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Full text of "Fürst Johann II. Von Liechtenstein und die bildende Kunst"

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FÜRST JOHANN IL 
VON LIECHTENSTEIN 

UND DIE 

BILDENDE KUNST 



WIEN 1908 

IN KOMMISSION BEI ANTON SCHROLL & Co. 



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n/WVARD FINE ARTS LIBRAR* 
FOGG MUSEUM 

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Druck von Friedrich Jaiper in Wien. 



Vorwort* 



Am 12» November d. J. wiederholt sich zum fünfzigsten 
Male der Tag, an welchem Seine Durchlaucht der regierende 
Fürst Johann IL von und zu Liechtenstein das Erbe seiner 
Väter angetreten hatte» Wiewohl uns der Wunsch des Fürsten, 
daß aus diesem Anlasse jedwede Ostentation vermieden werden 
sollte, bekannt war, glaubten wir doch, im Bewußtsein, daß das 
hochsinnige Wirken des seltenen Mannes den reichsten Dank 
der Mitwelt verdient, eine Pflicht zu erfüllen, wenn wir das 
Schaffen desselben wenigstens auf einem Gebiete, dem der 
bildenden Kunst, in schlichten Worten schildern« Allerdings 
erstrecken sich die Äußerungen seines Lebens nicht allein auf 
das Reich des Schönen. Die Bürger des von ihm beherrschten 
Landes verehren in ihm den gütigen, stets auf ihr Wohl be- 
dachten Regenten, seine Beamten und Diener den milden und 
fürsorglichen Herrn, die Armen und Leidenden den hilfsbe- 
reiten Linderer ihrer Not, zahlreiche Gemeinden den Gönner 
aller gemeinnützigen und humanitären Unternehmungen, viele 
Talente den Förderer ihrer Ausbildung. Eine Fülle von An/ 
regung strömt von der mustergültigen Verwaltung seiner Güter, 
ihrem Betriebe und ihren Neueinrichtungen aus. Eine wahre 
Kulturmission hat aber Seine Durchlaucht durch das edle 
Streben erfüllt, der bildenden Kunst jederzeit ein opferwilliger 
Mäzen zu sein, und sein Wirken in dieser Hinsicht kann sich 
getrost mit dem jener großen Männer der Vergangenheit messen, 
denen die Künste ihre Blütezeit danken. Wir schätzen den 
hingebungsvollen Eifer des Fürsten um so höher, als seine 
Tätigkeit gerade in einer Zeit ihren Höhepunkt erreichte, wo 
die Künstler mit Erfolg neue Bahnen einschlagen, die gebildeten 



— IV — 

Kreise mehr als bisher ihr Interesse der Welt des Schönen zu* 
wenden und auch das Volk ungestüm seinen Anteil an dem 
ihm so lange versagten Schatz begehrt» Ihnen allen kam das 
Wirken des Fürsten zugute. Es gibt wohl keinen Zweig der 
bildenden Künste, der nicht die kunstbegeisterte Seele desselben 
angezogen hätte. Der Fürst, der über ein durch eifriges Studium 
erworbenes, reiches Kunstwissen verfügt, das auf weiten Reisen 
geschult wurde, ist einer der glücklichsten und hervorragendsten 
Sammler der Gegenwart. Die großartigen Kunstsammlungen 
in Wien, die ihm kunstsinnige Vorfahren hinterlassen haben, 
wurden durch ihn um kostbare Werke der Malerei, der Bild" 
hauerkunst und des Kunstgewerbes vermehrt und zu einer der 
größten Sehenswürdigkeiten unserer Vaterstadt emporgehoben; 
es gibt kein österreichisches Museum von Bedeutung, dessen 
Bestand nicht durch wertvolle Widmungen von seiner Hand 
bereichert worden wäre; wir achten im Fürsten den kunst- 
sinnigen Bauherrn, der nicht nur herrliche Schlösser und pracht- 
volle Pfarrkirchen auf seinen Gütern erstehen ließ, sondern 
auch im bescheidensten Wohnhaus seiner Arbeiter einen feinen 
Geschmack offenbart; wir bewundern die Sorgfalt, mit welcher 
infolge seines Kunstsinnes bedeutende Denkmale der Kunst 
der Vergangenheit dem unentrinnbaren Verfalle entrissen und 
durch eine gewissenhafte, stilgerechte Restauration für kommende 
Zeiten gesichert wurden, und staunen über die reichen Mittel, 
welche den Männern zur Verfügung gestellt wurden, die auf 
dem Gebiete der Kunstforschung tätig sind. Sein Wirken ver- 
einigt in einer Persönlichkeit alle Kunstbestrebungen, welche 
die Mitglieder des fürstlichen Hauses seit jeher auszeichneten. 
Möge aus der Saat, die Seine Durchlaucht mit voller Hand 
ausstreute, reiche Ernte erblühen, möge sein edles Streben bei 
allen Nachahmung finden, denen die heimische Kunstpflege 
am Herzen liegt! 

Das vorliegende Werk, einzig und allein aus der aufrich- 
tigen Bewunderung für das stille und doch so segensreiche 
Walten des Fürsten hervorgegangen, ist eine Frucht jahrelanger, 
mühevoller Arbeit. Trotz des Bestrebens, die besprochenen 
Kunstwerke nach Möglichkeit aus eigener Anschauung kennen 



— V — 

zu lernen, die reiche, allerdings sehr zersplitterte Literatur über 
diese zu Rate zu ziehen und durch die dankenswerten Nach' 
richten von Kunstgelehrten, Museumsvorständen, Inhabern 
fürstlicher Patronatspfarren und einzelnen Beamten Seiner Durchs 
taucht zu ergänzen, können wir keinen Anspruch darauf er' 
heben, etwas vollständig Einwandfreies geschaffen zu haben. 
Einmal geht aus der Aufzählung von Einzelleistungen einer 
wahrhaft großen Persönlichkeit nie und und nimmer ihr ganzes 
Wesen, ihre volle Bedeutung hervor, ferner mußten wir von 
allem Anfange an, wie es in der Natur der Sache liegt, auf die 
Anführung zahlreicher wertvollen Tatsachen verzichten, die nur 
Seiner Durchlaucht allein, dem besten Kenner seiner Kunst' 
schätze, bekannt sind, dann aber berührt die vorliegende Arbeit 
wiederholt Gebiete, wo nur eine auf streng wissenschaftlicher 
Grundlage aufgebaute Spezialforschung unzweifelhaft Richtiges 
leisten kann, zu deren Bearbeitung jedoch unsere schwache 
Kraft allein nicht ausreichte. Möge daher die Kritik mit einem 
Erstlingswerke auf dem Gebiete der Kunstgeschichte nicht all' 
zustrenge verfahren! 

Wien, im Juli 1908. 

Karl Höß. 



Inhalt. 



Seite 

Verzeichnis der Abbildungen X 

L Die fürstlich Liechtensteinschen Kunstsammlungen in 
Wien i 

II« Museen, Kunstschulen und Künstlervereinigungen . . 87 

Wien: K. k. Akademie der bildenden Künste S. 89. Moderne 
Galerie S, 98. Historisches Museum der Stadt Wien S. 106, 
K. k. Kunsthistorisches Hofmuseum S. 116. Genossenschaft 
der bildenden Künstler Wiens S. 120« K. k. österreichisches 
Museum für Kunst und Industrie S. 128. 

Brunn: Franzens^Museum S. 161. Erzherzog Rainer'Huseum für 
Kunst und Gewerbe (Mährisches Gewerbemuseum) S. 166. 

Olmütz: Gesellschaft der Kunstfreunde S. 175« 

Troppau: Kaiser Franz Josef-Museum für Kunst und Gewerbe 
(Schlesisches Landesmuseum) S. 182. 

Prag: Kunstgewerbliches Museum der Handels* und Gewerbe* 
kammer S. 193, Gemäldegalerie der Gesellschaft patriotischer 
Kunstfreunde S. 196» Museum des Königreiches Böhmen S. 200. 

Linz: Landesbildergalerie S. 201. 

Graz: Stdermärkisches Kulturhistorisches und Kunstgewerbe* 
Museum am Joanneum S. 202. 

Bozen: Städtisches Museum (Schloß Velthurns) S. 204« 

III« Die Fürst Liechtensteinschen Paläste, Schlösser und 
Burgen 209 

Fürstentum Liechtenstein: Regierungsgebäude in Vaduz 
S. 211. Haus der Forstverwaltung und Jagdvilla bei Vaduz 
S. 211. Schloß Vaduz (Hohenliechtenstein) S. 212. 

Wien: Sommerpalast in dtr Roßau S. 214* Palast in der Aiser* 
bachstraße S. 218« Majoratshaus S. 219* Paläste in der Herren* 
gasse S. 222, 



— VIII — 

Seite 
Nieder*österreich: Greifenstein S. 224. Liechtenstein S. 226. 
Johannstein S. 232. Mödling S. 232. Wartenstein S. 233. 
Klamm S. 235* Seebenstein S. 236. Thernberg S. 237« Felds* 
berg S. 238* Katzelsdorf S. 241. Semmering (Hegerhaus) 
S. 242. 

Mähren: Alt*CimburgS. 243. Novihrad S. 244.H0henstadtS.244. 
Mährisch*Trübau S. 245. Sternberg S. 246. Lundenburg S. 248. 
Butschowitz S. 248. Neuschloß bei Butschowitz S. 249. Golden* 
stein S. 250. Ungarisch*Ostra S. 250. Plumenau S. 250. Aussee 
S. 251. Neuschloß bei Lhtau S. 252. Adamsthal S. 252. 
Pohanska S. 252. Hansenburg S. 253. Eisgrub S. 253* Neu* 
Waltersdorf S. 259* Landshut und Broczko S. 259. Lunden* 
bürg (Forsthäuser) S. 260. 

Schlesien: Jägerndorf S. 260. 

Salzburg: Fiachhorn S. 261. Kaprun S. 263* 

IV« Kirchliche Kunst 265 

Fürstentum Liechtenstein: Vaduz S. 267. Schaan S. 267* 
Rugell S. 267. Hasescha S. 267. 

Wien: Maria am Gestade S. 268. St. Michael S. 270. St. Stephan 
S. 270. Minoritenkirche S. 273« Kirche auf dem Kahlenberg 
S. 1*74. Canisius'Kirche S. 275* Herz Jesu*Kirche S. 275* 

Nieder*österreich. Brunn S. 276. Mödling S. 278. Schottwien 
S. 281. Seebenstein S. 283. Alt*Liechtenwarth S. 284. Felds* 
berg S. 284. Hohenau S. 287. Maria*Schutz S. 288. Maria* 
Enzersdorf S. 289* Unter*Themenau S. 290. Dobermannsdorf 
S. 293. Mistelbach S. 294. Wilfersdorf S. 297« Katzelsdorf 

■ 

S. 298. Gießhübel S. 300. Semmering*Kapelle S. 301« 

Mähren: Tattenitz S. 303* Kiritein S. 304« Kloster*Hradisch S. 305* 
Turnitz S. 305* Landshut S. 306. 

Böhmen: Tismitz S. 307* Keje S. 309. Rumburg S. 310. Thomigs* 
dorf S. 312. Landsberg S. 313« Nieder*Lichwe S. 313* Lands* 
krön S. 313* 

V« Die Förderung wissenschaftlicher Bestrebungen . . . 315 
Archäologisch*epigraphische Erforschung Kleinasiens S. 317. 
Prähistorische Forschungen S. 328. Dr. Alois Musil: Kusejr 
Amra S. 330. K. k. Zentralkommission für Erforschung und 
Erhaltung der Kunst* und historischen Denkmale S. 331. 
Dr. Otto Piper: Osterreichische Burgen S. 332. August Pro* 
kop: Die Markgrafschaft Mähren in kunstgeschichtlicher Be* 
Ziehung S. 332« Mährisches Gewerbemuseum : Mährens Burgen 



— IX — 

Seite 

und Schlösser S. 333« D*. Max Lehn: Der deutsche» nieder«* 
ländische und französische Kupferstich im 15. Jahrhundert 
S. 334* Hauslab "Sammlung S. 334* J. Schönbrunner und 
J, Heder: Handzeichnungen aus der Albertina und anderen 
Sammlungen S. 336« Jakob von Falke: Geschichte des fürst" 
liehen Hauses Liechtenstein S.343* Oskar Criste: Feldmarschall 
Johannes Fürst von Liechtenstein S. 343. Gesellschaft für 
neuere Geschichte Österreichs S. 344* Franz Kraetzl: Das 
Fürstentum Liechtenstein und der gesamte Fürst Johann 
von und zu Liechtensteinsche Güterbesitz S. 345. Topograph!" 
sehe Werke S. 345. 

Nachträge 347 

Register 35i 

Berichtigungen 363 



Verzeichnis der Abbildungen. 



Nach Seite 
i. Burg Liechtenstein (Titelbild). 

2. Sandro Botticelli: Madonna mit dem Kinde 8 

3. Franciabigio: Männliches Bildnis 14 

4. Paris Bordone: Männliches Bildnis 20 

5. G. G. Savoldo: Grablegung Christi 26 

6. Bartholomäus Zeitblom: St. Nikolaus 32 

7. Hans Memling: Madonna mit dem Kinde, dem heiligen Antonius 
und einem Stifter . . . • 38 

8. Gonzales Coques: Familienbildnis 42 

9. Jan Fyt: Pferde 46 

10. Rembrandt: Die Schwester des Künstlers bei der Toilette .... 50 

11. Nicolaes Maes: Die Spitzenklöpplerin 54 

12. Jan Steen: Die Zecher 58 

13. Gerard Ter Borch: Der Landschaftsmaler Jan van Goyen .... 62 

14. Jacob van Ruisdael: Landschaft 68 

15« Jan Wjnants: Hütte zwischen Bäumen 74 

16. Aelbert Cuyp: Sonniger Tag bei Dordrecht 80 

17* Pieter Codde: Tanz~ und Musikgesellschaft 94 

18. F. G. Waldmüller: Blick vom Leopoldsberg auf Klosterneuburg 100 

19. F. G. Waldmüller: Gebirgslandschaft ... 104 

20. Peter Fendi: Die Witwe 108 

21. Peter Fendi: Das Milchmädchen 112 

22. Wien: Stukkodekoration im Roßauer Palaste 216 

23. Landshut: Jagdhaus 256 

24. Forsthaus bei Lundenburg 260 

25. Wien: Grabmal Georgs VI. von Liechtenstein 270 

26. Brunn: Südportal der Pfarrkirche 278 

27. Brunn: Inneres dtr Pfarrkirche 282 

28. Unter 'Themenau: Pfarrkirche 290 

29. Dobermannsdorf: Pfarrkirche 294 



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Nach Seite 

30. Gtefihfibcl: Pfarrkirche 298 

31. Giefihfibel: Innerei der Pfarrkirche 302 

32. Landahut: Pfarrkirche 306 



Die Abbildungen 2 bis 17 wurden nach Photographien der k. u. k. 
Hof'Kunstanstalt J. Löwy in Wien, die Abbildungen 18 bis 21 nach 
Photographien der Verlagsanstalt F. Bruckmann A.~G. in Hünchen her* 
gestellt« Die erstgenannte Firma besorgte auch die Anfertigung sämtlicher 
Klischees. 



I. 



DIE 

FÜRSTLICH LIECHTENSTEINSCHEN 

KUNSTSAMMLUNGEN IN WIEN, 



I Jen Brennpunkt der Kunstbestrebungen der Mitglieder des 
•"■^ fürstlichen Hauses bildeten seit der Zeit, da im Anfange 
des 17« Jahrhunderts auch nördlich der Alpen das Sammeln 
von Kunstwerken allgemeiner wurde, durch Jahrhunderte hin' 
durch die gegenwärtig im Sommerpalaste in der Roßau unter' 
gebrachten, herrlichen Kunstsammlungen, besonders aber deren 
Hauptbestandteil, die großartige Gemäldegalerie '), die als Privat' 

*) Bei der Abfassung dieses Abschnittes wurden nebst allgemeinen 
Werken über Kunst, zahlreichen Zeitschriften und Auktionskatalogen 
besonders benützt: Galeriekataloge von V. Fanti (1767), Dallinger«Lucchini 
(1780) und J. Falke (1873). — Franz Heinrich Böckh, Wiens lebende 
Schriftsteller, Künstler etc. Wien 1822, S. 321 ff. — A. R. v. Perger, Die 
Kunstschätze Wiens. Triest 1854» I. und II. — Betty Paoli, Wiens Gemälde^ 
galerien in ihrer kunsthistorischen Bedeutung. Wien 1865, S. 215 ff. — G. 
F. Waagen, Die vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien. Wien 1866, I, 
S. 258 fr. — K. v. Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaisertums 
Osterreich. Wien 1866, XV, S. 137. — J. v. Falke, Geschichte des fürst- 
lichen Hauses Liechtenstein. — Repertorium für Kunstwissenschaft. Berlin 
1884, VII, S. 188 ff. — Dr. Wilhelm Bode, Die fürstlich Liechtensteinsche 
Gemäldegalerie in Wien. Wien 1896. Zuerst veröffentlicht in der Zeit" 
schrift „Die graphischen Künste". 1888, XI, S. 1 ff. (P. P. Rubens), 1889, 
XII, S. 39 ff* (A. v. Dyck), 1891, XIV, S. 1 ff. (Rembrandt und seine Schule), 
1892, XV, S. 85 ff. (Italienische Meister), 1894t XVII, S. 79 ff. (Holländische 
und vlämische Heister), 1895, XVIII, S. 109 ff. (Französische, altnieder * 
ländische und altdeutsche Schule).— Monatsblätter des Wissenschaftlichen 
Klub in Wien. Wien 1902, XXIII, S. 18 f. — Wilhelm v. Weckbecker, 
Handbuch der Kunstpflege in Österreich. Wien 1902, S. 213 ff. — Neues 
Wiener Tagblatt. 24* Februar 1903, S. 6. — Neue Freie Presse. 24. Fe- 
bruar 1903, S. 5* — Dr. Wilhelm Suida, Moderner Cicerone. Wien II. 
Stuttgart 1904, S. 67 ff. — Velhagen und Klasings Monatshefte. Berlin 
1907, S. 324 ff. — Dr. Theodor v. Frimmel, Materialien zu einer Ge- 
schichte der fürstlich Liechtensteinschen Galerie. (Beilage der „Blätter für 
Gemäldekunde". Wien 1907, II, S. 21 ff.) 

1* 



— 4 — 

Sammlung ihresgleichen nicht haben dürfte. Mit regem Sammele 
eifer und geläutertem Geschmack haben hier die Vorfahren 
des Fürsten reiche Schätze der Malerei, die in ihrer Gesamtheit 
ein getreues Bild des Entwicklungsganges der Kunst vom 
15. bis zum 18« Jahrhundert bei den um dieselbe am meisten 
verdienten Nationen widerspiegeln, vereinigt. Was frühere Ge^ 
schlechter erworben und dem Fürsten als unschätzbares Erbe 
hinterlassen haben, wurde von Seiner Durchlaucht als kost- 
barer Schatz nicht bloß bewahrt und behütet, sondern im glei- 
chen Geiste um eine Reihe wertvoller Kunstschätze vermehrt. 
Die Ruhe, in welcher die Galerie im Winter versunken liegt, ist 
nur eine scheinbare ; denn wenn der Kunstfreund im erwachen- 
den Frühling seine Schritte in die prächtigen Räume lenkt, 
um die Meisterwerke, die schon so oft sein Innerstes mit ihrem 
unauslöschlichen Zauber gefangennahmen, von neuem auf die 
empfängliche Seele einwirken zu lassen, so wird er immer 
wieder mit freudigem Staunen neu angereihte Perlen der Malerei 
entdecken oder durch Umgestaltungen in der Anordnung des 
Ganzen das Alte unter anderen, günstigeren Verhältnissen be- 
trachten können. Das Bewußtsein, daß in diesem schönen Reiche 
eine treibende Kraft, der nie rastende, von edler Kunstbegeiste- 
rung und tiefem Kunstverständnis getragene Sinn des Besitzers, 
waltet, wie dies nur selten in den alten Privatsammlungen des 
Hochadels und in gleich glücklicher Weise nicht immer in den 
öffentlichen Galerien der Fall ist, steigert das Gefühl der Be- 
wunderung des Besuchers für den Fürsten, der diese wahrhaft 
königliche Sammlung sein eigen nennt. Hier, wo noch manch 
köstlicher Schatz der Ausgrabung harrt, noch so mancher Edel- 
stein im Verborgenen schlummert, bietet sich auch der neueren 
Kunstforschung ein ergiebiges Feld für ihre Tätigkeit; die 
Arbeit ist da doppelt lohnend, wo, wie in dieser Sammlung, 
alles lebt, in steter Entwicklung begriffen ist und von dem 
beseelenden Hauch echten Mäzenatentums durchwoben wird. 
Nichts wäre würdiger, ein Werk, das die Kunstbestrebungen 
des Fürsten zum Gegenstande hat, einzuleiten als eine liebe- 
volle Schilderung der Mühe und Sorgfalt, die derselbe in fünf 
Jahrzehnten auf die einzigartige Sammlung verwendet hat; unsere 



— 5 — 

Arbeit kann aber nur ein schwaches Abbild von den glänzenden 
Leistungen des Fürsten in dieser Hinsicht geben« Wir müssen 
die Werke selbst, die Seine Durchlaucht der Galerie einverleibt 
hat, auf uns wirken lassen, um nur einigermaßen den feinen 
individuellen Geschmack des Fürsten verstehen zu lernen und 
die zarten Fäden zu erkennen, die seine kunstbegeisterte Seele 
mit den Werken des Schönen verknüpfen. Da sich das hoch" 
sinnige Wirken des Fürsten als eine Fortsetzung des edlen 
Strebens seiner Ahnen darstellt, wollen wir zunächst versuchen, 
in knappen Zügen einen geschichtlichen Überblick über das 
Wachstum der Galerie bis zum Regierungsantritt Seiner Durchs 
laucht zu geben, um dann auf dessen eigene segensreiche Tätig" 
keit eingehender sprechen zu kommen. Als Grundlage unserer 
Arbeit kann für die kunstkritische Würdigung der Gemälde 
das groß angelegte Galeriewerk von Bode, für die Geschichte 
der Sammlung die schätzenswerte Arbeit Theodor v. Frimmels 
angesehen werden. 

Daß einzelne Mitglieder des fürstlichen Hauses schon 
während des Mittelalters im Besitze wertvoller Kunstschätze 
gewesen sind, darüber ist uns ein vom kulturgeschichtlichen 
Standpunkte aus hochinteressantes Dokument erhalten, welches 
sich auf den Kunstbesitz Georgs III. von Liechtenstein (1381 
bis 1390 Dompropst von St Stephan in Wien, 1390 — 1419 
Bischof von Trient) bezieht 1 ). Als dieser während seiner 
Kämpfe mit Herzog Friedrich von Tirol von demselben ge> 
fangen genommen wurde, nahm letzterer alles wertvolle Eigen" 
tum des Bischofs mit sich, das im Castel del buon Consiglio 
aufbewahrt war. Eine im Trientiner Archiv befindliche Per" 
gamenturkunde aus dem Jahre 141 zählt die wichtigsten dieser 
Gegenstände auf. Wir finden darunter kostbare kirchliche Ge" 
rate, reich gestickte Priestergewänder aus herrlichem Gewebe, 
Meßbücher, theologische Bücher in prächtigen Einbänden, mit 
Miniaturen geschmückt, Bücher des kanonischen und bürger" 
liehen Rechtes u. a., viele päpstliche Privilegien, dann das 

l ) Clemens Wenzeslaus, Graf und Herr zu Brandis, Tirol unter 
Friedrich von Österreich. Wien 1821, S. 325 ff. — Jakob v. Falke, Ge- 
schichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein. Wien 1868, I, S. 407* 



— 6 — 

Tafelgerät des Bischofs, bestehend aus silbernen Schüsseln, 
Tellern, Salzbechern, Waschbecken usw., teils vergoldet und mit 
Edelsteinen besetzt, Straußeneierpokale, eine silberne Uhr u. a. m. 
und endlich eine große Anzahl von Kleidern. 

Hartmann IL von Liechtenstein (geboren 1544, regiert 
1562 — 1585) soll der Tradition nach das erste Mitglied seines 
Hauses gewesen sein, das neben anderen Kunstschätzen auch 
Bilder sammelte. 1 ) Zahlreiche Bücher in der Liechtenstein*» 
sehen Bibliothek in Wien, in geschmackvollen, mit feinen 
Goldornamenten gezierten, weißen Pergamenteinbänden, wahr' 
scheinlich französischer Herkunft, mit den Buchstaben H. H. 
V. L. V. N. (Herr Hartmann von Liechtenstein und Nikols> 
bürg) und der Jahreszahl 1577 versehen, deuten auf seinen 
Kunstsinn hin. 2 ) 

Daß Karl L (geboren 1569, regiert 1595 — 1627), der Sohn 
Hartmanns, bereits eine ansehnliche Kunstsammlung besaß, 
worunter sich auch Bilder befanden, geht aus dem Briefwechsel 
desselben mit Kaiser Rudolf IL aus dem Jahre 1597 hervor. 3 ) 
Der Kaiser schreibt an Karl, er habe vernommen, „daß du mit 
fürtreffenlichen selzamen kunststucken und gemälden versehen 
sein sollest" und sende daher den Grafen Schlick an ihn, der 
ihn mit den Wünschen des Herrschers vertraut machen werde. 
Nach einem Berichte des Grafen an Rudolf und nachdem sich 
Karl bereit erklärt hatte, dem Bevollmächtigten des Kaisers 
sämtliche Gemälde und andere Sachen zu zeigen und demselben 
zu gestatten, nach seinem und des Malers Gutachten für den 
Kaiser auszuwählen, was ihm beliebt, tritt Schlick abermals 
eine Reise an Karls Hof (wahrscheinlich Aussee in Mähren) 
an, um sich der Aufträge seines Herrn zu entledigen. Leider 
erfahren wir nicht, welche Kunstwerke aus dem Besitz Karls 
in den des Kaisers übergegangen sind. Möglicherweise befinden 

') Die graphischen Künste. Wien 1888, XI, S. II. 

2 ) Wegweiser durch die Spezialausstellung von Bucheinbänden im 
k. k. Österreichischen Museum. Wien 1880. S. 9* — Falke, Geschichte des 
fürstlichen Hauses Liechtenstein. 1882, III, S. 279* 

3 ) Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten 
Kaiserhauses. Wien 1888, VII. II, S. XLIVf. Nr. 4621 und 4626—4628. 



— 7 — 

sich noch heute in den großen Kunstsammlungen, in welche 
die Kunstschätze Rudolfs zerstreut wurden, Werke, die ehe' 
mals im Liechtensteinschen Besitze gewesen sind» 

Im Jahre 1600 trat Karl als Geheimrat und Obersthof' 
meister in die persönlichen Dienste des Kaisers, in welchen 
er mit einer längeren Unterbrechung bis 1607 verblieb. Nun 
hatte derselbe Gelegenheit, mit den Künstlern, welche Rudolf 
durch Aufträge beschäftigte, * in näheren Verkehr zu treten. 
Uns interessieren in erster Linie die Beziehungen des Fürsten 
zu dem in Italien in der Schule Giovannis da Bologna gebil" 
deten Niederländer Adriaen de Vries, der seit 1600 als 
Kammerbildhauer in Diensten Rudolfs stand. In zwei 
Briefen (1607) wendet sich der Künstler mit der Bitte an 
den Fürsten, derselbe möge sich beim Herrscher dahin 
verwenden, daß ihm die noch ausständigen Geldsummen, 
die er für gelieferte Arbeiten zu fordern hatte, angewiesen 
würden 1 ). 

Auf Bestellung Karls führte Vries eine beinahe lebens" 
große Bronzestatue des Heilandes aus, die gegenwärtig im 
Rubens'Saal der Gemäldegalerie aufgestellt ist 2 ). Sie zeigt 
Christus mit zum Gebet gefalteten, erhobenen Händen, auf 
einem vierseitigen Sockel sitzend, und ist eine charakteristische 
Schöpfung des Meisters im Geiste seiner Zeit, sentimental in 
der Auffassung, aber voll zahlreicher Schönheiten im ein- 
zelnen. Auf der Sockelfläche liest man zur Rechten in großen 
erhabenen Buchstaben: 

EMPTI 

ESTIS 

PRETIO 

MAGNO, 

auf der Rückseite ferner: 



*) Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen. 1883, I, S. 143 f. 

2 ) Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen. 1883» I, S. 127. — 
Kunstchronik. Leipzig 1883, XVIII, Sp. 595* — Zeitschrift für bildende 
Kunst. Leipzig 1884, XIX, S. 226. — Konrad Buchwald, Adriaen de Vries. 
Leipzig 1899» S. 60 f. und 96 f. 



— 8 — 

CAROLVS 

A LIECHTEN 

STEIN.RUD.fi. 

IMP.CAES.P.E 

A VG . S ACRI . 

PALATI 

PRAEFECTVS 

DEDICÄVIT 

.AN.P.C.N. 

. MDCVII . 

Die Plinthe enthält auf der Rückseite in gravierter Schrift 
die Worte: 

ADRIANVS FRIES HAGENSIS FECIT 1607. 

Diese Bronze, seit 300 Jahren in Liechtensteinschem Bc 
sitz, ist also, soweit unsere Kenntnis reicht, der älteste Bestand" 
teil der Liechtensteinschen Kunstsammlungen. 

Die gleichfalls im Rubens'Saale untergebrachte Figur des 
an einen Pfahl gefesselten hl. Sebastian, eine hochgewachsene, 
kräftig gebaute, bis aufs Schamtuch ganz entblößte Jünglings*- 
gestalt, wurde der Überlieferung nach gleichfalls durch den 
Fürsten von dem genannten Künstler erworben. Der Heilige 
steht auf einer Plinthe, die einen Felsen, mit eigentümlich 
gestalteten Pflanzenbüscheln bedeckt, darstellt Der Kopf ist 
verhältnismäßig klein gebildet; die kraftstrotzenden Arme und 
Beine und die auffallige Hervorkehrung der Muskulatur des 
Brustkorbes zeigen deutlich, wie der Meister aus dem Formen/ 
schätze Michelangelos schöpft. Die Durcharbeitung der gold" 
tonigen Bronze ist äußerst sorgfältig, die Modellierung, namens 
lieh in der Haar' und Faltenbehandlung, weich und schmiegsam. 
Im Anhange sei hier auch mitgeteilt, daß Dr. Albert Hg den 
in der Galerie befindlichen „Raub einer Sabinerin" dem Vries 
zuschreibt (nach Buchwald allerdings mit Unrecht) ; die Gruppe 
des Farnesischen Stiers hält dieser Kunsthistoriker ebenfalls 
für ein Werk Adriaens oder seines Ateliers. 

Der kunstsinnige Fürst Karl Eusebius (geboren 161 1, 
regiert 1627 — 1684), der Sohn Karls I., wird häufig als eigene 



2. SANDRO BOTTICELLI: Madonna mit dem Kinde. 



— 9 — 

licher Gründer der Gemäldegalerie bezeichnet. Wie sehr ihm 
die bildende Kunst und besonders seine Bildersammlung am 
Herzen lagen, beweist die von ihm verfaßte Instruktion für 
seinen Sohn Hans Adam, die sich nebst vielen anderen Dingen 
auch ausführlich über die Kunst verbreitet 1 ). Der junge Fürst 
wird in dem Abschnitte, der von den Gemälden handelt, auf' 
gefordert, die „Quardaroba, in welcher alle Mobilia und Rari' 
täten sein, in einer gutten Ordnung und Stand zu erhalten", 
er möge besonders auf die Gemälde achten, die er wegen ihrer 
Kunst, Seltenheit und des hohen Wertes vor allem schätzen 
solle. Diese müssen vor Staub und Feuchtigkeit der Mauer 
geschützt werden, es sei am besten, sie im Winter von den 
Wänden wegzunehmen oder sie mit Leisten zu versehen, da" 
mit sie die Mauer nicht berühren können. Auch vor den 
Strahlen der Sonne, wie vor dem Rauch der Kamine und Öfen 
mögen sie behütet werden. Äußerst vorsichtig müsse man beim 
Überführen der Gemälde an einen anderen Ort zu Werke 
gehen, das Rollen der Leinwand sei ungemein schädlich, am 
besten sei, sie nach der gegebenen Anweisung in Kisten zu 
verpacken. In dem Abschnitte „Von Künstlern" 1 führt der Fürst 
an, daß er unter seine Bediensteten auch einen tylaler und 
einen Bildhauer aufgenommen habe, und rät seinem Sohne, 
auch in Hinkunft tüchtige Künstler in seine Dienste zu nehmen 
und gut zu besolden. Von großer Wichtigkeit sei es, einen 
guten Baumeister in Diensten zu haben; es wäre aber auch 
notwendig, daß sich sein Nachfolger selbst eingehend mit der 
Architektur beschäftige, um die Ausführung von Bauten leiten 
zu können. Das Studium der Baukunst legt der Fürst dem 
Prinzen nochmals in dem Kapitel „Von Erlernung der Archiv 
tektur und Musik" ans Herz. Im Abschnitte »Von Reisen" macht 
der Fürst auf die Sehenswürdigkeiten der einzelnen Länder 
aufmerksam. Viel Schönes in dieser Hinsicht biete Italien, 
dessen Gebäude (besonders zu Rom und Genua), Statuen und 
Gemälde eine eingehende Betrachtung verdienen. Die Fürsorge, 
welche der Fürst der Erhaltung seiner Bilder gewidmet hat, 

*) Falke, Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein. 1877* II, 
S. 395 ff* 



— 10 — 



ist in der Familie erblich geblieben ; es dürfte kaum eine zweite 
Galerie geben, in der so viele tadellos erhaltene und so wenige 
schlecht restaurierte Bilder zu finden sind wie in dieser» 

Welche Gemälde von Karl Eusebius erworben wurden, 
ist allerdings nicht mehr nachweisbar, Häckelberg (Fata Liechten' 
steiniana, 1725) spricht von einem „berühmten Hieronymus 
von Raffael", für den der Fürst Tausende gegeben habe« Falke 
vermutet, daß darunter möglicherweise der „Heilige Hierony 
mus" von Guido Reni (Nr. 2) gemeint sein könne 1 ). Eines 
der herrlichsten Werke der Galerie, die „Himmelfahrt Maria" 
von Rubens (Nr. 80), wird ebenfalls als eine Erwerbung des 
Fürsten angesehen. Die Haustradition besagt, daß das Bild für 
die Pfarrkirche von Feldsberg gemalt worden sei, welche vom 
Fürsten erbaut und 1671 eingeweiht wurde. Schon ältere, aller' 
dings nicht immer zuverlässige topographische Werke berichten 
in ähnlichem Sinne. Weiskern führt in seiner Topographie 
von Niederösterreich (1769) an, daß das Bild einst den Hoch/ 
altar der Feldsberger Pfarrkirche zierte, zur Zeit des Dreißig' 
jährigen Krieges (!) nach Wien gebracht und durch eine Kopie 
von dem Maler Fanti ersetzt wurde. Schweickhardt (1834) bc 
merkt, daß das erwähnte Gemälde 1756 unter dem Fürsten 
Josef Wenzel in die Wiener Sammlung überführt wurde, das 
in der Kirche oberhalb desselben angebrachte, die hl. Drei' 
faltigkeit darstellende Bild aber sei ein Original von Rubens. 
Wir wollen versuchen, wenigstens einen Teil dieser Behaup' 
tungen als möglich nachzuweisen. 

Einige Jahre nach dem Tode seines Vaters unternahm 
der neunzehnjährige Fürst in den Jahren 1630 — 1632 eine Reise, 
die ihn gewiß auch nach Frankreich, dessen Besuch auch da' 
mals für die reisenden Kavaliere unerläßlich war, führte. Auch 
sein Vater hatte dieses Land besucht, der Fürst selbst aber 
zeigte in seiner prächtigen Hofhaltung zu Feldsberg, daß er 
mit französischer Sitte wohlvertraut war, in der Instruktion 
an seinen Sohn empfiehlt er demselben dringend einen län* 
geren Aufenthalt in Paris. Daselbst wäre auch Karl Eusebius 
die Möglichkeit geboten gewesen, unter anderen Werken des 

l ) Falke, a. a. O. II, S. 303 f. 



— zz — 



großen Niederländers den Gemäldezyklus, welchen Rubens im 
Auftrage der Maria von Media für den Luxembourgpalast ge' 
malt und 1625 vollendet hatte, zu sehen. Vielleicht hat der 
kunstliebende Sohn eines kunstsinnigen Vaters auch in den 
Niederlanden Bekanntschaft mit den Werken des Meisters ge^ 
macht Als der Fürst in seine Heimat zurückgekehrt war, bc 
gann er an die Ausführung seines Lieblingsplanes, der Errich' 
tung der großartigen Pfarrkirche seiner Residenz, zu schreiten. 
Die Anregung dazu kann er von seinem kunstverständigen 
Oheim Maximilian, der anfanglich die Verwaltung seiner Güter 
leitete, empfangen haben. Maximilian hatte ja selbst durch 
die Erbauung des Schlosses zu Rabensburg, dessen Hauptsaal 
er mit Malereien aus seinem eigenen Kriegsleben schmücken 
ließ, und die Errichtung der stattlichen Wranauer Pfarrkirche 
mit der fürstlichen Gruft seinen Kunstsinn betätigt. Liegt es 
nun nach dem Gesagten nicht nahe, anzunehmen, daß für die 
Herstellung der beiden Bilder für den Hochaltar der mit riesigen 
Mitteln erbauten Kirche, zu welcher schon 1631 der Grundstein 
gelegt worden war, der große Niederländer in Aussicht ge* 
nommen wurde, der, nach der Malweise zu schließen, das Bild 
um 1635 gemalt hat? Zudem weisen auch die übrigen Altar' 
blätter des Gotteshauses in Stil und Farbengebung auf die 
viamische Schule in der zweiten Hälfte des Z7. Jahrhunderts 
hin. Auf einem derselben, das die Heilige Familie darstellt, ist 
noch die Signatur des Rubens^Schülers Frans de Neve (f 1681) 
zu erkennen, der in mehreren Kirchen Österreichs Altarbilder 
gemalt hat. Ein gewichtiger Grund für die Annahme, daß das 
Himmelfahrtsbild einst in Feldsberg war, scheint mir auch darin 
zu liegen, daß die Bogenzwickel des halbrund abgeschlossenen 
Originals in der Galerie leer gelassen und mit graubrauner 
Farbe überstrichen sind, während sie auf der Kopie von dem 
zarten, geschnitzten und vergoldeten Rankenwerk des Rahmens 
ausgefüllt werden, was sich leicht daraus erklären ließe, daß 
bei der Übertragung des Bildes nach Wien, die jedenfalls in 
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erfolgte, als Fürst Josef 
Wenzel eine Reihe von Bildern von seinen Besitzungen nach 
Wien bringen ließ, der ursprüngliche Rahmen an Ort und 



12 — 



Stelle belassen und das Original mit einem neuen Rahmen 
versehen wurde* Der Einwurf Bodes gegen die Überlieferung, 
daß, da das Bild ohnehin einen halbrunden Abschluß besitzt, 
dasselbe nicht noch einen lünettenartigen Abschluß durch das 
Dreifaltigkeitsbild haben kann, ist nicht berechtigt; denn das 
letzterwähnte Bild ist rechteckig und in ziemlicher Höhe über 
dem eigentlichen Altarbild angebracht. Eine genaue Unter' 
suchung des Dreifaltigkeitsbildes und eine Vergleichung der 
Maße der Kopie mit denen des Originals, das eine Höhe von 
5*04 m und eine Breite von 3*52 cm besitzt, wäre geeignet, unsere 
Ansicht zu erhärten ; die Säulenarchitektur des Altars ist näm** 
lieh derartig gebildet, daß sich kein größeres, schwerlich auch 
ein kleineres Bild in dieselbe hineingefugt hätte. Den angeregten 
Untersuchungen stellen sich jedoch infolge der bedeutenden 
Höhe der Kirche mannigfache Hindernisse entgegen. Wurden 
sie einmal ausgeführt werden und im Sinne unserer Ausfüh- 
rungen ausfallen, so wäre es wohl erwiesen, daß die Anschaffung 
der beiden Bilder auf Karl Eusebius zurückgeht, womit aller- 
dings noch nicht der Beweis erbracht wäre, daß dieselben auf 
Bestellung des Fürsten gemalt worden sind, da auch ein spä- 
terer Ankauf vorliegen könnte. An die Möglichkeit, daß an 
die Stelle eines anderen, älteren Altarblattes, das, nach den 
übrigen Gemälden zu schließen, jedenfalls auch ein bedeutendes 
Werk gewesen sein müßte, die Fantische Kopie getreten wäre, 
läßt sich wohl schwer denken. Nach Smith wäre das Bild für 
die Karthäuser-Kirche in Brüssel gemalt worden; in derselben 
befand sich nämlich nach einer Beschreibung aus dem Jahre 
1659 ein Bild der Himmelfahrt von Rubens. 

Als eine Erwerbung des Fürsten ist möglicherweise auch 
die große, in helles Silberlicht getauchte „Heilige Nacht" von 
Guido Reni (Nr. 40) anzusehen. Sie zierte einst die Kapelle 
des von Karl Eusebius erbauten Feldsberger Schlosses und 
wurde unter dem Fürsten Hans Adam durch eine Kopie von 
dem fürstlichen Galerieinspektor Menardi ersetzt 1 )» 

l ) Dr. Th. v. Frimmel, Beilage der „Blätter für Gemäldekunde". 
II, S. 22 und 28. (Diese Quelle wird fortan kurz unter „Frimmel" an* 
geführt.) 



— 13 — 

Fürst Johann Adam Andreas (geboren 1662, regiert 1684 
bis 17 12) bestimmte den von ihm erbauten Palast in der Bank" 
gasse zur Aufnahme von Kunstwerken und Gemälden, die 
indes nicht zu einer eigentlichen Galerie vereinigt wurden, 
sondern in erster Linie zum Schmucke der Wohnräume dienten. 
Ein Verzeichnis der Bilder, die der Fürst besaß, besteht nicht ; 
doch läßt sich wenigstens eine größere Anzahl von Gemälden 
feststellen, die von demselben erworben wurden. In erster Linie 
gehören hierher Werke jener Meister, welche Hans Adam mit 
der Ausschmückung des erwähnten Palastes, des Sommer/ 
palastes in der Roßau und des Schlosses zu Feldsberg beschaff 
tigte 1 ). Es sind dies besonders der Bologneser Historienmaler 
Marcantonio Franceschini, der Venezianer Antonio Bellucci, 
der Jesuitenpater Andrea dal Pozzo, der Mailänder Andrea 
Lanzani und Johann Franz Michael Rottmayr von Rosenbrunn. 
Schon im Jahre 1691 sandte Franceschini 2 ) an den Fürsten 
zwei Bilder, nämlich die Halbfiguren der Stärke und Weisheit 
(vielleicht alt Nr. 583 und 586) a ), ihnen folgten noch zahlreiche 
andere, die sämtlich mit hohen Summen bezahlt wurden. Von 
den 42 Gemälden des Malers, welche die älteren Kataloge an/ 
führen, befinden sich gegenwärtig außer den Deckengemälden 
des ersten Stockwerkes nur mehr vier Tafelgemälde mit Dar' 
Stellungen aus dem Leben der Diana in der Galerie selbst, 
und zwar an der Fensterwand des RubensoSaales, für welche 
sie wohl auch ursprünglich bestimmt waren (alt Nr. 100 — 103). 
Das Stiegenhaus enthält gleichfalls einige Werke von der Hand 
des Meisters: „Apollo und Diana" (alt Nr. 1), „Venus und 
Adonis" (alt Nr. 4), „Adonis auf der Jagd" (alt Nr. 6), „Die 
Geburt Apollos und Dianas" (alt Nr. 7) und „Eine Parze" 
(alt Nr. 44). Die übrigen Bilder, die seinerzeit den Eintrittssaal 
fast ganz füllten, befinden sich seit 1899 nicht mehr in der 
Galerie und haben einer herrlichen Sammlung von Werken 



1 ) Falke, a. a. O. II, S. 336 f. — Frimmel, S. 23 und 28. 

2 ) G. K. Nagler, Neues allgemeines Künstlerlexikon. München 1837, 
IV, S. 436 f. 

*) Die Bezeichnung „alt" bezieht sich auf die Nummern des Falke* 
jenen Kataloges aus dem Jahre 1873. 



— 14 — 

der Plastik und des Kunstgewerbes Platz gemacht Vermutlich 
hat auch der Fürst von den anderen für ihn beschäftigten Kunst* 
lern Tafelgemälde für seine Sammlung erworben; alle früher 
erwähnten Maler sind nämlich durch Werke in der Galerie — 
allerdings sind die meisten derselben jetzt nicht aufgestellt — 
▼ertreten, so Bellucci ') durch zwei Gegenstücke, Kindergruppen 
mit den Emblemen des Krieges und Friedens (alt Nr» 98 und 
104), und das Bild „Venus und Amor" (alt Nr« 319), Lanzani 
durch ein großes Gemälde, welches zwei heilige Einsiedler dar" 
stellt (alt Nr« 317), Pozzo 2 ) durch die sechs lebensgroßen Figuren 
von biblischen Personen und Heiligen, und zwar des Noah, des 
Hiob und der Heiligen Hieronymus, Sebastian, Gregorius und 
Augustinus (alt Nr. 198, 200, 346, 348, 643 und 645) und Rott" 
mayr durch die mythologischen Gemälde „Diana und Endy 
mion", „Venus und Adonis" und „Jupiter und Antiope" (alt 
Nr. 95 — 97). Aber auch andere Künstler traten mit dem Fürsten 
in Verbindung. Carlo Cignani malte für denselben ein Bacchanal 
(alt Nr. 27). Im Jahre 1709 kam der Porträtmaler Johann 
Kupetzky auf die Einladung des Fürsten nach Wien und er' 
hielt von ihm den Auftrag, sein Bildnis, ein Kniestück in 
Lebensgröße, zu malen. Der Künstler entledigte sich seines 
Auftrages in außerordentlich zufriedenstellender Weise, so 
daß auch Kaiser Josef L, dessen Gemahlin und andere hoch/ 
stehende Persönlichkeiten Kupetzky mit Bestellungen beehrten 9 ). 
1705 malte Georg Philipp Rugendas, der sich ebenfalls längere 
Zeit in Wien aufhielt, zwei größere Bilder für den Fürsten 
(möglicherweise die „Kriegsszene", Nr. 502, und den „Soldaten" 
zug," alt Nr. 913) 4 ). Offenbar sind auch die vier Stilleben von 
Dirck van Valckenborch (Nr. 763, 765, 782 und 784) von dem 

1 ) Nagler, 1835» h S. 366. — Dr. Julius Meyer, Allgemeines Künstler*» 
lexikon. Leipzig 1885, III, S. 433 f. 

2 ) Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereines zu Wien. Wien 
1886, XXIII, S. 232. 

3 ) Nagler, 1839, VII, S. 214 ff. — Alezander Nyiri, Der Porträt- 
maler Johann Kupetzky« Wien 1889, S. 43 f. und 53* 

4 ) Dr. Th. v. Frimmel, Kleine Galeriestudien. Dritte Folge. Ge* 
schichte dtr Wiener Gemäldesammlungen. Leipzig 1898/99, Bd. I,. 
i. Kap., S. 28. 



3. FRANCIABIGIO: Männliches Bildnis. 



— 15 — 

Künstler während seines Aufenthaltes in Wien von Hans 
Adam erworben worden ')♦ Falke vermutet auch, daß ein Teil 
der ansprechenden, dekorativ wirksamen Bilder Franz Werner 
Tamms (die Galerie zählt im ganzen 24 Gemälde von seiner 
Hand), der gleichfalls längere Zeit in Wien lebte, in diese Reihe 
gehören. Soweit die Bilder datiert sind, fällt die Entstehung 
folgender Werke Tamms in die Regierungszeit des Fürsten: 
Nr. 767, „Totes Geflügel", und Nr. 780, „Jagdbeute' 4 (beide 
aus dem Jahre 1706), ferner die Frucht' und Blumenstücke 
Nr. 1260, 1262, 153 und 157 (alte Nummern), die beiden ersten 
1707, die letzteren 1709 gemalt. 

In jedem Kunstfreund, der die Galerie besucht, wird der 
Zyklus mit den Darstellungen des Opfertodes des römischen 
Konsuls Decius Mus (Nr. 47—53 und 78), der vor uns in ge<* 
waltigen Zügen ein Stück Römerlebens entrollt, wie es ähnlich 
nur Shakespeare in seinen Dramen gelungen ist, einen un* 
verwischbaren Eindruck hinterlassen. Die großartigen Kom' 
Positionen wurden nach Skizzen des Rubens von dessen Schüler 
A. van Dyck unter Beihilfe und Nachbesserung des Meisters 
als Vorlagen für Tapisserien im Jahre 16 18 gemalt. 

Erst in jüngster Zeit wurde urkundlich festgestellt, daß 
Fürst Hans Adam zum mindesten sechs Gemälde des Zyklus 
angekauft hat. Dieselben sind identisch mit jenen Bildern, von 
denen eines 1661 im Besitz des Antwerpener Kaufmannes Jan 
Bapt. van Eyck war, während fünf andere Gemälde der Suite 
damals von dem Genannten, einem J. C. de Witte und dem 
bekannten Maler Gonzales Coques um 400 flandrische Pfunde 
oder 2400 Gulden angekauft wurden. Sämtliche Stücke kamen 
im großen Saale des Hauses des Junkers van Eyck auf der 
Lange Gasthuisstraat zur Aufstellung. Nach dem Tode des 
G. Coques (1684) blieben sie alleiniges Eigentum des van 
Eyck, nachem de Witte schon 1664 aus der Besitzgemeinschaft 
ausgetreten war. Als der Eigentümer starb, kamen die Ge^ 
mälde zur Versteigerung. Nach Frimmels Ansicht wären die 
im Nachlaßinventar (9. Juli 1692) verzeichneten Bilder folgende 

*) Nagler, 1849, XIX, S, 308 f. 



— 16 — 

gewesen: „Die Kundmachung des Traumes", „Die Opferschau", 
„Die Heimsendung der Liktoren", „Schlacht und Tod", „Das 
Leichenbegängnis" und „Die Trophäe". „Die Todesweihe" und 
„Die triumphierende Roma" fehlten 1 ). Das Verdienst, Licht in 
die Geschichte der Erwerbung gebracht zu haben, gebührt 
Dr. Viktor Fleischner, der als erster einen gelegentlich der 
Neuordnung des Liechtensteinschen Hausarchivs entdeckten 
Brief des Wiener Hof' und Kammerjuweliers und Kunsthändlers 
Markus Forchondt (f 1709) an den Fürsten publizierte 2 ). For* 
chondt tritt in den fürstlichen Rechnungen nicht nur mit 
Juwelenverkäufen auf, sondern lieferte dem Fürsten wiederholt 
Gemälde und auch Gobelins für das neuerbaute Majoratshaus. 
Ebenso stand ein Verwandter desselben, Justus Forchondt in 
Antwerpen, als Gemälde- und Juwelenverkäufer in Beziehungen 
zum Fürstenhause. Zwei Tage vor der Inventaraufnahme im 
Hause van Eycks richtet Markus Forchondt aus Antwerpen 
einen Brief an den Fürsten, in welchem er demselben Mitteilung 
darüber .macht, „das eyne Verlassensiaft vorhanden ist darinn 
viel rare Malerey von Antonius von Dyck die Historie von Desius 
soo in 5 oder 6 Stuck bestehet, solche baldt (in 3 oder 4 Wo' 
chen) vercauft wierdt werden". Sollte der Fürst geneigt sein, 
die Bilder, die an den Meistbietenden verkauft würden, zu 
erwerben, so wolle der Kunsthändler trachten, dieselben um 
einen billigen Preis zu erstehen. Die Malereien seien in Gobe^ 
lins vielfach nachgebildet worden, u. a. besitze der Kaiser 
(Leopold I.) ein Zimmer, das mit solchen geschmückt sei und 
welches die kaiserlichen „Tapitsierer" dem Fürsten zeigen 
könnten. Die großen Gemälde besäßen lebensgroße Figuren, 
seien jedoch nicht mit den Borten der Gobelins versehen. Das 
Schreiben Forchondts wurde am 25. Juli 1692 präsentiert, eine 
Antwort darauf wurde bisher im Archiv nicht nachgewiesen, 
wohl aber findet sich in der HofzahlamtS'Rechnung von Weih' 

1 ) Neue Freie Presse* 16« Februar 1903» S. 1 ff. — W. Bode, Rem* 
brandt und seine Zeitgenossen. Leipzig 1906, S. 272 f. — Frimmel. 

S. 31 ff« 

') Neue Freie Presse. 7* Oktober 1907* S. 1 ff. — Kunstchronik. 
N» F. 1908, XIX, Sp. 145 ff. 



— 17 — 

nachten 1695 bis St Joannis Baptistac 1696 die Eintragung: 
„H. Marco Forchand für 8 Stuckh Mahlerey von Antonio 
von Daykh zahlt lauth Quittung vnd zuruckh gestehen Reuers 
bezahlet . .. 11.000 fl." Aus dieser Notiz ist allerdings nicht 
zu ersehen, ob in den verkauften Gemälden die zwei fehlenden 
Bilder der Reihe enthalten sind, die ja der Verkäufer mög' 
licherweise selbst besessen oder anderwärts erworben haben 
konnte, oder ob zwei andere Werke van Dycks mit den sechs 
Bildern der Decius^Reihe an den Fürsten verkauft wurden. 
Durch den bis nun unbekannten Brief Forchondts und die 
wohl mit Recht darauf bezogene Zahlamtsnotiz ist nicht nur 
die Identität des Decius>Zyklus mit den Bildern aus dem Be^ 
sitze des van Eyck erwiesen, sondern auch festgestellt, daß 
wenigstens sechs Bilder dieser Folge vom Fürsten Johann 
Adam Andreas erworben wurden. Damit erscheinen auch jene 
unsicheren literarischen Angaben, auf welche man bis heute in 
dieser Hinsicht angewiesen war, richtiggestellt. Der Fantische 
Katalog (1767) führt schon die ganze Reihe von acht Bildern 
als Bestandteil der Galerie an. 

Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden auch die Haupt* 
bilder des Zyklus durch Wiener Stecher in großen Blättern 
vervielfältigt, die alle zu den besten Leistungen derselben ge* 
hören. Andreas Schmutzer (f 1739) unc * dessen Bruder Josef 
(f 1740) stachen „Die Kundmachung des Traumes", „Die 
Opferschau" und „Die Todesweihe" 1 ); Gustav Adolf Müller 
führte die Stiche „Die Heimsendung der Liktoren" (1759) und 
„Schlacht und Tod" (1762) nach Zeichnungen des Galerie** 
inspektors Domenico Mainardi aus 2 ); „Die Leichenfeier" und 

') Nagler, 1845, XV, S. 375 f. — M. Ch. Le Blanc, Manuel de 1'ama- 
teur d'estampes. Paris 1857, III, Nr. 13-15* — Wurzbach. Biographisches 
Lexikon. 1875. XXX, S. 344. — K. v. Lützow, Geschichte des deutschen 
Kupferstiches und Holzschnittes. Berlin 1891, S. 262. — MülleivSinger, 
Allgemeines Künstlerlexikon. Frankfurt a. M. 1901, IV, S. 214. — Das 
Todesjahr des Andreas Schmutzer wird auch mit 1740 und 1741 an* 
gegeben. 

2 ) Nagler, 1840, IX, S. 561 f. — Le Blanc, III, Nr. 6 und 7« — Würz* 
bach, 1868, XIX, S. 354 f. — Lfitzow, S< 262. — Müller-Singer, 1898, 
III, S. 263. 

2 



— 18 — 

„Die triumphierende Roma" wurden von Adam von Bartsch 
(1757 — 1821) in den Jahren 1794 und 1798 gestochen 1 ). Diese 
beiden Blätter, die zu den glücklichsten unter den ausgeführten 
Linienstichen dieses Meisters gehören, sind mit der Widmung 
an den Fürsten Alois L und der Adresse von Artaria und Co. 
versehen und tragen gleich allen übrigen Stichen der Folge 
das Liechtensteinsche Wappen. Das erstgenannte Blatt von 
Bartsch ragt auch durch seine Größe hervor (570 mm hoch 
und 888 mm breit). Nur selten sind die Kupferstichsammlungen 
im Besitze sämtlicher Blätter der Serie ; die ganze Folge nebst 
interessanten Probedrucken und Drucken vor aller Schrift be* 
findet sich auch u. a. in der Albertina in Wien. 

Fürst Hans Adam hatte in seinem Testamente die wert- 
vollsten jener Schätze der Kunst, die sich im Majoratshause, 
im Roßauer Palaste und auf den übrigen Schlössern befanden, 
seinem Neffen Emanuel vererbt. Diese Verfügung wurde von 
dem Nachfolger des Fürsten in der Regierung des Hauses, 
Anton Florian (geboren 1656, regiert 1712 — 1721), angefochten, 
allerdings ohne Erfolg. Erst dessen Sohne, dem Fürsten Josef 
Johann Adam (geboren 1690, regiert 1721 — 1732), gelang es, 
im Jahre 1722 durch einen Vergleich Bibliothek und Kunst" 
Sammlungen als Fideikommiß wieder der Primogenitur ein' 
zuverleiben 2 ). Als eine Erwerbung Anton Florians dürfen wir 
wohl das von Johann Georg von Hamilton 1702 gemalte Bild 
„Die kaiserliche Reitschule" (alt Nr. 759), eines seiner be«* 
kanntesten Bilder, ansehen; in der Mitte bemerkt man Karl VI., 
auf einem Schimmel reitend, im Vordergrunde aber steht der 
Fürst selbst an der Seite eines anderen Kavaliers. Das Bild 
muß kurz vor der Abreise Karls nach Spanien gemalt worden 
sein, wohin ihm Anton Florian als leitender Minister folgte 
(1702). 

Außerordentlich große Verdienste hat sich Fürst Josef 
Wenzel (geboren 1696, regiert 1748— 1772) um die Galerie 



1 ) Nagler, 1835» h S. 304* — Le Blanc, 1854, I> Nr. 308 und 309. — 
Wurzbach, 1856, I, S. 173. — Lützow, S. 296. 

2 ) Falke, a. a. O. II, S. 354 f., III, S. 71 f. 



— 19 — 

erworben 1 ). Viele Gemälde, denen die Galerie in erster Linie 
ihren Weltruhm verdankt, mögen durch ihn erworben worden 
sein, so die meisten Gemälde von Rubens und van Dyck, das 
herrliche Selbstporträt von Rembrandt mit Federbarett und 
goldgesticktem, violettgrauem Sammetmantel aus dem Jahre 
1635 (Nr. 84), das kleine Frauenbildnis von Lionardo da Vinci 
(Nr. 32) und die meisten Bilder der niederländischen Klein' 
meister (nach Bode). Der Fürst vereinigte ferner viele, auf 
verschiedenen Schlössern zerstreute Bilder mit der Wiener 
Sammlung und sorgte für die Abfassung eines für jene Zeit 
ausgezeichneten Kataloges derselben. 

Schon zu jener Zeit, als Josef Wenzel noch nicht Chef 
des Hauses war und über keine bedeutenden eigenen Mittel 
verfugte, benützte er jede Gelegenheit, hervorragende Kunstwerke 
zu erwerben. So malte Philipp Ferdinand von Hamilton in 
seinem Auftrage mehrere Bilder, welche noch heute der Galerie 
angehören. Es sind dies wahrscheinlich die Tierstücke, welche 
einen weißen Hund, einen Vorstehhund (1726), einen Hasen 
(1732) und lebendes Geflügel (1733) darstellen (alt Nr. 1157, 1172, 
1273 und 1272). Auch Franz Werner Tamm war für diesen 
Fürsten tätig. Auf seiner Rückreise von der Rheinarmee (1735) 
trat derselbe in Kassel mit dem Landgrafen Wilhelm von Hessen 
in Verbindung, der in der Folge auch bemüht war, den Wün" 
sehen des Fürsten nach Gemälden und anderen Kunstwerken 
(so ist z. B. von Huysum die Rede) nachzukommen. Die beste 
Gelegenheit, für die Vermehrung seiner Sammlung tätig zu 
sein, bot sich Josef Wenzel zur Zeit, als er kaiserlicher Bot' 
schafter in Paris war (1738 — 1741). Der 81jährige Hyacinthe 
Rigaud malte ihn daselbst in zwei Bildnissen (1740) im Ornate 
des Ordens vom goldenen Vliese, welche die vornehme, glän^ 
zende Erscheinung desselben mit dem ganzen Pompe seiner Zeit 
wiedergeben. Das kleinere der Bilder, welches den Fürsten in 
ganzer Figur darstellt, gehört zum Bestände der Galerie (Nr. 670), 
das andere, ein Kniestück, wird im Majoratshause aufbewahrt. 



*) Falke, a. a. O. III, S. in, 123 f., 168 und 224 f. — Frimmel, 
S. 23 f., 25 f. und 28. - Die graphischen Künste. 1888, S. II. 

2* 



20 



Vom Jahre 1907 an war dasselbe für längere Zeit auch in der 
Galerie ausgestellt. Das prunkvolle Bildnis, ein Charakteristik 
sches Werk jener Epoche, von blendender Farbenpracht und 
sorgfaltigster Ausführung, zeigt den Fürsten in blanker Rü" 
stung, umwallt von prächtigem Hermelinmantel, geschmückt 
mit dem Orden des goldenen Vlieses, den Feldherrnstab in 
der Rechten haltend. Ein reicher Barockrahmen umschließt 
das Porträt in wirkungsvoller Weise 1 ). Falke gibt auch an, 
daß der Fürst die vier reizenden Genrebildchen von Jean 
Battiste Chardin beim Maler selbst angekauft habe. Es sind 
dies „Das Frühstück" (Nr. 379), »Der Ausgang zur Schule" 
(Nr. 371, 1735 gemalt), „Eine Köchin" (Nr. 369, 1738) und 
„Die Heimkehr vom Markte" (Nr. 376, 1738). Der malerische 
Reiz, der in der Zartheit der Farbengebung und in der Fein' 
heit der Lichtwirkung liegt, rechtfertigt es, wenn man diese 
Werke zu dem besten zählt, was die französische Kunst jener 
Zeit geschaffen hat. Auch die Erwerbung der sieben großen 
Emailtafeln (42 cm hoch, 52*5 cm breit) von Pierre Courtois 
mit Szenen aus dem trojanischen Kriege fällt in die Zeit des 
Aufenthaltes Josef Wenzels in Frankreich 2 ). Aus dem Nach' 
lasse des Prinzen Eugen erwarb derselbe eine der schönsten 
antiken Bronzen, den betenden Knaben, eine griechische Sieger' 
statue aus der Schule Lysipps vom Ausgange des vierten Jahr' 
hunderts. Da der Fürst aber zu jener Zeit nur über Verhältnis' 
mäßig geringe Mittel verfügte und noch dazu damals für seine 
artilleristischen Studien größerer Summen bedurfte, sah er sich 
veranlaßt, die Figur, die für 500 Dukaten und einige kost' 
bare antike Gegenstände in seinen Besitz übergegangen war, 
im Jahre 1747 um 5000 preußische Taler an Friedrich den 
Großen zu verkaufen. Schon früher hatte Josef Wenzel dieselbe 
von Camerata in Kupfer stechen lassen; ehe sie von Wien 
wegkam, wurde von dem Werke noch ein Gipsabguß gemacht, 
welcher sich heute im Rubens'Saal der Galerie befindet. Die 
schlanke Bronzestatue von edelster Formenbildung aber bildet 



*) Th. v. Frimmel, Blätter für Gemäldekunde. Wien 1908, IV, S. 112. 
') Falke, a. a. O. III, S. 168. 



4. PARIS BORDONE: Männliches Bildnis. 



— 21 — 



gegenwärtig das berühmteste Stück unter den Einzelwerken 
der Berliner Antikensammlung *). 

Ein Jahr nach dem Verkaufe des kostbaren Werkes ge" 
langte der Fürst als Nachfolger Johann Nep. Karls (geboren 
1724, regiert 1732 — 1748) in den Besitz der Güter seines Hauses, 
dessen reiche Mittel ihm nun auch für seine kunstfreundlichen 
Bestrebungen zu Gebote standen« Erst von dieser Zeit an 
können die großen Erwerbungen für seine Galerie begonnen 
haben, von denen eingangs die Rede war. Leider fehlen auch 
hier über die Art der Ankäufe urkundliche Quellen und die 
literarischen sind nur in den seltensten Fällen sicher. Perger 
berichtet 2 ), daß der Fürst während seines Aufenthaltes in 
Italien im Jahre 1767 die entzückende „Lautenspielerin" von 
Michelangelo da Caravaggio (Nr. 31), durch die feine Farben- 
harmonie und charakteristische Wiedergabe des grellen Lichtes 
eines der eigenartigsten Werke des großen Naturalisten, um 
einen bedeutenden Preis erworben hätte. 

Die in der Galerie dem Adriaen Hanneman zugeschrie- 
benen, von Bode als Jugendwerke des Rubens erkannten Orgel- 
flügel mit Gruppen musizierender Engel (Nr. 136 und 139) 
wurden im Jahre 1770 von dem Fürsten erworben. (Bode.) 
Daran schließt sich eine große Zahl von Werken zeitgenössi- 
scher Künstler an, so die Nachahmungen von Basreliefs von 
Märten Joseph Geeraerts, Kinder und Amoretten darstellend, 
wie Nr. 530 (1752), Nr. 566 und 590, die Stilleben von W. 
Fr. v. Roye (in der Galerie unter Nr. 759 und 761 nach der 

1 ) Königliche Museen zu Berlin, Beschreibung der antiken Skulp~ 
turen. Berlin 1891, S. 2 ff. (Conze und Kekute.) Daselbst auch die außer* 
ordentlich reiche Literatur über die Statue. — Vergleiche ferner: A. Hg, 
Prinz Eugen von Savoyen als Kunstfreund. Wien 1889, S. 38 f. — Falke, 
a. a. O. III, S. 157 f. — Kunstchronik. N. F. 1897» VIII, Sp. 268, 1904, XV, 
Sp. 153« — Zeitschrift für bildende Kunst. N. F. 1905t XVI, S. 28. — Karl 
Woermann, Geschichte der Kunst. Leipzig 1900, 1, S. 365. — Westermanns 
Monatshefte. Braunschweig 1907, LI, S. 247 f. 

2 ) A. R. v. Perger, Die Kunstschätze Wiens. I, S. 20. — In tren> 
licher Weise berichtet Wolfgang Kailab in einem ausführlichen Aufsatz 
über Caravaggio über dieses Bild. (Jahrbuch der kunsthistorischen 
Sammlungen. 1907, XXVI, S. 280 f.) 



— 22 — 



allerdings nicht ganz deutlichen Signatur als Werke des J. Roy 
angeführt 1 ), das um einen hohen Preis erworbene Selbst- 
porträt Christian Seybolds (Nr. 130) aus dem Jahre 1761, viel' 
leicht auch das Bildnis seiner Tochter (Nr. 132) und vor allem 
die beiden prächtigen, durch den gegenwärtigen Fürsten der 
Galerie einverleibten Ansichten des Liechtensteinschen Palastes 
in der Roßau von Bernardo Beiotto (Canaletto), der in den 
Jahren 1758 — 1760 in Wien tätig war 2 ). Sie vereinigen alle 
Vorzüge des großen Meisters in sich, die vollendete Behenv 
schung der Perspektive, die unübertreffliche Wiedergabe der 
Wirkung des hellen Sonnenlichtes und der feinen Lufttöne, 
die wunderbare Klarheit der Farbe und die virtuose Behand- 
lung der Staffage. Die wenigen Figuren, die mit sicherer Hand 
hingesetzt sind, fügen sich vortrefflich in die Darstellung ein 
und steigern besonders in koloristischer Hinsicht die Gesamt" 
Wirkung der Bilder. Das eine der beiden Gemälde gibt eine 
Seitenansicht des Palastes, aufgenommen von der Terrasse der 
Nebengebäude; der Blick fällt ferner auf das Belvedere im 
Hintergrunde des Gartens und die Liechtenthaler Pfarrkirche, 
den Abschluß des Ganzen bilden die Höhen des Kahlen- und 
Leopoldsberges. Leichte Abendwolken röten den Horizont, 
während die kräftigen Massen des Gebäudes tiefe Schatten auf ihre 
nächste Umgebung werfen. Im zweiten Bild hat der Maler die 
Gartenseite des Palastes, vom Belvedere aus gesehen, dar- 
gestellt Links und rechts schließen sich an das Gebäude die 
hohen Häuser der Stadt, aus welchen zahlreiche Kirchtürme 
hervorragen, an. Besonders die schönen Anlagen des Gartens 
sind in diesem Bilde vortrefflich zur Geltung gebracht. Mehrere 
Künstler wurden vom Fürsten beauftragt, sein Porträt zu malen, 
so W. Roye, Fanti (in Kupfer gestochen von J. M. Schmutzer) 3 ), 
Euseb. Joh. Alphen (das 1769 gemalte Pastellbildnis findet sich 
1783 in Mechels Katalog der kaiserlichen Galerie im Belvedere 
verzeichnet), Sanchec d'Avila (1762), Rosalba Carriera, Josef 



') Frimmel, Blätter für Gemäldekunde. 1906, II, S. 198. 

2 ) Frimmel, Kleine Galeriestudien. N. F. Leipzig 1896, III, S. 31* 

3 ) Nagler, 1845, XV, S. 376 ff. 



— 23 — 

Hickel und Jean Etienne Liotard 1 ). Das Pastellgemälde des 
letzteren wurde von Domenico Cerasoli in Mosaik ausgeführt 
(alt Nr. 613) 2 ). 

Wir wenden uns nun den Männern zu, welche den Für' 
sten als Galerieinspektoren, beziehungsweise 'direkteren in 
der Verwaltung der Gemäldesammlung unterstützten. Als Nach' 
folger des Inspektors Menardi trat der Architekturmaler Ercole 
Gaetano Fanti nach dem Tode des Prinzen Eugen (f 1736), 
der ihn nach Wien berufen hatte, in die Dienste des fürstlichen 
Hauses 8 ). Nach dessen Ableben (1759) erhielt sein Sohn Vin* 
cenzio diese Stelle, welche er bis zu seinem Tode versah. 1767 
erschien der von demselben verfaßte, erste gedruckte Katalog 
der Galerie in italienischer Sprache 4 ). Der Titel lautet: 
Descrizzione completa di tutto ciö che ritrovasi nella Galleria 
di Pittura e scultura di sua altezza Giuseppe Wenceslao del 
S. R. I. Principe regnante della casa di Lichtenstein . . • data 
in luce da Vincenzio Fanti Pittore Viennese .... In Vienna 
nella Stamperia aulica die Giovanni Tommaso de Trattnern 
MDCCLXVII. Nach einer Einleitung folgt der Katalog der 
Gemälde (540 Nummern) mit Anführung der Künstlernamen, 
einer knappen Beschreibung der Bilder und Angabe der Maße. 
Zugleich werden die in den einzelnen Räumen aufgestellten 
Skulpturen und kunstgewerblichen Objekte (147 Nummern) 
katalogisiert. Im zweiten Teile werden Mitteilungen über den 
Lebenslauf der in der Galerie vertretenen Meister gemacht und 
die seinerzeitigen Quellen dafür angegeben. Namentlich die 
Bemerkungen über zeitgenössische Künstler sind vielfach von 
Bedeutung für die Kunstgeschichte. Die Anordnung der ein' 
zelnen Teile des Werkes ist übersichtlich, die Ausstattung des 
Quartbandes eine gediegene, Titel' und Schlußvignetten, alle' 
gorische Figuren und Embleme, sind vorzügliche Stiche J. 



Frimmel, S. 78 ff. 

2 ) Nagler, 1835* n, S. 471» 

3 ) Allgemeine Kunstchronik. Wien 1879, II, S. 63 und 78 f. — Nagler, 
1837* IV, S. 242. — Frimmel, S. 28. 

4 ) Nagler, 1837, IV, S. 242, — Zeitschrift für bildende Kunst. 1867, 
n, S. 48. — Frimmel, S. 25 f. und 78 ff. 



— 24 — 

Schmutzers nach Zeichnungen V. Fantis, Trotzdem verläßliche 
Angaben über die Herkunft der einzelnen Bilder fehlen, ist 
der Katalog eine unentbehrliche, leider noch nicht ganz aus^ 
geschöpfte Quelle für die Geschichte der Galerie. Eine von 
Fanti beabsichtigte Publikation der Galerie in Stichen kam 
nicht zustande. 

Neben den beiden Fanti werden zur Zeit des Fürsten 
Josef Wenzel der Tiermaler Josef Reinisch *) und der fürst' 
liehe Hofmaler Lukas Bauer 2 ) als Galeriedirektoren genannt. 

Auf den Stichen G. A. Müllers nach den Gemälden des 
DeciuS"Zyklus (1759 unc * 1762) wird Domenico Mainardi als 
Galerieinspektor angeführt. Derselbe war fürstlicher Hofmaler 
und in den Jahren 1732 — 1733 m ^ der Ausmalung der großen 
Säle in den Liechtensteinschen Schlössern Aussee und Neu' 
schloß bei Littau in Mähren beschäftigt 3 ). Ob derselbe iden^ 
tisch mit dem bereits genannten Menardi ist, wage ich vorläufig 
nicht zu entscheiden. Es fällt eben schwer, auf Grund literari' 
scher Angaben die Reihenfolge der Galerievorstände jener Zeit 
genau festzustellen. 

Nagler führt an, daß Johann Dallinger von Dalling der 
Ältere auf Empfehlung Fantis zu dessen Nachfolger als Inspektor 
der Galerie bestellt wurde 4 ). Im Auftrage des Fürsten Franz 
Josef I. (geboren 1726, regiert 1772 — 1781) verfaßte dieser einen 
neuen Katalog der Galerie, der von dem Abbate Lucchini ins 
Französische übersetzt wurde und im Jahre 1780 erschien 5 ). 

1 ) Mitteilungen des Mährischen Gewerbemuseums. Brunn 1906, 
XXIV, S. 167. 

2 ) Wurzbach, 1856, I, S. 185 f. — J. Meyer, Allgemeines Künstler* 
lezikon. 1885, III, S. 141. — Verein für Landeskunde von Niederösterreich, 
Topographie von Niederösterreich. Wien 1893, III, S. 71. 

3 ) August Prokop, Die Markgrafschaft Mähren in kunstgeschicht* 
licher Beziehung. Wien 1904» IV, S. 1295 und 1310. 

4 ) Nagler, 1836, III, S. 250. — Wurzbach, 1858, III, S. 132 f. — Die 
Ernennung erfolgte nach Nagler 1761. Es scheint aber ein Druckfehler 
vorzuliegen; da nach unserer Quelle Dallinger das Amt eines Galerie* 
inspektors durch 35 Jahre hindurch versah und 1806 starb, so müßte 
die Anstellung 1771 erfolgt sein. Fanti starb erst 1776. 

5 ) Zeitschrift für bildende Kunst. 1867, II, S. 49. — Frimmel, S. 26. 



— 25 — 

Er füfcrt den Titel: Description des tablcaux et des pi&ces de 
sculpture que renferme la gallerie de son altesse Francis 
Joseph chef et prince regnant de la maison de Liechtenstein etc. etc. 
Vienne, chez Jean Thom. nob. de Trattnern, imprimeur et 
libraire de la cour. Der Oktavband ist mit drei von J. E. Mans^ 
feld gestochenen Vignetten versehen, zwei derselben stellen 
Allegorien der bildenden Künste, die dritte das Liechtenstein** 
sehe Majoratshaus dar. Auf die Einleitung folgt das Veiv 
zeichnis der im Eingangssaal und den einzelnen Zimmern 
untergebrachten Decken" und Tafelgemälde (713 Nummern). 
Der Katalog enthält kurze Bilderbeschreibungen, bei den her' 
vorragenden Werken auch eine Würdigung der künstlerischen 
Qualitäten derselben, ferner Angaben über die Maße und den 
Stoff, auf welchem die Bilder gemalt sind. An den Katalog 
der Gemälde schließt sich ein Verzeichnis der auf die einzelnen 
Räume verteilten Werke der Plastik und des Kunstgewerbes 
an (13S Nummern). Ein Register, welches die Namen der in 
der Galerie vertretenen Künstler mit den beigefügten Nummern 
ihrer Werke enthält, bildet den Abschluß des Büchleins. Auch 
eine deutsche Ausgabe des Kataloges soll erschienen sein; 
leider ist uns dieselbe bis jetzt nicht bekannt geworden. In 
den 13 Jahren, die seit der Ausgabe des Fantischen Kataloges 
verflossen waren, hatte sich die Zahl der Bilder um 173 veiv 
mehrt. Fürst Franz Josef ließ zahlreiche Werke, die sich früher 
im Roßauer Palaste und im Schlosse zu Feldsberg befunden 
hatten, so Bilder von Franceschini, Snyders, Tamm und Rut* 
hart nach Wien ins Majoratshaus bringen, machte aber auch 
selbst Ankäufe wie z. B. „Venus mit dem schlafenden Amor" 
von Correggio (Nr. 33), nach Waagen ein treffliches Bild von 
Giulio Cesare Procaccini, „Petrus und Johannes heilen Kranke" 
(Nr. 183), dem Nicolas Poussin zugeschrieben, den pracht* 
vollen „Blumenstrauß in einer Vase" von Jan van Huysum 
(Nr. 543), usw. 1 ) Der Schwede Alexander Roslin malte 1778 
das Porträt des Fürsten (alt Nr. 707). 

] ) Frimmel, S. 25 und 28 f. — Nach dem von Frimmel im Aus«« 
zuge mitgeteilten Aufsatze im „Neuen Archiv für Geschichte, Staaten* 
künde, Literatur und Kunst" (1829) haben wir versucht, einige Neuer* 



— 26 — 

Nahezu 300 Gemälde wurden von dem Sohne des ge* 
nannten Fürsten, Alois I. Josef (geboren 1759, regiert 1781— 1805), 
erworben x ). 

Wir fuhren an: Eine Kopie des „Heiligen Sebastian" 
(Nr. 190) nach Tizians Bilde in der „Auferstehung Christi" 
in San Nazaro e Celso in Brescia, „Alexander und die Familie 
des Darius" von Paolo Veronese (ausgeführte Skizze zu dem 
großen Gemälde, alt Nr. 317), „Loth mit seinen Töchtern" 
von Guercino (alt Nr. 421), „Die Taufe Konstantins des Großen" 
von Pietro da Cortona (alt Nr. 424), eine Madonna von Carlo 
Dolci (vielleicht alt Nr. 41), die in blühender Farbenfrische 
prangende „Flucht nach Ägypten" von Nicolas Poussin (Nr. 186), 
das einzige echte Werk des Malers in der Galerie, „Das Leichen** 
begängnis Amors" von Eustache le Sueur (alt Nr. 402, früher 
N. Poussion genannt), „Johannes der Täufer" von Claude 
Melan (alt Nr. 366), „Der kreuztragende Christus" von Michiel 
van Cocxie (Nr. 140), „Christus und Magdalena im Garten" 
von Rubens und Jan Brueghel (vermutlich alt Nr. 704), eine 
Bacchantin von Rubens (wahrscheinlich alt Nr. 231) und „Der 
auferstandene Christus mit Magdalena und zwei Engeln am 
Grabe" von Frans Luycx (Nr. 79), ein besonders interessantes 
Werk dieses Künstlers. Wiewohl er in demselben in den 
Typen von Christus und Magdalena den Einfluß von Rubens 
und im grellen Aneinandersetzen von Licht und Schatten das 
Studium der Werke des Michelangelo da Caravaggio nicht 
verleugnet, so üben doch die originelle Komposition des Bildes, 
die treu nach der Natur gemalten Köpfe der beiden Engel, 
die zarte Behandlung der Formen und Züge der Magdalena, 
wie die sorgfältige Wiedergabe der Stoffe eine große AnziehungS' 



Werbungen des Fürsten und seines Nachfolgers mit den gegenwärtig der 
Galerie angehörenden Bildern zu identifizieren. Diese Bestimmungen 
können aber nur unter der Voraussetzung richtig sein, wenn in jenen 
Fällen, wo der Aufsatz nur die Künstlernamen nennt, auch wirklich nur 
ein Bild des betreffenden Künstlers in Liechtensteinschem Besitze ist, wie 
es der Katalog von 1873 anführt, und an diesen Bildern später keine 
Umtaufen vorgenommen wurden. 

1) Frimmel, S. 25 und 29. 



— 27 — 

kraft auf den Beschauer aus *). Erwähnung verdienen ferner 
„Die heiligen drei Könige" von Gerard Seghers (Nr. 81), 
„Petri Verleugnung" von Theodor Rombouts (Nr. 628), ein 
Bild, das sich am Anfange des 18. Jahrhunderts in derSamm' 
long Wrschowetz zu Prag befand, deren „Lista" den Wert 
des Bildes mit 800 Talern beziffert 2 ), der große „Reiterkampf" 
von Philips Wouwerman (Nr. 534) und die „Landschaft mit 
dem Urteil des Paris" von Claes Pietersz Berchem (Nr. 431). 
Kurz vor 1786 wurde wahrscheinlich ein Blumenstock von 
Johann Drechsler beim Künstler selbst angekauft (jedenfalls 
alt Nr. 1332). 

Während der Regierungszeit des Fürsten Alois entstanden 
auch einige Porträte von Mitgliedern des fürstlichen Hauses, 
die früher ebenfalls in der Galerie aufgestellt waren, so die 
zarten Bildnisse der Fürstin Charlotte von Liechtenstein, der 
Gemahlin des Fürsten, als Aurora (alt Nr. 467), und der Fürstin 
Marie EszterhazyLiechtenstein als Ariadne auf Naxos (alt 
Nr. 473), beide von M. L. Elisabeth Vigee^Lebrun im Jahre 1 793 
in Wien gemalt. Sie befinden sich derzeit im fürstlichen 
Majoratshause. Die Fürstin Marie, die Schwester des Fürsten, 
erscheint auch auf einem Brustbilde dargestellt, das Angelika 
Kauffmann 1795 in Rom geschaffen hat (alt Nr. 705). 

Fürst Alois erleichterte auch dem Publikum den Einlaß 
in die Galerie und erteilte jungen Künstlern die Erlaubnis, 
die Werke derselben zu kopieren. In freigebigster Weise unter' 
stützte er den genialen Schabkünstler Johann Peter Pichler, 
welcher eine Anzahl hervorragender Gemälde der Sammlung 
in vorzüglicher Weise reproduzierte, wie Rembrandts Selbst' 
porträt aus dem Jahre 1635, die Söhne des Rubens und die 
„Grablegung Christi" nach Michelangelo da Caravaggio von 
Rubens, „Die Anbetung der Hirten" von Guido Reni, das 



') In eingehender Weise beschäftigt sich Ernst Ebenstein mit dem 
Bilde im „Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen". 1907» XXVI, 
S. 203 ff. Tafel XL 

2 ) Mitteilungen der k. k. Zentralkommission zur Erforschung und 
Erhaltung der Kunst' und historischen Denkmale. N. F. Wien 1892, 
XVIII, S. 25. — Frimmel, Kleine Galeriestudien. Bamberg 1892, II» S. 306. 



— 28 — 

Bacchanal von Carlo Cignani, „Diana und Aktäon" und „Die 
Geburt des Adonis" von Franceschini usw. *) Im Jahre 1805, 
dem Todesjahre des Fürsten, verfaßte Johann Dallinger der 
Altere ein Inventar der Galerie, welches den Titel führt: Cata^ 
logus oder Verzeichnüß gegenwärtigen Standes der hochfürstl. 
Bilder Gallerie im fürstl. Hanss Adamischen Hausse, von 
anno 1805 am Ende der Tage Weyl. Sr. Durch!« Fürsten 
Alloys von Liechtenstein — und unter dem Gallerieinspekteur 
Johann Dallinger« — Dieses handschriftliche Verzeichnis, das 
auch viele nachträgliche Eintragungen enthält, hat besonders 
dadurch einen großen Wert, daß bei manchen Bildern deren 
Herkunft genannt wird 2 ). 

Fürst Johann L Josef (geboren 1760, regiert 1805 — 1836) 
verfügte im Jahre 1806 die Übertragung der Galerie aus dem 
Majoratshause, das damals vermietet wurde, in den Garten" 
palast und das Belvedere in der Roßau, wodurch für die Unter" 
bringung der Bilder mehr Raum gewonnen wurde* Dorthin 
wurden auch zahlreiche Gemälde aus dem Palaste in der 
Herrengasse, aus Feldsberg, Loosdorf und dem Depot des 
Sommerpalastes gebracht Für die Vermehrung der Galerie 
scheute der Fürst keine Opfer (von 1805— 1829 sollen für 
den Ankauf von Bildern 300.000 Gulden ausgegeben worden 
sein). Dadurch wuchs die Sammlung um mehr als ein Drittel 
an und zählte im Jahre 1833 1648 Nummern 3 ). Der Vorwurf, 
daß der Fürst bei den Neuanschaffungen nicht immer in glück" 
licher Weise verfuhr, ist nicht ganz berechtigt. Daß bei der 
großen Zahl derselben — man spricht von 800 — nicht lauter 
Werke ersten Ranges erworben wurden, hängt wohl in erster 
Linie mit dem damaligen Stande der Kunstkritik zusammen, 
auch hat sich der Geschmack seit jener Zeit sehr geändert. 
Werke, die am Anfange des 19. Jahrhunderts als Schöpfungen 
großer Künstler galten und um verhältnismäßig hohe Summen 
angekauft wurden, würden auf dem heutigen Kunstmarkte um 
einige hundert Kronen zu haben sein; Gemälde anderer Meister 

Naglcr, 1841, XI, S. 276 ff. — Wurzbach, 1870, XXII, S. 237 ff. 

2 ) Frimmel, S. 27. 

') Falke, a. a. O. III, S. 332. — Frimmel, S. 27 ff. 



— 29 — 

dagegen, deren Erwerbung damals mit geringen Kosten ver- 
bunden war, wir erinnern nur an das Heythuysen-Bildnis von 
F. Hals, würden gegenwärtig mit Unsummen bezahlt werden. 
Der Umstand, daß der Fürst am Rahmen der durch ihn der 
Galerie einverleibten Bilder sein Monogramm (JL) anbringen 
ließ, erleichtert die Bestimmung der von ihm erworbenen 
Werke. Das Monogramm wurde entweder eingeritzt oder mit 
schwarzer Farbe auf die untere Rahmenleiste geschrieben; 
in letzterem Falle ist es oft nicht mehr deutlich zu er- 
kennen, hie und da wird es auch durch die Nummerntäfel- 
chen verdeckt, manche Bilder hängen auch so hoch, daß die 
Lesung unmöglich gemacht wird. Die meisten der erwähnten 
Bilder erhielten damals auch einen neuen, zierlichen Empire" 
Rahmen, der dieselben in vielen Fällen als Erwerbungen des 
Fürsten kennzeichnet. Der Aufsatz im „Neuen Archiv für 
Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst" (1829), der für 
die Erwerbung durch Franz Josef und Alois I. Josef manche 
Anhaltspunkte bietet, führt mit Ausnahme des Bildes von 
Hals nur die Namen von Meistern an, von denen Werke durch 
Johann I. in die Galerie gelangten. Im folgenden soll daher 
kurz auf Grund der Rahmeninschriften eine Reihe von Ge- 
mälden erwähnt werden, die unsere Behauptung, daß viele 
Erwerbungen dieses Fürsten zu den besten Werken der Ga- 
lerie zählen, gewiß rechtfertigen wird. Wir nennen: Das inter' 
essante Doppelbildnis eines Vaters und seines Sohnes von 
Domenico Tintoretto (Nr. 230), rechts unten bezeichnet: 
XÖ . -ffiTS . XXXIII . D co . T TT °., das fein gezeichnete männ- 
liche Bildnis von Jan Joos van Cleve, dem Meister des Marien- 
todes, in der Galerie vermutungsweise dem Holbein zuge- 
schrieben (Nr. 717), „Maria mit dem Kinde" von Hans Memling 
(Nr. 733), eines der besten Bilder aus der mittleren Zeit des 
Künstlers, außerordentlich kräftig in der Farbengebung, von 
zarter Keuschheit in der Figur der Madonna und großem Lieb- 
reiz in der Gestalt des Kindes '), das in seiner kühlen Farben- 



') Zeitschrift für bildende Kunst. N. F. 1903, XIV, S. 136. — Reper* 
torium für Kunstwissenschaft. 1903, XXVI, S. 82. 



— 30 — 

harmonie ungemein feine weibliche Bildnis vom Meister der 
weiblichen Halbfiguren (Nr« 713), den Wickhoff mit Jean 
Clouet identifiziert hat 1 ), „Der alte Pferdemarkt in Brüssel" 
von Adam Frans van der Meulen (Nr* 348), mit reicher 
Staffage, sorgfältig in der Detailbehandlung und lebhaft in 
der Farbenwirkung, das „Schäferstück" von David Teniers 
(Nr« 259), eine treue Kopie nach Jacopo Bassano, das treffliche, 
farbenprächtige Stilleben von Frans Snyders (Nr. 836), „Totes 
Geflügel", ein in warmer, satter Farbenharmonie prangendes 
Stilleben von erstaunlicher Leistungsfähigkeit von Jan Fyt 
(Nr. 779), „Lebendes Geflügel" (Nr. 823) und dramatisch be** 
wegte Jagdszenen von demselben Meister (Nr. 755, 757 und 815). 
Die wertvollste Erwerbung des Fürsten ist wohl das 
Bildnis des Willem van Heythuysen von Frans Hals (Nr. 75), 
eines der besten Porträte, die jemals gemalt wurden, durch' 
drungen von dem stolzen Selbstbewußtsein des holländischen 
Bürgertums jener Zeit, malerisch von höchster Vollendung. 
Das Bild wurde im Jahre 1800 aus dem Besitz der Witwe 
Oosten de Bruyn zu Haarlem um 51 holländische Gulden (!) 
versteigert 2 ); es führte damals schon die jetzige Benennung, 
wurde jedoch lange Zeit hindurch in der Galerie, in welche 
es 1829 oder kurz vorher gelangte, als Werk des Bartholomäus 
van der Helst angesehen, bis es Waagen als eines der schönsten 
Werke des Hals bezeichnete. Lützow zweifelt übrigens, daß 
der Dargestellte W. v. Heythuysen sei, mit dessen authentischen 
Bildnissen das Porträt nicht übereinstimme 3 ). Vom Einflüsse 
Rembrandts zeugen der gemütvolle „Abschied" von Ferdinand 
Bol (Nr. 592) und die einen eigenartigen Reiz ausströmende 
„Königliche Mahlzeit" von Gerbrand van den Eeckhout (Nr. 645). 
Auch die Maler des holländischen Sittenbildes sind durch einige 
gute Werke vertreten, so Joost Cornelisz Droochsloot durch 
die „Bauernbelustigung in einer Dorfstraße" (Nr. 587), eines 
der wenigen bekannten Gemälde des Malers, Jan M. Molenaer 
durch eine tieftonige „Bauernstube" (Nr. 342) und eine treffe 

*) Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen. 1901, XXII I, S. 221 ff. 

2 ) Frimmel, S. 30 f. 

3 ) Zeitschrift für bildende Kunst. 1876, XI, S. 218 f. 



— 31 — 

liehe „Bauernbelustigung" (Nr* 585) aus der späteren Zeit des 
Künstlers, in der Galerie als Pieter Quast bezeichnet, Anthony 
Palamedesz durch die „Wachstube" (Nr* 512) und Pieter Codde 
durch die tüchtigen Werke „Das Konzert" (Nr« 669) und „Die 
Plünderung" (Nr. 679). Unter den holländischen Landschaften 
ist zunächst die poetisch aufgefaßte, prachtvoll gemalte Wald- 
landschaft des seltenen Gillis van Conincxloo (Nr. 753) aus 
dem Jahre 1604, ausgezeichnet durch den breiten, flüssigen 
Stil, den der Maler in seinen letzten Lebensjahren zeigt, anzi*" 
führen *). Ferner nennen wir die frühe Landschaft von Jan 
Both (Nr. 809), das von duftiger Stimmung erfüllte „Kleine 
Flußtal bei Abendlicht" von Adam Pynacker (Nr. 468), die 
ansprechend komponierte, in warmen Tönen gehaltene und 
fein gezeichnete Landschaft von Jan Hackaert (Nr. 653) und 
die außerordentlich schöne Winterlandschaft von Claes Molenaer 
(Nr. 611). Die in der Galerie als Rembrandt bezeichnete „Stille 
See" (Nr. 696), eine Meerlandschaft mit weitem Horizont und 
fahrenden Fischerbooten, wurde von Bode zuerst dem Julius 
Porcellis, dann dem Simon de Vlieger zugeschrieben. In 
warmen Worten tritt F. Servaes für Rembrandt ein 2 ), indem 
er die Geringfügigkeit der Mittel, mit welcher die wunderbare 
Wirkung erzielt wird, und den Reiz des Unsagbaren, den nur 
die Werke großer Meister ausstrahlen, als charakteristisch für 
den Maler hervorhebt. Er nennt das Werk ein Whistler'Bild 
vor Whistler. Von Vlieger rühren das außerordentlich feine 
Seestück (Nr. 816) und eine große, üppige „Waldige Land' 
schaft" (Nr. 414) her. Der „Sees türm an einer felsigen Küste" 
von Adam Willaerts (Nr. 828, in der Galerie als Abraham 
W. bezeichnet) 3 ) und die effektvolle „Bewegte See mit Schiffen" 



1 ) Kunstchronik. N. F. 1892, III, Sp. 585 ff. 

2 ) Velhagen und Klasings Monatshefte. 1907» XXI, S. 335* 

3 ) Woermann und Scheibler schreiben das Bild nach der Datierung 
(1633) dem Adam Willaerts zu, andere lesen 1653 und geben es seinem 
Sohne Abraham. Da aber ersterer bis 1664 lebte und letzterer von 1624 
bis 1669 tätig war, läßt sich aus der Jahreszahl allein kein Schluß auf 
den Urheber des Werkes ziehen; auch in stilistischer Hinsicht sind die 
Werke der beiden Maler noch nicht einwandfrei gesondert. 



— 32 — 

von Jan Dubbels (Nr. 822) repräsentieren die niederländische 
Marinemalerei in trefflicher Weise. Daran reihen sich eine 
Anzahl herrlicher Stilleben, wie die in der Galerie als Willem 
Claesz Heda bezeichneten Frühstückbilder (Nr. 807 und 808), 
letzteres ein Werk des Jan Davidsz de Heem (nach Bode), 
die „Toten Reiher" von Willem van Aelst (Nr. 813), die treffii' 
chen Blumenstücke von Rachel Ruysch (Nr. 598 und 602) und 
Jan van Huysum (Nr. 540). Letzteres dürfte wahrscheinlich 
das aus der Wiener Galerie Sickingen stammende Bild sein, 
das im Jahre 1819 durch Baron Parish von Senftenberg als 
Tausch gegen die Halbfigur der Lady Spencer von Joshua 
Reynolds in die Galerie gelangte *). Schließlich sei noch das 
in der Galerie dem Charles Lebrun zugeschriebene, stattliche 
Feldherrnporträt von H. Rigaud (Nr. 127) erwähnt, das wahr" 
scheinlich James Fitzjames, Herzog von Berwick, den berühmten 
Sohn Jakobs II. Stuart, darstellt 2 ). Den Fürsten Johann I. hat 
Johann B. Lampi & J. in einem guten Brustbild (Nr. 465) 
aus dem Jahre 1806 wiedergegeben. 

Eine Erwerbung des Fürsten Alois II. Josef (geboren 1796, 
regiert 1836— 1858) ist das von Friedrich von Amerling 1843 in 
Rom gemalte Porträt des Bildhauers Bertel Thorvaldsen (Nr. 353), 
welches 1845 um 200 Dukaten von dem Künstler angekauft 
wurde 3 ). 

Im Anschluß an Dr. Th. v. Frimmel, der sich um die 
Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen so große Ver- 
dienste erworben hat, seien hier noch einige Notizen mitgeteilt, 
die sich auf einzelne Gemälde der Galerie beziehen, die ehemals 
anderen Wiener Sammlungen angehörten und von welchen 
die Zeit ihrer Einreihung in die Liechtenstein-Galerie nicht be- 
kannt ist. So war das frische und kräftige „Paradies" (Nr. 754), 
ein signiertes Bild des äußerst seltenen vlämischen Landschafts- 
malers Isaak van Osten, längere Zeit hindurch im Besitze des 



») Frimmel, S. 27. 

2 ) J. v. Falke, Lebenserinnerungen. Leipzig 1897, S. 320. 

3 ) L. A. Frankl, Friedrich v. Amerling. Wien 1889, S. 64. — 
Frimmel, Blätter für Gemäldekunde. 1905, I, S. 147 f. 



6. BARTHOLOMÄUS ZEITBLOM: St. Nikolaus. 



— 33 — 

Abbate Lucchini 1 ). Das schöne Bild „Achill unter den Töchtern 
des Lykomedes" von Erasmus Quellinus (Nr* 580) aus dem 
Jahre 1643 i*t jedenfalls identisch mit einem Bilde, das im 
Verzeichnis der Gemäldegalerie des Erzherzogs Leopold Wil* 
heim (1659) vorkommt, etwa 70 Jahre später in der Stallburg 
nachweisbar ist und im Laufe des 19. Jahrhunderts in unserer 
Galerie erscheint 2 ). Das „Karthäuserbegräbnis" von Alessandro 
Alessandrini (alt Nr. 318) wurde 1812 als Bestandteil der 
Galerie des Hofrates Melchior von Birkenstock versteigert 3 ). 
Heinrich Friedrich Fügers „Orpheus und Eurydike" (alt 
Nr. 1341) befand sich früher in der Galerie des Grafen Moriz 
Fries (f 1826) «)• 

In der Verwaltung der Galerie standen dem Fürsten 
Johann I. der Maler Josef Anton Bauer, der von Alois I. als 
Nachfolger des in Pension gesetzten Galeriedirektors Lukas 
Bauer dessen Stelle erhielt Ä ), und Johann Dallinger von Dalling 
der Jüngere 6 ) zur Seite. Letzterer wurde 1803 zum Adjunkten, 
1820 zum Inspektor und 1831 nach dem Ableben Bauers zum 
Direktor der Galerie ernannt. Fürst Alois IL Josef berief im 
Jahre 1858 den Konservator am Germanischen Museum zu 
Nürnberg, Jakob Falke, den der Fürst als Erzieher der Kinder 
seiner Schwägerin, der Gräfin Marie zu Solms'Braunfels'Kinsky, 
kennen gelernt hatte, als Bibliothekar und Beirat in Dingen 
der Kunst und des Altertums in seine Dienste 7 ). Derselbe 
wurde später auch der Nachfolger D allingers (f 1869) in der 
Leitung der Galerie, die er bis zum Jahre 1894 innehatte. Ihm 
folgte August Schaeffer, Direktor der kaiserlichen Gemälde" 
galerie, als Galeriedirektor. 

1 ) Frimmel, Kleine Galeriestudien. N. F. Leipzig 1897» V. 

2 ) Frimmel, Kleine Galeriestudien. III. F. Bd. I, I. Kap., S. 153. — 
Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen. 1903, XXIV, S. 42. 

3 ) Repertorium für Kunstwissenschaft. 1890, XIII, S. 139* 

4 ) Berichte und Hitteilungen des Altertums-Vereines. 1890, XXVI, 

S. 94* 

*) Wurzbach, 1856, 1, S. 185. — Meyer, Allgemeines Künstlerlexikon. 
1885, III, S. 141. — Topographie von Niederösterreich. 1893» III» S. 42. 

6 ) Nagler, 1836, III, S. 250. — Wurzbach, 1858, III, S. 133 f. 

7 ) Falke, Lebenserinnerungen. S. 166 ff. und 358. 

3 



— 34 — 

Mit einem gewissen Bangen trete ich an die Aufgabe 
heran, die unermüdliche Tätigkeit zu schildern, welche der 
gegenwärtige Fürst, Johann II* (geboren 5. Oktober 1840, regiert 
seit 12« November 1858), für die in ihrer Art einzige Sammlung 
entfaltete. Nur ein mit großem Kunstwissen ausgerüsteter und 
von der Liebe zur bildenden Kunst begeisterter Mäzen, wie es 
Seine Durchlaucht ist, war imstande, die Galerie zu dem zu 
machen, was sie heute ist, zu einer der reichhaltigsten Privat- 
Sammlungen der Welt, zu einer der großartigsten Kunst- 
sammlungen überhaupt Jeder Kunstfreund, der mit Genuß 
die in einer Galerie vorhandenen Gemälde betrachten will, 
wird dem Fürsten großen Dank dafür wissen, daß derselbe sich 
entschlossen hat, eine Reihe unbedeutender und unechter Stücke, 
Kopien und nicht immer hervorragender Bilder der Wiener 
Schule aus der ersten Hälfte des 19« Jahrhunderts zeitweilig 
aus der Galerie auszuschließen, wodurch die übrigen Werke in 
größerem Maße zur Geltung gebracht werden konnten und 
Raum für die zahlreichen Neuerwerbungen gewonnen wurde. 
Während der von Falke verfaßte Katalog des Jahres 1873 noch 
145 1 Bilder anführt, enthält das im Jahre 1885 ausgegebene 
Verzeichnis nur mehr 839 Gemälde, wozu allerdings noch an 
100 kostbare Werke zu rechnen sind, die vom Fürsten er" 
worben wurden und, als noch nicht dauernd der Galerie, die 
Fideikommiß ist, einverleibt, in dasselbe vorderhand keine 
Aufnahme fanden. Die Neuaufstellung der Sammlung wurde 
nach Angabe und unter der zielbewußten Leitung des Fürsten 
in einer Weise vorgenommen, die den kunstwissenschaftlichen 
Anforderungen, aber auch den ästhetischen Prinzipien im 
vollsten Maße Rechnung trägt Mühelos kann nun der Be^ 
schauer die Meisterwerke der Galerie studieren; er wird sich 
auch nie darüber beklagen können, daß gute Bilder von klei* 
nerem Formate zu hoch oder an schlecht beleuchteten Wänden 
hängen« Wenn man bedenkt, daß der Palast ja als Wohn^ 
gebäude gedacht ist und aus einer Zeit stammt, wo man 
Museumsbauten in unserem Sinne überhaupt nicht kannte, 
muß man staunen, in welch zufriedenstellender Weise alle 
Schwierigkeiten, soweit es möglich war, überwunden wurden, 



— 35 — 

um dem Kunstfreunde den Besuch der herrlichen, allgemein 
zugänglichen Galerie zu einem reinen, ungetrübten Genüsse zu 
gestalten. Die Fürsorge, welche der Fürst seiner Galerie widmete, 
erstreckte sich nicht allein auf die Neuordnung der Sammlungen 
und die Erwerbung zahlreicher Gemälde und Werke der Plastik 
und dtz Kunstgewerbes, sondern dieser war auch bemüht, die 
Sammlung der Kunstwissenschaft und der Kenntnis des kunst' 
sinnigen Laien zu erschließen. In dieser Hinsicht verdient die 
Ermöglichung der großartigen Publikation von Bode, die Vttv 
vielfiltigung der Heisterwerke der Galerie durch Stich, Ra^ 
dierung und Photographie, wie die Überlassung einzelner in' 
teressanter Gemälde an Kunstausstellungen die größte Aner' 
kennung* 

Neuerwerbungen des Fürsten in ihrer Gänze zu 
i, fallt nicht leicht, da sie bis jetzt in kein gedrucktes 
Verzeichnis aufgenommen wurden und viele von ihnen nur 
zeitweilig in der Galerie zur Besichtigung aufgestellt sind, um 
dann wieder als Schmuck der fürstlichen Schlösser verwendet 
zu werden oder auch als hochherzige Schenkungen des Fürsten 
an öffentliche Sammlungen zu gelangen* Als Quelle für die 
Neuanschaffungen kann uns in erster Linie Bodes Galeriewerk 
dienen, manche, allerdings meist nur allgemein gehaltene An' 
gaben über dieselben haben Eitelberger *) und Weckbecker 2 ) 
gemacht, einiges Brauchbare findet sich auch in Zeitschriften 
und Auktionskatalogen« Die beste Quelle darüber, die reichen 
Erfahrungen des Fürsten selbst, mußte uns naturgemäß bei 
vorliegender Arbeit versagt bleiben. Am besten werden wir 
verhältnismäßig noch zum Ziele gelangen, wenn wir den 
gegenwärtigen Stand der Galerie mit dem Bestände des Jahres 
1873» wie er aus dem Falkeschen Kataloge hervorgeht, in 
Vergleich ziehen. Die von Seiner Durchlaucht erworbenen 
Werke sind zumeist noch nicht mit Nummern versehen, wo 
bei man allerdings auch berücksichtigen muß, daß einzelne Ge> 
mälde des alten Bestandes, die seinerzeit zur Ausscheidung 

') Repertorium für Kunstwissenschaft 1884» VII, S. 188 ff. 
3 ) Weckbecker, Handbuch der Kunstpflege in Österreich. 1902, 
S. 2X3 ff« 

3* 



- 36 — 

bestimmt wurden, aber vorläufig noch in der Galerie unter" 
gebracht sind, ebenfalls keine Numerierung besitzen« Dieselben 
mögen in manchen Fällen umgetauft worden sein, weshalb 
ein Auffinden in den älteren Katalogen nicht immer leicht 
ist ; daher wäre es auch denkbar, daß von uns ausnahmsweise 
ein Bild aus dem früheren Bestände als Neuerwerbung ange- 
sehen wird. 

Mit großem Erfolge hat der Fürst die Lucken der älteren 
italienischen Schule ausgefüllt Malerische Werke aus dem 
Trecento sind so spärlich in den Wiener Sammlungen ver- 
treten, daß wir es als ein ganz besonderes Glück betrachten 
müssen, daß der Fürst einer vor längerer Zeit in Italien er- 
worbenen Tafel, welche dem Giotto di Bondone, dem bahn- 
brechenden Genius der Kunst seines Jahrhunderts, zugeschrieben 
wird, einen Platz in seiner Galerie angewiesen hat ')• Wiewohl 
der große Meister und seine Schule ihre volle Kraft nur im 
Fresko offenbaren und ihre Tafelbilder kaum einen Begriff 
von ihrer Eigenart geben, so sind diese doch für die Beurtei- 
lung ihres technischen Könnens von der größten Bedeutung. 
Die in der Galerie seit 1907 befindliche kleine Tafel ist wohl 
als Teil eines jener größeren Altarwerke anzusprechen, mit 
denen in jener Zeit so manche Kirche geschmückt wurde, die 
aber nur selten beisammen geblieben sind, sondern, in ihre 
einzelnen Teile zersplittert, in Kirchen und Sammlungen Italiens 
zerstreut wurden und nur in wenigen Stücken in nordische 
Museen ihren Weg nahmen. Unserem Bilde, das kunst- 
geschichtlich von höchstem Interesse ist, sichern auch seine 
künstlerischen Qualitäten eine hervorragende Stelle im heimi- 
schen Kunstbesitze. Der Malgrund und der vergoldete, ge- 
schnitzte Rahmen sind aus einem 57*5 cm hohen und 31 cm 
breiten Stücke gearbeitet. Im obersten, dachförmig abgeschlossenen 
Teile desselben befindet sich eine schöne, wohlerhaltene Dar- 
stellung des Heilands mit zwei anbetenden Engeln. Die Bild- 
fläche selbst erscheint in drei horizontale Streifen geschieden. 
Oben sieht man vor einer terrassenförmig ansteigenden Land" 

l ) Neue Freie Presse. 1. Jänner 1908, S. 9. — Kunstchronik. N. F. 
1908, XIX, Sp. 238. 



— 37 — 

schaft die Anbetung der heiligen drei Könige* Die Madonna 
ist aus einer am Abhänge des Berges gelegenen Hütte den 
Königen entgegengegangen, links bemerkt man einen Knecht, 
der die Pferde bewacht, rechts sitzt der jugendlich gebildete 
hl. Josef. Der mittlere und der untere Bildstreifen zeigen Gold- 
grund. Die Mitte enthält eine Darstellung der Kreuzigung, mit 
besonderer Sorgfalt sind die am Kreuze kniende Mutter und 
Johannes gemalt, an sie schließen sich zahlreiche Nebenfiguren 
mit großen Heiligenscheinen an. Eine Figur trägt eine Fahne 
mit Wappen und Buchstaben. Sieben männliche und weibliche 
Heilige, ganz von vorne genommen, füllen den untersten Teil 
der Tafel. Einige Bewegung in diese Reihe bringt der hl. Georg, 
der den rechten Abschluß des Bildstreifens bildet. Mit kräf' 
tigern Stoße tötet er den Drachen, während sein Pferd sich 
hoch aufbäumt und erschreckt zur Seite springt. 

In Florenz wurde das in der zweiten Hälfte der siebziger 
Jahre des 15. Jahrhunderts entstandene, herrliche Bildnis eines 
jungen Mannes von Sandro Botticelli, eines der hervorragend* 
sten Meister der Kunst jener Zeit, erworben. Das Porträt, 
packend in der Wiedergabe der Persönlichkeit, ist auch in 
koloristischer Hinsicht eine Leistung ersten Ranges. Der Jung' 
ling steht in einem Fenster vor blauer Luft, eine hellrote Mütze 
bedeckt das kastanienbraune, gelockte Haar, in breiten, senk' 
rechten Falten gleitet das lilafarbene Gewand herab. Der Dar' 
gestellte gehörte zum Freundeskreise der Medici; denn wir 
begegnen demselben auf der um 1478 entstandenen „Anbetung 
der Könige" aus Santa Maria Novella (jetzt in den Offizien) 
wieder, und zwar zur linken Seite in der nächsten Nähe 
Lorenzos il magnifico selbst 1 ). Ein kleines, vorzüglich erhal' 
tenes Madonnenbild, von inniger Frömmigkeit erfüllt, rührt 
von demselben Meister her. (Abbildung 2.) Wie eindringlich 
schildert hier Botticelli das Innenleben der heiligen Personen: 
Die hoffnungslose Entsagung der Mutter, den feierlichen Ernst, 
von dem die Seele des Kindes durchdrungen ist! Fest drückt 
Maria das göttliche Kind an sich und hält es mit beiden 



l ) Hermann Ullman, Sandro Botticelli. München 1893, S. 51 f. 



- 38 - 

Armen fest, als wollte sie dasselbe vor kommendem 
schützen« Das weiche, ovale Antlitz der Gottesmutter, umrahmt 
von seidigen Locken, die von dem zartgewebten Schleier be" 
deckt sind, ist leicht geneigt, die Augen scheinen in die schmerzens" 
reiche Zukunft zu blicken, die feingezeichneten, vollen Lippen 
öffnen sich zu leiser Frage. In diesem so anmutigen Bilde 
offenbart sich das reiche Gefühlsleben des Meisters in wunder' 
barer Weise, aber auch sein großes Maltalent, das sich hier in 
der plastischen Herausarbeitung der weichen Formen, wie in 
der zarten, hellen Farbengebung kundgibt Von den in der 
Werkstatte Sandros gebildeten Malern ist Jacopo del Sellajo 
durch ein Rundbild, die Madonna mit dem Kinde, von Engeln, 
die Lilien halten, umgeben (vielleicht das im Katalog von 1873 
als „Schule des Botticelli" angeführte Bild Nr. 1122), und 
Filippino Lippi durch einfach komponierte und heiter ge" 
färbte Bildchen mit Darstellungen aus der Geschichte der 
Esther und des Mardochai vertreten. Die in jugendlicher Frische 
prangende, schön bewegte Gestalt der Esther mit langem, 
blondem Haar und wallendem Rosakleide ist mit besonderer 
Lieblichkeit dargestellt Beide Bilder schreibt Bernhard Berenson 
seinem „Amico di Sandra" zu, für den er auch das herrliche 
Jünglingsporträt Botticellis in Anspruch nehmen möchte. Der 
Florentiner Schule des 15. Jahrhunderts gehört auch ein Tondo 
des Sebastiano di Bartolo Mainardi an, welcher die Madonna 
mit dem Christuskinde, dem hl. Johannes und Engeln dar" 
stellt. Das tadellos erhaltene Bild ist in den Köpfen voll Hold" 
Seligkeit, in den Farben hell und prächtig. Besonders reizend 
ist der Hintergrund des Gemäldes durch die beiden gekuppelten 
Bogenfenster, welche den Blick auf die Landschaft eröffnen, 
gestaltet. Der Richtung des Piero della Francesca gehören die 
Halbfiguren eines Mönches und einer Nonne an, vielleicht 
Teile eines größeren Altarwerkes. Kräftig heben sich die ernsten 
Gestalten mit ihren dunklen Gewändern, das rote Gebetbuch 
des Mannes und die weiße Schriftrolle, welche die Frau in 
den Händen hält, von dem Goldgrunde ab. Gleichfalls die um" 
brische Schule des 15. Jahrhunderts repräsentieren die beiden 
tüchtigen Figuren des hl. Hieronymus und des hl. Franziskus 



7. HANS MEMLING; Madonna mit dem Kinde, dem heiligen Antonius 
und einem Stifter. 



— 39 — 

von Marco Palmezzano in der besten Weise. Die plastisch 
herausgearbeiteten Figuren sind in einer Bogenöfihung vor 
einer Gebirgslandschaft in hellen Farben wiedergegeben. Zu 
den Füßen des hl. Hieronymus stehen die Worte: 

. HOC . OPVS . FECIT . FIERI . PETRVS . FRANCISCVS . 

Das Bild, welches St. Franziskus darstellt, enthält folgende 
Inschrift: 

corbico . db . Castro . caro . pro . s\a . bt • svoR • salvte 

ANNO . D . M . D . VI . DIE . OCTOB#S . 

Zwischen D und VI befindet sich ein Cartellino, dessen Schrift 
zu entziffern, das hohe Hängen des Bildes verhinderte. Der 
seltene Marco Zoppo, ein Künstler von Paduaner Schulung, 
ist durch ein Bildchen vertreten, welches Christus, mit der 
Dornenkrone auf dem Haupte und einem Stricke um den 
Hals, in einer Bogenhalle sitzend, deren Pfeiler und Bogen 
mit zierlichen Renaissanceornamenten geschmückt sind, in 
dunkler Farbenstimmung und herber Zeichnung wiedergibt. 
Die hl. Klara, von dem Ferraresen Cosimo Tura, ist ein Werk 
von außerordentlicher Lieblichkeit. Kopf und Hände sind vor** 
trefflich modelliert, der reiche Faltenwurf ist mit großer Ge* 
schicklichkeit behandelt, der Kopf erscheint vor eine Fenster' 
Öffnung gestellt, durch welche der blaue Himmel blickt, die 
Färbung ist frisch und heiter und in der reich ornamentierten 
Fensterumrahmung zu blühender Farbenpracht gesteigert. Mit 
dem Bilde vereinigt sich der alte, schön bemalte Rahmen zu 
einem wirkungsvollen Ganzen. Einige interessante Werke ge** 
hören der Venezianer Kunst des Quattrocento an. Die schlanke, 
vor purpurrot leuchtendem Vorhang stehende Madonna, die 
das Kind anbetet, ist ein Werk Carlo Crivellis, ausgezeichnet 
durch die reiche Farbenwirkung und den außerordentlich 
prächtigen Rahmen, der deutlich an Paduaner Formen erinnert. 
Giovanni Mansueti, ein Schüler Gentile Bellinis, hat die Eiv 
greifung des hl. Markus durch die Heiden in Alexandria in einem 
Bilde gemalt, welches in bunte Trachten gekleidete, von lebhafter 
Bewegung erfüllte und von reicher Architektur umrahmte Men^ 



— 40 — 

schengruppen zeigt. Das Bild trägt die Bezeichnung IOANES 
DE MANSVETIS . P . und die Jahreszahl 1499. Zur Nach- 
folgerschaft Giovanni Bellinis gehört Antonio Tisoio. Von ihm 
stammt ein schönes Altarbild in alter spitzbogiger Umrahmung, 
die Madonna mit dem Kinde zwischen den Heiligen Sebastian 
und Andreas, Michael und Johanne^ den Täufer darstellend. 
Soweit sich die Eigenschaften des Gemäldes aus größerer Ent- 
fernung beurteilen lassen, muß man die edle Haltung der 
Figuren, die vorzügliche Modellierung und kräftige Färbung 
lobend hervorheben. Das Bild ist mit ANTONIVS DE TISOIO 
PINXIT bezeichnet und mit 1512 datiert. Im Jahre 1907 wurde 
in der Galerie ein Madonnenbild von Marco Basaiti aufgestellt 
Maria, im roten Untergewande, mit orangegelb gefuttertem, 
blauem Mantel und weißem Kopftuch, hält mit beiden Armen 
das Kind, das auf einem steinernen Tische steht und die Rechte 
segnend erhebt. Den Hintergrund bildet eine anmutige Gebirgs- 
landschaft und der von leichten Wölkchen durchzogene Him- 
mel. Das gut erhaltene Bild wirkt durch die andachtsvolle 
Stimmung, die feine Zeichnung der tüchtig modellierten Figuren 
und die hellen, klaren Farben besonders erfreulich. Es ist am 
Rande der Tischplatte mit . MARCO . B AXAITI . P ♦ bezeichnet. 
Dem seltenen Jacopo de' Barbarj wird vermutungsweise das 
ernste, eindrucksvolle Bildnis eines Mannes im einfachen, 
dunkelfarbigen Kleide, das lange Haar von einer dunklen 
Mätze bedeckt, zugeschrieben. Das schlicht aufgefaßte Brust' 
bild eines jungen Mädchens mit rotem, tief ausgeschnittenem 
Kleide und einer Perlenkette um den Hals wird als ein Werk 
des Bernardo Cotignola, eines Malers der Mark, angesehen. 
Von einem Veronesen in der Art des Domenico Morone rührt 
eine Kampfszenr her. Die Madonna mit dem Christuskinde, 
dem der hl. Johannes einen Stieglitz bringt, ist ein gutes Bild 
aus der mittleren Schaffensperiode Bernardino Luinis. Der 
seelenvolle Kopf der Madonna, die reizenden Kinderfiguren, 
die schöne, reiche, den Hintergrund bildende Gebirgslandschaft 
sind in ruhiger, feiner Farbenharmonie wiedergegeben. 

Wir wenden uns nun den Werken der italienischen Hoch' 
renaissance zu. Aus dem Nachlasse von Marchese Gino Capponi 



— 41 — 

in Florenz wurde das männliche Bildnis von Franciabigio, das 
auf einem links angebrachten Cartellino die Jahreszahl 15 17 
enthält, erworben* (Abbildung 3.) Wodurch sich hier der 
Künstler als großer Porträtmaler offenbart, ist, daß sein Auge 
das Innere der Persönlichkeit erfaßt, das für so viele in der 
äußeren Mache verloren geht« Das schwere Leid und die düstere 
Stimmung, welche die Seele des Dargestellten erfüllen, sind 
in den Gesichtszügen und der Haltung, in dem feinen Hell' 
dunkel und den tiefen Farben wunderbar ausgedrückt. Die 
Art, wie die Farbtöne des stark gebräunten Antlitzes, des weißen 
Hemdes, des dunklen Mantels und breitkrempigen Hutes mit 
dem grünen Hintergrunde zusammengehen, verleiht dem Bilde 
auch in malerischer Hinsicht einen eigenartigen Reiz. Der 
große Bildnismaler Angelo Bronzino ist durch das stattliche Por' 
trat des jungen Alessandro de' Medici, das früher den Palazzo 
Torrigiani in Florenz schmückte, vertreten, anziehend durch 
die treffliche Wiedergabe der Individualität, wie durch die 
malerische Wirkung, die besonders durch den Kontrast des 
rotvioletten Armeis mit der dunklen Kleidung erzeugt wird. 
Der Gesamteindruck wird durch das Reh, das den Jüngling 
liebkost, in feiner Weise gesteigert. Die Venezianer Kunst des 
Cinquecento wird zunächst durch zwei vorzügliche Porträte 
repräsentiert, durch das dem Bernardino Licinio da Pordenone 
zugeschriebene, in satten, leuchtenden Farben gemalte, lebens' 
volle Brustbild eines bärtigen Mannes im dunklen Gewände, 
mit einem Gebetbuch in der Rechten, vor landschaftlichem 
Hintergrunde stehend, und das ausgezeichnete Porträt eines 
Mannes von Paris Bordone, mit frischgefärbten Gesichts" 
zügen, schwarzem Kleide, braunem Pelzkragen und schwarzer 
Kappe, (Abbildung 4.) Auf einer Kartusche, die zur linken Seite 
mittels eines Bandes an einem Baumzweig befestigt erscheint, 

stehen die Worte: 

37 

-ETATIS . ANO& 
M . D . XXXII 

Dem Battista Zelotti da Verona, einem Freunde und lang' 
jährigen Mitarbeiter des Paolo Veronese, wird eine große „Grab" 



— 42 — 

legung Christi", ein interessantes Altarbild mit lebensgroßen, 
vorzüglich in den Raum hineinkomponierten Figuren zuge^ 
sprachen. Einzelne hervorragende Werke gehören der Schule 
von Brescia an» Eine gewaltige Schöpfung gibt uns Giovanni 
Girolamo Savoldo: Gott Vater hält den Leichnam seines 
Sohnes auf dem Grabe und trauert still über das unermeß« 
liehe Leid des Erlösers der Menschheit (Abbildung 5«) Die 
ernst und schlicht aufgefaßten Figuren sind von seltener Größe. 
Die Stimmung ist durch die kühle Farbenharmonie, die 
abendliche Beleuchtung und die düsteren, schweren Wolken/ 
massen des Hintergrundes vortrefflich charakterisiert. Von Ales> 
sandro Bonvicino, genannt Horetto da Brescia, rühren ein 
kleines, charakteristisches Madonnenbild und eine herrliche 
heilige Familie aus der Frühzeit des Meisters von kräftiger 
Färbung und Beleuchtung her. In einer schönen, reich bewegten 
Landschaft bildet die Madonna, eine Figur von reifer Schön- 
heit, doch tiefer Wehmut in den Blicken, mit dem Kinde und 
dem kleinen Johannes eine liebliche Gruppe. Letzterer, dem 
Christuskinde verehrungsvoll zugewandt und das Kreuz empor- 
hebend, lehnt die Linke auf eine Inschrifttafel, deren Worte 
lauten : 

HIS ARMIS VICTOR DE ORBE TRIVMPHABIS. 

Das anziehende Bildchen wurde im Jahre 1895 von August 
Schaeffer auf der Versteigerung der Galerie Scarpa in Mailand 
um 9000 Lire für die Galerie erstanden. In der Sammlung 
des Gründers derselben, des Arztes Antonio Scarpa (geboren 
1752), zu Motta di Livenza bei Treviso, war das Bild als 
Paris Bordone bezeichnet 1 ). Der tüchtigste Schüler Morettos, 
Giovanni Battista Moroni, hat das Brustbild eines Geistlichen 
mit großer Naturwahrheit, in schlichter Haltung und im vor- 
nehmen grauen Gesamtton wiedergegeben. 

Die Nachblüte, welche die venezianische Kunst im 18. Jahr' 
hundert auf dem Gebiete der Landschaftsmalerei erlebte, wird 



l ) Repertorium für Kunstwissenschaft. 1895, XVIII, S. 489. — Kunst' 
chronik. N. F. 1896, VII, Sp. 189. 



— 43 — 

durch die bereits früher erwähnten, meisterhaften Ansichten 
des Liechtensteinschen Palastes von Bernardo Beiotto (Canaletto) 
und vier Ansichten aus Venedig von Francesco Guardi (derzeit 
ist nur eine von diesen, die Ansicht der Kirche S. Maria 
della Salute, in der Galerie aufgestellt) vor Augen gefuhrt Das 
Bild Guardis mutet in der malerischen Durchbildung ganz 
modern an« Mit kühnem Impressionismus sind besonders die 
mannigfach bewegten, leicht dahinschwebenden, buntgekleideten 
Gestalten der Gondeliere skizziert und die Behandlung des 
feuchten Elementes, das durch die Ruderschläge in 
Bewegung gerät, zeugt von glänzender Virtuosität der 
fuhrung. Ujiser Bild gehörte nebst den anderen im Besitze des 
Fürsten befindlichen, gleich großen Gemälden Guardis („Die 
Piazzetta", „Der Markusplatz" und „San Giorgio Maggiore") 
noch im Jahre 1882 der Sammlung des M. Alexis Febvre in 
Paris an. Die einzelnen Werke wurden von Gustave Marie 
Greuz, Leon Gaucherei, P. Teyssonni&res und Boulard d. J. 
radiert 1 ). Beispiele für die Venezianer Porträtmalerei jener 
Zeit sind die Bildnisse des Senators Pisani (Nr. 221) und 
des Tondichters Domenico Cimarosa (Nr. 223) von Pietro 
Longhi (1702 — 1785) *). 

Den älteren deutschen und niederländischen Schulen hat 
der Fürst ebenso seine Aufmerksamkeit zugewendet wie den 
gleichzeitigen italienischen. Eine der vorzüglichsten Arbeiten 
des hervorragendsten Ulmer Meisters, Bartholomäus Zeitblom, 
welche die schöne, Ehrfurcht gebietende Gestalt des hl. Nikolaus 
wiedergibt, verdient die größte Beachtung. (Abbildung 6.) Der 
Heilige, in ein Pallium von kräftigem Grün gekleidet, steht, 
in einem Buche lesend, vor einem reich gemusterten, goldenen 
Vorhang, über dem der blaue Himmel sichtbar wird. Den 
Boden bedeckt ein mit Wappen und zierlichen Ornamenten 



1 ) Katalog von 300 Gemälden alter Heister aus der Galerie Sedel* 
meyer. Paris 1898, Nr. 246— 249. — Eine Vedute von Guardi gelangte auch 
als Geschenk des Fürsten in die Accademia delle belle arti in Venedig« 
(Frimmelt Blätter für Gemäldekunde. 1905, I, S. 54.) 

') Hüller'Singer: Allgemeines Künstlerlexikon. 1898, III, S. 35* 



— 44 — 

geschmückter Teppich* Das Bild befand sich einst in der 
Sammlung des Grafen Samuel Festetits in Wien (Versteige^ 
rungskatalog Nr* 106), aus welcher es 1859 um 200 Gulden 
versteigert wurde *). 

Aus dem Schlosse zu Eisgrub kamen die stattlichen 
Bildnisse eines Junglings mit hellblondem Haar und eines 
älteren Mannes mit wallendem Barte und großem Pelzkragen 
von Barth cl Beham in die Galerie* Die beiden Personen sind 
in reicher« farbiger Tracht vor hellgrünem Hintergrunde dar" 
gestellt Von hohem Interesse für die Geschichte der Dürer' 
Schule ist die vorzüglich erhaltene Tafel mit der Darstellung der 
Heimsuchung von Hans Leonhard SchäufFelein, einst ein Be" 
standteil des Hohlheimer Altars, nach Thieme aus der ersten 
Zeit der Tätigkeit des Künstlers in Nördlingen stammend 
(1515—1521), aus jener Periode, in welcher die meisten und 
auch die besten Werke desselben entstanden sind* Das Bild 
nebst einem zweiten, das die Anbetung der Könige darstellt, 
gehörte durch längere Zeit hindurch der Sammlung des 
Professors Sepp in München an, der es aus dem Nachlasse 
des Malers Schlottauer erstanden hatte, bis es von Egon von 
Oppolzer erworben wurde* Bei der Versteigerung von dessen 
Sammlung (1906) ging das Gemälde um 3300 Mark (einschließe 
lieh des Auktionszuschlages) in den Kunstbesitz des Fürsten 
über, welcher es 1907 in seiner Galerie zur Aufstellung brachte 2 )* 
In dem Werke „Meine Kunstsammlung" (München, 1906, 
Tafel XV c) gibt Oppolzer eine Rekonstruktion des ganzen Altar' 
werkes, das zu den reifsten Schöpfungen Schäuffeleins zählt; 
allerdings weist bei dieser Gelegenheit der Herausgeber darauf hin, 
daß dessen Entstehung auch erst in eine spätere Schaffensperiode 
des Schülers und Gehilfen Dürers fallen könne (1522 — 1531), aus 



*) Berichte und Mitteilungen des Altertunisvereines. 1891, XXVII, 
S. 13* (Frimmel.) 

2 ) Ulrich Thieme, H. L. Schäuffeleins malerische Tätigkeit Leipzig 
1892, S. 91 ff» und 170. — Der Kunstmarkt. 1907, IV, S. 57 und 91« — Im 
Versteigerungskatalog befindet sich eine gute Autotypie des Bildes (Nr. 14)* 
in dem oben erwähnten Prachtwerke Oppolzer« eine Photogravüre des«» 
selben (Tafel XIV). 



- 45 - 

welcher uns bis jetzt kein malerisches Werk desselben bekannt 
ist In unserem Bilde verlegt der Künstler die Begegnung der 
beiden heiligen Frauen in den Garten vor der Behausung 
Elisabeths, der durch einen Torbogen mit einem seitlich daran' 
stoßenden Turm und eine niedrige Mauer abgeschlossen wird. 
Darüber fallt der Blick hinaus auf eine weite Wald- und 
Wiesenlandschaft, die von einem hohen, kahlen Gebirgsstock 
begrenzt erscheint. Unter dem Torbogen schreitet ein Wanderer 
dahin, vielleicht der hl. Josef, der Maria geleitet hat Diese, 
eine zarte Frauengestalt von jugendlicher Frische mit langem 
Blondhaar und wallendem, blauem Mantel, hat Vertrauens^ 
voll die Hand der hl. Elisabeth erfaßt; die Matrone ist mit 
einem weißen Kopftuch und einem violettgrauen Mantel, unter 
dem das rötliche Untergewand bemerkbar wird, bekleidet. Auch 
diese Figur hat Schäuffelein in tiefempfundener Weise und 
mit eingehender Charakteristik wiedergegeben. Von ausnehmen^ 
der Anmut sind die beiden im Vordergrunde knienden, in 
hellrote Rittertracht gewandeten Knaben, vor denen je ein 
Wappen steht, die den Familien der von Bodmann und von 
Werdenau angehören. Nicht in allen seinen Werken vermag 
Schäuffelein im Betrachter einen so ungetrübten Eindruck zu 
hinterlassen wie in diesem Bilde, in welchem er in der gc 
fälligen Formengebung, dem Geschmacke in der Anordnung 
der Gewänder, der Gestaltung des reichen landschaftlichen 
Hintergrundes, wie in der korrekten Zeichnung, der leichten, 
doch gewissenhaften Ausführung und der Kraft der Farbe all 
seine Vorzüge vereinigt und ein Werk geschaffen hat, das ihn 
auf dem Wege zum Höhepunkte seines künstlerischen Wirkens 
zeigt. Ein ansprechendes Werk ist das 1907 in die Galerie 
gekommene, kleine Christusbild von Lukas Cranach. Der Heiland 
ist in Halbfigur dargestellt und trägt ein grauviolettes Unter** 
kleid, über welches ein Mantel von kräftigem Rot gelegt er' 
scheint. Die Linke hält das Kreuz, die Rechte ist segnend er* 
hoben. Das schlicht aufgefaßte Bild, voll tiefer Frömmigkeit, 
von edler Weichheit des Kopfes und trefflicher Wiedergabe 
des schweren Leides in den Gesichtszügen und dem leicht 
geöffneten Munde, gehört wohl der besten Zeit des Meisters 



- 46 - 

an ')• Recht gut wirkt auch der Kunstler in dem großen Dijv 
tychon, welches im linken Flügel eine Heilige mit einem 
Schwert (St Katharina), im rechten Flügel St Barbara mit 
dem Kelche in den Händen und dem Turm zu ihrer Rechten 
darstellt Die Köpfe sind sorgsam modelliert, die Gesichter 
frischgefärbt, reiche Locken ringeln sich auf die Schultern her" 
ab. Von außerordentlich leuchtender Färbung sind die Ge- 
wänder: der Mantel der hl« Katharina von energischem Rot, 
das rote Unterkleid und das faltenreiche, tiefolivengrüne 
Obergewand der hl. Barbara. Den Hintergrund des rechten 
Bildteiles füllt Wald, auf der anderen Bildhälfte sieht man 
der weiblichen Figur entlaubte Bäume und auf einem 
Felsabhange stehende Nadelhölzer. Ober der Landschaft 
wird der dunkelblaue Himmel sichtbar. 

Eine tüchtige Leistung des Jacob Cornelisz van Amster«* 
dam ist das umfangreiche, gut erhaltene Gemälde, welches im 
mittleren Teile eine figurenreiche, lebhaft bewegte Komposition 
der Kreuzigung enthält Links oben auf einem bewaldeten 
Hügel hat der Meister in kleinen Figuren eine Szene aus dem 
Leidenswege des Erlösers gemalt : Simon von Cyrene nimmt dem 
unter der Last des Kreuzes zusammenbrechenden Heiland, vor 
dem die hl. Veronika, das Schweißtuch in den Händen haltend, 
kniet, das Marterholz ab. Rechts oben befindet sich eine Daiv 
Stellung der Grablegung, den Hintergrund nimmt die schön 
aufgebaute Stadt Jerusalem ein. Die Ausführung des Ganzen 
ist äußerst sorgfältig zu nennen, die Zeichnung ist gefällig und 
sicher, — man beachte z. B. die Wiedergabe der Pferde. Be* 
sonders in den Frauenköpfen mit der breiten Stirn, dem auf> 
fallend kleinen Kinn und den hochgeschwungenen Augen" 
brauen tritt die für unseren Künstler bezeichnende Bildung 
der Physiognomien deutlich zutage. Die pastos aufgetragenen 
Farben sind hell und klar, die in der Modetracht der Zeit er' 
scheinenden Personen sind in reichgemusterte Gewänder ge- 
hüllt, deren Pracht noch durch die Verwendung von Gold ge- 

l ) Die über dem Haupte befindliche Inschrift und die unterhalb 
derselben stehende Jahreszahl zu lesen, war infolge des hohen Hingens 
des Bildes nicht möglich. 



— 47 — 

hoben wird, das auch für die Nimben, Gefäße, das Sattelzeug 
und die Zäume der Pferde in Anwendung kam. 

Die „Madonna mit dem Kinde" (Nr. 725) ist ein voiv 
treffliches Werk Hans Memlings aus dessen früherer Zeit. 
(Abbildung 7.) l ) Die Echtheit der rechts vom Baldachin an 
der Wand angebrachten Jahreszahl (1472) wurde vielfach an- 
gezweifelt, nach Frimmel mit Unrecht Farben und Sprung- 
bildung, wie die Formen der Ziffern sprechen für die Ursprüng- 
lichkeit der Schrift Das Bild fuhrt uns in eine gotische Stube. 
Maria ist soeben von dem mit einem Baldachin aus prächtigem 
Burgundersamt bekrönten Sitze aufgestanden und hat sich 
dem knienden Donator genähert der den Segen des Kindes 
erbittet Der hl. Antonius und sein Schweinchen haben den 
Stifter geleitet. Das zarte Bild ist von frommer Einfalt durch- 
drungen, von kräftigem Kolorit und sorgfaltigster Zeichnung. 
Es wurde vom Fürsten auf der Versteigerung der Galerie 
Gsell in Wien im Jahre 1872 um die Summe von 151 Gulden, 
wozu noch das Aufgeld von 5% gerechnet werden muß, er- 
worben. Im Versteigerungskatalog (Nr. 205) war dasselbe als 
Hugo van der Goes, in der Galerie aufanglich als „Unbekannt 
Schule der van Eyck" (alt Nr. 1057) verzeichnet, bis es vom 
belgischen Kunstgelehrten A. J. Wauters dem Memling ge- 
geben wurde. Der gewaltige Antwerpener Meister Quentin 
Massys hat in dem Porträt eines Chorherrn ein kraftvoll 
aufgefaßtes Bildnis, wohl sein bestes, geschaffen 2 ). Es ist in 

l ) Kunstchronik. 1872, VII, Sp. 295. — Allgemeine Kunstchronik. 
Wien 1883, VII, S. 700. — Zeitschrift für bildende Kumt. N. F. 1903» 
XTV, S. 136. — Repertorium für Kunstwissenschaft 1903t XXVI, S. 83« — 
Frimmel, Handbuch der Gemäldekunde. Leipzig 1904, S. 185. 

s ) Ktmstchronik. 1881, XVI, Sp. 557t 1889, XXIV, Sp. 636, N. F. 
1905, XVI, Sp. 544« — Repertorium für Kunstwissenschaft. 1902, XXV, 
S. 228 ff., 1903, XXVI, S. 155, 1904» XXVII, S. 537« — Haz J. Friedlander, 
Meisterwerke der niederländischen Haierei des 15. und 16. Jahrhunderts 
auf der Ausstellung zu Brügge 1902. Hünchen 1903, S. 23, Tafel 62. — 
P. Qemen und E. Firmenich'Richartz, Die kunsthistorische Ausstellung 
zu Düsseldorf 1904* Hünchen 1905, S. 24, Tafel 53« — A. J. Wauters, Die 
▼Uunische Malerei. Leipzig, S. zi8. — Eine Reproduktion des Bildes be- 
findet sich unter anderem auch im Auktionskatalog der Sammlung H. 
E. Secrftan (II, Nr. 138). 



- 48 - 

den Gesichtszügen der dargestellten Persönlichkeit von unsäg" 
lieh feiner Modellierung und gemahnt durch die Art, wie der 
in tiefen Farbentönen durchgeführte Kopf und das schwarze 
Barett mit dem hellblauen Himmel und der Oberkörper mit 
der weiten, sanft gewellten, mattgrünen Landschaft in Ver-* 
bindung gesetzt ist, an moderne Meister; an malerischem 
Reiz übertrifft es die besten Bildnisse Dürers und Holbeins* 
Das tadellos erhaltene Werk befand sich früher in England 
und war daselbst als Porträt Stephan Gardiners, Bischofs von 
Winchester, von Holbein bezeichnet. 1881 befand sich das' 
selbe in Paris in der Sammlung Wilson (in welche es aus 
der Kollektion Fonthill Abbey gelangt war), auf deren Ver>- 
Steigerung es einen Preis von 66.700 Franken erzielte, und 
später in der Sammlung Secretan, wo es den richtigen Namen 
erhielt. Auf der Auktion der letztgenannten Sammlung (1889) 
erwarb der Fürst das Bildnis um die Summe von 30.000 Franken. 
Wauters nimmt das herrliche Porträt für den Meister des 
Todes der Maria in Anspruch. Die „Kreuzigung" (Nr. 730) 
hält Friedländer in allen Teilen für eine außerordentlich schöne 
Leistung des Massys, die um 1505 entstanden sein mag. Bode 
schreibt nur die fein gezeichneten, kräftig gefärbten Figuren 
demselben zu, die schön aufgebaute Landschaft aber sei ein 
besonders gutes Werk des Joachim Patenier '). Im Jahre 1900 
wurde durch den Fürsten vom Grafen Bardi (Prinz Heinrich 
von Bourbon) in Venedig „Die Leserin" erworben, ein Werk 
des von Scheibler als Meister der weiblichen Halbfiguren be> 
zeichneten Künstlers, der nach Franz Wickhoffs Annahme 
mit dem aus Antwerpen stammenden Jean Clouet, der in der 
ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts der bedeutendste Maler 
Frankreichs war, gleichzuhalten ist 2 ). Das Bild ist durch die 
zarte Modellierung des Kopfes, wie durch die reiche Farben' 
Wirkung ausgezeichnet, welche besonders durch das Rot des 



*) Repertorium für Kunstwissenschaft. 1903» XXVI, S. 156. — Fried' 
länder, a. a. O. S. 23 f., Tafel 63* 

') Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen. 1901, XXII /I, 
S. 221 ff. 



— 49 — 

Samtkleides und das Gold des Kopfputzes, des Schmuckes 
und des Bechers hervorgebracht wird. 

An diese Werke mögen einige Neuerwerbungen aus dem 
Kreise der vlämischen Meister angeschlossen werden« Üppig 
in den Formen der Pflanzenwelt, wie in den Gestalten der 
Menschen und Tiere ist die mit Rubens in Verbindung ge- 
setzte Landschaft (Nr. 412) *). Schilfrohr und breitblätterige 
Wasserpflanzen ragen über den Spiegel des Flusses, der sich 
langsam durch felsiges Gelände windet, empor. An seinen 
Ufern steigen dichtbelaubte Bäume auf, in deren Schatten 
Farnkräuter wuchern. Wasserschöpfende Mägde und dürstende 
Rinder nähern sich dem Flußbette. Nach Smith wurde das 
von ihm auf 700 Guineen geschätzte Bild im Jahre 18 18 durch 
Mr. Emmerson aus Holland nach England gebracht; es gehörte 
dann den Sammlungen Jeremiah Harman, Robert Vernon 
und Fürst Paul Demidoff in San Donato bei Florenz an. Bei 
der Versteigerung der letztgenannten Sammlung (1880) ging 
das Bild (Auktionskatalog S. 243, Nr. 11 17) für 29.000 Lire 
in den Besitz des Prinzen Reuß und später in das Eigentum 
des Fürsten über. Im Gegensatz zu Rosenberg, der das von 
Schelte a Bolswert gestochene Gemälde für ein Original des 
Rubens hält, das in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre des 
17. Jahrhunderts entstanden sein kann, vermag Bode darin 
nur die Hand eines seiner Schüler zu erkennen. Von Peeter 
van Avont stammt eine zart ausgeführte, anmutige Parkland' 
schaft mit wohlgerundeten, bräunlichen Baumgruppen her. In 
warmen, leuchtenden Tönen heben sich die Figuren einer 
mythologischen Szene von dem dunklen Hintergrunde ab. 
Eine auf Eichenholz gemalte Landschaft, im Stile auf einen 
späteren Nachahmer des Jan Brueghel hinweisend, die sich 
vor mehreren Jahren bei Hofrat Leopold Walcher von Mol' 
thein befand und jetzt im Schlosse zu Feldsberg aufbewahrt 

l ) J. Smith, Cataloguc raisonnl. London 1830, S. 322, Nr. 1205. 
— V Art. Paris 1880, VI. Jahrg., S. 238. — Kunstchronik. 1880, XV, 
Sp. 418 und 421. — Zeitschrift für bildende Kunst. N. F. 1905t XVI, 
S. 201. — Klassiker der Kunst in Gesamtausgaben. V. P, P. Rubens, 
Stuttgart und Leipzig 1905» S. 398. 

4 



— 50 — 

wird, ist möglicherweise identisch mit Nr. 23 (oder 24) des 
Auktionsverzeichnisses der Kaunitzschen Galerie aus dem 
Jahre 1820, in welchem sie als „von Brueghel" bezeichnet war. 
Das Bild, welches noch den Stempel der KaunitZ'Galerie trägt, 
wurde damals um 27 Gulden an Fuchs verkauft ')• Hervor' 
ragender ab die genannten Werke ist ein geistreich durch' 
geführtes Bildchen von Gonzales Coques, welches ein junges 
Ehepaar mit seinem Kinde in einer offenen, von mächtigen 
Säulen getragenen Halle, von welcher der Blick auf ein von 
Schiffen durchzogenes Wasser fallt, darstellt; es ist eines seiner 
herrlichsten, in öffentlichen Sammlungen so seltenen Gruppen' 
bilder. (Abbildung 8.) Die lebensgroßen Figuren von unge> 
zwungener Haltung sind trotz der kleinen Dimensionen mit 
kühner Pinselführung wiedergegeben. Von großem Reize ist 
die Farbengebung: das schwarze Atlaskleid der Frau, an den 
Armein und dem Kragen reich mit Spitzen besetzt, und das 
hellgraue Seidenkleidchen des Kindes heben sich scharf von 
dem tiefen Rot der Draperie, des Stuhlüberzuges und der 
Tischdecke ab, der Mann, ebenfalls in schwarzer Tracht mit 
Spitzenbesatz, erscheint vor blauen, wolkigen Himmel hin' 
gesetzt. Auf dem Tische und dem Stuhle liegen Rosen, zur 
Rechten des Mannes bemerkt man ein Hündchen, auf den 
Boden hingestreckt. Das Bild wurde für den Fürsten auf der 
Versteigerung der gewählten Sammlung Adrian Hope in London 
(1894) für 490 Guineen erstanden 2 ). Ein herrliches Werk ist 
das Pferdebild von Jan Fyt. (Abbildung 9.) In der Art, wie 
das leuchtende Weiß und das glänzende lichte Braun der 
edelrassigen Tiere, die schlanke Figur ihres Führers und die 
hellfarbigen Hunde im effektvollen Kontrast zu dem schwärz' 
liehen Himmel gemalt sind, ist in koloristischer Hinsicht eine 
Tat, wie sie nur wenigen, großen Künstlern gelingt. 

Die holländischen und vlämischen, oft seltenen Klein' 
meister, deren Werke schon von den Vorfahren des Fürsten 



1 ) Berichte und Hitteilungen des Altertums'Vereines. 1896, XXXII, 
S. 6. — Frimmel. Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen. Berlin 
und Leipzig 1899, I. Bd.» III. Kap., S. 92. 

2 ) Zeitschrift für bildende Kunst. N. F. 1894, V, S. 296. 



io. REHBRANDT: Die Schwester des Künstlers bei der Toilette. 



— 51 — 

der Galerie einverleibt wurden, sind wohl in keiner Sammlung 
in so charakteristischen Schöpfungen vertreten wie in dieser. 
Hit großem Verständnis hat aber der gegenwärtige Fürst dafür 
Sorge getragen, daß auch die großen Künstler, denen die 
holländische Schule vor allem ihren Ruhm verdankt, mit vor** 
trefflichen Werken in die Galerie kamen. Von den Bildern 
Rembrandts rührt nur das schon erwähnte, wundervolle Selbst' 
porträt aus dem alten Bestände her, die übrigen Werke des 
großen Meisters, sämtliche aus seiner Frühzeit, sind Neuan> 
Schaffungen, Das lebensfrische Bildnis seiner jüngeren Schwester, 
Lysbeth Harmensdochter (1632), die ihm in Amsterdam den 
Haushalt führte, bevor er sich mit Saskia vermählte, befand sich 
früher in den Sammlungen Valpinfon, Sedelmeyer und E. 
Secritan in Paris. Auf der Versteigerung der letztgenannten 
Sammlung (1889) erzielte das gut erhaltene Porträt einen Ver^ 
kaufspreis von 29.500 Franken; der Besitzer hatte dafür nur 
15.000 Franken bezahlt Die Wirkung des hochblonden, ge- 
krausten Haares im voll einfallenden Sonnenlicht ist äußerst 
effektvoll, der freundliche Ausdruck der ungemein feinen, 
kindlichen Gesichtszüge verleiht dem Bilde einen eigenartigen 
Reiz *). Nach dem Umfange und der malerischen Durchbildung 
gehört das Bild, welches Rembrandts Schwester bei der Toilette 
darstellt, zu den bedeutendsten Schöpfungen des Jahres 1632. 
(Abbildung 10.) 2 ) Ein prunkvolles Phantasiekostüm umschließt 
die machtvolle Gestalt. Ein schwerer Mantel aus tiefpurptuv 
rotem Samt, reich mit Gold, Edelsteinen und Perlen besetzt, 
ein hellviolettes, goldgesticktes, wallendes Unterkleid von Seide 
und weite Tüllärmel hüllen die weichen Formen des Mädchens 
ein, prachtvolles Geschmeide schmückt die Figur. Eine alte, im 
Schatten stehende Frau, welche die Züge von Rembrandts 



') Kunstchronik. 1889, XXIV, Sp. 637* — Auktionskatalog der 
Sammlung Secrttan, II, Nr. 154. — Dr. Wilhelm Bode, Rembrandt. 
Paris 1897, I, S. 28 und 145?» Tafel 57* — Katalog von 300 Gemälden 
alter Heister aus der Galerie Sedelmeyer. Paris 1898, Nr. 122. 

') Smith, 1836, VII, S. 159 f.» Nr. 494. — Bode, Rembrandt. I, S. 30 
und 169 f., Tafel 69. — Katalog von 300 Gemälden alter Heister aus der 
Galerie Sedelmeyer. Paris 1898, Nr. 120. 

4* 



— 52 — 

Mutter trägt, ordnet das aufgelöste, goldrote Haar. Das Werk 
ist ein Triumph herrlicher Lichteffekte. Langsam löst sich der 
von hellem Lichtschein umflossene Körper aus den trüben 
Schatten des Hintergrundes los. Bode weist die Benennung des 
Bildes als „Judenbraut" zurück, vermutlich wollte der Künstler 
eine Schöne aus der römischen Geschichte, vielleicht Kleopatra, 
darstellen. Eine Federzeichnung in der Albertina aus dem 
Jahre 1632 erscheint unserem Bilde im Motiv, in der Zeich' 
nung und feinen Lichtwirkung nahe verwandt; die Züge der 
dort Dargestellten scheinen jedoch nicht die Lysbeths, sondern 
die Saskias zu sein. Das Gemälde befand sich einst in den 
Sammlungen M mc * de Bandeville (1787, 1800 Franken), Lord 
Rendlesham (1806, erworben um 350 Guineen, verkauft um 
200 Guineen), Earl of Mulgrave (1832, 115 Guineen), Mr. 
Seguier, Sir W. W. Knighton (1885), Sir Charles Robinson (1888) 
und Ch. Sedelmeyer (1890). In den von vollem Licht über' 
gossenen Bildnissen eines jungenOffiziers und seiner Frau (1636) ') 
hat der Künstler ihm nahestehende Personen mit Aufbietung 
seiner ganzen künstlerischen Kraft wiedergegeben. Besonders 
das junge Weib, das so still atmend die Hand an die Brust 
legt und so voll und innig den Beschauer anblickt, ist eine 
starke und tiefe Schöpfung. Der eigenartige Reiz des hellen 
Teints, das jugendliche Feuer der Augen, der schalkhafte 
Ausdruck des Mundes, das kastanienbraune, wellige Haar, 
welches die schönen Gesichtszüge umrahmt, die üppigen Formen 
des Körpers müssen eine starke Anziehungskraft auf den jungen 
Künstler ausgeübt haben. Beide Bildnisse befanden sich einst 
in den Sammlungen Duc de Choiseul'Praslin (1793, das erstere 
mit einem anderen Bilde für 2235 Franken, das Frauen' 
bildnis um 3001 Franken verkauft) und Kuscheleff'Besborodko 
in Paris. Durch Erbschaft gelangten die Bilder in den Besitz der 
Marchesa Incontri in Florenz (1869), von welcher sie der Fürst 
erwarb. Richard Purcell (C. Corbutt) hat das Frauenbildnis 
seinerzeit in Schabmanier reproduziert und mit der Bezeich' 

l ) Smith, a. a. O. S. 100 und 167, Nr. 269 und 521. — Kunstchronik. 
N. F. 1892, III, Sp. 333. — Bode, Rembrandt. 1899, HI, S. 16 f. und 113 ff., 
Tafel 183 und 184. 



— 53 — 

nung „A Jewess" verschen, wodurch dasselbe in die Reihe der 
sogenannten „Judenbrautbildnisse" gewiesen wäre« Von hohem 
malerischen Reiz ist die „Spitzenklöpplerin" von dem Rem' 
brandt'Schüler Nicolaes Haes ! ), ein Werk aus der besten Zeit 
des Kunstlers. (Abbildung u.) Das warme, goldige Licht, 
welches das frische Antlitz der weiblichen Figur streift und 
auf den weißen Kragen und das aufgeschlagene Buch fallt, 
während die Umgebung in Dunkel gehüllt ist, und der kräftige 
rotbraune Ton, der die Farben beherrscht, wirken geradezu 
bezaubernd auf den Beschauer« Es sind uns wenige Bilder be> 
kannt, in denen, wie in diesem, heiteres Glück, erzeugt durch 
Lust zur Arbeit, in so einfacher, tief empfundener Weise zur 
Anschauung gebracht wird* Auf dem Wandkalender liest man 
die Jahreszahl 1655. In den ovalen Bildnissen eines jungen 
Ehepaares (derzeit nicht in der Galerie) von demselben Meister, 
die etwa um 1675 entstanden sein mögen, ist von dem Ein^ 
fluß seines Lehrers nichts mehr zu bemerken; sie erinnern 
vielmehr in der Art der Auffassung an Caspar Netscher. Wie 
stark die Anregungen waren, welche die gesamte holländische 
Kunst von Rembrandt empfing, legt das seit 1907 in der Galerie 
aufgestellte Gemälde „Der blutige Rock" von Jan Victors in über' 
zeugender Weise dar« Händeringend und voll tiefen Schmerzes 
zum Himmel aufblickend, sitzt Jakob vor seinem Hause, zu seiner 
Liilken bemerkt man die greise Rachel, die vor Entsetzen die 
Hände ausbreitet Vor ihnen kniet ein Bote, der den blutigen 
Rock Josefs gebracht hat Zur Seite desselben steht ein junger 
Mann, auf seinen Stab gelehnt, und betrachtet schweigend die 
unglücklichen Eltern, während aus dem Fenster zur Rechten teil/ 
nahmsvoll ein Knabe blickt Das Eingangstor im Hintergrund 
gewährt einen Ausblick auf die Landschaft* Das zauberhafte 
Helldunkel, der warmbraune Ton, die breite Behandlung, die 
wunderbare Zeichnung von Köpfen und Händen, die treffliche 
Wiedergabe des Seelenlebens in den Zügen der beiden Alten 

*) Bei der Besprechung der Werke von Haes, Ter Boren, Stcen, 
Ruisdael, Hobbema, Aert van der Neer, Aelbert Cuyp und J. D. de Heem 
«wurden die Ausführungen W, Bodes in seinem geistvollen Buche „Rem* 
brandt und seine Zeitgenossen" benützt. 



— 54 ~ 

weisen das Werk in jene Periode des Kunstlers, wo dieser 
mit Erfolg die Bahnen des großen Heisters wandelte und noch 
nicht in Eintönigkeit und Trockenheit verfallen war« In der 
Tat ist auch das Bild ein interessantes Gegenstück zu den 
denselben Stoff behandelnden Rembrandts in der Sammlung 
des Earl of Derby in London und in der Eremitage zu Petersk 
bürg und nahezu um dieselbe Zeit entstanden (um 1650) 1 ). 
Die alte Rachel, deren charakteristischer Kopf auf anderen 
Bildern des Künstlers und in Werken des G. Flinck wieder" 
kehrt, wie der den Rock haltende junge Mann dürften Modelle 
aus dem Atelier Rembrandts gewesen sein. Das große, 135 cm 
hohe und 172 cm breite, trefflich erhaltene Bild bildete einst 
mit einem Gegenstück, das gleichfalls seinen Stoff der von 
unserem Künstler mit Vorliebe behandelten Geschichte Jakobs 
(Isaak, Eleasar und Rebekka) entnimmt, einen Bestandteil einer 
im Jahre 1804 in Amsterdam versteigerten anonymen Samm~ 
hing. Die beiden Bilder blieben ein volles Jahrhundert bei" 
sammen und wurden erst im Jahre 1904 nach der Auktion 
Macrory in London getrennt „Der blutige Rock" ging in den 
Besitz des Dr. Egon Ritter von Oppolzer (Innsbruck) über, 
mit dessen Sammlung das Gemälde 1906 durch Hugo Helbing 
in München unter den Hammer kam. (Verkaufspreis 4400 Mark, 
das Aufgeld von 10% nicht eingerechnet) 2 ). Kurz nach der 
Auktion wurde der jugendliche Gelehrte, der für den Erlös 
der Sammlung eine Privatsternwarte zu errichten gedachte, 
durch den Tod hinweggerafft. 

Das holländische Sittenbild repräsentieren außer dem Werke 
von Maes noch die vornehme, in schwarzen Atlas gekleidete 
Dame im Lehnstuhl, ein feines Werk von Hendrik Gerritsz 
Pot, und zwei vorzügliche, voll bezeichnete Werke von Jan 
Steen. In den „Zechern" (Abbildung 12) schildert er mit offenen 

l ) Bode, Rembrandt 1901, V, Nr. 335 und 340. 

*) Neue Freie Presse. 12. Oktober 1906. — Der Kunstmarkt. Leipzig 
1907, IV, S. 58 und 91. — Frimmei, Blätter für Gemäldekunde. 1907t III, 
S. 157. — Abbildungen des Werkes befinden sich im Auktionskatalog 
der Sammlung Oppolzer (Nr. 18) und im Oppolzerschen Prachtwerke 
„Heine Kunstsammlung" (Tafel XVIII a und b). 



II. NICOLAES MAES: Die Spitzen klöpplet 



— 55 — 

Augen und feuchtfröhlichem Humor das Treiben des Wirts> 
hauslebens seiner Heimat Die figurenreiche Komposition ist 
von sprudelndem Leben erfüllt und in kräftigen Farben im 
feinen Dämmerlichte wiedergegeben* Durch die geschickte Vef 
teilung der Personen im Räume bringt der Künstler eine vor' 
treffliche Tiefenwirkung zustande. Die einzelnen Figuren sind 
ausgezeichnet individualisiert, besonders köstlich sind die beiden 
Kinderfiguren im Vordergrunde, ein reizendes Mädchen und 
ein Knabe, der dem dickleibigen Manne, der das Kelchglas in 
einem Zuge leert, nachzuahmen trachtet und den großen 
Krug, den er kaum zu heben vermag, an die Lippen setzt. 
Das Werk, auch unter dem Titel „Die fette Küche" be- 
kannt, erzielte auf der Auktion Chevalier Lambert in Paris 
(1787) einen Verkaufspreis von 1000 Franken; es ging ge* 
legentlich der Versteigerung Keil'Grote in Köln (1886) um 
die Summe von 6600 Mark in den Besitz des Fürsten über. 
Es ist nicht unwahrscheinlich, daß unser Bild dasselbe ist, 
welches sich im Jahre 1833 in der Sammlung Peter Norton 
in London befand ')• Bilder von so meisterhafter Vollendung 
und liebevoller Durchführung wie „Der Brief" sind von Steen 
nur selten gemalt worden. Das Motiv der Darstellung ist der 
Geschichte der Bathseba entnommen ; ohne besondere Umstände 
versetzt der Künstler die Begebenheit in eine einfach ausgestattete 
holländische Stube und kleidet die biblischen Gestalten in 
zeitgenössische Kostüme. Den Hintergrund bildet eine mit 
Goldledertapeten geschmückte Wand mit einer offenen Tür, 
durch welche der Blick in einen Garten mit einem Brunnen 
und einem monumentalen Tor und auf den prächtigen Palast 
Davids fällt. Die schlichte Handlung — eine ältere, dunkel ge^ 
kleidete Frau übergibt einem hübschen Mädchen einen Brief — 
ist mit der größten Lebendigkeit und außergewöhnlich leichter 
Pinselführung gemalt. Der zarte Schmelz der Farben, die vor 
allem im reizenden Farbenspiel des zinnoberroten Rockes und 

] ) Smith. 1833, IV, S. 15, Nr. 48 und S. 20, Nr. 64. — Dr. C. Hof" 
stede de Groot, Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der 
hervorragendsten holländischen Haler des 17. Jahrhunderts. Balingen 
1907, I, S. 33 f., Nr. 115 und S. 138, Nr. 573. 



— 56 - 

der zitronengelben Jacke der Schönen, auf welche der bläulich' 
grüne Vorhang des Himmelbettes pikante Reflexe wirft, den 
feinen koloristischen Sinn des Meisters offenbaren, macht das 
Bild besonders anziehend. Wir treffen dasselbe auf der Ver> 
Steigerung ). Ensched6 in Haarlem (1786) und im Besitze des 
Lord Powerscourt in Irland. Es ist nicht ausgeschlossen, daß 
das auf Holz gemalte Bild mit demjenigen gleichbedeutend 
ist, das bei der Versteigerung der Gemälde aus dem Be* 
sitze der Witwe B, de Bosch in Amsterdam (1840) um 
50 Gulden an de Lelie gelangte ; allerdings führt der Auktion^ 
katalog an, daß dieses Werk auf Leinwand gemalt sei 1 )* 
Das kleine Porträt des Landschaftsmalers Jan van Goyen 
von Gerard Ter Borch, früher in den Sammlungen des ML 
Mailand (1881) und des M. May (1890) in Paris 2 ), ist ein 
vorzügliches Werk dieses Meisters, trefflich in der Charakteristik 
sehen Wiedergabe der Persönlichkeit in Haltung und Gesichts*» 
ausdruckt Trotz des einfarbigen Kostüms von klarem Schwarz 
und des einfachen Hintergrundes gelingt es dem Maler, durch 
feine Abstufung der Farbtöne eine große malerische Wirkung 
zu erzielen, die im Verein mit der meisterhaften Zeichnung 
und der vornehmen Auffassung es gewiß rechtfertigt, wenn 
man den Künstler zu den tüchtigsten Bildnismalern seiner Zeit 
rechnet (Abbildung 13.) Der Spätzeit der holländischen Kunst 
gehört ein gutes Bild des Jan Philips van Schlichten, eines 
Schülers des A. v. d. Werff, an, das ein Mädchen mit einer 
Katze darstellt« 

Bevor wir uns den herrlichen Werken aus der Blütezeit 
der holländischen Landschaftsmalerei, die durch den Fürsten 
in die Sammlung eingereiht wurden, zuwenden, wollen wir 
noch die interessante, signierte Landschaft von Jan Goedaert aus 
Middelburg erwähnen. Dieselbe, in lichten Tönen gehalten, im 
Detail mit großer Sorgfalt behandelt, eröffnet einen schönen 
Ausblick auf eine fruchtbare Ebene mit ihren Wiesen, Feldern 



Hofstede de Groot I, S. 5 U Nr. 15« 

*) Das Bild, das schon von Card de Hoor radiert wurde, ist auch 
im „Katalog von 300 Gemälden alter Meister aus der Galerie Sedelmeyer" 
(Paris 1898, Nr. 221) reproduziert 



— 57 — 

und zerstreut stehenden Bäumen, mit ihren Bauernhäusern, 
Windmühlen und Kirchtürmen« Das Bild zeigt die bekannten 
drei Töne der älteren flandrischen Landschaft — der Vorder' 
grund ist im warmbraunen, der Hittelgrund im grünlichen Ton, 
die Ferne bläulichweiß gehalten — und ist besonders deshalb 
von Interesse, weil sie uns einen Meister vorführt, der noch 
um die Mitte des 17» Jahrhunderts, da im übrigen Holland 
die Landschaftsmalerei schon dem Realismus huldigte, an der 
stilisierenden flandrischen Landschaftsauffassung festhält *)♦ Den 
Reigen der nationalen Landschafter eröffnet Jan van Goyen mit 
einem aus dem Jahre 1646 stammenden Bilde, das sich einst in 
den Sammlungen des Fürsten Demidoff (San Donato) und des 
M, P. Crabbe in Brüssel (1890) befand 3 ) und das eine von 
Schlittschuhläufern bedeckte Eisfläche, in deren Hintergrunde 
die Stadt Haarlem liegt, darstellt Die Figuren sind geistreich 
skizziert, die Stimmung der silbergrau getönten Winterland' 
schaft, über welcher sich ein bewölkter Himmel wölbt, ist durch 
die kühle Farbenharmonie vortrefflich zum Ausdruck gebracht. 
Würdig stellt sich diesem Bilde eine stimmungsvolle hollän' 
dische Kanallandschaft zur Seite, gleichfalls bezeichnet und mit 
der Jahreszahl 1652 datiert Aus dem hügeligen, bewaldeten 
Uferrand ragen einige Bauernhütten empor, Kähne durch' 
ziehen die Wasserfläche, während auf der schmalen Landzunge 
Fischer beschäftigt sind. In der breiten, flüssigen, skizzenhaften 
Malweise verrät sich die impressionistische Art der Auffassung« 
Das leicht und flockig behandelte, gleichsam nur auf die Fläche 
punktierte Laubwerk der Bäume spiegelt sich wunderbar in 
der stillen Wasserfläche, die mit vollendeter Kunst wieder' 
gegeben erscheint Die von den Strahlen der untergehenden 
Sonne rötlich gefärbten Wolken reflektieren ihr warmes Licht 
auf Wasser, Ufer und Bäume und erzeugen einen rotbraunen 
Gesamtton, der das ganze Bild durchdringt. Unsere Landschaft, 
deren Entstehung in die letzten Lebensjahre des Künstlers 
fällt und die den meisten Bildern desselben, die in jüngster 

x ) Frimmel, Blätter für Gemäldekunde* 1907, III, S. 83 ff. 
2 ) Katalog von 300 Gemälden alter Heister aus der Galerie Sedel' 
meyer. Paris 1898, Nr« 38. 



- 58 - 

Zeit zum Verkaufe gelangten, weitaus überlegen ist, wurde 
vom Fürsten auf der Auktion der aus Frankfurt a. M. starn*- 
menden Sammlung Salomon Benedikt Goldschmidt, die an 
Werken der großen holländischen Landschaftsmaler so außer' 
ordentlich reich war, erworben. Bei der erwähnten Versteigerung, 
die im Jahre 1907 in Wien stattfand, erzielte das Bild einen Ver-* 
kaufspreis von 6600 Kronen, das Aufgeld von 10% nicht mitge- 
rechnet '). Das tadellos erhaltene Werk befand sich einst in der 
Sammlung Erasmus v. Engerts, Direktors der kaiserlichen 
Gemäldegalerie, dessen Kunstbesitz 1871 in Wien versteigert 
wurde (Auktionskatalog Nr. 33), und ging damals um 750 
Gulden an Meyer über. Mit Salomon van Ruysdael, dem 
Oheim des großen Meisters, wird ein Bild mit kanaldurch' 
zogenen Auen, aus denen eine Kirche blickt, in Verbindung 
gebracht Im Jahre 1907 gelangte eine kleine, schöne Wald" 
landschaft Jacob van Ruisdaels in die Galerie. An einem dunklen 
Wasser, welches von Enten durchzogen wird, erheben sich 
mächtige, herbstlich gefärbte Eichen. Weißlichgraues, zu- 
sammengeballtes Gewölke zieht über den blauen Himmel. 
Aus dem reichen Besitze des Fürsten an Werken Ruis- 
daels ist ferner eine schwermütige und tief poetische Wald- 
landschaft in die Galerie einverleibt worden. (Abbildung 14.) 
Ein Waldbach, an dessen Ufern die Bäume hoch emporragen, 
stürzt sich schäumend über Felsen in den Vordergrund. Dort, 
wo sich die Wasser etwas beruhigt haben, haben die Menschen 
eine einfache Brücke aus Baumstämmen über denselben ge- 
schlagen» Auf dem Stege schreitet eine Frau mit ihrem Kinde 
dahin, dem aus dem geheimnisvollen Düster des Waldes tre- 
tenden Manne entgegeneilend. Die Wolkenmassen, die leicht 
am blauen Äther dahineilen, beleben durch ihre Schatten die 
Landschaft. Wie sich die Wolkenschichten wölben, wie sie 

1 ) Der Kunstmarkt. 1907, IV, S. 158 und 181. — Frimmel, Blätter 
für Gemäldekunde. 1907, III, S. 180. — An dieser Stelle sei auch der 
Kunsthandlung Friedrich und Hans Schwarz für die gütige Überlassung 
des prachtvoll ausgestatteten Versteigerungskataloges gedankt Derselbe 
enthält eine vorzügliche Photogravüre des Bildes von Paulussen & Co. 
in Wien (Nr. 23). 



— 59 — 

sich übereinander aufbauen, wie sie von der Sonne beleuchtet 
sind, das ist in dem Bilde in ungemein feiner Weise und 
mit der größten Mannigfaltigkeit wiedergegeben. Das Blau des 
Himmels schimmert als einzige stärkere Farbe durch das Grau 
der Wolken hindurch und bildet mit dem zart abgestuften 
Grün der Vegetation und dem Braun des Terrains die feinsten 
Kontraste. Unter den Werken des Gillis Rombouts nimmt 
der herrliche „Weg im Walde", welcher sich eng an die 
Schöpfungen des größten holländischen Landschafters anschließt, 
den ersten Rang ein. Wir treffen das Bild in der ersten Hälfte 
des 19. Jahrhunderts in England (Kollektion Sir T. Baring, 
Bart), ferner im Besitze der Kunsthandlung Philips in Paris 
und auf den Auktionen Ch. Sedelmeyer (Wien 1872, 18.500 Gul' 
den, das Aufgeld von 5% nicht eingerechnet), Alexander 
Scharff (Paris 1876, 8400 Franken) und Baron de Beurnon^ 
ville (Paris 1881) 1 ). Es war im Jahre 1873 auf der Ausstellung 
von Gemälden alter Meister im österreichischen Museum in 
Wien zu sehen (Katalog Nr. 29). In den genannten Sammlung 
gen führte dieses Werk den Namen J. Ruisdael, den es auch 
in der Liechtenstein^Galerie beibehielt. Bode gab dasselbe dem 
Rombouts, auf welchen schon das echte Monogramm hinweist. 
Auch Meindert Hobbema steht in den „Eichen am stillen 
Wasser" besonders in der Bildung der alten, knorrigen, teil/ 
weise kahlen Bäume, die ihre Aste wie klagend gegen den 
Himmel strecken, auf den Schultern Ruisdaels, seines Lehrers 
und Freundes. Das Bild wurde 1892 aus der Galerie des Lord 
Dudley in London erworben. Noch hervorragender tritt uns 
der Meister in dem „Weiher", einer seiner anheimelnden Teich" 
und Wiesenlandschaften, entgegen. Die große Fläche des stillen 
Wassers, die sich durchs ganze Bild zieht, wie die Baumgruppen 



!) Smith, Suppl. 1842, S. 701, Nr. 63. — Kunstchronik. 1873, VIII, 
Sp. 145 und 228, 1876, XI, Sp. 502. — Eine Radierung nach dem Bilde 
von Emile Boilvin befindet sich in „27 Radierungen nach Original' 
gemälden verschiedener alter Meister aus der Kollektion Sedelmeyer" 
(Wien 1872, Nr. 21) und im Auktionskatalog der Sammlung Scharff 
(Nr. 13). Es ist auch im „Katalog von 300 Gemälden alter Meister aus 
der Galerie Sedelmeyer" (Paris 1898, Nr. 180) reproduziert. 



— 60 — 

und die in der weiten Ebene zerstreut stehenden Bäume bc 
wirken in ungesuchter Weise die Vertiefung der Landschaft* 
Die Wolken verteilen in wirkungsvoller Weise Licht und 
Schatten über die Fläche, die im hellen Tageslicht, umhüllt 
von feinem Luftton, daliegt« Auch die anderen charakteristischen 
Eigenschaften des großen Heisters, die Leichtigkeit der Zeich' 
nung und die eigenartige Farbengebung — das Graugrün des 
Laubwerkes, der bräunliche Ton in den Schatten, die 
goldigen Töne an den von der Sonne beschienenen Stellen — 
kommen in diesem Bilde ausgezeichnet zur Anschauung. ' Das 
mit M. Hobbema bezeichnete Bild befand sich einst in Eng-' 
land in den Sammlungen Lord Wejnnouth (1828, 450 Guineen) 
und J. Norris (1842, Red Vales bei Burjr), im Jahre 1873 war 
dasselbe als Eigentum Ch. Sedelmeyers im österreichischen 
Museum für Kunst und Industrie ausgestellt (Katalog Nr. 1 14) 
und ging danach in den Besitz Barthold Suermondts über, 
der es nach Brüssel bringen ließ. Als die Galerie desselben 
im Jahre 1874 vom preußischen Staate angekauft werden sollte, 
wurde das Werk, da über die Schätzung keine Einigung er' 
zielt werden konnte (die Forderung Suermondts betrug 15.000 
Taler), von der Sammlung ausgeschieden, gelangte 1877 in die 
Privatgalerie des Grafen Potocki in Paris und erzielte bei der 
Versteigerung derselben (1884) einen Preis von 34.000 Franken *). 
Mit echter Naturempfindung und tiefem Gefühl für die ganz 
eigenartige Stimmung der holländischen Landschaft hat Aert 
van dtt Neer eine große Uferlandschaft gemalt; mit der geist- 
reichen Pinselführung, der breiten Behandlung und der energi- 
schen Lichtwirkung verbindet sich eine Art der Auffassung, 
wie sie bei keinem anderen Künstler zu finden ist. Ein breiter, 
mit Schiffen belebter Fluß zieht sich in die Landschaft hinein 
und verleiht dem Bilde Tiefe, an den niedrigen Ufern, die in 
abwechslungsreichen Krümmungen den Lauf des Wassers be- 



l ) Smith, 1835, VI, S. 147, Nr. 94, SuppL S. 721, Nr. 6« — Zeitschrift 
fftr bildende Kunst. 1874» IX, S. 62, 193 f. und 271, 1875» X, S. 75« (Daselbst 
auch eine Radierung nach dem Bilde von Leopold Flameng.) — Kunst* 
chronik. 1883, XVIII, Sp. 217, 1885, XX, Sp. 564« — Katalog von 300 Ge~ 
mftlden alter Heister aus der Galerie Sedelmcfer. Paris 1898, Nr. 64. 



— 61 — 

gleiten, erheben sich Türme, Häuser, Windmühlen und Bäume, 
deren Ränder durch die Strahlen der sinkenden Sonne auf' 
gehellt werden* Gegen die Lichtmasse des Himmels, der sich 
unendlich über der Landschaft wölbt, bilden die im tiefen 
Schatten liegende, mächtige Baumgruppe und die menschlichen 
Figuren des Vordergrundes kräftige Silhouetten, die dadurch, daß 
der Künstler für diese Schattenpartien außerordentlich dunkle 
Farben gewählt hat und daher die beleuchteten Stellen mit 
Glanzlichtern höhen mußte, ein ganz gespenstisches Aussehen 
erhalten. Eine liebliche Idylle ist die „Hütte zwischen Bäumen" 
von Jan Wynants, ausgezeichnet durch das anmutige Motiv, 
die sonnige Beleuchtung und die feine Ausführung der Einzel- 
heiten. (Abbildung 15*) Demselben Meister gehört auch „Der 
aufsteigende Weg" an, ein Bild, dem wir auf der Versteigerung 
der Sammlung Baron de Beurnonville (Paris 1881, 14.600 
Franken) begegnen l ). Mit kräftiger Hand hat Adriaen van de 
Velde die Figuren' und Tierstaffage, den Reiter auf der Straße 
und den Jäger, der mit seinen Hunden einem kleinen Wasser 
zueilt, gemalt und dadurch, wie in so vielen Werken des 
Wynants, wesentlich die malerische Wirkung der einfachen 
Landschaft erhöht. In trefflicher Weise bringt Jan Vermeer van 
Haarlem in der aus einer englischen Sammlung stammenden 
„Fernsicht von den Dünen bei Overveen" die von der feuchten 
Seeluft durchtränkte Atmosphäre der Niederlande zum Aus" 
druck. Servaes bemerkt, das Bild sei Liebermann vorweg" 
genommen. Ein großzügiges Werk des Allaert van Everdingen 
sind die „Stromschnellen im Tannenwalde", in welchem er 
einen Ausschnitt aus der gewaltigen Natur Skandinaviens 
— über Felsen schäumende Wasser und spitzwipfelige Tannen 
und Fichten, die in die klare Luft ragen, — noch aus frischer 
Erinnerung treu wiedergibt. Den „Sonnigen Tag bei Dordrecht" 
dürfen wir wohl zu den besten Werken Aelbert Cuyps zählen. 
(Abbildung 16.) Das Motiv ist an den Ufern der vor ihrer 

l ) Kunstchronik, 1881, XVI, Sp. 558. — Das Bild wurde von B. 
Damman radiert; der „Katalog von 300 Gemälden alter Heister aus der 
Galerie Sedelmeyer" (Paris 1898) enthält unter Nr. 237 eine Photographie 
sehe Wiedergabe desselben. 



— 62 — 

Mündung in viele Arme sich verzweigenden Maas in der Nähe 
der Vaterstadt des Künstlers zu suchen« Von dem hohen, 
dunstigen Himmel strömt eine Fülle warmen, goldenen 
Sonnenlichtes hernieder und durchflutet Luft, Wasser und 
Ufer« Aus den wässerigen Dünsten, die über der Landschaft 
lagern, steigen am vollen Tage leichte Wolken empor und 
ballen sich hoch oben im Vordergrund zu lichtgrauen Massen 
zusammen, welche über den zierlich gebauten Segelbooten, die 
langsam den von der Sonne beschienenen Wasserspiegel durch' 
furchen, kräftige, doch durchscheinende Schatten bilden. Der 
berühmteste unter den holländischen Marinemalern, Willem 
van de Velde d. J., ist durch ein vorzügliches, stimmungsvolles 
Frühwerk in der Galerie vertreten, welches prächtige Schiffe, 
deren Segel hell vor dem bewölkten Himmel stehen, auf glatter 
Wasserfläche darstellt (in der Sammlung als Jan van de Capelle 
bezeichnet). Die winterlichen Gefilde seiner Heimat schildert 
in leuchtenden Farben der seltene Raphael Camphuysen in 
einer von Schlittschuhläufern belebten Eisfläche. In gemeinsamer 
Arbeit von Jan van der Hey de und Adriaen van de Velde sind 
„Das Schloß im Walde" und der „Sonnige Platz in einer 
holländischen Stadt" entstanden. Im erstgenannten Bilde hat 
van der Heyde in die Landschaft van de Veldes das Schloß 
gemalt, das zweite Bild, ein köstliches Werk des feinsinnigen 
Architekturmalers, voll genauer Naturbeobachtung, zarter maleri" 
scher Behandlung und klarer Lichtführung, wurde von van de 
Velde mit sauber und nett gezeichneten Figuren, die sich vor-* 
trefflich in die blanken Straßen einfügen, staffiert. Das Bild 
wurde jedenfalls nach dem Ankaufe durch den Fürsten mit 
einem älteren Rahmen versehen, da dieser das Monogramm 
Johanns I. trägt. 

Das Blumenstück des gefeiertsten holländischen Stilleben^ 
maiers, Jan Davidsz de Heem, welches auf der Versteigerung 
der Gemäldesammlung des Vicomte Bernard Du Bus de 
Gisignies in Brüssel (1882) erworben wurde, bildet eine wert' 
volle Bereicherung der an schönen und umfangreichen Stilleben 
ausnahmsweise reichen Galerie. Den Hintergrund des Gemäldes 
bildet der in abendliches Dunkel gehüllte, von leichten Wolken 



13. GERARD TER BORCH: Der Landschaftsmaler Jan \ 



- 63 - 

überzogene Himmel; zur Seite des von Tieren aller Art be" 
völkerten Wassers, über welches sich eine Bogenbrücke spannt, 
leuchten aus dem Dämmerlichte, um einen morschen Baum' 
stamm sich rankend, im hellsten Lichte wiedergegeben, viel" 
(arbige Blumen. Wir können in diesem Bilde alle Eigen" 
Schäften des Utrechter Meisters, die delikate Malweise, den 
hochausgebildeten Farbensinn, die geschmackvolle Anordnung, 
den großen Fleiß, vor allem anderen aber das echt holländische 
liebevolle Eingehen auf die Eigenart jeder Pflanze, jedes Tieres 
bewundern* 

Von den jüngeren, in Italien ausgebildeten Holländern 
ist Adam P/nacker durch eine Landschaft mit Staffage, sig" 
niert und mit 1670 datiert, vertreten« Auf italienische Ein" 
flösse deutet auch die seit 1907 in der Galerie aufgestellte, mit 
J. B. Wolfert bezeichnete, große Landschaft mit Kühen und 
Schafen hin, der durch die Komposition, Farbengebung und 
kräftige Beleuchtung eine vorzügliche dekorative Wirkung ge" 
sichert ist Der Maler des Bildes ist wahrscheinlich der 1625 
in Antwerpen geborene Jan Baptist Wolffordt (Wolfaerts), 
der Italien bereiste, sich dann in Holland niederließ und 
1687 starb. Als vortreffliches Werk eines seltenen und ori" 
ginellen Meisters verdient die „Ansicht von Haarlem" von 
Balthasar van der Veen (wahrscheinlich zu Amsterdam 1596 
oder 1597 geboren und nach 1657 in Haarlem gestorben) ein 
besonderes Interesse. Im Wasser eines Kanals, in dem sich 
ein Boot schaukelt, spiegelt sich ein mächtiger Bau aus Holz 
mit einem zierlichen Türmchen und einem Tor, das sich gegen 
das Wasser öffnet. Hohe, mit feinem Gefühl für perspektivi" 
sehe Wirkung wiedergegebene Giebelhäuser, zwischen denen hie 
und da das dunkle Grün von Bäumen oder Sträuchern hervor" 
blickt, füllen den übrigen Teil des Bildes. Der flotte, breite 
Pinselstrich und die lebhaften Farbtöne sind den Dimensionen 
des Bildes (103 cm hoch, 165*5 cm breit) vortrefflich angepaßt 
Wie der Künstler das Gefüge der Mauern und des Holzes 
und die hellroten Ziegeldächer in pastos aufgetragenen, kühn 
nebeneinander gesetzten Farbenflecken behandelt, muß geradezu 
genial genannt werden. Das prächtige, ausgezeichnet konser" 



- 64 - 

vierte Bild gelangte wahrscheinlich aus dem Besitze der Kunst- 
handlung Miethke in die Sammlung Ladislaus Bloch in Wien, 
die durch Frederik Muller im Jahre 1905 in Amsterdam ver-* 
steigert wurde* Daselbst wurde das Gemälde durch die Vei> 
mittlung Artarias um 2000 holländische Gulden für den Fürsten 
erworben 1 ). 

Das vornehm aufgefaßte Brustbild eines jungen Mannes 
(Thomas Linley) von dem auf dem Kontinente nur selten 
anzutreffenden Thomas Gainsborough und als Gegenstück da^ 
zu das interessante weibliche Porträt von dem in England 
heimisch gewordenen Amerikaner John Singleton Copley re* 
präsentieren in vortrefflicher Weise die englische Bildnismalerei 
des 18. Jahrhunderts. 

Von den durch Eitelberger im Jahre 1884 besprochenen 
Neuerwerbungen gelangten einige Gemälde als Schenkungen 
des Fürsten in öffentliche Sammlungen, so die als ein Jugend' 
werk des Michelangelo betrachtete Madonna del Leggio in die 
Wiener Akademie (Nr. 1134) ; das männliche Porträt von Frans 
Hals, das weibliche Porträt von B. Cuyp aus dem Jahre 1636 
(wahrscheinlich Jacob Gerritsz Cuyp) und ein Bild von Dou 
sind jedenfalls identisch mit den dem Rudolphinum in Prag 
zugewendeten Bildern. Folgende Bilder scheinen derzeit nicht 
mehr in der Galerie zu sein, zum mindesten nicht unter dem 
von Eitelberger angeführten Namen: Ein Frauenkopf von 
Anselmo da Forli, eine „Anbetung der Hirten" von einem 
von der Schule des Giorgione beeinflußten Veroneser Meister, 
das Porträt eines Gelehrten geistlichen Standes von Battista 
Zelotti, eine einst zu einem Altar gehörige Madonna von 
Girolamo Romanino, eine Landschaft von Pieter van Slin^ 
gelandt und ein Genrebild von Abraham de Pape. Die Angaben 
über ein vom Fürsten erworbenes Bild von Gerrit Dou und 
eine kleine, signierte Landschaft mit einer Quelle von Philips 
Wouwerman sind zu unbestimmt, als daß sie aus den von 



») Der Kunstmarkt. 1906, III, S. 60. — Frimmel, Blätter für Gemälde* 
künde. 1906, II, S. 145 f. — Im Versteigerungskatalog der Sammlung 
Bloch ist unter Nr. 70 eine vorzügliche Reproduktion des Bildes ent" 
halten. 



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diesen Meistern in der Galerie vorhandenen Bildern heraus^ 
gefunden werden könnten« Eine „Frau, die Kartoffeln schält", 
von Dou, vom Fürsten 1881 auf der Auktion Beurnonville 
erworben, wurde übrigens wieder verkauft und befindet sich 
jetzt in der Sammlung Huldschinsky zu Berlin 1 ). 

Der Fürst war stets mit dem größten Entgegenkommen 
bereit, Werke aus seiner Galerie für die in Wien und im 
Auslande stattfindenden Ausstellungen von Gemälden zu über" 
lassen, wodurch dieselben weiteren Kreisen bekanntgemacht 
wurden und auch den Kunstforschern anderer Länder die 
Möglichkeit geboten war, dieselben in den Kreis ihrer wissen* 
schaftlichen Betrachtungen einzubeziehen. Auf der Ausstellung 
zu Brügge (1902) 2 ), die eine Reihe bedeutender Werke der alt" 
niederländischen Malerei enthielt, erregten die aus Liechten" 
steinschem Besitze stammenden Gemälde die größte Aufmerk" 
samkeit, wie „Die Anbetung der Könige" von Hugo van 
der Goes (Nr. 735—737), ein kleines Triptychon aus der 
früheren Zeit des Meisters, unvergleichlich durch die blühenden, 
emailartig funkelnden Farben und die eigenartige Kühnheit der 
Komposition, „Maria mit dem Kinde" (Nr. 733) und „Die 
Madonna mit dem hl. Antonius und einem anbetenden Stifter" 
(Nr. 725), gute Werke von Hans Memling, das mit Recht viel" 
bewunderte Porträt eines Chorherrn von Quentin Massys und 
das mit großer Schärfe und Feinheit durchgeführte Bild des" 
selben Meisters, das Christus am Kreuze, mit Maria, Johannes 
und Magdalena darstellt (Nr. 730). Auf der Ausstellung des 
Ordens vom goldenen Vlies, die 1907 in Brügge stattfand, war 
aus dem Besitze des Fürsten ein Reiterbildnis Erzherzog AI" 
berts von Österreich, Statthalters der Niederlande, des Gönners 



') Hofstede de Groot, Beschreibendes und kritisches Verzeichnis. I, 
S. 380, Nr. 119. 

') Kunst und Kunsthandwerk. Wien 1902, V, S. 498. — Repertorium 
für Kunstwissenschaft 1902, XXV, S. 228 ff-, 1903, XXVI, S. 79t 82 f. und 
155 f. — Zeitschrift für bildende Kunst N. F. 1903. XIV, S. 56 und 136« 
-EJ, Friedländer, Heisterwerke der niederländischen Malerei des 15« 
und 16. Jahrhunderts auf der Ausstellung zu Brügge. S. 11 und 23 f., 
Tafel 26, 62 und 63« 

5 



— 66 — 

Rubens', zugegen, ein Bild, das in der Werkstätte des großen 
Meisters nach einem Jugendwerke desselben kopiert wurde 
(Nr. 402) «). 

Das großzügige Porträt von Massys war auch der Glanz- 
punkt der kunsthistorischen Ausstellung, die im Anschlüsse 
an die Garten' und internationale Kunstausstellung zu Dussel' 
dorf veranstaltet wurde 2 ). Der Meister des Todes der Maria 
(Jan Joos van Cleve d. Ä.) war durch ein männliches und 
weibliches Porträt (Nr. 704 und 707) vertreten, die zu seinen 
besten, in der Haltung und im Ausdruck lebendigsten, in der 
Färbung kräftigsten Bildnissen gehören. Als ein besonders 
bemerkenswertes Stück mußte das Bild „Die heiligen Ein' 
siedler Paulus und Antonius in der Wüste" (Nr. 710) ange- 
sehen werden, das in der Galerie dem Lukas van Leyden ztf 
gesprochen wird. Bode hielt es für eine Schöpfung des Hendrik 
Bles, Firmenich'Richartz für das Werk eines hervorragenden, 
dem Cornelis Engelbrechtsz nahestehenden Meisters, L. Scheibler, 
der das Bild auf der Ausstellung nochmals genau untersuchte, 
sieht in demselben ein Frühwerk Lukas van Leydens, für den 
der pastose Farbenauftrag, der stark bräunliche Ton, die feine, 
plastische Modellierung der Figuren, die knitterigen Gewänder 
und endlich die freie und lebendige Zeichnung sprechen. 

Der Bereitwilligkeit des Fürsten verdankt die Kunst' 
Wissenschaft daß sie zum ersten Male in der Lage war, das 
für die Ausstellung französischer Primitiver im Pavillon de 
Marsan im Louvre zu Paris (1904) überlassene, dem Jean 
Fouquet zugeschriebene männliche Bildnis (Nr. 729) aus dem 
Jahre 1456 mit den nahezu sicheren Bildnissen des Meisters zu 
vergleichen. Dabei zeigte sich, daß dasselbe nicht mit der sorg' 
faltigen, zur Eleganz hinneigenden Malweise des Meisters über' 
einstimmte, sondern vielmehr in der realistischen Auffassung 

>) Neue Freie Presse. 25. Juni 1907, S. 8, 30. Juli 1907» S. 4. — Neues 
Wiener Tagblatt. 1. Juli 1907» S. 8. 

2 ) Repertorium für Kunstwissenschaft. 1904, XXVII, S. 537t 542 und 
553. — Kunstchronik. N. F. 1905» XVI, Sp. 544« — P* Clemen und E. Fir~ 
menich"Richartz, Die kunsthistorische Ausstellung zu Düsseldorf. S. 24 
und 28, Tafel 53 und 61. 



- 67 - 

der Persönlichkeit, wie in der freieren Farbengebung weit mehr 
an die charakteristische Art der Vlamänder und insbesondere 
an die des großen Jan van Eyck erinnert, wie Hulin treffend 
hervorhebt 1 )« Das Bild zählte in der Tat auch zu den hervor** 
ragendsten Stucken der interessanten Ausstellung. 

Auf der Lukas Cr anach" Ausstellung in Dresden (1899) 2 ) 
erweckte „Die heilige Helena" (Nr. 715), ein eigenhändiges, 
sehr gut erhaltenes Werk, namentlich die Aufmerksamkeit der 
Kunstforscher* Das mit der Schlange und der Jahreszahl 1525 
versehene Bild trägt zur Klarstellung der mittleren Periode 
des Künstlers (1520 — 1530) wesentlich bei und war wichtig für 
den Vergleich mit einigen Werken des Pseudo- Grünewald, der 
mit dieser Ausstellung gänzlich aus der kunstwissenschaftlichen 
Literatur ausschied. An diesem Bilde tritt auch zum ersten 
Male die eigentümliche Schiefstellung der nach außen empor' 
gezogenen Augen auf, die nach dieser Zeit für manche Cra^ 
nachsehe Frauenköpfe charakteristisch ist. „Das Opfer Abra" 
hams" (Nr. 739) aus dem Jahre 1531 erfreute durch die kräftige, 
heitere Färbung und die für den Künstler bezeichnende teclv 
nische Durchbildung. 

Anläßlich der dreihundertjährigen Geburtsfeier Rembrandts 
fand im Jahre 1906 im Parterresaal der Lakenhai zu Leyden, 
der Vaterstadt des genialen Meisters, eine Ausstellung statt, 
welche nebst 20 hervorragenden, wenig bekannten Werken 
desselben auch Gemälde seiner Zeitgenossen umfaßte. Zu den 
wenigen Kunstfreunden, welche das große Opfer nicht scheuten, 
aus ihrem Kunstbesitze Werke des Künstlers leihweise zu 
überlassen, gehörte auch der Fürst 3 ), welcher Rembrandts 
Selbstporträt (1635) und das Bildnis seiner Schwester nach 

] ) Zeitschrift für bildende Kunst. N. F. 1904, XV, S. 292 f. — Georges 
H. de Loo, L'Exposition des Primitifs francais au point de vue de Hn* 
fluence des freres van Eyck sur la peinture francaise et provencale. 
Brüssel und Paris 1904. 

-) Repertorium für Kunstwissenschaft. 1899, XXII, S. 240. — Zeit' 
schrift für bildende Kunst. N. F. 1900, XI, S. 80. 

*) Neue Freie Presse. 16. Juli 1906, S, 5. — Frimmel, Blätter für 
Gemäldekunde. 1907, III, S. 58* — Kunstchronik. N. F. 1907, XVIII, S. 69. 

5* 



— 68 — 

Lcydcn sandte. Das wunderbare Bildnis des Künstlers 1 ), aus> 
gezeichnet durch das reiche Farbenkonzert, das feine Hell' 
dunkel und die liebevolle Ausfuhrung, ein prächtiges Dokument 
jener Zeit, da er mit Saskia glücklich war und stolz und hoch' 
sinnig in die Welt blickte, gehörte unstreitig zu den besten 
Bildern, die in Leyden zu sehen waren. Das Entgegenkommen 
des Fürsten fand auch bei den Veranstaltern der Ausstellung, 
zu welchen die bedeutendsten Rembrandt'Forscher zählten, die 
ungeteilteste Anerkennung. 

Eine Zierde der Ausstellung von Werken Fragonards 
und Chardins in der Galerie Georges Petit in Paris (1907) 
bildeten die vier anmutigen Bildchen J. B. Chardins mit den 
jugendlichen Köchinnen und graziösen Bürgersfrauen, die zu 
den schönsten Werken des frischen und liebenswürdigen Genre' 
und Sittenmalers gerechnet werden müssen 2 ). 

Auch auf der deutschen Jahrhundertausstellung in Berlin 
war der Fürst durch einige beachtenswerte Werke vertreten, 
und zwar durch zwei ausgezeichnete, den besten Arbeiten Graffs 
und Tischbeins gleichwertige Bilder Angelika KaufFmanns 3 ) 
„König Ferdinand I. beider Sizilien im Kreise seiner Familie", 
in Malerei und Farbengebung in der Art der Engländer des 
18. Jahrhunderts durchgeführt, und das Porträt der Fürstin 
Maria Josefa von EszterhazyLiechtenstein, 1795 in Rom ge- 
malt, ein farbenprächtiges Stilleben von Franz Xaver Petter 
(1827), ein vorzügliches Bild von Johann D allinger v. Dalling 
d. J., welches eine Anzahl edler Pferde im Hofe des fürstlichen 
Reitstallgebäudes zu Eisgrub wiedergibt, und drei Tierstücke 
von Friedrich Gauermann („Vor dem Gewitter", 1837, „Im 
Schafstall", „Ein Schimmel", 1833) 4 ). Das Einzelbildnis von 



*) Bode, Rembrandt. 1899» III, S. 14 und 95 f., Taf. 174. 

2 ) Illustrierte Zeitung. Leipzig, 4« Juli 1907» S. 25. — Neue Freie 
Presse. 25. Juli 1907» S. 9. 

3 ) Die Zeit. 3* November 1907» S. 3. 

4 ) Tschudi und Meyer-Graefe, Ausstellung deutscher Kunst aus der 
Zeit von 1775— 1875 in der k. National~Galerie. Berlin 1906. I. und II 
München 1906. Nr. 322 (Dallinger), 580—582 (Gauermann), 815 und 816 
(Kauffmann) und 1331 (Petter). 



- 69 - 

A. Kauffmann und das Stilleben vonPetter waren Vorjahren 
noch in der Galerie zu sehen (alt Nr« 705 und 1334). 

In die Regierungszeit des Fürsten fallt auch der Beginn 
der kunstwissenschaftlichen Durchforschung der Galerie, die 
von hervorragenden Kunstgelehrten mit dem größten Eifer und 
Verständnis durchgeführt wurde und deren Resultate in wert- 
vollen Publikationen, deren Herausgabe vom Fürsten mit 
großen Mitteln gefördert wurde, niedergelegt sind. Zu gleicher 
Zeit wurden auch die erlesensten Stücke der Galerie in photo** 
graphischen Reproduktionen wiedergegeben, wodurch dem 
Kunsthistoriker die Möglichkeit geboten wurde, die Gemälde 
der Sammlung mehr als bisher in den Bereich stilkritischer 
Betrachtungen zu ziehen* Gustav Friedrich Waagen (f 1868), 
Direktor der königlichen Gemäldegalerie in Berlin, gebührt 
das Verdienst, als erster zahlreiche Werke der Galerie (zirka 
300) in wissenschaftlicher Weise untersucht zu haben« Wie 
wertvoll seine Bemerkungen sind, lehrt am besten ein Ver" 
gleich mit zwei, nicht allzulange vor seinem Werke „Die vor' 
nehmsten Kunstdenkmäler in Wien" (1866) erschienenen 
Büchern, mit Pergers „Die Kunstschätze Wiens" (1854) und 
Betty Paolis „Wiens Gemäldegalerien in ihrer kunsthistorischen 
Bedeutung" (1865). Pergers Werk, das mit einer Reihe, zum 
Teil vorzüglicher Stahlstiche nach Hauptbildern der Galerie 
geschmückt ist, macht nicht einmal den Versuch, die Bilder 
kunstkritisch zu sichten« So wird der von Johann I. erworbene 
„Raucher" von Johann Kupetzky (Nr« 313) noch kühn als 
Velasquez bezeichnet und abgebildet, ein Bild, das nach Nyari 
selbst für Kupetzky zu schwach ist 1 )* Mit großem Fleiße und 
hingebender Liebe hat B. Paoli die Werke der Galerie be> 
trachtet; allein kunsthistorische Erörterungen lagen ihrer 
schriftstellerischen Tätigkeit doch zu fern, als daß sie uns in 
ihren Aufzeichnungen Mitteilungen von dauerndem wissen' 
schaftlichen Werte hinterlassen hätte können. Waagen dagegen 
verfugt über eine umfassei^de, auf zahlreichen Reisen erwor. 
bene Denkmälerkenntnis und einen für die damalige Zeit 

l ) Perger, a. a. O. I, S. 132, — Alex. Ny&ri, Der Porträtmaler 
J. Kupetzky. S. 123. 



— 70 — 

großen kritischen Scharfblick. Wenn man bedenkt, daß ihm 
bei der Untersuchung der Bilder der Sammlung alle Hilfst 
mittel, wie ein zweckentsprechender Katalog und das reiche 
Vergleichsmaterial, welches heutzutage die photomechanischen 
Wiedergaben der Werke aller Galerien dem Kunstgelehrten 
zur Bestimmung der Bilder bieten, fehlten, so müssen wir 
staunen, mit welch feinem Verständnis er die Meisterwerke 
der Galerie ins rechte Licht setzte, mit welcher Sicherheit er 
Echtes von Unechtem schied und eine Reihe von Neube> 
nennungen vorschlug, die heute noch Geltung haben. Wenn 
auch viele seiner Ansichten durch den gewaltigen Fortschritt, 
welchen die Kunstgeschichte in der zweiten Hälfte des 19. Jaluv 
hunderts gemacht hat, überholt erscheinen und manche von 
den Werken, die Waagen, dem Geschmacke seiner Zeit folgend, 
überschätzt hat, gegenwärtig nicht mehr in dem Maße bewundert 
werden wie damals, so dürfen wir doch die großen Verdienste 
nicht schmälern, die sich derselbe um die Galerie erworben hat 
und müssen ihm dafür dankbar sein, daß er die erste wissen' 
schaftliche Grundlage für spätere Forschungen geschaffen hat. 
Um die Bedeutung des Waagenschen Werkes klarzu" 
machen, wollen wir zunächst einige Neubenennungen anführen, 
welche Werke betreffen, die als Perlen der Galerie bezeichnet 
werden müssen. Das miniaturartig durchgeführte Doppelbildnis 
von Mann und Frau (Nr. 734), das früher als Hans Memling 
galt, wurde dem Antonello da Messina zugeschrieben. Frimmel 
vermutet allerdings, daß dasselbe ein Werk Jacomettos, eines 
um 1500 in Venedig tätigen Miniaturmalers, sei, und hält das 
Bildchen für wahrscheinlich identisch mit dem in MarcAnton 
Michiels „Notizia d'opere di disegno" beschriebenen, einen 
Alvise Contarini und eine Benediktinerin von San Segondo 
darstellenden Doppelporträt, das sich seinerzeit (1543) im Hause 
des Michiel Contarini in Venedig befand. L. Venturi reiht das 
Porträt unter die Hauptwerke Antonellos ein und setzt die 
Entstehung desselben in das Jahr 1474 *). Die Anschauung 

l ) Frimmel, Beilage der Blätter für Gemäldekunde. II, S. 59 f- und 
76 f. — U. Thieme und F. Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden 
Künstler. Leipzig 1907, I, S* 570 f. 



— 71 — 

Waagens, daß das herrliche weibliche Bildnis (Nr« 32) ein 
Werk des Lionardo da Vinci sei, wurde von Bode bestätigt, 
der es auch wahrscheinlich gemacht hat, daß das Bild 1472 
oder 1473 in der Werkstätte Verrocchios entstanden und der 
Name der Dargestellten Ginevra dei Benci sein könne. Wie 
die Hände des unten um 25 — 30 cm verkürzten Bildes gemalt 
waren, ersieht man aus einer alten Kopie desselben beim 
Marchese Pucci in Florenz, auf deren Rückseite auch der 
Name der jungen Frau zu lesen ist. Wir haben es also im Bilde 
der Liechtenstein'Galerie bestimmt mit dem Porträt zu tun, 
von welchem Vasari anführt, daß es Lionardo in Florenz ge^ 
malt hat und welches man für verloren gehalten hatte, mit 
einem Werke, in welchem sich der Künstler zum ersten 
Male als einen der größten Frauenmaler aller Zeiten zeigt 1 ). 
Von Waagen wurde ferner der als „Altholländische Schule" 
bezeichnete Flügelaltar mit der Hinrichtung der heiligen 
Barbara im Hauptbilde (Nr. 743 — 745) dem Gerrit van 
Haarlem, die dem Jan van Eyck zugeschriebene „Anbetung 
der Könige" (Nr. 735 — 737) dem Hugo van der Goes und 
das dem Bartholomäus van der Helst zugesprochene, monu/ 
mental aufgefaßte Heythuysen ' Bildnis (Nr. 75) dem Frans 
Hals gegeben. Das in der Galerie unter dem Namen Jean 
Fouquet angeführte, meisterhafte, die seelische Stimmung so 
unsagbar fein wiedergebende männliche Porträt (Nr. 729), das 
die Bezeichnung Andrea Mantegna trug, wurde in die altnieder' 
ländische Schule verwiesen. Waagen ist hierin den neueren 
Forschern (Hulin und Paul Vitry) nahegekommen, welche das 
Bild in die Nähe Jan van Eycks versetzen. 

Es ist selbstverständlich, daß von den Bildern auch 
mancher große Name verschwinden mußte, um einem besehet 
deneren Platz zu machen. Der „Kreuztragende Christus" mit 
dem edelgeschnittenen Antlitz, der vornehmen Haltung und 
den feingezeichneten Händen, der in der Galerie als Werk 

l ) Kunstchronik. N. F. 1893, IV, Sp. 240. — Zeitschrift für bildende 
Kunst N. F. 1903, XIV, S, 274 ff. — Neue Freie Presse. 22. Jänner 1907, 
S. 1. — P, Müller^ Walde, Leonardo da Vinci. München 1889, S. 66 f. — 
A. Rosenberg, Leonardo da Vinci* Bielefeld und Leipzig 1898. S. 28. 



— 72 — 

Lionardos prangte, wurde als eine Schöpfung des Cesare da 
Sesto angesehen; gemeint ist jedenfalls das gegenwärtig unter 
Nr. 35 als „Schule Lionardos" angeführte Bild, für welches 
Suida die Benennung Andrea Solario wählt 1 ). Das weibliche 
Bildnis (Nr. 44), das den Namen Giorgione trug, hielt Waagen 
für eine schwache Kopie nach Paris Bordone; nach Bode ist 
allerdings das Bild, welches derzeit in der Galerie als Kopie 
nach Palma Vecchio bezeichnet wird, eine Nachbildung nach 
dem in Dorchester^House in London befindlichen Original von 
Lorenzo Lotto. Für die beiden Altarflügel mit den Figuren 
der Stifter und ihrer Schutzheiligen (Nr. 724 und 726), einst 
Albrecht Dürer benannt, schlug er die Bezeichnung Barent van 
Orley vor, für den sie aber nach Bode zu schwach sind. Die 
Brustbilder von Mann und Frau (Nr. 704 und 707), die als 
Werke Hans Holbeins d. J. galten, wurden als Werke des 
Meisters vom Tode der Maria erkannt; Bode schrieb sie dem 
Bartholomäus Bruyn, Scheibler neuerdings dem vorerwähnten 
Meister zu. In dem männlichen Bildnis (Nr. 705) aus dem 
Jahre 1537, früher vermutungsweise dem Holbein gegeben, ver<* 
mutet Waagen ein Werk Christoph Ambergers. Frimmel hält 
das Bild, das in der Galerie als Jan Joest van Calcar, von Bode 
als altholländische Schule bezeichnet wird, für ein gutes Werk 
eines oberdeutschen Malers, und zwar für eine Wiederholung 
oder Kopie eines in der Galerie Nostitz zu Prag befindlichen 
Gemäldes, das dem Holbein nahesteht 2 ). Ein Rembrandt 
(„Christus heilt den Blinden", Nr. 664) erhielt von dem Ber> 
liner Kunstforscher den Namen Salomon Koninck; nach Bode 
ist das Bild ein Werk Bartholomäus Breenberghs. 

Die Forschungen Waagens leisteten dem Galeriedirektor 
Jakob Falke bei der im Auftrage des Fürsten erfolgten Heraus" 



l ) Adolf Rosenberg, Leonardo da Vinci. S. 134* 
') Frimmel, Kleine Galeriestudien. I, S. 132. — Die auf der Steine 
brüstung angebrachte lateinische Inschrift des Bildes lautet: 

CVM TREDECIH VITJE FLVXISSENT LVSTRA PERACTjE 

VIRIBVS EXHAVSTO CORPORE TALIS ERAM 

PIGNORA SVNT TREDECIM NOSTRO DE SANGVINE CRETA 

VNICA QViE NOBIS SVSTVLIT VXOR ERAT. 



— 73 — 

gäbe eines neuen Kataloges (1873) vorzügliche Dienste 1 ). Der" 
selbe war dringend nötig geworden ; denn seit dem Erscheinen 
des Kataloges vom Jahre 1780 bestand kein gedrucktes Ver" 
zeichnis, das dem Besucher der Galerie als Fuhrer dienen 
konnte. Vor der Abfassung des Kataloges waren in der Samm^ 
lung zum Teil sehr eingreifende Veränderungen in der An* 
Ordnung der Bilder vorgenommen worden, auch 'eine fort" 
laufende Numerierung wurde eingeführt* Der Katalog weist 
in zahlreichen Fällen Neubenennungen der Bilder auf, in 
anderen Fällen wieder wurden durch ein Fragezeichen Zweifel 
an die Zuschreibung an einen bestimmten Meister ausgedrückt, 
wobei sich allerdings der Verfasser eine gewisse Reserve auf' 
erlegt. Die nach 1873 vorgenommenen Ausscheidungen aus 
der Galerie und die darauf erfolgte Neunumerierung der 
Bilder machten eine Neuauflage des Kataloges notwendig, die 
ebenfalls von Falke besorgt wurde (1885). Der größte Teil der 
Bilder, die vom gegenwärtigen Fürsten erworben wurden und 
welche die heutige Gestalt der Galerie so bestimmend beein' 
Aussen, fand in demselben jedoch keine Aufnahme. 

Ein hervorragendes Verdienst um die wissenschaftliche 
Bearbeitung der reichen Schätze seiner Gemäldesammlung hat 
sich der Fürst besonders dadurch erworben, daß derselbe es 
der „ Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien" durch 
eine außerordentlich hohe Subvention (18.000 Kronen) er' 
möglichte, eine ausgezeichnete Publikation über die Galerie 
herauszugeben, die zu dem besten gehört, was diese Vereinig 
g" 11 ? J e geschaffen hat 2 ). Mit der dankbaren, doch äußerst 
schwierigen Aufgabe der Abfassung des Galeriewerkes wurde 
Dr. Wilhelm Bode, Generaldirektor der königlichen Museen in 
Berlin, einer der bedeutendsten Bilderkenner der Gegenwart, 
betraut, welcher die gestellte Aufgabe mit der ihm eigenen 
strengen Kritik, feinem Stilgefühl und sicherer Beherrschung 

l ) Kunstchronik. 1873» VIII, Sp. 588 f. — Mitteilungen des k. k. öster- 
reichischen Museums für Kunst und Industrie. Wien 1873» VIII. Jahrg., 
S. 410. 

*) Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst. Wien 
1895» Nr. i. 



— 74 — 

des Materials löste« Seine Aufsätze, die vom Jahre 1888 angc 
fangen in sechs Jahrgängen der Zeitschrift „Die graphischen 
Künste" erschienen, wurden im Jahre 1895 abgeschlossen und 
dann 1896 zu einem Ganzen vereinigt. Die hervorragendsten 
Meister der vervielfältigenden Kunst wurden herangezogen, um 
das Galeriewerk mit vorzüglichen Nachbildungen der schönsten 
Werke der Sammlung zu schmücken. Die Radierungen von 
William Unger, W. Hecht, Albert Krüger, Anton Kaiser, 
Th. Alphons und Doris Raab, die Stiche von R. Leemann, 
K. Wartmann, A. Krüger und K. Schönbauer und die Holz** 
schnitte von W. Hecht und F. Scheu zählen zu den schönsten 
Leistungen dieser Künstler. An dieselben schließen sich eine 
Reihe vortrefflicher Heliogravüren von Paulussen und zahl' 
reiche Zinkographien von Angerer und Göschl nach photo' 
graphischen Aufnahmen und Zeichnungen von Robert Raud* 
ner, G. Frank, Hecht und A. Kaiser an. Für die schönen 
Kopfleisten, Titel' und Schlußvignetten, die ihre Motive meist 
den Dekorationen des Palastes entnehmen, hatten G. Niemann 
und besonders A. Kaiser zahlreiche Zeichnungen geliefert, die 
in Hochätzungen reproduziert wurden« Der Druck der Abbil' 
düngen wurde von der Druckerei der Gesellschaft und der 
Hof' und Staatsdruckerei in ausgezeichneter Weise durchge' 
führt. 

Das Bodesche Werk bildete auch zum Teil die Grund' 
läge für den Führer durch die Liechtenstein'Galerie von 
Dr. Wilhelm Suida (Moderner Cicerone, Wien, II), welcher 
für den Kunstfreund eine kurzgefaßte und vortreffliche An' 
leitung zum Genüsse der Hauptwerke der Sammlung bietet 
und demselben in dieser Hinsicht weit bessere Dienste leistet 
als ein wissenschaftlicher Katalog. Die dem Büchlein beige' 
gebenen Abbildungen sind eine willkommene Stütze der Be* 
trachtung und späteren Erinnerung. 

In neuerer Zeit entstanden auch teils mit Unterstützung 
des Fürsten einige große Stiche und Radierungen nach mehreren 
der herrlichsten Werke der Galerie. Der geistvolle Radierer 
William Unger hat das Herthuysen'Bildnis von Hals, die 
Söhne des Rubens (Nr. 114), das Bildnis eines italienischen 



— 75 ~ 

Edelmannes (Don Livio Odescalchi, früher als Bildnis Wallen' 
Steins bekannt) von A- van Dyck (Nr. 61) und das Selbst' 
porträt Rembrandts in prächtigen Blättern wiedergegeben, die 
den Künstler auf der Höhe seiner ungeschwächten Arbeitskraft 
zeigen und eine neue Phase seiner Kunst bedeuten, indem sie 
auf großen Blättern nur eine oder zwei Figuren bringen» Das 
vorzüglichste darunter ist jedenfalls das Porträt des kraft' 
strotzenden Haarlemer Patriziers von Hals, ein Hauptblatt der 
modernen deutschen Radierung, die Radierung nach den Rubens** 
Söhnen ist eines der entzückendsten Blätter des Meisters, auch 
der sogenannte „Wallenstein" und Rembrandts Selbstporträt 
sind reich an Schönheit und Feinheit der Anpassung an die 
Ausdrucksweise der schaffenden Künstler. Die drei erstgenannten 
Blätter erschienen im Verlag von H. O. Miethke in Wien, das 
letztgenannte wurde für einen englischen Verleger gearbeitet ')• 
An die Werke Ungers reihen sich die treffliche lebensgroße 
Radierung, welche Doris Raab nach dem Brustbilde einer 
jungen Frau von Rembrandt geschaffen hat (Verlag von Stief' 
bold u. Co. in Berlin) 3 ), und der prachtvolle Stich nach A. van 
Dycks „Maria Luise de Tassis" (Nr. 58), des schönsten Frauen' 
bildnisses des Meisters, von J. F. Vogel (Gesellschaft für ver' 
vielfältigende Kunst) würdig an. 

Gleichzeitig mit den Aufsätzen Bodes über die Galerie 
begannen auch zwei Serien von photographischen Reproduk' 
tionen nach den Meisterwerken derselben zu erscheinen, welche 
das Studium von Bildern dieser Sammlung in hohem Maße 
erleichterten. In erster Linie müssen wir an dieser Stelle der 
in unveränderlichem Kohleverfahren ausgeführten Photographien 
von Ad. Braun in Dornach im Elsaß gedenken, die 1889 heraus' 
gegeben wurden. Während man bisher von einer Anzahl der 



') Kunstchronik. 1889, XXIV, Sp. 449 f., N. F. 1894* V, Sp. 350, 1897, 
VIII, Sp. 317« — Lützow, Geschichte des deutschen Kupferstiches und 
Holzschnittes. S. 304. - Die graphischen Künste. 1891» XIV, S.9i£ — Mit* 
teilungen des Mährischen Gewerbemuseums. 1897» XV, S. 152. — L. Hevesi, 
Osterreichische Kunst im 19. Jahrhundert. Leipzig 1903» S. 269. — Neue 
Freie Presse, n. September 1907, S. ^f. 

2 ) Kunstchronik. N. F. 1892, III, Sp. 333* 



- 76 - 

bedeutendsten Werke der Galerie keine oder unzulängliche 
Photographien besaß, verfugte man im Verlaufe eines Jahres 
über 145 vorzügliche Blätter» Es war die erste, im großen Stile 
durchgeführte photographische Veröffentlichung der wichtigsten 
Werke dieser berühmten Galerie. Einzelne Blätter, wie die 
Wiedergabe der Meisterwerke der niederländischen Malerei, 
denen die Sammlung ihren größten Ruhm verdankt, gehören 
zum vorzüglichsten, was Braun je geleistet hat Das media' 
nische Verfahren ist in den Photographien zu staunenswerter 
Wirkung gesteigert; die Art, wie bei den einzelnen Reproduk" 
tionen die schwierige Kunst der Retusche geübt wurde, ver* 
dient die höchste Anerkennung l ). Diese trefflichen Aufnahmen 
werden in mancher Hinsicht von den im Jahre 1895 erschie- 
nenen, gleichfalls in unveränderlichem Kohledruck vervielfäl- 
tigten Photographien von Franz Hanfstaengl in München 
(148 Blätter) aufs glänzendste ergänzt« Die Kollektion zählt 
zirka 50 Reproduktionen, die in der Braunschen Publikation 
nicht enthalten sind 2 ). Auch die 48 prachtvollen Photogravüren 
(auf getöntem Kupferdruckpapier) nach den Meisterwerken der 
Liechtensteinschen Gemäldegalerie, welche von der Photogra- 
phischen Gesellschaft in Berlin herausgegeben wurden (1906), 
verdienen die größte Beachtung 3 ). Im Jahre 1907 erfolgte die 
photographische Aufnahme der Hauptbilder der Galerie durch 
J. Löwy in Wien, wodurch zahlreiche Bilder der Sammlung, 
insbesondere auch solche, die vom gegenwärtigen Fürsten er- 
worben wurden, zum ersten Male reproduziert wurden. Die 
Frucht dieser Aufnahmen war zunächst eine Serie von 80 In- 
taglio-Drucken im Postkartenformat, die, trotz ihres kleinen 
Umfanges, namentlich in den Porträten und Einzelfiguren von 
großer Schönheit sind. 

Nachträglich sei noch auf eine im Jahre 1908 in die 
Galerie eingereihte Tafel von Ceccarelli Naddus aufmerksam 

*) Chronik für vervielfältigende Kunst Wien 1889» II, S. 7. — Kunst« 
chronik. 1889, XXIV, Sp.zsif. und 315« — Repertorium für Kunstwissen* 
schaft 1889, XII, S. 200. 

J ) Kunstchronik. N. F. 1895» VI, Sp. 544* 

3 ) Frimmel, Blätter für Gemäldekunde. 1907, III» S. 87. 



— 77 — 

gemacht, die eine ergreifende Darstellung des leidenden Christus 
in Halbfigur enthält* Von ganz besonderer Schönheit sind die 
zierlichen Ornamente des Goldgrundes und der alte Rahmen, 
der in acht Medaillons Brustbilder von Heiligen zeigt* 

Die reiche Sammlung von Werken der Plastik und des 
Kunstgewerbes '), welche auf die einzelnen Säle der Galerie in 
geschmackvoller Weise verteilt ist, geht in ihren wichtigsten 
Erwerbungen auf den Fürsten zurück. Kein Kunstfreund kann 
sich der einzigartigen Wirkung entziehen, welche besonders 
der Eintrittssaal der Galerie, der ganz den Meisterwerken der 
Bildhauerkunst und kunstgewerblichen Objekten gewidmet ist, 
auf ihn macht« Der feine Kunstsinn des Fürsten kommt nicht 
nur in der Art der Neuerwerbungen, sondern auch in der An^ 
Ordnung der Kunstwerke in dem genannten und dem Rubens- 
Saal in großartiger Weise zum Ausdruck und es wird wenige 
öffentliche Sammlungen geben, die in dieser Hinsicht mit diesen 
Räumen wetteifern können. Die Skulpturen, die im Eintritts" 
saal aufgestellt sind, gehören in ihren schönsten Stücken der 
italienischen Kunst des Quattrocento an und bilden gleichsam 
eine gewaltige Introduktion zu den Meisterwerken der Malerei 
derselben Periode im folgenden Räume. Aus der Nähe Dona* 
tellos, des hervorragendsten Meisters der Florentiner Früh" 
renaissance, stammt die schlicht aufgefaßte, in der Durchbildung 
der Gesichtszüge, der Hände und der Gewandung vortreffliche, 
bemalte Tonbüste des heiligen Laurentius, welche denselben in 
jugendlicher Frische als mutigen Zeugen des Glaubens, nicht 
als Märtyrer, darstellt Die Kunst der Robbia, die in so glück" 
licher Weise das Schaffen Donatellos ergänzt, kommt in mehreren 
schönen glasierten Tonreliefs und "figuren ausgezeichnet zur 
Anschauung. Von ausnehmender Lieblichkeit und köstlicher 
Naivität ist die Figur der auf dem Rasen sitzenden Madonna 
mit dem Kinde, das nach Lilien greift, von Luca della Robbia. 
Viel vornehmer hat Andrea della Robbia die Madonna in zwei 



i) Die graphischen Künste. 1895, XVIII, S. 127 ff. (Bode.) — Monats- 
blStter des Wissenschaftlichen Klub in Wien. 1902, XXIII, S. 18 f. — Neues 
Wiener Tagblatt. 24. Februar 1903, S. 6. — Dr. W. Suida, Moderner 
Cicerone. Wien, II, S. 68 ff. 



- 78 - 

Reliefs gestaltet, welche gleichfalls weiße Figuren auf blauem 
Grunde zeigen. Das eine derselben ist von einem schönen 
Holzrahmen umschlossen, das andere, welches die Madonna 
sitzend, mit dem Kinde auf dem Schöße, links und rechts einen 
Seraphim und darüber die Taube, darstellt, wird von reizenden, 
bunten Blumenkränzen aus glasiertem Ton umrahmt und von 
Palmetten bekrönt und flankiert. Demselben Meister gehören 
auch der schelmisch blickende, freistehende Bacchusknabe mit 
einer Traube in der Linken und einem Becher in der Rechten 
und die lieblichen Putti an, einer mit Früchten, ein anderer 
mit einem Eichkätzchen spielend. Werke in der Art der Robbia 
(nach Suida von Luca und Andrea) sind die herrlichen Me> 
daillons, welche einen Jünglingskopf, ein männliches Porträt 
und die Figur eines Bischofs darstellen, mit hohem Schönheit*' 
gefühl und großer Naturwahrheit in hohem Relief durchgeführt 
Die weißglasierten Körperteile auf blauem Grunde werden 
von prächtigen, stark aus der Fläche tretenden Frucht- und 
Blumengewinden eingefaßt. Aus dem grünen Laub treten 
Zitronen, Äpfel, Oliven, Trauben und Pinienzapfen, dann 
weiße und blaue Blüten hervor. Grün, Violett und Gelb sind 
die herrschenden Töne in dem reichen Farbenkonzert. Dem 
Bertoldo di Giovanni gehört eine einst vergoldete, aus dunkel- 
gelbem Glockenmetall hergestellte, auf einem schönen, reich 
verzierten Steinsockel stehende, prächtige Statuette an, welche 
einen Mann darstellt, der mit der rechten Hand eine über die 
Schulter gelegte Keule hält, während die linke sich auf einen 
auf den Boden gestellten Schild stützt. Um den nackten Leib 
erscheint ein Laubkranz gewunden. Bis nun glaubte man, es 
mit einer Herkulesstatue zu tun zu haben; doch Bode hat der 
Figur eine andere, richtigere Deutung gegeben 1 ). Nach einem 
Vergleich derselben mit einem Gegenstück in der Sammlung 
P. Morgan, die gleichfalls hinten ein kleines Schwänzchen hat, 
eine Keule trägt und die Rechte einst auf einen Schild stützte, 
kam der Kunsthistoriker zur Ansicht, daß es sich um ein 

l ) W. Bode, Die italienischen Bronzestatuetten der Renaissance. 
Berlin 1907, S. 15* Taf. XII. — Kunst und Kunsthandwerk. 1907, X, 
S. 528 f. — Kunstchronik. N. F. 1908, XIX, Sp. 125. 



— 79 — 

Paar wilder Männer handelt, die bekannten Seitenfiguren ver* 
schiedener alten Wappen. Sie gehörten jedenfalls mit einer 
Herkulesfigur zu Pferde im Museo Estense zu Modena zu 
einer größern Gruppe, welche Bertoldo wahrscheinlich für Ercole 
d'Este ausführte. Tatsächlich stimmen auch die Reste der aus' 
gekratzten Zeichnung auf dem Schilde der Liechtensteinschen 
Figur mit dem Est e^ Wappen überein. In der sauber durch' 
gearbeiteten, zierlich stilisierten, scharf gezeichneten Figur 
kommt die ganze individuelle Formensprache des Künstlers 
in ausgezeichneter Weise zur Geltung. Das Werk, welches 
gewiß zu den besten Arbeiten der Florentiner Kleinplastik des 
Quattrocento gehört, wurde vom Fürsten vor etwa 25 Jahren 
in Florenz erworben. Die jüngere Generation der florentinischen 
Bildhauer (zweite Hälfte des 15 Jahrhunderts), und zwar die 
im Anschlüsse an Desiderio da Settignano schaffende Gruppe 
derselben, ist durch eine Anzahl herrlicher Stücke vertreten. 
Eine große, charakteristische Terrakottabüste eines bartlosen 
Mannes von breiter Anlage und gesundem Naturalismus ist ein 
Werk Antonio Rosselinos. Das Marmorrelief der Madonna 
mit dem munter blickenden Kinde zeugt von dem feinen Ge- 
schmack dieses Künstlers und seiner Sicherheit in der leichten 
und vollendeten Behandlung des Materials. Mit markigen 
Zügen hat Benedetto da Majano die Bronzebüste eines Feld" 
herrn ausgestattet. Das Relief einer Frau in Halbfigur und 
die beiden knienden Engel aus Terrakotta, ferner die kleinen, 
bemalten Statuen der Fede und Castitä in reicher, malerischer 
Gewandung gehören demselben Meister an. Von Mino da 
Fiesole rührt ein viereckiges, hocherhabenes Profilporträt eines 
Mannes in Marmor her, mit feinem Realismus besonders im 
Haare durchgebildet, ungemein zart in der Behandlung des 
Faltenwurfes. An die Kunst des Quattrocento klingen noch die 
mitzierlichen, kräftigprofilierten dekorativen Reliefs geschmückten 
Marmorpilaster und andere architektonische Details aus der 
Werkstätte des Benedetto da Rovezzano an. Der Einfluß Dona** 
tellos tritt auch in einigen Werken norditalienischer Künstler, 
welche unserer Sammlung angehören, deutlich zutage. In der 
Art seines Lieblingsschülers, des PaduanersBartolommeoBellano, 



— 80 — 

ist das Flachrelief der Madonna, von herber Bildung, vor reiz*- 
vollem architektonischen Hintergrunde, gearbeitet E. W. Braun 
hält die Plakette, welche in hohem Rundrelief den heiligen 
Antonius in Halbfigur, nach links schreitend und in der Rechten 
den Stab mit der Glocke haltend, zeigt, für ein eigenhändiges 
Werk Bellanos. Das Werk, dem ein hoher künstlerischer Wert 
innewohnt, entzückt vor allem durch die strenge, eindringliche 
Realistik und die Schönheit des Gusses. Die Art dieses Kunst' 
lers verrät auch ein auf drei Löwenfüßen ruhendes Tintenfaß 
mit der den Deckel krönenden Gestalt eines David, der einen 
Fuß auf das abgeschlagene Haupt des Goliath setzt und in der 
rechten Hand das gekrümmte Schwert hält. In dieselbe Schule 
gehört ferner der feinziselierte, liegende Drache mit geöffnetem 
Rachen, auf dessen Rücken eine kleine weibliche Figur (Venus) 
steht, die offenbar erst später aufgesetzt wurde, da an dieser 
Stelle sonst Neptun steht 1 ). Aus der Werkstätte des Andrea 
Briosco (Riccio) in Padua stammt der „Krieger zu Pferde" 
(Rohguß), der sich von dem berühmten Original des in der 
Ausbildung der Kleinplastik unübertroffenen Meisters dadurch 
unterscheidet, daß der Reiter auf einem Pferde sitzt, welches 
nach einem der vier griechischen Rosse auf San Marco kopiert 
ist, die so geschätzt waren, daß die Sammler eine Kopie davon 
der Erfindung Riccios vorzogen. Die ungemein lebensvolle 
Figur mit geöffnetem Munde, in antikisierender Rüstung, die 
Linke am Zügel des Pferdes, die Rechte den Schwertgriff 
haltend (die Schwertklinge wurde in letzter Zeit ergänzt), ist 
wohl als Anführer einer Kriegerschar gedacht 2 ). Das kleine 
Marmorrelief des Apollo erscheint in der Weise des Mailänders 
Cristoforo Foppa (Caradosso) gebildet. Von einem Zeitgenossen 
des Agostino Busti (Bambaja), vielleicht von Andrea Fusina 
Milanese, rührt ein halbrundes Marmorrelief mit der Madonna 
her, die sich verehrungsvoll zum auf dem Boden liegenden 
Christuskinde niederbeugt, während links und rechts ein Engel 

') Über die obenerwähnten Bronzearbeiten des Bellano und seiner 
Schule vergleiche „Kunst und Kunathandwerk« 1907, X, S. 528 ff. 

') Kunstchronik. 1883» XVIII, Sp. 729« — W. Bode, Die italienischen 
Bronzestatuetten der Renaissance. S. 25. 



— 8l — 

herabschwebt. Die stark aus der Fläche tretenden Figuren sind 
von ausnehmender Zierlichkeit, der reiche Faltenwurf ist mit 
großem Geschick behandelt« Von den beiden interessanten 
männlichen Profilporträten in Marmor dürfte das runde, male' 
risch außerordentlich wirksame in der Lombardei, das vier' 
eckige, welches in schlichter Auffassung einen Jünglingskopf 
mit hoher Mütze wiedergibt, auf venezianischem Gebiete ent" 
standen sein« 

Der Eintrittssaal enthält auch eine Reihe schöner antiker 
Köpfe und das bewunderungswürdige Bruchstück einer griechi' 
sehen Grabstele aus dem 4. Jahrhundert 1 ). Die bemalte und 
vergoldete Statue der heiligen Magdalena aus Holz ist eine gute 
deutsche Arbeit des 15. Jahrhunderts. Ein vorzügliches Werk 
der Elfenbeinplastik ist das kleine gotische Triptychon, eine 
französische Arbeit, die um das Jahr 1400 entstanden sein mag. 
Dasselbe enthält im Mittelfeld die Figur der Madonna mit 
dem Kinde, im linken Flügel die Verkündigung und die 
Anbetung der Könige, im rechten die Heimsuchung und die 
Darstellung im Tempel. 

Unter den Werken der italienischen Hochrenaissance, die 
im RubenS'Saal aufgestellt erscheinen, verdient die schön 
patinierte, lebensgroße Bronzebüste eines vornehmen Vene' 
zianers in römischer Imperatorentracht von dem seltenen Ludo 
vico Lombardi die größte Beachtung. Der Kopf ist leicht nach 
vorne geneigt, der Mund eingezogen, die Nase gebogen, die 
Stirne in Falten gelegt, die Augen sind von weltschmerzlich 
träumerischem Zug erfüllt, das Gewand, welches in maleri" 
sehen Falten den Oberkörper umhüllt, wird an der rechten 
Schulter durch einen Knopf in der Form einer fünfblätterigen 
Rosette zusammengehalten. Der eingezogene Sockel ist mit 
zierlichen Akanthusblättern, die oben in Widderköpfe über' 
gehen, geschmückt. Die Bronze steht auf einem schön pro 
filierten, teilweise vergoldeten und bemalten Marmorpostament. 
Die monumental aufgefaßte und kräftig modellierte Büste, 

*) Ober die Antikensammlung des Fürsten vergleiche „Archäologisch* 
epigraphische Mitteilungen aus Österreich". Wien 1881, V, S. 139 f., Taf. IV, 
1882, VI, S. 63 ff., 1891, XV, S. 46 ff. 

6 



— 82 — 

die den feinen Sinn des Künstlers für edle Formen offen' 
bart, ist jedenfalls den Porträten des Kaisers Decius nach' 
empfunden worden; nur das Haar ist modern behandelt 1 )« 
Von den Arbeiten des Giovanni da Bologna erwähnen wir 
nur zwei seiner höchst wirksamen, lebhaft bewegten, außer" 
ordentlich energisch aufgefaßten Einzelfiguren, einen Herkules 
als Schlangentöter und eine Variante desselben Modells, die 
nackte Figur des gewaltig ausschreitenden Mars mit einem 
Schwertgriff in der Rechten 2 ). Diese und andere Statuetten und 
Gruppen, welche auf prächtigen, mit Marmorplatten versehenen 
Renaissancetischen aufgestellt sind, wie die auf Sockeln stehen" 
den Bronzestatuen und "büsten aus der späteren Renaissance, 
größtenteils freie Nachbildungen nach der Antike, vereinigen 
sich mit den gewaltigen Schöpfungen des großen Vlämen, 
deren Umrahmungen durch die Entfernung der modernen Ver" 
goldung ihre ursprüngliche Schönheit wieder erlangt haben, 
zur einheitlichen, feierlichen Wirkung« Wir glauben nicht, daß 
es bis jetzt einem Galeriedirektor gelungen ist, die Werke des 
Rubens in so glücklicher Weise zur Geltung zu bringen, wie 
es hier der Fürst in geradezu mustergültiger Weise erreicht 
hat Ein schöner Schmuck des III« Saales ist eine in der 
Wiener k. k. Kunsterzgießerei im Jahre 1877 hergestellte Bronze" 
statue des Hähneischen Raffael in Dresden, des reifsten 
Werkes des großen Bildhauers« 

Wir wenden uns nun den Werken des Kunstgewerbes 
zu, die in den einzelnen Sälen aufgestellt sind. Die meisten 
dieser Stücke sind von den Spezialausstellungen im öster" 
reichischen Museum her weiteren Kreisen bekannt geworden. 
Besonders der Inhalt eines im L Saal stehenden, prächtigen, 
reich geschnitzten, teilweise vergoldeten und mit Intarsia ge" 
schmückten Renaissanceschrankes fesselt unsere Aufmerksam" 



') Ein vollkommen mit dieser Büste übereinstimmendes Werk war 
1907 auf der Ausstellung plastischer Bildwerke des 15. und 16. Jahr-» 
hundert* in München (Sammlung Pourtales) als Werk des Alessandro 
Vittoria ausgestellt (Zeitschrift für bildende Kunst N. F. 1907, XVIII, 
S. 152 und 154.) 

2 ) Kunst und Kunsthandwerk. 1907, X, S. 529 und 531* 



- 83 — 

keit. Die virtuos ausgeführte Trinkkanne aus Elfenbein mit 
wilden bacchantischen Szenen und Kindergruppen in hohem 
Relief ist ein vorzügliches Werk Matthias Rauchmüllers aus 
dem Jahre 1676 l ). Der Kasten enthält auch fünf der bereits 
erwähnten, mitP. Corteys bezeichneten, großen Emailplatten 2 ), 
eine sechste ist rechts vom Schranke an der Wand befestigt; 
eine links von demselben angebrachte ovale, mit Email über' 
zogene Kupferschüssel mit der Darstellung des Moses, wie er 
die Schlange erhöht, ist ein schönes Werk des Jean Courtois 3 ). 
Ein köstliches Werk der französischen Miniaturmalerei des 
17* Jahrhunderts ist das auf einer goldenen Dose befindliche, 
auf weißem Goldemailgrunde mit Emailfarben gemalte Bildnis 
des Marschalls Turenne von Jean Petitöt 4 ). Die Kleinkunst 
der italienischen Renaissance wird durch reizende Schmuck' 
gegenstände, Plaketten, Medaillen und Türklopfer aus Bronze 
repräsentiert. Ein besonderes Interesse nimmt die aus dem 
1 6. Jahrhundert stammende, aus Bronzeblech verfertigte Prunk' 
Schüssel ein, auf welcher in überaus reicher Weise die Figuren 
römischer Kaiser und Darstellungen aus der römischen Ge" 
schichte eingraviert erscheinen*). Das oberste Fach des Kastens 
nimmt eine reiche Kollektion venezianischer Gläser ein. Ein 
zweiter Renaissanceschrank von gleicher Bildung wie der eben 
erwähnte enthält eine Sammlung herrlicher Majoliken; an den 
Wänden hängen schöne orientalische Fayencen. Die prächtige 
Porzellansammlung des Fürsten ist im zweiten Zimmer des 



1 ) Mitteilungen des k. k. österreichischen Museums. 1866, 1. Jahrg., 
S. 157 und 164 f. — Eine Reihe von schönen Bechern und Trinkkannen 
aus Elfenbein aus dem 17. Jahrhundert, die sich im Besitze des Fürsten 
befinden, sind in den vom österreichischen Museum herausgegebenen 
Photographien abgebildet. (I. Serie, Nr. 96, 130, 132 und 133*) 

2 ) Mitteilungen des k. k. österreichischen Museums. 1885, XX. Jahrg., 
S. 404 f. 

3 ) Photographien, herausgegeben vom k. k. Österreichischen Museum. 
I. Serie, Nr. 5 und 6. 

4 ) Kunst und Kunsthandwerk. 1905, VIII, S. 244 und 246 ff. — Kunst" 
gewerbeblatt N. F. Leipzig 1906, XVII, S. 47. 

5 ) Mitteilungen des Mährischen Gewerbemuseums. 1887, V, S. 119 f.? 
Taf. 9 und 10. 

6* 



- 84 - 

IL Stockwerkes untergebracht* Wir finden hier zahlreiche 
schöne Stücke von chinesischem und japanischem Porzellan aus 
Arita und Imari und wertvolle Erzeugnisse der Meißener und 
Wiener Manufaktur, unter welchen besonders das herrliche 
Liechtensteinsche Speiseservice (1784 — 1787) *) unser Entzücken 
wachruft. Ein prächtiger, schön geschnitzter und reich mit 
Intarsia verzierter Leggio im L Saal und mehrere in den ver' 
schiedenen Sälen und Zimmern aufgestellte Truhen, meist der 
italienischen Frührenaissance angehörend, in der mannigfaltig' 
sten Weise dekoriert und von hervorragenden Meistern mit 
feinen historischen und mythologischen Malereien geschmückt, 
verdienen die größte Beachtung 2 ). Von dem Fürsten wurden 
auch die vier Gobelins, die nach dem Decius^Zyklus von Rubens 
im 17. Jahrhundert in Brüssel gewebt wurden und die zum 
besten und vornehmsten gehören, was die Teppichwirkerei 
überhaupt hervorgebracht hat, erworben. Dieselben stellen „Die 
Todesweihe" (Stiegenhaus), „Die Verkündigung des Traumes", 
„Die Heimsendung der Liktoren" und „Sieg und Tod" (L Saal) 
dar. Von den anderen Tapisserien erwähnen wir noch einen 
ornamentalen Wandbehang mit dem von Füllhörnern und 
stilisierten Laubwerkornamenten umgebenen Liechtensteinschen 
Wappen, eine italienische Arbeit des 16. Iahrhunderts (IL Saal), 
und den im ersten Zimmer des IL Stockwerkes untergebrachten 
Zyklus aus der Geschichte Mosis. „Die Auffindung des Moses", 
„Der Durchzug durch das rote Meer" und „Moses, Wasser aus 
dem Felsen schlagend" sind große, farbenprächtige Werke des 
Peter van der Borcht, der in der ersten Hälfte des 18. Jalnv 
hunderts tätig war und zu den letzten Vertretern der Brüsseler 
Webekunst zählt 9 ). 

Seine Durchlaucht ist auch im Besitze einer wertvollen 
Sammlung von Kupferstichen und Handzeichnungen, die be** 
sonders durch den Ankauf der großartigen Hauslab'Sammlung 

1 ) Folnesics~Braun, Geschichte der k. k. Wiener Porzellanmanufaktur. 

Wien 1907, S. 98 f., Taf. 20. 

') J. v. Falke, Mittelalterliches Holzmobiliar. Wien 1894« 

3 ) Hitteilungen des k. k. österreichischen Museums. N. F. 1890, 

V. Jahrg., S. 81 ff. 



- 85 - 

vermehrt wurde« Zahlreiche schöne Blätter der Kupferstich' 
Sammlung waren wiederholt in den entsprechenden Spezial' 
ausstellungen im österreichischen Museum zu sehen, eine treffe 
liehe Auswahl von Handzeichnungen hat Eingang ins Schön' 
brunner'Medersche Werk „Handzeichnungen aus der Albertina 
und anderen Sammlungen" gefunden. Wir werden im letzten 
Abschnitte unseres Werkes darauf zurückkommen, in welch 
liberaler Weise es der Fürst der Kunstforschung ermöglichte, 
Gebrauch von dieser kostbaren Sammlung zu machen. Eine 
eingehende, zusammenfassende Würdigung derselben müssen 
wir wohl einer sachkundigeren Feder überlassen. 



IL 
MUSEEN, KUNSTSCHULEN 

UND 

KÜNSTLERVEREINIGUNGEN. 



Die k« k, Akademie der bildenden Künste. 

Die hervorragendste Staatsgalerie Österreichs und eine 
der reichhaltigsten Gemäldesammlungen überhaupt, die Galerie 
der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien, verdankt 
Seiner Durchlaucht eine Reihe bedeutender Werke der älteren 
und modernen Kunst, die in ihrer Gesamtheit eine kleine, 
wertvolle Galerie bilden würden, wenn sie ein Privatmann 
besäße 1 ). Fürjst Johann von Liechtenstein gehört gleich dem 
eigentlichen Gründer der Galerie, dem Grafen Anton Lamberg' 
Sprinzenstein, und Kaiser Ferdinand L zu denjenigen Männern, 
welchen die Galerie in erster Linie für ihre großherzigen 
Widmungen zum Danke verpflichtet ist Die aus fürstlichem 
Besitze stammenden 45 Werke sind mit Bedacht derartig aus* 
gewählt, daß sie, abgesehen von den alten Meistern, insbesondere 
jene Meister berücksichtigen, welche typisch für die einzelnen 
Entwicklungsstufen der Malerei des 19* Jahrhunderts sind, wo- 
durch hauptsächlich die heranwachsende Künstlerschaft in die 
Lage versetzt wird, die malerischen Probleme der neuen Zeit 
kennen zu lernen und sich an einzelnen, allen voranleuchtenden 
Meisterwerken mit Gewinn zu bilden. 

Unter den Bildern italienischer Herkunft nimmt Sandro 
Botticellis „Madonna mit dem Kinde" den ersten Rang ein. 
Der Meister der Florentiner Frührenaissance offenbart in dem 
aus der Casa Canigiani zu Florenz stammenden, in Tempera 

] ) Allgemeine Kunstchronik. 1881, V, S. 234* — Katalog der 
k. k. Akademie der bildenden Künste. Wien 1900. — Frimmel, Geschichte 
der Wiener Gemäldesammlungen. Die Galerie in der Akademie dzr 
bildenden Künste. Leipzig 1901. (Kleine Galeriestudien. III. F., I, IV. Kap.) 
— Dr. W. Suida, Moderner Cicerone. Wien 1904. II, S. 1 ff. 



— 90 — 

ausgeführten Rundbilde eine plastische Gestaltungskraft, eine 
Sicherheit der Zeichnung und eine Feinheit der Formen und 
Farben, die ihn als einen bestimmenden Meister seiner Zeit in 
die erste Reihe rucken« Von den keuschen Gestalten mit ihrem 
schwermutigen Gesichtsausdruck strömt ein eigenartiger Zauber 
aus, der uns die poetischen Stimmungen des Meisters nachfühlen 
läßt. Dieses glänzende Werk aus der Blütezeit der florentinischen 
Schule, es fallt in die späteren achtziger Jahre des 15. Jahrhunderts, 
erscheint uns umso wertvoller, als Bilder jener Epoche in Wien 
nur spärlich vorhanden sind 1 ). Derselben Schule und Periode 
gehört die gleichfalls von inniger Andacht durchwehte „Thronende 
Madonna" mit dem Christuskinde, Johannes dem Täufer und 
einem das Kind anbetenden Engel an. Ein Umbrer, der sich 
schon dem Florentiner Quattrocento nähert, ist der liebens> 
würdige Gentile da Fabriano. Das der Galerie 1882 gewidmete 
Bild, die „Krönung Maria", ist nach Suida eine alte Kopie nach 
einem vor einigen Jahren im Berliner Kunsthandel befindlichen 
Gemälde des Meisters *). In den Köpfen voll holdseliger Anmut 
und Zartheit der Empfindung, erscheint die Pracht der Ge^ 
wänder und des Fußteppichs durch eingepreßte und punzierte, 
reiche Goldornamente, durch die reliefartige Erhöhung der 
Krone Marias und des Gürtels Christi zu wunderbarer äußerer 
Wirkung gesteigert. Das Bild, das in den singenden Engeln 
mit ihren anmutigen Köpfchen weitere Schönheiten enthüllt, wird 
von einem alten, stilvollen Rahmen wirkungsvoll umschlossen. 
Seltsam archaistisch mutet uns das „Wunder des hl. Antonius" 
an, das einem anderen, aber jüngeren umbrischen Meister 
(Schule von Siena), dem Giovanni di Paolo, nahesteht. 
Interessant ist ferner ein Bild der umbrischen Schule, das die 
thronende Madonna mit den Heiligen Herculanus und Michael 
und acht knienden Donatoren zeigt» Letztere vereinigen sich 



l ) Hermann Ulmann, Sandro BotticellL 1894, S. 121 f. — Ernst 
Steinmann, Botticelli. Bielefeld and Leipzig 1897, S. 28. 

') Im Kataloge der Galerie Sedelmeyer (Paria 1900, VI, Nr. 57) ist 
ein im Gegenstände wie in den Maßen mit dem Bilde in der Akademie 
vollkommen übereinstimmendes Werk Gentiles, das sich früher in England 
befand und von Waagen beschrieben wurde, reproduziert. 



— 91 — 

mit einer Schar blühender Kinder zu einer vortrefflich kom^ 
ponierten Gruppe. Den Hintergrund des Bildes füllt eine Land- 
schaft mit dem Ausblick auf das Meer, hohe Berge und eine 
weite Flußebene aus. Die wirkungsvolle Umrahmung des Ganzen 
wird durch zwei Pfeiler im zierlichen Frührenaissancestil und 
einen darübergespannten Bogen gebildet, der die Inschrift 
trägt. In den Bogenzwickeln erscheint, von Greifen gehalten, 
das Wappen von Perugia. Das Bild wurde auch für den in 
Perugia tätigen Fiorenzo di Lorenzo in Anspruch genommen. 
Ein Bild voll tiefen religiösen Gefühls, die „Thronende Ma- 
donna" mit dem Kinde, dem kleinen Johannes, dem hl. Josef 
und mehreren Engeln, wird der Paduaner Schule aus der Zeit 
des Mantegna zugeschrieben. Nach dem Kataloge wäre die 
Gottesmutter der im Jahre 1496 entstandenen, ergreifenden 
„Madonna della Vittoria" des Meisters im Louvre nachempfunden. 
Die übrigen Figuren sind Zusätze des Malers, und zwar nach 
Giovanni Morelli von der Hand eines Nordländers, Suida 
vermeint in dem Werke die Hand des Paduaners Bernardino 
Parentino zu erkennen, Frimmel erkennt in dem jugendlichen 
Johannes mit dem offenen Mündchen deutlich die Richtung 
des Mantegna und in mehreren Händen den Einfluß des 
Bellini Nach ihm ist die Hauptgruppe fast getreu nach der 
Madonna mit fünf Heiligen im Museo Civico zu Turin ge> 
bildet 1 ). Das plastisch wirkende, ansprechende Porträt eines 
jungen Mannes mit feinem, geistvollem Gesichtsausdruck 
schreibt der Katalog vermutungsweise dem in Venedig tätigen 
Gentile Bellini zu. Nach Dr. Gust. Ludwig und Gustav Frizzoni 
ist es ein Werk des Marco Palmezzano, die Baumformen 
sprechen für Marco Basaiti. Auch der Schule der Vivarini wird es 
zugeschrieben. Frimmel regt eine Vergleichung mit dem Pietro 
da Feltre an, der sich vor Jahren im Falkenhaynschen Besitz 
befand und jetzt der Sammlung Figdor in Wien angehört. 
Das Bild mit seinem schönen Originalrahmen befand sich einst 
in der Liechtensteinschen Gemäldegalerie. (Katalog von 1873, 

l ) Das aus Vercelli stammende Bild wurde 1871 vom Fürsten in 
Venedig angekauft und befand sich bis zum Jahre 1881 in der Hechten* 
steinschen Gemäldegalerie* (Katalog von 1873» Nr. 48 a.) 



— 92 — 

Nr. 35 a.) Ein hohes Interesse beansprucht die „Madonna mit 
dem Kinde und dem hl* Johannes" (Madonna del Candelabro, 
Madonna del Leggio), ein Tondo aus der florentinischen 
Schule des 16. Jahrhunderts, deshalb, da sie einige Kunst- 
historiker für das früheste malerische Werk Michelangelos, 
der es als zwölfjähriger Knabe geschaffen haben soll, halten. 
„Das in stolzer Anmut auf hohem Halse ruhende Haupt, der 
von reichem Gewände umgebene Körper der thronenden Jung' 
frau sind schon von jener gewaltigen Schönheit erfüllt, die der 
einzige Michelangelo seinen Gestalten einzuhauchen wußte" 
(Suida). Das Bild, in dem sich das Gefühl der Entsagung mit 
erschütternder Kraft ausdrückt, befand sich einst im Besitze 
des englischen Kunstfreundes und Künstlers Morris Moore, 
der es im Jahre 1 851 in Perugia erworben und seiner Sammlung 
in Rom einverleibt hatte 1 ). Frimmel vermutet in dem Bilde 
ein Werk des Marcello Venusti nach einer Zeichnung des 
Michelangelo. Von dem Wiener Maler Leopold Bara rührt 
eine Kopie nach einer in der Brera zu Mailand aufgestellten 
abgenommenen Freske des Bernardino Luini her, welche die 
bekannte, einfach schöne Komposition der von schwebenden 
Engeln getragenen Leiche der hl. Katharina enthält („Grab' 
legung der hl. Katharina"). Andrea Lucatelli, ein 
Landschafter des 18. Jahrhunderts, ist durch eine gute 
der vom bunten Treiben eines Wochenmarktes belebten 
Navona vertreten, ein Bild, das allerdings nicht an die gleich' 
zeitigen Arbeiten der venezianischen Meister heranreicht. 

Der spanischen Schule des 17. Jahrhunderts wird (nach 
Frimmel mit Unrecht) ein „Ecce homo" zugeschrieben. Die 
treffliche Modellierung der Gestalt, wie die phantastische Be' 
leuchtung durch ein aus den Wolken herabschießendes Strahlen' 
bündel verleihen dem Bildchen, das bis zum Jahre 1881 der 
Liechtensteinschen Gemäldegalerie angehörte (Katalog von 
1873, Nr. 718), einen besonderen Reiz. 

neuere Schenkung (1900) ist das Bild der Lukretia. 
trägt einen roten, mit Pelz verbrämten Mantel und 

') Repertorium für Kunstwissenschaft. 1884, VII, S. 189. 



— 93 — 

reichen Schmuck, das Haupt umwallt ein duftiger Schleier, zu 
beiden Seiten des Kopfes stehen in großer Antiqua die Worte 
„LVCRECIA ROMANO. Das Bild stammt jedenfalls von 
einem Maler aus der Nähe des Meisters vom Tode der Maria 
(Joos van Cleve d. A.). Zu den wertvollsten Widmungen 
des Fürsten an die Galerie gehört die „Tanz-* und Musik' 
gesellschaft" von Pieter Codde, mit dem Monogramm und der 
Jahreszahl 163(3) bezeichnet, wohl die bedeutendste Schöpfung 
des Meisters überhaupt. (Abb. 17.) Wir haben er hier jedenfalls 
mit einem Gruppenporträt zu tun; denn die Familienähnlich' 
keit in den einzelnen Figuren springt deutlich ins Auge, die 
Bewegungen werden bloß angedeutet, fast sämtliche Köpfe sind 
auf den Beschauer gerichtet. Das Licht spielt wunderbar in den 
blauen, violetten und schwarzen Kleidern aus Atlas, zu dem 
die 'reichen Spitzenkragen in effektvollen Kontrast treten. Der 
einfache, einfarbige Hintergrund läßt den Glanz der Toiletten 
noch wirkungsvoller erscheinen. Frimmel berichtet in intern 
essanter Weise über die mannigfachen Wanderungen dieses 
Bildes, die uns zeigen, wie seltsam oft die Schicksale alter 
Gemälde sind. Im handschriftlichen Inventar der Wiener Galerie 
Johann Kaspar Hofbauer (1835) ist das Bild als Grebber ver<* 
zeichnet. Dabei findet sich die Angabe, daß es die Familie des 
Grafen Egmont darstelle und vom Grafen Apponyi um 
1100 Gulden gekauft wurde. Auf der Auktion Hofbauer (1839) 
erwarb es Graf Samuel Festetits, auf der Auktion Festetits 
(1859) F. J. Gsell um den Preis von 700 Gulden. In der Samm*» 
lung desselben wurde es von Waagen für ein Werk eines der 
Palamedesz gehalten, und zwar nach dem Monogramm C P für 
ein Bild von einem Künstler dieses Namens, dessen Vorname 
dann mit C beginnen müßte. Als das Bild nach dem Tode 
Gsells zur Versteigerung gelangte (1872), bestimmte W. Bode 
dasselbe als ein Werk Pieter Coddes, eines zu jener Zeit fast 
unbekannten Meisters, und hob zugleich den eigenartigen Reiz 
hervor, der in der Feinheit der Durchführung, der Bestimmt' 
heit der Zeichnung und dem Reichtum der Kostüme liegt. Das 
vorzüglich erhaltene Bild ging bei der erwähnten Versteigerung 
um den Preis von 8452 fl. 50 kr. an Alexander Scharff über, 



— 94 — 

der es 1873 im k. k. österreichischen Museum ausstellte« Als 
die Sammlung Scharff im Jahre 1876 in Paris im Hotel Drouot 
feilgeboten wurde, erstand John W. Wilson das Werk um 
20.000 Franken. Auf der Auktion Wilson (1881) wurde das 
Bild vom Fürsten für 34*900 Franken erworben, der es zunächst 
in seiner Galerie zur Aufstellung brachte, bis es von Seiner 
Durchlaucht der Galerie der Akademie zum Geschenke gemacht 
wurde 1 ). Willem van Mieris, der Sohn des berühmten Genre 
maiers, wird durch ein miniaturartig ausgeführtes, ungewöhnlich 
gutes Brustbild eines Mannes aus dem Jahre 1687, also aus 
der Frühzeit des Meisters, repräsentiert. 

Wir wenden nun unsere Blicke den Meistern der neueren 
Zeit zu. Der Wiener klassischen Schule gehören zwei Bilder 
an, das tüchtige Selbstporträt Josef Abels und „Phokion und 
seine Gattin" von Franz Caucig. Das Bildnis Abels entbfehrt 
in den Farben keineswegs einer angenehm berührenden Frische, 
die seinen Historienbildern gänzlich mangelt. Caucig, seinerzeit 
Direktor der Maler' und Bildhauerschulen der Wiener Akademie, 
erscheint uns in seinem Werk als typischer Vertreter der 
akademischen Richtung jener Tage, die sich abmühte, in den 
Figuren, der Architektur und den Geräten der Antike nahe' 
zukommen, in deren Geist aber nicht einzudringen vermochte; 
heute lassen uns diese Bilder infolge des geringen seelischen 
Ausdruckes der Personen, der Steifheit ihrer Haltung und des 
kraftlosen Kolorits kalt; nichtsdestoweniger ist Caucigs Bild 
als Probe seiner Kunst von kunstgeschichtlichem Interesse. 
Die beiden eben erwähnten Werke bildeten bis zum Jahre 1882 

l ) Katalog der Versteigerung der Galerie Festetits. Nr. 137. — 
G. F. Waagen, Die vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien. 1866, I, 
S. 318 f. — Katalog der Versteigerung der Galerie F. J. GselL Wien 1872, 
Nr. 36. — Zeitschrift für bildende Kunst. 1872, VII, S. 183 f. — Kunstchronik 
1872, VII, Sp. 293t 1876, XI, Sp. 502. — Woltmann'Wörmann, Geschichte 
der Malerei, 1888, III, S. 605. — Berichte und Hitteilungen des Alter* 
tumsvereines, 1891, XXVII, S. 16. — Repertorium für Kunstwissenschaft. 

1891, XIV, S. 30, 1892, XV, S. 194* — Frimmel, Kleine Galeriestudien. 

1892, II, S. 277 f. — Frimmel, Blätter für Gemäldekunde. 1905, I, S. 155. 
— Im Auktionskatalog der Sammlung Scharff (Nr. 2) befindet sich eine 
vorzügliche Radierung des Bildes von Adolphe Lalauze. 



— 95 ~ 

einen Bestandteil der Liechtensteinschen Gemäldegalerie (Katalog 
von 1873, Nr« 1368 und 1346). In die Zeit der Romantik führt 
uns Amerling im Bildnis einer jungen, schönen, in farben- 
reiche Gewänder gekleideten und mit reichem Schmuck be- 
hangenen Abyssinierin (1840), besonders aber in der aus dem 
Nachlasse des Künstlers stammenden, großartig gedachten 
„Heroischen Landschaft", in welcher das sentimentale Natur- 
empfinden jener Tage treffend zum Ausdruck kommt Die 
baumlose, öde Gegend, die bizarren Felsgebilde, der zwischen 
dem kahlen Gestein hinströmende Wildbach und die gewitter- 
schwangeren Wolken vereinigen sich zu einem Gemälde von 
düsterer Stimmung, die durch die eigenartige Beleuchtung 
einer Mondnacht noch mehr vertieft wird. Ein romantischer 
Zug herrscht auch in der „Idealen Landschaft" des hochbegabten 
Karl Marko (1857). Die Gestalt der von der Schlange gestochenen 
Eurydike inmitten ihrer Gespielinnen bildet eine reizende 
Staffage in dem von hellem Sonnenschein durchwebten südlichen 
Walde. Als Meister des Wiener Sittenbildes tritt uns Wald- 
müller in seinem „Nikolo" (1851) entgegen. Der wahrhaft 
volkstümliche Stoff ist in breiter und freier Weise mit größter 
Vollendung der Technik behandelt Friedrich Gauermann zeigt 
sich uns in der „Heimkehr von der Jagd" (1846) von der besten 
Seite. In der Verschmelzung der heimischen Landschaft, die 
sich hier im leichten Abendsonnenschein malt, mit der Tier' 
weit, der auch dieses Bild seine größten Reize verdankt, liegt 
ja der Hauptvorzug des Meisters 1 ). An die Glanzzeit der Miniatur' 
maierei im vormärzlichen Wien erinnert Alois v. Anreiter mit 
dem auf Elfenbein gemalten Bildnis Karl Rahls (1855); leicht 
in der Ausführung, frisch in der Färbung, gibt es in frappanter 
Ähnlichkeit und idealer Auffassung die Erscheinung des ge^ 
waltigen Historienmalers wieder. Von den neueren östeiv 
reichischen Landschaftern ist der in Prag tätig gewesene August 
Piepenhagen durch eine kleine, sorgfältig behandelte „Marine" 
und der Wiener Eduard Peithner Ritter v. Lichtenfels durch 

l ) Das Bild wurde von Gauermann 1846 um 900 Gulden Konv«' 
Münze an Todesco verkauft. (Zeitschrift für bildende Kunst. 1883, XVIII, 
S. 330, Nr. 194*) 



- 96 - 

eine große, schön gezeichnete Gebirgslandschaft (1877) ver^ 
treten« Hans Canons in Kreide ausgeführter Entwurf zu dem 
im Auftrage des Kronprinzen Rudolf im Namen aller kaiser' 
liehen Kinder zur Feier der silbernen Hochzeit des Kaiserpaares 
für die Hofburgkapelle geschaffenen Votivbilde, die „Madonna 
mit dem Christuskinde", verehrt von dem heil. Franz von Assisi, 
dem heil. Josef, der heil. Elisabeth und mehreren Engeln, legt 
von dem mächtigen Einfluß, den die Werke des Rubens auf 
den Künstler ausübten, beredtes Zeugnis ab. Die glänzende 
Zeichnung, der wirkungsvolle Aufbau des Ganzen und die 
Gestaltung der Einzelfiguren, insbesondere der reizenden, her' 
abschwebenden Engel, weisen deutlich auf das große Vorbild 
hin, dem Canon begeistert nacheiferte (Ildefonso-Altar im 
Kunsthistorischen Museum). Österreichischer Abstammung ist 
auch der in Venedig ausgebildete und dort tätige Antonio 
Rotta. In seinem Bilde „Der letzte Sproß" (1882) berühren uns 
die lieblichen Kinderfiguren und die intime Farbengebung in 
äußerst sympathischer Weise. 

Unter den deutschen Meistern sei zunächst Philipp Veits 
gedacht Sein „Christus auf dem Wege nach Emaus", voll 
außerordentlicher Formsicherheit, aber eintönig in der Farbe, 
kennzeichnet die streng asketische, dem Geiste des Mittelalters 
huldigende Kunstrichtung der Nazarener, welcher der Meister 
bis zu seinem Tode treu blieb. Johann Schraudolphs „Madonna 
mit dem Kinde" (1842) klingt in der Farbenseligkeit, der zarten 
Behandlung der Figuren und der Landschaft und der andachtS" 
vollen Stimmung an die italienischen Meister des Quattrocento 
an. In trefflicher Weise sind die Genremaler der modernen 
Düsseldorfer Schule durch den „Jüdischen Hausierer" von Ludwig 
Knaus und das „Elsässische Bauernmädchen" von Benjamin 
Vautier (1870) repräsentiert. Der erstere fesselt uns in seinem 
Bilde durch den liebenswürdigen Humor, der in der dargestellten 
Szene liegt, und die geistreiche Behandlung des Hintergrundes, 
mit den grünenden Bäumen eines Gartens, aus dem der Giebel 
des Wohnhauses hervorlugt. In dem schlichten Bauernmädchen 
Vautiers in seiner kleidsamen Tracht vor den dunklen Tannen 
am Waldesrande ruht eine Tiefe der Empfindung, eine Feinheit 



— 97 — 

des Kolorits, die nicht allen Werken des berühmten Malert 
eigen ist. Die kernige, lebensfrische Kunst Franz von Defreggers 
ist in einem seiner so populär gewordenen Genrebilder ver* 
körpert, welches die Maler Paperitz und Weiser bei einem 
Besuche in einer Sennhütte belauscht („Maler auf der Alm"). 
In dem „Brustbild eines Mannes" lernen wir den Münchener 
Meister auch als Porträtmaler schätzen. Aus der Münchener 
Schule ist auch Karl Wilhelm Diefenbach hervorgegangen« Eine 
Probe von seiner Hand ist das „Bildnis des ersten Schülers 
des Malers" aus dem Jahre 1884* Zu den hervorragendsten 
Landschaftern der Münchener Schule zählf Hermann Baisch. 
Sein „Ochs auf der Wiese" ist eines seiner vorzüglichen Tier' 
stücke, die durch genaue Beobachtung der Natur, sonnige Be* 
leuchtung und kräftige Farbengebung vor allen anderen Werken 
den Ruhm des Meisters begründeten« Der Einfluß der modernen 
französischen Stimmungslandschaft läßt sich in dem Bilde nicht 
verkennen. Den Geist, den die großen Schöpfungen der Franzosen, 
die leider in unseren öffentlichen Sammlungen nur spärlich 
auftauchen, ausstrahlen, fühlen wir in der „Felsigen Land- 
schaft" Gustave Courbets deutlich» Der Meister, dem einst 
ein einseitiger Realismus zum Vorwurf gemacht wurde, bc 
deutet gegenwärtig den Mittelpunkt der neuen französischen 
Kunst« Wie machtvoll vereinigen sich die packenden Einzel* 
heiten des Bildes, die Granitabhänge des verlassenen Stein' 
braches, das Grün der Wiesen und des Waldes, das hellblaue 
Wässerlein und die armselige Hütte, zu einer ruhigen Ton' 
Schönheit, zu einer Kraft der Stimmung, die die Zeitgenossen 
des Künstlers anspornte, wieder die Wege zu wandeln, die 
ihnen die große Lehrmeisterin Natur vorgezeichnet hatte, und 
über der Freude am Schönen alle Tendenzen zu vergessen» 
Wir beschließen unsere Ausführungen über die Werke, welche 
der Fürst der Akademie zum Geschenke gemacht hat, mit der 
Erwähnung zweier Bilder, die der neueren niederländischen 
Schule angehören. Andreas Schelfhout erinnert in seiner 
stimmungsvollen „Winterlandschaft" an die besten holländischen 
Landschaftsmaler des 17. Jahrhunderts, Eugen Josef Verboeck* 
hoven, der berühmte belgische Tiermaler, erweist sich in seinem 

7 



- 98 - 

Bilde „Rehe am Waldessaum" (1840) als sorgfältiger Zeichner 
und eleganter Maler 1 ). 

Eine außerordentlich wertvolle Bereicherung erhielt auch 
die Bibliothek der Akademie durch die Zuwendung der treff- 
lichen photographischen Reproduktionen (145 Blätter), welche 
der ausgezeichnete A. Braun in Dornach im Elsaß nach den 
Hauptbildern der Liechtensteinschen Galerie in Wien angefertigt 
hat 2 ). Das Professorenkollegium der k. k. Akademie der bildenden 
Künste hat von allem Anfange an die Bestrebungen des Fürsten, 
die Einrichtungen der ersten Kunstschule des Reiches in hoch- 
herziger Weise zu fördern, dankbar begrüßt; schon im Jahre 1880 
wurde Seine Durchlaucht von dem Professorenkollegium zum 
Ehrenmitgliede der Akademie gewählt, welche Wahl Seine 
Majestät der Kaiser am 3. Juni 1880 bestätigte 3 ). Die höchste Aus** 
Zeichnung, welche die Akademie zu vergeben hat, wurde dadurch 
einem Manne zuteil, dem die Kunst in Österreich so vieles 
schuldet, einem Mäzen, wie deren die Gegenwart nur wenige 
besitzt. 



Die Moderne Galerie in Wien* 

Die Meisterwerke der modernen Malerei aus dem 
der Stadt Wien, des Landes Niederösterreich und des Staates, 
welche dereinst in dem neu zu erbauenden Städtischen Museum 
Aufnahme finden sollen, wurden im Jahre 1903 in den unteren 
Sälen des Belvederes zu einer höchst interessanten Sammlung 
vereinigt, damit sie nicht ungenützt für die Öffentlichkeit im 
Verborgenen schlummern. Dieser Sammlung gehört auch eine 
Reihe von bedeutenden Werken an, welche Fürst Johann von 



l ) Die vom Fürsten der Akademie gewidmeten Bilder, die an die 
Moderne Galerie abgegeben wurden, werden im folgenden Abschnitte 
gewürdigt. 

*) Allgemeine Kunstchronik. 1888, XII, S. 466. 

3 ) österreichisch'Ungarische Kunstchronik. 1880, IV, S. 70. 



— 99 — 

Liechtenstein der Stadt Wien, der k. k. Akademie der bilden^ 
den Künste und der Modernen Galerie selbst seit einer Reihe 
von Jahren zukommen ließ ')• Den größten Schatz darunter 
bilden die Werke Ferdinand Georg Waldmüllers, des hervor** 
ragendsten Meisters, der aus dem Altwiener Genre hervorgc 
gangen ist und dessen Schöpfungen für alle Zeiten als wahre 
Denkmaler österreichischer Volksnatur und Sitte fortleben 
werden* Der Fürst gehörte zu den wenigen Männern, welche 
den Namen des Künstlers frühzeitig zu würdigen verstanden; 
es gebührt ihm das hohe Verdienst, einen ansehnlichen Teil 
der Hauptwerke unseres Meisters, die ihn nach allen Seiten 
charakterisieren, erworben und dessen Vaterstadt erhalten zu 
haben« Den Landschaftsmaler Waldmüller in seiner mittleren 
Zeit repräsentieren eine „Ansicht von Iscbl" (1835) und „Die 
Hütteneckalm bei Ischl" (1838), ein Hauptwerk des Meisters« 
Es zeigt den prächtigen Ausblick von dem malerischen Punkt, 
von welchem aus der Maler wiederholt Aufnahmen gemacht 
hat, über den Hallstätter See hinweg auf den mächtigen Dach" 
stein mit dem Karls"Eisfeld und zeichnet sich durch außer" 
ordentlich feine koloristische Stimmung und treffliche Wieder* 
gäbe der klaren Gebirgsluft, der Durchsichtigkeit des Wasser* 
spiegeis und der Linienschönheit der Gebirgszüge aus. Ein 
Meisterstück ist das köstliche weibliche Porträt aus dem Jahre 
1840; es ist ausgezeichnet in den beschränkten Raum kompo* 
niert, in den Gesichtszügen von Wiener Anmut durchströmt, 
in den Details von bewunderungswürdiger Feinheit, besonders 
aber in der Behandlung des Stofflichen voll peinlichst genauer 
Nachahmung der Natur. In die Zeit, da der Künstler Vorzugs** 
weise große, figurenreiche Gemälde schuf, gehört eines seiner 
bedeutendsten Bilder, „Die Johannesandacht" (1844)« Hier fesselt 
er uns durch die meisterhafte Gestaltung der einzelnen Personen, 
insbesondere der anmutigen Kinderfiguren, durch die Sorgfalt 
der technischen Durchführung und die harmonische Farben* 

l ) Katalog der Modernen Galerie in Wien« 1903. — A. Kronfeld, 
Spaziergänge durch die Moderne Galerie. Wien 1904. — Über die der 
Akademie gehörenden Bilder vergleiche auch die am Beginn des vorher«» 
gehenden Abschnittes angeführte Literatur« 

7* 



— 100 — 



gebung: in den letzten Strahlen der scheidenden Sonne* In der 
„Pfändung" (1849) versteht e* der Maler, den psjchologischeft 
Vorgang im Innern der Bauern, die vom harten Geschicke 
getroffen wurden, trefflich zu zeichnen^ er offenbart sich aber 
auch gleichzeitig in der Darstellung der Haustiere als geist» 
reicher Tiermaler« Ein ansprechendes, von ihm mehrmals 
wiederholtes Bild ist „Das überraschte Liebespaar" oder „Di* 
Ermahnung" (1846)« „Der Abschied des Konskribierten" (1858) 
ist durch die dramatische Kraft des Ausdruckes, die lebens-* 
wahre Erfassung der bäuerlichen Typen und die glückliche 
Gestaltung des Schauplatzes — der Blick fallt aus der weiten 
Scheune auf das im Grünen liegende Bauernhaus — bemerkend 
wert. Der „Versehgang", im Jahre 1859 gemalt, stellt eine er' 
greifende Szene aus der Choleraepidemie des Jahres 1830 dar» 
Der Vorgang spielt am Thury, in der Nähe einer kleinen, 
heute nicht mehr bestehenden Kapelle, also in unmittelbarer 
Nachbarschaft des neuen Liechtensteinschen Palastes in der Aiser' 
bachstraße in Wien. Berggruen hebt das Bild als ein Meister' 
stück und den Kulminationspunkt der späteren Vortragsweise 
des Malers besonders hervor. Es bezeichnet nach seiner An' 
sieht zugleich den Beginn der Beschäftigung des Künstlers mit 
dem koloristischen Probleme, im direkten Sonnenlichte zu 
malen. In seinen letzten Bildern hat sich Waldmüller aus 
eigener Kraft zu einem der frühesten Maler des freien Sonnen' 
lichtes entwickelt Zu seinen entzückendsten Bildern dieser Art 
gehört der „Kirchgang im Frühling" (1863). Das Baden der 
zur Kirche eilenden weiblichen Bauersleute in der glühenden 
Sonne und das Blühen der reizenden Frühlingslandschaft im 
blendenden Lichte vereinigen sich zu einem festtäglichen Ge^ 
samteindruck, zu einer stimmungsvollen Wirkung, welche an 
die Arbeiten des großen Pariser Impressionisten Eduard Manet, 
des Schöpfers der modernen Freilichtmalerei, gemahnt. Von 
hellem Sonnenschein durchflutet ist auch der „Blick vom 
Leopoldsberg auf Klosterneuburg" (1863). Die Gestalten des 
Jägerburschen und der Erdbeerensammlerin sind Charakteristik 
sehe Typen des Meisters; die herrliche Wienerwaldlandschaft 
mit ihren schlanken Buchenstämmen, der weite Blick auf die 



— 101 — 

gesegneten Fluren des Donautales lehren, wie tief die Kunst 
Waldmüllers im Boden der geliebten Heimat wurzelt (Abb. 18,) 
In der „Gebirgslandschaft" (1864) fuhrt uns der Meister noch' 
mals eines seiner Lieblingsmotire vor, Ein Mädchen schmückt 
den Hut des Bauernburschen, der mit dem Ochsenkarren nach 
des Tages Mühen heimwärtszieht, mit einer Rose« (Abb. 19.) 
Mit hingebungsvoller Liebe für die Schönheit der Natur er' 
scheinen im Vordergrunde der lieblichen Landschaft die 
blühenden Gewächse, ein Strauch mit Rosen, eine schlanke 
Königskerze, Glockenblumen u. a., gebildet Ins Todesjahr des 
Malers (1865) fällt das unvollendet gebliebene Bild „Verweis 
gerte Fahrt" — seine Schüler nannten es die letzte Fahrt« Der 
Künstler beschließt sein Lebenswerk mit einem frischen Blick 
ins Reich der Kinderwelt, die in so vielen seiner Werke eine 
hervorragende Rolle spielt, er läßt zum letzten Male seinen 
Blick über die Täler seines schönen Heimatlandes gleiten, 
dann entsinkt der Pinsel der lebensmüden Hand* Das am 
Schlüsse unserer Ausführungen erwähnte Bild und „Der Ver' 
sehgang" wurden von Seiner Durchlaucht der Akademie der 
bildenden Künste in Wien, die übrigen Gemälde Waldmüllers, 
zehn an der Zahl, im Jahre 1894 dem Historischen Museum 
der Stadt Wien in großherziger Weise als Geschenk über* 
lassen 1 )- Friedrich von Amerling, der angesehenste Porträtmaler 
im vormärzlichen Wien, reiht sich mit der „Lautenspielerin" 
(1838) würdig an Waldmüller an. In entzückender Anmut und 
milder Farbenstupmung hat uns der Künstler in diesem Bilde 
ein Idealporträt seiner ersten Frau, Toni Kaltenthaler, welche 
dem Meister nach elfjähriger, glücklicher Ehe in Rom durch 
den Tod entrissen wurde, hinterlassen. Ihre schwärmerische, 
für die Kunst begeisterte Seele, voll Heiterkeit und Herzens* 
gute, hat der Künstler mit romantischem Empfinden und 



') Die graphischen Künste. 1887, X, 8. 57 ff. — Kunst und Kunst* 
handwerk. 1898, I, S. 403« — L. Hevesi, Österreichische Kunst im 
19. Jahrhundert 1903, S. 76 ff. — H. v. Tschudi und J. Meyer^Graefe, 
Ausstellung deutscher Kunst etc. 1906, II, Nr. 1901—1903 und Nr. 1916« 
— Artur Roefiler, F. G. Waldmüller. Wien 1907. (Reproduktionen von 
allen obengenannten Bildern des Meisters.) 



— 102 — 

meisterhafter Pinselführung in diesem Bilde verkörpert 1 )« 
Aus der Zeit vor dem Jahre 1848 ragt auch der geniale 
August von Pettenkofen, ein Meister der Farbe und Zeichnung, 
in unsere Zeit herein. Seine Lieblingsmotive holt er sich aus 
der ungarischen Pußta („Die Zigeunerin 41 ) ; aber auch in Italien 
ist er heimisch geworden, wie das Täfelchen mit der „Studie 
aus einer italienischen Stadt" schlagend beweist. Als geistvollen 
Porträtmaler lernen wir ihn im „Bildnis eines Mannes" in 
schwarzer, mittelalterlicher Tracht kennen. Auf den Bahnen 
Pettenkofens wandelt Eugen Jettel, unübertroffen in der Wieder' 
gäbe der feinen Lufttöne. In dem Ölgemälde „Blühendes 
Zwiebelfeld" (1897) entnimmt er das einfache Thema dem 
französischen Norden, ein zweites Bild, eine „Straße in Rcv 
venska" (Gouache), stellt ein Landschaftsmotiv aus seinem 
Heimatlande dar. 

Wilhelm Bernatzik schwingt sich im „Herbst", einem 
seiner Meisterwerke, zu einer ergreifenden Wirkung empor. 
Die Bäume sind teils entlaubt, teils leuchten sie in herbstlichen 
Tönen, aus dem blaßgrünen Grase sprießen einzelne Herbst- 
zeitlosen, das einzig Blühende in der sterbenden Natur, hervor. 
In tiefes Sinnen versunken, sitzt auf einer Gartenbank ein 
lebensmüder Greis, die Hand auf den Stock gestützt und das 
Haupt schwermütig gesenkt, ein Bild der Trauer und Verein' 

') Amerling hat uns in seinem Tagebuche ein Verzeichnis samt' 
licher von ihm gemalten Bilder nebst Angabe des Verkaufispreises und 
des Käufers hinterlassen. Aus demselben entnehmen wir, daß zahlreiche 
Werke des Meisters in den Besitz des Hauses Liechtenstein übergegangen 
sind, darunter wieder eine bedeutende Zahl von Bildnissen, welche Mit* 
glieder der forstlichen Familie darstellen. Besonders Fürst Alois IL Josef 
erwies sich als ein hervorragender Förderer des Malers. Mit Interesse 
betrachteten wir hauptsächlich ein im fürstlichen Majoratshause befind* 
liches Gemälde, welches den gegenwärtig regierenden Fürsten im Alter 
von vier Jahren zeigt Der blühende Knabe im hellblauen Röcklein reitet 
auf einem mächtigen Schimmel, der sich von dem dunklen Grün des 
Waldes leuchtend abhebt Fürst Alois hat dem Meister für dieses Bild 
und für sein eigenes Porträt, das ihn im Toisonkostüm darstellt, die für 
die damalige Zeit (1845) enorm hohe Summe von 800 Dukaten bezahlt 
(Vergleiche die treffliche Biographie Amerlings von Ludwig August 
Frankl. Wien 1889.) 



— 103 — 

samung l ). Als ein trefflicher Schilderer des Orients erweist sich 
Alfons L. Hielich in dem schönen Bilde „Schule in Benassa", 
Die außerordentlich malerische Architektur ist mit meisterhafter 
Behandlung der Perspektive wiedergegeben« Der hellblaue süd^ 
liehe Himmel* der durch die im blendenden Sonnenlicht röt- 
lich schimmernden Bogen in den Säulenhof blickt, vereinigt 
sich mit den farbenprächtigen Typen von lebendiger Charakter 
ristik, ungezwungener Haltung und zwangloser Gruppierung 
zu frischer, harmonischer Gesamtwirkung. Das Gemälde be> 
findet sich derzeit in der Gemäldegalerie der Akademie. 

l ) Auf der im Jahre 1907 in der Galerie Miethke veranstalteten 
Ausstellung der Hauptwerke und des künstlerischen Nachlasses des 
Heisters (f 1906) war das Bild als Teil eines Zyklus der vier Jahreszeiten, 
den der Künstler 1885 zu malen begonnen hatte, zu sehen. Die Gemälde 
stellen den Menschen im Spiele der Jugend, im Schweiße harter Feld' 
arbeitt ermüdet von der Last des Lebens und im Tode dar. Die kräftig 
gemalten Figuren, von echtem Gefühle durchdrungen, sind in innige 
Verbindung mit einer landschaftlichen Umgebung voll der feinsten Licht* 
Wirkungen gebracht. Der „Herbst" wurde übrigens von dem Meister mit 
geringen Abweichungen in einem Bilde wiederholt, das gleichfalls bei 
Miethke ausgestellt war. Den Freunden der Kunst Bernatziks gereichte 
es zur größten Freude, daß das Unterrichtsministerium den „Winter", 
der sich bis dahin im Besitze der erwähnten Kunsthandlung befand, an* 
kaufte und dadurch einen wichtigen Bestandteil der Bilderreihe, die von 
den Erfolgen der Pariser Studien des Meisters Zeugnis ablegt, für den 
Staat erwarb. Für die Gedächtnisausstellung hatte Fürst Johann von 
Liechtenstein auch zwei interessante Ölgemälde aus seinem Besitze über* 
lassen, und zwar die „Träumerei" und die „Wallfahrt in Dürnstein" 
(1881). Die Ausstellung enthielt ferner zahlreiche Bilder, Skizzen und 
Zeichnungen, deren Motive der Umgebung Lundenburgs entlehnt sind, 
die der Künstler jahrelang besuchte. Der Fürst hatte ihm zu diesem 
Zwecke Wohnräume im dortigen Schlosse zur Verfügung gestellt. Hit 
Vorliebe stellte Bernatzik die Wald', Wasser* und Sumpfpartien des von 
der Thaya durchflossenen Gebietes, darunter auch Teile des Liechten~ 
steinschen Parkes und anderer Gebiete des fürstlichen Besitzes dar und 
es gelingt ihm vortrefflich, das dunkle Wasser, das durchfeuchtete Grün 
und die blühenden Wasserpflanzen, besonders in abendlicher Beleuchtung 
oder nächtlicher Stimmung, mit großer koloristischer Kraft wiederzu~ 
geben. (Allgemeine Kunstchronik. 1888, S. 832* — Kunstchronik. 1907, 
Sp. 114 f. — Blätter für Gemäldekunde. 1907, S. 158 f. — Neue Freie 
Presse. 7« Februar 1907, S. 13. — Wiener Abendpost. 1907» Nr. 31, S. if. 
— Kunst und Kunsthandwerk. 1907, S. 104 ff.) 



— 104 — 

Andreas Achenbach, wohl der größte deutsche Land- 
schaftsmaler seiner Epoche, ist durch ein Hauptwerk, „Das 
überschwemmte Mühlwehr" (1871), vertreten. Die breite Be> 
handlung, der pastose Farbenauftrag, die kräftigeren Farben^ 
töne, wie die unheimliche Beleuchtung der herandringenden 
Fluten lassen uns den Bahnbrecher des Realismus", der gerade 
in diesem Bilde sich der jüngeren Richtung nähert, in seinem 
ernsten Streben, seinem Fleifie und seiner Bedeutung für die 
Entwicklung der modernen Landschaftsmalerei in trefflicher 
Weise schätzen 1 )» Gleich Achenbach wirkt auch Eduard von 
Gebhardt in Düsseldorf; doch seine Kunst ist anderer Art. 
Sein „St, Hilarius" (1898) ist: in den Figuren des verschmach* 
tenden Heiligen und des Engels, der ihm als Retter erscheint, 
wie in der düsteren Landschaft der ergreifende Ausdruck tief' 
religiöser Stimmung, die ähnlich im Bilde zu gestalten, niemand 
auf deutschem Boden besser geeignet ist als der genannte 
Meister. In der schlichten, doch großzügig komponierten „Fluß' 
landschaft aus Parzival" (1897) erhebt sich Hans Thoma, eine 
der kraftvollsten deutschen Künstlergestalten der neueren Zeit, 
zu wahrer monumentaler Größe. An einem einsamen Bergsee, 
den nur ein Schwan leise durchzieht, ist Parzival eben ange> 
kommen. Ruhig hält er auf seinem Pferde zwischen himmel" 
anstrebenden Tannen am Ufer, sein Blick gleitet über die stille 
Wasserfläche, die mächtigen Felsblöcke und die hohen Bäume 
am jenseitigen Ufer und bleibt gespannt an den Türmen und 
Kuppeln der Gralsburg haften, die in schwindelnder Höhe auf 
dem steilen Felskegel, an welchem Wolkenschleier vorüber«* 
wallen, thront. Die letzten Strahlen der scheidenden Sonne 
küssen noch die Spitzen der heiligen Burg, während alles 
übrige schon im Schatten der Dämmerung liegt. Die Gestalt 
des Ritters vereinigt sich mit der Stimmung der Landschaft zu 
unzertrennbarer Einheit des Ausdruckes. Die Gefühle von 



l ) Das GemUde wurde 1878 aus der berühmten Sammlung des 
Baurates Anton Ritter von Oelzelt im Wiener Künstlerhause um die 
Summe von 7600 £U nebst einem funfprozentigen Auktionszuschlage 
versteigert (Kunstchronik. 1879, XIV, Sp. 105 f.) Es wurde übrigens 
vor kurzem wieder in die Galerie der Akademie gebracht 



— 105 — 

Ehrfurcht, Staunen und Schauern, die seine Brust durchzittern, 
sie klingen in mächtigen Tönen in der sich in die Weite 
dehnenden, hoheitsvollen Landschaft, die von zaubervollem 
Dunkel durchwoben wird, aus« 

Der in England heimisch gewordene Lourens Alma/Tadema 
wird durch eines seiner berühmtesten Werke, „Fredegunde" 
(1&78), repräsentiert. Der Kunstler kehrt mit diesem Bude in 
die erste Periode seiner Tätigkeit zurück, da er mit Vorliebe 
seine Stoffe der altfränkischen Geschichte entnahm« Die Gestalt 
der Fredegunde, die mit haßerfülltem Blicke durch ein mit 
großem Reiz behandeltes Doppelfenster die Trauung ihrer 
Nebenbuhlerin Galsuintha mit dem König Chilperich L beob" 
achtet, ist in Zeichnung und malerischer Behandlung der Tracht 
vortrefflich durchgebildet, die archäologischen Details sind mit 
gewohnter Meisterschaft behandelt Das Bild war auf der 
Berliner Kunstausstellung (1878) und auf der HL Internatio' 
nalen Kunstausstellung im Künstlerhause zu Wien (1894) zu 
sehen, es wurde damals mit der goldenen Staatsmedaille aus« 
gezeichnet, als Verkaufspreis war die außerordentlich hohe 
Summe von 2500 Pfund Sterling angegeben 1 )« 

Von den im Anschlüsse an Waldmüller besprochenen 
Werken ist das Bild Bernatziks seit dem Jahre 1899 Eigentum 
der Stadt Wien, die Gemälde von Jettel, Gebhardt und Thoma 
wurden von dem Fürsten im Jahre 1903 für die Moderne 
Galerie gewidmet, gleich den vorderhand in derselben noch 
nicht ausgestellten Werken A- L* Mielichs („Schule in Benassa") 
und FercL Kruss' („Holländische Frauen"). Die übrigen Gemälde 
sind Geschenke Seiner Durchlaucht an die Gemäldegalerie der 
k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien. Sämtliche 
Werke legen Zeugnis ab für das tiefe Verständnis, das Fürst 
Johann von Liechtenstein für die Entwicklung der modernen 
Malerei, deren Fortschritte derselbe seit einem halben Jahr' 
hundert mit aufmerksamen Blicken verfolgt, in hohem Maße 
besitzt. 



4 ) Allgemeine Kunstchronik. 1894» XVIII, S.202. — Moderne Kunst 
Berlin X896, X, S- 79 und 4X4* 



— io6 — 

Das Historische Museum der Stadt Wien« 

Als ein leuchtendes Beispiel für den hohen Sinn des 
Fürsten für die Kunst kann die Munifizenz desselben gegen 
die städtischen Sammlungen gelten* Durch die hochherzige 
Widmung einer stattlichen Anzahl bedeutender Gemälde (65) 
hat Seine Durchlaucht eigentlich den Grundstein für die Bildung 
einer städtischen Galerie gelegt und zugleich durch eine ent* 
sprechende Auswahl der Bilder den Weg gewiesen, der ein< 
geschlagen werden muß, wenn der heimischen, bodenständigen 
Kunst eine würdige Zufluchtsstätte bereitet werden soll 1 ). Die 
erste Schenkung, welche ins Jahr 1894 fällt, umfaßte 35 Werke 
der Altwiener Schule. Diese Bilder wurden in einem eigenen 
Räume, der den Namen „Fürst Johann von Liechtenstein^ 
Zimmer" erhielt, untergebracht. Eine zweite größere Spende 
fiel in das Jahr 1903. Sie enthielt 15 Gemälde neuerer öster' 
reichischer Meister und eine höchst wertvolle Sammlung intern 
essanter Detailaufnahmen von Gebäuden Wiens und dessen Um/ 
gebung, bestehend aus Photographien, Federzeichnungen und 
Zeichnungen (320 Blätter). Dieser hochherzige Akt des Fürsten 
war von weittragender Bedeutung ; denn durch ihn waren auch 
andere Kunstfreunde und die Gemeinde angeregt worden, der 
Bildersammlung der Stadt Wien ein erhöhtes Augenmerk zu> 
zuwenden und sie durch Schenkungen und Ankäufe zu erweitern« 
Wenn diese dann als Bestandteil einer Modernen Galerie ins 
neu zu erbauende Städtische Museum wandern wird, werden 
die aus Liechtensteinschem Besitze stammenden Werke daselbst 
den Ehrenplatz einnehmen, der ihnen gebührt. Den größten 
Schatz darunter bilden 19 Gemälde Ferdinand Georg Wald" 
müllers (1793 — 1865), von welchen zehn vorläufig an die 
Moderne Galerie abgegeben wurden. Durch diese Schenkung 
ist die Stadt Wien in den Besitz der gegenwärtig größten und 
schönsten Sammlung von Meisterstücken eines ihrer besten 

l ) Monatsblatt des Altertumsvereines. Wien 1894, IV, S. 153—155. 
— Kunstchronik. N. F. 1895, VI, Sp. 296 f. — H. v.Tschudi und J. Heyer* 
Graefe, Ausstellung deutscher Kunst etc. 1906, I, Nr. 414 (Fendi). — II, 
Nr. 38 (Amerling), Nr. 412—416 (Fendi) und Nr. 1907 (Waldmüller). 



— 107 — 

Söhne gelangt, der, wie insbesondere die deutsche Jahrhundert* 
ausstellung in Berlin (1906), die auch von der Gemeinde Wien 
beschickt worden war, lehrte, durch seine wunderherrliche 
Naturauffassung mit Recht in den Mittelpunkt des Österreichs 
sehen Kunstschaffens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 
geruckt zu werden verdient Die im „Liechtenstein^Zimmer" ver' 
bliebenen Gemälde repräsentieren vorzugsweise die Frühzeit 
des Meisters« Die Bilder „Venezianische Wasserträgerin", „Obst' 
Verkäufer in Venedig" ') und „Auf dem Bau" sind Proben des 
Genrebildes, wie es von Waldmüller am Beginn seiner künst' 
lerischen Laufbahn gepflegt wurde. Unter seinen früheren 
Landschaften ist wohl die „Baumstudie" (1832) aus dem Prater 
eine seiner schönsten« Es ist nur ein einfacher Ausschnitt aus 
der Natur seiner engeren Heimat; aber wie versteht es der 
Künstler, diese zu beseelen, wie wirkungsvoll steht die Farbe 
des alten, vom Blitze zerschmetterten Holzes vor dem satten 
Grün der Wiesen und dem dunklen Waldhintergrund, wie 
feierlich wölbt sich der tiefblaue Himmel mit den weißen 
Sommerwölkchen über dem reichen, schön abgestuften Grün« 
Im Jahre 1833 ist eine „Waldwiese im Prater" gemalt, um/ 
geben von mächtigen Bäumen, die nur spärliche Sonnen' 
strahlen durchtreten lassen. In der „Alpenhütte" und der 1831 
entstandenen „Landschaft mit Wasserfall" (Waldbach Strub), 
der in einer ernsten Umgebung schäumend über die Felsen 
stürzt, führt uns der Künstler in die herrliche Alpenwelt Daß 
Waldmüller auch im Bildnis Hervorragendes leistet, beweist 
sein „Selbstporträt" aus dem Jahre 1845. Aus der späteren 
Schaffensperiode des Meisters, die sich so nahe mit der modernen 
Kunst berührt, stammt eines seiner herrlichsten Werke, „Die 
Erwartung während des Kirchganges" (1861 oder 1864). Hier 
betritt Waldmüller sein ureigenstes Gebiet in der Verschmeiß 
zung des Sittenbildes mit der Naturschilderung« Ein Mädchen 

') Das Bild ist wahrscheinlich identisch mit dem auf der Terzer * 
sehen Auktion in Wien 1891 versteigerten Gemälde Waldmüllers aus 
dem Jahre 1826. (Repertorium für Kunstwissenschaft. 1897» XX, S. 134») 
Es ist eine Frucht der ersten Reise des Künstlers nach Italien im 
Jahre 1825. 



— 108 — 

gebt mit der Mutter durch einen Waldhohlweg zur Kirche und 
während die Alte ins Gebetbuch schaut, reicht ein Bursche der 
Tochter einen bescheidenen Blumenstrauß. Ehrlich und warm, 
ohne falsche Sentimentalität blickt er dem Mädchen, dessen 
Augen in irdisch^gottlichem Feuer leuchten, ins Gesicht. Die 
einzelnen Figuren sind so schlicht, sq unmittelbar aufgefaßt, 
wie es weder Knaus noch Vautier gelungen ist Eine froh" 
gemute, ja beseligende Stimmung ergießt sich über das Ganze 1 ). 

Eine vornehmere Erscheinung ist Josef Danhauser (1803 
bis 1845) in seinem „Genrebild" (1836). Das reizende Wiener 
Mädchen in dem blaßtonigen Kostüm, das dem jungen Manne 
zum Abschied gegenübersteht, das wogende Kornfeld mit seinen 
bunten Blumen zur Rechten, der alte Weidenbaum, der mit 
seinen Zweigen ins Bild hereinreicht, zur Linken, geben ein 
Werk voll glänzender malerischer Züge* Die sonnige Helle, 
die sich über die Szene ausbreitet, der weiche Schmelz der auf 
Halbtöne gestimmten Farben, der elegante Schwung der Pinsel" 
führung drängen das epische Element und etwas Empfind- 
samkeit zurück, die übrigens in den gleichzeitigen Werken des 
Meisters mehr als hier zutage treten« In der Gestalt des jungen 
Mannes hat sich Danhauser wahrscheinlich selbst dargestellt, 
wie Leisching nach einem Vergleiche mit einem im Besitze 
der Stadt Wien befindlichen Selbstporträt des Künstlers ver-* 
mutet Hier, wie dort, sehen wir den edlen Kopf mit der schönen 
Nase und der sorgenvoll gefurchten Stirn, nach links ins Profil 
gewendet und gesenkt, die blonde Locke über dem linken Ohr. 
Es läßt sich vermuten, daß das unfertige, in Öl gemalte Selbst" 
bildnis als Studie für das schöne, wenig bekannte Genrebild 
gedient hat 3 ). Mit Danhauser geistesverwandt ist Peter Fendi 
(1796—1842). Die städtischen Sammlungen verdanken dem 



l ) Die graphischen Künste. 1887, X, S. 86. — Tschudi und Heytr«Graefe, 
Ausstellung deutscher Kunst etc. 1906, II, Nr. 1907. — A. Roefiler, Waid' 
muller. 1907» Nr. 266. — Alle obengenannten Werke Waldmüllers sind 
in dem eben angeführten Roefilerachen Werke reprodusiert Im übrigen 
sei auf die beim Kapitel „Moderne Galerie* angegebene Literatur ver# 
wiesen. 

*) Die graphischen Künste. 1905, XXVIII, S. 103 und 113. 



20. PETER FENDI: Die Witwe. 



— io9 — 

Fürsten sechs der besten, vorzüglich gemalten, gemütvollen 
Bildchen des liebenswürdigen Meisters. Alle sind in eine 
elegische Grundstimmung gehüllt, die sich in einigen zu tragi- 
scher Größe steigert, so im „Friedhof" (1841) in düsterer Ge* 
witterstimmung und in der „Witwe" (1838), die beim Anblick 
der Waffen des in der Schlacht gefallenen Gatten in namens 
losen Schmerz verfällt* (Abb* 20.) Auch das Leid des „Milch- 
mädchens" (1830) über die verschüttete Milch empfinden wir 
mit. (Abb. 21.) Der „Brautsegen" und der „Brautmorgen" 
(1839) lassen ebenfalls keine fröhliche Stimmung aufkommen. 
Von inniger Frömmigkeit erfüllt ist die „Kindliche Andacht" 
(1842). Der „Brautsegen" und der „Friedhof" entsprechen zwei 
der köstlichen, duftigen Aquarelle, welche Fendi als IUustra^ 
tionen zu Schillers „Glocke" gemalt hat, und zwar denjenigen, 
welche die Worte „Lieblich in der Bräute Locken" und „Ach, 
die Gattin ist's, die teure" veranschaulichen. Ins Gebiet des 
militärischen Genres führt uns der von Fendi erzogene Karl 
Schindler (1822 — 1842), dessen „Ausstellung der Vedetten" mit 
bürgerlicher Solidität, sicherer Zeichnung und Farbenfreudig' 
keit durchgeführt ist. Dieses lebenswahre Bild, wie das der 
Natur trefflich abgelauschte Werk „Die Musikanten" lassen es 
lebhaft bedauern, daß dem Künstler, gleich so vielen anderen 
Meistern des Wiener vormärzlichen Sittenbildes, nur ein kurzer 
Lebensweg beschieden war. Von erstaunlicher Feinheit und 
klarer Bestimmtheit in den Einzelheiten ist Franz Eybls (1806 
bis 1880) Werk „Der Bettler" aus dem Jahre 1837 *)• Ein 
Bettlerpaar hält vor einem Bildstock Rast Auf einer Bank 
sitzt ein in Lumpen gehüllter Greis, das breite, ehrliche Gesicht 
mit dem leidenden Ausdruck gegen den Himmel gerichtet. 
Neben ihm steht sein treuer Begleiter, ein blonder Knabe, der 
den scheuen Blick zu Boden senkt und mit gewohnter Apathie 
zu beten versucht. Von den Bettlern und dem heiteren Liebes^ 
paar, das an ihnen achtlos vorüberzieht, gleitet der Blick des 
Beschauers zu dem fernen Hintergrund einer von Wolken 
überzogenen Gebirgslandschaft. Ein mit erquickender Frische 



') österreichische Rundschau. Wien 1906, VI, S. 492 ff. 



— HO — 



gemaltes „Blumenstück" (1843), ein reiches Bukett, aus welchem 
üppige Rosen hervorleuchten, in einer Vase, zeigt, wie unser 
Meister wirkt, wenn er tiefere Farbenakzente wählt* Kräftigere, 
heitere Töne schlägt Johann Matthias Ranftl (1805 — 1854) in 
der „Kinderstube" (1832) an« Ein unerschöpfliches Kapitel bot 
diesem Meister die Darstellung des Hundes, den er mit Liebe 
und Treue als unzertrennlichen Gefährten des Menschen schilt 
dert. Ein Beispiel dafür bieten das „Gärtnermädchen" (1838) 
und die „Überschwemmung"» Angstvoll rufen hier die Tiere, 
die sich auf das Dach eines Hauses gerettet haben, um Hilfe. 
Der feinfühlige Maler der Naturseele und poetisch empfindende 
Darsteller des Tiergemüts, Friedrich Gauermann (1807 — 1862), 
ist durch vier Werke vertreten, durch die „Dorfschmiede", das 
Bild „Am Ufer" (1844), den „Schiffzug" an der Donau ober' 
halb Linz' an einem regnerischen Herbsttage und eine „Land" 
schaft", ein Motiv aus Penzing, mit Pferden, die sich im Wasser 
tummeln 1 ). Typische Beispiele für die Porträtmalerei im alten 
Wien sind die durch leichte Pinselführung und harmonische 
Färbung ausgezeichneten „Studienköpfe" Friedrich Amerlings 
(1803 — 1887), einen Türken und einen polnischen Juden dar' 
stellend. 

Wenden wir nun unsere Blicke der neueren Zeit zu. 
August George^Mayer (1834— 1889), ^ cr Lieblingsschüler Rahls, 
bekundet im „Bildnis des Landschaftsmalers Hoffmann" durch 
ernste und schlichte Auffassung und feine, realistische Dar' 
stellungsweise seine unleugbare Begabung für Porträtmalerei. 
Einer der eigenartigsten Künstler Österreichs, Leopold Karl 
Müller (1834 — 1892), gibt im „Brustbild eines Arabers" eine 
seiner vollendeten Darstellungen von Einzeltypen aus dem 
Volksleben des Orients, in welchen er, rein malerisch %y 



J ) Das in der k. k. Akademie der bildenden Künste aufbewahrte 
Einnahmebuch Gauermanns gibt erschöpfende Auskunft über alle in den 
Jahren 1822— 1859 entstandenen Gemälde des Heisters. Nach demselben 
wurde der „Schiffzug" 1848 an Herrn Heinrich um 650 Gulden Kon* 
ventionS'Münze verkauft, die „Landschaff erstand Plach im Jahre 1853 
um 450 Gulden Konventions* Münze. (Zeitschrift für bildende Kunst 1883, 
XVIII, S. 330, Nr. 204, 1884, XIX, S. I77t Nr. 254«) 



— III — 



nommen, noch höher steht als in seinen großen, figurenreichen 
Gemälden. Hans Temple (geboren 1857) hat die Idee, das zeit' 
genössische Bildnis genrehaft einzukleiden, in einer Reihe von 
lebensvollen Bildern durchgeführt, welche Wiener Künstler, 
wie den Radierer Unger, die Plastiker Benk, Weyr, Scharff, 
Zumbusch und Tilgner in ihren Ateliers zeigen und die in 
mehrfacher Beziehung für die Kunstgeschichte von Interesse 
sind. Das Museum der Stadt Wien bewahrt das wirksam 
komponierte und tüchtig gemalte Aquarell, welches Viktor 
Oskar Tilgner in seinem Atelier, umgeben von seinen Arbeits** 
genossen und den Werken seiner Kunst, unter welchen die 
Bestandteile des Mozart'Denkmales hervorragen, darstellt. Das 
lebensfrische Antlitz und die kräftige Gestalt des Meisters 
heben sich wirksam von den blendend weißen Gipsen ab '). Ein 
Jahr nach der Vollendung dieses Bildes wurde der glänzende 
Bildhauer durch den Tod hinweggerafft (1896). 

Von den neueren Genremalern sind vertreten: Karl Zewy 
(geboren 1855) durch die ansprechende „Brautwerbung", Josef 
Gisela (1851 — 1899) durch seine in feiner Detailbehandlung und 
glatter Malweise durchgeführten Bildchen „ Szene an einem 
Gemüsestand", „Des einen Freud ist des anderen Leid", „Die 
Näherin" und „Mädchen, ein Kruzifix mit Blumen schmückend", 
Simon Glücklich (geboren 1863) durch das reizende Bild „Bei 
der Großmutter" 2 ), Emil Strecker (geboren 1841) durch das 
farbenfrische, scharf beobachtete Aquarell „Lustiger Plausch" 
und Isidor Kaufmann (geboren 1853) durch das formvollendete 
und humorvolle Bild „Schachspieler". 

Von den Landschaftern der neueren Zeit fesselt uns ztu 
nächst Josef Sellenys (1824 — 1875) „Australischer Urwald", ein 
Bild verschwenderischer Üppigkeit, einer unendlichen Fülle 
von Leben und Farbe, Treiben und Blühen, Das Werk ist eine 
Frucht der Weltumseglung des Künstlers auf der „Novara". 
Leider war es demselben nicht gegönnt, seine zahlreichen 

*) Daa Werk war 1895 in der Jahresausstellung im Wiener Künstler- 
hause zu sehen. (Kunstchronik. N. F. 1895t VI, S. 395*) 

*) Das Bild war 1894 auf der III. Internationalen Kunstausstellung 
im Wiener Künstlerhause ausgestellt (Katalog S. 127. Nr. 36.) 



— 112 — 



Skizzen von dieser Reise, in welchen er mit ungeschminkter 
Wahrheit die Natur der Tropen schildert, gleich unserem 
Bilde in öl auszufuhren. Von den schlichten, in Steinfelds 
Traditionen schaffenden Landschaftsmalern ist Eduard von 
Lichtenfels (geboren 1833) durch das stimmungsvolle Aquarell 
„Durnstein" (1893) vertreten 1 )* Unter seinen Schülern ragt der 
hochbegabte Hugo Darnaut (geboren 1851) hervor* Von ihm 
ist der vornehm aufgefaßte, breit behandelte, idyllische „Dorf- 
teich" zugegen. In gewohnter sorgfaltiger Ausführung, mit 
sicherer Zeichnung und korrekter Perspektive stellt R» Freiherr 
von Stillfried in einem Aquarell das prachtvolle „Innere der 
Hofbibliothek" (1895) und in einem Ölgemälde „Das Innere 
der Stephanskirche" (1898) dar« Aus der Schule Albert Zimmer» 
manns ist der talentvolle Ladislaus Eugen Petrovits (1839 bis 
1907) hervorgegangen, „Burg Liechtenstein" (1887) ist eine 
hübsche landschaftliche Komposition des Malers, Französische 
Einflüsse verraten Eugen Jettel (1845 — 190 1) und Rudolf Ribarz 
(1848 — 1904). Feine koloristische Begabung und duftige Luft" 
Stimmung herrschen in des ersteren „Uferlandschaft" von der 
istrischen Küste (Iku, 1899, Aquarell). Eine Perle der Land* 
schaftsmalerei sind die „Kürbisse im Felde" von Ribarz, des 
Jüngsten und Letzten aus dem Dreigestirn aus der Schule 
Zimmermanns, dem außer ihm Jettel und Schindler angehörten. 
Die intimen Farbenreize, die Tiefe und Reinheit der die Früchte 
klar modellierenden Luft bringen die auf feinfühliger Natur* 
beobachtung gegründete, hochentwickelte Kunst des Meisters 
klar zum Ausdruck. Das weiche Naturell Schindlers hat nament* 
lieh in Tina Blau (geboren 1845) e * n Echo gefunden. Im abend- 
lichen „Kanal bei Amsterdam" (Aquarell) schließt sie sich ganz 

') Der Fürst hat wiederholt Werke des Malers erworben« Einige 
derselben wurden im Auftrage des Fürsten ausgeführt, wie die Land' 
schaftsbilder aus der Domäne Lundenburg, welche eine eigenartige, an 
intimen Reiten reiche Gegend darstellen. Die weite Ebene mit den üppigen 
Wiesen, die weitverzweigten, träge dahinfließenden Arme der Thaya und 
Maren mit den mächtigen Baumstämmen an ihren Ufern, die in den 
Dünsten der Atmosphäre verschwimmenden Ortschaften bieten Jene 
Motive, welche die Holländer des 17. Jahrhunderts so bevorzugten. (Jahres* 
ausstellung im Wiener Künstlerhaus, 1878.) 



— 113 — 

unmittelbar an den Meister an und erreicht ihn sowohl in der 
feinen harmonischen Stimmung als auch in der technischen 
Geschicklichkeit ')♦ 

Und jetzt zu den Jüngsten! Johann Nep. Geller (geboren 
1860) bringt eine lebhafte Vedute aus der Kirche in Dum/ 
stein, welche den Seitenaltar mit dem vorzuglichen Bilde „Die 
Enthauptung der hl. Katharina" vom Kremser Schmidt dar' 
stellt Mit Glück entnimmt J. M. Kupfer 2 ) seine Motive aus 
dem Wiener Volksleben. In der „Weinlese bei Nußdorf" (1899, 
Aquarell) vereinigt er mit der trefflichen Schilderung desselben 
einen schönen landschaftlichen Ausblick von den Höhen des 
gesegneten Weingebietes über die große, im Nebel des Herbstes 
verschwindende Kaiserstadt. Ifit einfachen, kräftigen Mitteln, 
wie sie der moderne Steindruck anwendet, schildert Ferdinand 
Andri (geboren 1871) das urwüchsige niederösterreichische 
Bauernleben. Seine „Kartoffelernte" (1900, Aquarell) mit den 
markigen Bauernfiguren, die in ihrer Schwerfälligkeit eins mit 
dem Boden zu sein scheinen, erfreut durch die koloristische 
Kraft. Wilhelm Bernatziks (1863—1906) Bild „Der Herbst" 
ist vorläufig in der Modernen Galerie ausgestellt. 

Für die Freunde der mittelalterlichen Kunst ist das Grab' 
und Votivbild des Ritters Jesse Sax (aus dem oberösterreichi' 
sehen Geschlechte der Sachsen von Almeck) aus der Sakristei 
der Pfarrkirche in Ebenfurth, welches der Fürst erworben und für 
die städtischen Sammlungen gewidmet hatte, von großem Intern 
esse 2 )* Als Hauptfigur des Bildes erscheint Maria, auf einem 

l ) Auf der Internationalen Ausstellung im Wiener Künstlerhause 
(1882) war ein „Kanalbild von Amsterdam" von der genannten Kunst* 
lerin ausgestellt Ein „Kanalbild in Amsterdam" erschien auf der Tina 
Blau'Ausstellung im Jahre 1900. (Zeitschrift für bildende Kunst 1882, 
XVII, S. 247 f.) 

*) Von den Werken, die Kupfer 1908 im österreichischen Kunst* 
verein ausgestellt hatte, wurde das Ölgemälde „Stiege der Wäscher* 
barg" vom Fürsten erworben. (Wiener Zeitung« 13« Harz 1908, S. 9.) 

3) Topographie von Niederösterreich. 1885, II, S. 401» — - Berichte 
und Hitteilungen des Altertumsvereines. 1880, XIX, S. 29 f., 1888, XXV, 
S. 91—93« — Monatsblatt des Altertumsvereines. 1888, II, S. 69. — Kunst-* 
chronik. N. F. 1896, VII, Sp. 435« 

8 



- 114 — 

reich verzierten Throne sitzend* In ihrem Schöße ruht das 
Christuskind, vor ihr kniet ein Ritter und hinter diesem steht 
der Apostel Jakobus der Altere, der den Ritter der Barmherzig' 
keit der Gottesmutter und des Jesukindleins empfiehlt Das 
Bild, von einfacher Komposition und tüchtiger Malweise, ist im 
zarten Kopfe der Maria, im edlen, reich gelockten Haupte des 
Apostels und in der jugendlichen Gestalt des Ritters von 
inniger Andacht durchweht* Vor der Figur des letzteren be^ 
findet sich das behelmte Wappen. Der Hintergrund des Bildes 
erscheint im unteren Teil als Holzgetäfel behandelt, der obere 
Teil besteht aus dessiniertem und reliefiertem Goldgrund. An 
dem unteren Teile des schmalen Rahmens liest man die In*- 
schrift: 

„Hie leit begraben der Edel vest gesse sax dem got genat, 
der gestarben Ist an gotzleichennams tag m°cccc°l Jahr" 

Wendelin Boeheim hält das Bild aus gewichtigen Gründen 
für ein Werk des in Wr^Neustadt tätigen Hans (Jenusch) 
Miko, genannt Ungar (f 1478). Der Fürst ließ das Bild, welches 
stellenweise sehr schadhaft war, indem sich infolge eines senk" 
rechten Sprunges die Temperamalerei abgeblättert hatte, in ge^ 
lungener Weise restaurieren 1 ). Von Bedeutung für die Ge* 

l ) Auch das Votivbild des Jörg v. Pottendorf, obersten Mundschenks 
und Landmarschalls von Niederösterreich, welches gleichfalls in der Sa* 
kristei der Pfarrkirche zu Ebenfurth aufgestellt war, wurde vom Fürsten 
im Jahre 1887 erworben und durch den k. k. Restaurator Eduard Ritschel 
trefflich restauriert. Das auf Holz gemalte Temperabild (1467) zeigt auf 
gemustertem Goldgrund Maria mit dem Kinde auf dem Throne sitzend, 
rechts von ihr den hl. Nikolaus, ihm gegenüber St Ulrich. Vor Maria 
knien Georg v. Pottendorf und Elisabeth v. Liechtenstein, die dritte Frau 
dz* Ritters. Hinter Elspeth befinden sich die Heiligen Elisabeth und 
Barbara; hinter Georg knien Amalei v. Eberstorf, die erste, und Ursula 
v. Zelking, die zweite Gemahlin desselben. Hinter der ersteren steht 
St. Petrus, hinter der letzteren die hL Katharina. Der schwarze, mit gol' 
denen Rosetten gezierte Rahmen trägt unten die Inschrift: 

Die Tavel hat lasen Machfi De anno Im LXVH Jar der Wolgeparn herr 
herr Jorig vö Potftdorf obrister Schenkh vnd die zeytt lantmarschalich 

vnd Veldhauptman In Österreich. 



— U5 — 

schichte der Stadt Wien ist ein großes Ölgemälde, welches den 
feierlichen Einzug eines Gesandten, wahrscheinlich des französi* 
sehen Gesandten De Luc, am 19. April 1716 in Wien dar" 
stellt. Eine stattliche Reihe prächtiger Equipagen mit Insassen 
in goldstrotzender Uniform bewegt sich inmitten zahlreicher 
Zuschauer durch die Festungswerke in die Stadt. Wenn auch 
der künstlerische Wert des Bildes, das von einem Wiener 
Lokalmaler des 18. Jahrhunderts herzurühren scheint, kein her" 
vorragender ist, so verdient es doch wegen des historischen 
Momentes, der in demselben geschildert ist, vor allem aber 
wegen der treuen Darstellung des alten Wien, in dem die 
wichtigeren Bauten der Altstadt und der Vorstädte mit großer 
Sorgfalt abgebildet sind, Beachtung 1 ). Ein Aquarell von Joh. 
Gfall, welches das Fest darstellt, das vom französischen Bot" 
schafter anläßlich der Vermählung der Erzherzogin Maria 
Antoinette mit dem Dauphin von Frankreich am 18. April 
1770 im Liechtensteinschen Gartenpalais veranstaltet wurde, 
hat der Fürst leihweise den städtischen Sammlungen über" 
lassen. Damit schließen wir die Betrachtungen über die Wid" 
mungen des Fürsten an das Historische Museum der Stadt 
Wien. Fürst Johann v. Liechtenstein ist als glänzender Re- 
präsentant der höchsten Aristokratie mit einem edlen Beispiel 
von Kunstförderung hervorgetreten. Ein hoher Pair des Reiches, 
der sich damit aber nur als guter Bürger der Stadt erweisen 
wollte, hat sich dadurch die Dankbarkeit aller Kunstfreunde 
in größtem Maße erworben. Ein beredtes Zeichen des Dankes 
ist der Beschluß des Stadtrates, den ausgezeichneten Bildnis" 
maier John Quincy Adams damit zu betrauen, anläßlich des 
Regierungsjubiläums des Fürsten ein Porträt Sr. Durchlaucht 
für die Stadt Wien zu malen 2 ). 

Boefaeim zählt auch dieses Bild zu denjenigen Werken Mikos, in welchen 
sich die oberdeutsche Schule, speziell die Richtung Schongauers ausspricht. 
(Topographie von Niederösterreich. 1885, II, S. 401 und 404« — Berichte 
und Mitteilungen des Altertumsvereines. 1881, XX, S. 97 ff-, 1888, XXV, 
S. 89 ff. — Monatsblatt des Altertumsvereines. 1888, II, S. 68 f.) 

l ) Kunstchronik. N. F. 1904» XV, Sp. 443« 

') Wiener Zeitung, io. April 1908, S. 8. 

8* 



— 116 — 



Das Kunsthistorische Hofmuseum« 

Auch die großartigen kunsthistorischen Sammlungen des 
Allerhöchsten Kaiserhauses verdanken dem Fürsten einige 
interessante Schenkungen. Wir wollen zunächst auf einige 
Gemälde hinweisen, welche der Sammlung moderner Bilder 
zur Zierde gereichen 1 )* Wieder ist es ein unvergleichliches 
Werk F. G. Waldmüllers, das uns in erster Linie anzieht, ein 
„Motiv aus dem Wienerwalde". Das Bild stammt aus dem 
Jahre 1858 und wurde seinerzeit vom Kunstler nach Rußland 
verkauft« Als es im Jahre 1892 wieder nach Wien kam, wurde 
es vom Fürsten erworben und der kaiserlichen Gemäldegalerie 
gewidmet (1893). Wir sehen uns in eine herrliche WalcU 
landschaft versetzt — es ist der im jungen, hellgrünen Laub 
prangende, hochstämmige Buchenwald, wie ihn die Gegend 
von Hütteldorf und Neuwaldegg besitzt — der Blick schweift 
von einer Waldwiese, auf welcher liebliche Blumen sprießen, 
über eine weite Berglandschaft hinweg bis zu dem weißen 
Haupte des majestätischen Schneeberges, über dem graues Ge> 
wölke schwebt» Eine alte Frau, Knaben und Mädchen, lachende, 
rosige Kinderfiguren, sind beschäftigt, dürres Reisig zu sammeln. 
Die ungekünstelte Gruppierung der Gestalten, die pastos auf' 
getragenen, in blühender Frische leuchtenden Farben, die be* 
rückenden Lichteffekte der sinkenden Sonne, die mit ihren 
letzten Strahlen nicht mehr das Dunkel des Waldes zu 
durchdringen vermag, aber die Gestalten, von rötlichem Schim' 
mer übergössen, und eine am Waldesrand einzeln stehende 
Birke, deren weißglänzendes Laub sich leicht im sanften Mai' 
winde wiegt, deutlich in den Vordergrund rückt, mögen es 

*) Führer durch die Gemäldegalerie. Wien 1897» HI, Nr. 151 und 
306. — Frimmel, Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen. Die Ge* 
schichte der kaiserlichen Gemäldegalerie. 1898. (Kleine Galeriestudien. 
III. F., I. Bd., I. Kap.) S. 646 und 654. — Kunst und Kunsthandwerk. 1902, 
V, S. 160. — Dr. W. Suida, Moderner Cicerone. Wien, I. Stuttgart 1903* 
— A. Schaeffer, Die kaiserliche Gemäldegalerie. Moderne Heister. Wien 
1903» S. 63 und 193* Taf. 96, 121 und 122. — A. Roefiler, Waldmüller. 
Nr. 229. 



— 117 — 

rechtfertigen, wenn wir das im Freien gemalte Bild zu dem 
besten zählen, was Waldmüllers Kunst hervorgebracht hat. 
Jedenfalls nimmt es den ersten Platz unter den Bildern ein, 
welche die kaiserliche Gemäldegalerie von dem Meister besitzt. 
Johann Gualbert Raffalt, der würdige, leider jung verstorbene 
Schüler und Freund Pettenkofens, hat das Innere eines Hofes 
in Weißenkirchen, eines seiner trefflichsten Bilder, gemalt. 
Dragoner halten mit ihren Pferden in einem rings von hohen 
Gebäuden eingeschlossenen Hofe. Die durch das grelle Sonnen" 
licht in blendendes Weiß gehüllten Mauern, die kräftigen 
Schatten, das Stückchen bläulichgrauen Himmels, das zwischen 
den Dächern hereinguckt, bekunden das Streben des Malers, 
in die Bahnen der modernen Freilichtmaler einzulenken. Durch 
das hübsche Bild „Am Genfer See" (1852) ist Alexander 
Calame, einst die Zierde der Schweizer Kunst, vertreten. Die 
Sonne ist bereits hinter den hohen Bergen hinabgestiegen, sie 
vergoldet mit ihrem letzten Schimmer die Wolken und die 
Gipfel der Berge, hüllt die Abhänge derselben in violette Töne 
und zittert in zarten, gelblichen Farben auf dem leicht bc 
wegten Wasserspiegel. Das Werk gelangte gleich dem vor' 
arwähnten Bilde Raffalts im Jahre 1901 in den Besitz des 
Museums. Eine Widmung aus dem Jahre 1890 ist ein Werk 
Constant Troyons '), des berühmten französischen Landschaft^ 
und Tiermalers. Das Bild, welches eine Gruppe von Hühnern 
vorführt, die von einer Frau gefüttert werden, ist ein Licht' 
punkt der modernen Abteilung, ein Kunstwerk von glänzen^ 
den malerischen Qualitäten; wie das Licht durch das Laubdach 
bricht und glänzende Reflexe auf die Wände der Bauernhütte, 
das fütternde Weib und die Hühnergesellschaft wirft, wie die 
geistreich skizzierten Tiere in den verschiedenartigsten Bc 
wegungsmotiven erscheinen, das ist auf dem kleinen Täfelchen 
in schlichter Weise, eindrucksvoll und wahr dargestellt. 

Es ist unsere Pflicht, an dieser Stelle auch der großen 
Verdienste zu gedenken, welche sich der Fürst um die Er' 

') Das Bild wurde 1889 auf der Auktion H. E. Secrltan in Paris 
(1889) um 36000 Fr. losgeschlagen; es ist im Versteigerungskatalog re- 
produziert (I, Nr. 82). 



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Werbung der unvergleichlichen Friese und anderer Bestandteile 
des Heroons von Trjsa (Gjölbaschi) in Lykien, welche im 
Tiefparterre und im Hofe des Kunsthistorischen Hofmuseums 
seit dem Jahre 1889 in verständiger und geschmackvoller Weise 
aufgestellt erscheinen, erworben hatte 1 ). Schon im Jahre 1842 
hatte der preußische Gelehrte J. A. Schönborn in Gjölbaschi 
eine ausgedehnte Grabanlage eines heimischen Fürsten mit 
reichem Skulpturenschmuck entdeckt Eine Expedition unter 
der Führung Dr. Otto Benndorfis nach diesem Orte (1881) 
stellte den hohen Wert der Skulpturen fest und machte den 
Wunsch rege, die wertvollsten Teile eines seltenen Baudenk-' 
mals aus der voralexandrinischen Zeit für Österreich zu ge^ 
winnen. Noch in demselben Jahre wurde eine „österreichische 
Gesellschaft für die archäologische Erforschung Kleinasiens" 
gegründet, welche sich die Aufgabe stellte, den wertvollen 
Schatz griechischer Kunst für die kunsthistorischen Samm-* 
lungen des Kaiserhauses zu erwerben, aber auch die Mittel für 
die Ausgrabungen in Lagina, die weitere Erforschung von 
Lykien und Karien und ähnliche Reisen in Kleinasien beizu^ 
stellen gedachte. Unter dem Vorangehen des Erzherzogs Rainer 
und des Fürsten Johann IL von Liechtenstein bildete sich diese 
Vereinigung hochgesinnter Männer, denen alle mit dem Kunst" 
leben Österreichs Vertrauten Verehrung zollen. Der Fürst, 
welcher einen ansehnlichen Teil der nötigen Summen zur Ver* 
fügung stellte, gehörte dieser Gesellschaft als Ehrenmitglied 
an. Im Frühling des Jahres 1882 trat die Expedition unter der 
Führung Benndorfs und unter Teilnahme anderer hervor** 
ragenden Gelehrten (G. Niemann, Dr. Felix von Luschan, 
Dr. Robert Schneider etc.) die Reise an. Nach Oberwindung 

') Archäologisch"epigraphische Hitteilungen aus Osterreich. 1882, 
VI, S. 151 ff. — Hitteilungen des k. k. österreichischen Museums. 1882, 
XVH. Jahrg., S. n8f. und 263*., 1883, XVIII. Jahrg., S. 573*. — Kunst* 
Chronik. 1882, XVII, Sp. 481 ff., 1884, XIX, Sp. 126 ff., 1885, XX, Sp. 144 f. 
— Zeitschrift für bildende Kunst 1883, XVIII, S. 265 ff« und 337 ff-— All* 
gemeine Kunstchronik. 1889, XIII, S. 360 ff. — Jahrbuch der Kunsthistori' 
sehen Sammlungen. 1889, IX r S. iff., 1891, XI, S. iff., 1891, XII, S. 5 ff. 
(Von Dr. Otto Bcnndorf.) — Obersicht der kunsthistorischen Sammlungen 
des Allerhöchsten Kaiserhauses. Wien 1891, S. 365 ff. 



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unsäglicher Schwierigkeiten gelang es in diesem Jahre, die 
Friese von dem 866 Meter hohen, steilen Berg ins Tal und 
mittels Schiffes nach Österreich zu schaffen. Diese Friese bc 
deckten in einer Ausdehnung von über ioo Metern die beiden 
obersten Quaderschichten der Innenwände und der Südseite 
der Außenwand der Umfassungsmauern, welche einen nahezu 
rechteckigen Hof einschlössen, in welchem der Sarkophag, der 
einst die Reste des hier bestatteten Fürsten und seiner nächsten 
Angehörigen enthielt, stand« Die flachen Reliefs stellen in un* 
zusammenhängender Reihenfolge Szenen aus dem Trojanischen 
Kriege, den Kampf der Sieben gegen Theben, den Kampf der 
Lapithen und Kentauren, das Abenteuer des Bellerophon mit 
der Chimaira, die Tötung der Freier der Penelope durch 
Odysseus, die kalydonische Eberjagd, den Raub der Leukip' 
piden, vier Taten des Theseus u. a. dar. Die Reliefs sind aus 
dem in der Gegend gewonnenen Sandstein, der an den Bruche 
stellen weißem Marmor ähnlich ist, gehauen* Wenn sie auch 
stellenweise stark verwittert sind, besitzen sie doch den großen 
Vorzug, daß sie, wie kein zweites Denkmal des Altertums, 
eine fast ununterbrochene Kontinuität aufweisen* Sie sind 
wahrscheinlich ein Werk jonischer Meister, welche unter dem 
Einflüsse der um die Mitte des 5* Jahrhunderts zur herrschen/ 
den Stellung sich emporringenden attischen Kunst stehen, und 
zeigen in Stil und Vorwurf einen innigen Zusammenhang mit 
den Gemälden des Potygnotos und seiner Schule; sie geben 
uns aber auch zugleich die Möglichkeit, verlorengegangene 
Epen, die Thebais, die Kyprien, die Athiopis, in der Idee 
wiederherzustellen. An kunsthistorischer, wie an literarhistori" 
scher Bedeutung steht daher das Heroon keinem der vielen 
Kunstdenkmale nach, welche in der letzten Zeit ans Tagest 
licht gebracht wurden. 

Im Herbste des Jahres 1883 wurde eine zweite Expedition 
ausgerüstet, um auch das aus drei gewaltigen Steinblöcken zxu 
sammengesetzte Portal des Baues und den Sarkophag des 
Dereimis und Aischylos, welcher außerhalb des Grabdenkmals 
stand und ein guter Repräsentant eines über ganz Lykien ver* 
breiteten Gräbertypus ist, einzuholen. Die nicht unbeträcht' 



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liehen Geldmittel wurden auf Betreiben Nikolaus Dumbas und 
des Grafen Edmund Zichy aufgebracht. Fürst Johann von 
Liechtenstein förderte auch dieses Unternehmen in entscheid 
dender Weise« Wer in der Lage ist, insbesondere an sonnen' 
hellen Tagen, die Reliefs aufmerksam zu betrachten, wird in 
ihnen hohe künstlerische Verdienste entdecken und trotz der 
wenig anziehenden, von der Zeit hart mitgenommenen Ober' 
fläche einen anregenden Genuß empfangen, der ihn verpflichtet, 
denjenigen Männern, welche in selbstloser Aufopferung dieses 
Monument für Österreich gewonnen und Seiner Majestät dem 
Kaiser gewidmet haben, aufrichtigen Dank zu sagen. 



Die Genossenschaft der bildenden Künstler 

Wiens* 

Das Bestreben des Fürsten, auch in das Kunstschaffen 
der Gegenwart tätig einzugreifen, hat ihn in nähere Be> 
Ziehungen zu den lebenden Künstlern und deren Vereinigungen 
gebracht Insbesondere die älteste derselben, die Künstler«' 
genossenschaft, kann den Fürsten, den sie zu ihren Stiftern 
und Ehrenmitgliedern zählt, zu denjenigen kunstsinnigen 
Männern rechnen, die stets bereit waren, wenn es galt, der 
heimischen Kunstübung helfend zur Seite zu stehen. Mit regem 
Interesse hat der Fürst immer die Ausstellungen der Künstler' 
Vereinigung besucht und daselbst zahlreiche Werke von bev 
deutenden Meistern erworben. Seine Durchlaucht hat ferner 
durch Widmung von Ehrenpreisen, wie im Jubiläumsjahr 1898, 
durch materielle Unterstützung aufkeimender Talente und durch 
Aufträge an die Mitglieder der Genossenschaft bewiesen, daß 
er das Aufblühen der Kunst mit einem warmfühlenden Herzen 
verfolgt« In der Erkenntnis, wie notwendig in Österreich ein 
Wirken in diesem Sinne ist, hat auch die Genossenschaft den 
Fürsten zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt 1 )* 

*) Nach den gütigen Mitteilungen des Herrn Anton Lukasch, Vize* 
sekretflrs der Künstlergenouenschaft 



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Zu besonderem Danke war die Künstlervereinigung dem 
Fürsten verpflichtet, daß er es gestattete, daß im Jahre 1890 
ein großer Teil seiner Bilderschätze in den Sälen des Künstler' 
hauses ausgestellt wurde 1 ). Viele Gemälde wirkten durch den 
Reiz vollkommener Neuheit, ein kleinerer Teil derselben war 
von früheren Ausstellungen her bekannt Von den ausgestellten 
Werken (der Katalog umfaßte 208 Nummern, zu welchen 
jedoch ein Nachtrag kam), die damals dem Majoratshause in 
Wien, den Schlössern Liechtenstein, Feldsberg und Eisgrub 
als Wandschmuck dienten, befindet sich gegenwärtig ein Teil als 
Widmung des Fürsten in öffentlichen Sammlungen; sie bleiben 
bei unserer kurzen Besprechung der Ausstellung ausgeschaltet; 
Von den Altwiener Meistern waren vertreten: Waldmüller 
durch 21 Werke, darunter zwei „Sizilianische Landschaften", 
Danhauser („Am Schulwege", Aquarell), Fendi („Selbstporträt", 
1833^ »Die Familie des Fischers", „Mädchen", „An der Wiege 
des Enkels", „Studien", „Am Grabe der Eltern" und „Schlau 
fendes Kind", die drei ersterwähnten Ölgemälde, die übrigen 
Aquarelle), Ranftl („Bauernstube", 1846, „Großmutter und 
Enkelin", „Der Hund des Zimmermannes", 1831, „Abendruhe 
einer Bauernfamilie", „Wallfahrer am See", 1848, die beiden 
letzteren Aquarelle), Ignaz Raffalt („Junger Zigeuner"), Karl 
Schindler („Heimkehr von der Hochzeit", „Nachhauseblasen 
der Hochzeit", Aquarelle), Friedrich Gauermann (11 Bilder) 
und Moritz M. Daffinger (4 „Blumenstudien", 1824 — 1837)» 
Der treffliche Pettenkofen hatte drei Ölgemälde („Markt", 
„Bauernküche" und „Niederösterreichisches Bauernhaus") bei/ 
gesteuert Von Moritz von Schwind rührten die beiden Zyklus^ 
bilder „Schubert" und „Geibel" (Aquarelle) 2 ), von Josef von 
Führich das Aquarell „Der Eremit" her. Jakob Alt und seine 



*) Allgemeine Kunstchronik. 1890, XTV, S. 658 f., 1891, XV, S. 15. — 
Kunstchronik. N. F. 1891, U, S. 74« — Weckbecker, Handbuch der Kunst* 
pflege in Österreich« 1902, S« 279« 

2 ) Die Aquarelle, von denen das eine Geibel und Luise Kugler dar* 
stellen soll, während das andere die Geschichte eines Liebespaares ent* 
hält« werden von O. Weigmann unter die zweifelhaften Werke des 
Künstlers eingereiht (Klassiker der Kunst« IX« Schwind« 1906, Nr. 525 und 530). 



122 — 



beiden Söhne Franz und Rudolf Alt waren durch interessante 
Werke vertreten, besonders der letztere, dessen meisterhafte 
Werke einen wahren Schatz im Kunstbesitze des Fürsten bilden. 
Mit Ausnahme eines Ölgemäldes („Haus in Klosterneuburg*, 
1859) waren sämtliche ausgestellten Werke Aquarelle. Sie fuhren 
uns zunächst Teile Wiens vor („Stephansturm, vom Graben 
aus gesehen", 1843, „Der Hohe Markt" und „Votivkirche, vom 
Palais Liechtenstein aus gesehen")» In dem zuletzt genannten 
Bild (1881) vereinigt der Kunstler Erinnerungen aus alter Zeit 
mit Neuem, indem sein Blick von der Terrasse des Palastes 
hinüber zum längst verschollenen „Paradeisgartl" und dem 
Pavillon, der einst dort stand, und zur fertiggestellten Votiv' 
kirche mit dem kleinen Park schweift Andere reizende Aqua' 
relle entlehnen ihre Stoffe den Städten Prag („Altstädter Ring", 
„Am Hradschin", 1839), Salzburg („Ansicht von Salzburg", 
1843, „Inneres der Franziskanerkirche") und den Österreich** 
sehen Alpen („Waldbach", „Wolfgangsee", „Berglehne bei 
Eisenerz"). Weitere Bilder stellen eine Straße (1873) und den 
Markt und Brunnen vor der Sebalduskirche in Nürnberg dar« 
Früchte der Reisen Alts in Italien waren „Dom in Como" 
( x 833), „Partie aus Venedig" und einige wundervolle An" 
sichten aus Rom („Campo vaccino", „Triumphbogen des Titus", 
1840, „Kolosseum" und „Tivoli"). Meister der heimischen 
Landschaftsmalerei sind auch Adolf Ditscheiner („Partie aus 
dem Parke in Lundenburg", 1886), August Schaeffer (Land" 
Schäften, deren Motive besonders dem Salzkammergut ent- 
stammen), Eduard von Lichtenf eis („Der Saupark bei Eisgrub", 
1877) und Wilhelm Bernatzik („Landschaft", Zeichnung). 

Von deutschen Meistern erregte der gemütvolle Ludwig 
Adrian Richter die größte Aufmerksamkeit durch die Bilder 
„Feldruhe", „Kinderbelustigung", „Das Leben des Storches", 
^Mutterfreude" und „Abendgebet vor dem Marterbilde" (1866). 
Karl Rottmann führt uns in seiner „Landschaft" nach Griechen' 
land. Der Düsseldorfer Schule gehören Ludwig Knaus („Porträt") 
und Benjamin Vautier an („Die bange Stunde", 1887, „Brief" 
schreiberin", „Bauernmädchen", Bleistiftzeichnung)» Anton Seitz 
(„Genrebild"), Hugo Kaufimann („Fuchsjäger", „' 



— 123 — 

schaft", Aquarell, „Männliche Bildnisstudien", Bleistiftzeiclv 
nungen), Franz von Defregger („Schlafendes Mädchen", 1878, 
„Zitherlektion", 1883, „Kinder, mit einem Hunde spielend"), 
Eduard Kurzbauer („Großmutter und Enkelin", Federzeichnung) 
und Wilhelm Leibl („Bauernmädchen", Bleistiftzeichnung) re^ 
präsentieren die Münchener Genremalerei* Der Schweizer 
Alezander Calame war durch einige seiner schönen AlpenlancU 
Schäften vertreten» Kostbare Bilder sind „Der Bücherfreund" 
(1856) und „In der Studierstube" (1882) ') von Jean Louis 
Ernest Meissonier, welche, obwohl sie 25 Jahre auseinander^ 
liegen, noch immer keine Ermattung des greisen Meisters 
fühlen ließen und sich in gleicher Weise durch Leichtigkeit 
der Gestaltung, zierliche Ausführung und treffliche Charakter 
ristik auszeichnen« 

Diese schier unerschöpflichen Kunstschätze ließen auf den 
geläuterten Geschmack und regen Sammeleifer des Fürsten 
schließen, der es wie wenige Männer Österreichs verstanden 
hat, hervorragende Schöpfungen aller auf dem Gebiete der 
bildenden Kunst tätigen Nationen mit großen Kosten zu er' 
werben. 

Einige von den eben erwähnten Werken waren auch auf 
der retrospektiven Ausstellung zu sehen, welche die Künstler' 
genossenschaft im Jahre 1908 in Verbindung mit der Jahres^ 
ausstellung veranstaltete und die ein getreues Bild der Ent* 
wicklung der Malerei im Zeitalter Franz Josefs I. wider' 
spiegelte 2 ). Wenn uns da neuerdings zum Bewußtsein gebracht 
wurde, daß diese Periode für die Kunst eine besonders reiche 
und mannigfaltige war, so ist dies unter anderen Kunstfreunden 
auch dem Fürsten zu danken, der aus seinem Besitze in erster 
Linie eine Reihe von prächtigen Landschaften zur Verfügung 
stellte, die für sich allein schon den Entwicklungsgang eines 

') Das Bild, einst in den Sammlungen DucdeMorny und Secrttan, 
erzielte auf der Versteigerung der letztgenannten Sammlung einen Ver~ 
kaufspreis von 65.500 Franken, es ist auch im Auktionskatalog (1889, h 
Nr. 43) reproduziert 

*) Neue Freie Presse. 2. April 1908, S. iff. — Wiener Abendpost 
24. März 1908. — Die Wage. 1908, XI, S. 336 ff. 



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der blühendsten Zweige der bildenden Kunst der neueren Zeit 
veranschaulichen. An die Spitze stellen wir gewiß mit Recht 
Waldmüller, der uns mit zwei seiner herrlichsten Werke ent' 
gegentritt, mit einer großzügigen, weitgedehnten WienerwalcU 
landschaft aus der Nähe der Burg Liechtenstein (1859) tmd 
einer lichtdurchtränkten sizilianischen Landschaft (1844) ! ). In 
dem erstgenannten Bild schweift der Blick von einer von den 
letzten Strahlen der scheidenden Sonne hellbeleuchteten, im 
zauberhaft vielfältigen Grün glänzenden Baumgruppe des 
Vordergrundes über die fruchtbare Hochfläche zu den fernen 
Hügelzügen, über deren Hänge sich die graublauen, wallenden 
Schleier des aus den Schornsteinen der Dörfer aufsteigenden 
Rauches legen» Scharf zeichnen sich die Konturen der Berg' 
rücken von dem lichtgelben Himmelssaume ab* Seine ganze 
Größe entfaltet der Künstler in der sizilianischen Landschaft 
besonders darin, daß es ihm hier gleich den größten Meistern 
gelingt, die Gegenstände, von Licht umflossen, von Luft um/ 
webt, zu erfassen und wiederzugeben« Vor uns liegen die Reste 
eines antiken Theaters in Taormina. Glühender Sonnenschein 
brütet über den gelb und rot leuchtenden, mächtigen Bogen, 
den zierlichen Säulen und dem unabsehbarem Gewirr von 
Steinen und Mauertrümmern, aus denen als einziges Grün 
eine stachelige Feigendistel blickt* In tiefer Bläue schließt sich 
das Meer an die Ruinen an; sich in immer zarter werden" 
den Tönen in unendlicher Ferne verlierend, verschmilzt es dort 
mit den letzten Ausläufern des Ätna, der in leicht hinge 
hauchten, violetten Farbtönen flimmert und mit den schön' 
geschwungenen Linien seiner Silhouette dem Landschaftsbilde 

l ) A. Roefller, Waldmüller. 1907, Nr. 248 und 173* — Außer diesen 
und den in Olmütz 1908 ausgestellten Landschaften Waldmüllers sind in 
dem erwähnten Werke unter Nr. 69 und 111 zwei weitere im Besitze 
des Fürsten befindliche Gemälde des Heisters reproduziert, eine am Ufer 
eines Flusses in einer bergigen Waldlandschaft rastende Jagdgesellschaft 
(zirka 1830) und eine durch ein im Schatten liegendes, mächtiges Bogen* 
tor gesehene, im hellen Sonnenschein liegende, malerische Dorfstrafie in 
St Wolfgang (1835)* — Se. Durchlaucht besitzt ferner eine feine Handzeich* 
nung des Kunstlers, die aus dem Album der Hofschauspielerin Toni 
Adamberger stammt« (Die graphischen Künste. 1887, X, S. 110.) 



120 — 



einen prächtigen Abschluß verleiht 1 ). Rudolf v. Alt stellt sich 
mit einem „ Hohen Markt u aus den dreißiger Jahren des 
19. Jahrhunderts ein, einem Jugendwerke des Meisters, und 
doch schon von größter Kühnheit in der Durchführung der 
Perspektive und effektvollen Lichtschattenwirkungen. Tiefer 
Schatten legt sich über den Vordergrund und die rechte Häuser' 
reihe und fällt schräg über die Gebäude des Hintergrundes, 
während die linke. Bildhälfte ganz in Licht getaucht erscheint. 
Mit sicherer Hand baut der Künstler in der sonnigen Luft 
die prachtvolle Architektur des Votivdenkmales mit der Veiv 
mählung Maria bis ins kleinste Detail auf und umgibt das- 
selbe mit zu dessen Füßen wimmelndem, buntfarbigem Markt' 
völk und Frauen in reizender Altwiener Tracht Es ist ein 
Stadtbild von hohem künstlerischen und historischen Wert, 
das seinesgleichen nur in den Bildern Canalettos findet. Daß 
sich neben den zahlreichen schönen Werken Alts in der Aus" 
Stellung Thomas Enders kräftiges Aquarell „Paß in Finster' 
münz" in Ehren behauptet, ist gewiß das beste Zeugnis, das 
man dem tüchtigen Meister ausstellen kann. Ein gutes Bild 
ist auch der von Anton Hansch gemalte, im Abenddunkel 
liegende, schwarzgrüne „Gosausee" mit den in der unter' 
gehenden Sonne rötlich schimmernden Felsenmauern und Eis' 
feldern des Dachsteins im Hintergrunde. Mit beachtenswerten 
Leistungen sind einige begabte Schüler Zimmermanns veiv 
treten: Anton Hlavaiek durch eine redlich gemalte Ansicht des 
von der Sonne beschienenen Leopoldsberges mit dem hell' 
glänzenden Kirchlein auf seinem Haupte und dem majestäti' 
sehen Strome und der fruchtbaren Ebene zu seinen Füßen, 
Adolf Ditscheiner durch einen einsamen, trüben Weiher (1886) 
mit sumpfigen Ufern, von üppig verwachsenem Walde um' 
geben, und L. E. Petrovits durch ein breit behandeltes Aquarell 
(1895) mit einem über mächtige Felsblöcke schäumenden 
Wasser und vom Sturme gebeugten Tannen an dessen Ufern. 
Mit einer sonnigen Idylle von entzückender Farbenfrische tritt 
F. X. Birkinger auf — im Vordergrunde eine saftig grünende 

l ) Das Bild befand sich früher in der Wiener Sammlung J. M. Kohn. 
(Frimmel, Blätter für Gemäldekunde. 1905, I, S. 78.) 



— 126 — 

Wiese mit zahlreichen buntfarbigen Huhnern, darüber schattige, 
alte Buchen, im Hintergrunde anheimelnde Bauernhauser« 
Emil Jakob Schindler, der unübertreffliche Meister der paysage 
intime, breitet schwermütige Stimmung über eine kleine, fein 
empfundene Landschaft aus der Gegend von Lundenburg aus» 
Wir sehen einen schilfbewachsenen Tümpel, aus dem Kühe 
trinken, einige ernste Pappeln streben hoch empor, schwere, 
zerrissene Wolken jagen darüber hin« Mit reger Anteilnahme 
betrachten wir die Werke jener modernen österreichischen 
Landschafter, die gleich Waldmüller an der Lösung des Problems, 
die Naturobjekte im Spiele des freien, grellen Sonnenlichtes 
zu malen, arbeiten« Da ist zunächst Pettenkofen mit einem 
Bauernhaus (185 1), dessen hell getünchte Mauern kräftig 
gleißendes Sonnenlicht reflektieren, während das weit vor< 
springende Dach tiefe Schatten auf dieselben wirft« Dazu 
kommen die beiden ein Pferd fütternden Kinder, deren 
Kleidchen aus durchscheinendem, buntem Mosaik zusammen' 
gesetzt erscheinen« Die größte Bewunderung verdient daneben ein 
Kavallerielager voll höchst lebendiger Pferde, auf deren Körper 
die bläulichgrauen Reflexe der Abenddämmerung ihr Spiel 
treiben. W« Bernatzik stellt eine farbenreiche Prozession auf 
einer breiten Straße bei Dürnstein dar (1881). Ein Priester 
segnet die Fluren, die im Lenzesgrün prangen« Zur Linken 
erblickt man den einsamen Friedhof und den stolzen Strom, 
zur Rechten einen Abhang, der zu der auf steilem Felsen 
thronenden Burg hinaufleitet« Die weißen und rosa Farbtöne 
der blühenden Bäume verleihen der Landschaft einen eigene 
artigen Reiz« Den Hintergrund bilden die mächtigen Stadt' 
mauern, über welche die Kirchtürme des Ortes hinausragen« 
Ober das Ganze spannt sich der hellblaue Frühlingshimmel 
mit seinen leichten Wölkchen« Aus Theodor v« Hörmanns 
kleinem Bildchen spricht die ganze Größe des Meisters« Das 
erste Grün sproßt aus dem Boden des Weinberges, die Pfirsich' 
bäume entwickeln eben ihre zarten Blättchen und blaßroten 
Blüten, hell glänzt die Sonne vom Himmel herab und steigert 
die bunten Arbeitsgewänder der Männer und Frauen zu un* 
erhörter Leuchtkraft. In voller Tageshelle malt auch Eugen 



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Jettel einen schlichten, doch außerordentlich wirksamen Nattuv 
ausschnitt In ungemein feinen, weichen Tönen, wie mit dem 
Pastellstift, setzt er das matte Grün einer Wiese mit einigen 
Enten, das zarte Braun und Gelb der Strohdacher der Bauern/ 
häuser mit ihren blendendweißen Mauern und das lichte Blau 
des Himmels nebeneinander« 

Mit Freude begrüßen wir ferner die Meister des alten 
Wien« Ein reizendes Genrebild voll schalkhaften Humors 
steuert Fendi bei; die Darstellung, eine Mutter spielt mit ihrem 
in einem Schaffe stehenden Kinde Verstecken, ist breit und 
geistreich in schummeriger Stubenluft gemalt. Leichtflüssig hat 
Amerling das Bildnis des jung verstorbenen Künstlers mit dem 
Schubertkopfe in einem ausgezeichneten Werke wiedergegeben« 
Die lebhaft geröteten Gesichtszüge werden von goldblondem 
Lockenhaar umrahmt, ein brauner Rock mit samtenem Kragen 
deckt den Oberkörper* Das an einem Stein lehnende, Erd- 
beeren verkaufende Mädchen in einer Gebirgslandschaft ist eine 
wundervolle Leistung F. Eybls (1844), von liebevoller Verr 
Senkung in das ansprechende Modell, unendlicher Feinheit der 
Ausführung und außerordentlicher Kraft der Lokalfarben, die 
er in dem hellrosigen Teint des Gesichtes, dem karmesinroten 
Brusttuch, den weißen Hemdärmeln, der tiefblauen Schürze 
und dem braunen Kopftuch kühn nebeneinander setzt« Als ein 
kleiner, wenig bekannter, jedoch ehrlich arbeitender Volks" 
maier tritt Michael Neder mit einem typischen niederöster/ 
reichischen Bauernpaar, das beim Bierkruge an einem Tische 
sitzt, auf (1866)« In der Auffassung, wie in der vollendeten 
Beherrschung des Technischen schließt sich Friedrich v« Fried/ 
länder in seinen beiden Invaliden (1874), die, auf einer Bank 
vor ihrer Behausung ruhend, sich ihre Erlebnisse erzählen, eng 
an die Altwiener Meister an« Ein Kabinettstück von fast nieder** 
ländischer Sauberkeit in der Durchbildung der kleinsten Einzel' 
heiten in den Figuren und im Interieur ist Josef Giselas „Mai/ 
andacht"« 

Franz von Defregger ruft mit der schlichten, dem 
Leben abgelauschten „Zitherspielerin" (1894), einem Werke voll 
Meisterschaft der Zeichnung, Kraft der Farbengebung und Tiefe 



— 128 — 

der Empfindung, unser Erstaunen über seine noch ungebrochene, 
rüstige Arbeitskraft wach. 

Das k» k» Osterreichische Museum für Kunst 

und Industrie« 

Auf ein goldenes Blatt in den Annalen dieses Museums 
verdienen die Taten des regierenden Fürsten Johann IL von 
Liechtenstein verzeichnet zu werden, durch welche er sämtliche 
Unternehmungen des für die Entwicklung des heimischen 
Kunstgewerbes so wichtigen Institutes in einer Weise gefördert 
hat, der die größte Bewunderung aller derjenigen, welche mit 
Interesse die Geschichte der Kunstbestrebungen des letzten 
halben Jahrhunderts verfolgt haben, gebührt. Schon als Jung' 
ling gehörte der Fürst zur Zeit der Gründung des Museums 
(1864) dem Kuratorium desselben an und er hat in dieser 
Stellung bis in die neueste Zeit, also fast durch fünfzig Jahre, 
die Aufgaben, die ihm als Kurator zufielen, in wahrhaft idealer 
Weise erfüllt. Der Aufschwung, den das Museum im Laufe 
der Zeit genommen hat, wäre, ohne den Einfluß des Fürsten 
undenkbar; daher halten wir es für unsere Pflicht, in etwas 
ausführlicherer Weise das Wirken des edlen Mannes im Dienste 
desselben zu schildern. Es war von allem Anfang an ein großer 
Gewinn für das Museum, daß der Bibliothekar des Fürsten, 
Jakob Falke, als Kustos und Stellvertreter des Direktors Rudolf 
v. Eitelberger in die Dienste der Neugründung trat, um als 
Organisator der Sammlungen zu wirken, wozu er allein in 
dem kleinen Kreise, der damals für die Geschichte des Kunst- 
gewerbes Interesse hatte, fähig war« Unter den vorläufig im 
Ballhause untergebrachten Ausstellungsobjekten zählte man 
eine große Anzahl von solchen, die dem Kunstbesitze des 
Fürsten entstammten und welche gleich anderen Gegenständen 
nur leihweise zur Schaustellung überlassen wurden 1 ). 

') Mitteilungen der k. k. Zentralkommission. 1863, VIII, S. 115 f.» 
1864, IX, S. XLIV ff. — R. Eitelberger, Gesammelte kunsthistorische 
Schriften. Wien 1879. II, S. 81 ff. — Das k. k. Österreichische Museum 
für Kunst und Industrie. 1889. 



— 129 — 

Auch in der Folge zogen wiederholt einzelne Objekte aus 
dem fürstlichen Besitze die Aufmerksamkeit der Besucher des 
Museums auf sich« Zu den hervorragendsten unter denselben 
gehörten z. B. die Statue des Feldmarschalls Johann I. von 
Liechtenstein, welche im Auftrage des Fürsten vom Bildhauer 
Vinzenz Pilz aus Carraramarmor ausgeführt und für die 
Ruhmeshalle im Arsenal bestimmt wurde 1 ), eine mit außer' 
ordentlicher Geschicklichkeit gearbeitete Trinkkanne aus Elfen' 
bein, ein Werk des Tirolers Matthias Rauchmüller aus dem 
Jahre 1676, mit in sehr hohem Relief durchgebildeten bacchanti" 
sehen Szenen und Kindergruppen 2 ), und endlich sieben gewaltige 
Platten aus Limousiner Email, mit dem vollen Namen 
P. Corteys bezeichnet« Die Tafeln wurden vom Fürsten Josef 
Wenzel von Liechtenstein während seiner Anwesenheit in 
Paris als kaiserlicher Gesandter (1738 — 1740) erworben; sie 
befanden sich einst im Schlosse Seebenstein, sind aber jetzt 
im ersten Saale der Liechtenstein^Galerie aufgestellt. Sie stellen 
lebhaft bewegte Szenen aus dem Trojanischen Krieg dar und 
sind ein hervorragendes Werk eines Mitgliedes der berühmten 
Emailleurfamilie der Courtois in Limoges. Ihre Entstehung^ 
zeit kann in die Hälfte des 16. Jahrhunderts gesetzt werden, 
also in die Blütezeit dieser Technik in Frankreich. Diese 
Platten verdienen schon wegen der technischen Eigentümlich' 
keit, die an ihnen zur Schau tritt, Erwähnung. Während alle 
Limousiner sich des dunklen Grundes bedienten und ihre 
Grisaillen in zwei Lagen, zumeist mit Weiß, vollendeten, sind 
diese Tafeln zunächst ganz weiß emailliert; die folgende Prc 
zedur ähnelt sehr der Emailtechnik der alten Limogen auf 
blankem Kupfer. 

Die Konturen sind in Schwarz gezogen und die Lokal' 
töne dunkel angelegt, Lagen von opakem Weiß erzeugen 
die Modellierung und rötliche, blaue, braune und andere Färb' 
töne vollenden im Vereine mit Gold die koloristische 



i) Hitteilungen des Osterreichischen Museums. 1865—1866, I. Jahrg., 
S. 126. 

') Repertorium für Kunstwissenschaft 1902, XXV, S. 89. — Mit' 
teilungen des österreichischen Museums. I. Jahrg., S. 157 und 164 f. 

9 



— 130 — 

Wirkung ! ). Auf der im Jahre 1868 bei Gelegenheit der Er* 
öflfnung des Künstlerhauses und der Ausstellung der deutschen 
Kunstlergenossenschaft in den alten Räumen des Museums 
stattgefundenen Ausstellung von Handzeichnungen gelangte 
auch eine Reihe von Blättern aus dem fürstlichen Besitze zur 
Aufstellung, die sämtlich einen hohen kunstgeschichtlichen Wert 
besaßen. Insbesondere die Zeichnungen Rembrandts in Bister 
und Kohle, elf an der Zahl, welche das zeichnerische Genie 
des Meisters, das hier in geistreicher Weise sowohl mytho** 
logische und biblische Szenen als auch Landschaft^ und Tier' 
Studien darzustellen versteht, in großartigem Maße offenbarten, 
überragten die Werke anderer Meister um ein Bedeutendes* 
Aber auch die Zeichnungen der übrigen Künstler, die Blätter 
von A. Dürer (Studium zu einem Martyrium mit Monogramm 
und der Jahreszahl 15 10), A. v. Dyck (Gefangennahme Christi), 
Michelangelo (Figurale Studien), A. del Sarto (Marias Besuch 
bei Elisabeth), Tizian (Studie zum Martyrium des hl. Petrus) 
u. a-, gaben ein treffliches Bild von der Reichhaltigkeit der fürst* 
liehen Kunstsammlungen auf diesem Gebiete 2 )« 

Der Erfüllung seiner hehren Aufgabe, die Leistungs- 
fähigkeit der heimischen Kunstindustrie zu heben, wie den 
Geschmack des Publikums zu veredeln, konnte das Museum 
aber erst dann nähertreten, als der prächtige Renaissancebau 
Heinrich von Ferstels am Stubenring im Jahre 1871 seiner 
Bestimmung übergeben worden war. In den Vordergrund der 
Unternehmungen des Museums rückten nun die Spezial' 
ausstellungen, welche mustergültige Objekte aus allen Gebieten 
und Stilperioden des Kunstgewerbes in sorgfältiger Auswahl 
und geschmackvoller Zusammenstellung vor Augen führten 
und Kostbarkeiten, die durch Jahrhunderte im Verborgenen 
geschlummert hatten, ans Tageslicht zogen. Nichts kann die 
hohe Bedeutung des Fürsten und seiner Vorfahren als Sammler 

1 ) Mitteilungen des k. k. Österreichischen Museums. 1868— 1869, 
IV. Jahrg., S. 501, 1881, XVI. Jahrg., S. 499, 1885, XX. Jahrg., S. 404 f. — 
Falke, Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein. III, S. 168. 

2 ) Mitteilungen des k. k. Österreichischen Museums. 1867— 1868, 
III. Jahrg., S. 231 ff. 



— 131 — 

von Schätzen der Kunst besser kennzeichnen, als wenn wir 
die Gegenstände überblicken, die Seine Durchlaucht in selten 
liberaler Weise für Hz erwähnten Ausstellungen zur Verfügung 
stellte. Der größte Teil derselben wurde von dem Fürsten 
selbst auf seinen ausgedehnten Reisen, namentlich in Italien 
oder auf den großen Kunstmärkten zu London und Paris, er' 
worben und bildet im Vereine mit dem älteren Kunstbesitz 
des fürstlichen Hauses einen Schatz, wie ihn nur wenige 
Familien des Hochadels ihr eigen nennen können. Diese kunst* 
gewerblichen Gegenstände verdienen auch deshalb, daß sie hier, 
wenn auch nur übersichtlich, im Zusammenhang betrachtet 
werden, da sie keine einheitliche Sammlung bilden, sondern 
in den weit zerstreut liegenden Schlössern aufbewahrt werden. 
Zu den wenigen Persönlichkeiten, die in der Lage waren, 
sich an der Ausstellung alter Möbel und Einrichtungsgegenstände 
(1874) beteiligen zu können, zählte in erster Linie der Fürst, 
von dem eine reiche Auswahl wertvoller Geräte zu sehen war 1 ). 
Die interessantesten derselben seien in wenigen Worten bc 
sprachen. Drei Geschirrkästchen, spätgotische Arbeiten nieder' 
rheinischen Ursprungs, mit Laubwerk und Figuren geschmückt, 
repräsentierten sich als vortreffliche und charakteristische Arbeiten 
ihrer Art. Ein Kredenzkasten, eine Kölner Arbeit aus dem 
17. Jahrhundert, mit buntem Holzmosaik in naturalistischer 
Weise überzogen, bildete ein ausgezeichnetes Beispiel für die 
eigentümliche Gestaltung, welche die Marketerie auf deutschem 
Boden annahm. Gleichfalls als eine niederrheinische Arbeit 
aus derselben Zeit ist ein reichgeschnitztes Bett aus Eichen' 
holz mit einem Säulenbaldachin zu bezeichnen. Ein sofaartiges 
Sitzmöbel (16. Jahrhundert) gewährte in seinen figuralen Reliefs 
(Der verlorene Sohn) hübsche Motive. Von den Stühlen, die 
sämtlich dem 17. Jahrhundert angehörten und vornehmlich 
durch die Schnitzereien an der Rücklehne Interesse boten, 
ragten besonders zwei Stücke mit geschnitzten Löwenfiguren 
an der Lehne hervor, musterhafte Arbeiten voll Zierlichkeit 

! ) Mitteilungen des k. k. österreichischen Museums. 1874» HC. Jahrg., 
S. 121 ff., 130 ff. und 155 ff. — Photographien alter Möbel von der Aus*» 
Stellung im österreichischen Museum 1874* 

9* 



— 132 — 

und Leichtigkeit, die sich einst im Besitze eines in der Kunst- 
geschichte des 17. Jahrhunderts nicht unbekannten Mannes, 
des Kunstfreundes und Sammlers Jabach in Köln, befanden* 
Denselben reihte sich ein kräftiger Tisch an, eine rheinische 
Arbeit aus dem 15. Jahrhundert, mit reichen Eisenbeschlägen, 
geschnitztem Unterteil und einer Platte aus späterer Zeit, die 
in eingelegter Arbeit den Reichsadler zeigt, versehen. Ein höchst 
seltenes und durch seine Reliefs besonders anziehendes Stück 
war ein Nähkästchen aus spätgotischer Zeit. Typische Beispiele 
niederrheinischer oder holländischer Art im Höbelbau des 
17. Jahrhunderts, ähnlich, wie sie die Entwürfe von Vredeman 
de Viies, de Passe u. a. zeigen, bildeten zwei Tische mit 
kräftiger Platte und soliden, unten verbundenen Kugelfußen« 
Die beiden mit Laubwerk und zum Teil mit Figuren reich 
geschnitzten Spiegelrahmen, niederländische Arbeiten der Spät' 
renaissance, hielten eine wohltuende Mitte zwischen dem Ernst 
der Hochrenaissance und dem leichten Rokoko ein« Die Aus" 
Stellungsräume, in welchen auch einige Prachtmöbel aus dem 
Besitze der Fürsten August und Friedrich v. Liechtenstein zu 
sehen waren, hatten noch dadurch besonders gewonnen, daß 
der Fürst eine Anzahl von hervorragenden Gemälden zur De 
koration der Wände beigestellt hatte. 

Einen Teil der angeführten, zum Teil höchst seltenen 
und wertvollen mittelalterlichen Originale konnte man 
auch auf der Spezialausstellung mittelalterlichen Hausrats 
(1892 — 1893) bewundern; allein auch andere Kunstwerke, die 
vor Jahrhunderten als Einrichtungsgegenstände vornehmer 
Wohnungen gedient hatten, traten zum ersten Male vor die 
Öffentlichkeit 1 ). Einen wahrhaften Schatz aus den fürstlichen 
Sammlungen stellten die köstlichen Truhen dar, ausgezeichnete 
Arbeiten der italienischen Frührenaissance, von hervorragenden 
Künstlern in den verschiedenartigsten Techniken geziert, mit 
Schnitzerei und Intarsia, vergoldeten figuralen oder orna" 
mentalen Reliefs aus aufgelegter Masse, historischen und mytho' 

l ) Katalog der Spezialausstellung mittelalterlichen Hausrats. 1892« 
— Hitteilungen des k. k. Österreichischen Museums. N. F. 1893, 
VUL Jahrg., S. 285 ff. — Falke, Mittelalterliches Holzmobiliar. Wien 1894. 



— 133 — 

logischen Malereien und Wappen. Der aufmerksame Besucher 
der Liechtensteui^Galerie kennt diese Perlen italienischer Kunst* 
industrie aus eigener Anschauung; sie dienen dort gleich 
anderen Schätzen des Kunstgewerbes in effektvoller Weise als 
stimmungsvoller Schmuck der einzelnen Säle. Interessante 
mittelalterliche Arbeiten aus Leder und Hausgeräte aus Schmiede- 
eisen, Kupfer, Bronze und Messing stammten gleichfalls aus 
den reichhaltigen Sammlungen des Fürsten. Den größten kunst- 
historischen Wert darunter besitzt ein wahrscheinlich zusammen- 
gehöriges Paar von Waschschüsseln aus getriebenem Kupfer, 
eine Limousiner Arbeit des 13. Jahrhunderts, reich orna- 
mentiert und im ausgehobenen Grund ganz mit Email be- 
deckt. 

Besonders hervorragende Stücke bildeten auch die mit 
bemalten und bedruckten Stoffen überspannten Möbel, welche 
auf der Ausstellung bemalter und bedruckter Stoffe (1899) ver- 
einigt waren und die um das Jahr 1760 entstanden sein dürften. 
Sie stammten gleich den wunderschönen, großen Wand- 
bespannungen aus dem Anfange des 19. Jahrhunderts mit 
ihren orientalisierenden Mustern und den ausgestellten Klei- 
dungsstücken aus dem Schloße zu Feldsberg *). Letztere wurden 
der Garderobe des fürstlichen Hoftheaters entnommen, das von 
Alois I. Josef v. Liechtenstein (1781— 1805) gegründet und mit 
Dekorationen und Kostümen reich ausgestattet worden war. 

Für die Spezialausstellung von Bucheinbänden (1880) 
hatte der Fürst eine bedeutende Anzahl älterer und moderner 
Arbeiten überlassen, welche den Reichtum der fürstlichen 
Bibliothek an wertvollen Erzeugnissen des Buchgewerbes 
ahnen ließen 2 ). Wir erwähnen nur ein Manuskript aus dem 
12. Jahrhundert, bis vor kurzem der Sammlung Firmin Didot 
angehörig, mit Deckeln in vergoldetem Kupfer und Email 
champleve, die beachtenswerten französischen Ledereinbände 
aus dem 16. Jahrhundert, wie eine Übersetzung des Dionysios 

') Kunst und Kunsthandwerk. 1899, II, S. 221 ff. 

') Hitteilungen des k. k. österreichischen Museums. 1880, XV. Jahrg., 
S. 117 ff*. 157 ff* und 187 ff* — Wegweiser durch die Spezialausstellung von 
Bucheinbänden. — Kunstchronik. 1880, XV, S. 585 ff* 



— 134 ~ 

Halikarn. von Aemilian Porto, Paris 1588, mit einem in seiner 
Art einzigen Einbände, geschmückt mit den reizendsten Orna- 
menten der französischen Renaissance, ferner das aus der 
Sammlung F. Didot herrührende Gebetbuch Maria Stuarts, 
welches ihr zu ihrer Vermählung geschenkt wurde, aus dem 
Jahre 1558, mit ihrem Wahlspruch „Humilite ie prise" und 
den Lilien Frankreichs versehen, und ein Band aus der Biblio- 
thek des berühmten Bücherfreundes Grolier (Rerum a Carolo etc. 
Antwerpen. 1553), die wohlerhaltenen, mit zierlichen Gold- 
arabesken versehenen Pergamenteinbände mit den Anfangs- 
buchstaben des Namens ihres einstigen Besitzers, des Herrn 
Hartmann v. Liechtenstein von Nikolsburg und der Jahreszahl 
i577> gleichfalls französischer Herkunft, die neapolitanischen 
Einbände des 18. Jahrhunderts, die durch Verwendung von 
Gold und Silber, von buntfarbigem Leder und eingesetzten 
Gemmen einen orientalischen Eindruck machen, eine vorzüg- 
liche Kollektion deutscher Schweinslederbände, mit den ge- 
preßten, wohlbekannten Ornamenten der deutschen Renaissance 
und den Bildnissen des Kaisers, der Reformatoren und der 
Kurfürsten oder biblischen, mythischen und allegorischen 
Figuren geziert, endlich die soliden Wiener Ledereinbände von 
Krauß, die Holz- und seltene Marmorarten geschickt nach- 
ahmen und mit Figuren und Gruppen nach griechischen Vasen- 
motiven geschmückt erscheinen, ein Genre, für das die be- 
achtenswerten Leistungen des englischen Empirestils als Muster 
gedient hatten. Die kostbaren, modernen französischen Ein- 
bände, welche der Fürst darlieh, stammten aus dem Besitze 
F.Didots. — Auf der historischen Bronzeausstellung (1883), welche 
die Entwicklung eines der wichtigsten Zweige der Kunstindustrie 
von seinen Anfangen bis auf unsere Tage zeigte, war der Fürst 
durch eine Anzahl von historisch und künstlerisch merk- 
würdigen Stücken vertreten 1 ). Den größten Raum unter den 

') Hitteilungen der k. k. Zentralkommission. N. F. 1883» HC, 
S. ClXf. — Mitteilungen des k. k. österreichischen Museums. 1883, 
XVIII. Jahrg., S. 413 ff. und 489 ff. — Katalog der historischen Bronze* 
aussteUung. — Kunstchronik. 1883, XVIII, Sp. 594 f. und 729 f. — Zeit- 
schrift für bildende Kunst 1884, XIX, S. 185 ff. und 221 ff. 



— 135 — 

ausgestellten Werken nahmen die Erzeugnisse aus der Zeit 
der italienischen Hoch- und Spätrenaissance, teils mythologi- 
sche und kirchliche Statuen und Reliefs, teils Gebrauchsgegen- 
stände, wie Tintenzeuge, Schalen, Schüsseln, Leuchter, Lampen 
und Türklopfer, ein; allein auch die Objekte aus anderen Stil- 
perioden und Kunststätten verdienten Beachtung, so zui Paar 
romanischer Leuchter italienischer Herkunft aus vergoldetem 
Kupfer, der Knauf und die Traufschale mit Email champleve 
geschmückt, der Fuß aus Drachenverschlingungen gebildet, eine 
in Messing getriebene, große und reich verzierte Schüssel mit 
einem Hirsch, der eine Bandrolle mit der Inschrift „ich wart 
dr zeit" im Maule trägt, eine deutsche Arbeit aus dem 16. Jahr- 
hundert, und endlich die Arbeiten orientalischen Ursprungs, 
von welchen insbesondere die japanischen Schalen und Vasen 
durch 6iz auf feiner Naturbeobachtung gegründete Durchbildung 
der figuralen Teile, wie die wohldurchdachte Verwendung von 
Gold- und Silbertauschierung und Email cloissone für die 
ornamentalen Details als wahre Meisterwerke gelten konnten» 
An der Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände (1887) hatte 
sich gleichfalls Seine Durchlaucht durch Überlassung aus- 
erlesener Objekte beteiligt 1 ). Ein besonderes Interesse nahm 
der Kodex der Concordantia caritatis, eine Kopie nach einem 
Manuskript des Mönches Ulricus (1345— 1351 Abt des Stiftes 
Lilienfeld), das heute noch im Kloster zu Lilienfeld aufbewahrt 
wird, in Anspruch« Die in der Liechtensteinschen Bibliothek 
befindliche Handschrift stammt aus dem Anfange des 15. Jahr- 
hunderts, sie ist in der Ausstattung der zahlreichen Bilder voll 
Farbenpracht und technischer Vollendung und läßt uns in der 
Weise, wie die einzelnen Miniaturen ihrer Vollendung zu- 
geführt wurden, deutlich erkennen, daß diese das Werk mehrerer 
Meister waren, die sich entsprechend ihren Fähigkeiten in die 
Arbeit teilten 2 )« Ein zweites Pergamentmanuskript (Livre 

*) Mitteilungen des k. k. österreichischen Museums« N. F. 1887, 
II. Jahrg., Beilage zu Nr. 17. — Kunstgewerbeblatt 1887, III, S. 187 ff. und 
207 ff. — Illustrierter Katalog der Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände. 

2 ) Mitteilungen der k. k. Zentralkommission. 1862, VII, S. 207. — 
Jahrbuch der k. k. Zentralkommission zur Erforschung und Erhaltung der 



— ' 136 — 

d'heures), eine französische Arbeit aus dem 15. Jahrhundert, 
enthält ein Kalendarium, acht ganzseitige Miniaturen, zahlreiche 
Initialen und Randeinfassungen. Unter den vielen guten, aus 
Holz geschnitzten Statuen und Gruppen des 15. und i6«Jaluv 
hunderts fielen zwei in Bilderrahmen eingefügte Reliefs auf, 
italienische Arbeiten vom Ende des 15. Jahrhunderts, die 
jedenfalls Teile eines Altars waren und Szenen aus dem 
Leben des hl. Dominikus darstellen« Ein Reliquienschrein in 
Form einer Area, eine Navicula (Weichrauchschiffchen) und 
mehrere Leuchter aus Kupfer und Bronze waren interessant 
für die Anwendung von Grubenschmelz in der Epoche des 
romanischen Stils. Als eine sehr edle Arbeit vom Ausgang 
des Mittelalters muß ein einst als Hausaltärchen dienendes 
Triptychon aus Elfenbein mit vergoldeten Details bezeichnet 
werden. Es enthält in der Mitte eine Darstellung der hl« Maria 
mit dem Kinde und auf den Flügeln Szenen aus der Geschichte 
des neuen Testamentes. („Kirchliche Ausstellung des Mähri' 
sehen Gewerbemuseums". Tafel 71.) Vortreffliche Marmor' 
arbeiten, aus Italien stammend, waren die beiden Reliefs, das 
eine die Grablegung Christi (15. Jahrhundert), das andere die 
Madonna und das Christuskind darstellend. Schließlich sei noch 
auf die Stücke aus glasiertem Ton in der Art der Robbia hin' 
gewiesen, die Halbfigur eines Engels mit einem Lilienzweig 
und ein nach oben bogenförmig abgeschlossenes Relief, das 
auf blauem Grunde Maria mit dem Kinde auf dem Schoß, 
links und rechts Seraphim und eine Taube darüber zeigt. 

Am 16. April 1888 wurde im österreichischen Museum 
die Kaiserin Maria Theresia^Ausstellung durch Seine Majestät 
den Kaiser eröffnet, welcher vom Präsidenten des Komitees, 
dem Grafen Edmund Zichy, vom Präsidenten^Stellvertreter, 
dem Prinzen Franz zu Liechtenstein, und dem Direktor des 
Museums, Hofrat J. v. Falke, empfangen wurde. Die Aus<* 
Stellung, welche ein reiches Bild aus der segensreichen Theresiani' 

Baudenkmale. Wien 1861, V, S. 31 f. und Taf. VI, N. F. 1904, 11,2, 
Sp. 67 ff., 1905, HI/2, Sp. 27 ff. — Ein drittes Exemplar dieser Bilder* 
handschrift befindet sich in Paris, und zwar aus dem Jahre 1471. (BibL 
Nat. Nouv. acq. lat. 2129.) 



— 137 — 

sehen Epoche bot, war ebenfalls von dem Fürsten reich bc 
schickt worden 1 ). Es war dies um so mehr zu begrüßen, als ein 
Sprosse des fürstlichen Hauses, der geistreiche und kriegs> 
gewandte Fürst Josef Wenzel v. Liechtenstein, ein Zeitgenosse 
der großen Kaiserin war und ihr persönlich nahe stand« Die 
beiden Bildnisse dieses Mannes von Hyacinthe Rigaud, die der 
Fürst während seines Pariser Aufenthaltes von dem berühmten 
Porträtmaler herstellen ließ, fielen durch die Sauberkeit der 
Durchführung, die Zartheit der Farben und die Charakteristik 
sehe Wiedergabe der Persönlichkeit allgemein auf. Eine ovale 
Steinmosaikplatte von Dom. Cerasoli aus Rom zeigt gleich' 
falls das Bildnis des großen Staatsmannes und Feldherrn. Aus 
dem Schloße zu Feldsberg stammten zwei Ölgemälde mit dem 
fürstlich Liechtensteinschen Palais in der Roßau, in der Art 
des Canaletto gemalt. Nahezu vierzig Blätter (Kupferstiche, 
Radierungen und Holzschnitte) aus den Sammlungen des 
Fürsten gaben ein anschauliches Bild von der Pflege der graphi' 
sehen Künste im 18. Jahrhundert. J. Schmutzer, der hervor" 
ragendste Stecher jener Zeit in Österreich, J. E. Ridinger, Joh. 
Gottfried Haid, Sebastian und Jos. Georg Mansfeld, Joh. Lorenz 
Rugendas, Jakob Adam u. a. sind die Meister, welche mit 
ihrem Griffel die Kaiserin, die Mitglieder des Herrscherhauses, 
die Ereignisse am Hofe, Bälle, Feuerwerke und Schlittenfahrten, 
die Feldherren und Staatsmänner jener Zeit, Kaunitz, Daun, 
Laudon und Lacy, wichtige Begebenheiten im Leben des Staates, 
endlich Typen aus dem Volke festgehalten und uns dadurch 
ein lebendiges Bild der Kultur jener Tage hinterlassen haben. 
Wir heben nur ein Blatt hervor, welches J. Ph. Haid unter 
Leitung von J. G. Haid nach dem Hickelschen Porträt des 
Fürsten Josef Wenzel gestochen hat. Leider konnte eine große 
Zahl von Kupferstichen aus der Hauslabsammlung infolge 
Raummangels nicht ausgestellt werden 2 ). Unter den Gegen' 

') Mitteilungen des k. k. Österreichischen Museums. N. F. 1888, 
III. Jahrg.» S. 89 ff. — Katalog der Kaiserin Maria Theresia* Ausstellung. 
— Kunstchronik. 1888, XXIII, S. 488 ff. 

') Mit der wissenschaftlichen Bestimmung, Ordnung und Katalogi* 
sierung dieser weltberühmten Sammlung, die ohne das Eingreifen des 



— 138 — 

ständen kunstgewerblichen Charakters ragte besonders eine 
runde Dose aus Gold von Blaremberghe in Paris hervor, die 
seit 1892 Eigentum des Museums ist. Die Arbeiten der Bronze 
Industrie waren vertreten durch eine Wanduhr, eine inter- 
essante französische Arbeit aus der Zeit Ludwigs XVL, mit 
figuralem und ornamentalem Schmuck und der Bezeichnung 
„Lepante H* CT Du Roi" auf dem weißen Emailzifferblatt, Reich 
mit Goldbronzeverzierungen ausgestattet war auch eine Stand" 
uhr, ein monumentaler Holzaufbau (2*80 m hoch); die Profile 
erschienen mit Messing eingefaßt, das Zifferblatt von Rokoko- 
Ornamenten umgeben (bezeichnet J. H. Naumann, Dresden). 
Das Monogramm AR weist entweder auf den Grafen Raste 
movsky oder König August den Starken hin» Aus der Rüst- 
kammer des Schlosses Feldsberg stammten zwei Kanonen, 
von denen die eine im Jahre 1766 von F. Poitevin in Wien 
gegossen wurde und nebst dem Doppeladler und dem Wappen 
des Fürsten Josef Wenzel die Inschrift „J : W : Prin : de Liech : 
Rei Tormen : Sub : Praefectus :" trägt. Von Möbeln und anderen 
Gegenständen der Holzindustrie waren bemerkenswert: eine 
Sänfte im zierlichsten Rokoko mit vergoldetem Holzgerüste, 
schwarzen Lederbestandteilen und Beschlägen in Goldbronze, 
an den Seiten mit Schildern, welche die Initialen des Fürsten 
Franz Josef v. Liechtenstein enthalten, versehen, ein spät" 
barocker Schubladkasten mit Beschlägen in Goldbronze, in 
Silber gefaßten Gesimsen und eingelegten Ornamenten in Elfen- 
bein und Ebenholz (die Tradition bezeichnet die Elfenbein- 
arbeiten des im fürstlichen Majoratshause befindlichen Kastens 
als ein Werk des Kaisers Franz L), eine Suite von Armsesseln 
samt Kanapee, deren Sitz und Lehne mit Gobelinstickerei, 
bäuerliche Szenen im Geschmacke des Teniers darstellend, 
überzogen sind. Besonders charakteristisch für die Kleinkunst 
des 18. Jahrhunders waren ein Schreibzeug von S&vreS'Porzellan, 

Fürsten wahrscheinlich ins Ausland verschleppt worden wäre, war 
seinerzeit von Seiner Durchlaucht der im Jahre 1900 verstorbene Leiter 
der Kupferstichsammlung der k. k. Hofbibliothek, Eduard Chmelarz, 
ein hervorragender Fachmann auf dem Gebiete der graphischen Künste, 
betraut worden. (Repertorium für Kunstwissenschaft 1900, XXIII, S.503O 



— 139 — 

mit Kinderszenen und Blumen im grünen Fond dekoriert, 
und eine Kaminvase von blauem chinesischen Porzellan mit 
europäischer Bronzemontierung im Stile Ludwigs XVI. In 
reicher Reliefstickerei von Gold, Silber und bunter Seide 
prangten zwei Schabracken von kirschrotem Samt. In der Mitte 
befindet sich das Liechtensteinsche Wappen, von Kriegstrophäen 
umgeben, und in der Umrahmung die Chiffren M. T. Zum 
Schlüsse sei noch einer Kollektion von Herrenkleidern aus 
Seide und Tuch im französischen Geschmacke des 18. Jahr' 
hunderts gedacht. Sie gehören der Garderobe des fürstlichen 
Schloßtheaters in Feldsberg an und sind mit ornamentaler 
Blumenstickerei in Plattstich, offener Seide und Tambourier** 
arbeit verziert. — Kostbarkeiten ersten Ranges aus dem Besitze 
des Fürsten wies die Spezialausstellung von Gobelins und ver<* 
wandten Gegenständen auf (1890) '). Dazu gehörte in erster 
Linie ein Teppich nach einem Bilde des in der Liechtenstein' 
sehen Galerie befindlichen Decius^Zyklus, den Rubens als Vor' 
läge für die damals in der höchsten Blüte stehende Brüsseler 
Teppichwirkerei geschaffen hatte. Der Teppich, 3*90 m hoch und 
3*60 m breit, stellt den Abschied des Feldherrn von den Liktoren 
dar; die Szene wird von einer Bordüre mit Muschelwerk, 
Masken und Früchten umrahmt, auf derselben steht das Zeichen, 
mit dem die Brüsseler Weber ihre Arbeiten kennzeichnen 
mußten, zwei B, zwischen denen sich ein Schild befindet. Die 
Liechtenstein'Galerie bewahrt außer diesem Gobelin noch drei 
zu derselben Folge gehörige Werke, die zum besten und vor' 
nehmsten gehören, was die Teppichwirkerei überhaupt hervor' 
gebracht hat. Ein Zyklus von sechs Teppichen mit Szenen aus 
dem Trojanischen Kriege, aus der ersten Hälfte des 18. Jahr' 
hunderts stammend, ist nach der Signatur ein Werk des 
Francis van der Borcht, eines der letzten Vertreter flandrischer 
Webekunst. Die Arbeiten verraten schon deutlich französische 
Einflüsse, wenn auch noch in der Komposition Nachklänge 
an die einstige Glanzperiode zu bemerken sind. Schon ganz in 

*) Hitteilungen der k. k. Zentralkommission« N. F. 1890, XVI, 
S. 83 f. — Hitteilungen des k. k. Österreichischen Huseums. N. F. 1890, 
V. Jahrg., S. 81 ff« — Katalog der Spezialausstellung von Gobelins. 



- 140 — 

der eigentumlichen Art der späteren Zeit ist ein Moseszyklus 
von dem Zeit' und Namensgenossen des genannten Meisters, 
Peter van der Borcht (f 1763), gearbeitet« Aus einer Pariser 
Fabrik aus der Zeit Ludwigs XIIL (um 1620) stammen drei 
Pilasterverkleidungen mit Figuren von Jägern, Jagdemblemen 
und Trophäen, aus der von Ludwig XIV. als Staatsfabrik ge^ 
gründeten, hochberühmten, noch heute bestehenden „Manu' 
facture des Gobelins" drei Teppiche mit Schäferszenen, die sich 
in der Zeit des Regenten und Ludwigs XV* bei der Gesell' 
schaft besonderer Beliebtheit erfreuten, und endlich aus der 
zweiten französischen Staatsfabrik zu Beauvais eine Folge von 
Szenen aus einem Teppichzyklus mit Chinoiserien nach Vor' 
lagen von Boucher, eine Arbeit aus der Mitte des 18. Jahr' 
hunderte* Schließlich sei noch eines Wandbehanges gedacht, der 
das Liechtensteinsche Wappen, umgeben von Füllhörnern und 
stilisierten Laubwerkornamenten zeigt, ein interessantes Werk 
italienischer Teppichwirkerei im Zeitalter der Renaissance. 

Von den 595 Nummern, welche der Katalog der Aus' 
Stellung von farbigen Kupferstichen (1892) aufwies, gehörten 
beiläufig 150 Blätter der im Schlosse Feldsberg untergebrachten 
Kupferstichsammlung des Fürsten an, welche zu den reich' 
haltigten Stichsammlungen Österreichs (sie enthält zirka 
60.000 Blätter) zählt und die in ihren Hauptbestandteilen auf 
den Fürsten Franz Josef L (1772 — 1781) zurückgeht Dieser 
hatte nämlich die große Kupferstichsammlung des Barons 
Gundel, welche die Nachfolger des genannten Fürsten, ins* 
besondere aber der gegenwärtige Fürst mit Eifer vermehrten, 
erworben und dadurch den Kunstbesitz seines Hauses außer- 
ordentlich bereichert. In tadellosen Exemplaren hatte Seine 
Durchlaucht die reizendsten Blätter einer heute nicht mehr ge- 
übten Kunst zur Ausstellung gebracht 1 )« Sie umfaßten Beispiele 
aus allen Entwicklungsstufen des farbigen Kupferstiches, so 
ein vortreffliches Werk des Erfinders des Farbenkupferstiches 
in mehreren Platten, das Bildnis des Ferico Carondelet nach 

') Hitteilungen des k. k. Österreichischen Museums. N. F. 1892, 
VII. Jahrg., S. 126 ff., 149 ff. und 177 ff* — Katalog der Spezialausstellung 
von farbigen Kupferstichen« 



— 141 — 

dem Gemälde Sebastiano del Piombos von Christoph Le Blon 
(Die graphischen Künste« 1901, XXIV, Mitteilungen, S- is) 1 )* 
die zahlreichen reizenden Genrebildchen nach J. B. Huet und 
Boucher von Gillis Demarteau, im sogenannten Crayon^ oder 
Kreidezeichnungsverfahren, die Porträte von überraschender 
Wirkung (Madame de Pompadour nach Boucher, die Frauen' 
köpfe nach Lagr6n6e und Le Clerc), welche der gefahrlichste 
Konkurrent des -genannten Künstlers, Louis Bonnet, geschaffen 
hat, die sorgfaltig ausgeführten Blätter Francesco Bartolozzis 
in Punktiermanier, die einst in England so begeisterte Auf' 
nähme gefunden hatten, die Stiche von Franfois Janinet in 
Aquatintamanier, die den Stolz jedes Sammlers bilden, wie 
„Le Nouvelliste" nach A. v* Ostade oder „La Comparaison" 
nach Lavreince, eines der anmutigsten Blätter von höchster 
Intimität im Stile der Dubarry>Epoche, und endlich die unübeiv 
trefflichen Blätter des Schülers des eben erwähnten Stechers, 
Louis Philibert Debucourt, der im „Menuett der Neuvermählten" 
auf der Spitze seiner von Schalkhaftigkeit und Pikanterie ge* 
würzten Kunst steht 

In noch bedeutenderer Weise war Seine Durchlaucht auf 
der Ausstellung der Schabkunst (1894/95) vertreten; wurde 
doch mehr als die Hälfte der an 600 Blätter zählenden Aus** 
Stellung von dem Fürsten zur Verfügung gestellt 2 ). Die ersten 
Vertreter der Schabkunst auf deutschem und niederländischem 
Boden, die großen englischen Schabkünstler des 18. Jahr' 
hunderte, ein James Mac Ardell, Valentine Green, Richard 
Earlom, John Raphael Smith, William und James Ward u. a., 
schließlich die Meister der Wiener Schule, Gustav Adolf Müller, 
Johann Jacobe und Johann Peter Pichler, deren Leistungen zu 
den bedeutendsten auf dem Kontinente zählen, entzückten mit 



l ) Im Katalog Friedrich, in dem angezogenen Werke Francpis C. 
genannt« Der richtige Name ist Ferico Carondelet. (Zeitschrift für bildende 
Kunst N. F. 1891, II» S. 129.) 

s ) Hitteilungen des k. k. österreichischen Museums. N. F. 1895, 
X. Jahrg., S. 296 ff. und 313 ff. — Katalog einer Spezialausstellung der 
Schabkunst — Repertorium für Kunstwissenschaft 1895, XVIII, S. 72 ff« 
— Kunstchronik» N. F. 1895, VI, S. 246 ff. 



— 142 — 

ihren Meisterwerken alle Freunde der graphischen Künste. Die 
Ausstellung enthielt auch einige interessante Porträte von 
Familienmitgliedern des fürstlichen Hauses Liechtenstein, so 
das Kniebild des Feldmarschalls Josef Wenzel v. Liechtenstein 
von Johann Philipp Haid nach dem Gemälde von Jos. Hickel, 
das Porträt des Prinzen Johann v. Liechtenstein als Feld-' 
marschalleutnant und Kommandeur des Maria Theresien' 
Ordens von J. P. Pichler, ein treffliches Bild von unendlicher 
Feinheit, und das Bildnis der Fürstin Karoline v. Liechtenstein, 
Gemahlin des Fürsten Alois L Josef, von Johann Dallinger 
von Dalling IL 

Im Jahre 1893 wurde anläßlich der zu Pfingsten in Wien 
tagenden Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner 
eine archäologische Ausstellung veranstaltet, welche Original' 
werke der griechischen, römischen und prähistorischen Kunst 
enthielt und Gelegenheit bot, Objekte, die sonst schwer oder 
gar nicht zugänglich sind, kennen zu lernen *)♦ Auch der Fürst 
hatte die hochinteressante Ausstellung beschickt Aus seinem 
Besitz stammte eine größere Anzahl von Objekten, aus welchen 
wir nur die rotfigurige Amphora des Epiktetos, ein Werk der 
griechischen Töpferkunst aus der Zeit des strengen Stils, mit 
zwei sorgfältig ausgeführten Figuren aus der Ringschule auf 
den beiden Seiten des Bauches geziert 2 ), eine Auswahl von 
Figuren voll blendender Schönheit aus Tanagra in Böotion, 
einige Statuetten von unübertroffener Anmut der Bewegung 
und reicher Abwechslung der Motive aus Myrina in Kleinasien 
und eine etruskische Aschenurne mit Inschriftresten und gut 
erhaltener Bemalung hervorheben. 

Die Wiener Kongreßausstellung (1896), welche die Resi- 
denzstadt in einer ihrer glänzendsten Epochen zeigte und ein 
getreues Bild der Kultur und Kunst im ersten Viertel des 
19. Jahrhunderts bot, bedeutete einen durch seh lagenden Erfolg 

1 ) Hitteilungen des k. k. Österreichischen Museums. N. F. 1893* 
VIII. Jahrg., S. 389 ff. — Katalog dtr archäologischen Ausstellung. — 
Archäologisch'epigraphische Hitteilungen aus Österreich. 1882, VI, S. 63 ff. 

2 ) Archäologisch ~ epigraphische Hitteilungen. 1881, V, S. 139 f*> 
Taf. IV. 



— 143 — 

des Österreichischen Museums, der um so höher einzuschätzen 
ist, als die Strömungen im Wiener Kunstgewerbe gerade durch 
diese Ausstellung auf Bahnen gelenkt wurden, auf welchen 
dasselbe ungeahnte Erfolge erringen sollte» Der Fürst hatte 
reichlich dazu beigesteuert, ein möglichst vollständiges Bild 
jener großen Zeit zu geben ')• Und das mit Recht. War ja doch 
sein Großvater, der geniale Johann L v. Liechtenstein, der nicht 
nur als Feldherr und Staatsmann seinem Vaterlande diente, 
sondern auch als warmherziger Förderer der Künste allen Zeit* 
genossen voranleuchtete, einer der glänzendsten Vertreter der 
damaligen Gesellschaft. Eine große Zahl der aus Liechtenstein** 
schem Besitze stammenden ausgestellten Objekte wurde von 
ihm erworben oder durch seine Initiative geschaffen und es war 
daher eine außerordentlich glückliche Idee, den wertvollsten 
Teil dieser Gegenstände in einem Interieur zu vereinigen. Die 
Wände desselben deckte eine Verkleidung aus blauem Damast, 
in Weiß mit Figuren und Blumen gemustert, das Fenster ein 
Behang aus rotem, mit Silber durchwehtem Damast mit Blumen 
und Rankenmusterung. Die Möbel, den fürstlichen Schlössern 
zu Feldsberg und Eisgrub entnommen, repräsentierten sich in 
den Stühlen, in der Etagere und einem Tischchen als einfache 
Wiener Arbeiten aus Mahagoni mit maßvoller Bronzeverzierung, 
Ein Konsolkasten von beachtenswerter Konstruktion wies da" 
gegen reicheren Schmuck aus vergoldeter Bronze auf; Pilaster" 
streifen flankieren die Türen, ein Fries von Akanthusranken 
mit Sphynxen und Putten zieht sich darüber hin. Ein Schau** 
tisch mit eingelegten Elfenbeinschnitzereien war durch die Be' 
Zeichnung interessant (Nicolaus Crammer 1808)» Zwei Uhren, 
eine in der Form eines von zwölf korinthischen Säulen ge' 
tragenen Rundtempels von Joh. Casp. Hartmann in Wien, die 
andere in einem reichen, von Tiergestalten getragenen Gehäuse, 
auf welchem sich die Figuren des Romulus und Remus be** 
finden, bewiesen die erstaunliche Leistungsfähigkeit der Wiener 
Uhrmacherkunst jener Zeit. Räuchergefäße, Girandolen und 

') Mitteilungen des k. k. Österreichischen Museums. N. F. 1896, 
XI. Jahrg., S. 81 ff., 110 ff, und 153 f. — Katalog der Wiener Kongreß" 
ausstellung. — Eduard Leisching, Der Wiener Kongreß. Wien 1898. 



— 144 — 

Vasen, in effektvoller Weise aus Bronze, Gold, Marmor und 
Alabaster zusammengesetzt, fügten sich stilvoll in den Rahmen 
ihrer Umgebung ein« Von höchstem Interesse aber war ein 
Dejeuner aus der Porzellanfabrik Capo di Monte in Italien, ein 
Geschenk der Königin Karolina Maria von Neapel an die 
Fürstin Leopoldine, die Mutter des Feldmarschalls Johann L 
v« Liechtenstein« Es ist weiß und mit einfachem Golddekor 
und Veduten aus der Umgebung Neapels verziert Die Marke, 
ein in die Masse eingedrücktes N mit der Krone, bezeichnet 
die zweite Periode der Fabrik» Das Service dürfte den Formen 
und der Malerei nach um das Jahr 1770 entstanden sein und 
gibt uns den Beweis, daß Capo di Monte schon frühzeitig 
dem Klassizismus huldigte. Von den Porträten, welche das 
Liechtenstein-Interieur schmückten, müssen wir vor allem der 
Bildnisse des Fürsten Johann L gedenken, des eleganten, lebens- 
wahren ölbildnisses von J. B. Lampi dem Jüngeren (Liechten- 
stein-Galerie Nr. 465), einer ölminiatur, die den Fürsten in 
bürgerlicher Kleidung darstellt, und des Schabkunstblattes von 
J- P, Pichler, ferner des Bildnisses der Schwester des Fürsten, 
der Fürstin Maria Josefa v. Eszterhazy, von Angelika Kauff- 
mann und eines Porträts, welches den Fürsten Moritz von 
Liechtenstein als Oberstinhaber des 6. Kürassierregimentes 
zeigt und von D. Weis nach Isabey gestochen wurde. Fürst 
Johann L erscheint außerdem noch auf dem gegenwärtig in der 
Liechtensteinschen Bibliothek des Majoratshauses in der Bank- 
gasse befindlichen Ölgemälde „Die Schlacht bei Aspern" von 
Johann Peter Krafft dargestellt Dieses Bild ist eine kleinere 
Wiederholung des großen Gemäldes im Invalidenhause und 
wurde vom Künstler als Vorbild für Rahls Kupferstich aus- 
geführt* Auch die übrigen Ausstellungsräume enthielten zahl- 
reiche bemerkenswerte Aquarelle und Stiche aus fürstlichem 
Besitze, welche die Zeitgenossen des Feldmarschalls, die welt- 
erschütternden Ereignisse der gewaltigen Zeit, aber auch Szenen 
aus dem gesellschaftlichen Leben jener Tage vor Augen 
führten* 

Am 21. März 1904 wurde im österreichischen Museum 
die Ausstellung von Altwiener Porzellan eröffnet, welche ein 



— 145 — 

farbenreiches und nahezu vollständiges Bild eines Zweiges des 
Kunstgewerbes bot, der beinahe durch ein Jahrhundert erfolg' 
reich mit den Erzeugnissen S&vres und Meißen wetteiferte 1 )* 
In hervorragender Weise war auch der Fürst als Aussteller 
vertreten, indem er eine Reihe der kostbarsten Arbeiten aus 
seinem Privatbesitz wie immer in munifizenter Weise über' 
ließ» Der Bruder des Fürsten, Prinz Franz v. Lichtenstein, 
hatte in seiner Eigenschaft als Kurator des Museums das Ausv 
Stellungswerk ebenfalls kräftig gefördert» Die Gegenstände aus 
fürstlichem Besitze allein spiegelten schon ein vortreffliches Bild 
der Tätigkeit der Fabrik von der Zeit bald nach der Gründung 
bis zur höchsten Stufe ihrer Entwicklung wider* Der ältesten 
Zeit derselben gehörten zwei große, runde Schüsseln an, die 
am Rande mit chinesischen Blütenzweigen in Eisenrot, Grün, 
Blau, Violett und Gold und in der Mitte des Spiegels mit einer 
Blumenvase in geschmackvoller Weise dekoriert erscheinen 
und in der Masse und der gelblicheh Glasur keineswegs auf 
Meißener Vorbilder hinweisen* Eine derselben trägt in Eisenrot 
die Inschrift Vienae 17(2)5. Ebenfalls in die Periode, da noch 
der kaiserliche Hofkriegsagent Du Pacquier, welcher im Jahre 
171 8 die Fabrik gegründet hatte, die Leitung derselben inne^ 
hatte, fallen die achteckige und die ovale Schüssel, deren 
Dekoration in lockeren Blumensträußen besteht 2 ). An die 
Stelle von Chinoiserien sind bereits die sogenannten „deutschen", 
d. h. europäischen Blumen getreten. Das um 1780 entstandene 
schöne Tafelservice, das mit vielfarbigen Lorbeer' und Blumen" 
gewinden, mit Vögeln und Fruchtstücken in malerischer 
Gruppierung und mannigfacher Abwechslung anmutig geziert 
wird, verrät schon Anklänge an Sevres. Als im Jahre 1784 
Baron Konrad v. Sorgenthal an die Spitze der Fabrik trat, 



') Kunst und Kunsthandwerk. 1904, VII, S. 202 ff. und 267 ff. — 
Katalog der Ausstellung von Altwiener Porzellan. — J. Folnesics 
und Dr. E. W. Braun, Geschichte der k. k. Wiener Pozellanmanu* 
faktur. 1907. 

') Die beiden Stücke gehören vielleicht zu dem Speiseservice, das 
Fürst Liechtenstein 1746 um 1000 Gulden aus den von Du Pacquier über» 
nommenen Beständen kaufte. (Folnesics'Braun, S. 25.) 

10 



— 146 — 

nahm sie einen ungeahnten Aufschwung. Zu Anfang dieser 
Periode machte sich der Einfluß von S&vres stark geltend und 
das prächtige Licchtenstcinschc Service, das in dem herrlichen, 
von innen herausleuchtenden Kobaltblau (bleu du roi), wie im 
Dekor die französische Anregung nicht verleugnet, beweist uns, 
daß die Wiener Fabrik in dieser Richtung vollständig auf der 
Höhe steht. Der königsblaue Grund des Tafelsgeschirrs erscheint 
mit dichten, goldenen Gitter" und Netzornamenten bedeckt, 
zwischen denen ovale Medaillons, die mit naturalistischen 
Blumensträußen dekoriert sind, ausgespart bleiben. Die aus" 
gestellten Objekte gehören zu einem Speiseservice, das nach 
den Jahresmarken 84— 87 in der Zeit von 1784 — 1787 für den 
Fürsten Alois I. Josef v. Liechtenstein geschaffen wurde. Aller' 
dings gelten die Jahresmarken nur für den Scharfbrand, nicht 
aber hinsichtlich der künstlerischen Durchführung. Das Service 
bildet eine Zierde der in der Liechtenstein*^ alerie unter" 
gebrachten keramischen Sammlung des Fürsten, es gehört zu 
den hervorragendsten Leistungen der Wiener Fabrik. Der An' 
Schluß der dritten Periode derselben an die Formen des Klassik 
zismus zeigt sich besonders in der Plastik, welche mit Vorliebe 
die reine Biskuitmasse als Imitation des weißen Marmors ver" 
wendete. Ein Beispiel hierfür ist die liebliche Gruppe, welche 
die Entführung der Europa darstellt und die uns lehrt, welche 
Reize die unter der geistigen Führung der Wiener Kunst" 
akademie arbeitende Fabrik auf diesem Gebiete entfalten kann. 
Die Tendenz, der antiken Gefaßform soviel als möglich nahe" 
zukommen, zeigt sich an einer Serie von Henkelkrügen aus 
den ersten Dezennien des 19. Jahrhunderts. Sie besitzen gleich 
den beiden Fruchtkörben aus dem Jahre 1805 Grasdekor, der 
vom dichten Grün, aus dem das Rot des Klatschmohns und 
das Blau der Kornblume leuchtet, in immer spärlicher auf" 
tretende Halme übergeht, die ins blendende Weiß hineinragen. 
Der Reliefgolddekor ist von einer Virtuosität, welche nicht un" 
wesentlich zum Ruhme des Altwiener Porzellans beigetragen 
hatte. Mit Ausnahme der in der ersten Periode entstandenen 
Stücke erscheinen sämtliche aus fürstlichem Besitze stammen" 
den Objekte mit der in der Zeit von zirka 1750—1825 im 



— 147 — 

Gebrauch gestandenen Blaumarke unter der Glasur, dem öster' 
reichischen Bindeschild, bezeichnet 1 ). 

Einen anderen, nicht minder hervorragenden Teil der 
kunstgewerblichen Sammlungen des Fürsten lernte man in 
der Ausstellung von älteren japanischen Kunstwerken (1905) 
genauer kennen. Es war eine Sammlung von Porzellangefäßen 
und Figuren aus Arita und Imari in der Provinz Hizen, welche 
an Umfang und Kunstwert in Österreich nicht ihresgleichen 
haben dürfte. Die Figuren, Vasen, Schüsseln, Teller, Flaschen 
usw., die meist aus der Blütezeit der japanischen Porzellan** 
industrie stammen, bildeten, zu effektvollen Gruppen vereinigt, 
infolge ihrer Schönheit und Unversehrtheit den Glanzpunkt 
der gesamten Ausstellung. Bei dem einen Teile der Gefäße, 
auf welchen in geschmackvoller Weise nur spärlich Malereien 
in Eisenrot, lichtem Seegrün und hellem Blau verteilt sind, 
konnte man insbesondere die vorzügliche Glasur und die Güte 
des Scherbens, bei dem anderen Teile derselben wieder die 
reiche Ornamentik, welche in glühender Pracht die ganze Fläche 
überzieht, bewundern. Hier tritt zu Eisenrot ein sattes Blau 
und Gold, aber auch Schwarz, Violett und Grün, allerdings in 
kleinerem Maße. Päonien** und Chrysanthemenblüten, Zweige 
des Kirsch^ und Granatbaumes bedecken die Fläche; nur hie und 
da sind einzelne Stellen, die Darstellungen von Landschaften, 
Blumensträußen oder auch Tieren enthalten, ausgespart 2 ). 

') Einem Hitgliedc des fürstlichen Hauses, der Herzogin Maria 
Theresia v. Savoyen'Carignan, gebornen Fürstin v. Liechtenstein, war 
die ehemalige kaiserliche Porzellanfabrik zu besonderem Danke veiv 
pflichtet. Sie hatte derselben im Jahre 1751 ihr der Fabrik gegenüber 
gelegenes Haus samt dem dazugehörigen Garten um eine unbedeutende 
Summe (1000 Gulden) unter der Bedingung überlassen, daß die Anstalt 
dafür zwei Stiftungsplätze für Zöglinge, die sich im Porzellanfach aus«' 
bildeten, errichten sollte. Die Verfügung über diese Stiftungsplätze blieb 
dem jeweiligen Regierer des Hauses Liechtenstein überlassen. Nach der 
Aufhebung der Fabrik (Parlamentsbeschluß vom Jahre 1863) wurden sie 
in ein Stipendium für einen Schüler der Kunstgewerbeschule des 
k. k« österreichischen Museums für Kunst und Industrie umgewandelt. 
(J. v. Falke, Die k.k. Wiener Porzellanfabrik. 1887, S. 13 — Mitteilungen 
des österreichischen Museums. 1882, XVII. Jahrg., S. 202,) 

2) Katalog der Ausstellung von älteren japanischen Kunstwerken. 1905. 

10* 



— 148 — 

Die beste Gelegenheit, den Besitz des Fürsten an Gegen' 
ständen der asiatischen Töpferkunst kennen zu lernen, ergab 
sich auf der orientalisdvkeramischen Ausstellung im Oriente 
tischen Museum (1884) ')• Ein ganzes großes Gemach war voll 
des schönsten und seltensten Porzellans aus den Sammlungen 
des Fürsten. Es waren wohlgezählte 350 Objekte, die aber nur 
einen Teil, eine Auswahl aus dem vorhandenen Vorrat dar* 
stellten, welche der Fürst den Leitern der Ausstellung nach 
ihrem Belieben freundlichst gestattete. Abgesehen von den 
Prachtwerken der japanischen Keramik, waren es besonders 
die Produkte der chinesischen Porzellanindustrie des 17. und 
18* Jahrhunderts, welche den Kunstfreund anzogen. In seltenen, 
wohlerhaltenen Exemplaren waren die verschiedensten Perioden 
in allen Arten ihrer Erzeugnisse vertreten. Von den im Scharf' 
feuer hergestellten Stücken konnte man vor allem die höchst 
seltenen Statuen aus weißem Porzellan (blanc de chine) älteren 
Datums, die Gefäße aus Celadon^ und Forellenporzellan, ge* 
flammte, gesprenkelte und craquelierte Poterien und schließlich 
Schalen und Vasen mit eingravierten oder im Relief gearbeiteten 
Verzierungen bewundern, von den Gefäßen mit Muffeldekor 
(Halb'Scharffeuerfarben) ragten hauptsächlich die farbenreichen, 
effektvollen Vertreter der famille verte und der famille rose 
hervor, die im 18. Jahrhundert, als die Vorliebe für chinesisches 
Porzellan an den europäischen Fürstenhöfen aufs höchste ge- 
stiegen war, durchs Bizzare, Kapriziöse, Barocke ihrer Formen 
und Dekoration so großen Anklang fanden. Auch Stücke, die 
deutlich europäischen und persischen Einfluß bekunden, waren 
durch hübsche, mit außerordentlicher Feinheit durchgeführte 
Gefäße vertreten. Eine reiche Auswahl farbenprächtiger persi- 
scher Fliesen schloß sich an die Produkte der ostasiatischen 
Keramik an. Im Jahre 1906 fand in den Räumen des Museums 
eine Spitzen' und Porträtausstellung statt 2 ). Fürst Johann von 

l ) Mitteilungen des k. k. Österreichischen Museums. 1884, XIX. Jahrg., 
S. 268 ff., 1885, XX. Jahrg., S. 296 ff. — Allgemeine Kunstchronik« 1884, 
VIII. S. 785 ff., 893 ff* und 913 ff. — Kunstgcwerbeblatt 1885. I. S. 25 ff. 

3) Katalog der Spitzen* und Porträtausstellung. S. 73 ff* — Kunst 
und Kunsthandwerk. 1906. IX, S. 253 ff* — Das Vaterland. Wien 1906, 



— 149 — 

Liechtenstein hatte eine größere Anzahl von Porträten, die 
sonst im Schlosse zu Feldsberg aufbewahrt werden, bereit' 
willigst zur Verfugung gestellt. Eine Reihe tüchtiger, teilweise 
schon vergessener Künstler, besonders aus der zweiten Hälfte 
des 18. Jahrhunderts, trat mit Werken vor die Öffentlichkeit, 
die nicht nur dem Kunstfreunde, sondern auch dem Forscher 
auf dem Gebiete der österreichischen Kunstgeschichte eine Fülle 
von Neuem boten. Aus der Zeit Maria Theresias stammte 
zunächst ein Bildnis der großen Kaiserin von einem unbe** 
kannten Meister, welches ihre frischen Gesichtszüge in spre** 
chender Natürlichkeit zeigt Ein Brustbild des Fürsten Kaunitz 
im Staatskleide mit dem Orden des goldenen Vlieses, eben/ 
falls von einem nicht genannten Künstler, und das Porträt des 
Fürsten Josef Wenzel von Liechtenstein in Rüstung mit 
Hermelinmantel und Feldherrnstab aus dem Jahre 1761, von 
dem Darmstädter Hagelgans, stellen zwei ihrer berühmtesten 
Zeitgenossen dar. Von einem unbekannten Maler rührt das 
machtvolle Bildnis der Herzogin Maria Theresia von Savoyen' 
Liechtenstein her, von treffender Charakteristik in den feinen 
Zügen und imposanter Pracht in Toilette, Schmuck und der 
farbenreichen dekorativen Umrahmung. In ganzer Figur ist 
Kaiser Josef IL auf einem Gemälde dargestellt, in welchem der 
gefeierte Lieblingsmaler der Theresianischen Epoche, Martin 
von Meytens, besonders in der Wiedergabe der Gesichtszüge 
und des Stofflichen in dem mit Goldstickereien geschmückten 
Kleide seine ganze Kunst offenbart. Das edle Antlitz des 
Kaisers hat der Römer Pompeo Girolamo Batoni in einem 
Bilde festgehalten, welches Josef IL im Vereine mit seinem 
Bruder Leopold IL darstellt. Im Hintergrunde erscheinen die 
Peterskirche und die Engelsburg. Von großem Interesse für die 
Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein ist ein Gruppen^ 
porträt, welches den Kaiser in Gesellschaft des Generals Lac/, 
der Fürstinnen Franz und Karl Liechtenstein, der Fürstin Clary, 
der Gräfin Therese Kinsky und Ernst Kaunitz und des 
Fürsten Rosenberg zeigt. Diese acht Personen sind sitzend um 

Nr. 96, S. if. und Nr. 103, S. if. — Kunstchronik. N. F. 1906, XVII, 
Sp. 325 f. und 394. 



— 150 — 

einen runden Tisch gruppiert, der sich in einem mit schlichten 
Tapeten verkleideten, einfach ausgestatteten Gemach befindet. 
Wenn uns auch die Anordnung der Personen einförmig, deren 
Haltung etwas steif erscheint, so druckt sich doch in der cha^ 
rakteristischen Durchbildung der Köpfe, wie in der Durch' 
führung der hellfarbigen, harmonisch zusammenstimmenden 
Gewänder ein nicht zu unterschätzendes Talent aus. Zu den 
bedeutendsten Stücken der Ausstellung zählt das Bildnis des 
Fürsten Franz Josef von Liechtenstein von dem Schweden 
Chevalier Alexandre de Roslin (1778). Warme Farbentöne 
durchziehen das Bild, welches die in heiterer, ungezwungener 
Lebendigkeit prangenden Mienen in weicher und feiner 
Modellierung wiedergibt. In gleicher Weise fesselt uns das 
geistreiche Porträt des Fürsten Alois L von Liechtenstein von 
einem unbekannten Meister. Die bunte Weste wirft pikante 
Reflexe auf den dunkelgrünen Sammetrock. Ein kleines, reizen^ 
des Bild der Prinzessin von Lamballe in weißem Kleide mit 
blauer Masche, an einem Schreibtische sitzend, in einem Inte" 
rieur, in welches sich ihre anmutige Erscheinung wunderbar 
einfügt, von Anton Hickel (1788) verdient ebenfalls Beachtung. 
In dieselbe Zeit fällt das poetische Bildnis der Fürstin Karoline 
Liechtenstein'Manderscheid von dem Wiener Anton Grassi. 
Das geistvolle Antlitz mit dem üppigen, leicht gepuderten Haar, 
die duftige, weiße Kleidung mit dem hellblauen Gürtel und 
die Landschaft im Hintergrunde vereinigen sich in kühler, 
zarter Farbenstimmung zu einem der bemerkenswertesten 
Werke jener Epoche. Der Rahmen ist eine herrliche Arbeit im 
Stile Ludwigs XVI. Treffliche Beispiele für die Bildnismalerei 
der klassizistischen Periode um das Jahr 1800 sind drei lieb' 
liehe Kinderporträts von einem unbekannten Künstler, eine 
Prinzessin Liechtenstein in weißem Kleide mit blauen Bändern, 
mit einem Korbe voll Erdbeeren, den Landgrafen Emanuel 
von Hessen, gekleidet in schwarzen, grün geputzten Atlas, und 
Gaetano Cavazuti, Sohn des Pietro Cavazuti, darstellend. Der 
zehnjährige Knabe im lila Kleidchen mit rosa Kragen und 
Schärpe und grauem Hut, das niedliche Köpfchen mit den 
großen, sprechenden Augen von blonden Locken umrahmt, 



— 151 — 

von naiver Unschuld in der Haltung, hat dem Meister Ge* 
legenheit geboten, ein Kunstwerk ersten Ranges zu schaffen. 
In unsere Zeit herein reicht Franz Schrotzberg mit dem 
eleganten und im Kolorit anmutigen Bildnis, welches Seine 
Majestät den Kaiser Franz Josef L in jungen Jahren darstellt. 
Einen hervorragenden Platz unter den vom Museum ver^ 
anstalteten Spezialausstellungen nimmt die Ausstellung alter 
Gold" und Silberschmiedearbeiten (1907) ein '). Dieselbe enthielt 
aus dem Besitze des Fürsten eine Reihe bemerkenswerter 
Objekte fremdländischer Erzeugung, aber auch interessante 
Leistungen aus unserem Vaterlande, die bei dem Umstände, 
als der Besitzstand an älteren österreichischen Werken in Edel/ 
metall nicht allzu bedeutend ist, um so größere Beachtung ver- 
dienten* Ein Teil der von Seiner Durchlaucht gesendeten Werke 
war bereits in den entsprechenden Ausstellungen in Brunn 
(1886) und Troppau (1904) zu sehen. Von den im Ostern 
reichischen Museum zur Schau gestellten Kunstwerken nennen 
wir zunächst einige beachtenswerte, besonders schöne Gefäße 
aus vergoldetem Silber von süddeutscher Herkunft, und zwar 
eine Deckelkanne, die in den acht Feldern des Mantels Alle 
gorien der Tugenden, umgeben von RenaissanceRankenorna^ 
menten, und auf dem Deckel eine männliche Figur zeigt (Be 
schauzeichen Ulm, Mitte des 16. Jahrhunderts, Meisterzeichen 
A. R«), eine Trinkschale, bestehend aus einem in vergoldetem 
Silber gefaßten Straußenei, auf dem Fuße und dem Deckel ein 
getriebener Tulpenfries, auf dem Deckel ein reizender Putto 
aus Elfenbein (Ulm, G. P., 17» Jahrhundert), und eine 
Deckelkanne, deren Mantel in sechs Feldern Figuren der 
Planeten enthält, die von reichen Ornamenten aus durch- 
brochenem, geschmiedetem Silber umgeben sind (Augsburg, 
M. H,, 16* Jahrhundert) 2 ). Ein herrliches Werk der Augs> 

l ) Katalog der Ausstellung alter Gold" und Silberschmiedearbeiten 
im k. k. Österreichischen Museum. — Dr. Marc Rosenberg, Der Gold' 
schmiede Merkzeichen* Frankfurt su M. 1890» — Kunst und KunsthandV 
werk. 1904, VII, S. 496 ff., 1907, X, S. 317 ff. und 438 ff. — Neue Freie 
Presse. 14« April 1907, S. 13 f., 21. Mai 1907, S. iff. 

*) Photographien, herausgegeben vom k. k. Österreichischen Museum. 
IV. Serie. Blatt 307. 



- 152 - 

burger Kunst aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts ist 
eine machtvolle Reiterfigur aus Silber (Meistermarke R. G.), 
die in der Figur des Reiters, der in Allongeperücke, Panzer 
und wallendem Mantel, das goldene Vlies auf der Brust, dar' 
gestellt erscheint, wie in dem sich aufbäumenden, kräftigen 
Pferde voll individuellen Lebens ist. Wir vermuten, daß der 
Dargestellte Fürst Karl L von Liechtenstein (f 1627) ist, auf 
dessen Bestellung das Werk gearbeitet worden sein dürfte, und 
regen zu diesem Zwecke eine Vergleichung der Figur mit den 
überkommenen Bildnissen des Fürsten an« Das auf dem Sockel 
angebrachte Liechtensteinsche Wappen datiert allerdings erst 
aus viel späterer Zeit, da die Fürsten bereits das Wappen von 
Ostfriesland in ihr Familienwappen aufgenommen hatten. Ein 
außerordentlich graziöses Werk ist die aus vergoldetem Silber 
hergestellte Wiener Deckelkanne mit Rollwerk, Früchten und 
Köpfen in getriebener Arbeit (Grazer Repunze, J. G«, 1534). 
Aus dem 16* Jahrhundert stammten zwei Kokosnußbecher 
mit gravierten Rankenfriesen auf der Montierung (Graz, 
Meistermarken k und K). Als ein besonders reizendes Werk 
seiner Art verdiente ein Nautilusbecher mit schön geschnittener 
Muschel und zierlich geformtem Fuß mit getriebenem Laub' 
werk Beachtung (Prag, in der Muschel ein graviertes Wappen 
mit der Jahreszahl 1649) 0- Bevor wir zu den Arbeiten der 
Wiener Goldschmiede in späterer Zeit übergehen, wollen wir 
noch einen Pokal mit getriebenen Engelsköpfen, Girlanden 
und ornamentalem Rankenwerk erwähnen (Schärding, um 1600, 
G. S.), der zu den wertvollsten altösterreichischen Arbeiten 
zählt Einen interessanten Bestandteil der Abteilung für religiöse 
Kunst bildete ein schön geformtes und reich ornamentiertes 
Ciborium, das am Fuße und an der Verschalung der Cupa je 
drei ovale Medaillons mit Darstellungen aus der Passion** 
geschichte enthält (Wien, 1727, J. M. — vielleicht Johann 
Leopold Mayr) 2 ), Eine typische Arbeit im Empirestile ist der 
glatte, schlanke, silberne Leuchter (Wien, 1807, AK) von 

*) Troppaucr Katalog, Abbildung 18 und 19. — Photographien, 
herausgegeben vom österreichischen Museum. I. Serie, Nr. 129. 

*) Abgebildet in „Kunst und Kunsthandwerk". 1904» VII, S. 503. 



— 153 — 

Anton Köll (Meister seit 1797)* Von ausnehmender Schlicht' 
heit der Form ist auch die ganz schmucklose, silberne Ampel 
(Wien, 1822, Adler und Mayerhof er), auf deren Bauch ein 
Doppelwappen und die Jahreszahl 1822 eingraviert erscheinen. 
In trefflicher Weise war die Kunst der Biedermeierzeit durch 
einige interessante Arbeiten vertreten. Wir nennen zunächst 
einen schön geformten, wellenförmig gebuckelten Brotkorb 
mit Volutenhenkeln, mit dem Wiener Beschauzeichen 1840 (?) 
und dem Meisterzeichen CONRAET . . » (Conraetz ?) versehen. 
Als einen der frachtbarsten und charakteristischesten Meister 
des Vormärzes müssen wir Stephan Mayerhofer betrachten. In 
verhältnismäßig bescheidener Weise hat er das Oberskännchen 
(Wien, 1837, STM.) am Rande mit Volutenornamenten und 
am Bauche mit naturalistischen, getriebenen und punzierten 
Blumen verziert In ungewöhnlich reichem Maße ist dagegen 
der Fuß eines kelchförmigen Silberpokales (Wien, 1837, ST. M.) 
mit vielverästeltem, punziertem Rankenornament verziert. Aufs 
höchste erscheint die Kraft des phantasievollen und außerordent- 
lich leistungsfähigen Künstlers in einer aus vergoldetem Silber ge* 
bildeten, prächtigen Deckelvase (Wien, 1837, ST. M.), einem Renn/ 
preise, gesteigert. In den stark geschwungenen Formen und den 
reichen, aufgelegten Rocailleornamenten feiert das üppigste 
Rokoko eine fröhliche Auferstehung. Das Werk ist bemerkend 
wert für die Strömungen im damaligen Kunstgewerbe, das im 
Gegensatze zu den so schlichten Formen des Biedermeierstiles 
mit Vorliebe immer wieder auf die anmutige Kunst einer 
längst entschwunden scheinenden Epoche zurückgriff und in 
dieser Hinsicht Werke schuf, wie sie jene Zeit in Formen* 
gebung und Ornamentik nicht kapriziöser ersinnen konnte. 
Der Geschmack und die bedeutende handwerkliche Tüchtigkeit 
der Wiener Goldschmiede jener Zeit springen um so klarer ins 
Auge, wenn man diesen Arbeiten die Erzeugnisse anderer 
Kunststätten zur Seite setzt, wie z. B. die in Silber getriebene 
Londoner Teekanne und die dazugehörige Obertasse (Jahres^ 
buchstabe r — 1832 — , J. A.), deren Felder mit Rocaillekartu> 
sehen und Vögeln in einer Landschaft geziert sind. Gleichwohl 
müssen wir auch diese Werke im Stile des zweiten Rokokos 



— 154 — 

und des sogenannten Naturalismus der dreißiger Jahre mit 
Aufmerksamkeit betrachten, da sich nur wenig altenglisches 
Silber auf dem Kontinente befindet» 

Die Sorgfalt, mit welcher der Fürst darauf bedacht war, 
durch wertvolle Schenkungen die Sammlungen des Museums 
und der Bibliothek zu erweitern, wird jeder Kunstfreund schon 
aus dem Grunde zu schätzen wissen, da es bei uns weniger als 
anderswo üblich ist, für öffentliche Sammlungen großherzige 
Widmungen zu machen« Die Auswahl der den Zwecken des 
Museums besonders entsprechenden Gegenstande hat Seine 
Durchlaucht mit einer Sachkenntnis und in einer feinsinnigen 
Weise getroffen, welche die Bewunderung aller, die für den 
Fortschritt auf dem Gebiete der künstlerischen Kultur unseres 
Volkes wirken, hervorrufen muß. Wir wollen nur auf die 
hervorragendsten der dem Museum zugewendeten Objekte hin** 
weisen '). 

Eine höchst bedeutende Bereicherung hat die Dosen' 
Sammlung des Museums durch Überlassung einer Bonbonniere 
und einer Tabaksdose aus Gold, beide Werke des Henri 
Desire van Blaremberghe (1734— 1 812), erhalten« Die Dosen 
stammen aus der Doubläschen Sammlung in Paris, die im 
Jahre 1881 versteigert wurde und die wegen ihres Reichtums 
an Arbeiten aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts be> 
rühmt war, und dürften um das Jahr 1770 entstanden sein* Die 
runde Bonbonniere, mit Pilastern, Perlornamenten und Band" 
verschlingungen geschmückt und in den Füllungen über Guillo' 
chierung im zartesten Blaugrau emailliert, enthält auf dem 
Deckel eine Miniatur, ein ländliches Fest mit mehr als achtzig 
Figürchen, ein Werk wunderbarer, minutiösester Ausführung« 
Die rechteckige Tabaksdose, mit grünem Email über Guillo^ 
chierung, ist mit einem reizenden, humorvollen Bildchen ge> 
ziert, das den Besuch von Städtern in einem Bauernhof dar«* 
stellt (Saal I, Kasten 30)* 

') Führer durch das k. k. österreichische Museum für Kunst und 
Industrie. 1901. — Jahresberichte des Österreichischen Museums für Kunst 
und Industrie. 1879— 1896. — Mitteilungen des österreichischen Museums* 
1880, XV, S. 55 und 233» 1881, XVI, S. 300, 1882, XVII, S. 18, 1884» XIX, 



— 155 — 

Gegen siebzig Objekte der keramischen Sammlung (Saal II 
und IV) verschiedenster Herkunft und Entstehungszeit sind 
Geschenke des Fürsten. Die bemerkenswertesten derselben seien 
im folgenden kurz angeführt : Eine rotfigurige attische Amphora 
und eine antike Erosstatuette aus Ton, spanische Fliesen und 
Teller, teils aus dem 16. Jahrhundert, teils modern, ferner ita^ 
lienische Fayencen, worunter besonders eine Majolikaschale 
mit Wappen und Hippokampen (Padua, 16. Jahrhundert), eine 
braune Majolikaschüssel, mit einem Wappen im Fond, Löwen' 
figuren und Rankenornamenten am Rande und Inschriften ge* 
ziert, bezeichnet „Papiae 1678", und eine Tonschüssel mit 
bischöflichem Wappen und der Bezeichnung „Pavia 1687" 
hervorragen, und endlich zahlreiche moderne Erzeugnisse der 
englischen Töpferei, Fliesen, Schüsseln und Teller aus Fayence 
und Porzellan, besonders aus den Fabriken Copeland und 
Minton» Für den Fürsten selbst wurden die mit zartem Gold' 
rande versehenen, weißen Teller, die in der Mitte das Mono-' 
gramm desselben mit der Krone darüber zeigen, bei Daniell in 
London erzeugt« Aber auch die asiatische Keramik, die fran^ 
zösische und deutsche Fayenceproduktion, wie die deutsche 
Porzellanindustrie (Wien, Meißen, Berlin) sind durch einzelne 
interessante Objekte vertreten« Wohl den ersten Rang unter 
den Schenkungen auf diesem Gebiete dürfte ein hochgeschätzter, 
silbergrauer Steinzeugkrug, eine sogenannte Schnelle, von Sieg' 
bürg einnehmen; er ist ausgezeichnet erhalten und übertrifft 
die ähnlichen Stücke in den Sammlungen des Museums weit' 
aus an Bedeutung. Seinen interessanten Schmuck erhält das 
Werk durch die dreimal wiederholten, scharf geprägten Reliefs, 
die Christus am Brunnen, die heilige Helena und den guten 
Hirten darstellen. Die auf dem Kruge angebrachte Marke H H 
wird auf Hans Hilgers gedeutet, der vergoldete Silberdeckel mit 
geätzten Ornamenten ist eine spätere Zutat des aus dem Jahre 
1570 stammenden Gefäßes, das schon durch seine Höhe (352 mm) 
imponiert Für die Glassammlung des Museums (Saal III) 
widmete der Fürst einige mit Wappen versehene Glasgemälde 

S. 21, R F. 1886, I, S. 202, 1887, II, S. 450 f., 1891, VI, S. 529» 1892, VII, 
S. 209, 1893» VIII, S. 434 und 485» 1894, IX, S. 193, 1895, X, S. 325. 



— 156 — 

des 16. Jahrhunderts und eine größere Anzahl von englischen, 
französischen, böhmischen und venezianischen Gläsern« Unter 
den letzteren verdienen die bemerkenswerten Versuche der 
Wiederbelebung der alten Venezianer Glasmacherkunst in der 
zweiten Hälfte des 19* Jahrhunderts durch die Compagnia 
Venezia^Murano besondere Aufmerksamkeit (5 Kopien alter 
Gefäße von Francesco Toso). 

Auch der Sammlung von Gegenständen aus unedlem 
Metall (Saal IV) wurden von dem Fürsten mehrere wertvolle 
Gegenstände zugewendet Wir heben zunächst einige bedeutende 
Bronzen aus der Zeit der italienischen Hochrenaissance hervor, 
eine vortreffliche Reduktion der antiken Ringergruppe in der 
Tribuna der Uffizien zu Florenz und die Tür eines Sakra** 
mentshäuschens, mit der in der strengen Art der Lombardi 
ausgeführten, schön komponierten Darstellung der Grablegung 
Christi '), sodann zwei Türgriffe in Form von Tierköpfen mit 
Ringen im Rachen, spanische Arbeiten des 16» Jahrhunderts, 
und schließlich einige hervorragende Werke der französischen 
Bronzebildnerei, zwei Sphinxstatuetten von einer Kamingarnitur 
aus dem 18. Jahrhundert und mehrere moderne Plastiken von 
Barye in Paris (Gaston de Foix, Theseus mit dem Minotaurus, 
Löwe und Löwin). Hieran reihen sich zwei nach antiken Saro 
kophagreliefs gebildete, große Bleireliefs aus dem Anfange des 
19. Jahrhunderts, darunter eines mit der Darstellung von 
Orestes und Pylades auf Tauris* 

Außerordentlich bereichert wurde durch den Fürsten auch 
die Möbelsammlung des Museums, insbesondere jener Teil 
derselben, welcher die Werke der italienischen Renaissance 
umfaßt (Saal VI). Aus dem 16. Jahrhundert stammen zwei 
Intarsiabilder, von denen das eine das abgeschlagene Haupt des 
Apostels Paulus zeigt» Schöne Werke der Holzbearbeitung aus 
derselben Zeit sind drei Truhenwände und eine prächtige Truhe, 
die in reicher, hocherhabener ornamentaler Umrahmung zu 
beiden Seiten eines Engelkopfes Reliefs, Putten im Kampfe 

*) Kunst und Kunsthandwerk. 1907» X, S. 533. — Das Werk ist auch 
im „Führer durch das k, k, österreichische Museum" (nach S. 134) ab* 
gebildet 



— 157 — 

mit Bären, enthält Eine zweite interessante Truhe, eine Flo" 
rentiner Arbeit aus dem 15. Jahrhundert, ist mit Holzintarsia 
geschmückt An diese Gegenstände schließen sich an: Ein 
farbenreiches Prunkschränkchen mit Lackbemalung im orientav 
lisierenden Charakter und Steininkrustation und ein Bilder' 
rahmen, beide Venezianer Arbeiten, und ein massiger Stuhl 
aus dem Palazzo Riccardi in Florenz. Eine reizende Arbeit ist 
ein spanischer Kabinettsschrank aus dem 17. Jahrhundert, mit 
Metallbeschlägen und Rankenornamenten in Intarsia aus 
dunklem Holz und Bein geziert. Von den übrigen Schenkun- 
gen sind die modernen englischen Möbel, teils nach Motiven 
der Gotik und der Spätrenaissance, teils im Empirestil ge* 
arbeitet, beachtenswert« Eine Sonderstellung nimmt eine ge- 
waltige schottische Kredenz von Eichenholz ein. Zwei kleinere 
Arbeiten, eine aus Italien stammende, bemalte Kassette (16. Jahr- 
hundert) und ein modernes japanisches Elfenbeinkästchen mit 
Malerei in Goldlack sind im VIIL Saal ausgestellt. 

Unter den im Saal VII aufbewahrten Gegenständen der 
Textilsammlung heben wir als Geschenke des Fürsten hervor : 
Ein Antependium in Applikationsstickerei, eine italienische 
Arbeit des 16. Jahrhunderts, eine bemalte venezianische Gon- 
falonierenfahne aus roter Seide (18. Jahrhundert), etliche 
orientalische Webereien und Stickereien, darunter zwei persi- 
sche Arbeiten, in Gold und bunter Seide auf Leinwand gestickt, 
ein Kinderkleid aus sogenannten Solspitzen und Netzarbeiten 
aus Spanien, schließlich einen Gobelinbehang, eine deutsche 
Arbeit des 16. Jahrhunderts. 

Äußerst wertvoll sind auch die Widmungen des Fürsten 
für die Sammlung von Skulpturen in Stein, Terrakotta, Gips 
und Holz (VIIL Saal). In die Schule Donatellos gehört die 
bemalte Tonbüste, die in schlichter Weise und unübertroffener 
Lebenswahrheit einen Franziskanermönch darstellt 1 ). Aus der 
Schule der Robbia stammt die Büste eines Diakons aus Gips. 
Besonders bemerkenswert ist ein vergoldetes und bemaltes, 
ansprechendes Marmorrelief des fruchtbaren Mino da Fiesole. 

*) Abgebildet im „Führer durch das k. k. österreichische Museum" 
(nach S. 194). 



— 158 — 

Es stellt die Madonna mit dem Kinde dar und zeichnet sich 
durch den Liebreiz der Dekoration und die Naivität der Figuren 
aus* Der Holzrahmen, der das Relief umschließt, ist eine mo' 
derne Arbeit im Stile der Frührenaissance* Von einem ober' 
italienischen Grabmal des 15. Jahrhunderts rühren zwei Engel 
aus Macigno her, der eine eine Infel, der andere einen Hirten' 
stab tragend. Die beiden schlanken Gestalten in den knitterigen 
Gewändern und mit ihrem schwärmerischen Gesichtsausdruck 
erinnern noch an die Gebilde der gotischen Plastik. Oberitalie" 
nischer Herkunft sind ferner zwei in Sandstein gearbeitete 
Friesabschnitte, von welchen der erste Putten und wappen' 
haltende Greife, der zweite Seelöwen und Wappen enthält. Ein 
anschauliches Bild von der Plastik des Quattrocento in Venedig 
geben drei reizvolle Reliefs von dem Altarvorsatze der Kirche 
San Trovaso, die in flachem, medaillenartigem Relief Engel' 
kinder voll naiver Anmut in den Köpfen und Gebärden wieder' 
geben. Dem Mailänder Bambaja wird ein Marmorrelief mit der 
Madonna und Engeln, die das Kind anbeten, zugeschrieben. 
Die Holzskulptur Italiens in jener Epoche repräsentieren ein 
Wandaltärchen mit bemalten Reliefs und eine Gruppe in Hoch' 
relief, die Madonna mit dem Kinde, reich vergoldet und poly 
chromiert. Sämtliche angeführten Kunstwerke lassen deutlich 
das tiefe Verständnis des Fürsten für die Kunst der Früh' 
renaissance in Italien erkennen, für jene große Zeit, in welcher 
die Plastik eine Mannigfaltigkeit und einen Reiz offenbart, den 
die Bildner der Hochrenaissance in ihren Werken nie erreich" 
ten. Einen leisen Hauch dieser Epoche verspürt man auch in 
einem wertvollen Werke der modernen Plastik, der Marmor' 
statue von Gustave Deloye, die bei ihrer ersten Aufstellung 
zu Paris im Salon von 1879 und dann im Wiener Künstler' 
hause (1880) gerechtes Aufsehen erregte. Sie stellt in der Figur 
eines nackten, lorbeerbekränzten Knaben mit einer chryselc 
phantinen Pallas auf der Rechten, einem Schild mit dem Wappen 
des Liechtensteinschen Hauses in der Linken und dem Gerät 
der Malerei und Plastik zu seinen Füßen den Genius des 
fürstlichen Geschlechtes dar, der die Künste beschützt. Der 
Künstler betont in seinem Werke gleich Verrocchio die noch 



— 159 — 

unausgebildeten Proportionen des jugendlichen Alters und ist 
bestrebt, in der ganzen Anlage der Figur, wie in der naturalis 
stischen Durchbildung derselben den Meistern der Frührenais> 
sance nahezukommen *). Eine ebenso interessante Schöpfung 
der neueren Bildhauerkunst ist die lebensgroße, wundervolle 
Portratstatue des englischen Historikers Thomas Carlyle aus 
Terrakotta von Josef Edgar Böhm» Die sitzende Figur mit dem 
intim durchgebildeten Kopf ist fein individualisiert, mit ge> 
sundem Realismus behandelt und von malerischer Wirkung. 
Das Bildwerk trägt auf der Rückseite der Stuhllehne die Be> 
Zeichnung: Thomas Carlyle. 1874. — J. E. Böhm fecit 2 ). 

Auch die reichhaltige Bibliothek des Museums verdankt 
dem Fürsten eine bedeutende Vermehrung ihrer Schätze durch 
die Schenkung von kostbaren Büchern kunsthistorischen In' 
haltes und wertvollen Kunstblättern. Zu letzteren gehören 
zahlreiche vorzügliche Photographien nach Gebäuden, Skulp' 
turen und Gemälden Italiens (Rom, Florenz und Venedig), 
aber auch Reproduktionen von Kunstschätzen Tirols und 
Steiermarks, in erster Linie jedoch die Originalaufnahmen 

l ) Deloye, der im Jahre 1873 bei der plastischen Ausschmückung 
des Wiener Ausstellungspalastes tätig war, wurde besonders durch seine 
Werke der Kleinplastik in Wien so bekannt, daß er hier längeren Auf* 
enthalt nahm. Fürst Johann von Liechtenstein stellte ihm zuerst im 
Gartenpavillon und nachdem dieser demoliert worden war, einen Raum 
im Sommerpalast in der Rofiau zur Verfügung. Das prunkhaft ausge* 
stattete Atelier konnte sich mit dem Hakarts messen. Außerordentlich 
frei zeigte sich sein künstlerischer Geist in den für den Eisenguß be> 
stimmten, lebensgroßen Modellen zweier florentinischen Jünglinge, die 
den Wintergarten des Fürsten zu Eisgrub schmücken sollten. Sie sind 
ernst und streng komponiert, von herbem, aber großartigem Charakter. 
Von großem Reize sind ferner vier mächtige Gartenvasen, die im Liech* 
tensteingarten aufgestellt werden sollen. Sie zeigen in den Frucht' und 
Blumensträngen, die sie umkränzen, und in ihrer figuralen Ausschmückung 
den feinen dekorativen Geschmack des Künstlers im glücklichsten Lichte. 
(Kunstchronik. 1875, X, Sp. 114*?., 1881, XVI, Sp. 297.) 

*) Das Werk des in London tätigen Meisters war auf der Inter* 
nationalen Kunstausstellung im Wiener Künstlerhause im Jahre 1882 aus* 
gestellt (Zeitschrift für bildende Kunst. 1882, XVII, S. 250. — Kunstchronik. 
1883, XVIII, Sp. 165.) — Die nach demselben gegossene Bronzestatue 
Carlyles ist auf dem Thames^Square zu London aufgestellt. 



— 160 — 

(Zeichnungen, Aquarelle, ölskizzen) künstlerisch bedeutender 
Objekte, welche im Auftrage Seiner Durchlaucht von tüchtigen 
Künstlern hergestellt wurden. Auch hier tritt wieder die Vor' 
liebe des Fürsten für die Erscheinungen der italienischen Kunst 
im Zeitalter der Renaissance hervor. Unter diesen Blättern 
seien erwähnt: Die Aufnahmen von Intarsiaarbeiten in Pisa 
und Pavia, Decken' und Pilastermalereien in Florenz, Rom 
und Siena, Deckengemälden im Palazzo ducale zu Mantua und 
im Dogenpalast zu Venedig, venezianischen Skulpturen, Details 
aus einem römischen Bade und schließlich von Wand' und 
Plafondsdekorationen der Casa Farnesina in Rom, des im 
Jahre 1879 im Gartengrunde der Villa Farnesina aufgefundenen 
Hauses, das vermutlich eine Villa des Augusteischen Ge^ 
schlechtes war 1 ). Die zuletzt erwähnten Blätter, teils Original' 
aufnahmen, teils Rekonstruktionsskizzen, stammen von dem 
Professor Adolf Ginzel, der dieselben als junger Architekt auf 
einer Studienfahrt durch Italien mit unverdrossenem Eifer ver' 
fertigte und dem es gelang, mit feinem künstlerischen Scharf' 
blick die Frage nach der Gesamtkomposition der Tonnen' 
wölbung mit ihren prachtvollen Stukkoreliefs zu lösen. Das 
nach sorgsamer Erwägung gewonnene Totalbild der einen 
Tonnendekoration hat Ginzel in einem Tableau dargestellt, 
welches gleichfalls in den Besitz des Fürsten überging. Tiroler 
Kunstwerke stellen zwei Aquarelle dar, und zwar eines die 
Dekorationsmalerei im Erker des Fürstenzimmers im Schlosse 
Velthurns, ein anderes eine kirchliche Glasmalerei (Maria mit 
dem Kinde und Donatoren) aus Gries bei Bozen (1514)» 

Bei der regen Anteilnahme des Fürsten für das Gedeihen 
des Museums ist es selbstverständlich, daß derselbe auch bei 
allen anderen Aktionen bereit war, werktätige Mithilfe zu 
leisten. Als der Verein zur Förderung der Kunstgewerbeschule 
des österreichischen Museums für Kunst und Industrie ge* 
gründet wurde, um bedürftigen und talentierten Schülern seine 
Unterstützung zu leihen, widmete der Fürst, dessen Wohl' 
tätigkeit keine Grenzen kennt, einen namhaften Beitrag für 

') Mitteilungen des österreichischen Museums. N. F. 1889, IV. Jahrg., 
S. 354 f» und 374 ff* 



— 161 — 

die Zwecke der segensreich wirkenden Vereinigung 1 )* Als man 
daranging, dem ersten Direktor des Museums, Rudolf v. Eitel' 
berger, durch den Bildhauer H. Klotz und dem Erbauer des 
Museums, Heinrich Freiherrn v. Ferstel, durch V. Tilgner im 
Stiegenhause Denkmäler zu errichten, leistete ebenfalls Seine 
Durchlaucht hohe Beiträge, um die Ausführung der Denkmäler 
zu ermöglichen 2 ). Die Dankbarkeit, welche alle diejenigen, 
denen das Gedeihen des Museums am Herzen liegt, dem 
Fürsten gegenüber beseelt, kam besonders gelegentlich des 
fünfundzwanzigjährigen Jubiläums des Instituts zum Ausdruck* 
Bei der am 31» März 1889 stattgefundenen Festsitzung gedachte 
der Präsident des Kuratoriums, Graf Edmund Zichy, in warmen 
Worten des Ehrenpräsidenten des österreichischen Museums, 
des Fürsten Johann v. Liechtenstein, welcher den hohen Sinn 
für Kunst jederzeit bewährt hat Es wurde beschlossen, an 
Seine Durchlaucht eine Adresse zu richten, welche den Dank 
für die zahlreichen Widmungen und Geschenke, die der Fürst 
der Anstalt seit ihrem Bestände zukommen ließ, in tiefgefühlten 
Worten aussprach 8 ). 

Das Franzens*Museum in Brunn. 

Fürst Johann von Liechtenstein zählt auch zu den her' 
vorragendsten Gönnern des FranzenskMuseums in Brunn 4 ); ja 
man kann ihn geradezu als den einzigen Privatmann betrachten, 
der in der neuesten Zeit für die Vermehrung der Sammlungen 
überhaupt in größerem Maße wirkte« Besonders die Gemälde 
Sammlung des Museums, die seit dem Jahre 1881 durch 

') Mitteilungen des österreichischen Hasetuns. 1868/69, IV. Jahrg., 
S. 350. 

3 ) A. a. O. 1885, XX. Jahrg., S. 117 ff« und 431. N. F. 1886, I. Jahrg., 
S. ioif. 

3 ) A. a. O. N. F. 1889, IV, S. 340. 

4 ) Museum Francisceum Annales. 1895, S. 159 und 167, 1896, S. 22, 
24, 26, 77 ff« und 340. 1898, S. 4 und 14« — Führer durch die Gemälde* 
galerie des Franzens^Museums. Brunn 1899» S. 3* — Frimmel, Blätter 
für Gemäldekunde. 1906, II, S. 103. — Einiges nach den gütigen Mittel 
hingen des Museumssekretärs, des Herrn Emil Kofistka. 

11 



— 162 — 

26 Bilder aus Liechtensteinschem Besitze bereichert wurde, 
gelangte erst durch die bedeutenden Widmungen des Fürsten 
xu einer Bedeutung, die über das rein örtliche Interesse hinaus" 
reicht. Wir folgen bei einer kurzen Besprechung der Gemälde 
hauptsächlich den. trefflichen Ausfuhrungen Frimmels (Annales 
1896, S. 77 ff.)« 

Die ältesten Gemälde der Schenkung sind drei ober' 
italienische Bilder, die um das Jahr 1500 entstanden sein 
mögen, und zwar „Der Tod einer Heiligen", vermutlich ein 
Werk der unter dem Einfluß Mantegnas stehenden paduani" 
sehen Schule, eine breit und kräftig gemalte, leider nicht gut 
erhaltene „Beweinung des Leichnams Christi", ein Bild, dessen 
Ausführung man in die Werkstätte des Luini verweisen 
könnte, und eine anmutige „Madonna, das Christuskind an* 
betend", das eine Zeitlang als Antonello da Messina galt. 
Frimmel schreibt das tüchtige Werk dem Pietro da Messina 
zu 1 ). Bestärkt in dieser Benennung wurde dieser Kunstforscher 
durch eine Vergleichung des Bildes mit der signierten, nicht 
unwichtigen Madonna im Oratorio von Santa Maria Formosa 
in Venedig. Dem frühen 16. Jahrhundert gehört ein trefflich 
erhaltenes oberitalienisches Werk an, das den jugendlichen 
hl. Sebastian darstellt. Als Schöpfer des Bildes käme allenfalls 
ein Meister der Richtung des Bartolommeo Montagna oder 
noch mehr des Giovanni Buonconsiglio in Betracht. Als ein 
Werk des im Jahre 1553 gestorbenen Bonifazio Veronese 
(Veneziano) gilt ein großes, farbenprächtiges Gemälde, eine 
„Madonna mit Heiligen 41 . Auf dem Schöße der Himmels^ 
königin, die inmitten antiker Baureste thront, sitzt das lieb' 
liehe Christuskind mit einem Zweige in der Rechten. Links 
vom Throne stehen die anmutigen Figuren der hl. Katharina 
von Alexandrien und der hl. Lucia, rechts von demselben die 
machtvollen Gestalten des hl. Markus und eines heiligen 
Bischofs. An der untersten Stufe des Thrones ist in einer 
Kartusche die unzweifelhaft echte Jahreszahl MDXLI ange*> 
bracht. 



L ) Frimmel, Blätter für Gemäldekundc 1906, II, S. 90. 



- 163 — 

Ein Antwerpener Gemälde aus dem ersten Viertel des 
17» Jahrhunderts ist die mit photographischer Treue und 
wundervoller Klarheit der Farbe wiedergegebene „Innere An' 
sieht einer Kathedrale". Das Bild ist jedenfalls durch die Ant- 
werpener Kathedrale angeregt und wird vielleicht mit Recht 
einem Neeffs zugeschrieben, gewiß ist aber der Maler desselben 
in deren Nähe zu suchen« Die niederländische Genremalerei 
wird durch den leichtflüssig gemalten „Bauer mit einem Bier' 
glase" von David Teniers dem Jungeren, links oben mit dem 
Monogramm bezeichnet, und durch ein tüchtig durchgebildetes, 
farbenfrisches, kleines Werk Adriaen van Ostades („Nach dem 
Schweineschlachten") aus der mittleren Periode des Künstlers 
(von ungefähr 1640 — 1660) in vorzüglicher Weise repräsentiert» 
Eine dem Jan van Goyen zugeschriebene „Stadtansicht" hat 
mit diesem Meister nichts zu tun. Die Signatur ist falsch, die 
Malweise des stimmungsvollen Bildes erinnert vielmehr an 
die eines anderen holländischen Malers, an die des Anthony 
Jansz van Croos. Von einem unbekannten Meister rührt eine 
figurenreiche, höchst bewegte „Kampfszene" her, eine sehr flott 
hingesetzte ölskizze, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahr- 
hunderts von einem niederländischen Meister in Venedig ge- 
malt worden sein kann« 

Wir wenden uns nun der Betrachtung der Werke zu, 
die im 19« Jahrhundert entstanden sind* Petrus van Schendel 
gibt in effektvoller Beleuchtung und feinen, sanften Pinsel- 
strichen zwei Marktansichten aus Holland wieder. Die aus- 
gelegten Waren und die Figuren werden vom Scheine der 
brennenden Kerzen erhellt, während die übrigen Teile der 
Bilder im Dämmerlicht des grauenden Morgens verschwimmen» 
Das eine der beiden Werke, im Jahre 1862 gemalt, war in 
Wien auf der ersten und zweiten Auktion Lustig in den 
Jahren 1879 und 1889 ausgestellt Von Jakob Josef Eeckhout 
rührt eine figurenreiche „Testamentseröffnung" her« Das mit 
äußerster Delikatesse gemalte Bild „Das Kartenhaus" von 
Florent Willems erinnert in der Meisterschaft der Technik, 
die sich besonders in der Wiedergabe der Kleiderstoffe kund- 
gibt, wie in der Farbengebung an die Meisterwerke der nieder' 

11* 



— 164 — 

ländischen Genremalerei von Ter Borch und Metsu 1 ). Gustav 
Holweg ist der Maler eines kleinen Genrebildes, das ein 
Mädchen am Arbeitstisch darstellt (1883). In Hubert Salentins 
„Vor der Bergkapelle" (1891) lernen wir ein gemütvolles 
Werk des bekannten Düsseldorfer Genremalers kennen, das 
eine Szene aus dem bäuerlichen Leben in schöner Harmonie 
mit der von den letzten Strahlen der scheidenden Sonne be* 
leuchteten landschaftlichen Umgebung darstellt Von charak' 
teristischer Auffassung der Natur zeugt Gregor v. Bochmanns 
„Landschaft", die uns eine flache, düstere Gegend aus der 
Heimat (Esthland) des in Düsseldorf tätigen Künstlers in der 
Stimmung nach einem Regen vorführt« 

Zu den österreichischen Landschaftsmalern dürfen wir 
wohl auch Remi van Haanen, der in Holland geboren und 
ausgebildet wurde, rechnen. Das FranzenS'Museum besitzt von 
ihm eine kleine „Landschaft bei heranziehendem Gewitter" 
aus dem Jahre 1848. Eugen Jetteis „Laubwald" (1868) ist inso 
ferne von Interesse, als er den berühmten, aus Johnsdorf in 
Mähren stammenden Künstler in der ersten Zeit seines Schaffens 
zeigt« Das Bild stellt einen prächtigen Buchenwald (Motiv aus 
der Ramsau) dar; einzelne Sonnenstrahlen dringen in das 
Innere desselben und beleuchten scharf die Hirten mit ihren 
Rindern und Schafen. Das Bild „Aus dem Parke der Villa 
Borghese in Rom" (1889) zählt nach Gegenstand und Behand- 
lung zu den reizendsten Schöpfungen von Robert Ruß* Den 
Vordergrund nimmt das weite Bassin des Springbrunnens ein, 
welchen vier plastische Meerpferde zieren« Darüber hinweg 
blickt man in die breite Allee, auf der, in leichte Staubwolken 
gehüllt, die zum Korso vereinigten Karossen und zahlreiche 
Spaziergänger in den bunt gemischten Trachten der vornehmen 
römischen Gesellschaft und Männer und Frauen aus dem 
Volke in ihrem farbigen Kostüm erscheinen. Die Sonne eines 
Herbstnachmittages vergoldet die reichbelebte, in zarte Farben 
getauchte Szenerie, die dunklen Pinien und das vielfach über' 
kreuzte Gezweige der hohen, bereits entlaubten Platanen heben 

') Das Bild wurde im Jahre 1881 bei H. O. Miethke in Wien um 
2910 Gulden versteigert (Kunstchronik. 1881, XVI, Sp. 541*) 



— 165 — 



sich klar von dem stahlblauen Himmel ab *). Im Aquarell 
„Das Innere des Domes zu St. Stephan in Wien" (1895) stellt 
Raimund Freiherr v. Stillfried das Mittelschiff des ehrwürdigen 
Domes mit dem Blick auf den Hochalter dar 2 ). Das wert- 
vollste unter sämtlichen Werken, die der Fürst dem Museum 
überlassen hat, ist der „Hof der Burg Pernstein" von Rudolf 
Alt Mit der größten Ausdrucksfähigkeit, die der Aquarell' 
technik abzuringen möglich ist, hat der große Meister den 
zweiten inneren Schloßhof des interessanten, unweit Brunns 
gelegenen Baues, einer der größten und schönsten Burgbauten 
überhaupt, mit seinem spitzbogigem Tore, seinen Erkern und 
Galerien darstellt 

Der sympathische Friedrich v. Friedländer ist durch ein 
charakteristisches, solid gemaltes Invalidenbild vertreten. Der 
aus Saar in Mähren stammende Josef Straka wird durch das 
erschütternde Bild „Im Trauerhause" repräsentiert. Ein tuv 
wüchsiges Talent ist Hans Schwaiger, der in einem in lichten 
Tönen gemalten Bilde niederländische Spitzenklöpplerinnen 
darstellt. Ludwig Ehrenhaft erweist sich in seinen flott hinr 
gepinselten Aquarellen „Vorfrühling", „Wiesenbrunnen", „Nach 
der Rübe", „Sommer an der March", „Straße", „Abendstimmung", 
„In der Schenke" (1896), „Brustbild eines Mädchens", „Land- 
schaft" (Töpferhütte), wie in der Federzeichnung „Slowak mit 
Schnapsglas" als liebenswürdiger Künstler, der mit Erfolg die 
Motive seiner farbenfrischen Bildchen der mährischen Land- 
schaft und dem Volksleben des Landes entlehnt 

Auch die übrigen Abteilungen der Sammlungen des 
Museums wurden durch Seine Durchlaucht bereichert« Wir 
erwähnen nur die Objekte des prähistorischen Fundes von 
Steinitz, der den Teil eines Menschenschädels, ein paar Schweins' 
knochen, ein Eisenschwert ohne Griff, das Fragment eines 
Eisenreifens, eine kleine eiserne Hacke, eine Bronzeschnalle, 



') Zeitschrift für bildende Kunst. N. F. 1890, I, S. 23 und 172* — 
Daselbst auch eine meisterhafte Radierung des Bildes von Th. Alphons. 

2 ) Das Bild war auf der XXIII. Jahresausstellung des Wiener 
Künstlerhauses (1895) zu sehen. 



— 166 — 

einige Steine und Urnenscherben umfaßt 1 ), einen gotischen 
Reisealtar mit einer Madonnenstatue aus Carraramarmor, eine 
Elfenbeinschnitzerei, die Kaiser Leopold II. samt Gemahlin 
darstellt, und 167 verschiedene Gold- und Silbermünzen aus 
der Zeit von 1546 — 16 18, die im Laschtianer Revier auf der 
Herrschaft Sternberg gefunden wurden* 

Die „Museumssektion der k. k. Mährischen Landwirtschaft^ 
gesellschaft", welche die Sammlungen des Franzens^Museums 
verwaltet, brachte ihren Dank für die Fürsorge, welche der 
Fürst in unermüdlicher Weise dem Museum zuwandte, da^ 
durch zum Ausdrucke, daß sie denselben in der Vollversamm^ 
lung vom 10. April 1895 zu ihrem Ehrenmitgliede ernannte. 
Sein hohes Interesse für die wertvollen Sammlungen des Mtu 
seums bekundete der Fürst auch dadurch, daß er dieselben in 
eingehender Weise besichtigte und über die Art, wie die Mti' 
seumsleitung ihrem edlen Ziele, die Bildung des Volkes zu 
heben, zustrebt, die vollste Befriedigung aussprach« 



Das Erzherzog Rainer * Museum für Kunst 
und Gewerbe (Mährisches Gewerbemuseum) 

in Brunn« 

Die Bestrebungen des Mährischen Gewerbemuseums, das 
mit seltener Rührigkeit die Anteilnahme weiterer Kreise an den 
Erzeugnissen des Kunstgewerbes vergangener Epochen, wie an 
den Strömungen der modernen Kunst zu wecken verstand, 
fanden seit der Zeit seines Bestehens im Fürsten einen hoch/ 
herzigen Förderer, der mit regem Interesse alle Unternehmungen 
des Instituts verfolgte und demselben stets mit größter Opfer' 
Willigkeit zur Seite stand« Seine Durchlaucht gehörte zu jenen 
edelsinnigen Männern, welche durch hohe Stifterbeiträge die 
Gründung des für die Markgrafschaft so segensreich wirkenden 
Museums ermöglichten 2 ). Wer mit aufmerksamen Blicken 

') Hitteilungen der k, k. Zentralkommission. N. F. 1891, XVII, S. 54. 
2 ) Mitteilungen des Mährischen Gewerbemuseums* 1886, IV, S, 47* 



— 167 — 

die reichhaltigen Sammlungen desselben betrachtet, dem wird 
gewiß nicht entgangen sein, daß eine große Zahl von wert" 
vollen Objekten (nahezu 200) als Schenkung des Fürsten in 
den Besitz des Museums übergegangen sind 1 )« Wir müssen 
uns in der übersichtlichen Anführung derselben naturgemäß 
auf jene Gegenstände beschränken, die uns bei Besichtigung 
der Sammlung als die hervorragendsten erschienen sind. 

Eine wertvolle Bereicherung der Abteilung für kirchliche 
Kunst bilden eine italienische Grabplatte aus Marmor mit der 
Darstellung einer ruhenden, hervorragend schönen Frauen" 
gestalt nebst zwei in Relief gearbeiteten, zu dieser Grabfigur 
gehörigen Wappen, eine große, aus Eichenholz geschnitzte 
Statue der hl« Katharina, eine niederländische Arbeit des 
15. Jahrhunderts, und ein Flügelaltarchen aus Elfenbein in 
einem mit Intarsia geschmückten Gehäuse aus Holz. Der 
Mittelteil zeigt im Hochrelief oben die Kreuzigung, unten die 
Taufe Christi, der linke Flügel die Verkündigung der Geburt 
des Heilandes und die Gestalten von vier Heiligen, der rechte 
Flügel den hl. Christoph und ebenfalls Heiligenfiguren* Das 
interessante Werk ist eine deutsche Arbeit aus dem 15. Jahr" 
hundert, die Umrahmung jedoch ist jüngeren Datums» Die 
moderne Plastik repräsentieren zwei Bronzeplaketten von Ale" 
xander Charpentier und zwei bemalte Gipsreliefs von dem eng" 
tischen Künstler Robert Anning Bell, die in der Frühjahrsaus" 
Stellung des Wiener Künstlerhauses (1900) Aufsehen erregten. 
Die Reliefs, welche „Musik und Tanz" und eine „Seejung' 
frau" darstellen, sind durch anmutige Gruppierung der Figuren 
und zarte Farbenharmonie von außerordentlicher dekorativer 



*) Hitteilungen des Mährischen Gewerbemuseums. 1886, IV, S* 124, 
1887, V, S. 128 und 150, 1890, VIII, S. 90 und 127, 1893» XI, S. 6 f. und 
75» 1894» XII, S. 91, 122 f., 131, 149, 115, 178 f- und 207, 1897» XV, S. 95 
und 102, 1898, XVI, S. 174, 1899, XVII, S. 14, 38, 96, 103 und 152, 1900, 
XVIII, S. 160, 1903, XXI, S. 35» 1905» XXIII, S. 24 und 179* — Mährisches 
Gewerbeblatt Brunn 1880, II, S. 255 f. — Mitteilungen des k. k. Österreichs 
sehen Museums. N. F. 1895, X, S. 444* — Kunst und Kunsthandwerk. 
1900, S. 359 f. 



— 168 — 

In geradezu einziger Weise wurden die überaus schenk 
werten keramischen Sammlungen des Museums durch den 
Fürsten ergänzt« Die antike Keramik ist durch eine große Zahl 
von Gefäßen und eine schöne weibliche Gewandstatue aus 
Tanagra vertreten. Für die Geschichte der mährischen Töpfer" 
kunst sind vier Tonfliesen mit dem Wappen der Herren von 
Sternberg aus dem Liechtensteinschen Schlosse zu Sternberg 
von Interesse. Ein beredtes Zeugnis alter Töpferkunst ist der 
reichgegliederte und schön bemalte Tonofen mit Sitz aus 
Winterthur von A. Pfau, eines der wenigen, selten er" 
haltenen und gesuchtesten Exemplare dieser Art. Der Ofen, 
dessen Rückwand in liebenswürdiger Weise durch den Deko" 
rationsmaler des Brünner Stadttheaters, Turner, ergänzt wurde, 
ist mit Monatsbildern, den Figuren antiker Gottheiten, Por" 
trätköpfen, Ornamenten und Sprüchen effektvoll bemalt. Die 
am oberen Rande angebrachten Wappen mit Inschriften ver" 
weisen die Entstehungszeit des Prachtwerkes in die erste Hälfte 
des 17. Jahrhunderts (1645). Eine bemerkenswerte Lücke in 
den Sammlungen des Museums füllen eine Anzahl italienischer 
Majoliken aus, von denen die hervorragendsten Stücke vom 
Fürsten bei der Versteigerung der berühmten Sammlung Richard 
Zschille"Großenhain in London im Jahre 1899 zu hohen Preisen 
erworben und in edelsinniger Weise dem Museum als Geschenk 
überlassen wurden *)• Alle Vorzüge der Blütezeit der Majolika" 
fabrikation finden sich vereinigt in dem Teller mit der heiligen 
Familie, einem Werke eines faentinischen Meisters aus dem 
Anfange des 16. Jahrhunderts, welches nicht nur das kostbarste 
Stück der Sammlung Zschille, sondern auch eine der aller" 
besten Majoliken ist, die uns überhaupt erhalten sind. Die 
Malerei der Figuren und der Randornamente ist hier zu un" 
erreichter Sorgfalt und Feinheit gesteigert, sie ist von einer 
Tiefe und Leuchtkraft der Farben, die allein der Scharffeuer' 
maierei beschieden ist. Das köstliche Werk wurde von Seiner 
Durchlaucht um 410 Pfund Sterling erstanden. Ein edelgeformtes 

l ) Kunstgewerbeblatt. N. F. 1897, VIII, S. 133 ff. — Repcrtorium 
für Kunstwissenschaft. 1899» XXII, S. 334 f. — Hitteilungen des H&hri* 
sehen Gewerbemuseums, 1899» XVII, S. 169 ff* 



— 169 — 

großes Becken mit dem Wappen der Florentiner Familie der 
Salviati — die Bemalung sopra azurro — aus der Casa Pirota 
zu Faenza (ca. 1530) erwarb der Fürst auf der erwähnten Auktion 
für 120 Pfund Sterling, eine blauglasierte, gebuckelte Vene" 
zianer Schüssel (um 1530 — 1540) für 145 Pfund Sterling. Zu 
den Berettinoglasuren gehört weiters ein Teller, der im Mittel' 
felde zwei verschlungene Hände zeigt und in Castel Durante 
oder Faenza um 1520 entstanden sein kann. Von derselben 
Herkunft ist auch ein vornehm wirkender Teller mit dem 
Kopfe des Alezander, umrahmt von reichem und fein gezeich/ 
netem Grotesken • Ornament, aus den Wiener Sammlungen 
des Fürsten. Dem vorher genannten Orte gehört auch eine 
breitrandige Schüssel an, die im Mittelfelde die bunt bemalte 
Gestalt des Erzengels Michael enthält Der das Bild umgebende 
Palmettenschmuck zeigt in der schönsten Weise weiße Oiv 
namente auf weißem Grunde (bianco sopra bianco). Die Schüssel 
mag um das Jahr 1540 verfertigt worden sein. Der Sammlung 
Zschille gehörte auch die spanische Schüssel an, ein Pracht" 
stück der Lüstrierung, aus der Provinz Valencia stammend. 
Die europäische Porzellanfabrikation repräsentieren ein reizen- 
des Höchster Porzellanfigürchen, das ein Mädchen, welches 
sich frisiert, darstellt, und eine aus der königlichen Residenz 
in München stammende, einst als Lampenständer verwendete 
Karyatide, ein Werk der Nymphenburger Porzellanmanufaktur. 
In die Gruppe der modernen Keramik gehören zahlreiche 
Teller, Schüsseln und Fliesen französischer und englischer 
Herkunft. Besonders die Londoner Fabriken von Howell und 
James, M2! Gibbs, Minton & Comp., A. B. Daniell und Dalpech 
sind durch schöne Erzeugnisse vertreten. 

Die Gruppe der Gegenstände aus Metall wurden von dem 
Fürsten durch die Temperantia^Schüssel von Caspar Enderlein 
und durch die herrliche Standuhr von Berthoud in Paris ver* 
mehrt, welche bei der Versteigerung Wencke' Hamburg in 
Köln (1898) in den Besitz des Fürsten überging. Den Fuß 
des weißen Marmorsockels umgibt eine Ranke mit Putti, das 
auf demselben liegende Prisma trägt ein Relief, das ebenfalls 
reizende Putti enthält. Die Uhr selbst wird von vier Löwinnen^ 



— 170 — 

getragen* Die zur Linken derselben angebrachte 
weibliche Figur in polierter brauner Bronze hält in der linken 
Hand eine Schrifttafel, in der rechten einen Lorbeerkranz» Auf 
der anderen Seite der Uhr kniet auf vergoldeten Wolken 
Amor. Die Ausfuhrung des aus der späteren Zeit Ludwigs XVI« 
stammenden Werkes ist außerordentlich sorgfaltig, die Ver* 
goldung reich und solid 1 ). 

Die wichtigsten Widmungen des Fürsten für die Möbel' 
Sammlung gehören der italienischen Früh'Renaissance an. Wir 
nennen zunächst eine wertvolle, geschnitzte, vergoldete und 
bemalte Truhe. An der Vorderseite derselben befindet sich ein 
Wappen mit einem Doppeladler, zu beiden Seiten desselben 
sind historische Darstellungen gemalt, die vom Adler aus* 
gehenden Bänder werden von Putten gehalten. In Venedig 
wurde vom Fürsten eine Kassette erworben, deren Klappe 
Verschluß mit dem Lackdekor in Gold, Rot und Schwarz be* 
malte Venezianer Bucheinbände des 15. Jahrhunderts imitiert, 
während die Füllungen der Schubladen Stein' und Perlmutter* 
einlagen besitzen. Ein vorzügliches Werk seiner Art ist ein 
Intarsiabild, welches einen in Andacht versunkenen Mönch 
darstellt, dessen Figur mit dem faltigen, herben Gesicht in/ 
mitten der perspektivischen Darstellung einer Architektur er' 
scheint. Aus dem Schlosse zu Eisgrub stammt ein Empire' 
Sessel mit leierförmiger Lehne. 

Die Textilsammlung enthält als Schenkung des Fürsten 
eine Applikationsstickerei mit Rankenmustern in bunter Seide 
und dunkelgrünem Samt auf hellblauem Damastuntergrund, 
ein prächtiges, stilvolles Vorbild für die Bordüre eines Prunk' 
teppichs oder einer Decke, und eine lichtblaue Seidentapete 
mit groteskenähnlichen Mustern (Terpsichore, Pegasus, Pelikan) 
aus der Zeit des Empire. 

Für die 1897 begründete Sammlung moderner Repro* 
duktionsverfahren bildeten die Originalsteindrucke von Wilhelm 
Steinhausen (Das Abendmahl), Hermann Daur (Studienkopf, 
Alte Bäuerin), Karl Mediz (Bildnis des Prinzen Georg von 

') Kunst und Kunsthandwerk. 1899» n, S. 127 f. 



— 171 — 

Sachsen) und Jan Veth (Bildnis des Malers Josef Israels) eine 
willkommene Bereicherung, Unter den gespendeten Photo- 
graphien ragen in erster Linie die zahlreichen vorzüglichen 
Aufnahmen des Äußeren der Halle und der Gewölbedekorationen 
der Liechtenstein'Galerie hervor. 

Die zahlreichen Spezialausstellungen, die im Museum 
stattfanden und welche den Erfolg hatten, daß eine Menge von 
Kunstgegenständen aus mahrischem Besitz der Kunstforschung, 
wie den kunstsinnigen Kreisen der Landeshauptstadt zum 
ersten Male bekannt wurden, hat Seine Durchlaucht stets mit 
der größten Bereitwilligkeit beschickt« So waren auf der Aus- 
Stellung kirchlicher Kleinkunst im Jahre 1884/85 eine Anzahl 
interessanter Objekte aus Liechtensteinschem Kunstbesitz zu 
sehen *)• 

In hervorragender Weise beteiligte sich der Fürst an der 
Ausstellung von Wehr und Waffen (1885), die 60 auserlesene 
Stücke aus dem Besitze desselben enthielt 2 ). Aus der unschätZ" 
baren Waffensammlung des Fürsten stammten zunächst zwei 
Harnische, der eine, ein Beispiel eines sogenannten gotischen 
Harnisches, von ungefähr 1485, der andere, ein geriffelter Maxi' 
milianharnisch, aus der Zeit um 15 12, in den schönen Formen 
der ersten Rüstungen der Renaissanceperiode in Deutschland. 
In glänzender Weise waren die berühmtesten spanischen Waffen/ 
schmiede vertreten: Juan Martinez der Altere aus Toledo 
(zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts) durch einen schönen Stecher 
mit eisernem Griff und übermäßig großem Eselshuf, Juan 
Martinez der Jüngere (Ende des 16. Jahrhunderts) durch eine 

*) Mitteilungen der k. k. Zentralkommission. N. F. 1885, XI, 
S. LXXVTII f. — Kunstgewerbliche Objekte aus der Ausstellung kirchlicher 
Kleinkunst im Mährischen Gewerbemuseum 1884/85. Brunn 1885« — Prokop 
August, Die Markgrafschaft Mähren in kunstgeschichtlicher Beziehung. 

I» S. 199. 

*) Hitteilungen der k. k. Zentralkommission. N. F. 1885, XI, 
S. CXXVIL — Mitteilungen des österreichischen Museums. 1885, XX« Jahrg., 
S. 510. — Kunstgewerbeblatt. 1886, S. 72 ff. — Mitteilungen des Hähri* 
sehen Gewerbemuseums. 1886, IV, S. 2 ff. — Kunstgewerbliches aus der 
vom Mährischen Gewerbemuseum im Jahre 1885 veranstalteten Aus* 
Stellung von Waffen, Kriegs- und Jagdgeräten. Brunn 1886. 



— 172 — 

prächtige, mit dem Halbmond und der königlichen Lilienmarke 
bezeichnete Haudegenklinge und Sebastian Hernandez aus Toledo 
(Wende des 16. Jahrhunderts) durch eine sehr feine Schlacht" 
schwertklinge. Von Francisco Bis, einem der ersten Kunsthand" 
werker Spaniens im 18. Jahrhundert, rührt eine Flinte in über' 
reicher Dekoration inGoldtausia her. Der späteren oberdeutschen 
Schnitzereischule (um 1680) gehört der Schaft eines kostbaren 
Pirschgewehres an, welcher reichgeschnitzte Einlagen von 
Buchsbaumholz besitzt Unter den mit kräftiger, gewandter 
Hand meisterhaft geschnitzten Reliefs findet sich die Szene 
mit St Eustachius oder St. Hubertus und dem Hirsch und 
eine reizende Fortuna. Erwähnung verdienten auch einige 
Kanonenmodelle und Kanonen mit schönen Lafettengestellen, 
die nach den Angaben des Fürsten Josef Wenzel von Liechten^ 
stein angefertigt wurden und dem Arsenal des Schlosses zu 
Feldsberg entstammen. Die schönsten orientalischen Waffen 
der Ausstellung wurden gleichfalls den Sammlungen des Fürsten 
entnommen. Einige reichverzierte Dolche verdienten darunter 
die größte Bewunderung. Sie sind moderne Arbeiten und be- 
weisen die noch heute bestehende außerordentliche Leistungs- 
fähigkeit des orientalischen Kunstgewerbes. So ist ein Dolch 
mit Elfenbeingriff und eingelegten, kleinen Rosen in seiner 
Gesamtwirkung das reizendste, was man sich denken kann. 

Für die Ausstellung von in Metall ausgeführten Zier- 
und Gebrauchsgegenständen (1886) gestattete der Fürst die 
Entlehnung einschlägiger Objekte aus den Kunstsammlungen in 
Wien und aus den Schlössern zu Feldsberg und Eisgrub f ). 
Das künstlerisch und technisch vollendetste Stück unter den 
Gegenständen aus Edelmetall war eine aus Silber getriebene 
und vergoldete Weinkanne im reichsten deutschen Renaissance" 
Stile mit allegorischen Figuren (Gerechtigkeit, Mäßigkeit, 
Stärke, Glaube, Liebe, Eitelkeit etc.) am Mantel, einer Lands- 
knechtfigur am Deckel und einem Henkel in Form einer Halb- 
karyatide. (Aachen 1581.) Derselben schlössen sich an: eine 
Weinkanne aus vergoldetem Silber, am Mantel die Figuren 

l ) Mitteilungen des Mährischen Gewerbemuseums. 1886, IV, S. 143 
und 174 ff., 1887, V, S. 38 ff., 84 ff., 119 £ 



— 173 ~ 

von sechs olympischen Göttern, am Deckel eine krönende 
Knappenfigur (Augsburg, 16. Jahrhundert) *), ein Straußenpokal 
aus Schloß Eisgrub mit naturalistischem Laubornament am 
Fuß und Deckel und einer aus Elfenbein geschnitzten 
Bacchanalfigur auf dem letzteren (wahrscheinlich Ulmer Arbeit, 
16. Jahrhundert), ein Pokal, geziert mit getriebenem Blatt" 
gewinde und Engelköpfchen am oberen, breiteren Friesteile 
(16. Jahrhundert), ein Kännchen, der Henkel mit den Brust- 
bildern von Christus, Maria und zwei Heiligen, die Schale aus 
der romanischen Periode, am Fußrande eine türkische Inschrift 
(jedenfalls byzantinischen Ursprunges, aus den Kunstsamm" 
hingen in Wien), ein Flaconfutteral, aus Silber gegossen und 
ziseliert, mit Engelfiguren und reichen Ornamenten geschmückt 
(16. Jahrhundert, Wiener Sammlungen), und sechs Wand' 
leuchter, deren elliptische, aus Silber getriebene Schilde in der 
Mitte entweder Jagdgötter, einen reitenden Indianer oder eine 
Jägerfigur zeigen« Aus Wien stammt auch eine gravierte Prunk' 
Schüssel aus Bronze (um 1600)« Die Mitte derselben nimmt 
ein .Wappen mit einem Storche ein. Um dieses Zentrum 
herum sind radial in nischenartiger Umrahmung die Figuren 
von zwölf römischen Kaisern dargestellt, die Nischen werden 
durch männliche und weibliche Hermenfiguren gebildet, am 
Aufbug der Schüssel sind Darstellungen aus der römischen 
Geschichte angebracht und zwischen denselben sieht man die 
Brustbilder römischer Schriftsteller etc. 

Auf der Frauenschmuck "Ausstellung (1894) war der 
Kunstbesitz des Fürsten ebenfalls durch einige Stücke ver" 
treten 2 ). Wir erwähnen bloß den bei Brunn gefundenen mäh" 
risch'heidnischen Schmuck, bestehend aus langen Goldblech" 
streifen mit eingepreßten oder eingeschlagenen Punkt" und 
Linienornamenten nebst Fragmenten von röhrenförmigem 
Schmuck. Ferner beteiligte sich Seine Durchlaucht an der Aus" 
Stellung historischer Trachten (1899) 8 ) und der Möbelaus" 

! ) Photographien, herausg. v. k*k* österreichischen Museum, Blatt 307* 
2 ) Hitteilungen des Mährischen Gewerbemuseums« 1894* XII» S, 2 f„ 
194 und 201 ff., 1895» XIII, S. 3 ff» 

*) A. a. O. 1899, XVII, S. 161 ff. und 172 ff., 1902, XX, S. 79* 



— 174 — 

Stellung (1899/1900), in welcher viele Objekte aus den Schlössern 
zu Wien, Feldsberg und Liechtenstein bei Mödling zu sehen 
waren ! ). 

Wertvolle Kunstwerke aus dem Eigentum des Fürsten 
enthielt besonders die Ausstellung von Kunst" und kunstge^ 
werblichen Gegenständen aus mährischem Privatbesitz (1902) *). 
Aus Schloß Eisgrub stammten zwei Arbeiten aus dem 17. Jahr' 
hundert, ein Aufsatzkästchen, dessen zahlreiche Schubladen mit 
gravierten und geschwärztenMessingbeschlägen geziert erscheinen, 
im Mittelfelde die stämmige Gestalt eines Landsknechtes mit mäch' 
tiger Fahne, und ein Hausaltärchen süddeutscher Abkunft aus 
Ebenholz mit elfenbeinernen Säulen und reichem Schmuck an 
funkelnden Steinen, Silber' und Messingbeschlägen, inmitten 
ein auf Pergament gemaltes Bild der schwebenden Maria mit 
dem Kinde. Ein mächtiger, stark geschweifter, eingelegter 
Rokokoschrank, geeignet, in seinem gewaltigen Fassungsraum 
die umfangreiche Tracht der Zeit zu bergen, wurde dem Schlosse 
zu Sternberg entnommen. Der Abteilung für Waffen gehörte 
ein mit rotem Leder überzogener Prunkschild an, dessen orien' 
talische Musterung in Gold, Grün und Weiß gemalt ist. Ein 
interessantes Werk aus Florenz (15. Jahrhundert) war ein un^ 
gewöhnlich großer, mit starken Elfenbeinplatten belegter Kasten* 
In Elfenbein hoch geschnitzt, bemerkt man Paare von Jung' 
lingen und Jungfrauen und Frauen allein, die sich von mit 
Bäumen bedeckten Felsen abheben. Die Ecken werden von 
mit Zinnen gekrönten Türmen flankiert. Auch die schrägen 
Deckelflächen sind mit Elfenbeinschnitzereien verziert, und zwar 
mit fliegenden, nackten Flügelgestalten, an den Schmalseiten 
erscheinen dieselben Gestalten in fast kniender Stellung und 
halten leere Wappenschilde. Das Elfenbein war wahrscheinlich 
einst teilweise bemalt und vergoldet, die Holzrahmen sind mit 
Mosaik eingelegt. Ein nicht minder sehenswertes Stück war 
ein gleichaltriges elfenbeinernes Pulverhorn mit der vortreff' 
liehen Darstellung einer Jagd von Elefanten, Tigern, Antilopen 
und Wölfen, die eingesetzte Bernsteinaugen besitzen. Das Ende 

1 ) A. a. O. 1899, xvn, s. 191. 

2 ) A. a. O. 1902, XX, S. 8z ff. 



— 175 — 

mit dem Verschluß bildet ein Steinbock und ein Elefant, die 
in grimmiger Umarmung liegen« 

Auf der Ausstellung von Werken der Kleinplastik (1903) 
war der Fürst in erster Reihe als Aussteller zu nennen 1 ). 
Wir erinnern nur an einen von einem Löwen gehaltenen 
Leuchter, eine mittelalterliche Arbeit, ein mittelalterliches Flügel' 
altärchen, eine Tonfigur der hl. Justina mit dem Einhorn aus 
der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, eine kostbare, un^ 
sagbar anmutsrolle Gestalt der hl« Katharina vom Ende des 
16« Jahrhunderts und einige vorzügliche Rokokofiguren aus der 
Wiener, Höchster, Nymphenburger und Berliner Porzellan^ 
manufaktur. 

Auch in anderer Hinsicht zeigte der Fürst wiederholt 
sein hohes Interesse für das Museum. So oft Seine Durch" 
laucht nach Brunn kam, stattete er demselben einen Besuch 
ab, um die jeweiligen Spezialausstellungen und die Samnv 
hingen des Institutes eingehend zu besichtigen oder auch bei 
den Ausstellern Bestellungen zu machen *)♦ In schmeichelhaften 
Worten hob derselbe stets den großen Nutzen des Gewerbe** 
museums für die Entwicklung des heimischen Kunstgewerbes 
hervor und gab wiederholt seiner Überraschung über die treffe 
liehe Art der Aufstellung, wie die Schönheit und Reichhaltig- 
keit der kunstgewerblichen Sammlungen Ausdruck. Dieses 
Lob, welches Seine Durchlaucht den um das Museum hoch- 
verdienten Männern Prokop und Leisching gegenüber aus- 
sprach, kann dem Institut um so mehr zur Ehre gereichen, 
als der Fürst zu den kunstsinnigsten Männern der Gegenwart 
gezählt worden muß. 

Gesellschaft der Kunstfreunde in Olmütz* 

Anläßlich des sechzigjährigen Regierungsjubiläums des 
Kaisers, der ja in der alten Bischofsstadt den Thron seiner 

1 ) Mitteilungen des Mährischen Gewerbemuseums. 1903, XXI, S. 177 ff« 
und 184« 

2 ) A* a. O. 1886, IV, S« 72, 1889, VII, S. 11 f., 1S94, XII, S. 86, 1896, 
XIV, S. 64» 1900, XVIII, S. 102, 1902, XX, S. in, 1906, XXIV, S. 14« 



- 176 — 

Väter bestiegen hatte, veranstaltete die unter dem Protektorate 
des Fürsten stehende Gesellschaft in Olmütz unter dem Titel 
„Altösterreichische Maler 1800— 1848" eine Kunstausstellung, 
die besonders infolge der reichen Beschickung durch den Fürsten 
selbst zu den sehenswertesten Schaustellungen des Jubeljahres 
zählte. Seine Durchlaucht hatte aus seinem prächtigen Besitze 
von Werken dieser Epoche 44 auserlesene Bilder zur Ver- 
fügung gestellt, die in den neuadaptierten, hellen Räumen 
des alten Stadthauses zur vollsten Geltung kamen *). 

Der gegenwärtig in seinen Historienbildern so unter- 
schätzte Heinrich F. v. Füger offenbart in seinen kleineren 
Werken „Orpheus und Eurydike" (Liechtenstein-Galerie Nr. 357, 
alt 1341) und „Die Musen der Tragödie und Komödie" 
(Liechtenstein-Galerie Nr. 354, alt 1338) in der Komposition, 
phantastischen Beleuchtung und Farbengebung, wie in der 
Zeichnung des Nackten und der Gewänder gewiß ein nicht 
ungewöhnliches Geschick. Eine interessante Erinnerung an den 
Aufenthalt Fuhrichs in Rom bildet die kleine, dem Grafen 
Eduard Clam-Gallas 1830 gewidmete Tafel „Zur Adventzeit 
in Rom". Der Landschaftsmaler J. A. Koch hat sich mit seinen 
Freunden in der Vorhalle einer Osteria beim Weine nieder- 
gelassen, andächtig lauschen sie den volkstumlichen Klängen 
der Weihnachtsmusik, die zwei Hirten vor einem Marienbilde 
anstimmen» Den größten Reiz verleiht dem Bildchen die eigen- 
artige Beleuchtung — ein flackerndes Kohlenfeuer, an dem 
sich die Kunstler die Hände wärmen, und der vom Freien 
hereinfallende Schein des Vollmondes* Nicht minder groß zeigt 
sich Führich in dem von echt religiösem Geiste durchwehten 
Bilde „Christus in der Vorhölle" (1837)» Von größter Lebendig- 
keit erfüllte, schön drapierte Figuren, kräftig im Kolorit, 
drängen sich der edlen Gestalt des eintretenden Heilands ent- 
gegen, über dessen Haupte fein gezeichnete Engelscharen 
schweben. Mit sichtlicher Liebe hat Amerling das Porträt des 
Bildhauers Thorvaldsen (1843) geschaffen (Liechtenstein-Galerie 
Nr. 353, alt 1364). Die milden, harmonisch zusammenklingenden 

l ) Neue Freie Presse. 8. April 1908, S. 8, 15. April, S. 8, 2a. April, 
S. 1 (Abendblatt), 11. Hai, S. 1 ff. 



— 177 ~ 

Farben, der lebensvolle Ausdruck des Kopfes mit den geist> 
vollen Augen und dem schlohweißen Haar und die unge* 
zwungene Körperhaltung vereinigen sich zu einer Wirkung, 
wie sie nur wenige Werke der deutschen Malerei aus jener 
Zeit hervorzubringen imstande sind; es ist ein Hauptwerk des 
Meisters, in dem er auf einer Stufe mit seinen großen eng" 
lischen Vorbildern, vor allem Lawrence, steht 

Eine große Anziehungskraft übten in der Ausstellung 
die Werke der Wiener Genremaler der vormärzlichen Zeit 
aus, von denen die schönsten aus Liechtensteinschem Besitz 
stammten. 

Eybl hat eine charakteristische Jägerfigur in einer Alpen" 

landschaft und einen Mann mit einem Bierglas (1834) gemalt 

Besonders aus dem letzterwähnten Werke spricht die glänzende 

malerische Begabung des Kunstlers. Wie reizvoll sind hier 

die im hellen Lichte gesehenen, lebendigen Fleischtöne der 

wunderbar herausgearbeiteten Gesichtszüge und der fein ge-> 

zeichneten Hände und die metallisch glänzenden Haare mit 

den tiefen Farben der Kleidung und dem dunklen Hinter< 

gründe in Verbindung gesetzt. Eine äußerst sympathische Er" 

scheinung ist Peter Fendi. Tieftonige Farben wählt er für das 

so ansprechende Bild, in dem er leichtflüssig zwei in einem 

Buche lesende Mädchen gemalt hat, hell hingegen jubeln die 

Farben gleich den Menschen in dem Bilde „Die Erwartung" 

(1836). Am hohen Ufer des blauen Meeres harrt die Familie 

dts Fischers des heimkehrenden Vaters, der in der Ferne im 

Kahne sichtbar wird. Hoch hebt die junge Mutter ein Kind 

empor, freudig winkt die Tochter dem Nahenden zu. Mit 

leicht über die Fläche gleitendem Pinsel, mit feiner Betonung 

des Seelischen, aber ohne Aufdringlichkeit malt Fendi, der 

Kinderfreund, seine von Schalkhaftigkeit erfüllten Aquarelle 

aus dem Leben der Kleinen. Zu seinen anmutigsten Werken 

dieser Art zählen die Blätter „Musikalische Versuche" (1834) 

und „Glücklicher Stapellauf" (1839). Ergötzlich sind im ersten 

Bilde die beiden Kinderfiguren anzusehen, die sich auf dem 

alten Lehnstuhl einen Altar errichtet haben und nun zur Ehre 

Gottes, der Knabe auf der Baßgeige, das Mädchen auf dem 

12 



Hörn, die Kirchenmusik ertönen lassen. Dicht aneinander ge* 
drängt sammelt sich im zweiten Bilde am Ufer eines Bächleins 
eine reizende Kinderschar und setzt ein Papierschiffchen, in 
dem eine Puppe ruht, in Bewegung. Auch hier fehlt der 
Säugling in der Wiege nicht, der, unbekümmert um alle V<mv 
gange in der Außenwelt, friedlich weiterschlummert Von hellem 
Lichte und kräftiger Farbe erfüllt sind die vortrefflichen 
Kinderbilder Ranftls, ein Mädchen mit einem Kinde, neben 
ihnen ein mit gewohnter Meisterschaft gemalter Hund (1844), 
und zwei fischende Kinder (1845). 

Von Gauermann sind aus Liechtensteinschem Besitz 
zehn Bilder in die Ausstellung gelangt, die • uns den Meister 
von den verschiedensten Seiten in seinen auf genauen Natur' 
Studien beruhenden, mit tadelloser Sicherheit der Zeichnung 
und vollendeter Technik wiedergegebenen Tierbildern zeigen. 
Da sind zunächst seine dramatisch beschwingten, großen 
Werke, die zu seiner Zeit vor allem seinen Ruhm be* 
gründeten, wie „Vor dem Gewitter" (1837) und „Vor dem 
Sturm" (1840), ferner die trefflichen Bilder „Kühe und 
Schafe, einen Fluß durchschreitend", „Ein Saumweg aus 
der Gegend von Meran", „Die Schmiede" und „Ein Mädchen 
mit Ziegen und Hühnern vor einem Bauernhause", ein be^ 
sonders erfreuliches Werk, das in der lebendigen Wieder' 
gäbe der Tiere an Troyon gemahnt Die größte Wirkung ist 
Gauermann in seinen Bildern kleineren Formates noch heute 
gesichert, wie dies das zierliche Reh an der Waldquelle, der 
in unbeschreiblicher Leuchtkraft aus dem geheimnisvollen 
Dämmerlichte des Stalles hervortretende Schimmel (1833), 
die am hohen Seeufer lagernde Kuh mit den beiden Schafen 
und in erster Linie ein Knabe mit Pferden dartun« Neben 
einer alten, hohlen Weide steht ein Knabe, der ein braunes 
Füllen und einen stattlichen Schimmel futtert Die Ursprung' 
lichkeit der Auffassung, die Feinheit der Stimmung und der 
tief poetische Sinn für die Schönheit der Natur machen das 
Bildchen auch dem modern empfindenden Auge wertvoll; hier 
spricht auch deutlich aus der ungemein leichten Pinselfuhrung, 
der sonnigen Beleuchtung und der Wiedergabe der alle Gegen' 



— 179 — 

stände umschimmernden Luft die hohe malerische Begabung 
des Heisters 1 )« 

Eine stattliche Reihe von Landschaften schließt sich an 
diese Werke an. Die Landschaft mit einem Hirten, Kühen und 
Schafen (1817) von dem meist in München tätigen Max Josef 
Wagenbauer gehört zum Bestände der Liechtenstein^Galerie 
(alt Nr. 1352). Beachtenswerte Werke Johann Fischbachs sind 
die beiden großen, ehrlich gemalten Landschaften aus den 
Jahren 1824 und 1842, eine davon stellt eine weite, mit Rindern 
und Hirten staffierte Hochfläche mit dem Ausblick auf Ruine 
und Schloß Liechtenstein bei Mödling dar, das zweite Bild, 
außerordentlich kühn gemalt, zeigt eine heitere Jägergesellschaft, 
die nach den Muhen der Auerhahnjagd im Dämmerlichte des 
anbrechenden Morgens unter den hohen Stämmen eines Nadel- 
waldes rastet Die zackigen, mit Schnee bedeckten Berggipfel, 
die durch das Grün der Baumzweige blicken, werden von den 
ersten Strahlen des aufsteigenden Tagesgestirnes mit rötlichem 
Schimmer übergössen. Gleich Fischbach entnimmt auch Anton 
Hansch seine Motive den Hochalpen« Sein „Vierwaldstädter 
See bei Brunnen mit dem Uri'Rothstock", in Abendstimmung 
bei aufgehendem Vollmond gemalt, ist eine tüchtige Leistung* 
Von Ignaz Raffalt, der in seinen Landschaften dank der treffe 
liehen Beobachtung atmosphärischer Vorgänge kräftige Stimmung 
gen zu entfalten versteht, sind zwei kleine Werke aus den 
Jahren 1844 und 1849 zugegen. In höchst geistvoller Weise 



l ) Gauermanns Einnahmebuch vermerkt, daß das Bild „Vor dem 
Sturm 44 im Jahre 1840 für 800 fl. Konventionsmünze an Kraigher in 
Triest verkauft wurde. (Zeitschrift für bildende Kumt. 1883, XVIII, S. 283* 
Nr« 150.) Den „Saumweg aus der Gegend von Heran" erwarb 1843 Graf 
Siddngen in Ischl für 250 Dukaten (a. a. O. S. 286, Nr« 168), das Bild 
dEm Kiübemit Pferden"' 48dt<Nfettmann für 150 £L Konventionsmünze 
(ax 4.O. jSiiisf^ H«^3S>^ ^eiSdunkde^, »£fyMhkheniinit biegen und 

und 173 des F tnTV fh m cfruche« idattfob zji sein v .- Fürtf Aloi» IL, von 
Liechtenstein kaufte yom Kunstfei; J838 „Pflügende Pferde" um 290 Pufcaten 

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NK - kB42'41id< '„Ott* Wittsh*tt*> auf 4*m R6tttomlniier Taü^fii^^ir^.^. 



12* 



.13 



— l8o — 

gelingt dies dem Künstler besonders in der Flußlandschaft, 
über welcher schwere, grauschwarze Gewitterwolken hängen, 
hinter denen die Sonne ihre siegreichen Strahlen hervorsendet 
und die entfernten Ufer hell beleuchtet Waldmüller übertrifft 
in der Landschaftsdarstellung die genannten Künstler weitaus. 
Er entrollt vor unseren Augen ein herrliches Bild von der 
Pracht der österreichischen Alpenwelt und führt uns da mit 
Vorliebe an die klaren Bergseen, von deren Ufern gewaltige 
Felsenhäupter in die Lüfte starren, wie im „Königssee" (1838) 
mit dem Blick auf das von scharfkantigen Felsenkämmen 
überragte, liebliche St. Bartholomä, im hellfarbigen, kräftig 
beleuchteten „Zeller See" (zwei vollkommen übereinstimmende, 
nur im Formate verschiedene Bilder aus dem Jahre 1837) 
und im dunkelgrünen „Altausseer See" (1834), eines der köst- 
lichsten Werke des großen Meisters. Im Kahn hat er sich auf 
den weitgedehnten Wasserspiegel hinausbegeben und nun 
gleitet sein Blick über den Uferwald und die in weichen, 
rhythmischen Linien sich aneinanderschliefienden, in violetten 
und blauen Tönen leuchtenden Bergrücken hinauf zu den 
jähen Felsstürzen und glitzernden Schneefeldern des Dachsteins« 
Er wandert mit uns in die romantischen Alpentäler, wie im 
„Weg zur Schmittenhöhe bei Zell am See" (1837), der sich 
zwischen mächtigen Felsen und stolzen Tannen, an smaragd- 
grünen Matten und einem schäumenden Waldbach vorbei, 
zur Höhe hinan windet, oder er enthüllt uns in der „Straße 
in St. Wolf gang" (1835), über welcher ein schön geformter 
Berggipfel sichtbar wird, die Reize der heimischen, Volkstum/ 
liehen Architektur. Hohe Bauerhäuser mit überhängenden 
Schindeldächern, kleinen Vorgärten und grünen Büschen vor 
den Fenstern werden mit meisterhafter Beherrschung der 
Linear^ und Luftperspektive aneinandergereiht. Hierin, wie 
in der treuen Wiedergabe der in der klaren Gebirgsluft scharf 
ttmrissenen Objekte und in der Feinheit der Beleuchtung 
offenbart der Künstler eine Eindringlichkeit das Schauens, wie 
siz Rudolf Alt sein eigen nennt. Und wenn dann dem Künstler 
die Zustände in der Heimat unleidlich zu werden beginnen, 
dann flüchtete er in die sonnigen Gefilde Italiens und schuf 



— I8i — 

dort unvergängliche Werke« In der Olmützer Ausstellung waren 
aus dem Besitze des Fürsten zwei kleine sizilianische Land' 
Schäften zu sehen, den Tempel der Concordia (1849) u&d den 
Tempel der Venus bei Girgenti darstellend, vielleicht die wert' 
vollsten Stucke der ganzen Ausstellung, Schöpfungen, die sich 
in jeder Hinsicht mit den schönsten Landschaftsbildern aller Zeiten 
und Völker, die dem Süden ihre dankbaren Motive entlehnen, 
messen können« Der Zauber, mit dem die Wunder der südlichen 
Natur Waldmüller gefangennahmen, überträgt sich auch auf 
uns, immer wieder zieht es uns zu diesen Bildern zurück und 
immer wieder können wir in ihnen neue Schönheiten ent* 
decken« Die Lokalfarben, die in seinen Bildern aus der bunten 
Heimatswelt so kräftig tönen, treten zurück im Goldglanze 
des herabflutenden Sonnenlichtes, das die leuchtenden Säulen 
der Tempelhallen, die hellgrünen Pflanzen, das kahle Gestein, 
das blaue Meer und den klaren Himmel zu einheitlicher, 
wahrhaft festlicher Wirkung verbindet *)• Nicht in die schöne 
Wirklichkeit, wie Waldmüller, sondern in erträumte Wunder* 
gefilde, zu glücklichen, sorglosen Hirten, Fischern und Land* 
leuten führt uns der liebenswürdige Karl Marko in seinen 
fein gezeichneten italienischen Landschaften« Von den vier 
Bildern aus den Jahren 1835, 1837 und 1857 fesseln uns be- 
sonders zwei römische Landschaften, eine mit den Ruinen eines 
antiken Tempels und eine andere, die uns ans Meeresgestade 
geleitet, beide von rosigem Abendsonnenschein übergössen« 
Daß Rudolf von Alts Ölbilder seinen Aquarellen in nichts 
nachstehen, beweist seine in leuchtender Farbenfrische pran<* 
gende Landschaft bei Ragusa, ein verfallenes Bauwerk, um" 
wuchert von üppigen Agaven, darüber der tiefblaue Himmel, 
ein Bild voll ausgesprochener Eigenart und Kraft« Dazu ge" 
seilt sich ein schönes Aquarell, das die mächtigen Bäume, 
die Sträucher und Rasenplätze des Hradschin mit den Silhouetten 
des Belvederes, des Veitsdomes und der Burg in geistvoller Weise 
vereinigt (1839)« Eine interessante Probe von dem Kunst" 
schaffen seines Vaters Jakob Alt ist ein Ölbild, das den präch" 

Sämtliche oben genannten Bilder Waldmüllers sind im Roeßler* 
sehen Prachtwerke (Wien 1907) reproduziert. 



— 181 — 



tigen gotischen Dom in Kaschau gleich der Staffage, ungarischen 
Bauern in ihrer malerischen Tracht, bis ins kleinste Detail 
sorgfaltig wiedergibt (1852)» 



Das Kaiser Franz Josef*Museum für Kunst 

und Gewerbe in Troppau* 

(Schlesisches Landesmuseum.) 

Das Troppauer Landesmuseum, dessen Entstehung in 
erster Linie der Schlesischen Handels** und Gewerbekammer 
zu danken ist, kann sich seit Jahren der hohen Gunst des 
Fürsten rühmen l ). Als das Museum daranging, aus Anlaß des 
vierzigjährigen Regierungsjubiläums des Kaisers ein eigenes 
Heim zu gründen, brachte der Fürst als Protektor des Instituts 
dem Unternehmen die größte Sympathie entgegen« Er spendete 
zunächst den Baugrund im Ausmaße von 697 Quadratklaftern, 
bezahlte die Übertragungsgebühr für diese Schenkung und 
widmete außerdem für den Neubau die namhafte Summe von 
i2.ooo Kronen« Am 27. Oktober 1895 wurde das stattliche, im 
Stile der italienischen Renaissance von den Wiener Architekten 
Joh. N. Scheiringer und Franz Kachler erbaute Museum, das 
sich inmitten der schönen, die Stadt umziehenden Parkanlagen 
befindet, feierlich eröffnet. Hierbei gedachte Vizepräsident Anton 
Karl Lemach in längerer Rede der hervorragenden Verdienste 
des Fürsten, worauf der in Vertretung desselben anwesende 
Chef der fürstlichen Hofkanzlei, Dr. Hampe, im Namen des 
Fürsten dankte. 

Im Laufe von mehr als zwanzig Jahren sind den Samm- 
lungen des Instituts von Seiten des Fürsten eine Fülle von 
wertvollen Kunstgegenständen zugekommen, welche haupt- 
sächlich dazu beigetragen haben, daß das Museum in bezug 
auf Reichhaltigkeit den Vergleich mit den älteren österreichi- 
schen Provinzialmuseen keineswegs zu scheuen braucht. 



l ) Mitteilungen des Mährischen Gewerbemuseums. 1895» XIU, S. 178 ff«, 
1896, XIV, S. 48. — österreichische Volkszeitung. 21. Juli 1903* 



— 183 — 

Aus den uns vom Direktor des Museums, Dr. Edmund 
Wilhelm Braun, freundlich zur Verfugung gestellten Angaben 
geht hervor, daß Seine Durchlaucht seit dem Jahre 1885, außer 
einer größeren Anzahl wertvoller kunsthistorischen Werke für 
die Bibliothek, 24 alte deutsche Stiche und Holzschnitte von 
Aldegrever, Altdorfer, B. Beham, Binck, Granach, Durer, Hirsch* 
vogel, Meckenem und Schongauer für die Kupferstichsamm** 
lung, 33 kostbare Ölgemälde und Aquarelle und mehr als 350 
bedeutende Werke der Plastik und aller Zweige des Kunst- 
gewerbes für die Sammlungen gespendet hat, eine Leistung, 
die alle Kunstfreunde des Landes zu größtem Danke ver* 
pflichtet« 

Die Gemäldesammlung des Museums enthält zunächst 
als Widmung des Fürsten eine Reihe bedeutender Landschaft^ 
bilder österreichischer Meister« Friedrich Gauermanns öl" 
gemälde „Wildschweine im Walde" (1831) führt uns lebhaft 
vor Augen, wieviel der hervorragendste Tiermaler Österreichs 
im Vormärz den alten Holländern zu danken hat« Die Land" 
schaft mit dem zwischen tief eingeschnittenen Felsen fließenden 
Wasser, riesige Eichen, mächtige Tannen, deren zum Teile 
kahle Aste geisterhaft in die Luft starren, entwurzelte Baum" 
stamme, der in Nebel getauchte Hintergrund, darüber ein Stück 
blauen Himmels, an dem schwere Wolken erscheinen, das 
alles erinnert an die Art, wie der große Ruisdael die Natur 
gesehen und wiedergegeben hat 1 )« Von großem malerischen 
Reize ist ein zweites, kleineres Bild Gauermanns, „Kühe am 
Seeufer", dadurch, daß der Haler die Tiere im hellen Sonnen" 
schein, vor dunklen Abendwolken stehend, gemalt hat August 
Schaeffer offenbart in seinem Aquarell „In der Lueg bei St. Gilgen 
am Wolfgangsee" (1880) seine große Heisterschaft in der Wieder" 
gäbe der Lufttöne und in der virtuosen Behandlung des Laub" 
werkes der Bäume am Seeufer. Die beiden hellfarbigen Aqua" 
relle „Landschaft" (1885) und „Nach dem Regen" (1886) zeugen 
von der liebenswürdigen, bescheidenen Art, mit der Ladislaus 



*) Das Bild wurde von Gauermann seinerzeit um 200 Gulden Kon* 
ventionsmünze an Herrn von Neuhaus nach Ungarn verkauft (Zeitschrift 
für bildende Kunst 1883, XVIII, S. 183.) 



- I8 4 - 

Eugen Petrovits es versteht, die Erscheinungen der Natur 
wiederzugeben. In wenigen seiner zahlreichen Werke wirkt 
Eduard v, Lichtenfels durch liebevolles Eingehen in die Natur, 
große Linienschönheit, glucklichen Farbensinn und poetischen 
Zauber so stark wie in dem Bildchen „Der Hintersee mit der 
Hohen Wand" (1860). Ein tiefblauer Himmel wölbt sich über 
der klaren Wasserfläche, mächtige, schön gezeichnete Bäume 
bilden den Vordergrund der Landschaft, während sanft an- 
steigende, bewaldete, im Schatten liegende Hänge den Über- 
gang zur Kalkwand vermitteln, die, von hellem Sonnenlichte 
bestrahlt, schroff zum Seeufer abfällt» Eine anmutige Kompo- 
sition desselben Meisters ist auch die „Landschaft bei Gmünd" 
(1890), die im Hintergrunde eine von der Sonne beschienene 
Häusergruppe, welche halb zwischen Bäumen verborgen ist, und 
im Vordergrunde einen kleinen Bach zeigt* Von den beiden 
Lichtenfels'Schülern Karl Onken und Ludwig Hans Fischer 
stammen zwei Bilder; der erstere hat eine einsame Mühle bei 
Kirchberg am Wechsel (1889), der letztere ein eindrucksvolles 
Aquarell, „Korfu", gemalt Die aus ernsten Zypressen hervor- 
blickende, prächtige Villa, der Ausblick aufs blaue Meer, die 
Ufer mit ihrer eigenartigen Vegetation, die in der Sonne 
glänzenden, hellgelben Felsenklippen und Gebäude, die leicht 
gewellten, violett getönten Hügelzüge am fernen Horizonte 
vereinigen sich zu reizender Gesamtwirkung. Einfach im Motiv, 
von zartem Farbenhauch übergössen, verrät Eugen Jetteis 
„Bauerngehöfte in der Bretagne" (1895 in Paris gemalt) den 
tiefen Sinn des Künstlers für Ton und Stimmung in der 
Natur. Das Bild gehört zum schönsten, was dieser feine Land" 
schafter gemalt hat Die hellblauen, rosaroten und violetten 
Töne des abendlichen Himmels klingen mit den grauen und 
braunen Flächen der ärmlichen Hütte und dem leuchtenden 
Gelb blühender Pflanzen in einem leisen Abendliede zusammen. 
Der „Bauernhof vor Sonnenuntergang" von Rudolf Ribarz, ein 
Bild aus den letzten Lebensjahren des Meisters, zeigt die hervor' 
ragenden Qualitäten desselben im besten Lichte, besonders seine 
feinfühlige Naturbeobachtung, welche sich hier in der Wieder' 
gäbe der Gegenstände in hellen, silberigen Farbentönen, um< 



- I8 5 - 

flössen von tiefer, klarer Luft, ausdrückt. Ein besonderes Inteiv 
esse an dieser Stelle beanspruchen zwei aus Schlesien stam~ 
mende Landschafter, Adolf Kaufmann (geboren 1848 zu Troppau) 
und Adolf Zdrasila (geboren 1868 in Poruba), durch ihre mit 
starkem Naturempfinden und verquickender Frische gemalten 
Landschaften „Am Waldesrand*, 1898, und „Partie an der 
Oppa", 1901« Alois Schönn erfreut uns durch ein farbenheiteres, 
lebensfreudiges Bild aus dem Orient („Ägyptischer Hochzeit** 
zug", 1856), Ludwig Passini, der unvergleichliche Aquarellist, 
durch ein reizendes Gemälde („Singende Mädchen", 1872), das 
zu den hervorragendsten Schenkungen des Fürsten ans Museum 
zählt Wenige Werke aus jener Zeit vermögen es, in uns heute 
einen derartig befriedigenden Eindruck zu hinterlassen wie 
dieses Bild, das alle Vorzüge des tüchtigen Künstlers, poetische 
Auffassung des Stoffes, treffliche Beobachtung des Volkslebens, 
ein starkes Gefühl für die Schönheiten der Natur und weiche, 
in alle Tiefen gehende Farben, enthalt. Unser Blick kann sich 
von der Schar anmutiger Ampezzanerinnen, die von der hohen, 
blumigen Bergwiese ohne Spur von Ziererei frisch in die Luft 
hinaussingen, nicht trennen. Scharf zeichnen sich die Umrisse 
der Gestalten von dem klaren Abendhimmel ab, während die 
Sonne mit ihren letzten Strahlen die Zinken der Dolomiten 
in goldgelbe, rötliche und violette Töne taucht 

Von österreichischen Genremalern sind noch vertreten: 
Alfred v« Schroetter durch das Bild „Der Jäger" (1888), das ihn 
als Meister in der Darstellung von Figuren im Kostüm des 
17« Jahrhunderts zeigt, Emil Strecker durch das große, an* 
sprechende Gemälde »Der Rekonvaleszent 41 (1889), das einen 
genesenden Mönch, der andächtig den Klängen der Orgel 
lauscht, darstellt, Josef Gisela durch den elegant gemalten 
„Kunstliebhaber", voll peinlichster Sorgfalt in der Ausführung 
der Details, und der 1852 zu Lobenstein in Schlesien geborene 
Josef Kinzel durch das ergreifende Werk „Bange Stunden" 
(1905)» ausgezeichnet durch die im klaren Lichte gemalte, vor' 
zügliche perspektivische Wiedergabe des Inneren einer von 
hohen Kreuzgewölben überspannten Tischlerwerkstätte« Der 
originelle Hans Schwaiger erscheint mit zwei Werken aus dem 



— X86 — 

Jahre 1890, Fruchten seines jahrelangen Aufenthaltes in seinem 
abenteuerlichen Holzhause in den mahrischen Vorkarpathen. 
In der „Slowakischen Bäuerin" erzielt er durch die geistreiche 
Benützung des Holzuntergrundes für die Malerei, die er in 
kühnen Farbenflecken hinsetzt, eine frappante Wirkung. Im 
zweiten Bilde stellt er in außerordentlicher Farbenfrische und 
mit treffendem Realismus das bunte Innere eines slowakischen 
Bauernhofes dar. 

Auch die deutsche Genremalerei wird durch eine Anzahl 
bedeutender Werke repräsentiert. Wir nennen unter denselben 
in erster Linie ein Bild Benjamin Vautiers,* „Sonntagnachmit' 
tag in Schwaben" (1861), in dem die liebenswürdige Kunst des 
populären Meisters in vorzüglicher Weise zur Geltung kommt. 
Es zeigt eine reizende Gruppe von Bauernmädchen, die am 
Waldesrande ihre Angehörigen erwarten, die von der Kirche 
des auf einem Hügel liegenden, hell von der Sonne beschieß 
nenen Dorfes durch die Felder schreiten. Wilhelm Sohn hat 
ein „Mädchen am Spinnrad" (1880) mit großer Lebendigkeit in 
der Gestalt und gewandter Technik in der Ausführung der 
Details gemalt „Der Geflügelhändler" (1872) von Anton Seitz 
zeigt einen der bedeutendsten Kleinmaler, der hier in der 
Durchbildung der Einzelheiten an die große Kunst eines 
Meissonier erinnert 1 ). Hugo Kauffmanns „Bauer mit einer 
Katze" (1884) wirkt erfreulich durch den trefflichen Humor 
und das ansprechende Kolorit Auch einige Meister der Land' 
Schaftsmalerei auf deutschem Boden lernen wir in guten 
Werken kennen. Gregor v. Bochmann versteht es, in außer' 
ordentlich glücklicher Weise in seinem „Motiv aus Rügen" die 
weidenden Schafe, die Figur des Hirten und den beladenen 
Erntewagen mit der steinigen Uferlandschaft, dem blaugrauen 
Himmel und dem den Horizont begrenzenden, dunkelblauen 
Meeresstreifen zu verschmelzen« An die Art der alten Nieder' 
länder gemahnt Robert Schleichs „Holländische Winterland' 
schaft" (1885) durch die Darstellung einer glatten Eisfläche 

l ) Wahrscheinlich dasselbe Bild, das 1882 auf der Auktion Arthur 
Hajrer von Aliö'Rufibach In Wien um axoo Gulden versteigert wurde« 
(Kunstchronik. 1881, XVI, Sp. 365») 



- 187 - 

mit den auf derselben dahingleitenden Figürchen von Schutt* 
schuhläufern, den armseligen Hütten und hohen, kahlen Bäumen 
am Ufer, der Stadt im Hintergrunde und dem schweren, von 
rötlichen Sonnenstrahlen durchzogenen Wolkenhimmel darüber. 
Eine liebliche Idylle gibt Friedrich Johann Voltz in seinem 
Bilde „Kühe an der Tränke 41 (1884), das sich durch frische 
Farben und meisterhafte Charakteristik der Tiere auszeichnet. 
Hans Thomas schlichte „Hitteldeutsche Ftußlandschaft" (1892) 
aus der Galerie Weidenbusch zeigt uns den Meister, der in 
österreichischen Sammlungen leider ein gar seltener Gast ist, 
auf dem Gipfelpunkt seines ernsten Streben», Einfach in der 
Komposition, gibt er mit kraftvollem Ausdrucke und in ge* 
dämpften Tönen die in die Tiefe sich dehnende Landschaft 
am Wasser mit den schön geformten Baumkronen am Ufer 
und den dunklen, geballten Wolken wieder. 

Der französische Genremaler Armand Leleux fesselt uns 
im Bilde „Der Tischler" durch die meisterhafte Beleuchtung 
des Innenraumes einer Werkstätte, der Spanier Mariano Bar' 
basin im Werke „Der zerbrochene Krug" durch sichere, feine 
Zeichnung* In das Jahr 1906 fällt die Widmung eines Reiter** 
bildnisses, das dem Thomas de Keyser zugeschrieben wird, und 
eines Werkes aus der Werkstätte des Bernardo Beiotto, welches 
die Feste Königstein in Sachsen darstellt 1 ). 

Die Zahl der vom Fürsten gespendeten Gegenstände der 
Plastik und des Kunstgewerbes ist so bedeutend, daß deren 
Aufzählung geradezu ermüdend wirken müßte« Nur die hervor' 
ragendsten Objekte mögen daher kurz erwähnt werden. Unter 
den Werken der Skulptur sind bemerkenswert: Ein bemaltes, 
geschnitztes Holzrelief, ein Heiliger, vor drei Frauen kniend, 
und das Gegenstück dazu, welches einen Mönch (St Dominikus), 
der vor einem Altare kniet, zeigt, lombardische Arbeiten aus 
dem Ende des 15. Jahrhunderts, drei Stuckreliefs, die Madonna 
mit dem Kinde darstellend, Florentiner Arbeiten vom Ausgange 
des 15. Jahrhunderts, zwei Steinreliefs, das eine ein Wappen, 
von schwebenden Putten gehalten, das andere Halbpferde, auf 

l ) Hitteilungen des Hlhrischen Gewerbemuseunu. 1907, S. 143. 



— 188 — 

deren Rücken je ein Flügelknabe sitzt, enthaltend, florentinisch, 
zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts, eine aus Eichenholz ge* 
schnitzte Gruppe, Maria mit dem Kinde, eine deutsche Arbeit 
um die Wende des 15. Jahrhunderts, zwei moderne italienische 
Reliefe aus Lindenholz („Schwebende Kinder" und „Eingang 
zur Palastruine") und endlich ein bemaltes Gipsrelief von 
Robert Anning Bell, „Die Toilette", 

Von den Gegenständen aus Bronze heben wir hervor: 
Plaketten von Moderno (Herkules und der nemeische Löwe) '), 
Giov. Florentino (Mucius Scaevola, Urteil des Paris) 2 ), so** 
genannter Caradosso (Schmiede des Vulkan) und Antonio da 
Brescia (Abundantia und Satyr) s ), eine vergoldete Medaille mit 
dem Brustbilde einer jungen Frau im Profil, mailändisch, um 
das Jahr 1520, einen aus dem 17« Jahrhundert stammenden 
Türklopfer, welcher einen Knaben mit Flügeln, zwischen zwei 
Delphinen sitzend, zeigt, sämtlich Werke der italienischen 
Kunst, eine niederländische Hutagraffe (Herodes und Salome 
mit dem Haupte des Johannes), zirka 1480, einen leuchte** 
tragenden Engel, ein flandrisches Werk aus dem 15. Jahr' 
hundert, und ein Aquamanile in Form einer Mädchenbüste, 
eine niederdeutsche Arbeit des 14. Jahrhunderts« Die beiden 
letzterwähnten Stücke stammen aus der im Jahre 1899 ver«* 
steigerten Sammlung Stein in Paris. Daran reihen sich eine 
Messingschüssel mit getriebenem St Georg im Mittelstück, 
ein Nürnberger Erzeugnis des 17. Jahrhunderts, und eine An' 
zahl schmiedeeiserner Arbeiten, worunter sich eine aus der 
Sammlung Hirth in München stammende bemalte Aufsatz** 
blume befindet. 

In vorzüglicher Weise wird die ältere Möbelindustrie 
durch mustergültige Stücke repräsentiert« Vor allem sind hier 
anzuführen : Eine gotische Truhe mit Flachschnitzerei aus Tirol, 
einige Werke niederrheinischer Herkunft, wie ein Schränkchen 
mit der Darstellung der Maria Immaculata (15. Jahrhundert), 

*) Emile Holinier, Les bronces de la Renaissance« Les plaquettes. 
Paris 1886, I, Nr. 199« 

*) Holinier, Nr« 108 und 134* 
3 ) Holinier, Nr. 121. 



— 189 — 

ein spätgotischer Zahltisch, ein Himmelbett, ein Sofa mit hoher 
Rücklehne und Stickerei auf der grünen Tuchpolsterung und 
schließlich ein Kasten mit vier Türen und zwei Schubladen, 
die drei letzteren in Eichenholz, reich geschnitzt, aus der zweiten 
Hälfte des 16. Jahrhunderts stammend, ferner fünf italienische 
Renaissancetruhen, teilweise eingelegt, teilweise geschnitzt, ein 
Florentiner Sessel aus Nußbaumholz aus der Mitte des 16. Jahr' 
hunderts, ein großer, hellgelb gestrichener Schrank mit Malerei 
in Grisaille, die allegorische Figuren, Putten und Grotesken 
wiedergibt, eine italienische Arbeit des 17. Jahrhunderts, ein 
vergoldeter Rahmen von architektonischem Aufbau (16. Jahr' 
hundert), ein reichgeschnitzter Holzrahmen, im Laubwerk des* 
selben Putti mit Blumen, ein Werk des französischen Barock' 
Stiles, ein in Eichenholz geschnitztes Panneau im Stile Bof' 
frands (um 1720), aus einem Pariser Hotel stammend, und 
endlich zwei spanische Lederstühle aus dem 17. Jahrhundert, 
besondere Beachtung verdienen die Erzeugnisse der 
Venezianischen Ursprunges sind drei spätgotische 
Terrakottaplatten und ein Majolikateller mit einer Landschaft 
aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Zwei Teller und zwölf 
Fliesen sind Produkte einer Faentiner Majolikafabrik in der 
ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Aus der Fabrik Candiana 
bei Padua rührt eine große Majolikaschüssel her (zirka 1620 
bis 1650). Daran schließen sich ein Delfter Fayenceschälchen 
in Blumenmalerei und drei Delfter Fayenceteller mit der 
Beilmarke und Darstellungen aus der Folge von zwölf 
Monatsbildern (Mitte des 18. Jahrhunderts) und ein plastisch 
verzierter schlesischer Steinzeugkrug mit der Darstellung der 
Kreuzabnahme, eine Arbeit des 16. Jahrhunderts. Von den 
herrlichen Erzeugnissen der europäischen Porzellanfabrikation, 
die dank der Fürsorge des Fürsten in reicher Auswahl im 
Museum vorhanden sind, führen wir an: Einen Teller und 
eine Compoti&re, blau bemalt, mit goldenem Gitternetz und 
ausgesparten Blumenmedaillons aus dem bekannten Liechten' 
steinschen Speiseservice (1784 — 1787) und eine unbemalte 
Porzellanfigur, einen Mann in altspanischer Tracht, der einen 
Brief überbringt, darstellend (Sammlung Hirth, Nr. 636), aus 



— 190 — 

der Wiener Fabrik, eine bemalte Figur, eine junge Dame im 
Rokokokostüm, welche die Marmotte dreht, zeigend (zirka 
1740— 1745), eine mit chinesischem Blumenmuster bemalte 
Kanne (um 1750) und die weißglasierte Figur eines Bischofs 
mit einem Kelche (Kändlersche Zeit) aus Meißen, eine natura- 
listisch bemalte Figur, ein Rebhuhn als Dose, aus Berlin, zwei 
bemalte Figuren aus der kurmainzischen Porzellanmanufaktur 
zu Höchst, die eine ein nacktes, kleines Mädchen an einem 
mit Moos bedeckten Felsen (Sammlung Hirth, Nr. 537), die 
andere ein Mädchen mit einem Hündchen am linken Arm 
darstellend, zwei Fürstenberger Biskuitbusten mit weißglasiertem 
Sockel (Scipio und Drusus) und eine Nymphenburger weiß- 
glasierte Porzellanfigur, einen sogenannten „Käsehändler". 
Aus der an schönen und seltenen Porzellangruppen der her- 
vorragendsten deutschen Fabriken besonders reichen Samm- 
lung Georg Hirth, welche im Jahre 1898 in München ver- 
steigert wurde, stammen eine Karyatide aus Biskuitmasse, 
eine Suppenterrine, zwei Statuetten, ein Schäfer und eine 
Schäferin, eine Figur, die einen sitzenden Leoparden, und 
eine andere, welche einen Ziegenbock darstellt, sämtlich 
aus Nymphenburg, ferner eine S&vresvase mit vergoldetem 
Bronzefuß und schließlich zwei Wedgwoodvasen« Ein glänzendes 
Zeugnis für die hohe Stufe, welche die Töpferkunst in neuester 
Zeit wieder erreicht hat, legen die Vasen von Fischer in 
Budapest, Schmuz-Baudiß in München, Hans von Heider in 
Schongau am Lech, Max Läuger in Karlsruhe und Finch in 
Finnland ab. 

Unter den Gegenständen der Glasindustrie nennen wir 
eine reiche Kollektion venezianischer Gläser, mehrere deutsche 
bemalte Humpen und ein Schaperglas mit Ornamenten und 
figuralen Darstellungen (zirka 1720— 1730)« Interesse verdienen 
auch die übrigen Arbeiten des Kunsthandwerks, welche die 
Leder- und Textilbearbeitung an einzelnen trefflichen Mustern 
zeigen. Schließlich seien noch unter den Spenden des Fürsten 
ein Kölner Eglomis£-Bild aus der ersten Hälfte des 16. Jahr- 
hunderts und eine Emailplatte mit der Kreuzabnahme, eine 
französische Arbeit des 17. Jahrhunderts, angeführt. 



— 191 — 



An den Spezialausstellungen, welche das Museum seit 
der Eröffnung des neuen Gebäudes in rascher Folge veran' 
staltete, beteiligte sich der Fürst durch Überlassung kost** 
barer Schätze aus dem Kunstbesitz seines Hauses* Im Jahre 
1896 fand in den Räumen des Museums eine Ausstellung 
von 68 Gemälden von bedeutenden Meistern der Gegen/ 
wart aus dem Privateigentum des Fürsten statt. 16 davon sind 
durch Schenkung in den Besitz des Museums übergegangen '). 
Für die Kaiser Franz Jose&Jubiläumsausstellung (1898) sandte 
der Fürst gleichfalls eine Anzahl von Gemälden, unter welchen 
in erster Linie die Werke deutscher Meister vertreten waren 2 ). 
Unter den Ausstellern auf der Altwiener Porzellanausstellung 
im Jahre 1903, welche 800 Nummern, namentlich aus sohlest 
schem Privatbesitze, umfaßte und gewissermaßen eine Vor** 
arbeit für die großartige Ausstellung im Wiener Museum für 
Kunst und Industrie (1904) sein sollte, war besonders Seine 
Durchlaucht zu nennen. Bemerkenswert unter den von ihm 
beigestellten Objekten war zunächst eine große Porzellane 
schüssel, die auf der Rückseite die eisenrote Inschrift „ Viennae 
17 « 5"> wahrscheinlich 1725, trägt. E. W. Braun war der erste, 
welcher schon im Jahre 1902 auf diese Schüssel, welche zu 
den ältesten Erzeugnissen der Wiener Porzellanmanufaktur 
gehört, hinwies. Der Rand derselben trägt auf der Vorder' und 
Rückseite japanische Blumen im Imarigenre und im Fond ähn^ 
liehe Blumensträuße in Vasen von barocken Formen« Weiter" 
hin finden wir die charakteristischen Störche, die auch die Hunger*» 
Schale zeigt, welche sich im Besitze des Herrn Karl Mayer in 
Wien befindet. (Hunger, der Gehilfe Du Paquiers, arbeitete 
ja 1717 — 1720 in Wien.) Das prächtige königsblaue Liechten*- 
steinsche Service (1784—1787) spiegelte den Einfluß von Sivres, 
der in der ersten Zeit der Sorgenthalschen Leitung so bedeu^ 
tend war, wieder 3 ). Einen Teil der herrlichen Schätze an 



') Kunstchronik. N. F. 1898, IX, Sp. 27. — Hitteilungen des MSh* 
rischen Gewerbemuseums, 2896, XIV, S. 165 f. 

2 ) Kunstchronik. N. F. 1899, X, Sp. 9 f. 

3) Kunst und Kunsthandwerk. 1903, VI, S. 445 ff. — Kunstgewerbe* 
blatt 1904, XV, S. 81 ff. 



— 192 — 

Erzeugnissen der Keramik, die der Fürst sein eigen nennt, 
konnten die Kunstfreunde der Stadt ferner auf den Ausstel^ 
lungen von ostasiatischem (1905) und europäischem Porzellan 
(1906) bewundern ')♦ Aus der Frühzeit der Meißener Fabrik 
erregten da besonders die hervorragenden Chinesenfiguren und 
'gruppen, die dieselben Modelle einige Male in verschiedenem 
prächtigen Dekor zeigen, die Aufmerksamkeit der Kenner* 
Der gleichen Fabrik gehörten auch zwei Messergriffe mit kleinen, 
vorzüglich gemalten Watteau^ und Jagd'Szenen an. Aus der 
Blütezeit der Fabrik zu Capo di Monte stammte das brillante 
Frühstückservice, das mit bunten mythologischen Reliefs ge> 
schmückt erscheint Das reichste und prächtigste der Stücke aus 
Sivres war eine Vase (forme dite Potpouri) aus dem Jahre 
1757 mit apfelgrünem Grunde, reichem, durchbrochenem Gitter' 
werk und bunten Blumenbuketten, bemalt mit Putten in 
Wolken in ausgesparten Feldern — nach Boucher — sowie 
mit radierten, goldenen Blumenranken. Die Vase ist als Mittel' 
stück einer Kamingarnitur zu denken, flankiert von zwei 
Girandolen in Vasenform mit zwei über dem Henkel unter 
der Mündung ausladenden Elefantenköpfen, deren Rüssel 
in zwei Tüllen ausläuft. Auch die Ausstellung österreichischer 
Goldschmiedearbeiten im Jahre 1904 wurde vom Fürsten be> 
schickt 2 ). Für die Geschichte dieses Zweiges der Kunstindustrie 
in unserem Heimatlande waren einige Arbeiten aus fürst' 
lichem Besitze von hohem Werte, wie z. B. das Feldsberger 
Ciborium von 1727 mit dem Namenpunzen J. M. (viel' 
leicht Joh. Leopoldt Mayr in Wien), der Empireleuchter mit 
dem Beschauzeichen 1805 und der Meistermarke CS (Carl 
Scheiger in Wien, Meister 1802), die prächtige Deckelvase von 
Stephan Mayerhofer in Wien (1837) usw. Am 16. Februar 
1905 eröffnete das Museum eine Ausstellung deutscher, italieni' 
scher und niederländischer Handzeichnungen des 15. — 18. Jahr' 
hunderts, an welcher sich der Fürst gleichfalls beteiligte 3 ). 
Die kostbaren Blätter aus dessen Kunstsammlung gestatteten 

l ) Kunst und Kunsthandwerk. 1906, IX, S. 426 ff. 

*) Kunst und Kunsthandwerk. 1904, VII, S. 496 ff. 

3 ) Hitteilungen des Mährischen Gewerbemuseums. 190s S. 45 f. 



— 193 -— 

einen Einblick in den Reichtum derselben an seltenen Werken 
der Zeichenkunst aus hervorragenden Kunstepochen und von 
den an der Weiterentwicklung der bildenden Künste in der 
neueren Zeit am meisten beteiligten Nationen. Aus der 
schönen Sammlung von Bronzearbeiten, welche in der 
Liechtenstein'Galerie aufgestellt ist, waren einige bemerkend 
werte Stücke auf der Ausstellung von Bronzen aus älterer 
und neuerer Zeit (1907) zu sehen 1 ). Von den Arbeiten, die 
insgesamt der italienischen Kunst, und zwar zum größten 
Teile dem 16. und 17. Jahrhundert angehörten, nennen wir 
bloß: Die kleine, vergoldete Bronzestatue des Herkules von 
Bertoldo, eine vortrefflich gearbeitete Plakette mit der Dar' 
Stellung des hl. Antonius in Halbfigur, voll realistischer Wieder' 
gäbe der kräftigen Gesichtszuge und des Faltenwurfes, eine 
Florentiner Arbeit vom Ende des 15. Jahrhunderts, vielleicht 
ein Werk des Bellano, die schöne Figur eines Kriegers zu 
Pferde von dem Paduaner Andrea Riccio und schließlich die 
außerordentlich wirksamen Gestalten des Herkules und des 
Mars von Giovanni da Bologna« 

Die großherzige Anteilnahme, welche der Fürst, einer der 
bedeutendsten Kunstfreunde unserer Zeit, dem Schlesischen 
Landesmuseum entgegenbrachte, kann als Zeichen der größten 
Anerkennung für das Wirken des Instituts gelten, welches 
durch seine unermüdliche Regsamkeit und fortwährende Füh^ 
lungnahme mit dem gesamten Kunstleben der Gegenwart vielen 
Provinzialmuseen als Huster voranleuchten kanxv 



Kunstgewerbliches Museum der Handels- und 

Gewerbekammer in Prag« 

Die Prager Museen, welche in regem Wetteifer darnach 
streben, für alle Kreise des Volkes ein Hort der Bildung zu 
sein, erfreuten sich gleichfalls der Huld des Fürsten, die in 

l ) Kunst und Kunsthandwerk. 1907, X, S» 526 ff. 

13 



— im — 

wertvollen Widmungen far die Sammlungen derselben ma 
glänzenden Ausdruck kam* Ein hervorragendes Werk der 
alten Plastik erhielt im Jahre 1889 das Kunstgewerbliche Museum 
der Handel*" und Gewerbekammer zum Geschenke, eine 
Brunnengruppe aus Bronze, welche Venus und Amor mit 
einem Delphin darstellt *)♦ Der Brunnen, dem einst diese Gruppe 
angehörte, wurde von Benedikt Wurzelbauer (1548 — 1620) aus 
Nürnberg, einem Schuler Georg Labenwolfs, auf Bestellung 
des Landfaofmeisters Christoph Popel von Löbkowitz 1599 g e ' 
gössen und im Jahre 1600 in dem am Hradschin gelegenen 
Garten des Auftraggebers aufgestellt* Doppelmayer gibt in 
seinen „Nachrichten von nürnbergischen Künstlern" vom Jahre 
1730 die Höhe (10 V* Schuh), das Gewicht des Bassins (34 Zentner) 
und der Gruppe (26 Zentner) und den Preis des Brunnens 
(2000 Gulden) an. Er wurde unzweifelhaft nach einer Zeichnung 
des Nürnberger Stadtarchitekten Wolf Jakob Stromer her' 
gestellt, welche sich gegenwärtig als ein Teil des Stromerschen 
Skizzenbuches im Besitze der freiherrlichen Familie von Stromer 
im Schlosse Grünberg befindet. Nach der Zeichnung bestand 
der Brunnen aus einem großen, von einem reichgegliederten 
Unterbau gestützten Bassin, in welchem auf einem mit Wappen 
geschmückten Postament Amor auf einem Delphin und Venus 
standen. Stromer markiert auch sieben Wasserstrahlen, die von 
der Gruppe ausgehen sollten. Wahrscheinlich kam der 
Brunnen um 1623 oder bald darauf durch Kauf in den Besitz 
Wallensteins, der den Sockel mit seinem Wappen und der 
Jahreszahl 1630 versehen ließ. Nach der Erstürmung des 
Hradschin durch das schwedische Heer im Jahre 1648 wurde 
die Gruppe nach Schweden weggeführt, sie findet sich 1652 im 



l ) Bericht des Kuratoriums des Kunstgewerblichen Museums für 
das Verwaltungsjahr 1889. Prag 1890, S. 4 und 17 f. — Zeitschrift für 
bildende Kunst 1880, XV, S. 54t N. F. 1890, I, S. 299 £ — Kunstgewerbe* 
Matt T892, in, S. 91« ~ Di* Österreichisch-ungarische Monarchie in Wort 
und 8üd. BBhmefi. Wien 1896, H, S. 376. — Dr. Karl Chytü, Der Prager 
Venoshruanen von Benedikt Warseibauer. Prag 1902. — Mitteilungen 
des Mährischen Gewerbemuseums» 1902» XX, S. 184» 1905» XXÜi, £. 78« — 
Repertorium für Kunstwissenschaft 1902, XXV, S, 374 ff* 



— «95 — 

Inventar der Königin Christine« Die Königinwitwe Hedwig Elc 
onora schenkte dieselbe ihrem Günstling, dem Grafen Karl 
Gyilenstjerna, aus dessen Besitz sie in das Eigentum der Grafen 
von Fersen überging. Von dem letzten ans dem Geschleckte 
derselben erstand sie Christian Hammer in Stockholm, welcher 
die Gruppe im Garten seiner Villa Byström aufstellte. Der 
Kunstschriftsteller Emil Jonas, welcher sie dort sah, veranlaßte 
den Besitzer, das Werk als Gegenstand der altdeutschen Kunst 
auf der nordischen Industrie und Kunstausstellung zu Kopen^ 
hagen (1888) auszustellen. Von hier wanderte die Bronzegruppe 
nach Berlin, wo sie im königlichen Kunstgewerbemuseum zu 
sehen war. Wilhelm Bode teilte dem hochherzigen Förderer 
des Kunstgewerblichen Museums in Prag, Alfred Ritter v. 
Lanna, mit, daß die Statue, welche für die Hauptstadt Böhmens 
von großer kunsthistorischer Bedeutung ist, verkäuflich sei. 
Lanna war aber nicht imstande, eine Persönlichkeit zu finden, 
welche die großen Kosten, die die Erwerbung der Statue ver* 
ursacht hatte, aufbringen wollte, und regte bei Bode an, dies* 
bezüglich mit dem Fürsten Johann von Liechtenstein, der zu- 
gleich mit ihm auf der Pariser Weltausstellung weilte, zu 
sprechen. Bode entsprach diesem Wunsche und Seine Durch- 
laucht erklärte sich dazu bereit, das Kunstwerk anzukaufen 
und dem Prager Kunstgewerblichen Museum zu schenken. 
Obwohl der Fürst in selbstloser Bescheidenheit gewünscht hatte, 
daß sein Name als Spender nicht genannt werde, blieb die 
hochherzige Tat nicht verborgen, durch welche ein bedeutendes 
Werk deutscher Kunst, welches schon als verschollen galt, nach 
mannigfachen Irrfahrten in drei Jahrhunderten an den Ort ztf 
rückgelangt ist, für den es ursprünglich bestimmt war. Die 
große Unterschale des Brunnens, welche von den Schweden ziu 
rückgelassen wurde, hat der verdienstvolle Direktor des Muse 
ums, Karl Chytil, im Garten des Palastes der Grafen Wald' 
stein zu Prag wieder aufgefunden, wo sich dieselbe seit dem 
Jahre 1900 befindet. Die Sammlung Hammer aber, eine der 
hervorragendsten Privatsammlungen der Welt, welcher einst 
der Venusbrunnen angehörte, wurde schon wenige Jahre 
nach dem Verkaufe desselben in Köln versteigert (189a). 

13* 



— 196 — 

Durch seine Schenkung war der Fürst angeregt worden, 
das Prager Kunstgewerbliche Museum, welches sich damals 
noch in den Räumen des Rudolphinums befand, zu besichtigen; 
dadurch lernte Seine Durchlaucht auch die großartige Gemälde 
galerie des letzteren kennen, was zur Folge hatte, daß nun 
auch diese Sammlung in den Kreis jener Kunstinstitute ge> 
zogen wurde, welche der Fürst mit Kunstwerken bedachte. 



Die Gemäldegalerie der „Gesellschaft patrio- 
tischer Kunstfreunde" im Künstlerhaus Rudol* 

phinum zu Prag. 

Durch Schenkung einer beträchtlichen Anzahl hervorra^ 
gender Meisterwerke der Malerei für die Gemäldegalerie im 
Rudolphinum hat der Fürst, gleich anderen Kunstfreunden, 
ein Institut mächtig gefördert, das unter den Sammlungen der 
diesseitigen Reichshälfte, Wien ausgenommen, unstreitig den 
ersten Rang einnimmt« Wie in wenigen Sammlungen öster** 
reichs kommen daselbst alle Werke im gunstigen Lichte der 
großen Säle, wie durch ihre gute Verteilung an den Wänden 
zur prächtigen Wirkung. Unsere höchste Bewunderung verdient 
die Hochherzigkeit des Fürsten besonders deshalb, da sich unter 
den Widmungen desselben auch eine Anzahl von Meisterwerken 
aus der Blütezeit der niederländischen Malerei im 17. Jahr' 
hundert befinden, die vom Fürsten erworben wurden und durch 
Jahre hindurch eine Zierde der Liechtenstein'Galerie bildeten. 
Seine Durchlaucht hat sich von diesen Bildern gewiß schweren 
Herzens getrennt und sie nur in' der richtigen Erkenntnis, daß 
für öffentliche Sammlungen nur eine Auswahl aus dem Besten 
gerade gut genug ist, dem Museum überlassen 1 ). 

') Dem Herrn Galer ie-Inspektor Paul Bergner danke ich an dieser 
Stelle nochmals für seine gütigen Hitteilungen. — Über die gespendeten 
Werke alter Heister vergleiche: Repertorium für Kunstwissenschaft 
1884, VII, S. 188 ff., 1891, XIV, S. 163, 1902, XXV, S. 374 ff. — Die graphi- 
schen Künste. 1894t XVII, S. 87 f. — Die österreichisch-ungarische Hon- 
archie in Wort und Bild. Böhmen, II, S. 428 ff. 



— 197 — 

Das wertvollste Werk darunter ist wohl das kühn ge* 
malte Bildnis des Jasper Schade van Westrum, eines der 
schönsten Einzelporträte von Frans Hals, das der Fürst bei 
der Versteigerung der Sammlung Wilson in Paris (1881) um 
43*000 Franken erworben hatte *)• Der schöne, mit geschnitzten 
und bemalten Wappen versehene Rahmen trägt die Jahres^ 
zahl 1645» 

Die Halbfigur des jungen Mannes mit der selbst* 
bewußten Haltung und den frischen Gesichtszügen ist außer' 
ordentlich geschickt in die Bildfläche hineinkomponiert. Sie 
füllt die linke Hälfte derselben, während rechts der graue 
Hintergrund nur von dem in leichten Umrissen skizzierten 
Schatten des Dargestellten unterbrochen wird. Das Licht fällt 
von links auf den Körper und spielt in starken Tönen im 
Antlitz, in den Haaren und dem rechten Ärmel des Kleides, 
die linke Seite des Körpers ist in Schatten gehüllt Verhältnis" 
mäßig sorgfältig erscheint noch das Gesicht behandelt; die 
Haare, der weiße Hemdkragen und der Rock aber sind mit 
flotten Pinselstrichen in dünnflüssigen Farben heruntergemalt« 
Die Art, wie der Maler im schillernden Gewebe des Armeis weiße, 
gelbliche, graue, bräunliche und schwarze Farbenflecken kühn 
nebeneinandersetzt, erinnert an die Malweise des modernsten 
Impressionismus. Gleichfalls aus der Sammlung Wilson stammt 
das gut erhaltene, ausgezeichnete Porträt einer vornehmen 
Dame von Jacob Gerritsz Cuyp (1636). Die jugendliche Gestalt 
mit den heiter blickenden Mienen und dem blonden Haar ist 
mit liebevoller Sorgfalt durchgebildet Mit besonderem Geschick 
und außerordentlichem Fleiß sind der reiche Spitzenbesatz an 
dem Häubchen, dem Kragen und den Armein, die mächtige, 
weiße Halskrause und die Stickerei des Kleides ausgeführt. 
Eine wahrhaft große Wirkung bringt Gerard Ter Borch durch 
schlichte Auffassung, meisterhafte Zeichnung und malerische 
Behandlung in den beiden Bildnissen hervor, welche einen 
vornehmen Holländer und dessen Gemahlin in ganzer Figur 
darstellen« Zu der ungemein zarten Gesichtsbildung tritt 



*) Kunstchronik. 1881, XVI, Sp« 557* 



- 198 - 

eine liebevolle Ausführung der Kleidung, die besonders in dem 
reich mit Spitzen besetzten Atlasrocke der Frau von der größten 
Virtuosität ist Die Dargestellten sind nach der auf der Rück" 
sehe der Bilder angebrachten Inschrift Willem Marienburg, 
Burgermeister von Deventer, und seine Frau Gertrud, geborene 
Assinck* (Katalog der Liechtenstein'Galerie, 1873, Nr» 562 und 
563.) Schöne niederländische Arbeiten des 17* Jahrhunderts 
sind die beiden Originalrahmen, die in reicher, hocherhabener 
Schnitzerei Rosen, Sonnenblumen und Embleme und am oberen 
Rande Putten, die ein Wappen halten, zeigen* Von größtem 
malerischen Reiz ist das „Mädchen am Balkon" von Gerrit 
Dou 1 ). Träumerisch blickt die anmutige, jugendfrische 
Gestalt auf die Kanäle, Brücken und Türme der Stadt 
Leyden, die vom leichten Morgennebel umschleiert sind» 
Wunderbar fein erscheinen der hellgrüne Samt der Jacke und 
das Weiß des Hermelinbesatzes mit dem farbenprächtigen 
persischen Teppich, der in Falten über die Brüstung fällt, zu* 
sammengestimmt« Den oberen Abschluß des Ganzen bildet die 
reizende Architektur des Balkons, den Weinlaub, in herbst» 
liehen Farben leuchtend, umrankt 

Wir wenden uns nun den Werken der modernen Malerei 
zu« Der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts gehören an: „Stein*' 
lader in der Normandie" (1845) von Ferd. Theodor Hilde** 
brandt, flott gemalt und lebhaft in der Farbengebung, „Italien^ 
scher Bilderverkäufer" (1867) von Matthias Schmid, aus- 
gezeichnet durch elegante Pinselführung und feinen koloristi' 
sehen Reiz, ein blühender „Mädchenkopf" mit goldblonden 
Haaren von dem in Prag geborenen Gabriel von Max, mit 
der dem Künstler eigenen sentimentalen Auffassung wieder*» 
gegeben, „Mädchen mit einer Kuh" von Hermann Baisch, 
einfach im Motiv, jedoch energisch im Farbenauftrag und 
wunderbar durch die Art, wie der hervorragende Tiermaler 

1) Das Bild befand sich 1665 im Cabinet de Bjt in Leyden und wurde 
1798 aus der Sammlung Orleans in London um 315 Pf* St versteigert. 
(Smith, 1829, I, S. 25» Nr. 76. — C. Hofstede de Groot, Beschreibendes und 
kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen 
Haler des 17. Jahrhunderts. I, S. 448, Nr. 366.) 



— 199 — 

das blendende Sonnenlicht auf dem Tierleib, der weiblichen 
Figur und der hellgrünen Laubwand spielen läßt, und „In der 
Pferdeschwemme" von Hans Thoma (1891). Mit kräftigen 
Strichen stellt der hochgeschätzte Heister den Reiter und die 
Pferde dar, an denen das Wasser des Flusses, den sie durch* 
schreiten, hoch hinaufspritzt Die Schwierigkeiten, das ziehende 
Wasser malerisch za behandeln, sind hier glänzend überwunden» 
Hinter dem Grün des Ufergebüsches und zwischen den Stäm* 
men der Baumreihe, die das Wasser entlang zieht, blicken 
die roten Ziegeldächer eines Dorfes hervor. Über hügeliges 
Land hinweg, über das schwere Wolken dahinstreichen, schweift 
das Auge bis zum fernen, waldumsäumten Horizont. 

Beachtung verdienen ferner einige Bilder österreichischer 
Haler» Der Orientmaler Karl Müller wandelt in seinem Bilde 
„Der Gang in den Keller" (1872) auf anderen als den g+* 
wohnten Bahnen, offenbart aber auch hier, besonders in der 
trefflichen Architektur des Vorraumes sein großes malerisches 
Können. Von den heimischen Landschaftern nennen wir zu* 
nächst Eduard von Lichtenfels („Kupferminen in Agordo in 
Norditalien*) und dessen Schüler Heinrich Tomec (geboren 
1863 in Prag), von dem eine schlichte Waki* und Wiesenland' 
Schaft zugegen ist. Emil Jakob Schindler verkörpert in seiner 
„Landschaft" (1884) die Stimmung in der Natur mit poetischer 
Kraft* Friedlich ruhen die Kühe am Waldesrande, hohe Pappeln 
spiegeln sich im stillen Wassertümpel, an dem ein einsames 
Gehöfte liegt Die Wirkung des feuchten Duftes, der über dem 
Gewässer lagert und die Umrisse der Körper auflöst, ist mit 
unnachahmlicher Kunst wiedergegeben. Mit erquickender Frische 
und feiner künstlerischer Empfindung hat Rudolf Berat den 
Marktplatz in Prachatitz (1894) gemalt Vor uns liegen die 
alten, teilweise schön bemalten Häuser mit den anheimelnden 
Lauben, welche den ganzen Platz umsäumen, der von dem 
altersgrauen Rathaus mit seinem mächtigen Turm überragt wird. 
Interessante architektonische Details der an altertümlichen 
Bauten so reichen Städte des Landes hält auch Walter Crane 
in ungemein lebhafter Farbengebung und dekorativ wirksamer 
Weise in seinen beiden „Böhmischen Städtebildern* fest 



200 — 



Wir können unsere Besprechung der Schenkungen des 
Fürsten ans Museum nicht würdiger beschließen als mit der 
Betrachtung des herrlichen Gemäldes „Im Walde" von Gustave 
Courbet Da, wo man einer so gewaltigen Persönlichkeit gegen-' 
übersteht, fühlt man, wie ungeheuer schwer es eigentlich ist, 
den Inhalt eines Kunstwerkes in Worte zu fassen. Der tiefe 
Ernst, mit welchem der Klassiker der modernen Malerei die 
Schönheit des Alls in seine Seele eingesogen hat, kommt in 
dieser Landschaft zum kräftigen malerischen Ausdruck* Mit 
wunderbarer Sicherheit des Auges hat er hier das geheimnis> 
volle Weben in der Natur erfaßt und mit machtvoller Hand 
im großen Zuge auf die Leinwand gebannt Die Einzelheiten 
des prachtvollen, breit gemalten Bildes, das dunkle Wasser, 
das aus der Höhlung der hellen Felswand hervorquillt und 
über moosbewachsene Steine zieht, der mächtige Baumstamm 
und das undurchdringliche Ufergebüsch, dessen Laubwerk in 
herbstlichen Farben prangt, das vom Wasser durchfeuchtete 
Grün, klingen in voller Harmonie zusammen und reißen uns 
zur aufrichtigen Bewunderung für den großen Meister von 
Omans hin, der wie wenige Künstler die Fähigkeit in sich 
trug, in die Geheimnisse der Natur einzudringen und die 
Macht der Stimmung, die sein Inneres ergriffen hat, auch im 
Beschauer wiederertönen zu lassen« 



Das Museum des Königreiches Böhmen 

in Prag* 

Das Museum des Königreiches Böhmen zählt gleichfalls 
den regierenden Fürsten Johann IL von Liechtenstein zu seinen 
opferwilligsten und freigebigsten Gönnern *). Der Fürst gehört 
vom Jahre 1875 an zu den wirklichen Mitgliedern der Museumsv 
gesellschaft mit dem bedeutenden Jahresbeiträge von 200 
Kronen. Im Jahre 1884 widmete Seine Durchlaucht für die 

*) Nach den gütigen Hitteilungen des Herrn Dr. Alfred Slavik, 
Geschäftsleiters des Museums. 



— 201 — 



Sammlungen des Museums ein Meisterwerk von Gabriel von 
Max, „Die Betende", ein wahrhaft fürstliches Geschenk, das 
zu den kostbarsten Schätzen der Kunst gehört* Das Museum 
gelangte dadurch in den Besitz eines prächtigen Bildes des 
eigenartigen Künstlers, welcher als Sohn des Bildhauers Josef 
Max 1840 in Prag geboren wurde, an der Akademie dieser 
Stadt seine ersten Studien machte und gegenwärtig als Pro* 
fessor an der Münchener Akademie wirkt Eine Schenkung 
aus dem Jahre 1887 ist ein Aquarell, welches den originellen, 
im Jahre 1497 fertiggestellten, spätgotischen Brunnen von 
Kuttenberg, ein Wahrzeichen dieser Stadt, darstellt« Interessant 
sind auch die beiden Urbare der fürstlich Liechtensteinschen 
Herrschaft Schwarz'Kosteletz in Böhmen aus den Jahren 1562 
und 1672, welche 1904 aus dem Besitze des Fürsten ins Eigene 
tum des Museums übergingen. 



Die Landesbildergalerie zu Linz« 

Daß der Fürst stets darauf bedacht war, durch seine WicU 
mungen an die Landesmuseen sein Interesse für deren Be* 
deutung und Weiterentwicklung auszudrücken, dafür dienen 
auch die Schenkungen an die oberösterreichische Landesbilder' 
galerie zu Linz als Beispiel* Die derselben im Jahre 1903 ge** 
spendeten Gemälde bilden eine wertvolle Bereicherung der im 
oberösterreichischen Landhause untergebrachten Sammlung von 
Gemälden« Georg Holub erscheint mit einer in frischen Farben 
ausgeführten, sonnigen Hochalpenlandschaft, den Hohen Priel, 
von der Hüttenalpe aus gesehen, darstellend (1892)« Von 
Andreas Achenbach rührt der „Sturm an einem Hafenboll" 
werk" (1886) her, eine kleine Marine, in vornehmen, goldig' 
braunen Tönen gehalten« Von der liebenswürdigsten Seite 
lernen wir Benjamin Vautier in der genrehaft aufgefaßten 
Halbfigur eines kleinen Mädchens in Schwarzwälder Tracht, 
kennen. Auf hoher künstlerischer Stufe steht der berühmte 
holländische Maler Joseph Israels im lebensgroßen Bildnis einer 



202 — 



„Alten Frau mit gefalteten Händen". Das Bild zeigt den treffe 
liehen Meister des Helldunkels in seiner ganzen Größe. Kit 
einem Minimum von Farben ist die Figur mit feinem Realis* 
mus aus dem Dunkel des geschlossenen Raumes heraus** 
gearbeitet, nur Gesicht und Hände werden von den spärlich 
eindringenden Lichtstrahlen beleuchtet Inhaltlich zahlt das G*> 
mälde zu den „Armenleutbildern" des Meisters, die uns durch 
die aus ihnen sprechende Innigkeit des Gemüts, den ergreifen** 
den Ernst, die lebenswahre Darstellung und die Schlichtheit 
des Tons so sehr gefangennehmen 1 ). Dem Bestreben des 
Fürsten, die Denkmäler der vaterländischen Kunst und Ge*> 
schichte vor ihrem Untergange zu bewahren, verdankt auch 
das Land Oberösterreich die Widmung des Grabsteines des 
Grafen Wilhelm ▼. Solms zu Braunfels (f 1542) für das Solm** 
sehe Familienerbbegräbnis zu Braunfels* Der Stein, der sich 
ursprünglich in der Spitalkirche zu Efferding befand, ver~ 
schwand vor Jahren aus derselben; er gelangte durch Kauf in 
den Besitz des Wiener Sammlers Anton Widter und wurde 
nach dessen Tode vom Fürsten erworben» Die rotmarmorne 
Platte mit der aufrechtstehenden Ritterfigur im Relief ist eine 
trefflich gearbeitete Skulptur, die nach langjähriger Wanderung 
an eine Stelle gelangt ist, die ihr von allem Anfange an gebührt 
hatte 2 )- 

Das Steiermärkische Kulturhistorische und 
Kunstgewerbemuseum am Joanneum in Graz* 

Wie sehr für das Wirken des Fürsten als Förderer der 
österreichischen Provinzialmuseen der Umstand maßgebend 
ist, durch seine Schenkungen die maßgebenden Persönlich- 
keiten anzuregen, seinem hochherzigen Beispiel zu folgen, in 
welchem Maße er insbesondere darauf bedacht war, in erster 
Linie solche Werke zu widmen, die mit dem Kunstleben des 

') Nach den gütigen Mitteilungen der Herren Heinrich Lindner, 
Landhausinspektors, und Dr. Ubett, Kustos der Bildergalerie, in Linz. 

*) Mitteilungen der k. k. Zentralkommission. N. F. 1891, XVH, 

S* 120* 



— 203 — 

Landes in inniger Beziehung stehen, dafür bietet auch die 
Steiermärkische Landesgalerie ein lehrreiches Beispiel *). Durch 
die Munifizenz des Fürsten sind gute Werke von Künstlern, 
welche eine Zierde der Abteilung des Museums für steirische 
Malerei bilden, ins Haus gekommen. Wir nennen in erster 
Reihe die Ölgemälde von Ferdinand Mallitsch, einem Wald' 
müller'Schüler, der in Graz geboren wurde und den größten 
Teil seines Lebens auf seinem Gute Willkommhof bei Marburg 
als Maler und Landwirt tätig war* Im „Familienglück" offen' 
bart sich eine harmlose Genrenatur von anheimelnder Traulich' 
keit, im „Studienkopf" lernen wir den Künster als trefflichen 
Charakteristiker, in der „Bergstraße vor Mondaufgang" und 
im „Unterstem sehen Bauernhaus im Schnee" als Landschaft^ 
maier kennen. Poetischer Zauber ist über die eine Landschaft 
ausgegossen, während in dem letzterwähnten Bilde aus der 
Darstellung der niedrigen, unter der drückenden Schneelast 
seufzenden Bauernhütte, der weiten, in Weiß gehüllten Fläche, 
des schweren, grauen Himmels, der knorrigen, gespenstisch in 
die Luft starrenden Aste der Sträucher und Bäume das Gefühl 
der Einsamkeit und Trauer in ergreifenden Tönen zu uns 
spricht Der in weiteren Kreisen als tüchtiger Genremaler be* 
kannte PilotySchüler Gabriel Hackl, der gegenwärtig als Pro** 
fessor der königlichen Akademie zu München wirkt, ist gleich- 
falls ein Sohn der grünen Steiermark« Als Schenkung Seiner 
Durchlaucht sind 36 Aquarelle in Tuschmanier, „Kostüm«* 
Studien aus Steiermark", von dem genannten Künstler in den 
Besitz des Museums übergegangen« Daran reihen sich ein 
„Stilleben" (Aquarell), bezeichnet mit G. C. 91, und ein Bild 
von A. Heilmann, welches den steirischen Erzberg darstellt 
Die kunstgewerblichen Sammlungen des Museums enthalten 
eine Karyatide aus der bayrischen Porzellanfabrik zu Nymphen' 
bürg als Geschenk des Fürsten. 

1 ) Katalog der Landesbildergalerie in Graz* 1903, S. 4 und 33 &, 
Nr. 298, 300, 303 und 305. — Frimmcl, Blätter für Gemäldekünde. 1907» 
IH, S, 10. — An dieser Stelle sei auch für die gütigen Mitteilungen des 
Huseumsdirektors, des Herrn Karl Lacher (f), gedankt 



— 204 — 



Das Städtische Museum in Bozen« 

Schloß Velthurns. 



hervorragendes Verdienst erwarb sich der Fürst um 
das Schloß Velthurns '), dessen Innenräume ein wahres Schatz^ 
kästlein der Kunstübung in Tirol zur Zeit der Renaissance 
bilden. Von Klausen führt ein lohnender Weg über das auf 
hohem, steilem Felsen liegende Hochstift Säben ins herrliche 
Mittelgebirge mit seinen dichten Wäldern, gesegneten Fluren 
und idyllischen Dörfern« Über die beiden Orte Verdings und 
Garn gelangt man nun zum Schlosse, in dessen Fenstern sich 
die Vorposten der Dolomiten, die Vilnößer Geißeln, spiegeln« 
Im Jahre 1577 begann der Bischof von Brizen, Christoph 
Madrutz, an Stelle der Ruinen des alten Schlosses durch den 
Maurermeister Matthias Parlati jenen Neubau aufzuführen, 
der mehr als 300 Jahre den Brixener Bischöfen als Sommer' 
residenz diente. Der Nachfolger des genannten Bischofs, Johann 
Thomas Freiherr v. Spaur, setzte den Bau mit regem Intern 
esse fort* Nebst dem Schlosse wurde die „Turnitz" oder das 
„neue Stocket" erbaut, welches jedenfalls als Kanzlei zur Zeit 
der Anwesenheit der Bischöfe diente. In der Nähe des Schlosses 
wurde ein Weiher angelegt und dasselbe von einem Tier" 
garten umgeben, der später (wahrscheinlich unter dem Kardinal 
Andreas von Österreich, dem Sohne des Erzherzogs Ferdinand 
und der Philippine Welser) einer „Vogeltenne" Platz machte. 
Der Kardinal schuf auch die im zweiten Stockwerke gelegene 



l ) Mitteilungen der k. k. Zentralkommission. 1873» XVIII, S. 153, 
N. F. 1875, I, S. XXXVII f., 1880, VI, S. 90 ff., 1885, XI, S. 34 ff.» m. F. 
1903, II, Sp. 120, 159 und 191* — Mitteilungen des k. k. österreichischen 
Museums. 1874» IX. Jahrg., S. 121, 138 und 203 ff. — A. Ortwein und 
A. Scheffers, Deutsche Renaissance. IX. Leipzig 1885— 1887, IV. Abt., BL 1—23. 

— O. Schmidt und J. W. Deininger, Kunstschätze aus Tirol. Wien 1891, 
I. Abt., BL 8—10 und 15—18. — Die österreichisch'Ungarische Hon* 
archie etc. Tirol und Vorarlberg. Wien 1893» S. 438» 502, 504 und 508. — 
Kunst und Kunsthandwerk. 1900, III, S. 308 und 348, 1901, IV, S. 155 ff* 

— Illustrierte Zeitung. Leipzig, 4. Februar 1904 und 8« Juni 1905« 



— 205 — 

Kapelle, die mit besonders schönen Vertäfelungen geschmückt 
erscheint« Als das Bistum Brixen säkularisiert wurde, gelangte 
das Schloß durch die bayrische Regierung zur Versteigerung, 
bei welcher es durch einen Klausener Wirt erworben wurde« 
Die schönen Räume, nun als Wirtsstuben verwendet, erlitten 
damals mannigfache Beschädigungen. Die Gefahr des Unter' 
ganges war auch dann noch nicht beseitigt, als das Gebäude 
in andere Hände übergegangen war. Auf der Wiener Welt' 
ausstellung (1873) konnte man einige Prachtstücke der Innen' 
ausstattung, Wandvertäfelungen, eine mit prachtvollen Intarsien 
geschmückte Tür und einen Kronleuchter, bewundern und die 
Sorge, daß alles Bedeutende ins Ausland verschleppt werden 
könnte, quälte die Freunde der heimischen Kunstaltertümer. 
Sie wurden daher von der größten Freude erfüllt, als Fürst 
Johann v. Liechtenstein im Jahre 1875 das ganze Besitztum 
von Hugo Ritter v. Goldegg erwarb und für die Konservierung 
des Kunstwerkes aufs beste vorsorgte. Treffliche Publikationen 
machten jetzt auch weitere Kreise mit den Schätzen des Schlosses 
bekannt. Auf der Pariser Weltausstellung (1900) bildete eine 
im verkleinerten Maßstabe wiedergegebene Nachbildung des 
schönsten Raumes im Schlosse, des Fürstenzimmers, das be" 
merkenswerteste Interieur des vom Architekten Julius Deininger 
geschaffenen Tiroler Hauses, das nach Motiven der in der 
Eppaner Gegend häufigen, sogenannten „Ansitze" erbaut 
worden war. Dieses Interieur, welches im Auftrage des k. k. 
Ministeriums für Kultus und Unterricht von den k. k. Fach' 
schulen in Bozen (Holzbearbeitung), Bechyn (Ofen), König" 
grätz (Beschläge) und Trient (Steinarbeiten) hergestellt wurde, 
zeichnete sich vor allen anderen Innenräumen durch das ab" 
wechslungsreiche Bild, welches die in ungarischer Eiche, Birn" 
holz, Kirsche und Mahagoni durchgeführten Einlegearbeiten 
boten, und durch die gediegene Materialbearbeitung aus. Gegen" 
wärtig bildet der Raum eine besondere Zierde des k. k. öster" 
reichischen Museums für Kunst und Industrie in Wien. Ein 
wahrhaft fürstlicher Entschluß war es, als der Besitzer des 
herrlichen Schlosses sich bereit erklärte, dasselbe dem Bozener 
Museum unter der Bedingung zu überlassen, daß die Ein" 



— 206 — 

an Ort und Stelle verbleiben müssen, 
wodurch verhindert werden sollte, daß das Werk aus seinem 
ganzen historischen und monumentalen Zusammenhang ge* 
rissen würde« Außerdem widmete Seine Durchlaucht noch einen 
Beitrag von 10.000 Kronen, welcher hauptsächlich zur Erhaltung 
des herrlichen Kunstwerkes dienen sollte. Durch diese hoch- 
herzigen Schenkungen ist das Museum der Stadt Bozen, das 
infolge seines im Jahre 1905 vollendeten, prächtigen Neubaues 
und seiner gesamten Einrichtungen geeignet ist, der führende 
Mittelpunkt des Geisteslebens der Stadt und ihrer Umgebung 
zu werden, um ein Objekt bereichert worden, wie wenige 
Provinzialmuseen ihr eigen nennen können. In Hinblick auf 
die reiche Literatur mögen hier nur einige Andeutungen über 
die Gestaltung des Äußeren, der Raumeinteilung und der Ein/ 
richtung des Schlosses Platz finden. Der äußere Aufbau des 
Schlosses ist nüchtern« Was demselben aber an architektoni' 
schem Schmucke abgeht, ersetzten die Maler durch Ornamentik, 
beschränkten sich aber auf gemalte Rustika, Profile und Fenster* 
Umrahmungen. Das Gebäude gliedert sich seiner vertikalen 
Ausdehnung nach in ein gewölbtes Erdgeschoß und zwei Stock' 
werke von übereinstimmender Grundrißanlage. Das Erdgeschoß 
enthält außer den Schlosserarbeiten nichts von besonderem 
Interesse. Jedes der beiden Stockwerke ist in der Mitte von 
einer großen, breiten Halle durchzogen, zu deren Seiten die 
getäfelten Wohnräume, und zwar rechts zwei große und links 
drei kleinere angeordnet sind. Die Wandverkleidungen im 
ersten Stockwerke sind einfach. Aus der Halle des zweiten 
Stockes gelangt man durch eine Tür, die mit der Jahreszahl 
1583 datiert ist, ins sogenannte Fürstenzimmer, dessen schönen 
Wandverkleidungen in erster Linie Velthurns seinen Ruhm 
verdankt. Es bildet eine der bemerkenswertesten Leistungen 
den deutschen Kunsthandwerkes, die um so höher anzuschlagen 
sind, als der Baumeister ziemlich ungünstig proportionierte 
Raumverhältnisse geschaffen hatte. Das Hauptfeld der Decke 
zeigt neben vertieften Kassetten verschiedener Form und Größe 
auch erhaben aufgelegte Rahmen, wodurch eine ganz eigen" 
artige Wirkung entsteht. Es ist von einem breiten Kassetten* 



— ao7 — 



fries umschlossen; dieser selbst wird von einem Gesimse %*> 
tragen, dessen zahlreiche Konsolen den Obergang zur Wand* 
fläche vermitteln« Sämtliche Füllungen des Plafonds sind mit 
prächtigen Intarsien (Wappen, Medaillons mit den Bildnissen 
der vier Evangelisten, Blumen' und Tierornamenten) versehen 
und von formenreichen, mitunter geschnitzten Gliedern ge* 
tragen« Die Wandverkleidung besteht aus bogenförmig ab* 
geschlossenen Feldern, durch schlanke Pilaster voneinander 
getrennt Ein schön entwickeltes Gebälke bildet den Abschluß 
nach oben, während das Ganze auf einem Fußteile ruht, aus 
welchem die Sockel der Pilaster kräftig hervortreten« Zwei 
Wandkästchen unterbrechen die Täfdung; Erkerflanken, 
Fensterleibungen und die dazugehörigen Brüstungsmauerflächen 
tragen architektonisches Rahmenwerk« Wie an der Decke, so 
überwiegt auch an den Wänden die meisterhaft konzipierte 
Intarsia das nur spärlich auftretende Schnitzwerk« Den größten 
Wert beansprucht jedoch eine Türverkleidung mit schön ge~ 
gliedertem Aufbau und prächtig geformter Bekrönung, während 
eine zweite Tür weniger reich bedacht ist« Kunstvoll durch» 
gearbeitete Beschläge, teilweise noch die herrliche Bemalung 
zeigend, zieren beide Objekte. Auch an der Tür ist öie viel' 
farbige Intarsia das bevorzugte Dekorationsmittel« Als Fond 
der Einlegearbeit ist schön gefladertes Eschenholz gewählt, 
während zu den Einlagen Ahorn', Buchen', Linden^, Oliven', 
Nuß', Kirsch/, Apfel*, Birn', Mahagoni', Palisander-, ja sogar 
eine Art Kunstholz verwendet wurde« Zur Steigerung des 
dekorativen Effektes sind einzelne architektonische Glieder der 
Täfelung vergoldet, ohne daß dadurch sowie durch die färben' 
reiche Intarsia der harmonische, ruhige Gesamteindruck des 
Raumes irgendwie gestört würde« Der mächtige Ofen zeigt einen 
sechsseitigen prismatischen Aufbau, der mit biblischen Bildern 
blau in weiß und mit dem bischöflichen Wappen bemalt und 
von fünf Löwen aus rotem Marmor getragen wird« Die über 
der Wandvertäfelung angebrachten Temperagemälde biblischen 
und allegorischen Inhalts sind im allgemeinen schlecht erhalten 
und besitzen keinen hohen Kunstwert, dagegen sind die dekora** 
tiven Arbeiten, namentlich in den Wölbungen der Erker, mit 



— 208 — 

großem Geschick behandelt Die Verglasung erfolgte teils in 
mit Wappen und Landschaften bemalten Glastafeln, von denen 
sich jedoch nur zwei erhalten haben, teils in sechseckig %y 
schnittenen Butzenscheiben. Die im Statthaltereiarchiv zu 
Innsbruck aufbewahrte „Baukostraittung" und die dazugehörigen 
Rechnungsbelege im bischöflichen Archiv zu Brixen gewähren 
interessante Aufschlüsse über die Kosten des Baues und die 
dabei tätigen Künstler, die der Bischof aus Tirol, Süddeutsche 
land und Norditalien herangezogen hatte. Als Kunsthandwerker 
ersten Ranges müssen wir insbesondere den Tischlermeister 
Hans Spineider aus Meran anerkennen, welcher unter Beihilfe 
der Meister Hans Rumpfer aus Klausen und Nikolaus Dopf 
aus Brixen nach eigenen Skizzen die prachtvollen Vertäfelungen 
des Schlosses schuf. Aus der großen Schar seiner Mitarbeiter 
an der sonstigen Ausstattung des Baues erwähnen wir noch den 
Hafhermeister Paul Pietschdorf er aus Bozen, welcher den schönen 
Ofen im Galazimmer verfertigte, den Schlosser Hans Mezger aus 
Augsburg, der das vergoldete und polierte Schloß samt Bändern 
zu den Türen dieses Raumes lieferte, und endlich die Bozener 
Schlossermeister Gallus und Jakob Einspänner, von welchen 
hauptsächlich die Eisenarbeiten im Erdgeschoß herrühren. Kein 
Kunstfreund, welcher das an Kunstschätzen reiche Land besucht, 
möge versäumen, das seltene Prachtwerk eingehend zu besichtigen. 
Anläßlich des fünfzigjährigen Regierungsjubiläums des 
Fürsten faßte der Verband österreichischer Kunstgewerbemuseen, 
dem unter anderen auch die Museen zu Bozen, Brunn, Graz, 
Prag und Troppau angehören, den Beschluß, eine Plakette her" 
stellen zu lassen, welche die vorbildliche opferwillige Förderung 
der Künste, die Seine Durchlaucht seit einem halben Jahr" 
hundert betätigt hat und die insbesondere den österreichischen 
Museen in reichstem Maße zugute kam, verherrlichen soll. 
Mit der Ausführung dieser Plakette wurde Fräulein Hella 
Unger in Wien betraut 1 ). 

') Neue Freie Presse. 4. Dezember 1906, S. 10 und 22» März 1907» 
S. 1 (Abendblatt). — Mitteilungen des Erzherzog Rainer~Museums für 
Kunst und Gewerbe. 1908, S. 27. 



III. 



DIE FÜRST LIECHTENSTEINSCHEN 
PALÄSTE, SCHLÖSSER UND BURGEN. 



14 



Fürstentum Liechtenstein* 

Im Fürstentum Liechtenstein entstanden auf Veranlassung 
des Fürsten einige bedeutende Werke der Profanarchitektur 1 ). 
Wir nennen zunächst das nach den Plänen des fürstlichen 
Architekten Gustav v. Neumann im Jahre 1905 vollendete 
Regierungsgebäude in Vaduz, das für die Aufnahme der fürst- 
lichen Behörden und des Landtages bestimmt ist Dasselbe 
stellt sich als ein in lichtem Weiß getönter Spätrenaissance' 
Palast mit reicher Gliederung und Ornamentik dar und enthält 
eine Reihe schöner Innenräume, unter denen der Landtagssaal 
die größte Beachtung verdient Ein Werk desselben Architekten 
ist das oberhalb der Landeshauptstadt an einer Berglehne ge^ 
legene Haus der Forstverwaltung 2 )« Die Lage desselben im 
breiten, schönen Rheintale, inmitten herrlicher Waldungen, 
überragt von hohen Bergen, ist eine reizende* Der Stil, in 
welchem dieses Gebäude errichtet wurde, entspricht den OrtS' 
Verhältnissen und der Lage» Die Außenmauern sind in Bruch' 
stein als Rohbau ausgeführt* Die braun gebeizten Holzteile, die 
mit grüner Ölfarbe gestrichenen Blumenkästchen und kleinen 
Vordächer, wie das mit alten Ziegeln gedeckte Dach verleihen 
dem Hause ein malerisches Aussehen. Sämtliche Arbeiten 
wurden im Fürstentum selbst ausgeführt In unmittelbarer 

l ) F. Kraetzl: Das Fürstentum Liechtenstein und der gesamte Fürst 
Johann von und zu Liechtensteinische Güterbesitz. Brunn 1903. — Vel' 
hagen und Klasings Monatshefte. 1896/97» XI, S. 451 ff. — Für alle Welt 
Leipzig 1906, XII, S. 164« 

') Der Architekt. Wien 1899» V, S, 39, Taf. 72. 

14* 



— 212 — 



Nähe dieses Gebäudes erhebt sich die gleichfalls neuerbaute, 
schöne fürstliche Jagdvilla. 

Unfern der beiden Bauten befindet sich das Schloß Vaduz, 
auch Hohenliechtenstein genannt, welches der Fürst in den 
letzten Jahren sorgfaltig restaurieren ließ. Vom Hauptorte des 
Landes führt eine Fahrstraße zwischen Weinbergen auf den 
Burgfelsen« Bei weitem schöner aber ist einer der reizenden Saum' 
und Treppenpfade, die von Vaduz aus durch grünes Buchen" 
didricht an schroffen, malerischen Felsen auf die Höhe leiten. 
An der Südostecke des ausgedehnten, türmereichen Schlosses 
befindet sich zwischen der mit Schießscharten versehenen Burg" 
mauer und dem kolossalen, halbrunden sogenannten Heiden^ 
türm das äußere Tor, das zur Vorburg führt. Dasselbe wurde 
in neuerer Zeit ausgebessert und mit einem Zinnenkranze ver* 
sehen. An den verwitterten Quadern des Turmes ranken sich 
uralte Stöcke wilden Weines empor. Ein leicht ansteigender 
Weg führt durch das zweite, innere Tor in den von mehreren 
Gebäuden eingeschlossenen Schloßhof. Die Burg, in den Schwa^ 
benkriegen von den Schweizern niedergebrannt (1499), wurde 
im 16. Jahrhundert wieder aufgebaut. Bis zum Jahre 1866, da 
die Liechtensteinsche Armee aufgelöst wurde, diente sie als 
Kaserne. Unter den Innenräumen ist die kleine, altertümliche 
Kapelle mit einem interessanten Flügelaltar aus dem 14. Jahr" 
hundert bemerkenswert. In einem erneuerten Räume befindet 
sich gegenwärtig eine kleine Sammlung, der Hauptsache nach 
aus römischen Funden 1 ) und prächtigen Waffen bestehend, 

l ) Zahlreiche bemerkenswerte Funde aus der prähistorischen Zeit 
(Bronzezeit und La Ttne*Periode), besonders aber aus der Epoche der 
Römerherrschaft, wurden gelegentlich der in den letzten Jahrzehnten 
durchgeführten Rheinregulierung» die der Fürst mit bedeutenden Bei' 
trägen unterstützte, gemacht« War ja doch das Fürstentum von der 
Römerstrafie durchzogen, welche von Curia nach Brigantium führte und 
deren Verlauf in Liechtenstein durch die Römervilla in Triesen, das 
Kastell in Schaan und die römische Villa in Nendeln bestimmt wird. 
Das Kastell zu Schaan barg einen außerordentlich schönen und seltenen 
Fund, zwei gut erhaltene römische Helme aus der Zeit der ersten Kaiser, 
die umfangreiche Villa bei Nendeln, die vom Landesverweser von SteHwag 
entdeckt und bloßgelegt wurde, zahlreiche Gegenstände aus Eisen, Bronze 



— 213 — 

welche den Anfang eines Nationalmuseums darstellt. Eine groß' 
artige Aussicht bietet sich dem Besucher des Schlosses von der 
Brustwehr des Schloßweges dar* Man überblickt von hier bei' 
nahe das ganze Fürstentum. Zu unseren Füßen liegt Vaduz 
und die weite Flache der Rheinebene mit ihren grünen Matten 
und weißen Straßen. Aus dem Uferwald glänzen silbergrau die 
mächtigen Kiesbänke des Flusses, der seine trüben Wellen dem 
Bodensee zuwälzt. Am Fuße und den Abhängen der Schweizer 
Berge glänzen Dörfer, Weiler und Gehöfte, überragt von den 
schroffen, hellen Kalkhäuptern der Alpenberge, die sich in un* 
unterbrochener Linie von Chur bis zum Bodensee erstrecken* 

Um die Naturschönheiten seines Ländchens den Fremden 
zugänglicher zu machen, sorgte der Fürst besonders für die 
Verbesserung der Verkehrswege. In dieser Hinsicht verdient 
die Anlegung des „Fürstensteiges", der eine Sehenswürdigkeit 
des Landes ist und zu den kühnsten und romantischesten Alpen^ 
pfaden zählt, die größte Beachtung. Dieser Jagdweg wurde im 
Jahre 1897 auf Kosten des Fürsten gebaut. Von Masescha ge- 
langt man über Alpenwiesen nach Gaflei (1500 m über dem 
Meere). Ober dem Kurhause von Gaflei, vom Fahrwege ab- 
zweigend, führt der in den Felsen gesprengte Fürstensteig in 
einer Länge von 1600 m und einer Breite von xV 2 m, durch 
starke eiserne Geländer gesichert, in raschen Windungen und 
Schwenkungen durch die Wirrnis der Felsen auf und nieder 
zur Alpe Garselle. Er ist im weiteren Verlaufe vom Deutschen 
und österreichischen Alpenverein und von Privaten als Touristen' 
weg auf den Dreischwesternstock (2100 m) ausgebaut worden. 
Die weite Gebirgsschau und der Tiefblick von dem Pyramiden' 
gipfel wirken großartig. Insbesondere der Bodensee mit seinen 
grünenden Ufern und weißen Häuschen fesselt den Blick des 
Wanderers. 



und Blei, Fragmente von Gefäßen und Geräten aus Terra sigillata, Laves* 
stein und Ton und auch römische Münzen aus dem 2. und 3* Jahr* 
hundert n. Chr. G. (Mitteilungen der k. k. Zentralkommission. N. F. 1885, 
XI, S. 90 ff., 1887, Xm, S. CLXXXIX, 1897, XXIII, S. 34 £ und 121 ff.) 



— 214 — 

Wien. 

Nicht fehlen dürfen in unseren Ausführungen 
über die Paläste, die der Fürst in Wien sein eigen nennt 1 )« 
Wenn auch das Majoratshaus (Bankgasse Nr. 9), das Palais 
in der Roßau (Fürstengasse Nr. 1) und die beiden Paläste in 
der Herrengasse (Nr. 6 und 8) Schöpfungen des fürstlichen 
Hauses aus längst entschwundener Zeit sind, so rechtfertigt 
doch der hohe kunstgeschichtliche Wert derselben und der 
Umstand, daß auch ihnen der Fürst seine liebevolle Fürsorge 
zugewandt hat, daß wir ihrer etwas ausführlicher gedenken. 
Das fürstliche Majoratshaus und der Sommerpalast in der 
Roßau sind Schöpfungen des kunstsinnigen Fürsten Johann 
Adam Andreas. Letzterer entstand als Abschluß jener Arbeiten, 
welche die Gründung der Vorstadt Liechtenthal durch den 
Fürsten mit sich gebracht hatten, in den Jahren 1697 — 1708, 
während der ersterwähnte Bau in den Jahren 1699 — 17 11 auf* 
geführt wurde. Beide sind stolze Zeugen jener Glanzperiode 
österreichischer Baukunst, in welcher der Hof mit dem Adel 
wetteiferte, die Reichshauptstadt durch prächtige Bauten, die 
der Inneren Stadt noch heute ihr Gepräge aufdrücken, zu ver' 
schönern. Leider schwebt auch bei ihnen wie bei anderen Bat*" 
werken dieser Zeit über ihren Erbauer ein geheimnisvolles 
Dunkel. Keineswegs unbestritten bleibt die Annahme, daß der 
Abbate Domenico Martinclli (f 17 18) ihr Schöpfer gewesen 
sei. Ilg versucht in dem Niemannschen Werke nachzuweisen, 
daß nicht Domenico, dessen Aufenthalt in Wien noch des zeit- 
genössischen Zeugnisses bedarf, ihr Schöpfer sein könne, daß 
vielmehr Gabriel de Gabrielli die Pläne dazu entworfen und 
den Bau begonnen habe, der dann von Alexander Christian 
vollendet wurde. Ein Mitglied der Familie Martinelli sei viel' 
leicht als Bauführer in deren Diensten gestanden und durch 

i) G. Niemann, Palastbauten des Barockstiles in Wien. Wien 1884/85» 
III. und IV. Lieferung» S. 7 f. und 9 f., Tafel 10—14 und 17—19« — 
Falke, Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein. II, S. 335 n% m, 
S. 279. 



— 215 — 

Verwechslung desselben mit dem berühmten Namensgenossen 
sei dieser als Architekt in der späteren Literatur erschienen« 
In den später abgefaßten Werken „Die Fischer von Erlach" 
(Wien 1895) und „Kunstgeschichtliche Charakterbilder aus 
österreich"Ungarn" (Wien 1893, S. 281 f.) weicht allerdings 
Dr. Albert Ilg von dieser Ansicht wieder ab, indem er den 
Bau der Paläste doch dem Domenico zuschreibt, der mit diesen 
Bauten für Wien eine neue Auffassung des adeligen Wohn* 
hauses zur Durchführung bringen wollte. Wir erlauben uns, 
hier die Frage aufzuwerfen, ob nicht doch ein anderer Marti' 
nelli die Pläne für die Paläste abgefaßt haben könnte. Auch 
die anderen Mitglieder dieser Familie stammten ja aus Italien 
und waren in jener Bauperiode als anerkannt tüchtige Batf 
meister in Wien tätig. In erster Linie käme da wohl Francesco 
Martinelli (f 1708) in Betracht, der beim Bau des Schwarzen*« 
bergschen Palastes am Neuen Markt und der Peterskirche in 
Wien beteiligt war (vgl. die Ausführungen von Franz Mareä 
in „Mitteilungen der k. k. Zentralkommission". 1901, S. 210 ff.). 
Auch Fischer v. Erlach und Lukas v. Hildebrandt wurden als Eiv 
bauer der Paläste bezeichnet Obwohl ersterer sicher der Schöpfer 
des Belvederes im Parke des Roßauer Palastes war, so können 
wir ihn schon deshalb nicht als Schöpfer der Bauten betrachten, 
als diese in seinem Werke „Entwurf einer historischen Archiv 
tektur" (Wien 1723), in welches das Belvedere aufgenommen 
erscheint, fehlen. Insbesondere für das Majoratshaus wurde 
auch Hildebrandt als Architekt genannt In der Tat hat auch 
das Stiegengeländer des Aufganges ins erste Stockwerk mit 
seinem Schnörkelwerk große Ähnlichkeit mit anderen Werken 
des Meisters, während das Auftreten von Atlanten als Träger 
von Baikonen und Treppen auch für Fischer charakteristisch 
ist (Josef Dernjaö in „Kunst und Kunsthandwerk", 1903, VI, 
S. 317 ff.) 

Der Palast in der Rofiau, ursprünglich für den vorüber' 
gehenden Landaufenthalt bestimmt, überragt alle ähnlichen 
Bauten jener Zeit an ernster Großartigkeit 1 ). Schlicht und ge> 

') Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereines. 1886, XXIII, 
S. 97. — Mitteilungen des k. k. österreichischen Museums. 1885, XX. Jahrg., 



— 216 — 

messen lagern die Massen der fast zierlosen Fassade da, nur 
das Hervortreten der Mitte und das Zurücktreten der Seiten^ 
teile, wie die Verwendung von Pilastern, welche Haupt* und 
Obergeschoß vereinigen, bringt einiges Leben in dieselbe* Den^ 
noch besitzt der Bau in seiner stillen architektonischen Größe 
bauliche Einzelheiten von bewunderungswürdiger Schönheit 
Zu diesen gehört in erster Linie der weite, malerische Hallen- 
bau des Erdgeschosses, der sich mit fünf Bogen gegen den 
Vorhof und in besonders reicher Gliederung in von gekuppelten 
Säulen getragenen Hallen gegen den Garten öffnet« Die Gewölbe 
wurden gleich den Decken der gegen den Garten zu gelegenen 
Gemächer von dem Salzburger Johann Franz Michael Rott* 
mayr v. Rosenbrunn mit virtuos gemalten Fresken geschmückt, 
die von Stuckornamenten umgeben sind« Prächtige, ungewöhn* 
lieh breite Treppen, gleich den Balustraden aus rotem Salzburger 
Marmor hergestellt, führen von beiden Seiten der Durchfahrt^ 
halle in den riesigen Empfangssaal des Palastes, der die Mitte 
der Front einnimmt Um diesen lagern sich die hohen, luftigen 
Räume des ersten und die kleineren Gemächer des zweiten 
Stockwerkes« Diese empfangen ihren größten Schmuck durch 
die reizvollen Stukkaturen, welche die in den Plafond eingev 
lassenen Ölgemälde umrahmen. Die Stuckdekoration ist hier 
auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung angelangt, überall lacht 
uns das neckische Geschlecht bewegter Putten, schaukelnder, 
fliegender, kriechender, sich versteckender Knabengestalten aus 
dem zarten Rankenwerk entgegen; aber auch größere Stuck' 
dekorationen sind vorhanden. Die im Auftrage des Fürsten 
hergestellten, ausgezeichneten Photographien des Wiener Photo* 
graphen J. Wlha zeigen diese Dekorationen im glänzendsten 
Lichte. (Abbildung 22.) Die Deckengemälde des ersten Stock* 
werkes stammen von dem gefalligen und heiteren Bologneser 
Maler Marcantonio Franceschini, der zu den fruchtbarsten De* 
korationsmalern der Caracci'Schule zählt und den Fürst Hans 
Adam mit zahlreichen Aufträgen versah. In die Decken des 

S. 489* — Kunstchronik. 1885» XX, Sp. 754- — Mitteilungen des Mährischen 
Gewerbemuseums. 1894» XII, S. 153 ff. — Kunst und Kunsthandwerk* 
1902, V, S. 538« 



22. WIEN: Stukkodekoration im Roßauer Palaste, 



— 217 — 

Stiegenhauses und des zweiten Stockwerkes wurden später die 
einst im Majoratshause befindlichen Gemälde dts weichen, sanften 
Venezianers Antonio Bellucci versetzt. Als die Liechtensteinsche 
Gemäldegalerie aus dem Majoratshause hierher übertragen wurde 
(1806), erlitt die Ausstattung der Innenräume mannigfache Ver* 
änderungen. Auch der Hauptsaal hat damals ein neues Gewand 
erhalten. Die mächtigen Halbsäulen aus rotem Marmor wurden 
grau überstrichen und auch die Marmorverkleidung der Wände 
wurde übertüncht. Die sechs Fresken Pozzos, mythologischen 
Inhaltes, an den Schmalseiten des Saales blieben jedoch unbc 
rührt. Besonders gut erhalten zeigte sich die Decke, deren riesige 
Fläche der geniale Pater Andrea dal Pozzo in einen luftigen 
Hallenbau mit den Taten des Herkules verwandelte. Es ist dies 
das bedeutendste Profanwerk des Meisters und wahrscheinlich 
auch dessen letzte Schöpfung. 

Den Palastbau umgab einst ein Garten im französischen 
Geschmacke, beherrscht von einem am Ende des Gartens 
liegenden Gloriette, eines der graziösesten Gartenarchitekturen 
des Fischer von Erlach, das im Jahre 1873 leider demoliert 
werden mußte, um dem neuen Palaste in der AlserbachstraBe 
Platz zu machen. Der Garten mit seinen Hecken und be* 
schnittenen Bäumen, seinen regelmäßig abgezirkelten Blumen- 
beeten und Buchsbaumpyramiden, seinen Statuen und Vasen 
(vgl. die trefflichen Bilder Canalettos im 2. Zimmer des 
2. Stockwerkes in der Liechtenstein'Galerie) wurde schon früher 
in einen prächtigen englischen Park verwandelt, dessen weite 
Rasenplätze und hohe Baumgruppen nichts von der einstigen 
Anlage erkennen lassen. 

Ein Teil der den Hof gegen die Straße hin ab" 
schließenden Nebengebäude machte einem Gitter und dem 
Tore Platz, durch welches man heute den Vorgarten betritt. 
Es wurde im Jahre 18 14, als Fürst Johann L den Garten dem 
Publikum öffnete, errichtet. Die dorischen Säulen, derTriglyphen" 
fries und die Reliefplatten mit den Emblemen der freien und 
angewandten Kunst kennzeichnen es als ein Werk der klassizi- 
stischen Bauperiode. Es trägt außen die Worte: „Der Kunst, den 
Künstlern. Johann Fürst v. Liechtenstein", innen: „Der Natur 



— 218 — 



und ihren Verehrern« 1814-" l ) Ein besonderes Verdienst hat sich 
der regierende Fürst um das Palais dadurch erworben, daß er 
die wertvollen Fresken Rottmayrs, welche die weite Halle des 
Erdgeschosses zieren, einer vollständigen Renovierung unter' 
ziehen ließ, die sich als außerordentlich notwendig erwies« Dem 
Maler Karl Geiger (f 1905) wurde der Auftrag zu teil, die Bilder 
zu erneuern, eine Arbeit, die dieser nach mehrmonatlicher Tätig' 
keit vollendete* Die lebhaften Gruppierungen aus dem Götter' 
zyklus sind zu neuem Leben erwacht, die poesievollen Kompcv 
sitionen, der Gärtnerei gewidmet, erscheinen in neuer Frische 
und die teilweise mit dem derben Realismus jener Kunstepoche 
wiedergegebenen Allegorien, die fünf Sinne darstellend, sind 
ganz in der Manier des alten Meisters durchgeführt. Zugleich 
mit der Reinigung der alten Fresken sind auch die schönen 
Reliefarbeiten einer Erneuerung unterzogen worden. Der Fürst 
hat auch den Auftrag gegeben, jene Arbeiten durchzuführen, 
welche die Versetzung des großen Saales in seinen früheren 
Zustand herbeiführen sollen und die nach ihrer Vollendung 
den herrlichen Festsaal im neuen Glänze zeigen werden. 

Fürst Johann IL ist der Erbauer des neuen Palastes, dessen 
Stirnseite gegen die Alserbachstraße gekehrt ist, während nach 
rückwärts Freitreppen in den Park führen 2 ). Der Palast ist eine 
Schöpfung Heinrich Freiherr v. Ferstels, der hier, trotzdem 
daß die ihm gestellte Aufgabe, den Neubau ganz den speziellen 
Bedürfhissen des Bauherrn anzupassen, nicht leicht zu lösen 
war, ein vornehmes Werk im Stile der Hochrenaissance schuf, 
das gleich den anderen Werken des Künstlers nicht nur durch 
große künstlerische Schönheit, sondern auch durch praktische 
Anlage ausgezeichnet ist. Der Bau wurde in den Jahren 1873 

') Das vor dem Tore gelegene Pommeranzenhaus (Orangerie), das 
in letzter Zeit als Wohnhaus diente, wurde, da es für diesen Zweck un* 
zulänglich war, im Jahre 1907 demoliert und durch einen Neubau (Fürsten* 
hof) ersetzt (Neue Freie Presse. 4. August 1907, S. 14 und 19. Oktober 
1907, S. 8), der 1908 zur Unterbringung des Arbeitsministeriums angekauft 
wurde. (Neue Freie Presse. 29* März 1908, S. 8 und 14. Juni 1908, S. 10.) 

2 ) Rudolf Eitelberger, Kunst und Künstler Wiens der neueren Zeit 
Wien 1879, S. 309« — K. k. österreichisches Museum für Kunst und In* 
dustrie, Heinrich Freiherr ▼♦ Ferstet Wien 1884. 



— 219 — 

bis 1875 ausgeführt; er ist von verhältnismäßig geringer Höhe, 
besitzt jedoch eine bedeutende Längenentwicklung. Ernst und 
strenge wendet sich die Fassade der belebten und lärmenden 
Straße zu, durch ein schlichtes Gitter von derselben getrennt» 
Mit feinem Sinn hat der Architekt in der Gliederung der Massen 
und in der Anbringung dekorativer Details weise Maß gehalten, 
so daß das Gebäude mit dem älteren Sommerpalaste nicht in 
einen Gegensatz zu stehen kommt Die mächtige Front zeigt 
im Erdgeschoß Rustika, im Obergeschoß glatt verputzte WancU 
flächen« Der vorspringende Mittelbau enthält im ersten Stocks 
werk fünf gewaltige Bogenfenster, sie sind durch Pilaster mit 
Kompositenkapitälen, die durch Festons verbunden erscheinen, 
voneinander geschieden« Die beiderseits sich anschließenden 
Flügelbauten werden durch wenig vortretende Eckrisalite ge> 
gliedert und enthalten oberhalb des ersten Stockwerkes noch 
einen Halbstock, Das ganze Gebäude wird von einer Balustrade 
gekrönt. 

Das Majoratshaus, welches mehr als andere Paläste jener 
Zeit den Charakter italienischer Palastbauten besitzt, imponiert 
durch seine stolze Pracht und seine vornehme, Ruhe atmende 
Abgeschlossenheit '). Die Wirkung des Äußeren liegt nicht zum 
geringsten Teile in den bedeutenden absoluten Maßen, die noch 
durch die Enge der Straßen gesteigert erscheinen. Das Haupt' 
motiv der Fassadenentwicklung ist die kolossale PilasterorcU 
nung des Mittelrisalits. Den Eingang in der Bankgasse bildet 
ein gewaltiges Säulenportal, das in der Pracht und im Reichtum 
seiner Durchbildung zu den schönsten Werken der Barock' 
architektur in Österreich zählt. Den Hauptschmuck des Palastes 
gegen den Minoritenplatz bildet das streng durchgeführte 
Nebenportal mit seinen kräftigen Atlanten, die die schwere 
Attika mit Vasen und dem Wappen des Liechtensteinschen 

l ) Wiener Bautenalbum. Wien 1893/94* XI, Tafel 51* 1894/95, XII, 
Tafel 11. — Wiener Bauindustrie^Zeitung. Wien» XI, S. 339, XII, S. 118. — 
Hitteilungen de* Mährischen Gewerbemuseums. 1896, XIV, S. 163. — Der 
Architekt. 1898, IV, Tafel 16. — Kunst und Kunsthandwerk. 1902, V, 
S. 151 f. — Neues Wiener Tagblatt. 5. März 1902. — Neue Freie Presse. 
24. März 1908, S. 8. 



— 220 — 



Hauses tragen. Die übrigen Teile der Außenseite sind einfach 
gehalten, eine reizende Unterbrechung der schlichten Wände 
bilden die über den Fenstern des Erdgeschosses angebrachten, 
in Stuck modellierten bizarren Köpfe von Mannern, Frauen, 
Kindern, Pferden, Stieren usw., die in mannigfacher Abwechs^ 
lung und wunderlicher Weise in Muscheln, Voluten und Ran^ 
kenwerk übergehen. Die Glanzpartien des Inneren sind das 
weite Vestibül, der große Hof und das reichgeschmückte 
Treppenhaus, ein Kleinod geschmackvoller Ausfuhrung, geziert 
mit lebensgroßen Götterfiguren und Prachtvasen, Werke des 
G. Giuliani, des Lehrers Rafael Donners. Puttigruppen schmücken 
die durchbrochene Balustrade der Stiegen. Die feinen Stukka^ 
turen sind Arbeiten des in Wien vielbeschäftigten Santino Bussi, 
die Deckengemälde, von kräftiger dekorativer Wirkung, rühren 
von dem Mailänder Andrea Lanzani her. In den Jahren 1836 
bis 1846 wurde die Dekoration der Gemächer durch den Fürsten 
Alois IL Josef mit ungeheurem Aufwände derart umgestaltet, 
daß die Art der inneren Einrichtung aus der Zeit des Fürsten 
Hans Adam nicht mehr ersichtlich ist Zur Leitung der Um/ 
gestaltung wurde der englische Architekt P. H. Desvignes be- 
rufen, welcher bei dieser Arbeit ausschließlich österreichische 
Kräfte verwendete* Zu diesen gehörte in erster Linie der Wiener 
Kunsttischler Karl Leistler, welcher unter anderen Michael 
Thonet, den Stammvater des berühmten Hauses, zur Her* 
Stellung der prächtigen Parkettböden mit Rundfiguren aus ver* 
schieden gebogenen Hölzern verwendete. Obwohl der gegen" 
wärtig regierende Fürst den Auftrag gegeben hat, daß die Be* 
sichtigung des Palastes jederzeit zu gestatten sei, blieben die 
Schätze desselben dem großen Publikum gänzlich unbekannt 
Erst seit dem Jahre 1902, als gelegentlich der Wiener Kunst" 
Wanderungen viele herrliche Paläste Wiens ihre Tore öffneten, 
wurden auch weitere Kreise mit der glänzenden Einrichtung 
des Majoratshauses vertraut. 

Sie wirkte förmlich sensationell; denn hier lernte man 
vor allem die Gediegenheit der Handwerksleistung jener Zeit 
bewundern, deren künstlerische Schöpfungen man so lange 
mißachtet hatte. Deutlich erkennt man hier, daß neben den 



— 221 — 



schlichten Formen des Biedermeierstiles noch das graziöse Ro' 
koko im Kunsthandwerke fortlebte und es zu Leistungen brachte, 
die uns in Erstaunen setzen« Im ersten Stockwerke fesselt den 
Besucher besonders der BibliothekssaaL Der riesige Buchertisch, 
auf welchem neben der Bucherlast — auch die modernste Kunst" 
literatur ist vertreten — köstliche Plastiken stehen, die Stühle, 
der mächtige Bücherkasten, der in der Mitte eine große Spiegel' 
nische mit einer gewaltigen Pendeluhr enthält, werden von phan' 
tastisch gebildeten, dem Eichenlaub entlehnten Ornamenten in 
freien, üppigen Formen umrankt« Die Wände schmücken henv 
liehe Gemälde, darunter das Porträt des Fürsten Josef Wenzel 
von Liechtenstein von Rigaud und die „Schlacht bei Aspern" 
von Johann Peter Krafft. Von märchenhafter Pracht sind ins- 
besondere die Gemächer des zweiten Stockwerkes. Wände und 
Decken erstrahlen im Glänze reichster Goldornamentik. Da- 
zwischen rieselt schwere Seide mit ihren farbenreichen, geblümten 
Mustern. Ungeheure Luster, aus deren unentwirrbarem Gestrüppe 
von Ornamenten Adler und Kinderfiguren blicken, hängen von 
den Plafonds herab, enorme Girandolen in der Form von Palmen 
strecken ihre Arme bis zur halben Höhe der Säle empor, Möbel 
aus Mahagoni und vergoldeter Bronze fügen sich stilgerecht der 
prächtigen Umrahmung ein. Kostbare Gemälde und Pastiken, 
herrliche Schätze des Kunstgewerbes, teilweise von dem Fürsten 
Johann IL angeschafft, gestalten die einzelnen Räume noch pracht* 
voller. Wir erwähnen bloß das große, sehr lebendige Bild Amer' 
lings, das den regierenden Fürsten im Alter von vier Jahren, 
auf einem hohen Schimmel reitend und lustig mit der Peitsche 
knallend, darstellt, ein Selbstporträt und zwei andere 
von derselben Hand, eine neapolitanische 
eine Wahrsagerin von Karl Rahl (1841), einen Torquato Tasso 
von dem Belgier Nicaise de Keyser, eine Landschaft von Gurlitt 
und zwei herrliche Landschaften Alexander Calames. Die Schloß" 
kapelle erhielt durch das Altarbild „Die hl. Familie" von Franz 
Ittenbach einen edlen Schmuck (1861). Nach dem Entwürfe 
Antonio Canovas ist ein Kamin aus blendendweißem Marmor, 
von zwei lebensgroßen weiblichen Figuren flankiert und in 
reicher Plastik ornamentiert, hergestellt. Von «einer Hand 



222 — 



stammt auch der prächtige Rundsitz mit den lieblichen Kinder' 
figuren, die dem Gabenbaum zustreben» Unschätzbares SivreS' 
porzellan, kokette Figuren aus Meißen, zwei Girandolen aus 
der Berliner Fabrik (angeblich aus dem Besitze Friedrichs des 
Großen), mächtige Vasen aus chinesischem Porzellan, wertvolle 
Gegenstände aus Bronze usw. auf Tischen, Kaminen und Eta** 
geren entzücken jeden Freund kunstgewerblicher Leistungen 
vergangener Zeiten. Die Fassade des prächtigen Baues ließ der 
gegenwärtige Fürst durch den Architekten Emil Breßler, einen 
der feinsinnigsten Kenner der Wiener Barocke, in den neunziger 
Jahren des verflossenen Jahrhunderts gründlich restaurieren* 

Der Schöpfer der beiden Liechtensteinschen Paläste in 
der Herrengasse ist Fürst Alois L Josef, welcher diese Gebäude 
an Stelle kleinerer Objekte, die schon im Mittelalter Eigentum 
des fürstlichen Hauses waren, errichten ließ l ). Den Bau leitete 
zunächst der Stadtbaumeister Meißl, den Plan zu der Fassade 
hatte dessen Neffe Josef Hardtmuth entworfen, der nach dem 
Tode seines Oheims den Bau fortführte. Die architektonische 
Einrichtung des großen, mit doppelten Säulenreihen verzierten 
Bibliothekssaales, die Marställe, die Reitschule, Mobilien, Ta< 
peten, Bronzeverzierungen, Malereien, kurz die gesamte Aus^ 
schmückung der Gemächer ist nach Hardtmuths Angaben und 
Zeichnungen ausgeführt« Die Zufriedenheit des Fürsten mit 
diesen Leistungen verschaffte Hardtmuth die Stelle eines fürst' 
liehen Architekten, als welcher er im Dienste des genannten 
Fürsten und dessen Nachfolgers, des Fürsten Johann L, auf 
den Gütern des fürstlichen Hauses eine Reihe großartiger Bauten 
vollendete, die ihn zu einem der hervorragendsten Baukünstler 
jener Zeit stempeln. Bei der bildhauerischen Ausgestaltung der 
Paläste wirkten auch der Tiroler Josef Klieber und Martin Fischer 
mit» Die Gruppe (Pallas Chalamitis zähmt an der Hippokrene 
den Pegasus und schenkt ihn dem Bellerophon), welche Fischer 
schuf, zeigt den letzteren als trefflichen Meister in der Be* 

l ) Topographie von Niederösterreich. 1885» II, S. 118. — Wiener 
Bautenalbum. 1900/01, XVIII, Tafel 34* — Wiener Bauindustrie-Zeitung, 
XVIII, S. 138. — Wurzbach, Biographisches Lexikon. 1858, IV (Fischer), 
1861, VII (Hardtmuth), 1864, XII (Klieber). 



— 223 — 

handlung des damals allgemein angewendeten Bleigusses. In 
der Ausgestaltung der Fassade der beiden Paläste treten wesent- 
liche Unterschiede zutage. Wir wenden uns zunächst dem be* 
deutenderen Bau (Herrengasse Nr« 8) zu. Trotz der Enge der 
Straßen und der großen Längenausdehnung des Gebäudes tritt 
insbesondere infolge des Umstandes, daß die Stirnseite in einem 
sanft geschwungenen Bogen verläuft, die Macht der Massen in 
gewaltiger Weise hervor. Ober den beiden Portalen, die in 
wenig vorspringenden Mittelrisaliten liegen, erheben sich im 
ersten Stockwerke gewaltige Halbsäulen; über dem KrönungS" 
gesimse, das eine Balustrade abschließt, sind die von weiblichen 
Figuren gehaltenen Liechtensteinschen Wappen angebracht. Unter 
denselben liest man die Inschriften „ALOISIVS JOSEPHVS 
P.A. LIECHTENSTEIN« und „REAEDEFICAVIT H . E . 
MDCCXCII". Wahre Prachtwerke sind die beiden Eingang*' 
tore, die in hocherhabener, reicher Schnitzarbeit Rankenorna" 
mente, Festons und Tierfiguren zeigen* Die Fenster des ersten 
Stockwerkes sind, abgesehen von den Risaliten, durch gepaarte 
Pilaster getrennt Die strenge Durchbildung der Fassade, die 
zu den interessantesten jener Epoche in Wien zählt, wird 
durch die Friese mit den anmutigen Kinderfiguren, die über 
den großen Fenstern und den Portalen der Mittelbauten ein' 
gefugt sind, in feinsinniger Weise gemildert. Die Außenseite 
des zweiten, ebenfalls sehr ausgedehnten Gebäudes (Herrengasse 
Nr. 6) ist einfacher ausgestaltet. Den Schmuck derselben bilden 
in erster Linie Pilaster und die Wappen über den Toröffnungen« 
Ein Portal ist vermauert, das Tor des anderen ist im Bogen/ 
felde mit Schnitzarbeit geziert. 

Fürst Alois I. Josef ist auch der eigentliche Begründer 
der FamiUenfideikommiß'Bibliothek ! ), die mit ihren Anfängen 
allerdings schon in das 1 6. Jahrhundert zurückreicht, in welcher 
Zeit Herr Hartmann II. v. Liechtenstein als Sammler von 
Büchern erwähnt wird. Einzelne Exemplare aus seinem Besitz 
bilden noch heute einen wertvollen Bestandteil der Bibliothek. 
In dem bereits erwähnten, großartigen Bibliothekssaale (Herren/ 

l ) österreichische Rundschau. 1906, V, S. 539. — Weckbecker, Hand" 
buch der Kunstpflege in Österreich. S. 278 f. 



gasse Nr. 6) ließ nun der Fürst die herrlichen Bücherschatze, 
die von seinen Nachfolgern, besonders aber von dem gegen- 
wärtig regierenden Fürsten, in verständnisvoller Weise ver- 
mehrt wurden, aufstellen. Die Bibliothek nimmt heute unter 
den Büchersammlungen des Hochadels in Österreich infolge 
der Zahl der Bücher (mehr als 100,000 Bände) und des inneren 
Wertes derselben die erste Stelle ein. Zahlreiche Miniaturen, 
die großen Kupferwerke der Museen und Sammlungen, eine 
vortreffliche Sammlung alter, verzierter Einbände, an 200 In- 
kunabeln und Beispiele aller berühmten Druckerfirmen sind 
hier vereinigt Ein besonderes Interesse erhält die Bibliothek 
durch ihren Reichtum an ältesten Ausgaben griechischer und 
romischer Klassiker, an französischer und italienischer Literatur, 
wie an Geschichtswerken und seltenen Memoiren. Fürst Johann II. 
hat sich besonders dadurch verdient gemacht, daß er den Fach- 
kreisen die Benützung dieser Bücherschätze in der liberalsten 
Weise gewährte; sein größtes Verdienst jedoch ist die Erwer- 
bung der Hauslabsammlung, die zirka 20.000 Bände aller Fächer, 
beiläufig 20.000 Kunstblätter in Stich, Holzschnitt und Litho- 
graphie und zirka 10.000 Landkarten, darunter eine große Zahl 
sehr seltener Karten des 15. und 16. Jahrhunderts, besaß- 



Wir beginnen unsere Ausführungen über die Burgen und 
dieses Landes mit der in der Nähe Wiens gelegenen Burg 
Greifenstein 1 ). Auf dem gegen die Donau vorspringenden Felsen 
stand schon frühzeitig eine Burg, die noch währenddes Mittelalters 
aus dem Besitze der Herren von Greifenstein in das Eigentum 
des Bistums Passau übergegangen war. Sie diente als Schutz 

l ) A. Schmidl, Wiens Umgebungen. Wien 1835, I, S. 267 ff. — 
J. Scheiger, über Burgen und Schlösser im Lande Österreich unter der 
Enns. Wien 1837, S. 39 f. und 45* — Blätter des Vereines für Landes* 
künde von Niederösterreich. Wien 1876, X, S. 103 ff. — Topographie von 
Niederösterreich. 1893» III, S. 663. — Berichte und Hitteilungen des 
Altertumsvereines. 1874» XIV t S. 78, 1896, XXXII, S. 33. 



— 225 — 

für die die Donau entlang ziehenden Schiffe und als Zuflucht** 
ort für die Untertanen des Bistums in den Zeiten des Krieges ; 
sie wurde aber auch als Gefängnis benützt» Wiederholt wurde 
sie zerstört und wieder aufgebaut Ihr gänzlicher Verfall wurde 
verhindert, als Fürst Johann L von Liechtenstein sie erwarb 
(1818). Er ließ die Feste restaurieren und brachte eine Samm' 
long von Waffen, Tonkrügen, venezianischen Gläsern, Kokos' 
nußbechern, Zinngefäßen und Aquamanilen aus der Zeit des 
Mittelalters und der Renaissance hierher. Von besonderem In- 
teresse sind die namhaften Werke der Glasmalerei, welche drei 
Fenster des Saales vor der gotischen Kapelle bergen« Unter 
den 24 größeren und kleineren Feldern bemerkt man zumeist 
Wappenbilder aus dem 17« Jahrhundert, sogenannte Schweizer 
Arbeiten, die auch überwiegend auf Familien und Städte der 
Schweiz Bezug haben, außerdem mehrere religiöse Darstellungen : 
Anna selbdritt (159s), Anbetung der Weisen, S. S. Gallus, 
Rupert, Wiborad, Scholastica, Pieta (1604) usw., Marien' und 
Evangelistenbilder. Bemerkenswert waren einst in demselben 
Räume einige Gemälde, die Ilg seinerzeit, wie folgt, kenn^ 
zeichnete : Den größten Kunstwert besitzt die Taufe im Jordan, 
welche das Gepräge der Dürerschule hat und am ehesten an 
Schäuffelein erinnert Heimische Werke sind das heilige Meß' 
Opfer und der Tod der Maria; sie gehören dem 16. Jahrhundert 
an. Aus dem 15. Jahrhundert stammen zwei schmale, wahr' 
scheinlich der späteren rheinischen Schule zuzuschreibende, auf 
Goldgrund gemalte Bilder, St. Jakobus den Jüngeren und 
Christus darstellend. Jetzt sind nur mehr die beiden Tafel/ 
bilder mit dem Tode der Maria und dem Apostel Jakobus zu 
sehen. Der gegenwärtige Fürst trägt für die Erhaltung der Burg 
in bester Weise Sorge. Im Jahre 1900 wurden einzelne schad- 
hafte Baubestandteile gründlich ausgebessert, besonders die 
alten Balkendecken bedurften jeiner Erneuerung. Die Burg 
wurde nach dem Abschluß dieser Arbeiten in gewohnter Liebens' 
Würdigkeit dem Besuche wieder geöffnet. Die Bewohner der 
Residenzstadt würdigen auch das Entgegenkommen des Fürsten ; 
denn Greifenstein wird besonders wegen seiner herrlichen Lage, 
auf einem mächtigen Felsblock hoch über der Donau, und der 

15 



— 226 — 

prächtigen Rundschau auf das breite Flußbett, die weite Ebene 
und die lieblichen Höhen des Wiener Waldes, die man von 
dem hohen, viereckigen Quaderturm genießt, viel besucht. 

An den Ostabhängen des Wiener Waldes in der Nähe 
von Maria^Enzerdorf liegt die Burg Liechtenstein (Abbildung i) '), 
deren Rekonstruktion durch den Fürsten Johann IL im Jahre 
1903 im großen und ganzen beendet wurde, wodurch der Be* 
stand eines bedeutenden Denkmales mittelalterlicher Kunst und 
Geschichte in Österreich gesichert wurde» Als im 12. Jahr" 
hundert die Besiedlung des östlich vom Wiener Walde ge* 
legenen Teiles der Ostmark raschere Fortschritte machte, ent» 
stand an den Abhängen des genannten Höhenzuges von der 
Donau bis zur Landesgrenze im Süden eine Reihe von Burgen, 
welche der vor ihnen liegenden Ebene und den sich ins Ge* 
birge hineinziehenden Tälern Schutz vor den Einfallen der 
Magyaren bieten konnten. Mit Rücksicht auf die ältesten Baus- 
telle der Burg Liechtenstein (hauptsächlich die St. PankratiuS" 
Kapelle, die der Blütezeit des romanischen Stiles auf deutschem 
Boden angehört) können wir für die Entstehungszeit des Wehr** 
baues die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts annehmen. Er 
gilt als Stammburg des mächtigen Geschlechtes der Österreich*» 
sehen Liechtenstein, das zu Beginn des 13. Jahrhunderts in die 
vaterländische Geschichte eintritt, und blieb bis zum Jahre 1393 
in dessen Besitz; in diesem Jahre veräußerte sie Johann von 
Liechtenstein, der „gewaltige Hofmeister" Albrechts III. ; denn 
schon seit längerer Zeit hatte das Geschlecht seinen Wohnsitz 
nach Nikolsburg in Mähren verlegt, dem Zentrum der aus- 
gedehnten Besitzungen der Familie im südlichen Teile der 

l ) J. Scheiger, Ober Burgen und Schlösser« S. 37 f., 43 ff. und 80. — 
A. Schmidl, Wiens Umgebungen. 1839» III. S. 286 ff. — Falke, Geschichte 
des fürstlichen Hauses Liechtenstein. I, S. 14 f. — Berichte und Mittel 
hingen des Altertumsvereines. 1866, IX, S. 72 f., 1873, XIII > §* soff. — 
Monatsblatt des Altertumsvereines. 1892, III, S. 150 f. — Topographie von 
Niederösterreich. 1885, II, S. 601 ff., 1903, V, S. 833 ff. — Wiener Zeitung. 
2. Februar 1904, S. 5 ff» — Dr. Karl Giannoni, Geschichte der Stadt 
Mödling. Mödling 1905» S. 105» 114 und 256. — Konrad Grefe» Alt~öster~ 
reich. Blatt 137. — Dr. K, Fuchs, Ritterburgen und ritterliches Leben in 
Deutschland. Berlin 1908. 



— 227 — 

Markgrafschaft und im nordöstlichen Teile Niederösterreichs, 
und die Verwaltung der Burg Liechtenstein bestellten Burg' 
grafen übergeben. Wenn auch die Erbauung der Burg urkund- 
lich nicht den Herren von Liechtenstein zugeschrieben werden 
kann (sie fuhrt bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts 
den Namen Engelschalchesdorf), so ist es doch wahrscheinlich, 
daß die baulichen Veränderungen, welche sie in der Zeit des 
Übergangsstiles an der Wende des 13. Jahrhunderts erhielt, in die 
Zeit fallen, in welcher sie von den Liechtensteinen erworben wurde. 
Es bietet für unseren Zweck kein Interesse, den häufigen 
Wechsel in den Besitzern der Burg zu verfolgen. Als Wien von 
Sultan Soliman zum ersten Male belagert wurde, ging die Burg 
in Flammen auf, wurde aber später notdürftig wieder her' 
gestellt. In Vischers Topographie (1672) ist sie abgebildet. Sie 
erscheint mit einem Dache versehen und in bewohnbarem Zu^ 
stände. Nach einer zweiten Zerstörung durch die Türken (1683) 
wurde die Feste nicht mehr aufgebaut und sie verfiel zu<* 
sehends. Vor dem gänzlichen Untergange rettete sie Fürst Jo' 
hann L von Liechtenstein, der die Burg durch Kauf von dem 
Fürsten Stanislaus Poniatowsky an sich gebracht hatte (1807). 
Der Fürst gehörte einer Generation an, die sich, beein^ 
flufit von der herrschenden Geistesrichtung, mit Vorliebe der Ge- 
schichte des Mittelalters zugewendet hatte. Diese Vorliebe bestand 
aber zum größten Teile in romantischer Schwärmerei für ein 
längst entschwundenes Zeitalter und nur langsam drang sie 
in wahres mittelalterliches Wesen und in die Geschichte und 
Kunst jener Zeit ein. Eine bedeutende Rolle mußte natura 
gemäß die Neigung für die mittelalterliche Baukunst ein' 
nehmen, insbesondere für die Zeugen der deutschen Verv 
gangenheit, die Burgen. Daß dieses Interesse nicht immer den 
Wehrbauten zum Vorteil gereichte, beweisen zahlreiche Re^ 
Staurationen, die auch an unserer Burg vorgenommen wurden. 
Um den unvermeidlichen Rittersaal zu erhalten, wurden Zwi- 
schenmauern und Gewölbe beseitigt; Stiegen wurden neu auf' 
gebaut oder abgebrochen, Fensteröffnungen und Tore erweitert, 
die Fenster und Türen der im obersten Stockwerke gelegenen 
Küche mit Gitterstäben verschlossen, um sie in eine Rüst* 

15* 



kammer zu verwandeln, mehrere Zimmer neu eingerichtet und 
schließlich die Verbindungsmauer zwischen der Burg und dem 
neuen Schlosse, die eine ganze Reihe von Pechnasen enthielt, 
beseitigt. 

Die verdiente Würdigung fand erst die Burg Liechten- 
stein unter dem gegenwärtig regierenden Fürsten. Nachdem 
bereits im Jahre 1873 der Dombaumeister Friedrich v. Schmidt 
die Anregung zu ihrer Restaurierung gegeben hatte, betraute 
anfangs der achtziger Jahre des verflossenen Jahrhunderts Fürst 
Johann IL den bedeutenden österreichischen Architekten Karl 
Gangolf Kayser (geboren 1837 zu Wien, gestorben 1895 in 
der Heilanstalt zu Inzersdorf) mit den Arbeiten, die zur Wieder' 
aufrichtung der Burg führten. 

Er fand folgenden Bestand der Burg vor: Das beiläufig 
45 m lange, auf einem nicht hohen, aber besonders nach Norden 
und Westen steil abfallenden Kalkfelsen errichtete Hauptgebäude 
stieg in drei Geschossen zu einer bedeutenden Höhe empor. 
Das Quadermauerwerk, stellenweise stark verwittert und aus 
grobkörnigem Sandstein bestehend, war beinahe bis zur Dach' 
höhe erhalten. Das Dach fehlte, Turmbauten waren nicht mehr 
zu unterscheiden. Aus der ältesten Bauperiode der Burg waren 
an der Nord' und Südseite teils einfache, teils gekuppelte 
rundbogige Fenster, eingerahmt von dicken Wülsten, die auf 
hohen attischen Basen stehen, und einzelne Türen, aus einer 
späteren Bauzeit die mit geradem Sturz abschließenden, von 
Viertelstäben eingefaßten Fensteröffnungen des oberen Stock' 
werkes erhalten, die ebenfalls einzeln oder zu zweien, dann 
durch Bündelpfeiler getrennt, vorkommen. Stellenweise zeigten 
sich noch an Fenster' und Türumrahmungen Mauerkanäle für 
die Riegelbalken zum Verschließen der Öffnungen, Die älteren 
Abbildungen der Burg lassen ferner an der Südseite einen, an 
der Nordseite drei Erker erkennen, kastenartige Vorsprünge, 
mit einem Pultdache überdeckt, auf Tragsteinen ruhend und 
mit Mauerschlitzen, rundbogigen oder viereckigen Fenster' 
Öffnungen versehen. Am besten erhalten zeigte sich die Burg' 
kapeile, die auch von den Restaurationsarbeiten unberührt blieb. 
Sie ist ein rechteckiger Raum, 4*90 m lang und 3*48 m breit, 



— 229 — 

und wird von einer halbrunden Apsis abgeschlossen« Der Innen' 
räum erscheint von einem rundbogigen Kreuzgewölbe überdeckt, 
dessen breite Gurten auf Ecksaulen mit einfachen Basen und 
schlichten Würfelkapitalen ruhen« Die Eingangstür befindet 
sich an der Nordseite, also nicht der Apsis gegenüber« Nur die 
Südwand der Kapelle ist nach außen sichtbar; über den kleinen 
rundbogigen Fenstern läuft ein ebensolcher Fries, dessen Zacken 
abwechselnd von Konsolen und Halbsäulchen getragen werden» 
und über diesem ein bandartiger Streifen mit einem Schachbrett' 
muster. Zwischen den Fenstern und dem Burgeingange wurden 
während der Restaurierungsarbeiten gelegentlich der Umweduk 
lung von Werksteinen sieben Sandsteinreliefs mit Menschen' 
und Tierfiguren romanischen Charakters gefunden, die von 
hoher archäologischer Bedeutung sind« Da auch die Nordseite 
ähnlich wie die Südseite gegliedert erscheint* so können wir 
schließen* daß die Kapelle ursprünglich nach drei Seiten freistehend 
gedacht wurde* jedoch noch während des Baues gegen Norden 
und Osten von einem schützenden Mantel umschlossen wurde. 
Im Innern der Burg waren noch zwei Kamine aus romanischer 
Zeit erhalten* von denen besonders der in einem Gemache des 
Berchfrits vorhandene* dessen Mantel auf zwei Tragsteinen 
(einem Menschen** und einem Stierkopf) ruht* von Interesse 
ist Einen zweiten romanischen Kamin enthält die Kemenate* 
Einige Räume zeigten noch den wohlerhaltenen alten Estrich. 
Im Süden schloß sich an die Burg gürtelförmig der Zwinger 
an, die Wirtschaftsgebäude und den tiefen Brunnen umfassend; 
er ist durch eine Mauer jüngeren Datums — der untere Teil 
besteht aus Bruchstein-, der obere aus Backsteinmauerwerk — 
nach außen begrenzt* Nach beiden Seiten abgefaste Zinnen* 
Mauerschlitze* schlüsseiförmige Nischenscharten, mehrere drei" 
eckige Pechnasen* von im Winkel zusammenlaufenden* in die 
Mauer eingerammten Balken gestützt* ein nach innen offener 
Mauerturm* ein Wehrgang, dessen steinerne Stützen noch vor- 
handen sind* bildeten die Verteidigungsvorrichtungen. Zwei 
Tore* eines im Westen* ein anderes im Osten* darüber eine 
Mauervorlage mit Gußlöchern* vermittelten den Eingang in 
den Zwinger. 



— 230 — 

Es lag in der Absicht des Architekten Kayser, mit größt- 
möglichster Schonung der alten Baubestandteile und unter 
Wahrung der inneren Raumgliederung, die im großen und 
ganzen trotz der Veränderungen am Beginne des 19. Jahr' 
hunderts erkennbar waren, die Burg im Stile der romanischen 
Bauperiode wiederherzustellen. Der Tod unterbrach sein Werk 
und sein Nachfolger Humbert Walcher Ritter von Molthein, 
der auch die von Kayser begonnene Restauration der Burg 
Kreuzenstein vollenden sollte, folgte nicht ganz den Intentionen 
seines Vorgängers, der das Äußere im strengen Geiste des 
frühen Mittelalters nahezu vollendet hatte, sondern nahm zahl" 
reiche Veränderungen an der bereits fertiggestellten Außenseite 
vor» Namentlich der Westturm erfuhr eine gänzliche Umge" 
staltung. Kayser hatte denselben mit einem steil ansteigenden 
Satteldache, dessen Giebel aus treppenförmig übereinanderge^ 
stellten Quadern bestanden, ohne weitere Zutaten aufgebaut' 
Sein Nachfolger ließ die oberen Teile abreißen und erbaute 
den Turm in seiner jetzigen Gestalt. Ein hohes Walmdach, 
im Südwesten und Nordosten in runde Erker übergehend, 
deckt die Plattform so, daß zwischen demselben und den alv 
schließenden Zinnen teilweise ein schmaler Gang freibleibt, von 
welchem, wie auch von dem gedeckten Teile der Platte, neben' 
einandergereihte Gußlöcher, nur durch Kragsteine getrennt, 
nach unten laufen (Maschikulis), eine im südlichen Österreich 
nicht seltene Erscheinung an mittelalterlichen Wehrbauten. 

Die folgende Schilderung der Burg wird uns, zusammen- 
gehalten mit dem über ihren Zustand vor der Rekonstruktion 
Gesagten, einen genauen Einblick in die Veränderungen geben, 
welche der Bau dabei erlitt. An den bereits erwähnten, durch 
eine steinerne Wendeltreppe zugänglichen Westturm, dessen 
Verteidigungskraft durch eine Mauervorlage gehoben wird, 
schließt sich das Wohngebäude an, das von einem Krüppel' 
walmdache überhöht wird. Mauerschlitze im unteren, Bogen' 
fenster im mittleren, viereckige Fenster im oberen Geschoße 
belichten die Innenräume der Burg; ein halbrunder, zierlicher 
Erker, ein rundbogiger Fries, der an mehreren Stellen auf 
Halbsäulen ruht, beleben das Äußere der Südseite. Das Ost' 



— 231 — 

ende des Wohngebäudes wird durch einen niedrigeren Turm 
mit einem Zeltdache geschützt. An der Nordseite der Burg ge^ 
währt ein Altan einen reizenden Fernblick auf das fruchtbare 
Wiener Becken und die sanften Abhänge des Wiener Waldes. 
Seine schweren rundbogigen Gewölbe ruhen auf gekuppelten 
romanischen Säulen. Breite Kämpfer bilden den Übergang von 
den zierlichen Pflanzenkapitälen zu den Bogenansätzen. Eine 
rechts vom Osttor, welches nebst dem daranstoßenden Teile 
der äußeren Ringmauer gleichfalls einer Restauration unter' 
zogen wurde, gelegenes Pförtchen bringt uns auch in die Burg. 
Über eine steinerne Stiege, die auf weiten Mauerbogen ruht, 
gelangt man in den östlichen Turm. Von diesem fuhren 
winkelige Gänge und auf' und abwärtssteigende Treppen in 
die einzelnen Räume : in die gegenwärtig leerstehende Kapelle, 
an deren Rückwand das mittels einer Holztreppe zugängliche 
Oratorium liegt, und in die Gemächer, in deren Ausstattung 
der Architekt Walcher und der noch jugendliche Bildhauer 
Egon Rheinberger so Vortreffliches geleistet haben, daß sie in 
der Lage sind, uns ein wahres kulturhistorisches Bild jener 
Zeit, der Luxus und Bequemlichkeit fremd waren, vor die 
Augen zu zaubern. Schwere Holztüren, mit Eisen beschlagen, 
bilden den Eingang zu den Zimmern. Der Boden ist mit ein* 
fachen, im Stile der romanischen Epoche ornamentierten Fliesen 
bedeckt, die Wände entbehren jedweden Schmuckes, die Balken 
der Decke ruhen auf Steinkonsolen, die die schlicht stilisierten 
Formen von Tierköpfen, Fratzen und Blättern besitzen, die 
Fenster sind zum größten Teile mit Holzladen verschließbar, 
die kleineren stellenweise mit mittelalterlichen Glasgemälden 
versehen. Zur Beheizung dienen durchwegs Kamine, deren 
Mantel entweder von Säulen oder Kragsteinen gestützt wird. 
Die mobile Einrichtung (Tische, Stühle, Truhen und Bänke) 
rührt zum geringeren Teile aus dem Mittelalter her, zum 
größeren Teile wurde sie von dem Bildhauer Rheinberger nach 
älteren Vorbildern jener Zeit gearbeitet 

Kein Altertumsfreund kann dem Fürsten Johann II. die 
Anerkennung versagen, daß er, die großen Kosten nicht scheuend, 
mit unermüdlicher Ausdauer ein Werk vollendet hat, das 



— 232 — 

unserer Zeit ein gewaltiges Bild der Vergangenheit entrollt 
Um so größer aber müssen wir seine Verdienste in dieser 
Richtung deshalb bewundern, da gerade das 19. Jahrhundert 
mit einem wahren Vandalismus an den Denkmalern der 
deutschen Geschichte gehandelt hat; und doch hatten oft nur 
geringe Summen ausgereicht, wenigstens das Bestehende zu 
erhalten und vor fernerem Untergange zu bewahren. 

In einem üppigen Kranze grünender Wiesen und henv 
licher Parkanlagen, deren Schöpfer Fürst Johann L ist, erhebt 
sich der von demselben errichtete Sommerpalast, welcher in 
den Jahren 1820 — 1821 im klassizistischen Stile jener Zeit ge<* 
baut wurde ')• Dieses Schloß ist infolge seiner schönen Lage 
ein Lieblingsaufenthalt des gegenwärtigen Fürsten geworden, 
der hier, umgeben von einer herrlichen Natur und einem 
reichen Bilderschatz, mit welchem er die Innenräume schmückte, 
einen beträchtlichen Teil des Jahres zubringt. 

Im Jahre 1808 hatte Fürst Johann L von dem Grafen 
ClaryAldringen das Gut Johannstein^Sparbach erworben 2 )» 
Es besteht der Hauptsache nach aus dem im lieblichen Tale 
des Sparbaches sich ausbreitenden Tiergarten voll schöner, ge^ 
bahnter Wege, spiegelheller Teiche und dichter Waldpartien, 
einem Jagdschlößchen und der kleinen, wohlerhaltenen, auf 
einem steil abfallenden Felsen liegenden Ruine der Burg 
Johannstein» Daß der regierende Fürst für die Erhaltung der 
Burg aufs beste Sorge getragen hat, ist um so lebhafter zu 
begrüßen, als sie zu den seltenen gehört, die im wesentlichen 
nur aus einem gesicherten Wohngebäude bestehen. Vor dem 
Untergange wurde durch Fürst Johann L auch die an geschicht- 
licher Vergangenheit reiche, wahrscheinlich im 11. Jahrhundert 



l ) A. Schmidt, Wiens Umgebungen. III, S. 298 f. — K, Giannoni, 
Geschichte der Stadt Mödling. S. 255 ff» 

') Schmidt, a. a. O. S. 318 ff. — Topographie von Niederösterreich. 
1896, IV, S. 526. — Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereines. 
1900, XXXV, S. 53. — E. Zetsche, Bilder aus der Ostmark« Innsbruck 
1902, S. 11 ff. — Dr. Otto Piper, österreichische Burgen. Wien 1903. H 
S. 91 ff« — Neue Freie Presse. 31« August 1907* S. 1 f. 



— »33 — 

erbaute Burg Mödling (1807 angekauft) bewahrt *)♦ Einst der Sitz 
babenbergischer Fürsten, von Minnesängern aufgesucht, bestand 
die frühere mächtige Feste am Beginne des 19. Jahrhunderts 
nur aus spärlichen Mauerresten, die Fürst Johann L durch Zu- 
bauten mit technisch geschickter Nachahmung des Ruinen^ 
haften und Benützung des alten Mauerwerkes umgestaltete (1812)* 
Diese künstlichen Ruinen wurden von seinem Sohne bis auf 
ein hohes Gebäude wieder abgebrochen, das sich an Stelle des ehe 
maligen Palas erhebt und durch dessen hohe Bogenöfihungen 
man hübsche Blicke ins Tal genießt Der jetzige Besitzer der 
Ruine trachtet auch hier darnach, die wenn auch geringen 
Reste der Zukunft zu erhalten. 

Auf einem nicht besonders hohen Berge zwischen den 
nördlichen Ausläufern des hohen Otters in der Nähe von 
Gloggnitz erhebt sich die Burg Wartenstein *). Einen großartigen 
Fernblick, wie von wenigen Burgen unseres Heimatlandes, ge^ 
nießt man von den Fenstern ihres nördlichen Turmes* Die 
massiven Gruppen des Schneeberges und der Raxalpe, die 
Straße und der Schienenweg auf den Semmering, die weite 
Ebene und die ungarischen Berge im Osten, die Städte Neun** 
kirchen und Wiener^Neustadt vereinigen sich zu einem henv 
liehen Landschaftsbilde. Fast alle Besitzer der Burg bis zum 
Jahre 1870, in welchem sie von der Fürstinwitwe Franziska 
von Liechtenstein erworben wurde, waren einig in ihrer Ver- 
nachlässigung* Die genannte Frau bot die Mittel zu ihrer 
Restaurierung, um sie für sich zum Wohnsitze einzurichten, 
und äußerte dem leitenden Architekten Ignaz Bankd gegenüber 
den Wunsch, das Alte zu erhalten und in die Neuherstellung 
mit einzubeziehen* Die Burg dürfte in ihrer ersten Anlage auf 



') Schmidt, a. a. O. S. 277 ff. — Piper, a. a. O. S. 147 ff* — Giannoni, 
a. a. O. S» 22, 25 ff., 104, 255 und 266. — Topographie von Niederöster* 
reich* 1907, VI, S. 756 ff. 

2 ) J, Scheiger, Über Burgen und Schlösser» S. 2, 13, 28, 39 und 
54* — A. Schmidt, Wiens Umgebungen. III, S. 612 f. — Berichte und 
Hitteilungen des Altertumsvereines. 1874» XIV. S. 86 f. — Mitteilungen 
der k. k» Zentralkommission» N. F. 1879» V, S. LVII ff. — K» Grefe, Alt* 
Österreich. Blatt 106 b. 



— 234 — 

das Ende den 12. Jahrhunderts zurückgehen. Das ganze Burg' 
gebäude bestand vor dem Beginne der Restaurierung (1873) 
aus einer sich von Norden nach Süden hinziehenden Reihe 
von Gebäuden, einen schmalen, langen Hof einschließend, der 
teilweise von Felswänden begrenzt wird. Ausgehend von der alten, 
auf einem Felsen thronenden Hochburg, folgt auf diese die 
Zinnenmauer, dann der nördliche Befestigungsturm, an den 
sich das lange Wohngebäude anschließt, es folgt dann ein 
zweiter Turm, der jedoch nur im Grundrisse an der Stärke 
seiner Mauer erkennbar war, ein Anbau nach Osten, das Tor' 
gebäude, dann wieder eine Ringmauer, die sich an den Felsen 
der Hochburg und diese selbst anschließt Von besonderem 
Interesse ist die in der Höhe des zweiten Stockwerkes liegende 
Kapelle, ein unregelmäßiger, viereckiger Raum, von einem 
Kreuzgewölbe überspannt, dessen Rippen auf kleinen Konsolen 
aufsitzen« Der einfache Schlußstein zeigt das Lamm, das 
schmale Maßwerkfenster mit Dreipaß erhellt nur spärlich den 
Raum. Die ausgedehnten Wohngebäude gehören dem 17. Jahr' 
hundert an. 

Der Zweck der Restaurierung bestand hauptsächlich darin, 
diese neueren Bauten in bewohnbaren Zustand zu versetzen« 
Von der Hochburg wurden nur die Kapelle und deren Vor' 
räum in die Restaurierung mit einbezogen. Von den Wand' 
gemälden, die Schmidl (1839) noch vorfand und die auch Ilg 
noch als die Anbetung der heiligen drei Könige und die Ver- 
kündigung zu erkennen vermochte, waren kaum mehr Spuren 
vorhanden. Das übrige mittelalterliche Gebäude wurde bloß 
vom Schutte befreit. Das Ganze sollte einen mittelalterlichen 
Charakter tragen, wiewohl ein großer Teil einer späteren Zeit 
angehörte. Die Türme wurden ausgebaut, neue Fenstergewände 
eingesetzt, deren Größe sich den bestehenden Fensternischen 
anpassen mußte, Erker und Balkone ausgebaut, an der Stelle 
der alten, baufälligen Kirche an der Innenseite der Zinnen' 
mauer trat ein Neubau, sämtliche Dächer wurden neu herge- 
stellt und das gesunde Lärchenholz des mehr als zweihundert 
Jahre bestandenen Dachstuhls zu Täfelwerk verwendet. Später 
ging die Burg in das Eigentum des regierenden Fürsten über, 



— 235 — 

welcher sie im Jahre 1885 von seiner Schwester Theresia (seit 
1882 vermählt mit dem Prinzen Arnulf von Bayern) ange> 
kauft hatte, sie jedoch seinem Bruder, dem Prinzen Franz von 
Liechtenstein, überließ. Derselbe brachte in derselben eine in 
ihrer Art in Österreich einzig dastehende Bibliothek unter, 
welche russische Geschichtswerke und Bücher aus dem Gebiete 
der Kunst enthält und durch ebenso kostbare als geschmack- 
volle Einbände eine Sehenswürdigkeit bildet 1 ). 

Hoch über den Adlitzgräben liegt auf den steil abfallenden 
Klippen des Heubachkogels die Burgruine Klamm, durch ihre 
herrliche Lage, ihre Größe, ihre wohlerhaltenen Bauteile und 
den hochaufragenden, interessanten Berchfrit zu den beachtens- 
wertesten Ruinen des Landes zählend 2 ). Einst sperrte sie als 
mächtige Feste den Zugang vom Lande Steiermark nach Nieder- 
österreich und blieb bis zum Anfange des 19. Jahrhunderts 
bewohnt, bis sie zunächst durch einen Blitzschlag (1801), dann 
durch badische Truppen (1809), denen man hier aussichtslosen 
Widerstand leisten wollte, zerstört wurde. Im Jahre 1830 wurde 
die Burg nach dem Aussterben der Grafen von Walsegg, den letzten 
Besitzern von Klamm, vom Fürsten Johann von Liechtenstein 
erworben, der die Erhaltung des merkwürdigen Gebäudes er- 
möglichte- Durch Stiegen und Galerien wurden die einzelnen 
Teile zugänglich gemacht, die Kapelle mit einem Dache und 
gemalten Fenstern versehen und einzelne Räume in bewohn- 
baren Zustand versetzt. Die Burgkapelle wurde über Auftrag 
des Fürsten Johann IL von dem Architekten Gustav Ritter v. 
Neumann stilvoll restauriert (1889). Die Kapelle, deren östliche 
Längswand durch einen Felsen gebildet wird, stammt aus dem 
Jahre 145 1. Sie ist ein dreiseitig geschlossener Raum von zwei 
Travees. Die Kreuzgewölbe sind mit durchlaufender Mittel" 

1 ) österreichische Rundschau. 1906, V, S. 540. 

2 ) J. Scheiger, Über Burgen und Schlösser. Wien 1837* — A. Schmidt, 
Wiens Umgebungen. III, S. 605 ff. — Berichte und Mitteilungen des Alter' 
tumsvereines. 1866, IX, S. 65. — Monatsblatt des Altertumsvereines. 1889, II, 
S. 15* — Otto Piper, österreichische Burgen. 1902, I, S. 135 ff- — Topo- 
graphie von Niederösterreich. 1903, V, S. 174 ff« — K. Grefe, Alt*öster- 
reich. Blatt 132. 



— 236 — 

rippe, die Anläufe an den Wänden mit Wappenschildern vei> 
kleidet. Bloß die Umfassungsmauer und das Gewölbe waren 
erhalten geblieben, die Strebepfeiler hatte man weggerissen, 
was zur Folge hatte, daß das Gewölbe die eine Längswand 
ausbauchte* Es gelang aber der Bauleitung, bei Abtragung der 
schadhaften Mauern das Gewölbe zu erhalten» Die Neuher' 
Stellung der Mauern und Strebepfeiler erfolge nach der Form 
der alten; die Giebelwand war vollständig zerstört und mußte 
nach einem neuen Plane aufgebaut werden« Das schöne Maß' 
werk der Fenster war zwar erhalten, aber in so schlechtem 
Zustande, daß es erneuert werden mußte. Auch das Innere der 
Burgkapelle, die ihrem Stile nach wahrscheinlich von demselben 
Meister wie die Pfarrkirche in Schottwien geschaffen wurde, 
unterzog man einer würdigen Restauration. 

Durch die Sorgfalt, welche der Fürst den Bauten, An' 
lagen, Waldbeständen und Wegen seiner im Semmeringgebiete 
gelegenen Güter angedeihen ließ, ist er zum hervorragendsten 
Förderer der Interessen der schönsten Gaue von Niederöster' 
reich geworden. Seine Verdienste in dieser Hinsicht würdigt 
unter anderem auch eine Gedenktafel am Semmering. 

Die Burg Seebenstein ') hatte Fürst Johann I. von Liechten^ 
stein durch Kauf von den Grafen von Pergen erworben (1824). 
Sie besteht aus den Resten der mittelalterlichen Burg mit 
großartigen Verteidigungsanlagen und trägt auf dem höchsten 
Punkte des Burgberings den im Mauerwerk wohlerhaltenen 
Berchfrit von eigentümlicher, eiförmiger, im Westen abge> 
platteter Form; den östlichen Teil des Burgfelsens nimmt 
nahezu vollständig der spätere Schloßbau ein, der aus der 
Renaissancezeit stammt und eine Schöpfung der einst mäch/ 
tigen Freiherren von Königsberg ist, welche die Burg vom 
Jahre 1432 bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts besaßen. Am 

J. Scheiger, über Burgen und Schlösser. Wien 1837. — - A. Schmidt 
Wiens Umgebungen. 1838t II» S. 612 ff. — Berichte und Mitteilungen des 
Altertumsvereincs. 1856, I, S. 159 & und 228 ff., 1866, IX, S. 82. — Hittei- 
lungen der k. k. Zentralkommission. 1862, VII, S. 193. — Monatsblatt 
des Altertumsvereines. 1890, III, S. 61. — O. Piper, österreichische Burgen, 
n, S. 215 ff. 



— 237 — 

Anfang des 19. Jahrhunderts bildete Seebenstein den Veiv 
sammlungsort der romantischen, die Gebräuche des Mittel' 
alters nachahmenden „Wildensteiner Ritterschaft auf blauer 
Erde", die zur Zeit des Wiener Kongresses unter ihrem Ober' 
ritter Heinz am Stein der Wilden ihre Blütezeit erlebte. Trotz 
einiger im Geiste der Zeit durchgeführten Umbauten am Axv 
fange des 19. Jahrhunders bilden Burg und Schloß, besonders 
infolge ihrer reichen Sammlungen an gut erhaltenen und 
sorgfaltig ergänzten Rüstungen, Waffen und Fahnen, Einrich/ 
tungsgegenständen aus dem Zeitalter der Renaissance, Ölge- 
mälden und Geräten aller Art (Humpen, Kristallbecher, ge> 
malte Glaskrüge, Stickereien, Kronleuchter und Tongefaße), 
eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Die dreieckige Burg' 
kapeile enthält einen alten Flügelaltar mit dem Bilde der 
hl. Maria im Mittelstück und interessante ältere Skulpturen. 
Von eigenartigem Reize ist der oberste Schloßhof mit seiner 
Steinbank, dem mehrhundertjährigen Efeu und dem zierlichen, 
schmiedeeisernen Brunnen, durch seine mannigfach verschling 
genen Stäbe und das fein durchgebildete Laubwerk ein Werk 
vollendeter Technik der heimischen Schmiedekunst darstellend. 
Gleich dem Fürsten Johann I. haben auch dessen Nachfolger, 
die Fürsten Alois IL und Johann IL, der Burg ihre Aufmerk' 
samkeit zugewendet. Insbesondere war Alois IL mit regem In** 
teresse für die Wiederherstellung der einzelnen Innenräume 
und die Neuordnung der Sammlungen tätig. Er ließ von dem 
bewährten Bildhauer Angeler und dem Wiener Kunsttischler 
Leistler durch die Herstellung von kunstvollen Holzschnitzereien, 
schönen Plafonds und Wandtäfelungen den prächtigen Räumen 
eine verjüngte Gestalt geben. 

Das altersgraue Bergschloß Thernberg *), einst im Besitze 
der Thonradl, nebst dem in der Mitte des 18. Jahrhunderts 
neu errichteten, nüchternen Schloßgebäude ging im Jähe 1828 

*) J. Scheiger, Über Burgen und Schlösser. S. 3» 33» 42 und 55« — 
A. Schmidt, Wiens Umgebungen. II, S. 624 ff. — Berichte und Mittel* 
lungen des Altertumsvereines. 1856, I, S. 288 f. — Dr. Karl Schober, 
Heimatskunde von Niederösterreich. 1884, S. 192. — Westermanns Monats-* 
hefte. 1901. — E. Zetsche, Bilder aus der Ostmark. S. 76 ff. 



— 238 — 

in das Eigentum des Fürsten Johann L von Liechtenstein über» 
Sein Vorgänger im Besitze des Gutes, Erzherzog Johann, hatte 
es in einen Prachtsitz (Schloßkapelle von Karl Ruß gemalt) 
und eine Musterwirtschaft verwandelt Der gegenwärtige Guts- 
herr hat in seinem anerkannten Wohltätigkeitssinn die Schloß' 
gebäude dem ersten Wiener Ferienkolonien' Verein für Kinder 
seit einer Reihe von Jahren zum unentgeltlichen Gebrauche 
überlassen, wodurch Hunderten von armen Kindern der Großstadt 
die Möglichkeit geboten wurde, Wochen hindurch in der freien 
Landluft zu verweilen und ihren schwachen Körper zu kräftigen» 

Kein Ort in der stattlichen Reihe der Besitzungen des 
fürstlichen Hauses Liechtenstein schuldet dem regierenden 
Fürsten solch großen Dank wie die Stadt Feldsberg *), die sich 
in den letzten Dezennien unter der regen Anteilnahme des 
edlen Mannes und unter der Mitwirkung einer rührigen Ge- 
meindevertretung zu einem blühenden Gemeinwesen ent- 
wickelt hat. Naturgemäß widmete der Fürst dem prachtvollen 
Schlosse daselbst, einer Schöpfung des prunkliebenden Fürsten 
Carolus Eusebius von Liechtenstein aus dem 17. Jahrhundert, 
das seit jeher ein bevorzugter Aufenthaltsort der Fürsten von 
Liechtenstein gewesen war, und seinen reichen Sammlungen 
von Gemälden, Zeichnungen, Kupferstichen, Waffen, Möbeln 
und Gegenständen der Keramik eine liebevolle Aufmerksam/ 
keit Die Innenräume, deren Ausstattung eine glänzende 
Leistung des österreichischen Kunstgewerbes ist, werden stets 
im besten Zustande erhalten; die Fassade, das reiche Portal 

>) F. W. Weiskern, Topographie von Niederösterreich. Wien 1769» 
I, S. 163 ff. — Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst. Wien 
1826, XVII, Nr. 61—63. — Schweickhardt, Das Erzherzogtum Österreich 
unter der Enns, V. U. H. B. Wien 1834, II, S. 5 ff. — A. Schmidl, Wiens 
Umgebungen. II, S. 365 ff. — J. Häufler und J. Feil, Schilderung von 
Feldsberg und Eisgrub. — Blätter des Vereines für Landeskunde. 1869, 
III, S. 163 f. — Monatsblatt des Altertumsvereines. 1886, I, S. 45 f. — 
Topographie von Niederösterreich. 1893, III, S. 42 ff. — Karl Höfi, Ge* 
schichte der Stadt Feldsberg. Feldsberg 1902. — Wiener Abendpost 
17. April 1903« — K. Grefe, Alt'österreich. Blatt 134* — Über Jos. Hardt- 
muth, Jos. Klieber und Jos. Kornhäusel vergleiche „Biographisches 
Lexikon" von Wurzbach. 



— 239 — 

mit den lebhaft bewegten Figuren der Klugheit und Gerechtig' 
keit, die so außerordentlich dekorativ wirkenden allegorischen 
Gestalten (Glück und Tapferkeit) zu beiden Seiten der Turm' 
kuppel und der Torbogen, der vom Stadtplatz zum Schloß' 
berge fuhrt, mit dem mächtigen Liechtensteinschen Wappen 
und den allegorischen Reliefs, wurden einer verständnisvollen 
Restauration unterworfen« Durch den kostspieligen Ankauf 
einer stattlichen Häuserreihe war die Erweiterung des reizen' 
den, sorgfältig gepflegten Parkes möglich geworden, der nun 
das stolz über der Stadt thronende Schloß gänzlich umrahmt 
Im Jahre 1907 wurden vor dem Schlosse und im Parkeingange 
mehrere schöne, schmiedeeiserne Barocklaternen aufgestellt Das 
in unmittelbarer Nähe der Stadt an der nach Eisgrub führen' 
den, prächtigen Lindenallee gelegene Lustschlößchen Belvedere, 
das infolge eines Brandes stark gelitten hatte, wurde ebenfalls 
liebevoll erneuert. Insbesondere die Wandmalereien, welche die 
Wände des achteckigen Mittelraumes und die anschließenden 
Gemächer mit Friesen, Pilastern und Dekorationen in pom^ 
pe janisch er Art überzogen, bedurften einer gründlichen Auss 
besserung, die 1905 begonnen wurde. Schon einige Jahre vor' 
her war das Wäldchen, welches den Bau umgibt, durch Anlage 
von Wegen und Ruheplätzen in einen angenehmen Aufent" 
halt verwandelt worden; für die Jugend der Stadt Feldsberg 
jedoch hatte der fürstliche Besitzer im Grün der Anlagen einen 
herrlichen Spielplatz herstellen lassen. Der Tempel der Diana 
(Rendezvous), ein in der Form eines römischen Triumph- 
bogens im ausgedehnten Theimwalde errichtetes Jagdschloß, 
wurde gleichfalls in gediegener Weise restauriert* Das Gebäude, 
welches Fürst Johann I. von Liechtenstein im Jahre 1812 nach 
den Plänen des Liechtensteinschen Baudirektors Josef Hardt" 
muth von dem Architekten Josef Kornhäusel aufführen und 
durch den von ihm vielbeschäftigten Bildhauer Josef Klieber 
mit meisterhaften Skulpturen schmücken ließ, leuchtet nun 
wieder in alter Schönheit aus dem dunklen Grün alter Eichen' 
und Föhrenstämme hervor« 

Im Jahre 1907 begann unter der Leitung des Architekten 
Karl Weinbrenner die Rekonstruktion der Kolonnade auf dem 



— 240 — 

Raistenberge, des schönen Denkmales, welches Fürst Johann L 
in den Jahren 1817 — 1823 zur Erinnerung an seinen Vater, 
Franz Josef L, und seine beiden Bruder, Alois L Josef und 
Philipp, errichten hatte lassen, wie die Inschriften an der Nord" 
sehe („Der Sohn dem Vater. Der Bruder den Brüdern") und 
an der Südseite („Den Manen der Unvergeßlichen. Der einzig 
überlebende Sohn") des Gebäudes andeuten. Die vier mächtigen 
Säulen des östlichen der beiden sich an den mittleren Bogen/ 
durchgang anschließenden Flügel hatten sich, da sie nur aus 
weichem Sandstein gearbeitet und an dieser Seite jedenfalls 
auch nicht genügend fundiert waren, als zu schwach erwiesen, 
das Gebälke, die Decke und das schwere Ziegelgewölbe, auf 
dem die Plattform ruht, zu tragen, so daß der Verfall dieses 
Teiles trotz der angebrachten Stützen unausbleiblich war. Um 
die wahrscheinlich aus der Werkstätte Kliebers hervorgegangenen, 
mit der römischen Toga bekleideten Porträtfiguren der ge* 
nannten Fürsten und die Statue des in römischer Feldherrn> 
tracht dargestellten Erbauers vor Beschädigungen zu schützen, 
hatte man sie schon vor Jahren aus den Nischen der Vorder' 
seite entfernt und in einem Bretterbaue aufgestellt. An die 
Stelle der alten Säulen aus Sandstein traten nun solche aus 
Beton, die römisch'korinthischen Kapitale wurden durch die 
Gebrüder Stürmer aus Aflenzer Muschelkalk neu hergestellt 
und das auf denselben lastende Gebälke rekonstruiert. Wenn 
dann die schönen Basreliefs, welche das Gebäude schmücken 
und die die Tugenden der erwähnten Fürsten, deren Tätigkeit 
im Kriege und Wirken im Frieden als Förderer der Boden' 
kultur, der Kunst und Wissenschaft und humanitärer Bestreu 
bungen versinnbilden, restauriert sein und die Standbilder 
wieder ihre alte Stelle eingenommen haben werden, wird der 
Bau als glänzendes Zeichen der Kunstliebe des Schöpfers des* 
selben und seines Enkels in früherer Pracht von der die Um/ 
gebung beherrschenden, bewaldeten Höhe ins Tal blicken. 

Durch die Bemühungen des Bürgermeisters von Felds' 
berg, des Tierarztes Karl Haußner, entstand in den Jahren 
1887 — 1888 am Hauptplatze der Stadt das neue Rathaus, ein 
im Stile der deutschen Renaissance von dem Wiener Archiv 



— 241 — 

tekten Josef Drexler errichtetes, imposantes Gebäude, zu dessen 
Baukosten der Fürst die hohe Summe von 100*000 Kronen 
beigetragen hatte. Als Seine Durchlaucht den Bau nach seiner 
Vollendung eingehend besichtigte, nahm er Gelegenheit, dem 
Architekten für die praktische Einteilung und zweckmäßige 
Anordnung der Innenräume, die geschmackvolle Ausstattung 
des schönen Sitzungssaales des Gemeinderates, die architekto* 
nische Gliederung der Fassade mit ihren edlen Steinportalen 
und den gelungenen Abschluß des Amtsgebäudes durch den 
zierlichen Turm seine vollste Anerkennung auszudrücken. 

Zur Verschönerung des großen Stadtplatzes trug der Fürst 
durch Aufstellung eines prächtigen Brunnens bei (1896). Der' 
selbe besteht aus einem mächtigen Steinbecken, in welches die 
von zierlichen Spiralen und reichem Blumenwerk aus Schmiede' 
eisen getragenen Auslaufrohre das Wasser ergießen. Inmitten 
des Bassins erhebt sich das vom Bildhauer Josef Beyer ge^ 
schaffene Brunnenmädchen, eine anmutige Figur in altdeutscher 
Tracht 

Das hoch über dem Grün des Waldes sich erhebende 

Jägerhaus bei Katzelsdorf, ein interessanter Bau aus der Zeit 

des Klassizismus, wurde einer sorgfältigen Restaurierung unter' 

zogen (1905). Die beiden Flügel des Wohngebäudes gehen in 

eine weite Bogenhalle über, die links und rechts von halb' 

runden Flügelbauten abgeschlossen wird. Die Wände der Stirn* 

seite werden durch anmutige Reliefs, die aus Baumzweigen, 

Amoretten, Jagdtieren und Wappen geschmackvoll zusammen' 

gestellt erscheinen, belebt. Zur Ausbesserung der Bildhauer' 

arbeiten war der bewährte Bildhauer Ludwig Stürmer, der von 

dem Fürsten wiederholt zu ähnlichen Arbeiten verwendet 

wurde, berufen worden. Das Gebäude erhielt im Jahre 1907 

einen neuen Schmuck durch zwei längliche, schöne Haut' 

reliefs, die bisher im Schlosse Seebenstein aufbewahrt waren 

und auf Anordnung des Fürsten in die Rückwand der offenen 

Halle zwischen die Türöffnungen eingemauert wurden. Sie 

stellen eine Hirsche und eine Eberjagd dar und dürften von einem 

Bildhauer der Klieber'Schule im Anfange des 19. Jahrhunderts 

geschaffen worden sein. Da die Tiere und die in antike Tracht 

16 



— 242 — 

gekleideten Figuren der Jäger mannigfache Beschädigungen 
zeigten, wurden die fehlenden Körperteile von den Gebrudern 
Stürmer sorgfaltig ergänzt; bei dieser Gelegenheit wurden auch 
die Reste des ölanstriches, welche sich noch an einigen Stellen 
der aus dem schönen, weißen, feinkörnigen Sandstein von 
Loretto gearbeiteten Bildwerke vorfanden, entfernt 

Es entspricht den Intentionen des Fürsten, daß nicht 
allein die Ausgestaltung monumentaler Bauten in künstlerischer 
Weise durchgeführt wird, sondern auch die Nutzbauten, wie 
Forst- und Hegerhäuser, Meierhöfe und Wohngebäude für 
Arbeiter den Anforderungen des Schönheitssinnes Rechnung 
tragen« Schon lange Jahre früher, ehe die Moderne den Ruf 
nach entsprechender Gestaltung des Wohnhauses ertönen ließ, 
ist der Fürst mit feinem künstlerischen Gefühle in dieser Hin' 
sieht tätig gewesen und hat in diesen Gebäuden, die während 
seiner Regierung entstanden, wohl immer das Richtige getroffen« 
Diese Nutzbauten vermeiden in der Durchbildung der Außen' 
seite jeden falschen Schein, sie sind schlicht in der Dekoration, 
die Anwendung verschiedenfarbigen Baumaterials bietet für die 
fehlenden architektonischen Details, die sich nur allzuoft als 
unnötige Überladung erweisen, trefflichen Ersatz* Die An- 
passung an die örtlichen Verhältnisse, die klare Grundrißlösung, 
die zweckentsprechende räumliche Gliederung im Innern ver* 
leihen den erwähnten Bauten einen Charakter, welcher uns 
stets den kunstsinnigen Bauherrn und einen gewandten Archiv 
tekten verrät Als typisches Beispiel für unsere Bemerkungen 
wollen wir hier das von Gustav v. Neumann erbaute, reizende 
Hegerhaus am Semmering anführen, das in seinem Ober- 
geschoß auch zur Unterbringung von Jagdgästen zur Zeit 
der Auerhahnbalz eingerichtet ist *)♦ Das Gebäude ist am Fuße 
des Sonnwendsteins herrlich gelegen* Der Blick fallt von hier 
auf mächtige Berge und gleitet über dunkle Nadelwälder und 
grüne Matten hinab ins tiefe Tal, aus dem sich die Windungen 
der Semmeringstraße zur Höhe hinaufziehen. Der Unterbau 
des Hauses ist aus massigen Quadern zusammengefügt. Durch 



Der Architekt« 1900, VI, S. 21 f. 



— 243 — 

eine Eingangshalle, deren mächtige Steinbogen von einer 
kräftigen Säule getragen werden, betritt man das Innere des 
Gebäudes. Der aus braun gebeizten Stämmen gezimmerte 
obere Stock trägt ein schön geschwungenes, geschmackvoll ge> 
gliedertes, weit vorspringendes Schindeldach. Die Fassade wird 
durch die Fenster mit zierlichen, aus grün glasierten Ziegeln 
gebildeten Verdachungen belebt. Das Gebäude, das sich vor' 
trefflich ins Landschaftsbild einfugt, und in glücklicher Weise 
an die Überlieferungen der heimischen Baukunst anknüpft, 
hebt sich äußerst vorteilhaft von den zahlreichen Schöpfungen 
ab, die in neuerer Zeit auf diesem herrlichen Fleckchen Erde 
entstanden sind. 



Mähren. 



Ein großer Teil der interessanten Schloßbauten, die kunst- 
sinnige Adelsgeschlechter in Mähren in so großer Zahl er* 
richtet haben, befindet sich seit langem im Besitze des fürst- 
lichen Hauses. Wir halten es für geboten, auf diese meist 
prächtigen Gebäude näher einzugehen, da mehrere von ihnen 
ihre Entstehung oder Erhaltung den Fürsten von Liechtenstein 
verdanken und besonders in dem gegenwärtigen Fürsten einen 
Schätzer gefunden haben, welcher mit Sorgfalt darauf bedacht 
ist, sie wohl zu erhalten, notwendige Restaurierungen vorzu- 
nehmen und dadurch einen kunsthistorischen Besitz unange- 
tastet der Zukunft zu hinterlassen 1 ). 

Auch einige Burgen des Landes verdanken dem Fürsten 
ihre Erhaltung. Der Bestand der in der Nähe von Mährisch' 
Trübau gelegenen Burg Alt-Cimburg, auch Türnauer Schloß 
genannt, die aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts 
summen dürfte und 1622 von Karl von Liechtenstein er' 
worben wurde, wurde dadurch gesichert, daß die Mauern durch 



*) Mährisches Gewerbemuseum, Mährens Burgen und Schlösser. 
Brunn 18Ä8, Nr. 5 (Aussee), 37 und 38 (Butschowitz), 55—58 (Eisgrub), 
69 (Goldenstein), 123—125 (Lundenburg), 139 (Neuschloß bei Butschowitz), 
140 (Neuschloß bei Littau), 168 und 169 (Plumenau). 

16* 



1 



— 244 — 

Befreiung vom Schutte bloßgelegt und durch Betonierung am 
weiteren Verfalle gehindert wurden. Die Burg bestand einst 
aus Vorburg und Hauptburg, die durch einen elf Meter breiten 
Graben getrennt waren. Die mächtigen Mauern, die starken 
Turme, der breite Wallgraben, wie der an einigen Stellen steil" 
abfallende Felsen machten die Burg zu einem stattlichen und 
gewaltigen Wehrbau, den selbst die Schweden nicht bezwingen 
konnten. Als sie aber von den Bewohnern verlassen und noch 
dazu von einem Blitzstrahl getroffen wurde (1776), war ihr 
Untergang besiegelt 1 ). 

Zu den Anziehungspunkten der Mährischen Schweiz 
gehört die bei Adamstal gelegene Burg Novihrad, für deren 
Erhaltung Seine Durchlaucht ebenfalls sorgte. Eine Steintafel 
über dem Eingangstor trägt die Jahreszahl 1443, einzelne Teile 
stammen aus der Regierungszeit des Fürsten Johann L, der 
die Burg im Geschmacke seiner Zeit restaurieren ließ» Die 
Ringmauer bietet für den Burgenforscher ein besonderes Intern 
esse dadurch, daß die Burg, die weder eine Vorburg noch 
einen Zwinger hatte, ihren Schutz ausschließlich in die Ring" 
mauer verlegte, deren Verteidigungsvorrichtungen nur aus 
einem doppelseitigen Wehrgang auf der Höhe bestehen. Ferner 
ist die Dicke der Mauer eine so verschiedene, daß die Breite 
des Ganges auf derselben 1 bis 3 m beträgt. Gerade an der 
Angriffsseite ist sie am schwächsten und dieser abgekehrt am 
stärksten. Wahrscheinlich stand hier der Palas, den man durch 
eine besonders dicke Mauer schützen wollte 2 ). 

Aus der Übergangszeit von der Gotik zur Renaissance, 
die in Mähren besonders früh auftritt, stammen Teile des 
Schlosses Hohenstadt, deren Datierung nach einem am Ein/ 



') Kraetzl, Das Fürstentum Liechtenstein etc. S. 262. — Aug. Prokop, 
Die Harkgrafschaft Mähren in kunstgeschichtlicher Beziehung. I, S. 239. 
— Mitteilungen der k. k. Zentralkommission. III. F. 1905, IV, Sp. 213 
und 250, 1908, VII, Sp. 54 und 76. — Piper, österreichische Burgen. 1907, 
V, S. 8ff. 

2 ) Prokop, I, S. 242f. — Piper, österreichische Burgen. 1905, IV, 
S. 91 ff* — Die österrdchisch'ungarische Monarchie in Wort und Bild. 
Mähren und Schlesien. Wien 1897, S. 12. 



— 245 — 

gang in den zweiten Hof angebrachten Wappenstein in das 
Jahr 1478 zu setzen ist Er gehört dem Herrn Georg Tunkel 
an, der damals die Herrschaften Hohenstadt, Hochstein (Hohen' 
stein) und Brünnles, die 1624 von Karl von Liechtenstein eiv 
worben wurden, besaß« Die auf den beiden letztgenannten 
Gütern gelegenen Burgen lagen schon im 15« Jahrhundert in 
Ruinen *). 

Ein bemerkenswertes Beispiel für das frühe Auftreten 
der Renaissance in Mähren bietet das Schloß in Mährisch/ 
Trübau 2 ). Es gehörte zu den köstlichsten Schöpfungen des 
hochgebildeten Ladislaus von Boskowitz, der die alte Burg im 
Stile der Spätgotik umbaute und erweiterte (1492— 1495) und 
in derselben eine reiche Sammlung von Inkunabeln, Miniaturen, 
Gemälden, Statuen usw. vereinigte. Aus dieser Zeit ist uns 
noch ein Teil der ehemaligen Burgkapelle erhalten, eine der 
spätesten gotischen Bauten dieser Art. Sie enthält noch das 
alte Gewölbe mit den Schlußsteinen, die mit Wappenschildern 
geziert erscheinen, und vier mit Maßwerk gefüllte Fenster. Das 
aus jener Zeit stammende Burgtor zeigt aber schon die Formen 
der Frührenaissance. Es ist aus feinkörnigem, weißem Sand/ 
stein hergestellt und weist in seiner noch derben Architektur 
auf einen deutschen Meister hin, der noch im Banne der 
Gotik stand Wie dieses Portal den Beginn des Schloßbaues 
anzeigt, so weist die auf zwei Rundbildnissen, welche Ladislaus 
v. Boskowitz und seine Gemahlin Magdalena v. Dub und Lipa 
darstellen, angebrachte Jahreszahl (149s) auf die Beendigung 
desselben hin. Die Porträtmedaillons mit einem Durchmesser 
von 70 cm sind mit großer Feinheit in weißem Marmor 



*) Mitteilungen der k. k. Zentralkommission. N.F. 1895» XXI, S.26of. 
— Die ästerreichischiingarigche Monarchie etc. Mähren. S. 338. — Kraetzl, 
S. 178 ff. — Prokop, II, S. 536. 

') Mitteilungen der k. k. Zentralkommission. N. F. 1884, X, 
S. CLXXVIIIff., CLXXXIIIff., 1885, XI, S. LXIX, 1892, XVIII, S. 171«. - 
Die österreichisch-ungarische Monarchie etc. Mähren. S. 20, 333t 338, 
358 f. — Mitteilungen des Mährischen Gewerbemuseums. 1899, XVII, 
S. 57 ff* und 65 ff., 1901, XIX, S. 49 ff* und 121 f. — Kraetzl, S. 261 ff. — Prokop, 
I, S. 80 f., II, S. 473 ^ 544 ff v III, S. 675 f., 717 und 847 ff* 



— 246 — 

modelliert und erinnern lebhaft an die Porträtreliefs von Flo- 
rentiner Edlen im Quattrocento. Die Nachfolger des Ladislaus 
setzten das von ihm begonnene Werk fort. Ladislaus Welen 
von Zierotin, der 1589 die Herrschaft Trübau geerbt hatte, ließ 
durch den Baumeister Giovanni Motalla (Hans Motal) die 
Burg gegen die Südseite hin vergrößern. Der alte Wallgraben 
wurde verschüttet und daselbst ein großer Hof angelegt, der 
von einstöckigen Arkaden umsäumt wurde, deren großartige 
Wirkung noch durch den mächtigen Torbau verstärkt wird. 
Der glänzende Hof Zierotins war ein Sammelpunkt von 
Künstlern, Gelehrten und Schriftstellern, Musikern und 
Dichtern, so daß die Zeitgenossen mit Recht Trübau das 
Mährische Athen nennen konnten. Als Zierotin durch den 
mährischen Aufstand seiner Güter verlustig geworden, ging 
das Schloß an den Fürsten Karl v. Liechtenstein über (1622)« 
Die großen Sammlungen, deren Begründer Ladislaus v. BoskO" 
witz war, wurden im Dreißigjährigen Kriege zum größten Teile 
eine Beute der Schweden und anderer Kriegsvölker. Reste der 
Bibliothek besitzen heute noch das Franzensmuseum in Brunn 
und die Stiftsbibliothek in Raigern. Seltsamerweise hat sich 
auch noch ein farbenfrischer Gobelin erhalten, welcher gegen' 
wärtig den Stolz des Museums in Trübau bildet. Er ist eine 
vorzügliche flandrische Arbeit aus dem Ende des 15. Jaluv 
hunderts und behandelt eine Episode aus den französischen 
„Roman es de la Rose", zu welcher die Geschichte der Esther 
den Stoff lieferte. Im Jahre 1840 zerstörte eine Feuersbrunst 
fast die ganze alte Burg und den anstoßenden Teil der nörcU 
liehen Arkaden. Der östliche, südliche und ein großer Teil des 
nördlichen Traktes wurden abgetragen, die verbliebenen Teile 
des Schlosses aber modernisiert. Das Hauptportal entging durch 
persönliche Intervention des Gutsherren, des Fürsten Alois II. 
v. Liechtenstein, der gänzlichen Zerstörung. Die im Schutte ver* 
grabenen Bestandteile desselben wurden wieder zusammenge^ 
fügt und an den Südeingang des Schlosses versetzt, südlich 
davon aber die beiden obenerwähnten Medaillons eingefügt 
Besondere Verdienste hat sich Fürst Johann IL um die 
Restaurierung des Schlosses Sternberg erworben, welches 



— 247 — 

Johann Adam Andreas v. Liechtenstein 1695 angekauft hatte 1 )» 
Als Jaroslav v. Sternberg 1241 die Burg erhielt, nahm er, wie 
Prokop anführt, eine Vergrößerung derselben vor. Aus der 
Mitte des 13. Jahrhunderts stammen der mächtige Rundturm, 
nebst dem nach vorn sich anschließenden, tiefer gelegenen 
Burgteile mit dem unteren Burghofe und die durch zwei Stock- 
werke reichende Kapelle mit dem absonderlichen, aus zwei 
Seiten des Sechseckes konstruierten Abschlüsse des Chores« 
Die KrawaF, die von 1397 bis 1466 im Besitze der Burg waren, 
fügten einen zweistöckigen Saalbau hinzu« Ein aus jener Zeit 
stammender Saal enthält noch die alte, bemalte Balkendecke« 
In der steinernen Leibung des Doppelfensters im Rittersaal 
sind auch noch einige Steinmetzzeichen vorhanden« Ladislaus 
v« Berka (f 1544) und sein Sohn Johann Wenzel v. Berka 
(f I 5^5) fügten den linksseitigen äußeren Trakt hinzu, der in 
seinen Innenräumen durch die schöne Ausstattung im Stile der 
Renaissance bemerkenswert ist« Der neben dem Bankettsaal im 
ersten Stockwerke gelegene Raum zeigt eine aus einem fächere 
förmigen Ziegelgewölbe gebildete Decke und besitzt zwei loggien' 
artige Fenster mit tiefen Steinleibungen, welche mit schönen 
Renaissanceornamenten bemalt sind« Beide Räume waren mit 
Malereien versehen, wie dies die Spuren von Blattranken und 
Wappen noch jetzt zeigen. Im zweiten Stocke befindet sich ein 
kleiner Raum mit hübschem, polychrom behandeltem Plafond, 
der eine Kassettendecke imitiert, und ein kleines Erkerzimmer 
mit reizender, bemalter Stuckdecke« Aus der Mitte des 16. Jahr** 
hunderte stammt auch die ausgedehnte Vorburg mit dem Ein' 
gangstor« Der gegenwärtige Fürst ließ die Burg unter der 
Leitung des Architekten Karl Kayser in mehrjähriger Arbeit 
streng stilgerecht und höchst gewissenhaft restaurieren« Es 
wurde eine neue, entsprechende, durch große Stützmauern be* 
grenzte Auffahrt gemacht und ein neues, mächtiges Stiegen" 
haus gebaut« Die Burgkapelle wurde wieder hergestellt und die 

') Mitteilungen der k. k« Zentralkommission. N. F. 1891, XVII, 
S« 242 f. — Die österrdchisch'tingarische Monarchie etc. Mähren« S. 44» 
332f., 402« — Kraetzl« S« 254 ff. — Prokop, I, S. 75» 100, 235 f., II, S« 468, 
534 U Hit S« 775 ff t 889 ff., IV, S. 1381. 



— 248 — 

aus kräftigen Säulen und schweren Bogen gebildete Loggia in 
der früheren Weise rekonstruiert« Die Balkendecke erneuerte 
man genau in der ursprunglichen Art, wobei meist die alten 
Träme benützt werden konnten. 

Auch das Schloß Lundenburg, welches im Jahre 1638 vom 
Fürsten Karl Eusebius v. Liechtenstein erworben wurde, geht 
in einzelnen Teilen, so im freistehenden, runden Wohnturm, 
von dem gegenwärtig nur ein Kellerbau erhalten ist, und im 
Palasbau, auf das frühe Mittelalter zurück. In der Mitte des 
16. Jahrhunderts, da die Zierotin die Burg besaßen, wurde die 
alte Wasserburg durch den Zubau zweier Trakte erweitert, 
welche im ersten Stockwerk mit zierlichen Arkaden, die teils 
auf mächtigen Konsolen, teils auf den Bogengängen des ErcU 
geschosses ruhen, ausgestattet wurden. Am Anfange des 19- Jahr' 
hunderts unter dem Fürsten Johann L erhielt das Schloßgebäude 
durch Zu" und Umbauten das Aussehen einer Burgruine aus 
der Zeit des Mittelalters 1 ). 

Ziemlich unverändert hat sich bis heute das von Johann 
Sembera v. Boskowitz in den Jahren 1566 — 1587 errichtete, 
prächtige Schloß Butschowitz erhalten 2 ). Das Äußere des 
Schlosses erhält sein charakteristisches Gepräge durch die Regel' 
mäßigkeit der Anlage, die symmetrische Verteilung der durchs 
wegs gekuppelten Fenster, die mächtigen Quadern am Sockel 
und an den Mauerecken und die Anordnung von vier Eck' 
türmen, welche über das Hauptgesimse noch zwei Stockwerke 
hoch aufsteigen. Der Galeriehof ist die Perle unter den mähri" 
sehen Schloßhöfen jener Zeit. Die zweistöckigen Arkaden, 
welche den Hof umziehen, zeigen hohe, elegante Verhältnisse. 
Die Bogensäulen, ebenerdig die jonische, in den beiden Stock" 

1 ) Häufler und Feil, Schilderung von Feldsberg und Eisgrub. — 
Schmidl A., Wiens Umgebungen. II, S. 398. — Archiv für Geschichte etc 
X826, XVII, Nr. 61—63* — Kraetzl, S. 208 ff. — - Prokop, I, S. 92, m, 
S. 795 f. — L. Preufi, Geschichte Lundenburg*. Lundenburg 1905, IV» 
S. 66 ff. 

2 ) Die österreichisch'ungarische Monarchie etc Mähren* S. 340, 
362 f., 402. — Kraetzl, S. 146 ff. — Prokop, III, S. 699 £> 7i4> 727* 745 ff* 
763» 818 ff., 881 ff. und 891. 



— 249 ~ 

werken die korinthische Ordnung zeigend, erhalten durch die 
reich geschmückten Kapitale und Sockel und die Skulpturen 
in den Bogenzwickeln, die aus Laubornamenten, Trinkge^ 
schirren, Vasen, Emblemen, Waffen und Figuren bestehen, 
eine prächtige Zierde. Der Monumentalbrunnen in der Mitte 
des Hofes ist wahrscheinlich ein Werk des Erbauers des 
Schlosses, Ferrabosco di Lagno. Die gedrungenen Leiber der 
gefesselten, geflügelten Figuren mit Fischschwänzen, welche 
delphinartige Seeungeheuer tragen, das gewaltige, vielfach ge* 
wundene Wasserbecken und die den Brunnen krönende, hoch' 
aufragende Jünglingsgestalt mit dem goldenen Vlies bezeugen 
die ungemein rege Phantasie des Künstlers, der hier ein effekt* 
volles Werk von prächtiger Komposition und vorzüglicher 
Modellierung geschaffen hat« 

Auch der inneren Ausstattung nach gehört das Schloß 
zu den schönsten Renaissancepalästen Mährens. Zu ebener 
Erde sind besonders fünf Räume, die ehemaligen Prunk' 
gemacher des Schlosses, mit vergoldeten und bemalten 
Stuckarbeiten ausgestattet, für welche namentlich die mannig' 
fach abwechselnden Gewölbebildungen ein reiches Feld 
boten. Das bedeutendste und großartigste in dieser Art, was 
Mähren in jener Kunstepoche aufzuweisen hat, sind die in den 
Wandfeldern der Gewölbekappen und Lünetten des mit den 
Büsten römischer Kaiser geschmückten Kaisersaales angebracht 
ten, großen Hautreliefs, die Kaiser Karl V. im Kampfe mit 
den Türken, den Auszug Dianas zur Jagd, eine Marsgruppe 
und die Entführung der Europa darstellen. In gleicher Weise 
war auch die Umrahmung der Türen reich gehalten und diese 
selbst mit eingelegter Arbeit versehen. Das Schloß, in dem seit 
1720 die Liechtensteinsche Registratur und Buchhaltung unter' 
gebracht ist, wurde im Jahre 1602 durch Maximilian v. Liech' 
tenstein erworben« 

Das 1798 von Alois L v. Liechtenstein angekaufte, in der 
Nähe von Butschowitz gelegene Neuschloß wurde 1561 von 
Zawisch v. Wiczkow gebaut Es erhielt durch seine Bogen' 
gänge, die kleinen Fensterchen, seine Türme und Erker, wie 
durch die charakteristischen Zinnen, die sich an dem einen 



— 250 — 

turmartigen Flügelende zu besonderem Reichtum entwickeln, 
ein höchst romantisches Aussehen 1 )« 

Auch das im Jahre 1622 durch Karl v. Liechtenstein eiv 
worbene, auf einer Bergkuppe gelegene Schloß Goldenstein 
enthält fein und reich ausgeführte Arkaden. An das obere 
Schloßgebäude schließen sich die Reste der alten Burg an, von 
welcher noch der Umring und der runde Berchfrit erhalten 
sind 2 ). 

Die ausgedehnten Gebäudegruppen, aus welchen das 
Schloß Ungarisch'Ostra an der March besteht, gehören ver* 
schiedenen Bauperioden an, die im alten, kaum mehr kennt- 
lichen Wohnturm bis in die romanische Epoche zurückreichen 
dürften. Die Herstellung der beiden Flügel mit dem schönen, 
dreistöckigen Arkadenhof ist ein Werk Dietrichs v. Kunowitz 
(1590 — 1600). Die niedrigeren, ebenerdigen Arkaden zeigen 
viereckige Pfeiler und von mächtigem Steinschnitt eingefaßte 
Bogen, die nächsten zwei Stockwerke haben über vollen Brü^ 
stungen Säulen dorischer Ordnung, die schön profilierte Rund" 
bogen verbinden. Das oberste, über den offenen Gängen auf- 
gebaute Stockwerk zeigt volles Mauerwerk mit Fenstern. Das 
Schloß wurde im Jahre 1625 durch Gundakar v. Liechtenstein 
von der kaiserlichen Kammer angekauft 3 ). 

Über einem schönen Waldtale erhebt sich an einem 
großen Teiche das Schloß Plumenau 4 ), das infolge seiner Lage 
auf einem steil abfallenden Felsen und seiner bedeutenden 
Höhe einen imposanten Anblick gewährt Das Gebäude, das 
mit dem mächtigen Unterbau eine Höhe von 42 m besitzt, 
lehnt sich an der westlichen Schmalseite an den gewaltigen, 
mittelalterlichen Berchfrit an, dessen Grundriß ein regelmäßiges 

') Prokop, III, S. 696, 788 f. 

3 ) Die österreichisch'tsngarische Monarchie etc. Mähren. S. 30, 332. 

— Kraetzl, S. 173 ff. — Prokop, I, S. 75, in, S. nSt 827 ff. 

*) Die österreichisch'tsngarische Monarchie etc. Mähren. S. 340. — 
Kraetzl, S. 216 ff. — Prokop, I, S. 94 ff., II, S. 370—372, III, S. 716, 
787, 845 ff. 

4 ) Die österreichisch-ungarische Monarchie etc. Mähren. S.340, 346. 

— Kraetzl, S. 220 ff. — Prokop, I, S. 75t 78 f., III, S. 833 ff* 



- 251 - 

Vierzehneck zeigt. Die Fassade des sechs Stockwerke enthalt 
tenden Schloßbaues ist an der gegen das Tal gerichteten Seite 
ganz einfach, an der gegen den Schloßhof gekehrten Front un* 
gemein reich gehalten» Diese ist nach den drei Hauptgeschossen 
in dorischer, jonischer und korinthischer Ordnung aufgebaut, 
alle Gesimse kröpfen sich über den Säulen ab, diese, wie die 
Soffitten und Kapitale zeigen neben kräftigem Blattwerk auch 
schönen figuralen Schmuck. Auch das Innere des Schlosses 
wurde besonders durch Stuckornamente prächtig ausgestattet. 
Das sehenswerte Schloß, das um 1580 von Wratislaw II. von 
P ernstein erbaut worden sein dürfte, ging um 1600 durch 
Kauf in den Besitz Karls v. Liechtenstein über. 1643 von den 
Schweden in Brand gesteckt, wurde es laut einer am östlichen 
Giebel angebrachten Jahreszahl von Johann Adam Andreas v. 
Liechtenstein wiederhergestellt. Im Burghofe liegen auf einem 
mäßig ansteigenden Felsen noch die Reste der alten Burg 
Plumenau. 

Ein besonderes Interesse verdient das Schloß Aussee 1 ), 
das gleichfalls Karl v. Liechtenstein an sich gebracht hatte, 
durch seine wohlerhaltene Befestigung von der Wende des 
14. Jahrhunderts. Ein tiefer Graben und eine starke, hohe, mit 
sechs Halb' und Vollrundtürmen versehene Mauer gaben der 
einstigen Burg den nötigen Schutz. Die Wallmauer des Wirt' 
schaftshofes mit dem gut erhaltenen Wehrgang ist durch Wach' 
häuser verstärkt. Zwischen dem ehemaligen Berchfrit und 
einem runden Befestigungsturm ließ Fürst Johann Adam im 
Jahre 1691 ein neues, dreistöckiges Schloß errichten, das, mit 
Ausnahme der Portale, die etwas reicher gestaltet sind, ein 
schlichtes Aussehen trägt. Das Innere enthält eine großange 
legte, doppelarmige, dreiteilige Treppe und zeigt noch in ein- 
zelnen Räumen an den Plafonds Reste schöner Stuckarbeiten. 
In sechs Sälen des Schlosses ist seit dem Jahre 1900 das 1898 
gegründete fürstliche Forst' und Jagdmuseum untergebracht, 
das interessante Objekte aus dem Gebiete des Wald' und 

*) Die österreichisch-ungarische Monarchie etc. Mähren. S. 346. — 
Kraetzl, S. 141 ff, — Prokop, I, S. 38 f v 75t H S. 518 f., IV, S. 1181, 1310. 
— Piper, österreichische Burgen. V, S. 89 ff. 



— 252 — 

Forstschutzes, Gegenstände der Jagd, eine biologische Samm/ 
lung, eine Mineralien- und Gesteinssammlung, prähistorische 
Funde, Modelle aus dem Gebiete der Forsttechnologie, ein 
plastisches Herbarium usw. enthält 1 ). 

Nordwestlich von Littau wurde von Hans Adam v. Liech/ 
tenstein das Neuschloß 2 ) als Jagdschloß erbaut und mit einem 
Tiergarten ausgestattet. Der große Saal des Schlosses wurde 
von dem Liechtensteinschen Hofmaler Domenico Mainardi, der 
auch im Schlosse zu Aussee tätig war, gemalt. Als das Neu> 
schloß 1805 abbrannte, ließ es Fürst Johann I. nach den 
Plänen des Architekten Hardtmuth wiederherstellen, durch 
Flügelbauten vergrößern und mit einem Portikus ausstatten 
(1813 — 1820). Die mächtigen Säulen mit den antikisierenden 
Kapitalen, die Fenster, Balustraden, krönenden Gesimse und 
das Giebelfeld mit dem Liechtensteinschen Wappen tragen die 
Kennzeichen der einfachen, aber geschmackvollen Bauweise an 
sich, wie sie am Anfange des 19. Jahrhunderts im Stile des 
Klassizismus herrschte. Auch das fürstliche Jagdschloß zu Adams- 
thal 3 ) erhielt seine jetzige Gestalt durch den eben genannten 
Fürsten (1805). Den Geist der Antike atmet auch das von 
Johann I. errichtete Jagdschloß Pohanska 4 ), das, umgeben von 
malerischen Gruppen uralter Pappeln, Birken und Eichen, den 
Mittelpunkt des Lundenburger Tiergartens bildet. Auf den Ar- 
kaden des hohen Mittelbaues ruht der große, gleich der Außen- 
seite mit schönen Reliefs geschmückte Saal, von welchem man 
auf einen von jonischen Säulen getragenen Balkon tritt, einst ein 
vortrefflicher Übersichtspunkt für die hier abgehaltenen, großen 
Jagden. An den Saal schließen sich die über den Flügelbauten 
angebrachten Terrassen an. Das Schlößchen wurde in den Jahren 
1 8 1 — 1 8 1 1 erbaut. Der erwachenden Romantik huldigte der Fürst 



l ) Kraetzl, S. 133 f. 

') Kraetzl, S. 141 ff. — Prokop, IV, S. 1181, 1295« 

3 ) Prokop, IV, S. 1181, 1371. — Die österreichisch-ungarische Mon- 
archie etc. Mähren, S. 11. 

4 ) Häufler und Feil, Schilderung von Feldsberg und Eisgrub. — 
Schmidl, Wiens Umgebungen. II, S. 398 f. — Archiv für Geschichte etc. 
1826, XVII, Nr. 61—63« — Kraetzl, S. 208 ff. — Prokop, IV, S. 1371* 



— 253 — 

durch Aufführung zahlreicher Bauten, die ans Mittelalter erinnern 
sollten. Auch die Hansenburg 1 ) bei Eisgrub ahmt in der Ge- 
staltung des ruinenhaften Äußern, wie in der Einrichtung der 
Gemächer, die mit Waffen und anderen Objekten des Kunst- 
gewerbes ausgestattet wurden, eine mittelalterliche Burg nach. 
Sie wurde 1807 durch den Architekten Josef Hardtmuth auf- 
geführt. 

Das Schloß Eisgrub 2 ), ein Glanzpunkt unter den fürst- 
lichen Schlössern, wie es in der ersten Hälfte des 19. Jahr- 
hunderts bestand, war ein Produkt mannigfacher Zu- und Um- 
bauten, die in die Regierungszeit der Fürsten Carolus Eusebius 
(1666), Josef Johann Adam (1731) und Johann I. (1815) fallen. 
Letzterer ließ durch den Architekten Kornhäusel neue Gesell- 
schaftsräume schaffen und im Geschmacke seiner Zeit ein- 
richten. Seine jetzige Gestalt verdankt das Schloßgebäude dem 
Fürsten Alois IL Josef, dem Vater des gegenwärtigen Fürsten, 
der den fürstlichen Architekten Georg Wingelmüller mit der 
Abfassung der Pläne für den gänzlichen Umbau betraute. 
Dieser hatte im Auftrage des Fürsten eine Reise nach Eng- 
land und Schottland zum Studium der Schloßbauten unter- 
nommen und begann nach der Rückreise von derselben im 
Jahre 1846 den Bau. Zahlreiche Skizzen des tüchtigen Archi- 
tekten, die Zeugnis von seiner hohen Begabung ablegen, 
werden noch heute im fürstlichen Bauamtsarchiv zu Wien 
aufbewahrt. Wingelmüller beherrschte die Formen der Gotik 
in einer für jene Zeit sehr anerkennenswerten Weise und hat 
besonders in der Inneneinrichtung, in den herrlichen Plafonds 

1 ) Notizen über die Hansenburg enthalten die zitierten Werke von 
Häufler und Feil, Schmidl und Hormayr (Archiv). 

2 ) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst 1826, XVII, 
Nr. 61—63. — A. Schmidl, Wiens Umgebungen. II, S. 375 ff* — J. Häufler 
und J. Feil, Schilderung von Feldsberg und Eisgrub. — Dr. F. Umlauft, 
Wanderungen durch die österreichischrungarische Monarchie. 1879, S. 347 ff. 

— Die österreichisch-ungarische Monarchie etc. Mähren. S. 50 ff., 351 und 
370. — Monatsblatt des Altertumsvereines. 1886, I, S. 45 f. — Kraetzl, 
S. 155 ff. — Wiener Bauindustrie'Zeitung. 1898/99. XVI, S. 361 und 373t 
1904/5» XXII, S. 166, Taf. 44—46. — Prokop, IV, S. 11 15 f., 1350 und I37iff« 

— Michael Witzany, Die Marktgemeinde Eisgrub. 1896, I, 1901, II. 



- 254 — 

und Wanddekorationen der Parterresalons und der Bibliothek, 
in den Oratorien und der Kircheneinrichtung prächtige Lei' 
stungen im Stile der englischen Spätgotik geschaffen. Tüchtige 
Kunsthandwerker, wie die Bildhauer Karl Stürmer und Scholz 
und der Kunsttischler Leistler, standen ihm zur Seite. Als 
Wingelmüller 1848 im 38. Lebensjahre starb, war das Schloß 
schon im Rohbau fertig. Nach seinem Tode führte der Archi- 
tekt Johann Heidrich das Werk im Sinne des Verstorbenen 
weiter. Am 5. Oktober 1858 war dasselbe mit der Einweihung 
der Kirche vollendet, am 12. November desselben Jahres starb 
der kunstsinnige Bauherr. Unter der Regierung des Fürsten 
Alois II. wurden noch andere Bauten im Parke nach den 
Plänen Wingelmüllers ausgeführt, so das chinesische Lusthaus 
und das im maurischen Stile gedachte sogenannte Wasserkunst' 
gebäude und Badehaus, dessen Maschinen den Zxu und Abfluß 
der Thaya regeln und zugleich die Bewässerung des Parkes 
ermöglichen. An Stelle des alten Orangeriegebäudes führte der 
englische Architekt P. H. Desvignes das 92 m lange Palmen^ 
haus nach dem Muster des Londoner Glaspalastes als erste 
derartige Eisenkonstruktion in Österreich auf (1845). 

Neben dem Schlosse ist das aus der zweiten Hälfte des 
17. Jahrhunderts stammende Reitstallgebäude, ausgezeichnet 
durch seine Größe, geräumige Anlage, wie durch die vornehme 
Architektur, der künstlerisch wertvollste und interessanteste 
Bau. 1884 und 1885 ließ der gegenwärtige Fürst an demselben 
umfangreiche Adaptierungen vornehmen. So wurde der West' 
trakt in zwei Geschosse geteilt, um eine Reihe von Beamten/ 
-Wohnungen aufzunehmen, ferner wurden in den Jahren 1887 
und 1888 die Fassaden und Durchfahrten einer gründlichen 
Restaurierung unterzogen. Bei dieser Gelegenheit erhielten die 
verwitterten Sockel und die zum Teile aus weichem Kalkstein, 
zum Teile aus Formziegeln hergestellten Säulenschäfte einen 
Oberzug aus Kunststein, um sie vor weiterer Verwitterung zu 
schützen. 

Von dem alten Schloßtheater ist noch das Eingangstor, 
eine bemerkenswerte Kunstschlosserarbeit des 17. Jahrhunderts, 
erhalten. Es stellt die perspektivische Ansicht eines tonnen^ 



— 255 — 

überwölbten Raumes mit gepflastertem Boden dar« Dasselbe 
wurde nach der Demolier ung des Theatergebäudes (1844) im 
Reitstallgebäude deponiert, bis es 1871 der gegenwärtige Fürst, 
nachdem es auf seine Kosten repariert worden war, der Ge> 
meinde Kostet als Geschenk überließ, welche es 1876 als Fried' 
hofstor zur Aufstellung brachte. Die beiden Seitenteile, die ur* 
sprünglich zum Torgitter gehörten, werden von der Gemeinde 
Kostet aufbewahrt 1 ). 

Wie ein roter Faden zieht sich durch die Geschichte des 
fürstlichen Hauses die stete Fürsorge für die Entwicklung des 
Eisgruber Parkes. Carolus Eusebius (1627 — 1684), welcher an 
seinem Hofe zu Feldsberg eine glänzende Hofhaltung im Geiste 
König Ludwigs XIV. von Frankreich führte, muß als der 
eigentliche Schöpfer der Gartenanlagen angesehen werden. Ein 
Zeitgenosse des genannten Fürsten (J. F. Hertod, der Leibarzt 
Josefe L und Karls VI.) rühmt schon 1669 in seinem Werke 
„Tartaro'Mastix Moraviae" die Pracht des Gartens und kann 
den daselbst geübten Kunstaufwand nicht genug bewundern. 
Der damals noch kleine, von den Morästen der Thaya um' 
gebene Park war im französischen Geschmacke in genau ab' 
gemessenen Parallelen und geometrischen Figuren angelegt, 
von geschnittenen Alleen und Fronten durchzogen und mit 
zahlreichen Statuen geschmückt. Orangen und andere Arten 
von Südfrüchten wurden gezogen, die Arme der Thaya waren 
von Schwänen belebt, dunkle Grotten boten einen kühlenden 
Aufenthalt; auch ein Irrgarten durfte nicht fehlen. Zu einer 
durchgreifenden Umgestaltung der Parkanlagen wurde vom 
Fürsten Alois I. Josef der Grund gelegt; allein der Tod ließ 
ihn das begonnene Werk nicht vollenden. An seine Tätigkeit 
erinnert der 59 m hohe orientalische Turm, von dessen oberster 
Galerie man eine herrliche Rundschau auf die weite, fruchtbare 
Ebene, blühende Orte und sanft gewellte Höhenzüge genießt. 
Der Bau, aus einem moscheeartigen Unterbau mit einem 
schlanken Minarett bestehend, wurde nach einer Idee des Fürsten 

*) Hitteilungen des Mährischen Gewerbemusetsms. 1893, X, S. 77* 
— Die ögterreichiBch'ungarische Monarchie etc. Mähren. S.400. — Prokop, 
in, S. 926 f. 



— 256 — 

von dem Architekten Josef Hardtmuth nach Oberwindung 
enormer Schwierigkeiten, welche die Fundierung des mächtigen 
Gebäudes in einem sumpfigen Boden bot, in den Jahren 1797 
bis 1802 geschaffen. Als Fürst Johann I. die Pläne seines 
Bruders auszuführen begann, war, mit Ausnahme der in der 
Nähe des Schlofies gelegenen Parkanlage, die weitere Umgebung 
desselben kein einladender Aufenthalt. Die Thaya floß in viel' 
verzweigten Armen träge zwischen den niedrigen, mit Weiden 
bewachsenen Ufern dahin. Nach größeren Regengüssen traten 
die schlammigen Fluten aus, überschwemmten meilenweit das 
ebene Land und bildeten an tieferen Stellen bleibende Sümpfe, 
aus denen das schwankende Schilfrohr traurig emporsah. Ein' 
zelne Auen und Laubwaldbestände unterbrachen die Einförmig- 
keit der Gegend und nur schnurgerade Alleen auf hohen 
Dämmen machten die verschiedenen Partien zugänglich* Durch 
jahrelange, mühevolle Arbeit gelang es, die Thaya zu regulieren, 
ein System von ausgedehnten Teichen und das Wasser ab- 
leitenden Bächen zu schaffen und durch das ausgehobene Erd- 
reich den schwankenden Boden zu festigen. In den Boden 
wurden nun die verschiedenartigsten Bäume und Sträucher 
Europas und Nordamerikas gepflanzt und dadurch im Laufe 
der Jahre die riesige Gartenanlage geschaffen, die ihresgleichen 
kaum irgendwo wiederfindet. Den Mittelpunkt des Parkes 
bildete nachHormavr (1826) der im Jahre 1794 von Hardtmuth 
erbaute und von den Künstlern Hürtl und Weidinger mit plasti- 
schen Meisterwerken geschmückte Sonnentempel, von welchem 
acht Pappelalleen ausliefen, die herrliche Perspektiven auf die 
Bauwerke, Teiche und Brücken des Parkes, auf das prächtige Reit- 
stallgebäude und den Markt Eisgrub boten. Besonders entzückt 
war der genannte Schriftsteller von der herrlichen Orangerie, 
der größten von Deutschland, welche der fleißige Kunstgärtner 
Ignaz Holle durch dreißig Jahre mit Liebe gepflegt hatte. Mehr 
als 3000 Orangen- und Zitronenbäume, darunter viele von 
hohem Alter, zauberten dem Fremden die schönen Haine des 
Südens vor die Augen. Sie waren im Sommer auf dem großen 
Orangerieplatze aufgestellt und fanden im Winter in dem 
86 Wiener Klafter langen Orangeriehaus Schutz, das im Jahre 



— *57 — 

1843 nebst dem Theater und dem Musen tempcl demoliert 
wurde« 

Zur größten Blute entfalteten sich die Eisgruber Parkas 
lagen unter dem großen Freunde der Wald" und Gartenkultur, 
dem Fürsten Johann IL, der in dem fürstlichen Gartendirektor 
W. Lauche ') für seine Pläne einen Mann gewonnen hatte, welcher, 
mit seltener künstlerischer Gestaltungskraft ausgerüstet, im 
Gebiete der Weiterentwicklung des modernen Gartenbaues 
verdienstvoll wirkte und den Ruhm der österreichischen Kunst' 
gärtnerei weit über die Grenzen unseres Reiches verbreitete» 
Durch die Fortsetzung der Gartenanlagen nach Südosten wurde 
neuer Boden gewonnen, um Blumenteppiche in üppiger Farben" 
pracht und mannigfachem Formenreichtum zu schaffen. Durch 
diese Erweiterung wurde das Schloß freigestellt, seine malerische 
Erscheinung zur vollen Geltung gebracht und neue, herrliche Per" 
spektiven auf die in üppiger Pracht glänzende Kirche, den schönen 
Schloßhof und die mit bewundernswerter Feinheit des Meißels 
gearbeitete, offene Veranda der Südostecke des Schloßgebäudes 
gebildet Die nötigen Nutzbauten (Wohnhäuser, Eingangstore, 
Parkmauern) sind in der Anordnung des Grundrisses, in der 
Durchbildung der Details und in der farbenprächtigen Wirkung, 
welche durch Verwendung von Haustein, roten Verblendziegeln 
und gelben, braunen und roten Glasursteinen erzielt wurde, 
vortreffliche Leistungen des Architekten Karl Weinbrenner. Die 
Produkte der Eisgruber Gärten (Obst, Blumen, Gemüse, exo" 
tische Gewächse) bildeten auf zahlreichen Ausstellungen Öster- 
reichs und anderer Länder sehenswerte Objekte und legten ein 
beredtes Zeugnis für das Verständnis ab, welches die Direktion 
des Gartens dem modernen Ausstellungswesen entgegenbrachte. 
Der Raum gestattet uns nicht, die hervorragenden Leistungen 



') Wilhelm Lauche, geboren 1859 zu Abtmannadorf bei Leipzig, 
wurde im Jahre 1883 als Hofgärtner in Eisgrub angestellt und infolge 
seiner Verdienste um die Ausgestaltung der Parkanlagen 1889 zum fürst* 
liehen Hofgartendirektor ernannt Für seine hervorragende Tätigkeit auf 
dem Gebiete der Landeskultur wurde er vom Kaiser durch die Verleihung 
des Ritterkreuzes des Franz Josefs-Ordens und des Titels eines Regierung** 
rates ausgezeichnet (österreichische Volkszeitung, 19. Februar 1906.) 

17 



— 258 — 

auf diesem Gebiete eingehender zu würdigen, welche ja jeder' 
zeit von fachkundiger Hand aufs verständnisvollste anerkannt 
wurden« Es genügt, auf das Allerhöchste Handschreiben vom 
19« Februar 190 1 hinzuweisen, in welchem Seine Majestät 
Kaiser Franz Josef L dem Fürsten Johann II. anläßlich dessen 
erfolgreicher und fördernder Wirksamkeit im Interesse der 
ehrenvollen Vertretung des österreichischen Gartenbaues auf 
der im Jahre 1900 in Paris stattgefundenen Weltausstellung 
Allerhöchsteren wärmsten Dank auszusprechen geruhten ')* Zu 
großem Danke waren ferner jene Körperschaften dem Fürsten 
gegenüber verpflichtet, welche den Plan, in Eisgrub eine höhere 
Obst^ und Gartenbauschule zu errichten, zur Ausführung 
brachten. Durch das bereitwillige Entgegenkommen Seiner 
Durchlaucht wurden alle Hindernisse überwunden und die 
Zöglinge der Schule waren durch die Güte des Fürsten in die 
Lage versetzt, ihre theoretischen Kenntnisse in den Muster' 
anlagen des Parkes praktisch zu betätigen und dadurch eine 
Ausbildung zu erlangen, die sie befähigt, einst als Pioniere 
einer modernen Gartenkunst im Interesse dieses wichtigen 
Zweiges der Bodenkultur verdienstvoll zu wirken. Als Direktor 
der Schule, die in einem zweckentsprechenden, geschmackvollen 
Gebäude, dessen Errichtung gleichfalls dem Fürsten zu danken 
ist, untergebracht wurde, wirkt seit ihrer Gründung (1895) 
Wilhelm Lauche in verdienstvoller Weise. 

Fürst Johann IL, dessen Geburtsort Eisgrub ist, den er 
mit Vorliebe zu vorübergehendem Aufenthalt wählte, förderte 
auch in jeder Hinsicht wichtige Angelegenheiten der Gemeinde. 
Seiner Munifizenz verdankt der Markt unter anderem den Bau einer 
Trinkwasserleitung, die Errichtung des schönen Rathauses und 
des zweckmäßig ausgestatteten Schulgebäudes. Mit dem größten 
Entgegenkommen förderte Seine Durchlaucht den Bau einer 
Lokalbahn von Lundenburg nach Eisgrub, welche es den 
Freunden der Gartenkunst ermöglichte, die herrlichen Park' 
anlagen mehr als bisher zu besuchen. 

Ein schönes Denkmal der Dankbarkeit der Marktgemeinde 
Eisgrub gegen den Fürsten ist der von derselben anläßlich des 

1 ) Kunst und Kunsthandwerk. 1901, IV, S. 91. 



— 259 ~ 

vierzigjährigen Regierungsjubiläums Seiner Durchlaucht er' 
richtete Brunnen auf dem Marktplatze, welcher im Jahre 1898 
enthüllt wurde *). Der Entwurf stammt von dem Architekten 
Karl Weinbrenner, das Bronzerelief des Fürsten und die Figur 
des auf einem von Fialen flankierten Postamte stehenden, 
wappentragenden Genius sind ein Werk des Wiener Bild' 
hauers Josef Beyer, während die Ausführung der Steinmetz' 
arbeiten dem Steinmetzmeister Johann Konheiser und die 
Herstellung der ornamentalen Bildhauerarbeiten dem Bildhauer 
Ferdinand Hartinger anvertraut waren» Die Marmorplatten am 
Sockel tragen die Inschriften: Die dankbare Gemeinde ihrem 
groeßten Wohlthaeter Johannes IL 1858 — 1898. — Gott schuetze 
das Haus Liechtenstein. 

Unter dem gegenwärtigen Fürsten entstanden eine Reihe 
kleinerer Jagdschlösser von einfacher Gestaltung, aber geschmack' 
voller Durchbildung des Äußeren, zweckentsprechender Raum' 
Verteilung im Innern und schöner Ausstattung der einzelnen 
Gemächer. In den Jahren 1875 — 1877 wurde das Jagdschloß 
im Revier Neu 'Waltersdorf (Gut Karlsberg) aufgeführt 2 ). 
Durch den Architekten Karl Weinbrenner wurden die 
beiden Jagdhäuser zu Landshut (Abbildung 23) und zu Broczko 
(bei der Marchüberfuhr) errichtet 3 ). Ersteres enthält auf der 
rechten Seite die Wohnräume für zwei Waldheger, während 
der linksseitige, stockhohe Trakt als Absteigequartier des 
Jagdherrn für die Zeit der Hochwildpirschen dient. Im oberen 
Stockwerke liegen ein Salon und das Schlafzimmer, welche 
gleich dem Stiegenhaus mit Wandtäfelungen und Holzplafonds 
ausgestattet sind. Die äußere Architektur des schmucken Baues 
ist etwas reicher durchgebildet. Die Fassade ist in weißem 
Kalkmörtel mit Spritzwurf verputzt, das Holzwerk der Giebel 
und Riegelwände braun gebeizt und zum Teile polychromiert, 
die Dächer wurden in schiefergrau und braun glasierten Falz' 

*) Wiener Bauindustrie-Zeitung. 1900/01, XVIII, S. 306. — Bauten' 
Album. Tafel 74« 

2 ) Kraetzl, Das Fürstentum Liechtenstein etc. S. 192. 

3 ) Der Architekt. 1896, II, S. 8, Tafel 12. — Wiener Bauten-Album. 
1898 99, XVI, Tafel 52 und 96. (Text S. 18 und 27.) 

17* 



— 260 — 

ziegeln hergestellt, während das Dach der Vorhalle, sowie die 
Kordongesimse mit grün glasierten Biberschwänzen gedeckt 
erscheinen. Ahnliche Ausstattung weist das etwas kleinere 
und einfacher gehaltene Jagdschloß zu Broczko auf« Als 
typische Beispiele für die musterhafte Ausführung der land" 
und forstwirtschaftlichen Bauten auf den Domänen des 
Fürsten können die schlichten, solid gebauten Forsthäuser 
im Saugarten (Abbildung 24) und im Unterwald bei Lunden" 
bürg gelten ')• Dem Vorraum des letzteren ist ebenerdig 
eine gedeckte Veranda vorgelagert. Die Fassaden sind in Ziegel* 
rohbau unter Verwendung von Formsteinen für Gesimse, 
Ttiuv und Fensterumrahmungen hergestellt, zu den Mauer' 
ecken, Fensterschlußsteinen und Widerlagern wurde Haustein 
verwendet. Die Riegelwände sind glatt geputzt, das Holzwerk 
ist braun gebeizt. Die Dacheindeckung erfolgte in geteerten 
Dachziegeln. Bei aller Einfachheit der Ausführung macht das 
Objekt einen reizenden Eindruck, es ist in jeder Beziehung der 
ländlichen Umgebung angepaßt und stellt gleichfalls eine aus* 
gezeichnete, stilvolle und malerische Leistung des durch seine 
gediegenen Schöpfungen auch in weiteren Kreisen bestbekannten 
Architekten Karl Weinbrenner vor. 



Schlesien* 

Das Gut Jägerndorf war im Jahre 1524 durch Kauf an 
den Markgrafen Georg von Brandenburg übergegangen. Ihm 
verdankt das prunklose Schloß seine heutige Gestalt. Johann 
Georg von Brandenburg (1606 — 1622) verlor als Anhänger des 
Winterkönigs das Gut und Kaiser Ferdinand IL gab dasselbe 
seinem treuen Karl von Liechtenstein, welcher seit 16x3 auch 
das Herzogtum Troppau besaß. Aus der Zeit des kunstsinnigen 
Johann Georg stammen jedenfalls die Sgraffiti, mit welchen 
das Schloß im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts geschmückt 

l ) Wiener Batsindustrie^Zehong. 1898/99» XVI, S. 123. — Bauten* 
Album. Tafel 87« 



L 



— 261 — 

wurde* Der heitere Charakter des Kunstwerkes zeigt über' 
raschende Beziehungen zu den Oberresten des „Herzogsganges", 
welcher von diesem Markgrafen errichtet wurde, so daß an' 
genommen werden kann, daß es von demselben Bauherrn ge* 
schaffen wurde« Das Sgrafßto wurde später übertüncht Im 
Jahre 1888 löste sich an der Loggia des Schlosses an zwei 
Stellen der Mörtel los, wodurch die Spuren der einstigen Be^ 
malung wieder sichtbar wurden« Nach der sorgfältigen Los* 
lösung des Mörtels konnte man feststellen, daß sich die 
beachtenswerte Sgraffitodekoration als restaurierbar erwies. Fürst 
Johann IL zögerte nicht, die nötigen Schritte durchzuführen, 
um das umfangreiche Kunstwerk wiederherstellen zu lassen. 
Die Sgrafßti, welche sich auf graubraunem Grunde abheben, 
bestehen zunächst aus reichem, vielverschlungenem Ranken' 
werk, welches abwechselnd an vier Bogenpfeilern aus großen 
Blattkelchen entspringt und die sechs Loggiabogen umschlingt. 
An den drei dazwischenliegenden Pfeilern ist je eine weibliche 
Figur angebracht, von welchen die linke, mit einer Laute, die 
Instrumentalmusik, die mittlere, mit einem Fächer, die Schatz 
spielkunst und jene rechts, mit einem Notenblatt, den Gesang 
darstellt. An der Hauptfront des Gebäudes setzt sich das Sgraffito 
in Form einer Rustikadekoration fort. Durch die gediegene Re* 
stauration war ein Werk von großer Bedeutung für die Kunst' 
geschichte des Landes vor dem unfehlbaren Untergange bewahrt 
und die Stadt Jägerndorf um eine neue Zierde bereichert worden 1 ). 



Salzburg. 

In den Jahren 1867 — 1895 wurde vom Fürsten das Gut 
Fischhorn in Salzburg angekauft 2 ). Das Schloß Fischhorn ver<* 

l ) Kraetzl, Das Fürstentum Liechtenstein etc. S. 182 ff. — Die öster«- 
reichischmngarische Monarchie in Wort und Bild. Schlesien 1897» S. 634* — 
Mitteilungen der k. k. Zentralkommission. N. F. 1889, XV, S. 125» 1890, 
XVI, S. 144« — Kunstchronik. 1889, XUV, Sp. 72 f. 

*) F. Kraetzl, Das Fürstentum Liechtenstein etc. S. 171 f. — Die 
östenvung. Monarchie in Wort und Bild. Oberösterreich und Salzburg. 
1889, S. 574« — Abriß der Landeskunde des Herzogtums Salzburg. 1877. 



— 262 — 

blieb im gemeinsamen Besitz des Fürsten und seiner Schwester, 
der Fürstin Sophie von LöwensteüvWertheim^Rosenberg, an 
deren Stelle später Fürst Karl von Löwenstein trat. Es wurde 
an Stelle der alten Burg, die sich im n, Jahrhundert im Be^ 
sitz der Herren von Prukke, später von Vischarn genannt, 
befand, nach den Plänen des Dombaumeisters Friedrich 
von Schmidt von dem heimischen Architekten J. Wessiken, 
der unter den Baumeistern des Landes besonders genannt zu 
werden verdient, erbaut. Das Schloß, in der Nähe von Zell 
am See im Pinzgau gelegen, nimmt unter den Schloßbauten 
von monumentaler Bedeutung und künstlerischem Range, 
welche in neuerer Zeit im Lande Salzburg entstanden, den 
ersten Rang ein. Es ist im mittelalterlichen, vorzugsweise goti' 
sehen Burgenstile aufgeführt und bildet durch seine reiche 
Architektur, die malerische, lebendige Gruppierung und die 
reizende Lage ein wahres Schmuckstück des Landes. Das henv 
liehe Bauwerk mit seinen Giebeln und Erkern, Türmen und 
Zinnen, alles im Rohbau mit kräftig gemeißelten Gliede- 
rungen, Gesimsen, Fenster- und Türeinfassungen durch- 
geführt, von sanfter Höhe weit ins Tal leuchtend, darf ein 
Juwel der Gegend genannt werden. Die Innenräume des Schlosses 
zeichnet eine dem Baustil entsprechende, wertvolle Ausstattung 
und Einrichtung aus. Wenn man dieses Bauwerk mit dem 
gräflich Arcoschen Schlosse Anif, zwischen Hallein und Salz- 
burg gelegen, vergleicht, läßt sich der Fortschritt nicht ver- 
kennen, den das Verständnis für die Formenbildung der Gotik 
seit den ersten Dezennien des 19. Jahrhunderts gemacht hat 
Dem kunstfreundlichen Bauherrn des Schlosses wäre damals 
noch kein Meister von der Bedeutung eines Freiherrn von 
Schmidt zu Gebote gestanden, den man als den hervorragendsten 
und künstlerisch selbständigsten Vertreter des gotischen Stiles 
in der modernen deutschen Baukunst betrachten muß. Unver* 
geßlich wird jedem Besucher des Schlosses die prächtige Fern- 
schau bleiben, die man von hier aus genießt „In einem zauber- 
haften Gesamtbilde erblickt man zu den Füßen den Zeller See 
und das an seinen Ufern ansteigende, frische Übergangsgebirge, 
nordwärts vom See das Saaletal mit den Kalkmauern der 





— 263 — 

Birnhorngruppe und des Steinernen Meeres, gegen Westen das 
weite Salzachtal mit seinen Schlössern und Ortschaften, an 
seinem Sudrande aber streben die Hohen Tauern empor, der 
Hohe Tenn, das klassisch geformte Kitzsteinhorn und andere 
Hochspitzen" (Ruthner)« Die Burg Kaprun wurde im Jahre 1894 
von der Fürstin Sophie von Löwenstein aus bäuerlichem Bev 
sitz erworben 1 ). Sie gehört zu den seltenen Wehrbauten, 
die ihren mittelalterlichen Charakter noch unverändert bewahrt 
haben, obwohl sie in späterer Zeit fortbewohnt wurden. Durch 
einen mächtigen, fünf Stockwerke enthaltenden Berchfrit wird 
die Burg gegen Süden und Osten, die schwächsten Seiten, ge> 
schützt, während an der durch die Natur am meisten zur Ver* 
teidigung begünstigten Westseite der Palas sich befindet. Schon 
das durchaus gewölbte Erdgeschoß desselben ist bewohnbar 
eingerichtet, das darüberliegende Geschoß hat Wände und Decke 
mit Holz verkleidet In demselben ist auch die Kapelle unter" 
gebracht. Offene Feuerherde und gemauerte Fensterbänke zeigen 
noch ganz die mittelalterliche Einrichtung und auch die in 
späterer Zeit angebrachten, an den Wänden laufenden Holz** 
bänke und die in Blei gefaßten, kleinen Fensterscheiben stören 
den Eindruck nicht. Die Burg befindet sich gegenwärtig im 
des regierenden Fürsten von Liechtenstein. 



Piper, Österreichische Burgen. II, S. 99 ff. 



IV. 



KIRCHLICHE KUNST. 



Fürstentum Liechtenstein« 

Das schöne Ländchen, das der Fürst sein eigen nennt, 
verdankt der Munifizenz desselben eine Reihe stattlicher Kirchen, 
welche den einzelnen Orten zur größten Zierde gereichen 1 )* 
Das schönste Bauwerk unter ihnen, die Pfarrkirche zu Vaduz, 
wurde nach den Entwürfen des Dombaumeisters Friedrich von 
Schmidt vom fürstlichen Architekten Bankö in den Jahren 1869 
bis 1873 mit einem Kostenaufwand von beiläufig 300.000 Kronen 
aufgeführt. Sie ist, wie alle Gotteshäuser des Meisters der Gotik, 
einfach in den Formen, von würdevollem Ernst und vollendeter 
Harmonie, meisterhaft in stilistischer Hinsicht und interessant in 
den Einzelheiten und der Einrichtung. Zu dem aus Sandstein/ 
quadern gefügten Bau, der von freundlichen Anlagen umgeben 
wird, führt von der Straße eine Freitreppe empor. Die Kirche 
ist durch prächtige Glasgemälde, eine kunstvolle Orgel von 
Steinmeyer in öttingen und ein schönes Geläute ausgezeichnet. 

Auf Kosten Seiner Durchlaucht wurden ferner vom fürst' 
liehen Architekten Gustav v. Neumann die hübschen gotischen 
Pfarrkirchen zu Schaan (1888 — 1891) und Rugell (1897 — 1899) 
gebaut. Einen schönen Schmuck erhielt auch das uralte Kirch' 
lein in Masescha (Gemeinde Triesenberg) durch ein Altarbild, 
welches St. Theodul, den Schutzpatron des Landes, darstellt. 
Dieses beachtenswerte Gouache^Bild wurde im Auftrage des 
Fürsten vom Wiener Maler Josef Reich ausgeführt, der dasselbe 
nach der Vollendung auf der Herbstaustellung der Wiener 

') F. Kraetzlt Das Fürstentum Liechtenstein etc. — Velhagen and 
Kissings Monatshefte. 1896/97, XI, S. 458. 



— 268 — 



Künstlergenossenschaft (1903), wo es als ein bedeutendes Werk 
der kirchlichen Kunst auffiel, ausstellte 1 ). 



Wien. 

Innig verwachsen mit der Geschichte der Kunstbestrebungen 
des fürstlichen Hauses ist die Entwicklung der prachtvollen 
gotischen Kirche Maria am Gestade 2 ). Johann v. Liechtenstein 
der Hofmeister Albrechts HL, hatte samt seinen Brüdern das 
Patronatsrecht über die Marienkapelle auf der Stetten vom 
Passauer Bischof gegen das bis dahin dem Hause Liechtenstein 
zustehende Patronatsrecht über die Pfarre AlvLiechtenwarth ein' 
getauscht. Er hatte sich vorgenommen, da einen Dom zu stiften, 
also die Kapelle durch einen Zubau zur Domkirche zu er' 
weitern* Er machte reiche Stiftungen zur Erhaltung der Kirche, 
veranlaßte deren Erhebung zur Pfarrkirche und schenkte der' 
selben ein ihm gehöriges Haus zur Vergrößerung des Pfarrhofes. 
Am 2. Juli 1394 begann Johann mit der Grundsteinlegung den 
Erweiterungsbau der Kirche, welchen zunächst der Batf und 
Steinmetzmeister Michael Weinwurm leitete. Es war dies un* 
zweifelhaft der Teil des Schiffes vom Turm angefangen bis 
zur Stirnseite. Als aber Johann v. Liechtenstein in Ungnade 
fiel (6. Februar 1395), ging das Patronatsrecht der Kirche an 
die Herzoge von Österreich über, die es nun als Ehrenpflicht 
betrachteten, den begonnenen Bau auch zu vollenden. Doch 
behielten die Liechtenstein das Recht des Erbbegräbnisses in 
der Kirche bis zur Zeit der Glaubensspaltung im 1 6. Jahrhundert. 
Durch die Franzosen, welche das Gotteshaus im Jahre 1809 



') Nach der gütigen Mitteilung des Herrn J. de Florin, Pfarrers in 
Vaduz. — VgL auch „österreichische Volkszeitung", 14. September 1903« 

*) Hitteilungen der k. k. Zentralkommission« 1857* H S. 10 ff., 29 ff* 
und 68 ff-, N. F. 1883, IX, S.CXXIX,i884, X,S. XXXI, 1887, XIII, S.CLXXVI, 1891, 
XVII, S. 115 f. — Berichte und Hitteilungen des Altertumsvereines. 1869, 
X, S. 248 ff., 1883, XXII, S. 96, 1887, XXIV, S. 123 ff* und 213, 1891* xxvn, 
S. 191 und 193. — Honatsblatt des Altertumsvereines. 1884, I, S. 15, 1891» 
III, S. 104. 



— 269 — 

als Magazin und Pferdestall benützten, wurden zahlreiche Grab' 
steine zertrümmert, andere wurden fortgeschafft und der Rest 
ging gelegentlich der Restauration der Kirche durch die Redemp" 
toristen (1820) verloren, da man den Boden derselben mit einem 
gleichmäßigen Pflaster aus Kehlheimer Platten versah. Durch 
einen merkwürdigen Zufall gelangte die Kirche wieder in den 
Besitz zweier Grabplatten. Als man im Jahre 1883 im Bratf 
hause von Pottendorf bauliche Veränderungen vornahm, ent" 
deckte der bekannte Kunstfreund und Sammler Anton Widter 
im Fußboden der Malzdörre fünf Grabplatten, die sich einst 
in der erwähnten Kirche befanden, darunter zwei, welche Mit" 
gliedern des Hauses Liechtenstein angehörten. Er erwarb sie 
um einen namhaften Betrag und stellte sie im Bogengänge 
seines Hauses in Wien auf. Nach dem Tode Widters (1887) 
gingen die beiden Steine in den Besitz des Fürsten Johann II. 
v. Liechtenstein über, welcher veranlaßte, daß sie im Innern 
der Kirche (an der Turmmauer) zur Aufstellung gelangten. 
Die eine Platte ist der Grabstein des Herrn Hans v. Liechten^ 
stein (Johann V.), welcher im Jahre 1473 gestorben war. Sie 
war einst unweit des Hochaltars auf der Evangelienseite im 
Boden eingelassen und ist eine rotmarmorne, starke, zierlich 
ausgeführte Grabplatte, welche im Bildfelde den etwas schräg 
rechts gestellten Wappenschild der Liechtenstein enthält. Er 
zeigt das alte Wappen des Geschlechtes (in Gold und Rot 
quer geteilt). Über demselben befindet sich ein Kübelhelm mit 
reicher Helmdecke, aus dessen Helmkrone ein geschlossener 
Adlerflug, auf welchem sich die Farben des Wappens wieder** 
holen, emporragt. 

Die Platte führt folgende Umschrift: 

Anno . domini ♦ m • cccc . vnd . im | 1XXIII . am . montag • vor . 

Jacobi • ist . gestorben • her • hans | iun . lichtenstain . von | 

nicolspurg ♦ vnd . leit . da . begraben . dem . got . genad . 

Der zweite Grabstein zeigt in korrekt gezeichneten Umrissen 
die Gestalt Afras v. Wallsee (f 1439), Gemahlin Hartneids IV. 
▼♦ Liechtenstein, nebst der Randschrift: 



— 270 — 

Anno ♦ dni . m . c c c c XXX . . | an . sand . kylianstag . ist . gc 

storbn . die cdl . fraw . af | wallsee . herrn ♦ Albrechts . Stuchs | 

n . seligen . Wittib . vnd . leyt . hie ♦ begbn. 

In der Michaeierkirche befindet sich das schöne Grabmal 
Georgs VI. v. Liechtenstein (f 1548), des Feldhauptmannes 
Maximilians L und tapferen Waffengefahrten Georgs v. Fronde 
berg 1 ). Es ist eine Platte aus rotem Marmor und zeigt im 
Bildfelde den Ritter mit einer Fahne und offenem Helm. Die 
über dem Grabmal angebrachte Inschrift lautet: 

Der wohlgeborn Herr Herr Georg von Lichtenstain von Nicolz | 

purg und Steyerkh etz. ist gestorben den 6. Tag Augusti | 

im 1548 jar seines Alters 69 Jar und ligt hie begraben | 

dem und uns alen Gott genedick sei. Amen. 

Als die Kirche vom Barnabitenkollegium im Jahre 1888 reno^ 
viert wurde, richtete die k. k. Zentralkommission für Kunst- 
und historische Denkmale an den Fürsten die Bitte, das Grab' 
denkmal in seiner Umrahmung einer Reinigung unterziehen 
zu lassen, sowie die Entfernung der Kalkkruste vom Rahmen 
und oberen Aufsatze veranlassen zu wollen. Der Wunsch sollte 
bereitwillig erfüllt werden. Nach der durchgeführten Restau^ 
ration konnte man wieder die zarte, aus weißem Sandstein 
gehauene Renaissance^Umrahmung bewundern. Auch die ober' 
halb der überlebensgroßen Figur angebrachten wappenhaltenden 
Putti kamen nun wieder zur Geltung. (Abbildung 25.) 

Für die Restaurierung des altehrwürdigen Stephansdomes, 
die seit Dezennien mit so großem Erfolge durchgeführt wird, 
widmete der Fürst die beträchtliche Summe von 20.000 Kronen 2 ). 

Ferner ließ Seine Durchlaucht die nötigen Renovierung^ 
arbeiten in der Savoyenschen oder Liechtenstein'Kapelle (auch 
Tirna" oder Kreuzkapelle genannt), welche ein schönes Zeugnis 
der Kunstliebe des fürstlichen Hauses ist, auf seine Kosten 



') Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereines. 1859» in, S. 53» 
Tafel 5t 1870, XI, S. 177» 1893» XXIX, S. 109. — Mitteilungen der k. k. Zen* 
tralkommission. N. F. 1889, XV, S. 218 und 281« 

2 ) Wiener DombauvereinS'Blatt 1881, I, S. 11. 



25- WIEN: Grabmal Georgs VI. von Liechtenstein 



— 271 — 

ausfuhren 1 ). Schon im Jahre 171 7 wird des Fürsten Johann 
Adam als Stifter für diese Kapelle gedacht Ihm dürfte auch 
die Aufstellung des großen, schön geschnitzten Kreuzes, welches 
den Hochaltar schmückt, angehören. Auf Veranlassung seiner 
Tochter, der Herzogin Maria Theresia v. Savoyen'Liechtenstein, 
wurde die Kapelle als Ruhestätte für die Angehörigen der 
Savoyschen Familie bestimmt» Die im Boden eingelassene Grab' 
platte bezeichnet die Stelle, wo deren Gemahl, der Herzog 
Emanuel Thomas v. Savoyen^Carignan (f 1729), dessen Oheim, 
der große Heerführer Prinz Eugen v« Savoyen (f 1736), und 
die Fürstin selbst (f 1772) begraben wurden« In die linke Seiten^ 
wand wurde das prachtvolle Grabdenkmal der beiden Prinzen 
eingefügt 2 )« Die Basis desselben bildet ein Sarkophag aus 
rotem Marmor, auf welchem im Bronzerelief lebendige Schlacht' 
szenen dargestellt sind« Darüber baut sich in einer Nische ein 
Obelisk auf, der von einer Urne bekrönt und zu beiden Seiten 
von Trophäen (Fahnen. Schilden und Roßschweifen) flankiert 
wird« Auf dem Sarkophag ruht ein Kissen mit Hut, Degen 
und Feldherrnstab« Hinter demselben erscheinen die von einem 
Löwen gehaltenen Savoyschen und Liechtensteinschen Wappen, 
durch eine Krone vereinigt Ein weiblicher Genius, der in eine 
Posaune stößt, trägt ein Medaillon mit dem Bildnisse der kunst' 
sinnigen Stifterin des Grabmales« Den unteren Abschluß des 
Ganzen bilden ein reich mit Federn geschmückter Spangen' 
heim und Fahnen« Der Obelisk und eine unterhalb des Saro 
kophags angebrachte Marmortafel enthalten die lateinische In' 
schrift« Der harmonische Aufbau der einzelnen Teile, die feine 



l ) Josef Ogesser, Beschreibung der Metropolitankirche zu St Stephan 
in Wien. S« 137 f. und 307. — F« HL Böckh, Wiens lebende Schriftsteller. 
Künstler etc. Wien 1822, S. 492« — A. R. v« Perger, Der Dom zu St. Stephan 
in Wien« Triest 1854, S. 62 f« — Mitteilungen der k. k. Zentralkommission. 
1857, II, S« 2« — Falke, Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein« 
II» S. 359 ff. — Mitteilungen des k. k. österreichischen Museums. 1880, 
XV. Jahrg., S« 63. — Wiener Dombauvereins^Blatt. 1883» III, S. 84, 1885» V, 
S. 129 f. — Topographie von Niederösterreich. 1885, n, S. 104* — Monats* 
blatt des Altertumsvereines. 1890, III, S. 44. 

3 ) VergL den Stich von L« Rupp in: „Chiese prindpali d' Europa". 
Mailand 1824. 



— 272 — 

Durchbildung der Details und die reizende Farbenstimmung» 
die sich aus der Verwendung von rotem und grauem Marmor, 
von vergoldeter und braun patinierter Bronze ergibt, rucken 
das Grabmal in die Reihe der schönsten derartigen Werke aus 
dem 18. Jahrhundert. Als Abschluß der Kapelle ließ die Herzogin 
das reiche, einst vergoldete Eingangstor, ein bedeutendes Werk 
der Schmiedekunst im Stile des Rokokos, errichten, das innen 
die verbundenen Wappen der beiden Fürstenhäuser und außen 
die Jahreszahl 1731 zeigt l ). Durch die Herzogin bekam auch 
die Kreuzkapelle eine neue Ausstattung (1762). Einzelne Teile 
derselben wurden bemalt und vergoldet, der Marmoraltar er' 
hielt ein kostbares Tabernakel und zierliche Leuchter und 
wurde durch ein schön geschwungenes Marmorgeländer ab* 
geschlossen. F. X. Messerschmidt schuf für die Kapelle die 
überlebensgroßen Marmorstatuen von Johannes und Maria 
am Kreuze. Eine 89 Mark schwere, silberne Lampe wurde 
gleichfalls angebracht Ein historisches Denkmal, daß die 
Kapelle durch die Liechtenstein renoviert worden sei, ist 
das Breve des Papstes Benedikt XIV. (1744)» welches das Ptu 
vilegium des Kreuzaltares der Nachwelt verkündet; es befindet 
sich auf der roten Marmorplatte in der durch die ehemalige 
Tür gebildeten Nische, links vom Eingangstor. Noch bevor in 
der zweiten Hälfte des verflossenen Jahrhunderts die größeren 
Restaurationsarbeiten im Dome begonnen hatten, ließ Fürst 
Alois II. v. Liechtenstein die Kapelle durch den Dombaumeister 
Leopold Ernst im Geiste der Gotik umgestalten (1852). Von 
den Wänden, Gewölberippen und Kappen wurde der Mörtel' 
anwurf und die aus demselben gebildeten Verzierungen, wie 
z. B. Wolken, von den Kapitalen die Vergoldung entfernt An 
der linken Seitenwand wurde, korrespondierend mit den Fenstern, 
neues Steinmaßwerk angebracht Die beiden Fenster versah 



*) Rudolf Alt hat in einem prächtigen Aquarell aus dem Jahre 1879 
dieses Tor festgehalten. Eine Reproduktion desselben findet sich in dem 
von Hiethke herausgegebenen Werke: „Ein Jahrhundert Österreichischer 
Malerei. Wiener Heister 4 «. 4* Lieferung. — Eine gute Photographie UAt 
sich bei der schwachen Beleuchtung des Innenraumes der Kirche nur 
schwer herstellen. 



— 273 — 

man mit runden, in Blei gefaßten Scheiben, die erst in neuester 
Zeit durch schöne Glasgemälde ersetzt wurden« Die Westwand 
wurde durch Joh* N. Ender mit einem 10*4 m hohen und 
4-4 m breiten Fresko bemalt, das mit Einbeziehung des Kruzi^ 
fixes am Altar eine schöne Darstellung der Kreuzigung und 
der hL Dreifaltigkeit wiedergibt« Der Altar, die Grabmaler und 
die Inschriftplatten blieben als historische Denkmäler selbst- 
verständlich unberührt. Durch Aufstellung neuer Kirchenstähle 
war die damalige Umgestaltung vollendet Auf Kosten des 
gegenwärtigen Fürsten wurde das große Altargemälde durch 
den Maler Karl Geiger sorgfältig gereinigt (1890). Der Fürst 
verfugte auch zugleich, daß die zahlreichen Bronzebuchstaben, 
die im Laufe der Zeit aus der Gruftplatte, dem Grabdenkmale 
und der neben dem Eingangstor angebrachten Tafel heraus' 
gefallen waren, wieder ergänzt wurden« 

Durch die Bemühungen des Statthalters von Niederöster' 
reich, des Grafen Kielmansegg, war es möglich geworden, an die 
Freilegung und Restauration der Minoritenkirche zu schreiten» 
Die Durchführung des Projektes nach den Plänen des Pro' 
fessors Viktor Luntz war durch die hohen Beiträge des Staates, 
des Landes, der Gemeinde Wien und der italienischen Kon' 
gregation, die das Kirchengut verwaltet, gesichert (1903). Auch 
Fürst Johann v. Liechtenstein lieh dem Unternehmen bereit' 
willig seine Unterstützung dadurch, daß er durch die beträcht' 
liehe Spende von 12.000 Kronen sein Interesse an der Rekon' 
struktion eines bedeutenden Denkmales der gotischen Baukunst 
kundgab« 

Seine Durchlaucht ließ sich dabei von der richtigen 

Anschauung leiten, daß nach Vollendung der Arbeiten die 

gegen den Minoritenplatz gerichtete Front des fürstlichen Majo' 

ratshauses mit ihrem prunkvollen Portal durch die neu ge^ 

schaffene, prächtige Umrahmung am meisten gewinnen wird« 

Im Jahre 1905 verschwand der letzte Oberrest des Pfarrgebäudes 

an der Südseite der Kirche, an dessen Stelle ein gotischer Zte 

bau mit einem malerischen Arkadengang trat, in welchem die 

bei der Abreißung der angrenzenden Gebäude aufgefundenen 

Grabsteine angebracht wurden. Im Jahre 1908 neigten sich die 

18 



— 274 — 

Restaurierungsarbeiten, die sich auf alle Partien des umfang' 
reichen Baues erstreckten, ihrem Ende zu 1 ). 

Die Kirche auf dem Kahlenberge konnte sich zu wieder** 
holten Malen der hohen Gunst des fürstlichen Hauses rühmen, 
wie denn auch das kleine Dörfchen, in dem die Kirche liegt, 
mannigfache Beziehungen zur Liechtensteinschen Familie auf" 
weist 2 ). Das Gut Josefsdorf befand sich nämlich vom Jahre 1 8 19 
bis 1849 im Besitze der Fürsten Johann L und seines Sohnes, 
Alois IL Josef; auf dem Ortsfriedhof liegt auch ein Mitglied der 
fürstlichen Familie, Fürstin Franziska de Ligne, geborene Prinz 
zessin v. Liechtenstein (f 1821), an der Seite ihres Gemahls be- 
graben. Zu den zahlreichen Adeligen, welche im Verein mit Kaiser 
Ferdinand IL die Errichtung eines Camaldulenser^Klosters auf 
dem Kahlenberge förderten, gehörte insbesondere Fürst Maxi/ 
milian v. Liechtenstein, welcher nicht nur die Eremitenzelle mit 
der Kapelle zu Ehren des hl. Romuald erbauen ließ, sondern auch 
für den Unterhalt des Priesters, der die Kapelle bewohnen sollte, 
und zum Wohle der Eremie je 3000 Gulden widmete» Die 
Kirche, zu welcher 1629 der Grundstein gelegt wurde, war noch 
nicht vollendet f als sie, gleich dem Kloster, von den Türken in 
Brand gesteckt wurde. Das wiederaufgebaute Gotteshaus hatte 
im Laufe der Jahre vielfach Schaden gelitten, so daß eine Renovier 
rang dringend notwendig geworden war. Zu den frommen 
Wohltätern, welche diese ermöglichten, gehörte auch der gegen** 
wärtige Fürst, auf dessen Kosten ein wertvoller, künstlerisch 
ausgeführter Fußboden gelegt wurde 3 ), der aus lichtgelb und 
braun getönten Tonfliesen besteht. 

Den Bau der zahlreichen neuen Kirchen, welche in den 
letzten Dezennien in der Residenzstadt enstanden, hat der 
Fürst stets mit der größten Freigebigkeit durch namhafte 

österreichische Volkszeitung vom 12. August 1904, 8. Jänner, 
28. Oktober und 3« November 1905* — Neue Freie Presse. 28. Hai 1908, 
S. 10 f. 

*) Falke, Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein. III, 
S. 334 £ — Topographie von Niederösterreich. 1896, IV, S. 528 ff. — öster* 
reichs illustrierte Zeitung. 23* September 1906, & 1172. 

*) Das Vaterland. 12. September 1907, S. 8. 



— 275 — 

Spenden und auch dadurch unterstützt, daß er für einige der' 
selben durch seine Architekten die Pläne ausführen ließ* Wir 
erinnern hier insbesondere an zwei der herrlichsten Gottes' 
hauser, die in jüngster Zeit in Wien errichtet wurden, an die 
CanisiuS'Kirche auf dem Aisergrund und die Herz JestfKirche 
auf der Landstraße, beide Werke des fürstlichen Architekten 
G« R. v. Neumann '). 

Die CanisiuS'Kirche 2 ), in den Jahren 1899 — 1903 im rheini/ 
sehen Obergangsstil erbaut, zeigt die große Kunst des hervor' 
ragenden Architekten im besten Lichte; denn es gelang ihm, 
die großen Schwierigkeiten, welche in der verhältnismäßig 
ungünstigen Stelle und dem beschränkten Bauplatze lagen, mit 
großem Geschick zu überwinden und einen vielgegliederten, 
monumentalen Hochbau zu schaffen, der von allen Seiten einen 
malerischen Anblick darbietet* Der große Niveauunterschied 
zwischen Hauptfassade und Chorschluß wurde durch Anlage einer 
interessanten Krypta ausgeglichen. Sehr schön repräsentiert sich 
die Stirnseite der Kirche mit der mit reichem Maßwerk ver' 
sehenen, großen Rosette und den beiden hohen, schlanken 
Türmen« Der Innenraum wirkt durch die großen Dimensionen, 
die schönen Verhältnisse und die abwechslungsreiche Gliederung 
überraschend« Zur größten Zierde gereichen demselben ferner 
der prachtvoll aufgebaute Hochaltar, die schönen Altarbilder 
und die mit figuralen und ornamentalen Glasmalereien gc 
schmückten Fenster. 

Die Herz JesU'Kirche s ) wurde in Verbindung mit dem 
Klostergebäude der „Kongregation der Dienerinnen des heilig' 
sten Herzens Jesu", die sich der Kindererziehung und Kranken' 
pflege widmet, erbaut und im Jahre 1906 eingeweiht Der impO' 

*) Nach den gütigen Hitteilungen des Herrn Superiors P. Ed. Fischer 
and der Frau Generaloberin S. Flora Nießen. 

') Festschrift zur feierlichen Konsekration der CanisiusoKirche. 
Wien 1903. — österreichische Volkszeitung« 15* Juli. 11. und 19« Okto* 
her 1907. 

s) österreichische Volkszeitung. 30. September 1906. — Neue Freie 
Presse. 7. Oktober 1906. S. 8. — Wiener Bauindustrie'Zeitung. 1907» 

XXIV. S. 203 f. 

18* 



- 27* - 



gante Bau ist im romanischen Stile gehalten* Der nach rheini* 
sehen Hustern gebildete, charakteristische, hohe Hauptturm steigt 
aus der Fassade mächtig empor und beherrscht einen grofien 
Teil der Hauptstraße des III. Bezirkes» Er hat nicht die strenge 
Einfachkeit romanischer Kirchtürme, sondern mit seinen vier 
Ecktürmen, Galerien und hohen Helmen mehr den Charakter 
eines Stadtturmes und gewährt im Verein mit der reich be* 
wegten Kirchen** und Klosterfassade einen malerischen Anblick* 
Au^h die gegenwärtig noch sichtbare rechte Langseite der Kirche 
bietet mit den vielfensterigen Oratorien über dem Seitenschiffe 
und den vorspringenden Türmchen ein abwechslungsreiches 
Architekturbild, das durch die mit grün glasierten und hellroten 
Ziegeln gedeckten Dächer auch koloristische Lebendigkeit erhält 
Das Innere der Kirche wird durch massige Pfeiler und Säulen 
in drei Schiffe geschieden, ein kurzes Querschiff trennt das 
Längsschiff von dem mit halbrunder Apsis abgeschlossenen Pres** 
byterium, dessen Fenster mit schönen Glasgemälden versehen 
sind Die Decke wurde aus rundbogigen Kreuzgewölben gebildet 
Die Oratorien mit ihren zierlichen Säulchen, der prächtige Hoch' 
altar und die Kanzel, die aus Marmor hergestellt wurden, beleben 
den hohen, schlichten Innenraum. 



Niederösterreich« 

Im Jahre 1887 begannen die Restaurationsarbeiten an der 
Patronatskirche zur hl» Kunigunde in Brunn, welche auf An- 
regung und Kosten des Fürsten von dem Architekten G. Ritter 
von Neumann, einem tüchtigen Schüler Friedrich von Schmidts, 
in mehreren aufeinanderfolgenden Jahren durchgeführt wurden *)♦ 
in der Mitte des Ortes auf einem freien Platze stehende 



l ) Hitteilungen der k. k. Zentralkommission. 1856, I, S. 104, N. F. 
1888, XIV, S. 137 ff-, 1890, XVI, S. 218. — Berichte und Hitteilungen des 
Altertumsvereines. 1866, IX, S. 57t 1872, XII, S. 146 f. — Topographie von 
Niederösterreich. 1885, II, S. 231 ff. — Honatsblatt des Altertumsvereines. 
1888, II, S. 5 und $6, 1890, in, S. 63. 1892, III, S. 175 und 223* — K. Grefe, 
Alt-Österreich. Blatt 86 b. 



.^^H^ 



— 277 — 

Kirche ist ein dreischiffiger, durchaus gotischer Bau, dessen 
im Achtecke geschlossener Chor aus dem Ende des 15. Jahr«* 
hunderts und dessen Schiff aus dem Anfange des 16. Jahr- 
hunderts stammen« Über dem letzten Quadrate des Mittel/ 
Schiffes erhebt sich der mächtige Turm* Reicher und reiner in 
der Gliederung als die Kirche ist die reizende, aus dem Sechs* 
eck konstruierte, mit reich verschlungenen Gewölberippen veiv 
sehene Vorhalle an der Südwand des Baues« (Abbildung 26.) 
Sie besitzt zwei im flachen Kleeblattbogen geschlossene Ein- 
gänge und wird von geschweiften Wimpergen überhöht. Die 
dreiteiligen Fenster erscheinen mit schön durchgebildetem Fische 
blasenmafiwerk ausgefüllt An der Nordseite liegt ebenfalls eine 
achteckige, aber einfacher gestaltete Vorhalle* Die stilgemäße 
Renovierung der Kirche bedeutete für den Ort Brunn ein 
wahrhaft fürstliches Geschenk« An der Außenseite wurden die 
Sockel, Pfeiler und Gesimse einer gewissenhaften Ausbesserung 
unterzogen; auch die schöne Vorhalle bedurfte einer gründ- 
lichen Restaurierung» Die drei Baldachine mit den darunter' 
stehenden Figuren der Heiligen Johannes, Leopold und Josef 
mußten neu hergestellt, die Krabben und Kreuzblumen ergänzt 
werden* Die unschöne Vorhalle am Haupteingange wurde cnt* 
fernt, ebenso waren einige Veränderungen an Ausbauten der 
Nordseite der Kirche im Stile derselben notwendig geworden« 
Im Innern entdeckte man bei der Entfernung des Verputzes 
Spuren von alten Fresken« Es zeigte sich ferner, daß die das 
Netzgewölbe tragenden Dienste seinerzeit abgeschlagen worden 
sind; sie waren von Konsolen und Baldachinen unterbrochen, 
welche vermutlich früher mit Heiligenstatuen ausgestattet 
waren» Die Dienste mit den Baldachinen wurden nun wieder 
angebracht, die vermauerten Fenster des Presbyteriums geöffnet 
und das alte Maßwerk hergestellt (Abbildung 27.) In den Jahren 
von 1852— 1864 hatte man die wiederholt durch Brände zer* 
störte Kirche einer Erneuerung unterzogen» Der Turm wurde 
neu aufgebaut, das Dach ausgebessert, die Außenseite über' 
tüncht und auch der Innenraum erneuert Diese Arbeiten waren 
aber mit unzulänglichen Mitteln unternommen worden. Man 
entdeckte während der fetzigen Restaurierungen, daß die Decke 



— 278 — 

geborsten war und daß man einfach die Risse mit Mörtel vers- 
pätst hatte; daher hatten die Gewölbe und die Rippen keine 
Spannung mehr und die Andächtigen schwebten beständig in 
großer Gefahr, da bei der leisesten Erschütterung mindestens 
einige Rippenstucke herabfallen mußten« Die Erneuerung 
des Deckengewölbes war also unumgänglich nötig geworden. 
Die Hauptarbeit bestand aber im Umbau des Turmes. Derselbe 
wurde im oberen Teile ganz abgetragen, nach einem neuen 
Plane stilgerecht erneuert und gleich dem Dache mit glasierten 
Ziegeln neu gedeckt* 

Große Verdienste hat sich der Fürst um die Restaurierung 
der Gotteshäuser in Mödling erworben, besonders um die des 
südlich von der Pfarrkirche gelegenen, jetzt als Glockenturm 
▼erwendeten Karners, eines der wertvollsten Baudenkmale aus 
der Zeit des romanischen Stiles vom Ende des 12. oder Anfange 
des 13. Jahrhunderts *)♦ Das in der Halbkugel der Apsis bc 
findliche Freskengemälde, das die Anbetung der hl. drei Könige 
darstellt, wurde 1858 durch Sacken entdeckt und durch Ent* 
fernung der Tünche bloßgelegt. Die zur Rechten der Gottes** 
mutter angebrachten, lebensgroßen Figuren der Donatoren 
tragen Kronen und sind demnach als fürstliche Personen ge* 
kennzeichnet Es liegt die Vermutung nahe, in ihnen den 
Begründer der Mödlinger Herzogslinie, Heinrich den Alteren 
mit seiner Gemahlin Richza, als Stifter des Gemäldes und 
wahrscheinlich auch der Grabkapelle anzusehen. Durch die 
Munifizenz des Fürsten wurde 1896 die Restaurierung des 
Freskos durch den trefflichen Maler Theophil Melicher, der 
schon öfter die Wiederherstellung romanischer Wandgemälde 
durchgeführt hatte, ermöglicht. Derselbe brachte auch zur rechten 
Seite des Triumphbogens ein Fresko zutage (Gott Vater hält 



*) Mitteilungen der fc. k. Zentralkommission. iS$6 f I, S. 83, 1858, 
III, S. 263 ff«, 1861, VI, S. 117, N. F. 1896, XXII, S. zoi f. — Berichte und 
Hitteilungen des Altertumsvereines. 1869, X, S. 172 ff« —Monatsblatt 
des Altertumsvereines, 1895, IV, S. 222 und 261, 1903, VII, S, 17* — 
Kirchen und Karner von Mödling. Mödling 1904, S. 25 ff. — K. Giannoni, 
Geschichte der Stadt Mödling. S. 30 ff. und 149. — Topographie von 
Miederösterreich. VI, S. 758 f . — K. Grefe, Alt-Österreich. Blatt x88 b. 



26. BRUNN: Südportal der Pfarrkirche. 



— 279 — 

Christus als Erlöser am Kreuz) und erneuerte es in der glück' 
lichsten Weise, während die Innenwände des großen Haupt- 
raumes, die einst gleichfalls mit Gemälden bedeckt waren, mit 
neuen, stilgemäßen Kompositionen, die Pantaleonslegende dar' 
stellend, geschmückt wurden. Der Bilderzyklus aus der Lebens*» 
geschichte des hl. Pantaleon nimmt die ganze Rundung der 
Kapelle ein und findet seine Ergänzung in einem ent> 
sprechenden Rundzyklus von Vorbildern aus dem alten und 
neuen Testamente. Die Decke trägt in der Mitte die Figur des 
Lammes, in den vier Feldern die Bildnisse der Evangelisten 
mit den ihnen eigentümlichen symbolischen Figuren. Eine 
in der Kapelle angebrachte Inschrift hebt die Verdienste des 
Fürsten um die Wiederherstellung der alten Wandmalereien 
des Innenraumes hervor. Für iit Leitung der architektonischen 
Arbeiten wurde von Seiner Durchlaucht der Architekt G. Ritter 
von Neumann bestellt. Die reichen Formen des schönen Portals, 
welches an das Riesentor von St. Stephan in Wien gemahnt, 
wurden aus der rohen Ummauerung losgelöst und entsprechend 
restauriert. 

In ähnlicher Weise sorgte der Fürst für die Restauration 
der mächtigen, charakteristischen Othmarskirche (1454— 1523 
erbaut), des schönsten Wahrzeichens der Stadt 1 ). Sie ist ein 
dreischiffiger Hallenbau, der nach dem vierten Trav6e von einem 
Querschiff geschnitten wird. Der aus dem Achteck konstruierte 
Chor schließt das Hauptschiff geradwandig ab, während die 
Seitenschiffe dreiseitig abgeschlossene Joche besitzen. Sechs ge* 
waltige Pfeilerpaare tragen das einfache, rippenlose Kreuzgev 
wölbe. In den Jahren 1529 und 1683 wurde der Bau durch die 
Türken arg beschädigt, jedoch immer wieder hergestellt. Ein 
großer Teil der Restaurierungsarbeiten fällt aber erst in unsere 



l ) Hitteilungen der k. k. Zentralkommission. 1856, I, S. 106, 1859, 

IV, S. 106, 1870, XV, S. CXLIX, 50 und 70,1871, XVI, S. 39 f., III. F. 1906, 

V, Sp. 357*. — Berichte und Hitteilungen des Altertumsvereines. 1869, X, 
S. 181 ff. — Honatsblatt des Altertunisvereines, 1899, V, S. 206. — Kirchen 
und Karner von Hödling. S. 4t n £ und 22. — (Hannoni, a. a. O. S. 58 ff. 
und 286. — Topographie von Niederösterreich, VI, S. 773 ff . — K. Grefe, 
Alt^Osterreich. Blatt 113« 



— 280 — 

Zeit. Zum Gedächtnisse der silbernen Hochzeit des Kaiser' 
paares wurde unter dessen Protektorate über die Anregung des 
Bürgermeisters Josef Schöffel 1878 ein KirchenrestaurierungS' 
verein gegründet, den der Fürst in der wohlwollendsten Weise 
unterstützte« Die Kirche gewann vor allem durch die Öffnung 
der meist vermauerten, hohen Fenster, deren reiches Mafiwerk 
mit seinen Fischblasenmotiven aus der Vermauerung losgelöst 
oder völlig ergänzt wurde, wie durch die Einsetzung von Glas' 
gemälden ihre alte Schönheit wieder* Ein Fenster mit orna^ 
mentalen Malereien im linken Seitenschiffe wurde von Seiner 
Durchlaucht gestiftet Der Portalvorbau an der Südseite der 
Kirche, der im Jahre 1904 mit besonderer Unterstützung des 
Fürsten vollendet wurde und darum dessen Wappen neben 
dem der Stadt zeigt, bedeutet eine Veränderung des Baues 
des 15» Jahrhunderts« Seine Durchlaucht bestellte den Architekten 
G, Ritter von Neumann für die Leitung der Arbeiten, welche 
der Außenfront der Kirche ihr gegenwärtiges schmuckes Ge* 
präge verleihen, und gewährte außerdem dem Vereine zur 
Herstellung des Portals eine Subvention von 2000 Kronen, 
An der Ausführung desselben waren besonders der Bildhauer 
Josef Stürmer und det Tischlermeister Karl Rogenhofer in 
Wien beschäftigt. Von den zahlreichen Herstellungen im Innern 
der Kirche sei hier nur die wieder dem Fürsten zu dankende 
Versetzung der alten, interessanten Grabmäler von dem Fuß" 
boden der Kirche an die Innenwände erwähnt. 

Die Mittel, welche der Fürst dem KirchenrestaurierungS' 
vereine zuwandte, kamen auch der Renovierung der gotischen 
Spital/ oder St Agidiuskirche zugute. Eine in dieser Kirche 
angebrachte Inschrift enthält daher mit Recht den Namen 
Seiner Durchlaucht als ersten in der Reihe jener Personen, 
welche sich an der Erneuerung des Gotteshauses und der 
Othmarskirche in edelmütiger Weise beteiligt haben 1 )* 

Aber auch in anderer Hinsicht hat sich der Fürst um 
die Stadt verdient gemacht, indem er die Kosten der Anlagen^ 



Kirchen und Karner von Mödling, S. 30, — Topographie von 
Niederösterreich, VI, S. 776 f. 



— 28l — 

ausgestaltung bei der Rekonstruktion des Neuweges (1891 bis 
1893) und jener Anlagen, welche auf der sudlichen Talseite 
am Hange des Frauensteins gemacht wurden (1900), in hoch' 
herziger Weise bestritt. Letztere fuhren in reizvollen Win' 
düngen aus der Stadt empor, immer mehr den Blick auf sie 
und das Felsental der Klause öffnend, bis sie die Höhe eiv 
reichen und in den Bergwald überleiten. Schon im Jahre 1875 
wurde der Fürst „in dankbarer Anerkennung seiner der Ge* 
meinde Mödling wiederholt bewiesenen fürstlichen Munifizenz" 
(der Fürst hatte unter anderem zum Baue des neuen Armen/ 
und Bürgerversorgungshauses 10.000 Gulden gespendet) zum 
Ehrenbürger der Gemeinde ernannt» Sein Name ist als erster 
im Buch der Ehrenbürger der Stadt Mödling im Stadtarchiv ver' 
zeichnet *). Ein Herzenswunsch der Bevölkerung der Stadt und 
der alljährlich wiederkehrenden Sommergäste ging in Erfüllung, 
als der Fürst im Jahre 1907 der Gemeinde zur Anlage eines 
neuen Parkes einen Waldkomplex im Ausmaße von 25.000 m 2 
spendete. Ein Teil der Parkanlagen, die knapp hinter der Pfanv 
kirche zu dem schwarzen Turm und dem Kalenderweg ansteigen, 
wurde im Jahre 1908 anläßlich des sechzigjährigen Regierungs> 
Jubiläums des Kaisers und fünfzigjährigen des Fürsten der Öffent- 
lichkeit übergeben, sie tragen den Namen „Jubiläumspark" 2 )* 
Im Jahre 1889 ließ Fürst Johann v. Liechtenstein die Pfanv 
kirche zum hl. Veit in Schottwien restaurieren, so daß sie nun 
wieder in ihrer einstigen Schönheit prangt ')• Vor dem Beginne 
der Arbeiten konnte das stark modernisierte Äußere der im 
Laufe der Zeit sehr vernachlässigten Kirche nicht vermuten 
lassen, daß man eine reizende spätgotische Kirche vor Augen 
hatte. Erst im Innern erkannte man den gotischen Charakter, 
der ihre Entstehungszeit in den Anfang des 16. Jahrhunderts 



l ) Giannoni, a« a. O. S. 284, 287» 291 und Beilage IV. 

') Neue Freie Presse. 9. September 1907, S. 11. — Deutsche Zeitung, 
io* September 1907, S. 5* 

') Berichte und Hitteilungen des Altertumsvereines. 1866, IX, S. 82, 
1874, XIV, S. 88, 1890, XXVI, S. 220 f. — BUtter des Vereines för Landes- 
kunde 1867, 1, S. 29. — Monatsblatt des Altertumsrereines. x888, n, S. 72, 
1890, HI, S. 25 und 49 £> 1892, HI, S. 189 und 204. — Mitteilungen der 
k. k. Zentralkommission. N. F. 1888, XIV, S. 207» 1890, XVI, S. 140. 



— 282 — 

verweist Der älteste Teil des dreischiffigen Baues ist die nörd" 
liehe Kapelle, jetzt der Abschluß eines Seitenschiffes* Das Schiff 
besitzt zwei Joche mit niedrigen Abseiten« Die Rippen des 
Mittelschiffes ruhen auf Konsolen mit Köpfen oder Wappen/ 
schildern, die der übrigen Räume auf spitzen oder kegelförmigen 
Tragsteinen. Der gleichzeitige Orgelchor ruht auf drei flachen 
Rundbogen und ist gegen das Langhaus hin von zwei Pfeilern 
gestützt. Da die Kirche tiefer als die angeschotterte Straße lag 
und die Fenster im Laufe der Zeit teilweise zugemauert und 
verkleinert worden waren, so blieb sie dunkel und feucht. Die 
durchgreifenden Restaurationsarbeiten, vom Architekten Gustav 
Ritter v. Neumann pietät' und verständnisvoll geleitet, machten 
die zierliche Dorfkirche zum Schmuck des Ortes. Der unschöne 
Turm, welcher aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts 
stammte, wurde bis zur untersten Etage abgetragen und durch 
einen neuen mit einem Satteldach ersetzt, wie er auf einem 
alten Bilde dargestellt ist und wie ihn die Kirche zu Spital 
und andere Gotteshäuser des Semmeringgebietes besitzen. 
Neue Glasgemälde schmücken nun die Fenster der Kirche, 
deren hübsches Maßwerk man vorher hergestellt hatte. Der 
Architekt forschte auch nach alten Wandmalereien und ent* 
deckte Spuren von solchen im Presbyterium. Sie bedeckten 
ein Travlefeld und das Mittelschiffgewölbe bei jenem Gurt, 
welcher das Mittelschiff von der Abseite trennt. Im Gewölbe 
erblickte man Ranken und Blumen auf weißem Grunde, im 
Seitenfelde ein Jüngstes Gericht. Das Bild wurde mit aller Vor' 
sieht bloßgelegt; es läßt eine Malweise mit Kalkfarben auf 
nassem Mörtelgrunde erkennen und stammte jedenfalls aus 
der Bauzeit der Kirche, war aber leider so stark beschädigt, 
daß die Wiederherstellung desselben unmöglich war. Durch den 
Künstler Jobst wurde das Freskengemälde im Stile der 
neu hergestellt und auch die beiden Apsiden der 
mit Wandgemälden geschmückt, die den Erzengel Michael mit 
dem Drachen und die hl. Maria darstellen. Auch die alten 
ornamentalen Malereien wurden erneuert. Eine Kanzel und 
der Hochaltar, die nach spätgotischen Motiven geschaffen 
wurden, zwei Seitenaltäre und ein schmiedeeisernes Gitter für 



27. BRUNN: Inneres der Pfarrkirche. 



— 283 — 

die Turmhalle vervollständigten die Rekonstruktion der Kirche* 
Unterhalb des Presbyteriums liegt die Gruft der Grafen v* 
Wallsegg* Das in der Kirche befindliche Marmorepitaphium 
des Reichsgrafen Josef Leopold Julius v. Wallsegg, eine schöne 
Leistung aus der Zeit der Barocke, wurde renoviert* Durch 
die Wiederherstellung des Daches« der Gesimse und der Giebel' 
mauer nach der ursprünglichen Intention erschienen die RestaU" 
rierungsarbeiten an der Pfarrkirche vollständig abgeschlossen* 
Im Dorfe Seebenstein liegt das von Johann Ferdinand 
Graf v« Pergen im Jahre 1733 vollendete Sommerschlößchen* 
umgeben von einem hübschen* großen Parke* und die Liechten^ 
steinsche Patronatskirche zum hl* Apostel und Märtyrer Ajv 
dreas* ein gotischer Bau* dessen dreiseitig geschlossener Chor 
mit dem einfachen Kreuzgewölbe auf das Ende des 14* Jaluv 
hunderts zurückgeht* Das Schiff der Kirche bildet fast ein 
Quadrat und wird von zwei achteckigen Pfeilern in drei gleich 
hohe Hallen geteilt* In den Jahren 1849 — 1853 wurde die Kirche 
außen und innen im allgemeinen gelungen neu ausgestattet* 
und zwar auf Kosten der Fürstin Franziska v* Liechtenstein* 
welche zu den Arbeiten den Wiener Baumeister Franz Lößler* 
den Bildhauer Josef Angeler aus Edlitz und den Maler F. Ittenbach 
aus Königswinter in Rheinpreußen herangezogen hatte* Einen 
hervorragenden Schmuck der Dorfkirche bilden die im mittleren 
Chorfenster eingelassenen Glasgemälde* die in leuchtenden 
Farben prangen und die das Brustbild des Erlösers* die Hei- 
ligen Andreas und Stephanus* die Donatoren Rudolf Otto v* 
Liechtenstein^Murau (f 1379) und dessen Gemahlin und das 
Bruchstück einer Kreuzigung zeigen* Diese schönen Glas^ 
gemälde wurden auf Kosten des regierenden Fürsten sorgfältig 
ausgebessert* Das größte Interesse aber beanspruchen die 
schönen Grabsteine der Freiherren v* Königsberg* die* sorgfaltig 
gereinigt und gut erhalten* zweckmäßig an der Inneiv und 
Außenseite der Kirche eingemauert erscheinen* Selten wird 
man eine so große Anzahl von Grabsteinen (man zählt 16 Platten) 
eines Geschlechtes an einem Ort aufgestellt finden* Der wert/ 
vollste Stein* der des Konrad v* Königsberg (f 1448)* des 
ersten Besitzers von Seebenstein, welcher sich im Boden vor 



- 284 - 

dem Hochaltäre befand, wurde auf Anregung des gegenwärtigen 
Patronatiherrn an der linksseitigen Wand des Kirchenschiffes 
aufgestellt, um ihn tot weiteren Beschädigungen zu sch üt zen 1 ). 

Die aus sorgfaltig behaltenen und gefugten Quadern be* 
stehende, interessante gotische Kirche zu Alt-Liechtenwarth, 
deren rechtes Seitenschiff allerdings schon am Beginne der 
Obergangszeit vom romanischen in den gotischen Stil entstand, 
während das Portal an demselben bereits spätgotische Formen 
aufweist, fand ebenfalls in dem Fürsten einen hochherzigen 
Patron« Auf Kosten Seiner Durchlaucht wurde im Jahre 1893 
der Hochaltar in entsprechender Weise renoviert und mit 
einem prachtvollen Altarbilde, welches den hL. Nikolaus dar- 
stellt und von Josef Matthias Trenkwald gemalt wurde, ge- 
schmückt 5 ). 

Die großartige Pfarrkirche der Stadt Feldsberg, welche 
in den Jahren 1631 — 1671 vom Fürsten Carolas Eusebius er** 
richtet worden war, erfuhr im Innern eine durchgreifende Er' 
neuerung, welcher die durch die innere Raumgestaltung, die 
riesigen Dimensionen (48 m Länge, 28 m Breite und 34 m Höhe) 
und die reiche Stuckdekoration interessante Kirche besonders 
würdig war* Zahlreiche Risse und Sprunge, welche im Laufe 
der Jahre immer gefahrdrohender geworden waren, wurden 
ausgebessert, der schwarze und grüne ölanstrich, welcher seit 
Dezennien die Säulen der prächtigen Altäre, die schöne Kanzel, 
die Docken des Steingeländers, welches Schiff und Presbyterium 
scheidet, und die Balustrade des Orgelchores verunstaltet hatte, 
wurde entfernt, der figurale und ornamentale Schmuck erneuert 

*) Ober die Pfarrkirche zu Seebenstein und deren Grabmale ver~ 
gleiche: Mitteilungen der k. k. Zentralkommission. 1856, I, S. 106, N. F. 

Z883» ix» s. clii, 1885, xi, s. xlii t t 1886, xn, s. clxxi &, 1887, nn, 

8. XL VI f. und CCXXIX, 1888, XIV, S. 119 und 208, 1895» XTT, S. 192. — 
Berichte und Hitteilungen des Altertumivereines. 1856, 1, S. 203 ff., 1866, 
IX, S. 8a» 289z, XXVII» 8* xax und 187 ff* 1893* XXIX» S. 106 ff # — Monats* 
blatt des Altertumsvereines, x888» H, S. 63» 1891, m» S. 109« 

') Nach den gütigen Hitteilungen des Herrn Pfarrers Karl Zieger. — 
Vergleiche auch: Topographie von Niederösterreich. X903» V» S. 824 f. und 
1118 f . — K. Grefe» Alt^ötterreich. XL» Blatt x6x. — Hitteilungen der k. k. 
Zentralfcommistion. N. F. 1896» XXII» S. 51* 



- 285 - 

und das Hochaltarblatt, eine Kopie des in der Liechtenstein^ 
Galerie befindlichen Rubensschen Bildes „Maria Himmelfahrt* 
von Gaetano Fanti, unter der Leitung August Schaeffers ge* 
wissenhaft restauriert Die Kirche wurde endlich in weißen und 
gelblichen Tönen getüncht, einzelne Plastiken aber zur Er- 
höhung ihrer Lichtwirkung an den entsprechenden Teilen leicht 
vergoldet. Ferner wurde ein neuer Aufgang zur Kirche her- 
gestellt und die beiden Kolossalgestalten der Apostel Petrus 
und Paulus, die in Nischen zu beiden Seiten des Eingangstores 
angebracht sind, sorgfältig ergänzt 1 ) 

Im Besitze des Fürsten befand sich vor Jahren ein Ge- 
bäude, das einst einen Bestandteil des vom Fürsten Johann 
Adam Andreas erbauten, im Jahre 1803 aber aufgehobenen 
Franziskanerklosters bildete. Im Jahre 1876 überließ Seine 
Durchlaucht den schönen, an der Außenseite mit üppigen Stuck- 
ornamenten geschmückten Bau als hochherziges Geschenk 
dem Lande Niederösterreich, welches denselben zur Unter- 
bringung der Acker-, Obst- und Weinbauschule benützte« 
Gegenwärtig dient das Gebäude als Wohnung des Direktors 2 )« 

Das Krankenhaus und die Kirche der Barmherzigen Brüder 
in Feldsberg verdanken dem fürstlichen Hause ihre Gründung, 
und dessen unablässige Fürsorge hat die erste Niederlassung 
des Ordens in deutschen Landen zum lebenskräftigen Gedeihen 
gebracht Als der größte Wohltäter des Klosters muß Fürst 
Johann II* betrachtet werden, der an Stelle des im 17, Jahr- 
hundert von dem Fürsten Carolas Eusebius und seiner Ge- 
mahlin Johanna Beatrix errichteten Krankenhauses einen aus- 
gedehnten Neubau aufführen ließ, der den hochgespannten 
hygienischen Anforderungen der Neuzeit vollständig genügte. 
Nachdem der Direktor des Wiener allgemeinen Krankenhauses, 
Dr. Böhm, und Professor Billroth ihr Gutachten über die dem 
Bau zu Grunde gelegten Pläne abgegeben hatten, begannen im 



») Vergleiche die bei „Schloß Feldsberg" angeführte Literatur« — 
Eine Mitteilung über die Glocken der Pfarrkirche enthalt das „Monat*» 
blatt des Altertumsvereines". 1905, VII, S. 179 f. 

*) Jahresbericht der niederösterreichischen Landes- Acker-, Obst* 
und Weinbauschule zu Feldsberg. Feldsberg 1905, S. 6 f. 



— 286 — 

Jahre 1890 unter der Leitung des fürstlichen Baurates Hampe 
die Arbeiten, welche nach zweijähriger Dauer vollendet waren. 
Das Spital wurde praktisch und geschmackvoll eingerichtet 
und erhielt eine vornehme, dem alten Bau vortrefflich ange^ 
paßte Fassade. Eine Prachtleistung des Architekten Karl Wein' 
brenner ist die Totenkapelle des Klosters, schlicht und doch 
ansprechend aufgebaut. Der Grundriß zeigt die Form eines T, 
die verschiedene Höhenlage der Gesimse machte eine lebhaftere 
Gestaltung des Daches möglich, welche durch den die Sterbe' 
glocke enthaltenden Dachreiter noch erhöht wird. Dem Kapellen^ 
eingang ist eine kleine Halle vorgelagert, deren Rückwand 
durch eine reiche Türumrahmung und ein reizendes Relief 
(der Engel verkündet den Frauen die Auferstehung Christi) 
geschmückt ist. Ober der Stirnmauer erhebt sich ein schmucker 
Giebelaufbau. Die Außenseite des Kapellenbaues ist in roten 
Verblendern, die architektonischen Glieder sind in Formsteinen 
ausgeführt, der Fries wird durch braune Glasursteine belebt. 
Die Dacheindeckung erfolgte in glasierten Biberschwänzen, deren 
graue und braune Farbe eine freundlich wirkende Dessinierung 
ermöglichte. In der Kapelle befindet sich ein kunstvoller Marmor' 
altar und ein großes, schönes Wandkreuz, eine Widmung des 
Pfarrers Anton Krejötf in Katzelsdorf. Die Klosterkirche (1671 
eingeweiht) ließ der Fürst im Jahre 1905, als der Konvent seine 
vor 300 Jahren durch den Fürsten Karl I. erfolgte Berufung 
nach Feldsberg festlich feierte, vollständig renovieren. Bei dieser 
Gelegenheit wurde auch das im Jahre 1757 von Johann Cymbal 
gemalte Hochaltarbild, welches den hl. Augustinus darstellt, 
verständnisvoll restauriert und die ebenerdigen Gänge des Kon/ 
ventgebäudes und des Refektoriums mit Klinkerplatten neu 
gepflastert. Die Türme der Klosterkirche hatten schon im 
Jahre 1883 auf Kosten des Fürsten an Stelle der Notdächer 
eine 12 m hohe Kupfereindeckung erhalten, die dem Barock' 
stile der Kirche entsprach 1 ). 



l ) Geschichte und Festschrift der österreichisch~böhmischen Ordens* 
provinz der Barmherzigen Brüder in Feldsberg etc. Von Joannes de Dco 
Sobel. Wien 1892. — BUtter der Erinnerung aas der Chronik des Kon* 



— 287 — 

Große Verdienste hat sich auch Seine Durchlaucht um 
die Restaurierung der Mariensäule (1904), die auf dem Stadt- 
platze aufgestellt und ein schönes Erinnerungszeichen an die 
Pestgefahr am Ende des 17* Jahrhunderts ist, erworben 1 ). Die 
selbe wurde unter der Aufeicht des Architekten Karl Wein* 
brenner durch den Bildhauer Ludwig Stürmer verständnisvoll 
erneuert. Die in Wolken schwebende Figur der hl. Maria Imma^ 
kulata, wie die zu ihren Füßen stehenden Standbilder der 
Heiligen Sebastian, Rochus, Franziskus und Karl Borromäus 
wurden gründlich von Schmutz, Moos und den Resten des 
Ölanstriches gereinigt, die fehlenden Körperteile ersetzt und 
die schadhaften Teile des Unterbaues, der Sockel und der 
Mittelsäule ausgebessert. Ein schlichtes schmiedeeisernes Gitter 
umschließt die ganze Anlage. In der vor der Stadt in der Nähe 
des Kinderasyles der Nordbahn gelegenen, schönen Barock' 
kapelle wurde an der Stelle der schadhaften Statue der hl. 
Apollonia auf Kosten des Fürsten ein anmutiges Standbild der 
Gottesmutter aufgestellt Die Sorgfalt, welche der Fürst den 
kirchlichen Baudenkmalen der Stadt angedeihen ließ, fand in 
allen Kreisen der Bevölkerung Feldsbergs die größte Bewunde" 
rung. Durch seine Opferwilligkeit wurde eine Reihe interessanter 
Denkmäler der heimischen Kunst wieder in stand gesetzt und 
vor dem Verfalle behütet. 

Durch einen Beitrag von 20.000 K ermöglichte Seine Durch' 
laucht die Erweiterung der Pfarrkirche von Hohenau, welche 
sich infolge der stark zunehmenden Bevölkerung als unum* 
gänglich notwendig erwies (1902). Unter der Leitung des k. k. 
Hofbaumeisters Schmalzhofer wurde das Hauptschiff des Gottes> 
hauses um zirka 10 m verlängert, ein Seitenschiff, welches eine 
Empore erhielt, angebaut und bei dieser Gelegenheit zugleich 
der Innenraum des älteren Kirchenteiles in würdiger Weise 
renoviert 2 ). 



ventes der Barmherzigen Brüder in Feldsberg etc. Feldsberg 1905. — 
Wiener BauindustrieoZeitung. 1898/99» XVI, S. 394 f. 

') Honatsblatt des Altertumsvereines. 1905, VII, S. 115. 

*) Nach den gütigen Mitteilungen des Herrn Pfarrers Julius Walilc. 



— 288 — 

Auch die am Fuße des Sonnwendsteines herrlich gelegene 
Wallfahrtskirche Maria^Schutz wurde durch die eifrigen Bc 
mühungen des Kirchenpatrones, des Fürsten Johann von 
Liechtenstein, der k. k. Zentralkommission für Kunst" und 
historische Denkmale und ihres Konservators, sowie des dor* 
tigen Pfarrers einer würdigen Restaurierung unterzogen '). Die 
hohe, geräumige Kirche, zu welcher Reichsgraf Josef Leopold 
Julius von Wallsegg im Jahre 1728 den Grundstein gelegt hatte, 
ist ein schönes Werk aus der Barockzeit. Der sehenswerte, 
originelle Hochaltar, hinter welchem das Frauenbrünnlein her" 
vorquillt, die schönen Seitenaltäre mit wertvollen Ölgemälden, 
die reiche Kanzel, die prachtvolle Orgel, die lebensvollen Bild" 
hauerarbeiten, endlich die prunkvollen Ornate mit den Wappen 
der Wallsegg, Kinsky, Liechtenstein und Buquoy verdienen 
eine eingehende Betrachtung. Infolge eines Brandes (1826) 
wurden die schönen Kuppeln der Türme zerstört und hatten 
sich mit stillosen, flachen Dächern begnügen müssen« Leider 
konnte bei der Restauration derselben von der Anregung des 
Konservators der k. k. Zentralkommission, diese nach der 
auf einem von Janscha gezeichneten und von Ziegler gestochenen 
Bilde von Maria"Schutz ersichtlichen alten Form wiederher" 
zustellen, kein Gebrauch gemacht werden, da die Mitteilung 
zu spät kam; und so wurden sie wieder in derselben Weise 
gedeckt. Auch die Orgel, welche unter dem Brande am Beginne 
des 18. Jahrhunderts stark gelitten hatte, wurde neu hergestellt 
(1899). Ferner war die Neuherstellung der Mensa des Hoch" 
altares, die bis jetz nur aus Ziegeln aufgemauert und mit 
Mörtelanwurf versehen war, notwendig geworden. An die 
Stelle des alten Altartisches trat nun ein neuer aus weißem 
Marmor, mit Skulpturen geschmückt, und zwar in derselben 
Form, wie ihn ein guter Stich aus dem 18. Jahrhundert von 
Liedl in Wien zeigt« Auch gegen die Anbringung von Glas" 
gemälden erhob die k. k. Zentralkommission keine Einwenr 

l ) Monatsblatt des Altertumsvereines. 1890, III, S. 50, 1894, IV, 
S. 159, 1900, VI, S* 8. — Mitteilungen der k* k. Zentralkommission. IIL F. 
1904» Hit Sp. 190, 1906, V, Sp. 82* 1907» VI, Sp. 208« — Topographie von 
Niederösterreich. 1904» VI, S. 147 ff. 



— 289 — 

düng, wenn bildartige, figurale Darstellungen eingeschränkt 
oder vermieden werden, die Zeichnung aber im Einklang mit 
dem Barockstile des Kircheninnern und in den Farben mög" 
liehst hell gehalten wird« 

Für den Erweiterungsbau der räumlich unzulänglichen 
Franziskaner", seit 1784 auch Pfarrkirche von Maria^Enzersdorf 
(Enzersdorf am Gebirge) 1 ), welcher in den Jahren 1906— 1907 
durch Baurat Richard Jordan mit einem Kostenaufwand von 
beläufig 135.000 Kronen durchgeführt wurde, widmete der 
Fürst die ansehnliche Summe von 20.000 Kronen. Kirche und 
Kloster zu Enzersdorf waren im Jahre 1472 vollendet worden» 
Von diesem alten Bau haben sich bis in die neueste Zeit 
Spuren der gotischen Grundform, besonders in dem mit drei 
Seiten des Achteckes geschlossenen Presbyterium erhalten. Im 
Jahre 1529 durch die Türken verheert, wurde das Kloster 1533 
aufgehoben. Ferdinand II. stellte allerdings dasselbe wieder her 
und übergab es neuerdings den Franziskanern; doch beim 
zweiten Türkeneinfalle (1683) gingen die Gebäude abermals 
in Flammen auf. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhun" 
derts wurden dieselben wieder instand gesetzt, das Kloster 
wurde durch einen Zubau vergrößert, die Kirche neu ausgc 
schmückt. Besondere Verdienste in dieser Hinsicht erwarb sich 
der damalige Guardian P. Placidius Herzog, der berühmte 
Geschichtsschreiber des Franziskaner ' Ordens in Österreich. 
Seitdem im Jahre 1730 auf dem Hochaltar der Kirche eine 
Mariepstatue aufgestellt worden war, wurde das Gotteshaus 
das Ziel häufiger Wallfahrten. 

Nach der Absicht des derzeitigen Guardians hätte die Ver^ 
gröfierung der Kirche durch Einbeziehung einer Kapelle und 
der Sakristei vorgenommen werden sollen, wodurch dieselbe 
ein linkes Seitenschiff erhalten hätte. Auf Anregung Jordans 

') Nach einem vom Baurate Richard Jordan am 22. Februar 1907 
im Wiener Altertumsverein gehaltenen Vortrag. — Vergleiche auch 
A. Schmidt, Wiens Umgebungen. III, S. 248 ff. — Topographie von 
Niederösterreich. 1885, II, S. 599 ff« — Mitteilungen der k. k. Zentral* 
kommission. N. F. 1906, V, Sp. 357.* — Monatsblatt des Altertums* 
Vereines. 1907» VIII, S. 109 f. 

19 



— 290 — 

wurde dieser Plan fallen gelassen und ein weitergehender Um/ 
bau beschlossen. Das Längsschiff wurde über das Presbyterium 
hinaus fortgeführt, geradlinig abgeschlossen und ein peues 
Querschiff eingelegt. Der Mittelraum erhielt eine krönende 
Kuppel. An der rechten Wand des Presbyteriums wurde ein 
Oratorium für den Fürsten angebracht, das rechte Querschiff 
wurde ebenfalls mit Oratorien versehen. Mächtige Rundbogen^ 
fenster beleuchten den Innenraum der Kirche, deren Fassade 
in einfacher, aber würdiger Weise ausgestattet wurde. Die Eiv 
richtung einer neuen Sakristei, einer Halle zur Aufnahme der 
Beichtstühle und eines neuen Zuganges zum rechts von der 
Kirche befindlichen Kloster vollendeten den Umbau des Gottes*- 
hauses. 

An die Besprechung der auf Kosten oder unter der Mit" 
hilfe des Fürsten durchgeführten Kirchenrestaurationen schließen 
wir eine Würdigung jener Gotteshäuser an, welche Seine 
Durchlaucht auf seinen Gütern neu errichten ließ. 

Den hervorragenden Schöpfungen des fürstlich Liechten" 
steinschen Architekten Karl Weinbrenner in* Eisgrub schließt 
sich in würdiger Weise die neue Pfarrkirche in Unter/The^ 
menau an (Abb. 28), welche in den Jahren 1894 — 1898 auf 
Kosten des Fürsten an Stelle der räumlich und baulich sehr 
bescheidenen Dorfkirche errichtet wurde 1 ). Das Gotteshaus 
zeigt eine zentrale Anlage. Der Grundriß erscheint aus zwei 
über Eck gestellten Quadraten kombiniert. Die Verbindung^ 
linien der Durchschnittspunkte derselben bilden die Diagonalen 
eines Oktagons, welches als Mittelbau in die Höhe strebt. Die 
Kippen des Gewölbes vereinigen sich sternförmig im Schluß" 
stein, der 23*5 m über dem Pflaster liegt. Spitzbogige, hohe 
Fenster beleuchten den zentralen Raum, der durch Arkaden 
von den Seitenkapellen, der Vorhalle, über welcher sich der 
Orgelchor befindet, und dem Presbyterium geschieden wird. 
Zu beiden Seiten des letzteren liegen die Sakristei und 
das Oratorium. Die Grundrißform der Kirche ermöglicht ge* 

*) Der Architekt. 1895, I, S. 51* Taf. 87—88, 1897» HI, S. 14» Taf. 29. 
— Wiener Bauindustrie^Zeitung, 1900/01, XVIII, S. 253 f. — Bautenalbum. 
Taf. 59 und 60. 



28. UNTER-THEMEN AU: Pfarrkirche. 



— 291 — 

nügende Durchblicke nach dem Hochaltar, eine gunstige Be- 
leuchtung, die nebst den Fenstern des Zentralraumes durch 
die mit Glasgemälden versehenen Fenster im Chore und die 
einfach gegliederten, gekuppelten Fenster der Seitenwände ge- 
schaffen wird, und bei verhältnismäßig reicher Gliederung einen 
ruhigen Aufbau der Massen. 

Die Inneneinrichtung bilden schlichte. Altäre, die frei- 
stehende, im lichten Ton gehaltene Kanzel, ein reicher Kron- 
leuchter und stilgerechte Kirchenstühle; einfach ornamentierte 
Steinfliesen decken den Boden. Alle Konstruktionsglieder des 
Innenraumes (Gesimse, Pfeiler, Dienste, Gurten, Gewölbe- 
rippen, Mafiwerke und Friese) wurden in Formsteinen und 
roten Verblendern hergestellt und nur die Wandflächen und 
Gewölbeschilder erhielten einen Verputz zur Aufnahme einer 
polychromierten Dekoration. Im unteren Teile wurde, die 
Wanddekoration, als dem Auge mehr sichtbar, in einem mehr- 
farbigen Sgraffito ausgeführt. Für die Pfeilersockel, dann für 
die Dienst* und Säulenkapitäle gelangte Haustein zur Ver- 
wendung. Das Äußere der Kirche ist als Rohbau in roten Ver- 
blendern und mit Verwendung von Formziegeln zu allen 
Gliederungen durchgebildet. Die reiche, farbige Wirkung des 
Baues, die sich dem von Slawen, die im Hausbau und in der 
Tracht die alte nationale Eigenheit treu bewahrt haben, be- 
wohnten Dorfe trefflich anpaßt, wird noch durch braun und 
grün glasierte Ziegel und Formsteine, dann durch kleine, weiße 
Putzflächen gesteigert. Auch die Dächer erhielten eine Dessin^ 
Eindeckung in glasierten Falzziegeln. Die beiden Glockentürme, 
die das im stumpfen Spitzbogen geschlossene Portal flankieren, 
wurden in ihrer Ausdehnung auf das Mindestmaß beschränkt, 
um den Charakter des Zentralbaues auch äußerlich deutlich 
zum Ausdrucke zu bringen. Das schlanke Zeltdach derselben 
wurde gleich der Kuppel der Laterne mit grün glasierten Biber- 
schwänzen eingedeckt. Haustein kam nur an den Schenkeln 
des reich ornamentierten Giebels über dem Haupteingange, wie 
an den Kreuzblumen der Wimperge und den Wasserspeiern 
zur Anwendung. An der Ausführung des Baues waren unter 
andern der Baumeister Tosef Schmalzhofer, der Steinmetzmeister 

19* 



— 292 — 

Johann Konheiser» der Bildhauer Josef Beyer, die Wiener Bild' 
hauovAssoziation, die Schlosser V. Gillar und A. Nehr und 
der Tischler Adolf Rechberg beteiligt Das gesamte Verblende 
material, die glasierten Dachziegel und Fliesen lieferte die 
fürstliche Tonwarenfabrik in UnteivThemenau, die in der Er' 
zeugung der vorzüglichen, farbenprächtigen Baumaterialien ihre 
außerordentliche Leistungsfähigkeit aufs glänzendste bewies. 
Die weithin sichtbare Kirche liegt inmitten einer ausgedehnten, 
reizenden Parkanlage, die von einem schmiedeeisernen Gitter 
eingefriedet wird« Innerhalb derselben erhebt sich ein einfaches 
Steinkreuz, das von stilisiertem Kastanienlaub umrankt wird. 
Die Umgebung der Pfarrkirche gewinnt in hervorragendem 
Maße durch die gleichfalls von dem Gutsinhaber geschaffenen 
Neubauten für die Schule, das Pfarrhaus und die Wohnung 
des Arztes, die sich in ihrem Stile und in ihrer Dekoration 
würdig der äußeren Erscheinung der Kirche anfügen. 

An dieser Stelle mögen auch einige Worte über die 
Liechtensteinsche Tonwarenfabrik in Unter'Themenau Platz 
finden, die hinsichtlich der Güte und Schönheit der erzeugten 
Waren, wie ihrer maschinellen Einrichtungen, die in moderner 
und zweckmäßiger Weise ausgebildet sind, wohl die hervor" 
ragendste Stelle unter den ähnlichen Fabriken Österreichs ein" 
nimmt 1 ). Sie besteht aus vier Fabriksabteilungen, und zwar 
der Fabrik für Trottouv und Mosaikplatten (Jahresproduktion 
bis zu 12 Millionen Stück), der Fabrik für Steinzeug" und 
Klinkererzeugnisse mit einer Erzeugung von zirka 100.000 Stück 
Röhren, Fassonstücken und sonstigen Steinzeugwaren und 
zirka i Million Klinkerziegeln pro Jahr, der Fabrik für Dach- 
ziegel, Drainröhren und Verblender (Jahresproduktion 3% Mil- 
lionen Stück) und der Fabrik für Kachelwaren und andere 
glasierte Artikel (zirka 400.000 Stück pro Jahr). An diese An- 
lagen schließt sich ein umfangreicher Betrieb zur Gewinnung 
der Rohmaterialien an, die aber auch in großer Menge zuge" 
führt werden. Das Werk beschäftigt rund 700 Beamte und 
Arbeiter. Am Werke besteht eine Restauration mit einem 

l ) Blätter des Vereines für Landeskunde. 1869, III, S. 177* — Kraetzl, 
Das Fürstentum Liechtenstein etc. S. 272 ff. 



— 293 — 

großen Speisesaal für die Arbeiter und Passagierzimmern» ein 
Badehaus und eine schöne Parkanlage» Zur Fabrik gehören 
ferner 20 Wohngebäude mit 77 Familienwohnungen, in welchen 
die Beamten und ein Teil der Arbeiterschaft untergebracht 
sind« An 160 Arbeiterfamilien haben Felder im Mindestaus^ 
maß von je 800 m 2 zur Bebauung zugeteilt Die schönen 
Produkte der Fabrik fanden bei zahlreichen Bauten, die während 
der Regierung des Fürsten auf dessen Gütern zur Aufführung 
gelangten, die ausgedehnteste Verwendung ; jedoch auch andere 
Bauherren wußten die Erzeugnisse der Fabrik zu schätzen. So 
sind z. B. die schönen glasierten Dachziegel, die nach dem 
System des Chemikers Kosch, der einst in der k. k. Porzellan' 
fabrik angestellt war, in allen Farben erzeugt wurden, bei 
zahlreichen Kirchenbauten des Dombaumeisters Fr. v. Schmidt 
verwendet worden« Die Kirchen in Fünfhaus und in der 
Brigittenau in Wien waren die ersten, bei welchen von diesen 
prächtigen Erzeugnissen Gebrauch gemacht wurde. 

Im Jahre 1900 wurde die alte Pfarrkirche zum hl. Apostel 
Andreas in Dobermannsdorf abgebrochen und an deren Stelle 
ein neues, geräumigeres Gotteshaus nach den Plänen des 
Architekten Karl Weinbrenner aufgeführt, das die Ortsgemeinde 
der Munifizenz des Fürsten zu danken hat ] ). Schon im LonS" 
dorfschen Verzeichnis der Pfarren des Passauer Sprengeis steht 
die Pfarre unter dem Namen Doberleinsdorf verzeichnet, mit 
dem Zusätze, daß ein Liechtenstein deren Patron sei. Vielleicht 
hat Heinrich I. v. Liechtenstein (1233— 1265) an der Gründung 
der Pfarre und der Erweiterung der ehemaligen Kapelle zur 
Kirche mitgewirkt. Der Grundriß des Neubaues zeigt ein 22 m 
langes und 8 m breites Hauptschiff, das in vier Gewölbefelder 
geteilt und mit Kreuzgewölben überspannt ist. Das Presbyter 
rium wird von fünf Seiten des Achtecks geschlossen. Der 
vierkantige Turm geht, durch Wasserschläge vermittelt, in 
einen achteckigen Turm über, der im schlanken Zeltdach 

>) Topographie von Niederösterreich. 1885» II, S. 299* — Wiener 
Bauindustrie-Zeitung. 1901/02, XIX, S. 379* — Wiener Bautenalbum. 
Taf. 97. — Honatablatt des Altertumsvereines. 1901, VI, S. 88, 1904, 
VII, S. 87, 



— 294 — 

endigt. Der Turm ist seitlich disponiert und hinter demselben 
ein Seitenschiff zur Aufnahme des Seitenaltars angeordnet. 
Die Turmhalle bildet zugleich einen Eingang und fuhrt zur 
Treppe des Orgelchors. Ober den beiden Eingängen sind ge^ 
deckte Vorhallen mit reicherer Durchbildung angeordnet, 
während das Äußere der Kirche in einfacher Weise durchge- 
führt wurde. Quaderimitation an den Gebäudekanten und 
Öffnungen, Spritzwurf an den Flächen entsprechen dem Cha^ 
rakter einer Dorfkirche. Nur die Sockel und die Vorhallen 
wurden in Stein hergestellt; Vorhalle und Treppenturm sind 
mit hellgrün glasierten, die übrigen Dächer mit roten Ziegeln 
eingedeckt. Der bemalte Innenraum, die figuralen Glasgemälde 
im Presbyterium, der ganz aus Marmor aufgebaute Hochaltar, 
die geschnitzten und vergoldeten Seitenaltäre, die polychromierte 
Steinkanzel, die eichenen Bänke und Beichtstühle, das Mosaik*» 
plattenpflaster vereinigen sich zur edlen, harmonischen Gesamt' 
Wirkung. Die Glocken der alten Kirche (drei wurden im Jahre 
1757 von Josef Scheichel und eine im Jahre 1842 von Jakob 
Korrentsch in Wien gegossen) wurden eingeschmolzen und ein 
neues, größeres Geläute vom Kirchenpatron angeschafft. Im 
Jahre 1901 fand durch den Weihbischof Dr. Godfried Marschall 
die feierliche Einweihung des schönen Gotteshauses statt, das 
eine Zierde des schmucken Ortes bildet. (Abb. 29.) 

Als Johann v. Liechtenstein, der Hofmeister Albrechts III., 
im Jahre 1393 in Mistelbach Grund und Boden erwarb, ging 
auch die von Marchart II. v. Mistelbach gestiftete Spitalkirche 
nebst dem Armenspital in den Besitz desselben über. Schon 
in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde das Spital von 
der Liechtensteinschen Familie erweitert und neu bestiftet und 
auch in der Folge sorgten die Mitglieder des fürstlichen Hauses 
mit warmem Herzen für dasselbe. Die alte, der hl. Elisabeth 
geweihte Kapelle war ein einfacher gotischer Bau von der 
Wende des 15. Jahrhunderts. An das aus drei Jochen bestehende 
Schiff schloß sich im Norden ein Anbau von verminderter 

* 

Höhe und Breite an, welcher zwei Gewölbejoche umfaßte und 
als Presbyterium diente. Die Decke bestand aus einfachen 
spitzbogigen Kreuzgewölben mit kleinen Schlußsteinen. Im 



29. DOBERMANNSDORF: Pfarrkirche. 



— 295 — 

ersten Schiffjoch war die Empore eingebaut. Spitzbogige 
Fenster, Strebepfeiler am Langhaus und ein kleines, reizendes 
Steintürmchen belebten das Äußere des zwar nicht hervor' 
ragenden, aber als Denkmal der heimischen Baukunst immer' 
hin beachtenswerten Baues« Im Jahre 1904 wurde die Kirche 
abgebrochen, da sie dem Ausbau der Mitschastraße im Wege 
stand. Es war ein Wunsch aller Freunde der heimischen Kunst 
und Geschichte, daß dieses Kirchlein erhalten bleiben sollte, 
als ein Zeichen, wie die Kunst früherer Zeiten derartige ein* 
fache Bauprobleme löste, als ein Teil des Stadtbildes, der sich 
nicht mehr ersetzen läßt; allein die Kosten der Restaurierung 
der noch dazu feuchten und tiefliegenden Kapelle wären zu 
- bedeutende gewesen. Die k. k. Zentralkommission für Kunst' 
und historische Denkmale gab auch aus diesem Grunde ihre 
Zustimmung zum Abbruch der Kapelle; sie sprach sich jedoch 
für die genaue Aufnahme und für die Erhaltung des figuralen 
Schmuckes derselben aus, welchem Wunsche die Stadtgemeinde 
gern nachkam. Fürst Johann v. Liechtenstein, welcher die 
Kapelle der Gemeinde schon im Jahre 1902 zum Zwecke der 
Straßenregulierung geschenkt hatte, widmete zum Baue der 
neuen Kapelle 16.000 Kronen und das nötige Baumaterial 
aus der UnteivThemenauer Tonwarenfabrik im Werte von 
8000 Kronen. Auch andere Wohltäter trugen das Ihre zum 
Kirchenbaue bei Der Bürgermeister Thomas Freund und 
dessen Frau Anna stifteten ein bemaltes Glasfenster, die 
Schwestern Wunsch spendeten 1300 Kronen. Mit der Aus' 
arbeitung der Baupläne wurde von Seiner Durchlaucht der 
Architekt Karl Weinbrenner betraut, den Bau selbst führte der 
Baumeister Josef Dunkl in Mistelbach durch. Die Kapelle ist 
in den schlichten Formen der nordischen Gotik ausgeführt, 
das Äußere wirkt wie bei allen Bauten Weinbrenners insbc 
sondere durch die glückliche Verwendung des farbigen, vor' 
züglichen Tonmaterials aus der Liechtensteinschen Fabrik zu 
Unter'Themenau. Einen schönen Schmuck des Innenraumes 
bilden die von Ferdinand Stuffelesser in St. Ulrich (Grödener' 
tal, Tirol) geschnitzten Figuren der hL Elisabeth und zweier 
Engel am Hochaltar. Bei der feierlichen Einweihung des 



— 296 — 

Kirchleins am 19, November 1905 erschien in Vertretung des 
Fürsten Prinz Karl v. Liechtenstein 1 )* 

Das Liechtensteinsche Pfründnerhaus lag in unmittelbarer 
Nähe der Kirche« Es war ein schlichtes Gebäude mit einzelnen 
spätgotischen Details von besonderer Zierlichkeit. Unter den 
Gewänden dreier Fenster ragte besonders eine Gewandung 
durch die mit Wappen gezierten Konsolen hervor. Ein schönes 
spätgotisches Werk war das aus gekreuzten Stäben konstru' 
ierte, reichgegliederte und stark profilierte Portal mit flachem 
Kleeblattsturz. Im Jahre 1884 wurde dieses Gebäude nieder' 
gerissen, an seiner Stelle ein Garten angelegt und daran an- 
stoßend auf Kosten Seiner Durchlaucht das gegenwärtige, villen- 
artige Spital errichtet, das für acht Pfründner berechnet ist. 

Der Fürst erwies sich auch in anderer Hinsicht als ein 
Wohltäter der Stadt. Als die Gemeinde daranging, auf dem 
Kirchenberge Parkanlagen zu schaffen (1881), trat der Fürst 
zu diesem Zwecke bereitwilligst den ihm gehörigen Teil des 
Berges ab und förderte das Unternehmen überdies durch eine 
namhafte Geldspende. Die Anhöhe, wo einst die Stammburg 
der Herren von Mistelbach stand, die später an die Herren 
von Liechtenstein überging, ziert nun ein schöner Park, welchem 
die dankbare Vertretung der Stadt zur Erinnerung an den 
Fürsten den Namen Liechtensteinanlage gab. Den schönen 
Obelisken, ein Werk der Unter/Themenauer Tonwarenfabrik, 
welcher auf der unter dem Protektorate des Fürsten in Mistel- 
bach abgehaltenen landwirtschaftlichen Ausstellung (1895) zu 
sehen war, schenkte der Fürst der Stadt. Die Gemeindever- 
tretung ließ denselben im Stadtpark aufstellen und darauf eine 
Marmortafel anbringen, auf welcher die Worte zu lesen sind: 
Zur Erinnerung an die land-, forstwirtschaftliche und Gewerbe- 
ausstellung 1895. Gewidmet von Seiner Durchlaucht dem 
regierenden Fürsten Johann von und zu Liechtenstein. — Im 
Jahre 1907 erfolgte durch Seine Durchlaucht die hochherzige 
Spende von 30.000 Kronen zum Baue eines neuen Kranken- 



1 ) Über den Bau der neuen Elisabethkapelle hat mir Herr Karl 
Fitzka, k. k. Finanzrat i. P., gütigst Hitteilungen zukommen lassen. 



— 297 ~ 

hauses l ), wodurch derselbe neuerdings seiüe rege Anteilnahme 
an der Entwicklung der schönen Stadt bekundete. Als im Jahre 
1898 das Städtische Museum gegründet wurde, spendete der 
Fürst demselben zehn Urkunden aus dem Liechtensteinschen 
Archiv in Wien, die auf die Geschichte der Stadt Bezug haben 
und außerdem mehrere Abschriften und Auszüge von solchen 
Urkunden, welche auf Mistelbach sich beziehende Daten ent- 
halten 0» 

Ein besonderes Verdienst erwarb sich auch der Fürst um 
die Renovierung des ölberges im benachbarten Wilfersdorf 3 ). 
Die Stationen des aus dem 17. Jahrhundert stammenden Kai' 
varienberges ziehen sich an der Reichsstraße von Wilfersdorf 
gegen Erdberg hin. An seinem Fuße erheben sich zwei Kapellen, 
„Maria vom Siege" und „Jesu Abschied von Maria", die noch 
ziemlich gut erhalten sind* Von den eigentlichen Leidens' 
Stationen „Jesus am ölberg", „Geißelung", „Dornenkrönung", 
„Kreuztragung" und „Kreuzabnahme" befand sich besonders 
der ölberg in traurigem Zustande. Die Figuren aus Zogehk 
dorfer Stein hatten im Laufe der Zeit stark gelitten, eine un< 
schöne Bemalung entstellte die Gestalten der Jünger. Die 
Spenden frommer Gemeindeangehöriger und vor allem die an/ 
sehnliche Widmung des Fürsten (1072 Kronen) ermöglichten 
die Restaurierung des Werkes. Architekt Karl Weinbrenner 
und der Bildhauer Josef Stürmer führten dieselbe in einer 
Weise aus, daß die Gruppe, welcher künstlerischer Wert nicht 
abzusprechen ist, nun eine Zierde des Marktes bildet Am 



') Histelbacher Bote« 19. Juli 1907» S. 3« 

*) Über Histelbach vergleiche: Kraetzl, Das Fürstentum Hechten* 
stein etc. S. 266 f. — Berichte des Altertumsverein es. X891, XXVII, S. 59 f. 
— Monatsblatt des Altertumsvereines. 1902, VI, S. 24. — Hitteilungen der 
k. k. Zentralkommission. N. F. 1882, VIII, S. XLIX, 1889, XV, S. 62 und 
123, Ol. F. 1902, I, Sp. 357 tmd 404, 1903, n, Sp. 117 f.» 1904* in, S.26 und 
150. — Karl Fitzka, Geschichte der Stadt Histelbach. Histelbach 1901. — 
Topographie von Niederösterreich. 1906, VI, S. 609 ff. — K. Grefe, Alt' 
Österreich. Bl. 190 a und b. 

3 ) Bote aus Histelbach. XIX, Nr. 13, 30. Harz 1906, Nr. 15, 13* April 
1906. — Hitteilungen der k. k. Zentralkommission. III. F. 1906, V, 
Sp. 122*. 



— 298 — 

8« April 1906 fand die feierliche Einweihung des ölberges statt 
Möge es gelingen, auch die Mittel für die Wiederherstellung 
der übrigen Leidensstationen aufzubringen! 

Die Gemeinde Katzelsdorf 1 ), welche bis 1693 nach Felds* 
berg eingepfarrt war, verdankt ebenfalls der hochherzigen Ge* 
sinnung des Fürsten ein neues Gotteshaus, dessen Bau nach 
Abtragung des alten, unscheinbaren Kirchleins zum hl. Bartho** 
lomäus, das in seinen Formen eine Vermengung barocker, 
klassizistischer und neugotischer Motive zeigte, im Jahre 1905 
nach den Plänen des Architekten Karl Weinbrenner begonnen 
und 1908 vollendet wurde. An das von drei spitzbogigen Ge* 
wölb ej och en überspannte Hauptschiff schließt sich das Quer' 
schiff und der höher gelegene, schmälere Chor an, der von 
drei Seiten des Achteckes abgeschlossen wird. Links von 
diesem befindet sich die Sakristei und rechts davon ein Anbau, 
der den Aufgang zur Empore und zum mächtigen, 58 m hohen 
Turme enthält, der aus dem Viereck in ein schlankes, acht' 
seitiges Zeltdach übergeht und durch seine harmonische, ab«* 
wechslungsreiche Gliederung das malerische Gepräge der Kirche 
wesentlich erhöht. Imposant wirkt besonders die Stirnseite der" 
selben, welche den Haupteingang enthält. Ein rundbogiges, von 
zwei kräftigen Säulen gestütztes Portal führt in die offene, 
bemalte Vorhalle, die von einem Pultdach überhöht und von 
zwei schmucken, turmartigen Vorbauten flankiert wird, in wels- 
chen die Aufgänge zum Orgelchore liegen. Eine Zierde der 
Fassade bildet die vom Bildhauer J. Beyer aus gelblichweißem 
Sandstein gearbeitete, schlanke Figur des segnenden Heilandes, 
welche sich über einem fünfteiligen, mit ornamentalen Glask 
maiereien geschmückten Radfenster erhebt. Von guter Wirkung 
ist auch das die linke Seitenwand der Kirche durchbrechende 
Seitenportal. Durch die Anwendung verschiedenartigen Batf 
materials wurde der Kirche ein eigenartiges Aussehen verliehen, 
wie es wenige Landkirchen besitzen. Die Sockel sind aus Stein 
hergestellt, die Mauerflächen mit Mörtel in Spritzwurf verkleidet; 
für die Gewände der hohen, dreiteiligen Spitzbogenfenster des 



l ) Topographie von Niederösterreich. 1903, V, S. 62 f. 



30. GIESSHÜBEL: Pfarrkirche. 



— 299 — 

Schiffes, der kleineren Fenster des Querschiffes, des Presby 
teriums und des Portals, ferner für die Gesimse und Friese 
wurden rote Formsteine verwendet; die Stufen, die Säulen des 
Haupteinganges, die Wappen zu den beiden Seiten desselben* 
der Baldachin über der Christusstatue, die Umfassung des Rad' 
fensters wurden aus herrlichem, feinkörnigem schlesischen Sand' 
stein gebildet, der auch im Inneren für die Sockel und Kapitale 
der Pfeiler, welche den Raum unter dem Musikchore vom 
Schiffe scheiden, für die Konsolen, auf welchen die aus roten 
Formsteinen gefügten Rippen des Kreuzgewölbes ruhen, und 
die Schlußsteine in Verwendung kam. Das hohe Dach erhielt 
eine Eindeckung in roten Falzziegeln. Der Innenraum des Gottes^ 
hauses wurde mit schönen ornamentalen Wandmalereien ver" 
sehen, der Boden mit stilgerechten Fliesen belegt. Den schönsten 
Schmuck der Kirche aber bilden die farbenprächtigen, herrlich 
komponierten Glasgemälde, welche sich in die durch Steinpfeiler 
unterteilten Fenster des Hauptschiffes vortrefflich einfügen. 
Sie stellen die Taufe Christi im Jordan, die hl. Familie in Na' 
zareth, Jesus als Kinderfreund und die Verklärung des Herrn 
auf dem Berge Tabor dar. Das erstgenannte Fenster wurde von 
den fürstlichen Beamten zum Andenken an das fünfzigjährige Re^ 
gierungsjubiläum Seiner Durchlaucht gestiftet, die übrigen sind 
Widmungen des Notars Leopold Gübert in Feldsberg, des 
Ortspfarrers Anton Krejtir und des geistlichen Rektors des 
Wiedener Spitales in Wien, Josef Sigmund. Unterhalb der 
Fenster wurde in steinerner Umrahmung ein schöner Kreuz-' 
weg in die Wand eingefügt, der bemalte Figuren aus Stuck 
auf Goldgrund zeigt. Die Glasgemälde des Chors stellen 
St. Florian, St. Bartholomäus und St. Sebastian dar, die 
anderen Fenster der Kirche sind mit ornamentalen Glas** 
maiereien versehen. Die geschmackvolle Einrichtung der Kirche, 
besonders die schönen Altäre, die mit den Symbolen der vier 
Evangelisten geschmückte Kanzel, das Speisegitter, dessen zier' 
liches, bemaltes Schmiedewerk von einer Steinumrahmung euv 
gefaßt erscheint, erhöhen den Gesamteindruck des Innenraumes. 
Für alle Zeiten wird die herrliche, hoch über dem Dorfe lie^ 
gende Kirche die Erinnerung an das Regierungsjubiläum 



— 300 — 

des Fürsten, der mit großen Mitteln den Bau errichtet hat, 
der mit regem Interesse jede Phase desselben wahrnahm und 
während der Ausfuhrung mit dem ihm eigenen Kunstver" 
ständnis noch manche gluckliche Änderungen in den Details 
vornehmen ließ, festhalten» Große Anerkennung gebührt aber 
auch dem bewährten Architekten, der, ausgerüstet mit einem 
hochentwickelten Formen/ und Farbensinn, dieses schöne Werk 
schuf, welches wohl das schönste unter seinen zahlreichen 
Kirchenbauten ist« Zu gleicher Zeit erhielt auch der neben der 
Kirche gelegene Ortsfriedhof durch den Fürsten ein neues, 
schlichtes, der ländlichen Umgebung vorzüglich angepaßtes 
Portal, für welches ein älteres Barocktor in Verwendung kam. 

In dem Orte Gießhübel wurde an Stelle des im Jahre 1750 
von dem Priester Johann Ottmann aus eigenen Mitteln und unter 
der Beihilfe von Wohltätern der Gemeinde erbauten Kirchleins ') 
ein neues Gotteshaus auf Kosten des regierenden Fürsten er' 
richtet. (Abbildung 30.) Die hohe Lage der Kirche, eine reizende 
landschaftliche Umgebung, wie sie wenige Kirchen des Landes 
besitzen, und die derselben trefflich angepaßte Bauart machen 
sie zu einer der interessantesten von denjenigen, welche der 
Fürst auf seinen Gütern entstehen ließ. Eine hübsche Park' 
anläge bildet die engere Umrahmung, von hier fallt der Blick 
auf bewaldete Höhen und das herrliche Tal der Brühl; der 
Husarentempel, die Ruine der Burg Mödling und besonders 
die Feste Liechtenstein grüßen von den Gipfeln der Berge 
herüber. Zu der letzteren bildet die schöne Kirche nicht nur 
landschaftlich, sondern auch stilistisch- das Gegenstück* Der 
Architekt Gustav Ritter v. Neumann hat für die der hl. Drei' 
faltigkeit geweihte Kirche die lebendigen Formen der Über' 
gangszeit vom romanischen in den gotischen Stil gewählt. Der 
Grundriß erscheint vortrefflich gegliedert, das von zwei kräf- 
tigen Säulen getragene Portal, das schöne Radfenster über 
demselben und vor allem der mächtige Turm, der sich rechts 
vom Eingange in den Bau einfügt, verleihen dem Äußeren ein 
monumentales Gepräge. Eine besondere Zierde erhält der mit 



l ) Topographie von Niederösterreich* 1893» III, S. 445 f. 



j 



— 301 — 

einem steilen Zeltdache versehene Turm durch den unter dem 
Dachgesimse laufenden spitzbogigen Arkadengang» Die Kirche 
wirkt aber auch vortrefflich durch die farbigen Reize des zu 
ihrem Baue verwendeten Materials. Der herrliche, im Orte 
selbst gewonnene, unregelmäßig zubehauene Kalkstein (für die 
Gesimse, Fenstergewände und Pfeiler wurden regelmäßig ge~ 
formte Steine verwendet) mit dem schönen rötlichen Stich 
gibt den Grundton an. Mit demselben verbinden sich das 
warme Braun der Holzkonstruktionen, das matte Rot des Ziegel/ 
daches und das dunkle Grün der glasierten Firstziegel zu 
ruhiger, harmonischer Wirkung« Dazu treten noch die zarten 
Farben der blühenden Rosen, die sich hie und da an dem 
Gemäuer emporranken* 

Das Innere der Kirche (Abbildung 31) zeigt ein hohes 
Mittelschiff, das sein Licht durch gekuppelte spitzbogige Fenster 
empfängt, und zwei niedrigere Seitenschiffe, welche ebenfalls 
durch Spitzbogenfenster erhellt werden. Das Schiff enthält fünf 
von Kreuzgewölben überspannte Joche. Das halbrund geschlossene 
Presbyterium mit einer reizenden Empore an der linken Seiten^ 
wand besitzt fünf rundbogige Fenster. Die Kirche ist in zarten 
Farben bemalt, die Fenster erscheinen in hellen Tönen gc 
mustert, das Mittelfenster des Chores enthält ein schönes Glas** 
gemälde (von Geyling in Wien), welches den auferstandenen 
Christus darstellt. Die schlichte Inneneinrichtung fügt sich Stil/ 
voll in die architektonische Gliederung ein. Der Grundstein 
zum Kirchenbau wurde 1899 gelegt, im Jahre 1908 wurde die 
Kirche eingeweiht. Der Fürst, dem der Bau der Kirche in einer 
Gegend, die ihm so lieb und wert ist, sehr am Herzen lag, 
hat jede Phase ihrer Entstehung mit dem größten Interesse 
verfolgt. Auch der Ortspfarrer Matthias Bendik, dem ich einen 
Teil der obigen Ausführungen verdanke, hat den Bau mannig-' 
fach gefördert, indem er für die innere Ausstattung desselben 
größere Summen, die ihm aus Spenden frommer Kirchen' 
besucher zugeflossen waren, widmete. 

Die anmutige Kapelle am Semmering, ein Werk des 
Architekten Gustav Ritter v. Neumann, kam gleichfalls mit 
Unterstützung des Fürsten zustande. Das Kirchlein, welches 



— 302 — 

am Bergesabhang über der Station Semmering aus dem Dunkel 
des Waldes hervorlugt, ist in den schönen Formen der Gotik, 
wie sie sich in dieser Gegend entwickelt haben, erbaut. Als 
Baumaterial wurde weißer Kalkstein verwendet Das steile Dach 
erhielt eine Bedeckung aus grün glasierten, in verschiedenen 
Farbentönen abgestuften Biberschwänzen. Das schlichte Äußere 
gewinnt durch die entsprechende Verwendung von Holzarchi' 
tektur in außerordentlicher Weise. Das Innere des Gotteshauses 
zerfallt in ein von drei spitzbogigen Kreuzgewölben überspanntes 
Schiff, an welches sich der mit drei Seiten des Achteckes ab* 
geschlossene Chor anfügt. Der letztere wird links und rechts 
von Anbauten für die Sakristei und ein Oratorium flankiert. 
Das Presbyterium ist mit ornamentalen Wandmalereien ver* 
sehen und enthält über der Tür der Sakristei ein Fresko, 
welches die Verklärung Christi zeigt. Die Fenster des Chores 
sind mit schönen Glasgemälden geschmückt, das mittlere, eine 
Stiftung des Fürsten, stellt die heilige Familie, das linke, eine 
Spende der Gemeinde Breitenstein, Johannes den Täufer, das 
rechte, gewidmet von der Baronin Klein 'Wiesenberg, den 
hl. Franziskus dar. Auch die Spitzbogenfenster des Schiffes 
sind teils mit figuralen, teils mit ornamentalen Glasmalereien 
ausgestattet. Der in unmittelbarer Nähe der Kirche errichtete 
Pfarrhof ist ein schöner Bau, der durch seine reiche Hob> 
architektur wirkungsvoll zur Geltung gebracht ist. Anläßlich 
des sechzigjährigen Regierungsjubiläums des Kaisers beschloß 
der unter dem Protektorate des Fürsten stehende Kapellen** 
bauverein, die schöne Kapelle zu vollenden und bedeutend zu 
vergrößern 1 ). 



Mähren« 

Gleich den auf niederösterreichischem Gebiete gelegenen 
Patronatskirchen verdanken auch zahlreiche Gotteshäuser auf 
den Gütern des fürstlichen Hauses in Mähren dem Fürsten 
Johann II. eine unermüdliche Fürsorge. Neubauten traten an 

>) Neue Freie Presse, 3* April 1908, S. 10. 



— 303 — 

Stelle alter, unzulänglicher Kirchen, sorgfältige Restaurationen 
behoben die im Laufe der Zeit entstandenen Schäden an alten, 
oft historisch und künstlerisch merkwürdigen Pfarrkirchen« Wir 
erwähnen zunächst die Restaurierung der von Judas Thaddäus 
Supper aus Mährisch/Trübau (f 1771) gemalten Fresken in 
der Pfarrkirche zu Tattenitz (Gut Hohenstadt), welche auf An' 
regung des Konservators Czerny und der k. k. Zentralkom' 
mission für Kunst' und historische Denkmale vorgenommen 
wurde 1 ). Diese wertvollen Wandmalereien aus dem Jahre 1763 
mit Darstellungen aus der Legende Johannis des Täufers und 
Johanns von Nepomuk, wie aus der Geschichte des Lebens 
Jesu waren ziemlich schadhaft geworden; infolge früher ein' 
gedrungener Feuchtigkeit wurden die Lasuren an den Decken' 
fresken vielfach zerstört, so daß der graue Malgrund in breiten 
Flächen zutage trat, ferner waren an den Lünetten, den Pilastern 
und Füllungsmalereien der Seitenwände dunkle und lichte 
Flecken sichtbar geworden. Nachdem eine bauliche Untersuchung 
der Sprünge und leichten Senkungen des Gewölbes voran' 
gegangen war, wurde mit der probeweisen Restaurierung der 
zwei westlichen Deckenbilder („Anbetung des Lammes", „Dar' 
Stellung Christi im Tempel"), sowie eines Stückes einer an' 
stoßenden Lünette begonnen, welche zur Zufriedenheit der 
kunsthistorischen Kontrolle der Arbeiten ausfiel (1904). Die 
dunklen Flecken wurden auf chemischem Wege ohne erkennt' 
liehe Zerstörung der Farbe beseitigt, die verblaßten Stellen 
mit Farbe getränkt, die ganz verlorenen Teile aber sorgfältig 
ausgefüllt Einer Fortsetzung der weiteren Arbeiten nach den' 
selben Prinzipien stand nun nichts mehr im Wege« Im Jahre 
1905 bewilligte Seine Durchlaucht die erforderlichen Summen 
für die Restaurierung der beiden letzten Deckengemälde („An' 
betung der hl« Dreifaltigkeit durch den Trinitarier'Orden" und 
„Maria Heimsuchung"), die gleichfalls einwandfrei durchgeführt 
wurde. Im Herbste 1906 hatten der im Restaurierungsverfahren 

l ) Mitteilungen der k. k. Zentralkommission. III. F. 1902, 1, Sp. 127 f., 
1903t II, Sp. 7> 154» 304 und 375» I9<>4t III, Sp. 230, 1905t IV, Sp. 118 und 
238 f., 1907t VI, Sp. 248 f. — Mitteilungen des Mährischen Gewerbemuseums. 
1904, XXII, S. 1530% 1906, XXIV, S. 137 und 155 ff. 



— 304 — 

erprobte Künstler Theophil Melicher und sein Mitarbeiter Kraus 
die Arbeiten vollendet Der Eindruck, den jetzt diese Bilder 
machen, ist ein großartiger; sie erstrahlen wieder in neuem 
Glänze und der ursprünglichen Farbenpracht und werden wieder 
durch lange Jahre ein beredtes Zeugnis ablegen von Suppers 
Kraft, aber auch von der Opferwilligkeit des Fürsten, welcher 
den Kirchenerneuerungsverein in so munifizenter Weise unter' 
stützte, daß er seiner Aufgabe auch wirklich gerecht werden 
konnte« Durch Ankauf der Herrschaft Kiritein von Moritz Edlen 
v. Teuber (1894) ging das Patronat der Wallfahrtskirche zu 
Maria Namen in Kiritein 1 ) auf Fürst Johann IL über« Die 
Kirche, welche zu den schönsten Gotteshäusern der Markgraf' 
schaft zählt, ist ein Zentralbau, der von den Prämonstratensern 
in Obrowitz in den Jahren 1798 — 1771 durch den Baumeister 
A. Ritz errichtet wurde* Rampen und Treppenanlagen führen 
zu der Terrasse, auf welcher die Kirche liegt. Nördlicherseits 
lehnt sich an dieselbe ein schöner Arkadenhof von elliptischer 
Form an, welcher zwei Portalgebäude und die St. Annakapelle 
enthält, während der Trakt, in dem die Sakristei und die Schatz- 
kammer liegen, die Verbindung mit dem ausgedehnten, ehe- 
maligen klösterlichen Residenzgebäude, dem jetzigen Schlosse, 
herstellt. Die Kirche ist ausgezeichnet durch die Originalität 
der Grundrißanlage, ihre Größe, den Freskenschmuck und die 
bildnerische Ausgestaltung. Insbesondere die gewaltige Kuppel, 
deren Scheitelpunkt 30 Meter über dem Kirchenpflaster liegt, 
und die Wände erhielten durch den genialen firünner Meister 
Johann Georg Etgens schöne Wand- und Deckengemälde, welche 
die Gemeinschaft der Heiligen vorstellen. Von dem gegen- 
wärtigen Herrn Pfarrer B. Dätek erhielten wir die gütige Mit- 
teilung, daß Seine Durchlaucht seit dem Jahre 1896 für die 
Renovierung der Kirche und des Pfarrhofes eine ansehnliche 
Summe (ca. 120.000 Kronen) aufgewendet hat. In unmittelbarer 

Mitteilungen der k. k. Zentralkommission. N. F. 1892, XVIII, 
S. 162 f. — Die ÖBterreichisch'tmgarische Monarchie etc. Mähren. S. 343 £* 
346, 350, 366 und 378. — Prokop, Die Markgrafschaft Mähren etc. IV, 
S. xoo6, 1075» 1280, 1301 und 1315« — Kraetzl, Das Fürstentum Liechten* 
stein etc. S. 226. 



— 305 — 

der Stadt Olmütz liegt das Gebäude des einstigen Prä" 
monstratenserklosters Hradisch, des bedeutendsten und schön" 
sten Abteigebäudes Mährens, das gegenwärtig als Garnisonspital 
dient ')♦ Dieses hervorragende Kunstwerk aus der Barockzeit ist 
in der sogenannten Prälatenkapelle zum hl* Stephan und dem 
gleichzeitigen Prälaturgebäude ein Werk nach den Plänen des 
Baumeisters Domenico Martinelli (1730). Bedeutende Meister, 
wie die Bildhauer Andrea Allio und Josef Winterhaider und 
die Maler Daniel Gran, Paul Troger und Anton Tassi besorgten 
die künstlerische Ausstattung den Baues. Die Kapelle, jetzt 
Kirche der Lokalkuratie des Dorfes Hradisch, über welche der 
Fürst seit dem Jahre 1878 das Patronatsrecht ausübt, wurde 
durch Troger mit Fresken und durch Tassi mit höchst effekt" 
▼ollen Architekturmalereien geschmückt. In der südlichen Mauer 
der Sakristei dieser Kapelle sollen sich in einer zinnernen Urne 
die sterblichen Oberreste der Gründer des Hradischer Klosters, 
des Olmützer Herzogs Otto L und seiner Gemahlin Euphemia, 
dann Ottos III. und seiner Gemahlin Durantia, wie auch des 
Olmützer Bischofs Johann III. und des Hradischer Abtes Robert 
befinden, wie eine Messingplatte mit lateinischer Inschrift es 
ausspricht. 

In dem Orte Turnitz wurde auf Kosten des regierenden 
Fürsten eine neue Pfarrkirche errichtet und im Jahre 1884 ein" 
geweiht 2 ). Die geräumige, auf einem freien, großen Platze ged- 
iegene Kirche wurde nach den Plänen des Architekten Johann 
Hampe im gotischen Stile aufgebaut. An das Mittelschiff der" 
selben schließt sich einerseits der mit fünf Seiten des Achteckes 
geschlossene Chor, anderseits eine Vorhalle mit dem zu ihrer 
linken Seite gelegenen Turm an, der im schlanken, achtseitigen 
Zeltdache endet. Der Innenraum wird durch zwei Reihen acht" 
eckiger Pfeiler in ein hohes Mittelschiff und zwei niedrigere 
Seitenschiffe geschieden, deren fünf Joche mit Kreuzgewölben 

l ) Die österreichisch'isngariache Monarchie etc. Mähren. S. 44, 346, 
348, 365 und 378. — Mitteilungen der k. k. Zentralkommission. N. F. 
1898, XXIV, S. 103. — Prokop, a. a. O. I, S. 65, IV, S. 1082 ff. — Kraetzl, 
a. a. O. S. 257. 

*) Franz Kraetzl, Das Fürstentum Liechtenstein etc. S. 210. 

20 



- 306 - 

überspannt erscheinen. Die Außenwände der Kirche sind glatt 
verputzt, die Sockel, Friese, Gesimse, Bedachtingen der Strebes 
pfeiler, Fenster' und Türgewände wurden teils aus Hauer' 
siegeln, teils aus roten Formsteinen hergestellt, das Dach ist 
mit Falzziegeln, die teilweise braun glasiert sind, gedeckt Durch 
ein mit schönen schmiedeeisernen Beschlagen versehenes Tor, 
über welchem ein farbenreiches Gemälde („Kommet zu mir, 
die ihr muhselig und beladen seid; ich will euch erquicken 11 ) 
prangt, betritt man die Kirche. Die Beleuchtung wird durch 
die gekuppelten Fenster der Schiffe und die schön ornatnen* 
tierten Fenster des Chores vermittelt Der Hochaltar, die beiden 
Seitenaltäre und die Kanzel sind in schlichten gotischen Formen 
geschnitzt, sie fugen sich stilgerecht in die architektonische Um" 
rahmung ein und vereinigen sich mit den in lichten Farben 
gehaltenen ornamentalen Wandmalereien zu einem freund" 
liehen und stimmungsvollen Bilde. 

Große Verdienste hat sich auch der Fürst um die Lands" 
huter Pfarrkirche, welche im Jahre 1893 umgebaut und erweitert 
wurde, dadurch erworben, daß er die hohen Kosten der inneren 
Ausstattung bestritt 1 ). Architekt Weinbrenner war bei der Unv 
gestaltung des Gotteshauses von dem Gedanken durchdrungen, 
daß die Formen des älteren Baues, welche auf die frühe Barocke 
hinwiesen, beibehalten werden müssen* Die Kirche repräsentiert 
sich nun als ein kreuzförmiger Bau, dessen Mittelraum von 
einer flachen Kuppel überwölbt wird* Die Gliederung dcB Um' 
risse« wird durch die Anbauten am Presbyterium, wie durch 
die Anlage eines Turmes an der Nordostecke des Baues noch 
bewegter« Der originell gestaltete Turm, im Unterbau massig 
und von Zinnen umkränzt, geht im oberen Teile in eine zier" 
liehe Bekrönung über. Die Fenster sind rundbogig abgeschlossen, 
die Wandverkleidung ist äußerst einfach, indem die Flächen 
mit Mörtel glatt verputzt wurden, der nur an den Gebäude 
ecken als Hausteinimitation behandelt wurde» Eine äußerst 
malerische Wirkung ist der Kirche durch die Deckung der 
in braunen und licht" und dunkelgrün glasierten Biber" 



*) Teilweise nach den gütigen Hitteilungen des Herrn Pfarrers 
Anton StouraC. 



— 307 — 

schwänzen, die in schönen Mustern angeordnet sind, gesichert« 
Der Innenraum gewinnt besonders durch ein farbenprächtiges 
Glasgemälde, welches die Wand hinter dem Hochaltare ein' 
nimmt, und durch die drei schönen, hohen Altäre, welche 
gleich der Kanzel, Orgel und den Kirchenstühlen in den Formen 
der Barocke gebildet sind, die hier schlicht und ohne Über' 
ladung auftritt» (Abbildung 32«) 



Böhmen. 

Auch in Böhmen danken zahlreiche Pfarrgemeinden dem 
die Erhaltung, Restaurierung und Neuerbauung von 
Gotteshäusern, die seinem Patronate unterstehen» Unter den 
80 Liechtensteinschen Patronatskirchen des Landes wird es 
wohl wenige geben, die nicht das Gefühl der Dankbarkeit 
gegen den Fürsten hegen, der stets darauf bedacht war, die 
religiösen Bedürfnisse der Pfarren wahrzunehmen, der so 
manchen Bau von kunsthistorischem Wert vor dem Unter' 
gange errettete und aus fürstlicher Munifizenz neue Kirchen 
errichten ließ, die den Orten zum größten Schmucke dienen« 
Nur hie und da dringen in die Lokalblätter Nachrichten von 
dem Wirken des Fürsten auf diesem Gebiet und äußerst selten 
erscheinen in den fachlichen Zeitschriften ausführlichere Auf* 
sätze über das edle Schaffen dieses Mannes« Die Ursache davon 
liegt wohl zunächst im Wesen des Fürsten selbst, der im 
Stillen tätig ist und es vermeidet, mit seinem Wirken vor der 
Öffentlichkeit zu prunken« Unsere Ausführungen können daher 
auch nicht den Anspruch auf Vollständigkeit machen, sie sollen 
nur einiges aus dem Vielen hervorheben. 

Die Kirche zu Maria Himmelfahrt in Tismitz, eine Königin 
unter den Landkirchen, eines der bedeutendsten Baudenkmäler 
aus der Blütezeit des romanischen Stiles in Böhmen, verdankt 
dem Fürsten eine würdige Restaurierung 1 ). Die Kirche, ein 

l ) Die österreichisch'isngarische Monarchie in Wort und Bild. 
Böhmen, n, S. 204. — Mitteilungen der k. k. Zentralkommiuion. 1856, 1, 
S. 148, 1858, III, S. 143, 1871, XVI, S. LXXVH f., N. F. 1883, IX, S, XX 
und LXXXVIIf. 

20* 



— 308 — 

Werk des 12. Jahrhunderts, ist die kleinste Basilika Böhmens, 
zerfallt in drei Schiffe, als deren Arkadenträger abwechselnd 
und Pfeiler dienen, neben Eger das einzige Beispiel 
dieser Art in Böhmen. Die Säulen besitzen schlank geformte 
Basen mit geschwungenen Eckblattern und einfache Würfel' 
kapitale* Von diesen ziehen sich an den Wänden des Mittel' 
schiffes Lisenen hinauf, früher dazu bestimmt, die Hauptbalken 
der Decke zu tragen. Das Gewölbe wurde erst 1755 aus Holz 
und Stuckmasse hergestellt Das Hauptschiff, wie die Neben*- 
schiffe werden durch Apsiden geschlossen« An den Außen- 
Seiten derselben und der Seitenschiffe ziehen sich rundbogige 
Friese hin» Auf den Westpfeilern der Kirche ruhen die Turme, 
welche während der Barockzeit mit Zwiebeldächern versehen 
wurden« Die Westfront stimmt mit der Hauptfassade der Kirchen 
zu Mühlhausen und Tepl überein und läßt denselben Meister 
▼ermuten. Dieser bekundet im Innern ein Streben nach Zier- 
lichkeit, im Äußern ein Bemühen, dem Bau besonders durch 
die Gestaltung der Chorpartien ein malerisches Gepräge zu 
verleihen, er hat aber die Giebelseite, welche in Italien und 
Deutschland reichen Schmuck trug, vernachlässigt Ober An- 
regung des Architekten und Konservators Anton Baum in 
Prag hatte die k» k. Zentralkommission für Kunst- und histo- 
rische Denkmale sich beim Patron der Kirche, dem Fürsten 
Johann von Liechtenstein, verwendet, daß dieses wichtige roma- 
nische Bauwerk entsprechend konserviert werde. Dies geschah 
im Jahre 1883 mit Unterstützung des Fürsten und unter Bei- 
ziehung des. Kirchenfonds. Die Südwand des rechten Seiten- 
schiffes wurde vollständig unterfangen und so tief mit festem 
Baustein und Zement fundiert, daß eine weitere Senkung oder 
Rutschung nicht so leicht möglich sein wird. Der romanische 
Charakter des Bauwerkes blieb unverletzt, nur war es nicht 
mehr möglich, die alten vermauerten Fenster wieder zu öffnen, 
weil die Südwand in der Festigkeit zu viel geschwächt worden 
wäre und die Kirche durch Vermauerung der in späterer Zeit 
ausgebrochenen, größeren Fenster an Licht verloren hätte« Die 
Apsiden erhielten wieder ihre Arkadenbogen, an ihnen, wie an 
den Türmen und Giebeln, wurden die schadhaften Sandstein- 



— 309 — 

quadern ausgewechselt Die Innenarchitektur blieb unverändert, 
ebenso die Fresken und der Hochaltar, welche aus der Barock- 
zeit stammen« Nur die schöne, aus Lindenholz geschnitzte 
Statue der Madonna mit dem Kinde, auf der Mondsichel 
stehend, wurde würdig restauriert. Das schöne, wohl aus dem 
15* Jahrhundert stammende Werk wurde der barocken Metall/ 
kröne entkleidet, unter welcher man das liebliche Diadem fand, 
das wieder in seiner alten Form hergestellt wurde. Die Farben/ 
töne der Tunika und des Mantels mit seinen zart ornamen- 
tierten Säumen wurden genau nachgebildet, das nackte Christ- 
kind bekam seinen Nimbus wieder« 

Die ebenfalls der Blütezeit des romanischen Stiles ange> 
hörige St Bartholomäuskirche zu Keje, die vor etwa fünfzig 
Jahren einer Ruine glich, konnte dank dem Entgegenkommen 
des fürstlich Liechtensteinschen Patronatsamtes zu Aufinowes, 
welches in wohlwollender Weise aus dem Kirchenvermögen 
die nötigen Summen beistellte, gründlich restauriert werden ')• 
Der Westfassade der Kirche ist ein rechteckiger Turm vor- 
gelagert, welcher die ganze Breite der Kirche einnimmt und 
an den sich die übrigen Teile derselben in untergeordneter 
Weise anschließen* Er ist im oberen Teile mit vier gekup- 
pelten, kleeblattförmig überdeckten Fenstern geschmückt, über 
welchen sich noch vier kleine Rundbogenfenster befinden. Die 
Restaurationen am Turme erstreckten sich hauptsächlich auf 
dessen obere Partien, die in der ursprünglichen Form wieder- 
hergestellt und mit einem hohen Walmdach versehen wurden« 
Das Innere der Kirche ist streng in Vorhalle, Schiff und Chor 
geschieden, alle Teile sind mit stark überhöhten rundbogigen 
Gratgewölben überspannt Der Chor, welcher durch ein Qua/ 
drat gebildet wird, ist deshalb bemerkenswert, da uns aus jener 
Zeit nur wenige Gotteshäuser mit ähnlichem Chorschlusse er- 
halten sind» Die Außenseite desselben ziert eine durch Klee- 
blattbogen verbundene Lisenenstellung. Gelegentlich der Ren*» 

') Die 6sterreichisch'ungarische Monarchie etc. Böhmen. II, S. 202. — 
Mitteilungen der k. k. Zentralkommission. 1871, XVI, S. CXVIIIf., 1872, 
XVII, S. XIII und XVII f. — Einige Daten verdanke ich dem Herrn 
Pfarrer von Keje. 



— 3io — 

vierungsarbeiten in den Jahren 1863 — 1865 wurden Reste alter 
Wandmalereien aufgedeckt, worunter ein Jüngstes Gericht, mit 
schwarzer Farbe vorgezeichnet und hie und da mit kräftigen 
Strichen schattiert, hervorragte. Die Wandmalereien, welche 
wieder übertüncht wurden, waren unmittelbar nach der Vollen- 
dung der Kirche — die spätromanischen Formen und gotische 
Einflüsse sprechen für die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts — 
hergestellt worden. Als Gründer des Gotteshauses gilt Johann III» 
aus dem Geschlechte der DraZic, der im Jahre 1258 zum Bu 
schof von Prag gewählt wurde« Der gegenwärtige Patronatsherr 
hat der Kirche mehrere wertvolle Meßgewänder gespendet 

Fürst Anton Florian von Liechtenstein, welcher 1681 die 
Herrschaft Rumburg erworben hatte, errichtete daselbst in den 
Jahren 1683 — 1690 ein Kapuzinerkloster« Während des Baues 
machte der Fürst das Gelübde, aus eigenen Mitteln eine Laure* 
tanische Kapelle gleich der inLoreto aufführen zu lassen. Als 
der Fürst als kaiserlicher Gesandter am Vatikan in Rom 
weilte, ließ er eine Kopie des Gnadenbildes in Loreto malen 
und durch einen römischen Baumeister den Plan des Gottes^ 
hauses aufnehmen. Am 9. September 1704 wurde der Grund* 
stein zur Kapelle gelegt und nach dreijähriger Bautätigkeit 
konnte in dieser mit dem Gottesdienst begonnen werden. Zur 
Unterhaltung der Kapelle hatte der Fürst eine jährliche Dota^ 
tion von 300 Gulden rheinisch gestiftet Der Rumburger Bau 
ist eint genaue Nachbildung der von Bramante so herrlich 
gestalteten Santa Casa zu Loreto. Die Gröfienverhältnisse, die 
tektonische Gestaltung und der bildnerische Schmuck erweisen 
sich als getreue Kopien nach den großartigen Originalen« Das 
Material war natürlich nicht Carraramarmor, sondern Sandstein 
und Stuck. Als eine Zutat erwiesen sich die sechzehn Statuen 
auf der Attika, welche die Freundschaft der hl. Maria dar' 
stellten und nach Angaben des Fürsten ausgeführt wurden. 
Die Reliefs an den Wänden der Kirche wurden den Vor-* 
bildern Andrea Sansovinos, der vom Jahre 1523 bis zu seinem 
Todesjahre 1529 wohl ausschließlich mit Entwürfen und teil' 
weise auch mit der Ausführung des Marmorschmuckes an der 
Santa Casa tätig war, und den Werken seiner Arbeitsgenossen 



— 311 — 



und Schüler nachgebildet Sie enthalten Szenen aus dem Leben 
Marias und der Kindheit Jesu, nebst Darstellungen der Pro*- 
pheten und Sibyllen« Die Friesverzierung über den Bildern 
bestand aus geschmackvoll angeordneten Festons (Originale 
von Mosca). Vorzüglich modelliert sind die über den Dachungen 
der vier Türen des heiligen Hauses liegenden Putten« Leider wies 
der Bau bald Schaden auf, da das Material für unser Klima 
zu wenig widerstandsfähig war» Im Laufe der Jahre bröckelten 
Friese und Gesimse ab, die Reliefs aus Stukko zerfielen und 
die ausdrucksvollen und trefflich ausgeführten Figuren und 
die Balustrade der Attika mußten herabgenommen werden, 
da sie herabzustürzen drohten. 

Auch hier griff der Fürst rettend ein« Die beträchtlichen 
Summen, die derselbe für die Rekonstruktion des Kreuzganges, 
welcher die Kirche umgibt, und dieser selbst widmete, spornten 
fromme Wohltäter und den Orden an, größere Beträge dem 
gedachten Zwecke zuzuwenden« Unter der Leitung des Batf 
meisters Korber aus Rumburg wurde zunächst mit der Er' 
neuerung des Kreuzganges (1896) und dann mit den Wieder- 
herstellungsarbeiten an der Kirche begonnen (1899)« Das Äußere 
derselben wurde mit einigen architektonischen Ergänzungen an 
der Stirnseite in glücklicher Weise restauriert und das Dach 
neu gedeckt« Für die nötigen plastischen Arbeiten wurde der 
Bildhauer Josef Stürmer herangezogen, die Ausmalung des 
Kreuzganges besorgte Josef Neumann in Rumburg« Die Atuk 
führung der Reliefs an der Kirche wurde ebenfalls eine be> 
schlosscne Sache. Professor Bejer in Wien modellierte die- 
selben in ein Viertel Größe und der Bilhauer Hans Aichinger 
in Reichenberg, welcher beauftragt wurde, sie in natürlicher 
Größe auszuführen, konnte im Jahre 1905 zwei derselben zur Auf' 
Stellung bringen. Die gesamten Rekonstruktionsarbeiten wurden 
unter der Leitung des fürstlichen Baurates J. Hampe durchge^ 
führt 1 ). Auch für die Restaurierung des Innern dtt Dekanalkirche 

l ) Mitteilungen der k« k« Zeatralkommission. N« F. X890, XVI, 
S. 29 ff., III« F. 1902, I, Sp. 236 f., 1906, V, Sp« 64*, 1907, VI, Sp. 10. — 
Einige Nachrichten über die Renovierung der Loreto*Kapelle verdanke 
ich dem Herrn Guardian Linus Mann in Homburg. 



— 312 — 

in Rumburg (1875), die durch den akademischen 
Dominik Rudolf und den Maler Josef Neumann vorgenommen 
wurde, spendete der Fürst einen größeren Beitrag *)• 

Die zum Baue der Johannes dem Täufer geweihten Pfarr^ 
kirche in Thomigsdorf (1895/96) nötigen Kosten wurden zum 
größeren Teile von dem Fürsten, zum geringeren Teile von 
der Pfarrgemeinde getragen« Die Gemeinde erhielt durch die 
Munifizenz des Fürsten ein neues, schönes Gotteshaus, dessen 
Fassungsraum den der alten Kirche um mehr als das doppelte 
übersteigt. Der Grundriß derselben wurde derart konstruiert, 
daß die Strebepfeiler, welche die Stabilität der Wände gegen 
die Wirkung des Gewölbeschubes sichern, nach innen ange- 
ordnet wurden, während die an der Außenseite angebrachten 
Strebepfeiler nur aus stilistischen Gründen zur Ausführung 
gelangten. Das Äußere der Kirche ist schmucklos, nichtsdesto" 
weniger bleibt dem Bau schon dadurch ein monumentales 
Gepräge gesichert» daß die Ausführung sämtlicher Wandflächen 
in Haustein erfolgte. Die vordere Front der Kirche nimmt der 
Turm ein, zur rechten Seite desselben befindet sich die Ein^ 
gangshalle, zur linken ein Anbau für die Wendeltreppe, die 
zum Musikchor führt. Der einschiffige Innenraüm enthält 
vier Gewölbjoche, welche mit Kreuzgewölben überspannt ef<* 
scheinen, das Presbyterium endet mit einem in fünf Seiten 
des Achteckes geschlossenen Chor. Der Plan für den Bau der 
Kirche wurde vom Architekten Karl Weinbrenner entworfen, 
die Durchführung desselben leitete der fürstliche Oberingenieur 
Emil Krick« An der inneren Einrichtung, welche nach den 
Zeichnungen des genannten Architekten ausgeführt wurde, 
waren vor allem Josef Brislinger in Mährisch/Trübau (Steinmetz* 

arbeiten), Franz Hillebrand in Saubsdorf (Taufstein), Bohuslav 
Ruß in Hofic (Kanzel) und Ferdinand Stuflesser in St Ulrich 
(Altäre, Kanzelkrönung etc.) beteiligt 2 ). 

*) Nach den gütigen Mitteilungen des Herrn Dechants Ulbrich in 
Rumburg« 

*) Der Architekt 2897» III, S, 14. — Den größten Teil dtt Hitteilungen 
über die Kirchen zu Thomigsdorf, Landiberg, Lichwe und Landakron 



— 313 — 

In der im Adlertale gelegenen Gemeinde Landsberg ließ 
Seine Durchlaucht im Jahre 1899 auf seine Kosten eine Kapelle 
im gotischen Stile errichten. Die Pläne zu dem auf einem 
458 m hohen Bergkegel gelegenen, schönen Kirchlein stammten 
von dem Architekten Gustav Ritter von Neumann her« 

Einen herrlichen Schmuck verdankt die Pfarrkirche zu 
Nieder'Lichwe dem Kunstsinn des Fürsten, indem derselbe 
dem Professor Josef Matthias von Trenkwald (geboren 1824 
zu Prag, gestorben 1897 zu Perchtoldsdorf), einem er hervor" 
ragendsten Vertreter der kirchlichen Malerei in Österreich, den 
Auftrag gab, für diese Kirche ein großes Freskengemälde, den 
hl. Nikolaus darstellend, zu schaffen. Der Kunstler hat damit 
ein Werk von edler Empfindung und vollendeter Schönheit 
hervorgebracht, das ihn ßl* Führichs würdigen Nachfolger in 
dessen Kunstrichtung kennzeichnet. 

Eine bedeutende Summe (zirka 18.000 Kronen) widmete 
auch der Fürst für die Restaurierung dtt Dekanalkirche in 
Landskron. Dieselbe wurde nach den Entwürfen des Pro- 
fessors Urban in Prag gemalt und erhielt einen schönen Hoch/ 
altar, welcher nach einer Vorlage Kastners, Professors an der 
k. k. Kunstgewerbeschule in Prag, ausgeführt wurde. 

verdanke ich der Liebenswürdigkeit des Herrn Oberverwalters Adalbert 
Kölbl Edlen von Geysing in Landskron. 



V, 



DIE 
FÖRDERUNG WISSENSCHAFTLICHER 

BESTREBUNGEN. 



Bei dem hohen Interesse, welches der Fürst jederzeit den 
Werken der bildenden Kunst entgegenbrachte, darf es uns 
nicht wundernehmen, daß ihm besonders die Förderung solcher 
literarischen Werke und wissenschaftlichen Unternehmungen 
am Herzen lag, die zu dieser in naher Berührung stehen« 
Forschungen auf dem Gebiete der Kunstgeschichte und Ar- 
chäologie, der heimischen Geschichte und Topographie ver« 
danken ihm daher mannigfache Förderung« 

In erster Linie ist wohl die hervorragendste Wissenschaft' 
liehe Institution in Österreich, die kaiserliche Akademie der 
Wissenschaften in Wien, deren Ehrenmitglied Seine Durch/ 
laucht ist *), dem Fürsten zu großem Dank für die Widmungen 
verpflichtet, durch welche es bedeutenden Gelehrten aus öster' 
reich ermöglicht wurde, den Boden Kleinasiens in archäologischer, 
epigraphischer und topographischer Hinsicht genau kennen zu 
lernen und dadurch auf einem Gebiete, das andere Nationen mit 
großen Erfolgen schon früher betreten hatten, reiche Lorbeeren 
zu pflücken. In der Sitzung der philosophisch 'historischen 
Klasse der Akademie vom 12. März 1890 konnte der Präsi- 
dent die bedeutsame Zuschrift der fürstlichen Hofkanzlei mit" 
teilen, wonach Seine Durchlaucht zur Förderung der wissen/ 
schaftlichen Durchforschung Kleinasiens für die nächsten sechs 
Jahre einen jährlichen Betrag von 5000 Gulden zu widmen 
und der Akademie zur Verfügung zu stellen beabsichtigte* 
Gleichzeitig wurde dem Wunsche des Fürsten Ausdruck ge^ 
geben, daß diese Widmung den österreichischerseits bereits 
mit glücklichen Erfolgen begonnenen archäologischen For* 

*) Almanach der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften* Wien 
1890, XL, S. 162. 



— 318 — 

schungen zugewendet werde 1 )« Im Jahre 1895 wurde 
Subvention für weitere drei Jahre 2 ) und 1899 abermals für 
fünf Jahre bewilligt 3 ). Die Akademie konnte daher für den 
angestrebten Zweck bis zum Jahre 1903 aus der Liechtenstein' 
sehen Schenkung 140.000 Kronen verwenden, eine Summe, 
wie sie in Österreich für wissenschaftliche Arbeiten selten zur 
Verfügung steht 

Von seiten der Akademie wurde beschlossen, diese Wid- 
mung hauptsächlich zur Vorbereitung eines Werkes über die 
epigraphischen Denkmäler Kleinasiens zu verwenden. Die 
erstjährige Rate diente dazu, um aus der Literatur über Klein" 
asien archäologische Auszüge anfertigen, die inschriftlichen 
Denkmäler sammeln und in Kopien oder Ausschnitten zu 
einem Schedenapparat verarbeiten zu lassen 4 ). Dieser Arbeit, 
welche in der archäologischen Sammlung der Wiener Unirav 
sität betrieben wurde, unterzogen sich Dr. Emil Szanto und 
Dr. Josef Wilhelm Kubitschek mit einer Reihe von Hilfst 
Arbeitern. Auch in den folgenden Jahren wurden kleinere Be* 
träge zur Ergänzung des Apparates verwendet, die Haupt" 
mittel der Widmung wurden jedoch zu Forschungsreisen 
benutzt, welche von jüngeren österreichischen Gelehrten unter" 
nommen wurden und für welche der Schedenapparat als Basis 
diente. Diese Reisen sollten die antiquarische Kenntnis des 
Landes überhaupt auf geographischer Grundlage erweitern, in 
erster Linie aber der Epigraphik zugute kommen. 

Im Jahre 1891 erfolgte die erste Reise Dr. Rudolf Heberdeys 
aus Seitenstetten und Dr. Adolf Wilhelms aus Graz nach 
Kilikien 5 ). Die beiden Gelehrten schifften sich Mitte März in 
Smyrna nach der Hafenstadt Pamphyliens, Adalia, ein. Dort 
traten sie an da Spitze einer kleinen Karawane die Landreise 

') Anzeiger der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. (Philo 
sophisch'historische Klasse.) 1890, XXVII, Wien 1891, S. 31. 
*) Anzeiger, 1895, XXXII, S. 121 f. 
3) Anzeiger, 1899, XXXVI, S. 106. 
*) Anzeiger, 1892, XXIX, S. 12 f. — Kunstchronik. N. F. 1892, m, 

Sp. 317* 

*) Anzeiger, 189z, XXVIII, S. 81 ff«, 1892, XXIX, S. 13 t — Almanach, 
1892, XLII, S. 219 ff. — Kunstchronik. N. F. 1892, III, Sp. 92 und 317. 



— 3X9 — 

an und durchzogen in nahezu vier Monaten die ganze Küste 
bis Mersina, sowie die angrenzenden Gebiete des Inneren« 
Durch ihre Arbeiten ist die Kenntnis namentlich des söge** 
nannten rauhen Kilikiens, einer Gebirgslandschaft von seltener 
Schönheit, erheblich gefördert worden« Eine Reihe von Ruinen* 
statten* großartig in ihrer Verlassenheit, wurde Ton ihnen enfc* 
deckt und zuerst eingehender untersucht und durch die an 
Ort und Stelle erfolgte Prüfung literarischer Oberlieferungen 
▼erspricht die antike Topographie der Provinz, eine neue Ge* 
stalt zu gewinnen. An Inschriften wurden über 300 neue kopiert, 
auch die Revision bereits veröffentlichter war ergiebig« Zahl" 
reiche derselben sind für den Sprachforscher und Ethnologen 
von Belang« Historische Bedeutung haben das Fragment eines 
Königsbriefes aus Soloi und eine in Selefke^Seleukeia ge* 
fundene Stele aus dem Anfange des zweiten Jahrhunderts 
v« Chr., welche in 94 Zeilen Beschlüsse verschiedener griechi* 
sehen Staaten enthalt, welche zu Ehren eines Eudemos, der 
am Hofe des Königs Antiochos eine einflußreiche Stellung 
einnahm, gefaßt waren. Von Bedeutung für die Kenntnis des 
Gräberbaues waren die eigentümlichen Grabmonumente in 
Form hoher, gestutzter Kegel, wie die Stuckmalereien und 
Kuppelmosaiken in den Grabhäusern. In geographischer Hin/ 
sieht ist das unbekannte Land durch ausführliche Kartenskizzen, 
Photographien, Höhenbeobachtungen und sorgfaltig gezeichnete 
Panoramen, welche mit Gradmessungen versehen sind, vielfach 
erschlossen worden. Ergiebig waren in dieser Hinsicht nament* 
lieh Streifzüge ins Küstengebirge und ein Obergang über 
den hohen Taurus« Heinrich Kiepert fällte über die topo*» 
graphischen Leistungen der beiden Gelehrten ein äußerst 
günstiges Urteil, indem er den angestrengten Fleiß, die peinr 
liehe Genauigkeit und die gründliche Vorbereitung derselben 
hervorhob« 

Im nächsten Jahre setzten die genannten Herren die Reisen 
fort 1 )* Sie begannen dieselben in Mersina und verwendeten 

') Anzeiger, 1892. XXIX. S. 78 ff. — Almanach, 1893» XLm, S. 291 f. — 
Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. (Philoso* 
phisch'historische Klasse.) Wien 1896, XLIV, VL Abhandlung« 



— 320 — 

zunächst lieben Wochen auf die Erforschung der kilikischen 
Ebene« Interessante Ergebnisse über den Zug Alezanders des 
Großen und Darius' über das Gehirge in dieselbe lieferte der 
Besuch der Ruinen von Gözene'Issos* Andauernde Regengusse 
vereitelten den Plan* auch das nördliche Hügelland zu durch' 
ziehen, weshalb die Reisenden zur Ergänzung der vorjährigen 
Wanderungen ins westliche Kilikien aufbrachen* Von Lamas 
aus wurde die großartige Lamasschlucht besichtigt In den 
stattlichen Ruinen bei dem Dorfe Uzundschaburdsch wurden 
zahlreiche neue Funde gemacht, die eine Stunde östlich davon 
im lieblichen Tale gelegene Ruinenstadt Ura konnte nach der 
Inschrift ihres Aquäduktes mit Bestimmtheit als die eigentliche 
Stadt Olba bezeichnet werden* An den Felswänden des oberen 
Lamastales bei Saraidin fand man eine aramäische 
die vierte, die aus Kleinasien stammte und welche die 
bekannten an Umfang und guter Erhaltung weitaus übertraf* 
Auftretende Choleragerüchte veranlafiten die Gelehrten* nicht 
nach Tarsus und ans Meer* sondern durchs Innere des Landes 
über Konia (Ikonium) und Diner nach Smyrna zurückzu' 
kehren* wo sie am 17. Juli eintrafen. Die gemachten Itinerare 
berichtigten und erweiterten erheblich das bisherige Karten' 
bild* namentlich in dem zwischen dem Lamas und Mersina 
gelegenen* bisher noch unerforschten Gebiet; von mehreren 
antiken Städten wurden Planskizzen angefertigt* die Gesamt* 
zahl der neugefundenen griechischen und lateinischen Inschriften 
betrug gegen 300, von den bereits bekannten wurde die Mehr' 
zahl revidiert* ferner gelang es* eine nicht unbeträchtliche An' 
zahl wertvoller Kupfer' und Silbermünzen zu erwerben* 

Fast gleichzeitig mit der eben erwähnten Reise wurde im 
Auftrage des Ministers für Kultus und Unterricht eine Reise 
nach Kleinasien veranstaltet* an welcher Dr* Otto Benndorf, 
Ernst Krickl, Dr* Ernst Kaiinka und Dr. Eduard Hula teil' 
nahmen 1 )* Zweck derselben war* das in Karien* hauptsächlich 
aber in Lykien in Fülle vorhandene epigraphische Material für 
das geplante Sammelwerk antiker Inschriften in Kleinasien auf' 
zunehmen« Den Hauptertrag lieferte das großartige Xanthostal* 

*) Anzeiger, 1892, XXIX, S. 59 ff. 



— sal- 
in das Jahr 1893 fällt eine Expedition der Herren Dr* 
Kubitschek und Dr. Wolfgang Reichet nach Karien und Phry 
gien 1 ). Ausgangs** und Endpunkt der vom 4. April bis 13. Juli 
währenden Reise war Smyrna. Den beiden Gelehrten war die 
Aufgabe gestellt worden, das Tal des Mäander und das Gebiet 
seiner südlichen Zuflüsse zu bereisen, also jenen Teil der 
Halbinsel» der den Osten Kariens und Teile von Südphiygien 
umfaßt Es gelang, die Lage der Städte Orthosia, Neapolis 
und Xystis zu bestimmen, auch sind einige bisher nicht vei> 
zeichnete Ansiedelungen und Nekropolen durchforscht worden« 
Besonders bemerkenswert war die prächtige Nekropole von 
Kibjrra (Chorzum). Hier fanden sich unter, anderen Bruch' 
stücken römischer Skulpturen als Reste eines Grabbaues sechs 
Platten eines Frieses, der nicht sowohl durch den Inhalt seiner 
Darstellungen (Gladiatorenkämpfe), als durch die Anordnung 
seiner Figuren, welche derjenigen auf den Reliefs von Gjöl^ 
baschi entspricht, von Interesse ist« Auf der Reise wurden etwa 
350 neue Inschriften gefunden, die bekannten wurden, soweit 
sie auffindbar waren, vielfach mit Gewinn geprüft. Kontinuier' 
liehe Itineraraufhahmen haben die vorhandenen Karten wesent- 
lich ergänzt und berichtigt; auch die folgenden Reisen ergaben 
in dieser Hinsicht ein reiches Material« 

Im folgenden Jahre wurde von den Herren Hula und 
Szanto diese Reise fortgesetzt, indem von Lagina aus eine 
Rundtour durch das südliche und westliche Karien unter' 
nommen wurde 2 )* Der Erfolg derselben bestand neben der 
Kollationierung eines großen Teiles der bereits veröffentlichten 
Inschriften, deren Lesung verbessert werden konnte, in der 
Auffindung von ungefähr 300 noch unbekannten Inschriften, 
sowie dem ersten Nachweis einiger antiken Städte. Eine Ii> 
schrift, welche auf einem wahrscheinlich von einer Tempel' 
wand herrührenden Mormorblock in der Nähe des Dorfes 
Ulash gefunden wurde, bewies als erste die Existenz der Stadt 



1 ) Anzeiger, 1893, XXX, S. 92 ff, 

2 ) Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. 
(Philosophisch-historische Klasse.) Wien 1895, CXXXII, II. Abhandlung» 

21 



— 322 — 

Kasossos, die noch in byzantinischer Zeit bestand. In der 
großen Gräberstadt, welche sich beim Dorfe Bair ausbreitet, 
entdeckte man eine Grabinschrift, aus welcher hervorging, daß 
hier die antike Stadt Hygassos lag; heute noch deuten die mit 
antiken Steinen eingefaßte Quelle und eine Inschrift, die sich 
auf ein Heiligtum des Asklepios bezog, auf einen Tempel des 
Gottes hin,' der jedenfalls an der Stelle der heutigen Moschee 
zu suchen ist. Auf dem Gute Turantschifiik wurde durch eine 
Inschrift das Bestehen der Stadt Kallipolis gesichert, deren 
Hafen Gallipoli gewesen sein könnte. 

Die Arbeiten für das Inschriftenwerk ' erhielten dadurch 
eine besondere Förderung, daß das Unterrichtsministerium am 
i. Juli 1894 in Smyrna und Konstantinopel archäologische 
Stationen ins Leben rief, welche der zur Verwaltung der 
Liechtensteinschen Widmung von der Akademie eingesetzten 
Kommission unterstellt wurden. Zur Leitung derselben wurden 
die Herren Heberdey und Kaiinka berufen ; diese begaben sich 
noch im Sommer 1894 nach Kleinasien und unternahmen in 
diesem, wie im folgenden Jahre gemeinsam, der erstere im 
Herbste des Jahres 1895 nochmals allein, Reisen im sudwestlichen 
Kleinasien, um die Sammlung des Materials für den ersten 
Band, welcher die lykischen Inschriften enthalten soll, abzu" 
schließen 1 ). Auf diesen Reisen wurde die Lage von sechs antiken 
Ortschaften festgestellt, womit die letzten Namen, die in der 
Liste der schriftstellerisch bezeugten Orte Lykiens noch aus** 
standen, geographisch fixiert sind. Gegen 800 Inedita und viele 
Revisionen waren det Haupterfolg dieser Forschungsreisen. 
Unter den archäologischen und epigraphischen Funden seien 
die hervorragendsten kurz erwähnt. In Tlos wurde das erste 
bisher bekannte Beispiel einer Grabstele mit lykischer Schrift, 
in der verfallenen Moschee von Düwer vermauert, aufgefunden ; 
sie befindet sich gegenwärtig im Museum von Konstantinopel. 
Das vielgesuchte Isinda konnte erst auf der zweiten Reise 
2'/ 2 Stunden nördlich von Phellos'Port Sevedo mit Sicherheit 

') Anzeiger, 1895, XXXII, S. 103 ff. — Almanach, 1894» XLIV, S. 229 ff., 
1895, XLV, S. 232 f., 1896, XL VI, S. 235 ff. — Denkschriften, 1897, XLV, 
I« Abhandlung. 



— 323 — 

nachgewiesen werden. Von kunstgeschichtlichem Interesse war 
hier ein auf der Höhe eines Berges gelegenes, großes Pfeiler' 
grab mit Reliefs im hocharchaischen Stil. Den Bemühungen 
Heberdeys gelang es, daß dieses bemerkenswerte Denkmal 
altgriechischer Kunst im Jahre 1896 unter seiner Leitung ins 
kaiserliche Ottomanische Museum nach Konstantinopel über' 
führt wurde ')• Die in Oinoanda vor Jahren aufgefundene 
philosophische Inschrift, welche gesammelte Werke des Epi- 
kureers Diogenes samt einigen Schriftstücken Epikurs enthält, 
wurde um 20 neue Blöcke vervollständigt. Von der genealo' 
gischen Inschrift eines Grabhauses in Oinoanda, von welcher 
bereits sechs Quadern veröffentlicht waren, gelang es, noch 
25 neue beschriebene Quadern bloßzulegen, so daß sich die 
Inschrift nahezu lückenlos wiederherstellen läßt Dieselbe war 
an der Eingangsfront eines einfachen Antentempels außer der 
am Türsturz befindlichen eigentlichen Grabinschrift, welche den 
Erbauer und die Bestimmung des Tempels nennt, angebracht 
und enthielt die durch zwölf Generationen reichende Genealogie 
des Geschlechtes der Erbauerin, von deren 7 oder 8 Kolumnen 
noch 6 zum größten Teile erhalten sind. Aus den stark ver' 
stümmelten Zeilen ergibt sich, daß der Anlaß für die Erbauung 
des Heroons die Auswanderung des Geschlechtes der Licinnia 
Flavüla nach Kibyra war (150/1 p. Chr. n.). Dieser Stamm' 
bäum der lykischen Adelsfamilie ist besonders für die ChrO' 
nologie wichtig. Die Namen der Angehörigen der Familie kehren 
in zahlreichen Inschriften in Oinoanda wieder. Die von Emanuel 
Loewy wiederhergestellte Urkundenreihe, welche sich an dem 
Heroon des Opramoas zu Rhodiapolis befand, gab die Klein' 
asiatische Kommission 1897 als eine besondere Schrift heraus. 
Der Verfasser derselben ist R. Heberdey, welcher auch die Be^ 
richtigungen und Ergänzungen benützen konnte, welche die 
Forschungsreisen Hulas und Kalinkas im Jahre 1892 und des 
letztgenannten Gelehrten und Heberdeys 1894 ergeben hatten. 

Dem zweiten Bande des Korpus, welcher Karien enthalten 
soll und von den Herren Kubitschek und Szanto in Bearbei' 



*) Almanach, 1897, XLVII, S. 275 ff. 

21* 



tung genommen wurde, flössen gegen 200 neue Inschriften zu, 
welche von Benndorf gelegentlich der Versuchsgrabungen in 
Ephesus, die K, F. Mautner von Markhof ermöglicht hatte, 
im Jahre 1895 gewonnen wurden. Der Boden von Ephesus 
lieferte auch in der Folge reiches Material 1 ). 

Im Herbste desselben Jahres nahm Kaiinka das Studium 
der zahlreichen epigraphischen Denkmäler in Angriff, die sich 
im kaiserlichen Ottomanischen Antikenmuseum zu Konstant** 
nopel befinden. Auch durchforschte er das östliche Thrakien, 
wobei die Städte Bizye, Rhaidestos und Perinth die Hauptziele 
waren 2 ). Im Sommer des folgenden Jahres erzielte derselbe Ge- 
lehrte eine erfreuliche Ausbeute an inschriftlichem Material 
durch eine Bereisung des Pontusgebietes 3 ). 

Reichen, neuen Stoff trug eine zweimonatliche Reise ein, 
welche Dr. Heberdey mit Dr. Josef Zingerle im Jahre 1898 
im Südwesten Kleinasiens unternahm 4 ). Unter anderem 
wurden drei unbekannte Ruinenstätten im Tale des Geris^ 
burnutschai, acht weitere, die zum Teile Arkwright ermittelt 
hatte, in dem Gebirgslande zwischen Indos und Glaukos unter' 
sucht. Eine vierseitig beschriebene Stele von Üthissar mit 
einem Dekrete der Hippokometai bot die Namen von sieben 
dieser später zu einer Oktapolis vereinigten acht Ortschaften 
und den antiken Namen des Fundortes Loanda» Von der 
sonstigen epigraphischen Ausbeute sind vier neue epichorische 
Texte, wovon zwei nicht sepulcraler Natur, und eine Reihe 
von Ehrendekreten aus Arneai und Sidyma hervorzuheben. 

Die Sammlung des inschriftlichen Materials für den pam^ 
ph7lisch"pisidischen Band des Inschriftenwerkes wurde durch 
eine mehrwöchentliche Reise eingeleitet, welche Dr. Heberdej 
gemeinsam mit Herrn Jüttner nach Pisidien unternahm 
(1897) 5 ). Im Juli und August 1899 reisten Heberdey, Wilhelm 
Wilberg, A rchitekt des Archäologischen Instituts, und Dr. Alex. 

') Anzeiger, 1895, XXXII, S. 103 ff., 1897, XXXIV, S. 12. 

») Anzeiger, 1895, XXXII, S. 103 ff. — Almanach, 1896, XLVT, S. 235 ff. 

3 ) Almanach, 1897, XLVTI, S. 275 ff* 

*) Almanach, 1899, IL, S. 338 f. 

5 ) Almanach, 1898, XLVIII, S. 302 f. 



— 325 — 

Gaheis aus Triett nach Termessos in Pisidien. Im Nachhang 
zu den Arbeiten der gräflich Lanckoronskischen Expedition 
wurden hier neun Grabhäuser von verschiedenem, bisher nicht 
bekanntem Typus vermessen und aufgenommen, zirka 400 
neue Inschriftentexte kopiert und an 200 veröffentlichte revidiert *). 

Im Auftrage der Kleinasiatischen Kommission führte 
Heberdey 1902 eine dreimonatliche Reise zur Erforschung 
Pisidiens und Pamphyliens durch, auf welcher ihn Zingerle 
und Wilberg begleiteten« Sie begaben sich von Denizlfi über 
Themisionion in die Kibyratis, dann nach Balbura und Oino* 
anda, über den Taurus nach Elmaly und durch die Milyas in 
das nordöstliche Pisidien, von da über Kretopolis nach Adaßa. 
Zum Schlüsse nahmen sie einen zweiwöchentlichen Aufenthalt 
in Termessos, um die Arbeiten von 1899 zum Abschlüsse zu 
bringen. Gewonnen wurden 400 neue und zahlreiche Revisionen 
alter Texte — unter den enteren das Fragment eines Bündnis^ 
Vertrages zwischen Rom und Kibyra — ferner architektonische 
Aufnahmen einer Reihe bisher unbekannter Baudenkmäler 
und zahlreiche Photographien 2 ). 

Im Jahre 1906 endlich unternahm Dr. Anton v. Premer' 
stein, Sekretär des österreichischen Archäologischen Institutes 
in Athen, mit dem in Smyrna stationierten Sekretär Dr. Josef 
Keil eine dreimonatliche Studienreise nach Lydien und der süd- 
lichen Aiolis, deren reiche Ergebnisse zunächst in einer für die 
Denkschriften der Akademie bestimmten Abhandlung zusamt 
mengefaßt wurden 9 ). 

Wir wenden uns nun jenen literarischen Arbeiten zu, 
welche in Wien parallel mit den Forschungsreisen als Vor* 
arbeiten für das Kleinasiatische Inschriftenwerk betrieben wtuv 
den 4 ). Der gewonnene Grundstock epigraphischer Scheden, 

*) Almanach, 1900, L, S. 374 f. 

') Almanach, 1903, Uli, S. 334 £ 

3 ) Wiener Zeitung. 8. Juni 1906, SL ix. — Anzeiger, 1907» XLIV, 
§. 105 f. — Almanach, 1907» LVII, S. 367 1 

*) Almanach. XLIV— LH, 1894, S. 229 ff., 1895, S. 232 f., 1896, S. 235 ff* 
1897» S. 275 ff., 1898, S. 302 f., 1899. S. 338 f., 1900, S. 374 U 1901, S. 309 f., 
1902, 8. 281, LV, 1905t S. 335*., LVII, 1907, S. 3*7 *• 



— 326 — 

der nach den antiken Provinzen und innerhalb derselben nach 
den antiken Städten alphabetisch geordnet worden war, wurde 
aus der fortlaufenden Literatur ergänzt und hatte schon im 
Jahre 1894 einen Bestand von über 13.000 Inschriften erreicht. 
Als Professor Kubitschek an die Universität Graz berufen 
wurde, wurde der Schedenapparat von Dr. Szanto unter Beihilfe 
verschiedener Gelehrten, namentlich Dr. Hulas, fortgeleitet. 
Dieser führte später allein den inschriftlichen Apparat weiter 
bis zu seiner Ernennung zum Institutssekretär, worauf Dr. 
Johann öhler mit den Auszügen aus der Literatur für das 
epigraphische Sammelwerk betraut wurde. Gegenwärtig zählt 
der Apparat 21.000 Inschriften. 

Mit besonderen Arbeiten wurde zunächst die Herausgabe 
der Inschriften Lykiens vorbereitet, deren Bearbeitung Dr. 
Benndorf übernommen hatte. Zur Ergänzung des inschriftlichen 
Materials durch handschriftliche Quellen und zur Vervollstän* 
digung der Bibliographie unternahm Dr. Kubitschek eine Durch' 
forschung der Bibliotheken von Berlin, München, Breslau, 
Mainz, Göttingen, von welchen namentlich die Berliner Samm' 
lung reiche Ausbeute bot Für die Herstellung eines Kataloges 
der kleinasiatischen Literatur war Dr. Theodor Gottlieb in 
Wien und München tätig. Auch auswärtige Gelehrte und 
Sammlungen unterstützten eifrig das Unternehmen. Die stark 
angewachsene Sammlung von Papierabdrücken wurde durch 
H. Delamarre in Paris vermehrt, der eine Reihe kleinasiatischer 
Inschriften im Louvre abklatschte. Ferner konnten die Abklatsche 
J. A. Schönborns, welche die königliche Bibliothek in Berlin 
darlieh, und jene, die S. A. Murray vom British'Museum in 
London sandte, benützt werden. Für die Herstellung von In' 
schriften'Faksimiles war eine größere Zahl von Studierenden 
unter Aufsicht Kalinkas tätig, dem Benndorf die Bearbeitung 
der epichorischen Texte übertragen hatte. Die hergestellten 
Zinkstöcke erleichterten die Drucklegung des Werkes in hohem 
Maße. Für den Fortgang der Arbeiten war die Gründung des 
k. k. österreichischen Archäologischen Instituts, in dessen 
Räume der aus Scheden, Abklatschen, Skizzenbüchern, Zink' 
Stöcken und Büchern bestehende Kleinasiatische Apparat über' 



— 327 — 

siedelte, von größtem Vorteil (1898). In der Sitzung der philo' 
sophisch4iistorischen Klasse der kaiserlichen Akademie der 
Wissenschaften vom 20. März 1901 konnte Otto Benndorf den 
L Band des Seiner Durchlaucht dem Fürsten Johann IL v. Liechten' 
stein gewidmeten, herrlichen Werkes vorlegen 1 ). Derselbe ent' 
hält 150 epichorische Texte Lykiens in durchgängiger Faksimi' 
lierung nebst zahlreichen Abbildungen lykischer Monumente; 
er wurde von Kaiinka bearbeitet und mit einer Karte der 
Landschaft von Heberdey ausgestattet, welche zahlreiche Er' 
Weiterungen und Verbesserungen der letzten, von Heinrich 
Kiepert edierten enthält Der Titel des Werkes lautet: „Tituli 
Asiae Minoris conlecti et editi auspieiis Caesareae Academiae 
Litterarum Vindobonensis." Der L Band enthält: „Tituli Lyciae 
lingua Lycia conscripti enarravit Ernestus Kaiinka, tabulam ad 
Henrici Kiepert exemplum redaetam adiecit Rudolfus Heberdey." 
(Wien, 1901.) Gleichzeitig mit den Arbeiten für die Heraus' 
gäbe des ersten Bandes des Inschriftenwerkes laufen die Vor' 
bereitungen für die Edition des zweiten Bandes durch Dr. E. 
Kaiinka, welcher die griechischen und lateinischen Inschriften 
Lykiens enthalten soll, des karischen Bandes, der von Kubitschek 
und Szanto begonnen wurde, des pisidischen und lydischen 
Bandes usw. 

Die vorstehenden Ausführungen können nur ein über' 
sichtliches und bei weitem nicht vollständiges Bild jener Unter' 
nehmungen geben, welche durch die Liechtensteinsche Widmung 
ermöglicht wurden. Durch die Munifizenz Seiner Durchlaucht 
wurde die kaiserliche Akademie der Wissenschaften in die Lage 
versetzt, Schritt für Schritt die archäologisch'epigraphische Auf' 
hellung der westlichsten Halbinsel des asiatischen Kontinentes 
vorzunehmen. Das Vorgehen des Fürsten hat auch andere 
Männer, besonders aber den Staat ermuntert, den Forschungen 
auf diesem Gebiete ein erhöhtes Augenmerk zu schenken 
und bedeutende materielle Opfer zu bringen» Hervorragende 
österreichische Gelehrte im Reiche der Altertumskunde fanden 
ein fruchtbares Feld für ihre wissenschaftliche Tätigkeit und 



l ) Anzeiger, 1899, XXXVI, S. 106, 1901, XXXVIII, S. 39« 

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— 328 — 

ernteten reiche Anerkennung für ihre erstaunlichen Erfolge. 
Die Fruchte dieser Forschungen jedoch konnten jüngere hcimi/ 
sehe Gelehrte für ihre eigene Fortbildung aufs beste nutzen. 
Hit Recht zahlt daher auch das k* k* Archäologische Institut 
in Wien Seine Durchlaucht zu seinem verdienstrollsten 
Ehrenmitglied*. 

Obwohl, streng genommen, nicht in den Kreis unserer 
Betrachtungen gehörend, wollen wir an dieser Stelle auch der 
Forderung gedenken, welche der Fürst den Arbeiten der Prä* 
historischen Kommission der Akademie angedeihen liefi, indem 
derselbe auf seine Kosten vom Jahre 1879 angefangen durch 
viele Jahre hindurch mehrere Höhlen auf seinen Gutern in 
Mahren untersuchen ließ, welche Unternehmung ja auch für 
die primitive Kunstübung des prähistorischen Menschen zahl' 
reiche Belegstücke ergab 1 )» Der Fürst stellte zunächst berg> 
männische Arbeitskräfte aus den fürstlichen Grubenwerken 
und auch die zu den Arbeiten nötigen Materialien bei. Der' 
selbe beauftragte ferner die ihm unterstehenden Forstbeamten 
mit der Überwachung der durchzuführenden Nachgrabungen. 
Der Oberförster Gustav Heinz in Babitz, die Forstmeister Anton 
Zitny und August Wildner haben sich in dieser Hinsicht mannig' 
fache Verdienste erworben. Mit der wissenschaftlichen Leitung 
und Bearbeitung der Untersuchungen waren Professor Alexander 
Makowaky in Brunn, J. Szombathy, Kustos am Naturhistorischen 
Museum in Wien, Dr. M. Kfi£ und Dr. August Böhm bc 
traut worden. 

Das größte Interesse unter den durchforschten Höhlen 
beansprucht die Höhle Vypustek bei Kiritein unweit Brunns. 



') Almanach der kaiserl Akademie der Wissenschaften. XXIX bis 
XXXVHI, 1879, S. 196, 1880, S. 182 f., 1881, S. 189 f., 1882, S. at9> i8*3r 
S. 198 f., 1884, S. 193, 1885, S, 171, 1886, S. 190 U 1887, S, 199. 1838, S» 1*6, 
XL— XLIII, 1890, S. 163, 1891, S. 175. 1892, S. 17* X893, S. 233» XLV, 1895» 
S. 229 f. — Vgl auch die entsprechenden Aufsätze in den Sitzungsberichten 
und Denkschriften der mathematisch^natur wissenschaftlichen Klasse und 
in den Hitteilungen der Prähistorischen Kommission der Akademie, ferner: 
Die österreichisch« ungarische Monarchie etc. Mähren und Schlesien. S. iz f. 
und 56 f. — Kraetzl, Das Fürstentum Liechtenstein etc. S. 145 f. und 23z f. 



— 329 ~ 



Dieselbe gehört zu den längsten Höhlen Europas und besteht 
aus einem wahren Labyrinth von unterirdischen Gängen und 
Sälen, so daß man ohne kundigen Führer nur schwer den 
Rückweg finden kann« Blendendweiße Tropfsteine und eine 
Menge von Abgründen, aus denen das Brausen unterirdischer 
Gewässer herauftönt, verleihen ihr einen eigentümlichen Reiz. 
Die Höhle war in der diluvialen Epoche bis in ihre letzten 
Winkel von Menschen bewohnt. In den durch feste Kalksinter' 
decken geschiedenen Lehmschichten von Y4— ^A m Mächtig' 
keit, die systematisch ausgeräumt wurden, fand man spärliche 
Reste von menschlichen Skeletten. Nebstdem ergaben sich zahl' 
reiche Funde aus der neolithischcn Periode, wie Scherben von 
roh gearbeiteten Tongefäßen mit charakteristischen Verzierungen, 
Bruchstücke von Feuersteinmesserchen und geschliffenen Steine 
heilen, Knochenspateln und Ahlen, aufgeschlagene Säugetier' 
knochen und eine Anzahl von neolithischen, zum Teil tief in 
der Sinterdecke vergrabenen Feuerstellen. In den zum größten 
Teile mit abgetragenen diluvialen Ablagerungen fand man zahl' 
reiche Reste von diluvialen Säugetieren. Der größte Teil der' 
selben gehörte dem Höhlenbären (Ursus spelaeus) an; aber 
auch andere Arten waren vertreten, z. B. Mustela martcs, 
Hyaena spelaea, Felis spelaea, Felis catus, Lepus variabilis, 
Elephas primigenius (Mammut), Equus caballus, Rhinoceros 
tichorhinus, Sus scropha, Cervus tarandus, Cervus alces, Cervus 
elaphus, Bog primigenius u. a. 

In der unteren Joachimshöhle, die am Südabhange des 
Josefstales oberhalb der bekannten Evahöhle liegt, wurden eben* 
falls Untersuchungen durchgeführt Die in derselben enthaltenen 
Ablagerungen bestanden bis zu %. — im aus Höhlenerde und 
Kalkbruchstücken, in welchen einige zerstreute Reste aus der 
paläolithischen Periode gefunden wurden. 

Herr J. Szombathy hat auch die in der Nähe von Lautsdt 
bei Littau gelegene Höhle, welche den Namen Fürst Johanns^ 
Höhle erhielt, durchforscht und aufgenommen. In derselben 
wurden Reste des Renntiers, Höhlenbären und Auerochsen 
nachgewiesen. Die Gleichzeitigkeit dt9 Menschen mit dem Renn' 
tiere wurde durch Funde von menschlichen Skelettresten und 



— 330 — 

das Vorkommen charakteristischer menschlicher Artefakten 
zweifellos festgestellt 

Eine besonders interessante Unternehmung der kaiserlichen 
Akademie der Wissenschaften, die Herausgabe eines Werkes 
über die Wandmalereien von Kusejr Amra in Arabia Petraea, 
erhielt gleichfalls die wohlwollende Unterstützung des Fürsten, 
indem derselbe im Jahre 190 1 die Summe von 2000 Kronen 
widmete, welcher Beitrag im Vereine mit ausgiebigen Spenden 
anderer Kunstfreunde dem Entdecker des Schlosses, Dr. Alois 
Husil aus Olmütz, und dem Maler Alfons L. Mielich die Hog~ 
lichkeit bot, das Wüstenschloß genau zu durchforschen und 
aufzunehmen, nebstbei aber auch in anderen Gebieten kunst* 
historische, topographische, ethnographische und epigraphische 
Studien zu machen 1 ). Als Husil 1898 von seiner nordarabischen 
Reise zurückkehrte, konnte er zum ersten Kaie über völlig tui" 
bekannte Schlösser berichten, die er in der Wüste aufgefunden 
hatte« Die photographischen Aufnahmen, welche der junge 
Priester von seiner zweiten Reise (1900) mitbrachte, veranlaBten 
die kaiserliche Akademie, das Schloß durch eine genaue Auf' 
nähme für die Wissenschaft vollständig zu gewinnen. Dem 
Forscher wurde in dem als Orientmaler geschätzten AX. Mielich, 
einem ehemaligen kaiserlichen Offizier, eine künstlerische Kraft 
beigesellt, welche die gefahrvolle Reise ohne Bedenken mit- 
machte (1901). Hit Entzücken betrachtete der Maler die Wand' 
gemalde und mit Eifer ging er daran, sie aufzunehmen, während 
Husil und seine Begleiter mit den Waffen in der Hand für 
die Sicherheit des Künstlers Sorge tragen mußten. Mit he* 
wunderungswürdigem Scharfblick und seltener Treue hat dieser 
die Gemalde festgehalten, welche die Lebensalter von der Ge> 
burt bis zum Tode, bewegte Liebesszenen, tanzende und musi' 
zierende Paare, Jagdszenen und Ringkampfe darstellen. Das von 
byzantinisch' griechischen Malern geschaffene Werk ist ein 

Beweis von dem Grundirrtum des 



l ) Anzeiger, 1899, XXXVI, S. 2 ff., 1901, XXXVIII, S. 14 ff., 91 und 146 ff., 
1903, XL, S. 182, 1904, XLI, S. 30 und 43, 1907* XLIV, S. 26 ff. — Almanach, 
1902, LII, S. 341 ff-, 1904, LIV, S.411, 1907, LVII, S. 369. — Sitzungsberichte, 
1902, CXLIV, VII. Abhandlung. — Wiener Zeitung. 2. März 1907, S. 10. 



— 331 — 



im Islam. Die Freskomalereien bildeten den Rahmen für die 
Baderäume des Baues, der als Lust- oder Badeschloß von dem 
Prinzen Ahmed (862 — 866 Inhaber des Kalifats) errichtet wurde, 
wie eine kufisch-arabische Inschrift feststellt 1 )« Hierher zogen 
sich einst die Großen zurück, um die reine Luft der Wüste 
zu genießen, zu jagen, zu baden und sich durch Musik, Tanz, 
Spiel und Gesang die Zeit zu vertreiben. Das von der Hof- und 
Staatsdruckerei ausgeführte, prachvolle Amra-Werk, das die 
Berichte Musils über die drei Reisen, welche zur Entdeckung 
und Erforschung des Schlosses führten, eine historisch-topo- 
graphische Skizze und zahlreiche polychrome Tafeln enthält, 
ist ein glänzendes Denkmal österreichischer Forschung. In der 
Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 20. Februar 
1907 konnte Hofrat D. H. Müller das kostbare Werk vorlegen, 
an dem neben Musil und Mielich hervorragende Gelehrte mit- 
gearbeitet hatten. Es besteht aus einem Textband mit 145 Ab- 
bildungen und einer Karte von Arabia Petraea in vier Blättern 
und einem Tafelband mit 41 meisterhaft ausgeführten farbigen 
Blättern. Auch die Expedition, welche Dr. Musil im Sommer des 
Jahres 1908 antrat, um die wichtigen, bisher unerforschten 
Wüsten zwischen Babylonien, dem Persischen Meerbusen und 
der Hedschas-Bahn kartographisch, archäologisch, epigraphisch, 
topographisch und ethnographisch aufzunehmen, wurde vom 
Fürsten in tatkräftiger Weise unterstützt 2 ). 

Wiederholt waren wir in der Lage, in unseren Ausfüh- 
rungen auf die hohen Verdienste hinzuweisen, welche sich der 
Fürst um die Erhaltung der vaterländischen Baudenkmäler 
erworben hat Sein Schaffen in dieser Hinsicht wurde von der- 
jenigen Körperschaft, welche dazu berufen ist, die Konservierung 
derselben zu überwachen, der k. k. Zentralkommission für 
Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denk- 



') Th. Nöldeke setzt, im Gegensatz zu Karabacek, die Entstehung 
des Baues um mehr als hundert Jahre früher an, indem er einen der 
letzten omaijadischen Herrscher als Erbauer des Schlosses annimmt. 
(Neue Freie Presse. 28. Harz 1907» S. 1 ff.) 

2 ) Neue Freie Presse. 6. Juni 1908, S. 10. — Wiener Zeitung. 7. Juni 
1908, S. 3. 



male, dadurch anerkannt, daß diese Seine Durchlaucht zu ihrem 
Ehrenmitgliede ernannte (1893), als ersten unter jenen liannern, 
denen diese Anerkennung für ihr edles Wirken im Dienste 
der Kunstpflege zuteil wurde 1 ). 

Jene Werke, die sich mit den österreichischen Baudenk" 
malern beschäftigten, erhielten durch den Fürsten mannigfache 
Förderung. In erster Linie müssen wir da des Werkes „öster^ 
reichische Burgen 11 von Dr. Otto Piper gedenken, das der be* 
kannte deutsche Burgenforscher im Auftrage Seiner Durchlaucht 
und des Grafen Hans Wilczek verfaßt hat *). Das mehrbändige 
Werk ist ein monumentales Inventar der am Anfange des 
20. Jahrhunderts in Österreich noch vorhandenen mittelalter^ 
liehen Profanbauten. Mit unermüdlichem Eifer hat der Ver* 
fasser die entlegensten Burgen aufgesucht, von denen oft nicht 
einmal die Lokalgeschichte etwas zu erzählen wußte, deren 
Eigentümlichkeit durch interessante Besprechungen, zahlreiche 
Abbildungen und Pläne festgestellt und uns dadurch einen 
genauen Einblick in die Bauverhältnisse des Hittelalters veiv 
schafft. Das Buch wird als Werk eines Hannes, der die Burgen*» 
künde erst neu geschaffen hat, für immer ein historisches 
Quellenwerk bleiben, dessen Wert nicht hoch genug anzu^ 
schlagen ist. Dem Besitz des Liechtensteinschen Hauses an 
Burgen wird durch die Schilderung der bedeutendsten derselben 
Rechnung getragen, so wird den Burgen Hödling, Johannstein, 
Seebenstein und Klamm in Niederösterreich, Novihrad, Atuk 
see und Alt-Cimburg in Mähren, Riegersburg und Liechtenstein 
in Steiermark und Kaprun in Salzburg eine eingehende 
Würdigung zuteil. 

Im Jahre 1904 erschien das gleichfalls für die Kunstge^ 
schichte Österreichs äußerst wichtige Werk „Die Markgrafschaft 
Mähren in kunstgeschichtlicher Beziehung. Grundzüge einer 
Kunstgeschichte dieses Landes mit besonderer Berücksichtigung 
der Baukunst", eine Riesenleistung August Prokops, Hofrats 



') Hitteilungen der k. k. Zeatralkotnsnission. N. F. 169** XUC, S. 14*. 

*) Dr. Otto Piper, österreichische Burgen. Wien, 1902, I, 1903, II, 
1904, III, 1905, IV, 1907, V, 1908, VI. 



— 333 — 

und Professors an der Technischen Hochschule in Wien« 
großer Teil der erheblichen Kosten des Werkes wurde durch 
Subventionen von Körperschaften und Kunstfreunden, zu 
welchen auch Fürst Johann v. Liechtenstein zählt, aufgebracht 
Das vierbändige Werk mit 1831 Illustrationen, das vor unserem 
geistigen Auge die Geschichte der bildenden Künste in einem der 
schönsten Länder des Reiches in lebendigen Bildern vorüber* 
ziehen läßt, ist die Frucht einer fünfradzwanzigjährigen, auf* 
reibenden Arbeit, die von Prokop, der selbst ein gebürtiger 
Mähret ist und viele Jahre im Lande gewirkt hat, aus Liebe 
zur heimatlichen Kunstübung, mit großer Gelehrsamkeit, un^ 
ermüdlichem Schaffensdrang und erheblichen materiellen Opfern 
durchgeführt wurde« Die Markgrafschaft, die in kunstgeschicht* 
licher Beziehung bis nun ein nahezu unbekanntes Land war, 
erhielt dadurch ein umfassendes Werk über ihre Kunstschätze, 
wie es kein Kronland Österreichs besitzt, ein grundlegendes 
Werk, auf welchem die kunsthistorische Forschung der Zukunft 
mit Erfolg weiterbauen kann. Das kunstfreundliche Wirken 
des Liechtensteinschen Hauses, insbesondere die segensreiche 
Tätigkeit des gegenwärtigen Fürsten auf diesem Felde, werden 
vom Verfasser deu Werkes mit hingebender Sorgfalt geschildert 
Sind ja doch die fürstlichen Besitzungen in diesem Lande 
außerordentlich reich an interessanten Burgen, schönen Patnv 
natskirchen und prächtigen Schlössern« 

Letztere nehmen auch in dem zum vierzigjährigen Re* 
gierungsjubiläum unseres Kaisers erschienenen Prachtwerke 
„Mährens Burgen und Schlösser" (1888) einen hervorragenden 
Platz ein. Selbstverständlich hat auch der Fürst dieses Werk, 
das von einem Komitee mährischer Adeliger und Großgrund' 
besitzer durch das Mährische Gewerbemuseum in Brunn unter 
der Leitung des damaligen Direktors August Prokop heraus' 
gegeben wurde, in gewohnter Weise unterstützt« Das Album, 
mit 237 vorzüglichen Lichtdrucken ausgestattet, die von Römm^ 
ler und Jonas in Dresden nach Photographien des Freiherrn 
R v« Stillfried hergestellt wurden, kam nicht in den Handel, 
sondern wurde nur in hundert Exemplaren für die an der 
Herausgabe beteiligten Persönlichkeiten gedruckt« Ein Komitee 



— 334 — 

des mährischen Adels überreichte ein Exemplar der pracht- 
vollen Publikation in einem Prunkschrein dem Monarchen» 

Schon an anderer Stelle wurde der liebevollen Fürsorge 
gedacht, mit welcher der Fürst die Pflege der graphischen Künste 
förderte. Besonders die Gesellschaft für vervielfältigende Kunst 
in Wien, welcher Seine Durchlaucht als Gründer angehört, 
konnte bei der Herausgabe ihrer wertvollen Publikationen 
jederzeit auf die werktätige Unterstützung des Fürsten rechnen* 
Hier soll nur ein bedeutendes wissenschaftliches Werk erwähnt 
werden, „Der deutsche, niederländische und französische Kupfer' 
stich im XV« Jahrhundert". Geschichte und kritischer Katalog 
von Geh. Regierungsrat Professor Dr. Max Lehrs (Berlin). 
Durch einen Beitrag von 2000 Kronen durch den Fürsten im 
Vereine mit einer staatlichen Subvention wurde es der Gesell 
schaft ermöglicht, daß das großgedachte Werk im Umfange 
von sechs Text* und sechs Tafelbänden erscheinen kann. Im 
Jahre 1908 gelangten der erste Text" und erste Tafelband des 
monumentalen Werkes zur Ausgabe. Die übrigen Bände werden 
in jährlichen Zwischenräumen aufeinanderfolgen 1 ). 

Mit der größten Bereitwilligkeit kam der Fürst denjenigen 
Kunstforschern entgegen, welche die Schätze seiner kostbaren 
Sammlung von Handzeichnungen, Stichen, Holzschnitten usw., 
die zum großen Teile aus der Sammlung Hauslab stammen, 
für ihre Publikationen heranziehen wollten. Diese Samm" 
lung stammt aus dem Nachlasse des bekannten Kunst" 
freundes und Sammlers Franz Ritter von Hauslab, eines der 
gebildetsten und gelehrtesten Offiziere der österreichischen 
Armee, der an der Ausbildung der kaiserlichen Prinzen, insk 
besondere des Kaisers Franz Josef I. hervorragend beteiligt 
war und welcher als k. k. Feldzeugmeister im Alter von 
85 Jahren 1883 in seiner Vaterstadt Wien starb. Die Samm/ 
lung, die Hauslab, der mit der älteren Generation der Wiener 
Kunstsammler, mit J. L. Böhm, Camesina, Erasmus Engerth, 
Th. v. Karajan, Fruhwirth und Artaria, in engster Verbindung 

') Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst. 1906, 
S. 77 f. — Wiener Zeitung. 1. Hai 1908, S. 15 und 30. Mai, S. 10. — Neue 
Freie Presse. 8. Hai 1908, S. 13 und 9* Juni, S. 12. 



— 335 — 

stand, mit großen Opfern zustande gebracht hatte, bewahrte 
der Fürst dadurch vor Zersplitterung und Verschleppung ins 
Ausland, daß er sie von der Erbin des Verstorbenen, seiner 
Pflegerin Laura Bertuch, ankaufte. Aus dem Umstände, daß 
Hauslabs Spezialwaffe die Artillerie, sein Spezialfach die Karto- 
graphie und Topographie waren, ergibt sich dessen Vorliebe für 
das Sammeln von Karten und Werken, die mit der Geschichte 
der Artillerie in Zusammenhang stehen. In der Tat liegt auch 
in dieser Abteilung der Schwerpunkt seiner Sammlung. Kost- 
bare und seltene Werke enthält auch die Sammlung von 
Kostümblättern. Mit besonderer Vorliebe erwarb er ferner alte 
Bibeldrucke und seltene Viennensia. Außerdem besaß Hauslab 
die vielleicht vollständigste Sammlung von illustrierten histori- 
schen Flugblättern aller Kulturvölker Europas und alte Karten' 
spiele. Hauslab, der Sohn des gleichnamigen Malers und Zeichen' 
lehrers an der k. k. Ingenieurakademie in Wien, hatte an der 
Wiener Akademie den Unterricht Hubert Maurers und V. G. 
Kinningers genossen und führte mit Geschick die Radiernadel. 
Er bekundete sein Interesse für das Gebiet der graphischen 
Künste insbesondere dadurch, daß er im Laufe der Jahre eine 
höchst wertvolle Sammlung, welche die Geschichte derselben 
illustriert, erwarb, eine Sammlung, in welcher sich Seltenheiten 
aller Art befanden 1 ). Von denjenigen Blättern, mit welchen 
sich die einschlägige Literatur eingehender beschäftigte, mögen 
hier einige Erwähnung finden. Von der „Ehrenpforte des 
Kaisers Maximilian I.", zu welcher die Zeichnungen aus Dürers 
Werkstätte hervorgegangen sind, enthielt die Sammlung eine 
von den vier Separatausgaben der 24 historischen Darstellungen, 
welche sich über den Pforten des Lobes und Adels befinden, 
ein höchst seltenes Blatt („Die sachenn er gantz wol Betracht"), 
das in keiner der bekannten Separat' und Gesamtausgaben zu 
finden ist, und die zweite Gesamtausgabe von 1559 2 ). Die elf 
Blätter aus der Holzschnittfolge „Die Heiligen aus der Sipp**, 

1 ) Wurzbach, Biographisches Lexikon. 1862, VIII, — Repertorium 
für Kunstwissenschaft 1883, VI, S. 313 £ 

2 ) Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten 
Kaiserhauses. 1886, IV/I, S. 312, 317 und 318 f. 



— 336 — 

Mag" und Bruderschaft des Kaisers Maximilian I." von Leonhard 
Beck aus Augsburg gehören zu den ältesten und äußerst sei' 
tenen Drucken der Folge 1 )« In der Sammlung befindet sich 
auch ein Exemplar des nach den Angaben des Kaisers ZU' 
sammengestellten „Weifikunig", und zwar in einem im 1 8- Jahr' 
hundert neu gebundenen Sammelband, der 128 Holzschnitte 
und 51 Handzeichnungen enthält 2 )* Für die Geschichte der 
Holzschnittechnik von großem Interesse sind die beiden nur 
in wenigen Exemplaren vorhandenen Blatter „Kaiser Max" 
(Golddruck, 1508) und „St Georg nach Besiegung des Drachens" 
(Glair'obscur, 1501), die nach einer Zeichnung Burgkmairs von 
Jost de Negker geschnitten und gedruckt wurden 3 ). Eine schöne, 
vollständig sehr seltene Suite nach Schäuffeleins „Hochzeits^ 
reigen", welche die Sammlung ihr Eigen nennt, wurde von 
Johannes Schratt nach diesen Originalen getreu nachgeschnitten 4 ). 
Als Wiener Druck verdient ein Holzschnittwerk Beachtung, 
das eine Folge von Landsknechtfiguren darstellt und im Jahre 1566 
von David de Necker herausgegeben wurde« Als Zeichner werden 
Amberger, Burgkmair, Jörg Breu der Jüngere genannt, einige 
Blätter erinnern an Hopfer, andere an die Beham *)• Nach dem 
Liechtensteinschen Exemplar wurde es vom Grafen Breuner' 
Enkevoerth mit begleitendem Text von Falke unter dem Titel 
„Kön. ks. Maj. Kriegsvolker" als IL Abteilung des Bandes neu 
herausgegeben (1883)« 

Auch die Sammlung der im Liechtensteinschen Besitze 
befindlichen Handzeichnungen, in welche ebenfalls Blätter aus 
Hauslabschem Besitz übergegangen sind, wurde wiederholt für 
Publikationen in Anspruch genommen, so besonders für J. 
SchönbrunnerS'J, Meders „ Handzeichnungen aus der Albertina 
und anderen Sammlungen". In den bis jetzt vorliegenden elf 
Bänden finden wir mehr als ein halbes Hundert der durch den 
Fürsten in außerordentlich glücklicher Weise vermehrten Liechten^ 

') Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen. 1887, V/I, S. 176. 

2 ) Jahrbuch der kttnsthistorischen Sammlungen* 1888, VI, S. XVII ff. 

3 ) Jahrbuch der kunsthistor. Sammlungen. 1894» XV, S. 287 und 392 ff. 

4 ) Jahrbuch der kunsthistor. Sammlungen. 1896, XVII I, S. 326. 

5 ) Jahrbuch der kunsthistor. Sammlungen. 1897» XVHI/I, S, 35 f. 



— 337 — 

steinschen Sammlung meist zum ersten Male reproduziert und 
können daraus einen Rückschluß auf die Reichhaltigkeit der' 
selben an interessanten Werken aller Schulen ziehen. Besonders 
die Schöpfungen altdeutscher Meister, die ja auf diesem Ge> 
biete ihr Bestes gaben, stehen in erster Linie. Wir bewundern 
den in leichten Kohlestrichen auf mit Rötel eingeriebenem 
Papier ausgeführten knospenhaften, edlen Madonnenkopf A. 
Dürers aus dem Jahre 1503 (Nr. 961), früher in den Samm- 
lungen J. Grünling und Alfred Ritter von Franck in Graz, 
dann bei Amsler und Ruthardt in Berlin 1 ), und seine von 
reichem Leben erfüllte, ausgezeichnet komponierte, leider stark 
beschädigte Federzeichnung mit der Enthauptung der hl« Katha^ 
rina (Nr. 849), eine aus dem Jahre 15 10 stammende Skizze für 
die Bemalung einer Fensterwand 2 ). Ein treffliches Blatt H. L. 
Schäuffeleins ist das Bildnis eines jungen Mannes mit energi" 
schem Blick, lockigem Haar und Federbarett (Nr. 124). Die 
im Jahre 1516 entstandene Kreidezeichnung wurde auf der 
Auktion der Wiener Sammlung Joh. Chr. Endris (1891) als 
Werk H. Holbeins d. J. um 430 Gulden versteigert *). An den- 
selben Meister erinnert eine Kreidezeichnung aus dem Jahre 1517, 
welche einen alten Mann in der ausgesprochenen Art der Dürer' 
sehen Köpfe darstellt (Nr. 895). Von den engeren Hausgenossen 
und Gehilfen Dürers in seiner frühen Zeit ist noch Hans 
Springinklee durch eine echt signierte, weiße Pinselzeichnung 
auf dunkelbraunem Papier (Christus als Schmerzensmann) ver^ 
treten (Nr. 335). Der „Sturz des Phaeton", eine virtuos be> 
handelte, lavierte Bisterfederzeichnung von Georg Pencz (Nr. 1247), 
ein Entwurf zu einem Deckengemälde mit starken, wohlgev 
lungenen Verkürzungen und von außerordentlicher Kraft der 
Licht- und Schattenwirkung, zeugt von dem Einfluß, den die 
Werke der italienischen Hochrenaissance auf diesen Künstler 
ausgeübt hatten. Der Richtung H. Seb. Lautensacks gehört eine 

1 ) Horiz Thausing, Dürer. Leipzig 1884, I, S. 329. — Dr. Friedrich 
Lippmann, Zeichnungen von Albrecht Dürer. Berlin 1888. X. Abteilung,. 
Nr. 163. 

*) Jahrbuch der kunsthistor. Sammlungen. 1902, XXIII/I, S. 68 f. 

3 ) Kunstchronik. N. F. 1891, II, Sp. 398 und 554. 

22 



— 33« — 

Landschaft mit Fischern aus dem Jahre 1544, jedenfalls ein s<v 
genanntes Monatsbild, an (Nr* 700), eine Tuschfederzeichnung 
mit der Sammlermarke Grünling. Ein Werk von wahrhaft 
dämonischer Auffassung ist „Die Hexe", eine Federzeichnung 
auf braun grundiertem Papier von Hans Baidung, genannt 
Grien (Nr« 141). Die Darstellung des an einen Baum gelehnten, 
unbekleideten Weibes mit dem ausgezeichnet modellierten 
Körper, den Dolch in der Brust, eine Distel in der Rechten, 
greift gewaltig an unser Herz, gleich einem Gespenst tritt die 
Figur durch die Lichtwirkung der grellen weißen Farbe aus 
dem Blatte heraus. Viel Verwandtes mit der Kompositionsart 
des genannten Meisters zeigt die Federzeichnung mit der Veiv 
suchung des hl. Antonius (Nr. 361), die besonders durch die 
liebevolle Behandlung des nackten Mädchenleibes von feinem 
Reiz ist. Griens leider nicht gut erhaltener „Kopf eines Narren" 
(Nr. 253, Kreidezeichnung) befand sich einst in der Kunstsamm^ 
lung des Erzherzogs Leopold Wilhelm (Inventar des Jahres 1649). 
Albrecht Altdorfer, den Regensburger Meister, lernen wir in 
zwei seiner vom Schimmer der Romantik durchwobenen Zeich/ 
nungen kennen, in denen auf dunklem Papier kräftiges weißes 
Licht sein frohes Spiel treibt, während der mit der Feder auf- 
getragene Tusch die Schatten vertieft. Es sind eine „Anbetung 
der Könige" (Nr. 279) auf blauem und dann eine „Hl. Familie 
im Walde" (Nr. 275) aus dem Jahre 1512 auf braunem Grunde, 
in welchen der Künstler sein liebenswürdiges Erzählertalent 
offenbart. Besonders das erste Blatt versetzt uns durch die 
schlichte, tief religiöse Wiedergabe der Begebenheit und die 
stimmungsvolle Gestaltung des Raumes — hohe Gewölbe und 
tief herabhängende Baumzweige — in andachtsvolle Bewunde^ 
rung. In die Schule Altdorfers gehören auch die Federzeich' 
nungen mit der „Anbetung der Hirten" (Nr. 382) von 1514, 
eine Edeldame mit Gefolge (Nr. 721) und ein Ritter mit seinem 
Knechte (Nr. 128), welches Blatt große Verwandtschaft mit 
Nicolas Kirberger in München zeigt. In stilistischer Beziehung 
dem Altdorfer ähnlich ist Wolf Huber in seiner Federzeichnung 
„Joachim auf dem Felde" (Nr. 937). Großes Interesse bean<* 
spracht die von einem unbekannten deutschen Meister des 



— 339 — 

16. Jahrhunderts stammende Tuschfederzeichnung mit „Frey< 
dals Abschied" (Nr* 906), ein Entwurf zum beginnenden Texte 
des Freydals^Romans, einst zum Manuskript desselben im 
Kunsthistorischen Hofmuseum gehörend. Das Blatt ist mit der 
HauslalvSammlung in Liechtensteinschen Besitz getätigt. Der 
Schweizer Urs Graf erweist sich in der mit sicherer Hand ge^ 
gebenen, scharf durchgearbeiteten Federzeichnung mit dem 
Bannerträger von Glarus (Nr. 898) als vollendeter Techniker 
und klassischer Schilderer des Landsknechtlebens seiner Zeit. 
Das aus dem Jahre 1521 stammende, ausgezeichnete Werk ist 
mit dem Monogramm des Künstlers bezeichnet. Von seinen 
Zeitgenossen sind Hans Fließ durch eine Madonna mit dem 
Kinde (Nr. 1048), früher in der Sammlung Liphart, und Hans 
Leu durch eine lebhaft bewegte Landsknechtfigur (Nr. 93) vor 
zackigen Bergen, ein außerordentlich gutes Blatt aus dem 
Jahre 1505, vertreten ! ). In die Schule Lukas Cranachs d. A. 
gehört eine mit der Jahreszahl 15 19 versehene, weiß gehöhte 
Tuschfederzeichnung mit verschiedenen Kopf Studien (Nr. 135). 

Auch die niederländischen Meister nehmen einen breiten 
Raum in der Sammlung ein. Eine Gruppe von nackten mann" 
liehen und weiblichen Figuren (Nr. 432) ist eine treffliche, weiß 
gehöhte Tuschlavierung eines niederländischen Meisters (um 
1522) nach einem italienischen Vorbilde, wahrscheinlich als 
Vorlage für einen Triumphzug gedacht. Durch schönen land" 
schaftlichen Hintergrund und reizvolle Architektur ist eine 
figurenreiche „Anbetung der Könige" (Nr. 34) ausgezeichnet. 
Diese Federzeichnung, von der Oberlieferung als ein Werk des 
Dirck van Star (= Dirick V eller t) bezeichnet, gehört einem Ant- 
werpener Maler des 16. Jahrhunderts an, der unter anderen 
auch von Dürer und den deutschen Kleinmeistern beeinflußt 
erscheint 2 ). Die malerisch so wirksame, stark lavierte Bister" 

1 ) Von einem späteren Schweizer Künstler, Daniel Lindtmayer aus 
Schaffhausen, hat der Fürst mit der Hauslab'Sammlung zwei prächtige 
Federzeichnungen, einen Scheibenriß (1572) und einen Entwurf für eine 
Standacheibe (1590), erworben. (Mitteilungen des österreichischen Museums. 
N. F. 1890, V. Jahrg., S. 5 ff.) 

2 ) Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen. 1901. XXIII, S. 26. 

22* 



— 340 — 

federzeichnung, eine lebhaft bewegte Darstellung von Davids 
Triumph (Nr. 1233), ist ein signiertes Werk des Hans Speeckaert. 
Höchst lebendig hat P. Brueghel d. A. die Bauersleute (Nr* 92) 
aufgefaßt, die mit der Feder großzügig auf die Vorder' und 
Rückseite eines Blattes aus einem Skizzenbuche gezeichnet 
sind, von dem auch in der Albertina und im Kupferstich' 
kabinett zu Berlin einzelne Blätter aufbewahrt werden. Sein 
Sohn Jan schildert in einer leicht lavierten Bisterfederzeichnung 
(Nr. 121 1) ein charakteristisches vlämisches Dorf an einem von 
Schiffen belebten Kanal. Die vlämische Landschaftsauffassung 
der späteren Zeit repräsentiert die kleine, mit der größten Fein' 
heit durchgeführte, signierte Bisterfederzeichnung einer Wind' 
mühle von Gillis Neyts (Nr. 1201). An der Spitze der hollän' 
dischen Meister schreitet Rembrandt, dessen Zeichnungen uns 
mit wenigen Strichen eine Welt vor die Augen zaubern. Mit 
welcher Kraft bringt er in einer Feder' und Pinselzeichnung 
in Bister den gewaltigen Schmerz einer im Bette liegenden 
Frau zum Ausdruck (Nr. 418); wir vermeinen, die eindring' 
liehen Worte zu vernehmen, die ein über den Tisch gelehnter 
Mann zu einer an demselben sitzenden, aufmerksam lauschen' 
den Frau, deren Haupt ein Schleier verhüllt, spricht (Nr. 418). 
Die in Sepia leicht lavierte Federzeichnung, unter dem Namen 
„Der Brautwerber" bekannt, befand sich einst in den Samm' 
lungen Festetits und Jos. Karl von Klinkosch (1889) '). Das 
anmutige Motiv, wie die geistreiche Behandlung rücken das 
Blatt in die erste Reihe unter den zeichnerischen Werken des 
Meisters. Ausgezeichnet durch die energische Linienführung ist 
die unvergeßliche Federzeichnung in sehr lichtem Bister, welche 
die Witwe von Sarepta, mit ihren Kindern vor der machtvollen 
Gestalt des Propheten Elisa kniend, darstellt (Nr. 853). Hier 
bewundern wir auch in der Gestaltung des Hintergrundes — 
ein mächtiger, bewaldeter Berg mit Häusern und einem Felsen' 
Schlosse — die großartige Naturauffassung des Künstlers. Auch 
dieses Blatt gehörte einst der Sammlung Klinkosch an (Auk' 
tionskatalog Nr. 711). Als achtbare Leistungen des M. J. Miere' 



l ) Zeitschrift für bildende Kunst. 1889, XXIV, S. 153 f. 



— 341 — 

velt treten uns zwei in Kreide ausgeführte Porträte entgegen, 
der vollkommen bildmäßig wirkende Kopf einer reizenden 
jungen Dame mit frischen Wangen und Lippen und langem 
herabfallenden Locken (bezeichnet J. M.) und das ausdruckst 
volle Bildnis einer Frau mit hoher Stirne und sprechen' 
den Augen (Nr« 701 und 823). Ein charakteristisches Werk 
des Frans Hals von breiter Behandlung und kühner Strich' 
führung ist die getreu nach der Natur geschaffene Kreidezeich' 
nung eines holländischen Schützen in ganzer Figur (Nr* 1238), 
mit dem Monogramm F. Hs. bezeichnet J. van Ruisdaels 
„Weiden am Wasser" (Nr« 517), eine aus der Jugendzeit des 
Meisters stammende, mit R. 1646 signierte Kreidezeichnung, 
atmet feines poetisches Gefühl für die Stimmung der hollän' 
dischen Landschaft. Hermann Saftleven bannt ein romanti' 
sches Felsenschloß in einer Gebirgslandschaft in Kreide auf das 
Papier (Nr. 995). 

Und nun zu den Italienern! In der Silberstiftzeichnung 
Pietro Peruginos (Nr. 1094), welche St Sebastian, ungemein 
zart in den von rhythmischen Linien umflossenen Formen 
des schönen Körpers, den Kopf mit den schwermütig blicken' 
den Augen und dem feingeschnittenen Munde voll heiligen 
Schmerzes hingebungsvoll nach oben gerichtet, wiedergibt, 
haben wir es mit einer Aktstudie zum gleichnamigen Bilde in 
der ehemaligen Galerie Sciarra in Rom zu tun. Bei der Neu' 
Ordnung der Sammlung hat Dr. Josef Meder, Direktor 
der Albertina, eine Kreidezeichnung mit dem schön model' 
Herten Kopfe des hl. Josef (Nr. 11 85) entdeckt, die einst mit 
dem in der Albertina befindlichen Marienkopf zu einem großen 
Karton gehörte, der sich als Vorlage zum Gemälde „Die heilige 
Nacht mit Longinus und Johannes 41 von Giulio Romano im 
Louvre darstellt 1 ). Dem Daniele da Volterra gehört eine in 
Kreide ausgeführte, ausgezeichnete Bewegungsstudie nach einem 
nackten Manne (Nr. 1267) an, dessen Rechte einen Dolch hält 
und zum Stoße ausholt, wahrscheinlich eine Studie zu einer 
Kindermorddarstellung. Die edlen Formen des muskulösen 

x ) Jahrbuch der ktsnsthistorischen Sammlungen. 1905, XXV,I, S. 79* 
— Frimmel, Blätter für Gemäldekunde. 1906, II, S. 81 f. 



— 34^ — 

Mannes zeugen von gewissenhaftem Studium des Nackten. 
Ein vollendetes Beispiel der Mailander Zeichenkunst des 
16. Jahrhunderts ist das weibliche Porträt in Kreide (Nr. 426). 
Der in Rötel entworfene, in Ekstase versunkene Mönch (Nr. 889) 
rührt von einem späteren Künstler Mailands, dem Carlo Vimer- 
cati, her. Ein nach aufwärts blickender Jünglingskopf mit üppigem 
Lockenhaar (Nr. 935), eine Kreidezeichnung von der Hand 
eines venezianischen Künstlers des 15. Jahrhunderts, befand 
sich ehedem in der Sammlung Habich. Boccaccio Boccaccini 
ist durch eine Pinselzeichnung in Bister, „Christus als Welten^ 
richter", eine Vorstudie für das Fresko in der Apsis des Domes 
zu Cremona, vertreten (Nr. 654). Auf der Versteigerung der 
Sammlung J. W. bei Helbing in München wurde 1895 eine 
Studie zu einer Auferstehung Christi von Bartolommeo Mon<* 
tagna (Nr. 433) erstanden, eine blaue Pinselzeichnung, die aus 
der Sammlung William Mayor (f 1874) in London stammt. 
Die mit der Bisterfeder gezeichnete Landschaft mit Fischern 
von Domenico Campagnola (Nr. 955), dem Mitarbeiter Tizians 
bei seinen Fresken in Padua, ist interessant als seltener Fall 
einer echt signierten Zeichnung der venezianischen Schule. Wir 
treffen dieses Blatt in der Kollektion A. Bourduge und in der 
Sammlung Klinkosch (Auktionskatalog Nr. 271). Einen Begriff 
von der genialen Hand des G. B. Tiepolo gibt die flott in 
Feder hingesetzte Skizze, die mit geistreicher Lebendigkeit in 
wenigen Strichen einen Maskenscherz schildert (Nr. 1256). Sie 
weist das echte Monogramm TB auf. 

Schließlich sei noch einiger Werke der französischen 
Schule gedacht. Die Bisterfederzeichnung mit einem stehenden 
jungen Manne in ganzer Figur (Nr. 643) schreibt Meder dem 
Jehan Fouquet zu. Ein charakteristisches, vornehm aufge^ 
faßtes Werk seiner Epoche mit dem Eindrucke ausgeführter 
Malerei ist die gewischte Kreidezeichnung von feinster Aus* 
fuhrung, welche den französischen Finanzmann Samuel Bernard 
darstellt (Nr. 58) und die von H. Rigaud 1727 geschaffen 
wurde. (Stich von Drevet.) J. B. Chardins reizendes Genrebild 
in wenigen weichen Rötellinien, eine Dame beim Frühstück 
(Nr. 131)» läßt uns echte französische Grazie nachempfinden. 



— 343 — 

Landschaftsaaffassung des i8. Jahrhunderts lernen wir aus 
einem Gehöfte am Wasser, einer geistvollen, lavierten Bister' 
federzeichnung von wirkungsvoller Behandlung des Helldunkels, 
einem Werke des vielseitigen Jean/Jaques Boissieu, kennen 
(Nr. 271). Französische Schulung verrät auch das mit treffsicherer 
Hand in Kreide gegebene, zart im Hintergrunde verschwimmende 
Porträt des Kaisers Franz L von Lothringen von Jakob van 
Schuppen, dem Wiener Hof' und Kammermaler und Reor' 
ganisator der Akademie. 

Die Urkundenschätze des Liechtensteinschen Archive* 
bildeten gleichfalls eine hervorragende Quelle für die neuere 
heimische Geschichtsschreibung. Um die Geschichte des Liechten' 
steinschen Hauses hat sich Jakob v. Falke, der langjährige 
Bibliothekar Seiner Durchlaucht, dadurch ein großes Verdienst 
erworben, daß er im Auftrage des Fürsten eine dreibändige 
Geschichte des fürstlichen Hauses abfaßte, die zum ersten Male 
das in fürstlichem Besitze befindliche Urkundenmaterial ver' 
arbeitete und mit Heranziehung der in der historischen Lite' 
ratur der Gegenwart niedergelegten Forschungen eine treffliche 
Familiengeschichte bildet, wie sie wenige Adelsgeschlechter be^ 
sitzen. Bei den nahen Beziehungen des Verfassers zur bildenden 
Kunst ist es selbstverständlich, daß in seinem Werke mit der 
Schilderung der Taten der Mitglieder des fürstlichen Hauses 
als Heerführer, Staatsmänner und tüchtige Verwalter ihrer 
Besitzungen die Tätigkeit derselben auf dem Gebiete der 
Kunst und Wissenschaft verwoben erscheint. Die ausführlichen 
Quellenangaben, die sorgfältig ausgearbeiteten Stammbäume, 
wie die große Zahl der im Anhange mitgeteilten Urkunden 
sind eine schätzenswerte Bereicherung des Werkes, das insbe' 
sondere für den Forscher auf dem Gebiete der Lokalgeschichte 
ein unentbehrliches Hilfsmittel ist 1 ). 

Im Jahre 1905 erschien als erste Publikation der „Gesell' 
schaft für neuere Geschichte" das Werk „Feldmarschall Jo' 
hannes Fürst v. Liechtenstein" 1 , das den Hauptmann Oskar 
Criste vor der kriegsgeschichtlichen Abteilung des k. k. Kriegs' 

l ) Jakob von Falke, Geschichte &e* fürstlichen Hauses Liechtenstein. 
Wien, 1868, 1, 1877» H, 1882, III. 



— 344 — 

archivs zum Verfasser hat. Die Anregung zur Abfassung der 
raphie seines Großvaters gab der gegenwärtig regierende 
:; derselbe hat aber auch das Zustandekommen des Werkes 
in munifizenter Weise gefördert und sich dadurch den Dank 
aller Freunde der vaterländischen Geschichte erworben. Das 
Buch bildet, abgesehen von seinem gediegenen Inhalt, durch 
die überaus geschmackvolle Ausstattung, den reichen Schmuck 
an Bildern, Karten, Skizzen und Faksimiles ein Prachtwerk 
im vollsten Sinne des Wortes. Angesichts der Bedeutung des 
Fürsten muß das Werk als nicht unwesentlicher Beitrag zur 
Kriegs', Kultur' und Wirtschaftsgeschichte des Gesamtreiches um 
so mehr begrüßt werden, als der Umfang unserer biographischen 
Literatur ein nicht bedeutender ist. Auch des Wirkens des 
Fürsten als Förderer der Kunst wird gedacht. So bilden die 
Illustrationen der zahlreichen Bauten, die der Fürst auf seinen 
Gütern aufführen ließ und die so recht das Stilgepräge der 
Zeit tragen, einen wertvollen Bestandteil des Buches. 

An dieser Stelle darf auch der großen und verdienstvollen 
Rolle nicht vergessen werden, welche Prinz Franz v. Liechten" 
stein, der Bruder des Fürsten, als Mäzen der historischen 
Wissenschaft in Österreich einnimmt 1 ). Als Präsident der in 
Wien seit dem Jahre 1891 bestehenden Kommission für neuere 
Geschichte Österreichs und Vorstandsmitglied der zur Unter" 
Stützung der Arbeiten derselben 1904 errichteten Gesellschaft 
für neuere Geschichte Österreichs hat er die Bestrebungen 
der beiden Körperschaften, die hauptsächlich auf die Heraus" 
gäbe wertvoller Publikationen über die vaterländische Geschichte 
hinzielen, aufs tatkräftigste unterstützt 2 ). Der Prinz sorgte 

l ) Neue Freie Presse. 17. November 1906, S. 8, 2, Dezember 1906, 
S. 37 f., 3i* Harz 1907, S. 11 f., 16. April 1907» S. 7, 14» Dezember 1907, 
S. 4. — Wiener Zeitung. 27. Februar 1907, S. 11. — Österreichische 
Rundschau. 1906, VIII, S. 260, 1907» XI, S. 227. 

f ) Es sei hier besonders auch auf das großgedachte Werk „Öster* 
reich und Rußland seit dem Ende des 15. Jahrhunderts" von Hans Übers* 
berger (Wien 1906, 1) hingewiesen. Prinz Franz von Liechtenstein, welcher 
in den Jahren 1894— 1898 als Botschafter in Petersburg wirkte, hat im 
Jahre 1907 die aus ungefähr 10.000 Bänden bestehende und einen materi* 
eilen Wert von beiläufig 200.000 Kronen besitzende Bibliothek des be* 



— 345 — 

namentlich auch dafür, daß wichtige Privatarchive in die z\u 
gehörigen öffentlichen Archive gelangten. So wurden z. B. die 
Archivalien der Liechtensteinschen Herrschaft Eisenberg im 
Mährischen Landesarchiv deponiert. Mit der größten Bereit' 
Willigkeit stellte der regierende Fürst für die Sitzungen der er* 
wähnten Gesellschaft wie für öffentliche Vorträge, welche von 
derselben veranstaltet werden, die Prachträume seines Palastes 
in der Bankgasse zur Verfügung. Der so erfolgreich wirkende 
Verein „Carnuntum" hat ebenfalls im Prinzen einen verstände 
nisvollen Förderer gefunden. 

Die Herausgabe von Werken, die zur Geschichte und 
Topographie der Liechtensteinschen Besitzungen in naher Be* 
rührung stehen, wurde von dem Fürsten insofern ermöglicht, 
als er die Einsichtnahme in das Liechtensteinsche Archiv in 
Wien und in die auf den fürstlichen Gütern vorhandenen 
lokalen Urkundensammlungen bereitwilligst gestattete, intern 
essante Bilder für Reproduktionszwecke in liebenswürdigster 
Weise zur Verfügung stellte und verhältnismäßig hohe Druck' 
kostenbeiträge gewährte. Die Beamtenschaft Seiner Durch' 
taucht unterstützte das Zustandekommen der erwähnten Werke 
gleichfalls aufs beste. Wir erinnern nur an Fr. Kraetzls hancU 
liches Buch „Das Fürstentum Liechtenstein und der gesamte 
Fürst Johann von und zu Liechtensteinsche Güterbesitz" (Brunn 
1903) und an die zahlreichen Chroniken jener Orte, in welchen 
das fürstliche Haus Besitzungen aufweist. Von den in den 
letzten Jahren erschienenen Werken dieser Art nennen wir 
„Die Markgrafschaft Mähren und die Marktgemeinde Eisgrub" 
von Michael Witzany (Eisgrub 1896, I, 1901, II), „Geschichte 
der Stadt Mistelbach" von Karl Fitzka (Mistelbach 1901), „Ge* 
schichte der Stadt Feldsberg" von Karl Höss (Feldsberg 1902), 
„Geschichte der Stadt Lundenburg" von Professor Ludwig Preuß 



kannten russischen Historikers A. Bilbasow, die für die Geschichte Ruß* 
lands und der Slawen von unschätzbarer Bedeutung ist, erworben und 
der österreichischen Unterrichtsverwaltung für das neuerrichtete Seminar 
für osteuropäische Geschichte an der Wiener Universität in hochherziger 
Weise zum Geschenke gemacht. (Neue Freie Presse. 3. Jänner 1907, S. 7 
und 8, Jänner, S. 10, 23. Februar 1908, S. 10.) 



- 346 — 



(Lundrnhurg 1905) und „Geschichte der Stadt Mödüng* rem 
Dr. Karl Giannoni (Modling 1905). Da diese Ortsgcsdricfcftai 
auch den Baudenkmalern jener Gemeinden gebührende Beadv 



tung •< > li^tilr^ti 1 haben sie auch für die Geschichte der öster^ 
reichischen Kunst große Bedeutung: und sind zugleich Zeugen 
für die Kunstliebe des fürstlichen Hauses, dessen Mitglieder 
in den genannten Orten prächtige Bauten auffuhren ließen 
und die von ihnen erworbenen durch sorgfaltige Konservierung 
der Gegenwart erhielten. Der Fürst gehört auch zu jenen Miiv 
nern, welche es durch hohe Subventionen dem Altertumsverein 
zu Wien ermöglichten, eine groß angelegte Geschichte Wiens 
herauszugeben« Das Werk, welches gegenwartig (1907) bis zum 
IIL Bande, der die Geschichte der Stadt im spateren Mittel" 
alter abschließt, gediehen ist, zeichnet sich durch sorgsame 
Benutzung der Quellen, klare Darstellung und künstlerische 
Ausstattung aus. Daß auch das Kunstleben und dieBaudenk" 
male Wiens in hervorragendem Maße berücksichtigt erscheinen, 
ist ein großer Vorzug der Publikation, die wohl in ihrer Art 
einzig dasteht 




Nachträge. 



Seite 77. Im Jahre 1907 wurde im IL Saale der 
stein/Galerie eine vortrefflich erhaltene Terrakottagruppe von 
Andrea del Verrocchio aufgestellt, die eine sitzende junge Frau 
mit einem an ihrer Seite ruhenden Einhorn darstellt« Bode 
vermutet in dem außerordentlich lebensvollen, zierlichen Werke, 
das seit zirka dreißig Jahren im Besitze des Fürsten ist, eine 
Darstellung der Castitas, eine Verherrlichung der Unschuld» 
(Neue Freie Presse« 15« August 1908, S. 10,) 



Seite 166. Seine Durchlaucht hat im Jahre 1908 der Galerie 
des „Mährischen Kunstvereins 41 ein Gemälde von Ditscheiner 
gewidmet und die Schenkung einer Anzahl anderer Bilder in 
Aussicht gestellt (Das Vaterland. 26« Juli 1908, S. 5.) 



Seite 226« Die in jüngster Zeit verbreiteten Nachrichten 
über den ungunstigen Bauzustand der Burg Greifenstein ent* 
behren zum größten Teile der Begründung« (Neue Freie Presse. 
12. Juli 1908, S. 8.) Allerdings laßt sich nicht leugnen, daß die 
in dem unweit der Burg gelegenen Steinbruch in den letzten 
Jahren vorgenommenen Sprengungen einzelne Stellen der 
Außenmauern in ihrem Bestände arg gefährden, (österreichische 

Volkszeitung. 26. August 1908, S. 5.) 

* 

Seite 239. Ein reizendes Architekturbild hat Architekt 
Karl Weinbrenner in dem 1908 vollendeten Hegerhaus bei 
Feldsberg geschaffen, das sich am Rande des den Tempel der 



- 348 - 

Diana (Rendezvous) umgebenden jungen Föhrenwaldes in einem 
prächtigen Obstgarten erhebt. Das durch eine offene Vorhalle 
zugängliche Gebäude mit den licht verputzten Wänden, den 
schön geteilten, durch dunkelgrüne Laden verschließbaren Fen" 
stern, dem mit hellroten Falzziegeln gedeckten Mansardendach, 
vor dessen Fensterchen eine zierliche Galerie zur Aufnahme 
von Blumenstöcken läuft, und dem das Vorgärtchen ab" 
schließenden, weiß gestrichenen Staket stellt den Höhepunkt 
des Architekten in der Lösung derartiger einfacher Baupro" 
bleme dar. 

Seite 241. Im Jahre 1908 ließ der Fürst auf seine Kosten 
in Feldsberg ein zweckmäßig eingerichtetes, geräumiges Kranken* 
haus für Frauen errichten, und zwar nach den Plänen des 
Ingenieurs Franz Florian, Oberinspektors der Nordbahn. 

Seite 257. Ein treffliches Feuilleton über die herrlichen 
Parkanlagen zu Eisgrub verdanken wir Dr. Hans Sittenberger. 
(Die Zeit. 21. August 1908, S. iff.) 

Seite 261. Durch eine Spende von 60.000 Kronen ermög- 
lichte Seine Durchlaucht den Bau eines neuen Schützenhauses in 
Jägerndorf, einer der gediegensten Leistungen des in Jägerndorf 
geborenen Wiener Architekten Leopold Bauer. Das imposante 
Gebäude, im modernen Stile mit Anlehnung an mittelalterliche 
Muster erbaut, enthält einen hoch emporstrebenden, mit mäch' 
tigen Bogenfenstern versehenen Mittelbau, der von einem steilen 
Dach mit einem zierlichen Türmchen überhöht wird, und zwei 
sich an denselben anschließende, lang hingestreckte Flügelbauten 
mit Terrassen und Bogengängen. Anläßlich der am 16. August 
1908 stattgefundenen, feierlichen Eröffnung des Hauses wurde 
eine vom Wiener Bildhauer Hans Schaefer ausgezeichnet 
modellierte Medaille ausgegeben, deren Avers ein wohlgelun' 
genes Porträt des Fürsten, des Protektors der Schützengesell' 
schaft, und deren Revers eine treffliche Ansicht des Schützen' 
hauses nebst dem Wappen der Stadt zeigt. Ein Exemplar der 
Medaille in Gold wurde dem Fürsten überreicht (Österreich!' 



— 349 — 

sehe Volkszeitung. 19« August 1908, S. 6. — Österreichs iüu' 
strierte Zeitung. 23. August 1908, S. 1047. — Neue Freie 
Presse. 27. und 28. August 1908, S. 8.) 

Seite 273. Im Jahre 1908 wurde das Grabdenkmal des 
Prinzen Eugen bei St. Stephan auf Kosten des Fürsten einer 
gründlichen Renovierung unterzogen. (Die Zeit. 9. Juli 1908, 
Abendblatt, S. 2.) 

Seite 281. Die Pläne für den Mödlinger Jubiläums^Kurpark, 
der in fünf bis sechs Jahren vollendet sein dürfte, wurden von 
dem Wiener Stadtgartendirektor Hybler entworfen. (Öster> 
reichische Volkszeitung. 29. Juli 1908, S. 6.) 

Seite 285. Der Fürst faßte auch den hochherzigen Entschluß, 
die von der Zeit hart mitgenommene Fassade der Feldsberger 
Pfarrkirche restaurieren zu lassen. Die mit einfachen Zeltdächern 
versehenen Türme werden im Stile der Kirche ausgebaut werden. 
Mit den geplanten Arbeiten wurde am io. August 1908 be^ 
gönnen. 

Seite 290. Die Pfarrkirche zu Schrattenberg wurde, obwohl 
sie nicht dem Patronate Seiner Durchlaucht untersteht, aus 
dessen Mitteln sorgfaltig renoviert und im Innern mit schönen 
ornamentalen Wandmalereien, die dem klassizistischen Stile 
des Gotteshauses vortrefflich angepaßt sind, geschmückt (1908). 

Seite 290. Im Jahre 1908 wurde die räumlich unzulängliche 
Empire'Kirche in Bischofwarth, die sich in unmittelbarer Nähe 
des Grenzschlosses am Rande des großen, von prächtigen Park- 
anlagen umsäumten Teiches erhebt, durch einen Anbau gegen 
Westen erweitert, der sich stilistisch dem älteren Teile voll- 
ständig anschließt (Architekt Karl Weinbrenner.) 

Seite 300. Vor der neuen Katzelsdorfer Pfarrkirche wurde 
eine hübsche Parkanlage geschaffen. In derselben wurden 
16 Bildstöcke mit massivem Steinsockel und zierlichen, mit 
grün glasierten Ziegeln gedeckten Dächern aufgestellt; dieselben 



— 350 — 

enthalten die Stationen des Rosenkranzes, die einst in den 
Nischen der die alte Kirche umfassenden Mauer untergebracht 
waren. 

Der Pfarrhof des Dorfes wurde gänzlich umgestaltet und 
durch Aufsetzung eines Stockwerkes bedeutend vergrößert Ober 
den mit den alten, schlichten schmiedeeisernen Gittern ver- 
sehenen Fenstern des Erdgeschosses wurden zierliche Lorbeer- 
kränze und "gewinde aus Stuck angebracht, der schön ge- 
schwungene Giebel des ersten Stockes erhielt ein Stukkorelief, 
Maria mit dem Kinde. Das ganze Gebäude mit den hell ver- 
putzten Mauerflächen, den grünen Jalousien, dem hellroten 
Walmdach, dem von einem hübschen Lattenzaun eingefriedeten 
Vorgärtchen und dem kleinen Glockentürmchen zur Rechten 
desselben gleicht einer lieblichen Idylle aus der Zeit unserer 
Großväter* Auch die Hofseite wurde vom Architekten (Karl 
Weinbrenner) nicht vernachlässigt, indem er hier dem Baue 
eine kleine, offene Vorhalle und das mit einer Kuppel gekrönte 
Stiegenhaus vorlagerte. 

Seite 301. Die Einweihung der nach den Plänen G. v. Neu- 
manns durch den Baumeister Rudolf Rückeshäuser (Hinterbrühl) 
erbauten Pfarrkirche zu Gießhübel wurde am 26. Juli 1908 durch 
den Weihbischof Dr. Godfried Marschall in Anwesenheit des 
Prinzen Franz von Liechtenstein in außerordentlich feierlicher 
Weise vorgenommen, (österreichische Volkszeitung. 1908, 
12. Juli, S. 6, 27. Juli, S* 2.) 



Register* 



Abel, Josef 94. 

Achenbach, Andreas 104, 201. 

Adam, Jakob 137* 

Adams, John Quincx 115. 

Adamsthal 252. 

Adler 153. 

Aelst, Willem van 32. 

Aichinger, Hans 311* 

Aldegrever, Heinrich 183« 

Alessandrini, Alessandro 33. 

AHio, Andrea 305* 

AlmaVTadema, Lourens 105* 

Alphen, Eusebius J. 22. 

Alphons, Theodor 74t 165. 

Alt, Franz 122. 

Alt, Jakob 121, 181« * 

Alt, Rudolf v. 122, 125, 165, 181, 272. 

AhvCimburg 243« 

Altdorfer, Albrecht 183» 338. 

Altholländische Schule 71 f. 

Alt~Liechtenwarth 268, 284. 

Amberger, Christoph 72, 336. 

Amerling, Friedrich ▼. 32, 95» 101, 

106, ZIO, 127, 176, 221. 

Amra, Kusejr 330. 
Amsler und Ruthardt 337* 
Andri, Ferdinand 113. 
Angeler, Josef 237» 283. 
Angerer und Göschl 74« 
Anreiter, Alois v. 95* 
Anselmo da Forli 64« 
Antonello da Hessina 70, 162. 



Apponxi, Graf 93» 

Artaria 18, 64. 

Aussee (Mähren) 6, 24, 243t 251 f. 

d'Avila, Sanchec 22. 

Avont, Peeter van 49. 

Baisch, Hermann 97» 198. 
Baidung, Hans (Grien) 338. 
Bandeville, Hme* de 52. 
Bankö, Ignaz 233t 267* 
Bara, Leopold 92. 
Barbarj, Jacopo de 1 40. 
Barbasan, Hariano 187. 
Bardi, Graf 48. 
Baring, Sir T. 59. 
Bartolozzi, Francesco 141. 
Bartsch, Adam 18. 
Barye, Antoine L. 156« 
Basaiti, Marco 40, 91. 
Bassano, Jacopo da 30. 
Batoni, Pompeo G. 149* 
Bauer, Josef A. 33. 
Bauer, Leopold 348. 
Bauer, Lukas 24, 33* 
Beck, Leonhard 336« 
Beham, Bartholomäus 44t 336. 
Beham, Hans Sebald 183, 336. 
Bell, Robert Anning 167, 188. 
Bellano, Bartolommeo 79t 193« 
Bellini, Gentile 91* 
Bellucci, Antonio 13 f., 217. 
Berchem, Claes Pietersz 27. 



— 352 — 



Berlin, Antikensammlung 21. 

— Jahrhundertausstellung 68, 107« 

— Photographische Gesellschaft 76. 
Bernatzik, Wilhelm 102, 105, 113, 

122, 126. 
Bernt, Rudolf 199. 
Berthoud 169. 

Bertoldo di Giovanni 78, 193. 
Beurnonville, Baron de 59» 61, 65. 
Beyer, Josef 241, 259, 292, 298, 311. 
Bilbasow, A. 345* 
Binde, Jakob 183« 
Birkenstock, Melchior v. 33* 
Birkinger, Franz X. 125. 
Bis, Francisco 172. 
Bischofwarth 349. 
Blaremberghe, Henri D. 138, 154. 
Blau, Tina 112« 
Bles, Hendrik 66. 
Bloch, Ladislaus 64. 
Boccaccini, Boccaccio 342. 
Bochmann, Gregor v. 164, 186. 
Bode, Dr. Wilhelm 73t *95. 
Böhm, Josef E. 159. 
Boilvin, Emile 59. 
Boissieu, Jean^Jacques 343. 
Bol, Ferdinand 30. 
Bologna, Giovanni da 82, 193. 
Bolswert, Schelte a 49. 
Bonifazio Veronese (Veneziano) 162. 
Bonnet, Louis 141. 
Borcht, Francois van der 139. 
Borcht, Peter van der 84, 140« 
Bordone, Paris 41 f., 72. 
Bosch, B. de 56. 
Both, Jan 31* 
Botticelli, Sandro 37 f.» 89. 
Boucher, Fr. 140 f., 192. 
Boulard, d. J. 43. 
Bourbon, Heinrich v. 48. 
Bourduge, A. 342. 
Bozen 204» 
Braun, Adolf 75, 98. 
Breenbergh, Bartholomäus 72. 



Bresda, Antonio da 188. 

Breßler, Emil 222. 

Breu, Jörg, d. J. 336. 

Brislinger 312. 

Broczko 259 f. 

Bronzino, Angelo 41. 

Brueghel, Jan, d. Ä. 26, 49» 340. 

Brueghel, Peeter, d. A. 340. 

Brügge 65. 

Brunn a. G. 276. 

Brunn, Franzensmuseum 161, 246, 

347* 
Brunn, Erzherzog Rainer-Museum 

136, 151» 166. 
Brünnles 245* 

Bruyn, Bartholomäus de 72* 

Buonconsiglio, Giovanni 162. 

Burgkmair, Hans 336. 

Bussi, Santino 220. 

Busti, Agostino (Bambaja) 158. 

Butschowitz 243, 248. 

Bye, Cabinet de 198. 

Calame, Alexander 117, 123, 221. 
Camerata, Josef 20. 
Campagnola, Domencio 342. 
Camphuysen, Raphael 62. 
Canaletto (Bernardo Beiotto) 22, 43t 

137, 187, 217. 
Canon, Hans 96. 
Canova, Antonio 221. 
Capelle, Jan van de 62. 
Capponi, Gino 40. 
Caradosso 80, 188. 
Caravaggio, Michelangelo da 21. 
Carriera, Rosalba 22. 

Caucig, Franz 94* 
Ceccarelli Naddus 76. 
Cerasoli, Domenico 23, 137. 
Chardin, Jean B. 20, 68, 342. 
Charpentier, Alezander 167. 
Chmelarz, Eduard 138. 
Choiseul'Praslin, Duc de 52. 
Christian, Alezander 214. 



— 353 — 



Cignani, Carlo 14, 28. 

Clouet, Jean 30, 48* 

Cocxie, Hichiel yan 26. 

Codde, Picter 31, 93* 

Concordantia caritatis 135. 

Conincxloo, Gillii van 31* 

Conraet (Conraetz) 153« 

Copeland 155* 

Copley, John S. 64« 

Coques, Gonzales 50. 

Corbutt, C. 52. 

Cornelisz, Jacob, van Amsterdam 46. 

Correggio 25. 

Cortona, Pietro da 26. 

Cotignola, Bernardo 40. 

Courbet, Gustave 97» 200. 

Courtois, Jean 83* 

Courtois (Cortevs), Pierre 20, 83, 

129* 
Crabbe, Prosper 57. 
Crammer, Nicolaus 143« 
Cranach, Lukas, d. JL 45* 6j f 183, 

339* 
Crane, Walter 199» 
Crivelli, Carlo 39. 
Croos, Anthony J. van 163. 
Cuyp, Aelbert 61. 
Cuyp, Benjamin 64. 
Cuyp, Jacob G. 64, 197. 
Cymbal, Johann 286. 

Daffinger, Horitx IL 121. 
Dallinger v. Dalling, Joh,, d* A. 24» 28. 
Daüinger v. Dalling, Joh,, d J. 33, 

68, 142. 
Dalpech 169« 
Damman, B. 61. 
Danhauser, Josef zo8, 121. 
Daniell, A. B. I55t 169. 
Darnaut, Hugo 112. 
Daur, Hermann 170. 
Debucourt, Louis Ph. 141* 
Defregger, Frans v, 97, 123, 127. 
Deloje, Gustave 158« 



Demarteau, Gilles 141. 
Demidoff, Fürst Paul 49» 57* 
Desvignes, P. H. 220, 254« 
Deutscher Heister des 16. Jahrhun~ 

derts 339* 
Didot, Firmin 133 f. 
Diefenbach, Karl W. 97. 
Dhscheiner, A. 122, 125, 347. 
Dobermannsdorf 293. 
Dold, Carlo 26. 
Donatello 77» 157. 
Dopf, Nikolaus 208. 
Dou, Gerrit 64 f., 198. 
Doubll 154« 
Drechsler, Johann 27. 
Dresden, Cranach^Ausstellung 67* 
Drexler, Josef 241. 
Droochsloot, Joost C. 30. 
Dubbels, Jan 32. 

Du Bus de Gisignies, Bernard 62* 
Dudlej, Lord 59. 
Dunkl, Josef 295. 
Dürer, Albrecht 72, 130, 183» 335* 

337» 
Düsseldorf, Kunsthistorische Aus* 

Stellung 66. 
Dyck, A. v. 15, 19» 75t 130. 

Earlom, Richard 14z. 

Ebenfurth 1x3* 

Eeckhout, Gerbrand van den 30» 

Eeckhout, Jakob J. 163* 

Ehrenhaft, Ludwig 165« 

Einspänner, Gallus 208. 

Einspänner, Jakob 208. 

Eisenberg 345* 

Eisgrub, 44» 68, 121, Z43* I59t 170, 

X72f., 174, 243t 253t 345t 348. 
Eitelberger, Rudolf v. 128, 161, 
Rmirtcrsoiiy Hr. 49* 
Ender, Johann N. 273* 
Ender, Thomas 125. 
Enderlein, Caspar 169* 
Endrist Johann Gh. 337* 

23 



— 354 — 



Engefbrechtsz, CorneUs 66. 
Engert, Erasmus v. 58. 
Enschrdf, J. 56. 
Epiktetos 142. 
Ernst, Leopold 272. 
Etgens, Johann G. 304* 
Everdingen, Allaert ran 61. 
Ejrbl, Franz 109, 127, 177* 
Et de, Jan Tan 67, 71« 

Falke, Jakob ▼. 33, 72!, 128, 343- 
Fanti, Ercole Gaetano 10, 23t 285. 
Fanti, Vincenzio 17, 22 £, 24. 
Febvre, Alexis 43« 
Feldsberg 10, 12 f., 25, 28, 49. im, 

133, 137, 139 U 143, 149, 172, 174. 

192, 238, 284, 345, 347 £* 349- 
Fendi, Peter 106, 108, 121, 127, 

177. 
Ferrabosco di Lagno 249« 
Ferstel, Heinrich ▼• 130, 161, 218. 
Festettis, Graf Samuel ▼. 44t 93» 

340. 
Fiesole, Mino da 79, 157. 
Finch 190. 

Fiorenzo di Lorenzo 91* 
Fischbach, Johann 179. 
Fischer 190* 

Fischer v. Erlach, J. B. 215, 217. 
Fischer, Ludwig H. 184. 
Fischer, Martin 222. 
Fischer und Nezbada 312. 
Fischhorn 261* 
Flameng, Leopold 60. 
Florentinischer Heister des 15« Jahr* 

hunderts 90. 
Florentinischer Heister des 16, Jahr~ 

hunderts 92. 
Florentino, Giovanni 188. 
Florenz, Casa Canigiani 89, Palazzo 

Riccardi 157, Palazzo Torrigiani 

4L 
Florian, Fr. 348. 
Fonthill Abbey 48. 



I 



Forchondt, Justus 16. 
Forchondt, Harkus 16. 
Fouquet, Jean 66, 71« 342. 
Franccsca, Piero deHa 38. 
Franceschini, Harcantonio 13, 25, 

28, 216. 
Frandabigio 41. 
Franck, Alfred ▼. 337. 
Frank, G. 74. 

Friedlander, Friedrich ▼. 127, 165. 
Fries, Graf Horitz ▼. 33. 
Friefi, Hans 339. 
Frimmel, Dr. Theodor ▼. 3, 5, 32, 

162. 
Fuchs 50. 

Füger, Heinrich F. 33* 176. 
Führich, Josef ▼. 121, 176. 
Fusina, Andrea 80. 
Fjrt, Jan 30, 50. 

Gabrielli, Gabriel de 214. 
Gainsborough, Thomas 64. 
Gaucherei, Leon 43. 
Gauermann, Friedrich 68, 95, 110, 

121, 178, 183* 
Gebhardt, Eduard v. 104 f» 
Geeraerts, Harten J. 21. 
Geiger, Karl 218, 273« 
Geller, Johann N. 113. 
Gentile da Fabriano 90. 
GeorgeoHayer, August xio. 
Geyling 301. 
Gfall, Johann 115« 
Gibbs, Hm 169. 
Gießhübel 300, 350. 
Gillar, V. 292. 
Ginzel, Adolf 160. 
Giotto di Bondone 36. 
Giovanni di Paolo 90. 
Gisela, Josef in, 127, 185. 
Giuliani, G. 220. 
Gjölbaschi 118. 
Glücklich, Simon in. 
Goedaert, Jan 56. 



— 355 — 



Gott, Hugo van der 47» 65, 71* 

Goldenstein 243» 250. 

Goldschmidt, Salomon B. 58* 

Goyen, Jan van 57, 163* 

Graf, Urs 339* 

Gran, Daniel 305* 

Grassi, Anton 150. 

Graz, Kulturhistorisches und Kunst' 

gewerbe4iuseum 202. 
Green, Valentine 141. 
Greifenstein 224, 347« 
Greux, Gustave H. 43« 
Grolier 134« 
Grünling, J. 337 f. 

Gsell, F. J. 47, 93. 
Guardi, Francesco 43. 
Guercino da Cento 26. 
Gundel, Baron 140» 
Gurlitt, Heinrich L. Th. 221. 

Haanen, Remi van 164. 

Haarlem, Gerrit van 71* 

Habich 342. 

Hackaert, Jan 31. 

Hackl, Gabriel 203* 

Hagelgans 149. 

Hähnel, Ernst J. 82. 

Haid, Johann G. 137. 

Haid, Johann Ph. 137, 142. 

Hals, Frans 29 f., 64, 71, 74 U X97, 

341* 

Hamilton, Johann G. v. 18. 
Hamilton, Philipp F. v. 19. 
Hammer, Christian 195, 
Hampe, Johann 286, 305, 3". 
Hanfstaengl, Franz 76. 
Hanneman, Adriaen 21. 
Hansen, Anton 125, 179« 
Hansenburg 253* 
Hardtmuth, Josef 222, 239, 252 f., 

256. 
Harman, Jeremiah 49. 
Hartinger, Ferdinand 259« 
Hartmann, Johann C. 143. 



Hauslab, Franz Ritter v. 84, 137 

224, 334, 339. 
Hecht, W. 74« 
Heda, Willem Claesz 32. 
Heem, Jan Davidsz de 32, 62* 
Heider, Hans v. 190. 
Heidrich, Johann 254* 
Heilmann, A. 203« 
Heinrich 110. 
Helbing, Hugo 54» 342. 
Hernandez, Sebastian 172. 
Heyde, Jan van der 62. 
Hickel, Anton 150. 
Hickel, Josef 23, i37> 142. 
Hildebrandt, Ferdinand Th. 198. 
Hildebrandt, Lukas v. 215* 
Hilgers, Hans 155« 
Hillebrand, Franz 312. 
Hirschvogel 183. 
Hirth, Georg 188 f., 190. 
Hlavaöek, Anton 125. 
Hobbema, Heindert 59* 
Hochstein 245« 
Hof bauer, Johann K* 93* 
Hohenau 287* 
Hohenstadt 244« 
Holbein, Hans, d. J. 29, 48, 72, 

337* 
Holle, Ignaz 256. 
Holub, Georg 201. 
Holweg, Gustav 164. 
Hope, Adrian 50* 
Hopfer 336. 

Hörmann, Theodor v. 126. 
Howell und James 169. 
Hradisch, Kloster* 305. 
Huber, Wolf 338. 
Huet, J. B. 141* 
Hfirtl, 256« 

Huysum, Jan van 19» 25, 32. 
Hybler 349* 



Incontri, Harchesa 52* 
Isabey, J. B. 144« 



23* 



— 356 — 



Isragls, Josef 201. 
Ittenbach, Franz 221, 283. 

Jabach 132. 

Jacobe, Johann 141. 

Jacometto 70. 

Jägerndorf 260, 348. 

Janinet, Francis 141. 

Janscha, Lorenz 288. 

Jettel, Eugen 102, 105» 112, 127, 164» 

184. 
JoachimshOhle 329. 
Jobst 282, 

Joest, Jan, van Calcar 72. 
Johannstein 232, 
Jos, Jan, van Cleve 29, 66, 93« 
Jordan, Richard 289. 
Josefsdorf 274* 

Kachler, Franz 182« 

Kaiser, Anton 74« 

Kaprun 263. 

Kastner 313. 

Katzelsdorf 241, 298, 349* 

Kaufrmann, Angelika 27, 68 f., 144. 

Kauffmann, Hugo 122, 186. 

Kaufmann, Adolf 185* 

Kaufmann, Isidor in. 

Kaunitz, Fürst 50. 

Kayser, Karl G. 228, 230, 247* 

Keil'Grote 55. 

Keje 309* 

Keyser, Nicaise de 221. 

Keyser, Thomas de 187. 

Kinzel, Josef 185. 

Kirberger, Nicolas 338. 

Kiritein 304. 

Klamm 235. 

Kleinasien, Forschungsreisen 118, 

317. 
Klieber, Josef 222, 239 f., 241. 
Klinkosch, Josef IL v. 340, 342. 
Klotz, H. x6x. 
Knaus, Ludwig 96, 122, 



Knighton, Sir W. W. 52* 
Kohn, J. M* 125« 
Köll, Anton 153* 
Konheiser, Johann 259» 292« 
Koninck, Salomon 72* 
Korber 311. 

Kornhäusel, Josef 239, 253. 
Korrentsch, Jakob 294* 
Kosch 293. 
Kostel 255* 

Krafft, Johann P. 144* 221* 
Kraigher 179« 
Kraus 304. 
Kraufi 134* 
Krick, Emil 312. 
Krüger, Albert 74* 
Kruis, Ferdinand 105* 
Krusemann 221. 
Kupetzky, Johann 14» 69. 
Kupfer, J. M. 113. 
Kurzbauer, Eduard 123. 
KuschelenvBesborodko 52. 

Lagrlnle 141* 

Lalauze, Adolphe 94* 

Lambert, Chevalier 55* 

Lampi, Johann B., d. J. 32, 144* 

Landsberg 312. 

Landshut 259, 306. 

Landskron 313* 

Lanzani, Andrea 13 f., 220. 

Laschtianer Revier 166. 

Lauche, Wilhelm 257 f« 

Läuger, Max. 190. 

Lautensack, Hans S. 337* 

Lautsch, Fürst Johanns^Höhle 329* 

Lavreince 141. 

Le Blon, Johann Ch. 141. 

Lebrun, Charles 32. 

Lebrun'Vig6e, Marie L. E. 27. 

Le Clerc 141. 

Leemann, R. 74* 

Leibl, Wilhelm 123. 

Leistler, Karl 220, 237, 254* 



— 357 — 



Lelcux, Armand 187. 

de Lelie 56. 

Leopold Wilhelm, Erzherzog 33t 338* 

Lepante 138. 

Le Sueur, Eustache 26. 

Leu, Hans 339* 

Leyden, Lukas van 66. 

Leyden, Rembrandt'Ausstellung 67. 

Lichtenfels, Eduard ▼. 95» "2, 122, 

184, 199. 
Liechtenstein, Afra v. Wallsee^L. 269. 

— Alois L Josef, Fürst v. 18, 26, 

I33t 146, 150, 222 f., 240, 249» 255. 

— Alois IL Josef, Fürst v. 32 f., 102, 
179, 220, 233» 237, 246, 253t 272, 

274* 

— Anton Florian, Fürst, v. 18, 310. 

— August, Fürst v. 132. 

— Eleonore, Fürstin v. 149. 

— Elisabeth v. 114. 

— Emanuel, Fürst v. 18. 

— Franz, Prinz v. 136, 145* 235t 

344t 350. 

— Franz Josef L, Fürst v. 24, 138, 
140, 149 f., 240. 

— Franziska, Fürstin v. 233t 283. 

— Franziska, Fürstin de Ligne~L. 

274. 

— Friedrich, Fürst v. 132. 

— Georg HL v. 5. 

— Georg VI. v. 270. 

— Gundakar, Fürst v. 250. 

— Hartmann IL v. 6, 134, 223. 

— Hartneid IV. v. 269. 

— Heinrich L v. 293* 

— Johann I. v. 226, 268, 294. 

— Johann V. v, 269. 

— Johann Adam Andreas, Fürst v. 
9, 12 f., 214, 216, 247t 251 U 271, 
285. 

— Johann I. Josef, Fürst v. 28, 62, 
69t 129, 142 f., 144» 2i7t 222, 225, 
227, 232 f., 235—240, 244t 248, 252 f., 
256, 274t 343* 



Liechtenstein, Johann Nep. Karl, 
Fürst v. 21. 

— Josef Johann Adam, Fürst v. 18, 
253. 

— Josef Wenzel, Fürst v. 10, 18» 

I29t 137 f-t 142, I49t Z72t 221. 

— Karl L, Fürst v. 6, 152, 243t 245 f., 
250 f., 260, 286. 

— Karl, Fürst v. 149. 

— Karl Eusebius, Fürst v. 8, 238, 
248, 253t 255t 284 f. 

— Karoline, Fürstin v. 27t 142, 150. 

— Maria Josefa, Fürstin v. Eszter* 
hazy-L. 27t 68, 144« 

— Maria Leopoldine, Fürstin v. 144, 
149« 

— Maria Theresia, Herzogin v. Sa~ 
▼oyen<-L. 147, i49t 271* 

— Maximilian, Fürst v. 11, 249, 274. 

— Moritz, Fürst v. 144« 

— Philipp, Fürst v. 240. 

— Sophie, Fürstin v. Löwensteta'L, 
262 f. 

— Theresia, Fürstin v. 235« 
Liechtenstein, Burg 226* 
Liechtenstein, Fürstentum 211, 267* 
Liechtenstein, Schloß 121, i74> 232. 
Liedl 288. 

Lindtmayer, Daniel 339* 
Linz, Landesbildergalerie 201. 
Lionardo da Vinci 19» 71 f. 
Liotard, Jean E. 23. 
Liphart 339« 
Lippi, Filippino 38. 
Lombardi 156. 
Lombardi, Ludovico 81. 
Longhi, Pietro 43. 
Loosdorf 28. 
Lößler, Franz 283. 
Lotto, Lorenzo 72. 
Löwy, J. 76. 
Lucatelli, Andrea 92. 
Lucchini, Abbate 24, 33* 
Luini, Bernardino 40, 92, 162. 



— 358 — 



Lundenburg 103, 112» 243, 248, 260, 

345« 
Luntz, Viktor 273* 
Lustig 163. 
Luycx, Franz 26. 
Lysipp, Schule des 20. 

Mac Ardell, James 141« 

Macrory 54. 

Haes, Nicolaes 53* 

Hährisch'Trübau 245« 

Hailand, M. 56. 

Hailändischer Heister des 16. Jahr* 

hunderts 342. 
Mainardi, Domenico 17» 24, 252. 
Hainardi, Sebastiano 38. 
Hajano, Benedetto da 79. 
Hallitsch, Ferdinand 203. 
Hansfeld, J. E. 25. 
Hansfeld, Josef G. 137. 
Hansfeld, Sebastian 137* 
Hansueti, Giovanni 39. 
Hantegna, Andrea 71» 9i> 162. 
Haria'Enzersdorf 289. 
Maria-Schutz 288. 
Maria Stuart, Gebetbuch 134* 
Marko, Karl 95» 181. 
Martinelli, Domenico 214 f., 305* 
Hartinelli, Francesco 215. 
Hartinez, Juan, cL A. 171. 
Martinez, Juan, d. J. 171* 
Hasescha 267* 
Ha8878, Quentin 47, 65 f. 
Hax, Gabriel v. 198, 201. 
Hay, H* 56» 

Hayer v. AlscVRußbach, Arthur 186. 
Hayerhofer 153. 
Hayerhofer, Stephan 153? 192. 
Major, William 342. 
Hayr, Johann L. 152, 192. 
Heckenem, Israhel van 183* 
Heder, Dr. Josef 341* 
Hediz, Karl 170. 
Heifll 222. 



Heissonier, Jean L. E. 123* 
Heister vom Tode der Maria 29, 4ß* 

66, 72, 93* 
Heister der weiblichen Halbfiguren 

30, 48. 
Helan, Claude 26. 
Helicher, Theophil 278, 304* 
Hemling, Hans 29, 47t 65» 70. 
Henardi 12, 23 f. 
Hesserschmidt, F. X. 272. 
Heulen, Adam F. van der 30. 
Heyer 58. 

Meytens, Martin v. 149« 
Hezger, Hans 208. 
Michelangelo 64» 92, 130. 
Hielich, Alphons Leopold 103, 105, 

330. 
Miereveit, Hichiel J. van 340. 
Hieris, Willem van 94* 
Hiethke, H. O. 64, 75t i°3t 164. 
Hiko, Hans (Jenusch) 1x4 f. 
Hinton 8t Comp. I55t 169. 
Mistelbach 294, 345* 
Hoderno 188. 
Mödling 233t 278, 346, 349* 
Holenaer, Claes 31* 
Holenaer, Jan H. 30. 
Hontagna, Bartolommeo 162, 342. 
Moor, Card de 56. 
Moore, Horris 92. 
Horetto da Bresda 42. 
Horny, Duc de 123. 
Horone, Domenico 40. 
Moroni, Giovanni B. 42. 
Hottala, Giovanni (Hans Motal) 246. 
Mulgrave, Earl of 52. 
Müller, Gustav A. 17, 141* 
Müller, Leopold K. 110, 199* 
Huller, Frederik 64« 

Naumann, J. H. 138. 
Necker, David de 336. 
Neder, Michael 127* 
Neeffs 163. 



— 359 — 



Neer, Aert van der 60. 
Negker, Jost de 336« 
Nehr, A, 292* 
Nendeln 212« 
Neuhaus 183. 
Neumann 179« 

Neumann, Gustav v. 211, 235» 242, 
267, 275 f* 279 U 282, 300 U 313t 

350* 
Neumann, Josef 311 f. 
Neuschlofi bei Butschowitz 243» 249* 
Netsschloß bei Littau 24t 243» 252* 
Neu^ Waltersdorf 259. 
Neve, Frans de 11. 
Neyte, Gillis 340, 
Niederländischer Heister des 16 Jahr* 

hunderte 339* 
Niederländischer Meister des 17. Jahr* 

hunderte 163. 
Nieder 'Lichwe 313. 
Niemann, G. 74« 
Norris, J. 60. 
Norton, Peter 55. 
Novihrad 244. 

Oelzelt, Anton v. 104« 

Olmütz, Gesellschaft der Kunst* 

freunde 175* 
Onken, Karl 184* 
Oosten de Bruyn 30* 
Oppolzer, Dr. Egon v. 44, 54. 
OrUans 198. 
Orley, Barent van 72. 
Ostade, Adriaen van 141» 163. 
Osten, Isaak van 32. 

Paduanischer Heister des 15« Jahr* 

hunderte 91. 
Palamedesz, Anthony 31* 
Palma Vecchio, J. 72« 
Palmezzano, Harco 39t 91. 
Paoli, Betty 69* 
Pape, Abraham de 64* 
Parentino, Bernardino 91. 



Paris, ChardhvAusstellung 68. 
Paris, Ausstellung französischer 

Primitiver 66. 
Parlati, Matthias 204. 
Passini, Ludwig 185. 
Patenier, Joachim 48. 
Paulussen 58, 74* 
Pencz, Georg 337* 
Perger, R. A. v. 69. 
Perugino, Pietro 34z* 
Petitöt, Jean 83. 
Petrovits, Ladislaus E. 112, 125, 

184. 
Pettenkofen, August v. 102, 121, 

126. 
Petter, Franz X. 68 f. 
Pfau, A. i68. 
Philips 59* 

Pichler, Johann P. 27, 14z f.* 144* 
Piepenhagen, August 95* 
Pietro da Feltre 91. 
Pietro da Hessina 162. 
Pietechdorfer, Paul 208. 
Pilz, Vinzenz 129. 
Plombo, Sebastiano del 141. 
Plach 110. 
Plumenau 243, 250. 
Pohanska 252. 
Poitevin, F. 138. 
Porcellis, Julius 31* 
Pordenone, B. L. da 41. 
Pot, Hendrik G. 54* 
Potocld, Graf 60. 
Poussin, Nicolas 25 f. 
Powerscourt, Lord 56. 
Pozzo, Andrea dal 13 f., 217. 
Prag, Museum des Königreiches 

Böhmen 200. 
Prag, Kunstgewerbliches Museum 

193. 
Prag, Rudolphinum 64, 196. 
Procaccini, Giulio C 25* 
Purcell, Richard 52. 
Pynacker, Adam 31, 63. 



— 360 — 



Quast, Picter 31« 
Quellinus, Erasmus 33. 

Raab, Doris 74 f. 

Rabensburg 11. 

Raffael 10. 

Raffalt, Ignaz 121, 179. 

Raffalt, Johann G. 117. 

Rani, Karl H., d. A. 144« 

Rani, Karl Heinrich, d. J. 221. 

Ranftl, Johann H. 110, 121, 178. 

Rauchmüller, Matthias 83, 129. 

Raudner, Robert 74« 

Rechberg, Adolf 292« 

Reich, Josef 267* 

Reinisch, Josef 24« 

Rembrandt 19, 27, 31» 5i> 67, 72, 75t 

130, 340. 
Rendlesham, Lord 52. 
Reni, Guido zo, 12, 27* 
Reufl, Prinz 49* 
Reynolds, Joshua 32« 
Rheinberger, Egon 231. 
Ribarz, Rudolf 112, 184, 
Riccio, Andrea 80, 193. 
Richter, Ludwig A. 122. 
Ridinger, Johann E. 137. 
Rigaud, Hyacinthe 19, 32, 137, 221, 

342. 
Ritschel, Eduard 114« 
Ritz, A. 304* 

Robbia, Andrea della 77 f. 
Robbia, Luca della 77 f. 
Robbia, Schule der 78, 136, 157. 
Robinson, Sir Charles 52. 
Rogenhofer, Karl 280. 
Romanlno, Girolamo 64. 
Romano, Giulio 341. 
Rombouts, Gulls 59. 
Rombouts, Theodor 27. 
Roslin, Alezander 25, 150, 
Rossellino, Antonio 79« 
Rotta, Antonio 96* 
Rottmann, Karl 122. 



Rottmayr v. Rosenbrunn, Johann 

F. H. 13 f., 216, 2x8. 
Rovezzano, Benedetto da 79« 
Roy, J. 22, 

Roye, Willem F. van 21 f. 
Rubens, P. P. 10, 15, 19» 21, 26 f., 

49, 66, 74 ?t 84, *39, 285. 
Rückeshäuser, Rudolf 350. 
Rudolf, Dominik 312. 
Rugell 267* 

Rugendas, Georg Ph. 14. 
Rugendas, Johann L. 137. 
Ruisdael, Jacob van 58 f., 341. 
Rumburg 310. 
Rumpfer, Hans 208. 
Rupp, L. 271. 
Ruß, Bohuslav 312« 
Ruß, Karl 238. 
Rufi, Robert 164« 
Ruthart, Karl A. 25« 
Ruysch, Rachel 32. 
Ruysdael, Salomon 58. 

Saftleven, Herman 341. 

Salentin, Hubert 164. 

Sandro, Amico di 38. 

Sarto, Andrea del 130« 

Savoldo, Giovanni G. 42, 

Scarpa, Antonio 42. 

Schaan 212, 267. 

Schaefer, Hans 348. 

Schaeffer, August 33, 122, 183, 285. 

Scharff, Alezander 59, 93. 

Schäuffelein, Hans L. 44, 225, 336 f. 

Scheichel, Josef 294« 

Scheiger, Carl 192. 

Scheiringer, Johann N. 182. 

Schelfhout, Andreas 97. 

Schendel, Petrus van 163. 

Scheu, F. 74« 

Schindler, Emil J. 126, 199. 

Schindler, Karl 109, 121. 

Schleich, Robert 186. 

Schlichten, Jan Ph« van 56* 



— 3^1 — 



Schlottauer 44. 

Schmalzhofer, Josef 287» 291. 

Schmid, Matthias 198. 

Schmidt, Friedrich v. 228, 262, 267, 

293. 
Schmutzer, Andreas 17. 
Schmutzer, Jakob M. 22, 24, 137. 
Schmutzer, Josef 17. 
Schmuz-Baudiß 190. 
Scholz 254. 
Schönbauer, K. 74. 
Schongauer, Martin 183. 
Schönn, Alois 185. 
Schottwien 281. 
Schratt, Johannes 336. 
Schrattenberg 349. 
Schraudolph, Johann 96. 
Schroetter, Alfred v. 185. 
Schrotzberg, Franz 151. 
Schuppen, Jakob van 343. 
Schwaiger, Hans 165, 185. 
Schwarz, Friedrich und Hans 58. 
SchwarZ'Kosteletz 201. 
Schwind, Moritz von 121. 
Secretan, E. 48, 51, 117, 123. 
Sedelmeyer, Charles 43, 51 f., 5<* f., 

59f.t 61, 90. 
Seebenstein 129, 236, 241, 283. 
Seghers, Gerard 27. 
Seguier, Mr. 52. 
Seitz, Anton 122, 186»^ 
Sellajo, Jacopo del 38. 
Selleny, Josef in. 
Semmering 236, 242, 301. 
Sepp 44. 

Sesto, Cesare da 72. 
Seybold, Christian 22, 
Sickingen, Graf 32, 179. 
Slingelandt, Pieter van 64. 
Smith, John Raphael 141. 
Snyders, Franz 25, 30. 
Sohn, Wilhelm 186. 
Solario, Andrea 72. 
SolnukBraunfels, Wilhelm v. 202. 



Spanischer Meister des 17. Jahr' 

hunderte 92. 
Speeckaert, Hans 340. 
Spineider, Hans 208. 
Springinklee, Hans 337. 
Star, Dirck van 339. 
Steen, Jan 54. 
Stein 188. 

Steinhausen, Wilhelm 170. 
Steinitz 165. 
Sternberg 168, 174» 246. 
Stief bold & Comp. 75. 
Stillfried, Raimund v. 112, 165. 
Straka, Josef 165. 
Strecker, Emil m, 185. 
Stromer, Wolf J. 194. 
Stuffelesser, Ferdinand 295, 312. 
Stürmer, Josef 240, 242, 280, 297,311. 
Stürmer, Karl 254. 
Stürmer, Ludwig 240, 241 f., 287. 
Suermondt, Barthold 60. 
Suida, Dr. Wilhelm 74* 
Supper, Judas Th. 303. 

Tamm, Franz W. 15, 19, 25. 

Tassi, Anton 305« 

Tattenitz 303» 

Temple, Hans in. 

Teniers, David, d. J. 30, 163. 

Ter Borch, Gerard 56, 197. 

Terzer 107. 

Teyssonieres, P. 43. 

Thernberg 237* 

Thoma, Hans 104 f., 187, 199. 

Thomigsdorf 312. 

Thonet, Michael 220. 

Tiepolo, Giovanni B. 342. 

Tilgner, Viktor 161. 

Tintoretto, Domenico 29. 

Tismitz 307« 

Tisoio, Antonio 40. 

Tizian 26, 130. 

Todesco 95* 

Tomec, Heinrich 199. 



— 362 



Toso, Francesco 156. 

Trenkwald, Josef M. v. 284, 313* 

Triesen 212. 

Troger, Paul 305. 

Troppau, Kaiser Franz Josef*Mu* 

seum 151 f., 182. 
Troyon, Constant 117* 
Tura, Cosimo 39. 
Turner 168. 
Turnitz 305* 

Ulricus 135* 

Umbrischer Meister des 15. Jahr«* 

hunderts 90. 
Ungarisch'Ostra 250. 
Unger, Hella 208. 
Unger, William 74. 
Unter'Themenau 290. 
Urban 313« 

Vaduz 211, 267. 

Valkenborch, Dirck van 14. 

Valpincpn 51. 

Vautier, Benjamin 96, 122, 186, 201. 

Veen, Balthasar van der 63* 

Veit, Philipp 96. 

Velde, Adriaen van de 61 f. 

Velde, Willem van de» d. J. 62. 

Vettert, Dirick 339« 

Velthurns 160, 204. 

Venedig, Accademia delle belle arti 

43* 
Venezianischer Meister des 15* Jahr* 

hunderte 342. 
Venusti, Marcello 92. 
Verboeckhoven, Eugen J. 97. 
Vermeer van Haarlem, Jan 61. 
Vernon, Robert 49. 
Veronese, Paolo 26. 
Veroneser Heister 64. 
Verrocchio, Andrea del 347- 
Veth, Jan 171. 
Victors, Jan 53* 
Vimercati, Carlo 342. 



Vittoria, Alessandro 82. 
Vivarini 9i. 
Vlieger, Simon de 31* 
Vogel, J. F. 75. 
Volterra, Daniele da 341* 
Voltz, Friedrich J. 187. 
Vries, Adriaen de 7* 
Vypustek'Höhle 328. 

Waagen, Gustav F. 69. 
Wagenbauer, Max J. 179* 
Walcher v. Molthein, Humbert 230 f. 
Walcher v. Molthein, Leopold 49. 
Waldmüller, Ferdinand G. 95» 99? 

106, 116, 121, 124, 180. 
Ward, James 141. 
Ward, William 141. 
Wartenstein 233. 
Wartmann, K. 74. 
Weidenbusch 187* 
Weidinger 256. 
Weinbrenner, Karl 239, 257, 259 f., 

290, 293, 295, 297 f., 306, 312, 347, 

349 f* 
Weinwurm, Michael 268. 
Weis, D. 144. 
Wencke 169. 
Wessiken, J. 262. 
Wevmouth, Lord 60. 
Widter, Anton 202, 269. 
Wien, Akademie der Wissenschaften 

317. 

— Altertumsverein 346. 

— Archäologisches Institut 326, 328. 
•- Genossenschaft der bildenden 

Künstler 120« 

— Gesellschaft für neuere Geschichte 
Österreichs 343 f. 

— Gesellschaft für vervielfältigende 
Kunst 73t 75, 334- 

— Canisius^Kirche 275. 

— Herz Jesu'Kirche 275. 

— Kahlenberg'Kirche 274« 

— Maria am Gestade 268. 



— 363 — 



Wien, St. Michael 270. 

— Minoritcn'Kirchc 273« 

— St Stephan 270, 349« 

— Liechtenstein, Bibliothek des 
Fürsten 6, 133* i35> 223* 

— Liechtenstein» Gemäldegaleriedes 
Fürsten 3, 91 *•> 94 f-t 98, 129, 133, 
137, 139, 144, 146, 169, 172 f., 176, 
179, 193, 196, 198, 217, 347. 

— Liechtenstein, Sammlung von 
Handzeichnungen des Fürsten 
84, 130, 192, 336. 

— - Liechtenstein, Kupferstichsamm" 

lung des Fürsten 84, 137, 140, 
224, 335* 

— Palast in der Alserbachstrafle 218« 

— Paläste in der Herrengasse 28, 222. 

— - Majoratshaus des Fürsten Liech* 

tenstein 13, 16, 19, 25, 27 f., 102, 
121 f., 138, 144, 214, 217, 219, 273. 

— Palast in der Rofiau 13, 22, 25, 
28, 43, HS, 137, 159, 171, 214. 
Akademie der bildenden Künste 
64t 89, 99, 101, 103 f., 105. 

- Heeresmuseum 129. 

— Historisches Museum der Stadt 
99, 101, 105, io6. 

— Kunsthistor. Hofmuseum 116. 

- Künstlerhaus 105, inf., 113, 121, 
158 f., 165, 167, 268. 



Wien, Moderne Galerie 98, 106. 

— Orientalisches Museum 148. 

— österreichisches Museum für 
Kunst und Industrie 59 *•» 94, 
128, 205. 

Wilmersdorf 297. 
WiUaerts, Abraham 31* 
Willaerts, Adam 31* 
Willems, Florent 163. 
Wilson, John W. 48, 94, 197* 
Wingelmüller, Georg 253. 
Winterhaider, Josef 305* 
Wlha, J. 216. 
Wolfcrt, J. B. 63* 
Wouwerman, Philips 27, 64. 
Wranau 11. 
Wrschowetz 27« 
Wurzelbauer, Benedikt 194* 
Wynants, Jan 61. 

Zdrasila, Adolf 185. 
Zeitblom, Bartholomäus 43. 
Zelotti, Giambattista 41, 64. 
Zentralkommission für Erhaltung 
der Kunstdenkmale, k. k. 270, 288, 

295, 303, 308, 331, 
Zewy, Karl in. 
Ziegler, Johann 288. 
Zoppo, Marco 39« 
Zschille, Richard 168. 



Berichtigungen« 

Seite 26 Zelle 15 lies Ponssin statt Poussion. 

» 143 *t 26 „ Sphinxen „ Sphynxen. 

» 146 tt 3 schalte nach „Erzeugnissen" das Wort „von' 4 ein. 

tt 146 ft 7 lies Liechtenstein statt Lichtenstein. 

„ 162 „ 1 „35 „ 26. 

„ x88 ,, 34 „ bronzes „ bronce*. 



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[Hbess, Karl] 


Fuerst Johann II. von Liechtenstein 


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