'; 
179;  ders.,  Gorgias  u.  Emp.,  Sitzungsber.  der  Berl.  Akad.  1884,  343—368;  ders.. 
Über  ein  Fragment  des  E.,  ebenda  1897 ;  ders.,  Über  die  Gedichte  des  E.,  ebenda 
1898,  I,  396—415.  G.  F.  Unger,  Die  Zeitverh.  des  Anaxagoras  und  Empe- 
dokles, Philologus,  Supplementband  1883,  511 — 550.  O.  Kern,  Empedokles  und 
die  Orphiker,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  1  (1888),  498—508,  der  vielfache  Abhängig- 
keit des  E.  von  der  rhapsodischen  Theogonie  des  Orpheus  zu  erweisen  sucht. 
Fr.  Knatz,  Empedoclea,  Schedae  philol.  H.  Usener  —  oblatae,  Bonn  1891, 
S.  1-9.  S.  Ferrari,  Empedocle.  Riv.  ital.  di  filos.  6  (1891),  165—190;  der- 
selbe, La  filos.  di  E.,  ebenda  6  (1891),  52—79;  250-283;  derselbe,  Empedocle, 
Roma  1891.  J.  Bidez,  La  biographie  d'Empedocle,  Recueil  de  travaux  publi^s 
par  la  faculte  de  philosophie  et  lettres,  12.  fascic,  Gand  1894;  derselbe,  Obser- 
vations  sur  quelques  fragments  d'Empedocle  et  de  Parmenide,  Arch.  f.  Gesch.  d. 
Ph.  9  (1896).  190-207;  298-309.  G.  Thiele,  Zu  den  vier  Elementen  des  E., 
Hermes  32  (1897),  68 — 78.  H.  v.  Arnim,  D.  Weltperioden  bei  Emp.,  in:  Fest- 
schrift Th.  Gomperz  dargebr.,  1902,  S.  16-27.  E.  C.  H.  Peithmann,  Empe- 
docles  (Biographia  antiqua  Ser.  2,  H.  3),  Bitterfeld.  E.  Bodrero,  II  principio' 
fondamentale  del  sisiema  di  Empedocle,  Roma  1905.  R.  Ellis,  Some  suggestions 
on  Diels'  Poet,  philos.,  fragm.  (Emped.  fragm,  4.  9,  10,  11;  fragm.  17.  20,  21.  25; 
fragm.  64),  Class.  review  16  (1902),  269—270.  C.  Pascal,  L'imitazione  di  Empe- 
docle nelie  Metamorfosi  di  Ovidio,  Rendiconto  dell'  Accad.  di  archeoL,  lettere  e 
belle  arti,  Napoli  1902.  H.  Diels,  Symbola  Empedoclea,  in:  M^langes  Weil- 
Empedokles  berührt  WilamoAvitz,  Hermes  37  (1902),  326.  W.  Nestle,  Der 
Dualismus  d.  Emped.,  Philol.  65  (1906),  545-557.  Clara  Eliz.  Millerd,  On  the- 
interpretation  of  Erapedocles,  Chicago  1908,  Diss.  Rob.  Eisler,  Bildopfer  bei 
Emped..  Arch.  f.  Religionswiss.  13  (1910),  625  (zu  Vors.  21  ß  128,  5).  W.  Kranz, 
Empedokles  und  die  Atomistik,  Hermes  47  (1912),  18—42.  W.  Mu  tschmann, 
Über  Parmen.  B  1  D.  u.  Empedokles  B  137,  3  D.  nach  dem  Berichte  in  der  Zeit- 
schrift f.  d.  Gymnasialwesen  66  (1912),  800.  Emp.  Fragments  transl.  into  English' 
verse  by  W.  E.  Leonard,  Chicago  1910.  B.  L.  Sangermano,  E.,  frammentl 
dei  poemi  —  vita,  Girgenti  1911.  Th.  Schar nagl,  Der  Philosoph  E.  in  seiner  Eigen- 
schaft als  Dichter,  Komotau  1908.  1909.  Vgl.  auch  W.  Nestle,  Philol.  67 
(1908),  538  ff.  E.  Bignone,  Boll.  di  filol.  class.  21  (1915),  156—161  (Emp.  und 
Epikur).  Fr.  Jobst,  s.  Lucrez.  E.  Well  mann,  Artikel  Empedokles  3  bei 
Pauly-Wissowa.     J.  Piatek,  Nietzsches  Empedokles-Fragmente,  Stryj  1910,  Pr. 

Empedokles  in  der  neunni  scJ/öncn  Literatur:  Hölderlin  plante  ein  Drama: 
Der  Tod  d.  Empedokles,  von  dem  Bruchstücke  vorhanden  sind.  Theod.  Curti, 
Das  Fest  des  Empedokles.  Ein  dramatisches  Gedicht,  Zürich  1909  (vgl.  die  Be- 
sprechung von  F.  Lortzing,  Berl.  philo!.  Wochenschr.  1911,  671  ff.). 

Zu   §   34.       iuaxagoras,     Archelaos    und    Metrodoros    von    Lanipsakos. 

Anaxagoras:   Friedr.  Aug.  Carus,  De  Anax.  cosmotheologiae  fontibus,  Leipz. 


,j8*  Literaturverzeichnis. 

1797.  wiederabgedr.  in  Carus'  Ideen  z.  Gesch.  d.  Philos..  Lpz.  1809,  S.  688—762; 
Anax.  aus  Klaz.,  in  Fülleborns  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Philos..  St.  10,  1799.  wieder- 
iibgedr.  in  Carus'  Ideen  zur  Gesch.  der  Philos.,  S.  395-478.  J.  T.  Hemsen, 
Anas.  Claz.,  Gott.  1821.  Ed.  Schaubach,  Anax.  Claz.  fragm.,  Lips.  1827. 
<Tuil.  Sehern,  Anax.  Claz.  et  Diogenis  ApoUoniatae  fragmenta,  Bonnae  1829. 
F.  Panzerbieter,  Seriptio  de  fragmentorum  Anaxagorae  ordine,  Meiningen 
1836.  F.  J.  Clemens,  De  philosophia  Anaxagorae  Clazomenii,  Berol.  1839. 
Ch.  Zeyort.  Dissert.  sur  la  vie  et  la  doctrine  d'Anaxagore,  Par.  1843.  Fr.  Breier, 
Die  Philosophie  des  Anaxagoras  von  Klazomenae  nach  Aristoteles,  Berlin  1840. 
Kr  i  sehe.  Forschungen  I,  S.  60-68.  Franz  Hoff  mann,  Über  die  Gottesidee 
des  Anaxagoras,  Sokrates  und  Piaton,  Würzburg  1860  (Glückwunsch-Progr.  an 
<lie  Universität  Berlin).  Vgl.  Michelet  in  der  Ztschr.:  Der  Gedanke,  Bd.  2, 
Heft  1,  S.  33—14,  und  Hoffraanns  Entgegnung  in  Fiehtes  Ztschr.  f.  Ph.  u.  ph 
Kritik.  X  F.  40  (1862),  1-48.  Aug.  Gladisch,  Anax.  und  die  Israeliten, 
Lpz.  1864;  vgl.  Gladisch,  Anax.  und  die  alten  Israeliten,  in  Niedners  Ztschr.  f. 
liistor.  Theol.  1849,  Heft  4,  Nr.  14.  C.  Alexi,  Anaxag.  u.  s.  Philosophie,  nach 
den  Fragmenten  bei  Siraplic.  ad  Arist.,  G.-Pr.,  Neu-Ruppin  1867.  Heinrich 
Beckel,  Anax.  doctrina  de  rebus  animatis,  diss.  Monaster.  1868.  M.  J.  Mon- 
rad.  Anax.  og  Atomistiken,  Christiania  1870,  E.  Köhler,  Die  Philosophie  des 
Euripides,  I.  Anaxagoras  u.  Euripides.  G.-Pr.,  Bückeburg  1873.  G.  F.  Unger, 
Die  Zeitverh.  des  Anaxag.  u.  Emped.,  s.  oben  S.  57*.  P.  Tannery,  La  theorie 
de  la  matiere  d'Anaxagore,  Revue  philosoph.  1886,  255-271.  H."  Kothe,  Zu 
Anax.  T.  Klazoraenai,  Jahrbb.  f.  kl.  Philol.  133  (1886),  767  -771.  S.  Firmiani, 
Alcune  osservazioni  su  la  ra?ione  tra  il  vor;  e  la  rpvyj]  nella  dottrina  filosofica 
di  Anassagora,  Riv.  ital.  di  filos.  4  (1889i,  66-77.  M.  Heinze,  Üb.  d.  ro?,-  d. 
A..  Berichte  der  Gesellsch.  d.  Wiss.  zu  Leipzig,  1890.  F.  Polle,  Ovidius  und 
Anaxagoras,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  145  (1892),  53—59.  Emil  Arleth,  Die 
Lehren  des  A.  vom  Geist  und  der  Seele.  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  8  (1895),  59—85; 
190-205.  Ed.  Zeller,  Zu  Anax.,  ebd.  S.  151  f.  =  Kl.  Sehr.  II  S.  103.  Der- 
selbe (zu  A.  bei  Simpl.  Phvs.  156,  13  ff.  164,  21),  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  5 
(1892).  441  f.  =  Kl.  Sehr.  II  S.  33  f.  E.  Dentler,  Die  Grundprinzipien  der  Philo- 
sophie des  .\.,  Diss.,  Müneh.  1897:  derselbe,  D.  rov;  nach  .\.nax.,  Philos.  Jahrb. 
11  (1898».  Heft  1.  2.  3.  E.  C.  H.  Peithmann,  Anaxagoras  (Biogr.  antiqua 
Ser.  2,  Heft  4),  Bitterfeld  und  Leipzig.  J.  Geffcken,  Dle'doEßsia  des  Anaxa- 
goras, Hermes  42  (1907),  127—133.  Mary  Mills  Patrick.  The  birth  of  the 
idea  of  spirit  in  Greek  thought,  Popul.  science  monthly,  Oet.  1906.  Lloyd,  The 
poetry  of  Anax.  Metaphysics,  Journ.  of  Philos.,  Psychol.  and  scient.  Methods 
1907  Xr.  4.  F.  Krohn,  Der  vov;  bei  Anaxagoras,  Münster  1907,  Pr.  Wolfg. 
Schultz,  D.  Text  u.  d.  unmittelbare  Umgebung  von  Fragra.  20  d.  Anaxagoras, 
Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  24  (1911),  322-342.  E.  Neustadt,  Des  A.  Lehre 
vom  Geist.  Charlottenburg  1914,  Pr.  Vgl.  zu  Anaxagoras  auch  W.  Nestle, 
Philol.  67  (1908).  543,  zum  Plasiiat  des  Anaxagoras  an  Leukippos  H.  Diels, 
Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1908,  S.  710.  E.  Well  mann,  Artikel  Anaxagoras  4  bei 
Paulv-Wissowa.  —  Zu  Archelaos  s.  E.  Wellraann,  Artikel  Archelaos  36  bei 
Paulv-Wissowa.  —  Metrodoros:  W.  Nestle,  Metrodors  Mvthendeutung,  Philol. 
<56.  .503.  E.  Zeller,  Kl.  Sehr.  II  40  (Xachtr.  ■/..  Philos.  d.  Gr.).  Th.  Gomperz, 
Hellenika  1  104. 

Über  die  Sage  von  Hermotimos  ans  Klaxomenai  (s.  o.  Text  S.  113)  handeln: 
F.  .\.  Carus,  in  Fülleborns  Baiträgen  zur  Geschichte  der  Philos.,  Bd.  3,  St.  9, 
1798.  wiederabgedruckt  in  Carus'  nachgel.  Werken,  Bd.  4:  Ideen  zur  Geschichte 
der  Philosophie,  Leipzig  1809.  S.  330-392.  Ign.  Denzinger.  De  Hermot. 
Clazomenio  comment.,  Leodii  1825.     E.  Rohde,  Psyche,  II*  S.  95  f. 

Zu  §  35.    Die  Atomiker :  Leukippos  und  Demokritos. 

Die  Atomiker  alUjemein:  W.  A.  Heidel,  Antecedents  of  Greek  Corpuscular 
Theories,  Harv,  stud.  "in  Class.  Philol.  22  (1911),  111—172.  Über  das  Erkenntnis- 
problera  bei  den  antiken  Atomisten  handelt  H.  J.  Radermacher,  Philos.  Jahrb. 
24  (1911).  327—350.  —  V.  Fazio- A 1  raayer,  Studi  suU"  atomismo  greco, 
Palermo  1911.     Vgl.  auch  Hammer  Jensen  und  P.  Schanz  unter  Demokrit. 

Leukippos:    E.  Rohde,    Über  L 
logenvers.    zu    Trier.    1 


iohde.    Über  Laucipp  u.  Demokrit,   Verh.  der  34.  Philo- 

S8.I   (L-ipz.  1881),    S.  61-89    =    Kl.  Sehr.  I  S.  205-245, 


Zu  §  24.    Anaxagoraä,  Archelaos  u.  Metrodoros.    Zu  §  25.   Die  Atomiker.       59* 

der  daran  zweifelt,  daß  überhaupt  ein  Philosoph  Leukippos  gelebt  habe.  Da- 
gegen H.  Diels,  Verhandl.  der  35.  Philologenversamml.  in  Stettin,  S.  96 — 109. 
Hierauf  wieder  E.  Roh  de,  Nochmals  Leuc.  u.  Demokrit,  Jahrbb.  f.  Philol.  u. 
Päd.  123  (1881),  741—748  =  Kl.  Sehr.  I  S.  245-255.  Vgl.  weiter  Diels,  L.  u. 
Diogenes  v.  Apoll.,  Rhein.  Mus.  1887,  1 — 14.  P.  Natorp,  Nochmals  Diogenes 
u.  Leukippos,  Rhein.  Mus.  1887,  374-386.  E.  Zeller,  Zu  Leucippus,  Arch.  f. 
Gesch.  d.  Phil.  15  (1902).  137—140  =  Kl.  Sehr.  II  S.  185.  S.  auch  Kl.  Sehr. 
II  S.  36.  P.  Bokownew,  Die  Leukippfrage,  Dorpat  1911.  Beziehungen  von 
Leukipp  und  Galilei  behandelt  H.  Diels.  Alte  u.  neue  Kämpfe  um  d.  Freiheit 
d.  Wissenschaft.  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1908,  705  ff .  (über  Leukipp  709  f.). 

Deiiiohritos:  Schleiermacher,  Über  das  Verzeichnis  der  Schriften  des  De- 
mokrit bei  Diog.  L.  (9.  45  ff.),  gelesen  den  9.  Januar  1815,  abgedr.  in  den  sämtlichen 
Werken,  3.  Abt.,  Bd.  3,  S.  292-305.  A.  H.  C.  Gef  fers,  Quaest.  Dem.,  Gott.  1829, 
Pr.  J.  F.  W.  Burchard,  Democriti  philosophiae  de  sensibus  fragmenta,  Minden 
1830;  Fragmente  der  Moral  des  Abderiten  Democritus,  Minden  1834.  Papen- 
cordt.  De  atomicorum  doctrina,  Berol.  1832.  Frid.  Heimsoeth,  Democriti  de 
anima  doctrina,  Bonnae  1835.  Krische.  Forschungen  I,  S.  142  —  163.  C.  Ritter, 
Demokrit,  in :  Allg.  Enzvkl.  d.  Künste  u.  Wissensch.  v.  Ersch  u.  Gruber,  Sekt.  I, 
Bd.  24.  S.  35-42.  Fr.*  G.  A.  Mullach,  Quaest.  Demoer.  spec.  I— II,  Berol. 
1835 — 1842;  Demoer.  oper.  fragm.  coli.,  rec,  vertit,  explic.  ac  de  philosophi  vita, 
scriptis  et  placitis  commentatus  est,  Berol.  1844;  Fragm.  ph.  Gr.  I,  S.  330  ff. 
B.  ten  Brink,  Anecdota  Epicharmi,  Democriti,  cet.,  Philologus  6  (1851),  577 
sqq.:  Democriti  de  se  ipso  testimonia,  ib.  p.  589  sqq.,  7  (1852),  354  sqq.:  Demo- 
criti liber  neoi  drdomrrov  (/vaioc,  ib.  8  (1853),  414  sqq.;  Democritea,  ib.  29  (1870), 
605-620.  Eduard  Johnson,  Der  Sensualismus  des  Demokritos  und  seiner 
Vorgänger,  mit  Bezug  auf  verwandte  Erscheinungen  der  neueren  Philosophie. 
G.-Pr.,  Planen  1868.  F.  Lortzing,  Über  die  ethischen  Fragmente  Demokrits,  Pr. 
des  Soph.-Gvmn.,  Berl.  1873.  L.  Liard,  De  Democrito  philosopho,  Paris  1873. 
R.  Hirzel."..  Demokrits  Schrift  jt.  sidv/uhjg,  Hermes  14  (1879),  354—407. 
Fr.  Kern.  Über  D.  v.  A.  u.  d.  Anfänge  d.  griech.  Moralphilos.,  Ztschr.  f.  Phil, 
u.  philos.  Kr.  1880,  Ergänzungsh.,  S.  1 — 26.  A.  Brieger,  Die  Urbewegung  der 
Atome  u.  d.  Weltentsteh,  b.  Leuk.  u.  Dem.,  Pr.,  Halle  a.  S.  1884.  M.  Berthelot, 
Des  origines  d'alchömie  et  des  oeuvres  attribuees  a  D.  d'Abd.,  Journ.  des  Sav., 
1884  Sept.,  517  —  527.  P.  Natorp,  Demokrit,  in:  Forschungen  zur  Gesch.  des 
Erkenntnisproblems  im  Altertum,  S.  164  —  208;  derselbe.  Über  D.s  ynjaüj  yvcöuf], 
Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  1  (1888),  348-356.  H.  C.  Liepmann,  Die  Mechanik 
der  Leukipp.-Demokritischen  Atome.  I.-D.,  Lpz.  1885.  Gust.  Hart,  Zur  Seelen- 
u.  Erkenninislehre  des  D.,  G.-Pr.,  Mülhausen  i.  E.  1886.  W.  Kahl,  D.  in 
Ciceros  philos.  Sehr.,  Pr.,  Diedenhofen  1889.  K.  Modritzki,  Die  atomistische 
Ph.  des  D.  in  ihrem  Zusammenhang  mit  früheren  philos.  Systemen,  Stettin  1891. 
V.  Brochard,  Protagoras  et  D.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  2  (1889),  368-378  (auch 
in  dessen  Etudes,  s.  oben  S.  12*).  G.  Ammon,  Der  Philos.  Dem.  als  Stilist, 
Xenien  der  41.  Philologenversammlung  dargeboten  vom  histor.-philolog.  Verein 
München,  München  1891,  3—11.  P.  Schanz,  D.  Atomistik  u.  die  christl.  Natur- 
philosophie, Theol.  Quartalschr.  73  (1891),  412—4.54.  H.  Diels,  Über  D.s  Dämonen- 
glauben. Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  7  (1894),  154-157.  P.  Natorp,  Die  Ethika  des 
Demokritos,  Text  und  Untersuchungen,  Marb.  1893  (N.  versucht,  die  demokri- 
tische Ethik  in  systematische  Form  zu  bringen  und  ihre  Fortwirkung  in  der 
philos.  Ethik  der  Griechen  nachzuweisen).  Löwenheim,  Der  Einfluß  D.s  auf 
Galilei.  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  7  (1894),  230—268.  K.  Vorländer,  D.s  ethische 
Fragmente.  Ins  Deutsche  übertr.,  Ztschr.  f.  Ph.  u.  ph.  Kr.  107  (1896),  253—272. 
A.  Goedeckemeyer.  Epikurs  Verhältnis  zu  D.  in  der  Naturphilosophie,  Diss., 
8traßb.  1897.  Eug.  Oder,  Ein  angebliches  Bruchstück  D.s  über  die  Entdeckung 
unterirdischer  Quellen,  Philol.  Suppl.  7  (1898),  231—384.  A.  Dvrof f,  Demokrit- 
studien.  München  1899.  Gius.  Zuccante,  Da  Democrito  ad  Epicuro,  Rivista 
di  filos.  etc.  3,  1900.  A.  Brieger,  D.  atomist.  Syst.  durch  Korrektur  des  anaxa- 
goreischen  entstanden,  Hermes  36  (1901),  161—186;  derselbe.  D.s  angebl.  Leug- 
nung der  Sinneswahrh.,  ebenda  37  (1902).  56 — 83;  derselbe,  Die  L^rbewegung  der 
demokrit.  Atome,  Philol.  63  fl904),  584  —  596.  Susemihl,  Aphorismen  zu  D., 
Philol.  BO  (1901),  180—191.  Über  die  Ethik  D.s  handeln  auch  M.  Heinze,  Der 
Eudämonismus  in  d.  griech.  Ph..  c.  4;  R.  Hirzei,  Untersuch,  zu  Ciceros  philos. 
Schriften,   I.     E.  C.  H.  Peithraann,    Demokrit  (Biogr.  antiqua   Ser.  2,   H.  5), 


6(3*  Literaturverzeichnis. 

Bitterfeld  u.  Leipzig  1902  (wertlos).  E.  Bobba,  Intorno  il  caso  e  la  fortuna  irr 
Democrito,  Atti  d.  K.  Accad.  di  Torino  40,  381—408.  S.  Schneider,  Die  Ethik 
des  Demokritos  und  der  Kedner  Antiphon.  Eos  8,  54-  64.  W.  FronmüUer,^ 
Deruokrit,  seine  Homerstudien  u.  Ansichten,  Erlangen  1901,  Dissert.  M.  Well- 
mann.  Pseudodemocritea.  Vaticana,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  philos.-hist.  Kl.  1908^ 
G25 — 630.  J.  Ferber,  Über  die  wissensch.  Bedeutung  der  Ethik  Demokrits, 
Zeitschr.  f.  Philos.  u.  philos.  Krit.  132  (]908),_  82— 114.  K.  Lincke,  Zu  Demo- 
kritos -T.  fvdruüjg,  Philo!.  68  (1909),  573—5(5.  Über  die  älteste  Atomenlehre 
handelt  J.  Hammer  Jensen,  Kopenhagen  1908;  über  Demokrit  u.  Piaton  der- 
selbe. Areh.  f.  Gesch.  d.  Philos.  23  (1910),  92—105:  211—229.  Ed.  Luigi  De 
Stefan  i,  Zu  Demokrits  Fragmenten.  Berl.  phil.  Wochenschr.  1911,  286.  Karl 
Reinhardt,  Hekataios  von  Abdera  und  Demokrit,  Hermes  47  (1912),  492—513 
(dazu  Ed.  Norden,  Agnostos  Theos  397  ff.).  Üher  Demokrits' YTTndijy.ai  handelt 
P.  Friedländer,  Hermes  48  (1913),  603  ff.  —  J.  Heeg,  Pseudodemokritische 
Studien,  Abh.  d.  Berl.  Akad.  philos.-hist.  Kl.  1913,  Nr.  4.  L.  Löwenheim,  Die 
Wissenschaft  Demokrits  u.  ihr  Einfluß  auf  die  moderne  Xaturwissenschaft,  Bei- 
heft zum  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  26  (1913).  K.  Praechter,  Eine  Demokritspur 
bei  Xenophon,  Hermes  50  (1915),  144—150.  Über  Demokrits  Stil  Ed.  Norden, 
Kunstprosa  S.  22.  Vgl.  auch  W.  Nestle,  Philol.  67  (1908),  545  ff.,  Zeller, 
Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  5  (1892),  169.  445  =  Kl.  Sehr.  II,  S.  5.  37.— 
E.  Well  mann,  Artikel  Demokritos  6  bei  Pauly-Wissowa. 

Demokriieer :  Über  Diogenes  von  Smyrna,  Anaxarchos  ro)i  Abdera,  Hekataios 
i-(jU  Ahlera,  ApoUodoros  ron  Kij^ikos,  Diotimos  von  Tyros,  Bion  von  Abdera  und 
Bolos  von  Mendes  Artikel  bei  Paulv-Wissowa  (Diog.  Nr.  43,  Anaxarch.  Nr.  1, 
Hekat.  Nr.  4,  Apollod.  Nr.  69,  Diot.  Nr.  21,  Bion  Nr.  11,  Bolos  Nr.  3).  Zu 
Anaxarchos  s.  Th.  Gomperz,  Hellenika  II,  268f.,  zu  Hekataios  Reinhardt 
oben  unter  Demokrit.  Über  Xausiphanes  handelt  S.  Sudhaus,  Nausi- 
phanes,  Rhein.  Mus.  48  (1893),  321—341.  Derselbe,  Noch  einmal  Nausiphanes  u. 
Aristot.  bei  Philodem,  in:  Exkurse  zu  Philodem,  Philol.  54  (1895),  80 ff.  Über 
Biotimos  Rud.  Hirzel,  Hermes  17  (1882),  326—328.  Weitere  Literatur  siehe 
in  den  Artikeln  bei  Pauly-W^issowa. 

Zu  4;  27.  Die  Sophistik  überhaupt.  Jahresberichte  s.  oben  S.  23"  f.  Über 
die  Sophisten  handelt  ausführlich  Grote  in  seiner  Geschichte  Griechenlands 
(Hist.  of  Greece,  VIII,  474— .544),  der,  nachdem  Hegel  hierin  vorangegangen  war, 
ejne  richtigere  und  günstigere  Auffassung  der  Sophisten,  wenn  auch  nicht  ohne 
Übertreibungen,  zu  begründen  suchte;  ferner  K.  F.  Hermann,  Gesch.  u.  Syst. 
der  piaton.  Philos.,  S.  179  ff.  u.  296  ff.  Eine  eingehende  sine  ira  et  studio  ver- 
faßte DarsteUung  bei  Zeller,  Phil.  d.  Gr.  I  2^,  S.  1038  ff.  Vgl.  auch  Groen 
V.  Prinsterer,  Prosopographia  Piaton.,  s.  expositio  iudicii,  quod  Plato  tulit  de 
iis,  qui  in  scriptis  ipsius  aut  loquentes  inducuntur  aut  quavis  de  causa  comme- 
morantur,  Lugd.  Bat.  1823.  Jac.  Geel,  Historia  critica  sophistarum,  qui  So- 
oratis  aetate  Athenis  floruerunt,  in:  Nova  acta  litt,  societ.  Rheno-Trajectinae, 
p.  II,  L"tr.  1823.  Herrn.  Roller,  Die  griechischen  Sophisten  zu  Sokrates'  und 
Piatons  Zeit  und  ihr  Einfluß  auf  Beredsamkeit  und  Philosophie,  Stuttgart  1832, 
W.  G.  F.  Röscher,  De  historicae  doctrinae  apud  sophistas  majores  vestigiis, 
Gott.  1838.  W^.  Baumhauer,  Quam  vim  sophistae  habuerint  Athenis  ad  aetatis 
suae  disciplinam,  mores  ac  studia  immutanda,  Trajecti  Bat.  1844.  Job.  Frei, 
Beiträge  zur  Geschichte  der  griechischen  Sophistik,  Rhein.  Mus.  7  (^1850), 
527 — 554  u.  8  (1853),  268—279.  A.  J.  Vitringa,  De  sophistarum  scholis  quae 
Socratis  aetate  Athenis  floruerunt,  Mnemosyne  2  (1853),  223—237.  Valat,  Essai 
historique  sur  les  sophistes  grecs,  in :  L'investigateur,  Paris  1859,  Sept.,  p.  257 
bis  267,  Nov.,  p.  321—336,  Dec,  p.  353—361.  Theod.  Gomperz,  Die  griechi- 
schen Sophisten,  Deutsche  Jahrbb.,  Bd.  7,  Berl.  1863.  N.  W^  ecklein,  Die  So- 
phisten und  die  Sophistik  nach  den  Angaben  Piatons,  Inaug.-Diss.,  W^ürzburg^ 
1866.  Martin  Schanz,  Beiträge  zur  vorsokrat.  Philosophie  aus  Piaton,  I.Heft: 
Die  Sophisten.  Göttingen  1867.  (Vgl.  Susemihl,  N.  Jahrbb.  f.  Philol.  97 
[1868],  513-528.)  Mullach,  Fragm.  ph.  Gr.  II,  1867,  S.  LVIIIff.;  Sophistarum 
fragmenta,  ebd.  S.  130 ff.  H.  Siebeck,  Das  Problem  des  Wissens  bei  Sokrates 
und  der  Sophistik,  Realsch.-Progr.,  Halle  1870.  S.  desselben  Untersuchungen  zur 
Philos.  der  Griechen,  2.  A.,  Freib.  i.  B.  1888,  I:  Über  Sokrates'  Verhältnis  zur 
Sophistik.     J.  .L  Bauer,    De  Sophistis,    G.-Pr.,  Ansbach  1870.     H.  Sidgwick, 


Zu  §  27.    Die  Sophistik  überhaupt.    Zu  §  28.     Protagoras  aus  Abdera.   ()1* 

The  Sophists,  Journ.  of  philology  4  (1872),  288-30Ö;  ö  (1873),  66-80. 
W.  Bethe,  Versuch  einer  sittlichen  Würdigung  der  sophistischen  Redekunst, 
Stade  1873.  G.  O.  Friedel,  De  sophistarum  studiis  Homericis,  in:  Dissertat. 
philologae  Halenses  1873,  Tom.  I,  S.  130—188.  E.  Schnippel,  Die  Haupt- 
epochen in  der  Entwicklung  des  Erkenntnisprobleras,  I.  Die  Widerlegung  der 
sophistischen  Erkenntnistheorie  im  Plat.  Theätet,  ßealsch.-Progr.,  Gera  1874. 
Th.  Funk-Brentano,  Les  sophistes  grecs  et  les  sophistes  contemporains,  Par. 
1879.  A.  Chiappelli,  Per  la  storia  della  Sofistica  greca,  Arch.  f.  Gesch.  d. 
Ph.  3  (1890),  1-21;  240-274.  A.  Espinas,  La  philos.  de  l'action  au  V.  siecle 
av.  J.  Chr.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  6  (1893),  491-508;  7  (1894),  193-223. 
E.  Bodrero,  II  sorgere  della  sofistica  nella  vita  e  nel  pensiero  greco  del  V.  se- 
■colo.  Rassegna  nazionale  del  16.  Luglio  1904.  Max  Saiomon,  Der  Begriff  des 
Naturrechts  bei  den  Sophisten,  Zeitschr.  d.  Savignystift.  f.  Rechtsgesch.  32,  129 
bis  167.  W.  W.  Jaeger,  Das  Ziel  des  Lebens  in  der  griech.  Ethik  von  der 
Sophistik  bis  Aristoteles,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altertum  usw.  31  (1913),  697 
bis  705.  Über  Namen  und  Begriff  des  Sophisten  s.  auch  Di  eis,  Vors.  c.  73  b. 
S.  C.  Bran  dst  ätter.  De  notionum  jTo/urey.o;  et  aoqnari'j<;  usu  rhetorico,  Leipz. 
Stud.  Bd.  15.  Über  00^10x7]?  und  cpd6aoq?og  L.  Radermacher,  Rhein.  Mus. 
i52  (1897).  18f.  Wilamowitz,  Aus  Kydathen  S.  215.  Heinr.  Gomperz, 
Sophistik  und  Rhetorik,  das  Bildungsideal  des  ev  Uysiv  in  seinem  Verh.  zur 
Philos.  des  V.  Jahrb.,  Leipz.  u.  Berl.  1912.  Dagegen  P.  Wendland,  Gott.  gel. 
Anz  1913,  53  ff.,  M.  Pohlenz,  Aus  Piatos  Werdezeit  S.  193  ff.  Zur  Sophistik 
(besonders  Gorgias)  s.  auch  W.  Süß,  Ethos,  Lpz.  u.  Berl.  1910.  Zur  Frage  einer 
ionischen  Sophistik:  Ed.  Schwär tz,  Quaestiones  lonicae,  Ind.  lect.  Rostoch.  aest. 
1891,  R.  Reitzenstein,Philol.  57  (1898),  45  ff.,  Wilh.  Nestle ,  Philol.  70  (1911), 
242  ff.  Zu  vergleichen  ist  ferner  W.  Nestle,  Bemerkungen  zu  den  Vorsokra- 
tikern  und  Sophisten,  Philol.  67  (1908),  531-581.  Derselbe,  Politik  u.  Aufklärung 
in  Griechenland  im  Ausgang  des  5.  Jahrh.  vor  Chr.,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass. 
Altertum  usw.  23  (1909),  1-23.  H.  Diels,  Die  Anfänge  der  Philologie  bei  den 
Griechen,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  25  (1910),  1—25.  A.  Busse,  Die 
Anfänge  der  Erziehungswissenschaft,  ebenda  26  (1910),  469  ff. 

Zu  §  28.  Protag-oras  aus  Abdera.  Geist,  De  Protagorae  sophistae  vita, 
Gissae  1827.  Leonh.  Spengel,  De  P.  rhetore  ejusque  scriptis,  indessen:  2"^»'«- 
ycoyii  Teyvwv,  p.  52  f f .  Ludw.  Ferd.  Herbst,  Protagoras'  Leben  und  Sophistik 
aus  den  Quellen  zusammengestellt,  in:  Philol.-hist.  Studien,  hrsg.  von  Petersen, 
1.  Heft.  Hamb.  1832,  S.  88-164.  Krische,  Forsch.  I,  S.  130—142.  Job. 
Frei,  Quaestiones  Protagoreae,  Bonn  1845.  O.  Weber,  Quaestiones  Protagoreae, 
Marb.  1850.  Jak.  Bernays,  Die  Kaxaßällovzsg  des  Protagoras,  Rhein.  Mus.  7 
(1850),  464—468.  A.  J.  Vitringa,  De  Protagorae  vita  et  philos.,  Groningae 
1852.  Friedr.  Blass,  Die  att.  Beredsamkeit,  Bd.  I,  2.  Aufl.,  Lpz.  1887,  S.  23 
bis  29.  Emil  Wolff,  Num  Plato,  quae  Pr.  de  sensuum  et  „sentiendi  ratione 
tradidit,  recte  exposuerit,  G.-Pr.,  Jever  1871.  Frdr.  Lange,  Über  den  Sensua- 
lismus des  Sophisten  P.  und  die  dagegen  von  Plato  im  1.  Teile  des  Theätet  ge- 
machten Einwürfe,  Diss.,  Gott.  1873.  Beruh.  Münz,  D.  Erkenntnis-  und  Sen- 
sati onstheorie  d.  Pr.,  Wien  1880.  W.  Halbfaß,  Die  Berichte  des  Plat.  u.  Aristot. 
über  Pr.,  mit  besonderer  Berücksichtigung  seiner  Erkenntnistheorie  krit.  unter- 
sucht. Jahrbb.  f.  klass.  Philol.,  13.  Supplementb.,  Lpz.  1882.  P.  Natorp,  For- 
schung, zur  Gesch.  des  Erkenntnisproblems,  s.  ob.  S.  28*.  A.  Harpf,  D.  Ethik 
des  Pr.  und  deren  zweifache  Moralbegründung  kritisch  untersucht,  Heidelb.  1884. 
E.  Laas,  Neue  Untersuchungen  über  Prot.,  Viertel] ahrsschr.  f.  wissensch.  Ph.. 
1884,  479—497.  Fr.  Sattig,  D.  protagoreische  Sensualismus  u.  seine  Um-  und 
Fortbildung  durch  sokratische  Begriffsphilosophie,  Zeitschr.  f.  Phil.,  1885,  275  bis 
320;  1886,  230-2.59.  O.  Gratzy,  Über  den  Sensualismus  d.  Philosophen  Prot, 
und  dessen  Darstellung  bei  Plato,  Pr.,  Laibach  1885.  B.  Münz,  Protagoras  und 
kein  Ende,  Zeitschr.  f.  Philos.  92  (1887),  107—124.  V.  Brochard,  Pr.  et  Demo- 
crite,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  2  (1889),  368—378  (auch  in  des  Verf.  Etudes,  s.  ob. 
S.  12*).  P.  Seliger,  Des  Pr.  Satz  über  das  Maß  aller  Dinge,  Jahrbb.  f.  Philol., 
1889,  401 — 413.  Beziehungen  von  Antiphons  Tetralogien  zu  Pr.  berührt  U.  v.  AVi- 
lamowitz-Moellendorff,  Comm.  gramm.  IV,  Gott.  1890,  16ff.  Th.  Gom- 
perz. D.  Apologie  der  Heilkunst,  eine  griech.  Sophistenrede  des  5.  vorchristl. 
Jahrh.s,  bearb..  übers,  u.  eingeleitet,  aus  d.  Sitzungsb.  d.  Akad.  d.  Wiss.,  philos. - 
hist.  Kl.  Bd.  120.    Abhandl.  9,   Wien  1890,  2.  Aufl.  Lpz.  1910  (vgl.  Text  S.  130). 


ß2*  Literaturverzeiclinis. 

Dagegen  H.  Diels,  Hermes  48  (1913),  o78ff.  S.  dazu  ferner  J.  Ilberg, 
Berl.  philol.  Wochenschr.  1890,  1165  ff.,  Ed.  Schwartz,  Quaestiones  lonicae, 
Rostock  1891,  Pr.,  P.  Natorp,  Protagoras  u.  sein  Doppelgänger,  Philol.  50 
(1891),  262—287,  Fr,  Lortzing,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1912.  129  ff. 
H.  Richards  (üb.  Prot,  bei  Diog.  Laert.  9,  51),  The  class.  rev.  16  (19(i2),  397. 
Wilh.  Jerusalem,  Zur  Deut,  des  Homo-mensura-Satzes,  in:  Eranos  \'indo- 
bonensis  (1893),  153—162.  E.  Bodrero,  Le  opere  di  Protagora,  Rivista  di  filol. 
1903,  558 — 595.  Derselbe,  Le  partizioni  del  köyog  fatte  da  Protagora  e  il  suo  in- 
segnamento  retorico,  BoUet.  di  filol.  class.  10,  83—88.  A.  Levi,  Contributo  ad 
un'  interprelazione  del  pensiero  di  Protagora,  Atti  del  R.  istituto  Veneto  di 
scienze,  lettere  ed  arti,  tom.  65,  part.  2,  p.  597—625,  Venedig  1906.  J.  J.  Jago- 
dinsky,  Der  Sophist  Pr.  (russisch),  Kasan  1906.  111  mann.  Die  Philosophie 
des  Protagoras  nach  der  platonischen  Darstellung,  I.'  Erkenntnistheorie.  Fried- 
land in  Mecklenb.  1908,  Pr.  H.  Diels,  Hippokr.  Forsch.  (Beziehungen  von 
de  victu  zu  Protagoras),  Sitzungsber.  d.  Berl.  Akad.  47  (1909),  18;  s.  auch 
Diels.  Hippokrat.  Forschungen,  zu  §  29.  Rud.  Engel,  Die  „Wahrheit"  des 
Protagoras,  Iglau  1910,  Pr.  A.  Menzel,  Protagoras  als  Gesetzgeber  v.  Thurii, 
Verh.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wissensch.,  philol.-hist.  Kl.  62  (1910),  189-229.  Über  d. 
Götterbruchstück  d.  Prot,  handelt  Th.  Gomperz,  Wiener  Studien  32,  4—6. 
Eine  Besserung  des  Textes  dieses  Stückes  bietet  aus  dem  Ancoratus  des  Epi- 
phanios  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorf f ,  Sitzungsber.  d.  Berl.  Akad.  1911. 
XXXVIIl.  Eine  neue  Auffassung  des  Homo-mensura-Satzes  s.  bei  W.  Xestle, 
Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1911,  1032.  C.  Frick,  Die  sozialhygienischen  Be- 
stimmungen in  Piatons  Staat  und  in  der  Lykurgischen  Grundschrift  in  ihrem 
Verhältnis  zu  den  Antilogiai  des  Protagoras,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  19 j 2, 
808—814.  Busse,  Die  Lebenszeit  d.  Protag.;  Das  erste  Stasimon  in  d.  Antigone 
(berührt  Protagor.),  nach  d.  Bericht  in  d.  Zeitschr.  f.  d.  Gymnasialw.  68  (1912), 
801  f.  -  H.  Gomperz,  Sophistik  u.  Rhetorik,  S.  126  ff.  Vgl.  auch  Ferd. 
Dümmler,  Akademika,  Kap.  III,  ferner  E.  Laas,  Idealismus  und  Posi- 
tivismus, Bd.  I,  Berl.  1879.  B.  Lachmann,  Protagoras,  Nietzsche,  Stirner, 
ein  Beitrag  zur  Philosophie  des  Individualismus  u.  Egoismus,  Bibl.  f.  Philos., 
Bd.  9.  E.  Bodrero.  Protagora,  vol.  1,  Bari  1914.  Vgl.  auch  W.  Nestle, 
Philol.  67  (1908),  552  ff.     S.  ferner  8.  60*  f.  u.  die  Lit.  zu  Piatons  Protagoras. 

Zu  §  36.    Oorgias  aus  Leontiuoi.    Car.  Schönborn,  De  authentia  decla- 
mationum  Gorgiae.  Breslau  1826.  Diss.     H.  Ed.  Foß,  De  Gorgia  Leontino  com 


184.5,  p.  129  ff.  J.  Frei,  Beitr.  zur  Geschichte  der  griechischen  Soj^histik,  Rhein. 
Mus.  7  (1850),  527  ff.;  8  (1851),  268  ff.  Fr.  Suse  mihi,  Über  das  Verhältnis 
des  Gorgias  zum  Empedokles,  Jahrbb.  f.  klass.  Ph.  73  (1856),  40—42.  A.  Baum- 
stark, Gorgias  von  Leontiura,  Rhein.  Mus.  15  (1860),  _624— 626.;  Fr.  Kern, 
Krit.  Bemerk,  zum  3.  Teil  der  pseudo-aristot.  Schrift  .t*  jier.,  .t.  Zi']v.,  .t.  Fagyiov, 
^Jldenburg  1869.  Fr.  Blass,  Die  att.  Bereds.,  Bd.  1.  2.  Aufl.,  Lpz.  1887,  S.  47 
bis  91.  M.  Fränkel,  Inschriften  aus  Olympia,  Archäol.  Zeitschr.  35  (1877),  43 
bis  47.  H.  Diels,  Gorgias  u.  Empedokles,  Sitzungsber.  d.  Ak.  d.  Wissensch.  zu 
Berlin.  1884,  343—368.  Antiphontis  orationes  et  fragmenta  adiunctis  Gorgiae, 
Antisthenis  etc.  declamationibus,  ed.  Frid.  Blass,  2.  ed.,  Lipsiae  1881. 
O.  Apelt,  G.  b.  Ps.-Aristot.  u.  b.  Sextus  Empiricus,  Rhein.  Mus.  43  (1888),  203 
bis  219.  Aem.  Scheel,  De  Gorgianae  disciplinae  vestigiis,  Diss.,  Rostock  1890. 
H.  Diels,  Hippokr.  Forschungen,  Hermes  45  (1910),  125-150.  320;  46  (1911), 
261-285;  48  (1913),  378—407  (kommt  in  Betracht  für  den  Zusammenhang  von 
de  victu  mit  Gorgias  und  Protagoras).  Karl  Reich,  Der  Einfluß  der  griech. 
Poesie  auf  Gorgias,  den  Begründer  der  att.  Kunstprosa,  München  1909,  Diss. 
(auch  als  Progr.  Ludwigshafen  a.  Rh.  1908  erschienen).  Zu  Gorgias  vgl.  auch 
W.  Kroll,  Rhein.  Mus.  66  (1911),  166  ff.  U.  v.  Wilamowj.tz- Moellen  dorf  f , 
De  Gorgiae  epitaphio  ab  Aristotele  citato,  Anh.  zu  Diels:  Über  das  dritte  Buch 
d.  aristot.  Rhetor.,  Abh.  d.  Berl.  Akad.  aus  d.  J.  1886,  Berlin  1887.  G.  Thiele, 
Ionisch-attische  Studien,  Hermes  36  (1901),  218  ff.  (handelt  S.  218-222  über 
Gorgias"  Persönlichkeit,  S.  223-245  über  „Palamedes"  und  „Helena"  [jeder 
Zweifel  an  der  Verfasserschaft  des  Gorgias  wird  mit  Recht  ausgeschlossen],  8.  245 


Zu  §  29—31.  Gorgias.    Hippias.    I'rodikos.     Zu  §  31a.  Anonymus  Jamblichi.   ()3* 

bis  253  über  Gorgias"  Dialektik.  Die  Echtheit  von  „Helt-na"  ujid  „Palanitdes'" 
verteidigi  mit  sehr  guten  Gründen  auch  Heinr.  Gomperz.  Sophistik  u.  Rhe- 
torik S.  3  ff.).  L.  Bianchi.  Sul  frammento  delF  E.tik'k/ioc:  /.öyog  di  Gorgia,  E.o- 
logna  1912.  S.  zu  Gorgias  auch  W.  Nestle,  Philol.  67  (190ö),  559  ff.  Const. 
Kitt  er,  Philol.  73  (1914).  237-243.  W.  Süß,  Ethos,  Lpz.  u.  Berl.  1910, 
S.  17  ff.  u.  ö.  Ed.  Norden.  Antike  Kunstprosa,  S.  15  ff.,  63  f  f .  E.  Well- 
mann, Art.  Gorgias  8  bei  Pauly-Wissowa.  Heinr.  Gomperz,  Sophistik  und 
Rhetorik  S.  1  f f. 

Zu  g  30.  Ilippias  aus  Ells.  Leonh.  Spengel.  De  Hippia  Eleo  ejusque 
seriptis,  in:  ^vrayojyij  rf/rwr,  Stuttg.  1828.  Fr.  Osann,  Der  Sophist  Hippias  als 
Archäolog,  Ehein.  Mus.  2  (1843),  495  ff.  C.  Müller,  Hipp.  Elei  fragmenta  coli., 
in:  Fragmenta  historic.  Graec,  vol.  2,  Parisiis  1848.  Jac!  ]\Iählv,  Der  Sophist 
H.  V.  E.,  Ehein.  Mus.  15  (1860),  514—535:  16  (1861),  38—49.  Friedr.  Blass, 
Die  alt.  Bereds.,  Bd.  1,  2.  Aufl.,  Lpz.  1887,  S.  .32—34.  Otto  Friedel,  De 
Hippiae  studiis  Homericis,  in  der  Gratulationsschrift  des  hall,  philolog.  Sem.  für 
G.  Bernhardy,  Halle  1872,  verarbeitet  in  dessen  Dissert.,  s.  zu  §  27  S.  61*.  vgl.  auch 
S.  38*.  FeVd.  Dumm  1er,  H.  d.  Eleer,  Akademika,  Anhang  III.  O.  Apelt, 
D.  Sophist  Hippias  v.  Elis,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  griech.  Philos.  (Leipz.  1891),  Xr.  8. 
P.  Leia,  D.  Sophist  H.,  Pr.,  Sagan  1893  (versucht  mehr  als  andere  den  Hippias 
zur  Anerkennung  zu  bringen).  Gius.  Vatovaz,  Del  sofista  Ippia  eleo.  Capo- 
distria  1909,  Progr.  W.  Crön^ert.  Die  Hibehrede  über  die  Musik,  Hermes  44 
(1909).  503-521  (s.  Text  S.  137),  hier  S.  503  Anm.  1  die  Literatur  über  die 
Frage.  S.  auch  W.  Nestle.  Philol.  67  (1908),  566  ff.  E.  Wellraann,  Artikel 
Hippias  13  bei  Paulv-Wissowa-Kroll.  H.  Gomperz.  Sophistik  und  Ehetorik 
S.  t8  ff. 

Zu  §  31.  ProdJkos  aus  Keos.  L.  Spengel,  in:  Iwaycoyij  Ttyröjv,  S.  46 ff. 
F.  G.  Welcker.  Prodikos,  der  Vorgänger  des  Sokrates,  Ehein.  Mus.  1  (1833), 
1—39  und  533-643  (cf.  4  [1836],  355  f.),  auch  in  Welckers  kl.  Sehr.  II,  S.  393 
bis  541  (W.  geht  in  seiner  bestimmten  Tendenz,  dem  Prod.  große  Bedeutung  zuzu- 
schreiben, nicht  unparteiisch  genug  zu  Werke).  J.  C.  Hummel,  De  Prodieo  so- 
phista,  Leyden  1847,  Diss.  E.  Cougny,  De  Prodieo  Ceio,  Socratis  magistro,  Paris 
1858.  Diemer,  De  Prod.  Ceio,  G.-Pr.,  Corbach  1859.  Kraemer,  Die  Allegorie 
des  Prodikos  und  der  Traum  des  Lukianos,  N.  .Jahrbb.  f.  Ph.  u.  Päd.  94  (1866) 
439—443.  F.  Blass,  Die  att.  Bereds.,  Bd.  1,  2.  Aufl.,  S.  29-32.  M.  Heinze, 
Über  Prod.  aus  Keos,  Bericht,  der  phil.-hist.  Kl.  der  Kgl.  Sachs.  Gesellsch.  der 
Wissensoh.  1884,  315—335.  K.  Joel  behandelt  sehr  ausführlich  die  „Prodikos- 
fabel" in  seinem  Werke:  Der  echte  und  der  xenophon tische  Sokrates,  Bd.  2,  1, 
S.  125-560.  Franz  Eiedl,  D.  Sophist  Prodikus  und  die  Wanderung  seines 
,.Herakles  am  Scheidewege"  durch  die  römische  und  deutsche  Literatur,  Laibach 
1908,  Pr.  Wolfg.  Schultz,  Herakles  am  Scheidewege,  Philol,.  68  (1909),  488 
bis  499.  S.  auch  C.  Pascal  unter  Pythagoras  oben  S.  53*.  über  die  in  der 
späteren  Ehetorschule  geläufige  Umformung  der  Prodikoserzählung  H.  Eabe, 
Ehein.  Mus.  64  (1909),  583  Anm.  1.  Zu  ihrem  Fortleben  auch  A.  Brinkmann, 
Ehein.  Mus.  66  (1911),  618  f.  Joh.  Alpers,  Hercules  in  bivio,  Gott.  1912,  Diss. 
S.  auch  C.  Giemen,  Eeligionsgeschichtl.  Erklär,  des  N.  T.,  S.  37  f.,  A.  Bon- 
höffer.  Epiktet  und  das  N.  T.,  S.  891,  sowie  oben  S.  40*  (Waites,  Scha- 
rold)  über  die  Synkrisis  und  W.  Nestle,  Philol.  67  (1908),  555.  Über  Nach- 
wirkung der  Erzählung  von  Herakles  am  Scheidewege  bei  Gregor  von  Nazianz 
Th.  Sinko,  Studia  Nazianzenica,  Abhandl.  d.  Krak.  Akad.,  phil.  Kl.  41 
(1906),  249—312.  K.  Kalbfleisch.  Festschr.  f.  Th.  Gomperz  (Wien  1902),  94 
bis  96.  A.  V.  Kleemann,  Piaton  u.  Prodikos,  Wiener  Eranos  38-54.  Herm. 
Mut  seh  mann.  Zu  Isokrates  XIII  12  (berührt  auch  Pr),  Hermes  48  (1913), 
304—308.  Herm.  Mayer,  Prodikos  v.  Keos  u.  d.  Anfänge  der  Svnonymik  bei 
den  Griechen,  Ehetor.  Studien  her.  von  E.  Drerup,  1.  Heft.  Paderborn  1913. 
L.  Eadermacher.  Prodikos  bei  Aristophanes ?  Rhein.  Mus.  69  (1914),  87—94. 
H.  Gomperz.  Sophistik  u.  Ehetorik,  S.  90 ff. 

Zu  §  31a.   Anonymus  lauiblichi.    Aiaooi  Xöyoi  (Dialexeis).    F.  Blass, 
Comm.  de  Antiph.  sophista  lamblichi  auctore,  Kiliae  1889.    K.  Töpfer,  D.  sogen. 


.ß4*  Literaturverzeichnis. 

Fragmente  des  Sophisten  Antiphon  bei  lamblichos,  Arnau  1902,  Pr.,  Gmunden  1912, 
Pr.  Über  den  Zusammenhang  mit  dem  an  Homer  .1/  322  ff.  anlcnüpfenden 
Topos  .T.  fft'/.oipv/lug  Brinkmann,  Rhein.  Mus.  63  (1908,  621.  Zum  Anonvm. 
larabi.    s.    auch  \V.  Nestle,    Philol.  67  (1908),   .375  ff.      Vgl.    ferner   Joel,    Der 


tum  usw.  28  (1911),  174.  H.  Gomperz,  Sophistik  u.  Rhetorik,  Ö.  79  ff.  über  die 
iior.oi  /.oyoi  handeln:  Th.  Bergk,  Fünf  Abh.  z.  Gesch.  d.  griech.  Philos.  u. 
Astron..  Leipz.  1883,  Abh.  3.  C.  Tri  eher,  Die  dcaU^eig,  Hermes  27  (1892),  210 
bis  248.  E.  Weber,  Jtaool  /.öyot.  Eine  Ausgabe  d.  sogen.  Dialeseis,  in:  Philol. 
Beiträge  C.  Wachsmuth  gew.,  Leipz.  1897,  S.  34  ff.  Derselbe,  Über  den  Dialekt 
der  sogen.  Dialexeis  und  Handschriften  des  Sextus  E'mpirikus,  Philol.  57  (1898), 
S.  65  f..  87  ff.  Über  die  Herkunft  der  Aioaoi  /.oyoi  s.  jetzt  Diels,  Vorsokr.  zu 
■c.  83.  Vgl.  zu  den  Aiaaol  /.6yoi  ferner  U.  v.  Wilamo  witz- Moellendorff , 
Comm.  gram.  III  (1889),  p.  7  ff.,  W.  Nestle,  Philol.  67  (1908),  579  ff.. 
M.  Schanz,  Hermes  19  (1884).  369-384,  P.  Shorev,  Class.  Philol.  3.  198, 
H.  Gomperz,  Sophistik  u.  Rhetorik,  S.  138  ff.,  M.  Pohlenz,  Aus  Piatos  Werde- 
.zeit,  S.  72  ff.,  90  ff. 

Zu  §  32.  Andere  Sophisten.  Über  spätere  Sophisten  handeln:  Leonh. 
Spengel,  De  Polo  rhetore,  in  seiner  2'v)'a;'w;';)  is/rcör,  Stuttgart  1828,  S.  84— 88; 
De  Thrasi/marho  rhetore,  ibid.  p.  93  -98.  C.  F.  Hermann,  De  Thrasymacho 
Chalcedonio  sophista,  Ind.  lect.,  Gott.  1848/49.  E.  Schwartz,  Comm.  de  Thra- 
symacho Chaiced..  Rostock  1892.  H.  Gomperz,  Rhetorik  u.  Sophistik,  S.  49  ff. 
S.  auch  Radermacher,  Philol.  65  (1906),  150 ff.,   W.  Schmid,  Rhein.  Mus.  59 

.(1904),  512.  522.  W.  Nestle,  Philol,  67  (1908),  559.  Über  Euthijdemos  und 
Dionysodoros  s.  die  Ausg.  des  piaton.  Euthyd.  v.  Winckelmann,  S.  XXIV  ff. 
und  E.  Wellmann,  Art.  Dionysodoros  16,  Natorp,  Art.  Euthydemos  13  bei 
Pauly-Wissowa;  hier  auch  weitere  Literatur.  Über  Kallildes  s.  Piatons  Werke  v. 
Hieron.  Müller  u.  Steinhart,  II,  352  f.  Draheim,  Wer  ist  Kallikles? 
Woch.  f.  klass.  Philol.   1911,  364—366.     Nie.  Bach,    Critiae   Atheniensis  tyranni 

•carminum  aliorumque  ingenii  monumentorum  quae  supersunt,  Lips.  1827.  Leonh. 
Spengel,  De  Critia,  in:  ^rvaycoyi)  re/rojr,  Stuttg.  1828,  S.  120  ff.  F.  Dümmler, 
Die  'Ad>jvaicov  .-To/.irsia  des  Kr.,  Hermes  27  (1892),  260—286  =  Kl.  Sehr.  II, 
S.  417—442.  Kritias  berühren  auch  W.  Nestle,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Alter- 
tum usw.  11  (1903),  81  ff.,  178  ff.;  ders.,  Philol.  67  (1908),  573  ff.,  E.  Norden, 
Agnostos  Theos,  S.  370  ff.  Vahlen,  Der  Sophist  Lijkopkroii;  Oorgias:  Der 
Rhetor  Polykrates,  Rhein.  Mus.  21  (1866),  143—148  ='  Gesamm.  philol.  Sehr.  I 
156—161.  Über  Polykrates  auch  Blass,  Att.  Beredsamk.  11"^  365  ff.  Rud. 
Hirzel  s.  unter  Sokrätes  S.  68*.  J.  Mesk,  Die  Anklagerede  des  Polvkrates  gegen 
Sokrates,  Wiener  Studien  32  (1910),  56-84.  Joh.  Vahlen,  "Der  Rhetor 
Alkidamas,  Wiener  Sitzungsber.  43  (1863)  =  Gesamm.  philol.  Sehr.  I  117  bis 
155.  Alhid.  i(.  d.  Ayon  xwischen  Homer  u.  Hesiod :  Nietzsche,  Der  florent. 
Traktat  über  Homer  u.  Hesiod  usw.,  Werke  XVII,  3.  Abt.,  I.  Philol.,  Leipzig 
1910.  A.  Busse,  Der  Agon  zw.  Homer  u.  Hesiod,  Rhein.  Mus.  64  (1909),  108 
bis  119.  Hans  Paeder,  Alkid.  u.  Piaton  als  Gegner  d.  Isokrates,  Rhein.  Mus. 
63  (1908),  495—511.  Zum  Üdysseus  des  Alkidamas  U.  v.  Wilamowitz -Moel- 
lendorff, Hermes  35  (1900),  534  ff.  Zu  Alkidamas  s.  ferner  Susemihl,  Neue 
piaton.    Forschungen,    Greifswald    1898,    S.  14—23;     Gercke,    Rhein.   Mus.    54 

.(1899),  404  f.;  Susemihl,  Rhein.  Mus.  55  (1900i,  574—587.  In  diesen  Abhand- 
lungen auch  weitere  Literatur.  —  H.  Auer,  De  Alcidamantis  declamatione  quae 
inscribitur  'OdvoaEvg  y.aru  IJa/.au>']dovg  jzgoSoaiag,  Münster  1913,  Diss.  A.  Gercke, 
Die  Replik  des  Isokrates  gegen  Alkidamas,  Rhein.  Mus.  62  (1907),  170—202. 
S.  auch  Fr.  Blass,  Att.  Bereds.  IP,  S.  345  ff.  Brzoska,  Artikel  Alkidamas 
4  bei  Pauly-Wissowa.  Über  den  Sophisten  Polyxenos  Clem.  Baeumker,  Rhein. 
Mus.   34   (1879),    64—83.      über    Antiphon    Spengel,    ^vraycoyi]    Ts/riöv,    114  f., 

•  Sauppe  in  den  Oratores  Attici  bei  dem  Redner  Antiphon.  Derselbe,  De  Anti- 
phonte  sophista.  in  den  Ausgew.  Schriften,  her.  von  Conr.  Trieber,  Berlin  1896. 
S.  auch  K.  Töpfer  oben  S.  63*  zu  §  31a.    J.  Bernays,  Rhein.  Mus.  9,  255  ff.  Über 

•  den  Redner  Antiphon  handelt  Blass  a.  a.  O. ;  derselbe,  De  Antiphonte  sophista, 
■Kiel  1889.     Edg.  Jacoby,    De  Antiphontis  sophistae  IIsol  öiwrot'ag  libro,  Berol. 


Zu  §  32.    Andere  Sophisten.  65* 

1908,  Diss.     Guil.  Altwegg,  De  Antiphonte    qui   dicitur  sophista  quaestionum 


Geschichte  des  Geizigen,  Korresp.  f.  d.  höheren  Schulen  Württembergs  18  (1911), 
422  ff.  —  E.  Wellmann,  Artikel  Antiphon  15  bei  Pauly-Wissowa.  Vgl.  auch 
W.  Nestle,  Philol.  67  (1908),  571  ff.  Über  Eucnos  Spengel,  ^vvayoiyi]  xeyrö>v, 
92  f..  Bergk,  Poet.  Lyr.  Gr.*  II  271  ff.  W.  Nestle,  Philol.  67  (1908),  581. 
F.  Blass,  Att..  Bereds.  I^  S.  262.  Reitzenstein,  Art.  Buenos  7  bei  Pauly- 
Wissowa.  —  Über  Diagoras  Münchenberg,  De  D.  Melio,  Diss.,  Halle  1878. 
U.  V.  Wilamowi  tz-Moel  lendorff,  D.  v.  Melos,  in;  Textgesch.  der  griech. 
Lyriker.  Abhandl.  d.  Ges.  d.  Wiss.  in  Göttingen,  IV,  3,  S.  80-84.  Bergk. 
Poet.  Lyr.  Gr.*  III  562.  E.  Well  mann,  Art.  Diagoras  12  bei  Pauly-Wissowa. 
Zu  nennen  wäre  im  Zusammenhange  der  Sophistik  noch  W.  Süß,  Theranienes 
der  Rhetor  und  Verwandtes,  Rhein.  Mus.  46  (1911),  183—189. 

Einuirkung  der  Sophistik  sowie  der  Philosophie  ühertiaupt  auf  weitere  Kreise 
dieser  Zeit. 

Die  philosophischen  Ansichten  des  Euripides  (6  oxtjvixog  ävayoQsvßslg  rpäö- 
•ooqog,  Sext.  Emp.  math.  1.  288)  haben  verschiedene  Bearbeiter  gefunden,  u.  a. : 
Fr.  ßouterwek.  De  philosophia  Euripidea,  1817  (Corara.  soc.  reg.  sc.  Gott, 
recent.  vol.  4).  J.  A.  Schneither,  Disputatio  de  Euripide  philosopho,  Gro- 
ningae  1828.  Car.  Hasse,  Euripidis  tragici  poetae  philosophia,  quae  et  qualis 
fuerit,  Progr.,  Magdeb.  1843.  Derselbe,  Ursprung,  Gegensatz  und  Kampf  des 
Outen  und  Bösen  im  Menschen,  entwickelt  aus  der  physischen  Lehre  des 
Euripides  und  nachgewiesen  an  einzelnen  Charakteren  seiner  Dramen,  G.- 
Pr..  Magdeburg  1859,  Schluß  1870.  J.  Janske,  De  Euripidis  philosophia, 
P.  I.  Breslau  1857;  P.  II,  ib.  1866.  Frdr.  Lübker.  Beiträge  zur  Theologie 
und  Ethik  des  Euripides,  G.-Pr.,  Parchim  1863.  E.  Köhler,  Die  Philos. 
d.  Euripides  s.  oben  zu  Anaxagoras.  G.  Feugfere,  De  Socraticae  doctrinae 
vestigiis  apud  Euripidem,  Paris  1874,  Thesis.  Fr.  Warmbold,  Beiträge  zur 
euripideischen  Ethik,  I.  G.-Pr.,  Zerbst  1875.  H.  Strobl,  Eur.  u.  die  Bedeutung 
seiner  Aussprüche  über  göttl.  u.  allgem.  menschl.  Wesen,  Pr.  des  Josephst.  G., 
Wien  1876.  F.  Lommer,  In  quantum  E.  Heracliti  orationem  auctoritatemque 
«usceperit,  Pr.  d.  G.  Anst.,  Metten  1879.  K.  Kuiper,  Wysbegeerte  on  godsdienst 
in  het  drama  van  Euripides,  Haarlem  1888.  J.  Berlage,  Commentatio  de  E. 
philosopho,  Lugd.  B.  188S.  Herm.  Hagen,  Die  Lebensweisheit  des  Euripides. 
Bern  1897.  Wilü.  Nestle,  Euripides,  der  Dichter  der  griechischen  Aufklärung, 
Stuttg.  1901  (s.  dazu  Th.  Zielinski,  Antike  Humanität,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass. 
Altert,  usw.  9  ( 1902),  635  —651).  Derselbe,  Untersuchungen  über  die  philosophi- 
schen Quellen  des  Euripides,  Philol.  Suppl.  8  (1902),  559  -  656  (hebt  den  Einfluß 
Heraklits  auf  Euripides  besonders  hervor,  aber  überschätzt  ihn  etwas).  Vgl.  den- 
■selben,  Wochenschr.  f.  klass.  Phil.  1908,  595  ff.  U.  v.  Wilamowitz-Moellen - 
■dorff,  Euripides'  Herakles,  I.  Bd.,  S.  22  ff.  (die  Abschnitte  sind  in  die  zweite 
Auflage  nicht  aufgenommen,  aber  wiederabgedruckt  in  der  Einleitung  in  die 
griechische  Tragödie,  2.  Aufl.  1910),  geht  namentlich  auch  darauf  ein,  welche 
,  Philosophen  E.  kennt.  Vgl.  auch  Valckenaer ,  Diatribe  in  Eurip.  reliqu.,  S.  27  ff. 
■ed.  Lips.  Albr.  Dieterich,  Artikel  Euripides  in  Pauly-Wissowas  Realenzy- 
klopädie der  klass.  Altertumswiss.  =  Kl.  Sehr.  S.  363—408,  wo  auch  weitere 
Literatur  verzeichnet  ist.  P.  Masqueray,  Euripide  et  ses  idees,  Paris  1908.  Jul. 
Bau  mann.  Neues  zu  Sokrates,  Aristoteles,  Euripides,  Leipz.  1912.  Friedr. 
Haussleiter,  über  Fragen  der  Sittlichkeit  bei  Sophokles  und  Euripides,  Er- 
langen 1908,  Diss.  Vgl.  auch  M.  Pohlenz.  Aus  Piatos  Werdezeit,  S.  154  Anm.  1. 
Th.  Klett,  D.  Verh.  d.  Isokrates  z.  Sophistik,  Ulm  1880,  Pr  R.  v.  Scala,  Zur 
philos.  Bildung  des  Isokrates,  Pleckeisens  Jahrbb.  143  (1801),  445  ff.  Wilh. 
Nestle,  Spuren  d.  Sophistik  b.  Isokrates,  Philol.  70  (1911),  1-51.  R.  v.  Pöhl- 
mann,  Isokrates  u.  d.  Problem  d.  Demokratie,  Sitz.  d.  Münchener  Akad.,  philos - 
Mstor.  KL,  1913.  H.  Gomperz,  Isokrates  u.  d.  Sokratik,  Wiener  Studien  27 
(1905),  163  ff.  (hier  S.  163  frühere  Lit.) ;  28  (1906),  1  ff.  M.  Pohlenz,  Aus 
Piatos  Werdezeit  S.  215  ff.  (Berücksichtigung  von  Piatons  Idealstaat  in  Isokrates' 
Busiris).  W.  Nestle,  Herodots  Verh.  z.  Philos.  u.  Sophistik,  Schönthal  1906  bis 
1908,  Progr.    Derselbe,  Politik  und  Aufklärung  in  Griechenland  im  Ausgang  des 

üeberweg,  Grundriß  I.  o 


()ß*  Literaturverzeichnis. 

5.  Jahrh.  vor  Chr.,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  23  (1909).  1—22. 
W.  Nestle,  .SV'^^"^^''-'  "•  die  Sophistik,  . Class.  philol.  5  (1910),  129-157.  Vgl. 
auch  Diels,  Vors.  11  C,  51  C,  74  C.  Über  Aristophanes  s.  auch  die  Literatur 
zu  Sokrates  und  Platons  Politeia.  Das  Philosophische  im  hippok  rat  lachen 
.•^chriftenkorpus  verzeichnet  Diels,  Vorsokr.,  s.  d.  Stellenregister  unter  Hippo- 
crates;  s.  auch  Diels,  Hippokr.  Forsch.,  oben  unter  Protagoras  und  Gorgias. 
Axel  Nelson,  Die  hippokr.  Schrift  Ilfoi  r/vaür,  L'ppsala  1909.  Th.  (Tomperz, 
Philol.  70  (1911),  213ff.  =  Hellenika  II  324ff.  J.  Hörn yänszky,  A  görög 
felvUagosodas  tudomanya.  Hippokrates  (Die  Wissenschaft  der  griechischen  Auf- 
klärung. Hippokrates),  Budapest  1910,  Akad.  d.  Wiss.  (berührt  nach  dem 
Referat  Beil.  philol.  Woch.  1912,  673  ff.  die  Beziehungen  der  Schriften  des 
Corpus  Hippocraticum  zur  Philosophie).  Wilh.  Nestle,  Thukydides  und  die 
Sophistik,  Neue  Jahrb.  33  (1914).  649-f>85.     Aischylol  s.  Bock  S.  54*. 

Zu  §  33.  Sokrates  von  Athen.  Dan.  Heinsius,  De  doctrina  et  moribus 
Soeratis,  Lugd.  Bat.  1627. 

Freret,  Übservations  sur  les  causes  et  sur  quelques  circonstance?  de  la 
condamnation  de  Socrate,  eine  im  Jahre  1736  gelesene  Abhandl.,  abgedr.  in  den 
Mömoires  de  TAcademie  des  inscriptions,  T.  47  B,  209  ff.  (Bekämpft  die  alte, 
unkritische  Ansicht  von  den  Sophisten  als  Anstiftern  der  Anklage  und  A'er- 
urteilung  des  Sokrates  und  weist  die  politischen  Gründe  nach.) 

Sig.  Fr.  Dresig,  Epistola  de  Socrate  juste  damnato,  Lips.  173ö  (Als 
Gegner  der  gesetzlich  bestehenden  Demokratie  wurde  Sokrates  mit  Recht  ver- 
urteilt). Moses  Mendelssohn,  Leben  und  Charakter  des  Sokrates,  als  Ein- 
leitiuig  zu  seinem  Phädon,  Berlin  1764.  Joh.  Luzac,  Oratio  de  Socrate  cive, 
Lugd.  Bat.  1796;  vgl.  lect.  Atticae:  De  biyauia  Soeratis,  J>ugd.  Bat.  1809  (worin 
u.  a.  auch  in  der  Abneigung  der  Peripatetiker  gegen  die  Platoniker  die  unreine 
Quelle  mancher  ungünstigen  Erzählungen  über  Sokrates  und  Sokratiker  aufgezeigt 
wird).  Ludolph  Dissen,  De  philosophia  morali  in  Xenophontis  de  Socrate 
eomnientariis  tradita,  Gott.  1812,  wiederabgedr.  in  D.s  kl.  Sehr.,  ebd  1839,  S.  .ö7 
bis  8S  (Dissen  gibt  eine  systematische  Zusammenstellung  der  von  Xenophon  mit- 
geteilten sokratischen  Gedanken,  hält  aber  Xenophons  Darstellung  für  einseitige 
da  derselbe  seinen  eigenen  Nützlichkeitsstandpunkt  dem  Sokrates  mit  L'nrecht 
beigelegt  habe).  Fried.  Schleier macher.  Über  den  Wert  des  Sokrates  als 
Philosophen,  Abb.  der  Berl.  Ak.  philos.  Kl.  1818,  S.  50  ff.,  wiederabgedruckt  in 
Schleiei-machers  sämtlichen  Werken  IH,  2,  1838,  S.  287—308  (Die  Idee  des 
Wissens  ist  der  Kernpunkt  der  sokratischen  Philosophie;  der  Beweis  hierfür 
liegt  bei  der  Diskrepanz  zwischen  den  Berichten  der  nächsten  Zeugen,  des  zu 
platten  Xenophon  und  des  idealisierenden  Piaton,  in  der  Verschiedenheit  des 
Charakters  der  griechischen  Philosophie  vor  und  nach  Sokrates ;  vor  ihm  wurden 
von  den  einzelnen  Gruppen  von  Philosophen  einzelne  Disziplinen  ausgebilder,  so- 
fern nicht  alle  ungesondert  ineinander  flössen,  nach  ihm  von  jeder  Schule  alle 
Disziplinen  in  logischer  Sonderung.  Sokrates  selbst  also  muß  zwar  noch  ohne 
System  sein,  aber  das  logische  Prinzip  vertreten,  welches  die  Ausbildung  voll- 
ständiger Systeme  möglich  macht,  d.  i.  die  Idee  des  Wissens).  W.  Süvern, 
Über  Aristophanes'  Wolken,  Berl.  1826  (Aristophanes  hat  nach  Süvern  den  So- 
krates mit  den  Sophisten  verwechselt).  Ch.  A.  Brandis,  Grundlinien  der  Lehre 
des  Sokrates,  Rhein.  Mus.  1  (1827),  118—150.  Heinr.  Theod.  Rötscher,  Ari- 
stophanes und  sein  Zeitalter,  Berlin  1827  (Rötscher  veröffentlicht  in  dieser  Schrift 
zuerst  in  ausführlicher  und  populärer  Darstellung,  besonders  in  dem  Abschnitt 
über  die  ,, Wolken",  die  Hegeische  Ansicht  über  Sokrates  als  Vertreter  des  Prin- 
zips der  Subjektivität  im  Gegensatz  zu  dem  Prinzip  der  „substantiellen  Sittlich- 
keit", auf  welchem  der  antike  Staat  beruhe,  und  über  den  Angriff  des  Aristo- 
phanes und  die  spätere  Anklage  und  Verurteilung  des  Sokrates  als  Konflikt 
dieser  beiden  Prinzipien.  Die  xenophontische  Darstellung  gilt  ihm  als  das  unbe- 
fangenste Zeugnis  der  ursprünglichen  sokratischen  Lehre.  Vgl.  Hegel,  Phäno- 
menologie des  Geistes,  S.  560 f.:  Ästhetik  TU,  S.  537 ff.;  Vorl.  über  die  Gesch. 
d.  Ph.,  II,  S.  81  ff.).  Ch.  A.  Brandis,  Über  die  vorgebliche  Subjektivität  der 
sokratischen  Lehre,  Rhein.  Mus.  2  (1828),  85—102  (Gegen  die  von  Rötscher  ver- 
tretene Ansicht  über  den  Standpunkt  des  Sokrates  und  über  die  Treue  der  xeno- 
phontischen  Berichte).  C.  Rössel,  De  philosophia  Soeratis,  Gott.  1837.  P.  W. 
Forchhammer,    Die   Athener   und   Sokrates,    die   Gesetzlichen   und  der  Revo- 


Zu  §  '53.     Sokrates  von  Athen.  fjj* 

lutionär,  Berlin  1837  (Forchhamnier  geht  in  der  Anerkennunj^  einer  Berechtigung 
der  Athener  zur  Verurteilung  des  Sokrates  bis  zu  einem  ganz  unhaltbaren  Ex- 
treme fort.  Doch  liegt  ein  Verdienst  in  seiner  sjjeziellen  Erörterung  .der  poli- 
tischen Beziehungen.  Vgl.  in  eben  jener  Streitfrage  Bendixen,  Über  den 
tieferen  Schriftsinn  des  revolutionären  Sokrates  und  der  gesetzlichen  Athener, 
Husum  1838).  C.  F.  Hermann,  De  Socratis  magistris  et  disciplina  juvenili, 
Marb.  1837;  derselbe,  De  Socratis  accusatoribus,  Götting.  1854.  Ph.  Gull,  van 
Heusde,  Characterismi  principum  philosophorum  veterum,  Socratis,  Piatonis, 
Aristotelis,  Amstelod.  1839;  Über  die  Weitbürgerschaft  des  Sokrates,  über 
Xanthippe,  über  die  Wolken  des  Aristophanes,  in:  Verslagen  en  Med.  der  K. 
Akad.  van  W.  IV,  3,  1859,  s.  die  Referate  Philologus  16  (1860),  383  f.  und  566  f. 
Ernst  von  Lasaulx,  Des  Sokrates  Leben,  Lehre  und  Tod,  nach  den 
Zeugnissen  der  Alten  dargestellt,  München  1857.  A.  Chaignet,  La  vie  de  So- 
crate,  Paris  1868.  E.  Alberti,  Sokrates,  .ein  Versuch  über  ihn  nach  den 
Quellen,  Göttingen  1869.  Sig.  Ribbing,  Über  das  Verhältnis  zwischen  den 
xenophontischen  und  den  platonischen  Berichten  über  die  Persönlichkeit  und  die 
Lehre  des  Sokrates,  zugleich  eine  Darstellung  der  Hauptpunkte  der  sokratischen 
Lehre,  Upsala  1870.  Antonio  Labriola,  La  dottrma  di  Socrate  secondo 
Senofonte,  Piatone,  Aristotele,  Napoli  1871  (der  erste,  der  zur  Erklärung  der  so- 
kratischen Lehre  soziale  und  ökonomische  Verhältnisse  mit  heranzog).  AI  fr. 
Fouillee,  La  philosophie  de  Socrate,  2  vols.,  Paris  1874.  A.  Krohn,  Sokrates 
und  Xenophon,  Halle  1874  (vrorin  in  hyperkritischer  Weise  der  Nachweis  versucht 
wird,  daß  ein  sehr  großer  Teil  der  Memorabilien  aus  späten  Interpolationen  be- 
stehe); derselbe,  Socratis  doctrina  Piatonis  republica  illustrata,  Halle  1875. 
T.  Wildauer,  Die  Psychologie  des  Willens  bei  Sokrates,  Piaton  u.  Aristoteles, 
I.  T. :  Sokrates'  Lehre  vom  Willen,  Innsbruck  1877. 

H.  Buermann,  Das  legitime  Konkubinat  der  Athener  u.  d.  vermeintliche 
Bigamie  des  Sokrates,  in :  Drei  Studien  auf  dem  Gebiet  des  attischen  Rechts, 
Jahrbücher  f.  klass.  Philol.,  9.  Supplementb.  1877 — 1878  (B.  sucht  die  Ansicht 
zu  beweisen,  daß  S.  neben  der  Xanthippe  noch  die  Myrto  zur  Frau  gehabt  habe, 
cf.  Diog.  2,  26:  (f^-jal  6'  ^ Agiorineh^g  Ovo  yvvmxag  avrov  äyayEodai,  Jigoreoav  fiEv 
EavdiJiJirjv  — '  Sevtsqui'  di  Mvqtoj,  lijv  'AqiotsiSov  xov  Öiy.alov  ■&vyaTEoa  — •  eviot, 
ÖS  xal  diifforegag  axsTv  ouov).  Widerlegt  durch  Rud.  Zimmermann,  De 
nothorum  Athenis  condicione,  Mederici  1886. 

Die  politischen  Beziehungen  in  dem  Prozesse  des  Sokrates  erörtert  sehr 
umfassend  und  genau  G.  Grote  in  seiner  Geschichte  Griechenlands,  Kap.  68 
(Bd.  8,  S.  551—684  im  Original,  Bd.  4,  S.  621—696  in  der  Übersetzung  von 
Meißner).  M.  Lessona,  Le  cause  del  processo  di  Socrate,  Riv.  di  filol.  14 
(1886),  465-522. 

Wilh.  Windelband,  Über  Sokrates,  in:  Präludien^  I,  Tübingen  1915, 
S.  55-87. 

Über  die  Anklagen  gegen  Sokrates  vgl.  M.  Schanz,  Einleitung  zu  Ausgew. 
Dialogen  Piatos,  3,  Apologia,  Lpz.  1893,  über  die  (rhetorische)  Anklagerede  des 
Polykrates  gegen  Sokrates  Jos.  Mesk,  s.  o,  S.  64*  und  R.  Hirzel,  s.  u.  S.  68*. 
K.  Joel,  D.  echte  u.  d.  xenophont.  Sokrates,  I.  Bd.,  Berl.  1893,  II.  Bd..  1.  u.  2.  Hälfte, 
Berl.  1901.  (S.  Text  S.  148  f.)  Der  köyog  Icoy.fjaTixög,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  9 
(1896),  50—67.  A.  Döring,  Die  Lehre  des  S.  als  soziales  Reforrasystem.  Neuer 
Vers,  zur  Lösung  des  Problems  der  sokrat.  Philosophie,  München  1895.  (S.  Text 
S.  149  ff.)  Edm.  Pf  leiderer,  Sokr.,  Plato  u.  ihre  Schüler,  Tübing.  1896.  Rieh. 
Kralik,  Sokr.,  nach  den  Überlieferungen  seiner  Schule  dargestellt,  Wien  1899. 
C.  Piat,  Socrate,  Par.  1900.  Deutsch  unter  d.  Tit.:  Sokrates.  Seine  Lehre  und 
Bedeutung  f.  d.  Geistesgeschiehte  u.  die  christl.  Philos.,  v.  E.  Prinz  zu  Öttingen- 
Spielberg,  Regensburg  1903.  Hub.  Rock,  Der  unverfälschte  Sokrates,  der 
Atheist  u.  ,, Sophist"  u.  d.  Wesen  aller  Philosophie  u.  Religion,  gemeinverständl. 
dargest.,  Innsbruck  1903.  Rob.  Pohl  mann,  S.  u.  sein  Volk.  Beitr.  z.  Gesch. 
d,  Lehrfreiheit,  Hist.  Biblioth.  VIII,  Münch.  u.  Lpz.  1899.  Gius.  Zuccante, 
Socrate,  Torino  1909. 

Heinr.  Maier,  Sokrates,  sein  Werk  und  seine  geschichtliche  Stellung, 
Tübingen  1913.  (S.  Text  S.  151  ff.)  Adolf  Busse,  Sokrates  (Die  großen  Er- 
zieher, hrsg.  V.  R.  Lehmann,  7.  Bd.),  Berlin  1914.     (S.  Text  S.  153.) 

Von  den  zahlreichen  kürzeren  Schriften  und  Abhandlungen  über 
Sokrates  nennen  wir  hier  noch  folgende:  A.  Boeckh,  De  Socr.  rerum  phys.  studio. 


68*  Literaturverzeichnis. 

Ind.  lect.,  Berol.  1838  =  Kl.  Sehr.  Bd.  IV  (187-4),  430—436.  J.  D.  van  Hoeveli, 
De  Soor,  philosophia,  Gron.  1S40.  H.  Köchlv,  Sokrates  u.  sein  Volk,  akadem. 
Vortr.  und  Keden,  I,  Zürich  1859,  S.  219-386.  G.  Mehring,  Über  Sokrates, 
Fichtes  Ztschr.  f.  Philos.  36  (1860),  81-119.  F.  Ueberweg,  Über  Sokrates, 
Geizers  protest.  Monatsbi.,  Bd.  16,  Heft  1.  Juli  1860.  Steffensen,  ebd.  Bd.  17, 
Heft  2.  A.  Böhringer,  Der  philos.  Standpunkt  des  Sokrates,  Gymn.-Progr., 
Karlsruhe  18(30;  Über  die  Wolken  des  Aristophanes,  ebd.  1853.  W.  V.  Volk- 
mann.  Die  Lehre  des  Sokrates  in  ihrer  histor.  Stellung,  Abb.  d.  Böhm.  Ges.  d. 
Wiss.,  5.  Folge,  Bd.  11  (Prag  1861),  199-222.  M.  Carriere,  S.  u.  s.  Stellung 
in  der  Gesch.  des  menschl.  Geistes,  Westermanns  Monatsh.  1864,  Nr.  92.  Ch.  H. 
Bertram,  Der  Sokrates  des  Xenophon  und  der  des  Aristophanes,  Gymn.-Progr., 
Magdeb.  1865.  Franz  Dittrich,  De  Socr.  seutentia,  virtutem  esse  scientiam. 
Indes  lect.  lyc.  Hosiani,  Braunsberg  1868.  Joh.  Peters,  De  Socrate  qui  est  in 
Atticorum  antiqua  comoedia  disputatio  (Progr.  d.  Gymn.  zu  Beuthen),  Lpz.  Ib69. 
P.  Montee,  La  philos.  de  S.,  Arras  1869.  H.' Siebeck  (s.  oben  zu  §  27). 
O.  Weishaupt,  Sokrates  im  Verh.  zur  Sophistik,  G.-Pr.,  Böhm.  Leipa  187U. 
T.  Lund,  Om  Sokrates's  Läre  og  PersönHghed,  Kjöbenhavn  1871.  J.  St.  Blackie 
(s.  oben  S.  10*).  Vacherot,  Kapport  —  sur  le  conoours  relatif  ä  la  question 
de  Socrate  cousid^re  surtout  comme  metaphysicien,  Memoir.  de  l'Acad.  des 
sciences  moral.  et  pol.,  T.  13,  p.  165 — 219,  Par.  1872.  Georg  Sauerwein, 
Ostenditur,  qui  loci  in  superstite  Nubium  comoedia  e  priore  .  .  .  recensione  .  .  . 
servati  sint.  Praeraittuntur  nonnulla  de  Socratis  persona  apud  Aristophanem, 
Rost.  1872.  Ose.  Mann,  Quid  censuerit  Socrates  de  amicitia,  Diss.,  Rost.  1873. 
A.  Gehring,  Über  den  Sokrates  in  des  Aristophanes  Wolken,  Gymn.-Pr.,  Gera 
1873.  J.  Ogorek,  De  Socrate  marito  patreque  familias,  Rudolfswert  1877;  der- 
selbe, S.  im  Verh.  zu  s.  Zeit,  Lemberg  1888.  Egg  er,  Socrate  considerö  comme 
l'auteur  d'un  genre  nouveau  de  composition  ütteraire,  Acad^mie  des  inscriptions, 
s^ance  du  13  juin  1879,  Paris.  M.  Wohlrab,  Vier  geraeinverständl.  Vorträge 
über  Piatons  Lehrer  u.  Lehren,  Lpz.  1879.  J.  Werner,  Die  Philos.  des  Sokr., 
Progr.,  Frankf.  a.  M.  1880.  G.  d 'Eichthal,  Socrate  et  notre  temps;  Theologie 
de  S. :  Dogme  de  la  providence,  Par.  1881.  J.  J.  Guttmann,  Über  den  wissen- 
schaftl.  Standpunkt  des  S.,  G.-Pr.,  Brieg  1881,  G.  Benseier,  Der  Optimismus 
des  S.  bei  Xenophon  u.  Piaton,  Chemnitz  1882.  C.  B.  Spruyt,  Socr.  als  wys- 
geer,  Ztschr.  de  Gids,  1882.  J.  Sander,  Bemerkungen  zu  Xen.s  Berichten  über 
Leben  u.  Lehre  des  S.,  Pr.,  Magdeb.  1884.  T.  Mamiani,  La  morale  di  Socrate, 
La  filos.  delle  scuole  Italiane  29  (1884),  43 — 53.  M.  Guggenheim,  Die  Lehre 
vom  apriorischen  Wissen  in  ihrer  Bedeutung  für  die  Entwicklung  der  Ethik  und 
der  Erkenntnistheorie  in  der  sokratisch-platonischen  Philos.,  Berlin  1885;  ders., 
Zur  Gesch.  des  induktionsbegriffs,  Ztschr.  f.  Völkerpsych.  17  (1887),  52 — 61. 
Aless.  Chiappelli,  11  naturalismo  di  Socrate  e  le  prime  nubi  d'Aristofane. 
Rendiconti  della  R.  Accad.  dei  Lincei  1886,  284—302.  Derselbe,  Xuove  ricerche 
sul  naturalismo  di  Socrate,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  4  (1^91),  369  -  413.  Marco 
Lessona.  La  morale  e  il  diritto  in  S.,  Roma  1886.  C.  Robert,  Beitr.  z. 
griech.  Festkai.,  die  Festzeit  d.  Delien,  Hermes  21  (1886),  161  ff.  R.  Pasqui- 
nelli,  La  dottrina  di  S.  nelle  sue  relazioni  alla  morale  ed  alla  politica,  Roma 
1887.  R.  Hirzel,  Polykrates'  Anklage  u.  Lysias'  Verteidigung  des  S.,  Rhein. 
Mus.  42  (1887',  239—260.  Über  S.'  Verh.  zur  Sophistik  s.  Siebeck,  oben 
S  41*  J.  Th  Klett,  Sokr.  u  d.  xenoph.  Meraorab..  Lpz.  1893.  P.  Natorp. 
Über  Sokrates,  Philos.  Monatsh.  30  (1894),  337  —  370  (bezieht  sich  namentlich  auf 
Joel,  1.  Bd  ).  Mart.  Schanz,  S.  als  vermeintlicher  Dichter,  ein  Beitrag  zur  Er- 
klärung des  Phaidon,  Hermes  29  (1894),  597— 6(33.  K.  Lincke,  Sokrates  und 
seine  Apologeten,  Zeitschr.  f.  d.  Gymnasialw.  52  (1898),  417—441  (Erweiterung 
eines  auf  der  Philol.-Vers.  zu  Dresden  1897  gehaltenen  Vortrags;  s.  Verhandlungen i. 
Alfr.  Gercke,  Sokr.  u.  Piaton,  Neue  Jahrb.  f.  d  klass.  Altert,  usw.  1  (1898i. 
585 — .594.  E.  Rolf  es,  Moderne  Anklagen  gegen  den  Charakter  u.  die  Lebens- 
anschauungen Sokrates',  Piatos  und  Aristoteles',  Philos.  Jahrb.  12  (1899),  1—18; 
271—291.  M.  Wetzel,  Haben  die  Ankläger  des  S.  wirklich  behauptet,  daß  er 
neue  Gottheiten  einführe?  Pr.,  Braunsberg  1899.  W^.  Nestle,  Die  Entwicklung 
der  griech.  Aufklär,  bis  auf  S.,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  u.  Fädag. 
4  (1S99,  2.  Abt.),  177—203.  F.  Bev schlag,  Die  Anklage  des  S..  Krit.  Untersuch., 
Progr.,  Neustadt  a.  d.  H.  1899/1900.  Ad.  Harnack,  Sokr.  u.  d.  alte  Kirche, 
Gießen  1901.  A.  Menzel,  Untersuchungen  zum  Sokrates-Prozesse,  Sitzungsber. 
der  Wiener  Akad.  1902.    Giuseppe  Zuccante,  Intorno  alle  fonti  della  dottrina 


Zu  §  33.    Sokrates  von  Athen.  (39* 

di  Focrate,  Pavia  1902;  derselbe,  Intorno  al  principio  informatore  e  al  metodo 
della  fjlosofia  di  Socrate  (Riv.  di  filos.  e  scienze  affini,  1902),  Bologna  1902. 
P.  Landormy,  Socrate,  Paris  1900.  G.  Melli,  Socrate,  Atene  e  Roma 
N.  49/50,  3—22.  Derselbe,  La  morte  di  Socrate,  ebenda  51,  69—76. 
G.  Zuceante,  La  donna  nella  dottrina  di  Socrate,  Ausz.  aus  d.  Rivista  filosof., 
Pavia  1903.  M.  Baege,  Sokrates  in  der  geistigen  Entwicklung  Athens, 
Schweidnitz  1904,  Progr.  Herrn.  Nohl,  Sokrates  und  die  Ethik,  Tübingen 
und  Leipzig  1904.  K.  Praechter,  Die  Zeit  der  Hinrichtung  des  Sokrates, 
Hermes  39  (1904),  473-476.  L.  A.  Rostagno,  Ancora  del  naturalismo  di  So- 
crate, Torino  1904.  G.  Uphues,  Sokrates  u.  Piaton.  Was  wir  von  ihnen  lernen 
können,  Osterwieck  1904.  Derselbe,  Der  geschichtl.  Sokr.  kein  Atheist  und  kein 
Sophist,  Pädag.  Magaz.  324.  Heft,  Langensalza  1907.  Galt),  Socrate  contro 
Callicle,  Atene  e  Roma  N.  78,  S.  179 — 188.  A.  Rivoiro.  La  figura  di  Socrate 
in  Aristofane,  Classici  e  Neolatini  1,  3.  G.  Zuceante,  Sul  concetto  del  bene  in 
Socrate  a  proposito  del  suo  asserito  utilitarii^^mo,  Rivista  filos.  7,  453  ff.  537  ff. 
A.  Aall,  Sokrates  Gegner  oder  Anhänger  der  Sophistik?  Philos.  Abhandl.  für 
M.  Heinze,  S.  1 — 13.  Edm.  Lange,  Sokrates,  Gütersloh  1906  (Gymnasialbibl. 
Heft  43).  G.  Chantillon,  Socrate,  Paris  1907.  R.  v.  Pöhlmann ,  Sokratische 
Studien,  Sitz.-Ber.  d.  philos.-philol.  u.  d.  bist.  Kl.  d.  bayr.  Akad.  d.  Wiss.  1906, 
S.  49 — 142  (auch  in:  v.  Pöhlmann,  Aus  Altertum  u.  Gegenwart,  Neue  Folge, 
München  1911,  S.  1-117.  S.  Text  S.  153).  J.  Geffcken,  Sokrates  u.  das  alte 
Christentum,  Heidelberg  1908.  F.  Lettich,  Cenni  sulla  filosofia  di  Socrate, 
Triest  1908.  Über  die  Ethik  des  S.  s.  auch  M.  Heinze,  Der  Eudämonismus  in 
der  griech.  Philos.  C.  6.  A.  Lasson,  Sokr.  und  die  Sophisten,  Berlin  1909. 
R.  Richter,  Sokr.  u.  die  Sophisten  in:  E,  v.  Aster,  Große  Denker,  S.  75  ff. 
K.  Meiser,  Zu  den  Deklamationen  des  Libanios  über  Sokr.,  Sitz.  d.  Münchener 
Akad.  d.  Wiss.  phil.-hist.  Kl.  1910.  Hieron.  MarkoAvski,  De  Libanio  Socratis 
defensore,  Bresl.  philol.  Abh.  Heft  40,  Breslau  1910.  W.  Nestle,  Sokrates  und 
Delphi,  Korresp.  f.  d.  höh.  Schulen  Württembergs  17,  81—91.  J.  Cohn,  So- 
krates, in:  Führende  Denker,  2.  Aufl.,  Leipz.  1911,  S.  3—21  (Aus  Natur  und 
Geistesw.  Bd.  176).  A.  E.  Taylor,  Varia  Socratica.  First  series,  Oxf.  1911 
(s.  dazu  F.  Lortzing,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1912,  1306 ff.).  Derselbe,  Varia 
Socratica  once  more,  Class.  philol.  7,  85—89.  Shorey,  ebenda  89—91.  G.  C. 
Field,  Sccrates  and  Plato;  a  criticism  of  prof.  E.  A.  Taylor's  Varia  Socr.,  Oxf. 
1913.  H.  Rock,  Aristophanischer  u.  geschichtl.  Sokr.  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos. 
25  (1912),  175-195;  251 — 274.  Jul.  ßaumann,  Neues  zu  Sokr.,  Aristoteles, 
Euripides,  Leipz.  1912.  Cl.  Werner,  La  philos.  de  la  valeur  chez  Socrate  et 
Piaton,  Bericht  über  den  III.  Internat.  Kongr.  f.  Philos.  zu  Heidelberg,  S.  207 
bis  213.  U.  Galli,  Tratti  comici  di  Socrate,  Atene  e  Roma  15,  70  ff.  J.  Vürt- 
heim,  De  Sophocl.  Philoct.  388  (der  Vers  nach  d.  Verf.  gegen  Sokr.  gerichtet), 
Mnemos.  38,  111.  Gull.  Obens,  Qua  aetate  Socratis  et  Socraticorura  epistulae 
quae  dicuntur  scriptae  sint,  Monast.  Guestf.  1912,  Diss.  G.  Natali,  Socrate  nel 
giudizio  dei  padri  apologisti,  Ascoli  Piceno  1912.  W.  Aly,  Anvtos,  der  Ankläger 
des  Sokrates,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Alt.  usw.  31  (1913),  169—193.'  Mesk  s.  S.  64*  zu 
§  32  unter  Polykrates.  W.  v.  Goßler,  Die  analytische  u.  synoptische  Begriffs- 
bildung bei  Sokrates,  Piaton  und  Aristoteles,  Heidelb.  1913,  Diss.  A.  S.  Fer- 
guson. The  impiety  of  Socrates,  The  class.  quart.  7  (1913),  157 — 175.  J.  L. 
Heiberg.  Sokrates'  Entwicklung  (Vortrag,  aus  dem  Dänischen  übers.),  Zeitschr. 
Sokrates  1,  353.  P.  Bokownew,  Sokrates'  Philosophie  in  der  Darstellung  des 
Aristoteles,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  27  (1914),  295  ff.  V.  Brochard,  L'oeuvre 
de  Socrate,  in  dessen  Etudes,  s.  oben  S.  12*.  G.  Allievo,  Gli  ultimi  giorni 
di  S.,  in:  Rivista  rosminiana,  Voghera  1914. 

Über  den  Entwicklungsgang  des  Sokrates  und  die  Beziehung  von  Plat. 
Phaid.  95e  ff.  auf  denselben  handeln:  Boeckh  im  Sommerkat.  der  Berliner 
Univ.  1838  ^  Kl.  Sehr.  Bd.  VI,  1874.  Krische,  Forschungen  I,  S.  210. 
Susemihl,  Philol.  20  (1863),  226ff.  Ueberweg,  ebd.  21  (1864),  20ff.  Vol- 
quardsen,  Rhein.  Mu.s.  19  (1864),  505—520.  Ed.  Schwartz,  Sokrates  u.  Plato, 
in:  Charakterköpfe  aus  der  antiken  Literatur  (s.  o.  S.  41*  f.).  Über  das  sokratische 
Daimo7iion  handeln:  F.  Lelut,  Du  dömon  de  Socrate,  Par.  1836.  Raphael 
Kühner  in  seiner  Ausgabe  der  Memorabilien  (Bibl.  Graeca  cur.  F.  Jacobs  et 
V.  Chr.  F.  Rost,  Scr.  orat.  ped.,  vol.  8),  Gotha  1841,  18—25.  wo  auch  ältere 
Literatur   nachgewiesen    wird.     C.  R.  Volquardsen,   Das  Dämonium   des    So- 


70*  Literaturverzeichnis, 

krates  und  seine  Interpreten,  Kiel  1862,  L.  Breitenbach,  Ztschr.  f.  d.  Gym- 
nasiahvesen  17  (1863),  499 — 511.  Chr.  Cron,  in:  Eos,  süddeutsche  Ztschr.  für 
Philol.  u,  Gymnasiahvesen  (Würzburg  1864),  169^179.  P.  W.  Freyniüller, 
Progr.,  Metten  1864.  Ferd.  Friedr.  Hügli,  Das  Dänaoniura  des  Sokrates, 
Born  1864,  Diss.  v.  Zürich.  B.  Cybic  hows  ki,  Quae  Socratis  de  diis  et  dae- 
monio  fuerint  opiniones  et  quae  Xenophonti  Platonique  in  iis  tradendis  fides 
adiungenda  Sit,  explicatur,  Diss.,  Bresl.  1870.  Sig.  Ribbing,  Über  Sokrates' 
Dainionion,  Upsala  1870.  Henry  Edward  (Manning),  The  Daeraon  of  So- 
crates,  London  1872.  Sauer,  Das  D.  des  S.  und  seine  Deutungen,  Pr,,  Heil- 
bronn 1883.  C.  du  Prel,  D.  Dämon  des  Sokr.,  in:  D.  Mystik  d.  alt.  Griechen 
Lpz.  1888,  S.  121 — 170.  Aug.  Willing,  De  Socr.  daemonio  quae  antiquis 
temporibus  fuerint  opiniones,  Comm.  philol.  Jenens.  vol.  8  fasc.  2  (Leipz.  1909), 
125 — 183.  F.  Bock,  Untersuchungen  zu  Plutarchs"  Schrift  .t,  tov  ^'oj^ioaror,- 
dai/iioviov,  München  1910,  Diss.  Zum  sokrat.  Daimonion  vgl.  auch  Herrn. 
Mutschmann,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1911,  166. 

Nachdem  schon  Christoph  Aug.  Heu  mann  eine  Rehabilitierung  der 
Xanthippe  versucht  hatte  (Acta  philosophorum,  1.  T.  [1715]  S.  103—125),  hat 
auch  E.  Zell  er  zur  Ehrenrettung  der  X.  geschrieben,  in:  Vortr.  u.  Abhandl., 
Lpz.  1865,  S.  51—61. 

Sokrates  in  der  neueren  schönen  Literatur:  Paul  Gerhardt,  Sokrates, 
Dramat.  Gespräch  in  einem  Aufzug,  Steglitz  1911,  Pr,  (nach  dem  piaton.  Kriton). 

Zu  §  34.  Die  Sokratiker  überhaupt.  Xenophon.  Aischiues.  Sokraiikcr 
im  allgemeinen.  Ad.  Mannheimer,  Die  Ideenlehre  bei  den  Sokratikern,  Xeno- 
krates  und  Aristoteles,  Darmstadt  1875,  Gott.  Diss.  Ferd.  Dümmler,  Aka- 
demika.  Beitr.  zur  Literaturgesch.  der  sokrat.  Schulen,  Gießen  1889  (Viele  neue 
anregende  und  scharfsinnige  Aufstellungen  über  l-ieziehungen  und  Zusammen- 
hänge, für  die  aber  häufig  die  sichere  Begründung  fehlt).  Geo.  Epstein,  Studien 
zur  Geschichte  und  Kritik  der  Sokratik,  Berl.  1901.  A.  Cosattini,  Quid  So- 
cratici  senserint  de  reconditarum  interiorumqne  litterarum  studiis  inquiritur, 
Rivista  di  filol.  32  (1904),  S.  303—319.  K.  F.  Hermann,  Die  philosophische 
Stellung  der  älteren  Sokratiker  und  ihrer  Schulen,  in  dessen  Ges.  Abhandlungen, 
GcHting.  1849,  S.  227 — 255.  Alfr.  Rausch,  Über  die  eth.  Wertschätzung  der 
Eugeneia  u.  des  Plutos  bei  den  Sokratikern  und  Peripatetikern,  Philos.  Monatsh. 
20  (1884),  449—491.  Heinr.  Gomperz,  Isokrates  und  die  Sokratik,  Wiener 
Studien  27  (1905),  163—207;  28  (1906),  1-42.  Heinr.  Dittraar,  Aischines  von 
Sphettos,  Studien  zur  Literaturgesch.  d.  Sokratiker  (Philol.  Unters.,  herausg.  von 
A.  Kießling  u.  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorff,  21.  Heft),  Berlin  1912. 

Xenophon:  -Jahresbericlite :  Bursian,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  s.  oben 
S.  23*f.  R.  Ullrich,  Über  die  Xenophonliteratur  der  Jahre  1898-1900  in 
den  Jahresberichten  des  philol.  Vereins  zu  Berlin  30  (1904),  S.  63-224  (im  An- 
hang der  Zeitschr.  für  das  Gymnasialwesen  58  [1904]).  Hier  S.  63  Zusammen- 
stellung der  früheren  Berichte.  Nachtrag  zu  diesem  Berichte  im  folgenden  Bande 
S.  333-347.  Literatur  verzeichnen  auch  Thalheim  u.  Ruehl  in  der  Teubner- 
schen  Ausgabe  von  Xenophons  kleinen  Schriften  (s.  oben  S.  164).  Aus  der  un- 
gemein reichen  Xenophonliteratur  können  hier  nur  diejenigen  Erscheinungen 
berücksichtigt  werden,  die  sich  auf  Xenophons  Verhältnis  zur  Philosophie  und 
seine  philosophischen  oder  doch  wenigstens  die  Philosophie..berührenden  Schriften 
beziehen.  Für  die  Arbeiten  über  Xenophons  Leben,  die  Überlieferung,  Chrono- 
logie und  Sprache  seiner  Werke,  seine  historischen  und  technischen  Schriften 
muß  auf  die  Jahresberichte  und  die  oben  S.  22*  ff.  42*  verzeichneten  bibliogra- 
phischen und  literaturgeschichtlichen  Hilfsmittel  verwiesen  werden. 

A.  Boeckh,  De  simultate,  quam  Plato  cum  Xenophonte  exercuisse  fertur, 
Berol.  1811  =  Kl.  Sehr.,  Bd.  4,  S.  1  ff.  Niebuhr,  KL  Schriften.  Bd.  1, 
S.  467  ff.  Ferd.  Delbrück,  Xenophon.  Zur  Rettung  seiner  durch  B.  G.  Nie- 
buhr  gefährdeten  Ehre  dargestellt,  Bonn  1829.  Lud.  Georg  Dissen,  De  phi- 
losophia  moraU  in  Xenophontis  de  Socrate  commentariis  tradita  commentatio. 
Gott.  1812  (in  des  Verf.  Kleinen  Schriften  [Gott.  1839],  S.  59—88).  L.  Breiten- 
bach,  Quaestionum  de  X.  Oeconomico  particula,  Halae  1837,  Diss.  Hirschig, 
De  disciplinae  Socraticae  in  vitara  et  mores  antiquorum  vi  et  efficacitate  in 
Xenophontis  decem  milia  Graeconim  ex  Asia  salvos  in  patriam  reducentis  exemplo 


Zu  §  34.     Die  Sokratiker  überhaupt.    Xenophon.    Aischines.  J\* 

inaiiitcsta,  in:  Syrabolae  litt.  III,  Amstelod.  1839.  J.  D.  van  Hoevell,  De 
Xenophontis  philosophia,  Groning.  1840.  \V.  Engel,  Xea.  polit.  Stellung  und 
Wirksamkeit,  G.-Pr.,  Stargard  1853.  A.  Garnier.  Histoire  de  la  morale:  Xöno- 
phon,  Pari-s  1857.  Vgl.  auch  Abhandlungen  wie  die  von  A.  Hug,  Philol.  7 
<1852),  G38-G9.\  K.F.Hermann,  Philol.  8  (1853),  329  ff.,  Georg  Ferd. 
Ret t ig.  Univ.-Pr..  Bern  1864  ;über  das  gegenseitige  Verhältnis  des  xenophon- 
tischen  und  dos  platonischen  Symposiums),  ferner  Arn.  Hug,  Die  Unechtheit  der 
•dem  Xenophon  zugeschriebenen  Apologie  des  Sokrates,  in:  Herrn.  Köchly,  Akad. 
Vortr.  u.  Keden,  Zürich  1859,  S.  43ü — 439.  H.  Henkel,  Xenophon  u.  Isokrates, 
Progr..  Salzwedel  1806  (vgl.  Sauppe  in  der  Ztschr.  f.  Alt.-Wissensch.,  Jahrg.  2 
(Darmstadt  1835],  404).  A.  Nicolai,  X.s  Cyrop.  u.  s.  Ans.  vom  Staate,  Progr., 
Eernburg  1867.  L.  Breiten bach.  Wer  ist  der  xaz/jyogog  in  X.s  Commentarien? 
Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  99  (1869),  801-815  (zu  der  Frage  s.  Text  S.  161  f.i. 
O.  Fabricius,  Zur  religiösen  Anschauungsweise  des  Xenophon,  Pr.  des  Allst. 
Oymn.  zu  Königsb.  i.  Pr.,  1870.  Beckhaus,  Xenophon  der  Jüngere  und  So- 
krates, oder  über  die  unechten  Schriften  Xenophons,  Berlin  1872,  Fortsetz,  in: 
Ztschr.  f.  d  G.-W.,  26  (1872),  225-267.  A.  Croiset,  Xenophon,  gon  caractfere 
et  son  temps,  Paris  1873.  E.  Po  hie,  Die  angeblich  xenophon teische  Apologie  in 
ihrem  Verh.  zum  letzten  Kap.  der  Memorabilien,  Gymn. -Progr.,  Altenburg  1874. 
J  Sitzler,  De  Xenophonteo  qui  fertur  Hierone,  Tauberbischofsheim  1874,  Pr. 
(spricht  die  Schrift  dem  Xen.  ab.  Dagegen  Xitsche,  Burs.  Jahresb.  1877,  I, 
S.  25  ff.).  K.  Schenkl,  Xenophont.  Studien  I  (zu  den  Memor.),  IL  (zu  Oikon.. 
Sympos.  u.  Apologie),  Sitz.  d.  Wiener  Akad.  80  (1875),  87-182;  83  (1876),  103 
bis  1(8.  A.  Krohn,  Sokrates  u.  Xenophon  s.  oben  S.  67*.  O.  Immiscli,  Xe- 
nophon über  Theognis  u.  das  Problem  des  Adels,  in:  Commentat.  philol.  quibus 
<).  Ribbeckio  .  .  .  congratulantur  discipp.  (Leipzig  1888),  71—98.  A.  Döring, 
Die  Disposition  von  X.s  Memorabilien  als  Hilfsmittel  positiver  Kritik,  Arch.  f. 
•Gesch.  d.  Ph  4  (1891).  34—60.  S.  ebd.  5  (1892),  61-68;  derselbe,  D.  Begriff 
■der  Dialektik  in  den  Memorabilien,  ebd.  5  (1892),  185-197.  K.  Lincke,  De 
Xenophontis  libris  Socraticis,  Progr.,  Jena  1890.  Ferd.  Dümmler,  Piaton, 
Pausanias  u.  Xenophon  (die  beiden  Symposien),  in:  Akademika  (s.  oben  S.  70*). 
Kap.  III:  derselbe,  Die  Vorsehungslehre  der  Memorabilien  und  die  Physik 
des  Kratvlos,  ebd.  Kap.  VI.  H.  Schacht,  D.  Xenophontis  studiis  rhetoricis, 
Berl.  1890.  G.  Kaibel,  X.s  Kynegetikos,  Hermes  25  (1890),  581-597,  für 
die  Echtheit,  dagegen  L.  Radermacher,  Rhein.  Mus.  51  (1896),  596—629;  52 
(1897),  13—41:  J.  Mewaldt,  Hermes  46  (1911),  70-92,  trennt  das  sicher  nicht 
xenophonteische  Proömium  ab  und  hält  das  übrige  nach  dem  Vorgang  anderer 
für  eine  Jugendschrift  des  X.  E.  Richter.  Xenophonstudien,  Jahrbb.  f.  kl. 
Philol.,  19.  Supplementbd.,  59—154  (die  von  Xenophon  berichteten  Gespräche  des 
Sokrates  sind  Erfindungen  X.s).  E.  Zeller  (über  X.s  Darstellung  d.  sokratischen 
Philosophie).  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  5  (1892),  446  ff.  =  Kl.  Sehr.  II,  38  f. 
Th.  Birt,  De  Xenophontis  commentariorum  Socraticorura  compositione,  Progr., 
INIarb.  1893;  derselbe.  Zu  Antisthenes  u.  Xen.,  Rhein.  Mus.  51  (1896),  153—157. 
G.  Vogel,  Die  Oekonomik  des  Xen.  E.  Vorarbeit  zu  einer  Gesch.  der  griech. 
Oekonomik,  Erlang.  1895,  Diss.  F.  Schurr,  Xenophon  quo  consilio  commen- 
tariorum Socraticorum  prioribus  libris  tribus  adjecerit  quartum  et  qua  ratione 
ipsius  libri  quarti  argumentorum  ordinem  excogitaverit.  Erlangen  1897,  Diss. 
U.  V.  Wilamowitz-Moellendorff ,  Die  xenophontische  Apologie,  Hermes  32 
(1897),  601 — 611.  L.  Radermacher  (Berührung  von  X.s  Apologie  mit  dem 
Palamedes  des  Gorgias),  Rhein.  Mus.  .52  (1897),  24,  Anm.  2;  Philol.  65  (1906),  149. 
Lincke,  Xenophons  Hieron  und  Demetrios  von  Phaleron,  Philol.  58  (1899),  224 
bis  251.  Derselbe.  Xen.  persische  Politie,  Philol.  60  (1901),  541—571.  P.  Dör- 
wald,  Gliederung  von  Xen.  Memor.  1,  1  und  2,  Lehrproben  und  Lehrgänge  58 
(1899),  86 — 94.  E.  Rosenberg,  Xen.  raem.  1  und  2  in  ihren  Beziehungen  zur 
Gegenwart.  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  4  (1899),  94—104.  Max 
Hodermann,  X.s  Wirtschaftslehre  unter  dem  Gesichtspunkt  sozialer  Tages- 
fragen betrachtet,  Wernigerode  1899,  Progr.  G.  Sorof,  Noraos  u.  Physis  in 
X.s  Anaba.sis.  Hermes  34  (1899),  568  f.  Martin  Wetzel  u.  Otto  Imrnisch, 
Die  Apologie  des  Xenophon,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  5  (1900),  389 
bis  415  (überzeugend  für  die  Echtheit,  auch  auf  Grund  sprachlicher  Untersuchung). 
Fr.  Bey_schlag,  Die  Apologie  des  Xenophon,  Blätter  f.  d.  Gymnasialschulw. 
(bayr.)  37  (1901),  496  ff.  ü.  Frick,  Xenophontis  quae  fertur  apologia  So- 
-cratis    nuni    genuina    putanda    sit,    Halle  1903,    Diss.,    vollst.  Diss.  philol.  Hai. 


72*  Literaturverzeichnis, 

19  (1909),  1  ff.  Edm.  Lange,  Xenophon.  Sein  Leben,  seine  Geistesart 
und  seine  Werke,  Gütersloh  19Ü0  (Gymnasialbibl.  9.  Heft).  Fr.  Beyschlag, 
Ein  liierarischer  Eückzug  Xenophons,  Blätter  für  das  Gymnasialschulwesen 
(bayr.)  87  (1901),  49  ff.  (betrifft  Xenophons  Urteil  über  den  Sokratesprozeß,  an- 
knüpfend an  Kyrup.  3,  1,  38 — 40).  A.  Chavanon,  p]tude  sur  les  sources  prin- 
cipales  des  Mcniorables  de  X.  (Bibl.  de  l'Ecole  des  hautes  etudes  fasc.  140),  Paris 
1903.  Ph.  Kolessa,  Die  Konaposition  von  Xenophons  Memorabilien.  Sambor 
1904  (polnisch).  E.  Kaiinka,  Zu  Xenophons  Leben  und  Schriften,  Wien  1905. 
Th.  Thal  heim,  Zu  Xenophons  Oikonoraikos,  Hermes  42  (1907),  630—642.  Der- 
selbe, Zu  Xenophons  kleineren  Schriften  (Hieron,  Agesilaos,  Apologie),  Hermes 
43  (1908\  427—440.  Paul  Klimek,  Krit.  Studien  zu  Xenophons  Memorabilien, 
Breslau  1907,  Pr.;  2.  Teil  ebenda  1912,  Pr.  O.  M.  Feddersen,  De  Xenophontis 
Apologia  Socratis  et  Isocratis  Antidosi  quaestiones  duae  Socratis  litem  attinentes, 
Jena  1907,  Diss.  Sh.  O.  Dickerman,  De  argumentis  quibusdam  apud  Xeno- 
phontem,  Platonem,  Aristotelem  obviis  e  structura  hominis  et  animahum  pelitis, 
Halis  Sax.  1909,  Diss.  E.  Fried erici.  Das  persische  Idealheer  der  Cyropädie, 
Berlin  1909,  Diss.  H.  Weißenborn,  De  Xenoph.  in  commentariis  scrioendis 
fide  historica,  Jena  1910,  Diss.  M.  S  ig  all.  De  personis  in  Xenophontis  Sym- 
posio,  Czernowitz  1910,  Pr.  L.  Eobin.  Les  Memorables  de  X.  et  notre  counais- 
sance  de  la  philosophie  de  Socrate,  Annee  philosophique  21  (1910),  1 — 47.  GuiL 
Prinz,  De  X.  Cyri  institutione,  Gott.  1911,  Diss.  Wilh.  Gemoll,  Zur  Kritik 
lind  Erklärung  von  Xenophons  Kyrupädie,  Liegnitz  1912,  Pr.  Car.  Water- 
mann, De  Xenophontis  Hierone  dialogo  quaestiones,  Monast.  Guestf.  1914^ 
Diss.  K.  Praechter,  s.  Demokrit  o.  S.  QO^.  Für  Einzelbeiträge  s.  noch  J.Jessen, 
Quaestiiinculae  criticae  et  exegeticae,  Kiel  1901,  Diss.  (hier  über  Symp.  4,  31), 
H.  Eichards,  The  class.  rev.  12  (1898),  193  ff.  (Apologie);  16  (1902),  270  ff. 
(Memor.),  293  f.  (Sympos.);  18  (1904),  288  (Memor.),  H.  Jackson,  ebenda 
260  (Memor.),  H.  Eichards,  Notes  on  Xenophon  and  others,  London  1907. 
L.  Farmen  tier.  Eev.  d.  l'instruct.  piibl.  en  Belg.  43  (1900),  244  (Svnip.), 
Lincke,  Philol.  59  (1900),  190  f.,  A.  Eoemer.  Blätter  f.  d.  Gvmnasial- 
schulwesen  36  (1900),  '  412  f.,  640  f.  (Memorabil.),  Fr.  Eosenstiel,  Über 
einige  fremdartige  Zusätze  in  Xenophons  Schriften,  Sondershausen  1908,  Pr. 
(betrifft  Kvrupädie,  Oikonomikos  und  Memorabilien),  H.  Lincke  (Mem.  1,  1, 
17-19),  Philol.  69  (1910),  153-1(^0.  Paul  Klimek  (Mem.  3,  5«.  in:  Beitr.  zur 
Sprach-  u.  Völkerkunde,  Festschr.  f.  Alfr.  Hillebrandt,  Halle  a.  S.  1913,  81-92, 
C.  O.  Zuretti,  Varia  (darin  zu  Mem.  3,  11),  Eiv.  di  filol.  class.  41  (1913).  1  ff., 
W.  A.  Oldfather  (Mem.  4,  2,  10),  Class.  Philol.  6  (1911),  87,  A.  G.  Laird.  (Oecon. 
20,  16),  Class.  rev.  26  (1912).  213  f.  -  Für  die  Frage  nach  der  Bedeutung  X.s 
als  Quelle  für  die  sokrat.  Lehre  kommen  viele  der  zu  §  33  angeführten  W^erke 
in  Betracht,  so  namentlich  die  von  Joel,  Döring,  Maier,  Busse,  Pöhl- 
mann  (s.  auch  Text  S.  148  ff.).  Zur  Erzählung  von  Herakles  am  Scheidewege 
s.  Joh.  Alpers,  Hercules  in  bivio,  Gott.  1912,  Diss.,  cap.  III:  De  Xenophonte 
Prodici  imitatore;  dazu  auch  o.  S.  40*  (Synkrisis)  und  63*  (Prodikos). 

Nacinnrkwngen  XenopJions:  Wilamowitz,  Antigonos  von  Karysto* 
S.  110  Anm.  15.  Schmekel,  Philos.  d.  mittl.  Stoa  S.  440.  Dyroff,  Ethik  d. 
alten  Stoa  S.  345—349.  Wegehaupt,  De  Dione  Chrvsostomo  Xenophontis  sec- 
tatore,  Gott.  1896,  Diss.  Praechter,  Hierokles  d.  Stoiker  S.  55  ff.  M.  Well- 
mann, Ein  Xenophonzitat  bei  einem  Arzte.  Hermes  41  (1906),  632  f.  K.  Lincke, 
Xen.  und  die  Stoa,  Xeue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  17  (1906),  673-691. 
M.  Barone,  Senofonte  e  gli  Stoici,  Atene  e  Eoma  Nr.  101,  p.  145—151.  Siehe 
auch  Text  S.  159.  Über  das  Verhältnis  des  xenophont.  Symposions  zum  plato- 
nischen s.  weitere  Literatur  unter  Piatons  Symposion.  J.  Dahmen,  s.  unten 
zu  §  37  unter  Antisthenes.  S.  auch  die  Schrift  "Joels  oben  S.  67*  f.,  die  Dörings- 
ebenda.  P.  Cesareo,  I  due  simposi  in  rapporta  all'  arte  moderna,  Palermo  1901. 
Vgl.  zur  Kvrupädie  auch  Ed.  Schwartz,  Fünf  Vorträge  über  den  griech.  Eo- 
man  (Berlin  1896),  S.  46  ff. 

Aischines:  Außer  Dittmar  in  der  oben  S.  70*  angeführten  Arbeit  und  in 
seiner  Dissertation,  De  Aspasia  Aeschinis  Sccratici  dialogo,  Freiburg  i.  B.  1911. 
seien  genannt:  K.  F.  Hermann.  De  Aeschinis  Socratici  reliquiis  disp.  acad., 
Gott.  1850.  Welcker,  Kl.  Schriften,  I,  417  ff.  Eich.  Meister,  Aio-/h'tjg  <> 
2"*;.;.ov,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  141  (1890),  673-678.  P.  Natorp,  Über  den 
Dialog  Aspasia,    Philol.  52  (1892),    489  ff.      Karl    Meiser,    Ein  Zitat  aus  dem 


Zu  §  35.  Eiiklciclcs.    Vax  §  36.  Elisoh-eretr.  Schule.    Zu  §  37.  Alt.  kyii.  Schule.  73*" 

..Alkibiades"  des  Sokratikers  Aischines  bei  Maximos  Tyrios,  Bcr).  philol.  Wochen- 
schrift 1912,  703  f.     Natorp,  Artikel  Aischines  14  bei  Pauly-Wissowa. 

Über  den  „Schttsier  Simon"  handelt  G.  Tei  chniüller,  Literar.  Fehden,. 
11:  Die  Schusterdialoge  des  Simon,  S.  97—134,  und  Übersetz,  der  Schusterdialoge 
203—224.  S.  auch  v.  Wilamowitz  in  dem  zu  §  36  angeführten  Aufsatz  über 
Phaidon  von  Elis.    Vgl.  im  übrigen  Test  B.  168  f. 

Zu  Ji;  30.  Eukleides  von  Megara  und  seine  Schule.  Georg  Ludw.  Spal- 
ding,  Vindiciae  philcs.  Megaricorum,  Berol.  1793.  Ferd.  Deycks,  De  Megari- 
corum  doctrina,  Bonn  1827.  Heinrich  Ritter,  Bemerkungen  über  die  Philos. 
der  AJegarischcn  Schule,  Ehein.  Mus.  f.  Philol.  2  (1828),  295  ff.  Henne,  Ecole 
de. Megäre,  Paris  1843.  C.  Mallet,  Histoire  de  Fecole  de  Megäre  et  des  ecoles 
d'Elis  et  d'Eretrie,  Paris  1845.  Hartenstein,  Über  die  Bedeutung  der  Mega- 
rischen  Schule  für  die  Geschichte  der  metaphysis^chen  Probleme,  Verhandl.  der 
Ffichs.  Gesellsch.  d.  Wissensch.,  1848,  S.  190  ff.,  auch  in:  Historisch-philos.  Ab- 
handlungen, S.  127  ff.  C.  M.  Gillespie,  On  the  Megarians,  Archiv  f.  Gesch.. 
d.  Philos.  24  (1911),  218-241.  Prantl,  Gesch.  der  Logik  I,  S.  33  ff.  Vgl.  auch 
K.  Steinhart,  in:  Ersch  u.  Grubers  Enzyklop.,  I.  Sect.,  T.  39,  S.  53—56.  Für 
Ahxinos  s.  auch  v.  Arnim  u.  Sudhaus  (Text  S.  170).  Zu  Diodor  E.  Zeller,. 
Über  den  y.vgisvcov  des  Megarikers  Dicdorus,  Silzungsber.  d.  Berlin.  Akad.  1882,. 
151—159  =  Kl.  Sehr.  1  252-262.  O.  Apelt,  Stilpori,  Ehein,  Mus.  53  (1898),. 
621—625,  Unter  den  Fangschlüs-sen  ist  der  y^'evdö/usrog  eingehend  behandelt  von 
Alex.  Bjüstow,  Der  Lügner;  Theorie,  Geschichte  u.  Auflösung,  Lpz.  1910,  Erlanger 
Diss.  Über  den  Stilponschüler  KIcifarchos  (Diog.  Laert.  2,  113)  s.  P.  Xatorp,. 
Artikel  Aristoteles  20  bei  Pauly-Wissowa,  Fr.  Reuß,  Rhein.  Mus.  57  (1902),. 
594;  63  (1908),  63  ff.  Über  das  Verhältnis  des  Stoikers  Persaios  zu  Stilpon 
Ad.  Dyroff.  Ethik  der  alten  Stoa,  vS.  349  f.  S.  über  die  einzelnen  bei  Zeller 
aufgezählten  Megariker  auch  die  entsprechenden  Artikel  bei  Pauly-WissoAva,  über 
die  letzten  Megariker  auch  Fr.  Susemihl,  Gesch.  der  griech.  Literatur  in  der 
Alexandrinerzeit  I,  S.  15  ff. 

Zu  ij  36-  Die  elisch-eretrische  Schule.  L.  Preller,  Phaedons  Lebens- 
schicksale und  Schriften.  Ehein.  Mus.  4  (1846),  391—399,  revidiert  in  Ersch  und 
Grubers  Enzykl.,  Sect.  III,  Bd.  21,  S.  357  ff.,  jetzt  auch  in  Prellers  kl.  Sehr., 
hrsg.  von  E.  Köhler.  U.  v.  Wil  amowi  tz'-Moellendorff ,  Phaidon  von  Elis, 
Hermes  14  (1879),  187-193;  476 — 477.  Zu  Menedrwos  vgl.  auch  v.  Wilamo- 
wi  tz-Moellendorf  f ,  Antigonos  von  Karystos.  S.  86 ff.,  über  Ktesibios,  einen 
Schüler  des  Menedemos.  Jacoby,  Apollodors  Chronik  S.  372.  über  Menedemos 
und  Pasiphon  (wahrscheinlich  Schüler  des  Menedemos)  und  ihr  Verhältnis  zun> 
Stoiker  Persaios  Dyroff,  Ethik  der  alten  Stoa  S.  350,  über.  Pasiphon  auch 
Susemihl,  Gesch.  d.  griech.  liter.  in  d.  Alex.  S.  20  f.  Über  Anchipylos 
E.  Well  mann  bei  Pauly-Wissowa.  über  AsMepiades  ^ditov^)  ebenda  (Askle- 
piades  33),  v.  Wil  am  owitz-Moellendorff ,  Antigon.  v.  Karyst.  S.  92  ff.  Die 
elisch-eretrische  Schule  betrifft  auch  die  zu  §  35  genannte  Arbeit  von  Mallet. 

Zu  §  37.  Die  ältere  kjiiische  Schule.  Manches  lür  die  Kenntnis  des 
Kynisnivs  ii/i  allgemeinen  Förderliche  bieten  die  folgenden  Arbeilen,  obwohl 
sie  zum  Teil  zunächst  späteren  Stadien  in  der  Entwicklung  der  Sekte  gewidmet 
sind:  Jac.  Bernays,  Lucian  u.  d.  Kyniker,  mit  einer  Übersetzung  der  Schrift 
Lucians  über  das  Lebensende  des  Pereg'rinus,  Berl.  1879.  J.  Vahlen,  Ind.  lect. 
Berol.,  Wintersem.  1882/83.  S.  auch  I.  Bruns,  Lucians  philos.  Satiren,  Rhein. 
Mus.  43  (1888),  86-103;  161-196.  Ed.  Norden,  Zu  den  Briefen  des  Heraklit 
u.  der  Kvniker,  in:  Beitr.  zur  Gesch.  d.  griech.  Philos.,  19.  Suppl.-Bd.  d.  Jahrbb. 
f.  klass.  Philol.,  1892.  W.  Capelle,  De  Cynicorum  epistolis,  Diss.,  Gott.  1896, 
nach  dem  die  Briefe  von  verschiedenen  Verfassern  herrühren,  der  Mehrzahl  nach 
in  dem  ersten  und  zweiten  Jahrh.  n.  Chr.  verfaßt  sind,  und  zwar  um  die  kyni- 
schen  Ansichten  zu  verbreiten.  E.  Weber,  De  Dione  Chrysostomo  Cynicorum 
sectatore,  Lpz.  Studien  1887  (geht  auf  zahlreiche  Hauptgedanken  des  Kynismus 
ein,  für  die  er  Belege  aus  der  kynischen  Literatur  zusammenstellt'.  Th.  Gom- 
perz,  Die  Kyniker,  in:    Cosmopolis  1&97  Sept.      K.  Praechter,    Zur  kynischen 


74*  Literaturverzeichnis 

Polemik  gegen  die  Bräuche  bei  Totenbestattung  und  Totenklage,  Philol.  57  (1898), 
504—507.  K.  Joel,  D.  Auffassung  d.  kyn.  Sokratik,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos. 
20  (.1907),  1—24;  145-170.  Joh.  Geffcken,  Kynika  u.  Verwandtes,  Heidelberg 
1909.  Hier  sind  viele  für  den  Kynismus  charakteristische  Punkte  berührt,  so 
S.  22  die  Abneigung  gegen  die  Athletik  (dazu  Eich.  Heinze,  Anacharsis, 
Philol.  50  [1891],  458  ff .  und  die  von  Geffcken  angeführten  Arbeiten  von  Nor- 
den fJahrbb.  f.  Philol.  18,  299],  Wendland,  Philo  u.  d.  kyn.-stoische  Diatribe 
[s.  u.  §  59],  S.  43  f.;  vgl.  auch  Text  S.  93),  S.  23  f.  das  Odysseusideal,  S.  24  f. 
■die  Preisgabe  des  Besitzes.  S.  53  ff.  die  (besonders  für  den  Kynismus  in  Betracht 
kommende)  Philosophen tracht,  die  Angriffe  darauf  und  die  Verteidigung  der- 
selben. Über  die  kvnische  Tracht  handeln  auch  U.  v.  Wilamowitz-Moel- 
lendorff,  Ind.  lect.  Gott.  1893,94  S.  16  und  Fr.  Leo,  Hermes  41  (1906), 
442  f.  (der  betont,  daß  die  ßay.Ttjgia  nichts  spezifiscii  Kynisches  ist.  Hervor- 
gegangen ist  die  Bezeichnung  des  Stockes  als  eines  Bestandteiles  der  kynischen 
Ausrüstung  wohl  aus  Stellen,  an  denen  von  einer  Verwendung  des  Stockes  zur 
Züchtigung  die  Rede  ist.  Nach  Diog.  Laert.  6,  23  benutzte  Diogenes  den  Stock 
zunächst  als  Stütze  während  einer  Krankheit,  dann  immer  und  ohne  besonderen 
Anlaß).  Die  Urteile  der  Kvniker  über  das  Exil  behandelt  Gi  es  ecke,  s.  oben 
S.  32*. 

Antistlie7ies :  Krische,  Forschungen  I.  S.  234 — 246.  Chappuis,  Anti- 
sthene,  Paris  1854.  Ad.  Müller,  De  Antisthenis  Cynici  vita  et  scriptis,  Progr. 
des  Vitzth.-G.  zu  Dresden  u.  Diss.  v.  JMarburg  1860.  K.  Barlen,  Antisthenes  u. 
Platon,  1.  T.,  G.-Pr.,  Neuwied  1881.  K.  Urban,  Über  die  Erwähnungen  der 
Philosophie  des  Antisth.  in  d.  platon.  Schriften,  G.-Pr.,  Königsb.  1882.  Ferd. 
Dumm  1er.  Antisthenica,  D.  1.  Bonn.,  Halis  1882  =  Kl.  Sehr.  I  10-78;  ders., 
Ant.,  Archelaos  u.  die  olympischen  Festreden,  Akademika  (s.  oben  S.  70*),  Kap.  I,  s. 
auch  Kap.  IV:  A.  Protreptikos  berücksichtigt  von  Isokrates,  Platon  u.  Xenophon, 
Kap.  VIII:  D.  Streit  zwischen  Platon  u.  A.  über  die  Ideenl.;  ders..  Zum  Herakles 
des  A.,  Philol.  50  (1891 ),  288— 296  =  Kl.  Sehr.  I  140-149.  R.  Münzel,  Antisthenis 
fragmentum,  Rhein.  Mus.  40  (1885),  148.  F.  Susemihl,  D.  Idealstaat  d.  Ant. 
und  die  Dialoge  Archelaos,  Kvros  u.  Herakles,  .Tahrbb.  f.  kl.  Philol.,  135  (1887 1. 
207—214.  P.  Hagen,  Zu  A.,' Philol.  50,  381-384.  L.  Radermacher,  D.  Aias 
u.  Odysseus  des  A.,  Rhein.  Mus.  47  (1892),  569 — 576.  E.  Norden,  Über  einige 
Schriften  des  A.,  Beiträge  z.  Gesch.  d.  griech.  Ph.,  Jahrbb.  f.  kl.  Ph.,  Suppl.  19 
(1892),  368 — 385.  J.  D ahmen,  Quaestiones  Xenophonteae  et  Antistheneae,  Diss., 
Marb.  1898.  Susemihl,  Die  Aspasia  des  A.,  Philol.  59  (1900),  148-151 ;  469-471. 
Am  ausführlichsten  handelt  von  Antisthenes  und  seinen  Schriften  Joel,  Der  echte 
und  der  xenophontische  Sokrates  (o.  S.  67*).  der  eine  Art  Ehrenrettung  des  Ky- 
nismus und  seines  Stifters  gibt,  dabei  aber  den  Einfluß  des  Antisthenes  viel  zu 
hoch  anschlägt.  Guggenheim,  Ant.  in  Piatons  Politeia,  Philol.  60  (1901),  149 
bis  L54.  H.  J.  Lulolfs,  De  Antisthenis  studiis  rhetoricis,  Amsterdam  19(X). 
Luigi  Andr.  Eostagno,  Le  idee  pedagogiche  nella  filosofia  cinica  e  special- 
mente  in  Antistene,  parte  I,  Torino  1904.  J.  Bidez,  Fragments  d'un  phüosophe 
■öu  d'un  rheteur  grec  inconnu,  Rev.  de  philol.  30  (1906),  161 — 172  (betrifft  Pap. 
Mus.  Brit.  275.  Nach  einem  vom  Verf.  mitgeteilten  Briefe  von  Th.  Gomperz 
datiert  dieser  den  Inhalt  ins  fünfte  .Tahrh.  vor  Chr.  und  denkt  an  eine  kynische 
Schrift,  beispielsweise  den  Kyros  des  Antisthenes.  Dagegen  C.  Häberlin,  Rhein. 
Mus.  62  [1907],  154).  W.  Altwegg,  Zum  Aias  u.  Odysseus  d.  Antisthenes,  in: 
Juvenes  dum  sumus,  Basel  1907,  52  —  61.  Max  Pohlenz,  Antisthenicum,  Her- 
mes 42  (1907),  157 — 159.  Ernst  Thomas,  Quaest.  Dioneae,  Lipsiae  1909,  Diss., 
handelt  in  Kap.  1  (S.  6  ff.)  de  Antisthenis  disciplina  -Tfo«  ßaodsiag.  G.  Rödler, 
Note  sur  la  PoUtique  d'Antisth^ne,  L'annee  philosophique  22  (1911),  1—7.  Aug. 
Bachmann,  Aiax  et  Ulixes  declamationes  utrum  iure  tribuantur  Antistheni 
necne,  Münster  i.  W.  1911,  Diss.  C.  M.  Gillespie,  The  Logic  of  Antisthenes, 
Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  26  (1913),  479  ff.;  27  (1914),  17  ff.  K.  Holl,  Die 
schriftstellerische  Form  d.  griech.  Heihgenlebens,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert, 
usw.  29  (1912),  406  ff.  (Beziehungen  zu  A.  und  der  Popularphilosophie).  Über 
Antisthenes"  Stellung  in  der  Geschichte  der  Rhetorik  Fr.  Blaß,  Attische  Bereds. 
II'^  332  ff.;  über  seine  Rolle  in  der  Protreptik  P.  Hartlich,  De  exhort.  a  Graec. 
Rom.  scnpt.  bist,  et  ind.  (s.  oben  S.  39*),  S.  225  ff.  Natorp.  Artikel  Anti- 
sthenes 10  bei  Pauly-Wissowa,  wo  weitere  Literatur,  insbesondere  auch  über  die 
Anspielungen  Piatons  auf  A.,  verzeichnet  ist. 


Zu  §  37.     Die  ältere  kyuische  Schule.  7")* 

Doj(jc)ics:  Karl  Wilh.  Göttling,  D.  der  Kyniker  oder  die  Philosophie 
•des  griechischen  Proletariats,  in  dessen  Ges.  Abhandl.  Bd.  1,  Halle  1851,  S.  251 
bis  277.  K.  Steinhart,  in  Ersch  u.  Grubers  Enzyklop.,  1.  Sekt.,  T.  25,  S.  301 
bis  306.  Hugo  A.  Hermann,  Zur  Gesch..  u.  Kritik  des  Diogenes  von  Sinope, 
0;.-Pr.,  Heilbronn  1860.  Th.  Wehrmann,  Über  den  Kyniker  D..  Pädag.  Archiv 
3  (1861),  97—117  (auch  in  des  Verf.  Griechentum  u.  Christentum  (Breslau  1888], 
179-198).  Ferd.  Dumm  1er  in:  Antisthenica,  S.  64—76  =  Kl.  Sehr.  I  67—78. 
Ch.  Lt^veque,  La  vie  socratique  et  la  vie  cynique,  Seances  et  trav.  de 
PAcad.  d.  Sciences  mor.  et  polit.  127  (1887),  199—221.  Percy  Gardner,  D. 
and  Delphi,  The  class.  rev.  7  (1893),  437 — 439.  Th.  Gomperz,  Eine  verschollene 
Schrift  des  Stoikers  Cleanthes,  „Der  Staat",  und  die  sieben  Tragödien  des  Kvnikers 
Diog..  Ztschr.  f.  d.  österr.  Gyran.  29  (1878),  252—256.  —  Über  d.  pseudo-diog. 
Briefe  Ant.  Westermann,  De  Diogenis  epistolis,  in  d.  Verf.  Comment.  de 
epist.  scriptor.  Graecis  part.  4  (1852)  Nr.  60.  I.  F.  Marcks,  Symb.  crit.  ad 
epistolographos  Graecos,  Bonn  1883,  Diss.  H.  Schafstädt,  De  Diogenis 
epistolis,  Diss.,  Götting.  1892.  Alfr.  Gercke,  Handschriftl.  Ordnung  der  Dio- 
genesbriefe, in  des  Verf.  Senecastudien,  Jahrbb.  f.  kl.  Philol.  Suppl.  22  (1896),  85 
bis  86.  Ed.  Xorden,  Der  28.  Brief  des  Diogenes,  in:  Beiträge  zur  Gesch.  der 
griech.  Philos.,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  Suppl.  19  (1892 1,  392-410.  A.  Nauck, 
Anal.  crit..  Hermes  24  (1889),  447  ff.  (zu  epist.  35,  3;  46).  S.  auch  Capelle, 
De  Cyn.  ep.,  oben  S.  73*  zu  §  37.  Über  Grußformeln  in  Diogenesbriefen  F.  Ziemann  , 
De  epist.  Graec.  form,  sollemn.  quaest.  sei.,  Hai.  Sax.  1910,  p.  293—294. 
K.  Meiser,  Der  21.  Diogenesbrief,  Blatt,  f.  d.  Gymnasialschulw.  (bayr.)  1905,  334 f. 
O.  Weinreich,  De  Diogenis  quae  fertur  epist.  36,  Arch.  f.  Religionswiss.  I8  (1915). 
S  f f.  —  H.  Diels,  Aus  dem  Leben  des  Kynikers  D.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  7 
(1894),  313-316.  Fr.  Leo,  Diogenes  bei  Plautus,  Hermes  41  (19061,  441—446 
(älteste  Erwähnung  des  D.  bei  Plaut.  Persa  120 — 126).     K.  AVessely,  Neues  über 

D.  den  Kyniker  (aus  Papyri),  Festschr.  für  Th.  Gomperz  S.  67 — 74.  Ad.  Wil- 
helm, Parerga,  im  Wiener  Eranos  zur  Grazer  Vers,  deutscher  Philol.  u.  Schulm., 
Wien  1909.  125 — 136.  —  Zur  Diogeneslegende:  U.  v.  Wilamowitz-Moellen - 
dorff,  Gott.  Ind.  lect.  1893/94.  K.  Praechter,  Hermes  37  (1902),  283  ff, 
G.  A.  Gerhard,  Arch.  f.  Religionsw.  15  (1912),  388  ff.;  17  (1914),  335  f.  Der- 
selbe. Phoinix  von  Kolophon   S.  43  ff.    —    Zu   den   Apophthegmen  des   Diogenes 

E.  Ziebarth,  Aus  der  antiken  Schule  (Bonn  1910)  S.  17.  W.  Crönert,  Kolotes 
und  Menedemos,  S.  171.  A.  Packmohr,  De  D.  Sinopensis  apophthegmatis 
quaestiones  selectae,  Monast.  Guestf.  1913,  Diss.  —  Zu  Diogenes  im  allge- 
meinen: Ed.  Schwartz,  Diogenes  der  Hund  und  Krates  der  Kyniker,  in: 
Charakterköpfe  aus  der  antiken  Literatur,  2.  Reihe,  S.  1 — 26.  P.  Natorp, 
Artikel  Diogenes  44  bei  Pauly-Wissowa. 

Moniiiws:  V.  v.  Wilamowitz -Moellendorf  f ,  Comment.  gramm.  II, 
Greifswald  1880,  S.  9.  Fr.  Susemihl,  Gesch.  der  griech.  Literatur  in  der 
Alex.  I,  S.  31. 

Onesikritos :  Susemihl,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  in  d.  Alex.  I  534  ff.,  wo 
auch  weitere  Literatur  angegeben  ist. 

Pltiliskos :  Susemihl,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  in  d.  Alex.  I  26  ff.  (hier  auch 
weitere  Ijiteratur). 

Krates:  Postumus,  De  Crat.,  Gron.  1823,  auch  Ed.  Wellmann,  in: 
AUgem.  Enzyklop.  2.  Ser.  39,  S.  288  f.  A.  Meineke,  Kritische  Bemerkungen 
(darin:  Krates' des  Kvnikers  Schwanengesang),  Philol.  12  (1857),  369.  E.  Hiller, 
Zu  den  Fragmenten  des  Kvnikers  Krates,  Jahrbb.  f.  Philol.  133  (1886),  249—252. 
Th.  Gomperz  (zu  Krat.  frägm.  3  p.  810^  Nauck),  Sitz.  d.  Wiener  Akad.  116  (1888), 
48  f.  :=  Hellenika  I  141.  Zu  den  unechten  Briefen:  Ant.  West  ermann.  De 
Cratetis  epistolis,  in  des  Verf.  Comment.  de  epist.  Script.  Graec.  part.  4  (1852), 
Nr.  52.  A.  Nauck,  Anal,  crit.,  Hermes  24  (1889),  447  ff.  (zu  epist.  12  u.  27,  1). 
P.  Shorev  (zu  epist.  19,  p.  212  Hercher),  Class.  iphilol.  4,  323.  A.  Olivieri, 
Le  epistole  del  Pseudo-Cratete,  Riv.  di  filol.  27  (1899),  406-421.  S.  auch  Ca- 
pelle, De  Cyn.  epist.  oben  S.  73*  zu  §  37.  Susemihl,  Gesch.  d.  griech.  Liter, 
in  der  Alex.  I  29  f.,  II  600. 

flippardna :    H.  v.  Arnim,  Artikel  Hipparchia  1  bei  Pauly-^rissowa-KroU. 

MetroJdes:  Susemihl,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  in  d.  Alex.  I  31. 


70*  Literaturverzeichnis. 

Zu  §  SS.  Die  kjreiiaische  Schule.  Kijrenaiher  im  allgemeinen:  Amadeu& 
Wendt,  De  philosophia  Cyrenaica,  Gott.  1841.  Henr.  de  Stein,  De  philo- 
sophia  Cyrenaica,  part.  I:  De  vita  Aristippi,  Gott.  1855.  (Vgl.  dessen  Sieben 
Bücher  z.*  Gesch.  des  Platonismus  IL  Gott.  1864,  S.  60—64.)  G.  V.  Lvng,  Om 
den  Kyrenaiske  Skole,  navnlig  Annikeris  og  Theodoros,  Christiania  186ö. 

Aristippos:  C.  M.  Wieland,  Aristipp  und  einige  seiner  Zeitgenossen^ 
4  Bde.,  Lpz.  ISCO— 1802.  J.  F.  Thrige,  De  Aristippo  philosopho  Cyrenaico 
aliisque  Cvrenaicis,  in  dessen:  Bes  Cyrenensium,  Copenh.  1828.  E.  Zell  er. 
Zu  A.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  1  (1888),  172—177  =  Kl.  Sehr.  I  419—424. 
Ferd.  Dümmler.  Zu  A.  u.  zur  Gesch.  der  Hedonik  u.  des  Sensualismus,  Aka- 
deniika,  S.  166 — 188.  P.  Natorp,  A.  in  Piatons  Theaitet,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph. 
3  (1890),  347—362.  Sigmar  Knospe,  A.s  Erkenntnistheorie  im  piaton.  Theaitet^ 
Pr..  Groß-Strehlitz  1902.     H artlich.  De  exhort.  etc.  (o.  S.  39*),  S.  228  f. 

Über  einzelne  Kyrenaiker  existieren  ältere  Monographien,  insbesondere 
über  Arete  von  J.  G.  Eck,  Leipzig  1776,  über  Hegesias  .-reiaidärazog  von  J.  J. 
Bambach,  Quedlinburg  1771,  und  von  J.  C.  Murray,  An  ancient  Pessimist,. 
The  philosoph.  rev.  2  (1893),  24 — 34.  Über  Theodoros  bei  Polvbios  s.  B.  v.  Scala, 
Bhein  Mus.  45  (1890),  474-476. 

Die  Fragmente  der  'Isoä  uvuygaq))  des  Eit/ie?neros^  hat  Wesseling  ge- 
sammelt (in  :  Diod.  Sic.  bibl.  hist.,  tom.  II,  p.  623  sqq.).  Über  Euheraeros  handelt 
mit  Bücksicht  auf  Enniiis  Krahner,  Grundlin.  z.  Gesch.  des  Verfalls  der  röm. 
Staatsreligion,  G.-Progr.,  Halle  1837,  ferner  K.  Steinhart  in  Ersch  u.  Grubers 
Enzyklop.  I.  Sekt.,  T.  39,  S.  50—52,  Ganß,  Quaestiones  Euhemereae,  G.-Progr., 
Kempen  1860,  Otto  Sieroka,  De  Euhemero,  Diss.  inaug.  Eegimont.  1869,  und 
B.  Block,  Euhemere,  son  livre  et  sa  doctrine,  Mons  1876.  A.  Dumeril, 
Evhemfere  et  l'Evh^merisme,  Memoires  de  l'Acad.  d.  scienc.,  inscript.  et  belL- 
lettr.  d.  Toulouse,  9.  s^rie,  5  (1893),  476-488.  A.  Patin,  Apollonius  Martyr, 
der  Skoteinologe.  Ein  Beitrag  zu  Heraklit  u.  Euemerus,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph. 
12  (1899),  147—158.  P.  J.  M.  van  Gils,  Quaestiones  Euhemereae,  Amsterdam 
1902.  Fried r.  Zucker,  Euhemeros  u.  seine  'hga  arayQacf})  bei  den  christlichen 
Schriftstellern,  Philol.  64  (1905),  465 — 472.  Benutzung  des  Euhemeros  durch  den 
christliehen  Dichter  Kommodian:  Jos.  Bevay,  Commodians  Leben,  Werke  und 
Zeitalter  (ungarisch),  Budapest  1909  (nach  Kerl.  phil.  W^ochenschr.  1911,  1430). 
S.  auch  Erw.  Kohde,  Der  griech.  Eoman  u.  seine  Vorläufer"^  S.  236  ff.  und  da* 
Verzeichnis  der  Euhemerosliteratur  bei  Nemethy  (vgl.  oben  im  Text)  S.  89  ff. 

Zu  den  bei  Zeller  mit  den  antiken  Belegstellen  verzeichneten  Kyrenaikern 
lind  Euhen.cros  sind  jetzt  auch  Susemihl,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  in  der  Alex., 
und  die  entsprechenden  Artikel  bei  Pauly-W^ssowa-Kroll  einzusehen. 

Zu  S  39.  Platou:  Allgemeines.  Piatons  Leben.  Jahresberichte  und 
A'erAvanates:  Allgemeines  über  platonische  Forschung: 

W.  S.  Teuf  fei,  Übersicht  der  piaton.  Literatur,  Tüb.  1874.  Berichte  in 
Bursians  Jahresbericht  und  im  Archiv  f.  Gesch.  d.  Philos.  s.  Literaturverzeichnis 
S.  23*  f.,  von  E.  Hoffmann  (Literatur  von  1904tf.)  in  den  Jahresberichten  des 
philol.  Vereins  zu  Berlin  35  (1909)  ff.  im  Anh.  d.  Zeitschr.  f.  d.  Gymnasial«-.  63 
(1909)  ff.  H.  Eaeder,  Platonforskningens  nuvaerende  Standpunkt.  Nord.  Tidskrift 
f.  Filol.  9,  125 — 137.  O.  Immisch,  Zum  gegenAvärtigen  Stande  der  piaton. 
Frage.  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  3  (1899),  440—465;  549—561;  612  bis 
G28.  P.  Wen  dl  and.  Die  Aufgaben  der  platonischen  Forschung,  Nachr.  d.  Ge- 
sellsch.  d.  Wissensch.  zu  Gott.  1910,  96—114.  P.  Natorp,  Zur  platonischen 
Frage,  Deutsche  Literaturz.  1911,  1669—1677.  W.  Nestle,  Ritters  Platon- 
forschungen,  ebenda  1910,  3269 — 3276. 

Allgemeine  Literatur  über  Platou: 

Anonymus,  Eemarks  on  the  Life  and  Writings  of  Piaton.  Edinb.  1760, 
deutsch  mit  Anm.  u.  Zusätzen  v.  K.  Morgenstern,  Lpz.  1797,  W.  G.  Tenne- 
mann. System  der  piaton.  Philosophie,  4  Bde.,  Leipzig  1792—1795  (Der  erste 
Band  beginnt  mit  einer  Darstellung  von  Piatons  Leben).  Friedr.  Ast,  Piatons 
Leben  und  Schriften,  Lpz.  1816. 


Zu  §  38.    D.  kyrenaische  Schule.    Zu  §  39.  Piaton  :  Aligemeines.    Pl.s  Leben.  77* 

J.  Combes  Dounous,  Essai  historique  sur  Piaton,  Paris  1809.  Dacier, 
Piatons  Leben  mit  einer  näheren  Angabe  seiner  philos.  Lehrsätze,  aus  d.  Französ. 
übersetzt  von  Joh.  Kasp.  Goetz,  Augsburg  u.  Leipzig  1829.  K.  F.  Hermann, 
■Geschichte  und  System  der  piaton.  Philosophie,  erster  (allein  erschienener)  Teil, 
Heidelb.  1839  {S.  1—126:  Piatons  Lebensentwicklung  und  Verhältnis  zur  Außen- 
welt; S.  127 — 340:  Piatons  Vorgänger  u.  Zeitgenossen  in  ihrer  Bedeutung  für 
•seine  Lehre;  S.  341—713:  Piatons  schriftstellerischer  Nachlaß  als  Quelle  seines 
Systems  gesichtet  und  geordnet).  George  Grote,  Piaton  and  the  other  Com- 
panions  of  Socrates.  London  1865,  new  ea.  1885.  Heinrich  von  Stein,  Sieben 
Bücher  zur  Gesch.  des  Piatonismus,  3  Teile,  Gott.  1862—1875.  A.  E.  Chaignet, 
La  vie  et  les  ecrits  de  Piaton,  Paris  1871.  Ch.  Huit,  La  vie  et  l'oeuvre  de  PI., 
•2  voll.,  Paris  1893.  Van  Cordt,  Plato  and  his  times,  Oxford  1895.  E.  Pflei- 
•derer,  Sokrates,  Plato  u.  ihre  Schüler,  Tüb.  1896.  Wilh.  Windel  band,  Piaton 
(Frommanns  Klassiker  der  Philosophie  Bd.  9.  Zur  Einführung  in  die  platonische 
Philosophie  sehr  geeignet,  wenn  auch  nicht  alle  Auffassungen  sicher  begründet. 
Die  theologische  und  sozialpolitische  Seite  Pl.s  mit  Recht  betont),  Stuttgart  1898, 
5.  Aufl.  1910.  D.  G.  Ritchie,  Plato,  London  1902.  M.  Renault.  Piaton,  Paris. 
G.  Uphues,  Sokrates  u.  Piaton;  s.  unter  Sokrates  S.  69"*.  W.  Pater,  Plato  and 
Platonisra,  London  1893,  deutsch  unter  dem  Titel:  Plato  und  der  Piatonismus, 
Vorlesungen,  aus  dem  Engl,  übertr.  von  Hans  Hecht,  Jena  u.  Leipzig  1904. 
A.  Riehl,  Plato,  populärwissen  seh.  Vortrag,  Halle  1905;  2.  Aufl.  1912.  U.  Piat, 
Piaton,  Paris  1906.  Jul.  Reiner,  Piaton,  Leben  u.  Werke,  Berlin  u.  Leipzig 
■o.  J.  (fördert  nicht).  A.  E.  Taylor,  Plato,  London  1909.  K.  Pelant,  Plato 
Prag  1909.  Const.  Ritter,  Piaton,  sein  Leben,  seine  Schriften,  seine  Lehre 
<auf  zwei  Bände  berechnet),  1,  München  1910.  J.  Cohn,  Piaton,  in:  Führende 
Denker  (Aus  Natur  u.  Geisteswelt  176),  2.  Aufl.  Leipz.  1911.  P.  Natorp,  Piaton, 
in:  E.  v.  Aster,  Große  Denker,  S.  91  ff.  Max  AVundt,  Piatons  Leben  u.  Werk. 
Jena  1914.     Vgl.  auch  Wilamowitz,  Kult.  d.  Geg.  I  8',  124  ff. 

Zu  den  antiken  Berichten  über  Piatons  Leben: 

Zur  Entwicklung  der  antiken  Tradition  ist  durchweg  zu  vergleichen  Leo,  Die 
griech.-röm.  Biogr.  nach  ihrer  literar.  Form,  Leipz.  1901.  S.  hier  besonders  den 
Abschnitt  über  die  platonische  Biographie  bei  Diog.  Laert.  S.  54  ff.  Auch  die 
übrige  Literatur  zu  Diog.  Laert.,  Literaturverz.  S.  21*,  ist  heranzuziehen.  Zu 
den  im  Texte  genannten  Quellen  s.  noch  Ad.  Busse,  Zur  Quellenkunde  von 
Piatons  Leben,  Rhein.  Mus.  49  (1894),  72  ff.  Leop.  Skowronski,  De  auctoris 
Heerenii  et  Olympiodori  Alexandrini  scholis  cum  universis  tum  iis  singulis  quae 
ad  vitam  Piatonis  spectant,  Vratisl.  1884,  Diss.  Theophil  Roeper,  Lectiones 
Abulpharagianae  alterae :  De  Honaini  ut  fertur  vita  Piatonis,  Danzig  I8t)7, 
Progr.  Aug.  Müller,  Die  griech.  Philosophen  in  d.  arab.  Überlieferung,  Halle 
1873,  S.  6  ff.  39  ff.  Über  Diog.  Laert.  3,  28  handelt  C.  Ritter,  Platoniea. 
Philol.  68  (1909),  332  ff.  (Liter,  zu  den  für  Pl.s  Leben  in  Fra^e  kommenden 
piaton.  Briefen  s.  u.  Liter,  zu  §  40).  Zu  der  Lebensbeschreibung  des  Olympiodor 
K.  Pra echter,  Byz.  Zeitschr.  12  (1903),  224-230;  15  (1906),  588—589.  Zu  den 
antiken  Angaben  über  Pl.s  Xamemvechsel  Fr.  Bechtel,  Spitznamen  S.  4.  Zur 
DarsteUioig  Pl.s  bei  seinen  Gegnern  R.  Fenk,  Adversarii  Piatonis  quomoda  de 
indole  ac  moribus  eius  iudicaverint,  Jena  1913,  Diss. 

Zur  Sage  von  Piatons  tvimderbarer  Oeburt  vgl.  die  von  P.  Wendland, 
Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  nsw.  9  (1902),  5  erwähnte  Literatur,  ferner  Eug. 
Fehrle,  Die  kultische  Keuschheit  im  Altertum,  Naumburg  a.  S.  1908,  Heidel- 
berger Diss.,  S.  21  ff.  (auch  in  den  religionsgesch.  Vers.  u.  Vorarb.  Bd.  6,  Gießen  1910, 
S.  3  ff.).  P.  Saintyves,  Les  vierges  mferes  et  les  naissances  miraculeuses,  Bibl.  de 
■critique  religieuse,  Paris  1908.  Zur  Schilderung  von  Piaions  Äußerem  bei  Diog. 
Laert.  3,  28  C.  Ritter,  Platoniea,  Philol.  68  (1909),  334—336,  zu  den  Berichten 
über  Piatons  Familienverhältnisse  und  Tod  C.  Ritter,  ebenda,  332 — 334. 

Arbeiten  über  Piatons  Lebensumstände,  Persönlichkeit,  Fami- 
lienverhältnisse, Verkehr,  Schultätigkeit  u.  dgl.: 

Marsilius  Fieinus,  Vita  Piatonis,  vor  dessen  Übersetzung  der  Schriften 
Piatons  (Florenz  1483  u.  ö.).  Andere  ältere  Literatur  verzeichnet  Tennemann, 
System    der   piaton.    Philos.  I,    S.  XXVIL     Gull.    Groen    van    Prinsterer, 


73*  Literaturverzeichnis. 

Platonica  prosopographia  sive  expositio  iudicii  quod  Plato  tiüit  de  iis  qiii  in 
scriptii«  ipsius  aul  lo(|uentes  indiicuntur  aut  quavis  de  causa  commemorantur^ 
Lugd.  Bat.  1823.  K.  Steinhart,  Piatons  Leben,  Leipz.  1873  (sucht  die  zu  scharfe 
Kritik  v.  Steins  [Sieb.  Bücher  z.  Gesch.  d.  Platonism.)  u.  Schaarschmidts 
iDie  Samml.  d.  plat.  Schriften,  s.  u,]  an  der  Überlieferung  auf  das  richtige  Maß 
zurückzuführen).  A.  Boeckh,  Charakteristik  Pl.s,  aus  Boeckhs  Nachlaß  her.  von 
M.  Hoffmann,  Ztschr.  f.  d.  Gymnasialw.  58  (1904),  614—620.  K.  Joe  1 ,  Zur  Erkenntnis 
d.  geistigen  Entw.  u.  d.  Schriftsteller.  Motive  Pl.s,  Berl.  1887.  Die  Gründung  der 
Akademie  durch  Piaton  behandelt  E,  Lübbert  in  einer  Eede,  Kiel  1876,  ferner 
C.  Huit,  Plat.  ä  l"Academie,  fondation  de  la  premifere  ecole  de  philosophie  en 
Grfece,  Paris  1882;  derselbe,  La  vie  de  PI.,  in:  Annuaire  des  etudes  grecques,  lö' 
(1883),  191 — 236;  derselbe,  Les  voyages  de  PL,  Comptes  rendus  de  l'Acad.  des 
sciences,  1883;  derselbe,  PI.  et  Xenophon,  Annuaire  des  etudes  grecques  20,  63 
bis  76.  A.  Eichter,  Wahrheit  und  Dichtung  in  Pl.s  Leben,  Berl.  1887. 
Spengel,  Isokr.  u.  PL,  Abhandl.  d.  :\lünch.  Akad.  7  (1855),  729—769.  Emil 
Pluntke,  Pl.s  Urteil  über  Isokrates  I,  Jena  1871,  Diss.  Ferd.  Dümmler, 
PL  u.  Isokrates,  Akademika,  Kap.  IV.  Benno  de  Hagen,  Num  simultas  inter- 
cesserit  Isocrati  cum  Piatone,  Lips.  1906,  Diss.  Vgl.  zu  dieser  Frage  H.  Gom- 
perz,  Isokr.  u.  d.  Sokratik,  Wiener  Stud.  27  (190.5),  163-207;  28  (1906).  1-42. 
Th.  Gomperz,  Die  angebl.  piaton.  Schulbibliothek  u.  d.  Testamente  d.  Philo- 
sophen (piaton.  Aufs.  II),  Sitzuugsber.  der  Wiener  Akad.  141  (1899),  7.  Abh.  u. 
die  übrigen  S.  28*.. angeführten  Arbeiten  über  die  Testamente  d.  Philosophen. 
M.  Jezienicki,  Über  die  platonische  Akademie,  ihre  Organisation  und  wissen- 
schaftliche Wirksamkeit,  Eos  6  (1900),  140--162  (s.  auch  die  S.  27*  unter  F. 
genannten  Abhandlungen  von  Wilamowitz  und  Usener).  Ernst  Howald,. 
Der  alte  Piaton.  Festgabe  f.  Hugo  Blümner,  Zürich  1914,  272—286. 

TjWX  platonischen  Prosoj)ographie  bietet  G.  P.  Oikonomos,  Ath.  Mitt.  37,  226- 
einen  Beitrag,  indem  er  über  eine  Grabstele  mit  der  Inschrift  'lo&f^oriy.rj  Arniöog 
Aii(ovfo);  berichtet;  dieser  Lysis  ist  wohl  der  Plat.  Lys.  205  c  genannte  Groß- 
vater der  platonischen  Dialogperson,  deren  Vater  nach  Lys.  204  e  aus  dem  Demos 
Aixone  stammte.  —  Den  Zusammenhang  der  platonischen  Schriften  mit  der  Lehr- 
tätigkeit ihres  Verfassers  behandeln  Ed.  Zell  er,  Hermes  11  (1876),  84—91  = 
KL  Sehr.  I  152—160,  und  L.  v.  Sybel,  Pl.s  Technik  an  Symposion  und  Euthy- 
dem  nachgewiesen,  Marb.  a.  L.  1889,  Pr.  (die  genannten  Gespräche  sollen  den 
Zusammenhang  zwischen  Pl.s  LTnterricht  in  der  Akademie  und  seinen  schrift- 
stellerischen Arbeiten  erkennen  lassen;  v.  Sybel  versucht  aus  ihnen  das  Schema 
des  Lehrgangs  zu  rekonstruieren.  S.  dagegen  Zeller,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos. 
2  [1889],  690  ff.).  Vgl.  auch  v.  Sybels  unten  beim  Symposion  zu  nennende 
Arbeit.  Beziehungen  Pl.s  xu  Zeitgenossen  berühren  außer  den  oben  genannten 
Arbeiten  H.  Raeder,  Alkidamas  u.  PI.  als  Gegner  des  Isokrates,  Khein.  Mus. 
63  (1908),  495— 511,  O.  Probst.  Eine  Episode  aus  des  Demosthenes  Schüler- 
jahren, Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert^  usw.  31  (1913),  307  fL  Über  Pl.s  Ver- 
hältnis zu  Antisthenes  s.  o.  zu  §  37  S.  74*. 

Historischer  Roman:  E.  Welper.  Piaton  und  seine  Zeit;  histor.-biograph» 
Lebensbild,  Kassel  1866. 

Zu  §  40.  Piatons  Schriften.  Arbeiten  zur  Überlieferung  und 
Textesk'onstitution  des  Corpus  Platonicum: 

Auf  ägyptischen  Papyri,  die  wahrscheinlich  dem  3.  Jahrhundert  v.  Chr. 
entstammen,  sind  neuerdings  Fragmente  aus  dem  Laches  und  dem  Phaidon 
entdeckt  und  veröffentlicht  worden :  The  Flinders-Petri  Papyri  with  transcriptions, 
commentary  and  index,  by  John„P.  Mahaffy,  Dublin,  P.  I  1891,  P.  II  .1893. 
Über  Wert  oder  Unwert  'dieser  Überreste,  die  mannigfach  von  unserer  Über- 
lieferung abweichen,  gehen  die  Meinungen  auseinander.  Hier  kommen  folgende 
Arbeiten  in  Betracht:  H.  Usener,  Unser  Piatontext,  Gott.  gel.  Anz.  1892,  25 
bis  50;  181—215  =  Kl.  Sehr.  III  104—162  (der  Text  des  Papyrus  weit  schlechter 
als  der  unserer  besten  Handschriften).  J.  J.  Hartman,  De  emblematis 
in  Platonis  textu  obviis.  Lugd.  Bat.  1898.  Th.  Gomperz,  Die  jüngst  ent- 
deckten Überreste  einer  den  piaton.  Phaedon  enthaltenden  Papyrusrolle,  Sitzungs- 
berichte der  Wiener  Akad.  1892,  Bd.  125;  s.  dazu  < ).  Immisch,  Berl.  philol. 
Wochenschr.    1892,  Nr.  36,  48,  49.     P.  Couvreur,    Rev.  de  phUoL  17  (1893),  14 


Zu  §  40.     Piatons  Schriften.  79* 

bis  27.  L.  Campbell.  On  the  papyrus  fragni.  of  the  Phaedon,  Class.  leview  5 
(1891),  363—365;  404  —  457.  K.  Keinhardt,  D.  neuentdeckte  Phaedonpapyrus, 
Ber.  des  freien  deutsch.  Hochstifts  10,  138 — 149.  J'rdr.  Blaß,  Zur  ältesten 
Gesch.  des  piaton.  Textes,  Ber.  d.  Kgl.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  zu  Lpz.  1898,  li)7 
bis  217,  Nachträge,  ebd.  1900,  161 — 164.  Geringen  Wert  mißt  dem  Phaidon- 
papyrus  auch  Burnet  in  der  Vorrede  zu  Bd.  1  seiner  Platonausgale  bei. 
Anders  Ervin.  Korkisch,  De  papyri,  qua  Phaedonis  Platonici  partes  quaedani 
continentur,  fide  et  auctoritate  (Diss.  philol.  Vindob.  vol.  9  pars  1,  p.  1—1  IS). 
Wien  u.  Leipz.  1910.  Andere  Papyrusreste,  zu  Gorg.,  Rep.,  Leg.,  Laches  und 
Phaidon,  sind  viel  jünger  und  nicht  wichtig  f.  d.  Textgesch.  Näheres  W.  Crö- 
nert,  Arch.  f.  Papyrusforschung  1,  115.  521  f.;  3,  294.  496.  Besonders  umfang- 
reiche Stücke  (Sympos.  200  e  av  n'ÖFta  —  213  e  fiefiqctjiai  ön  und  217  b  \-o}y:]ou- 
Ts?  bis  zum  Schluß  des  Sympos.)  in:  The  Oxyrhynchus  Papyri  Part.  5,  ed.  by 
Grenfell  and  Hunt,  London  1908.  Stücke  aus  Lysis  208  c' und  Euthyd.  301  c 
ebenda  6  (1908),  verschiedene  Papyri  mit  Stücken  aus  dem  Phaidros  (Anfang  bis 
2,30  e;  238  c  bis  240  d;  245  a  bis  248  b,  Partien  von  250  u.  251)  ebenda  7  (1910). 
Dazu  M.  Croiset,  Journ.  d.  savants  1910,  320  ff.  H.  Alline,  L'histoire  et  la 
critique  du  texte  Platonicien  et  les  papyrus  d'Oxyrhynchus  1016 — 1017  [die  eben 
genannten  des  Phaidros],  Rev.  de  philol.  34  (1910),  251  ff. 

Aus  der  weiteren  sehr  umfangreichen  Überlieferung  und  Text  betreffenden 
Literatur  seien  noch  die  folgenden  Arbeiten  erwähnt:  Mart.  Schanz  ,  Ad  Plat.  et 
Censorinum,  Gott.  1867,  Würzb.  Diss.;  Novae  commentationes  Platonicae,  Würzburg 
1871;  Studien  z.  Gesch.  des  piaton.  Textes,  Würzburg  1874;  Mor.  Vermehren. 
PI.  Stud..  Lpz.  1870;  Alb.  Jordan,  De  codicum  Platonicorum  auctoritate, 
Jahrbb.  f.  klass.  Philol.,  Suppl.  7  (1875).  607—640;  O.  Apel.t,  Observationes 
criticae  in  PI.s  dialogos,  Pr.,  \Veimar  1880;  Mart.  Wohlrab,  Über  die  neueste 
Behandlung  des  Piatontextes,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  113  (1876),  117—130;  123 
(1881),  721 — 731;  ders.,  Die  Piatonhandschriften  u.  ihre  gegenseitigen  Beziehungen, 
ebenda  Suppl.  15  (1887),  641—728;  Usener,  Unser  Piaton text  (s.  o.  S.  78'^  zu 
§  40.  VVichtig  auch  für  die  Geschichte  der  Platoaüberlieferung  im  allgemeinen). 
Kral,  Über  den  Piatonkodex  der  Wiener  Hofbibliothek,  Wiener  Stud.  14  (1893), 
161 — 208.  Codices  Graeci  et  Latini  photographice  depicti  III  et  IV:  Plato. 
Codex  Oxoniensis  Clarkianus  39  phototypice  editus.  Praefatus  est  Thom.  (.4uil. 
Allen.  P.  I,  II,  Leiden  1898f.  A.  Schäffer,  Quaestiones  Platonicae,  Diss., 
Straßb.  1898  (geht  auf  die  zu  den  handschriftlichen  Überlieferungen  in  griechi- 
schen Schriftstellern  vielfach  hinzutretenden  Nebenüberlieferungen  für  den  Text 
Piatons  ein).  U.  v.  Wilamowitz-Moellen  dorff ,  Hermes  35  (1900),  544  f 
(weist  zur  Stütze  seines  ungünstigen  Urteils  über  die  Zuverlässigkeit  unserer- 
Platonüberlieferung  darauf  hin,  daß  in  dieser  gelegentlich  glossematische  ^Vorte 
durch  gewöhnliche  ersetzt  wurden  [so  las  Sophist.  221  a  Herodian  legd/nwai,  wo- 
für unsere  Hss.  bieten  gäßboig  y.ai  xalu^wig]).  O.  Immisch,  Philolog.  Studien 
zu  Plato,  2.  Heft:  De  recensionis  Platonicae  praesidiis  atque  rationibus,  Leipzig 
1903.  Vgl.  auch  E.  H.  Gifford,  The  Class.  rev.  16  (1902),  16  f.,  J.  Burnet 
(A  neglected  ms.  of  Plato)  ebenda  98—101,  (Arethas  and  the  Cod.  Clark.)  ebenda 
2r6.  H.  Stuart  Jones  (The  „Ancient  Vulgate"  of  Plato  and  Vind.  F.)  ebenda 
388-391,  E.  H.  Gifford  ebenda  391-393,  J.  Burnet,  ebenda  17  (1903),  12—14, 
R.  Hensel,  Vindiciae  Platonicae,  Berl.  1906,  Diss.  W.  Norvin,  Einige  Be- 
merkungen über  die  „Platonüberlieferung,  Nord.  Tidskr.  f.  Filol.  1908,  129—151. 
—  Zur  indirekten  Überlieferung:  E.  Bickel,  De  loannis  Stobaei  excerptis 
Platonicis  de  Phaedone,  Bonn  1902,  Diss.;  vollständig  Neue  Jahrb.  Supplem.  28 
(1903),  409-501.  E.  Diehl,  Der  Timaiostext  des  Proklos,  Rhein.  Mus.  58,  246 
bis  269.  (Diehls  Ausgabe  des  prokl.  Timaioskommentars  ist  inzwischen  er- 
schienen. S.  unter  Proklos.)  —  Hugo  Rabe,  Die  Platon-Handschrift  Q,  Rhein. 
Mus.  63  (1908),  235-238.  Vgl.  auch  G.  Pasquali,  Studi  ital.  di  filol.  class. 
16  (1908i,  447  ff.     J.  Burnet,  Class.  quart.  8  (1914),  230  ff. 

Arbeiten  zur  Beschäftigung  des  Altertums  mit  Piatons 
Schriften: 

Über  die  SchoHeti  zu  PI.  handeln:  Fr.  Giesing,  De  scholiis  Platonicis 
quaestiones  selectae,  P.  I :  De  Aeli  Dionysi.  et  Pausaniae  Atticistarum  in  scholiis 
fragmentis,  D.  L,  Lpz.  1883.  Schäfers.  Über  ein  Fragment  aus  d.  Kommentar 
des  Porphyrius  zu  PI.s  Timaios,   1.  T.,   Sigmaringen,  Pr.,  1884.    Th.  Mettau  er. 


:j^(J*  Literaturverzeichnis. 

De  scholiorum  PI.s  fontibus,  D.  I.,  Zürich  1880.  Leop.  Cohn,  Untersuchungen 
über  die  Quellen  der  Platoscholien,  Jahrbb.  für  Philol.,  13.  Supplem.-Bd.  1884. 
Timaci  Lcxicon  voc.  Platonic,  ed.  ü.  Ruhnken,  Lujjd.  Bat.  1754,  auch  1789; 
it.  ed.,  cur.  G.  A.  Koch,  Lips.  1828.  Zu  der  besonders  lebhaften  antikeyi  Be- 
schäftigung mit  dem  piaton.  Timaios  vgl.  Hans  Krause,  Studia  Neoplatonica, 
Lipsiae  1904,  Diss.,  p.  46  ff.  (De  antiquis  Tiraaei  interpretibus),  der  41  Männer 
verzeichnet,  die  z.  T.  das  ganze  Werk,  z.  T.  größere  oder  kleinere  Abschnitte 
daraus  kommentierten.  Einem  verlorenen  Kommentar  gilt  E.  Hiller,  De 
Adrasti  Peripatetici  in  Plat.  Timaeum  commentario,  Rhein.  Mus.  26  (1871),  582 
bis  589.  Neuere  Arbeiten  über  Poseidonios'  Timaioskoramentar  s.  u.  unter  Poseido- 
nios.  Herb.  Holtorf,  Plutarchi  Chaeronensis  studia  in  Piatone  explicando 
iposita,  Greifsw.  1913,  Diss.  Mit  antiken Plalonsiudicn  beschäftigt  sich  auch  O.  I ra- 
misch, Philol.  Studien  zu  Plato  II,  Leipz.  1903;  'AtiixoI  i-^rjyijrai,  Philol.  63 
(1904),  31—40.  Zur  antiken  Bezeugung  und  Athetese  platonischer  Schriften  Ed. 
Zeller,  Hermes  15  (1880), .547—553  =  Kl.  Sehr.  I  228-235  (jetzt  berücksichtigt 
in  Philos.  d.  Gr.  II  1*).  —  Über  den  von  einem  Mittelplatoniker  verfaßten  anonym 
■erhaltenen  Theaitetkommentar  und  die  neuplatonischen  Kommentare  zu  verschie- 
denen Schriften  s.  unter  dem  mittleren  Piatonismus  und  Neuplatonismus. 

Arbeiten,  die  sich  auf  Erklärung,  Echtheit,  Reihenfolge  und 
Abfassungszeit  der  platonischen  Schriften  im  allgemeinen  be- 
ziehen (vielfach  greifen  hier  die  unten  S.  83*  ff.  zusammengestellten  Arbeiten 
über  Piatons  Sprachgebrauch  ein): 

Die  Werke    über    Piaton  von   Ast,  K.  F.  Hermann   siehe  zu  §  39.     Jos. 

:Socher,     Über   Piatons    Schriften,    München    1820.      Ed.   Zell  er,    Platonische 

-Studien  (über  die  Leges,  den  Menexenos  und  Hippias  minor,  den  Parmenides  und 

•  die  Darstellung  der  platonischen  Philosophie  bei  Aristoteles),  Tübingen  1839. 
Fr.  Susemihl,    Prodromus  piaton.  Forschungen,    Greifsw.  Hab.-Schr.,   Götting. 

3852.  Derselbe,  Die  genet.  Entwicklung  der  piaton.  Philosophie,  einleitend  dar- 
gestellt, 2  Teile,  Lpz.  1855—1860    (Vgl.  des  Verf.  zahlreiche  Rezensionen  neuerer 

.Schriften  zu  Piaton  in  mehreren  Jahrgängen   von  Jahns  Jahrbb.  f.  Phil.  u.  Päd. 

:und  seine  Abhandlungen  ebd.  und  im  Philologus,  namentlich  die  piaton.  For- 
schungen im  zweiten  Supplementbande  zum  Phüologus  [1863]    and  im  Philologus 

;20  [1863J  ferner  die  Einleitungen  zu  seinen  Übersetzungen  mehrerer  plat.  Dia- 
loge). G.  F.  W.  Suckow.  Die  wissenschaftliche  und  künstlerische  Form  der 
platonischen  Schriften  in  ihrer  bisher  verborgenen  Eigentümlichkeit  dargestellt, 
Berlin  1855.  Ed.  Munk,  Die  natürliche  Ordnung  der  platonischen  Schriften, 
Berlin  1856.  Sigurd  Ribbing,  Genetisk  framställning  af  Piatons  ideelära 
jemte  bifogade  undersökningar  om  de  Platonska  skrifternas  äkthet  och  inbördes 
sammanhang,  Upsala  1858,  deutsch  Lpz.  1863—1864.  Hermann  Bonitz,  Pla- 
tonische Studien,  I  u.  II,  1858-1860,  3.  Aufl.,  Berlin  1886  (zu  Gorg.,  Theait.. 
Euthyd.,  Soph.,  Laches,  Euthyphr.,  Charmid.,  Protagor.,  Phaidr.,  Phaidon. 
Bonitz  legt  in  meisterhafter  Weise  den  Gedankengang  der  einzelnen  Dialoge  dar. 
weist  die  Gliederung  sorgsam  nach  und  sucht  durch  diese  Mittel  die  Absicht 
der  Dialoge  zu  bestimmen.  Zur  Einführung  in  die  einzelnen  Gespräche  von 
großem  W^ert).  Fr.  Ueberweg,  Untersuchungen  über  die  Echtheit  und  Zeit- 
folge platonischer  Schriften  und  über  die  Hauptmomente  aus  Piatons  Leben, 
"Wien  1861;  Über  den  Gegensatz  zwischeji  Genetikern  und  Methodikern  und 
dessen  Vermittlung,  Zeitschr.  f.  Philos.  5(  (1870).  55—85.  Ed.  Alberti,  Die 
Frage  nach  Geist  und  Ordnung  der  piaton.  Schriften,  beleuchtet  aus  Aristo- 
teles, Leipzig  1864.  G.  Grote,  Piaton  usw.;  s.  o.  zu  §  .39,  S.  77*.  (Vgl.  über 
diese  Grotesche  Schrift  St.  Mi  11  in  Edinb.  review,  April  1866,  Gh.  de  Re- 
musat,  Revue  des  deux  mondes  73  [1868].  43-77,  D.  Peipers  in  den  Gott, 
gel.  Anz.  1869,  81—120,  und  ebd.  1870,  561—610.)  K.  Schaarschmidt,  Die 
Sammlung  der  platonischen  Schriften  zur  Scheidung  der  echten  von  den  unechten 
untersucht,  Bonn  1866.  Alfr.  Day,  Suramary  and  analysis  of  the  dialogues  of 
PI.  With  an  analvtical  index,  London  1870.  Gegen  die  Athetesen  Ueberwegs 
und  Schaarschmidts:  Steinhart,  Platonisches,  Ztschr.  f.  Philos.  51  (1867),  224 
bis  266;  58  (1871),  32-102;  193  -250.  H.  Siebeck,  Untersuchungen  zur  Philo- 
sophie der  Griechen  s.  o.  S.  41*  unter  J.  Die  platonische  Philosophie  betreffende 
Nachträge  zur  ersten  Aufl.  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  131  (1885),  225-256  (aufge- 
.Dommen  in  die  zweite  Aufl.).     S.  verwertet  namentlich  die  Berücksichtigung  der 


Zu  §  40.    Piatons  Schriften.  81* 

eigenen  Werke  Platous  in  seinen  Schriften  zur  Feststellung  der  Zeitverhältnisse 
der  Dialoge.  Herrn.  Schmidt,  Beiträge  zur  Erklärung  platonischer  Dialoge, 
Wittenb.  1874.  P.  Neumann,  De  locis  Aegyptiacis  in  operibus  Platonicis,  Vra- 
tisl.  1874,  Diss.  Cl.  Blüral,  Bemerkungen  über  das  philos.  Drama  Piatons  in 
seinem  Verh.  zum  mythischen  Drama  der  Griechen  im  Hinblick  auf  Aristot. 
Poetik,  Waidhofen  1875.  Fr.  Schultess,  Piaton.  Forschungen  (1.  Pl.s  Lehre 
V.  d.  Teilen  der  Seele,  II.  Phaidon  u.  Phaidros),  Bonn  1875.  Franz  Schedle, 
Die  Reihenfolge  der  piaton.  Dialoge  Phaidros,  Phaidon,  Staat,  Timaios,  Innsbruck 
1876.  Feiice  Tocco,  Ricerche  Platoniche,  Catanzaro  1876  (beziehen  sich  auf 
Sophistes,  Parmenides,  Philebos,  für  deren  piaton.  Ursprung  der  Verf.  eintritt; 
auch  soll  Piaton  in  diesen  Dialogen  schon  auf  die  aristotelischen  Einwendungen 
gegen  die  Ideenlehre  Rücksicht  nehmen).  E.  Zeller,  Über  den  Zusammenhang 
Her  piaton.  und  aristotelischen  Schriften  mit  der  persünl.  Lehrtätigkeit  ihrer 
Verfasser,  Hermes  11  (1876),  84—96  =  Kl.  Sehr.  1  152—165.  G.  Teich- 
müller, D.  piaton.  Frage;  eine  Streitschr.  gegen  Zeller,  Gotha  1876;  derselbe, 
Über  die  Reihenfolge  der  piaton.  Dialoge,  Dorpat  (Lpz.)  1879;  derselbe,  Literar. 
Fehden  im  vierten  Jahrhundert  v.  Chr.,  1.  Bd.  (Chronologie  der  piaton.  Dialoge 
der  ersten  Periode.  PI.  antwortet  in  den  Gesetzen  auf  die  Angriffe  des  Arist.), 
Breslau  1881,  2.  Bd.  (zu  Pl.s  Schriften,  Leben  und  Lehre),  Breslau  1884. 
A.  Krohn,  Die  platonische  Frage,  Sendschreiben  an  Herrn  Prof.  E.  Zeller, 
Halle  1878.  H.  Bertram,  Pl.s  Alkibiades  I,  Charmides.  Protagoras,  Pr.  von 
Pforta,  Naumburg  1881.  F.  Poschenrieder,  D.  piaton.  Dialoge  in  ihrem  Verh. 
zu  den  hippokrat.  Schriften,  Pr.,  Metten  1882.  Joh.  Nusser,  Inhalt  u.  Reihen- 
folge von  sieben  platonischen  Dialogen,  Pr.,  Amberg  1883.  F.  Tocco,  Quistioni 
Platoniche,  Filos.  delle  scuole  Itahane  32  (1885),  247—272.  \V.  Christ,  Plat.  Studien, 
Münch.  Akad.  Abh.  1886.  Ch.  Waddington,  Memoire  sur  raiithenticite  des  Berits 
de  Piaton,  Möm.  lu  ä  l'Acad.  d.  sciences  mor.  et  polit.  en  1886,  jetzt  in  des  Ver- 
fassers Buch  La  philos.  anc.  et  la  critique  historique,  Paris  1904,  S.  101—144. 
Karl  Joel,  Zur  Erkenntnis  der  geistigen  Entwicklung  und  der  schriftstellerischen 
Motive  Pl.s,  Berl.  1887,  Leipziger  Diss.  S.  auch  dessen  Werk:  Der  echte  u.  der 
xenophon tische  Sokrates  (oben  S.  67*).  P.  Janet,  Les  dial.  de  PI.,  Söances  de 
l'Acad.  des  sciences  morales,  1887.  Th.  Gomperz,  Plat.  Aufsätze  I,  Zur  Zeit- 
folge piaton.  Schriften,  Sitz.  d.  Wiener  Akad.  1887,  741  ff.  Edm.  Pf  leiderer,  Zur 
Lösung  d.  piaton.  Frage,  Freiburg  i.  B.  1888  (bezieht  sich  namentlich  auf  die 
Republik,  in  der  drei  Gruppen  scharf  voneinander  gesondert  werden),  siehe  auch 
dessen  Sokrates  u.  Piaton,  Tübingen  1896.  Const.  Ritter,  Untersuchungen 
über  Piaton,  Stuttg.  1888  (gruppiert  die  Dialoge  nach  sprachlichen  Indizien). 
P.  Meyer,  Quaestiones  Platonicae,  M. -Gladbach,  1889,  Pr.  Henry  Pierre 
Cazac,  Polemique  d'Aristote  contre  la  theorie  Platonicienne  des  idees.  Essai 
philos.,  Tarbes  1889.  F.  Susemihl,  Neue  piaton.  Forschungen.  Greifsw.  1898. 
H.  Siebeck,  PI.  als  Kritiker  aristotelischer  Ansichten,  Ztschr.  f.  Ph.  u.  ph.  Kr.  107 
(1896),  1—28;  161-176;  108  (1896),  1-18;  109-110.  F.  D  ümmler.  Chronologische 
Beiträge  zu  einigen  platonischen  Dialogen  aus  den  Reden  des  Isokrates,  "Basel 
1890,  Progr.  =  Kl.  Sehr.  I  79—189  (D.  geht  hier,  wie  auch  in  den  Anti- 
sthenica  und  Akademika,  besonders  den  Beziehungen  zwischen  den  Reden  des 
Isokrates  ixnd  den  Gesprächen  Pl.s  nach).  Ferd.  Hörn,  Piatonstudien,  Wien 
1893  (bestimmt  die  Reihenfolge  der  mehr  ethischen  Dialoge  nach  dem  Inhalt). 
Derselbe,  Piatonstudien,  N.  F. :  Kratylos,  Parmenides,  Theaitetos,  Sophist,  Staats- 
mann, Wien  1904  (Eine  neue  Gruppierung  versucht  A.  Döring  in  der  Be- 
sprechung dieser  Schrift  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1905,  214).  K.  Liebhold, 
Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  1897  und  in  anderen  Jahrgängen  (verschiedene  Konjek- 
turen zu  einer  Anzahl  von  Dialogen).  H.  v.  Arnim,  Die  Verwertbarkeit  der 
sprachstatistischen  Methode  zu  chronologischen  Schlüssen,  Zeitschr.  f.  d.  österr. 
Gymn.  51  (1900),  481—492.  N.  Wecklein,  Plat.  Studien,  Sitz,  der  Münchener 
Akad.,  philos.-philol.  u.  histor.  Kl.  1901.  Const.  Ritter,  Piatons  Dialoge.  In- 
haltsdarstellungen 1.  der  Schriften  des  späteren  Alters,  Stuttgart  1903  (behandelt 
Parmenides,  Sophistes,  Politikos,  Philebos,  Timaios  und  Kritias);  2.  der  Schriften 
des  reifen  Mannesalters,  1  Teil:  Der  Staat,  Stuttgart  1909  (Sehr  förderlich  zur 
Einführung.  Nützliche  Register.  S.  auch  des  Verfassers  Arbeit  zu  den  „Gesetzen"). 
M.  Hoff  mann  ,  Zur  Erklärung  plat.  Dialoge,  I.  Laches  u.  Charmides,  Ztschr.  f.  d. 
■Gymnasialwesen  1903,  525—537;  II.  Euthvphron,  ebenda  1904,  87—92;  III.  Die 
beiden  Hippias,  ebenda  279-288;  IV.  Gorgias,  ebenda  1904,  478-490;  V.  Menon, 
«benda  t09-614;    VI.  Phaidros;    VII.  Menexenos,  ebenda  1905,  321—335.     Ivo 

TJeberweg,  Grundriß  I.  f 


}>v2*  Literaturverzeichnis. 

Bruiis,  Attische  Liebestheorien  u.  die  zeitliche  Folge  des  piaton.  Phaidros  sowie 
der  beiden  Symposien,  Neue  Jahrb.  ,'>  (190Ü),  17  ff.  Fr.  Blass,  Über  die  Zeit- 
folge von  Plätons  letzten  Schriften,  in:  Apophoreton,  Berlin  1903.  H.  Raeder, 
Piatons  philosophische  Entwicklung,  I^eipzig  1905  (behandelt  die  Haujitpunkte 
der  platonischen  Frage  und  geht  auf  Inhalt  und  Reihenfolge  der  einzelnen 
Dialoge  ein;  zur  Einführung  sehr  geeignet).  Aug.  Ritter  von  Kleemann, 
Platonische  Untersuchungen  II,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  21  (1908),  50—75, 
G.  L.  Radice,  Studi  Platonici,  Arpino  1906.  Ludw.  Radermacher  berührt 
im  Rhein.  Mus.  63  (1908),  531  ff.  Stellen  platonischer  Dialoge  und  des  ps. -piaton. 
Axiochos  im  Zusammenhang  der  Mythen  von  Strafen  im  Hades.  S.  A.  Naber, 
Platonica,  Mnemos.  36,  1  ff.  217.  448;  37,  1  ff.  Const.  Ritter,  Platonica, 
Philol.  67  (1908),  311—314;  68  (1909),  332—343  (zum  13.  Brief  d.  piaton.  Brief- 
sammlung, zur  Schilderung  des  Äußern  Piatons  [Diog.  Laert.  3,  28],  zu  den 
Piatonporträts).  H.  Richards,  Platonica,  in  The  class.  review,  The  class.  quar- 
terly  und  gesondert  London  1911.  Alb.  Goedeckemever,  Die  Reihenfolge 
d.  plat.  Schriften,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  22  (1909)',  435—455.  Fr.  Th. 
Olzscha,  Pl.s  Jugendlehre  als  Kriterium  f.  d.  Chronologie  s.  Dialoge,  Zwickau 
1910,  Pr.  Const.  Ritter,  Neue  Untersuchungen  über  Piaton,  München  1910 
(darin  1.  Bemerkungen  zum  Sophistes;  2.  Beiträge  zur  Erklärung  des  Politikos; 
3.  Bemerkungen  zum  Philebos:  4.  Timaios  cap.  I ;  5.  Die  Sprachstatistik  in  An- 
wendung auf  Piaton  und  Goethe;  6.  Eldog,  loht  und  verwandte  Wörter  in  den 
Schriften  Pl.s;  7.  Die  dem  PI.  u.  Speusippos  zugeschriebenen  Briefe).  Ludov. 
Gadelle,  Quaestiones  Platonicae,  Straßb.  1910,  Diss.  Otto  Apelt,  Platonische 
Aufsätze,  Leipz.  u.  Berl.  1912  (darin  1.  Der  überhimmlische  Ort;  2.  Wahrheit; 
3.  Disharmonien ;  4.  Über  Piatons  Humor ;  5.  Die  Taktik  des  platonischen  So- 
krates;  6.  Das  Prinzip  der  platonischen  Ethik;  7.  Die  Lehre  von  der  Lust: 
8.  Der  Wert  des  Lebens;  9.  Die  Aufgabe  des  Staatsmannes;  10.  Piatons  Strat- 
theorie;  11.  Die  beiden  Hippiasdialoge;  12.  Piatons  Sophistes  in  geschichtlicher 
Beleuchtung). 

H.  V.  Arnim,  Sprachliche  Forschungen  zur  Chronologie  der  platonischen 
Dialoge,  Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad.  169  (1912j,  3.  Abhandl.,  Wien  19J2. 
J.  Stenzel,  Über  zwei  Begriffe  d.  plat.  Mystik,  Zcbov  und  y.iyijoic,  Breslau  1914. 
Pr.  J.  J.  Beare,  A  new  eine  to  the  order  of  the  Piatonic  dialogues,  Presen- 
tation  volume  to  prof.  Will.  Ridgeway  1913.  Derselbe,  The  Piatonic  canon,^ 
Amer.  journ.  of  philol.  35,  Heft  3.  Max  Pohlenz,  Aus  Piatos  W^erdezeit, 
Berlin  1913  (A.  Die  Entstehung  des  piaton.  Dialoges  und  die  Frage  nach  seiner 
historischen  Treue.  B.  Piatons  sokratische  Periode  [I.  Die  Apologie,  II.  Laches, 
III.  Charmides,  IV.  Der  kleine  Hippias  (dazu  Anhang:  Die  Aioaoi  /.öyoi), 
V.  Protagoras  (dazu  Anhang:  zum  siebenten  Brief),  VI.  Abschluß:  kein  pla- 
tonischer Dialog  ist  vor  Sokrates'  Tod  geschrieben.  Unechtheit  des  großen 
Hippias].  C.  Die  Krisis  [VII.  Gorgias,  VIII.  Menon  (dazu  Anhang:  Sophistik 
imd  Rhetorik  nach  Pl.s  Auffassung)].  D.  Die  sozialpolitischen  Gedanken 
[IX.  Die  erste  Ausgabe  des  Staates.  Pl.s  Stellung  zur  athenischen  Demokratie. 
X.  Kritik  des  perikleischen  Ideals.  Plato  und  Thukydides.  XL  Kritik  der  aus- 
wärtigen Politik  Athens.  Menexenos].  E.  Die  neue  Weltanschauung  [Phaidon, 
Phaidros,  Lysis  und  Symposion  (dazu  Exkurs:  Pausaunias'  Erotikos.  Pl.s  und 
Xenophons  Symposion)].  F.  Aus  Pl.s  Werdezeit).  Hans  v.  Arnim,  Piatos 
Jugenddialoge  und  die  Entstehungszeit  des  Phaidros,  Leipzig-Berlin  1914  (er- 
gänzt des  Verfassers  Sprachliche  Forschungen  zur  Chronologie  der  platonischen 
Dialoge  [siehe  oben]  durch  eine  inhaltliche  Untersuchung,  die  zu  den  gleichen 
Ergebnissen  führt.  Besonders  bemerkenswert:  v.  Arnim  erkennt  im  Protagoras 
Pl.s  ersten  Dialog,  rechnet  den  Lysis  zu  den  Jugenddialogen  und 
läßt  ihn  früher  verfaßt  sein  als  Charmides,  Euthyphron  und  Euthydem,  die  ein- 
ander in  dieser  Ordnung  folgen.  Das  protreptische  Gespräch  des  Euthydem  setzt 
nach  V.  A.  den  Charmides  fort,  der  seinerseits  jünger  ist  als  Protagoras,  Laches 
und  Lysis.  Der  Euthydem  geht  dem  Menon  voraus.  Das  erste  B.  der 
Politeia  ist  als  selbständiger  Dialog  über  die  Gerechtigkeit  vor  dem 
Gorgias  verfaßt  und  zwischen  Protagoras  und  Laches  einerseits,  Lysis  anderer- 
seits anzusetzen.  Der  Phaidros  erhält  seinen  Platz  zwischen  Parmenides 
und  Sophistes.  Gegenüber  der  seit  K.  Fr.  Hermann  herrschenden  Auffassung, 
daß  sich  durch  Vergleichung  des  dogmatischen  Standpunktes  der  verschiedenen 
Dialoge    ein    Bild   der   philosophischen    Entwicklung    Pl.s   gewinnen    lasse,    neigt 


Zu  §  40.     Piatons  Schriften.  83* 

T.  A.   der   Schleiermacherschen   Annahme  eines  der  Abfolge  der  Schriften 
zugrunde  liegenden  methodiscli-didaktischen  Planes  zu). 

Vgl.  auch  den  ausführlichen  Abschnitt  über  PI.  von  E.  Heitz  in  K.  (), 
Müllers  Gesch.  d.  griech.  Lit.  und  die  betreffenden  Partien  der  Gesch.  d.  ^riech. 
Lit.  von  Th.  Bergk.  v.  Wilamowitz  und  Christ-Sehmid.  Dazu  Hirzel. 
D.  Dial.  I,  S.  174—271,  sowie  Ivo  Bruns,  D.  liter.  Porträt  d.  Gr.,  S.  261  bis 
360  (feinsinnige  Würdigung  der  piaton.  Charakterzeichnung,  aber  unrichtige  Be- 
urteilung von  Pl.s  Verhältnis  zu  Sokrates,  s.  A.  Gercke,  Neue  Jahrbb.  für  das 
klass.  Altertum  usw.  1  [1898!,  585  ff.). 

Arbeiten  über  Piatons  Sprachgebrauch  und  Verwandtes  (Sprach- 
liches wird  auch  vielfach  in  den  S.  bO*  ff.  zusammengestellten  Arbeiten,  namentlicb, 
denen  über  die  Reihenfolge  der  piaton.  Dialoge,  berührt): 

Frid.  Gull.  Engelhard  t,  Anacoluthorum  Piatonicorum  spec.  I.  II.  IIL 
Gedani  1834.  1838.  1845,  Pr.  Derselbe,  De  periodorum  Platonicarum  structura 
diss.  I.  IL,  ebenda  1853.  1864,  Pr.  Gust.  Kopetsch,  De  verbalibus  in  rög  et 
Tfo?  Platonicis  diss.,  Lyck  1860,  Pr.  J.  Eiddel,  Digest  of  Piatonic  idioms,  in 
Riddels  Ausg.  d.  piaton.  Apologie,  Oxford  1867.  L.  Campbell,  The  Sophistes 
and  Politicus  of  PI.  with  .  .  .  notes,  Oxford  1867,  Untersuchungen  über  sprach- 
liche Indizien  für  die  Zeitbestimmung  platonischer  Dialoge,  übersetzt  von  J.  Gol- 
ling,  Ztschr.  f.  Philos.  u.  philos.  Kr.,  111;  Golling,  L.  Campbell  über  Pl.s 
Sprachgebrauch  in  Sophistes  u.  Politicus,  Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  1897;  desgl. 
C.s  wichtiger  Aufsatz  On  Plato's  use  of  language  (Plat.  Eep.  ed.  Jowett-Campbell 
t.  2  p.  165—340),  übers,  von  Mekler,  Ztschr.  f.  Ph.  usw.  111,  222  ff.  Die  For- 
schungen Campbells,  mit  denen  die  Sprachstatistik  im  Dienste  der  Chronologie 
der  piaton.  Schriften  ihren  Anfang  nimmt,  blieben  in  Deutschland  lange  unbekannt 
IS.  jedoch  Otto  Apelt,  Berl.  philol.  'W^ochenschr.  1889,  883),  bis  W.  Lutoslawski 
nachdrücklich  auf  sie  hinwies.  Mehr  als  zehn  .Jahre  nach  Campbells  Forschungen 
wurden  ähnliche  Untersuchungen  in  Deutschland  ohne  Kenntnis  der  englischen 
angestellt;  s.  unten  besonders  die  Arbeiten  von  Dittenberger,  Schanz,  Ritter, 
Lutoslawski  u.  v.  Arnim.  Zur  prinzipiellen  Beurteilung  der  sprachstatistischen 
Methode  s.  namentlich  Ritter,  Iveue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  11  (1903), 
241  ff.  313  ff.  =  Neue  Untersuch,  über  Piaton  183  ff.,  und  Philol.  73  (1914), 
321  —  373.  Mart.  Schanz,  Über  die  Bifurcation  der  hypothetischen  Periode  nach 
Piaton,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  101  (1870),  225—245.  Aug.  Roeper,  De  dualis 
usu  Platonico,  Gedani  1878,  Bonner  Diss.  W.  Dittenberger,  Sprachliche 
Kriterien  f.  d.  Chronologie  der  piaton.  Dialoge,  Hermes  16  (1881),  321 — 345. 
R.  Jecht,  De  usu  parriculae  »jdtj  in  Piatonis  dialogis,  Halle  1881,  Diss. 
H.  Hoefer,  De  particulis  Platonicis  capita  selecta,  Bonn  1882,  Diss. 
Ph.  Weber,  D.  Absichtssatz  bei  PL,  Würzb.  1884.  M.  Schanz,  Zur  Entwick- 
lung des  piaton.  Stils,  Hermes  21  (1886),  439 — 459.  P.  Droste,  De  adjectivorum 
in  eidt'jg  et  in  ojdtj^  desinentium  ap.  Platonem  usii,  Marb.  1886,  Diss.  F.  Kugler, 
De  particulae  roi  eiusque  compositorum  ap.  Platonem  usu,  Trogen  1886,  Diss. 
Const.  Ritter,  LTntersuchungen  über  PL,  Stuttg.  1888.  S.  dagegen  Freder- 
king,  Sprachl.  Kriterien  f.  d.  Chronol.  d.  piaton.  Dialoge,  Jahrbb.  f.  Philol.  125 
(1882),  534—541;  Zeller,  Philos.  d.  Griech.  II  1*,  S.  512  ff.;  derselbe,  Sitz.-Ber. 
der  Berl.  Akad.  1887,  S.  216  ff.  =  Kl.  Sehr.  I  392  ff.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos. 
2  (1889),  672  f.  677  ff.;  10  (1897),  592  ff.;  11  (1898),  1—12  =  Kl.  Sehr.  II  109 
bis  119.  E.  Walbe,  Syntaxis  Platonicae  spec,  Bonn  1888,  Diss.  (sprach- 
statistische Untersuchungen  über  .-rag,  änag,  ^vfijiag,  ^vrdnag  und  ihre  Derivate; 
Ergebnis:  Sophist,  Politikos,  Philebos,  Timaios,  Gesetze  sind  die  letzten  Werke 
Piatons  [dagegen  Zeller,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  2  (1889),  686 f.]).  Th.  Lina, 
De  praepositionum  usu  Platonico,  Marb.  1889,  Diss.  Car.  Baron,  De  Piatonis 
dicendi  genere,  Paris  1891,  Diss.  I.  ab  Arnim,  De  Piatonis  dialogis  quaestiones 
chronologicae,  Ind.  lect.,  Rostock  1896  (will  die  Zeit  bestimmen  nach  den  Aus- 
drücken für  die  Bejahung).  L.  Campbell.  On  the  place  of  the  Parmenides 
in  the  order  of  the  Piatonic  dialogues,  Class.  Rev.  10  (1896),  129—136,  s.  Siegfr. 
Mekler,  L.  Campbell  üb.  d.  Stelle  des  Parmenides  in  d.  chronolog.  Reihe  der 
platon.  Dialoge,  Ztschr.  f.  Ph.  u.  ph.  Krit.  112,  17—34.  W.  Lutoslawski, 
Über  die  Echtheit,  Reihenfolge  u.  logische  Theorien  von  Pl.s  drei  ersten  Tetra- 
logien, Arch.  f.  Gesch.  d.  Phil.  9  (1896),  67  —  114,  eine  Selbstanzeige,  in  welcher 
der    Verf.    die    Ergebnisse    seines    früher    veröffentlichten    Werkes:    O  pierwzvch 

f* 


g4*  Literaturverzeichnis. 

trzech  tetralogiach  dziet  Platona,  Cracov  189fi.  ziisaraiuenfaßt.  Vorher  schon  war 
von  ihm  herausgegeben:  O  logice  Platona,  I  u.  II,  Krakow  1891  u.  Warszawa 
1892.  Vgl.  Extrait  du  Bulletin  de  l'Acad.  des  Sciences  de  Cracovie,  Octobre  a 
Nov.  1895;  Lutoslawski,  Sur  une  nouvelle  methode  pour  d^terminer  la  Chrono- 
logie des  dialogues  de  PI.,  Memoire  lu  le  16  mai  1896  a  l'Institut  de  France 
devant  I'Aead.  des  Sciences  mor.  et  polit.,  Paris  189ö;  derselbe,  The  Ürigin 
and  Growth  of  Pl.s  Logic  with  an  account  of  PI.s  Style  and  of  the 
Chronology  of  his  writiugs,  London.  New  York  and  Bombay  1897.  Neue 
Ausg.  London  1905.  Besprechungen  des  Werkes  von  Frdr.  Blass,  Att.  Bered- 
samkeit, IIP,  2,  383  ff.,  Kühnemann.  Ztschr.  f.  Ph.  u.  ph.  Krit.  116.  117. 
Susemihl,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1898, 17  f..  Immisch.  Zum  gegenw.  Stande 
der  plat.  Frage  (s.  o.  S.  76*  zu  §  39),  u.  a.  Auszug  aus  dem  3.  Kap.  dieses  Werkes 
(The  style  of  Plato)  übers,  von  P.  Meyer,  Ztschr.  f. 'Phil.  u.  ph.  Krit.,  110,  171 
bis  217.  Nachtrag  zu  dieser  Abhandlung  von  Lutoslawski,  ebd.  217 — 219. 
E.  Zeller  (in  den  oben  S.  83*  angegebenen  Ausführungen)  zeigt  sich  sehr  skep- 
tisch betreffs  der  Sprachstatistik.  V.  Lutoslawski,  Piaton.  Forschungen  (pol- 
nisch), Eos  6,  134—139.  Paul  Natorp,  Über  die  Methode  der  Chronologie 
platonischer  Schriften  nach  sprachlichen  Kriterien,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  11 
(1898),  461—464;  derselbe,  Untersuchungen  über  Pl.s  Phaidros  u.  Theaitet,  Arch. 
f.  Gesch.  d.  Philos.  12  (1899),  1—49;  159-186;  13  (190U),  1—22,  der  die  Sprach-  und 
Formkriterien,  auch  die  Stilkriterien  Lutoslawskis  sorgfältigst  untersucht  und 
kritisiert.  Eine  geradlinige  Stilentwicklung  bei  PI.  anzunehmen,  ist  nach  N.  sehr 
gewagt.  Zur  Beurteilung  der  Methode  Lutoslawskis  s.  jetzt  namentlich  Raeder, 
Pl.s  Philosoph.  Entw.  S.  34  ff.,  v.  Arnim,  Sprachl.  Forsch,  z.  Chronol.  d.  piaton. 
Dial.  S.  3  f.  Otto  Immisch,  Zum  gegenw.  Stande  der  piaton.  Frage,  s.  o.  S.  76* 
zu  §  39  (geht  genauer  auf  die  Republik  und  den  Phaidros  ein).  W.  Janeil, 
Quaestiones  Platonicae,  Diss.,  Rostock  1901  (genaue  Untersuchungen  namentlich 
über  den  Hiatus  b.  PL).  P.  Trense,  De  attributi  eiusque  collocationis  usu  Pla- 
tonico,  Rostock  1901,  Diss.  H.  L.  Ebeliog,  Some  statistics  on  the  order  of 
words  in  Greek,  Studies  in  honour  of  B.  L.  Gildersleeve,  Baltimore  1902,  S.  229 
bis  240  (betrifft  die  Wortfolge  im  piaton.  Protagoras).  J.  Elraore,  On  the  pro- 
nominal use  of  d  avzog  in  Plato,  Class.  philol.  3,  184  ff. ;  dagegen  P.  Shorey, 
Varia,  ebenda  198.  Const.  Ritter,  Die  Sprachstatistik  in  Anwendung  auf 
Piaton  und  Goethe,  Neue  Jahrb.  11  (1903),  241-261;  313—325  (abgedr.:  Neue 
Unters,  über  PL  S.  183— 22«  )•  S.  auch  Ritter  unter  dem  „Phaidros".  W.  Ka- 
luscha,  Zur  Chronologie  der  piaton.  Dialoge,  Wiener  Studien  26  (1904),  190  bis 
204  (prüft  den  Rhythmus  am  Satzschlusse).  A.  N.  Jannaris,  Plato's  testimony 
to  quantity  and  accent,  Amer.  journ.  of  philol.  23,  75—83  (über  den  Gebrauch 
von  jigoacüdia,  aQuovia  und  ufjy.og).  G.  O.  Berg,  Metaphor  and  comparison  in 
the  dialogues  of  Piaton,  Berlin  1904,  Diss.  H.  K.  Faire lough,  A  study  of  the 
forras  of  interrogative  thought  in  Plato,  Proceed.  of  the  Amer.  philolog.  associat. 
35,  p.  XCIV,  Transact.  and  proc.  of  the  Am.  philol.  ass.  40  (1909),  p.  XCIX  f. 
G.  Gardikas.  'H  .-raoä  WAtcovi  roo:ny.i]  W~ig,  ' Aütjvä  17  (1905),  65-149. 
G.  Vailati,  The  study  of  Piatonic  terminology,  Mind  1906,  473-485.  G.  N. 
Hatzidakis,  Antilegomena  über  die  Orthographie  Pl.s,  \4i)ip'ä20  (1908).  61  —  101. 
Kurt  Gleisberg,  De  vocabulis  tragicis  qnae  apud  Platonem  inveniuntur,  Berlin 
1909,  Breslauer  Diss.  Const.  Ritter,  EiÖog.  iöia  u.  verwandte  Wörter  in  den 
Schriften  Pl.s,  in:  Neue  Untersuchungen  über  PL,  München  1910,  228 — 326. 
Car.  Franc.  Nelz,  De  faciendi  verborum  usu  Platonico,  Bonn  1911,  Diss.  — 
Unter  den  hier  eingreifenden  sprachstatistisch-chronologischen  Arbeiten  sei  noch 
besonders  auf  Ritters  und  v.  Arnims  eindringende  Forschungen  (oben  S.  81*  ff.) 
hingewiesen.     S.  auch  Th.  Gomperz  oben  S.  81*. 

Hierher  gehören  auch  einige  der  oben  S.  38*  verzeichneten  terminologischen 
Arbeiten;  so  bespricht  H.  Di  eis,  Elementum  17  ff.  den  piaton.  Gebrauch  von 
oToixsTov,  Rud.  Schultz  das  Vorkommen  des  Wortes  alöojg  in  den  verschiedenen 
Perioden  der  piaton.  Schriftstellerei. 

Außerdem  sind  hier  noch  zu  nennen:  van  Cleef,  De  attractionis  in  enun- 
tiationibus  relativis  usu  platonico,  Diss.,  Bonn  1890.  C.  Baron  (über  jtsqi)  Rev. 
des  ^tud.  gr.  10  (1897),  264  ff.  W.  Berdolt,  D.  Folgesatz  b.  PL  Mit  histor.- 
grammatischer  Einleitung,  Diss.,  Erlangen  1896.  Reiter,  De  Piatonis  proprietate 
quadam  dicendi,  Pr.,  Braunsberg  1897  (über  den  Gebranch  von  xcvdvrsvsir  bei 
PL).  I.  Vahlen,  Grammat.  Bemerkungen  zum  PL.  Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymn. 
23  (1872),  499  ff.  =  Ges.  philol.  Abh.  I   342—364.     Derselbe,    Observationes  ser- 


Zu  §  40.    Piatons  Schriften.  85* 

monis  Graeci  ad  Platonem  maximam  partem  spectantes,  Ind.  Icct.,  Berlin  1900. 
—  Frdr.  Blass  glaubt  Rhythmen,  und  zwar  nicht  an  die  Kola  gebundene,  bei 
Piaton,  so  im  Phaidros,  entdeckt  zu  haben:  Die  Rhythmen  d.  att.  Kunstprosa: 
Isokrates,  Demosthenes,  Piaton,  Lpz.  1901;  Fortsetz.  Hermes  36  (1902),  580  ff.  u. 
in  Festschrift  f.  Gomperz,  S.  53  f.  L.  Meridier,  Le  mot  fifiJodog  chez  Piaton, 
Rev.  des  ^tudes  grecques  22  (1909),  234—240.  Aug.  Di 6s,  La  transposition 
Platonicienne,  Annales  de  l'Instit.  super,  de  philos.  de  Louvain  2  (1913).  Alb. 
Nolte,  Sprachstatistische  Pieispiele  aus  den  früheren  platonischen  Schriften  und 
aus  Ariosts  Orlando  furioso,  Gott.  1914.  H.  Kallenberg,  "On  und  oj?  bei  PI. 
als  Hilfsmittel  zur  Bestimmung  der  Zeitfolge  seiner  Schriften,  Rhein.  Mus.  68 
(191.3).  465—476.  F.  Novotny,  "Ott  und  wg  in  Pl.s  Briefen,  Rhein.  Mus.  69 
(1914),  742—744.  Für  PI.  kommt  noch  in  Betracht  C.  M.  Gillespie.  The  use 
of  eiSog  and  i8sa  in  Hippocrates,  Class.  quart.  6  (1912),  179. 

Lexika:  Joh.  Jac.  Wagner,  Wörterbuch  der  piaton.  Philosophie,  Gott. 
1799.  Chr.  G.  L.  Großmann,  Lexici  Platonici  specimen  I  (de  voce  ägsr»]), 
Altenburg  1828,  Pr.  F.  Mitchell,  Index  Graecitatis  Platonicae;  accedunt  in- 
dices  historici  et  geographici  (2  Bde.),  Oxonii  1832.  G.  A.  Fr.  Ast,  Lexicon 
Platonicum  sive  vocum  Platonicarum  index  (3  Bde.),  Lipsiae  1835 — 1838 
(ohne  Fiigennamen).  Zweite  (durch  anastatischen  Neudruck  hergestellte)  Auflage 
Berlin  1908  (unzulänglich,  aber  vorläufig  unentbehrlich).  Wissenschaftlichen  An- 
forderungen zu  genügen  verspricht  das  in  der  Ausarbeitung  befindliche  Lexicon 
Platonicum  edited  by  Levvis  Campbell  and  John  Burnet  (auch  die  Eigen- 
namen enthaltend).    Vgl.  die  Mitteilung  Berl.  philol.  Wochenschr.  1909,  669  ff. 

Arbeiten  über  Piatons  Methode  und  Darstellungsf orra.  Ein- 
zelne Fragen  seiner  Schriftstellerei: 

Methode:  Kars  Eichhoff,  Logica  trium  dial.  PI.  explic.  (Menon,  Kriton, 
Phaidon),  G.-Pr.,  Duisb.  1854.  Ed.  Alberti,  Zur  Dialektik  des  PL,  vom  Theait. 
bis  zum  Parm.,  Lpz.  1856,  bes.  abgedr.  aus  dem  Suppl.-Bd.  1  zu  den  Jahrbb.  f. 
Phil.  109—1(38.  H.  Druon,  An  fuerit  interna  s.  esoterica  PI.  doctr.,  Paris  1859. 
P.  Jan  et,  Etudes  sur  la  diaJectique  dans  Piaton  et  dans  Hegel,  Paris  18(50. 
W.  Weicker,  Amor  Platonieus  et  disserendi  ratio  Socratica  qua  necessitudine 
inter  sese  contineantur,  G.-Pr.,  Zwickau  1869.  Herm.  Üldenberg,  De  IMatonis 
arte  dialectica,  Gott.  1873.  Frz.  Lukas,  D.  Methode  d.  Einteilung  bei  Platon. 
Halle  1888.  L.  v.  Sybel,  Pl.s  Technik,  an  Symposion  und  Euthydem  nachge- 
wiesen, Marb.  a.  L.  1889.  M.  Altenburg,  Die  Methode  der  Hypothesis  bei 
Platon,  Aristoteles  und  Proklus,  Marburg  1905,  Diss.  Zu  Pl.s  Dialogkomposition 
s.  Hirzel  o.  S.  39*,  Ivo  Bruns  (D.  liter.  Portr...[o.  S.  28*]  S.  231  ff.)  und 
Kiaulehn  (o.  S.  39*),  ferner  Friedr.  Thiersch,  Über  die  dramat.  Natur  der 
platon.  Dialoge,  Abh.  d.  philos.-philol.  Kl.  d.  bayer.  Akad.  d.  Wiss.  2.  Bd.  1.  Abt. 
(1837),  1—59,  M.  Pohlenz,  Aus  Pl.s  Werdezeit  S.  1  ff.,  zu  seiner  polemischen 
]\Iethode  E.  Höttermann,  Zeitschr.  f.  d.  Gymnasialw.  63,  81  ff.;  64,  65  ff., 
O.  Apelt,  Die  Taktik  des  platonischen  Sokrates,  in:  Platon.  Aufsätze  (Leipz.  u. 
Berl.  1912)  S.  96-108.    A.  Difes,  La  transpos.  Platon.  s.  o. 

Myilienhildung :  Henr.  Ph.  Conr.  Henke,  De  philosophia  mythica  Plat. 
praecipue  observationes  variae,  Helmstadii  1776.  C.  Crome,  De  mythis  PI., 
impr.  de  Necyiis,  Düsseldorf  1835,  Fr.  Alb.  Jahn,  Diss.  Platonica  qiia  tum  de 
causa  et  natura  mythorum  Platonieorum  disputatur  tum  raythus  de  amoris  ortu, 
Sorte  et  indole  a  Diotima  in  convivio  narratus  explicatur.  Acced.  scholia  et  enar- 
ratio  eorura  quae  inde  a  Plutarcho  ad  illustrandum  mvthum  allata  fuerunt, 
Bernae  18.39.  Schwanitz,  Die  Mythen  des  PL,  Lpz.  1852.  Jul.  Deuschle, 
Die  plat.  M.,  besonders  der  Mythus  im  Phaidros,  Hanau  1854.  Alb.  Fischer, 
De  mythis  Platonicis,  Diss.  inaug.,  Königsberg  1865.  Volquardsen,  Piatons 
Theorie  vom  Mythus  und  seine  Mythen,  G.-Pr.,  Schleswig  1871.  E.  Forster, 
Die  platon.  Mythen,  G.-Pr.,  Rastatt  1873.  P.  Gregoriades,  77.  xwv  fiv9iov 
jiaQCL  JJXdzon'i,  D.  inaug.  Götting.  1879.  Couturat,  De  platonicis  mvthis,  Par. 
1896.  S.  auch  Stewart,  The  myths  of  Plato,  ,oben  Text  §40.  BVochard, 
Les  mythes  dans  la  philos.  de  PL  in  des  Verf.  Etudes  (oben  S.  12*).  Zu  den 
eschatologischen  Mythen  s.  auch  A.  Dieterich,  Nekyia  S.  113  ff.,  L.  Rader- 
macher, Das  Jenseits  im  Mythos  d.  Hellenen  S.  78  ff.' 


gt(3*  Literaturverzeichnis. 

Bilder,  Vercfleiche,  Sprichwörter :  Lingenberg,  Platonische  Bilder  und 
Sprichwörter.  Köln  1872,  Pr.  J.  P.  Huber,  Zu  den  platonischen  Gleichnissen, 
Passau  1879,  Pr.  Eug.  Crrünwald,  Sprichwörter  u.  sprichwörtl.  Redensarten 
bei  PI.,  Berl.  1893.  Pr.  Heinr.  Bertram,  Die  Bildersprache  Pl.s,  Naumburg 
a.  S.  1893.  1895,  Pr.     S.  auch  G.  O.  Berg  oben  S.  &4*. 

Piaton  lind  die  Rhetorik:  Rud.  Hirzel,  Über  das  Rhetorische  und  seine 
Bedeutung  bei  PL.  Leipz.  1871.  J.  V.  Noväk,  Piaton  u.  die  Rhetorik,  Jahrbb.  f. 
klass.  Philol.  Suppl.  13  (1883),  441—540.  Vgl.  auch  die  Literatur  über  die  Pl.s 
Verhältnis  zur  Rhetorik  am  meisten  berührenden  Dialoge,  den  Gorgias  (S.  89*  f.) 
und  den  Phaidros  fS.  95*  ff.),  sowie  zu  Piatons  Kunstlehre  unten  §  44.  S.  auch 
oben  S.  31*  f.  unter  V. 

Piaton  und  die  Poesie:  Fr  i  edr.  Thiersch,  Über  die  dramatische  Natur 
der  piaton.  Dialoge,  s.  o.  S.  85*.  Korn.  Fischer,  Über  die  Dichterstellen  bei 
PI.,  Lemberg  1877,  Pr.  Th.  Heine,  De  ratione  quae  Piatoni  cum  poetis  Grao- 
corum  intercedit  qui  ante  eum  floruerunt,  Breslau  1880,  Diss.  A.  Maier,  Über 
das  Dichterische  bei  PL,  Krems  1904,  Pr.  L.  Dyer,  Plato  as  a  playwright, 
Harv.  studies  in  class.  philol.  12  (1901),  165  ff.  Gull.  Langbein,  De  Piatonis 
ratione  poetas  laudandi.  Jenae  1911,  Diss.  S.  auch  die  Liter,  zu  §  44,  Pl.s 
Kunstlehre. 

Zu  Piatons  seliriftstellerischem  Ethos:  O.  Apelt,  Über  Pl.s  Humor,  Neue 
Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  19  (1907),  247  ff.,  wieder  abgedr.:  Piaton.  Aufs. 
(Leipzig  u.  Berlin  1912),  72 — 95.  Wilh.  Eckert,  Dialektischer  Scherz  in  den 
früheren  Gesprächen  Pl.s,  Nürnberg  1907,  Pr.  v.  Schwabach  u.  Diss.  v.  Erlangen 

1911.  Willv   Moog,    Das   Naturgefühl  bei   PL,  Arch.  f.   Gesch.  d.   Philos.  24 
(1911),  167— i94. 

Varia:  E.  Zeller,  Über  die  Anachronismen  in  den  piaton.  Gesprächen. 
Abh.  d.  Berl.  Akad.  philos.-hist.  Kl.  1873,  S.  79—99  =  Kleine  Schriften  I  115 
bis  135.  R.  Schlägl,  Beiträge  zu  den  Anachronismen  bei  PL.  Teschen  a.  E. 
1901.  Pr.     Ed.  Stern plinger.  Das  Plagiat  in  der  griech.  Lit.,   Leipzig  u.  Berlin 

1912,  bespricht  S.  25  ff.  die  antiken  Nachrichten  über  Pl.s  angebliche  Plagiate. 

Arbeiten  über  die  einzelnen  Schriften  und  Schriftengruppen 
Piatons: 

Vorbemerkung:  Für  alle  Schriften  sind  außer  den  großen  Werken  von 
E.  Zeller  u.  Th.  Gomperz  insbesondere  einzusehen:  H.  Raeder,  Pl.s  philos. 
Entwicklung,  Leipzig  1905,  und  Const.  Ritter,  Piaton,  München  1910  (bis  jetzt 
nur  der  erste  Band  erschienen). 

Platotis  .hnjenddialoge  insgesamt:  Max  Pohlenz,  Aus  Pl.s  Werdezeit, 
Berlin  1913  (s.  o.  S.  82*).  Hans  v.  Arnim,  Pl.s  Jugenddialoge  und  die  Ent- 
stehungezeit des  Phaidros,  Leipzig,  Berlin  1914  (s.  o.  S.  82*) 

Apologie:  G.  A.  Kahler,  Götting.  Diss.,  Tilsit  1871  (Gedankengang  der 
Apologie).  K.  Mendl,  D.  plat.  Apologie  d.  wirkl.  Verteidigungsrede  Sokr.,  Pr.. 
Kaaden  1891.  E.  Vaihinger,  Neutestamentl.  Parallelen  zu  Pl.s  Apologie  des 
Sokr..  Pr..  Blaubeuren  1901.  Schanz  in  d.  Einleit.  zur  ApoL,  oben  Text  §  40. 
W.  Vollnhals,  Über  d.  Verhältnis  der  Rede  des  Isokrates  77.  dvriööoefo;  zu 
P1.S  Apologie  des  S.,  Bamb,  1897,  Pr.  I.  Vasold,  Diss.,  Erlang.  1898,  behandelt 
dasselbe  Thema.  Th.  Gomperz,  Vortrag  .über  d.  Apologie,  in  d.  Verhandl.  der 
43.  Philologenvers..  Lpz.  1896.  Wetzel,  Üb.  d.  Komposition,  d.  literar.  Char.  u. 
die  Tendenz  der  piaton.  ApoL,  Gymnasium  14,  23  ff .  H.  St.  Sedlmayr,  Piatos 
Verteidigungsrede  des  Sokrates,  Wien  1899.  J.  Tralka,  Die  methodisch-rheto- 
rische Analyse  der  Platonischen  Schrift  u.  d.  Tit.  Die  Apologie  des  Sokrates, 
Stryi  1901,  Pr.  J.  Stiglmayr,  Das  antike  Tugendideal  in  der  plat.  Apologie 
des"  Sokr.,  Stimmen  aus  Maria' Laach  1902,  Nr.  3.  4.  K.  Linde,  Ist  die  Apologie 
des  Sokrates  eine  Dichtung  Plalons?  Zeitschr.  f.  d.  Gymnasialw.  1902,  493—498. 
A.  Geißler.  über  die  Idee  der  piaton.  Apologie  des " Sokrates,  Würzburg  1905. 
Diss.  Derselbe,  Der  Strafantrag  in  der  piaton.  ApoL  d.  Sokr.,  Blatt,  f.  d.  Gvmn. 
(bayer.)  1906,  381— .391.  VgL  auch  R.  J.  Bonner.  The  legal  setting  of  Piatos 
Apology,  Class.  philol.  3,  169.  J.  Elmore.  Note  on  the  Episode  of  the  Delphic 
(Oracle  in   Plato's  Apology,  Transact.  and  Proceed.  of  the  Americ.   philol.  Assoc. 


Zu  §  40.    Piatons  Schriftpn.  87* 

38(1907).  p.  XXXIII.  .T.  M.  Fraenkel,  De  yocratis  apoloe;ia  Platonica,  Sertum 
Nabericum,  Lugd.  Bat.  1908,  p.  95 — 103  (für  Sohanz"  Auffassung).  Karl  Ors- 
zulik,    DispoR.  u.   Gedankeng.   v.  PI.   Apologie  u.  Kriton,  Teschen   1909.  G.-Pr. 

F.  Schön,  Der  Strafantrag  in  d.  plat.  Apol.  d.  Sokr.,  Waidhofen  a.  d  Th.  1909, 
Fr.  S.  Linde  (zu  Apol.  22a),  Eranos  (Act.  philol.  Suec.)  12  (1912),  170. 
A.  Lau  dien,  PI.s  Apol.  d.  Sokr.,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  34 
<1914).  180—191.  Beiträge  zu  Kritik  und  Erklärung  einzelner  Stellen:  Th.  Gom- 
perz.  Rhein.  Mus.  32  (1877),  478  =  Hellen.  II  232  (zu  Apol.  37b).  A.  de 
Bamberg,  Quaestiones  criticae  in  Piatonis  quae  fertur  Apologiam,  Gotha  1899, 
Pr.  (verwirft  u.  a.  K.  18  und  32).  H.  T.  Johns  tone,  On  Plato's  Apology, 
€Iass.  review  16  (1902),  176  f.  E.  Fritze,  Zu  PI.s  Apologie  p.  26  D,  Neue  philol. 
Rnndschau  1903,  433 — 437.  Friedr.  Beyschlag,  Das  32.  Kap.  d.  piaton.  Apo- 
logie, Philol.  62  (1903),  196-226  (gegen  v.  Bamberg).  H.  Schickinger,  Zu 
Piatons  Apologie  c.  26,  Wiener  Studien  26,  340 f.  Fr.  Vogel,  Zu  Piatons  Apo- 
logie, Blatt,  f.  d.  Gvmn.  (baver.)  1906,  391-398.  G.  Adam,  Zu  Plat.  apol.  39  B. 
Neue  philol.  Rundschau  1907,  505  f.  P.  Shorey,  Varia,  Class.  Philol.  3,  198. 
A.  Steinberger  (zu  Apol.  p.  38  b  i'acog  ö'av  dwaititjv  xtL).  Blatt,  f.  d.  Gyran. 
<bayer.)  45  (1909),  540—543.  S.  Linde,  Eranos  12,  175.  Zum  Verhältnis"  von 
Isokrates'  Rede  .t.  dnidooeojg  zur  plat.  Apol.  vgl.  auch  O.  M.  Feddersen,  De 
Xenoph.  apol.  etc.,  s.  unter  Xenophon  S.  72*.  M.  Pohlenz,  Aus  Piatons 
Werdezeit,  S.  18  ff. 

Kriton:  Den  Dialog  Kr.  hat  gegen  Ast  als  einen  echten  Dialog  Piatons  J.  H. 
Bremi  in  seinen  .,Philos.  Beiträgen  aus  der  Schweiz"  I  (Zürich  1819),  131 — 142 
verteidigt.  Über  ihn  handeln  außerdem  Herrn.  Stier,  Erläuterungen,  Be- 
trachtungen und  Parallelen  zu  Piatons  Kriton,  G.-Pr.,  Mühlhaus,  in  Thür.  1874. 
K.  Mewes,  Ist  PI.s  Kr.  ein  philos.  wichtiger  Dial.?,  Pr.,  Magdeb.  1888.  Gegen 
die  Echtheit  auch  K.  Meiser  in:  Kritische  Beiträge,  München  1891.  A.  Rabe, 
PI.s  Apologie  u.  Kriton.  logisch-rhetorisch  analysiert,  Pr.,  I — II,  Berl.  1897 — 1898. 
Heinr  Gomperz.  Über  die  Abfassungszeit  des  piaton.  Kriton,  Ztschr.  f.  Ph. 
n.  ph.  Kr.,  109,  176  —  179  (setzt  den  Kr.  nach  dem  Gorgias,  Menon,  Phaidon  vor  die 
Republik).  Fr.  Groh,  Datovani  Platonova  Kritoua,  Listy  filologicke  1902,  371 
bis  373.  J.  Tralka,  Methodisch-rhetor.  Analyse  von  Piatons  Kriton,  Stryj  1906 
(polnisch).  L.  Farmen  tier,  Sur  le  Cr.  de  PL,  in:  Philologie  et  Linguistique 
(Melanges    Havet),   Paris  1909,    S.  333    (der  Kr.   verf.    nach  d.  ersten  siz.  Reise). 

G.  Sachse,  PI.s  Kriton,  Zeitschr.  f.  d.  Gymnas.  65  (1911),  257—265.  S.  auch 
Orszulik  unter  Apologie.  Kritischer  Beitrag:  K.  Hude,  Piatons  Kriton  54a, 
Nordisk  Tidskrift  for  filol.  16,  S.  128. 

Ion:  Herrn.  Scherff,  PI.s  Ion,  Inhalt  und  Tendenz  des  Dialogs,  G.- 
Pr.,  Oberschützen  1862.  Jan  eil  im  letzten  Kapitel  seiner  Quaestiones  Plato- 
nicae  (für  die  Echtheit,  die  überhaupt  neuerdings  mehr  anerkannt  wird; 
siehe  auch  Ed.  Meyer,  Forschungen  II  S.  174).  Ulr.  v.  Wilamowitz- 
Moellendorff  (textkrit.  zu  Ion  p.  532  d;  hält  den  Ion  nicht  für  platonisch:  „die 
Schaustellung  antiquarischer  Gelehrsamkeit  weist  ihn  zu  Minos  und  Hipparchos"), 
Hermes  44  (1909),  458,  Arist.  u.  Ath.  I  188,  4.  Rud.  Neuhöfer,  Platonüv  Ion, 
Brunn  1908,  Pr.  d.  tschech.  G.;  über  den  Inhalt  dieser  Abh.  berichtet  Jos.  Pavlu, 
Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  60  (1909),  668  ff.,  der  sich  im  Gegensatze  zu  Neuhöfer 
für  die  Unechtheit  entscheidet.     M.  Pohlenz,  Aus  PI.s  Werdezeit,  S.  186  ff. 

Protagoras :  W.  Nattmann,  De  PI.  Prot.,  Emmerich  1854.  Kroschel, 
Zu  den  chronolog.  Verh.  des  piaton.  Protag.,  Zeitschr.  f.  d.  G.-W.  11  (1857),  561 
bis  567.  und  G.-Pr.,  Erfurt  1859.  Richard  Schöne,  Über  Plat.  Prot.,  ein 
Beitrag  zur  Lösung  der  pl.  Frage,  Lpz.  1862.  Meinardus,  Wie  ist  PI.s  Protag. 
aufzufassen?  G.-Pr.,  Oldenburg  1865.  W al.de ck,  Analyse  des  plat.  Protag., 
G.-Pr.,  Corbach  18(58.  H.  Kirschstein,  Über  Platons  Protagoras,  Progr.  der 
Bürgersch.,  Gumbinnen  1871.  Phil.  Hannw.acker,  Über  Platons  Protagoras, 
O.-Pr.,  Kempten  1871.  Franz  Schmied,  Über  die  Rede  des  Protagoras  im 
gleichnamigen  plat.  Dialog,  G.-Pr.,  Teschen  1873.  Ambros.  Mayr,  Charakter- 
bilder aus  Protag.,  Komotau  1876,  Pr.  C.  Schirlitz,  Zu  PI.s  Prot.,  Ztschr.  f. 
d.  Gvmnasialw.  30  (1876),  401 — 446.  A.  Westermaver,  Der  Mvthus  in  PI.s 
Prot',  Nürnb.  1877;  derselbe,  Der  Protagoras  des  Plato,"  Erlang.  1882.  L.  Spiel - 
mann.  Protagoras  im  Hause  des  Kallias,  Sarnen  1878.  Pr.  H.  v.  Kleist,  Die 
methodolog.  Bedeutung  des  piaton.  Dialogs  Protagor.,  Philolog.  39  (1879),  1 — 32. 


^<;*  Literaturverzeichnis. 

F.  Ramorino.  In  Piaton.  Protagor.  explanationes,  Turin  1880.  E.  Joyau,  Pl.s 
Prot.,  s.  Socratica  de  natura  virtutis  doctrina.  Paris  1880.  A.  (^roßmann,  D. 
philos.  Probleme  in  Pl.s  Prot.,  Pr.,  Neumark  i.  W.-Pr.  1883.  W.  Müuscher, 
Gliederung  des  plat.  Prot,  usw.,  Jauer  1883,  Pr.  Kariowa,  Zu  Pl.s  Protagoras, 
Pleß  1896,  Pr.  I.  Böhme,  Zur  Protagorasfrage,  Hamb.  1897,  Pr.  C.  Sehir- 
litz,  Der  Beweis  f.  d.  Identität  der  Tapferkeit  u.  d.  Wissens  in  Pl.s  Prot..  Star- 
gard  i.  P.  1901,  Pr.  R.  Biese,  Zu  Piatons  Protagoras,  Essen  1903,  Pr.  J.  Ja- 
kob, Studien  zu  Piatons  Protagoras,  Aschaffenburg  1904,  Pr.  H.  Jurenka^. 
Des  Simonides  Siegeslied  auf  Skopas  in  Piatons  Protagoras,  Zeitschr.  f.  d.  österr. 
Gyran.  1906,  865-875.  D.  Mason  (zu  Prot.  355  d),  Class.  review  25  (1911), 
164  f.  J.  L.  Stocks.  The  argument  of  PI.  Protag.  351  b— .356  c,  Class.  quart. 
7  (191.3),  100—104.  Zum  Mythos  des  Pr.  b.  auch  Sh.  Owen  Dicker  man.  De 
argumentis  etc.  (s.  unter  Xenophon  S.  72*),  S.  85  ff.  u.  ö.  (s.  d.  Register),  Wilh. 
Nestle,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1910,  891,  und  Ed.  Norden,  Agnostos 
Theos,  S.  368  ff.  —  Alfr.  Gercke,  Eine  Niederlage  des  Sokrates,  Abhandl.  der 
.52.  Vers,  deutsch.  Philol.  u.  Schulm.  in  Marburg  1913,  S.  3.5— 37.  M.  Pohlenz, 
Aus  Pl.s  Werdez..  S.  77  ff .  H.  v.  Arnim,  Pl.s  Jugenddialoge  usw.,  S.  1  ff.  S. 
auch  Ebeling  oben  unter  Sprachgebrauch. 

Loches:  Ch.  Cron,  D.  piaton.  Dial.  Laches  nach  Form  u.  Inhalt  be- 
trachtet, Sitzungsber.  d.  Münch.  Akad.  1881,  145-200.  A.  Hausenblas,  Zur 
Erklärung  von  Piatons  Laches,  Ztschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  36,  893 — 907.  A.  T. 
("ihrist,  Beitr.  zur  Kritik  des  piaton.  Laches,  Prag  1895,  Pr.  Landwehr,  Über 
die  Echtheit  des  piaton.  Dialogs  L.  usw.,  Ravensburg  1895,  Pr.  Ed.  Turner, 
Quaestiones  criticae  in  Piatonis  Lachetem,  Halis  Sax.  1904  (Diss.  philol.  Hai. 
vol.  16,  pars  2,  p.  89 — 141).  S.  Trubetzkoi,  Zur  Erklärung  des  Laches,  Her- 
mes 40  (1905),  636—638.  K.  Joel,  Zu  Piatons  Laches.  Hermes  41  (1906),  310 
bis  318.  Dazu  W.  Di tt  enberger,  ebenda  473  —  475.  K.  Joel,  Nochmals  Pia- 
tons Laches,  ebenda  42  (1907),  160.  Konst.  Horna  (zu  Laches  p.  187  e).  Philol. 
65  (1906),  156.  A.  Kornitzer  (Laches  c.  31  p.  201a  und  c.  14  p.  189a  vgl.  mit 
Sophocl.  Ant.  726  ff.),  Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  63  (1912),  .594.  Für  den  L. 
kommt  auch  in  Betracht  v.  Kleemann,  Pl.  u.  Prodikos,  Wiener  Eranos  zur 
.50.  Vers,  deutscher  Philol.  u.  Schulm.,  Wien  1909,  S.  38—54.  S.  auch  Bern  dt 
unter  Hippias  S.  90*.  M.  Pohlenz,  Aus  Pl.s  Werdez.  23  ff.  H.  v.  Arnim, 
P1.S  Jugenddial.  24  ff.  95  ff.  u.  ö. 

Charmides :  J.  (Jchmann,  Comment.  acad.,  Breslau  1827.  E.  Wolff, 
Piatons  Dialog  Charmides  für  den  philos. -propädeut.  Unterricht  skizziert,  G.-Pr., 
Hildesheim  1875.  Spiel  mann,  Die  Echtheit  des  platon.  Dialogs  Charmides, 
Innsbruck  1875.  Th  Becker,  Piatons  Charmides  inhaltl.  erklärt,  Halle  1879. 
A.  Pawlitschek,  Über  d.  ocoffooavv)]  m  Pl.s  Charmides,  Pr.,  Czernowitz  1883. 
Schönborn,  Zur  Erkl.  v.  Pl.s  Ch.,  Pr.,  Pless  1884.  J.  Ohse,  Zu  Pl.s  Charm. 
Untersuchungen  über  die  Kriterien  der  Echtheit  der  plat.  Dialoge  im  Allgem.  u. 
des  Ch.  im  Besonderen,  Fellin  1886  (tritt  f.  d.  Echtheit  des  Ch.  eini.  K.  Troost, 
Inhalt  u.  Echtheit  d.  platon.  Dialoge  auf  Grund  logischer  Analyse  (Berl.  Stud.  f. 
klass.  Philol.  u.  Arch.  9,  2),  Berl.  1889.  A.  Sauer,  D.  acofpooovv)]  in  Pl.s  Char- 
mides, Pr.,  Wien  1894.  C.  Schirlitz,  Der  Begriff  des  Wissens  vom  Weissen  in 
Pl.s  Ch.,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  155  (1897),  451—476;  513-537.  A.  Goldbacher, 
Zur  Krit.  u.  Erklär,  d.  platon.  Dial.  Charmides,  Wiener  Stud.  16  (1894),  1—7. 
J.  Kohm,  Die  Beweisführung  in  Piatons  Charmides,  Festschrift  für  Gomperz, 
S.  37  ff.  Jul.  Stiefel,  Gedankenentwicklung  d.  unter  Pl.s  Namen  erhaltenen 
Dialogs  Ch.,  Bayreuth  1908,  Pr.  Herrn.  Mutschmann,  Zu  Pl.s  Ch.,  Hermes 
46  (1911),  473—478  (Abfassung  403  oder  wenig  später).  S.  auch  Berndt  unter 
Hippias  S.  90*.  M.  Pohlenz,  Aus  Pl.s  Werdezeit,  S.  40  ff.  H.  v.  Arnim. 
Pl.s  Jugenddialoge,  S.  109  ff.  Kritische  Beiträge:  Ulr.  v.  Wilamowitz-Moel- 
lendorff,  Comment.  gramm.  IV,  Gott.  1890,  p.  27  (zu  Charm.  p.  157c). 
P.  Shorey  (zu  p.  168  b),  Class.  philol.  1907,  340. 

Politeia  B.  I:  s.  unter  PolUeia  S.  94*  f. 

Eiiihyphron :  O.  Ries  er.  De  PI.  Euthyphrone,  D.  I.  Bern.,  Frauenfeld  1880. 
J.  Wagner,  Zur  Athetese  des  Dialogs  Euth.,  Brunn  1882.  J.  Lechthaler, 
Über  d.  ooiözrj?  b.  Plat.  mit  Rucks,  auf  Schaarschmidts  Athetese  d.  Dial.  Euth., 
G.-Pr.,  Meran  1879.  Suman,  Beitrag  zur  Erklär,  des  plat.  Dialogs  Euthvphr., 
Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  45  (1894),  681—694.     E.  W' agner.  Über  Pl.s  E.,  zur 


Zu  §  40.    Piatons  Schriften.  89*^^ 

Fratze  seiner  Echtheit  ii.  zu  seiner  Erklärung,  Festschr.  f.  Friedländer.  Leipz.  1S95, 
S.  438ff.  K.  Meiser,  Über  Pl.s  Euth.,  Pr.,  Regensb.  1901.  W.  A.  Heidel,  On 
Plato's  Euthyphro,  Proceed.  of  the  Amer.  philol.  associat.  31,  163 — 181.  Aug. 
V.  Kleemann,  Die  Stellung  d.  Euth.  im  Corpus  Platonicum,  Wien  1908,  Pr. 
E.  Höttermann,  Pl.s  Polemik  im  E.  u.  Kratylos,  Zeitschr.  f.  d.  Gymn.  64 
(1910),  65  ff.  S.  auch  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorff,  Aus  Kydathen, 
S.  219  (über  die  Veranlassung  zur  Abfassung  der  Schrift).  Th.  Gomperz,  Mcl. 
Graux  S.  50  =  Hellen.  II,  S.  267  f.  (zu  Euth.  p.  3  a).  H.  v.  Arnim,  Pl.s- 
Jugendd..  S.  141  ff.     J.  Burnet,  Class.  quart.  8  (1914),  230  ff. 

Lt/sis :  Ad.  Westermayer,  Der  Lysis  des  Plat.  zur  Einführung  in  das  Ver- 
ständnis der  Sokrat.  Dialoge,  Erlang.  1875.  St.  Wecleski,  Pr..  Conitz  1875. 
H.  Backs,  Über  Inhalt  u.  Zweck  des  piaton.  Dialogs  Lysis,  G.-Pr.,  Burg  1881.. 
A.  Goldbacher,  Zur  Erklärung  u.  Kritik  des  piaton.  Dialogs  Lysis,  Analecta 
Graeciensia,  Graz  1893,  S.  123 — 140.  Zur  Frage  nach  seiner  Echtheit  K.  Schi- 
mek,  Pr.,  Wien  1875.  A.  Wirth,  Pl.s  Lvsis  nach  894  v.  Chr.  entstanden,  Arch.- 
f.  Gesch.  d.  Ph.  9  (1896),  163—164.  A.  Kolar,  Novy  pokus  v  datoväni  Plato- 
nova  Lysida,  Listy  filol.  1907,  177—202.  W.  E.  J.  Kuiper,  De  Lysidis  dialogi 
oi'igine "  tempore  consilio,  Zvvolle  1909,  Diss.  von  Amsterdam  (der  Lysis  nach  d. 
Sympos.  verfaßt).  Leon  Robin,  La  th^orie  platonicienne  de  l'amour,  Paris 
1908  (gibt  chronol.  Untersuchungen  über  Lysis.  Symposion  u.  Phäidros,  setzt 
den  Lysis  vor  das  Symposion).  M.  Schuster,  Wiener  Studien  30  (1908),  341 
(ZU  Lysis  p.  205c  d).  S.  auch  Berndt  unter  Hippias  S.  90*.  M.  Pohlenz, 
Aus  Pl.s  Werdezeit,  S.  358 ff.  365  ff.  (setzt  den  Lysis  hinter  den  Phäidros  und 
vor  das  Symposion  etwa  in  die  gleiche  Zeit  mit  dem  Menexenos,  in  erheb- 
lich spätere  Zeit  als  v.  Arnim).  H.  v.  Arnim,  Pl.s  .Jugenddial.  S.  37  ff., 
(rechnet  den  Lysis  zu  den  Jugenddialogen  und  setzt  ihn  zwischen  Republ.  B.  1 
und  Charmides). 

fjoryias :  Joh.  Bake,  De  Gorg.  Plat.  cons.  et  ingenio,  in  dessen:  Scholica^ 
hypomncmata,  III,  Lugd.  Bat.  1844,  p.  1—26.  W.  Münscher,  Über  die  Zeit- 
bestimmungen in  Pl.s  Gorgias,  G.-Pr.,  Hersfeld  1855.  Ludw.  Paul,  Ist  die 
Szene  für  den  Gorg.  im  Hause  des  Kallikles?  Festgruß  an  die  (27.)  Philologen- 
Vers,  zu  Kiel,  1863,  S.  13 — 43.  Chr.  Cron,  Beiträge  zur  Erklärung  des  piaton. 
Gorgias,  Lpz.  1870.  Fid.  Mähr,. .Typische  Zeichnungen  in  Piatons  Dial.  Gorgias, . 
G.-Pr.,  Triest  1872.  L.  Paul,  Über  den  Begriff  der  Strafe  in  Piatons  Gorgias,. 
Zeitschr.  f.  d.  Gymn.  30  (1876),  593—603.  R.  Hirzel,  Pythagoreisches  in  Pia- 
tons Gorgias,  in:  Comraent.  in  honorem  Theod.  Moramsen,  1877,  11 — 22.  J.  Mär- 
kinger,  Die  Rhetorik  nach  dem  platonischen  Dialoge  Gorgias,  G.-Pr.,  Seiten- 
stetten  1877.  L.  Paul,  Die  religionsphilos.  Gedanken  in  der  Lehrdichtung  des 
Gorgias  S.  523—  527,  Zeitschr.  f.  d.  Gymnasialwesen  33  (1879),  753 — 768. 
C.  Huit,  Le  Gorgias.  Comment.  gramm.  et  litt,  des  chap.  37  —  83,  pr^c^de  d'une 
etude  sur  le  style  de  PI.  et  suivi  d'un  appendice  sur  les  mythes  de  ce  phil.,  Par. 
1884.  K.  J.  Liebhold,  Die  Bedeutung  des  plat.  Gorg.  u.  dessen  Beziehungen 
zu  den  übrigen  Dialogen.  Pr.,  Rudolstadt  1885.  Ch.  Cron  ,  Die  Frage  nach  der 
Gliederung  des  piaton.  Dialogs  Gorgias,  Jahrbb.  f.  Philol.  133  (1886),  563 — 582. 
P.  Natorp,  Über  Grundabsicht  und  Entstehungszeit  von  Pl.s  Gorgias,  Arch.  f. 
Gesch.  d.  Ph.  2  (1889),  394—413.  C.  Schirlitz,  Beiträge  zur  Erklärung  der 
Platon-Dialoge  Gorgias  u.  Theaitet,  Pr.,  Neustettin  1888.  Ferd.  Dümmler, 
Pl.s  G.,  Akademika,  Kap.  V.  S.  Sudhaus,  Zur  Zeitbestimm,  des  Euthydem, 
Gorg.  u.  der  Repubhk,  Rhein.  Mus.  44  (1889),  52—64.  E.  Friedrichs,  Pl.s  L.^ 
V.  d.  Lust  im  G.  u.  Philebos,  Diss.,  Halle  1890.  C.  Schirlitz,  Noch  einmal 
die  Gliederung  des  piaton.  Dialogs  Gorgias,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  151  (1895), 
343—362;  442 — 462.  Gust.  Glogau,  Gedankengang  von  Pl.s  Gorgias,  Arch.  f.. 
Gesch.  d.  Ph.  8  (1895),  153-189.  S.  Sabbadini,  Epoca  del  Gorgia  di  Piatone. 
Triest  1903,  Pr.  B.  J.  H.  Ovink,  Wysgeerige  en  taalkundige  verklaring  van  Pl.s 
Gorgias,  Leiden  1909.  G.  Cohn  ,  Pl.s  Gorg.  En  kritisk  redogörelse  for  tankegangen, 
Kopenhagen  1911.  Draheim,  Wer  ist  Kallikles?  Woch.  f.  klass.  Philol.  1911, 
364—366.  Elisabeth  Thiel,  Der  ethische  Gehalt  des  Gorgias,  Breslau  1911, 
Diss.  Celso  Osti,  De  mytho  in  Piatonis  Gorgia,  Capodistria  1911,  G.-Pr.  Jos.. 
Dfjrfler,  Die  Orphik  irl  Pl.s  Gorgias,  Wiener  Studien  33  (1911),  177-212.. 
Siegfr.  Kriegbaum,  Der  Ursprung  der  von  Kallikles  in  Pl.s  Gorgias  ver- 
tretenen Anschauungen  (Stud.  z.  Philos.  u.  Relig.  her.  v.  Rem.  Stölzle,  13.  Heft), 
Paderborn    1913.      S.    auch    W.    Süß,    Ethos,    Leipz.   u.    Berl.    1910,    S.    99  ff.. 


t)()*  Literaturverzeichnis. 

M.  Pühlenz,  Aus  Pl.s  Werdezeit,  S.  129  ff.  Siehe  auch  die  p]inleitungen  von 
Stender  u.  Gercke  in  den  im  Text  §  40  genannten  Spezialausgaben  des  Dialogs. 
Kritische  Beiträge:  K.  Fuhr.  Rhein.  Mus.  57  (1902),  422  f.  A.  Kornitzer,  Zeit- 
schrift f.  d.  österr.  Gymn.  61  (1910),  411  ff.  (zu  Gorg.  465b).  S.  auch  Perrin. 
Amer.  Journ.  of  Archaeol.  15,  168  f.  (zu  Gorg.  472  a).  Zum  eschatologischen 
Mythos  des  Gorgias  s.  oben  S.  85*  (Mythcnbildiiny). 

Mction:  Über  ihn  handehi  Schleiermacher,  Ast  (der  den  Dialog  Menon 
dem  Piaton  abspricht),  C.  F.  Hermann  (ind.  lect.  Marb.  1837,  Aviederabgedr.  in 
Jahns  Archiv  1837,  51  -65);  Alberti  in  der  Zeitschr.  f.  d.  Gymn. -Wesen  21  (1867). 
177  —  196  und  (für  die  Echthe.it  gegen  Schaarschmidt  argumentierend)  ebd.  817 
bis  832.  Paul  Proschko,  Über  Piatons  Dialog  Menon  (Gedankengang  und 
Gliederung  des  Dialogs),  G.-Pr.  von  Kremsmünster,  Linz  1872.  .A.  Gottschick, 
Über  Piatons  Menon  u.  Philebus,  Berl.  1875.  Ad.  Beneke,  Über  die  geometr. 
Hypothesis  in  Pl.s  Menon,  Elbing  1867,  Pr.  A.  Favaro,  Sulla  ipotese  geo- 
nietrica  nel  Menone  di  Piatone.  Padova  1875.  A.  Gercke,  Die  Hypothesis  in 
PI.S  Menon,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  2  (1889),  170—174.  C.  Demme,  D.  Hypo- 
thesis in  Pl.s  Men.,  Pr.,  Dresden  1888.  Ferd.  Dumm  1er,  Akademika,  Kap.  IL 
s.  auch  das.  Anhang  IV:  Ein  mathemat.  Lehrsatz  in  Pl.s  Menon  u.  d.  Elementen- 
lehre des  Tiniaios.  P.  Tannery,  L'hypothfese  geom^trique  du  Menon  de  PL, 
Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  2  (1889),  509—514.  H  Theissen,  Logischer  Zusammen- 
hang in  Pl.s  Dialog  Menon,  Pr.,  Emmerich  1894,  K.  Lüddecke,  Die  Termino- 
logie im  Menon  in  ihrer  Bedeutung  für  die  Frage  der  Echtheit  und  der  Ab- 
fassungszeit des  Dialogs,  Pr.,  Celle  1900.  0.  Apelt,  Die  mathemat.  Stelle  im 
M.,  Festschr.  f.  Gomperz,  1902,  290—297.  J.  C.  Wilson,  On  the  geometrical 
Problem  in  Plato's  Meno  86  E  sqq.,  Journ.  of  philol.  28  (56),  222—240.  A.  Ritter 
V.  Kleemann,  Piaton.  Unters.  II:  Menon,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Phil.  21  (1908|,  50 
bis  7.'i.  E.  Höttermann,  Pl.s  Polemik  im  Menon,  Euthydemos  u.  Menexenos, 
Zeitschr.  f.  d.  Gymn.  63  (1909),  81  ff.  Natorps  Ansicht  über  das  chronologische 
Ycrh.  des  Menon  zum  Gorgias  s.  in  dessen  oben  zum  Gorgias  angeführtei-  Arbeit. 
L.  Radermacher  (zu  Men.  p.  91  c),  Rhein.  Mus.  65  (I9l0),  472  ff.  P.  Corssen, 
In  Piatonis  Men.  p.  85c,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1913,  1II8.  M.  Pohlenz, 
Aus  Pl.s  Werdezeit,  S.  167  ff.  S.  auch  M.  Hoff  mann  S.  81*  und  zu  §  41  die 
Liter,  über  das  Mathematische  bei  PI.  Über  Menon,  nach  dem  das  Gespräch 
benannt  ist,  E.  Bruhn,  Xägusg,  Berlin  1911,  S.  1 — 7. 

Kleiner  und  (jroßer  Hippias :  S.  Samolewicz,  Denkschr.  der  Krakauer 
Akad.  1  (1874).  Jos  Klinger,  Hippias  minor  und  Hippias  maior,  I,  Wiener 
Neustadt  1884,  Pr.  Herm.  Backs,  Zur  Erklärung  der  Dialoge  Hippias  minor 
und  Hippias  maior,  Burg  1891,  Pr.  Ernst  Horneffer,  De  Hippia  maiore  qui 
fertur  Piatonis,  Gott.  1895,  Diss.  F.  W.  Röllig,  Zum  Dialoge  Hippias  maior, 
Wiener  Studien  22  (1900),  18—24.  J.  Kracik,  O  pravosti  Platonova  dialogu 
Hippias  maior,  Mähr.-Ostrau  19CK3,  Pr.  O.  Apelt,  Die  beiden  Dialoge  Hippias, 
.Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  19  (1907),  630—658,  abgedr.  in  des  Verfassers 
Piaton.  Aufs.  (Leipz.  u.  Berl.  1912),  203-237.  R.  Bernd  t,  Der  innere  Zu- 
sammenhang der  in  den  piaton.  Dialogen  Hippias  minor,  Laches,  Charmides  und 
Lysis  aufgewiesenen  Probleme,  Königsb.  i.  Pr.  1908,  Pr.  von  Lyck.  O.  Kraus, 
Pl.s  Hippias  minor:  Versuch  einer  Erklärung,  Prag  1913.  M.  Pohlenz,  Aus 
Pl.s  Werdezeit,  S.  57  ff.  (über  d.  kl.  H.) ;  S.  123  ff.  (über  d.  gr.  H.,  den  der  Verf. 
für  unecht  hält  und  in  die  Zeit  des  Aristoteles  setzt). 

Menexenos:  Über  ihn  handeln  außer  Schleiermacher,  Zeller  in  den 
., Piaton.  Studien'-,  Stallbaum,  Steinhart  usw.  insbesondere  noch:  Carl 
iSchönborn,  Pr.,  Guben  1830.  V.  Lörs,  Quae  ratio  inter  Plat.  Menexenum  et 
Lysiae  laudationem  sive  epitaphium  intercedat,  Pr.,  Trier  1846.  Jos.  Tu  eil - 
mann.  De  Piatonis  qui  vulgo  fertur  Menexeni  consilio  et  origine.  Greifst.  1859, 
Diss.  Knöll.  Sind  Beziehungen  zwischen  dem  Epitaphios  im  Menexenos  und 
dem  sogen.  Lvsianischen  nachgewiesen?  Pr.,  Krems  1873.  Kalmus,  De  Piatonis 
Menexeno,  G.-Pr.,  Pvritz  1875.  Theod.  Berndt,  De  ironia  Menexeni  Platonici, 
D.  L,  Münster  1881";  derselbe,  Bemerkungen  zu  Pl.s  Menex.,  Pr.,  Herford  1888. 
Fr.  Roch,  Die  Tendenz  des  plat.  Men.,  Pr.,  Görz  1883.  H.  Diels,  Über  d. 
dritte  B.  d.  arist.  Rhetorik,  Abh.  d.  Berl.  Akad.  1886  (d.  Menexenos  eine  Satire 
auf  d.  übüche  Rhetorik).  Otto  Perthes,  D.  plat.  Sehr.  M.  im  Lichte  der  Er- 
ziehungsl.   Pl.s,   Pr.,    Bielefeld   1886.      Ferd.  Dümmler,    Akademika,  Kap.  II. 


Zu  §  40..    Piatons  Schriften.  91  = 


P.  Wendland,  D.  Tendenz  des  plat.  Menexenos,  Hermes  25  (1890),  171 — 195 
'(für  die  Echtheit.  Der  M.  zwischen  387  u.  380  verfaßt.  Isoer.  Paneg.  53  gegen 
M.  244  e.  Xen.  mem.  3,  5,  8.  10.  12  weisen  auf  den  M.).  Ad.  Trend  elen  bürg, 
Erläut.  zu  Pl.s  M.,  ßerl.  1905,  Pr.  (für  die  Echtheit).  Gegen  die  Echtheit 
Ed.  Schwartz.  Hermes  35  (1900),  124—126,  Ivo  Bruns,  D.  liter.  Portr.,  8.  350 
bis  3()0  (vermag  ,, vorläufig  an  seine  Echtheit  nicht  zu  glauben").  M.  Pohlenz. 
Aus  Pl.s  Werdezeit,  f^.  256  ff .  (für  die  Echtheit).  A.  Croiset,  Sur  le  Menexene 
•de  Piaton,  in  Melanges  Perrot,  Paris  1903.  P.  Shorev  (zu  Menex.  238  d1,  Class. 
Philol.  5.  361.  A.  Hallströra  (zu  Menex.  243a),  Eranos  (Suec.)  12,  203.  Vgl. 
auch  Herm.  Schneider,  Unters,  über  die  Staatsbegräbnisse  und  den  Aufbau 
der  öffentl.  Leichenreden  bei  den  Athenern  in  der  klass.  Zeit,  Berlin  1912,  Berner 
Diss.,  und  Höttermann  oben  S.  90*  unter  Menon. 

Euthjjdem:  K.  Fischer,  Über  die  Person  des  Logographen  in  Pl.s  Euth.,  Pr., 
Lemberg  1880.  S.  Sudhaus,  s.  bei  dem  Dialog  Gorgias  S.  89*.  Cron,  Zu  Pl.s 
Euth..  Sitz,  der  philos.-philol.  u.  histor.  Kl.  der  Akad.  in  München,  1891,  556-6.38. 
K.  Lüddeeke,  Die  Fragen  der  Echtheit  u.  Abfassungszeit  des  Euthydem,  Pr., 
Celle  1897  (hält  den  Euth.  für  unecht,  von  Aristoteles  oder  wenigstens  aus  dem 
aristotelischen  Kreis  herrührend!.  T.  Snetivv,  Platonuv  Euthydemos,  Pelhri- 
move  1902.  Ulr.  v.  Wilamo wi tz-Moellendorff,  Hermes  40  (1905),  146  (zu 
Euthydem  286  b).  S.  auch  Höttermann  S.  90^^  unter  Menon.  Unter  dem  Gesichts- 
punkte der  Protreptik  bespricht  den  Euthydem  P.  Hartlich,  De  exhort.  a 
Graec.  Romanisque  script.  hist.  S.  224  f.  —  M.  Pohlenz,  Aus  Pl.s  Werdezeit, 
S.  361.  363  Anm.  1.     H.  v.  Arnim,  Pl.s  Jugenddial.,  S.  123  ff. 

Kratylos:  Ü^ber  ihn  handelt  einerseits,  die  Unechtheit  behauptend,  Schaar- 
schmidt.  Über  die  Unechtheit  des  Dialogs  Kratylus,  Rhein.  Mus.  20  (1865),  321 
bis  356.  und  in  seiner  Schrift:  Die  Sammlung  usw.,  S.  245  ff.,  andererseits 
Albert  1,  Rhein.  Mus.  21  (1866).  180-209,  und  ebd.  22  (1867),  477-499,  wie 
auch  in  den  Gott.  gel.  Anz.  v.  8.  Mai  1867,  und  besonders  Theodor  Benfey, 
Abhandlungen  der  Königl.  Ges.  d.  Wiss.  zu  Göttingen,  12.  Bd.,  aus  den  Jahren 
1864—1866  (auch  separat.  Götting.  1866,  veröffentlicht),  Lehrs,  Rhein.  Mus.  22 
(186i ),  436-440,  wiederabg.  bei  Lehrs,  Übers,  d.  I'haidros  u.  Gastm.,  Lpz.  1870, 
im  Anhang.  Ch.  Lenormant,  Comment.  sur  le  Cratvle  de  Piaton.  Äthanes 
1861.  R.  Luckow,  De  Plat.  Cratylo,  G.-Pr.,  Treptow  1868.  Woldem.  Hay- 
•duck.  De  Cratvli  Platonici  fine  et  consiiio,  Breslau  1868.  Herm.  Schmidt, 
Piatons  Crat.  erläutert,  Halle  1869.  Dreykorn,  Der  Grat,  ein  Dia).  Pl.s,  Pr., 
Zweibrücken  1869.  K.  Uphues,  Die  Definition  des  Satzes,  nach  den  piaton. 
Dialogen  Kratylus,  Theaetet,  Sophistes,  Landsberg  a.  W.  1882.  Ch.  Cucuel. 
Quid  sibi  in  dialogo  qui  Cr.  inscribitur  proposuerit  F.,  Far.  1887;  ders.,  L'origine 
du  langage  dans  le  Cr.  de  PL,  Annales  de  la  faculte  des  lettres  de  Bordeaux 
1890,  4.  F.  Dum  ml  er,  Die  Vorsehungsl.  der  Memorabilien  u.  die  Physik  des 
Kratylos,  Akademika,  Kap.  VI.  Fr.  Schau  blin,  Über  d.  piaton.  Dialog  Kr.,  Diss., 
Basel  1891.  H.  Kirchner,  Die  verschiedenen  Auffassungen  des  plat.  Dialogs 
Kr.,  Pr.,  I-IV,  Brieg  1892-1901.  P.  Rosenstock,  Pl.s  Kratylos  und  die 
Sprachphiios.  der  Neuzeit,  Pr.,  Strasburg  W.-Pr.  1893.  Ulr.  v.  Wilamowitz- 
Moellendorff,  Hermes  40  (1905),  144 ff.  (zu  Krat.  412b).  H.  Jackson  in:  Prae- 
lections  delivered  before  the  Senate  of  the  Univers,  of  Cambridge  1906.  K.  L^r- 
banek.  Die  sprachphiios.  u.  sprachl.  Bedeutung  d.  plat.  Dial.  Kratyl.,  Kruma 
(Böhmen)  1912,  Pr.  Alex.  Kiock,  De  Cratyli  Platonici  indole  ac  fine,  Vratisl. 
1913,  Diss.  S.  auch  Fred.  Muller,  De  veterum  imprimis  Romanorum  studiis 
etymologicis  I,  Utrecht  1910,  Diss.,  S.  15  ff.  u.  Höttermann  oben  unter  Euthyphron. 

Oroßer  Hippias:  s.  o.  S.  90*. 

Symposion:  F.  A.  Wolf,  in  dessen  Verm.  Schriften  S.  288—339.  Carl 
Fortlage,  Philos.  Meditationen  über  Pl.s  Sympos.,  Heidelb.  1835.  Ders.,  Über 
•das  (iastm.  des  Piaton,  in:  Sechs  philos.  Vorl.,  Jena  1869.  Ferd.  Delbrück, 
De  PI.  symp.,  Bonn  1839.  Alb.  Jahn  (zum  Diotimamythus,  s.  oben  S.  85*). 
Gust.  Schwanitz,  Observationes  in  PI.  Conviviura,  Eisenach  1842,  Progr. 
Albert  Schwegler,  Über  die  Koraiiosition  des  pl.  Sympos.,  Hab.-Schr.,  Tübing. 
1843.  Franz  Susemihl,  Über  die  Kompos.  des  plat.  Gastm.,  Philol.  6  (1851), 
177  ff.  (nebst  nachträgl.  Bem.  ebd.  8  [1853J,  153—159).  Deinhardt,  Über  den 
Zusammenhang  des  piaton.  Symposion,  G.-Pr..  Bromberg  1875.  Lindemann, 
De  Agathonis   oratione,   quae   est  in  convivio  Piatonis,     G.-Pr.,     Dresden    1871. 


92*  Literaturverzeichnis. 

M.  Wohlrab,  Knabenliebe  und  Frauenliebe  im  platonischen  Symposion,  Jahrbb.. 
f.  Philo!.  119  (1879),  073-684.  W.  Resl,  Verhältnis  der  fünf  ersten  im 
platonischen  Symposion  vorkommenden  Reden  zur  Rede  des  Sokrates  und  ins- 
besondere zu  der  Lobrede  des  Alkibiades,  Brody  1886.  M.  Koch,  Die  Rede 
des  Sokrates  in  Piatons  Svmposion  und  das  Problem  der  Erotik,  Berlin  1886^ 
H.  Was,  Pl.s  Svmposion,  Arnheim  1887.  D.  Woloott,  The  Symp.  of  PI.,  in: 
The  Platonist  3,  148—162.  R.  Hochegger.  Über  die  piaton.  Liebe,  Berl.  1887.. 
S.  auch  die  Arbeiten  über  den  piaton.  Eros  im  Literaturverz.  zu  §  43.  Ludw. 
V.  Sybel,  Pl.s  Symposion,  ein  Programm  der  Akademie,  Marb.  1888;  derselbe, 
Pl.s  Technik  an  Sympos.  und  Euthydem  nachgewiesen,  ebd.  1889;  derselbe,  De 
Piatonis  prooemiis  academicis,  ebd.  1889;  Pl.s  akadem.  Schriften.  Preuß.  Jahrbb. 
(>4  (1889),  696—716.  J.  Zannetos,  ^vftßoXal  (fdoaoqiy.al  sh  rö  toH  U'/Äron: 
ov^irr.,  Erlangen  1888,  Diss.  C.  Schirlitz,  Beiträge'  zur  Erklär,  der  Rede  des 
Sokr.  in  Pl.s  Symp.,  Neustettin  1890,  Pr. ;  ders..  Die  Reihenfolge  der  fünf  ersten 
Reden  in  Pl.s  Symp.,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  147  (1893),  561— .ö85;  641—665;  721 
bis  .47.  H.  Sauppe,  Piatons  Symposion,  in  Sauppes  Ausgew.  Schriften,  her, 
von  Conr.  Trieber,  Berlin  1896.  Das  Verhältnis  des  piaton.  Gastmahls  zum  xeno- 
phontischen  betreffen  :  Cornarius,  De  conviviis  Piatonis  et  Xenophontis.  Basil, 
1.548.  Boeekh,  De  simiütate,  quam  Plato  cum  Xenoph.  exercuisse  fertur,  Berfil. 
1811,  Kl.  Sehr.,  Bd.  IV,  S.  1  ff.  (vgl.  Boeekh  in  v.  Raumers  antiquar.  Briefen, 
Lpz.  1851.  S.  40ff.,  Kl.  Sehr.,  Bd.  VII,  S.  585  f.).  K.  F.  Hermann,  Xum  PI. 
an  Xenoph.  Conviv.  suum  prius  scripserit,  atque  de  consil.  horum  libell.,  Ind. 
lect.  Marb.  1834;  Vermutung,  daß  Piatons  Sympos.  älter  sei  als  das  Xen.,  ge- 
rechtfertigt, ebd.  1841  (efr.  Ind.  lect.  Götting.  1844.  1845);  Zur  Frage  über  das 
Zeitverhältnis  der  beiden  Symposien,  Philol.  8  (1853),  329 — 333.  A.  J.  F.  Hen- 
richsen,  Dissertatio  de  consilio  et  arte  convivii  Xenophontei  eiusque  cum  Pla- 
tonico  necessitudine,  Flenopoli  1840.  Derselbe,  Epistola  critica  ad  Car.  Fr.  Her- 
mannum  de  consilio  convivii  Xenophontei  eiusque  cum  Platonico  necessitudine, 
Slesvici  1844.  Arn.  Hug  (für  die  Priorität  des  xen.  Gastm.),  Phil.  7  (1852),  638- 
bis  695  und  S.  XXIII  ff.  seiner  Ausg.  des  Symposion.  Georg  Ferd.  Rettig 
(für  die  Priorität  der  xenoph.  Schrift;  handelt  speziell  über  die  Reden  des  So- 
krates u.  Pausanias),  Pr.,  Bern  1864  (derselbe,  Kritische  Studien  u.  Rechtferti- 
gungen zu  Piatons  Symp.,  ebd.  1876;  derselbe,  Knabenliebe  u.  Frauenl.  in  Pl.s 
S..  Philol.  41  [1882],  414—444).  V.  Palmer,  Zur  Frage  über  das  gegenseitige 
Verhältnis  der  Symposien  des  Xenophon  u.  Piaton,  Pr.,  Baden  (Österr.)  1878. 
J.  J.  Hartman,  Analecta  Xenophontea,  Leiden  1887,  S.  214  ff.  (für  die  Priorität 
Xenophons).  Ferd.  Dümmler,  Akademika,  Kap.  III  (ebenso).  C.  Lüd- 
decke, Über  Beziehungen  zwischen  Isokrates'  Lobrede  auf  Helena  u.  Pl.s  Sym- 
posion, Rhein.  Mus.  52  (1897),  628—632.  A.  Graef,  Ist  Piatons  oder  Xenophons 
Symposion  das  frühere?  Pr.,  Aschaffenburg  1898  (für  die  frühere  Abfassung  des 
piatonischen).  Ivo  Bruns.  Attische  Liebestheorien  u.  d.  zeitl.  Folge  d.  piaton. 
Phaidros  sowie  der  beiden  Symposien,  Neue  Jahrb.  5  (1900),  17  ff.  (für  die 
Priorität  Piatons).  Gomperz,  Griech.  Denker  II,  S.  543,  Anm.  zu  S.  102  (eben- 
falls für  Piaton).  G.  Fahnberg,  De  Xenophonte  Piatonis  imitatore,  Bergedorf 
bei  Hamburg  1900,  Pr.  Über  die  prinzipiellen  Gesichtspunkte  für  die  Ent- 
scheidung der  Prioritätsfrage  s.  auch  M.  Pohlenz,  Aus  Piatos  Werdezeit, 
S.  399  f.  (für  Piaton).  In  polnischer  Sprache  handelt  über  das  Verhältnis  der 
beiden  Symposien  J.  Cermak,  Olmütz  1892.  1894,  Pr.  —  B.  L.  Gildersleeve, 
Studies  i'n  the  Symp.  of  PI.,  The  John  Hopkins  Univ.  Circul.  6,  Nr.  55  (1887), 
49  f.  St.  Siedlecki,  Die  L'nsterblichkeit  der  Seele  in  Piatons  Symposion,  Eos 
11  (1905),  115.  A.  V.  Kleemann,  Das  Problem  des  plat.  Sympos.,  Wien  1906, 
Pr.  L.  Stein  berger,  Zur  Kritik  und  Exegese  von  Piatons  Symposion,  Blatt,  f. 
d.  Gymnas.  (bayr.)  42  (1906),  524— .528.  S.  auch  die  unter  „Phaidros"  angeführte 
Arbeit  von  Crain.  P.  Cesareo,  I  due  simposi  in  rapporto  all'  arte  moderna, 
lalermo  1901.  W.  Gilbert,  Der  zweite  Teil  des  Logos  der  Diotima  in  Piatons 
Gastmahl  (c.  24-29.  p.  204c-2l2a),  Philol.  68  (1909),  52-70.  Kon  rat 
Ziegler,  Die  Rede  des  Aristophanes  in  Pl.s  Symposion,  Verh.  d.  51.  Versa.mml. 
deutscher  Philol.  u.  Schulm,„in  Posen  1911,  Leii'jzig  1912,  41—42.  L^lr.  v.  Wila- 
mowitz-Moellendorf f.  Über  das  Svmposion  des  PI.,  Sitzungsber.  d.  Berl. 
Akad.  1912,  333.  Joh.  Vahlen  (zu  Svmp.  p.  176b),  Hermes  43  (1908),  511  f. 
R.  G.  Burv  (zu  p.  219c),  Class.  rev.  22  (1908),  123.  Ulr.  v.  Wilamowitz- 
Moellendbrff  (zu  p.  202c,  204b,  208c),  Hermes  44  (1909),  457  f.  P.  Corssen 
(ZU    p.  174b),   Berl.   philol.    Wochenschr.    1913,    221  f.;    (zu    200d)    ebenda    702  f. 


Zu  §  40.    Piatons  Schriften.  93* 

■§iehe  auch  Kobin  unter  Lysis.  V.  Brochard,  >Sur  le  Banquet  de  PI.,  in  dessen 
Etudes,  6.  0.  S.  12'. 

Phaüion:  C.  F.  Herraajin,  De  Piat.  Phaedonis  argumento,  Index  lect., 
Marburg  1835.  Suse  mihi,  Über  Zweck  u.  Gliederung  des  Phaidon,  Philol.  5 
(1850),  385  ff.  (Weitere  Beiträge  Suseiuihls:  Philol.  6  1 1851 1,  112  ff.,  .lahrbb.  f. 
klass.  Philol.  73  [1856J,  236  ff.).  Herrn.  Schmidt,  Duorum  Ph.  PI.  locorura 
explic.  Wittenb.  184(5,  Pr.;  Krit.  Kommentar  zu  Pl.s  Ph.,  Halle  1850—1852; 
Beitr.  z.  Erkl.  v.  Pl.s  Ph.,  Zeitschr.  f.  d.  Gymnasial w.  6  (1852),  372-378;  433—449  : 
513-528;  Pl.s  Ph.  sachl.  erkl.,  G.-Pr.,  Wittenb.  1854;  diese  Arbeiten  auch  in: 
H.  Schmidt,  Gesammelte  kl.  Sehr.,  Wittenb.  1874.  Alb.  Bischof,  Pl.s  Ph., 
eine  Reihe  von  Betracht,  z.  Erkl.  u.  Beurt.  d.  Gesprächs,  Erlangen  18(J6.  K.  ,1. 
Liebhold,  Über  Bedeutung  des  Dialogs  Phaidon  f.  d.  piaton.  Erkenntnistheorie 
und  Ethik,  Rudolst.  187();  derselbe,  Zu  Piatons  Phaidon,  Jahrbb.  f.  Philol.  133 
<1886),  683-691.  C.  Schiri  itz,  „Zu  Pl.s  Ph.  62a,  67e,  Jahrbb.  f.  Phüol.  113 
(1876),  193 — 204.  Dieckmann,  Über  einige  Umstellungen  in  Pl.s  Ph.,  G.-Pr., 
Bückeburg  1877.  A.  Homma,  Erörterung  der  künstlerischen  Form  des  piaton. 
Dial.  Ph.  u.  Prüfung  der  Gültigkeit  der  ebend.  entwickelten  Beweise  f.  d.  Un- 
sterblichkeit der  Seele,  G.-Pr.,  Budweis  1880.  Aless.  Chiappelli,  Panezio  di 
Rodi  e  il  suo  giudizio  sulla  aütenticita  del  Fedone,  La  filos.  delle  scuole  ital.  26 
(1882),  223—242.  Derselbe,  Ancora  sopra  Panezio  di  Rodi  e  il  suo  dubbio  sulla 
aütenticita  del  Fedone  platonico,  ebenda  30  (1884),  337 — 357.  G.  Lamparter, 
Noch  einmal  zu  Pl.s  Ph.  62a,  Pr.,  Stuttgart  1886.  A.  Seelisch,  Die  ethischen 
Partien  im  piaton.  Phaidon,  Philos.  Monatsh.  22  (1886).  321—352.  Jul.  Bau- 
naann,  PLs  Ph.  philos.  erklärt  u.  durch  die  späteren  Beweise  f.  d.  Unsterblich- 
keit ergänzt,  Gotha  1889.  J.  J.  Hartman,  Ad  Piatonis  Phaedonem,  Mnemosyne 
20  (1892),  152—167.  A.  Wilder,  A  study  of  the  Ph.,  Bibliotheca  Platonica,  1, 
S.  274—283.  G.  Glogau,  Gedankengang  von  Pl.s  Phaidon,  Arch.  f.  Gesch.  d. 
Ph.  7  (1894),  1 — 27.  M.  Schanz,  Sokr.  als  vermeintl.  Dichter;  ein  Beitrag  zur 
Erklär,  d.  Ph.,  Hermes  29  (1894),  597—603.  A.  Espinas,  Du  sens  du  mot 
■<poovod,  Phaid.  62b,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  8  (1895),  443-448.  G.  Pölzl,  Die 
Beweise  für  die  Unsterblichkeit  der  Seele  in  Pl.s  Ph.,  Pr.,  Marb.  1897.     O.  Biltz, 

D.  Phaedo  Piatons  u.  Mendelssohns,  Diss.,  Erlang.  1897.  P.  J.  B.  Egger,  Pl.s 
Ph.  ästhetisch  gewürdigt.  I.  Die  Idee  im  Ph.,  Pr.,  Sarnen  1898.  W.  Windel- 
band, Zu  Pl.s  Phaidon,  in:  Straßb.  Festschr.  zur  46.  Yersamml.  deutsch.  Philol. 
u.  Schulm..  Straßb.  1901,  S.  287—297.  C.  Baensch,  Die  Schilderung  der  Unterwelt 
in  Piatons  Phaidon,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  16  (1903),  189-203.  G.  Schneider, 
Bemerkungen  zur  Komposition  u.  zum  Inhalte  von  Piatons  Phaidon,  Zeitschr.  f.  d. 
österr.  Gymn.  55(1904),  392-402.  J.  Kopacz,  Piatons  Phaidon,  Eos  11  (1905), 
19 — 29.  Em.  Prüm,  Der  Phaidon  über  Wesen  und  Bestimmung  des  Menschen, 
Archiv  f.  Gesch.  d.  PhUos.  21  (1908),  30—49.  E.  Goldbeck,  Das  Weltbild  in 
Piatons  Phaidon,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altertum  usw.  30  (1912),  165  —  179. 
P.  Friedländer,  Das  Erdbild  des  Phädon,  Sitz.  d.  philol.  Ver.  zu  Berlin  1914, 
Zeitschr.  Sokrates  2,  628  ff.  Zum  Mythos  des  Phaidon  s.  o.  S.  85*.  —  Kritische 
Beiträge:  F.  A.  Ztjxidijc  .  AiogO-waeig  sig  77/arcoi'oc  ^aidoiva,  'Äojuovia  1901,  497 
bis  512.  T.  D.  Sevmour,  Note  on  Plat.  Phaedo  115  D,  Class.""  rev.  16  (1902), 
202.     K.  Linde,  N^och  einmal  Piatons  Phaidon  S.  62a,  Gvmnas.  1903,  265-272. 

E.  Meyer  und  K.  Linde,  Zu  Plat.  Phaedo  (52a,  ebenda  S.  665—667.  W.  J. 
Goodrich,  On  Phaedo  9(5  A— 102  A  and  on  the  devzsooc  ji/.ovg  99  D,  Classic, 
review  17  (1903),  381-384;  18  (1904),  5—11.  K.  Gomolinski,  Zu  Plat.  Phai- 
don 62  A,  Gymn.  22  (1904),  193-202.  W.  Dörpfeld.  Über  Verbrennung  und 
Bestattung  der  Toten  (betrifft  Plat.  Phaidon  p.  115),  in:  Melanges  Nicole,  Genfeve 
1905;  vgl.  dazu  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1905,  1213  ff.  K.  Linde,  Bei- 
träge zur  Erklärung  und  Kritik  des  Piaton.  Phaidon,  Philol.  65  (1906),  397-409. 
Ed.  Philipp,  Drei  Textesstellen  in  Piatons  Phaidon,  Wiener  Studien  28  (1906), 
103 — 110.  E.  Bickel,  De  loann.  Stobaei  excerpt.  Piaton.  de  Phaedone,  s.  oben 
S.  79*.  J.  E.  Harry,  Plato  Phaedo  66  B,  Transact.  and  proceed.  of  the 
Amer.  philol.  assoc.  39  (1908),  XXXIII;  Class.  rev.  23  (1909),  218-221.  F.  M. 
Cornford,  Note  on  Plato  Phaedo  105a,  Class.  quarterly  3  (1909),  189-191. 
E.  Grünwald,  Zeitschr.  f.  das  Gymnasialw.  64  (1910),  257—263  (Simmias  und 
Kebes  im  Phaidon).  M.  Valgimigli,  Plat.  Phaedo  115a,  Bollet,  di  filol.  class. 
17  (1911),  135.  K.  S.  Kövxog,  'Adrjvä  21  (Misz.  Nr.  118  zu  Phaed.  IWb). 
M.  Hoff  mann  (zu  Ph.  c.  29),  Zeitschr.  Sokrates  1,  715  ff.    E.  J.  Taylor,  Note 


<)4*  Literaturverzeichnis. 

on  PI.  Ph.  62a,  Class.  rev.  27  (1913),  193.  Derselbe,  Notes  on  two  suspected 
passages  in  the  Phaedo  (72d;  74c),  ebenda  28  (1914),  85  —  JM.  Pohlenz,  Aus- 
Pl.s  Werdezeit  S.  310  ff.  Vgl.  die  zu  §  42  zitierten  Abhandlungen  und  Gust. 
Schneider,  Die  Weltanschauung  Pl.s,  zu  §  41. 

Polilria:  C.  V.  Tchorzewski,  Kasan  1847.  Die  chronologischen  Ver- 
hältnisse haben  Boeckh  und  C.  F.  Hermann  in  mehreren  Programmen  (Berlin 
1838,  1839,  1840,  Marburg  1839)  behandeil;  s.  ferner  C.  Fr.  Hermann,  De  loco 
Piatonis  de  Rep.  VI  p.  505  sqq.,  Marb.  1832,  Pr.  —  Jahns  Archiv  1  (1833),  622-632. 
Georg  Ferd.  Rettig,  Über  Steinharts,  öusemihls  und  Stallbaums  Einleitungen 
zu  Pl.s  Staat,  Rhein.  Mus.  16  (1861),  161—197.  W.  Wiegan  d,  Über  die  Einheit 
u.  Einteilung  der  piaton.  Politie,  G.-Pr.,  Worms  1840;  Einleit.  in  Piatons  Gottes- 
staat, Beil.  zum  G.-Pr.,  Worms  1858;  Gedankengang  \i.  Plan  der  piaton.  PoUtie, 
Anhang  zu  der  Übersetzung  der  5  letzten  BB..  S.  419—453,  Stuttg.  1857;  Ver- 
deutschung der  5  ersten  BB.,  Worms  1870.  Hölzer,  Grundzüge  d.  Erkenntnis- 
lehre in  Pl.s  Staate,  Cottbus  1861,  Pr.  Bacher,  Die  dramat.  Kompos.  u.  rhetor. 
Disposition  d.  Rep.,  G.-Pr.,  1.  Teil,  Augsburg  1869;  2.  T.,  ebd.  1874;  3.  T.,  1875. 
W.  Oncken,  D.  Staatslehre  d.  Arist.,  Lpz.  1870,  S.  105  ff .  H.  Heller,  Curae 
criticae  in  Plat.  de  republ.  libros,  Berl.  18.4,  Pr.  A.  Krohn,  Der  platonische 
Staat,  Halle  1876  (1.  Bd.  von :  Studien  zur  platon.-sokrat.  Literatur.  Kr.  legt 
das  erhaltene  Werk  in  mehrere  zu  verschiedenen  Zeiten  und  in  anderer  als  der 
überlieferten  Reihenfolge  entstandene  Partien  auseinander.  Dagegen  Beruh. 
Grimmelt,  De  Reipublicae  Piaton.  compositione  et  unitate,  Berlin  1887,  Diss. 
Car.  Westerwick,  De  Republica  Platonis  comm.,  Münster  1887,  Diss.  Weitere 
Literatur  über  diese  viel  behandelte  Frage  bei  Paeder,  Pl.s  philos.  Entwicklung. 
S.  187  f.).  Kutzner,  Die  innere  Gliederung  des  platonischen  Dialogs  vom 
Staate,  Bunzlau  1877,  Pr.  R.  Kunert,  Quae  inter  Clitophontem  dialogum  et 
Piatonis  Rempublicam  intercedat  necessitudo,  Greifswald  1881,  Diss.  H.  Was, 
De  dichter  en  zyne  vaderstad,  eene  inleiding  tot  d.  Staat  v.  PI.,  Leiden  1881 ; 
derselbe,  Pl.s  Politeia,  Arnhem  1885.  Aless.  Chiappelli,  Le  Ecclesiazuse  di 
Aristofane  e  la  repubbl.  di  Piatone,  Rivista  di  filologia  11  (1883),  161—273;  der- 
selbe, Ancora  sui  rapporti  fra  l'Ecclesiazuse  e  la  Repubblica  Plat.,  Riv.  di  fil.  15 
(1887),  343—352.  (Oh.  nimmt  mit  Teichmüller  an,  daß  die  aristophanische  Ko- 
mödie gegen  Piatons  Staat  gerichtet  sei,  von  dem  also  ein  Teil  bei  der  Abfassung 
des  Stücks  —  Aufführung  391  oder  390  v.  Chr.  —  hätte  veröffentlicht  sein  müssen ; 
vgl.  zu  dieser  Frage  auch  Ivo  Bruns,  Frauenemanzipation  in  Athen,  Kiel  19CX), 
U.  v.  W^ilamoM  itz-Moellendorf  f ,  Hermes  35  [19CK)],  548  f.)  Für  Berück- 
sichtigung eines  ersten  Entwurfs  der  Politeia  durch  Aristophanes  tritt  ein  Max 
Pohlenz,  Aus  Piatos  Werdezeit,  S.  223  ff.  Job.  Nusser,  Pl.s  PoUteia,  nach 
Inhalt  und  Form  betrachtet,  Amberg  1882.  Guggenheim,  Zur  Komposit.  d.  pL 
Rep.  in  ihrem  Verh.  zur  Entwickl.  d.  plat.  Ethik,  Zeitschr.  für  Völkerpsyeh.  15 
(1884),  136—164.  Aless.  Chiappelli,  Sopra  i  capitoli  terzo,  quinto  e  decimo 
della  vita  di  Dione  di  Plutarco  e  i  primi  libri  della  Repubblica  di  Piatone,  Riv. 
di  filol.  12  (1S84),  156-180.  A.  Dreinhöfer,  Pl.s  Schrift  über  den  Staat  nach 
Disposition  und  Inhalt,  Pr.,  Berhn  1886.  Ferd.  Dümmler,  Prolegomena  zu 
Pl.s  Staat  und  der  platonischen  und  aristotelischen  Staatslehre,  Pr.,  Basel  1891 
=  Kl.  Sehr.  I  150-228.  H.  K.  Jones,  Key  to  the  rep.  of  PL,  Bibliotheca  Pla- 
tonica,  1  4  (1890),  2.55—273.  R.  Kunert,  D.  doppelte  Rec.  des  piaton.  Staats, 
Pr.,  Spandau  1893.  O.  Apelt,  Zu  Pl.s  Politeia,  Jahrbb.  f.  Philol.  147  (1893), 
555  f.  H.  Dietzel,  D.  Ekklesiaz.  des  Aristoph.  u.  d.  piaton.  Pol.,  Zeitschr.  f. 
Lit.  u.  Geschichte  d.  Staatswissensch.  1  (1893),  1-26;  373-400.  B.  Jowett  u. 
L.  Campbell  in  der  Ausgabe  der  Republ.:  Essays  by  the  late  Prof.  Jowett 
(nicht  vollendet)  and  by  Prof.  L.  Campbell,  1—340;  Notes  in  Vol.  III.  S.  dazu 
Gomperz,  Die  Jowett-Campbellsche  Ausgabe  des  „Staates"  u.  die  Piaton.  Chro- 
nologie, Zeitschr.  f.  Ph.  u.  ph.  Kr.  109.  A.  Backhaus,  D.  Gedankengang  des 
ersten  Buchs  des  platonischen  Staats,  Pr.,  Köln  1894.  J.  Nusser,  Über  das 
Verhältnis  der  piaton.  Politeia  zum  Politikos,  Philol.  53  (1894),  13—37.  P.  Na- 
torp,  Pl.s  Staat  u.  die  Idee  der  Sozialpädagogik,  Archiv  f.  sozial^  Gesetzgebung 
u.  Statistik  8  (1895),  140  —  171.  J".  Dümmler,  Zur  Komposition  des  piaton. 
Staates  m.  e.  Exkurs  über  die  Entwicklung  der  piaton.  Psychologie,  Pr.,  Basel 
1895  =  Kl.  Sehr.  I  229—270.  J.  Hirmer,  Entstehung  und  Komposition  der 
piaton.  Politeia,  gekrönte  Preisschrift,  München  1897  (für  die  Einheit  der  Republ.).. 
loh.  ab  Arnim,    De   reipublicae   Piatonis   compositione  ex  Timaeo   illustranda,. 


Zu  §  40.     Piatons  Schriften.  Hö* 

Pr..  Rostock  1898.  K.  L.  Nettleship,  Lectures  on  the  Kepublic  of  Plato,  eil. 
by  G.  R.  Benson,  2.  edition,  Lontl.  1901.  Krockenberger,  Piatos  Behandlung 
der  Frauenfrage  im  Rahmen  der  l'oliteia,  Ludwigsb.  19Ü2,  Pr.  G.  R.  Nielsen, 
Om  forholdet  mellem  Aristophanes'  Ekklcsiazusai  og  Piatons  btat,  Nord.  Tidskrift 
f.  Filol.  9,  49  —  73.  J.  E.  Adamson,  The  theory  of  education  in  Pl.s  Republic, 
London  1903.  A.  Lombard,  La  poösie  dans  la  Rdpublique  et  dans  les  Lois  de 
Piaton,  Nancy  1903.  W.  ßoyd,  Introduction  to  Republic  of  Plato,  Lond.  1904. 
Th.  Sinko,  Sententiae  Platonicae  de  philosophis  regnantibus  (Rep.  473  d)  quae 
tuerint  lata.  Podgorze  ad  Cracoviani  1904,  Pr.  (vgl.  auch  K.  Praechter,  Byz. 
Zeitschr.  14  [190öJ,  482  ff.).  K.  Joel,  Zur  Entstehung  von  Piatons  Staat,  in: 
Festschr.    zur  49.  Vers,    deutscher    Philol.    und  Schulni.  in  Basel,    Leipzig   1907. 

A.  Sorrentino,  Omero  condannato  da  Piatone.  Osservazioni  su  alcuni  hioghi 
della  Repubblica,  Napoli  1908.  G.  Lüdke,  Über  d.  Verh.  von  Staat  u.  Erziehung 
in  Pl.s  .-Tokneiu,  Erlangen  1908,  Diss.  Const.  Ritter,  Pl.s  Staat,  Darst.  des 
Inhalts,  Stuttg.  1909  (s.  oben  S.  8l*j.  D'Arcy  Wentworth  Thompson,  The 
game  of  Ilohg  (zu  p.  422  ej,  Glasgow  1911.  C.  Frick,  Die  sozialhygienischen 
Bestimmungen  in  Pl.s  Staat  und  in  der  lykurgischen  Grundschrift  in  ihrem  Ver- 
hältnis zu  den  Antilogiai  des  Protagoras,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1912,  b08 
bis  814.  F.  M.  Cornford,  Psychology  and  social  structure  in  the  Republic  of 
Plato,  Class.  quarterly  li  (1912),  246—265.  Max  Pohlenz,  Die  erste  Ausgabe 
des  Staates,  in:  Aus  Pl.s  VVerdezeit,  Berlin  1913,  S.  207  ff.  (s.  auch  oben 
S.  82*.  94*).  G.  E.  Burckhardt,  Individuum  und  Allgemeinheit  in  Pl.s 
Politeia,   Halle  a.  S.  1913    (Abhandl.  zur  Philos.  und    ihrer   Gesch.   herausg.  von 

B.  Erdmann).  R.  Hackforth,  The  modification  of  plan  in  Pl.s  Republic, 
Class.  quart.  7  (1913),  265 ff.  B.  v.  Hagen,  Das  Glücksproblem  in  Pl.s  ..Staat", 
Jena  1914,  Pr.  H.  v.  Arnim,  Pl.s  Jugenddial.,  S.  71  ff.  (s.  oben  S.  82'=). 
Kritik  und  Exegese  einzelner  Stellen:  J.  Adam,  On  Plato  Rep.  10,  616 E, 
Class.  review  15  (1901),  391—393.  E.  Wüst,  Beiträge  zur  Textkritik  u.  Exegese 
der  piaton.  Politeia,  München  1902,  Diss.  J.  C.  Wilson,  Plato  Rep.  616 e, 
Class.  rev.  16  (1902),  292  f.  T.  D.  Sevmour,  ün  Plato's  ship  of  fools,  ebenda 
385-388  (betrifft  Plat.  resp.  6,  p.  488).  L.  Campbell,  Ün  Plato's  Republic 
p.  488,  ebenda  17  (1903),  79  f.;  derselbe,  On  the  Interpretation  of  Plato  Rep.  b.  6, 
p.  503  C,  ebenda  106  f.  R.  G.  Bury,  Textual  notes  on  Plato's  Republic,  ebenda 
295 f.  J.  Burnet,  Platonica  I.  The  Republic,  ebenda  18  (1904),  199-204.  Ant. 
Prandtl,  Analecta  critica  ad  Piatonis  de  republica  übros,  München  1903,  Diss. 
P.  Shorey,  Note  on  Plato  Republ.  566  E,  Class.  rev.  19  (1905),  438  f.  Derselbe, 
Note  on  Plato  Rep.  488  D,  ebenda  20  (1906),  247  f.  H.  W.  Garrod,  Two  pas- 
sages  of  the  Rep.,  ebenda  209—212.  J.  H.  Wright,  Plato's  simile  of  the  cave, 
Proceed.  of  the  Amer.  philol.  associat.  35,  p.  XXII.  Derselbe,  The  origin  of  Pl.s 
Cave.  Harv.  stud.  in  class.  philol.  17  (1906),  131—142.  Const.  Ritter,  Plato- 
nica, Philol.  67  (1908),  311  ff.  Gercke,  Die  Analyse  als  Grundlage  d.  höheren  Krit., 
Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  7  (1901),'  89  ff.  (prinzipielle  Verteidigung 
der  Zerlegung  [gegen  Gomperz]  und  Einzelbeiträge).  H.  D.  Naylor,  Varia  (darin 
zu  Staat  1,  331a),  Class.  rev.  23  (1909),  111.  D.  A.  Slater,  ebenda  248  (zu  365e). 
J.  J.  Beare,  ebenda  250  (zu  440  b).  A.  Platt,  ebenda  25  (1911),  13  (zu  614b). 
G.  B.  Hussev,  The  word  xovooxoeXv  in  the  Republ.  of  PI.  (450  b),  Class.  quarterlv 
3  (1909),  192-194.  J.  L.  Stocks,  The  divided  line  of  Plato  rep.  VI  (508 äff.), 
ebenda  5  (1911),  ^3—88.  I.  Bywater,  "'Axaxra  II  (darunter  zu  PI.  Ilohreta 
342  ff.),  Journ.  of  philol.  31  (1910),  198-204.  C.  Bonner,  Note  on  PI.  rep.  III  387  c, 
Class.  philol.  3  (1908;,  446.  P.  Shorev,  Hom.  II.  24,  367  and  PI.  Rep.  492c, 
ebenda  5  (1910j,  220.  Derselbe,  The  meaning  of  xvxXoi  in  PI.  Rep.  424a,  ebenda 
505.  E.  G.  Schauroth  (zu  616c),  Harv.  stud.  in  class.  philol.  22  (1911),  173. 
S.  A.  Naber,  Platonica  (zu  Staat  B.  3  u.  4),  Mnemos.  N.  S.  36  (1908),  435—440. 
J.  L.  V.  Hartman,  ebenda  42  (1914),  223.  J.  G.  van  Pesch,  Ad  Plat.  civit.  3, 
392  c— 398  b,  Sertum  Nabericum,  Leiden  1908,  305  ff .  J.  Chr.  Vollgraff  (zu 
373  a),  ebenda  425  f.  P.  Corssen,  De  Piatonis  Rei  publ.  p.  515  b  et  p.  516  c, 
Beri.  phil.  Wochenschr.  1913,  286—288.  Derselbe  (zu  p.  510  b),  ebenda  446  f. 
S.  auch  Sudhaus  oben  S.  89*  zum  Gorgias,  Die  de  rieh  unten  zum  Politikos, 
und  die  Literatur  über  die  platonische  Staatslehre  unten  zu  §  44.  —  Vgl.  ferner 
Guggenheim  zu  Antisthenes  oben  S.  74*. 

Phaidros:    Literaturübersicht  bei  Const.  Ritter,    Pl.s  Dial.  Ph.  übers.,  er- 
läutert usw.,    Leipzig  1914,   S.  24—28.     Aug.  Bernh.  Krisch  e,   Über   Piatons 


'9ß*  Literaturverzeichnis. 

Phaidros  (aus  deu  ,.CTÖttinger  Studien",  1847,  abgedr.),  Götting.  1848.  Spengel. 
Isokrates  u.  Plato,  Abh.  d.  Münch.  Ak.  1855,  762  f.  Philol.  19,  59:Hf.  Julius 
Dense  hie,  Über  den  innern  Gedankenzusammenhang  im  Phaidr.,  Z.  f.  d.  Alter- 
"■tumswiss.  1854,  25—44;  Die  plat.  Mvthen,  insbesondere  der  Mythus  im  Phaidr., 
Hanau  1854.  C.  R.  Volquardsen,' Pl.s  Phaidr.;  erste  Schrift  Pl.s,  Kiel  1862. 
E.  ßratuschek,  Plat.  Phaedri  dispositio,  Berl.  1866,  Diss.  Karl  Schmelzer, 
Zu  Pl.s  Phaidros,  Guben  1868,  Pr.  F.  Schedle.  Einleit.  zu  Piatons  Phaidros, 
Oörz  1869,  Pr.  j.  Werber,  Die  Rede  des  Isokrates  gegen  die  Sophisten  in  ihren 
Beziehungen  zur  Frage..über  die  Abfassungszeit  des  plat.  Phaidros,  Teschen  1872, 
Pr.  Wilh.  Hinze,  Über  Plan  und  Gedankengang  in  Pl.s  Phaidros,  Regim. 
1874,  Diss.  A.  Hosek,  Wie  hängen  die  Unterredungen  des  zweiten  Teils  des 
piaton.  Dialogs  Phaidros  mit  jenen  des-  ersten  Teils  zusammen  ?  Chrudim  1875. 
Fr.  Rausch,  Quaeritur,  quid  ex  vaticinio  de  Isocrate  a  Socrate  in  extrema  parte 
Phaedri  Platonici  facto  elici  possit  ad  definiendum  tempus  quo.dialogus  exaratus 
esse  existimandus  sit,  Budweis  1875.  Otto  Steinwender,  Über  den  Grund- 
gedanken des  plat.  Phaidros,  Pr.  des  Mariahilf  er  Gymn.  zu  Wien  1876.  Ziwsa. 
-Der  ägypt.  Mythus  im  Phaidros  des  PI.  und  seine  Konsequenzen,  Zeitschr.  f.  d. 
•  österr.  Gyran.  29  (1878),  241—252.  H.  Usener,  Abfassungszeit  des  piaton.  Ph.. 
Jlhein.  Mus.  35  (1880),  131—151  =  Kl.  Sehr.  III  55-74.  Fr.  Susemihl,  Die 
Abfassungszeit  des  pl.  Ph.,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  121  (1880),  707-724,  u.  ebd. 
123  (1881).  657—670;  Neue  piaton.  Forschungen  I,  Index  lect.,  Greifswald  1898. 
Th.  Kinde  1  mann,  D.  philos.  Gehalt  des  Mythus  in  Pl.s  Ph.,  Kremsier  18S1, 
Pr.  H.  Hahn,  D.  gegenseit.  Verh.  der  plat.  Dialoge  Ph.  u.  Syrnp.,  Birkenfeld 
J882,  Pr.  Fr.  Thedinga,  Die  Bedeut.  der  Reden  in  Pl.s  Ph.,'Pr.  d.  Realsch., 
Hagen  1883.  C.  Wenzig,  Die  Konzeption  der  Ideenl.  im  Ph.  bildet  den  ein- 
heitlichen Grundgedanken  dieses  Dialogs  und  liefert  den  Schlüssel  zur  piaton. 
Ideenlehre  überhaupt,  Breslau  1883,  Diss.  F.  Muche,  Der  Dialog  Phaidros  u. 
die  piaton.  Frage,  Posen  1885,  Pr.  J.  Bury,  Qiiestions  connected  with  PI.  Phai- 
dros, Joum.  of  Philol.  15  (1886),  80 — 85.  Schönborn,  Zur  Erklärung  des  pl. 
Phaidros,  Pleß  1887.  Pr.  F.  Susemihl,  De  Plat.  Phaedro  et  Isocratis  contra 
sophistas  oratione,  Ind.  lect..  Greifs w.  1887.  Fr.  Lukas,  D.  große  Mythos  in 
Pl.s  Phaidros.  Philos.  Monatsh.  24  (1887),  292—315.  P.  Seliger',  Pl.s  Ph.,  Arch. 
f.  Gesch.  d.  Ph.  4  (1891),  215-238.  P.  Natorp,  Pl.s  Ph.,  Philol.  48  (1889),  428 
bis  449;  583—628;  derselbe,  Untersnchung.  zu  Pl.s  Phaidros  u.  Theaitet,  Arch.  f. 
•Gesch.  d.  Ph.  12  (1889),  1—49;  159—186;  13  (1900)  1—22;  derselbe,  Pl.s  Phaidros, 
Hermes  35  (19CX)),  385  -436  (hält  den  Ph.  für  jünger  als  die  ganze  sokratisierende 
Periode  Pl.s,  älter  aber  als  den  Theaitet,  Kratylos.  Phaidon,  das  Gastmahl,  den 
Staat,  Abfassungszeit  etwa  390,  auch  später).  E.  Holzner,  Pl.s  Ph.  und  die 
Sophistenrede  des  Isokrates,  Prager  Studien  .a.  d.  Gebiet  der  klass.  Altertums- 
wissensch.,  IV,  Prag  1894.  v.  Holzinger.  Über  Zweck,  Veranlass,  u.  Datier, 
des  plat.  Ph.,  Festschr.  f.  Joh.  Vahlen,  I9üÜ,  667  ff.  Fr.  Gada,  Datoväni  Plato- 
nova  Faidra  (über  die  Datierung  des  piaton.  Phaidros),  Listy  filologicke  28  (1901), 
173—193;  342—359;  401—439.  J.  Vahlen,  Über  die  Rede  des  Lysias  in  Piatos 
Phaedrus,  Sitzungsber.  d.  Berl.  Akad.  1903,  788-816.  O.  Immisch.  Die  an- 
tiken Angaben  über  die  Entstehungszeit  des  piaton.  Phaidros,  Ber.  üb.  d.  Verh.  d. 
Sachs.  Gesellsch.  d.  Wiss.  philol.-hist.  Kl.  1904,  213-251.  P.  Crain,  De  ratione 
quae  inter  Piatonis  Phaedrum  Symposiumque  intercedat,  Jena  1905,  Diss.  (Comm. 
philol.  Jenens.  yol.  7  fasc.  2  [Lip.siae  1906J,  S.  1 — 78).  K.  Joel,  Platos  sokra- 
tische  Periode  und  der  „Phaidros",  Philos.  Abhandl.  f.  M.  Heinze,  S.  78—91. 
G.  Lumbroso.  Lett.  al  sign.  prof.  Wileken,  Arch.  f.  Papyrusk.  5,  24  ff.  (Pa- 
rallele zu  Phaedr.  274c  bei  dem  Araber  Hadj  Khalifa).  Th.  Gomperz,  Die 
hippokratische  Frage  u.  der  Ausgangspunkt  ihrer  Lösung,  Philol.  70  (1911),  213 
bis  241  (berührt  die  Erwähnung  des  Hippokrates  im  plat.  Phaidros  270c). 
E.  Höttermann,  Die  Polemik  Pl.s  im  Phaidros,  Zeitschr.  f.  d.  Gymnasialw.  65 
(1911),  385—410.  H.  Alline,  Rey.  de  philol.  35  (1911),  203  f.  (Plat.  Phaedr. 
246a  b,  246  e— 247  a  bei  Psellos).  Henr.  Wein  stock.  De  Erotico  Lysiaco  (Plat. 
Phaedr.  231-234  c),  Monast.  Guestf.  1912,  Diss.  Gar.  Bar  wi  ck,  De  Piatonis  Phaedri 
temporibus  in:  Comment.  philol.  Jenenses  vol.  10  fasc.  1,  Lipsiae  1913.  J.  Stenzel, 
Über  Pl.s  Lehre  von  der  Seele,  zur  Erklärung  v.  Phaedr.  245  c  ff.,  Festschr.  z.  Jahr- 
hundertfeier d.  Univ.  Breslau,  Breslau  1911,  85—92.  V.  Potempa,  D.  Phaidros  in 
d.  Entwickl.  d.  Ethik  u.  d.  Reformgedanken  Pl.s,  Breslau  1913,  Diss.  H.  v.  Arnim, 
Zur  Abfassungszeit  von  Pl.s  Phaidros,  Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gyran.  64  (1913), 
97—127.     K.  Barwick,  Zum  Phaidrosproblem,  ebenda  818—835.     H.  v.  Arnim 


Zu  §  40.    Piatons  Schriften.  97* 

'(gegen  Barwick),  ebenda  835 — 850.  G.  Zu cc ante,  Isocrate  e  PI.  a  proposito  d'un 
giudizio  del  ,.Fedro",  Rendic.  d.  R.  istit.  Lomb.  di  sc.  e  lett.  ser.  2,  44,  533—549. 
Die  Phaid rossteile  wird  auch  in  der  weiteren  Literatur  über  das  Verhältnis  von 
Fl.  zu  Isokrates  berührt  (s.  o.  S.  65*.  TS"".  96*).  Den  'Eq^ncxög  d.  Lysias  im  Ph. 
bespricht  W.  Süß,  Ethos,  11  f.,  die  Stellung  des  Dialogs  zur  Rhetorik  Iv.  Mras. 
Wiener  Stadien  36  (1014),  295  ff.  —  M.  Pohlenz,  Aus  Pl.s  Werdezeit,  S.  326  ff. 
(setzt  den  Ph.  vor  Symposion  [und  Lysis]).  H.  v.  Arnim,  Pl.s  Jugenddial.  u. 
d.  Entstehungszeit  des  Fhaidros,  S.  155  ff.  (s.  o.  S.  82*).  Const.  Ritter,  Die 
Abfassungszeit  des  Phaidros,  ein  Schibboleth  der  Piatonerklärung,  Philol.  73  (1914), 
321  —  373.  O.  Immisch,  Neue  Wege  d.  Piatonforschung,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass. 
Altert,  usw.  35  (1915),  545 — 572.  —  Kritisch-exegetische  Beiträge:  Fr.  Blass,  Krit. 
Bemerkungen  zu  Piatons  Phaidros,  Hermes  36  (1901),  580—596  (auf  Grund  der 
Ehythmik).  L.  Parmentier,  Piaton  Phedre  257  D,  Revue  de  l'instruct.  publ. 
•en  ßelgique  44,  257—259.  Derselbe,  L'adiectif  i^drztjg  (Plat.  Phedre  244  E),  Revue 
■de  philol.  26  (1902),  354—359.  H.  Richards,  Class.  review  21  (1907),  197  ff. 
(über  Phaidros  244  C).  J.  C.  VoUgraff,  Coniectanea  in  Plat.  Phaedrum,  Mne- 
mos.  3.  (1909),  433—445.  Joa.  Vahlen,  Varia  (darunter  zu  Plat.  Phaedrus 
:236a).  Hermes  45  (1910),  301.  H.  G.  Viljoen,  Emend.  in  Pl.s  Phaidr.,  Class. 
quart.  8  (1914),  7. 

Theaitetos:     L.  G.  Disseu,     De   arte    combinatoria   in   Plat.    Theaet.,    in 
Dissens   Kl.   Sehr.,    Götting.  1830,    S.  151—160.     Max   Schneidewin,    Disquis. 
philos.    de   PI.    Theaeteti    parte    priore    specimen,     Götting.     1865,    Diss.      Ose. 
Schulze,    Der  platon.    Wissensbegr.   im   Dialog   Theaitet,    Naumburg   1873,    Pr. 
J.  Kreienbühl,    Neue    Untersuchungen    über   den  Theaitet  des  Platon,  Luzern 
1874,  Pr.     E.   Schnippel,    Die  Widerlegung  der  sophist.    Erkenntnistheorie  im 
platon.  Theaitet,  Gera  1874,  Pr.     Fr.  Schultess,  Die  Abfassuiigszeit  des  platon. 
Theaitet,    Straßb.  1875.      H.  Schmidt,    Krit.    Kommentar  zu    Piatons   Theaitet, 
Jahrbb.   f.  klass.  Philol.   Supi^l.  9  (1877),  403—465;    auch    separat    Leipzig    1877. 
Derselbe.  Exegetischer  Kommentar  zu  Pl.s  Th.,  Jalirbb.  f.  kiass.  Philol.  Suppl.  12 
(1881),  77 — 190;  auch  separat  Leipzig  1880.     H.  Crede,  Die  Kritik  der  Lehre  des 
Protagoras  in  Pl.s  Th.,  Offenbach  1880,  Heidelberger  Diss.     F.  Michelis,  Pl.s  Th. 
mit  spezieller  Bez.  auf  den  Kommentar  von  Dr.  H.  Schmidt  — ,  sowie  auf  Cartesius' 
Meditationen  u.  Kants  Krit.  d.  reinen  Vernunft  als  Grundlage  einer  richtigen  Er- 
kenntnislehre bearb.,  Freib.  i.  Br.  1881.      S.  auch  das  zu  §  41   zitierte  Werk  von 
Peipers.    Theod.  Bergk,  Wann  ist  Pl.s  Th.  abgefaßt?  in:  Fünf  Abhandl.  zur 
■Gesch.  der  griech.  Ph.  u.  Astronomie,    Lpz.  1883.     S.  dazu  F.  Kroier,   Zu  Pl.s 
Theaetet  u.  Th.  Bergks  Abhandl.:  „Wann  ist  usw.?",  Wien  1894,  Pr.    J.  Horo- 
witz.  Über  Pl.s  Theait.,    seine  Bedeut.  u.  Stellung   innerhalb    der  platon.    Lehre 
und   seine    Abfassungszeit,    Thorn  1884,  Pr.     E.  Zeller,    Über  d.  zeitgeschicht- 
lichen Beziehungen  des  platon.  Theaitet,  Sitzungsber.  d.  JBerl.  Akad.  1886,  631  bis 
647  ==  Kl.  Sehr.  I  348—368.     M.  Jeziniecki,  Über  die  Abfassungszeit  der  plat. 
Dial.  Theaitet  u.  Sophistes,    mit  Einleitung  über  die  Versuche  der  Gelehrten,  die 
Zeitfolge    platon.    Schriften   zu  bestimmen,    Lemberg  1887,    Pr.      C.  Würz,    Die 
sensualist.  Erkenntnisl.  der   Sophisten  u.  Pl.s  Widerlegung  ders.,  Trier  1888,  Pr. 
<;3onst.  Ritter,    Gedankengang  u.  Grundanschauungen  von  Pl.s  Th.,  in:   Unter- 
suchungen   über   PI.,    Stuttg.  1888.     P.  Natorp,    Aristipp  in  Pl.s  Th.,«Arch.  f. 
Gesch.  d.  Ph.  3  (1890),  347—362.     E.  Rohde,   Die  Abfassungszeit  des  plat.  Th., 
Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  123  (1881),  321  ff.;  124  (1882),  81  ff.;  Philol.  49  (1890),  230  ff.; 
50  (1891),  1  ff.;  51  (1892 1,  474  ff.:  sämtliche  Artikel  abgedr.  in  Rohdes  Kl.  Schriften, 
Tüb.  u.  Lpz.  1901,  I,  256—308,    gegen    Köstlin  u.  ZeUer.      E.   Zeller,   Die   Ab- 
fassungszeit des  plat.  Th.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  4  (1891),   189-214  =  Kl.  Sehr. 
I  473 — 498.    Derselbe,  Noch  ein  Wort  über  die  Abfassungszeit  des  plat.  Th.,  ebd. 
5  (1892),  289-301  =  Kl.  Sehr.  II  20-32.     H.  Rick,  Neue  Untersuchungen  üb. 
den  plat.  Th.,    Mülheim  a.  Rh.  1891,    Pr.,    Fortsetzung  Kempen  a.  Rh.  1896,    Pr. 
W.  Brinkmann,    Die  Erkenntnistheorie  in  Pl.s   Theaitet,    Bergedorf  1896,    Pr. 
P.  Natorp,   Untersuchungen  über  Pl.s  Phaidros  u.  Theaitet,  Arch.  f.  Gesch.  d. 
Ph.  12  (1899).  1-49;  159-186;   13  (1900),  1—22.     Auf   die   Abfassungszeit   des 
Phaidros  u.  Theaitet  geht:   Susemihl,  Neue  platonische  Forschungen,  1.  Stück, 
Univ.-Pr.,  Greifsw.  1898;  das  2.  Stück,  Rhein.  Mus.  53  (1898),  448-459;  526—540, 
auf  das  Verh.  d.  Theaitet  zur  Schrift  des  Protagoras.     A.  Brandstätter.   Das 
Wissen  nach  Pl.s  Dialog  Th.,  Salzb.  1900,  Pr.    S.  Knospe,  Aristipps  Erkenntnis- 
theorie   im    platon.   Theaitet,    Großstrelitz   1902,  Pr.      A.  Chiappelli,    Über  die 
^Spuren   einer   doppelten   Redaktion  des   platon.  Theaitet,    Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph. 
U«berweg,,  Grundriß  I.  „ 


gg*  Literaturverzeichnis. 

17  (1904),  320—333.  K.  Schirlitz,  Der  Begriff  der  6d|a  in  Piatons  Theaitetos, 
Tl.  I,  Stargard  i.  P.  1905.  Pr.  Ernst  Stoelzel,  D.  Behandlung  d.  Erkenntnis- 
problems im  plat.  Theätet,  Tl.  I :  Gedankengang  u.  Analyse  d.  Behandlung  des- 
Problems  bis  zum  Ende  der  ersten  Definition,  Berlin  1908,  Diss.  Derselbe,  Die 
Behandlung  d.  Erkenntnisproblems  bei  PI. ;  eine  Analyse  des  plat.  Theätet,  Halle 
1908.  F.  C.  S.  Schiller,  Plato  or  Protagoras?  Being  a  critical  examin.  of  the 
Protagoras  speech  in  the  Theaetetus  with  some  remarks  upon  error,  London  1908. 
W.  J.  Alexander,  The  aim  and  results  of  Plato's  Theaetetus,  Studies  in  honour 
of  B.  L.  Gildersleeve,  Baltimore  1902,  S.  169—180.  J.  Eberz,  Die  Tendenzen  d. 
plat.  Dialoge  Theaitetos,  Sophistes,  Politikos,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  22  (1909),. 
252 — 263;  456—492.  Jos.  Geyser,  Das  Verhältnis  von  ai'adtjoig  und  dö^a  in 
dem  Abschnitt  151  e  — 187a  von  Piatons  Theätet,  in:  Studien  z.  Gesch.  d.  Philos., 
Festg.  zum  60.  Geburtstag  Gl.  Baeumker  gewidmet.  Münster  i.  W.  1913,  S.  1—23. 
—  Exeget.-krit.  Einzelbeiträge:  R.  D.  Archer-Hind,  Plat.  Theaet.  179E— 180A, 
Journ.  of  Philol.  28  (1903),  15.  L.  Lalov,  Notes  sur  le  „Th^etfete",  Rev.  de 
philol.  26  (1902),  158—163.  H.  Richards  (zu  p.  167c),  Class.  quarterlv  2 
(1908),  93.  A.  Difes,  Platonica  (zu  Th.  p.  166  f.),  Rev.  de  philol.  37  (1913),' 62 
bis  69.  —  S.  auch  Schirlitz  unter  dem  Dialog  Gorgias.  —  Über  den  Mathe- 
matiker Theaitetos,  nach  dem  der  Dialog  benannt  ist,  handelt  Eva  Sachs,  De 
Theaeteto  Atheniensi  mathematico,  1914,  Berliner  Diss. 

Parmemdes:  Frid.  Guil.  Gust.  Suckow,  De  PI.  Parraenide,  Vratisl. 
1823,  Diss.  Ed.  Zeller  in  den  „Plat.  Studien".  Kuno  Fischer,  De  Parm.  Plat., 
Stuttg.  1851.  Daß  dieser  Dialog  nicht  von  Piaton,  sondern  von  einem  Megariker 
verfaßt  worden  sei,  sucht  S  och  er  darzutun  in  seiner  oben  S.  80*  angeführten 
Schrift ;  daß  derselbe  nicht  von  Piaton,  sondern  von  einem  zum  Skeptizismus 
sich  hinneigenden  Platoniker  stamme,  Ueberweg  in  den  platonischen  Unter- 
suchungen, S.  176  ff.,  und  besonders  in  der  Abhandlung  „der  Dialog  Parm."  in 
den  Jahrbb.  f.  klass.  Phil.  89  (1863),  97 — 126,  wie  auch  Schaarschmidt  und 
Werner  Luthe,  De  Parm.  qui  Piatoni  tribuitur,  Monasterii  1867,  Diss.  Die  Un- 
eehtheit  behauptet  auch  C.  Huit,  De  l'authenticit^  du  P.,  Paris  1873.  Die  Echt- 
heit suchen  darzutun:  Den  sc  hie  in  den  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  85  (1862),  681 
bis  699.  Neu  mann.  De  Platonico  quem  vocant  Parmen.,  Berlin  1863,  Diss. 
Franz  Susemihl,  Einleit.  zu  seiner  Übers,  des  Parm.  in  der  Metzlerschen 
Samml.  Vgl.  Mehring,  Die  griech.  Dialektik  in  ihrem  Höhepunkte,  Zeitschr.  f. 
Philos.  45  (1864),  11—49;  173—204  (wo  der  unhaltbare  Versiich  gemacht  wird, 
den  Dialog  dem  Aristoteles  zu  vindizieren);  ferner  Schramm,  Über  Pl.s  Dial.  F., 
Bamberg  1869,  Pr.  Ant.  Frz.  Schnitze,  Gedanken  über  Pl.s  P.,  Rostock  1870, 
Diss.  K.  Chr.  Planck,  Über  die  Bedeut.  u.  Echtheit  des  plat.  P..  N.  Jahrbb. 
1  Ph.  105  (1872),  433—463;  529—561.  O.  Apelt,  Untersuch,  üb.  d.  P.  des  PI., 
Weimar  1879.  K.  Göbel,  Über  d.  plat.  P.,  Gütersloh  1880.  v.  Kirchmann, 
Über  Pl.s  P.,  Philos.  Monatsh.  17  (1881),  1—27.  A.  Keil,  Über  den  plat.  DiaL 
Parm.,  Stolp  1884,  Pr.  K.  Schirlitz,  D.  Pl.s  Parmenide,  Neustettin  1884,  Pr. 
R.  Jecht,  Welche  Stellung  nimmt  der  Dialog  Parmenides  zu  der  Tdeenlehre 
Piatons  ein?  Görlitz  1885,  Pr.  W.  Ribbeck,  Über  PL  P.,  Philos.  Monatsh.  23 
(1886),  1—35,  der  zu  erweisen  sucht,  daß  ein  Aristoteliker  der  Verf.  des  Parm.  sei. 
Ch.  Waddington,  Le  Parm.  de  PL;  mem.  lu  ä  lAcad.  des  scienc.  mor.  et  polit. 
en  1888,  abgedr.  in  des  Verf.  Buch:  La  philos.  ancienne  et  la  crit.  histor.,  Paris 
1904,  145—175.  F.  Tocco,  Del  Parmenide,  del  Sofista  e  del  Filebo,  Studi  ital.  di 
filol.  class.  2  (1894),  391—469,  auch  gesondert  her.  Firenze  1893.  A.  E.  Tavlor, 
On  the  Interpretation  of  Pl.s  Parmenides,  Mind  N.  s.  5  (1896),  297—326;  483—507; 
6  (1897).  9—39.  E.  Raab,  Bemerkungen  z.  d.  erst.  T.  d.  P.,  Schweinf.  1899, 
Pr.  J.  Eberz,  Die  Einkleidung  des  piaton.  Parmenides,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph. 
27  (1904).  81—95.  Wilh.  Dietrich,  Der  plat.  DiaL  P.  u.  die  Ideenlehre,  Er- 
langen 1910,  Diss.  Ad.  Dyroff,  Zu  Pl.s  P.,  Festg.  f.  Mart.  v.  Schanz,  Würz- 
burg 1912,  S.  83—158.  P.  Schmitfranz,  Die  Gestalt  d.  plat.  Ideenlehre  in  d. 
Dialogen  „P."  u.  „Sophistes",  Philos.  Jahrb.  d.  Görresges.  26,  125—145. 
V.  Brochard,  La  th^orie  piaton.  de  la  participation  d'aprfes  le  Parm.  et  le  So- 
phiste,  in  des  Verf.  Etudes  etc.  (oben  S.  12*).  Const.  Ritter  (Inhaltsdarstellung) 
oben  S.  81*. 

Sophistes:  Die  Unechtheit  des  S.  u.  des  Politikos  sucht  Schaarschmidt 
zu  erweisen:  Sind  die  beiden  dem  PL  zugeschriebenen  Dialoge  Sophistes  und 
Politikos   echt   oder   unecht?    Rhein.  Mus.   18  (1863),    1—28;    19  (1864),   63-96; 


Zu  §  40.    Piatons  Schriften.  99* 

dagegen  vgl.  M.  Hay duck, ..Über  die  Echtheit  des  Soph.  u.  l'ol.,  I,  Greifsw.  1864, 
G.-Pr.,  und  Ed.  Alberti,  Über  die  Frage  nach  der  Echtheii,  oder  Unechtheit  der 
dem  PI.  zugeschriebenen  Dialoge  Soph.,  Politikos  u.  Kratylos,  Khein.  Mus.  21 
(1866),  180— 2U9;  andererseits  aber  -wiederum  Schaarschmidt  in:  Samml.  der 
piaton.  Schriften,  S.  181—245.  Paul  Deussen,  De  Piatonis  Sophista,  Mar- 
burgi  1869,  Diss.,  wo  in  Note  1  und  2  die  auf  den  Soph.  bezügliche  Literatur 
(Monographien  imd  Stellen  in  umfassenderen  Werken)  zusammengestellt  ist. 
Robert  Pilger,  Die  Athetese  des  piaton.  Sophistes,  Berlin  1869,  Gymn.-Progr. 
Karl  Waldfogl,  Über  den  piaton.  Dial.  ,,Der  Sophist",  oder  ,,Yom  Sein", 
Rostock  1870,   Diss.     K.  Uphues,  Elemente  d.  plat.   Philosophie,  auf  Grund  d. 

Elaton.  Sophistes  und  mit  Rücksicht  auf  die  Scholastik  entwickelt,  Soest  1870. 
►erselbe,  Die  philos,  Untersuchungen  d.  piaton.  Dialoge  Sophistes  u.  Parmenides, 
im  Auszuge  dargest.  u.  mit  Erläuter.  begleitet,  Münster  1875,  Diss.  (s.  auch  unter 
dem  Kratylos).  H.  Petersen,  De  Sophistae,  dialogi  Piatonis,  ordine,  nexu,  con- 
siüo,  Kiel  1871,  Pr.  Ch.  Huit,  Le  Sophiste  est-il  l'oeuvre  de  Piaton?  Seanc.  et 
trav.  de  l'Ac.  des  scienc.  mor.  et  polit.,  1879  u.  1880.  Panck,  Gliederung  und 
Inhalt  des  plat.  S.,  Stralsund  1876,  Pr.  Ernst  Appel,  Zur  Echtheitsfrage  des 
Dialogs  S.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  5  (1892),  55-60.  O.  Apelt,  Pl.s  S.  und  die 
Ideenl.,  Jahrbb.  f.  klass.  Phil.  145  (1892),  529—540;  ders.,  Die  Definition  des  ON 
in  Pl.s  Soph.,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  151  (1895),  257—272;  derselbe,  Pl.s  Soph. 
in  geschichtl.  Beleuchtung,  Rhein.  Mus.  50  (1895),  394—452,  abgedr.  in  d.  Verf. 
Plat.  Aufsätzen,  Leipz.  u.  Berl.  1912,  238—290.  Const.  Ritter,  Bemerkungen 
zum  Sophistes,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  10  (1897),  478—503;  11  (1898),  18-57 
(wieder  abgedr.  in  des  Verf.  Neuen  Untersiich.  über  PL,  München  1910,  1 — 65); 
159 — 186.  P.  Hensel,  Zu  Pl.s  Sophist.,  Festschr.  f.  Gomperz  S.  61 — 6(i.  Aug. 
Difes,  La  d6finition  de  l'etre  et  la  nature  des  idees  dans  le  Sophiste  de  PI., 
Paris  1909  (CoU.  histor.  des  grands  philosophes).  L.  Rougier,  La  correspon- 
dance  des  genres  du  Sophiste,  du  Philfebe  et  du  Tim^e,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos. 
27  (1914),  305  ff .  Kritiscli-exegetisches :  H.  Jackson,  On  some  passages  in  PI. 's 
Sophist  (218e,  225a,  244c),  Journ.  of  philol.  32  (1913),  136.  J.  Cook  Wilson, 
Class.  quarterly  7  (1913),  52  f.  (zu  244  c).  S.  auch  Eberz  unter  dem  Theaitet 
S.  98*,  Tocco  unter  dem  Parmenides  S.  98*.  Const.  Ritter  (Inhaltsdarstelluug) 
oben  S.  81*. 

Politikos:  Ch.  Huit,  Etudes  sur  le  Politique  attribu^  ä  PI.,  S^ances  et 
trav.  de  l'Acad.  d.  sciences.  mor.  et  polit.  N.  S.  28  (1887),  569-623;  29  (1888), 
167  —  201.  L.  G.  Myska,  Über  das  Verhältnis  des  von  PI.  im  Pol.  entwickelten 
Staatsbegriffes  zu  der  Stellung  desselben  in  der  Politeia  u.  den  Nomoi,  Alienstein 
1892,  Pr.  B.  Diederich,  Die  Gedanken  der  plat.  Dialoge  Politikos  u.  Republik, 
Jahrbb.  f.  klass.  Phüol.  151  (1895),  577-599;  680-694.  Const.  Ritter,  Pl.s 
Politicus,  Beiträge  zu  seiner  Erklärung,  Ellwangen  1896,  Pr.,  abgedr.  in  des  Verf. 
Neuen  Untersuch,  über  PI.  S.  66-94.  W.  J.  Goodrich,  Plat.  Politic.  269  e  bis 
270a,  an  allusion  to  Zoroastrianism,  Class.  rev.  20  (1906),  208 f.  E.  Bignone, 
PI.  Pol.  266  b  f.,  Boll.  di  filol.  class.  18  (1911).  53-55.  Die  Stelle  von  der  Fried- 
fertigkeit der  Tierwelt  271  d  f.  berührt  in  weiterem  Zusammenhange  S.  Sud- 
haus, Rhein.  Mus.  56  (1901),  47  f.  B.  C.  Stephanides,  Die  Stellung  von  Pl.s 
Politikos  zu  seiner  Politeia  und  den  Nomoi,  Heidelberg  1913,  Diss.  Siehe  auch 
Eberz  unter  dem  Theaitet  S.  98*,  Schaarschmidt,  Hayduck,  Alberti 
unter  dem  Sophistes.     Const.  Ritter  (Inhaltsdarstellung)  oben  S.  81*. 

Philebos:  Auch  ihn  sucht  Schaarschmidt  als  unecht  zu  erweisen.  Gegen 
ihn  argumentiert  L.  Georgii,  N.  Jahrbb.  f.  Phil.  u.  Päd.,  97  (1868),  297—325. 
F.  A.  Trendelenburg,  De  PI.  Philebi  consilio,  Berol.  1837.  Fr.  Susemihl, 
Über  die  Gütertafel  im  PhU.,  Philol.  Suppl.  2  (1863),  97-132.  R.  Hirzel,  De 
bonis  in  fine  Ph.  enumeratis,  Lips.  1868,  Berl.  Diss.  H.  Siebeck,  De  doctrina 
idearum  qualis  est  in  Piatonis  Philebo,  in:  Quaestiones  duae  de  philosophia  Grae- 
corum,  Hai.  1872,  Diss.  Gust.  Schneider,  Die  Ideenlehre  in  Piatons  Philebos, 
Phdos.  Monatsh.  10  (1874),  193—218,  jetzt  verändert  in:  Piaton.  Metaph.;  ders., 
Beiträge  zur  Erklärung  des  Ph.,  Gera  1883,  Pr.  G.  F.  Rettig,  über  ahia  im 
Phileb..  Ztschr.  f.  Philos.  u.  philos.  Kr.  72  (1878),  1—43.  Aless.  Chiappelli, 
Del  vero  senso  dell'  ahla  nel  Filebo  Platonico,  La  filos.  delle  scuole  Italiane  22 
(1880),  197-223.  W.  H.  Thompson,  Introductory  remarks  on  the  Phil.,  Journ. 
of  Phüol.  11  (1882),  1—22.  K.  Reinhardt,  Der  Phüebos  des  PI.  u.  des  Aristot. 
nikomach.  Eth.,  G.-Pr.,  Bielefeld  1878.  C.  B.  Spruyt,  Over  de  beteekenis  der 
woorden  äjietoov  en  jisgag  in  Pl.s  Ph.,   Verslagen   en   Mededeelingen   d.   Koniiikl. 


XOO*  Literaturverzeichiiis. 

Ak.,  Arasterd.  1885.  C.  Huit,  Etudes  sur  le  Philebe,  Par.  1886.  H.  Hoff- 
mann,  Pl.s  Ph.  erläutert  u.  beurteilt,  Offenburg  1888,  Fr.;  derselbe,  D.  i)laton. 
Ph.  über  d.  Ideenl.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  4  (1891),  239-242.  F.  Bülte,  Pl.s 
Standp.  im  Ph.,  Bonner  Studien  R.  Kekule  gewidmet,  Berl.  1890,  158 — 165. 
O.  Apelt,  Die  neueste  Athetese  des  Phil.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  9  (1896),  1—23 
(gegen  Hörn,  Piatonstudien,  S.  359—408).  Ferd.  Hörn,  Zur  Philebosfrage, 
Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  9  (1896),  271-297.  J.  M.  Schulhof,  Notes  on  the  onto- 
logy  of  the  Philebus,  Journ.  of  phüol.  28  (1903),  1—14.  O.  Apelt,  Zu  Pl.s  Phile- 
bos,  Rhein.  Mus.  55  (1900),  9—17.  J.  Eberz,  Über  den  Philebos  des  Piaton, 
Würzburg  1902,  Diss.  A.  Döring,  Eudoxos  v.  Knidos,  Speusippos  u.  der  Dialog 
Philebos,  Viertel],  f.  wiss.  Philos.  27  (1903),  113-129.  G.  Rödler,  Remarques  sur 
le  Philfebe,  Rev.  des  etudes  anciennes  1900,  281—303.  C.  Ritter,  Bemerkungen 
zum  Philebos,  Philol.  62  (1903),  489—540,  abgedr.  in  "d.  Verf.  Neuen  Unters,  üb. 
PI.  S.  95-173.  K.  Harth,  Pl.s  Philebos,  Magdeb.  1908.  Pr.  Kritisch-exegetische 
Einxel beitrage :  R.  D.  Archer-Hind,  Note  on  PI.  Phileb.  15  a  b,  Journ.  of 
philol.  27  (1901).  229—231.  R.  G.  Bury,  Plato  Philebus  15  A  B,  Arch.  f.  Gesch. 
d.  Philos.  21  (1908),  108  f.  J.  Lac  heller,  Note  sur  le  Ph.,  Rev.  de  Mötaph.  etc. 
10  (1902),  218—224.  D.  Mason,  Note  on  PI.  Phil.  31c,  Class.  quart.  3  (1909), 
13  ff.  C.  Wilson,  ebenda  125  f.  (zu  31  e).  P.  Shorey,  Class.  philol.  3,  343. 
S.  auch  Friedrichs  beim  Dial.  Gorgias  S.  89*,  Rougier  beim  Sophistes 
S.  99*.    Const.  Ritter  (Inhaltsdarstellung)  oben  S.  81*. 

Timaios:  (außer  Boeckhs,  Stallbaums,  Martins  [Etudes  sur  le  Timee 
de  Piaton,  2  Bde.,  Paris  1841],  Steinharts  usw.  Abhandlungen)  J.  Lade  vi - 
Roche,  Le  vrai  et  le  faux  Piaton  ou  le  Timee  demontre  apocryphe,  Bordeaux 
1867.  Gumlich,  Zur  Würdigung  u.  zum  Verständnis  des  Tim.,  G.-Pr.,  Berlin 
1869.  E.  Hiller,  De  Adrasti  Peripatetici  in  Plat.  Timaeum  commentario,  Rhein. 
Mus.  26  (1871),  582—589.  Aug.  Hopf,  Üb.  die  Einleit.  des  Timaios,  Pr.  der 
Studienanstalt  in  Erlangen,  1884.  Jul.  Graham,  Interpretation  of  the  Timaeus, 
in:  The  Piatonist,  1887,  S.  435—441;  455—464;  505-516;  636—642.  P.  Rawack, 
De  Piatonis  Tim.  quaestiones  crit.  I,  Berl.  1888,  Diss.,  vollständig  ebendort  als 
Buch.  Sartorius,  Ruht  oder  bewegt  sich  die  Erde  im  Timaios?  Zeitschr.  f. 
Philos.  u.  philos.  Krit.  93  (1888),  1—25.  Th.  Häbler,  Über  zwei  Stellen 
in  Piatons  Timaios  und  im  Hauptwerke  von  Coppernicus,  Grimma  1898,  Pr. ; 
dazu  Berlin,  philolog.  Wochenschr.  1911,  1176.  J.  C.  Wilson,  On  the  Inter- 
pretation of  PI.  Timaeus,  London  1889.  Derselbe  (zu  Tim.  37  c),  Journ.  of  philol. 
32  (1913),  123  f.  166.  M.  E.  Hirst  (zu  Tim.  37  c),  Class.  philol.  8  (1913),  93. 
C.  Giambelli,  Sul  passo  interpolato  di  Piatone  Timeo  p.  42  ß,  Bollet.  di  filol. 
class.  8,  131-135.  C.  Ritter,  Timaios  cap.  I,  Philol.  62  (1903),  410—418,  ab- 
gedruckt in  des  Verf.  Neuen  Untersuch,  über  PL,  S.  174—182.  E.  Diehl,  Der 
Timaiostext  des  Proklos,  Rhein.  Mus.  58  (1903),  246-269.  J.  Eberz,  Die  Be- 
stimmung der  von  PL  entworfenen  Trilogie  Timaios,  Kritias,  Hermokrates,  Philol. 
69  (1910),  40—50.  E.  Bignone,  II  pensiero  Platonico  e  il  Timeo,  Atene  e  Roma 
N.  139/40,  215—244.  Die  Person  d.  Hermokrates  im  Timaios  berühren  H.  Stein, 
Rhein.  Mus.  55  (1900),  564  und  J.  Steup  ebenda  56  (1901),  460f.  Rougier 
s.  S.  99*.  Vgl.  über  Staat  u.  Tim.  auch  unten  zu  §§  43  u.  42.  Const.  Ritter 
(Inhaltsdarstellung)  oben  S.  81*. 

Kritias:  O.  Kern,  Zu  der  platonischen  Atlantissage,  Arch.  f.  Gesch.  d. 
Philos.  2  (1889),  175  ff.  F.  Sander,  Über  die  piaton.  Insel  Atlantis,  Bunzlau 
1893,  Pr.,  wiederh.  in  des  Verf.  Buche  Deo  patriae  litteris,  Ges.  Vortr.  u.  Aufs.  I, 
Breslau  1894.  G.  Demm,  Ist  die  Atlantis  in  Piatons  Kritias  eine  poetische  Fiktion? 
Straubing  1905,  Pr.  Ph.  Nögris,  La  question  de  l'Atlantis  de  Piaton,  Paris 
1905.  G.  Wörpel,  Hat  Piatos  Atlantis  existiert?  Kieler  Zeitung  Nr.  23  3(1 
(v^L  Herm.  Singer,  Frankf.  Zeitung,  6.  April  1913).  Fr  id.  Kluge,  De  Plat. 
Critia,  Haus  1909,  Diss.  H.  Philipp,  Zur  Chonologie  d.  piaton.  Dialoges 
Kritias,  Beri.  philol.  Wochenschr.  1913,  1119  f.  K.  T.  Frost,  The  Critias  and 
Minoan  Crete  (zum  Atlantismythos),  Journ.  of  HelL  Stud.  33  (1913),  189  ff. 
S.  auch  Eberz,  Stein  und  Steup  unter  dem  Dialog  Timaios.  Const.  Ritter 
(Inhaltsdarstellung)  oben  S.  81*. 

Xomoi:  Über  die  N.  handeln:  A.  Boeckh,  Comm.  in  Plat.  qui  fertur 
Minoem  eiusdemque  libros  priores  de  Legibus,  Hai.  1806.  Carl  Dilthey, 
PL  libr.  de  legibus  examen,  quo  iure  Piatoni  vindicari  possint,  Gott.  1820. 
Ed.  Zeller,  der  in  den  „Piaton.  Studien"  die  Echtheit  bezweifelt,  dieselbe  jedoch 


Zu  §  40.    Piatons  Schriften.  101* 

in  der  „Phil.  d.  Gr."  anerkennt;  ferner  Susemihl,  Steinhart.  Schaar- 
sehmidt  usw.;  Oncken,  Staatsl.  d.  Arist.,  S.  194—199.  G.  Teichmüller, 
Fehde  des  Isokrates  gegen  Aristoteles  und  gegen  die  platon.  Gesetze,  in:  Literar. 
Fehden  I  S.  259 — 285.  I.  Bruus,  De  legum  Platonicarum  compositione  quae- 
stiones  selectae.  Bonn  1877 ;  derselbe,  Pl.s  Gesetze  vor  und  nach  ihrer  Heraus- 
gabe durch  Philippns  von  Opus,  Weimar  1880.  Theod.  Bergk,  Pl.s  Gesetze, 
in:  Fünf  Abhandlungen  zur  Gesch.  d.  griech.  Ph.  und  Astron.,  Lpz.  1883. 
E.  Praetorius,  De  legg.  Platonicis  a  Philippo  Opuntio  retractatis,  Bonn  1884, 
Diss.  Fr.  Blass,  Naturalismus  und  Materialismus  in  Griechenland  zu  Pl.s  Zeit, 
Kiel  1887  (die  ,, Gesetze"  für  Dionys  II.  von  Syrakus  verfaßt,  um  durch  ihn 
praktisch  eingeführt  zu  werden).  J.  Tiemann,  Krit.  Analyse  von  B.  1  u.  2  d. 
platon.  Gesetze,  Osnabrück  1888,  Pr.  (gegen  Bruns,  der  in  den  betreffenden 
Büchern  zwei  unabhängig  voneinander  entstandene  Entwürfe  erkennt,  die  nicht 
in  innere  Übereinstimmung  miteinander  gebracht  sind.  Vgl.  dazu  E.  Zeller, 
Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  2  [1889],  695  ff.).  Const.  Ritter,  Pl.s  Gesetze,  Darstellung 
des  Inhalts,  Lpz.  1896;  ders.,  Pl.s  Gesetze,  Kommentar  zum  griech.  Text,  Lpz. 
1896  (genau  und  gründlich:  sehr  nützliche  Register).  M  Krieg,  D.  Überarbeit, 
d.  platon.  Gesetze  durch  Philipp  von  Opus.  Heidelb.  1896,  Diss.  M.  Pantazes, 
Texf.ir)oia  zov  rödoi'  riov  TI/mt.  t'öucor  ey.  xov  y  ßiß/.lov  y.al  eTtavoQdojxixa  elg  avzo, 
\4§}}vä  13,  2 — 4,  p.  143  —  213.  J.  Rentzsch,  De  8ih)]  ii'EvöojuagrvQicöv  in  iure  Attico 
comparatis  Piatonis  imprimis  legum  libris  cum  orationibus  Atticis,  Lips.  1901, 
Diss.  Th.  Gomperz,  Platon.  Aufsätze  III.  Die..  Komposition  der  „Gesetze", 
Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad.  1902.  Fr.  Blass,  Über  die  Zeitfolge  von  Piatons 
letzten  Schriften,  in:  Apophoreton,  Festschr.  d.  Graeca  Halensis  zur  47.  Philologen- 
versamml.,  Berlin  1903,  S.  52 — 66  (nimmt  den  vom  Verf.  in  seiner  Kieler  Schrift 
[s.  oben]  geäußerten  Gedanken  wieder  auf:  die  Gesetze  „sind  für  Sizilien  be- 
stimmt und  alsbald  begonnen,  als  PI.  sich  [366]  den  Dingen  dort  zu  widmen  an- 
fing". Die  Gesetze  sind  nach  Bl.  nicht,  wie  gewöhnlich  angenommen  wird,  Pl.s 
letztes  Werk).  Car.  Richter,  De  legum  Platonicarum  libris  I  II  III,  Gryphiae 
1912,  Diss.  J.  O.  Eberz,  Pl.s  Gesetze  u.  die  sizil.  Reform,  Arch.  f.  Gesch.  d. 
Philos.  25  (1912),  162—174.  O.  Apelt,  Zu  Piatons  Gesetzen,  Jena  1907,  Progr. 
A.  Hoff  mann,  De  Piatonis  in  dispositione  Legum  consilio,  Greifswald  1907, 
Diss.  J.  Schulte.  Quomodo  Plato  in  Legibus  publ.  Athen,  instituta  respexerit, 
Münster  1907,  Diss.  Fr.  Döring,  De  legum  Platonicarum  compositione,  Lipsiae 
1907,  Diss.  Leop.  Schröer,  Die  allgem.  strafrechtl.  Grundsätze  in  Pl.s  Ge- 
setzen, Münster  1910,  Diss.  K.  Lincke,  Die  Anfänge  d.  Kultur;  ein  Stück  plat. 
Geschichtsphilosophie  (nach  den  Gesetzen  B.  3  u.  4),  Ztschr.  f.  d.  Gvmnasialw.  66 
(1912),  718-725.  Joh.  Ferber.  Der  Lustbegriff  in  Pl.s  Ges.,  Neue  Jahrb.  f.  d. 
klass.  Altert,  usw.  31  (1913),  338—349.  V.  Brochard,  Les  Lois  de  PI.  et  la  th^orie 
des  id^es,  in  des  Verf.  Etudes  usw.  (oben  S.  12*).  P.  Shorev,  Pl.s  Laws  and  the 
unity  of  Pl.s  thought  I.  Class.  philol.  9  (1914),  345  ff.  S.  auch  die  zur  Politeia 
angeführte  Arbeit  von  Lombard.  Kritisch-exegetische  Beiträge:  D.  Peipers, 
Quaest.  crit.  de  PI.  leg.,  Gott.  1863,  Diss.  Konst.  Horna,  Philol.  65  (1906), 
156 f.  (zu  794a  b).  S.  Arvanitopullos,  'Ecfr^fi.  äoyaiol.  1909,  43  f.  (zu  947b— e). 
W.  R.  Paton,  Notes  on  PI.  Laws  I— VI,  Class"  quart.  3  (1909),  111—113. 
U.  V.  Wilamowitz-Moellendorff,  Lesefrüchte,  Hermes  45  (1910),  398  ff .  (zu 
734  e  ff. ;  berührt  auch  die  allgemeine  Frage  der  Komposition  der  „Gesetze" 
S.  404  ff. ;  erklärt  sich  gegen  die  zeitliche  Ansetzung  des  Kritias  nach  den  Ge- 
setzen, S.  405  Anm.  1).  Franz  Boll,  Ajch.  f.  Religionswiss.  13  (1910),  575 
(zu  914  b). 

Epinomis :  s.  unten  S.  102*. 

Zweifelhaftes    und    Unechtes. 

Im  allgemeinen  s.  W.  A.  Heidel  unten  S.  105*  unter:  Vermischte  Beiträge. 

A.  In  die  thrasyllischen  Tetralogien  aufgenommen,  aber 

a)  schon  von  antiken  Kritikern  angezweifelt  oder  verworfen:*) 

Kleinerer   Alkibiades:     B.    Andreatta,    De    libro    qui    Alcibiadis    secundi 
noraen  in  fronte  gerit  Piatoni  abiudicando  disput.,  Trient  1870,  Pr.      E.  Bickel, 


*)  Die  angebliche  Verwerfung  des  Phaidon  durch  Panaitios  und  die  Athetese 
der  Politeia  und  der  Nomoi  durch  Proklos  bleiben  hier  unberücksichtigt. 


]^Q2*  Literaturverzeichnis. 

Ein  Dialop;  aus  d.  Akademie  des  Arkesilaos,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  17  (1904), 
460 — 479  (sucht  mit  im  fjanzen  wenig  einleuchtenden  Gründen  wahrscheinlich  zu 
machen,  daß  der  II.  Alkibiades  in  der  Schule  des  Arkesilaos  entstanden  sei  und 
diesem  Umstände  die  Aufnahme  in  das  Korpus  der  Tetralogien  zu  verdanken 
habe.  Die  Annahme  antikynischer  Polemik,  auf  die  B.  Gewicht  legt,  scheint  mir 
nur  für  den  Abschnitt  über  aqpoorsg  fiaivö/m'oi  139  d  ff.  nahe  zu  liegen).  Der- 
selbe. Piaton.  Gebetsleben,  ebenda  21  (1908),  535— .ö54  (setzt  S.  539  ff.  die  Ver- 
werfung des  Gebetes  um  Einzelgüter  [Ale.  II  141  a  ff.]  zu  hedonistischer  Literatur 
in  Beziehung).  Über  sprachliche  Abweichungen  des  Dialogs  von  den  sicher  plat. 
Schriften  Ritter,  I^nters.  über  PI.  S.  88,  Usener,  Unser  Piaton text,  Nachr. 
d.  Ges.  d.  Wiss.  zu  Gott.  1892  S.  48  f.  =  Kl.  Sehr.  III  127  f.  (der  Verf.  des 
Dialogs  Xordgrieche).  Henr.  Brünne cke.  De  Ale.  II  qui  fertur  Plat.,  Gott. 
1912,  Diss.  (handelt  eingehend  über  Komposition,  Quellen,  Vorbilder  u.  Tendenz 
der  Schrift,  die  vom  Verfasser  bekämpften  Gegner  und  das  Verhältnis  des 
Werkchens  zu  anderen  echten  und  unechten  [Theages,  Alkib.  I,  Erasten]  Schriften 
des  piaton.  Korpus;  hält  den  Alkib.  II  für  nach  Begründung  der  aristotelischen 
Schule  [335]  vor  dem  Theages  entstanden). 

Hipparch:  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorff.  Aristot.  und  Athen.  I 
118  ff.  schließt  sich  der  allgemeinen  Verwerfung  des  Werkes  an,  wendet  sich 
aber  gegen  die  Annahme  unmittelbarer  Beziehungen  von  Hipp.  229  b  zu  Aristot. 
civ.  Athen.  16,  7.  Dagegen  erkennt  Jos.  Pavlu,  Die  pseudo-platon.  Zwillings- 
dialoge Minos  u.  Hipparch,  Wien  1910.  Pr.  (hier  S.  1  ein  kurzer  Abriß  der  Ge- 
schichte des  Problems)  in  der  Hipparchstelle  eine  Polemik  gegen  Aristoteles  (be- 
achtenswert, scheint  mir  aber  nicht  so  sicher,  wie  Raeder,  Berl.  philol.  Wochen- 
schrift 1911.  1019,  annimmt)  und  vermutet,  daß  die  Schrift  nicht  lange  nach  320 
vor  Chr.  von  einem  Anhänger  der  Akademie  verfaßt  wurde.  Einzelbeitrag: 
H.  Jackson,  Class.  rev.  15  (1901),  375  (zu  p.  2.30  a). 

Erastai  lAnterastai) :  Guil.  Werner,  De  Anterastis  dialogo  Pseudo- 
platonico,  Darmstadiae  1912,  Gießener  Diss.  (hier  S.  1  ff.  die  frühere  Literatur), 
kommt  zu  dem  Ergebnis,  daß  der  Dialog  nach  dem  Tode  des  Xenokrates  (315/4), 
aber  vor  der  Wirksamkeit  des  Arkesilaos  verfaßt  wurde,  und  findet,  daß  die 
Schrift  ihrer  Tendenz  nach  gut  in  die  Zeit  Polemons  passe.  S.  auch  Brün- 
necke  unter  dem  Kleineren  Alkibiades. 

Epinomis:  Über  die  sprachliche  Übereinstimmung  mit  sicher  platonischen 
Schriften  C.  Ritter,  Unters,  über  PI.  S.  91  f.,  über  die  sachliche  Überein- 
stimmung Krieg,  Die  Überarbeitung  der  piaton.  Gesetze  (s.  o.  S.  101*)  S.  14. 
Gleichwohl  haben  die  wenig  besagende  antike  Tradition  über  die  Beziehungen  des 
Phiüppos  von  Opus  zu  dem  Werke  und  die  ungenügend  begründete  Athetese 
des  Proklos  bei  den  meisten  Neueren  den  Glauben  an  die  Echtheit  nicht  auf- 
kommen lassen.  Ausnahmen  machen  Th.  Gomperz,  Griech.  Denker  II', 
.563  f.,  Hans  Raeder,  Pl.s  philos.  Entw.  S.  413  ff.,  Herm.  Reuther,  De 
Epinomide  Platonica,  Lips.  1907,  Diss.  Anders  urteilt  unter  einem  neuen  Ge- 
sichtspunkt O.  Immisch,  Philol.  72  (1913),  17.  Gegen  die  Echtheit  auch 
V.  Wilamowitz-Moellendorff,  Kultur  der  Gegenwart,  Teil  1  Abt.  8*  S.  129. 
Daß  der  Verf.  der  Epinomis  orientaUsche  astronomische  Theorien  kannte,  be- 
merkt F.  Cumont,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  27  (1911),  4.  Eine 
eingehendere  Behandlung  der  Epinomis  und  ihres  Verhältnisses  zu  Philippos 
von  Opus  ist  von  W.  W.  Jäger  zu  erwarten;  vgl.  Abhandl.  d.  Berl.  Akad. 
phüos.-hist.  Kl.  1914,  S.  XVIII  f. 

b)  ohne  an  ti  k  en  Vorgang  mit  beachtenswerten  Gründen^)  von 
neueren  Kritikern  angezweifelt  oder  verworfen: 

Größerer  Alkibiades:  C.  G.  Cobet,  Platonica,  ad  Piatonis  qui  fertur  Alci- 
biad.  pr.,  Mnemosvne,  Nov.  Ser.  2  (1874),  369—385.  Frz.  Hubad,  D.  erste 
Alcibiad.,  Pr.  d.  Realgvmn.  zu  Pettau  1876.  Benjam.  Andreatta,  Süll' 
autenticitä  dell'  Alcibiade  primo,    Pr.  del  ginnasio  di  Roveredo  18<6  (letzterer  für 


*)  Die  Hyperkritik  Schaarschmidts  u.  a.  lasse  ich  außer  Betracht. 


Zu  §  40.    Piatons  Schriften.  103* 

die  Fkhtheit).  R.  Hirzel,  Aristoxenos  und  Pl.s  erster  Alkib.,  Rhein.  Mus.  4.5 
(1891),  419 — 435.  Rudolf  Adam.  Über  die  Echtheit  und  Abfassungszeit  des 
piaton.  Alcib.  I,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  14  (1901),  40-65  (für  die  Echtheit). 
J.  Pavlu,  Alcibiades  prior  quo  iure  vulgo  tribuatur  Piatoni  (Dissert.  philol. 
Vindob.  vol.  8  pars  1),  Wien  1905.  H.  Arbs,  De  Alcibiade  I  qui  fertur  Pia- 
tonis, Bonn  1906,  Diss.     S.  auch  Brünnecke  unter  dem  Kleineren  Alkibiades. 

Theacjes:  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorff,  Hermes  .'52  (1897),  103 
Anm.  2,  stimmt  hinsichtlich  der  Unechtheit  des  Theages  dem  allgemeinen  Urteil 
bei;  nach  seiner  Ansicht  ist  die  Schrift  nicht  vor  370  von  einem  Verfasser  ge- 
schrieben, der. sich  in  lebendigem  Kontakt  mit  der  sokratischen  Gemeinde  befand. 
W.  Jan  eil,  Über  die  Echtheit  u.  Abfassungszeit  des  Theages,  Hermes  36  (1901), 
427  —  439  (setzt  den  Dialog  etwa  369—366  an  und  hält  für  den  Verfasser  einen 
Sokratiker).  Jos.  Pavlu,  Der  pseudoplat.  Theages,  Wiener  Studien  31  (1909), 
13—37  (hält  den  Th.  für  eine  harmlose,  auf  keinerlei  Täuschung  berechnete  Arbeit 
•eines  Schülers,  dem  der  erste  Alkibiades  [nach  Pavlu  wahrscheinlich  340/39 
verfaßt]  bereits  fertig  vorlag).  S.  auch  Brünnecke  unter  dem  Kleineren 
Alkibiades,  H.  Gomperz,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Phil.  19  (1906),  540 ff. 

Kleifophon:  E.  F.  Yxem,  Über  Pl.s  Klitopho,  BerUn  1846,  Pr.  G.  M. 
Bertini,  Saggio  sul  Clitophonte  dialogo  attribuito  a  Piatone,  Riv.  di  filol.  1 
<1873),  457—480.  R.  Kunert,  Quae  inter  Clitophontem  dialogum  et  Piatonis 
Rempublicam  intercedat  necessitudo,  Greifswald  1881,  Diss.  K.  ebenso  wie  Joel 
u.  Dümmler,  Zur  Kompos.  des  piaton.  Staates  (s.  o.  S.  94*)  halten  den  Kleito- 
phon  für  platonisch.  Dagegen  hält  Jos.  Pavlu,  Der  pseudoplat.  Kl.,  Znaim 
1909,  Pr.,  für  wahrscheinlich,  daß  die  Schrift  um  die  Wende  des  4.  und  3.  Jahr- 
hunderts vor  Chr.  in  der  aristotelischen  Schule  entstand.  —  H.  Brünnecke, 
Kleitophon  wider  Sokrates,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  26  (1913),  449.  —  Zur 
Kleitophonfrage  s.  auch  die  im  Jahresber.  üb.  d.  Fortschr.  d.  klass.  Altertums wiss. 
■96  (1898  I),  S.  43  f.  besprochenen  Arbeiten  und  v.  Arnim,  Leben  und  Werke 
des  Dio  von  Prusa,  Berlin  1898,  256  ff.  Über  den  Kleitophon  unter  dem  Gesichts- 
punkte der  Protreptik  und  seine  Berücksichtigung  durch  Spätere  P.  H artlich, 
De  exhortat.  a  Graec.  Romanisque  Script,  bist.  S.  229  ff.  247.  278.  314.  331. 

Minos:  Aug.  Boeckh,  Comment.  in  Piatonis  qui  vulgo  fertur  Minoem 
«iusdemque  libros  priores  de  legibus,  Halae  1806.  Jos.  Pavlu,  Die  pseudo- 
platonischen Zwillingsdialoge  Minos  und  Hipparch,  Wien  1910,  Pr.  (der  Verfasser 
•aes  Minos  identisch  mit  dem  des  Hipparch,  s.  o.  S.  102*). 

Außer  den  genannten  Dialogen  werden  der  Ion  und  der  Größere  Hippias 
von  manchen  für  unecht  gehalten.  Auch  über  den  Menexenos  herrscht  keine 
völlige  Übereinstimmung.     S.  die  Literatur  oben  S.  87*.  90*  f. 

Die  Briefe:  Neben  älteren  Untersuchungen  kommen  besonders  in  Betracht: 
Herrn.  Thom.  Karsten,  De  Piatonis,  quae  feruntur,  epistolis,  praecipue  tertia, 
■septima,  octava,  Traj.  ad.  Rhen.  1864,  dessen  Verwerfungsurteil  H.  Sauppe  bei- 
stimmt in  seiner  Rec.  in  den  Götting.  Gelehrt.  Anzeigen,  1866,  881 — 892.  Gust. 
Rohrer,  De  septima  quae  fertur  Piatonis  epistula,  Jen.  1874,  Diss.;  Pars  II, 
G.-Pr.,  Insterburg  1874.  H.  Stössel,  Epistolae  Platonicae  et  Dionis  vita  Plut- 
archea  quomodo  cohaereant,  Cassel  1876.  A.  Heinrich,  Verwertung  des 
siebenten  pseudo-platonischen  Briefes  als  Quelle  für  Pl.s  sizilische  Reisen,  Pr. 
des  Staatsgymn.,  Cilli  1880.  H.  Reinhold,  De  Plat.  epistulis,  Quedlinburg 
1886,  sucht  die  Echtheit  sämtlicher  Briefe  zu  erweisen,  Christ,  Platonische 
■Studien  S.  25  ff.,  die  des  13.  Ebenso  Unger,  Philol.  50  (1891),  191  ff. 
U.  V.  Wilamowitz-Moellendorff  (gegen  Echtheit  von  epist.  13),  Hermes  33 
(1898),  496.  Dagegen  Fr.  Blass,  Rhein.  Mus.  54  (1899),  36.  H.  A.  Sill, 
Untersuchungen  über  die  piaton.  Briefe,  I.  T.,  Prolegomena,  Halle  1901,  Diss. 
(Anfänge  einer  rein  histor.  Krit.  der  Briefe).  S.  auch  Ed.  Meyer,  Gesch.  des 
Altertums,  V  (1902),  S.  500 ff.;  dieser  hält  die  Briefe  im  allgemeinen  für  echt, 
jedoch  nicht  ep.  12  [=  Diog.  Laert.  8,  801],  vgl.  Meyer  §  826  Anm.  Plutarch 
benutzt  nach  Meyer  §  987  Anm.  die  Briefe,  nicht  umgekehrt.  R.  Adam,  Über 
die  Echtheit  der  piaton.  Briefe,  Berl.  1906,  Pr.  M.  Od  au,  Quaestionum  de 
septima  et  octava  Piatonis  epistola  capita  duo,  Regimonti  1906.  H.  Paeder. 
Über  die  Echtheit  der  platonischen  Briefe,  Rhein.  Mus.  61  (1906),  427—471;  511 
ibis  542.      Fr.  Novotny    (Ein   Beitrag  zur  Lösung  der  Frage  über  die  Echtheit 


1(J4*  Literaturverzeichnis. 

der  piaton.  Briefe),  Listy  filologick^  33  (1906),  193—210;  336—347.  loan. 
Bertheau,  De  Piatonis  epistula  septlma,  Hai.  1907  (Dissert.  philol.  Hai.  vol.  17 
pais  2).  Vgl.  P.  Wendland,  Berliner  philol.  Wochenschr.  27  (1907),  1014  ff. 
Th.  Blunk,  De  sept.  ep.  qu.  f.  Plat.  adnominationibus,  Greifswald  1906,  Diss. 
R.  Adam,  Über  die  piaton.  Briefe,  Aroh.  f.  Gesch.  d.  Philos.  23  (1910),  29—52 
(gibt  eine  Liste  der  Entlehnungen  aus  echten  und  unechten  Schriften  des  piaton. 
Korpus  und  verwertet  den  nach  seiner  Ansicht  echten  7.  und  den  unechten  aber 
zuverlässigen  13.  Brief  für  die  Chonologie  einiger  piaton.  Dialoge).  C.  Ritter, 
Brief  7  u.  8,  im  Anhange  zu  des  Verf.  Kommentar  zu  den  Gesetzen  (oben  S.  101*)- 
367-378.  Derselbe,  Philol.  68  (1909),  332  ff.  (über  den  13.  Brief).  Derselbe,  Die 
dem  PI.  und  Speusippos  zugeschriebenen  Briefe,  in:  Neue  Untersuchungen  über  PI., 
München  1910,  S.  327—424:  (13  unecht,  danach  auch  2  und  6  zu  verwerfen;  alle 
drei  vielleicht  von  demselben  Verf.,  dem  auch  12  gehören  könnte.  4  trägt  keine 
Zeichen  der  Unechtheit,  ist  aber  vielleicht  speusippisch,  ebenso  möglicherweise  5. 
Unecht  1  [ungeschickte  Fälschung],  11,  14,  wahrscheinlich  auch  15—18,  echt  da- 
gegen 3,  7  und  8  bis  auf  eine  größere  Interpolation  341  a  b— 345  c\  Vgl.  zu 
Ritters  Ergebnissen  auch  Jos.  Pavlu,  ßerl.  philol.  Wochenschr.  1911,  543 ff. 
A.  Brinkmann,  Ein  Brief  Pl.s.  Rhein  Mus.  66  (1911),  226— 230  (für  die  Echt- 
heit des  6.  Briefes).  O.  Immisch,  Der  erste  piaton.  Brief,  mit  einer  Einleitung^ 
über  den  Zweck  und  einer  Vermutung  über  die  Entstehung  der  plat.  Briefsamm- 
lung, Philol.  72  (1913),  1—41  (DieBriefsamralung  gilt  nachlmm.  nicht  historischem, 
sondern  dogmatischem  Zwecke:  die  Briefe  sollen  die  Ges.  739 e  angekündigte 
Toiit]  .-To/.iTst'u  ersetzen.  Xr.  1  ist  nach  Imm.  ein  Brief  des  Spartaners  Dexippos, 
umstüisiert  durch  den  Historiker  Timaios,  aus  dessen  Werk  ihn  der  Sammler 
entnahm,  wieder  in  der  dogmatischen  Absicht  einer  Ergänzung  der  plat.  Staats- 
lehre. Die  Sammlung  muß  also  nach  Imm.  etwa  in  der  ersten  Hälfte  des  3.  Jahr- 
hunderts, zwischen  Timaios  und  Aristophanes  von  Byzanz,  der  sie  in  seine  Tri- 
logien  aufnahm,  entstanden  sein).  Ferd.  Ziemann,  De  epistularum  Graee. 
formulis  sollemnibus  quaest.  select.,  Halis  Sax.  1910  (Diss.  philol.  Hai.  vol.  18,  4) 
S.  290f.  (Die  Grußformel  der  piaton.  Briefe  als  Indiz  ihrer  Unechtheit).  Der 
Frage  nach  der  Echtheit  der  platonischen  Briefe  im  allgemeinen  gilt  R.  Haek- 
forth,  The  authorship  of  the  Plat.  epistles,  New  York  1913.  Die  Echtheit  und 
Tendenz  des  7.  Briefes  behandelt  M.  Pohlenz,  Aus  I*l.s  Werdezeit  S.  113 — 122,. 
der  für  die  platonische  Verfasserschaft  eintritt  und  auch  die  Ausscheidung  von 
Teilen  des  Briefes  als  Interpolation  bekämpft.  Fr.  Juroszek,  Comment. 
crit.  de  PI.  quae  feruntur  epistolis,  Diss.  philol.  Vind.  11,  pars  3,  Vind.  1913; 
dazu  Raeder,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1915,  744  ff.  M.  Pieper.  Piatons 
7.  Brief,  Sitz.  d.  Philol.  Vereins  zu  Berlin  1914,  in  Zeitschr.  Sokrates  2,  628  ff. 
P.  Shorey,  Note  on  the  sixth  Piatonic  epistle,  Class.  philol.  10  (1915),  87  ff. 
Über  ozi  und  w?  in  Pl.s  Briefen  handelt  F.  Novotny,  Rhein.  Mus.  69  (1914), 
742—744.  Kritischer  Beitrag  zu  ep.  2,  p.  310 C  von  H.  Richards,  Class.  rev.  16 
(1902),  396;  zu  epist.  2,  p.  313  A  von  J.  Burnet,  Rhein.  Mus.  62  (1907j,  312  f. 

B.  Nicht  in  die  thrasyllischen  Tetralogien  aufgenommen,  von 
der  alten  und  neueren  Kritik  verworfen,  fraglos  unecht: 

Einige  dieser  Schriften  versuchte  A.  Boeckh  in  der  Ausgabe:  Simonis  So- 
cratiei  dialogi  quatuor  etc.  (s.  o.  Text  §  40)  auf  Grund  der  Angaben  bei  Diog. 
Laert.  2,  122  einem  Zeitgenossen  des  Sokrates,  dem  Schuster  Simon  (s.  o.  §  34 
S.  165)  zuzuweisen. 

Axior-hos:  Har.  Feddersen,  Über  den  pseudoplaton.  Dialog  Axiochus,. 
Cuxhav.  1895,  Pr.  O.  Immisch,  Philol.  Studien  zu  PL,  I,  Lpz.  189*6  (nach 
Imm.  ist  der  A.  die  Schrift  eines  Akademikers  gegen  Epikur,  aus  den  letzten 
Jahren  des  4.  Jahrhunderts).  U.  v.  Wilamowitz -Moellendorff ,  Gott.  gel. 
Anz.  1895,  977  ff.  A.  Brinkmann,  Beiträge  zur  Krit.  u.  Erklär,  des  Dial.  A., 
Rhein.  Mus.  51  (1896),  441—454.  Mart.  Meister,  De  Axiocho  dialogo,. 
Breslau  1915,  Diss.  (Übersicht  über  die  Geschichte  der  Axiochosfrage.  Der  Ax. 
kurz  vor  Chr.  Geburt  verfaßt,  abhängig  von  Poseidonios). 

Eryxias :  O.  Schrohl,  De  Eryxia  qui  fertur  Piatonis,  Gott.  1901,  Diss. 

Älkyon :  A.  Brinkmann,  Quaestionum  de  dialogis  Piatoni  faLso  adscriptis 
spec,  Bonn  1891,  Diss. 


Zu  §  40.    Piatons  Schrifton.  105* 

Tlsgl  Sixaioi'  und  Tlegl  aosTfjg:  Jos.  Pavlu,  Die  pseudoplaton.  Gespräche 
über  Gerechtigkeit  und  Tugend,  Wien  1913,  Pr. 

"Oqoi:  Zur  Überlieferung  H.  Mutschmann,  Vergessenes  und  Übersehenes, 
Berl.  philol.  Wochenschr.  1908.  1328. 

Vennisclite  Beiträge  xu  den  unechten  Schriften:  W.  A.  Heidel,  Pseudo- 
Platonica,  Diss.  Univ.  of  Chicago,  Baltimore  1896.  H.Richards,  Platonica  IX, 
Tct  yoöfvö/igva,  Class.  quarterly  3  (1909),  15  (zu  "Oqoi,  Ueiu  8iy.aiov,  Ai]fi6öo>iog, 
^iavyog,  'Egv^iag,  '^^in/og). 

Über  einen  angeblichen  Philosophos  des  Piaton,  den  Chalcid.  in  Tim  S.  128 
zitiert,  s.  A.  Dyroff ,  Blätter  f.  d.  (bayr.)  Gymnas.  32  (1896),  18—21.  Über  die 
AiuiQeoeig  s.  Mutschmann  zu  §  47. 

Eine  besondere  Stellung  nehmen  die  Epigramme  ein,  die  als  Parerga  nicht 
philosophischen  Inhaltes  keinen  Platz  in  den  Tetralogien  zu  beanspruchen  hatten. 
Vgl.  über  sie  die  (ungenügende)  Einleitung  von  Fava  in  seiner  im  Texte  ge- 
nannten Ausgabe,  der  die  Epigramme  alle  als  unecht  verwirft.  Mit  größerem 
Rechte  urteilt  v.  Wilamowitz,  daß  sie  z.  T.  für  echt  zu  halten  seien.  Auch 
auf  den  , .wahrhaft  göthischen''  Charakter  des  24.  Epigramms  hat  v.  Wilamowitz 
sehr  mit  Recht  hingewiesen  (Aus  Kydathen  S.  222.  Antigen,  v.  Karystos  S.  48). 
AV^eitere  Literatur  verzeichnet  G.  Wörpel  in  der  Besprechung  des  Favaschen 
Buches,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1902,  1225.  Vgl.  auch  Reitzenstein, 
Artikel  Epigramm  bei  Paulv-Wissowa.  Knaack,  Berlin,  philol.  Wochenschr. 
1895,  1156. 


Kritische  und  exegetische  Beiträge  zu  verschiedenen  Schriften  Piatons  geben 
u.  a.  Th.  Gomperz  in  mehreren  Abhandlungen  der  Sitzungsber.  d.  phil.-histor. 
Klasse  d.  Wiener  Akademie  (s.  dort  die  piaton.  Aufsätze  und  die  Beiträge  zur 
Kritik  griechischer  Schriftsteller  [139  (1898),  9  ff.;  143  (1901),  14  ff.  u.  a.]), 
U.  V.  Wilamowitz-Moellendorff .  Hermes  40  (1905),  144—146,  Herwerden, 
Naber  u.  a.  in  der  Mnemosvne  (N.  S.  34  [1906],  136—147;  317—330;  35  [1907], 
118—126;  143—177  u.  a.),  R^ichards,  Burnet,  Burv,  Walker,  Webb  u.  a. 
in  zahlreichen  Artikeln  der  Classical  review  (15  [1901]',  25.  110.  295;  16  [1902], 
10;  17  [1903],  14.  351;  18  [1904],  4.32;  19  [1905],  99.  296;  20  [1906],  6.  12.  2l2, 
Class.  quart.  3  (1909),  15  u.  a.),  H.  Jackson,  Journal  of  philol.  28  (1903),  186 
bis  194,  K.  Horna,  Philol.  65  (1906),  156,  Nusser,  Blätter  f.  d.  Gymnasial- 
schulw.  1904,  341,  Gratsiates,  Aiagdonixa  y.al  eQfxrjvevxixä  (slg  ID.äzcova), 
'Ady^vä  18,  262,  Billia,  Vetilles  d'un  lecteur  de  Piaton,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos. 
18  (190.5),  253-264,  Vetchy,  Zur  Erklärung  einiger  piaton.  u.  sophokl.  Stellen. 
Wien  1906,  Pr.,  Const.  Ritter,  Platonica,  Philol.  67  (1908),  311-314,  I.  By- 
Avater,  \-izuy.Tu,  Journ.  of  philol.  31  (1910),  197 — 2()6,  Aug.  Dies,  Platonica 
(zu  Theait.  und  Symp.),  Rev.  de  philol.  37  (1913),  62-69.  Zahlreiche  Einzel- 
beiträge in  Vahlens  Opusc.  acad.     S.  auch  oben  S.  80*  ff . 

Zu  §  41.  Piatons  Philosophie  I:  Allgemeines.  Dialektik  (Meta- 
physik, Ideenlehre,  Zahlenlehre,  Erkenntnistheorie).  Methodo- 
logie.    Sprachphilosophie. 

Über  das  „Syste??i"  Piatons  überhaupt  sind  außer  den  schon  S.  76*  f.  angeführten 
Werken  von  Tennemann,  Karl  Friedrich  Hermann  usw.,  wie  auch  den 
Gesamtdarstellungen  von  Ritter,  Brandis,  Zeller,  Gomperz  noch  zu  er- 
wähnen: Phil.  Gull,  van  Heus  de,  Initia  philosophiae  Platonicae,  Traj.  ad 
Rhenum  1827-1836;  ed.  TI,  Lugd.-Batav.  1842.  C.  Beck,  Piatons  Philos.  im 
Abriß  ihrer  genet.  Entwicklung,  Stuttgart  1853.  A,  Arnold,  System  d.  piaton. 
Phil,  als  Einleit.  in  das  Studium  des  Plat.  u.  der  Phil,  überhaupt,  Erfurt  1858 
(bildet  den  dritten  Teil  von :  Plat.  Werke,  einzeln  erklärt  u.  in  ihrem  Zusammen- 
hang dargest.,  Erfurt  1836  ff.).    AI  fr.  Fouillee,  La  philosophie  de  PI.,  exposit. 


I  ( )f)*  Literaturverzeichnis. 

hist.  et  oritique  de  la  theorie  des  id^es,  Par.  1879,  jetzt  z.  T.  in  3.,  z.  T.  in  2,  Be- 
arbeitung vorliegend:  t.  I:  Theorie  des  idees  et  de  l'amour,  Paris  1904;  t.  II: 
Esthetique,  morale  et  religion  platoniciennes,  Paris  1906;  t.  III:  Histoire  du 
Platonisme  et  de  ses  rapports  avec  le  Christianisme,  Paris  1909;  t.  IV:  Essais  de 
Philosophie  j^latonicienne,  Paris  1912.  Ch.  Benard,  PI.,  sa  philos.,  pr^c4d6  d'un 
aperyu  de  sa  vie  et  de  ses  ecrils,  Par.  1892.  Dav.  Peipers,  Untersuchungen 
über  das  System  Platons,  I.  T. :  Die  Erkenntnistheorie  Piatons  mit  besonderer 
ßücksicht  auf  den  Theaitet  untersucht,  Lpz.  1874;  ders.,  Ontologia  Platonica,  ad 
notionum  terminorumque  historiam  symbola,  Lpz.  1883.  Joh.  Wolff,  Die  plat. 
Dialektik,  ihr  Wesen  und  ihr  Wert  für  die  menschl.  Erkenntnis  I,  Zeitschr.  f. 
Philos.  u.  philos.  Kritik  64  (1874),  200-253  (zugleich  Diss.  v.  Gott.,  Halle  a.  S. 
1874);  II  ebenda  65  (1874),  12-34;  66  (1875),  69—85;^  185—220.  M.  Wohlrab, 
Vier  gemeinverständliche  Vorträge  über  Platons  Lehrer  und  Lehren,  Lpz.  1879. 
Ohristfr.  Alb.  Thilo,  Einige  Bemerkungen  über  den  Entwicklungsgang  der 
theoret.  Ph.  Pl.s,  Ztschr.  f.  exakte  Ph.  12  (1883),  19-51.  G.  P.  Weygoldt, 
Die  piaton.  Philos.  nach  ihrem  Wesen  und  ihren  Schicksalen  für  Höhergebildete 
aller  Stände  dargestellt,  Lpz.  1885.  Gust.  Schneider,  Die  Weltanschauung 
Pl.s  dargestellt  im  Anschluß  an  den  Dialog  Phaidon,  Berlin  1898.  Derselbe, 
Piatos  Philosophie  in  ihren  wesentlichen  Zügen  durch  ausgewählte  Abschnitte 
aus  seinen  Schriften  dargestellt,  Stuttgart  o.  J.  P.  Shorey,  The  unity  of  Plato's 
thought,  Universitv  of  Chicago  decennial  publications,  1.  Ser.,  Vol.  6  (vgl.  Class. 
philol.  9  [1914],  345  ff.).  H.  Guvot,  Philosophes  et  philosophie  d'aprfes  PI., 
Rev.de  philos.  4,  316 ff.  H.  Was,  Pl.s  Wetten,  Tijlers  Theol.  Tijdschr.  1 
(1903).  R.  D.  Archer -Hind,  Some  remarks  on  the  later  Platonism,  Journ. 
of  philol.  29  (1904),  266-272.  Hans  Paeder,  Platons  philosophische  Ent- 
wicklung, Leipzig  1905  (sehr  gute  Einführung).  J.  Adam,  The  vitality  of 
Platonism  and  other  essays,  Cambridge  1911.  M.  Pohlenz,  Aus  Pl.s  Werde- 
zeit. Berl.  1913.  H.  v.  Arnim,  Pl.s  Jugenddialoge  und  die  Entstehungszeit  des 
Phaidros,  Leipzig  u.  Berlin  1914.  —  W.  M  Frankl,  Piatonismus,  Arch.  f.  Gesch. 
•d.  Philos.  23  (1910),  512  ff.  P.  Höfer,  Die  Bedeutung  der  Philosophie  für  das 
Leben  nach  PI.,  Göttingen  1870.  Otto  Weishaupt,  Pl.s  Lob  der  Philosophie, 
Böhm.  Leipa  1872,  Pr.  Rieh.  Wähle,  Beiträge  zur  Erklärung  plat.  Lehren  u. 
zur  Würdigiuig  des  Aristoteles.  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  14  (1901),  145—155. 

Auf  das  Ganze  der  platonischen  Philosojikie  in  ihrem  Verhältnis  xu 
Hpllenentum,  Judentum  und  Chrisientu>n  gehen:  Car.  Frid.  Stäudlin,  De 
philosophiae  Platonieae  cum  doctrina  religionis  Judaica  et  Christiana  cognatione, 
Gott.  1819.  0.  Ackermann,  Das  Christliche  in  Piaton  und  in  der  platonischen 
Philosophie,  Hamb.  1835.  Ferd.  Christ.  Baur,  Das  Christliche  des  Piatonismus 
oder  Sokrates  und  Christus,  Zeitschr.  f.  Theol.  1837,  Heft  3,  1—154,  auch  in:  Drei 
Abhandl.  zur  Gesch.  d.  alten  Ph.  u.  ihres  Verh.  zum  Christentum,  herausg.  von 
Zeller,  Leipz.  1876.  S.  W.  Me ade n hall,  Plato  and  Paul,  or  philosophy  and 
<?hristianitv,  Cincinnati  1886.  A.  Neander,  Wiss.  Abhandlungen,  herausg.  von 
.T.  L.  Jacobi,  Berl.  1851,  S.  169  ff.  I.  Döllinger,  Heidentum  und  Judentum, 
Regensb.  1857,  S.  295  ff.  H.  N.  Clausen,  Apologetae  ecclesiae  Christianae 
Antetheodosiani  Piatonis  eiusque  philosophiae  arbitri,  Hafniae  1817.  R.  Ehlers, 
De  vi  ac  potestate,  quam  philosophia  antiqua,  imprimis  Platonica  et  Stoica,  in 
doctrina  apologetarum  saec.  II.  habuerit,  Gott.  1859.  F.  Michelis,  Die  Philo- 
sophie Platons  in  ihrer  inneren  Beziehung  zur  geoffenbarten  Wahrheit,  Münster 
1859-1860.  K.  Krogh-Tonning,  Essays  I,  Plato  als  Vorläufer  des  Christen- 
tums, Kempten  1906.  E.  Zeller,  Piatos  Mitteilungen  über  frühere  und  gleich- 
zeitige Philosophen,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  5  (1892),  165-184  =  Kleine  Sehr. 

II  1—19.  J.  Meissner.  Erläuterung  und  Würdigung  des  Urteils  Platons  über 
die  Sophistik,  Solingen  1898,  Pr.  Heinr.  v.  Stein,  Sieben  Bücher  zur  Ge- 
schichte des  Piatonismus,  Teil  I— III,  Götting.  1862-1875.  S.  A.  Byk,  Der 
Hellenismus  und  der  Piatonismus,  Lpz.  1870.  Karl  Urban,  Platons  Verh.  zur 
griech.  Volksreligion,  G.-Pr.,  Görhtz  1871.  E.  Bratuschek,  Die  Bedeutung  der 
piaton.  Philos.  f.  d.  relig.  Fragen  d.  Gegenwart,  Berl.  1873.  F.  M.  Cornford. 
Plato  and  Orpheus,  Classic,  review  17  (1903),  433— 445.  R.  H.  Woltjer, 
De  Piatone  praesocraticorum  philosophorum  existimatore  et  iudice,  Levden  1904. 
P.  Xatorp,  Demokrit- Spuren  bei  PL,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  3  (1890),  515-531. 
J.  Hammer  Jensen,  Demokrit  u.  PI.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  23  (1910),  92  ff. 
211  ff.     H.  Hoff  ding,   (PI.  u.  Demokritos,)   Nordisk  Tidskr.  for  füol.  3.  R.  18 


Zu  §  41.     Piatons  Philosophie  I:  Allgemeines.     Dialektik  usw.        107* 

S.  1  ff.  H.  Raeder  (PL  u.  d.  Atomenlehre),  ebenda  S.  8ff.  Derselbe,  Alki- 
damas und  PI.  als  Gegner  des  Isokrates,  Rhein.  Mus.  63  (1908),  495  —  511. 
Ch.  Huit,  PI.  et  Isocrate,  Rev.  des  ^tudes  grecques  1  {1888j,  49—60  (=  La  vie 
■et  I'oeuvre  de  PI.  I,  Paris  1893,  303—316).  Über  Pl.s  Verhältnis  zu  Isokrates  s.  auch 
oben  S.  65'".  78*.  96*.  97*.  Aug.  R.  v.  Kleemann,  PI.  u.  Prodikos,  Wiener  Eranos 
zur  50.  Versammlung  deutscher  Philol.  und  Schulmänner,  Wien  1909.  S.  38—54. 
Hartmann,  Pl.s  Widerlegung  des  protagoreischen  Sensualismus,  Stargard  1883, 
Pr.  Ch.  Huit,  PI.  et  Aristote,  Annuaire  de  l'assoc  pour  l'encour.  des  4tudes 
grecques  en  France  21  (1887),  159 — 174.  Ch.  Waddington,  PI.  et  Aristote, 
leur  accord  fundamental  (extr.  du  Journ.  des  D^bats  du  6  d^c.  1885),  in:  La 
philos.  ancienne  et  la  critique  hist.,  Paris  1904,  S.  250 — 259.  Alb.  Hafner.  PI. 
et  Stoicorum  de  virtutibus  primariis  doctrina,  Zürich  1850.  Diss.  Iw.  Müller, 
Galenus  Piatonis  Imitator,  Act.  semin.  Erlang.  4  (1886),  260.  H.  Marko wski. 
De  Libanio  Socratis  defensore,  Vratisl.  1910.  Diss.  (sprachl.  Abhängigkeit  von  PL). 
E.  Horneffer,  Piaton  gegen  Sokrates,  Leipzis:  1904.  A.  Di^s,  Le  Socrate  de 
Piaton,  Rev.  des  sciences  philos.  et  thöol.  7  (1913),  412—431. 

Die  Beziehungen  der  plat.  Philosophie  xu  den  Anschauungen  von  Vorgängern 
und  Zeitgenossen  Pl.s  und  xii  denen  Späterer  behandeln  ferner:  Herrn.  Siebeck, 
PL  als  Kritiker  aristotelischer  Ansichten.  Zeitschr.  f.  Ph.  u.  ph.  Krit.  107  (1896). 
1—28,  161—176;  108  (1896),  1- 18,  109  f.  (Parmenides,  Philebos  und  Sophistes 
sollen  besonders  Bezug  auf  Aristoteles  nehmen,  s.  oben  S.  81".  S.  dazu  schon 
Ueberweg,  Untersuchungen  über  die  Echtheit  und  Zeitfolge  platonischer 
Schriften,  S.  182.  Teichmüller,  Studien  zur  Geschichte  der  Begriffe.  III, 
S.  363  ff.  FeL  Tocco,  Ricerche  Platoniche  [vgL  S.  81*].  AI.  Chiappelli, 
Interpretazione  panteistica  di  PL,  Firenze  1881,  S.  152U  P.  Shorey,  Plato, 
Lucretius  and  Epicurus,  Harvard  studies  in  classic,  philol.  12  (1901),  201  ff. 
Benno  v.  Hagen,  Eine  Piatonreminiszenz  bei  Plotin,  Philol.  67  (1908),  475  ff. 
K.  Lincke,  Piaton,  Paulus  und  die  Pythagoreer.  Philol.  70  (1911),  511—519. 
G.  H.  Maeurdy,  Traces  of  the  influence  of  PLs  eschatolog.  rayths  in  parts 
of  the  Book  of  revelation  and  the  Book  of  Enoch,  Transact.  and  proc.  of 
the  Amer.  philoL  assoc.  41  (1910),  6.5—70.  J.  M.  Pf  attisch,  Der  Einfluß 
Pl.s  auf  die  Theologie  Justins  des  Märtyrers  (Forschungen  zur  christl.  Literatur- 
und  Dogmengesch.  herausg.  von  A.  Ehrhard  und  J.  P.  Kirsch).  Paderborn  1910. 
P.  Shorey,  Plato  and  Minucius  Felix.  Class.  review  18  (1904j,  302  f.  J.  P. 
Waltzing,  Piaton,  source  directe  de  Minucius  Felix,  Musee  Beige  8,  424 — 428. 
Fl.  Clark,  Citations  of  Plato  in  Clement  of  Alexandria,  Proceed.  of  the  Americ. 
philol.  associat.,  vol.  33.  Ad.  Wallerius,  Piatonismen  hos  Klemens  af  Alex- 
andria, Comment.  philol.  in  honor.  Joh.  Paulson,  Gotoburgi  1905.  Alb.  Jahn, 
S.  Methodius  Platonizans  sive  Piatonismus  SS.  patrum  ecclesiae  Graecae  S.  Me- 
thodii  exemplo  illustratus,  Halis  Sax.  1865.  Th.  L.  Shear,  The  influence  of 
PL  on  Saint  Basil,  Baltimore  1906,  Diss.  d.  Johns  Hopkins  Univ.  Ric.  Gott- 
Avald,  De  Gregorio  Nazianzeno  Platonico,  Vratisl.  1906,  Diss.  C.  Gronau,  De 
Basilio,  Gregorio  Nazianzeno  Nyssenoque  Piatonis  imitatoribus,  Gott.  1908,  Diss. 
Pl.s  Einwirkung  auf  Themistios  s.  Pohlschmidt  unter  Themistios.  Steph. 
Sikorski ,  De  Aenea  Gazaeo  (Bresl.  philol.  Abb.  her.  v.  Rieh.  Förster,  Bd.  9,  H.  5), 
Breslau  1909  (handelt  auch  über  die  sprachl.  und  sachl.  Benutzung  Pl.s  durch 
Aineias).  Frid.  Fenner.  De  Basilio  Seleuciensi  quaest.  selectae,  Marp.  Catt. 
1912,  Diss.  (S.  19  über  Pl.s  Einwirkung  auf  ihn).  Alb.  Jahn,  Dionysiaca, 
Sprachl.  u.  sachl.  piaton.  Blütenlese  aus  Dionysios  dem  sog.  Areopagiten,  Altona 
u.  Leipzig  1889.  Über  Pl.s  Einwirkung  auf  die  Entwicklung  der  Dämonenlehre 
vgl.  außer  Heinze,  Xenokrates  S.  89  ff.  auch  Friedr.  Pfister,  PhiloL  69 
(1910).  421  ff.  David  Neumark,  Gesch.  d.  jüdischen  Philosophie  d.  Mittel- 
alters 2.  Bd.  1.  Teil,  Berlin  1910  (S.  240-473  über  Pl.s  Einfluß  auf  diese  Philo- 
sophie). J.  L.  Heiberg,  Theodoricus  Platonicus,  Berl.  philol.  Wochensehr. 
1909,  93  f.  (Th.,  ein  Platoniker  des  12.  Jahrh.,  versuchte  u.  a.  den  biblischen 
Schöpfungsbericht  mit  dem  piaton.  Timaios  in  Einklang  zu  bringen).  Leopold 
Gaul,  Alberts  d.  Gr.  Verhältnis  zu  PL,  Straßb.  1913,  Diss.  (Beitr.  z.  Gesch.  d. 
Philos.  d.  Mittelalt.  Bd.  12  H.  1).  Ludw.  Keller,  Die  Akademien  d.  Platoniker 
im  Altertum,  nebst  Beiträgen  z.  Gesch.  d.  Piatonismus  in  d.  christlichen  Zeiten, 
Monatsh.  der  Comeniusges.,  Beriin  1899.  J.  Dräseke,  Zu  Piaton  und  Plethon, 
Arcb.  f.  Gesch.  d.  Philos.  27  (1914),  288  ff .  Gius.  Folchieri,  Influenze  piaton. 
nella  poesia  del  Pascoli,    Cultura  1913,    641 — 654.     E.  Gothein,  Pl.s  Staatslehre 


108*  Literaturverzeichnis. 

in  der  Renaissance,  Sitziingsber.  d.  Heidelb.  Akad.  philos.-hist.  Kl.  1912.  Kurt 
Schroeder,  Platonisnuis  in  der  englischen  Renaissance  vor  und  bei  Lyly  nebst 
Neudruck  von  Sir  Thomas  Eliot's  ,,Disputaeion  Flatonike"  of  that  knowlage  whiche 
maketh  a  Avise  man,  1533,  Kap.  1  —  4,  Berlin  1907,  Diss.,  vollst,  als  Palaestra 
LXX.  Theod.  Häbler  s.  oben  S.  100*.  Emil  Wolff,  Francis  Bacons  Ver- 
hältnis zu  PL,  Berlin  1908,  Münchener  Diss.  Vgl.  auch  des  Verf.  Buch:  Francis^ 
Bacon  u.  seine  Quellen,  I:  B.  u.  d.  griech.  Philosophie,  Berlin  1910  ( Literarhist. 
Forsch,  her.  von  Schick  u.  v.  VValdberg,  40.  Heft).  A.  L.  Kyni,  Piaton  et  Spi- 
noza devant  ]a  science  moderne  in :  Biblioth.  univers.  et  Revue  Suisse  47  (1873), 
5-33.  S.  auch  dessen  Metaphys.  Untersuchungen,  München  1875,  S.  384—414: 
Piaton  und  Spinoza,  ein  geschichtlicher  Gegensatz  im  Lichte  unserer  Zeit. 
J.  Hardy  (Über  Pascal  und  PI.),  Rev.  de  l'instr.  publ.  en  Belg.  50  (1907),  8-15. 
Gh.  Huit,  Le  Platonisme  dans  les  temps  modernes,"  Annales  de  philos.  chr^t. 
1907.  E.  Reich,  Plato  as  an  hitroduction  to  modern  criticism  of  life.  London 
1906.  0.  Lieb  mann,  Platonisnuis  u.  Darwinismus,  Philos.  Monatsh.  9  (1873), 
441—472,  auch  in  dessen  Buche:  Zur  Analysis  d.  Wirklichkeit,  2.  Aufl.,  Straßb. 
1880.  L.  Zur  linden,  Gedanken  Pl.s  in  der  deutschen  Romantik  (Untersuch,  z. 
neueren  Sprach-  u.  Literaturgesch.  her.  von  Osk.  F.  Walzel,  N.  F.),  Leipz.  1910. 
Elis.  Rotten,  Göthes  Urphänomen  u.  d.  piaton.  Idee  (Philos.  Arbeiten  her.  von 
Cohen  u.  Xatorp  8,  1),  Gießen  1913.  Fritz  Mösehler,  Piatons  Eroslehre  und 
Schopenhauers  Willensphilosophie,  Lpz.  1907,  Diss.  H.  Schwarz,  Über  die  Gottes- 
vorstellungen von  Plato,  Leibniz  und  Fechner.  Monatshefte  der  Comeniusgesellsch., 
16.  Jahrg.  Für  eine  Reihe  älterer  Arbeiten  von  Ch.  Huit  über  PI.  und  Aristo- 
phanes,  PI.  und  die  Kirchenväter,  PI.  im  Mittelalter,  in  der  Renaissance,  im  Frank- 
reich des  19.  Jahrb.,  muß  auf  Klußmanns  Bibl.  seript.  class.  verwiesen  werden.  Über 
Pl.s  Verhältnis  zu  Kant  s.  unten  S.  109*.  —  Nachwirkung  einzelner  Stellen:  Phaedr. 
230  bc:  Kiaulehn.  De  scaen.  dial.  apparatu  (s.  S.  39*)  p.  237  (Nachahmungen 
innerhalb  der  Dialogliteratur).  Theaet.  176 ab:  s.  oben  Text  S.  6.  Tim.  47b: 
C.  Weyman:  Die  Wissenschaft  der  Wissenschaften,  Festgabe  f.  Frh.  v.  Hertling, 
Frcib.  i.  Br.  1913.  376  f.  —  Ein  auch  nur  annähernd  vollständiges  Verzeichnis 
der  neueren  Erscheinungen  über  Pl.s  Einwirkungen  auf  Spätere  ist  im  Rahmen  der 
vorliegenden  Darstellung  durch  den  gewaltigen  Umfang  dieser  Literatur  aus- 
geschlossen. S.  auch  in  T.  II — IV  dieses  Grundrisses  die  Register  unter  Plato, 
Platoniker. 

Monographien  über  Pl.s  Idecnlchre  gibt  es  aus  dem  18.  Jahrhundert  von 
Jak.  Brucker,  Gottlob  Ernst  Schulze,  .Toh.  Friedrich  Damman, 
Th.  Fähse  u.  a.  (s.  Teunemanns  Grdr.  §  132,  Engelmann-Preuß,  Bibl.  seript. 
class.  I  unter  Plato),  aus  dem  19.  Jahrhundert  von  Herbart,  De  Platonici 
.systematis  fundamento,  Gott.  1805,  wieder  abgedr.  im  12.  Bde.  der  sämtl.  Werke 
(1852),  61  ff.  (vgl.  Boeckhs  Ree.  in  der  Jen.  L.-Z.  1808,  Nr.  224  f.,  Kl.  Sehr. 
Bd.  7,  80f.).  Christian  Aug  Brandis,  Diatribe  academica  de  perditis  Aristo- 
telis  libris  de  ideis  et  de  bono,  Bonnae  1823.  Fr.  Ad.  Trendelenburg,  Piatonis 
de  ideis  et  numeris  doctrina  ex  Aristotele  illustrata,  Lips.  1S2(>.  C.  F.  Her- 
mann, Vindiciae  disputationis  de  idea  boni  ap.  PI.,  Marburg  1839.  Herrn. 
Bonitz,  Disp.  Platonicae  duae;  de  idea. boni;  de  animae  mundanae  apud  Plat. 
elementis,  Dresden  ]837.  E.  Zell  er,  Über  die  aristot.  Darstellung  der  piaton. 
Philosophie,  in  dessen  Plat.  Studien,  Tübing.  1839,  S.  197—300.  J.  Fei.  Nou- 
risson.  Quid  PI.  de  ideis  senserit,  Paris  1852,  Expos,  de  la  th^orie  platonicienne 
des  idfe,  Par.  1859.  Bournot,  Platonica  Aristotelis  opera,  Putbus  1853,  Pr. 
S.  Ribbing  (s.  oben  S.  80*).  Ad.  Trendelenburg,  Das  Ebenmaß,  ein 
Band  der  Verwandtschaft  zwischen  der  griechischen  Archäologie  und  Philosophie. 
Festgruß  an  Ed.  Gerhard,  Berlin  1865.  Th.  Maguire,  An  essay  on  the  Pia- 
tonic idea,  Lond.  1S(56.  Herrn.  Cohen,  Die  plat.  Ideenlehre,  psychologisch  ent- 
wickelt, Zeitschr.  f.  Völkerpsvchologie  u.  Sprachwiss.  4  (1866),  403—464.  Ders., 
Pl.s  Ideenl.  u.  d.  Mathematik,  Marb.  1879,  Akad.  Pr.  O.  Stack el,  Der  Begriff 
der  Idee  bei  Kant  und  bei  Piaton,  Rostock  1869,  Diss.  F.  Michelis,  Vindi- 
ciarum  Platonicarum  ex  Aristotelis  metaphvsicis  petitarum  speeimen,  Braunsberg 
1870.  Wilh.  Biehl,  Die  Idee  des  Guten  "bei  Piaton,  Graz  1871.  Vinc.  Papa, 
Idea  del  buono  in  Piatone,  Torino  1872.  Ch.  Leveque,  Rapport  relatif  ä  la 
question  de  la  theorie  des  Id^es  de  Piaton,  Memoires  de  Facad.  des  sciences  mor. 
et  pol.  T.  13,  Paris  1872.  G.  Schneider,  Das  materiale  Prinzip  der  piaton. 
Metaph.,  Gera  1872,  G.-Pr.    Derselbe,  Das  Prinzip  des  Maßes  in  der  plat.  Philos., 


Zu  §  41.    Piatons  Philosophie  I:  Allgemeines.    Dialektik  usw.         109* 

■Gera.  1878.  Beide  Abhandlungen  auch  in  des  Verf.  Buche:  Die  plat.  Metaphysik, 
Leipz.  1884,  t?.  1 — 14;,  126— 172.  V.  Brochard,  Le  devenir  dans  la  philosophie 
de  PI.,  in  des  Verf.  Etudes  usw.  (s.  S.  12*j.  G.  Behnke,  Piatons  Ideenlehre 
im  Lichte  d.  aristot.  Metaphysik,  Berl.  1873,  Pr.  d.  Fr.-W.-Gynm.  Th.  Achelis, 
Über  Piatons  Metaphysik,  Gütting.  1873.  Otto  Schneider,  Versuch  einer 
genetischen  Entwicklung  des  piaton.  uyaOäv,  Brandenburg  1874,  Pr.  d.  Ritt.-Akad. 
K.  Rohling,  Die  Ideenlehre  des  Piaton  nach  seinen  Dialogen  charakterisiert  u. 
beurteilt,  Mies  1875,  Realsch.-Pr.  Dieck,  Untersuchungen  zur  plat.  Ideenlehre, 
Naumb.  1876,  Pr.  d.  Landessch.  Pforta.  G.  M.  Bertini,  Nuova  interpretazione 
-delle  idee  platoniche,  Torino  1877.  Em.  Kraram,  De  ideis  Piatonis  a  Lotzei 
iudicio  defensis,  Halle  1879  (Die  Ansicht  Lotzes  s.  in  dessen  Logik,  Lpz.  1874, 
Buch  3,  Kap.  2).  .1.  Wagner,  Zu  Pl.s  Ideenlehre,  Nikolsburg  1831,  G.-Progr. 
Derselbe,  Die  Idee  des  Guten  u.  d.  Gotth.  b.  PI.,  Nikolsb.  1883.  Th.  Achelis, 
Krit.  DarsteU.  d.  piaton.  Ideenl.,  Zeitschr.  f.  Ph.  u.  ph.  Kr.  79  (1881),  90—103. 
Aless.  Chiappelli,  Della  interpretazione  panteistica  di  Piatone,  Firenze  1881. 
H.  Jackson,  Pl.s  later  theorv  of  ideas.  Journ.  of  Philol.  10  (1882),  253-299; 
11  (1882),  287-311;  13  (1884),"  1-41,  242—272;  14  (1885),  173-230;  16  (1888), 
280 — 305,  dagegen  E.  Zell  er,  Über  die  Unterscheidung  einer  doppelten  Gestalt 
der  Ideenl.  in  den  plat.  Schriften,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1887,  197—220  =  Kleine 
Schriften  I  369—397.  C.  Fuchs,  Die  Idee  bei  PI.  und  Kant,  Wiener-Neustadt 
1887,  G.-Pr.  J.  Pajk,  Piatons  Metaphysik  im  Grundriß,  ^V^ien  1888,  Progr. 
A.  Beckmann,  Num  Plato  artefaetorum  ideas  statuerit,  Bonn  1889,  Diss. 
F.  Dümmler,  Der  Streit  d.  PI.  u.  Autisthenes  über  die  Ideenl.,  Akad.,  Kap.  8. 
Fr.  Schmitt,  D.  Verschiedenh.  der  Ideenl.  in  Pl.s  Republ.  u.  Philebus,  Gießen 
1891,  Diss.  Dickinson,  Pl.s  later  theory  of  the  ideas,  Journal  of  Philol.  29 
(1904),  121-133.  A.Auffahrt,  Die  platbn.  Ideenlehre,  Berlin  1883.  Gust. 
Schneider,  Die  plat.  Metaphysik  auf  Grund  der  im  Philebus  gegebenen  Prin- 
zipien in  ihren  wesentl.  Zügen  dargestellt,  Lpz.  1884.  P.  Shorey,  De  Piatonis 
idearum  doctrina  atque  mentis  humanae  notionibus  commentatio,  Münch.  1884. 
H.  Tietzel,  Die  Idee  d.  Guten  in  Pl.s  Staat  u.  d.  Gottesbegriff,  Wetzlar  1894, 
Pr.  Jos.  Xassen,  Über  den  platou.  Gottesbegriff,  Philos.  Jahrb.  7  (1894),  144 
bis  154,  367-380;  8  (1895),  30-51.  F.  Klaschka,  Die  Ideen  Pl.s  nach  den 
prakt.  Ideen  Herbarts.  Mies  1897.  1898,  Pr.  R.  Rolf  es.  Neue  Untersuchungen 
über  die  platonischen  Ideen,  Philos.  Jahrb.  13-15  (1900-1902).  R.  P.  Hardie, 
Pl.'s  earüer  Theorv  of  Ideas,  Muid  N.  S.  5  (1896),  167—185.  Chr.  An- 
•drutsos,  T6  y.uxov  .-raoä  IUdzcori.  TfA.a ,  "Ervoia  rov  xay.ov,  Athen  1896; 
Tfi.ß',  'Agy^ij  rov  y.ay.ov,  Constant.  1897.  R.  Wilbrandt,  Piatons  Ideen- 
lehre in  der  Darstellung  und  Kritik  des  Aristoteles,  Berlin  1899.  J.  Horo- 
vitz.  Das  platonische  No)]i6v  lwov  und  der  philonische  Köa/tios  votjtö;,  Marburg 
1900,  Diss.  (s.  auch  die  erweiterte  Arbeit:  Horovitz,  Untersuchungen  usw.,  unten 
S.  112*).  P.  Natorp,  Piatos  Ideenlehre,  eine  Einführung  in  den  Ideahsmus, 
Leipzig  1903.  G.  Lombardo-Radiee,  Osservazioni  suUo  svolgimento  della 
dottrina  delle  idee  in  Piatone,  Firenze  1903.  H.  Gomperz,  Piatos  Ideenlehre, 
Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  18  (1905),  441  ff.  (gegen  Natorp).  E.  Hohmann,  PI. 
ein  Vorgänger  Kants?  Krit.  Bemerkungen  zu  P.  Natorp,  Pl.s  Ideenlehre,  eine 
Einf.  in  d.  Ideal.,  Rössel  1906.  Pr.  A.  Görland,  Natorps  Einf  in  d.  Ideal, 
durch  Pl.s  Ideenl.,  Kantstud.  Bd.  11  S.  240-247.  G.  Falter,  Pl.s  Ideenl.,  Arch.  f. 
Gesch.  d.  Philos.  21  (1908),  357—372.  J.  A.  Stewart,  Plato's  doctrine  of  ideas, 
Oxf.  1909.  A.  W.  Benn ,  The  later  ontology  of  Plato,  Mind  N.  S.  11  (1902),  31—53. 
F.  F. Long,  Outlines  from  Plato,  an  introduction  to  Greek  raetaphysics,  Oxf.  1905. 
E.  Gans,  Psych.  Untersuch,  zu  der  von  Arist.  als  plat.„überlief.  Lehre  von  den 
Idealzahlen  aus  dem  Gesichtsp.  der  plat.  Dialektik  und  Ästhetik,  Wien  1901,  Pr. 
L.  Robin,  La  th^orie  platonicienne  des  iddes  et  des  nombres  d'apres  Aristote, 
Paris  1908.  C.  Ritter,  Pl.s  Ideenlehre  nach  den  späteren  Schriften,  Verhandl. 
der  49.  Vers,  deutsch.  Philol.  und  Schulm.  in  Basel  1907,  Leipzig  1908,  S.  51  f. 
Mor.  Hartmann,  Darstellung  des  Unterschiedes  zwischen  der  plat.  Idee  u.  der 
aristot.  Entelechie,  Hattingen  (Ruhr)  1908,  Pr.  A.  Difes,  La  definition  de  l'etre 
et  la  nature  des  idäes  dans  le  Sophiste  de  Piaton,  Paris  1909.  F.  A.  Cavanagh, 
The  ethical  end  of  Pl.s  theory  of  ideas,  Oxford  1909.  Giamb.  Grassi  Ber- 
tazzi,  Storia  genetica  deU'  idealismo  Platonico  e  dei  suoi  significati.  Vol.  3: 
Periodo  postsocratico,  fasc.  1,  Rom  und  Mailand  1909  (die  beiden  ersten  Bände 
nicht  erschienen).  Krist.  B.-R.  Aars,  Pl.s  Ideen  als  Einheiten:  Transzendenz 
und    nicht   Kritizismus,   Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  23  (1910),  518—531.     Siegfr. 


wo*  Literaturverzeichnis. 

Marck,  Erkenntniskritik,  Psychologie  und  Metaphysik  nach  ihrem  inneren  Ver- 
hältnis in  der  Ausbildung  der  piaton.  Ideenlehre,  Breslau  1911,  Diss.  Derselbe, 
Die  piaton.  Ideenlehre  in  ihren  Motiven,  München  1912.  O.  Apelt,  Der  über- 
hiuHulische  Ort,  in:  Flaton.  Aufs.,  Leipzig  u.  Berlin  1912,  S.  1  —  30  (berührt  die 
Grundfragen  der  Ideenlehre;  gegen  die  Aulfassung  der  Marburger  Schule). 
P.  Natorp,  Über  Pl.s  Ideenlehre  (Philos.  Vorträge  veröff.  v.  d.  Kantges.  Xr.  5). 
Berlin  1914.  Zu  vergleichen  ist  auch  die  Literatur  zu  den  für  die  Ideenlehre  in 
Betracht  kommenden  platonischen  Dialogen.  S.  auch  H.  Küsters,  S.  55*  zu  §  19. 
Eine  Diskussion  über  die  zentrale  oder  nicht  zentrale  Bedeutung  der  platonischen 
Ideenlehre  zwischen  Selchau  und  Paeder  in  Nord.  Tidskr.  f.  filol.  1901. 

Paul  Mabille,  De  causa  quae  finis  dicitur  apud  Platonem  et  Plotinum 
cum  locis  excerptis,  Dijon  1879,  Thesis.  J.  Lindsay,  Piaton  and  Aristotle  on 
the  problem  of  efficient  causation,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  19  (1906),  509 — 514. 

Über  die  mathnnaiischen  Nclleft  in  Piatons  Schriften  schrieben  im  Altertum 
Theodoros  von  Soloi  (Plutarch  de  def.  orac.  c.  32)  undTheon  von  Smyrna 
(r£Dv  >cuTu  ftad)jiiaTc>iriv  /ot]ai/nojv  eig  zrjv  zov  Il/.üziovog  aräyvojaiv).  Pl.s  Verdienste 
um  die  Mathematik  berührt  Philodem,  Academ.  philos.  ind.  Herc.  col.  1'  p.  lä 
Mekler,  wozu  die  von  M ekler  gesammelten  Stellen  zu  vergleichen  sind.  Unter 
den  Neueren  handeln  über  das  Mathematische  bei  PL:  Mollweide,  Gott.  1805 
und  Lpz.  1813.  C.  E.  Chr.  Schneider,  De  numero  Plat.,  Breslau  1822.  J.  J. 
Fries.  Pl.s  Zahl  (Rep.  546),  Heidelberg  1823.  C.  F.  Wex,  De  loco  mathem.  in 
Piatonis  Menone,  Halle  1825.  .loh.  Wolfg.  Müller,  Kommentar  über  zwei 
Stellen  in  Pl.s  Menon  und  Theaet.,  Nürnb.  1797,  Prüfung  der  von  Wex  ver- 
suchten Erklär.,  ebenda  1826.  C.  F.  Hermann,  De  numero  Piatonis,  Ind.  lect., 
Marburgi  1838.  E.  F.  August,  Zwei  Abhandl.  physik.  u.  mathem.  Inhalts  (über 
Pl.s  Menon  22  d),  Berl.  1829.  Derselbe,  Zur  Kenntnis  d.  geometr.  Methode  der 
Alten,  in  besonderer  Beziehung  auf  die  piaton.  Stelle  im  Menon  p.  22  d,  Berlin 
1844.  S.  auch  die  Literatur  zum  Menon  ob.  S.  90*.  B.  Rothlauf,  Die  Mathem. 
zu  Piatons  Zeiten  und  seine  Beziehungen  zu  ihr,  nach  Piatons  eigenen  \\'erken 
und  den  Zeugnissen  älterer  Schriftsteller,  Jena  1878,  Diss.  Platous  Verdienste 
um  die  Förderung  der  Mathematik  haben  (freilich  z.  T.  ohne  zureichende  Kritik 
der  Quellen)  die  Historiker  derselben,  wie  namentlich  Montucla,  Bossut, 
Chasles,  Arneth,  Cantor,  und  monographisch  C.  Blass,  De  Plat.  mathe- 
matico,  Diss.  inaugur.,  Bonn  1861,  erörtert;  vgl.  auch  Nie.  The  od.  Reimer,  Hist. 
problematis  de  cubi  duplicatione,  Götting.  1798;  Finger,  De  primordiis  geo- 
metriae  apud  Graecos,  Heidelbergae  1831;  Bretschn  eider  (s.  oben  S.  30*). 
Milhaud,  Les  philosophes  g6om^tres  de  la  Grfece  —  Piaton  et  ses  pred^cesseurs, 
Paris  1900.  G.  Rodler,  Les  mathömatiques  et  la  Dialectique  dans  le  svstfeme 
de  Piaton,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  15  (1902),  479-490.  Vgl.  Görland' (unter 
der  Literatur  zu  §  50),  der  ausführlich  über  Piatons  mathematische  Verdienste 
handelt.  J.  Dupuis,  Le  nombre  geometrique  de  Piaton,  Par.  1881,  ferner  in: 
Annuaire  des  Etudes  gr.,  1885,  S.  218 — 255,  u.  III.  Memoire,  Par., 1885.  Derselbe, 
Le  nombre  geometrique  de  Piaton  (Postscriptum),  Revue  des  P^tudes  grecques 
Nr.  65/66  (1902),  S.  288—301  (Nachtrag  zu  dem  früheren  Aufsatze  Le  nombre 
geom.  d.  PL,  zu  Plat.  Rep.  8  p.  546  b  c).  J.  Adam,  The  arithmetical  Solution  of 
Plato's  number,  Class.  review  16  (1902),  17—23.  P.  Tannery,  Y  a-t-il  un 
nombre  geometrique  de  Piaton,  Revue  des  Etudes  grecques  Nr.  70  (1903),  173 
bis  179.  J.  C.  Wilson,  On  the  Piatonist  doctrine  of  the  dov/nßÄt]Toi  agidj-ioi, 
Class.  rev.  18  (1904),  247—260.  Zimmern,  Mathematische  Zahlen  bei  Piaton 
und  den  Babyloniern,  in:  Die  Wissenschaften,  Beilage  der  Nationalzeitung  vom 
8.  Febr.  1907,  Philol.  u.  Geschichte.  Georg  Albert,  D.  plat.  Zahl  usw.,  Wien 
1896.  Derselbe,  Der  Sinn  der  plat.  Zahl,  Philol.  66  (1907),  153-156.  Derselbe, 
Die  plat.  Zahl  als  Präzessionszahl  (3600.  2592)  und  ihre  Konstruktion,  Leipzig  u. 
Wien  1907.  Fr.  Hultsch,  Die  geometr.  Zahl  in  Pl.s  8.  B.  vom  Staat,  Ztschr. 
f.  Math.  u.  Phys.  1882,  Heft  2,  S.  41-61;  derselbe  in  Schölls  u.  Krolls  Aus- 
gaben V.  Proklos  in  Remp.  C.  Damme,  D.  plat.  Zahl,  Journ.  f.  Math.  u.  Phys. 
1887,  2,  S.  81—99  u.  4,  S.  121—132.  James  Gow,  The  nupt.  number,  Journ. 
of  phil.  12  (1883),  91-102.  .1.  Adam,  The  nuptial  number  of  PL,  London  1891. 
Rud.  Ebeling,  Mathematik  und  Philosophie  bei  PL,  Hann.-Münden  1909,  Pr. 
H.  Vogt,  Die  Entdeckungsgeschichte  des  Irrationalen  nach  PL  und  anderen 
Quellen  des  4.  Jahrb.,  Bibl.  math.  3.  Folge  10.  Bd.  (1910),  97—155.  E.  Ditt- 
rich,  s.  Orient.  Bibliogr.  23/24  (1912—1915),  S.  435.      F.  Rock,  Die  plat.  Zahl 


Zu  §  42.  Piatons  Philosophie  II:  Theologie.  Naturphilosophie.  Psychologie.  Hl* 

u.  d.  altbabvl.  Urspr.  d.  indischen  Yuga-Systems,  Zeitschr.  f.  Assvriol.  24  (1910), 
318 ff.  G.  Kafka,  Zu  J.  Adams  Erklärung  der  piaton.  Zahl,  Philol.  73  (1914), 
109-121.     Sieh  auch  C.  H.  W.  Johns,  Class.  rev.  21  (1907),  246  f. 

Joh.  Jac.  Engel,  Versuch  einer  Methode,  die  Vernunftlehre  aus  Piatons 
Dialogen  zu  entwickeln,  Berl.  1780.  1805.  Th.  Wilhelm  Danzel,  Plato  quid 
de  pmlosophandi  methodo  senserit  ex  eius  libris  exaravit  ac  disponendo  explicavit. 
Hamb.  1841.  Derselbe,  Plalo  philosophiae  in  disciplinae  formam  redactae  parens 
et  auctor,  Leipzig  1845,  Hab.-Schr.  Chr.  Herrn.  Weisse,  Piatonis  de  natura 
doctrinae  philosophicae  sententia  e  libro  VII.  de  republ.  exposita,  Lipsiae  1847. 
Ferd.  Faber,  De  universa  cognitionis  lege  qualem  Plat.  statuit  cum  Aristotelea 
comparata  I,  Vratisl.  1865,  Diss.  R.  A.  R.  Kleinpaul,  Der  Begr.  d.  Erk.  in 
Piatons  Theaet.,  Diss.  Lips.,  Gotha  1867.  Josef  Steger,  Plat.  Studien  I,  Inns- 
bruck 1869.  Heinr.  Dittel,  Piatons  Ansichten  über  die  Methode  des  Avissen- 
schaftl.  Gesprächs,  Salzb.  1869,  Pr.  Karl  Uphues,  Elem.  der  piaton.  Ph.  auf 
Grund  des  Soph.  und  mit  Rücksicht  auf  die  Scholastik,  Soest  1870;  ders.,  Die 
Definition  des  Satzes  nach  den  plat.  Dialogen  Krat.,  Theaet.,  Soph.,  Landsberg 
a.  d.  W.  1881;  ders.,  Das  Wesen  des  Denkens  nach  Piaton,  Landsberg  a.  d.  W. 
1881.  O.  Ihm,  Über  den  Begriff  der  plat.  dö^a  u.  deren  Verhältnis  zum  Wissen 
der  Ideen,  Leipz.  1877,  Diss.  Saueressig,  Über  die  Definitionslehre  Pl.s, 
Uberehnheim  1884,  Pr.  C.  Bötticher,  Eros  u.  Erkenntnis  bei  PI.,  Berlin  1894, 
Pr.  E.  Halövy,  Theorie  Platonicienne  des  sciences,  Paris  1896.  Chr.  An- 
drutsos,  'H  zov  TIX.  ßsojgia  ifjg  yvwoewg  xad'  eavztjv  xai  iv  oyjosi  jigog  zovg  jioo 
aviov  (pdoaocprjoavrag,  iv  '^drjr.  1902.  Marie  V.  Williams,  Six  essays  on  the 
Platonic  theory  of  knowledge  as  expounded  in  the  later  dialogues  and  reviewed 
by  Aristotle,  Cambridge  1908.  E.  Stoelzel,  Die  Behandlung  des  Erkenntnis- 
problems bei  Piaton,  Halle  a.  S.  1908.  S.  auch  Stoelzel  unter  dem  Theaitet,  oben 
te.  98*.  Nicolai  Hartmann,  Piatons  Logik  des  Seins  (Philosophische  Arbeiten 
her.  von  H.  Cohen  und  P.  Natorp  3.  Bd.),  Gießen  1909.  Willi  Lewinsohn, 
Gegensatz  und  Verneinung.  Studien  zu  PI.  und  Aristoteles,  Berlin  1910,  Diss. 
N.  Turchi,  La  dottrina  del  Logos  in  Piatone,  Roma  1910  (Riv.  stor.-crit.  delle 
scienze  teolog.).  K.  B.  R.  Aars,  Die  intellektuelle  Anschauung  im  System  Pl.s, 
Zeitschr.  f.  Philos.  u.  philos.  Krit.  143  (1911),  190—199.  Jos.  Dorn,'  Pl.s  Ver- 
dienste um  die  Logik  u.  Erkenntnistheorie  mit  Berücksichtigung  der  Lehren  vor- 
platon.  Philosophen,  Ostrowo  1912,  Pr.,  auch  in:  Festschr.  d.  höh.  Lehranst.  d. 
Prov.  Posen  zur  51.  Versamml.  deutscher  Philol.  u.  Schulm.  A.  L.  Crespi,  La 
figurazione  mitica  della  dottr.  gnoseolog.  d.  PI.,  Lodi-Milano  1913.  P.  E.  Gohlke, 
Die  Lehre  von  der  Abstraktion  bei  Plato  und  Aristoteles,  Halle  a.  S.  1914,  Berl. 
Diss.  Ad.  Jacobus,  Plato  und  der  Sensualismus,  Berlin  1914,  Erlanger  Diss. 
Arbeiten  zur  Lehre  von  der  dväfivrjoig  s.  unter  der  platonischen  Unsterblichkeits- 
lehre.    W.  V.  Goßler  s.  imter  Sokrates  S.  69*. 

Über  die  platonische  Sprachphilosophie  handeln  außer  den  oben  S.  31*  f. 
angeführten  allgemeinen  Werken  über  die  griechische  Sprachphilosophie:  Fried- 
rich Michelis,  De  enunciationis  natura  sive  de  vi  quam  in  gramraaticam 
habuit  Plato,  Bonnae  1849,  Diss.  Jul.  Deuschle,  Die  plat.  Sprachphilosophie, 
Marb.  1852,  Diss.  u.  Pr.  Charles  Lenormant,  Commentaire  sur  le  Cratyle 
de  PI.,  Äthanes  1861.  Vgl.  Ed.  Alberti,  Die  Sprachphilosophie  vor  Piaton, 
PhUol.  11  (1856),  681—705,  und  die  oben  S.  91*  erwähnten  Schriften  über  den 
Kratylos. 

Zu  §  43.  Piatons  Philosophie  II:  Theologie.  Naturphilosophie. 
Psychologie. 

Über  die  platonische  Gotteslehre  handeln  (außer  den  Herausgebern  und 
Kommentatoren  des  Timaios  und  den  Historikern  der  griechischen  Philosophie) 
insbesondere:  Marsilius  Ficinus,  Theologia  Platonica,  Florent.  1482. 
Pufendorf,  De  theol.  Plat.,  Lpz.  1653.  Oelrichs,  Doct.  PI.  de  deo,  Marburg 
1788.  Theoph.  Hartmann,  De  diis  Tim.  PI.,  Breslau  1840.  Krische,  For- 
schungen I,  S.  181 — 204.  J.  ßilharz,  Ist  Piatons  Spekulation  Theismus?, 
Karlsruhe  u.  Freiburg  1842.  H.  L.  Ahrens,  De  duodecira  deis  PI.,  Hann.  1864. 
G.  F.  Rettig,  Ahia  im  Philebus,  die  persönl.  Gottheit  des  Piaton,  oder:  Piaton 
kein  Pantheist,  Bern  1866;  De  pantheismo  quem  ferunt  Piatonis  comment.  I, 
Bernae  1875.     Karl  Stumpf,    Verhältnis  des   pl.  Gottes  zur  Idee   des  Guten, 


W-2*  Literaturverzeichnis. 

Ztschr.  f.  Philos.  u.  philos.  Krit.  54  (1869),  83—128,  198-261,  auch  als  Göttin^. 
Diss.  besonders  erschienen.  Joann.  Hennesy,  De  deo  Piatonis,  Monast.  1872, 
Diss.  B.  Pansch,  De  deo  Platonico,  Götting.  1876.  AI.  Spielmann,  Piatons 
Pantheismus,  Brixen  1877.  Theophil.  Boreas,  D.  weltbildende  Prinzip  in  der 
Piaton.  Philos.,  Lpz.  1899,  Diss.  J.  Nassen,  Über  den  plat.  Gottesbegr.,  s.  ob. 
S.  109*.  P.  Bovet,  Le  dien  de  Piaton  d'apres  l'ordre  chronologique  des  dia- 
logues,  Gen^ve  1902,  th^se.  Cl.  Piat,  Dien  d'apres  Piaton,  Revue  neo-scolastique 
1905,  194.  306.  E.  Bickel,  Platonisches  Gebetsleben,  Areh.  L  Gesch.  d.  Philos. 
.21  (190S),  535—554.  Vgl.  auch  die  oben  zu  §  41  S.  108*  ff.  angeführten  Schriften 
zu  Piatons  Ideenlehre. 

Über  Piatons  Xaturlehre  handeln  die  Herausgeber  und  Übersetzer  des 
Timaios;  aus  dem  Altertum  ist  die  Übersetzung  des  Chalcidius  nebst  dem 
Kommentar  teilweise  erhalten,  s.  unter  Chalcidius.  Unter  den  neueren  Heraus- 
gebern ist  Henri  Martin  (Etudes  sur  le  Timde  de  Piaton,  2  tom.,  Paris 
1841)  der  bedeutendste.  Ferner  sind  hier  zu  nennen:  Aug.  Boeckh, 
De  Platonica  corporis  mundani  fabrica  conflati  ex  elementis  geometrica  ratione 
concinnatis,  Heidelb.  1809,  und:  De  Plat.  System,  coelestium  globorum  et  de 
vera  indole  astronomiae  Philolaicae,  ebenda  1810,  beide  Abhandlungen  auch 
im  3.  Bde.  der  gesammelten  Schriften  Boeckhs,  herausgegeben  von  F.  Ascher- 
son,  Lpz.  1866,  mit  mehrfachen  Zusätzen  wieder  abgedruckt;  Untersuchungen 
über  das  kosmische  System  des  Piaton  mit  Bezug  auf.  Gruppes  „Kosmische 
Systeme  der  Griechen",  Berlin  1852.  J.  S.  Könitzer,  Über  Verhältnis,  Form 
und  Wesen  der  Elementarkörper  nach  Piatons  Timaeus,  Xeu-Ruppin  1846,  G.-Pr. 
W.  Hocheder,  Das  kosmische  System  des  Piaton  mit  Bezug  auf  die  neuesten 
Auffassungen  desselben,  Aschaffenburg  1855,  Progr.;  vgl.  dagegen  Susemihl, 
Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  75  (1857),  598—602.  A.  Hundert,  De  Piatonis  altero 
rerum  principio,  Cleve  1857,  Pr.  Susemihl,  Zur  piaton.  Eschatologie  u.  Astro- 
nomie, Philol.  15  (1860),  417 — 434.  G.  Grote,  Piatons  doctrine  respecting  the 
rotation  of  the  Earth  and  Aristoteles'  Comment.  upon  that  doctrine,  Lond.  1860, 
deutsch  von  Jos.  Holzamer,  Prag  1861;  vgl.  darüber  Fr.  U  eher  weg,  Zeitschr.  f. 
Philos.  u.  philos.  Krit.  42  (1863),  177 — 182,  und  besonders  Boeckh  im  3.  Bande 
seiner  gesammelten  kleinen  Schriften,  186f5,  S.  294 — 320.  F.  Bobertag,  De 
materia  PI.  quam  fere  vocant  meletemata,  Breslau  1864.  K.  Göbel,  De  coe- 
lestibus  apud  Plat.  motibus,  Wernigerode  1869,  G.-Pr.  H.  Siebeck,  Piatons 
Lehre  von  der  Materie,  in  :  Untersuchiingen  zur  Philos.  der  Griechen,  2.  Aufl., 
Halle  1888,  S.  49—106.  F.  S.  Petz,  Kosmos  und  Psyche  oder  philos.  Unter- 
suchungen über  die  Welt  u.  die  Seele,  über  deren  Wesen,  L'rsprung,  Bestimmung 
u.  Dauer,  mit  besonderer  Rücksicht  auf  Piaton,  Aristoteles  u.  Thomas  v.  Aquin, 
Mainz  1879.  Herrn.  Hoeppe,  Untersuch,  d.  Frage,  ob  PI.  einen  zeitl.  Anfang 
der  Welt  angenommen,  hat,  Zeitschr.  f.  Philos.  u.  philos.  Krit.  80  (1883),  52—74. 
Jac.  ßass  freund.  Über  das  zweite  Prinzip  des  Sinnlichen  oder  d.  Materie  bei 
PL.  Breslau  1885,  Dis«.  v.  Jena,  vollst.  Lpz.  1886.  M.  Sartor  ins.  Die  Realität 
der  Materie  bei  PL,  Philos.  Monatsh.  22  (1886),  129—167;  derselbe.  Ruht  oder 
bewegt  sich  die  Erde  in  Pl.s  Timaeus?,  Ztschr.  f.  Philos.  u.  phil.  Krit.  93  (1888), 
1—25.  CL  Baeumker,  Die  Ewigkeit  der  Welt  bei  PL,  Philos.  Monatsh.  23 
(1887),  513—529.  B.  Rothlauf,  Die  Phvsik  Piatos,  Pr.,  1.  u.  2,  München  1887 
u.  1888.  J.  A.  Kilb,  Pl.s  Lehre  v.  d.  Materie,  Marb.  1887,  Diss.  C.  Heb  1er, 
Zu  Pl.s  Timaeos  S.  34  B  t,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  3  (1890),  532-540.  C.  Lind- 
roos,  Quaestiones  Platonicae  ad  Metaphysicam  et  Physicam  pertinentes,  Diss. 
Lips.,  Helsingforsiae  1891.  Alfr.  Benn,  The  idea  of  nature  in  Plato,  Arch.  f. 
Gesch.  d.  Ph.  9  (1896).  24—49.  Jak.  Horovitz,  Untersuchungen  über  Philons 
u.  Piatons  L.  v.  d.  Weltschöpfung,  Marb.  19(X).  S.  namentlich  CL  Baeumker, 
D.  Probl.  d.  Materie,  S.  110-209.  F.  Tocco,  Della  materia  in  Piatone,  Stud. 
ital.  di  filol.  class.  4  (1896),  1—5.  J.  R.  Lichtenstäd  t,  Pl.s  Lehren  auf  dem 
Gebiete  der  Xaturforschung  u.  der  Heilkunde,  Leipzig  1826.  P.  de  Mely,  PL  et 
l'origine  des  min^raux,  Rev.  de  philol.  25  (1901),  102—109.  R.  A.  Fritzsche, 
Der  Magnet  u.  d.  Atmung  in  antiken  Theorien,  Rhein.  Mus.  57  (1902),  363—391, 
handelt  S.  374  ff.  über  Piatons  Atmungstheorie.  D'Arcv  "W.  Thompson,  On 
Pl.s  theory  of  the  planets  rep.  10,  616  e,  Class.  rev.'  24  (1910),  138—142. 
P.  Fried  1  ander,  Die  Anfänge  der  Erdkugelgeographie  [zu  Pl.s  Phaidon  und 
Timaios],  Jahrb.  d.  deutsch,  archäol.  Instit.  29,  98  ff.  Über  die  philolaisch-plato- 
nische    Planetenreihe    s.    Boll,     Artikel    Hebdomas    bei    Pauly-Wissowa-Kroll 


Zu  §  42.    Piatons  Philosophie  II:  Theologie.  Naturphilosophie.  Psychologie.  113* 

S.  2566  f.    Anthropologisches  u.  Zoologisches  bei  PI.  berührt  Sh.  O.  Dickerman, 
s.  0.  S.  31*,  Technisches  Diels,  Über  Pl.s  Nachtuhr,  Sitz.  d.  Berl.  Ak.  1915,  824 ff. 

Über  Piatons  Seelenlehre  handeln:  Aug.  Boeckh,  Über  die  Bildung  der 
Weltseele  im  Tiinaeus,  in:  Daub  und  Creuzer,  Studien,  Bd.  3  (1807),  1—95,  auch 
im  3.  Bande  der  ges.  kl.  Sehr.,  Lpz.  18()6,  S.  109—180.  Herrn.  Bonitz,  Disput. 
Plat.  II.  de  an.  raund.  elem.  (s.  oben  zu  §  41).  F.  Ueberweg,  Über  die  pla- 
tonische Weltseele,  Rhein.  Mus.  9  (1854),  37—84.  Franz  Susemihl,  Platonische 
Forschungen  III,  Philol.,  Suppl.  2  (1861),  219—250.  Chaignet,  De  la  Psycho- 
logie de  Piaton,  Paris  1862,  s.  auch  oben  S.  31*,  u.  Siebeck  oben  S.  9*.  J.  P. 
Wohlstein,  Materie  u.  Weltseele  in  dem  piaton.  System.  Marburg  1863,  Diss. 
Härtung,  Auslegung  des  Märchens  von  der  Seele,  Erfurt  1866.  Jos.  Steger, 
Piaton.  Studien  III,  D.  piaton.  Psychol.,  Innsbruck  1872.  Mart.  Wohlrab, 
Quid  Plato  de  animae  mundanae  elementis  docuerit,  Dresden  1872,  Gymn.-Pr. 
T.  Wildauer,  Ob  Piaton  ein  Begehrun gsvermögen  angenommen  habe,  Philos. 
Monatsh.  9  (1873),  229 — 245.  E.  Trommershausen,  Darstellung  u.  Beurteilung 
■der  Ansicht  Piatons  über  das  Wesen  der  Seele  und  ihr  Yerh.  zum  Leibe,  Bonn 
1873,  Lpz.  Diss.  Charis.  Papamarku,  De  tribus  animae  partibus  apud  Pla- 
tonem.  Gott.  1875,  Diss.  V.  Perathoner,  Zur  Würdigung  der  Lehre  von  den 
Seelenteilen  in  der  piaton.  Psychologie,  Innsbruck  1875  (will  nachweisen,  daß 
keine  Widersprüche  vorhanden  sind).  Petr.  Meyer,  'O  dvnog  ap.  Aristotelem 
Platonemque,  Bonn  1876,  Diss.  C.  A.  Funke,  Die  Lehre  Pl.s  von  den  Seelen- 
vermögen nach  den  Quellen  dargest.  u.  beurt.,  Paderborn  1878.  T.  Wildauer, 
D.  Psychol.  des  Willens  bei  Solo-at.,  PI.  u.  Aristot.,  IL  T. :  Piatons  Lehre  vom 
Willen,  Innsbruck  1879.  R.  D.  Archer-Hind,  On  some  difficulties  in  the 
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D.  Begr.  der  Seele  bei  PI.,  Lpz.  1889.  G.  Geil,  Die  L.  v.  d.  /.ieqii  r?)?  ipvyj]?, 
Comment.  in  hon.  G.  Studemund,  Straßb.  1889,  29—46.  P.  Brandt,  Zur  Ent- 
wicklung d.  piaton.  L.  v.  d.  Seelenteilen,  München-Gladbach  1890,  Pr.  Thilo, 
Über  die  Psychol.  Pl.s,  Ztschr.  f.  ex.  Philos.  19,  1892.  E.  Schewczik,  Pl.s  Lehre 
Ton  der  Seele  nach  den  Quellen  dargestellt  und  beurteilt,  1.  T.,  Wiener-Neu- 
stadt 1896,  Pr.  G.  Grassi  Bertazzi,  Coscienza  ed  incoscienza  nella  psicologia 
Platonica,  Catania  1904.  M.  H.  Wood,  Plato's  psychology  in  its  bearing  on  the 
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I:  Die  Widersprüche  in  der  plat.  Seelenlehre  u.  ihre  Lösung,  Wiener  Studien  35 
(1903),  323  ff.  Andreas  Leissner,  Die  plat.  Lehre  von  den  Seelenteilen  nach 
Entwicklung,  Wesen  und  Stellung  innerhalb  der  plat.  Philosophie,  Nördlingen 
1909,  Münchener  Diss.  H.  Eibl,  Pl.s  Psychologie,  Ztschr.  f.  Philos.  u.  philos. 
Krit.  139  (1910),  1—33.  Jul.  Stenzel,  Über  Pl.s  Lehre  von  der  Seele,  Festschr. 
des  schles.  Philologenvereins  f.  d.  Univ.  Breslau  1911  S.  85—92.  E.  Hoff- 
mann,  Pl.s  Lehre  von  der  Weltseele,  Jahresber.  des  philol.  Ver.  zu  Berlin  (im 
Anhange  d.  Zeitschr.  Sokrates  3  [1915]),  187—211. 

Über  die  platonische  Unsterblichkeit slehre  nebst  den  damit  zusammen- 
hängenden Lehren  von  der  Präexistenx,  und  Wieder  er  inner  ung  handeln:  Joach. 
Oporinus,  Histor.  crit.  doctr.  de  immortalitate,  Hamb.  1735,  S.  185 ff.  Moses 
Mendelssohn,  Phaedon,  Berlin  1764  u.  ö.  G.  F.  Wiggers,  Examen  argum. 
PI.  pro  imm.  animi  hum.,  Rostock  1803.  Adalbert  Schmidt,  Argum.  pro 
imm.  anim.,  Halae  1827;  Piatons  Unsterblichkeitslehre,  Halle  1835,  Pr.  J.  W. 
Braut,  Bemerkungen  über  die  plat.  Lehre  v.  Lernen  als  einer  Wiedererinnerung 
iaväavqois),  Brandenburg  1832.  C.  F.  Hermann,  De  immortalitatis  notione  in 
Plat.  Phaed.,  Ind.  lect.,  Marb.  1835;  De  partibus  animae  immortalibus  sec.  Pla- 
tonem,  Ind.  schol.,  Gott.  1850.  Ludw.  Hase,  Sachl.  Erklär,  des  in  Pl.s  Phädo 
p.  101  b— 107  a  enthaltenen  Beweises  von  der  Unsterblichkeit  der  Seele,  Magde- 
burg 1843,  Pr.  G.  F.  Rettig,  Über  Piatons  Phaedon,  Bern  1845.  K.  Ph. 
Fischer,  PI.  de  immort.  an.  doctr.,  Erlangen  1845,  Diss.  Fr.  Susemihl,  Zur 
plat.  Eschatologie  u.  Astronomie,  Philol.  15  (1860),  417—434.  L.  H.  O.  Müller, 
Die  Eschatologie  Piatons  u.  Ciceros  im  Verhältnis  zum  Christentum,  Gymn.-Pr., 
Jever  1854  (auch  Bremen  1856).  Bücher,  PI.  spec.  Bew.  f.  d.  Unsterbliehk.  d. 
menschl.  Seele,  Gott.  1861,  Diss.  Drosihn,  Narratio  eorum  quae  PI.  de  animi 
hiimani  vita  ac  statu  ante  ortum  et  post  mortem  corporis  in  mythis  quibusdam 
docuit,  Cöslin  1861,  Pr.  Alb.  Bischoff,  Pl.s  Phaed.,  eine '  Reihe  von  Be- 
trachtungen   zur    Erklärung    und    Beurteilung    des    Gesprächs,    Erlangen    1866. 

Ueberweg,  Grundriß  I.  ]l 


114*  Literaturverzeichnis. 

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Pr.  Ant.  Bölke,  Über  Pl.s  Beweise  f.  d.  Unsterbl.  d.  Seele,  Berl.  1868,  Diss. 
V.  Rostock,  und  Fulda  1870,  G.-Pr.  Paul  Zimmermann,  Die  Unsterblichkeit 
der  Seele  in  Piatons  Phaedon,  Lpz.  1869,  Diss.  J.  M.  Knaus,  Die  Beweise  für 
die  Unsterblichkeit  im  plat.  Phaedon,  kritisch  beleuchtet,  Bern  1870,  Kantonssch.- 
Pr.  Fr.  Schedle,  Über  die  Unsterblichkeitslehre  Piatons,  Triest  1871,  G.-Pr. 
G.  Schau b,  Zusammenstellung  u.  Beurteilung  der  Beweise  für  die  Unsterblich- 
keit der  Seele,  welche  in  Piatons  Phaedon  entwickelt  werden,  Inowraclaw  1860 
und  Spandau  1872,  G.-Pr.  Franc.  Wieniewski,  Ea  quae  PL  sibi  de  sorte 
animarum  ex  corpore  egressarum  finxerit,  Münster  1872,  Indd.  lect.  aest.  et  hib^ 
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Realsch.-Pr.  G.  Teichmüller,  Piaton  von  der  Unsterblichkeit  der  Seele,  in: 
Stud.z.  Gesch.  d.  Begr.,  Berlin  1874,  S.  107-222,  und  in:  Literar.  Fehden,  II, 
S.  135—178.  E.  Seifert,  Piatons  Beweise  für  die  Unsterblichkeit  der  Seele  im 
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Pr.  G.  Stanger.  Die  piaton.  är(i/.iv)]oig,  Rudolfswerth  1886,  Pr.  L,  Carrau, 
Etüde  historique  et  critique  sur  les  preüves  du  Ph^don  de  P.  en  faveur  de 
l'immortalite  de  l'äme  humaine,  Seances  et  trav.  de  l'Acad.  d.  sc.  mor.  et  pol. 
128  (1887),  50—120.  W.  Goodwin,  Pl.'s  and  AristotIe"s  doctrines  of  the  imraor- 
tality  of  the  soul,  The  Piatonist  3  (1887),  606—610.  Kalmus,  Piatons  Vor- 
stellungen über  den  Zustand  der  Seele  nach  dem  Tode,  Pyritz  1888.  Progr, 
Th.  Ingenbleek,  In  welchem  Zusammenhang  steht  Pl.s  Lehre  v.  d.  drä/.iv)]oig 
mit  seiner  Ideen theorie ?,  Sigmaringen  1890,  Pr.  K.  Thiemann,  Die  piaton. 
Eschatologie  in  ihrer  genet.  Entwickl.,  Berlin  1892,  Pr.  A.  Döring.  Die  escha- 
tolog.  Mythen  Pl.s,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  6  (1893),  475-480.  E.  Rolfes,  Die 
Unsterblichkeit  der  Seele  nach  der  Beweisführung  bei  Plato  u.  Aristoteles,  Philos. 
Jahrb.  d.  Görres- Gesellsch.  16,  18 — 29.  R.  K.  Gaye,  The  Piatonic  conception  of 
immortality  and  its  connection  with  the  theory  of  ideas,  London  1904.  C.  Piat, 
La  vie  future  d'apr^s  Piaton,  Revue  n^oscolast.  3,  2.  R.  D.  Archer-Hind , 
Metempsychosis  and  Variation  of  species  in  PI.,  Journ.  of  philol.  31  (1910),  84—94. 
Ernst  Müller,  Die  Anamnesis.  Ein  Beitrag  zum  Piatonismus,  Arch.  f.  Gesch. 
d.  Philos.  25  |1912),  196—225.  J.  Duchon,  Die  eschatologischen  Vorstellungen 
bei  PI.  (mir  nur  aus  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1909,  587.  644  bekannt).  Sieh 
auch  die  Literatur  zum  Phaidon  o.  S.  93*  f.  und  vgl.  A.  Dieterich,  Nekvia, 
2.  Aufl.  Leipzig  1914. 

Zu  §  43.  Platons  Philosophie  III:  Ethik,  a)  Allgemeines.  Ethik 
des  Individuums. 

Über  Platons  Ethik  it»  allgemeine»  sowie  speziell  über  ihr  Verhältnis  zum 
Christentum  handeln  (außer  den  allgemeinen  Werken  über  die  Ethik  der 
Griechen  [oben  S.  32*  f.]  und  den  zu  §  41  angeführten  Schriften):  Grote- 
fend,  Commentatio,  in  qua  doctrina  Piatonis  ethica  cum  christiana  comparatur 
ita,  ut  utriusque  tum  consensus,  tum  discrimen  exponatur,  Gott.  1821.  Adalb. 
Schmidt,  Piatonis  philos.  moralis  quomodo  cum  doctrinae  christ.  praeceptis 
concinat,  Halle  1840,  Pr.  W.  Wehren pfentiig.  Die  Verschiedenheit  der  ethischen 
Prinzipien  bei  den  Hellenen,  Berlin  1856,  S.  40  f f .  Em  an.  Grundey,  De  Plat. 
principiis  ethicis,  Berol.  1865,  Diss.  Brede,  Die  Ethik  des  pl.  Sympos.  u.  das 
Christent.,  Eckernförde  1870,  Diss.  von  Rostock.  A.  B.  Cook,  The  metaphysic. 
Basis  of  Pl.s  Eth.,  Cambr.  1895.  R.  Holsten,  Pl.s  Ethik  in  ihrem  Verh.  zum 
griech. , Volksglauben,  Stettin  1899,  Pr.  V.  Brochard,  La  morale  de  PL,  in  des 
Verf.  Etudes  usw.  (s.  S.  12*).  F.  Seidel,  Intellektualismus  u.  Voluntarismus 
in  der  plat.  Ethik,  Lpz.  1910,  Diss.  K.  I.  Aoyo^snjg,  'H  ijdixi]  (piloaocpia  zov 
II/MTcorog  fv  ayjasi  jioog  zovg  nooöoofiovg  xal  t)]v  ettI  tä  fiszs.-retza  ijßixü  qdo- 
ao(pt']fiaza  Fmdgaaiv  avzijg,  iv  ^Adip'aig  1913.  G.  H.  Putz n er.  Die  ethischen 
Systeme  Pl.s  u.  der  Stoa  in  ihrem  gegenseitigen  Verhältnis,  Berlin  1913,  Leipz.  Diss. 
Fr.  Scheuffler,  Die  Entwicklung  der  ethischen   Anschauungen   Pl.s   bis   zum 


1 


Zu  §  43.    Piatons  Philosophie  IIT:  Ethik.  115* 

Gorgias,    Jahresber.   d.  Philolog.-Ver.  zu   Berlin,    im    Anh.    d.    Zeilschr.    Sokr.    3 
(1915),  187  ff.    F.  A.  Cavanagh  sieh  oben  zu  §  41  S.  109*. 

Über  spezielle  Probleme  der  plaionisclien  Ethi/:,  zunächst  die  Lehre  von  dem 
höchsten  (hd,  handeln:  Theod.  Wehrmann,  Plat.  de  summo  bono  doctrina, 
Berol.  1843,  Diss.  Wenkel,  Piatons  Lehre  v.  h.  Gut  und  der  Glückseligkeit, 
Sondershausen  1857,  Pr.  J.  Steg  er,  PI.  de  beatitudine  hum.  doctr.,  Marburg 
i.  Steierm.  1858,  Pr.  G.  Löwe,  De  bonorum  apud  PI.  gradibus,  Berol.  1861, 
Diss.  V.  Halle.  Karl  Stumpf,  s.  ob.  §  42,  S.  111*.  Thom.  Maguire,  Essays 
on  the  Piatonic  Ethics,  Dublin  1870.  Paul  Höfer,  Die  Bedeutung  der  Philo- 
sophie f.  d.  Leben  nach  Platou,  Götting.  1870.  G.  Schneider,  Pl.s  Auffassung 
von  der  Bestimmung  des  Menschen,  Festschr.,  Gera  1883.  C.  Plat,  L'etre  et  le 
bien  d'aprfes  Piaton,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  19  (1906j,  486—494.  Leignes- 
Bakhoven,  Plato's  denkbeeiden  over  goed  en  kwaad.  Jos.  Perkmann,  Der 
Begriff  des  Charakters  bei  Piaton  u.  Aristoteles,  Wien  1909.  Gust.  Entz,  Pessi- 
mismus u.  Weltflucht  bei  PL,  Tüb.  1911.  Otto  Apelt.  Das  Prinzip  d.  piaton. 
Ethik,  in:  Plat.  Aufsätze  (Leipzig  u.  Berl.  1912),  109-120.  Wilh.  Sesemann, 
Die  Ethik  PI  s  u.  das  Problem  des  Bösen,  Philos.  Abh.  Herrn.  Cohen  dargebr., 
Berl.  1912,  170—189. 

Über  Piatons  Lehre  von  der  Lust  handeln:  O.  Kalmus,  Halberstadt  18.57. 
H.  Anton,  Fichtes  Zeitschrift  f.  Phil.,  X.  F.  33  (1858),  65-81;  213-238. 
W.  R.  Kranichfeld,  PI.  et  Arist  de  rfiov]]  sententiae  quomodo  tum  consentiant, 
tum  dissentiant.  Berol.  18.59,  Diss.  W.  Küster,  Pl.s  Ansicht  vom  Wesen  u.  Werte  d. 
Lust,  Berl.  1868,  Pr.  d.  Sophien-G.  A.  Gröger,  Üb.  d.  Begr.  u.  d.  Wesen  der 
Lust  b.  PL,  Mährisch- VVeißkirchen  1892,  Pr.  A.  Lafontaine,  Le  plaisir  d'aprfes 
Piaton  et  Aristote,  Paris  1902,  These.  Job.  Ferber.  Pl.s  Polemik  gegen  die 
Lustlehre,  Zeitschr.  f.  Philos.  u.  philos.  Kritik  148  (1912),  129—181.  Otto 
Apelt,  Die  Lehre  von  der  Lust,  in:  Platonische  Aufsätze  (Leipz.  u.  Berl.  1912), 
121 — 146.  Vgl.  zu  Pl.s  Güter-  und  Lustlehre  insbesondei'e  auch  die  Literatur  zum 
Philebos  S.  99*  f. 

Über  den  platonischen  Eros  handeln  u.  a. :  Ad.  Ostendorf,  Der  piaton. 
Eros,  Schleswig  1874,  Pr.  W.  Wiegand,  Die  wissensch.  Bedeutung  der  piaton. 
Liebe,  Berlin  1877.  H.  Hille,  Über  die  piaton.  Lehre  vom  Eros,  Liegnitz  1891, 
Pr.  O.  Kiefer,  Pl.s  Stellung  zur  Homosexualität,  Jahrb.  f.  sex.  Zwischenst. 
1905,  109 — 127.  L.  Robin,  La  theorie  platonicienne  de  l'amour,  Paris  1908. 
S.  auch  Bötticher  oben  S.  111*. 

A.  Scheiding,  Pl.s  Ansichten  über  die  Tugend,  T.  1,  Waldenb.  1880,  Pr. 
Fabian d.  Wie  unterscheidet  sich  der  piaton.  Tugendbegr.  in  den  kl.  Dialogen 
von  dem  in  der  Republik?,  Greiffenb.  1883,  Pr.  G.  Auermann,  Pls  Kardinal- 
tugenden vor  und  nach  Abfassung  des  Euthyphron,  Jena  1876,  Diss.  K.  Nuss- 
baumer,  Darstell.  d.  gegenseit.  Verh.  d.  piaton.  Haupttugenden  u.  Begründung 
derselben  durch  Pl.s  Psychol.  u.  PhysioL,  Görz  1884,  Pr.  W.  A.  Haramond, 
On  the  notion  of  virtue  in  the  dialogues  of  PL  with  particular  reference  to  those 
of  the  first  period  and  to  the  third  and  fourth  books  of  the  RepubL,  Lpz.  1891, 
Diss.,  und  in  Harv.  stud.  in  class.  pliilol.  3  (1892,  131—180.  G.  Michaelis, 
Die  Entwicklungsstufen  in  Pl.s  Tugendlehre,  Barmen  1893,  Pr.  J.  Schmidt, 
Wie  verhält  sich  der  Tugendbegriff  bei  Schleiermacher  zu  dem  platonischen?, 
Aschersleben  1873,  Pr.  E.  Thiel,  Über  den  Tugendbegriff  Pl.s  in  den  Dialogen 
der  ersten  Periode  mit  bes.  Berücksichtigung  von  Protagoras  u.  Menon,  Philos. 
Jahrb.  d.  Görresges.  23  (1910),  322—351.  Über  Piatons  Lehre  von  der  Gerechtig- 
keit handeln:  Ogienski,  Welches  ist  der  Sinn  des  platonischen  xa  iaviov  jtqüt- 
Tsiv!,  Trzemeszno  1845,  Pr.  W.  Jahns,  De  justitia  in  PL  civ.  exposita,  Breslau 
1851,  Diss.  J.  J.  Amen,  PL  de  justitia  doctrina,  Berlin  1854,  Pr.  Über  Piatons 
Lehre  von  der  ooxpgoovvrj  handelt  K.  Hoffmeister,  Essen  1827,  Pr.  des 
Progymn.  Mors.  R.  Hirzel,  Über  den  Unterschied  der  dixaioavvi]  und  der 
oMffoooi'vr)  in  der  piaton.  Rep.,  Hermes  8  (1874),  379—411.  Ose.  Knuth, 
Quaestiones  de  notione  z/)?  oax/gonvvtjg  Platonica  criticae,  Halle  1874,  Diss. 
Meinke,  D.  piaton.  tmd  neutestamentl.  Begr.  der  öaiöztjg,  Theol.  Stud.  u.  Krit. 
57  (1884),  743-768.  Otto  Apelt,  Der  Werf  des  Lebens  nach  Piaton,  Abhand- 
lungen der  Friesschen  Schule,  2.  Bd.,  1.  Heft.  Gott..  1907.  abgedr.  in  des  Verf. 
Piaton.  Aufsätzen,    Leipz.  u.  Berl.  1912,   147  —  167.     Über  Piatons  Lehre  von  der 


WQ*  Literaturverzeichnis. 

Lüge  handelt  Th.  Kelch,  Disqu.  in  PL  de  mendacio  doctr.  (de  rep.  II,  III), 
Elbing  1820.  Über  den  Selbst niord  bei  Piaton  Aless.  Chiappelli,  Del  suicidio 
nei  dialoghi  Platonici,  Reale  Accad.  dei  Lincei,  Koma  1885,  222 — 233.  Riid. 
Hirzel,  Der  Selbstmord  (o.  S.  33*)  S.  134.  140  u.  ö. 

Zu  i?  44.  Piatons  Philosophie  III:  Ethik,  b)  Ethik  des  Gemein- 
wesens.    Staats-  und  Gesellschafts-,   Erziehungs-  und  Kunstlehre. 

Piatons  Staatslehre  nach  ihren  geschichtlichen  Elementeji  und  ihrer  geschicht- 
lichen Stellung  besprechen:  K.  F.  Hermann,  Die  histor.  Elemente  des  piaton. 
Staatsideals,  Ges.  Abb.,  Gott.  1849,  S.  132  —  1.59.  P.  F.  Stuhr,  Vom  Staatsleben 
nach  piaton.,  aristotelischen  und  christlichen  Grundsätzen,  Teil  I,  Berlin  1850. 
Ed.  Kretzschmar,  Der  Kampf  des  Piaton  um  die  religiösen  und  sittlichen 
Prinzipien  des  Staatslebens,  Lpz.  1852.  Ed.  Zeller,  Der  piaton.  Staat  in  seiner 
Bedeutung  für  die  Folgezeit,  v.  Sybels  hist.  Zeitschr.  1  (1859),  108 — 126,  wieder- 
abgedruckt in  Zellers  Vortr.  und  Abb.  gesch.  Inhalts:  Leipzig  1865,  S.  62 — 81. 
Hildenbrand,  Gesch.  u.  Syst.  der  Rechts-  u.  Staatsphilos.,  Leipzig  1860,  I. 
S.  151  ff.  156 ff.  166  ff.  S.  Lommatzsch,  Quomodo  PI.  et  Arist.  rehg.  ac  reip. 
principia  coniunxerint,  Berol.  1863,  Diss.  Bertrand  Robidou,  La  rep.  de 
Platoü  comparee  aux  idees  et  aux  etats  modernes,  Paris  1869.  Vgl.  v.  Kirch- 
manns  kritische  Anm.  zu  Piatons  Staat,  bei  der  in  der  .,Philos.  Bibl.",  Bd.  27, 
wiederabgedruckten  Schleiermacherschen  Übersetzung,  Berlin  1870,  und  Oncken, 
Die  Staatsl.  d.  Aristot.  S.  105  ff .  A.  Haack,  Über  das  Reich  Gottes  nach  der 
Lehre  Christi  und  dem  Idealstaat  Piatons,  Osterode  i.  Pr.  1883,  Pr.  d.  Realsch. 

Über  Piatons  Staatslehre  im  allgemeinen  iind  ihre  besonderen  Probleme 
handeln  ferner  u.  a. :  Chr.  C.  Morgenstern,  De  Plat.  rep.  commentationes  tres, 
Halle  (Braunschweig)  1794.  Friedrich  Koppen,  Politik  nach  plat.  Grund- 
sätzen mit  Anwendung  auf  unsere  Zeit,  Lpz.  1818.  Derselbe,  Rechtslehre  nach 
plat.  Grundsätzen  mit  Anwendung  auf  unsere  Zeit,  ebenda  1819.  Voigtland, 
Die  ethischen  Tendenzen  des  piaton.  Staats,  Gotha  1853,  Pr.  von  Schleusingen. 
R.  Pöhlmann  in:  Geschichte  des  antiken  Kommunismus  und  Sozialismus,  I, 
München  1893,  S.  184—198,  269—581;  2.  Aufl.  (s.  S.  33*)  I  S.  546-559, 
II  S.  10 — 311.  Mit  vergleichender  Beziehung  auf  die  aristotelische  Staats- 
lehre: Gust.  Pinzger,  De  iis,  quae  Ar.  in  PI.  Politia  reprehendit,  Lpz.  1822, 
und  andere  (s.  unten  zu  §  .52).  Das  Verhältnis  der  platonischen  Politik  zur  Ethik 
überhaupt  wird  ferner  in  den  Abhandlungen  erörtert,  welche  die  Tendenz  der 
platonischen  Dialoge  Politeia,  Politikos  und  Xomoi  betreffen,  namentlich  in 
den  Einleitungen  von  Schleiermacher,  Stallbaum  und  Steinhart,  bei 
Zeller,  Philos.  d.  Griechen  II  1  *  S.  892  ff.,  Susemihl,  Genet.  Entwickl.  der 
piaton.  Philos.  II  S.  58  ff.,  und  in  Monographien  von  A.  G.  Gernhard,  De 
consilio  quod  PI.  in  Politiae  libris  secutus  est,  Acta  soc.  Graecae  1  (Lipsiae  1836), 
209 — 228.  Comparantur  Piatonis  et  Ciceronis  sententiae  de  iustitia  philosophis 
propter  veri  investigationem  et  bonorum  imperiique  contemptionem  tribuenda, 
Wimariae  1837,  Pr.  G.  F.  Rettig,  Prolegom.  ad  Plat.  remp.,  Bern  1845  (vgl. 
die  oben  S.  94*  angef.  Abb.  im  Rhein.  Mus.  16  [1861],  161—197).  Radebold, 
Das  piaton.  Staatsideal  im  Zusammenhang  mit  seinen  wissenschaftlichen  Voraus- 
setzungen, Dortmund  1877,  Pr.  C.  Liebhold,  Quo  iure  Plato  partes  civitatis 
ab  animae  humanae  partibus  repetiisse  videatur,  Rudolstadt  1876  u.  Leipz.  1877. 
Carl  Xohle,  Die  Staatslehre  Pl.s  in  ihrer  geschichtl.  Entwicklung,  Jena  1880. 
P.  Märkel,  Die  leitenden  Gedanken  der  in  Pl.s  Politie  entwickelten  Staats- 
ansicht, dargestellt  und  mit  besonderer  Rücksicht  .auf  den  modernen  Stand- 
punkt beurteilt,  Halle  1881,  Diss.  M.  Heinze,  Über  den  bleibenden  Wert 
platonisch-aristotelischer  Grundgedanken  in  der  Staatslehre,  Wissenschaftliche 
Beilage  der  Leipziger  Zeitung  1885,  Nr.  34  S.  197—201.  Job.  Müller, 
Pl.s  Staatslehre  u.  d.  moderne  Soziaiismus,  Sondershaus.  1886,  Pr.  Ed.  Zeller, 
Über  den  Begriff  der  Tvrannis  bei  den  Griechen,  Sitzungsber.  d.  Berl.  Akad. 
1887,  1137—1146  =  Kl.  Sehr.  I  398-409  (der  ursprüngliche  Begriff  der  Tvrannis 
ist  der  [rein  staatsrechtliche]  einer  verfassungswidrigen  Alleinherrschaft;  PI.  setzt 
an  seine  Stelle  den  [moi'alischen]  einer  selbstsüchtigen  und  gemeinschädlichen 
Regierung;  s.  übrigens  oben  S.  158).  W.  Lutoslawski,  Erhalt,  u.  Untergang 
der  Staatsverfassungen  nach  PI.,  Aristoteles  und  Machiavelli,  Breslau  1888. 
S.  Blaschke,   Der  Zusammenh.  der  Familien-  und  Gütergemeinsch.  des  piaton. 


Zn  §  44.     Piatons  Philosophie  III:  Ethik.  117* 

Staates  mit  d.  polit.  n.  philos.  Syst.  Pl.s,  Ecrl.  1893,  Pr.  K.  Bohuc,  Wie  ge- 
langt PI.  znr  Aufstell,  seines  Staatsideals,  n.  \vie  erklärt  sich  das  Urteil  über  die 
Poesie  in  demselben?,  Berl.  1893,  Pr.  Fairbanks.  The  Stoical  vein  in  Pl.s 
Republic,  The  philos.  Rev.  10  (1900).  R.  Schob  er.  Das  Staatsideal  Pl.s,  Elbing 
1901,  Pr.  M.  Guggenheim,  Studien  zu  Piatons  Idealstaat.  Kynismus  und 
Platonisraus,  Neue  Jahrb.  9  (1902),  521—539.  E.  Bark  er,  The  political  thought 
of  Plato  and  Aristotle,  London  1906.  Jak.  Wassmer,  Einheit,  Gliederung  und 
Zweck  des  plat.  Staates.  Luzern  1906.  F.  Weber,  Pl.s  Stellung  zu  den  Barbaren, 
München  1904,  Pr.  Ch.  G.  Pantazides,  Tu  Jiegl  yvvaixog  jraQÜ  Ulärcovi  cpdo- 
oo(/ovufrn,  Freiburg  i.  B.  1903,  Diss.  Über  die  Genieinsc//aft  des  Besitxes  handeln : 
E.  van  Voorthuysen,  Utrecht  1850,  Diss.,  Thonissen,  in:  Le  socialisnie,  t.  I, 
Paris  1852,  S.  41  ii..  über  die  Prinzipien  der  piatun.  Krinnnalgesetxc  E.  Platner, 
Ztschr.  für  die  Altertumswiss.  1844,  Nr.  85  u.  86.  P.  Malusa,  La  dottrina  del 
bellu  in  Piatone,  p.  I.,  Yen.  1885.  —  Const.  Ritter,  Die  polit.  Grundanscbauungen 
Pl.s  dargestellt  im  Anschluß  an  die  Politeia,  Philol.  68  (1909),  229-259. 
P.  Wendland,  Entwicklung  u.  Motive  d.  piaton.  Staatslehre,  Preuß.  Jahrb.  136 
(1909),  193—220.  F.  Marletta,  II  suum  nella  dottrina  di  PL,  nel  diritto  romano 
e  nella  dottrina  filosofico-giuridica,  Catania  1910.  G.  B.  Klein,  PI.  e  il  suo 
concetto  politico  del  mare,  Estr.  dell'  Opinione  geograph.,  Firenze  1910. 
O.  Apelt,  Die  Aufgabe  des  Staatsmannes,  in:  Piaton.  Aufsätze,  Leipz.  u.  Berlin 
1912,  168-188.  Derselbe,  Straftheorie,  ebenda  189-202.  J.  W.  Hewitt.  The 
necessity  of  ritual  purification  after  justifiable  homicide,  Transact.  of  the  Amer. 
philol.  assoc.  41  (1911),  101 — 113  (berücksichtigt  u.  a.  besonders  PI.).  M.  Heinze, 
Die  Rasseuf ragen  bei  PI.,  Monatsschr.  f.  Soziologie  Febr.  1909.  B.  R.  Aars, 
Europas  forste  sociolog,  PL  Aristons  son,  Videnskapsselskapets  skrifter  IL, 
Histor.-filos.  Kl.  1912,  Nr.  3,  Christiania  1912.  A.  M.  Kensington, 
PI.  moral  and  political  Ideals,  New  York  1913.  L.  Robin,  PL  et  la  science 
sociale,  Rev.  de  metaph.  et  de  mor.  21  (1913),  211—255.  Über  Pl.s  sozialpolitische 
Gedanken  handelt  auch  M.  Pohlenz,  Aus  Pl.s  Werdezeit,  S.  207  ff.  S.  auch 
die  Liter,  zu  §  40  (Politeia  S.  94*  f.,  Politikos  S.  99^  Nomoi  S.  100*  f.). 

Über  Piatons  Erxiehungslehre  handeln:  Anne  de  Tex,  De  vi  musices  ad 
excol.  hom.  e  PL  sent.,  Utrecht  1816,  Diss.  Ad.  Barth.  Kayssler,  Frag- 
mente aus  Piatons  und  Goethes  Pädagogik,  Breslau  1821.  Alex.  Kapp,  Pl.s 
Erziehungslehre,  Minden  u.  Lpz.  1833.  C.  Stoy,  De  auctoritate  in  rebus  paedag. 
a  Plat.  civitatis  principibus  tributa,  Jena  1843,  Habilitationsschr.  Wiese,  In 
optima  Plat.  civitate  qualis  sit  puerorum  institutio,  Prenzlav.  1834.  W.  Baum- 
garten-Crusius,  Disciplina  juvenilis  Plat.  cum  nostra  comp.,  Meissen  1836,  Pr. 
K.  H.  Lach  mann,  Plat.  Yorst.  von  Recht  imd  Erziehung,  Hirschberg  1849. 
Arens,  Die  relig.  Erziehung  des  plat.  Staatsbürgers,  nach  Rep.  377—392,  Olden- 
burg 18.53,  Pr.  C.  R.  Volquarclsen,  Plat.  Idee  des  persönl.  Geistes  und  seine 
Lehren  über  Erziehung  usw.,  Berlin  1860.  L.  Baunard,  Quid  apud  Graecos 
de  institutione  puerorum  senserit  Plato,  Orleans  1860.  Hahn,  Die  pädagog. 
Mythen  Piatons,  Parchim  1860,  Pr.  L.  Wittraann,  Erziehung  und  Unterricht 
bei  Piaton,  GielBen  1868,  Pr.  Cuers,  Piatons  und  Arist.  Ansichten  über  den 
pädagog.  Bildungsgehalt  der  Künste,  Jahrbb.  f.  Philol.  u.  Päd.  98  (1868),  521—553. 
Karl  Benrath,  Das  pädagog.  System  Piatons  in  seinen  Hauptzügen,  Jena  1871, 
Diss.  Alois  Luber,  Musik  u.  Gymnast.  als  Erziehungsmittel  bei  Plat.  u.  Aristot., 
Salzb.  1872,  Pr.  d.  Lehrerbildungsanst.  Sp.  Moraites,  'H  xarä  IJ/.diona  xQocfi] 
y.al  .-raidsia,  Athen  1874.  A.  Drygas,  Plat.  Erziehungstheorie  nach  seinen 
Schriften  dargestellt,  Schneidemühl  1880,  Pr.  Paul  Tannerv,  L'Mucation 
Platonicienne,  Revue  philosophique  10  (1880),  517—530;  11  (1881),  283-299. 
A.  Dreinhöfer,  Das  Erziehungswesen  bei  PL,  Marienwerder  1880,  Pr.  Jos. 
Ritter,  Analyse  u.  Kritik  der  von  PL  in  seiner  Schrift  vom  Staate  aufgestellten 
Erziehungslehre,  Deutz  1881,  G.-Pr.  von  Brühl.  H.  Kanter,  Piatons  Anschau- 
ungen über  Gymnastik,  Graudenz  1886,  Pr.  S.  J.  Lengsteiner,  PL  als  Er- 
zieher, Kalksburg  1898,  Pr.  Anth.  Mazarakis,  Die  platonische  Pädagogik 
systematisch  u.  kritisch  dargestellt,  Zürich  1900.  G.  Deile,  Vergleichende  Dar- 
stellung der  piaton.  u.  aristotel.  Pädagogik  L,  Pädagog.  Stud.  N.  F.  23,  229  bis 
238.  J.  Pol  ach,  Erziehungsideale  bei  Piaton  und  Aristoteles,  Brunn  1904,  Pr. 
G.  Dantu,  L'^ducation  d'apr&s  Piaton,  Paris  1907.  W.  Schroeder,  Piaton. 
Staatserziehung,  Geestemünde  1907.  J.  E.  Adams.pn,  The  theory  of  education 
in  Plato's  Republic,  London  1903.    Georg  Lüdke,  Über  das  Verhältnis  von  Staat 


W^*  Literaturverzeichnis. 

u.  Erziehung  in  Pl.s  riolnela.  Erlangen  1908,  Diss.  K.  Stube,  PI.  als  politisch- 
pädagogischer Denker,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  28  (1910),  53—88.  Kam. 
Hucnier,  PI.  als  Erzieher,  Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  62  (1911),  289—302. 
Jegel,  Pl.s  Stellung  zu  Erziehungsfragen,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  26  (1913), 
405-430. 

Über  Piatons  Kunsilehre  handeln:  Ed.  Müller,  Über  das  Nachahmende  in 
der  Kunst  nach  Piaton.  Eatibor  1831;  Geschichte  der  Theorie  der  Kunst  bei 
den  Alten.  I.  Bd.,  Breslau  1834,  S.  27—129.  Arnold  Rüge,  Die  plat.  Ästhetik, 
Halle  1832.  Wilh.  Abeken,  De  fii/ntjaswg  apud  Platonem  et  Arist.  notione, 
Gott.  1836.  Herrn.  Rassow,  Über  die  Beurteilung  des  homerischen  Epos  bei 
Piaton  und  bei  Aristoteles,  Stettin  1850,  Pr.  Gh.  Leveque,  Piaton  considere 
coranie  fondateur  de  l'esthetique,  Paris  1857.  K.  Justi,  Die  ästhet.  Elemente  in 
der  piaton.  Philos.,  Marburg  1860.  Th.  Sträter,  Studien  zur  Geschichte  der 
Ästhetik,  Hett  1:  Die  Idee  des  Schönen  bei  Piaton,  Bonn  1861.  Jos.  Reber, 
PI.  u.  die  Poesie,  München  1864,  Diss.;  vgl.  auch  Jos.  Reber,  Piatons  Kritik 
eines  Liedes  des  Simonides,  Zeitschr.  f.  d.  Gymnasialw.  20  (1866),  417—428. 
]\Iax  Remy,  Plat.  doctrina  de  artibus  liberal.,  Hai.  1864,  Diss.  A.  H.  Raabe, 
De  poetica  Plat.  philos.  natura  praesertim  in  amoris  expositione  conspicua,  Rotter- 
dam 1866.  C.  von  Jan,  Die  Tonarten  bei  Piaton,  N.  Jahrbb.  f.  Philol.  u. 
Päd.  95  (1867),  815-826.  B.  Haushalter,  PI.  als  Gegner  d.  Dichter,  Rudol- 
stadt  1875,  Pr.  E.  GrünÄvald,  D.  Dichter,  insbesond.  Homer,  im  plat.  Staat, 
Berlin  1890,  Pr.  G.  Finsler,  Piaton  u.  die  aristotelische  Poetik,  Leipzig  1900. 
Fr.  Stählin,  D.  Stellung  der  Poesie  in  der  piaton.  Philos.,  Nördl.  1901,  Erlang.  Diss. 
A.  Lombard,  La  poesie.dans  la  Republique  et  dans  les  Lois  de  Platon^  Nancy 
1903.  Franz  Königs,  Über  Piatons  Kunstanschauung,  Saargemünd  18(9,  1881, 
Pr.  R.  Westphal.  Pl.s  Beziehmigen  zur  Musik,  Berl.  philol.  Wochenschr.  4 
(1884),  Nr.  17—22.  F.  Montargis,  De  Piatone  musico,  Paris  1886,  Thesis. 
C.  Vavra,  Pl.s  Urteil  und  Lehre  über  die  Redekunst  (böhmisch),  Brunn  1884. 
Th.  Rühl,  Die  Aufgabe  der  Beredsamkeit  nach  Piaton,  Erlangen  1892,  Diss. 
J.  Zurek.  Das  Ideal  des  Redners  bei  Piaton  und  Cicero,  Kremsier  1904. 
St.  Pötsch,  Pl.s  Bedeutung  für  die  Redekunst  u.  Redekunstlehre,  Mariaschein 
1911.  Pr.  S.  auch  Novak  oben  S.  86*.  \V.  Süß,  Ethos  S.  71  ff.  M.  Poh- 
let)z.  Aus  Pl.s  Werdezeit,  S.  193 ff.  M.  Sartorius,  PI.  u.  die  Malerei,  Arch. 
f.  Gesch.  d.  Philos.  9  (1896),  123-148.  Wilh.  Börner.  Die  Künstlerpsychologie 
im  Altertum:  Piaton,  Zeitschr.  f.  Ästhetiken,  allgem.  Kunstwissensch.  7,  92  ff. 
S.  namentlich  auch  J.  Walter,  Gesch.  d.  Asth.  im  Altert.,  S.  168—476. 

Zu  §  45.    Die  ältere  Akademie.    Jahresberichte  s.  o.  S.  23*  f. 

Zu  de?!  auf  ihn  Berichten  über  Lehen  und  Lehre  der  älteren  Alademiher : 
Über  Herkunft  und  gegenseitiges  Verhältnis  der  Berichte  des  Diog.  Laert.  und 
des  Academ.  ind.  Hercul.  s.  v.  Wilamowitz-Moellendorff ,  Antigonos  von 
-Karystos  (o.  S.  20*)  S.  45  ff. 

Allgemeineres:  Zur  Organisation  und  rechtlichen  Stellung  der  Schule  vgl. 
die  oben  S.  27*  f.  verzeichnete  Literatur.  Th.  Gomperz.  D.  Akademie  u.  ihr 
vermeintlicher  Philomacedonismus,  Wiener  Studien  4  (1882),  102-120.  O.  Im- 
misch, Die  Akademie  Piatons  und  die  modernen  Akademien,  N.  Jahrbb.  f. 
klass.  Philol.  150  (1894),  421-442. 

Zu  den  einzelnen   Vertretern  der  älteren  Akademie: 

Philippos  von  Opus:  W.  A.  Oldfather,  Lokrika.  Tüb.  1908,  Münch.  Diss. 
=  Philol.  67  (1908),  411  ff.  (Anhang  A  über  Phil.  v..  üp.  und  Aristoteles; 
hier  S.  452  Anm.  137  die  neuere  Literatur  über  ihn).  Über  die  neuplatonische 
Fälschung  auf  den  Namen  des  Philippos  s.  auch  Mün scher,  Artikel  Heliodoros 
15  bei  Pauly-Wissowa-Kroll  S.  25  f.  Eine  geschichtliche  Beleuchtung  des  Phd. 
V.  Opus  ist  von  W.  W.  Jäger  zu  erwarten;  vgl.  Abh.  d.  Berl.  Akad.  philos.- 
histor.  Kl.  1914,  S.  XVIII  f. 

Speusippos:  Ravaisson,  Speusippi  placita,  Par.  1838._  M.  A.  Fischer, 
De  Speus.  vita,  Rast.  1845.  Krische,  Forschungen  I,  S.  24.  -258.  über  seine 
Schriften  s.  die  Dissertation  von  P.  Lang,  oben  Text  §  45.  Const.  Ritter,  Neue 
Unters,  über  Piaton  S.  327  ff.  (Briefe).      Über  die  Angabe  des  Diog.   Laert.  4,  4, 


Zu  §  45.     Die  ältere  Akademie.  119* 

daß  nach  Plutarch  Bp.  an  Phtheiriasis  gelitten  habe,  s.  A.  Gercke,  De  quibus- 
<lani  LaQi'tii  Diogenis  auctoribus,  Greifswald  1899,  Pr.,  S.  7.  Vgl.  auch  A.  Dö- 
ring unter  Piatons  Philebos  oben  S.  100*. 

Xeno/irates :  Wynpersse,  Diatribe  de  Xen.  Chalcedonio,  Lugd.  Bat.  1822. 
Krise  he,  Forschungen  I,  S.  311  —  324.  Ad.  Mannheimer,  Die  Ideenlehre 
bei  den  Sokratikern,  Xenokrates  u.  Arist.,  Darmst.  1875.  Rieh.  Heinze,  Xeno- 
krates,  Darstell,  der  L.  u.  Samml.  der  Fragmente,  Lpz.  1892.  Henr.  Jackson, 
On  a  detail  in  the  ethical  Systems  of  Xenocr.  and  Polemo,  Proc.  of  the  Cambridge 
Philol.  Soc,  Michaelmas  terra  1893.  14  f.  Eine  christliche  Parallele  zu  der  X.- 
Legende bei  Acro  zu  Horaz  sat.  2,  3,  254.  Diog.  Laert.  4,  7  s.  bei  P.  Wend- 
land.  De  fabellis  antiquis  earumque  ad  Christianos  propagatione,  Gott.  1911,  Pr. 
S.  auch  P.  Maas,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1911,  1157. 

Herakleides  Pontikos :  Roulez.  De  vita  et  scriptis  Heracl.  Pontici,  Lovanii 
1828.  E.  Deswert,  De  Heraclide  Pontico,  Lovanii  1830.  Franz  Schmidt, 
De  Heraclidae  Pont,  et  Dicaearchi  Messenii  dialogis  deperditis,  Diss.  inaug.,  Vra- 
tisl.  1867.  Leop.  Cohn.  De  H.  P.  etymologiarum  scriptore  antiquissimo,  in: 
Commentat.  philol.  in  hon.  Reifferscheidii,  1884,  S.  84 ff.  Herm.  Schrader, 
Heraclidea,  Philologus  44  (1885),  236—261.  F.  Hultsch,  D.  astronom.  System 
des  Herakl.  v.  P.,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  153  (1896),  305-316.  O.  Voss,  De 
Herachdis  Pontici  vita  et  scriptis,  Rostock  1896,  Diss.  H.  Staigmüller,  Her. 
Pont.  u.  das  heliokentrische  System,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  15  (1902),  141  bis 
165.  Vgl.  Müller,  Fragni.  bist.  Gr.  II,  S.  197  ff.;  Krische,  Forschungen  I, 
S.  324 — 336.  W.  A.  Heidel,  The  äraofioi  oyy.oi  of  Heraclides  and  Asclepiades, 
Trausact.  of  the  Americ.  philol.  assoc.  40  (1910),  5  —  21.  Zu  H.'  Behandlung  der 
Aharislegende  A.  Dyroff,  Philol.  .59  (1900),  610  ff.  (Abaris  idealisiertes  Bild  des 
peripatetischen  Philosophen,  Gegenbild  des  kvnisch  geprägten  Anacharsis). 
P.  Corssen,  Rhein.  Mus.  67  (1912),  20—47.  A"  Rehm,  ebenda  417  ff.  Her.' 
i^tellung  innerhalb  der  Entwicklung  der  geozentrischen  und  der  heliozentrischen 
Hypothese:  F.  Boll,  Die  Entw.  d.  astron.  Weltbildes  (Kultur  d.  Gegen w.  III  3) 
S.  35.  —  Daebritz,  Artikel  Herakleides  45  bei  Pauly-Wissowa-Kroll. 

Ewiuxos:  L.  Ideler,  Abh.  d.  Berl.  Akad.  der  Wiss.  1828  u.  1830.  Aug. 
Boeckh,  Über  die  vierjährigen  Sonnenkreise  der  Alten,  vorzüglich  den  eudoxi- 
schen,  Berl.  1863.  Vgl.  G.  C.  Lewis,  Historical  Survey  of  the  ancient  Astro- 
nomv.  c.  III,  sect.  3,  S.  146  ff.  Künssberg,  D.  Astronom,  Mathematiker  und 
Geograph  Eudox.  v.  Knidos.  I  u.  II,  Dinkelsbühl  1889/90.  Fr.  Susemihl,  Die 
Lebenszeit  des  Eudoxos  v.  Knidos,  Rhein.  Mus.  53  (1898),  626 — 628.  Eine  unter 
dem  Xamen  Eudoxios  (gemeint  ist  jedenfalls  der  Astronom  Eudoxos)  überlieferte 
Dodekaeteris  bespricht  Fr.  Boll,  Catal.  cod.  astrol.  Graec.  VII  (Brüssel  1908), 
181  ff.  S.  auch  A.  Döring  unter  Piatons  Philebos  oben  S.  100*.  —  Hultsch, 
Artikel  Eudoxos  8  bei  Pauly-Wissowa. 

Hermodoros:  Ed.  Zeller,  De  Hermodoro  Ephesio  et  Hermodoro  Piatonis 
discipulo,  JMarb.  1859.  —  Natorp,  Artikel  Hermodoros  5  bei  Pauly-Wissowa- 
Kroll. 

PulciiiOH :  R.  Förster,  De  Polemonis  physiognomonicis,  Kiel  1886,  Pr. 
Th.  Gomperz,  Die  herkulanische  Biographie  des  Polemon,  Philoso23h.  Aufs., 
E.  ZeUer  gewidmet,  Lpz.  1887. 

Kranior :  F.  Schneider,  De  Crantoris  Solensis  philosophi  Academicorum 
philosophiae  addicti  libro,  qui  aegl  .-rerdov?  inscribitur,  comnientatio,  Zeitsclir.  für 
die  Altertumswiss.  1836,  Nr.  104—105.  M.  Herm.  Ed.  Meier,  Über  die  Schrift 
des  Krantor  .-rsgi  Jisv&ovg,  Halle  1840.  C.  Buresch,  Consolationum  a  Graecis 
Romanisque  Script,  bist,  crit.,  Lpz.  Stud.  9  (18861,  38 ff.  Frid.  Kayser,  De 
Crantore  Academico  diss.,  Heidelb.  1881,  worin  die  Fragmente  enthalten  sind. 
K.  Praechter,  Krantor  und  Ps.-Archytas,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  10  (1897), 
186—196.  K.  Kuiper.  De  Crantoris  fragmentis  moralibus,  Mnemos.  N.  F.  29 
(1901),  341—362.  Dnzu  G.  Wörpel,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1902,  284  ff. 
Vgl.  auch  B.  Lier,  Philol.  62  (1903),  450.  Max  Pohlenz,  De  Crantoris  libro 
.-Tfgt  .T£)'(9oiv  in:  De  Ciceronis  Tusc.  disp.,  Gott.  1909,  Pr. 

Chion:  Über  die  unter  dessen  Namen  überlieierten  unechten  Briefe  Car. 
Burk,  De  Chionis  epistulis,  Darmstadiae  1912,  Gießener  Diss.    Jo.  Goertz,  De 


]  20*  ^  Literaturverzeichnis. 

Chionis  quae  feruntur  epistulis,  Straßb.  1912,  Diss.    Weitere  Literatur  bei  Burk, 
Chris  t-Schraid  ^  II  366  und  Natorp,  Artikel  Chion  2  bei  Pauly-Wissowa. 

Daß  Ilrnnias  von  Atarneus  (Näheres  über  ihn  bei  Xatorp,  Artikel  Her- 
mias  11  bei  Pauly-Wissowa-Kroll)  in  den  Listen  der  Schüler  Piatons  fehlt  und 
(entgegen  dem  Zeugnis  Strabons)  Piaton  nicht  gehört  hat,  bemerkt  A.  Brink- 
mann, Khein.  Mus.  66  (1911),  228  ff . 

Über  weitere  hier  nicht  genannte  Mitglieder  der  alten  Akademie  s.  Zell  er 
11  1*  S.  982  ff.,  Susemihl,  Gesch.  d.  griech.  Liter,  in  d.  Alex.  I  S.  116  ff. 

Zu  §  46.  Ai'istoteles.  Allgemeines.  Sein  Leben.  Jahresberielife  sieh 
oben  S.  23*f.     Vgl.  auch  W.  W.  Jäger  in:  Geisteswissenschaften  1913,  403—406. 

BibliograpJne :  Mse  Schwab,  Bibliographie  d'Aristote,  Paris  1896  (auto- 
graphiert;  für  ihre  Zeit  beinahe  vollständig  mit  über  3700  Nummern).  Vgl. 
ferner:  S.  Jankelevitch,  Proceed.  of  the  Aristot.  Society,  New  series  vol.  I, 
1900—1901;  PhUos.  ßev.  1902,  S.  205-215. 

Zti  den  antilen  Viten.  In  Betracht  kommt  die  oben  S.  20*  f.  verzeichnete 
Literatur,  insbesondere  Leo,  Die  griech. -röm.  Biogr.,  S.  52  ff.  und  die  dort  genannten 
früheren  Arbeiten.  Vgl.  auch  A.  Baumstark,  Aristot.  bei  den  Syrern  vom  V. 
bis  VIII.  Jahrb.,  Leipz.  1900  (hierin:  Syrisch-arab.  Biographien  des  Aristoteles). 
Ferner  A.  Busse,  Die  neuplaton.  Lebensbeschreibung  des  Aristoteles,  Hermes  28- 
(1893),  252—276..  S.  auch  S.  Sudhaus,  Arist.  in  d.  Beurteilung  d.  Epikur  u. 
Philodem,  Khein.  Mus.  48  (1893),  552—564. 

Xeuere  Arbeiten  über  A.  im  allgemeinen,  sein  Leben  und  seine  Persönlich- 
leit:  J.  G.  Buhle,  Vita  Aristotelis  per  annos  digesta,  im  ersten  Bande,  der 
Bipontina  der  Werke  des  Aristoteles,  S.  80—104.  Ad.  Stahr,  Aristotelia, 
T.  I:  Das  Leben  des  Aristoteles  von  Stagira,  Halle  1830.  Blakesley,  Life 
of  Aristotle,  Cambridge  1839.  G.  H.  Lewes,  Aristotle,  a  chapter  from  the 
history  of  science,  London  1864,  aus  dem  Englischen  übersetzt  von  Julius  Victor 
Carus,  Leipzig  1865;  erstes  Kapitel:  Das  Leben  des  Aristoteles.  E.  Essen.  Ein 
Beitrag  zur  Lösung  d.  aristot.  Frage,  Berl.  1884.  Ch.  Waddington,  Quelques 
points  a  eclaircir  dans  la  vie  d'Aristote  (Extr.  des  Annales  de  philos.  chretienne 
1893),  abgedr.  in  des  Verf.  Buch:  La  philos.  ancienne  et  la  critique  historique, 
Paris  1904,  S.  176 — 207.  Derselbe,  Aristote  ecrivain  et  moraliste  (memoire  lu  ä 
l'Acad.  des  sciences  mor.  et  polit.  en  1898),  abgedr.  ebenda  S.  208 — 249» 
H.  L'Arronge,  A.  als  Menschenkenner,  Diss..  Jena  1897.  Herm.  Siebeck, 
Aristoteles,  Frommanns  Klass.  d.  Philos.,  Bd.  8,  Stuttgart  1899,  3.  Aufl.  19] 0. 
R.  Eucken,  Eine  Einführung  in  Aristoteles,  Münch.  AUg.  Ztg.  Beil.  1S99,  Nr.  140. 
P.  Alfaric,  Aristote,  Paris  1905.  Aug.  Boeckh,  Herraias  von  Atarneus,  Abh. 
d.  Akad.  d.  Wiss.,  hist.-phil.  Kl..  Berl.  1833,  133-157,  Kl.  Schriften  VI  185-210. 
Th.  Bergk,  Rhein.  Mus.  37  (1882),  355  ff.  (begründet  einen  Zwischenaufenthalt 
in  Athen.  Dieser  ist  wichtig  für  gewisse  chronologische  Fragen,  namentlich  in 
der  Politik).  Franz  Brentano,  Aristoteles,  in:  E.  v.  Aster,  Große  Denker,, 
S.  153  ff.  Derselbe,  Aristoteles  u.  seine  Weltanschauung,  Lpz.  1911.  Jul.  Bau- 
mann,  Neues  zu  Sokrates,  Aristoteles,  Euripides,  Leipzig  1.912.  J.  C.  Wilson, 
Aristotelian  studies,  Reissue,  Oxf.  1912.  Ad.  Dyroff,  Über  A.'  Entwickliuig, 
in:  Festg.  f.  G.  Frh.  v.  Hertling  (s.  oben  S.  12*).  S.  auch  die  unten  zu  §  50 
(unter  Psychologie)  angeführte  Schrift  von  Chaignet  und  v.  Wilamowitz- 
Moellendorff,  A.  u.  Athen,  I  311  ff.  A.  Gercke,  Artikel  Aristoteles  18  bei 
.Pauly-Wissowa. 

Über  das  Verhältnis  des  Aristoteles  zu  Alexander  handeln  insbesondere:: 
K.  Zell,  Aristot.  als  Lehrer  des  Alexander;  in:  Ferienschriften,  Freiburg  1826.- 
F.  W.  C.  Hegel,..  De  Arist.  et  Alex,  magno,  Diss.  inaug.,  Berlin  1837.  P.  C. 
Engelbrecht,  Über  die  wichtigsten  Lebensumstände  des  Aristoteles  und  seia 
Verhältnis  zu  Alexander  dem  Großen,  besonders  in  Beziehung  auf  seine  Natur- 
studien, Eisleben  1845.  Rob.  Geier,  Über  Erzieh,  u.  Unterr.  Ales.  d.  Gr.,  I,. 
Halle  1848;  Alexander  und  Aristoteles  in  ihren  gegenseitigen  Beziehungen,  Halle 
1856.  Egg  er,  Aristote,  consider4  comme  pr^cepteur  d'Alexandre,  Caen  1862 
(Extrait  des  Mem.  de  l'Acad.  de  Caen).     Mor.  Carriere,   Alexander  u.  Aristot., 


Zu  §  46.  Aristoteles.  Allgeraeines.  Sein  Leben.  Zu  §47.  Aristoteles' Schriften.  121* 

in   Westermanns  Monatsh.,    Febr.  1865.     F.  Koepp,    Aristoteles  und  Alexander, 
Preuß.  Jahrbücher  113.  83—100.  ' 

Zu  §  47.  Ai'istotolos'  Schriften.  Siehe  die  S.  120*  zitierte  Bibliotjraphic 
d' Aristote.    Jahresberichte  oben  S.  23*  f. 

Zur  Beschäftigung  des  Altertums  und  Mittelalters  mit  den 
aristotelischen  Schriften. 

Zum  Schviftenverxeichnis  des  Ptolemaios :  A.  Baumstark,  Aristoteles  bei 
den  Syrern  1  S.  53-104. 

Über  die  Bedeutung  der  antiken  Kommentare  und  über  den  Wert  der  aka- 
demischen Ausgaben  derselben  nach  verschiedenen  Seiten  s.  H.  Usener,  Gütt. 
gel.  Anz.  1892,  1001  ff.  =  Kl.  Sehr.  III  S.  193-214.  K.  Praechter,  Götting. 
gel.  Anz.  1903,  513  ff.;  1904,  374  ff.;  1906,  861.ff.;  1908,  209  f f . ;  Byzant.  Zeitschr. 
18  (1909),  516  —  538.  F.  Schleiermacher,  Über  die  griech.  Schollen  z.  Nikom. 
Ethik  d.  A.,  Abh.  d.  Berl.  Akad.  a.  d.  J.  1816/17,  histor.-phil.  Kl.,  Berlin  1819, 
263  ff.,  abgedr.  in  Schl.s  Sämtl.  W.  III  2,_S.  309-326.  Val.  Rose,  Über  d. 
griech.  Komm.  z.  Ethik  d.  A.,  Hermes  5  (I8il),  61—113.  G.  Heylbut,  Schollen 
z.  nikomach.  Ethik,  Rhein.  Mus.  41  (1886),  304—307.  M.  Wallies,  Die  griech. 
Ausleger  d.  arist.  Topik,  Berlin  1891,  Pr.  S.  auch  Kopp  unten  unter  a  und 
Brandis  unten   S.  122*  unter  c  zu  den  logischen  Schriften. 

Ed.  Sachau,  Zu  den  Aristoteles- Studien  im  Orient,  Genethliakon  zum 
Buttmannstage  1899,  S.  50-64. 

Zur  Erklärung  des  scholastischen  Aristoteles  ist  von  Wert  das  Werk  des 
Silv.  Maurus  S.  J.,  nach  der  römischen  Ausgabe  von  1668  jetzt  neu  heraus- 
gegeben :  Aristotelis  Opp.  omnia  (lateinisch)  —  brevi  paraphrasi  et  litterae  perpetuo 
inhaerente  espositione  illustrata  a.  S.  M.  ed.  Fr.  Ehrle,  S.  J.,  Par.,  Ratisb.  1885.  1886. 
Am.  Jourdain,  Recherches  critiques  sur  Tage  et  Forigine  des  traductions  latines 
d'Aristote  et  sur  les  commentaires  grecs  ou  arabes  employes  par  les  docteurs 
scolastiques,  Paris  1819  (2.  ed.  1843),  deutsch  von  Ad.  Stahr,  Halle  1831.  Sieh 
auch  K.  Rolfes,  Die  Textauslegung  des  Ar.  bei  Thomas  v.  A.  u.  den  Neueren, 
Jahrb.  f.  Philos.  u.  spek.  Th.  9,  1 — 33,  sowie  Teil  II  *"  dieses  Grundrisses  (s.  dort 
das  Register  unter  Aristoteles). 

Arbeiten  Xeuerer  über  verschiedene  die  aristotelischen 
Schriften  betreffende  Fragen: 

a)  Beihen  von  Beiträgen  eines  und  desselben    Verfassers. 

J.  G.  Buhle,  Commentatio  de  distributione  librorum  Aristotelis  in  exotericos 
et  acrcamaticos,  Gott.  1788.  auch  im  ersten  Bande  der  Buhleschen  Ausgabe  des 
Arist.,  Biponti  1791,  S.  105—152;  Über  die  Echtheit  der  Metaph.  des  Aristoteles, 
in:  Bibl.  f.  alte  Liter,  u.  Kunst,  4.  St.,  Gott.  1788,  S.  1—42;  Über  die  Ordnung 
und  Folge  der  aristqt.  Schriften  überhaupt,  ebenda  10.  Stück,  1794,  S.  33—47. 
Ch.  A.  Brandis,  Über  die  Schicksale  der  aristotelischen  Bücher  und  einige 
Kriterien  ihrer  Echtheit,  Rhein.  Mus.  1  (1827),  236—254:  259—286  (vgl.  dazu 
J.  Kopp,  Nachtrag  zur  Unters,  über  die  Schicksale  der  aristotelischen  Bücher, 
ebenda  3  [1829],  93—106);  Über  die  Reihenfolge  der  Bücher  des  arist.  Organons 
und  ihre  griech.  Ausleger,  Abhandl...der  Berliner  Akad.  der  Wiss.  1833:  Über 
die  arist.  Metaphysik,  ebenda  1834;  Über  Aristoteles'  Rhetorik  und  die  griech. 
Ausleger  derselben,  Philologus  4  (1849),  1  f f .  Ad.  Stahr,  Aristotelia,  Bd.  2:, 
Die  Schicksale  der  arist.  Schriften  usw.,  Lpz.  1832 ;  Aristoteles  bei  den  Römern, 
Lpz.  1834.  Leonh.  Spengel,  Über  Aristoteles'  Poetik,  Abh.  d.  Münch.  Akad. 
1837;  Über  das  7.  Buch  der  Physik,  ebenda  1841;  Über  das  Verhältnis  der  drei 
unter  dem  Xamen  des  Aristoteles  erhaltenen  ethischen  Schriften,  ebenda  1841  bis 
1843;  Über  die  Politik  des  Aristoteles,  ebenda.  1849;  Über  die  Reihenfolge  der 
naturwiss.  Schriften  des  Arist.,  ebenda  1849;  Über  die  Rhetorik  des  Aristoteles, 
ebenda  1851;  Über  y.üdaoai:  rwr  7iaß}]uÜT0)r  bei  Arist.,  ebenda  18.59;  Arist. 
Studien :  Nikom.  Ethik,  Eudem.  Ethik, '  Große  Ethik,  Politik  und  Oekonomik,. 
Poetik,  ebenda  1863—1868.  Vgl.  darüber  Bonitz,  Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymn. 
1866,  777 — 804.  Jakob  Bernays,  Ergänzung  zu  Aristoteles'  Poetik,  Rhein- 
Mus.  8  (1853),  561 — 596.     Grundzüge  der  verlorenen  Abhandlung  des  Aristoteles- 


'['22*  Literatlirverzeichnis. 

über  Wirkung  der  Tragödie,  Abhandl.  der  hist.-phil.  Gesellsch.  zu  Breslau  1  (1858). 
13S  ■•  202.  Diese  beiden  Abhandlungen  wieder  abgedruckt  in:  Zwei  Abh.  über  die 
arist.  Theorie  des  Drama.  Berlin  1880.  Oratio  de  Aristotele  Atheiiis  poregrinante 
et  de  libris  eius  politicis,  in:  Ges.  Abhandl.  I,  lü.5— 178.  Bernavs'  Abhandlung  über 
die  Dialoge  des  Aristoteles  s.  unten.  Herrn.  Bonitz,  Aristotelische  Studien, 
I-V.  Wien  1862—1867.  Rud.  Eucken,  De  Arist.  dicendi  ratione,  p.  I:  Ob- 
servaliones  de  particularum  usu,  Gott.  1866;  ders.,  Über  den  Sprachgebrauch  des 
Arist.,  Beobachtungen  über  die  Präpositionen,  Berlin  1868.  Beiträge  zum  Ver- 
ständnis d.  Arist.,  X.  Jahrbb.  f.  Philol.  u.  Pädag.  99  (1869).  243-252;  817—820. 
J.  Vahlen,  Aristotelische  Aufsätze.  1 — 3.  Sitzungsber.  der  Wiener  Akad.  71 
<1S72),  419-434;  72  (1872),  5— 54;  75  (1873),  220-224;  77  (1874),  293—298. 
Diese  und  eine  Reihe  anderer  Arbeiten  Vahlens  zu  Aristoteles  jetzt  abgedruckt 
in  Vahlens  Gesammelten  philol.  Schriften  I,  Leipzig  und  Berlin  1911.  Beiträge  zu 
Aristoteles'  Poetik  s.  unten  S.  128*  zur  Poetik,  ^"ahlens  Aristotelesarbeiten  sind  zu- 
sammengestellt von  H.  Schöne,  Neudruck  von  Vahlens  Beiträgen  zu  Aristoteles' 
Poetik  (s.  u.  S.  128*)  S.  VII  f.  E.  Zeller,  Über  den  Zusammenhang  der  platonischen 
und  aristotelischen  Schriften  mit  der  persönlichen  Lehrtätigkeit  ihrer  Verfasser, 
Hermes  11  (1876),  84-96  =  Kleine  Sehr.  I  152—165.  Derselbe,  Zur  Geschichte 
der  piaton.  und  aristot.  Schriften,  Hermes  15  (1880),  547—556  =  Kleine  Sehr.  I 
228-238.  Wilh.  Hertz,  Gesammelte  Abhandlungen,  her.  v.  Fr.  v.  der  Leyen, 
Stuttg.  u.  Herlin  1905  —  großenteils  Vorarbeiten  zu  einem  von  Hertz  geplanten 
Werke  „Aristoteles  im  Mittelalter".  Nicht  aufgenommen  ist  das  Material  zu  der 
Sage  von  Aristoteles  und  Phyllis,  da  hierüber  inzwischen  eine  Monographie  von 
Borgold,  Aristoteles  en  Phyllis,  Groningen  1902,  erschienen  war.  Emil 
Szanto,  Ausgewählte  Abhandlungen,  her.  von  H.  Swoboda,  Tüb.  1906  (darin 
auch  Aufsätze  zu  Arist.,  besonders  zur  Politik  und  zur  Uo/uieia  'Ad}]vakor). 

Vollständigeres  Verzeichnis  der  Aristotelesarbeiten  von  Buhle,  Brandis, 
Stahr,  Spengel,  Bernays.  Eucken,  Zeller  in  den  oben  S.  22*  f.  genannten 
Bibliographien  von  Engelmann-Preuß  und  Klußmann.  Hier  auch  V'erzeich- 
nisse  der  Arbeiten  von  O  Apelt,  Ol.  Baeumker,  J.  Barthelemy  Saint- 
Hilaire,  Th.  Bergk,  Fr.  Brentano,  A.  Busse,  I.  Bywater,  H.  Diels. 
Th.  Goraperz,    W.  Öncken,    K.  Prantl,    P.  Tannery.   G.  Teichmüller, 

F.  A.  Trendelenburg,  H.  Sieb  eck,  Fr.  Susemihl,  Fr.  Ueberweg, 
H.  L'sener,  U.  v.  Wilamowi  tz-Moellendorff  u.  a.  Für  ZeUer  s.  auch  das 
Schriftenverzeichnis  in  Zellers  Kl.  Sehr.  III  518  ff. 

b)  AUgemeine  Frayen  der  aristotelischen  Scitriftstellerei.  Einteilung  und 
Geschichte  des  aristotelischen  Korpus.     Sprache  taid  Stil.     Terminologie. 

Fr.  X.  Titze,  De  Ar.  operum  serie  et  distinctione,  Lpz.  1826.  R.  Shute, 
Un  the  history  of  the  process  by  which  the  Aristotelian  writings  arrived  at  their 
present    form,"  Oxf.    1888.       Rud.    Eucken,    De    A.    dicendi    ratione,    s.    oben. 

G.  Kai  bei,  Stil  u.  Text  d.  'Aß)]v.  jzohr.  d.  A.,  Berlin  1893.  Sehr  Bemerkens- 
wertes bietet  die  Besprechung  dieses  Buches  durch  H.  Diels,  Gott.  gel.  Anz. 
1894,  293—307.  M.  Kappes",  Aristoteles- Lexikon,  Erkl.  d.  philos.  termini  teeh- 
nici  d.  A.  in  aiphabet.  Reihenfolge,  Paderborn  1894.  J.  Freuden  thal.  Über 
den  Begriff  des  Wortes  cpanaoia  bei  A.,  Gott.  1863.  J.  C.  Wilson,  On  the  use 
of  u/.)!  >"j  in  Arist..  Class.  quarterly  3  (1909),  121 — 124.  P.  van  Braam,  A.'s 
use  of  auaoTia,  Class.  quart.  6  (1912).  266.  R.  Hirzel  (zum  Terminus  svts- 
/.i/Fia),  Philol.  72  (1913),  43  Anm.  5.  J.  L.  Stocks,  On  the  Aristotelian  use  of 
/.öyoc,  Class.  quart.  8  (1914),  9  ff.  S.  dazu  die  S.  126*  unter  den  Ethiken  angeführten 
Bemerkungen  von  Wilson,  Lord  und  Burnet.  G.  Rudberg,  Peripatetica  I 
[Sprachliches  zu  A.j,  Eranos  (Acta  philol.  Suecana)  14,  21  ff.  Ein  treffliches 
Hilfsmittel  für  terminologische  Forschungen  bietet  aer  Index  Aristotelicus  von 
H.  Bonitz  in  der  Aristoteles-Ausgabe  der  Berliner  Akademie  Bd.  5.  S.  auch 
die  zu  §  49  angeführten  Arbeiten  über  tö  ti  >])■  ehat  und  andere  Termini. 

c)  Arbeiten  xu  den  einxelnen  Schriften  imd  Schriftgruppen. 

Logische  Schriften:  Ch.  A.  Brandis,  Über  die  Reihenfolge  der  Bücher  des 
aristot.  Organons  u.  ihre  griech.  Ausleger  nebst  Beitr.  zur  Gesch.  des  Textes  jener 
Bücher  d.  A.  u.  ihrer  Ausgaben,  Abh.  d.  Berl.  Akad.  1833.  F.  Th.  Waitz,  De 
Ar.  libri  .-r.  eojnp-Fiag  cap.  decimo,  Hab. -Sehr.,  Marb.  1844.  Ad.  Textor,  De 
herm.  Ar.,  Diss.  inaug.,  Berl.  1870.     Hur.  Maier,  Die  Echtheit  der  Aristotelischen 


Zu  §  47.     Aristoteles'  Schriften.  12B* 

Hermeneutik,  Aroh.  f.  Gesch.  d.  Ph.  13  (1900),  2.3—72.  Imelmann,  Zur  arist. 
Topik,  Berlin  1871.  E.  Schmidt,  Die  aristotelischen  Kate<;orien  in  St.  Gallen, 
Erlangen  1874.  Werner  Luthe,  Beiträtre  zur  Logik,  11  (Die  aristotelischen 
Kategorien  und  die  Syllogistik  des  A.),  Berl.  1877.  L.  Haas,  Zu  den  logischen 
Forinalprinzipien  des  A.,  Burghausen  1887,  Pr.  J.  C.  Vollgraff.  Emendatur 
Aristotelis  .i.  tomjv.  c.  10  §  5,  Mnemos.  N.  S  30  (1902),  15.  A.  Gcrcke. 
Ursprung  d.  aristot.  Kategorien,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  4  (1891 1,  424-441. 
E.  Witten.  Die  Kategorien  des  A.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  17  (1904),  52-59. 
loannes  Pflug,  De  Arist.  Topicorum  libro  quinto.  Leipz.  1908.  Diss.  E.  Du- 
preel,  Aristote  et  le  traitö  des  Cat^gories,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  22  (1909). 
230—251.  G.  E.  Underhill,  Aristotle,  prior,  anal.  2,  23,  Class.  rev.  28  (1914), 
33 — 35.  Ch.  H.  Haskins,  Mediaeval  versions  of  the  Posterior  Analytics,  Har- 
vard studies  vol.  25  (1914).     Vgl.  auch  die  Lit.  zu  §  48. 

Meto p////s /'/,■:  C.  L.  Michelet,  Examen  critique  de  l'ouvrage  d'Aristotc  in- 
titule  Metapliysique,  Par.  183t).  F.  Ravaisson,  Essai  sur  la  Metaphysique 
■d'Aristote,  Par.  1837  —  1846.  J.  C.  Glaser,  Die  Metaph.  des  Arist.  nach  Kom- 
position, Inhalt  u.  Methode.  Berlin  1841.  Herrn.  Bonitz,  Observ.  criticae  in 
Arist.  libros  metaphysicos,  Berolini  1842.  W.  Christ,  Studia  in  Aristot.  libr. 
metaph.  collata,  Berlin  1853.  Derselbe,  Krit.  Beiträge  z.  Metaphys.  d.  Aristot., 
Sitzungsber.  d.  philos.-philol.  u.  hist.  Kl.  d.  Münchener  Akad.  1885,  406—423.  K.  G. 
Michaelis.  Z.  Erklär,  v.  A.  Metaph.  Z  9,  Neustrelitz  1866,  Pr.  E.  Zeller,  Über 
d.  Benutz,  d.  arist.  Metaph.  in  d.  Schriften  d.  älteren  Peripatetiker,  Abh.  d.  Berl. 
Akarl.  philos.-hist.  Kl.  1877,  145-167  =  Kl.  Sehr.  I  191— 214.  G.  Schramm. 
D.  .Metaphvs.  des  Arist.  nach  ihrem  Inhalte,  Bamberg  1877,  Pr.  P.  Natorp,  Thema 
u.  Disposition  d.  aristot.  Metaphysik,  Philos.  Monatsh.  24  (1888),  37—65;  540  bis 
ii74.  K.  Goebel,  Bemerkungen  zu  A.  Metaphysik,  Soest  1889,  Pr.  Derselbe, 
Übersetzung  von  B.  A  der  Metaphys.  des  Arist.,  Soest  1896,  Pr.  J.  Zahl- 
fleisch.  Die  Metaphysik  des  Arist.  das  einheitliche  Werk  eines  Autors,  Philol. 
55  (1896).  123—153.  Derselbe,  Einige  Gesichtspunkte  für  die  Auffassung  u.  Be- 
urteilung d.  aristot.  Metaphysik,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  12  (1899),  434-492;  13 
<1900l,  502—540.  O.  Apelt,  Zur  Metaph.  des  A.,  Beiträge  usw.  (s.  oben  S.  41* 
unter  J),  S.  217  —  2.52.  H.  Jackson,  Oii  sorae  passages  in  Aristotle's  Meta- 
physies  J,  Journal  of  philology  29  (1904),  1,39—144.  Alb.  Goedeckemeyer,  Ge- 
dankengang u.  Anordnung  d.  aristotel.  Metaphysik,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  20 
(1907),  521—542:  21  (1908),  18-29.  W.  A.  Heidel,  Zu  Aristoteles'  Metaphvsik, 
Hermes  43  (190S),  169-172.  H.  Richards,  Varia,  Class.  rev.  21  (1907).  197  ff. 
(zu  Arist.  Metaph.  1,  2  p.  982b  28).  P.  Eusebietti,  II  probleraa  metafisico 
secondo  Aristotele  e  l'interpretazione  d'un  passo  della  Metafisica  (A  10,  1075  b  17 
bis  24).  Arch.  f.  Gesch.  d.  Phdos.  22  (1909),  536 ff.  M.  L.  de  Gubernatis  [zu 
Metaph.  981  a  12],  Boll.  di  filol.  class.  16(1909),  160  f.  Const.  Sauter,  Avi- 
cennas  Bearb.  d.  aristot.  Metaph.,  Münch.  1912,  Diss.,  als  Buch  Freib.  i.  B.  1912. 
W.  \V.  Jaeger,  Zu  Aristot.  Metaph.  0  9,  1051a  32  ff.,  Rhein.  Mus.  67  (1912), 
304  —  305.  Derselbe,  Studien  z.  Entstehungsgesch.  d.  Metaphysik  d.  Arist.,  Berlin 
1912  (I.  Die  Komposition  der  Met.  II.  Die  literar.  Stellung  u.  Form  der  Met.). 
P.  Shorev  [zu  Metaph.  1086b  32—37],  Class.  philol.  8  (1913).  90—92.  J.  C. 
Wilson  [zu. Metaph.  1048  a  30  ff.],  Journ.  of  philol.  32  (1913),  300.  Zur  hand- 
schriftlichen Überlieferung  K.  Kalbfleisch,  Hermes  30  (1895),  631;  H.  Mutsch- 
mann.  Berl.  philol.  Wochenschr.  1908,  1328.  1456.  Vgl.  Krische,  Forschungen 
auf  dem  Gebiete  der  alten  Philosophie  I  263—276,  wie  auch  Bonitz  und 
Schwegler  in  ihren  Kommentaren  zur  aristotelischen  Metaphvsik.  S.  auch  die 
Lit.  zu  §  49. 

Naturphilosophisclie  und  uaturicissenschaftliche  Schriften:  R.  Ru brich i, 
Osservazioni  critiche  al  nsgl  odgarov  di  Aristotele,  Rivista  di  storia  antica  e 
scienze  affini,  N.  S.  9,  203—210;  385-392.  J.  Zahlfleisch,  Zur  Meteorologie 
des  Aristoteles,  Wiener  Studien  26  (1904),  43-61.  C.  Prantl,  De  Ar.  librorum 
ad  hist.  animal.  pert.  ordine  atque  dispositione,  Monachii  1843 ;  Symbolae  criticae 
in  Arist.  phys.  auscultationes,  Berol.  1843.  H.  Thiel,  D.  zool.  Ar.  1.  ordine  ac 
distrib.,  Breslau  1855,  G.-Pr.  Langkavel,  Scholien  zu  A.'  Werk  de  partibus 
animaliura,  Berl.  1863,  Pr.  Ch.  Thurot,  Obs.  crit.  sut  le  traite  d'Ar.  de  part. 
animalium,  Revue  arch.  N.  S.  16  (1867),  196—209;  233—242;  305-313;  17  (1868), 
72—88:   sur  les  Met^orol.,   ebd.  20  (1869),  415-420;  21  (1870),  87—93;  249—255; 


\'24*  Literaturverzeichnis. 

3o9— 346;  396—407.  M.  Hayduck,  Bemerkungen  zur  Phvs.  des  Arist.,  Greifsw, 
1871,  G.-Pr.  E.  Gottsthlich,  Zur  Phys.  des  Arist.,  X.'jahrbb.  f.  Philol.  105 
(.18721.  618-620.  H.  Di  eis,  Zur  Textgeseh.  der  arist.  Phys.,  Abb.  d.  Beri.  Akad. 
aus  d.  Jahre  1882,  Abh.  1.  H.  Bon  itz ,  Zur  Erklär,  einiger  Stellen  aus  x\.r.  Sehr,  über 
die  Seele,  Hermes  7  (1873),  416 — 436.  W.  Streb Ike,  De  commentario  anonymo 
in  Arist.  de  anima  libros  conscripto,  Berlin  ]876,  Diss.  P.  Shorev,  Aristoteles 
de  anima,  Amcr.  journ.  of  philol.  22,  149—164.  A.  Stapfer,  Studia  in  A.  de 
anima  libros  eoUata,  Landshut  1888,  Diss.  von  Erlangen.  Derselbe,  Kritische 
Studien  zu  Ar.'  Schrift  von  der  Seele,  Landshut  1890,  Pr.  J.  Freu  de  n  thal,. 
Zu  A.  de  mem.  2,  452  a  17  f.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  2  (1889),  5—12.  J.  L 
Beare.  A.  de  anima  2,  83,  419b  22-25;  de  sensu  7,  Hermathena  30,  73—76. 
G.  Eodier,  Note  sur  un  passage  du  De  anima  d'Aristote  [3,  2,  426b  3], 
Revue  des  ^tudes  anciennes  1901,  313 — 315.  P.  Tan*nery,  Sur  la  composition 
de  la  Phys.  d'A.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  .7  (1894),  224—229;  9  (1896),  lir>— 118 
(für  Scheidung  des  5.  u.  6.  Buchs  aus  der  Physik,  als  einer  vielleicht  früher  ab- 
gefaßten besonderen  Schrift);  gegen  ihn  G.  JRodier  ebd.  8  (1895),  454 — 460;  9 
(1896),  185 — 189.  Barth^lemy  St.  Hilaire,  Memoire  sur  le  trait^  de  la  gen^- 
ration  des  animaux  d'Aristote,  Seances  de  TAcad.  des  sciences  morales  et  pol. 
1886.  1887.  L.  Dittmever,  Die  Unechtheit  des  9.  Buches  der  Aristotel.  Tier- 
geschichte, Blätter  f.  d.  (bayr.)  Gymn.  23  (1887),  16-29;  65-79;  145—162.  Derselbe, 
Unters,  über  einige  Handschriften  n.  lat.  Übersetzungen  der  Aristotelischen  Tier- 
geschichte, Würzb.  1902,  Pr.  E.  L.  De  Stefani,  Per  l'Epitome  Aristotelis  de 
animalibus  di  Aristofane  di  Bizanzio,  Studi  ital.  di  filol.  class.  12  (1904),  421 — 445. 
F.  Poschenried  er ,  Die  naturwissejischaftlichen  Schriften  des  Arist.  in  ihrem 
Verhältnis  zu  den  Büchern  der  hippokrat.  San)mlung,  Bamberg  1887,  Pr.  Ernst 
Hoff  mann.  De  Aristotelis  Physicorum  libri  septimi  origine  et  auctoritate, 
pars  I,  Berliner  Dissert,  1905  (das  siebente  Buch  Best  eines  größeren  rein  physi- 
kaüschen  Werkes,  das  dem  in  den  übrigen  Büchern  erhaltenen  naturphilosophischen 
Werke  voranging  und  für  Anfänger  bestimmt  war).  Derselbe,  De  Aristot.  Physi- 
corum libri  septimi  duplici  forma,  I.  II,  Charlottenb.  1908.  1-909,  Pr.  C.  Bitter- 
auf, Quaestiunculae  criticae  ad  Aristotelis  Parva  Naturalia  pertinentes,  München 
1900.  P.  Wendland,  Die  Textkonstitution  der  arist.  Schrift  IIeoI  uioß/jOEtog  y.ai 
uiaOrfzchv,  Festschrift  f.  Th.  Gomperz,  Wien  1902,  S.  173—184.  J.  G.  Smvlv .  Arist.  de 
mem.  452a  17—26,  Class.  rev.  20  (1906),  248-249.  E.  Richter,  De  Ar.  proble- 
matis,  Bonn  1885,  Diss.  Karl  Stumpf,  Die  pseudoaristotelischen  Probleme  üb. 
Musik,  Abh.  d.  ßerl.  Ak.  1896.  G.  Tischer,  Die  aristotelischen  Musikprobleme, 
Berlin  1902,  Diss.  C.  E.  Ruelle.  Aristote  Probl.  19,  3,  Revue  de  philol.  27 
(1903),  272.  Derselbe,  Aristote  Probl.  4,  13,  878  a  14-15,  ebenda  33  (1909),  224. 
Derselbe,  Aristote  Phys.  11,  38,  ebenda  34  (1910),  172.  R.  K.  Gaye.  On  Aristotle 
Phvs.  Z  9  p.  239  b  33— 240  a  18  (Zeno's  fourth  argnment  against  motion),  Journ. 
of  philol.  31  (1910),  95—116.  Sh.  Ow.  Dickerman,  Transact  of  the  Amer. 
philol.  assoc.  42  (1912),  128  (berührt  Phys.  2,  8,  199  a  22).  Wilh.  Capelle,  Das 
Proömium  der  Meteorologie,  Hermes  47  (1912),  514-535.  F.  H.  Fobes.  A  preli- 
minarv  studv  of  certain  mss.  of  Aristotle's  Meteorology,  Class.  rev.  27  (1913), 
249  ff!  Derselbe  (zum  Texte  d.  Met.  u.  mittelalt.  Übers.),  Class.  philol.  10, 
188  ff.  297  ff.  ^y.  W.  Jäger,  D.  Sehr.  .t.  Cqkoi'  y.irrjoscog,  Hermes  48  (191.3), 
31  ff.  —  G.  Rudberg,  Textstudien  zur  Tiergeschichte  des  Aristot.,  Uppsala 
Univers,  arsskrift  1908  (Ergänzung  dazu:  G.  Rudberg,  Adnotationes  in  quos- 
dam  Codices  Moerbekenses,  Eranos  12  [1912],  32  ff.).  Derselbe,  Kleinere  Aristo- 
teles-Fragen, I.  Die  Übersetzung  des  Michael  Scotus  und  die  Paraphrase  des 
Albertus  Magnus  im  10.  B.  der  Tiergeschichte,  Eranos  8  (1908),  151—160; 
IL  Die  Tiergeschichte  des  M.  Scotus  u.  ihre  mittelbare  Quelle,  ebenda  9  (1909), 
92  -  128.  HI.  Zu  den  Aderbeschreibungen  d.  Aristot.,  ebenda  13  (191.3),  51—71. 
Derselbe,  Zum  sog.  zehnten  Buche  d.  aristot.  Tiergeschichte,  Uppsala  u.  Leipzig 
1911.  A.  Platt  (zu  bist.  an.  8,  28),  Class.  quart.  3  (1909),  241-243.  H.  W. 
Greene,  MexeoiooOrjoos  (zu  hist.  an.  9,  36,  620a  30),  Class.  rev.  27  (1913),  194. 
H.  Richards,  "Aristot.  hist.  an.  4,8,  5.33b  17,  Class.  rev.  27  (1913),  163. 
H.  Jackson  (zu  hist.  anim.  4,  533b  15),  Journ.  of  philol.  32  (1913),  302. 
P.  Shorev,  On  Aristotle  de  part.  anim.  4,  10,  68,  a  13,  Class.  philol.  4,  203. 
Derselbe  (zu  de  anima  403  a  23  und  405  a  3l,  Class.  philol.  9,  191.  316. 
A.  Platt,  On  Aristotle  de  anim.  incessu,  Journ.  of  philol.  32  (1913),  37—42. 
J.  L.  Stocks,  Äöyog  and  fisoÖTTjg  in  the  de  anima  of  A.,  Journ.  of  philol.  33, 
182  ff.     K.  E.   Bitterauf,    Der  Schlußteil    der    aristot.    Biologie,    Beiträge    zur 


Zu  §  47.    Aristoteles'  Schriften.  125* 

Textgeschiclite  und  Textkritilc  der  Schrift  de  generatione  animalium,  Kempten 
1913,  Pr.  Derselbe,  Neue  Textstud.  z.  Schlußteil  d.  arist.  15iol.,  Kempten  1914, 
Pr.  —  E.  Neustadt,  Ps.-Aristot.  nsgi  .-irEv/naTo?  c.  9  und  Athenaios  von 
Attaha,  Hermes  44  (1909),  60—69.  J.  Partsch,  Des  Aristot.  Buch  „Über  das 
Steigen  des  Nil",  Abhandl.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wissensch.,  philol.-hist.  Kl.  Bd.  27, 
Nr.  16,  S.  553—600,  Leipz.  1910.  P.  Bolchert,  Liber  Aristot.  de  inund.  Nili, 
Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  27  (1911),  150—155.  Vgl.  auch  W.  Ca- 
pelle.  Die  Nilschwelle,  ebenda  33  (1914),  317  ff.  F.  Masci,  Su  alcuni  luoghi 
della  Fisica  d'A.,  Atti  d.  R.  Acc.  di  sc.  mor.  e  pol.,  Napoli  1912.  A.  Mansion, 
Introduction  a  la  Physique  aristotelicienne,  Louvain-Paris  1913.  J.  Hammer- 
Jensen,  Das  sog.  IV.  Buch  der  Meteorologie  des  A.,  Hermes  50  (1915),  113—136 
(das  Buch  stammt  nicht  von  Aristot.,  sondern  ist  ein  Jugendwerk,  wahrschein- 
lich das  erste,  des  Straton).  M.  Wallies,  Zur  doppelten  Rezension  des  siebenten 
Buches  d.  aristot.  Physik,  Rhein.  Mus.  70  (1915),  147  —  149.  S.  auch  Spengel 
o.  S.  121*  und  die  Liter,  zu  §  50. 

De  lineis  msecabilibus:  O.  Apelt,  Die  Widersacher  der  Mathematik  im 
Altertum,  in:  Beitr.  zur  Gesch.  der  griech.  Philos.,  Leipz.  1891,  mit  Übers,  d. 
Schrift  (271 — 286).  J.  C.  Wilson,  On  the  geometrical  problem  in  Plato's  Meno 
86  e  sqq.,  with  a  note  on  a  passage  in  the  treatise  de  lineis  insecab.  970  a  5, 
Journ.  of  philol.  28  (1903),  222—240.  M.  Havduck,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol. 
1874,  161  ff. 

De  mirab.  uuscult.:  K.  Praechter,  Ps.-Aristot.  rr.  Oavin.  dy.ovaiii.  39,  Philol. 
64  (1905),  386  f.  Derselbe,  Byz.  Zeitschr.  13  (1904),  2  ff.  (Verhältnis  zu  Paulos  Silen- 
tiarios).  W.  Headlam,  A  marvelous  pool  [Arist.  Mirab.  p.  38  Westerm.],  Class: 
Tev.  19  (1905),  439.  Max  Radin,  Zu  den  pseudaristotel.  Mirabiles  ausciüta- 
tiones,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1913,  541.  Vgl.  auch  Ch.  Du  gas.  Bull,  de 
corr.  heU^n.  34.  116—121;  A.  J.  Reinach,  Rev.  de  philol.  35  (1911),  34; 
Henr.  Oehler,  Paradoxogr.  Florent.  anon.  opusc.  de  aquis  mirab.  Tub.  1914, 
Diss.  (s.  dort  die  Stellen  im  Index  S.  187). 

Quaestiones  mechanicae:  F.  Th.  Poselger,  Über  A.'  mechan.  Probleme, 
Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  1829.  Dieselbe  Abhandlung  mit  einem  Vorworte  von 
Mor.  Rühlmann,  Hannover  1881. 

Die  Ethiken:  Wilh.  Gottlieb  Tennemann,  Bern.  üb.  die  sogen,  große  Ethik 
des  Arist.,  Erfurt  1798.  F.  Schleiermacher,  Über  die  ethischen  Werke  des 
Aristoteles,  gelesen  am  4.  Dez.  1817,  abgedr.  in  den  Sämtl.  Werken  III  3  (1835), 
306 — 333.  Herm.  Bonitz,  Obs.  crit.  in  Arist.  quae  feruntur  Magna  Moralia  et 
Eth.  Eudemia,  Berol.  1844.  Ad.  Trendelenburg,  Über  Stellen  in  der  nikom. 
Ethik,  in  den  Monatsber.  der  Berliner  Akad.  1850  und  in  den  Hist.  Beiträgen  zur 
Philos.  II  (Berlin  1855);  Zur  arist.  Ethik,  in  den  Hist.  Beitr.  III  (1867).  J.  B en- 
dixen, Comm.  de  Ethicorum  Nicomacheorum  integritate,  Ploenae  1854;  Be- 
merkungen zum  7.  Buch  der  nikom.  Ethik,  Philol.  10  (1855),  199—210;  263  bis 
292;  Übersicht  über  die  neueste,  die  aristotelische  Ethik  und  Politik  betreffende 
Literatur,  ebenda  11  (1856),  351-378,  544-582;  14  (1859),  332—372;  16  (1860), 
465—522;  vgl.  13  (1858),  264—301.  H.  Hampke,  Über  das  fünfte  Btich  der 
nikom.  Ethik,  ebenda  16  (1860),  60—84.  Christian  Pansch,  De  Ethicis  Nico- 
macheis genuino  Arist.  libro,  Bonn  1833,  Diss.  (vgl.  Trendelenburg s  Rez. 
dieser  Schrift,  insbesondere  seine  Verteidigting  der  von  Pansch  angefochtenen 
Echtheit  des  zehnten  Buches  der  nikom.  Ethik,  Jahi'bb.  f.  wissensch.  Kritik  1834, 
358  ff.,  und  Spengel,  Abh.  der  bayer.  Akad.  3,  518 ff.);  Chr.  Pansch,  De  Ar. 
Eth.  Nie.  7,  12—15  et  10,  1  —  5,  Eutin  1858,  Pr.  H.  S.  Anton,  Quae  intercedat 
ratio  inter  Eth.  Nie.  7,  12—15  et  10,  1—5,  Dantisci  1858.  F.  Mün scher, 
Quaest.  crit.  et  exeget.  in  Arist.  Eth.  Nicom.,  Marburgi  1861  (dazu  J.  Vahlen, 
Philol.  21  [1864],  153  f.  =  Ges.  philol.  Schriften  I  286  f.).  R.  Noetel.  Quaest. 
Ar.  (de  libro  V.  Eth.  Nie),  Berol.  1862,  G.-Pr;  Das  4.  Kap.  im  1.  B.  der  nikom. 
Eth.,  Jahrbb.  f.  Philol.  119  (1879),  25—38;  Aristotehs  Ethicorum  Nie.  libri  3 
■cc.  9.  10.  11.  12,  quae  sunt  de  fortitudine,  enarr.,  Berl.  1884,  Pr.  z.  50jähr. 
Jubelf.  d.  Fr.-Wilh.-Gymn.  Posen.  F.  Hacker,  Das  5.  Buch  der  nikom.  Ethik, 
Zeitschr.  f.  das  G.-W.  16,  513—560;  Beitr.  z.  Krit.  u.  Erklär,  des  7.  Buches  der 
nikom.  Ethik,  Berl.  1869,  G.-Pr.  H.  Rassow,  Obs.  crit.  in  Aristotelem,  Berlin 
1858,  Pr.;  Emend.  Aristoteleae,  Weimar  1861,  Pr.;  Beitr.  zur  Erklär,  und  Text- 
kritik der  nikomach.  Ethik  des  Arist.,  Weimar  1862,  Pr.  und  (zum  7.  B.)  1868,  Pr. ; 


126*  Literaturverzeichii  is. 

Forschungen  über  die  nikomach.  Ethik  des  Aristot.,  Weimar  1874.  Joh.  Iinel- 
mann.  Ubs.  er.  in  Ar.  E.  N.,  Hai.  18G4,  Diss.  Moritz  Vermehren,  Aristot. 
}?chriftstellen  untersucht,  Heft  I:  Zur  nikom.  Ethik,  Lpz.  18ö4.  Fr.  SusemihI,  Über 
die  nikom.  Ethik  des  A.,  Verhandl.  der  35.  Versammlung  deutsch.  Philol.  u.  8chuhn. 
1881.  J.  Wiggert,  De  Arist.  ethicorum  Nie.  lib.  7,  12—15,  Stargard  1871,  G.- 
Pr.  E.  Bösser,  Commentarius  ad  Aristot.  Ethicorum  Nie.  libr.  8  et  9,  Eutin 
1873,  G.-Pr.  L.  Diederichsen,  In  welchem  Verh.  stehen  das  5.,  6.  u.  7.  B. 
der  nikomach.  Ethik  zu  den  vorhergehenden  u.  die  erste  Behandlung  der  ijöovt) 
u.  /.i'.T/;  zur  zweiten  ?  Flensburg  18<7,  Pr.  J.  Coo  k  Wilson  ,  Aristotelean  studies,  1. 
On  the  structure  of  the  7.  book  of  the  Nicom.  Ethics  Ch.  1— K),  Oxford  1879. 
Ch.  Schwanebach,  Zur  Frage  nach  der  Überlieferung  des  7.  Buches  der  niko- 
mach. Ethik,  Petersb.  1883,  Pr.  d.  reform.  Kirehensch.  I.  By water,  Contri- 
butions  to  the  textual  criticism  of  A.s  Nicom.  Ethics,  Oxf.  1892!^  J.  L.  Heath, 
Od  the  probable  order  of  certain  parts  of  the  Nie.  Ethics,  Journ.  of  philol.  1884, 
41—55.  E.  Arleth,  Über  Arist.'  Ethik  1,  5.  1097b  16ff.,  Zeitschr.  f.  Ph.  90 
(1887),  88—110.  J.  Stewart,  Notes  on  the  Nicomachean  Ethics,  2  vols.,  Oxf. 
1893.  S.  Ferrari,  L'Etica  a  Nicomaco  in  relazione  alle  dottrine  greche  anterior!  ed 
al  pensiero  moderne,  Mantova  1887.  J.  Zahl  fleisch.  Die  in  den  drei  unter 
dem  Namen  des  Arist.  uns  erhaltenen  Ethiken  angewandte  Methode,  Jahrb.  f. 
PhUos.  u.  spek.  Th.  10  (1896),  1-22;  149—174.  Petrus  van  Braam.  De 
tribus  libri.s,  qui  sunt  Ethicis  Nicomacheis  communes  cum  Ethicis  Eudemiis.  Traj. 
ad  Rh.  1901.  0.  Apelt,  Zur  Endemischen  Ethik,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  149 
(1894),  729—752.  Derselbe,  Zur  eudem.  Ethik,  Eisenach  1902,  Pr.  Eich.  Noetel, 
Aristotelis  Ethic.  Nicom.  libri  4.  capp.  1.  2.  3  enarrantur,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  155 
(1897),  433—450.  Henry  Jackson,  On  some  passages  in  the  seventh  book  of 
the  P^udemian  Ethics  attributed  to  Aristotle,  Cambridge  1900.  J.  C.  Wilson, 
On  Arist.  Nie.  Eth.  7,  14,  2  [1154a  8  ff.]  aud  12,  2  []152b  33  ff.J,  Class.  rev. 
16(1902).  23-28.  Derselbe,  Nie.  Eth.  .5,  8,  7,  1135  b  19,  ebenda  17  (1903), 
384f.  H.  Richards,  Arist.  Eth.  8,  5,  Class.  rev.  16  (1902),  .896.  St.  Schin- 
dele, Die  aristot.  Ethik,  PhUos.  Jahrb.  15  (1902),  121  ff.  315  ff.;  16  (1903), 
149 ff.  380 ff.  J.  B.  Beare,  The  meaning  of  Aristot.  Nicom.  Eth.  1095a  2, 
Hermathena  28.  40--43.  R.  G.  Burv,  Arist.  Eth.  1,  6,  Class.  rev.  18  (1904), 
17.  N.  Kaufmann.  Zur  Aristot.  Ethik,  Philos.  Jahrb.  17  (1904),  375  ff. 
C.  Marchesi,  L'Etica  Nicom.  nella  tradizione  latina  medievale,  Messina  1904. 
L.  H.  G.  Greenwood,  Suggestions  on  the  Nicom.  Ethics,  Class.  rev.  19  (1905), 
14-18.  H.  Jackson,  On  Nicom.  Ethics  6,  1,  1139  a  3—6,  Class.  rev.  19  (1905), 
299-300.  J.  S.  Phillimore,  A  correction  in  Aristotle  Nie.  Eth.  4,  1128a  27. 
Class.  rev.  20  (1906),  15.  T.  D.  Seymour  (zu  Eth.  Nie.  1113a),  Class.  rev.  20 
(1906),  338  f.  C.  E.  Ruelle.  Un  faux  aiguillage  philologique  ä  propos  d'un 
passage_  d"Aristote  (Eth.  Nicom.  5,  8,  1132  b  31),  Revue  des  etudes  grecques 
20  (1907),  171—175.  Peter  von  der  Mühll,  Zum  1.  Buch  der  Nikom.  Ethik,  in: 
Juvenes  dum  sumus  S.  88—90,  Basel  1907  (hält  Eth.  Nie.  1,  4.  1095  a  14-7,  8, 
1097  b  21  und  7,  9,  1907  b  22- c.  11  für  Dubletten).  A.  Lasson,  Einige  Be- 
merkungen zur  Nikom.  Ethik,  Bericht  über  den  dritten  internation.  Kongreß  f. 
Philos.  zu  Heidelb.,  Heidelb.  1909,  S.  214-226.  J.  Mac  Innes  (zu  Eth.  Nie. 
4,  3,  15,  1123b  31),  Class.  rev.  24  (1910),  48.  228.  J.  C.  Wilson  (zur  gleichen 
Stelle  gegen  Mac  Innes).  ebenda  24  (1910),  144;  25  (1911),  132-135.  Derselbe, 
On  the  meaning  of  käyog  in  certain  passages  in  Aristotle's  Nie.  E)th.,  ebenda  27 
(1913),  113-117.  W.  J.  Goodrich  (zu  Eth.  Nie.  4.  3,  15,  1123  b  31',  ebenda  25 
(1911),  197  f.  A.  R.  Lord,  On  the  meaning  of  '/.öyog  in  certain  passages  in  Ari- 
stotle's Nie.  eth.,  ebenda  28  (1914),  1  f f .  Über  die  gleiche  Frage  J.  Burnet 
ebendort  6  f.  P.  Shore  y ,  On  Ar.  Nie.  eth.  7,  7,  1149  b  31  ff.,  Class.  philol.  8  (1913), 
.357.  Derselbe,  Note  on  Ar.  eth.  2,  3,  5,  1104  b  21,  ebenda  477  f.  Ad.  Dyroff, 
Ein  Tragikerfragment  (betrifft  Eth.  Nie.  1,  4,  1096  a  16),  Festg.  f.  Mart.  v.  Schanz, 
Würzb.  1912,  79—81.  T.  O.  Achelis,  Aris.t.  Eth.  Nie.  1094  a  22,  Beri.  philol. 
Wochenschr.  1914,  798.  K.  .Uhlemann,  Zu  Arist.  Eth.  Nie.  3,  1,  Hermes  49 
(1914),  137—142.  S.  auch  das  Literaturverzeichnis  in  der  SusemihI- Apeltschen 
Ausgabe  (ed.  III.,  Lips.  1912),  p.  XIX— XXIX.  —  Petrus  von  der  Mühll,  De 
Arist.  Ethicorum  Eudemiorum  auctoritate,  Gott.  1909,  Diss.  Ernst  Kapp,  Das 
Verhältnis  der  eudem.  zur  nikomach.  Ethik,  Berlin  1912,  Diss.  von  Freiburg  i.  B. 
H.  Jackson  (zur  eudem.  Eth.  B  8,  1225  a  14,  H  13,  14,  1246  a  26  —  1248  b  7, 
Journ.  of  philol.  32  [1913],  170.  302;  derselbe  (zu  1215  a  29,  b  20,  1224  b  2),. 
ebenda  33  (1914),  298.     Spengel  s,  S.  121*.     Vgl.  auch  d.  Lit.  zu  §  51. 


Zu  §  47.     Aristoteles'  Schriften.  127*^ 

rolitik  und  Politien:  W.  van  Swinderen,  De  Ar.  Pol.  libris,  Groningen 
1824.  G.  Teichmüller,  Zur  Frage  über  die  Reihenfolge  der  Bücher  in  der 
arist.  Politik,  Philol.  16  (1860).  164  —  166.  Herrn.  Rassow,  Bemerkungen  über 
einige  Stellen  d.  Politik  d.  Arist.,  Weimar  1864,  Pr.  W.  Oncken.  Die  Wieder- 
belebung der  arist.  Politik  in  der  abendländischen  Lesewelt,  in:  Festschrift  zur 
Begrüßung  der  24.  Philol. -Versamnil.  zu  Heidelberg,  Leipzig  1865,  S.  1  — IS. 
Ew.  Bücker.  De  quibusdam  Pol.  Arist.  locis,  Greifsw.  1867,  Diss.  F.  Suse- 
mi hl,  Über  die  Komposition  der  Polit.  des  Ar.,  Verh.  der  30.  Philol.-VersammL 
1875,  Lpz.  1876,  S.  17—29.  H.  Henkel,  Zur  Polit.  des  Arist.,  Seehausen  1875, 
G.-Pr.  Fr.  Diebitsch,  De  rerum  conexu  in  Aristotelis  libro  de  republ.,  Vratis- 
laviae  1875,  Diss.  A.  Lang.  The  Politics  of  Aristotle.  Introductory  essays. 
Lond.  1886.  G.  Heylbut,  Zur  Überlieferung  der  Politik  des  A.,  Rheiji.  Mus. 
42  (1887),  102 — 110.  F.  Susemihl,  De  Politicis  Aristoteleis  quaestiones  criticae, 
Jahrbb.  f.  klass.  Philol..  Suppl.  15  (1886),  3.S1  — 4.50  (eine  überarbeitete  Sammlung 
seiner  früher  in  verschiedenen  Zeitschriften  und  bei  verschiedenen  Gelegenheiten 
erschienenen  kritischen  Bemerkungen).  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorff, 
Comment.  gramm.  IV.,^  Gott.  1890,  S.  27  (zu  Poht.  4,  1289  a  1).  Peter  Meyer, 
Des  A.  Politik  u.  die  'Adtjvaiojv  jTo/uiela,  Bonn  1891.  H.  Nissen,  D.  Staats- 
schriften des  A.,  Rhein.  Mus.  47  (1892),  161—206.  'Ico.  'Aoyvoiddtjg,  Aioodchoeig 
eis  xä  'AoioTore/Mvg  Ilo/.iriy.ü.  Ath.  1893.  J.  Zahlfleisch,  Die  ursprüng- 
liche Ordnung  der  aristoteüschen  Politik,  Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  45 
(1894),  385—405;  481-497.  F.  Susemihl,  Zur  Pol.  des  A.,  Jahrbb.  f.  klass. 
Philol.  149  !1894),  801—817.  Cook  Wilson,  Zu  Arist.  Politik  1,  11,  1258b  27 
bis  31,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  11  (1898),  246-262;  12  (1899),  50-54. 
C.  V.  Holzinger,  Aristoteles'  u.  Herakleides'  lakonische  und  kretische  Politien, 
Philol.  52  (1894),  58-117.  T.  D.  Sevmour,  Note  on  Arist.  Politics  13.38a  24, 
Class.  rev.  17  (1903),  22f.  R.  M.  E.  Meister,  Eideshelfer  im  griech.  Recht, 
Rhein.  Mus.  63  (190«),  573  ff.  (berührt  Polit.  2,  8,  1269  a  1).  H.  Rabe,  Berl. 
philol.  Wochenschr.  1909,  4  f.  (Benutzung  von  Arist.  Politik  bei  Späteren).  .1.  C. 
Bojatzidis,  ebenda  1910,  733-735  (zu  Pol.  ]290b  22).  X.  A.  Bit^g  (Lesungen 
einer  Hs.  saec.  XV.  des  Meteoronklostersi,  "Aßrivä  23  (1911),  34—43.  Beiträge 
Vahlens  s.  jetzt  in  dessen  Ges.  philo!.  Schriften  I,  S.  177  ff.  288  ff.  und  vgl. 
Schönes  Zusammenstellung  von  Vahlens  Aristotelesarbeiten  (oben  S.  122"'). 
S.  auch  das  Literaturverzeichnis  in  der  Ausgabe  von  Immisch  (Leipzig  1909), 
S.  XXXVI-XXXIX.     Spengel,  s.  o.  S.  121*.    Vgl.  auch  d.  Lit.  zu  §  52. 

Von  bedeutenderen  Schriften  über  die  üolizeia  'AdrjvaUov,  über  deren 
Berhner  Fragmente  vor  der  Wiederauffindung  des  Werkes  H.  Diels  in  den 
philol.  u.  histor.  Abhandl.  der  Berl.  Akad.  1885  gehandelt  hatte,  sind  zu 
nennen:  G.  Kaibel,  Stil  u.  Text  der  ' A&.  noKneia  des  A.,  Berlin  1893,  s.  dazu 
die  Besprechung  von  Diels.  Götting.  Gelehrt.  Anz.  1894,  293 — 307.  Ausführ- 
liche Analyse  und  geschichtliche  Beleuchtung  des  Inhalts  bei  U.  v.  Wila- 
mowitz-Moellendorf f,  Aristoteles  und  Athen,  2  Bde.,  Berl.  1893.  Im  Zu- 
sammenhange mit  der  politischen  Schriflstellerei  Athens  wird  das  Werk  betrachtet 
von  A.  V.  xMess,  Rhein.  Mus.  66  (1911),  356  ff.  Im  übrigen  muß  für  diese  mit 
der  aristotelischen  Philosophie  in  keinem  engeren  Zusammenhange  stehende,  in 
ihren  Einzelheiten  seit  ihrer  Wiederauffindung  außerordentlich  viel  behandelte 
Schrift  auf  die  Jahresberichte,  und  die  Literaturzusammenstellungen  in  den  Aus- 
gaben 'so  in  der  von  Thalheim  fBibl.  Teubn.J  p.  X  ff.)  verwiesen  werden. 

Zur  'O-Towricov  ^To/.izFia  Oldfather  S.  451  ff.  der  S.  118''  unter  Philippos 
von  Opus  genannten  Arbeit. 

Ökonomik:  E.  Egger.  Question  de  propriete  litteraire:  I.es  Economiques 
d'Aristote  et  de  Theophraste,  Annales  de  la  faculte  des  lettres  de  Bordeaux, 
T.  I  4  (1879).  363—379.  U.  Wilcken,  Zu  den  pseudoaristotelisch.  Oekonomika, 
Hermes  36  (1901),  187—200.  Zum  dritten  (nach  dem  latein.  Texte  zweiten)  Buche 
vgl.  K.  Praechter,  Hierokles  d.  Stoiker  (Leipz.  1901),  S.  131  ff.  K.  Riezler, 
Das  zweite  Buch  der  pseudoaristot.  Ökonomik,  Berlin  1906,  Münchener  Diss. 
Pet.  Schneider,  Das  zweite  Buch  der  pseudoaristot.  Ökonomika,  Würzburg 
1907,  Diss.,  Bamberg  1907,  Pr.  R.  Bloch,  Liber  secundus  yconomicorum  Ari- 
stotilis,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  21  (1908),  333-351;  441—468.  Otto  Schlegel, 
Beiträge  zur  Untersuchung  über  die  Quellen  u.  die  Glaubwürdigkeit  der  Beispiel- 
sammlung in  den  pseudoaristot.  Ökonomika,  Berlin  1909,  Diss.    Willy  Krämer,. 


J^28*  Literaturverzeichnis. 

De    Aristot.    qui    fertur    Oeconomicorum    libro    prinio,     Leipzig    1910,    Diss.    von 
Gießen. 

h'lietorik:  Auf  sie  beziehen  sich  außer  der  schon  S.  121*  angeführten  Ab- 
handhing von  Spengel  u.  a.  noch:  Max  Schmidt,  De  tempore  quo  ab 
Arist.  hbri  de  arte  rhet.  conscr.  et  ed.  sint,  Halae  1S37.  H.  Diels,  Über  das  dritte 
Buch  der  aristotelischen  Rhetorik,  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  1886.  A.  Koemer, 
Zur  Rhetorik  des  Arist.,  Blätter  f.  d.  Gymnasialschulwesen  36  (1900).  209—220,  s.  auch 
denselben  in  der  ausführlichen  Praefatio  seiner  2.  Ausgabe  der  Rhetorik,  worin 
er  versucht  nachzuweisen,  daß  die  jetzige  Rhetorik  aus  zwei  Exemplaren  ent- 
standen sei.  H.  Schütz,  Krit.  Bemerkungen  z.  A.'  Rhetorik,  Jahrbb.  f.  Philol. 
137  (1888),  681 — 695.  Herm.  Sauppe,  Bedeutung  der  Anführungen  aus  Aristo- 
teles' Rhetorik  bei  Dionysios  v.  Halikarnaß  f.  d.  Kritik  d.  Aristoteles,  in  Sauppes 
Ausgew.  Schriften,  herausgeg.  v.  Conr.  Trieber,  Berl.  1896.  U.  v.  Wilamowitz- 
Moellendorff,  Arist.  rhet.  2,  6,  p.  1384  b  13,  Hermes  34  (1899),  617  f.  Der- 
selbe (ZU  Rhet.  1,  9,  1368  a  17),  ebenda  35  (1900),  533  f.  Frdr.  Marx,  Aristo- 
teles' Rhetorik,  Berichte  der  Gesellsch.  d.  Wissensch.  in  Leipzig  1900.  241  —  328. 
Heinr.  Stein  (zu  Rhet.  3,  9,  1409  a  28),  Rhein.  Mus.  56  (19(J1),  629.  J.  Vahlen, 
Über  einige  Zitate  in  Arist.  Rhetorik,  Sitzungsber.  d.  Berl.  Akad.  1902,  166 — 194. 
Weitere  Beiträge  Vahlens  sind  jetzt  abgedruckt  in  dessen  Gesammelten  jihilolog. 
Schriften  1,  Lpz.  u.  Berl.  1911  (vgl.  auch  die  Übersicht  über  Vahlens  Aristoteles- 
arbeiten bei  Schöne  oben  S.  122*).  R.  M.  E.  Meister,  Eideshelfer  im  griech. 
Recht,  Rhein.  Mus.  63  (1908),  560  f.  (berührt  Rhet.  1,  15,  1376  a  23  ff.).  F.  M. 
Cornford,  Class.  quart.  3  (1909),  281-284  (zu  Rhet.  2,  24,  1401a  12  ff.). 
H.  P.  Breiten  bach,  The  De  compositione  of  Dionysius  of  Halicarnassus  con- 
sidered  with  reference  to  the  Rhetoric  of  Aristotle,  Class.  philol.  6  (1911),  163  ff. 
Ad.  Kantelhardt,  De  Arist.  rhetoricis,  Gott.  1911,  Diss.  A.  Kappel- 
macher (zu  Rhet.  3,  9,  1409b),  Wiener  Studien  34  (1912),  67—73.  H.  Richards, 
Notes  on  the  Rhetoric  of  A.,  Journ.  of  philol.  33,  172ff.  Otm.  Schissel  von 
Fieschenberg,  Av^ijoi^  im  ersten  u.  zweiten  Buch  d.  arist.  Rhetorik,  in:  Aus 
der  Werkstatt  des  Hörsaals,  Innsbruck  1914,  87 — 119.  S.  auch  P,  Wendland, 
Anaximenes  von  Lampsakos,  Berlin  1905,  S.  -32  ff.  35  ff.  60.  65  ff.  W.  Süß, 
Ethos,  Lpz.  u.  Berl.  1910,  S.  125  ff.  —  O.  Angermann,  De  Aristotele  rhetorum 
auctore,  Lipsiae  1904,  Diss.  P.  Thielscher,  Ciceros  Topik  u.  Aristoteles,  Philol. 
66  (1908),  52  -  67.  Nachwirkungen  der  aristotelischen  Rhetorik  berührt  H.  Rabe, 
Aus  Rhetorenhandschriften,  Rhein.  Mus.  64  (1909),  539  ff.    S.  auch  d.  Lit.  zu  §  52. 

Rhetorik  an  Alexander:  Leonh.  Spengel,  Aristoteli  abiudicanda  est  ars 
rhetorica  ad  Alexandrum,  in  des  Verf.  Svrayoiyrj  tsyrojv,  Stuttg.  1828,  183—191. 
Derselbe,  Die  'PtjTogiy.i]  jtqog  ' AW^avögov  ein  Werk  des  Anaximenes,  Zeitschr.  f. 
d.  Altertumsw.  184Ö,  Nr.  144.  145.  Derselbe,  Die  Rhetorica  (des  Anaximenes)  ad 
Alexandrum  kein  Machwerk  der  spätesten  Zeit,  Philol.  18  (1862),  604— 64(). 
H.  Usener,  Quaestiones  Anaximeneae,  Gott.  1856,  Univ.-Schr.  =  Kl.  Sehr.  1. 
2  ff.  Adalbert  Ipfelkofer,  Die  Rhetorik  des  Anaximenes  unter  den  Werken 
des  Aristoteles,  Würzburg  1889,  Diss.  von  Erlangen  und  Würzburger  Pr.  Suse- 
mihl,  Gesch.  d.  griech.  Literatur  in  d.  Alexandr.  II  451  ff.  P.  Wendland, 
Anaximenes,  Berlin  1905  S.  26  ff.  R.  Wilke,  Zur  Überlieferung  der  'Ptjzooiy.ii 
aoog  "Ali^avbqov,  Hermes  46  (1911),  33—56.  Fr.  Eisemann,  Anaximenea,  Lpz. 
1912,  Diss.     W.  Süß,  Ethos,  S.  107  ff. 

Poetik:  Fr.  Susemihl,  eine  Reihe  von  Studien  zur  aristotelischen  Poetik 
im  Rhein.  Mus.  und  in  den  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  (s.  d.  Verzeichnis  bei  Engel- 
mann-Preuß  und  Klußmann).  Joh.  Vahlen,  Zur  Kritik  aristot.  Schriften 
{Poetik  u.  Rhetorik),  Sitz.  d.  Wiener  Akad.  38  (1861),  59—148 ;  Arist.  Lehre  von 
der  Rangfolge  der  Teile  der  Tragödie,  in  :  Symbola  philologorum  Bonnensium  in 
honorem  Frid.  Ritschelii  coUecta,  Leipz.  1864,  S.  155—184,  beide  Abhandlungen 
jetzt  mit  anderen  Beiträgen  Vahlens  zur  Poetik  abgedruckt  in  des  Verfassers 
Gesammelten  philologischen  Schriften  I,  Leipzig  und  Berlin  1911.  Beiträge  zu 
Aristoteles'  Poetik,  Wien  1865—1867  (aus  d.  Sitzungsber.  d.  Akademie).  Neu- 
druck besorgt  von  Herm.  Schöne,  Leipzig  und  BerUn  1914.  Hier  S.  VII  f.  die 
weiteren  Abhandlungen  Vahlens  zur  aristotelischen  Poetik.  Gustav  Teich- 
müller, Arist.  Forschungen,  I:  Beitr.  zur  Erklärung  der  Poetik  des  Aristoteles, 
Halle  1867;  II:  Arist.  Philos.  der  Kunst,  ebd.  1869.  Aug.  Krohn,  Zur  Kritik 
aristotelisch.  Schriften,  I:  Zur  Poetik,  Brandenburg  1872,  Pr.  d.  Ritter- Akademie. 
W.  Friedrich,   Quaestiones  in  Aristot.  libr.  qui  inscriptus  est  n.  jioirjx.,  Mühl- 


Zu  §  47.     Aristoteles'  Schriften.  1211* 

haiLsen  1872,  G.-Pr.  II  commento  inedio  di  Averroe  alla  poet.  di  Arist.  per  la 
prima  volta  pubbl.  in  Arabo  e  in  Hebraico  e  recato  in  Italiano  da  Fausto  La- 
sinio,  r.  1  u.  II,  Pisa  1872.  R.  Büchsenschütz,  Studien  zu  Arist.'  Poetilc, 
Berl.  1881,  Festschr.  des  Friedr.  Werderschen  Gymn.  D.  Margoliouth,  Ana- 
lecta  orientalia  ad  Poeticam  Aristoteleam,  Lond.  1887.  Averrois  paraphrasis  in 
libr.  poeticae  Ar.  ed.  Fr.  Heide nhain,  Lpz.  1889.  H.  Oniont,  La  Poetique 
d'Ar.,  manuscrit  1741  .  .  .  de  la  Bibliothfeque  nationale,  Par.  1891.  Th.  Gom- 
perz,  D.  Schlußkapitel  der  Poetik,  Eranos  Vindobonensis,  1893,  S.  71 — 82  (Text, 
Uebersetz.  u.  Erklär.).  R.  P.  Hardie,  The  Poetics  of  A.,  Mind  N.  S.  4  (1895i, 
350 — 361.  O.  Immisch,  Kvklos  bei  A.,  Griech.  Studien  H.  Lipsius  dargebr.,  1894, 
S.  108—119;  derselbe,  Zur  arist. „Poetik,  Philol.  55  (1896),  20-38  (ein  Kapitel  dem 
Text  nach  geprüft  an  einer  Übersetzung  des  arabischen  Textes  der  Poetik). 
Th.  Gomperz,  Zu  Ar.'  Poetik,  I.  II.  III,  Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad.  1888. 
1896.  Jon.  Vahlen,  Hermeneutische  Bemerkungen  zu  Ar.'  Poetik,  Sitzungsber. 
d.  Berliner  Akad.  1897,  626-643;  1898,  258—277  (gegen  Gomperz).  Th.  Gom- 
perz, Beiträge  zur  Krit.  u.  Erklär,  griech.  Schriftsteller,  Sitz.  d.  Wiener  Akad. 
1898.  Margoliouth  (zu  Poet.  1455  a  34),  Class.  rev.  15  (1901),  54.  J.  C. 
Wilson,     On    Arist.   Poetics   8,   p.  1451a   22ff.,     Class.   rev.    15  (1901),   148  f. 

A.  Elter,  De  Aristotelis  arte  poetica,  in:  A.  Elter  et  L.  Radermacher,  Analecta 
Graeca,  Bonnae  1899,  Pr.,  Sp.  28  ff.  Aristot.  locum  de  poetica  19,  1456  a  33  bis 
1456  b  8,  explicavit  et  emendavit  Valent.  Wröbel,  Leopoli  1900.  J.  Tkac, 
Über  d.  arab.  Kommentar  des  Averroes  zur  Poetik  des  Aristoteles,  Wiener  Studien 
1902,  70  —  98.  L.  E.  Lord,  Literary  criticism  of  Euripides  in  the  earlier  scholia 
and  the  relation  of  this  criticism  to  A.'s  poetics  and  to  Aristophanes,  1908,  Diss. 
der  Yale-L'niv.  B.  P.  Kurtz  (zu  Poet.  24),  Transact.  and  proceed.  of  the  Amer. 
philol.  assoc.  39  (1908),  p.  LV.  Siegm.  Gay  er,  Wie  verhalten  sich  die  griech. 
Tragiker  zu  den  Worten  in  der  Poetik  des  Aristoteles  1455  b  15„  sv  /nh  ovv  ror,- 
SgaiiuGi  TU  e.-T£ia68ia  oüvrofial  Dillingen  1908,  Pr.  J.  Vahlen,  Über  eine  Stelle 
in  Aristot.'  Poetik  (1,  1447  a  28),  Sitzungsber.  d.  Berl.  Akad.  1910,  951—959. 
St.  Haupt,  Die  zwei  Bücher  des  A.  JJeoI  noitjziy.rj^  t^y.vt]?,  Philol.  69  (1910), 
252—263.  S.  H.  Butcher  (zu  Arist.  poet.  c.  1),  Class.  rev.  24  (1910),  165. 
W.  H.  Fyfe,  Seven  passages  in  A.'s  poetics,  ebenda  233—235.  A.  D.  Cope  und 
Ham.  Fyfe  (zu  1458b  9  la/ußojioDjoag),  ebenda  25  (1911),  30.  B.  Pennaccnietti, 
Osservazioni  suUa  Poetica  d'A.,  Catania  1911.  W.  Ridgeway,  Three  notes  on 
the  poet.  of  Ar.,  Class.  quart.  6  (1912),  235—245.  P.  van  Braam,  ebenda  266 
bis  272  (berührt  Poet.  13,  1453a  10.  16).  N.  Terzaghi,  De  duobus  Ar.  de  arte 
poet.  locis,  Boll.  di  filol.  class.  18  (1912),  231—233.  J.  C.  Wilson  (zu  8,  1451a 
22  ff.;  1,  1447  b  13-16),  Class.  rev.  27  (1913),  7—9.  G.  M.  Willis,  A.'s  poet.  20, 
ebenda  217  ff.     D.  S.  Margoliouth,   Some  notes  on  A.'s  poetics,  ebenda  220  ff. 

B.  Perrin  (zu  den  Arten  der  a%-ayv(öoiaig,  Poet.  16,  1454  b  19  ff.),  Amer.  journ. 
of  philol.  30,  371.    O.  Immisch,  Ad"A.  poet.  c.  18,  Rhein.  Mus.  69  (1914),  744. 

De  Melissa,  Xenopkane,  Oorgia :  S.  Text  S.  87  f.  A,  Kurfess,  Varia, 
Mnemos.  41  (1913),  111  ff.  (zu  977  a  20). 

Divisiones :  S.  die  Vorrede  von  Mutschmanns  Ausgabe.  P.  Boudreaux, 
Un  nouveau  manuscrit  des  Divisiones  Aristoteleae,  Rev.  de  philol.  33  (1909),  221 
bis  224.  S.  auch  E.  Hambruch,  Logische  Regeln  d.  piaton.  Schule  in  der 
aristotel.  Topik,  Berl.  1904,  Pr. 

Fragmente.  Verlorenes.  Fälschungen  (außer  den  oben  bereits  beriicksiclit igten). 
Emil  Heitz,  Die  verlorenen  Schriften  des  Ar.,  Leipzig  1865.  Jak.  Bernays, 
Die  Dialoge  des  A.  in  ihrem  Verhältnis  zu  seinen  übrigen  Werken,  Berlin  1863. 
Derselbe,  Aus  dem  aristotelischen  Dialog  Eudemos,  Rhein.  Mus.  16  (1861),  236 
bis  246  =  Ges.  Abhandl.  I  130—140.  Derselbe,  Aus  Aristot.'  Schrift  .Tcot  cfdo- 
oocpiag,  ebenda  18  (1863),  148-149  =  Ges.  Abhandl.  I  148—150.  Ingr.  By- 
water,  A.'s  dialogue  „on  philosophif ,  Journ.  of  philol.  7  (1877),  64 — 87.  Joh. 
Vahlen,  Zum  aristot.  Dialog  Eudemos,  Rhein.  Mus.  22  (1867),  145  ff.  =  Ges. 
philol.  Sehr.  I  295 ff.  A.  Kail,  De  A.  dialogis  qui  inscribuntur  „de  philo- 
sophia"  et  „Eudemus",  Diss.  philol.  Vindob.  vol.  11  pars  2,  Vindob.  1913.  Zum 
'Eocoriy.ö;  Th.  Gomperz,  Wiener  Studien  2  (1880),  8 f.  =  Hellenika  II,  S.  248  f. 
P.  W.  Forchhara  mer,  A.  n.  die  e.xoterischen  Reden,  Kiel  1864.  H.  Diels, 
Über  die  exoterischen  Reden  des  Arist.,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1883  I,  477—494. 
R.  Hirzel,  Der  Dialog  I  272  ff.    I.  Bywater,  On  a  lost  dialogue  of  A.,  Journ. 

Ueberweg,  Grundriß  I.  i 


1 3Q*  Literaturverzeichnis. 

of  philol.  2  (18(59),  55—69  (A.'  Protrcptikos  Quelle  eines  Abschnittes  im  Pro- 
treptikos  des  lamblich  und  benutzt  in  Boeth.  de  cons.  philos.).  H.  Usener. 
Vergessenes,  II,  Rhein.  Mus.  28  (1873),  392  ff.  =  Kl.  Sehr.  III  11  ff.,  Anecd'. 
Holderi  S.  51  (A.'  Protreptikos  verwertet  von  Cicero  im  Hortensius  u.  dem  6.  B. 
de  republica,  von  lamblich  im  Protr.  u.  Boethius  in  seiner  Trostschrift).  Rud. 
Hirzel,  Über  d.  Protr.  des  A.,  Hermes  10  (1876),  61—100,  256.  H.  Diels,  Zu 
A."  Protr.  und  Ciceros  Hortensius,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  1  (1888),  477—497. 
Vom  Protreptikos  handeln  ferner  Jak.  Bernays,  Die  Dialoge  des  A.,  116—122, 
P.  Hart  lieh,  De  exhort.  a  Graecis  Romanisque  script.  hist.  et  indole,  Leipzig. 
Stud.  11  (1889),  236  ff.,  U.  v.  Wilamowitz-Moel  lendorff,  Arist.  u.  Athen  I 
327.  Otto  Schumann,  De  Aristotelis  quae  feruntur  fragmentis  dialogi  de  no- 
bilHate,  Älagdeburg  1911,  in:  Festschr.  z.  25jähr.  Bestehen  d.  Kön.-Wilh.-Gymn. 
zu  Magdeburg.  Theod.  Preger,  Zum  arist.  Peplos,  Abh.  W.  v.  Christ  dargebr., 
München  1891,  53—62.  E.  Wendung,  De  peplo  Aristotelico,  ötraßburg  1891, 
Diss.  (die  Schrift  aristotelisch  mit  Ausnahme  der  Epigramme).  G.  Jachmann  ^ 
De  Arist.  Didascaliis,  Gott.  1909,  Diss.  G.  Ammendola,  I  probletni  (hnerici 
di  Aristotele,  Xapoli  1907.  W.  A.  Oldfather,  Die  Quellen  d.  aristotelischen 
'Oziovvxloiv  zxohzEia,  Philol.  67  (1908),  451  —  457.  Jak.  Bernays,  Grundz.  d. 
verlorenen  Ahhumllung  des  Aristoteles  über  die  Wirkung  der  Tragödie,  s.  oben 
S.  121*  f.  Derselbe,  Aristoteles'  Elegie  an  Eudemos  [fr.  673  Rose  ed.  min.], 
Rhein.  Mus.  33  (1878),  232-237  =  Ges.  Abhandl.  I  S.  141  ff.  Dazu  Th.  Gom- 
perz,  Wiener  Studien  2  (1880),  1  f.  =  HeUenika  II  S.  239  f.  O.  Immiseh, 
Ein  Gedicht  des  Aristot.,  Philol.  65  (1906),  1—23  (S.  2  die  frühere  Literatur). 
O.  Wein  reich,  Em  Gedicht  des  A.,  Philol.  72  (1913),  546.  Zu  den  Angaben 
der  Aristoteleserklärer  über  die  von  Artemon  herausgegebenen  und  mit  einer  Ein- 
leitung versehenen  Briefe  des  A.  vgl.  Hugo  Rabe,  Rhein.  Mus.  64  (1909),  290 
Anm.  1.  Eine  (unhaltbare)  Vermutung  über  Beziehungen  des  Byzantiners  Arethas 
zu  den  aristotelischen  Briefen  äußert  J.  Dräseke,  Bvzant.  Zeitschr.  20  (1911), 
141.  S.  dazu  A.  Baumstark,  Byzant.  Zeitschr.  22  (1913),  60—62.  A.  Hilka, 
Zur  Alexandersage.  Zur  Textkritik  von  Alexanders  Brief  an  Aristoteles  über  die 
Wunder  Indiens,  Breslau  1909,  Pr.  Joh.  Brinkma.nn,  Die  apokryphen  Gcsinid- 
lieitsregeln  des  Arist.  für  Alexander  d.  Gr.  in  der  Übers,  d.  Johann  von  Toledo, 
Leipzig  1914,  Diss.  R.  Förster,  De  Aristot.  quae  feruntur  seeretis  secreiorum 
comm.,  Kiel  1888,  Pr.  Zur  Überlieferung  der  Schrift  derselbe,  Zentralbl.  f. 
Bibliotheksw.  6,  11  f.. .  Vgl.  dazu  Rhem.  Mus.  55  (1900),  455.  G.  Kriesten. 
Über  eine  deutsche  Übersetzung  d.  pseudo-aristotelischen  ,,Secretum  secretorum'' 
aus  dem  13.  Jahrh.,  Berl.  1907,  Diss.  Über  die  Phijsiognamoniha  s.  Rieh.  Foer- 
ster,  De  Aristotelis  quae  feruntur  Phvsiognomonicorum  indole  ac  condicione, 
Philol.  Abhandlungen,  M.  Hertz  zum  70.\4eburtst.  dargebr.,  Berl.  1888,  283—303 
(s.  auch  die  Proleg.  d.  Ausg.  d.  Script,  physiogn.  [oben  Text  S.  17]).  Ed.  Taube,  Arist. 
de  arte  physiogn.  ad  Alexandrum  scriptor,  Gleiwitz  1866,  Pr.  I  gn.  Henrychowski. 
Aristotelis,  Polemonis,  Adaraantii  doctrinae  physiogn.  in  harmoniam  redactae  et 
emendatae,  Vratisl.  1868.  X.  Kaufmann,  Die  Physiognomik  des  Arist.,  Luzern 
1893  (mit  unzureichenden  Gründen  für  die  Echtheit).  Jul.  Ruska,  Unter- 
suchungen über  das  Steinbuch  des  Aristoteles,  Heidelb.  1911,  Habil.-Schrift;  als 
Buch  Heidelberg  1912. 

Über  die  dem  Neuplatonismus  (Auszug  aus  Biotins  Enn.  IV,  V  u.  VI)  ent- 
stammte pseudo-aristotelische  Schrift:  Theologia,  .die,  im  neunten  Jahrhundert 
n.  Chr.  ins  Arabische  übersetzt,  in  lateinischer  Übertragung  den  Scholastikern 
bekannt  war,  zuerst  in  Rom  1519  gedruckt  wurde  und  sich  u.  a.  auch  in  Du 
Vals  Ausgabe  des  Arist.  1629,  II,  S.  1035  ff.  und  1639,  IV,  S.  603  ff.  abgedruckt 
findet,  von  Fr.  Dieterici  aus  arabischen  Handschriften  1882  herausgegeben  und  ins 
Deutsche  1883  übersetzt  ist,  handeln:  Val.  Rose,  Deutsche  Literaturzeitung  1883, 
843-846;  Haneberg,  Sitzungsber.  der  Münch.  Akad.  1862,  I,  S.  1-12;  der- 
selbe bespricht  ebenda  1862,  I,  S.  361 — 388  das  in  früheren  lateinischen  Ausgaben 
des  Aristoteles,  Venet.  1496  und  1550 — 1552  als  ein  aristotelisches  Werk  mit  ab- 
gedruckte, aus  neuplatonischen  Schriften,  insbesondere  der  Institutio  theologica 
des  Proklos  geflossene  Buch  De  causis.  Über  diese  Schrift  handelt  besonders 
O.  Bardenhewer,  Über  den  Ursprung  des  von  den  Scholastikern  benutzten 
Textes  des  Buches  De  causis,  Jahresber.  d.  Görresges.  für  das  Jahr  1878  (Köln 
1879),  50 — 77  ;  Die  pseudoaristot.  Schrift  über  das  reine  Gute,  bekannt  unter  dem 
Namen  Lib.  de  causis,    Freib.  i.  Br.   1882.      Über   beide  pseudaristot.    Schriften 


Zu  §  48.    Aristoteles'  System  im  allgemeinen.  131* 

vgl.  auch  Grundriß  II  >",  8.  3G9  f .  Für  den  Verfasser  des  syrischen  Originals 
der  ..Theologie'-  hält  Ant.  Baumstark.  Oriens  Christianus  II,  Heft  1,  den 
.Tohannän  von  Euphemeia  (Referat  von  Joh.  Dräseke,  Woohenschr.  f.  klass. 
rhilol.  1902,  1270  f.). 

Zu  Aristot.  frag  tu.  507  (Flut,  quaest.  Gr.  14)  E.  Herkenrath,  Berhn. 
philol.  Woch.  1910,  1270. 

Von  weiteren  Arbeiten,  die  sich  auf  Stellen  bei  A.  beziehen,  seien  hier  noch 
erwähnt:  H.Rassow,  Zu  A.,  Rhein.  Mus. 4.3  (1888),  583-596.  E.  Zeller ,  Über  die 
richtige  Auffassung  einiger  aristot.  Zitate,  Sitzungsber.  d.  Berl.  Ak.  1888,  Nr.  51 
=  Kl.  Sehr.  I  445 — 453.  F.  Suse  mihi,  Quaestionum  Aristotelearum  criticarum  et 
exegeticaram  p.  II,  III  u.  IV,  Greifsw.  1891.  1895.  J.  Zahlfleisch,  Aristotelisches, 
Philol.  53  (1894).  38—45.  I.  Bvw  ater,  Anstotelia,  Journ.  of  philol.  14  (1885),  40  ff.; 
28  (1903),  241  ff.;  32  (1913),  107  ff.  (bes.  zu  Metaph.  u.  Rhetorik).  H.  Richards, 
Varia,  Class.  rev.  21  (1907),  197.  Kappelmacher,  Die  A.-Zitate  des  Pseudo- 
Demetr.  .t.  igfiijr.,  Wiener  Studien  24  (1902),  452 — 456.  H.  Diels,  Aristotelica: 
1.  Ein  neues  und  ein  altes  AVort  {/nvQvxo'nsQov  [Metaph.  A  10  (dazu  Pr aechter, 
Hermes  42  [1907],  647)],  .-raXdaasiv).  2.  Ein  falsches  Experiment  (Olvmp.  zur 
Meteor,  p.  158,  27  Stüve),  Hermes  40  (1905),  301—316.  G.  Ammen dola,  Note 
critiche  ad  Aristotele,  Napoli  1907.  Vern.  Gull.  Jaeger,  Emendationum  Ari- 
stotelearum specimen,  Berol.  1911,  Diss.  H.  Jackson,  Journ.  of  philol.  32  (1913), 
302.    J.  C.  Wilson,  ebenda  137  ff.    A.  Platt,  ebenda  274  ff. 

Zu  t;  is.  Aristoteles'  System  im  allgemeinen.  Einteilung  der  Philosophie. 
Logik.  Neuere  Schriften  über  das  gesamte  Sgsieiu,  die  Methode  und  die  Bedeutung 
des  Aristoteles  sind  außer  den  allgemeinen  ausführlichen  Werken,  namentlich 
denen  von  Brandis,  Zeller  und  Gomperz:  Franz  Biese,  Die  Philosophie 
des  Aristoteles,  Bd.  I:  Logik  und  Metaphysik,  Bd.  II:  Die  besonderen  Wissen- 
schaften, Berlin  1835—1842.  A.  Rosmini-Serbati,  Aristotele  esposto  ed  esa- 
minato.  Turin  1858.  G.  Grote,  Aristotle,  ed.  by  Alex.  Bain  and  G.  C.  Robertson, 
2  vols.' (nicht  vollendet),  London  1872,  3.  ed.  1884.  E.  Wallace,  Outlines  of 
the  philos.  of  Arist.,  Oxf.  1875,  3.  ed.  1883.  A.  Grant,  Aristoteles,  autorisierte 
Übersetzung  von  I.  Imelraann,  Berlin  1878  (aus  der  Sammlung:  Ancient  classics 
for  english  readers,  Edinburg  und  London).  Rudolph  Eucken,  Die  Methode 
der  aristotel.  Forschung,  Berl.  1872.  Derselbe,  Über  die  Bedeutung  der  aristotel. 
Ph.  f.  d.  Gegenwart,  Beri,  1872.  Salvat.  Talamo,  L'Aristotelismo  nella  storia 
della  filosofia,  Napoli  1873.  Derselbe,  L'Aristotelismo  della  Scolastica,  Napoli 
1875.  Math.  Schneid,  Aristoteles  in  der  Scholastik,  Eichstädt  1875.  Ch.  Wad- 
dington. De  Fautorite  d'Aristote  au  moven  äge,  Söances  et  trav.  de  l'Acad._d. 
sc.  mor.  'et  poUt.  N.  s.  8  (1877),  455—484;  753—758;  separat  Paris  1878. 
Ch.  Gidel,  La  legende  d'Aristote  au  moyen  äge,  in:  Nouvelles  ^tudes  sur  la 
litterat.  grecque  moderne,  Paris  1878,  S.  331—384.  Conr.  Hermann,  Aristo- 
teles in  seiner  Bedeutung  f.  d.  Philosophie  der  Gegenwart,  Philos.  Monatshefte 
10  (1874),  241 — 248.  Besondere  Beziehungen  des  Arist.  fassen  ins  Auge:  K.  Zell, 
Ansichten  der  Alten  über  die  gemischte  Staatsverfassung.  Aristoteles  in  seinem 
Verh.  zur  griech.  Volksreligion,  in :  Ferienschriften  N.  F.  2.  Hälfte,  2.  Aufl., 
Heidelberg  1873,  S.  291—392.  A.  Bullinger,  Des  Aristot.  Erhabenheit  über 
allen  Dualismus  und  die  vermeintlichen  Schwierigkeiten  seiner  Geistes-  und 
Unsterblichkeitsl.,  München  1878;  derselbe,  Arist.  u.  Prof.  Zeller  in  Berlin,  Mün- 
chen 1881;  ders.,  Metakrit.  Gänge,  betr.  Ar.  u.  Hegel,  Münch.  1887.  E.  Bren- 
tano, Aristophanes  und  Aristoteles,  Frankfurt  a.  M.  18(3,  Pr.  C.  Schwabe, 
Aristophanes  u.  Aristotejes  als  Kritiker  des  Euripides,  Crefeld  1878,  Realsch.-Pr. 
J.  P^ohschammer,  Über  die  Prinzipien  der  aristot.  Philos.  u.  die  Bedeut.  der 
Phantasie  in  derselben,  München  1881.  Azarias,  Ar.  and  the  Christian  church, 
Lond.  1887.  Ed.  Zeller,  A.  u.  Philolaos,  Hermes  10  (1876),  178—192  =  Kl. 
Sehr.  I  136—151.  O.  Gilbert,  A.  u.  die  Vorsokratiker,  Philol.  68  (1909),  368 
bis  395.  Derselbe,  A.'  Urteil  über  die  pvthagor.  Lehre,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos. 
22  (1909),  28-48;  145—165.  P.  Natorp,  A.  u.  d.  Eleaten.  Philos.  Monatshefte 
26,  1-16;  147—169  (es  wird  hier  namenthch  Phys.  1.  184  b  25-187  a  10  be- 
sprochen). Das  Verhältnis  der  aristotelischen  Philosophie  zur  platonischen  be- 
handelt besonders,  betont  aber  dabei  die  Abhängigkeit  der  ersteren  von  der 
letzteren  zu  stark  G.  Teichmüller  in  seinen  Studien  zur  Gesch.  d.  Begr.,   Berl. 


132*  Literaturverzeichnis. 

1874,  S.  226—543:  Piaton  u.  Aristoteles.  J.  Bulliot,  Aristote  et  Piaton  suivant 
Zeller,  Rev.  de  philos.  4,  201  ff.  J.  M.  Watson,  Ar.'s  criticisms  of  Plato,  Ox- 
ford 1909.  Oll.  Werner,  Aristote  et  l'idealisme  Platonicien,  Paris  1910. 
A.  Descharaps,  Seanc.  et  trav.  de  l'Acad... des  seienc.  raor.  et  pol.  1912,  538  ff. 
(zu  Ar.'  Kritik  d.  piaton.  Kommunismus).  Über  das  Verhältnis  des  A.  zu  Piaton 
s.  auch  die  zu  §  49  verzeichneten  Arbeiten  über  seine  Stellung  zur  Ideenlehre  und 
A.  ^lannheimer  oben  S.  119*  unter  Xenokrates.  C.  Huit,  Aristote  a-t-il  connu  le 
„Sophiste'"?  Eev.  de  philosophie  4,  209  ff.  A.  E.  Taylor,  Aristotle  and  his  prede- 
cessors,  London  1907.  Ad.  Dyroff,  Über  die  Abhängigkeit  des  Aristoteles  von 
Demokritos,  Philol.  63  (1904),  41—53.  Aus  der  umfangreichen  Literatur  über 
Aristoteles'  Einwirkungen  auf  Spätere  seien  hier  außer  den  S.  131*  verzeichneten 
Abhandlungen  von  Eucken,  Talamo,  Schneid,  Waddington,  Gidel  und 
Hermann  folgende  Arbeiten  genannt:  A.  Baumstark,  A.  bei  den  Syrern  vom 
Y. —  VIII.  Jahrh.,  Leipz.  1900.  C.  Pascal,  Aristotele  e  Lucrezio  (es'tr.  d.  Atti 
del  Congr.  intern,  di  scienze  storiche,  Eoma  1903,  vol.  II  seg.  1),  Koma  1905. 
O.  Angermann,  De  Aristotele  rhetorum  auctore,  Lipsiae  1904,  Diss.  O.  Al- 
berts.  Aristotelische  Philosophie  in  der  türkischen  Literatur  des  11.  Jahrh., 
Halle  a.  S.  1899,  neue  Folge,  ebenda  1900.  J.  Maridtan,  Lc  probleme  de  la 
Classification  des  sciences  d' Aristote  et  St.  Thomas,  Paris  1902.  C.  Piat,  Ari- 
stote, Paris  1903;  deutsch  von  Emil  Prinz  zu  Ottingen- Spielberg,  Berlin  1907. 
Mart.  Grabmann,  Gesch.  d.  scholastischen  Methode  I,  Freib.  i.  B.  1909;  hierin 
S.  92—116:  Aristotelismus  d.  christl.  griech.  u.  Orient.  Literatur.  Th.  G.  Ad. 
Kater,  J.  L.  Vives  u.  seine  Stellung  zu  A.,  Erlangen  1908,  Diss.  Alb.  Gör- 
land, A.  u.  Kant  bezügl.  d.  Idee  d.  theoret.  Erkenntnis,  Gießen  1909  (Philos. 
Arb.  her.  von  Cohen  u.  Natorp  II  2).  Em.  Wolff,  Francis  Bacon  und  seine 
Quellen  I:  Bacon  u.  d.  griech.  Philosophie,  Berlin  1910,  S.  161-238.  S.  Horo- 
vitz,  Die  Stellung  d.  A.  bei  d.  Juden  d.  Mittelalters,  Leipz.  1911.  Ch.  Sent- 
roul,  Kant  u.  A.,  ins  Deutsche  übertr.  von  Ludw.  Hemrichs,  Kempten  und 
München  1911.  P.  Petersen,  Goethe  u.  Aristoteles,  Braunschweig  1914.  Ig- 
naz  Goldziher,  Kultur  d.  Gegenwart  Teil  I  Abt.  V  S.  72  ff .  (Einfluß  d.  arist. 
Philosophie  auf  die  jüdische).  P.  Petersen,  Die  Philosophie  ¥t.  Ad.  Trendelen- 
burgs;  ein  Beitrag  z.  Gesch.  d.  Aristoteles  im  19.  Jahrh.,  Hamburg  1913.  — 
F.  5lauthner,  Aristoteles,  ein  unhistor.  Essay,  Berlin  1904  (nicht  ernst  zu 
nehmen).  Rud.  Burckhardt,  Mauthners  Aristoteles,  Basel  1904.  Fr.  Bren- 
tano, A,  u.  seine  Weltanschauung,  Leipz.  1911.  Alb.  Goedeckemeyer ,  Die 
Gliederung  der  aristot.  Philosophie,  Halle  a.  S.  1912.  Über  A.'  Einfluß  auf 
Mittelalter  und  Neuzeit  sind  auch  Band  2 — 4  dieses  Grundrisses  zu  vergleichen 
(s.  dort  die  Register  unter  Aristoteles). 

Über  die  aristotelische  Politik,  Dialektik  und  Rhetorik  handelt  Ch.  Thurot, 
Etudes  sur  Aristote,  Paris  1860.  Vgl.  F.  Meunier,  Ar.  a-t-il  eu  deux  doctrines, 
l'une  ostensible,  l'autre  secr&te?  Paris  1864.  Auf  den  Piatonismus  und  Aristote- 
lismus, insbesondere  auf  die  Ideenlehre  und  Wesenslehre,  geht  der  Hauptinhalt 
der  Abhandlung  von  O.  Caspari,  Die  Irrtümer  der  altklass.  Philosophie  in 
ihrer  Bedeutung  für  das  phil.  Prinzip,  Heidelberg  1868.  —  E.  Arleth,  Beiträge 
zur  Erklär,  des  Ar.,  in:  Symbolae  Pragenses,  1893. 

Von  neueren  Spezialschriften,  welche  die  Logik  und  Erkenntnistheorie  be- 
treffen, sind  zu  nennen:  F.  Joh.  Chr.  Francke,  De  Arist.  iis  argumentaudi 
modis,  qui  recedunt  a  perfecta  syllogismi  forma,  Rostockii  1824.  Ad.  Tren- 
delenburg. De  Arist.  categoriis  prolusio  academica,  Berol.  1833;  Geschichte  der 
Kategorienlehre.  Berlin  1846,  S.  1 — 195,  209-217;  Elementa  logices  Aristoteleae, 
Berol.  1836;  ed^  9.,  1892;  dazu:  Erläuterungen,  BerUn  1842,  3.  Aufl.  1876.  Phil. 
Gumposch,  Über  die  Logik  und  die  logischen  Schriften  des  Aristoteles,  Leipz. 
1839.  Herm.  Rassow,  Aristotelis  de  notionis  defmitione  doctrina,  Berol.  18 i3. 
H.  Hettner,  De  logices  Aristotelicae  speculativo  principio,  Hai.  1843.  A.Vera, 
Piatonis,  Aristotelis  et  Hegelii  de  medio  termino  doctrina,  Paris  1845.  A.  L. 
Gastmann,  De  methodo  philos.  Arist.,  Groning.  1845.  C.  L.  W.  Heyder, 
Kritische  Darstellung  und  Vergleichung  der  aristotelischen  und  hegelschen  Dia- 
lektik, 1.  Bd.,  1.  Abt.:  Die  Methodologie  der  arist.  Philosophie  und  der  früheren 
Systeme,  Erlangen  1845.  G.  Ph.  Chr.  Kaiser,  De  logica  Pauli  Apostoli 
logices  Aristoteleae  emendatrice,  Erlangae  1847,  Progr.  Karl  Prantl,  Über  die 
Entwicklung  der  aristotelischen  Logik  aus  der  platonischen  Philosophie,  in  den 
Abhandl.   der    Münch.   Akad.,    phil.-hist.  KL,  Bd.  7,  Abt.  1  (1853),  129—211  (zu 


*  Zu  §  48.    Aristoteles"  System  im  allgemeinen.  133* 

vergleichen  sind  die  betreffenden  Abschnitte  in  Prantls  Geschichte  der  Logik). 
H.  Bonitz.  Über  die  Kategorien  des  Aristoteles,  Sitz.  d.  Wiener  Akad.,  histor.- 
philol.  Kl.  10  (1853),  591—645.  A.  F.  C.  Kersten,  Quo  jure  Kantius  Aristot. 
categorias  reiecerit,  Progr.  des  Kölln.  Realgymn.,  Berlin  1853.  E.  Essen,  Die 
Definition  nach  Aristoteles,  G.-Pr.,  Stargard  1864.  J.  Hermann,  Quae  Arist.  de 
ultimis  cognoscendi  |)rincipiis  docuerit,  Berol.  1864.  Wilh.  Schuppe,  Die 
aristotelischen  Kategorien,  Gymn.-Pr.,  Glei^itz  1866,  Berlin  1871.  A.  Wentzke, 
Die  Kategorien  des  Urteils  im  Anschl.  an  Arist.  erl.  u.  begründet,  G.-Pr..  Culm 
1868.  Fried r.  Zelle,  De  discrimine  inter  Aristotelicam  et  Kantianam  logices 
notionem  intercedente,  Berlin  1870,  Hallesche  Diss.  (deutsch  geschr.).  Fr.  Ferd. 
Kampe,  Die  Erkenntnistheorie  des  Aristoteles,  Leipzig  1870.  Luthe,  Die 
aristotelischen  Kategorien,  Realschul-Pr.,  Euhrort  1874.  Gl.  Baeumker,  Des 
Aristot.  Lehre  von  dem  äußeren  und  inneren  Sinnesvermögen,  Leipz.  1877,  Diss. 
V.  Münster.  R.  Biese,  Die  Erkenntnisl.  des  Arist.  u.  Kants  in  Vergleichung  ihrer 
Grundprinzipien  hist.-krit.  dargestellt,  Berlin  1877.  A.  Tegge,  De  vi  atque 
notione  dialecticae  Aristoteleae,  Treptow  1877.  J.  Neuhäuser,  Aristoteles'  L. 
von  dem  sinnl.  Erkenntnisvermögen  und  seinen  Organen.  Leipz.  1878.  G.  Zill- 
genz,  De  praedicamentorum  quae  ab  Ar.  auctore  categoriae  nominabantur,  fönte 
atque  origine,  in:  Festschrift  f.  Urlichs,  Würzb.  1881,  S.  83—105.  A.  Casalini, 
Le  Categorie  dl  Arist.,  Firenze  1881.  G.  L.  Fonsegrive,  Theorie  du  syllogisme 
catägorique  d'aprfes  Aristote,  Annales  de  la  Fac.  d.  lettres  d.  Bordeaux  3  (1881), 
395—410.  G.  Bauch,  Aristotelische  Studien.  I.  Der  Ursprung  der  aristotel. 
Kateg.  IL  Zur  Charakteristik  der  aristot.  Schrift  y.arijyoQt'ai,  Doberan  1884,  Pr. 
L.  Mabilleau,  La  logique  d'A.,  Cours  de  la  Facult^  des  Lettres  de  Toulouse, 
1884.  M'Leod  Innes,  On  the  universal  and  particular  in  A.'s  theory  of  knoAV- 
ledge,  Cambr.  1886.  L.  Haas,  Z.  d.  logisch.  Formalprinzipien  des  A.,  Burg- 
hausen 1887,  Pr.  M.  Consbruch,  'Erraycoy/j  u.  Theorie  der  Induktion  bei  A., 
Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  5  (1892),  .302—321.  Paul  Leuckfeld,  Zur  logischen 
Lehre  von  der  Induktion.  Geschieht!.  Untersuchungen.  L  Aristoteles.  Arch.  f.  Gesch. 
d.  Ph.  8  (1895),  33  ff.  O.  Apelt,  D.  Kategorienl.  des  Arist.,  Beiträge  (s.  oben 
S.  41*),  S.  101  —  216.  Alfr.  Gercke,  Urspr.  d.  arist.  Kategorien,  Arch.  f.  Gesch.  d. 
Ph.  4  (1891),  424-441.  K.  Wotke,  Üb.  d.  Quelle  der  Kategorienlehre  des  A., 
in:  Serta  Hartehana,  Wien  1896,  S.  33—35.  P.  Tannerv,  Sur  un  point  de  la 
möthode  d'Ar.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  6  (1893),  460—474."  G.  Caldi,  Metodo- 
logia  generale  della  interpretazione  scientifica  (la  logica  di  A.),  Torino-Palermo 
1893.  Pleinr.  Maier,  D.  Syllogistik  des  Arist.  1.  T.:  Die  logische  Lehre  des 
Urteils,  Tübing.  1896;  2.  T. :  Die  logische  Theorie  des  Syllogismus  u.  die  Ent- 
stehung der  arist.  Logik.  1.  Hälfte:  Formenlehre  und  Technik  des  Syllogismus; 
2.  Hälfte:  Die  Entstehung  der  arist.  Logik,  ebd.  1900  (sehr  gründliche  und  weit 
ausgeführte  Untersuchungen).  Piat,  Les  cat^gories  d'Aristote,  Rev.  de  philos.  1 
(1901).  Ch.  Willems,  Die  obersten  Seins-  und  Denkgesetze  nach  Ar.  u.  d.  hl. 
Thomas  v.  Aquin,  PhUos.  Jahrb.  15  (1902),  30-39;  150-160.  W.  A.  Ham- 
mond,  Aristoteles  über  Imagination,  Proceed.  of  the  Americ.  philol.  associat. 
XXXIL  p.  XXX— XXXI  (1901).  E.  Thouverez,  La  IVmo  figure  du  syllo- 
gisme, Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  15  (1902),  49—110  (berührt  mehrfach  die  arist. 
Syllogistik).  R.  Witten,  Die  Kategorien  des  Arist.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos. 
17  (1904),  52—59.  M.  Consbruch,  Die  Erkenntnis  der  Prinzipien  {äg/ai')  bei 
Arist.,  in :  Festschrift  des  Stadtgymn.  zu  Halle  zur  47.  Philologenvers.,  Halle 
1903,  S.  75—98.  E.  Hambruch,  Logische  Regeln  der  piaton.  Schule  in  der  arist. 
Topik,  Berlin  1904,  Pr.  G.  Razzoli,  L'immaginazione  nella  teoria  aristotelica 
della  conoscenza,  Milano  1903.  P.  Czaja,  Welche  Bedeutung  hat  bei  A.  die  sinn- 
liche Wahrnehmung  und  das  innere  Anschauungsbild  f.  d.  Bildung  des  Begriffes, 
Philos.  Jahrb.  17  (1904),  404-415;  18  (1905),  45-60.  W.  Andres,  Die  Prin- 
zipien des  Wissens  nach  Aristoteles,  Breslau  1905,  Diss.  M.  Alten  bürg.  Die 
Methode  der  Hypothesis  b.  Piaton,  A.  u.  Proklus,  Marb.  1905,  Diss.  I.  Husik, 
Arist.  on  the  law  of  contradiction  and  the  basis  of  the  syllogism,  Mind  N.  S. 
15  (1906),  215—222.  Heinr.  Maier,  Zur  Syllogistik  des  Arist.,  Arch.  f. 
Gesch.  d.  Philos.  20  (1907),  46—55.  Heinr.  Gomperz,  Zur  Syllogistik  des 
Arist.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  20  (190*),  171  f.  Lukasiewicz  (über  den 
Satz  des  AViderspruchs  bei  A.\  Bulletin  de  l'Acad.  des  sciences  de  Cracovie  1908. 
M.-D.  Roland-Gosselin,  De  l'induction  chez  A.,  Rev.  d.  sciences  philos.  et 
th^ol.  4  (1910),  39 — 48.  W.  Lewinsohn,  Zur  Lehre  von  Urteil  u.  Verneinung 
bei  Aristot.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  24  (1911),  197—217.      U.  della  Seta,  La 


234*  Literaturverzeichnis. 

dottrina  del  sillojrismo  in  Aristotele  e  le  obbiezioni  a  cui  fu  fatta  segno  a  coniin- 
ciare  dagli  scettici  antichi  fino  ai  logici  moderni.  specialmente  inglesi,  Roma  1911. 
A.  Cappellazzi,  Le  categorie  di  A.  e  la  filosot'ia  classica,  Crema  1911.  P.  Er- 
cole.  La  logiea  aristotelica,  la  logica  kantiana  ed  hegeliana  etc.,  Mem.  della  R. 
Acead.  delle  scienze,  Torino  1912.  P.  E.  Gohlke,  Die  Lehre  von  der  Ab- 
straktion bei  Plato  und  A.,  Halle  a.  S.  1914,  Berliner  Diss.  W.  v.  Goßler  s. 
unter  Sokrates  S.  69*.  Zu  A.'  Sprachphilosophie  Muller  (oben  S.  31*  unter  Y) 
S.  34  ff. 

Zu  i^  tO.  Die  aristotoliselie  ^letaphysik  oder  erste  Philosophie.  (Zu  berück- 
sichtigen sind  die  oben  S.  123*  aufgeführten  Arbeiten  zur  arist.  ,, Metaphysik'".)  Als 
Einleitung  in  die  aristotelische  Metaphysik  zu  erwähne^:  J.  Barthelemy  St.  Hi- 
laire,  De  la  metaphysique,  sa  nature  et  ses  droits  dans  ses  rapports  avec  la 
religion  et  avec  la  science.  Pour  servir  d'introduction  a  la  Metaphys.  d'Aristote, 
Paris  1879.  übers,  von  E.  P.  Görgens,  Berlin  1880.  W.  Luthe,  Begi-.  u.  Aufg. 
der  Metaphysik  (ooqca)  des  Ar.,  Pr.  von  Düsseldorf,  Lpz.  1884.  A.  Bnll.inger, 
Ar.'  IMetaph.  in  bezug  auf  Entstehungsweise,  Text  u.  Gedanken,  München  1892. 
A.  Mos  ses.  Zur  Vorgesch.  der  vier  aristotelischen  Prinzipien  bei  Piaton,  Bern 
1893,  Diss.  J.  Watson,  The  Metaphysic  of  Aristotle,  Philos.  Review  7  (189S(, 
23 — 42.  C.  Sentroul,  L'objet  de  la  metaphysique  selon  Kant  et  selon 
Aristote,  Louvain  1905.  F.  Ravaisson,  Essai  sur  la  metaphvsique  d'Aristote, 
Paris  1913. 

Über  das  Verliältnis  der  aristotehsdten  Gnindleliren  %u  den  platonisclien 
handeln:  Chr.  Herrn.  Weisse,  De  Piatonis  et  Aristotelis  in  constituendis  sum- 
mis  philos.  principüs  differentia,  Lips.  1828,  und  stellenweise  in  den  Erläuter.  zu 
sein.  Übers,  d.  Psychol.  u.  Kosraol.,  Lpz.  1829.  M.  Carrifere,  De  Aristotele 
Piatonis  amico  einsque  doctrinae  iusto  censore,  Gott.  1837.  Th.  Waitz,  Piaton 
und  Aristoteles,  Verhandl.  der  6.  Philologen- Versammlung  in  Cassel  1843,  Cassel 
1844.  S.  7.i — 78.  F.  Michelis,  De  Aristotele  Piatonis  in  idearum  doctrina  ad- 
verf?ario,  Braunsberg  1864.  Vgl.  Ed.  Zeller,  Piaton.  Studien,  Tübingen  1837, 
S.  197—300:  Die  Darstellung  der  piaton.  Philosophie  bei  Aristoteles.  Ueber- 
weg,  Piaton.  Untersuchungen,  AVien  1861,  S.  177 — 180.  W.  Rosenkrantz,  Die 
platonische  Ideenlehre  und  ihre  Bekämpfung  durch  Aristoteles,  Mainz  1869  (aus 
Rosenkrantz,  Wissenschaft  des  Wissens,  Mainz  1868 — 1869,  besonders  abgedruckt). 
P.  Blume,  Wie  beurteilt  Arist.  Eth.  Xic.  I  die  piaton.  Ideenlehre?  Rostock 
1869,  Diss.  A.  Spielmann,  Die  aristot.  Stellen  vom  Tohog  ärdoo).-To?,  Brixen 
1891.  O.  Kluge,  Darstellung  und  Beurteilung  der  Einwendungen  d.  Aristot. 
gegen  die  platonische  Ideenlehre,  Greifswald  1905,  Diss.  S.  auch  oben  S.  107*. 
109*  f.,  insbesondere  über  die  Darstellung  der  platonischen  Ideenlehre  bei  Arist. 
Natorp  und  seine  Gegner.  L.  Robin,  La  theorie  platonicienne  des  idees  et 
des  nombres  d'aprfes  Aristote,  Paris  1908. 

Mit  der  indischen  Philosophie  bringt  die  aristotelische  in  Verbindung: 
C.  B.  Schlüter,  Aristoteles'  Metaphysik  eine  Tochter  der  Sankhya-Lehre  d. 
Kapila,  Münster  1874.  Job.  Zahl  fleisch.  Einige  Gesichtspunkte  f.  d.  Auf- 
fassung: und  Beurteilung  der  aristotelischen  Metaphvsik,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph. 
12  (1899),  434-492;  13  (1900  ,  81—118,  502—540.  Vviad.  Tatarkiewicz,  Die 
Disposition  d.  arist.  Prinzipien.  Marb.  1910,  Diss.  (Philos.  Arb.  her.  v.  H.  Cohen 
u.  P.  Xatorp  IV  2,  Gießen  1910). 

Bedeutung  des  Seienden:  Franz  Brentano,  Von  der  mannigfachen  Be- 
deutung des  Seienden  nach  Arist.,  Freiburg  i.  Br.  1862.  Hayd,  Die  Prinzipien 
aUes  Seienden  bei  Aristoteles  und  den  Scholastikern,  Freising  1871,  Gymn.-Pr. 
Bernard.  Weber,  De  ovaiag  ap.  Aristot.  notione  eiusque  cognoscendae  ratione, 
Bonnae  1SS7,  Diss.  H.  Dimmler,  Aristot.  Metaph.  auf  Grund  der  Usia-Lehre 
entwicklungsgeschichtlich  dargest.,  Kempten  1904. 

Begriff  des  Einen:  G.  v.  Hertling,  De  Aristotelis  notione  Unius  comment. 
Freiburg  1864,  Berliner  Diss. 

Fonn  und  Materie:  F.  A.  Trendelenburg,  Tö  hl  slvai,  zo  ayadä  ehai, 
xo  xi  >})•  dvai  bei  Aristoteles,  Rhein.  Mus.  2  (1828),  457  ff.  (vgl.  dessen  Ausg.  der 
Schrift  de  anima,  S.  192  ff.,  471  ff.;  Gesch.  der  Kategorienlehre,  S.  34  ff.);  ferner 
Biese,  Heyder,   Kühn,  Rassow,  Waitz  und  Schwegler  in  den  oben  an- 


Zu  §  49.     Die  aristotelische  Metaphysik  oder  erste  Philosophie.        Iß."")* 

geführten  Schriften  (die  Stellen  weist  Schwegler  zur  Metaph.,  Bd.  4,  S.  369  f. 
nach).  P.  Natorp,  Piatos  Ideenl.  S.  2.  Th.  Gomperz,  Griech.  Denker  II 
S.  149.  C.  Th.  Anton,  De  discrimine  intcr  Aristotelioum  xi  eotl  et  ri  >yr  elvai, 
Görlitz  1847,  Pr.  A.  de  Roaldes.  Les  penseurs  du  jour  et  Aristote,  traite  des 
etres  substantiels,  Meaux  1868.  G.  v.  Hertljng,  Materie  und  Form  und  die 
Definition  der  Seele  bei  Arist.,  Bonn  1871.  Über  den  aristotelischen  Terminus 
■o  noze  ov  (der  auf  das  Substrat,  vnoy.siuEvov,  geht,  ?..  B.  6  .Tor«  ov  r/roöiisröv 
ioTi,  was  irgend  seiend,  etwa  ein  Stein,  ein  Holzstüek,  ein  Punkt  usw.  seiend,  ein 
sich  Fortbewegendes  ist)  handelt  Ad.  Torstrik,  Rhein.  Mus.  12  (1857),  161  bis 
178.  G.  Teichmüller,  Aristotelische  Forsch.  III:  Gesch.  des  Begriffs  der 
Parusie.  Halle  18>3.  Erich  Neubauer,  Der  arist.  Forrabegriff,  Heidelb.  1909, 
Diss.  Is.  Husik,  A  recent  view  of  matter  and  form  in  A.,  Bericht  über  den 
IIL  internat.  Kongreß  f.  Philos.,  Heidelb.  1909,  227—232;  Arch.  f.  Gesch.  d. 
Philos.  23  (1910),  447—471.  Derselbe,  Matter  and  form  in  Arist..  Berhn  1912. 
D.  Neumark,  Materie  u.  Form  bei  Arist.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  24  (1911), 
271  ff.,  391  ff.  Derselbe,  Materie  u.  Form  bei  Arist.,  Berlin  1913  (Anhang  zu  des 
Verf.  Gesch.  der  jüd.  Philos.  des  Mittelalters).  Derselbe  (gegen  Husik),  Arch.  f. 
Gesch.  d.  Philos.  26  (1913),  195  ff. 

Bedeutung  der  vbj:  G.  Engel,  Rhein.  Mus.  7  (1850),  391—418.  Joh. 
Scherler,  Darstellung  u.  Würdigung  des  Begriffs  der  Materie  bei  Arist.,  Pots- 
dam 1873,  Diss.  V.  Jena.  J.  Reitz,  Die  aristot.  Materialursache,  Philos.  Jahrb. 
7  (1895).  281—294.  S.  namentlich  Gl.  Baeumker.  Probl.  der  Materie  (oben 
S.  29*),  S.  210-302. 

Das  Unstoffliche :  A.  Mager,  Der  Begriff  des  Unstofflichen  bei  A.,  Arch. 
f.  Gesch.  d.  Philos.  27  (1914),  385-400. 

Entelechie:  Ancillon  (Pere),  Recherches  critiques  et  philosophiques  sur 
l'entelechie  d"Aristote,  Abh.  der  Berl.  Akad.  philos.  Kl.  aus  den  Jahren  1804  bis 
1811,  Rerl.  1815.  G.  Teichmüller,  Begriff  u.  Arten  der  Entelechie,  in:  Arist. 
Forsch.  III,  Gesch.  des  Begr.  der  Parusie,  -S.  95—123.  Rud.  Hirzel,  Über 
Entelechie  und  Endelechie,  Rhein.  Mus.  39  (1884),  169—208.  Bändln,  L'acte 
et  la  puissance  dans  Aristote  (extrait  de  la  rev.  Thomiste),  Paris  1900.  F.  C.  S. 
Schiller,  Sur  la  conception  de  Vt-rFoyeia  dy.irtjaiag,  Bibl.  du  Congr.  internat.  de 
philos.  tom.  4,  Paris  1902. 

NotuciidigkeH  und  Zufall:  Ferd.  Küttner,  Quaestio  necessitatis  quam 
definitionem  quem  finem  ultimum  A.  statuerit,  Berol.  1853,  Diss.  Eug.  Pappen- 
lieim,  Quaestionis  de  necessitatis  apud  A.  notione  partes  quaedam,  Berol.  1856, 
Diss.  Derselbe,  Disputationes  Aristoteleae,  Berol.  1864,  Pr.  Ose.  Weißenfels, 
De  casu  et  substantia  Arist.,  Berol.  1866,  Diss.  G.  Heyne.  De  Arist.  casu  et 
contingente.  Halis  1866,  Diss.  J.  Zahlfleisch,  Über  die  aristot.  Begriffe 
v:Tcig/etr,  Ivdeysadai  ynägysiv  und  e^  aväyy.i]g  vjidoxsiv,  Ried  1878,  Gymn.- 
Progr.  A.  Torstrik,  IJ.  rv/)]?  y.ai  uvxoiuaov,  Hermes  9  (1874),  425—470. 
G.  Milhaud.  Le  hasard  chez  Aristote  et  chez  Cournot,  Rev.  de  m^taph.  et  de 
mor.  1902,  667—687.  W.  A.  Heidel,  The  Xecessary  and  the  Contingent  in  the 
Aristotelian  System,  Chicago  1896.  J.  Chevalier,  La  notion  du  Necessaire 
chez  A.,  Paris  1915. 

Kausalüät  und  Zweck:  M.  Carriere,  Teleologiae  Arist.  lineamenta,  Berlin 
1838,  Diss.  Gustav  Schneider,  Quae  sit  causae  finalis  apud  Arist.  vis  atque 
natura,  Berol.  1865,  Diss.,  und  ausführlicher:  De  causa  finali  Aristotelea,  Berol. 
1865.  Konr.  Adrian,  Aristotelis  systema  causarum  ad  motum  circularem 
refertur,  Münster  1886,  Diss.  Vgl.  Trendelen  bürg.  Log.  Untersuch.,  2.  Aufl., 
Lpz.  1862,  II,  S.  65  f.  J.  Lindsav,  Plato  and  A.  on  the  problem  of  efficient 
causation,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  19  (1906),  509—514.  L.  Robin,  Sur  la 
conception  aristot^licienne  de  la  causalite,  ebenda  23  (1910),  1 — 28;  184—210. 

Raum  und  Zeit:  G.  R.  Wolter,  De  spatio  et  tempore  praecipue  Aristo- 
telis ratione  habita,  Bonn  1848,  Diss.  E.  Dühring,  Abhandl.  über  Raum,  Zeit 
und  Kausalität,  Berlin  18fil.  .^d.  Torstrik,  Über  des  Arist.'  Abhandl.  von  der 
Zeit  (Phys.  .J,  lOff.),  Philol.  26  (1867),  446-523.  E.  Gottschlich,  Über  Ein- 
heit und  Verschiedenheit  der  Zeit  bei  Arist.,  Philos.  Monatsh.  9  (1873),  285—290. 
K.  Sperling,   Über  Arist.'  Ansicht  von  der  psychol.  Bedeutung  der  Zeit,  Mar- 


;[36*  Literaturverzeichnis. 

biirg  1888,  Diss.    G.  Wnnderle,  Die  Lehre  des  Arist.  von  der  Zeit,  Fulda  1908, 
Münchener  Diss.    H.  Bergson,  Quid  A.  de  loco  senserit,  Paris  1889,  Thesis. 

Über  die  Gotieslelire  des  Aristoteles  handeln:  Vater.  Vindiciae  theologiae 
Arist..  Hai.  1795.  Jul.  Simon,  De  deo  Arist.,  Paris  1839;  ders.,  Etudes  sur  la 
th^odicde  de  Piaton  et  d'Aristote,  Paris  1840.  Krische,  Forschungen  I,  S.  285 
bis  311.  C.  Zell,  De  Arist.  patriarum  religionum  aestimatore,  Heidelb.  1847,  L^niv.- 
Schr.  =  Zell,  Opusc.  aead.  Latina,  Frib.  1857,  8.  157—179;  Arist.  in  seinem  Verhältnis 
zur  griech.  Volksreligion  (s.  oben  S.  131*  zu  §  48);  Das  Verhältnis  der  arist.  Philos. 
zur  Religion,  Mainz  1863.  E.  Rein  hold,  Arist.  theologia  contra  falsani  Hegelianam 
interpretationem  defenditur,  Jen.  1848,  Pr.  O.  H.  Weichelt,  Theologumena 
Aristotelia,  Berol.  1852,  Diss.  E.  v.  Reinöhl,  Darstellung  des  aristot.  Goltes- 
begriffs,  Vergleichung  desselben  mit  dem  platonischen  usw.  in  d.  Verf.  Kleineren 
philos.  Schriften,  Jena  1854.  A.  L.  Kym,  Die  Gotteslehre  des  Aristoteles  und 
aas  Christentum,  Zürich  1862;  auch  in  dessen  Metaphys.  L'ntersuch.  Abh.  6. 
J.  P.  Romang,  Die  Gottesl.  des  Arist.  u.  d.  Chr.,  Protest.  Kirchenzeitung  1862, 
Xr.  42.  F.  G.  Starke,  Aristotelis  de  unitate  Dei  sententia,  Xeu-Ruppin  1864, 
G.-Pr.  Phil.  Bloch,  De  notione  dei  Arist.,  Vratisl.  1865,  Diss.  L.  F.  Goetz, 
Der  arist.  Gottesbegi-iff,  in :  Festgabe  den  alten  Crucianern  zur  Einweihung  des- 
neuen Schulgeb.  gewidmet  usw.,  Dresden  1866,  S.  37 — 67 ;  2.  Abschn.,  Dresden 
1870,  G.-Pr.  Derselbe,  Der  aristot.  Gottesbegr.,  mit  Bezug  auf  die  christliche- 
Gottesidee,  Lpz.  1871.  Konr.  Eis  er,  Die  Lehre  des  Aristot.  über  das  Wirken 
Gottes,  Münster  1893.  E.  Rolf  es.  Die  aristot.  Auffass.  vom  Verh.  Gottes  zur 
Welt  und  zum  Menschen,  Berlin  1892.  Derselbe,  Die  angebliche  Mangelhaftigkeit 
der  arist.  Gotteslehre,  Jahrb.  f.  Ph.  u.  spek.  Theol.  11  (1897),  129—139;  333  bis 
351.  Gloßner,  Die  arist.  Gotteslehre  in  doppelter  Beleuchtung,  Jahrb.  f.  Ph. 
u.  spek.  Theol.  13  (1899),  274—301.  G.  Wunderle,  Zur  Lehre  des  A.  von 
der  Ewigkeit  Gottes,  Festschr.  für  Cl.  Baeumker,  Münster  i.  W.  1913,  8.  25—34. 
A.  Boehm,  Die  Gottesidee  bei  Arist.,  Straßb.  1915,  Diss. 


Zu  §  50.  Die  aristotelische  Natnrphilosopliie.  Über  den  Inhalt  der 
naturwissenschaftlichen  Schriften  des  Aristoteles  handelt  G.  H.  Lew  es, 
Aristotle,  a  chapter  from  the  history  of  science,  London  1864,  deutsch  von  Jul. 
Victor  Carus,  Leipzig  1865;  vgl.  den  Bericht  darüber  von  J.  B.  Meyer  in  den 
Gott.  gel.  Anz.  1865,  1445 — 1474.  A.  Mansion,  Introduction  ä  la  physiqua 
aristotölicienne,  Louvain  1913. 

Über  den  Charakter  der  aristotelischen  Physik  überhaviii :  C.  M.  Zevort, 
Comm.  in  Aristot.  plac.  de  physica  auscultatione,  Paris  1846.  Barthelemy  St. 
Hilaire,  in  der  Einleitung  zu  seiner  Ausgabe  der  Phys.,  Paris  1862.  Ch.  Le- 
veque,  La  physique  d'Aristote  et  la  science  contemporaine,  Paris  1863.  C.  Piat, 
Le  naturalisme  Aristoteücien,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  16  (1903),  530 — 544. 
Über  die  Lehre  des  Aristoteles  von  der  Eicigkeit  der  Welt:  H.  Siebeck,  Ztschr. 
f.  ex.  Philos.  9  (1869),  1—33;  131—154  (auch  in  dessen  Untersuch,  z.  Philos.  d. 
Griech.,  Halle  1873,  in  der  2.  Aufl.  weggefallen).  E.  Zeller,  Über  die  Lehre 
des  Ar.  von  der  Ewigkeit  der  Welt,  Abhandl.  der  Berl.  Akad.  philos. -hist.  Kl. 
1878,  97 — 109,  mit  Zusätzen  in:  Vorträge  u.  Abhandlungen,  3.  Sammlung,  S.  1—36. 
Über  das  Unendliche:  J.  Theodor,  Der  Unendlichkeitsbegr.  bei  Kant  u.  Arist. 
Eine  Vergleichung  der  kantischen  Antinomien  mit  der  Abhandlung  des  Aristot. 
über  das  a.Tf<oor,  Breslau  1876.  R.  Stölzle,  Über  die  Lehre  vom  Unendlichen 
bei  Arist.,  Würzburg  1882.  Leo  Reiche,  Das  Problem  des  L^nendlichen  bei 
A.,  Breslau  1911,  Diss.  Die  Schrift  von  F.  S.  Petz,  Kosmos  u.  Psyche,  s.  oben 
S.  112*.  Die  Arten  des  Werdens  und  der  Veränderung  bei  Aristoteles  behandelt 
C.  Hüttig,  G.-Pr.,  Züllichau  1874.  Die  Lehre  des  Ar.  von  dem  Leben  und  der 
Beseelung  des  Universwns  H.  Sieb  eck,  Ztschr.  f.  Phil.,  X.  F.  60  (Halle  1872), 
1 — 89.  H.  Wernekke,  Giordano  Brunos  Polemik  gegen  die  aristot.  Kosmologie, 
Dresden  1871,  Leipziger  Diss.  N.  Kaufmann,  Die  teleolog.  Naturphilosophie 
bei  A.  u.  ihre  Bedeutung  in  der  Gegenwart,  Pr.,  Luzern  1883,*  2.  Aufl.,  Paderb. 
1893.  J.  Schmitz,  De  rfvaeiog  ap.  Arist.  notione  eiusque  ad  animara  ratione,. 
Bonn  1884,  Diss.  Joh.  Zahlfleisch,  Zur  Kritik  der  Anschauungen  des  Arist. 
in  bezug  auf  physikal.  Wissen,  Ztschr.  f.  Ph.  u.  ph.  Kr.  100  (1892),  177—202. 
A.  V.  Rüpplin,"  Die   Zu-echiätigkeit   der  Xatur    nach    Arist.    Phys.    2,   8,  9,    in: 


Zu  §  51  >.    Die  aristotelische  Naturphilosophie.  V](* 

Xatur  u.  Offenbarung  31  (18S41.  Alb.  Görland,  A.  ii.  die  Aritlimdil:,  Marb. 
]S98,  Diss.;  A.  u.  die  Mathcu/adk,  Marb.  1899.  G.  Milhaud,  Aristote  et  les 
mathematiques,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  1(5  (1903),  3G7— 392.  J.  L.  Heiberg, 
.Mathematisches  zu  Aristot..  in:  Abhandlungen  zur  Geschichte  der  niathemat. 
Wissenschaften  18.  Heft.  Hans  Meyer,  Der  EntwicMiDigsgedanke  bei  Aristot., 
München  1909,  Habil.- Schrift  (auch  als  Buch  Bonn  1909  erschienen).  Theorie 
lom  .-rrevfia:  G.  L.  Duprat,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Thilos.  12  (1899),  805-321. 
W.  W.  Jäger,  Hermes  48  (1913),  43  ff.  Bedeiifuvy  von  oyy.og  bei  Ärist.:  E.  Ar- 
leth.   Wiener  Studien  22  (1900),  11-17. 

Bcueijiiny :  M.  Kappes,  Die  arist.  Lehre  über  Begriff  u.  Ursache  d.  y.hn^oi^, 
Freib.  i.  B.  1887,  Diss.  Continuum :  G.  Schilling,  Arist.  de  continuo  doctr.,. 
Gießen  1840,  Diss.  Mathematische  Kenntnisse  des  Aristoteles:  A.  Burja,  Mem. 
de  l'acad.  de  Kerlin  1790 — 1791.  Mechanik:  Ruelle,  Etüde  sur  un  passage 
d'Aristote  relatif  a  la  m^canique,  Eevue  archeolog.  14  (1857),  7 — 21.  Meteoro- 
logie: J.  L.  Ideler,  Meteorologia  veterum  Gr.  et  Rom.,  Berl.  1832,  und  Suhle,. 
G.-Pr.,  Bernburg  1864.  O.  Gilbert  und  W.  Capelle  s.  oben  S.  30*.  Mehr- 
fach berührt.,  ist  die  Meteorologie  auch  in  der  S.  31*  genannten  Abhandlung 
E.  Oders.  Über  A.'  Stellung  zur  Astrometeorologie  Erw.  Pfeiffer,  Studien  z.. 
antiken  Sternglauben  [iToiyela.  Heft  II),  Leipz.  Berlin  1916,  S.  47.  Lehre  vom 
Licht:  E.  F.  Eberhard,  Pr.,  Coburg  1836,  und  Prantl,  Arist.  über  die- 
Farben,  erläutert  durch  eine  Übersicht  der  Farbenlehre  der  Alten,  München  1849; 
J.  Ziaja,  Die  aristot.  Anschauung  von  dem  Wesen  und  der  Bewegung  des- 
Lichtes,  Breslau  1896,  Pr.  S.  auch  Haas  oben  S.  29*.  Gestirnkunde:  A.  Plu- 
zanski,  Aristotelea  de  natura  astrorura  opinio,  Paris  1887.  S.  auch  Pfeiffer 
unter  Meteorologie.  Geographie:  Bernh.  L.  Königs  mann,  De  Arist. 
geographia  prolusioues  VI,'  Schleswig  1803—1806.  G.  Sorof,  De  Arist.  geo- 
graphia  capita  duo,  Halle  1886,  Diss.  P.  Bolchert,  A.'  Erdkunde  von  Asien- 
u.  Libven  (Quellen  u.  Forschungen  zur  alten  Gesch.  u.  Geogr.,  herausgegeb.  von 
W.  Sieglin,  Heft  15),  Berlin  1908  (auch  Diss.  v.  Straßb.  1908).  E.  Goldbeck, 
Die  geozentrische  Lehre  des  Arist.  u.  ihre  Auflösung,  Berl.  1911,  Pr.  F.  Ange- 
litti,  La  forma  della  terra  secondo  Aristotele  nel  trattato  De  caelo,  Eiv.  di' 
astron.  e  scienze  affin.,-  Torino  1913.  P.  Friedländer,  Die  Anfänge  der  Erd- 
kugelgeographie [betrifft  Piaton  und  Aristoteles],  Jahrb.  d.  archäol.  Instit.  29* 
1914),  98  ff.    H.  Berger  s.  oben  S.  30*. 

Natnruissenschaften :  Th.  E.  Lones,  A.'s  researches  in  natural  science,. 
Avondon  1912.  Im  besonderen  Chemie:  J.  Lorscheid,  A.'  Einfluß  auf  die  Ent- 
Licklung  der  Chemie,  Münster  1872,  Pr.  H.  H.  Joachim,  A.'s  conception  of 
chemical  combination,  Journ.  of  philol.  29  (1904),  72  —  86.  Botanik:  F.  Wimmer,. 
Phvtologiae  Arist.  fragm.,  Breslau  1838.  Jessen,  Über  des  Aristot.  Pflanzen- 
werke, Pvhein.  Mus.  14  (1859),  88—101.  Biologie:  H.  Philibert,  Le  prin- 
cipe de  la  vie  suivant  A.,  Chaumont  1865.  Royer,  De  vita  secundum  A.,  Dijon 
1879,  Thesis  von  Paris.  G.  Po  liehet,  La  biologie  aristotelique,  Paris  1885. 
H.  Stadler,  Biologie  einst  und  jetzt  (eingehend  über  die  Biologie  des  A.),  Blätter 
f.  d.  Gymnasialschulw.  45  (1909),  409  ff.  D'Arcy  W.  Thompson,  On  A.  as  a 
biologis't,  London  1913.  A.  Thienemann,  A.  und  die  Abwasserbiologie,  in: 
Festschr.  der  Medizin. -naturw.  Ges.  in  Münster  zur  84.  Vers,  deutscher  Naturf, 
und  Ärzte,  Münster  i.  W.  1912.  Die  aristotelische  Zoologie  betreffen  (außer  den> 
von  Joach.  Gottlob  Schneider  seiner  Ausgabe  der  Historia  animalium,  Lpz. 
1811,  beigefügten  Erläuterungen):  A.  F.  A.  Wiegmann,  Observ.  zoologicae- 
criticae  in  Arist.  historiam  animalium,  ßerol.  1826.  Joh.  Müller,  Über  den 
glatten  Hai  des  Arist.  und  über  die  Verschiedenheiten  unter  den  Haifischen  und 
Rochen  in  der  Entwicklung  des  Eies,  Abh.  der  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin  aus  d.  J.. 
1840,  Berl.  1842,  187 — 257.  Jürgen  Bona  Meyer,  De  principiis  Arist.  in  distribut. 
animahum  adhibitis,  Berol.  1854,  Diss.;  Arist.  "Tierkunde.  Berl.  1855.  C.  J.  Sun- 
deval.  Die  Tierarten  des  Arist.,  Stockholm  J863.  Aubert,  Die  Kephalopodeu' 
des  Arist.  in  zoologischer,  anatomischer  und  geschichtlicher  Beziehung,  Ztschr.  f. 
wiss.  Zoologie  12  (Lpz.  1862),  372  ff.  K.  Hammerschmidt,  Die  Ornithologie- 
des  A.,  Speier  1897,  Pr.  Derselbe,  A.  als  Zoologe,  Blätter  f.  d.  Gvmnasialschuhv. 
35  (1899),  561—577.  Th.  Watzel,  Die  Zoologie  des  Arist,,  Reichenb.  1878,  79, 
80  (drei  Programme).  L.  Heck,  Die  Hauptgruppen  des  Tiersystems  bei  Aristo- 
teles und  seinen  Xachfolgern,   Lpz.  1885,  Diss.     N.  Polek,  Die  Fischkunde  des- 


138*  Literaturverzeichnis. 

A.  u.  ihre  Nachwirkung  in  der  Literatur,  in :  Primitiae  Czernovicieuses,  Czerno- 
Avitz  1909,  31-45.  A.  Platt,  On  the  Indian  dog  (zu  Aristot.  de  part.  anim. 
1,  3,  G43b  6),  Class.  quart.  3  (1909),  241.  A.  Steier,  Arist.  u.  Plinius,  Studien 
z.  Gesch.  d.  Zoologie,  Würzburg  1913  (S.-A.  aus  d.  Zoolog.  Annalen  5  [1913], 
221 — 30.'i).  W.  Reese,  Die  griech.  Nachrichten  über  Indien  bis  zum  Feldzuge 
Alex.  d.  Gr.,  Lpz.  1914.  M.  K.  Stephan]  dis,  Ilsoi  :Tey'eü};  y.ar  '  Aoir,zoTi/.>jy, 
\lO>jr(l  23  (1911),  68 — 72.  Sh.  Ow.  Dickerman,  De  argumentis  quibusdam 
apud  Xenophontem,  Platonem,  Aristotelem  obviis  e  structura  hominis  et  ani- 
malium  petitis,  Halis  Sax.  1909,  Diss.  G.  Rudberg  (Kleinere  Aristoteles  fragen 
III:  Zu  den  Aderbeschreibungen  des  A.),  Eranos  (Acta  philol.  Suec.)  13,  51  ff. 
Anthropologie:  Andr.  Westphal,  De  anatomia  Aristotelis,  imprimis  num  cada- 
vera  secuerit  humana,  Gryphiswaldae  1745.  L.  M.  Philippson,  '}/?;  arßoo)- 
TTifij.  s.  oben  S.  31*.  Franz  Boll,  Die  Lebensalter,  Neue  Jahrb.  f.  d  klass. 
Altert,  usw.  31  (1913).  89  ff.,  auch  gesondert  erschienen  Leipz.  u.  Berl.  1913  (hier 
S.  98  ff.  über  die  aristot.  Theorie). 

Psychologie:  Karl  Zell,  Aristot.  über  den  Sinn  des  Geschmackes,  in: 
Ferienschriften,  3.  Sammlung,  Freib.  18.33,  S.  1-31.  J  oh.  Heinr.  Dein- 
hardt.  Der  Begriff  der  Seele  mit  Rücksicht  auf  Aristoteles,  Hamburg  1840. 
Gust.  Hartenstein,  De  psvchologiae  vulgaris  origine  ab  Aristotele  repetenda. 
Lips.  1840  (auch  in  H.s  Hist.-philos.  Abhandl.,  Leipz.  1870,  S.  107—126  wieder- 
abgedruckt). Barthelemy  St.  Hilaire  bei  seiner  oben  Text  §  47  angef.  Ausg. 
nebst  Übersetzung  der  Schrift  de  anima.  Paris  1846.  Wilh.  Schrader,  Arist. 
-de  voluntate  doctrina,  Brandenburg  1847,  G.-Pr. ;  Die  Unsterblichkeitslehre  des 
Aristoteles.  N.  Jahrbb.  f.  Philol.  u.  Päd.  81  (1860),  89—104.  W.  Wolff,  Von 
dem  Begr.  des  Aristot.  über  die  Seele  und  dessen  Anwendung  auf  die  heutige 
Psvchologie.  Bavreuth  1848,  Pr.  C  h.  Wadding  ton,  La  psvchologie  d'A.,  Paris 
1848.  J.  T.  Gsell-Fels,  Psychol.  Plat.  et  Arist.,  Würzburg  1854,  Diss.  Hugo 
Anton,  Doctrina  de  nat.  hom.  ab  Arist.  in  scriptis  ethicis  proposita,  Berol.  1852, 
Diss.;  De  hominis  habitu  naturali  quam  Arist.  in  Eth.  Nie.  proposuerit  doctri- 
nam.  Erf.  1860,  Pr.  W.  F.  Volkmann,  Die  Grundzüge  der  aristot.  Psycho- 
logie, Prag  1858,  Verh.  d.  böhm.  Ges.  d.  Wiss.  10,  Prag  1859.  Herrn.  Beck, 
Arist.  de  sensuum  actione,  Berol.  1860,  Diss.  K.  Pansch-,  De  Aristotelis  animae 
•definitione,  Gryphisw.  1861,  Diss.  Wilh.  Biehl,  Die  aristot.  Definit.  der  Seele, 
Verh.  der  Augsburger  Philologen-Vers,  vom  Jahre  1862,  Lpz.  1863,  S.  94 — 102. 
A.  Gratacap,  Aristot.  de  sensibus  doctrina,  Diss.  philos.,  Montpellier  1866. 
Leonh.  Schneider,  Die  Unsterblichkeitslehre  des  Aristot.,  Passau  1867. 
Eug.  Eberhard,  Die  arist.  Def.  der  Seele  u.  ihr  Wert  für  die  Gegenwart,  Berl. 
1868.  H.  Siebeck,  Aristotelis  et  Herbarti  doctrinae  psychologicae  quibus  rebus 
inter  se  congruant,  Halle  1872,  Diss.  Herm.  Schell,  Die  Einheit  des  Seelen- 
lebens aus  den  Prinzipien  der  aristot.  Philos.  entwickelt,  Freiburg  i.  B.  1873. 
K.  Schlottmann,  Das  Vergängliche  u.  Unvergängliche  in  der  menschl.  Seele 
nach  Aristot..  Ost.-Pr.  d.  L^nivers.  Halle  1873.  Is.  Baumann,  Quae  de  anima 
eiusque  partibus  Aristot.  in  libris  Ethicorum  Nie.  proposuerit,  Halle  1874,  Diss. 
P.  ]\Ieyer.  'O  üv/ifk  ap.  Aristot.  Platonemque,  Bonn  1876,  Diss.  E.  Maillet, 
De  voluntate  ac  libero  arbitrio  in  moralib.  A.  opp.,  Paris  1877.  I.  A.  Bare  las, 
'0  ootoiiog  Tijg  i/'v/rjg  y.axa  ra;  ' Aqiotots'/.eiovc  äoyüg,  Lpz.  1878,  Diss.  J.  Ziaja, 
Die  aristot.  Lehre  vom  Gedächtnis  u.  v.  d.  Assoziation  der  Vorstellungen,  Leob- 
schütz  1879,  G.-Pr.  G.  B.  Barco,  Aristotele:  esposizione  critica  della  psicologia 
Greca,  Tur.  u.  Rom  1879.  B.  Ritter,  Die  Grundprinzipien  der  aristot.  Seelen- 
lehre, Jena  1880,  Diss.  Joh.  Schmidt,  Die  psycholog.  Lehren  des  Aristot.  in 
seinen  kleinen  naturwissensch.  Schriften,  Prag  1881,  G.-Pr.  J.  Zahlfleisch, 
.Anmerkungen  zur  Seelenlehre  des  Aristot.  mit  besonderer  Berücksichtigung  des 
Trendelen burgschen  Kommentars,  Ried  1881,  Pr.  Joh.  Dembowski,  Quaestiones 
Aristotelicae  duae,  I.  de  y.oivov  alo&tjTijoi'ov  natura  et  notione,  II.  de  natura  et 
notione  tov  Oviiov,  quatenus  est  pars  ooe^ecog,  Regiom.  1881,  Diss.  K.  E.  Güth- 
l.ing,  Die  Lehre  des  Aristot.  von  den  Seelenteilen,  Liegn.  1882,  Pr.  E.  Zeller, 
Über  die  Lehre  des  Arist.  von  der  Ewigkeit  des  Geistes,  Sitz.  d.  Berl.  .Ak.  1882, 
1033-1055  =  Kl.  Sehr.  I,  263-290.  Fr.  Brentano,  Über  den  Creatianismus 
des  Arist.,  Sitz.  d.  Wiener  Ak.  1882,  I,  95—126;  derselbe.  Offener  Brief  an  Herrn 
Prof.  E.  Zeller  aus  Anlaß  seiner  Schrift  über  die  L.  des  Arist.  v.  d.  Ewigkeit  des 
■Geistes.  Lpz.  1883.  A.  E.  Chaignet,  Essai  sur  la  psychologie  d'Aristote,  con- 
tenant  Ihistoire  de  sa  vie  et  de  ses  toits.   Par.  1883.      Fr.  O.  Schieboldt,  De 


Zu  §  51.     Die  aristotelische  Ethik.  139* 

imaginatione  disquisitio  ex  A.  libris  repetita,  Lpz.  1S82.  H.  Hildebrand,  Ari- 
stoteles' Stellung  zum  Determinismus  u.  Indetermin.,  Lpz.  1884,  Diss.  E.  De- 
co nitre,  Essai  sur  la  psychologie  des  actions  humaines  d'apres  les  systemes 
d'Aristote  et  de  St.  Thomas  d'Aquin,  Paris  1884,  Thfese.  V.  Knauer,  'Grund- 
linien zur  aristot.-thomistischen  Psychologie,  Wien  1885.  C.  F.  He  man.  Zur 
Geschichte  der  Lehre  von  der  Freiheit  des  menschlichen  Willens.  I:  Des 
Arist.  Lehre  von  der  Freiheit  des  menschl.  Willens,  Lpz.  1887.  Aug.  EH  er, 
Aristotelis  doctrina  de  mente  humana  ex  comraentariorum  Graecorum  sententiis 
eruta,  pai's  prior  Alexandri  Aphrod.  et  loannis  Grammatici  Philoponi  comnien- 
tationes  contineus,  Bonn  1887,  Diss.  F.  Susemihl,  Zu  Ar.'  Psychol.,  Philol. 
46  (1887),  86.  Joh.  Schmidt,  Aristotelis  et  Herbarti  praecepta  quae  ad 
psychologiam  spectant  inter  se  comparantur,  Wien  1887,  Pr.  V.  Wrobel,  Arist. 
de  perturbationibus  animi  doctrina,  Pr.  von  Sanok  ]S86,  Lpz.  1887.  W.  Clood- 
win,  Plato's  and  Ar.'s  doctrines  of  the  immortality  of  the  soul,  in:  The  Pintonist 
3  (1887),  606—610.  A.  Biach,  Ar.'  L.  von  d.  sinnl.  Erkenntnis  in  ihrer  Ab- 
hängigkeit von  Piaton,  Philos.  Monatsh.  26  (1890).  270—287.  H.  l'oppel- 
reuter,  Zur  Psychol.  d.  Ar.,  Theophra.st,  Straton,  Leipz.  1891,  Pr.  E.  Rolfes, 
Der  Beweis  des  A.  f.  die  Unsterblichkeit  der  Seele,  Jahrb.  f.  Ph.  u.  spek.  Theol. 
9  (1895),  181—200;  derselbe,  Die  vorgebliche  Präesistenz  des  Geistes  bei  Arist.. 
Philos.  Jahrb.  8  (1895),  1—19,  284—30(3;  derselbe,  Die  substantiale  Form  u.  der 
Begriff  der  Seele  bei  Arist.,  Paderborn  1896.  P.  Marcht,  Des  Arist.'  Lehre 
von  der  Tierseele  I— IV,  Pr.,  Metten  1897-1900.  F.  Regener,  aristot.  als 
Psychologe,  Pädagog.  Magazin  Heft  161.  S.  auch  J.  Freudenthal,  Über  den 
Begriff  des  AVortes  qm%taaia  oben  S.  122*  unter  b. 

Die  Lehre  vom  vovg  behandeln  u.  a.:  F.  H.  Chr.  Ribbentrop,  Aristo- 
telis vovg,  Bresl.  1840,  Diss.  Jul.  Wolf,  Arist.  de  intellectu  agente  et  paiiente 
doctrina,  Berol.  1844.  Wilh.  Biehl,  G.-Pr.,  Linz  18G4.  Franz  Brentano, 
Die  Psychologie  des  Aristot.,  insbesondere  seine  Lehre  vom  vovg  :rou]Tiy.6g,  nebst 
einer  Beilage  über  das  Wirken  des  arist.  Gottes,  Älainz  1867.  Ant.  ßullinger, 
Ar.'  Nus-Lehre,  Pr.  d.  k.  Stud.-Anst.  zu  Dillmgen  1882:  derselbe.  Zu  Ar.'  Xus- 
Lehre,  München  1884.  Vgl.  auch  Prantl,  Gesch.  d.  Log.  I,  S.  108  ff.,  und 
F.  F.  Kampe,  Die  Erkenntnistheorie  des  Aristot.,  Leipz.  1870,  S.  3— (50. 
O.  Weißenfels,  Quae  partes  ab  Ar.  zw  reo  tribuantur,  Pr.  d.  Französ  G.,  Berlin 
187<3.  Michaelis,  Zur  arist.  L.  vom  Xus,  X'eu-Strelitz  1888,  Pr.  R.  Bobba, 
La  dottrina  dell'  Intelletto  in  A.,  Torino  1896.  W.  A.  Hammond,  The  signi- 
ficance  of  the  creative  reason  in  A.'s  philosophy,  Philos.  rev.  11  (1902),  238-248. 
Wilh.  Andres,  Die  Lehre  des  A.  vom  vovg,  Groß-Strehlitz  1906.  P.  Bokow- 
new,  Der  rovg  nady^rixog  bei  A.,  Archiv  f.  Gesch.  d.  Philos.  22  (1909),  493-510. 
Franz  Brentano,  A.'  Lehre  vom  Ursprung  des  menschlichen  Geistes,  Leipzig 
1911,  H.  Kurfess,  Zur  Gesch.  d.  Erklärung  d.  aristot.  Lehre  vom  sog.  vovg 
:joc)jTiy.fjg  und  .-raütjTiy.ög,  Tüb.  1911,  Diss.  Benzion  Kellermann,  Das  Xus- 
problem,  Philos.  Abhandlungen  Herrn.  Cohen  zum  70.  Geburtstag  dargebracht, 
Berlin  1912,  S.  152-169. 

Zu  §  51.  Die  aristotelische  Ethik.  Über  die  aristotelische  El/ii/i  im 
nllgememen  handeln:  Schleiermacher  an  verschiedenen  Stellen.,  seiner 
Grundlinien  einer  Krilik  der  bisherigen  Sittenlehre,  Berl.  1803  (vgl.:  Über  die 
Aviss.  Behandlung  des  Tugendbegriffs,  in  den  Abhandl.  der  Akad.,  Berlin  1820). 
K.  L.  Michelet,  Die  Ethik  des  Aristoteles  in  ihrem  Verhältnis  zum  Svstem 
der  Moral,  Berl.  „1827  (vgl.  dessen  System  der  philos.  Moral,  1828,  S.  195—237). 
Hartenstein,  Über  den  wiss.  Wert  der  arist.  Ethik,  Berichte  über  die  Verhand- 
lungen der  K.  Sachs.  Gesellsch.  der  Wiss.  zu  Leipzig,  philol. -bist.  Kl.  1859,  49 
bis  107,  wiederabg.  in  H.s  Hist.-i^hilos.  Abhandl.,  Lpz.  1870.  Trendelenburg, 
Über  Herbarts  praktische  Philos.  u.  die  Ethik  der  Alten,  Abh.  der  Berl.  Akad. 
a.  d.  J.  1856,  auch  im  3.  Bande  der  Hist.  Beitr.  z.  Philos.,  S.  122—170;  vgl.  ebd, 
Bd.  2  die  10,  Abhandlung:  Über  einige  Stellen  im  5.  u.  6.  Buche  der  nikomach. 
Ethik,  und  in  Bd.  3  die  9.  Abb.:  Zur  arist.  Ethik,  S.  399—444.  Ch.  E.  Lut- 
hardt.  Die  Ethik  des  Arist.  in  ihrem  LTnterschied  von  der  Moral  des  Christen- 
tums, Lpz.  1869,  70,  76.  E.  Moore,  Introduction  to  Aristotle's  Ethics,  London 
1871.  R.  P.  Paul,  An  analysis  of  Aristotle's  Ethics,  Lond.  1874.  Joh.  Klein, 
Das  Empirische  in  der  nik.  Ethik  des  Arist.,   Pr.  d.  Ritterakad.,  Brandenb.  1875. 


]4U*  Literatlirverzeichnis. 

P.  R(?e,  Tov  xa/.ov  notio  in  Aristotelis  ethicis  quid  sibi  velit.  Halle  1875,  Diss. 
F.  M.  Zanotti,  La  filos.  niorale  di  A.;  compendio  con  note,  Torino  1882.  2.  ed. 
1883.  A.  Hägerstrüm,  Aristoteles  etisca  Grandtankar  och  deras  teoretisca 
J'örutsättningar,  Upsala  1893,  Diss.  L.  Filkuka,  Die  metaphys.  Grundlagen 
der  Ethik  des  A.,  Wien  1S95.  E.  Arleth,  Die  metaphys.  Grundlagen  der  arist. 
Ethik.  Prag  1903.  M.  Gillet,  Du  fondement  intcilectuel  de  la  morale  d'apres 
Aristote.  Freiburg  i.  d.  Schweiz  190.5,  Diss.  St.  Schindele,  Die  arist.  Ethik, 
Philos.  Jahrb.  15  (1902),  121-139,  315-330;  IG  (1903),  149-162,  380-395. 
J.  M  c.  Cunn,  The  ethical  doctrine  of  Aristotlc,  Intern.  Journ.  of  Ethics  16, 
288—311.  Th.  Marshall,  Aristotle'stheory  of  conduet,  London  1906.  P.  R. 
Trojano,  Ateologia  teleologia  ed  umanismo  nell'  etica  aristotelica,  Eiv.  di  filos. 
190^^).  35—44.  —  Über  das  Verhältnis  der  kantischen  Moral  zur  aristotelischen 
handeln:  Traug.  Brückner,  De  tribus  ethices  locis,  quibus  differt  Kantius  ab 
Aristotele,  Berl.  1866.  Diss.,  und  Trendelenburg  im  3.  Bde.  seiner  Historischen 
Beitr.,  S.  171-214. 

Über  die  effiischen  Prinxipicn  des  Aristoteles  handeln:  üeberweg.  Das 
arist.,  kantische  und  herbartsche  Moralprinzip,  Fichtes  Z.  24  (HaUe  1854),  71  ff., 
L.  Olle-Laprune,  De  Aristoteleae  ethices  fundamento,  Par.  1880,  J.  Muenzer, 
Aristotelis  Ethica  cum  Stoicorum  collata,  Berol.  1873,  Mar  ja  n  Makarewicz, 
Die  Grundproblerae  der  Ethik  bei  Aristot.,  Lpz.  1914;  über  die  Methode  und  die 
GnimUaijeti  der  aristot.  Ethik:  Rud.  Eucken,  G.-Pr.,  Frankfurt  a.  M.  1870; 
über  die  Werttheurie  bei  Arist.  und  Thomas  von  Aquino:  Joh.  Zmavc,  Arch.  f. 
Gesch.  d.  Ph.  12  (1899),  407 — 433;  über  Bexiehmigen  ■xtcischcn  der  Ethil;  und 
Politik:  J.  Munier,  G.-Pr.,  Mainz  1858,  Schütz,  Potsd.  1860;  über  das  höchste 
Gilt:  H.  Kruhl,  Pr.,  Breslau  1832,  1838,  Axel  Nybläus,  Lund  1863, 
Wenkel,  Die  Lehre  des  Arist.  über  das  höchste  Gut  oder  die  Glückseligkeit,  G.-Pr., 
Sondershausen  1864;  über  die  Eiidänionie :  Herrn.  Hampke,  De  eudaemonia, 
Arist.  moralis  disciplinae  lirincipio,  Brandenb.  1858,  Berliner  Diss.,  E.  Laas,  Evdai- 
iiorlag  Ar.  in  ethicis  principium  quid  velit  et  valeat,  Berl.  1859,  Diss.  (vgl.  dessen 
Aristotelische  Textesstudien,  Pr.  d.  Fried.-G.  u.  R.-Sch.,  Berlin  1863),  G.  Teich- 
müller, Die  Einheit  der  a,i'istot.  Eudämonie.  aus  den  M^langes  gr^co-romains, 
t.  IL  St.  Petersb.  1859,  S.  Krüger,  Aristot.  Lehre  über  menschl.  Glücksehskeit, 
Rostock  1860,  Chr.  A.  Thilo.  Ztschr.  f.  exakte  Philos.  2  (1861),  271—309, 
Karl  Knappe,  Grundzüge  der  arist.  Lehre  von  der  Eudämonie,  "NTittenb.  1864 
bis  1866,  G.-Pr.,  G.  Riva,  II  concetto  di  A.  sulla  felicitä  terrestre  secondo  il 
lib.  1  e  10  deir  Etica  Nie.,  Prato  1883,  van  der  Wyck,  Over  het  begrip  der 
eudaimonia  by  A.,  Verslagen  en  Mededeelingen  der  koninkl.  Akad.,  Amsterdam 
1892.  Emil  Arleth,  Blog  xE/.siog  in  der  arist.  Ethik,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos. 
2  (1889).  13-21,  S.  Hub  er.  Die  Glückseügkeitslehre  des  A.  u.  des  hl.  Thomas 
V.  A.,  Freising  1893,  Diss.  v.  Münster;  über  die  Lust:  O.  Kalmus,  Ar.  de 
volupt.  doctr.,  Pyritz  1862,  G.-Pr.,  Leonh.  Diederichsen ,  In  welchem  Verh. 
stehen  das  5.,  6.  u.  7.  B.  d.  nik.  Eth.  zu  den  vorhergehenden  und  die  erste  Be- 
handlung der  /.t'rr>;  u.  tjöori'j  zur  zweiten?,  Flensb.  1877,  G.-Pr.,  G.  Kaas,  Die 
Lehre  des  Arist.  v.  d.  Lust,  Graz  1878.  G.-Pr.,  Demetr.  Olympios,  'Agioro- 
Ts/.ovg  didaoy.a/u'a  .t.  {jdovrjg,  Lpz.  1879,  Diss.,  S.  v.  Mons terberg-Münckenau, 
De  concentu  trium  Aristotelis  de  voluptate  commentat.  (Eth.  Nie.  7,  12 — 15; 
ebd.  10,  1  —  5;  Rhet.  1,  11),  Breslau  1889,  Pr.,  A.  Lafontaine,  Le  plaisir  d'apres 
Piaton  et  Ar.,  Paris  1902;  über  die  e^n  (de  e^si  Aristotelea) :  C.  Butzki,  Malis 
1881,  Diss.;  über  die  Turjend :  H.  Kruhl,  Lauban  1839,  Pr.,  und  Nieländer, 
Herford  1861,  G.-Pr.;  über  die  Lehre  von  den  Pflichten:  Carl  Aug.  Mann,  Berol. 
1867,  Diss.;  über  lueaÖTtjg  und  ogdog  /.öyog:  G.  Glogau,  Hai.  1869,  Diss.,  G.  A. 
Exham,  Aristotle's  doctrin  of  the  mean,  Hermathena  30,  110 — 128,  Hermann 
Kalchreuter,  Die  /ufoozijg  bei  und  vor  Aristoteles,  Tüb.  1911,  Diss.;  über  die 
Sinnlichkeit:  Roth,  Theol.  Stud.  u.  Krit.  1  (1850),  225  ff.;  über  die  Gerechtig- 
keit: A.  G.  Kästner,  Lips.  1737,  Clem.  Aug.  v.  Droste-Hülshoff ,  Bonn 
1826,  Diss.,  Herrn.  Ad.  Fechner,  Lpz.  1855,  Breslauer  Diss.,  Trendelenburg 
(in  den  oben  S.  125*  angeführten  Abhandlungen),  Freyschmidt,  Die  arist.  Lehre 
von  der  Gerechtigkeit  u.  das  moderne  Staatsrecht,  Berl.  1867,  G.-Pr.,  M.  Wetzel. 
Die  Lehre  des  Ar.  v.  d.  distributiv.  Gerechtigk.  u.  die  Scholastik,  Warb.  1881, 
Pr.;  vgl.  auch  die  Abhandlungen  von  H.  Hampke,  Philol.  16  (1860),  60—84, 
und  F.  Hacker,  Ztschr.  f.  d.  G.-W\  16  (1862),  514—560  über  das  fünfte  Buch 
der  nikom.  Ethik,  das  von  der  Gerechtigkeit  handelt;    über  die  praktische  Klug- 


Zu  §  52.     Die  aristotelische  Politik.  141* 

heit :  Lüdke,  Stralsund  18G2;  über  iieya/.o.-Tos.-reia  und  /(Kya/.otpv/i'a:  J.  C.  Wil- 
son, Class.  rev.  16  (1902),  203;  über  das  Euiteilang),-  u.  A)i<jrdnu)i(jsprin\ip  ilcr 
moralischen  Tugend  reihe  in  der  nikom.  Etliik:  F.  Hacker,  Pr.  d.  Kölln.  Real- 
Gynin..  Berl.  1863,  und  Ztschr.  f.  d.  G.-W.  17  (1863),  821—843;  über  die  dia- 
noelischcn  Tugenden:  Prantl,  Glückwunschschritt  an  F.  v.  Thiersch,  München 
1852,  und  A.  Kühn,  Berl.  1860,  Diss.,  auch  Dielitz  in  seinen  Quaestiones  Ari- 
stoteleae,  Berl.  1867.  Pr.,  L.  Eberlein,  D.  dianoet.  Tugend,  d.  nik.  Ethik  nach 
ihrem  Sinne  u.  ihrer  Bedeut.,  Lpz.  1888,  Diss.,  J.  Arns,  (iuam  rationem  A.  inter 
virtutes  ethicas  et  dianoeticas  intercedere  statuerit,  Bonn  1893,  Diss.,  W.  Luthe, 
Begriff  u.  Aufgabe  d.  jMetaphysik  {aoq  lu)  d.  Aristoteles,  Lpz.  1884,  Pr.  v.  Düssel- 
dorf; über  das  6.  Buch  der  nikom.  Ethik  handelt  besonders:  Jul.  Walter,  Die 
Lehre  v,  d.  prakt.  Vern.,  s.  oben  S.  32*,  ders..  Über  eine  falsche  Auffassung  des 
vov?  7Toay.Tiy.6g,  Vorbemerkungen  zur  Einleitung  in  das  6.  B.  d.  nik.  Eth.  des  Ar., 
Jena  1873,  Habil. -Schrift  (zum  größten  Teil  wieder  aufgenommen  in  das  eben 
erwähnte  Werk),  G.  Teichmüller,  Über  die  prakt.  Vern.  bei  Arist.,  in:  Neue 
Studien  z.  Gesch.  d.  Begr.  III,  s.  oben  S.  41* ;  Über  die  Verdienste  der  aristot. 
Ethik  um  das  Prinzip  der  Persönlichkeit,  Jena  1895,  Diss.;  über  die  Zurechnung : 
Afzelius,  Upsalae  1841,  G.  Höpel,  De  notionibus  voluntarii  (tyovoiov)  ac  con- 
sili  (rroocuoeaig)  sec.  Ar.  eth.  Nie.  III,  1 — 7,  Hai.  1887,  Diss.,  Joyau,  La  doc- 
trine  du  übre  arbitre  chez  Ar..  Annales  de  la  fac.  des  lettres  de  Bordeaux,  1887, 
257 — 269.  G.  L.  Fonsegrive,  Doctrine  d'Aristote  sur  le  libre  arbitre.  Bull,  de 
la  Fac.  d.  lettr.  de  Poitiers,  annee  1887,  17 — 25,  J.  Aumüller,  Vergleichung  der 
drei  aristotelischen  Ethiken  hinsichtlich  ihrer  Lehre  über  die  Willensfreiheit,  des 
1.  Teils  1.  u.  2.  Abschnitt,  Pr.,  Landshut  1899,  Schluß  1900,  Kastil,  Zur  Lehre 
von  der  Willensfreiheit  in  d.  Nikom.  Ethik,  Prag  1901.  Rieh.  Loening,  Ge- 
schichte der  strafrechtl.  Zurechnungslehre,  1.  Bd.  Die  Zurechnungslehre  d.  Ari- 
stoteles, Jena  1903,  W.  Witwicki,  Die  WiUenstheorien  bei  Aristot.  (polnisch), 
Osk.  Kraus,  Die  Lehre  von  Lob,  Lohn,  Tadel  u.  Strafe  bei  Ar.,  Halle  a.  S. 
1905:  über  die  Freundschaft :  Fr.  Breier,  De  amic.  principum  (zu  Ar.  Eth. 
Nie.  1158a  27  ff.),  G.-Pr.,  Lübeck  1858,  E.  Krantz,  De  amicitia  ap.  Arist., 
Paris  1882,  Thesis,  R.  Eucken,  Arist.'  Anschauung  von  Freundschaft  und  von 
Lebensgütern,  Berlin  1884  (Virch.-Holtz.  Nr.  452);  derselbe,  Ar.'  Urteil  über  d. 
Menschen,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Ph.  3  (1890),  541—558;  über  die  Sklaverei:  W.  T. 
Krug.  Lips.  1813,  C.  Göttling,  Jenae  1821,  S.  L.  Steinheim,  Hamburg  1853, 
und  Wilh.  Uhde,  Berlin  1856,  Diss.;  über  die  Ehe:  F.  Bock,  Arist.,  Theo- 
phrastus,  Seneca  de  matrimonio,  Leipz.  1898,  Diss.  (Leipz.  Stud.  19  [1899],  1  ff.j, 
E.  Bickel,  De  Arist.  apud  Senecam  et  Hieronymum  memoria,  in:  Diatr.  in 
Senecae  philosophi  fragmenta,  Lips.  1915;  über  d.  Koivoyria:  Franz  v.  Tessen- 
Wesierski,  Jahrb.  f.  Philos.  u.  spekul.  Th.  9  (1895),  35-49.  —  J.  Perk- 
mann.  Der  Begriff  des  Charakters  bei  Piaton  u.  Arist.,  Wien  1909,  Pr.  Max 
Heinze,  Ethische  Werte  bei  Ar.,  Abh.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.,  philol.-hist.  KI. 
27  (1909),  Nr.  1.     S.  auch  die  Lit.  zu  den  Ethiken  oben  S.  125*  f. 

Zu  §  53.  Die  aristotelische  Politilf  (vgl.  auch  zur  , »Politik"  S.  127*).  Von  dem 
Verhältnis  der  aristotelischen  Politik  xur  platonischen  und  von  der  durch  Aristoteles 
■an  Piatons  Politik  geübten  Kritik  handeln:  P.  F.  St  (ihr  (s.  oben  §  44  S.  11  ß*). 
W.  Pierson,  Rhein.  Mus.  13  (1858),  1—48  u.  209—247.  Fr.  Guil.  Engelhardt, 
Loci  Platonici,  quorum  Aristoteles  in  conscribendis  Politicis  videtui*  memor  fuisse, 
Danzig  1858,  Pr.  Siegfr.  Lommatzsch,  Quomodo  Plato  et  Arist.  religionis  et 
reip.  principia  coniunxerint,  Berol.  1863,  Diss.  Rassow,  Die  Republik  des  Piaton 
und  der  beste  Staat  des  Arist.,  Weimar  1866,  Pr.  Gust.  Goldmann,  De  Ar.  in 
Plat.  Politiam  iudicio,  Berl.  1868.  Diss.  Adolf  Ehrlich,  De  iudicio  ab  Ar.  de 
rep.  PI.  facto,  Hai.  1868,  Diss.  Herm.  Henkel,  Piatons  Ges.  u.  die  Politik  des 
Arist.,  Pr.  d.  Gyran.  zu  Seehausen  in  d.  Altmark,  Stendal  1869.  Karasiewicz, 
Die  Kritik  der  platpn.  Politik  bei  Ar.,  Neisse  1886,  Pr. 

Über  A.'  politische  Prinzipien  handeln:  F.  G.  Starke,  Das  aristot.  Staats- 
prinzip, Pr.,  Neu-Ruppin  1838  u.  1850,  Ad.  Holm,  De  ethicis  Politicorum 
Aristotelis  principiis,  Berol.  1851,  Diss.,  E.  van  der  Rest,  Piaton  et  Aristote: 
Essai  sur  les  commencements  de  la  science  politique,  Paris  1875,  Bruxelles  1876, 
N.  Kazazis,  'H  do/aia  :To/.iteia  yai  ai  :ieoI  oit»),-  üecooiat  tov  JJ/.äTmvog  y.al  xov 
°AotoTOTE/.ov5,  er  Aß/jvaig  1877,  Stamm,  Die  Staatsl.  des  Piaton  u.  des  Aristot., 
Hössel  1877,  Gymn.-Pr. ;  über  den  aristotelischen  Begriff  der  Politik:  Jul.  Find- 


142*  Literaturverzeichnis. 

eisen,  Diss.  inaug..  Berl.  1863;  über  den  Staat  des  Aristoteles:  J.  Bendixen. 
Der  alte  Staat  des  Arist.,  Hamb.  1868,  Fr.  v.  Plön,  W.  Oncken,  I).  Staatslehre 
des  A.,  2  Bde.,  Leipz.  1S70.  1875,  A.  C.  Bradley,  D.„ Staatslehre  des  A.,  übers. 
V.  J.  Iraelraann,  2.  Aufl.  Berlin  1886,  M.  Heinze.  Über  den  bleibenden  Wert 
piaton. -aristot.  Grundgedanken  in  d.  Staatslehre.  Wissensch.  Beil.  d.  Leipz.  Zeit. 
1885,  Nr.  34,  S.  197 — 201;  über  die  aristotelische  Einteiliiufj  der  ]'erfussun()s- 
formen:  G.  Teichraüller,  Pr.  der  St.  Annenschule  in  Petersburg,  auch  bes. 
abgedr.,  Petersb.  u.  Berl.  1859;  über  die  Staatsforniailehre  des  Aristoteles  ?(nd  die 
vioderne  Stantsicisscnscltaft :  J.  Schvarcz,  Leipzig  1884;  derselbe,  Kritik  der 
Staatsfornien  des  Ar.,  mit  Anhang:  Die  Anfänge  der  pol.  Lit.  bei  den  Griechen, 
Eisenach  1890,  2.  (Titel-jAusg.  1901;  über  die  Lehre  des  Arist.  von  der  Ti/ratinis: 
H.  Oertel,  Kaiserslautern  1890,  Pr.,  E.  Zeller,  Sitz.  d.  Berlin.  Akad.  1887, 
1142  f.  =  Kl.  Sehr.  I,  S.  404  f.;  über  die  Quellen  des  Aristoteles  in  der  Be- 
schreibung des  Ttjrannen:  J.  Endt,  Wiener  Studien  24  (1902),  1—69;  über 
des  Arist.  Urteil  über  die  Demokratie :  P.  Cauer,  Jahrbb.  f.  Philol.  145  (1892), 
581 — 593;  über  staatsirirtschaftliehe  Le/tren  des  Aristoteles:  Ludwig  Schnei- 
der. G.Pr.,  Deutsch-Crone  1868,  2.  T.,  G.-Pr.,  Neu-Ruppin  18(3,  Ernst 
Szanto,  Zur  antiken  Wirtschaf tsgesch.,  Serta  Harteliana,  Wien  1896.  S.  113 
bis  116.  Ch.  A.  Elhvood,  Aristotle  as  a  sociologist,  Annal.  of  the  Amer.  Acad. 
of  polit.  and  social  science  vol.  19,  2,  Rieh.  Sehne tger,  Die  Anfänge  der 
Quantitätstheorie,  Halle  a.  S.  1908,  Diss.  S.  18  ff.  —  0.  Weißenfels.  Aristo- 
teles' Lehre  vom  Staat  (Gymnas.-Bibl.  Heft  40),  Gütersloh  1906.  E.  Bark  er, 
The  political  thought  of  Plato  and  Aristotle,  New  York  London  1908.  A.  Abba- 
raondi,  La  politica  in  Aristotele  e  Machiavelli,  Rossano  1911.  J.  Kinkel,  Die 
sozialökonomischen  Grundlagen  der  Staats-  u.  Wirtschaftslehren  von  A.,  Leipzig 
1911.  Eine  eingehende  Erörterung  der  aristotelischen  Politik  bietet  "W.  L.  Xew  man 
im  1.  Bde.  seiner  Ausgabe  der  Politika.  S.  auch  K.  Zell  oben  S.  131*  zu  §  48 
imd  die  Werke  über  Geschichte  der  Staats-  und  Wirtschaftslehre  ob.  S.  10*.  33*. 

Über  die  aristotelische  Erxiehimgslehre  handeln  besonders:  J.  Casp.  Orelli 
in  seinen  Philol.  Beitr.  aus  d.  Schweiz,  Zürich  1819,  I,  S.  61 — 130.  Alex.  Kapp, 
Aristot.  Staatspädagogik,  Hamm  1837.  Fr.  Chr.  Schulze,  G.-Pr..  Naumburg 
1844.  Frid.  Alb.  Janke,  Aristoteles  doctrinae  paedagogicae  pater,  Hai.  1866, 
Diss.  K.  A.  Mann,  Die  Grundlinien  der  aristot.  Erziehungstheorie,  R.-Sch.-Pr., 
Brandenb.  a.  H.  1873.  W.  Biehl,  Die  Erziehungsl.  des  Arist.,  Innsbruck  1877, 
Pr.  A.  Zamarias,  Die  Grundzüge  der  arist.  Erziehungstheorie,  Lpz.  1877,  Diss. 
H.  Schmidt,  Die  Erziehungsmethode  des  Arist.,  Halle  1878,  Diss.  I.  David- 
son, Arist.  and  ancient  educational  Ideals,  Lond.  1892.  Passamonti,  Le  idee 
pedagogiche  d"A.,  Riv.  Ital.  di  Filos.  1891.  A.  Danvsz,  Die  Erziehungslehre  d. 
Arist..  Eos  10  (1904),  42—56.  J.  Polach,  Erziehungideale  bei  Piaton  a.  Aristo- 
teles, Brunn  1904.  Otto  Willmann,  A.  als  Pädagog  u.  Didaktiker,  Berl.  1909 
(in  der  Sammlung:  Die  großen  Erzieher). 

Über  die  JihetorU;  des  Aristoteles  in  ihrem  Verhältnis  zu  Piatons  Gorgias 
handelt  H.  S.  Anton,  Rhein.  Mus.  14  (18.59),  570—598,  und  in  ihrem  Verhältnis 
zu  Piatons  Phaidros  und  Gorgias  G.  R.  "Wiechniann,  Piatonis  et  Arist.  de  arte 
rhetorica  doctrinae  inter  se  comparatae,  Berol.  1864,  Diss.,  auch  bereits  Spengel, 
Über  das  Studium  der  Rhetorik  bei  den  Alten,  in  den  Abhandl.  der  ]Müncli.  Akad. 
1842,  und:  Über  die  Rhetorik  des  Aristoteles,  ebd.  1851.  Sal.  Kalischer,  De 
Arist.  Rhetoricis  et  Ethicis  Nie.  quo  et„cur  inter  se  quum  congruant  tum  diffe- 
rant,  Halae  1868,  Diss.  O.  Kraus,  Über  eine  altüberlieferte  Mißdeutung  der 
epideictischen  Redegattung  bei  Aristoteles,  Halle  1905.  Derselbe,  Neue  Studien 
zur  arist.  Rhetorik,  insbesondere  üher  das  yivog  kTtibEiy.zixöv,  Halle  1907.  S.  da- 
gegen P.  Wendland,  Deutsche  Literaturz.  1906,  537;  1907,  2654 ff.  und  vgl.  zu 
der  Polemik  ferner  Ammou,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1909,  65  ff .  und  Kraus, 
ebenda  1551  f.  R.  C.  Seaton,  The  Aristotelian  enthymeme.  Glass.  rev.  28  (1914), 
113  ff.  Die  aristotelische  Rhetorik  berührt  auch  W.  Süß,  Ethos,  Leipzig  und 
Berün  1910.     S.  auch  die  Lit.  zur  ,.Rhetorik"  S.  128*. 

Zu  §  5S.  Die  aristotelische  Kimstlehre.  Über  die  aristotelische  Lehre 
von  der  Poesie  und  der  Kunst  überhaupt:  Lessing,  Hamburg.  Dramaturgie, 
Stück  37  ff..  46  ff.,  74  ff..  Ed.  Müller,  Gesch.  d.  Theorie  d.  Kunst  b.  d.  Alten, 
II,  S.  1  —  183;  346—395;  417,    Wilh.  Schrader,   De  artis  apud  Aristot.  notione 


Zu  §  53.     Die  aristotelische  Kunstlehre.  14')* 

ac  vi,  Berol.  1843,  Diss.;  vgl.  H  artung,  Egger,  Walter  (S.  477— 735)  in  ihren 
oben  (S.  37*  unter  VIlIj  angeführten  Schriften;  P.  W.  Forchhammer,  De  Arist. 
arte  poet.  ex.  Plat.  ill.,  Kiel  1848,  Ind.  schol.,  Franz  Suseraihl,  Die  Lehre 
des  A.  vom  Wesen  der  schönen  Künste,  Vortrag,  Greifswald  1802,  Th.  Strüter, 
Studien  z.  Gesch.  der  Ästhetik.  Die  aristot.  Poetik,  Fichtes  Z.  f.  Ph.,  X.  F., 
40  (1862),  219-247;  41  (1862),  204—223,  Jos.  Hub.  Reinkens,  Aristot.  über 
Kunst,  besond.  über  Tragödie,  exeget.  u.  krit.  Untersuchungen,  Wien  1870, 
Fr.  Heidenhain.  De  doctrinae  artium  Aristotelicae  principiis,  Halle  1875,  Diss., 
A.  Döring,  Die  Kunstlehre  des  A.,  Jena  1876  (hier  die  frühere  Literatur  über 
den  Ausdruck  y-udagac;  .TaO>j!iÜTcoi',  S.  263 — 306),  A.  Silberstein,  Dichtkunst 
des  A.,  1.  Bd.,  Budapest  1876,  C  h.  Benard,  L'esthetique  d'Ar.  et  de  ses  sueces- 
seurs,  Paris  1889,  Extr.  du  Compte  rendu  d.  seances  et  trav.  de  l'Acad.  d.  sc. 
raor.  et  polit.  128  (1887),  667-689,  8.54—879;  129  (1888),  422-450;  130  (1888), 
892—906,  A.  O.  Prickard,  A.  on  the  art  of  poetrv,  Lond.  1891,  Christ. 
Beiger,  De  Ar.  etiam  in  arte  poetica  componenda  Piatonis  discipulo,  Berl.  1872, 
Diss.,  B.  Bräun ing,  Über  das  Gebiet  der  aristotelischen  Poetik,  Festschrift  des 
Stadtgymnasiums  zu  Halle  zur  47.  Philologenvers.,  Halle  a.  S.  1903,  8.  29 — 58, 
U.  V.  Wilamowitz-Moellendorff,  Einleit.  in  d.  griech.  Tragödie,  Bresl.  1907, 
S.  48 f.,  107  ff.  G.  Galati  Moseila,  La  genesi  e  il  carattere  fondamentale  della 
poetica  di  A.,  Palermo  1910;  über  den  Begriff  der  Xachalimuncj :  Ed.  Müller, 
a.  a.  O.  II,  S.  1—23  u.  346—361;  Die  Idee  der  Ästhetik  in  ihrem  hist.  Ursprung, 
Ratibor  1840,  W.  Abeken,  De  //t^*.  notione,  Gott.  1836,  Diss.;  über  dir  Poi'tik 
im  Verhältnis  xii  den  neueren  Dramatikern :  F.  v.  Raum  er.  Abh.  d.  Berl.  Akad. 
a.  d.  J.  1828,  Berl.  1831,  auch  Histor.  Taschenbuch,  Leipzig  1842,  S.  136-247, 
Gerh.  Zillgenz,  Arist.  u.  das  deutsche  Drama,  Würzburg  1865,  Joh.  Jacob, 
Über  das  Verh.  der  Hamburg.  Dramaturgie  zur  Poetik  des  Ar.,  Pr.,  Colb.  1872; 
die  Lehre  des  Arist.  von  der  epischen  tmd  tragischen  Dichtung:  F.  G.  Starke, 
Arist.  de  trag.  pers.  honestate,  Pr.,  Xeu-Ruppin  1830,  Ernst  Schick,  Über  die 
Epopöe  u.  Trag,  mit  Rucks,  auf  Arist.,  Lpz.  1833,  G.  W.  Nitzsch,  De  Arist. 
tragoediae  suae  potiss.  aetatis  existimatore,  Ind.  schol.,  Kiel  1846,  G.  F.  Schö- 
raann,  De  Ar.  censura  carm.  epicorum,  Greifsw.  1853,  Joa.  Klein,  De  partibus 
t'ormisque  quibus  trag,  const.  vol.  Arist.,  G.-Pr.,  Bonn  1856.  Em.  Gott  schlich, 
Üb.  d.  Begr.  d.  eth.  Trag.  u.  d.  eth.  Epos  b.  Ar.,  Jahrbb.  f.  Phil.  109  (1875,  614 
bis  619,  Th.  Heine,  Studia  Aristotelica,  I:  Über  die  Arten  der  Tragödie,  Pr., 
Kreuzn.  1887,  P.  Weideubach,  Ar.  u.  die  Schicksalstragödie,  Pr.,  Dresd.  1887, 
Fr.  Heidenhain,  D.  Arten  d.  Tr.  b.  Ar.,  Pr.,  Straßb.  Westpr.  1887,  Adam, 
D.  aristot.  Theorie  vom  Epos  nach  ihrer  Entwickl.  b.  Griech.  u.  Rom.,  Wiesb. 
1889,  J.  v.  Haupt,  Von  d.  Verh.  der  Dichtung  u.  Geschichte  nach  Ar,  Almanach 
d.  Wiener  Akad.  d.  Wiss.  31  (1881),  213-225,  E.  Jerusalem,  Über  die  aristot. 
Einheiten  im  Drama,  Lpz.  1885,  Diss.;  vgl.  auch  Herrn.  Rassow,  Über  die  Be- 
urteilung des  homer.  Epos  bei  PI.  u.  Arist.,  G.-Pr.,  Stettin  1850,  R.  Wachs- 
muth.  De  Arist.  studiis  Homericis,  Berol.  1863,  Diss.,  J.  M.  Stahl,  De  tragoe- 
diae primordiis  et  incrementis  ab  A.  adumbratis,  Ind.  lect.,  Münster  1881,  Carl 
Schwabe,  Ar.  als  Kritiker  des  Euripides,  Jahrbb.  f.  Philol.  109  (1874),  97—108, 
ferner  die  Beiträge  zur  Kritik  und  Erklärung  der  aristot.  Poetik  von  Vahlen, 
Susemihl,  Teichmüller  u.  anderen  (s.  oben  S.  128* f.),  auch  Schriften  wie 
M.  Enk,  Melpomene  oder  über  das  trag.  Interesse,  Wien  1827.  Rob.  Springer, 
Lessings  Kritik  der  franz.  Trag.,  in:  D.  Museum,  1863,  Nr.  15,  Gustav  Frevtag, 
Die  Technik  des  Dramas,  Lpz.  1863,  4.  Aufl.  1881,  Th.  Lipps,  Der  Streit  über 
die  Iragödie,  Beitr.  z.  Ästhetik  II,  Hamb.  u.  Leipz.  1891,  A.  Trendelen  bürg , 
Grammaticorum  Graec.  de  arte  trag,  iudiciorum  rel.,  Bonn  1867,  Diss.;  über 
Lessings  Auffassung  der  aristot.  Lehre  von  der  Tragödie  handelt  K.  A.  F.  Sun- 
delin,  Upsala  1868.  —  M.  Carroll,  A.  on  the  faults  of  poetrv,  or  Poetics  c.  25 
in  the  light  of  Homeric  scholia,  Transact.  of  the  Amer.  philol.  Assoc.  26  (1895), 
p.  XXII— XXIV  (auch  Diss.  d.  Johns  Hopkins  Univ.,  Baltimore  1895).  I.  By- 
water,  Milton  and  the  Aristotelian  definition  of  tragedy,  Journ.  of  philol. 
27  (1900),  267 — 275.  V.  Wrobel,  Aristotelis  de  epopoeae  et  tragoediae  generibus 
quae  fuerit  doctrina,  Eos  17  (1911),  14—35.  H.  J.  Browne,  A.'s  Theory  of 
Poetic  Metre,  Presentation  volume  to  Prof.  Will.  Ridgeway,  1913.  Jos.  Sedlacek 
(zur  aristotel.  Definition  der  Tragödie)  in:  Festschrift  für  Prof.  Jos.  Kral,  Prag 
1913,  S.  58—76  (böhmisch).  M.  P.  Xilsson,  Der  Ursprung  der  Tragödie,  X^'eue 
Jahrb.  f.  d.  klass.  Altertum  usw.  27  (1914),  609  ff.,  673  ff.,  behandelt  auch  die 
aristot.  Theorie.     Th.  Gomperz.   Skylla  in  d.  aristot.  Poetik  u.  d.  Kunstform  d. 


144*  Literaturvei'zeichuis. 

Dithyrarabos,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  1S8G,  771  ff.  =  Hellenika  I,  S.  85  ff. 
S.  zur  literarischen  Ästhetik  des  A.  auch  Butchers  oben  genannte  Ausgabe  der 
Poetik  und  Roemer,  Philol.  ü5  (1906),  56  ff. 

Die  aristot.  Lehre  von  der  Wirlunrj  der  Trafjödic,  insbesondere  von  der  Katharsis, 
betreffen  außer  den  angeführten  Arbeiten  namentlich  die  folgenden:  Heinr.  Weil, 
in:  Verhandi.  der  10.  Vers,  deutscher  Philologen,  Basel  1848,  S.  134 — 141  (vgl. 
iiuch  schon  Boeckh,  Ges.  kl.  Sehr.  I,  S.  180).  Epoche  machte  die  Abhandlung 
von  Jak.  Bernays,  Grundzüge  d.  verlorenen  Abhandlung  d.  A.  über  Wirkung 
d.  Tragödie,  Abhandl.  d.  hist.-philol.  Ges.  in  Breslau  1.  Bd.  S.  135 — 202,  Breslau 
1857.  ferner  desselben  Brief  an  Leonh.  Spengel  üb.  d.  trag.  Katharsis  bei  Arist.. 
Ehein.  Mus.  14  (1859),  367 — 377  (diese  beiden  Arbeiten  wiederabgedr.  in:  Zwei 
Abhandl.  usw.  [s.  oben  S.  122*]),  und  seine  Bemerkungen  Zur  Katharsisfrage, 
ebenda  15  (1860),  606  f.  Ad.  Stahr,  Arist.  u.  d.  Wirkung  d.  Trag.,  Berl.  18o9, 
und  in  den..Anm.  zu  seiner  Übersetzung  der  Poetik,  Stuttg.  1860.  Leonh. 
Spengel,  Über  die  xädaooig  twv  .-ruOijfiäzoyr,  Abh.  d.  München.  Akad.  d.  Wiss. 
:9  (1859),  1—80;  vgl.  Rhein.  Mus.  15  (1860),  458-462.  Über  diese  Schriften,  wie 
auch  über  die  von  Liepert  (Arist.  u.  der  Zweck  der  Kunst,  Gymn.-Pr.,  Passau 
1862),  Geyer,  Gerh.  Zillgenz,  Paul  Graf  York  von  Wartenburg, 
Ad.  Silberstein  u.  a.  haben  kritisch  berichtet  F.  Ueberweg,  Ztschr.  f.  Philos. 
36  (1860).  260—291  (vgl.  desselben  Abh.:  Die  Lehre  des  Aristot.  von  dem  Wesen 
u.  der  Wirkung  der  Kunst,  ebd.  ,50  [1867],  16—39,  und  die  Anm.  zu  Ueberwegs 
Übers,  u.  Ausg.  d.  Poetik),  Franz  Susemihl,  N.  Jahrbb.  f.  Phil.  85  (1862), 
595-425;  95  (1867),  221—236,  844—846,  und  in  s.  Ausg.  u.  Übers,  der  Poetik. 
A.  Döring,  Philol.  21  (1864),  496—534  u.  27  (1868),  689—728.  —  J.  Walser. 
Lessings  u.  Goethes  charakteristische  Anschauungen  über  die  aristot.  Katharsis, 
Stockerau  1869,  Pr.,  Berlin  1872.  Herrn.  Baumgart,  Pathos  u.  Pathema  im 
aristot.  Sprachgebrauch,  zur  Erläuterung  von  Aristoteles'  Definit.  der  Tragödie 
dargelegt,  Königsberg  1873;  derselbe.  Der  Begriff  der  trag.  Katharsis,  N.  Jahrbb. 
f.  Philol.  111  (1875),  80—118;  derselbe,  Aristoteles,  Lessing  u.  Goethe,  über. das 
ethische  u.  das  ästhetische  Prinzip  der  Tragödie,  Leipzig  1&77.  E.  Wille,  Über 
i/fos  u.  (fößog  in  Aristoteles'  Poetik,  Berlin  1879.  A.  Bullinger,  Der  endlich 
entdeckte  Schlüssel  zum  Verständnis  d.  arist.  L.  v.  d.  trag.  Katharsis,  Münch.  1878. 
Derselbe.  Der  Katharsis-Frage  tragikomisches  Ende,  Slünchen  1900.  H.  Sie- 
beck, Zur  Katharsisfrage.  Jahrbb.  f.  Philol.  125  (1882),  225—337  (=  Unter- 
suchungen z.  Philosophie  d.  Griechen,  163—180).  P.  Majins,  Die  Lehre  des  A. 
von  der  trag.  Katharsis  und  Hamartia  erklärt,  Karlsruhe  und. .Leipzig  1883. 
J.  Egger,  Katharsis-Studien,  Pr..  Wien  1883.  G.  Buning,  Ü^ber  die  trag. 
Furcht  in  der  Poetik  des  A.,  Pr.,  Coesfeld  1884.  Th.  Stisser,  Üb.  d.  Kath.  in 
der  Poetik  des  A.,  Pr.,  Norden  1884.  K.  Tumlirtz,  D.  trag.  Affekte  Mitleid 
u.  Furcht  nach  A.,  Pr.,  Wien  1886.  C.  M  eis  er,  Ein  Beitrag  zur  Lösung  der 
Katharsisfrage,  Blätter  für  das  (bayr.)  Gymnasialschulwesen  23  (1887),  211—214. 
Th.  Gomperz,  Zu  A.'  Poetik,  Sitzungsber.  d.  Ak.  zu  Wien,  1888.  A.  Döring, 
D.  aristot.  Def.  von  ovvdsafiog  u.  äo&oor,  Poetik  c.  20,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos. 
3  (1890),  363-369.  K.  Göbel,  ZV Katharsis  des  Arist.,  Jahrbb.  f.  Philol.  137 
(1888),  102.  W.  Feller,  Die  trag.  Kath.  in  der  Auffass.  Lessings,  Pr.,  Duisb. 
1888.  C.  Schön ermarck ,  Quos  affectus  comoedia  soUicitari  voluerit  Ar.  quae- 
ritur.  Lpz.  1889,  Diss. ;  derselbe.  Die  trag.  Affekte  bei  Arist.,  I.  u.  IL,  Pr.,  Lieg- 
nitz  1901.  1902.  H.  Baumgart,  Zur  Lehre  des  A.  vom  Wesen  der  Kunst  und 
der  Dichtung,  in:  Festschrift  f.  L.  Friedländer,  Lpz.  1895,  S.  1—66.  W.  Pesch, 
Einige  Bemerk,  über  das  Wesen  u.  die  Arten  der  dramatischen  Poesie,  angeknüpft 
an  die  Poetik  des  A.,  Pr.,  Trier  1895  u.  1896.  H.  Lahr,  Die  Wirkung  d.  Tra- 
gödie nach  Arist.,  ßerl.  1896.  E.  Anhut,  Zum  Verständnis  der  aristotelischen 
Tragödiendefinition,  Pr.,  Bereut  1897.  G.  Lehnert,  Zur  arist.  Katharsis,  Rhein. 
Mus.  55  (1900),  112—120.  G.  Finsler,_  Piaton  u.  die  arist.  Poetik,  Leipz.  1900. 
N.  Festa,  SuUe  piü  recenti  interpretazioni  della  teoria  Aristotelica  della  catarsi 
nel  dramma,  Fireuze  1901.  Derselbe,  ..La  teoria  della  catarsi  nella  tragedia,  La 
Cultura  1.  4,  241—2(30.  C.  Hebler,  Über  die  ari.stot.  Definition  der 'Tragödie, 
Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  17  (1904),  1—27.  F.  Knoke.  Begriff  d.  Tragödie  nach 
Aristoteles,  Berlin  1906  (Pr.  von  Osnabrück  1906).  Derselbe,  Über  die  Katharsis 
der  Tragödie  bei  A.,  Osnabrück  1908,  Pr.  Steph.  Haupt,  Disposition  d.  arist. 
Theorie  des  Dramas  u.  Erklärung  einiger  Hauptpunkte  derselben,  Znaim  1907. 
Derselbe,  Die  Lösung  der  Katharsis  frage,  Znaim  1911.     Derselbe,  Wirkt  die  Tra- 


Zu  §  54.    Die  älteren  Peripatetiker.  145* 

gödie  auf  das  Gemüt  oder  den  Verstand  oder  die  Moralität  der  Zuschauer?  oder 
Der  aus  den  Schritten  des  Aristoteles  erbrachte  wissenschaftliche  Beweis,  für  die 
intellektual.  Bedeutung  von  „Katharsis",  Berlin  1915.  \V.  Schwan,  Über  die 
Idee  des  Tragischen  u.  die  Katharsis  des  Arist.,  Philos,  Wochenschr.  u.  Literaturz. 
3,  3.     J.  Baranek,    Die  y.ädaooig   bei  Aristoteles,    in:    Bemerkungen   zu   Stellen 


Terzaghi,  Sulla  Katharsis  di  Aristot.,  Class.  e  Neolatini  8  (1912),  384—395. 
■G.  Rosenthal,  Anmerkungen  zur  tragischen  Katharsis,  Wochenschr.  f.  klass. 
Fhilol.  1913,  246—254;  272—280.  K.  Mederle,  Die  aristot.  Affekte  und  das 
Moment  der  Erhabenheit  im  tragischen  Eindruck,  München  1913,  Pr.  A.  W. 
Benn.  A.'s  theorv  of  trag,  emotion,  Mind  23  (1914).  Vgl.  zur  Katharsisfrage 
iiuch  A.  Roemer',  Rhein.  Mus.  63  (1908),  361  ff. 

Amlere  Gebiete  der  arisfuielischen  Kiinstlelire  behandeln:  Mitchell  Car- 
roU,  Aristotle's  Aesthetics  of  Painting  and  Sculpture,  Washington,  publ.  by  the 
University  1905.  H.  Abert,  Die  Lehre  vom  Ethos  in  der  griechischen  Musik, 
Lpz.  1899,  13  ff.  AI.  Kahl,  Die  Philosophie  d.  Musik  nach  Arist.,  Leipz.  1902, 
Diss.  K.  Töpfer.  Die  musikalische  Katharsis  bei  Aristot.,  Zeitschr.  f.  d.  österr. 
Oymn.  62  (1911),  961—979;  1057—1072.  —  Wil.h.  Börner,  Die  Künstlerpsycho- 
logie im  Altertum  (darin  über  A.),  Zeitschr.  f.  Ästhet,  u.  allgem.  Kunstwissensch. 
7.  Bd.  S.  96  ff. 

Einen  Rhetorik  tind  Poetik  berührenden  Gegenstand  behandelt  Th.  Fitz 
Hugh,  A.'s  Theory  of  Rhythm,  Proc.  of  the  Amer.  philol.  Assoc.  vol.  44. 
23—26. 

Zu  i;  .>!:.  Die  älteren  Peripatetiker.  Jahresherichte  s.  oben  S.  23*  f.  Zum 
Peripatos  der  älteren  Zeit  im  allgemeinen  vgl.  besonders  Zeller,  Philos.  d.  Griech. 
II  2^  und  III  1*  und  Susemihl,  Gesch.  d.  griech.  Lit. .in  der  Alexandrinerzeit 
in  den  die  Peripatetiker  betreffenden  Abschnitten.  Zur  Überlieferungsgeschichte 
der  Schule  v.  Wilamowitz,  Antigonos  von  Karystos  (o.  S.  20*)  S.  78 ff.  Leo, 
Griech.-röm.  Biogr.  (o.  S.  20*)  S.  52.  Hier  S.  99  ff.,  187  ff.,  316  ff.,  320  auch 
über  die  biographische  Tätigkeit  der  Peripatetiker.  S.  auch  oben  S.  20  ff. 
A.  Hug,  Zu  den  Testamenten  der  griech.  Philos.,  Zürich  1887,  worin  außer  den 
Testamenten  Piatons  und  Epikurs  die  des  Aristoteles,  Theophrast,  Straton  und 
Lykon  behandelt  werden.  S.  auch  die  übrigen  Arbeiten  über  griechische 
Philosophentestamente  oben  S.  28*  und  Fr.  Kraus,  Die  Formeln  des  griech. 
Testaments,  Gießener  Diss.  1915,  S.  24  f.  Persönliches  Bücheier,  Rhein.  Mus. 
63  (1908),  190.  Wilh.  Lyng,  D.  peripat.  Seh.,  in:  Philos.  Studien,  Christiania 
1878,  S.  1 — 8.  A.  Trendelenburg,  Über  die  Darst.  d.  peripat.  Ethik  beim  Sto- 
bäus,  Monatsber.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1858,  155 — 158.  H.  Meurer,  Peripateti- 
coruni  philos.  mor.  secundum  Stobaeum  enarratur,  Weimar  1859.  H.  St  räche, 
De  eclogis  Peripateticis  [bei  Stobaios]  in  d.  Verf.  Diss. :  .De  Arii  Didymi  in  mo- 
rali  philos.  auctoribus,  Berl.  1909,  S.  30  ff.  E.  Zeller,  Über  die  Benutzung  der 
aristot.  Metai^hys.  in  den  Schriften  der  älteren  Peripatetiker,  Abh.  d.  Akad.  d. 
Wiss.  Berl.  1877,  145—167  =  Kl.  Sehr.  I  191-214.  F.  Dümmler,  Zu  den 
historischen  Arbeiten  der  ältesten  Peripatetiker,  Rhein.  Mus.  42  (1887),  179—197 
=  Kl.  Sehr.  II  463—481.  Vgl.  Meineke  in  Mützells  Ztschr.  f.  d.  G.-W.  1859, 
563  f.  G.  L.  Hendrickson,  The  Peripat.  mean  of  style  and  the  three  stvlistic 
characters,  Amer.  journ.  of  philol.  25,  125 — 146.  Zur  peripatetischen  Rhetorik 
s.  Wilh.  Kroll,  Rhein.  Mus.  62  (1907),  86-101  (Dionys  v.  Hai.  .t.  ovvd. 
oro/i.  von  altperipatetischen  Quellen  abhängig);  64  (1909),  50—56.  Sternglaube 
Pfeiffer  (oben  S.  137*)  S.  48  ff.  W.  W.  Jaeger,  Das  :ivevfia  im  Lvkeion, 
Hermes  48  (1913),  29  —  74.  Den  Einfluß  des  peripatetischen  Interesses  für  das 
Charakteristische  auf  die  epigrammatische  Dichtung  berührt  Job.  Geffcken, 
Kynika  S.  1.  Polemik  Späterer  gegen  die  peripatetische  Metriopathie  P.  Rab- 
bow,  Seelenheilung  u.  Seelenleitung  (s.  oben  S.  31*),  S.  84  ff.,  163  ff.,  181  ff. 

Theophrastos :  Herm.  Usener,  Analecta  Theophrastea,  Diss.  Bonnensis, 
Lips.  1858  =  Kl.  Schriften  I  50—87  (darin:  I.  De  Theophrasti  librorum  tabula 
Laertiana.  II.  Theophrasti  de  phvsicorum  opinionibus  reliquiae).  Derselbe,  Zu 
Th.s   metaphysischem   Bruchstück,'  Rhein.  Mus.  16  (1861),    259—281  =  Kl.  Sehr. 

Ueberweg,  Grundriß  I.  k 


-[_[(',*  Literaturverzeichnis. 

I  91—111.  Derselbe,  Th.s  Bücher  über  die  Gesetze,  Rhein.  Mus.  16  (1861),  47ii 
bis  472  =  Kl.  Sehr.  I  114—116  (in  diesem  Abdruck  auch  weitere  Literatur  zu 
der  in  Rede  stehenden  Schrift).  H.  Diels,  Theophrastea.  1883,  Fr.;  über  seine 
Phvtologie  Kurt  Sprengel  und  E.  Meyer  in  ihren  Darstellungen  der  Ge- 
schichte der  Botanik,  vgl.  O.  Kirchner,  De  Theophrasti  Eresii  libris  phyio- 
logicis,    part.   I,    Vratisl.    1874,    Diss. ;     derselbe,    Die    botanischen    Schriften    des- 


menschlicher  Charaktere  u.  a.  Carl  Zell,  De  Th.  char.  indole,  Freiburg  i.  Br. 
1823-1825;  Pinzger,  Ratibor  1838—1839;  H.  E.  Foß,  Halle  u.  Altenburg,  Pr., 
1834.  1836.  1861;  Fr.  Hanow,  Diss.  Bonn..  Lpz.  1858;  Leop.  Schmidt,  Cora- 
mentat.  de  emcovog  notione  ap.  Aristonem  et  Theophrast.,  Ind.  lect.  Marb.  1873: 
P.  Wendland,  Zu  Theophrasts  Charakteren,  Philol.  57  (I898j,  103-122; 
O.  Immisch,  Über  Th.s  Charaktere,  ebd.  193-21?;  Frz.  Rühl,  Die  .Ab- 
fassungszeit von  Th.s  Charakteren,  Rhein.  Mus.  53  (1898),  324—327.  Über 
sonstige  Schriften  und  Lehren  Theophrasts  Max  Schmidt.  De  Th.  rhetore, 
Halis  1839.  Jak.  Bernays,  Theophrastos'  Schrift  über  Frömmigkeit,  ein  Bei- 
trag zur  Religionsgesch.,  mit  krit.  u.  erklär.  Bemerkungen  zu  Porjjhyrios'  Schrift 
über  Enthaltsamkeit,  Berl.  1866.  G.  Heylbut,  De  Th.  libris  .TfO(  (fi'/.lug,  Bonn 
1876.  Diss.  E.  Zeller,  Der  Streit  Theophrasts  gegen  Zenon  über  die  Ewigkeit 
der  Welt,  Hermes  11  (1876),  422-429  =  Kl.  Sehr.  1  166-174;  derselbe,  Der 
pseudophilon.  Bericht  über  Theophrast,.  Hermes  15  (1880),  137—146  =  Kl.  Sehr. 
I  215-225.  S.  dazu  H.  v.  Arnim,  Über  die  pseudophilon.  Sehr.  .t.  äcfßaordag 
y.oouor,  in:  Quellenstudien  zu  Philo  v.  AI.;  derselbe,  Der  angebl.  Streit  des  Zena 
und  Theophrastos,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  147  (1893),  449-467.  E.  Xorden, 
L'ber  den  Streit  des  Th.  u.  Zeno  bei  Ph.  .t.  u(fi).  v..,  in:  Beiträge  zur  Gesch.  d.  griech. 
Philos..  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  Suppl.  19  (1892),  440  ff .  J.  Böhme,  De  Theo- 
phrasteis  quae  feruntur  .t.  aijaskor  excevj^tis,  Hamb.  1884,  Hallesche  Diss. 
G.  Heylbut,  Zur  Ethik  des  Theophr.  von  Eresos,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  1 
(1888 1, '194— 199,  vgl.  dazu  auch  A.  Gercke,  Ein  angebl.  Fragm.  des  Th.,  ebd, 
357  f.  Th.  Gomperz,  Über  die  Charaktere  Th.s,  Sitz.  d.  Wiener  Akad.  117 
(1888)  (dazu  O.  Ribbeck,  Rhein.  Mus.  44  [1889],  305-307;  473—474.  Th.  Gom- 
perz ebenda  472—4*3).  Ferd.  Dümmler,  Ein  stoischer  Gegner  Th.s,  in  dessen 
Akademika  Anhang  L  H.  Rabe,  De  Theophr.  libris  .t.  /.f;foj;,  Bonn  1890,  Diss. 
Über  diese  Schrift  auch  H.  Liers,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  131  (1885),  578-589, 
W.  Schmid,  Rhein.  Mus.  49  (1894),  133  ff.,  L.  Radermacher,  ebenda  54  (1899),, 
374  ff.  H.  Joachim,  De  Theophrasti  libris  .t.  Concor,  Bonn  1892,  Uiss.  F.  Bock, 
Aristoteles,  Th.,  Seneca  de  matrimonio,  Lpz.  1898,  Diss.  (Leipz.  Stud.  19  [1899J. 
1  ff.).  P.  Wirtz,  De  Theophrasti  Eresii  libris  phytologicis,  Straßb.  1898,  Diss. 
A.  Zingerle,  Zu  Theophrast,  Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  54  (1903),  202, 
W.Roberts,  Eine  unbekannte  Theophrastausgabe,  Athenaeum  4045.  P.  Grain- 
dor,  Quelques  passages  des  caract^res  de  Theophraste.  Rev.  de  l'instruct.  publ. 
en  Belgique  48,  163 — 168.  Hugo  Bretzl,  Botanische  Forschungen  des  Alexander- 
zuges, Leipzig  1903  (sehr  fördernd  für  das  Verständnis  der  tozooiai  tcuv  (fviMv). 
S.  Koujeas,  uoy.og-nihy.v;  (zy  Theophr.  char.  5),  Hermes  41  (1906),  478—480. 
M.  Wellmann,  Zu  Th.  .tto<  vbaro:,  Hermes  35  (1900),  355  ff.  (hier  auch  frühere 
Literatur),  ü.  v.  Wilamow  i  tz-Moellendorf  f  (zu  Th.  Char.  30,  11),  Hermes 
37  (1902),  328.  P.  Jahn,  Eine  Prosaquelle  Vergils  u.  ihre  Umsetzung  in  Poesie 
durch  den  Dichter,  Hermes  38  (1903),  244 — 264  (über  Benutzung  einer  aus  Th.s 
Werk  über  die  Pflanzen  abgeleiteten  Quelle  durch  den  Dichter).  L.  Rader- 
macher, Philol.  65  (1906),  152  (Verhältnis  des  Dionys  von  Halikarnaß  zu  Th.). 
J.  M.  Edmonds,  Contributions  to  a  new  text  of  the  Characters  of  Th.,  Class. 
quart.  2  (1908),  119—122,  166-169.  Ludw.  Hindenlang,  Sprachl.  Unter- 
suchungen zu  Th.s  botan.  Schriften,  Straßb.  1909,  Diss.  (vollst.  Diss.  philoL 
Argent.  Bd.  14).  F.  Bersanetti.  Appunti  critici  e  esegetici  ai  Caratteri  di 
Teofr.,  Riv.  di  fUol.  37  (1909),  206-229.  D.  Bassi,  II  testo  piü  autico  dell' 
' Aoiny.Eia  di  Teofr.  in  un  papiro  Ercolanese,  ebenda  397  —  405.  W.  Capelle,  Zur 
Ge'sch.  d.  griech.  Botanik,  Philol.  69  (1910).  264—291.  Joh.  Kays  er,  Theophr. 
u.  Eustathios  tieoI  vnoy.oioecog,  Philol.  69  (1910),  327—358.  Th.  O.  Achelis, 
Theophr.  de  pietate,  Class.  quart.  5  (1911),  236 f.  Gualth.  Großgerge,  De 
Senecae  et  Theophrasti  libris  de  matrimonio,  Regim.  1911,  Diss.  K.  Meiser,  Zu 
Th.s  Charakteren,    Philol.  70  (1911),    445—448.     Jo.  Stroux,    De  Th.  virtutibus. 


Zu  §  04.     Die  älteren   Peripatetiker.  J47* 

dicendi.  Lips.  1912.  Rud.  Xoll,  Zu  Th.  Char.  IV,  Berl.  philol.  Wochenschr. 
1914,  767  f.  A.  Zingerle,  Kleine  Beiträge  zur  Kritik  u.  Erklär,  einiger  griech. 
u.  rüni.  Schriftst.,  Innsbrucker  Festgr.  zur  50.  Versamml.  deutscher  Philol.  und 
Schulm..  Innsbruck  19U9,  159-166  (darin  Beitr.  zu  Th.  Char.  4,  15).  D.  H. 
Müller,  Die  niinäisch-griech.  Inschr.  von  Delos,  Anz.  d.  kais.  Akad.  d.  Wiss. 
Wien  46  (1909),  I  6 ff.  (zu  Th.  hist.  plant.  9,  4,  2).  A.  Jardii,  Aineia  ou  Ainos, 
Rev.  des  et.  anc.  14,  277  f.  (zu  Th.  bist,  plant.  8,  4,  4  u.  caus.  plant.  4,  11,  4). 
Ol.  Ferrari,  Un  libro  di  Teofr.  sul  matrimonio,  in:  Studi  crit.  offerti  a  Carjo 
Pascal,  Catania  1913.  Gust.  Kafka,  Zu  Theophrasts  de  sensu,  Philol.  72 
(1913),  65—82.  M.  Stephanides  (zu  Ji.  aviiKov  58),  Beri.  philol.  Woch.  1914, 
1472.  E.  Bickel,  De  Theophrasti  [.Tfpt  yütiov\  apud  Senecam  et  üieronymum 
memoria,  in:  Diatribe  in  Senecae  philosophi  fragmenta,  vol.  I:  Fragmenta  de 
matrimonio,  Lipsiae  1915.  —  Th.s  Leben  berühren  Fr.  AI.  Hoff  mann.  De  lege 
contra  philosophos,  inprimis  Theophrastum,  auctore  Sophocle  Amphiclidae  fdio 
Athenis  lata,  Karlsr.  1842,  G.  F.  Unger,  Das  Sophistengesetz  des  Demetrius 
Phalereus,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  1887,  755—763.  Über  die  Bedeutung  des 
Theophrast  für  die  doxographische  Literatur  s.  Diels,  Doxogr.  Graec,  S.  102  ff. 
Vgl.  auch  oben  S.  29.  22*. 

Eudeiiios:    A.  Th.  Fritzsche,   De  Eud.  Ehodii  philosophi  Peripatetici  vita 
et  scriptis,   in   seiner  Ausgabe  der  Eud.  Ethik,    Regensburg  1851.      Ed.  Zeller 
Arch.  f.   Gesch.   d.   Philos.  5  (1892),  442  f.   =   Kl.  Sehr.  II  S.  34  f.   (zur  Physik). 
Martini,  Art.  Eudemos  11  bei  Pauly-Wissowa. 

Aristoxenos:  W.  L.  Mahne,  Diatribe  de  A.  philosopho  Peripatetico.  Am- 
sterdam 1793.  Ch.-Em.  Ruelle,  Etüde  sur  A.  et  son  ecole,  Rev.  arch.  14 
(1858),  413-422;  .528—555.  Hirsch,  Ar.  u.  s.  Grundzüge  der  Rhythmik,  Thorn 
1859,  Gym.-Pr.  P.  Marquardt,  De  Ar.  Tarentini  elementis  harmonicis,  Bonn 
1863,  Diss.  Carl  von  Jan,  Die  griech.  Musik,  1.  Die  Harmonik  des  A.,  2.  Die 
Exzerpte  des  A.,  Philol.  29  (1869),  300-318;  30  (1871),  398-419.  Bernhard 
Brill,  Ar.  rhythm.  u.  metr.  Messungen,  mit  einem  Vorwort  von  K.  Lehrs,  Lpz.  1870. 
Theod.  Reinach,  Aristoxfene,  Aristote  et  Theophraste,  Festschrift  für  Th.  Gomperz, 
Wien  1902.  S.  75 — 79.  loannes  Mewaldt,  De  Aristoxeni  Pythagoricis  sen- 
tentiis  et  vita  Pythagorica,  Berlin  1904,  Diss.  L.  Laloy,  Aristoxene  de  Tarente, 
disciple  d'Aristote  et  la  musique  de  l'antiquite,  Paris  1904,  These.  Derselbe, 
Lexique  d'Aristoxfene,  Paris  1904,  These.  G.  dell*  Valle,  La  teoria  dell'  anima- 
armonia  di  Atistosseno  e  repifenomenismo  contemporaneo,  Rivista  filosofica  8, 
210—231.  C.  F.  A.  Williams,  The  Aristoxenian  theory  of  musical  rhythm, 
Cambridge  1911.  H.  Abert,  Die  Lehre  v.  Ethos  in  d.  griech.  Musik,  S.  17ff. 
Vgl.  auch  Ger.  Seydel,  Symbolae  ad  doctrinae  Graecorum  harmonicae  histo- 
riam,  Lipsiae  1907,  Diss.  A.  v.  Mess,  Rhein.  Mus.  71  (1916),  79  f f .  (Aristox.  als 
Biograph),     v.  Jan,  Artikel  Aristoxenos  7  bei  Pauly-Wissowa. 

Dikaiarchos:  Über  ihn  handeln  außer  M.  Fuhr  in  seiner  Fragmentsamra- 
lung:  Aug.  Buttmann,  Berol.  1832.  F.  Osann,  in:  Beitr.  z.  griech.  u.  röm. 
Literaturgeschichte,  Bd.  II,  Kassel  1839.  A.  F.  Näke,  in  Opusc.  philol.  I,  Bonn 
1842.  Franz  Schmidt,  De  Heraclidae  Pontici  et  Die.  Messenii  dialogis  deper- 
ditis,  Breslau  1867,  Diss.  A.  Ferri,  Dicearco  di  Messenia,  Rendiconti  dell'  Acc. 
dei  Lincei,  IV,  7,  S.  236—246.  Martini,  Artikel  Dikaiarchos  3  bei  Pauly- 
Wissowa. 

Der  Dichter  Theodektes,  ein  Schüler  und  Freund  des  Aristoteles:  C.  E.  T. 
Märcker,  De  Theodectis  vita  et  scriptis,  Breslau  1835  (vgl.  Welcker,  Die  gr. 
Tragödien,  III,  S.  1070  ff.  *. 

Klearchos:  J.  Bapt.  Verraert,  Gandavi  1828,  Diss.  Maxim.  Weber, 
De  Clearchi  Sol.  vita  et  opp.,  Vratisl.  1880,  Diss. 

Phanias  aus  Ercsos:  Aug.  Voisin,  Gandavi  1824,  Diss.  J.  F.  Ebert, 
in  dessen  Diss.  Siculae,  Königsberg  1825,  S.  76—90.  A.  Boeckh  in:  Corp. 
inscr.  Graec.  vol.  II,  Berol.  1843,  p.  304  f. 

Chamaileoyi :  Köpke,  De  Chamaeleonte  Heracleota,  Berol.  1856.  Hart- 
lich,  De  exhortat.  usw.  (oben  S.  39*  unter  c),  273  f.  Wendung,  Artikel 
Chamaileon  1  bei  Pauly-Wissowa. 

Detnetrios  der  Phalereer :  Über  ihn  existieren  Abhandlungen  v.  H.  Dohrn, 
Kiel  1825,   Th.  Herwig,   Rinteln  1850,   Chr.  Ostermann,    Hersfeld  1847  und 

k* 


148*  Literaturverzeichnis. 

Fulda  1S57;  vgl.  Grauert,  Hist.  u.  philol.  Analekten  T,  S.  310ff.,  Susemihl, 
Gesch.  d.  griech.  Lit.  in  d.  Alex.  I,  S.  135  ff.  Martini,  Artikel  Demetrios  85 
bei  Pauly-NVissowa,  wo  auch  weitere  Literatur  angegeben  ist;  zu  S.  2839  s.  jetzt 
A.  Brinkmann,  Rhein.  Mus.  64  (1909),  310-317. 

Praxiphanes :  L.  Preller,  Disput,  de  Praxiphane  Peripatetico  inter  anti- 
quissimos  graramaticos  nobili,  Dorpat  1842,  l*r.,  auch  in  des  Verf.  Ausgew.  .Aufs. 
a.  d.  Geb.  d.  klass.  AUertumswiss.  (1864).  S.  i)4-n2. 

Zu  S;  'Aa.  Die  hellenlstiseh-röniische  Philosophie  im  allgemeinen.  Ihre 
kulturgeschichtlichen  (irundlagen:  Zeller,  Die  Philos.  d.  Gr.  IH,  1*,  S.  1—26. 
Derselbe,  Religion  und  Philosophie  bei  den  Römern,  Virchow-Holtzendorffsche 
J?amml.  wissensch.  Vortr.  Öer.  1  Heft  24  =  Zeller,  Vortr.  u.  Abh.  2.  iSamml. 
S.  93 — 135.  A.  Schmekel,  Die  hellenistisch-römische  Philosophie,  in:  E.  v.  Aster, 
Große  Denker,  S.  209  ff .  E.  Zingg,  La  philos.  pendant  la  periode  de  Uempire 
romain,  Brunn  1907,  Pr.  D.  G.  tSunne,  Some  phases  in  the  development  of 
the  subjective  point  of  view  during  the  post-Aristotelian  period,  Chicago  1911. 
P.  Wendland,  Die  hellenistisch-römische  Kultur  s.  oben  S.  36*.  Christ - 
Schmid,  Gesch.  d.  griech.  Liter.  IP  S.  1  f f .  M.  Pohlenz,  Die  hellenistische 
Poesie  u.  d.  Philosophie,  in:  Xüoite^,  Berl.  1911,  S.  76 — 112.  J.  Kaerst,  Gesch. 
d.  heilenist.  Zeitalters  II  1:  Das  Wesen  des  Hellenismus,  Leipzig  u.  Berlin  1909; 
darin  S.  92—167:  Die  Philosophie  des  Hellenismus.  O.  Seeck,  Gesch.  d.  L'nter- 
gangs  d.  antiken  Welt,  Berlin  1895  ff.  (z.  T.  in  2.  u.  3.  Aufl.  erschienen).  Rud. 
Glaser,  Griech.  Ethik  auf  röm.  Boden  (1.  die  Epikureer;  2.  die  Stoiker),  Bens- 
heim 1914,  Pr.  E.  Neustadt,  Die  religiös-philosophische  Bewegung  des  Helle- 
nismus u.  der  Kaiserzeit,  Lpz.  1914.  Berta  fS chlesinger,  Über  philosophische 
Einflüsse  bei  den  römischen  Dramendichtern  der  republikanischen  Zeit,  Bonn 
1910,  Diss.  H.  Durand  de  Laur,  Mouvement  de  la  pensee  philosophique  de- 
puis  Ciceron  jusqu'a  Tacite,  Versailles  1874.  H.  W.  J.  Thiersch,  Politik  und 
Philosophie  in  ihrem  Verhältnis  zur  Religion  unter  Trajanus,  Hadrianus  und  den 
beiden  .Antoninen,  Marburg  1853.  K.  Praechter,  Die  griech.-röm.  Popularphil. 
u.  d.  Erziehung  s.  S.  34*. 


Zu  i;  55.  Die  Stoa  im  allgemeinen.  Die  alte  Stoa:  Die  Philosophen  der 
alten  Stoa. 

Die  Stoa  im  aligemeinen. 

Jahresberichte  s.  oben  S.  23*  f.  (nacharistot.  Philos.).  Zu  den  antiken  ße- 
richteti :  Th.  Gomperz,  Besprechung  des  Papiro  Ercolanese  inedito  usw.  in  der 
Jenaer  Liter.  Zeit.  1875,  603—608.  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorf f ,  Anti- 
gonos  V.  Karystos  (s.  oben  S.  20*),  S.  103  ff.  H.  v.  Arnim  in  der  Praefatio  zur 
Fragmentsammlung.  A.  Bonhöffer,  Deutsche  Literaturzeit.  1907,  Xr.  22. 
H.  Strache,  De  Ötoicorum  moralis  philosophiae  compendio  in:  De  Arii  Didvmi 
in  mor.  philos.  auctoribus,  Berliner  Diss.  1909,  S.  71  ff.  Zu  den  Schriften  dir 
Stoiker:  A.  Dvroff,  Über  die  Anlage  der  stoischen  Bücherkataloge,  Würzburg 
1896,  Pr.  Dazu  Xachtr.:  Ethik  d.  alt.  Stoa  S.  380.  H.  Mut  seh  mann ,  Herme^s 
46  (1911),  96  Anm.  1  (Anteil  der  Stoa  an  den  Literaturgattungen:  Sammelwerk, 
Kompendium,  Eisagoge).  Äußere  Geschirhte  und  Lehreniicickhing  der  Schule  im 
alhjemnnen :  Neben  Zellers  großem  Werke  (über  den  Stoizismus  ist  hier  ge- 
handelt III  1*,  S.  27  ff.,  572  ff.,  706  ff.;  III  2*,  S.  254  f f  )  ist  besonders  wertvoll 
Fr.  Susemihl,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  in  d.  Alexandrinerzeit,  Lpz.  1891. 1892, 1  S.  48 ff. 
II  S.  62  ff.  238  ff.  (Das  Hauptgewicht  ruht  hier  auf  dem  Persönlichen  u.  Literarischen). 
Ferner  kommen  in  Betracht:  .Justus  Lipsius,  Manuductio  ad  Stoicani  philo- 
sophiam,  Antv.  1604  u.  ö.  Dan.  Heinsius  in  seinen  ürationes,  Lugd.  Bat.  1627. 
Gataker,  De  disciplina  Stoica  cum  sectis  aliis  collata,  vor  seiner  Ausgabe  de* 
Antonin,  Cantabrig.  1653,  Dietr.  Tiedemann,  System  der  stoischen  Philo- 
sophie, 3  Bde.,  Lpz.  1776.  Eine  Übersicht  über  den  gesamten  Entwicklungsgang 
des  Stoizismus  gibt  L.  Noack,  Aus  der  Stoa  zum  Kaiserthron,  ein  Blick  auf 
den  Weltlauf  der  stoischen  Philosophie,  in:  Psyche  5  (1862),  1 — 24.  —  Alb. 
Hafner,  Piatonis  et  Stoicorum  de  virtutibus  primariis  doctrina,  Turici  1850,  Diss. 
F.  Ravaisson,  Essai  sur  le  stoicisme,  Paris  1856.  L.  v.  Arren,  Quid  ad  in- 
formandos  mores  valere  potuerit  priorum  St.  doctrina,  Colmar  1859.  F.  Le- 
ferri?;re.   Memoire  concernant  l'influence  du  stoicisme  sur  la  doctrine  des  juris- 


Zu  §  54a.  Die  hellen. -rüni.  l'hilos.     Zu  §  55.  Die  alte  Stoa:  ihre  Philosophen.   14()* 

consultes  romains,  Paris  1860  (Weitere.s  über  diesen  Punkt  hei  A.  Seh m  ekel.  Die 
Philos.  tl.  mittleren  Stoa  |s.  unten  S.  ]75^  zu  i;  &\\  S.  451  ff.).  G.  P.  Weygoldt, 
Die  Philosophie  der  Stoa  nach  ihrem  Wesen  und  ihren  Schicksalen,  Leipzig  1883 
(populär).  F.  Ogereau,  Essai  sur  le  Systeme  philosophi([ue  des  Stoiciens,  Paris 
1885.  J.  d'Avenel,  Le  Stoicisme  et  les  Stoiciens,  Paris  1886.  O.  Weißen- 
fels,  De  Platonicae  et  Stoicae  doctrinae  affinitate,  Pr.,  Berlin  18'.)1  (namentlich 
I'^piktet  und  der  piaton.  Phaidon  berücksichtigt).  Aiäyouitim  Zjouy.fji;  r/ üomxi  lu^ 
rvTÖ  Sfoeiuvov ,  \,  \loyaia  ^jnä,  ir  Ttgyt'nTjj  1892.  J.Stern,  Homerstudien  der 
Stoiker,  Lörrach  1893,  Pr.  Aless.  Chiappelli,  I  caratteri  orientali  dello  Stoi- 
cismo.  Atti  d.  R.  Accad.  di  Scienze  morali  etc.  di  Napoli  vol.  26  (1895>.  Die 
Frage  nach  dem  Ursprung  des  Stoizismus  und  seinem  Verhältnis  zum  Orient 
besprechen  auch  C.  Huit,  S^anc.  et  trav.  de  l'Acad.  d.  sc.  mor.  et  pol.  1899, 
462—504;  A.  Dvroff,  Eth.  d.  alt.  Stoa  S.  316ff.  P.  Wendland,  Theol.  Lite- 
raturz.  1896,  Nr.  9,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1897,  1384  f.  Nachwirkungen  der 
Stoa:  Barth,  Die  Stoa'^  (s.  u.)  S.  209  ff.  S.  auch:  Kvnisch-stoischc  Diatribe 
zu  §  59.  (Nach^virkungen  der  mittleren  Stoa  zu  §  66.  '  Stoa  und  Christentum 
zu  ^  68.)  A.  Rausch,  Die  Stoa;  ein  ßeitr.  z.  philos.  Pi-opäd.,  Neue  Jahrb.  f. 
d.  klass.  Altert,  usw.  u.  f.  Pädag.  12  (1903),  241—265.  P.  Barth,  Die  Stoa 
(Frommanns  Klassiker  d.  Philos.  her.  v.  R.  Falckenberg,  Bd.  16),  2.  Aufl.  Stutt- 
gart 1908.  W.  L.  Davidson,  The  Stoic  creed,  Edinburgh  1907.  A.  C.  Pear- 
son,  Frustula  Stoica,  Journ.  of  Philol.  30  (1907),  211—222.  Edw.  Bevan, 
Stoics  and  Sceptics,  Oxford  1913. 

Rud.  Hirzel,"  Untersuchungen  zu  Ciceros  philosophischen  Schriften, 
T.  I — III,  Leipzig  1877 — 1883,  liefert  auch  für  die  Stoa  höchst  wichtige  Ergeb- 
nisse und  geht  insbesondere  II,  S.  1  —  566  auf  die  Entwicklung  der  stoischen 
Philosophie  ein.  Die  drei  Werke  von  Ad.  Bonhöffer:  Epiktet  und  die  Stoa, 
Stuttgart  1890,  Die  Ethik  des  Stoikers  Epiktet,  Stuttgart  1894,  und  Epiktet  und 
das  Neue  Testament,  Gießen  1911  (Religionsgesch.  Versuche  und  Vorarbeiten 
Bd.  10)  betreffen  in  erster  Linie  ein  Mitglied  der  neueren  Stoa,  sind  aber  gleich- 
wohl auch  hier  zu  nennen,  da  sie  auch  für  die  Gesamtschule  die  Resultate  tief- 
dringendster  Forschungen  bieten  und  zum  Besten  gehören,  was  über  die  Lehre 
der  stoischen  Schule  jemals  geschrieben  -worden  ist.  In  dem  zweiten  Werke  sind 
u.  a.  die  Exkurse  des  Anhangs  von  besonderem  Werte  (I.  die  stoischen  Telos- 
formeln;  IL  die  stoische  Lehre  vom  Selbstmord;  IIL  das  xadfjxor  und  xaröo- 
ilcoficr,  IV.  die  stoische  Lehre  vom  Erwerb;  V.  der  stoische  Pantheismus). 

Die  alte  Stoa:  Die  Philosophen  der  alten  Stoa. 

Allfjrinein :  Zeller  u.  Susemihl  s.  o.  S.  148*.  H.  Ryner,  Les  premiers 
Stoiciens  (Suppl.  aux  Cahiers  de  l'Universit^  popul.),  Paris  1906.  Zur  antiken 
Überlieferung  s.  die  Vorrede  zu  v.  Arnims  Fragmentsammlung,  zur  Anlage  der 
Fragmentsammlung  und  dem  Text  der  Fragmente  A.  Bonhöffer,  Wochenschr. 
f.  klass.  Philol.  1903,  1049  ff.  1108 f.;  1905,  238 ff.,  J.  Toi k lehn,  Wochenschr. 
f.  klass.  Philol.  1905,  1157—1160,  O.  Apelt,  Krit.  Bemerkungen  (u.  a.  zu  den 
Stoikerfragmenten),  Jena  1906,  Pr.,  W.  Schmid,  Philol.  69'' (1910),  440-442, 
und  die  weiteren  oben  S.  148*  verzeichneten  Arbeiten.  Zur  Lehre  der  Philo- 
sophen sind  überall  die  zu  §  56 — 58  anzuführenden  Arbeiten,  insbesondere  zur 
Ethik  Ad.  Dyroffs  Ethik  der  alten  Stoa  zu  vergleichen. 

Zeuon:  Zur  antiken  Überlieferung  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorff , 
Antig.  V.  Karystos  (o.  S.  20*)  S.  103  ff.  340  ff.  P.  Weygoldt,  Zeno  v.  Cittium  und 
seine  Lehre,  Jena  1872,  Diss.  Ed.  Well  mann,  Die  Philos.  des  Stoikers  Zenon,  Lpz. 
1873,  Diss.,  auch  in:  N.  Jahrbb.  f.  Philol.  107  (1873).  433—490  (die  Arbeiten 
Weygoldts  u.  WeUmanns  machen  beide  den  Versuch,  letztere  mit  mehr  Erfolg, 
festzustellen,  was  Zenon,  das  Haupt  der  Stoiker,  gelehrt  hat);  ders..  Zur  Philos. 
d.  Stoikers  Zenon.  N.  Jahrbb.  f.  Philol.  115  (1877),  800—808.  C.  Wachsmuth, 
Commenlat.  I  et  II  de  Zenone  Citiensi  et  Cleanthe  Assio,  Gott.  1874  (schätzbare 
Bereicherung  des  Materials  an  Fragmenten).  G.  J.  Diehl,  Zur  Ethik  des 
Stoikers  Z.  v.  K.,  Mainz  1877.  K.  Troost,  Zenonis  de  rebus  physicis  doctrinae 
fundamentum  ex  adiectis  fragm.,  Berlin  1891  (Berliner  Studien  zur  klass.  Philol.. 
12.  Bd.).  E.  Rohde,  Die  Chronologie  des  Zenon  v.  K.,  Rhein.  Mus.  33  (1878), 
622-625  =  Kl.  Sehr.  I  189-19.3.  Th.  Gomperz,  Zur  Chronologie  des  Zenon 
und  Kleanthes,    Rhein.  Mus.  34  (.1879),   154—156.      F.  Susemihl,    Zenon  v.  K... 


2  ")( )*  Literaturverzeichnis. 

Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  1882,  737—740.  F.  Uli  gor,  Die  Zeiten  des  Z.  v.  Kition 
11.  Antigönos  Gonatas,  Sitzungsber.  d.  bayr.  Aljad.  1887.  101—169.  K.  Brinlier, 
Das  Geburtsj.  des  ttoikers  Z.  v.  0.  ii.  dessen  Briefwechsel  mit  Antigonus  Gon.. 
Schwerin  1888,  Pr.  F.  Suse  mihi,  Das  Geburtsj.  des  Z.  v.  K.,  Jahrbb.  f.  klass. 
Philol.  1889,  745—751.  H.  Poppelreuter,  Die  Erkenntnislehre  Zenos  und 
Kleanthes'.  Koblenz  1891,  Pr.  K.  Pöhlmann,  D.  soziale  Weltstaat  d.  Stifters 
der  Stoa,  in:  Gesch.  des  antiken  Kommunismus  und  Sozialismus  I',  München 
1893,  S.  lilO-618  =  IP  (s.  oben  S.  33*)  S.  340-348.  Th.  Gouiperz,  Zur 
Chronologie  des  Stoikers  Zeiion,  Sitzungsberichte  der  Wiener  Akademie  1903. 
().  Crusius,  Z>]vü)ytor,  Philol.  (i6  (1907),  599.  Zur  Chronologie  des  Zenon, 
Kleanthes  und  Chrysippos  in  Anknüpfung  an  Ps.-Lukians  May.ooßiot  Fr.  Eühl, 
Rhein.  Mus.  (32  (1907),  429  f.  —  Aug.  Mayer,  Die  Chronologie  des  Zenon  und 
Kleanthes,  Philol.  71  (1912),  211—237.  —  Zu  dem  Anophthegma  Stob.  flor. 
4,  1U7  H.  Richards,  Class.  rev.  21  (1907),  199...  —  Über  Zenons  Gotteslehre 
handelt  Krische,  Forschungen  I,  S.  365—404.  Über  seinen  Streit  mit  Theo- 
phrast  betreffs  der  Uuvergänglichkeit  der  Welt  s.  bei  Theophrast  oben  S.  140*. 
Vgl.  auch  W.  Crönert,  Kolotes  und  Menedemos  (s.  Text  §  60)  S.  28  f. 

Ai'lston  voll  Clüos:  Altere  Abhandlungen  von  G.  Buchner,  Lips.  1725, 
J.  B.  Carpzow,  ebenda  1742.  und  J.  F.  Hiller,  Yiteb.  1761,  und  eine  aus  dem 
19.  Jahrh.  von  X.  Saal,  De  Aristone  Chio  et  Herillo  Carthaginiensi  Stoicis 
.comnientatio.  Coloniae  1852,  nur  P.  I  üb.  Ar.  erschienen.  Aus  neuerer  Zeit: 
Rieh.  Hcinze,  A.  v.  Chios  b.  Plutarch  u.  Horaz,  Rhein.  Mus.  45  (1890), 
497—523.  O.  Hense,  A.  b.  Plutarch,  ebd.  541-554,  A.  Gercke,  Arch.  f.  G.  d. 
Ph.  5  (1892),  198-216.  A.  Giesecke,  Der  Stoiker  A.  v.  Ch.,  Jahrbb.  f.  klass. 
Phil.,  145  (1892),  206-210  (vgl.  auch  dessen  S.  32*  unter  VI  zitierte  Schrift). 
H.  Weber,  Zu  Arist.  v.  Chios,  Rhein.  Mus.  51  (1896),  630-632;  derselbe  handelt 
in  seiner  Dissertat.  De  Senecae  philos.  dicendi  ratione..Hionea,  Marp.  Catt.  1895.  von 
dem  Verhältnis  des  Ariston  zu  Bion.  A.  Dyroff,  Über  Ariston  von  Chios,  Ethik 
d.  alt.  Stoa  (s.  u.  S.  154*)  Exkurs  III,  S.  356  ff.  Job.  Tolkiehn,  Ar.  v.  Chios 
bei  Marius  Victorinus,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1905,  1157  ff.  W.  Schmid, 
Nachtr.  z.  d.  Fragm.  Stoic.  vet.,  Philol.  69  (1910),  440-442.  Aug.  Maver, 
Aristonsttidien,  Philol.  Suppl.  Il..il910),  483-610.  K.  Praechter,  Zu  A.  v.Ch., 
Hermes  48  (1913),  477—480.  Über  die  Gotteslehre  des  A.  handelt  Krische, 
Foischungen  I,  S.  404  —  415,  über  seine  Stellung  zur  protreptischen  Literatur 
P.  Hartlich,  De  exhort.  a  Gr.  R.  Script,  hist.  275  f.  —  H.  v.  Arnim,  Artikel 
Ariston  56  bei  Pauly-Wissowa. 

Hefi/fos:  W.  Tr.  Krug,  Herilli  de  summo  bono  sententia  exploaa,  non 
explodenda,  in:  Symb.  ad  hist.  philos.  p.  III,  Lips.  1822.  H.  v.  Arnim,  Artikel 
Herillos  bei  Pauly-Wissowa-KroU. 

Diont/sios  von  Herahleia  [6  uF.TaOe^ievog):  H.  v.  Arnim,  Artikel 
Dionysios  119  bei  Pauly-Wissowa. 

Persniofi:  Krische,  Forschungen  I,  S.  436—443.  Über  sein  Verhältnis  zu 
Stilpon,  Menedemos  und  Pasiphon  Ad.  Dyroff,  s.  oben  S.  73*  zu  §  35.  30. 

Klennihe.s:  Krische,  Forschungen  I,  415—436.  Th.  Gomperz,  Eine 
verschollene  Sehr,  des  Stoikers  Kleanthes,  d.  Staat  u.  d.  sieben  Tragödien  des 
Diogenes,  Zischr.  f.  d.  österr.  Gyran.  29  (1878),  252 — 256  Derselbe,  Zur  Chrono- 
logie des  Zenon  u.  Kleanthes,  (s.  oben  unter  Zenon).  Zur  Chronologie  auch 
E.  Rohde,  Rhein.  Mus.  33,  622  =  Kl.  Sehr.  I  189,  Rühl  u.  Mayer  (oben  unter 
Zenon  1.  U.  v.  Wil  amowitz- Moellendorff ,  Kleanthes  und  Aristarch,  Hermes 
20  (1885),  631.  Derselbe,  Cleanth.  hymn.  in  Jovem,  in:  Comment.  gramm.  III, 
Gott.  1889.  Pr.  K.  Praechter,  Z.  Kleanthes,  Fragm.  91  Pears.,  Arch.  f.  Gesch. 
d.  Philos.  12  (1899),  303  f.;  Philol.  67  (1908),  154—158.  .Dasselbe  Fragment  be- 
rührt A.  Brinkmann,  Rhein.  Mus.  60  (1905),  630.  Über  KL'  Protreptikos 
Hartlich,  De  exhort.  etc.  277.  Zum  Hymnos  Jam.  Adam,  The  vitality  of 
Platonism  and  other  essays,  Cambridge  1911.  S.  auch  Poppelreuter  unter 
Zenon;  W.  Crönert,  Kolotes  und  Menedemos  S.  47  f. 

Chrysippos:  Über  die  antiken  Berichte  H.  v.  Arnim  in  der  ..Vor- 
rede zu  der  Sammlung  der  Fragmente  der  alten  Stoa  (bemerkenswert  das  Über- 
wiegen der  chrysippischen  Lehre  in  den  späteren  Berichten  über  Gemein- 
.•^toisches).     F.  N.  G.  Baguet,  De  Chrysippi  vita.  doctr.  et  reliquüs  comm.,  Annales 


Zu  §  '}').    Die  alte  Stoa:  ihre  Philosophen.  151* 

ticacl.  Lov.,  Lovanii  1822  (die  Fragmente  sehr  unvollständig).  Chr.  Petersen. 
Philüsophiae  Chrys.  fundamenta,  Altena  u.  Harab.  1827.  Krisehe,  Forschungen  I, 
S.  443—481.  Th.  Bergk,  De  Chrvsippi  libris  .tfo«  a.-rni/ aTi?:o)r,  Cassel  1841,  auch 
in;  Kl.  philol.  Sehrifteu  2  (1SS6).  ■llO-14().  Ni"colai,  Do  logicis  Chry*?-  ü^ris, 
(^uedliiib.  1859.  Alfr.  Gercke,  Chrysippea,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.,  14.  ^upple- 
mentbd.  (1S85),  GS9  — 781  (d.  Fragmente  aus  Chr.s  Schriften  .t.  .-rgorolu^  u.  .t. 
fiii((gttsy>jg).  Christos  Aronis,  Xovoi:t.-to;  rouiuKaiy.ög ,  Jena  1885,  Diss. 
H.  V.  Arnim,  Über  einen  stoischen  Papvrus  d.  herkulanensischen  Bibliothek, 
Hermes  25  (1890),  473-495  (vgl.  Stoic.  vet.  fragm.  II,  Xo.  131).  M.  Pohlenz, 
De  Posidonii  libris  Jifoi  nrn&cöv,  Jahrbuch,  f.  klass.  Philol.  Suppl.  24  (1898), 
535—634  (Ausscheidung  d.  chrysippischen  Eigentums).  \V.  Crönert,  Die  /.o-/iy.ä 
^>]T>lii(aa  des  Chrysippos  und  die  übrigen  Papyri  logischen  Inhalts  aus  der  herkula- 
nensischen Bibliothek,  Hermes  36  (1901),  548—579.  J.  Adam,  On  a  fragment  of 
Chrysippus,  Class.  rev.  16  (1902),  120.  A.  Schlemm,  Hermes  38  (1903),  587—607 
(Chrys.  bei  Plutarch  :reoi  donytjoi'og).  M.  Pohlenz,  Reste  einer  Schrift  Chry- 
sipps?,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1904,  1502  f.  Br.  Keil.  Chrvsippeum,  Hermes 
40  (1905),  155-158.  M.  Pohlenz,  Hermes  41  (1906),  321  ff.' (Anteil  Chrysipps 
am  dritten  und  vierten  Buch  der  ciceronischen  Tusculanen);  352—355  (Chrysipps 
dsoarrevTiy.fk  eine  besondere  Schrift).  O.  Hense,  Rhein.  Mus.  61  (1906).  17  f. 
(Chr.  möglicherweise  Quelle  für  Varros  Satire  tt.  s6EOf.i6.rcov).  W.  Kroll,  Rhein. 
Mus.  62  (1907),  91  Anm.  2  (führt  Dionys  .t.  avvd.  orofi.  5  auf  Chrys.  v.-rko  ri]; 
m'VTd^eco;  rwr  lov  AÖynv  /(oofVor  zurück  [Arnim  Stoic.  vet.fr.  111204]).  P.  Melcher, 
Chr.s  Lehre  von  den  Affekten,  Hohensalza  1908,  Pr.  E.  Brehier,  Chrysippe, 
Paris  1910.  G.-L.  Duprat,  La  doctrine  stoicienne  du  monde,  du  destin  et  de 
la  providence  d'apr^s  Chrysippe,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  23  (1910),  472—511. 
P.  Shorey,  Class.  philol.  6,  477  (zu  fragm.  574  v.  Arn.).  A.  Dyroff,  Eine 
Schrift  d.  Chrys.  als  Vorlage  der  pseudoplutarchischen  Schrift  über  die  Kinder- 
erziehung, Ethik  d.  alten  Stoa  (s.  u.  S.  154*)  S.  239  ff.  E.  Seebach.  Die  Lehre 
von  der  bedingten  Unsterblichkeit  in  ihrer  Entstehung  u.  geschichtl.  Entwicklung, 
Krefeld  1898,  Gießener  Diss.  (behandelt  Chrysipps  Lehre  von  der  auf  den  Weisen 
beschränkten  L'nsterblichkeit).  Über  Chr.  Bedeutung  f.  d.  Florilegienliteratur 
s.  A.  Elter,  De  gnomologiorum  Graecorum  hist.  atque  origine,  Bonn  1893  ff., 
Progr.,  über  seine  Stellung  zur  Protreptik  Hartlich,  De  exhort.  usw.  S.  277  ff. 
—  H.  V.  Arnim,  Artikel  Chrysippos  14  bei  Pauly-Wissowa.  —  Chrysippos' 
Schwestersohn  An'sfoheon :  U.  v.  Wilamowitz-iMoellendorf f ,  Hermes  24 
(1889),  332;  s.  jetzt  Dittenberger,  Syll.  inscr.  Graec.  13  Nr.  474.  475  mit 
Anm.  4  zu  474. 

Diof/enes  ans  Seleuheia  („der  Babt/fonier^*):  Zur  Chronologie  Fr.  Rühl , 
Rhein.  Mus.  62  (1907),  435.  Car.  Franc.  Thierry,  De  Diog.  Bab.,  Lovan. 
1830.  Krische,  Forsch.  I,  S.  482— 491.  A.  Döring,  Zwei  bisher  nicht  genügend 
beachtete  Beiträge  z.  Gesch.  d.  Güterlehre  aus  Cicero  de  finibus,  Zeitschr.  f. 
Philos.  u.  philos.' Krit.  128  (1906),  16-33.  Ad.  Bonhöffer,  Die  Telosforrael  des 
Stoikers  D.,  Philol.  67  (1908),  582 — 605.  Über  seine  Bedeutung  für  den  Streit 
zwischen  Philosophen-  und  Rhetorenschule  v.  Arnim,  Dio  von  Prusa,  S.  88.  90. 
Die  Beziehungen  des  D.  zur  Rhetorik  berühren  auch  L.  Radermacher,  Studien 
z.  Gesch.  d.  ant.  Rhetorik  III,  Rhein.  Mus.  54  (1899),  285  ff.  (dazu  Wilamo- 
witz,  Hermes  35  [19(J0],  44  Anm.  1),  Fritz  Scholl,  Rhein.  Mus.  57  (1902), 
312—314,  L.  Radermacher  ebenda  314,  seine  Stellung  zur  Musik  H.  .^bert, 
Die  Lehre  vom  Ethos  S.  23.  —  H.  v.  Arnim,  Artikel  Diogenes  45  bei  Pauly- 
Wissowa. 

Antipatro.^  von  Tarsos:  A.  Waillot,  De  A.  Tarsensi  philos.  Stoic,  Leodii 
1824.  F.  Jacobs,  De  A.  fragmentis  ex  libro  rre^t  yd/nor  ab  loanne  Stobaeo 
servatis,  in  dessen  Lect.  Stobenses,  Jenae  1827.  H.  Cohn,  Antipater  von  Tarsos, 
Berlin  1905,  Gießener  Diss.  (hier  auch  die  frühere  Literatur).  H.  v.  Arnim,  Art. 
Antipatros  26  bei  Pauly-Wissowa. 

Boethon  von  Sklon:  J.  F.  Dobson,  Boethos  of  Sidon,  Class.  quart.  8 
<1914),  88  ff.     H.  v.  Arnim,  Art.  Boethos  4  bei  Pauly-Wissowa. 

Für  Archedenios,  Basileides,  Eudronios  und  Krinis  sei  auf  Zeller, 
Susemihl  und  die  entsprechenden  .Artikel  bei  Pauly-Wissowa  verwiesen. 

Reste  eines  AltstoiJiery  (Zenon?  Ariston?)  in  Plutarch  .t.  ti-/_>]?: 
F.   Dümmler,    Akademika   (Gießen   1889),    S.  211  ff.     A.    Schlemm.    De  fönt. 


]^52*  Literaturverzeichnis. 

Plut.  comin.  de  aud.  poet.  et  de  fort..  Gott.  1893,  Diss.,  S.  85  ff.  100.  A.  Elter, 
De  giiomol.  Graec.  bist,  atque  orig.  part.  II,  Sp.  97  ff.  (S.  auch  Dyroff,  Eth, 
d.  a.  Stoa,  S.  326,  Anm.  ü,  der  an  Poseidonios  denkt.) 

Stoisch  Beeinflußte: 

At'fitos:  E.  Schwartz.  Deutsche  Literaturz.  1893,  745  f.  Fr.  Susemihl, 
Jahrbb.  f.  kl.  Fhilol.  147  (1893),  42  f.;  149  (1894).  93  ff.  E.  Maaß,  Gott.  gel. 
Anz  1893,  642.  E.  Zeller,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  9  (1896),  382.  G.  Pas- 
quali,  Das  Proömium  d.  Arat,  Xäotrf?,  Berlin  1911,  113—122.  E.  Pfeiffer, 
Stnd.  z.  ant.  Sterngl.  S.  51  f.     Knaack,  .Art.  Aratos  6  bei  PaulyWissowa. 

Kvates  von  Mallos:  Kurt  Wachsmuth,  De  Gratete  Mallota,  Leipz.  1860, 
E.  Maaß,  De  Gratete  Mallota  in:  Aratea,  Berlin  1892,  b.  165—207.  J.  Helck, 
De  Gratetis  Mallotae  studiis  criticis  quae  ad  Iliadem  spectant.  Leipzig  1905.  Diss. 
Derselbe,  De  Cr.  M.  stnd.  crit.  quae  ad  Odysseam  spectant,  Dresden  1913,  Pr. 
A.  Balsamo,  Gratete  di  Mallo  e  la  sua  interpretazione  di  Gmero,  Kiv.  d.  filoL 
31  (1903),  193 — 219.  H.  Schrader,  Ergänzungen  und  Bemerkungen  zu  dem 
Krates-Exzerpt  des  Scholion  Genevense  *?  195,  Hermes  43  (1908),  58  ff.  Gar.  Rein- 
hardt, De  Cr.  M.  in:  De  Graecorura  theologia  capita  duo,  Berol.  1910,  S.  59-80. 
Über  seine  Bedeutung  für  die  stoischen  Bücherkataloge  A.  Dyroff,  Über  die 
Anlage  d.  stoisch.  Bücherkataloge,  Würzburg  1896. 

Apolfofloros  i'on  Athen :  Rob.  Münzel,  De  Apollodori  .-tf(ji  Ofmv  libris, 
Bonnae  1883,  Diss.  E.  Hefermehl,  Prolegomenon  in  scholia  veterrima  quae  sunt 
de  Iliadis  libro  </*  specimen.  Studia  in  Apollodori  .-if^ol  dsiov  fragmenta  Genevensia, 
Berlin  19(}5,  Diss.  F.  Zucker,  Spuren  von  ApoUodoros  :nsoi  ßeöjv  bei  christlichen 
Schriftstellern  der  ersten  fünf  Jahrhunderte,  Nürnberg  1904,  Münchener  Diss. 
Gar.  Reinhardt,  De  A.  Atheniensis  opere  .-reoi  deöir.  in:  De  Graec.  theol.  cap. 
duo,  Berol.  1910,  S.  81 — 121.  Börtzler  (Beziehungen  des  Porphyrios  und  der 
Vergilscholien  zu  A.)  s.  unter  Porphyilos.  Über  die  uns  unter  anderem  Gesichts- 
punkt interessierende  Chronik  des  ApoUodor  s.  o.  S.  21.  20*.  Ed.  Schwartz, 
Artikel  ApoUodoros  61  bei  Pauly-Wissowa. 

Blofisiiis:  Marcus  Renieris,  Tlegi  B'/.oooiov  y.ai  Aiotfärov?:  FOfi'vai  y.al 
elxaniui.  ev  Af'iy't'a  1873,  auch  ins  Italien,  übers,  unter  dem  Titel:  Tiberio  Gracca 
e  i  suoi  amici  Blossio  e  Diofane,  Venezia  1875.  Klebs,  Artikel  Blossius  1  bei 
Paulv-Wissowa. 


Vorbemerkung  zu  §§56—58:  Zu  vergleichen  sind  die  Arbeite» 
über  die  Stoa  im  allgemeinen  und  über  die  einzelnen  Altstoiker, 
insbesondere  über  Chrysippos  (zu  §  55). 

Zu  §  '}{').  Die  alte  Stoa:  Das  System,  I:  Einteilung  der  Philosophie.  Logilc 
(einschließlich  Grammatik  und  Rhetorik):  Von  dem  stoischen  Begriff  der 
jigö/.ij^'i;  handelt  Roorda,  Lugd.  Bat.  1823  (abg.  aus  den  Annales  Acad.  Lugdun. 
1822—23),  von  der  stoischen  Kategorien/ehre  Trendelenburg,  Gesch.  der 
Kategorienlehre,  Berl.  1846,  S.  217 — 232;  vgl.  Prantl  in  s.  Gesch.  d.  Logik,  auch 
I.  H.  Ritter,  De  Stoic.  doctr.,  praesertim  de  eorura  logica,  Breslau  1849,  Diss. 
V.  Brochard,  De  assensione  Stoici  quid  senserint,  Nancy  1879.  Rud.  Hirzel, 
De  logica  Stoicorum  (commentatio  ex  satura  philologa  Hermanne  Sauppio  oblata), 
Berlin  1880.  V.  Brochard,  Sur  la  logique  des  Stoiciens,  Arch.  f.  Gesch.  d. 
Philos.  5  (1S92),  449—468.  Hamelin,  Sur  la  logique  des  Stoiciens,  Annee  philos, 
12  (1902),  23.  M.  Heinze,  Zur  Erkenntnislehre  d.  Stoiker,  Lpz.  1880.  Univers.- 
Pr.  Wern.  Luthe,  D.  Erkenntnisl.  d.  Stoiker,  Progr.  v.  Emmerich,  1890. 
L.  Stein,  D.  Erkenntnistheorie  der  Stoiker,  s.  unt.  zu  §  57.  F.  L.  Ganter, 
Das  stoische  System  der  al'adr^oig  m.  Rücksicht  auf  die  neueren  Forschungen, 
Philol.  53  (1894),  465—504.  Grammatik :  R.  Schmidt.  Stoicorum  grammatica, 
Halle  1839,  auch  Lersch  und  Steinthal  in  ihren  S.  31*  zitierten  Schriften. 
R.  Reitzenstein,  M.  Terent.  Varro  u,  Joh.  Mauropus  v.  Euchaita,  Leipz.  1900, 
S.  24  ff.,  75,  1.  78.  79.  H.  Schrader,  Hermes  39  (1904).  589  ff.  Zur  stoischen 
Etymologie  Fred.  Muller,  De  veterum  imprimis  Romanorum  stud.  etvmol.- 
rtrecht    1910,    Diss.,    S.  42  ff.      Bhctorik:    F.    S  tri  Her,    De    Stoicorum    studiis 


Zu  i;  5G  — 58.     Die  alte  Stoa:  ihr  System.  153* 

rhetorieis.  Bresl.  philol.  .-\bhandlungen,  Bd.  I,  Breslau  1886.  G.  Thiele.  Herma- 
jioras.  Straßburg  1893.  L.  Radermacher,  Studien  z.  Gesch.  d.  griech.  Rhetorik  I, 
Rhein.  Mus.  52.(1897),  412  ft.  Wilaniowitz,  Hermes  35  (1900),  44.  R.  Reitzen- 
stein,  Seipio  Aniilianus  u.  d.  stoische  Rhetorik,  Slraßburger  Festschr.  z.  46.  Philo- 
logenvers., Straßb.  1901.  Ch.  Newton  Sniiley,  Latinitas  and  'K/./.)ji(nuög~ 
The  influence  of  the  Stoic  theory  of  .style  as  shown  in  the  writings  of  Dionysius, 
Quintilian,  Pliny  the  younger,  Tacitus,  Fronte,  Aulus  Gellius  and  Sextus  Empiricus, 
Diss.  V.  Madison  (Wisconsin)  1906  (Bulletin  of  the  Univers,  ot  Wisconsin  Nr.  143). 
Derselbe,  Ulpian  ö  KfiTovy.Fnns,  Amer.  Jourii.  of  Philol.  29,  322  (Einfluß  stoischer 
Stillehre  bei  Athenaios).  R.  H.  Tukey,  The  Stoic  use  of  /J^i?  and  f/oäoig, 
Class.  philol.  6  (1911),  444^449.     S.  ferner  oben  S.  151*  zu  Diogenes  von  Seleukeia. 

Zu  ^  57.  Die  alte  Stoa:  Das  System,  II:  Physik:  Über  die  Theoloi/ie, 
Natiirlelire  und  Psychologie  der  Stoiker  handeln:  Justus  Lipsius,  Physiologia 
Stoicorum,  Antv.  1610.  Jac.  Thomasius,  De  Stoic.  mundi  exustione,  Lips.  1672. 
C  h.  Meiners,  Comm.  de  Stoicorum  sententia  de  animorum  post  mortem  statu 
et  factis,  in  deesen  Verm.  philos.  Schriften,  Lpz.  1775—1776,  Bd.  II  S.  205  ff. 
I.  de  Villoison  ,  De  theol.  physica  Stoicor.  commentatio,  in  der  Ausg.  des  Cornutus 
V.  Frdr.  Osann,  Götting.  1844,  S.  XVII  ff.  O.  Heine,  Stoicorum  de  fato  doctrina, 
Comm.  Portensis,  Numburgi  1859.  C.  Wachsmuth,  Die  Ansichten  der  Stoiker 
über  Mantik  und  Dämonen,  Berl.  1860.  F.  Winter,  Stoicorum  pantheisraus  et 
principia  doctr.  ethicae  quomodo  sint  inter  se  apta  et  conexa,  Wittenb.  1863, 
G.-Pr.  Ludw.  Stein,  D.  Psychologie  der  Stoa,  1.  Bd.:  Metaphysisch-anthropol. 
Th.,  Berl.  1886,  2.  Bd.:  D.  Erkenntnistheorie  d.  St.  Vorangeht:  Umriß  der  Gesch. 
d.  griech.  Erkenntnisth.  b.  auf  Aristot.  1888;  s.  auch  dens  ,  Antike  u.  mittelalterl. 
Vorläufer  des  Occasionalismus,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  2  (1889),  198-207. 
A.  Bonhöffer,  Zur  stoisch.  Psychologie,  Philol.  54  (1895),  403—429.  Ad.Dyroff, 
Zur  stoischen  Tierpsychologie,  Blatt,  f.  d.  Gymnasialschulw.  (bavr.)  33  (1897), 
399-404;  34  (1898),'  416—430  (I.  Plutarchs  'Schrift  über  d.  T'ierverstand  als 
Quelle  f.  d.  stoische  Tierpsychologie.  IL  Inhalt  d.  stoischen  Tierpsychologie). 
Herm.  Siebeck,  Die  Umbildung  der  peripatetisch.  Naturphilosoj^hie  in  die  der 
Stoiker,  Unters,  z.  Philos.  d.  Gr.«,  Frb.  i.  Br.  1888.  A.  Häbler,  Zur  Kosmogonie 
der  Stoiker,  Jahrbb.  f.  Philol.  u.  Päd.  147  (1893),  298-300.  \\\  E.  Voigt,  Ge- 
schichte der  Unsterblichkeitsidee  in  der  Stoa,  Erlangen  1901,  Diss.  E.  Brehier, 
La  theorie  des  incorporels  dans  I'ancien  Stoicisme,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  2? 
(1909),  114—125.  Über  den  stoischen  Logos  handeln  M.  Heinze,  Die  Lehre  vom 
Logos  S.  79 — 172,  A.  Aall,  Gesch.  d.  Logosidee  in  d.  griech.  Philosophie  S.  98 
bis  167,  über  die  stoische  Theodizee  P.  Barth,  Die  stoische  Theodizee  bei  Philo, 
in:  Philos.  Abhandlungen  M.  Heinze  zum  70.  Geb.  gew.,  Berl.  1906,  S.  14—33 
(ein  Teil  verkürzt  in  d.'Verf.  Buche  Die  Stoa'^  S.  62  ff.),  Wilh.  Capelle,  Arch. 
f.  Gesch.  d.  Philos.  20  (1907),  176  ff.  S.  auch  P.  Wendland,  Philos  Schrift 
über  die  Vorsehung  S.  71  ff.,  K.  Praechter,  Hierokles  der  Stoiker  S.  16  ff. 
W.  Gundel,  Die  Aufnahme  u.  Deutung  von  Ananke  wwi.  Heimarmene  bei  den 
Stoikern,  in:  Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Begriffe  Ananke  und 
Heimarmene,  Gießen  1914,  Hab.-Schr.,  S.  61  ff.  Sieh  auch  v.  Arnim  zu  §  58. 
—  Stoa  und  Sternglaube:  Pfeiffer  s.  oben  S.  137*.  Stoische  Ausführungen 
über  den  menschlichen  und  tierischen  Organismus  und  die  stoische  Tier- 
psychologie berührt  Sh.  O.  Dick  er  man  in  den  S.  31*  unter  III  und  IV 
genannten  Arbeiten,  ein  Motiv  der  stoischen  Physik  in  einer  bildlichen  Darstellung. 
A.  Knauth,  Das  Kind  <Pvaig  auf  d.  Reliefbild  d.  Archelaos  v.  Priene,  Blätter  f. 
d.  Gymnasialschulw.  (bayer.)  47,  107  ff.  Zur  stoischen  Lehre  von  den  Affekten 
s.  die  S.  31*  unter  IV  und  S.  33*  genannten  Arbeiten  von  Ringeltaube, 
Rabbow  n.  a.  und  die  Literatur  zu  §  58. 

Zu  t^  58.  Die  alte  Stoa:  Das  System,  III:  Ethilc:  Ethica  secundum  Stoicos 
composita  per  D.  Barlaamum  (herausg.  v.  Henr.  Canisius  in  Lect.  antiqu. 
tora.  6  [1604J  u.  in  Biblioth.  Script,  eccles.  Leid.  tom.  26  [1675]).  C.  Scioppius, 
Elementa  Stoicae  philosophiae  moralis,  Mogunt.  1606.  Jos.  Franz  Budde,  De 
erroribus  Stoicorum  in  j^hilosophia  morah,  Halae  1695  —  1696.  C.  A.  Heu- 
mann.  De  avTo/etoia  ..  philosophorura,  maxime  Stoicorum,  Jen.  1(03. 
Christoph  Meiners,  Über  die  Apathie  der  Stoiker,  in  dessen  Vermischten 
philosophischen    Schriften,    Leii>zig  1775-1776,    2.  Teil,    S.   130  ff.      Christian. 


254*  Literaturverzeichnis. 

•Garve,  Über  die  Ethik  der  Stoiker,  in  der  einleitenden  Abh.  zu  seiner  Übersetzung 
der  Ethik  des  .Arist.,  Bd.  I,  Breslau  1798,  8.  54— S9.  Wilh.  Trauo.  Krug, 
Zenonis  et  Epicuri  de  sunimo  bono  doctrina  cum  Kantiana  comp..  Viteberg.  18U0; 
ders.,  De  formulis,  quibus  philosophi  htoici  suninium  bonum  definienuit,  Lips. 
1834.  M.  M.  von  Baumhauer,  Tlfoi  ifjg  Fv/.dyov  tiayoyri;.  Veterum  philos., 
praeciipie  Stoic,  doctrina  de  morte  voluntaria,  Trajecti  ad  Kh.  1842.  Munding, 
Die  Grundsätze  der  stoischen  Moral,  Rottweil  1846,  Pr.  F.  Ravaisson,  De  la 
niorale  des  St.,  Paris  1850.  Guil.  Gidionsen,  De  eo  quod  Stoici  naturae  con- 
v'.nienter  vivenduni  esse  principium  ponunt.  Lips.  1852.  M.  Heinz e,  Stoicoruni 
de  affectibus  doctrina,  Berol.  1861,  Diss. ;  Stoicorum  ethica  ad  origines  suas  relata, 
Naunih,  1862,  G.-Pr.  von  Schulpt'orta.  Winter,  Stoicorum  pantheismus  et  prin- 
•cipia  doctrinae  ethicae  quomodo  sint  iiiter  se  apta  et  conexa,  Witttenb.  1863, 
G.-Pr.  Küster,  Die  Grundzüge  d.  stoisch.  Tugendlehre.  Berl.  1864,  Progr.  des 
Fr.-Werderschen  Gymn.  C.  Fortlage,  Über  die  Glückseligkeitsl.  der  Stoiker, 
in:  Sechs  philos.  Vorträge.  Jena  1867.  D.  Richter,  Die  Überliefejuing  der  sto- 
ischen Definitionen  über  die  Affekte,  Halle  1873,  Pr.  'E.  Hannot,  Essai  sur  la 
niorale  stoicienne  et  ses  consequences  au  point  de  vue  de  la  civilisation,  Brux. 
1880.  W.  T.  .Jackson,  Seneca  and  Kant,  or  an  exposition  of  stoic  and  ratio- 
nalistic  ethics,  1881.  Raym.  Thamin.  Un  problfeme  moral  dans  l'antiquite,  ^tude 
sur  la  casiiistique  Stoicienne,  Paris  1884.  O.  Apelt,  D.  stoisch.  Definitionen  der 
Affekte  u.  Poseidonios,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  1885,  513—  550  (auch  in  des  Verf. ,, Bei- 
trägen" p.  S.  41*).  H.  Lauret,  De  perturbationibus  animi  Stoici  quid  senserint, 
Nancy  1S86.  Pariser  Thesis.  Mm^-  Jules  Favre,  La  morale  Stoicienne,  Paris  1888 
(Auszüge  aus  stoisch.  Schriften  in  franz.  Übers.).  X.  Kreuttner,  D.  stoischen 
Def.  d.  Affekte  b.  Suidas,  Philol.  46(1888),  755—757.  C.  Gawauka,  De  summo 
bono  (juae  fuerit  Stoicorum  sententia.  Osterode  1889,  Pr.  A.  Haake.  Die  Ge- 
sellschaftslehre der  Stoiker,  Berl.  1887.  Üb.  d.  sozialen  Weltstaat  des  Stifters  d. 
Stoa  s.  Pöhlmann,  Gesch.  d.  ant.  Komm.  u.  Soz.,  s.  o.  S.  150*,  über  d.  stoische 
Auffassung  d.  Monarchie  Jul.  Kaerst,  Stud.  z.  Entw.  u.  theor.  Begründ.  d. 
Monarchie  im  Altert.,  Münch.  u.  Leipz.  1898,  S.  63—78;  Gesch.  d.  hellen.  Zeit- 
alt. II  1  S.  314  ff.  Jos.  Kargl,  D.  Lehre  d.  Stoiker  vom  Staat,  Eriangen  1913, 
Diss  Ad.  Dyroff,  Die  Ethik  der  alten  Stoa,  Berl.  J897  (Hauptwerk);  ders., 
Zur  Ethik  der  alt.  Stoa.  1.  Zur  Einteilung  der  stoischen  Ethik,  Arch.  f.  Gesch. 
d.  Philos.  11  (1898),  491—504;  ders..  Zur  Ethik  der  Stoa,  2.  Zur  Vorgeschichte, 
Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  12  (1899),  55 — 67.  Fairbanks,  The  stoical  vein  in 
Plato's  republic,  Philos.  Rev.  1901.  H.  v.  Arnim,  D.  stoische  Lehre  v.  Fatum 
u.  Willensfreiheit,  Wissenschaftl.  Beil.  zu  den  Jahresber.  d.  philos.  Gesellsch.  an 
d.  Univ.  z.  Wien  (1904—1907).  W.  Kutschbach,  Das  Verhältnis  d.  stoischen 
Ethik  zur  Ethik  Piatons,  Halle  a.  S.  1912,  Leipziger  Diss.  G.  Bohnenblust, 
Die  Entstehung  des  stoischen  Moralprinzips,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  27  (1914). 
171—187.  Ungemein  fördernd  für  die  Beurteilung  der  stoischen  Ethik  sind  die 
Arbeiten  von  Ad.  Bon  hoff  er,  s.  oben  S.  149*.  Zur  stoischen  Lehre  vom  Selbst- 
mord vgl.  auch  R.  Hirzel,  Der  Selbstmord,  Arch.  f.  Religionswiss.  11,  75  —  206, 
zur  Eroslehre  .Aug.  Mayer,  Philol.  Suppl.  11  (1910),  563  ff.,  zum  Ehetopos 
K.  Praeehter,  Hierokles  d.  Stoiker,  Leipzig  1901,  S.  121  ff.,  sowie  die  S.  141'. 
146".  147*  zu  Theophrast  angeführten  Arbeiten  von  F.  Bock,  W.  Großgerge 
und  E.  Bickel,  zur  Pädagogik  A.  Dyroff,  Ethik  der  alten  Stoa  S.  239  ff., 
AV.  Schick,  Favorin  Jieg'i  naibcov  Tonf/ijg  und  die  antike  Erziehungslehre,  Leipz. 
1911,  Freiburger  Diss.,  zur  ethischen  Musiktheorie  H.  Abert,  Die  Lehre  von, 
Ethos  in  der  griech.  Musik  (Samml.  musikwiss.  Arbeiten  II),  Leipz.  1899,  S.  22  ff. 
—  F.  Rosiger,  Lessings  Heldenideal  u.  d.  Stoizismus,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass. 
Altert,  usw.  19  (1907),  347—355.  —  Zur  Lehre  von  der  Behandlung  der  Affekte 
s.  die  S.  31*  unter  IV  und  S.  33*  angeführten  Arbeiten  von  Ringeltaube, 
Rabbow  u.  a.  Über  das  Verhältnis  der  stoischen  Ethik  zur  platoni.schen 
■G.  H.  Putzner.  s.  zu  §  48  S.  114*. 

Über  die  mittlere  Stoa  s.  zu  §  66. 

Zu   §  59.     Die    kynische   Schule   im    erste»    Abschnitt    der   hellenistisch- 
rönüsohen  Periode  (Kyiiisinus  IL  Teil,  Fortsetzung'  zu  §  3<). 

Über  die  Reihe   der  Kvniker   von    Bion  l>i.s  Meleagros   (mit   Ausschluß   des 
Kerkidas)   s.  außer  Zeller,'  Phil.  d.  Gr.  II  1^   S.  342.  2861,  auch   Fr.    Suse- 


Zu  §  59.     Die  kynische  Schule  im  ersten  Abschn.  d.  hellen. -römisch.  Periode.    155* 

mihi,    Gesch.  der  grieeh.  Lit.   in   der   Alex.  I  S.  32—47.     K.  Hirzel,  Dialog-  I 
S.  374  ff.  367  ff.  38Ü  ff.  385  ff. 

Jiioii:  Hoogvliet,  De  vlta,  doctr.  et  scriptis  Bionis,  Leiden  1821.  ().  Hense 
in  den  Prolegoniena  zu  Teles  (s.  unter  Teles);  ders.,  B.  b.  Philon,  Ehein.  Mus. 
47  (1892),  219—240.  Rieh.  Heinze,  De  Horatio  Bionis  imitatore,  Bonn  1889, 
Diss.  H.  Weber,  De  Senecae  philosophi  dicendi  genere  Bioneo,  Älarb.  1895,  Diss. 
H.  Lucas,  Die  Herkunft  Bions  u.  Horazens,  Philol.  .ö8  (1899),  S.  622—624. 
P.  Wendland,  Philol.  r,7  (1898),  118.  122  (Beziehungen  zu  Theophrasts  „Oharak-' 
teren'").     H.  v.  Arnim,  Artikel  Bion  10  bei  Paidy-Wissowa. 

Teles:  O.  Hense  in  den  Prolegomena  seiner  Ausgabe.  L^  v.  Wilamowitz- 
IMoellen  dorff,  Der  kvnische  Prediger  Teles,  3.  Exkurs  zu  Antigonos  v.  Karvstos 
(Philol.  Untersuchungen  Heft  4  [1881]).  S.  292—319.  Dagegen  G.  Süpfle,'Zur 
Gesch.  d.  kyn.  Sekte,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  4  (1891),  414—423  (verfehlt). 
H.  de  Mueller,  De  Teletis  elocutione,  Frib.  Brisig.  1891,  Diss.  W.  Crönert, 
Eine  Telesstelle,  Ehein.  Mus.  (i2  (1907),  620—625.  Derselbe,  Kolot.  u.  Mened. 
(Text  §  60)  S.  37  ff. 

Menippos :  Fr.  Ley,  De  vita  scriptisque  M.  Cynici  et  de  satiris  M.  Terentii 
Varronis,  Colon.  1843.  F.  V.  Fritzsche,  De  scriptor.  satiricis  spec.  IIL  IV,  V, 
Rostock  1865.  1866.  Derselbe,  M.  u.  Horaz,  (Güstrow  1871.  Festschr.  Derselbe, 
M.  u.  Horaz,  Philol.  .32  (1873),  744—748.  E.  Wildenow.  De  M.  Cvnieo,  Halle 
1881,  Diss.  G.  Knaack,  xM.  u.  Varro,  Henues  18  (1883),  148-1.50.  'H.  Arndt, 
Horatius  sitne  iraitatus  M.,  Harburg  1884,  Pr.  E.  Eowe,  Quaeritur  quo  iure 
Horatius  in  saturis  M.  imitatus  esse  dicatur,  Halle  1888,  Diss.  C.  Wachsmut  h, 
Sillogr.  Graec.  rel.  (Lips.  1885),  S.  78 — 84.  S.  auch  A.  Dieterich,  Nekyia 
S.  142  f.  J.  Geffcken,  Kynika  S.  3  ff.  Derselbe,  Studien  z.  Gesch.  d.  griech. 
Satire,  s.  o.  S.  40*.  W.  Knauer,  De  Luciano  Menippeo,  Halle  19i)4,  Diss. 
O.  Hense,  Eine  Menippea  des  Varro,  Rhein.  Mus.  61  (1906),  1—18.  Derselbe, 
Zu  Lucian .  und  M.,  in:  Festschr.  f.  Th.  Gomperz,  Wien  1902,  S.  185—196. 
E.  Helm,  Lucian  u.  Menipp,  Leipz.  u.  Berlin  1906.  Vgl.  auch  zu  §  65  S.  167*  f. 
unter  Varro  die  Literatur  zu  dessen  Satiren,  sowie  Christ- Schmid,  Gesch.  d. 
griech.  Lit.  II  ^  S.  66  f. 

KerAidas:  Aug.  Meineke,  Kerkidas,  der  Dichter  u.  Gesetzgeber  von 
Megalopolis,  Abb.  d.  Berl.  Akad.  1832,  S.  91—97  (auch  Anal.  Alexandr.  |1843], 
Epimetr.  12,  S.  385  —  394).  Derselbe,  Miscellanea  (hierin:  Ein  Fragm.  d.  K.  aus 
Megalopolis  b.  Greg.  Naz.  de  virt.  595),  Jahrbb.  f.  klass^  Philol.  87  (1863),  387 
(über  dasselbe  Fragment  Mor.  Haupt,  Varia,  Hermes  5  [18(1],  182 — 183;  vgl.  auch 
Geffcken  unten).  An  Meinekes  Epimetr.  knüpft  an  A.  Xauck,  Krit.  Bemerkungen, 
Bull,  de  l'ac.  d.  scienc.  de  St.  Petersb.  12  (1868*,  .520—523.  Jak.  Bernays, 
Lucian  und  die  Kyniker,  S.  25.  92  f.  G.  Kaibel  zu  Athen  8,  347  de.  Jak.  Sitz- 
ler, Zu  d.  griech.  lambographen,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  125  (1882),  155  ff.  (darin 
zu  Kerkidas  7).  G.  Süpfle,  Zur  Gesch  d.  kynischen  Sekte  I,  Arch.  f.  Gesch. 
d.  Philos.  4  (1891),  414 — 423,  Kap.  III:  Ist  Cercidas  aus  Megalopolis  ein  Cvniker? 
(verkehrt,  vgl.  Burs.  Jahresb.  96  [1898  1],  18  Nr.  55).  \V.  Headlam",  Var. 
coniect.  II,  Journ.  ot  philol  21  (1893),  75  ff.  (darin  zu  Stob.  flor.  4,  42  [Kerkidas]). 
Fr.  Leo,  Zum  Kyniker  K.,  Hermes  41  (1906),  444.  Guil.  Crönert,  Cercidae 
fragmentum,  Ehein.  Mus.  62  (1907),  311  f.  Joh.  Geffcken,  Kynika  S.  19. 
G.  A.  Gerhard,  Phoinix  von  Kolophon,  S.  205—210  (mit  ausführlicher  Literatur- 
aiigabe).  M.  Croiset,  Kerkidas  de  Megalopolis,  Journ.  d.  sav.  11,  481 — 493. 
M.  Lenchantin  de  Gubernatis,  De  Horatio  Cercidae  imitatore,  lioll.  di  filol. 
^•lass.  19  (1912),  52—56.  A.  Mayer,  Zu  K.  fr.  5,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1911, 
1421  f.  H.  v.  Arnim,  Zu  den  Gedichten  des  K..  Wiener  Studien  34  (1912), 
1—27.  L.  Eadermacher,  Mythica  (darin  zu  Kerkidas'  '/.sßtjzoyäoMv  [Fragment 
0  B]),  ebenda  28—36.  L.  Deubner,  K.  u.  Epicharm,  Hermes  47  (1912),  480. 
Franz  Eühl,  Zu  K.,  Rhein.  Mus.  67  (1912),  167  ff.  A.  Platt,  Cerc.  fra^m. 
2,  11.  12  (oj'/.eaUuonog).  Class,  quart.  6  (1912),  43.  J.  H.  Powell,  Cercidas, 
Class.  rev.  27  (19l3),  264.  G.  A.  Gerhard,  Cercidaea,  Wiener  Studien  37 
(1915),  1—26. 

Menedeinos:  W.  Crönert,  Kolotes  und  Menedemos  (s.  Text  §  6C)). 

Meleagt'os:  C.  Wachsmuth,  Sillogr.  Graec.  rel.  S.  84f.  H.  Ouvre, 
Meleagre  de  Gadara,  Paris  1894,  Thfese.  K.  Eadinger,  Meleagros  v.  Gadara, 
Innsbruck  1895. 


\~){)*  Literaturverzeichnis. 

Kyni  seh -stoische  Dintrihe:  Unsere  Kenntnis  der  kynisch-stoischen 
Diatribe  nach  ihren  inhaltlichen  Motiven,  literarischen  Ausdrucksformen,  ihrer 
Verbreitung  und  Fernwirkung  ist  in  den  letzten  Jahrzehnton  aus  der  eingehenden 
Beschäftigung  mit  einer  ganzen  Reihe  von  Schriftstellern  erwachsen.  Es  muß- 
daher  auf  die  Literatur  über  die  Kyniker  dieser  und  der  folgenden  Perioden,  über 
die  Stoiker  namentlich  der  Kaiserzeit  (Seneca,  Musonios,  Epiktet,  Hierokles)  und 
die  stoisch  oder  kynisch  beeinflußten  Autoren  verwiesen  werden.  Hier  stelle  ich 
einige  Arbeiten  zusammen,  die  sich  teils  mit  der  Entwicklung  der  kynisch-stoischen 
Diatribe  in  ihrem  Gesamtverlaufe,  teils  mit  ihren  wesentlichen  Motiven  und 
stilistischen  Eigentümlichkeiten  im  ganzen  oder  im  einzelnen  befassen:  P.  Wend- 
land. Die  philosophische  Propaganda  und  die  Diatribe,  in:  Die  hellenistisch- 
römische Kultur"^  (Tüb.  1912),  S.  75  ff.  Derselbe,  Philo  n.  d.  kynisch-stoische 
Diatribe,  in  P.  Wendland  n.  O.  Kern,  Beiträge  z.  Gesch.  d.  griech.  Philos.  u- 
Beligion,  Berlin  1895.  J.  Geffcken,  Kynika  und  Verwandtes.  Heidelberg  1909' 
(Die  beiden  letztgenannten  Arbeiten  sehr  ergebnisreich  für  die  sachlichen  Topol 
u.  d.  Stil  der  Diatribe).  G.  A.  Gerhard,  Phoinix  Von  Kolophon,  Leipz.  u. 
Berl.  1909  (fleißige  Sammlung).  Rud.  Bultmann,  Der  Stil  der  paulinischen 
Predigt  u.  die  kynisch-stoische  Diatribe  (Forschungen  z.  Relig.  u.  Liter,  d.  Alt. 
u.  Neuen  Testam.,  her.  v.  W.  Bousset  u.  H.  Gunkel,  Heft  13),  Gott.  1910  (handelt 
zunächst  vom  Stil  d.  Diatribe).  E.  Norden,  D.  antike  Knnstprosa  I,  S.  129  f. 
H.  V  Arnim,  Leben  u.  Werke  d.  Dio  von  Pnisa,  Berl.  1898  (wichtig  f.  Anlage, 
Vortragsweise  u.  literarische  Verarbeitung  d.  kyn.  Predigt  u.  daraus  zu  erklärende 
Besonderheiten  d.  Überlieferung").  H.  Weber,  De  Seneeae  philosophi  dicendi 
genere  Bioneo,  I\Lirp.  Catt.  1895  (gibt  in  Kap.  II  eine  Übersicht  über  d.  Eigen- 
tümlichkeiten d.  Diatribenstils).  R.  Schuetze,  Juvenalis  ethicus.  Grvphiae 
1905,  Diss.  S.  89  ff.  (Stil  d.  Diatribe).  W'.  Schmid,  W^ochenschr.  f.  klass.  PhiloL 
1901,  602.  K.  Praechter,  Hieroki.  d.  Stoik.,  Leipz.  1901,  S.  95.  Wenkebach, 
Hermes  43  (1908),  84  f.  99.  Für  den  Inhalt  kommen  auch  mehrere  der  oben. 
S.  33*  angeführten  Arbeiten  über  populär-philosophische  Topoi  in  der  antiken- 
Literatur  soMie  die  oben  S.  73*  f.  für  den  Kynismus  im  allgemeinen  verzeichneterv 
Abhandlungen  in  Betracht.  S.  auch  O.  Ribbeck,  Kolax  (Leipz.  1883),  S.  lO:]- 
bis  105.     A.  Schlemm,  Hermes  38  (1903),  .590  ff. 

Über  den  hedonischen  Kynismus  orientieren  ().  Hense,  Rhein.  Mus.  47 
(1892),  239  f.;  61  (1906),  13  Anm.  1.  Derselbe  in:  Festschrift  f.  Th.  Gomperz,. 
W^ien  1902,  S.  192.  Proleg.  zu  Teles--!  S.  XLIII  f.  G.  A.  Gerhard,  Phoinix 
von  Kolophon  (s.  u.),  S.  41  ff.  175  f.  S.  auch  die  Arbeiten  zur  Diogeneslegende- 
oben  S.  75*. 

Einflüsse  der  kyniscli-stoisclien  Diatrihc  (iiißcrlialh  des  Kreises  der  klinischen 
und  stoischen  Philosophen: 

a)  Philosophen:  s.  besonders  die  Liter,  zu  Vurro,  P/nlo»,  Pliitarch,  Galen^ 
Maximos  von  Tyros,  Julian. 

1>I  Außerhalb  der  philosojt/tischen  Sehnlen  Stehende  (es  kann  hier  nur  einiges 
Wichtigere  verzeichnet  werden):  Hellenistische  Poesie:  Joh.  Geffcken,  Leonidas 
von  Tarent,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  Suppl.  23  (1896),  1—164  (s.  dazu  aber 
M.  Pohlenz,  Xdone;  [s.  u.]  S.  81,  und  B.  Hansen,  De  Leonida  Tarentino,. 
Lpz.  1914,  Diss.).  Ders.,  Kynika  u.  Verwandtes  (s.  oben  S.  74*)  I  1:  Diatriben  in 
der  hellenistischen  Dichtung.  G.  A.  Gerhard,  Phoinix  von  Kolophon,  LeijDzig 
Berlin  1909  (dazu  Ü.  Hense,  Berl.  philol.  W^och.  1910.  1065  f.,  P.  Vallette, 
Phönix  de  Colophon  et  la  po^sie  cynique,  Rev.  de  philol.  37  [1913],  162-182,. 
D.  Serruys,  ebenda  183—190).  Max  Pohlenz,  Die  heilenist.  Poesie  und  die 
Philosophie,  in:  Xuoirrg,  Berl.  1911,  76 — 112.  L.  Escher,  De  Sotadis  Maronitae 
reliquiis,  Darmstadt  1913,  Gießener  Diss.  Ders.,  Berl.  philol.  Woch.  1914,  860  f. 
izu  Sotades  auch  Gerhard,  Phoinix  v.  Kol.  S.  244).  Lucilius:  L.  Deubner. 
Hermes  45  (1910),  313.  Rorax:  L.  Deubner  s.  zu  §  77.  Tibidl:  F.  Jacoby, 
Rhein.  Mus.  64  (1909),  623  ff.  Manilius:  Edw.  Müller,  Philol.  62  (1903),  85. 
Phaedrus:  G.  Thiele,  Phaedrusstudien,  Hermes  41  (1906\  562—592.  Für 
mittelbare  Einflüsse  in  späterer  Zeit  vgl.  auch  desselben  Verf.  Werk:  D.  lat, 
Asop  des  Romulus  und  die  Prosafassungen  d.  Phädrus,  Heidelb.  1910.  Martial: 
K.  Prinz,  Martial  und  die  griechische  Epigrammatik  I,  Wien  1911.  ■hirenul: 
Schuetze,  Juvenalis  ethicus,  s.  oben.  Lidian :  s.  zu  §  77.  Nentestamcntliche 
Schriften:  Wendland,  Hellen.-röm.  Kult.  s.  o.  Ad.  BÖnhöffer,  Epiktet  u.  d. 
Neue  Testament,  Gießen  1911.     Bultmann,  s.  oben.     Joh.  Geffcken.  Kynika 


Zu  §  60.    Die  ei)ikurei8che  Schule  im  ersten  Abschn.  d.  hell.-n'mi.  Periode.  157* 

•(s.  o.  S.  74*)  12:  ,Ial<obus  3,  1 — 11.  l'ulristiscIiL'  Literatur  i)it  (illfjciiiciiicti :  Wend- 
land, Hell. -röin.  Kult.  S.  92.  Kbmens  v.  Alex.:  Wendland  s.  Lit.  zu  Musonios 
izn  §  68j.  TcrtuUidii :  Geffcken,Kynika,  S.  80  ff.  Basilfiot> :  Büttnei'  u.  Dirking 
s.  0.  S.  36*.  .37*.  Greqor  r.  Xa\iatn  :  J.  R.  Asmus,  Greg.  v.  Naz.  und  sein 
Verh.  z.  Kynismus,  Theol.  Stud.  u.  Krit.  67  (1894),  314—339.  Geffcken  a.  a.  O. 
8.  18  ff.  Johannes  ClirijsostnuKis :  Geffcken  a.  a.  O.  S.  37  f.  Vgl.  auch 
A.  Naegele.  Bvz.  Zeitschr.  13  (1904),  106  f.  SilnjUinlsche  Orakel:  Ge'ffcken 
a.  a.  O.  S.  39  ff."  Grabinschriften :  Br.  Li  er,  Philol.  62  (1903),  450  ff .  Diatrilje 
und  christliche  Prcdi(/t :  U.  v.  Wilamo witz- M oellendorf f ,  Antig.  v.  Karvst. 
S.  313  ff.  P.  Wend'land,  Hellen.-röni.  Kulf^-  »  S.  92  ff.  Ad.  Bretz,  Texte  u. 
Unters,  z.  Gesch.  der  altchristl.  Liter.  40.  Bd.  1.  Heft,  Leipz.  1914,  S.  49  ff. 

Zu  J;  (>().  Die  epikiu'eisehe  Schule.  Die  eiuzelneu  Vertreter  der  Schule 
im  ersten  Abschnitt  der  hcUeuistisch-römischen  Periode.  Gesamtdarstellungen 
von  Zeller  III  1^  S.  373  ff.,  Susemihl,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  in  d.  Alex,  (für 
die  in  die  alexandrin.  Zeit  fallenden  Epikureer)  I  S.  87  ff.  II  S,  257  ff. 

Epi/eur  (Lehen,  Persönlichkeit,  Schriften  und  Jjehre.  Arbeiten,  in  denen  über 
-die  IViilosophie  Epiknrs  und  der  Epikureer  ohne  wesentliche  Be^.ielmnr)  auf  Person 
oder  Schriften  des  Schulgründers  gehandelt  wird,  s.  m  ^i;  61 — 63):  P.  (lassend i, 
Exercitatiouura  paradoxicarum  adv.  Aristoteleos  liber  I.,  Gratianopol.  1624.  II.  Hag. 
•Com.  1659;  De  vita,  moribus  et  doctrina  Epicuri,  Lugd.  1647;  Animadv.  in  Diog. 
L.  X,  Lugd.  Bat.  1649;  Syntagma  philosophiae  Epicuri,  Hag.  Com.  1655.  Sam.  de 
Sorbiere,  Paris  1660.  Batteux,  Paris  1758.  L.  Preller,  Über  E.  und  seine 
Philosophie,  Philol  14  (1859),  69-90  (=  Ausgew.  Aufs,  aus  d.  Geb.  d.  klass. 
Altertumsw.  [1864],  S.  330—349).  G.  Trezza,  Epicuro  et  TEpicureisrao,  Firenze 
1877,  2.  ed.,  Milano  1885.  G.  Kern,  Bemerk,  zum  10.  B.  des  Diog.  Laert., 
Prenzlau  1878,  G.-Pr.  F.  v.  Gizycki,  Über  d.  Leben  u.  d.,  Moralphilos.  des 
Epikur,  Halle  1879,  Diss.  P.  Hoffmann,  Sur  les  öia:ioolui  d'Epicure,  Revue  de 
l'instruction  publ.  en  Belgique  28,  73—79.  Jos.  Kr  eibig,  E.,  s.  Persönlichk.  u. 
s.  Lehren,  Wien  1886.  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorf f ,  Comm.  gramm. 
III,  Gott.  1889,  S.  13  ff.  P.  Cassel,  Ep.  d.  Philos.  verteid.  u.  erkl.,  Berl.  1892. 
Emil  Thomas,  E.  bei  Seneca,  ep.  16,  7—9,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Phil.  4  (1891), 
560 — 567;  Epikur.  Anklänge  b.  Seneca,  De  tranqu.  an.  9,  2  usw.,  ebd.  568  —  570. 
O.  Weißenfels,  De  Seneca  Epicureo,  Berlin  1886,  Pr.  S.  Sudhaus,  Aristoteles 
in  d.  Beurt.  d.  E.  u.  Philodem,  Rhein.  Mus.  48  (1893),  561  ff.  Derselbe,  Eine 
Szene  aus  Epikurs  Gastmahl,  Philol.  54  (1895),  85—88.  A.  Döring,  E.s  philo- 
sophische Entwicklung,  Zeitschr.  f.  Philos.  u.  philos.  Krit.  119,  1 — 10.  K.  Praech- 
ter.  Zur  ej^ikurischen  Spruchsammlung,  Philol.  56  (1897),  551  f.  W.  A.  Heidel, 
Epicurea,  Amer.  journ.  of  philol.  23  (1902),  185 — 194;  dazu  W.  Crönert,  Rhein. 
Mus.  61  (1906),  417.  Marcel  Renault,  Epicure,  Paris  1903.  Paulus  Linde, 
De  Epicuri  vocabulis  ab  optima  Atthide  alienis,  Breslau  1906,  Diss.;  dazu 
W.  Crönert,  Rhein.  Mus.  61  (1906),  415.  —  W.  Crönert,  Kolot.  u.  Mened. 
(s.  dort  das  Register  unter  Epikur).  O.  Tescari,  Nota  Epicurea:  ava:Th)o(oaig, 
Bollett.  di  filol.  class.  13,  74 — 76.  Derselbe,  Nota  Epicurea:  di'tiy.o.-tr'],  ebenda 
14  (1907),  11  —  16.  Derselbe,  Postilla  Epicurea,  ebenda  15,  155  —  157.  Derselbe, 
^j4vTava.-Th']OMaig  e  iaovonia  in  Epicuro,  Riv.  di  filol.  39  (1911),  481 — 503.  E.  Bi- 
gnone,  Sulla  discussa  autenticita  della  raccolta  delle  Kvqiui  öö'^ai  di  E.,  Rendic. 
d.  Istituto  Lombard,  di  sc.  e  lett.,  Ser.  2  vol.  41  (1908),  792—819.  E.  Joyau, 
Epicure,  Paris  1910.  J.  H.  Leopold,  Uit  den  tuin  van  Epicurus,  Rotterdam 
1910.  Derselbe,  Ad  gnomologium  Epicureum  Vaticanum,  Mnemos  N.  8.  38  (1910), 
65—68.  8.  Sudhaus,  E.  als  Beichtvater,  Arch.  f.  Religionswiss.  14,  647  f. 
E.  Bignone,  Epicurea  (Pap.  Herc.  ined.  168  col.  1;  Schol.  in  Epic.  epist.  ad 
Her.  42  f.  =  Usener  Epic.  8.  7,  17  ff.),  Atti  d.  Accad.  d.  sc.  di  Torino  1912, 
670—690.  Derselbe,  Boll.  di  filol.  class.  21  (1915),  156-161  (Empedokles  u.  E.). 
Gualth.  Arndt,  Emendationes  Epicureae,  Berlin  1913,  Diss.  H.  Mutschmann, 
Seneca  und  Epikur,  Hermes  .50  (1915),  321—356.  I.  H.  Leopold,  Ad  Epi- 
curum,  Mnemos.  43  (1915),  268—285.  8.  auch  die  grundlegende  Einleitung  zu 
Useners  Epicurea  (Text  §  60).  Hirzel,  Dialog  I  363  f.  Norden,  Ant.  Kunst- 
prosa 123  ff.  Hartlich,  De  exhort.  usw.  8.  281  f.  v.  Arnim,  Leben  u.  Werke 
des  Dio  von  Prusa  8.  73  ff.  L.  Radermacher,  Rhein.  Mus.  54  (1899),  364ff. 
E.  Hauler.  Wiener  Studien  27  (1905),  95—105  (Epikur  auf  d.  römischen  Bühne). 
Diels,  Elementum  8.  10*  ff.  (zu  Ps. -Epikurs  Brief  an  Pythokles).  v.  Arnim, 
Artikel  Epikuros  bei  Pauly-Wissowa. 


J  ,",1^*  Literaturverzeichnis. 

Über  die  Briefe  der  unnüttclhareii  SchiÜcr  E.s,  Metrodoros.  Polyainos  und 
Nennarc/ios  und  das  aus  diesen  Briefen  abj^eleitete  Gnomoiogion  handelt  ET.  Usener, 
Epicurea  S.  LIV  ff..  Epikurische  Spruchsammhin«;  (Wiener  Studien  10,  175  ff.; 
11.  170;  12,  1  ff.). 

^fetrodoros:  Emil  Thomas.  Über  Bruchstücke  griech.  Philosophie  b.  d. 
Philos.  L.  Ann.  Seneca:  das  Brieffragment  des  M.  v.  Lamps.  1).  Sen.  ep.  99.25,  Arch. 
f.  Gesch.  d.  Phil.  4  (1891).  70-73.  S.  Pellini.  Problema  di  Metrodoro,  Classic! 
e  Xeolatini  1.  1.  S.  Sudhaus.  Eine  erhaltene  Abhandlung  des  Metrodor,  Hermes 
41  (1900),  45 — 58  Derselbe.  MijZQoöcooog  .-rtol  .-t/.oviov,  Hermes  42  (1907),  645— 647. 
S.  auch  die  Arbeiten  von  Düning  und  Körte  im  Texte. 

Folifftinos:  s.  Text. 

Ilerniarchos:  W.  Crönert,  Rhein.  Mus.  56  (1901).  619;  Kolotes  u. 
Menedemos  8.  109.  H.  v.  Arnim.  Artikel  Hermarchos  1  bei  Paulv-Wissowa- 
KroU. 

Kolotes:  W.  Crönert,  K.  u.  Menedemos,  s.  Text. 

KarneisJkOs:  s.  Text. 

Idomeiieus :  Jacoby,  Artikel  Idomeneus  5  bei  Pauly-Wissowa-KroU. 

Pol  1/ Stratos:  R.  Philippson,  P.'  Schrift  über  die  grundlose  Verachtung 
der  Volksmeinung,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  23  (1909),  487-509. 

Kpihureer  in  Si/n'en,  Basileides  aus  Tt/ros,  Philouides  aus 
Laodikeia,  Li/slas  aus  Tarsos,  Zenon  aus  Sidon,  Philodemos  aus 
Gadara:  W.  Crönert,  Die  Epikureer  in  Syrien,  Jahreshefte  d.  österr.  archiiol. 
lustit.  10,  145. 

Philouides:  H.  Usener.  Philonides.  Rhein.  3Ius.  .56  (1901),  145—148 
=  Kl.  Sehr.  III  S.  188—191.  W.  Crönert,  Kol.  u.  Men.  S.  88.  181  f.  S.  auch 
Dikaiomata  herausg.  v.  d.  Graeca  Halensis,  Berl.  1913,  S.  188  f. 

Apollodoros  6  Kt]:ioTvgafvog :  H.  Diels,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1897,  1063 
(gelehrte  Richtung  d.  A.).  W.  Crönert,  Kolot.  u.  Mened.,  s.  dort  d.  Reg.  u. 
d.  W.     H.  V.  Arnim,  Artikel  Apollodoros  65  bei  Pauly-Wissowa. 

Pliaidros:  Ph.  gemeinsame  Quelle  d.  parallelen  Darstellungen  bei  i'hilodem 
.TfO(  svaeßela?  und  Cic.  de  nat.  deor.  I:  H.  Diels,  Doxogr.  Graeci  S.  126,  Sitz. 
d.'ßerl.  Akad.  1893,  116.  L.  Gurlitt,  Ciceroniana:  D.  Epikureer  Ph.  als  Quelle 
in  Ciceros  philosophischen  Schriften,  Philol.  57  (1898),  398-403. 

Zeuou  V.  Sidon:  W.  Crönert,  Kol.  u.  Men.  S.  175  f.  S.  auch  R.  Hirzel, 
Unters,  z.  Ciceros  phil.  Sehr.  I  S.  27  ff.,  Diels,  Doxogr.  Graeci  S.  126  f. 
Schwenke,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  119  (1879),  49  ff. 

Denietrios  Lahon:  H.  v.  Arnim,  Artikel  Demetrios  89  bei  Pauly- 
Wissowa.    Vgl.  Text. 

Siron:  S.  Text. 

P/iilodetnos  (durchweg  sind  die  im  Texte  verzeichneten  Ausgaben  zu 
vergleichen):  D.  Coraparetti,  La  bibliotheque  de  Ph.,  Melanges  Chatelain, 
Paris  1910.  —  A.  Körte,  .Augusteer  bei  Philodem,  Rhein.  Mus.  45  (1890),  172 
bis  177;  dazu  W.  Crönert,  Kol.  u.  Men.  S.  127.  S.  Sudhaus,  Nausiphane«, 
Rhein.  Mus.  48  (1893).  321—341.  Derselbe,  Aristoteles  in  d.  Beurteilung  des 
Epikur  u.  Ph..  ebenda  552—564.  Derselbe,  Exkurse  z.  Ph.,  Philol.  54  (1895), 
80  —  92.  —  Fr.  Bahnsch,  Des  Epikureers  Ph.  Schrift  Ilfgi  oi/aeicov  y.ai  oijiieKÖaeojv; 
eine  Darlegung  ihres  Gedankengehalts,  Lyck  1879.  R.  Philippson,  De  Ph.  hbro 
qui  est  .Tfot  otjueiojv  y.ai  atj/^ieiwoscoi'  et  Epicureorum  doctrina  logica,  Berlin  1881, 
Diss.  —  Ilegi  ßsüv  I:  nach  den  verschiedensten  Seiten  ertragreich  Diels'  Er- 
läuterungen zu  seiner  Ausgabe,  s.  Text.  —  J.  Dietze,  Die  mythologischen 
QueUen  für  Ph.'  Schrift  ^regl  svaeßsiag,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  153  (1896),  218 
bis  226.  Zu  :t£oI  evaeßsiag  s.  auch  Diels  ..oben  unter  Phaidros  und  Lengnick 
unten  S.  171*  unter  Cicero  de  nat.  deor.  Über  einige  mit  Philod.  rregt  evasßtiag 
inhaltlich  verwandte  Bruchstücke  der  Vol.  Herc.  als  Belege  für  die  epiku- 
reische Polemik  gegen  die  mythologische  Tradition  G.  Lippold,  Philol.  68 
(1909),    152  ff.       A.  Schober,"   Ein    Homerzitat   bei  Ph.   ji.   evo.,   Rhein.   Mus. 


Zu  §  i')().    Die.  epikureische  Schule  im  ersten  Abschn.  d.  hell.-iöm.  Periode.  15*)* 

70  (1915),  638 f.  Philod.  .t.  eva.  berührt  auch  O.  Höfer.  Mvthologisch-Epi<rra- 
phisches,  Dresden  1810,  Fr.  —  S.  Sudhaus.  Rhein.  Mus.  (J4  (1909),  475  f.  (zu 
.T.  Tur  y.ui'y  "OiiUjoor  uy.  [iun.  10,  27;  25,  16.  17).  —  Th.  (jomperz,  Ph.  u.  die 
aristote!.  Poetik,  Wiener  Eranos  z.  50.  Vers,  deutscher  Philologen  u.  Schulmänner, 
Wien  1909,  S.  1  — 7  (in  .t.  .-Ton/iidroyv  Bekämpfung  einiger  Sätze  d.  aristot.  Poetik). 
—  H.  V.  Arnim,  De  Aristonis  Peripatetici  apud  Ph.  vestigiis,  Rostock  19uO,  Pr. 
Darüber  auch  A.  Mayer,  Philol.  Suppl.  11  (1910),  522  ff.,  Chr.  Jensen,  Hermes 
46  (1911),  393 — 406.  —  Zu  .t.  unvoiy.)']:  s.  H.  Abert,  D.  Lehre  vom  Ethos  in  d. 
griech.  Musik,  S.  27  ff.  -  Fr.  Wilhelm,  Rhein.  Mus.  61  (1906),  93  (z.  Epigramm 
Anlhol.  Palat.  11,  44).  —  C.  Buresch,  Consol.  a  Graecis  Romanisciue  Script,  hist.^ 
crit.  S.  142  ff.  (dePh.  .Tee»'  d(a-äxov  libro).  —  Zum  Inhalte  u.  d.  Quellenbeziehungen 
von  .T.  6oyi)g  H.  Ringeltaube.  Quaest.  ad  vet.  philosoph.  de  affect.  doctr.  pertin., 
Ciött.  1913,  Diss.,  S.  38  ff.  P.  Rabbow,  Ant.  Sehr.  üb.  Seelenheilung  u.  Seelen- 
leitung, Leipz.  Berl.  1914,  s.  dort  d.  Register.  —  Zu  den  Quellenbeziehungen  des 
Index  Academ.  u.  des  Index  Stoic.  s.  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorff , 
Antig.  V.  Karvst.  S.  61  ff.  123  ff.  —  Beziehungen  zur  Rhetorik,  Grammatisches: 
U.  V.  Wilamowitz-Moellendorff,  Hermes  35  (1900),  30.  43,  2.  P.  Wend- 
land. Hermes  39  (1904),  503,  3.  R.  Reitzenst ein,  Straßburger  Festschr.  z. 
46.  Vers,  deutscher  Philol.  u.  Schulm.,  her.  v.  d.  philos.  Fak.  d.  Kais.-Wilh.- 
Univ..  Straßb.  1901,  S.  145  f.  H.  Schrader,  Hermes  39  (1904),  591.  W.  Kroll, 
Rhein  Mus.  62  (1907).  89,  2.  W.  Crönert,  Philol.  61  (1902),  168  f.  185  ff.. 
G.  Strathmann,  De  hiatus  fuga  quam  invenimus  apud  Ph.  Epicureum,  Viersen 
1S92,  Pr.  (dazu  Crönert,  Hermes  38  [1903],  389).  A.  Glatzel,  De  optativi 
apud  Ph.  .  .  .  usu,  Trebnitz  1913,  Breslauer  Diss.  Vieles  hierher  Gehörige  bei 
W.  Crönert,  Memoria  Graeca  Herculanensis.  Lipsiae  1903. 

Lnvretiics:  Jahresberichte  s.  oben  S.  23*  f.  S.  auch  R.  Pichon,  „Les 
travaux  recents  sur  la  biographie  de  Lucrece,  Journ.  d.  sav.  1910.  70 — 84.  Über 
sein  Leben,  seine  Schrift  und  Lehre  handeln:  A.  J.  Reisacker,  Bonn  1847  u. 
Köln  1855.  Herm.  Lotze,  Philol.  7  (18.52),  696-732.  F.  A.  Mä reker,  BerL 
1853.  W.  Christ,  München  1855.  E.  Hallier.  Jena  185^.  E.  de  Suckau, 
De  Lucr.  metaphysica  et  morali  doctr.,  Paris  1857.  T.  Montee,  Etüde  sur  L. 
cons.  c.  moraliste,  Paris  1862.  H.  Sauppe,  De  Lucretii  codice  Victoriano,  Index 
schol.  hibern.,  Gott.  1864  (H.  Sauppes  AusgeAv.  Schriften  S.  423  ff.).  Ders..  Zu 
Lucretius  1,  24  f.,  Philol.  22  (1865),  182.  Ders.,  Quaestiones  Lucretianae,  Index 
schol.  hib.,  Gott.  1880  (diese  beiden  Arbeiten  ebenfalls  abgedruckt  in  des  \'erf. 
Ausgew.  Schriften  S.  438  f.  717  ff.).  H  ildebrandt,  T.  Lucr.  de  primordiis  do  Irina, 
Magdeb.  1864,  G.-Pr.  Th.  Bindseil,  Ad  Lucr.  de  rerum  nat.  carm.  libr.  I  et  II. 
qui  sunt  de  atomis.  Halle  1865,  Diss.;  Quaest.  Lucr.,  Anclam  1867,  G.-Pr.;  Xon- 
nulla  ad  Lucretii  de  omnis  infinitate  doctr.,  Eschwege  1870.  Realsch.-Pr.  Jac. 
Mähly,  Der  röm.  Dichter  Lucr.,  Neues  Schweiz.  Mus.  5  (1865),  167—188. 
Halmschlag,  Über  Lucx-.  Verh.  zu  seinen  Quellen,  Wien  1866,  G.-Pr.  Frdr. 
PoUe,  De  artis  vocabulis  quibusdam  Lucr.,  Dresden  1866,  Pr.  Fr.  Sieme- 
ring,  Quaest.  Lucr.  part.  I  et  II,  Königsb.  1867,  Di.ss.  (I.  De  philosophia  Epi- 
curea  ...  IL  De  aliorum  philosophorum  quae  apud  Lucr.  Epicureum  occur- 
runt  sententiis  vocabulisque  technicis;.  E.  Klußmann,  Arnob.  u.  Lucr.,  Philol. 
26  (1867),  362—366.  H.  Purmann.  Quaest.  Lucr.,  Cottbus  1867,  Gvmn.-Pr. 
H.  Usener,  Rhein.  Mus.  22  (1867),  444 ff.  =  Kl.  Sehr.  II  156 ff.  (über  Lncrez" 
Geburtsjahr  und  Marcus  [nicht  Quintus]  Cicero  als  Redaktor  und  Herausgeber 
des  Gedichtes).  Jul.  Jessen,  Quaest.  Lucr.,  Gottingae  1S68.  Diss.;  Zu  Lucr.,  in: 
Kieler  .Festgruß,  1869,  S.  .52-60;  Lucr.  im  Mittelalter^  Philol.  .30  (1871),  236  bis 
238;  Über  Lucr.  und  sein  Verh.  zu  Späteren,  Kiel  18(2.  Pr.  d.  Gelehrtenschule. 
C.  Martha,  Le  poeme  de  Luerfece,  morale,  religion,  science,  Paris  1868,  7.  edit. 
avec  un  appendice  sur  Lucr&ce  et  Cic^ron,  Paris  1909.  Derselbe,  Lucrk;e 
et  Ciceron,  in  d.  Verf.  M^langes  d.  litt^r.  ancienne,  Paris  1896,  S.  157—177. 
Fr.  Bockemüller,  Lucretiana,  Stade  1869,  G.-Pr.  Ders.,  Studien  zu  Lucrez  u. 
Epikur,  autographiert,  Stade  1877.  Ders.,  Lose  Blätter,  Beilage  der  Studien  zu 
Lucr.  u.  Epik.,  Stade  1877.  Herrn.  Hempel,  D.  Ethik  d.  Lucrez,  Salzwedel 
1872.  G.-Pr.  Ferd.  Höfer,  Zur  L.  v.  d.  SinnesMahrnehmung  im  4.  B.  d.  Lucr., 
Stendal  1872,  G.-Pr.  von  Seehausen.  A.  B ästlein.  Quid  Lucretius  debuerit 
Empedocli  Agrigentino,  Schleusing.  1875,  G.-Pr.  A.  Weingärtner,  De  Horatio 
Lucretii  imitatore,  Halis  1876.  Diss.  R.  Wohle r,  Einfluß  des  L.  auf  die  Dichter 
d.  august.  Zeit,  I  (Vergil),  Greifswald  1876,  G.-Pr.     J.  W^oltjer,  Lucretii  philo- 


IßO*  Literaturverzeichnis. 

Sophia  cum  fontibus  comparata  ....  inquiritur,  quatenus  Epicuri  philosophiatn 
tradklerit  Lucretius,  Groniugae  1877.  Guil.  Hoerschelmann ,  Observ.  crit.  in 
L.  libr.  alterum,  Lips.  1S74,  Diss.  Ders.,  Observat.  Lucr.  alterae  (üb.  das  inaiie), 
Lips.  Ib77.  Pr.  v.  Dorpat_.  G.  Teichmüller,  Die  Begründung  des  Raumes  bei 
Lucr.,  Rhein.  Mus.  33  (lS78j,  310—313.  A.  Kannengießer,  De  Lucretii  versibus 
transponendis,  Gott.  1878,  Diss.  Ders.,  Zum  fünften  Buche  des  L.,  Jahrbb.  f. 
klass.  Philol.  125  ll882),  833—837.  L.  Corner,  Del  sentimento  della  natura  nel 
poema  di  L.,  Venezia  1882.  P.  Rusch,  De  Posidonio  L.  Cari  auctore  in 
•oann.  de  rer.  nat.  VL,  Greifsw.  1882,  Diss.  G.  Xohmann,  Quaestionum  Lucre- 
tianarum  capp.  duo,  Brunsvigae  1882,  Diss.  Ders.,  Analyse  des  Lucrez.  Gedichts 
de  r.  n.,  I.  T.,  Helmstedt  1889,  Pr.  J.  B.  Royer,  Essai  sur  les  arguments  du 
matcrialisme  dans  Lucrfece,  Paris  1883.  J.  Massen,  Lucretius'  argument  for 
freewill,  Journal  of  Philol.  12  (1883),  127—135.  Ders.,  The  atomic  theory  of  L. 
contrasted  with  modern  doctrines  of  atoms  and  evolution,  Lond.  1884.  M.  Eichner, 
Annotationes  ad  Lucretii  Epicuri  interpretis  de  animae  natura  doctrinam,  Berl. 
1884,  Diss.  L  Bruns,  Lucrezstudien,  Frbg.  i.  Br.  i884.  Fr.  Susemihl.  De 
•carminis  Lucretiani  prooemio  etc..  Greifst.  1884,  Pr.  Derselbe,  Neue  Bemerkungen 
z.  ersten  Buche  des  L.,  Philol.  44  (1885),  61 — 87.  Derselbe,  Zum  Proömium  des 
L..  ebenda  745—749.  H.  Xettleship,  Cicero's  opinion  of  L.,  Journ.  of  philol. 
13  (1885),  85.  Diebitsch,  Die  Sittenlehre  des  L.,  Ostrowo  1886,  Pr.  P.  Rusch. 
Lucretius  u.  d.  Isonomie,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.,  133  (1886),  .70—780.  F.  Marx, 
De  aetate  Lucretii,  Rh.  Mus.  43(1888),  13H— 141.  ().  Weissenfeis,  L.  und 
£pikur,  Analyse  des  Lehrgedichts  de  r.  n.  u.  Darstell,  der  darin  verherrlichten 
Welt-  und  Naturanschauung,  sowie  der  auf  dieselbe  gegründeten  Sittenl.,  Neues 
Lausitzisch.  Magazin  65  (1889),  1—149.  Th.  Tohte,  Lucr.  I,  v.  483-598,  e.  Beitr. 
zur  Krit.  u.  Erklär,  des  Dicht.  L.,  Wilhelmshav.  1889,  Pr.  H.  Pullig,  Ennio 
quid  debuerit  L.,  p.  I,  Leipzig  1889,  Diss.  Ludw.  Büchner,  E.  antiker  Frei- 
denker, Dtsche.  Reviie  1889.  H.  Th.  Karsten,  Locus  Tullianus  de  poemate 
Lucretiano,  ad  ^uint.  fratr.  2,  9,  3,  Mnemos.  17  (1889),  387.  Fr.  Marx,  D. 
Urteil  des  M.  Cicero  über  Lukrez,  Berl.  philol.  Wochenschr.  11  (1891),  834  f. 
F.  Siemering,  D.  Behandl.  d.  Mvthen  u.  d.  Götterglaubens  b.  L.,  Tilsit  1891  Pr. 
f?am.  Brandt,  Lactantius  u.  L.,*  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  143  (1891),  225—259. 
H.  Frerichs,  Quaestiones  Lucretianae,  Oldenb.  1892,  Pr.  K.  Hachez,  L.  als 
Dichter,  Eutin  1892,  Pr.  H  Fe u stell.  De  comparationibus  Lucretianis,  Halle 
1893.  Diss.  S.  V.  Raumer,  D.  Metapher  b.  L.,  Erlang.  1893,  Pr.  R.  Reitzen- 
stein.  Drei  Vermutungen  zur  Gesch.  der  röm.  Liter.,  III:  Lucr.  u.  Cicero,  in: 
Festschr.  Theod.  Mommsen  zum  .50jähr.  Doktorjub.  überr.,  Marb.  1893  (auch 
separat).  G.  Castellani,  Qua  ratione  traditum  sit  M.  TuUium  Ciceronem  L. 
carminis  emendatorem  fuisse,  Venetiis  1894.  C.  Giussani,  I  quattro  elementi 
nella  polemica  Lucreziana  (zu  1,  803 — 829),  Rend.  d.  R.  istit.  lomb.  ser.  2, 
vol.  28,  1132—1140.  Derselbe,  11  suicidio  di'  L.,  Palermo  1895.  J.  van  Leeu- 
wen,  Ciceronis  de  L.  iudiciura,  Mnem.  23  (1895),  301.  Rob.  Fritzsche,  Zur 
Biographie  des  Lucretius,  Jahrbb.  f.  klass.  Ph.  153  (1896),  555  —  559.  G.  Giri. 
Ancora  del  suicidio  di  Lucrezio,  Palermo  1896.  AV.  A.  Merrill,  L.  and  Cicero, 
Class.  rev.  10  (1896),  19.  H.  Schröder,  L.  u.  Thukydides,  Straßburg  1898,  Pr. 
F.  Marx,  Der  Dichter  Lucretius,  X.  Jahrbb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  2  (1899), 
532—548.  L.  Cisorio,  Per  un  saggio  di  versione  di  Lucr.,  Riv.  Cremonese  ,,il 
Torazzo"  1901,  22—25  nov.  G.  Giri,  Due  questioni  Lucreziane,  Riv.  di  filol.  29 
(1901).  30—44.  Derselbe,  II  giudizio  dei  due  Ciceroni  sul  poema  di  Lucrezio, 
ebenda  36  (1908),  440-449.  R.  A.  Fritzsche,  Der  Magnet  und  die  Atmung  in 
antiken  Theorien  (Lucr.  6,  906—1089  L.),  Rhein.  Mus.  57  (1902),  363-391. 
C.  Pascal,  La  declinazione  atomica  in  Epicuro  e  Lucrezio,  Riv.  di  filol.  30 
(1902),  235  ff.  G.  L.  Hendrickson,  Cicero's  judgement  of  Lucretius,  Amer. 
journ.  of  philol.  22,  438—439.  J.  van  der  Valk,  De  Lucretiano  carmine  a 
poeta  perfecto  atque  absoluto,  Kampen  1902.  Lindsay,  Rhein.  Mus.  57  (1902), 
196  (L.  Quelle  d.  Xonius  Marcellus).  A.  Counson,  Lucrece  en  France.  L'Auti- 
Lucr^ce,  Mus^e  Beige  6,  403—422.  C.  Curcio,  De  conversionibus  Lucretianis, 
Catania  1903  (s.  auch  Atti  del  congr.  internaz.  di  scienze  stör.  1903).  C.  Pascal, 
Studii  critici  sul  poema  di  Lucrezio,  Roma-Milano  1903.  Derselbe,  Lucrezio  e 
Cipriano,  Riv.  di  filol.  31  (1903),  555— .557.  Derselbe,  Aristotele  e  L.,  s.  S.  132*. 
Joh.  Tolkiehn,  Lukrez  und  Memmius,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1904, 
362—366.  Ad.  Dyroff,  Zur  Quellenfrage  bei  Lukretius  (V.  Gesang),  Bonn 
3904.    Progr.       M.    Lehnerdt,    Lucretius   in    der    Renaissance,    in:    Festschrift 


Zu  §  ()Ü,    Die  epikureische  Schule  im  ersten  Abschn.  d.  hell.-röm.  Periode.  ](>!* 

^ur  PY'ier  des  üLKJjiihrigen  Jubiläums  des  Kiieiphöf.  Gymiiasiunis  zu  Königs- 
berg, Königsberg  1904.  Ad.  Dyroff,  Das  5.  Buch  des  Lukrez,  Zeitschr.  f. 
•d.  Gymnas.  59  (1905),  184  f.  W.  A'.  Mer.rill,  Notes  on  the  influence  of  J^uoretius 
-on  Vitruvius,  Proceed.  of  the  Amer.  philol.  associat.  XXX\',  S.  XVI— XXI. 
•C.  Pascal,  Aristotele  e  Lucrezio,  Atti  del  Congr.  internaz.  di  scienze  storichc 
1903.  vol.  2,  part.  4.  Derselbe,  Lucrezio  e  l'eta  che  fu  sua,  Atene  o  Koma, 
N.  81/82,  279— 29S.  Derselbe,  Carmi  perduti  di  Lucrezio?  Kiv.  di  filol.  34 
•(1906),  257-268.  Derselbe,  Figure  e  carattcri:  Lucrezio,  Palermo  1908.  \V.  A. 
Merrill,  On  the  influence  of  Lucretius  on  Horace,  University  of  California 
public.,  classical  philol.,  Berkeley  1905.  Derselbe,  Cicero's  knowledge  of  J^.s 
poem,  ebenda  (vol.  3  no.  2  p.  35—42)  1909.  Derselbe,  Studies  in  the  text  of  L., 
«benda  (vol.  2  no.  6  p.  93—150)  1911.  Derselbe,  The  archetype  of  L.,  ebenda 
(vol.  2  no.  10  p.  227—235)  1913.  Derselbe.  Corruption  in  the  manuscripts  of  L., 
ebenda  (vol.  2  no.  11  p.  237-253)  1914.  Derselbe,  Proposed  eniendations  of  L., 
■ebenda  1915_.  R.  Wreschniok,  De  Cicerone  Lucretioque  Ennii  imitatoribus, 
Breslau  1907,  Diss.  P.  E.  So.nnenburg,  De  Lucreti  prooemiis,  Rhein.  Mus.  (52 
(1907),  33—45.  F.  .Tobst,  Über  das  Verhältnis  zwischen  Lukretius  iind  Emj^e- 
■dokles,  Erlangen  1907,  Münchener  Diss.  Joh.  Tolkiehn,  Hieronymus'  Angaben 
über  den  Wahnsinn  und  Selbstmord  des  Lukrez,  Wochenschr.  i.  klass.  Philol. 
1907,  1356  —  1358  (tritt  gegen  Brieger  für  Sueton  de  viris  illustr.  als  Quelle  ein). 
A.  Balsamo,  Sul  poema  di  Lucrezio,  Riv.  di  filol.  35  (1907),  500 — 505. 
H.  Thurae,  D.  Quellen  d.  L.  f.  sein  Lehrgedicht  de  rer.  nat.,  I.  Teil,  Reichen- 
berg 1907,  Pr.  L.  Woll,  De  poetis  Latinis  Lucreti  imitatoribus,  Freiburg  i.  B. 
1907,  Diss.  E.  Cocchia,  Un  giudicio  di  Cicerone  intorno  a  L.,  Miscell.  dedic. 
al  prof.  Salinas,  Roma  (».  J.  (früher  Palermo  1907).  J.  Mewaldt,  Eine  Dublette 
in  B.  IV  des  Lukrez,  Hermes  43  (1908),  286-295.  Ad.  Brieger,  Die  Unfertig- 
keit  des  lukrez.  Gedichtes,  Phüol.  67  (1908),  279-303.  J.  Masson,  L.,  Epi- 
•curean  and  poet,  London  1909.  K.  Hartmann,  D.  Verhältnis  d.  Lucretius 
Carus  z.  Musik,  Philol.  68  (1909),  529-586.  Kath.  C.  Reiley,  Studies  in  the 
philosophical  terminology  of  L.  and  Cicero,  New  York  1909.  Ivo  Norreri, 
Studi  Lucreziani.  I.  Sulla  dottrina  dei  sensi  in  L.,  Firenze  1909.  E.  v.  Filek, 
Die  geograph.  Anschauungen  des  T.  Lucretius  Carus,  Wien  1910,  Pr.  W.  A. 
Hei  del.  Die  Bekehrung  im  klass.  Altertum,  mit  besonderer  Berücksichtigung 
<les  L.,  Zeitschr.  f.  Religionspsychologie  3  (1910)  Heft  11  S.  1—26.  H.  Lacken- 
bacher.  Zur  Komposition  v.  Buch  1  d.  Lucrez,  Wiener  Studien  32  (1910),  208 
bis  212.  Derselbe,  Zur  Disposition  u.  Quellenfrage  v.  Lucr.  4,  1  -  521,  ebenda 
213  ff.  Car.  Landi,  Quaestiones  doxographicae  et  paradoxographicae  ad  L.  et 
Ovidium  praecipue  spectantes  I  II,  Atti  e  mem.  d.  K.  Acc.  di  sc,  lett.  ed  arti  in 
Padova  22,  209-231  (dazu  W.  Capelle,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1913,  1288 
bis  1294);  26,  61  -87.  E.  Cocchia,  L'epicureismo  di  Gaio  Memmio  l'amico  di 
L. ;  contributo  ermeneut.  al  proemio  di  L.  etc.,  Atti  d.  R.  Accad.  di  arch.,  lett.  e 
b.  arti  di  Napoli,  N.  S.  2  (1910),  177—200.  J.  S.  Reid,  Lucretiana,  Harv.  stud. 
in  class.  philol.  22  (1911),  1—53  (Text kritisches,  Parallelen  aus  der  späteren  Lit., 
sachl.  u.  sprachl.  Erläuterungen  zu  B.  1  u.  2).  Derselbe,  Class.  rev.  25  (1911), 
202  f.  (zu  Lucr.  5,  311  f.).  G.  Santayana,  Three  philosophical  230ets,  Lucretius, 
Dante  and  Goethe,  Harv.  stud.  in  comparat.  liter.  I.  H.  Rösch,  Manilius  und 
Lucrez,  Kiel  1911,  Diss.  G.  Giri,  Questioncelle  Lucreziane,  Boll.  di  filol.  class. 
17  (1911  j,  182  —  186  (Anrede  an  Memmius;  Sinn  von  sperata  voluptas  suavis 
amicitiae  1,  140  f.).  206  f.  (tutemet  1,  102).  Derselbe,  Intorno  al  proemio  del 
primo  libro  di  Lucrezio,  Riv.  di  filol.  40  (1912),  87-112.  J.  Mussehl,  De  Lu- 
-cretiani  libri  primi  oondicione  ac  retractatione,  Tempelhof  b.  ßerl.  1912,  Greifs- 
walder  Diss.  C.  Pascal,  Un  accenno  a  credenze  orfiche  in  L.,  Riv.  di  filol. 
class.  40  (1912),  444  (zu  Lucr.  3,  912—918).  J.  Tolkiehn,  L.  und  Carm.  epigr. 
lat.  1061,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1912,  1245  f.  M.  E.  Hirst,  The  gates  of 
Virgil's  underworld,  a  reminiscence  of  L.,  Class.  rev.  26  (1912),  82.  U.  Mo- 
ricca,  Questioni  lucreziane,  Class.  e  neol.  8  (1912),  62—74.  Derselbe,  Sulla 
•composizione  del  libro  I  di  L.,  Riv.  di  filoL  41  (1913),  106—120.  L.  Volk- 
mann,  Lucretius,  d.  Jünger  Epikurs,  Gütersloh  1913  (Gvmnasialbibl.  Heft  55). 
H.  W.  Litchfield,  Harv.  stud.  in  class.  philol.  24  (1913),  147-159  (Ciceros 
Urteil  über  d.  Gedicht  des  L.).  E.  Bignone,  Per  la  fortuna  di  L.  e  dell'  epicu- 
Teismo  nel  medio  evo,  Riv.  di  filol.  41  (1913),  230--262.  Derselbe,  L.  e  Erodoto, 
Boll.  dl  filol.  class.  16,  57-60  (Lucr.  2,  37  ff.  Herod.  7,  44).  F.  Claflin,  Class. 
journ.  6,  305  (Lucr.  5,  207;  Verg.  Aen.  2,  5991.  Georg.  1,  198;  2,  411).    K.  Ho- 

Uebcrweg.  Grundriß  I.  1 


\(\2*  Literaturverzeichnis. 

sius,  Z.  italienischen  Überlieferung  d.  Lucrez,  Rhein.  Mus.  G9  (1914),  109—122, 
H.  A.  Strong,  Cicero  and  L..  Class.  rev.  28  (1914),  142.  Ad.  Koenig,  Lucreli 
de  simulacris  et  de  visu  doctrina  cum  fontibus  comparata,  Gryphiae  1914. 
Diss.  H.  Bachmann.  Zur  Arbeitsweise  des  L.,  Zeitschr.  Sokrates  3  (1915), 
27-34.  F.  Münzer,  Rhein.  Mus.  69  (1914),  629  (.Cicero  und  Lucr.).  P.  J. 
Majgur.  Die  Poesie  des  L.  (russisch),  Moskau  1914.  W.  A.  Merrill,  Cicero'& 
judgment  of  L.,  Class.  philol.  10  (1915),  217.  Zur  Terminologie  und  Quellen- 
frage H.  Diels.  Elementum  IS.  öff.;  zur  Quellenfrage  W.  Capelle,  Herl. 
philol.  Wochenschr.  1913,  1294.  Vgl.  auch  Einleitung  und  Kommentar  in  den 
Ausgaben  von  Lachmann,  Munro,  Merrill,  Heinze,  s.  Text.  Beiträge  zu  Kritik 
und  Exegese  einzelner  Stellen  lieferten  ferner  u.  a. :  R.  Ellis  (zu  3.  493;  6.  508. 
765),  Journ.  of  philol.  28  (1903),  18  f.;  C.  Pascal  (zum  ersten  Buch),  Riv.  d, 
fiiol.  30  (1902),  545—557:  31  il903).  1  20;  (zu  3,  869),  Bibl.  d.  scuole  ital.  1904;. 
,zu  3,  843-846),  Riv.  d.  filol.  32  (1904),  589-600;  G.  Wörpel  (zu  3,  43  ff.), 
Woch.  f.  klass.  Philol.  1902,  365  f.;  (zu  3,  189—195).  Berl.  philol.  Woch.  1902, 
1340  f.;  E.  Stampini  (zu  3,  79  ff.  359  ff.  490  ff.),  Riv.  di  filol.  30  (1902),  315-339:. 
W.  A.  Merrill  (zu  5,  1442),  Class.  rev.  16  (1902),  169;  22  (1908),  49;  Proceed.  of 
the  Am.  philol.  assoc.  vol.  XXXV,  p.  LXII ;  Berl.  philol.  Wochenschr.  1906,  25ä 
(ZU  5.  13U8),  Araer.  journ.  of  philol.  1907,  66-76  (zu  5,  1006);  G.  Giri  (zu 
Stellen  des  5.  B.),  Riv.  d.  filol.  30  (1902),  209-234;  Fr.  Härder  (zu  1.  878), 
Woch.  f.  klass.  Philol.  1902,  166  f.;  J.  P.  Postgate  (zu  5,  380  ff.  1009  ff. ; 
6,  80 ff.),  Class.  rev.  17  (1903),  30—32;  Class.  philol.  10,  26  ff.;  G.  Birdwood 
(zu  3,  544),  Athen.  3937,  466;  A.  Cartault  (zu  1,  566  ff.;  2,  573  f.;  3,  ö8ö  f f.), 
Rev.de  phil.  29  (1905),  33-35;  Ch.N.Cole  (zu  5,  34  ff.),  Class.  rev.  19  (1905),  205  f.; 
J.  van  Wageningen  (zu  2,  679—681),  Mnem.  N.  S.  34  (1906),  147  f.;  G.  D.  Had- 
zsits  (The  Lucretian  invocation  of  Venus),  Class.  philol.  2  (1907),  187-193; 
O.    Probst    (zu    4,    990),    Arch.    f.    latein.    Lexikogr.    u.    Gramm.    1907,    212; 

E.  Hignone,  Riv.  d.  filol.  35  (1907),  95-112;  38  (1910),  402  ff.;  41  (1913),  121  f. 
(zu  2.  801  ff.);  N.  H.  (Parallele  zu  Lucr.  4,  588  [Anthol.  4,  12]),  Class.  rev.  21  (1907), 
234;  G.  Ammon  (zu  3,  84).  Blatt,  f.  d.  Gjmnasialschulw.  43  (1907j,  662;  E.  W. 
Fav,  Classic,  philol.  2  (1907).  461  f.  W.  T.  L(endrum),  Class.  rev.  22  (1908), 
26ff.  (ZU  1,  599  ff.  749ff.);  dazu  C.  B.  ebenda  23  (1909),  62  f.  H.  W.  Garrod, 
Journ  of  philol.  31  (1908),  57  ff.  O.  Tescari.  Boll.  d.  filol.  class.  15  (1908), 
108  ff.  (ZU  4,  181  ff.  242  ff.).  C.  Brakman.  Rev.  d.  l'instr.  publ.  en  helg.  52 
(1909).  18  ff.  (zu  6,  1213 ff.).  L.  Butler,  Class.  rev.  23  (1909),  253  (zu  5,  lOKJ). 
A.  E;  Housman,  Class.  quart.  3  (1909),  63  ff .  (zu  3,  717).  C.  Bailey,  Class. 
rev.  24  (1910),  120  (zu  2,  907-913).  L.  Havet,  Rev.  d.  philol.  35  (1911),  306 
(zu  6,  1132).  G.  W.  Moonev,  Class.  rev.  25  (1911),  73  (zu  5,  312).  A.  C. 
Clark,  ebenda  74  (zu  3,  687  ti.;.  H.  Williamson ,  Class.  quart.  5  (1911),  179  f. 
(zu  5,  737  ff.).  W.  R.  Hardie,  ebenda  104  ff.  (zu  2,  241;  5,  43j ;  Journ.  of 
philol.  33,  102  (zu  5,  1009  f.).  P.  Shorey ,  Class.  philol.  7  (1912j,  353  ff.  (zu  3,  59  ff.). 

F.  M.  Foster,  Class.  journ.  5,  171  (zu  2,  160).  S.  van  der  Valk,  Class.  rev. 
26  (1912),  123  (zu  3.  691  ff.).  A.  J.  Richards,  ebenda  27  (1913),  54  (zu  5,  1010). 
A.  Platt,  Class.  quart.  7  (1913),  282  (zu  4,  1223  ff.).  J.  W.  Beck,  Mnem.  41 
(1913),  207  (zu  5,  200 ff.).  E.  Stampini,  Lucretiana  IL  Riv.  di  filol.  43  (1915), 
263  ff. 

Ashlejtiades  von  Bithynien :  G.  M.  Raynaud,  De  Asclepiade  Biihyno 
medico  ac  philosopho,  Paris  1862,  Thesis.  K.  Lasswitz,  Die  Erneuerung  der 
Atomistik  durch  Dan.  Sennert  (s.  über  diesen  Grundriß  III"  S.  23)  und  sein 
Zusammenhang  mit  Askl.  v.  Bith.,  Vierteljahrsschr.  f.  wissensch.  PhUos.  3  (1879), 
408—434.  H.  V.  Vi  las.  Der  Arzt  und  Philosoph  Askl.  von  Bith..  Wien  1893. 
E.  A.  Fritzsche,  Rhein.  Mus.  57  (1902),  372  ff.  (hier  S.  372  Anm.  15  frühere 
Liter.).  W.  A.  Heidel,  The  ävaonoi  oyxoi  of  Heraclides  and  Asclepiades, 
Transact.  of  the  Amer.  Philol.  Assoc' 40  (1910),  5—21.  M.  Wellmann,  Askl. 
aus  Bith.  von  einem  herrschenden  Vorurteil  befreit.  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass. 
Altert,  usw.  21  (1908),  684—704.  S.  auch  M.  Well  mann.  A.  Cornelius  Celsus 
(Philol.  L'nters.  herausg.  von  A.  Kiessling  und  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorff 
Heft  23),  Berlin  1913,  S.  64  (Askl.  und  seine  Schule),  sowie  denselben.  Hermes 
24  (1889),  584  f.  und  Artikel  Asklepiades  39  bei  Pauly-Wissowa. 

L.  Saufeius:  F.  Münzer,  Ein  römischer  Epikureer,  Rhein.  Mus.  69' 
(1914),  625-629. 

Vellehis :  F.  Prechac,  Quel  fut  le  maitre  de  philosophie  de  Trebatius. 
Rev.  de  philol.  37  (1913),  121—131. 


Zu  §  61.  ()2.  Das  epikureische  System,  I:  Allgemeines.  Kanonik.    II:  Physik.  1(53* 

Eitihnrcer  des  Auf/nsfeerkreiseft :  A.  Körte,  Augustecr  bei  Philodem, 
Rhein.  Mus.  45  (1890),  172-177.  W.  Crönert,  Kolot.  und  Mened.  S.  127. 
Fr.  Leo,  Hermes  37  (1902),  49. 

Vorbemerkung  zu  §  61-63:  Zu  berücksichtigen  ist  auch  die 
Literatur  über  die  einzelnen  Vertreter  des  Epikureismus  (zu  §  60), 
besonders  über  Epikur  und  Lucrez. 

Zu  i?  (51.  Das  epikureische  System,  I:  Ailgremeiiies.  Kanonik  (Log'ik, 
Erkenntnistlieorie,  Sprachphilosoi>Iiie)l. 

Allgeniei/ies :  Gesamtdarstellung  bei  Zeller  III  1  •*  8.  390  ff. 
R.  Hirzel,  Differenzen  in  der  epikureischen  Schule,  in:  Untersuchungen  zu 
Ciceros  philosophischen  Schriften  I  (1877),  98—190.  A.  Conti  e  G.  Rossi, 
Esame  della  filosofia  Epicurea  nelle  sue  fonti  e  nella  sua.storia,  Firenze  1878. 
W.  Wallace,  Epicureanism,  Lond.  1880.  B.  Schwen,  Über  griech.  u.  röm. 
Epikureismus,  Tarnowitz  1881,  Pr.  H.  Pach nicke.  De  philosophia  Epicuri, 
Halle  1882,  Diss.  A.  Stahl,  Mensch  u.  Welt.  Epikur  u.  d.  Stoa,  Wesel  1909, 
Progr.  —  Epikureische  Einuirkungen:  C.  Pascal,  La  dottrina  Epicurea  nel 
egloga  VI.  dl  Vergilio,  Atti  d.  R.  accad.  d.  sc.  di  Torino  37  (1901/02),  168—177. 
P.  Kohler,  E.  u.  d.  Stoa  bei  Horaz,  Freib.  i.  B.  1911,  Diss.  —  F.  Skutsch, 
Gallus  u.  Vergil  (Leipz.  1906).  Fr.  Leo,  Hermes  37  (1902),  49.  Li  er.  Philol. 
63  (1904),  59.  9.  M.  Pohlenz.  Hermes  40  (1905),  275—300  u.  a.  -  C.  Pascal, 
Epicurei  e  Mistici,  Catania  1911,  2.  ed.  1914.  W.  Schink,  Kant  und  Epikur, 
Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  27  (1914),  257  ff.;  Kant  und  die  griech.  Naturphilo- 
sophen, ebenda  401  ff.  S.  auch  Grundriß  IL  III.  IV  (Register  unter  Epikur, 
Epikureer,  Epikureismus). 

Kanonik:  Über  die  Prolcpsis  bei  Epikur  haben  geschrieben:  Joh.  Mich. 
Kern,  Gott.  1756,  und  Roorda,  Epicureorum  et  Stoicorum  de  anticipationibus 
doctrina,  Lugd.  Bat.  1823,  abgedr.  aus  den  Annal.  Acad.  Lugd.  1822—1823. 
C.  Gi  am  belli,  La  rrpo/j/y«?  epicurea  e  la  gnoseologia  conforme  ad  essa  (presso 
Cic.  de  nat.  deor.  1,  16-17,  43-44;  19,  49),  Riv.  di  filol.  22  (1894),  348-385 
(ohne  philol.  Grundlage;  unbrauchbar).  Über  die  Lehre  der  epikur.  Schule  von 
dem  analo(jischen  und  indnktiren  Schließe^i  handeln  Gomperz  in  seinen  herkul. 
Stud.  und  Bahn  seh  (s.  o.  §  60,  S.  158*  unter  Philodemos),  über  die  Erkenntnislehre 
•Theod.  Tohte,  Epikurs  Kriterien  der  Wahrheit,  Clausthal  1874,  Pr.  P.  Natorp 
(Erfahrungslehre  d.  Epikureer)  in :  Forschungen  z.  Gesch.  d.  Erkenntnisprobl.  im 
Altertum  S.  209-255.  P.-F.  Thomas,  De  Epicuri  canonica,  Paris  1889  (verfehlt). 
Frid.  Merbach,  De  Epicuri  Canonica,  Weida  1909,  Leipziger  Diss.  W.  A. 
Heidel,  Note  on  Merbach's  De  E.  Can.,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1911,  1046. 
Fr.  Sandgathe,  Die  Wahrheit  der  Kriterien  E.s,  Bonn  1909,  Diss.  8.  auch 
R.  Hirzel,  Unters,  z.  Ciceros  philos.  Sehr.  I  S.  110  ff.,  S.  Sudhaus,  Rhein. 
Mus.  48  (1893),  341.  G.  Giussani,  La  questione  del  linguaggio  secondo  Pia- 
tone e  secondo  E.,  Milano  1896.  Fr.  Billicsich,  E.s  Sprachphilosophie,  Lands- 
kron  i.  B.  1912,  Pr.  C.  A.  R.  Sanborn,  Harv.  stud.  20,  165  (epik.  Lehre  von 
d.  Entstehung  d.  Sprache  bei  Vitruv  2,  1,  1  [schreibt  S.  32,  17  Rose  *  profunde- 
bant  naturaliter]).  Über  epikureische  Etvmologie  F.  Muller  (oben  S.  31*  f.) 
S.  67  f. 

Zu  §  62.  Das  epikureische  System,  II:  Physik  (Metaphysik,  Theologie, 
Kosmolog:ie,  Naturphilosophie,  Psyehologie).  G.  Charleton,  Physiologia  Epicureo- 
Gassendo-Charletoniana,  Lond.  1654.  G.  Ploucquet,  De  cosmogonia  Epicuri,  Tub. 
1755.  A.  Brieger,  De  atomorum  Epicurearum  motu  principah,  in:  Philol.  Abh. 
Mart.  Hertz  zum  70.  Geburtstage  dargebracht,  Breslau  1888,  S.  215—228.  Vgl. 
auch  F.  A.  Lange,  in  seiner  Gesch.  des  Mat.,  und  in  seinen  N.  Beitr.  zur  Gesch. 
des  Mat.,  Winterthur  1867.  F.  v.  Gizycki,  Einleit.  Bemerkungen  zu  einer 
Unters,  über  d.  Wert  d.  Naturphilos.  d.  Epikur,  Berl.  1884,  Pr.  M.  Schneide- 
win.  Ein  zusammenfassender  Rückblick  usw.,  s.  Cicero.  C.  Giussani,  Cinetica 
epicurea  (Luer.  2,  125—141),  Rend.  d.  R.  Istit.  Lomb.  di  sc.  e  lett.,  2.  serie  2r 
(1894),  433—450  =  Studi  Lucrez.  (in  des  Verf.  Lucrezausg.  I,  97—124). 
Alb.  Goedeckemeyer,   Epikurs  Verhältnis  zu  Demokrit  in  der  Naturphilos., 

1* 


2  (',_{.*  Literaturverzeichnis. 

f?traßb.  Ibü7,  Diss.  G.  Zuccante,  Da  Demoerito  ad  E.  ovvero  perche  raioniismo 
fu  per  piu  di  iin  secolo  messo  in  disparte  come  dottrina  filosofica,  Reudic.  d.  R. 
Istit.  Lomb.  di  sc.  e  lett.  ser.  2a  vol.  33  fasc.  1819  (Riv.  di  filos.  3  [19C»0]). 
A.  Briefi;er,  E.s  Lehre  vom  Raum,  vom  Leeren  u.  vom  All  u.  die  lucrezischen 
Beweise  f.  d.  Unendlichkeit  des  Alls,  des  Raumes  u.  des  Stoffs,  Philol.  C>0  (1901). 
510  —  540.  C.  Pascal,  La  declinazione  atomica  in  Epicuro  e  Lucrezio.  Riv.  di 
filol.  3i»  (1902),  235  ff.  J.  Masson,  Theories  concerning  Epicurean  theoiogy  and 
metaphysics.  Class.  rev.  16  (1902),  453—459.  C.  Krüelce,  Unklarheiten  im  Be- 
griff der  Xatur  bei  Epikur,  Gott.  1906,  Diss.  H.  v.  Arnim,  Epikurs  Lehre 
vom  Minimum,  Wien  I9u7.  E.  Bignone,  Delle  öuoiötijtf;  nella  filosofia  di  E., 
Boll.  di  filol.  class.  17  (1911),  135—138.  Derselbe,  Boll.  di  filol.  class.  21  (1915), 
1.56  -Itjl  (Erapedokles  u.  Epikur).  E.  Pfeiffer,  Stud.  z.  antik.  Sterngl.  (2'roi/fm 
Heft  II),  I^eipzig.  Berlin  1916.  S.  61  f.  76  f.  (Stellung  zum  Sternglauben,  Meteoro- 
logie). —  Gotteslehrc:  .Joh.  Fausti,  Argent.  1685.  J.  H.  Kronmaver.  Jen. 
1713.  J.  C.  Schwarz,  Cob.  1718.  J.  A.  F.  Bielke.  Jen.  1741.  Christoph 
Meiners  in:  Verm.  philos.  Schriften,  Lpz.  1775—1776,  41,  S.  45  f f.  G.  F.  Schoe- 
mann,  Schedia'sraa  de  Epicuri  theologia,  Greifswald  1864,  Ind.  schol.  W.  Scott, 
The  physical  Constitution  of  the  Epicurean  gods,  Journ.  of  Philol.  12  (1883),  212 
bis  247.  C  Pascal,  La  venerazione  degli  dei  in  Epicuro,  Riv.  di  filol.  34  (1906), 
241-256.  G.  D.  Hadzsits,  Significance  of  worship  and  prayer  among  the 
Epicureans,  Transact.  and  proc.  of  the  Amer.  philol.  assoe.  .39  (1908),  73-88. 
—  Lehre  von  der  Seele  I  Sterblichkeit  ff  er  Seele  u.  a./:  .Tob.  Reisacker,  Der 
Todesgedanke  bei  den  Griechen,  eine  historische  Entwicklung,  mit  besonderer 
Rücksicht  auf  Epikur  und  den  römischen  Dichter  Lucrez,  Trier  1862,  Pr. 
A.  Brieger,  E.s  Lehre  von  der  Seele,  Halle  a.  S.  1893,  Progr.  M.  Guyau,  La 
theorie  d'Epicure  sur  la  mort  et  ses  rapports  avec  les  doctrines  contemporaines, 
Seances  et  trav.  de  l'Acad.  d.  sc.  raor.  et  pol.  111.  X.  s.  11  (1879),  350—377. 
C.  Giussani,  Psicologia  Epicurea;  al  libro  III  di  Lucrezio  vv.  136 — 416.  Rend. 
d.  R.  Istit.  Lomb  di  sc.  e  lett..  2.  serie  26  (1893),  227—239  =  Studi  lucrez.  in 
des  Verf.  Lucrezausg.  I,  183—21..  S.  auch  R.  Heinze,  Einl.  u.  Komment,  z. 
3.  B.  d.  Lucrez  (s.  Text  unter  Lucrez). 

Zu  i5  63.  Das  epikureische  System,  III:  Etliik  (Individnalethik,  Politik, 
Reclitsphilosophie).  Über  die  epikureische  Moral  handeln  speziell:  Des  Con- 
tures,  Paris  1685,  vermehrt  von  Rondel,  Haag  1686.  Batteux,  Paris  1758, 
deutsch  (von  Joh.  Gottfr.  Bremer).  Mitau  1774,  Halberst.  1792.  Garve  bei  seiner 
Cbers.  der  arist.  Ethik,  Bd.  I,  Breslau  1798,  S.  90-119.  E.  Platner,  Über  die 
stoische  und  epikureische  Erklärung  vom  Ursprung  des  Vergnügens,  in :  Xeue 
Bibl.  der  schönen  Wiss.,  Bd.  19.  M.  Guyau,  La  morale  d'Epicure  et  ses  rap- 
ports avec  les  doctrines  contemporaines,  Paris  1878,  3.  ed.  1886.  P.  v.  Gizycki, 
s.  oben  S.  157*.  J.  Watson,  Epicurus,  in  des  Verf.  Hedonistic  theories  from 
Aristippus  to  Spencer,  Glasgow.  London.  Xew  York  1895.  A.  Falchi,  II  pensiero 
giuridico,  d'Epicuro,  Sassari  1902.  V.  Brochard,  La  theorie  du  plaisir 
d'apres  Epicure,  Journal  des  savants  1904,  156  ff.  205  ff.  284  ff.  Derselbe,  La 
morale  d'Epicure,  ComjJte  rendu  de  l'Acad.  de  sc.  mor.  et  polit.  1905,  635  —  649 
(beide  Abhandlungen  auch  in:  Brochard,  Etudes  usw.  [s.  oben  S.  12*J). 
E.  Bignone,  II  concetto  della  vita  intima  nella  filosofia  di  Epicuro,  Atene  e 
Roma  11,  305  ff .  S.  auch  E.  Bignone  unter  Cicero.  R.  Philippson,  Die 
Rechtsphilosophie  d.  Epikureer,  Arch.  f.  GJesch.  d.  Philos.  23  (1910),  289-337; 
433—446.  Über  das  Verhältnis  der  epikureischen  Ethik  zur  demokritischen 
P.  Xatorp,  Die  Ethika  des  Demokritos,  S.  127—141.  —  A.  Haas.  Über  den 
Einfluß  der  epikureischen  Staats-  und  Rechtsphilosophie  auf  die  Philosophie  des 
16.  u.  17.  Jahrhunderts,  Berlin  1896,  Diss. 

Zu  i;  (>4.    Die  skeptische  Schule.    Aligemeiues.    Die  ältere  Skepsis. 

Allgemeines:  Zeller,  Philos.  d.  Griech.  III  1  *  S.  494  ff.  Susemihl, 
Gesch.  d.  griech.  Liter,  in  der  Alex.  I  S.  10.  ff.  J.  R.  Thorbecke,  Quid  inter 
academicos  et  scepticos  interfuerit.  Lugd.  Bat.  1821.  Xorman  Maccoll,  The 
Greek  Sceptics  from  Pyrrho  to  Sextus,  Lond.  and  Cambridge  1869.  P.  Lean- 
der Haas,  De  philosophorum  scepticorura  successionibus  eorumque  usque  ad 
Sext.  Empir.  scriptis,  Würzb.  1875,  Diss.    Rud.  Hirzel^  Untersuchungen  zu  Ciceros 


Zu  §  63.    Das  epikiir.  Systeii),  III:  Ethik.     Zu  §  (U.    Die  skeplischo  Schule.     ](;,-)* 

philos.  Schritten,  3.  T..  I.  Die  verschiedenen  Formen  des  Skeptizismus.  1.  Ur- 
sprung der  Skepsis,  a)  Ursprung  der  pyrrhonischeu  Skepsis.  b)  l'rsprung  der 
akademischen  Skepsis.  2.  Die  weitere  Entwicklung  der  Skepsis,  a)  Die  Ent- 
wickhing der  pyrrhonischeu  Skepsis.  b)  Die  Entwicklung  der  akademischen 
Skepsis.  P.  Natorp,  Die  Ert'ahrungslehre  der  Skeptiker  und  ihr  Ursprung,  in: 
Forschungen  zur  Gesch.  des  Erkenntnisprobl.  S.  127 — 163.  Derselbe,  Neue 
Schriften  zur  Skepsis  des  Altertums,  Philos.  Monatsh.  26  (1890),  61—75. 
E.  Pappenheim,  Die  Tropen  der  griech.  Skeptiker,  Berl.  1885,  Pr.  Simon 
Sepp,  Pyrrhonische  Studien.  I.  Die  philosoph.  Richtung  des  Cornelius  Celsus. 
II.  Untersuchungen  auf  dem  Gebiete  der  Skepsis,  Frei.«ing  1893  (gelehrte 
Arbeiten,  die  manches  Haltbare,  aber  auch  manches  Fragliche  bringen  i. 
K.  Praechter,  Skeptisches  bei  Lukian,  Philol.  51  (1892),  284—293  (vgl.  auch 
Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  11  [1898],  505  ff.).  Raoul  Richter,  Die  erkenntnis- 
theoretischen Voraussetzungen  des  griechischen  Skeptizismus,  Philos.  Studien  20 
(1902|.  246—299.  M.  Pohlenz,  Das  Lebensziel  der  Skeptiker,  Hermes  39  (1904), 
15—29  Raoul  Richter,  Der  Skeptizismus  in  der  Philosophie  I  "(behandelt 
den  griechischen  Skeptizismus),  Leipz.  1904.  Albert  Goedeckemeyer,  Die 
Geschichte  d.  griech.  Skeptizismus,  Leipz.  1905.  Fr.  Conrad,  Die  Quellen  der 
älteren  pvrrhonischen  Skepsis,  Danzig  1913,  Königsb.  Diss.  E.  Bevan.  Stoics 
and  Sceptics,  Oxf.  1913. 

Ptfrron:  Job.  Arrhenius,  Ups.  1708.  G.  Ploucquet,  Tüb.  1758. 
J.  G.  Münch,  De  notione  atque  indole  scepticismi,  nominatim  Pyrrhonismi, 
Altd.  1796.  Ch.  Waddiiigton,  Pyrrhon  et  le  Pyrrhonisme,  Mera.  lu  ä  l'Acad. 
d.  sc.  mor.  et  pol.  en  1876,  abgedr.  in  des  Verf.  Buch  La  philos.  anc.  et  la  crit. 
bist.  (Paris  1904),  S.  260 — 340.  P.  Natorp,  Ursprung  der  pyrrhon.  Skepsis,  in: 
Forsch,  z.  Gesch.  d.  Erkenntnisprobl.  im  Alt.  S.  286 — 290;  Entwickl.  d.  pyrrhon. 
Skepsis,  ebenda  S.  291 — 302.  V.  Brochard,  Pyrrhon  et  le  scepticisme  primitif, 
Revue  philos.  19  (1885),  517 — 532;  derselbe,  Les  sceptiques  grecs,  Paris  1S87. 
D.  Zimmermann,  Darstellung  der  pyrrh.  Philos.,  Erlangen  1841;  Über  Ursprung 
u.  Bedeutung  der  pyrrhon.  Philos.  ebenda  1843.  E.  Pappen  hei  m,  Der  Sitz  der 
Schule  der  pyrrhon.  Skeptiker,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  1  (1888),  37—52. 
Fr.  Picavet,  Un  document  important  pour  l'histoire  du  Pyrrhonisme,  Seances 
et  travaux  de  l'Acad.  d.  sc.  mor.  et  pol.  130  (1888),  885—891.  Derselbe,  Expli- 
cation  d'une  inscription  importante  pour  l'histoire  du  Pyrrhonisme,  Rev.  de 
])hilol.  12  (1888).  185  f.  Gius.  Caldi,  Lo  scetticismo  critico  della  scuola  Pirro- 
niana,  Udine  1896. 

Pyrronischer  Verein:  U.  v.  Wilamowi tz-Moellendorff,  Antig.  v. 
Kar.  (s.  S.  20*)  S.  290  f. 

Tinioti :  Über  ihn  s.  die  im  Texte  §  64  angeführten  Fragmentsammlungen 
von  Langheinrieh,  Wachsmuth  und  Diels  (vgl.  über  die  Sillen  bei  den 
Griechen  überhaupt  Fr.  A.  Wölke,  Warschau  1820,  und  Fried.  Paul,  Berlin 
1821;  die  antiken  Belege  für  Gattung  u.  Namen  bei  Diels  Poet,  philos.  S.  181  f.); 
ferner  D.  Zimmermann,  Commentatio  qua  Timonis  Phhasii  sillorum  reliquiae 
a  Sexto  Empirico  traditae  explanantur.  Erlangen  1865,  Pr.  Arth.  Ludwich, 
De  quibusdam  Timonis  Phliasii  fragmentis,  Königsberg  1903,  Univ.-Schrift. 
G.  Voghera,  Timone  di  Fliunte  e  la  poesia  Sillografica,  Padova  1904.  Derselbe, 
Postille  critiche  ad  alcuni  frammenti  dei  Silloi  di  Timone,  Riv.  d.  storia  antica 
N.  S.  10.  92-99.  H.  Richards  (zu  Tim.  bei  Diog.  Laert.  3,  7  [fragm.  30  Diels]), 
CIas.sic.  rev.  21  (1907),  197—199. 

Zu  §  65.    Die  mittlere  und  neuere  Akademie. 

Gesatntdarstelltingen  und  Allgemeines :  Zeller,  Philos.  d.  Gr.  III  H 
S.  507—546;  609-632;  671-699.  Susemihl,  Gesch.  der  griech.  Liter,  in  der 
Alexandrinerzeit  1  122  ff.  12,  ff. ;  II  279  ff.  Vgl.  auch  die  entsprechenden  Partien  in 
Hirzels  Dialog.  —  Fr.  Dor.  Ger  lach,  Commentatio  exhibens  Academicorum 
iuniorum,  imprimis  Arcesilae  atque  Carncadis,  de  probabilitate  disputationes,  Gott. 
1815.  J.  Rud.  Thorbecke,  fn  dogmaticis  oppugnandis  numquid  inter  acade- 
micos  et  scepticos  interfuerit,  Zwollae  Batav.  1820,  Ch.  Huit,  Philosophie  des 
Academiciens,  Arces'ilas.  Carneade,  Philon  et  Antiochus,  L'instruct.  publ.  11 
(1882),    238—240;    256—2.58.      V.  Brochard,    Les  sceptiques  grecs  (Paris  l8S7j, 


\QQ*  Literaturverzeichnis. 

livre  II:  La  nouvelle  Acaderaie.  L.  Credaro,  Lo  scetticismo  degli  accademici, 
2  voll.,  Milano  18S9,  1893.  Theod.  Goraperz,  Eine  Schülerliste  der  neueren 
Akademie,  Festschrift  für  Otto  Benndorf,  1898,  S.  256  ff.  Rud.  Hirzel,  Ur- 
sprung der  akad.  Skepsis,  in:  L'ntersuchungen  zu  Ciceros  philos.  Schriften,  III, 
S.  22-39,  u.  Entwiekh  der  akad.  Sk.,  ebenda  S.  149—250.  Ch.  Waddington, 
Le  scepticisme  apr^s  Pyrrhon.  La  nouvelle  academie.  Enösidfeme  et  les  nouveaux 
Pyrrhoniens,  in  des  Verf.  Buche  La  philosophie  ancienne  et  la  critique  historique 
S!  356-379. 

Arkenildos:  Rieh.  Broders en.  De  Arcesilao  philosopho  acadcraico, 
Altonae  1821.  Aug.  Gaffers,  De  Arcesila,  Gott.  1841,  Pr.  Ch.  Huit,  Pole- 
niique  d"Arc^silas  contre  les  Stoieiens,  L'instruct.  publ.  14  (1885),  414—416,  430 
bis  432,  448—450.  E.  Bickel,  Ein  Dialog..aus  d.  Akademie  d.  Arkesilas,  Arch. 
f.  Gesch.  d.  Philos.  17  (1904),  460—479.  Über  die  Stellung  des  Arkesilaos  und 
des  Karneades  in  dem  Kampfe  zwischen  Philosophie  14.  Sophistik  H.  v.  Arnim, 
Leben  und  Werke  des  Dio  v.  Prusa  S.  84.  88.  H.  v.  Arnim,  Artikel  Arkesilaos 
19  bei  Pauly-Wissovra. 

Arkesilaos^  nächste  y  achfolg  er :  Aug.  Gef  fers.  De  Arcesilae  suc- 
cessoribus,  Gott.  1845,  Pr.  Lahjdes:  R.  Hirzel,  Hermes  18  (1883),  1—16. 
H.  Usener,  Epicurea  LXVIIIf.  Fr.  Gada,  Der  Akademiker  Lakydes,  Fest- 
schrift f.  Jos.  Kral,  Prag  1913,  S.  94—106  (böhmisch).  Die  Schuh  xiiischen 
Lakydes  und  Karneades :  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorf  f ,  Hermes  45  fl910), 
406—414.  Arkesilaos'  Schiller  Arideikcs:  F.  Hiller  v.  Gärtringen,  Bull,  de 
corresp.  hellen.  36  (1912),  230  ff. 

Körnendes:  Roulez,  Commentatio  de  Carneade  Cyrenaeo  philosopho. 
Annal.  Gandav.  1824 — 1825.  Verbürg,  De  C.  Romara  legato,  Arastelod.  1827. 
C.  Gouraud,  De  C.  Academici  vita  et  placitis,  Paris  1848,  Th^se.  C.  Martha, 
Le  philosophe  C.  a  Rome,  Rev.  d.  deux  mondes  48  (1878),  71 — 104,  wiederabgedr. 
in  d.  Verf.  Etudes  morales  sur  l'antiquit^,  Paris  1883.  F.  Picavet,  Le  ph^no- 
m^nisme  et  le  probabilisme  dans  l'^cole  platonicienne,  Carneade,  Rev.  philos.  de 
la  France  et  de  l'^tranger  23  (1887),  378-399,  498-513.  A.  Döring,  Doxo- 
graphisclies  z.  Lehre  vom  rf/.og,  T.  Die  Carneadea  divisio,  Zeitschr.  f.  Philos.  u. 
philos.  Krit.,  X.  F.  101  (1893),  165—203.  H.  Doege,  De  Carneadis  apud  Anti- 
ochiim  vestigiis,  Exkurs  in  des  Verf.  Dissertation:  Quae  ratio  intorcedat  inter 
Panaetium  et  Antiochum  Ascalonitam  in  morali  philosophia,  Halis  Sax.  1896. 
C.  Vick,  Quaestiones  Carneadeae,  Rostock  1901,  Diss.  (über  das  Leben  und  die 
Schule  des  K.).  Derselbe,  Karneades'  Kritik  der  Theologie  bei  Cicero  und  Sextus 
Empiricus,  Hermes  37  (1902),  228—248.  B.  Detmar,  K.  und  Hume,  ihre 
Wahrscheinlichkeitstheorie,  Berl.  1910,  Diss.  H.  Mutschmann,  Die  Stufen  der 
Wahrscheinlichkeit  bei  K.,  Rhein.  Mus.  66  (1911),  190—198.  Zur  Bekämpfung 
des  Dogmatismus  durch  K.  vgl.  H.  Usener,  Epicurea  S.  LXVI  ff.,  und  be- 
sonders A.  Schmekel,  Die  Philosophie  d.  mittleren  Btoa  (s.  dort  die  Stellen  im 
Xamenverzeiehnis).  Zur  Sage  von  der  Verfinsterung  der  Sonne  oder  des  Mondes 
bei  K.'  Tode  H.  Usener,  Rhein.  Mus.  55  (1900),  286 f.  =  Kl.  Sehr.  IV  S.  307  f. 
S.  auch  H.  V.  Arnim  unter  Arkesilaos. 

Kleitomachos :  A.  Schmekel,  Die  Philos.  d.  mittl.  Stoa  (s.  d.  die 
Stellen  im  Xamenverzeiehnis).  Mehrfach  greift  ein  die  Literatur  zu  Ciceros 
philosophischen  Schriften  (de  nat.  deor.,  de  div.). 

Charmndas:  H.  v.  Arnim,  Artikel  Charmadas  1  bei  Pauly-Wisso\va. 
S.  auch  \V.  Kroll  oben  im  Texte. 

Philon  von  Lnrisa:  C.  J.  Grysar,  Die  Akademiker  Philon  und 
Antiochus,  Köln  1849,  G.-Pr.  C.  F.  Hermann,  Disputatio  de  Philone  La- 
rissaeo,  Gott.  1851,  disput.  altera,  ibid.  1855;  vgl.  Krise  he,  in:  Gott.  Stud.  II, 
1845,  S.  126  —  200.  P.  H  artlich.  De  exhort.  a  Graecis  Romanisque  Script,  bist. 
S.  3()0  f f.  Philon  sucht  als  Quelle  von  Cicero  de  orat,  zu  erweisen  H.  v.  Arnim, 
Leben  u.  Werke  des  Dio  v.  Prusa  S.  97—111.  Dagegen  W.  Kroll,  s.  Antiochos. 
S.  auch  A.  Schmekel,  Die  Philos.  d.  mittl.  Stoa  S.  385  ff.,  R.  Büttner,  Por- 
cius  Licinus  u.  d.  literarische  Kreis  des  Q.  Lutatius  Catulus,  Leipz.  1893,  S.  144 
l)is  159,  und  die  Literatur  zu  Cicero  (Academ.). 

Antiochos  von  Ashalon:  Grysar  s.  Philon.  C.  Chappuis,  De 
Antiochi  Asc.  vita  et  scrii:)tis,    Paris  1854.'     Rud.  Hoyer,    De  Antiocho  Ascalo- 


Zu  §  65.     Die  mittlere  und  neuere  Akademie.  H)7* 

iiita,  Bonnae  1883,  Diss.  Henr.  Doege,  Quae  ratio  intercedat  inter  Panactium 
«t  Antiochuni  etc.,  s.  oben  unter  Karneades.  W.  Kroll,  Studien  über  Ciceros 
Schrift  De  oratore,  Rhein.  Mus.  58  (1903),  552—597  (erweist  A.  als  Quelle  der 
■Ciceronischen  Schrift).  H.  Strache,  De  Arii  Didymi  in  morali  philosophia 
auctoribus,  Berlin  1909,  Diss.  (Antiochos  bei  Areios  Didymos  und  Albinos). 
P  Rabbow,  Antike  Schriften  über  Seelenheilung  und  Seelenleitung,  Leipzig- 
Berlin  1914,  S.  142  ff.  Vgl.  auch  Krische,  Götting.  Stud.  II,  160—170, 
Scbmekel,  Philos.  der  mittleren  Stoa.  S.  385  ff.,  H.  v.  Arnim,  Artikel 
Antiochos  62  bei  Pauly-Wissovva,  und  die  Literatur  zu  Cicero  (de  leg.,  Acad.,  de 
fin.,  Tr.sc.  disp.,  de  nat.  deor.,  de  fato). 

Vfirro:  L.  H.  Krahner,  Comment.  de  M.  Varrone  ex  Marciani  Capellae 
satura  supplendo,  cap.  1:  De  Varronis  philosophia,  Friedland  1846.  Fr.  Bü- 
cheier, Hemerkungen  über  die  varron.  Satiren,  Rhein.  Mus.  14  (1859),  419— -152 
=  Kl.  Sehr.  I  169  -198.  Derselbe,  Ein  varron.  Satirentitel,  ebenda  19  (lSf)4), 
475  =  Kl.  Sehr.  I  508.  Derselbe,  Über  V.s  Satiren,  ebenda  20  (1865),  401—443 
=  Kl.  Sehr.  I  534-  580.  Derselbe,  Zu  V.s  Satiren,  ebenda  21  (1866),  308—309 
=  Kl.  Sehr.  I  612—613.  Joh.  Vahlen,  Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  12  (1861) 
=  Ges.  philol.  Sehr.  I  528  f.;  Rhein.  Mus.  18  (1863),  319  =  Ges.  philol.  Sehr. 
I  528.  H.  Kettner,  Varronische  Studien,  Halle  1865.  P.  Glaesser,  De 
Varronianae  doctrinae  apud  Plutarchum  vestigiis,  Leipz.  1881,  Diss.  V.  Henry, 
De  sermonis  humani  origine  et  natura  M.  Terentius  Varro  quid  senserit,  Paris 
1883,    Thesis   =    Mem.   d.   la  Soc.  d.  sc.  de  l'agric.  et  d.  arts  de  Lille,  ser.  4,  12, 

5.  1—94.  G.  Knaack,  Menipp  und  Varro,  Hermes  18  (1883),  148—150. 
U.  V.  Wilamowitz-Moellendorf f,   Varro,  Cato  de  educ.  Mb.  ap.   Macrob.  3, 

6,  5,  in:  Coniectanea,  Ind.  schol.  aest.,  Gott.  1884.  Erdmann  Schwarz,  De 
M.  Terentü  Varronis  apud  sanctos  patres  vestigiis  cap.  duo,  Jahrbb.  f.  klass. 
Philol.  Suppl.  16  (1888),  405—499  (Varro  bei  Tertullian  u.  Augustin).  F.  Leo, 
Varro  und  die  Satire,  Hermes  24  (1889),  67—84  (Beziehungen  Varros  zu  Me- 
iiippos).  E.  Norden,  In  Varronis  saturas  Menippeas  observationes  selectae, 
Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  Suppl.  18  (1892),  265—352  (vgl.  u.  a.  den  Abschnitt  über 
■die  kynisch-stoische  Opposition  gegen  die  Athletik  S.  298  ff.).  Derselbe,  Varro- 
niana  II,  Rhein.  Mus.  48  (1893),  529  ff .  (Abhängigkeit  von  Poseidonios,  vgl. 
S.  541  ff.).  Derselbe,  D.  varron.  Satura  Prometheus,  ein  Kap.  aus  d.  Lehre  v.  d. 
jToövoia,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  griech.  Ph.,  im  19.  Supplem.  d.  Jahrbb.  f.  kl.  Philol. 
(1893),  428—439.  E.  Wendung,  Zu  Posidon.  u.  Varro,  Hermes  28  (1893),  335-353 
(Abhängigkeit  von  Poseidonios).  A.  Gercke,  Varros  Satire  Andabatae,  Hermes 
28  (1893),  135—138.  A.  Döring,  Doxographisches  zur  Lehre  v.  Ts/.og:  II  6: 
Varro,  Zeitschr.  f.  Philos.  u.  phUos.  Krit.  N.  F.  101  (1893),  165  ff.  R.  Agahd, 
Quaestiones  Varronianae,  in  der  Einleitung  zu  seiner  Ausgabe  der  Bücher  1.  14. 
15.  16  der  Antiqu.  rer.  div.,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  Supplem.  24  (1898).  1-220, 
367—381  (Poseidonios  Quelle  Varros).  E.  Oder,  Ein  angebl.  Bruchstück  Demo- 
krits  über  die  Entdeckung  unterirdischer  Quellen,  Philologus  Suppl.  7  (1898), 
231 — 384  (vgl.  hier  310.  363.  Varro  Brücke  zwischen  Poseidonios  einer-,  Plinius 
und  Vitruv  andererseits).  R.  R  eitzenstein,  M.  Terentius  Varro  und  Johannes 
Mauropus  von  Euchaita.  Eine  Studie  zur  Gesch.  d.  Sprachwissenschaft,  Leipzig 
1901.  W.  M.  Lindsay,  Rhein.  Mus.  57  (1902),  197  (Menipp.  Satiren  Varros 
Quelle  des  Nonius  Marcellus).  H.  Peter,  Rhein.  Mus.  57  (1902).  235 ff.  (Varros 
Verhältnis  zum  Pythagoreismus).  O.  Hense,  Eine  Menippea  des  Varro,  Rhein. 
Mus.  61  (1906),  1—18.  O.  Hempel,  De  Varronis  rerum  rusticarum  auctoribus 
qnaestiones  selectae,  Leipz.  1908,  Diss.  (berührt  u.  a.  Varros  Verhältnis  zu  Arche- 
laos, Xenophon,  Aristoteles,  Theophrast).  L.  Sontheimer,  Vitruvius  und  seine 
Zeit,  Tüb.  1908,  Diss.  W.  Poppe,  Vitruvs  Quellen  im  zweiten  Buche  de  archi- 
tectura,  Kiel  1909,  Diss.  (zu  den  beiden  letztgenannten  Arbeiten,  die  sich  auch 
mit  dem  Verhältnis  Vitruvs  zu  Varro  beschäftigen,  s.  H.  Degering,  Berl. 
philol.  Wochenschr.  1912.  581  ff.).  G.  Zottoli,  Boll.  di  filol.  class.  16  (1910), 
185  f.  (zur  Ta(pii  Mn'injtov  p.  222  Riese).  Fr.  Pfister,  Philol.  69  (1910),  423.^1 
(vier  Arten  der  Divinatiou  zusammenhängend  mit  den  vier  Elementen  nach  V.). 
W.  B.  Anderson,  Class.  quart.  5  (1911),  181  (Sat.  Menipp.).  K.  Praechter, 
Eine  Stelle  V.s  zur  Zahlen theorie,  Hermes  46  (1911),  407—413.  A.  Gianola, 
Pitagora  e  le  sue  dottrine  negli  scrittori  lat.  del  primo  sec.  a.  C:  1.  Framm.  d. 
dottr.  d.  P.  desunti  dalle  opere  di  M.  Ter.  V.,  Estr.  dTltra  1911.  K.  Mras, 
V.s  menippeisehe  Satiren  u.  d.  Philosophie,    Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usm*. 


Jßj^*  Literaturverzeichnis. 

33  (1914).  3!)il-420.  V-il.  auch  H.  Diels.  Doxogr.  Gr.  (s.  dort  d.  Index  unter 
Varro),  A.  Schmekel,  D.  Philos.  d.  mittl.  Stoa  (s.  dort  das  .Namenverzeichnis), 
R.  Hirzel,  D.  Dialog  (I  ??.  43G  ff.  V.s  menippische  Satiren.  Für  Weiteres  s.  das- 
Register  des  Werkes).  J.  Geffcken,  Kynika  (s.  dort  d.  Register),  und  in  der  oben 
S.  40*  genannten  Abhandlung.  V.s  etymolog.  Theorie:  Muller,  De  veter.  inipr. 
Roman,  stud.  etyraol.  S.  115  ff.  Zu  V.s  Zahlenlehre  s.  auch  G.  Borghorst^ 
De  Anatolii  fontibus,  Berl.  Diss.  1905,  S.  45—55.  —  Die  unter  Varros  Namer> 
gehenden  Sentenzen  behandeln  P.  Germann,  Die  sog.  Sententiae  Varronis, 
Paderborn  1910  (Stud.  z.  Gesch.  u.  Kultur  d.  Altertums  III  6),  C.  Weyman, 
Rhein.  Mus.  70  (1915),  154  (Sentenz  45  augustinisch-scholastischi.  K.  Fries  s. 
zu  §  85  Favonius  Enlogius. 

Cicero:  Jahreshericlitc  s.  oben  S.  23*  f. 

AllgotU'iiit's :  Ciccros  Slellumi  xu  Pliüomplien  und  P/n/osnphcHscIiuleit.  Sein 
plnlosophisclies  Bekouitnis.  Cicero  als  Bericliterstatter  über  pliilosopltisclie  Systeme 
und  als  Förderer  philosophischer  Studien  in  Rom.  Seine  philosophisclien  Sciirijien 
und  ihre  Quellen  im  allgemeinen.  Terminologisches  und  Stilistisches.  Ciccros 
rhetorische  Lehren  in  ihrer  Beziehung  xur  Philosophie.  Xachnirhung  seiner 
philosophischen  Schriftsteller  ei  im  allgemeinen  bei  Späteren  (Nachu-irkung  der 
einzelnen  Schriften  s.  unter  diesen): 

Xeben  den  Einleitungen  und  Anmerkungen  von  Herausgebern  philo- 
sophischer Schriften  Ciceros,  wie  Madvig  usav.,  und  neben  älteren  Arbeiten,  wie 
Chr.  Meiners,  Grat,  de  philos.  Ciceronis  eiusque  in  universam  philos.  meritis, 
in:  Verm.  philos.  Schriften,  Bd.  I,  1775,  S.  274ff.,  H.  C.  F.  Hülsemann,  De 
indole  philosophica  Ciceronis,  Lüneb.  1799,  Gedikes  Zusammenstellung  der 
auf  die  Geschichte  der  Philosophie  bezüglichen  Stellen  des  Cicero,  Berlin  1782. 
1801,  1814  (s.  oben  S.  18),  die  noch  mehr  für  die  Charakteristik  der  ciceronischen 
Auffassung  als  für  die  Geschichte  der  älteren  Philosophie  selbst  Wert  hat,  ferner 
neben  Krisches  Forschungen,  Göttingen  1840,  und  Ritters  ausführlicher  Dar- 
stellung der  Philosophie  des  Cicero  in  seiner  Geschichte  der  Philosophie  IV, 
S.  106 — 176,  sowie  derjenigen  Zellers,  III  1  *  S.  672—692,  seien  hier  noch  be- 
sonders erwähnt:  J.  F.  Herbart,  Über  die  Philosophie  des  Cicero,  gelesen  1811,, 
abgedruckt  in  den  Werken,  Bd.  12,  S.  167  —  182.  Raph.  Kühner,  M.  TuUii 
Ciceronis  in  philosophiam  eiusque  partes  merita,  Hamb.  1825.  J.  A.  C.  van 
Heusde,  I\I.  Tu) lius  Cicero  (füon/.ÜTcov,  Traj.  ad  Rhen.  1836.  M.  M.  v.  Baum- 
hauer, De  Aristotelis  vi  in  Cic.  scriptis,  Ultraj.  1841.  Legeay,  M.  TuUius 
Cicero  philosophiae  historicus,  Lugd.  Bat.  1846.  H.  Ritter,  Bemerk,  zu  Cic. 
Tusc.  1,  10,  22,  ein  Beitrag  zu  den  Untersuchungen  über  C.s  Bekanntschaft  mit 
der  aristotelischen  Philosophie,  Zerbst  1846.  A.  Desjardins,  De  scientia  civili 
apud  Cic,  Beauvais  1857.  Burmeister,  Cic.  als  Neu-Akademiker,  Oldenburg 
1860,  G.-Pr.  W.  Thomas,  De  Aristotelis  F^cozeQcy.oTg  /.öyoig  deque  Ciceronis 
Aristotelio  more,  Gott.  1860.  C.  M.  Bernhardt,  De  Cicerone  Graecae  philo- 
sophiae interprete,  Berlin  1865,  Progr.  des  Fr.-Wilh.-Gymn.  Hugo  Jentsch, 
Aristotelis  ex  arte  rhetoriea  quaeritur  quid  habeat  Cicero,  Berol.  1866,  Diss.  Der- 
selbe, De  Aristotele  Ciceronis  in  rhetoriea  auctore.  Pars  I.  IL,  Guben  1874.  1875, 
G.-Pr.  G.  Barzellotti,  Delle  dottrine  filosofiche  nei  libri  di  Cicerone,  Firenzc 
1867.  J.  Walter,  De  an.  immort.  quae  praec.  Cic.  trad.,  Prag  1867.  K.  Hart- 
felder, De  Cic.  F.picureae  doctrinae  interprete,  Heidelb.  1875,  Diss.  Gloel,. 
Über  Ciceros  Studium  des  Piaton,    jNIagdeb.  1876,  Pr.      M.  B rasch,    Cicero  al& 

Ehilos.  Schriftsteller,  In:  Brasch,  D.  Klassiker  d.  Philos.  I,  Leipz.  o.  J.,  S.  346 
is  403.  Rud.  Hirzel.  Untersuchungen  zu  Ciceros  philosophischen  Schriften, 
Lpz.  1877 — 1883  (über  die  Teile  des  Werkes  s.  unten  bei  De  nat.  deor.,  De  fin.. 
De  off.,  Acad.  priora,  Tusc.  disp.).  Derselbe,  Der  Dialog,  Lpz.  1895,  I  S.  457  ff. 
Jos.  Walter,  M.  Tullii  Ciceronis  philos.  moralis,  I,  Prag  1878,  II — IV,  Prag- 
1879  —  1882,  V,  Böhm.  Leipa  1883.  G.  Behncke,  De  Cic.  Epicureorura  philo- 
sophiae existimatore  et  iudice,  Berl.  1879,  Pr.  W.  Wiegand  s.  unten  S.  171*  zu 
De  nat.  deor.  P.  Ewald,  Der  Einfluß  der  stoisch-ciceronianischen  Moral  auf 
die  Darstellung  der  Ethik  bei  Arabrosius,  Leipzig  1881,  Diss.  E.  Havet, 
Pourquoi  C.  a  professe  la  philos.  academ.,  Seances  et  trav.  de  l'Acad.  d.  sc. 
rnorales  et  polit.  121  (1884),  660-671.  F.  Gnesotto,  Della  difficoltä  di  poter 
giudicare  del  merito  di  C.  conie  scrittore  di  filosofia,  Atti  e  mem.  d.  Accad.  cli  sc, 
lett.  cd  arti  in  Padova   1884/85.    nuov.  ser.  1,    74—77.      C.  Thiaucourt,    Essai 


Zu  {j  05.     Die  nuttlere  und  neuere  Akademie.  KiU* 

sur  les  traites  pLilosophiques  de  Cic^ron  et  leurs  sourees  greeques,  l'ar.  1SS5. 
Fr.  .Saltzmaun,  Über  L'iceros  Kenntnis  der  platonischen  Schriften.  Nebst 
einer  Untersuchunj^  über  die  Quellen  des  1.  Buchs  der  Tuscul.,  Cleve  18S5.  1886,  Pr. 
W.  Kahl,  Demokritstudien,  I.  Demokrit  in  C.s  philos.  Schrift.,  Dicdenhufen 
1&89.  Pr.  C.  Gianibelli,  Appunti  suUe  fonti  delle  opere  filosofiehe  di  C,  luv.  d. 
filol.'  IG  (1SS8),  430-444,  552—563;  17  (1889),  116-134,  222-246.  M.  Morlais, 
Les  doclrines  niorales  de  Ci  in  d.  Verf.  Etudes  morales  sur  les  grands  eerivains 
lalins,  2.  ed.,  Lvon  1889.  L.  Credaro,  Quäle  uso  C.  abbia  fatto  delle  fonti  filo- 
.sofiche  greche,  'Riv.  ital.  d.  filos.  4  (1889),  285-292.  M"'c  .Jules  Favre.  La 
morale  de  Cicöron,  Paris  1890.  O.  Weißenfels,  Einleit.  in  d.  Schriftstellerei 
C.s  und  in  die  alte  Philosophie,  Leipz.  1891.  Fr.  Smreka,  Quae  ]\I.  Tüll.  Cic. 
de  philosophia  nierita  sibi  paraverit,  Pisecae  1892.  A.  Desjardins,  Les  dcvoirs. 
Essai  sur  la  uiorale  de  C,  2.  ed.,  Paris  1893.  S.  Sepp,  Anesidem  bei  C,  in  d. 
Verf.  Pyrrhonischen  Studien,  Freising  1893.  G.  Stoerling.  Quaestiones  Cicero- 
nianae  ad  religioneni  spectantes,  Jena  1894,  Diss.  J.  Ki  zanic.  De  M.  Tüll.  Cic. 
philosophiac  studiis,  Oeniponte  1896.  J.  Masson,  Cicero  on  the  Epicurean  gods, 
Class.  rev.  16  (1902),  277—281.  C.  Thiaucourt,  Les  traites  de  philosophie 
religieuse  et  les  opuscules  philosophiques  de  Ciceron,  Paris  1902  (Universitätsschr. 
V.  Nancy).  B.  Bart  hei.  Über  die  Benutzung  d.  philosophischen  Schriften  C.s 
durch  Lactanz  I,  Strehlen  1903,  Pr.  C.  Thiaucourt,  Les  premiers  apologistes 
chretiens  a  Korne  et  les  traites  philos.  de  C,  Rev.  d.  cours  et  Conferences,  Paris 
1904  (s.  anch  Rev.  de  Tinstr.  publ.  en  Belg.  53  [1910],  2-18).  W.  Kroll.  Cicero 
und  die  Rhetorik,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  11  (1903),  681—689  (von 
Wichtigkeit  auch  für  Ciceros  Verhältnis  zu  griech.  Philosophen  [Antiochos  von 
Askalon  Quelle  Ciceros]).  Fr.  Cauer,  C.s  politisches  Denken,  Berlin  1903  (darin 
über  C.s  philosophisches  Ideal).  A.  Degert,  Les  id^es  morales  de  Ciceron,  Paris 
1907.  I^.  Laurand,  De  Ciceronis  studiis  rhetoricis,  Paris  1907,  These.  C.  Atzert, 
De  Cicerone  interprete  Graecorum,  Gott.  1908,  Diss.  B.  Jansen,  C.  als  Philo- 
soph, Philos.  Jahrb.  22  (1909),  359—377.  Kath.  C.  Reiley,  Studies  in  the  philo- 
sophical  terminology  of  Lucr.  and  C,  New  York  1909.  C.  Morawski.  De 
metajAoris  Tullianis  observationes,  Eos  16  (1910),  1—5.  Karl  Müller,  C.  als 
Philosoph,  Zug  1911,  Pr.  Th.  Ziel  ins  ki,  C.  im  Wandel  d.  Jahrhunderte,  3.  Aufl. 
F^eipz.  Berl.  l9l2.  H.  Ranft,  Quaestiones  philosophicae  ad  orationes  Ciceronis 
pertinentes,  Leipz.  1912,  Diss.  Fr.  Feßler,  Benutzung  d.  philos.  Schriften  C.s 
durch  Lactanz,  Leipz.  Berl.  1913.  C.  Cimegotto,  Frammenti  di  dottrine  cosmo- 
antropiche  degli  antichi  scrittori  nelle  opere  di  M.  TuU.  Cic,  Roma  1913. 
Rob.  Fischer,  De  usu  vocabulorum  apud  Ciceronem  et  Senecam  Graecae  philo- 
sophiac iiitei-pretes,  Freib.  i.  B.  1914,  Diss.  H.  U^ri^  C.  und  d.  epikureische 
Philosophie,  München  1914,  Diss.  W.  Sc  hink,  C.  als  Philosoph,  Neue  Jahrb.  f. 
d.  klass.  Ahert.  usw.  u.  f.  Pädag.  34  (1914),  513-,522.  L.  Gurlitt,  Über  Quellen 
zu  C.s  philos.  Schnften  (zu  epist.  ad  Att.  12,  6,  2;  13,  39,  2),  Philol.  73  (1914), 
419—425.  —  Für  die  Frage  nach  den  Quellen  von  Ciceros  philosophischen  Schriften 
ist  außer  Hirzels  oben  S.  168*  genanntem  Werke  besonders  A.  Seh  m  ekel.  Die 
Philosophie  der  mittleren  Stoa,  Berlin  1892,  zu  berücksichtigen  (eingehende  Unter- 
suchungen zu  de  offic,  de  leg.  I,  de  rep.  1 — III,  Tusc.  I,  de  fato).  Über  Ciceros 
Verfahren  bei  Abfassung  seiner  philos.  Schriften  s.  auch  H.  Usener,  Epicurea 
S.  LXV  ff.,  über  sein  Verhältnis  zur  Placita-Literatur  Diels,  Dox.  Gr.  119  ff. 
202  f.  2111,  über  seine  Beziehungen  zu  Poseidonios'  Protreptikos  Gerhäußer, 
s.  unter  Poseidonios.  Bedenken  gegen  grundsätzliche  Auffassungen  der  meisten 
neueren  Forscher  äußert  A.  Lörcher,  Jahresb.  über  d.  Fortschr.  d.  kl.  Alter- 
tumswiss.  162  (1913  II),  2  ff.  Als  Hilfsmittel  für  die  Erforschung  der  philo- 
sophischen Terminologie  Ciceros  ist  von  großem  Werte  H.  Merguet,  Lexikon  zu 
den  philosophischen  Schriften  C.s  mit  Angabe  sämtlicher  Stellen,  3  Bde.,^  Jena 
1887 — 1894.  —  Die  Literatur  über  Ciceros  Beziehungen  zu  Lucrez  (Usener. 
Martha,  Nettleship,  Karsten,  Marx,  Reitzenstein,  Castellani,  Leeuwen,  Giri, 
Hendrickson,  Merrill,  Cocchia,  Litchfield,  Strong,  Münzer)  s.  S.  1.59*  ff.  unter 
Lucrez.  Mehrfach  greift  in  ciceronische  Fragen  ein  die  Literatur  zu  Phaidros,- 
Philodemos  (S.  158*  f.),  Kleitomaehos,  Philon  v.  Larisa,  Antiochos  v.  Askalon 
(S.  166*  f.),  Panaitios,  Poseidonios  (S.  176*  ff.). 

Die  einxelneyi  philosophischen  Schriften: 

De  republica :  K.  S.  Zachariae,  Staatswissenschaftl.  Betrachtungen  üb.  C.s 
wiedergefundenes  Werk  vom  Staate,  Heidelberg  1823.     H.  Usener,  Khein.  Mus.- 


1 70*  Literaturverzeichnis. 

28  (1873),  397  ff.  -  Kl.  Sehr.  III  S.  16  ff.  (Abhängigkeit  C.s  im  Somnium 
Scipionis  von  Aristot.  Protref)t..  von  dem  ein  Kefiex  auch  de  rep.  1,  17,  26 — 29 
vorhanden  ist);  dazu  K  Fries,  Rhein.  Mus.  55  (190iJ),  22.  P.  Corssen.  De 
Posidonio  Rhod.  M.  Tullii  Cic.  in  libro  1.  Tusc.  disp.  et  in  Somnio  Scipionis  auctore, 
Bonn  1878,  Diss.  R.  J  Schubert,  Quos  C.  in  libro  I.  et  II.  de  republ.  auctores 
secutus  esse  videatur,  Lips.  1883,  Würzb.  Diss.  C.  Wachsmuth,  Zu  C.s  Schrift 
de  rep.,  Leipz.  Stud.  z.  klass.  Philol.  11  (1889j,  197-206.  L.  Ziehen,  Ad  Cic. 
de  rep.  libri  2.  §  18.,  in:  Schedae  philol.  H.  Usener  a  sodal.  semin.  reg.  Bonn. 
obl.,  Bonnae  1891,  S.  138—144.  S.  Brandt,  Ad  Cic.  de  rep.  libros  adnotaliones, 
Festschr.  z,  350jähr.  Jubelf.  d.  Gvmn.,  Heidelb.  1896.  H.  Usener.  Rhein.  Mus. 
56  (1901),  312  f.  =  Kl.  Sehr.  II  S.  317  f.  A.  Beltrami,  II  Sogno  di  Scipione 
di  M.  Tnllio  Cicerone  e  le  sue  imitazioni  nella  letteratura  italiana,  Comm.  del 
Ateneo  di  Brescia  1901.  C.  Pascal,  Di  una  fönte  greca  del  ,, Somnium  Scipionis" 
di  Cicerone.  Rend.  d.  Acc.  d.  arch.,  lett.  e  belle  arti  di  Napoli  1902.  W.  Volkmann, 
Die  Harmonie  d.  Sphären  in  C.s  Traum  d.  Scipio,  85.  Jahresber.  d.  Sehles.  Ge- 
sellsch.  f.  vaterl.  Kultur,  4.  .A.bt.,  Breslau  1908.  A.  W.  van  Buren,  in:  Supplem. 
papers  of  the  Amer.  school  of  classical  studies  in  Rome,  vol.  2,  New  York,  London 
1908  (Umschrift  d.  Palimpsestes  von  Cic.  d.  rep,);  dazu  Th.  S  tan  gl,  Woch.  f. 
klas_s.  Philol.  1908,  1201  ff.  F.  Boll,  Philol.  69  (1910),  170  ff.  (zu  Somn.  Scip. 
§  L:  Cic.  Quelle  d.  Firmicus  Maternus).  X.  Tcrzaghi,  Boll.  di  filol.  class.  18 
(1911),  55 — 58  (zu  de  rep.  4,  11).  Giov.  Galbiati,  Inquiritur  in  M.  Tullii 
Ciceronis  librorum  qui  manserunt  De  rep.  et  De  leg.  fontes.  Classici  eXeolatini  1911, 
203—210;  275-338.  Derselbe,  De  M.  Tullii  Cic.  in  libris  de  rep.  et  de  leg. 
fontibus,  Augustae  Praetoriae  1913.  H.  Skassis,  Quo  tempore  scripti  et  editi 
fuerint  libri  de  republica,  Athen  1915.  K.  Ziegler,  Zu  C.  de  republ..  Hermes 
51  (1916),  261  ff.  Für  d.  Somnium  Scipionis  kommt  auch  die  unten  zu  §  66  an- 
zuführende Literatur  über  Poseidonios'  Einfluß  auf  die  religiösen  Anschauungen 
-der  hellenistischen  Welt  in  Betracht.  S.  auch  P.  Corssen  S.  171*  unter  den 
Tusculanen  und  A.  Seh m ekel  oben  S.  169*. 

De  legibus:  E.  Horrmann,  De  tempore  quo  Cic.  libros  de  legibus  scripsisse 
videatur,  Detmold  1845,  Pr,  Em  an.  Hoff  mann,  Z.  zweiten  B.  v.  Cic.  de  legibus, 
Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  117  (1878),  709—720.  L.  Lange,  Zum  zweiten  B^  von 
Cic.  de  legibus,  ebenda  851.  J.X.Madvig,  De  eraendandis  C.  libris  de  legibus  disp., 
in  des  Verf.  Opusc.  acad.,  Havniae  1887,  S.  504— 532.  Eman.  Hoffmann,  ZuC.de 
legibus,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  153  (1896).  421— 426.  Alfr.Gudeman,  Zur  Chrono- 
logie von  Cic.  de  leg.,  Berl.  philol.  Wochen  sehr.  12  (1892),  930-932.  Frid.  Boesch, 
l'e  Aelio  et  Posidonio  Ciceronis  in  libro  de  legibus  secuudo  auctoribus,  in  d.  Verf. 
Diss.  De  XII  tabul.  lege  a  Graecis  petita,  Gott.  1893.  R.  Reitzenstein,  Die 
Abfassungszeit  d.  1.  B.  Ciceros  de  legibus,  in:  Drei  Vermutungen  z.  Gesch.  d. 
röm.  Lit.  (aus:  Festschr.  Theod.  Mommsen  z.  50 jähr.  Doktorjub.  überr.),  Marburg 
1893.  Joh.  Vahlen,  Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gvmn.  11  (I86O1,  1  ff.;  12  (1861), 
2  ff.;  19  (1868),  104;  Rhein,  Mus.  21  (1866),  158  (diese  der  Kritik  u.  Erklärung 
■einzelner  Stellen  gewidmeten  Arbeiten  auch  in  des  Verf.  Ges.  philol.  Schriften  I 
S.  530-566).  Derselbe,  Hermes  35  (1900),  135  ff.  G.  Lazie,  De  Ciceronis  librorum 
■de  legibus  tempore  et  libri  primi  compositione,  Karlowitz  1900/01,  Pr.  Derselbe, 
De  compositione  secundi  et  tertii  Ciceronis  librorum  de  legibus,  ebenda  1903  4,  Pr. 
Derselbe,  Über  die  Entstehung  v.  C.s  Schrift  de  legibus,  Wien  1912.  Th.  Bögel, 
Inhalt  u.  Zerlegung  d.  zweiten  Buches  v.  Cic.  de  legibus,  Kreuzburg  1907,  Pr. 
Derselbe.  Zum  zweiten  und  dritten  Buch  v.  C.s  Schrift  de  legibus,  in  A'ao/rf?, 
Berlin  1911,  S.  297—321.  Arth.  Laudien.  Die  Komposition  u.  Quelle  v.  C.s 
1.  Bnch  der  Gesetze,  Hermes  46  (1911),  108—143.  S.  Eitrem,  Xord.  tidskr.  f. 
filol.  4.  R.  III  55  (zu  2,  24).  A.  E.  Housman,  Journ.  of  philol.  32  (1913), 
261  ff.  A.  Schmekel,  Phüos.  d.  miltl.  Stoa  S.  47  ff.  H.  v.  Arnim.  Stoic. 
vet.  fragm.  I  S.  XIX  f.     S.  auch  Galbiati  unter  De  republ. 

Paradoxa:  Morgenstern,  Proleg.  in  Cic,  Paradoxa,  Dorpat  1819,  auch  in 
Seebodes  Mise,  crit  1  (Hildesheim  1822),  386.  O.  Heine,  Krit.  Bemerk,  zu  Cic. 
Paradoxa,  Philol.  10  (1855),  116  —  125.  J.  Ogorek,  Quae  ratio  sit  Ciceronis 
Paradoxis  Stoicorum  cum  Horatii  stoicismo  satiris  epistulisque  eins  contento  I, 
Lemberg  1901,  Pr,,  II  ebenda  1902,  Pr. 

Academica:  A.  C.  Ranitz,  De  libr.  Cic.  Acad.  comm.,  Leipz.  1809  (dazu 
Acta  soc.  Lips.  2  [1812],  165).  Brandis,  Einige  Bern.  üb.  Cic.  Acad.  und  Topica, 
Rhein.  Mus.  3  (1829),  542.     Krische,    C.s  Academica,  Gott.  Stud.  (1845),  126 ff. 


Zu  §  65.     Die  mittlere  und  neuere  Akademie.  171* 

€.  J.  H.  E n  gs  t ra  n d  t ,  De  libris  C.  Acad  ,  Upsala  18ü0.  H.  D  i  e  1  s ,  De  Theophrasti 
Opinionum  apud  Ciceronem  vestigiis  [Acad.  prior.  2,  37,  118J  in:  Doxogr.  Gr. 
S.  119  ff.     R.  Hirzel,  Unters,  z.  C.s  philos.  Sehr.  III:  Acad.  priora,  Leipz.  1883. 

C.  Thiaucourt,  Les  Acadt5miques  de  Ciceron  et  le  Contra  Academicos  de  Saint 
Augustin.  in:  M^langes  Boissier,  Paris  1903.  L.  Delaruelle,  Rev.  de  philol.  36 
(1912),  299  (Textkrit.).  A.  Lörcher,  Das  Fremde  u.  das  Eigene  in  C.s  Büchern 
de  finibus  bonorum  et  malorum  u.  den  Academica,  Halle  a.  S.  1911. 

De  finihna  l/oiioriiiH  et  tualoriim:  R.  Hirzel,  Untersuchungen  zu  ("iceros 
philosophischen  Schriften  II:  De  finibus,  Leipzig  1882.  Hoyer,  De  Antiocho 
Ascal.  (s.  oben  S.  166*  f.),  S.  1  ff.  C.  Giambelli,  Gli  stiidi  Aristotelici  e  la 
dottrina  d'Antioco  nel  de  finibus,  Riv.  di  filol.  19  (1891),  242-276;  397—426; 
20  (1892),  282—299;  465-488;  auch  separat  Turin  1892.  Dazu  P.  Wend- 
land,  Berlin,  philolog.  Wochenschr.  1893,  1383.  M.  Schneide win,  Studien  zu 
•C.s  philosophischen  Schriften.  Ein  zusammenfassender  und  textkritisoher  Rück- 
blick auf  C.s  Beurteilung  d.  epikureischen  Ethik  in  seinem  zweiten  Buche  de 
finibus,  Hameln  1893,  Pr.  A.  Hefter,  Hauseritne  Seneca  in  dialogo  secundo  e 
Ciceronis  de  finibus  tertio  et  Tuscul.  disp.  quinto  libro  quaeritur,  St.  Paul  1902, 
Pr.  J.  Klaussen,  De  Cicerone  et  Torquato  Epicureo,  in:  Beitr.  z.  klass.  Philol. 
Alfr.  Schöne  dargebr.,  Kiel  1903  (über  d.  Verh.  v.  Cic  de  fin.  1,  29—71  und  2, 
18—118  zu  der  griech.  Vorlage).  G.  Rödler,  Rev.  de  philol.  31  (1907),  202. 
H.  Bignone,  Qua  fide  quibusque  fontibus  instructus  moralem  Epiciiii  philo- 
■sophiam  interpretatus  sit  Cicero  in  primo  de  finibus  libro,  Riv.  d.  filol.  37  (1909), 
.54—84.  Dagegen  R.  Philippson,  Zu  C.s  erstem  Buche  de  finibus,  Rhein.  Mus. 
•66  (1911),  231—236.  A.  Lörcher  s.  Academica.  J.  Mac  lunes,  Class.  quart. 
5  (1911).  98  ff.  (zu  2,  17,  56).  A.  Gandigüo.  Atenee  Roma  14,  346  (zu  4,  26.  72). 
A.  E.  Housman  s.  De  legibus.  H.  v.  Arnim,  Stoic.  vet.  fragm.  I  S.  XXVIII  f. 
H.  Strache,  De  Arii  Didymi  in  morali  philos.  auct..  Berl.  Dis?.  1909,  S.  79  f. 
< Poseidonisches  im  3.  Buche). 

Tusciilanae  disputationes :  H.  Ritter  s.  o.  ü.  Heine,  De  fontibus  Tusc. 
disp.,  Weimar  1863,  Pr.  (s.  auch  die  Einl.  z.  d.  Verf.  Ausg.  d.Tusc).  G.  Zietsch- 
mann.  De  Tusc.  disput.  fontibus,  Halle  1868,  Diss.  P.  Corssen,  De  Posidonio 
Rhodio  M.  TuUii  Ciceronis  in  libro  I.  Tusc.  disp.  et  in  Somnio  Scipionis  auctore, 
Bonn  1878,  Diss.  Derselbe,  C.s  Quelle  f.  d.  erste  B.  d.  Tusculanen,  Rhein.  Mus. 
36  (1881),  506—523.  H.  Diels,  Doxogr.  Gr.  S.  202  f.  Derselbe,  Zu  Cic.  Tusc. 
1,  19.  43,  Rhein.  Mus.  34  (1879),  487-491.  R,  Hirzel,  Unters,  z.  C.s  philos. 
Sehr.  III:  .  .  .  Tusc.  disp.,  Leipz.  1883.  P.  H.  Poppelreuter,  Quae  ratio 
intercedat  inter  Posidonii  nsoi  .-ra&cöv  jTQayfiazsi'ag  et  Tusc.  disp.  Ciceronis,  Bonn 
1883,  Diss.  Fr.  Saltzmann  s.  o.  S.  169*.  L.  Reinhardt,  Nachlese  zur  Frage 
nach  den  Quellen  C.s  im  ersten  B.  der  Tusculanen,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  153 
(1896),  473—485.  R.  Rubrichi,  Riv  d.  filol.  33  (1905),  568—576.  E.  Mever, 
Gymnasium  1906,  435-438.  H.  Deiter,  Philol.  65  (1906),  319  (zu  1,  25"  60; 
5.  11,  33:  5,  21,  61).    P.  H.  Darastö,  Mnemos.  N.  S.  34  (190()),  58.   M.  Pohlenz, 

D.  dritte  u.  vierte  B.  d.  Tusculanen,  Hermes  41  (1906),  321  —  355.  Derselbe,  Das 
zweite  B.  d.  Tusculanen,  ebenda  44  (1909),  23—41.  Derselbe,  De  Ciceronis  Tusc. 
■disp.,  Gott.  1909,  Pr.  Derselbe,  Die  Personenbezeichnungen  in  C.s  Tusculanen, 
Hermes  46  (1911),  627-629.  A.  C.  Clark,  A  Bodleian  fragm.  of  Cic.  Tusc. 
quaest.,  M^langes  Chatelain,  Paris  1910,  S.  169  —  173.  S.  Linde,  Ad  Platonem 
et  Ciceronem,  Eranos  (Act.  philol.  Suec.)  12  (1912),  175  ff.  (zu  Tusc.  3,  66). 
J.  E.  Granrud,  Class.  journ.  7  (1911/12),  212  f.  (zu  2,  27.  5()).  P.  Corssen.  In 
€ic.  Tusc.  2,  60  et  De  rep.  1,  9,  Berl.  phil.  Woch.  1914,  29  f.  S.  auch  Car. 
Buresch,  Consol.  a  Graecis  Romanisque  Script,  hist.  crit.  S.  95  ff.  A.  Schmekel, 
Philos.  d.  mittl.  Stoa  S.  132  ff.  H.  v.  Arnim,  Stoic.  vet.  fragm.  I  S.  XX  ff. 
P.  Rabbow,  Antike  Schriften  über  Seelenheilung  u.  Seelenleitung  I,  Leipzig 
BerHn  1914,  S.  142  ff.  (zu  ß.  3  u.  4).    A.  Hefter  s.  zu  De  finibus. 

De  natura  deonon :  B.  Lengnick,  Ad  emendandos  explicandosque  Ciceronis 
libros  de  nat.  deor.  quid  ex  Philodemi  scriptione  rrfo(  Fvoeßsiu?  redundet,  Halle 
1871,  Diss.  Rud.  Hirzel,  Unters,  z.  Ciceros  philos.  Sehr.  I:  De  nat.  deor., 
Leipz.  1877,  P.  Schwenke,  Über  C.s  Quellen  in  d.  Büchern  de  nat.  deor., 
Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  119  (1879),  49-66;  129-142.  Derselbe,  Zu  C.  de  nat. 
deor.,  ebenda  125  (1882),  613—633.  W.  Wiegand,  Ährenlese  der  Kritik  u.  Erklär, 
d.  drei  Bücher  C.s  de  nat.  deor.,  nebst    einem  Nachwort    über  dessen   Verdienste 


]  72*  Literaturverzeichnis. 

um  die  Philosophie  überhaupt,  Zeitschr.  f.  Philos.  u.  philos.  Kril.  X.  F.  ~U  |1881)^ 
211-226.  A.  Goethe  (zum  Texte),  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  129  (1884),  30—34; 
133  (188G),  137—138;  137  (1888),  481-482.  Lcop.  Pvcinhardt,  Die  Quellen  v 
Cic.s  Sehr,  de  deor.  nat.,  Breslau  1888  (ßreslauer  philol.  Abh.  3,  2).  O.  Dieck- 
hoff,  De  Ciceronis  libris  de  nat.  deor.  recensendis,  Gott.  1895.  J.  Gaßner, 
M.  Tullii  Ciceronis  lil)r.  de  nat.  deor.  argumentum  explicatur,  Salzb.  1896,  Pr. 
R.  Hoyer,  Quellenstudien  z.  C.s  Büchern  de  nat.  deor.,  de  div.,  de  fato,  Rhein. 
Mus.  53  (1898),  37-  6;")  F.  Kotek,  Anklänge  an  C.s  de  nat.  deor.  bei  Minucius 
Felix  und  TenuUian,  Wien  1901,  Pr.  C.  Vick,  Karneades"  Kritik  d.  Theologie 
bei  Cicero  und  Sextus  Empiricus,  Hermes  37  (1902),  228-248.  A.  Gianola,  De 
compositione  et  fontibus  C.  libror.  qui  sunt  de  nat.  deor.,  Bologna  1904. 
Fr.  Stabile,  in  M.  Tullii  Ciceronis  de  nat.  deor.  1  c.  1 — 3,  Neapel  1904. 
M.  L.  Earle,  Proceed.  of  the  Araer.  philol.  assoc.  34,  35  (zu  de  nat.  deor.  I). 
H.  Deiter,  l'hilol.  65  (1906),  318  f.  (zu  2,  53,  132;  2,  57,  143).  P.  Cropp,  De- 
auctoribus,  quos  secutus  C.  in  libris  de  nat.  deor.  Academicorum  novorum  theo- 
logiam  reddidit.  Gott.  1909,  Diss.,  Bergedorf  b.  Hamb.  1909,  Pr.  J.  E.  B.  Mayor.. 
Class.  rev.  24  (1910).  145  (zu  2,  69).  J.  van  Wageningen.  Mnem.  39  (1911)^ 
135-140  (zu  1,  25.  26.  80).  L.  Delaruelle,  Rev.  d.  philol.  36  (1912),  299-308. 
E.  Kagarow  (Quelle  u.  Komposition  v.  C.s  Dialog  d.  nat.  deor.,  russisch),  Russ. 
Zeitschr.  Hermes  1912.  309-312.  K.  Praechter,  Hermes  48  (1913),  315-318 
(zu  2.  33,  83).  J.  A.  Kleist,  Class.  journ.  8,  81  ff.  (zu  1,  1).  S.  auch  Einleitung 
u.  Kommentar  d.  Ausgabe  von  J.  B.  Mayor,  ferner  zu  B.  1  H.  Diels,  Doxogr. 
Gr.  S.  121  ff.,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1893,  116,  zu  B.  2  H.  üsener,  Epicurea 
S.  LXVll  f.,  dem  H.  v.  Arnim,  Stoic.  vet.  fragm.  I  S.  XXX  beistimmt, 
P.  Wendland,  Posidonius'  Werk  ITfoI  decov,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  1  (1888). 
200—210,  Philos  Sehr.  üb.  d.  Vorsehung,  Berlin  1892,  S.  84  Anm.  1,  H.  Diels, 
Elementum,  Leipzig  1899,  S.  2  ff.  12,  Sh.  O.  Diekerman,  Some  Stock  lUustr, 
(oben  S.  31*  unter  IV),  S.  127. 

Cato  inaior  de  scnncftdc:  P.  J.  van  der  Ton,  Cato  maior  explicatur  et  e 
Graecis  potissimum  fontibus  illustratur,  Löwen  1821  (Annal.  acad.  Lovan.  3  |1822J, 
1  ff.).  X^assau,  Adnotationes  in  libr.  Cic.  de  sen.,  Groningen  1829.  Gust.  Schnei- 
der, Das  Platonische  in  §§  77  u.  78  v.  C.s  Cato  maior,  Zeitschr  f.  d.  Gymnasialw, 
33  (1879),  689—707.  Th.  Maurer,  D.  Abfassungszeit  von  C.s  Cato  maior,  Jahrbb. 
f.  klass.  Philol.  129  (1884),  386—390.  K.  Meißner.  Zu  C.s  Cato  maior,  Jahrbb.  f. 
klass.  Philol.  131  ( 1 885),  209 -  220.  Bast.  Dahl,  Zur  Handschriftenkunde  u.  Kritik 
des  ciceron.  Cato  maior,  Forhandlinger  i  videnskabsselskabet  i  Christiania  Aar 
1885.  1886.  Aug.  Otto,  Die  Interpolationen  in  C.s  Cato  maior,  Philol.  AbhandL 
M.  Hertz  z.  70.  Geb.  dargebr.,  Berl.  1888,  94-104.  Alfr.  Gercke,  Die  Hand- 
schriften von  C.s  Cato  maior,  in  d.  Verf.  Seneca-Studien,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol. 
Suppl.  22  (1896),  50—53.  L.  Havel,  Acad.  d.  inscr.  1901.  1902  (textkritisch). 
Derselbe.  Les  lignes  transpos^es  du  Cato  Maior,  Journ.  d.  sav.  1902,  370—382; 
401—412.  M.  L.  Earle,  Ad  Ciceronis  Catonem  Maiorem,  Rev.  d.  philol.  28  (1904), 
123  f.  A.  Äußerer,  De  clausulis  Minucianis  et  de  Ciceronianis  quae  quidem 
inveniuntur  in  libello  de  senectute,  Innsbruck  1906  (Commentat.  Aenipont.  I). 
Kath.  Allen,  The  date  of  Cicero's  Cato  maior  de  senectute,  Am.  journ.  of 
philol.  28  (1907),  297-300.  G.  R.  Throop,  A  new  ms.  of  Ciceros  de  senectute. 
Class.  philol.  3  (1908),  28,5—302.  Derselbe  (zu  §§  10.  37),  ebenda  6  (1911),  483. 
E.  Stettner,  Cato  maior,  eine  politische  Tendenzschrift,  Zeitschr.  f.  d.  österr. 
Gymn.  61  (1910),  684-698;  86.5-877.  M.  E.  Hirst,  Class.  rev.  24  (1910),  50 
(zu  16,  56).  Joh.  Schröter,  De  Ciceronis  Catone  maiore,  Weidae  Thuringorum 
1911,  Leipziger  Diss.  Car.  Simbeck,  De  Ciceronis  Catone  maiore,  München 
1911,  Diss.,  Kempten  1912,  Pr. ;  vollständig  in  Simbecks  Ausgabe  des  Cato  maior. 
H.  Kroeger,  De  Ciceronis  in  Catone  maiore  auctoribus,  Rostochii  1912,  Diss. 
S.  auch  Sh.  O.  Diekerman,  Some  Stock  Illustr.  (oben  S.  31*  unter  IV), 
S.  126  f.  (Quelle  von  §§  52  f.).  Fr.  Wilhelm,  Die  Schrift  des  Juncus  :^sqI 
yr)Q(og  und  ihr  Verhältnis  zu  Ciceros  Cato  maior,  Breslau   1911,  Pr. 

De  divinatione:  J.  Vahlen,  Rhein.  Mus.  27  (1872),  186  =  Ges.  philol.  Sehr.  I 
S.  573 f.  (zu  1,  19,  36;  2.  28,  62).  Th.  Schiche,  De  fontibus  librorum  Ciceronis 
qui  sunt  de  divinatione,  Jena  1875,  Diss.  F.  Zöchbauer,  Zu  Ciceros  Büchern 
de  divinatione,  Hernais  1877.  1878,  Pr.  K.  Hartfelder,  Die  Quellen  von  C.s 
zwei  Büchern  De  divinatione,  Freib.  i.  B.  1878,  Pr.  Vald.  Thoresen,  In  Cic. 
de  divin.  libr.  comm.  crit.,  Nord,  tidskr.  for  filol.,  3.  raekke  2  il893— 1894),  24-43. 


Zu  §  ()5.     Die  mittlere  und  neiiero  Akademie.  173* 

E.  Hoyer  t-.  zu  L)e  nat.  deor.  K.  Duraud,  La  dato  du  De  divinatione,  in: 
Melanges  Boissier,  Paris  190ii.  D.  Heerinjra,  (.^naestiones  ad  Ciceronis  de 
■divinatione  libros  duos  pertinentes,  Groningen  lOUü,  Diss.  Derselbe,  Noch  einmal 
•de  divinatione,  Philol.  68  (1909),  5()0— 568.  H.  Deiter,  Philol.  ß')  (190(1).  319 
(zu  1,  43,  95).  Guil.  Sander,  Quaestiones  de  Ciceronis  libris  quos  scripsit  de 
divinatione,  Gott.  1908,  Diss.  Fr.  Boll,  Philol.  69  (1910),  167  ff.  fzu  1,  121). 
L.  Delaruelle,  Etudcs  critiques  sur  le  texte  du  De  divinatione,  Rev.  de  philol. 
35  (1911),  231—253.  Henr.  Skassis,  Observ.  crit.  in  quosdam  locos  primi 
libri  qui  est  de  divinatione.  Athen  1915.  S.  auch  Schniekel,  Philos.  d.  niitll. 
Stoa  S.  17(5,  und  H.  v.  Arnim,  Stoic.  vet.  fragm.  I  S.  XXX. 

De  fato:  G.  Fonsegrive,  Les  trait^s  de  fato,  Aniiales  d.  1.  Faculte  des 
lettr.  d.  Bordeaux,  7.  annee,  N.  s.  2  (1885),  311—320.  A.  Gercke  (Abhängigkeit 
von  Antiochos  von  Askalon),  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  Suppl.  14  (1885),  t93. 
M.  Meinecke,  De  fontibus,  quos  C.  in  libello  de  fato  secutus  esse  videatnr, 
Marien^verder  1887,  Pr.  W.  Stüve,  Ad  Ciceronis  de  fato  librnm  observationcs 
variae,  Kiel  1895,  Diss.  R.  Hoyer,  s.  zu  De  nat.  deor.  A.  Schmekel,  Philos. 
■d.  mittl.  Stoa,  S.  155-184.  A.  Lörcher,  De  compositione  et  fönte  libri  Ciceronis 
-qui  est  de  fato,  Halis  Sax.  1907,  Diss.  (Diss.  philol.  Hai.  17,  4).  S.  auch 
M.  Pohlenz,  Beil.  philol.  Wochenschr.  1910,  327—329.  Henr.  Skassis,  Ad- 
not.  crit.  ad  Cic.  libr.  qui  de  fato  inscr.,  Athen  1915. 

Timaens:  C.  F.  Hermann,  De  interpretatione  Timaei  dialogi  a  Cicerone 
relicta,  Gott.  1842,  Pr.  Fr.  Hochdanz,  Quaestiones  crit.  in  Timaeum  Ciceronis 
•e  Piatone  transcriptnm,  Xordhausen  18.80,  Pr.  C.  Fries,  Unters,  z.  Cic.  Timaeus, 
Rhein.  Mus.  54  (1899),  555—592:  55  (1900),  18-54.  Derselbe,  Zu  C.s  Timaeus. 
Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1901,  246 — 252.  Derselbe,  Zum  ciceronischen  Timäus- 
fragment,  ebenda  1903,  1075 — 1077.  A.  Engelbrecht,  Zu  C.s  Übersetzung  aus 
•dem  piaton.  Timäus,  AViener  Studien  34  (1912),  216-226.  L\  Atzert,  De  Cicerone 
interprete  Graecoruni,  Gott.  1908,  Diss.,  Kap.  2:  De  Timaco. 

Laelius:  K.  F.  W.  Müller,  Zu  C.s  Laelius,  Zeitschr.  f.  d.  Gymnasialw.  33 
(1879),  14—24;  34  (1S80),  612-617.  Edra.  Weißenborn,  Gedankengang  u. 
Gliederung  von  C.s  Laelius,  Mühlhausen  1882,  Pr.  K.  Meißner,  Zu  C.s  Laelius, 
Jahrbb.  f.  klass.  Philol. .135  (1887),  545 — 557.  C.  Marchesi,  Giorn.  storico  della 
letter.  lat.  vol.  43  (zur  Überlieferungsgeschichte).  AV.  Fox,  Neue  philol.  Rund- 
schau 1904,  289  —  293  (z.  handschr.  Überlieferung).  Maxim.  Hoppe,  De  M.  TuUii 
•Ciceronis  Laelii  foutibus,  Yratisl.  1912,  Diss.  Salv.  Sabbadini,  De  Socratica 
philosophia  a  Cicerone  in  Laelio  adhibita  dissertatio,  Tergesti  1912.  J.  Blum, 
De  compositione  numerosa  dialogi  Ciceronis  de  amicitia,  Innsbruck  1913  (Comment. 
Aenipont.).  Vgl.  auch  R.  Fr.  Braxator,  Quid  in  conscribendo  Ciceronis  Laelio 
valuerint  Aristotelis  Ethicon  Xicomacheorum  de  amicitia  libri,  Halle  1871,  Diss., 
Oust.  Heylbut,  De  Theophrasti  libris  jisqI  (piUag,  Bonn  1876,  Diss.,  Gottfr. 
Bohnenblust,  Beiträge  z.  Topos  .TEot  (pi/Jag,  Berlin  1905,  Berner  Diss., 
M.  Pohlenz,  Berl.  phUol.  Wochenschr.  1906,  1391  f.;  1913, 1351  ff..  Fei.  Scheuer- 
pflug, Quaestiones  Laelianae,  Weidae  Thuring.  1914,  Jenaer  Diss. 

De  officiis:  Chr.  Garve,  Anmerkungen  u.  Abhandlungen  z.  seiner  Übers. 
Ton  De  off.,  Breslau  1783,  6.  Ausg.  1819.  F.  Hasler,  Über  d.  Verhältnis  d. 
heidnischen  u.  christl.  Ethik  auf  Grund  einer  Vergleichung  d.  ciceron.  Buches 
De  officiis  mit  dem  gleichnamigen  d.  heil.  Ambrosius,  München  1866.  R.  Hirzel, 
Unters,  zu  C.s  philos.  Schriften  II:  ...  De  officiis,  Leipz.  1882.  P.  Klohe,  De 
•Ciceronis  librorum  de  off.  fontibus,  Greifsw.  1889,  Diss.  Leop.  Reinhardt, 
Untersuchungen,  über  C.s  Offizien  (mit  einer  Einl.  üb.  d.  Mangel  an  Idealismus 
b.  d.  Römern),  Öls  1893,  Pr.  R.  Thamin,  Saint  Ambroise  et  la  morale  chr^tienne 
au  IV.  siecle.  Etüde  comparee  des  trait^s  ,.Des  devoirs"  de  C  et  de  saint 
Ambroise,  Paris  1895,  These  de  Lyon.  R.  Hoyer,  Die  Urschrift  v.  Cic.  de  officiis 
I  — III.  Kreuznach  1898,  Pr.  A.Gnesotto,  Atti  e  memor  d.  R.  Accad.  d.  sc, 
lett.  ed  arti  in  Padova  X.  S.  vol.  18,  3;  vol.  20,  3.  4;  vol.  25,  3;  vol.  27,  1  (zur 
Überlieferung).  Derselbe,  Contributo  alla  critica  del  testo  del  De  off.  di  Cicerone 
(libr.  1),  Padova  1902.  Derselbe,  II  cod.  Crespanese  del  De  off.  di  C,  Padua  1912. 
Derselbe,  II  testo  del  De  off.  di  Cic.  nel  cod.  di  Troyes  552,  Padua  1912  (zu 
•dieser  Hs.  auch  Marchesi,  Boll.  di  filol.  class.  20,  134—136).  A.  Grumme, 
Disposition  d.  ersten  Buches  d.  Schrift  C.s  über  die  PfUchten,  Gera  1904,  Pr. 
M.  Mollweide,  Wiener  Studien  27  (1905),  35-61;  28(1906),  263-282;  29  (1907), 


J  ^  4*  Literaturverzeichnis. 

116—129.  Ch.  Knapp,  Aiuer.  journ.  uf  philol.  1907,  r)9— 05  (zu  1,  7.  8). 
H.  Juugblut,  Die  Arbeitsweise  C.s  im  ersten  Buche  üb.  d.  PfHchten,  Frankf  a.  .M. 
1907,  Pr.  Derselbe,  C.  und  Panaetius  im  zweiten  Buche  üb  d.  Pflichten,  ebenda 
1910,  Fr.  N.  Vianello.  BoU.  di  filol.  class.  14  (1908),  200  f.  (zu  1,  22,  75). 
A.  W.  Verrall,  Class.  rev  23  (1909),  36—40  (zu  3,  11.  48).  C.  Atzert,  Hand- 
schriftliches z.  Cic.  de  off..  Hhein.  Mus.  68  (1913),  419.  Derselbe,  De  C.  librorum 
de  off  quibusdam  codicibus.  1.  De  cod.  Harl.  2716,  Osnabrück  1914,  Pr.  S.  Vassis, 
'Aüijvä  16,  230  (zu  1,  22).  Ch.  Knapp,  Amer.  journ.  of  philol.  31.  66  (zu 
2,  10).  A.  Schniekel,  Philosophie  der  mittleren  Stoa  S.  18-46.  Vgl.  auch 
G.  iSiefert.  Plutarchs  Schritt  .tfo/  fvßvfii'ag,  Naumburg  a.  S.  190S,  l'r.  von 
Pforta,  S.  43  ff. 

Consolatio:  Frid.  Schneider,  De  Cons.  Cic  Breslau  1835, Diss.  B.  A.  Schulz, 
De  Cic.  Cons.,  Greifsw.  1860.  K.  Halm,  Beiträge  zur  Berichtigung  u.  Ergänzung 
der  cieeron.  Fragmente,  Sitz.  d.  Münchener  Akad.  2  (1862),  1  ff.  K.  Schenk), 
Zu  C.s  Cons.,  Wiener  Studien  16  (1894),  38—46.  C.  Corssen,  Rhein.  Mus.  36 
(1881 1,  520 ff.  (C.  abhängig  von  Poseidonios).  Hirzel,  Unters,  zu  C.s  philos. 
Sehr.  III,  S.  353  (Krantor  Quelle;  s.  auch  Schmekel,  Philos.  d.  mittler.  Stoa 
S.  150  ff.).  K.  Buresch,  Consolationum  a  Graecis  Romanisque  script.  bist,  crit., 
S.  47  ff.  97  ff.  Schrnekel  a.  a.  ( ).  S.  152  f.  S.  auch  Pohlenz  zu  den  Tusc. 
disput.  (S.  171"*).  —  Über  die  in  der  Renaissancezeit  auf  C.s  Namen  gefälschte 
Consolatio  handeln  R.  Ellis,  On  the  ps.-cicer.  Cons.,  Class.  rev.  7  (1893),  197, 
Evan  T.  Sage,  The  ps.-cicer.  Cons.,  Chicago  1910,  Disg.  d.  Rockfeller-Universität. 

Hortensms :  I.  Bywater,  On  a  lost  dialogue  of  Aristotle,  Journ.  of  philol. 
2  (1869)  55-69.  H.  Usener.  Rhein.  Mus.  28  (1873),  395  ff.  =  Kl.  Sehr.  111 
S.  13  ff.  R.  Hirzel,  Über  den  Protreptikos  des  Aristoteles,  Hermes  10  (1876), 
61 — 100.  256.  H.  Di  eis,  Zu  Aristoteles'  Protreptikos  u.  C.s  Hortensius,  Arch  f. 
Gesch.  d.  Phüos.  1  (1888).  477—497.  O.  Piasberg.  De  M.  TuUii  Cieeronis  Hor- 
tensio  dialogo,  Berlin  1892,  Diss.  Dazu  H.  Usener,  Gott.  gel.  Anz.  1892,  377-389 
=  KI.  Sehr.  II  S.  353-365.  Th.  Stangl,  Zu  C.s  Dialog  Hortensius,  Jahrbb. 
f.  klass.  Philol.  147  (1892),  224.  P.  Hartlich,  De  exhort.  a  Graecis  Roma- 
nisque cript.  hist.  S.  240 ff.  291  ff.  W.  Ger h äußer,  D.  Protrept.  d.  Poseidonios, 
s.  dort  das  SteUenregister.  R.  D  ienel.  Zu  C.s  Hortensius.  Wien  1912,  1913,  1914,  Pr. 
Derselbe,  C.s  Hortensius  und  S.  Augustins  De  beata  vita,  Wien  1914,  Pr.  Ver- 
hältnis von  Augustin  contra  Acad.  zu  C.s  Hortensius:  D.  Ohlmann,  De  S.  Aug. 
dial.  in  Cass.  scriptis,  Straßb.  1897,  Diss.  P.  Drewnick,  De  Aug.  contra  Acad. 
libris  III,  Breslau  1913,  Diss.  (dazu  R.  Philippson,  Berl.  philol.  Woch.  1915, 
1366 ff.).  —  S  auch  E.  Badstübner,  Beitr.  z.  Erkl.  u.  Krit.  d.  philos.  Sehr. 
Senecas,  Hamb.  1901,  Pr.,  S.  10. 

De  f/loria :  Fr.  Schneider,  Meletemata  in  C.  de  gloria  libros,  Zeitschr.  f. 
Altertumswiss.  1839  Nr.  28  f.  Fr.  Osann,  Beitr.  z.  griech.  u.  röm.  Literatnr- 
gesch.  II,  Cassel  u.  Leipz.  1839,  S.  30—34. 

De  virtutihus:  H.  Knoellinger,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1905,  942.  Der- 
selbe, De  Cic.  de  virt.  libro,  Gießen  1908,  Diss.,  vollständig  in  d.  Ausg.  der 
Fragmente.  R.  Sabbadini,  11  trattato  „de  virtutibus"  di  C.,  Atene  e  Roma 
12,  2-6. 

Oeeonomicus:  K.  Schenkl.  Sitz.  d.  Wiener  Akad.  83  (1876),  105.  K.  Fries, 
Rhein.  Mus.  55  (1900),  51  ff.  (Art  der  Wiedergabe  der  Fragmente  durch  Colu- 
mella).  V.  Lundström,  C.s  Übers,  v.  Xenophons  Oikonomikos  (schwedisch), 
Eranos  (Act.  philol.  Suec.)  12  (1912),  1-31.  Car.  Virck,  Cic.  qua  ratione 
Xenophontis  Oeconomicum  latine  verterit,  Weimar  1914,  Berl.  Diss. 

Protagoras :  J.  A.  C.  van  Heusde,  M.  Tüll.  Cic.  (fi/.o:T/.uTO)r  (s.  o.  S.  168*), 
S.  92.  274.  R.  Philippson,  Ciceroniana  ...  II:  Die  Protagorasübersetzung, 
Jahrbb.  f.  klass.  Phüol.  133  (18S6),  423-425. 

Laudatio  Catonis  ( Verherrlichung  d.  stoischen  Tugendideals'^) :  Fr.  Schnei- 
der, De  Cieeronis  Catone  minore,  Zeitschr.  f.  d.  Altertumswiss.  1837  Nr.  140  f. 
C.  Göttling.  De  Cieeronis  laud.  Catonis  et  de  Caesaris  Anticatonibus,  Jena 
1865  =  Opusc.  acad.,  Leipz.  1869,  S.  153—166.  A.  Dyroff,  Zu  d.  Anticatonen 
d.  Cäsar,  Rhein.  Mus.  50  (1895),  481—484.  Derselbe,  Cäsars  Anticato  u.  Ciceros 
Cato,  Rhein.  Mus.  63  (1908),  587—604. 


Zu  §  ()B.     Die  mittlere  Stoa.  175* 

Die  rliclorisclien  Schriften  in  ihren  lk\iehungen  Kiir  PhUosopliie:  M.  A\'allies, 
De  foiitihus  Topicoruni  Ciceronis,  Berlin  1878,  Hallesche  l)iss.  R.  Philippson, 
Ciceroniaiia  I:  De  inventione,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  133  (1886),  417—423. 
P.  Thielscher,  C.s  Topik  u.  Aristoteles,  Philol.  67  (1908),  52-67.  H.  v.  Arnim, 
Leben  xi  Werke  des  Dio  v.  Prusa,  Berlin  1898,  S.  97-111  (sucht  Philon  von 
Larisa  als  Quelle  von  C.  de  oratore  zu  erweisen).  \V.  Kroll,  Studien  über  C.s 
Schritt  de  oratore,  Rhein.  Mus.  58  (1903),  552—597  (verficht  gegen  v.  Arnim  mit 
Glück  die  Ansicht,  daß  Antiochos  von  Askalon  C.s  Vorbild  sei).  Derselbe,  C. 
u.  die  Rhetorik.  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  11  (1903).  681-689.  P.  Stern - 
köpf.  De  M.  TuUii  Ciceronis  Partitionibus  oratoriis,  Münster  1914,  Diss.  (C.  folgt 
Antiochos  v.  Askalon). 

Beitrüge  je  xu  mehreren  philosophischen  Schriften  (soweit  nicht  schon  unter 
den  einzelnen  Schriften  erwähnt):  Joh.  Vahlen,  Zu  C,  Zeitschr.  f.  d.  österr. 
Gymn.  19(1868),  104;  derselbe,  Zu  C.s  philos.  Schriften,  ebenda  24  (1873),  241-  247; 
beide  Arbeiten  abgedr.  in  des  Verf.  Ges.  philol.  Schriften  I  565—573.  Brieger, 
Beitr.  z.  Krit.  einiger  philos.  Schriften  C.s,  Posen  1873,  Pr.  A.  AVeidner,  Z. 
Kritik  der  rhetor.  u.  philos.  Schriften  C.s,  Philol.  38  (1879),  63—90.  Derselbe, 
AdversaHa  TüUiana,  Dortmund  1885,  Pr.  W.  Friedrich,  Zu  C.s  philos.  Schriften, 
Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  127  (1883),  421-434.  H.  Gilbert,  Zu  Cic.  de  off. 
u.  de  leg.,  ebenda  129  (1884),  773—775.  Fr.  J.  Drechsler,  Testkrit.  Vonschi, 
z.  C.  Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  37  (1886),  721—726.  H.  Deiter,  Krit.  Bern, 
z.  C.S  philos.  Schriften^  Philol.  46  (1888),  174—177;  57  (1898),  346—348;  65  (1906), 
318 — 319.  H.  Anz,  Krit.  Bern.  z.  C.s  Cato  maior,  Paradoxa,  Somnium,  in:  Fest- 
schrift z.  Feier  d.  350jähr.  Bestehens  d.  Gymn.  Quedlinburg  1890.  Em.  Spanoghe, 
Emendationes  TuUianae,  Lugd.  Bat.  1890.  A.  Werth,  De  Ciceronis  et  Senecae 
locis  aliquot,  in:  Schedae  philol.  H.  Usener  a  sodal.  semin.  reg.  Bonn.  obl..  Honnae 

1891,  S.  35-46.  J.  C.  G.  Boot,  Coniectanea  Tulliana,  Mnemos.  23  (1895),  199  bis 
220.  Joh.  Vahlen  (zu  philos.  Schriften  C.s^  Ind.  lect.  hib..  Berol.  1899.  S. 
auch  W.  M.  Lindsay,  Rhein.  Mus.  57  (1902),  197 ff.  (philos.  Schriften  C.s  als 
Quellen  d.  Nonius  Marcellus). 

Zu  J;  66.  Die  mittlere  Stoa  (Stoische  Schule  IL  Teil,  Fortsetzuuir  zu 
§§  55  — 5^).    Jahresberichte  s.  o.  S.  23*  f.  (nacharistotelische  Philosophie/. 

Die  mittlere  Stoa  hn  allf/eineinen:  Hauptwerk:  A.  Schmekel.  Die 
Philosophie  der  mittleren  Stoa  in  ihrem   geschichtlichen  Zusammenhange,    Berlin 

1892.  Äußere  Geschichte  und  System  der  mittleren  Stoa  sowie  ihr  Zusammen- 
hang mit  Vergangenheit  und  Folgezeit  sind  hier  in  gründlicher  und  ergebnis- 
reicher Weise  behandelt,  auch  ihr  Einfluß  auf  die  allgemeine  Kultur,  auf 
Dichtung,  Recht  und  Fachwissenschaften  ins  Licht  gesetzt.  Die  eingehende 
Quelleuanalyse  bietet  insbesondere  für  Ciceros  philosophische  Schriften  und  ihre 
Beziehungen  zur  jVIittelstoa  wichtige  Resultate.  Den  Anregungen  dieses  ver- 
dienstlichen VVerkes  ist  die  seitdem  durch  zahlreiche  Einzelforschungen  gewonnene 
Kenntnis  der  Mittelstoa  und  ihrer  Nachwirkungen  zu  einem  guten  Teile  zu  ver- 
danken. (Otto  Wetzstein,  Die  Wandlungen  der  stoischen  L.  unter  ihren 
späteren  Vertretern,  I  u.  II,  Neu-Strelitz  1892/94,  ist  wertlos.)  Neben  Schmekel 
und  Zeller ,  Philos.  d. Gr.  III  1*  S.  572  ff.  sind  überall  Susemihl,  Gesch.  d.  griech. 
Liter,  in  der  Alexandrinerzeit  II  S.  62  f f .  und  Cichorius,  Rhein.  Mus.  63  (1908), 
197 — 223  heranzuziehen.  Zur  Behandlung  der  Tugend-  und  PfHchtenlehre  in  der 
Mittelstoa  L.  Radermacher,  Rhein.  Mus.  60  (1905),  549  ff.  Über  den  in  dieser 
Periode  einsetzenden  Einfluß  des  Stoizismus  auf  die  Römer  handeln  Hollen- 
berg,  Lipsiae  1793,  P.  Montöe,  Le  stoicisme  ä  Rome,  Paris  1865,  D.  Zimmer- 
mann, Quae  ratio  philosophiae  Stoicae  sit  cum  religione  Romana,  Erlangen 
1858,  Pr.,  Zeller  III  1  *  S.  550 ff.,  derselbe,  Religion  u.  Philos.  bei  den  Römern, 
in:  Vortr.  u.  Abh.  2.  Samml.  S.  93—135,  Schmekel  S.  439  ff.  (hier  S.  454ff. 
über  die  vielbesprochene  Frage  nach  dem  Einfluß  des  Stoizismus  auf  das  römische 
Recht),  E.  V.  Arnold,  Roman  Stoicism,  Cambridge  1911  (dazu  W.  Capelle, 
Berl.  philol.  Wochenschr.  1913,  395—403).  S.  auch  Wendland,  Hellen.-röm. 
Kult.  ■^-  »  S.  57  ff.  137  ff.,  sowie  die  Literatur  zu  Panaitios,  insbesondere  Reitzen- 
stein  und  Wissowa.  Beziehungen  zwischen  Stoizismus  und  ägyptischer  Spe- 
kulation: R.  Reitzenstein,  Zwei  religionsgeschichtl.  Fragen,  ll.  Schöpfungs- 
mythen  und  Logoslehre,  Straßb.  1901.     S.  auch  die  Literatur  zu  Poseidonios. 


'['({')*  Literaturverzeichnis. 

Pauaitios:  C.  G.  Ludovici,  Panaetii  iunioris  Stoici  philosophi  vitain  et 
inerita  in  Romanoriuu  cum  philosophiam  tum  iurisprudentiam  illustr.,  Lips.  1734, 
ausführlicher  ¥.  G.  van  Lynden,  Disput,  historico-critica  de  P.  Rhodio  philos. 
Stoico.  Lu<;'d.  Bat.  lSu2.  E.  Zell  er,  Beiträge  zur  Kenntnis  des  Stoikers  Fan., 
in:  Comment.  in  honorem  Theod.  Mommsen,  ]877,  !S.  402  —  410  =  Kl.  Sehr.  I 
S.  179—190.  Aless.  Chiappelli,  Panezio  di  Rodi  e  il  suo  giudizio  sulla 
autenticita  del  Fedone,  in:  Filosofia  deile  scuole  italiane  26  (18S2),  223—242. 
Henr.  Doege,  Quae  ratio  intercedat  inter  Panaetium  et  Antiochum  Ascalonitam 
in  morali  philos.,  Halle  1896,  Diss.  R.  Reitzenstein ,  Werden  und  Wesen  der 
Humanität  im  Altertum,  Straßb.  1907  (dazu  J.  Kaerst,  Gesch.  d.  heilenist.  Zeit- 
alters II  1  8.  372  ff.).  M.  Pohlenz,  Das  zweite  Buch  der  Tuskulauen.  Hermes 
44  (1909],  23—40.  G.  Wissowa,  Religion  und  Kultus  der  Römer '^,  München 
1912.  S.  69.  Über  Panaitios'  Einfluß  auf  Polvbios  sind  R.  v.  Scala,  Die  Studien 
•des  Polvbios,  Stuttg.  1S90,  S.  250  ff.  iind  Susemihl  II,  S.  81.  96  ff.  zu  ver- 
gleichen. —  S.  auch  V.  Mess  zu  Poseidonios  (unter  Plittarcli)  und  die  Literatur 
zu  Cicero  (^de  rep.,  de  leg.,  Tusc.  disp.,  de  divin.,  Lael.'  de  off.). 

Über  den  Schüler  des  P.  Q.  Aelius  Tubero  als  Verfasser  eines  astronomisch- 
meteorologischen Werkes  handelt  O.  Cunz  in:  ZrocofiaTsTg,  Grazer  Festg.  zur 
50.  Versamml.  deutscher  Philol.  u.  Schulmänner,  Graz  1909,  S.  49 — 57.  S.  auch 
Klebs.  Artikel  Aelius  1.55  bei  Pauly- Wissowa. 

Hekaton:  S.  außer  Zeller  III  1*  S.  590,  Schmekel  S.  14 f.  290—296, 
Susemihl  II  S.  240—242  auch  H.  v.  Arnim,  Artikel  Hekaton  1  bei  Pauly- 
Wissowa- Kroll. 

Dfovf/fiios:  S.  außer  Zeller  III  1  *  S.  590,  Schmekel  S.  16f.  298-303, 
Susemihl  II  244.  711  f.  auch  H.  v.  Arnim,  Artikel  Dionysios  122  bei  Pauly- 
Wissowa. 

Mnesarchos:  Zeller  III  1*  S.  591,  Schmekel  S.  16.  296  f.,  Suse- 
mihl II  S.  238  f. 

Poseidonios :  Paul  Töpelmann,  De  Pos.  Rhodio  rerum  scriptore,  Bonn 
1867,  Diss.  R.  Scheppig,  De  Posidouio  Apamensi  rerum  gentium  terrarum 
•scriptore,  Berl.  1870.  Paul  Rusch,  De  Posidonio  Lucreti  Cari  auctore  in  car- 
mine  de  rer.  nat.  VI.,  Greifswald  1882,  Diss.  C.  F.  Arnold,  Untersuchungen 
über  Theophanes  von  Mytilene  u.  Pos.  von  Apamea,  Leipz.  1882.  O.  Apelt,  Die 
stoischen  Definitionen  der  Affekte  u.  Poseidonios,  Jahrbb.  f.  kl.  Philol.  131  (1S85), 
513  —  550.  aufgenommen  in:  Beiträge  usw.,  s.  oben  S.  41*.  P.  Wendland, 
Posidonius'  Werk  rreoi  ßscor,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  1  (1888),  200-210.  Sieh 
auch  P.  Hartlich,  De  exhortationum  a  Graecis  Romanisque  script.  historia  et 
indole.  Leipziger  Studien  11  (1889\  282  ff.  E.  Schwartz,  Hermes  32  (1897),  561 
(P.'  Historiographie  im  Zusammenhange  mit  seiner  ganzen  geistigen  Richtung). 
M.  Pohlenz,  De  Posidonii  libris  n.  noMcov,  Jahrbb.  f.  kl.  Philol.,  Supplementbd.  24 
■(1898),  535—634.  E.  Martini,  Quaestiones  Posidonianae,  Lpz.  J895,  Diss.  = 
Leipz.  Stud.  17,  341 — 401;  derselbe,  Lucubr,  Posidon.  spec.  I,  Philol. -histor. 
Beitr.  C.  Wachsmuth  zum  60.  Geburtst.  überr.,  Leipz.  1S97,  1.55—160;  spec.  II, 
Rhein.  Mus.  52  (1897),  348—376.  F.  Schühlein,  Studien  zu  Pos.  Rh.,  Frei- 
sing 18S6.  1891,  Pr.;  derselbe,  Untersuchungen  über  des  Posidonius'  Schrift  nsol 
"Qy^euvov,  Freising  190<  >.  1901,  Pr. ;  Erlangen  1902,  Diss.  H.  Di  eis,  Elementura, 
Leipzig  1899,  S.  10  f.  (Berossos'  Theorie  der  Mondphasen  und  verwandte  Lehren 
in  Poseidonios'  Meteorologie  benutzt;  vgl.  dazu  jedoch  Fr.  Boll,  in:  Aufsätze 
zur  Kultur-  und  Sprachgeschichte,  vornehmlich  des  Orients,  Ernst  Kuhn  zum 
70.  Geb.  7.  IL  1916  gewidmet,  S.  235).  H.  Richards,  Posidonius  ap.  Athen. 
234A,  Class.  rev.  16  (1902),  396.  M.  Arnold,  Quaestiones  Posidonianae  (Spe- 
■cim.  U,  Lipsiae  1903.  Ed.  Schwartz,  Zu  Clem.  Tk  6  aot';.  :r).ova.,  Hermes  38 
(1903),'  75—100  (das  Zenonische  bei  Athen.  6  p.  233  b  f.  durch  P.  vermittelt). 
Derselbe.  Polvbios  u.  Poseidonios,  in:  Charakterköpfe  aus  der  antiken  Literatur, 
Leipz.  1903,  S.  68—95.  R.  Reitzenstein,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw. 
13  (1904).  180  (nimmt  Einwirkung  griechisch-ägyptischer  Apokalypsen  auf  P.  an). 
W.  Capelle,  Der  Physiker  Arrian  und  Poseidonios,  Hermes  40'  (1905),  614 — 635 
(dazu  Wilamowitz,*Der  Physiker  Arrian.  Hermes  41  [1906],  157  f.).  G.  Alt- 
mann,  De  Posidonio  Timaei  Piatonis  commentatore,  Berlin  1906,  Diss.  (Zu 
Poseid.  Timaioskommentar  vgl.  auch  Röscher,    Philol.  67  [1908],   15S— 160    und 


Zu  §  GG.    Die  mittlere  Stoa.  17(* 

die  unten  anzuführende  Literatur  über  Poseidonios"  Nachwirkun^eu  bei  Späteren). 
H.  Steinmetz,  De  ventorura  descriptionibus  apud  Graecos  Romanosque,  Gott. 
1907.  Diss.  (darin  Kap.  6  De  Posidonio).  Wilh.  Gerbäußer,  Der  Protreptikos 
des  P.,  ^lünchen  1912,  Heidelberger  Dis.s.  (zu  dem  hier  vermuteten  Einflüsse  des 
Demokrit  auf  P.  vgl.  M.  Pohlenz,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1913,  41).  W.  IT. 
Röscher.  Über  Alter,  Urspruns;  u.  Bed.  d.  hippokr.  Sehr.  v.  d.  Siebenz.,  Abh. 
d.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.,  philol.-hist.  Kl.  1911  (S.  118  ff.),  Die  hippokr.  Sehr,  von 
der  Siebenzahl,  I*aderborn  1913  (vermutet  Abhängigkeit  des  P.  von  der  Schrift 
-T.  fßöofiudcor).  P.  Rabbüw.  Antike  Schriften  über  Seelenheilung  und  Seelen- 
leitung I,  Leipz.  Berl.  1914  (P.'  Affektenlehre  u.  Psychotherapie).  H.  Ringel- 
taube, Quaest.  ad  veter.  philosophor.  de  affect.  doctrin.  pertinentes,  Gott. 
1913,  Diss.,  S.  2  ff.  O.  Viedebantt,  Eratosthenes,  Hipparchos,  Poseidonios, 
Klio  14  (1914),  207— 25G.  P.'  geographische  Anschauungen:  H.  Berger,  Gesch. 
d.  Avissensch.  Erdkunde  d.  Griech.*,  Leipz.  1903,  S.  550  ff.  P.'  meteorologische 
Theorien:  O.  Gilbert.  Die  meteorol.  Theorien  d.  griech.  Altertums,  Leipz.  1907 
(s.  dort  das  Register  unter  Poseidonios).  W.  Capelle  in  den  S.  30*  f.  genannten 
Abhandlungen.  P.'  Stellung  zum  Sternglauben:  Erw.  Pfeiffer,  Stud.  z.  ant. 
Sternglauben  {^ror/eia  Heft  2),  Leipzig.  Berlin  191G,  S.  63  ff.  77  ff.  P.'  Dämonen- 
lehre: R.  Heinze,  Xenokrates  (oben  S.  119".)  S.  98 ff.  —  Zur  Geschichte  der 
Familie  des  P.:  A.  Gercke,  War  der  Schwiegersohn  des  Poseidonios  ein  Schüler 
Aristarchs?  Rhein.  Mus.  G2  (1907),  116  —  122;  hier  auch  Chronologisches  zu 
Poseidonios  (anders  Fr.  Rühl,  Rhein.  Mus.  62  [1907],  432  f.).  Auf  die  Literatur 
über  Poseidonios'  Geschichtswerk,  soweit  sie  nicht  seine  Philosophie  berührt, 
kann  hier  nicht  eingegangen  werden. 

Sehr  lebhaft  und  ertragreich  war  die  Forschung,  die  in  den  letzten  Jahr- 
zehnten dem  Einfluß  dcf  Poseidonios  auf  die  grieehiscli-römische  PlnlosopJne  und 
die  Fac/ncissenschaften  gewidmet  wurde.  Der  Nachweis  poseidonischer  Lehren 
bei  zahlreichen  anderen  Autoren  war  dann  -wieder  für  die  Rekonstruktion  der 
eigenen  Gedankenwelt  des  Philosophen  von  großem  Werte.  Ein  lückenloses  Ver- 
zeichnis der  hierher  gehörigen  Literatur  würde  die  dieser  Darstellung  gezogenen 
Grenzen  überschreiten.  Das  Wichtigere  stelle  ich  hier  zusammen.  Voraus  be- 
merkt sei.  daß  die  zu  den  einzelnen  Schriftstellern  verzeichneten  Arbeiten  großen- 
teils zugleich  auch  die  innerhalb  des  nämlichen  Gebietes  (Astronomie,  Meteoro- 
logie. Paradoxographie  usw.)  benachbarten  Autoren  berühren.  Überall  ist 
auch  hier  Schmekel.  Die  Philosophie  der  mittleren  Stoa,  heranzu- 
ziehen. Die  unmittelbare  und  mittelbare  Einwirkung  von  P.s  Pro- 
treptikos auf  zahlreiche  Schriftsteller,  die  im  Folgenden  nur  z.  T. 
genannt  werden  können,  behandelt  W.  Gerhäußer,  D.  Protr.  d.  P. 
(s.  oben).  Die  wichtigeren  Erscheinungen  von  1889—1899  sind  von  K.  Praechter 
in  Bursians  Jahresbericht  96  (1898  I)  S.  25  f.;  108  (1901  I)  S.  148  ff.  be- 
sprochen. 

Einfhiß  des  Poseidonios  auf  die  antike  Berichterstattunfj  über  philosophisclie 
Lehren  (Vetusta  placita  usw.)  s.  oben  S.  18  unter  c,  29.  Di  eis,  Doxogr.  Gr. 
S.  100.  224,  Eleraentum  S.  11.  W.  Capelle  s.  Arrian  (u.  S.  180*).  P.  Wend- 
land, Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  1  (1888),  201  ff.  H.  v.  Arnim,  Einleitung  zu 
Stoic.  vet.  fragm.  S.  XLIV  f.  H.  Strache,  De  Arii  Didvmi  in  mor.  philos. 
auctorib.,  Berol.  1909,  Diss.,  S.  80.    Vgl.  auch  Cicero  u.  S.  178*. 

Äsklepiodotos:  Diels,  Dox.  Gr.  S.  19.  E.  Oder,  Philol.  Suppl.  7  (1898), 
290.  302.  K.  K.  Müller,  Artikel  Äsklepiodotos  10  bei  Pauly-Wissowa.  A.  Bren- 
necke S.  5  f f .  der  unter  Seneca  (S.  179*)  zu  verzeichnenden  Dissertation.  Hier 
ist  auch  die  frühere  Literatur  angegeben. 

Heron  von  Alexandreia :  Clermont  Ganneau,  H^ron  d'Alexandrie  et  P. 
le  Stoieien,  Rev.  crit.  1899,  501  f.  K.  Tittel,  Artikel  Heron  5  bei  Paulv-Wissowa- 
KroU  (S.  998.  1059). 

Geminos :  Diels,  Dox.  Gr.  S.  19.  K.  Manitius  im  Anhange  seiner  Aus- 
gabe: G.  elementa  astronomiae,  Lij^siae  1898,  wo  auch  die  frühere  Literatur  zu 
finden  ist.  K.  Tittel,  Artikel  Geminos  1  bei  Pauly-Wissowa-KroU.  Erw. 
Pfeiffer,  Studien  zum  antiken  Sternglauben  {Ixor/_era  Heft  2),  Leipzig.  Berlin 
1916,  S.  54  ff,  S.  auch  Malchin  unter  Manilius  (S.  179*),  Martini  unter 
Xleomedes  (S.  180*). 

Ueberwog,  Gnmdriß  I.  m 


278*  Literaturverzeichnis. 

Anonym.  II  xn  Amt.  (E.  Maaß,  Comm.  in  Arat.  reliquiae  S.  102  ff.): 
außer  den  Nachweisen  von  E.  Maaß  s.  W.  Capelle  unter  Arrian  (S.  180*). 

Xigidhis  Figulus:  J.  Geffcken,  Hermes  49  (1914).,  327  ff. 

Ps.-Epikur,  Brief  an  PyÜiokles:  Diels,  Eleraentum  S.  10  f. 

LukrcK:  P.  Rusch,  De  P.  Lucreti  Cari  auctore  in  carni.  de  nat.  rer.  VI., 
Oreifsw.  1882,  Diss.    Diels,  Eleraentum  S.  10  f. 

SalJnst :  E.  Wendung,  Zu  Poseid.  und  Varro,  Hermes  28  (1893),  345. 
E.  Schwartz,  Hermes  32  (1897),  561.  565.  Car.  Wagner,  De  Salhistii  pro- 
oemiorum  fontibus,  Lips.  1910,  Diss.,  S.  13  ff.  (berührt  auch  das  Verhältnis  von 
Oicero,  Seneca,  Manilius,  Firmicus  Maternus  zu  P.'  Protreptikos.  Vgl.  auch 
Gerhäußer,  D.  Protrept.  d.  Pos.,  s.  dort  das  Stellenregister  unter  Sallustius). 
Gull.  Theissen,  De  Sallustii,  Livii,  Taciti  digressionibus,  Berlin  1912,  Diss. 
Jos.  Morr,  Die  Entstehung  der  Einleitungen  von  S.s  Bell.  Cat.  und  Bell.  Jug., 
Troppau  1914,  Pr.     S.  auch  Wendung  unter  Varro. 

Varro:  E.  Norden,  Varroniana  II,  Rhein.  Mus.  48  (1893),  529  ff.  (Varros 
Marius  de  fortuna  und  die  entsprechenden  Stellen  bei  Livius  [Valerius  Maximus), 
Diodor  und  Plutarch  von  P.  abhängig).  E.  Wendung.  Zu  P.  und  V.,  Hermes 
28  (1893),  335—353  (Das  Ined.  Vatic.  [v.  Arnim,  Hermes  27  (1892),  118  ff.:,  sowie 
die  Parallelen  bei  Sallust,  Strabon,  Diodor  und  Athenaios  hängen  von  P.  ab; 
Varro  scheint  Vermittler  zwischen  P.  und  Sallust  zu  sein).  R.  Agahd,  Quaes- 
tiones  Varronianae  in  des  Verf.  Ausgabe:  M.  Terenti  Varronis  antiquit.  rer.  div. 
libri  I,  XIV,  XV,  XVI,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  Suppl.  24  (1898).  1—220;  367 
bis  381.  E.  Oder,  Philol.  Suppl.  7  (1898),  304  ff .  363  (Varro  ist  in  der  Hydro- 
logie die  Brücke  zwischen  Poseidonios  einer-,  Plinius  und  Vitruv  andererseits). 
G.  Wissowa,  Religion  u.  Kultus  d.  Römer  ■^  S.  69  (Anschluß  V.s  an  P.  in  der 
Religionsphilosophie).  —  G.  Kaibel,  Antike  Windrosen,  Hermes  20  (1885),  579 
bis  624,  nimmt  Benutzung  Varros  durch  P.  an.  Dagegen  mit  Recht  E.  Oder, 
Philol.  Suppl.  7  (1898),  363,  W.  Capelle,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw. 
15  (1905),  16. 

Cicero:  Hier  muß  auf  die  Literatur  zu  Cicero  (S.  168*  ff.),  insbesondere  zu 
dessen  Schriften  De  republica  (Somnium  Scipionis),  De  finibus  bonorum  et  malorum 
(s.  dort  Strache),  Tusculanae  disputationes,  De  natura  deorum,  De  divinatione, 
De  fato,  Timaeus,  De  officiis  (das  dritte  Buch  kommt  in  Frage),  Consolatio 
(Corssen),  Hortensius  und  De  inventione  (s.  rhetorische  Schriften,  S.  175*)  ver- 
wiesen werden. 

Androyiikos  von  Rhodos:  F.  Littig,  A.  v.  Rhod.  II.  III.,  Erlangen  1894. 
1895,  Progr. 

Diodor:  E.  Norden  und  E.  Wendung  s.  unter  Varro.  G.  Busolt,  D.s 
Verhältnis  zum  Stoizismus,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  139  (1889),  297-315. 
W.  Capelle,  Berlin,  philol.  Wochenschr.  1908,  668-672  (zu  Diod.  32,  12,  1). 

Dionys  v.  Ealikarnass:  E.  Wendung  in  dem  unter  Varro  angeführten 
Aufsatz  S.  351  f. 

Strabon:  R.  Zimmermann,  Pos.  und  Strab.,  Hermes  23  (1888),  103-130. 
E.  Maaß,  Aratea,  Berlin  1892  (Phil.  Unters,  her.  v.  A.  Kiessling  u.  U.  v.  Wila- 
mowitz-Moellendorff,  12.  Heft),  S.  192  ff.  E.  Wendling  s.  oben  unter  Varro. 
E.  Oder,  Philol.  Suppl.  7  (1898),  319  f.  G.  D.  Ohling,  Quaestiones  Posido- 
nianae  ex  Str.  conlectae,  Gott.  1908,  Diss. 

Vergü:  Schmekel  a.  a.  O.  S.  450  f.  W.  Volkmann,  Die  Nekyia  im 
6.  B.  d.  Äneide  V.s,  Jahresber.  d.  Schles.  Ges.  f.  vaterländ.  Kultur,  Breslau  1903. 
E.  Norden,  P.  Vergilius  Maro  Aeneis  Buch  VI,  2.  Aufl.  Leipzig.  Berlin  1916; 
s.  Register  Ib  unter  Stoa.  J.  Geffcken,  Hermes  49  (1914),  321  ff.  (dagegen 
J.  Kroll,  ebenda  50  [1915],  137  ff.).  Erw.  Pfeiffer,  Stud.  zum  antiken  Stern- 
glauben S.  66  ff. 

Horax:  Schmekel  a.  a.  O.  S.  453. 

Ovid:  Schmekel  a.  a.  O.  S.  288  Anm.  4,  S.  451  f.  Geffcken,  Hermes 
49  (1914),  328  f. 


Zu  §  66.    Die  mittlere  Stoa.  179* 

Liiiiis  und  von  ihm  Äbhän(ji(je:  E.  Norden,  Rhein.  Mus.  48  (1893),  543. 

Cornificius  (Macrob.  Sat.  1,  23,  2.  7,  Coram.  in  Somn.  Scip.  2,  10,  10  ff.): 
K.  Reinhardt,  De  Graec.  theol.  cap.  duo  S.  70,  1. 

Ps.-Platon,  Axiochos :  Mart.  Meister  s.  oben  S.  104*. 

Cornelius  Labeo :  Benno  Boehm,  De  Com.  Lab.  aetate,  Königsb,  1913, 
Diss.    W.  Bousset,  Arch.  f.  Religionswiss.  18  (1915),  139  Anno.  1. 

Viiruv:  G.  Kaibel,  Hermes  20  (1885),  613  ff.  M.  Thiel,  Quellen- 
kritisches zu  Yitruvius,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  155  (1897),  366 — 368.  Derselbe, 
Quibus  auctoribus  Vitruvius  quae  de  rairabilibus  aquis  refert  debeat,  in:  Philol. - 
hist.  Beiträge  C.  Wachsmuth  zum  60.  Geburtstag  überr.,  S.  92 — 106.  E.  Oder 
s.  unter  Varro.  A.  Rainfurt,  Zur  Quellenkritik  von  Galens  Protreptikos, 
Freib.  i.  Br.  1905,  S.  54 f.  C.  Watziuger,  Vitruvstudien,  Rhein.  Mus.  64 
(1909),  202  ff. 

Po7npeius  Trogus:  S.  Sudhaus,  Aetna  S.  70. 

Philon  V.  Alexandreia:  H.  Diels,  Doxogr.  Gr.  S.  107.  P.  Wendland, 
Philos  Schrift  über  die  Vorsehung,  Berlin  1892.  Derselbe,  Philol.  57  (1898),  267. 
Mathilda  Apelt,  De  rationibus  quibusdam  quae  Philoni  Alex,  cum  Posidonio 
intercedunt,  Lipsiae  1907,  Diss.  v.  Jena  (Comm.  philol.  Jenens.  vol.  8,  fasc.  1, 
S.  89—141). 

HeraUeiios  der  Stoiker:  K.  Reinhardt,  De  Graec.  theologia  capita  duo, 
S.  5  ff. 

Manilius:  H.  Diels,  Rhein.  Mus.  34,  487  ff.  Fr.  IVIalchin,  De  aucto- 
ribus quibusdam  qid  Posidonii  libros  meteorologicos  adhibuerunt,  Rostochii  1893, 
Diss.  Derselbe,  Rhein.  Mus.  53  (1898).  493—495.  Fr.  Boll,  Stud.  über  Claud. 
Ptolem.  (s.  unten  zu  Ptolemaios),  S.  218  ff.  E.  Müller,  De  Posidonio  Manila 
auctore  spec.  I,  Lipsiae  1901,  Diss.  S.  auch  den  Kommentar  in  der  Ausgabe  des 
Manilius  von  Th.  Breiter,  Leipzig  1908,  und  A.  Kraemer,  Bursians  Jahres- 
bericht 139  (1908),  234  ff.     Wagner  oben  S.  178*  unter  Sallust. 

Seneca:  H.  Diels,  Doxogr.  Gr.  S.  225  f.  S.  Sudhaus,  Aetna  (s.  dort 
das  Register  unter  Seneca).  E.  Oder,  Philol.  Suppl.  7  (1898),  283-299. 
E.  Badstübner,  Beiträge  zur  Erklärung  und  Kritik  der  philosophischen 
Schriften  S.s,  Hamburg  1901,  Pr.  W.  Cap  eile.  Zu  S.s  Nat.  quaest.,  Berliner 
philol.  Wochenschr.  1908,  668—672,  Derselbe,  s.  Arrian  (S.  180*).  Rud.  Hart- 
mann, De Senecae Xat.  quaest.  libro  septimo,  Münster  1911,  Diss.  A.  Brennecke, 
Animadversiones  ad  fontes  naturalium  quaestionum  Senecae,  Gryphiae  1913,  Diss. 
P.  Rabbow  s.  oben  S.  177*  unter  Poseidonios.  Mittelbar  durch  P.  beeinflußt  ist 
eine  Anzahl  von  Senecas  Nat.  quaest.  abhängiger  Autoren;  s.  A.  Gercke, 
Seneca-Studien,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  Suppl.  22  (1896),  90—110. 

Kornutos:  Car.  Reinhardt,  De  Graec.  theol.  cap.  duo,  Berol.  1910, 
S.  119  f. 

Lucan:  H.  Diels,  Seneca  und  Lucan,  Abhandl.  der  Berl.  Akad.  1885. 
J.  Baeumer,  De  Posidonio  Megasthene  ApoUodoro  Lucani  auctoribus,  Münster 
1902,  Diss. 

Aetna- Gedicht:  Aetna  erklärt  von  S.  Sudhaus,  Leipz.  1898  (s.  dort  das 
Register  unter  Posidonius). 

Plinins  (der  üttere) :  E.  Martini  s.  unter  Kleomedes  S.  180*.  E.  Oder  s. 
oben  unter  Varro  S.  178*,  W.  Capelle  unter  Seneca  (oben)  und  Arrian  (S.  180*). 

Dion  von  Prusa  (Ckrysostomos) :  P.  Wendland,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  1 
(1888),  208  f.  K.  Praechter,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1894,  710  f.;  Hermes  37. 
(1902),  289  f.  R.  Hirzel,  Der  Dialog  II  S.  92,  2.  H.  Binder,  Dio  Chr.  u. 
Pos.;  Quellenuntersuchungen  z.  Theologie  d.  Dio  v.  Prusa,  Borna-Leipzig  1905, 
Tübinger  Diss.     W.  Schmid,  Phüol.  65  (1906),  564. 

Plutarch:  De  facie  in  orbe  lunae:  R.  Heinze,  Xenokrates,  Leipzig  1892, 
S.  123  ff.  K.  Praechter,  Hierokles  d.  Stoiker,  Lpz.  1901,  S.  109  ff.  E.  Norden, 
Komm.  z.  Verg.  An.  B.  6,  2.  Aufl.,  S.  24  f.     Herm.  Schrader,  Hermes  43  (1908), 


180=" 


Literaturverzeichnis. 


62  f  R  Kunze,  Ehein.  Mus.  64  (1909),  635  f.  M.  Adler,  Quibus  ex  fontibus  PI. 
libellum  De  facie  in  orbe  lunae  hauserit  1,  Diss.  philol.  ^'lndob.  10.  Bd.  2  Helt 
,1910)  87—180.  K.  Gronau,  Pos.  u.  d.  jüd.  christl.  Genesisexegese,  b.  2bb  tt. 
—  De  def  orac.  11:  W.  H.  Röscher.  Philol.  67  (1908),  1.59,  3.  —  De  coh.  ira: 
P.  Rabbow  (s.  oben  S.  177*  unter  Poseidonios)  S.  56 ff.  Vgl.  auch  E.  Norden 
S.  178*  unter  Vano.  —  De  genio  Socr.:  R.  Hemze,  Xenokr.  b.  102  tt.  — 
Biographien:  v.  Mess,  s.  zu  §  70  unter  Plutarch. 

Ps.-Phdarch,  Vita  Hotncri:  K.  Reinhardt,  De  Graec.  theologia  capita 
duo,  S.  5  ff. 

Taeitus:  Schmekel  a.  a.  O.  S.  452  f. 

Ps.-Äristot.  de  mundo:  W.  Capelle,  Die  Schrift  von  der  Welt,  Neue 
Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  15  (1905),  529-568  (auch'  gesoudert  als  Festschr. 
d.  klass.-philol.  Ges.  zu  Hamburg  zur  48.  Philologenvers,  erschienen).  Hier 
S.  533,  4  die  frühere  Literatur.     S.  auch  Capelle  unter  Arrian. 

Arrian  der  Physiker:  W.  Capelle  und  v.  Wilamowitz  s.  oben  S.  1.6* 
unter  Poseidonios. 

Adrastos:  B.  W.  Switalski  fs.  unten  Chakidius)  S.  58  ff.  Zur  Ver- 
zwei'niuo-  der  auf  Pos.  zurückgehenden  Zahlenspekulation  vgl.  auch  Borghorst 
(s.  zu  §  86  unter  AnatoHos),  K.  Fries,  Rhein.  Mus.  58  (1903),  Hoff.. 
K.  Praechter,  Hermes  46  (1911),  407  ff . 

Ptolemaios:  Fr.  Boll,  Studien  über  Claudius  Ptoleraäus,  Jahrbb.  f.  klass. 
Philol.  Suppl.  21  (1894),  51-244. 

Luhian  ff)  mol  r/),-  daToo/.oyhjc :  Fr.  Boll,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  Suppl. 
21  (1894),  151  ff. 

Kleomedes:  Fr.  Boll,  Stud.  üb.  Cl.  Ptol.  S.  133  f.  E.  Martini,  Quaest. 
Posid.  und  Lucubr.  Posid.,  Arnold,  Quaest.  Posid.  s.  S.  176^^  unter  Poseidonios. 
M.  Adler  s.  oben  unter  Plutarch. 

Albinos:  B.  W.  Switalski  (s.  unter  Ckalcidius)  S.  97  ff. 
Apidems:    A.  Eathke,  De  A.  quem  scripsit  de  deo  Socratis  libello,  Berlin 
1911,  Diss.  (Abhängigkeit  vermittelt  durch  einen  Platoniker). 

Marcus  Aurelius:  M.  Dibelius.  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Alt.  usw.  35 
(1915),  224  ff. 

Maximos  von  Tyros:  R.  Heinze,  Xenokrates  S.  99  ff. 
Sextos  Emp.:    P.  Wendland.   Arch.   f.  Gesch.  d.  Philos.  1   (1888),   205  ff . 
W.  Capelle,  Hermes  48  (1913),  327  ff. 

Galenos:  M.  Pohlenz  s.  oben  S.  176*  unter  Poseidonios.  A.  Rain  fürt. 
Zur  Quellenkritik  von  G.s  Protreptikos,  Freib.  i.  B.  1905. 

Ailios  Aristeides:  O.  Weinreich,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altertum  usw. 
33  (1914),  605. 

Athenaios:  s.  E.  Wendung  S.  178*  unter  l'arro.  Richards  und 
Ed.  Seh  war  tz  oben  S.  176*. 

Achilleus  (Arathommentator) :  H.  Di  eis,  Doxogr.  Gr.  S.  19  (Vermittler 
Diodor  von  Ales.).  E.  Maaß,  Aratea  S.  21  ff.  S.  auch  die  oben  S.  179*.  176=^= 
erwähnten  Arbeiten  von  Malchin  und  Martini. 

Klenmis  v.  Alex.:  P.  Wendland,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  1  (1888),  203 f. 
Tertullian:  E.  Badstübner  (s.  S.  179*  unter  Seneca)  S.  3  (durch  Vermitt- 
lung des  Soran,  Di  eis  Doxogr.  Gr.  S.  207). 

Anatolios:  Gerh.  Borghorst,  De  A.  fontibus,  Berl.  Diss.  1905,  S.  55  ff. 
Ckalcidius:    B.  W.  Switalski,   Ch.  und  Pos.  in:   Des  Ch.  Kommentar  zu 
Piatos   Timaeus    (Beitr.  zur  Gesch.  der  Philos.  des  Mittelalters,   her.  von  Clemens 
Baeumker   und   G.  Freih.  v.  Hertling,   Bd.  3,  Heft  6),   Münster  1902,   S.  109  ff.; 
vgl.  auch  S.  86  ff. 

Firmicus  Maternus :  Fr.  Boll,  Stud.  über  Cl.  Ptol.  S.  146 ff.  182,  3.  Der- 
selbe, Artikel  Firmicus  bei  Pauly-Wissowa  (S.  2368). 

Basileios:  K.  Gronau,  P.  eine  Quelle  für  Basüius  Hexahemeros,  Braun- 
schweig 1912,  Pr.  S.  auch  K.  Gronau,  P.  und  die  jüdisch-christliche  Genesis- 
exegese, Leipz.  Berl.  1914. 


Zu  §  67.     Die  Peripatetiker  im  ersten  Abschnitt  der  bellenist.-rüm.  Teriode.  181* 

Vcrjeiius:  M.  Thiel,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  155  (1897),  367,  2. 

Xemcsios:  W.  W.  Jaeger,  N.  von  Emesa,  Quellenforschungen  zum  Xeu- 
platonismus  u.  seinen  Anfängen  bei  P.,  Berlin  1914  (wichtig  auch  für  die  Rekon- 
struktion der  Weltanschauung  des  P.  selbst  und  die  Erkenntnis  ihres  gesamten 
Fortwirkens  im  späteren  Altertum). 

loannes  Lydos:  AV.  Capelle,  Hermes  40  (1905),  021  ff. 

Boethius:  E.  Badstübner  (s.  o.  S.  179*),  S.  14  f. 

Hermetische  Schriften  (Hermes  trismegistos) :  s.  die  Liter,  zu  §  72. 

Joh.  Katrarios  "Eofiirr.iog  y  .Tfot  aarooXoyiag:  Kroll,  Artikel  Hermippos  9 
bei  Pauly-Wissowa-Kroll,  S.  855 f.  (über  die  Abfassungszeit  s.  jetzt  auch  Fr.  Boll, 
Eine  arabisch-byzant.  Quelle  des  Dialogs  H.,  Sitz.  d.  Heidelb.  Akad.,  philos.- 
histor.  Kl.  1912). 

Poseidonios'  Einfluß  auf  die  religiösen  Ansdtauumjen  der  hellenistisch-heid- 
nischen und  christlichen  Welt  beleuchten  besonders  die  S.  35*  ff.  verzeichneten 
Arbeiten  Bolls,  Cumonts,  Dieterichs,  Xordens,  Reitzensteins  und 
Wendlandö  (über  seine  Eschatologie  s.  insbesondere  R.  Heinze,  Xenokrates 
S.  126,  Dieterich,  Mithrasliturgie  ^  S.  57  ff.  202,  Norden  s.  S.  178*  unter  Vergil. 
Badstübner  s.  S.  179*  unter  Seneca,  Math.  Apelt  s.  S.  179*  unter  Philon), 
K.  Gronau  (s.S.  180*  unter  Basileios),  M.  Dibelius  S.  lSO*iinter  Marc.  Aur.,  seine 
untereinander  eng  zusammenhängenden  Xachwirkungen  auf  den  Gebieten  der  Astro- 
nomie, Kliniatologie,  Geographie,  Meteorologie,  Hydrologie,  Seismologie,  Vulkanknnde 
and  Paradoxographie  namentlich  die  zu  Geminos  und  den  folgenden  Autoren  ange- 
führten Abhandlungen  von  Boll,  Capelle  (s.  auch  dessen  Abhandlungen  zur 
Meteorologie  oben  S.  30*),  Malchin,  Manitius,  Martini,  Oder,  Sudhaus 
(zur  Paradoxographie  vgl.  auch  H.  Öhler,  Paradoxographi  Florentini  anonymi 
opusc.  de  aquis  mirabil.,  Tüb.  [1914]  Diss.  [s.  dort  die  Stellen  im  Register  unter 
PosidoniusJ).  Das  Fortleben  der  Ansicht  des  Poseidonios  über  die  Anfänge  der 
menschliehen  Kidtur  (goldenes  Zeitalter,  die  Philosophen  Begründer  der  Civili- 
sation)  besprechen  E.  Norden,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  griech.  Philos.,  Jahrbb.  f. 
klass.  Philol.  Suppl.  19  (1893),  425 ff.,  F.  Boll,  Stud.  üb.  Gl.  Ptol.  (s.  oben  S.  180* 
unter  Ptolemaios)  S.  221  ff.,  R.  Hirzel,  "Ayoacfog  vö/uog,  Abh.  d.  sächs.  Ges.  d. 
AViss.,  philol.-hist.  Kl.  20  (1900),  86  f.  (hier  und  bei  X'orden  Überblick  über  das 
Fortleben  bei  den  Römern),  H.  Binder,  Dio  Chrys.  u.  Pos.  (s.  oben  S.  179  ), 
S.  27  ff.,  W.  Gerh äußer,  Der  Protrept.  d.  P.  (s.  oben  S.  177*),  S.  16 ff. 

Eine  nach  den  vielverzweigten  Einzelforschungen  dringend  notwendige  Ge- 
samtdarstellung der  philosophischen  und  fachwissenschaftlichen  Lehren  des  Posei- 
donios und  ihrer  Nachwirkungen  ist  von  W.  Capelle  zu  erwarten. 

Asidepiodotos :  S.  oben  S.  177*. 

Geminos :  S.  oben  S.  177*. 

Jason:  A.  Gercke,  Rhein.  Mus.  62  (1907),  116  ff.  F.  Jacoby,  Artikel 
Jason  11  bei  Pauly-Wissowa-Kroll. 

Zu  §  67.  Die  Peripatetiker  im  ersten  Abschnitt  der  liellenistisch-rönilsehon 
Perio<le  (Peripatetische  Schule  IL  Teil,  Fortsetzung-  zu  §  54). 

Für  sämtliche  Peripatetiker  dieser  Beihe  ist  außer  Zell  er,  Philos.  d.  Gr. 
II  2"  S.  897  ff.  Susemihl,  Gesch.  der  griech.  Liter,  in  der  Alexandrinerzeit  zu 
vergleichen. 

Straf on  von  LanipsaJcos:  C.  Nauwerck,  Berolini  1836,  G.  Rodier, 
La  physique  de  Str.  de  L.,  Paris  1891,  Th^se.  H.  Poppelreuter,  Zur  Psychol. 
des  Aristot.,  Theophr.,  Strato,  Leipz.  1891,  Pr.  H.  Di  eis,  Über  das  physikal. 
System  des  Str.,  Sitz,  der  Berliner  Akad.  1893,  101—127.  H  ammer-Jensen , 
Das  sog.  IV.  Buch  der  Meteorologie  des  Aristoteles,  s.  oben  S.  125*.  Vgl.  auch 
Krische,  Forschungen  I,  S.  349—358. 

Über  Stratons  Schüler  Aristarchos  von  Sanios  s.  Hu  lisch,  Artikel 
Aristarchos  25  bei  Paulv-Wissowa,  wo  auch  die  frühere  Literatur  zu  finden  ist. 
Fr.  Boll,  Die  Entw.  d.'  astron.  Weltbildes  (oben  S.  30*).     Thom.  Heath,  A..  of 


JgO*  Literaturverzeichnis. 

Samos  the  ancient  Copernieus,  Oxf.  1913;    dazu  W.  A.  Heidel,  Amer.  journ.  of 
pliilol.  35  (1914),  446  ff. 

Lifhon:  Creuzer.  Wiener  Jahrb.  61  (1833),  209  f.  U.  v.  Wilamowitz- 
Moellendorff,  Antigonos  von  Karyst.,  S.  78  ff.  197.  286. 

Hieroni/inos  von  Shodos :  F.  Hiller  v.  Gaertringen,  Arideikes  und 
H.  V.  Rh.,  Bull,  de  corr.  hellten.  36  (1912),  230—239. 

Ariston  von  Keos:  J.  G.  Hub  mann,  Jahns  Jahrbb.,  3.  Suppl.  (1834), 
102  ff.  Ritschi,  Rhein.  Mus.  1  (1842),  193  ff.,  auch  in:  Opusc.  I  (1866),  S.  551  ff . 
Krische,  Forschungen  I,  S.  405  ff.  H.  v.  Arnim,  De  Aristonis  Peripatetici 
apud  Philodemum  vestigiis,  Rostock  19()0,  Pr.  Chr.  Jensen,  A.  v.  Keos  bei 
Philodem,  Hermes  46  (l9ll),  393—406.  Über  die  verschiedenen  Peripatetiker  des 
Namens  Arist.  Alfr.  Gercke  bei  Paulv-Wissowa  Artikel  Ariston  52—55.  Aug. 
Mayer,  Aristonstudien,  Philol.  Suppl.  11  (1910),  483—610.  H.  Mutschmann, 
Eine  peripatetisehe  Quelle  Lukians.  Rhein.  Mus.  70  (1915).  551— 56« .  Hartlich, 
Exhort.  (s.  oben  S.  39*),  S.  274  ff. 

Kritolaos:  F.  Olivier,  De  Grit.  Peripatetico,  Berlin  1895,  Diss.  L.  Ra- 
dermacher, Grit.  u.  die  Rhetorik,  in:  Philod.  vol.  rhet.  ed.  S.  Sudhaus,  Suppl., 
Leipzig  1895,  S.  IX ff.  (mit  einleitenden  Bemerkungen  von  S.  Sudhaus). 
H.  V.  Arnim,  Leben  u.  Werke  des  Die  von  Prusa,  S.  90. 

Hermippos:  A.  Lozynski  (s.  Text).  Preller,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol. 
17  (1836),  159—184.  Müller,  Fragm.  bist.  Graec.  III,  S.  35  ff .  Heibges, 
Artikel  Hermippos  6  bei  Pauly-Wissowa.     Weiteres  oben  S.  20*. 

Sotion:  Panzerbieter,  Jahns  Jahrbb.  Suppl.  5  (1837),  211  ff.  Sieh 
oben  S.  24. 

Safi/ros:  S.  oben  S.  20*.  CrÖnert,  Rhein.  Mus.  57  (1902),  295.  Leo. 
Hermes  49  (1914),  152.  H,  Richards,  Class.  rev.  27  (1913),  47  f.  K.  Fl. 
Smith,  Amer.  journ.  of  philol.  34  (1913),  62  ff. 

Agatharchides :  Em.  Aug.  Wagner,  A.  und  der  mittlere  Peripatos, 
Annaberg  1901,  Pr.    Ed.  Schwartz,  Art.  Agatharchides  3  bei  Pauly-Wissowa. 

HeraMeides  Lenibos  und  Antisthenes  von  Rhodos:  S.  oben 
S.  26.  21*. 

Denietrios  von Bt/zanz:  Martini,  Art.  Demetrios  87  bei  Pauly-Wissowa. 
U.  V.  Wilamowitz-Moellendorff,  Hermes  44  (1909),  451. 

Zu  §  68.  Die  spätere  Sloa  (Stoische  Sehnle  IIL  Teil,  Fortsetzung-  zu 
§  66).    JahresbericJttc  s.  oben  S.  23*  f.  (nacharistotelische  Philosophie). 

Die  spätere  Stoa  itn  allgemeinen:  Zell  er,  III  1*,  S.  606  ff.  711  ff., 
III  2*,  S.  254  ff.  Zu  den  dort  in  den  Anmerkungen  aufgeführten  einzelnen  Männern 
s.  auch  die  betreffenden  Artikel  bei  Pauly-Wissowa.  J.  A.  L.  Wegscheid  er, 
Ethices  Stoicorum  recentionmi  fundamenta  cum  principiis  ethices  Kantianae 
compar.,  Hamburg  1797.  C.  Aubertin,  D.  sap.  doctoribus,  qui  a  Cic.  morte 
ad  Neronis  princ.  Romae  vig.,  Paris  1857.  Ferraz,  De  Stoica  disciplina  apud 
poetas  Romanos,  Paris  1863.  C.  Martha,  Les  moralistes  sous  Tempire  Romain, 
philosophes  et  poetes,  Paris  1864,  6.  ed.  Paris  1894.  Herrn.  Senil  1er,  Die 
stoische  Opposition  unter  Nero,  Wertheira  1867.  1868,  Pr.  Dav.  Neman  ic,  De 
Stoicorum  Romanorum  primi  Caesarum  saeculi  factione  etc.,  Görz  1880,  Pr.  von 
Midderbg.  G.  Gentile,  Studio  sullo  stoicismo  romano  del  I.  s.  d.  C.  Parte 
prima,  Yecchi  1904.  E.  V.  Arnold.  Roman  Stoicism  ....  with  special  refe- 
rence  to  its  development  within  the  Roman  empire,  Cambridge  1911  (s.  dazu 
W.  Capelle,  Berl.  phUol.  Wochenschr.  1913,  395  ff.).  E.  Br^hier,  La  cosmo- 
logie  stoicienne  ä  la  fin  du  paganisme,  Rev.  de  l'hist.  des  relig.  64,  1 — 20. 

Athenodoros  Eoi'di/lion:  Susemihl,  Gesch.  d.  griech.  Literat,  in  der 
Alexandrinerzeit  II  S.  246.  H.  v.  Arnim,  Artikel  Athenodoros  18  bei  Pauly- 
Wissowa. 

Antipatros  von  Tyros :  Susemihl,  Gesch.  der  griech.  Literatur  in  der 
Alexandrinerzeit   II    S.   247.      H.    Cohn,    Antipater    von    Tarsos,    Berlin    1905, 


Zu  §  68.    Die  spätere  Stoa.  183* 

Gießener  Diss.     Exkurs  (S.  87  ff.) :  Antipater  von  Tyros.      H.  v.  Arnim,  Artikel 
Antipatros  27  bei  Pauly-Wissowa. 

ApoUonios  von  Tyros:  Susemi  hl,  Gesch.  der  griech.  Literatur  in  der 
Alexandrinerzeit  II  S.  247.  H.  v.  Arnim,  Artikel  Apolionios  94  bei  Pauly- 
Wissowa. 

Cato:  G.  Natali,  Catone  Uticensi  e  lo  Stoieismo  romano,  Pisa  1910. 
S.  ferner  über  das  stoische  Catoideal  Busch  und  Dyroff  oben  S.  38*.  Ps.-Cata 
s.  Stechert  S.  187*  unten. 

Athenodoros  des  Sandon  Sohn:  O.  Hense,  Seneca  und  Athenodorus. 
Freiburg  i.  B.  1893,  Pr.  Conr.  Hense,  Ein  Fragment  des  A.  von  Tarsos,  Rhein. 
Mus.  62  (1907),  313—315.  Fr.  Kühl,  Rhein.  Mus.  62  (1907),  424  (zur  Chrono- 
logie). K.  Pr  aecht  er,  Zum  Topos  rrsol  arrovdijg  y.ai  :Tui&iä<;,  Hermes  47  (1912), 
471—476.     H.  V.  Arnim,  Artikel  Athenodoros  19  bei  Pauly-Wissowa. 

Areios  Didymos :  S.  oben  S.  22*. 

T/ieou:  G.  Reich el.  Quaestiones  progymnasmaticae,  Leipzig  1909,  Diss. 
(Identität  des  Rhetors  mit  dem  Stoiker);  hier  S.  20  f f .  Kap.  3:  De  Theonis  vita 
et  scriptis.     Christ-Schmid,  Gesch.  d,  gr.  Lit.  IP  S.  746 f. 

Germanicns:  E.  Maaß,  Hermes  31  (1896),  419.  Über  G.'  Aratea  sieh 
Teuffel-Kroll-Skutsch,  Gesch.  d.  röm.  Lit.  §  275. 

Stra.bon:  G.  Fritz,  De  Strabone  Stoicorum  disciplinae  addicto,  Münster 
1906,  Diss.     S.  ferner  oben  S.  178*. 

Herakleitos :  Fr.  Oelmann,  Prolegomena  zu  der  im  Texte  genannten 
Bonner  Ausgabe.  Th.  Gomperz,  Wiener  Studien  2  (1880),  5  f .  =  HeTlenika  II 
S.  245  f.  R.  Münzel,  De  Apollodori  .-tsqI  »^ewr  libris,  Bonnae  1883,  Diss.,  cap.  1: 
De  Heraclito.  Derselbe,  Animadv.  in  H.  allegorias  Hom..  Rhein.  Mus.  40  (1885), 
632—636.  A.  Platt,  Class.  rev.  23  (1909),  190  (zu  Älleg.  Hom.  35).  Car. 
Reinhardt,  De  Graec.  theol.  cap.  duo,  Berol.  1910,  S.  5  ff.  (Frage  nach  den 
Quellen  und  dem  Verhältnis  zu  Kornutos).  K.  Meiser,  Zu  H.'  Homer.  AUeg., 
Sitz.  d.  Münch.  Akad.,  philos.-philol.  u.  hist.  Kl.,  1911.  H.  Richards,  Class. 
quart.  5  (1911),  262  f.  A.  Brinkmann,  Rhein.  Mus.  67  (1912),  614  ff.  Rein- 
hardt, Artikel  Herakleitos  12  bei  Pauly-Wissowa- Kroll. 

Attalos:  H.  v.  Arnim,  Artikel  Attalos  21  bei  Pauly-Wissowa. 

Cfiairetnon:  E.  Zeller,  Die  Hieroglvphiker  Chäremon  und  Horapollon, 
Hermes  11  (1876),  430-433  =  Kl.  Sehr.  I  S.  175—178.  P.  Wendland,  Jahrbb. 
f.  klass.  Philol.  Suppl.  22  (1896),  754  ff.  Vielfach  wird  Ch.  berührt  von 
R.  R ei tzen stein  in  seinen  oben  S.  35*  genannten  religionsgeschichtlichen 
Schriften.  S.  dort  die  Register.  E.  Schwartz,  Artikel  Chairemon  7  bei 
Pauly-Wissowa. 

Seneca :  Aus  der  sehr  umfangreichen  Literatur  seien  folgende  Arbeiten  ange- 
führt: E.  Caro,  Quid  de  beata  vita  senserit  Seneca,  Paris  1852,  Thesis.  Wölfflin. 
Philol.  8  (1853),  184  ff.  H.  L.  Lehmann,  L.  Annans  Seneca  und  seine  philos. 
Schriften,  Philol.  8  (1853),  309-328.  F.  L.  Böhm,  Annans  Seneca  und  sein 
Wert  auch  für  unsere  Zeit,  Berlin  1856,  Pr.  C.  R.  Fickert,  L.  Sen.  de  nat. 
deorum.  Breslau  1857,  G.-Pr.  H.  Doergens,  Antoninianae  cum  L.  Annaei  Se- 
necae  philosophia  ethica  contentio  et  comparatio.  Lipsiae  1857.  Holzherr,  Der 
Philosoph  Annans  Seneca,  Tübing.  1858  und  1859,  Pr.  Rieh.  Volkmann,  Zur 
Gesch.  der  Beurteilung  Senecas,  Päd.  Archiv  1  (Stettin  1859),  589-610.  W.  Bern- 
hardt. Die  Anschauung  des  Seneca  vom  Universum,  Wittenberg  1861,  Grat.-Schr. 
Oct.  Gr^ard,  De  litteris  et  litt,  studio  quid  censuerit  L.  A.  S.,  Paris  1867,  Thesis. 
Ed.  Goguel,  Senfeque,  Strasbourg  1868  (Extrait  du  Bulletin  de  la  Soc.  litt,  de 
Strasbourg).  Frdr.  Jonas,  De  ordine  librorum  L.  Annaei  Senecae  philos., 
Berol.  1870,  Diss.  Alfr.  M arten s.  De  L.  A.  S.  vita  et  de  tempore,  quo  scripta 
eins  philosophica,  quae  supersunt,  composita  sint,  Altona  1871.  F.  Schult ess. 
De  Senecae  quaest.  nat.  et  ep.,  Bonn  1872,  Diss.  A.  Nehring,  Die  geologisch. 
Anschauungen  des  Philos.  Seneca,  Wolfenbüttel  1873,  2.  Teil  1876,  Pr. 
Kl.  Kickh,  Gott,  Mensch.  Tod  u.  Unsterblichkeit,  Blütenlese  aus  den  Schriften 
des  L.  Ann.  S.,  Wien  1875,  Pr.  Br.  Kru  czkiewicz,  Über  die  Philos.  des  L.  Ann. 
Seneca.    Sitzungsber.    der    phil.    Abt.    der    Krakauer    Akad.  3  (1875),   123—219. 


ISJ^*  Literaturverzeichnis. 

H.  Siedler,  De  L.  Annaei  Seiiecae  philosophia  niorali,  Jena  1878,  Diss. 
E.  Probst,  L.  Ann.  S.  aus  seinen  Schriften,  Basel  1879,  Pr.  H.  Wunder, 
L.  A.  S.  quid  de  dis  senserit  exponitur,  Grimma  1879,  Pr.  W.  Allers,  De  L.  Ann. 
Senecae  libroruni  de  ira  fontibus,  Götting.  1881,  Diss.  O.  H.  R.  Wetzstein, 
L.  A.  S.  quid  de  natura  humana  censuerit,  Xeustrelitz  1881,  Leipziger  Diss. 
O.  Rossbach,  Disquisitionum  de  S.  filii  scriptis  criticarum  capita  duo,  Vratisl. 
1882,  Diss.  Derselbe,  De  S.  philos.  libr.  recens.  et  emend.  (Bi'esl.  philol.  Abb, 
II  3),  Hresl.  1888.  C.  A.  Bjolen,  De  philosophia  Senecae,  Upsala  188t)  (Upsala 
univers.  ärsskr. ;  filos.,  spräkvet.  och  histor.  vetensk.).  Binde,  L.  A.  S.  quid 
senserit  de  rerum  natura  ac  de  vita  humana,  Glogau  1883,  Pr.  J.  Pit,  La  mort 
et  la  vie  future  dans  S.,  Montauban  1884,  These.  Geo.  Müller,  De  L.  A.  S. 
<luaestionibus  naturalibus,  Bonnae  1880,  Diss.;  s.  dagegen  Fr.  Schultess,  An- 
naeana  studia,  Hamburg  1S88,  Gratulationsschr.  G.  Gundermann,  Die  Buch- 
folge in  Senecas  Naturales  quaestiones,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  141  (1890i,  351 
bis  360.  W.  Allers,  Xoch  einmal  die  Buchfolge  in  S.s  nat.  quaest.,  Jahrbb.  f. 
klass.  Philol.  145  (1892),  621—632.  Alb.  Rehm,  Anlage  und  Buchfolge  von 
Senecas  Nat.  quaest.,  Philol.  66  (190« ).  374—395.  S.  auch  A.  Gercke  in  der 
Praefatio  s.  Ausg.  d.  Nat.  quaest.  S.  VII  ff.  J.  Meuer,  Die  Buchfolge  in  S.s 
Nat.  quaest.,  Rumburg  1911,  Pr.  O.  Weissenfeis,  De  Seneca  Epicureo,  Berlin 
1886.  Pr.  A.  Fiegl,  De  S.  paedagogo,  Bozen  1886,  Pr. ;  vgl.  zu  diesem  Thema 
auch  K.  Praechter,  Die  griech.-röm.  Popularphilosophie  und  die  Erziehung, 
Bruchsal  1884,  Pr.  W.  Ribbeck,  L.  A.  S.  d.  Philosoph  u.  s.  Verh.  zu  Epikur, 
Plato  u.  dem  Christentum,  Hannover  1887.  Rieh.  Pfennig,  De  librorum  qijoe 
scripsit  S.  de  ira  corapositione  et  origine,  Greifsw.  1887,  Diss.  E.  Thomas,  Üb. 
Bruchstücke  griech.  Philosophie  bei  d.  Philos.  L.  A.  S.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos. 
4  (1891),  557-573.  Fr.  Schinnerer,  Über  S.s  Sehr,  an  Marcia,  Hof  1889,  Pr. 
K.  Ilgen,  Animadversiones  ad  L.  A.  S.  scripta,  Jena  1889,  Pr.  (Unechtheit  der 
Schrift  de  reraediis  fortuitorum  soll  nachgewiesen  werden).  O.  Hense,  S.  und 
Athenodorus,  Freiburg  1893,  Pr.  J.  A.  Heikel,  S.s  Charakter  und  politische 
Tätigkeit  aus  seinen  Schriften  beleuchtet  (Acta  soc.  scient.  fennicae  16  [Helsing- 
fors  1888],  1—25),  Berhn  1886.  L.  L^vy-Bruhl,  Quid  de  Deo  S.  senserit, 
Paris  1884,  These.  C.  Corsi.  Lo  Stoicismo  romano  considerato  particolarraente 
in  Seneca,  Prato  1884.  M.  Zimmermann,  De  Tacito  Senecae  philosophi  imi- 
tatore;  pars  prior,  Breslau  1889,  Diss.,  vollständig:  Bresl.  philol.  Abh.  5  Heft  1. 
P.  Hochart,  Etudes  sur  la  vie  de  S.,  Paris  1885.  H.  Diels,  S.  und  Lucan, 
Abh.  der  Berl.  Akad.  aus  dem  Jahre  1885,  Berlin  18S6.  H.  Hosius,  Lucan  u. 
S.,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  145  (1892),  337—3,56.  H.  Hilgenfeld,  L.  Annaei 
Senecae  epistolae  morales  quo  ordine  et  quo  tempore  sint  scriptae  collectae  editae, 
Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  Suppl.  17  (1890),  599-684.  J.  Müller,  Über  die  Originalit. 
der  Nat.  qu.  Senecas,  in:  Festgruß  aus  Innsbruck  an  die  Philol.- Vers,  in  Wien,  Inns- 
bruck 1893,  S.  1 — 20.  Dorison,  Quid  de  dementia  senserit  L.  Annaeus  Seneca. 
Cadomi  1892,  Thesis  von  Paris.  Frz.  Becker,  Die  sittlichen  Grundanschauungen. 
Senecas.  Ein  Beitrag  zur  Würdigung  der  stoischen  Ethik,  Köln  1893,  Pr. 
A.  Nehruig,  Über  die  Originalität  von  S.s  Naturales  quaest.,  Jahrbb.  f.  klass. 
Philol.  14(  (1893),  718 — 720.  K.  Wünsch,  Über  die  Naturales  Quaestiones  des- 
Philosophen S.,  Prag- Altstadt  1894,  Pr.  W.  Capelle,  Zu  Senecas  Nat.  quaest.,  Berl. 
philol.  Wochenschr.  1908,  668—672.  Vgl.  O.  Roßbach,  Berl.  philol.  AV'ochenschr. 
1908.  799  f.  O.  Hense,  Zu  Seneca  de  tranqu.  animi,  Rhein.  Mus.  49  (1894), 
174  f.  H.  Weber,  De  Senecae  philosophi  dicendi  genere  Bioneo,  Marburg  1895, 
Diss.  A.  Gercke,  Seneca-Studien,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.,  Suppl.  22  0^96), 
1 — 333.  Derselbe,  Studia  Annaeana,  Greifsw.  1900,  Pr.  Fr.  Scharren  broich\ 
Erlaubtheit  des  Selbstmordes,  dargestellt  nach  den  Lehren  des  Philosophen 
Seneca,  Rheinbach  1897.  J.  Dartigue-Peyrou,  Quae  sit  apud  Senecam  con- 
solationum  disciplina  vis  ratioque,  Paris  1897,  These.  Georges  Lafave.  Seneque, 
Dialogi,  Rev.  de  philol.  21  (1897),  174—176.  V.  Carlier,  Minucius  Fdix  et 
Sen^que,  Mus^e  beige  1  (189* ),  258—293.  F.  Bock,  Aristoteles  Theophrastus 
Seneca  de  matrimonio,  Leipziger  Studien  19  (1898),  1—70  (s.  auch  unten  S.  185*' 
Großgerge).  L.  Friedländer,  Der  Philosoph  S.,  Sybels  histor.  Zeitschr.  49  (19(>J), 
193-249.  E.  Spie,  De  philosophiae  Annaeanae  gradibus  mutationibusquCv 
Halle  190ö,.Diss.  S.  Rubin,  Die  Ethik  Senecas  in  ihrem  Verhältnis  zur  älteren 
lind  mittleren  Stoa,  Bern  1901,  Diss.  E.  Badstübner,  Beiträge  zur  Erklärung-^ 
und  Kritik  der  jibilosoph.  Schriften  Senecas,  Hamburg  1901,  Pr.  A.  Hefter, 
Häuseritne    Seneca    in    dialogo    secundo   e    Ciceronis  de  finibus   tertio  et  TuscuL 


Zu  §  (18.     Die  spätere  Stoa.  185* 

dispiit.  qiiinto  libio  quaeritur,  St.  Paul  1902,  Pr.  J.  Breuer,  Senecas  Ansichten 
von  der  Verfassung  des  Staates,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  16  (1903),  51.5—529. 
A.  Counson,    L"ijit'luence   de   S^neque  le  philosophe,    Musee  beige  7,  132 — 167. 

F.  X.  Burger,  Über  das  Verhältnis  des  Minucius  Felix  zu  dem  Philosophen 
Seneca,  München  1!)04,  Diss.  A.  Xottola,  La  prosa  di  Seneca  filosofo,  Bergamo 
1904.  L.  Cantarelli,  l'n  j^refetto  di  Egitto  zio  di  Seneca,  Mitteil,  des  kaiscrl. 
deutschen  archäol.  Instit.,  roni.  Abt.  19,  S.  15—22.  O.  Binder,  Die  Abfassungs- 
zeit von  Senecas  Briefen.  Tübingen  1905,  Diss.  F.  von  Hagen,  Zur  Metaphysik 
des  Philosophen  L.  Ann.  Seneca,  Erlangen  1905,  Diss.  E.  Bickel,  Zu  Senecas 
Schrift  über  die  Freundschaft,  Rhein.  Mus.  60(1905),  190—201.  Derselbe,  Die 
Fremdwörter  bei  dem  Philosophen  Seneca,  Arch.  f.  lat.  LexikogT.  u.  Gramm.  14 
(1906),  189—209.  Derselbe,  De  Merobaude  imitatore  Senecae,  Rhein.  :Mus.  60 
(1905t,  317.  ¥.  I.  Merchant,  Seneca  the  philosopher  and  his  theorv  of  style, 
Amer.  journ.  of  philol.  26  (1905),  44 — 59.  O.  Hev,  Zu  Senecas  Dialogen,  Blätter  f. 
das  Gyranasialschulw.  41  (1905),  496-498.  M.  Adler,  Senecas  Schrift  ,,De 
dementia"  und  das  Fragment  des  Bischofs  Hildebert,  Wiener  Studien  27  (1905),. 
242—250.  W.  Isleib,  De  Senecae  dialogo  undecimo  qui  est  ad  Polybium  de 
consolatione,  Marp.  Catt.  1906,  Diss.  (gegen  die  Unechtheitserklärung).  '  J.  E.  B. 
.Mayor,  Corruption  of  the  text  of  Seneca,  Journ.  of  philol.  30  (1907),  208-210. 
0.  Pascal  (über  die  Proverbia  Senecae  in  cod.  Ambros.  0.  60  sup.),  Riv.  di  filol. 
36  (1908),  63  —  69.  Derselbe,  Seneca.  Catania  1906.  Derselbe,  L'epitaffio  di  Seneca, 
Atene  e  Roma  N.  97/98,  22—  35.  Derselbe,  La  religione  di  Seneca  e  il  pensiero 
epicureo,  Rendiconti  di  R.  istit.  Lomb.  ser.  2  vol.  39.  E.  Rolland,  De  l'influence 
de  S^neque  le  pere  et  des  rh^teurs  sur  Senfeque  le  philosophe,  Gand  1906. 
Gar.  Preisendanz,  De  L.  Annaei  Senecae  rhetoris  apud  philosophum  filium 
auctoritate,  Philol.  67  (1908),  68—112;  hier  S.  68  auch  frühere  Literatur  über  die 
literarischen  Beziehungen  zwischen  S.  Vater  und  Sohn  (den  größten  Teil  der  Arbeit 
enthält  auch  die  Heidelb.  Diss.  des  Verf.:  De  L.  Annaei  Senecae  patris  ves,tigiis 
in  Senecae  philosophi  scriptis  deprehendendis  (Tüb.  1908J).  D.  Steyns,  Etüde 
sur  les  metaphores  et  les  comparaisons  dans  les  oeuvres  en  prose  de  Seneque  le 
philosophe,  Gand  1907.  E.  Bickel.  De  epitaphio  Senecae,  Rhein.  Mus.  63 
(1908),  392—405  (das  bei  Riese  Anthol.  Lat.  carm.  667  erhaltene  Epitaphium 
entstammt  späterer  christlicher  Zeit).  F.  Mewis,  De  S.  philosophi  studiis  litte- 
rarum,  Königsb.  1908,  Diss.  F.  Ramorino,  II  carattere  moi'ale  di  S.,  Atene  e 
Roma  N.  100,  115 — 121.  Henr.  Schendel,  Quibus  auctoribus  Romanis  L.  Ann. 
Sen.  in  rebus  patriis  usus  sit,  Greifswald  1908,  Diss.  I.  H.  Leopold,  in:  Sertum 
Xabericum,  Leiden  1908,  S.  234  f.  (medizinische  Kenntnisse  des  S.).  R.  Waltz,  Vie  de 
.Sen&que,  Paris  1909.  H.  de  la  Ville  de  Mirmont,  La  date  du  voyage  de  S. 
en  Egypte,  Rev.  de  philol.  33  (1909),  163 — 178.  Guil.  Friedrich,  De  Senecae 
libro  qui  insoribitur  de  constantia  sapientis,  Darmst,  1909,  Gießener  Diss.  (dazu 
Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1911,  1098 ff.).  Gh.  Burnier,  La  morale  de  S.  et  le 
n^o-stoicisme.  Lausaune  1909,  Diss.  P.  Schäfer,  De  philosophiae  Annaeanae  in 
Senecae  tragoediis  vestigiis,  Jenae  1909,  Diss.  W,  Capelle,  S.  und  die  Huma- 
nität, Monatshefte  d.  Comeniusges.  18  (1909),  37 — 41.  C.  Brak  man,  Ammianea' 
et  Annaeana,  Leiden  1909.  Derselbe,  Annaeana  nova,  Leiden  1910.  R.  Renner. 
S.  und  die  Jugend,  Blätter  f.  das  Gymnasialschulw.  (bayr.)  46  (1910).  333  ff . 
Gust.  Friedrich,  Zu  S.  u.  Martial,  Hermes  45  (1910),  583—594  (Beeinflussung 
^Ls  durch  S.).  A.  Bourgery,  Sur  la  prose  metrique  de  S.  le  philosophe,  Rev. 
de  philol.  34  (1910),  167— 172.  Aem.  Herfurth,  De  S.  epigrammatis  quae 
fenintur,  pars  I.,  Jenae  1910,  Diss.  P.  Stephanie,  Zur  Frage  der  Echtheit  des 
Dialogs    S.s    Ad    Polybium    de   consolatione,    Wiener   Studien  32  (1910),    89 — 96.. 

G.  H.  Müller,  Animadversiones  ad  L.  Annaei  S.  epistulas  quae  sunt  de  oratione 
spectantes,  Weida  1910,  Leipziger  Diss.  Gualth.  Großgerge,  De  S.  et  Theo- 
phrasti  libris  de  matrimonio,  Königsberg  1911,  Diss.  A.  Castiglioni,  Electa 
Annaeana.  Tiferni  1911.  Rud.  Hartmann,  De  S.  Nat.  quaest.  libro  septimo.. 
Münster  1911,  Diss.'  J.  Marinescu,  Die  stoischen  Elemente  in  der  Pädagogik: 
S.s,  München  1911,  Diss.  A.  Bourgery,  Les  lettres  ä  Lucilius  sont-elles  de 
vraies  lettres?  Rev.  de  philol.  35  (1911),  40—55.  H.  Bernhardt,  L.  Ann.  Sen.. 
ein  moderner  Mensch,  in:  Hum.  Gvmn.  und  modernes  Kulturleben,  Erfurt  1911. 
Th.  Birt,  Seneca.  Preuß.  Jahrbb.  144  (1911),  282—307.  Derselbe,  Was  hat 
Seneca  mit  seinen  Tragödien  gewollt?.  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  27 
<1911),  336—364.  Derselbe,  Senecas  Trostschrift  an  Polybius  u.  Bittschrift  an 
Messalina,  ebenda  596—601.      C.  Marchesi,  II  dubbio  suU'  anima  immortale  in 


lg(j*  Literaturverzeichnis. 

due  liioghi  di  S.,  Riv.  d'Ital.  13  (lull),  177—183.  R.  Pichon,  Les  travaux 
recents  sur  la  Chronologie  des  oeuvres  de  S.,  Journ.  des  sav.  1912,  212-225. 
Derselbe,  Les  sources  de  Lucain,  Paris  1912  (S.  Vermittler  des  Stoizismus  an  L.). 
Henr.  Gualth.  Müller,  De  L.  Annaei  S.  librorum  de  ira  compositione,  Leipz. 

1912,  Diss.  Für  die  gleiche  Schrift  Senecas  sind  auch  die  Arbeiten  von 
H.  Ringeltaube,  Quaest.  ad  vet.  philosophorum  de  affectibus  doctr.  pertin.,  Gott. 

1913,  Diss.,  und  P.  Rabbow,  Antike  Schriften  über  Seelenheilung  u.  Seelenleitung, 
L  Die  Therapie  des  Zorns,  Leipz.  Berl.  1914,  heranzuziehen.  S.  auch  Geffcken, 
Kynika  S.  27  ff.  A.  Elias,  De  notione  vocis  clementiae  apud  philos.  veteres  et  de 
fontib.  S.  libr.  de  dem.,  Königsb.  1912,  Diss.  Jos.  Mesk,  S.s  Apocolocvntosis 
u.  Hercules  furens,  Philol.  71  (1912),  361—375.  R.  Reich,  Quid  e  S.  philos. 
eiusque  patris  scriptis  de  luxuria  illius  aetatis  colligi  queat  et  quid  de  his  rebus 
censuerit  philosoplius,  Lundenburg  (Mähren)  1912,  Pr.  A.  Siegmund,  De  S. 
consolationibus,  Böhm.  Leipa  1912.  1913.  1914,  Pr.  Dom.  Bassi,  S.  a  Lucilio, 
Studi  e  saggi,  Firenze  1912.  Derselbe,  Seneca  morale,  ebenda  1914.  M.  Sonn- 
tag, L.  Ann.  Sen.  de  beneficiis  libri  explanantur,  Leipz.  1913,  Diss.  A.  Bren- 
Tiecke,  Animadversiones  ad  fontes  natur.  quaest.  S.,  Greifswald  1913,  Diss. 
J.  Hemsing,  De  S.  nat.  quaest.  libro  primo,  Münster  1913,  Diss.  Gaet. 
■d'Amico,  Süll'  autenticita  del  De  remed.  fortuit.  di  L.  Ann.  Sen.,  in:  Studi 
crit.  off.  a  C.  Pascal,  Catan.  1913.  V.  Ussani,  Seneca,  Atene  e  Roma  16, 
X.  169  f.,  1  ff.  84  ff.  Derselbe,  Sul  Ludus  de  morte  Claudii,  Riv.  di  fUol.  41 
(1913),  74 — 80.  R.  M.  Gummere,  The  modern  note  in  S.s  letters,  Class.  philol. 
10,  139  ff.  Fr.  Streich,  De  esemplis  atqne  comparationibus  quae  exstant  apud 
Senecam,  Lucanum  etc.,  Breslau  1913,  Diss.  Fr.  Steiner,  Der  „moderne"  Stil 
des  Philosophen  S.,  Rosenheim  1913,  Pr.  Wilh.  Ludw.  Friedrich,  Zu  Cass. 
Dio  61,  10  u.  Sen.  de  const.  9,  2;  ein  Beitrag  zur  Erklärung  der  politischen 
Schriften  des  Philosophen  Seneca,  Darmstadt  1913,  Pr.  Derselbe,  Zu  S.s  Nat. 
quaest.  IV  praef.  7  u.  8,  Berl.  philol.  Wochenschrift  1914,  1213-1216.  Derselbe, 
Burrus  u.  S.,  Reichsverweser  unter  Nero,  ebenda  1342 — 1344.  Derselbe,  Die  Ab- 
fassuugszeit  von  S.s  Werk  de  beneficiis,  ebenda  1406—1408.  Derselbe,  Die  Ab- 
-fassungszeit  von  S.s  Werk  über  die  Wohltaten  (besonders  auf  Grund  von  1,  9  f. 
erörtert)^  ebenda  1501—1503,  1533—1536;  (auf  Grund  von  2,  7  f.  erörtert)  1629 
Jois  ]632.  Wilh.  Kaiser,  Beiträge  zur  Erläuterung  von  S.s  Trostschrift  an 
Marcia,  lierl.  1914,  Pr.,  auch  als  Buch,  Berl.  1914.  Herm.  Steiner,  Theodizee 
bei  S.,  Erlangen  1914,  Diss.  Herm.  Mutschmann,  S.  und  Epikur,  Hermes  50 
(1915),  321 — 356.  Thomas,  Stilkritisches  zum  Philos.  S.,  Sitz.  d.  philol.  Vereins 
zu  Berlin,  Zeitschrift  Sokrates  1  (1913),  715 ff.  Rob.  Fischer,  De  usu  vocab.  etc.. 
s.  unter  Cicero,  S.  169*.  E.  Bickel,  Diatribe  in  Senecae  philosophi  fragmenta,  vol.  I: 
Fragmenta  de  matrimonio,  Lipsiae  1915.  E.  Howald,  Die  Weltanschauung  S.s, 
Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  35  (1915),  353  ff.  T.  O.  A  c  helis  ,  Aus  einer  alten 
Ausg.  v.  Seneca  de  moribus,  Rhein.  Mus.  71  (1916),  155—159.  —  Senecas  Verhältnis 
xuni  Christentnni  und  sein  anfjebliclier  Briefn-echsel  mit  Paulus:  Am.  Fleurv, 
.St.  Paul  et  S.,  2  vol.,  Paris  1853.  C.  Aubertin,  S.  et  St.  Paul;  ötude  sur  les 
rapports  supposes  entre  le  philosophe  et  l'apötre,  Paris  1857.  1869.  F.  Chr. 
Baur,  S.  und  Paulus,  das  Verhältnis  des  Stoizismus  zum  Christentum  nach  den 
Schriften  S.s,  Zeitschrift  f.  wissensch.  Theol.  1  (1858),  wieder  abgedr.  in:  Drei 
Abh.  zur  Gesch.  der  alten  Philos.,  her.  von  Zeller,  Leipzig  1875.  Rud.  Burg- 
mann,  S.s  Theologie  in  ihrem  Verhältnis  zum  Stoizismus  und  zum  Christentum, 
Berlin  1872,  Jenaer  Diss.  J.  B.  Light  foot,  St.  Paul's  epist.  to  the  Philipp., 
4.  ed.,  London  1878.  E.  Westerburg,  Der  Ursprung  der  Sage,  daß  S.  Christ 
.gewesen  sei,  Berlin  1881.  J.  Kreyher,  S.  und  seine  Beziehungen  zum  LV 
•christentum.  Berlin  1887.  Mich.  Baumgarten,  L.  Ann.  S.  und  das 
'Christentum  in  der  tief  gesunkenen  antiken  Weltzeit,  Rostock  1895  (kritiklos 
•und  ohne  geschichtliches  Verständnis).  A.  Codara,  S.  filosofo  e  S.  Paolo, 
Riv.  ital.  di  filos.  12  (1898).  Tissot.  St.  Paul  et  S.,  Le  chr^tien  evang. 
35,  7.  C.  Pascal,  La  falsa  corrispondenza  tra  S.  e  Paolo,  Riv.  di  filol.  35 
(1907),  33—42  mit  dem  Zusatz  ebenda  93-94.  H.  Böhlig,  Das  Gewissen 
bei  S.  und  Paulus,  Theol.  Studien  u.  Kritiken  87  (1914),  1—24.  —  Zur  Über- 
lieferutigsgeschichte :  J.  Bück,  S.  de  ben.  und  de  dem.  in  der  Überlieferung, 
Tüb.  1908,  Diss.  A.  Macek,  De  S.  epistularum  cod.  Graeciensi,  Cilli  1909,  Pr.; 
-vgl.  auch  Festschrift  der  50.  Philologen-Versammlung  darg.  von  Mittelsch.  der 
Kronländer  Steiermark  usw.,  Graz  1909.  162  ff.  Gull.  Kieke busch,  De  Pin- 
ciani  in  S.  philos.  de  benef.  et  de  dem.  libros  castigationibus.  Greifsw.  1912,  Diss. 


[Zu  §  68.    Die  spätere  Stoa.  187* 

J.'Marouzejau,  Ce  qiie  valent  les  manuscrits  des  Dialogi  de  S.,  Rev.  de  philol. 

37  (1913),  4(— 52.  H.  Wagen  voort,  De  cod.  S.  Angelico  (Ms.  Lat.  1856j, 
Mnem.  41  (1913),  153  ff.  A.  Beltrami,  Un  nuovo  codice  delle  epist.  mor.  di  B.. 
Eiv.  di  filol.  class.  41  (1913),  549  ff.;  42  (1914),  1  ff.  Derselbe,  11  cod.  Quiriniano 
delle  epist.  mor.  di  S.,  ebenda  455  ff.  O.  Hense,  Eine  Senecahandschrift  der 
Quiriiiiana  in  Brescia,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1914,  125—127,  604-608,  635—639. 
C.  Cipolla,  II  cod.  Quirin.  d.  epist.  mor.  di  S.,  Riv.  di  filol.  42  (1914),  93  ff . 
H  i er.  Geist ,  De  L.  Ann.  S.  Xat.  quaest.  codicibus,  Bambergae  1914,  Erlanger  Diss. 
Im  übrigen  s.  z.  Überlieferung  Teuffel-KroU-Skutsch,  Gesch.  d.  röm.  Liter.«  II  §  289, 
2  ff.  Kleinere  Beiträge  zumeist  textkritiseheji  Inhaltes  lieferten  u.  a.:  R.  EUis,  Journ 
of  philol.  28  (1903),  19-23  (zu  de  provid.  und  ad  Marc).  U.  v.  Wilamowitz- 
Moellendorff,  Hermes  37  (1902),  307  (de  dem.  1,  8).  W.  C.  K.  Capel, 
Mnemos.  N.  S.  31  (1903),  33—46  Th.  St  an  gl  (de  provid.),  Phüol.  64  (1905), 
SlOff.  L.  Radermacher,  Rhein.  Mus.  60  (1905),  250-253  (epist.  89.  22); 
Wiener  Studien  32  (1910),  205  f.  F.  Leo,  Hermes  40  (1905),  608  ff .  L.  Val- 
maggi  (de  benef.  1,  3,  5),  Rollet,  di  filol.  class.  12,  160.  C.  Pascal,  Glosse 
giuridiche  ai  Dialoghi  di  Seneca,  ebenda  13,  13—16;  Süll'  uso  della  parola 
,,caro'  in  S.,  ebenda  83  f.  Löfstedt  (epist),  Eranos  7,  108.  A.  J.  Kronen- 
berg (epist.  14—122),  Class.  quarterlv  1  (1907),  205  ff.,  (de  benef.  u.  de  dem.) 
284-289.  (dialogi),  ebenda  2  (1908),  34-40.  W.  C.  Summers  (epist.),  ebenda 
22—30.  170—174;  3  (1909),  40-43,  180—188.  A.  Engelbrecht  (ein  vermeint- 
liches Zeugnis  des  Seneca  über  des  Livius  philosophische  Schriften),  Wiener 
Studien  26  (1604),  62—66.  J.  Tolkiehn  (epist.  107,  10 f.),  Wochenschr.  f.  klass. 
Philol.  1905,  555 ff.  Ch.  P.  Parker,  Harv.  stud.  17  (190(5),  149 ff.  (ep.  41). 
JT.  Bdoij;  (Quaest.  nat.),  'E.-rioTijuoviy.ij  i;z£T7]ok  5—6  (1907 — 1909).  E.  A.  Son- 
nenschein, Class.  rev.  22  (1908),  216  f.;  23  (1909).  11  f.  (epist.  31,  11). 
R.  Ellis,  Journ.  of  philol.  31  (1908),  44 ff.  (Apocol.).  S.  Rossi,  Riv  di  filol. 
36(1908),  531  f.  J.  van  Wageningen,  in:  Sertum  Nabericura,  Leiden  1908, 
S.  445  ff..  Mnemos.  39  (1911),  137  ff.  (epist.  2,  2;  4,  3;  15,  4).  R.  Pichon.  Rev. 
d.  philol.  34  (1910),  122  f.  (de  otio  4,  2;  5,  5) ;  Acad.  d.  inscript.  30.  Juni  1911  (de  vit. 
beat.).  A.  Bourgerv,  Rev.  de  philol.  37  (1913),  95—109  (dialogi  u.  a.).  C.  Brak- 
man.  Hermes  45  (1910),  37  (nat.  quaest.);  Mnemos.  42  (1914),  389  (10.  Dialog); 
Rev.  de  l'instr.  publ.  en  Belgique  52,  18  ff.  (Apocol.).     R.  Waltz,  Rev.  d.  philol. 

38  (1910),  98.  J.  E.  B.  Mavor,  Class.  rev.  24  (1910),  84  (de  benef.  6,  3,  1). 
H.  Lebfegue,  Rev.  d.  philol.  36  (1912),  297  f.  O.  Roßbach,  Berl.  philol. 
Wochenschr.  1913,  1309  ff.  (Apocol.).  T.  G.  Tucker,  Class.  quart.  7  (1913), 
54  ff.  (epist.).  P.  Rasi,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1913,  1661  f.  W.  Gemoll, 
Hermes  49  (1914),  621—623  (epist.).  C.  Weyman ,  Arch.  f.  lat.  Lexikogr.  15  (1908). 
5<4  (de  tranqu.  an.  4,  5).  Derselbe,  Rhein.  Mus.  70  (1915),  152  (de  prov.  3,  12). 
H.  L.  Wilson  .  Amer.  journ.  of  philol.  32  (1911),  168 f.  A.  Caputi,  Atene  e  Roma 
14,  182  ff.  (epist  101,  10).  C.  Schiavi,  ebenda  286 ff.  W.  Gemoll,  Zu  S.s  Epist. 
morales,  Hermes  49  (1914),  621 — 623.  K.  Busche,  Krit.  Beiträge  zu  S.s  Nat 
quaest.,  Rhein.  Mus.  70  (1915),  568 — 583.  —  Vgl.  zu  Seneca  auch  G.  Boissier,  La 
religion  Romaine,  Bd.  2,  Paris  1874,  sowie  Hirzel,  Der  Dialog  II  S.  24  ff . 
S.  fenaer  Const.  Martha,  La  morale  pratique  dans  les  lettres  de  S.,  in  des 
Verf.  Werk  Les  moralistes  sous  l'empire  romain,  und  denselben,  Seneque,  in 
seinen  Melauges  de  litt  anc,  Paris  1896,  215 — 252.  Car.  Buresch,  Consola- 
tionum  a  Graecis  Romanisque  scriptarum  historia  critica  (Leipz.  Studien  9  [1886]). 
108 — 120  (über  Senecas  Trostschriften  und  -briefe).  P.  Hartlieh,  De  exhor- 
tationum  a  Graecis  Romanisque  scriptarum  historia  et  indole  (Leipz.  Studien 
11  [1889]),  305—308  (über  Senecas  Exhortationes).  A.  Giesecke,  De  philoso- 
phorum  veterum  quae  ad  exilium  spectant  sententiis  (Lipsiae  1891,  Diss.),  S.  100 
(ZU  ad  Helviara  matr.).  E.  Bickel,  Die  Schrift  des  Martinus  von  Bracara  For- 
mula  vitae  honestae,  Rhein.  Mus.  60  (1905),  505—551  (der  dem  Seneca  zuge- 
schriebene Traktat  de  quattuor  virtut  gehört  Martin  von  Bracara,  der  Senecas 
uns  verlorene  Schrift  de  officiis  benutzte.  Martin  de  ira  gibt  uns  ein  neues 
Fragment  von  Seneca  de  ira).  A.  Gercke,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  Suppl.  22 
(1896),  90—110  (antike  Schriftsteller,  für  die  sich  Bekanntschaft  mit  S.s  Natur, 
quaest  nachweisen  läßt).  C.  Weyman,  Novatian  imd  Seneca  über  den  Früh- 
trunk. Philol.  52  (1893),  728—730.  Senecasprüche  in  Verbindung  mit  anderem 
Material  enthalten  die  sog.  Disticha  Catonis;  darüber  E.  Stechert,  De  Catonis 
quae  dicuntur  distichis,  Greifsw.  1912,  Diss.  Ed.  Stemplinger,  Martin  Opitz 
u.  der  Philos.  S.,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altertum  usw.  15  (1905),  334—344.  — 


\  <^*  Literaturverzeioliuis. 

H.  Geist,  Blatt,  f.  d.  Oymnasialschuhv.  52  (191B),  177  ff.  (Baco).  S.  auch  die 
Literaturverzeichnisse  iu  den  Ausgaben  von  Hermes,  Hosius'^,  Gercke  und 
H  e  n  s  e  '. 

Kornutos:  Martini,  De  L.  Annaeo  Cornuto,  Lugd.  Bat.  1825.  Rob. 
^lüiizel,  De  Apollodori  .Tfo/  üewr  libris.  Bonnae  1883,  Diss.,  cap.  III:  De  Cornuto. 
Rud.  Reppe,  De  L.  Annaeo  Cornuto,  Lips.  1906,  Diss.  Vgl.  auch  O.  Jahn  in  der 
Vorrede  zu  seiner  Ausgabe  des  Persius.  W.  Kroll,  Adversaria  Graeca,  Philol.  53 
(1894).  422.  W.  Weinberger,  Ad  Cornutum,  Wiener  Studien  14  (1892),  222-226. 
Arth.  Ludwich,  Krit.  Miszellen  (darin  Nr.  23  zu  Corn.  theol.  c.  lö  p.  25,  2 
Lang),  Königsb.  1901,  Pr.  Car.  Reinhardt,  De  Graec.  theol.  cap.  duo,  Berol. 
]9]0  (s.  dort  das  Register).  C.  Marchesi,  Gli  scoliasti  di  Persio,  Riv.  di  filoL 
dass.  39  (1911),  564ff.;  40  (1912),  1  ff.  193 ff.  O.  Imraisch,  Arch.  f.  Religions- 
wissenschaft 14  (1911),  454,  2  (zu  Com.  35  p.  75,  12  L.).  Br.  Schmidt,  De  C. 
theologiae  Graecae  compendio  capita  duo  (Diss.  philol.  Hai.  vol.  21  pars  1), 
Halle  a.  S.  1912.  Über  seine  rhetorischen  Schriften  J..  Graeven,  Cornuti  artis 
rhetoricae  epitome,  Berlin  1891,  Praef.  p.  XXVIII.  —  H.  v.  Arnim,  Artikel 
Annaeuä  5  bei  Pauly-Wissowa. 

Persius:  Franz  Knickenberg,  De  ratione  Stoica  in  Pei'sii  satiris  appa- 
rente,  Monasterii  1867.  Diss.  Vinc.  Papa,  Lo  stoicismo  in  Persio,  Torino  lw2. 
AI.  Bucciarelli.  L'trum  Aulus  Persius  doctrinae  Stoicae  sit  sectator  idem  et 
interpres,  Romae  1888.  M.  E.  Houck,  De  ratione  Stoica  in  Persii  satiris  con- 
spicua,  Deventer  1894,  Leidener  Diss.  Lod.  Simioni,  Alcune  questioni  relative  ad 
A.  Persio  Flacco,  Verona-Padova  1895  (darin  II:  Persio  seguace  dello  stoicismo). 
Ch.  Burnier.  Le  röle  des  satires  de  Perse  dans  le  developpement  du  neo- 
stoicisme,  La  Chaux-de-Fonds  1909,  Pr.  S.  auch:  Const.  Martha,  L"n  poete 
stoicien.  Perse,  in:  Les  moralistes  sous  l'empire  Romain. 

Liicanus :  H.  Diels,  Seneca  und  L.,  Abh.  der  Berl.  Akad.  aus  dem  Jahre 
1885,  Berl.  1886.  M.  Spuriau,  De  deorum  ministeriis  in  Pharsalia,  Paris  1885, 
Th^se;  dazu  J.  Girard,  Du  role  des  dieux  dans  la  Phärsale,  Journ.  des  sav. 
1888,  192—207,  315—330.  Fr.  Oettl,  Lucans  philos.  Weltanschauung,  Brixen 
1888.  Pr.  J.  Englandus  Miliard,  Lucani  sententia  de  deis  et  fato,  Trai.  ad 
Rhenum  1891,  Diss.;  dazu  Hosius,  Berlin,  philol.  Wochenschr.  1892,  209.  Rob. 
Fritzsche,  Quaestiones  Lucaneae,  Gothae  1892.  Jenaer  Diss.  (darin:  De  Lucani 
doctrina.  De  Nigidio  Figulo  L.  auctore  et  de  rebus  subliniibus  in  Pharsalia). 
C.  Hosius,  L.  und  Seneca,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  145  (1892),  337—356.  Der- 
selbe, L.  und  seine  Quellen,  Rhein.  Mus.  48  (1893),  380 — 397  (Beziehungen  zu 
Maniliusj.  R.  Pichon,  Les  sources  de  Lucaiu,  Paris  1912.  Fr.  Streich, 
s.  Seneca  S.  186*. 

Mtisonios :  G.  G.  Moser,  Einleitung  zur  Ausgabe  von  vier  Fragmenten 
des  M.,  in  Daub  und  Creuzers  Studien  6.  Teil  (1811),  74 ff.  J.  J.  Bäbler,  Mu- 
sonius  Rufus,  X.  Schweiz.  Museum  6  (1864),  23 — 37.  O.  Bernhardt,  Zu  Mus. 
Rufus,  Sorau  1866,  G.-Pr.  E.  Baltzer,  M.,  Charakterbild  aus  der  römischen 
Kaiserzeit,  Xordhausen  1871.  G.  Hevlbut,  Zu  M.  und  Sotion,  Rhein.  3Ius.  39 
(1884),  310—312.  Fr.  Bücheier ,"  Musonius  Rufus  apud  Julian.  Caes.  2, 
p:  608,  18  Hertl.,  Rhein.  Mus.  41  (1886),  1  ff .  P.  Wendland,  Quaestiones  Mu- 
sonianae.  De  Mus.  Stoico  Clementis  Alexandrini  aliorumque  auctore,  Berlin  1886 
(Benutzung  des  M.  bei  Klem.  Alex,  im  Paidagogos;  s.  dazu  O.  Heuse,  Praef. 
seiner  Ausgabe  des  Musonios  S.  VI  ff.).  C.  Reinach,  Sur  un  t^moignage  de 
Suidas  relatif  a  Mus.  R.,  Paris  1886  (extrait  des  Comptes  rendus  de  l'Acad.  des 
inscr.).  P.  Wendland,  Philo  u.  d.  kynisch-stoische  Diatribe  (Anh.  Musonius  u. 
Clemens  Alexandr.),  in:  P.  Wendland  und  O.  Kern,  Beitr.  zur  Gesch.  d.  griech. 
Philos.  und  Rehgion,  Berlin  1895  (dazu  Berl.  philol.  Wochenschr.  1906,  198). 
Ch.  P.  Parker,  Musonius  the  Etruscan,  Harvard  studies  in  class.  phil.  7  (1896),. 
123  ff.  (s.  dagegen  O.  Hense,  Praef.  seiner  Ausg.  S.  XVIII  f.).  T.  Pflieger,  Mu- 
sonius h.  Stobaeus,  Tauberbischofsheim  1897,  Pr.  C.  Sc  hm  ich,  De  arte  rhe- 
torica  in  Musonii  diatribis  conspicua,  Friburgi  Brisig.  1902,  Diss.  J.  E.  B. 
Major,  Musonius  and  Simplicius,  Class.  review  17  (1903),  23  ff.  Über  die  Über- 
lieferung der  Gespräche  des  M.  (Lukiosfrage),  sein  Leben  und  seine  Schüler 
handelt  in  trefflicher  Weise  O.  Hense  in  der  Praef atio  seiner  Ausgabe.  Zum 
Stil  des  M.  vgl.  E.  Xorden,  Antike  Kunstprosa  I,  S.  391  Anm.  1.  Analyse  der 
dem  Topos  .Tf ot  (fvyi)g  gewidmeten  Erörterungen  bei  Giesecke,  De  philos.  vet. 


Zu  §  68.    Die  spätere  Stoa.  18*1* 

•  quae  ad  exil.  spect.  sentent.  (Lipsiae  1891,  Diss.),  S.  32  ff.  (vgl.  aiu-h  S.  100). 
Kritische  und  exegetische  Beiträge  von  H.  van  Herwerden,  Mnem.  27  {1899), 
398,  F(ranz)  B(ücheler),  Rhein.  Mus.  53  (1898),  166  f.,  A.  J.  Kronenberg, 
Class.  rev.  20  (1906),  394  f.,  K.  Praechter,  Berl.  philol.  Woehenschr.  1913,  28  f. 
Über  die  pseudoniusonisclien  Briefe  Ant.  West  er  mann,  De  M.  epistolis,  iu 
des  Verf.  Comm.  de  epist.  scriptor.  Graec.  6  (1854)  Nr.  105. 

Eptktetos:  Joh.  Fr.  Beyer,  Über  Ep.  und  sein  Handbuch  der  stoischen 
Moral,  [Marburg  1795.  F.  Ch.  G.  Perlett,  Dictaminum  Stoicorura  et  Christia- 
uorum  quorundam  ab  una  parte  ex  Epicteto,  ab  altera  vero  e  novo  tcstamento 
desumptarum  comparatio,  Eriurti  1798.  J.  Spangenberg,  Die  Lehre  Epiktets 
nach  seinem  Manual  entwickelt.  Hanau  1849,  Pr.     Winnefeld,  Die  Philosophie 

•  des  E. ;  ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Eklektizismus  der  römischen  Kaiserzeit, 
Zeitschr.  f.  Philos.  u.  philos.  Kritik  49  (1866),  1~32,  193-226.  Gust.  Grosch, 
Die  Sittenlehre  des  Epiktet.  Wernigerode  1867,  Pr.  A.  Braune,  Epiktet  und 
das  Christentum,  Zeitschr.  f.  kirchl.  Wissensch.  5  (1884),  477 — 488.  J.  Stuhr- 
mann.  De  vocabulis  notionum  philosophicarum  in  Epict.  libris,  Neustadt  1885, 
Jenaer  Diss.  Ed.  Maria  Schranka,  Der  Stoiker  E.  und  seine  Philosophie, 
Frankfurt  a.  d.  O.  1885  (ganz  wertlos).  H.  Scheukl,  Die  epiktetischen  Frag- 
mente, eine  Untersuchung  zur  Überlieferungsgeschichte  der  griech.  Florilegien, 
Wien  1887.  E.  Mücke,  Zu  Arrians  und  Epiktets  Sprachgebrauch,  Nordhausen 
1887,  Pr.  von  llfeld.  ß.  As  raus,  Quaestiones  Epicteteae  (betrifft  ebenfalls  die 
Fragmente),  Freiburg  i.  Br.  1888.  A.  Bonhöffer,  Epiktet  und  die  Stoa,  Unter- 
suchungen zur  stoischen  Philosophie,  Stuttg.  1890;  ders.,  Die  Ethik  des  Stoikers 
Epiktet,  Anhang:  Exkurse  über  einige  wichtige  Punkte  der  stoischen  Ethik  (sieh 
oben  S.  149*),  Stuttg.  1894  (enthält  auch  die  Indices  zu:  Epiktet  und  die  Stoa). 
F.  L.  Ganter,  Das  stoische  System  der  ai'adijoi;  mit  Eücksicht  auf  die  neueren 
Forschungen,  Philol.  53  (1894),  465 — 504  (knüpft  an  Bonhöffers  ,, Epiktet  und  die 
Stoa''  an).  Dagegen  A.  Bonhöffer,  Zur  stoischen  Psychologie,  PhUoI.  54  (1895), 
403 — 429.  C.  Hilty,  Glück,  Leipzig  1891  und  öfter  (betont  an  der  Hand  des 
Encheiridions,  das  er  übersetzt,  den  Wert,  den  Epiktet  für  die  praktische  ethische 
Erziehung  auch  in  der  Gegenwart  besitzt).  T.  Zahn,  Der  Stoiker  Epiktet  und 
sein  Verhältnis  zum  Christentum,  Erlangen  1894,  Prorektoratsrede,  2.  Aufl.  1895 
(macht  den  gänzlich  mißglückten  Versuch,  zu  erweisen,  daß  Epiktet  durch  die 
christliche  Lehre  beeinfhißt  sei).  K.  Vorländer,  Christliche  Gedanken  eines 
heidnischen  Philosophen,  Preuß.  Jahrb.  89  (1897),  193—222.  L  Bruns,  De 
schola  Epicteti,  Kiel  189  v,  Festschr.    E.  Zeller,  Über  eine  Berührung  des  jüngeren 

■Cynismus  mit  dem  Christentum,  Sitzungsber.  der  Berl.  Akad.  1893,  129 — 132  = 
Kl.  Sehr.  II  S.  41—45.  Braun,  Epiktets  Moral  nach  seinem  Handbüchlein, 
Philos.  Woehenschr.  5,  9.  Th.  Colardeau,  Etüde  sur  Epictete,  Paris  1903. 
R.  Renner,  Epiktet  und  seine  Ideale,  Amberg  1903,  Pr.  Derselbe,  Zu  Epiktets 
Diatriben:  I.  Epiktet  und  seine  Ideale.  IL  De  Epicteteorum  titulis,  München 
1904,  Diss.  Derselbe,  Das  Kind,  ein  Gleichnismittel  bei  Epiktet,  Festschrift  zum 
25jährigen  Stiftungsfest  des  histor.-philol.  Vereins  d.  Univ.  München,  München  1905, 
S.  54  ff.  K.  Hart  mann,  Arrian  u.  Epiktet,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  15 
(1905),  248 — 275.  K.  Kuipe r,  Epictetus  en  de christelijke  moraal,  Versl.  en  mededeel. 
der  Kon.  Akad.  van  Wetenschappen,  Letterkunde,  4.  Reeks,  Deel  7,  Amsterdam 
1906  (vertritt  im  -wesentlichen  Zahns  Ansicht;  dageo;en  Bonhöffer,  E.  und  das 
Neue  Testament  S.  44 ff.).  L.  Weber,  La  morale  d'Epict&te  et  les  besoins  presents 
de  l'enseignement  moral,  Rev.  de  m^taph.  et  de  morale  1905  ff.  (s.  zum  Gegenstande 
■oben  Hilty).  P.  M elcher,  De  sermone  Epicteteo,  quibus  rebus  ab  Attica  regula 
discedat  (Dissertat.  philol.  Halens.  vol.  17  pars  1).  O.  Haibauer,  De  diatribis 
Epicteti,  Lips.  1911,  Diss.  S.  auch  die  Praefatio  zu  Schenkls  Ausgabe, 
R.  Hirzel,  Dialog  II  S.  245  ff.,  Const.  Martha,  La  vertu  stoique,  Epictete, 
in  des  Verf.  Buche  Les  moralistes  sous  l'empire  Romain,  P.  Hartlich,  De  ex- 
hort.  a  Gr.  Romanisque  Script,  hist.  et  ind.  S.  308 ff.,  H.  v.  Arnim,  Artikel 
Epiktet  bei  Pauly-Wissowa.  Epiktets  Verhältnis  xum  Christenfuin  behandeln 
außer  den  angeführten  Arbeiten  u.  a.:  G.  A.  van  den  Bergh  van  Eysinga, 
Epictetus  en  het  Nieuwe  Testament,  Museum,  Maanblad  voor  Philologie  en  Ge- 
schied enis  14  (1907),  439—441.  F.  Mörth,  in:  Festschrift  der  50.  Vers,  deutsch. 
Philol.  u.  Schulm.  dargebr.  von  den  Mittelsch.  der  Kronländer  Steiermark  usw., 
Graz  1909,  S.  182  ff.  (zum  Verbot  des  Schwörens,  Epict.  euch.  33,  5).  In  gründ- 
lichster Weise  untersucht  das  Verhältnis  Epiktets  und  des  Stoizismus  überhaupt 


|(((>*  Literatxirverzeichnis, 

zum  Neuen  Testament  und  bietet  eine  vorurteilslose  Bewertung  der  stoischen  und 
der  christlichen  Moral  und  Religion  Ad.  Bonhöffer,  E.  und  das  Neue  Testa- 
ment (Religionsgesch.  Versuche  und  Vorarbeiten  10.  Bd.),  Gießen  1911,  wo  auch 
frühere  Literatur  angeführt  und  berücksichtigt  ist.  Im  Gegensatz  zu  Bonhöffers 
Buche  behandelt  die  Frage  aus  einseitig  christlich- theologischem  Standpunkte 
R.  Bultmann,  Das  religiöse  Moment  in  der  ethischen  Unterweisung  des  E.  und 
das  Neue  Testament,  Zeitschr  f.  d.  neutestam.  Wissensch.  u.  d.  Kunde  d.  Urchrist. 
13  (1912),  97—110,  177—191,  treffend  zurückgewiesen  von  Bonhöffer,  E.  und  das 
Neue  Testament,  ebenda  281-  292.  Über  den  gleichen  Gegenstand  handelt  M.  J. 
Lagrange,  La  philosophie  religeuse  d'E.  et  le  christianisme,  Rev.  biblique  Inter- 
nat., Nouv.  ser.,  9.  annee,  tom.  9  (Par.  1912),  5—21,  192—212.  Vgl.  auch  P.  Wen  d  - 
land,  HeUen.-röm.  Kult.'-  "•  3  S.  95.  356,  4;  357,  1.  Kleinere  Beiträge  lieferten 
Richards,  Class.  rev.  19  (1905),  106—108;  Praechter,  Bvzant.  Zeitschr.  14 
(1905),  271,  Philol.  64  (1905),  387  f.  A.  J.  Kronenberg,  Class.  rev.  20  (1906), 
15—19,  104-109;  Class.  quart.  3  (1909),  195—202,  258-265;  5  (1911),  91  f.;  Berl. 
philol.  Wochenschr.  1910,  1623;  Mnem.  N.  S.  38  (1910),  156—166.  K.  Meiser, 
Hermes  44  (1909),  159;  45  (1910),  160.  P.  Corssen,  Berl.  philol.  Wochenschr. 
1910,  832.  Zu  der  von  Meiser  und  Corssen  behandelten  Stelle  Epict.  diss.  4,  7,  ö 
s.  Bonhöffer,  E.  u.  das  N.  T.  S.  44,  1.  H.  Richards,  Platonica,  London 
1911  (hier  auch  Bemerkungen  zu  E.). 

Arrian:  E.  Bolla,  Arriano  di  Nicomedia,  Torino  e  Palermo  1890 
(Kap.  II:  A.  discepolo  d'Epitteto,  Kap.  X:  Scritti  filos.  di  A.).  K.  Hartmann, 
Arrian  und  Epiktet,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altertum  usw.  15  (1905),  248  bis 
275.  Derselbe,  Zu  den  Schriften  und  Fragmenten  des  Flavius  Arrianus,  Berl. 
philol.  Wochenschr.  1910,  603  ff.  Im  übrigen  s.  E.  Schwartz,  Artikel  Flavius 
Arrianus  (9)  bei  Pauly-W^issowa,  Christ- Schmid,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  11^ 
S.  583  ff.  S.  auch  die  Epiktetliteratur,  in  der  vielfach  der  Herausgeber  der 
epiktetischen  Gespräche  berührt  wird. 

Hierokles :  K.  Praechter,  Hierokles  der  Stoiker,  Lpz.  1901.  N.  Festa, 
Un  filosofo  redivivo,  Jerocle,  Atene  e  Roma  N.  96,  S.  354—367.  Georg.  Pas- 
quali,  Marginalia,  Studi  ital.  di  filol.  class.  16  (1908),  441—446.  H.  v.  Arnim, 
Artikel  Hierokles  17  bei  Pauly-Wissowa-Kroll. 

Kleoniedes:  H.  Ziegler,  De  vita  et  scriptis  Cleomedis,  Meißen  1878, 
Leipziger  Diss.  Alexis  Boericke,  Quaestiones  Cleomedeae,  Pegau  1905,  Leip- 
ziger Diss.     S.  auch  die  Literatur  zu  Poseidonios  S.  180*. 

Marcus  Aurelius:  N.  Bach,  DeM.  Aurel.  Ant.  imperatore phUosophante, 
Lips.  1826.  H.  Doergens  (s.  oben  S.  183*  bei  Seneca).  M.  E.  de  Suckau, 
Etüde  sur  Marc  Aurele,  sa  vie  et  sa  doctrine,  Paris  1858.  M.  Noel  des  V er- 
gers, Essai  sur  Marc  Aurele,  Paris  1860.  Max  Königsbeck,  De  Stoicismo 
Marci  Antonini,  Regiomonti  1861,  Diss.,  auch  G.-Pr.,  Konitz  1872.  Ed.  Zeller, 
Marcus  Aurelius  Antoninus,  in  ZeUers  Vortr.  u.  Abhandl.,  Lpz.  1865,  S.  82 — 107. 
Arn.  Bodek,  M.  Aurel.  Ant.  als  Freund  und  Zeitgenosse  des  Rabbi  Jehuda 
ha-Nasi,  Lpz.  1868.  J.  Schuster,  Ethices  stoicae  apud  M.  A.  A.  fundamenta 
(Schriften  der  Univ.  zu  Kiel  aus  dem  Jahre  1868,  Bd.  15),  Kiel  1869.  E.  For- 
ster, M.  Aurel.  Anton,  vita  et  philos.,  Rastadii  1869,  Pr.  A.  Braune,  M.  Au- 
rels  Meditationen  in  ihrer  Einheit  u.  Bedeutung,  Altenburg  1878,  Leipziger  Diss. 
F.  Pollock,  M.  Aurelius  and  the  Stoic  philosophy,  Mind  4  (1879),  47—68. 
Ch.  E.  Luthardt,  Die  Moral  in  M.  Aureis  Meditationen,  Zeitschr.  f.  kirchliche 
Wissensch.  2  (1881),  324—335.  E.  Renan,  M.  A.  et  la  fin  du  raonde  antique, 
2.  ^d.,  Paris  1882.  Ch.  Huit,  Le  stoicisme  de  Marc-Aurfele,  Annales  de  ph. 
chr^tienne  53  (1882/83),  69—77.  Derselbe,  Philosophie  de  M.  A.,  L'instruct.  publ. 
13  (1884),  350  f.  366  f.  382  f.  398  f.  P.  B.  Watson,  The  life  of  Marc.  Aur.  An- 
toninus, Lond.  1884.  A.  Nauck,  De  M.  Antonini  commentariis,  in:  M^langes 
gr.-rom.  5  (1884/88),  1 — 21.  Bassano  Gabba,  Di  M.  A.  Antonino  imperatore, 
Milano  1884.  H.  J.  Polak,  In  M.  Antonini  commentarios  analecta  critica, 
Hermes  21  (1886),  321—356.  E.  de  Suckau  bei  H.  Taine,  Stud.  zur  Kritik  u. 
Gesch.,  übers,  von  P.  Kühn  u.  A.  Aall,  Paris,  Leipzig,  München  1898,  S.  402  ff. 
(über  Mark  Aureis  Charakter  und  die  Grundzüge  seiner  Ethik).  J.  Dartigue- 
Peyrou,  Marc-Aurfele  dans  ses  rapports  avec  le  christianisme,  Paris  1897,  Thfese. 
J.  Lindsay,  The  ethical  philosophy  of  Marcus  Aurelius,  Arch.  f.  Gesch.  d. 
Philos.  16  (1903),  252—258.      G.  G.  Fusci,  La  filosofia  di  Antonino  in  rapporto 


Zu  §  68.    Die  spätere  Stoa.  191* 

con  ]a  filosofia  di  Seiieca,  Musonio  e  di  Epitteto,  Modica  1904.  R.  Müller, 
Antoninus  Philosophus  ein  Protektor  der  Christen?  Eine  Einführung  in  die 
Selbstgespräche  Mark  Aureis,  Teschen  1904,  Pr.  H.  Stich,  Mark  Aurel,  der 
Philosoph  auf  dem  röm.  Kaiserthrone,  Gütersloh  1904  (Gymnasialbibl.  Heft  38). 
R.  Ellis,  Correspondence  of  Fronto  and  M.  Aurelius,  Oxf.  1904.  B.  Gabba, 
Un  parallelo  storico  (Marco  Aurelio  e  Gregorio  Magno),  Rendiconti  d.  R.  Istituto 
Lombardo  di  scienze  e  lettere,  N.  S.  37,  9.  Ad.  Dyroff,  Arch.  f.  Gesch.  d. 
Philos.  1 7  (1904),  146  f.  (Senecas  und  M.  A.s  Stellung  zum  Materialismus). 
L.  Als  ton.  Stoic  and  Christian  in  the  second  Century.  A  comparison  of  the 
ethical  teaching  of  M.  A.  with  that  of  contemporary  and  antecedent  christianity, 
London  1906.  Hoff  mann,  Les  lüttes  morales  d'un  empereur  romain,  Bull,  de 
la  Soc.  pour  le  progr.  d.  ^t.  philol.  et  histor.,  Brux.  1908,  44—52.  C.  C.  Bush- 
uell,  A  Classification  according  to  the  subject-matter  of  the  comparisons  and 
illustrations  in  the  Meditations  of  Marc.  Aur.  Ant.,  Refei'at:  Transact.  and  Pro- 
ceed.  of  the  Amer.  philol.  assoc.  3y  (1908),  Proceed.  S.  XIX.  I.  H.  Leopold,. 
De  vocabulis  medicis  apud  M.  Antoninum  obviis,  Sertum  Nabericum,  Leiden 
1908,  S.  233-285.  F.  W.  Russell,  M.  A.  and  the  later  Stoics,  Edinburgh  1910. 
H,  Schenkl,  Zum  ersten  Buche  der  Selbstbetrachtungen  des  Kaisers  M.  A., 
Wiener  Studien  34  (1912),  82—96.  P.  Maas,  Das  Epigramm  auf  Marcus  El- 
mvrov,  Hermes  48  (1913),  295—299.  G.  Breithaupt,  De  M.  Aur.  Ant.  com- 
mentariis  quaestiones  selectae,  Gott.  1913,  Diss.  Hellm.  Eberlein,  Kaiser 
M.  A.  und  die  Christen,  Breslau  1914,  Diss.  C.  R.  Haines,  The  composition 
and  chronology  of  the  Thoughts  of  M.  A.,  Journ.  of  philol.  33,  278 ff.  Kleinere 
Beiträge  insbesondere  zur  Geschichte  der  Ü'berlieferung  und  zur  Textkritik: 
H.  Schenkl  (Zur  handschriftlichen  Überlieferung  von  M.  Antoninus  El?  savröv), 
Eranos  Vindob.  S.  163—167.  A.  Sonny  (Zur  Überlieferungsgeschichte  von 
M.  Aurelius  Ek  iavrör),  Philol.  54  (1895),  181—183.  VV.  VVyse  (zu  Marc.  Aur. 
4,  33),  Class.  rev.  7  (1893),  21.  H.  J.  Polak  in:  Sylloge  comm.  quam  v.  cl. 
Const.  Conto  obtul.  philol.  Bat.,  Leiden  1893.  G.  H.  Rendali,  Journ.  of  philol. 
23  (1895),  116—160.  A.  Elter,  De  gnom.  Graec.  hist.  atque  orig.  IH,  S.  109  f. 
(Benutzung  eines  Gnomologions  durch  M.  A.).  C.  Denig,  Mitt.  aus  dem  griech. 
Miscellancodex  2773  d.  Großh.  Hofbibl.  zu  Darmstadt,  Mainz  1899,  Pr.  I.  H. 
Leopold,  Mnemos.  X.  S.  31  (1903),  341—364;  (zu  9,  42)  ebenda  33  (1905),  154 
bis  156;  35  (1907),  63—82;  Berl.  phUol.  Wochenschr.  1910,  893  (zu  cod.  Vat. 
1950);  1914,  1567  f.  (Konj.  und  Xot.  in  cod.  403  Bibl.  Publ.  Lat.  Lugd.  Bat.). 
P.  Hoffmann,  Rev.  de  l'instruct.  publ.  en  Belgique  47,  11—23.  H.  Richards, 
Class.  rev.  19  (1905),  18-26.  A.  J.  Kronenberg,  ebenda  301—303;  Class. 
quart.  3  (1909),  110.  K.  F.  W.  Schmidt,  Hermes  42  (1907),  595—607. 
K.  Meiser,  Hermes  43  (1908),  643  (zu  10,  15).  P.  Fournier,  Rev.  d.  4t.  anc. 
13  (1911),  313—316  (zu  7,  31).  H.  Richards,  Platonica,  Lond.  1911  (auch  Be- 
merkungen zu  M.  A.).  P.  Corssen,  Berl.  philol.  Wochenschr.  l9ll,  1390 
(ZU  2,  1);  1912,  734  (zu  3,  6;  3,  11;  4,  3;.  W.  Weyland,  ebenda  1914,  1180 
lais  1184.  —  Vgl.  auch  Const.  Martha,  L'examen  de  conscience  d'un  empereur 
romain;  Marc-Aurfele,  in  des  Verf.  Buche  Les  moralistes  sous  l'empire  romain. 
R.  Hirzel,  Der  Dialog  11,  S.  262  ff.  G.  Misch,  s.  oben  S.  40*.  M.  Dibelius 
s.  oben  S.  180*.    H.  v.  Arnim,  Artikel  Annius  94  bei  Pauly-Wissowa. 

Kehes:  Drohsin,  Die  Zeit  des  Tilva^  Keßrjtoc,  Neustettin  1873,  G.-Pr. 
K.  K.  Müller,  De  arte  crit.  Ceb.  tabulae  adhibenda,  Würzburg  1877,  Diss. 
Derselbe,  Philol.  Anzeiger  9  (1878),  269  f.,  Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gvmn.  30  (1879), 
241—252,  PhUol.  Rundschau  4  (1884),  1417—1424  (neuere  Literatur  über  Kebes). 
K.  Praechter,  Cebetis  tabula  quanam  aetate  conscripta  esse  videatur,  Marburg 
1885,  Diss.  Anderer  Ansicht  sind  Susemihl,  Gesch.  d.  griech.  Liter,  in  der 
Alexandrinerzeit  I,  S.  23  ff.,  II,  S.  657  f.,  und  Hirzel,  Der  Dialog  II,  S.  255  fL 
Dagegen  Praechter,  Burs.  Jahresber.  96  (1898  I),  46.  Vgl.  auch  W.  Capelle, 
De  Cvniconim  epistulis,  Gott.  1896,  Diss.,  S.  32.  K.  Joel,  Der  echte  und  der 
xenophon tische  Sokrates  II,  S.  322  ff .  Alpers,  Hercules  in  bivio,  Gott.  1912, 
und  die  sonstige  Literatur  zu  Synkrisis  und  Prodikosfabel,  oben  S.  40*.  63*;  s.  auch 
O.  Kern,  Deutsche  Literaturz.  1909,  1888.  Einzelbeiträge:  H.  van  H(erwerden), 
Ad  Gebet.  Tab.,  Mnem.  22  (1894),  263.  L.  Radermacher,  Rhein.  Mus.  55 
(1900)  149.  J.  van  Wageningen,  Festschrift  für  Herwerden  (Utrecht  1902). 
C.  Taylor,  Hermas  and  Cebes,  Journ.  of  philol.  28  (1903),  24-38.  Derselbe 
(nach    hinterlassenen    Papieren    von    J.   M.   Cotterill),    Plutarch,     Cebes    and 


"292*  Literatiir  Verzeichnis. 

Herraas,  ebenda  31  (1910),  14—41.  A.  Brinkmann,  Rhein.  Mus.  06 
(19111,  621  f. 

Stoische  Einflüsse  auf  Männer  der  Kaiserzeit,  die  uns  In  der 
erhaltenen  Literatur  nicht  in  erster  Linie  als  Philosophen  ent- 
ffcgentreten,  behandeln  u.  a.  E.  Korne  mann,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol. 
"Suppl.  22  (1896),  615—620  (bringt  den  P^atalismus  in  der  Geschichtsschreibung 
des  C.  Äsinius  Pollio  mit  dem  Stoizismus  in  Verbindung).  H.  Gumraerus. 
De  Cohtmella  philosopho.  Öfversigt  af  Finska  Vetenskaps-Societetens  Förhand- 
lingar  52  (1009  10),  Helsingfors  1910.  Über  den  älteroi  Plinius  s.  die  Literatur 
bei  Teuffel-Kroll-Skutsch  II«  S.  293  und  vgl.  oben  unter  Poseidonios  S.  179'\ 
Herm.  Rau  benheimer,  Quintilianus  quae  debere  videatur  Stoicis  populari- 
busque  qui  dicnntur  philosophis,  Würzburg  1911,  Diss.  C.  Wunderer, 
Tacitus  nach  seiner  Biographie  des  Agricola,  Blätter  f.  d.  Gymn.  (bayer.)  33 
(1897),  209—225  (S.  212  über  Stoisches).  S.  auch  A.  Gudeman,  Chrysippos 
and  Varro  as  sources  of  the  Dialogus  of  Tacitus,  'John  Hopkins  University 
oirculars  vol.  12,  Xo.  102,  Jan.  1893,  p.  25,  und  Zimmermann  oben  S.  184'  im 
Literaturverzeichnis  zu  Seneca.  Reinold.  Schuetze,  luvenalis  ethicus,  Grv- 
phiae  1905,  Diss.  S.  auch  E.  Bickel,  Rhein.  Mus.  67  (1912),  145.  G.  Re'i- 
•chardt.  De  Artcmidoro  Daldiano  librorum  oniroci'iticorum  auctore,  Comment. 
Jenens.  vol.  5  (1894),  auch  als  Jenaer  Diss.  in  Leipzig  1893  erschienen  (weist 
nach,  daß  der  Traumdeuter  Art.  von  der  Stoa  abhängig  ist).  Über  Avien  sieh 
F.  Marx,  Artikel  Avienus  bei  Pauly-Wissowa.  R.  v.  Scala,  Doxographische  u. 
stoische  Reste  bei  Ammianiis  Marcellinus,  in:   Festgaben  f.  Büdinger,   Innsbruck 

1898.  Franc.  Müller,  De  Claudio  Futitio  Naviaticuw  Stoico,  Soltiquellae  1882, 
Pr.  (der  Beweis  für  den  Stoizismus  des  Rut.  Namat.  ist  nicht  gelungen).  Literatur 
über  den  Einfluß  des  Stoizismus  auf  die  Homererl-lürer  bei  Christ-Schmid  I* 
S.  85  ff .  11^  S.  691,  9.  S.  besonders  G.  Lehnert,  De  scholiis  ad  Hom.  rheto- 
ricis,  Leipzig  1896,  Diss.,  S.  99ff.,  H.  Schrader,  Hermes  37  (1902),  571  ff. 
(über  den  stoisch  beeinflußten  Rhetor  Telephos  von  Pergamon),  und  die  Literatur 
über  die  pseudoplutarchische  Vita  Homeri  unten  zu  §  70  (Plutarch).  Stoischen 
Einfluß  erkennt  nach  dem  Vorgange  von  Marcks  in  den  unter  dem  Namen  des 
Platonikers  Chion  erhaltenen  Briefen  K.  Burk,  De  Chionis  epistulis,  Darmstadtiae 
1912,  Gießener  Diss.,  S.  41  ff.  (s.  oben  S.  119*).  Stoisches  enthalten  ferner  die 
sog.  Sententiae  Varronis,  s.  P.  Germ  an n  oben  S.  168*.  Stoisch  ist  jedenfalls 
letzten  Endes  auch  der  Allegorismus  der  Homerdeuterin  Demo,  ob  unmittelbar 
oder  durch  neuplatonische  Vermittlung,  ist  strittig;  s.  unten  zu  §  78.  S.  auch 
A.  Schmekel,  Die  Philos.  der  mittl.  Stoa,  S.  439  ff.  (verfolgt  die  Einwirkungen 
der  Mittelstoa  auch  in  der  Kaiserzeit  und  berücksichtigt  u.  a.  Horaz,  Vergil, 
Ovid  und  Tacitus).  A.  Gercke,  Stoizismus  im  Piatonismus,  Rhein.  Mus.  41 
(1886),  287—291.  Ein  Schriftsteller,  dessen  Verhältnis  zum  Stoizismus  einer  ge- 
naueren Untersuchung  bedarf,  ist  der  Astrologe  Veüius  Valens  (Vettii  Valentis 
Anthologiarum  libri,  primum  ed.  Guil.  Kroll,  Berol.  1908|.  Vgl.  auch  oben 
zur   kynisch-stoischen    Diatribe    (S.  156*  f.),    Poseidonios    (S.  177' ff.)   und  Seneca 

.  (S.  18t*).     Über  Vergil,  Horaz  und  Ovid  s.  unten  zu  §  77. 

Der  Stoizismus  in  seiner  Stellung  zu  Judentum  und  Christen- 
tum :  R.  Ehlers,  De  vi  ac  potestate  quam  philosophia  antiqua,  iraprimis 
Platonica  et  Stoica,  in  doctrina  apologetarum  saec.  II.  habuerit,  Gott.  1859. 
J.  Dourif,  Du  stoicisme  et  du  christianisme  considär^s  dans  leurs  rapports,  leur 
difference  et  l'influence  respective  qu'ils  ont  exerc^e  sur  les  moeurs,  Paris  1863. 
Jam.  H.  Bryant,  The  mutual  influence  of  Christianity  and  the  Stoic  school, 
Lond.  1866.  F.  Wevers,  Quid  Paulus,  quid  Stoici  de  virtute  doeuerint,  Meursiae 
1876.  H.  Winckler,  Der  Stoizismus  eine  Wurzel  des  Christentums,  Lpz.  1878, 
Diss.  E.  Wadstein,  Über  den  Einfluß  des  Stoizismus  auf  die  älteste  christl. 
Lehrbildung,  Theol.  Stud.  u.  Krit.  53  (1880),  587-665.  H.  Thiersch,  Die  Stoa  des 
Zeno  und  die  Halle  Salomonis.  Vergleichung  der  stoischen  und  der  christlichen  Ethik, 
Allg.  konseryat.  Monatsschr.  1880,  261—280.  W.  W.  Capes,  Stoieism,  London 
(Society  for  promoting  Christian  knowledge)  1880.  Th.  Keim,  Rom  und  das 
Christentum,  herausg.  von  H.  Ziegler,  Berlin  1881.  A.  Talamo,  Les  origines  du 
Christianisme  et  la  philosophie  Stoicienne,  Annales  de  philosophie  chretienne 
1885.     A.  Chollet,    La  morale  stoicienne  en  face  de  la  morale  chretienne,   Paris 

1899.  H.  Usener,  Rhein.  Mus.  55  (1900),  293  =  Kl.  Sehr.  IV  S.  313  (Stoa  und 
Monarchianismus).   A.  Medved,  De  philosophia  Stoica  eiusque  relatione  ad  Chri- 


Zu  §  69.    Die  Kyniker  im  zweiten  Abschnitte  der  hellenist.-röm.  Periode.     lOri* 

«tianismura,  Marb.  1901,  Pr.  E.  Schwartz,  Hermes  38  (1903),  90ff.  (Klemens 
von  Alexandria  und  die  Stoal.  P.  Feine,  Stoizismus  und  Christentum,  Theol. 
Literaturbl.  26  (1905),  65-69,  73-80,  89-92,  97-102.  J.  Leipoldt,  Christen- 
tum u.  Stoizismus,  Zeitschr.  f.  Kirchen^esch.  27  (1906).  129—165.  Bergmann, 
Die  stoische  Philosophie  und  die  jüdische  Frömmigkeit,  in:  Judaica,  Festschrift 
zu  H.  Cohens  70.  Geburtst.,  Berhn  1912,  S.  145-166.  Vgl.  auch  oben  S.  35*  f., 
S.  156"  f.  (kynisch-stoische  Diatribe),  S.  180*  f.  (Poseidonios),  S.  186*  (Seneca), 
^.  188"  (Musonios),  S.  189*  f.  (Epiktet),  S.  190*  f.  (Mark  Aurel),  unten  S.  209*  ff. 
<PhiIon).  Gute  Orientierung  besonders  bei  Bonhöffer,  Epiktet  und  das  Neue 
Testament,  oben  S.  190*,  und  Wendland,  Die  hellen.-röm.  Kultur  in  ihren 
Beziehungen   zu   Judentum  und  Christentum,  oben  S.  36*. 

Zu  §  6J).  Die  Kyniker  im  zweiten  Abschnitte  der  hellenistisch-römischen 
Periode  (Kynismus  III.  Teil,  Fortsetzung:  zu  §  59). 

Allgemein:  Jahresberichte  s.  oben  S.  23*  f.  Zeller  III  1*  S.  793  ff. 
A.  Caspari,  De  Cynicis  qui  fuerunt  aetate  Imperator.  Komanor.,  Chemnitz  1896, 
Pr.  Ed.  Norden,  Jahrbücher  f.  klass.  Philol.  Suppl.  19  (1893),  393  f.  404  ff. 
Ed.  Zeller,  Über  eine  Berührung  des  jüngeren  Cvnismus  mit  dem  Christentum, 
Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1893,  129—132  =  Kl.  Sehr.  11  41-45. 

Kynilterhriefe :  F.  Marcks,  Svmbolae  ad  epistolographos  Graecos, 
Bonn  1883,  Diss.  W.  Capelle  s.  oben  S.  73*  zu  §  37.  Über  den  4.,  7.  und 
9.  pseudoheraklitischen  und  den  28.  Diogenesbrief  s.  E.  Norden,  Jahrbb.  f. 
klass.  Philol.  Suppl.  19  (1893),  386  ff.  395  ff.  (dazu  Jahresb.  über  die  Fortschritte 
der  klass.  Altertumsw.  96  [1898  I],  S.  47),  P.  Wendland,  Philo  und  die  kyn.- 
stoische  Diatr.  S.  39.  O.  Stählin  bei  Christ-Schmid  II«  477  f. 

Demetrios :  H.  v.  Arnim,  Artikel  Deraetrios  91  bei  Pauly-Wissowa. 

Dion  Chrysostonios :  E.  Weber,  De  Dione  Chrysostomo  Cynicorum 
sectatore,  Leipziger  Studien  10  (1887),  79  —  268.  P.  Hagen,  Quaestiones  Dio- 
neae,  Kiel  1887,  Diss.  Arno  Breitung,  Das  Leben  des  D.  Chr.,  Gebweiler 
1887,  Pr.  U.  V.  Wilamowitz,  Comm.  gramm.  III,  Gott.  1889,  S.  10  ff. 
Joh.  Stich,  Ad  D.  Chr.  orationes,  Blätter  f.  das  Gymnasialschul w.  (bayr.)  26 
(1890),  400—404.  H.  v.  Arnim,  Entstehung  und  Anordnung  der  Sehriften- 
sammlung  Dios  von  Prusa,  Hermes  26  (1891),  366—407;  derselbe,  Leben  und 
Werke  des  D.  v.  Pr.,  mit  einer  Einleitung:  Sophistik,  Rhetorik,  Philosophie  in 
ihrem  Kampf  um  die  Jugendbildung,  Berlin  1898.  Ivo  Bruns,  De  Dione 
Chrysostomo  et  Aristotele,  Kiel  1892,  Pr.  K.  Praechter,  Dion  Chrysostomos 
als  Quelle  Julians,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  5  (1892),  42—51.  Chr.  Ehemann, 
Die  12.  Rede  des  D.  Chr.,  Kaiserslautern  1895,  Pr.  (geht  auf  Ästhetisches  bei 
Dion).  W.  Clausen,  De  Dionis  Chrysostomi  Bithynicis,  quae  vocantur,  oratio- 
nibus  quaestiones.  Kiel  1895,  Diss.  Joh.  Rud.  Asraus,  Julian  und  Dion  Chi'., 
Tauberbischofsheim  1895,  Pr.  J.  Wegehaupt,  De  Dione  Chrysost.  Xenophontis 
sectatore,  Gott.  1896,  Diss.  C.  Hahn,  De  Dionis  Chrys.  orationibus,  quae  in- 
scribuntur  Diogenes,  Homburgi  in  monte  Tauno  1896,  Gott.  Diss.  Athaulfus 
Sonnv,  Ad  Diouem  Chrvsostomum  analecta,  Kioviae  1896.  J.  R.  Asmus, 
Synesius  u.  D.  Chr.,  Byz.  Zeitschr.  9  (1900),  85—151.  P.  Fischer,  De  Dionis 
Chrysostomi  orationis  tertiae  compositione  et  fontibus,  Bonnae  1901,  Diss. 
K.  Praechter,  Zur  Frage  nach  der  Komposition  der  sechsten  Rede  des  Dion 
Chrysostomos,  Hermes  37  (1902),  283-291.  Herm.  Binder,  Dio  Chrysostomns 
und  Posidonius,  Quellenuntersuchungen  zur  Theologie  des  Dio  von  Prusa,  Borna- 
Leipzig  1905,  Tüb.  Diss.  _L.  Parmentier,  Dion  Chrys.  12,  §  43,  Rev.  de  l'instr. 
publ.  en  Belgique  45,  387  f.  G.  Lumbroso,  Süll'  orazione  di  Dione  Cris.  .t^. 
'A).eEav8ofT;,  Festschr.  für  Otto  Hirschfeld,  S.  108—112.  F.  Heege,  Die  43.  u. 
48.  Rede  des  Dion  von  Prusa,  Blaubeuren  1905,  Pr.  K.  Praechter,  Zu  or. 
15,  12,  Philol.  63  (1904),  155  f..  zu  or.  12,  59  ebenda  64  (1905),  389  f.  E.  Wenke- 
bach,  Beiträge  zum  Text  und  Stil  der  Schriften  Dions  von  Prusa,  Hermes  43 
(1908),  77—103.  Ders.,  Philol.  66  (1907), 231  ff.  H.  van  Her  werden,  Ad  D.  Prus., 
in :  Sertum  Nabericura,  Leiden  1908,  S.  139—142.  E.  Thomas  ,  Quaestiones  Dioneae', 
Lipsiae  1909,  Diss.  (behand.  das  Verhältnis  des  Dion  zu  Antisthenes).  M.  Valgi- 
migli,  La  critica  letteraria  di  D.  Cr.  (Contrib.  alla  storia  dellacrit.  lett.  in  Grecia  I), 
Bologna  1913.  Ders.,  La  oraz.  58  {l-iy_duv?)  di  Dione  Crisost ,  Boll.  di  filol.  class.  18 
(1912),  207—210.     Derselbe,  La  oraz.  53 ,  {nsol  'Oiojqov)  di  D.  Cr.,  in :  Classici  e 

Ueberweg,  Grundriß  I.  n 


294*  Literaturverzeichnis. 

Xeolatini  7,  191  ff.  387  ff.  K.  M  eis  er,  Über  den  Charidemos  des  Dion  von- 
Prusa,  Sitz.  d.  Münch.  Akad.  1912,  3.  Abh.  Job.  Schärold,  Dio  Chrysost.  u. 
Themistius,  Burghausen  1912,  Pr.  J.  Morr,  D.  Lobr.  d.  j.  Pliniiis  ii.  d.  Königsr. 
d.  D.  V.  Prusa,  Troppau  1915,  Pr.  W.  Schmid,  Artikel  Dion  18  bei  Pauly- 
Wissowa.  Neuere  Literatur  über  Dions  rhetorische  Schriften  in  den  Jahres- 
berichten von  W.  Schmid,  Jahresb.  üb.  d.  Fortschr.  d.  klass.  Altertumsw.  108 
(1901),  212  ff.;  129  (1906),  220ff.  (über  die  Erscheinungen  von  1894—1904)  und 
K.  Münscher,  ebenda  149  (1910^,  1  ff.  (über  die  Erscheinungen  von  1905 — 1909), 
170  (1915),  45  ff.  (über  die  Erscheinungen  von  1910—1915).  Zur  Bynkrisis  von 
Baaüsia  und  TvquvvI?  in  der  ersten  Rede  sind  auch  G.  Bohnen blust,  Beiträge 
z.  Topos  jtsqI  (fdiag,  Bern  1905,  Diss.,  S.  17  ff.,  und  Jo.  Alpers,  Hercules  in 
bivio,  Gott.  1912,  Diss.,  S.  39  ff.,  sowie  die  sonstige  Literatur  über  die  antike 
Synkrisis  (S.  40'.  63*.  191*  f.  [Kebes]),  zu  Dions  schriftstellerischer  Tätigkeit  über- 
haupt R.  Hirzel,  Der  Dialog  II  S.  75  ff.,  S.  84  ff.  u.  ö.  zu  vergleichen.  S.  auch 
oben  unter  Poseidonios  (S.  179*). 

Oinotnaos :  Theod.  Saarmann,  De  Oenomao  Gadareno,  Lipsiae  1887, 
Tüb.  Diss.  Derselbe,  Adnotatt.  ad  O.  Cvnici  fragmenta,  Dortmund  1889,  Progr. 
O.  Crusius,  Die  Kin'og  nvrofpcovla  des"  O.,  Rhein.  Mus.  44  (1889),  309-312. 
Ivo  Bruns,  Lucian  und  Oenomaus,  Rhein.  Mus.  44  (1889),  374—396  (auch  in 
des  Verf.s  Vorträgen  und  Aufsätzen,  S.  252 — 280).  P.  Vallette,  De  Oenomao 
Cynico,  Paris  1908,  Th^se.  Einzelbeiträge  von  O.  Guenther,  H.  Lewy, 
H.  Usener,  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorff  s.  in  Klußmanns  ßibl.  Script, 
class.  Vgl.  auch  J.  Geffcken,  Studien  zur  Gesch.  der  griechischen  Satire 
(s.  oben  S.  40*). 

Detnonax:  A.  Recknagel,  Comm.  de  Demonacte  philos.,  Nürnberg. 
1857,  Pr.  F.  V.  Fritzsche,  De  fragm.  Demonactis  philos.,  Rostock  1866, 
Ind.  lect.  A.  Schwarz,  Über  Lukians  D.,  Wien  1878  (=  Zeitschr.  f.  d. 
österr.  Gvmn.  29  [1878],  .561—594),  hält  D.  für  eine  Fiktion  Lukians;  dagegen 
E.  Zieg'eler,  Zu  Lukian,  Jahrbücher  f.  klass.  Philol.  123  (1881),  327—335, 
K.  Funk,  Untersuchungen  über  die  Lukianische  Vita  Demonactis,  Philol.  Suppl. 
10  (1907),  559-674.  A.  Elter,  ryco/iu>iä  ofioicüfiaia  (des  Sokrates,  Plutarch, 
Demophilus,  Demonax,  Aristonymus),  Bonn  1900,  Univ.-Pr.  (hier  S.  44  ff.  über 
ein  Gnomologium  AtjfKüraxrog).  H.  v.  Arnim,  Artikel  Demonax  1  bei  Pauly- 
Wissowa. 

Peregrinos :  E.  Zeller,  Alexander  (von  Abonuteichos)  und  Peregrinus,  ein 
Betrüger  und  ein  Schwärmer,  in:  Deutsche  Rundschau  Jan.  1877,  S.  62—83, 
auch  in:  Vorträge  u.  Abhandl.  II,  1877,  S.  154 — 188.  Jak.  Bernays,  Lucian 
und  die  Kyniker,  Berlin  1879.  Joh.  Vahlen,  Luciani  de  Cynicis  iudicium. 
Lucianus  de  Peregrini  morte,  Berol.  1882,  Pr.  =  Vahlen,  Opusc.  acad.  I  (Lips. 
1907),  181—197.  Maur.  Croiset,  Un  a.scfete  paien  au  si&cle  des  Antonins, 
Peregrinus  Protze,  Acad.  d.  sc.  et  lettr.  de  Montpelher,  sect.  d.  lettr.  6  (1880), 
455—491.  Dan.  Völter,  Die  apostol.  Väter  neu  untersucht,  II  2:  Polykarp  und 
Ignatius  und  die  ihnen  zugeschriebenen  Briefe,  Leiden  1910,  ist  der  Ansicht,  daß 
Peregr.  Prot,  um  150  die  dem  Ignatius  zugeschriebenen  sechs  kleinasiatischen 
Briefe  verfaßt  habe.  S.  darüber  E.  Preu sehen,  Berl.  philol.  Wochenschrift 
1911,  462. 

Anzuführen  ist  noch  die  Vermiitung  von  A.  Elter  (Prolegomena  zu  Minu- 
cius  Felix,  Bonn  1909),  daß  der  in  dem  Dialoge  des  Minucius  Felix  auftretende 
Octavius  Kyniker  gewesen  sei. 

Zu  §  70.  Der  mittlere  Platonisnms.  Über  den  Charakter  dieser  Phase 
des  Piatonismus  im  allgemeinen  orientieren  Zeller  III  1*  S.  632  ff.  831  ff., 
III  2*  S.  175  ff.,  Freudenthal  (s.  u.  Albinos),  Hobein  (s.  u.  Maximos  von 
Tyros),  Di  eis  (s.  u.  Anonym.  Kommentar  zu  Piatons  Theaitet),  Praechter  (s.. 
ebenda).  Über  die  einzelnen  Männer  s.  Zeller  a.  a.  O.  und  die  betreffenden 
Artikel  bei  Pauly-Wissowa-KroU. 

Derkf/lkles :  W.  Christ,  Thrasylos  und  D.,  in  des  Verf.  Platonischen 
Studien,  Abhandl.  d.  Münch,  Akad.,  philos.-philol.  Kl.  17  (1886),  451  ff.  Suse- 
mihl,  Gesch.  der  griech.  Literatur  in  der  Alexandrinerzeit  II  S.  292.  Kroll,. 
Artikel  Derkylides  2  bei  Pauly-Wissowa. 


Zu  §  70.     Der  mittlere  Piatonismus.  195* 

EufJoros:  Röper.  Philol.  7  (1852),  534  f.  Diels,  Doxogr.  Gr.  (s.  dort 
das  Register).  Susemihl,  Gesch.  der  griech.  Lit.  in  der  Alexandr.  II  S.  293  f. 
Hartlich,  De  exhort.  a  Graecis  Romanisque  Script,  hist.  S.  303—305.  Goe- 
deckemeyer,  Gesch.  des  griech.  Skept.  S.  201—205.  Martini,  Artikel  Eu- 
doros  ]0  bei  Pauly-Wissowa. 

Thra.si/llofi:  Sdvin,  Mem.  de  l'acad.  des  inscript.,  tom.  10.  Martin, 
Theonis  Astron.  S.  69  f.  K.  F.  Hermann,  De  Thr.  grammatico  et  mathematico, 
Gott.  1852,  Pr.  Müller,  fragm.  hist.  Gr.  III,  501.  Fr.  Susemihl,  Über 
Thrasvllos,  Philol.  54  (1895),  5(37—574.  H.  Usener,  Unser  Piatontext,  Göttinger 
Xachf.  1892,  S.  25-50,  181-215  (besonders  S.  209  ff.)  =  Kl.  Sehr.  III  S.  104 
bis  162  (bes.  S.  157  ff.).  Derselbe,  Ein  altes  Lehrgebäude  der  Philologie,  Sitz, 
d.  Münch.  Akad.,  philosoph.-philol.   u.  hist.  Kl.   1892,   582-648  =  Kl.  Sehr.  II 

5.  265—314.  Diels,  Didyraos'  Komm,  zu  Demosth.,  Berlin  1904,  S.  XXI. 
St.  Pa-.vlicki,  De  Thr.  operum  Piatonis  editore,  in.  Analecta  Graecolatina 
(Festschrift  zur  Wiener  Philologen vers.),   Cracoviae  1893,  S.  60—68.      W.  Christ 

6.  u.  Derkylides. 

Plutarchos:  Jahresberichte  s.  oben  S.  23*  f.  Ed.  Müller  in  seiner  Ge- 
schichte der  Theorie  der  Kunst  bei  den  Alten,  Bd.  2,  Berlm  1837,  S.  207—224. 
G.  W.  Nitzsch,  Kiel  1849,  Ind.  lect.  Pohl,  Die  Dämonologie  des  Plutarch, 
Breslau  1861,  G.-Pr.  Bazin,  De  Plutarcho  Stoicorum  adversario,  Xice  1866, 
Thesis  Parisiensis.  O.  Greard,  De  la  morale  de  Plutarque,  Paris  1867;  6.  id.. 
1902.  Rieh.  Volkmann,  De  consol.  ad  Apoll.  Pseiidophit.,  Jauer  1867,  Fest- 
schrift zur  Philologenvers,  in  Halle  a.  S.  Derselbe,  Leben,  Schriften  und  Philo- 
sophie des  Plutarch,  2  Teile,  Berlin  1869;  neue  Ausg.  ebenda  1872.  Ed.  Rasmus, 
De  Plutarchi  libro,  qui  inscrib.  de  comm.  notit.  commentat.,  Frankf.  a.  O.  1872,  Pr. 
Herm.  Heinze,  Plutarch.  L^ntersuchungen,  I.  Heft,  Berlin  1873.  Derselbe,  Sachl. 
Kommentar  zu  Phit.  .t.  dSoÄsa/tng,  Marienburg  1873,  Pr.  Berth.  Müller,  Plut. 
über  die  Seelenschöpf.  im  Timäus,  Breslau  1873,  Pr.  d.  Elis.-G.  R.  C.  Trench, 
Plutarch,  his  life,  his  lives  and  his  morals,  Lond.  1873,  2.  ed.  1874.  M.  Dinse, 
Beiträge  z.  Kritik  d.  Trostschrift  Plutarchs  an  ApoUonius,  Berl.  1874  (aus  der  Fest- 
s.chrift  zur  dritten  Säkularfeier  des  Berliner  Gymn.  zum  Grauen  Kloster).  W.Möller, 
Über  die  Religion  Pl.s,  Kiel  1881,  Rektoratsrede.  Julia  Wedgwood,  PI.  and 
the  inconscious  Christianity  of  the  first  tAvo  centuries,  Contemp.  Rev.  1881,  44 
bis  60.  O.  Crusius,  Ein  Lehrgedicht  des  PI.,  Rhein.  Mus.  39  (1884),  581-606. 
Karl  Giesen,  De  Plutarchi  contra  Stoicos  disputationibus  (Comm.  philol.  Mo- 
nast.  Guestf.),  Monast.  1889.  E.  Dassaritis,  Psychol.  u.  Pädagog.  des  Plut., 
Gotha  1889,  Diss.  von  Erlangen.  R.  Schmertosch,  De  PL  sententiarum  quae 
ad  divinationem  spectant  ongine.  Accedit  epimetrum  de  PI.  qui  fertur  -t.  ei/nao- 
fiivtj?  libello,  Lpz.  1889,  Diss.  Rieh.  Heinze,  Ariston  von  Chios  bei  Plutarch 
und  Horaz,  Rhein.  Mus.  45  (1890),  497—523.  O.  Hense,  Ariston  bei  Plutarch, 
ebenda  541—554.  Beruh.  Baedorf,  De  Plutarchi  quae  fertur  vita  Homeri 
(Comm.  philol.  Monast.  Guestf.),  Siegburg  1891  (hält  einen  Teil  davon  für  echt). 
Eug.  Las  sei.  De  fortunae  in  PI.  moralibus  notione,  Marb.  1891,  Diss.  C.  O. 
Zuretti,  Stud.  di  filol.  gr.  II:  Süll'  El  rtQtaßvTSQO}  :rohzevTEOv  di  Plut.  e  la  sua 
fönte,  Riv.  di  filol.  e  d'istruz.  class.  19  (1891),  341—378.  A.  Schlemm,  De 
fönt.  Plut.  commentationum  de  aud.  poet.  et  de  fortuna,  Göttingen  1893,  Diss. 
Gull.  Nachstädt,  De  Plutarchi  declamationibus  quae  sunt  de  Alexaudri  for- 
tuna (Berl.  Beitr.  zur  klass.  Philol.  II),  Berol.  1895.  G.  Siefert,  De  aliquot 
Plutarchi  scriptorum  moralium  compositione  atque  indole,  Lipsiae  1896,  Diss.  von 
Jena  (Comm.  philol.  Jenenses  6  fasc.  1)  (hält  einige  Schriften,  z.  B.  IIöxeQov  rä 
xrjg  ifvxfjg  i}  rä  tov  acouarog  ^jiddt]  x^iQova,  für  Materialiensammlungen  zu  größeren 
Arbeiten).  M.  Pohlenz,  Über  Pl.s  Schrift  :ieqI  dogyyjoiag,  Hermes  31  (1896), 
321—338.  A.  Dyroff,  Die  Tierp.sychologie  des  PI.  v.  Ch.,  Würzburg  1897,  Pr. 
Derselbe,  Eine  Schrift  des  Chrysippos  als  Vorlage  der  pseudoplutarchischen  Schrift 
über  die  Kindererziehung,  in:  Ethik  der  alten  Stoa  (Berlin  1897),  S.  239  ff . 
Herm.  Seh  rader.  De  Plutarchi  Chaeronensis  '0,uj]QixaTg  nekhaig  et  de  eiusdem 
quae  fertur  Vita  Homeri.,  Gothae  1899  (vgl.  auch  des  Verf.  Abhandl.  :_Telepho8 
d.  Pergamener  tteoI  zr]g  xaff  "Ofirjoov  orjrooixTjg,  Hermes  37  [1902],  530—581). 
Gust.  Wörpel,  l)e  Plut.  consol.  ad  Apoll,  quaest.,  Berol.  apud  C.  Salewski  1899. 
Über  diese  Schrift  auch  K.  Kuiper  s.  oben  S.  119*.  Gegen  diesen  G.  Wörpel, 
Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1902,  285  f.  W.  Christ,  Pl.s  Dialog  vom  Dai- 
monion  des  Sokrates,  Sitz.  d.  phüos.-philol.  u.  d.  hist.  Kl.  d.  Münch.  Akad.  1901, 


196*  Literaturverzeichnis.        i 

59—110.  U.  V.  WilamoAvitz-Moellendorff,  Hermes  37  (1902),  326  (zu  Pl.s 
schriftstellerischer  Methode).  Curt.  Hubert,  De  Plutarchi  Amatorio,  Kirch- 
hainii  Lusat.  1903,  Berliner  Diss.  A.  Schlemm,  Über  die  Quellen  der  Plutarch. 
Schrift  -Tfot  dooyijoini:,  Hermes  38  (1903),  587 — 607.  Eisele,  Zur  Dämonologie 
Plutarchs  von  Chäronea,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  17  (1904),  28—51.  K.  H.  E. 
de  Jong,  Plutatchus  en  het  antieke  Christendom,  S.-A.  aus:  Theologisch  Tijd- 
schrift  0.  J.  O.  Apelt,  Zu  Plutarch  und  Piaton,  Jena  1905,  Pr.  M.  Poh- 
lenz,  Plutarchs  Schrift  .tfo«  ej'&vuiag,  Hermes  40  (1905),  275—300.  Jos.  Seidel, 
Vestigia  diatribae  qualia  inveniuntur  in  aliquot  Plutarchi  scriptis  moralibus,  Vratisl. 
1906,  Diss.  O.  Kolfhaus,  Plutarchi  de  communibus  notitiis  librum  genuinum 
esse  demonstratur.  Marb.  1907,  Diss.  P.  Frisch,  De  compositione  libri  Plutarchei 
qui  inscribitur  IJsol  "Iaido;  y.al  'Oalgidog,  Leipzig  1907,  Gott.  Diss.  W.  H.  S. 
Jones,  Quintilian,  Plutarch  |.T«^t  :Taidoir  äycoy)~jg]  and  the  early  humanists,  Class. 
rev.  21  (1907),  33—43.  G.  Siefert,  Plutarchs  Schrift  .Tfg«  ev&vfiiag,  Naum- 
burg a.  S.  1908,  Pr.  von  Pforta  (dagegen  M.  Pohlenz;  Hermes  44  [1909],  39,  1). 
Eob.  Jeuckens,  PI.  von  Chäron.  und  die  Rhetorik  (Diss.  philol.  Argentor.  sei. 
vol.  12  fasc.  4),  Straßb.  1908.  G.  Y  öl  sing,  PL  quid  de  pulchritudinis  vi  ac 
natura  senserit,  Marburg  1908,  Diss.  W.  Scherer,  Der  Gottesbegriff  Pl.s  von 
Chär.  im  Lichte  der  christl.  Weltanschauung.  Regensb.  1908,  Pr.  A.  Danvsz, 
Zur  Pädagogik  des  Pseudo-PL,  Eos  14  (1908),  188—204.  J.  Favre,  La  mbrale 
de  PL,  Paris  1909.  Th.  Sinko,  Plutarchea,  Eos  15  (1909),  113—122  (Unechtheit 
der  pythagoreisierenden  Schriften  de  esu  carn.,  de  soll,  anim.,  GrylL,  praec.  sanit., 
sept.  sap.  conv.).  G.  Mair,  Pytheas'  Tanais  und  die  Insel  des  Kronos  in  Pl.s 
Schrift  „Das  Gesicht  im  Monde",  Marb.  a.  D.  1909,  Pr.  P.  D.  Scott- Mon- 
crieff, De  Iside  et  Osiride,  Journ.  of  HelL  Studies  29  (1909),  79-90  (piaton. 
Einfluß  auf  Pl.s  Auffassung).  M.  Adler,  Quibus  ex  fontibus  PL  libellum  De 
fac.  in  orbe  lun.  hauserit  (Diss.  philol.  Vind.  vol.  10  pars  2),  Wien  und  Leipzig 
1910  (dazu  M.  Pohlenz,"  Berl.  philoL  Wochenschr.  1912,  648  ff.).  Friedr. 
Bock,  Untersuchungen  zu  Pl.s  Schrift  IIsqI  tov  ^my.oaTovg  Öai/noriov,  München 
1910,  Diss.  E.  Kessler,  Pl.s  Leben  d.  Lykurgos  (Quellen  und  Forschungen  zur 
alten  Geschichte  und  Geographie  her.  von  W.  Sieglin,  Heft  23),  Berlin  1910  (be- 
rührt ebenso  wie  die  Besprechung  dieser  Schrift  durch  C.  Frick,  Wochenschr. 
f.  klass.  PhiloL  1912,  281  ff.  317  ff.,  auch  die  philosophischen  Quellen  der  Vita). 
W.  Abernetty,  De  PL  qui  fertur  de  superstitione  libello,  Königsb.  1911,  Diss. 
(PL  abhängig  von  der  kynischen  Diatribe).  K.  Mittelhaus,  De  PL  praeceptis 
gerendae  reipublicae,  Berl.  Diss.  1911.  K.  Hubert,  Zur  Entstehung  der  Tisch- 
gespräche Pl.s,  Xägiieg,  Berlin  1911,  S.  170 — 187.  H.  Wegehaupt,  PL  IIÖTSQor 
vÖcoQ  ')}  nvQ  yot]aiiiio}Tsoov,  ebenda  146 — 169.  Joh.  Schröter,  Pl.s  Stellung  zur 
Skepsis  (Abh.  z.  Gesch.  d.  Skeptiz.  her.  von  Goedeckemever,  Heft  1),  Lpz.  1911. 
E.  Hirzel,  Plutarch  (Das  Erbe  der  Alten,  Heft  4),  Lpz.'l912  (vortreffliche  Dar- 
stellung von  Pl.s  Leben,  Charakter,  politischer  Stellung,  Wirksamkeit  und  Schrift- 
stellerei;  sehr  eingehende  Behandlung  seiner  Nachwirkungen  bis  in  die  neueste 
Zeit).  C.  Kahle,  De  PL  ratione  dialogorum  componendorum,  Gott.  1912,  Diss. 
H.  Holtorf,  PL  Chaer.  studia  in  Piatone  explicando  posita,  Stralesundiae  1913. 
Greifswalder  Diss.  L.  Parmentier,  Recherches  sur  le  trait^  d'Isis  et  d'Osiris 
de  PL,  Memoires  publ.  par  la  classe  d.  lettr.  et  d.  scienc.  mor.  et  polit.  et  1.  cl. 
d.  beaux-arts  de  l'Acad.  de  Belg.,  2.  serie  11,  Brux.  1913.  Car.  Brokate,  De 
aliquot  PL  libellis,  Gott.  1913,  Diss.  (betrifft  De  adul.  et  am.,  De  amic.  mult..  De 
fratr.  am.,  De  ut.  ex  in.  cap..  De  prof.  in  virt..  De  rat.  aud.  und  die  Beziehungen 
zwischen  De  adul.  et  am.  luid  einigen  Parallelbiographien).  Th.  Stangl,  Zu  Pl.s 
Gastmahl,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1913,  447.  Derselbe,  Nochmals  zu  Pl.s  Gast- 
mahlgesprächen, ebenda  671.  v.  Mess,  Verhandl.  d.  52.  PhiloL- Vers,  in  Marburg 
1913,  Leipz.  1914,  S.  161  (D.' ethische  Charakter  d.  Biographien  beeinflußt  durch 
Panaitios  u.  Poseidonios).  Fr  id.  Glaeser,  De  Ps.-Plutarchi  libro  jreQi  uTalöor 
aycoyfjg,  Dissert.  philol.  Vindob.  vol.  12.  J.  J.  Hartman,  De  Plutarcho  scriptore 
et  philosopho,  Lugd.-Bat.  1916.  Günth.  Hein,  Quaest.  Plut.  Quo  ordine  PL 
nonnuUa  scripta  moralia  composuerit  agitur,  Berl.  Diss.  1916.  Von  überlieferungs- 
geschichtlichen,  kritischen  und  exegetischen  Arbeiten  sind  ferner  u.  a.  zu  nennen: 
H.  Demoulin,  La  tradition  manuscrite  du  Banquet  des  sept  sages  de  Plutarque, 
Mus^e  beige  8,  274—288.  Derselbe,  Note  sur  les  manuscrits  des  Moralia  de 
PL,  ebenda  17,  65.  Vict.  Hahn,  De  Plut.  Moralium  codicibus  quaestiones 
selectae,  1905,  Krakauer  Diss.  H.  Wegehaupt,  Beiträge  zur  Textgeschichte  der 
Moralia   Plutarchs,    PhiloL  64  (1905),    391—413.      Derselbe,    Plutarchstudien   in 


Zu  §  .0.     Der  mittlere  Platonismus.  107* 

Italien.  Bibliotheken,  Cuxhaven  1906,  Pr.  Derselbe,  Die  Entstehung  des  Corp. 
Planudeum  von  Pl.s  Moralia,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1909,  1030— 104Ü.  Derselbe,  Der 
Florentiner  Plutarchpalimpsest,  Abh.  d.  Berl.  Akad.  philos.-hist.  Kl.  1914  Nr.  2. 
Konr.  Ziegler  (über  den  dem  Katalog  der  plutarchischen  Schriften  vorangehen- 
den Brief  des  Lamprias),  Rhein.  Mus.  63  (1908),  239—244.  G.  Behr,  Die  hand- 
schriftl.  Grundlage  der  im  Corpus  der  plutarch.  Moralia  überl.  Sehr.  77.  .-racdojv 
dycoyi]^,  Freising  1911,  Würzb.  Diss.  M.  Adler  (PI.  Mor.  398  b.  921b.  925  f. 
942  a.  957  c.  958  d),  Wiener  Studien  31  (1909),  305  ff.  Zwei  Beitr.  z.  plut.  Dialog 
De  fac.  in  orbe  lunae,  Nikolsb.  1910,  Pr.  O.  Apelt,  Philol.  62  (1903),  276—291. 
Krit.  Bemerkungen,  Jena  1906,  Pr.  E.  Bruhn,  Genethl.  Gott.,  Halle  a.  S.  1888, 
1-7.  Fr.  Büeheler  (Quaest.  conv.  8,  6,  ed.  Teubn.  IV  331),  Rhein.  Mus.  56  (1901), 
321  f.  I.  Bvwater,  "AraxTu  II,  Journ.  of  Philol.  31  (1910),  197—206.  L.  Casti- 
glioni,  Mise.  Plut.,  Studi  Ital.  d.  filol.  cl.  20  (1913),  112-144.  I.  Montesi,  Saggio 
di  studi  Plutarchei,  ebenda  12—54  (De  liberis  educ,.  De  poet.  aud.).  W.  Ditten- 
berger  (An  virt.  doc.  poss.  3,  440b),  Hermes  38  (1903),  313  f.  J.  J.  Hart- 
man, Mnem.  35  (1907).  385.  439  (De  tranqu.  an.  1);  36  (1908),  125  (Praec.  ger. 
reip.  823  b).  186  (Stoic.  rep.  1084  e),  210  (De  cap.  ex  in.  ut.  90  f.).  215  f.  (De  lib. 
ed.,  De  prof.  in  virt.,  Praec.  ger.  reip.);  37  (1909),  65.  76.  111.  112  (Mor.  10a. 
8  a.  803  c.  816  a.  824  c).  161.  201.  229  f.  (De  adul.  et  am.).  236  (Mor.  8  f.  13  a. 
24  e.  33  c.  34  e).  272.  309.  321.  340  (Mor.  71  d.  63  d.  68  b.  816  e.  38  e.  68  d.  72  b). 
445.  448  (Mor.  42  a.  43  e);  38  (1910),  50  ff.  (Mor.  74  a.  820 d).  126  (Mor.  77  f.); 
40  (1912),  237  (De  lib.  educ).  329  (De  poet.  aud.).  400  (De  adul.  et  am..  De 
prof.  in  virt.  u.  a.);  41  (1912),  64  ff.  209  ff .  333.  341  (De  glor.  Ath.  u.  a.);  42 
(1913),  Iff.  119  (De  coh.  ira  u.  a.).  273.  424ff.  (De  garr.).  W.  A.  Heidel, 
Class.  philol.  6  (1911),  86  (zu  Ps.-Plut.  Strom.  2).  H.  van  Herwerden,  Mnem. 
37  (1909),  202—223.  Hubert,  Zeitschr.  f.  d.  Gymnasialw.  66  (1912),  800  (zu  d. 
Svmposiaka).  C.  Hude,  Nord,  tidskr.  for  filol.  19,  108.  R.  M.  Jones,  Class. 
philol.  7  (1912),  76  (zu  Quaest.  conv.  720c).  Aug.  Willing  (zu  De  genio  579  f 
bis  580  c;  581  b—d),  Comm.  philol.  Jenenses  vol.  8  fasc.  2,  Lips.  1909,  S.  175  ff. 
R.  Kunze,  Rhein.  Mus.  64  (1909),  635  (zu  De  fac.  in  orbe  hin.  932c). 
H.  Lämmerhirt,  Genethl.  Gott,  Halle  a.  S.  1888,  172  f.  Bas.  Michael, 
Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1914,  541,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1914,  541—543. 
C.  Pascal,  Riv.  di  filol.  37  (1909),  382—384  (De  lat.  viv.  7,  1130c).  W.R.  Paton, 
Class.  rev.  27  (1913),  131  (De  adul.  et  am.  68b,  Coni.  praec.  141b).  A.  Platt, 
Miscellanea,  Class.  quart.  5  (1911),  253—257.  K.  Praechter,  Hermes  47  (1912), 
159  f.  (De  coh.  ira  1).  L.  Radermacher,  Rhein.  Mus.  63  (1908),  533  (Conv. 
sept.  sap.  160b  im  Zusammenhange  der  Mvthen  von  Hadesstrafen).  Th.  Rei- 
nach, Hermes  45  (1910),  150  (De  rect.  rat',  aud.  46b).  K.  Fr.  W.  Schmidt, 
Berl.  philol.  Wochenschr.  1909,  413  f.  (De  gen.  Socr.  596  d),  Wochenschr.  f.  klass. 
Philol.  1911,  932  (De  Alex.  fort.  1,  328  f.,  De  def.  orac.  414  d).  H.  Schultz, 
Hermes  46  (1911),  632  (Aqua  an  ignis  ut.  957  1).  H.  Stein,  Rhein.  Mus.  56 
(1901),  629  (De  exil.  13).  C.  Taylor  (nach  J.  M.  CotteriU),  PL,  Cebes  and 
Hermas,  Journ.  of  Philol.  31  (1910),  14  fl  T.  G.  Tucker.  Class.  quarterly  3 
(1909),  99—103.  M.  Valgimigli,  Boll.  di  filol  class.  17  (1910),  12  1  U.v.  Wi- 
lamowitz-Moellendorff,  Comment.  gramm.  III,  Götl  1889,  S.  231  25  (de 
fort.  3),  Hermes  25  (1890),  196—227  (Conv.  sept.  sap.);  29  (1894),  152  (De  coh. 
ira),  Gott.  gel.  Anz.  1896,  330  (De  cupid.  divit.),  Hermes  33  (1898),  532  f.  (Consol. 
ad  Apoll);  37  (1902),  324  (De  superst.  10).  326  (Cum  princip.  philos.  777c).  327 
(De  exil.  10);  40  (1905),  128  (De  EI  Delph.  394  b).  149  fl  (De  prol  in  virl  7). 
152  1  (Erotic).  161—165  (An  vitios.  ad  infel  sufl,  Animine  an  corp.  affect.  sint  pei.). 
165-170  (De  carn.  esu).  W.  F.  W.,  Class.  rev.  25  (1911),  1661  (De  fac.  in  orb. 
hin.).  H.  Blümner,  Hermes  51  (1916),  415  fl  —  S.  zu  Plutarch  auch 
H.  V.  Stein,  Gesch.  des  Platonismus  II,  S.  260-281,  und  R.  Hirzel_,  D. 
Dialog  (s.  dort  das  Register).  Zu  IIeoI  Tvyt]?  vgl.  auch  die  oben  S.  151*  1 
angeführten  Arbeiten  von  Düram  1er,"  Schlemm,  Elter  und  Dyroff,  zu 
77c5?  ÖEi  rov  veov  jtou}i.iäxcov  dxovetv  Elter,  De  Gnomol.  Graec.  hist.  atque 
orig.  part.  1  S.  34  fl,  zu  IIsqI  cfvyi)?  und  verwandten  Ausführungen  in  Tlegl 
fv§vi.dag  A.  Gi  es  ecke.  De  philosoph.  vet  quae  ad  exil.  spect  sentent.,  Leipz.  1891, 
S.  32  fl  56  fl  (hier  S.  107  fl  auch  über  77w?  öeX  z6v  veov  xxX.,  S.  111  fl  über  77o- 
TEQov  T«  TfJQ  rin'xy?  xzX.),  zu  ÜEgi  rov  EI  rov  iv  AEX(foTg  W.  H.  Roscher,  Philol. 
59  (1900),  21  fl,  O.  Lagercrantz,  Hermes  36  (1901),  411—421,  W.  H.  Ro- 
scher ebenda  470 — 489.  Die  ins  Gebiet  der  protreptischen  Literatur  gehörenden 
plutarchischen  Schriften  bespricht  H artlich,  De  exhort.  etc.  S.  311  fl,  Pseudo- 


198*  Literaturverzeichnis. 

Plutai-ch  .T.  .-rcu'dojv  dycoyi};  derselbe  ebenda  S.  3151,  die  Trostschriften  C.  Bu- 
resch,  Consol.  a  Graec.  Romanisqiie  script.  hist.  crit.  64  ff.  Die  Abhandhing 
De  facie  berühren  außer  den  oben  Angeführten  auch  R.  Heinze,  Xenokrates  S.  123 
(auch  andere  NVerke  Pl.s  kommen  hier  mehrfach  in  Betracht;  s.  das  Register), 
K.  Praechter,  Hierokles  der  Stoiker  S.  109  ff.,  E.  Norden,  Komm,  zu  Verg. 
Aen.  B.  6^,  S.  23  f.,  K.Gronau,  Poseidonios  und  die  jüd.-christl.  Genesisexegese 
S.  266  ff.  Plut.  .Tfot  dooytjot'ag  analysiert  P.  RabboAV,  Antike  Schriften  über 
Seelenheilung  und  Seelenleitung  auf  ihre  Quellen  untersucht,  1.  Die  Therapie  des 
Zorns,  Leipz.  Berlin  1914,  S.  56  ff.  Zur  pseudoplutarchischen  Vita  Homeri  vgl. 
auch  Car.  Reinhardt,  De  Graec.  theol.  capita  duo,  Berol.  1910,  S.  3  ff .  (hier 
S.  3  f.  Geschichte  des  Problems  und  frühere  Literatur),  zu  De  soll.  anim.  Sh.  O. 
Dicker  man,  Trausact.  of  the  Amer.  Philol.  Assoc.  42  (1912),  125  (hier  Anm.  2 
frühere  Literatur;  zu  Plutarchs  Tierpsychologie  s.  auch  H.  Hobein,  De  Maximo 
Tyrio  quaest.  ]ihilol.  sei.  S.  70  ff.)  Zur  Quellenfrage  für  De  defect.  orac. 
\V.  H.  Röscher,  Philol.  67  (1908),  158 ff.  Über  Pl.s  Verhältnis  zu  Ariston  von 
Chios  und  Ariston  von  Keos  Aug.  Mayer,  Philol.  Suppl.  11  (1910),  486.  488  ff. 
zu  Theophrast  ebenda  495  ff .  Zu  Ps.-Plut.  .t.  tiuaonertjQ  sieh  Gercke.  Rhein. 
Mus.  41  (1886),  266  ff.  —  Nachwirkungen  Plniar'chs :  s.  Hirzel,  Plutarch. 
S.  74—206,  Avo  auch  die  Einzelliteratur  zu  finden  ist. 

Theou  von  Sint/rna :  P.  Tannery,  Sur  Thfon  de  Smyrne,  Rev.  de 
philol.  18  (1894),  145 — 152.  Derselbe,  Sur  un  passage  de  Thäon  de  Smvrne,  Rev. 
de  philol.  19  (189.5),  67-69  (zu  S.  99,  13—88  Hiller).  G.  Borghorst",  De  Ana- 
toUi  fontibus,  Berl.  Diss.  190p,  S.  11  ff.  In  Cod.  Esc.  5'  1,  13  erhaltene  Kapitel 
über  Musik  verzeichnet  Ch.  Em.  Ruelle,  Rapp.  s.  une  mission  litt,  et  philol.  en 
Espagne,  in:  Archives  d.  missions  scientif.  et  litt.,  3.  serie,  tom.  2  (1875),  497 
bis  627  §  6.  Zur  Überlieferung  s,  auch  H.  Mutschmann,  Vergessenes  und 
Übersehenes.  Berl.  philol.  Wochenschr.  1908,  1328. 

Gaios:  Th.  Sinko  s.  unter  Albinos.  K.  Praechter,  Zum  Platoniker  G.: 
L  Die  Piatonvorlesung  des  G.  IL  G.  und  die  stoische  oiy.Ei'coaii,  Hermes  51 
(1916),  510—529.  Derselbe,  Artikel  Gaios  Platoniker  bei  Paulv-Wissowa-Kroll. 
Suppl. 

Albinos:  Alberti,  Über  des  Alb.  Isagoge,  Rhein.  Mus.  13  (1858),  76—110. 
J.  Freudenthal,  Hellenistische  Studien,  Heft  3:  Der  Platoniker  Albinos  imd 
der  falsche  Alkinoos,  Berl.  1879.  Thadd.  Sinko,  De  Apulei  et  Albini  doctrinae 
Platonicae  adumbratione,  Dissert.  philol.  classis  Acad.  litter.  Cracoviensis  41  (1905), 
129  —  178  (dazu  K.  Praechter,  s.  unter  Gaios).  H.  Diels  in  der  Einleitung 
der  Ausgabe  des  anonvmen  Kommentars  zu  Piatons  Theaitet  (s.  unten) 
S.  XXVI  ff.  S.  auch  E.  Hiller,  Hermes  10  (1875),  323  ff.  Verhältnis  zu 
Areios  Didymos:  H.  Diels,  Doxogr.  Gr.  S.  76f.  H.  Strache,  De  Arii  Didymi 
in  morali  philosophia  auctoribus  S.  84  —  100.  Emendationen  zum  Albinostexte 
ebenda  S.  121  ff.  P.  Shorey.  Notes  on  the  text  of  Alcinous'  Eiaaywy)),  Class. 
phüol.  3  (1908),  97-98. 

Apuleins:  Prantl,  Gesch.  der  Logik  I,  S.  578—591.  G.  F.  Hilde- 
brand, De  vita  et  scriptis  Ap.,  vor  seiner  Ausgabe,  Leipzig  1842.  AI.  Gold- 
bacher, Zur  Krit.  u.  Erklär,  v.  L.  Apul.  de  dogmate  Piatonis,  Sitzungsber.  der 
Wiener  Akad.  phil.-hist.  Kl.  66  (1871),  159—192;  Zur  Krit.  v.  Ap.  de  mundo  u. 
über  das  Verhältnis  dieser  Schrift  zur  pseudo-arist.  .-r.  xöotiov,  Ztschr.  f.  d.  österr. 
Gymn.  24  (1873).  670—716.  J.  Bernays,  Über  den  unter  den  Werken  des  Ap. 
stehenden  hermet.  Dialog  Asklepios,  Monatsber.  der  Berl.  Akad.  1871,  5(X)— 519. 
H.  v.  Kleist,  De  L.  Apulei  Madaurensis  libro,  qui  inscribitur  de  philosophia 
morali,  Göttingen  1875,  Diss.  H.  Becker,  Studia  Apuleiana,  Berlin  1879. 
E.  Roh  de.  Zu  A.,  Rhein.  Mus.  40  (188.5),  66-95  =  Kl.  Sehr.  II  S.  43-74  (zur 
Chronologie  des  Lebens  und  der  Werke  des  A.).  Carl  Weyman,  Studien  zu 
A.  u.  seinen  Nachahmern,  Sitz.  d.  Münch.  Akad.  philos.-philol.  u.  hist.  Kl.  1898, 
321—392  (berührt  auch  Stellen  der  philosoph.  Schriften).  AV.  Kroll,  Apuleiana. 
Rhein.  Mus.  53  (1898),  575—584.  F.  Gatscha,  Quaest.  Apuleianarum  capita 
tria,  Diss.  philol.  Vindob.  6,  Wien  1898.  P.  Thomas,  Remarques  critiques  sur 
les  Oeuvres  philosophiques  d'Apul^e,  Bruxelles  1898.  1900.  1905.  Weitere  über- 
lieferungsgeschichtliche und  textkritische  Arbeiten  desselben  Gelehrten  siehe  in 
dessen  Ausgabe  der  philosophischen  Schriften  des  Apuleius  (1908),  wo  S.  XV  f. 
auch  sonstige  seit  der  Goldbacherschen  Ausgabe  (1876)  erschienene  Literatur  zu- 


Zu  §  70.    Der  mittlere  Piatonismus.  199* 

sammengestellt  ist.  M.  Kawczynski,  Apuleius'  oratorische  und  philoso])hische 
Schriften  (Referat  im  Anz.  d.  Akad.  d.  ^Vi!^sensc•h.  in  Krakau  1899,  497—502.  — » 
Fördert  Avenij^).  11.  Helm,  De  prooemio  Apuleianae  quae  est  de  deo  Socratis 
orationis.  Philol.  59  (1900),  598—604.  M.  Martini,  Osservazioni  al  trattato 
Apuleiano  de  deo  Socratis,  Conferenza  letta  nel  coUegio  Flores  in  Valetta  (Malta), 
Firenze.  R.  Novak,  Quaestiones  Apuleianae  (Sprachgebrauch,  Textkritik), 
■Oeske  rauseum  filologicke  10  (1904).  Derselbe,  Wiener  Studien  33  (1911),  101 
bis  136.  Th.  Sinko,  De  Apulei  et  Albini  doctrinae  Platonicae  adumbratione,  s. 
luiter  Albinos.  Max.  Leky,  De  syntaxi  Apuleiana,  Münster  1908,  Diss. 
Fl".  Hanke,  De  Apuleio  libri  qui  iuscribitur  -Tfo/'  fotojvstuc  auctore,  Breslau 
1909,  Diss.  Arth.  Rathke,  De  Apulei  quem  scripsit  de  deo  Socratis  libello,  Berl. 
1911,  Diss.  S.  Braun  (De  deo  Socr.),  Egyetcmes  Philologiai  Közlöny  35,  138  ff. ; 
(Ps.- Apuleius,  Asclepius),  ebenda  36,  240  ff .  Joh.  v.  Geisau,  De  Apulei  syntaxi 
poetica  et  Graecanica,  Monast.  Guestf.  1912,  Diss.  (s.  dort  d.  Einleit.).  Fr.  Norden, 
Ap.  von  Madaura  und  das  römische  Privatreeht,  Leipz.  Berl.  1912.  Weitere  Bei- 
träge lieferten  u.  a.  Ch.  Justice,  Rev.  de  rinstr.  publ.  en  Belg.  42  (1899),  263  (zu 
De  Plat.  et  eins  dogm.  p.  70,  9  f f .  Goldb.);  A.  Kronenberg,  Arch.  f.  lat. 
Lexikogr.  u.  Gramm.  14,  S.  210  (zu  De  deo  Socr.  e.  7);  Brakman,  Mnem.  34, 
345:  35,  S3;  36,29  u.  a.  J.H.Schmalz,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1908, 
1133  f.  Erdmann,  Rev.  de  l'instr.  publ.  en  Belg.  53  (1910),  381  f.  R.  Ellis, 
Hermathena  36,  144.  W.  A.  Baehrens,  Rhein.  Mus.  67  (1912),  112-134;  264 
bis  275.  Th.  Sinko,  Eos  18  (1912),  137—167.  L.  C.  Purser,  Hermathena  37, 
248—263:  38,51—61.  A.  Klotz,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1912,  1203—1206. 
C.  Morelli.  Studi  ital.  di  filol.  class.  20  (1913),  161  ff.  Vgl.  aiich  Ed.  Nor- 
den, Antike  Kunstprosa  II,  S.  603  f.  Schwabe,  Artikel  Apuleius  9  bei  Pauly- 
Wissowa. 

Kalvisios  Tauros:  Beziers,  Le  philosophe  Taurus,  Havre  1868. 
€1.  Baeumker,  Zum  Platoniker  Taurus,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  135  (1887),  388. 
H.  Krause,  Studia  Neoplat..  Lipsiae  1904,  Diss.,  S.  49  f. 

Faroi'inus  (Phahorinoa):  Marres,  De  Favorini  Arelatensis  vita  studiis 
scriptis,  Utrecht  1853.  J.  Freudenthal.  Zu  Phavorinus  und  der  mittelalter- 
lichen FlorilegienHteratur,  Rhein.  Mus.  3.5  (1880),  408—430,  639-640.  Über  seine 
Bedeutung  für  I'iogenes  Laertios  s.  die  Literatur  über  dessen  Quellen  oben 
S.  21"  (vgl.  Text  S.  28).  T.  Colardeau,  De  Favorini  Arelatensis  studiis  et 
scriptis.  Grenoble  1903,  These.  J,.  Gabrielsson,  Über  Fav.  u.  seine  UarzodaTrl] 
larogt'a,  Upsala  1906.  Derselbe.  Über  die  Quellen  des  Clemens  Alexandr.,  I  II, 
Upsala  u.  Leipzig  1906.  1909.  S.  dazu  O.  Stählin,  Berl.  philol.  Wochenschr. 
1908,  387  ff.;  1911,  603  ff .  Wilh.  Schick,  F.  rreol  .-zaiScor  rgofijg  und  die  antike 
Erziehungslehre,  Freiburg  i.  Br.  1911,  Diss.,  als  Buch  Leipzig  1912.  S.  auch 
A.  Goedeckemever,  Gesch.  d.  griech.  Skeptizismus,  S.  248  ff .  R.  Hirzel, 
Dialog  II  119  ff."  E.  Norden,  Antike  Kunstprosa  376 f.  422  ff.  919  f. 
W.  Schmid,  Artikel  Favorinus  bei  Pauly-Wissowa.  Vgl.  ferner  die  Berichte 
von  W.  Schmid,  Jahresber.  über  die  Fortschr.  d.  klass.  Altertumswissensch.  129 
(1907),  235  f.,  K.  M  uns  eher,  ebenda  149  (1911),  23—28;  170  (1915),  54-58. 

Hevodcs  Attikos:  S.  besonders  W.  Schmid,  Herodes  .Tf^t  jio'/.aeia;, 
Rhein.  Mus.  59  (1904),  512 — 524,  wo  auch  H.'  Stellung  zur  Philosophie  besprochen 
ist.  Im  übrigen  vgl.  Münscher,  Artikel  Herodes  13  bei  Pauly-Wissowa-KroU 
(hier  auch  die  frühere  Literatur).  W.  Schmid,  Jahresber.  über  die  Fortschr.  d. 
klass.  Altertumswiss.  129  (1907).  237.  K.  Münscher,  ebenda  149  (1911),  38—42; 
170  (1915),  64—66. 

Nigriiioft:  S.  unten  zu  §  77  die  Literatur  über  Lukians  nach  N.  be- 
•nannle  Schrift. 

Attikos:  S.  außer  Zell  er  und  Freudenthal,  Art.  Atticus  18  bei  Pauly- 
Wissowa,  Praechter,  Hermes  48  (1913),  480,  2. 

Harpokration:  Zeller  III  1*  S.  833  Anm.,  III  2*  S.  242,  v.  Arnim, 
Art.  Harpokration  2  bei  Pauly-Wissowa-KroU. 

Celsiis  (Kelsos) :  F.  A.  Philippi,  De  Celsi,  adversarii  Christianorum, 
philosophandi  genere,  Berol.  1836.  C.  W.  J.  Bindemann,  Über  Celsus  und  seine 
Schrift  gegen  die  Christen,  Ztschr.  f.  d.  bist.  Theol.  12  (1842)  2.  H.,  58—146. 
«Gull.  Baumgarten -Crusius,    De  scriptoribus  saeculi  IL  p.  Chr.,  qui  novam 


0(JQ*  Literaturverzeichnis. 

religionera  impugnanint,  Meißen  1845.  E.  R.  Redepenning,  Origenes,  Bd.  2,  Bonn 
184t),  S.  130—15(5.  F.  Chr.  Baur ,  Das  Christentum  in  den  drei  er.st.  Jahrh.,  S.  38ü  bis 
395.  von  Engelhardt,  Celsus  oder  die  älteste  Kritik  bibl.  Gesch.  u.  christl.  Lehren 
vom  Standpunkte  des  Heidentums,  Dorpater  Zeitschr.  f.  Th.  u.  K.  11  (1869).  287 
bis  344.  The  od.  Keim,  s.  oben  Text.  B.  Aub6,  Histoire  des  persecutions  de 
Feglise  —  Fronton,  Lucien,  Celse  et  Philostrate,  Paris  1878.  E.  Pelagaud, 
]']tude  sur  Celse  et  la  premiere  escarmouche  entre  la  philosophie  antique  et  le 
christiauisme  naissant,  Lyon  1878,  Thfese,  auch  unter  dem  Titel:  Un  conservateur 
au  second  siecle.  Celse  et  les  premieres  lüttes  entre,  la  philosophie  antique  et  le 
ehristianisme  naissant,  Paris  1879  erschienen  (darin  :  Ecole  philosophique  de  Celse). 
Geo.  Loesche.  Haben  die  späteren  neuplatonischen  Polemiker  gegen  da& 
Christentum  das  Werk  des  C.  benutzt?  Zeitschr.  f.  wissensch.  Theol.  27  (1883), 
257—302.  Fr.  X.  Funk,  Die  Zeit  des  ,. Wahren  Wortes"  von  Celsus,  Theol. 
Quartalschr.  68  (1886),  302—315  (s.  auch  des  Verf.  Kirchengesch.  Abhandl.  und 
Untersuch.  IL  Paderb.  1899,  152—161).  O.  Heine,  Über  Celsus'  dbid»/;  h',yo^. 
in:  Philolog.  Abh.  M.  Hertz  dargebr.,  Berlin  1888,  S.  197—214.  P.  Koetschau, 
Die  Gliederung  des  äh]di]?  ?.6yo;  des  Celsus,  Jahrbb.  f.  protest.  Theol.  18  (1892), 
604—632.  Friedr.  M.  Müller,  Die  Wahre  Geschichte  des  Celsus,  Deutsche 
Rundschau  84  (1895),  79—97.  J.  F.  S.  Muth,  Der  Kampf  des  heidnischen 
Philosophen  Celsus  gegen  das  Christentum,  Mainz  1899.  Von  christl.-theolog. 
Staudpunkte  auch  O.  Bardenhewer,  Gesch.  d.  altkirchl.  Lit.  I^  (1902)  S.  159  f.. 
H.  Jordan,  Gesch.  d.  altchristl.  Lit.  (1911)  S.  226,  sowie  die  Dogmen-  und 
Kirchengeschichten.  —  K.  J.  Xeumann,  Art.  Celsus  20  bei  Pauly-Wissowa. 

Maxinios  von  Ti/ros:  Ric.  Rohdich,  De  Maximo  Tyrio  theologo, 
Bythomiae  in  Sil.  sup.  1879,  Breslauer  Diss.  Herrn.  Hobein,  De  Maximo  Tyrio 
-qiiaestiones  philologae  selectae,  Jena  1895,  Gott.  Diss.  (hier  S.  6  ff.  de  vita  et 
scriptis  Maximi,  S.  32  ff .  de  fontibus  Maximi).  Karl  Dürr,  Sprachliche  Unter- 
suchungen zu  den  Dialexeis  des  Maximus  von  Tyrus,  Leipzig  1899  (aus  dem 
8.  Suppl.  d.  Philol.,  mit  kurzer  Einleitung  über  Leben  und  literarischen  Charakter 
des  M.).  K.  Meiser,  Studien  zu  Maximos  Tyrios,  Sitz.  d.  Münch.  Akad.  philos.- 
philol.  u.  histor.  Kl.  1909,  6.  Abh.;  dazu  Th.  Gomperz,  AV^iener  Studien  31 
(1910),  181—189  =  Hellenika  II  313—323.  H.  Hobein,  Zweck  u.  Bedeutung 
der  ersten  Rede  des  M.  T.,  in:  Xacaeg,  Berl.  1911,  S.  188-219.  H.  Mutsch- 
mann.  Die  Überlieferungsgeschichte  des  M.  T.,  Rhein.  Mus.  68  (1913),  .jöC» — 583. 
Fr.  Schulte,  De  Max.  Tyr.  codicibus,  Gott.  1915,  Diss.  Sein  Verhältnis  zu 
Dion  Chrysostomos  und  anderen  Vertretern  der  Synkrisis  (Prodikos,  Xenophon, 
Themistios  u.  a.)  berühren  Gull.  Capelle,  De  Cynic.  epist.,  Gott.  1896,  Diss., 
S.  48,  Gott  fr.  ßohnenblust,  Beitr.  z.  Topos  .Tfot  qi/.iag,  Berlin  1905,  Berner 
Diss..  S.  16 f.,  Jo.  Alpers,  Hercules  in  bivio,  Gott.  1912,  Diss..  S.  40  f f .  Kritische 
und  exegetische  Beiträge  boten  außer  den  Genannten  Konst.  Kontos,  —v/iiny.ra 
y.oiTiy.ü,  Bull,  de  corr.  hellen.  2  (1878),  229  ff.  (or.  9,  7),  U.  v.  Wilamowitz- 
Moellendorff ,  Coniectanea,  Gott.  1884,  Pr.  (or.  .,  1),  Ed.  Schwartz,  Observ. 
prof.  et  sacr.,  Rostock  1888.  Pr.  (p.  168  R.),  L.  Radermacher,  Varia.  Rhein. 
Mus.  50  (1895),  475—478  (or.  1  p.  3  R.),  K.  Meiser,  Berl.  philol.  Wochenschr. 
1912.  573.  S.  auch  K.  Funk,  Philol.  Suppl.  10  (1907),  626  Anm.  Vgl.  auch 
-M  uns  eher,  Jahresb.  über  d.  Fortschr.  d.  klass.  Altertumswissensch.  170  (1915), 
111—114. 

Hierax:  K.  Praechter,  H.  der  Platoniker.  Hermes  41  (1906),  .593—618. 
Derselbe,  Artikel  Hierax  9  bei  Pauly-Wissowa-Kroll. 

Junkos:  R.  Hirzel,  Dialog  II  S.  2.52  f.  J.  An t.  AI.  Faltin,  Die 
Juncus-Fragmeute  bei  Stobaeus,  Freiburg  i.  B.  1910,  Diss.  Fr.  Wilhelm,  Die 
Schrift  des  J.  :tsoI  yi'jocog  und  ihr  Verhältnis  zu  Ciceros  Cato  maior,  Breslau 
1911,  Pr.  S.  auch  O.  Hense,  Teletis  reliquiae*  p.  LXXXIX  1.  Textkritische 
Beiträge  Henses  und  Früherer  s.  in  Henses  Apparat  zu  Stobaios.  K.  Praechter, 
Hermes  50  (1915),  626-629.    M.  Wallies,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1916,  702—704. 

Anont/mer  Theaitetkoininentar :  Diels'  Einleitung  zur  Ausgabe. 
K.  Praechter,  Gott.  gel.  Anz.  1909,  530—547;  Hermes  51  (1916)  518.  520  ff. 

Papyrus  Jßerolinensis  JV.  <S';  K.  Praechter,  Hermes  42  (1907).  150 
bis  153. 

Severus  (Seberos):  Zeller  III  1*  S.  836.  841  f. 


Zu  §  71.    Die  Peripatetiker  im  zweiten  Abschnitte  der  hellen. -röm.  Periode.  201* 

Die  Quelle  des   Diogenes  lyuertios  für   die  platonische   Lehre: 

Freuden thal  s.  unter  Albinos.      A.  Gercke,    De  quibusdam   Diogenis  Laertii 
auctoribus,  Greifswald  1899,  Pr.,  S.  69  f f . 

Apollonios  Sf/ros:  S.  Text. 

Eltlektischer   Platoniker  bei  Ps.-lHut.  €le  fato,  Chalcidiiis,  Xe- 

mesios:  S.  Text. 

Zu  §  71.  Die  Peripatetiker  im  zweiten  Absehiütto  der  hellenistiscli- 
römischen    Perlode    (Peripatetisclie    Schule    III.   Teil,    Fortsetzung   zu   ij  67).- 

Jaliresberichte  S.  23*  f. 

Gesamtdarstellung  bei  Zell  er,  Philos.  d.  Gr.  III  1*  S.  611—671,  804-831.. 
Im  einzelnen  vgl.  zu  den  dort  angeführten  Philosophen  die  betreffenden  Artikel 
bei  Pauly-Wissowa-KroU. 

Andromhos:  Frz.  Littig,  A.  v.  Rhodos,  I.  T,  (Das  Leben  des  A.  und' 
seine  Anordnung  d.  aristot.  Schriften),  München  1890,  Pr.;  IL  T.  (Die  schrift- 
stellerische Tätigkeit  des  A.),  Erlangen  1894,  Pr.;  III.  T.  (Die  philosophischen  An- 
schauungen des  A.),  ebenda  1895,  Pr.  Br.  Rosen  er,  Bemerkungen  über  die  dem 
A.  V.  Rhodos  mit  Unrecht  zugewiesenen  Schriften,  Schweidnitz  1890 — 1893,  Pr. 
F'ranz  Susemihl,  Die  Lebenszeit  des  Andronikos  von  Rhodos,  Jahrbb.  f. 
klass.  Philol.  151  (1895),  225—234.  Alfr.  Gercke,  Artikel  Andronikos  25  bei 
Pauly-Wissowa.     Schuchardt  und  Kreuttner  s.  Text. 

Niholaos  von  Datnashos :  C.  Müller,  Fragm.  bist.  gr.  III,  343  ff. 
Conr.  Trieber,  Quaest.  Laconicae,  pars  I:  De  Nie.  Dam.  Laconicis,  Gott. 
1866,  Diss.  Über  seine  Stellung  zur  Philosophie  Zeller,  Philos.  d.  Gr.  III  1* 
S.  651.  E.  R  ei  mann,  Quo  ex  fönte  fluxerit  Nicolai  Damasceni  :TaQad6^cor 
fdöyv  ovvaycoyt],  Philol.  54  (1895),  654—709.  U.  Höfer,  Rhein.  Mus.  59  (1904), 
547.  Die  Literatur  über  seine  geschichtlichen  Werke  muß  hier  unberücksichtigt 
bleiben. 

Alexander  von  Aigcvi:  Martin,  s.  S.  203*  u.  Alex.  v.  Aphrodisias. 

Pfoletnaios  Chennos:  \I.  v.  Wilamowitz-Moellendorf f ,  Antigonos 
von  Karystos  S.  27,  2.  A.  Baumstark,  Aristoteles  bei  den  Syrern,  S.  13  f. 
A.  Chatzis,  Der  Philosoph  und  Grammatiker  Pt.  Gh.,  I.  Teil:  Einleitung  und 
Text  (Stud.  z.  Gesch.  u.  Kult.  d.  Altert.  7.  Bd.,  2.  H.),  Paderborn  1914. 

Die  ScJirift  nsol  y.öo/iiov:  Fr.  Osann,  Beiträge  zur  griech.  u.  römischen 
Literaturgesch.  I,  Darmstadt  1835,  S.  143  ff.,  der  Chrysippos  für  den  Verfasser  hält. 
Ideler,  Aristot.  Meteorol.  II,  286  f.,  der  das  Buch  nach  früheren  dem  Poseidonios 
zuschreibt.  Adam,  De  auctore  libri  pseudoaristotelici  .t.  y..,  Berol.  1861,  Diss.,  der 
(wie  schon  Stahr,  Aristoteles  bei  den  Römern,  S.  163  ff.,  und  später  Barthe- 
lemy  Sain  t-Hilaire,  Meteorologie  d'Aristote,  S.  88  der  Einleit.)  Apuleius  für 
den  Autor  hält.  Theod.  Bergk.  Der  Verfasser  der  Schrift  .t.  x.  (mit  Zusatz 
von  Fr.  Bücheier),  Rhein.  Mus.  37  (1882),  50—53,  der  auf  Nikolaos  von  Da- 
maskos  als  den  Urheber  verfällt.  Es  sind  dieses  alles  unhaltbare  Hypothesen,, 
die  mit  triftigen  Gründen  zurückgewiesen  sind.  Von  weiterer  Literatur  sei 
erwähnt:  Heinr.  Becker,  Eine  neue  Ansicht  über  den  Verfasser  der  Schrift 
.T.  y..,  Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  33  (1882),  583-587.  Fr.  Bücheier,  Der 
Verfasser  der  Schrift  n:soi  y.oofiov,  Rhein.  Mus.  37  (1882),  294.  Jak.  Ber- 
nays.  Über  die  fälschlich  dem  Aristoteles  beigelegte  Schrift  IIeoI  y.öa/nov,  in; 
Ges.  Abhandl.  II,  S.  278—282  (mit  Nachwort  von  H.  Usener).  '  E.  Zeller, 
Über  den  Ursprung  der  Schrift  von  der  Welt,  Sitzungsber.  d.  Berliner  Akademie 
1885,  399-415  =  Kleine  Schriften  I  S.  328-347.  Derselbe,  Philos.  d.  Griech. 
III  1*  S.  653 ff.  S.  auch  M.  Heinze,  Lehre  vom  Logos,  S.  174  ff.  Wilh.  Ca- 
pelle,  Die  Schrift  von  der  Welt,  ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  griech.  Popular- 
philosophie.  Neue  Jahrbb.  f.  d.  klass.  Altertum  usw.  15  (1905),  529—568.  Hier 
S.  532  ist  auch  die  frühere  Literatur  über  die  Frage  nach  dem  Verfasser  und 
dem  Adressaten  der  Schrift  besprochen.  J.  Morr,  Der  Verf.  der  Schrift  .Tsor 
yJofwv,  Wien  1910,  Pr. 

Aspasios :  H.  Richards,  Varia,  Class.  rev.  21  (1907),  197 — 199  (zu  Asp. 
in  Eth.  Nie.  4,  14).    A.  Gercke,  Artikel  Aspasios  2  bei  Pauly-Wissowa. 


0(  )0*  Literaturverzeichnis. 

Adrastos:  Verhältnis  zu  Theon  von  Smyrna  und  Chaleidius:  Martin, 
Theonis  8niyrnaei  über  de  astrouoraia,  Paris  1849,  S.  74  ff.  E.  Hiller,  De 
Adrasti  Peripatetici  in  IMat.  Tim.  comnientario,  Ehein.  Mus.  2G  (1871),  582 — 589. 
B.  W.  Switalski,  Des  Chaleidius  Kommentar  zu  Fiat.  Tim.  (Beitr.  z.  Gesch. 
d.  Thilos,  d.  Mittelalters  Bd.  3  Heft  G),  Münster  1902,  S.  58  ff.  G.  Borg- 
horst, De  Auatolii  foutibus,  Berlin  1905.  Diss.,  S.  29  ff.  Verhältnis  zu  Varro: 
K.  Praechter,  Eine  Stelle  Varros  zur  Zahlen theorie,  Hermes  46  (1911),  407 
bis  413.    A.  Gercke,  Artikel  Adrastos  7  bei  Pauly-Wissowa. 

Herniinos:  Henr.  Schmidt,  De  H.  Peripatetico.  Marp.  Catt.  1907,  Diss. 
H.  V.  Arnim,  Art.  Herminos  2  bei  Pauly-Wissowa-Kroll. 

Klaudios  Pfoleniaios :  Franz  Boll,  Studien  über  Claudius  Ptolemäus ; 
•  ein  Beitrag  zur  Gesch.  der  griech.  Philos.  u.  Astrologie,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol. 
Suppl.  21  (1894).  51—244.  A.  Brinkmann,  Rhein.  Mus.  67  (1912),  619  ff.;  68 
(1913),  157  (Überlieferung  vmd  Texteskonstituierung  von  Usgl  y.oizt]oiov  xal  iiyef.io- 
riy.ov).  L.  Schönberger,  Studien  zum  ersten  Buch  d.  Harmonik  d.  Claudius 
Ptolemäus,  Metten  1914,  Pr.  Im  übrigen  s.  Christ-Schmid,  Gesch.  d.  griech. 
Lit    II 5^  717  ff. 

Galenos:  Kurt  Sprengel,  Beitr.  zur  Gesch.  der  Mediziu,  I,  S.  117—195. 
•Ch.  Daremberg,  Fragments  du  coramentaire  de  Galien  sur  le  Tim4e  de  Piaton, 

—  suivis  d'un  essai  sur  Galien  considere  comme  philosophe,  Paris-Leipzig  1848. 
E.  Chauvet,  La  psychologie  de  Galien,  L  Caen  1860;  IL  1867;  La  theologie 
de  Galien.  Caen  1873;  Galien,  deux  chapitres  de  la  morale  pratique  choz  les 
.anciens,  Caen  1874 ;  La  logique  de  Gal.,  Säanc.  et  trav.  de  l'Ac.  d.  sc.  mor.  et 
pol.  117  (N.  S.  17  [1882]),  430-451.  580-609;  auch  in  des  Verfassers  Buche  La 
philos.  d.  medecins  grecs,   Paris  1886.      Von  demselben  Verfasser   existieren  noch 

•einige  andere  kleinere  Schriften  über  G.  Vgl.  auch  dessen  Abhandlung  über  La 
medecine  grecque  et  ses  rapports  ä  la  philos.,  Rev.  phil.  16  (1883),  233 — 263. 
0.  Crusius,    Ein  Lehrgedicht  des  Plutarch    (Echtheit  von   Galens  Protreptikos. 

—  Galen  und  Plutarch),  Rhein.  Mus.  39  (1884),  581-606.  S.  über  den  Pro- 
treptikos auch  Hart  lieh,  De  exh.  usw.  S.  316—326  u.  Kai  bei  in  seiner  Ausg. 
L.  0.  Bröcker,  Die  Methoden.. Galens  in  der  literar.  Kritik,  Rhein.  Mus.  40 
(1885),  415  —  438.  J.  Ilberg,  Über  die  Schriftstellerei  des  Klaudios  Galenos  I. 
Rhein.  Mus.  44  (1889),  207-239;  IV,  ebenda  52  (1897),  591-623  (diese  beiden 
Teile  Avichtig  für  Galens  philosophische  Schriftstellerei).  I.  Mülle.r,  Gal.  Pia- 
tonis Imitator,  Acta  seminarii  Erlang.  4  (1886),  260.  Derselbe,  Über  Galens 
Werk  vom  wissenschaftl.  Beweis,  Abh.  d.  Münch.  Akad.  phil.  Kl.  20  II  (1895), 
403—478.     Derselbe.    Über  die  dem   Gal.   zugeschriebene  Abhandl.  .t.  r>)s  dgioTtj^ 

■niofoecog,  Sitz.  d.  Münch.  Akad.  1898  I,  53-162.  Jo.  Petersen,  In  Gal.  de 
plac.    Hippocr.   et   Plat.    libros    quaest.    crit.,     Gott.   18S8,    Diss.      M.  Pohlenz. 

•Quemadmodum  G.  Posidonium  in  libris  de  placitis  Hippocratis  et  Piatonis  secutus 
sit,  Leipz.  1898.  Diss.  (erschien  auch  in  den  Jahrbb.  f.  klass.  Philo'.  Suppl.  24 
[1898],  535  —  634  unter  dem  Tit.:  De  Posidonii  libris  rrsgl  .Tai9wr).  Karl  Kalb- 
fleisc.h,  In  Gal.  de  plac.  Hipp,  et  Plat.  libros  observ.  crit.,  Berol.  1892,  Diss.  Der- 
selbe, Über  G.s  Einleitung  in  die  Logik,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  Suppl.  23  (1897), 

•679—708.     Derselbe  (zu  Gal.l,  in:    Festschr.  f.  Th.  Gomperz,   Wien  1902,  96-98. 

Derselbe,  „Claudius"  Galenus,  Berl.  philol.  Wo.chenschr.  1902,  413.  H.  Schöne, 
Eine  Streitschrift  G.s  gegen  die  empirischen  Arzte,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1901  I. 
1255-1263.  O.  Apelt,  Krit.  Miszellen  (darunter  zu  G.),  Eisenach  1901,  Pr.  Otto 
Hen nicke,  Observationes  criticae  in  Cl.  Galeni  Pergameni  commentarios  ^sgi 
yr-Z>j~  rradiöv  xai  auaoT }} aar ojv,  Potestampü  1902.  H.  Schöne  (Überlieferungs- 
geschichtliches), Rhein.  Mus.  57  (1902),  627  ff.,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1902,  442—447. 
E.  Thouverez,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  15  (1902),  62  (G.  als  Begründer  der 
vierten  Schlußfigur).  M.  Wellmann,  Zu  G.s  Schrift  n.  y.oäa.  y.  öw.  r.  a:T/.on- 
■ffUQiiüytor,  Hermes  38  (1903),  292—304.  A.  Brinkmann,"  Zu  Galens  Streit- 
schrift gegen  die  Empiriker,  Rhein.  Mus.  59  (1904),  317—320.  G.  Helmreich, 
•Galen.Tfo«  röjv  iriuT;  xoocpaT^  8vvä.uE0)v\,  13,  Philol.  63  (1904 1,  310  f.  A.  Rainfurt, 
Zur  Quellenkritik  von  Galens  Protreptikos,  Freiburg  i.  B.  1904,  Diss.  J.  Ilberg, 
.Sextus  bei  Galen,  Neue  Jahrbb.  f.  d.  klass.  Altertum  usw.  15  (1905),  624. 
Fr.  Paetzolt,  Adn.  crit.  ad  Lucian.  impr.  pertin.  (berührt  auch  Galen),  Berlin 
1905,  Pr.  Jo.  Gossen,  .De  G.  libro  qui  ovroyu;  .Tfo/'  affvynwr  inscribitur,  Berlin 
1907,  Diss.     K.  Koch   (Überlieferungsgeschichtliches).  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1907, 


.Zu  §  71 .    Die  Peripatetiker  im  zweiten  Abschnitte  der  hellen. -röm.  Periode.  203* 


J.  Mewaldt,  G.  über  echte  und  unechte  Hippokratika,  Hermes  44  (1909),  111 
bis  134.  F.  Brenner,  Die  Seelenlehre  des  G..  Primitiae  Czernovicienses,  Czerno- 
witz  1909.  G5— 86  (unzureichend).  K.  S.  Kontos,  Ainoüonixü  (darunter  zu  Galen) 
in  'Emrjxijiioviy.i]  IrErijoi;  (der  Universität  Athen)  Bd.  4  u.  5,  1907—1909.  E.  O. 
Hartlich,  Eine  Blattversetzung  in  G.s  'Vyti-irü,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1910, 
1656.  Siegfr.  Vogt,  De  G.  in  libell.  yaz'  ujxqsTov  commentariis,  Marp.  Catt. 
1910.  Diss.  I.  Bywater,  "Aray.ra  II  (darunter  zu  Galen),  Journ.  of  philol.  31 
(1910i.  197 — 206.  'I.'E.  Xovaäq>ij,  AI  :teqI  yvuvaoitySj?  do^aoiai  zov  Fuh^rov, 
Athen  1910.  Wilko  de  Boer,  In  G.  Pergameni  libros  -t^.  y)vy/i?  jraüwv  y.al 
äuagT>judT(oy  observationes  criticae,  Marp.  Catt.  1911,  Diss.  Joh.  Lacken - 
bacher,  Quas  actiones  G.  putaverit  sensuum  instruraentis  perfici,  "Wien  1911, 
Pr.  Alb.  Minor,  De  G.  libris  TTeot  dva.-rvoiag ,  Marb.  Catt.  1911,  Diss.  A.  Oli- 
vieri,  Osservaz.  sopra  un'  opera  morale  di  G..  Atti  d.  R.  Accad.  di  arch.,  lett. 
etc.  di  Xapoli  X.  S.  1  2  (1911).  95-110.  Th.  Mever-Stei  neg.  Studien  z.  Phvsiol. 
d.  G.  I.  Arch.  f.  Gesch.  d.  Medizin  5  (1912),  172—224.  H.  Diels,  Über  die  hand- 
schriftl.  L'berl.  des  Galenschen  Kommentars  z.  Prorrhet.  d.  Hippokr.,  Abh.  d. 
Berl.  Akad.  phil.  Kl.  1912  I,  Berl.  1912.  J.  Mewaldt,  Die  Editio  princ.  v.  G. 
In  Hipp,  de  nat.  hominis,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  I9l2,  892-918.  Gotth.  Berg- 
sträßer.    Die  bisher  veröffentlichten  arab.    Hippokr.-  u.  G -Ü^bersetzungen,  Lpz. 

1912.  Habilit. -Schrift  (als  Buch  unter  dem  Titel  Hunain  ibn  Ishäk  und  seine 
Schule.  Leiden).  Joh.  Mewaldt,  Eine  Fälschung  Chartiers  in  G.s  Schrift  über 
d.  Koma,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1913,  256-270.  0.  Hartlich,  De  G.  'YyieivMr 
libro  quinto,  Marb.  Catt.  1913,  Diss.,  und  Grimma  1913,  Pr.  E.  Noll,  Zu  G.s 
Schrift    El    y.uxa    ffvoiv    kv    uonjQiuig    aifia    :ieoir/etai,    Berl.    philol.    Wochenschr. 

1913.  1246  f.  Über  G.  als  Quelle  für  den  chrysippischeii  Stoizismus  Stoic.  vet. 
iragm.  ed.  Jo.  ab  Arnim  I  p.  XVI,  über  Benutzung  G.s  bei  Xemesios  Krause, 
Stud.  Xeoplat.  S.  20 f.  W.  W.  Jaeger,  G.s  Wissenschaftslehre  und  der  Neu- 
platonismus,  in  des  Verf.  Xemesios  von  Eraesa,  Berlin  1914,  S.  4  —  67.  Über 
Pseiido-G.  Hist.  phil.  s.  H.  Diels,  De  G.  hist.  phil.,  Bonnae  1870,  Diss.,  und 
Diels,  Doxogr.  Graeci  (oben  S.  18.  22*).  Vgl.  auch  Ps. -Galen  S.  22*  unter  c.  Zum 
Fortwirken  G.s:  H.  Heinrichs,  Die  Überwindung  der  Autorität  G.s  durch 
Denker  der  Renaissancezeit,  in:  Renaissance  und  Philosophie  Heft  12.  —  J.  ]\Ie- 
-waldt,  Art.  Galen  2  bei  Pauly-Wissowa.  —  Belletristisch:  Th.  Meyer-Steineg, 
Ein  Tag  im  Leben  des  Galen,  Jena  1913.  —  Weiteres  bei  Christ- Sc hmid, 
Gesch.  d.  griech.  Lit.  11^  (s.  dort  das  Register). 

Avistohles:  U.  v.  WilamoAvitz-Moellendorf f ,  Antigonos  v.  Karystos 
S.  27.  A.  Gercke,  Art.  Aristokles  15  bei  Pauly-Wissowa  (wo  aber  die  Ver- 
gleichung  mit  Theophrast  nicht  zu  der  irrigen  Meinung  verleiten  darf,  es  handle 
sich  um  doxographische  Darstellungsweise). 

Alexander  von  Aphvodisias :  J.  Freude nthal.  Die  durch  Averroes 
erhaltenen  Fragmente  Alexanders  zur  Metaphysik  des  Aristot.  untersucht  u.  über- 
setzt, mit  Beiträgen  zur  Erläuterung  des  arabischen  Textes  von  S.  Fränkel,  Abh. 
der  Berl.  Akad.  1885.  Vgl.  zur  Frage  nach  der  Herkunft  des  unechten  Teils. des 
Metaphysikkommentars  auch  K.  Praechter,  Gott.  gel.  Anz.  1906,  882 ff.  Über 
Alexander  von  Aphrodisias  handeln  ferner:  J.  F.  Xourrisson,  De  la  liberte  et  du 
Jiasard;  essai  sur  AI.  dAphr.,  suivi  du  traite  du  destin  et  du  libre  pouvoir  trad. 
en  fr.,  Paris  1870.  Th.  H.  Martin,  Questions  connexes  sur  deux  Sosig^ne  .  .  . 
•et  sur  deux  peripateticiens  Alexandre,  Tun  d'Eg^e  et  l'autre  d'Aphrodisias,  An- 
uales  de  la  faculte  des  lettr.  de  Bordeaux  1  (1879),  174 — 187.  0.  Apelt,  Die 
Schrift  des  AI.  v.  Aphr.  über  die  Mischung,  Philol.  45  (1886),  82-98.  Derselbe, 
Die  kleinen  Schriften  des  AI.  v.  Aphr.,  Rhein.  Mus.  49  (1894),  49  -72.  Derselbe, 
Kiit.  Bemerkungen,  Jena  1906,  Pr.  (darunter  zu  A.).  A.  Günsz  s.  Text.  Ivo 
ßruns.  Studien  zu  A.  v.  Aphr.,  Rhein.  Mus.  44  (1889),  613-630;  45  (1890),  138 
bis  145:  223—235.  C.  Ruelle,  A.  d'Aphr.  et  le  prdtendu  Alexandre  d'Alexandrie, 
Eevue  des  et.  grecques  5  (1892),  101—107.  Joh.  Zahlfleisch,  Die  Polemik 
A.s  v.  Aphr.  gegen  die  verschied.  Theorien  des  Sehens,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos. 
:8  (1895),  373-386,  498—509;  9  (1896),  149-162.  Georges  Volait,  Die 
Stellung  des  Alexander  von  Aphrodisias  zur  aristotelischen  Schlußlehre,  Halle  a.S. 
1907,  Bonner  Diss.,  vollst,  in:  Abhandlungen  zur  Philosophie  u.  ihrer  Geschichte 


v)(j_j.*  Literaturverzeichnis. 

Heft  27.  H.  V.  Arnim,  Textkritisches  zu  Alexander  von  Aphrodisias,  Wiener 
Studien  22  (1900),  1—10.  E.  Thouverez,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  15  (1902), 
."i8  (Bericht  des  A.  über  die  peripatet.  Syllogistik).  H.  v.  Arnim,  Stoic.  vet. 
fragm.  I  p.  XVI  f.  (A.  als  Quelle  für  den  chrysippischen  Stoizismus). 
H.  Mut  seh  mann,  Divisiones  quae  vulgo  dicuntur  Aristot.,  Lipsiae  1906, 
p.  XXIV,  XXXVI  f.  (Benutzung  der  dtatgioFt;  durch  A.).  W.  Ca  pelle. 
Die  Alexanderzitate  bei.  Olympiodor,  XägnEg,  Berlin  1911,  S.  220—248, 
H.  Wegehaupt.  Zur  Überlieferung  der  Problemata  des  sog.  Alex.  v.  Aphro- 
disias, Berl.  philol.  Wochenschr.  1915,  95  f.  Über  A.s  verlorene  Schrift  .teoi 
>pvyjl?  vgl.  R.  D.  Hicks"  Einleitung  zu  seiner  Ausgabe  von  Aristot.  .Tfot  ij'vxijg. 
Kleinere  Beiträge:  L.  "Radermacher,  Philol.  59  (1900),  597  (Probl.  mor.'l47,  11). 
G.  Kodier,  Eev.  de  philol.  25  (1901),  66—71  (De  fato).  A.  Brinkmann, 
Rhein.  Mus.  57  (1902),  488  (77.  >:oda.  y..  av^,]a.  226,  30 ff.).  H.  Diels.  Hermes 
40  (1905),  301  ff.  (Zur  Metaph.  [1,  5,  987a  10]  46,  23  f.;  dazu  K.  Praechter, 
Hermes  42  [1907J,  647).  Fr.  Bücheier,  Rhein.  Mus.  63  (1908),  190  (De  anima 
151.  30).  W.  A.  Heidel,  Hermes  43  (1908),  170  (Zur  ^letaph.  123,  4j. 
O.  Cunz,  Qu,  Aelius  Tubero,  in  ^ToomaxeTg,  Grazer  Festgabe  zur  50.  Philologen- 
versamml.  (Zu  Meteor.  3.  4,  373b  13).  S.  auch  Crönert,  Philol.  61  (1902j,  175. 
181.  183.  184.  Gercke,  Art.  Alexandros  94  bei  Pauly-Wissowa.  Weiteres  in 
den  Jahresberichten.     S.  auch  unten  zu  §  83  bei  Simplikios. 

Zu  i;;  VI.  Die  Xeupythagoreer.  Die  hermetische  Literatui-,  Die  chaldäi- 
sfheii  Oraliel.    Jahresberichte  s.  o.  S.  23*  f.  (nacharist.  Philosophie). 

Gesamtdarstellung  bei  Zell  er  III  2  *  S.  92  ff .  Über  die  Richtungen  des 
Neupythagoreismus  und  ihre  Entstehung  A.  Schmekel,  Philosophie  der  mittleren 
Stoa  S.  403—439.  —  Th.  Gärtner,  Neopythagoreorum  de  beata  vita  et  virtute 
doctrina  eiusque  fontes,  Leipz.  1877,  Diss.  H.  Jülg,  Studien  zur  neupythagor. 
Philos.,  Baden  in  Österr.  1891.  1892,  Pr. ;  unter  dem  Titel:  Xeupvthagor.  Studien, 
Wien  1892. 

Über  die  unter  aUpijthagoreiscIien  Namen  auftretende  Literatur  dieser 
Richtung  s.  oben  S.  50*  f. 

Nignlius  Figulvs:  M.  Hertz,  De  P.  Xig.  Fig.  studiis  atque  operibus, 
Berl.  1845.  Lutt  erbeck,  Die  neutestam.  LehrbegTiffe,  Bd.  I,  1852,  S.  270  ff. 
A.  Brevsig,  De  Xig.  Fig.  fragmentis  apud  Schol.  Germanici  servatis,  Berl.  1854, 
Diss.;  vgl.  Bücheier,  Zu  Xig.  Fig.  Rhein.  Mus.  13  (1858),  177—188  =  Kleine 
Schriften  I  108 — 117.  .1.  Klein,  Quaestiones  Xigidianae,  Bonn  1861,  Diss. 
H.  Röhrig,  De  P.  Xig.  Fig.  capita  2,  Coburg  1887,  Diss.  A.  Swoboda, 
Quaestiones  Xigidianae,  Diss.  Vind.  2  (1890),  S.  1 — 63,  auch  in  des  Verf.  Ausgabe 
der  Fragmente,  s.  Text.  K.  Fries,  Rhein.  Mus.  55  (1900),  30  ff.  38  ff.  (X."  Auf- 
fassung der  Laren.  X.'  Beziehungen  zu  Cicero).  D.  Detlefsen,  Hermes  36 
(1901),  18  (Verhältnis  des  Plinius  in  den  zool.  Büchern  zu  Xig.  Fig.).  A.  Gia- 
nola,  Publio  Xigidio  Figulo  astrologo  e  mago,  Roma  1905.  Nig.  Fig.  als  Ver- 
mittler etruskisch-astrologischer  Aufstellungen  an  Martianus  Capella:  C.  Thulin, 
Die  Götter  des  Martianus  Capella  u.  der  Bronzeeber  von  Piacenza.  Religionsgesch. 
Versuche  u.  Vorarb.  3.  Bd.  1.  Heft,  Gießen  1906.  S.  auch  R.  Reitzenst ein, 
Hellenist.  Mvsterienrel.  S.  12.  90.  B.  Boehm,  De  Cornelii  Labeonis  aetate, 
Königsb.  1913,  Diss.,  S.  30.  J.  Geffcken,  Hermes  49  (1914),  327  ff.  Fr.  Boll, 
Sphaera,  Leipz.  1903,  S.  849  ff.    Rob.  Fritzsche  s.  unter  Lucanus  S.  188*". 

Apollonios  ron  Tijana:  J.  C.  Herzog,  Philos.  pract.  Apoll.  Tyan.  in 
sciagraphia,  Lips.  1719.  Sig.  Chr.  Klose,  De  Ap.  et  de  Philostrato,  Viteb. 
1723-24.  J.  L.  Mosheim,  in:  Comment.,  Hamb.  1751,  S.  347  ff.  J.  B.  Lüder- 
Avald,  Anti-Hierokles,  Halle  1793.  Ferd.  Chr.  Baur,  Apollonius  und  Christus, 
Tübinger  Zeitschr.  f.  Th.  1832,  auch  in :  Drei  Abhandl.  zur  Gesch.  der  alten 
Philos.  u.  ihres  Verhältnisses  zum  Christentum  v.  F.  Chr.  Baur,  neu  herausg.  von 
Ed.  Zeller,  Leipz.  1876.  A.  Wellauer,  Ap.  v.  T..  Jahns  Archiv  10  (1844),  41S 
bis  467.  Rieckher,  Studien  der  evang.  Geistl.  Württembergs  19,  2,  1  ff .  Xe- 
ander,  Gesch.  der  christl.  Relig.,  T.  1,  S.  172.  L.  Xoack,  in:  Psyche,  Bd.  1, 
Heft  2,  Gießen  1858.  Ed.  Müller,  War  Ap.  v.  T.  ein  Weiser  oder  ein  Betrüger 
oder  ein  Schwärmer  und  Fanatiker?  Liegnitz  1861,  Pr.  P.  M.  Mervoyer,  Paris 
1862.     A.  Chassang,  Le  merveilleux  dans  l'antiquit^:   A.  de  T.,  sa  vie  etc.  par 


Zu  §  72.     Die  Xeupythagoreer.     Die  hermet.  Literatur.    Die  chald.  Orakel.    2U~)* 

PhUostrate,  et  ses  lettres,  ouvrages  traduits  du  grec,  avec  introduction,  notes  et 
^claixcissemeiits,  Paris  1862,  2.  i^d.  1864.  Vgl.  Iwan  Müller,  Zur  Ap.-Literatur, 
Zeitschr.  für  luth,  Theol.  u.  K.,  hrsg.  von  Delitzsch  und  Guericke,  24  (1865),  412 
bis  423  und  592.  Reville,  Le  Christ  Paien  du  troisit'me  siecle,  Revue  des  deux 
mondes  1865,  I,  59.  Ge.  Hoff  mann,  Über  Ap.  v.  T.  u.  zwei  in  seinem  Leben 
berichtete  Erscheinungen  am  Himmel,  Triest  1871,  G.-Pr.  C.  H.  Pettersch, 
Ap.  V.  T.  der  Heidenheiland,  Reichenberg  1879.  Chr.  L.  Nielsen.  Apollonius 
fra  Tyana,  Kjöbenh.  1879.  A.  Dum^ril,  Apoll,  d.  T.,  Annales  de  la  faculte  des 
lettres  de  Bordeaux,  5.  annee,  2,  S.  133 — 168.  J.  Jessen,  Ap.  v.  Tyana  u.  sein 
Biograph  Philostr.,  Hamb.  1885,  Pr.  Jean  Guiraud,  La  vie  d'ApoU.  de  Tyana, 
Montauban  1886.  D.  M.  Tredwell,  A.  sketch  of  the  Life  of  Apollonius  of  Tyana, 
New  York  1886.  Joh.  Göttsching,  A.  v.  T.,  Leipzig-Reudnitz  1889,  Leipz. 
Diss.  J.  Miller,  Die  Beziehungen  der  Vita  Apollonii  des  Philostratos  zur  Pytha- 
gorassage,  Philol.  51  (1892),  137 — 145;  derselbe,  Zur  Frage  nach  der  Persönlichkeit 
des  A.  v.  T.,  ebenda  581  —  584.  G.  R.  S.  ;Mead,  Apollonius  of  Tyana,  the  philo- 
sopher-reformer  of  the  first  Century  A.  D.,  London  1901  (iiis  Franz.  übersetzt  Paris 
1906).  E.  Strazzeri,  ApoUonio  di  Tyana  e  la  cronologia  dei  suoi  viaggi  (con 
una  tavola  cronologica),  Terranova  1901.  T.  Whittaker,  Ap.  of  T.,  other  essays, 
London  1906.  M.  Wim  dt,  Ap.  v.  T.,  Prophetie  u.  Mvthenbildung,  Zeitschr.  f.  wiss. 
Theol.  49,  X.  F.  14  (1906),  309—366.  R.  Meyer-Krämer,  A.  v.  T.,  Monatshefte  d. 
Comenius-Gesellschaft  15  (1906),  1-41.  F.  W.  Gr.  Campbell,  Ap.  of  Tyana; 
a  study  of  bis  life  and  times,  Lond.  1908.  S.  auch  das  S.  200*  bei  Celsus  zitierte 
Werk  von  ß.  Aube,  ferner  E.  Rohde,  Griech.  Roman^  S.  467  ff.  (Berührungen  des 
Romanschriftstellers  HeUodor  mit  A.  v.T.);  Rhein.  Mus.  26  (1871),  567  ff .  =  Kl. 
Schriften  II  116  ff.  (Erzählung  des  Ap.  über  Pythagoras  und  die  Pythagoreer 
bei  lambl.  vit.  Pyth.  254  ff.).  E.  Norden,  Agnostos  Theos  S.  45ff.  337 ff. 
J.  Miller,  Artikel  Apollonios  98  bei  Pauly-Wissowa.  —  S.  auch  die  Literatur 
zu  Philostratos. 

Moder atos:  Fr.  Bücheier,  Rhein.  Mus.  37  (1882),  335  f. 

Nikomacho.s :  Persönliches:  Fr.  Bücheier,  Rhein.  Mus.  63  (1908),  192. 
—  Fr.  Hultsch,  Zur  Literatur  des  N.  von  Gerasa,  Jahrbb.  f.  klass.  PhUol.  97 
(1868),  762—770.  P.  Tannery,  Miscellan^es,  Rev.  de  philol.  13  (1889),  66  ff. 
(darin  zu  Xicom.  Lntrod.  arithm.  1,  1  [p.  2,  15—19  HocheJ).  Über  die  verlorenen 
Theologumena  s.  die  Vermutung  von  P.  Tannery  bei  J.  L.  Heiberg,  Anatolius 
sur  les  dix  premiers  nombres  (s.  Text  unter  Anatolios). 

Philostratos :  Iwan  Müller,  Comm.  qua  de  Philostr.  m  compon.  memoria 
Aiiollonii  Tyan.  fide  quaeritur,  Biponti  1858—1860.  Theod.  Bergk,  Fünf  Abb. 
zur  Gesch.  d.  griech.  Philos.  u.  Astron.,  Leipzig  1883.  J.  Fertig,  De  Philo- 
stratis  sophistis,  Bamberg  1894,  Würzb.  Diss.  (über  den  Verfasser  der  Apollonios- 
vita  S.  51).  Ed.  Schwartz,  Fünf  Vorträge  über  den  griech.  Roman,  Berlin 
1896,  S.  126 ff.  (dazu  Erw.  Rohde,  Lit.  Centralbl.  1897,  301  =  Kl.  Sehr.  II 
S.  6).  L.  Ziehen,  Rhein.  Mus.  57  (1902),  498—505  (zu  vit.  Ap.  138,  4  ff .  Kays.). 
K.  Münscher,  Die  Philostrate,  PhUol.  Suppl.  10  (1907),  469-557.  J.  Miller,  Die 
Damispapiere  in  Philostr.'  Apolloniosbiogr.,  Philol.  66  (1907),  511  ff.  I.  BvAvater, 
Atakta  II,  Journ.  of  Philol.  31  (1910),  198  (zu  vit,  Ap.  6,  11).  H.  Richards,  Class. 
<\\\&xi.  3  (1909),  104  ff.  A.  Pia  tt,  Miscell.,  Class.  quart.  5  (1911),  253  f.  (darin  zu  vit. 
Ap.).  H.  0.  de  Jong,  in:  Sertum  Nabericum  (Leiden  1908),  S.  185  ff.  (vit.  soph.). 
R.  Reitzens tein,  Hellen.  Wundererz.  S.  41  ff.  K.  Holl,  Die  schriftstellerische 
Form  des  griech.  Heiligenlebens,  X^eue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  29  (1912). 
406—427.  "^D.  Ghezzi,  Stud.  suUa  vita  di  ApoUonio  Tianeo  di  Filostr.,  Ascoli 
Piceno  1912.  E.  Norden,  Agnostos  Theos,  S.  35  ff.  Th.  Plüss,  A.  v.  T.  auf 
•dem  Nil  u.  der  unbekannte  Gott  zu  Athen,  Festgabe  für  Hugo  Blümner,  Zürich 
1914,  S.  36—48.  Th.  Birt.  Rhein.  Mus.  69  (1914),  342  ff .  Fr.  Boll,  Aus  der 
Offenb.  Joh.  S.  141,  4.  O.  Wein  reich.  De  dis  ignotis,  Arch.  f.  Religionsw.  18 
(1915),  2  ff.  H.  Lietzmann,  Rhein.  Mus.  71  (1916),  280  f.  S.  auch  die  Berichte 
von  W.  Schmid  und  K.  Münscher,  Jahresber.  über  die  Fortschr.  der  klass. 
Altertumsw.  108  (1901),  260  ff.,  129  (1906),  256  ff.,  149  (1911),  105  ff.,  170  (1915), 
121  ff.  und  die  Literatur  zu  Apollonios  von  Tyana  oben  S.  204*  f. 

Numenios :  Frid.  Thedinga,  in  der  Einleitung  der  oben  im  Textteil 
verzeichneten  Fragmentsammlung.  Dazu  H.  Usener,  Jenaer  Literaturzeitung 
1875,  775—777  r=  Kl.  Sehr.  I  S.  366-372.  Clem.  Baeumker,  Eine  angebliche 
Schrift  und  ein  angebliches  Fragment  des  X'umeu.,  Hermes  22  (1887),   156—158. 


-J[  H5*  Literaturverzeichnis. 

Simon  Sepp,  Pyrrhoneische  Studien,  Freisiug  1893,  Abschn.  VI:  Der  Xeupyth. 
N.  u.  der  JSeuplatoniker  Theodosins  als  Hauptquellcn  des  Diogenes  Laörtius  in 
seiner  Gesch.  der  Skepsis.  C.  E.  Ruelle,  Le  philosophe  Numdnius  et  son  prd- 
tendn  trait4  de  la  matifere.  Rev.  de  phil.  20  (1896),  36  f.  Über  das  Verhältnis 
des  Xeniesios  zu  Numenios  s.  Holeslaus  Domariski,  Die  Lehre  des  Nemesius 
über  das  Wesen  der  Seele,  Münster  i.  W.  1897,  Diss.,  und:  Die  Psychol.  d.  Xe- 
niesius,  Münster  1900.  S.  auch  R.  R ei tzen stein,  Poimandres  S.  305,  E.  Nor- 
den, Agnostos  Theos  S.  72  f.  109. 

Kronios:  Zeller  III  2*  S.  241  f. 

Pifthatßovas:  A.  Brinkmann.  Ein  Denkmal  des  Xeupythagoreismus^ 
Rhein.  Mus.  66  (1911),  616-625. 

Hermes  trismegistos :  L.  F.  O.  Baumgarten-Crusius,  De  librorum 
Hermeticorum  origine  et  indole,  Jena  1827,  Pr.  B.,  J.  Hilgers,  De  Hermetis 
Trismegisti  Poimandro,  Bonn  1855.  L.  Menard,  Etüde  sur  l'origine  des  livres 
hermetiques,  vor  des  Verf.  Übersetzung  (s.  Text).  Derselbe,  Les  livres  d'Hermes 
Trismegiste  et  les  derniers  jours  de  la  philosophie  paienne,  Rev.  des  deux  mondes 
62  (1866),  870 — 907.  R.  Pietschmann,  Herrn,  trism.,  nach  ägypt.,  griech.  und 
Orient.  Überlieferungen,  Leipz.  1875.  H.  Haupt,  Zu  den  Kyraniden  des  H.  Tr., 
Philol.  48  (1889),  371—374.  W.  Kroll,  Hermetica,  Philol.  51  (1892),  230  (s.  auch 
dessen  Adversaria  Graeca,  Philol.  53  [1894],  416 ff.).  K.  Wessely,  H.  Tr.,  in: 
Mitteilungen  aus  der  Samml.  der  Papyrus  Erzherz.  Rainer,  Wien  1892.  S.  133  f. 
R.  Reitzenstein ,  Poimandres,  Leipzig  1904.  Th.  Zielinski,  Hermes  u.  die 
Hermetik,  Archiv  f.  Religionswissensch.  8  (1905),  321-372;  9  (1906),  25- ßO. 
G.  Bardy,  Le  Pasteur  d'Hermas  et  les  livres  hermetiques,  Rev.  bibl.  Internat. 
N.  8.  8,  391— 4u7.  M.  Wellmann,  Eine  spätorphische  Schrift  medizin.  Inhalts 
(„Herm.  Trism."  heqI  ßozavcöv  yvliooEOig),  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  19.  Oktober  1911. 
Clem.  Baeumker,  Das  pseudo-hermetische  Buch  der  vierundzwanzig  Meister 
(Lib.  XXIV  philosophorum),  in :  Abh.  aus  d.  Geb.  d.  Philos.  u.  ihrer  Gesch., 
Festg.  f.  G.  Freih.  v.  Hertling,  Freib.  i.  Br.  1913,  S.  17 — 40.  Mehrere  Hermetica 
beleuchtet  Fr.  Boll,  Aus  der  Offenb.  Joh.  (s.  dort  das  Register);  Zeitschr.  f.  d. 
neutest.  Wissensch.  u.  d.  Kunde  d.  Urchristent.  17  (1916),  141  (zu  den  Kyraniden). 
P.  Carolidis,  Anubis,  Hermes,  Michael;  ein  Beitrag  zur  Gesch.  des  religiös-philos. 
Synkretismus  im  griechischen  Orient,  Straßb.  1913.  Jos.  Kroll,  Die  Lehren  des 
H.  Tr.,  Münster  i.  Westf.  1913,  Diss.,  vollständig  in:  Beitr.  zur  Gesch.  d.  Philos. 
d.  Mittelalt.  Bd.  12,  Heft  2—4,  Münster  1913  (s.  dazu  W.  Bousset,  Gott.  gel. 
Anz.  1914,  697—755).  W.  Kroll,  Artikel  Hermes  Trismegistos  bei  Pauly-Wis- 
soM'a-KroU.  Auch  sonst  hat  sich  die  philosophie-  und  religionsgeschichtliche 
Forschung  der  letzten  Zeit  lebhaft  mit  den  hermetischen  Schriften  beschäftigt: 
s.  die  weiteren  oben  S.  35*  angeführten  Schriften  Reitzensteins  und  die  eben- 
dort  verzeichneten  Arbeiten  A.  Dieterichs.  Vgl.  auch  J.  Bernays  u.  Lit.  zu 
Apuleius  S.  198*. 

Chaldäische  Orakel:  W.  Kroll  s.  Text. 

Sextos- Florilegiuni :  Gildemeister  und  Elter  im  Vorwort  ihrer  oben 
im  Text  genannten  Ausgaben.  Zeller  III  1  *  S.  701  Anm.  4,  wo  auch  die 
frühere  Literatur  berücksichtigt  ist.  Fortleben  der  Sextossprüche  in  der  christ- 
lichen Welt:  O.  Harnack,  Gesch.  der  altchristl.  Liter.  I  S.  765  ff.  II  2  S.  192. 
P.  Wendland,  Theol.  Literaturz.  1893,  492  ff .  0.  Bardenhewer,  Gesch.  d. 
altkirchl.  Lit.  II  S.  581,  III  S.  97.     S.  auch  §  73. 

Sekundos:  J.  Bach  mann.  Die  Philosophie  des  Neupythagoreers  S., 
Berlin  1888.  Derselbe,  Latein.  Secundus-Handschriften,  Philol.  46  (1888),  385 
bis  400.  H.  Sauppe,  Griech.  Papyrus.  Zu  Diodorus,  dem  Philosophen  Secun- 
dus  u.  anderen,  in  des  Verf.  Ausgew.  Schriften,  Berl.  1896,  S.  307 — 312. 

Weitere  neupythagoreische  Spruchliteratur  berühren  A.  Elters 
Abhandlungen  De  Gnomol.  Graec.  bist,  et  origine,  Bonn  1893—1897,  Pr.,  und 
Gnomica  homoiomata,  Bonn  1900  ff.,  Pr.  (s.  hier  besonders  S.  88). 

Neupgthayoreisch  Beeinflußte : 

Vergil:  S.  zu  §  77  Vergil.  Ovid:  S.  zu  §  77  Ovid.  Lukian:  S.  zu  §  77 
Lukian,  'AXrjdfj  ditjyi^fiata. 

Ck)lumella:  Fr.  Bücheier,  Rhein.  Mus.  37  (1882),  335  (dagegen  H.  Gum- 


Zu  §73.  Die  Sextier.  Potamons  eklekt.  Schule.   Zu  §  74.  Die  jüd.-hell.Philos.  2U7* 

merus,    De  C.  philosopho,   Helsingfors  1910   [Ofversigt  af   Finska  Vetenskaps- 
Societetens  Förhandiingar,  Bd.  52]). 

Ncu})ijtlH((jorcisch  beeinflußte  Uiiferhaliutnjslitcrafur:  R.  Reitzen stein, 
Hellenist.  Wundererz.  S.  32  f.  u.  ö.  Fr.  BoU",  I'hilol.  66  (1907),  1  ff.;  Aus  d. 
Offenb.  Joh.  S.  145  f.  (zu  S.  104);  Zeitschr.  f.  d.  neutest.  Wiss.  u.  d.  Kunde  d. 
Urchristentums  17  (1916),  145  f.  Heliodor:  E.  Rohde,  Griech.  Rom.-^  S.  467  ff.. 
(s.  oben  S.  205*). 

Neiiputhogorcer  und  Mönchstum :  R.  Reitzenstein,  Hist.  Monach.  u.  Bist. 
Laus.  (Forsch,  z.  Relig.  u.  Lit.  d.  Alten  u.  Neuen  Test.,  N.  F.  Heft  7,  Gott.. 
1916),  S.  94  f.  97  ff.  105  ff. 

Zu  §  73.    Dio  Soxtier.    Potamons  eklektische  Schule. 

Die  Sextier:  O.  Jahn,  Ber.  über  die  Verhandl.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  2' 
(1850),  277  ff.  De  Burigny,  Mem.  de  l'Aead.  des  inscript.  XXXI,  deutsch  in 
Hissraanns  Magazin  (s.o.  S.41*),  Bd. 4,  S.  301  ff.  Zeller  III  1*  S.  699  ff.,  auf  dea 
auch  für  die  Literatur  über  die  einzelnen  Mitglieder  der  Schule  verwiesen  sei.  Be- 
ziehungen des  Sextus-Gnomologions  (s.  S.  206*)  zur  Sextierschule  nehmen  u.  a.  an 
Lasteyrie,  Sentences  de  Sex tius,  Paris  1842,  Meinrad  Ott,  Charakter  u.  Ursprung 
der  Sprüche  des  Philosophen  Sextius,  Rottweil  u.  Tübingen  1861,  Pr.,  Die  syrischen 
,, Auserlesenen  Sprüche  des  Herrn  Xistus,  Bischofs  von  Rom",  nicht  eine  Xistus- 
schrift,  sondern  eine  überarbeitete  Sextiusschrift,  Rottweil  u.  Tüb.  1862  u.  1863,. 
Pr.,  Die  Huraanitätslehren  heidnischer  Philosophie  um  die  Zeit  Christi,  Theol. 
Quartalschr.  52  (1870),  355—402  (390  ff.).  Weitere  Literatur  hierüber  bei  Zell  er, 
Philos.  d.  Griechen  III  1  *,  S.  701  Anm.  4,  der  die  Annahme,  daß  zwischen  den 
Sex  tos  Sprüchen  und  der  Sextierschule  irgend  ein  Zusammenhang  bestehe,  mit 
Recht  abweist.  S.  auch  Teuf f el-Kroll-Skutsch,  Gesch.  d.  röm.  Lit.  §  266,  6.. 
Über  Sextius  Xu/er,  einen  der  Schule  angehörigen  Arzt,  M.  Wellmann,  Hermes 
24  (1889),  530  ff.';  42  (1907),  614  f. 

Fotmnons  eklektische  Schule:  Zeller  III  1*  S.  639  ff.,  III  2^^ 
S.  500.  Diels,  Dox.  Gr.  S.  81  Anm.  4.  Susemihl,  Gesch.  der  griech.  Liter, 
in  der  Alexandrinerzeit  II,  S.  295. 

Zu  §  74.  Die  jüdisch-helleuistisehe  Philosophie.  Jahresberichte  s.  oben 
S.  23*  f. 

Das  Judentum  unter  dem  Einfluß  der  griechischen  Bildung 
im  cUlgenieinen :  I.  M.  Jost,  Gesch.  des  Judentums  I,  Lpz.  1857,  S.  99—108,. 
344-361  usw.  H.  Grätz,  Geschichte  der  Juden  III,  Leipz  1856,  S.  298—342. 
Abr.  Geiger,  Das  Judentum  u.  seine  Geschichte,  Breslau  1865.  H.  Schultz,. 
Die  jüdische  Religionsphilosophie  bis  zur  Zerstörung  Jerusalems,  Geizers  protest.. 
Monatsbl.  Bd.  24,  Heft  4,  Okt.  1864.  E.  Schürer,  Gesch,  des  jüd.  Volkes  im 
Zeitalter  Jesu  Christi*,  Lpz.  1901 — 1911.  W.  Bousset,  Die  Religion  des  Juden- 
tums im  neutestamentl.  Zeitalter  2,  Berlin  1906.  G.  Karpeles,  Gesch.  d.  jüd.. 
Literatur,  Berlin  1909.  H.  Gunkel,  Die  Israel.  Literatur,  in:  Kultur  der  Gegen- 
Avart  Teil  1  Abt.  7,  Lpz.  1906.  P.  Wendland,  Die  hellenistisch- römische  Kultur 
in  ihren  Beziehungen  zu  Judentum  und  Christentum  2  u.  3^  -püb.  1912  (s.  hier  be- 
sonders S.  187  ff.).  P.  Krüger,  Hellenismus  und  Judentum  im  neutestamentl. 
Zeitalter,  Leipzig  1908.  L^on  Bouillon,  L'eglise  apostolique  et  les  juifs  philo- 
sophes  jusqu'a  Philon  I,  Paris  1913.  O.  Stählin,  Die  hellenistisch-jüdische 
Literatur,  bei  ( hrist-Schmid,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  11^,  München  1911,  S.  405  ff. 
Vgl.  auch  die  oben  S.  19*  f.  angeführten  Werke.  Th.  Ziegler,  Über  die  Ent- 
stehung der  alexandrin.  Philosophie,  Verhandl.  der  Philologen vers.  zu  Karlsruhe- 
(1882),  136—145.  H.  Bois,  Essai  sur  les  origines  de  la  philosophie  jud^o- 
alexandrine,  Toulouse  1890.  E.  Zeller,  Die  Philosophie  der  Griechen  III  2*, 
S.  261  ff.  El.  Benamozegh,  Storia  degli  Esseni,  Firenze  1865.  Harnisch- 
macher.  De  Essenorum  apud  Judaeos  societate,  Bonn  1866,  G.-Pr.  Wilh. 
Clemens,  Die  Therapeuten,  Königsb.  1869,  Pr.  Derselbe,  De  Essenorum  moribus 
et  institutis,  Königsb.  1867,  Diss.  Derselbe,  Die  Quellen  für  die  Gesch.  der 
Essener,  Zeitschr.  f.  wiss.  Theol.  hrsg.  von  HUgenfeld,  12  (1869),  328—352;  Die 
essenisch.  Gemeinden,  ebenda  14(1871),  418 — 431.  J.  Freudenthal,  Zur  Gesch. 
d.   Anschauungen    üb.   d.   jüd.-hell.   Religionsphilosophie,    Breslau  1869.      P.  E.. 


•908*  Literaturverzeichnis. 

Lucius,  Der  Essenismus  in  seinem  Verh.  zum  Judentum,  Straßb.  1881.  Weitere 
Literatur  über  die  Essäer  (und  TJierapeuten)  in  den  oben  angeführten  Haupt- 
werken (bei  Zeller  a.  a.  O.  S.  307  Anm.  2).  Vgl.  besonders  Wendland  in 
den  unter  Philon  anzuführenden  Abhandlungen:  Die  Essäer  bei  Philon  und  Die 
Therapeuten  und  die  philon.  Schrift  vom  beschaul.  Leben.  Bergmann,  Die 
stoische  Philosophie  u.  d.  jüdische  Frömmigkeit,  in:  Judaica,  Festschr.  f.  H.  Cohen, 
Berlin  1912,  S.  145 -16t). 

Hellenistische     Philosophie     tmd     alttestainentliclie     Schriften: 

P.  Menzel,  Der  griechische  Einfluß  auf  Prediger  und  Weisheit  Salomos,  Halle 
1889.  M.  Friedländer,  Griech.  Philosophie  im  A.  T.,  Berl.  1904.  E.  SeUin, 
Die  Spuren  griech.  Philosophie  im  A.  T.,  Leipzig  1905.  P.  Heinisch,  Die 
griech.  Philosophie  im  Buche  der  Weisheit,  Breslau  1908,  Habilitationsschrift, 
vollständig  in:  Alttestara.  Abhandl.  her.  von  Nikel  1,  4.  P.  Barth,  Die  Stoa^ 
Stuttg.  1908,  S.  226  ff. :  Die  Nachwirkung  in  der  jüdischen  Philos.  des  Altertums 
(Koheleth;  die  Weisheit  Sal. ;  das  4.  Makkabäerb.;  Philo  v.  Alex.).  E.Gärtner, 
Komposition  u.  Wortwahl  des  Buches  der  Weisheit,  Berlin  1912,  W^ürzb.  Diss. 
(berührt  auch  die  Frage  nach  dem  Verhältnis  zur  griechischen  Philosophie). 
Fr.  Focke,  Die  Entstehung  der  Weisheit  Salomos  (Forsch,  z.  Rel.  u.  Lit.  d.  A. 
u.  X.  T.  her.  von  Bousset  u.  Gunkel,  X.  F.  Heft  5),  Gott.  1913  (S.  86-95:  Ver- 
hältnis   z.    griech.    Philosophie;    S.  95 — 101  :    Verhältnis   zu   Philon.      Vgl.  auch 

5.  101 — 109).  P.  Heinisch,  Griech.  Philosophie  u.  A.  T.,  1:  Die  palästinischen 
Bücher:    2:  Septuag.  und  Buch  der  Weisheit    (Bibl.  Zeitfr.  gemein  verst.  erörtert, 

6.  Folge,  6.  u.  7.  Heft;  7.  Folge,  3.  Heft),  1.  u.  2.  Aufl..  Münster  1913.  1914 
(s.  dazu  Stählin  bei  Christ-Schmid  11^  S.  426;  hier  Anm.  1  Liste  der  wich- 
tigsten philosophischen  Einfluß  verratenden  Stellen). 

Über  das  sogen.  Vierte  Buch  der  Makkabäer  handeln  Freudenthal,  Die 
Flav.  Josephus  beigelegte  Schrift  über  die  Herrschaft  der  Vernunft,  eine  Predigt 
aus  dem  ersten  nachchristlichen  Jahrhundert,  Breslau  1869,  Aemil.  Wolscht, 
De  Ps.-Josephi  oratione  quae  inscribitur  :teoI  avroy.odxooog  /.oyiaaov,  Marburg! 
1881,  Diss.  E.  Norden,  Ant.  Kunstprosa  I  416  ff. 

Hellenistische  Philosophie  tind  jüdische  Schriften  außerhalb 
des  A.  T.: 

Aristeas.  Aristohtilos:  Gerh.  Jo.  Voss,  De  hist.  Graec,  Franeof.  ad 
M.  1677,  I,  c.  10,  p.  55 ff.  Is.  Voss,  De  LXX  Interpret.,  Hag.  Com,  1661; 
Observ.  ad  Pomp.  Mel.,  Lond.  1686.  Fabricius- Harless,  Bibl.  Gr.  III, 
p.  469  f.,  660  ff,  (nouv.  ed.  Rotterd.  1685).  Rieh.  Simon,  Hist.  crit.  du 
V.  T,  Par.  1678,  II  2,  p.  189;  III  23,  p.  479.  H.  Will  rieh,  Judaica,  Gott. 
1900.  Humfred  Hody.  Contra  historiam  Aristeae  de  LXX  interpre- 
tibus  etc.,  Oxon.  1685;  De  bibliorum  text.  orig.,  versionibus  etc.,  ibid.  1705. 
P.  Wendland  in  der  Praefatio  seiner  Ausgabe  des  ArLsteasbriefes  (Lpz.  1900) 
S.  XXVI  ff.  E.  Lefebvre,  Aristee,  Algier  1903.  L.  C.  Valckenaer,  Diatr. 
de  Aristobulo  Judaeo,  philosopho  Peripatetico  Alexandrino,  s.  oben  Text.  Vgl, 
Lobeck,  Aglaophamus  I,  S.  447,  Matter,  Essai  histor.  sur  l'ecole  d'Ale- 
xandrie,  Par.  1820,  t.  II,  p.  121  ff.,  und  die  unten  unter  Philon  angef.  Schriften 
von  Gfrörer  (11,  S.  71  ff.),  Dähne  (II,  S.  73 ff.)  und  Georgii  (in:  Illgens 
Ztschr.  f.  die  hist.  Theol.  1839,  Heft_3,  S.86j.  Rob.  Binde,  Aristobulische  Studien  I, 
Glogau  1869,  Pr.;  II,  ebenda  18<0,  Pr.  H.  Graetz,  Der  angebliche  judäische 
Peripatetiker  Aristobul  und  seine  Schriften,  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wissensch.  des 
Judentums  27  (1878),  49—60,  98-109.  M.  Joel,  Blicke  in  die  Religionsgesch. 
zu  Anfang  des  2.  christl.  Jahrhunderts,  I,  Der  Talmud  und  die  griech.  Sprache, 
nebst  2  Exkursen:  a.  Aristobul.  der  sogenannte  Peripatetiker.  b.  Die  Gnosis, 
Breslau  1880.  F.  Suse  mihi,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  in  der  Alexandrinerzeit,  II, 
S.  629— 634.  S.  auch  Freudenthal,  Hellenist.  Studien,  Heft  2  (Breslau  1875), 
S.  110 ff.  und  Ant.  Elter  in:  De  gnomologiprum  Graecorum  historia  atque 
origine  comment.  part.  5 — 9,  Bonn  1894  ff.  Übersicht  über  die  Geschichte  der 
Aristobulosfrage  bei  Stählin  (Christ-Schmid,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  11^)  S.  459 
Anm.  3. 

Ps.-PhoJii/lides :  Jak.  Bernays,  Über  das  phokylideische  Gedicht,  ein 
Beitrag  zur  hellenistischen  Literatur,  iBerlin  1856,  jetzt  auch  in  des  Verf.  Ges. 
Abh.  1  (1885),    192—261.      Leop.  Schmidt,   Jahns   Jahrbb.   75  (1857),    510  ff. 


Zu  §  74.    Die  jüdisch-hellenistische  Philosophie.  209* 

(der  hellenistische  oder  alexandrinisch-jüdische  und  rein-jüdische  Elemente  in  der 
Hauptstelle  voneinander  zu  sondern  sucht  und  die  ersteren  als  interpoliert  aus- 
scheidet). O.  (iorarn,  De  rseudo-Phocylide,  Philo).  14  (1859j,  fJl-HL>. 
W.  Kroll,    Zur  Überhef.  d.  Pseudophocylidea,    Rhein.  Mus.  47  (1892),  457-459. 

A.  Lud  wich,  Lectioncs  Pseudophocvlideae,  Köniüsb.  1892,  Pr.  N.  G.  Dossios 
(zur  Überlieferung),  Philol.  56  (1897),'  61()-620.  A.  A.  ZanoUi,  Pseudophocy- 
lidea, Venedig  1902.  A.  Lud  wich,  Über  das  Spruchbuch  des  falschen  Phoky- 
lides  I,  Königsb.  1904,  Pr.  Derselbe,  Quaestionum  Pseudophocylidearum  pars  IL, 
Königsb.  1904.  A.  Beltrami,  Ea  quae  apud  Ps.-Phocyl.  Veteris  et  Novi  Testa- 
menti  vestigia  deprehendnntur,  Riv.  di  filol.  class.  3()  (1908),  411—424.  Derselbe,  8tudi 
Pseudofocilidei,  Firenze  1913.  Dei-selbe,  Spirito  giudaico  e  specialmente  essenico 
della  Silloge  Pseudofocilidea,  Riv.  d.  filol.  class.  41  (1913),  513-548.  K.  Lincke, 
Phokylides,  Isokrates  u.  der  Dekälog,  Philol.  70  (1911),  438  ff.  M.  Rossbroich, 
De  Pseudo-Phocylid.eis,  Münster  i.  W.  1910,  Diss.  L  Raspante,  Sulla  corapo- 
sizione  e  suU'  autore  del  Carnie  pseuddfocilideo,  Catania  1913.  F.  Rudisch, 
Zur  Überlieferung  d.  Pseudophocylidea,  Wiener  Studien  35  (1913),  387  f.  S.  auch 
Suse  mihi,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  in  d.  Alex.  II  639  ff.  (hier  auch  frühere  Lite- 
ratur): Christ-Schmid  I  ^  S.  177;  ebenda  (O.  Stählin)  11^  4751  (Überblick 
über  die  Geschichte  der  Ps.-Phokylides-Frage). 

Philon:  A.  Gfrörer,  Philon  und  die  alexandrische  Theosophie,  Stuttgart 
1831,  2.  Aufl.  ebenda  1835  (auch  unter  dem  Titel:  Kritische  Geschichte  des  Ur- 
christentums, erster  Band).  A.  F.  Dähne,  Geschichtüche  Darstellung  der 
jüdisch-alexandrinischen  Religionsphilosophie,  Halle  1834.  J.  Chr.  L.  Georgii, 
Über  die  neuesten  Gegensätze  in  Auffassung  der  alexandrinischen  Religions- 
IDhilosophie,  insbesondere  des  jüdischen  Alexandrinismus,  Illgens  Zeitschr.  f.  hist. 
Th.  1839.  3,  S.  3-98  und  4,  8.  3—98.  Eme  Reihe  von  Abhandlungen  über 
Philon  hat  Chr.  G.  L.  Groß  mann  verfaßt,  Leipz.  1829.  1830  tf.  Fr.  Creuzer, 
Zur  Kritik  der  Schriften  des  Juden  Philon,  UUmanns  und  Umbreits  theol.  Stud. 
u.  Krit.  1  (1832),  3—43,  auch  in  Cr.s  Schi-iften  zur  Gesch.  d.  griech.  u.  röm. 
Lit.,  Darmst.  u.  Lpz.  1847,  S.  407 — 446.  Friedr.  Keferstein,  Ph.s  Lehre  von 
dem  göttlichen  Mittelwesen,  Lpz.  1846.  J.  Bucher,  Philon ische  Studien,  Ver- 
such, die  Frage  nach  der  persönlichen  Hypostase  des  Logos  auf  hist.-pragm. 
Wege  zu  lösen,  Tübingen  1848.  M.  Wolff,  Die  philonische  Philos.  in  ihren 
Hauptmomenten  dargestellt,  Leipz.  1849;  2.  Aufl.  Gothenburg  1858.  L.  Noack, 
in:  Psvche,  Bd.  2,  Heft  5,  1859.  Z.  Frankel,  Zur  Ethik  des  Philon,  Monats- 
schrift'f.  Gesch.  u.  Wiss.  des  Judentums  16  (1867),  241—252;  281-297.  Ferd. 
Delaunay,  Philon  d'Alexandrie,  ecrits  historiques,  influence,  lüttes  et  perse- 
cutions  des  juifs  dans  le  monde  romain,  Paris  1867.  L.  Treitel,  De  Philonis 
Judaei  sermone,  Breslau  1870,  Diss..  M.  Heinze,  Lehre  vom  Logos  (s.  o.  S.  29*), 
S.  204—297  (vgl.  dazu:  Rippner,  Üb.  d.  Ursprünge d.  philonischen  Logos,  Monats- 
schr.  f.  Gesch.  u.  Wissensch.  des  Judentums  21  (1872),  289—305).  Buschmann, 
Eine  exegetische  Studie  über  den  Logos  des  Philon,  Aachen  1872,  Pr.  d.  Stiftssch. 
C,  Siegfried,  Philon  von  Alexandr.  als  Ausleger  des  Alt.  Testam.,  Jena  1875  (hier 
S.  47 ff.  ein  Glossarium  Philoneum).  H.  Souli  er,  La  doctrinedu  Logos  chez  Philon 
d'Alex.,  Turin  1876,  Leipz.  Diss.  J.  Drummond,  Principles  of  the  Jewish-Alexan- 
drian  Philosophy,  Lond.  1877.  J.  R^ville,  Le  Logos  d'aprfes  Philon  d'Alexandrie, 
Genfeve  1877,  Diss.  Derselbe,  La  doctrine  du  Logos  dans  le  quatrifeme  evangile 
et  dans  les  ceuvres  de  Philon,  Paris  1881.  F.  Klasen,  Die  alttestamentl. 
Weisheit  u.  der  Logos  der  jüdisch-alexandrinischen  Philos.,    Freiburg  i.  Br.  1878. 

B.  Ritter,  Philon  u.  d.  Halacha,  Halle  1879,  Diss.  M.  Wolff,  Die  i^hilonische 
Ethik,  Philos.  Monatsh.  15  (1879),  330—350.  Ed.  Zell  er.  Der  pseudophilonische 
Bericht  über  Theophrast,  Hermes  15  (1880),  137 — 146;  wiederholt  mit  zwei  unge- 
druckten Briefen  von  Jakob  Bernays  in  Zellers  Kleinen  Schriften  1  S.  215—227. 
W.  Hillen,  D.  alttestamentl.  Chochma,  d.  plat.-philon.  Logos  und  d.  chines.  Tao, 
Coesfeld  1882,  Pr.  J.  Bernays,  Über  die  unter  Ph.s  Werken  stehende  Schrift 
über  die  Unzers törbarkeit  des  Weltalls,  Abh.  der  Berl.  Akad.  vom  J.  1882,  Berl.  1883. 
Fl'.  Perez,  Sopra  Filone  Alessandrino  e  il  suo  libro  detto  La  sapienza  di  Salomone 
Palermo  1883.  P.  V.  Schmidt,  Libellus  hist.-crit.,  in  quo  quomodo  ultimis  a. 
■Chr.  saeculis  Judaismus  cum  Paganismo  coaluerit  Philonis  theosophiae  ratione  sub 
finem  habita,  .  .  .  Lpz.  1885.  R.  Ausfeld,  De  libro  jrtol  xov  jidvza  ojrovdaToi' 
y.xh,  Göttingen  1887,  Diss.,  der  die  Schrift  als  unecht  erweisen  will;  dagegen 
P.  Wendland,    Ph.s    Schrift   :iEQi  xov  .-idvxa  a.-iov8aTor  xxX.,    Arch.  f.  Gesch.  d. 

üeberweg,  Grundriß  I.  O 


210*  Literaturverzeichnis. 

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l'histoire  des  religioiis  5  (1882),  318-339;  7  (1883),  145-1Ü4;  8  (1883),  468-488, 
582—602,  756-772,  H.  v.  Arnim,  Quellenstudien  zu  Ph.  v.  Alex.,  Philol. 
Untersuch,  herausgeg.  von  A.  Kießling  und  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorff  11 , 
Berlin  1888.  James  Drummond,  Philo  Judaeus,  or  the  Jevvish-Alexandrian 
phiiosophy  in  its  development  and  conipletion,  Lond.  1888.  P.  Wen  dl  and,  Die 
Essäer  bei  Philo,  Jahrbb.  f.  protest.  Theol.  14  (1888),  100 — 105.  Massebieau, 
Le  chissement  des  oeuvres  de  Philon,  Paris  1889.  F.  C.  Conybeare,  The  lost 
works  of  Ph.,  Academy  38  (1890),  32.  Derselbe,  Upon  Philo's  text  of  the  Septua- 
gint,  The  Expositor  4.  ser.  4  (1891),  456—466  (über  die  gleiche  Frage  in  The 
Jew.  quarterly  rev.  5  [1893J,  246-280;  8  [1896J,  88-122).  Derselbe,  Ph.,  con- 
cerning  The  Contemplative  Life,  The  Jew.  quart.  rev.  7  (1895),  755—769.  Der- 
selbe, Philo's  De  vita  contempl.,  Academy  48  (1895),  274.  Derselbe  (zu  Ph.  de 
sacrif.),  Class.  rev.  10  (1896,  281-284.  M.  Freudenthal,  Die  Plrkenntnislehre 
Ph.s  V.  A.,  Berlin  1891.  P.  Wendland,  Ph.s  Schri:&t  über  die  Vorsehung.  Ein 
Beitrag  zur  Gesch.  der  nacharistot.  Ph.,  Berlin  1892.  J.  Neel,  Le  philonisme 
avant  Philon,  Revue  de  theologie  Suisse,  1892.  S.  Tiktin,  Die  Lehre  von  den 
Tugenden  u.  Pflichten  bei  Ph.  v.  Alex.,  Bern  1895,  Diss.  P.  Wendland.  Ph. 
u.  die  kynisch-stoische  Diatribe,  in  P.  W.  u.  Otto  Kern,  Beitrüge  zur  Gesch.  der 
griech.  Phil.  u.  Relig.,  Berlin  1895.  E.  Krell,  Philo  -t.  rov  jidvia  ajrovÖaTov  eIvul 
f/.ei'dcoov,  die  Echtheitsfrage,  Augsb.  1896,  Pr.  L.  Cohn,  Observationes  de  ser- 
mone  Philonis,  in  der  Ausgabe  von  De  opif.  m  p.  XLI  LVIIl.  Derselbe,  Die 
Philo-Haudschriften  in  Oxford  u.  Paris,  Philol.  51  (1892),  266-275.  Derselbe, 
Zur  indir.  Überlief.  Philos  und  der  älteren  Kirchenväter  (nebst  einem  Nachtrage 
von  P.  Wendland),  Jahrbb.  f.  protest.  Theol.  18  (1892),  475  492.  Derselbe,  The 
latest  researches  on  Ph.  of  Alex.,  The  Jewish  quarterly  rev.  5  (1893),  24  —  50.. 
Derselbe,  Ivritisch-exegetische  Beiträge  zu  Philo,  Hermes  31  (1896),  107—148. 
Derselbe,  Diassorinos  und  Turnebus,  ein  Beitrag  zur  Textgeschichte  der  philon. 
Schriften,  S.-A.  aus  8atura  Viadrina,  Festschr.  zum  25jähr.  Bestehen  des  philol. 
Vereins  zu  Breslau,  Breslau  1896,  S.  110—121.  P.  Wendland,  Die  Therapeuten 
u.  die  philon.  Schrift  vom  beschaul.  Leben,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  Suppl.  22 
;^1896),  693-772.  Derselbe,  Philo  und  Clemens  Alexandrinus,  Hermes  31  (1896), 
435—456.  Derselbe,  Eine  doxographische  Quelle  Phüos,  Sitzungsber.  d.  Berl. 
Akad.  1897,  1074 — 1079.  Derselbe,  Krit.  u.  exeget.  Bemerkungen  zu  Philo,  Rhein. 
Mus.  52  (1897),  465—504;  53  (1898),  1-36.  An.  Aall,  Gesch.  der  Logosidee  in  der 
griech.  Philosophie,  Leipzig  1896,  S.  184  ff.  L.  Cohn,  Einteilung  u.  Chronologie 
der  Schriften  Philos,  Philol.  Suppl.  7  (1899),  387—436.  Jak.  Horovitz,  Unters, 
über  Philons  und  Piatons  Lehre  von  der  Weltschöpfung,  Marb.  19U0.  Derselbe, 
Das  platonische  Aotjiov  Qcoov  und  der  philonische  Kooiiog  votjzöi,  Marb.  1900, 
Diss.  X.  Radermacher  (zu  de  ehr.  22),  Rhein.  Mus.  55  (1900),  150.  E.  Nestle, 
Zu  Philo  de  somn.  2,  44,  PhUol.  61  (19U2),  311  f.  F.  J.  A.  Hort,  J.  O.  T.  Mur- 
ray (sv/aoiozia  u.  svyaoioxelv  bei  Ph.).  Journ.  of  theol.  stud.  3  (1902),  594  598; 
vgl.  Th."  Scherraann,"  Philol.  69  (1910),  375.  385  f.  L.  Cohn,  Beiträge  zur 
Textgeschichte  u.  Kritik  der  philonischen  Schriften,  Hermes  38  (1903),  498  —  545. 
E.  Sachsse,  Die  Logoslehre  bei  Philo  und  bei  Johannes,  Neue  kirchl.  Zeitschr. 
15  (1904),  747 — 767.  L.  Treitel,  Der  Nonnos,  insonderheit  Sabbat  u.  Feste,  in 
philon.  Beleuchtung  an  der  Hand  von  Philos  Schrift  de  septenario,  Monatsschr.. 
f.  Gesch.  und  Wissenschaft  des  Judentums  47,  N.  F.  11  (1903),  214-231,  317—321, 
399—417,  490—514.  Derselbe,  Die  religions-  und  kulturgesch.  Stellung  Philos, 
Theol.  Studien  u.  Kritiken  77  (1904),  380-401.  L.  Cohn,  Ein  Philo- Palirapsest 
(Vat.  gr.  316),  Sitzungsber.  der  Berl.  Akad.  1905,  36-52.  P.  Barth,  Die 
stoische  Theodicee  bei  Philo,  Philos.  Abhandl.  f.  M.  Heinze,  Berlin  1906,  S.  14 
bis  33;  der  erste  Teil  der  Abhandlung  mit  Kürzung  wiederholt  in  des  Verfassers 
Werk:  Die  Stoa^  Stuttg.  1908,  S.  62-75.  L.  Massebieau  et  E,  Bröhier, 
Essai  sur  la  Chronologie  de  la  vie  et  des  oeuvres  de  Philon  L,  Revue  de  l'histoire 
des  religions  53  (1906),  25-64,  164-185,  267—288.  H.  Guyot,  L'infinitö  divine 
depuis  Philon  le  juif  jusqu'ä  Plotin.  Avec  une  introd.  sur  le  meme  sujet  dans  la 
Philosophie  grecque  avant  Philon  le  juif,  Paris  1906.  G.  Falter,  Beiträge  zur 
Gesch.  der  Idee,  I.  Teil:  Philon  u.  Plotin  (Philos.  Arb.  herausg.  von  H.  Lohen 
und  P.  Natorp,  1.  Bd.  2.  Heft),  Gießen  1906.  P.  Krüger,  Philo  und  Josephus 
•als  Apologeten  des  Judentums,  Leipzig  1906.  Aug.  Schröder,  De  Philonis 
Alexandrini  Vetere Testamento,  Gryphiae  1907,  Diss.  Mathilda  Apelt,  De  rationi- 
bus    quibusdam    quae   Philoni   Alexandrino    cum    Posidonio   intercedunt,    Lipsiae 


Zu  §§  74 — 76.    Jüd.-hellen.  Philosophie.    Spät.  Epikur.    Spät.  Skept.      211* 

1907,  Jenaer  Diss.  L.  Cohn,  Neue  Beiträge  zur  Textgeschichte  u.  Kritik  der 
philon.  Schriften,  Hermes  43  (1908),  177-219.  Paul  Heinisch,  Der  Einfluß 
Philos  auf  die  älteste  christliche  Exegese  (Barnabas,  Justin  u.  Kleraens  v.  Alex.), 
Münster  i.  W.  1908  (Alttest.  Abh.  her.  von  J.  Nikel,  1.  u.  2.  Heft).  E.  Brehier, 
Les  idfe  philosophiques  et  religieuses  de  Philon  d'Alex.,  Paris  1908.  H.  Win- 
disch, Die  Frömmigkeit  Philos  u.  ihre  Bedeutung  f.  d.  Christentum,  Lpz.  1909. 
H.  Gregoire,  Zur  Textkritik  Philons,  Hermes  44  (1909),  318-320.  D.  Neu- 
mark, Gesch.  d.  jüd.  Philos.  des  Mittelalters,  2.  Bd.  1.  Teil,  Berl.  1910  (S.  391 
bis  4(3  über  die  Philosophie  Philons).  E.  Bröhier,  Ph.  d'Alex.  de  spec.  leg. 
1,  82  C,  Rev.  d.  philol.  34  (I9l0i,  235—237.  M.  Louis.  Philon  le  juif,  Paris 
1911.  M.  L'araccio.  Filone  d'Aless.  e  le  sue  opcre,  Padova  1911.  B.  .Alotzo, 
Un'  opera  perduta  di  Filone,  Ileol  ßlov  rroay.nxov  )]  hfoI  'Eaaai'ojv,  Atti  d.  R. 
Accad.  d.  scienze,  Torino  1911.  H.  Leisegang,  Die  Raumtheorie  im  späteren 
Piatonismus,  insbesondere  bei  Ph.  und  den  Neuplatonikevn,  Straßb.  1911,  Diss. 
K.  Herzog.  Spekulative  psycholog.  Entwicklung  der  Grundlagen  U.Grundlinien 
des  philon.  Systems,  Leipzig  1912.  L.  Cohn,  Zur  Lehre  vom  Logos  bei  Philo, 
in:  Jndaica,  Festschrift  zu  H.  Cohens  70.  Geburtstag,  Berlin  1912,  S.  303—331. 
L.  Treitel,  Die  alexandr.  Lehre  von  den  Mittelwesen  oder  göttl.  Kräften,  insbes. 
bei  Philo,  geprüft  auf  die  Frage,  ob  und  welchen  Einfluß  sie  auf  das  Mutter- 
land Palästina  gehabt,  ebenda  S.  177 — 184.  J.  Heinemann,  Philos  Lehre  vom 
Eid,  ebenda  S.  109 — 118.  J.  Horowitz,  Entw.  d.  alexandr.  Judent.  unter  d.  Einfl. 
Philos,  ebenda  S.  535-567.  G.  Tappe,  De  Philonis  libro  qui  inscribitur  'AU^av- 
ÖQog  f]  Tiegi  zov  Xöyov  k'yeiv  rä  äkoya  4'<wa,  quaestiones  selectae,  Gott.  1912,  Diss. 
P.  Shorey,  Emend.  of  Phil,  de  praem.  et  poen.  I  (V  p.  336  Cohn),  Class.  philol. 
7  (1912),  248.  B.  Motzo,  Le  'Y.-roßsny.d  di  Filone,  Torino  1912.  Derselbe,  Per 
il  testo  del  Quod  omnis  probus  über  di  Filone,  Torino  1912.  Leop.  Treitel, 
Philonische  Studien,  herausgegeben  von  M.  Brann,  Breslau  1915.  VV.  Bousset, 
Jüdisch-christl.  Schulbetrieb  in  Alexandria  und  Rom;  literar.  Unters,  zu  Philo 
u.  Clemens  v.  Alex.,  Justin  und  Irenäus  (Forsch,  zur  Rel.  u.  Liter,  des  Alten  u. 
Neuen  Test.,  N.  F.  Heft  6),  Gott.  1915.  L.  Cohn,  Krit.  Bemerkungen  zu  Ph., 
Hermes  51  (1916),  161  ff.  Zu  Ph.s  Zahlenspekulation  (de  opif.  m.  15,  47  p.  15. 
9  ff.  C.)  s.  A.  Schmekel,  Die  Philos.  d.  mittl.  Stoa  S.  409  ff.,  G.  Borghorst, 
De  Anatolii  fontibus  (Berlin.  Diss.  1905)  S.  4  ff.,  zu  seiner  Tierpsychologie  (de 
animalibus),  Sh.  O.  Dickerman,  Transact.  of  the  Amer.  philol.  assoc.  42  (1912), 
124  ff.  Über  die  Frage  nach  dem  Verhältnis  des  johanneischen  Logos  zum 
philonischen  handeln  außer  Reville  (s.  o.  S.  209*)  u.  a.  Ed.  Schwartz,  Aporien  im 
vierten  Evangelium  IV.,  Nachr.  d.  Gott.  Ges.  d.  Wissensch.,,philol.-hist.  Kl.  1908, 
497 — 560,  J.  d'Alma,  Philon  d'Alex.  et  le  quatrifeme  Evangile,  Paris  1910, 
A.  Bonhöffer,  Epiktet  u.  das  Neue  Testament  S.  183  ff.,  wo  auch  weitere  Literatur 
berücksichtigt  ist. 

Über  die  seit  Bernays,  Die  herakl.  Briefe  (Berlin  1S69),  Luc.  und  die 
Kyniker  (Berlin  1879)  S.  36.  96  ff.  vielfach  auf  jüdische  (oder  christliche)  Ver- 
fasser zurückgeführten  Briefe  des  Ps.-HeraMit  (4,  7  und  9)  und  des 
rs.-Diof/enes  (28)  s.  oben  S.  75*.  193*. 

Zu  §  75.    Der  spätere  Epiktireismus. 

Epikureerinschrift  'E(pt)fi.  dgx-  1890  S.  143:  H.  Di  eis,  Arch.  f. 
Gesch.  d.  Philos.  4  (1891),  486—491. 

Diogenes  von  Olnonnda:  H.  v.  Herwerden  in:  Syll.  comment.  quam 
y.  cl.  Const  Conto  obt.  philol.  Bat.  (Leiden  1893).  H.  Diels,  Sitz,  der  ßerl. 
Akad.  1897,  1063.  Th... Gomperz,  Zur  philosophischen  Inschrift  von  Oenoanda, 
Arch.-epigr.  Mitt.  aus  Österr.- Ungarn  20  (1897),  171  f.  A.  Körte,  T.  Lucretius 
Carus  bei  Diogenes  von  Oinoanda?,  Rhein.  Mus.  53  il898),  160—165.  W.  Crö- 
nert,  Rhein.  Mus.  54  (1899),  593-601.  Derselbe,  Kolot.  u.  Mened.  S.  174.  182. 
183.  S.  Sudhaus,  Rhein.  Mus.  65  (1910),  310-313.  Vgl.  auch  Usener  (s.  Text) 
und  die  Praefatio  in  Williams  Ausgabe  (s.  Text). 

Za  §  76.    Der  spätere  Skeptizismus. 

Über  die  Schule  im  allgemeinen  und  ihre  einzelnen  Vertreter  s.  Zell  er 
III  2*  S.   1  ff.,   Goedeckemeyer,    Gesch.   des  griech.  Skeptizismus    S.  209  ff. 


212*  Literaturverzeichnis, 

Vgl.  auch  die  betreffenden  Artikel  bei  Pauly-Wissowa-Kroll.  —  Ch.,  Wadding- 
ton, Le  scepticisme  apr&s  Pyrrhon.  Les  nouveaux  academiciens,  En^sidcme  et 
les  nouveaux  Pyrrhoniens,  Ö^ances  et  travaux  de  l'Acad.  des  sciences  morales 
1902  aoüt,  p.  223 — 243  (auch  in  des  Verf.  Werk  La  philos.  ancienne  et  la  crit. 
histor.  S.  356—379). 

Ainesldemos :  E.  Saisset  in  seiner  Schrift:  Le  scepticisme:  Aenesid&me, 
Pascal,  Kant,  2.  dd.  Paris  1867.  Karl  Goebel,  Die  Begründung  der  Skepsis 
des  Aenesidemos  durch  die  zehn  Tropen,  Bielefeld  1880,  Pr.  P.  Matorp,  Unters, 
über  die  Skepsis  im  Altertum,  Rhein.  Mus.  38  (1883),  28—91;  Forschungen  zur 
Gesch.  des  Erkenntnisproblems  im  Altertum,  Berlin  1884,  S.  63—126  (Aenesidera); 
256 — 285  (die  Skepsis  Aenesidems  in  ihrem  Verhältnis  zu  Demokrit  und  Epikur). 
H.  V.  Arnim,  Philo  und  Aenesidem,  in  des  Verf.  Quellenstudien  zu  Philo  von 
Alexandr.  (Philol.  Unters.  11.  Heft),  Berhn  1888,  S.  53—100.  E.  Pappenheim, 
Der  angebl.  Heraklitisraus  des  Skeptikers  Aiuesidemos,  Berlin  1889.  AI.  Patin, 
A.  und  die  Einheitslehre,  in  des  Verf.  Herakl.  Beispielen,  Xeuburg  a.  D.  1893, 
Pr.,  S.  30 — 36.  S.  Sepp,  A.s  Lebenszeit;  A.  bei  Cicero,  in  des  Verf.  Pyrrhon. 
Studien,  Freising  1893,  S.  60-63,  133-141.  A.  de  Ürazio,  Enesidemo  e  lo 
scetticismo  greco,  Cultura  21,  5.  H.  v.  Arnim,  Artikel  Aiuesidemos  9  bei 
Pauly-Wissowa. 

Sextos  der  Empiriker :  L.  Kayser,  Über  Sextus  Erapir.  Schrift  .t^öc 
'/.oyiHovg,  Rhein.  Mus.  7  (1850),  161—190.  C.  Jourdain,  S.  Emp.  et  la  philos. 
seolastique,  Paris  1858,  auch  in  des  Verf.  Excursions  histor.  et  philos.  a  trav.  le 
moyen  äge,  Paris  1888,  S.  199—217.  Eng.  Pappenheim,  De  Sexti  Empir. 
librorum  numero  et  ordine,  Berlin  1874,  Pr.  d.  KöUn.  Gymn. ;  Lebensverh.  des 
Sext.  Emp.,  Berlin  1875,  Pr.  d.  Kölln.  Gymn.  Erläuterungen  zu  des  Sext.  Emp. 
Pyrrhon.  Grundzügen  (Philos.  Bibl  Heft  296—300),  Leipzig  1881.  K.  Hart- 
f  eider,  Die  Kritik  des  Götterglaubens  bei  S.  E.,  Rhein.  Mus.  36  (1881),  227-234. 
L.  Haas,  Leben  des  Sext.  Emp.,  Burghausen  1882,  Pr. ;  derselbe,  Über  die 
Schriften  des  S.  E.,  Freising  1883,  Pr.  C.  Hartenstein,  Über  die  Lehren  der  ant. 
Skepsis,  besonders  des  S.  E.,  in  Betr.  der  Kausalität,  Ztschr.  f.  Philos.  93  (1888), 
217 — 279.  Gl.  Baeumker,  Eine  bisher  unbekannte  mittelalterl.  lat.  Übersetzung 
der  Ilvggojr.  v.tot.  des  Sext.  Emp.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  4  (1891),  574—577. 
E.  Weber,  Über  den  Dialekt  der  sog.  Dialexeis  und  Handschriften  des  Sextus 
Empiricus,  Philol.  57  (1898),  65  f.,  87—102  (vgl.  auch  Philol.-histor.  Beiträge 
C.  Wachsmuth  zum  60.  Geburtstag  überreicht,  S.  34  ff.).  W.  Vollgraf  f,  La  vie 
de  Sextus  Empiricus,  Rev.  de  philol.  26  (1902),  195— 2l().  J.  Ilberg.  Sextus  bei 
Galen,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altertum  usw.  15  (1905),  624.  M.  M.  Patrick, 
Sext.  Empiricus  and  Greek  scepticism,  Cambridge  1899,  Berner  Diss. 
H.  Mutschmann,  Die  Überlief,  der  Schriften  des  Sext.  Emp.,  Rhein.  Mus.  64 
(1909),  244-283,  478.  A.  Nebe,  Zu  Sext.  Emp.,  Beri.  philol.  Wochenschr.  1909, 
1453-1456  (zur  Textgeschichte).  Arth.  Kochalsky,  De  S.  E.  adv.  logicos 
libris  quaest.  criticae,  Marp.  Chatt.  1911,  Diss.  E.  Brehier,  Le  mot  votjzov  et 
la  critique  du  Stoicisme  chez  S.  E.,  Rev.  d.  et.  anc.  16  (1914),  269  ff.  Zum  Namen 
'Euneiqiy.öi  M.  Wellmann,  Artikel  Empirische  Schule  bei  Pauly-Wissowa. 
Em.  Loew,  Das  heraklit.  Wirklichkeitsproblem  u.  seine  L^radeutung  bei  Sextus, 
Wien  1914,  Pr.  O.  Höfer,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  153  (1896),  316  (zu  adv. 
math.  11,  191).  Ad.  Dyroff,  Ethik  der  aUen  Stoa  S.  147,  5.  Über  Sext.  Emp. 
im  christlichen  Altertum,  im  Mittelalter  und  in  neuerer  Zeit  A.  Elter  et 
L.  Radermacher,  Analecta  Graeca,  Bonner  Univ.-Schrift  1899,  H.  Mutsch- 
mann, Die  Überlieferung  usw.  (s.  oben),  A.  Nebe,  Zu  Sext.  Emp.  (s.  oben). 
Textkritische  Beiträge:  M.  Schanz,  Philol.  39  (188(3),  32.  U.  v.  Wilamowitz - 
Moellendorff,  Coniectanea,  Gott.  1884,  Pr.  (zu  adv.  mus.  18  p.  751  B.). 
E.  Weber,  Advers.  crit.  in  Dion.  Chrys.  et  Sext.  Emp.,  in:  Comment.  philol. 
quibus  O.  Ribbeckio  .  .  .  congratulantur  .  .  .,  Lips.  188S,  S.  500  ff .  H.  Usener, 
Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  139  (1889),  383  =  Kl.  Sehr.  I  S.  345  f.  (zu  adv.  math. 
7,  135.  137;  9,  132;  1,  253.  269.  278;  7,  90).  H.  Mutschmann,  Rhein.  Mus. 
69  (1914),  414-415  .adv.  log.  1,  339,  p,  263,  19  B.).  A.  Nebe,  Textkr.  z.  d. 
Buche  des  S.  E.  Hoo?  aazooX.,  Rhein.  Mus.  71  (1916),  102-116.  S.  auch  den 
Bericht  von  K.  M  uns  eher,  Jahresber.  über  die  Fortschr.  d.  klass.  Altertums- 
wiss.  149  (1910  III),  101  ff.;  170  (19151),  114  ff. 

Über  Favorinus  (Phabormos)  s.  den  Mittleren  Piatonismus,  S.  199*. 


Zu  §  77.-    Durch  versch.  Schulen  philos.  Beeinlhißte  dieses  reriodenabschn.    218* 

Meiiodotos :  A.  Favier,  Un  mädecin  grec  du  II.  siede  apres  J.-Chr., 
precurseur  de  la  ni^thode  experimentale  moderne,  jM^nodote  de  Nicomedie, 
Paris  19ÜÜ. 

Zu  §  T7.  Durcli  verschiedene  Schulen  philosophisch  Beeinflußte  dieses 
Periodenabsclnnttos. 

Veigll:  P.  Jahn  s.  unter  Theophrast  S.  146*.  R.  Wöhler,  M.  E.  Hirst 
und  F.  Claflin  unter  Lucrez  S.  159*.  161*,  C.  J'ascal  unter  Epikureismus, 
S.  163*,  A.  Sehniekel,  W.  Volkmann,  E.  Norden,  J.  Geffcken,  W.  Kroll 
und  E.  Pfeiffer  zu  Vergil  unter  Poseidonios,  S.  178*.  E.  Norden,  Vergilstudien, 
Hermes  28  (189;}),  36()-406.  A.  Dvroff,  Philol.  63  (1904),  43  Anm.  13  (ato- 
mistische  Anschauungen  bei  V.).  A.  Dieter  ich,  Nekyia  S.  150  ff.  L.  Rader- 
ra acher,  Das  Jenseits  im  Mythos  der  Helleneu  S.  13  ff.  Ferd.  Postma.  De 
numine  divino  quid  senserit  Verg.,  Amsterdam  1914,  Diss. 

Pfs.-Verffil,  Ciris :  Skutsch,  Aus  Vergils  Frühzeit,  Lpz.  1901.  Fr.  Leo, 
Vergil  u.  die  Ciris,  Hermes  37  (1902),  49.  E.  Eeitzenstein,  Krit.  Bem.  zum 
Eingange  der  Ciris,  Hermes  48  (1913),  250—268. 

Horaz :  J.  Berger,  De  philosophia  Horatii,  Vitemb.  1704.  Pflugradt 
(praeside  J.  E.  J.  Walch),  De  philosophia  H.  stoica,  Jenae  1764.  B.  Fortlage, 
De  praeceptis  H.  ad  artem  beate  vivendi  spectantibus,  Osnabrück  1835,  Pr.  Kayss- 
1er,  Über  den  Tugendbegriff  des  H.,  Oppeln  1855,  Pr.  Th.  Vogel,  Die  Lebens- 
weisheit des  H..  Meißen  o.  J.  Leipz.  1869.  A.  J.  Eeisacker,  PI.  in  seinem  Verh.  zu 
Lucrez  und  in  seiner  kulturgeschichtlich.  Bedeutung,  Breslau  1873,  Pr  Ad.  Kirch- 
hoff, Die  Stellung  des  Horaz  zur  Philosophie,  Hildesheim  1873,  G.-Pr.  H.  Wiedel, 
De  Horatio  poeta  philosoi^ho,  Hildesiae  1875,  Jenaer  Diss.  H.  Weise,  De  Horatio 
philosopho,  Colberg  1881,  Pr.  Mass.  Dagna,  Saggio  sopra  la  morale  epicurea  di  Q. 
Urazio  FL,  Maddaloni  1882.  K.  Mayer,  Darstellung  d.  philos.  Standpunktes  des 
Horaz,  Kremsier  1888,  Pr.  Eich.  Heinze,  De  Horatio  Bionis  imitatore,  Bonn 
1899,  JDiss.  Derselbe,  Aristo  von  Chios  bei  Plutarch  und  Horaz,  Rhein.  ]\Ius.  45 
(1890),  497—523.  Derselbe,  Zu  Horaz'  Briefen,  Hermes  33  (1898),  423—491. 
Vgl.  auch  die  Einleitungen  und  Anmerkungen  der  von  E.  Heinze  besorgten  Neu- 
auflagen der  Kießlingschen  Horazausgabe.  M.  Schneidewin,  Die  horazische 
Lebensweisheit  .  .  .,  Hannover  1891.  Th.  Arnold,  Die  griechischen  Studien  des 
II.,  neu  herausg.  von  Wilh.  Fries,  Halle  a.  S.  1891  (hier  S.  122  ff.:  Studium  der 
griech.  Philosophen).  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorff,  De  tribus  carminibus 
Latinis,  Gott.  1893,  Pr..  S.  3  ff .  A.  Gercke,  Die  Komposition  der  ersten  Satire 
des  H.,  Ehein.  Mus.  48  (1893),  41  —  52  (dazu  Jahresber.  über  die  Fortschr.  der 
klass.  Altertumswiss.  96  [1898  I],  S.  15  f.).  H.  T.  Karsten,  De  Horatii  carmi- 
iiibus  ad  rempublicani  et  Caesarem  pertinentibus,  Mnemos.  25  (1897),  237 — 260. 
Derselbe.  De  H.  odis  ad  remp.  pertin.,  ebenda  26  (1898),  125—171  (vgl.  hier  be- 
sonders 129  ff.).  G.  Eosenthai,  De  sententiis  Ploratianis,  Berlin  1897,  Diss. 
G.  Kettner,  Die  Episteln  des  Horaz,  Berlin  1900.  E.  Ehwald,  Hör.  carm.  II 
2  und  3,  Philol.  60  (1901),  635  (der  schroffe  Wechsel  stoischer  [II  2]  und  ari- 
stippischer  [II  3]  Anschauung  Beleg  für  die  ep.  1,  1,  16  ff.  gegebene  Selbst- 
charakteristik des  Dichters).  K.  Meiser,  Der  Brief  des  Horaz  an  Bullatius 
(I  11),  Berl.  philol.  Wochenschr.  1909,  414  (stoische  Reminiszenzen).  Derselbe, 
Griech.  Parallelstellen  zu  H..  Berl.  philol.  Wochenschr.  1909,  1581  (Hör.  sat.  1,  6, 
122,  Epict.  3,  24,  38  ff.  -  sat.  1,  6,  127,  Xenoph.  oec.  11,  18  -  epist.  2,  2,  183, 
Xenoph.  symp.  4,  35  —  sat.  2,  1,  24,  Philostr.  v.  Apoll.  2,  36  —  sat.  1,  10,  32, 
Philostr.  V.  Ap.  2,  37  —  sat.  2,  5,  90,  Epict.  euch.  33,  11).  M.  Siebourg,  Horaz 
und  die  Ehetorik,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  25  (1910),  267 — 278  (be- 
rührt auch  sein  Verhältnis  zur  Philosophie).  P.  Kohler,  Epikur  und  die  Stoa  bei 
Horaz,  Freiburg  i.  B.  1911,  Diss.  E.  Philippson,  Horaz'  Verhältnis  zur  Philo- 
sophie, in:  Festschr.  d.  König-Wilhelmsgvmn.  zu  Magdeburg  1911.  K.  Prinz, 
Zu  Hör.  sat.  1,  2,  121  und  Martial  epigr.  '9,  32,  Wiener  Studien  34  (1912),  227 
(Philodem  gemeinsames  Vorbild).  G.  Friedrich,  Q.  Horatius  Flaccus,  Neue 
Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  31  (1913),  261-268.  G.  Showerman  ,  Horace  the 
philosopher  of  life,  Class.  joum.  6  (1911),  275 — 289.  W.  Kroll,  Horaz'  Oden  und 
die  Philosophie,  Wiener  Studien  37  (1915),  223-238.  Nohl,  Zu  Hör.  carm.  1,  1, 
Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1915,  45 — 48.  O.  Wein  reich  (Verh.  z.  Satura 
Menippea  [Sat.  II  5],  Hermes  51  [1916],  412  f.).     S.  auch  H.  Arndt  und  E.  Eowe 


214*  Literaturverzeichnis. 

unter  Menippos,  S.  155*,  M.  Lenchaiitin  de  Gubernatis  unter  Kerkidas, 
S.  155*,  L.  Deubner,  Hermes  45  (1910),  313  f.  (Kynlsches  in  der  2.  Sat.  des 
1.  Buches).  A.  Weingärtner  und  W.  A.  Merrill  s.  unter  Lucrez,  S.  159*, 
J.  Ogorek  unter  Cicero,  Paradoxa,  S.  170*,  A.  Schmekel  unter  Poseidonios, 
S.  178*. 

Ovid:  C.  Pascal  s.  unter  Empedokles  S.  57",  F.  Polle  unter  Anaxagoras 
S.  58*.  A.  Schmekel,  De  Ovidiana  Pythagoreae  doctrinae  adumbratione,  Berlin 
1885,  Greifswalder  Diss.;  Philos.  der  mittleren  Stoa,  S.  288,  Anra.  4;  S.  451  f. 
A.  Bernardini,  Ad  Ovidi  Metani.  locos  controversos  II,  Bell,  di  filol.  class.  17, 
208 — 210  (gemeinsame  [stoif^che]  Quelle  von  Ov.  metam.  1,  42ö  ft'.,  Pomp.  Mela 
1,  9.  52,  Diod.  1,  10).  F.  E.  Robbins,  The  creation  story  in  Üv.  met.  I,  Class. 
philol.  8  (1913),  401.  J.  Geffcken,  Hermes  49  (1914),  328.  Friedr.  Wilhelm, 
Ehem.  Mus.  71  (1916),  136  f. 

Luhinn:  Jahresberichte:  W.  Schmid,  im  Jahresber.  über  die  Fortschr. 
d.  klass.  Altertumsw.  108  (1901  I),  212-279  (für  1894—1900);  129  (1906  I),  220 
bis  300  (für  1901-1904).  K.  Münscher,  ebenda  149  (1910  III),  44  -95  (für  1905 
bis  1909);  170  (1915),  67—103  (fiu:  1910-1915). 

Lukians  Beziehungen  zur  griechischen  Philosophie  werden  sowohl  in  den 
umfassenderen  Arbeiten  über  ihn  (s.  Christ- Schmid^  S.  550  Anm.  7),  wie  in 
der  sehr  ausgebreiteten  Literatur  über  Einzelfragen  des  lukianischen  Schrifttums 
wieder  imd  wieder  berührt.  Hier  seien  nur  einige  Arbeiten  genannt,  die  sich 
eingehender  mit  diesen  Beziehungen  befassen. 

Allgemeineres : 

J.  Chr.  Tiemann,  Ein  Versuch  über  L.s  Philosophie  und  Sprache,  Zerbst 
1804.  Guil.  Chlebus,  De  L.  philosopho,  Berün  1838,  Diss.  Ad.  Planck, 
Quaestiones  Lucianeae,  Tüb.  1850,  Pr.  von  Urach.  Eycken,  De.L.  philosopho.  Trai. 
ad  Rhen.  1859.  Keim  s.  Celsus  (Text  §70).  S.  Hahndel,  Über  die  gegen  den 
Götterglauben  gerichteten  Schriften  Lukians  von  Samosata,  St.  Poelten  1875,  Pr. 
F.  W.Eoderich,  De  L.  philosopho,  Prüm  1878,  Pr.  A.  Polzer,  Die  Philosophen 
im  2.  Jahrh  n.  Chr.,  vorzugsweise  nach  L.  geschildert,  Graz  l879,.Pr.  Jac.  Bernays, 
L.  und  die  Kyniker.  Mit  einer  Übersetzung  der  Schrift  L.s  Über  das  Lebensende 
des  Peregrinus,  Berlin  1879.  I.  Bywater,  Bernays'  Lucian  and  the  Cynics,  .Journ. 
of  hellen,  studies  1  (1880),  301 — 304.  Joh.  V'ahlen,  Luciani  de  Cynicis  iudicium. 
Lucianus  de  Peregrini  morte,  Berlin  1882,  Pr.  =  Opusc.  acad.  I  (Lips.  1907), 
S.  181—197  (gegen  Bernavs;  s.  zu  Bernavs'  Buch  auch  K.  Meiser  unten). 
I.  Bruns,  L.s  philosophische  Satiren,  Rhein.  Mus.  43  (1888),  86-103,  161-196; 
der  erste  Teil  wiederabgedruckt  in  des  Verf.  Vorträgen  u.  Aufsätzen,  München 
1905,  S.  228—251.  Derselbe,  L.  und  Oenomaus,  ebenda  44  (1889),  374-396  = 
Vortr.  u.  Aufs.  S.  252  -280.  W.  Schmid,  Bemerkungen  über  L.s  Leben  und 
Schriften,  Philol.  50  (1891),  297—318.  P.  Schulze,  Bemerkungen  zu  L.s  philos. 
Schriften,  Dessau  1891.  Pr.  P.  M.  Boldermann,  Studia  Lucianea,  Lugd.  Ba- 
tav.  1893,  Diss.  (darin  u.  a.  über  die  gegen  die  Philosophen  gerichteten  satirischen 
Dialoge);  dazu  E.  Schwär tz,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1896.  353—361. 
K.  Praechter,  Skeptisches  bei  L.,  Philol.  51  (1892),  284-293  (zum  Hermo- 
timos  und  dem  Parasiten).  Derselbe,  Zur  Frage  nach  L.s  philosophischen  Quellen, 
Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  11  (1898),  505—516.  R.  Helm,  L.  u.  die  Philosophen- 
schulen, Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  9  (1902),  188-213,  263-278,  351 
bis  369.  Derselbe,  L.  und  Menipp,  Leipzig  und  Berlin  1906  (kommt  auch  für 
weitere  Beziehungen  L.s  zur  Philosophie  in  Betracht).  K.  Meiser,  Studien  zu 
L.,  Sitzungsber.  d.  philos.-philol.  u.  d.  histor.  Kl.  d.  Münchener  Akad.  1906,  281 
bis  325;  darin:  1.  L.  und  Jakob  Bernays  (s.  oben);  2.  L.  und  die  Christen. 
Th.  Sinko,  De  Lticiani  libellorum  ordine  et  mutua  ratione,  Eos  14  (1908),  113 
bis  158.  Th.  Litt,  L.s  philos.  Entwickliuig,  Cöln  1909,  Pr.  E.  Guimet,  L. 
de  Samosate  philosophe,  Annales  du  Mus4e  Guimet  35  (1910),  1  —  66.  W.  Ca- 
pelle,  Der  Spötter  von  Samosata,  Zeitschr.  Sokrates  2  (1914),  606—622.  Vgl.  auch 
C.  Martha,  Le  scepticisme  religieux  et  philosophique :  Lucien.  in  des  Verf.: 
Les  moralistes  sous  l'empire  romain,  7.  ed.  Paris  1900.  Bernh.  Schwarz,  L.s 
Verhältnis  zum  Skeptizismus,  Tilsit  1914,  Königsb.  Diss.  R.  Hirzel,  Der 
Dialog  II  S.  269  ff.  R.  Reitzenstein ,  Hellenist.  Wuudererzählungen  (s.  dort 
d.  Register).  J.  Geffcken,  Kynika  (berührt  vielfach  L.s  Beziehungen  zum 
Kynismus;  s.  dort  d.  Register). 


;Zu  §  7..    Durch  versch.  Schulen  philos.  Beeinflußte  dieses  Perioden abschn.    512* 

Zu  den  einzelnen  Schriften : 

IIsQi  Tov  ivvTiviov:  Kraemer  s.  8.  63*  unter  Prodikos.  Vgl.  die  S.  40* 
verzeichnete  Literatur  über  die  antike  Synkrisis. 

Menippische  Satirev:  Seybold,  Über  L.s  Fischer  oder  die  Wiederauf- 
lebenden. Bnchswoiler  1784.  Fr.  V.  Fritzsche,  De  Necyomantia  dialogo  Lii- 
-liani  genuino,  Kostock,  Ind.  lect.  1864/65,  wiederabgedruckt  in  des  Verf.  Imkian- 
ausgabe  III  2  (1882).  Jak.  Walser,  L.s  Dialog  ,,Der  Traum  oder  der  Hahn", 
mit  Berücksichtigung  anderer  stoffverwandten  Schriften  jenes  Autors,  Linz  1871, 
Progr.  E.  Wasmannsdorff,  Luciani  scripta  ea  quae  ad  Menippum  spectant 
inter  se  comparantur  et  diiudicantur,  Jenae  1874.  Diss.  Fr.  Boll,  Zeitschr.  f.d. 
nentest.  Wissensch.  und  d.  Kunde  d.  Urchristent.  17  (1916),  139  ff.  (zur  Nekyo- 
mantie).  S.  auch  Knauer,  Hense,  Helm,  Dieterich  zu  Menippos  oben 
S.  155'.  L.  Ruhl  oben  S.  34*  unter  VII.  a.,  Geffcken  oben  S.  40*,  Bernays 
und  die  an  seine  Schrift  sich  anschließende  Literatur,  sowie  Bruns  und 
Helm  oben  S.  214*. 

Lylinosdialoge:  Fr.  V.  Fritzsche,  Comraent.  de  L.  Hermotimo  spec.  I, 
Rostock  1868.  Derselbe,  Prolegomena  de  Hermotimo,  in  seiner  Lukianausgabe 
II  2  (1869),  S.  XIII  ff.  A.  Schwarz,  Über  L.s  Hermotimos,  Hörn  1877,  Pr. 
H.  Riehard,  Über  die  Lvkinosdialoge  des  Lukian,  Hamburg  1886,  Pr.;  dazu 
W.  Schmid,  Philol.  50  (1891),  306  ff .  J.  Bridge,  On  the  authorship  of  the 
„Cynicus"  of  L.,  Transact.  of  the  Amer.  philol.  assoc.  19  (1888),  33  ff.  J.  Bie- 
ter, Über  die  Echtheit  des  lukian.  Dialogs  Cynicus,  Hildesheim  1891,  Progr. 
F.  Hahne,  Über  L.s  Hermotimus,  Braunschweig  1900,  Pr.  K.  Praechter  s. 
oben  S.  214*  (zum  Hermotimos);  Berl.  philol.  Wochenschr.  1896,  869  f.  (zum 
Sympos.l;  Hierokles  der  Stoiker  (Leipzig  1901)  S.  148  f.  (zu  den  "Egcoisg). 
R.  Bloch,  De  Ps.-Luciani  amoribus,  Straßb.  1907,  Diss.  (Diss.  philol.  Argentor. 
sei.  vol.  12  fase.  3);  dazu  A.  Bon  hoff  er,  Deutsche  Literaturz.  1908,  ^706  ff., 
Iv.  Münscher  im  .Tahresb.  üb.  d.  Fortschr.  d.  kl.  Altertumsw.  149  (1910  III),  91, 
Fr.  Wilhelm,  s.  oben  S.  32*  unter  VI. 

ITqo;  tov  u:^aidevzov  y.al  TiokXk  ßißlla  mvov i^tsrov.  Christ - 
fSchmid,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  II  ^  S.  561,  3. 

'AväxaoGig:  Rieh.  Heinze,  K.  Praechter  und  P.  von  der  Mühll 
■5.  oben  S.  43*. 

4>i/.oy'Fiö)'jg:  L.  Radermacher,  Festschr.  f.  Th.  Goraperz,  Wien  1902, 
S.  203  ff.;  Das  Jenseits  im  Mythos  d.  Hellenen,  Bonn  1903,  S.  5  f.;  Rhein. 
Mus.  60  (1905).  315  ff.  R.  Rei  tzenstein,  Hellenistische  Wundererzählungen, 
Leipzig  1906,  S.  1  ff. 

Jleoi  TTaoaa iTov:  K.  Praecht er  s.  oben  S.  214*.  L.  Radermacher  und 
S.  Sudhaus  in:  Philod.  vol.  rhetor.  ed.  S.  Sudhaus,  Supplementum,  Lips.  1895, 
S.  XXIII  ff.  XXVI  ff.  XXXIV  ff.  R.  Helm,  Luc.  und  Menipp,  S.  357—364 
(gegen  die  Echtheit).  J.  Mesk,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1914,  157—160  (gegen 
Helms  Athetese). 

nsQi  Tiivdovg:  E.  Norden,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  Suppl.  18  (1891), 
297  f.  K.  Praechter,  Philol.  57  (1898),  504  ff.  R.Helm,  Luc.  und  Menipp, 
S.  348  ff. 

neol  droiwr:  E.  Xorden.  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  Suppl.  18  (1891),  271. 
R.  Helm,  Luc.  und  Menipp,  S.  350  ff. 

JJsol  Ti'];  uaznokoy i)jg:  Fr.  Boll,  s.  ZU  Poseidonios  oben  S.  180*. 

IJegl  TOV  fii]  gadiojg  i^iaisveir  Siaßo/.ij:  H.  Mutschmann,  s,  zu 
Ariston  von  Keos  obea  S.  182*. 

Jij/iwray.rog  ßiog:  O.  Wich  mann.  Zu  L.s  Demonax,  Jahrbb.  f.  kla.ss. 
Philol.  123  (1881),  841-849.  Ad.  Thimme,  Quaest.  Lucian.  capita  IV,  Gott. 
1884,  Diss.;  darin  c.  4:  De  Demonacte  philosopho.  Weiteres  oben  S.  194*  unter 
Demonax. 

JIsol  TTjg  IIe oFygirov  rskEvri/g:  J.  C.  S.  Gerraar,  Symbolae  ad  Luc. 
Samos.  de  morte  Per.  libellum  rectius  aestimandum,  Thorn  1789,  Pr.  E.  Aem. 
Struve,   De  Peregrini  morte  quae  tradidit  L.  num  ad  veritatem  exhibita  vide- 


216*  Literaturverzeichnis. 

antur,  Görl.  1851,  Pr.  Jos.  M.  Cotterill,  Peregr.  Prot.:  An  invcstigation  inta 
certain  relations  subsistiiig  between  De  morte  Per.,  the  two  epistles  of  Clement 
to  the  Corinthians,  the  ej^istle  to  Diognetns,  the  Bibl.  of  Photius  and  other  wri- 
tings,  Edinburgh  1879.  Aqu.  Cleisz,  Etüde  sur  le  Peregr.  de  Lucien,  Paris 
1880,  Thfese.  R.  Reitzenstein,  Hellenistische  Wundererzählungen,  S.  37  f.  50. 
Weiteres  oben  S.  194*  unter  Peregrinos. 

XtygTfog:  A.  Schwarz,  Über  L.s  X.,  Zengg  1863,  Pr.  M.  Croiset,  Un 
episode  de  la  vie  de  L.  Le  Nigrinus,  Acad.  d.  sc.  et  lettr.  de  Montpellier,  sect.  d. 
lettres  6  (1880),  357—381.  L.  Hasenclever,  Über  L.s  N.,  München  1907,  Diss. 
=  Pr.  des  MaximiHansgvmn.  München  1908.  Th.  Litt,  L.s  Nigr.,  Rhein.  j\Ius. 
64  (1909),  98-107.  J.  Mesk,  L.s  Nigr.  und  Juvenal,  Wiener  Studien  34  (1912), 
373—382;  35  (1913),  1 — 33.  S.  auch  R.  Schuetze,  Juvenalis  ethicus,  Grvph. 
1905,  Diss.,  S.  7.  91  f.  62.  Christ-Schmid,  Gesch.  d.  griech.  Literat.^  S.  o52, 
Anm.  3  a.  E. 

\Alt]drj  8i)]y  y/iaza:  Fr.  Boll,  Zum  griech.  Roman,  Philol.  66  (1907), 
7  ff.  (Einwirkung  pythagoreischer  Anschauungen).  Derselbe,  Zeitschr.  f.  d.  neutest. 
Wissensch.  und  d.  Kunde  d.  Urchristent.  17  (19l6j,  145  f. 

Zu  §  78.     Die  Xeiiplatouiker  üherhaupt.    Jahresberichte  s.  oben  S.  23'-'  f. 

Axißer  der  Gesamtdarstellung  bei  Zeller,  Philos.  d.  Griech.  III  2  •*  S.  468 
bis  931  kommen  n.  a.  folgende  Arbeiten  in  Betracht:  G.  Olearius  bei  seiner 
Übersetzung  von  Stanleys  Geschichte  der  Philosophie,  Leipzig  1711,  S.  1205  ff. 
.T.  A.  Dietelmaier,  Programma,  quo  seriem  veterum  in  schola  Alexandrina 
doctorum  exponit,  Altd.  1746.  Histoire  critique  de  l'eclecticisme  ou  des  nouveaux 
Platoniciens,  Avign.  1766.  Mein  er  s,  Betr.  über  die  neuplat.  Phil.,  Leipz.  1782. 
C.  A.  G.  Keil,  De  causis  alieni  Plat.  recentiorum  a  relig.  christ.  animi,  Leipzig 
1785.  J.  G.  A.  Oelrichs,  Doctr.  Piatonis  de  deo  a  Chr.  et  rec.  PL  varie  cxpL 
et  corr.,  Marb.  1788.  G.  G.  Fülleborn,  Neuplat.  Philos.,  in:  Beitr.  z.  Gesch. 
d.  Philos.  III  3,  S.  70  ff.  Imm.  Herrn.  Fichte,  De  philos.  novae  piaton.  origine, 
Berol.  1818.  F.  Bouterwek,  Philosophorum  Alexandrinorum  ac  Neoplatonicorura 
recensio  accuratior,  in:  Coram.  soc.  reg.  Gotting.  recent.  5  (1821),  227 — 258. 
Tzschirner,  Der  Fall  des  Heidentums,  Leipzig  1829.  K.Vogt,  Neoplatonismus 
u.  Christentum,  Berlin  1836.  Matter,  Sur  l'ecole  d'Alexandrie,  Paris  1820,  2.  od. 
1840-48.  Jules  Simon,  Histoire  de  l'ecole  d'Alex.,  Paris  1843-45.  Barth.  St. 
Hilaire,  Sur  le  concours  ouvert  par  l'Acad.  des  sciences  morales  et  politiques 
sur  l'ecole  d'Alexandrie,  Paris  1845.  E.  Vacherot,  Histoire  critique  de  l'ecole 
d'Alexandrie,  Paris  1846—51.  Steinhart,  Neuplat.  Philosophie,  in  Paulys  Real- 
enzykl.  des. klass.  Altertums.  Rob.  Hamerling,  Ein  Wort  über  die  Neuplato- 
niker  mit  Übersetzungsproben  aus  Plotin,  Triest  1858,  Pr.  Heinr.  Kellner, 
Hellenismus  und  Christentum  oder  die  geistige  Reaktion  des  antiken  Heidentums 
gegen  das  Christentum,  Köln  1866.  Franz  Hipler,  Neuplat.  Studien,  ()?terr. 
X^ierteljahrsschrift  f.  kath.  Theol.,  7.  Jahrg.  (auch  bes.  abgedruckt),  Wien  1868. 
S.  auch  die  1.  Beigabe  in  Harnacks  Lehrb.  der  Dogmengesch. :  Der  Neuplato- 
nismus,  zuerst  englisch  in  der  Encyclopaedia  Britannica.  Michelis,  Über  die 
Bedeut.  des  Neuplat.  f.  d.  Entwicklung  der  christl.  vSpekulation,  in:  Philos.  Vor- 
träge, N.  F.,  8.  H.,  Halle  1885,  Bakhoven,  Platonisten  van  den  laatsten 
Tijd,  in:  Tijdspiegel  1885.  A.  Gercke,  Eine  piaton.  Quelle  des  Neuplatonismus, 
Rhein.  Mus.  41  (1886),  266-291  (1.  Quellen  des  Neuplatonismus.  2.  Chalcidius 
und  Pseudoplutarch.  3.  Vorsehung  und  Naturgesetz  des  Platonikers  (S.  201*)  und  der 
Neuplatoniker.  4.  Stoizismus  im  Piatonismus).  M.  J.  Monrad,  Über  den  sach- 
lichen Zusammenbang  der  neuplaton.  Philosophie  mit  vorhergehenden  Denk- 
richtungen, besonders  mit  dem  Skeptizismus,  Philos.  Monatsh.  24  (1888),  159  bis 
193.  Ad.  Busse,  Die  neuplaton.  Ausleger  der  Isagoge  des  Porphyrios,  Berlin 
1892,  Pr.  Th.  Whit taker,  The  Neo-Platouists,  a  study  in  the  histöry  of  Helle- 
nism,  Cambridge  1901.  W.  Barewicz,  Die  Dämonologie  der  Neuplatoniker  und 
des  Origenes  (polnisch),  in :  Symbolae  in  honorem  Cwikliiiski,  Leopoli  1902. 
H.  Krause,  Studia  Neoplatonica,  Leipzig  1904.  Diss.  Paul  R.  E.  Güuther,_ 
Das  Problem  der,Theodizee  im  Neuplatonismus,  Borna — Leipzig  1906,  Leipz.  Diss. 
R.  Berthelot,  Evolutionnisme  et  platonisme  (Bibl.  de  philos.  contempor.),  Paris 
1908.  St.  Schindele,  Aseität  Gottes,  Essentia  u.  Existentia  im  Neuplatonismus, 
Philos.  Jahrb.  22  (1909),  3—19,  159-170.    Konr.  Ziegler,  Zur  neuplat.  Theologie,, 


Zu  §  7S.    Die  Xeuplatoniker  überhaupt.  217* 

Arch.  f.  EeligionsAviss.  13  (1910),  247—269.  K.  Praechter,  Richtungen  und 
Schulen  im  Xeuplatonisnius.  in:  Genethliakon,  Berlin  1910,  8.  105 — 156.  C.  Tra- 
vaglio,  L"estetica  degli  Alessandrini,  Atti  d.  R.  Accad.  delle  scienze,  Torino 
1912.  H.  Leisegang,  Die  Raumtheorie  im  späteren  Piatonismus,  insbes.  bei 
Philon  und  den  Xeuplatonikern,  Straßb.  1911,  Diss.  Derselbe,  Die  Begriffe  der 
Zeit  -und  Ewigkeit  im  späteren  Piatonismus  (Beiträge  zur  Gesch.  der  Philos.  des 
Mittelalters  Bd.  13  Heft  4).  Münster  1913.  Zur  Beurteilung  der  neuplat.  Ekstase 
s.  P.  Beck,  Die  Ekstase.  Ein  Beitrag  zur  Psychologie  u.  Völkerkunde.  Bad  Sachsa 
im  Harz  1906.  IC.  H.  E.  de  Jong  (Lehre  v.  d.  Astralkörpern ),  Actes  du  IV.  congr. 
intern,  d'hist.  d.  relig.),  128 ff.  Entstehimg  iles  Xeuplato7ii!<iniiü :  W.  W.  Jaeger, 
Nemesios  von  Emesa.  Quellenforschungen  zum  Xeuplatonisnius  und  seinen  An- 
fängen   bei    Poseidonios,    Berlin    1914.       riaionüherUefcrung    der    Xeiiplatoiii/:cr: 

0.  Immisch,  Philol.  Studien  zu  Plato,  2.  Heft.  Leipzig  1903.  Kovimenticrende 
Tätigkeit:  K.  Praechter,  Byzant.  Zeitschr.  18  (1909),  520ff.  Xcuplatonisclie 
Bestrebungen.  Piaion  und  Aristoteles  in  Einhiang  xu  bringen:  Busse,  Hermes 
28  (1893),  268.  K.  Praechter,  Gott.  gel.  Auz.  1903,  526.  O.  Immisch,  Philol. 
65  (1906),  3  f f .     W.  \V.  Jaeger,  Xemesios  von  Emesa,  S.  44  f.  .59  ff. 

Fernicirku)igen  des  Xeiiplafonismus.  Bexieimngen  xur  christliclien  Welt 
/Vollständigkeit  ist  bei  der  Fülle  des  Stoffes  im  Fahmen  dieser  Darstrllnng  ai(s- 
fjeschlossen) :  (Firmieris  Maternus:)  Bell,  Artikel  Firm.  Mat.  bei  Paulv-Wissowa. 
S.  2374.  (Demo:/  H.  Tsener,  Rhein.  Mus.  28  (187.3),  414  ff.  =  Kl.' Sehr.  III. 
.S.  33  ff.  A.  Lud  wich,  Die  Homerdeuterin  Demo,  Festschr.  z.  öOjähr.  Doktorj. 
L.  Friedländers,  Leipzig  1895,  S.  296 — 321.  Derselbe,  AUegoriae  Homericae  ex 
cod.  Vindob.  primum  editae,  Königsb.  i.  Pr.  1895,  Pr.  (über  den  Inhalt  der  Alle- 
gorien orientiert  F.  Sander,  Beil.  d.  Münch.  Allg.  Zeitg.  1896,  Xr.  17,  S.  1—4). 
Derselbe.  Die  Horaerdeuterin  Demo.  2.  Bearb.  ihrer  Fragmente,  Königsb.  i.  Pr. 
1912 — 1914,  3  Progr.  Gegen  Ludwichs  Zurückführung  der  Homerscholien  des  cod. 
Vind.  49  auf  Demo  K.  Reinhardt,  De  Graecor.  theolog.  cap.  duo  p.  49  ff.,  gegen 
Verbindung  der  Demo  mit  dem  Xeuplatonisnius  W.  Kroll,  Artikel  Demo,  Homer- 
deuterin, bei  Pauly-Wissowa-KroU,  Supplement.  Vgl.  auch  S.  192*.  —  (Aineias  von 
Gaxa :)  G.  Schalkhauser,  A.  v.  G.  als  Philosoph,  Erlangen  1898.  St.  Sikorski. 
De  Aenea  Gazaeo  (Breslauer  philol.  Abh.  IX  5),  Breslau  1909  S.  22  ff.  (daß  A. 
Hierokles'  Schüler  gewesen  sei  [S.  1],  ist  unbeweisbar).  —  (Anomjmus  n:Eol  jio/.t- 
Tiy.f);  i.-Tiazt'i  lujc:/  K.  Praechter,  Byzantin.  Zeitschr.  9  (1900),  621— (i32.  — 
(Dialog  "E Ott  in: -tog  y  .tfo«  äorgoÄoy  tag:)  "W.  Kroll,  Artikel  Hermippos  9  bei 
Pauly-Wissowa-Kroll.  iChristcntnm  im  allgemeinen:)  Ch.  Elsee,  Xeoplatonism 
in  relation  to  Christianity,  Cambridge  1908.  S.  auch  Harnack  oben.  —  lyeu- 
ptatoniker  christlicli  heeinfhißt:)  K.  Praechter,  Christlich-neuplatonische  Be- 
ziehungen, Byzant.  Zeitschr.  21  (1912),  1—27.  —  (Patristih :)  .T.  Dräseke,  Xeu- 
platonisches  in  des  Gregorios  von  Xazianz  Trinitätslehre,  Byz.  Zeitschr.  15  (1906), 
141—160.  C.  van  Crombrugghe,  La  doctrine  christologique  et  soteriologique 
de  Saint  Augustin  et  ses  rapports  avec  le  X'eo-Platonisme,  Rev.  d'hist.  eccles.  5 
(1904),  237—257.  H.  T.  Karsten  (Augustins  Briefe  und  seine  Beziehungen  zum 
Xeuplatcnismus),  Versl.  en  Mededeel.  d.  kon.  Akad.  van  Wetensch.  4.  Reeks 
10.  Deel  (1911),  226—258.  Th.  J.  Parry,  Augustine's  Psychology  during  his 
first  period  of  literarv  activity  with  special  reference  to  his  relation  \o  Platonism, 
Straf:'>b.  1913,  Diss.  H.  Koch,  Ps.-Dionysius  Areopag.  in  seinen  Beziehungen  zu 
Xeuplatonismus    u.   ^Ivsterienw.   (Forsch,  z.  christl.    Literatur-  u.    Doemengesch. 

1.  Bd.  2.  u.  3.  H.),  Mainz  1900.  —  (Miitelalter :)  C.  Sauter,  Der  Xeuplatonismus. 
seine  Bedeutung  f.  d.  antike  u.  mittelalterl.  Philosophie,  Philos.  Jahrb.  23  (1910), 
183-195,  367—380,  469  bis  486.  Cl.  Baeumker,  Der  Platoni.smus  im  Mittel- 
alter, München  1916,  Festr.  geh.  in  d.  Münch.  Akad.  (hier  S.  35  f.  frühere  Lite- 
ratur). —  (Bgxanx :)  K.  Krumbacher,  Gesch.  d.  byzant.  Literat."^  S.  432  ff. 
K.  Praechter,  Byz.  Zeitschr.  19  (1910),  .321  ff.  S.  auch  das  Generalregister  zu 
Bd.  1  (1892)  —  12  (1903)  der  Byz.  Zeitschr.  unter  Xeuplatonismus.  —  fAbetid- 
ländische  Scholastik:!  M.  Jacquin,  Le  Xeo-Platonisme  de  Jean  Scot,  Rev.  d. 
sciences  philos.  et  theol.  1  (1907),  674—685.  L.  Bauer,  Dominicus  Gundissalinus 
(s.  oben  S.  1*).  Jos.  Stiglmavr,  Xeuplatonisches  bei  Dionvsius  dem  Karthäuser. 
Histor.  Jahrb.  d.  Görresges.  20  (1899),  367 -.388.  —  (Islayn  und  Judentum :i 
Ign.  Goldziher,  Die  islamische  und  die  jüdische  Philosophie,  in:  Kultur  d. 
Gegenw.  Teil  1  Abt.  ÖK  Hier.  Geist,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1913,  124.  1088 
(Al-Kindi  de  radiis).  —  (Xeuxeit:!  K.  P.  Hasse,  Von  Plotin  zu  Göthe.  Die 
EntAv.  d.  neuplat.  Einheitsged.  z.  Weltansch.  d.  Xeuzeit,  Leipzig  1909,  Jena  1912.. 


l^JS*  Literaturverzeichnis. 

,1.  G  übel  (Neupiaton.  Dämonologie  in  Goethes  Faust),  Proceed.  of  the  37.  annual 
meeting  of  ihe  Amer.  philol.  assoc,  Ithaca  New  York  1905. 

Vgl.  für  die  Patristil^  und  Scholastik  auch  Bd.  II  i",  für  die  Neuzeit  Bd.  III" 
■dieses  Grundrisses  (s.  dort  die  Register  unter  Neuplatonismus.  Neuplatoniker). 

Zu  i<  7',).  Aniinouios  Sakkas  und  seine  unniittclbareii  Schüler  außer 
Plotiiios. 

Über  Ammonios  Salchas  handelt  L.  J.  Dehaut,  Bruxelles  1836,  ferner 
G.  Y.  Lyng,  Die  Lehre  des  Amnion.  Sakkas  (aus  den  Abhandlungen  der  Ge- 
sellschaft d.  Wissensch.  zu  Christiania),  1874.  H.  v.  Arnim,  Quelle  der  Über- 
lieferung über  A.  S.,  Rhein.  Mus.  42  (1887),  276-285.  E.  Zeller,  Ammon.  S. 
und  Plotinus.  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  7  (1894),  295—312  =  Kl.  Sehr.  II  S.  91 
bis  107.  F.  Thedinga,  De  Numenio  (s.  S.  205*  Numenios)  S.  23  f.  H.  Usener, 
Jenaer  Literaturz.  1875,  775  =  Kl.  Sehr.  I  S.  367  f.  B.  Domaüski,  Die  Lehre 
des  Nemesius  über  das  Wesen  der  Seele,  Münster  in  Westf.  1897,  Diss.,  S.  17. 
H.  Krause,  De  Ammonii  Saccae  memoria  apud  Xemesium  conservata,  in:  Stud. 
X'eopl.  (s.  oben  S.  216"^),  S.  5  ff.  Freudenthal,  Artikel  Ammonios  14  bei 
Pauly-Wissowa. 

Origenes  der  Heide:  G.  A.  Heigl,  Der  Bericht  des  Porph.  über  Orig., 
Regensburg  1835,  dazu  Zell  er,  Phil.  d.  Gr.  III  2*  S.  513  Anm.  4. 

Oriftenes  der  Christ:  s.  Grundriß  II i»  S.  102  ff.  54*  ff.  O.  Stählin 
bei  Christ-Schmid  II ^  S.  1093  ff.  und  die  sonstigen  Hilfsmittel  für  Patristik  und 
Dogmengeschichte. 

Uerennios:  E.  Heitz,  Die  auüebliche  Metaphvsik  des  Herennios,  Sitz, 
■d.  Berl.  Akad.  1889,  S.  1167—1190.  Zur  Überlieferungsgeschichte  R.  Förster, 
Zu  Herennios'  Metaphysik,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1901,  S.  221  f.  und  die 
dort  berücksichtigte  Literatur.  Y.  Hahn,  ebenda  223  f.  G.  Pasquali,  La  cosi 
detta  Metafisica  di  Ereniiio  c  Andrea  Darraario,  in  Xenia  Rom.,  1908,  S.  23 — 27. 
K.  Pr aechter,  Artikel  Herennios  1  bei  Pauly-VVissowa-KroU. 

Longinos:  Dav.  Ruhnken,  Diss.  de  vita  et  scriptis  Longini,  Lugd.  Bat. 
1..6,  abgedr.  in  Ruhnkens  Opuscula,  Lugd.  Bat.  1807  und  in  Weiskes  Ausg.  v. 
Ps. -Longin  :rsQl  vyjovg.  Charakteristik  Longins  bei  G.  Kai  bei,  Cassius  Longinus 
und  die  Schrift  IJeoi  vrpovg,  Hermes  34  (1899),  107  ff.  Im  übrigen  scheidet  die 
reiche  Literatur  über  die  Schrift  Tlegl  i'ij>ov;  aus,  nachdem  durch  G.  Kai  bei 
a.  a.  O.  und  Br.  Keil,  Longinfragmente,  Yerhandl.  der  Philologenversammlung 
in  Halle  1903  (Leipzig  1904),  S.  54  f.  endgültig  erwiesen  ist,  daß  das  Werk  mit 
Longin  nichts  zu  tun  hat. 

Zu  i;  SO.    Plotluos,  Amelios  und  Porphjrios. 

Plotinos;  Jahresberichte  außer  den  oben  S.  23*  f.  angegebenen:  H.  F. 
Müller,  Philol.  38  (1879),  322-349;  39  (1880),  148—160;  46  (1888),  354—370. 
Gottl.  Wilh.  Gerlach.  Disp.  de  differentia,  quae  inter  Plotini  et  Schellingii 
doctrinam  de  numine  summo  intercedit,  Yiteb.  1811.  Lindeblad,  Plot.  de 
pulcro,  Lundae  1830.  Steinhart,  De  dialectica  Plotini  ratione,  Numburgi  1829, 
Pr.  V.  Pforfa;  Meletemata  Plotiniana,  Numburgi  1840,  Pr.  v.  Pforta,  und  Artikel 
Plotin  in  Paulvs  Realenz.  d.  kl.  Alt.  Ed.  Müller,  Plotin,  in:  Gesch.  der  Theorie 
der  Kunst  bei 'den  Alten,  II,  S.  285-315,  Berlin  1837.  J.  A.  Neander,  Über 
Ennead.  II  9:  gegen  die  Gnostiker,  Abh.  d.  Berl.  Akad.  1843,  299  ff.  F.  Gren- 
zer in  den  Prolegom.  zu  der  Pariser  Ausg.  der  Werke  Plotiiis.  Ferd.  Grego- 
re vi  us.  Grundlinien  einer  Ästhetik  des  Plotin,  Fichtes  Zeitschr.  f.  Ph.  26  (1855), 
113—147.  Rob.  Zimmermann,  Gesch.  d.  Ästh.,  Wien  1858,  S.  122—147. 
•C.  Herrn.  Kirchner,  Die  Philosophie  des  Plotin,  Halle  1854.  F.  G.  Starke, 
Plotini  de  amore  sententia,  Neu-Ruppin  1854,  Pr.  Rob.  Hamerling,  Ein 
Wort  über  die  Neuplatoniker  mit  Übersetzungsproben  aus  Plotin,  Triest  1858. 
R.  Volkmann,  Die  Höhe  d.  antiken  Ästhetik,  oder  Plotins  Abh.  vom  Schönen, 
Stettin  1860.  Emil  Brenning,  Die  Lehre  vom  Schönen  bei  Plotin,  im  Zu- 
sammenhange seines  Systems  dargestellt,  ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Ästhetik, 


Zu  §  SO.    Plotinos,  Amelios  und  Porphyrios.  219* 

<.4öttingen  1864.  A.  J.  Vitringa,  De  egregio  quod  in  rebus  corporeis  constituit 
Plotinus  pulohri  principio,  Amst.  1864.  l)erselbe.  Annotationes  criticae  in  Plotini 
euneadum  pa.rtem  priorem,  Deventer  1876.  C.  A  Valentiner,  Plotin  u. seine  Enne- 
aden,  nebst  Übersetzung  von  Enn.  II  9,  in:  Theol.  iStudien.und  Kritiken  37  (1864). 
118 — 140.  Arthur  Richter.  Neuphit.  Studien.  Hei't  1:  Über  Leben  und  Geistes- 
entwicklung des  Plotin.  Heft  2:  Plotins  Lehi-e  vom  Sein  und  die  metaphys. 
Grundlage  seiner  Philosophie.  Heft  3:  Die  Theologie  und  Phvsik  des  Plotin.  Heft  4: 
Die  Psychologie  des  Plotin.      Heft  5:    Die  Ethik  des  Plotin.    Halle  1864—1867. 

E.  Grucker.  De  Plotinianis  libris,  qui  inseribuntur  cregl  tov  y.a'/.ov  et  .Tfot  rov 
rotjTov  y.ä'/j.ovc,  Straßb.  u.  Paris  1866,  Diss.  Herrn.  F.  Müller,  Ethices  Plot. 
lineamenta,  Berl.  1867,  Diss.  Derselbe,  Für  und  über  Plotin,  Verh.  d.  28.  Versamm- 
lung deutscher  Philologen  u.  Schulmänner  hi  Leipzig  1872  (Lpz.  1873)  S.  64—82. 
Derselbe,  Zur  Lehre  des  Schönen  bei  Plotin,  Philos.  Monatsh.  12  (1876),  211-227. 
Derselbe,  Plotin  u.  Schiller  über  die  Schönheit,  ebenda  38.Ö — 393.  Derselbe,  Plotins 
Forschung  nach  der  Materie,  Nordhausen  1882,  Pr.  von  Ilfeld.  Dersellje,  Dis- 
positionen zu  den  drei  ersten  Enneaden  des  PL,  Bremen  1883.  H.  v.  Kleist,  Pl.s 
Krit.  des  Materialismus,  Philos.  Monatsh.  14  (1878),  129—146.  Derselbe,  Der  Ge- 
dankengang in  Pl.s  erster  Abhandl.  über  die  Allgegenwart  der  intelligibeln  in  der 
wahrnehmbaren  Welt,  Flensb.  1881,  Pr.  Derselbe,  Zu  Pl.s  zweiter  Abh.  über  die 
Allgegenw.  der  int.  in  der  Avahrnehmb.  Welt,  Philol.  42  (1883),  .54-71.  Derselbe, 
Plotin.  Studien.  I.  Studien  zur  4.  Enneade,  Heidelb.  1883.  Derselbe,  Zu  Pl.s 
Enn.  TU  1,  Philol.  45  (1886),  34-53.  Derselbe,  Zu  Pl.s  Enn.  III  4,  Hermes  21 
(1886),  475-482.  A.  Matinee,  Piaton  et  Plotin,  Paris  1879.  P.  MabiUe,  De 
causa,  quae  finis  dicitur  apud  Platonem  et  Plot.,  Dijon  1880,  Thesis.  G.  Lösche 
Plotin  u.  Augustin,  Ztschr.  f.  kirchl.  Wissensch.  5  (1884),  337—346.  P.  Pabst' 
Plotins  Enn.  1,  B.  1,  c.  1  — 6,  exegetisch  u.  kritisch  untersucht,  Philologus  43  (1884)' 
'662—677.      M.  Besobrasof,  Über  Pl.s  Glückseligkeitslehre,  Leipzig  1SS7.    J.  A'- 

Lyly,  Plootinos  sielun  substantsiaalisuudesta,  Helsingfors  1889,  Diss.  Struve' 
Die  neuplat.  Ethik  des  Plotin  u.  ihr  Verh.  zur  platonischen,  Kirchl.  Monatsschr- 
11  (1892),  467—478.  L.  Pisynos,  Die  Tugendlehre  des  PL  mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung der  Begriffe  des  Bösen  u.  der  Katharsis,  Lpz.  1895,  Diss.  A.  Co- 
votti.  La  cosraogonia  plotiniana  e  l'interpretazione  panteisto-dinamica  dello 
Zeller,  Rendic.  della  R.  Accad.  dei  Lincei,  classe  di  scienze  mor.,  stör,  e  filol., 
Serie  5,  vol.  4  (Roma  1895),  371— .393,  469-488.  Derselbe,  II  Cösmos  Noetos  di 
Plotino  nella  sua  posizione  storica,  Riv.  ital.  di  filos.  12,  2.  F.  Scharren- 
broich.  Plotini  de  pulchro  doctrina,  Halle  1898,  Diss.  E.  Rocholl,  PI.  u.  das 
Christentum,  .Jena  1898,  Diss.  Theod.  Goli witzer,  Plotins  Lehre  von  der 
Willensfreiheit.  L,  Kempten  1900,  Pr.,  IL,  Kaiserslautern  1902,  Pr.  Jam.  Lind- 
say,  The  philosophy  of  PI.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  15  (1902),  472—478. 
Carl  Schmidt,  Plotins  Stellung  zum  Gnostizismus  und  kirchlichen  Christentum. 
Texte  u.  Unters,  zur  Gesch.  d.  altchristl.  Liter.  20,  N.  F.  5  (1901),  H.  4.  W.  Lutos- 
lawski,  L'esthetique  de  Plotin  en  relation  avec  la  conception  classique  du  beau, 
Anz.  d.  Akad.  d.  Wiss.  in  Krakau  1903,  79—86.  „F.  Picavet,  Plotin  et  les  mysteres 
d'Eleusis,  Paris  1903.  Karl  Horst,  Plotins  Ästhetik,  Vorstudien  zu  einer  Neu- 
luitersuchung  I,  Gotha  1905.  K.  Alvermann,  Die  Lehre  Plotins  von  der  All- 
gegenwart des  Göttlichen,  Jena  1905,  Diss.  H.  Guyot,  Plotin  et  la  generatio» 
de  rintelUgenee  par  Tun,  Revue  ueo-scolastique  1905,  55—59.  Derselbe,  Les 
reminiscences  de  Philon  le  juif  chez  Plotin,  Paris  1906.  Arthur  Drews,  Plotin 
und  der  Untergang  der  antiken  Weltanschauung,  Jena  1907.  Vgl.  auch 
M.  Heiuze,  Die  Lehre  vom  Logos,  S.  306—329.  A.  Aall,  Gesch.  d.  Logosidee 
in  der  griech.  Philos.,  S.  238—251.  J.  Walter,  Gesch.  d.  Ästh.  im  Altertum. 
S.  736 — 786...  W.  Börner,  Die  Künstlerpsychol.  im  Altertum  (darin:  Plotin), 
Zeitschr.  f.  Ästhetik  u.  allgem.  Kunstw.  7,  102  f.  H.  A.  Overstreet,  The  dia- 
lectic  of  PI.,  Berkeley  1909,  Diss.  Ch.  J.  Whitbv,  The  wisdom  of  PI.,  London 
1909.  K.  's.  Guthrie,  PL,  his  hfe,  times  and  philosophy,  Chicago  1909. 
C.  Travaglio,  La  vera  conoscenza  secondo  PL,  Mem.  della  R.  Accad^  delle 
scienze   di    Torino,     Ser.  2    tom.    61    (1911),    sc.    mor.,    stör,    e    filol.,     197 — 250. 

F.  Lettich,  Della  sensazione  al  pensiero  nella  filosofia  di  PL,  Triest  1911,  Pr. 
Gas.  Dreas,  Die  Usia  bei  PL,  Borna-Leipzig  1912,  Jenaer  Diss.  E.  Thiel,  Die 
Ekstasis  als  Erkenntnisform  bei  PL,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  26  (1913),  48  ff. 
B.  A.  G.  Füller,  The  problem  of  evil  in  PL,  Cambridge  1912.  H.  F.  Müller, 
Plotinos.  Ein  Charakterbild,  Zeitschr.  Sokrates  2  (1914),  94—110.  Derselbe,  Fl. 
■über  die  Vorsehung,    Philol.  72  (1913),  338—357.     Derselbe,   Plotinische   Studiea 


•2'20*  Literaturverzeichnis. 

I:  Ist  die  Metaphysik  des  PI.  ein  Emanationssystem?,  Hermes  48  (1913),  40S  bis 
425.  II:  Orientalisches  bei  PI.?,  ebenda  49  (1914).  70—89.  III:  Enn.  1,  1  Ihm 
jor  tI  t6  Zoior  y.ai  Ti  6  fußoiorroc:,  ebenda  51  (1916),  97 — 119.  Derselbe.  PL  über 
Notwendigkeit  u.  Freiheit,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  .33  (1914),  4G2  bis 
4S8.  Derselbe.  PI.  über  ästhetische  Erziehung,  ebenda  36  (1915),  69  — 79.  Derselbe, 
(Goethe  u.  Plotinos.  Gernian.-rom.  Monatsschr.  1915,  45—60.  Derselbe,  Zur  Gesch, 
des  Begriffs  „schöne  Seele",  ebenda,  236—249.  Derselbe,  Die  Lehre  vom  Schönen 
bei  PL,  Zeitschrift  Sokrates  3  (1915),  593-602.  Derselbe,  Zu  Pl.s  Metaphysik, 
Hermes  51  (1916),  319  f.  Derselbe,  Zur  Ethik  des  PL,  Zeitschr.  Sokrates  4  (1916). 
177-187.  Derselbe,  (pvo,;  bei  PL.  Rhein.  Mus.  71  (1916),  232—245.  O.  Walzel, 
Pl.s  Begriff  der  ästhetischen  Form,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  37 
(1916).  186—225.  Ernst  Schröder,  Plotins  Abhandl.  Tlodtr  tu  y.ay.ü  (Enn.  I 
8),  Rostocker  Diss.  1916.  Plotins  Stellung  zum  Sternglauben:  Erw.  Pfeiffer,. 
Studien  zum  antiken  Sternglauben  {SroiyeTa  II),  S.  68  f.  Kritisch- exegetische 
Beiträge:  R.  Marcellino,  Philol.  51  (1892),  45  (zu  5,  6.  6).  I.  Bruns,  Internret. 
variae,  Kiliae  1893,  Pr.,  S.  11  bis  14  (zu  3  cap.  1  —  7).  ß.  v.  Hagen,  JEine 
Piatonreminiszenz  bei  PI.,  Philol.  67  (1908),  475  f.  Th.  Gollwitzer,  Beiträge 
zur  Kritik  u.  Erklär.  Pl.s,  Kaiserslautern  1909,  Pr.  (hier  S.  5  ff.  Literatur). 
H.  F.  Müller,  Glosseme  und  Dittographien  in  den  Enneaden  des  PL.  Rhein. 
Mus.  70  (1915),  42—55.  Derselbe,  Ein  Aristoteleszitat  bei  PL,  Hermes  51  (1916), 
320.  Derselbe.  Kritisches  und  Exegetisches  zu  PL,  Berl.  philol.  Wochenschr. 
1916.  917-919,  1221—1224.  Derselbe,  Ein  Distichon  Schillers  erläutert  durch 
PL,  Hermes  51  (1916),  629  f.  — Emflüsse  Plotins  auf  Spätere:  A.  Jahn,  Basilius 
j\Iagn.  plotinizans,  Bern  1838.  Carl  Schmidt,  Texte  u.  Unters.  Bd.  20  H.  4 
(1901)  S.  86  f.  (Porphyr,  geg.  d.  Christen  auf  Anregung  Pl.s).  Kratzer  (Be- 
ziehungen d.  Seelenlehre  Augustins  zu  PL),  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  28  (1915), 
369  ff.  K.  H.  E.  de  Jong,  Hegel  und  Plotin,  Leiden  1916  (ungenügende  Be- 
handlung Plotins  in  Hegels  Vorlesungen  über  d.  Gesch.  d.  Philos.).  Vgl.  ferner 
Grundriß  II  ^»,  III"  und  IV"  (s.  d.  Register  unter  Plotinus). 

Amelios:  Freudenthal,  ^^tikel  Amelius  bei  Pauly-Wissowa.  Ferner 
kommen  aus  der  Literatur  zu  Ammonios  Sakkas  die  Arbeiten  von  Thedinga. 
Usener,  Domanski  und  Krause  in  Betracht. 

Porphyrios:  Lucas  Holsten,  De  vita  et  scr.  P.,  in  der  Vorrede  zu 
seiner  Ausgabe  pori^hyrianischer  Schriften,  Romae  1630,  Cantabrig.  1655,  auch 
Fabric.-Harles,  Bibl.  Gr.  tom.  5  p.  725  ff.  C.  L'llmann,  Parallelen  aus  den 
Schriften  des  Porph.  zu  neutest.  Stellen,  Theol.  Stud.  u.  Krit.  5  (1832),  376—394. 
Brandis,  Abh.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.,  phil.-histor.  KL.  1833,  279  ff.  Gustav 
Wolff ,  über  das  Leben  des  Porph.  u.  über  die  Abfassungszeit  seiner  Schriften, 
bei  der  Ausgabe  der  Schrift  De  philos.  ex  orac.  haur.,  Berlin  1856,  S.  7 — 13,  14 
bis  37.  Über  seine  Bedeutung  innerhalb  des  Neuplatouismus:  N.  Bouillet, 
Porphyre,  son  role  daus  l'ecole  neoplatonicienne,  sa  lettre  ä  Marcella,  traduite  en 
fr.,  Extr.  de  la  Revue  crit.  et  bibliogr.,  Paris  mars  1864,  über  sein  Verhältnis 
zum  Christentum:  H.  Kellner  in  der  von  Kuhn  herausg.  Theol.  Quartalschr.  47 
(1865),  60 — 102.  —  Jak.  Bernays,  Theophrastos'  Schrift  über  Frömmigkeit,  ein 
Beitrag  z.  Religiousgeschichte,  mit  kritischen  und  erklärenden  Bemerkungen  zu 
Pörphyrios'  Schrift  über  Enthaltsamkeit,  Berlin  1866.  Ad.  Schäfers,  De  Porph. 
in  Plat.  Tim.  commentario,  Bonn  18(38,  Diss.  Zu  den  aus  Kyrill  ausgezogenen 
Fragmenten,  die  in  zwei  Handschriften  erhalten  sind,  s.  Diels,  Comment.„Honnens. 
in  hon.  Buecheleri  et  Useneri  1873,  p.  61  ff..  Doxogr.  S.  11,  Anm.  1.  Über  Por- 
phyr, als  Geschichtsschreiber  der  Philosophie  Diels,  Dox.,  s.  dort  den  Index. 
Herrn.  Schrader,  Zu  den  Fragmenten  der  (fi'/.ooorfog  hzooia  des  P.,  Arch.  f. 
Gesch.  d.  Philos.  1  (1888),  359 — 374.  A.  Georgiades,  nsgi  tojv  y.azo.  Xoiaxm- 
rojv  u:Too.-Taoiiurcov  tov  Jloocfvoiov,  ir  Aeujüa  1891,  Erlanger  Diss.  (z.  T.  Plagiat 
nach  ZeUer)!  A.  J.  Kleffner,  Porphyrius,  der  Neuplatoniker  u.  Christenfeind, 
Paderborn  1896.  W.  Purpus.  Die  Anschauungen  des  Porphyrius  über  die  Tier- 
seele, Ansbach  1899,  Erlanger  Diss.  Fr.  Börtzler,  Porphyrius'  Schrift  von  den 
Götterbildern,  Erlangen  1903.  Diss.  Über  eine  syrische  Vita  des  Pörphyrios 
handelt  A.  Baumstark  in  den  Philol.-hist.  Beitr.  C.  AVachsmuth  zum  60.  Geburtstag 
überr.,  Leipzig  1897,  über  syrische  Kommentare.,  zur  Etaaycoy}'/  des  P.  derselbe, 
Aristoteles  bei  den  Syrern  (s.o.  S.  41'')  S.  133  ff.  Über  Apollonios,  den  Lehrer  des 
Pörphyrios  E.  Hefermehl  im  Anhange  des  Artikels  Menekrates  v.  Nvsa  u.  di& 
Schrift  vom  Erhabenen,    Rhein.  Mus.  60  (1905),    283—303.    —    H.  Krause,  De 


Zu  §  80.     Porphyrios.     Zu  §  81.     larablichos  u.  die  syrische  Schule.     2'2i* 

Porphyrii  conimixtis  quaestionibus  in  des  Verf.  Studia  Neoplat.  Kap.  2  S.  12  ff. 
<Auch*  die  folfrenden  Kapitel  der  Arbeit  kommen  für  Porphyrius  in  Betracht). 
F.  H  eseler,  Zu  P.'  Schrift  'Acfooiiai  .-roö;  tu  foijzü,  Kreuznach  1909,  Pr.  (gegen 
Mommerts  Ausgabe  gerichtet).  A.  Delatte,  Un  legög  '/.öyo-;  pythagoricien  (zur 
Pythagorasvita  d.  P.).  Rev.  de  philol.  B4  (1910),  175—198.  K.  Praechter,  in:  Ge- 
nethliakon,  Berl.  1910,  S.  122  ff.  (über  P."  allegorisierende  Interpretationsmethode). 
J.  Bidez,  Vie  de  P.  le  philosophe  n^oplatonicien,  Gand.  Leipz.  1913.  W.  ßous- 
set.  Zur  Dämonologie  der  späteren  Antike,  Arch.  f.  Eeligionswiss.  18  (1915), 
134  ff.  S.  auch  R.  Keitzen stein,  Historia  Monachorum  und  Historia  Lausiaca 
{Forsch,  zur  Relig.  u.  Liter,  des  Alten  u.  Neuen  Test.,  N.  F.  Heft  7),  Gott.  191(>, 
S.  98 ff.  u.  ö.  Zu  P."  Schrift  gegen  die  Christen  s.  ferner  U.  v.  Wilamowitz- 
Moellendorf  f ,  Zeitschr.  f.  neutestam.  Wiss.  1  (1900),  101  ff.,  C.  Schmidt  o.  S.220^ 
und  diesen  Grundriß  11^"  S.  138.63*.  Kritisch-exegetisches  u.a.:  E.  Bethe,  Philol. 
47  (1889),  554  f.  (zu  de  antro  nvmph.).  G.  Schepss,  Blätter  f.  d.  Gymnasialschidw. 
29  (1893),  116  f.  W.  Kroll,  Rhein.  Mus.  52  (1897),  286—289.  H.  Diels,  Hermes 
33  (1898),  334 f.  G.  Lehnert.  Rhein.  Mus.  55  (1900),  112  ff.  O.  Crusius,  Philol. 
59  (1900),  315  f.  Fr.  ßoll,  Philol.  66  (1907),  12.  R.  Reitzenstein,  Zwei  reli- 
^ionsgesch.  Fragen  S.  80,  1;  92,  2;  95.  H.  Usener,  Rhein.  Mus.  58  (1903),  347. 
L.  Radermacher,  Rhein.  Mus.  63  (1908),  .533.  P.  Corssen,  Berl.  philol. 
Wochenschr.  1911.  1390;  1912,  733.  C.  Frick,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol. 
1912,  809,  1.  P.  Shorey,  Class.  philol.  6  (1911),  351  f.  A.  Dieterich.  Mithras- 
liturgie  -  S.  63.  68,  1.  —  Für  die  Zusammenhänge  zwischen  Porphyrios,  lam- 
büchos,  Cornelius  Labeo,  Arnobius,  Macrobius,  Praetextatus,  Proklos.  Joannes 
Lydos  sind  (außer  der  S.  220"*  genannten  Arbeit  von  Fr.  Börtzler)  Fr.  Xiggetiet, 
De  Cornelio  Labeone,  Münster  1908,  Diss.,  Car.  Reinhardt,  De  Graecorum 
theol.  cap.  duo,  Berol.  1910,  S.  94  ff.  und  B.  ßoehm,  De  Corn.  Lab.  aetate, 
Königsb.  1913,  Diss.,  S.  30,  sowie  die  zu  lamblich  (unten  §  81)  und  Macrobius 
(unten  §  85)  anzuführenden  Arbeiten  von  Wissowa  und  Traube  zu  vergleichen. 
Für  P.'  philologische  und  historische  Schriften  sei  auf  Christ-Schmid  II* 
•S.  678  ff.  verwiesen. 

Zu  §  81.    lamblichos  und  die  syrische  Schule. 

larnblichos:  G.  F..  Hebenstreit,  Diss.  de  lamblichi,  philosophi  Syri, 
doctrina  Christianae  religioni,  quam  imitari  studet,  noxia,  Lips.  1764.  R.  Her- 
cher,  lamblich.  .t.  zfjg  yiy.onäyov  doißLujriy.fjg  eiauvor/fj;,  Hermes  6  (1872),  59 
bis  67.  Fr.  Blass,  Commentatio  de  Antiphonte  sophista  lamblichi  auctore,  Kiliae 
1889.  Univ.-Schr.  H.  Pistelli,  lambüchea,  Studi  ital.  di  filol.  class.  1  (1893), 
25—39.  Fr.  Hultsch,  Erläuterungen  zu  dem  Berichte  des  lambl.  über  die 
vollkommenen  Zahlen,  Nachr.  d.  Ges.  d.  Wissensch.  zu  Gott.,  phil.-hist.  Kl.  1895. 
246—255.  K.  Praechter,  in:  GenethUakon,  Berlin  1910,  S.  108 f.  (äußere 
Schulgeschichte),  113  ff.  (lamblichs  phUosophischer  Charakter  und  allegorisierende 
Methode).  lamblichs  Schrift  Ilegi  Seon-:  G.  Wissowa  (s.  S.  229*  zu  §  85  unter 
Macrobius).  L.  Traube,  Varia  libamenta  critica,  Monach.  1883,  Diss. 
Fr.  Börtzler  (s.  S.  220*  unter  Porphyrios).  F.  Niggetiet,  De  Cornelio 
Labeone,  Münster  1908,  Diss.,  S.  46ff.  K.  Reinhardt  (s.  oben).  Protreptikos : 
I.  Bv  water,  Journ.  of  philol.  2  (1869),  55  ff .  H.  Usener,  Rhein.  Mus.  28 
(1873),  400  =  Kl.  Sehr.  III  S.  19.  R.  Hirzel,  Hermes  10  (1875),  61  ff. 
H.  Diels,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  1  (1888),  477  ff.  P.  Hartlich,  De 
exhort.  etc.  S.  241  ff.  E.  Badstübner  (s.  unter  Seneca  S.  184*)  S.  9  f. 
H.  Mutschmann,  Divisiones  quae  vulgo  dicuntur  Aristot.  p.  XXXIX. 
S.  Ei t rem,  Varia  (darin  über  das  pvthag.  Svmbol  bei  lambl.  Protr.  S.  118  P.), 
Nord.  Tidskr.  f.  filol.  3.  R.  18,  50  f f .  Pythagorasvita:  Ch.  Michel  (zu  vit. 
Pvth.  255),  in:  Melanges  Havet,  Paris  1909,  S.  279.  A.  Delatte  (zu  vit.  Pvth. 
2.04—264),  Rev.  de  l'instr.  publ.  en  Belg.  52  (1909),  90—97.  Weiteres  oben  S.  bl*. 
Theologumena  arithmeticae :  E.  Pistelli,  Studi  ital.  di  filol.  class.  5  (1897),  425 
bis  428;  11  (1903),  432.  W.  H.  Röscher,  Philol.  60  (1901),  82.  R.  Laqueur, 
Hermes  42  (1907),  530—532.  De  mysteriis  Aeyyjytiormn :  Meiners,  Comment. 
soc.  Gotting.  4  (1782),  50  ff .  Harless,  Das  Buch  von  den  ägyptischen  Mysterien, 
München  1858.  Heinr.  Kellner,  Analyse  der  Schrift  des  lamblichus  de  my- 
steriis als  eines  Versuches,  eine  Aviss.  Theol.  des  Heidentums  aufzustellen,  Theol. 
Quartalschr.  49  (1867),  359—396.  Car.  Rasche,  De  lambHcho  libri  qui  inscribitur 
•de    mysteriis    auctore,    Monast.    Guestf.    1911,    Diss.       Textkritische    Beiträge: 


222*  LiteratiuTerzeichiiis. 

W.  Kroll.  Philol.  53  (1894),  423;  Rhein.  Mus.  52  (1897),  289  (zu  lambl.  h.  Stob- 
ecl.  I,  376,  5;  II,  173,  8;  175,  20;  176,  1).  Th.  Gomperz,  Sitz.  d.  Wien.  Akad. 
134  (1896),  2.  Abb.  S.  2  (zu  Protr.  S.  97,  2.  21;  98,  24;  100,  13;  104,  4  Pist.). 
H.  van  Her  werden,  Mnem.  27  (1899),  390  (zu  lambl.  b.  Stob.  fl.  5,  48 
|.5,  64  M.]);  S.  395  (zu  lambl.  b.  Stob.  ecl.  I,  S.  363,  11;  367,  6;  378,  21).  I.  Bv- 
water,  Journ.  of  philob  31  (1910),..  197  ff.  —  G.  Mau,  W.  Kroll,  Art.  lamblichos 
3  bei  Pauly-Wissowa-Kroll.  —  Über  den  Anonymus  lamblichi  s.  oben  §  31a, 
über  lambiichs  Lehrer  Änatolios  Zeller,  Philos.  d.  Gr.  III  2*  S.  7:>6  Änm.  1 
und  Riess,  Artikel  Anatolius  12  bei  Pauly-Wissowa. 

Tfieocloros  von  Asine:  Zell  er  III  2*  S.  783. 

Sopntros:  Frid.  Focke,  Quaestiones  Plutarcheae,  Monast.  1911,  Diss., 
S.  57  ff. 

Dexippos:  Ad.  Busse,  Der  Historiker  und  der  Philosoph  Dexippos,. 
Hermes  23  (1888),  402—409. 

Über  Theodoros  von  Asine,  üexipjws  und  Sopatros  s.  auch  Praechter  in: 
Genethliakon,  S.  108  f. 

Zu  §  83.  Die  perg'amenisehe  Schule.  Über  die  geschichtliche  Stellung  und 
den  Charakter  der  Schule  handelt  K.  Praechter  in:  Genethliakon,  S.  109  f.  117  f. 
Für  ihre  einzelnen  Mitglieder  (außer  dem  zweiten  Hierios  und  Hilarios)  sind 
alle  aus  den  antiken  Nachrichten  zu  gewinnenden  wesentlichen  Tatsachen  bei 
Zeller  III  2  *  S.  787  ff.  vermerkt.  Für  Aidesios  vgl.  auch  Freudenthal, 
Art.  Aidesios  4,  für  Chryaanthios  und  Eusebios  Kroll,  Art.  Chrysanthios  und 
Eusebios  35,  für  Diogenes  Hartmann,  Art.  Diogenes  31,  im  Hierios  den  Lehrer 
des  Maximus  und  einen  von  ihm  wohl  zu  unterscheidenden  xireiten  Hierios  sowie 
für  Hilarios  Praechter,  Art.  Hierios  8  und  9,  Hilarios  1  bei  Pauly-Wissowa- 
Kroll.  Weitere  Literatur  ist  hier  nur  für  Julian,  Sallust  und  Eunapios  zu  ver- 
zeichnen. 

Julian:  Gibbon  in  C.  22—24  seines  Geschichtswerkes.  Gust.  F.  Wig- 
gers,  De  Jul.  apostata  diss.,  Rostock  1810,., und  in  der  Zeitschrift  f.  d.  histor. 
Theol.  7  (1837),  115 — 158.  Aug.  Neander,  Über  den  Kaiser  Julian  und  sein  Zeit- 
alter, Leipzig  1812,  2.  Aufl.,  Gotha  1867.  H.  Schulze,  De  philos.  et  moribus  Jul., 
Stralsund  1839,  Pr.  W.  S.  Teuf  fei.  De  Jul.  imp.  Christianismi  coutemtore  et 
osore,  Tübingen  1844,  Hab.-Schr.  David  Friedr.  Strauss,  Julian  der  Ab- 
trünnige, der  Romantiker  auf  dem  Thron  der  Cäsaren,  Mannheim  1847,  auch  in : 
Gesamm.  Schriften  I  (1876),  177—216.  Auer,  Kaiser  Julian  der  Abtr.,  Wien 
18.55.  Wilh.  Mangold,  Jul.  der  Abtr.,  Vortrag,  gehalten  in  Marburg,  Stuttg. 
1862.  Carl  Semisch,  Jul.  der  Abtr.,  ein  Charakterbild,  Breslau  1862. 
Fr.  Lübker,  Kaiser  Julians  Kampf  und  Ende,  Hamb.  1864.  J.  F.  Alph.  Mücke, 
Flav.  Claud.  Jul.  nach  den  Quellen,  IL  .Abt.  (Julians  Leben  u.  Schriften),  Gotha 
1868.  A.  XaviUe,  J.  l'Apostat  et  sa  philosophie  du  polytheisme,  Neuchatel  1877. 
F.  Rode,  Gesch.  der  Reaktion  J.s  gegen  die  christl.  Kirche,  Jena  1877,  Diss. 
Vgl.  Baur,  Die  christl.  Kirche  vom  4.-6.  Jahrhundert,  S.  17—43,  und  Phil. 
Schaff,  Gesch.  der  alten  Kirche,  Lpz.  1867,  §§  136  und  141  (auch  in  der 
Zeitschrift  f.  die  bist.  Theol.  37  [1867],  425-444).  G.  Schwarz,  De  vita 
et  scriptis  J.  imperatoris,  Bonn  1888,  Diss.  King,  J.  the  emperor,  London 
1888.  F.  Cumont,  Sur  rauthenticite  de  quelques  lettres  de  Juhen  (Recueil  d. 
trav.  publ.  par  la  fac.  d.  philos.  et  lettr.),  Gand  1889.  L.  Bartenstein,  Zur 
Beurteilung  des  Kaisers  Julianus,  Bayreuth  1891,  Pr.  F.  Cumont,  Fragments 
ineditsde  Julien,  Rev.  de  philol.  16  (1892),  161-166.  Dazu  R.  Förster,  Rhein. 
Mus.  49  (1894),  168.  F.  C(umont),  Les  lettres  de  JuUen  au  philosophe  Eusta- 
thios,  Rev.  de  l'instr.  publ.  en  Belgique  35  (1892),  1—3.  W.  Schwarz,  Julian- 
studien, Philol.  51  (1892),  623—653.  K.  Praechter,  Dion  Chrysostomos  als 
Quelle  Julians,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  5  (1892),  42—51.  J.  R.  Asmus,  Theo- 
dorets  Therapeutik  und  ihr  Verhältnis  zu  J.,  Byz.  Zeitschr.  3  (1894),  116—145. 
A.  Gardner,  Julian  philosopher  and  emperor  and  the  last  struggle  of  Paga- 
nisme  against  Christianity,  Lond.  1895.  J.  R.  Asmus,  J.  u.  Dio  Chrysostomus, 
Tauberbischofsheim  1895,  Pr.  W.  C.  France,  The  Emperor  Juhan's  Relation 
to  the  New  Sophistic  and  Neo-Platonism;  with  a  Study  of  bis  Style,  Lond.  1896, 
Diss.  von  Chicago.    J.  R.  Asmus.  Ein  Bindeglied  zwischen  der  pseudojustinischen 


Zu  §  82.    Die  pergamenische  Schule.  228* 

Cohortatio  ad  Graecos  und  Julians  Polemik  gegen  die  (4aliläer  (Dion  Clirys.  or. 
12),  Zeitschr.  f.  wiss.  Theol.  40  (1897),  268-284.  J.  G.  Branibs,  Studien  zu 
den  Werken  Julians  des  Apostaten,  I,  Eichstiitt  1897,  Pr.;  II,  ebenda  1899,  l'r. 
J.  Bidez  et  Fr.  Cumont,  Recherches  sur  la  tradition  nianuscr.  d.  lettres  de 
l.'emper.  Julien,  Bruxelles  1898.  W.  Vollert,  Kaiser  J.s  religiöse  und  philos. 
Überzeugung,  Gütersloh  1899  (in:  Beiträge  zur  Förderung  christlicher  Theologie, 
3.  Jahrg.  ti.  Heft).  E.  Cochet,  J.  l'apost.,  Montauban  1899.  P.  Allard, 
Julien  T'Apostat,  3  Bde.,  Paris  1900—1903.  G.  Negri,  L'inineratore  Giuliano 
l'Apostata,  Milano  1901,  3.  ediz.  1914.  E.  Müller,  Kaiser  Flav.  Claud.  Jul.,. 
Hannover  1901.  R.  Asmus,  Jiüians  Brief  an  Dionvsios,  Arch.  f.  Gesch.  d. 
Philos.  15  (1902),  425—441.  Derselbe,  Julians  Brief  an  Oroibasios,  Philol.  (il  (1902), 
577—592.  Derselbe,  Julians  Brief  über  Pegasius,  Zeitschr.  f.  Kirchengosch.  2:i 
(1902),  479—495.  Derselbe,  Julians  Galiläerschrift  im  Zusammenhang  mit  .'meinen 
übrigen  Werken,  Freiburg  i.  ß.  1904.  Pr.  Derselbe.  Die  Invektiven  des  Gregorius  v. 
Nazianz  im  Lichte  der  Werke  des  Kaisers  J.,  Zeitschr.  f.  Kirchengeseh.  31  (1910), 
325 — 367.  M.  Landau,  Kaiser  J.  u.  sein  Reformheidentum,  Beil.  zur  AUgem. 
Zieit.  1903  Nr.  198.  199.  C.  Parsons,  Sir  Julian  the  Apostate,  London  19(J3. 
L.  du  Soraraerard,  Jul.  l'Apostat,  Rev.  des  deux  mondes  29  (1905),  619 — ()55. 
Schulte,  Das  Verhältnis  von  Theodorets  Therapeutik  zu  den  Schriften  Kaiser 
JuHans,  Theol.  Quartalsschr.  88  (1906),  492  f.  Georg  Mau,  Die  Religionsphilo- 
sophie Kaiser  Julians  in  seinen  Reden  auf  König  Helios  und  die  Göttermutter. 
Mit  einer  Übersetzung  der  beiden  Reden,  Leipzig  und  Berlin  1907.  C.  Gladis^ 
De  Themistii  Libanii  Julian!  in  Constantium  orationibus,  Breslau  1907,  Diss. 
.Ich.  Geffcken,  Kaiser  Julianus  und  die  Streitschriften  seiner  Gegner,  Neue 
Jahrb.  f.  d.  kiass.  Altert,  usw.  21  (1908),  161—195.  J.  Geffcken,  Der  röm.. 
Kaiser  J.,  Preuß.  Jahrb.  146(1911),  1—22.  C.  Barbagallo,  Giuliano  l'Apostata, 
Genova  1912.  Joh.  Geffcken,  Kaiser  Juhanus  (Das  Erbe  der  Alten,  Heft  8), 
Leipzig  1914.  S.  auch  Barner  oben  S.  33*.  Exegetische,  text-  und  quellen- 
kritische u.  ä.  Beiträge  veröffentlichten  ferner:  P.  Thomas  (zu  den  Briefen), 
Rev.  de  l'instruct.  publ.  en  Belg.  32  (1889),  149-152;  (zu  ep.  16,  S.  495,  10' 
Hertl.),  Mnem.  18  (1890),  403.  F.  Cumont  (zum  Misopogon  444,  8  u.  436,  13), 
Rev.  de  l'instr  publ.  en  Belg.  32  (1889),  82—84.  O(tto)  C(ru8ius)  (zum  8.  Br.), 
Philol.  55  (1896),  38.  Th.  Gomperz  (zur  6.  Rede  S.  201  b),  Sitzungsber.  d, 
Wiener  Akad.  139  (1898),  1.  Abh.  S.  7.  Mansion  (Überlieferung  der  8.  Rede). 
Rev.  de  l'instruct.  publ.  en  Belg.  41  (1898),  246—255.  E.  Sonneville  (Be- 
nutzung Plutarchs),  ebenda  42  (1899),  97—101.  J.  Bidez,  Rev.  d.  l'instr.  publ. 
en  Belg.  44  (1901),  1*7 — 181.  Derselbe,  Notes  sur  les  lettres  de  l'empereur  J.^ 
Bull,  de  l'Acad.  roy.  de  Belg.,  classe  d.  lettr.  1904,  493— .506.  A.  Platt,  Class.  rev. 
17  (1903),  150-152  (1.  Rede);  18  (1904),  21  f.  (Misopogon):  19  (1905),  156-159 
(Reden  U.Briefe);  Class.  quart.  3  (1909),  289  f.  (Briefe).  R.  Äsmus  (zur  4.  Rede), 
Rhein.  Mus.  63  (1908),  627—631  —  dazu  A.  Brinkmann  ebenda  631  — ;  (zur 
5.  Rede),ebenda  64  (1909),  318-336;  (zum  59.  Briefe),  Philol.  71  (1912),  376  bis 
389;  (zum  3.'  u.  35.  Br.),  ebenda  72  (1913),  115—124.  K.  Praechter  (zur  4.  Rede), 
Rhein.  Mus.  68  (1913),  153  f.  A.  Puech,  Jul.  et  Tertullien,  Didaskaleion  1  (1912), 
48— ,53.  P.  Shorey  (zur  5.  Rede),  Class.  phUol.  8  (1913),  229.  S.  auch  R.  As- 
mus, Philol.  65  (1906),  410  ff.  (Physiognomonisches).  Ältere  Beiträge  von 
Cobet,  Naber,  Hertlein,  Klimek  u.  a.  s.  bei  Engelmann- Preuß  und  Kluß- 
mann.  —  Zu  den  Bildnissen  Julians:  S.  Rein  ach,  Un  portrait  authentique  de 
l'empereur  J.,  Revue  archeol.  38  (1901),  337 — 359.  G.  Negri,  L'iraperatore 
Giuliano  l'Apostata,  s.  oben.  E.  Michon,  La  pretendue  statue  de  J.  l'Apost.  au 
Mus.  du  Louvre,  Revue  archeol.  39  (1901),  259-280.  Rieh.  Delbrück,  Zeit- 
schr. f.  bild.  Kunst,  N.  F.  14  (1902),  17—21.  P.  Allard,  L'iconographie  de 
Julien  l'Apost.,  Revue  des  questions  historiques  31  (1904),  580 — 586.  Vgl.  auch 
E.  Babelon,  Acad.  des  inscript.  31.  Jan.  1902  (über  einen  geschnittenen 
Stein  mit  dem  Bilde  Julians);  L'iconographie  monetaire  de  .7.  l'Apost.,  Rev. 
numismat.  1903,  130—163.  S.  auch  Spyr.  P.  Lambros,  Byz.  Zeitschr.  1  (1892), 
194.  P.  H,  Webb,  Numism.  chron.  1910,  238.  —  Julian  in  der  schönen  Lite- 
ratur: Rieh.  Förster,  Kaiser  J.  in  der  Dichtung  alter  und  neuer  Zeit,  Studien 
zur  vergl.  Literaturgesch.,  5  (1905),  1—120.  Dazu  Nachträge  von  R.  F.  Arnold 
und  K.  Kipka,  Studien  zur  vergl.  Literaturgesch.  5  (19(35),  330—336,  und  von 
R.  Asmus,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1905,  833  ff.  R.  Asmus,  Schiller  u, 
Julian,  Zeitschr.  f.  vergl.  Literaturgesch.  17  (1909),  71—114.  Derselbe,  Eichen- 
dorffs   „Juhan",   Neue   Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.   21  (1908),   634—662.  — 


224*  Literaturverzeichnis. 

S.  mich  die  Berichte  über   d.  zweite  Sophistik  im  Jahresb.  üb.  d.  Fortschritte  d. 
klass.  Ahertumswissenschaft. 

Sallustios:  E.  Passamonti,  La  dottrina  dei  miti  di  Sallustio  filos.  neo 
phit.,  Eeudiconti  dell'  Accad.  dei  Lincei,  Cl.  di  sc.  mor.,  stör,  e  füol.,  ser.  5,  vol.  1 
;1892).  643—664.  Derselbe,  Le  dottrine  mor.  e  relig.  di  S.  filos.  neopl.,  ebenda 
<  12- 727.  F.  Cumont,  S.  le  philosophe,  Revue  de  philol.  16  (1892),  49— .56. 
G.  Muccio,  Studi  per  un"  edizione  critica  di  S.  filosofo,  IStudi  ital.  di  filol. 
elass.  3  (1895),  1  ff .  Derselbe,  Osservazioni  su  Sallustio  filosofo,  Studi  ital.  di  fil. 
class.  7  (1899),  45—73  (dazu  Wendlaud,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1899. 
1409  ff.  Praechter,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1900,  182  ff.).  Über  die 
Persönlichkeit  des  S.  und  den  Zweck  seiner  Schrift  Zeller  III  2*,  793,  I, 
L".  V.  Wilamowitz-Moellendorff,  Eurip.  Heracl.  I  (1889).  197;  Die  griech. 
Liter,  d.  Altertums  (Kultur  d.  Gegenw.  Teil  1  Abt.  8  3),  S.  282,  F.  Cumont 
(s.  oben),  Mau,  Die  Keligiousphilos.  Kaiser  Julians  (s.  S.  223"  unter  Julian), 
S.  5  ff .     Praechter,  Art.  Sallustios  Neuplatoniker  bei' Pauly-Wissowa- Witte. 

Eunapios :  Altere  Ausführungen  über  Leben  und  Schriften  (von  Junius 
imd  Fabricius)  sind  in  Boissonades  Ausgabe  dem  Texte  vorangeschickt. 
Y.  Lundström,  Prolegomena  in  Eunap.  vitas  sophist.  et  philosoph.,  Skrifter 
utgifna  af  k.  humanist.  Vetenskaps-Samfundet  i  L'psala  6,  2  (1897).  Derselbe. 
Adversaria  Eunapiana,  Eranos  5  (1903),  45—52.  B.  Keil.  Hermes  42  (1907), 
553,  2  (zur  Chronologie  des  E.).  K.  Meiser,  Hermes  45  (1910),  486;  46  (1911). 
312  f.  Über  E.  als  Sophisten  und  Historiker  Christ- Schmid  IP  S.  532.  8421 
K.  M  uns  eher,  Jahresb.  üb.  d  Fortschr.  d.  klass.  Altertums  w.  W.  Schmid, 
Art.  Eunapios  2  bei  Pauly-Wissowa. 

Zu  §  83.  Die  athenische  Schule.  Schuck,  Die  letzten  heidnischen 
Philosophen  imter  Justinian,  Jahrbb.  f.  Philol.  u.  Pädag.  126  (1892;,  426-440. 
P.  Tannery,  Sur..la  periode  finale  de  la  philosophie  grecque,  Rev.  philos.  42 
(1896),  266 — 287.  Über  die  geschichtliche  Stellung  und  den  Charakter  der  Schule 
K.  Praechter  in:  Genethliakon,  S.  119  ff.  Für  ihre  einzelnen  Vertreter  findet 
man,  was  an  Positivem  über  deren  Leben,  Schriften  und  Lehren  aus  der  Über- 
lieferung zu  gewinnen  ist,  bei  Zeller  III  2  *  S.  805  ff .  (wo  aber  die  athenische 
und  die  alexandrinische  Schule  nicht  auseinandergehalten  sind)  zusammengestellt. 
Für  Aristokles  (17),  Asklepiades  (35),  Asidepigeneia  (1),  Datnaskios  (2),  Domninoi> 
(4),  Hegias  (5),  Heratskos,  Hierios  (10)  hegen  Artikel  bei  Pauly-Wissowa-Kroll 
vor.  Über  die  von  Syrian  zu  Hermog.  II  S.  56,  21  Rabe  erwähnten  (neuplaton.J 
Philosophen  Euagoras  und  AquUa  Br.  Keil,  Hermes  42  (1907),  548  ff.  Den 
Kreis  des  Proklos  berührt  K.  Praechter,  Byz.  Zeitschr.  21  (1912),  426 ff., 
die  Erklärer  des  platonischen  Timaios  H.  Krause,  Stud.  Xeoplat.  S.  46  ff. 
Zur  exegetischen  Tätigkeit  der  Schule  s.  auch  O.  Immisch,  'ATny.ol  ii>]y7]Tat, 
Philol.  63  (1904),  31—40. 

Syrian:  Bach,  De  Svriano  philosopho  neoplatonico,  part.  I.,  Lauban 
1862,  Pr.    K.  Praechter,  Gott.  gel.  Anz.  1903,  513—530. 

Domninos:  P.  Tannery,  D.  de  Larissa,  Bull.  d.  sc.  math.  et  astron. 
2.  ser.  8  (1884),  288 — 298.  Derselbe,  Le  manuel  d'introduction  arithmetique  du 
philosophe  D.  de  Larissa,  Rev.  d.  et.  grecqu.  19  (1906),  359—382.  Sam.  Krauß, 
D.,  a  jewish  philosopher  of  antiquitv,  Jewish  quart.  rev.  7  (1895),  270 — 277. 
F.  Hultsch,  Emendationen  zu  D.,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  155  (1897),  507  ff. 

Prohlos:  A.  Berger,  Proclus,  exposition  de  sa  doctrine,  Paris  1840. 
Hermann  Kirchner,  De  Prodi  neoplatonici  metaphvsica,  Berol.  1846. 
Knoche,  Die  Schollen  des  Pr.  zu  Euklid,  Herford  1862.  1865_,  Pr.  L.  Majer, 
Proklus  über  die  Petita  u.  Axiomata  bei  Eukhd.  Tübingen  18(5,  Pr.  J.  Freu- 
denthal, Zu  Proklos  u.  d.  jüngeren  Olympiodor,  Hermes  16  (1881),  201—224; 
über  Abfassungszeit  und  Reihenfolge  der  ^Verke  des  Proklos  s.  ebenda  S.  214  ff., 
über  die  Lebenszeit  des  Pr.,  Rhein.  Mus.  43  (1888),  486—493.  Joh.  Dräseke, 
Zwei  Bestreiter  des  Pr.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Phüos.  4  (1891),  243-250. 
M.  Schneider,  Die  Hvmnen  des  Proklos  in  ihrem  Verhältnis  zu  Nonnos,  Philol. 
51  (1892),  593—601.  E.  Diehl,  Der  Timaiostext  des  Proklos,  Rhein.  Mus.  58 
(1903),  246—269.  J.  Bidez,  Psellus  et  le  commentaire  du  Timee  de  Proclus, 
Eev.  de  phüol.  29  (1905),  321—327.      M.  Alten  bürg.    Die  Methode  der  Hypo- 


Zu  §  83.    Die  athenische  Schule.  225* 

thesis  bei  Piaton,  Aristoteles  u.  Proklos,  Marburg  1905,  Diss.  U.  v.  Wilamo- 
witz-Moellendorf f ,  Die  Hymnen  des  Proklos  und  Synesios,  Sitz.  d.  Berl. 
Akad.  1907,  272—295.  Friedr.  Stein,  De  Prodi  chrestomathia  grammatica 
quaestiones  seleetae,  Bonnae  1907,  Diss.  (für  die  Identität  des  Verfassers  der  Chresto- 
mathie mit  dem  Neuplatoniker,  auf  den  auch  die  JTQo/.syofiEva  Tiegl  xcojuodiag  II 
Kaibel  zurückgehen;  vgl.  auch  G.  Kai  bei.  Die  Prolegomena  jisqI  x<o/itoSiai, 
Abh.  d.  Ges.  d.  Wiss.  zu  Gott.,  philol.-hist.  Kl.,  N.  F.  Bd.  2,  Nr.  4,  Berlin  'l898, 
Kap.  3:  Die  Chrestomathie  des  Proklos  u.  ihre  Quellen;  Kap.  4:  Prokl.  über  das 
Drama).  O.  Immisch,  Beitr.  zur  Chrestomathie  des  Pr.  u.  zur  Poetik  d.  Alter- 
turas. Festschr.  Th.  Gomperz  darg.,  Wien  1902,  S.  237-274.  Zu  Procl.  in  Eucl. 
vd.  auch  P.  Tannery,  Rev.  de  philol.  22  (1898),  93—97,  K.  Tittel,  Rhein. 
Mus.  56  (1901),  408 ff.,  Nicolai  Hartmann,  Des  Prokl.  Diadochus  philos. 
Anfangsgründe  der  Mathem.atik  nach  den  zwei  ersten  Büchern  des  Euklid- 
kommentars dargestellt,  Marb.  1909,  Habilitationsschr.  (Philos.  Arb.  her.  v. 
Cohen  u.  Natorp,  4.  Bd.  1.  Heft),  H.  Vogt,  Zur  Entdeckungsgeschichte  des 
Irrationalen,  Bibl.  mathem.  14  (1914),  9—29.  —  K.  Manitius,  Des  Pr. 
Leben  u.  Lehre,  in  des  Verf.  Ausgabe  der  Hypolyp.  astronom.  posit.  S.  276  ff. 
Über  das  Verhältnis  des  Proklos  zu  Pseudo-Dionysius  Areopagita  handeln: 
H.  Koch,  Proklus  als  Quelle  des  Pseudo-Dionysius  Areopagita  in  der  Lehre 
vom  Bösen,  Philol.  54  (1895),  438—454;  J.  Stiglmayr,  Der  Neuplatoniker  Pro- 
klus als  Vorlage  des  sog.  Dionysius  Areopagita  in  der  Lehre  vom  Übel,  Histor. 
Jahrb.  16  (1895),  253—273,  721—748  (die  Priorität  des  Proklos  ist  durch  diese 
Arbeit  schlagend  bewiesen).  Zur  EinAvirkung  des  Pr.  auf  die  folgende  Zeit  vgl. 
auch  H.  Siebeck,  Über  die  Entstehung  der  Termini  natura  naturans  und  natura 
naturata,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  3  (1890),  370—378,  und  diesen  Grundriß  II  i» 
(s.  dort  das  Register  unter  Proklus).  —  Textkritische  Beiträge:  P.  Tannery, 
Rev.  d.  philol.  13  (1889),  73  ff.  (zu  in  prim.  Eucl.  elem.).  Arthur  Ludwich, 
Berlin,  philol.  Wochenschr.  10  (1890),  812  (zu  hymn.  7,  51).  W.  Kroll,  Philol. 
53  (1894),  416  ff.  (zu  theol.  Piaton.,  in  Parmen.,  in  Tim.  und  in  rempubl.). 
L.  Raderraacher,  Philol.  60  (1901),  493  (zu  in  remp.  II  327,  2;  334,  17). 
Georg.  Pasquali,  Studi  italiani  di  filol.  class.  16  (1908),  449  f.  (zu  in  Cratyl. 
p.  17,  11  Pasqu.).  Derselbe,  Una  glossa  .  .  .  nel  comment.  di  P.  al  Cratilo,  in: 
Xenia  (Roma),  S.  22-23.  O.  Apelt,  Krit.  Misz.,  Eisenach  1901.  W.  Headlam 
Journ.  of  phUol.  31  (1908),  1  ff.  (zu  Prokl.  Hymn.  2,  12).  —  Über  Proklos' 
Timaioskommentar  auch  K.  Praechter,  Gott.  gel.  Auz.  1905,  505 — 535.  —  Ps.- 
Proklos  (Briefsteller):  C.  Denig,  Mitt.  aus  dem  griech.  Misz. -Kodex  2773  d. 
Gr.  Hofbibl.  zu  Darmstadt,  Mainz  1899,  Pr.  Er.  Klostermann  s.  unten 
Nachtr.  zu  S.  197*  (Benutzung  von  Plut.  de  sera  num.  vind.  durch  Proklos), 
H.  F.  Müller  s.  oben  S.  653  Anm.  2. 

Marinos:  Textkritisch  behandeln  J.  Pflug k,  Schedae  crit.,  Gedani  1835, 
und  A.  Nauck,  Analecta  critica,  Hermes  24  (1889),  464  f.,  einige  Stellen. 
O.  AVeinreich,  Hermes  51  (1916),  624—629  (zu  c.  .32). 

Isidoros:  Kroll,  Art.  Isidoros  17  bei  Pauly-Wissowa-KroU.  Is.  wird 
berührt  durch  Asmus'  Rekonstruktion  der  Isidorosbiographie  des  Damaskios. 
S.  unter  diesem. 

.  Damaskios:  C.  E.  Ruelle,  Le  philosophe  Damascius,  etude  sur  sa  vie 
et  ses  ouvrages,  Paris  1861 ;  D.,  son  traite  des  premiers  principes,  Arch.  f.  Gesch. 
d.  Philos.  3  (1890),  379—388,  559—567.  Notice  des  manuscrits  de  Damascius 
jieol  aqywv,  Rev.  de  philol.  14  (1890),  135 — 145.  A.  Ed.  Chaignet,  Dam.,  frag- 
ment  de  son  commentaire  sur  la  troisieme  hypothfese  du  Parmönide,  Seances  et 
travaux  de  l'Acad.  d.  scienc.  mor.  et  polit.  1897,  772 — 812.  E.  Heitz,  Der 
Philos.  Damascius,  Straßburger  Abhandlungen  zur  Philos.,  Ed.  Zeller  zu  seinem 
70.  Geburtstag,  Freib.  i.  Br.  u.  Tüb.  1884,  S.  1—24.  J.  R.  Asmus,  Zur  Rekon- 
struktion von  D.'  Leben  des  Isidorus,  Byzant.  Zeitschr.  18  (1909),  424—480  (hier 
S.  4241  frühere  Literatur);  19  (1910),  265 — 284.  Beiträge  zu  einzelnen  Stellen: 
A.  Nauck,  Hermes  24  (1889),  465.  Fr.  Bucherer,  Krit.  Beiträge  zu  D.'  Leben 
des  Isidoros,  Wertheim  1892,  Pr.  W.  Kroll,  Advers.  Graec,  Philol.  53  (1894), 
424—428.  Derselbe,  Rhein.  Mus.  52  (1S97),  289  (zu  I  316,  18  ff.  Ruelle). 
Th.  Gomperz,  Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad.  134  (1896),  2.  Abh.  S.  5  (zu  I 
p.  322  Ruelle).  F.  Cumont,  Rev.  de  l'instr.  publ.  en  Belg.  1900,  385  f.  (zu  I 
p.  322  Ruelle).  A.  Ostheide,  Zu  Damaskios'  Vita  Isidori  §  98  W.,  BerUner 
philol.    Wochenschr.    1907,    1182 — 118.'].       P;  Cor^sen.    In    Damascii    Diadochi 

Ueberweg,  Grundriß  I.  p 


22ß*  Literaturverzeichnis. 

Dubit.  et  Sohlt.,  Berl.  philoL  Wochenschr.  1911,  1046  f.  Derselbe,  In  Dam, 
Piaton.  de  orbe  lacteo  disputationem  a  loanne  Philopono  relatam  aniniad- 
versiones,  Rhein.  Mus.  66  (1911),  493-499.  Kroll,  Art.  Damaskios  2  bei  Pauly- 
Wissowa. 

Sirnplihios :  Jo.  Gott  1.  Buhle,  De  Simplicii  vita,  ingenio  et  meritis^ 
Götting.  gel.  Anz.  1786,  1977  ft.  J.  Zahlfleisch,  Die  Polemik  des  Simplicius- 
(Coroll.  p.  601—645  des  Kommentars,  ed.  Diels)  gegen  Aristoteles  Phvs.  1  1  —  5 
über  den  Raum  dargest.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  10  (1897),  85—109."  Derselbe, 
Die  Polemik  des  S.  gegen  Alexander  u.  a.  in  dem  Kommentar  des  ersteren  zu  d. 
aristot.  Sehr,  de  coelo  dargest.,  ebenda  191-227.  Derselbe,  Einige  CoroUarien 
des  S.  in  seinem  Kommentar  zu  Aristot.'  Physik,  ebenda  15  (1902),  186 — 214. 
F.  Rudio,  Der  Bericht  des  Simplicius  über  die  Quadraturen  des  Antiphon  und 
des  Hippokrates,  Bibl.  math.  3.  Folge,  III,  3.  J.  Zahlfleisch,  Variae  lectiones 
zur  Physik  E-Z  des  Aristoteles  bei  Simplikios.  Philol.  59  (1900),  64—89. 
K.  Kalbfleisch,  Griech.  Misz.  IV,  Festschr.  f.  theod.  Gomperz,  Wien  1902, 
S.  98  f.  John  E.  B.  Mayor,  Musonius  and  Simplicius,  Class.  rev.  17  (1903), 
23  f.  Gh.  "Waddington,  Simplicius,  in:  La  philos.  anc.  et  la  crit.  hist.  (s.  o. 
S.  41*),  S.  380  ff.  (=  Ad.  Franck,  Dictionn.  d.  sc.  philos.  Artikel  SimpL). 
P.  Shorev,  On  Simpl.  de  caelo  476,  11  sqq.,  Class.  rev.  19  (1905),  205.  Derselbe 
(zu  de  caelo),  Class.  Philol.  3  (1908),  345.  P.  Corssen,  In  S.  in  Aristot.  libr. 
de  caelo  2,  9  comment.,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1911,  1143.  S.  anch  G.  Rud- 
berg  zu  Diog.  v.  Apoll,  oben  S.  47*.  Zu  Fragmenten  des  Anaxagoras  und  des 
Eudemos  bei  Simpl.  Zeller,  Arch.  f.  Gesch.  der  Philos.  5  (1892),  441-444  = 
Kleine  Schriften  II,  S.  33-  35. 

Zu  i?  >>J-.  Die  alexandiinische  Schule.  Über  die  geschichtliche  Stellung 
und  den  philosophischen  Charakter  der  Schule  K.  Praechter  in:  Genethliakon, 
S.  110  ff.  144  ff.  Das  Wesentliche,  was  über  Leben,  Schriften  und  Lehrmeinungen 
der  einzelnen  Philosophen  festzustellen  ist,  gibt  Zeller  III  2*  S.  801  ff.  812  ff. 
890  ff .  909,  1.  917  ff.  (doch  sind  hier  die  Alexandriner  nicht  als  eine  besondere 
Schule  von  den  anderen  Neuplatouikern  geschieden).  Über  Alcxandros  (104)  von 
Lijkopolis,  Ammonios  (15),  Asklepiades  (35),  AskJepiodotos  (11),  Asklepios  den 
Kommentator  (5)  und  Asklepios  den  Arxt  (6),  David,  Elias  (2),  Heliodor  (13), 
Heraiskos,  Hermeias  (13),..  Hierax  (10),  Hierokles  (18)  und  Hypalia  Artikel  bei 
Pauly-WissoAva-Kroll.  Über  die  kommentierende  Tätigkeit  der  Alexandriner 
K.  Praechter,  Byzant.  Zeitschr.  18  (1909),  520  ff.,  Genethl.  S.  146 ff.  S.  auch 
P.  Tannery,  Sur  la  periode  finale  de  la  philosophie  grecque,  Rev.  philos.  42 
(1896),  266-287.  Zur  Schulgeschichte  F.  Schemmel,  Die  Hochschule  von 
Alexandria  usw.  s.  oben  S.  28*. 

Hypatia:  Jo.  Chr.  W^olf  f  in:  Fragmenta  et  elogia  mulierum  Graecarum, 
quae  orat.  prosa  usae  sunt,  Gott.  1739.  Jo.  Ch.  Wernsdorf,  Dissert.  acad. 
I— IV  de  Hvpatia  philosopha  Alexandrina,  Vitembergae  1747—1748.  Richard 
Hoc  he,  Hypatia,  die  Tochter  Theons,  Philol.  15  (1860),  435—474  (hier  S.  438 
Anm.  1  u.  2  ältere  Literatur).  St.  Wolf,  Hypatia,  die  Philosophin  v.  Alexandr., 
.  Czernowitz  1879,  Progr.  H.  Li  gier,  De  H^iiatia  philosopha  et  eclecticismi 
Alexandrini  fine,  Dijon  1879,  Th^se.  Wolfg.  AI.  Meyer,  Hyp.  v.  Alexandria; 
ein  Beitrag  zur  Gesch.  des  Xeuplat.,  Heidelberg  1886.  Guido  Bigoni,  Ipazia 
Alessandrina,  Atti  del  R.  Istituto  Veneto  di  sc,  lett.  ed  arri,  tom.  5  serie  6 
(1886/87),  397—437,  495—526,  681—710.  C.  Pascal,  Figure  e  caratteri  (darin: 
Ipazia),  Palermo  1908.  K.  Praechter,  Art.  Hypatia  bei  Pauly-Wissowa-KrolL 
Hypatia  in  Leyende  und  schöner  Litcratttr :  H.  v.  Schubert,  H.  v.  Alex,  in 
Wahrheit  u.  Dichtung,  Preuß.  Jahrbb.  124  (1906),  42—60  (Vergleichung  der  ge- 
schichtlichen Überlieferung  über  H.  mit  Kingsleys  Roman).  Rud.  Asmus,  Hyp. 
in  Tradition  und  Dichtung,  Studien  zur  vergleichenden  Literaturgeschichte  7 
(1907),  11-44. 

Synesios:  Aem.  Theod.  Clausen,  De  S.  philosopho  Libyae  Pentapoleos- 
metropolita,  Havniae  1831.  Fr.  Rees,  Der  griech.  Hymnendichter  S.  v.  Cyr., 
Konstanz  1848,  Pr.  Fr.  Xav.  Kraus,  Studien  über  S.  von  Kyr.,  Theol.  Quartal- 
schrift 47  (1865),  381-448,  537—600;  48  (1866),  85—129.  Rieh.  Volkmann, 
S.  von  Cyr.,  Berlin  1869  (hier  S.  V  ff.  ältere  Literatur).  C.  Schmidt,  Synesii 
philosophumena  eclectica,    Hahs  Saxon.  1889,  Diss.     O.  Seeck,    Studien  zu  Sy- 


Zu  §  84.    Die  alexandrinischc  Schule.  227* 

nesios,  Philol.  52  (1893),  442—483.  W.  Fritz,  Die  Briefe  des  Bischofs  Synesius 
von  Kyrene,  Leipzig  1898.  Derselbe,  Die  handschr.  Überl.  der  Ikiefe  des  Bisch. 
Syn.,  Abh.  d.  Münch.  Akad.  philos.-philol.  Kl.  23.  Bd.  (19U9)  2.  Abt.  (1905),  321-398. 
Derselbe,  Unechte  Synesiosbriefe,  Byz.  Zeitschr.  14  (1905),  75 — 86.  J.  R.  Asmus, 
Synesius  und  Die  Chrysostomus,  Byz.  Zeitschr.  9  (1900),  85—151  (hier  S.  85  Anra. 
weitere  Syncsiosliteratur).  W.  S.  Crawford,  Synesius  the  Hellen,  London  1901. 
N.  Terzaghi,  Sul  commeuto  di  Niceforo  Gregora  al  .Tf^t  irv.-rrüov  di  Sinesio, 
Studi  ital.  di  filol.  class.  12  (1904),  181—217.  Derselbe  handelt  in  mehreren 
Aufsätzen  (Studi  ital.  di  filol.  class.  18  [1910],  32—40;  19  [1911J,  1—7;  20  [1913J, 
450—497;  Didaskaleion  1  [1912],  11  —  29)  über  Fragen  der  Überlieferung  und  die 
Vorarbeiten  zu  der  von  ihm  geplanten  Ausgabe  der  kleineren  Werke,  sowie 
(Didaskaleion  1  [1912],  205—225,  319—360)  über  die  rhythmischen  Klauseln  in 
diesen  Werken.  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorf f ,  Die  Hymnen  des  Proklos 
und  Synesios,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1907,  272—295.  J.  Geffckcn,  S.'  qa'/.aHoiag 
syxcoLiiov,  in:  Kynika  u.  Verwandtes  S.  149 — 151.  B.  SoUert,  Die  Sprichwörter 
(u.  sprichwörtl.  Redensarten)  bei  Syn.  von  Kyr.  I.  IL,  .\ugsburg  1909.  1910,  Pr. 
Alb.  Hauck,  Welche  griech.  Autoren  d.  klass.  Zeit  kennt  u.  benützt  S.  v.  Cyr.? 
Friedland  in  Meckl.  löll,  Pr.  G.  Grützmacher,  S.  v.  Kyr.,  Leipzig  1913. 
G.  Baracconi,  L'ultimo  grand'  uomo  della  Cirenaica,  Nuova  Antologia  48 
(1913),  288-296.  P.  Maas,  Hesychios,^  Vater  des  S.  v.  Kyr.,  Philol.  72  (1913), 
450  f.  A.  Ludwig,  Die  Schrift  .Tfgt  ivvjTvüov  d.  S.  von  Kyrene,  Theologie  u. 
Glaube,  Jahrg.  7,  Paderborn  1915.  S.  auch  Norden,  Die  antike  Kunstprosa  I, 
S.  405.  Textkritische  Beiträge:  A.  Xauck  (zu  epist.  154,  p.  291  d),  Hermes  24 
(1889),  462.  P.  Klimek,  Kritische  Bemerkungen  zum  Texte  der  prosaischen 
Schriften  des  Synesius,  Breslau  1891,  Pr.  S.  A.  Naber,  Mnem.  22  (1894),  93  bis 
124.  W.  G.  Headlam,  Emendations  and  explanations,  Journ,  of  philol.  30 
(1907),  308 f.  Zu  Syn.  enc.  calv.  19,  p.  1197  D  Migne  s.  W.  Schmid,  Philol. 
65  (1906),  558  ff.  —  Vgl.  auch  Grundriß  II '«  S.  77*  f. 

Hierokles:  A.  Elter,  Zu  H.  d.  Neuplat.,  Rheki.  Mus.  65  (1910),  175—199. 
H.'  wahrscheinliche  Beeinflussung  durch  christliche  Lehren  behandelt  K.  Praech- 
ter,  Byz.  Zeitschr.  21  (1912),  1—27,  seinen  philosophischen  Standpunkt  überhaupt 
derselbe,  Art.  Hierokles  18  bei  Pauly-Wissowa- Kroll. 

Hermeias:  Zur  Chronologie  des  H.  und  seiner  Söhne  P.  Tannery,  Bull, 
d.  sc.  math.  et  astroii.  19  (1884),  319  ff.  —  M.  Schanz,  Zu  Herm.,  Hermes  18 
(1883),  129—136.  Ch.  E.  Ruelle.  Note  sur  un  passage  du  N^oplat.  H.  relatif 
ä  la  musique  (p.  107  Ast),  Rev.  de  philol.  14  (1890),  123—126.  K.  Praechter 
fzu  p.  48,  3  f.  70,  4  Couvr.),  Hermes  46  (1911),  480.  Über  H.'  Phaidrosexegese 
derselbe,  Art.  Hermeias  13  bei  Pauly-Wissowa-Kroll.  S.  auch  J.  R.  Asmus, 
Byz.  Zeitschr.  18  (1909),  455 f.;  19  (1910),  271. 

Atnmonios :  Den  sprachphilosophischen  Abschnitt  im  Kommentar  zu 
Aristot.  n:eQl  sQi.np-Eius  p.  34,  10  ff.  Busse  beleuchtet  R.  Reitzenstein,  M.  Terent. 
Varro  u.  Joh.  Mauropus  v.  Euch.  S.  24  f. 

loannes  JPMloponos:  A.  E.  Haas,  Über  die  Originalität  der  physika- 
lischen Lehren  des  Johannes  Philoponus,  Biblioth.  mathem.  3.  Folge  6,  337—342. 
P.  Tannery.  Notes  critiques  sur  le  traite  d'astrolabe  de  Ph.,  Rev.  de  philol.  12 
(1888),  60— <'3.  S.  auch  Baumstark  in:  Philol.-hist.  Beiträge  C.  Wachsmuth 
überr.,  Leipz.  1897,  S.  148  ff.;  Aristot.  bei  den  Syrern  vom  5.-8.  Jahrb..  Leipz.  1900, 
S.  156  ff.  (Kommentar  zur  £'('öayc/j;'?;  des  Porph.;  Bedeutung  für  die  orient.  Tradition  i, 
und  P.  Tannery,  Sur  laperiode  finale  de  la  philos.  grecque,  Rev.  philos.  42  (1896), 
272-275.  L.  Radermacher,  Philol.  59  (1900),  177.  185  (zu  de  aet.  mundi  p.  54, 
24;  108,  6;  233,  13).  K.  Burkhard,  Auszüge  aus  Philoponus  als  Randbemerkungen 
in  einer  Nemesiushandschrift,  W^iener  Studien  34  (1912),  135  ff.  A.Brinkmann 
(zur  Textkritik  von  de  opif.  mundi  und  zum  Stil  des  Autors),  Rhein.  Mus.  67 
(1912),  611  ff.  W.  Crönert.  Philol.  61  (1902),  176  f.  190.  —  Über  Ph.' 
grammatische  Schriften  s.  Christ-Schmid  IP  S.  883  f.,  und  Krumbacher, 
Gesch.  d.  byzantin.  Liter.^  S.  581,  über  seine  christlich-theologische  W^irksamkeit 
Ehrhard  bei  Krumbacher  a.a.O.S.51.  53.  —  Gu  dem  an,  Artikel  loannes  (No.  21) 
Philoponus  bei  Pauly-W^issowa-KroU  und  dazu  W'.  Kroll  ebenda.  —  Vgl.  aiich 
den  Jahresbericht  über  die  das  Verhältnis  der  Kirchenväter  zur  griechischen 
Philosophie  betreffende  Literatur  (oben  S.  24*),  das  Generalregister  zur  Byzantin 
Zeitschrift    Bd.    1—12     unter    Philoponos    loannes    und    diesen    Grundriß    II  *" 


228*  Literaturverzeichnis. 

S.  176.  81*.  —  Pg.-Philoponos  (Busse,  Comment.  in  Aristot.  Graec.  vol.  4,  pars  1, 
p.  XXXVIII):  Cr.  Mercati,  Rhein.  Mus.  69  (1914),  415-416.  —  Ps.-P/nlopouos 
=  loannes  niedicus  Alexandrinus  des  7.  Jahrh. :  Val.  Rose,  Hermes  5  (1871), 
20.5  ff. 

Olympiodovos:  J.  Freudenthal,  Der  Laertier  Diogenes  u.  O.s  Prolego- 
mena,  in  des  Verf.  Hellenist.  Studien  3,  Berlin  1879,  S.  304  f.  Derselbe,  Zu 
Proklus  und  dem  jüngeren  0.,  Hermes  16  (1881),  201 — 224.  E.  Maass,  O.  de 
itineribus  Piatonis,  Philol.  Unters,  her.  von  A.  Kießling  u.  U.  v.  Wilamowitz- 
Moellendorff,  3.  Heft,  Berlin  1880,  S.  136f.  L.  Skowronski,  De  scholiis  O., 
in:  Comment.  philol.  in  honorem  A.  Reifferscheidii,  Breslau  1884,  S.  54  ff.  Der- 
selbe, De  auctoris  Heerenii  et  O.  Alex,  scholiis  cum  universis  tum  iis  singulis 
quae  ad  vitam  Piatonis  spectant  capita  selecta,  Breslau  1884,  Diss.  K.  Praechter, 
Olympiodor  und  Kedren,  Byzant.  Zeitschr.  12  (1903),  224-230.  Derselbe,  Olym- 
piodor  und  Synkellos,  ebenda  15  (1906),  588  f.  W.  Capelle,  Die  Alexander- 
zitate bei  O.i  in:  Xäoixe^,  Berlin  1911,  220—248.  •  K.  Fuhr,  Demosthenes 
in  0.8  Phaidonkommentar,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1914,  29.  Zum  Texte: 
J.  Freudenthal,  Hellen.  Studien  3,  315  f.  C.  G.  Cobet,  Mnem.  11  (1883), 
350.  386;  12  (1884),  148.  282.  292.  Ch.  E.  Ruelle,  Rev.  de  philol.  13  (1889), 
154.  P.  Shorey,  Class.  PhUol.  8  (1913),  90.  S.  auch  V.  Rose,  Hermes  5 
(1871),  206.  A.  Baumstark  in:  Philol. -histor.  Beitr.  C.  Wachsmuth  überreicht 
S.  148  ff.  K.  Praechter.  Gott.  gel.  Anz.  1904,  374-391.  O.  vielleicht  Christ: 
Tannery.  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  1  (1888),  316,  1;  Sur  la  p^r.  finale  (s.  S.  227*) 
S.  277.  Zu  Xorvins  Ausg.  d.  Phaidonkommentars  vgl.  J.  L.  Heiberg,  Nord, 
tidskr.  for  fUol.  4.  R.  5,  15  ff.  W.  Xorvin,  Ol.  fra  Alexandria  og  hans  Com- 
mentar  til  Piatons  Phaidon,  Kobenhavn  og  Kristiania  1915. 

David:  Missak  Khostikian,  David  der  Philosoph,  Leipzig  1907,  Berner 
Diss.  K.  Praechter,  Götting.  gelehrt.  Anzeig.  190S,  209—239;  Hermes  46 
(1911),  3l6f. 

Stephaiios  von  Alexandreia:  H.  üseuer,  De  Stephane  Alexandrino, 
Bonn  1879,  Pr.,  vollständig  Bonn  1880  =  Kl.  Sehr.  III  247-322.  Derselbe, 
in:  Monum.  German.  histor.;  auctor.  antiquiss.  tom.  13,  Berlin  1898,  S.  362  ff. 
A.  Baumstark,  Aristot.  bei  den  Syrern  S.  181  .ff.  Ps.-Stephcnios :  Riess,  Art. 
Alchemie  bei  Pauly-Wissowa  S.  1349  f. 

Alexandras  von  Lykopolis:  A.  Brinkmann  in  der  Praefatio  seiner 
Ausgabe  (über  Person  und  Zeit  S.  XII  ff.).  O.  Bardenhewer,  Gesch.  der  alt- 
kirchl.  Lit.  III  S.  1U2  f.    K.  Pre  achter,  Byz.  Zeitschr.  21  (1912),  9  ff. 

AsMepiodotos :  R.  As  raus,  Der  Neuplatouiker  Asklepiodotos  d.  Gr., 
Arch.  f.  Gesch.  d.  Medizin  7  (1914),  26—42. 

Xeinesios:  Marg.  Evangelides,  Zwei  Kapitel  aus  einer  Monogr.  über 
X.  u.  seine  Quellen,  Berlin  1882,  Diss.  K.  J.  Burkhard,  Die  handschrifthche 
Überlieferung  von  Xemesius  nsoi  qrvosoi?  dvdoo'j.rov,  Wiener  Studien  10  (1888),  93 
bis  135;  11  (1889),  143—152,  243-267;  Zu  Xemesius.  Wiener  Studien  15  (1893i, 
192—199;  26  (1904),  212—221;  Scholia  verbis  X.  adiecta  e  cod.  Dresd.,  Serta 
Harteliana,  Wien  1896,  84—88;  Krit.  u.  Sprachl.  zu  X.,  Wiener  Stud.  30  (1908), 
47 — 58;  Joh.  v.  Damask.  Auszüge  a.  X.,  Wiener  Eranos  zur  50.  Philologen vers., 
Wien  1909,  89 — 101 ;  Zur  Kapitelfolge  in  X.  .t.  qvoscog  drdgw.-rov,  Philol.  69 
(1910),  35—39.  L.  Dittmeyer,  Zur  vetusta  transl.  des  X.,  ßl.  f.  d.  Gymnasial- 
öchulwesen  (bayer.)  24  (1888),  454 f.  J.  Dräseke,  Apollinarios  in  den  Anfüh- 
rungen des  X.,  Zeitschr.  f.  wissensch.  Theol.  29  (1886),  26 — 36.  E.  Teza,  La 
Xatura  dell'  uomo  di  Xemesio  e  le  vecchie  traduzioni  in  italiano  e  in  armeno, 
Atti  del  R.  Istituto  veneto  di  scienze,  lettera  ed  arti  ser.  7  tom.  3  (1892),  1239 
bis  1279.  Derselbe,  Xemesiana.  Sopra  alcuni  luoghi  della  ., Xatura  dell'  uomo'' 
in  armeno,  Rendic.  della  R.  Accad.  dei  Lincei,  cl.  di  scienze  mor..  stör,  e  füol.  ser.  5 
vol.  2  fasc.  1  (1893),  3 — 16.  Cl.  Baeumker,  Die  Übersetzung  des  Alfanus  von 
Xemesius  Usoi  civoeo};  dri/oco.Tor,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  13(1896),  1095 — 1102. 
D.  Bender,  Untersuchungen  zu  Xemesius  von  Emesa,  Heidelberg  1898,  Diss. 
Boleslaus  Domaiiski,  Die  Lehre  des  Xemesius  über  das  Wesen  der  Seele. 
Münster  i.  W.  1897,  Diss.  Derselbe.  Die  Psychologie  des  Xemesius,  Münster 
1903  (hier  S.  VII  ff.  über  das  Leben  des  X.,  die  Ausgaben  von  .t.  q-va.  avi)o.  u. 
Literatur  über  X.).      A.  Zanolli,    Osservazioni   sul  codice  Marciano  di  Xemesio, 


Zu  §  85.     Die  Neuplatoniker  des  lateinischen  Westens.  229* 

Riv.  di  filol.  34  (1906),  472—476;  Osserv.  sulla  traduz.  armena  dcl  -t.  7  ('o.  d>i}Q. 
dl  N.,  Giorn.  della  Societa  Asiat.  Ital.  vol.  19.  Über  das  Verhältnis  des  X.  zu 
seinen  Quellen  s.  M.  Pohlenz,  De  Posidonii  libris  .lEgi  .Tto^wv,  Jahrbb.  f.  klass. 
Philol.  Suppl.  24  (1898),  597  ff.  H.  Krause,  Studia  Neoplat.,  besonders  Cap.  4 
(S.  37  ff.):  De  Piatonis  apud  Nemesium  memoria  atque  de  fontibus  capitum  5  et 
88  Nemesii.  W.  \V.  Jaeger,  N.  von  Emesa,  Berlin  1914  (wichtig  für  die  philo- 
soph.  Entwickelung  von  Poseidonios  bis  Nemesios).  Über  das  Verhältnis  des  N. 
zu  Aineias  von  Gaza  Sikorski,  De  Aenea  Gazaeo  (s.  0.  S.  217*)  S.  41.  N.  wird 
berührt  durch  die  Streitfrage  über  die  Bedeutung  des  Aramonios  Sakkas  für  den 
Neuplatonisraus.  S.  oben  die  Literatur  zu  Ammonios  Sakkas.  Vgl.  auch  Grund- 
riß II»»  S.  172  f.  78*. 

Joannes  Lydos:  Über  ihn  s.  im  allgemeinen  Christ-SchmidlP  S.  849  ff. 
Über  seine  Beziehungen  zu  anderen  Vertretern  neuplatonisch-antiquarischer  Ge- 
lehrsamkeit vgl.  die  zu  lamblichos  (S.  221*),  Cornelius  Labeo  und  Macrobius  (§  85) 
angeführten  Arbeiten  von  VVissowa,  Traube,  Börtzler,  Niggetiet  und 
ßoehm,  zu  Philosophie  und  Religion  E.  Norden,  Agnostos  Theos,  S.  58  ff.  80  ff. 

Bruchstilch  Tf]?  Xaoixkeiat  f.Q i.ir}VEv f.ia  USW.:  Oldfather,  Philol. 
67  (1908),  457  ff. 

Zu  §  .S5.  Die  Xeuplatoniker  des  lateinischen  Westens.  Über  ihre  ge- 
schichtliche Stellung  und  ihren  philosophischen  Standpunkt  K.  Praechter  in: 
Genethhakon,  S.  113.  154,  über  die  einzelnen  Vertreter  Zeller  III  2  *  S.  919  ff. 
Für  Albinus  (5),  Boefhius  (3),  Chalcidius,  Co)-nelius  (168)  Labeo  und  Favonnis  (2) 
Eidogius  Artikel  bei  Pauly-Wissowa.  Vgl.  auch  Schanz,  Gesch.  d.  röm.  Lit.  IV 
und  Teuffel-Kroll-Skutsch,  Gesch.  d.  röm.  Lit.  III,  diesen  Grundriß  II 
und  Cl.  Baeumker  (oben  S.  217*).  S.  ferner  F.  Bitsch,  De  Platonicorum 
quaestion.  quibusd.  Vergilianis,  Berol.  1911,  Diss. 

Cornelius  Labeo:  G.  Kettner,  C.  L.,  Pforta  1877,  Pr.  W.  Kahl, 
C.  L.,  Philol.  Suppl.  5  (1889),  717—807.  J.  Muelleneisen,  De  C.  L.  frag- 
raentis,  studiis,  adsectatoribus,  Marb.  Catt.  1889,  Diss.  Fr.  Niggetiet,  De  C.  L., 
Münster  1908,  Diss.  Weiteres  Wissowa,  Art.  Cornel.  (168)  Labeo  bei  Pauly- 
Wlssowa.  Gegen  Kahl  K.  Praechter,  Jahresber.  über  die  Fortschr.  d.  klass. 
Altertumsw.  96  (1898  I)  S.  104  und  B.  Boehm,  De  C.  L.  aetate  (darin  Kap.  2: 
Quid  de  L.  studiis  philosophicis  statuendum  sit),  Regimonti  1913,  Diss.  (hier 
S.  5  ff .  Geschichte  der  Labeofrage).  W.  A.  Baehre.ns,  Corn.  Lab.  atque  eius 
commentarius  Vergilianus,  Gent  u.  Leipzig  1918.  Über  die  Lebenszeit  s.  jetzt 
Kroll  u.  Baehrens  oben  S.  674  Anm.  1. 

Chalcidius :  A.  Gercke.  Ch.  und  Ps.-Plutarch,  Rhein.  Mus.  41  (1886),  269  ff. 
B.  W.  Switalski,  Des  Chalcidius  Kommentar  zu  Piatos  Timaeus  (Beitr.  zur  Gesch. 
d.  Philos.  d.  Mittelalt.,  her.  von  Baeumker  und  v.  Hertling,  Bd.  3,  Heft  6),  Münster 
1902.  D.  Tamilia,  De  Chalcidii  aetate,  Studi  italiani  di  filol.  class.  8  (1900), 
79  f.  G.  Borg  hör  st,  De  Anatolü  fontibus,  Berl.  Diss.  1905,  S.  26  ff.  E.  Stein - 
he  im  er,  Untersuchungen  über  die  Quellen  des  Ch.,  Aschaffen  bürg  1912,  Würz- 
burger Diss.  und  Pr.  des  Gymn.  zu  Aschaffenburg.  S.  auch  Skutsch  unter 
Favonius  Eulogius.  W.  Kroll,  Art.  Ch.  bei  Paulv-Wissowa.  Einfluß  des  Ch.  auf 
das  Mittelalter:  Cl.  Baeumker  (s.  oben  S.  217*)  S.  9  ff . 

Marius  Victorinus:  H.  Usener,  Anecd.  Holderi  S.  59  (dazu  Sam. 
Brandt,  Philol.  62  [1903J,  623—625).  G.  Koffmane,  De  M.  V.  philosopho 
Christiano,  Vratisl.  1880,  Diss.  G.  Wissowa,  De  Macrob.  Saturn,  fönt.  S.  41 
(dagegen  Fr.  Niggetiet,  De  Corn.  Lab.  S.  50  f.).  G.  Geiger,  C.  Marius  Victo- 
rinus Afer,  ein  neuplaton.  Philosoph,  1.  II,  Metten  1887/8.  1888/9,  Pr.  P.  Mon- 
ceaux,  L'Isagoge  Latine  de  M.  V.,  in:  Melanges  Havet,  Paris  1909,  S.  289  ff . 

Vettius  Agorins  Praetextatus :  Q.  Aurelii  Svmmachi  quae  supersunt 
ed.  O.  Seeck  (Mon.  Germ,  bist.,  auct.  antiqu.  6,  1^,  Berol.  1883,  S.  LXXXIII  ff. 
Fr.  Niggetiet,    De   Conielio  Labeone   S.  58  ff.      J.  Nistler,    V.  A.  Pr.,    Klio 

10  (1910),  462-475. 

Macrobius:  H.  Linke,  Quaestiones  de  M.  SaturnaHorum  fontibus. 
Vratisl.  1880,  Diss.  Derselbe,  Über  M.'  Komm,  zu  Ciceros  Somn.  Scip.,  Philol. 
Abh.  M.  Hertz  zum  70.  Geb.  dargebr.,  Berlin  1888,  S.  240-256.     G.  Wissowa. 


230*  Literaturverzeichnis. 

De  AI.  ^aturnalioruin  fontibus  capita  tria,  Vratisl.  1880,  Diss.  Derselbe,  Analecta 
Macrobiana,  Hermes  16  (1881),  499—505.  Derselbe,  Athenaeus  und  Macrobius, 
Nachr.  d.  Gott.  Ges.  d.  Wiss.,  philol.-hist.  Kl.,  1913,  325—337.  Die  in  den  beiden 
erstgenannten  Arbeiten  Wissowas  behandelten  Beziehungen  des  M.  zu  lamblich 
u.  a.  werden  auch  berührt  in  den  oben  S.  221*.  229*  angeführten  Arbeiten  von 
L.  Traube,  F.  Börtzler.  F.  Niggetiet,  K.  Keinhardt  und  B.  Böhm. 
M.'  Verhältnis  zu  Anatolios  bespricht  G.  Borghorst,  De  Anatolii  fontibus  (Berl. 
1905)  S.  38  ff.,  sein  Verhältnis  zu  Apollodor  Rob.  Münzel,  De  ApoUodori  .t.  dscor 
libris  (Bonnae  1883),  Kap.  2.  —  R.  Reitzen  stein,  Zwei' religionsgesch.  Fragen 
S.  58.  1;  80,  1.  U.  v.  Wilamo  w  itz- Moellendorf  f ,  Hermes  37  (1902),  303  f. 
S.  Eitrem,  Nord.  Tidskr.  f.  Filol.  4.  R.  3,  55.  F.  Bitsch  a.  a.  O.  S.  21  ff. 
Matth.  Schedler,  Beiträge  z.  Philosophie  des  M.,  Freiburg  1913^  Diss.,  voll- 
ständig unter  dem  Titel:  Die  Philosophie  des  .M.  und  ihr  Einfluß  auf  die 
Philosophie  des  christlichen  Mittelalters,  in:  Beiträge  zur  Gesch.  der  Philosophie 
des  Mittelalters,  Bd.  13,  H.  1,  Münster  1916.  H.  Skassis,  De  Macrobii  placitis 
philosophicis  eorumque  fontibus,  Athen  1915.  Für  Macrobius'  Einfluß  auf  das 
Mittelalter  s.  namentlich  auch  ("1.  Baeumker,  oben  S.  217*. 

Favonius  Ettloghts:  F.  Skutsch,  Zu  Favonius  Eulogius  und  Chal- 
cidius,  Philol.  61  (1902),  193-200.  P.  de  Winterfeld,  Der  Satzschluß  bei 
Favonius  Eulogius,  Philol.  61  (1902),  623—626.  C.  Fries,  De  M.  Varrone  a 
Favonio  Eulogio  expresso,  Rhein.  Mus.  ,ö8  (1903),  115—125.  G.  Wissowa,  Art. 
Favonius  2  bei  Paulv-Wissowa.  S.  auch  K.  Praechter,  Hermes  46  (1911), 
407  ff.    F.  Bitsch  a!  a.  O.  S.  9ff. 

Martianus  Capella:  Sieh  Teuffei -Kroll -Skutsch  §  452  S.  397  ff. 
Grundriß  II  i»  S.  190.  84^ 

BoethUis:  Sieh  Teuffel-Kroll-Skutsch  §478  S.  475  ff.  Grundriß  II  i" 
S.  190—193;  84* — 86*.  Notiert  seien  noch:  G.  Schepss,  in:  Comment.  Woelff- 
linianae,  Lips.  1891,  S.  277—280.  G.  Lehnert,  Eine  rhetor.  Quelle  für  B.'  Kom- 
mentare zu  Arist.  n.  £Ofi)]VEia;,  Philol.  59  (1900),  574—577.  G.  Bednarz,  De 
svntaxi  B.  II.  III,  Striegau  1907.  1910.  W.  A.  Edwards,  The  last  of  the 
Romans,  Class.  journ.  7  (1911/12),  252—262.  E.  Ursoleo,  La  teodicea  di  B.  in 
rapporto  al  cristianesimo  ed  al  neoplatonismo,  Napoli  1910.  Greg.  A.  Müller, 
Die  Trostschrift  des  B. ;  Beitrag  zu  einer  literarhist.  Quellenuntersuchung,  Berhn 
1912,  Gießener  Diss.  Beziehungen  zu  Aristoteles'  Protreptikos :  Bywater,  U se- 
il er,  Di  eis,  s.  oben  S.  129*  f.  zu  Aristot.  Protr.  Beziehungen  zu  Poseidonios:  Bad- 
stübner,  Beitr.  z.  Erkl.  u.  Krit.  d.  philos.  Sehr.  Senecas  (s.  o.  S.  179*)  S...14f. 
Zur  Übersetzungsliteratur :  S.  Kug^as,  Ist  Holobolos  oder  Planudes  der  Über- 
setzer der  Schrift  des  Boethius  „De  dialectica'^  ?  Byzant.  Zeitschr.  18  (1909),  12»  > 
bis  126.  H.  Naumann,  Notkers  Boethius,  Straßfe.  1913  (Quellen  u.  Forsch,  z. 
Sprach-  u.  Kulturgesch.  german.  Völker  121).  K.  Schummer,  John  Waltons 
metr.  Übers,  d.  Consol.  philos.  (Bonner  Studien  z.  engl.  Philol.  her.  von  K.  D. 
Bülbring  6.  Heft),  Bonn  1914.  Kritisch-exegetische  Beiträge:  C.  Brak  man, 
Sidoniana  et  Boethiana,  Utrecht  1904.  D.  P.  H.,  Ad  Boethium  (Cons.  philos. 
4,  7,  43),  Mnem.  N.  S.  33  (1905),  332.  P.  Shorey  (terminologisch:  conversio 
per  contrapositionem),  Class.  philol.  8  (1913),  228.  Einiges  Weitere  im  Jahresber. 
üb.  d.  Fortschr.  d.  klass.  Altertumsw.  96  (1898  I),  98  f.,  108  (1901  I),  201  f.  Ein- 
fluß auf  das  Mittelalter:  Gl.  Baeumker  (s.  oben  S.  217*)  S.  9 ff. 

Zu  4?  M).  Die  Peripatetiker  im  dritten  Abschnitt  der  hellenistiseh- 
rönilscheu  Periode  (Peripatetisehe  Schule  H'.  Teil,  Fortsetzung  zu  §  71). 

Über  Heliodor,  Atnmonios,  Ploleniaios,  Prosenes  s.  Zeller  III  1*,  830,  1. 
Gercke,  Art.  Ammonios  13  bei  Pauly- Wissowa. 

Anatolios:  Zeller  III  1^,  830,  2.  Hultsch,  Art.  Anatolios  15  bei 
Pauly- Wissowa.  Gerh.  Borghorst,  De  Anatolii  fontibus,  Berlin  1005,  Diss. 
Über  seine  christlich-theologische  Betätigung  Bardenhewer  II  191  ff.,  Jor- 
dan 311.  340. 

Themistios:  Über  eine  angebliche  Paraphrase  des  Themistios  zur  ersten 
Analytik  handelt  Val.  Rose,  Hermes  2  (1867),  191—214,  der  dieselbe  ver- 
mutungsweise dem  Mönche  Sophonias  aus  dem  14.  Jahrhundert  zuschreibt. 
Über  den  Kommentar  zu  den  Parva  naturalia  ebenda    und    bei    Freudenthal, 


Zu  §  8ü.    reripatetik.  im  3.  Abschn.  usw.    Zu  §87.    Kynik.  im  3.  Abschn.  usw.    231* 

Ehein.  Mus.  24  (1869),  89.  90.  Die  Frage  ist  jetzt  durch  Wendland  in  der  Vorrede 
seiner  Ausgabe  fs.  oben  S.  365)  •  entschieden.  H.  Sehen  kl,  D.  handschriftl. 
Überl.  d.  Reden  d.  Th.,  Wiener  Studien  2n  (1898),  205—243;  21  (1899),  80—115. 
225—263;  23  (1901),  14—25.  K.  Kalbfleisch,  Festschr.  f.  Theod.  Gomperz, 
Wien  1902,  S.  94-96  (zu  or.  30  p.  349  a  b).  L.  Möridier,  Le  phiiosophe  The- 
mistios  devant  l'opinion  de  ses  contemporains,  Rennes  1906,  Thfese.  O.  Seeck, 
Eine  verlorene  Rede  des  Themistius,  Rhein.  Mus.  61  (1906),  554—560,  mit  ergänzen- 
den Bemerkungen  von  H.  Sehen  kl,  ebenda  560 — 566.  C.  Gladis,  De  Themistii, 
Libanii,  luliani  in  Constantium  orationibus,  Breslau  1908,  Diss.  Gull.  Pohl- 
schmidt,  Quaestiones  Themistianae,  Münster  1908,  Diss.  (1.  De  Th.  Piatonis 
sectatore.  2.  (^uae  Th.  communia  sint  cum  panegyricis  Latinis.  3.  Quae  Th. 
cum  Seneca  atque  epistulae  pseudaristotelicae  auctore  communia  sint).  Henr. 
Scholze,  De  teraporibus  librorum  Themistii,  Gott.  1911.  Diss.  J.  Scharold, 
Dio  Chrysost.  u.  Th.,  Burghausen  1912,  Pr.  Vgl.  zu  Themistios  auch  A.  Elter, 
De  gnomol.  Graec.  hist.  atque  origine  comment.  ramenta  Sp.  13  ff.,  Norden, 
Ant.  Kunstprosa  I,  S.  404.  378,  P.  Hart  lieh,  De  exhortat.  a  Graecis  Roma- 
nisque  scriptarum  historia  et  indole  S.  326—332,  G.  Bohnen blust,  Beiträge  z. 
Topos  -Tfot  (fiUug,  Berl.  1905,  Bern.  Diss.,  S.  16,  Jo.  Alpers,  Hercules  in  bivio, 
Gott.  1912,  Diss.,  S.  41  ff.  H.  B.  Dewing,  Amer.  Journ.  of  Philol.  31  (1910), 
321  ff.  W.  Crönert,  Philol.  61  (1902),  176.  190.  Testkritisch:  G.  M.  Sakor- 
raphos,  Mnemos.  20  (1892),  306—310.  A.  Baumstark,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol. 
21  (1894),  464  ff.  K.  Denig,  Mitt.  aus  dem  griech.  Miszellankod.  2773  d.  Gr. 
Hofbibl.  zu  Darmstadt,  Mainz  1899,  Pr.  P.  Shorey,  Cläss.  philol.  3  (1908), 
447  ff.  (z.  Paraphr.  v.  Aristot.  Physik).  S.  auch  die  Berichte  über  die  zweite  Sophistik 
im  Jahresb.  üb.  d.  Fortschr.  d.  kl.  Altertumswissenschaft. 

Bor  OS :  Zell  er  III  1*,  831,  3. 

Per  ipate  fische  Philosophie  bei  den  Syrern  und  Araber)} :  Ant.  Baumstark, 
Aristoteles  bei  den  Syrern  vom  5.-8.  Jahrhundert  I,  Leipzig  1900.  Derselbe. 
Oriens  Christianus  2  (1902),  212  f.  Const.  Sauter,  Die  peripatet.  Philosophie 
bei  den  Syrern  u.  Arabern,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  17  (1904),  516—533. 

Zu  §  87.  Die  Kyniker  im  diltteii  Abschnitt  der  heilenistisch-röinischeii 
Periode   (Kynismus  IV.  Teil,   Fortsetzung  zu  §  69).     Zeller  III  1*  S.  803  f. 

E.  Norden,  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  Suppl.  19  (1893),  398  ff.  459. 

Maxinios:  Joh.  Dräseke,  Maximus  philosophus?  Zeitschr.  f.  wissensch. 
Theol.  36  (1893),  290-315.  Konr.  Lübeck,  Die  Weihe  des  Kynikers  M.  zum 
Bisehof  von  Konstantinopel  in  ihrer  Veranlassung  dargestellt,  Fulda  1907,  Pr. 
loann.  Sajdak,  Quaestiones  Nazianzenicae,  pars  I:  Quae  ratio  inter  Gregorium 
Nazianzenum  et  M.  Cynicum  intercedat,  Eos  15  (1909),  18 — 48. 

Ueron:  Seeck  Art.  Heron  2  bei  Paiüy-Wissowa- Kroll.  Sajdak  in  der 
unter  Maximos  angeführten  Abhandlung  (Heron  nicht,  wie  auf  Grund  einer 
Angabe  des  Hieronymus   gewöhnlich  angenommen  wird,   mit  Maximos  identisch). 

Salltistios:  R.  Asmus,  Der  Kvniker  S.  bei  Damascius,  Neue  Jahrb.  f. 
d.  klass.  Altert,  usw.  25  (1910),  504-.o22.  K.  Praechter,  Art.  Sali.  Kyniker 
bei  Pauly-Wissowa- Witte. 

Einflüsse  des  Kynismus  in  dieser  Epoche:  s.  oben  S.  156*  f.  kynisch- 
stoische  Diatribe.  Über  Gregor  von  Nazianz  vgl.  außerdem  J.  Sajdak  oben  unter 
Maximos,  über  Julian  und  Synesios  Praechter  und  Asmus  oben  S.  193*  unter 
Dion  Chrys.  —  Kynismus  und  Mönchstum:  R.  Reitzenstein,  Hellenist.  Wunder- 
erz. S.  67  ff.  Historia  Monachorum  und  Historia  Lausiaca  (Forsch,  z.  Relig.  u. 
Liter,  d.  Alten  u.  Neuen  Testam.,  N.  F.  Heft  7),  S.  256 f.  P.  Wendland, 
Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  37  (1916),  234 ff.  Ad.  Bretz,  Stud.  u. 
Texte  zu  Asterios  von  Amasea  (Texte  u.  Unters,  z.  Gesch.  d.  altehristl.  Liter. 
3.  Reihe  10.  Bd.  1.  Heft),  Leipz.  1914,  S.  46  ff.  93  ff.  u.  ö. 


Berichtigungen  und  Nachträge. 


I.  Berichtigungen. 

S.  6  Z.  18  V.  u.  lies:  Theaet.  p,  176  B.  —  Z.  11  v.  u.  lies:  Weyman  in: 
Festg.  —  S.  17  Z.  29  v.  o. :  Nicoles  Vermutung,  der  Papyrustext  sei  apollodo- 
rischen Ursprungs,  ist  unhaltbar.  Vgl.  über  den  Text  jetzt  C.  Robert,  Sitz.  d. 
Berl.  Akad.  1914,  806  ff.  —  S.  18  (unter  d)  sind  die  Zeilen  28.  27  v.  u.  durch 
Folgendes  zu  ersetzen:   Ps.-Galen,   Hist.  philos.  c.  7:    Diels  Doxogr.  Gr.  p.  603  f. 

—  Areios  Didymos:  Diels  Doxogr.  Gr.  p.  69  ff.  (über  den  Unterschied  zwischen 
der  Methode  des  Areios  und  der  des  Aetios  S.  73),  447—472;  Stob.  Ecl.  II  p.  37, 
16—152,  25.  —  Aristokles  bei  Euseb.  Praep.  ev.  11,  3,  1—9;  14,  17—21;  15,  2. 
14.  —  S.  30  Z.  11  V.  u.  füge  man  hinzu:  Eme  Darstellung  der  philosophischen 
Hauptsysteme  lieferte  auch  der  im  zweiten  Jahrhundert  nach  Chr.  lebende  Peri- 
patetiker  Aristokles  in  seinem  zehn  Bücher  umfassenden  Werke  IJegi  rfdo- 
aocfiag,  aus  dem  bei  Eusebios  Auszüge  erhalten  sind.  —  Vor  Z.  7  v.  u.  (vor  e) 
ist  einzufügen:  Zu  diesen  vier  Gruppen  eigentlicher  philosophen-  und  philosophie- 
geschichtlicher Arbeiten  gesellt  sich  eine  fünfte,  anders  geartete:  —  S.  43  Z.  3 
V.  0.  ist  nach  S.  430  Z.  7  ff.  v.  u.  zu  berichtigen.  —  S.  75  Z.  11  und  Z.  33  v.  o. 
lies  72  statt  69.  —  S.  87  Z.  2  v.  o.  1. :  vermittelst.  —  S.  130  Z.  18  ff.  v.  u.  ist 
nach  S.  302  Anra.  1  zu  berichtigen.  —  S.  143  Z.  20  v.  u.  I.  84,  16  ff.  Hayduck 
statt  62.  —  S.  1(>4  Z.  17  v.  u.  lies  F.  K.  statt  K.  F.  —  S.  170  Z.  9  ff.  v.  u.  ist 
nach  S.  310  Z.  17  ff.  v.  u.  zu  berichtigen.  —  S,  205  Z.  13  v.  u.  lies  J.  (statt 
M.)  Barthelemy.  —  S.  512  Z.  20  v.  o.  1.  Drosihn  statt  Drohsin. 

S.  3*  Z.  12  V.  o.  1.  iMÜBchen  statt  Zürich.  —  S.  19*  Z.  11  v.  u.  1.  van 
statt  von.  —  S.  37*  Z.  8  v.  u.  1.  31  statt  21.  —  S.  41*  Z.  9  v.  u.  1.  F.  (statt  E.) 
Düminler.  —  S.  57*  Z.  15  v.  u.  1.  H.  (statt  W.)  Mutschmann.  —  S.  60*  Z.  16  f. 
v.  o.  ist  statt:  Beiheft  z.  Arch.  f.  Gesch.  d.  Phil.  26  (1913)  zu  lesen:  hrsg.  von 
Leop.  Löwenheim,  Berl.  1914.   —   S.  73*  Z.  12.  11  v.  u.  sind  die  Worte:  „Über 

das  Verhältnis Symposion"  zu  streichen.     (Das  platonische  Symposion  ist 

das  ältere.    Literatur  über  die  Frage  S.  92*).  —  S.  76*  Z.  25  v.  o.  1.  R.  de  Block. 

—  S.  77*  Z.  24  V.  u.  1.  scholiis  —  S.  89*  Z.  17  v.  o.  1.:  34  (1907),  177-202, 
333-344,  418—425.  -  S.  90*  Z.  25  v.  o.  1.  28  (1903),  222-240.  -  S.  90*.  91* 
sind  die  Dialoge  folgendermaßen  zu  ordnen:  Menon,  Euthydem,  Kleiner  und 
Großer  Hippias,  Kratylos,  Menexenos,  Symposion.  S.  91*  Z.  11  v.  u.  (Großer 
Hippias)  fällt  fort.  —  *S.  94*  Z.  30.  29  v.  u.  sind  die  Worte  „von  dem  also  .  .  . 
.  .  .  sein  müssen"  zu  streichen ;  vgl.  Chiappellis  ersten  Artikel  S.  209.  — 
S.  97*  Z.  23  V.  u.  1.  Jezienicki.  —  S.  108*  Z.  16  v.  u.  1.  Nour-.  —  S.  109* 
Z.  3  V.  0.  1.  Behncke  statt  Behnke.  —  S.  111*  Z.  23  v.  u.  ist  nach  „Diss."  ein- 
zufügen: (Abh.  z.  Philos.  u.  ihrer  Gesch.  hrsg.  von  Benno  Erdmann  XLIV).  — 
S.  115*  Z.  2  V.  0.  ist  statt  187  ff.  zu  lesen  212-233.  —  S.  119*  Z.  8  t.  u.  lies 
1841  statt  1881.  —  S.  122*  Z.  24  v.  o.  1  Borgeld.  —  S.  129*  Z.  3  v.  o.  lies  B. 
(statt  R.)  Büchsen  schütz.  —  S.  157*  Z.  26  v.  o.  lies  P.  (statt  F.)  v.  Gizycki.  — 
S.  158*    haben    Phaidros    und    Zenon    von    Sidon    ihren   Platz  zu   wechseln.   — 


Nachträge.  233* 

S.  163*  Z.  18  V.  n.  lies  C.  (statt  G.)  Giussani.  —  Z.  (1  v.  u.  lies  P.  (statt  F.) 
V.  Gizycki.  —  „S.  171*  Z.  23  v.  o.  I.  57  statt  54.  -  S.  177*  vor  Z.  19  v.  u. 
füge  man  als  Überschrift  ein:  Einiiirhunijoi  des  Poseidonins.  —  S.  1S4*  Z.  28 
V,  u.  1.  C.  (statt  H.)  Hosiiis.  —  S.  1J)1*  Z.  16  v.  u.  1.  Drosihn  statt  Drohsin.  — 
S.  201*  ist  Z.  4  V.  0.  hinter  Z.  6  v.  o.  zu  stellen.  —  S.  206*  Z.  14  v.  u.  1.  A. 
(statt  O.)  Harnack.  —  S.  224*  Z.  23  v.  o.  ist  hinter  „Altertumsw."  einzufügen: 
149  (1910  III),  161;  170  (1915  I),  167. 


II.  Nachträge. 

S.  17  Z.  8  V.  0.  (Corp.  medic.  Gr.)  füge  hinzu:  Vgl.  unten  S.  570  Z.  8  v.  u. 

—  Z.  8  V.  0.  f.  h.:  Corpus  medicorum  Latin,  editum  consilio  et  auctoritate  instituti 
Puschmanniani  Lipsiensis,  Erschienen  I:  A.  Cornelii  Celsi  quae  supersunt  rec. 
Frid. Marx, Leipz.u.Berl.  1915.  — Z.  12  v.u.  f.  h.:  Tliva^  zwv  Seocfgäoiov  ßiß/Jojv (Diog. 
Laert.  5,  42  —  50)  in  Useners  Analecta  Theophrastea  =  Kl.  Sehr.  I  S.  52—60.  — 
S.  IS  (unter  c)  f.  h.:  Hippolytos'  Werke,  III.  Bd.:  Refutatio  omnium  haeresium 
hrsg.  V.  Paul  Wendland  (Die  griech.  christl.  Schriftst.  d.  ersten  drei  Jahrb., 
hrsg.  V.  d.  Kirchenväter-Komra.  d.  K.  preuß.  Akad.  d.  Wiss.),  Leipz.  1916.  — 
S.  32  Z.  22  V.  0.:  Die  orphischen  Fragmente  Diels  Vors.  IP  S.  175  ff.  No.  17 
bis  20  auch  in:  Lamellae  aureae  Orphicae,  ed.  commentario  instrux.  AI.  Olivieri, 
Bonn  1915  (Kleine  Texte  No.  133).  S..  75  Z.  19  v.  o.  hinter  lamblichos  f.  h.: 
(Vgl.  S.  623,  638  [Ausgaben]).  —  S.  141.  Z.  17  v.  u.  f.  h. :  H.  Diels,  Ein  neues 
Fragment  aus  Antiphons  Buch  Über  die  Wahrheit,  Sitz.  d.  Berl.  Akad. 
1916,  931 — 936.  —  S.  145  Z.  7  v.  u.  f.  h. :  Einen  syrisch  erhalten_en  pseudo- 
sokratischen  Dialog  über  die  Seele  veröffentlichte  in  deutscher  Übersetzung 
V.  Eyssel,  Rhein.  Mus.  48  (1893),  175—195.  —  Die  unter  Sokrates'  Namen  über- 
lieferten Vergleiche  (A.  Elter.  Fvconixa  dfioioj/naia,  Bonn  1900,  Pr.)  sind  spätere 
Fiktion.  —  S.  145  Z.  3  v.  u.  f.  h. :  Nach  G.  Loeschcke,  Das  Bildnis  des  Sokrates, 
Sokrates  4  (1916),  593  f.  (hier  auch  Früheres).  —  S.  165  Z.  5  v.  o.  f.  h. :  Unechte 
Dialoge  und  Aspasia-Fragraent  nebst  Vita:  Aeschinis  Socratici  dialogi  tres  Graece 
et  Latine,  ad  quos  accessit  quarti  Latinum  fragmentum;  vertit  et  notis  illustr.  loa. 
Clericus,  Amstelodami  1711.  —  S.  174  Z.  27  v.  o.  (Diogenesporträt)  f.  h. :  J.  Babelon, 
Diog^ne  le  Cynique,  Revue  numismat.  18,  14  ff.  (Bronzemünze).  —  Z.  21  v.  u, 
Antisthenesfragment  b.  Themist.  Ji.  do^^oecog,  Rhein.  Mus.  27  (1872),  450  f.  Anti- 
sthenes'  Physiognomonikos :  R.  Foerster,  Script,  physiogn.  I  S.  XL  CXC.  —  S.  195 
Z.  30  v.  o. :  Antike  Zeugnisse  f.  Piatons  Leben  auch  in  Diels'  Vorspkratikern ; 
s.  dort  das  Namenregister  II  1^  S.  849.  —  S.  206  Z.  14  f.  v.  o.:  In  Übersetzung 
von  Otto  Apelt  sind  jetzt  auch  Euthydemos,  Hippias  I  und  II,  Ion,  Alkibiades 
I  und  II,  Staat  (4.  Aufl.),  Gesetze, '  Briefe  sowie  Charmides,  Lysis  und  Mene- 
xenos,  in  Übersetzung  von  G.  Schneider  (hrsg.  von  B.  v.  Hagen)  Laches  und 
Euthyphron  erschienen.  —  S.  341  Z.  18  v.  o. :  Sieh  auch  Diels  Vorsokr.  II  1* 
S.  849  f.  —  S.  369  nach  Z.  5  v.  o.:  De  inundatione  Nili.  Lateinische 
Übersetzung  von  Tlsgl  tfjg  xov  Nsllov  dvaßäoscog  aus  dem  13.  Jahrh.  bei  Val. 
Rose,  Aristoteles  Pseudepigr.  S.  633  ff.  =  Aristot.  qui  fereb.  libr.  fragm. 
No.  248.  —  S.  372  Z.  22  v.  o.:  Protreptikos  s.  Gudeman  oben  S.  492  Z.  15 
V.  o.  —  S.  424  Z.  8  V.  0.:  Neue  meteorologische  Fragmente  des  Theophrast 
arabisch  und  deutsch  hrsg.  von  Gotth.  Bergsträsser,  mit  Zusätzen  vorgelegt 
von  Franz  Boll,  Sitz.  d.  Heidelb.  Akad,,  philos.-hist.  Kl.,  Jahrgang  1918. 
9.  Abhandl.,  Heidelberg  1918.  —  S.  433  Z.  24  v.  o.  (Bildnis  des  Chrvsippos) 
füge  hinzu:  P.  Wolters,  Archäol.  Anz.  1917,  117  f.  —  S.  456  Z.  13  v.  u.: 
U.  V.  Wilamowitz-Moellendorff,    Kerkidas,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1918,  1138—1164. 

—  S.  460  Z.  14  V.  u.  f.  h.:  R.  Philippson,  Der  Epikureer  Timasagoras,  Berl. 
philol.  Wochenschr.  1918,  1072  (Timasagoras  identisch  mit  dem  bei  Cicero 
Lucullus  80  und  Aetios  4,  13,  6  S.  403,  22  Diels  genannten .  Timagoras).  Hier 
(S.  1073)  auch  Weiteres  über  die  Schule  des  Nikasikrates.  Über  den  Epikureer 
lolaos  Diels.  Philodemos  Über  d.  Götter  Euch  III  (s.  Text  S.  463  unten)  Erläut. 
S.  46  f.,  und  Philippson  a.  a.  O.  —  S.  462  (Epikuros)  f.  h.:  J.  Tolkiehn,  Epiku- 
reisches. Wochenschr.  f.  kl.  Philol.  1918,  185  f.  —  S.  462  Z.  33  v.  o.  f.  h.:  Text- 
kritisches zu  diesem  Fragment:  P.  Maas,  Rhein.  Mus.  72  (1918),  311.  —  S.  463 
(Hermarchos)  f.  h.:  A.  Brinkmann,  Rhein.  Mus.  71  (1916),  581  ff.  —  S.  463  Z.  3 
V.  u.  f.  h.:  S.  zu  dieser  Schrift  auch  R.  Philippson,  Hermes  53  (1918),  358—395; 
54  (1919),  216  f.   —   S.  464  Z.  15  v.  o.  f.  h.:   Herstcliungsvorschläge  bei  R.  Phi- 


234*  Nachträge. 

lippsou,  Hermes  53  (1918),  3S7  ff.  —  S.  J-(>5  (Philodem  Ihol  rToiij/iuzon'):  Chr. 
Jensen,  Xeoptolemos  und  Horaz,  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  Jahrg.  1918,  phil.-hist. 
Kl.  Xo.  14  (Berlin  1919)  S.  5  ff.  —  S.  490  Z.  19  v.  o.:  Grabepigramm  auf  Telekles  bei 
Kaibel,  Epigr.  Gr.  ex  lap.  coli.  Xo.  40.  —  Z.  7  v.  u.:  Bruchstück  eines  Papvrustextes 
vielleicht  aus  der  Akademie  Üxyrh.  Pap.  Bd.  6  (1908)  Xo.  869.  —  S.  505  Z.  20'v.  o.  f.  h. : 
Vgl.  den  X'achtrag  zu  S.  460.  —  Z.  22  und  15  v.  u.  (Hermippos  und  Herakleides 
Lembos):  Oxyrh.  Papyri  Bd.  11  (1915)  Xo.  1367  (Auszug  d.  Herakl.  L.  aus  Herm. 
über  Gesetzgeber,  sieben  Weise  und  Pythagoras).  —  8.  509  vor  Z.  10  v.  u.  f.  h. : 
Cato:  Fälschlich  unter  seinem  X'amen  gehen  ,,Disticha  Catonis"  (s.  iS.  187* 
Z.  8  V.  u.).  Ausgaben  von  G.  X^methv*,  Budap.  1895.  Aem.  Baehrens,  Poet. 
Lat.  min.  III  S.  205—242.  Dazu  M.  Boas,  Xeue  Catobruchstücke,  Philol.  74 
(1917),  313-351;  75  (1919),  156—177.  Apokryphe  Catosentenzen,  Berl.  phUol. 
Wochenschr.  1919,  232—240.  —  S.  571  Z.  7  v."o.  nach  „7"  füge  man  ein:  15,  2. 
1-14.  15;  1.5,  14. 

S.  3*  Z.  8  V.  0.  (Dessoir  u.  Menzer;:  4.  Aufl.",  Stuttg.  1917.  —  S.  7* 
Z.  5  V.  0.  (Deußen  1.  Bd.  1.  Abt.):  3.  Aufl.,  Leipz.  1915.  —  Z.  30  v.  u.  (De- 
ter-Frischeisen-Köhler):  12.  neu  bearb.  Aufl.,  Berl.  1918,  —  Z.  14  v.  u. 
(Messer):  2.  Aufl.  1916.  —  J.  Cohn,  Führende  Denker.  Geschichtl.  Einl.  in 
<1.  Philosophie.  3.  Aufl.,  Leipz.  Berl.  1917  (Aus  X'atur  u.  Geistes^velt  Bd.  176).  — 
S.  8*  Z.  6  V.  u.:  E.  Cassirer,  Gesch.  d.  Erkenntnisproblems,  2.  Aufl.,  Berlin 
1911.  —  S.  9*  Z.  10  V.  0.:  A.  Schmekel,  Die  positive  Philosophie  in  ihrer 
geschichtlichen  Entwicklung.  2.  Bd.:  Isidorus  von  Sevilla,  sein  Svstem  und 
seine  Quellen,  Berl.  1914  (der  1.  Bd.  erscheint  später).  —  S.  10*  Z.  20  v.  u. 
lEleutheropulos):  3.  Aufl.  unter  d.  Titel:  Die  Philos.  u.  d.  sozialen  Zustände 
(materielle  und  ideelle  Entwicklung)  des  Griechentums,  Zürich  1915  (vgl.  dazu 
W.  X'estle,  Berl.  phUol.  Wochenschr.  1916,  1207  ff.  1572  ff.).  —  S.  12*  Z.  2.^ 
V.  0.  (Wundt):  7.  Aufl.  1918.  —  S.  13*  Z.  8  v.  o.:  P.  Thormeyer,  Philo- 
sophisches Wörterbuch,  Leipzig  1916.  —  S.  13*  Z.  18  v.  u.:  H.  Bavinck,  Ethik 
und  Politik,  Verslagen  en  mededeel.  d.  kon.  Akad.  van  wetensch.  V  2,  1  (8.  X'ov. 
1915).  —  0.  Baumgarten,  Politik  und  Moral.  Tübingen  1916.  —  S.  15*  Z.  11 
V.  0.:  J.  J.  M.  de  Groot,  Universismus.  Die  Grundlage  der  Eeligion  und 
Ethik,  des  Staatswesens  und  der  ^Wissenschaften  Chinas,  Berlin  1918.  —  Z.  12 
V.  u.  nach  „1895"  f.  h.:  2.  Aufl.,  Stuttg.  u.  Berl.  1917.  —  S.  16*  Z.  30  v.  u. 
nach  ,,1894-'  f.  h.:  2.  Aufl.,  Leipz.  1917.  —  S.  17*  Z.  6  v.  o.:  K.  Geldner,  Zur 
Erklärung  des  Rigveda,  Zeitschr.  d.  Deutsch,  morgenl.  Ges.  71  (1917),  315—346. 
—  P.  Deussen,  Vedänta,  Piaton  und  Kant,  Wien  1917.  —  P.  Schwarzkopff, 
Vedantismus  u.  Unsterblichkeit,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  31  (1918),  91  —  105.  — 
Z.  21  V.  0.:  A.  Hillebrandt.  Textkrit.  Bemerkungen  z.  Käthaka-  und  Prasna- 
Upauisad,  Zeitschr.  d.  Deutsch,  morgenl.  Ges.  68  (1914),  579—582.  Derselbe. 
Weitere  Bemerkungen  zu  den  Upanisads,  ebenda  69  (1915),  104—106;  71  (1917), 
313  f.  —  H.  Lüders,  Zu  den  Upanisads,  Sitz.  d.  Berl.  Ak.  1916,  278-309.  — 
S.  18*  Z.  1  V.  o.  nach  ,.1890''  f.  h.:  neue  Ausg.  bes.  v.  Eich.  Schmidt,  Münster  i.  W. 
1919.  —  G.  Grimm,  Die  Lehre  d.  Buddha.  Die  Religion  d.  Vernunft.  2.  Aufl.. 
München  1917.  Derselbe.  Die  Lebenskraft  u.  ihre  Beherrschung  nach  d.  Lehre 
d.  Buddha,  Augsb.  1918.  H.  Beckh.  Buddhismus,  Berl.  1916.  H.  Hack- 
mann, Der  Buddhismus,  3  TeUe,  Halle  1905.  1906;  2.  Aufl.,  Tüb.  1917  (Reli- 
gionsgesch.  Volksb.  4.  H.  I/II).  —  R.  O.  Franke,  Die  Buddhalehre  in  ihrer 
erreichbar-ältesten  Gestalt  (im  Dighanikäva).  Zeitschr.  d.  Deutsch,  morgenl.  Ges. 
€9  (1915),  455—490;  71  (1917),  50-98.  —  H.  L.  Held,  Deutsche  Bibliographie 
d.  Buddhismus,  München  u.  Leipz.  1916.  —  Fr.  Heiler,  Die  buddhistische 
Versenkung,  München  1918.  —  Vavahära  u.  X^islha-Sutta,  hrsg.  v.  W.  Schub- 
ring, Leipzig  1918.  —  S.  20*  (§  6):  A.  Bert  hol  et.  Die  Israel.  Vorstellungen 
vom  Zustand  nach  dem  Tode,  2.  Aufl.,  Tübingen  1914.  —  J.  Schef  telowitz, 
Der  Seelen-  und  Unsterblichkeitsglaube  im  A.  T.,  Arch.  f.  Religionswiss.  19 
•  1919),  210-232.  —  Z.  20  v.  u.:  A.  v.  Hess.  Die  Anfänge  der  Biograj^hie  und 
der  psychologischen  Geschichtsschreibung  in  der  griech.  Literatur,  Rhein.  Mus. 
70  (1915),  337—357;  71  (1916),  79—101.  —  S.  21*  Z.  7  v.  o.:  Philosophen  als 
Erfinder:  W.  Schmid,  Art.  Favorinus  bei  Pauly-Wissowa  S.  2082.  Vgl.  zur 
Literatur  irceot  tvotjudTmv  auch  E.  Wendling,  Hermes  28  (1893),  341.  349.  Der 
Philosoph  als  Wetiermacher :  Erw.  Pfeiffer,  Studien  z.  antiken  Sternglauben, 
^.  93  ff.  Ankläger  von  Philosophen:  W.  Schmid,  Art.  Favorinus  bei  Paulv- 
Wis.sowa  S.  2082.   —   S.  21*  (Diog.  Laert.):   Const.   Ritter.    Philol.  68  (1909), 


Nachtrüge.  235* 

334  f.  (zu  Diog.  L.  3,  28);  dazu  Jul.  Czebc,  Philol.  75  (1919),  178—182. 
E.  Howald,  Handbücher  als  (Quellen  des  Diogenes  Laertius,  Philol.  71  (1917), 
119—130.  —  S.  2N*  Z.  17  V.  0.:  K.  Hubert,  Leben  u.  Unterricht  in  d.  Aka- 
demie, Sokrates  2  (1914),  256—2(53.  —  W.  Bousset,  Jüdisch-christlicher  Schul- 
betrieb in  Alexandreia  und  Rom;  Forsch,  z.  Relig.  u.  Lit.  d.  Alten  und  Neuen 
Testaments,  N.  F.  Heft  6  S.  1  ff.  (Gott.  1915).  —  Z.  19  v.  o.  (G.  Bruns):  auch 
in  des  Verf.  Klenieren  Schriften  II  (Weimar  1882)  S.  192-237.  —  Z.  31  v.  o. : 
Ulr.  Wilcken.  Jahrb.  d.  Deutscheu  Archäol.  Instituts  32  (1917),  1()2  ff.  — 
ß.  SS*  vor  Z.  17  V.  u.  ist  einzufügen  das  umfassendere  problem-geschichtliche 
Werk  von  R.  Hoenigswald,  Die  Philosophie  des  Altertums,  München  1917.  — 
8.  29*  Z.  18  V.  u.:  Hans  Keller,  Des  Weltalls  Werden,  Wesen  und  Vergehen 
in  d.  griech.  Philosophie,  S.-A.  aus  d.  Zeitschr.:  Das  Weltall,  13.  Jahrg.  1913.  — 
S.  30*  Z.  20  V.  0.:  O.  Weinreich,  Triskaidekadische  Studien,  Gießen  191(5 
(Religionsgesch.  Vers.  u.  Vorarb.  Bd.  16  H.  1).  —  Z.  14  v.  u.:  Fr.  Boll,  Stern- 
glaube und  Sterndeutung.  Die  Geschichte  und  das  Wesen  der  Astrologie.  Unter 
Mitwirkung  von  C.  Bezold.  (Aus  Natur  und  Geisteswelt  Bd.  638.)  Leipz.  Berl. 
1918,  2.  Aufl.  1919.  Erw.  Pfeiffer,  Studien  z.  antiken  Sternglauben  {Exor/eTa, 
Heft  2),  Leipz.  Berl.  1916  (Eingehende  Berücksichtigung  der  Beziehungen  zur 
Philosophie).  Paul  Capelle,  De  luna,  stellis,  lacteo  orbe  animarum  sedibus, 
Halle  1917,  Diss.  —  S.  31*  Z.  9  v.  o.:  W,  Capelle,  Berges-  u.  Wolkenhöheii 
bei  griechischen  Physikern  {ZxoiyeTu,  Heft  5),  Leipz.  Berl.  1916.  —  Alb.  Rehm, 
Griech.  Windrosen,  Sitz.  d.  Münchener  Akad.  philos. -philol.  u.  hist.  Kl.  1916, 
5.  Abhandl.  Dazu  Diels,  Deutsche  Lit.-Zeit.  1917,  363—366  und  W.  Ca- 
pelle, Neue  Jahrb.  43  (1919),  97.  —  J.  van  Wageningen,  De  quattuor 
temperamentis,  xMnemos.  N.  S.  46  (1918),  374—382.  —  Z.  7  v.  u.:  Seelen- 
lehre und  Sternglaube:  Erw.  Pfeiffer,  Studien  zum  antiken  Sternglauben 
(s.  Nachtr.  zu  S.  30*),  S.  113  ff.  —  S.  33*  Z.  6  v.  o.  (E.  Norden):  I,  3.  Abdr. 
1915.  —  Z.  13  v.  o.:  R.  Philippson,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1917.  504. 
Vielfach  berührt  das  Verhältnis  von  Philosophie  und  Rhetorik  W.  Schmid, 
Die  sogenannte  Aristidesrhetorik,  Rhein.  Mus.  72  (1918),  113  ff.,  238  ff. ; 
s.  besonders  243  ff.  Man  vergleiche  auch  die  Literatur  zu  den  einzelnen  für 
■die  Beziehungen  zwischen  Philosophie  und  Rhetorik  in  Betracht  kommenden 
Philosophen.  —  Interesse  der  Philosophen  für  Eigennamen:  R.  Hirzel,  Abh.  d. 
philol.-hist.  Kl.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  Bd.  36  Nr.  2  (Leipz.  1918)  S.  7.  - 
Z.  33  V.  o.  (M.  Wundt):  2.  Aufl.,  Leipz.  Berl.  1917.  —  Z.  27  v.  u.  (H.  Gom- 
perz),  2,  Aufl.,  Jena  1915.  —  Z.  8  v.  u.:  Siegfr.  Lorenz,  De  progressu  notionis 
ffdav&ocojiiag,  Leipz.  1914,  Diss.  —   Z.  4  v.  u.:  E.  Bickel  s.  S.  186*  Z.  26  v.  u. 

—  S.  33*  Z.  2  V.  0.:  E.  Bickel,  Das  asketische  Ideal  bei  Ambrosius,  Hiero- 
nvmus  und  Augustin,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  37  (1916),  4:)7— 474 
(hier  S.  448  ff.  über  antike  Askese).   —  Z.  10  v.  o.  (Dugas):   2.  edit.,  Paris  1914. 

—  Zi  11  V.  o.:  Ernst  Mever,  Der  Emporkömmling.  Ein  Beitrag  z.  antiken 
Ethologie,  Gießen  1913,  Diss.,  S.  69  ff.:  Die  Philosophie.  —  Wilh.  Meyer, 
Laudes  inopiae,  Gott.  1915,  Diss.  —  Z.  17  v.  u.:  Fr.  Wilhelm,  Der  Regenten- 
spiegel des  Sopatros,  Rhein.  Mus.  72  (1918),  374 — 402  (mit  reicher  Parallelen- 
sammlung). —  Z.  14  V.  u.:  W.  Nestle,  Politik  und  Moral  im  Altertum,  Neue 
Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  41  (1918),  225—244.  Vgl.  auch  W.  Nestle, 
Berl.  philol.  Wochenschr.  1917,  449  ff.  H.  Bavinck  und  O.  Baumgarten 
s.  Nachtr.  zu  S.  13*  Z.  18  v.  u.  —  H.  v.  Arnim,  s.  Nachtrag  zu  S.  65*  Z.  7  v.  o. 

—  Z.  6  V.  u.:  R.  Hirzel,  Die  Person,  Begriff  u.  Name  derselben  im  Altertum, 
Sitz.  d.  IMünch.  Akad.,  philos.-philol.  u.  hist.  Kl.  1914,  10.  Abh.  —  S.  34* 
Z.  10  V.  o. :  Edw.  B.  Tylor,  Primitive  culture.  Researches  into  the  development 
of  mythology,  philosophy,  religion,  language,  art  and  custom,  2  voll.,  5.  edit., 
Lond.  1913."^ —  Die  antike  philosophische  Literatur  über  die  Kulturanfänge  be- 
rührt auch  Wilh.  Meyer,  Laudes  inopiae,  Gott.  1915,  Diss.  —  Z.  18  v.  o. : 
B.  Bischof,  Die  körperl.  Erziehung  bei  den  Griechen  im  Lichte  d.  griech. 
Philosophie,  Freudenthal  i.  Österr.  1911/2,  Pr.  —  Z.  10  f.  v.  u. :  Herausgeber  des 
Archivs  f.  Religionsw.  ist  jetzt  O.  Weinreich,  der  Religionsgesch.  Vers.  u.  Vorarb. 
L.  Malten  u.  O.  Weinreich.  —  S.  35*  Z.  23  v.  u. :  Den  Däraonenglauben  berührt 
auch  Carl  Fries,  Rhein.  Muis.  55  (1900),  28  ff.  S.  ferner  Fr.  Andres,  Nachtr. 
zu  S.  37".  —  Z.  15  V.  u.:  W.  Bousset,  Zur  Dämonologie  der  späteren  Antike. 
Arch.  f.  Religionswiss.  18  (1915),  134—172.  —  B.  v.  Borries.  Quid  veteres  phi- 
losophi  de  idololatria  senserint,  Gott.  1918,  Diss.  —  S.  H.  Newhall,  Quid  de 
somniis   censuerint    quoque    modo    eis  usi  sint   antiqui   quaeritur,    Diss.  d.  Harv. 


236*  Nachträge. 

Univ.  1912'13;  Referat:  Harv.  stud.  in  Class.  philol.  24  (1913),  163  f.  —  Job. 
Geffcken,  Der  ßilderstreit  d.  heidn.  Altertums,  Arch.  f.  Religionsw.  19  (1919), 
286—315.  —  Conr.  Lackeit,  Aion,  Zeit  u.  Ewigkeit  in  Sprache  u.  Religion 
d.  Griechen,  Köiiigsb.  1916,  Diss.  —  Gillis  P:  son  Wetter,  4>cog.  Eine  Unter- 
suchung über  hellenistische  Frömmigkeit,  zugleich  ein  Beitrag  zum  Verständnis 
des  Manichäisnnis  (Skrifter  utgil'na  af  K.  Humanistiska  Vetenskapssamfundet  i 
Uppsala  17,  1),  1915.  Dazu  M.  P.  Nilsson,  Götting.  gel,.  Anz.  1916,  40  ff.  — 
S.  36*  Z.  17  V.  0.:  E.  de  Faye,  Clt-ment  d'Alexandrie.  Etüde  sur  les  rapports 
du  christianisme  et  de  la  philosophie  grecque  au  II.  sifecle,  Paris  1898  (Bibl.  de 
l'Ecole  des  hautes  ^tudes,  sciences  relig.  11).  —  S.  37*  Z.  26  v.  o. :  Fr.  Andres, 
Die  Engellehre  d.  griech.  Apologeten  d.  2.  Jahrh.  und  ihr  Verhältnis  z.  griech.- 
röm.  Dämonenlehre  (Forsch,  z.  christl.  Literatur-  u.  Dogmengesch.  hrsg.  von 
Ehrhard  und  Kirsch,  12.  Bd.  3.  H.),  Paderborn  1914.  —  M.  Dibelius,  Die 
Christianisierung  einer  hellenistischen  Formel,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert, 
usw.  35  (1915),  224  ff.  —  E.  Stemplinger,  Hellenisches  im  Christentum,  Neue 
Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  42  (1918),  81—89.  —  R.  R  ei  tzen stein,  Historia 
monachorum  und  Historia  Lausiaca  (Forschungen  z.  Rel.  u.  Lit.  des  Alten  und 
Neuen  Testaments,  N.  F.  Heft  7),  Gott.  1916.  —  Joh.  Geffcken,  Der  Ausgang 
d.  griech.-römischen  Heidentums,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  41  (1918), 
93 — 124.  —  Max  Wundt,  Der  Zeitbegriff  bei  Augustin,  Neue  Jahrb.  f.d.  klass. 
Altert,  usw.  41  (1918),  32 — 37.  —  Arbeiten  z.  Religionsgesch.  d.  Urchristentums 
(Aus  d.  Forschungsinstitut  f.  vergleich.  Religionsgesch.,  neutestam.  Abt.);  s.  Nach- 
trag zu  S.  206*  (Hermes  Trismeg.).  —  Christentum  und  antiker  Sternglaube: 
Erw.  Pfeiffer  (s.  Nachtrag  z.  S.  30*),  S.  71  ff.  —  S.  38*  Z.  24  v.  o.  (Norden, 
D.  ant.  Kunstpr.) :  I,  3.  Abdr.  1915.  —  S.  39*  Z.  17  v.  o.  hinter  „1912"  f.  h.:  Diss. 

—  Z.  21  V.  u.:  H.  Diels,  Zeitschr.  f.  vergleich.  Sprachforsch.  47  (1916),  200  ff. 
iivTs/J/eia).  —  Hans  Kramer,  .Quid  valeat  ofwroia  in  literis  Graecis,  Gott. 
1915.  Diss.  —  Ed.  Schwartz,  Über  den  hellenischen  Begriff  der  Tapferkeit, 
Straßb.   1915,  Rektoratsrede.     Vgl.    auch   S.  137*  Z.  7.  8  v.  o.  {:ivsvi^ia  —  öyxog). 

—  Z.  3  V.  u.  (Trostschriften):  R.  Philippson,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1917, 
501  ff.  —  S.  40*  Z.  11  v".  o.:  AiäXs^ig,  o^uUa  K.  Münscher.  Philol.  Suppl.  10 
(1907),  514.  520  f.  —  Z.  33  v.  o.  {Sijnkrisis):  A.  Brinkmann,  Rhein.  Mus.  66 
(1911),  616  ff.  —  O.  Weinreich,  Hermes  50  (1915),  315  f.  A.  Bretz, 
Asterios  von  Amasea  (Texte  und  Untersuchungen  zur  altchristlichen  Literatur 
3.  R.  10.  Band  1.  Heft),  Leipzig  1914,  S.  46  ff.  Vgl.  auch  S.  4.59  unten 
(Meleagros).  —  Z.  33  v.  o.  hinter  ,. Prodikos"  füge  man  ein :  (unten  S.  63*), 
Kebes  (191*),  Dion  Chr>-s.  (194*),  Maximos  v.  Tyros  (200*),  Pythagoras  (206*), 
Lukian  (215*)  und  Themistios  (231*).  —  Z.  23  v.  u.  (Symposienliteratur): 
G.  Wissowa,  Athenaeus  und  Macrobius,  Nachr.  d.  Gott.  Ges.  d.  Wiss.  1913, 
333.  —  S.  41*  Z.  2  v.  0. :  Die  Diatribe  und  angrenzende  Literaturformen  be- 
spricht O.  Haibauer,  De  diatribis  Epicteti,  Leipzig  1911,  Diss.,  S.  3  ff.  Vor- 
lesungskonzepte (im  Unterschiede  von  den  zur  Herausgabe  bestimmten  Literatur- 
werken) u.  dgl. :  W.  W.  Jaeger,  Stud.  z.  Entstehungsgesch.  d.  Metaph.  d. 
Aristot.,  Berl.  1912,  S.  135  ff.  K.  Gronau,  Poseidonios  und  die  jüdisch-christl. 
Genesisexegese,  Leipz.  Berl.  1914,  S.  294  ff.  W.  Bousset,  Jüdisch-christlicher 
Schulbetrieb  in  Alexandria  und  Rom  (Forsch,  z.  Rel.  u.  Lit.  d.  Alten  u.  Neuen 
Test.  N.  F.  Heft  6),  Gott.  1915,  S.  1  ff.  —  Zur  Unterscheidung  der  Gattungen 
ethischer  Schriftstellerei  bei  Seneca  Epist.  95,  65  E.  Bickel,  Rhein.  Mus  60 
(1905),  543  ff.  —  Onomologien:  A.  Elter,  De  Gnomologiorura  Graec.  historia 
atque  origine,  Bonn  1893—1897,  Univ -Prr.  —  Chrien:  Text  S.  184  f.  Christ- 
Schmid,  Gesch.  d.  griech.  Liter.  II ^  S.  40.  —  Eitixelmotiv  hiUUieher  Dar- 
stellung sie  eise:  P.  Wendland,  Das  Gewand  der  Eitelkeit,  Hermes  51  (1916), 
481—485.  —  S.  zu  den  Literaturformen  der  Popularphilosophie  auch  Christ- 
Schmid,  Gesch.  d.  griech.  Liter.  11^  S.  38  ff.  —  S.  41*  nach  Z.  15  v.  o.  füge 
man  ein:  e.  Papijrusfunde  philosophischer  Werke:  A.  Körte,  Neue  Jahrb.  f.  d. 
klass.  Altert,  usw.  39  (1917),  281  ff.  W.  Schub art,  Einführung  in  die  Papyrus- 
kunde, Berlin  1918,  S.  472  ff.  —  Z.  20  v.  u. :  Th.  Bergk,  Fünf  Abhandlungen 
z.  Gesch.  d.  griech.  Philosophie  u.  Astronomie,  Leipz.  1883.  —  S.  43*  Z.  20  v.  o. : 
A.  Chiappelli,  L'Oriente  e  le  origini  della  filosofia  greca,  Atene  e  Roma  17, 
263  ff.  und  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  28  (1915),  199  ff.  C.  Fries,  Arch.  f. 
Gesch.  d.  Philos.  28  (1915),  162  ff.  —  Z.  27  v.u.:  O.  Rossbach,  Hesiods 
Weltbild  und  zu  seinen  neuen  Bruchstücken,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1917, 
1501  ff.    —    Z.  25  V.  u.  s.  Nachtrag  zu  S.  32.    —    S.  46*   (§  10) :    Beziehungen 


Nachträge.  237* 

der  pseudohippokratischeu  Schriften  rtFol  öf^wr  vSdtMi'  töiron',  tteqI  ior]g 
voi'oov,  :ieqI  (/vawv,  negl  aaoxöjv  zu  vorsokratischen  Philosophen  behandelt 
F.  Willerding,  Studia  Hippocratica,  Gott.  1914,  Diss.  Zu  Tieol  dtahrig 
s.  S.  50*.  —  (§11):  Die  ionische  Kosmologie  wird  mehrfach  berührt  von 
Erw.  Pfeiffer,  Stud.  z.  antiken  Sternglauben  {^^zotxsTu  Heft  2),  Leipz.  Berlin 
1916.  —  (§  12):  Wolf  Aly,  Ionische  Wissenschaft  in' Ägypten,  Rhein.  Mus.  70 
(1915),  479  f.  —  S.  47*:  Jos.  Dörfler,  Über  den  Ursprung  der  Naturphilo- 
sophie Anaximanders,  Wiener  Studien  38  (1916),  189  ff.  —  Fr.  Drtina,  Eine 
Studie  über  die  Philosophie  des  Anaximandros,  Festschr.  f.  Jos.  Kral,  Prag  191'{, 
S.  1  —  11  (böhmisch).  —  Z.  9  v.  ii.  (E.  Krause):  III.  Teil,  Auszug  a.  d.  Janus 
(Archives  internationales  pour  l'histoire  de  la  m^decine  et  la  g^ographie  m^di- 
cale),  Leiden  1914,  IV.  und  V.  Teil,  Auszug  a.  d.  Janus  1915  (s.  d.  Besprechung 
V.  Fr.  Lortzing,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1916,  1017  ff.).  —  S.  48*  (Schrift  v.  d. 
Siebenzahl):  s.  auch  Erw.  Pfeiffer,  Berl.  philol.  Wochenschr.  ]914,  1413  ff.  — 
S.  50*  Z.  13  V.  0.  f.  h. :  Derselbe,  Das  heraklitische  Wirklichkeitsproblem  und  seine 
Umdeutung  bei  Sextus,  Wien  l9l4,  Pr.  Derselbe,  Die  Bedeutung  des  Berichtes 
bei  Sextus  für  die  Heraklitforschung,  Wiener  Studien  39  (1917),  234  ff.  Der- 
selbe, Ein  Beitrag  zum  heraklitisch-parmenideiscLen  Erkenntnisproblem,  Arch.  f. 
Gesch.  d.  Philos.  31  (1918),  63  ff.  125  ff.  —  Gull.  Yollgr äff.  De  duobus  He- 
racliti  fragmentis,  Mnemos.  N.  S.  44  (1916),  423-427;  45  (1917),  166-180.  — 
Ad.  Dyroff,  Zu  Herakleitos,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1917,  1211-1216.  - 
Ernst  Howald,  Heraklit  und  seine  antiken  Beurteiler,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass. 
Altert,  usw.  41  (1918),  81—92.  —  S.  51*:  Zur  äußeren  Geschichte  des  Pytha- 
goreismus  A.  Rostagni,  Pitagora  e  i  Pitagorei  in  Timeo,  Atti  d,  R.  Accad.  delle 
scienze  d.  Torino  vol.  49  (1913/4),  p.  373  ff.  554  ff .  U.  Kahrstedt,  Hermes  53 
(1918),  180  ff.  —  S.  53*  Z.  22  y.  o.:  ß.  Eibern,  Die  pythagoreischen  Er- 
ziehungs-  und  Lebensvorschriften  im  Verhältnis  zu  ägyptischen  Sitten  und  Ideen, 
Fulda  1916,  Bonner  Diss.  —  Fortwirkung  pythagoreischer  Zahlenspekulation 
(Bedeutung  der  Siebenzahl):  O.  Weinreich,  Triskaidekadische  Studien  (Reli- 
gionsgesch.  Vers.  u.  Vorarb.  Bd.  16  H.  1),  Gießen  1916,  S.  95  ff.  —  Eva  Sachs. 
s.  Nachtr.  zu  S.  100*.  —  S.  55*:  Dav.  Einhorn,  Xenophanes.  Ein  Beitrag  z. 
Kritik  d.  Grundlagen  d.  bisherigen  Philosophiegeschichte.  Wien  u.  Leipz.  1917 
(vgl.  dazu  H.  F.  Müller,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1917,  1545  ff.).  Derselbe, 
Zeit-  u.  Streitfragen  der  modernen  Xenophanesforschung.  Arch.  f.  Gesch.  d. 
Philos.  31  (1918),  212  ff.  —  S.  56*  Z.  13  v.  o. :  K.  Reinhardt,.. Parmenides  und 
d.  Gesch.  d.  griech.  Philosophie,  Bonn  1916.  —  W.  Kranz,  Über  Aufbau  und 
Bedeutung  des  Parmenidei sehen  Gedichtes,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1916,  1158—1176. 

—  Hoffmann,  Untersuchungen  zu  Parmenides,  Sokrates  4  (1916),  621  (Referat). 

—  Zum  Weltbild  des  Parmenides:  E.  Pfeiffer,  Stud.  z.  ant.  Sternglauben,  S.  117  ff. 

—  S.*56*  (Zenon):  M.  Schneidewin,  Von  griech.  Trugschlüssen,  Sokrates  4 
(1916),    193—196.      J.  Hart,   Von  den   griech.  Trugschlüssen,    ebenda  342— 345. 

—  S.  57*:  R.  B.  English,  Empedoclean  Psychologv,  Transact.  and  Proceed. 
of  the  Amer.  Philol.  Assoc,  Bd.  45  (1914)  S.  XVI  (Auszug).  —  S.  5S*:  Fei. 
Löwy-Cleve,  Die  Philosophie  des  Anaxagoras,  Wien  1917.  Vgl.  dazu  H,  F. 
Müller,  Berl. philol. Wochenschr.  1917,1513  ff.  Ä.  E.Taylor,  On  the  date  of  the 
trial  of  Anaxagoras,  Class.  Quarterlv  11,  81  ff.  —  W.  Capelle,  Anaxagoras,  Neue 
Jahrb.  f.  d;  klass.  Altert,  usw.  43  (1919),  81—102,  169—198.  —  S.  60*  (Demokrit 
[Briefroman]):  H.  Diels,  Hippokratische  Forschungen  V:  Eine  neue  Fassung 
des  XIX.  Hippokratesbriefes,  Hermes  53  (1918),  57—87.  —  R.  Eis  1er ^  Babylon. 
Astrologenausdrücke   bei   Demokrit,   Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  31  (1918),  52  —  54. 

—  Derselbe,  Zu  D.s  Wanderjahren,  ebenda  187  ff.  —  U.  v.  Wilamowitz- 
Moellendorff,  Hermes  54  (1919),  49.  —  S.  61*:  C.  P.  Gunning,  De  so- 
phistis  Graeciae  praeceptoribus,  Amsterdam  1915,  Diss.  H.  Raeder  (Was  ist 
ein  Sophist?),  Kort  üdsigt  over  det  philologisk-historiske  Samfunds  Virksomhed, 
Oktober  1914  bis  Oktober  1916,  Kopenhagen  1918.  Vgl.  Berl.  philol.  Wochenschr. 
1918,  1082  f.  -  H.  v.  Arnim  s.  Nachtr.  z.  S.  65*  Z.  7  v.  o.  —  S.  63*  (Hippias): 
W.  Zilles,  Hippias  aus  Elis,  Hermes  53  (1918),  45-56.  —  S.  65*  Z.  7  v.  o. 
(Antiphon):  H.  Diels,  Ein  antikes  S.ystem  des  Naturrechts,  Internat.  Monatsschr. 
f.  Wissensch.,  Kunst  u.  Technik  11  (1916),  81—102.  —  H.  v.  Arnim,  Gerechtig- 
keit und  Nutzen  in  der  griech.  Aufklärungsphilosophie,  Frankf.  a.  M.  1916, 
Univ.-Rede.  —  Z.  2  v.  u.  (Herodot  und  die  Sophistik):  H.  Diels,  Hermes  22 
(1887),  424.  —  E.  Norden,  Kunstprosa  S.  27  f.  —  S.  66*  oben  {Ewijyides  und 
die  Sophistik):   E.  Norden.    Kunstprosa  S.  28  f.    —    iThnkydidcs):    Fr.  Rittel- 


238*  Nachträge. 

iiieycr,  Thukydidos  und  die  Sopbistik,  Borna-Leipz.  1915,  Diss.  v.  Erlangen.  — 
S.  (»0*  ff.  (Sokratesliteratur):  Hoffmann,  Der  aristophanische  Sokrates,  Sokratea 
4  (191()),  620  (Referat).—  P.  Hensel,Sokrat  es,  ebenda  5  (1917).  407.  —  Fr.  Vogel, 
Aus  den  Lehrjahren  des  Sokrates,  ebenda  6  (1918),  10  ff.  —  P.  K.  Bizukides, 
7/  ^Ixt]  Tov  ^loxQdrovg,  Berün  1918.  —  Ruppersberg,  Der  Tod  des  Sokrates 
in  juristischer  Beurteilung,  Das  human.  Gymn.  29  (1918),  20  —  22  (gegen  Jos. 
Kohler  im  „Tag"  1917  Nr.  156).  —  H.  Raeder,  Das  sokratische  Evangelium, 
Nord.  Tidskr.  f.  Filol.  4.  R.  VII  1,  1  ff.  —  Jul.  Stenzel,  Zur  Logik  des  So- 
krates, 95.  Jahresber.  d.  Schles.  Ges.  f.  vaterl.  Cultur,  Bresl.  1917.  —  H.  Otter, 
De  soliloquiis  quae  in  litteris  Graecorum  et  Romanorum  occurrunt  observationes, 
Marburg  1914,  Diss.  (hier  über  das  sokratische  Daimonion).  —  W.  Nestle, 
Friedr.  Nietzsche  u.  d.  griech.  Philosophie,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw. 
29  (1912),  563  ff.  —  H e in r.  Hasse,  Das  Problem  des  Sokrates  bei  Friedr. 
Metzsche,  Leipz.  1918   (dazu  W.  Nestle,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1918,  1057  ff.). 

—  S.  73*  Z.  25  V.  u.:  W.  Gemoll,  Wochenschr.  f.  klass.  PhUol.  1917,  964  (zum 
Üikonomikos).  —  W.  Bannier,  Rhein.  Mus.  72  (1918>,  227  (Memor.  2,  1,  30  1). 
A.  W.  Persson,  Zur  Textgeschichte  Xenophons,  Lund  1915,  Diss.  (hier  S.  16 
bis  51  über  die  Xenophonpapvri).  —  (Berücksichtigung  Xenophons  bei  Späteren): 
W.  Schmid,  Rhein.  Mus.  72  (1918),  243.  W.  Gemoll,  Hermes  53  (1918),  105 
bis  10(  (Xenophon  bei  Clemens  Alexandr.).  Über  Xenophonzitate  bei  Späteren 
handelt  A.  W.  Persson,  Zur  Textgesch.  X.s  (s.  oben)  S.  52 — 158.  —  W.  Ge- 
moll, X.  und  d.  Sapientia  Salomonis,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1918,  573  f. 
(gegen  Benutzung  X.s).  —  S.  76*:  Natorp,  Artikel  Aristippos  8  bei  Pauly- 
Wissowa.  —  S.  77*:  U.  v.  Wilamowitz -Moellendorff ,  Piaton.  I.  Bd.: 
Leben  u.  Werke,  IL  Bd.:  Beilagen  u.  Textkritik,  Berl.  1919.  —  (Antike 
Berichte  über  Piatons  Leben):  E.  HoAvald,  Philol.  74  (1917),  126  ff.  — 
S.  78*:  K.  Hubert,  s.  Nachtrag  zu  S.  28*.  —  S.  80*  Z.  12  v.  o.:  K.  Kalb- 
fleisch (Galen  zu  platonischen  Schriften,  besonders  der  Politeia),  Festschrift 
für  Gomperz  (Wien  1902)  S.  96  f.  -  S.  Si*  Z.  10  v.  u.:  H.  Schöne,  Piatons 
unvollendete  Tetralogien,  Berlin  1900.  —  S.  83*  oben:  H.  D.  Verdam,  De 
ordtne  quo  Piatonis  dialogi  inter  se  succedunt.  ]Mnemos.  44  (1916),  255 — 294.  — 
S.  8(>*:  Jul.  Stenzel,  Literarische  Form  und  philosophischer  Gehalt  des  plato- 
nischen Dialogs,  Jahresber.  d.  Schlesischen  Gesellsch.  für  vaterländische  Cultur 
1916.  —  W.  Saupe,  Die  Anfangsstadien  der  griech.  Kunstprosa  in  der  Be- 
urteilung Piatons,  Weida  i.  Thür.  1916,  Leipz.  Diss.  —  S.  87*:  H.  Kruse, 
Fremde  Zusätze  in  Piatons  Apologie,  Sokrates  3  (1915),  Anh.  (Jahresber.).  299 
bis  311.  —  F.  Li  1  Ige,  Ein  rhetorisches  Schema  in  Piatons  Kriton,  Sokrates  4 
(1916),  331—338.  —  J.  Berlage,  Crito  p.  44  a,  Mnem.  N.  S.  45  (1917),  338.  — 
S.  88*  Z.  16  V.  0.  füge  hinzu:  Der  Vortrag  liegt  in  erweiterter  Ausführung  jetzt 
vor:  A.  Gercke,  Eine  Niederlage  des  Sokrates,  Neue  Jahrb.  41  (1918),  14ä — 191. 

—  H.  Pestalozzi,  Zur  Auffassung  von  Pl.s  Protagoras,  Zürich  1913,  Diss.  — 
S.  auch  Busse,  Sokrates  5  (1917),  536.  —  (Laches,  Definition  der  äy6oEia\: 
A.  Kornitzer,  Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  66  (1915),  937  f.  —  (Charmides): 
H.  Rick,  Der  Dialog  Charmides,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philosophie  29  (1916),  211 
bis  234.  —  S.  89*  (Lvsis):  M.  Pohlenz,  Gott.  gel.  Anz.  1916,  252  ff.  H.  v.  Ar- 
nim, Rhein.  Mus.  71  (1916),  364  ff.  M.  Pohlenz,  Nachr.  d.  Ges.  d.  Wiss.  z. 
Gott.,  philol. -hist.  Kl.,  1917,  560  ff.  —  H.  Mutschmann,  Zur  Datierung  d. 
piaton.  Lysis,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1918,  428-431.  —  (Gorgias):  P.  Wend- 
land.  Das  Gewand  der  Eitelkeit,  Hermes  51  (1916),  481  ff.  (zum  Schlußmythos). 

—  H.  Mutschmann,  Die  älteste  Definition  der  Rhetorik,  Hermes  53  (1918), 
440  ff.  (zu  Gorg.  453  a).  —  S.  90*  (Menon):  U.  v.  Wilamo  witz-Moellen- 
dorff,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1916,  1157.  P.  Cauer,  Pl.s  Menon  und  sein  Ver- 
hältnis zu  Protagoras  und  Gorgias,  Rhein.  Mus.  72  (1918),  284—306.  E.  Metz- 
ger, Die  mathematische  Stelle  in  Pl.s  Menon,  Sokrates  7  (1919),  Anhang  S.  10  ff. 

—  (Menexenos):  Ern.  Pflugmacher,  Locorum  communium  specimen,  Greifs- 
wald 1909,  Diss.  K.  Hude,  Les  oraisons  funebres  de  Lysias  et  de  Piaton.  Det 
Kgl.  Danske  Videnskabernes  Selskab.  Historisk-filologiske  3Ieddelelser,  I  4, 
Kopenhagen  1917.  —  S.  91*  (Kratvlos):  Ad.  Steiner,  Die  Etvmologien  in  Pl.s 
Kratvlos,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos:  29  (1916),  109—132.  —  S.  93*  (Symposion): 
H.  Weil,  Joum.  d.  sav.  N.  S.  (1908),  308.  -  S.  94*  Z.  2  v.  u.:  Hirrliers  Arbeit 
ist  in  den  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  Suppl.  23  (1897),  579—678  und  als  Diss. 
München  1898  erschienen.  —  S.  9ö*  (Politeia):  A.  S.  Ferguson,  Marriage 
Regulations  in  the  Republic  (zu  Buch  5),  Classical  Quarterly  10  (1916),  177  ff.  — 


Nachträge.  239* 

H.  Holten-Bech tolsheini,  (Zu  Piatons  Staat,)  Xordisk  Tidskritt  for  Filologi 

4.  R.  VI  1,  21  ff.  —  J.  L.  V.  Hartman,  Ad.  PI.  Remp.,  Mnem.  N.  S.  45  (1917), 
383— 41Ü;  4(5  (1918),  38—52.  —  G(uil.)  Viollgraff),  Ad  Piaton.  de  rep.  p.  421  c, 
Mnem.  46  (1918),  171.  S.  auch  Groag,  Nachtrag  zu  S.  96^  —  S.  96*  f.  (Phai- 
dros):  E.  Groag,  Zur  Lehre  vom  Wesen  der  Seele  in  Pl.s  Phaedrus  und  im 
X.  Buche  der  Republik,  Wiener  Studien  37  (1915),  189—222.  —  G.  W.  Bulter- 
M'orth,  Clement  of  Alexandria's  Protrepticus  and  the  Phaedrus  of  Plato,  Class. 
Quarterlv  10  (1916),  193  ff.  —  A.  Schwind,  Der  Mvthus  in  Pl.s  Phaidros, 
Bayer.  Blatt,  f.  d.  Gymnasialschulw.  53  (1917),  25—34.  —  H.  D.  Verdam,  Quo 
tempore  Phaedrus  Platonicus  scriptus  sit,  ]\Inem.  N.  S.  46  (1918),  383—402.  — 
Rieh.  Foerster,  Pl.s  Phaidros  und  Apuleius,  Philolog.  75  (1919),  134—155.  — 

5.  97*  Z.  11  V.  0.:..  Dazu  Pohlenz,  Gott.  gel.  Anz.  1916,  272  ff.  —  S.  9S* 
(Theaitet) :  Sachs,  Über  die  Komposition  von  Pl.s  Theaetet,  Sokrates  5  (1917),  531  f. ; 
Zur  Entstehung  von  Pl.s  Theaetet,  ebenda  535  f.  (Referate).  —  J.  H.  Anderhub, 
Zur  Erklärung  von  Pl.s  Theait.  p.  147  d,  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1918,  598  f. 

—  Draheim,  Über  die  Abfassungszeit  von  Piatons  Theaetet,  Sokrates  5  (1917), 
534.  —  (Parmenides) :  M.  Schneidewin,  Ein  Versuch  über  die  Rätsel  des  pla- 
tonischen Parmenides,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,   usw.  37  (1916),  379 — 401. 

—  S.  99*   (Politikos):    H.  v.  Arnim,    Ein  altgriech.  Königsideal,    Frankf.  a.  M. 

1916,  Univ.-Rede.  K.  Praechter,  Plat.  Politikos  311  bc,  Hermes  52  (1917), 
155  f.  —  S.  100*  (Timaios):  Eva  Sachs,  Die  fünf  platonischen  Körper.  Zur 
Geschichte  der  Mathematik  und  der  Elementenlehre  Piatons  und  der  Pythagoreer 
(Philolog.  unters,  herausg.  von  A.  Kiessling  und  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorff, 
24.  Heft),  Berlin  1917.  Xachu-irlamfjen  des  Timaios:  s.  Grundr.  11^"  Register 
unter  Piaton.  Cl.  Baeumker,  Der  Piatonismus  im  Mittelalter,  München  1916, 
Akad.Festrede,  S.  8ff.  -  L  ack  ei  t,  s.  oben  S.  236*  Nachtrag  zu  S.  35*.  -  O.Wein- 
reich,  Aion  in  Eleusis,  Arch.  f.  Keligionswiss.  19  (1919),  174-190.  -  S.  103* 
oben:  J.  J.  Hartman,  De  Piatonis  qui  dicitur  priore  Alcibiade,  Mnem.  N.  S. 
44  (1916),  163—176.  —  S.  104*  (Axiochos):  Zur  Arbeit  Meisters  vgl.  Rob.  Phi- 
lippson,  Deutsche  Lit.-Ztg.  1917,  376-380.  —  S.  105*  (Beiträge  zu  verschie- 
denen Schriften):  G.  B.  Hussev,  Archeological  notes  on  Plato,  Amer.  journ. 
of  arch.  1900,  176  (zu  Svmp.  190'd,  Politeia  450b,  Phaidros  264c).  W.  Nestle 
(zu  Protag.  340  d  und  Phaidros  230  a),  Berl.  philol.  Wochenschr.  1916,  415  f.  — 
8.  100*:  XV.  M.  Fr  an  kl,  Dialog:  Piaton  oder  Über  die  ersten  Dinge  z.  Einf.  in 
die  Methode  des  Piatonismus,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  30  (1917),  78—84.  — 
S.  100*  ff.  (Beziehungen  '.irischen  Piaton  und  anderen  Schriftstellern):  M.  Poh- 
lenz, Piaton  u.  Demokrit,  Hermes  53  (1918).  418 ff.  —  V.  Costanzi,  Una  proba- 
bile  concordanza  tra  Tucidide  e  Piatone,  Riv.  di  filol.  32  (1904),  225—230.  — 
M.  Pohlenz,  Aus  Pl.s  Werdezeit  S.  238  ff.  (Plat.  u.  Thukydidesi.  —  M.  Pieper, 
PI.  u.  Thukydides,  Sokrates  4  (1916),  617  (Referat).  —  H.  D.  Verdam,  Quo  ordine 
Isocratis  Busiris,  Adversus  soj^histas,  Helena  orationes  inter  se  succedant  et  quid 
Plato  ad  eas  responderit,  Mnemos.  N.  S.  44  (1916),  373  ff.  Derselbe,  Quid  PI. 
responderit  ad  Polycratis  orationem  in  Socratem,  Mnemos.  N.  S.  45  (1917),  189 
bis  204  (findet  die  Antwort  nicht  im  Gorgias,  sondern  im  Hipp.  min.,,.  Ion,  in  der 
Apologie,  im  Kriton,  Menexenos  und  Euthyphron).  —  K.  Urban,  Über  die  Er- 
wähnungen der  Philosophie  des  Antisthenes  in  den  platonischen  Schriften,  Königs- 
berg 1882,  Pr.  —  Eberh.  Richtsteig,  Libanius  qua  ratione  Piatonis  operibus 
usus  sit,  Lignitziae  1918,  Breslauer  Diss.  —  Leo  Bayer,  Isidors  von  Pelusium 
klassische  Bildung,  in :  Forschungen  z.  christl.  Literatur-  u.  Dogmengesch.,  hrsg. 
von  A.  Ehrhard  und  J.  P.  Kirsch,  XIII  2.  Paderborn  1915  (s.  dazu  K.  Fuhr, 
Berl.  philol.  Wochenschr.  1916,  li68  f.).  —  Gl.  Baeumker,  Der  Piatonismus 
im  Mittelalter,  München  1916,  Akad.  Festrede  (hier  S.  35  Anm.  16  frühere  Lite- 
ratur). Derselbe,  Mittelalterl.  u.  Renaissancepiatonismus,  in:  Beiträge  zur  Gesch. 
der  Renaissance  u.  Reformation,    Jos.  Schlecht    gewidmet,    München  u.   Freising 

1917.  —  J.  H.  Hanford,  A  Piatonic  passage  in  Shakespeare's  Troilus  and 
Cressida,  Studies  in  Philology,  Chapel  HiU,  Univers,  of  North  Carolina  XIII  2.  — 
P.  Deussen,  Vedänta,  Piaton  und  Kant,  Wien  1917.  —  Fr.  Boll,  Goethe  und 
Piaton  über  die  Tragödie,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1916, 1380  f.  —  Zu  Pl.s  Bedeutung 
f.  d.  Gegenwart  s.  auch  H.  F.  Müller,  PL  u.  d.  philos.  Propädeutik,  Sokrates  l 
(1913),  65—82.  —  S.  108*  ff.:  Fr.  Barn  1er,  Das  Irrationale  bei  Piaton,  Gotha  1916, 
Diss.  von  Erlangen.  —  8.  111*  (Piatons  Logik):  Lutoslawski  s.  oben  S.  84* 
Z.  6  f.  V.  o.  —  Heinr.  Maier,  Die  Syllogistik  d.  Aristoteles  II  2  S.  23  ff.  — 
Const.  Ritter,   Ein  Kapitel  aus  der  platonischen  Logik:   die  Wortbezeichnung, 


240*  Nachtrüge. 

Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  191G,  1187— 1195.  Derselbe,  Piatons  Logik,  Philol. 
75  (1919),  1  — 07.  —  Jul.  Stenzel,  Studien  z.  Entwickl.  d.  platon.  Dialektik  von 
Sokrates  zu  Aristoteles.  Arete  und  Diairesis.  Mit  einem  Anhang:  Literar.  Form 
u.  Philosoph.  Gehalt  des  platon.  Dialogs.  Breslau  1917.  —  S.  113*  oben:  Const. 
Kitter,  Pl.s  Gedanken  über  Gott  u.  d.  Verhältnis  der  Welt  u.  des  Menschen  z. 
ihm,  Arch.  f.  Religionsw.  19  (1919),  233—272.  —  S.  113*  ff.:  Eva  Sachs,  Die 
fünf  platon.  Körper  (s.  Nachtr.  zu  S.  103*).  —  Zu  den  Beziehungen  zwischen 
Platon  und  der  Medizin  M,  Pohlenz,  Hermes  53  (1918),  405  ff.  —  O.  Wich- 
mann, Pl.s  Lehre  von  Instinkt  und  Genie,  Berlin  1917  {Kantstudien,  Erg.-H.  40). 

—  S.  113*:  K.  Epp,  Zur  Erkenntnis  des  u'/.oyov  in  der  Seele  bei  PI.,  Basel  1913, 
Diss.  —  S.  117*:  W.  Schink,  Platon  und  die  Frauenbewegung,  Sokrates  3 
(1915),  432—444.  —  S.  119*  imten:  S.  J.  Warren,  Chion,  Coberus  et  Cobetus 
in:  Sertum  Nabericum,  Leiden  1908,  S.  457—460.  —  8.  131*:  M.  Grabmann, 
Forschungen  über  die  latein.  Aristotelesübersetzungen  des  XIII.  Jahrhunderts, 
Münster  i.  W.  1916  (Beitr.  z.  Gesch.  d.  Philos.  d.  Mittelalters,  hrsg.  von 
Cl.  Baeumker  Bd.  17  Heft  5—6).  —  S.  133*  Z.  23  v.  ü.:  Val.  Rose,  De  Aristo- 
telis  librorum  ordine  et  auctoritate,  Berol.  1854.  —  H.  Di  eis,  Über  die  exoteri- 
schen  Reden  d.  Aristot.,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1883,  477—494  (s.  oben  Text  S.  375). 

—  In  die  Fragen  der  Komposition  der  Lehrschriften  und  der  Gesch.  d.  aristot. 
Corpus  greifen  überall  ein  W.  W.  Jaegers  Studien  z.  Entst.  d.  Metaph.  (s.  oben 
Text  S.  373  ff.).  —  S.  133*  (Metaphvsik) :  Vgl.  die  Besprechung  früherer  Arbeiten 
bei  W.  W.  Jaeger,   Stud.  z.  Entsteh,  d.  Metaph.  S.  3  ff.  (s.  oben  Text  S.  373). 

—  W.  Jaeger,  Emendationen  z.  aristot.  Metaph.  A  —  A,  Hermes  52  (1917),  481 
bis  519.  —  S.  135*  (De  mirab.  ausc):  A.  Brinkmann,  Ps.-Arist.  &avfi.  axovofA. 
137,  844a  35  ff.,  Rhein.  Mus,  71  (1916),  159  f.  —  U.  v.  Wilamowitz-Moellen- 
dorff,  Hermes  54  (1919),  68  f.  (zu  c.  49).  —  S.  137*:  R.  Meister,  Zu  Aristot. 
Polit.  1288  a  13,  Wiener  Studien  37  (1915),  368-371.  —  J.  Mesk,  Die  Buch- 
folge in  der  aristotelischen  Politik,  Wiener  Studien  38  (1916),  250  -  269,  — 
Ad.  Busse,  Zu  Aristoteles'  „Politik",  Wochenschr.  f.  klass.  Philol.  1916,  834 
bis  838.  —  (Ökonomik):  E.  v.  Stern,  Zur  Wertung  der  pseudo-aristotelischen 
zweiten  Ökonomik,  Hermes  51  (1916),  422—44(3.  —  S.  138*  (Rhetorik  an  Ale- 
xander): P.  Wendland,  Zu  Anaximenes  Rhetorik,  Hermes  51  (1916),  486-490, 

—  S.  139*  (Poetik):  A.  Gercke,  Aristoteles'  Poetik  (seit  Vahleus  Bearbeitung), 
Deutsche  Literaturztg.  1915,  797—805.  —  S.  130*  Z.  15  v.  o.  (Peplos):  W.  Ban- 
nier,  Rhein.  Mus.  72  (1918),  234  (zu  Arist.  fragm.  ed.  Rose  S.  402,  Anthol.  ed. 
Hiller-Crusius*  S,  369),  S.  131*:  Bas.  Michael.  Zu  Aristoteles,  Wochenschr. 
f.  klass.  Philol.  1916,  859-861;  1917,  702  f.  (textkritisch  zu  Stellen  der  Magn. 
]\[oral,  und  der  Metaph.).  —  M.  Wallies,  Aristotelea,  Berl.  philol.  Wochenschr. 
1917,  1605—1607  (zu  den  von  Bas.  Michael  behandelten  Stellen).  -_  S.  133*: 
L.  Rader m acher,  Ein  Nachhall  des  Aristoteles  in  römischer  Kaiserzeit,  Wiener 
Studien  38  (1916),  72—80.  —  A.  Schneider,  Die  abendländische  Spekulation 
■des  12.  Jahrhunderts  in  ihrem  Verhältnis  zur  aristotelischen  und  jüdisch-ara- 
bischen Philosophie,  Münster  i.  W.  1915  (Beitr.  z.  Gesch.  d,  Philos.  d.  Mittelalt., 
hrsg.  V.  Cl.  Baeumker  Bd.  17  Heft  4).  -  S.  134*  (§  48):  J.  Geyser,  Die  Er- 
kenntnistheorie des  Aristoteles,  Münster  i.  W.  1917.  —  S.  ISö*  (Entelechie): 
_H.  Diels,  Zeitschr.  f.  vergl.  Sprachforsch.  47  (1916),  200  ff.  —  S.  136*  (Schluß 
von  §  49)  f.  h.:  Derselbe,  Die  Gottesidee  bei  Arist.  auf  ihren  religiösen  Charakter 
untersucht,  Köln  1915.  —  S.  143*:  R.  Meister,  Aristoteles  als  ethischer  Be- 
urteiler des  Krieges,  Neue  Jahrb.  f,  d,  klass.  Altert,  usw,  36  (1915),  481 — 494,  — 
S.  145*:  Fr.  Boll,  Goethe  und  die  tragische  Katharsis,  Berl.  philol.  Wochenschr. 
1916,  886-888,  —  Z.  7  v.  o.  (hinter  „1912-')  f.  h.:  dagegen  H,  Fischl,  Kennt 
Aristoteles  die  sogenannte  tragische  Katharsis?  Zeitschr,  f.  d,  österr,  Gymn.  67 
(1916),  504 — 508.  —  Z.  8  V.  0. :  H.  Otte,  Zur  y.üdaooig  miß>]fidzcov,  Zeitschr.  f. 
d,  österr,  Gvmn.  68  (1917),  145  ff.  —  J,  Mesk,  Wo  hat  Aristoteles  den  Ausdruck 
Katharsis  erklärt?  Wiener  Studien  39  (1917),  1  ff.  —  A.  H.  R.  Fairchild, 
Aristotle's  Doctrine  of  Katharsis,  Class.  Journ,  12,  44  ff,  —  Ad.  Dvrof f ,  Über 
d,  aristotelische  Katharsis,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1918,  615-624;  634-644. 
J.  J.  Hartman,  Käüagoig  nov  n^adtjiidzon',  Mnem.  46  (1918),  271-280.  — 
Pfaff,  Die  Kädagaig  auf  Grund  der  syrisch-arabischen  Übersetzung,  Sokrates  6 
{1918),  361  f.  (Referat).  —  Die  aristotelische  Katharsisfrage  berührt  auch  E.  Ho- 
wald,  Eine  vorplatonische  Kunsttheorie,  Hermes  54  (1919),  187—207.  — 
E.  Tische,  Der  Dithvrambos  in  der  aristotelischen  Kunstlehre,  Bern  1916  (Neu- 
jahrsbl.   d.    Liter.   Ges.    in   Bern    auf   d.    Jahr    1917).    —    S.  147*    (Theophrast) : 


Nachträge.  241* 

R.  Wagner,  ,,Der  diiinme  Kerl"  uach  Theophrasts  Charakteren,  Wochcnschr.  f. 
klass.  Philol.  1918,  8ö— 94.  —  (Aristoxeuos):  A.  Brinkmann,  Ehein.  Mus.  71 
(1916),  288  (zu  'PvOtnxä  aToi^eia  S.  270  Mor.).  —  11.  Pfeiffer,  Zu  Übersetzungen 
der  theophrastisfhen  Charaktere,  Bayer.  Blatt,  f.  d.  Gynuiasialschulw.  54  (1918 j, 
122  ff.  —  S.  14.S*  (vj  54a):  Hans  Meyer,  Gesch.  d.  Lehre  von  d.  Keimkräften 
von  d.  Stoa  bis  zum  Ausgang  d.  Patristik,  Bonn  1914.  —  Gnomische  Poesie  der 
hellenistischen  Zeit:  G.  A.  Gerhard,  Phoinix  v.  Kolophon  S.  228  ff.  Derselbe, 
Sitz.  d.  Heidelb.  Akad.  1912  Abhandl.  13,  Wiener  Studien  38  (1916),  35  ff.  — 
O.  Hense,  Rhein.  Mus.  72  (1918),  14  ff.  —  H.  W.  Litchfield,  National 
exempla  virtutis  in  Roman  literature,  Harvard  studies  in  Class.  Philol.  vol.  25 
(Verhältnis  der  Epikureer  [Lucrez]  zu  Pati-iotismus   iind    Kosmopolitismus   u.  ä.l. 

—  R.  Hirzel,  Philosophie  im  Zeitalter  des  Augustus,  bei  Gardthausen,  Augustus 
u.  seine  Zeit  I  3  S.  1296 — 1317.  —  L.  Friedländer,  Darstell,  aus  der  Sitten- 
gesch.  Roms  IV  ^  S.  283  ff.  —  P.  Tann  er  y,  Sur  la  p^riode  finale  de  la  philo- 
soi^hie  grecque,  Rev.  philos.  42  (1890),  266—287.  —  H.  Leisegang,  Der 
heilige.  Geist,  Das  Wesen  und  Werden  der  mystisch-intuitiven  Erkenntnis 
in  der  Philosophie  mid  Religion  der  Griechen.  L  Bd.  1.  Teil:  Die  vor- 
christlichen Anschauungen  und  Lehren  vom  Ttvevfia  und  der  mystisch- 
intuitiven  Erkenntnis,  Leipzig,  Berlin  1919.  —  S.  151*  (Antipatros  von 
Tarsos):  M.  Wellmann,  Hermes  52  (1917),  133  ff.  —  S.  153*:  Unter  den 
stoisch  Beeinflußten  uäre  noch  besonders  der  Grammatiker  und  Lehrer  Ciceros 
L.  Aelius  Stilo  zu  nennen.  Über  ihn  G.  Goetz,  Artikel  Aelius  144  bei  Pauly- 
Wissowa.  —  S.  153*  (§  57):  H.  Meyer,  Gesch.  d.  Lehre  von  den  Keimkräften, 
s.  Nachtr.  zu  S.  148*.  —  Zur  stoischen  Tierpsychologie  M.  Well  mann,  Hermes 
52  (1917),  130  ff.  —  S.  154*  (§  58):  Aus.  Frey,  Das  Problem  der  Menschenliebe 
{(pdavdoco^ia)  in  der  älteren  Stoa,  Heiligenstadt  (Eichsfeld)  1908,  Pr.  von  Münner- 
stadt.  —  (Diatribe):  0.  Haibauer,  De  diatribis  Epicteti,  Lips.  1911,  Diss.  (ab- 
weichend von  der  gewöhnlichen  Ansicht  über  Wesen  und  Begriff  der  Diatribe).  — 
Th.  Sinko  [Über  die  sogen,  kynisch-stoische  Diatribe],  Eos  21  (1916),  21  —  63 
(polnisch,  Referat  Wochenschr.  ^f.  klass,  Philol.  1917,  791—793).  —  S.  156* 
(Hedonischer  Kynismus):    s.  auch  F.  Dümmler,   Akademika  S,  172  f.  208.  282. 

—  S.  157*  Z.  6  V.  0.  f.  h.:  Asterios  von  Amasca:  Ad.  Bretz  (s.  S.  231*  unten) 
S.  .50  ff.  u.  ö.  —  (§  00):  Wilh.  Nestle,  Bemerkungen  zu  Epikuros,  Berl.  philol. 
Wochenschr,  1917,  1089—1094.  —  S.  159*:  J,  Vahlen,  Über  d.  Proömium  des 
Lucretius,  Monatsber.  d.  Berl.  Akad.  1877,  479-499.  -  S.  163*:  W.  A.  Merrill, 
Proposed  Emendations  of  Lucretius,  Univers,  of  California  Public,  in  Classic. 
Philol.  11  No.  12.  255.  256,  Berkeley  1914.  Derselbe,  Criticism  of  the  Text  of 
Lucretius  with  Suggestions  for  its  Improvement,  ebenda  III  No.  1.  2,  ßerkelev 
1916.  -  H.  Di  eis,  Lukrezstudien  I,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1918,  912—939.  — 
J.  Mussehl,  Über  eine  Aporie  in  der  Lehre  von  den  Aggregatzuständen  bei 
Lukrez  (II  444—477),  Hermes  .53  (1918),  197  ff.  —  Zu  Lucret.  5,  28  ff.  W.  Ban- 
nier,  Rhein.  Mus,  72  (1918),  234  ff.  —  S.  164*  (§  62):  Rob.  Philipps on,  Zur 
epikureischen  Götterlehre,  Hermes  51  (1916),  568—608;  53  (1918),  358—395.  — 
S.  166*  Z.  8  V.  0.:  G.  Paleikat,  Die  Quellen  der  akademischen  Skepsis  (Ab- 
handl. z.  Gesch.  d.  Skeptizismus,  hrsg.  v.  A.  Goedeckemeyer,  Heft  2),  Leipz.  1916, 
Königsb.  Diss.  —  Z.  23  v.  o.  (Arideikes):  F.  Hiller  v.  Gärtringen,  Hermes 
54  (1919),  106  f.  —  S.  168*  Z.  7  v.  o.  (Nachwirkungen  Varros) :  R.  Reeh,  De 
Varrone  et  Suetonio  quaestiones  Ausonianae,  Halle  a.  S.  1916,  Diss.  —  S.  169* 
Z.  24  V.  u.  (zur  Dissert.  v,  H.  Uri):  R.  Philippson,  Bei'l.  philol.  Wochenschr. 
1916,  103  ff.  -  S.  in*  (Tusc.  disp.  3,  34,  81.  83;  5,  32,  89  ff.):  R.  Philippson, 
Berl.  philol.  Wochenschr,  1917,  503.  —  S.  173*  oben:  Th.  Birt,  Kritische  Be- 
merkungen zu  Cicero  De  deor.  nat.  Buch  1,  Berl.  philol.  Wochenschr.  1918,  545 
bis  552;  569—576.  —  S.  173*  (Cic.  de  div.) :  E.  Norden,  Vergils  Aeneis 
Buch  VI^'S.  41  f.  —  S.  174*  (De  officiis):  R.  Philippson  (zu  1,  83),  Berl. 
philol.  Wochenschr.  1917,  127  f.  —  (Consolatio) :  Jacob  van  Wageningen, 
De  Ciceronis  übro  consolationis,  Groningen  1916;  dazu  R.  Philippson,  Berl. 
philol.  Wochenschr.  1917,  496  ff.  —  (Hortensius):  St  an  gl,  Berl.  philol.  Wochen- 
schr. 1915,  392.  —  S.  175*  (Cic.  de  invent.):  R.  Philippson,  Berl.  philol. 
"Wochenschr.  1918,  630  f.  —  (Cic.  de  part.  orat.):  Chr.  Jensen,  Abh.  d.  Berl. 
Akad,  Jahrg.  1918  phil.-hist.  Kl.  No.  14  (Berl.  1919),  S.  46  f.  —  S.  177*: 
W.  Kroll,  Poseidonios'  Ästhetik,  Sokrates  6  (1918),  96-98,  -  H.  Mutschmann, 
Poseidonios'  Ästhetik,  Sokrates  6  (1918),  318  f.  —  G.  Rudberg,  Forschungen  zu 
Poseidonios,  Upps.,  Leipz.  1918.  —  S.  1  ü'fi*  (Varro):  Vermittlung  poseidon,  Zahlenlehre 

Ueberweg,  Grundriß  I.  q 


242*  Nachträge. 

an  Spätere  (Gelliiis,  Macrobius,  Martianus  Capella,  Censorinus,  Augustinus,  Favonius 
Eulogius  u.  a.):  Schmekel,  Philos.  d.  mittl.  Stoa  S.  409  ff.,  Fries  u.  Praeohter  s.  S.  180* 
unter  Adrastos.  (Strabou) :  Ferd.  S  trenger,  Strabos  Erdkunde  von  Libyen  (Quellen 
u.  Forsch,  z.  alten  Gesch.  u.  Geogr.  hrsg.  von  W.  Sieglin,  Heft  28),  Berlin  1913 
(Vgl.  d.  Besprechung  von  W.  Capelle,  Berl.  philol.  Wochensehr.  1917,  289  ff., 
321  ff.).  —  R.  Münz,  Quellenkrit.  Unters,  z.  Strabos  Geogr.  mit  bes.  Eücksicht 
auf  die  poseidonianische  Sprachtheorie,  Basel  1918,  Diss.  —  S.  179*  Z.  6  v.  o. 
füge  man  ein:  s.  aber  unten  Text  S.  673  f.  —  Nach  Z.  21  v.  o.  f.  h.:  Verfasser 
ron  IJsQi  i'yovg:  Christ-Schmid,  Gesch.  d.  griech.  Lit.  II*  S.  364.  — 
H.  Mutschmann,  Tendenz,  Aufbau  u.  Quellen  d.  Schrift  v.  Erhabenen,  Berlin 
1913,  S.  69.  Derselbe,  Hermes  52  (1917),  161  (dagegen  Kroll,  Sokrates  6  [1918], 
96  ff.).  —  Z.  9  V.  u.  (Pli7iins):  H.  Diels,  Philodem  über  die  Götter  Buch  3  (s. 
oben  S.  463)  Erläuterungen  S.  20.  —  Nach  Z.  9  v.  u.  f.  h.:  Silius  Italiens: 
M.  Forstner,  Silius  Italicus  und  Poseidonios,  Bayer.  Blätter  f.  d.  Gymnasial- 
schulwesen 54  (1918),  79  ff.  —  S.  ISO*  (TacüusJ:  Tjicitus  de  Germania  erklärt 
von  A.  Gudeman,  Berlin  1916.  G.  Wissowa,  Gott.  gel.  Anz.  1916,  -658.  — 
(Ptolemaiosl :  F.  Lammert,  s.  Nachtrag  zu  S.  202*.  —  (Maximos  von  Tyros): 
W.  Capelle,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  20  (1907),  1S4,  47.  —  H.  Mutsch- 
mann. Sokrates  5  (1917),  189.  191.  194,  1.  195.  196,  1.  —  (Ailios  Aristeides  — 
sog.  Aristddestechne):  W.  Seh m id.   Rhein.  Mus.  (2  (1918),  249.  —   (TertitUian) : 

E.  Norden,  Vergils  Aeneis  Buch  Yl'>'  S.  41  ff.  —  Nach  Z.  11  v.  u.  f.  h.:  Por- 
plnjrios :  K.  Gronau,  Berl.  philol.  Wochensehr.  1915,  143.  —  Z.  3  v.  u.  füge 
man  zu  Basileios  hinzu:  und  Gregor  von  2\yssa,  Z.  1  v.  u.:  K.  Gronau,  Berl. 
philol.  Wochensehr.  1915,  131  ff.  Nach  Z.  1  v.  u.  füge  man  hinzu:  Macrobius: 
W.  W.  Jaeger,  Nemesios  S.  94  f.  135.  M.  Schedler  (s.  unten  S.  230=-^  Z.  8 
V.  0.)  S.  23.  101  11.  ö.  —  S.  181*  Z.  19  v.  o.:  W.  Kroll,  Die  religionsgeschicht- 
liche Bedeutung  des  Poseidonios,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  39  (1917), 
145—157.  —  Z.  29  V.  u.:  Poseid.  Auffassung  der  Naturvorgänge  unter  dem  Ge- 
sichtspunkte der  Theodizee:  W.  Capelle,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.  20  (1907), 
182  ff.  —  S.  182*  (tiatyros):  H.  Gerstinger,  Satyros'  ßio?  Evoi:Tidov,  Wiener 
Studien  38  (1916),  54—71.  —  (Demetrios  von  Byzanz):  Chr.  Jensen,  Abhandl. 
der  Berliner  Akademie  Jahrgang  1918,  phil.-hist.  Kl.  No.  14  (Berlin  1919),  S.  9 
Anm.  3.  —  S.  183*  (Cato):  A.  Barriera,  SulF  autore  e  sul  titolo  dei  Disticha 
Catonis,  Riv.  d'Italia  14  (1911),  909-925.  S.  auch  M.  Boas,  Berl.  philol. 
Wochensehr.  1919  S.  232  Anm.  3,  S.  232  ff.  und  die  dort  verzeichneten  früheren 
Arbeiten  von  Boas.  —  (Germanicus) :  W.  Kroll,  Art.  Julius  No.  138  bei  Pauly- 
Wissowa-Kroll  S.  458  ff.  _—  S.  185*:  Jos.  Meuer,  Die  Buchfolge  in  Senecas 
Nat.  quaest.,  Eumburg  i.  Österr.  1911,  Pr.  —  S.  186*:  J.  G.  Bering  er,  Moderne 
und  antike  Willensbildung;  ein  Beitrag  z.  Vergleich  heutiger  Willenspädagogik 
mit  jener  Senecas,  Freising  1915,  Pr.  —  J.  J.  Hartman,  De  ludo  de  morte  Claudü. 
Mnemos.  N.  S.  44  (1916),  295—314.  —  J.  van  Wageningen,  Seneca  et  luve- 
nalis.  Mnemos.  N.  S.  45  (1917),  417—429.  —  Kurt  Deissner,  Paiüus  und  Seneca, 
Beitr.  z.  P^örderung  christl.  Theologie,  21.  Bd.  2.  H.,  Gütersloh  1917.  —  S.  187*: 

F.  Muller  J.  fil.,  Ad  Senecae  naturales.. quaestiones  observatiunculae,  Mnemos. 
N.  S.  45  (1917),  319—337.  —  H.  Dessau,  Über  die  Abfassungszeit  einiger  Schriften 
Senecas,  Hermes  53  (1918),  188 ff.  —  H.  Wagen voort  H,  fil.,  Quaestiunculae 
Annaeanae,  Mnemos.  N.  S.  44  (1916),  149-162;  46  (1918),  216—224.  —  J.  Ber- 
lage,  Ad  Sen.  epist.  27,  Mnemos.  N.  S.  46  (1918),  327  f.  —  S.  188*  Z.  3  v.  o. 
f.  h.:  O.  Rossbach,  Art.  Annaeus  17  bei  Paulv-Wissowa,  Z.  24  v.  u.  (Lucanus): 
F.  Marx,  Art.  Annaeus  9  ebenda.  —  S.  190*  (Epiktet) :  W.  Scher  er,  Das 
Gleichnis,  ein  Bildungsmittel  bei  E.,  Baver.  Blätter  f.  d.  Gvmnasialschulw.  53 
(1917),  204  ff.  —  S.  Eitrem,  Varia,  Nord.  Tidskr.  for  Filol.  4.  R.  VI  2,  81.  — 
(Hierokles):  M.  Wellmann,  Hermes  52  (1917),  130  ff.  -  S.  193*  Z.  2  v.  o. 
(Kebes):  M.  Boas,  De  Nederlandsche  Cebes-Literatur,  Tijdschr.  voor  Boek-  en 
Bibliotheekwesen.  2.  reeks  VII  (1918).  —  Z.  9  v.  o.:  Autor  nsol  vipovg: 
Mutschmann,  Tendenz,  Aufbau  und  Quellen  der  Schrift  vom  Erhabenen, 
Berlin  1913  (zusammenfassend  S.  113).  —  Z.  16  v.  o.  (Tacitus) :  s.  Nachtrag 
zu  S.  180*  und  Gudeman  in  der  Ausgabe  des  taciteischen  Dialogus,  2.  Aufl., 
Leipz.  1914.  —  S.  193*  (§68):  E.  Ulrich,  Die  Bedeutung  der  stoischen  Philo- 
sophie f.  d.  ältere  christhche  Lehrbildung,  Karlsbad  1914,  Pr.  —  (Dion  Chry- 
sost.):  s.  auch  S.  223*  Z.  1  v.  o.  -  S.  194*  Z.  1  v,  o.  füge  man  ein:  Derselbe, 
La  critica  omerica  presso  Dione  Crisost.,  Studi  Falletti.  Bologna  1916  (nach  Berl. 
philol.  Wochensehr.  1918,  1187).    —    (Demonax):    s.   auch  Lukian   unten    S.  214* 


Nachträge.  243* 

(Jahresberichte)  und  S.  21.-)*  Z.  7  ff.  v.  u.  —  S.  19G*  Z.  9  v.  n.:  J.  J.  Hart- 
m a n ,  De  avondzon  des  heidendoms.  Het  leven  en  werken  van  den  Mijze  van 
Chaeronea,  Leiden  1910,  2.  Aufl.  1915.  Dazu  M.  Pohlenz,  Gott.  gel.  Anz. 
1918,  321-343.  —  S.  197*:  W.  Capelle,  Philol.  ö9  (1910),  264  ff.  (zu  Plüt. 
Quaest.  symp.).  —  Er.  Klosterniann ,  Späte  Vergeltung.  Aus  d.  Gesch.  d. 
Theodizee.'  Schriften  d.  Wissensch.  Gesellsch.  Straßb.,  Heft  26  S.  1—45,  Straßb. 
1916  (zu  de  sera  num.  vind.).  —  Max  Schuster,  Untersuchungen  z.  Pl.s  Dialog 
De  sollertia  animalium  mit  besonderer  Berücksichtigung  d.  Lehrtätigkeit  Pl.s, 
Augsburg  1917,  Münchener  Diss.  —  Bas.  Michael,  Zu  Pl.s  Moralia  (Bernard. 
vol.  III),  Berl.  philol.  Wochenschr.  1917,  282-288.  313-315.  -  J.  H.  W. 
Strijd,  AdPlut.  de  ser.  num.  vind.,  Mnem.  N.  S.  45  (1917),  227.  229  f.  —  U.v.  Wi- 
lamowitz-Moellendorff,  Hermes  54  (1919),  71  f.  —  S.  198*  Z.  13  v.  u.  f.  h.: 
=  Ges.  Abhandl.  I  327  ff.  —  S.  199*  (Apuleius):  s.  R.  Foerster,  oben  S.  239' 
Xachtr.  zu  S.  96*.  --  (Celsus):  Zell  er,  Vortr.  u.  Abhandl.  II  202  ff.  —  S.  200*: 
H.  Mutschmann,  Das  erste  Auftreten  des  Maximus  von  Tyrus  in  llom, 
Sokrates  5  (1917),  185—197.  —  S.  203*  (Klaudios  Ptoleraaios):  F.  Lammert, 
Ptolem.  jtsqI  y.QLtrjoiov  xal  rjyFjtwriy.ov  und  die  Stoa,  Wiener  Studien  39  (1917), 
249  ff.  Derselbe,  Zu  Ptolemaios,  Berl.  phil.  Wochenschr.  1919,  332-336.  — 
(Galenos):  G.  Helmreich,  Handschriftliche  Verbesserungen  zu  dem  Hippo- 
kratesglossar  des  Galen,  Sitz.  d.  Berl.  Akad.  1916,  197—214.  —  H.  Schöne, 
Zu  Galens  Schrift  Ilegi  roD  .-rag'  'hjToxgdzet  xcö^iarog,  Rhein.  Mus.  71  (1916),  388 
bis  405.  —  G.  Helmreich,  Kritische  Bemerkungen  zu  Galen,  Bayer.  Blätter  f. 
d.  Gymnasialschulw.  53  (1917),  276-294.  Derselbe,  Zu  Galen,  Philol.  75  (1919), 
77 — 94.  —  Aem.  Issel,  Quaestiones  Sextinae  et  Galenianae,  Marp.  Chatt.  1917, 
Diss.  —  (Ps.-Galen):  E.  Wenkebach,  Ps.-galenische  Kommentare  z.  d.  Epi- 
demien d.  Hippokrates,  Abh.  d.  Berl.  Akad.  phil.-hist.  Kl.  -No.  1,  Berl.  1917.  — 
S.  20Ö*  (Apollouios  von  Tyana) :  Ed.  Meyer  s.  oben  S.  583  Anm.  2.  —  (Phiiostratos ; 
'Ayvwoxog  deöc):  Ad.  Harnack,  Texte  u.  Unters,  z.  Gesch.  d.  altchristl.  Lit.  3.  R. 
IX  1  S.  1  ff.  —  P.  Corssen,  Zeitschr.  f.  neutest.  Wissensch.  14  (1913),  309  ff.  — 
Ed.  Mever,  Hermes  52  (1917),  400.  —  W.  Schmid,  Wochenschr.  f.  klass. 
Philol.  191S,  256  ff.  —  W.  Bannier,  Rhein.  Mus.  72  (1918),  231  ff.  —  (Nume- 
nios):  Fr.  Thedinga,  Biotin  oder  Num.,  Hermes  52  (1917)  592-612.  —  S.  206* 
(Pythagoras):  s.  auch  Ö.  53*  Z.  1  v.  o.  —  (Hermes  Trisraegistos) :  C.  F.  Georg 
Heinrici,  Die  Hermes-Mystik  und  d.  Neue  Testament;  hrsg.  von  E.  v.  Dob- 
schütz,  Leipz.  1918  (Arbeiten  z.  Religion sgesch.  d.  Urchristentums  1.  Bd. 
1.  Heft).  —  S.  207*  zu  §  73  (Sotion):  P.  Rabbow,  Antike  Schriften  über 
Seelenheilung  u.  Seelenleitung  S.  82  f.  94  f.  97  ff.  —  Z.  24  v.  u.  f.  h.:  3.  Aufl. 
1878.   —    S.  208*    Z.  25   v.  o.:  W.  GemoU,   Nachtr.  zu  S.  72*  (Weish.  Salom.). 

—  (Aristeas,  Aristobulos):  Jülicher,  Artikel  Aristeas  No.  13  bei  Paulv-Wissowa. 

—  Gercke,  Artikel  Aristobulos  No.  15  ebenda.  —  S.  211*  (Philon):*M.  Well- 
mann, Hermes  52  (191<),  128  f.  (Benutzung  durch  Ps.-Eustathios  z.  Hexae- 
meron),  —  A.  Brinkmann,  Rhein.  Mus.  72  (1918),  319  f.  (zu  de  aetern.  m.  2,  4 
VI  S.  73,  7  ff.  C.-W.).  —  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorff,  Hermes  54 
(1919),  72  ff.  ^  H.  Leisegang,  s.  oben  S.  241*  Nachtrag  zu  S.  148*.  — 
Zur  Nachwirkung  Philons  s.  Grundriß  11^"  Register.  Fenn  er,  De  Basilio 
Seleuc.  (oben  S.  107*)  S.  30.  —  (Diogenes  von  Oinoanda):  W.  Nestle,  Berl. 
philologische  Wochenschrift  1917,  1093  f.  (zu  fr.  36.  63).  —  S.  212*  (Sextos): 
Aem.  Issel,  Quaestiones  Sextinae  et  Galenianae,  Marp.  Chatt.  1917,  Diss.  — 
S.  213*  (Vergil):  R.  Heinze,  Virgils  epische  Technik *,  Leipzig  1915,  s.  dort 
den  Index  unter  Stoa.  —  L.  E.  Matthaei,  The  Fates,  the  Gods  and  the 
Freedom  of  man's  will  in  the  Aeneid,  Class.  Quarterly  11  (1917),  11  ff.  — 
(Ps.-Vergil,  Ciris):  S.  Sudhaus,  Hermes  42  (1907),  471  ff.  —  (Horaz): 
Stern plinger,  Art.  Horatius  No.  10  bei  Pauly-Wissowa-KroU  S.  2351  f.  — 
W.  Kroll,  Hellenistisch-römische  Gedichtbücher,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw. 
37  (1916),  93—106  (hier  S.  103  ff.  über  Philosophisches  bei  Horaz).  Derselbe, 
Die  historische  Stellung  von  Horazens  Ars  poetica,  Sokrates  6  (1918).  81—98.  — 
Jensen  s.  Text  S.  614  Anm.  —  S. 215* (Lukian  tisqI  rov  ivvm'iov):  O.  Weinreich, 
Hermes  50  (1915),  316,  2.  —  Th.  O.  Achelis,  Berl.  phUol.  Wochenschr.  1918,  717 
bis  719.  —  S.  217*  Z.  20  v.  o.  (Firmicus  Maternus):  K.  Ziegler,  Arch.  f.  Reli- 
gionswiss.  13  (1910),  247—269.  —  Z.  15  v.  u.  (Dionys.  Areop.):  H.  F.  Müller, 
Dionysios.  Proklos.  Plotinos.  Ein  hist.  Beitr.  z.  neuplat.  Philosophie  (Beiträge  z. 
Gesch.  d.  Philos.  d.  Mittelalt.  Bd.  20  Heft  3-4),  Münst.  i.  W.  1918.  —  S.  220* 
Z.  3  V.  o.  (H.  F.  Müller,  Biotin.  Studien):  IV:  Zur  Ethik  des  PI.,   Hermes  52 


244*  Nachträge. 

(1917),  57— 7G.  V:  Tlsoi  svdaiuoriac  (Ennead.  I  4),  ebenda  77-91.  —  Z.  lOv.  o. : 
H.  F.  jNIüller,  Etymolog.  Spielereien  bei  Plot.,  Hermes  52  (1917),  151.  Der- 
selbe, Wortspiele  bei  Plot.,  ebenda  62(5-628.  Derselbe,  Die  Lehre  vom  I^ogos 
bei  l'lot.,  Arch.  f.  Gesch.  d.  l'hilos.  30  (1917),  88—65.  —  Derselbe,  Plot.  u.  d. 
Apost.  Paulus,  Hermes  54  (1919),  109.  S.  auch  Nachtr.  z.  S.  217*  Z.  15  v.  u.  — 
Z.  14  V.  0.:  Fr.  Thedinga,  Plotin  oder  Numenios,  I,  Hermes  52  (1917),  592 
bis  612.  —  Z.  22  v.  o.  (H.  F.  Müller,  Kritisches  und  Exegetisches  zu  Plot.): 
Berl.  philol.  Wochenschr.  1917,  1261'.  974—976.  ia>7  f.  1055.  1375-1377;  1918. 
2L-24.  1S5  f.  210—212.  500  f.  1028;  1919,  309-312.  450-454.  —  Z.  23  ff.  v.  o. 
(Einflüsse  Plotius  auf  Spätere):  Max  \Vuudt,  PI.  und  die  Romantik,  Neue 
Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert,  usw.  35  (1915),  649—672.  Derselbe,  Noch  einmal 
Goethe  und  PL,  ebenda  41  (1918),  140  f.  H.  F.  Müller,  Shaftesbnrv  und  PI., 
Berl.  philol.  Wochenschr.  1918,  670  f.;  dazu  T.  O.  Achelis  ebenda  1919,  48.  — 
S.  auch  oben  S.  243*  Nachtrag  zu  S.  217*  Z.  15  v.  u.  (H.  F.  Müller,  Dionvsios 
usw.).  —  Z.  27  v.o.:  vor  „369"  füge  man  ein:  310  ff.  —  S.  231*  (§80): 
P.  Corssen,  Paulus  und  Porphvrios,  Sokrates  7  (1919),  18  —  30.  —  O.  Kern, 
Verschollenes  von  Porphvrios,  Hermes  54  '1919),  217—219.  —  (§  81):  Rud.  As- 
mus,  s.  oben  S.  646  Anm.  —  S.  333*  (Sopatros);  Fr.  Wilhelm,  s.  S.  630.  — 
S.  333*  (zur  Frage  der  Echtheit  der  Briefe  Julians):  Geffcken,  Kaiser  Julian 
S.  144  ff.  zu  S.  77.  -  Z.  36  ff.  (zu  Epist.  35  Hertl.):  Br.  Keil.  Ein  ?.6yog 
ovaraziy-ög,  Nachr.  d.  Gesellsch.  d.  Wiss.  z.  Gott,  philol.-hist.  Kl.  1913,  1-41.  — 

5.  334*  (Domninos):  Hultsch,  Artikel  Domninos  No.  4  bei  Paulv-Wissowa 
(dort  frühere  Literatur).  — 

S.  33  Z.  13  V.  u.  ist  der  Zweifel  an  der  Urheberschaft  des  Lukian  zu  be- 
seitigen. —  S.  369  Z.  7  V.  o.  lies  Joannes  statt  Toachim.  —  S.  434  Z.  13  v.  u.  lies 
Phainias  (Phanias).  —  S.  580  Z.  1  v.  o.  lies  Pvthagorei.  —  S.  43*  Z.  11  v.  o.  lies 
Harles.  —  S.  Ö3*  Z.  32  v.  o.  1.  Milhaud  statt  Meilhaud.  —  S.  63*  Z.  19  v.  o.  1. 
Leja  statt  Leia.  —  S.  105*  Z.  9  v.  o.  ist  statt  S.  zu  lesen  Kap.  —  S.  114*  Z.  9 
V.  o.  1.  Winiewski.  —  8.  138*  Z.  18  v.  u.  1.  K.  (statt  R.)  Wilke.  -  S.  147*  Z.  26 
V.  0.  I.  Marquard.     Z.  8  v.  u.  1.  Phainias.  —  8.  188*  Z.  5  v.  u.  1.  Mayor. 

8.  146  Z.  18  V.  0.  (Sokrates'  angebliche  Chariten):  C.  Robert,  Hermes  50 
(1915),  160.  Mit  Sokrates'  Tätigkeit  als  Bildhauer  befaßt  sich  Ad.  Busse,  So- 
krates 7  (1919),  86-90  (gegen  Vogel,  s.  o.  S.  238*  Nachtrag  zu  S.  66*  ff.).  — 
8.  368  Z.  18  V.  u.:  Aristoteles'  Sophistische  Widerlegungen,  neu  übersetzt  u.  mit 
einer  Einl.  u.  erkl.  Anni.  vers.  v.  Eng.  Rolfes  (Philos.  Bibl.  Bd.  13),  Leipz.  1918. 
—  8.  511  (Epiktet):  M.  Boas,  De  oudste  Nederlandsche  Verteling  van  Epic- 
tetus'  Enchiridion  en  haar  auteur,  Tijdschr.  voor  Xederl.  Taal-  en  Letterkunde, 
Deel  37  Afh  4  (1918).  —  8.  35*  Z.  7  v.  u.  (Zeller,  Philos.  d.  Gr.):  I.  Teil  1.  Hälfte, 

6.  Aufl.  mit  Unterst,  v.  Frz.  Lortzing  hrsg.  v.  W.  Nestle,  Leipz.  1919.  — 
8.  70*  O.  Schering,  Symb.  ad  Socratis  et  Socraticorum  epistulas  explicandas. 
Greifsw.  1917,  Diss.  —  8.  72*:  P.  Klimek,  Die  Gespräche  über  die  Gottheit 
in  Xenophons  Memorabilien  auf  ihre  Echtheit  untersucht,  Breslau  1918. 
K.  Löschhorn,  Kleine  kritische  Bemerkungen  zu  Xenophons  Oeconomicus. 
Conviviura,  Hiero,  AgesUaus,  Apologia  Socratis  und  Memorabilien,  Berl.  philol. 
Wochenschr.  1919,  116—120.  475—480.  Erw.  Scharr,  Xenophons  Staats-  und 
GeseUschaftsideal  und  seine  Zeit,  Halle  a.  S.  1919,  Diss.  —  8.  95*  Joh. 
Haack,  De  Reip.  Plat.  priore  editione,  Greifsw.  1917,  Diss.  —  8.  107*  Z.  11 
V,  o.:  Hans  Meyer,  Plat.  u.  d.  aristot.  Ethik,  München  1919.  —  Z.  19  v.  u. 
f.  h. :  Eb.  Rieht  steig,  Das  Piatonstudium  des  Rhetors  Himerios,  Jahresber.  d. 
Schles.  Ges.  f.  vaterl.  Cultur  1918,  IV.  Abt.  —  8.  140*  Hans  Meyer  s.  Nachtr. 
z.  S.  107*.  —  8.  155*:  O.  Immisch,  Zu  Kerkidas,  Berl.  philol.  Wochenschr. 
1919,  598—600.  —  8.  174*  (Consolatio) :  Carol.  Kunst,  De  S.  Hieronymi 
studiis  Ciceronianis  (Diss.  philol.  Vind.  vol.  12,  pars  2,  S.  111  ff.),  Wien,  Leipz. 
1918.  —  8.  188*  oben:  K.  Busche,  Zu  Senecas  Büchern  de  beneficiis  und  de 
dementia,  Rhein.  Mus.  72  (1918),  464-472. 


Ee^ister. 


Das  Eegister  enthält  die  Xamen  der  Philosophen   und   Philosophenschulcn   und 
der  Literaturen  so'wie  eine  Auswahl  weiterer  Namen  und  Sachen.     Ein  der  Seiten- 
zahl nachgesetztes  t  deutet  auf  eine  Hatiptstelle. 


A. 


AaU,  A.  29*  49*  69*  153*  210*  219*. 

Aars,  B.  E.  109*  111*  117*. 

Äbaris  52*. 

Abbamondi,  A.  142*. 

Abeken,  W.  118*  143*. 

Abel,  E.  43*. 

Abernettv,  W.  196*. 

Abert,  H.  37*  145*  147*  151*  154*  159*. 

Abraham  ben  Tibbon  371. 

Achelis,  Th.  18*  109*. 

Achelis,  Th.  O.  38*  126*  146*  186* 
243*  f. 

Achilleus  d.  Held  d.  Jlias  100  (Argu- 
ment d.  Eleaten  Zenon).  268  f. 

Achilleus  (Araticommentator)  180*. 

Ackermann,  O.  106*. 

Acri,  F.  2*. 

Adam,  A.  M.  207. 

Adam,  Frz.  201*. 

Adam,  G.  87*. 

Adam,  J.  207  f.  25*  95*  106*  110*  143* 
150*  f. 

Adam,  E.  103*  f. 

Adamson,  J.  E.  95*  117*. 

Adamsou,  E.  27*. 

Adeimantos  196. 

Adler,  G.  10*. 

Adler,  M.  180*  185*  196*  f. 

Adrastos  33  569  574  f.f  625  6r4  67^ 
681  180*  202*  f. 

Adrian,  K.  135*. 

Aegvpter  14  33  42  76  289  f.  57*  u.  ö. 

Aelius  Stile,  L.  495  241*. 

Aelius  Tubero,  Q.  176*. 

Aetios  29  22*  232*  und  passim. 

Aetna- Gedicht  179*. 


Afzelius,  F.  G.  141*. 

Agahd,  E.  491  167*  178*. 

Agamestor  695. 

Agapios  648  671. 

Agatharchides  505  507  182*. 

Agathias  648  659. 

Agathen  142. 

Agni  13. 

Agrippa  607-609. 

Ahrens,  H.  13*. 

Ahrens,  H.  L.  111*. 

Ahriman  13. 

Ahuramazda  13. 

Aidesios  617  638  644t  645. 

Ailianes  31  194  366. 

Ailies  Aristeides  ISO*  235*  242*. 

Aineias  v.  Gaza  661  667  107*  217*. 

Ainesidemes  42  486  607  ff.t  169* 
212*. 

Aischiues  d.  Sekratiker  163  ff.  167  f.S- 
173  72*  f.  233*. 

Aischvles  50*  54*  66*. 

Aithiops  187. 

Akademie,  Ältere  352  ff.  118*  ff.  Mitt- 
lere u.  neuere  489  ff.t  612  165*  ff.f 
234*  241*.  S.  auch  Platenisnius 
(Mittlerer)      und      Neuplatenisnms 

'   "    (Orientierung  353  imten). 

Akademie,  Berliner:  Comment.  in  Arist. 
Graei^a  365  f.;  Supplem.  Aristot. 
366;  Aristoteles- Ausgabe  368. 

AkusUaos  36. 

Akusmatiker  77. 

Alaux,  I.  E.  8*. 

Albert,  G.  110*. 

Alberti,  E.  1*  67*  80*  85*  90*  f.  99* 
111*  198*. 

Alberts,  O.  132*. 

Albertus  Magnus  382  10  r*. 


24()=' 


Register. 


Albinos  41  43  205  537  f  539  553  ff.t 
563  f.  56G  f.  627  ()74  180*  198*-;-. 

Albrecht,  Friedr.  570. 

Alexander  d.  Gr.  125  693  38*  120*. 

Alexander,  ^\^  J.  98*. 

Alexandriner  20  41. 

Alexandrinifiche  vSchule  der  Neuplato- 
iiiker  659  ff.  226*  ff. 

Alexandristen  577. 

Alexandros  v.  Aigai  569  573  t  201*. 

Alexandros  v.  Aphrodisias  41  87  365  f. 
386  393  399  568 1  571  573  576  f.  t 
619  625  645  651  690  203*. 

Alexandros  v.  Damaskos  690. 

Alexandros  v.  Lvkopolis  660  j  669  226* 
228*. 

Alexandros  Polyhistor  26  578  t  579 
582  t  21*. 

Ale^ci,  C.  58*. 

Alexinos  169  f.  171  73*. 

Alfaric,  P.  120*. 

Alfenus,  N.  662. 

Alkibiades  147  162  168. 

Alkidamas  142  224  64*  78*  107*. 

Alkmaion  74 1  75  79  84  f.t  295  53*. 

Allard,  P.  223*. 

AUatius,  Leo  645. 

Alleeorese  34  176  180  443  513  516  549 
6(30  641  f.  38*. 

Allen,  K  172*. 

Allen,  Th.  W.  79*. 

Allers.  W.  184*. 

Allievo,  G.  69*. 

Alline,  H.  79*  96*. 

Alma,  J.  d'  211*. 

Alpers,  J.  40*  63*  72*  191*  194*  200* 
231*. 

Aiston,  L.  191*. 

Altenburg,  M.  85*  133*  224*. 

Altes  Testament  und  griechische  Philo- 
sophie 590  ff.  208*.  Vermeintliche 
Abhängigkeit  Piatons  vom  A.  T. 
585  595  603  668. 

Altmann,  G.  176*. 

Altwegg,  W.  65*  74*. 

Alvermann,  K.  219*. 

AlvieUa,  Goblet  d'  16*. 

Alwis,  jam.  de  17*. 

Aly,  W.  69*  237*. 

Amafinius  497. 

Ambrosius  168*. 

Am^lineau  19*. 

Amelios  617  620  622  t  625  635  t  639  220*. 

Amen,  J.  J.  115*. 

Amenophis  IV.  14. 

Amico,  Gaet.  d'  186*. 

Ammendola,  G.  130*  131*. 

Amraianus  Marcellinus  192*. 

Amnion  14. 

Ammon,  G.  491  59*  142*  162*. 

Ammonios  Hermeiu  17  365  386  617 
623  636  639  660 1  661  663  f.  667  f 
669  226*  227*  t. 


Ammonios,  Lehrer  d.  Plutarch  v.  Chai- 

roneia  544  690. 

Ammonios  d.  Peripatetiker  680  684  690 
230*. 

Ammonios  Sakkas  618  f.t  620  624 
218*. 

A^itivkIrs  1  1t 

Anacharsis  36  174  527  692  43*. 

Anatolios  639  680  f.  t  180*  230*. 

Anaxagoras  32  37  39  50  51  53  64  f.  70 
73  74  99  103  105  108  110  ff.  t 
119  f.  146  160  168  394  615  629  692 
41*  57*  f.t  59*  237*.  Homöomerien 
110  112.  Xus  110  113  f.  Urzustand 
und  Entwicklung  der  Dinge  113  f. 
Weltbild  114  f.  Beschränkung  auf 
die  Aufsuchung  mechanischer  Ur- 
sachen 110  116.  Sinnesempfindung 
durch  Ungleichartiges  115. 

Anaxarchos  von  Abdera    124  f.  487  60*. 

Anaximandros  36  37  53  58  ff.  t  73  95 
99  692  41*  47*  t-  "A.-reioov  58  61  f. 
Weltbild  58  f.  60.  Gestalt  d.  Erde 
61.  Entstellung  der  Tiere  und 
Menschen,  Verhältnis  z.  Deszendenz- 
theorie 61.  Himmelskugel  u.  Erd- 
tafel 59.  . 

Anaximenes  v.  Milet  37  53  59  62  ff.  t 
92  99  114  f.  692  41*  47*  f.  Luft 
als  Prinzip,  .Ti';<rwo/c  und  aoaUomg 
62  f.  Weltbild  64. 

Anaximenes  v.  Lampsakos  384. 

Anchipylos  173  73*. 

Ancillou  (Pfere)  135=^. 

Anderhub,  J.  H.  239*. 

Anderson,  W.  B.  167*. 

Andreatta,  B.  101*  f. 

Andres,  Fr.  235*  f. 

Andres,  W.  133*  139*. 

Androkvdes  52*. 

Andron'ikos  von  Rhodos  23  41  359  364 
376  380  568  t  ^^^^  571  f.t  6S3  f. 
178*  201*  t- 

Androtion  126. 

Andrutsos,  Chr.  109*  111*. 

Anecdoton  Hierosolvmitanum  366. 

Anecdoton  Holderi  679  130*. 

AngeUtti,  F.  137*. 

Angermann,  O.  128*  132*. 

Anhut,  E.  144*. 

Annambhattas  Tarkasaingraha  17*. 

Annikeris  der  Hedoniker  1867  187 
191  t  485. 

Annikeris  der  Befreier  Pjatons  199. 

Anonymus  II  zu  Arat  lv8*. 

Anonymus  z.  d.  Analyt.  post.  d.  Aristo- 
teles 365. 

Anonymus  z.  d.  Kategorien  d.  Aristo- 
teles 366. 

Anonymus  z.  Nikom.  Ethik  366  561. 

Anonymus  z.  Rhetorik  d.  Aristoteles  366. 

Anonymus  z.  d.  Sophist,  elenchoi  des 
Aristoteles  366. 


Register. 


247=* 


Anonymus  lamblichi  126  139  f.  y  63'  f. 
Anonymus  Londinensis  366  372. 
Anonymus  Menagii  358  364  376. 
Anonymus  zu  Piatons  Parmenides    649. 
Anonymns     zu      Piatons     Theaitet     s. 

Theaitetkoramentator. 
Anonymus,  Vita  Piatonis  194. 
Anonymus    (Edinb.  1760)    über    Piaton 

76  . 
Anonymus,  Vita  Pythagorae  23. 
Anonymus      :jTeQi     jto?.crixijg     i:jiozt'i/()jg 

217*. 
Anquetil-DupeiTon,  A.  H.  15*  19*. 
Antakolutliie    der    Tugenden     452   556 

563  5G4. 
Antigonos  Gonatas  434. 
Antigonos  y.  Karystos  17  23  20 ^ 
Antimoiros  142. 
Antiochos  v.  Askalon    48   405    489  f.  f 

494  f.  t    496  ff.    541    560    636   689 

166'^  169*  173*  175*. 
Antipatros,    Freund    des  Diogenes    yon 

Oinoanda  605. 
Antipatros  der  Kyrenaiker  187. 
Antipatros  v.  Tarsos    172    432  f    436 1 

450  501  689  151- t  241*. 
Antipatros  y.  Tyros  509  512  689  182*. 
Antiphon  der  Redner  618  64*. 
Antiphon   der   Sophist    126    141  f.    64* 

233*. 
Antiphon,  Stiefbruder  Piatons  196. 
Antisthenes    der   Kyniker    42    125    138 

149    163  165-  173  ff.  f  181  223  266 

268    273    308  ff.    528  f.    685    74*  t 

233*  239*. 
Antisthenes  v.  Rhodos   der   Diadochen- 

schriftsteller  26  505  21*  182*. 
Anton,  C.  Th.  135*. 
Anton,  H.  S.  115*  125*  138*  142*. 
Anton,  W.  51*. 
Anytos  144  161  f.  69*. 
Anz,  H.  491  175". 
Apellikon  y.  Teos  376. 
Apelt,  E.  F.  55*  57*. 
Apelt,  Mathilde  503  179*  181*  210*. 
Apelt,   0.    205-209   235   369  f.   2*   24* 

30*  34*  41*  56*  62*  f.  73*  79*  82*  f. 

85*  f.  90*  94*  98*- 101*    115*  117* 

122*  f.   125*  f.    133*  149*  154*  176* 

196*  f.  202*  f.  225*  233*. 
ApoUinarios  y.  Laodikeia  637. 
Apollodoros  y.  Athen,  der  Chronograph 

17  21  437  20*  152*  und  passim. 
Apollodoros    von    Athen,     der    Stoiker 

(Apollod.     „Sillis",        'A;to?2öö.    6 

"Ecfd/.o;)  um  100  y.  Chr.  689. 
Apollodoros    der    Garten  tyrann    30   460 

463  471  606  689  158*. 
Apollodoros  y.  Kyzikos  60*. 
Apollodoros  y.  Seleukeia  436. 
Apollonides  d.   Grammatiker  y.  Xikaia 

608. 
Apollonides  der  Stoiker  512. 


ApoUonios,  der  Lehrer  d.  Porphyrios 
220*. 

ApoUonios  Syros  540  568  201*. 

ApoUonios  V.  Tyana  78  578  t  579  583  t 
587  204*  243*. 

ApoUonios  V.  Tvros  433  434  509  512 
183*. 

Apologie  der  Heilkunst  Gl*. 

Apotaktiten  687. 

Appel,  E.  99*. 

Apuleius  41  145  194  537  t  539  557  f.  t 
564  180*  198*  f.  t  243*.  Ps.-Ap. 
Asclepius  558  580. 

Aratos  436  152*. 

Arbs,  H.  103^. 

Archedemos  v.  Tarsos  436  151*. 

Archelaos  64  73  110  t  116  146  57*  t 
167*. 

Archer-Hind,  R.  D.  208  f.  98*  100* 
106*  113*  f. 

Archippos  <8. 

Archytas  74  t  75  78  f.  84 1  193  51*. 

Areios  Didymos  18  30  405  509  t  513  t 
22*  t  167*  171*  183*  232*. 

Arens  117*. 

Aresas  78. 

Aretalogien  40*. 

Arete  186  f.  76*. 

Arethas  527. 

Argyriades,  Joh.  127*. 

Arideikes  166*  241*. 

Arion  74. 

Aristarchos  y.  Samos  82  356  506  181*. 

Aristeas  590  592  594  f.  208*  243*. 

Aristippeer  301  304. 

Aristippos  y.  Kyrene  125  163  185  ff.  t 
199  201  41*  76*  t  97*  238*. 

Aristippos  /^itjrQodidaarog  187. 

Aristippos  Tiegi  nakaiäg  rgvcfi];  22  f. 

Aristobulos  590  592  595  f.  208*  243*. 

Aristokles  v.  Messene  566  569  571  576 1 
690  22*  203*  t  232*. 

Ariston  y.  Alexandreia  569  572  f.  j. 

Ariston  v.  Chios  432 1  433  435  t  498 
517  150*. 

Ariston  y.  Keos  358  435  458  498  505 
507  688  182*. 

Aristophanes  der  Komödiendichter  64 
143  f.  153  160  f.  222  223  66*  108* 
131*. 

Aristophanes  y.  Byzanz  41  236  366 
(Suppl.  Aristot.  II). 

Aristos  V.  Askalon  689. 

Aristoteles  5  19  20  38  40  72  75  80 
358  f f. 1 120*  f f. t  240*  244*  u.  passim. 
Sein  Leben  358  ff,  120*  f.  Antike 
Viten  358  f.  120*  f.  Antike  Bildnisse 
und  Angabe  über  sein  Äußeres  359. 
Herkunft  359.  Studium  in  Athen, 
Verhältnis  zu  Piaton  und  der  Aka- 
demie, Aufenthalt  bei  Hermias  von 
Atarneus  360.  Erzieher  Alesanders 
d.   Gr.  361.       Schulgründung    und 


048* 


Register. 


Lehrtätigkeit  3l51  f.  Aufenthalt  u. 
Tod  in  t'halkis.  Testament  3G2  2&". 
—  Schriften  363  ff.  121-'  ff.  Antike 
Aristotelesstudien  864  ff.  121*.  (S. 
auch  unten:  Aristoteles  im  Xeii- 
platonisnius.)  Neuere  Ausgaben  ii. 
Übersetzungen  367  ff.  Die  Schriften 
iin  allgemeinen  372  ff.  121*  f.  Die 
einzelnen  Sehriftgruppen  und 
Schriften  377  ff.  122*  ff.  —  Lehr- 
svstem  381  ff.  (s.  Inhaltsverzeichnis 
zu  §§  48-53)  131*  ff.  Begriff  der 
Philosophie  5.  Ihre  Einteilung  384 
386  f.  Logik  u.  Erkenntnistheorie 
385  388  ff.  132*  f.  Kategorien  388  f. 
133*  f.  Syllogismus  390  f.  In- 
duktion 391.  Satz  des  Wider- 
spruchs und  des  ausgeschlossenen 
Dritten  390.  Metaphysik  392  ff. 
134*  ff.  Erste  Philosophie  393. 
Vier  Prinzipien  392  393  f.  396. 
Verhältnis  zu  Piaton  386.  134*. 
Bekämpfung  d.  j^laton.  Ideenlelire 
.394  f.  134*.  Das  Allgemeine  und 
das  Einzelne  395.  T6  xl  »/r  sivai 
396  134*.  Potentialität U.Aktualität 
.392  396.  Entelechie  392  396  135* 
240*.  Gottheit  393  397  136*.  Natur 
398  399.  Bewegung  398  399  f.  137*. 
Ort  (Raum)  und  Zeit  398  400  135*. 
Ewigkeit  d.  Welt  398  f.  136*.  Fünf 
Elemente  399  401.  Mathematik, 
Astronomie,  Geographie,  Natur- 
kunde 137*  f.  401.  Psychologie 
401  ff.  138*.  Nus  403"  f.  139*. 
Stellung    zur    Unsterblichkeitsfrage 

403  138*.  Glückseligkeit  404  405 
140*.  Willensfreiheit  und  Zurech- 
nung 406  141*.    Ethische  Tugenden 

404  f.  406  ff.  Dianoetische  Tugen- 
den 404  f.  410  f.  Das  Leben  in 
der  dscoQi'a  405  411.  Gerechtigkeit, 
austeilende  und  ausgleichende  404 
409  140*.  Billigkeit  405  410.  Lust 
404  406  140*.  Freundschaft  411  f. 
141*.  Weiteres  zur  Ethik  140*  f. 
Aufgaben  der  Staatstheorie  413  f. 
417  f.  no'/.iriy.ov  'Crßov  414.  Haus-, 
Dorf-  und  Staatsgemeinschaft  414. 
Begriff  des  Bürgers  u.  des  Staates 
415.  Staatsverfassungen  412  f.  414  ff. 
Idealstaat  412  417.  Erziehung  417 
142*.  Rhetorik  413  418  f.  142*. 
Kunstlehre  419  ff.  142*  ff.  Defi- 
nition der  Tragödie,  Katharsis 
420  ff.  143*  ff.  240*.  —  Aristoteles 
als  Quelle  über  frühere  und  gleich- 
zeitige Philosophen  19  279  20*. 
Aristoteles  im  mittleren  Piatonismus 
541  551  553  ff.  u.  ö.,  im  Neuplato- 
nismus  660  664  672  678  u.  ö.  Be- 
kämpfung des  Aristoteles  durch  Atti- 
kos  560  f.    Aristoteles  u.  Piaton  von 


Späteren  harmonisiert  5G0  618  636 
651  f.  658  664  678  6S3.  Aristoteles' 
Schule  in  ihrer  weiteren  Entwick- 
lung: s.  Peripatetische  Schule.  — 
Ps.-Aristoteles'  Schrift  von  der 
Welt  569  t  574  f  ISO*  201*  f.  Die 
Schrift  über  Melissos,  Xenoi^hanes 
und  Gorgias  87  f.  54*. 

Aristoxenos  der  Peripatetiker  20  f.  75 
77  f.  80  119  194  423  +  424  426 1 
147*  241*. 

Arkesilaos  50  428  489t  490  492  f.  t  e88 
694  f.  102*  166*. 

Arleth,  E.  58*  126*  132*  137*  140*. 

Arndt,  E.  45*  50*. 

Arndt,  H.  155*  213*. 

Arndt,  W.  157*. 

Arneth  9*  110*. 

Arnim,  H.  v.  17  27  46  49  f.  170  203 
229  231—233  235  237  242  254 
432  f.  456  464  f.  511  522  527  529  ff. 
606  f.  7*  21*  f.  27*  32*  f.  40*  57* 
73*  75*  81*-84*  86*  88*  f.  91* 
94*- 97*  103*  106*  146*  148*— 151* 
153*— 159*  164*  166*  f.  170* -173* 
175*- 177*  182*  f.  188*-  191*  193*  f. 
199*  202* -204*  210*  212*  218*  235* 
237*  239'. 

Arnobius  6i3. 

Arnold,  A.  105*. 

Arnold,  C.  F.  176*  ISO*. 

Arnold,  E.  V.  175*  182*. 

Arnold,  K.  31*.       . 

Arnold,  M.  176*. 

Arnold,  R.  F.  223*. 

Arnold,  Th.  213*. 

Arns,  J.  141*. 

Aronis,  Chr.  151*. 

Arren,  L.  v.  148*. 

AiThenius,  Joh.  165*. 

ArrheniTis,  Svante  9*. 

Arrianos  der  Schüler  Epiktets  511  51S 
521  f.t  190*. 

Arrianos  der  Phvsiker  176*  ISO*. 

Arronge,  H.  L'  120*. 

Artemidoros  der  Traumdeuter  192*. 

Arvanitopullos,  S.  101*. 

Asclepius  (hermetischer  Traktat)  558  580. 

Asinius  Pollio-192*. 

Asklepiades  v.  Bithynieu  356  466  470  t 
485  162*. 

Asklepiades  der  Eretriker  172  f.  73*. 

Asklepiades  der  Neuplatoniker  2_26*. 

Asklepiodotos  der  Stoiker  504  17**  181*. 

Asklepiodotos  der  Neuplatoniker  660  t 
669  f.  t  226*  228*. 

Asklepios,  neuplatonischer  Arzt  226*. 

Asklepios,  iieuplatonischer  Kommen- 
tator 365  393  660 1  661  664  667  t 
226*. 

Asmus,  J.  R.  17  644—646  650  661  663 
684  f.  686  157*  189*  193*  222*  f. 
225*- 228*  231*  244*. 


Register. 


249" 


Asnuis.  r.  14*. 

Aspasios    366   405    569    574  f    625    690 

201*. 
Ast.  F.   170  208  f.  579  638  4*  76*  85* 

87* -90*. 
Aster,  E.  v.  7*  69*. 
Asterios  v.  Amasea  241*. 
Astrologische  Dichtung  51. 
Astronomie  und  Astrologie  30*  ii.  ö. 
Asiilanus,  Andr.  650. 
Athalyi-Bodai  16*. 
Athenaios,  Verf.  d.  Deipnosophisten  19 

31  22*  180*. 
Athenaios,  Stoiker  um  230  n.  Chr.  690. 
Athenische    Schule    der    Neupiator iker 

647  ff. 
Athenodoros  Kordylion  512  182*. 
Athenodoros  des  Sandon  Sohn  509  513 

41*  183*. 
Athenodoros,  Anhänger  des  Proklos  687. 
Atomiker  50  74  103  117  ff.f  29*  58*  ff.f. 
Attalos  513  183*. 
Atticus  689. 
Attikos   41    43    537 1    560  f.  j  625   637 

690  199*. 
Atzert,  C.  491  169*  173'  f. 
Aube,  B.  200*  205*. 
Aubert,  H.  368  f.  137*. 
Aubertin,  C.  182*  186*. 
Auer  222*. 
Auer,  H.  64*. 
Auerinann,  G.  115*. 
Auffahrt,  A.  109*. 
August,  E.  F.  110*. 
Augustinus   31   606   673    675  f.  680  685 

217*  242*. 
Aumüller,  J.  141*. 
A.urelios  Herakleides  Eupyrides  690. 
Aurelius  Antoninus,  M.  41  43  428  508  t 

512    523  ff.f     531     550    691    180* 

190*  f.  t- 
Ausfeld,  E.  209*. 
Äusserer,  A.  172*. 
Austen,  G.  E.  424. 
Autenrieth,  G.  43*. 
Auvergne,  Durand  d'  384. 
Avenel,  J.  d'  149*. 
Averroes  367  576  129*. 
Avienus  192*. 
Azarias  131*. 


B. 

Babelon.  E.  223*. 
Babelon,  J.  233*. 
ßabvlonier  14  33  58  59  f. 
Baccelli,  G.  570. 
Bach,  N.  64*  190*. 
Bach,  Th.  224*. 
Bacher.  Th.  E.  94*. 
Bachmann.  Aug.  74*. 


Bachmann,  H.  162*. 

Bachmann,  J.  581  206*. 

Backhaus,  A.  94*. 

Backs,  H.  89*  f. 

Bacon,  Fr.  108*  132*. 

Bädarävana  16*. 

Badham,  Ch.  209. 

Badstübner.  E.    109    503    174      179*  bis- 

181*  184*  221*  230'. 
Bäbler,  J.  J.  188*. 
Baedorf,  B.  195*. 
Baege,  M.  69*. 
Baehrens,  Em.  234*. 
Baehrens,  W.  A.  674  20*  199*  229*. 
Baensch,  O.  7*  93*. 
Bästlein,  A.  159*. 
Baeumer,  J.  179*. 
Baeumker,  Gl.  326  580  2*  7*  12*  28*  f, 

47*   55*   64*   112*    122*   133*    135* 

199*  205*  f.  212*  217*  229*  f.   239*. 
ßagolino,  H.  649. 
Baguet,  F.  X.  G.  150*. 
Bahnsch,  Fr.  473  21*  158*  163*. 
Bailey,  C.  162*. 
Baiter,  J.  G.  205  62*. 
Bake,  I.  501  511  89*. 
Bakhoven,  H.  G.  216*. 
Baldwin,  T.  M.  12*. 
Balforeus,  Eob.  511. 
Ball,  A.  P.  510- 
Ballantvne,  I.  K.  16*. 
Balsamb.  A.  152*  161*. 
Baltazzi,  D.  486. 
Baltzer,  E.  580  623  51*  57*  18S*. 
Bamberg,  A.  v.  206  f.  87*. 
Bamler,  Fr.  239*. 
Banerjea,  K.  M.  16*. 
Bannier,  W.  240*  f.  243*. 
Baracconi,  G.  227*. 
Baranek,  J.  145*. 
Barbagallo,  C.  223*. 
Barco,  G.  369  138*. 
ßardenhewer,   O.    19   580    618   681   42* 

130*  200*  206*  228*  230*. 
Bardy,  G.  206*. 
Barelas,  I.  A.  138*. 
Barewicz,  W.  216*. 
Barker,  E.  117*  142*. 
Barlaam,  D.  153*. 
Barlen,  K.  74*. 
Barner,  G.  33*  223*. 
Baron,  K.  83*  f. 
Barone,  G.  512. 
Barone,  M.  72*. 
Barriera,  A.  242*. 
Bartels,  J.  424. 
Bartenstein,  L.  2-2*. 
Barth.  A.  15*. 

Barth;  P.  149*  153*  208*  210'. 
Barthel,  B.  169*. 
Barthelemv     Saint-Hilaire,     .T.      205  f. 

368  ff!    17*    122*    124*    134*    l;;6- 

138*  201*  216*. 


25ü* 


Eegister. 


Barwick,  K.  96*. 

Barzellotti,  G.  168*. 

Bases,  S.  IST*. 

Basileides  d.  Epikureer  460  689  158*. 

BasUeides  der  Stoiker  151* -r. 

Basileios   d.  Große   36*   37*    107*    157* 

180*  242*. 
Basileios  v.  Seleukeia  107*. 
Bassfreuud,  J.  112*. 
ßassi,  D.   17  461   462   464  ff.   30*   146* 

186*. 
Bastet  14. 
Bastian,  A.  17*. 
Batteux,  Le  41*  157*  164*. 
Bauch,  B.  29*. 
Bauch,  G.  133*. 
Baudin  135*. 
Bauer,  Ad.  37*. 
Bauer,  J.  J.  60*. 
Bauer.  L.  217*. 
Bauer,  W.  6*  52*. 
Baumann,  Ad.  46*. 
Baumann,  Is.  138*. 
Baumann,  Jul.    6*    8*    9*    65*    69*    93* 

120^ 
Bauragart,  H.  371   144*. 
Baumgarteu,  M,  186*. 
Baumgarten,  O.  234*  f. 
Baumgarteu-Crusius,  L.  F.  O.  206*. 
Baumgart en-Crusiu8,  Wilh.  117*  199*. 
Baumgartner,  M.  7*. 
Baumhauer,  M.  M.  v.  154*  168*. 
Baumhauer.  W.  60*. 
Baumstark,   A.     18    359    365    569    573 

622  f.   40*  f.   62*  120*  f.  130*— 132* 

201*  220*  227*  f.  231*. 
Baunard,  L.  117*. 
Baur,  F.  Chr.   86*   106*   186*  200*  204* 

222*; 
Baur,  L.  1*  40*. 
Bavinck,  H.  234*  f. 
Baver,  Leo  239*. 
Bavle.  Pierre  102  3*  13*. 
Bazin  19-")*. 
Beal,  S.  17*. 
Beare.  J.  28*. 
Beare,  J.  B.  126*. 
Beare,  J.  I.  370  82*  95*  124*. 
Bechtel,  Fr.  424  77*. 
Beck,  C.  105*. 
Beck,  H.  138". 
Beck,  J.  W.  162*. 
Beck,  P.  31*  217*. 
Beckel,  H.  58*. 
Becker,  Frz.  184*. 
Becker,  H.  198^  201*. 
Becker,  Th.  88*. 
Beckh,  H.  372. 
Beckh,  H.  234*. 
Beckhaus  71*. 
Beckmann,  A.   109*. 
Beckmann.  Frz.  51*. 
Beckmann.  J.  369. 


Bednarz,  G.  230*. 

Beer,  Rud.  570. 

Bees,  X.  A.  127. 

Behncke,  G.  109^   168*. 

Behr,  G.  197*. 

Bekker,  Imm.  19  205  368  370  607. 

Beiger,  Christ.  369  143*. 

Beltrami,  A.  170*  187*  '209'. 

Benamozegh,  EI.  207*. 

Benard,  Ch.  27*  106*  143". 

Bender,  D.  228*. 

Bender,  H.  368. 

Bender,  W.  9*. 

BendLxen.  J.  67"  125*  142. 

ßeneke,  Ad.  90*. 

Beneke,  F.  E:  6*. 

Benfev,  Th.  15*  91*. 

Benn,A.W.  27*  42*  45*  109*  112*  145*. 

Benndorf,  O.  195. 

Benoist.  E.  466. 

Benrath,  K.  117*. 

Benseier,  G.  68* 

Berdolt,  W.  84*. 

Berg,  G.  O.  84*  86*. 

Berger,  A.  224*. 

Berger,  Alfr.  v.  371. 

Berger,  H.  64  30*  55*  137*  177*. 

Berger,  J.  213*. 

Berger,  Imm.  11*. 

Bergh  van  Evsinga,  G.  A.  van  den  189*. 

Bergk,  Th.    209    217    592  48*   .53*— 56* 

64*  f.  83*  97*   101*   120*   122*  151* 

201*  205*  236;. 
Bergk-Hiller-Crusius  (Anthologie)  592. 
Bergmann  193*  208*. 
Bergmann,  Jul.  6*. 
Bergson,  H.  136*. 
Bergsträsser,  G.  570  203*  233*. 
Beringer,  J.  G.  242*. 
Berlage,  J.  65*  238*  242^ 
Bernardakis,  G.  N.  538. 
Bernardini,  A.  214*. 
Bernays,  Jak.   370  375  378  398  424  462 

466   583   593   637   649  27"  41"  48* 

54*  61*  64*   73*    121*    129*  f.    144* 

146*     155*    194*     198*     201*    206* 

208*  f.  211*  214*  f.  220*. 
Berudt,  E.  88*— 90*. 
Berudt,  Th.  90*. 
Bernhardt,  C.  M.  168*. 
Bernhardt,  H.  185*. 
Bernhardt,  O.  44*  188*. 
Bernhardt,  W.  183*. 
Bernhardy,  G.  17. 
Bernier,  D.  510. 
Bernoulli,  J.  J.    170   174    186    195   353 

28*  u.  ü. 
Bersanetti,  F.  146*. 
Bertazzi,  Gi.  Gr.  109*. 
Bertermann,  Wilh.  51*. 
Bertheau,  J.  104". 
Berthelot,  M.  662  9*  59*. 
Berthelot.  R.  216*. 


Register. 


251* 


Bertholet,  A.  234'. 

Bertini,  G.  M.  103*  109*. 

Bertling,  O.  29*. 

Bertram,  Ch.  H.  GS*. 

Bertram,  Fr.  38*  114*. 

Bertram,  H.  207  81*  86*. 

ßesobrasof,  M.  219*. 

Bethe,  E.  32*  42*  221*. 

Bethe.  W.  61*. 

Bevan,  Eclw.  149*  165*. 

Bever,  J.  Fr.  189*. 

Beyschlair,  F.  68*  71*  f.  87*. 

B^ziers  199*. 

Bhagavadgita  13  16*  f. 

Bhaskara,  Laugakshi  16*. 

Bhikkhu  Nyänatiloka  18*. 

Bhikkhu  Siläcära  18*. 

Bhimacharya  16*. 

Biach,  A.  139*. 

Bianchi,  L.  63*. 

Blas  V.  Priene  36. 

Bickel,  E.   510   79*  93*  101*  112*  141* 

147*    154*    166*     185*— 187*    192* 

235*  f. 
Bidez.  J.  .540  622-624  635  645  55*  57* 

74*  221*  223*  f. 
Biedermann,  G.  2*. 
Biehl,  W.  369  f.  108*  138*  f.  142*. 
Bieler,  J.  215*. 
Bielke,  J.  A.  F.  164*. 
Biese,  F.  131*  134*. 
Biese,  R.  88*  133*. 
Bigaudet  17*. 
Bigg,  Ch.  512. 
Bignone,   E.   39*   57*  99*  f.  157*  161*!. 

164*  171*. 
Bigoni,  G.  226*. 
Bilharz,  J.  111*. 
ßilleter  34*. 
Billia  105*. 
Billicsich,  Fr.  163*. 
Biltz,  O.  93*. 
Binde,  R.  184*  208*. 
Bindemann,  C.  W.  J.  199*. 
Binder,  H.  109  531  34*  179*  181*  193*. 
Binder,  O.  185*. 
Binder,  W.  466. 
Bindseil,  Th.  159*. 
Bion  V.  Abdera  60*. 
Bion  V.  Borysthenes  456  ff.  f  614  155*. 
Birdwood,  G.  162*. 
Birt,  Th.  382  71*  185*  205*  241*. 
Bischof,  B.  235*. 
Bischoff,  A.  113*. 
Bissing,  F.  W.  v.  43*. 
Bitsch.  F.  229*  f. 
Bitterauf,  K.  64*  124*. 
Bizukides.  P.  K.  238*. 
Blackie,  J.  8t.  10*  68*. 
Blakesley  120*. 
Blakev,  R.  8*  10*. 
Blanc;  E.  12*. 
Blaschke.  S.  116*. 


Blass,  C.  110*. 

Blass,   Fr.    137    139   165    174    200   215 

233    371    32*  42*   44*  51*  53*    61* 

bis   64*  f.    74*    79*    82*    84*  f.    97* 

101*  103*  221*. 
Bloch,  Ph.  136*. 
Bloch.  R.  127*  215*. 
Block,  R.  de  76*  232*. 
Bloomfield  17*. 
Blossius,  C.  437  152*. 
Blüml,  Gl.  81*. 
Blümner,  H.  197*. 
Blum,  J.  173*. 
Blume,  P.  134* 
Blunk,  Th.  104*. 
Boas,  M.  539  234*  242*  244  . 
Bobba,  R.  8*  27*  60*  139*. 
Bobber,  M.  52*. 
Bobertag,  F.  112*. 
Bock,  Fr.  23*  70*  141*   146'    154-^   184* 

196* 
Bock,  M.  54*. 
Bockemüller,  F.  466  159*. 
Bodek,  Arn.  190*. 
Bodrero,  Em.  50*  57*  61*  G2". 
Böcker,  Ew.  127*. 
Boeckh,   A.   52    146    168    209    51*— 53* 

67*  69*  f.    78*   92*  94*  100*   103*  f. 

108*  112*  f.  119*  f.  144*  147*. 
Bügel,  Th.  170*. 
Böhlig,  H.  186*. 
Boehm,  A.  136*. 

Boehm.  B.  179*  204*  221*  229*  f. 
Böhm,  F.  L.  183*. 
Böhm,  Fr.  52*. 
Böhme,  J.  146*. 
Böhringer,  A.  68*. 
Bölke,  A.  114*. 
Bölte,  F.  100*. 
Bonner.  Th.  15*. 
Boer,  W.  v.  203*. 
Boericke,  AI.  190*. 
Börner,  Wilh.  37*  118*  145*  219*. 
Börtzler,  Fr.  677  27*  152*  220*  f.  229*  f. 
Boesch,  Fr.  170*. 
Bössart-Oerden.  G.  466. 
Bösser,  E.  126*. 
Boethius  49  366  386  617  636  672  f  673 

678  ff.  t  181*  230*  f. 
Böthlingk,  O.  16*. 
Boethos  der  Akademiker  696. 
Boethos  der  Peripatetiker  572  t  577. 
Boethos  der  Stoiker  436  501  f.  151*. 
Bötticher,  C.  111*  115*. 
Bohne,  R.  117*. 
Bohnenblust,    G.    33*    1.54-    173*    194* 

200*  231*. 
Bohren,  Fr.  Em.  44*. 
Bojatzidis,  J.  C.  127=*=. 
Bois,  H.  207*. 
Boissevain,  U.  Ph.  645. 
Boissier.  G.  187*. 
Boissonade,  J.  Fr.  17  645  649  f. 


252* 


Register. 


Bükowiiew,  P.  59'=  69*  139*. 

Bolchert,  P.  125*  137*. 

Boldermaiin,  P.  M.  214*. 

Boll,  Frz.   14  17  22  33  54  f.  58  61  64  f. 

109  115  321  575  579  f.  616   14'  30* 

34*  37*  43*  46*  48*  52*  f.  101*  112* 

119*  138*    170*  173*  176*    179*  bis 

181*    202*    204*— 207*     215*- 21 7=^ 

221*  235*  239*  f. 
Bolla,  E.  190*. 
Bolos  von  Mendes  60*. 
Bonamy  41*. 
Bonghi,  Rugg.  206. 
Bonhöffer,  A.    45    440    451    452    518  ff. 

26*   63*    148*  f.    151*    153*  f.    156* 

189*  f.  193*  211*  215*. 
ßonitz,   H.   212    368    373   571    38*   80* 

108*  113*  12P-125*  133*. 
Bonner,  C.  95*. 
Bonner,  R.  .1.  86*. 
Bonnet,  M.  570. 
Boor,  C.  de  645. 
Boot,  J.  C.  G.  175*. 
Boreas,  Th.  31*  112*. 
Borgeld  122*  232*. 
Borghorst.  G.  30*   168*   180*  198*   202* 

211*  229*  f. 
Bornemann,  A.  164. 
Borries,  B.  v.  644  235*. 
Bossut  9*  110*. 
Bouche-Leclercq,  A.  28*  30*. 
Bouchier,  E.  S.  368. 
Boudreaux,  P.  580  30*  129*. 
Bouillet,  X.  623  220*. 
Bouillon,  L6on  207*. 
Bourgery.  A.  185*  187*. 
Bonmot/ A.  108*. 
Bousset,  W.  41*  179*  206*  f.  211*   221* 

235*  f. 
BouterAvek,  F.  65*  216*. 
Bovet,  P.  112*. 
Boxberger  16*. 
Bovd,  W.  95*. 

Braam,  P.  van  39*  122*  126*  129*. 
Bradley,  A.  C.  142*. 
Bräiining,  B.  143*. 
Brahmamimänsa  13  13*. 
ßrahmanen  535. 
Brahmanismus  13  15*  16*. 
Brakman,  C.  162*  185*  187*   199*  230*. 
Brambs,  J.  G.  223\ 

Brandis,   Chr.  Aug.   44  87  170   368  373 
424   623  25*  44*  51*  54*  66*  105* 

108*  121*  f.  131*  170*  220*. 
Braudseheid,  Fr.  371. 
Brandstätter,  A.  97*. 
Brandstätter,  S.  C.  61*. 
Brandt,  P.  113*. 
Brandt.  S.  673  160*  170*  229*. 
Braniss,  Jul.  5*. 
Braseh,  M.  370  6*  168*. 
Bratuschek,  E.  96*  106*. 
Braun  189*. 


Braun,  Jul.  14*. 

Braun,  O.  7*. 

Braun,  S.  199*. 

Braune,  A.  189*  f. 

Braut,  J.  W.  113*. 

Braxator,  E.  Fr.  173*. 

Brede  114*. 

Bröhier,   E.    593    151==    153*    182*    210* 

bis  212*. 
Breier,  Fr.  58*  141*. 
Breitenbach,  H.  17. 
Rreitenbach,  H.  P.  128*. 
Breiten bach.  L.  164  70*  f. 
Breiter,  Th.  5i0  179*. 
Breithaupt,  G.  191*. 
Breitung,  A.  193*. 
Bremi,  J.  H.  87*. 
Brennecke,  A.  177*  179*  186*. 
Brenner,  F.  203*. 
Brenning,  E.  218*. 
Brentano,  E.  131*. 
Brentano,  Frz.    7*    120*   122*   132^    134* 

138*  f. 
Breton,  Guill.  45*. 
Bretschneider,  C.  A.  9*  30*  110*. 
Bretz,  Ad.  157*  231*  236*  241*. 
Bretzl,  H.  146*. 
Breuer,  J.  185*. 
Breysig,  A.  510  204*. 
Bridge,  J.  21.5*. 
Brieger,  A.   462  466    23*    49*    59*    IGl* 

163*  f.  175*. 
Brül,  ß.  147*. 
Brink,  B.  ten  59*. 
Brlnker,  K.  150*. 
Brinkmann,    A.    525    568    570    580    586 

645  650  24*  28*  40*  47*  63*  f.  104  = 

120*  J48*  150*  183*  192*  202*  204* 

206*   223*  227*  f.   233*  236*  240*  f. 

243*. 
Brinkmann,  J.  130*. 
Brinkmann,  W.  97*. 
Brochai-d,  V.  10*   12*  56*  59*  61==  bd* 

85*   93*    98*   101*    109*    114*    152* 

164*  f. 
Brodbeck  19*. 
Brodersen,  Rieh.  166*. 
Bröcker,  L.  0.  202*. 
Brokate,  K.  196*. 
Brolen,  C.  A.  184*. 
Browne,  H.  J.  143*. 
Brucker,  J.  J.  43  639  3*  46*  108*. 
Brückner,  Tr.  140*. 
Brünnecke,  H.  102=^=  f. 
Brugsch,  H.  19*. 
Bruhn,  E.  90*  197='-. 
Brunco,  W.  44*. 
Bruns,  G.  28*  235*. 
Bruns,  I.  41  366  649  28*  40*  73*  82*  f. 

85*  91*  f.  94*  101*  160*  189*  ]93*f. 

203*  214*  f.  220*. 
Brutus,  M.  689. 
Bruyere,  La  426. 


Register. 


253=' 


Bryant,  J.  H.  192\ 

Brvson  der  Megariker  487. 

Bryson  der  Xeui)vthagoreer  51'. 

Brzoska  6-4*. 

Bucciarelli,  A.  188*. 

Buchenau,  A.  9"*^. 

Bücher  113=^. 

Bucher,  J.  209*. 

Bucheier,  Fr.  225*. 

Buchner,  G.  150*. 

Bück,  J.  186*. 

Budde.  .J.  Frz.  153*. 

ßuddenhagen,  Fr.  17. 

Buddhismus  13  13*  17*  f.  234*. 

Bude,  Guy  de  527. 

Bücheier;  "Frz.   463  464  f.   491    510  539 

676  681  53*  145*   167*   188*  f.   197' 

201*  204*— 206*. 
Büchner.  L.  160*. 

Büchsenschütz,  B.  164  22*  f.  43*,  129*. 
Büchting,  Ad.  2'*, 
Bühler,  G.  19*. 
Buermaun,  H.  67*. 
Büsgen.  F.  47*. 
Büttner,  G.  36*  157*. 
Büttner,  E.  166*. 
Büttner- Wobst,  Th.  645. 
Buhle,  .).  G.  87   367  2*  4*  54*  120^'  f. 

Bulle,  H.  145. 

BuUialdus,  J.  539  570. 

Bullinger,  A.  131*  134*  139*  144*. 

BuUiot,  J.  132='. 

Bultmann,  R.  156*  190*. 

Buning,  G.  144*. 

Bunsen,  Chr.  K.  J.  v.  19*. 

Burchard,  J.  F.  W.  59*. 

Burckhardt,  G.  E.  95*. 

Burckhardt,  R.  132*. 

Buren,  A.  W.  van  170*. 

Bureseh,  K.   39*    119^    159*    171*    174* 

187*  198*. 
Burger,  F.  X.  185*. 
Burgraann,  Rud.  186*. 
Burgundio  662. 
Burignv,  de  41*  207*. 
Burja.  A.  137*. 
Burk,  K.  119*  f.  192*. 
Burkhard,  K.  J.  662  227*  f. 
Burle,  E.  33*. 
Burmeister  168*. 
Burnet,    J.   33    54—60    77    79    151    205 

20S    283    370    20*   27*  32*   43*  bis 

45*   53*    79*    85*    89*    95*    104*  f. 

122*  126*. 
Burnier,  Ch.  185*  188*. 
Burnouf  17*. 
Bursian,  K.  23*. 
Burv,  J.  96*. 

Bun-,  R.  G.  208  f.  95*  100*  105*  126*. 
Busch,  B.  38*  183*. 
Busche,  K.  187*  214*. 
Buschmann  209*. 


Bushnell,  C.  C.  191*. 

Biisolt,  G.  178*. 

Busse,  A.  153  195  365  f.  370  623  636 
662  34*  61*  f.  64*  67*  72*  77*  120* 
122*  216*  f.  222*  238*  240"  244*. 

Bussen,  F.  W.  191*. 

Bussemaker  368. 

Butcher,  S.  H.  371  129*  144". 

Butler,  A.  12*  f. 

Butler,  L.  162*. 

Butler,  W.  A.  27*. 

Butterworth,  G.  "\V.  239*. 

Buttmann,  A.  147  \ 

Buttmann,  Ph.  206. 

Butzki,  K.  140*. 

Bvk,  S.  A.  45*  106*. 

Bvwater,  I.  17  66  366  370  f.  651  2*  53* 
95*  105*  122*  126*  129*  131"  143* 
174*  197*  203*  205*  214*  221*  f. 
230*. 


Gada,  Fr.  166*. 

Caird,  Edw.  34*  36= . 

Caldi,  G.  133*  165*. 

Calo  69*. 

Camerarius,  J.  570. 

Camotius,  Giov.  B.  367  662. 

CampbeU,  L.  208  229  231  79*  83*  85* 
94*  f. 

Campbell.  F.  W.  Gr.  205*. 

Camus,  M.  369. 

Canaye,  de  46*  f. 

Cantarelli,  L.  185". 

Cantoclarus,  Car.  645. 

Cantoni,  C.  8*. 

Cantor,  M.  30*  110*. 

Capel,  W.  C.  K.  187*. 

Cappellazzi,  A.  134*. 

Capelle,  P.  235*. 

CapeUe,  W.  511  569  29*— 32*  35*  39* 
43*  73*  75*  124*  f.  137*  146*  153* 
161*  f.  175*— 182*  184*  f.  191*  193* 
200"  f.  204*  214*  228*  237*  242*  f. 

Capes,  W.  W.  192*. 

Caporali,  E.  53*. 

Capperonier  41*. 

Caputi,  A.  187*. 

Caraccio,  M.  211*. 

Cardiui,  M.  570. 

CardweU  370. 

Carlier,  V.  184*. 

Carlill,  H.  F.  208  f. 

Caro,  E.  183*. 

CaroUdis,  P.  206*. 

Carpzow,  J.  B.  150*. 

Carrau,  L.  114*. 

Carriere,  M.  68*  120*  134*  135*. 

CarroU.  M.  143*  145*. 


254* 


Kegister. 


Cartault.  A.  Ui2*. 

Carus,  Fr.  A.  2-  4*  9*  57=^  58^ 

Casalini,  A.  133*. 

Casaubouus,  Is.  17  19  367. 

Caspari,  A.  193. 

Caspari,  O.  132*. 

Cassel,  P.  581  157*. 

Cassiodorius  679. 

Cassirer,  E.  234*. 

Castellani,  G.  160*. 

Castiglioni,  A.  185*. 

Castiglioni,  L.  197*. 

Cato  der  ältere  436. 

Cato  Uticensis  509  513  589  38*  183*.  — 

Ps.-Catonis  Disticha  187*  234*  242*. 
Cauer,  Fr.  169*. 
Cauer,  I'.  142*  238*. 
Cavanagh,  F.  A.  109*  115*. 
Cazac,  H.  P.  81*. 
Celsus  der  Arzt  233*. 
Celsiis    der     Christengegner    31     537 1 

539  f.  562  t  656  199*  243*. 
Censorinus  495  677  242*. 
Cermak,  J.  92*. 
Cesareo,  P.  72*  92*. 
Cesca,  G.  28*. 
Chaignet,  A.  E.  211    650   31*   52*   67* 

77*  113*  120*  138*  225*. 
Chairemou  509  f.  513  183*. 
Chairephon  154. 
Chalcidius    205   566    569    575    617    636 

672 1   673    674  f.  j   675—677  679  f. 

112*  180*  202*  229*. 
Chaldäer  33  651. 
Chaldäisehe    Orakel    578  t    580    587  + 

206*. 
Charaaileon  427  147*  f. 
Chambers,  J.  D.  580. 
Chantülon,  G.  69*. 
Chappuis,  Ch.  74*  166*. 
Charleton,  G.  163*. 
Charmadas  490  494  696  166*. 
Charmides  142  196  245. 
Charterius,  R.  570. 
Chase,  D.  P.  370. 
Chasles  9*  110*. 
Chassang,  A.  204*. 
Chatelain,  E.  466. 
Chatelain,  L.  31*. 
Chatzis  359  365  569  574  201*. 
Chauvet,  E.  206  31*  202*. 
Chavanon,  A.  72*. 
Chevalier,  J.  135*. 
Chiappelli,  Aless.  195  223    645   2*   44* 

46*  f.     49*    52*    54*— 56*    61*    68* 

93*  f.    97*    99*  107*  109*  116*  149* 

176*  236*. 
Chinesen  12  f.  14*  f.  234*. 
Chinnock,  E.  J.  645. 
Chion  353  358  119*  192*. 
Chlebüs,  Wilh.  214*. 
Chnum  14. 
ChoUet,  A.  192*. 


Chosroes  366  659. 

Chrie  184  f.  236*. 

Christ,  A.  Th.  206  f.  88*. 

Christ,  AV.  368  371    42*   81*  103*  123* 

194*  f.  —  Christ-Hchraid  (Gesch.  d. 

griech.  Lit.)  passim. 
Christentum    und     griech.     Philosophie 

35*  ff.   236*,    —   und   Piaton  106*, 

—  und  Stoizismus  192*  f.  242*,  — 
und  Seneca516  186*,  —  und  Epiktet 
519  189*  f.,  —  und  der  mittlere  Plato- 
nismus  568,  —  und  Plutarch  196*,  — 
und  Philon  604,  —  und  derNeuplato- 
nismus  im  allgemeinen  217*,  —  und 
der  alexandrinische  Meuplatonismus 
663  f.  (Hierokles  666  f.),  —  und  die 
Neuplatoniker  des  latein.  \Vestens 
672  ff.  (ßoethius  679),  —  und  späte 
Kyniker  684  ff.  —  Christi.  Predigt 
und  kynisch-stoische  Diatribe  156*  f. 

—  Christen gegn er:  31,  Celsus  562, 
Porphvrios  637,  Julian  646  f. 

Chrvsanthios  617  644  f. 

Chr\-saphes,  I.  E.  203*. 

ChrVsippos41 172  428  432  t  433  436  1 440 
'446  450  f.  453-455  468  493  497 
518  567  .576  606  675  688  694  f. 
150*  233*. 

Chrystal.  G.  W.  512. 

Ciceri,  P.  L.  50*. 

Cicero  30  428  490  t  491  f.  496ff.t676  678 
689  22*  168*  ff.  t  178*241*.  QueUen 
seiner  philos.  Schriften  497  ff.  An- 
schauungen 499  f. 

Cichorius,  C.  501  175*. 

Cimegotto,  C.  169*. 

Cipolla,  C.  187*. 

Ciris  s.  Vergil. 

Cisorio,  L.  160*. 

Claflin,  F.  161*  213*. 

Clark,  A.  C.  162*  171*. 

Clark,  Fl.  107*. 

Claudius  Eutilius  Namatianus  192*. 

Claudius  Severus,  Peripatetiker  523. 

Clausen,  E.  Th.  226*. 

Clausen,  H.  X.  106*. 

Clausen,  W.  193*. 

Cleef,  F.  L.  van  84*. 

Cleisz,  Aqu.  216*. 

Giemen,  Carl  36*  63*. 

Clemens,  F.  J.  58*. 

Clemens,  W.  207*. 

Clericus,  lo.  233*. 

Clodius  (gegen  die  Enthaltung  von 
Fleischkost)  583. 

Cobet,  C.  G.  17  162  464  51*  102*  223* 
228*. 

Cocchia,  E.  161*. 

Cochet,  E.  223*. 

Codara,  A.  186*. 

Cohen,  H.  11*  f.  108*. 

Cohn,  G.  89*. 

Cohn,  H.  509  151*  182*. 


Register. 


255* 


Cohu,  J.  d*  17*  234*. 

Cohn,   Leop.   569   .592  f.   598    80*    119* 
210*  f. 

Colardeau.  T.  189*  199*. 

Cole,  Ch.  N.  162*. 

Colebrooke,  H.  T.  15*. 

Colinet,  Ph.  16*. 

Columella  192=^  206*. 

Combes  Dounous,  J.  77*. 

Commeliiius,  Hier.  645. 

Conimentaria     in     Aristotelem     Graeca 
365  f.  und  passim. 

Comparetti,  D.  433  461  f.  466  158*. 

Congreve,  R.  370. 

Conrad,  Fr.  165^ 

Conrad,  Joh.  44 '. 

Coming,  H.  370. 

Consbruch,  M.  133*. 

Consolf,  S.  511. 

Constantius  682. 

Conti,  A.  8*  163*. 

Contures,  des  164*. 

Conybeare,  F.  C.  579  f.  593  598  210*. 

Conz,  K.  206. 

Cook,  A.  B.  114*. 

Cooper,  L.  372. 

Cooper,  W.  V.  673. 

Cope.  A.  D.  129*. 

Cope,  E.  M.  371. 

Copernicus  30*  51*  53*. 

Coray,  A.  370. 

Cornarius  92*. 

Cornelius  1*. 

Cornelius  Celsus  589. 

Cornelius   Labeo    617   672— 674  t    179* 
229*. 

Corner,  L.  160*. 

Cornford,  F.  M.   11*  93*  95*  106*  128*. 

Corniiicius  179'\ 

Corsi,  C.  184*. 

Corssen,  P..  657   52*   90*  92*  95*   119* 
170*  f.    174*    190*  f.    221*    225*  f. 
243*  f. 
Cosattini,  A.  461  f.  70*. 
Costanzi,  V.  239*. 
Cotterill,  J.  M.  191*  216*. 
Couat,  A.  512. 
Cougnv,  E.  63*. 
Counson,  A.  160*  185*. 
Courdaveaux,  V.  511. 
Courtnev,  W.  L.  S"". 
Cousin,  G.  604. 

Cousin,  V.  206  649  3*  f.  7*  55*. 
Coutuxat,  L.  85*. 
Couvreur.'P.  661  78*. 
Covotti,  A.  21*  56*  219*. 
CoweU  16*. 
Crain,  P.  96*. 
Cramer,  Fr.  10*. 
Crassicius,  L.  589. 
Crawford,  W.  S.  227*. 
Credaro.  L.  32*  166*  169*. 
Crede,  H.  97*. 


Crespi,  A.  L.  111*. 

Creuzer,  Fr.  622  649  651  662  14*  43* 

182*  209*  218*. 
Crönert,  W.  145  195  353  433  456  459  ff. 

490  501  PI*  54*  63*  75*  79*  150*  f. 

155*  157*-159*  163*  182*  204* 

211*  227*  231*. 
Croiset,  A.  71*  91*. 
Croiset,  M.  164  79*  1.55*  194*  216*. 
CroU,  G.  Chr.  205. 
Croraaziano,  A.  3*. 
Crombrugghe,  C.  van  217*. 
Crome,  C.  85*. 

Cron,  Chr.  206  49*  70*  88*  f.  91*. 
Cropp,  P.  172*. 
Crossley,  H.  512. 
Cnisius,  G.  Chr.  164. 
Crusius,    O.    24*   50*   55*    150*    194*  f. 

202*  221*  223*. 
Cucuel,  Ch.  91*. 
Cuers  117*. 
Cumont,  Frz.  17  593  645  30*  34*  f.  43* 

102*  181*  222*— 225*. 
Cunn,  J.  Mc.  140*. 
Cunz,  O.  176*  204*. 
Cunz,  Th.  7*. 
Cuppini,  X.  50*. 
Curcio,  C.  160*. 
Curterius,  J.  661. 
Curti,  Th.  57*. 
Cvbichowski,  B.  70*. 
Czaja,  P.  133*. 
Czebe,  J.  235*. 


D. 

Dacier  77*. 

Dacque,  Edg.  9*. 

Daebritz  119*. 

Dähne,  A.  F.  593  208*  f. 

Dämon,    Dämonen    99  122  276  335  346 

355  523  f.  548  550  555  558  655  666 

35*  59*  107*  153*  177*  235*. 
Dagna,  M.  213*. 
Dagneaux,  H.  8*. 
Dahl,  Bast.  172*. 
Dahlmann,  J.  18*. 
Dahmen,  J.  72*  74*. 
Dahn,  Fei.  13*. 
Damaskios    23    49    205     617    619    641 

648 1  649  f.  652  657  f.  f  663  f.   667 

669  684  687  691  225*. 
Damman,  Joh.  Fr.  108*. 
Damstd.  P.  H.  171*. 
Dandolo,  G.  45*. 
Dante  161*. 
Dan  tu,  G.  117*. 
Danjsz,  A.  142*  196*. 
Danzel,  Th.  W.  111*. 
Dardanos  689. 


:2.j6* 


Eesister. 


Daremberg,  Ch.  570  202*. 

L'areste,  R.  28*. 

Darmesteter,  J.  19*. 

Darligue-Pevrou,  J.  184*  190*. 

Darwin  107 'l2*  29*  108*. 

Dashian,  Jac.  581. 

Daskalakis,  Mark.  J.  36*. 

Dassaritis,  E.  19.5". 

Daiib.  A.  47*. 

Dauriac,  L.  49*  55*. 

David  der  Neuplatoniker  366  38(d  623 
G60t  662  f.  667  7  226*  228*. 

Davids,  T.  W.  R.  17*. 

Davidson,  I.  142*. 

Davidson.  Th.  623  49*  55*. 

Davidson,  W.  L.  149'. 

Davies.  John  16*. 

Davies,  J.  L.  208. 

Davisiiis,  Jo.  540. 

Dawis,  H.  W.  C.  371. 

Day.  A.  80*. 

Debrunner,  Alb.  17. 

Decker,  F.  46*. 

Deg^rando  4*. 

Degering,  H.  167*. 

Degert,  A.  169*. 

Dehaut,  L.  J.  218*. 

Deichert  114*. 

Deichmann,  C.  29*. 

Deüe,  G.  117*. 

Deinhardt,  J.  H.  91*  138*. 

Deissner,  Kurt  242*. 

Deiter,  H.  23*  171*— 173*  175*. 

DelarueUe,  L.  171*- 173*. 

Delatte,  A.  52*  221*. 

Delaunav,  F.  209*. 

Delbos,  V.  12*. 

Delbrück,  F.  200  70*  91*. 

Delbrück,  E.  223*. 

Dembowski,  Job.  138*. 

Demetrios  v.  Bvzanz  507  182*  242*. 

Demetrios  d.  Kyniker  526  ff.  193*. 

Demetrios  Lakon  463  158*. 

Demetrios  v.  Magnesia  22  28. 

Demetrios  v.  Phaleron  20  54  111  145 
424  427  t  598  147*. 

Demm,  G.  100*. 

Demme,  C.  90*  110*. 

Demo  die  Homerdeuterin  192*  217*. 

Demokriteer  124  613. 

Demokritos  37  51  103  108  117  f.  t 
119  ff.  t  129  143  487  606  692  f. 
58*  t  132*  164*  169*  237*  239*. 
Mechanische  Welterklärung  118. 
Die  Atome  u.  das  Leere  118  120  f. 
Bewegung  der  Atome  121.  Ent- 
stehung der  Organismen  122.  Seelen- 
atome 118  122.  Seele  u.  Atmung 
122.  Sinneswahrnehmimg  durch 
Ausflüsse  von  den  Dingen  122. 
Ethische  Anschauungen  123. 

Demonas  526  f.  t  533  f.  t  615  194*  242*. 

Demosthenes  618. 


Demoulin,  H.  44"  196'. 

Denig,  C.  191*  225*  231*. 

Denis,  J.  32*. 

Dentler,  E.  58*. 

Denzincrer,  Jan.  58*. 

Derkylides  41  538  -i-  542  f.  f  194*. 

Desai,  S.  A.  17*. 

Descartes  122. 

Deschamps,  A.  132". 

Desfosses,  E.  G.  29*. 

Desjardius,  A.  168*  f. 

Deslandes  3*. 

Dessau,  H.  25*  242*. 

Dessoir,  M.  3*  9*  234*. 

Desv.ert,  E.  .119*. 

Deter,  Chr.  G.  J.  7'. 

Detlef sen.  D.  204*. 

Detmar.  B.  166*. 

Deubner,  L.  638  54*  155*  f.  214*. 

Deuschle,  J.  206  85*  96*  98*  111*. 

Deussen,  P.  47  2*  6*   15*-17*   27*  99* 

234*  239*. 
Deutiuger,  ]M.  v.  6*. 
Dewing,  H.  B.  231*. 
Dexippos   365    386    572   617    638+  639 

644  t  222*. 
Devcks,  F.  170  73*. 
Diagoras  143  65*. 
Dialektiker  169,  _ 
Dialexeis  sieh  Dissoi  logoi. 
Dialog,  philosophischer  39*  u.  ö. 
Diatribe,  kvnisch-stoische,  s.  Kynismus. 
DibeUus,  M.  180*  191*  236*. 
Dick,  A.  673. 
Dickerman.  Sh.   Ow.    31*   47*   72*  88* 

113*  124*  138*  153*  172*  198*  211*. 
Diekinson  109*. 
Didvmos  205. 
Diebitsch,  Fr.  127"  160*; 
Dieck  109*. 
Dieckhoff,  O.  172*. 
Dieckmann  93*. 
Diederich,  B.  95*  99*. 
Diederichsen,  L.  126*  140*. 
Diehl,  E.  6]8  650  79*  100*  224*. 
Diehl,  G.  J.  149*. 
Dieütz,  Th.  141^ 
Diels,  H.  passim. 
Diemer  63*. 
Dienel,  R.  174*. 

Difes,  A.  45*  85*  98*  f.  105*  107*  109*. 
Dietelmaier,  J.  A.  216*. 
Dieterich,  Albr.  36    109   34*  f.    41*    65* 

85*  114*  155*   181*   206*  213*  215* 

221*. 
Dieterici,  Fr.  130*. 
Dietrich,  W.  98*. 
Dietze,  J.  158*. 
Dietzel,  H.  94*. 

Dikaiarchos  216  423  f  424  426  t  147*. 
Dilthev,  K.  44*  100*. 
DUtheV,  W.  1*  2*  12*. 
Dimmier,  H.  134*. 


Register. 


257'' 


Dill  dort",  L.  164  5-27  645. 

Dindorf,  W.  19  681. 

Diiise,  M.  195*. 

Diodoros  v.  Aspendos  78  t  586  53*. 

Diodoros  Kronos  169  f.  172  434  73*. 

Diodoros    aus    Sizilien,    der    Historiker 

178^ 
Diodoros  v.  Tvros  505  t  507  t  689. 
Diodotos  d.  Stoiker  496  512. 
Diogenes  v.  Apollonia  53  62-65  70  116 

119  47*  59*. 
Diogenes   d.   Babylonier  s.  Diogenes  v. 

Seleukeia. 
Diogenes  Laertios  17  21—24  27  ff.  t  30 

194  358  364  376  3*  21*  und  passim. 

Seine   Quelle   f.   d.   Lehre    Piatons 

540  565  f.  201*. 
Diogenes  v.  Oinoanda  42  462  469  604 1 

605  f.  t  211*  243*. 
Diogenes  v.  Seleukeia  432 1  436  t   439 

445  450  689  151*. 
Diogenes  v.  Sinope    174  t   182  ff.  t   528 

685  42*  75*  t  233*.  -  Ps.-Diogenes' 

Briefe  527  211*. 
Diogenes  v.  Srayrna  124  60*. 
Diogenianos  604  606. 
Diokles  v.  Magnesia  23  27. 
Diokles  der  Pythagoreer  78. 
Dion,   Schwager  Dioiivsios'  I.    193    199 

201  354  358. 
Dion  V.  Prusa  (Chrvsostomos)  42  526  t 

527  529  ff.  t  564  682  f.   179*  193*t 

242*. 
Dionysios  d.  Altere  v.  Syrakus  193  199. 
Dionvsios   d.   Jüngere   v.    Svrakus    193 

200  f.  215  218. 
Dionvsios  (Pseudo-D.)  Areopagites    653 

107*  217*  243*. 
Dionysios  d.  Epikureer,  Nachf.  d.  Poly- 

stratos  689. 
Dionysios  v.  Halikarnassos  358  178*. 
Dionvsios  v.   Herakleia    (d  fiszaß'Sfievog) 

432  435  150*. 
Dionysios  v.  Kyrene  502  176*. 
Dionvsios   d.    Stoiker   (um    50  v.  Chr.) 

689. 
Dionysius  Cartusianus  673. 
Dionysodoros  141  f.  265  64*. 
Diotiraos  v.  Tvros  60*. 
Di  Pauli,  Andr.  v.  22*  49*. 
Dipikä  17*. 
Dirking,  A.  37*  157*. 
Dissen,  L.  G.  66*  70*  97*. 
Dissoi   logoi    (Dialexeis)    73    126    139-1- 

140  f. t  156  168  64*t  82*. 
Dittel,  H.  111*. 
Dittenberger,  W.   217  229-232  353  359 

538  579  604  83*  88*  151*  197*. 
Dittmar,  H.  164  168  70*  72*. 
Dittmever,  L.  369  124*  228*. 
Dittrich,  E.  110*. 
Dittrich,  Frz.  68*. 
Dobbs,  A.  E.  32*. 

Ueberweg,  Grundriß  I. 


Dobschütz,  E.  V.  243*. 

Dobson,  J.  F.  151*. 

Doege,  H.  166*  167*  176*. 

Döllinger,  I.  106*. 

Dörfler,  J.  44*  46*  f.  54*  89*  237*. 

Doergens,  H.  183*  190*. 

Döring,    Aug.    46    148  ff.    1*    22*    27* 

46*  f.   52*   55*    67*   71*  f.  81*   100* 

114*  119*  143*  f.  151*  157*  166*  f. 
Döring,  Fr.  101*. 
Dörpfeld,  W.  93*. 
Dörwald,  P.  71*. 
Dohrn.  H.  147*. 

Domanski,  B.   670  206*  218*  220*  228*. 
Dominicus  Gundissalinus  1*. 
Domninos    580    648+    649    652  t    691 

224*  244*. 
Donati,  B.  50*. 
Dorison,  L.  184*. 
Dorn,  J.  111*. 
Dorn,  J.  Chr.  2*. 
Dorner,  A.  10*. 
Doros  680  684  231*. 
Dossios,  N.  G.  209*. 
Dougan,  Th.  W.  491. 
Dourif,  J.  192*. 
Dowall,  K.  A.  52*. 
DowdaU  369. 

Doxographie  18  29  22*  und  passim. 
Dräseke,  J.  569  684  49*  107*  130*  217* 

224*  228*  231*. 
Draheim,  H.  64*  89*  239". 
Dreas,  C.  219*. 
Drechsler,  Fr.  J.  175*. 
Dreinhöfer,  A.  94*  117*. 
Drerup,  E.  63*. 
Dresig,  S.  F.  66*. 
Drewnick,  P.  174*. 
Drews,  A.  29*  219*. 
Dreyer,  J.  L.  E.  9*. 
Drevkorn,  J.  91*. 
Drexel,  F.  28*. 
Drosihn  512  113*  191*  232*  f. 
Droste,  P.  83*. 

Droste-Hülshoff,  K.  A.  v.  140*. 
Drovsen,  J.  G.  428. 
Drti'na,  Fr.  237*. 
Drummond  463. 
Drummond,  J.  209*  f. 
Druon,  H.  85*. 
Drygas,  A.  117*. 
Dsehainismus  13  13*  19*. 
Duchon,  J.  114*. 

Dübner,  Fr.  368  424  465  511  538  540. 
Dühring,  E.  6*  135*. 
Dümraler,    Ferd.    107    139   149    174    2* 

41*   43*    62*— 64*    70*  f.     74*- 76* 

78*    81*    89*-92*     94*    103*    109* 

14.')*  f.  151*  197*  241*. 
Düning,  H.  H.  A.  462  158*. 
Dürr,  K.  40*  200*. 
Duff,  J.  D.  466. 
Dufour,  M.  371. 


258* 


Register. 


Dugas,  Ch.  125*  235*. 

Dllgas,  L.  33*. 

Dumeril,  A.  76*  205*. 

Duraontier,  J.  6-19. 

Dunan,  C.  56*. 

Diincker,  Max  14*. 

Duprat,  G.  L.  31*  f.  137*  151*. 

Dupreel,  E.  123*. 

Dupuis,  J.  539  110*, 

Durand,  R.  173*. 

Durand  de  Laur,  H.  148*. 

Dutoit,  J.  18*. 

Dver,  L.  207  86*. 

Dyroff,  Ad.  547  2*  12*  15*  23*  f.  38* 
59*  72*  f.  98*  105*  119*  f.  126*  132* 
148*— 154*  160*  f.  174*  183*  191* 
195*  197*  212*  f.  237*  240*. 


Earle,  M.  L.  172*. 

Eaton  370. 

Ebeling,  H.  L.  84*  88*. 

Ebeling,  R.  110*. 

Eberhard,  E.  F.  137*. 

Eberhard,  Eng.  138*. 

Eberlein,  H.  191*. 

Eberlein,  L.  141*. 

Ebert,  J.  F.  147*. 

Eberz,  J.  98*  100*  f. 

Echekrates  74  78. 

Eck,  J.  G.  76*. 

Eckert,  W.  86*. 

Eckstein,  v.  48*. 

Edmonds,  J.  M.  424  146*. 

Edwards,  G.  M.  164. 

Edwards,  W.  A.  230*. 

Egan  of  King  Williams  Town  466. 

Egger,  E.  371  37*  68*  120*  127*  143* 

Egger,  J.  144*. 

Egger,  Joh.  Bapt.  31*. 

Egger.  P.  J.  B.  93*. 

Egger,  Yict.  21*. 

Eggerking,  Wilh.  37*. 

Ehemann,  Chr.  193*. 

Ehlers,  R.  106*  192*. 

Ehrhard,  A.  227*. 

Ehrlich,  Ad.  141*. 

Ehwald,  R.  213*. 

Eibl,  H.  113*. 

Eichhoff,  K.  43*  85*. 

Eichhoff,  Th.  L.  48*. 

Eichner,  M.  160*. 

Eichthal,  G.  d'  68*. 

Eicke,  L.  38*. 

Einhorn,  Dav.  237*. 

Eisele  196*. 

Eisemann,  Fr.  128*. 

Eisenmann  1*. 

Eisler,  Rob.  30*  57*  237*. 

Eisler,  Rud.  1*  f.  13*  29*. 


Eitrem,  S.  170*  221*  230*  242*. 

Ekklesiastes  594. 

Eklektische  Schule  desPotaraon588  207*. 

Ekphantos  74  81  356  53*. 

Ekstase  48  616  f.  634  643  656  663  669 
31*. 

Eibern,  B.  237*. 

Eleaten  32  37  50  f.  85  86  f f .f  170  54*. 
Piaton  und  die  Eleaten  299  304  ff. 

Elektra  (Faugschluß)  171. 

Eleutheropulos,  Abr.  10*  234*. 

Elfer,  Aug.  139*. 

Elias  der  Neuplatoniker  175  366  386 
623  660  t  ö62f.  667  t  675  685  226*. 

Elias,  A.  39*  186*. 

Eliot,  Thom.'  108*. 

Elisch-eretrische  Schule  163  172  f.t  73*. 

Ellis,  R.  465  56*  f.  162*  174*  187^  191* 
199*. 

Ellwood,"  A.  142*. 

Elraore,  J.  84*  86*. 

Elsee,  Ch.  217*._ 

Eiser,  Konr.  136*. 

Elster,  A.  174, 

Elter,  A.  19  436  511  527  581  587  592 
595  597  129*  151*  f.  191*  194*  197* 
206*  208*  212*  227*  ZSl*  233*  236*. 

Embser,  J.  Val.  205. 

Emminger,  A.  20*  44*. 

Emminger,  K.  33*. 

Erapedokles  32  36  37  50  69  73  76  99 
103  104  ff.  t  110  111  113  115  117 
119  f.  134  394  476  606  615  629  692  f. 
41*  56*  t  62*  237*.  Elemente  104 
106.  Liebe  und  Haß  104  105  f. 
Sphairos,  Urzustand,  Entstehung  der 
Wesen  106  f.  Verhältnis  zum  Dar- 
winismus 107.  Sinneswahl-nehmung 
durch  Ausflüsse  aus  den  Dingen 
107  f.  Erkenntnis  durch  Gleich- 
artiges 108.  Religiöses  106  109. 
Seelenwanderung,  Fleischverbot  109. 
Verhältnis  z.  anderen  Vorsokratikern 
110. 

Empirische  Arzte  613. 

Endt,  J.  142*. 

Engel,  G.  135*. 

Engel,  Joh.  Jak.  111*. 

Engel,  Rud.  62*. 

Engel,  W.  71*. 

Engelbrecht,  A.  173*  187*. 

Engelbrecht,  P.  C.  120*. 

Engelhardt,  v.  200*. 

Engelhardt,  Fr.  W.  83*  141*. 

Engelhardt,  J.  G.  V.  623. 

Engelmann,  W.  (Engelmann-Preuss)  22* 
und  passim. 

Euglish,  R.  B.  45*  237*. 

Engstrandt,  C.  J.  H.  171*. 

Enk,  K.  511  650. 

Enk,  M.  143*. 

Enkratiten  687. 

Ennius  85  192  76*. 


Register. 


259=^ 


Entelechie  396  135*  240*. 

Entz,  G.  115*. 

Epicharmos  72 — 75  85  54*. 

Epiktetos  41  43  508  t  511  518  ff.  t  531 
533  f.  659  667  28*  189*  242*  244*. 

Epikureer  38  40  f.  163  460  ff. f  604  ff .t 
614  f.  157*  211*.  Begriff  d.  Phi- 
losophie 6  4i2.  Einteilung  d.  Phi- 
losophie 471  f.  Induktion  471  473. 
Wahrnehmung  472  475  478.  Pro- 
lepsis  471  f.  Mechanische  Welter- 
klärung, Atome  und  Leeres  474  ff. 
Deklination  d.  Atome  u,  Willens- 
freiheit 474  476.  Gegen  die  Pronoia 
476.  Gegen  die  Heimarmene  478. 
Götter  474  477.  Kein  naturwissen- 
schaftl.  Interesse  477.  Psychologie 
478,  Keine  öeelenfortdauer  478. 
Lust  als  Ziel  479  481  ff .  Unter- 
schied von  den  Kvrenaikern  485. 
Einsicht  480  482.  Tugend  480  482. 
Einteilung  dev i.-tidvfuai  4SI.  Begriff 
der  t]6o%'>i  481,  ihre  Arten  482  f. 
Metretik  der  Lust-  und  L^nlustge- 
fühle482.  Freundschaft  483.  Staats- 
k-ben  484  f.  Recht  485.  Der  Weise 
482.  —  Schulstreitigkeiten  468  604. 
Gelehrte  ilethode  480.  Doxogra- 
phisches  Interesse  404  406. 

Epikuros  6  118  124  129  428  430  460ff.t 
466ff.t  515  683  694  f.  42*  59^ 
157*ff.t  168*  ff.  178*  186*  233*. 

Epimenides  35  36  692  43*  f. 

Epp,  K.  240*. 

Epstein,  Geo.  70*. 

Erasistratos  506. 

Erasmus  367. 

Erastos  353. 

Eratosthenes  21  30  76. 

Ercole,  P.  134*. 

Ercole,  P.  d'  52*. 

Erdmann  199*. 

Erdmann,  Benno  2*  6*. 

Erdmann,  Joh.  Ed.  6*. 

Erdmann,  M.  371. 

Eretriker  172  73*. 

Erhabenen,  Schrift  vom  618  620  218^= 
242*. 

Eristik  127  142  169  171  176  265  ff. 

Erman,  A.  19*. 

Ersch  2*. 

Erymneus  689. 

Eryximachos  142. 

Escher,  L.  156*. 

Esdaile,  K.  A.  359. 

Espinas,  A.  61*  93*. 

Esra,  Buch  E.  594. 

Essäer  590  592  597  207*  210*. 

Essen,  E.  369  120*  133*. 

Euandros  490  493  688  695. 

Eubulides  169  f.  171. 

Eubulos  V.  Ephesos  695. 

Eubulos  V.  Ervthrai  695. 


Eubulos,  Platoniker  des  3.  Jahrh.  nach 

Chr.  691. 
Eucken,  R.  2*  10*  12*  120*  122*  131*  f. 

140*  f. 
Eudemos  57  79  82  383  423  t  424  425  t 

147*. 
Eudoros  41  537  t  538  542  543  t  195*. 
Eudoxo^  aus  Knidos  188  352 1  353  357  t 

693  119*. 
Eudromos  151*  t- 
Euenos  143. 
Eugenios  681. 

Euhemeros  186  t  191t  594  41*  76*  t. 
Eukleides  der  Mathematiker  170. 
Eukleides  v.  Megara  125   163    169  ff.  t 

193  197  487  73*. 
Eunapios  23  617  622  636  644 1  645  647  t 

224*. 
Eupolis  der  Komiker  129. 
Euripides  64  117  129  58*  65^  237*. 
Eurytos  74  78  84. 
Eusebietti,  P.  123*. 
Eusebiosder  Kirchenschriftsteller  31  619 

637  681  232*  u.  ö. 
Eusebios  der  Neuplatoniker  617  645. 
Eustathios:    Ps.-Eustathios  zum  Hexae- 

meron  243*. 
Eustochios  624  f. 
Eustratios  366  386  405. 
Euthydemos  141  f.  265  ff.  64*. 
Euthvphi-on  249  ff.  272. 
Evangelides,  M.  8*  56*  228*. 
Ewald,  H.  19*. 
Ewald;  P.  39*  168*. 
Exham,  G.  A.  140*. 
Exter,  Fr.  Chr.  205. 
Eycken  214*. 
Eymin,  A.  9*. 
Evssenhardt,  Frz.  650  673. 
Eyth,  Ed.  206. 


F. 

Faber,  E.  14*. 

Faber.  F.  111*. 

Fabianus  Papirius  588  f. 

Fabricius,  E.  54*. 

Fabricius,  J.  A.   607  650  673  42*  208* 

224*. 
Fabricius,  O.  71*. 

Fachwissenschaften  1  53  430  f.  660  u.  ö. 
Fähse,  Th.  108*. 
Fahland,  B.  115*. 
Fahnberg,  G.  92*. 
Fairbanks,  A.  35*  44*  117*  154*. 
Fairchild,  A.  H.  R.  240*. 
Fairclough,  H.  R.  84*. 
Falchi,  A.  164*. 
Falkenheim,  H.  7*. 
Falter,  G.  109*  210*. 


260=» 


Register. 


Faltin,  J.  A.  A.  540  200*. 

Farjenel,  F.  15*. 

Farquharson,  S.  L.  809. 

Fausti,  J.  164*. 

Fava,  D.  209  105*. 

Favaro,  A.  90*. 

Favier,  A.  213*. 

Favonius  Eulogius  495  672  f  673  677  f 

23Q*-j-  242*. 
Favorinus  537  f  539  558  f.t  607  199*  f 

212* 
Favre,  J.  154*  169*  196*. 
Fav,  E.  W.  162*. 
FaVe,  E.  de  236*. 
Fazio-Almaver,  V.  29*  58*. 
Fechner,  G."  Th.  108*. 
Fechner,  H.  A.  140*. 
Feddersen,  H.  104*. 
Feddersen,  O.  M.  72*  87*. 
Fehrle,  E.  34*  77*. 
Feme,  P.  193*. 
Feller,  W.     144*. 
Fenner,  F.  107*  243*. 
Fenk,  E.  77*. 
Ferber,  J.  60=^  101*  115*. 
Ferguson,  A.  S.  69*  238*. 
I  errai.  E.  206  f. 
Ferrari,  Ol.  14i*. 
Ferrari,  S.  54*  57*  126*. 
Ferraz  182*. 
Ferri,  A.  147*. 
Ferrier,  J.  Fr.  27*. 
Ferrini,  C.  371. 
Fertig,  J.  205*. 
Feßler,  Fr.  169*. 
Festa,  X.  638  144*  190*. 
Feuerlein,  E.  10*. 
Feugere,  G.  65*. 
Feussner,  H.  424. 
Feustell,  H.  160*. 
Fichte,  J.  G.  7  12*. 
Fichte,  1.  H.  13*  216*. 
Ficinus,  MarsUius  205  622  77*  111*. 
Fickert,  C.  R.  510  183*. 
Fiegl,  A.  184*. 
Field,  G.  C.  69*. 
Fi'erens-Gevaert  11*. 
Filek.  E.  v.  161*. 
Filkuka,  L.  140*. 
Fimmen,  D.  53*. 
Finckh,  Chr.  Eb.  662. 
Findeisen,  J.  141*. 
Finger,  F.  A.  UÜ'. 
Finsler,  G.  33  f.  43^  118*  144*. 
Fiorentino,  Fr.  27*. 
Firmiani,  S.  58*. 

Firmicus  Maternus  180*  217*  243*. 
Fischer,  A.  7*. 
Fischer,  A.  45*. 
Fischer,  Alb.  85*. 
Fischer,  J.  Fr.  208. 
Fischer,  Korn.  86*  91*. 
Fischer,  Kuno  98*. 


Fischer,  K.  Ph.  113*. 

Fischer,  M.  A.  118*. 

Fischer,  P.  193*. 

Fischer,  R.  39*  169*  186*. 

Fischl,  H.  240*. 

Flagg,  J.  207. 

Flatt,  I,  F.  46*. 

Fleckeisen,  A.  24*. 

Fleurv,  Am.  186*. 

Flipse,  H.  J.  39*. 

Flügel,  O.  6*. 

Fobes,  F.  H.  124*. 

Focke,  Fr.  638  208*  222*. 

Förster,  Aur.  369. 

Foerster,  Rieh,  369  372   119*   130*  218* 

222*  f.  233*  239*  243*. 
Folchieri,  Gius.  107*. 
Fonsegrive,  G.  L.  9*  133*  141*  173*. 
Forchhammer,  P.  W.  66*  129*  143*. 
Forster,  E.  85*  190*. 
Forstner,  M.  242*. 
Fortlage,  B.  213*. 
Fortlage,  C.  91*  154*. 
Foss,  H.  E.  424  62*  146*. 
Fester,  F.  M.  162*. 
Foucher,  41*. 

Fouill^e,  Alfr.  8*  67*  105*. 
Fourmont  41*. 
Fournier,  P.  191*. 
Fowler,  H.  X.  501. 
Fox.  W.  173*. 
Fraccaroli,  G.  207-209. 
Fraenkel,  J.  M.  424  87*. 
Fränkel,  M.  62*. 
Fränkel,  S.  203*. 
Fraguier  41*. 
France,  W.  C.  222*. 
Franck,  Ad.  12*  19*. 
Francke,  F.  J.  Chr.  132*. 
Francotte,  Henri  33*. 
Franke.  Alfr.  606. 
Franke,  R.  O.  234*. 
Fränkel,  Z.  209*. 
Frankl,  W.  M.  47*  106*  239*. 
Frantzius,  A.  v.  368  f. 
Frazer,  J.  G.  9*. 
Frederking,  A.  83*. 
Fredrich,  ().  73  50*. 
Frei,  Job.  60*— 62*. 
Freret  41*  66*. 
Frerichs,  H.  160*. 
Freuden  thal,  J.  539  571  576  21*  40*  55* 

122*    124*    139*    194*    198*  f.   201* 

203*    207*  f.    218*    220*    222*   224* 

228*  230*. 
Freudenthal,  M.  210*. 
Frev,  Ans.  241*. 
Freymüller,  P.  W.  70*. 
Freyschmidt  140*. 
FreVtag,  Gust.  143*. 
FreVtag,  W.  28*. 
Frick,  C.  62*  95^=  196*  221*. 
Frick,  O.  71*. 


Register. 


26r 


Friedel,  W.  O.  38*  61*  63*. 

Friederici,  E.  72*. 

Friedländer,  L.   604   28*   37*   42*    184* 

241*. 
Friedländer,  M.  208*. 
Friedländer,  P.  60*  93*  112*  137*. 
Friedlein,  Gottfr.  649. 
Friedrich,  G.  491. 
Friedrich,  G.  213*. 
Friedrich,  Gust.  185*. 
Friedrich,  W.  128*  175*. 
Friedrich.  Wilh.  185*. 
Friedrich.  Wilh.  Lud^v.  186*. 
Friedrichs,  E.  89*. 
Fries,  J.  F.  4*. 
Fries,  J.  J.  110*. 
Fries,  K.  20*  39*  44*  168*  170*  173*  f. 

180*  204*  230*  235*  f.  242*. 
Fries,  W.  213*. 
Frisch,  P.  196*. 
Frischeisen-Köhler,  M.  7*  234*. 
Fritz,  G.  183*. 
Fritz,  W.  661  227*. 
Fritze,  E.  87*. 
Fritzsche,  A.  E.  205. 
Fritzsche,  Ad.  Th.  H.  370  147*. 
Fritzsche,  Fr.  527. 
Fritzsche,  F.  V.  155*  194*  215*. 
Fritzsche,  R.  A.  31*  112*. 
Fritzsche,  Rob.  160*  162*  188*  204*. 
Frohschammer,  J.  131*. 
Fronmüller,  W.  60*. 
Frontera,  G.  56*. 
Frost,  K.  T.  100*. 
Fuchs,  C.  109*.    ■ 
FiUleborn,  G.  G.  87  12*  54*  216='. 
Fürst,  J.  28*. 
Fürstenspiegel  176  531  639  (Sopatros)  644 

646  665  683  33*  235*  239*. 
Füßlein,  C.  29*. 
Fuhr.  K.  90*  228*. 
Fuhr,  M.  424  147*. 
FuUer,  B.  A.  G.  219*. 
Funk,  Fr.  X.  200*. 
Funk,  K.  527  194*  200*. 
Funk-Brentano,  Th.  61*. 
Funke,  C.  A.  11.3*. 
Fusci,  G.  G.  190*. 
Fyfe.  W.  H.  129*. 


Gabba,  ßass.  190*  f. 

Gabelentz,  Ge.  v.  d.  14*'. 

Gabler,  K.  570. 

Gabrielsson,  J.  199*. 

Gadelle,  L.  82*. 

Gärtner,  E.  208*. 

Gärtner,  Th.  204*. 

Gaios  41  537  t  553  t  558  564  625  198* 

Gaisford.  Th.  19  650  661  50*. 


Galasso,  A.  45*. 

Galati  Mosella,  G.  143*. 

Galbiati,  Giov.  170*. 

Gale,  Th.  623  638. 

Galenos  18  30  92  205  569  t  570  f.  576 1 

670  180*  202*  f.j  243-^  —  Ps.-Galen. 

Hist.  philos.  26  29  f.  22*  232*  u.  ö. 

—    UsqI     zov     jiwg     ifitpvxoviai    rä 

e/iißQva  623  636. 
Galilei  59*. 
Galli,  U.  69*. 
Gallienus  624. 
Gandiglio,  A.  171*. 
Ganneau,  Gl.  177*. 
Gans,  E.  109*. 
Gauss  76*. 

Ganter,  F.  L.  152*  189*. 
Garbe,  R.  16*  43*. 
Gardikas,  G.  K.  205  84*. 
Gardner,  A.  222*. 
Gardner,  P.  75*. 
Garfein-Garski,  St.  1*. 
Garnier  41*. 
Garnier,  A.  32*  71*. 
Garrod,  H.  W.  95*  162*. 
Garve,  Chr.  370  154*  164*  173*. 
Gasc-Desfosses,  Ed.  29*. 
Gass,  W.  10*. 
Gassendi,  P.  157*. 
Gaßner,  J.  172*. 
Gastmann,  A.  L.  132*. 
Gataker,  Th.  512  148*. 
Gatscha,  F.  198*. 
Gatti,  G.  604.     ' 
Gaul,  L.  107*. 
Gawanka,  K.  154*. 
Gaye,  R.  K.  56*  114*  124*. 
Gayer,  S.  129*. 
Gaza,  Schule  von  668. 
Geh  14. 

Gedike,  Fr.  168*. 
Geel,  J.  60*. 
Geffcken,  J.  592  639  f.  644  685  33*  36* 

40*  53*  58*  69*  74*  145*  155*-157* 

168*  178*  186*  194*  204*  213*— 215* 

223*  227*  236*  244*. 
Geffers,  Aug.  59*  166*. 
Gehring,  A.  68*. 
Geier,  R.  120*. 
Geiger,  Abr.  207*. 
Geiger,  G.  675  229*. 
Geil.  G.  47*  113*. 
Geisau,  J.  v.  199*. 
Geissler  2*. 
Geißler,  A.  86*. 
Geist  61*. 

Geist,  H.  187*  f.  217*. 
Gelder,  J.  J.  de  539  51*. 
Geldner,  K.  19*  234*. 
Gellius,  A.  19  31  495  536  558  677  690 

22*  242*  u.  ö. 
Geminos  501  504  t  177*  181*. 
Gemoll,  W.  164  187*  238*  24.3*. 


262* 


Register. 


Genesisexegese  576  636  668  670  180*. 

Genethlios  100. 

Gentile,  G.  182*. 

Georgiades,  A.  220*. 

Georgii,  J.  Chr.  L.  208*  f. 

Georgii,  L.  206  99*. 

Georgios  Pachymeres  366  619. 

Gercke,  Alfr.  17  24  26  28  162  206  224 
358  f.  377  f.  424  510  540  566  568 
595  604  606  624  21*  27*  64*  68* 
75*  83*  88*  90*  95*  119*  f.  123* 
133*  146*  150*  f.  167*  172*  f.  177* 
179*  181*  f.  184*  187*  f.  192*  198* 
201*— 204*  213*  216*  229*1  238* 
240*  243*. 

Gerhüußer,  W.  497  f.  501  40*  169*  174* 
177*  f.  181*. 

Gerhard,  E.  43*. 

Gerhard,  G.  A.  75'  155*  f.  241*. 

Gerhard,  P.  70*. 

Gerlach,  Fr.  Dor.  165*. 

Gerlach,  G.  W.  218*. 

Gerling,  Ch.  L.  56*. 

Germanicus  509  f.  513  183*  242*. 

Germami,  P.  491  168*  192*. 

Germar,  J.  C.  S.  215*. 

Gernhard,  A.  G.  116*. 

Gerstinper.  H.  242*. 

Gertz,  M.  C.  510. 

Gevaert,  F.  A.  370. 

Gever,  Ph.  J.  144*. 

Gevser,  J.  98*  240*. 

Gfi-örer,  A.  208*  f. 

Ghezzi,  D.  205*. 

Giambelli,  C.  491  100*  163*  169*  171*. 

Gianola,  A.  52*  167*  172*  204*. 

Gibbon,  Edw.  222*. 

Gidel,  Ch.  131^^  f. 

Gidionsen,  W.  154*. 

Giesecke,  A.  32*  74*  150*  187*  f.  197*. 

Giesen,  K.  195*. 

Giesing,  Fr.  79*. 

Gifford,  E.  H.  207  79*. 

Gilbert,  H.  175*. 

Gilbert,  O.  2*  20*  30*  35*  44*  46*  50* 
52*  54*  56*  131*  137*  177*. 

Gilbert,  W.  164  92*. 

Gilderaeister,  J.  539  581  681  206*. 

Gildersleeve,  B.  L.  92*. 

Gillespie,  C.  M.  39*  73*  f.  85*. 

Gillet,  M.  140*. 

Gilow,  H.  34*. 

Gils,  P.  .T.  M.  van  76*. 

Ginzel,  F.  K.  46*. 

Giovanni,  Vinc.  di  8*. 

Girard,  .1.  188*. 

Giri,  G.  160*— 162*. 

Giussani,  C.  466  160*  163*  f.  233*. 

Gizvcki,  P.  V.  157*  163*  f.  232*  f. 

Gladis,  C.  223*  231*. 

Gladisch,  A.  32  44*  48*  51*  f.  54*  57*  f. 

Glaeser,  Fr.  547  196*. 

Glaesser,  P.  167*. 


Glaser,  J.  C.  123*. 

Glaser,  E.  148*. 

Glatzel,  A.  159*. 

Glaukon  196. 

Glaukos  V.  Rhegion  105. 

Glawe,  Walt.  37. 

Gleichen-Russwurm,  A.  v.  4(50  466  510  ff. 

Gleisberg,  K.  84*. 

Gloel,  F.  114*  168*. 

Glogau,  G.  89*  93*  140*. 

Gloßner  136*. 

Gloth,  Ch.  M.  KH. 

Glückselig,  C.  J.  17*. 

Gnesotto,  A.  173*. 

Gnesotto,  F.  1^8*. 

Gnomische  Poesie  241*. 

Gnomische  Prosa  51. 

Gnomologien  236''. 

Gnosis  585  587  626  633  3*. 

Gobineau,  J.  A.  14*. 

Göbel,  J.  218*. 

Goebel,  K.  368  45*  98*  112*  123*  144* 
212*. 

Goedeckemeyer,  A.  46  493  27*  59*  82* 
123*  132*  163*  165*  195*  199*  211*. 

Goens,  R.  M.  van  623. 

Göring,  C.  29*. 

Görland,  A.  109*  f.  1.32*  137*. 

Goertz,  Joh.  119*. 

Goes,  G.  F.  D.  46*. 

Goethe,  A.  491  172*. 

Goethe,  .Toh.  Wolfg.  v.  109  132  202  363 
108*  117*  132*  161*  239*. 

Göttling.  K.  AV.  370  464  75*  141*  174*. 

Göttsching,  .J.  205*. 

Goetz,  G.  241*. 

Goetz,  L.  F.  136*. 

Gogavinus,  A.  570. 

Goguel,  E.  183*. 

Gohlke,  P.  E.  111*  134*. 

Goldbacher.  A.  539  49*  88*  f.  198*. 

Goldbeck,  E.  93*  137*. 

Goldenes  Gedicht  578  t  582  t  597  öO\ 

Goldenes  Zeitalter  s.  Kulturanfänge. 

Goldmann,  Gust.  141*. 

Goldziher,  Ign.  7*  217*. 

GoUing.  J.  83*. 

GoUwitzer,  Th.  219*  f. 

Gomolinski,  K.  93*. 

Gomperz,  Heinr.  135  137  140  168  220  f. 
2*  24*  32*  .50*  61*— 65*  70*  78*  87* 
103*  109*  133*. 

Gomperz,  Th.  107  130  162  223  f.  231 
233  237  242  310  371  389  461  ff.  490 
22*  26*  28*  41*  49*  f.  .58*  60*— 62* 
66*  73*— 75*  78*  81*  84*  86*  f.  89* 
92*94*  96*  101*  f.  105*  118*  f.  122* 
129*-131*  13.5*  143*  f.  146*  148* 
bis  150*  159*  163*  166*  183*  200* 
211*  222*  f.  225*. 

Gonzalez,  C.  8*. 

Goodrich,  W.  J.  93*  99*  126*. 

Goodwin,  W.  114*  139*. 


Register. 


263^ 


Goram,  O.  209*. 

Gorgias  4  73  87  126  134ff.t   142    168 

175  255  ff.  692  f.  62*  f  64*. 
Gossen,  Joh.  202*. 
Gossler,  W.  v.  69*  111*  134*. 
Gothein,  E.  107*. 
Gottschiek,  A.  90*. 
Gottschlich,  E.   124*   135*  143*. 
Gottverähnlichiing    als    philosophisches 

Telos  537  542  f.  552  f.  555  621  634 

636  f.  683. 
Gottwald,  R.  107*. 
Goiigh  16*. 
Gouraud.  C.  166*. 
Gow,  J.  110*. 
Grabisch,  J.  511. 
Grabmann.  M.  8*  132*  240*. 
Graef,  A.  92*. 
Grätz.  H.  597  207*  f. 
Graeven,  J.  188*. 
Graham,  J.  100*. 
Graindor.  P.  146*. 
Grannid,  J.  E.  171*. 
Grant,  A.  370  27*  131*. 
Grassi-Bertazzi,  G.  113*. 
Grassmann,  H.  15*. 
Gratacap,  A.  138*. 
(iratsiates  105*. 
Gratzv,  O.  61*. 
Grauert  148*. 
Graux,  Ch.  580. 
Graves,  Ch.  E.  208. 
Gröard,  O.  183*  195*. 
Greene.  H.  W.  124*. 
Greenwood,  L.  H.  G.  370  126*. 
Grdgoire,  H.  211*. 
Gregoriades,  P.  85*  114*. 
Gregorios  v.  Nazianz  682  684—686  107* 

157*  217*  223*. 
Gregorios  v.  Nyssa  107*  242*. 
Gregorios  Thaumaturgos  568  28*. 
Gregorovius.  Ferd.  218*. 
Grenfell,  P.'  137. 
Grimm,  G.  234*. 
Grimmelt,  B.  94*. 
Grimmelt,  G.  207. 
Groag,  E.  113*  239*  f. 
Gröger.  A.  115*. 
Groeneboom,  P.  424. 
Groh,  Fr.  87*. 
Gronau,  K.  576  636  670  676  41*   107* 

180*  f.  198*  236*  242*. 
Groot,  J.  M.  de  15*  234*. 
Gros,  E.  465. 
Grosch,  G.  189*. 
Großgerge,  W.  146*  185*. 
Großmann,  A.  88*. 
Großmann,  Chr.  G.  L.  85*  209*. 
Grote,  G.  211  43*   51*   60*  67*  77*  80* 

112*  131*. 
Grotefend.  F.  A.  L.  A.  114*. 
Grotius,  Hugo  28*. 
Grube,  Wilh.  7*  14*  f. 


Grucker,  E.  219*. 

Griinwald,  E.  25*  86*  93*  118*. 

Grützmacher,  G.  227*. 

Grumme,  A.  173*. 

Grundey,  Em.  114*. 

Gruppe,  O.  43*. 

Gruppe,  O.  F.  51*  112*. 

Grynaeus.  S.  205  367  649. 

Grvsar,  C.  J.  54*  166*. 

Gsell-Fels,  J.  T.  138*. 

Gubernatis,  IL  L.  de  123*  155*  214*. 

Gudeman,  A.  492  661  f.  170*  192*  227* 

233*  242*. 
Guelfi,  Fr.  Filom.  33*. 
Günsz,  Ar.  571  203*. 
Günther,  K.  E.  50*. 
Guenther,  O.  194*. 
Günther,  P.  R.  E.  216*. 
Günther.  S.  9*  29*. 
Güthling,  K.  E.  138*. 
Güthhng,  O.  164  205  466  538. 
Guggenheim.  M.  34*  68*  74*  94*  f.  117*. 
Guimet,  E.  214*. 
Guiraud,  J.  205*. 
Gumlich  100*. 
Gummere,  R.  M.  186*. 
Gummerus.  H.  192*  207*. 
Gumposch,  Ph.  132*. 
Gumposch,  V.  Ph.  2*  4*. 
Gundel,  W.  39*  153*. 
Gundermann,  G.  53*  184. 
Gunkel,  H.  207*. 
Gunning,  C.  P.  237*. 
GuTlitt,  L.  158*  169*. 
Gustafsson,  F.  510. 
Guthe,  H.  19*. 
Guthrie,  K.  S.  219*. 
Guttmann,  J.  J.  68*. 
Guyau,  M.  164*. 
Guyot,  H.  47*  106*  210*  219*. 
Gyrnnosophisten    184;     s.    auch    Brah- 

manen. 


H. 

Haack,  A.  116*. 

Haack,  J.  244*. 

Haake,  A.  154*. 

Haakh  510. 

Haas,  A.  164*. 

Haas,  A.  E.  29*  37*  137*  22^ 

Haas,  H.  18*. 

Haas,  L.  23*  123*  133*  212*. 

Haas,  P.  L.  164*. 

Haase,  F.  510. 

Hachez,  K.  160*. 

Hackforth,  R.  95*  104*. 

Hackmann,  H.  234*. 

Hadzsits,  G.  D.  162*  164*. 

Haeberlin,  C.  540  568  74*. 


2(^4' 


Register. 


Häbler,  A.  153*. 

Häbler.  Th.  100*  lOS*. 

Hacker,  F.  125*  140*  f. 

Häperström,  A.  140*. 

Haftner,  P.  6*. 

Hafner,  Alb.  107*  148*. 

Hagen,  B.  v.  209  78*  95*  107*  220*. 

Hagen,  F.  v.  185*. 

Hagen,  H.  65*. 

Hagen,  P.  74*  193*. 

Hahn  117*. 

Hahn,  C.  193*. 

Hahn,  H.  96*. 

Hahn,  V.  196*  218*. 

Hahndel,  S.  214*. 

Hahne,  F.  215*. 

Haines,  R.  512  191*. 

Haibauer,  O.  457  189*  236*  241*. 

Halbfass,  W.  61*. 

Hal^vy,  E.  111*. 

Halüer,  E.  159*. 

Hallström,  A.  91*. 

Halm,  K.  673  174*. 

Halmsehlag  159*. 

Hambruch,  E.  129*  133*. 

Hamelin  152*. 

Hamelin,  O.  368. 

Hamerling,  R.  216*  218*. 

Hammer,  C.  371  618. 

Hammer,  M.  7*. 

Hammer- Jensen,  J.   58*  60*  106*   125* 

181*. 
Hammerschmidt,  K.  13(*. 
Hammond,  W.  A.  370  115*  133*  139*. 
Hampke,  H.  125*  140*. 
Handt  24*. 

Haneberg,  D.  B.  130*. 
Hanford,  J.  H.  239*. 
Hanke.  Fr.  199*. 
Hannot,  E.  154*. 
Hann-wacker,  Ph.  87*. 
Hanow,  Fr.  570  146*. 
Hansen,  B.  156*. 
Hap  14. 

Härder,  Chr.  206. 
Härder,  Frz.  162*. 
Hardie,  R.  P.  27*  109*  129*. 
Hardie,  W.  R.  162*. 
Harduinus,  J.  681. 
Hardv,  E.  15*  18*  29*  38*. 
HardV,  J.  650  108*. 
HardV.  R.  S.  17*. 

Harles,  C.  G.  42*  46*  208*  221*  244*. 
Harloff,  Wilh.  37*. 
Harms,  F.  8*— 10*. 
Harnack,  Ad.   597  618  624  657  681  22* 

37*  f.  42*  68*  206*  216*  f.  243*. 
Harnischmacher  207*. 
Harpf,  A.  61*. 
Harpokration  562  199*. 
Harpokration  (astrol.-botan.  Schrift)  580. 
Harrv,  .7.  E.  93*. 
Hart;  G.  59*. 


Hart,  J.  237*. 

Hartenstein,  C.  212*. 

Hartenstein,  G.  12*  51*  73*  138*  f. 

Hartfelder,  K.  168*  172*  212*. 

Harth.  K.  100*. 

Hartlich,  E.  O.  203*. 

Hartüch,  P.    176  39*  74*  76*  91*  103* 

130*    147*    150*  f.   157*    166*    174* 

176*  182*  187*  189*  195*  197*  202* 

221*  231*. 
Hartman,  J.  J.  78*  92*  f.  196*  f.  239*  f. 

242    f. 
Hartman,  J.  L.  V.  95*  239*. 
Hartmann  107*  222*. 
Hartmann,  Ed.  v.  8*  f. 
Hartmann,  Frz.  17*. 
Hartmann,  K.  161*  189*  f. 
Hartmann,  M.  109*. 
Hartmann,  N.  45*  111*  225*. 
Hartmann,  R.  179*  185*. 
Hartmann.  Th.  111*. 
Härtung,  J.  A.   424    464    37*    43*   113* 

143*. 
Hase,  Ludw.  113*. 
Hasenclever,  K.  A.  32*. 
Hasenclever,  L.  216*. 
Haskins,  Ch.  H.  123*. 
Hasler,  F.  173*. 
Hasluck.  F.  W.  44*. 
Hasse,  H.  238*. 
Hasse,  K.  65*. 
Hasse.  K.  P.  217*. 
Haslings,  Jam.  11*  13*. 
Hatch,  E.  36*. 
Hatzfeld,  A.  371. 
Hatzidakis,  G.  N.  84*. 
Hauck,  A.  227*. 
Hauck,  P.  510. 
Haug  19*. 

Hauler,  E.  28*  157*. 
Haupt,  H.  206*. 
Haupt,  J.  V.  143*. 
Haupt,  St.  129*  144*. 
Hausenblas,  A.  88*. 
Haushalter,  B.  118*. 
Hausrath,  A.  465. 
Haussleiter,  Fr.  65*. 
Haven,  J.  8*. 
Havet,  E.  36*  168*. 
Havet,  L.  162*  172*. 
Hawkins,  E.  L.  370. 
Havd,  H.  134*. 

Havduck,  M.  365  f.  650  661  f.  99*  124*  f. 
HaVduck,  W.  91*. 
Hayes,  B.  J.  164. 
Havm,  R.  1*. 

Hekdiam,  W.  125*  155*  225*  227*. 
Heath.  J.  L.  126*. 
Heath,  Th.  181*. 
Hebenstreit,  G.  E.  221*. 
Heberdev,  R.  6<'J4. 
Hebler,  C.  1*  112*  144*. 
Heck,  L.  137*. 


Eegister. 


265^ 


Hedonische  Schule  163. 

Heeg  30*. 

Heeg,  J.  570  60*. 

Heege.  F.  193\ 

Heeren,  A.  H.  L.  19. 

Heeringa,  D.  492  173*. 

Hefermehl,  E.  152*  220*. 

Hefter,  A.  171*  184*. 

Hegel,  F.  W.  C.  120*. 

Hegel,  G.  W.  F.  7  11  44  389  2*  5*  66* 

132*. 
Hegesias'l86f  191t  485  76*. 
Hegesinus  493  689. 
Hegias  691. 
Heiberg,  J.  L.  79  365  540  570  650  681 

29*  69*  107*  137*  228*. 
Heibges  182*. 
Heidel,  W.  A.   79  207  356  470  29*  38* 

45*_47*   02*  f.  58*   89*    101*    105* 

119*    123*    13.5*     157*    161*— 163* 

182*  197*  204*. 
Heidenhain,  Fr.  129*  143*. 
Heigl,  G.  A.  622  218*. 
Heikel,  J.  A.  184*. 
HeUer,  Fr.  234*. 
Heimsoeth,  Fr.  59*. 
Hein,  G.  196*. 
Heindorf.  L.  Fr.  206  f. 
Heine,  O.  491  f.  153*  170*  f.  200*. 
Heine,  Th.  86*  143*. 
Heinemann,  J.  211*. 
Heinisch,  P.  208*  211*. 
Heinrich,  A.  103*. 
Heinrichs,  H.  203*. 
Heinrici,  G.  36*  243*. 
Heinsius,  D.  569  66*  148*. 
Heinze,  A.  .52*. 
Heinze,  H.  23*  195*. 
Heinze,  M.   45   49  594  12*  23*  29*  32* 

44*  58*  f.  63*  69*  116^  f.  141*  f.  150* 

152*— 155*  164*  201*  200*  219*. 
Heinze,  R.  365  466  548  558  35*  43*  74* 

107*    119*     177*     179*- 181*    195* 

198*  213*  215*  243*. 
Heisenberg,  A.  24*. 
Heitz,  E.   168  368   27*   83*    129*   218* 

225*. 
Hekataios  v.  Abdera  60*. 
Hekataios  v.  Milet  59. 
Hekaton  498  501  f.  176*. 
Heibig,  W.  59  195. 
Helck,  J.  152*. 
Held,  H.  L.  18*  234*. 
Heliodoros  der  Neuplatoniker  226*. 
Heliodoros   der   Peripatetiker    680    684 

230*. 
Heliodoros  v.  Prusa  366  405  569. 
Heliodoros   d.    Romanschriftsteller   060 

671  205*  207*. 
Hellenismus  40  ff.  428  ff.  148*. 
Heller   H.  94*. 

Helm. 'r.  "21*  f.  28*  155*  199*  214*  f. 
Helmreich,  G.  570  48*  202*  243*. 


Helvidius  Priscus  509  526. 

Heman,  C.  F.  139  . 

Hempel,  H.  159*. 

Hempel,  O.  167*. 

Hemsen,  J.  T.  58*. 

Hemsing,  J.  186*. 

Henderson,  T.  372. 

Hendrickson,  G.  L.  145*  160*. 

Henke,  H.  Ph.  C.  85*. 

Henkel,  H.  33*  54*  71*  127*  141*. 

Henne,  D.  73*. 

Henneguy,  F.  57*. 

Hennesy,  J.  112*. 

Hennicke,  O.  202*. 

Henning,  L.  v.  10*. 

Henrichsen,  A.  J.  F.  92*. 

Henry,  V.  167*. 

Henry chowski,  I.  130*. 

Hense,  Conr.  183*. 

Hense,  O.  19  456  458  510  f.  21*  40*  44* 

150*  f.     155*  f.    167*    183*  f.    187*f. 

195*  200*  215*  241*. 
Hensel,  P.  99*  238*. 
Hensel,  R.  79*. 
Heraeus,  W.  510. 
Heraiskos  der  Neuplatoniker  226*. 
Herakleides  der  Klazomenier  217. 
Herakleides   Lembos   26  173   505    182* 

234*. 
Herakleides  der  Pontiker  19  77  81  129 

352  t  353  356  f.  t  423  470  .506  52* 

119*  t- 

Herakleios  der  Kaiser  668. 

Herakleitos  von  Ephesos  2  3  32  3<  50 
53  56  65ff.T  81  85  88  92  95  97 
99  110  119  131  273  f.  304  443  527 
629  686  692  41*  48*  ff .  f  65*  211*. 
Feuer  Prinzip  66  68  f.  Fluß  der 
Dinge  66  70.  Krieg  Vater  aller 
Dinge  66  69.  Logos  66  71.  "Avco  und 
Piarft)  6ö6g  68  f.  Weltbildung  und 
Weltverbrennung  66  68  f.  Ver- 
einigung d.  Gegensätzlichen  70  f. 
Weltbild  69  f.  Verachtung  d.  Menge 
71.  Praktisches  Verhalten  72.  Nach- 
wirkungen Heraklits  72  f. 

Herakleitos  der  Stoiker  509  f  510  513  -J- 
516  179*  183*  t- 

Herakles  ky nischer  Heros  176  184  535 
686;  H.  am  Scheidewege  137  63* 
72*. 

Herbart,  J.  F.  7  102  108*  139*  168*. 

Herbertz.  R.  2*  28*. 

Herbst,  L.  F.  61*. 

Herbst,  W.  570. 

Hercher,  R.  67  164  174  209  538  623 
661  f.  221*  u.  ö. 

Herennios  618  f.  218*. 

Herfurth,  E.  185* 

Herillos  432  435  150*. 

Herkenrath,  E.  131*. 

Hermann,  C.  6*  131*  f. 

Hermann,  G.  371  43*. 


2m* 


Resrister. 


Hermann,  H.  A.  75*. 

Hermann,  J.  133*. 

Hermann.  K.  F.  111    165  170  203  205 

226    232    234  236  539  44*  53*  60* 

64-  G7*  70*- 72*  77*  80*  90*  92*  bis 

94*  105*  108*  110*  113*   116*  166* 

173*  195*. 
Hermarchos  460  r  461  f.  467  469  j   688 

158*. 
Hermeias  der  Apologet  18  22  \ 
Herraeias    der   Xeuplatoniker    145    205 

617  656  660  t   661   663     665  667  + 

226*  227*  •^. 
Hermes.  Emil'siO  188*. 
Hermes  Trismegistos  586  206*  243*. 
Hermetische  Literatur  578  j  580  586  f ,  -{- 

181*. 
Herrn  ia-s  v.  Atarneus    353  358  360  693 

120*. 
Herminos  570  575  t  690  202*. 
Hermippos   22    505   507   593   20*    182* 

234*. 
Hermippos  Dialog  181*  217*. 
Hermodoros   der   Freund    Heraklits   67 

50\ 
Hermodoros  der  Akademiker  194  f.  354 

357-;-  543  119*. 
Herraotimos  v.  Klazomenai  113  58*. 
Herodes  Attikos  536  539  559  t  588  690 

199*. 
Herodotos  55  57  76  126  49*  65*. 
Heron  der  Kyniker  684-686  231*. 
Heron  der  Mechaniker  506  177*. 
Herr,  A.  50*. 

Hersman,  Anne  Bates  38*. 
Hertel,  J.  18*. 

Hertlein,  F.  K.  164  645  223*  232*. 
Hertling,  G.  v.  12*  36*  134*  f. 
Hertz.  M.  19  204*. 
Hertz.  W.  122*. 
Hervetus,  Gentianus  607. 
Herwegen,  O.  3:P\ 
Herwerden.   H.  van  206   371   465  105* 

189*  191*  193*  197*  211*  222*. 
Herwig.  Th.  147*. 
-Herzog,  J.  C.  204*. 
Herzog,  K.  211*. 
Heseler,  P.  22r . 

Hesiodos  32  f.  62  67  91  586  43*  236*. 
Hess,  G.  510. 
Hesvchios  24  358  364.  —  Pseudo-H.  24 

^1*. 
Hettner,  H.  132*. 
Heumann.  Chr.  A.  3*  70*  153*. 
Heusde,  J.  A.  C.  van  168*  174*. 
Heusde,  Ph.  W.  van  67*  105*. 
Heußner,  A.  9=. 
Hewitt,  J.  W.  117*. 
Hey,  F.  O.  35*  185*. 
Heyden-Zielewicz,  J.  v.  50*. 
Hevdenreich,  C.  3*. 
HeVder,  C.  9^ 
Heyder,  C.  L.  W.  51*  132*  134*. 


Hevibut.   G.    366    569    121*    127*    146* 

■  173*  188*. 
Hevler,  L.  H.  645. 
Heyne,  G.  135. 

Hibehrede  über  die  Musik  137  63*. 
Hicks.  R.  D.  369  f.  204'. 
Hielscher,  H.  27''  31*. 
Hierax  der  Mittelplatoniker  537  f   540 

563  -;-  200*. 
Hierax  der  Neuplatoniker  226*. 
Hierios  224*. 

Hieroklcs  der  Christengegner  31. 
Hieroklrs    der  Neuplatoniker  49    61 7  f. 

636  656  659  660  f  661  663  665  ff.  t 

669  f.  678  226*  227*  t. 
Hierokles  d.  Stoiker  448  508  t  511  522t 

190*+  242*. 
Hieronymos  v.  Rhodos  505  f. f  688  182*. 
Hieronvmus  der  Kirchenvater  686. 
Higginson,  Th.  ^^^  511. 
Hiketas  74  81. 
Hildebrand,  G.  F.  539  198*. 
Hildebrand,  H.  139*. 
Hildebrandt  159*. 
Hildebrandt,  K.  206  208. 
Hildenbrand,  K.  13"  54*  116*. 
Hilgenfeld,  H.  184*. 
Hilgers,  B.  J.  206'=. 
Hilka,  A.  581  130*. 
Hille,  H.  115*. 
Hillebrandt,  A.  234*. 
Hillen,  W.  209*. 
Hiller.  E.  505  539  55*  75*  80*  100*  198* 

202^ 
HUler,  J.  F.  150*. 
Hiller  v.  Gaertringen.  F.    353   28*  166* 

182*  241*. 
Hilty,  C.  521  189=. 
Hindenlang,  L.  146*. 
Hinduismus  15*. 
Hinze,  W.  96*. 
Hipler,  Frz.  216*. 
Tlipparchia  174  184  75*. 
Hippasos  V.  Metapont  74  79. 
Hippias   126  268  ff.   137  t   140    142  41* 

63*  t  237*. 
Hippobotos  27  30  22*. 
Hippodamos  v.  Milet  74  86  53*  f. 
Hippokieides  688. 

Hippokrates:  Ps.-hippokratische  Schrif- 
ten   65    73   130    41*    47*    50*    66* 

237*  f. 
Hippolytos  18  30  233*. 
Hippon  53  54  +  58 1  46*. 
Hirmer,  J.  94*  238*. 
Hirsch  147". 
Hirschig,  A.  C.  I.  70*. 
Hirschig,  R.  B.  205. 
Hirst,  M.  E.  100'=  161*  172*  213*. 
Hirt  des  Hermas  525. 
Hirzel,  R.    251    525   529    13*  33*  f.  3;)* 

52*  f.  59*  f.  64*  67*  f.  83*  85*  f.  89* 

99*    103*    115*  f.   122*    129*f.   135* 


Register. 


2(\V 


149*  154*  f.  157*  f.  163*— 166*  168* 
171*  173*  f.  179*  181*  187*  189* 
191*  194*  196*— 200*  214*  221*  235* 
241*. 

Hissmann,  M.  41'. 

Hobein,  H.  540  563  194*  198*  200*. 

Hochart,  P.  184*. 

Hochdanz,  Fr.  173*. 

Hoche,  R.  580  662  226*. 

Hocheder,  W.  112*. 

Hochegger,  R.  92*. 

Hodermann,  M.  33*  71*. 

Hodv,  H.  593  208*. 

Höfer,  F.  159*. 

Hoefer,  H.  83*. 

Höfer.  Ü.  159*  212*. 

Höfer,  P.  106*  115*. 

Höfer,  U.  201*. 

Höffding,  H.  10*  106*. 

Hölderlin  57*. 

Hölk,  C.  52*. 

Hölzer  94*. 

Hönigswald,  R.  7*  235*. 

Höpel,  G.  141*. 

Hoeppe,  H.  112*. 

Hoerschelmanii,  W.  160*. 

Höttermann,  E.  85*  89*— 91*  96*. 

Hoevell,  I,  D.  van  68*  71*. 

Hoffmann  191*. 

Hoffmann,  A.  101*. 

Hoffmann,  E.  76*  113*  238*. 

Hoffmann,  Eman.  170^'. 

Hoff  mann,  Ernst  124*. 

Hoffmann,  Ferd.  46*. 

Hoffraann,  Frz.  58*. 

Hoffmann,  Frz.  AI.  147*. 

Hoffmann,  G.  205*. 

Hoffmann,  H.  100*. 

Hoffmann,  M.  81*  90*  93*. 

Hoff  mann,  Mart.  39*. 

Hoff  mann,  P.  157*  191*. 

Hoff  mann,  W.  38*. 

Hoffmeister,  K.  115*. 

Hofmann,  G.  46*. 

Hohmann,  E.  109*. 

Holden.  H.  A.  164  492. 

Holder,  A.  673. 

Holl,  K.  12*  37*  40*  74*  205*. 

Hollenberg  175*. 

Hollenberg,  W.  57  . 

Holm,  A.  141*. 

Holstein,  H.  491. 

Holsten,  Luc.  623  220*. 

Holsten,  R.  114*. 

Holten-Bechtolsheim,  H.  239*. 

Holtorf,  H.  80*  196*. 
Holzer,  E.  465. 

Holzherr  183*. 

Holzinger,  K.  v.  662  96*  127*. 
Holzner,  E.  96*. 

Horaeros  32  f.  67  43*.  Homerstudieu  d. 
Philosophen,  allegorisierende  Aus- 
deutung 110  115  f.  117  651  38*  60*  f. 


149*  152*  192*.     Homer  und  Xeno- 

phanes  91.     Homer  im  piaton.  Staat 

293  118*. 
Homma,  A.  93*. 
Honain  llt4. 
Hoogvliet,  I.  M.  155*. 
Hopf,  A.  100*. 
Hoppe,  E.  30*. 
Hoppe,  M.  173*. 
Horatius  613  f.  t    156*    159*    161*   170* 

178*  213* t  243*. 
Hörn,  F.  81*  100*. 
Horna,  K.  88*  101*  105*. 
Horneffer,  A.  208  424. 
Horneffer,  E.  207  90*  107  . 
Hornvanszkv,  J.  66*. 
Horovitz,  J:  109*  112*  210*  f. 
Horovitz,  S.  132*. 
Horowitz,  J.  97*. 
Horrmann,  E.  170*. 
Horst,  K.  219*. 
Hort,  F.  J.  A.  210*. 
Horten,  M.  15*. 
Hosek,  A.  96*. 

Hosius,  Bischof  von  Corduba  675. 
Hosius,   K.    19    5101    40*    161*    184* 

1 88* 
Houck,  M.  E.  188*. 
Housman,  A.  E.  162*  170*  f. 
Hovelacque,  A.  19*. 
Howald,  E.   38*   78*    186*    235*  237*  f. 

240*. 
Hoyer,  R.  166*  171*- 173*. 
Hromada,  A.  45*. 
Hubad.  Frz.  102*. 
Huber,  J.  P.  86*. 
Huber,  S.  140*. 
Hubert,  K.  196*  f.  235*  238*. 
Hubmann,  J.  G.  182*. 
Hude,  K.  371  87*  197*  238*. 
Hübner,  H.  G.  17. 
Hückelheim,  J.  F.  31*. 
Hügli,  F.  Fr.  70*. 
Hülsemann,  H.  C.  F.  168*. 
Huemer,  K.  206  118*. 
Hüttig,  C.  136*.   . 
Hug,    A.     164    206    208    28*    71*    92* 

145*. 
Hugh,  Th.  Fr.  145*. 
Huit,  Ch.  29*  52*  77*  f.  89*  98*  f.  100* 

107*  f.  132*  149*  165*  f.  190*. 
Hultsch,  Fr.  651  681  30*  110*  119*  181* 

205*  221*  224*  230*  244*. 
Hultzsch,  E.  17*. 
Humboldt,  AV.  v.  16*. 
Hume,  D.  133  166*. 
Hummel,  J.  C.  63*. 
Hundert,  A.  112*. 
Hundt,  Magn.  510. 
Hunt,  A.  S.  137. 
Husik,  I.  133*  135*. 
Hussey,  G.  B.  95*  239*. 
Husung,  Max  Jos.  50*. 


268" 


Register. 


91*  99*  102* 
126*  131*. 


Hutchinson.  W.  M.  L.  491. 
Hvlüzoismus  50  53  64  f.  68  72  46*. 
Hvpatia  617  660  t  661  664  f.  f  226* 


I.  J. 

Jachmann,  C.  R.  539. 
Jachraann,  G.  130*. 
Jackson,  H.  370  72* 

109*  119*  123=^  f. 
Jackson,  J.  512  25*. 
Jackson.  W.  19*  154*. 
Jacob.  G.  A.  16*. 
Jacob,  J.  143*. 
Jacobi,  G.  15*. 
Jacobi,  H.  16*  f.  19*. 
Jacobs  55*. 
Jacobs,  F.  151*. 
Jacobus,  Ad.  111*. 
Jacobv,  Edg.  64*. 
Jacoby,    Fei.    17    186  f.    192    68 

156*  158*  181*  und  passim. 
Jacquiii,  M.  217*. 
Jaeger,  Fr.  35*. 
Jaeger.   W.  W.   227   279   353   360 

373  ff.   576    636    670    674    41* 

102*  118*  123*  f.    131*  137*  f. 


105* 


f.    692 


369 

61* 

145* 


236*  240*  242* 


107* 

188^ 


220* 
207^ 


181*  203*  217*  229* 
Jagodinskv,  J.  J.  62*. 
Jahn.  A.  650  662  85*  91=^ 
.Jahn,  O.  208  509  511  618 
Jahn,  P.  146*  213*. 
Jahnel,  J.  10*  32*. 
Jahns,  W.  115*. 
Jakob,  J.  88*. 
Jakob,  L.  H.  3*. 
lamblichos    17   23   48    75    617    637  f.  t 

639  ff.  t   646  ff.    651   653  656  658  f. 

663—667    669    671  f.   675-677    679 

bis  682  51*  221*  f.  f. 
lamblichos  der  Jüngere  639. 
James,  H.  R.  673. 
Jan,  K.  V.  370  53*  118*  147*. 
.ran,  L.  V.  673. 
Janell.  W.  84*  87*  103*. 
Janet,  P.  8*  10*  81*  85*. 
Janke,  Fr.  A.  142*. 
Jankelevitch,  S.  120*. 
Jankowski,  J.  511. 
Jannaris,  A.  N.  84*. 
Jansen,  B.  169*. 
Janske,  J.  65*. 
Jarde,  A.  147*. 
lasen  V.  Kyrene  594. 
Jason   V.    Nysa   (bez.    Rhodos)    27    .504 

181*. 
Jatakam  18*. 
Ibn  Abi  Oseibiam  365. 
Ibn  el-Kifli  365. 
Idaios  53  62  t  64  t. 


Ideler,  J.  L.  369  137*  201*. 

Ideler,  L.  52*  f.  119*. 

Idomeneus  460  462  158*. 

Jebb,  R.  C.  371  424  42*. 

Jecht,  R.  83*  98*. 

Jegel  118*. 

Jehuda  ben  Salomo  Alcharisi  570. 

Jelf,  W.  E.  370. 

Jellinek,  A.  570. 

Jensen,    Chr.    464    614    159*    182*    234* 

241*- 243*. 
Jentsch,  C.  36*. 
Jentsch,  H.  168*. 
Jerram,  C.  S.  512. 
Jerusalem,. E.  143*. 
Jerusalem,  W.  62*. 
Jessen,  C.  137*. 
Jessen,  J.  72*  159*  205*. 
Jeuckens,  R.  196*. 
Jezienicki,  M.  78*  9?*. 
Jhering  33*. 
Ihm,  O.  111*. 

Ilberg,  J.  24*  32*  50*  62*  202*  212*. 
Ilgen,  K.  184*. 
lUmann  62*. 
Imelmann,  J.  123*  126*. 
Immisch,  O.  55    209  '233   237    370    636 

40*  46*  71*  76*  78*-80*  84*  96*  f. 

102*    104*    118*    127*    129*  f.    146* 

188*  217*  224*  f.  244*. 
Inder  13  33  43*  f.  52*. 
Indra  13. 

Ingenbleek,  Th.  114*. 
Innes,  J.  Mac.  126*  171*. 
Innes,  M'Leod  133*. 
Joachim,  H.  H.  369  137*  146*. 
loannes  Chrysostomos  36*  157*. 
loannes  Eugenikos  672. 
loannes  Italos  366. 
loannes  Katrarios  181*. 
loannes  Lydos  648  660  t  662  671  t  674 

181*  229*  t- 
loannes  Philoponos    92    365  f.    386   399 

617  660+  661  f.  667  f.  t  669  227*  t- 
loannes  Stobaios  19  29  31  und  i)assim. 
loannes  v.  Thessalonike  645. 
Jobst,  F.  57*  161*. 
Jockers,  E.  510. 
Jodl,  Fr.  10*. 
Joel,  K.  138  148  f.   165  182  597  2*  45* 

63*  f.  67*  72*  74*  78*  81*  88*  95*  f. 

103*  191*. 
Joel,  M.  208*. 
Johannes:  Evangelium  211*.  Offenbarung 

37*  207*. 
Johns,  C.  H.  W.  111*. 
Johnson,  E.  59*. 
Johnson,  Th.  650. 
Johnston,  Ch.  17*. 
Johnstone,  H.  T.  87*. 
lolaos  233*. 
Ion  V.  Chios  86. 
Ion  V.  Ephesos  217  239  f. 


Register. 


269=' 


Jonas,  F.  183*. 
Jones,  H,  K.  94'. 

Jones,  H.  St.  79*. 

Jones,  R.  M.  197*. 

Jones,  W.  H.  S.  39*  196*. 

Jong,  H.  O.  de  205*. 

Jong,  K.  H.  E.  de  196*  217*  220*. 

Inouye,  Tetsujiro  7*. 

Ionische    Xaturphilosophen     50     53  ff. 
46*  ff. 

Jonsius,  J.  2*. 

Jordan,  A.  79*. 

Jordan,  B.  38*. 

Jordan,  H.    19   618    681   42*   200*  230" 
u.  ö. 

Jost,  I.  M.  207*. 

Jouidain,  Am.  121*. 

Jourdain,  C.  212*. 

Jowett,  B.  206  208  371  94*. 

Jovau,  E.  88*  141*  157*. 

Ipfelkofer,  A.  128*. 

Isengrin  367. 

Isidoros  der  Neuplatoniker  648  f  657  + 
687  691  225*.  ' 

Isidorus  v.  Sevilla  234*. 

Isleib.  W.  185*. 

Ismenias  217. 

Isokrates    76    126    168    219  f.    268    997 
64*  f.  71*  f.   74*  78*   81*  107*  239*. 

Issel,  Em.  243*. 

Juden    15    19*  f.   132*.      Jüdisch-helle- 
nistisehe  Philosophie  590  ff.  207*  ff 
Judsce,  W.  Q.  17*. 
Jülg,  H.  204*. 
Jülicher,  Ad.  243*. 

Julianus  Apostata  31  48  f.  532  606  617 
639  644 1  645  646  f.  f  676  680  682 
685  222*  f.  244*. 
lulios  Zosimianos  690. 
Julleville,  P.  de  27*. 
Jung,  A.  208. 
Jungblut,  H.  174*. 
Junuis,  H.  645  224*. 
lunkos  540  564  t  200*. 
Jurandic,  F.  26*. 
Jurenka,  H.  88". 
Juroszek,  Fr.  104*. 
Justi,  K.  118*. 
Justice,  Ch.  199*. 

Justinianus  (Edikt  v.  J.  529)  659  673 
Justinus  Martvr  31  73  107*. 
luvenalis  156*^192'. 


Kaas,  G.  140*. 

Kägi,  A.  15*. 

Kahler,  G.  A.  86*. 

Kahler,  M.  10*. 

Kaerst,  J.  455  33*  148*  154*  176*. 


Kästner,  A.  G.  140*. 

Kafka,  G.  111*  147*. 

Kagarow,  E.  172*. 

Kahl,  A.  145*. 

Kahl,  W.  59*  169*  229*. 

Kahle,  K.  196*. 

Kahnis,  K.  F.  A.  36*. 

Kahr,  A.  37*. 

Kahrstedt,  U.  237*. 

Kaibel,  G.  19  371  466  570  30*  54*  71* 
122*  127*  155*  178*  f.  202*  218*225* 
234*. 

Kail,  A.  129*. 

Kaiser,  G.  Ph.  Chr.  132*. 

Kaiser,  W.  186*. 

Kalbfleisch,  K.  365  570  623  650  63* 
123*  202*  226*  231*  238*. 

Kaichreuter,  H.  140*. 

Kaiinka,  E.  604  72*. 

Kalischer,  S.  142*. 

Kallenberg,  H.  85*. 

Kallias  142. 

Kallietes  690. 

KaUikles  141  64*  89*. 

Kallikratidas  51*. 

Kallimachos  20  .55. 

Kallisthenes  359  361. 

Kalmus,  O.  90*  114*  f.  140*. 

Kalthoff,  A.  26". 

Kaltwasser  588. 

Kaluscha,  W.  84*. 

Kalvisios  Tauros  41  43  537  f  558+  690 
199*. 

Kampe,  Fr.  F.  133*  139*. 

Kannengießer,  A.  160*. 

Kant  7  889  56*  108*  133*  f.    136*   154* 

163*  234*. 
Kantelhardt,  Ad.  128*. 
Kanter,  H.  117*. 
Kapadia,  S.  A.  19*. 
Kapila  13  134*. 
Kapp,  A.  117*  142*. 
Kapp,  E.  126*. 
Kappelmacher,  A.  128*  131*. 
Kappes,  M.  122*  137*. 
Karasiewicz,  AVI.  141*. 
Kargl,  J.  154*. 
Kariowa,  O.  88*. 
Karmamlmänsä  13  13*. 
Karneades,   Sohn  des  Epikomos  (Philo- 
komos)    50  428    489  t    490    493  f.  + 
611  689  695  f.  166*. 
Karneades,   Sohn   des  Polemarchos  689 

6%. 
Karn eiskos  428  158*. 
Karpeles,  G.  207*. 
Karsch,  A.  368  f. 

Karsten,  H.  Th.  103*  160*  213*  217*. 
Karsten,  S.  650  54*  56*. 
Kassner,  R.  206—208. 
Kastil  141*. 

Katechetenschule,  christliche  in  Alexan- 
dreia  663. 


270" 


Eegister. 


Kater,  Th.  G.  A.  132*. 

Katharsis,    tragische  420  ff.   41"    144*  f. 

240^ 
Kaufmann,  N.  126*  130*  136*. 
Kawczynski,  M.  199*. 
Kayser.  C.  L.  580. 
Kavser,  Fr.  119*. 
KaVser.  J.  146*. 
Kayser,  L.  212*. 
Kayssler  213*. 
Kayssler,  A.  B.  117*. 
Kazazis,  X.  141*. 
Kebes    der  Pvthagoreer    74-]-   78  f   172 

282  —  angebl.  Verf.  d.  Pinax  (Cebe- 

tis    Tabula)  509  t    525  t   586    191* 

242*. 
Kedrenos  228  \ 
Keferstein.  Fr.  209*. 
Keil,  A.  98*. 
Keil.   Br.    618    1*   32*    151*    218*   224* 

244*. 
Keil,  C.  A.  G.  216*. 
Keil,  H.  673. 
Keil,  J.  580. 

Keim,  Th.  539  192*  200*. 
Kekuie  v.  Stradonitz,  R.  145. 
Kelch,  Th.  116*. 
Keller,  H.  52*  235*. 
Keller,  L.  27*  107*. 
Kellermann,  B.  139*. 
Kellner,  H.  21 6*  220*  f. 
Kellogg,  M.  Fr.  164. 
Kelsos  s.  Celsus. 
Kemke,  I.  465. 
Kennedy,  B.  H.  208. 
Kensington,  A.  M.  117*. 
Kenvon,  F.  G   366  371. 
Kerkidas  456  459  155*  233*  244*. 
Kern,  Frz.  54*— 56*  59*  62*. 
Kern,  G.  157*. 
Kern,  H.  17*. 
Kern,  J.  M.  163*. 

Kern,  O.  43*  f.  55*  57*  100*  191*  244*. 
Kernwart,  E.  A.  16*  f. 
Kersten,  A.  F.  C.  133*. 
Kessler,  E.  196*. 
Kettner,  G.  673  213*  229*. 
Kettner,  H.  167*. 
Khostikian,  Missak  228*. 
Kiaulehn,  W.  39*  85*  108*. 
Kickh,  Kl.  183*. 

Kiefer,  O.  164  206—209  512  623  115*. 
Kiekebusch,  W.  186*. 
Kiesewetter,  K.  34*. 
Kiessling,  Ad.  371. 
Kießling,  Gottl.  623  638. 
Kilb,  J.  A.  112*. 
Kindelmann,  Th.  96*. 
King  222*. 
King,  Ch.  W.  645. 
Kinkel.  J.  142*. 
Kinkel,  W.  7*. 
Kintrup  639. 


Kiock,  A.  91*. 

Kipka,  K.  223*. 

Kirchenväter  19  108*;  s.  auch  Christen- 
tum, Patnstische  Literatur. 

Kirchhoff,  A.  622  f.  213=. 

Kirchmann,  J.  H.  v.  208  98*  116*. 

Kirchner,  0.  H.  218*. 

Kirchner,  F.  6*  f.  12*. 

Kirchner,  H.  91*  224*. 

Kirchner,  J.  195  f.  353  460  25*. 

Kirchner,  O.  146*. 

Kirchner,  V.  33*. 

Kirschstein,  H.  87*. 

Kittel,  R.  19*. 

Klaschka,  F.  109*. 

Klasen,  F.  "209*. 

Klaudios  Ptolemaios  s.  Ptolemaios. 

Klaussen.  J.  171*. 

Kleanthes  82  172  432  t  433  435  f.  t  438 
440  445  448  450  f.  521  688  694  f. 
150*. 

Klearchos  423  f.  426  147*. 

Klebs,  E.  25*  152*  176*. 

Kleemann,  A.  v.  63*  82*  88*— 90*  92* 
107*.  ■ 

Kleffner,  A.  J.  220*. 

Klein,  G.  B.  117*. 

Klein,  J.  139*  143*  204*. 

Kleinias  119. 

Kleinpaul,  R.  A.  R.  111*. 

Kleist,  H.  V.  87*  198*  219*. 

Kleist,  J.  A.  172*. 

Kleitarchos  73*. 

Kleitomachos  30  489  r  490  494  j  497  f. 
689  695  f.  166*  t  169*. 

Klemens  v.  Alexandreia  31  517  36*  107* 
157*  180*  188*  236*  239*  u.  ö. 

Klemm,  O.  9*. 

Kleomedes  .509  t  511  522  f.t  180*  190*  t- 

Klett,  Th.  65*  68*. 

Kleuker,  H.  208. 

Klimek,  P.  72*  223*  227*  244*. 

Künger,  J.  90*. 

Klohe,  P.  173*. 

Klose,  S.  Chr.  204*. 

Klostermann,  Er.  225*  243*. 

Klotz,  A.  1*  199*. 

Klotz,  O.  31*. 

Klotz,  R.  491. 

Kluge,  Fr.  100*. 

Kluge,  O.  134*. 

Klußmann,  E.  159*. 

Klussmann,  R.  23*  und  passim. 

Knaack,  G.  105*  152*  155*  167*. 

Knapp,  Ch.  174*. 

Knappe,  K.  140*. 

Knatz,  Fr.  57*. 

Knauer,  V.  7*  139*. 

Knauer,  W.  155*  215*. 

Knaus,  J.  M.  114*. 

Knauth,  A.  153*. 

Knebel,  L.  v.  466. 

Knickenberg,  Frz.  188*. 


Register. 


271* 


Knoche,  I.  H.  224  \ 

Knöll.  P.  90\ 

Knoellinger,  H.  370  492  174*. 

Knoke,  F.  144*. 

Knospe,  S.  76*  97*. 

Knuth,  O.  115*. 

Koch,  G.  A.  164  80*. 

Koch,  H.  217^  22ö*. 

Koch,  H.  A.  510. 

Koch,  K.  39*  45*  202*. 

Koch.  L.  207. 

Koch,  M.  92*. 

Kochalsky,  A.  460  212*. 

Koeber,  R.  5*. 

Köchlv,  H.  68*. 

Köhler,  E.  58*  65*. 

Köhler,  U.  463. 

Köler  510. 

Koenig,  A.  162*. 

Königs,  Fr.  118*. 

Königsbeck,  M.  190*. 

Königsmann.  B.  L.  137*. 

Könitzer,  J.  S.  112*. 

K<ipke,  E.  40*  147*. 

Köpke,  R.  17. 

Koei'p,  F.  121*. 

Koppen,  C.  F.  17*. 

Koppen,  Fr.  116*. 

Körbel,  A.  45*. 

Körte,  A.  462  466    23*  158*  163*  211* 

236*. 
Kösters,  H.  55*  110*. 
Köstlin,  K.  10*  26*. 
Koetschau,  P.  540  200*. 
Koffmane,  G.  229*. 
Kohelet  73  49*. 
Kohler.  J.  238*. 
Kohler,  P.  163*  213*. 
Kohm,  J.  88*. 
Kohn,  :M.  50*. 
Kohut,  A.  20*. 
Kolar,  A.  89*. 
Kolessa,  Ph.  72*. 
Kolfhaus,  O.  196*. 
Kolotes  459  460  f  462  158*. 
Kommentare  41  49  40*  u.  ö.  —  zu  Ari- 
stoteles 365  f.  u.  ö. 
Konfuzius  12  13*— 15*. 
Konstantinos  Porphvrogennetos  366  645. 
Kontos,  K.  S.  93*  200*  203*. 
Kopacz,  J.  93''. 
Kopetsch,  G.  83*. 
Koponios  Maximos,  T.  690. 
Kopp,  J.  650  121*. 
Korax  134. 
Koriskos  353. 
Korkisch,  E.  79*. 
Kornemann,  E.  164  192*. 
Kornitzer,  A.  492  88*  90*  238*. 
Kornutos  509  t  511  516  179*  188*  f. 
Kosmologische  Dichtung  und  Prosa  51. 
Kosmopolitismus   40   429   449   519   524 
534  605  41*. 


Kotek.  F.  172*. 

Kothe,  H.  58*. 

Kotzias,  N.  8*. 

Koujeas,  S.  146*. 

Krabinger,  J.  G.  661. 

Kracik,  J.  90*. 

Kraemer  63*  215*. 

Kraemer,  A.  179*. 

Krämer,  W.  127*. 

Krahner  76*. 

Krahner,  L.  H.  167*. 

Kral,  J.  207  79*. 

Kralik,  R.  67*. 

Kramer,  G.  510. 

Kramer,  H.  236*. 

Kramm,  E.  109*. 

Kranichfeld,  W.  R.  115*. 

Krantor   41    352  t   35:3    357  t   ^92    497 

119*  t  174*. 
Krantz,  E.  141*. 
Kranz,  W.  51  38*  45*  57*  237*. 
Krates  v.  Athen,   d.  Akademiker  352  t 

353  357  t  457  492  688  695. 
Krates  v.  Mallos  437  152*. 
Krates   v.    Tarsos,   d.  Akademiker  689 

696. 
Krates  v.  Theben,  d.  Kyniker  174  t  184 

185  t  434  457  527  f.  685  42*  75*  t- 
Kratinos  58. 

Kratippos  v.  Pergamon  fi73  689. 
Kratvlos  66  t  72 1  197  271  ff. 
Kratzer  220*. 
Kraus,  Fr.  145*. 
Kraus,  Fr.  Xav.  226*. 
Kraus,  O.  90*. 
Kraus,  Osk.  141*  f. 
Krause,  E.  47*  237*. 
Krause,  H.  205  80*  199*  203*  216*  218* 

220*  224*  229*. 
Krause,  K.  Chr.  Frdr.  26*. 
Krauss,  Fr.  S.  512. 
Krauß,  H.  164. 
Krauß,  S.  224*. 
Kreibig,  J.  157*. 
Kreienbühl,  J.  97*. 
Krell,  E.  210*. 
Kretzschmar,  E.  116*. 
Kreuttner,  X.  569  154*  201*. 
Kreuz,  F.  A.  368. 
Krevher,  J.  186*. 
Krieg,  M.  101*  f. 
Kriegbaum,  S.  89*. 
Kriesten,  G.  130*. 
Krinis  151*. 
Krische,  A.  B.  34*  46*  f.  51*  53*  f.  57* 

bis  59*  61*  69*  74*  95*  111*  118*  f. 

123*    136*   146*   150*  f.    166*— 168* 

170*  181*  f. 
Kritias   126    141  f.  t   162   168    192    196 

326  64*. 
Kritolaos  505  507  688  f.  182*. 
Kriton  172  239. 
Krockenberger  95*. 


d7'2* 


Register. 


Kroeger,  H.  172*. 

Krogh-Tonning.  K.  106*. 

Krohn,  A.  222  67*  71*  81*  94*  128*. 

Krohn,  F.  Ö8*. 

Kroier,  F.  97*. 

Kroll.  J.  178*  181*  206*. 

Kroll,  W.  17  36.5  490  580  587  649  f. 
661  f.  674  27*  30*  34*  42*  62*  145* 
151*  159*  166*1  169*  175*  188*  192* 
194*  198*  206*  209*  213*  217*  221*  f. 
225*— 227*  229*  241*— 243*. 

Kronenberg,  A.  199*. 

Kronenberg,  A.  J.  187*  189*— 191*. 

Kronios  562  625  206*. 

Kronraaver,  J.  H.  164*. 

Kroschei,  J.  S.  205  87*. 

Kruczkiewicz,  Br.  183*. 

Krücke,  C.  164*. 

Krüger,  G.  618  42*. 

Krüger,  P.  207*  210*. 

Krüger,  S.  140*. 

Krug,  \V.  T.  12*  25*  141*  150*  154*. 

Kruhl,  H.  140*. 

Krumbacher,  K.  581  24*  42*  217*  227*. 

Krusch,  Br.  681. 

Kruse,  H.  238*. 

Krzanic,  J.  169*. 

Ktesibios  73*. 

KühB  134*. 

Kühn,  A.  141*. 

Kühn,  C.  G.  570. 

Kühnemann,  E.  26*  84*. 

Kühner,  Raph.  164  69*  168*. 

Kühner,  Rud.  164. 

Külb,  Ph.  H.  368. 

Külpe,  O.  1*  37^ 

Kuenen,  A.  597  19*. 

Künssberg,  H.  119*. 

Küster  1.54*. 

Küster,  W.  115*. 

Küttner,  F.  135*. 

Kugeas,  S.  280*. 

Kugler,  F.  83*. 

Kugler,  F.  X.  52*. 

Kuhn,  A.  11*  37*. 

Kuhn,  E.  7*  14*. 

Kuhn,  L.  10*. 

Kuiper,  K.  65*  119*  189*  195*. 

Kuiper,  W.  E.  J.  89*. 

Kumanudes  604. 

Kulturanfänge  34*  181*  235*. 

Kunert,  R.  94*  103*. 

Kunze,  R.  180*  197'. 

Kurfess,  A.  55*  129*. 

Kurfess,  H.  139*. 

Kuroda,  S.  18*. 

Kurtz,  B.  P.  129*. 

Kutschbach,  W.  154*. 

Kutzner,  94*. 

Krm,  A.  L.  2*  108*  136^ 

Kynismus:  Alterer  163  173  ff.  f  73*  ff.f. 
Kvnismus  d.  hellenistisch-römischen 
Zeit,  I.  Abschnitt  4.56  ff.+   1.54"=  ff.+. 


II.  Abschnitt  42  f.  526  ff.t  193*  ff.f, 

III.  Abschnitt  680  684  ff.f  231*t.  — 
Kynismus  bei  Horaz  614,  bei  Lukian 
615.  —  Kynismus  und  Pytha- 
goreismus  77  f.  586  f.  —  Hedo- 
nischer  Kynismus  456  458  685  156* 
241*.  —  Kynikerbriefe  526  f.  193*. 
—  Kvnisch-stoische  Diatribe  456  f.f 
156*  t  529  560  563  597  614  647  683 
241*  ^  Kynikerlegende  184  75* 
526  528  f.  536.  —  Kynismus  und 
Christentum  684  ff  156*  f. 

Kvrenaische  Schule  163  185  ff.  f  76*. 
Kyrillos  31 .664. 

Kyros  der  Altere  165  f.  (bei  Xenophon) 
176  (bei  Antisthenes). 


I.. 

Laas,  E.  132  12*  61*  f.  140*. 

Labriola.  A.  67*. 

Lachelier,  J.  8*  100*. 

Laches  244  f. 

Lachmann,  B.  Qi"". 

Lachmann,  K.  466. 

Lachmann,  K.  H.  117*. 

Lackeit,  Conr.  236*  23H*. 

Lackenbacher,  H.  29*  161*  203* 

Lactantius  31  37*  169*. 

Ladevi-Roche,  J.  100*. 

Lahr,  H.  144*. 

Laelius  501. 

Lämmerhirt,  H.  197*. 

Lafaye,  G.  184*. 

Lafontaine,  A.  115*  140'. 

Laforet,  X.  J.  7*. 

Lagenpusch,  Emil  7*. 

Lagercrantz,  O.  39*  197'. 

Lagrange,  M.  J.  190  . 

Laird,  A.  G.  72*. 

Lakydes  490  493  688  695  166*. 

Lalov,  L.  98*  147*. 

Lambros,  Sp.  P.  366  223*. 

Laminne  368. 

Lammert,  F.  242*  f. 

Lamparter,  G.  93*. 

Lampriaskatalog  538. 

Landau,  M.  223'. 

Landauer,  S.  365. 

Landgraf,  G.  491. 

Landi.  C.  161*. 

Landormv,  P.  69*. 

Landwehr,  Pet.  88*. 

Lang,  Alb.  13*. 

Lang,  Andr.  127*. 

Lang,  K.  511. 

Lang,  P.  118*. 

Langbein,  W.  86*. 

Lange,  Edm.  69*  72*. 

Lauere,  Fr.  ßV . 


Register. 


273=" 


Lange,  Fr.  A.  IV  163*. 

Lange,  L.  170*. 

Lange,  Wich.  10". 

Langheinrich,  Is.  F.  165*. 

Langkavel,  B.  36i»  123*. 

Lantoine,  H.  4:66. 

Lao-tse  12  14*  f. 

Laplace  116. 

Laqueur.  R.  75  f.  221*. 

Largajolli,  D.  645. 

Lasaulx,  E.  v.  67  . 

Lasinio.  F.  129*. 

Lask.  E.  13*. 

Lassalle,  F.  48*. 

Lassei,  E.  195*. 

Lassen,  Chr.  15*  f. 

Lassen,  A.  368  370  69*  126*. 

Lasswitz,  K.  162*. 

Lastevrie  207*. 

Laudien,  A.  87*  170*. 

Launcelot  369. 

Laurand,  L.  169*. 

Lauret,  H.  154*. 

Lazic,  G.  170*. 

Lebegue,  H.  187*. 

Lechalas,  G.  56*. 

Lechthaler,  J.  88*. 

Lecifere,  A,  45*. 

Lecoultre,  E.  139*. 

Leeuwen,  J.  van  17  37]   160*. 

Lefebvre,  E.  208'. 
Leferriöre,  F.  148'. 
Legeay  168*. 
Legge,  J.  14*. 
Lehmann,  C.  F.  52*. 
Lehmann,  Ed.  11*  36*. 
Lehmann,  H.  L.  183*. 
Lehmann,  R.  7*. 
Lehnerdt.  M.  160*. 
Lehnert,  G.  144*  192*  221*  230*. 
Lehrs,  K.  208  43*  91*. 
Leja,  P.  63*  244*. 
Leibniz  445. 
Leigh,  Ast.  8*. 
Leignes-Bakhoven  115*. 
Leipoldt,  J.  193*. 

Leisegang,  H.  211*  217*  241*  243*. 
Leissner,  A.  113*. 
Lekv,  M.  199*. 
Löhit,  F.  69*. 
Lemercier,  A.  P.  512. 
Lendmm,  W.  T.  162'. 
Lengnick,  B.  158*  171*. 
Lengsteiner,  S.  J.  117*. 
Lenoel,  L.  27*. 
Lenormant,  Ch.  91*  lir. 
Leo,  Fr.  22  24  28  195  511  20*  f.  40*  42^ 
74*1  77*  120*  145'^  163*  167*  182=^ 
187*  213*. 
Leonard,  W.  E.  57  . 
Leonteus  467  469. 
Leontion  469. 
Leopold,  I.  H.  512  157*  185*  191*. 

Ueberweg.  Cnindriß  I. 


Lepsius,  K.  R.  19  . 

Lersch,  L.  31*  152*. 

Lessing,  G.  E.  142*. 

Lessona.  M.  67*  f. 

Lettich,  F.  69*  219*. 

Leuckfeld,  P.  133*. 

Leukippos  37  51  103  117  ff.  f  375  .58*. 

Leumann,  E.  19*. 

Lenze,  ü.  12*  50*. 

Leveque,  Ch.  27*  75*  108*  118*  136*. 

Levi,  A.  62*. 

Levi,  M.  55*. 

Levy-Bruhl,  L.  184*. 

Lewes,  G.  H.  8*  120*.  136*. 

Lewis.  G.  C.  30*  119*. 

Lewinsohn,  W.  111*  133*. 

Lewy,  H.  194*. 

Ley,  Fr.  155*. 

Liard,  L.  59*. 

Libanios    145    639   644   647+  680  107* 

239*. 
Lichtenstädt,  J.  R.  112*. 
Licius  14*. 
Lichtleib    {avyosidsg    zij?    yv/j}^    o/j)iia) 

656  679. 
Liebhold,  K.  J.  81*  89*  93*  116*. 
Liebmann.  O.  108*. 
Liepert,  J.  144*. 
Liepmann,  H.  C.  59*. 
Lier,  B.  39*  119*  157*  163*. 
Liers,  H.  32*  146*. 
Lietzmanu,  H.  205*. 
Lightfoot,  J.  B.  186*. 
Ligier,  H.  226*. 
Litlge,  F.  238*. 
Lina,  Th.  83*. 
Liucke,  H.  72*. 
Lincke,  K.    145    209   52*    56*    60*    68* 

71*  f.  101*  107*  209*. 
Lincke,  K.  F.  A.  592. 
Linde,  K.  208  86*  93*. 
Linde,  P.  157*. 
Linde,  S.  87*  171*. 
Lindeblad  218*. 
Lindemann,  M.  91*. 
Lindroos,  C.  112*. 

Lindsay,  J.  14*  110*  185*  190*  219*. 
Lindsay,  W.  M.  160*  167*  175*. 
Lingenberg,  86*. 
Linke,  H.  676  229*. 
Lippert,  J.  372. 
Lippold,  G.  67  158*. 
Lipps,  Th.  143*. 
Lipsius,  J.  148*  153*. 
Litchfield,  H.  W.  161*  241*. 
Literaturformen,     philosophische     39*  f. 

236*  456  ff.  156*  f.  u.  ö. 
Litt,  Th.  214*  216*. 
Littig,  F.  569  178*  201*. 
Livius  179*. 
Lloyd  58*. 

Lobeck,  A.  43*  208*. 
Locke,  J.  122  442. 


274* 


Register. 


Lüfstedt  187". 

Loening,  R.  141". 

Lörche£  Ä.  23*  169"  171     173*. 

Lörcher.  O.  52*. 

Loers,  V.  208  90*. 

Loeschcke,  G.  233*. 

Loeschcke,  Gerh.  22*. 

Loesche,  Georg  200*  219*. 

Löschhorn.  K.  244*. 

Loew,  E.  50*  56*  212*. 

Löwe.  G.  115*. 

Löwenheim,  L.  59*  f 

Löwy-Cleve,  Fei.  237*. 

Logothetes,  K.  LJ14*. 

Lohmann,  G.  .1 60*. 

Lohse,  C.  H.  E.  56*. 

Lombard,  A.  95*  101*  118*. 

Lombardo-Radice,  G.  109*. 

Lommatzsch.  B.  H.  C.  56*. 

Lommatzsch,  S.  116*  141*. 

Lommer,  F.  65*. 

Lones,  Th.  E.  137*. 

Long  511. 

Long,  F.  P.  109*. 

Long,  G.  512. 

Longinos  618  f.  6-20  f  625  630  f.  635  691 

218*. 
Lord.  A.  R.  122*  126*. 
Lord,  L.  E.  129*. 
Lorenz,  A.  0.  F.  54*. 
Lorenz,  S.  235*. 
Loria,  G.  30*. 
Lorinser  16*. 
Lorscheid,  J.  137*. 
Lortzing,  Frz.  151  207  20*  23*  26*  38* 

44*  48*  50*  57*  59*  62*  69*  237*  244*. 
Losacco,  M.  50*  56*. 
Lotze.  H.  279  109*. 
Louis.  M.  35*  211*. 
Lowe,  W.  D.  466. 
Lozynski,  A.  505  182*. 
Luber,  A.  117*. 
Lublinski,  S.  36*. 
Lucanus  509  f    511    516  f   179"    188*  f 

242*. 
Lucas,  H.  155*. 
Lucilius  156*. 
Lucius,  D.  E.  597. 
Lucius,  P.  E.  208*. 
Luckow,R.  91*. 
Lucretius  112  428  460  t  466  469 -j-  486 

615  155*  ff.  t  169*  178*  241*. 
Ludovici,  C.  G.  176*. 
Ludwich,    A.    650   55*   165*    188*    209* 

217*  225*. 
Ludwig,  A.  15*  227*. 
Ludwig,  J.  39*. 
Lübbert,  E.  78*. 
Lübeck,  K.  231*. 
Lübker,  Fr.  65*  222*. 
Lüddecke,  K.  90*- 92*. 
Lüdemann,  H.  2*  24*. 
Lüders,  H.  18*  2.M*. 


Lüderwald,  J.  B.  204*. 

Lüdke  141". 

Lüdke,  G.  95*  117*. 

Lütze,  F.  47*. 

Lukas,  Frz.  85*  96*. 

Lukasiewicz  133*. 

Lukianos    23    456   459    533  f.    539    559 

eist    615  t    156*     180*    214   ff.  t 

243*  f. 
Lulolfs,  H.  J.  74*. 
L'umbroso,  G.  96*  193*. 
Lund,  T.  68*. 

Lundström,  V.  164  645  174*  224*. 
Lushington,  E.  L.  27*. 
Luthardt,  Ch.  E.  32*  139*  190*. 
Luthe,  W.  98*  123*  133*  f.  141*  1.52*. 
Lutoslawski  226  231f.  237  23*  83*  f.  116* 

219*  239*. 
Lutterbeck  204*. 
Luzac,  J.  592  66*. 
Lykiskos  (Peripatetiker)  688. 
Lvkon  der  Ankläger  des   Sokrates   144 

162. 
Lvkon  der  Peripatetiker  505  506  t  688 

694  f.  182*. 
Lvkophron  der  Sophist  142  64*. 
Lyly,  J.  A.  219*. 
Lynden,  F.  G.  van  176*. 
.  Lyng,  G.  V.  76*  218*. 
Lvng,  W.  145*. 
Lvsias    der    Redner    126   145    219    294 

296  f.  618  68*  97*. 
Lysias  aus  Tarsos,  der  Epikureer  158*. 
Lysis  der  Pythagoreer  74  78  52*. 
Lysis,i:)latonische  Dialogperson  251  ff.  78*. 


Maas,  P.  456  52*  119*  191*  W27*  233'. 
Maaß,  E.  28  1*  21"  43"  152*  178*  180* 

183*  228*. 
Mabille,  P.  110*  219*. 
Mabilleau,  L.  11*  42*  133*. 
MaceoU,  N.  164*. 
Macdonald,  G.  579. 
Macek,  A.  186*. 
Macgregor,  M.  207. 
Machiavelli,  X.  166. 
Mackintosh;  J.  10*. 
Macran,  H.  8.  424. 
Macrobius  495  617  672  t  6'?3   675  676  t 

680  229*  242"  f. 
Macurdy,  G.  H.  107*. 
Madhusüdana  16*. 
Madvig,  J.  N.  491  168*  170*. 
Mählv,  J.  538  63*  159*. 
Mähr.  F.  89*. 
Märcker,  C.  E.  T.  147*. 
Märcker,  F.  A.  159*. 
Märkel,  P.  116*. 


Register. 


275^ 


Märkinger,  J.  89*. 

Mager,  A.  135*. 

Maguire,  Th.  208  108-  115^ 

Mahaffy,  J.  P.  208  30*  78*. 

Mahan,  Asa  8*. 

Mahne,  W.  L.  147*. 

Mai,  Aug.  496  618  623  649. 

Maja  13. 

Maier,  A,  86** 

Maier,  Heinr.   135    15rff.    IGl    67*    72* 

122*  133*  239*. 
Majer,  L.  224*. 
Maillet,  E.  138*. 
Mair,  G.  196*. 
Makarewicz,  Marj.  140*. 
Makarios  Mägnes  624  687. 
Makkabäer,  Bücher  der  594. 
Malalas  648. 

Malchin,  Fr.  177*  179*- IST. 
Mallet,  C.  170  44*  73*. 
Malten,  L.  235*. 
Malusa,  P.  117*. 
Mamiani,  T.  68*. 
Mancini,  F.  F.  424. 
Mungcv,  Th.  592. 
xMangold,  W.  222*. 
Manichäisinus  669  236*. 
ManUius  108  .509  t  510  513  t  156*  179*  t- 
Manitius,  K.  501  570  650  177*  181*  22.5*. 
xMann,  K.  A.  140*  142*. 
Mann,  O.  68*. 
Mannheimer,  A.  7*  ^G"". 
Mannheimer,  Ad.  70*  119*  132*. 
Manning,  Henr.  Edw.  70*. 
Manns,  P.  144*. 
Mansion,  A.  125*  136*  223*. 
Manutius,  Aldus  205. 
Marbach,  G.  O.  5*. 
Marburger  8chule  278  f.  572. 
Marc,  P.  24*. 

Marc  Aurel  s.  Aurelius  Antoninus. 
Marceliino,  R.  220*. 
Marchant,  E.  C.  164. 
Marchesi,  C.  126*  173*  185*  188*. 
Marchi,  E.  de  56*. 
Marcht,  P.  139*. 
Marck,  S.  110*. 
Marcks,  J.  F.  75*  192*  f. 
Marcus,  D.  16*. 
Margerie,  A.  de  29*. 
Margoliouth,  D.  S.  371  129*. 
Mariano,  Raff.  48*. 
Marietan,  J.  132*. 
Marinescu,  J.  185*. 
Marinos  17  23  648  t  650  652  656  657  t 

663  691  225*. 
Marius  Victorinus  s.  Victorinns. 
Markland,  J.  540. 
Markowski,  H.  69*  107*. 
Marletta,  F.  117*. 
Marouzeau,  J.  187*. 
Marquard,  M.  32*. 
Marquard,  P.  424  147*. 


Mar([uardt,  J.  570. 

Marres,  I.  L.  539  199*. 

Marshall,  J.  27*. 

MarshaU,  Th.  140*. 

Marson,  Ch.  L.  207. 

Martens,  A.  183*. 

Martha.  C.   32*    159*    166*     182*    187* 

bis  189*  191*  214*. 
Martialis  156*. 
Martianus  Capeila  495  672  t   673  677  t 

230*  242*. 
Martin,  L.  A.  14*. 
Martin,  Th.  H.   209   539  30*   52*    100* 

112*  195*  201*-203*. 
Martini  188  \ 
Martini,    E<i^;.    27   43;'.    538   21*    147*  f. 

176*  f.  179*— 182*  195*. 
Martini,  Em.  17  30*. 
Martini,  M.  199*. 
Martinius,  Petr.  645. 
Martinus  v.  Bracara  187*. 
Marx   A.  510. 

Marx,'  Fr.  384  128*  160*  192*  233*  242*. 
Masci,  F.  125*. 
Mason,  D.  88*  100*. 
Maspero,  G.  19*. 
Masqueray,  P.  65*. 
Massebieau,  L.  210*. 
Massen,  J.  160*  f.  164*  169*. 
Matinee,  A.  49*  219*. 
Matter,  J.  208*  216*. 
Matthaei,  Chr.  Fr.  662. 
Matthaei,  L.  E.  33*  243*. 
Mau,  G.  639  645  222*— 224*. 
Maurer,  Th.  172*. 
Maurus,  Silv.  121*. 
Mauthner,  F.  13*  132*. 
Mavrokordatos,  N.  55*. 
Maximinus  586. 
Maxi  mos  der  Kyniker   684  t   685   686  t 

231*. 
Maximos  der    Neuplatoniker   617    644  t 

645. 
Maximos  v.  Nikaia  28. 
Maximos  v.  Tvros  145  537  t  540  562  f.t 

682  180* '200*  t  24-2*  f. 
Mav,  B.  11*. 
May,  O.  510. 
Maver,    A.    424   465    507    21*    32*  150* 

"154*1  159*  182*  198*. 
Mayer,  G.  49*. 
Maver,  H.  63*. 
MaVer,  K.  213*. 
MaVor,  J.  B.  491  27*. 
Mayor,  J.  E.  B.  172*    185*    187*  f.  226* 

244*. 
Mayr,  A.  87*. 
Mazarakis,  Ant.  117*. 
Mead  580. 

Mead,  G.  R.  St.  623  205*. 
Meadenhall,  S.  W.  106*. 
Mederle,  K.  145*. 
Medicus,  F.  7*  56*. 


276" 


Rearistei:, 


Medicus.  W.  581. 

Medved,  A.  192  . 

Mefjariker  163  169  ff.  t  T3\ 

Hehler.  E.  510  49*. 

Mehring,  G.  68*  98*. 

Meibom,  M.  580. 

Meier,  M.  H.  E.  119*. 

Meinardus  87*. 

^leinecke.  M.  173'. 

Meineke,  A.  19  30  510  75*  145*  155*. 

Meiners.  Chr.  4*  10*  25^    51*  153*  164* 

168"  216*  221*. 
Meinke,  E.  115*. 
Meiser,  K.  673  69*  72*  75*  87*  89*  144* 

146*   183*  190*  f.   194*  200*  213*  f. 

224*. 
Meiss,  Ph.  539. 
Meissner,  J.  106*. 
Meißner,  K.  491  f.  172*  f. 
Meister,  M.  104=   179*  239*. 
Meister,  E.  72*  240*. 
Meister,  R.  M.  E.  127*  f. 
Mekler,  S.  464  f.  490  688  22*  83*  110*. 
Melanchthon.  Ph.  570. 
Melcher,  P.  151*  189*._ 
Meleagros  456  459  155  . 
Meletos  144  161  f. 

Melissos  87  89  96  102  f.  f  692  56*  f. 
Mein,  G.  69*. 
Mely,  P.  de  112*. 
Meiiagius,    Aegid.    17   28  \      Anonymus 

Menagii  s.  Anonymus. 
Menandros  (Ehetor)  lOO. 
Menard,  L.  .580  206*. 
Mencius  (Mengtse)  14*. 
^Mendelssohn,  L.  592. 
Mendelssohn,  M.  66*  113*. 
Mendl,  K.  86*. 

Menedemos  der  Eretriker  172  f.  73*. 
Menedemos  der  Kyniker  456  459  155*. 
Menekles  der  Pvrroniast  486. 
Menephylos  69(J.' 
Menexenos  274  f. 
Menippos   4567   458  f.  7  .527   615  155*_. 

—  Saturae  Menippeae  459  490  495 

514  614  646  6771  167*  f.  215*. 
Menodotos  613  213*. 
Menon  (latrika)  54  58  866  372  53*. 
Menzel,  A.  62*. 
Menzel,  A.  68*. 
Menzel,  P.  208*. 
Menzel,  W.  14*. 
Menzer,  P.  1*  3=^=  7*  234*. 
Merbach.  Fr.  163*. 
Mercati,  G.  228*. 
Merchant,  F.  I.  185". 
Merguet,  H.  169*. 
Meridier,  L.  8.5*  231*. 
Merklen,  E.  A.  8*. 

Merrill,  W.  A.  466  160*— 162*  214*241*. 
Mervover,  P.  M.  204*. 
Merzdbrf,  I.  F    L.  T.  433. 
Mesk,  .T    64"  67*  69*  186*   215*  f.  240*. 


Mesuil,  A.  du  491. 

Mess,  A.  V.  127*  176*  180*  19li*  234*. 

Messer,  A.  7*  234*. 

Methodios  637  107*. 

Metopos  51*. 

Metrodoros  v.  Chios  118  124. 

Metrodoros  v.  Lampsakos  d.  Anaxagoreer 

110  117  58*. 
Metrodoros  v.  Lampsakos  d.  Epikureer 

460  t  462  469  t  483  158*. 
Metrodoros  v.  Skepsis  490. 
Metrokies  174  184  75*. 
Mettauer,  Th.  79*. 
Metzger,  E.  238*. 
Meuer,  J.  184*  242*. 
Meimier,  F.  132*. 
Meurer,  H.  145*. 
Meursius,  J.  678  51*. 
Meutzner,  G.  463. 

Mewaldt,  J.  570  71*  147*  161"  203*. 
Mewes,  K.  87*. 
Mewis,  F.  185*. 
Äleyer,  Ad.  31*. 
Mever,  E.  93*  146*  171*. 
MeVer,  E.  H.  F.  569. 
MeVer,  Ed.   153  218  467  579  583  f.  19* 

-  42*  87*  103*  243*. 
Mever,  Ernst  235*. 
MeVer,  Hans  9*  137*  241*  244*. 
Meyer,  J.  B.  7*  136*  f. 
Mever,  M.  164. 
Uexer,  P.  81*  138*. 
Mever.  Pet.  113*  127*. 
Mever,  Wilh.  235*. 
Meyer,  Wolfg.  Ales.  226*. 
MeVer-Krämer,  E.  579  205*. 
Mever-Steineg,  Th.  203*. 
Michael,  Bas.  197*  240*  243*. 
Michael  v.  Ephesos  366  386  393  399  405 

577  662. 
Michaelis,  C.  13*. 
Michaelis,  G.  115*. 
Michaehs,  K.  G.  123*  139*. 
Michaut.  G.  512. 
Michel.  Ch.  221*. 
Michelet  58*. 

Michelet,  K.  L.  370  123*  139^ 
Michelis,  F.   368  6"  47*   97*  106*  108* 

111*  134*  216*. 
Michon,  E.  223*. 
Micius  14*. 
Migne  661  673  684  ff. 
Mikolajczak,  Jos.  44*. 
]\Iilchhöfer,  A.  145. 
Milesische  Schule  50  53  ff. 
MUhaud.  G.  9*  52*  56*  110*   135*   137* 

244*. 
Mill,  J.  St.  133  389. 
Mill.  St.  80*. 
Miliard,  J.  E.  188*. 
Miller,  E.  205. 
Miller,  J.  205".    . 
Millerd,  Gl.  El.  57*. 


Register. 


277* 


Mills  19*. 

Mills,  T.  R.  207  f. 

Mimansa  13. 

Minor,  Alb.  203-. 

Minucius  Felix  107*  172-  194^ 

Misch,  G.  40*  191*. 

:Mitchell,  F.  85*. 

Mitchell,  J.  M.  17*. 

Mitra,  Rajeiidralala  16*. 

Mittelhaus,  K.  196*. 

Mittermann,  V.  33*. 

.Mnesarchos  502  f  689  176*. 

Moderatos  578  t  579  584  t  205*. 

.Afodritzki,  K.  59*. 

^Nlodügno,  Gius.  32*. 

Müller,  W.  195*. 

Mönchstum  685  687  207*  231*. 

Moerbeke,  W.  v.  366  652. 

Mörth,  F.  189*. 

Möschler,  Fr.  108*. 

Mohl,  R.  V.  54*. 

Mohnike,  G.  Chr.  Fr.  433. 

Mohr,  Jak.  48*  f. 

Moiragenes  583. 

Moll  weide,  C.  Br.  110*. 

.Molhveide,  R.  173*. 

Mommert,  B.  623  40*. 

Mommsen,  Th.  461. 

Monceaux,  P.  229*. 

Mong  dse  15*. 

Monimos  174  184  f.  75*. 

Monrad,  M.  J.  2*  58*  216*. 

Monsterberg-Münckenau,  S.  v.  140* 

Montagni,  U.  C.  B.  45*. 

Montargis,  F.  118*. 

Montee,  P.  68*  175*. 

Montee,  T.  159*. 

Moiitesi.  I.  197*. 

Montucla  9*  110*. 

Moog,  W.  86*. 

Mooney,  G.  W.  162*. 

Moore,  E.  139*. 

Moore,  F.  G.  491. 

Mootz,  H.  15*. 

Moraites,  Sp.  117*. 

Morawski,  K.  169*. 

Morel,  M.  27*. 

Morell,  J.  D.  27*. 

Morelli,  C.  199*. 

Morellus,  F.  661. 

Morgenstern,  Chi".  C.  116*. 

Morgenstern,  K.  76*  170*. 

Moricca,  U.  161*. 

Morlais,  M.  169*. 

Morr,  J.  178*  194*  201*. 

Moschion  695. 

Moschos  173. 

xMoser,  G.  G.  188* 

Moser,  G.  H.  510  622  651. 

Mosheim,  J.  L.  204*. 

Mosses.  A.  134*. 

Motzo,  B.  211*. 

Mras,  K.  97*  167*. 


Äluccio,  G.  645  224*. 

Mache,  F.  96*. 

Mucius  Scaevola,  Q.  502. 

Mücke,  J.  F.  Alph.  222  =. 

Mücke,  R,  164  491  510  189*. 

Mühle,  G.  52*. 

Muehll,  Fr.  v.  d.  17. 

Mühll,  P.  V.  d.  43*  126*  215*. 

Müllen  eisen,  J.  673  229*. 

Müller,  A.  14*  24*. 

Müller,  Ad.  74*. 

Müller,  Aug.  41*  77*. 

Müller,  ßerth.  538  195*. 

Müller,  D.  H.  147*. 

Müller,  E.  179*  223*. 

Müller,    Ed.   37*   118*    142*   143*    156* 

195*  204*  218*. 
Müller,  Em.  145. 
Müller,  Ernst  114*. 
Müller,  Frz.  192*. 
Müller,  Fr.  M.  200*. 
Müller,  G.  H.  185*. 
Müller,  Geo.  184*. 
Müller.  Greg.  A.  280*. 
Müller,  H.  v.  155*. 
MüUer,  Heiiir.  Walth.  186*. 
Müller,  Herrn.    Friedr.   622  f.   653   218* 

bis  220*  225*  237*  239*  243*  f. 
Müller,  Hieron.  64*. 
Müller,  Joh.  116*. 
Müller,  Joh.  137*. 
Müller,  Joh.  184*. 
Müller,  J.  G.  593. 
Müller,  Joh.  Wolfg.  110*. 
Müller,  Iw.  570  107*  202*  2ii5*. 
Müller,  Karl  17  63*  119*  182*  195*  201* 

u.  ö. 
Müller,  Karl  169*. 
MiUler,  K.  K.    512  177*  191*. 
Müller,  K.  F.  W.  491  173*. 
Müller,  K.  O.  27*  83*. 
Müller,  L.  H.  O.  113*. 
Müller,  M.  16*. 
MüUer,  Max  14*  f.  17*. 
Müller,  R.  191*. 
Münch,  J.  G.  165*. 
Münch,  W.  11*. 
Münchenberg,  Th.  65*. 
Münsch,  I.  G.  165*. 
Münscher,  F.  125*. 
Münscher,  K.  539  118*  194*  199*  f.  205* 

212*  214*  f.  224*  236*. 
Münscher,  W.  88*  f. 
Münz,  B.  45*  61*. 

Münzel,  Rob.  74*  152*  183*  188*  230*. 
Münzer,  F.  162*. 
Münzer,  J.  140*. 
Muir,  I.  15*. 
Mulder,  B.  35*. 
Mulder,  R.  39*. 

Mullach,  F.  W.  A.  16  und  passim. 
Muller,  F.  31*  91*  134*  152*  163*  168* 

242*. 


2TS' 


Register. 


IMuiuling,  M.  154*. 

Munier,  J.  140*. 

Munk,  Ed.  219  80*. 

Munro,  H.  A.  J.  466. 

Münz,  R.  242*. 

Murr,  Ch.  G.  v.  465. 

Murrav,  I.  C.  76*. 

MurraV,  J.  O.  T.  210*. 

Musonios  508  t  511  51 6  ff.  t  41*  188*ft. 

Musonios  (Stoiker  um  230  n   Chr.)  690. 

Mussehl,  J.  161*  241*. 

Mustoxydes,  Andr.  662. 

Musuras,  M.  205. 

Muth  36*. 

Muth,  J.  F.  S.  200*. 

Mutschmann,  H.  17  209  218  369  372 
5(i3  607  21*  40*  56*  f.  63*  70*  88* 
105*  123*  129*  148*  157*  166*  182* 
I8fi*  198*  200*  204*  212*  215*  221* 
238*  241*— 243*. 

Myska,  L.  G.  99*. 


N. 


Naber,  H.  A.  52*. 

Naber,  S.  A.  82*  95*  105*  223*  22T . 

Nachstädt,  W.  195*. 

Naegele,  A.  36*  157*. 

Nägelsbach,  K.  F.  43*. 

Näke,  A.  F.  147*. 

Nagel,  E.  11*. 

Namatianus,  Claudius  Rutilius,  s.  Clau- 
dius. 

Nänatiloka,  B.  18*. 

Narasu,  P.  L.  18*. 

Nassau,  H.  I.  172*. 

Nassen,  J.  109*  112*. 

Natali,  G.  69*  183*. 

Natorp,  P.  124  133  149  231  f.  237  278f. 
1*  f.  7*  28*  45*  47*  59*  61*  f.  64* 
68*  72*— 77*  84*  89*  f.  94*  96*  f. 
106*  109*  f.  119*  f.  123*  131*  134*  f. 
163*- 165*  212*  238*. 

Nattmann,  W.  87*. 

Naturphilosophen  50  ff.  103  ff.  46*  ff. 
56*  ff. 

Nauck,  A.  174  464  623  638  50*  52*  75* 
155*  190*  225*  227*. 

Nauck,  C.  W.  492. 

Naumann,  H.  230*. 

Nausiphanes  124  467  488  60*. 

Nauwerck,  K.  181*. 

Nauze,  de  la  41*. 

Naville,A.  222*. 

Naylor,  H.  D.  95*. 

Neander,  J.  A.  10*  36*  106*  204*  218* 
222*. 

Neanthes  v.  Kyzikos  20. 

Nebe,  A.  212*.* 

Needham,  P.  661. 


Neel,  J.  210*. 

Negri,  G.  223*. 

Nögris,  Ph.  100*. 

Nehring,  A.  183*  f. 

Neikostratos  538. 

Neleus  aus  Skepsis  ;^76. 

Nelson,  Axel  47*  66*. 

Nelz,  K.  Fr.  84*. 

Nemanic,  D.  182* 

Nemesios  29  566  619  636  660  t  662 
667  670  f.  t  676  679  22*  181* 
228*  f  .f. 

Nömethy,  G.  186  76*  234*. 

Neoptolemos  v.  Paros  614  23;-i*. 

Nessas  124. 

Nestle,  E.  21t)*. 

Nestle,  W.  51  206  24*  46* -50*  53*  55* 
bis  58*  60*— 66*  68*  76*  88*  234*  f. 
238*  f.  241*  243*  f, 

Nettleship,  H.  160*. 

Nettleship,  R.  L.  95*. 

Neubauer,  E.  135*. 

Neues  Testament  und  kynisch-stoische 
Diatribe  156*  —  und  Hermes-Mystik 
243*.     S.  auch  Christentum. 

Neuhäuser,  J.  47*  133*. 

Neuhaus,  K.  114*. 

Neuhöfer,  R.  207  87*. 

Neuraann  98*. 

Neumann,  K.  E.  18*. 

Neumann,  K.  J.  569  645  49*  200*. 

Neumann,  P.  81*. 

Neumark,  D.  107*  135*  211*. 

Neuplatonismus  18  39  43  48  163  428 
576  616ff.t  3*  216t  ff.t- 

Neupythagoreismus  42"  74  f.  430  541 
543  f. '547  578  ff.  t  204*  ff.  Neu- 
pythagoreisch beeinflußte  Unter- 
haltungsliteratur 588  207*. 

Neustadt,  E.  58*  125*  148*. 

Newbold,  R.  53*. 

Newhall,  S.  H.  235*. 

Newman,  ^V.  L.  370  142*. 

Newt  14. 

Nicolai  151*. 

Nicolai,  A.  71*. 

Nicolas,  M.  210*. 

Nicolaus  V.  Rhegium  607. 

Nicole,  J.  17  661  232*. 

Niebuhr,  B.  G.  200  70* 

Nieländer  140*. 

Nielsen,  Chr.  L.  205*. 

Nielsen,  G.  R.  95*. 

Nietzsche,  Fr.  28  21*  24*  41*  45*  64* 
238*. 

Nieuwlandius,  Petr.  511. 

Niggetiet,  Fr.  676  221*  229*  f. 

Nigidius  Figulus  578  t  579  582  674  178* 
204*. 

Nigrinos  539  559  t  615  199*. 

Nikasikrates  460  505  233*. 

Nikephoros  Blemmydes  366. 

Nikias  von  Nikaia  27  f. 


Register. 


279* 


Nikolaos   von    Damaskos   87   569  573  t 

2or=. 

Nikomachos  Vater  d.  Aristoteles  358. 
Nikomachos   Sohn    des   Aristoteles  362 

375  ;S82  f. 
Nikomachos  aus  Gerasa    82    578  f    579 

584  -i-  205*. 
Nilsson,  M.  P.  143*  236*. 
Nissen,  H.  372  127*. 
Nistler,  J.  229*. 
Nitsche.  W.  164  23*  71*. 
Nitzsch,  G.  W.  207  143*  195*. 
Noack,  L.  6*  12*  148*  204*  209*. 
Nobbe,  C.  Fr.  A.  580. 
Noel,  G.  56*. 
Noel  des  Vergers  190*. 
Noetel,  R.  369  125*  f. 
Nohl,  Herrn.  69*  213*. 
Nohle,  K.  208  116*. 
Noire,  L.  6*. 
Noll,  R.  570  147*  203*. 
Nolle,  J.  51*: 
Nolte,  Alb.  85*. 
Norden,  Ed.  468  503   528  583  614  685 

13*  32*  34*  37*- 42*   50*  60*  63*  f. 

73*- 75*  88*  146*  156*  f.  167*  178* 

bis    181*    188*    193*    198*  f.   205*  f. 

208*  213*  215*  227*  229*  231*  236*  f. 

241*  f. 
Norden,  Fr.  199*. 
Norreri,  Ivo  161*. 
Norvin,  W.  662  79*  228*. 
Nottola,  A.  185*. 

Nourrisson.  J.  F.  571  7*  108*  203*. 
Novak,  J.  V.  86*  118*. 
Novak,  R.  199*. 
Novatianus  187". 
Novotny,  F.  85*  103*  f. 
Nüßlin,*  Fr.  Aug.  208. 
Numenios   32  562   578  t  579  f.  585  f.  t 

619  625  627   635  674  205*  f.  t  243*. 
Nussbaumer,  K.  115*. 
Nusser,  J.  207  81*  94*  105*. 
Nycäya  13  13*  16*. 
Nvbläus,  A.  140*. 


O. 

Obens,  Wilh.  69*. 

Ochmann,  J.  88*. 

Octavius  (bei  Minucius  Felix)  194*. 

Octavius  Secundus,  P.  604. 

Odau,  M.  103*. 

Oder,  E.  31*  59*  137*  167*  177*— 179* 
181*. 

Üdysseus  268  f.  —  Kynischcs  Odys- 
seusideal  528  74*."  —  Odysseus, 
Schrift  des  Alkidamas  64*. 

Ohler,  H.  125*  181*. 

Oehler,  R.  46*. 


Oelmann,  Fr.  510  183*. 

Oelrichs,  J.  G.  A.  111*  216*. 

Oertel,  H.  142*. 

Oettl,  Fr.  188*. 

Offner,  M.  52*  56*. 

Ogereau,  F.  149*. 

Ogienski,  Imm.  115*. 

Ogle,  W.  369. 

Og6rek,  J.  68*  170*. 

Ohling,  G.  D.  178*. 

Ohlmann,  D.  174*. 

Ohse,  J.  88*. 

Oikeiosis  448  454  522  553  564. 

Oikonomos,  G.  P.  78*. 

Oinoanda,    Inschrift    von,    s.    Diogenes 

V.  Oinoanda. 
Oinomaos  43  527  t  532  f.  t  194*. 
Okkelos  74  578  t  582  t  50*. 
Oldenberg,  H.  2*  7*  15*  17*  24*  85*. 
Oldfather,   W.    A.    672    72*    118*    127* 

130*  229*. 
Olearius,  G.  580  3*  216*. 
Olivier,  F.  182*. 

Olivieri,  A.  17  464  f.  30*  75*  203*  23;!* 
Ollä-Laprune,  L.  140*. 
Olsen,  W.  207. 
Olympiodoros  der  Altere  652. 
Olvrapiodoros  der  Jüngere  17  23  92  145 

194  205  365  386  399  617  660  t  661 

bis  663  667  t  670  228*. 
Olvmpios,  Dem.  140*. 
Olzscha,  Fr.  Th.  82*. 
Omont,  H.  371  129*. 
Oncken,  W.  54*  94*  101*  116*  122*  127* 

142*. 
Onesikritos  174  184  75*. 
Oordt,  J.  W.  G.  van  77*. 
Opitz,  M.  187*. 
Opizzone,  I.-B.  570, 
Oporinus,  Joach.  113*. 
Oporinus,  Joh.  205. 
Oppenheim,  8.  9*. 
Oracula  Sibyllina  592  594. 
Orazio,  A.  de  212*. 
Orelli,  Joh.  Kasp.  205  539  571  623  661 

673  142*. 
OreUi,  Joh.  Konr.  164  461  581  645. 
Orient  und  griechische  Philosophie  31  ff. 

42*  f.  u.  ö. 
Origenes    der  Kirchenvater   31  516  5f^2 

618  f.  656  218*. 
Origenes  der  Neuplatoniker  618  f.  f  620 

218*. 
Orion  der  Epikureer  27 
Ormuzd  13. 
Orphik   32  35  52  89  204  255   261   265 

587^   614    651    43*    49*    57*    233*. 

'legog  ?.6yo?  595. 
Orszulik,  K.  87*. 
Ortloff,  J.  A.  2*. 
Orvieto  55*. 

Osann,  Fr.  511  63*  147*  174^=  201*. 
Osiris  14. 


280* 


Register. 


Osius  G75. 

Ostendorf,  Ad.  115*. 

Ustermaiin,  Chr.  424  147'-. 

Ostheide,  A.  225*. 

Osti,  C.  89-. 

Ott,  J.  V.  18*. 

Ott,  M.  207*. 

Otte.  H.  145*  240*. 

Otten,  L.  47*. 

Otter,  H.  238*. 

Otto,  A.  172*. 

Otto,  W.  15*. 

Oudendorp,  Fr.  539. 

Ouvr^,  H.  155*. 

Overstreet,  H.  A.  219*. 

Ovidius  613  t  615  f  58*  178*  214*  f- 

Ovink,  B.  J.  H.  89*. 

Owen,  A.  S.  207. 

Owen,  S.  J.  11*. 


P. 

Pabst,  A.  56*. 

Pabst,  P.  219*. 

Pachnieke,  H.  163*. 

Packmohr,  A.  174  75*. 

Padelford,  Fr.  Morg.  538. 

Paetus  Thrasea  509  526  589. 

Paetzolt,  Fr.  202*. 

Pajk,  J.  109*. 

Palaeokappa,  Konstantin  569. 

Paleikat,  G.  241*. 

PaUadas  606. 

Palmer,  V.  92*. 

Pamphile  57. 

Pamphilos  467. 

Panaitios  30  173  210  451  495  497  501f.t 

6S9  41*  169*  176*  f. 
Pancatantra  18*. 
Panck  99*. 
Pansch,  B.  112*. 
Pansch,  Chr.  125*. 
Pansch,  K.  138*. 
Pantazes,  M.  101*. 
Pantazides,  Ch.  G.  117*. 
Panzerbieter.  F.  47*  57*  f.  182*. 
Paoh,  U.  E.  464. 
Papa,  Vinc.  108*  188*. 
Papadopulos  Kerameus,  Äthan.  645. 
Papamarku,  Char.  113*. 
Papencordt,  Fei.  59*. 
Pappenheira,  E.  607  135*  165*  212*. 
Papvrusfunde    philosophischer     Werke 

'236*  u.  ö. 
Papvrus  Berol.  N.  8:  540  565  t  200*. 
Papyrus  Berol.  9766:  205. 
Papyrus  Berol.    9782:     s.  Theaitetkom- 

mentar. 
Parisio,  P.  645. 
Parker,  Ch.  P.  187*  f. 


Parmenides  36  65  67  72  86  89  94  ff.  f 
100  108—110  114f.  117  120  131  146 
171  304  ff.  629  692  49*  55*t  98*  237*. 
Einheitliches  Sein.  Kein  Werden 
und  Vergehen  94  98.  Kein  Xicht- 
seiendes  94  96.  Wahrheit  u.  Trug 
95  ff.  Bekämpfung  des  Heraklit  97. 
Erkenntnis  durch  Gleichartiges  99. 
Weltbild  99.  Umdeutung  der  Volks- 
gottheiten 100. 

Parmenideskommentar,  neuplaton  ischer 
64J. 

Parmentier,  L.  72*  87*  97*  193*  196*. 

Parry,  Th.  J.  217*. 

Parsische  Religion  13  f. 

Parsons,  C.  223*. 

Parthev,  G.  580  623  639. 

Partsch,  J.  125*. 

Pascal  108*. 

Pascal,  C.  466  35*  49*  53*  57*  63^  132* 
160*— 164*  170*  185*— 187*  197* 
21 3*  f.  226*. 

Pasdera,  A.  491. 

Pasikles  v.  Rhodos  380. 

Pasiphon  73*. 

Pasquali,  G.  18  649  79*  1-52*  190*  218* 
225*. 

Pasquinelli,  R.  68*. 

Passamonti,  E.  142*  224* 

Pater,  W.  77*. 

Patin,  A.  73  49*  55*  76*  212*. 

Paton,  W.  R.  538  51*  ]01*  197*. 

Patricias,  F.  662. 

Patrick,  G.  T.  W.  49*. 

Patrick,  M.  M.  58*  212*. 

Patristische  Literatur  157*  217*.  S.  auch 
Christentum. 

Patron  689. 

Paul,  Fr.  165* 

Paui;  L.  89*. 

Paul,  O.  673. 

Paul,  R.  P.  139*. 

Paulos  Silentiarios  125*. 

Paulsen,  Fr.  7  1*  13*. 

Paulson,  J.  466. 

Paulus  der  Apostel  516  52*  156*  186* 
242*  244*. 

Pauly,  A.  510. 

Pauly-Wissowa- Kroll- Witte  (Realenzy- 
klopädie) 25*  und  passim. 

Pausanias,  Anhänger  d.  Prodikos  142. 

Pauthier,  G.  14*. 

Pavlu,  J.  87*  102*— 105  . 

Pawlicki,  St.  195*. 

Pawlitschek.  A.  88*. 

Pearson,  A.  C.  433  46*  149*. 

Pearson,  Jam.  661. 

Peiper,  R.  510  673. 

Peipers,  D.  80*  97*  101*  106*. 

Peithmann,  E.  C.  H.   45*   49*   55*    57* 

Pelagaud,  E.  200*. 
Pelant,  K.  77*. 


Register. 


28r 


Pellini,  S.  ISA  158^ 

Pennacchietti,  B.  129*. 

Pcrathoner,  V.  113'*. 

Perdelwitz,  R.  9 -. 

Peregriiios  Proteus  43  527  f  .534  ff.  j  616 
6«5  12*  41*  194*  t- 

Perez.  Fr.  209*. 

Pergamenische  Schule  der  Neuplatoniker 
644  ff. 

Periandros  166  692. 

Perikles  111  115  117  129. 

Periktione  51*. 

Peripatetische  Schule  20  38  41.  Ältere 
125  423  ff.  t  145*  ff.  In  der  helle- 
nistisch-römischen Periode,  I.  Ab- 
schnitt 504  ff.  t  181*  f.  II.  Ab- 
schnitt 568  ff.  t  201*  ff.  in.  Ab- 
schnitt 680  ff.  t  230*  f. 

Perkmann,  J.  115*  141*. 

Perlett,  F.  Ch.  G.  189*. 

Perrin,  B.  90*  129*. 

Perron,  H.  404. 

Persaios  432  t  435  f  G95  73*  1.50*  f. 

Persius  509  511  516  188*. 

Persson,  A.  W.  238*. 

Perthes.  O.  90*. 

Pescenti,  Giov.  52*. 

Pesch.  J.  G.  van  95*. 

Pesch.  W.  144*. 

Pestalozzi,  H.  238*. 

Petaviiis,  Dion.  645  661  681. 

Peter.  C.  L.  v.  29  \ 

Peter,  H.  167*. 

Peters   J.  68*. 

Petersen,  Chr.  170  433  463  43*  151*. 

Petersen,  E.  353  424  40*  51*.     " 

Petersen,  H.  206  99*. 

Petersen,  J.  202*. 

Petersen.  P.  132*. 

Petitmangin  164. 

Petrescu,  Xic.  1*. 

Petronievics,  B.  56*. 

Petsch,  R.  31*. 

Pettersch,  C.  H.  205*. 

Petz,  F.  S.  112*  136*. 

Petzhold,  J.  2*. 

Petzoldt,  J.  9*. 

Peyron,  Am.  55*  f. 

Pfänder,  A.  7*. 

Pfättisch,  J.  M.  107  . 

Pfaff  240*. 

Pfeiffer,  A.  F.  592. 

Pfeiffer.  Erw.  535  46*  137*  145*  152*  f. 

164*  177*  f.  213*  220*  234*-237*. 
Pfeiffer,  R.  241*. 
Pfennig,  R.  184*. 
Pfister,  Fr.  107*  167*. 
Pfleiderer,  E.  594  49*  67*  77*  81*. 
Pfleiderer,  O.  37*. 
Pfliesrer.  T.  188*. 
Pflug,  J.  123*. 

Pflugk,  J.  225*.  • 

Pflugmacher,  E.  238  . 


Pfluuradt  213*. 

Pfordten,  Ü.  v.  d.  10". 

Pfungst,  A.  17*. 

Phaedrus  156*. 

Phaidon    aus    Ehs     163     168     172  f.  f 

280  ff.  73*. 

Phaidros,     Zeitgenosse    Piatons     (Plat. 

Prot.   315  c  und  im   Phaidros)   142 

294. 
Phaidros  d.  Epikureer  460  t  463  470  f. 

496  498  689  158* t. 

Phainias  d.  Peripatetiker  360  423  f.  427 

147*  244*. 
Phainias  d.  Stoiker  501  504. 
Phaleas  86  54*. 
Phanton  78. 
Pherekvdes  v.    Svros    32  t    36 -r    62    73 

629  692  43*  f. 
Philemon  64. 
Philibert,  H.  137*. 
Philipp,  E.  93*. 
Philipp,  H.  48*  100*. 
Philippi,  F.  A.  199*. 
PhUippos  V.  Opus    194    215    326    336  f. 

352  t  353  f.  672  102*  118*  t. 
Philippson,  L.  M.  31*  138*. 
Philippson,  R.    433  456    460  463  ff.  468 

472  f.   474    492   497    505   547   146* 

158*    164*    171*   174*  f.   213*    233* 

235*  f.  239*  241*. 
Philiskos  174  184  75*. 
Phillimore.  J.  S.  580  126*. 
Philodemos   17    27    194    198    359-361 

384  460  f    461   463  ff.    469  t   473  f. 

497  110*  158*  ff.  t  163*  169*  233*. 
Philolaos   3    74  t    75   78  f.   81  f.    83  f.  v 

281  f.  325  515  51*  53*  t- 
Philolog.  Gesellsch.  zu  Leipzig  424. 
Philon  von  Alexandreia   42    73   81    581 

585  f.  590  f.  T  592  f.  598  ff.  t  619 
627  179*  209*  ff.  t  243*. 

Philon  von  Athen  488. 

Philon  von  Larisa  489  i"  490  492  494  -r 
496  f.  689  166*  t  169*  175*. 

Philonides  463  158*. 

Philoponos  s.  loannes  Philoponos. 

Philosophie:  ihr  Begriff  1  ff.  1*  f.  438 
472  553;  ihr  Telos  6  182  188  537 
.541  .543  553  555  566  634;  ihre  Ein- 
teilung 188  341  355  386  ff.  437  f. 
470  ff.  543  553  f.;  ihre  Gesamtent- 
wicklung im  griechisch-römischen 
Altertum  37  ff.  Philosophie  und 
Fachwissenschaften  1  ff.  53  f.  429 
431  663  u.  ö.  —  und  Rhetorik  127 
255ff.  296  f.  319  3511  418  f.  437  f. 
474  .529  ff.  562  f.  682  32*  u.  ö.  — 
Popularphilosophie  431  563  u.  ö. 
Philosophenkanones  21*.  Philo- 
sophen als  Begründer  der  Kultur 
und  Erfinder  181*  234*,  als  Wetter- 
macher 234*,  als  Tyrannenbekämpfer 
21 ".  Philosophenschicksale  21*.  Phi- 


282* 


Register. 


losophenschulen  und  Politik  27*. 
Philosophischer  Unterrichtsbetrieb 
27*  f.  667  u.  ö.  Philosophentesta- 
raente  201  358  362  5Ü5  507  28*  t. 
Philosophenporträts  28*  (Porträts 
der  einzelnen  Philosophen  s.  unter 
diesen).  Philosophen tracht  (kynische) 
177  7-t*  u.  ö.  Philosophen  in  der 
Komödie  28  .     Philosophinnen  28*. 

l'hilostorgios  637. 

Philostratos  23  578  j  579  584  f.  f  205* 
243*. 

Phintys  51*. 

Phoinix  v.  Kolophon  156*. 

Phokos  3-2  55. 

Phokvlides:  Ps.-Phokvlides  590  t  592 
597  t  208*. 

Phorinion  (Peripatetiker)  688. 

Photios  19  31  22*  und  passim. 

Piat,  C.  67*  77*  112*  114*  f.  132*  f. 
136*. 

Piatek,  J.  57*. 

Picavet,  F.  165*  f.  219*. 

Pichon.  R.  159*  186*— 188*. 

Pieper,  M.  104*  239*. 

Pierleoni,  G.  164. 

Pierson,  W.  141*. 

Pietschmann,  R.  206*. 

I'ilger,  R.  99*. 

Pinzger.  G.  116*  146*. 

Pischel,  R.  15*  18*. 

Piso,  L.  461. 

PisteUi,  K.  580  638  221*. 

Pisvnos,  L.  219*. 

Pit;  J.  184*. 

Pitra.  J.  B.  649. 

Pittakos  36  692. 

Plänckner.  R.  v.  14*. 

Planck,  A'.  214*. 

Planck.  K.  Ch.  27*  98*. 

Piasberg,  O.  491  174*. 

Plath,  J    H.  14*. 

Platner,  E.  117*  164*. 

Piaton  2  4  19  38  40  72  78  95  f.  99  101 
108  116  119  f.  124  f.  126  ff.  129  f. 
134  192  ff.  T  76*  ff.  T  134*  139*  154* 
-  168*  233*  238*  f.  und  passim.  Sein 
Leben  192  ff.  76*  ff .  Antike  Viten 
20  23  193  f.  77*  238*.  Seine  Briefe 
als  Quelle  für  sein  Leben  194. 
Antike  Bildnisse  und  Angaben  über 
sein  Äußeres  195  77*.  Geburtsjahr 
195.  Herkunft  196.  Legende  von 
wunderbarer  Geburt  196  77*.  An- 
geblicher Xamenswechsel  196  77*. 
Jugendbildung,  dichterische  Ar- 
beiten, Verkehr  mit  Sokrates  197. 
Reisen  197  ff.  78*.  Beziehungen  zu 
Dionysios  I.  und  IL  und  zu  Dion 
l!'9  ff.  Schulgründung  und  Lehr- 
tätigkeit 199  ff.  78*.  Testament  201 
28*.  Schriften  202  ff.  78*  ff.  Ihre  Ver- 
teilung auf  Piatons  Lebensperioden 


203  f.  237.  Überlieferung,  antike 
Platonstudien204ff.78*ff.238*{antike 
Kommentare  auch  357  543  558  560 
562  564  f.  575  620  635  f.  639  643  652 
670  674  u.  ö.)  Neuere  Ausgaben 
und  Übersetzungen  205  ff.  I'chtheit 
210  ff.  80*  ff.  (Übersicht  214  f.). 
Abfassungszeit  und  chronologische 
Ordnung  215  ff.  80*  ff.  238*  (Über- 
sicht 233).  Gruppierung  235  f.  (Te- 
tralogien des  Thrasvllos  236).  Dar- 
stellungsform 212  228  239  255 
276  300  85*  f.  238*.  Mythen  255 
u.  ö.  85*.  Bilder,  Vergleiche  294 
u.  ö.  86*.  Sprichwörter,  Humor, 
Anachronismen,  angebliche  Plagiate 
.  86*.  Schriften  im  einzelnen  (eChte, 
unechte  und  zweifelhafte):  Alki- 
biades  I  und  II  210  212  214  101*  f. 
102*  f.  239*.  Alkyon  210  215  104*. 
Anterastai  s.  Erastai.  Apologie  202 
203  207  214  237  239  86*  f.  238.* 
Axiochos  139  209  210  215  101*  105* 
239*.  Briefe  194  202  209  210  2i;:> 
103*  f.  Charmides  203  207  214  21s 
237  245  f.  S-  88*  238*.  Demodokos 
210   215    105*.    Epinomis   204   21  ü 

215  233  237  334  ff.  +  102*.  Erastai 
209  210  213  214  102*.  Ervxias  168 
209  210  214  215  104*  105*.  Euthvde- 
mos  203  207  214  220  ff.  237  265ff.-;- 
91*.  Euthvphron  203  207  214  237 
249  ff.  t  88*  f.  Gorgias  203  207 
214  224  255  ff.  +  89*  f.  238*.  Hip- 
parchos  210  214  102*.  Hippias, 
größerer  203  207  214/5  237  255 
270  f. t  90*.     Hippias,  kleinerer  203 

207  215  237  255  268  ff.  t  90*.  Ion 
203  207  215  217  237  239f.87*.  Kleito- 
phon    215   529   103*.     Kratvlos  203 

208  214  237  254  271  ff.  t  91*  238  . 
Kritias  204  215  237  299  326  t  100  . 
Kriton  203  207  214  237  239 1  87^ 
238^  Laches  203  '/Ol  214  237  238 
244  f.  t    88*   238*.     Lvsis    203    207 

214  237  238  251  ff.  t  89*  238*.  Me- 
nexenos  203  208  215  237  254  274f.r 
90*  f.  238*.      Menon  203  207    214 

216  f.  237  254  262ff.  90*  238*. 
Minos    215    103*.    Xomoi   200  204 

209  210  211  215  231  237  326  ff.  v 
100*  f.  "Oooi  209  210  215  105^ 
Parmenides"  204  208  214  237  299 
304  ff.  t  98*  239*.     Hegi  äoft/;?  210 

215  105*.  Ileol  biy.aiov  210  215  105  \ 
Phaidon  204  208  210  214  237  280ff.t 
93*  f.  Phaidros  204  208  214  219  ff. 
237  275  294  ff.  T  (Zeitansat/  297  ff.) 
95*  ff.  239*.    Philebos  204  209  214 

237  299  314  ff.  t  99*  f.  Philosophos 
105*.  PoUteia  208  210  211  215  226 
94*  f.  t    238*,    Buch  I  203  217  237 

238  246  ff.  t    261,     Bücher   II— X 


Register. 


•>s^* 


'2t}i  284  ff.  r.  Politikos  204  208  2U 
22-5  237  299  311  ff.  t  99*  239* 
rrotagoras  U2  203  207  214  237  238 
240fi-r  87*  f.  238*.  Sisyphos  210 
21.5  105*.  Sophistes  170  204  208 
214  220  237  299  .307  ff.  t  633  98*  f. 
Svmpoäion  204  208  214  217  237 
275  276  ff.  V  91*  ff.  238*.  Theages 
212  213  214   103*.      Theaitetos  204 

208  214  218  225  299  300  fl  t  97*  f. 
239^  (Theaitetos  176  b  in  späterer 
Verwendung  6  .543  553  555  -566 
603».  runaios  204  209  215  225  f. 
237  319  ff. -r  100*  2.39*  (peripateti- 
sierende  Auffassung  der  Scnöpfupgs- 
darsteliung  356  .>49  .5-58  562  -565 
637  666).  —Poetisches  2(ß  2rj9  105*. 

—  'Ayoaffa  doyuaza  210.     Jiaigeoet-; 

209  lÖö*.  Lehre  Piatons  in  gene- 
tischer Darstellung  238 ff.,  in  sjste- 
matischer  Darstellung  337ff.  10.5*  ff. 
239*  f.  (s.  das  Inhaltsverzeichnis  zu 
§§  41—44  sowie  die  Stichworte 
341  f.  Uöt.  .348  f.  .3.51  f. j.  Piaton 
als  Quelle  über  ältere  und  gleich- 
zeitige   Philosophen    19    20*    106* 

—  über  .Sokrates  147  ff.  t  162.  Be- 
ziehungen zu  Früheren  und  Zeit- 
genossen: allgemein  78*  106*  f.. 
zu  Herakleitos  273  ff.  301  f.  3'j4 
341  f.,  den  Pvthagoreem  193  199 
204  2.>4f  259*261  265  275  f.  281  ff. 
299  319  -324  f.  333  f.  337  342.  den 
Eleaten  275  299  .304  ff.,  Demokritos 
271  10e*f.  239*,  den  Sophisten 
überhaupt  128  242  t  2-54  ff.  265  ff. 
307 ff.,  Protagoras  240  ff.  271  f.  300  ff. 
304,  Gorgias  2.55  ff-,  Prodikos  138, 
Hippias  268  ff..  Polvkrates  ^3  f., 
Alkidamas  224,  Sökrates  218  f. 
2.38  ff.  passim,  Xenophon  215  78* 
92  ,  Antisthenes  181  f.  223  266 
.303  f.  308  ff.,  den  Kvnikem  allge- 
mein 318,  den  Hedoniiern  241  f.  261 
316   318  328,   den  Megarikem   310 

318  (Eukleides  197j,  Isokrates  219  ff. 
107*  Lysias  221  294  296  f  96*  f., 
Aristoplianes    222,    Aristoteles   .300 

319  325  334  (s.  auch  Aristoteles). 
Einwirkungen  atif  Sp>ätere  107*  f. 
239*  ttnd  passim  (s.  auch  Akademie, 
Platonismus  [Mittlerer],  yeuplatonis- 
mus>.  Stellung  zur  Ehetorik  255  ff. 
274  2961  319  351  f.  86*,  zur  Eristik 
2-55  262  ff.,  zur  Dichtkunst  239  f. 
292  ff.  .327  .330  .333  8^*  (Ästhetik 
der  Tragödie  und  Komödie  316  352, 
ihr  Verhältnis  zur  aristotelischen 
Theorie  422  f.  Anm.),  zu  Mathematik, 
Astronomie,  Naturwissenschaften  u. 
3Iedizin  286  299  342  .344  346  110* 
112*  240*  u.  ö.  Bekämpfung  der 
Ideenlehre  durch  Aristoteles.  Har- 


monisierung von  Piaton  und  Aristo- 
teles bei  Späteren  s.  unter  Aristo- 
teles. Piaton  angeblich  abhängig 
vom  Alten  Testament  .585  595  603 
668.  Entwicklung  der  platonischen 
Schule  .3-53. 

Platoniker  de  fato  .540  .566  ff.  201*. 

PlatonLsmus.  Mittlerer  353  536  ff.  t 
679  l&4*ff.+. 

Platonopolis  624. 

Platt,  A.  369  56*  95*  124*  131*  138* 
15.5*  16-2*  183*  197*  205*  223*. 

Plethon  107*. 

Plmius  der  Ältere  495  167*  179*  192* 
242*. 

Plotina  605. 

Plotinos  48  f.  109  116  617  f.  620ff -r 
624 ff.-}-  63.5  W7  6-53  666  672—676 
678  L  218*  ff.  243*  f.  Leben  624  f. 
Die  Enneaden  625  ff.  Da>  Eine 
und  der  Xus  627  ff.  Hervorgang 
des  Vielen  aus  dem  Einen  62y  f. 
Die  Ideen  628  630  f.  Die  Seele 
631  f.  Die  IMaterie  632.  Theodizee 
633.  Kategorien  633.  Das  Schöne 
6.33.  Sittliches  Ziel,  Tugenden  634. 
Ekstase  634  f. 

Ploucquet,  G.  46*  163*  16-5*. 

Plüss,  Th.  20.5*. 

Pluntke.  Em.  78''. 

Plutarchos  v,  Adien  48  617  648  f  651  + 
66::$  691. 

Plutarchos  von  Chaironeia  18  30  41 
145  205  428  5-37  f  538  544  ff. -r  627 
637  690  167*  179*  f.  19-5*  ff.  "r  243*. 
Ps.-Plut.  Placita  philosophorum  2-^ 
und  passim ;  s.  auch  Aetios.  Ps.-Plut. 
de  fato  540  566ff.  667  679  201. 
Ps.-Plut. de  vitaHomeri.547  ISO*  19-5' 
198*.  Ps.-Plut.  Consol.  ad  Apoll. 
.547  198*:  s.  auch  Trostschriften. 
Ps  -Plut.  d-  educ.  puer.  .547. 

Pluzanski.  A.  137*. 

Pöhlmann.  E.  v.  1.53  33*  6b*  67*  69* 
72*  lie*  150*. 

PöM,  G.  9.3*. 

Poestion.  J.  C  28*. 

Pötsch,  St.  118*. 

Pötter.  Fr.  Chr.  6^. 

Pohl  19-5*. 

Pohle,  E.  71* 

Pohlenz,  31.  222  ff.  233  2:J7  246  2.53  ff. 
275  486  491  497  .547  '2r  36*  61* 
64*  f.  74*  82*  85* -92*  94*  f.  97' 
104*  106*  117*-119*  148*  151*  154' 
1-56*  163*  16.5*  171*  173*  f.  176  f. 
180*  195*  f.  202*  229*  238* -^0* 
243*. 

I^ohlschiiiidt,  W.  107*  231*. 

Poimandres  -587  3-5*  206*. 

Polach,  J.  117*  Ur. 

Polak,  H.  J.  Wr  i. 

Polek.  N.  137*. 


l^s4=' 


Eegister. 


Polemon  352  i-  354  357  r  434  492  688 
694  f.  119^ 

PoUak,  I.  368. 

Folie,  F.  58*  159*  214*. 

PoUio  517. 

Pollius  Felix  604. 

Pollock,  F.  190\ 

Polinan  Krusenian,  H.  54*. 

Polos  141  64'. 

Polvainos  460  462  158=^. 

Polvbios  42'  176*. 

PolVkleitos  86  54*. 

Polvkrates  der  Sophist  145  162  223  254 
"64*  68*  239*. 

Polvmnastos  78. 

PolVstratos  460  462  688  158*. 

Polyxenos  143  305  394  64*. 

Folz  9*. 

Polzer,  A.  214  \ 

Pompeius  Trogus  179*. 

Poratow,  J.  372  592. 

PoiitrervÜle,  de  466. 

Poppe,  W.  167*. 

Poppelreuter,  H.  139*  150*  171* 
181*. 

Poppelreuter,  J.  28*. 

Porphvrios  17  18  23  48  75  81  365  386 
•  il7  619  f.  622  t  623  f.  635  ff.  t  641 
644  646  f.  657  661  667  670—672 
674-678  680  51*  220*  f.  t  242*  244*. 
Gelehrte  Arbeiten  635f.,  insbesondere 
Eisagoge ,  Aristoteleskommentare, 
Timaioskommentar,  Ivuucy.Tu  Crjzt)- 
uuru,  Pythagorasvita  u,  a.  636. 
Schrift  gegen  die  Christen  636  f. 
Verhältnis  zu  Ethik  und  Religion 
636  f.  Tugendlehre  637.  Methode 
der  AUegorese  641. 

Portus.  AemU.  649. 

Poschenrieder,  F.  81*  124*. 

Poseidonios  42  108  428  451  501  ff.  t  519 
42'"  176*  ff.  f.  Einwirkung  auf  Doxo- 
graphie,  Philosophie  und  Fach- 
wissenschaften 430  471  490  495  ff. 
509  514  517  523  531  545  5471.  550 
563  574  f.  581  f.  587  614  f.  670  678 
160*  167*  169*— 172*  174*  17  <*  bis 
181*  241*  f.  Timaioskommentar  205 
326  636  674  676  f.  681. 

Poselger,  F.  Th.  12.5*. 

Poste,  Edw.  :568. 

Postgate,  J.  P.  162*. 

Postma,  F.  213  . 

Postumus,  N.  75*. 

Potamon  .588  f.  t  625  207*. 

Potempa,  V.  96*. 

Pouchet,  G.  137*. 

Powell,  J.  H.  155*. 

J^raechter.  K.  465  512  522  538—540  593 
23*  f.'  32* f.  34*  38*— 40*  43*  49* 
bis  51  *  55*  60*  69*  73'*  75*  77*  95*  119* 
121*  125*  127*  131*  150*  153*  f. 
156*  f.    167*    172*    179*    189*— 191* 


193*  f.  197*-200*  202*-204*  214*f. 

217*  f.  221* -231*  239"'  242*. 
Praetextatus  (Veltius  Agorius  Praetex- 

tatus)  672  T  673  676  t  682  229*. 
Praetorius,  E.  101*. 
Prandtl    A.  95*. 
l'rantl,  K.  170  206  368  f.  379  381  8*  26* 

7.3*  122*  f.  132*  137*  139''  141*  152* 

198*. 
Praxiphanes  221  423  427  688  148*. 
Praxiteles  (Peripatetiker)  688. 
Prechac,  F.  ]ii2*. 
Predigt,    philosophische    39*.      S.  auch 

Kvnisch-stöische  Diatribe. 
Preger,  Th.  J30*. 
Preis,  A.  32*. 

Preisendanz,  K.  206—208  510  38*  185*. 
Prel,  C.  du  34*  70*. 
Preller,  L.  25*  43*  f.  73*  148*  157*  182*. 
Premerstein,  A.  v.  .580 
Pressler,  Br.  50*. 
Preuschen,  E.  194*. 
Preuss,  E.  (Engelmann-Preuss)  22 "  und 

passim. 
Prickard,  A.  O.  538  143*. 
Prinsterer,  Gull.  Gr.  van  60*  77*. 
Prinz,  K.  156*  213*. 
Prinz,  W.  72*. 

Priskianos  366  636  648  t  650  65;). 
Priskos  645  691. 
Probst.  E.  184*. 
Probst;  O.  78*  162*. 
Prodikos    3    126   137  ff.  t  142   146   168 

176  459  63*  t  107*.     Prodikosfabel 

137  f.  459  .586  40*  63"=. 

Proklos  18  31  48  57  145  205  210  f.  575 
617  (:-41  643  647  f.  t  649  ff.  652  ff.f 
663—665  668  671  679  687  691  41* 
224*  f.  t. 

Proschko,  P.  90*. 

Prosenes  680  684  691  230*. 

Protagoras   86    126  t    127    128  ff.  t    136 

138  f.  142  f.  240  ff.  692  f.  61*f.t  107*. 
Protarchos  689. 

Prowe,  L.  .öl*. 

Prüm,  Em.  93*. 

Prvtanis  507  688. 

l'seUos  366  682. 

Ptah  14. 

Ptolemaios    Chennos    359    365  573  f.  j 

201*. 
Ptolemaios,     Klaudios,    der    Astronom 

.569  t  570  575  t  180*  202*  f  242*  f. 
Ptolemaios  d.  Peripatetiker  des  3.  Jahrh. 

nach  Chr.  680  684  230= . 
Ptolemaios    Soter   (Lagu),   Ptol.    Phila 

delphos,  Ptol.  Euergetes  20  f.  593. 
Puech,  A.  223. 
Pufendorf  111*. 
Pullig,  H.  160*. 
Purmanu,  H.  159*. 
Purpus,  W.  220*. 
Purser,  L.  C.  190*. 


Register. 


285^ 


Putzner,  G.  H.  114^  154*. 

Pyrron   38  40  48  124.172  428  486ff.  t 
607  f.  694  1(35*  t- 

Pythagoras  2  57  65  67  TMf.  t  82  88  126 
685  692  12*  41*  44'  50*  f. f  u    ö. 

Pvthagoras  der  Neupythagoreer  580  586t 
20ü*. 

Pvthagoreer  32  37  50  f.  74  ff.  t  -'ö  f.  91) 
120  50*ff.  t  237*. u.  ö.  Bund  und 
Lebensordnung  76  f.  Politische  Tä- 
tigkeit 78.  Wissenschaftliche  Be- 
strebungen 78  ff.  Altpythagoreische 
Lehre  im  allgemeinen  79  ff.  Mathe- 
matisches 11.  Metaphysisches  79  ff. 
Weltbild  81  f.  Psychologisches  32. 
Ethisches  82  f.  Lehren  einzelner 
Altpythagoreer  und  pythagoreisch 
beeinflußter  Männer  83 ff.  Kvni- 
sierende  Richtung  77  f.  586  587  f. 
Litera  Pvthagorica  525  586  53*. 
Pvthagoreer  u.  Piaton  193  199  204 
254  f.  259  261  265  275  f.  281  ff.  299 
319  324  f.  333  f.  337  342.  Pytha- 
goreer  u.  Alte  Akademie  352  354  f. 
Spätere  Wirkungen  des  Pvthagoreis- 
mns  562  588  f.  614—616  629  642 
677  681.  S.  auch  Neupythagoreis- 
mus. 
Pvthagoristen  77  53*. 


n. 


Quadratus  Martyr  49*. 
Quadrivium  610  677. 


R. 


Raab,  E.  56*  98*. 

Raabe,  A.  H.  118*. 

Rabbow,  P.  31*  33*145*  153-f.  159*  167* 
171*  177*  179*  f.  186*  198*  243*. 

Rabe,  A.  87*. 

Rabe,  H.  366  369  372  424  649  662  21* 
63*  79*  127*  f.  180*  146*. 

Rabirius  497. 

Radebold  116*. 

Radermacher,  H.  J.  58*. 

Radermacher,  L.  21*  34*  61*  63*  f.  71* 
74*  82*  85*  90*  146*  151*  153*  155* 
157*  175*  182*  187*  191*  197*  200* 
204*  210*  212*  f.  215*  221*  225* 
227*  240*. 

Radice,  G.  L.  82*. 

Radin,  M.  125*. 

Radinger,  K.  155*. 

Paeder,  H.  208  210  228  f.  231  f.  235  237 
304  310  64*  76*  78*  82*  84*  86* 
94*  102*— 104*  106*  f.  110*  237*  f. 


Raffael  202  363. 

Ragnisco,  P.  8*. 

Rainfurt,  A.  39*  179*  f.  202*. 

Rambach,  J.  J.  76  \ 

Ramdohr,  E.  43* 

Ramorino,  F.  491  88*  185*. 

Ramsauer,  F.  31*. 

Ramsauer,  G.  370  382. 

Randlinger,  S.  10*. 

Ranft,  H.  169*. 

Ranitz,  A.  C.  170*. 

Rasche,  K.  221*. 

Rasi,  P.  187*. 

Rasmus,  E.  195*- 

Raspante,  L  209*. 

Rassow,  H.  118*  125*  127*  131*  f.  134* 
141*  143*. 

Rathgeber,  G.  51*. 

Rathke,  A.  180*  199*. 

Rationalistische  Mvthendeutung  100  109 
117  192  549  38*.  S.  auch  Allego- 
rese,  Volksreligion. 

Raubenheimer,  H.  192*. 

Raumer,  F.  v.  10*  143*. 

Raumer,  K.  v.  10*. 

Raumer.  S.  v.  160*. 

Rausch,  A.  70*  149*. 

Rausch,  Fr.  96*. 

Eavaisson,  F.  118*  123*  134*  148*  154*. 

Rawack.  P.  100*. 

Raynaud,  G.  M.  162*. 

RazzoH,  G.  370  133*.      - 

Re  14. 

Reber,  J.  118*. 

Rechenberg,  C.  M.  34*. 

Recknagel,  A.  194*. 

Redepeuning,  E.  R.  200*. 

Ree,  P.  140*. 

Eeeh.  R.  241*. 

Rees,  Fr.  226*. 

Reese,  W.  138*. 

Regener,  F.  139*. 

Regnaud,  P.  16*. 

Rehm,  A.  119*  184*  235*. 

Rehmke,  J.  7*. 

Reich,  E.  108*. 

Reich,  K.  62*. 

Reich,  R.  186*. 

Eeichardt,  W.  662  192*. 

Reiche,  L.  136*. 

Reichel,  G.  183*. 

Reicke,  R.  581. 

Reid,  J.  S.  491  f.  161*. 

Reiley,  K.  C.  39*  161*  169*. 

Reimann.  E.  201*. 

Reimer,  N.  Th.  110*. 

Reinach  57*. 

Reinach,  A.  J.  125*. 

Reinach,  C.  188*. 

Reinach,  S.  223*. 

Reinach.  Th.  147*  197*. 

Reiner,  J.  7*  13*  77*. 

Reinhardt,  Karl  79*  99*. 


2^ 


Register. 


Reinhardt,  Karl  35''  38*  60*  152*  179*  f. 

183*  188''  198*  217*  221*  230*  237*. 
Reinhardt,  Leop.  171*— 173*. 
Reinhold,  E.  4*  55*  i:'>6'. 
Reinhold,  H.  103*. 
Reiukens,  J.  H.  143*. 
Reinmüller,  P.  28*. 
Reinöhl,  E.  v.  136*. 
Reisacker,  A.  J.  159*  164*  213*. 
Reiske.  J.  J.  540. 
Reiter  84*. 
Reitz.  J.  135*. 
Reitzenstein.  R.    14  36  192  539  649  657 

687    19*    32*   34*- 37*    40*    61*  65' 

105*  152*  f.  159*  f.  167*  170*  175*  f. 

181*    183*     204*— 207*    213*— 216* 

221*  227*  230*  f.  236*. 
Remusat,  Ch.  de  80*. 
Remv,  M.  118*. 
Renan,  E.  190*. 
Renault,  M.  77*  157*. 
Rendali,  G.  H.  191*. 
Renieris,  M.  152*. 
Renner,  R.  185*  189*. 
Renouf,  P.  Le  Page  19*. 
Renouvier  27*. 
Rentzsch,  J.  101*. 
Reppe,  R.  188*. 
Resl  W.  92*. 
Rest,  E    van  der  141*. 
Rettig,  G.  F.    208   48*  71*  92-  94*  99* 

111*  113*  116*. 
Reuss,  E.  19*. 
Reuss.  F.  73*. 
Reuther,  H.  102*. 
Revav,  J.  76*. 
Reville  205*. 
Reville.  J.  209*. 
Revillout,  E.  581. 
Revmond,  A.  466. 
Rhode,  J.  G.  19*. 
Rhoer,  Jac.  de  623. 
Riaux,  Fr.  55*. 
Ribbeck,  O.  146*  156*. 
Ribbeck,  W.  98*  184*. 
Ribbentrop,  F.  H.  Chr.  139\ 
-Ribbing.  S.  67*  70*  80*. 
Richard,  H.  215*. 
Richards.  A.  J.  162*. 
Richards,  H.  55*  62*  72*  82*  97*  f.  104* f. 

123*  f.    126*    128*   131*    1,50*    165* 

176=^  180*  182*  f.  190*  f.  201*  205*. 
Richter,  A.  78*  219*. 
Richter,  C.  E.  592. 
Richter,  D.  154*. 
Richter,  E.  23*  71*  124*. 
Richter,  G.  510. 
Richter,  K.  101*. 
Richter,  R.  7*  11*  69*  165*. 
Richtsteig,  Eb.  647  239*  244*. 
Rick,  H.  97*  238*. 
Rickert,  H.  1*. 
Riddel,  J.  207  83*. 


Ridgewav,   W.  129^ 

Rieckher,  J.  368  204*. 

Riedl,  Frz.  63*. 

Riehl,  AI.  1*  12"  77*. 

Riese,  AI.  456  491  676. 

Rieser,  O.  88*. 

Riess  30*  222*  228*. 

Riezler,  K.  127*. 

Rigveda  13  17*  234*. 

Ringeltaube,  H.  460  31*  33*  153*  f.  159* 

177*  186*. 
Rippner  209*. 
Ritchie,  D.  G.  77*.     ■ 
Ritschi,  Fr.  182*. 
Rittelmeyer,  Fr.  237/8*. 
Ritter,  Bernh.  138*. 
Ritter,  Bernh.  209*. 
Ritter,  C.  59*. 
Ritter,  Const.    195   206   208   213  f.   226 

229   231—233   237   23*  46*  .50*  63* 

77*81*-84*  86*95*  97*-102*  104*f. 

109*  11 7*  f.  234*  239*  f. 
Ritter.  Frz.  371. 
Ritter;  H.  168*  171*. 
Ritter,  Heinr.  43  61   88  170  5*  25*  44* 

51*  56*  73*  105*  168*. 
Ritter,  J.  117*.   • 
Ritter,  I.  H.  152*. 
Ritzenfeld,  A.  649  203*. 
Riva,  G.  140*. 
Rivaud,  A.  29*. 
Rivoiro,  A.  69*. 
Rixner,  Th.  A.  4*. 
Roaldes,  A.  de  135*. 
Robbe.  L.  359. 
Robbins,  F.  E.  214*. 
Robert,  C.  174  195  353  359  464  512  20* 

24*  28*  43*  68*  232*  244*. 
Roberts,  W.  146*. 
Robertson,  .1.  M.  11*. 
Robertv,  E.  de  12*. 
Robidou,  B.  116*. 

Robin,  L.  72*89*  109*  115*  117*  134*  f. 
Robinson,  R.  645  661. 
Roch,  Fr.  90*. 
Rocholl,  E.  219*. 
Rode,  F.  222^ 
Roderich.  F.  W.  214*. 
Rodler,  G.  369  74*  100*  110*  124*  171-" 

181*  204*. 
Rock,  F.  110*. 
Rock,  H.  1*  67*  69*. 
Röder  13*. 
Röer,  E.  16*. 
Röhl,  H.  206. 
Rohling,  K.  109*. 
Röhrig,  H.  204*. 
Röllig,'  F.  W.  90*. 
Römer,  ihr  Verhältnis    zur  Philosophie 

12  49  428  ff.  148*. 
Roemer,  A.  72*  128*  144*  f. 
Roemer,  E.  A.  371. 
Roeper,  A.  83*. 


Register. 


1^87^ 


Roeper,  G.  465  487  ö(>9  77'   195^ 

Rösch,  H    161*. 

Röseiier,  Br.  201'. 

Rosiger.  F.  207  154*. 

Rößler  13*. 

Roth.  Ed.  32  14*  44*  52\ 

Rutscher,  H.  Th.  6ü*. 

Roeers,  J.  E.  Th.  370. 

Rogers.  R.  A.  P.  10*. 

Rohde,  Erw.  218  535  31*  34*  f.  41-  43* 

51*  58*  f.  76*97*  149*  f.   198*  205* 

207*. 
Rohdeu,  P.  v.  25* 
^Rohdich,  R.  200*. 
'Rohr,  A.  53*. 
Rohrer,  G.  103*. 
Roland-Gosselin,  M.-D.  133*.     " 
Rolfes,  E.  .368  370   68*   114*  136*  139* 

244*. 
Rolfes,  K.  121*. 
Rolfes,  R.  369  109*. 
Rolland.  E.  185*. 
Roller.  H.  CO*. 
Roiuajig.  J.  P.  1^6*. 
Romantik,  Deutsche  JOS*. 
Roniizi,  A.  424. 
Rondel  164*. 
Roorda,  T.  152*  163*. 
Röscher,  W.H.  54  65  30*  34*48*  176*  f. 

18Q*  197*  f. 
Röscher,  W.  G.  F.  60*. 
Rose,  Val.   27  359  365  368  372  569  53* 

121*  130*  228*  230*  233*  240*. 
Rosenberg,  E.  71*. 
Rosenkrantz,  W.  134*. 
Roseustiel,  Fr.  72*. 
Rosenstock,  P.  91*. 
Rosenthal.  G.  424  145*  213  . 
Rosmini-Serbati,  A.  131*. 
Ross.  G.  R.  T.  370. 
Ross,  W.  D.  368. 
Rossbach.  O.  184*  187*  230*  242*. 
Rossbroich.  M.  209*. 
Rössel,  C.  66*. 
Rossi,  G.  163*. 
Rossi,  S.  187*. 
Rossignol,  J.  P.  456. 
Rostagni,  A.  237*. 
Rostagno,  L.  A.  6!»*  74*. 
Roth  140*. 
Roth,  K.  L.  368. 
Rothenbücher.  A.  7'  51*. 
Rothlauf,  B.  110*  112*. 
Rotten,  Elis.  108*. 
Rougier,  L.  99*  f. 
Roulez,  I.  I.  G.  119*  166*. 
Rouse  208. 
Roussel  25*. 
Rouvüle,  St.  de  645. 
Rowald,  P.  38*. 
Rowe,  E.  155*  213*. 
Rover  137*. 
Royer,  J.  B.  160*. 


Rubin.  S.  184*. 

Rubrichi,  R.  123*  171*. 

Rudberg,   G.   47*   122*   124*   128^    226* 

241*. 
Rudio,  F.  650  226*. 
Rudisch.  F.  209*. 
Rudolph,  A.  F.  W.  50*. 
Rudolph,  M.  39*. 
Rüffer,  P.  55*. 
Rühl,    Frz.  54   75  88  164  505  70*  146 

1.50*  f.  155*  177*  183*. 
Rühl,  Th.  118*. 
Rühlmann,  M.  125*. 
RueUe,  Ch.  E.  370  623  649  f.  56     124 

126*  137*  147*  198*  203*  206*  225^ 

227*  f. 
Rüpplin,  A.  V.  136*. 
Rüstow,  Alex.  56*  73*. 
Rufinus  V.  Aquileia  587. 
Rüge,  A.  2*  118*. 
Rüge,  S.  53*. 
Ruhl,  L.  34*  215*. 
Ruhnken,  D.  618  80*  218*. 
Runze,  G.  7*. 
Ruppersberg  238*. 
Rusch,  P.  160*  176*  178*. 
Ruska,  J.  372  130*. 
Rvner,  H.  149*. 
Ryssel,  V    581  41*  23  i*. 


S. 


Saal,  N.  150*.- 

Saarmann,  Th.  194*. 

Sabbadini,  R.  492  174*. 

Sabbadini,  S.  89*  173*. 

Sachau,  Ed.  359  364  366  121*. 

Sachs,  Eva  98*  237*  239*  f. 

Sachse,  G.  87*. 

Sachsse,  E.  210*. 

Sage,  E.  T.  174*. 

Sainte-Croix  569. 

Saintvves.  P.  77*. 

Saisset,  A.  206. 

Saisset,  E.  11*  212*. 

Sajdak,  J.  684-686  231*. 

Sakorraphbs,  G.  M.  231*. 

Salinger,  R.  56*. 

Sallustios  der  Kyniker  684  686  f.  231*. 

Sallustios  der  Xeuplatoniker  644  t  645  f. 

647  t  224*. 
Sallustius  der  Historiker  178". 
Salmasius,  Cl.  650. 
Salomo  s.-  Weisheit  Salomos. 
Salomon,  Max  61*. 
Salonina  624. 
Saltzmann,  Fr.  169*  171*. 
Samolewicz,  S.  90*. 
Sanbom,  C.  A.  R.  163*. 
Sander.  F.  100*  217*. 


288=^ 


Register. 


Sander,  J.  53''  68*. 

Sander,  \V.  ll'd*. 

Sanders,  V.  56*. 

Sandgathe,  Fr.  163*. 

Sandys,  J.  E.  371  424. 

Sangermano,  B.  L,  57*. 

Salikara  16*. 

Sänkhya  13  13^'  16*  134*. 

Santavana,  G.  161*. 

Sartorius,  M.  30*  46*  100*  112*  118*. 

Sathas,  K.  X.  510. 

Satire,  philosophische  40*.     S.  auch  Lu- 

icianos,  Menippos,  Varro. 
Sattig,  Fr.  61*. 
Saturninos  der  Skeptiker  609. 
Satvros  22  182  505  507  20'^  182*  242*. 
Sauer,  A.  88*. 
Sauer,  W.  70*. 
Saueressig,  Alb.  111*. 
Sauerwein,  G.  68*. 
Saufeius,  L.  162*. 
Saupe,  W.  238*. 
Sauppe,  G.  164. 
Sauppe,  H.  206  464  581  62*  61*  71*  92* 

103*  128*  159*  206*. 
Sauter,  C.  123*  217*  231*. 
Scaevola  s.  Mucius. 
Scala,  R.  v.  18  65'^  76*  176*  192*. 
Schaarschmidt,  K.  210  53*  78*  80*  91* 

.     98*  f.  101*. 
Schacht,  H.  71*. 
Schäfer,  Fr.  43*. 
Schäfer,  G.  49*. 
Schäfer,  H.  W.  30*. 
Schäfer,  P.  185". 
Schäfer,  W.  571  203*.       • 
Schäfers,  A.  79*  220". 
Schäffer,  A.  79*. 
Schäublin,  Fr.  91*. 
Schaff,  PhU.  222". 
Schafslädt,  H.  75=^. 
Schalkhauser,  G.  217*. 
Schanz,  M.  205—207    231   23*   42*    60* 

64*  67*  f.  79*  83*  86*  93*  212*  227" 

229*. 
Schanz,  P.  58*  f. 
Scharnagl,  Th.  57*. 
Scharold,  H.  40*  63". 
Scharold,  J.  194*  231". 
Scharrenbroich,  Fr.  184"  219*. 
Schasler,  M.  11*. 
Schaub,  G.  114*. 
Schaubach,  E.  58*. 
Schauroth,  E.  G.  95*. 
Schedle,  Frz.  81*  114*. 
Schedler,  M.  676  230*  242". 
Scheel,  E.  62*. 
Scheftelowitz,  J.  234*. 
Scheiding,  A.  115*. 
Schell,  H.  138*. 
Schelling  7. 
Schelowsky,  G.  36*. 
Schemmel,  F.  27*  220*. 


Schendel,  H.  185*. 

Schenki,  H.    365   511  f.   518  f.   521  681 

52*  189*  191*  231*  f. 
Schenki,  K.  162  164  23*  71*  174*. 
Scheppig.  R.  176*. 
Schepss,  G.  673  221*  230*. 
Scherer,  W.  196*  242*. 
Scherff,  H.  87*. 
Schering,  O.  244*. 
Scherler,  Joh.  135*. 
Scherman,  Luc.  14*  f. 
Scheuerpfiug,  F.  173*. 
Scheuffler,  Fr.  114*. 
Schewczik,  R.  113*. 
Schiaparelli  30*. 
Schiavi,  C.  187*. 
Schlehe,  Th.  491  f.  172*. 
Schick,  E.  143*. 
Schick,  W.  154*  199*. 
Schickinger,  H.  87". 
Schieboldt,  Fr.  O.  138*. 
Schier,  I.  A.  581. 
Schiller,  F.  C.  S.  98*  135". 
Schiller,  H.  10*  182*. 
Schillmg,  G.  137*. 
Schimek,  K.  89*. 
Schinas,  Dem.  662. 
Schindele.  St.  126*  140*  216*. 
Schink.  W.  163*  169*  240*. 
Schinnerer,  Fr.  184*. 
Schirlitz,  C.  87*— 89*  92*  f. 
Schirlitz,  K.  98*. 

Schissel  v.  Fieschenberg,  Otm.  128*. 
Schlachter,  L.  46*. 
Schläger,  R.  57*. 
Schlägl,  R.  86*. 
Schlagintweit,  E.  17*. 
Schlegel,  A.  W.  v.  16". 
Schlegel,  O.  127". 
Schieiden,  M.  J.  56. 
Schleiermaeher.  F.  44  51   148  203  205  f. 

208  226  234  236  5*  12*  46"-48*  59* 

66*  83"  90*  116*  121*  125*  139*. 
Schlemm,  A.    33*    151*    156*    l;ij     bis 

197*. 
Schlesinger,  A.  9*. 
Schlesinger,  B.  148". 
Schlesinger,  M.  8". 
Schlottmann,  H.  39*. 
Schlottmann,  K.  138*. 
Schlüter,  C.  B.  134*. 
Schmalz,  J.  H.  199*. 
Schmekel,  A.  48  498  517  582  676  2*  7* 

9*  .52*  72*   148*  f.  166*— 171*  173* 

bis  178*  180*  192*  204*  211*  213* f. 

234 '  242*. 
Schmelzer,  C.  206  96*. 
Schmertosch,  R.  195*. 
Schmich,  K.  188*. 
Schmid,  K.  A.  11*. 
Schmid,  Wilh.  439  42*  64*  146*   149*  f. 

1.56*    179*    193*    199*   205*   214*  f. 

224"    227*     234*  f.    238*    242*  f.  — 


Register. 


289" 


Christ-."?chinid    (Gesch.   der  griech. 

Lit.)  passim. 
!?fhniid  aus  Schwarzenberg,  F.  6*. 
Schmidt,,  Adalb.  113*. 
Schmidt,  Br.  188*. 
Schmidt,  C.  219*- 221*  226*. 
Schmidt,  Frz.  119*  147*. 
Schmidt,  H.  21*. 
Schmidt,  Heinr,  öl  Off. 
Schmidt,  Heinr.  570  202*. 
Schmidt,  Heinr.  :54*. 
Schmidt,  Herrn.  81*  91*  93*  97*  142*. 
Schmidt,  Joh.   1:58*  f. 
Schmidt,  Jiil.  115*. 
Schmidt,  Karl  10*. 
Schmidt,  K.  F.  W.  191*  197*. 
Schmidt,  Leop.  24^7  251  280  32*  39*  54* 

208*. 
Schmidt,  Max  128*  14(i*. 
Schmidt,  Mor.  371. 
Schmidt,  P.  V.  209*. 
Schmidt,  R.  123*  152*. 
Schmied,  Frz.  87*. 
Schmitfranz,  P.  98*. 
Schmitt,  Eug.  H.  7*. 
Schmitt,  Fr.  109*. 
Schmitz,  J.  136*. 
Schneeberger,  Hier.  50*. 
Schneid,  Math.  131*  f. 
Schneider,  A.  240". 
Schneider,  C.  E.  Chr.  205  208  f.  53*J  (350 

110*. 
Schneider,  F.  119*. 
Schneider,  Ferd.  56*. 
Schneider,  Fr.  174*. 
Schneider,  F.  C.  512. 
Schneider,  Gust.  206  f.  368  23*  93*  f.  99* 

106*  108*  f.  115*  135*  172*  233*. 
Schneider,  Herrn.  19*  91*. 
Schneider,  J.  ü.  164  3691.  424  137*. 
Schneider,  Leonh.  138*. 
Schneider,  Ludw.  142*. 
Schneider,  Max  491  224*. 
Schneider,  Otto  109*. 
Schneider,  Pet.  127  . 
Schneider.  S.  60*  64*  f. 
Schneidewin,  M.  45*. 
Schneidewin,     Max     492    32*    97*    163* 

171*  213*  237*  239*. 
Schneidewin,  W.  465. 
Schneither,  J.  A.  6.ö*. 
Schnetger,  R.  142*. 
Schnippel,  E.  61*  97*. 
Schnitzer,  C.  F.  368. 
Schober,  A.  158*. 
Schöber,  E.  117*. 
Scholl,  Rud.  649  33*. 
Schömann,   G.    F.   464   491    31*    143* 

164*. 
Schön,  F.  87*. 
Schön  berger,  L.  202*. 
Schönborn,  C.  62*  90*. 
Schön born,  E.  88*  96*. 
Ueberweg,  Grundriß  I. 


Schöne,  H.  206  208  570  38*  122*  127*  f. 

202*  238*  243*. 
Scheine,  R.  87*. 
Schönermarck.  K.  144*. 
Schölten,  .T.  H.  6*. 
Scholze,  H.  231*. 
Schomerus,  H.  W.  15*. 
Schopenhauer  49*  108*. 
Schorn,  W.  47*  58*. 
Schrader,  H.   381    623   119*    1.52*   159* 

179'=  192*  195*  220*. 
Schrader,  O.  18*. 
Schrader,  W.  138*  142*. 
Schramm,  G.  98*  114*  123  . 
Schranka,  E.  M.  ISO*. 
Schreiner,  M.  2*. 
Schröder,  A.  210*. 
Schrr.der,  E.  623  220*. 
Schrr.der,  H.  160*. 
Schroeder,  K.  108*. 
Schroeder,  L.  v.  15*  17*  43*  52*. 
Schroeder,  W.  117*. 
Schr/ier,  L.  101*. 
Schröter,  J.  172*  196*. 
Schrohl,  O.  104*. 
Schubart,  W.  204  511  540  236*. 
Schubert,  H.  v.  226*. 
Schubert,  R.  J.  170*. 
Schubring,  W.  234*. 
Schuchardt,  K.  569  20  i*. 
Schuck,  J.  224*. 
Schühlein.  F.  17ö'\ 
Schummer,  K.  230*. 
Schürer,  E.  207*. 
Schütz,  G.  H.  140*. 
Schütz,  H.  128*. 
Schütze,  R.  156*  192*  216*. 
Schulhof,  J.  M.  100*. 
Schulte  223*. 
Schulte,  Fr.  51*. 
Schulte,  Fr.  200*. 
Schulte,  J.  101*. 
Schultess.  F.  183*  f. 
Schultess,  Fritz  81*  97*. 
Schultess,  Karl  44*. 
Schulthess,  G.  207. 
Schultz,  H.  197*. 
Schultz,  H.  207*. 
Schultz,  Herm.  650. 
Schultz.  J.  M.  511  f. 
Schultz,  Rud.  39*  84*. 
Schultz,  Wolfg.  45*  49*  f.  52*  58*  63*. 
Schnitze,  Ant.  Frz.  98*. 
Schultze,  Fr.  6*  f. 
Schnitze,  Fritz  13*  29*. 
Schulz,  B.  A.  174*. 
Schulze,  Fr.  Chr.  142*. 
Schulze,  G.  E.  108*. 
Schulze,  H.  222*. 
Schulze,  O.  97*. 
Schulze,  P.  214*. 
Schumann,  O.  130*. 
Schumrick,  A.  40*. 

t 


2[)\f 


Reirister. 


Schuppe,  W.  133'. 

Schurr,  F.  71*. 

Schuster,  J.  190*. 

Schuster,  M.  89^ 

Schuster.  Max  243^ 

Schuster,  P.  28"  4(i*  48*. 

Schuster,  P.  R.  43*. 

Schvarcz,  J.  33*  142*. 

Schwab,  Müise  120*. 

Schwabe  199*. 

Schwabe.  Carl  131*  143*. 

Schwabe,  J.  H.  A.  433. 

Schwan,  \V.  145*. 

Schwanebach,  Ch.  126*. 

Schwauitz.  G.  85*  91*. 

Schwartz,  ■  Ed.  26-29  153   510  21*  32* 

41*  61* f.  64*  69*  72*  75*  91*  152* 

176'  178^'  180*  182*  f.  190*  193*  200* 

205*  211*  214*  236*. 
Schwarz,  Aiit.  194*  215*  f. 
Schwarz,  Beruh.  214'-. 
Schwarz,  Erdm.  16r'. 
Schwarz,  Fr.  H.  Chr.  lU*. 
Schwarz.  H.  9*  11*  108*. 
Schwarz,  J.  C.  164". 
Schwarz,  N.  J.  27'\ 
Schwarz.  W.  222*. 
Schwarzkopff.  P.  234*. 
Schwegler,    A.  368  373  2*   5*   26*    91* 

123*  134*. 
Schweighäuser,  J.  19  5 10  ff.  650. 
Schwen,  B.  163*. 
Schwenk  14*. 

Schwenke,  P.  23*  158*  171*. 
Schwert  Schlager,  J.  29*. 
Schwind,  A.  239*. 
Scioppius,  C.  153*. 
Scipio  der  Jüngere  501. 
Scott.  ^V.  461  463  164*. 
Scott-Moncrieff,  P.  D.  196*. 
Scottus.  A.  462. 
Seailles.  G.  8*. 
Seaton,  R.  C.  142*. 
Sedläcek.  J,  143*. 
Sedlraaver,  H.  St.  207  86*. 
Seebach,  E   9*  151*. 
Seeck,  O.  682  148*  226*  229*  231*. 
Seelisch,  A.  93*. 
Segre.  G.  492. 
Seidei  F.  114*. 
Seidel,  J.  196*. 
Seidenstücker,  K.  B.  18*. 
Seifert,  E.  114*. 

Sekundos  579  581 1  587  f.  t  206*. 
Selbie,  J   A.  11*  13*  .83*. 
Selbstmord  28  L  453  626  33*. 
Selchau  110*. 

Seien  kos  v.  Seleukeia  82  53*. 
Seliger,  P.  61*  96*. 
SelUn,  E.  208*. 
Semisch,  C.  222*. 
Senart,  E   17*. 
Seneea   41  43  428  450   459    508  t    510 


513  f f. T    531    .551     169*    171*    179* 

183*  f f.  t  242*. 
Sennert,  D    162*. 
Sentroul,  Ch    132*  134*. 
f^epp,  S.  165*  169*  206*  212*. 
Septuaginta  593  f. 
Serranus,  J.  205. 
Serruys,  D.  40*  156*. 
Sesemann,  W    11.5*. 
Seta,  U.  della  133*. 
Seth.  A.  2*. 

Severus  565  t  625  631  200*. 
Sevin  41* 
Sevin  195*. 

Sextierschule.  588  f.  207*. 
Sextius  Niger  207*. 
Sextius,  Qu.  588  f   41*! 
Sextos  der  Empiriker   18  30  143   607  t 

608  609  ff. -r  172*  18u*  212*  243*. 
Sextos-Florilegiura  581  587  t  206*. 
Sevbold  215*. 
Seybold,  C.  F.  372. 
Sevdel,  G.  147*. 
SeVdel,  M.  46(j. 
SeVdel,  R.  17*. 
Sevdel,  Rud.  46*. 
Seyffert,  W.  39*.  . 
Sevmour,  D.  207 
Seymour,  T.  D.  93*  126  =  f. 
Shaftesbuin-  244*. 
Shahrastäni  18  29. 
Shawver,  J.  A    208. 
Shear.  Th.  L.  107*. 
Shorev,  P.  235  39*  55*  64*  89*  75*  84* 

8Y*f    91*   95*    100*  f.    104*    106*  f. 

109*  123*  f.  126*  151*  162*  198*  211* 

221*  2^3*  226*  228*  230*  f. 
Showerman.  G.  213*. 
Shute.  R.  368  122*. 
Sibvllinische  Orakel  157*. 
Sidgwick.  H.  10*  «0*. 
Siebeck.   H.  2*  9*  3r-   41*  45*  60*  öS* 

80*  f.  99*  107*  112*1.  120*  122*  136* 

138*  144*  153*  225*. 
Sieben  Weise  36  r  63  126  692  44*  234*. 
Siebenzahl,  Schrift  von  der  65  48*  177* 

237*. 
Sieboury,  M.  213*. 
Siedlecki,  St.  92*. 
Siedler,  H.  184*. 
Siefert,  G.  174*  195*  f. 
Siegert,  Th.  206. 
Siegfried,  C.  209*. 
Siegmund,  A.  186*. 
Siemering,  Fr.  159*  f. 
Sieroka,  O.  76*. 
Sigall.  E.  32*. 
Sigall,  M.  72*. 
Sigwart,  Chr.  W.  2*  5*. 
Sihler,  G.  36*. 
Sikorski.  St.  107*  217*  229*. 
Silberstein,  A.  143*  f. 
Silius  Italiens  242''. 


Register. 


29r 


fSill.  H.  A.  103*. 

Sillen  (des  Xonophanes)  88  55 \  (des 
Timon)  487  f.  165*. 

Sillen,  A.  J.  af  20^  4-i*. 

Simbeck.  K.  -191  172*. 

Bimioni,  L.  188*. 

Simmias  74  f  78  f  82  282  53*. 

Simon  der  angebliche  Sokratiker  168  209 
41  •  73*. 

Simon,  Jul.  136*  216*. 

Simon,  M.  570  30*. 

Simon,  R.  593  208*. 

Simon,  Th.  29*. 

Simon  Simonides  618. 

Simonides  v.  Keos  137. 

Simplikios  18  31  49  87  89  365  386  399 
617  636  641  648  f  649  f.  653  658  f.  t 
663  f.  667  670  226*. 

Simson,  E.  W.  113*. 

Singer,  H.  100*. 

Sing-li  13. 

Sinke,  Th.  457  63*  95*  196*  198*  f.  214* 
241*. 

Siron  463  613  158*. 

Sitzler,  J.  71*  155*. 

Siva  13. 

Skassis,  H.  170*  173*  230*. 

Skeptizismus  38  40  42  48  486  ff.  f 
606  ff.  t  615  11*  164* f.  t  2ll*f.t 
214*. 

Skowronski,  L.  661  77*  228*. 

Skutsch,  F.  39*  42*  163*  213*  229*  f. 

Skythen  288  290. 

Slater,  D.  A.  95*. 

Sloninisky,  H.  .50*  56*. 

Smeud,  R.  19*. 

Smiley,  Ch.  N.  153*. 

Smith,  G.  207. 

Smith,  J.  A.  368. 

Smith,  K.  FI.  182*. 

Srareka,  Fr.  169*. 

Smyly,  J.  G.  124*. 

Sne'tivv,  T.  91*. 

Sobczyk.  P.  52". 

Sobek  14. 

Socher,  J.  80*  98*. 

Soiiliano,  A.  195. 

Sokolowski,  P.  13*. 

Sokrates  37  40  116  f.  125  138  143  ff.  t 
692  f.  41*  66*ff.t  233*  238*  244* 
u.  ö.  Quellen  145.  Ihre  ßewertnng 
147—154.  Leben  145-147.  Philo- 
spphische  Methode,  Induktion  u. 
Definition  154-156.  Ethik  156  f. 
PoHtik  157  f.  Teleologie  158.  Reli- 
gion 159.  Daimonion  145  153  160  t 
212  .558  69*  f.  238*.  Sokrates  und 
die    Sophistik     143—145     155—157 

160  ff.      Anklage   und  Verurteilung 

161  ff.  67*  ff.  238*.  Verhältnis  Pia- 
tons zu  ihm  238  ff.  254  ff.  Sokrates 
u.  die  platonische  Ideenlehre  341  f. 

Sokratiker  125  163  ff.  f  70*  f f . 


Sollert,  R.  227*. 

Solon  126  ()92. 

Sommerard,  L.  du  223  . 

Sommerbrodt,  ,1.  491  f. 

Sonnenburg,  P.  E.  161*. 

Sonnenschein,  E.  A.  187'. 

Sonneville,  E.  223*. 

Sonntag,  M.  186*. 

Sonny,  A.  191*  193*. 

Sontlieimer,  L.  167*. 

Sopatros  638 1  639  643  f.  f  222*  244*. 

Sophistik  2  37  39  51  125  ff.  t  146  254  ff. 
307  ff.  60*  ff.  t  237*.  Einwirkungen 
der  Sophistik  65*  f.  237*.  Sokrates 
u.  die  Sophistik  143—145  155—157 
160  ff.  Piaton  u.  die  Sophistik  128 
242  f.  254  ff.  265  ff.  268  ff.  .300  ff. 
(Protagoras)  307  ff . 

Sophokles  65*  f. 

Sophonias  365  f.  399  682. 

Scranus  608. 

Sorbifere,  S.  de  157*. 

Sorley,  W.  R.  27*. 

Sorot,  G.  137*. 

Sorot,  M.  71*. 

Sorrentino,  A.  95*. 

Sosigenes  690. 

Sosikrates  27  182. 

Sotades  156*. 

Sotion  d.  Peripatetiker   24  505  507  182*. 

Sotion  d.  Lehrer  des  Seueca  588  f.  243*. 

Soulier,  E.  49*. 

Soulier,  H.  209*.   . 

Souriau,  M.  188*. 

Soury,  J.  11*. 

Spät,  Frz.  372. 

Spalding,  G.  L.  87  54*  73*. 

Spangenberg,  J.  189*. 

Spanheim,  Ez.  645. 

Spanoghe,  Em.  175*. 

Spengel,  L.  220  f.  368  371  379  382 
424  463  ff.  509  571  618  681  61*— 65* 
78*  96*  121*  125*— 128*   142*  .144*. 

Spengler,  O.  49*. 

Spens,  H.  208. 

Sperling,  K.  135*. 

Speusippos  19  194  196  352  t  3.53  354  f.  t 
360  566  688  693  f.  118*. 

Sphairos  432  436. 

Spicker,  G.  47*. 

Spie,  E.  184*. 

Spiegel,  Fr.  19*. 

Spielmann,  A.  88*  112*  134*. 

Spielmann,  L.  87*. 

Spiliotopulos,  Dam.  44*. 

Spinoza  108*. 

Spiro,  F.  491. 

Spitzer,  H.  46*. 

Sprengel,  K.  146*  202*. 

Springer,  R.  143*. 

Spruyt,  C.  B.  68*  99*. 

Staatsverfassung,  gemischte  327  329  '.V.U 
416  418  455  500. 

t' 


292* 


Register 


Stabile.  Fr.  172  . 

Stade  19*. 

Stadler,  H.  137^ 

Stadtmüller,  H.  17  592. 

Stäckel.  ().  108*. 

Stählin,  Fr.  118*. 

Stählin.  O.  571  592  595  42*   193*   199* 

207* -209*  218*. 
Stäudlin.  K.  Fr.  10*  f.  106*.     ' 
Stahl  13*. 
btahl.  A.  163*. 
Stahl,  J.  M.  143*. 

Stahr.  Ad.  36S  370  1201  144*  201*. 
Stahr.  K.  368. 
Staigmiüler.  H.  119*. 
StaUbaum,  G.  205  208  f.    649    662   9u^ 

100*  116*. 
Stamer,  A.  34*. 
Stamm  141*. 
Stampini,  E    162*. 
Stanger.  G.  114*. 

Stangl,  Th.  673  170*  174*  187*  196*  241*. 
Stanley.  Th.  3*. 
Stapf  ei-,  A.  124^ 

Starke,  F.  G.  136*  141*  143*218*. 
Staseas  573. 
Stearns,  W.  N.  592. 
Steehert,  E.  44*  183*  187*. 
Steele,  Eob.  372. 
Stefani,  E.  L.  De  60*  124*. 
Steffens,  Fr.  20*  44*. 
Steffens.  J.  29^ 
Steffen  sen  68'. 
Steger.  J.  111^^  113*  115*. 
Steier,  A.  138*. 
Stein,  Fr.  225*. 
Stein,  H.  KXJ*  197*. 
Stein,  Heinr.  55*  57*. 
Stein.  Heinr.  128*. 

Stein,  Heinr.  v.  187  76*— 78*  106*  197*. 
Stein.  L.  53*. 

Stein.  Ludw.  2*  24*  152*  f. 
Stein,  Paul  39*. 
Steinberger,  A.  87*. 
Steinberger,  I/.  92*. 
Steiner.  A.  2.38\ 
Steiner,  F.  186*. 
Steiner,  H.  186*. 
Steinhart.    K.    205    46*  f.    57*    64*   73* 

75' f.   78*  SO*  90*  100*  f.    116*  216* 

218*. 
Steinhauser,  K.  35*. 
Steinheim,  S.  L.  141*. 
Steinheimer,  E.  229*. 
Steinmetz,  H.  30*  177*. 
Steinmüller,  Frz.  10*. 
Steinthal,  H.  31*  152*. 
Steinwender,  O.  96*. 
Stemplinger,  E.  37*  40*  86*  187*  236* 

243*. 
Stender,  J.  207  f.  90*. 
Stenzel.  J.  2.S0  82"  96*  113^^  238*   240*. 
Stephanides,  B.  C.  99*. 


Stephanides,  M.  147*. 

Stephanidis,  M.  K.  13S*. 

Stei^hanie,  F.  185*. 

Stephanos  v.  Alexandroia  48  366  386 
660 -r  662  668  228*. 

Stephanos  (später  Byzantiner)  z.  Rhetorik 
d.  Aristoteles  366 

Stephanus,  Henr.  205  607. 

Stern,  E.  v.  217  240*. 

Stern,  J.  149*. 

Stern  bach,  L.  174. 

Sternkopf.  P.  175*. 

Stettner,  E.  32*  172*. 

Steup   J.  100*. 

Stewart,  J.  A.  206  85*  109*  126*. 

Stevns,  D.  185*. 

Stich,  Hans  511  f.  191*  193*. 

Stiefel.  Jul.  88*. 

Stier.  H.  87*. 

Stiglmavr,  J.  86*  217*  225*. 

StUpon'l69t  170  172  t  434  487  73*. 

Stisser,  Th.  144*. 

Stobaios  s.  Toannes   Stobaios. 

Stock,  St.  G.  207  492. 

Stocks,  J.  L.  88*  95*  122*  124*. 

Stöckl,  A.  6*  9*. 

Stöhr,  A.  13*.  . 

Stoelzel.  E.  301  98*  111*. 

Stölzle,  R.  136^ 

Stoerling.  G.  169*. 

Stössel,  H.  103*. 

Stoizismus  5  38  401  43  72  f.  163  427 
431  ff.  f  148*  t  u.  ö.  Alte  Stoa. 
Ihre  :Männer  432  ff.  t  149*  ff.  +.  Ihr 
System  437  ff.  t  152*  ff.  r  Be- 
griff und  Einteilung  der  Philosophie. 
Logik  (einschließl.  Grammatik  und 
Rhetorik)  5  f.  437  ff.  152*  f.  Phvsik 
442  ff.  153*  241*.  Ethik  448  ff . 
153*  f.  241*.  Mittlere  Stoa  430 
500  ff.  t  175*ff.t.  Spätere  Stoa 
508  ff.T  182*  ff.  f.  Stoische  Einflüsse 
436  f.  504  ,589  614  615  616  621  631 
632  634  655  679  152*  177*  ff.  192' 
241*  f.  Im  mittleren  Piatonismus 
Beeinflussung  durch  die  Stoa  und 
Polemik  gegen  sie  543  545  547  552 
553  ff.  558  561  563  ff.  Stoizismus 
und  Römertum  500  502  513  526  589 
175*.  Stellung  des  Stoizismus  zu 
Judentum  und  Christentum  192*  f. 
Stoa  und  Xenophon  72*. 

Stov.  C.  117*. 

Sträbon  509  f.  513  178*  183*  241*. 

Strache,  H.  30  22*  145*  148*  167*  171* 
177*  198*. 

Sträter,  Th.  118*  143*. 

Straszewski,  M.  v.  14*. 

Strathmann,  G.  159*. 

Stratokies  433. 

Straton  der  Physiker  82  356  35S  444 
.504  ff.  t  507  568  571  577  688  694 
181^ 


Register. 


298^ 


Ötrauss,  D.  F.  222*. 

Strauß,  V.  V.  14*. 

Strazzeri,  E.  205*. 

Strehlke,  \V.  124. 

Streich,  Fr.  ISß*  18s*. 

Streißler,  F.  18*. 

Streuger,  F.  242*. 

Strijd,  J.  H.  W.  243*. 

Striller,  F.  152*. 

Strobl,  H.  65*. 

Stroug,  H.  A.  Iü2*. 

Stroux,  J.  146*. 

Strümpell.  L.  1'=  12*  26*. 

Strunz,  Frz.  9*. 

Struve  219*. 

Struve,  E.  E.  215*. 

Studemund,  W.  44*. 

Studniczka,  Frz.  359. 

Stube,  R.  15*  118*. 

Stüve,  ^\^  365  173*. 

Stuhr,  P.  F.  116*  141*. 

Stuhrmann,  J.  189*. 

Stumpf.  K.  7*  111*  115*  124*. 

Sturm,  J.  B.  194  539. 

Sturz,  Fr.  W.  433  44*  56*. 

Stutzmann,  J.  J.  209. 

Suali,  L.  15*. 

Suckau,  E.  V.  1.59*  190*. 

Suckow,  Fr.  W.  G.  80*  98*. 

Sudhaus,  S.  170  359  361  462  464  ff.  614 
31*  60*  73*  89*  91*  95*  99*  120* 
157*— 159*  163*  179*  181*  f.  211* 
215*  243*. 

Süpfle,  G.  155*. 

Süß,  W.  32*  61*  63*  65*  89*  97^-  118* 
128*  142*. 

Süvern,  W.  66*. 

Sugiüra,  Sadajiro  16*. 

Suhle,  B^  137*. 

Suidas  1.   23  21*  und  passim. 

Suman,  J,  88*. 

Sumanija  15*. 

Summers,  W.  C.  510  187*. 

Sundelin,  K.  A.  F.  143*. 

Sundeval,  C.  J.  137*. 

SuudAvall  25*. 

Sunne,  D.  G.  148*. 

Supplementum  Aristotelicum  366. 

Susemihl,  Frz.  24  26  206  234  368  3701. 
463  20*— 23*  42*  f  55*  59*  f.  62* 
64*  69*  73*— 76*  80*  f.  84*  91*  93* 
96*— 99*  101*  112*  f.  116*  119*  f. 
122*  126*— 128*  131*  139*  143*— 145* 
148*— 1.52*  154*  157*  160*  164*1. 
175*  f.  181*— 183*  191*  194*  f.  201* 
207*— 209*. 

Suzuki,  D.  T.  18*. 

Swinderen,  W.  v.  127*. 

Switalski,  B.  W.  674  180*  202*  229*. 

Swoboda,  A.  579  204*. 

Swoboda,  H.  33*. 

Svbel,  L.  V.  78*  85*  92*. 

Sydenham  208. 


Sylburg,  Fr.  367. 

Symons,  G.  J.  424. 

Symposienliteratur  40*  236*  u.  ö. 

Synesios  49  527  617  660  t  661  663  665  t 
'     226*. 

Synkellos  228*. 

Synkrisis  138  459  40*  191*  194*  236*. 
S.  auch  Kebes,  Prodikosfabel,  Py- 
thagoras  der  Neupythagoreer,  Py- 
thagorcer  (Litera  Pythagorica). 

Syrianos  365  .393  617*641  648  t  649 
651 1  052  f.  656  063  f.  667  691  224*. 

Syrische  Schule  der  Neuplatoniker  r)17 
637  ff.  t  644  221*  f. 

Syrische  Philosophenschulon  des  Mittel- 
alters 684. 

Szanto,  E.  122*  142*. 


T. 


Tabulski.  A.  9*. 

Taoitus   180*  192*  242*. 

Tafel,  J.  E.  T.  IV . 

Taine,  H.  190*. 

Talamo,  A,  192*. 

Talamo,  S.  131*  f. 

Talbot,  E.  045. 

Tamborino,  J.  35*. 

Tamilia,  D.  229*. 

Tannery,  P.  54  580  049  6.52  662  2"  29*  f. 

43*    45*— 47*    49*    52*  f.    55*  f.    58* 

90*  110*   117*  122*  124*  133*  198* 

205*  224*-228*  241*. 
Tanträkhyäyika  18*. 
Tao  12.    '    ■ 
Tappe,  G.  490  211*. 
Taranätha  1<*. 
Tarkakaumudi  17*. 
Tatarkiewicz,  Wl.  134*. 
Taube,  E.  130*. 
Tauros  s.  Kalvisios. 
Taylor  208. 

Taylor,  A.  E.  151  69*  77*  98*  132*  237*. 
Taylor,  C.  191*  197*. 
Taylor,  E,  J.  93*. 
Taylor,  Th.  623  ö39  43*. 
Tchorzewski,  C.  V.  94*. 
Tegge,  A.  133*. 
Teichmüller,  G.  168  29*  41*  47*  49*  55* 

73*  81*  101*  107*  114*  122*  127*  f. 

131*  135*  140*— 143*  160*. 
Telekles   493  688  695  234*.  • 
Teiephos  von  Pergaraon    192*. 
Teles   456  458  155*. 
Temiieramentenlehre    291   314    329    345 

347  349  235*. 
Tennemann,  W.  ii.  43  2*  4*  70*  f.  105* 

125*. 
TertuUianus   31  008  30*  157*  172*  I8ü* 

242*. 
Terzaghi,  X.  129*  145*  170*  227*. 


1>1)4^ 


Reßistcr 


Tescari,  O.  3U^  157*  162*. 
Tcssen-Wesierski,  Frz.  v.  Ml*. 
Teuffei,  W.  S.  206  42*  70*  222*.  Teiiffel- 

Kroll-Skutsoh  (Gesch.  d.  röm.  Lit.) 

42"  und  passim. 
Tex,  Anne  de  117*. 
Textor  207. 
Toxtor.  A.  122*. 
Teza,  E.  66  228*. 

Thaies  37  53  54  ff.  t  (53  692  41*  4(5*  f.  f- 
Thalheim,  Th.  164  371  70*  72*. 
Thamin,  ß.  151^  173'=. 
Theages  51*. 
Theaitetkomnientar,   anonymer   204  205 

225  537  t  510  564  f.  t  200*. 
Theaitetos  der  Mathematiker  98*.    Theai- 

tetos,  piaton.  Dialog  300  ff . 
Thedinua.  Fr.  580   9(5*  205*  218*   220* 

243*  f. 
Theissen,  E.  90*. 
Theissen,  W.  178*. 
Themista  469. 
Themistios     365  f.    386  393  399  646  676 

680  ff.  t  230*. 
Theodektes  145  423  426  147*  f- 
Theoderich  678. 
Theodor,  J.  136*. 
Theodoretos  29  '.M  22*. 
Theodoricus  Platonicus  107*. 
Theodoros  v.  Asine   617  638  t  ß39  643  t 

653  222*. 
Theodoros  Atheos    185 1  191 1  457  485 

76*. 
Theodoros   der  Mathematiker    142  198. 
Theodoros  Metochites   366  527  56*. 
Theodoros  v.  Soloi  110*. 
Theodosins  682. 
Theodotos  (190  f. 
Theognis  '■'>2. 

Theogoiiie,  rhapsodische  35  57*. 
Theologie,  dreifache  495  502  531  549. 
Theomnestos  689. 
Theon  v.  Alexandreia    der    Khetor    und 

Stoiker   509  513  183*. 
Theon  v.  Antiocheia  der  Stoiker  145. 
Theon   v.    Smvrna   33    205    .537  t    539 
-    544   .552  f.t  554  569  575  677   110* 

198*  202*. 
Theophrastos  29  81  87  89  94  f.  1  IS  384 

423  f f.t  457  492  498  566   576  688 

693  f.  145*  ff.  t  171*  173*  233*  240*. 
Theosebios  659  667  669. 
Theramenes  65*. 
Therapeuteji  590  592  597  208*. 
Thereianos  149*. 
Thespis  der  Epikureer  460. 
Thiaucourt,  C.  168*  f.  171*. 
Thibaut,  G.  16*. 
Thiel,  E.  115*  219*. 
Thiel.  Elisab.  89*. 
Thiel,  H.  123*. 
Thiel,  M.  179*  181*. 
Thiele,  G.  32*  57*  62*  153*  156*. 


Thielseher,  P.  128    175*. 

Thiemann,  K.  114*. 

Thienemann,  A.  137*. 

Thierry,  K.  Fr.  151*. 

Thiersch,  Fr.  85*  f. 

Thiersch,  H.  192*. 

Thiersch,  H.  W.  J.  148*. 

Thilo,  Chr.  A.  6*  106*  113*  140". 

Thimme,  A.  215*. 

Thimus,  A.  v.  51*. 

Thoraas  186*. 

Thomas,  Emil  4(52  157*  f.  184* 

Thomas,  Ernst  74*  193*. 

Thomas,  P.-F.  163*. 

Thomas,  Paul  510  539  580  198*  223*. 

Thomas,  W.  T68*. 

Thomasius,  Chr.  3*  4*  8*. 

Thomasins,  Jac.  "5*  8*  153*. 

Thompson,  D'Arcy  Wentworth   369  95* 

112*  137*. 
Thompson,  E.  F.  39*. 
Thompson,  E.  S    207. 
Thompson,  H.  W.  208. 
Thompson,  J.  164. 
Thompson,  W,  H.  207  27'=  99*. 
Thonissen  117*. 
Thorbecke,  J.  E.  164*  f. 
Thormever,  P.  234*. 
Thouverez,  E.  8*  133*  202*  204*. 
Thraker  288  290. 
ThrasvUos  21  41  119  202  210  f.  216  236 

537  j.  538  544  +  195-. 

Thrasvm'achos    126  141  246  ff.  559  64*. 

Thrige,  I.  F.  76*. 

Throop,  G.  R.  172*. 

Thukydides   66*  237*  239*. 

Thulin,  C.  34*  204*. 

Thume,  H.  161*. 

Thurot  511. 

Thurot,  Ch.  571  30*  123*  132*. 

TibuUus  156*. 

Tieche,  E.  240*. 

Tiedemann,  D.  205  4*  44*  148*. 

Tiemann,  J.  101*. 

Tiemann,  .J.  Chr.  214*. 

Tietzel,  H.  109* 

Tiktin,  S.  210*. 

Timagoras  233*. 

Timaios  der   Lokrer   74  50*.      Timaios, 

piaton.  Dialog  319  ff. 
Timaios  v.  Tauromenion   der  Historiker 

104*. 
Timaios,    Verf.  d.    Piaton lexikons    205. 
Timasagoras  460  505  233*. 
Timon  der  Misanthrop  38*. 
Timon  der  Skeptiker    89  486  t  488  f.  t 

(507  f.  165*. 
Timotheos  jreoi  ßkov  195. 
Timotheos  der  Zoologe  366. 
Tischendorf,  C.  581  593. 
Tischer,  G.  491  124*. 
Tisias  134. 
Tissot  186*. 


Register. 


29: 


Tittel,  K.  177^^  227^*. 

Titze,  Fr.  N.  122*. 

Tkac    J.  129*. 

Toccö,,Fef  2*  81*  98^^  107*  112*. 

Töpelmann,  P.  17ö*. 

Töpfer,  K.  63*  f.  145*. 

Tohte,  Th.  160*  163*. 

Tolkiehn,  J.  149*  f.  100*  f.  187*  233*. 

Ton,  P.  J.  van  der  172*. 

Torquatus,  L.  jManlius,    der   Epikureer 

171*. 
Torstrik,  A.  369  135*. 
Toutain.  .1.  35"'. 
Tralka,  J.  86*  f. 
Traube,  L.  677  221*  229*  f. 
Traugott,  F.  7*. 
Travaglio,  C.  217*  219*. 
Tredwell,  D.  M.  205*. 
Treitel,  L.  209*-211*. 
Trench,  R.  C.  195*. 
Trendelenburg,  Ad.  91*. 
Trendelenburg,  Ad.  143*. 
Trendelenburg,  F.  A.  369  382  389  12*  f. 

99*    108*    122*    125*    132*    134*  f. 

139*  f.  14.5*  152=^. 
Trense,  P.  84*. 
Tretter,  L.  164. 
Treu,  M.  23*. 
Trezza,  G.   157*. 
Trieber,  K.  64*  201*. 
Trimurti  13. 

Trincavellus,  Yict.  662  681. 
Triviura  677. 
Troels-Lund  9*. 
Trojano,  P.  R.  140*. 
Trommershausen,  E.  113*. 
Troost,  K.  433  88*  149*. 
Trostschriften  39*  236*. 
Trubetzkoi,  S.  88*. 
Trubezkoj.  S.  X.  29*. 
Tscheu-tsi  12  14*. 
Tschu-hi  13  14*. 
Tubero,  L.  Aelius  608. 
Tucker,  T.  G.  371  187*  197*. 
Tuellmanii,  J.  90*. 
Tukev,  R.  H.  39*  153*. 
Tumlirtz,  K.  144*. 
Turchi,  N.  45*  111*. 
Turner,  B.  D.  207. 
Turner,  E.  88*. 
Turner,  W.  8*. 
Tylor,  Edw.  H.  235*. 
Tyrannion  211  376  542. 
Tyszka,  A.  11*. 
Tzschirner  216*. 


Ueberweg,   F.  45   49    146  210  234  371 

1*  54*  68*  f.    80*   98*    107*    112*f. 
122*  134*  140*  144*. 


Uhde,  W.  14]  . 

Uhle,  H.  2(j6. 

Uhlomann,  K.  126  . 

Uhrig,  VV.  47*. 

Ullmann,  C.  220*. 

Ullrich,  Fr.  40*. 

Ullrich,  R.  70*. 

Ulrich,  E.  242*. 

Underhill,  G.  E.  123*. 

Unger,  G.  E.  20*  52*  55'  57^  t.  K«* 
147*  150*. 

Unna.  M.  A.  53*. 

Unterhaltungsliteratur,  neupythagoreisch 
beeinflußte  207*. 

Upanishaden  7*  13*  15*  17*  234*. 

Uphues,  G.  7*  69*  77*. 

Uphues,  K.  91*  99*  111*. 

Urban,  K.  74*  106*  239*. 

Urbanek,  K.  91*. 

Uri,  H.  169*. 

Ursoleo,  E.  230*. 

Usener,  H.  17  27  f.  199  208  211  366 
368  424  460  462  542  571  590  604 
649  662  679  21* f.  27*  30*  34*  36* 
41*  78*  f.  96*  102*  121*  f.  130*  145* 
1Ö7*— 159*  166*  169*  f.  172*  174* 
192*  194*  f.  205*  211*  f.  217*  f. 
220*  f.  228*- 230*  233*. 

Ussani,  V.  186*. 

Ussing,  J.  L.  424. 

Uttarä-Gitä  17*. 


V. 


Vacherot,  E.  68*  216*. 

Vahlen.  Joh.    187  371   384  491  618  41* 

64*  73*84*  92*  l-G*  f.   105*  122*  125* 

127*  f.    129*    143*    167*    170*    172* 

175*  194*  214*  241*. 
Vaihinger,  E.  86*. 
Vailati,  G.  84*. 
Vaiseshika  13*  16*. 
Val,  du  367. 
Yalat  60*. 

Valckenaer,  L.  C.  592  65*  208*. 
Valdanius,  Jos.  649. 
Valentiner,  C.  A.  219*. 
Valentin  ianer  585. 
Valgimigli,  M.  93*  193*  197*. 
Valk,  J.  van  der  466  160*. 
Valk,  S.  van  der  162*. 
Valla,  G.  680. 
Valle.  G.  della  147*. 
Vallette,  P.  527  156*  194*. 
Valmaggi,  L.  187*. 
Varro  30  456  459  490 1  495  f.  f  674  677 

167*  178*  202*  241*.    Varronis  sen- 

tentiae  168*  192*. 
Vasold,  I.  86*. 


2m' 


Register. 


Vassis,  S.  174*. 

Vater,  I.  S.  136*. 

Vatke,  Th.  5ö*. 

Vatke,  W.  19*. 

Vatovaz,  G.  63*. 

Vaucher,  L.  618. 

Vaughan,  D.  J.  208. 

Vavra.  C.  118*. 

Vedantasvsteni  13  7*  13*  15-  ff.  234*. 

Veden  13. 

Veder,  A.  33*. 

Vegetius  181*. 

Velleius  der  Epikureer  162*. 

Velsius,  Justus  649. 

Venhuizen,  J.  511. 

Vera,  A.  114*  132*. 

Verbürg  166*. 

Verdam,  H.  D.  238*  f. 

VergUius    613  f.  t    178*   213*   243*. 

Ps.-Verg.  Ciris  614  213*  243*. 
Vermehren,' C.  51*  54*. 
Vermehren.  M.  79*  126*. 
Verraert,  J.  B.  147*. 
Ven-all,  A.  W.  174*. 
Vetchy  105*. 
Vetschera,  E.  40*. 
Vettius   Agorius   Praetextatus   s.   Prae- 

textatus. 
Vettius  Valens  192*. 
Vetusta  placita  177*. 
Vianello,  N.  174''. 
Vick,  C.  166*  172*. 
Victorinus  (Marius  Vict.)  617  672  j  6<3 

675  t  676  229*. 
Viedebantt,  O.  177*. 
VUas,  H.  V.  162*. 
Viljoen,  H.  G.  97*. 
Ville  de  Mirmont,  H.  de  la  185*. 
Vüloison,  J.  de  511  638  153*. 
Virck,  K.  174*. 
Vischer,  Fr.  11*. 
Vitelli,  G.  366  571  22*. 
Vitringa.  A.  J.  60*1  219*. 
Vitruviiis  495  161*  167*  179*. 
Vögelin,  S.  207. 
Völsing,  G.  196*. 
Völler,  D.  194*. 
Voemei.  J.  Th.  649. 
Vogel,  A.  11*  29*. 
Vogel,  Aug.  7". 
Vogel.  Fr.  87*  238*. 
Vogel,  G.  71*. 
Vogel,  Th.  213*. 
Voghera,  G.  55*  165*. 
Vogliano,  A.  46*. 
Vogt.  H.  110*  22.5*. 
Vogt,  K.  216*. 
Vogt,  S.  203*. 
Voigt.  A.  10*. 
Voigt,  M.  33*. 
Voigt,  W.  E.  153*. 
Voigtland  116*. 
Voisin.  A.  147*. 


Volait,  G.  203*. 

Volger,  H.  31*. 

Volkmann,  L.  161*. 

Volkmann,  R.  622  32*  183*  195*  218* 
226". 

Volkmann,  W.  21*  170*  178*  213*. 

Volkmann,  W.  F.  68*  138*.  _ 

Volksreligion  und  Philosophie  34  90  93 
100  109  292  443  476  f.  654  34*  f. 
u.  ö.  S.  auch  AUegorese,  Ratio- 
nalistische Mythendeutung,  Theo- 
logie. 

Vollbehr,  Ed.  650. 

Vollert,  W.  223*. 

Vollgraff,  J.  C.  208  370  95*  97*  123*. 

Vollgraff,  W.  212*  237*  239*. 

Vollnhals,  W.  86*. 

Volquardsen,  C.  R.  69*  85*  96*  117*. 

Voorthuvsen,  E.  v.  117*. 

Vorländer,  K.  7*  59*  189*. 

Vorsokratiker  50  ff.  44*  f.  23**. 

Vorträge,  philosophische,  in  Nachschrift 
517  f.  529  667  40*  j. 

Voss,  G.  J.  208*. 

Voss,  J.  H.  43*. 

Voss,  Is.  208*. 

Voss,  O.  119*. 

Vürtheim,  .J.  69*. 


W. 

Wachsmuth,  Kurt    17   19   433  456   662 

21*  35*  55*   149*  152*  f.   155*  165* 

170*. 
Wachsmuth,  R.  143*. 
Wachtier,  J.  53*. 
Waddel  18*. 
Waddell,  W.  W.  208. 
Waddington,  Ch.  19*   41*  45*   81*  98* 

107*    120*  131*  f.  138*   165*  f.  212* 

226*. 
Wadstein,  E.  192*. 
Wageningen,  J.  van  492  512  162*  172* 

187*  191*  235*  241*  f. 
Wagenvoort,  H.  187*  242*. 
Wagner,  E.  88*. 
Wagner.  E.  A.  182*. 
Wagner,  H.  5i0. 
Wagner,  J.  88*  109*. 
Wagner,  J.  J.  85*. 
Wagner,.  K.  40*  178*  f. 
Wagner,  R.  241*. 
Wähle,  R.  106*. 
Waillot,  A.  151*. 
Waites,  C.  40*  63*. 
Waitz,  Th.  368  122*  134*. 
Walbe,  E.  83*. 
Waldeck,  A.  87*. 


Register. 


297^ 


Waiden,  J.  W.  H.  28*. 

Waldfogl,  K.  99*. 

Walker  10.^*. 

Wallace,  E.  369  131*. 

Wallace,  W.  163*. 

Wallerius,  A.  107*. 

Walleser,  M.  18*. 

Wallies,  M.  365  f.   121*   125*  175*  200* 

240*. 
Wallis,  H.  W.  15*. 
Wallis,  J.  570  623. 
Walser,  J.  144*  215*. 
AYalter,  Jos.  168*. 
Walter,  .Tul.  32*    37*     118*    141*     143* 

219*. 
Walther,  J.  G.  54*. 
Walther,  j\I.  4(1*. 
Walton.  F.  E.  29*. 
Waltz,  R.  510  185*  187*. 
Waltzing,  J.  P.  107*. 
Walz,  Chr.  368  509  618. 
Walzel.  O.  220*. 
Warmbier.  E.  49*. 
Warnibold,  Fr.  65*. 
Warnkcinig  13*. 
Warren,  C  17*. 
Warren,  R.  661. 
Warren,  S.  J.  240*. 
Warren,  W.  F.  44*. 
Waruna  13. 
Was.  H.  92*  94*  106*. 
Wasniannsdorif,  E.  215*. 
Wassiljew,  W.  17*. 
W^assmer,  J.  117*. 
Watermann,  K.  72*. 
Watson,  J.  132*  134*  KU*. 
Watson,  P.  B.  190*. 
Watt,  A.  F.  207. 
Watzel,  Th.  137*. 
Watzinger,  C.  179*. 
Webb  105*. 
Webb,  P.  H.  223*. 
Weber  27*. 
Weber,  A.  15*  f.  43*. 
Weber,  Alfr.  8*. 
Weber,  B.  134*. 

Weber,  E.  529  64*  73*  193*  212'\ 
Weber,  F.  117*. 
Weber,  Frz.  38*. 
Weber,  F.  H.  29*. 
Weber,  H.  150*  155*  f.  184*. 
Weber,  L.  189*. 
Weber,  M.  147*. 
Weber,  O.  61*. 
Weber,  Ph.  83'. 
Weber,  W.  35*. 
Wecklein,  N.  60*  81*. 
Wecleski,  St.  89*. 
Wedgwood,  J.  195*. 
Wegehaupt,  H.  532  72*  193*  196*  204*. 
Wegener  29*. 
Wegecheider,  J.  A.  L.  182*. 

Ueberweg,  Grundriß  I. 


WehrenpfenniL',  W.  32*  114*. 

Wehrmann,  Th.  75*  115*. 

Weichelt,  ().  H.  136*. 

Weicker,  W.  85*. 

Weidenbach,  P.  143*. 

Weidner,  A.  175*. 

Weil,  H.  462  238*. 

Weil,  Heinr.  144*. 

Weinberger,  W.  188*. 

Weingärtner,  A.  159*  214*. 

Weingarten  597. 

Weinreich,    O.   34*    .50*    75*    130*  180* 

205*  213*  225*  235*- 237*  239*  243*. 
Weinstock,  H.  294  96*. 
Weise,  H.  213*. 
Weishaupt,  O.  68*  106*. 
Weisheit  Salomos    73  590  594  49*  208* 

238*  243*. 
Weisheit  des  Öiraciden  594. 
Weiske,  B.  618. 
Weiß,  M.  28*. 
Weisse,  Chr.  H.  111*  134*. 
Weißenberger,  B.  23*. 
Weißen  born,  E.  173*. 
Weißenborn,  H.  72*. 
Weißenfels,  O.   206   491   25*  135*  139* 

142*  149*  157*  160*  169*  184*. 
Weicker,  F.  G   54*  63*  72*  147*. 
Wellauer,  A.  204*. 
WeUdon,  J.  370. 
Welldon,  J.  E.  C.  371. 
Wellhausen,  J.  19*. 
Wellmann,  E.  368  570  2*  24*  f.  47*  50* 

53*  f.  56*-58*  60*  63*- 65*  73*  75* 

149\ 
Wellmann,  M.  490  613  60*  72*  146*  162* 

202*  206*  f.  212*  241*-243*. 
Wells,  G.  H.  207  f. 
Welper,  E.  78*. 

Welt,  Schrift  von  der  569  574  201*. 
Weltring,  G.  37*  39*. 
Wendland,    P.    18    498    365  f.    531  569 

592  f.  597  f.  2*  22*— 24*  32*  34*  36*  f. 

39*  f.   42*    61*  74*    76*  f.   91*  104* 

117*  119*  124*  128*  142*  146*  148*1. 

153*  155*— 157*    171*  f.  175*-177* 

179*— 181*  183*  188*  190*  193*  206* 

bis  210*  224*  231*  233*  236*  238* 

240*. 
Wendling,  E.   130*  147*  167*  178*  180* 

234*. 
Wendt,  Am.  2*  4*  76*. 
Wenkebach,  E.  570  156*  193*  243*. 
Wenkel  115*  140*. 
Wenrich,  J.  G.  41*. 
Wentzke,  A.  133*. 
Wenzig,  C.  96*. 
Werber,  J.  96*. 
AVernekke,  H.  136*. 
Werner,  Ch.  132*. 
Werner,  Cl.  69*. 
Werner,  J.  68*. 


298* 


Reyiister. 


Werner,  K.  10*. 

AVenior,  W.  102*. 

Wernicke,  K.  195. 

Wernsdorf,  J.  Ch.  226*. 

Werth,  A.  175*. 

Wesseliug,  P.  76*. 

Wesselv,  K.  75*  206*. 

Wessner,  P.  491  f. 

Westen  berger,  J.  570. 

Westcrburg,  E.  186*. 

Westermann,    A.  17    66  :?58  f.    580  623 

638  75*  189*. 
Westermarck-,  E.  10*. 
Westerraayer,  A.  87*  89*. 
Westerwick,  K.  94*. 
Westphal,  A.  138*. 
Westphal,  R.  424  650  U8\ 
Wette,  de  19*. 
Wetter.  Gill.  P:son  236*. 
Wetzel,  M.  68*  71*  86*  140*. 
Wetzstein,  O.  17.5*. 
Wetzstein,  O.  H.  R.  184*. 
Wevers,  F.  192*. 
Wex,  C.  F.  110*. 

Wevgoldt.  G.  P.  47*  50*  106*  149*. 
WeVTand,  W.  191*. 
Weyman,  C.    6  1*   108*   168*   187*  198* 

232*. 
WheweU'.  W.  10*. 
Whitbv,  Ch.  J.  219*. 
Whitnev,  L.  H.  19*. 
Whittaker,  T.  205*  216*. 
Wichmann,  Osk.  215*. 
Wichmann,  Ottoni.  240*. 
Wiechmann,  G.  R.  142*. 
Wiedel,  H.  213*. 
Wiedemann,  A.  19*. 
Wiegand,  Th.  59. 

Wiegand,  W.  206  94*  115*  168*  171*. 
Wiegmann,  A.  F.  A.  137*. 
Wieland,  C.  M.  76*. 
Wiese  117*. 

Wiggers,  G    F.  113*  222*. 
Wiggert,  .T.  126*. 

Wilamowitz-Moellendorff,  U.  v.  passim. 
Wilbrandt,  R.  109*. 
Wilcken,  U.  127*  235*. 
Wildaiier,  T.  67*  113*. 
Wildenow,  E.  155*. 
Wilder,  A.  93*. 
AVilhelm,  A.  466  75*. 
Wilhelm,  Fr.  540  639  32*  51*  159*  172* 

200*  214*  f.  235*  244*. 
Wilhelm,  R.  15*. 
Wilke,  K.  462  465  128*  244*. 
WiUe,  E.  144*. 
Willems,  Ch.  133*. 
Willerding,  F.  237*. 
Wilham,  .T.  462  604  606  211*. 
WiUiams,  C.  F.  A.  147*. 
Williams,  Marie  V.  111*. 
Williams,  Monier  15*  18*. 


Williamson,  H.  207  f.   162*. 

Willing,  A.  70*  197^ 

Willis.  G.  M.  129*. 

Willmann,  O.  11*  f.  42    142*. 

Willrich,  H.  20S*. 

Wilson,  C.  100*. 

Wilson,  H.  H.  15*. 

Wilson,  H.  L.  187*. 

Wilson,  J.  C.  90*  95*  99*  f.   110*  120* 

122*  f.  125*— 127*  129*  131*  141*. 
Wihisz,  A.  46*. 

Winniier,  Fr.  3(58  f.  424  650  137*. 
Winckelmann,  A.  W.  174. 
Winckelmann,  AV.  205  64*. 
Winckler,  H.  14*  192*. 
Windelband,  W.  8  45  1*  f.  6*  f.  12*  26* 

67*  77*  93*. 
Windisch,  E.  16*  18*  31*. 
Windisch,  H.  36*  211*. 
Windischraann,  K.  J.  H.  14*. 
Winiewski,  Frz.  114*  244*. 
Winnefeld  189*. 
Winnefeld,  H.  57' . 
Winter,  A.  16*. 
Winter,  F.  153*  f. 

Winter,  Fr.  186  195  28*. 

Winterfeld,  P.  v.  230*. 

Winternitz,  M.  18*. 

Wipprecht,  F.  38*. 

Wirth,  A.  89*. 

Wirtz,  P.  146*. 

Wischnn  13. 

Wiskemann,  H.  44*. 

Wissowa,  G.  549  674-677  24*  175*  f. 
178'  221*  229*  f.  236*  242*.  S.  auch 
Paulv. 

Witten,  R.  123*  133*. 

Wittnianu.  L.  117*. 

Wittstock,  A.  512. 

WitM-icki,  W.  141*. 

Wöhler,  R.  159*  213*. 

Wölfüin,  E.  510  44*  183*. 

Wölke,  Fr.  A.  165*. 

Wörpel,  G.  100*  105*  119*  162*  195*. 

Wohlrab,  M.  205  f.  68*  79*  92*  106* 
113*. 

Wohlstein,  J.  P.  113*. 

Wolcott,  D.  92*. 

Wolf,  Fr.  A.  207  f.  91*. 

Wolf,  Heinr.  33*. 

Wolf,  Hieron.  623  6.50. 

Wolf,  J.  Chr.  28*. 

Wolf,  Jiil.  139*. 
•  AVolf,  St.  28*  226*. 

Wolff,  Chr.  7  12^ 

Wolff.  E.  32*. 

Wolff,  Emil  61*  88*. 

Wolff,  Emil  108*  132*. 

Wolff,  F.  K.  208. 

Wolff,  G.  623  35*  220*. 

Wolff,  Joh.  106*. 

Wolff,  Joh.  Chr.  226*. 


Keüibter. 


299=* 


Wolff,  M.  209  \ 

Wolff,  W.  138\ 

AVolI,  L.  16r  . 

AVolscht,  E.  208^ 

Wolter.  G.  R.  135^ 

Wolters,  P.  233*. 

Woltjer,  J.  159*. 

Woltjer.  R.  H.  10(r. 

Wood,  M.  H.  113*. 

Wotke,  K.  462  133*. 

Wovte,  C.  164. 

Wrede,  W.  39*. 

Wrescbiiiok,  R.  IVA*. 

AVrighi,  .T.  H.  95*. 

AVright,  W.  C.  645. 

Wrobel,  J.  673. 

Wrobel,  V.  129*  139="  143*. 

Wünsch,  K.  184*. 

Wünsch,  R.  662  34*. 

Würz,  C.  97*. 

Wüst.  E.  95*. 

Wulf,  H.  44*. 

Wunder,  H.  184*. 

Wunderer,  C.  192*. 

AVunderie.  G.  136*. 

Wundt,   M.   206  29^^  32*  50*  77*  ■  205* 

235*  f.  244*. 
Wundt,  W.  7  1*  7*  12*  f.  43*. 
Wuttke,  A.  14*. 
Wyck,  van  der  140*. 
Wvnpersse,  D.  van  den  119*. 
AVyse,  W.  191*. 
Wyttenbach,  D.  208  538  622  645. 


Xanthippe  168  12*. 

Xenarchos  v.  Seleukeia  573  689. 

Xeniades  126  141  143  t. 

Xenokrates  194  352  t  353  355  f.t  360 
434  547  f.  688  693  f.  119*. 

Xenophanes  65  67  75  86  88  f f.t  94  f f . 
100  102  106  143  148  692  41*  55*  -i- 
237*.  Identität  von  Gottheit  und 
Welt  88  f.  Bestreitung  von  Poly- 
theismus und  Anthropomorphismus 
90  f.  Angebliche  Lehre  von  der 
Kugelform  der  Gottheit  91.  Welt- 
bild 92  f.  Angeblicher  Skeptizis- 
mus 93  f. 

Xenophilos  78. 

Xenophon  3  138  163  f f.t  693  70*  ff.t 
238*  244*.  Kyrupädie  165  f.  Me- 
raorabilien,  Apologie,  Oikonomikos 
(vgl.  für  diesen  auch  .174*),  Sym- 
posion, Hieron  167.  Frage  der 
Priorität  des  xenophon  tischen  oder 
des  platonischen  Symposions  92* 
232*.      Xenophon    als    Quelle    über 


Sokrates    19    147  ff.t    67*  f.     71*  f. 
Nachwirkungen  Xenophons  159  532 
72*  174*  238*. 
Xylander  538  545. 


Y. 

Yoga  13  13*  16*. 

York  v.  Wartenburg,  P.  144*. 

Yxeni,  E.  F.  103*. 


Z. 


Zachariae,  K.  S.  169*. 

Zaeharias  v.  Mytilene  (Scholastikos)  661 

667. 
Zahlfleisch,   J.    123*   126*  f.    131*    134* 

bis  136*  138*  203*  226*. 
Zahn,  T.  189*. 
Zamarias,  A.  142*. 
Zannetos,  J.  92*. 
Zanolli,  A.  209*  228*. 
Zanotti,  F.  M.  140*. 
Zarathustra  13  13*  19*  48*  99*. 
Zekides,  G.  A.  93*. 
Zell,  K!   368   370    120*   131*  136*   138* 

142*  146*. 
Zelle,  Fr.  133*. 

Zeller,  Ed.  25*  f.  244*  und  passim. 
Zendavesta  19*. 
Zenker,  J.  Th.  368. 
Zenodotos  der  Neuplatoniker  691. 
Zenon  der  Eleate  86  f.  100  ff.t  lOö   119 

171  692  56*  237*. 
Zenon  der  Epikureer    460 1    463    470  f. 

473  f.  496  ff.  689  158*. 
Zenon  der  Stoiker  aus  Kition   172  428 

432  t  433  ff.t  439  f.   450  453  f.  492 

688  694  f.  149*. 
Zenon  der  Stoiker  aus  Tarsos  432  436 

689. 
Zevort,  C.  M.  136*. 
Zevort,  Ch.  .58*. 
Ziaja,  J.  370  137*  f. 
Ziebarth,  E,  27*  75*. 
Ziegeler,  E.  194*. 
Ziegler,  H.  511  190*. 
Ziegler,  K.  491  538    31*   92*  170*   197* 

216*  243* 
Ziegler,  Th.  10*  45*  47*  207*. 
Ziehen,  L.  170*  205*. 
Zielinski,  Th.  29*  65*  169*  206*. 
Ziemann,  F.  53*  75*  104*. 
Zietschmann,  G.  171*. 
Zilch,  G.  464. 
Zilles,  W.  49*  237*. 
Zillgenz,  G.  133*  143*  f. 


m)* 


Register. 


Zimmermann.  D.  Ißö*  175*. 
Zimmermann,  M.  184*  192*. 
Zimmermann,  P.  114*. 
Zimmermann,  E.  44  \ 
Zimmermann.  Rieh.  178*. 
Zimmermann,  Rob.  11*  37*  218* 
Zimmermann,  Rud.  67*. 
Zimmern  110*. 
Zimpel,  H.  207. 
Zingerle,  A.  146*  f. 
Zingg,  E.  148^ 
Zitscher,  H.  r)2'-. 


Ziwea,  C.  96*. 

Zmavc,  J.  140*. 

Zöchbauer,  F.  172*. 

Zöckler  666. 

Zoroaster  s.  Zarathustra. 

Zottoli,  G.  167*. 

Zuccante,  G.  59*  67*— 69*  97*  164* 

Zucker,  F.  76*  152*. 

Zumpt,  K.  651  688  27*. 

Zurek,  J.  118*. 

Zuretti,  C.  O.  207  50*  72*  195*. 

Zurlinden,  L.  108*. 


E.  S.  Mittler  &  Sohn.  Berlin  SW  68,  Koclistr.  08—71. 


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Ueberweg.  Friedrich, 
Friedrich  Ueberwegs 
Grundriss  der  Geschichte  der 
11.,  vollstanding  neuarb. 
und  stark  vermehrte,  mit 
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