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Full text of "Function und Begriff: Vortrag gehalten in der Sitzung vom 9. Januar, 1891 ..."

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S&arbarb College üirarg 




FROM THE BECyjEST OF 



JAMES WALKER, D.D., LL.D. 

(Class of z8z4) 

FORMER PRESIDENT OF HARVARD COLLEGE 



** Preference being given to works in the 
Intellectual and Moral Sciences" 



^ 





Function und Begriff. 



Vortrag 

gehalten in der Sitzung vom 9. Januar 1891 der 
Jenaischen Gesellschaft für Medicin und Naturwissenschaft 



von 



Dr. G. Frage 

Professor an der Uiiiversitiit Jona. 




Jena, 

Verlag von Hermann Pohle 

Grossh. Hofbuchdrucker 

1891. 



/A<iitU7o.4-.? 



'xv- 



^-^^^ 



I A' 211913 



Tonzirort 

Ich gebe hiermit einen Vortrag gesondert 
heraus in der Hoffnung, dass er so einige Leser 
finden werde, denen er unter den Abhandlungen 
der Jenaischen Gesellschaft für Medicin und Natur- 
wissenschaft unbekannt bleiben würde. Es ist meine 
Absicht, in nächster Zeit, wie ich schon früher 
angedeutet habe, darzulegen, wie ich die grund- 
legenden Definitionen der Arithmetik in meiner 
Begriffsschrift ausdrücke, und wie ich daraus Be- 
weise allein mit meinen Zeichen führe. Für diesen 
Zweck ist es mir von Werth, mich auf diesen Vor- 
trag berufen zu können, um nicht genöthigt zu sein, 
mich dort in Erörterungen einzulassen, die viel- 
leicht Manchen als nicht unmittelbar zur Sache 
gehörig missfallen würdfen, von Anderen hingegen 
vermisst werden könnten. Mein Vortrag wendet 
sich, wie es der Ort mit sich brachte, nicht nur 
an Mathematiker; und ich habe mich einer so all- 
gemeinverständlichen Ausdrucksweise zu bedienen 
gesucht, als es die verfügbare Zeit und der Gegen- 
stand zuliessen. Möge denn hierdurch in weiteren 
Kreisen der Gelehrten, insbesondere auch bei Lo- 
gikern, Interesse für die Sache geweckt werden. 



Vc 



or längerer Zeit^) hatte ich die Ehre, in 
dieser Gesellschaft über das Ganze von Bezeich- 
nungen vorzutragen, das ich BegriflFsschrift genannt 
habe. Heute möchte ich nun diese Sache von 
einer anderen Seite her beleuchten und einige Er- 
gänzungen und neue Fassungen mittheilen, deren 
Nothwendigkeit sich mir seitdem ergeben hat. Es 
kann sich dabei nicht um eine vollständige Dar- 
legung meiner BegriflFsschrift, sondern nur darum 
handeln, einige Grundgedanken ins Licht zu setzen. 
Ich gehe von dem aus, was in der Mathematik 
Function genannt wird. Dieses Wort hat nicht 
gleich anfangs eine so weite Bedeutung gehabt, 
als es später erlangt hat. Es wird gut sein, unsere 
Betrachtung bei der ursprünglichen Gebrauchs- 
weise zu beginnen und erst dann die späteren Er- 
weiterungen ins Auge zu fassen. Ich will zunächst 
nur von Functionen eines einzigen Arguments 
sprechen. Ein wissenschaftlicher Ausdruck er- 
scheint da zuerst in seiner ausgeprägten Bedeu- 
tung, wo man seiner zum Aussprechen einer Ge- 
setzmässigkeit bedarf. Dieser Fall trat für die 



1) Am 10. Januar 1879 und am 27. Januar 1882. 

1 



— 2 — 

Function ein bei der Entdeckung der höheren 
Analysis. Da zuerst handelte es sich darum, Ge- 
setze aufzustellen, die von Functionen im Allge- 
meinen gelten. In die Zeit der Entdeckung der 
höheren Analysis ist also zurückzugehen, wenn 
man wissen will, was zuerst in der Mathematik 
unter dem Worte »Function« verstanden wurde. 
Auf diese Frage erhält man wohl als Antwort: 
»unter einer Function von x wurde verstanden ein 
Rechnungsausdruck, der x enthält, eine Formel, 
die den Buchstaben x einschliesst«. Danach würde 
z. B. der Ausdruck 

eine Function von a?, 

2.2»-f.2 
eine Function von 2 sein. Diese Antwort kann 
nicht befriedigen, weil dabei Form und Inhalt, 
Zeichen und Bezeichnetes nicht unterschieden wer- 
den, ein Fehler, dem man freilich jetzt in mathe- 
matischen Schriften, selbst von namhaften Ver- 
fassern sehr oft begegnet. Ich habe schon früher ^) 
auf die Mängel der gangbaren formalen Theorien 
in der Arithmetik hingewiesen. Man spricht da 
von Zeichen, die keinen Inhalt haben, noch haben 
sollen, legt ihnen dann aber doch Eigenschaften 
bei, die nur einem Inhalte des Zeichens vernünf- 
tigerweise zukommen können. So auch hier: ein 
blosser Ausdruck, die Form für einen Inhalt kann 



1) Die Grundlagen der Arithmetik, Breslau 1884, 
§ 92 11. ff., und Sitzungsberichte der Jenaischen Gesell- 
schaft für Medicin und Naturwissenschaft, Jahrg. 1885, 
Sitzung vom 17. Juli. 



— 3 — 

das Wesen der Sache nicht sein, sondern nur der 
Inhalt selbst. Was ist nun der Inhalt, die Be- 
deutung von »2.2^+2«? Dieselbe wie von »18« 
oder von »3.6«. In der Gleichung 2.2^+2=18 
wird ausgedrückt, dass die Bedeutung der rechts- 
stehenden Zeichenverbindung dieselbe sei wie die 
der linksstehenden. Ich muss hier der Ansicht 
entgegentreten, dass z. B. 2-f-5 und 3 + 4 zwar 
gleich, aber nicht dasselbe seien. Es liegt dieser 
Meinung wieder jene Verwechselung von Form 
und Inhalt, von Zeichen und Bezeichnetem zu 
Grunde. Es ist ebenso, als ob man das wohl- 
riechende Veilchen als verschieden von Viola odo- 
rata ansehen wollte, weil die Namen verschieden 
klingen. Die Verschiedenheit der Bezeichnung 
kann allein nicht hinreichen, eine Verschiedenheit 
des Bezeichneten zu begründen. Hier ist die 
Sache nur dadurch weniger durchsichtig, dass die 
Bedeutung des Zahlzeichens 7 nichts sinnlich 
Wahrnehmbares ist Die jetzt sehr verbreitete 
Neigung, nichts als Gegenstand anzuerkennen, 
was nicht mit den Sinnen wahrgenommen werden 
kann, verleitet dann dazu, die Zahlzeichen selbst 
für die Zahlen, für die eigentlichen Gegenstände 
der Betrachtung zu halten^); und dann wären ja 
freilich 7 und 2 + 5 verschieden. Aber eine solche 
Auffassung ist nicht zu halten, weil man gar nicht 



1) Vergleiche die Aufsätze: Zählen und Messen er- 
kenntnisstheoretisch betrachtet von H. v. Helmholtz, 
und lieber den Zahlbegriff von Leopold Kronecker. 
(Philosophische Aufsätze. Eduard Zeller zu seinem 
fünfzigjährigen Doctorjubiläum gewidmet. Leipzig 1887.) 

1* 



— 4 — 

von irgendwelchen arithmetischen Eigenschaften 
der Zahlen sprechen kann, ohne auf die Bedeu- 
tung der Zahlzeichen zurückzugehen. Die Eigen- 
schaft der 1 z. B., mit sich selbst multiplicirt sich 
selbst wieder zu ergeben, wäre eine reine Erdich- 
tung; keine noch so weit getriebene mikrosko- 
pische oder chemische Untersuchiuig könnte jemals 
diese Eigenschaft an dem unschuldigen Gebilde 
entdecken, das wir Zahlzeichen Eins nennen. Man 
spricht vielleicht von einer Definition; aber keine 
Definition ist in der Weise schöpferisch, dass sie 
einem Dinge Eigenschaften verleihen könnte, die 
es nun einmal nicht hat, ausser der einen, das 
auszudrücken und zu bezeichnen, wofür die Defi- 
nition es als Zeichen einführt^). Dagegen haben 
die Gebilde, die wir Zahlzeichen nennen, physi- 
kalische und chemische Eigenschaften, die von 
dem Schreibmittel abhangen. Man könnte sich 
denken, dass einmal ganz neue Zahlzeichen ein- 
geführt würden, wie die arabischen z. B. die römi- 
schen verdrängt haben. Niemand wird im Ernste 
annehmen, dass man dadurch ganz neue Zahlen 
bekäme, ganz neue Gegenstände der Arithmetik 
mit bisher noch unerforschten Eigenschaften. Wenn 
man also von den Zahlzeichen ihre Bedeutungen 
unterscheiden muss, so wird man auch den Aus- 
drücken >2«, »1 + 1«, »3—1«, >6:3« dieselbe Be- 



1) Es handelt sich dabei immer darum, mit einem 
Zeichen einen Sinn oder eine Bedeutung zu verbinden. 
Wo Sinn und Bedeutung ganz fehlen, kann eigentlich 
weder von einem Zeichen, noch von einer Definition die 
Bede sein. 



— 5 - 

deutung zuerkennen müssen ; denn es ist gar nicht 
abzusehen, worin der Unterschied bestehen sollte. 
Man sagt vielleicht : 1 + 1 ist eine Summe , aber 
6:3 ein Quotient. Was ist aber 6:3? die Zahl, 
welche mit 3 multiplicirt 6 ergiebt. *Die Zahl«, 
nicht »eine Zahl« heisst es; mit dem bestimmten 
Artikel deutet man an, dass es nur eine einzige 
giebt. Nun ist 

(1 + 1) + (1 + 1) + (1 + 1) = 6, 

und also ist (1 + 1) eben die Zahl, welche als 
(6:3) bezeichnet wurde. Die verschiedenen Aus- 
drücke entsprechen verschiedenen Auffassungen . 
und Seiten, aber doch immer derselben Sache. 
Die Gleichung x^ =4: würde sonst nicht nur die 
beiden Wurzeln 2 und — 2, sondern auch (1 + 1) 
und unzählige andere erhalten, die von einander 
verschieden, wenn auch in gewisser Hinsicht 
einander ähnlich wären. Indem man nur zwei 
reelle Wurzeln anerkennt, verwirft man die An- 
sicht, das Gleichheitszeichen bedeute kein völliges 
Zusammenfallen, sondern nur eine theilweise Ueber- 
einstimmung. Halten wir daran fest, so sehen wir, 
dass die Ausdrücke 

»2.13+.1«, 

>2.23+2«, 

»2.4»+ 4« 
Zahlen bedeuten, nämlich 3, 18, 132. Wenn nun 
die Function wirklich nur Bedeutung eines Rech- 
nungsausdrucks wäre, so wäre sie^eben eine Zahl; 
und etwas Neues hätten wir damit für die Arith- 
metik nicht gewonnen. Nim pflegt man freilich 
bei dem Worte »Function« an Ausdrücke zu den- 



— 6 — 

ken, in denen eine Zahl durch den Buchstaben x 
nur unbestimmt angedeutet ist, wie etwa 

aber damit ist nichts geändert; denn dieser Aus- 
druck deutet dann eine Zahl auch nur unbestimmt 
an ; und ob ich ihn hinschreibe, oder nur >a:«, macht 
keinen wesentlichen Unterschied. 

Dennoch werden wir eben durch die Schrei- 
bung mit dem unbestimmt andeutenden »a?« auf die 
richtige Fassung hingeleitet. Man nennt x das 
Argument der Function und erkennt in 

>2.1» + lc, 

>2.4»+4s 

>2.53 + 5« 

dieselbe Function wieder, nur mit verschiedenen 
Argumenten, nämlich 1, 4 und 5. Daraus ist zu 
ersehen, dass in dem Gemeinsamen jener Aus- 
drücke das eigentliche Wesen der Function liegt; 
d. h. also in dem, was in 

noch ausser dem >a;« vorhanden ist, was wir etwa 
so schreiben könnten 

»2.0" + 0«. 

Es kommt mir darauf an, zu zeigen, dass das 
Argument nicht mit zur Function gehört, sondern 
mit der Function zusammen ein vollständiges Gan- 
zes bildet ; denn die Function für sich allein ist un- 
vollständig, ergänzungsbedürftig oder ungesättigt 
zu nennen. Und dadurch unterscheiden sich die 
Functionen von den Zahlen von Grund aus. Und 
aus diesem Wesen der Function erklärt es sich, 



— 7 — 

dass wir einerseits in »2.1^+1« und »2.2^+2« 
dieselbe Function erkennen, obwohl diese Aus- 
drücke verschiedene Zahlen bedeuten, während wir 
andererseits in >2.1* + 1« und »4 — 1« trotz des 
gleichen Zahlenwerthes nicht dieselbe Function 
wiederfinden. Wir sehen nun auch, wie man leicht 
dazu verführt wird, grade in der Form des Aus- 
drucks das Wesentliche der Function zu sehen. 
In dem Ausdrucke erkennen wir die Function 
dadurch, dass wir ihn zerlegt denken; und eine 
solche mögliche Zerlegung wird durch seine Bil- 
dung nahe gelegt. 

Die beiden Theile, in welche der Rechnungs- 
ausdruck so zerlegt wird, das Zeichen des Argu- 
ments und der Ausdruck der Function sind un- 
gleichartig, da ja das Argument eine Zahl , ein in 
sich abgeschlossenes Ganzes ist, was die Function 
nicht ist. Man kann dies vergleichen mit der 
Theilung einer Strecke durch einen Punkt. Man 
ist dann geneigt, den Theilungspunkt zu beiden 
Theilstrecken zu rechnen. Wenn man abeir die 
Theilung rein vornehmen will, nämlich so, dass 
nichts doppelt gerechnet wird und nichts ausfällt, 
so darf man den Theilpunkt nur zu der einen 
Theilstrecke rechnen. Diese wird dadurch völlig 
in sich abgeschlossen und ist dem Argumente zu 
vergleichen, während der anderen etwas fehlt. Der 
Theilpunkt nämlich, den man ihren Endpunkt 
nennen könnte, gehört nicht zu ihr. Erst dadurch, 
dass man sie durch diesen Endpunkt oder eine 
Strecke mit zwei Endpunkten ergänzt, erhält man 
aus ihr etwas Vollständiges. Wenn ich nun z. B. 
sage »die Function 2.x^+x^^ so ist x nicht als 



— 8 - 

zur Function gehörig zu betrachten, sondern dieser 
Buchstabe dient nur dazu, die Art der Ergän- 
zungsbedürftigkeit anzudeuten, indem er die Stellen 
kenntlich macht, wo das Zeichen des Arguments 
einzutreten hat. 

Wir nennen nun das, wozu die Function durch 
ihr Argument ergänzt wird, den Werth der Func- 
tion ftir dies Argument. So ist z. B. 3 der Werth 
der Function 2 .x* +x für das Argument 1 , weil 
wir haben 2.12 + 1=3. 

Es giebt Functionen wie z. B. 2 + x — x oder 
2 + O.ir, deren Werth immer derselbe ist, was 
auch ihr Argument sei; wir haben 2 = 2 + ir — a? 
und 2 = 2+0.ir. Wenn man nun das Argument 
mit zur Function rechnete, so würde man die Zahl 
2 für diese Function halten. Aber dies ist un- 
richtig. Obwohl hier der Werth der Function 
immer 2 ist, so ist die Fimction selbst doch von 2 
zu unterscheiden; denn der Ausdruck einer Func- 
tion muss immer eine oder mehrere Stellen auf- 
weisen, welche zur Ausfüllung durch das Zeichen 
des Arguments bestimmt sind. 

Die Methode der analytischen Geometrie bietet 
nun ein Mittel, uns die Werthe einer Function für 
verschiedene Argumente anschaulich zu machen. 
Indem wir nämlich das Argument als Zahlenwerth 
einer Abscisse und den zugehörigen Werth der 
Function als Zahlenwerth der Ordinate eines Punk- 
tes betrachten, erhalten wir eine Gesammtheit von 
Punkten, die sich der Anschauung in den ge- 
wöhnlichen Fällen als Curve darstellt. Jeder Curven- 
punkt entspricht einem Argumente mit dem zuge- 
hörigen Functionswerthe. 



— 9 — 
So giebt z. B. 

eine Parabel, wobei »y« den Werth der Function 
und den Zahlenwerth der Ordinate ebenso an- 
deutet wie >ii?« das Argument und den Zahlen- 
werth der Abscisse. Vergleichen wir hiermit die 
Function 

x(x — 4), 

so finden wir, dass sie allgemein für dasselbe Ar- 
gument denselben Werth hat wie jene. Wir haben 
allgemein 

x^ — 4x=x(x — 4), 

welche Zahl auch für x genommen werde. Daher 
ist die Curve, die wir aus 

y=x^ — 4x 

erhalten, dieselbe wie die aus 

y=x{x'—4:) 

hervorgehende. Ich spreche das so aus : die Func- 
tion x(x — 4) hat denselben Werthverlauf wie die 
Function x^ — 4x. 

Wenn wir schreiben 

x^ — 4x=x(x — 4), 

so haben wir nicht eine Function der anderen, 
sondern nur die Functionswerthe einander gleich 
gesetzt. Und wenn wir diese Gleichung so ver- 
stehen, dass sie gelten soll, was für ein Argument 
auch für x eingesetzt werden möge, so haben wir 
damit die Allgemeinheit einer Gleichung ausge- 
drückt. Wir können dafür aber auch sagen »der 
Werthverlauf der Function x(x — 4) ist gleich dem 



— lO — 

der Function x^ — 4 a?« und haben darin eine Glei- 
chung zwischen Werthverläufen. Dass es nim 
möglich ist, die Allgemeinheit einer Gleichimg 
zwischen Functionswerthen als eine Gleichung auf- 
zufassen, nämlich als eine Gleichung zwischen 
Werthverläufen, ist, wie mir scheint, nicht zu be- 
^ weisen, sondern muss als logisches Grundgesetz 
angesehen werden^). 

Es mag nun auch eine kurze Bezeichnungs- 
weise für den Werthverlauf einer Function einge- 
führt werden. Zu dem Zwecke ersetze ich das 
Zeichen des Arguments in dem Ausdrucke der 
Function durch ein griechisches Vokalzeichen, 
schliesse das Ganze in Klammern ein und schicke 
ihm denselben griechischen Buchstaben mit einem 
Spiritus lenis vorher. Danach ist z. B. 

€(«* — 4«) 
der Werthverlauf der Function x^ — Ax und 
a(a.(« — 4)) 

der Werthverlauf der Function x(x — 4), so dass 

wir in 

>6(€^^46) = a(a.(a — 4))« 

den Ausdruck dafür haben, dass der erste Werth- 
verlauf derselbe wie der zweite ist. Die grie- 
chischen Buchstaben sind absichtlich verschieden 
gewählt, um anzudeuten, dass nichts dazu nöthigt, 
denselben zu nehmen. 



1) In manchen Wendimgen der üblichen mathe- 
matischen Ausdrucksweise entspricht wohl das Wort 
„Function" dem, was ich hier Werthverlauf einer Func- 
tion genannt habe. Aber Function in dem hier ge- 
brauchten Sinne des Wortes ist das logisch Frühere. 



— II — 

>ir* — 4:X=x{x — 4)« 

drückt zwar denselben Sinn aus, wenn wir es wie 

oben verstehen, aber in anderer Weise. Es stellt 

den Sinn dar als Allgemeinheit einer Gleichung, 

während der neu eingeführte Ausdruck einfach 

eine Gleichung ist, deren rechte Seite sowohl wie 

die linke eine in sich abgeschlossene Bedeutung 

hat. In 

>a?* — Ax==x(x — 4)« 

deutet die linke Seite, allein betrachtet, nur unbe- 
stimmt eine Zahl an und ebenso die rechte Seite. 
Wenn wir blos y^x^ — 4ii?« hätten, so könnten wir 
dafür auch >y* — 4y« schreiben, ohne den Sinn 
zu ändern; denn >y« deutet ebenso wie »x< nur 
unbestimmt eine Zahl an. Wenn wir aber beide 
Seiten zu einer Gleichung vereinigen, so müssen 
wir beiderseits denselben Buchstaben wählen und 
drücken dadurch etwas aus, was weder die linke 
Seite für sich, noch die rechte Seite, noch das 
Gleichheitszeichen enthält, nämlich eben die All- 
gemeinheit, freilich die Allgemeinheit einer Glei- 
chung, aber doch in erster Linie eine Allgemein- 
heit. 

Wie man eine Zahl unbestimmt durch einen 
Buchstaben andeutet, um Allgemeinheit auszu- 
drücken, hat man auch das Bedürfniss, eine Func- 
tion unbestimmt durch Buchstaben anzudeuten. 
Man bedient sich dazu meistens der Buchstaben f 
und F in der Weise, dass in »/"(a?)« und >F(x)<ii 
X das Argument vertritt. Hier kommt die Ergän- 
zungsbedürftigkeit der Function dadurch zum Aus- 
druck, dass der Buchstabe f oder F eine Klammer 



— 12 — 

mit sich fuhrt, deren Ihnenraum zur Aufnahme des 
Argumentzeichens bestimmt ist. Danach deutet 

den Werthverlauf einer Function an, die unbe- 
stimmt gelassen ist. 

Wie ist nun die Bedeutung des Wortes Func- 
tion beim Fortschreiten der Wissenschaft erweitert 
worden? Man kann dabei zwei Richtungen unter- 
scheiden. 

Erstens nämlich ist der Kreis der Rechnungs- 
arten erweitert worden , die zur Bildung einer 
Function beitragen. Zu der Addition, Multipli- 
cation, Potenzierung und deren Umkehrungen sind 
die verschiedenen Arten des Grenzüberganges 
hinzugekommen, ohne dass man allerdings immer 
ein klares Bewusstsein von dem wesentlich Neuen 
hatte, das damit aufgenommen werde. Man ist 
weiter gegangen und sogar genöthigt worden, zu 
der Wortsprache seine Zuflucht zu nehmen, da 
die Zeichensprache der Analysis versagte, wenn 
z. B. von einer Function die Rede war, deren 
Werth für rationale Argumente 1, für irrationale 
ist. 

Zweitens ist der Kreis dessen erweitert wor- 
den, was als Argument und Functionswerth auf- 
treten kann, durch Aufnahme der complexen Zahlen. 
Hiermit musste zugleich der Sinn der Ausdrücke 
»Summe« , »Product« u. s. w. weiter bestimmt 
werden. 

In beiden Richtungen gehe ich nun weiter. 
Zunächst nehme ich zu den Zeichen +, — u. s. w., 
die zur Bildung eines' Functionsausdruckes dienen, 



— 13 — 

noch hinzu Zeichen wie =, '>^ <<, sodass ich z. B. 
von der Function x^ = l sprechen kann, wo x wie 
früher das Argument vertritt. Die erste Frage, 
die hier auftaucht, ist die nach den Wertjien dieser 
Fijnction für verschiedene Argumente. Setzen wir 
einmal der Reihe nach für a? — 1, 0, 1, 2, so er- 
halten wir 

(-!)• = 1, 

0^ = 1, 

P = l, 

2^ = 1. 

Von diesen Gleichungen sind die erste und 
dritte wahr, die anderen falsch. Ich sage nun: 
»der Werth unserer Function ist ein Wahrheits- 
werth« und unterscheide den Wahrheitswerth des 
Wahren von dem des Falschen. Den einen nenne 
ich kurz das Wahre, den andern das Falsche. 
Hiemach bedeutet z.B. »2* =4« das Wahre ebenso, 
wie etwa >2^« 4 bedeutet. Und es bedeutet >2^=U 
das Falsche. Demnach bedeuten 

»2« = 4«, >2>1«, »2* = 43« 
dasselbe, nämlich das Wahre, sodass wir in 
(2«=4)=(2>1) 

eine richtige Gleichung haben. 

Es liegt hier der Einwand nahe, dass »2^=4« 
und »2>1« doch ganz Verschiedenes besagen, 
ganz verschiedene Gedanken ausdrücken; aber 
auch »2* =4*« und »4.4 = 4*« drücken verschie- 
dene Gedanken aus; und doch kann man »2*« 
durch »4.4« ersetzen, weil beide Zeichen dieselbe 
Bedeutung haben. Folglich haben auch »2* =4*« 
und »4.4 = 4*« dieselbe Bipdeutung. Man sieht 

j 



4 



\ 



— 14 — 

hieraus, dass die Gleichheit der Bedeutung nicht 
die Gleichheit des Gedankens zur Folge hat. Wenn 
wir sagen »der Abendstem ist ein Planet, dessen 
Umlaufszeit kleiner ist als die der Erde«, so haben 
wir einen anderen Gedanken ausgedrückt als in 
dem Satze »der Morgenstern ist ein Planet, dessen 
Umlaufszeit kleiner ist als die der Erde«; denn, 
wer nicht weiss, dass der Morgenstern der Abend- 
stem ist, könnte den einen für wahr, den andern 
für falsch halten; und doch muss die Bedeutung 
beider Sätze dieselbe sein, weil nur die Wörter 
»Abendstem« und »Morgenstern« mit einander ver- 
tauscht sind, welche dieselbe Bedeutung haben, 
d. h. Eigennamen desselben Himmelskörpers sind. 
Man muss Sinn und Bedeutung unterscheiden. 
»2*« und »4.4« haben zwar dieselbe Bedeutung; 
d. h. sie sind Eigennamen derselben Zahl; aber 
sie haben nicht denselben Sinn; und daher haben 
»2^=4''« und »4.4 = 4*« zwar dieselbe Bedeu- 
tung, aber nicht denselben Sinn; d. h. in diesem 
Falle : sie enthalten nicht denselben Gedanken *). 
Mit demselben Rechte also, wie wir schreiben 

»2*=4.4« 
können wir auch schreiben 

»(2*=4«) = (4.4 = 4> 

und 

^(2« = 4) = (2>1)«. 

1) Ich verkenne nicht, dass diese Wendung zunächst 
willkürlich und künstlich erscheinen mag, und dass eine 
eingehendere Begründung gefordert werden könnte. Man 
vergl. meinen nächstens erscheinenden Aufsatz über Sinn 
und Bedeutung in der Zeitschrift für Philosophie und 
phil. Kritik. 



- IS - 

Femer könnte gefragt werden, zu welchem 
Zwecke denn die Zeichen ==, :>, <C in den Kreis 
derer aufgenommen werden, die einen Functions- 
ausdruck bilden helfen. Es scheint jetzt die Mei- 
nung immer mehr Anhänger zu gewinnen, dass 
die Arithmetik weiter entwickelte Logik ist, dass 
eine strengere Begründung der arithmetischen Ge- 
setze auf rein logische und nur auf solche zurück- 
führt. Auch ich bin dieser Meinung und gründe 
darauf die Forderung, dass die arithmetische 
Zeichensprache zu einer logischen erweitert wer- 
den muss. Wie dies in unserem Falle geschieht, 
wird nun anzudeuten sein. 

Wir sahen, dass der Werth unserer Function 
x^ = l immer einer der beiden Wahrheitswerthe 
ist. Wenn nun für ein bestimmtes Argument, z. B. 
— 1, der Functionswerth das Wahre ist, so können 
wir das so ausdrücken: »die Zahl — 1 hat die 
Eigenschaft, dass ihr Quadrat 1 ist«, oder kürzer: 
» — 1 ist eine Quadratwurzel aus 1«, oder » — 1 
fällt unter den Begriff der Quadratwurzel aus 1«. 
Wenn der Werth der Function x^=^l für ein Ar- 
gument, z. B. 2, das Fals<"he ist, so werden wir das 
so ausdrücken können : »2 ist nicht Quadratwurzel 
aus 1« oder »2 fällt nicht unter den Begriff Quadrat- 
wurzel aus 1«. Wir sehen daraus, wie eng das, 
was in der Logik Begriff genannt wird, zusammen- 
hängt mit dem, was wir Function nennen. Ja, 
man wird geradezu sagen können : ein Begriff ist 
eine Function, deren Werth immer ein Wahrheits- 
werth ist. Auch der Werth der Function 

(^+1)*^ =2(^ + 1) 



— i6 — 

ist immer ein Wahrheitswerth. Wir erhalten das 
Wahre z. B. für das Argument — 1 und werden 
dies auch so aussprechen können: — 1 ist eine 
Zahl, die um 1 kleiner ist als eine Zahl, deren 
Quadrat ihrem Zweifachen gleich ist. Hiermit ist 
das Fallen der Zahl — 1 unter einen Begriff aus- 
gedrückt. Nun haben die Functionen 

a;« = l und {x+iy=2{x-i-l) 

für dasselbe Argument immer denselben Werth, 
nämlich für — 1 und +1 das Wahre, für alle an- 
deren Argumente das Falsche. Nach dem früher 
Festgestellten werden wir also sagen, dass diese 
Functionen denselben Werth verlauf haben, und 
dies so in Zeichen ausdrücken: 

^(,« =!) = (?((«+ 1)2 =2(a+l)). 

In der Logik nennt man dies Gleichheit des 
Umfanges der Begriffe. Wir können demnach als 
Begriffsumfang den Werthverlauf einer Function 
bezeichnen, deren Werth für jedes Argument ein 
Wahrheitswerth ist. 

Wir werden bei den Gleichungen und Un- 
gleichungen nicht stehen bleiben. Die sprachliche 
Form der Gleichungen ist ein Behauptungssatz. 
Ein solcher enthält als Sinn einen Gedanken — 
oder macht wenigstens Anspruch darauf, einen zu 
enthalten — ; und dieser Gedanke ist im Allge- 
meinen wahr oder falsch ; d. h. er hat im Allge- 
meinen einen Wahrheitswerth, der ebenso als Be- 
deutung des Satzes aufzufassen ist, wie etwa die 
Zahl 4 die Bedeutung des Ausdruckes »2 + 2« ist, 
oder wie London die Bedeutung des Ausdruckes 
»Englands Hauptstadt« ist. 



— 17 — 

Behauptungssätze im Allgemeinen kann man 
ebenso wie Gleichungen oder Ungleichungen oder 
analytische Ausdrücke zerlegt denken in zwei 
Theile, von denen der eine in sich abgeschlossen, 
der andere ergänzungsbedürftig, ungesättigt ist. 
So kann man z. B. den Satz 

»Caesar eroberte Gallien« 

zerlegen in »Caesar« und »eroberte Gallien«. Der 
zweite Theil ist ungesättigt, führt eine leere Stelle 
mit sich , und erst dadurch , dass diese Stelle von 
einem Eigennamen ausgefüllt wird oder von einem 
Ausdrucke, der einen Eigennamen vertritt, kommt 
ein abgeschlossener Sinn zum Vorschein. Ich 
nenne auch hier die Bedeutung dieses ungesättig- 
ten Theiles Function. In diesem Falle ist das 
Argunient Caesar. 

Wir sehen, dass hier zugleich eine Erweite- 
rung in der anderen Richtung vorgenommen ist, 
nämlich hinsichtlich dessen, was als Argument 
auftreten kann. Es sind nicht mehr blos Zahlen 
zuzulassen, sondern Gegenstände überhaupt, wobei 
ich allerdings auch Personen zu den Gegenständen 
rechnen muss. Als mögliche Functionswerthe sind 
schon vorhin die beiden Wahrheitswerthe einge- 
führt Wir müssen weiter gehen und Gegenstände 
ohne Beschränkung als Functionswerthe zulassen. 
Um hierfür ein Beispiel zu haben, gehen wir etwa 
aus von dem Ausdrucke 

»die Hauptstadt des deutschen Reichs«. 

Dieser vertritt offenbar einen Eigennamen und 
bedeutet einen Gegenstand. Zerlegen wir ihn nun 
in die Theile 

2 



— i8 — 

»die Hauptstadt des« 
und »deutsches Reich«, wobei ich die Form des 
Genitivs zum ersten Theile rechne, so ist dieser 
ungesättigt, während der andere in sich abge- 
schlossen ist. Ich nenne also dem Früheren gemäss 

»die Hauptstadt des a?« 
Ausdruck einer Function. Nehmen wir als ihr 
Argument das deutsche Reich, so erhalten wir als 
Functionswerth Berlin. 

Wenn wir so Gegenstände ohne Einschrän- 
kung als Argumente und als Functionswerthe zu- 
gelassen haben, so fragt es sich nun, was hier 
Gegenstand genannt wird. Eine schulgemässe De- 
finition halte ich für unmöglich, weil wir hier etwas 
haben, was wegen seiner Einfachheit eine logische 
Zerlegung nicht zulässt. Es ist nur möglich, auf 
das hinzudeuten, was gemeint ist. Hier kann nur 
kurz gesagt werden: Gegenstand ist Alles, was 
nicht Function ist, dessen Ausdruck also keine 
leere Stelle mit sich führt. 

Ein Behauptungssatz enthält keine leere Stelle 
und darum ist seine Bedeutung als Gegenstand 
anzusehen. Diese Bedeutung aber ist ein Wahr- 
heitswerth. Also sind die beiden Wahrheitswerthe 
Gegenstände. 

Wir haben vorhin Gleichungen zwischen Werth- 
verläufen aufgestellt, z. B. 

»6 (€* — 4 €) = a (a(a — 4))«. 

Wir können dies zerlegen in »«(c* — 4€)« und 
»() = (?(ö(a-4))«. 

Dieser letzte Theil ist ergänzungsbedürftig, in- 
dem er links vom Gleichheitszeichen eine leere 



— 19 — 

Stelle mit sich führt. Der erste Theil »eC«^— 46)€ 
ist völlig in sich abgeschlossen, bedeutet also einen 
Gegenstand. Werthverläufe von Functionen sind 
Gegenstände, während Functionen selbst es nicht 
sind. Wir hatten auch i{€^ =1) Werth verlauf ge- 
nannt, konnten es aber auch bezeichnen als Um- 
fang des Begriffes Quadratwurzel aus 1. Auch 
Begriffsumfänge sind also Gegenstände, obwohl 
die Begriffe selbst es nicht sind. 

Nachdem wir so den Umkreis dessen, was als 
Argument genommen werden darf, erweitert haben, 
müssen genauere Festsetzungen über die Bedeu- 
tungen der schon gebräuchlichen Zeichen getroffen 
werden. Solange man von den Gegenständen nur 
die ganzen Zahlen in der Arithmetik betrachtet, 
deuten die Buchstaben a und 6 in »a + 6« nur ganze 
Zahlen an, braucht das Pluszeichen nur zwischen 
ganzen Zahlen erklärt zu werden. Jede Erweite- 
rung des Umkreises der Gegenstände, die durch >a« 
und »6« angedeutet werden, nöthigt zu einer neuen 
Erklärung des Pluszeichens. Vorkehrungen zu 
treffen, dass nie ein Ausdruck bedeutungslos wer- 
den könne, dass man nie, ohne es zu merken, mit 
leeren Zeichen rechne in der Meinung, mit Gegen- 
ständen zu thun zu haben, erscheint als Gebot der 
wissenschaftlichen Strenge. Man hat früher mit 
divergenten unendlichen Reihen üble Erfahrungen 
gemacht. Es ist also nöthig, Festsetzungen zu 
mächen, aus denen hervorgeht, was z. B. 

bedeutet, wenn >0< die Sonne bedeuten soll. Wie 
diese Festsetzungen geschehen, ist verhältniss- 

2* 



— 20 — - 

massig gleichgültig; wesentlich ist aber, dass sie 
gemacht werden, dass >a + 6« immer eine Bedeu- 
tung erhalte, welche Zeichen bestimmter Gegen- 
stände auch für >a« und »&« eingesetzt werden mögen. 
Für die Begriffe haben wir hierin die Forderung, 
dass sie für jedes Argument einen Wahrheitswerth 
als Werth haben, dass für jeden Gegenstand be- 
stimmt sei, ob er unter den Begriff falle oder 
nicht ; mit anderen Worten : wir haben für Begriffe 
die Forderung ihrer scharfen Begrenzung, ohne 
deren Erfüllung es unmöglich wäre, logische Ge- 
setze von ihnen aufzustellen. Für jedes Argument 
a?, für das »ic-f-l« bedeutungslos wäre, hätte auch 
die Function ir + l = 10 keinen Werth, also auch 
keinen Wahrheitswerth, sodass der Begriff, 

was um 1 vermehrt 10 ergiebt, 

keine scharfe Grenze hätte. Die Forderung der 
scharfen Begrenzung der Begriffe zieht also die 
für Functionen im Allgemeinen nach sich, dass sie 
für jedes Argument einen Werth haben müssen. 
Wir haben die Wahrheitswerthe bisher nur 
als Functionswerthe , nicht als Argumente be- 
trachtet. Nach dem eben Gesagten muss eine 
Function auch dann einen Werth erhalten, wenn 
als Argument ein Wahrheitswerth genommen wird; 
aber eine Festsetzung zu dem Zwecke mag bei 
den schon üblichen Zeichen meist nur geschehen, 
damit sie geschehe, ohne dass dabei sehr in Be- 
tracht kommt, was bestimmt wird. Es mögen nun 
aber einige Functionen betrachtet werden, an denen 
uns grade dann gelegen ist, wenn ihr Argument 
ein Wahrheitswerth ist. 



— 21 — 

Ich führe als solche ein . . 

^» VWtX 

indem ich festsetze, dass der Werth dieser Func- 
tion das Wahre sein soll, wenn als Argument das 
Wahre genommen wird, dass hingegen in allen 
anderen Fällen der Werth dieser Function das 
Falsche ist ; also sowohl dann, wenn das Argument 
das Falsche ist, als auch dann, wenn es kein 
Wahrheitswerth ist. Danach ist z. B. 

1+3=4 

das Wahre, während sowohl 

1 + 3 = 5 

als auch 



das Falsche ist. Diese Function hat also als Werth 
das Argument selbst, wenn dieses ein Wahrheits- 
werth ist. Ich habe diesen wagerechten Strich 
früher Inhaltsstrich genannt, eine Name, der nun 
nicht mehr passend scheint. Ich will ihn jetzt 
einfach den Wagerechten nennen. 

Wenn man eine Gleichung oder Ungleichung 
hinschreibt, z. B. 5>'4, so will man gewöhnlich 
damit zugleich ein Urtheil ausdrücken; man will 
in unserem Falle behaupten, 5 sei grösser als 4. 
Nach der von mir hier dargelegten Auffassung 
hat man in »5:>4« oder »1+3 = 5« nur Aus- 
drücke von Wahrheitswerthen , ohne dass damit 
etwas behauptet werden soll. Diese Trennung des 
Urtheilens von dem, worüber geurtheilt wird, er- 
scheint unumgänglich, weil sonst eine blosse An- 
nahme, das Setzen eines Falles, ohne gleich über 



— 22 — 

sein Eintreten zu urtheilen, nicht ausdrückbar wäre. 
Wir bedürfen also eines besonderen zSrelKStls, um 
etwas behaupten zu können. Ich bediene mich 
hierzu eines senkrechten Striches am lenken En4e 
des Wagerechten, sodass wir z. B. mit > r , ^ 

»I 2 + 3 = 5« .^. 

behaupten: 2H-3 ist gleich 5. Es wiirf also nicht 2k 5 
blos wie in 

,2 + 3 = 5« 

ein Wahrheitswerth hingeschrieben, sondern zu- 
gleich auch gesagt, dass er das Wahre sei/). 

Die nächst einfache Function mag die sein, 
deren Werth gerade für die Argumente das Falsche 

ist, für welche der Werth von x das Wahre 

ist, und deren Werth umgekehrt für die Argu- 
mente das Wahre ist, für welch'fe der Werth von 
X das Falsche ist. Ich bezeichne sie so 



wobei ich den kleinen senkrechten Strich Ver- 
neinungsstrich nenne. Ich fasse diese Function 
auf als eine Function mit dem Argumente x\ 

indem ich die beiden wagerechten Striche ver- 
schmolzen denke. Es ist aber auch 



1) Der Urtheilsstrich kann nicht zur Bildung eines 
Functionsausdrucks gebraucht werden, weil er nicht mit 
anderen Zeichen zusammen zur Bezeichnung eines Gegen- 
standes dient. „ | 2 + 3=5" bezeichnet nichts, son- 
dern behauptet etwas. 



- 23 — 

w^eil der Werth von -r-x immer ein Wahrheits- 
werth ist. Ich fasse also in »-r-a:« die beiden Strich- 
theile rechts und links vom Vemeinungsstriche 
als Wagerechte auf in dem vorhin erklärten be- 
sonderen Sinne des Wortes. Es bedeutet dem- 
nach z. B. 

das Wahre, und wir können den Urtheilsstrich an- 
bringen : 

h-2«=5; 

und damit behaupten wir, dass 2* = 5 nicht das 

Wahre ist, oder dass 2^ nicht 5 ist. Es ist aber 

auch 

^2 

das Wahre, weil 2 das Falsche ist: 

1-2; 

d. h. 2 ist nicht das Wahre. 

Wie ich die Allgemeinheit darstelle, wird an 
einem Beispiele am besten zu erkennen sein. Es 
solle ausgedrückt werden, dass jeder Gegenstand 
sich selbst gleich ist. Wir haben in 

x=^ X 

eine Function , deren Argument durch » a; « ange- 
deutet ist. Es soll nun gesagt werden, dass der 
Werth dieser Function immer das Wahre ist, was 
man auch als Argument nehmen möge. Ich ver- 
stehe nun unter 

das Wahre, wenn die Function fipc) als Werth 
immer das Wahre hat, was auch ihr Argument 
sein möge; in allen anderen Fällen soll 



— 24 — 

das Falsche bedeuten. Für unsere Function x = x 
haben wir nun den ersten Fall.* Es ist also 

das Wahre; und wir schreiben dies so: 

Die wagerechten Striche rechts und links von 
der Höhlung sind als Wagerechte in unserem 
Sinne aufzufassen. Statt »a« könnte irgend ein 
anderer deutscher Buchstabe gewählt werden mit 
Ausnahme derjenigen, die wie f, g als Functions- 
buchstaben dienen sollen. 

Diese Bezeichnungsart gewährt die Möglich- 
keit, die Allgemeinheit zu verneinen wie in 

Es ist nämlich --S-a* = l das Falsche, weil 
nicht für jedes Argument der Werth der Function 
x^ = i das Wahre ist. Wir erhalten nämlich z. B. 
für das Argument 2 2* = 1 ; das ist das Falsche. 

Ist nun -si-a* = 1 das Falsche, so ist -r-i-a^ = 1 

das Wahre nach dem, was über den Vemeinungs- 
strich oben festgestellt ist. Wir haben also 

d. h. »nicht jeder Gegenstand ist Quadratwurzel 
aus 1«, oder »es giebt Gegenstände, die nicht 
Quadratwurzeln aus 1 sind«. 

Kann man auch ausdrücken, dass es Quadrat- 



- 25 — 

wurzeln aus 1 gebe? Gewiss! man braucht nur 
statt der Function x^ = l die Function 






vnTH 

zu nehmen. Aus , . . , . . ^ 



entsteht durch Verschmelzung' der Wagerechten 

Dies bedeutet das Falsche, weil nicht für jedes 
Argument der Werth der Function 

das Wahre ist. Es ist z. B. 
--12 = 1 

das Falsche, weil 1^ = 1 das Wahre ist. Da nun 
also 

-S^a2 = l 

das Falsche ist, so ist 

-r-.i-^a« = l 
das Wahre: 

H- i-r-a« = l; 
d. h. »nicht für jedes Argument wird der Werth 
der Funktion 

-^ic2 = l 

das Wahre«, oder »nicht für jedes Argument wird 
der Werth der Function x^ = l das Falsche«, oder 
»es giebt mindestens eine Quadratwurzel aus 1«. 
Es mögen hier noch einige Beispiele in Zeichen 
und Worten folgen: 

es giebt mindestens eine positive Zahl; 



— 26 — 

es giebt mindestens eine negpative Zahl; 

hx-siU-a» — 3a*+2a = 
es giebt mindestens eine Wurzel der Gleichung 
a:» — 3a?»+2a: = 0. 

Hieraus ist zu sehen, wie die wichtigen Exi- 
stentialsätze auszudrücken sind. Deuten wir einen 
Begriff unbestimmt mit dem Functionsbuchstaben 
f an, so haben wir in 

\tL f*-^ :' "'• die Form, in der die letzten Beispiele, abgesehen 
vom Urtheilsstriche, enthalten sind. Die Ausdrücke 

»-.-^-nr-a»— 3a« + 2a=0« 

gehen aus dieser Form in ähnlicher Weise hervor, 
wie z. B. aus x^ hervorgehen »1^«, »2*«, »3*«. 
Wie wir nim in a;* eine Function haben, deren Ar- 
gument durch »0?« angedeutet ist, so fasse ich auch 



a 



■f(9) 



« 



als Ausdruck einer Function auf, deren Argument 
durch »/*« angedeutet wird. Eine solche Function 
ist offenbp grundverschieden von den bisher be- 
trachteten; denn als ihr Argument kann nur eine 
Function auftreten. Wie nun Functionen von 
Gegenständen grundverschieden sind, so sind auch 
Functionen, deren Argumente Functionen sind und 
sein müssen, grundverschieden von Functionen, 
deren Argumente Gegenstände sind und nichts 



— 27 — 

Anderes sein können. Diese nenne ich Functionen 
erster, jene Functionen zweiter Stufe. Ebenso 
unterscheide ich Begriffe erster und zweiter Stufe ^). 
Functionen zweiter Stufe hat man eigentlich in 
der Analysis längst gehabt, z. B. in den bestimm- 
ten Integralen, sofern man die zu integrirende 
Function als Argument betrachtet. 

Es mag noch etwas über Functionen mit zwei 
Argumenten hinzugefügt werden. Wir erhielten 
den Ausdruck einer Function, indem wir das zu- 
sammengesetzte Zeichen eines Gegenstandes zer- 
legten in einen gesättigten und einen ungesättigten 
Theil. Wir zerlegen so z. B. das Zeichen 

des Wahren in »3« und »a?>'2«. Wir können 
den ungesättigten Theil »a::>2« weiter in der- 
selben Weise zerlegen in » 2 « und 

wo nun »y« die leere Stelle kenntlich macht, welche 
vorher durch » 2 « ausgefüllt war. Wir haben in 

eine Function mit zwei Argumenten, deren eines 

durch » a; « , deren anderes durch » y « angedeutet 

ist, und in 

3>2 

haben wir den Werth dieser Function für die Ar- 



1) Vergl. meine Grundlagen der Arithmetik (Breslau 
1884) § 53 am Ende, wo ich statt „zweiter Stufe" 
„zweiter Ordnung" gesagt habe. Der ontologische Beweis 
für das Dasein Gottes leidet an dem Fehler, dass er die 
Existenz wie einen Begriff erster Stufe behandelt. 



y 



— 28 — 

gumente 3 und 2. Wir haben hier eine Function, 
deren Werth stets ein Wahrheitswerth ist. Solche 
Functionen mit einem Argumente haben wir Be- 
griffe genannt ; solche mit zwei Argumenten nennen 
wir Beziehungen. Beziehungen haben wir z. B. 
auch in 

und in 



x^+y 



2 ( 



während die Function 

x^+y^ 

als Werthe Zahlen hat. Wir werden sie also nicht 
Beziehung nennen. 

Es mag hier eine nicht der Arithmetik eigen- 
thümliche Function angeführt werden. Der Werth 
der Function 

sei dann das Falsche, wenn als y- Argument das 
Wahre und zugleich als ir-Argument ein Gegen- 
stand genommen wird, der nicht das Wahre ist; 
in allen anderen Fällen sei der Werth dieser Func- 
tion das Wahre. Der untere wagerechte Strich 
und die beiden Theile, in die der obere durch den 
senkrechten zerlegt wird, sind als Wagerechte auf- 
zufassen. Demzufolge kann man als Argumente 

unserer Function immer x und y ansehen, 

d. h. Wahrheitswerthe. 

Wir unterschieden unter den Functionen mit 
einem Argumente solche erster und zweiter Stufe. 
Hier ist eine grössere Mannigfaltigkeit möglich. 
Eine Function mit zwei Argumenten kann in Be- 



— 29 — 

Ziehung auf diese von derselben oder von ver- 
schiedenen Stufen sein: gleichstufige, ungleich- 
stufige Functionen. Die bisher betrachteten waren 
gleichstufige. Eine ungleichstufige Function ist 
z. B. der Diflferentialquotient, wenn als Argumente 
genommen werden die zu diiferenzirende Function 
und das Argument, für welches diiferenzirt wird, 
oder das bestimmte Integral, sofern als Argumente 
die zu integrirende Function und die obere Grenze 
genommen werden. Die gleichstufigen Functionen 
können wieder in solche erster und zweiter Stufe 
eingetheilt werden. Eine solche zweiter Stufe 
ist z. B. 

wo »JP« und »f« die Argumente andeuten. 

Man muss bei den Functionen zweiter Stufe 
mit einem Argumente unterscheiden, je nachdem 
als dies Argument eine Function mit einem oder 
eine solche mit zwei Argumenten erscheinen kann ; 
denn eine Function mit einem Argumente ist so 
wesentlich verschieden von einer solchen mit zwei 
Argumenten, dass die eine nicht an eben der Stelle 
als Argument auftreten kann, wo die andere es 
kann. Einige Functionen zweiter Stufe mit einem 
Argumente verlangen als solches eine Function 
mit einem Argumente, andere verlangen eine Func- 
tion mit zwei Argumenten, und diese beiden Klas- 
sen sind scharf geschieden. 

-b=a 
-/•(e, a) 



ist ein Beispiel einer Function zweiter Stufe mit 



— 30 — 

einem Argumente, die als solches eine Function 
mit zwei Argumenten verlangt. Der Buchstabe 
f deutet hierbei das Argument an, und die bei- 
den durch das Komma getrennten Stellen in der 
auf »/*« folgenden Klammer machen bemerklich, 
dass / eine Function mit zwei Argumenten vertritt. 

Bei den Functionen mit zwei Argumenten 
wird die Mannigfaltigkeit noch grösser. 

Wenn wir von hier auf die Entwickelung der 
Arithmetik zurückblicken, erkennen wir ein stufen- 
weises Aufsteigen. Zuerst rechnete man mit ein- 
zelnen Zahlen, mit der 1, der 3 u. s. w. 

2 + 3 = 5, 2.3 = 6 

sind Lehrsätze dieser Art. Man schritt dann zu 
allgemeineren Gesetzen fort, die von allen Zahlen 
gelten. In der Bezeichnung entspricht dem der 
Uebergang zur Buchstabenrechnung. In 

(a + 6).c = a.6 + 6.c 

haben wir einen Lehrsatz dieser Art. Damit war 
man bei der Betrachtung einzelner Functionen an- 
gelangt, ohne noch das Wort im mathematischen 
Sinne zu gebrauchen und seine Bedeutung erfasst 
zu haben. Die nächst höhere Stufe war die Er- 
kenntniss allgemeiner Gesetze von Functionen und 
damit die Prägung des Kunstausdruckes »Function«. 
In der Bezeichnung entspricht dem die Einführung 
von Buchstaben wie /*, F zur unbestimmten An- 
deutung von Functionen. In 

df(x).F(x) dfix) f.,dF{x) 

haben wir einen Lehrsatz dieser Art. Damit hatte 



— 31 — 

man nun einzelne Functionen zweiter Stufe , ohne 
jedoch das zu erfassen, was wir Function zweiter 
Stufe genannt haben. Indem man dies thut, macht 
man den nächsten Fortschritt. Man könnte denken, 
dass dies so weiter ginge. Wahrscheinlich ist aber 
schon dieser letzte Schritt nicht so folgenreich wie 
die früheren, weil man statt der Functionen zweiter 
Stufe im weiteren Fortgang Functionen erster Stufe 
betrachten kann, wie an einem anderen Orte ge- 
zeigt werden soll. Damit ist aber der Unterschied 
zwischen Functionen erster und zweiter Stufe nicht 
aus der Welt geschafft, weil er nicht willkürlich 
gemacht, sondern in der Natur der Sache tief be- 
gründet ist. 

Man kann auch statt der Functionen mit zwei 
Argumenten Functionen eines einzigen, aber kom- 
plexen Arguments betrachten, wobei jedoch der 
Unterschied zwischen den Functionen mit einem 
und denen mit zwei Argumenten in ganzer Schärfe 
bestehen bleibt. 



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